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Full text of "Griechische und römische metrologie"

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HARVARD   UNIVERSITY. 


LIBRARY  OF  TIIE 

Classical   Department, 

HARVARD    HALL. 
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GRIECHISCHE  UND  RÖMISCHE 


METROLOGIE 


TON 


FRIEDRICH  HÜLTSCH. 


ZWEITE  BEAfiBEITUNO. 


BERLIN, 

WEIDHAimSCHE  BÜCHHANDLÜNO. 
1882. 


HARVARDUNIVERSrrY, 
Classteal  Department. 


Vorwort. 


Zwanzig  Jahre  sind  vergangen ,  seitdem  die  griechische  und  rö- 
mische Metrologie  in  erster  Bearbeitung  erschien.  Es  war  ein  kurzer 
Abrifs,  für  welchen  die  thunlichste  Beschränkung  nur  auf  das  Alier- 
wichtigste  Ton  Tomherein  vorgezeichnet  war.  Das  Buch  hat  auch  in 
diesem  engen  Rahmen  und  bei  aller  Knappheit,  unter  welcher  be- 
sonders der  Anhang  ttber  die  ausländischen  und  provinzialen  Mafse 
litt,  freundliche  Aufoahme  gefunden ,  Grund  genug  für  den  Verfasser, 
auch  bei  der  erneuten  Bearbeitung  die  frühere  Gestalt  des  kleinen 
Werkes  im  wesentlichen  aufrecht  zu  erhalten. 

Doch  war  es  natürlich,  dafs  die  zahlreichen  und  verdienstvollen 
Forschungen,  welche  während  der  letzten  Jahrzehnte  auf  dem  Gebiete 
alter  Metrologie  veröffentlicht  worden  sind,  zu  einiger  Erweiterung  des 
ursprünglichen  Hauptteiles,  nämlich  der  Darstellung  der  attischen  und 
rOmisclien  Metrologie,  führten. 

Ferner  konnte  die  Frage  nach  dem  Zusammenhange  der  griechisch- 
römischen  Mafee,  Gewichte  und  Währungen  mit  denen  des  alten  Ägyp- 
tens und  Babyloniens  nicht  mehr  bei  Seite  gelassen  werden.  Wenn 
nun  trotzdem  die  frühere  Anlage  des  Werkes  bewahrt  werden  sollte, 
so  blieb  nur  der  eine  Ausweg,  den  Anhang  der  ersten  Auflage  der- 
gestalt zu  erweitem,  dafs  auf  die  dort  einzufügenden  Einzelunter- 
suchungen in  dem  ersten,  mehr  dogmatischen  Hauptteile  verwiesen 
werden  konnte.  Die  Gliederung  des  zweiten,  gewissermafeen  ergänzen- 
den Teiles  ergab  sich  dann  von  selbst,  wie  in  dem  zweiten  Abschnitte 
der  Einleitung  kurz  entwickelt  worden  bt. 

Also  nur  im  Zusammenhange  mit  dem  ersten  und  hauptsächlich- 
sten Teile  und  in  Rücksicht  auf  die  Erfordernisse ,  welche  dort  zu  er- 
füllen waren ,  bt  die  zweite  Hälfte  des  Buches  entstanden.  Wenn  die 
einzelnen  Überschriften  das  ägyptische,  babylonische  und  andere 


IV  VORWORT. 

Torderasiatische  Systeme  der  Mafse  und  Gewichte  auffuhren ,  so  hat  es 
durchaus  nicht  im  Plane  des  Verfassers  gelegen  einen  Umrifs  der 
betreffenden  Gebiete»  welcher  selbständig  für  sich  gelten  sollte,  dar- 
zustellen ,  sondern  er  hat  bei  jedem  Abschnitte  nur  dasjenige  aufge- 
nonmien,  worauf  in  dem  ersten  Hauptteile  bei  irgendwelchem  An- 
lasse zu  verweisen  war. 

SelbstverständUch  mubten  diese  letzteren  Teile  bereits  erledigt 
sein,  ehe  die  eigentliche  griechische  und  römische  Metrologie  zur  Neu- 
beart)eitung  gelangte,  und  so  ist  eine  ziemliche  Reihe  von  Jahren 
verflossen,  bis  das  Ganze  zum  Abschlufs  kam.  Insbesondere  sind 
diejenigen  Abschnitte,  welche  den  vierten  Teil  des  gesamten  Werkes 
bilden ,  in  der  Hauptsache  im  Jahre  1878  und  dem  nächstfolgenden 
entstanden,  und  es  konnten  deshalb  einige  Abhandlungen  aus  dem 
Gebiete  ägyptischer  und  babylonischer  Metrologie ,  welche  erst  später 
erschienen  oder  in  Deutschland  bekannt  geworden  sind,  nur  insoweit 
Berücksichtigung  finden,  als  es  ohne  wesentliche  Umgestaltung  des 
eigenen,  bereits  abgeschlossenen  Textes  thunlich  war. 
Dresden  am  22.  Juni  1882. 


InhaltsYerzeiclmis. 


Binleitiiiig. 

§  t.  Aoffftbe  der  Metrologie.    Emteiluog  des  Stoffes S.  l->5. 

1.  Allgemeines  über  Messen  und  Mause.  Gebiet  der  Metrologie.    2.  Ein- 

teUnii«  nnd  Anordnung  des  Stoffes. 
§  2.   QueUen S.  5—14. 

t.  MaÜBStlbe,  Hohlmaiise,  Gewichtstflcke ,  Mflnzen.    2.  Metrologische 

Schriften  der  Griechen,    3.  der  Römer.    4.  Andere  Schriftsteller  des 

Altertums.    Inschriften. 
§  3.  Neaere  Litteratur S.  14—21. 

1.  Litteratur  des  sechiehnten  und  siebzehnten  Jahrhunderts  nebst  ihren 

Ausläufern  im  achtzehnten  Jahrhundert  2.  Periode  der  exakten  Forschung 

seit  Ende  des  achtzehnten  Jahrhunderts.   3.  Böckh,  Mommsen,  Brandis, 

Lenoimant  und  andere  Forscher  der  jüngsten  Zeit. 
§  4.   Übersicht  der  wichtigsten  neueren  Mafs-  Gewicht-  und  MQnzsysteme 

S.  21—26. 

Einleitende  Bemerkungen.  1.  Langen- und  Flachenmafse.  2.  DieKörper- 

maf»e.    3.  Die  Gewichte.    4.  Münzwährungen. 

ERSTER  TEIL. 
IHe  Ungern-  Fllehem-  und  flohlmafise. 

Erster  Abschnitt    Die  griechischen  Längen-  und  Flachenmafse. 

§  5.   Das  System  der  griechischen  Längenmafse S.  27 — 34. 

1.  Allgemeines.  2.  JaxrvXo^,  naXatarrj,  ani&aft^,  3.  novs,  nrjxv^j  oq- 
yvtOj   4.  nXd&^,  axadior» 

§  6.  Übersicht  der  weniger  gebräuchlichen  LängenmaCBe      .    .    .    S.  34—39. 

§  7.   Die  Flachenmafse S.  39—42. 

1.  Die  Anfange  der  Feldmeiskunst  Die  zehnfüflsige  oMatvcu  2.  Das 
nXS&(^.  3.  Die  Homerische  ywj,  4.  Die  ägyptische  a(wv^  5.  Ver- 
gleichung  des  altgriechischen  Flächenmaises  mit  dem  heutigen. 

§  8.  Bestimmung  der  griechischen  Längenmafee S.  42 — 56. 

t.  Die  Frage  über  die  Einheit  oder  Verschiedenheit  der  griechischen 
Längenmalse.  2.  Das  Fuüsmalis.  3.  MeT(^to£  n^p;s  Herodots,  die  ge- 
meingriechische Elle.  4.  Das  Stadion.  Angaben  über  verschiedene 
Länge  der  Rennbahnen.  Als  Wegmafs  kennt  man  nur  ein  Stadion. 
0.  Das  Stadion  durch  Ausschreiten  oder  Abschätzung  bestimmt  6.  Das 
Stadion  ist  gerechnet  worden  zu  240  Schritt,  der  Schritt  zu  2^1%  Fufs. 
7.  Vergldchung  Terschiedener  Stadien  nach  der  Schrittlänge.  8.  Ab- 
schlufo  der  Untersuchung  über  die  Abhängigkeit  des  Stadions  vom  ' 
Sdmttmalse.    Reduktionen  der  Stadien  bei  griechischen  Geographen. 


VI  INHALTSVERZEICHNIS. 

§  9.  Das  lüneraretadion S.  57—64. 

1.  Bas  Stadion  Herodots  und  2.  Xenophons.  3.  Das  Stadion  zu  V10 
der  römischen  Meile  geschätzt  4.  Das  Stadion  des  Eratosthenes  in 
seiner  Bedeotang  als  zuverlässiges  Durchschnittsmafs.  5.  Erläuterungen 
zu  Tabelle  I. 

§  10.  Das  attische  Langenmafs S.  64 — 73. 

1.  Vergleichung  des  griechischen  Stadions  mit  der  römischen  Meile. 

2.  Der  attische  FuCs  und  ^as  attische  Stadion  nach  den  Bauwerken  Athens 
bestimmt.  3.  Der  attische  Fnfs  unter  dem  Namen  des  Ptolemäischen 
in  Gyrenaica.  4.  Definitive  Festsetzung  des  attischen  Längenmafses  im 
Vergleich  mit  anderen  Mafsen.    5.  Erläuterung  der  Tabellen  U— IV. 

Zweiter  Abschnitt.    Die  römischen  Längen-  und  Flächenmafse. 

§  11.  Übersicht  des  Systems S.  74—79. 

1.  Der  Fufs  und  seine  Teile.  2.  Palmipes,  culntus,  ulna.  3.  Der 
Schritt    4.  Decempeda  und  actut, 

§  12.   Die  Wegmafse S.  79—82. 

1.  Schritt  und  passus.   2.  Meile  und  Stadium. 

§  13.   Die  Flächenmafse S.  82—88. 

1.  Pet  quadratus,  2.  AcHu  und  iugemm.  3.  Teilung  des  Jugerum. 
4.  Die  gröfseren  Flächenmafse.  5.  Bemerkungen  über  den  besonderen 
Gebrauch  einiger  Flächenmafse. 

§  14.   Bestimmung  des  römischen  Fufses S.  88—98. 

1.  Pes  monetalit,  2.  Fufsmafsstäbe.  Verhältnis  des  Fufses  zum  Hohl- 
mafse.  3.  Bestimmung  des  Futees  durch  Nachmessungen  von  Land- 
strafsen  und  Gebäuden.  4.  Ursprung  des  römischen  Fufses.  Ver- 
gleichung desselben  mit  anderen  Längenmafsen  des  Altertums.  5.  Der 
römische  Fufs  seit  Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  etwas  herabg^nffen. 
Vorkonmien  desselben  auch  nach  dem  Untergange  des  römischen  Reiches. 
6.  Reduktion  auf  neueres  Maus. 

Dritter  Abschnitt    Die  Hohlmafse. 

§  15.   Das  attische  Hohlmafs S.  99—107. 

1.  Verschiedenheit  der  Mafse  ffir  Flüssiges  und  Trockenes.  Verschie- 
denes Hohlmafis  in  Griechenland.  MaCsregeln  zur  Aufrechterhaltung 
richtigen  Malzes  und  Gewichtes.  Die  Metronomen.  2.  Die  Flüssigkeits- 
mafse.    3.  Die  Mafse  für  Trockenes. 

§  16.   Bestimmung  des  attischen  Hohlmafses S.  107—111. 

1.  Bestimmung  nach  dem   römischen  Hohlmabe  und  dem  Gewichte, 

2.  nach  dem  Längenmafse,  3.  nach  antiken  Mafsffefäfsen.  4.  Der 
Medimnos  von  Cornelius  Nepos  zu  7,  statt  zu  6  Modien  bestimmt. 

.  5.  Nach  einer  Hypothese  Neuerer  soll  der  Medimnos  nur  47^  Modien 
gehalten  haben,  mithin  das  attische  Mafs  zu  dem  entsprechenden  rö- 
mischen sich  wie  3 :  4  verhalten. 

§  17.   Die  römischen  Hohlmafse S.  112—122. 

1.  Beziehung  zwischen  Längen-  und  Hohlmafe  und  Gewicht  2.  Qua- 
drantal  oder  Amphora  als  das  hauptsächliche  Hohlmafis  der  Römer. 
Mafisregeln  zur  Aufrechterhaltunff  richtigen  MaGses  und  Gewichtes.  Be- 
hörden. 3.  Die  übrigen  Flüssigkeitsmafse.  4.  Übersicht  dieser  Mafse 
nach  den  entsprechenden  Gewichten.  5.  Die  Duodecimalteilung  des 
Sextarius  und  6.  der  Hemina.  7.  Die  Mafi^  des  Trockenen.  8.  Ab- 
gekürzte Bezeichnungen  der  Mafse. 

§  18.   Bestimmung  des  römischen  Hohlmafses S.  122—126. 

1.  Bestimmung  nach  dem  Längenmat^  und  nach  dem  Farnesischen 
Congius,  2.  nach  dem  Gewichte. 


mUALTSYERZEIGHNlS.  YII 

ZWEITER  TEIL. 
Die  Gewiehte, 

§  19.    Das  griechische  Gewichtsystem '  .    .    S.  127—144. 

1.  Die  ElemeDte  des  Systems.    Ableitung  desselben  aus  Vorderasien. 

2.  Talent  Ableitung  von  raXavrav.  Das  Homerische  Goldtalent  be- 
zeichnet einen  schweren  Sbekei  Goldes.  Talente  Weihrauchs.  3.  Bas 
kleine  Goldtalent  im  Gewichte  von  drei  leichten  Stateren.  Es  ist  das 
Wertaquivalent  einer  leichten  Mine  Silbers,  welche  dem  römischen 
Pfunde  nahe  steht.  4.  Mine.  5.  Drachme.  6.  Obolos.  7.  Kleinste 
Gewicbtteile.  S.  Übersicht  über  das  griechische  Gewichtsystem.  Be- 
irag des  attischen  Gewichtes.  9.  Das  athenische  Handelsgewicht.  Dessen 
Ableitung  aus  dem  jüngeren  äginaischen  Münzgewichte.  10.  Bestim- 
mungen eines  Volksbeschlusses  Ober  Zuschlagsgewichte.  Es  entwickeln 
sich  daraus  die  altaginäische  und  die  phönikische  Mine.  Vorkehrungen 
zur  Aufrechterhaltung  richtigen  Gewichtes.  U.  Übersicht  über  die 
in  Athen  gebräuchlichen  Gewichte,  nach  Ausweis  der  noch  jetzt  er* 
haltenen  Monumente.     12.  Zeichen  der  Gewichte. 

§  20.    Das  römische  Gewichtsystem S.  144— 155. 

1.  Übersicht  des  Systems.  Die  Duodecimalteilung  des  Asses.  2.  Zei- 
chen für  die  Teile  des  Assea.  3.  Verschiedene  Anwendung  der  Duo- 
decimalteilung des  Asses.  4.  Das  römische  Gewichtsystem  in  der 
Kaiserzeit.  Kleinste  Gewichte.  5.  Ableitung  des  römischen  Pfundes 
aus  Torderasiatischem  Gewichte.  Alte  Wertgleichungen  zwischen  Gold, 
Silber  und  Kupfer.  Das  Pfund  Silber  als  Wertaquivalent  des  kleinen 
Goldtalentes.  6.  Silbergeschirr  nach  seinem  Gewichte  bezeidinet.  Die 
libra  argenti  als  Geschenk. 

§  21.    Bestimmung  des  römischen  Pfundes S.  155—161. 

1.  Besiinmiung  nach  den. Gewichtstücken,  2.  nach  dem  Längen-  und 
Hohlmalse,  3.  nach  den  Münzen. 

DRITTER  TEIL. 
Die  Mfinzen. 

Erster  Abschnitt    Das  griechische  Münzwesen. 

§  22.   Einleitung S.  162—173. 

1.  Die  ursprünglichen  Tauscbmittel.  Entstehung  der  Münze.  2.  Be- 
deutung des  Münzstempels.  3.  Verschlechterung  der  Münze.  Geld- 
surrogate.   4.  Gegenseitiges  Verhältnis  der  Wertmetalle. 

§  23.   Die  Münz  Währungen  Kleinasiens S.  173—187. 

1.  Die  älteste  Gol^rägung.  Der  phokaische  Stater.  2.  Die  Silber- 
prägung.  Der  babylonische  Stater.  3.  Wertverhältnis  zwischen  Gold 
und  Silber  nach  babylonischer  Währung.  4.  Lydische  Prägung.  Das 
Münzsystem  des  Krösos.  Die  Goldmünzen  von  feinem  Korn,  der  Elek- 
tronstater,  die  SUbermünzen  nach  babylonischem  wie  nach  phönikischem 
FnCse  werden  in  feste  Wertverhältnisse  zu  einander  gesetzt  5.  Die 
älteste  Elektronprägnng.  Der  Stater  phönikischen  Fnfses  an  Wert  gleich 
10  gleich  schweren  Silberstateren.  Teile  des  Elektronstaters.  Ver- 
schlechterung des  Korns.  6.  Die  Elektronprägung  nach  phokaischem 
Fofse.  Der  kyzikenische  Stater.  Der  effektive  Wert  bleibt  von  vorn- 
herein hinter  dem  nominalen  zurück.  Handelswert  des  Kyzikeners. 
7.  Wertbestimmungen. 

$  24.  Der  äginäische  Münzfufs S.  187— 199. 

1.  Die  älteste  äginäische  Währung.  Ihre  Ableitung  aus  einer  Gewichts- 
mine, welche  zur  königlichen  Mine  sich  wie  4:3  verhielt  2.  Das 
Münzgewicht  sinkt  bereits  im  7.  Jahrh.  auf  einen  niedrigeren  Betrag. 


Vm  INHALTSYIRZBICHNIS. 

VerbreitoDg  dieser  Währung.  3.  Die  Angaben  alter  Schriftsteller  Qber 
den  Wert  der  äginaischen  Mänze.  4.  Feststellnn^  des  Nonnalffewichtes 
der  jüngeren  äginaischen  Währung.  Ihre  Herleitung  aus  Lakedämon, 
£infflhning  durch  Pheidon.  5.  Wertbestimmungen  der  äginaischen  Münse. 

§  25.  Die  älteste  Münzwährung  von  Athen  und  d^e  Einführung  einer  neuen 

durch  Solon S.  199—208. 

1.  Sagenhafte  Tradition  über  die  ältesten  athenischen  Münzen.  2.  Vor 
Solon  bestand  in  Athen  die  äginäische  Währung.  3.  Verhältnis  der 
äginaischen  Münze  zu  der  Solonischen.  4.  Der  Solonische  Münzfufs 
ist  der  euboische.  5.  Beweisstellen  dafür.  6.  Ursprung  der  Benennung 
euboiscb.    7.  System  der  attischen  Währung. 

§  26.   Feststellung  des  Normalgewichts  der  attischen  Münze     .    S.  208—210. 
1.  Vergleichung  mit  dem  römischen  Gewichte.    2.  Bestimmung  nach 
den  Münzen. 

§27.   Die  attische  Siiberprägunff S.  21t— 223. 

1.  Nominale.  2.  Pallaskopf  und  Eule  als  Gepräge  des  athenischen 
Staates.  Daneben  ProTinzialmünzen  mit  verschiedenen  Wappen.  3.  Die 
Perioden  der  attischen  Prägung.  4.  Unterschiede  im  Gewicht.  5.  Die 
Prägung  der  übrigen  Nominale  aulser  dem  Tetradrachmon.  6.  Chro- 
nologisdie  Abgrenzung  der  Prägungsepochen. 

§  28.  Die  Gold-  und  Kupferprägung S.  223—230. 

1.  Ausdehnung  der  attischen  Goldprägung.  2.  Die  Nominale  in  Gold. 
Rechnung  nach  Goldstateren  neben  dem  Silbercourant ,  ohne  daf^  ein 
festes  Wertverhältnis  zwischen  den  beiden  Metallen  bestand.  Chro- 
nologie der  Goldprägung.  3.  Kupfer  wurde,  so  lange  Athen  selbständig 
war,  nur  ausnahmsweise  geprägt.  4.  Die  jüngere  Kupferprägung  in 
der  Zeit  nach  Alexander. 

§  29.   Wertbestimmung  des  attischen  Gourantes S.  230—236. 

1.  Das  Silber  als  alleiniges  griechisches  Gourant.  2.  Die  Wertbestimmung 
muCs  vom  Normalgewichte  ausgehen.  3.  Feinheit  der  attischen  Münzen. 
4.  Analysen.    Definitive  Wertbestimmung  der  attischen  SUbermünze. 

§  30.   Der  Kurs  des  Goldes S.  236-240. 

1.  Gewöhnliche  Schätzung  des  Goldes  im  Verhältnis  zum  Silber  in 
Griechenland.    2.  Kursverhältnisse.    3.  Wertbestimmung  des  Goldes. 

§  31.   Der  attische  Münzfufs  im  makedonischen  Reiche     .    .    .    S.  240—250. 
t.  Verbreitung  der  attischen  Währung.    2.  Einführung  des  persischen 
Goldfufoes  durch  Philipp.  Das  Gewicht  des  Goldstaters  folgt  der  attischen 
Norm.    3.  Einführung  der  attischen  Silberprägung  durch  Alezander. 

4.  Zwischen  Gold  und  Silber  bestand  vielleicht  nach  Philipps  Münz- 
ordnung das  Wertverhältnis  von  12Vs:  1-  Alexander  hat,  wie  es  scheint, 
Gold-  und  Silberwert  unabhängig  neben  einander  bestehen  lassen. 

5.  Wertbestimmung  des  makedonischen  Geldes.  6.  Makedonische  Präg- 
stätten.   Die  Prägung  nach  Alexanders  Tod. 

§  32.    IHe  attische  Vvährung  in  der  Römerzeit S.  250—253. 

1.  Gleichstellung  von  Denar  und  Drachme.  Das  griechisch-römische 
Rechnungstalent.  2.  Polybios'  Gleichungen  zwischen  griechischem  und 
römischem  Kleingelde. 

Zweiter  Abschnitt    Das  Mfinzwesen  der  römischen  Republik. 

§  33.  Die  älteste  Kupfermünze S.  254—263. 

1.  Ursprüngliche  Tauschmittel.  Ae$  rüde,  2.  Barren  mit  Marken,  aes 
signaium,  3.  Einführung  der  Kupfermünze  unter  den  Decemvirn.  4.  Ge- 
wicht des  ältesten  Asses.  Der  Libralfufs.  5.  Ausmünzung  des  Kupfergeldes. 

§  34.   Wertbestimmung  der  libralen  Kupfermünze S.  263—266. 

1.  Das  römische  Kupfercourant  nach  dem  Wertverhältnis  zum  Silber 


INHATLSVERS^CHNIS.  IX 

■•  1 :  250  bestimmt  2.  Vergleichnng  des  libralen  Asses  als  Mflnzeinheit 
mit  dem  Sesterz  der  Silber-  ond  Goldwährung.   3.  Das  Koprerconraot 
oaeh  dem  nDgeflbren  heutigen  Metaliwerte  bestimmt. 
S  35.   Die  Einffthning  der  Silberprägung  und  die   erste  Reduktion  des 
Asses S.  267— 283. 

1.  Zeitpunkt  der  ersten  Silberprägung.    Wertzeichen  und   Gepräge. 

2.  Normalsewicht  des  ältesten  Denars.  Ableitung  dieses  Gewichtes  aus 
dem  attischen  System.  3.  Bedeutung  der  Wertzeichen.  Der  trientale 
Fb6.  4.  Zusammenhang  der  ersten  Silberprägung  und  der  Asreduktion 
mit  dem  sieiiischen  litrensystem.  5.  Nachrichten  der  Alten  über  die 
Währung  der  Silbermtlnze  und  die  Reduktion  des  Kupfers.  6.  Aus- 
mtlnzung  des  Kupfers  im  Trientalfnfse.  7.  Wertbestimmung  der  Münzen 
dieser  Epoche. 

§  36.  Die  römische  Silberwährung  Ton  dem  Hannibalischen  Kriege  bis  zum 

Ende  der  Republik S.  284—299. 

1.  Redaktion  des  Denars  auf  V»4  Pfund.  2.  Ausprägung  der  Silbermünze. 
Der  Yictoriatus.  3.  Die  weiteren  Reduktionen  der  Kupfermünze.  4.  Die  rö- 
mische Sesterzrechnung.  5.  Wertbestimmung  des  Gourantes  der  Republik. 

§  37.   Die  Goldprägung  der  römischen  Republik S.  29^—303. 

1.  Barrengeld  im  Verkehr  und  im  Ärar.  Kurs  des  Goldes.  2.  Die 
Goldmünzen  der  Republik.    3.  Der  Aureus  Gäsars. 

Dritter  Abschnitt.    Das  Münzwesen  der  Kaiserzeit 

§  38.  Die  Goldwährung  von  Augustus  bis  auf  Septimius  Severus  S.  304 — 318. 
1.  rie  Mfinzordnung  der  Kaiserzeit  2.  Die  Goldwährung  im  Gegen- 
satz zu  der  früheren  Silberwährung.  3.  Die  Goldprägung  von  Cäsar 
bis  auf  Garacalla.  4.  Ausprägung  des  Silbers.  Verringerung  des  Ge- 
wichts und  Verschlechterung  des  Korns  seit  Nero.  5.  Die  Kupferprä- 
guDg.  Sesterz  und  Dupondius  als  Scheidemünze  in  Messing  ausge- 
bracht Verhältnisse  des  Messings  und  Kupfers  zu  Gold  und  Silber. 
6.  Wertbestimmung  des  Goldcourantes. 

}  39.  Der  Verfall  des  Münzwesens  im  dritten  Jahrhundert  .    .    S.  318—326. 
1 .  Die  Goldmünze.    2.  Der  Antoninianus.    3.  Übergang  der  Silber-  zur 
Kupfermünze.    4.  Geldrechnung  dieser  Periode.    5.  Wertbestinunungen. 

§  40.   Die  Münzordnung  Gonstantins S.  326—348. 

1.  Die  Rückkehr  zur  Wage.  Das  Goldpfnnd.  Der  Solidus.  2.  Die 
Silbermünzen  Diocletians  und  der  spätem  Zeit.  Das  Miliarense.  Die 
Siliqua.  3.  Die  Billon-  und  Kupfermünze.  4.  Die  Rechnungswerte 
der  Diocletianischen  Billon-  und  Kupfermünze.  Einundzwanziger,  Denar, 
As.  Weitere  Reduktion  des  Denars  unter  Gonstantin  und  in  späterer 
Zeit.     5.  Die  Foilarrechnung.    6.  Wertbestimmungen. 

VIERTER  TEIL 

IHe  Systeme  Igyptens  uid  TorderadeBs.    ÜbertnipiDg  der 

TorderasUtlselieii  Mafse  und  Oewiehte  naeh  Orieelieiilaiid. 

$  41.  Aitägyptisches  Mafs-  und  GewichtSYStem S.  349—380. 

1.  Die  iprot^  und  die  kleine  Eile  und  deren  Einteilung.  2.  Verwendung 
beider  Matsstäbe.  3.  Bestimmung  der  grofsen  Elle.  4.  Arura.  5.  Geodä- 
tische Mafse.  6.  Schoinos.  7.  Hohlmafse.  8.  Gewichte:  Ten  und  Ket. 
9.  Berübmng  des  ägyP^^h^i^  Gewichtsvstems  mit  dem  babylonischen. 
Provinsiales  äthiopisches  Gewicht  10.  Metalle  als  Wertmesser,  tl.  Vei^ 
ffleichnng  der  altägyptischen  Wertskala  mit  heutigem  Gdde.  12.  Ein- 
dringen der  Torderasiatischen  Gold-  und  Silberwährung.  Geldpräguog 
unter  persischer  Herrschaft 


X  INHALTSVERZEICHNIS. 

§  42.   ßabylonisch-assvrisches  System .    .    S.  330—415. 

1.  Die  SexagesimalrechnuDg.  2.  LäDgeomafse.  3.  Tafel  von  Senkereb. 
4.  Teilung  der  EUe.  5.  Bestimmung  der  babylonischen  Eile,  von  wel- 
cher die  assyrische  nicht  verschieden  ist.  Ursprung  des  Philetärischen 
FuCises.  Übersicht  und  Reduktion  der  hauptsachlichsten  LängenmaTse. 
6.  Fiächenmafse.  7.  Hohlmafse.  8.  Betrag  des  babylonischen  Hohl- 
mafses.  9.  Gewichtsystem.  10.  Gewichtstücke.  Bestiaunung  des  Nor- 
malgewichtes. 11.  die  erste  Entstehung  einer  Geldwährung  in  Baby- 
lonien.  12.  Darstellung  der  babylonischen  Gold-  und  Silberwährung. 
13.  Die  ältesten  Zeugnisse  fOr  das  Bestehen  dieser  Währung.  14.  Die 
Art  und  Weise  des  Tauschverkehres  vermittelst  der  edlen  Metalle  als 
Wertmesser.  Barren  und  Ringe,  Shekelstücke  und  deren  Teile.  Schuld- 
verschreibungen und  Wechselbriefe.  15.  Übersicht  über  die  verschie- 
denen Talente  und  deren  Teile.  Die  Werte  der  babylonischen  Wäh- 
rung mit  heutigem  Gelde  verglichen.  16.  Yergleichung  des  ägyptischen 
Gewichtes  mit  dem  babylonischen.  17.  Die  ägyptisch -babylonische 
Elle  in  ihrem  Verhältnis  zum  Hohlmafse  und  Gewichte.  18.  Aus  dem 
Längenmafse  leitet  sich  eine  geometrische  Progression  von  Einheiten 
des  Hohlmafses  ab,  in  welche  alle  aus  dem  Altertum  überlieferten  Beträge 
ungezwungen  sich  einordnen. 

§  43.  Phönikisches,  altsyrisches  und  karthagisches  System  .  .  S.  415 — 434. 
1.  Längenmafs  und  Hohlmafs.  Phönikisches  Hohlmafs  auch  in  Karthago 
üblich.  2.  Gewicht.  Syrisch- phönikische  Währung.  3.  Mine  von 
Karchemisch.  Ältestes  Münzgewicht,  hinter  dem  ursprünglichen  Nor- 
malgewichte zurückstehend.  Jüngere  Ausprägungen  nach  phönikischem 
Fufee  nähern  sich  wieder  dem  Normalgewichte.  4.  Übersicht  über  die 
Gewichte  Goldes  und  Silbers  und  deren  Werte  nach  heutigem  Gelde. 
5—11.  Karthago.  5.  Karthagische  Mine  im  Betrage  einer  halben  phö- 
nikischen.  6.  Die  karthagische  Drachme  und  die  von  dieser  Einheit 
ausgehende  Münzprägung.  7.  Die  Vierteldrachme  als  kleinste  Einheit 
in  Gold  und  Silber  und  das  darauf  begründete  Münzsystem.  Wertver- 
hältnis zwischen  Gold-  und  Silbermünzen.  8.  Wertverhältnis  des  Goldes, 
Silbers  und  Kupfers  in  der  karthagischen  Münze.  Die  Drachme  ist  als 
Shekel  betrachtet  worden.  Das  daraus  abgeleitete  Talent  9.  Die  Gold- 
münze nähert  sich  dem  Charakter  einer  Kreditmünze,  da  sie  in  Elek- 
tron ausgebracht  wird.  Später  tritt  auch  an  die  Steile  des  Silbers  in 
der  Ausmünzung  legiertes  Metall  (Weifskupfer,  Potin).  Ledergeld. 
10.  Karthagische  Goldtalente  und  Goldstatere  bei  griechischen  Schrift- 
stellern. Wertbestimmung  des  karthagischen  Gourantes.  11.  Das  kleine 
Goldtalent  von  3  attischen  Stateren  auch  den  Karthagern  als  Gewicht 
für  Goldschmuck  bekannt 

§  44.   Hebräisches  System S.  434—474. 

1—7.  Längenmafs.  1.  Kritische  Vorbemerkungen.  2.  Die  hebräische 
Elle  der  königlichen  ägyptischen  und  babylonischen  gleich.  3.  Die 
kleinere  durch  die  Tafel  Julians  von  Ascalon  bezeugte  EUe  ist  dem 
fiexqioi  ni^x^e  der  Griechen  gleich.  4.  Die  älteste  biblische  Über- 
lieferung kennt  nur  eine  Elle.  Daneben  erscheint  eine  kleinere  zuerst 
bei  Ezechiel,  dann  in  den  Ghronika.  5.  Die  talmudische  Tradition.  Er- 
klärung der  Elle,  welche  um  eine  Fingerbreite  gröfser  gewesen  sein 
soll  als  die  althebräische.  6.  Einteilung  der  Elle.  7.  Rute  von  sechs 
Ellen.  Klafter  dem  hebräischen  System  ursprünglich  fremd.  8.  Weg- 
und  Feldmafse.  9.  System  der  Hohlmafse.  10.  Betrag  des  hebräischen 
Hohlmafses  dem  babylonischen  gleich.  11.  Der  Mosaische  Shekel  bnd 
sein  Talent  12.  Der  schwere  und  der  leichte  Shekel.  Die  Teile  des 
Shekels.  13.  Die  Kesita  vermutungsweise  als  Mine  des  leichten  Shekels 
bestimmt    14.  Das  Goldäquivalent  des  Mosaischen  Shekels  als  eigene 


INHALTSVERZEICHNIS.  XI 

Gewichtseinheit  Dachgewiesen.  15.  Eindriagen  der  assyrisch -baby- 
lonischen Währung.  Einteilung  der  Mine  nach  griechischer  Weise. 
16.  Czechiels  Stelle  über  die  Gewichtsordnung.  17.  Bestimmung  des 
hebräischen  Gewichtes  nach  den  Normen  des  babylonischen  Systems. 
18.  Nachweis  eines  in  jüngerer  Zeit  fingierten  kleineren  Talentes  und  der 
damit  tusammenhangenden  Kombinationen  über  den  Mosaischen  Shekel. 

§  45.   Persisches  System S.  474—495. 

1.  Elle  und  deren  Einteilung.  Klafter.  2.  Parasang.  Flächenmafs. 
3.  Hohlmafs.  4.  Vergleichong  der  persischen  Hohlmafse  mit  den  baby- 
lonischen. 5.  Gewicht.  6.  Herodots  Bericht  über  die  persischen  Ta- 
lente. 7.  Ableitung  des  persischen  Gold-  und  Silbergewichtes  und  der 
Wähmngsverhältnisse  aus  den  Angaben  Herodots.  Dareikos  und  Siglos. 
8.  Yergleichung  mit  der  babylonischen  Währung.  9.  Nachweis  eines 
von  dem  Münztalente  abweichenden  Handelstalentes,  welches  mit  dem 
altbabylonischen  königlichen  Talente  identisch  ist  und  bei  griechischen 
Schriftstellern  als  BaßvXeavtov  raXarvop  (nicht  zu  Terwechseln  mit  dem 
babylonischen  Silbertalente  Herodots)  erscheint  10.  Feststellung  des 
Nonnalgewichtes.  Übersicht  über  die  verschiedenen  persischen  Talente 
und  deren  Teile.  11.  Die  Werte  der  persischen  Währung  mit  heutigem 
Gejde  yerglichen.  12.  Reduktion  einiger  Angaben  der  alten  Schriftsteller. 

§  46.  Übertragung  der  vorderasiatichen  Mafse  und  Gewichte  nach  Grie- 
chenland   . S.  495— 628. 

1.  Die   ältesten   nachweisbaren    griechischen   Ellen-  und   FuGsmafse. 

2.  Das  griechische  Fufsmafs  bestimmt  nach  einer  Gleichung  zwischen 
sexagesimalem  und  decimalem  System.  3.  FlächenmaÜB.  4.  Das  Home- 
rische ftirM}r  soTiel  als  das  phönikische  Saton.  5.  Annähernde  Be- 
stimmung des  äginäischen  Hohlmafses.  6.  Beziehung  desselben  zum 
aginäischen  Gewichte.  Feststellung  der  Norm  dieses  Gewichtes.  7.  Be- 
stimmung des  äginäischen  Hohlmafses.  Darstellung  des  gesamten 
Systems.  8.  Yergleichung  der  äginäischen  Mafse  mit  den  vorder- 
asiatischen. 9.  Genesis  des  Teilungssystems  griechischen  und  römischen 
Hohlmafses.  10.  Genesis  des  Systems  des  attischen  Hohlmafses.  11.  Dar- 
stellung des  Solonischen  Systems  in  seiner  Gesamtheit  12.  Verhältnis 
des  attischen  Münzgewichtes  zum  babylonischen  Goldgewichte.  13.  Ver- 
hBltnis  des  attischen  Hohlmafses  zum  äginäischen  und  rorderasiatischen. 
14.  Die  Beziehung  des  attischen  Längenmafses  zum  Hohlmafse.  15.  Son- 
derstellung des  attischen  Systems.  Die  Bedeutung  der  attischen  Währung. 
Die  Römer  normierten  ihr  eigenes  Gewicht  und  Längenmafs  nach  dem 
attischen  und  behielten  das  Hohlmais  unverändert  bei.  16.  Die  ver- 
schiedenen Vergleichungen  attischer  Hohlmafse  mit  den  vorderasiati- 
schen. 17.  Durch  die  Römer  wurden  auch  die  ägyptischen  Hohlmafse 
mit  den  attischen  verglichen.  Hieraus  abzuleitende  Gleichung  zwischen 
ägyptischem  und  römischem  Gewichte.  18.  Zusammenhang  aller  Mafse 
und  Gewichte  des  Altertums  untereinander.  19.  Pheidon,  König  von 
Argos.  Seine  Mafsordnung  und  Münzprägung.  Der  Ursprung  des  ägi- 
näischen Systems  ist  wahrscheinlich  in  Lykurgs  Zeit  zu  versetzen.  20.  Ab- 
leitung der  verschiedenen  Fufsmalse  des  Altertums  aus  der  ägyptischen 
Klafter  und  aus  der  babylonischen  Elle. 

FÜNFTER  TEIL. 

Partikiilare  Mafse  Grieeheiilands  und  des  Ostens. 

}  47.   Das  ffriechische  Festland S.  529—544. 

1.  Die  MafiBe  der  Bauten  von  Olympia.  Königliche  ägyptische  Elle. 
Der  olympische  Fufs.  2.  Spartanisches  Maus,  und  Gewicht.  Eisenbarren 
statt  des  Geldes.    Münzprägung  nach  Alexanders  Zeit.    3.  System  der 


Xn  INHALTSVERZEICHNIS. 

flohlmalse,  welche  das  Monument  von  Gytheion  darelellt  4.  Die  arkt- 
disehe  and  tchäiacbe  Silberpragiinff.  5.  Der  korinthische  Manzfufo. 
6.  Böotieo.    Hohlmafe,  Gewicht  und  Münsfurs.    7.  Phokis. 

S  48.   Griechische  Inseln S.  544—563. 

1.  Ägina.  Die  altaginäische  Mine,  ursprfinglich  phönikische  Handels- 
mine.  Die  peloponnesiscb-tginäische  Mine.  Beide  Gewichte  auch  in 
Attika  dblich.  Verbreitung  der  altaginäischen  Mine.  2.  Euböa.  Der 
euboische  Münzfufs.  Übertragung  des  Goldgewiehtes  auf  die  Silber- 
pragunff.  Wertgleichnngen  zwischen  Gold,  Silber  und  Kupfer.  3.  Samos. 
Samische  Elle  nach  Herodot  und  nach  den  Dimensionen  des  Heraon. 
Der  samische  Fnls  ist  der  gemeingriechische.  Mflnzen  von  Samos. 
.Sotfuiipcu  4.  Ghios.  Babylonische  Mine  durch  Gewichtstäcke  aufser 
für  Ghios  auch  fdr  Tenedos  nachgewiesen.  Mfinze  nach  phdnikischem 
FnCse.  Deren  Verhältnis  zur  äginäischen  Mine  und  zum  attischen 
Couranf.  Twaec^axocT^ Xia,  JIavr€i9^axfiia,  5.Delos.  Delische  Drachme. 
6.  Kerkyra.  Gewichte  und  Münzwahrungen.  7.  Kreta.  Hohlmals  und 
Münzfufe.  8.  Kypros.  Das  System  der  Hohlmafoe  in  seinen  Beziehungen 
zu  den  orientalischen  und  äginäischen  Mafsen.    Gewicht  und  Münzfufs. 

9.  Lesbos.  Hohlmafs.  10.  Naxos.  Gewicht.  11.  Rhodos.  Mfinzwährungen. 
Die  rhodische  Drachme  (nach  der  üblichen  Bezeichnung)  ist  der  tyrischen 
und  Ptolemäischen  gleich.    Drachme  von  Tenos.    12.  Inseldrachme. 

§  49.   Makedonien S.  563--566. 

1.  Hohlmals.    2.  Münzwährungen  bis  auf  Philipp  IL 

§  50.   Kleinasien S.  566—582. 

1.  Entstehung  des  Philetärischen  Systems  der  Längenmafse.  2.  Auf 
die  römische  Meile  ^ehen  7,  auf  das  ägyptische  /liXtop  Vjt  Phile- 
tärische  Stadien.  Beide  Meilen  werden  oft  mit  einander  verwechselt, 
desgleichen  auch  der  Schoinos  mit  dem  Parasang.  3.  Der  kleinere 
asiatische  Fufs  von  329  bis  335  Millim.  Sein  Stadion  ist  7  Vi  mal  in 
der  römischen  Meile  enthalten.  4.  Der  Fufs  des  metrologischen  Monu- 
mentes von  Ushak  im  Betrage  von  277,5  Millim.  5.  Die  Hohlmalse 
desselben  Monumentes.  Pergamenische  Kotyle.  6.  PonUsches  System 
der  Hohlmafse.  7.  Kleinasiatische  Gewichte  dargestellt  nach  der  Samm- 
lung im  Museum  zu  Smyma.  8.  Lydisches  Langenmafs,  Gewicht,  Wert- 
Verhältnis  zwischen  Gold  und  Silber  dargestellt  in  dem  delphischen 
Weihgeschenke  des  Krösos.    Hohlmafs.    9.  Die  milesische  Drachme. 

10.  Die  Gistophorenwährung.  11.  Das  kilikische  Talent  Kilikisch- 
babylonischer  Stater  und  Inseldrachme. 

§  51.   Syrien  und  phöoikisches  Küstenland S.  582 — 597. 

1.  Provinziales  Längen-  und  Flächenmafs.  Steuerkataster.  2.  Weg- 
mafse.  Angebliche  Meile  von  6000  römischen  Fufs.  3.  Hohlmafs.  Sy- 
rischer oder  antiochischer  Metretes.  Syrischer  Sextar  im  Betrage  von 
173  babylonischen  Sechzigsteln ,  später  von  P/s  römischen  Sextaren. 
4.  Das  Bath  zu  50  syrischen  Sextaren  bestimmt  Dazu  als  Hälfte  das 
KoUathon.  Der  syrische  Sextar  vermittelt  eine  Gleichung  zwischen 
ägyptischem  und  römischem  Mause.  5.  Gewichte  nach  babylonischer 
und  phönikischer  Norm.  Das  antiochische  Holztalent  6.  Das  Wert- 
äquivalent eines  Sechzigstels  des  leichten  Shekels  Goldes  (Dareikos) 
in  Silber  dargestellt  durch  die  davaxtj.  Syrische  Provinzialprägung 
in  Silber  und  Rupfer  unter  persischer  Herrschaft  7.  Städtische  Prägung 
nach  phönikischem  Fufse.  Das  lyrische  und  das  antiochische  oder 
syrische  Talent  Tarifierungen  nach  römischem  Gelde.  8.  Königliche 
Ftägung  nach  attischem  Fufse  unter  den  Seleuklden. 

§  52.    Palästina S.  597—606. 

1.  Längen-  und  Feldmafs.  Die  Tafel  des  Julianus  von  Ascalon.  Das 
Fragment  ttb^I  fiir^atv  ytfi,    Wegmab.    Hohlmaflk    2.  Silberprägung 


INHALTSVERZEICHNIS.  XHI 

nater  den  Makkabäer  Simon.  3.  KopferprSgong.  Jddische  Anfstands- 
nuAnzen.  4.  Erwäbnong  einheimischer  und  fremder  MAnzen  bei  Josephos 
und  im  Neuen  Testament  5.  Römische  Mensen  im  Neuen  Testament. 
6.  Reduktion  der  Gewichte  und  Mfinzen  auf  heutiges  Gewicht  und  Geld^ 

§  53.  Ptolemaisches  und  ägyptisch -römisches  System  der  L&ngen-  und 

Hohlmafse S.  606— 642. 

1 — 10.  Langen-  Weg-  und  Feldmafse  1.  Ptolemaisches  System  der 
LSngenmafee.  2.  Schoinos  und  Stadion.  3.  Die  Feidma fse.  4.  Phile- 
tarisch-römisches  System.  5.  Die  erste  Heronische  Tafel.  6.  IViKoe 
navQ.  7.  Die  fünfte  Heronische  Tafel.  JSnS^tfios  fioStot.  Sein  Ver- 
hältnis zum  Jugemm  und  seine  Teile.  8.  Die  zweifflfsige  Elle.  9.  Mafse 
der  siebenten  Heronischen  Tafel.  10.  Altfigyptische  Arura  in  das  pro- 
Tinziale  System  aufgenommen.  11 — 18.  Hohlmafs.  11.  Ptolemaisches 
Hohlmafs.  12.  Erste  Regulierung  des  Hohlmafses  durch  die  Römer. 
Der  proTinziale  Modius  im  Betrage  des  phönikischen  Saton.  Die  alte 
und  die  neue  Artabe.  13.  Die  jprovinzialen  Mafse  in  der  Tafel  der 
Kleopatra.  Medimnos  von  102  dextaren  oder  136  Kotvlen,  also  pro- 
▼inziale  Kotyle  —  ^4  Sextar.  14.  Der  kastrensU  modiui.  15.  Ver- 
schiedene proTinziale  Modien  nach  der  Überlieferung  bei  Heron.  16.  Die 
Terschiedenen  Kotylen  der  alexandrinischen  Metrologen.  17.  Die  klein- 
sten Hohlmafse  nach  denselben.  18.  Vergleichung  mit  den  altagyp- 
tischen  Teilmafsen. 

§  54.  Ptolemlische  und  ägyptisch-römische  Gewichte  und  Münzen  S.  642—651. 
1.  Vorderasiatische  Gewichte  zur  Ptolemäerzeit  und  unter  römischer 
Herrschaft.  2.  Das  Münzsystem  der  Ptolemäer.  'Währungsrerhältnisse 
zwischen  Gold,  Silber  und  Kupfer.  Gewicht  der  Mflnzdrachme.  Wert- 
bestimmungen  nach  heutigem  Gelde.  3.  Talente  Goldes  und  Silbers. 
Das  Kupfertalent  als  ägyptisches  Rechnungstalent  Das  Kupfer  sekun- 
däres wertmetall  neben  Gold  und  Silber.  Daneben  noch  eine  auf 
Sltester  Tradition  beruhende  landesübliche  Kupferrechnung,  feonomes 
Kupfer.  4.  In  der  Römerzeit  wird  das  Silbertetradrachmon  zur  Billon- 
münze.    Die  Drachme  wird  auf  V^*  später  auf  V*  Denar  tarifiert 

§  55.    Cyrenaica S.  651—663. 

1.  Längen-  und  Flächenmafs.  2.  Münzwährungen.  Euboischer  Fufs. 
Die  ei£oisch-attische  Drachme  als  Stater  betrachtet  Später  phöni- 
kiscber  Fufs.  Das  attische  Tetradrachmon  Silbers  als  phönikisches 
Pentadrachmon,  das  Tetradrachmon  Goldes  gleich  50  phönikischen 
Drachmen  gerechnet 

SECHSTER  TEIL 
PftrtlkvlJire  Mause  ItaUeng  luid  des  Westens. 

§  56.    Sicilien S.  654—667. 

1.  Längenmaß.  M^tftvoe  als  AckermafiB.  2.  Der  siciliscbe  Medimnos 
und  seine  Einteilung  in  4V<  provinziale  Modien.  3.  Die  Mafse  von 
Tanromenion.  KaSos  die  Hälfte  des  attischen  Metretes.  Der  7t(^xf^ 
dem  attischen  Chus,  das  fUxQOv  dem  römischen  Sextar  gleich.  4.  Die 
sidlischen  Münzwährungen.  Utrensystem.  5.  Wertverhältnis  des  Silbers 
zum  Kupfer.  Sicilisches  Talent,  im  Münzsilber  dargestellt  durch  ein 
Gewicht  von  24  attischen  Drachmen,  im  Schwerkupfer  durch  120  Litren 
oder  Pfunde  im  Normalffewichte  von  je  50  attischen  Drachmen.  Ver- 
schiedene Reduktionen  der  Kupferlitra.  Statt  des  ursprünglichen  Wert- 
äquivalentes  von  V^  attischer  SUberdrachme  hat  dieselbe  zuletzt  nur 
noch  ein  Wertäquivalent  von  V^o  Silberdrachme  neben  sich.  Das  Wert- 
Verhältnis  zwischen  Silber  und  Rupfer  bleibt  bis  ins  3.  Jahrb.  v.  Chr.  im 


XIV 


INHALTSVERZEICHNIS. 


wesentlichen  unverändert.  6.  Damareteion.  7.  WertTerbiltnis  des  Goldes 
zum  Silber  und  Kupfer.  Das  kleine  sicilische  Goldtalent  Seine  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Homerischen  Talente.  8.  Syrakusanische  Gold- 
prägung seit  dem  J.  413.  Das  Mönzrerhältnis  des  Goldes  zum  Silber 
anfangs  15: 1;  seit  344  kehrt  man  aber  zu  dem  ursprünglichen  von 
12:1  zurück. 

§  57.   Italien S.  667—689. 

].  Langen-  und  Feldmafs  ron  Herakleia.  2.  System  der  HohlmaCse 
von  Herakleia.  Einiffe  Notizen  über  HohlmaCse  von  Tarent.  3.  Alt- 
italisches Feldmafs.  Oskischer  FnClB.  4.  Handelsgewichte.  Verschiedene 
Minen  orientalischen  Ursprungs  nach  römischem  Gewichte  normiert. 

5.  Unteritalisches  Münzwesen,  insbesondere  tarentinischer  Münzfüfs. 

6.  Gampanische  Währung.  7.  mittelitalisches  Schwerkupfer.  Wertver- 
hältnisse zum  Silber.  8.  Das  Pfund  von  Hatria.  Schwerkupfer  des 
nordöstlichen  Italiens.  9.  Etrurisches  Gewichts-  und  Münzwesen.  Mine 
und  Pfund.  Wertverhältnisse  zwischen  Gold,  Silber  und  Kupfer.  Spätere 
Reduktionen  des  Schwerkupfers. 

§  58.   Hispanien S.  689—691. 

1.  Ackermafoe.  2.  Hohlmafs.  3.  Silberprägung  nach  römischer  Währung. 
S  59.   Gallien S.  691—693. 

1.  Wegmafs.    Die  Usuga  und  ihr  Verhältnis  zum  Drusianischen  FuGs. 

2.  Flächenmafse.    3.  Münzfüfs  und  Gewicht. 

S  60.   Germanien S.  693—695. 

1.  Wegmafs.  Die  roiia  in  ihrem  Verhältnis  zur  leuga  und  zum  pes 
Drusiamu.  Die  pertiea  von  12  Drusianischen  FuCs.  2.  Republika- 
nische Denare  in  Germanien.  3.  Währung  der  sogenannten  Regen- 
bogen- Schüsselchen. 


Tabellen. 


S.  696. 
S.  697. 
S.  698. 


S. 
S. 
S. 

s. 
s. 


L  Das  griechische  Schritt-Stadion     .    .    . 
IL  Obersicht  der  griechischen  Längenmafse 
ID.  Die  Vielfachen  des  Fufses,  der  Orgyia  und  des  Plethi 
IV.  Das  Stadion  des  attischen  Fufses  .... 

V.  Das  griechische  Flächenmafs 

VL  Übersicht  über  die  römischen  Längenmaße 
VH.  Die  Vielfachen  des  Fufoes  und  des  Passus 

Vni.  Die  römische  Meile 

IX.  Die  römischen  Flächenmafse 

X.  Die  griechischen  HohlmaGse 

XI.  Die  römischen  Hoblmafse 

XU.  Die  attischen  Gewichte 

Xin.  Die  römischen  Gewichte 

XIV.  Reduktion  der  attischen  Drachme     .    .    . 

XV.  Reduktion  des  attischen  Talentes     .    .    . 
XVL  Reduktion  des  attischen  Goldstaters     .    . 
XVII.  Reduktion  des  libralen  Kupferasses  .    .    . 
XVIH.  Reduktion  des  ältesten  Silbergeldes  und  des  trientalen  Asses 
XIX.  Das  Silbercourant  der  römischen  Republik  und  das  Goldcourant 

der  Kaiserzeit S.  711—712 

XX.  Übersicht  über  das  vorderasiatische,  griechische  und  römische 

Hohlmafs S.  713. 

XXL  Übersicht  über  das  ägyptische  und  vorderasiatische  Hohlmafs    S.  714. 

XXH.  Obersicht  über  die  Gewichte S.  715. 

Nachtrilge S.  716. 

Register S.  717—745. 


699. 

700. 

700. 

701. 

702. 
.  S.  702. 
.  S.  703. 
704—705. 
.  S.  705. 
.  S.  706. 
.  S.  707. 
.  S.  708. 
.  S.  709. 
S.  709. 
S.  710. 


6KIEGHISGHE  Olli)  BAHISCHE 

METROLOGIE 


EINLEITUNG. 


S  1.  Aufgäbe  der  Metrologie.    Einteilung  des  Stoffes, 

1.  Der  Mensch  ist  das  Mab  aller  Dinge.  Dieser  oft  angeführte 
Ausspruch  des  alten  Protagoras  bildet  auch  den  Fundamentalsatz  für 
die  Lehre  Ton  den  Ma&en,  die  Metrologie.  Alles  Messen  ist  eine 
Vergleichung.  Eine  bestiounte  GrOfse  wird  zu  Grunde  gelegt  und 
diese  als  MaJsstab  auf  alle  gleichartigen  GröfSsen  angewendet  Die 
daraus  herrorgehende  Veiiiältniszahl  ist  das  Mafs  des  gemessenen 
Gegenstandes.  Zu  allererst,  denn  es  labt  sich  das  überhaupt  nicht 
von  dem  Begriffe  menschlichen  Seins  und  Wirkens  trennen,  müssen 
die  räumlichen  Ausdehnungen  gemessen  worden  sein.  Naturgemäb 
bildet  hier  der  me&scUiche  Körper  selbst  die  Unterlage.  Die  Hand- 
breite, die  Armlänge,  die  ausgebreiteten  Arme,  der  Fufs,  der  Schritt 
änd  Mafse,  auf  deren  Gebrauch  die  Natur  selbst  den  Menschen  hin- 
weist; sie  sind  bei  allen  Erwachsenen  ungeßihr  gleich,  sie  lassen 
sich  last  überall  leicht  anlegen,  und  reichen  so  fUr  die  Bedürf- 
nisse des  ersten  Kuiturzustandes  aus.  Die  ausgeschrittene  Länge 
wurde  auf  dem  Ackerfelde  zum  Flächenmab.  Hundert  Fufs  lang, 
soweit  als  die  Pflugstiere  in  einem  Atem  getrieben  werden  konnten, 
zog  der  Pflüger  seine  Furche,  und  fügte  so  vide  neben  einander 
daran,  bis  die  Breite  des  beackerten  Stückes  der  Länge  gleich  war. 
Dieses  Geviert  der  hundertfübigen  Furche  war  bei  Griechen  und 
Italikem  das  ursprüngliche  Flächenmab. 

Von  den  natürlichen  Maben  war  es  nur  ein  kleiner  Schritt  zu 
der  Anwendung  von  künstlichen,  nach  einer  vereinbarten  Norm  her- 
gestellten Mabstäben.  Die  Baukunst  labt  sich  ohne  dieselben  nicht 
denken,  daher  finden  wir  bei  den  Ägyptern,  den  ältesten  Baumeistern 
der  Erde,  auch  die  ältesten  genau  normierten  Mafsstäbe  (§  41,  1—3); 
und  dasselbe  Volk  hat  auch,  wie  die  Alten,  Herodot  an  der  Spitze, 
vielfach  hervorheben,  zuerst  die  Kunst  der  genauen  Vermessung  des 

Haltick,  Metrologi«.  1 


2  EINLEITUNG.  §  i,  t. 

des  Landes  erfunden.^)  Alljäbrlich  überschwemmte  der  Nil  das  frucht- 
bare Ackerland  und  bedeckte  mit  seinem  Schlamme  die  Marken  des 
Grundbesitzes,  alljährlich  wurde  daher  durch  genaue  Vermessung 
den  Besitzern  das  Ihrige  wieder  zugeteilt,  eine  Einrichtung,  die  jeden- 
falls ebenso  alt  ist,  als  überhaupt  die  ägyptische  Kultur. 

Nicht  so  leicht  wie  zu  dem  Mafsstabe  für  die  Längen-  und 
FUlchenausdehnung  gelangte  man  zu  den  Mafsen  für  das  Volumen 
und  für  die  Schwere  der  Körper.  Ursprünglich  hat  der  Krug,  in  wel- 
chem Öl  oder  Wein  aufbewahrt  wurde,  das  gröfsere  oder  kleinere 
Geföfs,  in  welches  die  Feldfrüchte  geschüttet  wurden,  oder  der  mit 
Getreide  gefüllte  Sack,  den  ein  Mann  auf  dem  Rücken  tragen  konnte^}, 
die  Mafse  für  Flüssiges  und  Trockenes  abgegeben.  Aus  diesen  ein- 
fachen Voraussetzungen  erwuchs  schon  frühzeitig  ein  in  sich  ge- 
schlossener Zusammenhang  aller  Hafse.  Denn  wenn  das  Gefiifs,  wel- 
ches als  Hohlmafs  diente,  eine  regelmäfsige  Form  erhielt,  so  war 
einerseits  die  Beziehung  zu  dem  Längenmafse  leicht  aufzufinden, 
anderseits  stellte  die  Wassermenge,  welche  das  Gefäfs  füllte,  ein  be- 
stimmtes Gewicht  dar.  Zum  vollendeten  Ausdruck  ist  dieser  Ge- 
danke erst  in  dem  heutigen,  vom  Meter  ausgehenden  Systeme  der 
Mafse  gelangt  (§  4,  2.  3);  aber  auf  ähnliche  Anschauungen  war  die 
Menschheit  schon  in  einer  sehr  frühen  Periode  der  Kultur  gekom- 
men ,  nur  dafs  im  Altertum  die  Systeme  nicht  ausschliefslich  Tom 
Längenmafse  aus  aufgebaut  wurden,  sondern  ein  bereits  durch  den 
Gebrauch  festgesetztes  Gewicht  einerseits  und  die  ebenfalls  schon 
üblichen  Hafse  des  Raums  anderseits  einander  im  Hohlmafse  begeg- 
neten, so  dafs  dann  nur  noch  eine  genauere  Regelung  der  durch  die 
Praxis  bereits  gegebenen  Hafse  stattfand. 

Am  einfachsten  ist,  wie  es  scheint,  das  System  des  alten  Ägyp- 
tens gewesen  (§41,  7).  Die  Babylonier  setzten  den  ftinften  Teil 
des  Kubus  ihrer  Elle  als  Einheit  des  Hohlmafses  und  teilten  sowohl 
dieses  Hohhnafs  als  das  Gewicht  des  Wassers,  welches  das  Hohlmafs 
füllte,  in  Sechzigstel;  aufserdem  hatten  sie  noch  mit  dem  aus  Ägyp- 
ten überkommenen  Hohlmafse  sich  auseinanderzusetzen  (§  42,  8). 
Die  Griechen  entlehnten  ihre  Mafse  und  Gewichte  aus  Vorderasien, 
entwickelten  sie  aber  mit  eigenem  Erfindungsgeiste  weiter.   Noch  in 

1)  Herod.  2,  109,  Heran  Geom.  106  (p.  138  f.  meiner  Aumbe).  Strabon 
17,  1,  3  p.  787  und  andere.  Yergl.  M.  Gantor  Vorlesungen  über  Gesch.  der 
Mathem.  1  S.  47  f.  52  0. 

2)  F.  Ghabas  Rechercbes  sur  les  poids,  mesnres  et  monnaies  des  anciena 
Egyptlens,  Extrait  des  Mtooires  pr^aent^s  ete.,  Paria  1876,  p.  10  f. 


fi.i.  RAÜMMASSE  UND  GEWICHTE.  S 

oäehsterBeciehuDg  zu  den  babylonischen  Normen  steht  das  äginäiscbe, 
oder  viekuehr  altpeloponnesische  System  (§  46,5 — 9. 19);  einen  wei- 
teren wichtigen  Fortschritt  stellte  die  von  Solon  eingeführte  MaCs-  und 
Gewichtsordnung  dar  (§  46, 10 — 15).  Auf  das  attische  System  grün- 
deten weiter  die  Römer  die  Beziehung  ihres  HohhnaTses,  welches  gleich 
dem  Kubus  des  römischen  Furses  war,  zu  dem  Gewichte  von  1  attischen 
Talent  oder  80  römischen  Pfund  (§  17, 1).  Hier  zuerst,  also  auf  ita- 
lischem Boden  und  in  verhältnismäfsig  später  Zeit,  sind  uns  auch  aus- 
drücklich die  gesetzlichen  Formeln  überliefert,  nach  denen  Längen- 
mafs,  Hohlmafs  und  Gewicht  mit  einander  geglichen  wurden,  Formeln, 
welche  wir,  der  ÄhnUchkeit  folgend,  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit 
zurück  auf  attisches  Mafs  und  Gewicht,  und  weiter  auf  die  weit  älteren 
Systeme  Ägyptens  und  Vorderasiens  tibertragen  können. 

Ebenfalls  schon  in  sehr  früher  Zeit  wurde  die  Kunst  des  Wagens 
angewendet  auf  Gold  und  Silber,  in  Ägypten  auch  auf  Kupfer,  um  diese 
Metalle  als  Wertmesser  für  andere  Gegenstände  des  Besitzes  gelten  zu 
hsseo  (§  41, 10.  42, 14).  Hieraus  entwickelte  sich  in  Babylonien  be- 
reits lange  vor  der  ersten  Münzprägung  eine  feste  Währung  der  Ge- 
wichte Goldes  und  Silbers,  welche  statt  des  Geldes  dienten  (§  42, 
11--13).  Die  Stempelung  der  auf  bestimmtes  Gewicht  ausgebrachten 
kleinen  Barren  Goldes  und  Silbers  übten  zuerst,  gegen  Anfang  des 
siebenten  Jahrhunderts  vor  unserer  Zeitrechnung,  die  kleinasiatischen 
Griechen  und  wm^den  damit  zu  Erfindern  des  Geldes  im  eigentUchen 
Sinne  (§  22, 1.  2). 

Mit  dem  Auftreten  der  Münze  entstand  gewissermafsen  aus  dem 
Gewichte  ein  neues  selbständiges  Mafs.  Die  Münze  ist  nicht  mehr  blofs 
ein  genau  abgewogenes  Stück  W'ertmetall,  sie  wird  vielmehr  das  Mafs 
fbr  alle  W^ertschätzung,  weshalb  sie  auch,  je  weiter  Handel  und  Ver- 
kehr sich  entwickeln ,  um  so  häufiger  durch  blofse  Kreditzeichen  ver- 
treten wird.  Freilich  ist  sie  ihrer  Natur  nach  kein  ganz  unveränder- 
licher Mafsstab ,  aber  doch  immerhin  der  am  wenigsten  schwankende, 
der  sich  herstellen  Uefs.  In  diesem  Sinne  hat  die  Metrologie  auch  das 
Münzwesen  der  alten  Völker  zu  behandeln.  Sie  hat  vor  allem  den 
Monzfofs  zu  ermitteln,  das  Normalgewicht  und  die  Feinheit  des  Metalls 
festzustellen  und  dann  den  Wert  der  Münze  im  Verhältnis  zu  dem 
heutigen  Gelde  zu  bestimmen.  Das  Gebiet  der  Numismatik  hat  sie  nur 
da  annähernd  zu  berühren,  wo  das  Gepräge  der  Münzen,  sei  es  der 
Stil  der  Bilder  oder  die  Beizeichen  und  Aufschriften,  herbeigezogen 
werden  roufs,  um  AufschluCs  über  die  Zeit  der  Prägung  zu  geben. 


k 


4  EINLEITUNG.  §1,2. 

2.  Aus  den  gegebeoen  Andeutangen  über  das  Gebiet  der  Metro- 
logie ergiebt  sich  zugleich  die  Einteilung  und  Anordnung  des  Stoffes. 
Das  vorliegende  Handbuch  hat  zur  hauptsächlichen  Aufgabe,  einen 
Umrifs  der  griechischen  und  römischen  Metrologie  zu  bieten.  Es  ver- 
steht sich,  dafs  die  Behandlung  nicht  etwa  in  der  Weise  getrennt  wer- 
den darf,  dafs  zuerst  die  griechische  Metrologie  für  sich  und  dann  die 
römische  abgethan  werde.  Beide  Völker  haben  in  allem,  was  Mafse 
und  Münzen  betrifft,  vielfachen  Wechseleinflufs  auf  einander  ausgeübt 
Erst  waren  es  die  Römer,  die  ihr  Mafs  und  Gewicht  nach  dem  grie- 
chischen bildeten ,  und  später  fahlten  die  griechischen  Mafse  und  be- 
sonders die  Münzen  den  Einflufs  der  römischen  Weltherrschaft  Dem- 
nach ist  der  Einteilungsgrund  in  den  eben  besprochenen  Hauptarten 
der  Mafse  zu  suchen.  Wir  behandeln  also  in  dem  ersten  Teile  die 
Langen-  und  Flächenmafse  nebst  den  Hohlmafsen,  die  zwar  ihre  feste 
Bestimmung  erst  durch  das  Gewicht  erlangten,  aber  als  Mafse  der  räum- 
lichen Ausdehnung  nicht  von  den  vorhergenannten  getrennt  werden 
durften.  Dann  folgen  im  zweiten  Teile  die  Gewichte,  im  dritten 
die  Münzen.  Beide  bssen  sich  zwar  im  Gange  der  Untersuchung  nicht 
trennen ,  denn  unsere  Kenntnis  des  griechischen  Gewichts  beruht  fast 
ausschlieblich  auf  den  Münzen  und  auch  das  römische  läfst  sich  nur 
durch  diese  sicher  feststellen;  allein  in  der  Darstellung  müssen  sie  der 
Übersichtlichkeit  wegen  geschieden  werden,  woraus  zugleich  der  Vor- 
teil hervorgeht,  dafs  bei  den  Gewichten  vorzüglich  auf  die  Darlegung 
des  Systems  Rücksicht  genommen,  dieses  also  bei  der  ohnedies  um- 
filnglicheren  Darstellung  des  Münzwesens  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden  kann.  Inneiiialb  der  einzelnen  Teile  gehen,  der  Zeitfolge  ent- 
sprechend, die  Griechen  den  Römern  voran,  wenngleich  bei  der 
Untersuchung  hin  und  wieder  die  griechischen  Mafse  erst  auf  Grund- 
lage der  römischen,  über  die  wir  meist  besser  unterrichtet  sind,  fest- 
gestellt werden  konnten. 

So  findet  sich  in  den  ersten  drei  Teilen  das  Allgemeingültige, 
gewissermafsen  die  noivri  der  griechischen  und  römischen  Mafse  ver- 
einigt. Dies  war  bei  den  Griechen  das  attische  System,  welches  daher 
fast  ausschliefslich  berücksichtigt  worden  ist  Nur  in  dem  Abschnitte 
über  das  Münzwesen  war  mit  den  Anfängen  der  Münzprägung,  da  diese 
eine  griechische  Erfindung  ist,  zu  beginnen  und  demnach  ein  Abschnitt 
über  Kleinasien  und  die  Darstellung  der  äginäischen  Währung,  welche 
vor  Selon  auch  in  Athen  galt,  vorauszuschicken. 

Dagegen  wurde  alles,  was  nur  beschränkte  Geltung  gehabt  hat, 


11,1.  QUELLEN.  5 

TOD  dieser  Oberdchtlichent  bauptsfichlich  auf  den  handliehen  Gebrauch 
berechneten  Darstellung  ausgeschlossen  und  erst  nachträglich  in  be- 
sonderen Abschnitten  behandelt  In  diesem  Anhange  konnte  aber  auch 
die  Frage  nach  der  Ableitung  der  griechischen  und  römischen  Marse 
ond  Gewichte  nicht  TOUig  bei  Seite  gelassen  werden.  Es  wurde  daher 
m  einem  vierten  Teile  das  Wichtigste  von  den  Systemen  der  Ägypter 
und  der  Volker  Vorderasiens  in  Kürze  dargestellt  und  daran  die  Her- 
leitung der  griechischen  Malse  und  Gewichte  geknüpft  Der  fünfte 
und  sechste  Teil  ist  den  partikularen  Mafsen,  Gewichten  und  Wah- 
rungen gewidmet,  soweit  sie  in  diesem  Handbuche  zu  berücksichtigen 
waren,  und  zwar  sind  nach  räumlicher  Unterscheidung  zunächst  Grie- 
chenland und  der  Osten,  dann  Italien  und  der  Westen  behandelt 
worden. 

Dem  Charakter  eines  dogmatischen  Handbudies  entsprechend  ist 
eine  Obersichtliche  Einteilung  in  Paragraphen  und  kleinere  Abschnitte 
dorchgehfart  worden,  wodurch  zugleich  die  Füglichkeit  des  Verweisen« 
auf  das  noch  Folgende  geboten  wurde. 

Den  Schlufs  bilden  die  Tabellen,  in  welchen  die  alten  Bfafse,  Ge- 
wichte und  Münzen  auf  die  entsprechenden  heutigen  Werte  zurück- 
geführt sind.  Auch  drei  vergleichende  tibersichten  über  die  Derivation 
der  Mafse  und  Gewichte  sind  zuletzt  beigefügt 

S  2.  QuelUn. 

1.  Die  unmittelbaren  Quellen  für  die  Metrologie  der  alten  Volker 
sind  die  Marsstäbe,  Hohhna&e,  Gewichtstücke  und  Münzen,  die  jetzt 
noch  erhalten  sind.  Hier  ßlllt  auf  den  ersten  Blick  eine  grofse  Ver- 
schiedenheit in  die  Augen.  Blafsstäbe,  Hohlmafse  und  Gewichte  haben 
nur  in  geringer  Zahl  den  Untergang  der  alten  Welt  überdauert  Ot  wäh- 
rend die  Münzen  ein  überaus  reichliches  Material  liefern.^)  In  dem- 


t)  Es  fehlt  tD  Werken ,  welche  Ihnlich  wie  die  Dunisinttisciien  Kataloge 
dM  auf  <KeseBi  Felde  Erhaltene  zusammenstellen.  In  betreff  der  Gewichte  hat 
B.  SchUIbaeh  in  seiner  Untersnehnng  De  pondtfibns  aliquot  Graecis  et  Romanis 
(Annali  ddl'  Instit  archeoL  1865  p.  160  fl.)  den  Wctf  gezeigt,  wie  solche  Ober- 
tickten aniolegen  sind.  Nnr  würde  noch  eine  Robrik  hinzuzufügen  sein,  in  wel- 
cher bei  jedem  dnzelnen  Monument  das  fOr  die  Hanpteinheit  (Mine,  Pfund  u.  s.  w.) 
sich  ergehende  Gewicht  aufgeführt  wird. 

2)  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  die  umfangreiche  hierher  ffehörige  Litteratur 
aaterahreo.  Das  Nötige  wird  im  einzelnen  bd  der  Behandlung  des  attischen 
und  rdmiscben  Münzwesens  anff^eben  werden.  Im  übrigen  ist  anf  das  Quellen* 
rerzeichnis  bei  Mommsen  Geschichte  d.  römischen  Münzw.  S.  XXI  tL  (Tradnction 
Bbcas  I  p.  C3ni  ff.)  zu  verweisen. 


6  EINLEITUNG.  f  %  u 

selben  Veiiiältnisse  steht  auch  die  Wichligkeit,  welche  diese  Quellen 
fQr  uns  haben.  Die  wenigen  aufgefundenen  Fufsmafsstäbe  oder  in 
Stein  gehauene  Abbildungen  solcher  Mafsstäbe  geben  keine  zuver- 
lässigen Werte  des  Fufses^  welchen  sie  darstellen,  und  überdies  ist  es 
fast  ausschliefslich  römisches  Fufsmafs ,  welches  in  dieser  Weise  uns 
erhalten  ist  Noch  weniger  läfst  sich  aus  den  ertialtenen  Mafsgeftfeen 
eine  genaue  Bestimmung  des  römischen  und  griechischen  Hohlmabes 
ermitteln.  Die  Gev^ichtstücke  sind  zwar  ziemlich  zaUreich,  aber  von 
sehr  schwankendem  Betrage.  Man  braucht  nur  zu  bedenken,  dals  alle 
diese  Hafse  und  Gewichte  nicht  mit  mathematischer  Genauigkeit  nor* 
miert  sind,  sondern,  lediglich  für  den  praktischen  Gebrauch  bestimmt, 
nur  ein  annähernd  richtiges  Bild  der  Normaknafse  geben.  Und  wie  es 
heute  noch,  trotzdem  dafs  wir  hierin  viel  genauer  sind,  unmöglich  sein 
würde,  aus  den  in  Handel  und  Wandel  gebrauchten  HaCsstäben  das 
Normalmafs  mit  absoluter  Genauigkeit  wiederherzustellen ,  so  ist  das 
noch  viel  weniger  bei  den  alten  Mafsen  zu  erwarten,  wo  die  Verhält- 
nisse noch  weit  ungünstiger  liegen.  Also  hier  ist  überall  den  unmittel- 
baren Quellen  nur  ein  bedingter  Wert  zuzusprechen.  Ganz  anders  ver- 
hält es  sich  mit  den  Münzen.  Sie  sind  eigentlich  unsere  einzige  Quelle 
zur  Bestimmung  der  alten  Währungen ,  denn  die  Angaben  der  Alten 
geben  uns  zwar  über  die  Entstehung  und  das  gegenseitige  Verhältnis 
derselben,  aber  nicht  über  ihren  Betrag  Aufschlufs.  Sie  sind  ferner  in 
so  reicher  Zahl  vorhanden ,  dals  sie  ein  vollständiges  Bild  der  wichtig- 
sten Prägungen  des  Altertums  dai*bieten.  Auch  liegt  es  in  der  Natur 
der  Sache,  dafs  schon  im  Altertum  die  Genauigkeit  bei  der  Herstellung 
des  geprägten  Geldes  gröfser  war  als  bei  Mafsen  und  Gewichten ,  und 
zwar  steigert  sich  diese  Sorgfalt  mit  dem  Werte  des  Metalls;  sie  ist  bei 
den  Goldmünzen  am  gröfsten  und  diese  bilden  daher  die  zuverlässigste 
Grundlage.  Indes  hat  auch  hier  die  Forschung  mit  der  gröfsten  Vor- 
sicht zu  verfahren.  Die  Abnutzung  der  uns  erhaltenen  Stücke,  die 
zunächst  geltend  gemacht  werden  könnte,  Mt  weniger  ins  Gewicht, 
als  es  vieUeicht  den  Anschein  hat  Wir  besitzen  von  den  wichtigsten 
Prägungen,  besonders  in  Gold,  zahhreicbe  Stücke,  die  noch  so  unver- 
sehrt sind,  wie  sie  aus  der  Münze  gekommen,  andere  sind  so  gut  er- 
halten ,  dafs  die  Abnutzung  auch  nicht  zu  dem  mindesten  merklichen 
Betrag  angesetzt  werden  kann;  es  ist  also  in  den  meisten  Fällen 
nicht  nötig  die  Berechnung  von  den  abgenutzten  Stücken  abhängig 
zu  machen.  Aber  trotzdem  ist  die  Bestimmung  des  Gewichts  aus  den 
Münzen  noch  schwierig  genug.    Durchschnittsrechnungen,  wie  sie 


f  2, 2.  QUELLEN.  7 

einige  Gelehrte  angewendet  haben,  sind  meistens  unstatthaft;  sie 
können  nur  da  Sinn  haben,  wo  anzunehmen  ist,  dafs  es  etwa  ebenso 
fiele  QbermQnzte  als  untermtlnzte  Stücke  von  der  betreffenden  Sorte 
gebe.  Und  doch  ist  es  natttrlich,  dafs  die  letzteren  gewöhnlich  weit 
zahlreicher  sind,  also  der  Durchschnitt  zu  niedrig  ausfallt.  Es  ist  also 
in  der  Regel  das  Gewicht  aus  den  höchsten  Stacken  zu  bestimmen. 
Doch  ist  das  eben  nur  das  Effekti?gewicht,  und  aulserdem  oft  noch  das 
Normalgewicht  aufzusuchen.  Denn  der  münzende  Staat  ging  in  seiner 
Prägung  gewOhnUch  sehr  baU  von  dem  Normalgewichte  etwas  herab, 
und  doch  darf  dieses  allein,  wenn  es  sich  anders  ermitteln  lä&t,  die 
Unterlage  für  die  Feststellung  der  Währung  bilden.  Hier  muls  die 
Forschung  und  Kritik  bei  jeder  einzelnen  Währung  ihren  besondern 
W^  gehen,  allgemeine  Gesichtspunkte  lassen  sich  schwerlich  auf- 
stellen. 

So  ermöglichen  uns  die  Münzen  die  feste  Bestimmung  der  alten 
Währungen,  sie  geben  uns  damit  zugleich  den  genauen  Betrag  für  die 
Gewichte,  und  wiederum  vom  Gewicht  aus  lälst  sich  die  nach  den 
Umständen  möglichst  annähernde  Bestimmung  des  Hohlmafses  geben. 
Für  das  Längenmafe  bilden  die  zuverlässigste  Grundlage  die  alten 
Bauten.  Hier  haben  uns  die  alten  Baumeister  ihren  Blafsstab,  der  vor- 
aussichtlich genauer  war  als  irgend  ein  anderer  im  gewohnlichen  Ver- 
kdir  angewendeter,  in  hunderten  von  Dimensionen  hinterlassen,  und 
mit  der  gehörigen  Vorsicht  läfst  sich  aus  diesen  Monumenten  das  alte 
Längenmafs  mindestens  ebenso  genau  wiederherstellen,  als  es  die 
Alten  selbst  hatten. 

2.  Wir  kommen  nun  zu  den  geschriebenen  Quellen  und  zwar  zu« 
nächst  zu  den  aus  dem  Altertum  erhaltenen  metrologischen  Schriften. 
Die  nachweislich  älteste  Erwähnung  von  metrologischen  Schriftstellern 
findet  sich  bei  Galen ,  von  welchem  ol  Ttegl  ruiv  ara^fiiSv  xal  ^^ 
Tfuv  yQatpavreg  mehrfach  angeführt  werden.  0  Als  Verfasser  einer 
Schrift  ttcqI  a%a&(jiiiv  wird  Dardanios  erwähnt.^)  Er  hat  erst 
anter  dem  Kaiser  Constantin  oder  noch  etwas  später  geschrieben,  aber 


1)  De  compos.  med.  p.  gen.  5  p.  789  (Kühn).  VergL  ebenda  die  weitere  Aas- 
einandcreetzung  Galens  p.  789  L,  ferner  6  p.893:  oi  nXtMxot  rtSr  y^aywyxo9r 
n»^  /uT^€9P  Mal  oxad'fmVf  Metrol.  scriptores  1  p.  77.  86  und  den  Ntchweis  im 
Index  zn  denselben  nuler  lUz^v  3. 

2)  Lyd.  de  mensibus  4,  9  a.  E.,  MetroL  Script.  U  p.  22  f.  Die  bei  Lvdos 
überlieferte  Namensform  JciifBaviOi  wird  bestätigt  dorch  handschriftliche  Zeog- 
mwe  auch  bei  Priscian.  de  fig[.  numer.  2, 10.  In  den  Ausgaben  Priscians  lautet 
der  Name  Dardanus, 


8  EINLEITUNG.  §  %  s. 

gute  QueDen  benutzt,  wie  die  von  ihm  aufbewahrte  Nachricht  über 
das  Yorsolonische  attische  Talent  zeigt  ^)  Am  Ende  des  vierten  oder 
zu  Anfang  des  fünften  Jahriiunderts  schrieb  Diodoros  ebenfalls  nieql 
ata&fiiSv  und  behandelte  besonders  das  Talent  und  seine  Teile  sowie 
den  Kurs  des  attischen  Silbertalentes  im  Verhältnis  zu  dem  Solidus 
und  der  kupfernen  Scheidemünze  jener  Epoche. >) 

Was  wir  sonst  tou  metrologischen  Schriften  wissen,  yerdanken 
wir  den  verschiedenen  Fragmenten  über  Mafse  und  Gewichte,  die  uns 
noch  erhalten  sind.  Das  der  Zeit  der  Abfassung  nach  älteste  ist  ver- 
mutlich das  kleine,  zuerst  von  Montfaucon  in  den  Analekten  der  Bene- 
diktiner verOffendichte  Stück  tvcqI  ^irgtov  xal  axa^iiwv  %al  rwy 
dfjXüvyrwv  amä  atifictnov*)^  denn  hier  erscheint  noch  die  Bestim- 
mung des  Denars  zu  i/b4  Pfund,  es  muls  also  vor  Nero  niedergeschrie- 
ben sein.^)  Wir  bezeichnen  diesen  kurzen  Traktat  als  'die  älteste 
Malis-  und  Gewichtstafer  oder  eitleren  den  anonymen  Verfasser,  vrie 
es  früher  üblich  war,  als  den  Metrologen  der  Benediktiner. 

Demnächst  kommen  in  Betracht  die  unter  Her on  s  Namen  über- 
lieferten Tafeln  über  die  Langen-  und  Flachenmafise,  sowie  über  einige 
Hohlmatse  der  römischen  Provinz  Ägypten.  Die  Frage  nach  der  Ent- 
stdiung  dieser  Fragmente  und  ihrer  Beziehung  zu  Heron  von  Alexan- 
dreia,  der  gegen  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  v.  Qu*,  blühte^),  ist 
Gegenstand  vielfUtiger Untersuchungen  gewesen.^  Zu  einem  einiger- 
malsen  sicheren  Ergebnis  konnte  man  jedoch  nicht  eher  gelangen  ab 


t)  H.  Kdl  QnaestioDes  grammat.,  Leipzis  1860,  p.  Bf.,  Moromsen  S.  79t 
(Tndaet.  Blaeas  lü  p.  82),  Metrol.  Script.  IT  p.  23.  Ober  die  ErwähniiDS  des  vor- 
solonisdieD  Talentes  vergl.  unteD  (  25,  2  a.  E. 

2)  S.  QDten  I  40,  4  nod  vergl.  Metrol.  Script.  I  p.  t56  f. 

3)  Analecta  Graeca  sive  varia  opnscala  Graeca  haetenns  non  edita.  £x  MSS* 
codicibiis  ememnt  monachi  Benedictini.  Paris  1688.  Das  erwäbDte  FragmeDt  ist 
ex  codiee  Regio  3284  (jetzt  Cod.  Graec.  Dr.  1670)  eDtoommen  UDd  p.  393—395 
abgedruckt  (wiederholt  in  den  Metrol.  script.  I  p.  207  L,  erklärt  ebenda  p.  64  Ä). 

4)  MetroL  script  1  p.  65  ist  als  Zeit  der  Abtassang  die  Epoche  von  Angnstos 
bis  Glaadins  ermittelt  worden.  TergL  auch  unten  {  36, 1. 

5)  Metrol.  Script  I  p.  9  f.,  BL  Gantor  Voriesnngen  über  Gesch.  der  Matbem. 
IS.  313  f. 

6)  Letronne,  Recherches  critiques  bistoriqnes  et  g^graphiqiies  sur  les  frag- 
ments  d'H^ron  d*Alexandrie  on  du  Systeme  m^triqne  cgyptien  (nach  des  Ver- 
fassers Tode  herausgegeben  von  A.  J.  H.  Vincent,  Paris  1851),  H.  Martin,  Re- 
cherches snr  la  vie  et  les  oovrages  d'H^n  d*Alexandrie  et  sur  tous  les  ouvraces 
mathtoatiques  grecs  qui  ont  ^t^  attribu^  k  un  auteur  nomm^  H^ron.  In  den 
Mtooires  pr^sent^  par  divers  savants  k  l'Acad.  des  Inscr.  s^e  I,  tome  IV,  Paris 
1854,  Gantor  Die  römischen  Agrimensoren,  Leipzig  1875,  S.  6  ff.,  dersdbe  Yorks. 
I  S.  315  f.  321  ff.,  Hultsch  Metrol.  Script.  I  p.  9  ff.  und  in  Fleckeisens  JahrbAchem 
1876  S.  760  ff. 


|i»s.  QUELLEN.  9 

hk  die  Reste  der  Geometrie  und  Stereometrie,  soweit  sie  auf  unsere 
Tage  gdommeu,  veröffentlicht  waren,  i)  Danach  hat  sich  zunächst  eine 
gewisse  relati?e  Zeitfolge  der  einzelnen  Mafstafeln  festsetzen  lassen  ^\ 
und  weiter  ist  der  Zusammenhang  derselben  mit  dem  ursprünglichen 
Werke  Herons  deutlicher  ans  Licht  getreten.  Denn  da  die  Geometrie, 
oder  wie  in  ehier  anderen  Quelle  der  Titel  lautet,  die  Geodäsie  Herons 
ab  praktisches  Lehrbuch  diente,  welches  Heron  selbst  nach  weit  Alteren 
ägyptischen  Quellen  abgefafst  hatte,  so  wurde  diese  Anweisung  zum 
Feldmessen  je  nach  den  Zeit?erhflltnissen  anders  bearbeitet,  so  dals 
schon  die  älteste  der  uns  erhaltenen  Tafeln  einige  römische  Mafse 
erwähnt,  während  die  etwa  um  ein  Jahrhundert  jüngere  fünfte  Tafel 
ein  unter  romischer  Herrschaft  neu  gebildetes  System  der  Feldmafse 
darsteDU') 

Melu*ere  Heronische  Fragmente  finden  sich  in  den  Handschriften 
ds  Anhang  zu  einer  Schrift  des  Didymos  ?on  Alexandreia,  welche 
HitQa  fdaQfiOQtov  xal  Ttavtoliov  ^hav  betitelt  ist.^)  Didymos  selbst 
fiifrt  in  seiner  Schrift  auf  demjenigen  System  der  Längenmafse,  wel- 
ches die  Romer,  bald  nachdem  Ägypten  Provinz  geworden  war,  einge- 
richtet hatten ;  er  schrieb  also  noch  etwas  früher  als  der  Bearbeiter 
der  eben  erwähnten  ersten  Heronischen  Tafel.  ^) 

Weiter  schliefst  sich  in  einigen  Handschriften  des  Heron  und 
Didymos  ein  Traktat  ne^l  raXavrwv  an,  auch  Ttegl  fiirQwv  xal 
atci^ficSy  ovofiaalag  oder  ähnUch  überschrieben.  <^)  Derselbe  Ab- 
sdmitt,  mit  einer  Vorrede  und  einigen  anderen  Erweiterungen  yer- 
sdien,  erscheint  in  anderen  Handschriften  unter  dem  Titel  tcbqI 
(rro^ficJy'O  und  dem  Automamen  des  Julius  Africanus,  womit  also 


1)  Heronis  Alezandrini  geometriconim  et  stereom.  reliqniae  ed.  Hnltsch, 
Beriiiil8«4. 

2)  Metrol.  Script  I  p.  23  ff.  Die  hier  anfgestellte  Reihenfolge  ist  iinahhSngig 
▼OD  der  bandschriftlichen  Oberliefernng.  Gerade  die  ilteste  Tafel,  welche  ehemals 
als  die  zweite  gezählt  wurde,  findet  sich  erst  am  Sehlnls  der  Geometrie  (p.  139  f. 
meiner  Ansgabe)  nachtrSgUch  beigefügt. 

3)  Die  ilteste,  oder  nach  der  29ihlnng  in  den  Metrologici  scriptores  die  erste 
Tafel  gehört  dem  ersten  oder  xweiten  Jahrhundert  n.  Chr.,  die  fünfte  Tafel  dem 
dritteo  Jahrhundert  an.  Yergl.  MetroL  script  I  p.  19.  24.  37  ff.,  nnten  {  53, 1. 
4.  5.  7. 

4)  Heronis  geom.  p.  238  ff. ,  Metrol.  script  I  p.  21  f. 

5)  Metrol.  Script  I  p.  7.  26.  Yergl.  nnten  {  53, 1.  4. 

6)  MetroL  Script  I  p.  XXII  f.,  158  f.  adnot,  300  ff 

7)  Heransgegeben  von  P.  de  Lagarde  Symmicta  I  S.  167  f.  Diese  Redaktion 
entliilt  aniser  einer  knnen  Vorrede  nnd  dem  ans  den  Scholien  znr  Ilias  23, 263  ff. 
entnommenen  Nachweis,  dafe  das  Homerische  Talent  nur  ein  kleines  Gewicht 
sein  könne  (vergl.  nnten  { 19,2),  noch  einige  andere  Angaben,  welche  in  der 


10  EINLEITUNG.  |2,2; 

die  Zugehörigkeit  dieses  Stackes  zu  dessen  groisem  Sammelwerk,  den 
KeOTolj  bezeichnet  wird.i)  Keinesfalls  ist  Afiricanus  selbst  der  Ver- 
fasser gewesen,  ebenso  wenig  aber  auch  Heron  oder  Didymos.  Als  die 
Abfassungszeit  des  Fragments  lälst  sich  mit  grofser  WahrscheinUchkeit 
das  Ende  des  ersten  oder  der  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr., 
als  Aufenthaltsort  des  Verfassers  Alexandreia  ansetzen. 2)  Wir  citieren 
daher  den  letzteren  nach  Monmisens  Vorgang  als  den  anonymen 
Alexandriner. 

Weiter  schUefst  sich  an  diesen  Traktat  ein  Fragment  7t€ifl  fiivQCJv 
an  ^),  welches  ebenfalls  zu  Alexandreia  geschrieben  sein  mag,  aber  zum 
Verfasser  weder  den  Heron  noch  Didymos  noch  den  eben  bezeichneten 
Alexandriner,  sondern  einen  anderen  Anonymus  hat,  von  dem  wir  nur 
wissen,  dafs  er  mit  den  Mafsen  der  Hebräer  genau  bekannt,  also  selbst 
wahrscheinlich  jüdischen  Stammes  war. 4) 

Eine  ziemlich  umfängliche  Sammlung  metrologischer  Fragmente 
findet  sich  am  Schlüsse  der  Werke  Galens  angehängt  Sie  beziehen 
sich  sämtlich  auf  Hohlmafse  und  Gewichte  und  sind  mit  Rücksicht 
auf  die  Praxis  der  Ärzte,  welche  die  Medikamente  teils  nach  dem  Hohl- 
mafe  teils  nach  dem  Gewichte  ?erschrieben ,  zusammengestellt  Des- 
halb ist  besonders  die  Reduktion  des  Hohlmafses  auf  das  Gewicht  des 
darin  enthaltenen  Weines  oder  Öles  und  anderer  Flüssigkeiten  ausge- 
führt, ein  Punkt,  auf  den  Galen  selbst  mehrmals  in  seinen  Werken  zu 
sprechen  kommt. ^)  Auch  die  in  den  Tabellen  durchgeftlhrte  Ver- 
gleichung  verschiedener  Mafse  und  Gewichte,  besonders  des  attischen, 
alexandrinischen  und  römischen,  berührt  Galen  einige  Mal,  weil  er  in 
seinen  verschiedenen  Quellenschriften  auch  verschiedenes  Mab  und 
Gewicht  fand.®)    Der  erste  Teil  der  Sammlung  trägt  die  Überschrift 


ersterwähnten  Recension  fehlen.  Doch  ist  der  Text  der  letxteren  von  manchen 
Fehlern  frei,  die  sich  in  der  langem  Bearbeitnng  finden.  In  der  lateinischen 
Obersetsung,  welche  von  Galvus  in  der  Editio  princeps  des  Hippokrates  ver- 
öfientlicht  worden  ist  (Metrol.  Script,  n  p.  39  fr.  142  01),  erscheint  die  Vorrede 
ähnlich  wie  bei  Lagarde;  dagegen  fehlt  der  Bericht  über  das  Homerische  Talent 

1)  Metrol.  Script  I  p.  60  f.  vergl.  mit  p.  20.  158  adn.  2,  U  p.  39  f.  Li  der 
lateinischen  Übersetzung  des  Galvus  (Metrol.  script  U  p.  142)  lautet  der  Titel 
*Aphricanus  de  medelarum  ponderibos  mensurisque*. 

2)  Martin  Recherches  sur  H6ron  p.  191.  212,  Mommsen  S.  30. 723  f.  (Traduct 
Blaeas  I  p.  37  f.,  IH  p.  334  f.).  Metrol  Script  I  p.  159 1 

3)  MetroL  Script  I  p.  XIV.  138. 161.  257  £,  0  p.  144, 18—146,  de  Lagarde 
Symm.  1  S.  168,  52—170,  84. 

4)  MelroL  Script  I  p.  138  und  vergl.  unten  $  43, 1. 

5)  Metrol.  Script  I  p.  77  f.  und  vergl.  unten  $  17,  6. 

6)  MetroL  Script  1  p.  79  f.  121. 


|s,s.  QUELLEN.  11 

rakrivov  toi  aotpunitov  tvsqI  fiirftay  xal  ora-d-fÄiSy  öidaoica'' 
JUa^),  dann  Mgi  eine  aus  rerschiedenen  Quellen  geflossene  Kompila- 
tion Ttegl  OfjfAelcav  luxl  j^a^ofxinj^wy  TcJy  h  ralg  avatad-ixlaig  xcrl 
^£^2  OTa-S-fiiSy  xal  iJLh((<av%  ferner  ein  Auszug  Ix  tüv  KleoTtazQag 
xoafjnjTtxdiy  ne^l  avad-fidSy  xai  fiirQioy,  also  ursprünglich  eine  Zu- 
sammenstellung der  Mafse  und  Gewichte  für  Salben  und  wohlriechende 
öle,  abgeleitet  aus  einer  grOCseren  unter  dem  Namen  der  ägyptischen 
Königin  Kleopalra  verfafsten  Schrift,  welche  vielleicht  den  Titel  xo/ti- 
fKOTtx^  T^yt]  geführt  hat^)  Weiter  folgt  eine  Tafel  über  Mafse  und 
Gewichte  der  Rofsftrzte^),  und  daran  schliefsen  sich  noch  mehrere 
andere  Mafs-  und  Gewichtstafeln,  deren  eine  Jioaxoqldov  Jte^l  fid* 
%Q(ay  xal  arad-fitüy  überschrieben  ist.^)  Alle  diese  Fragmente  sind 
erst  im  vierten  oder  fünften  Jahrhundert  in  die  uns  jetzt  vorliegende 
Form  gebracht  worden;  aber  sie  beruhen  auf  ahnlichen  älteren  Zu- 
sammenstellungen, welche  im  ersten  und  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr. 
verfaist  worden  sind  und  deren  ursprüngliche  Form  sich  noch  an- 
nähernd wiederherstellen  läfst.®) 

Aufser  dieser  so  bunt  zusammengefügten  Sammlung,  welche 
Galens  Namen  an  der  Spitze  trägt,  ist  noch  eine  grofse  Anzahl  ähn- 
licher Tafeln  erhalten^),  deren  einige  noch  der  Veröffentlichung 
harren.  Dieselben  berühren  sidi  teils  nach  der  Überlieferung  in  den 
Handschriften,  teils  auch  nach  ihrem  Inhalte  vielfach  mit  der  im  J.  392 
von  Epiphanios,  Bischof  von  Konstantia  auf  Kypros,  verfafsten 
Schrift  ^Bql  fiitQiay  xal  atad-ficoy  ^),  in  welcher  aufser  verschiedenen 


'      1)  Af  etrol.  Script.  I  p.  89  ff.  21S  ff. 

2)  Ebenda  p.  93  ff.  225  ff. 

3)  Ebenda  p.  108  ff  233  ff.,  H.  Usener  im  Rheinischen  Museum  XXVffl  (1873) 
S.  412f. 

4)  lietrol.  Script.  I  p.  t29  ff.  237  f. 

5)  Ebenda  p.  131  ff.  238  ff. 

6)  Ebenda  p.  85  ff. 

7)  Ebenda  I  p.  81  ff  136  f.  244  ff.,  U  p.  36  ff.  126  f.  130  ff.,  Marcellus  Empi- 
neos  in  der  Sammlung  Medicae  artis  principes  excud.  Henr.  Stephanus,  Paris 
1567,  tom.  n  p.  242  f. 

8)  Am  voUstaDdigsten  veröffentlicht  von  P.  de  Lagarde  Symmicta  II  j  Got- 
ttncen  1880,  S.  152  ff,  vorher  Ton  Petau  in  Eniphanii  opera  tom.  II  p.  158  ff 
nnd  von  G.  Dindorf  in  Epiphanii  episc.  Gonstantiae  opera  vol.  IV  pars.  I  p.  3  ff. 
Die  St&cke  metrologischen  Inhalts,  mögen  sie  nun  unmittelbar  ans  aer  genannten 
Schrift  gezogen  oder  dnrch  spätere  Oberarbeitnng  mehr  oder  minder  umgestaltet 
•ein,  sind  behandelt  in  den  Metrol.  Script.  I  p.  140  ff.  259  ff.,  II  p.  32  f.  100  ff., 
and  von  Lagarde  Symmicta  I  S.  21 1  ff.  Letzterer  hat  hier  einige  Stflcke  ans 
Handschriften  znm  Abdruck  gebracht,  welche  in  den  Metrologid  scriptores  fehlen; 
doch  hat  sich  meine  Sammlung,  was  die  Namen  und  die  Bestimmung  der  Mafse 
und  Gewichte  anlangt,  als  vollständig  und  wegen  ihrer  Obersichtlichkeit  und  der 


12  EINLEITUNG.  §2,8* 

duronologischen  und  hermeneutischen  ErOrtenuigeD  eine  ausführliche 
Dantellang  der  Hohlmafse,  besonders  der  hebräischen,  sowie  eine 
kttrzere  Übersicht  über  Gewichte  und  Feldmafse  sich  findet. 

Wieder  andere  Fragmente  gehen  auf  den  Bischof  von  Kaisareia 
in  Patostina  Eusebios  oder  auf  den  heiligen  Maxim us  zurück.^ 
Auch  diese  enthalten  einzehie  wertroUe  Notizen,  welche  an  den  be- 
treffenden Stellen  dieses  Handbuches  benutzt  und,  so  weit  als  nOtig^ 
besprochen  worden  sind. 

3.  Die  metrologische  Litteratnr  der  ROmer  zerftUt  in  zwei  Haupt- 
teile, je  nachdem  vorwiegend  die  Längen-  und  Flächenmafse  oder  die 
Gewichte,  und  im  Zusammenhang  damit  wohl  auch  die  Hohlmafse,  be- 
handelt worden  sind. 

Die  Darstellungen  der  Feldmafse  und  somit  auch  der  Ltngen- 
mafse  bilden  einen  wesentlichen  Teil  der  römischen  FekhneMunst 
oder  Gromatik  und  hängen  ihrem  Ursprünge  nach  eng  mit  der  Hero* 
nisehen  Geometrie  (§  2,  2)  zusammen.  Schon  zu  Anfang  der  Kaiser- 
zeit  hat  es  eine  lateinische  Bearbeitung  jenes  in  der  Provinz  Ägypten 
allgemein  verbreiteten  Lehrbuchs  gegeben,  aus  welcher  Columella 
einige  Abschnitte  in  seine  Schrift  Ober  den  Landbau  aufgenommen 
hat. 3)  Um  ein  Jahrhundert  später  sdirieb  Baibus,  ein  Offizier  von 
höherem  Range,  welcher  an  einem  der  dacischen  FeldzOge,  wdir- 
scheinlich  unter  Trajan  im  J.  101,  teilgenonunen  hatte,  eine  EaoposUi^ 
«r  ratio  amnium  formamm^  welche  sich  ebenflills  eng  an  Heron  an- 
schlofs  und  demgemäfs  zu  Anfang  auch  eine  Übersicht  fiber  die  wich- 
tigsten Längen-  und  Feldmafse  enthielt')  Nächst  Baibus  sind  unter 
den  Agrimensoren  hervorzuheben  Frontinus  und  Hyginus^);  aber 
auch  in  ihren  jüngsten  Austoufem  bietet  die  gromatische  Litteratur 


beigefügtea  genauen  Indices  als  durchaus  brauchbar  erwiesen,  wie  die  spiteren 
betreffenden  Abschnitte  dieses  Handbuchs  zeigen  werden.  VergL  auch  die  Über- 
sicht der  Fragmente  bei  Lajmrde  Symm.  U  S.  184  f.,  wo  jedoch  bei  den  Artikeln 
af^ov^  iovyor,  n^wi  der  Verweis  auf  p.  56  f.  der  Metrol.  Script  fehlt.  —  Die  Ab* 
fassungszeit  seiner  Schrift  giebt  Epiphanios  selbst  p.  177*  Petav.  (S.  174  Lag.)  an. 

1)  MetroL  aeript  I  p.  149  f.  161  f.  276  E  302  f. 

2)  S.  den  niheren  Nachweis  in  meinem  Artikel  'Gromatici'  in  der  Allgem. 
Encyklopadie  von  Ersch  und  Gruber,  I.  Sektion,  XGÜ.  Band  S.  100  ffl,  und  bei 
Gantor  Die  römischen  Agrimensoren  S.  89  ff.  137  f.  201. 

3)  Allgem.  Encyklop.  a.  a.  0.  S.  102  E,  Metroi.  Script  11  p.  7  ff.  57  ff.,  Grator 
Agrimensoren  S.  99  ff.,  Voriesunffen  über  Gesch.  der  Bfathem.  I  S.  468  E  —  Ober 
die  Stellung  des  Baibus  und  die  Abfassungszeit  seiner  Schrift  handelt  Mommsen  in 
den  Schriften  der  römischen  Feldmesser  herausgeg.  v.  Blume  u.  s.  w.  II  S.  147  f. 

4)  Metrol.  Script  If  p.  5  f.  56  f.  59  ff.,  Allgem.  Encykl.  S.  99,  Gantor  Agrim. 
S.93ff:,Vorles.I  $.466  ff. 


11.4.  QUELLEN.  13 

noch  bemerkenswerte  Reste  ftlterer  Überlieferung  0;  ja  selbst  Isidor, 
der  seine  Ehfmologiae  oder  Ori$ine$  zu  Anfang  des  siebenten  Jahrhun- 
derts schrieb,  hat  in  seiner  Bearbeitung  der  Mafse  und  Gewichte  noch 
einxdne  wertvolle  Notizen  aus  weit  Altern  Zeit  uns  erhalten.^) 

Ein  zweiter  Abschnitt  der  metrologischen  Litteratur  der  Römer 
gruppiert  sich  um  die  Darstellung  des  Asses  und  seiner  Teile,  woran 
bd  einigen  Autoren  eine  Erklärung  der  Gewichte  und  Hohlmafise  sich 
knflpft  Mit  voller  Sachkenntnis  geschrieben  und  auch  so  gut  wie 
▼oUstflndig  uns  erhalten  ist  die  in  der  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts 
abgefafste Dtsf n(ttf to  des  römischen  Ritters  Volusius  Maecianus.') 
Dieser  Schrift  reihen  sich  als  ebenfalls  treffliche  Quellen  der  Liber  de 
ßsse^)  und  das  Cartnen  de  fondmlm$  ^)  an,  deren  Verfasse  uns  unbe- 
kannt sind.  Auch  andere  poetische  Bearbeitungen  dieser  Materie  sind 
erhalten.^)  Nicht  minder  ist  hervorzuheben,  was  Priscianus  in 
seiner  Schrift  de  figuns  numerorum  nach  guten  Gewährsmännern  ttber 
römische  und  griechische  Gewichte  zusammenstellt '') 

4.  Als  Quellen  sind  selbstverständlich  auch  alle  übrigen  Schriften 
des  Altertums,  insofern  sie  Angaben  tiber  Mafse,  Gewichte  und  Münz- 
währungen enthalten,  zu  betrachten.  Hier  hat  die  Forschung  in  jedem 
einzelnen  Falle  den  Wert  der  Mitteilung  zu  prüfen.  Selbst  Schriftr 
steiler,  die  in  anderen  Beziehungen  wegen  der  Genauigkeit  ihrer  Be- 
richte gerühmt  werden,  wie  Herodot  und  Polybios,  sind  in  einigen 
Angaben  über  Mafse  und  Messungen  minder  zuverlässig.   Doch  teilte 


1)  Metrol.  Script  U  p.  34  ff.  123  ff.,  Allgem.  Encykl.  S.  105,  Gantor  Agrim. 
S.  105  ff.  (and  daia  meine  Anzeige  dieses  Werkes  in  Fleckeisens  Jahrb.  1876 
S.  765  ff),  Vorles.  I  S.  468  ff. 

2)  Metrol.  sciipt  n  p.  33  f.  106—123,  Gantor  Vorles.  I  S.  704  f.  Die  wichtige 
Angabe  fiber  das  'gr^^te  Talent'  von  120  römischen  Pfand,  welche  auf  die  aft- 
äginaische  Mine  führt  (unten  f  19, 10.  20,  5.  48, 1.  57,  4,  v)  scheint  zwar,  wie 
die  Fassung  der  Worte  zeigt,  ein  beiläufiger  2^8atz  zu  sein  (Metrol.  Script 
n  p.  XVn.  115,  9),  nach  ihrem  Inhalte  aber  stellt  sie,  in  ObereinsUmmong  mit 
Yitnrv,  ein  vollgültiges  Zeugnis  dar. 

3)  Mommsen  Abhandl.der  sachs.Gesellsch.  der Wissensch.  111(1853)  S.281ff., 
Metrol.  Script.  II  p.  17  ff  61  ff. 

4)  MetroL  Script  U  p.  14  ff  72  ff. 

5)  W.  Ghrist  Ihis  Garmen  de  ponderibns  et  mensnris  im  Rhdnischen  Musenm 
XX  &  64  ff,  Metrot.  script  U  p.  24ff.  88  ff. 

6)  Aisonius  behandelt  in  der  Ecloge  de  raUorie  Ubrae  p.  154  f.  ed.  Schenkl 
^e  DoodeciBMlteilung  des  Asses  in  einer  gespreizten,  an  das  Rätselhafte  strei- 
fenden Sprache.  Klar  und  mit  Sachkenntnis  ist  im  5.  oder  6.  Jahrhundert  dn 
Gedicht  de  Höra  et  parUbtu  eitu  geschrieben,  welches  in  einigen  Handschriften 
in  drei  Theile  mit  besonderen  Titeln  ffespalten  ist  S.  Metrol.  script  II  p.  Xm  ff 
31  f.  99 1,  Borsian  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1866  S.  784  Anm.  45. 

7)  Metrol  script  II  p.  22  ff.  82  ff. 


14  EINLEITUNG.  |8,i. 

diesen  Mangel  an  Präcision  mehr  oder  minder  das  ganze  Griecben- 
Tolk.  Die  Gewohnheit  in  runden  Zahlen  zu  rechnen,  die  Mafse  nur 
nach  ihrem  ungefähren  Betrage  zu  nehmen ,  ähnliche  Mafse  verschie* 
dener  Volker  gleich  zu  setzen,  Entfernungen  nur  nach  ungenauer  Ab- 
schätzung zu  bestimmen,  war  ganz  allgemein.  Auch  darf  man  nicht 
vergessen ,  dafs  die  meisten  Notizen  nur  gelegentlich  bei  Behandlung 
anderer  Gegenstände  gegeben  werden ,  und  dafs  auch  neuere  Schrift- 
steller in  solchen  Fällen  nicht  ängstlich  eine  absolute  Genauigkeit  er- 
streben. 

Von  hohem  Werte  sind  alle  Angaben ,  die  uns  aus  den  Werken 
des  Aristoteles,  Theophrastos  und  Polemarchos  noch  erhalten  sind.^) 

Vorsichtige  PrQfung  in  jedem  einzelnen  Falle  ist  wiederum  bei 
Benutzung  der  Lexikographen  und  Kommentatoren  erforderlich.  Sie 
haben  teilweise  höchst  wertvolle  Nachrichten  aus  alten  guten  Quellen, 
aber  auch  vieles  Ungenaue  und  Irrtümliche;  auch  stehen  häufig  An- 
gaben, die  sich  auf  ganz  verschiedene  Zeiten  und  Verhältnisse  be- 
ziehen, ungeschieden  neben  einander. 

Unter  den  Römern  sind  Varro  und  Plinius  hervorzuheben,  letz- 
terer als  Sammelschriftsteller,  je  nach  der  Autorität  seiner  Quellen, 
bald  mehr  bald  minder  zuveriässig. 

Die  Inschriften  bieten  für  Metrologie  verhältnismäfsig  weniger  als 
ftlr  andere  Teile  der  Altertumswissenschaft;  doch  ist  gerade  in  jüngster 
Zeit  manches  neue  Material  hinzugekommen  und,  so  weit  als  Äunlich, 
bei  der  zweiten  Bearbeitung  dieses  Handbuches  verwertet  worden. 

§  3.   ßfeuere  IdtUratur, 

Was  bis  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  von  Neueren  auf  dem 
Gebiete  der  Metrologie  geschrieben  worden  ist,  kann  für  den  heutigen 
Standpunkt  der  Forschung  kaum  noch  mafsgebend  sein.  Immerhin 
erscheint  es  jedoch  der  Mühe  wert  die  Hauptwerke  zusammenzustellen, 
da  sie  bisweilen  noch  wegen  einzelner  Angaben  angeführt  werden 
und  die  meisten  wenigstens  von  historischem  Interesse  sind. 

1.  Nicht  lange  nach  dem  Wiedererwachen  der  Wissenschaften  ver- 
öffentlichte der  Franzose  Bud6  sein  umfängliches  Werk  über  den  As: 
GuI.  Budaei  Parisiensis  de  asse  et  partibus  eius  libri  Y.  Paris  1514,  spater 
mehnnals  wiederholt*)  Die  Vorrede  ist  datiert  Idibus  Martii  A.  D.  M.  D.  XDII. 


t)  Metrol.  Script  I  p.  155  f.  163  und  dazu,  insofern  Pollux  den  Aristoteles 
und  andere  benutzt  hat,  p.  151  fL 

2)  Lipsins  Bibliotheca  nummaria,  Leipiig  1801,  p.  60.  Ich  benutzte  die  vom 
Verfasser  selbst  noch  besorgte  Ausgabe  vom  J.  1550. 


1 3,  t.  NEUERE  UTTERATÜR.  15 

Er  sammelte  die  Stellen  der  Alten  und  suchte  sie  zu  einem  System  zu 

Terbinden.   Ein  Hauptzweck  war  für  ihn  die  DarsteUung  der  für  seine 

Zeit  noch  rätselhaften  Sesterzrechnung.  ^)    Er  versichert  Gold-  und 

Silbermflnzen  auf  das  sorg&Itigste  gewogen  zu  haben,  ohne  jedoch 

dadurch  Tor  Irrtümern  wie  vor  dem  der  Gleichstellung  von  Mine  und 

römischem  Pfund  bewahrt  zu  werden.^) 

Dngewifs,  in  welchem  Jahre,  wahrscheinlich  bald  nach  Bud^s 

Werk,  erschienen 

Leonard!  de  Portis  de  sestertio  pecuoiis  ponderibus  et  mensiiris  antiqnis 
libri  doo.')  Wiederholt  1524  ond  öfter  (abgedruckt  im  Thesanr.  Gronov. 
Td.  IX  p.  1433  fH). 

Die  Bestimmung  der  alten  Mafse  glaubte  er  ad  principia  naturalia, 
quae  ftabilia  mnt,  zurückführen  zu  müssen.  Diese  waren  ihm  bei  den 
Längenmafsen  der  natürliche  Fufs,  den  er  um  Vi  2  kleiner  als  die  Fufs- 
mafise  seiner  Zeit  ansetzte,  bei  dem  Gewichte  die  siliquae^  Schoten- 
kömer.  Darauf  und  auf  die  Wahrnehmung,  dafs  die  alten  Denare 
ungeföhr  eine  italienische  Drachme  wogen ,  und  dafs  das  römische  wie 
das  neuere  italienische  Pfund  gleiche  Einteilung  haben ,  gründete  er 
die  Vermutung,  dafs  beide  einander  gleich  sein  müfsten.  Zur  Bestim- 
mung des  römischen  Fufses  benutzte  er  aufserdem  ein  in  den  Gärten 
des  Angelus  Colotius  (§  14,  2)  erhaltenes  Fufsmafs,  wonach  er  einen 
Mafsstab  des  halben  römischen  Fufses  abdrucken  liefs.^) 
Demnächst  sind  namhaft  zu  machen 

Georg.  Agricolae  libri  quinque  de  mensuris  et  ponderibus:  io  quibus  plera- 
que  a  Budaeo  et  Portio  parum  animadTersa  diligenter  excutiuntur.  Basil. 
1533. 

Hierauf  folgte  eine  in  ihrer  Art  ganz  vortreffliche  Schrift,  die  in 

unserm  Jahrhundert  fast  in  Vergessenheit  geraten  war, 

SvvoyfiS  mensuraniBi  et  ponderum,  pooderationisque  mensurabilium  secuodum 
Romanos,  Alhenienses,  vicfoyovs,  xal  inTioicr^ovs  opera  Micb.  Neandri. 
Basil.  1555. 

Die  Längenmafse  sind  hier  nur  kurz,  mehr  in  Form  eines  Anhangs, 

behandelt;  ausführlich  dagegen  die  Hohhnafse  und  Gewichte.    Bei 

1)  P.  132:  boc  est  enim  caput  eins  rei  quam  agimus,  hie  cardo  totins 
operis,  haec  denique  alea  andpitis  incepti,  ut  ostendere  aggrediamnr  vel  de- 
monstnire  potins  quid  inter  sestertia  centom  et  sestertium  centies  intersit. 

2)  P.  169.  163. 

3)  Das  Jabr  des  Erscheinens  ist  nicht  angegeben.  Die  Seitenzahlen  fehlen. 
Der  Name  des  Verfassers  lautet,  abweichend  von  dem  Titel,  in  der  von  anderer 
Hand  beschriebenen  Vorrede  Portius,  wie  er  gewöhnlich  genannt  wird.  Nach 
Agricoia  erschien  das  Werk  des  Portins  erst  nach  dem  Bud^schen,  doch  hat 
er§(erer  offenbar  keine  Kenntnis  von  dem  letzteren. 

4)  Vergl.  p.  1452  f.  1467  f.  1487  f.  des  Abdrucks  im  Thesaur.  Gronov. 


16  EINLEITUNG.  |t.l. 

jedem  einzelnen  Abschnitte  macht  eine  Tabelle  der  betreffenden  Malse 

den  Anfang,  wobei  die  alten  Zeichen  dafür,  die  in  sptftern  Druckwerken 

meist  entstellt  und  ungenau  erscheinen,  sorgfilltig  wiedergegeben  sind. 

Dann  folgt  die  Begrandung  der  Tabellen  aus  den  Angaben  der  Alten. 

Dabei  sind  die  unter  Galens  Namen  überlieferten  Tafeln  ($  2, 2),  deren 

Text  auch  als  Anhang  gegeben  wird,  mit  Einsicht  benutzt.   Auch  ist 

mancher  Punkt  berührt,  auf  den  später  erst  Böckh  von  neuem  wieder 

aufmerksam  gemacht  bat. 

Nachstdem  sind  zu  erwähnen 

Lac.  Paeti  de  meDsnris  et  j^nderibas  Romanis  et  Graecis  cum  his  quae  hodie 
Romae  sunt  coUatis  libn  quinque.  Veoei  1573  (abgedruckt  im  Theeaor. 
Graey.Tol.XI  p.  ISOeflH). 

Paetus  versuchte  zuerst  die  genaue  Bestimmung  des  römischen  Pfundes 

nach  Gewichtstücken,  wobei  er  dem  richtigen  Werte  ziemlich  nahe  kam 

(§  21, 1). 

Als  Sammelwerk  war  seinerzeit  brauchbar 

Matth.  Hosti  Historica  antiquitas  rei  nummariae,  mensuraruin,  pooderam  etc. 
Francof.  ad  Od.  1598  (wiederholt  in  Historiae  rei  numm.  vet  scriptores, 
Lipsiae  1693).  Zuerst  war  von  demselben  Verfasser  der  erste  Teil  dieser 
Sammlung  unter  dem  Titel  'Historiae  rei  num.  vet  etc.  libri  quinque*  in 
Frankfurt  a.  0.  1580  erschienen. 

Es  folgen  weiter  die  Werke  des  siebzehnten  Jahrhunderts: 

L  B.  Villalpandi  de  Romanis  Graecis  Hebraeisqne  ponderibus  atoue  numis- 
matis,  secundae  partis  apparatus  Über  secundus,  m  H.  Pradi  et  i.  B.  Villal- 
pandi in  Ezechielem  explanationes  et  apparatus  urbis  ac  templi  HierosoL 
Tol.  m,  Rom.  1604,  p.  329—500. 

Er  mafs  den  zuerst  von  Paetus  beschriebenen  Farnesischen  Congius 
(§  18,  1)  und  versuchte  daraus  den  römischen  Fufs  zu  bestimmen 
(§  14,  2). 

De  pondenbus,  nummis  et  mensuris  libri  V  auctore  Jac. Ca p ello.  Francof.  1606. 
Eine  unkritische  Zusammenstellung  der  früheren  Forschungen ;  Be- 
achtung verdient  jedoch  die  ziemlich  richtige  Bestimmung  des  römischen 
Pfundes,  die  er  wahrscheinlich  aus  Münzwägungen  fand  ($  21, 2  a.  E.). 
Vortrefifliche  Arbeiten  sind  die  von  Scaliger  und  Gronov: 

Jos.  Scaligeri  de  re  nummaria  dissertatio,  über  posthumus:  ex  bibliothect 
Academiae  Lugd.  Bat  (herausgegeben  von  WUlebord  Snell).  Leyden  1616 
(abgedruckt  im  Thesaur.  Gronov.  vol.  IX  p.  1493  ff.). 

J.  F.  Gronovii  de  sestertiis  seu  subsedvorum  pecuniae  veteris  Crraecae  et 
Romanae  libri  IV.  Amstelod.  1656.i)  Die  firüheren  Bearbeitungen  desselben 
Themas  von  Gronovs  Hand,  die  erste  ^u  Leyden  1619,  die  andere  zu  De- 
venter  1643  erschienen^,  sind  weniger  vollständig. 

1)  Nach  dieser  Ausgabe  ist  im  Folgenden  dttert.  Das  Wtfk  wird  häufig  auch 
nach  der  Kolumnentlberschrift  unter  dem  Titel  de  peeunia  velere  angeführt 

2)  Lipsius  Bibliotbeca  numaria  I  p.  161,  Labbe  Biblioth.  nummaria  p.  310. 


i  J,  I.  NEUERE  LITTERATÜR.  17 

Ereterer  zeigte  auch  aa  diesem  Gegenstände,  wie  auf  so  vielen  anderen 
Gebieten  der  Altertumswissenscbaft,  seine  reiche  Belesenheit  in  den 
Werken  der  Alten  und  seine  eminente  Kombinationsgabe,  in  welchen 
Beziehungen  die  kleine  Schiift  noch  jetzt  ab  Muster  gelten  kann. 
Auch  lenkte  er  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  die  wichtigen  Fragmente 
über  Gewichte  und  Münzen,  die  er  aus  einer  Heronischen  Handschrift 
mitteilte.  0  Gronov  behandelte,  wenigstens  far  seine  Zeit,  erschöpfend, 
was  sich  bei  den  alten  Schriftstellern  über  Münzen  findet,  und  seine 
Untersuchungen  sind  in  dieser  Beziehung  noch  jetzt  brauchbar,  wenn- 
gleich die  Methode  seiner  Forschung,  die  an  einen  strengen  Gang  sich 
nicht  bindet  und  zu  Willkürlichkeiten  sich  neigt,  oft  auch  blofs  am 
Äufserlichen  haftet,  einem  hinter  uns  liegenden  Standpunkte  angehört. 
Etwa  dasselbe  gih  von  Saumaises  (Salmasius')  Streitschriften  gegen 
Petau,  die  pseudonym  unter  den  Titeln 

Confatatio  animadversionum  ÄDtonii  GercoStii  und  Refatatio  otriasque  elenchi 
Gercopetaviani 

im  J.  1623  erschienen  sind.  3) 

Weitere  Fortsehritte  in  der  Metrologie  konnten  nur  yon  einer 

sorgfältigeren  Benutzung  der  unmittelbaren  Quellen,  besonders  der 

Münzen,  ausgehen.  Hier  brach  die  Bahn  der  als  Arzt  wie  als  Chemiker 

ausgezeiehnete 

L.  SaTot,  Diacoars  sur  lea  m^dailks  antiques.   Pari»  1627. 

Er  stellte  zuerst  umfängliche  Forschungen  über  den  Feingehalt  der 
Münzen  an  (p.  65  ff.),  fand  dabei,  dafs  die  Münzen  der  Alten  in  den 
Zeiten  sorgfältiger  Prägung  möglichst  fein  geschlagen  wurden,  dafs 
sie  aber  in  der  Kaiseneit  bis  Diocletian  immer  an  Güte  abnahmen. 
Daran  knüpfen  sich  eingehende  Untersuchungen  über  das  Gewicht  der 
römischen  Münzen  und  die  hieraus,  nicht  aus  den  Gewichtstücken,  zu 
entnehmende  Bestimmung  des  Pfundes,  ferner  über  das  Wertverhält- 
nis zwischen  Gold  und  Silber,  endlich  über  die  von  Paetus  und  Villal- 
pandi  ausgegangenen  Bestimmungen  des  Pfundes  und  des  Fufses,  die 
einer  besonnenen  Kritik  unterworfen  und  als  nicht  haltbar  erwiesen 
werden.   Einen  weitem  Fortschritt  machte 

J.  Greaves,  Discouree  of  the  Roman  foot  and  denarius.  London  1647  (wieder- 
holt in  Miacellaneons  worka,  London  1737,  wonach  im  Folgenden  citiert  ist). 

Er  zeigte  zuerst  den  Unterschied  zwischen  der  attischen  Drachme  und 

4&n  römischen  Denar,  und  begründete  seine  Bestimmungen  derselben 

1)  Metrol.  Script.  I  p.  20.  158  und  vergl.  oben  S.  9  f. 

2)  Ebenda  p.  20.  142  f.  158  f. 

Hsltteh,  Mdtrologi«.  2 


18  EWLErrUNG.  §3,1. 

auf  sorgsame  Münzwägungen.  Viel  Schätzenswertes,  besonders  Mit- 
teilungen aus  Handschriften,  enthalt  auch,  obwohl  schlecht  angeordnet 
und  trocken  in  der  Form,  das  Werk 

Eduard!  Bernardide  meDsnris  et  ponderibns  antiqais  libri  tres.  Editio  altera, 
pnrior  et  duplo  locnpletior.  Oxoniae  1688. 

Ausgezeichnet  ist  das  kleine  Werk  von 

J.  G.  Eisenschmid,  De  ponderilms  et  mensnris  veterom  RomaDorom,  Grae- 
conim,  Hebraeoram.  Argeatorati  1708. 

Der  Verfasser  hatte  viele  Münzen  sorgsam  geprüft,  zog  die  Resultate 
mit  grofser  Schärfe  und  vereinigte  alles  zu  einer  vortrefiflichen  systema- 
tischen Darstellung.  Es  war  das  beste  bis  dahin  erschienene  Hand- 
buch der  Metrologie.  1)  Weit  hinter  diesem  Werke  stehen  zurück  Ar- 
buthnots  Tables  of  the  ancient  coins  weights  and  measures  (London 
1727,  lateinisch  von  König,  Utrecht  1756),  die  als  Handbuch  grofse 
Verbreitung  fanden,  indes  keine  neuen  Resultate,  wohl  aber  viele  Un- 
genauigkeiten  und  Fehler  enthalten. 

2.  Gegen  Ende  des  achtzehnten  Jahrhunderts  nahmen  vorzügUch 
firanzOsische  Gelehrte  die  Untersuchung  mit  Eifer  und  Erfolg  auf.  Be- 
sonders namhaft  zu  machen  sind  Barth61emy  und  de  la  Nauze  in 
verschiedenen  Abhandlungen  der  Acad^mie  des  Inscriptions,  ersterer 
auch  im  Anhang  zu  seiner  Reise  des  jungen  Anacharsis.  Voluminös^ 
aber  wenig  brauchbar  ist  das  Sammelwerk  von 

Paneton,  Metrologie  ou  trait^  des  mesares  poids  et  moDnaies  des  andens 

peaples  et  des  modernes.  Paris  1780. 
Rom^  de  l'Isle,  Metrologie  ou  tables  pour  servir  k  rintelligence  des  poids 

et  mesares  des  ancieos.  Paris  1789  (deutsch  von  Grofse,  Brannschweig  1792), 

ist  schätzbar  .wegen  der  Münzgewichte;  aber  der  Verfasser,  der  kein 

C^lehrter  vom  Fach  war  (pr6f.  p.  XIV) ,  hat  nicht  vermocht  den  Stoff 

methodisch  zu  verwerten. 

In  derselben  Periode  erschien  in  England 

Raper,  Enqniry  into  the  measnre  of  the  Roman  foot,  in  den  Philosophical 
transactions  vom  J.  1760;  und  Enqniry  into  the  value  of  the  ancient  Greek 
and  Roman  money,  in  den  Philos.  trans.  vom  J.  1771, 

beides  sehr  wertvolle  Untersuchungen.  Seine  Bestimmung  des  romi- 
schen FuTses  ist  bis  jetzt  die  sicherste  (§  14,  3). 

Eckhels  grofses  numismatisches  Werk,  Doctrina  numorum 
veterum,  enthält  nur  in  den  Prolegomenen  einiges  auf  Metrologie  Be- 
zügliches. Sehr  schätzbar  wegen  der  reichhaltigen  tibersichten  von 
Münzgewicbten  und  der  besonnenen  Kritik,  mit  welcher  dieselben  zur 


1)  Hnssey  Essay  on  the  ancient  weights  p.  7. 


§  8.  J.  NEUERE  UTTERATIJR.  19 

Bestimmong  des  Gewichtes  uod  Wertes  der  rOmiscben  Münzen  ver- 
wendet sind,  ist  die  Schrift  von  • 

Letronne,  Gonsid^rations  g^D^rales  sur  T^valuation  des  monnaies  grecques^ 
et  romaines.  Paris  1817.^) 

Ein  seiner  Zeit  brauchbares,  aUerdings  ziemlich  oberflächlich  ge» 

baltenes  Handbuch  war  das  von 

Wurm,  De  poDdenim,  niimmonim,  meosnranim  ac  de  anni  ordinandi  ratio- 
Dibus  apad  Romanos  et  Graecos.   Statgardiae  1820. 

Ungleich  höher  steht  das  auf  gründlichen  Studien  beruhende,  mit 
vielem  Geschick  abgefafste,  nur  in  den  Angaben  der  Mflnzgewichte 
nicht  immer  ganz  zuverlässige  Werk  von 

Hussey,  Essay  on  the  aneient  weights  and  money,  and  the  Roman  and 
Greek  liquid  measures,  with  an  appendix  on  the  Roman  and  Greek  foot 
Oxford  1836. 

Dazwischen  sind  noch  zu  erwähnen  die  wegen  des  Materials  wert- 
vollen Untersuchungen  von 

Cagnazzi,  Su  i  valori  delle  misure  e  dei  pesi  degll  antiehi  Romani,  desunti 
dagli  originali  esistenti  nel  real  Museo  Borbonico  di  Napoli.  Neapel  1825. 
Deutsch  fibersetzt  von  A.  v.  Schönberg.  Kopenhagen  1828; 

femer  der  Abrifs  von 

Saigey,  Trait6  de  m^trologie  ancienne  et  moderne.  Paris  1834, 
und  die  zwar  unkritischen,  aber  als  Übersicht  brauchbaren  Zusammen- 
stellungen von 

Paucker,  Metrologie  der  alten  Griechen  und  Römer,  in  den  Dorpater  Jahrb. 
für  Literatur,  Band  Y.  1835. 

Die  Frage  über  das  griechische  und  römische  Längen-  und 

Fbchenmafs  unterwarf  einer  sorgfältigen  Revision 

Ideler,  Über  die  Längen-  und  Flächenmafse  der  Alten,  in  den  Abhandlungen 
der  historisch-phil.  Classe  der  Berliner  Akademie  von  den  J.  1812—13.  1825. 
1826.  1827, 

worin  er  die  Hypothesen  früherer  Forscher  als  unhaltbar  nachwies 
(§  8,  1)  und  die  Hauptpunkte  der  so  schwierigen  und  vieldeutigen 
Frage  mit  Umsicht  und  Besonnenheit  feststellte. 

Weiter  lieferten  Fenner  von  Fenneberg  in  seinen  Untersuchun- 
gen über  die  Längen-  Feld-  und  Wegemafse  der  Völker  des  Alter- 
thums  (Berlin  1859),  H.  Wittich  in  verschiedenen  Aufsätzen  in  der 
Archäologischen  Zeitung  und  im  Philologus,  H.  Nissen  in  seinen 
Pompejanischen  Studien  (Leipzig  1877)  dankenswerte  Beiträge  zur 


1)  Desselben  Tabulae  octo  numorum,  ponderum,  mensurarum  apud  Romanos 
et  Graecos  (Paris  1825)  sind  mir  nicht  zu  Gesicht  gekonunen. 

2* 


20  EINLEITUNG.  §  3. 3. 

besseren  Kenutnis  der  Längenmabe.  Andere  Einzeluntersuchungen 
sind  von  mir  nach  dem  Erscheinen  der  ersten  Auflage  dieses  Hand- 
buches TeröffentUcht  worden  0,  und  es  wird  danach  möglich  sein,  in 
der  vorliegenden  Neubearbeitung  den  Zusammenhang  der  verschiede- 
nen Laogenmafee  des  Altertums  darzustellen  (S  10»  4. 14,  4. 46, 2. 20). 
3.  In  neue  Bahnen  wurde  die  metrologische  Forschung  gelenkt 
durch  August  BOckhs 

Metrologische  Untersnchungen  über  Gewichte,  MüozfÜfse  und  Mafee  des  Alter- 
Ihums  in  ihrem  Zusaminenhaage.  Berlin  1838. 

Noch  waren  die  Monumente  des  alten  Babyloniens  und  Assyriens  nicht 
durchforscht  und  noch  war  die  Kenntnis  der  ägyptischen  Altertümer 
eine  kärgliche  im  Vergleich  zu  dem  Standpunkte  heutiger  Tage,  als 
Böckh  schon  den  Zusammenliang  aller  Mafee  der  alten  Kulturvölker 
durchschaute  und  die  Grundzüge  eines  Gebäudes  entwarf,  welches  in- 
folge späterer  Entdeckungen  zwar  in  manchen  Teilen  sich  noch  anders 
gestaltete,  aber  im  ganzen  und  grofsen  nach  dem  anfänglichen  Plane 
seines  Meisters  fortgeführt  wurde. 

An  Bockhs  metrologische  Untersuchungen  schliefsen  sich  die 
hierher  gehörigen  Abschnitte  seiner  Staatshaushaltung  der  Athener 
(2.  Ausgabe,  Berlin  1851)  an.  Bald  nach  dem  Erscheinen  des  erst- 
genannten Böckhschen  Werkes  gab  Dureau  de  la  Malle  in  dem 
ersten  Teile  seiner  iconomie  politique  des  Romains  (Paris  1840)  einen 
kurzen  Abrifs  der  römischen  Metrologie,  besonders  Bestimmungen  des 
Gewichtes  und  Wertes  der  Münzen.  Zu  erwähnen  ist  auch  das  um- 
fiingliche  Werk  von  Vazquez  Queipo 

Essai  sur  les  syst^mes  mitriqaes  et  mon^taires  des  ancieos  peuples,  3  vol., 
Paris  t859, 

welches  im  einzelnen  manches  Brauchbare  bietet,  wenn  man  auch  im 

ganzen  dem  Verfasser  auf  seinen  Forschungswegen  nicht  folgen  kann. 

Das  metrologische  Wissen  der  Gegenwart  beruht  hauptsächlich 

auf  zwei  Werken,  deren  jedes  in  seiner  Art  epochemachend  war  2): 

1)  Zur  Lösung  der  Frage  über  den  Pliiletäriscben  Fufs,  in  den  Jahrb.  für 
classische  Philologie,  herausg.  v.  Fleckeisen  (erste  Abteil,  der  Neuen  Jahrb.  fflr 
Philoloffie  u.  Padag.,  Leipiig,  Teubner)  1863  S.  162  ff.:  Anzeige  von  Brandis' 
Münz-  Mafs-  und  Gewichtswesen,  ebenda  1867  S.  513  ff.;  Das  Grundmafis  der 
griechischen  Tempelbauten,  in  der  Archäol.  Zeitg.,  herausg.  v.  M.  Fräokel  XXXVni 
9.  91  ff. ;  Bestimmung  des  attischen  Fofses  nach  dem  Parthenon  und  Theseion, 
ebenda  S.  172  ff.;  Die  Mafse  des  Heraion  zu  Samos  und  einiger  anderen  Tempei< 
ebenda  XXXIX  S.  97  ff. ;  Heraion  und  Artemision,  zwei  Tempelbauten  loniens, 
Berlin  1881. 

2)  YergL  meine  Recensionen  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1862  S.  556  ff.  und 
1867  S.  513  ff. 


i  4.  DIE  NEUEN  MASS-  GEWICHT-  UND  MÜNZSYSTEME.  21 

Tk.  Moamseii,  Gesckiebte  des  römkokeD  Mflnswesem,  Beriin  1860,  ia  xwdter 
BetrbeitaBg  erschieneD  unter  dem  Titel  'HUtoire  de  la  monnaie  romaine  par 
Tbi(odore  Hommsen,  traduite  de  rallemand  par  le  duc  de  Blacas',  4  toI., 
Paria  1866-1876. 

J.  Braodis,  Das  Mün»-  Mafs-  und  Gewichtsweaen  in  Vorderaaien  bis  auf 
Alexander  den  Grofsen,  Berlin  1866. 

Was  Mommsen  auf  dem  Gebiete  des  römischen  Münzwesens  schaff 

das  hat  Francis  Lenormant  für  das  gesamte  Münzwesen  des  Alter-. 

tiuns  zusammenzustellen  begonnen  in  dem  grofsartig  angelegten  Werke 

La  monnaie  dans  Tantiquite,  tome  I— DI,  Paris  1878—1879. 

Das  Ganze  zerßdlt  in  zwei  Hauptteile,  einen  systematischen  und  einen 

historischen.  1)    Der  erste  TeU  scheidet  sich  wiederum  in  fünf,  der 

zweite  in  drei  Bücher.  >)   Von  diesen  acht  Büchern  sind  bis  jetzt  das 

erste  und  zweite  vollständig,  das  dritte  bis  zum  ersten  Abschnitt  des 

vierten  Kapitels  erschienen. 

Die  Reste  der  metrologischen  Litteratur  des  Altertums  wurden 

zusanunengestellt  und  durch  Kommentare  erläutert  in  den 

Metrologicorvm  scriptonim  reliquiae.  Goll^l  recenauil  partim  nunc  primum 
edidit  Fr.  Hultsch.  Ypl.  I,  Lipsiae  1861.  Vol.  II,  1866. 

Da  einige  von  den  letzteren  Werken  sehr  häufig  zu  citieren  waren^ 

so  sind  folgende  Abkürzungen  angewendet  worden : 

Böckh  Hussey  Mommsen  Metrologici 

Brandia  Lenormant         Queipo  scriptorea 

Es  bezeichnet  also  der  Name  des  Verfassers  kurz  dessen  hier  aufge* 

fdhrtes  Werk ,  insbesondere  Bockhs  Name,  wo  kein  weiterer  Zusatz 

sich  findet,  dessen  Metrologische  Untersuchungen.    Die  französische 

Bearbeitung  von  Hommsens  Geschichte  des  römischen  Münzwesens 

ist  als  Traduction  Biocos  citiert. 

{  4.    Übersicht  der  wichtigsten  neueren  Ma/s-  Gewicht-  und  Mün&systeme, 

Alle  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  alter  Metrologie  hatten  bis 
auf  die  jüngste  Zeit  mit  einer  besonderen  Schwierigkeit  zu  kämpfen, 
welche  aufserhalb  des  zu  behandelnden  StofiTes  lag.  Die  Mafse  und 
Gewichte  des  Altertums  mulsten  mit  neueren  entsprechenden  Gröfsen 
verglichen  und  nach  ihnen  bestimmt  werden ;  in  betreff  der  neueren 
Metrologie  herrschte  aber  nach  der  Verschiedenheit  der  Staaten  oder 
aus  anderen  einmal  überlieferten  Rücksichten  eine  grofse  Mannigfaltig« 
keiL   Französicbe  Gelehrte  rechneten,  auch  nachdem  das  metrische 


1)  Tome  I,  Pr^facc  p.  XXI  ff. 

2)  Plan  de  l'ouvrage,  ebenda  hinter  p.  XXXIL 


22  EINLEITUNG.  1 4,  i. 

System  festgestellt  war,  noch  yielfach  nach  dem  altfranzösischen  Ltfn- 
genmafs  und  Gewicht;  in  Deutschland  wurden  aufser  dem  preufsischen 
Systeme  hin  und  wieder  andere  partikulare  Mafse,  in  Österreich  auch 
österreichisches  Mals,  in  Italien  die  verschiedenen  Mafse  der  Einzel- 
staaten zu  Grunde  gelegt.  Doch  bildete  daneben  für  Mitteleuropa  das 
altfranzösische  Mafs  eine  willkommene  Vereinigung  statt  der  bunten 
Menge  der  verschiedensten  Einzelmafse.  England  folgte  und  folgt 
noch  jetzt  seinen  heimischen  Mafsgröfsen,  und  nur  langsam  dringt  das 
metrische  System  wenigstens  in  den  Kreis  wissenschaftlicher  Unter- 
suchungen ein. 

Seitdem  die  Staaten  Mitteleuropas  das  neuere  französische  System,^ 
welches  durch  den  rein  decimalen  Aufbau  und  die  volle  Kongruenz 
der  Mafse  des  Raums  und  der  Materie  sich  auszeichnet,  mit  erfreulicher 
Übereinstimmung  angenommen  haben ,  hat  die  vergleichende  Metro- 
logie erst  sicheren  Boden  unter  den  Füfsen  gewonnen.  Der  Meter,  der 
Absicht  nach  der  zehntmillionste  Teil  des  nördlichen  Erdquadranten, 
nachträgUch  aber,  da  diese  Gröfse  nicht  genau  zu  ermitteln  ist,  auf  ein 
bestimmtes  Verhältnis  zum  altfranzösischen  Mafse  gesetzlich  fixiert, 
mifst  teils  unmittelbar,  teils  mittelbar  durch  die  von  ihm  abgeleiteten 
Mafse,  alle  Gröfsen,  welche  auf  dem  Gebiete  alter  Metrologie  in  Be- 
tracht kommen,  und  indem  so  eine  absolute  Einheit  gegeben  ist,  steht 
auch  die  Thunlichkeit  der  Vergleichung  allerwärts  offen,  während 
früher  in  den  meisten  Fällen  erst  lange  Zwischenrechnungen  einge- 
schoben werden  mufsten. 

Da  die  Einzelheiten  des  neueren  französischen  Systems  allgemein 
bekannt  sind,  so  bedürfen  nur  die  abweichenden  Systeme,  soweit  sie 
in  früheren  metrologischen  Systemen  zu  Grunde  lagen,  einer  kurzen 
Darstellung.  1) 

1.  Längen- und  Flächenmafse.  Die  Länge  des  Meters  wurde 
durch  Vergleichung  mit  der  altfranzösischen  Toise  (toise  du  Perou)  be- 
stunmt  und  durch  Dekret  vom  19.  Frimaire  des  J.  8.  (10.  Dez.  1799) 
definitiv  zu  443,296  Linien  des  Pariser  Fufses  {pied  du  roi)y  welcher 
sechsmal  in  der  Toise  enthalten  ist,  festgesetzt  2) 

1)  Vergl.  im  aUgemeinen  H.  W.  Dove  Über  Mafs  und  Messeo,  2.  Aufl.,  Berlia 
1835,  Muncke  in  Gehlers  PhysikaUschem  Wörterbuch,  neu  bearb.  von  Brandes 
u.  8.  w.,  Bd.  VI,  Abteil.  2  (Leipzig  1836),  S.  1254  fil,  G.  Karsten  in  der  Allgemeinen 
Encyklopädie  der  Physik,  bearb.  von  P.  W.  Drix  u.  s.  w.,  Bd.  I  (Leipzig  1869) 
S.  442  if.,  K.  W.  Knnis  MQnz-  Mafs-  und  Gewichtskunde,  2  Bände,  5.  Aufl.  Leipzig 
1879,  F.  Noback  Münz-  Mafs-  und  Gewichtebuch,  2.  Aufl.  Leipzig  1877,  W.  Treuber 
Münz-  Mafs-  und  Gewichtebuch  des  Deutschen  Reiches,  Dresden  1879. 

2)  Dove  S.  12,  Karsten  S.  448.  Der  erstere  bemerkt  S.  13:  'Die  Grundlage 


I  4, 1.  DIE  NEUEN  MASS-  GEWICHT-  UND  MÜNZSYSTEME.  23 

Das  Verhältnis  des  englischen  zum  französischen  Fufse  und  somit 
auch  zum  Meter  ist  verschieden  bestimmt  worden.  Da  jedoch  die  Ab- 
weichungen erst  in  der  fünften  Decimalstelle  hinter  der  Einheit  her- 
Tortreten,  so  kommen  sie  für  die  Zwecke  der  alten  Metrologie  kaum  in 
Betracht  Für  die  Reduktionen  in  diesem  Handbuch  ist  als  Verhältnis 
des  engUschen  zum  französischen  Fufse  1 : 1,06575  gesetzt  worden,  i) 

Der  frühere  preufsische  oder  rheinländische  Fufs  war  ebenfalls 
etwas  kleiner  als  der  französische;  er  mals  nach  gesetzlicher  Bestim- 
mung 139,13  Pariser  Linien. 

Da  die  Quellenschriften ,  aus  denen  die  metrologische  Forschung 
zu  schöpfen  hat,  noch  vielfach  nach  den  vom  Metersystem  abweichen- 
den Bfafsen  rechnen,  so  folgt  hier  eine  vergleichende  Übersicht: 


1  Meter  —  443,296  Par.  Lin. 

—  3,07844  Par.  Fufe 
-=>  3,28083  engl.  Fufs 

—  3,18620  preufsische 

Fuf8.2) 


1  Par.  Fuls    =  0,324839  Meter 

=  1,06575   engl.  F. 
1  engl  Fufs  ^  0,304801  Meter 
=  0,938306  Par.  F. 
1  preuls.Fufs=  0,313854  Meter  2) 

Die  geographische  Meile,  welche  neben  dem  Kilometer 
noch  vielfache  Anwendung  Ondet,  enthält  als  der  fünfzehnte  Teil  eines 
mittleren  Breitengrades         7407,4074  Meter 
oder  22803,3  französische  oder  23601,5  preufsische  Fuis.») 

Das  frühere  französische  Wegmafs,  die  lieue  deFra$iee,  be- 
trug 2283  Toisen  ^)  »  4449,6  Meter.  Soweit  sie  nach  Einführung  des 
neuen  Systems  sich  noch  im  Gebrauch  erhielt,  vmrde  sie  zum  Myria- 
meter  in  das  Verhältnis  von  4 : 9,  mithin  gleich  4444,4  Meter  gesetzt 

Die  englische  Meile  {Statute  miU)  enthält  5280  Fufs  und  ist 
gleich  1609,31  Meter. 

des  neaeren  französischen  Mafses  ist  daher  die  Toise  geblieben,  nur  hat  das 
neue  convenüonelle  Mais  eine  bequemere  Theiliing  als  das  frühere  .  Yergl  auch 
Brandis  S.  5  f. 

1)  So  Muncke  a.  a.  0.  S.  1297  nach  Bessel,  Kater  und  anderen.  Dove  S.  176 
setzt  den  französischen  Fufs  »  1,065761  engl.  FuCs  (vergL  denselben  S.  31  ff.). 
Nach  der  älteren  Bestimmung  Birds  vom  J.  1758  war  das  Verhältnis  des  eng- 
lischen zum  französischen  Fufee  10000 :  10657;  danach  redudert  Id  eler,  Abhanfi. 
1812—13  S.  146.  Raper  (unten  §  14, 3)  hat  das  Verhältnis  10000 :  10654.  Aus 
beiden  letzteren  Bestimmungen  kombiniert  Wurm  (p.  6)  den  willkürlichen  Wert 
TOD  135,1414  Par.  Lin.  für  den  englischen  Fufs. 

2)  So  nach  Dove  S.  176  f.;  Muncke  a.  a.  0.  S.  1326  setzt  den  preufs.  Fuls 
»>  0,3137946  Meter  und  den  Meter  —  3,186798  preufs.  Fuls. 

3)  Ideler  a.  a.  0.  S.  165. 

4)  Karsten  a.  a.  0.  S.  452.  Nach  Noback  a.  a.  0.  S.  698  beschränkte  sich 
die  Gültigkeit  dieses  Ansatzes  auf  die  Normandie  und  Champagne,  während  die 
normale  Bestimmung  auf  V^s  Äquatorialgrad  «■  4451,9  Meter  hinausging. 


24  EINLEITUNG.  1 4, 2.  s. 

DieFIäcbenmarse  vergleicben  sich  folgendermafsen^): 
1  französ.  Arpeot  =  48400  DFufs  =  0,510720  Hektare 
1  englischer  Acre  =  4840  D  Yard    —  0,404667      „ 
1  preufs.  Morgen  —  180  D  Ruten 2)  =  0,255332      „ 
1  HekUre  =  10000  D Meter—  1,958020  Arpent 

—  2,471170  Acre 

—  3,916617  Morgen. 

2.  KOrpermafse.  Der  Liter  als  der  Betrag  von  1  Kubik- 
decimeter  oder  0,001  Kubikmeter  ist  gleich  50,4124  Par.  Kubikzoll. 

Im  preufsiscben  Staate  war  früher  das  Normalmafs  für  Flüssig- 
keiten das  Quart  a»  64  preufs.  Kubikzoll 

=  1,14503  Liter. 
Beim  Messen  des  Weines  gaben  60  Quart  1  Eimer,  2  Eimer  1  Ohm. 
Der  preufsische  Scheffel,  der  in  48  Quart  geteilt  wurde,  war  gleich 
54,96149  Liter. 

3.  Gewichte.  Das  Kilogramm  oder  das  Gewicht  eines 
Kubikdecimeters  destillierten  Wassers,  bei  4<^C.,  dem  Punkte  der 
gröfeten  Dichtigkeit,  bestimmt  und  auf  den  luftleeren  Raum  reduciert, 
ist  gleich  18827,15  Gran  des  altfranzösischen  Gewichtes,  mithi» 
1  Gramm  —  18,827  Gran. 

Das  Pfund  (livre)  des  früheren  französischen  Gewichtes  (poii$ 
iemare)  war  eingeteilt  in  16  onces^  die  onee  in  8  grot^  das  gros  in 
72  protfw. 

1  Pfund  »=  489,5058  Gramm 
1  Gran   >»     0,0531  Gramm. 
Das  englische  Reichsgewicht  ist  das  Troypfund,  welches  in  12 
otcttCM,  die  ounce  in  20  pennyweights  zu  24  grains  geteilt  wird.    Sein 
Verhältnis  zum  französischen  Gewicht  ist  verschieden  bestimmt  wor- 
den. 3)   Nach  Weber,  dem  Dove  und  Böckh  folgen  4),  ist 

das  Troypfund  =  373,2484  Gramm 
dasGrain         =     0,064800  Gramm. 

1)  Karsten  a.  a.  0.  S.  487. 

2)  Da  1  lüngennite  12  Fufs,  1  Quadratnite  144  Fofä  hielt,  so  sind  die  obigen 
180  D  Buten  oder  1  nrenfsischer  Morgen  gleich  25920  DFnfs. 

3)  Muncke  a.  a.  0.  S.  1303  setzt  das  Troypfand  nach  Ghelins  und  Hauschild 
m»  373,243  Gramm,  Karsten  a.  a.  0.  S.  466  mit  einer  kaum  merkbaren  Ab- 
weichung «s  373,244  Gramm. 

4)  DoTe  a.  a.  0.  S.  48,  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  15.  Auch  die  Vergleichungs- 
tabellen, welche  den  Caiologues  of  the  Greek  eoins  in  ihe  British  Museum 
beigegeben  sind,  folgen  demselben  Ansatz,  indem  sie  1  englisches  Grain  «■ 
0,06480  Gramm  rechnen. 


f  4. 4.         DIE  NEUEN  MASS-  GEWICHT-  UND  MONZSTSTEME.  25 

In  Dentschland  war  berehs  yor  Annahme  des  metrischen  Systems 
das  Gewicht  in  eine  einfache  Beziehung  zu  dem  Kilogramm  gesetzt 
worden.  Denn  statt  der  verschiedenen  alteren  Gewichte  war  das  söge* 
nannte  Vereinspfund  eingeführt^  welches  V2  Kilogramm  wog  und  in 
30  Lot  zerfiel.  Ein  Lot  war  mithin  «»  16^3  Gramm.  Hundert  Pfund 
biMeten  einen  Centner. 

4.  Münzwährungen.  Im  Deutschen  Reiche  ist  nach  dem 
'Gesetze  betreffend  die  Ausprägung  von  Reichsgoldmttnzen  vom  4.  Dez. 
1871'  die  Münzeinheit  die  Mark  zu  100  Pfennig,  welche  den  Wert- 
ausdruck für  ^^^{219  «"  0,358423  Gramm  feinen  Goldes  bildet  Aus 
einem  Pfunde  feinen  Goldes  0»  500  Gramm)  werden  demnach  69^4 
Stocke  zu  20  Mark,  oder  139V2  Stücke  zu  10,  oder  279  Stücke  zu 
5  Mark  ausgebracht,  und  das  Pfund  Goldes  selbst  gilt  gleich  1395  Mark, 
das  Gramm  Goldes  gleich  2,79  Mark. 

Der  Feingehalt  der  Gold-  wie  auch  der  Silbermünze  ist  auf 
900  Tausendstel  bestimmt  Wahrend  also  das  Zwanzigmarkstück  oder 
die  Doppelkrone  nach  obigem  Ansätze  7,16846  Gramm  feinen  Goldes 
enihflU,  wiegt  dasselbe  Stück,  wegen  der  beigegebenen  Legierung, 
welche  V»  des  Feingewichtes  beträgt,  7,96495  Gramm.  Entsprechend 
wiegt  das  Zehnmarkstück  oder  die  Krone,  bei  einem  Feingehalte  von 
3,58423  Gramm,  3,98248  Gramm. 

Das  Silber  wird  in  Stücken  zu  5,  2,  1,  Vs  und  V&  Mark  zu  einem 
den  wirklichen  Wert  übersteigenden  Nennwerte,  d.i.  als  Scheidemünze, 
aasgebracht,  und  es  ist  demgemäfs  die  Verpflichtung,  Silbergeld  in 
Zahlung  anzunehmen,  gesetzlich  auf  den  Betrag  von  20  Mark  be- 
schränkt. 

Neben  dem  Golde  der  Markwährung  gelten  aber  als  gleichberech- 
tigtes Zahlungsmittel  die  Thalerstücke  der  früheren  Silberwährung, 
welche  in  beschränkter  Menge  noch  umlaufen.  Da  aus  dem  Pfunde 
feinen  Silbers  30  Vereinsthaler  ausgeprägt  wurden  und  1  Thaler  das 
Wertäquivalent  für  3  Mark  bildet,  so  gilt  nach  der  Thalerwährung 
1  Gramm  Silbers  «==  0,18  Mark,  und  das  Wertverhältnis  des  Goldes 
zum  Silber,  wie  es  durch  das  Gold  der  Markwährung  einerseits  und 
durch  den  Silberthaler  andererseits  dargestellt  wird,  ist  gleich  15  V2 : 1. 

Über  die  Frage  der  reinen  Gold-  oder  Silberwährung  oder  der 
Mischung  beider  Währungen  und  über  die  thatsächlichen  Wertverhält- 
nisse  zvnschen  Gold  und  Silber  vrird  weiter  unten  ausführlicher  zu 
sprechen  sein  (§  22, 4). 

In  Frankreich  werden  nach  dem  Münzgesetze  vom  J.  1803  aus 


26  EINLEITUNG.  §4,4. 

1  Kilogramm  Münzgold,  welches  den  Femgebalt  von  900  Tausendsteln 
bat,  mitbin  aus  900  Gramm  feinen  Goldes  310  Stücke  zu  10  Francs 
oder  155  Stücke  zu  20  Francs,  aus  900  Gramm  feinen  Silbers  aber 
200  Francs  gescblagen.  Demnacb  verbalten  sieb  gleicbe  Gewichte 
Goldes  und  Silbers  ibrem  Werte  nacb  wie  3100  :  200  =  15  V2  : 1, 
und  mitbin  ist  aucb  das  Werlverbältnis  des  Goldes  zum  Silber  in  der 
französischen  Münze  gleich  15V2  :  1* 

Weiter  folgt  hieraus,  dafs  ein  Franc  den  Wert  von  »/si  =  0,29032 
Gramm  feinen  Goldes  darstellt,  welcher  Betrag  genau  gleich  0,81 
Hark  ist. 

Das  engUsche  Pfund,  als  Münze  dargestellt  durch  den  $overeigu^ 
enthält  7,322385  Gramm  feinen  Goldes  und  entspricht  mitbin  einem 
Werte  von  20,429  Mark.  Umgekehrt  ist  1  Mark  gleich  0,04895  i  oder, 
da  das  Pfund  20  Shillings  hält,  gleich  0,979  s. 

Der  Gulden  österreichischer  Währung,  welcher  in  100  Kreuzer 
zerßlUt,  unterliegt  einem  schwankenden  Kurse.  In  dem  letzten  Jahr- 
zehnt bat  er  ziemlich  stetig  auf  1,70  Mark  oder  etwas  darüber  ge- 
standen. Die  Mark  kann  dem  entsprechend  auf  etwa  0,585  Gulden 
angesetzt  werden. 


ERSTER  TEIL. 

Die  Längen-  Flachen-  und  HohlmaGse. 


Erster  AbBclmitt. 
Die  grieeliiselieii  LSngen-  nnd  FUchennurse. 

§  5.   Das  System  der  grieekischen  Längenmarse, 

1.  Die  Griechen  haben  die  Mafse,  deren  sie  sich  zum  Ausmessen 
der  Strecken  und  Flächen  bedienten,  nicht  selbständig  geschaffen, 
wohl  aber  die  vom  Orient  Überlieferten  in  selbstbewufstem  volkstüm- 
lichen Sinne  derart  umgestaltet,  dafs  sie  nicht  als  fremde  Einrichtun- 
gen, sondern  als  eigene  Erfindungen  galten.  Das  Gefühl,  dals  die 
Längenmalse  ursprünglich  von  dem  menschlichen  Körper  abgeleitet 
waren,  blieb  allezeit  lebendig.  Allgemein  war  man  der  Meinung,  dafs 
ehedCTD  unmittelbar  mit  den  einzelnen  Gliedern  des  Körpers,  der  Hand- 
brette, dem  Arme,  dem  Fufse,  dem  Schritte  gemessen  worden  sei,  wie 
es  ja  aushülfsweise  noch  in  späterer  Zeit  stets  geschah,  wenn  genau 
normierte  Mafsstäbe  anzulegen  unthunlich  war  oder  unnötig  erschien. 
Eine  Tradition  aus  jüngerer  Epoche,  welche  aber  auf  den  älteren 
Heron  von  Alexandreia  zurückgeht  i),  bemerkt  über  den  Ursprung  der 
Mafse:  %a  fiirga  i^vQrjvrai  i^  av^^Qiofclvwv  fÄeXwvy  rffovv  dmcrv- 
Xov,  TcovdvXov,  TtalaiOTov,  artid'afjiijg^  TcrixecDg,  ßr/fiaTog,  oqyviag 
xal  loiTtüiv,  und  flbereinslinunend  damit  sagt  Vitruv^):  'mensurarum 
rationes  ex  corporis  membris  collegerunt,  uti  digitum,  palmum,  pedero, 
cubitum'.    Indem  man  nun  diese  natürlichen  Mafse  auf  die  aus  dem 


t)  HeroDis  Alex.  geom.  ed.  Hultsch  p.  47, 4  (Metrol.  Script.  I  p.  187, 14)  und 
anlangend  die  Epoche  Herons  oben  §  2,  2.  Vergl.  auch  die  Zusammenstdlnng 
von  Körpennafsen  bei  Poll.  2, 157  f.  (Metrol.  Script  I  p.  5  f.  179),  Ukert  Ober 
die  Art  der  Griechen  und  Römer  die  Entfernungen  zu  bestimmen  S.  6 1,,  Ideler, 
Abbandl.  der  Berliner  Akad.  1812—13  S.  173. 

2)  De  architect.  3, 1,  5. 


28  GRIECHISCHES  LANGENMASS.  §  6, 2. 

Orient  überkommeDen  Mafsstäbe  übertrug  und  ihnen  damit  einen 
festen,  nicht  mehr  schwankenden  Betrag  gab,  bestimmte  man  zugleich 
ihre  gegenseitigen  Verhältnisse  nach  einfachen,  abgerundeten  Zahlen. 
Der  Fufs  wurde  zu  vier,  der  Vorderarm  zu  sechs  Handbreiten,  die 
Armspanne  oder  Elafter  zu  sechs  Fufs  gerechnet,  i)  Den  Übergang  zu 
den  gröfseren  Mafsen ,  die  nicht  mehr  vom  menschlichen  Körper  un- 
mittelbar hergeleitet  werden  können ,  bildet  naturgemäfs  der  Schritt, 
denn  das  Ausschreiten  ist  die  einfachste  Art,  wie  der  Mensch  eine 
gröfsere  Strecke  ausmessen  kann.  Am  deutlichsten  haben  dies  die 
Römer  in  ihrem  Passus-  und  Meilensystem  ausgedrückt;  aber  auch  bei 
den  Griechen  ist  das  Wcgmafs  für  das  feste  Land,  obgleich  es  ur- 
sprünglich nach  dem  Fufi»e  normiert  war,  in  der  Praxis  meistens  nach 
dem  Schritte  bestimmt  worden. 

2.  Bei  Homer  finden  sich  als  Längenmafse  die  Handbreite,  düqovy 
die  Furchenlänge,  rtike&Qov^  und  in  abgeleiteten  adjektivischen  For- 
men aufser  dem  Fufs  auch  die  Elle,  fcvywv.^)  Ein  förmliches  System 
der  Längenmafse  bat  erst  später  nach  orientalischem  Vorbild  sich  ent- 
vrickelt.3)  In  sich  geschlossen  und  allgemein  üblich  war  dasselbe  schon 
geraume  Zeit  vor  Herodot,  der  die  viresentlichen  Teile  folgendermaben 
darstellt^):  al  ö^  htaror  h^yvial  dlxautl  eiai  aradiov  k^mrke^Qoif, 
k^artidov  ^Iv  r^g  OQyvi^g  fierQeo^ivrjg  xal  rerQOTti^eog,  tdv  no^ 
dwv  fiiv  TeTQaftakalaT€ov  iovtiav,  rov  dh  nifiBog  k^aftaXalarov, 
Er  rechnet  also  auf  das  Stadion  6  Plethren  oder  100  Klaftern,  auf  die 
Klafter  6  Fufs  oder  4  Ellen,  auf  den  Fufs  4,  auf  die  Elle  6  Handbreiten. 
Indes  ist  die  Handbreite  nicht  das  kleinste  Mafs,  das  tc  kennt,  denn 
es  finden  sich  bei  ihm  auch  Bestimmungen  nach  dmtvloi^  Finger- 
breiten.. Der  Daktylos  ist  der  vierte  Teil  der  Handbreite,  abo  der 
sechzehnte  Teil  des  Fufses,  v«rie  über^nstimmend  I^Uux,  Hesychios 


1)  S.  die  Stelle  Herodots  unten  §  5, 2  und  Vitrav.  3, 1, 7.  Eiae  Überacht  Qber 
die  gegenseitigen  Verhältnisse  der  wichtigsten  Teile  des  menschlichen  Körpers 
(riebt  Vilruv  3, 1,  2.  Pafs  der  Fufs  als  natürliches  Mafs  nur  etwas  über  drei 
Handbreiten  und  mithin  nicht  ganz  den  sechsten  Teil  der  Armspanne  oder  Klafter 
betragt,  femer  dafs  der  Fufs  zum  Unterarm  mit  Einschlufs  der  Band  nicht  genau 
Mie  2 :  3  sich  Terhalt,  ist  mit  Recht  bemerkt  worden.  Vergl.  H.  M^ittich  Archäol. 
Zeitung  XX  S.  275  f.  und  die  dort  citierten  Werke  Schadows,  femer  Ad.  Michaelis 
Archaol.  Zeitung  XXXVII  S.  177  f.  und  meine  Bemerkungen  ebenda  S.  178. 

2)  S.  das  Nähere  §  6  unter  Sa^ov  und  Ttvymv  und  anlangend  Fnfs  und 
niXed'^ov  §  7,  2.  Bei  flesiod  finden  sich,  wie  im  folgenden  bei  den  einzelnen 
Mafsen  gezeigt  werden  wird,  Bci^ovy  cni&aftTJ,  nav£  und  nrjxvs. 

3)  Brandts  S.  4  f. 

4)  2, 149.  Vergl.  auch  das  von  Greaves  angefahrte  metrologische  Fragment 
Metrol.  Script.  I  p.  6.  179  f. 


I  s,  2.  F1NG£RBREIT£  BIS  SPANNE.  29 

und  andere  0  beaeugen.  Er  war  das  kleinste  griechiscbe  Längenniais, 
daher  später,  wie  in  der  Heroniscben  Geometrie  überliefert  ist,  auch 
fiovag  genannt;  doch  wurde  er,  wo  schärfere  Bestimmungen  nötig 
waren,  bisweilen  noch  in  Halbe,  Drittel  u.  s.  w.  geteilt.^) 

Das  nächst  gröfsere  Mafs,  die  Handbreite,  naXaiarq  —  wofdr 
erst  Spätere  ualcuan^g  sagen  ^)  —  giebt  die  Heronische  Oberlieferung 
abereinstimmend  mit  Herodot  zu  V«  des  Fufses  an;  sie  enthielt,  wie 
eben  bemerkt  wurde,  4  Daktylen.^} 

Das  dritte  von  der  Hand  abgeleitete  Mafs  war  die  antd^aiiri  % 
Spanne,  die  Weile  zwischen  dem  ausgespannten  Daumen  und  kleinen 
Finger;  sie  enthielt  3  Palästen  oder  12  Daktylen,  betrug  also  die  Hälfte 
der  EUe.*)   Dieses  letzlere  Verhältnis  hat  den  Geschichtschreiber  He- 

1)  PoU.  2,  157:  Boxfi^  cvyHhiC&ivTH  oi  rixTa^es  SdxrvXot  —  ro  8* 
ovT^  xml  7€aXa$üTfi,  Fragment  vod  Greaves  Metrol.  Script  I  p.  179, 17,  die  Hero* 
nischeo  und  andere  meiroloRische  Tafeln  an  den  im  Inaex  zu  den  Metrol.  Script, 
ooter  BaKTvXos  und  naXatcnj  angeführten  Stellen,  Hesych.:  nalatar^'  naXa/nj, 
xo  rma{f{üv  BomtvIcdv  firt(fovy  Etymol.  M.  unter  Soxf^Vi  Gustath.  zu  U,  4, 109, 
Suidas  unter  nove,  titjxvs  und  ardStop,  -»  Beispiele  für  das  Messen  nach  Finger- 
breiten bieten  Herod.  ],  178.  7, 1 17,  Aristot.  Hist.  anim.  5, 15, 4  und  öfter  (s.  Index 
Ariatotelicus  von  Bonitz),  Theophr.  flist.  plant  9,  5,  3,  Polyb.  27,  11  (9),  3,  Bio 
Chrys.  64  p.  331.   Anderthalb  Finger  sind  t^ia  ^fuSattrvXta  bei  Polyb.  6, 23, 1 1. 

2)  Heron  Geom.  p.  47, 7  (Metrol.  Script  I  p.  187, 17,  wo  der  Text  nach  einer 
jüngeren  Recension  gegeben  ist:  yergl.  praef.  p.  VIU,  H^onis  geom.  p.  47  adnot): 
Tfdvrafr  3i  imv  iii^qatv  iXaxtcroTei^  iart  omtrvAos,  oarts  xcd  /lovdi  xaXtüxai* 
duufelrai  ii  ^ad"'  ort  ftirya^  xal  §ts  i^fiiov  xal  TQixov  xal  Xotnd  fWQUL, 
Ähnlich  die  VIL  Heronische  Tafel  Metrol.  Script  I  p.  193,  10,  kürzer  die  I.  und 
n.  Tafel  p.  182,  8.  184»  15.  Eine  feine  Einteilung  der  Fingerbreite  bis  herab 
zum  Sechzehn tel  findet  sich  auf  den  altägyptischen  Ellenmafsstaben:  s.  §  41, 1. 

3)  Ober  den  Gebrauch  der  Formen  naioucTri  und  nahturxtii  s.  Lobeck  zu 
Phrynich.  p.  295;  naXaimrfi  findet  sich  zuerst  bei  den  LXX,  dann  bei  Sextus 
Empiricus  und  den  Lexikographen.  Vergl.  auch  den  Index  zu  den  Metrol.  Script 
unter  nalaufxris. 

4)  Heron  Geom.  p.  47,  12  (Metrol.  Script  I  p.  188, 1):  ^laAaiar^  xixa(^w 
xahnufl  xivK  3ta  xo  xiccaQai  tx^iv  BtutxvXovs,  rj  Bid  xo  ilva*  xixa(^x0v  xcv 
no36s.  Die  übrigen  Belege  sind  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  naXaicxr 
zusammengestellt.  —  Messungen  nach  Palästen  geben  z.  B.  Herod.  1, 50,  Xenoph. 
Cyneg.  2,  4.  9, 13,  Polyb.  1,  22,  4.  6,  23,  9.  27, 11  (9),  2,  Diodor.  1,  55,  Athen.  5 
p.  199  F.  Die  Bauinschrift  des  Erechtheion  vom  J.  409  (C.  L  Attic  I  nr.  322)  hat 
die  Form  naXaax^  nebst  der  a(Uektivischen  Bildung  nspxsndXaaxoe. 

5)  Abgeleitet  tou  aniZof  «i  ixxaivof,  einer  Weiterbildung  aus  CTtdot.  Verjgl. 
Lepsius  Die  altägyptische  Elle,  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1865  S.  37,  G.  Gurtius 
Griech.  Etymol.  S.  713  der  5.  Aufl.^ 

6)  PoU.  2,  157:  ti  xois  BaxxvXovi  dnoxeivaß  dno  xov  fisydXov  n^s  xov 
Mtifoxaxov  fitxQoXi,  (fntd'afirj  xo  fiixqov.  Damit  stimmen  überein  Hesychios, 
Pholios  und  Etymol.  M.  unter  naXaunri.  Die  Reduktion  zu  3  Palästen  und  12 
Daktylen  eeben  Heron  Geom.  p.  139, 31  und  die  übrige  Heronische  Oberlieferung, 
sowie  andere  metroloffisehe  Traktate  nebst  dem  Etymol.  M.:  s.  Iudex  zu  den 
Metrol.  Script  unt  d.  W.  Richtig  vergleicht  Plinius  7,  2  §  26  die  antd'a/irj  mit 
dem  römischen  dodrant  a>  '/4  Fulis  (s.  unten  §  11,  1).  —  Mafsangaben  nach 
Spithamen  sind  sehr  häufig,  so  bei  Hesiod.  Op.  426,  Herod.  2, 106,  Xen.  Gyneg. 


82  GRlEGfllSGHES  LÄNGENMASS.  f  &,  4. 

4.  Zu  dcQ  bisher  genanntea  Mafsea  setzten  die  Griechen  die 
gröfseren  Langenmafse,  die  nkht  unmittelbar  vom  menschlichen  Kör^ 
per  entlehnt  werden  konnten ,  dergestalt  in  ein  einfaches  Verhältnis, 
daüs  sie  das  Hundertfache  sowohl  des  Fubes  als  der  Oi^yia  nahmen. 
Ersteres  ist  das  nXid^Qov^  letzteres  das  aradiov.  Unter  nXid'Qov 
verstand  man  ursprünglich  die  Länge  der  Furche,  die  der  Pflugstier 
in  einem  Ansätze  zieht,  bis  er  wieder  umwendet,  eine  Strecke,  die 
gerade  wie  der  altitalische  vor$us  zu  100  Fufe  gerechnet  wurde.  0  Es 
betrug  demnach  das  Plethron  den  sechsten  Teil  des  Stadion,  wie  zahl- 
reiche und  zuverlässige  Quellen  ausdrücklich  berichten.^) 

Das  avaÖLOv  (na  Plural  OTccdia  und  OTadioi)  bezeichnete  wohl 
ursprüngfich  die  Rennbahn  als  feststehende,  bestimmt  vorgezeich- 
nete Strecke. 3)  Die  Länge  der  Rennbahn  aber  wurde  im  Anschlufs 
an  ein  weit  älteres,  aus  Himmelsbeobachtungen  abgeleitetes  Maus  der 


0 

ftip  ya(ff  si  d4ot  avxas  rä  nHop  ooyvtai  BUxpvra,  ofut  noir,<f€Uf  ovx  ap  8v» 
rairro.    Die  Steile  im  Etymol.  M.  lautet:  o^yvui  arjfiaivu  x^  ima<si,v  Tmv 

fu^mv  avp  Tif  nlarei  xov  arr,d'ovs,  na^fa  xo  o^iy%w  xal  ixxsiveip  xa  yvla, 
Üt  Ableitung  von  oi^dytw  ist  tiditig,  unr  Hegt  in  der  Endung  nicht  das  Sub- 
stantiv yvla^  sondern  das  Participialsofftx  -via  wie  in  ayvia  von  aym  (verffL 
G.  Gurtius  Griech.  Etymolosle*  S.  185,  Wörner  in  den  Sprachwissenscb.  Abhandl. 
aus  Gurtius  grammat  Gesellschaft,  Leipzig  1874,  S.  1 18).  —  Ebenso  wie  Herodot 
2, 149  hat  Heren  die  hoy^^a  bestimmt,  wie  aus  Geom.  p.  140, 7  hervorgeht.  Die 
Qbrige  Heronische  und  verwandte  Oberlieferung  ist  im  Index  zu  den  Metrol. 
Script,  unter  o^yvtd  zusammengestellt. 

1)  Auf  die  gegebene  Erklärung  von  nU&dov  fOhrt  die  Homerische  Form 
niltd'qov^  in  der  das  Verbum  niM&at  nicht  zu  verkennen  ist.  Es  ist  also 
das  nlid'Qov  identisch  mit  dem  oskischen  und  umbrischen  vorsus  oder  versus^ 
welcher  ebenfalls  ursprünglich  die  hundertfüfeige  Furche,  dann  erst  ein  Flächen- 
mafs  bezeichnete  (§  1 1, 4.  57,  3).  So  sind  auch  die  beiden  Homerischen  Stellen, 
wo  ndke&^ov  sich  nndet  (II.  21,407.  Od.  11,577),  aufzufassen:  Ares  und  Tityos 
bedecken,  auf  den  Boden  dahinffestreckt,  eine  Strecke  von  9  Furchenlängen. 

2)  Die  Bestimmungen  über  den  Betrag  des  nXid'^  geben  au(ser  Herodot 
a.  a.  0.  die  Lexikographen  Apollonios,  Uesychios  und  die  übrigen  (s.  MetroL. 
Script  I  p.  310  fll  und  U  Index  unter  nli&^)y  ferner  die  dem  Euklid  zuge- 
schriebene metrologische  Tafel  (ebend.  I  p.  198,  1—3),  die  Ueronische  Oberw 
lieferung  (Geom.  p.  140,  13.  21,  MetroL  Script.  I  p.  29.  183,  7.  16.  186,  17.  20), 
Eustath.  zu  11.  21,407  u.  a.  Die  abweichende  Bestimmung  des  Plethron  zu 
60  Ellen  oder  90  Fufs  bei  Julianus  von  Ascalon  (Metrol.  Script  I  p.  201,  9)  be- 
zieht sich  auf  hebräisches  Mafs:  s.  §  44,  3.  52,  1. 

3)  Isidor.  Etymol.  15, 16  (Metrol.  Script  U  p.  1 10, 9)  gfebt  folgende  Ableitung: 
(Herculem)  proinde  Stadium  appellasse,  quod  in  fine  respirasset  simulque  ste- 
tisset;  sehr  unwahrscheinlich,  weil  nach  Isidors  eigener  Angabe  nicht  sowohl 
das  Stehenbleiben  als  der  Lauf  die  Hauptsache  war.  Vielmehr  ist  axaStor^  als 
Neutrum  von  axadios,  die  feststehende,  für  den  Schnelllauf  durch  die 
Schranken  der  Rennbahn  vorgezeichnete  Strecke  (vergl.  Passow,  Handwörterb. 
unter  d.  W.).  Nach  anderen  Voraussetzungen  hatten  die  alten  Babylonier  das 
entsprechende  Mafs  von  3G0  königlichen  Ellen  zur  Grundlage  ihrer  Wegmafse 
gemacht  (s.  folg.  Anm.). 


f  s,  4.  M^ETHRON,  STADION.  83 

Babylonier^)  nonniert  nach  der  Strecke,  die  ein  rüstiger  Mann  im 
SdinelUaufe  zurücklegen  kann,  ohne  dafs  er  anzuhalten  braucht,  um 
Atem  zu  schöpfen.  Es  heifst,  Danaos  solle  den  Freiern  seiner  Töchter 
zuerst  das  Endziel  des  Wettlaufes  festgesetzt  und  damit  das  Stadion  be- 
gründet haben.^)  Eine  andere  Tradition,  die  uns  Isidorus  (Etym.  15, 16) 
autbewahrt  hat,  schrieb  die  erste  derartige  Bestimmung  dem  Hercules 
zu,  der  als  der  Begründer  der  olympischen  Spiele  galt:  'hoc  (stadium) 
primum  Herculem  statuisse  dicunt  eumque  eo  spatio  determinasse, 
quod  ipse  sub  uno  spiritu  confecisset\  Eine  ähnliche  Sage  kannte 
bereits  Pythagoras,  der  bei  der  Berechnung  der  Statur  des  Hercules 
Ton  der  Voraussetzung  ausging,  dafs  derselbe  das  olympische  Stadion 
mit  seinen  Pulsen  ausgemessen  und  600  Fufs  lang  gemacht  habe. 
Gellins  (N.  A.  1,  1)  berichtet  uns  darüber  nach  Plutarch:  'cum  fere 
constaret  curriculum  stadii,  quod  est  Pisis  apud  lovem  Olympium, 
Herculem  pedibus  suis  metatum  idque  fecisse  longum  pedes  sescentos, 
cetera  quoque  stadia  in  terra  Graecia  ab  aliis  postea  instituta,  pedum 
quidem  esse  numero  sescentum,  sed  tamen  esse  aliquantulum  breviora, 
facile  intellexit  (Pythagoras)  modum  spatiumque  plantae  Herculis  ra- 
üone  proportionis  habita  tanto  fuisse  quam  aliorum  procerius,  quanto 
Olympicum  Stadium  longius  esset  quam  cetera\  Es  betrugen  also,  wie 
aus  dieser  Stelle  zugleich  hervorgeht,  sämtliche  Stadien  in  Griechen- 
land ebenso  wie  das  olympische  600  Fufs,  und  wenn  sie  in  ihrer  Länge 
etwas  hinter  jenem  zurückstanden,  so  beruhte  das  nach  Pythagoras' 
Ansicht  lediglich  darauf,  dafs  bei  ihrer  Abmessung  ein  kleinerer  Fufs 
als  der  des  Herkules,  eben  der  der  gewöhnUchtn  Menschen,  zu  Grunde 
gelegen  habe.  Diese  Bestimmung  zu  600  Fufs  galt  daher  auch  ohne 
Ausnahme  für  das  Längenmafs,  welches  man  von  der  Rennbahn  ab- 
leitete und  ebenfalls  aradiov  nannte.  Herodot  rechnet,  wie  bereits 
angegeben  worden  ist,  ausdrücklich  100  Orgyien  zu  6  Fufs  auf  das 
Stadion,  und  reduciert  in  diesem  Verhältnisse  an  zwei  Stellen  (4,41. 86) 
Orgyien  auf  Stadien;  ebenso  wird  auch  von  Späteren  das  Stadion 
durchgehends  zu  600  Fufs  angegeben.') 

Fragen  vrir  nach  der  Zeit,  in  welcher  das  Stadion  als  Rennbahn 
und  somit  auch  als  Längenmafs  normiert  sein  mag,  so  ergiebt  sich 

1)  VergL  §  42,  2  and  die  dort  citierten  QueUen. 

2)  EtymoL  M.  anter  araSiov, 

3)  S.  den  Nachweis  im  Index  zu  den  Metrol.  seript.  unter  d.  W.  Auch  die 
Reduktion  des  Stadions  auf  625  römische  Fufs  ist  ein  indirekter  Beweis  dafür, 
^  dasselbe  600  griechisclie  Fufs  enthält,  da  der  römische  Vuh  zu  dem  grie- 
duschen  in  dem  Verhältnis  24 :  25  stellt. 

Hsltsek,  M«teobffit.  3 


34  GRIEGEISGHES  LÄNGENMASS.  §  1 1. 1 

zunächst  die  zweifellose  Abgrenzung,  dafs  es  älter  gewesen  sein  murs 
als  die  Epoche  der  Olympiaden.  Weiter  ist  es  nicht  unwahrscheinlich, 
dafs  das  Stadion  zu  Lykurgs  Zeit  bereits  festgesetzt  war;  ja  es  liegt  die 
Annahme  nahe,  dafs  es  durch  dessen  Staatsordnung  ab  lakonisches 
und  später  allgemeingriechisches  Mafs  eingeführt  wurde.  0 

Wir  geben  zum  Schtulb  eine  Gesamttibersicht  der  bisher  be- 
sprochenen griechischen  Längenmabe  nach  ihren  gegenseitigen  Ver- 
liÄttnissen^): 


oräöiov 

1 

TtXi&QOV 

6 

1 

h^yviä 

100 

16«/3      1 

ft^XvS 

400 

66»/3     4 

1 

ftovg 

600 

100        6 

Vh    1 

ani&anri 

800 

133Vs     8 

2        l«/s     1 

naiMiarfi 

2400 

400      24 

6        4        3 

1 

ddxTvXog 

9600 

1600      96 

24      16      12 

4 

{  ((.   Überiioht  der  weniger  gehräuchUehen  Längenmafte, 

Aufser  den  bisher  besprochenen  Mafsen  kommen  zum  Teil  schon 
bei  älteren  Schriftstellern,  zum  Teil  bei  späteren  mehrere  weniger 
gebräuchliche  Mafse  vor,  die  der  Vollständigkeit  wegen  nicht  Über- 
gangen werden  dürfen.  In  die  folgende  Übersicht  sind  zugleich  einige 
ausländische  Mafse  mit  aufgenommen ,  die  von  griechischen  Schrift- 
steilem  erwähnt  werden. 

1.  KovdvXog^  nach  RuAis  von  Ephesos^)  der  mittlere  Gelenk- 
knochen der  Finger,  wird  in  der  jüngeren ,  uns  erhaltenen  Redaktion 
der  Heronischen  Geometrie  als  Mafs  von  2  Fingerbreiten  bestimmt.^) 

2.  JiS^ov  haben  als  Längenmafs  Homer  und  Hesiod.^)   Pollux, 


1)  In  Fleckeisens  Jahrb.  1867  S.  519  Anm.  7  habe  ich  nadizaweisen  versacht, 
da(s  das  Stadion  gleiehaeitig  mit  der  Begrftndung  des  sogenannten  aginaiscben 
Systems  fixiert  worden  ist,  wonach  das  Weitere  ans  §  46, 19  sich  erffiebt. 

2)  Die  untereinander  stehenden  Zahlen  der  Tabelle  geben  die  Verhiltnisse 
der  daneben  stehenden  Mafee,  z.  B.  1  aradtov  «■  6  nXid'^a  ■««  100  o^yviai  «.  s.  w. 
Die  erste  Kolumne  giebt  <tie  Reduktion  des  Stadions,  die  zweite  die  des  Plethron 
u.  8.  w.,  z.  B.  1  07H&afiri  ■«  3  TtaXtuarcU  "—12  iaxTvlo&, 

3)  De  corporis  humani  partium  appellat  p.  30  ed.  Londin.:  rä  nocira 
a^(fa  nQOtUtvovXoif  rä  8i  ifaf^  MorwhUf  rä  9i  r8?i^vrtuauiratc6v9vAoi. 

4)  Heron  Geom.  p.  47, 11,  Metrol.  Script.  I  p.  187,  21.  199, 17.  tlber  den 
HovdvXot  bei  Pediasimos  vergl.  ebenda  I  n.  46,  II  p.  147  f.  205,  Fnedlein  Die  Geo- 
metrie des  Pediasimus,  Progr.  Ansbach  1866  S.  12.  und  in  diesem  Htndb.  §  53, 7. 

5)  Hom^  II.  4,  109:  xi^  htitat9ttMo>Qa ,  Hesiod.  Op.  426  (ed.  Schoem.): 
8$Hä9€9^  ofuiietf  Nikander  Ther.  398:  iftl  rQla  m^a. 


KS.  RONirAOS  BIS  AIXAS.  85 

die  Lexikographen  u.  a.  erklären  es  für  gleichbedeutend  mit  TtaAert- 
(nrjJ)  Vitruv2),  der  dieselbe  Bestimmung  giebi,  fagt  die  richtige  Ab- 
kiCang  hinzn:  ^ddSgov  Oraeci  appellant  pabnum,  qudd  muneruti  datio 
graece  dtS^ov  appellatur,  id  autem  seonper  geritur  per  manus  pahnam*. 
Bis  in  die  spSteren  Zeiten  erhielt  sich  diese  Bedeutung  von  diSifov  pbt 
BezeichniiBg  der  Backsteine,  von  denen  eine  Art,  wie  Vitruv  bemerkt» 
nevtadwQCVy  die  andere  rerfciSio^&v  hiefe,  je  nachdem  sie  fünf  oder 
vier  flandbräten  ins  Gevierte  hielten. 

Gletcbbedeotend  mit  mxkawn^  waren  nach  Pollnx^)  auch  do^^^ 
und  iaxfn^lodoxfir],  ersteres  kommt  in  diesem  Sinne  bei  Aristophimes^) 
vor.  Die  diiweichende  Erklärung  des  PhotioB,  wonach  Soxfiri  soviel 
ds  Ofti&aff^  sein  mU,  raufe  auf  einem  Irrtum  beruhen.^) 

3.  Die  öixag  wird  in  der  Heronischen  Geometrie  als  di/i^ii&y 
CTtid-a^TJg  bezeichnet  und  demgemäfs  zu  2  Handbreiten  bestammt.«) 
Der  AUeituug  nach  bedeutet  dpxA^  woU  die  HflUte  des  Fufees,  vt^ft^r 
die  äkeren  Schriftsteller,  wie  oben  (S.  30  Anm.  2)  bemerkt  worden  ist, 
^fiimdiov  gebrandien«  Hit  der  dixcts  darf  nicht  verwechselt  werden 
die  Xix^S^  welche  Heron  nnd  Pollux  als  den  Zwischenraum  zwischen 
dem  Daumen  und  Zeigefinger  erklären 'Of  und  die  in  einem  von  Greaves 

1)  Poll.  2,  157,  Fragin.  Greaves.  (Meirol.  Script.  I  p.  ISO,  1),  Apollonios, 
Hcsfch.,  Suid.,  B.  II.  (Meirol^seript.  ladet  unter  d^^at^},  Bustaib.  ^a  D.  4, 100: 
T^rov  üm&afiTiS  ro  Bw^ov,  o  Xt'yrrat  xai  naXatcrfj  &rßvx€äs  xal  [6]  naXatcrrjs 
a^tputws-  äoTi  Si  dtacrtifAa  reT(fa8d9trvXov,  Schol.  za  Nikander  a.  a.  0.:  ici^ov 

2)  De  archH.  2,  3,  3. 

3)  2,  157:  Boxf*V  ^i  üvynXBiüd'arfi  oi  T^rro^as  ^KTviU«,  hoI  BttfctvXth 
^QXfui'  T»  S*  avro  ttai  naXtttcrri.  Ebenso  werden  crkl&rt  BoxM^  und  ^mttvio- 
^QXftfi  im  FNgment.  Greaves.  (Metrol.  Script.  I  p.  179,  20),  ^oxfnii  bei  Hemh., 
Soid.  und  im  Etyro.  M.,  welches  letztere  zugleich  die  Ableitung  von  94%'^, 
iixpfuit  giebt. 

4)  Eqv.  31S. 

5)  Bei  Aristopbanes  a.  a.  0.  helfet  es  von  einem  sehlecbten  Seb«he,  dtls 
er,  bevor  er  einen  Tag  getragen  worden  sei,  fUi^^r  ijp  Snoir  doxfutiv.  Suidas, 
der  die  Stelle  citiert,  erklärt  Soxfiirj  farirsvi^a/K^;  allein  richtig  bemerkt  der 
SchoMast :  9to  naXaimi^.  hxtiv^itwa  yai^  ra  Usx"^  '^^  Sa^fuirmp  ak  iMnds 
avitrat.  Der  Schuh  wird  durch  Anatreten  nicht  zwei  Spannen  lang,  sondern 
zwei  Hände  breit.  Auch  das  Etymol.  erklärt  die  Stelle  in  diesem  Siltne.  Es 
btfibt  also  die  Angabe  des  Phoäos  unter  am&ofMi:  ttfv  ^nt&ap^  t«yaff  xal 
B^jmr  nalov^tv  evr»  jCtfarlroc  wahrscbeinlieh  auf  einer  Vcrwechsehing.  He- 
tycbios  and  Suidat  Terbinden  mikiitiscb  beide  Erklärangcn. 

6)  Horon  Geom.  p.  47, 17  (Metrol.  Script.  1  p.  188, 6):  n  9*X^  ^;p  naXat^^Q 

^a/nis.  Die  Bestimmung  zu  2  Palästen,  8  Daktylen  findet  sich  bereits  in  der 
ältesten  Haonischen  Tafel,  Geom.  p.  139,  30  (Metrol.  script  I  p.  182^  11). 

7)  Heron  Geom.  p.  47, 18  (Metrol.  Script.  I  p.  188,  8):  Xtjffis  9^  %*va«  ro 
tmr  9^  9tmrC^€9p  apotjrfuif  xov  atnix''^^  ^Y^  **^^  ''^'^  hxtttfoiv^  PoU.  2, 158: 

3* 


86  GRlECmSGHES  LANGENMASS.  §  6, 4. 5. 

▼erOffentlicbten  metrologischen  Fragmeote  und  im  Etymol.  H.  zu  10 
Daktylen  angesetzt  wird.i) 

4.  ^Oqd'odfaqov  ist  die  Länge  Ton  der  Handwurzel  bis  zu  den 
Fingerspitzen,  wie  Pollux^)  angiebt.  Nach  dem  Fragmente  bei  Greaves 
enthielt  es  11  Daktylen,  stand  also  der  aTti^a^rj  sehr  nahe. 

5.  IJvyiüv  und  nvyfxri  sind  zwei  dem  nfixvg  nahe  verwandte 
Mafse,  da  sie  ebenfalls  von  der  Spitze  des  Ellenbogens  an  gerechnet 
werden.  Der  Ttijxvg  reichte  von  da  bis  zur  Spitze  des  Mittelfingers, 
der  Ttvyiiv  aber  nur  bis  zu  den  zusammengebogenen  Fingern,  wobei 
der  unterste  Teil  derselben  bis  zum  ersten  Gliede  in  gleicher  Linie  mit 
der  Hand  bleibt,  also  noch  mitzählt;  die  nvyfii^  bis  zur  zusammenge- 
ballten Faust.  Diese  Bestimmungen  giebt  im  Zusammenhange  Pollux'), 
womit  die  Werte,  die  in  dem  Fragmente  bei  Greaves  gegeben  werden, 
recht  gut  übereinstimmen :  i;  dh  Ttvyinrj  (kort)  öaxTvlov  n^',  o  dk 
Ttvyijjv  x',  6  dh  nfixvq  xi'.*)  Höchstens  könnte  es  als  etwas  zu  viel 
erscheinen ,  dafs  hiernach  von  dem  ersten  Gfiede  des  Mittelfingers  bis 
zur  Spitze  desselben  vier  Daktylen  gerechnet  werden;  doch  erklärt  sich 
das  hinlängUch  daraus,  dafs  auf  diese  Weise  der  Ttvydv  ebenso  wie  der 
fdlmift$  der  Römer  gerade  fünf  Handbreiten  erhielt.  Ab  Mafe  kommt 
der  Ttvydv  bereits  bei  Homer  vor,  später  auch  vereinzelt  bei  Herodot, 
Xenopbon  und  andern^);  die  nvyfxri  finden  wir  als  Längenmafs  nur 


lieh  auch  Photios  unter  ant&a/irj  und  Etym.  M.  unter  naXeucrrf,  Für  Lxois 
haben  die  Handschriften  bei  Heron  ^»jtaff,  was  offenbar  auf  einer  Verwechselnnff 
t>eruht.  Als  Synonymon  xn  Xixae  wird  in  der  Heronischen  Geometrie  das  mwo" 
axofiop  (mit  der  Variante  ho^vScxo^u^v)  erwähnt,  während  Meletios  (bei  Gaisford 
X.  Etym.  M.  unter  nalaicxrj^  wiederholt  Metrol.  Script.  I  p.  351)  dasselbe  MaCs 
furaxopdvXiov  nennL 

1)  Greaves  Discourse  of  the  Roman  foot  p.  187  (Metrol.  Script.  I  p.  ISO,  1), 
Etym.  M.  unter  TtaXaicr^.  Ober  die  Zuverlässiffkeit  der  im  Greavesschen  Frag- 
ment Oberiieferten  Bestimmungen  vergl.  Metrol.  Script.  I  p.  6. 

2)  2y  157:  ro  ano  xaoTtov  im£  oH^ofv  doMTvla^p,  ^  naaa  xBip,  o^d'oSm^or, 
Damit  stinunt  Hesychios  uberein,  der  allerdings  weniger  deutlich  sagt:  o^^o- 
Jai^0r  /MXqoPf  ro  oq&ov  fffi  xsiqoQ  ano  cac^ov  rov  xa^ov  fUxQ*  ''^  SeutrvXov 

Swo  yielleicht  än^ov  yor  tov  oomtvIov  zu  setzen  ist).    Was  er  hinzufügt:  oi 
^i  cm^afifjp^  kann  nur  auf  einer  ungenauen  Bestimmung  beruhen. 

3)  2,  158:  ano  <oXtx^ayov  n(fos  top  ftSaov  daxrvlov  oh^ov  t6  Staarrj/ut^ 
nrixvs'  et  3i  frvyxafi^eias  rov£  Stuttvlovs,  an^  ayxwvos  in'  avrovs  nvymv 
rh  fUtf^y  ii  oi  ovyMXtüratae  nvy/i^.  Ober  nvyc&p  vergl.  auch  Apollonios 
unter  nvyovotov,  Hesych.  uuter  nvyovoe  und  TtvycSv^  Enstath.  zu  IL  3,  6:  TtV' 
yownov  iaxi  dtdozfjfia  t6  ano  ayxoipos  iats  rov  funqov  ^axrvXov  $  ual  rav 
oamvXotp  awmiraXfUv€9v, 

4)  Greaves  a.  a.  0.  (Metrol.  Script  I  p.  180,  3).  Den  nvymv  bestimmt  in 
gleicher  Weise  Heron  Geom.  p.  140,  1  (Metrol.  scrioL  I  p.  182, 16). 

5)  Homer  hat  nur  das  Adjektiv  nvyovcum  ßo&oov  o^v^ai  ocop  re  nvyofO' 
9^ov  ^&a  Kol  ip&a  Od.  10, 517.  11,25.   Herodot  hat  das  Mals  nur  2, 175,  und 


1  e.  e-8.  OPeOAQPON  BIS  AKAINA.  37 

ID  dem  Namen  des  fabelhaften  Volkes  der  Ilvy^alot^  Urdprünglieh 
dachte  man  sich  darunter  jedenfalls  Zwerge  von  der  Gröise  einer 
TTvyfii]^  also  nicht  viel  hdher  als  einen  Fnis;  erst  später  setzte  man, 
um  der  Fabel  etwas  mehr  Wahrscheinlichkeit  zu  geben,  zu  ihrer  Höhe 
einiges  hinzu  und  machte  sie  zu  T^iCTtl&ainoi^) 

6.  B^fia,  Schritt,  betrug  im  Philetärischen  und  Ptolemäischen 
System  2  Vi  Fufs  «=:  l^/s  königUche  Ellen  2),  nach  Julianus  von  Ascalon 
3  Fnls  oder  2  Ellen  ^),  endlich  in  einem  jüngeren  provinzialen  System 

2  Fub  oder  1  EUe.^)  Aufser  dem  ßijfia  otTtloiv^  welches  dem  römi- 
schen gradMM  ent^rach,  wird  in  der  uns  aberlieferten  Form  der  Hero- 
nischen Geometrie  auch  das  ßfipia  diitXovvy  d.  i.  der  römische  pastus^ 
angeführt^)  Von  Griechen  findet  sich  der  Schritt  nirgends  als  eigent- 
liches Längenmafs  erwähnt,  obgleich  es  sicher  ist,  dafs  bei  ihnen  die 
Entfernungen  zumeist  nur  durch  Ausschreiten  bestimmt  worden  sind 
(§  8,  5).  Auf  das  Stadion  sind  ohne  Zweifel  240  einfache  oder  120 
Doppelschritt  gerechnet  worden  (§  8,  6.  7). 

7.  BvXov,  ein  ägyptisches  Mafs,  wird  nur  in  der  Heronischen 
Geometrie  angeführt  und  zu  3  königlichen  Ellen  bestimmt^) 

8.  ''4%aiva,  eigentlich  der  Stab  zum  Antreiben  der  Tiere,  war 
bei  den  Griechen,  wie  bei  den  Itaükern,  zugleich  die  Rute  zur  Ver- 
messung der  Felder  und  hatte  als  solche  eine  Länge  von  10  Fufs 
(S  7, 1).    In  der  ältesten  Heronischen  Tafel  und  im  2.  Jahrb.  n.  Ohr» 


xwar  neben  dem  Tirixu^i  i'cea&av  to  /irjxoe  (xfy  or^yfi^)  dxrtoxaidsxa  nfjx^a>v 
9ud  Ttvyovos,  woraus  zugleich  hervorgeht,  dafs  die  Glosse  des  Hesychios  jtvyovof, 
rev  n^9€if£  nnffenao  ist.  Au/serdem  erscheint  der  Ttvytav  bei  Xen.  Gyn.  tO,  2, 
Theopbr.  Hist  plant  3, 17, 6,  Archestrat.  bei  Athen.  7  p.  321 A  (vergl.  1 1  p.  494  B). 

1)  Die  erste  Erwähnung  der  Pygmäen  und  ihrer  gefährlichen  Feinde,  der 
Kraniche,  findet  sich  bekanntlich  bei  Homer  II.  3,  6,  wozu  Eustalhios  bemerkt : 
liyvtai  oi  ort  oi  Jlvy/iäUn  ovdi  Tnjxv^^'^  i*^  /iiy$&6ß  tici,  na(>atvofiafffidro& 
ya^  $i^i  Tcvyori.  Bei  Hesychios  werden  sie  erwähnt  als  id'vos  r^  uey^&at. 
narv  puu^Sr,  olov  mjx^äiov.  Ktesias  bei  Phot.  Bibl.  p.  46  a,  der  sie  nach  Indien 
versetzt,  macht  sie  etwas  gröCser;  /itx^l  Sä  eici  Xiav^  oi  /ion^arot  avxAv 
nrixi»v  9vo,  oi  Bi  nXiXcvot  Ms  %ulo%a}i  ytriX90£,  und  so  waren  sie  auch  nach 
Mmstbenes  bei  Strab.  2  p.  70  u.  15  p.  711  x(ftcnid'afiOt,  womit  Plin.  7,  2  {  26 
und  Gelllns  9,  4,  10  fiberemsümmen.  Im  allgemeinen  vergl.  Greuzer  Goroment 
Herod  p.  154  f.  Anm.  128. 

2)  S.  unten  §  50,  2.  53,  2.  5. 

3)  S.  S  44,  2,  wo  in  einer  längeren  Anmerkung  nachgewiesen  werden  wird, 
dais  die  3  Fnls,  welche  auf  das  ßrjfta  gerechnet  werden,  römische  sind,  mit- 
hin das  ß^fut  selbst  Philetärisches  Mals  ist.  Zu  vergleichen  ist  auch  die  Ober- 
eicht im  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  ßrjfta, 

4)  S.  §  53,  9  und  vergl.  die  Anm.  zu  §  52,  1  a.  E. 

5)  Metrol.  Script  I  p.  44.  46,  Heron  Geom.  p.  4S,  1  (Metrol.  scr.  I  p.  189,  !)• 

6)  S.  §  41,  6.  53, 1.  2. 


38  GRIECffiSCHES  LÄN6ENMAS$.  § «,  »-12. 

auf  »Der  Inschrift  Yon  Daulis  in  Pliokis  ersdieint  ab  synoiymer  Aus- 
druck xcrAa/iog,  eigentlich  das  Meferohr.i) 

9.  jififia^  wahrscheinlich  Bezeichnung  der  Mefeschmir,  war  ein 
ägyptisdies  Mafs  von  40  königlichen  Ellen,  und  wurde  später  unter 
der  Benennung  oxolvIov  in  das  Ptolemtfische  System  dhertragen.  Aus 
diesem  Längenmafe  leitete  sich  ein  gleichnamiges  quadratisches  Feld- 
«aTs  ab  (§  41,  5). 

10.  Jlavkog  ist  das  doppelte  Stadion,  denn  avlog  hatte  nach 
Athenäoe^)  auch  die  Bedeutung  von  avadiov.  Der  diavloöfofiog 
hatte  das  ganze  Stadion  bis  2«r  Säule  und  wieder  zurück  zu  durch- 
laufen ,  wie  der  Scholiast  zu  Aristophanes  und  nach  ihm  Suidas  an- 
geben; der  dlavXog  enthielt  also  1200  Fufs  oder  800  Ellen.') 

11.  ^IftTtixov  ist  die  Strecke,  die  bein  Wettkampf  nut  Wagen 
(ifVftiog  dQOfiog)  in  der  Rennbahn  zurückgdegt  wurde.  Als  Längen- 
mafe  kommt  das  Wort  nur  in  einem  Solonischen  Gesetze  vor,  wozu 
Plutarch^)  die  Erklärung  giebt:  ro  l7cn:ix6v  didürrjfia  r€oaif(»p  ^v 
0Tadlwv.  Damit  stimmen  die  Angaben  von  Pausanias  und  anderen 
ttberein.^) 

12.  ^oXixog,  der  Dauerlauf ,  wobei  das  Stadion  ursprünglich 
siebenmal,  später  noch  öfter  bis  zu  vierundzwanzigmal  durchlaufen 
werden  mufste,  ist  nadi  einer  Glosse  des  Hesycbios^  ebenfoUs  ab 
Längenmafs  gebraucht  worden.  Doch  haben  wir  über  den  Beirag 
desselben  keine  andere  Angabe  als  die  in  dem  Fragmente  Tte^l  TtriXi- 
xoTtjTog  lühQiDv  ^,  wonach  12  Stadien  darauf  gerechnet  werden. 


1)  Heroo  Geom.  p.  139, 9. 140, 9,  Metroi.  Script  I  p.  29. 31. 33  (181, 9.  1S3, 3), 
G.  I.  Gr.  I  Nr.  1732.  Yerg).  aack  unten  §  47,  7  und  die  betr.  Anmerk.  zu  }  53, 3. 

2)  6  p.  189  C:  jwty  ro  Bttttatauipov  aig  evd^ttixa  üjfifia  avX^  Halov/Mv, 
äcns^  xb  oxaBiov.   Ahnlich  das  Et3rinol.  M.  unter  avlk  und  cr^wv. 

8)  Sehe),  au  Av.  292  (und  nach  ihm  Suidas):  iiwlos  Xiyercu  6  8nrav 
jfxatv  ror  ^i^ouov^  4v  r^^  no^aiq,  ro  nXij(fc5aM  rb  araSiov  xcU  vnovr^ätpcu,  — 
"AlXcfs.  9ütvÄöS  6  d&ma9toe  ronos  rj  ft^^op  nrix9€9v  ^ ',  wofär  nach  der  Hero- 
nitehen  Geometrie  p.  140,  23  (Metrol.  Script.  I  p.  183,  18.  192,  23),  dem  Frag- 
mente n9^  TrnUxSrrjxos  fiirQtav  (ebenda  p.  200,  8)  und  Hesychios,  welche  die 
richtige  Bestimmung  geben,  a  su  lesen  ist  Als  Doppelstadion  erklären  den 
9üwlos  auch  das  Etymel.  M.  unter  avXos  und  aradtop  und  Vitruv.  5, 11, 1.  Vergl. 
Krause  Gymnastik  und  Agonistik  der  Hellenen  I  S.  345. 

4)  Sol.  23. 

5)  Pausan.  6, 16, 4:  9^ofov  eial  rov  Inniov  ^^mos  diavXot  8vo.  Hesychios: 
fnnaiM  igofios  rtr^aaraSios  rts,  womit  die  berichtigte  Lesart  unter  inntnovi 
X9%Qa<na8iov  zu  rergleichen  ist  Phot  p.  111,  4  (Metrol.  Script  I  p.  329,  10): 
innetoSt  6  in  xacaa^ojv  cxaiimv  9^ftos. 

6)  Johxoi^  fiix^ov  yrfi.  Ober  den  Sohxos  als  Langlauf  vergl.  Krause  Gymn. 
i  S.  347  ff. 

7)  Le  Moyne  Varia  sacra  p.  502,  Metrot  Script  I  p.  52.  200, 11 


|6,is-|7,i.  AMHA  BIß  fiXOlNOZ.  89 

13.  Mlliov  bexekhnet  teils  die  rümiscbe  Meile,  teils  das  Weg» 
mafe  von  1000  XyU  oder  3000  kOnigUchea  EUeD,  wie  es  io  der  ri^oH- 
sehen  Profinz  Ägypten  im  AnseUufe  an  altere  Einrichtungen  festge* 
setzt  wurde  (§  53,  5),  und  ähnlich  auch  als  späteres  jttdiacfaes  und 
syrisches  Mab  voifcoinnt  (f  S2,  1  a.  E.  51,  2).  Als  rdmisebe  Meile 
wurde  das  liHh&v  rednciert  auf  8  (auch  8^/s)  Stadien  des  attischen 
Fu&es  (S  10, 1),  oder  auf  7  Stadien  des  ursprttn^cben  Philetftrischen 
oder  kleinasiaüschen  FuAes  ({  50,  2),  oder  endlich  auch  auf  7V2  Sta« 
dien  des  kleineren  asiatischen  Futses  (§  50,  3). 

14.  IlaQa^ayyfj^j  das  persische Wegmaüs  enthielt  30  Stadien 
oder  10800  kOnigticbe  Blkn  ($  45,  2). 

15.  Sx^lp^gy  das  ägyptische  WegmaTs,  hetrug  4000  Xyla  oder 
12000  kDnigUche  Ellen  und  wurde  später  im  PtolenOischen  System  zu 
30  Stadien  des  Philetärischen  Pulses  festgesetzt  ($  41, 6.  53, 5).  Era- 
tosthenes  rechnete  auf  diesen  Seboinos  40  Stadien  saittleren  Schritt- 
maftes  ({  9,  4). 

Eine  Oberstchi  «her  die  griechischea  Längenmafse  giebt  Tabelle 
UA.  B. 

{  7.   Die  Fläckenmafte, 

1.  Die  Anfänge  der  griechischen  Feldmefskunst  verlieren  sich  zu- 
rück in  die  Urzeit,  wo  Hellenen  und  Italiker  noch  einen  vereinigten 
Stamm  bildeten.  Bei  beiden  Völkern  geht  die  Messimg  vom  Pub  aus, 
nicht,  wie  bei  den  Ägyptiern  und  Hebräern,  von  der  Elle.  Hundert 
Fufs  lang  wird  die  Furche  auf  dem  Ackeriand  gezogen;  sie  wurde  die 
Wende  {Ttike^QOv^  varsm)  oder  der  Trieh  {actu$)  genannt,  weil  soweit 
die  Pflugstiere  in  einem  Zug  angetrieben  und  dann  wieder  gewendet 
wurden.  ^)  Zu  der  genauem  Regelung  der  Äcker  bedurfte  man  einer 
Me&stange.  Dazu  diente  einfach  der  Treibstecken,  mit  dem  die  Tiere 
gestachelt  wurden ,  die  axaiva  (italisch  pertica) ,  die  zu  10  Fufe  nor- 
miert wurde.  ^)  Sie  soll  eine  Erfindung  der  Thessaler  sein  und  heifst 

1)  8.  §  &,4.  tl,  4.  57,3. 

2)  Za  der  Stelle  des  Apollomos  Rbod.  3, 1823:   ifyaxitji  we  rie  t«  iZi- 
ImmyiOi  vv^aMw  amaivv  bemerkt  der  Scholiast:  cauUvVf  avxl  rov  nevr^^,  oMotva 


ich  kurz  entwickelt  in  Fleckeisens  Jahrb.  1863  S.  169  f.,  wozu  in  diesem  Hand- 
buch die  betr.  Bemerkanren  §  44, 3.  53, 3  kommen.  Als  Melsstanse  ron  10  Fufs 
erscheint  die  auiuva  aich  in  der  Heronischen  Überlief erung,  in  dem  Fragment 
9CMi  rnilmirftro^  fUr(fmv  und  bei  Suid.,  worüber  der  Index  zu  den  Metrol. 
scnpt.  den  nahem  Ans  weif  giebt    Die  Quadrat -Akäna  wird  ausdrücklich  za 


40  GRIECHISCHES  FLÄCHENMASS.  { 7,  l.  s. 

bei  eiDem  alexandrinischeD  Dichter  noch  die  pehsgisdie;  beides  ein 
unTerkennbarer  Hinweis  darauf,  dafs  der  Gebrauch  der  Akäna  bei  den 
Griechen  für  ebenso  alt  galt,  als  nur  ihre  Erinnerung  an  die  früheste 
Vorzeit  zurückreichte. 

2.  Das  Quadrat  der  zehnfüfsigen  Mefsstange  hat  wahrscheinlich, 
wie  bei  den  Römern  (§  13,  1),  die  kleinste  Einheit  des  Feldmafses  ge- 
bildet Hundert  solcher  Stücke  ergaben  ein  nXi&Qov^  das  Quadrat 
des  gleichnamigen  Längenmafses,  mithin  ein  Stück  Ackerlandes  von 
100  Fufs  ins  Gevierte  oder  10000  Quadratfufs.^) 

Bei  Homer  scheint  das  nli^Qov  nur  als  Lftngenmais  vorzukom- 
men (S.  32) ;  aber  auch  das  entsprechende  Flächenmafs  kann  jenem 
Zeitalter  nicht  unbekannt  gewesen  sein,  denn  der  Scheiterhaufen,  auf 
welchem  die  Leiche  des  Patroklos  verbrannt  wurde,  war  zu  100  Fufe 
ins  Gevierte  bemessen.  ^) 

Die  römischen  Schriftsteller,  welche  griechische  Quellen  benutzen, 
pflegen  tcU&qov  mit  iugerum  zu  übersetzen ,  obgleich  letzteres  über 
2V2mal  gröfser  ist  als  das  erstere^),  und  umgekehrt  geben  Plutarch 
und  Appian  die  quingenta  iugera  des  Licinischen  Gesetzes  durch 
TtUd-qa  TtevTcmooia,  ^) 

3.  Als  Feldmafs  erscheint  bei  Homer  in  den  Zusammensetzungen 
T€tQayvog  und  ftevtrpiovTdyvog  die  yvrjy  d.  i.  die  Flur  oder  das  Saat- 
feld. ^)  Die  Oberlieferung  über  den  Betrag  dieses  Mafses  ist  in  den 
Quellen  spätester  Zeit,  welche  allein  uns  vorliegen,  bis  zu  einem  kaum 

100  (Quadrat-)  Fufs  bestimmt  in  dem  II.  UeroDlschen  Fragment  p.  185,  22.  — 
Über  die  Ableitung  des  Wortes  axatva  von  Wurzel  ak,  d.  i.  scharf  sein,  vergL 
A.  Fick  Vergleichendes  Wörterb.  der  indogerm.  Sprachen  Bd.  II,  3.  Aufl.,  S.  4, 
G.  Gurtius  Griech.  Etymol,  5.  Aufl.,  S.  131. 

1)  Hesych.:  niXed'^  fidr^ov  yijs,  o  waa*  ftvqiavQ  noBas  i^x^tp,  womit  zu 
Terffleicben  Frontin.  de  limit.  p.  30  (Metroi.  Script.  11  p.  56,  19):  priroum  agri 
modum  fecerunt  quattuor  limitibus  clausum,  plerumque  centenum  pedum  in 
utraaue  parte,  quod  Graeci  plethron  appeilant,  Osci  et  Umbri  vorsum.  Eine 
Besenreibung  des  Flächenplethron  giebt  Euripides  Ion  1137  B,  Polybios  6, 27, 2 
nennt  ein  Quadrat,  dessen  Seiten  je  100  Fufs  yon  dem  Mittelpunkte  entfernt 
sind,  rsr^dnXed'^', 

2)  Hom.  II.  23, 164:  noirjcav  Si  TtvQrjv  ixctro/iTtoSop  A^a  xal  ivd'a.  Die 
Variante  ixaro/ineoov  darf  kaum  auf  novs  zurückgeführt  werden  (wie  allerdings 
das  dorische  ixaromsBos  in  der  Tafel  von  Herakleia  G.  I.  Gr.  III  Nr.  5775 
Zeile  42.  47.  54),  sondern  bedeutet  eine  nach  100,  nämlich  Fufs,  bemessene 
Fläche:  8.  Archaol.  Zeitung  XXX VUI  S.  95. 

3)  Vergl.  Tab.  V  und  IX  und  die  dritte  Anm.  zu  §  12, 1  a.  E. 

4)  Plnt.  Gamill.  39,  Appian  b.  civ.  1,  9. 

5)  Pvtty  ionisch  yvrjf  ist  Nebenform  zu  yaJa  (vergl.  G.  Gurtius  Etymol. 
S.  177);  doch  ist  die  Sonderbedentung  des  bebauten  Landes  bei  yyri  unver- 
kennbar. Dazu  stimmt  vvi;^,  das  Krummholz  am  Pfluge.  Ober  yvtjs  in  der  Be- 
deutung eines  Ackermaises  s.  unten  S.  41  Anm.  3  und  $  57,  1. 


17,3.  DAEOPON,  DTH.  41 

glaublichen  Grade  verwirrt  Auszugehen  ist  von  der  Notiz,  dafs  das 
TiTQayvov  ein  Stück  Landes  bedeute,  welches  ein  rüstiger  Arbeiter  in 
einem  Tage  bepflOgen  könne.  ^)  Wir  htftten  also  ein  dem  italischen 
Jugerum  ($  13,  2)  verwandtes  MaTs,  und  die  yvtj  würde  etwa  auf  ein 
halbes  Plethron  zu  setzen  sein.  Doch  bietet  sich  statt  dessen  sofort 
die  anderweitige  Überlieferung,  dais  die  yvtj  selbst  einem  römischen 
Jugerum  gleich  gewesen  sei^,  und  weiter  eine  dritte  Erklärung, 
welche  zwischen  den  beiden  vorher  angefahrten  die  Blitte  hült,  indem 
sie  yvf]  und  jtki&QOv  einander  gleichsetzt  ^)  Wieder  eine  andere 
AnschanuDg  von  der  yvt]  hat  ofiTenbar  jener  Sänger  gehabt^  der  den 
Garten  des  Alkinoos  als  rer^ayvog  bezeichnet  und  auf  diesem  Räume 
eine  stattliche  Fülle  vei^schiedener  Pflanzungen  wachsen  und  blühen 
labt  *)  Dazu  kann  im  Sinne  des  Dichters  unmöglich  ein  TevQaTtXed'Qoy 
ausgereicht  haben,  wohl  aber  ein  Raum  von  48  Plethren,  der  aus 
einem  Scholion  zu  der  Stelle  sich  ableitet  ^)  und  merkwürdiger  Weise 
gerade  mit  dem  Ackermafse  übereinstimmt,  welches  unter  dem  Namen 
yvrjQ  aus  Lakonien  nach  Tarent  und  von  dort  nach  Herakleia  am  Siris 
übertragen  worden  ist<^) 


1^  Od.  18,  371—74  uod  daza  die  Erklärung  des  Eastathios:  rsrodyyov  Sta- 
üTTjfui  ri,  oaov  f/v  a(Hn^uiv,  cjs  eixoSy  9i*  rj/iif^a^  fovi  aya&ovs  i^yaxas  xal 
Xfnftivave  ßov^lv  oftoloa, 

2)  Als  50  römische  Jugera  sind  zu  deuten  die  nsv^rptovra  itvyrj,  welche 
Eustathios  zu  II.  9, 575  und  andere  (s.  Etymol.  M.  unter  yvrjs  a.  E.)  dem  rdfitvos 
itttmptarroyvor  Homers  (II.  9,  578  f.)  zuschreiben. 

.1)  Eostatb.  zu  11.  9,  575  erklärt  n»prfjMOPT6yvor  zunächst  als  Maus  von 
50  ityyv  (s.  Torige  Anm.),  fOgt  aber  nach  anderen  Autori^ten  hinzu  ij  ro  nnmj- 
itoytanAB^pov.  Derselbe  zu  Od.  7,  tl3:  mgayvoe  Si,  av  iKaanj  %av  XMca^mv 
niev^wr  y^v*^  ^h^»  ^^^  V  '^^QOLjtXid'ifoß  waat  (es  wird  also  hier,  beiläufig 
bemerkt,  yvije  als  Furehenlänffe  von  200  Fu/s  ffefafst).  Die  Stellen  der  Lexiko- 
mphen,  weiche  yvtf  oder  yvrjs  als  nXid'^  deuten,  weist  der  Index  zu  den 
Metrol.  Script  nach.  Die  Nebenform  yvwi  in  der  Bedeutung  eines  Feldmaises 
erscheint  auch  bei  Eustathios  an  der  zuletzt  angefflhrten  Stelle  sowie  in  den 
Scbolien  zu  Homer,  während  Enstath.  zu  II.  9,  575  /vi/s,  fU(foi  a^ifov,  und 
yvf^,  fiirgov  yijs  auseinander  hält. 

4)  Od.  7,  112  £:  iktoifd'ev  9*  avi^  /Afyac  o^;taTOff  ayx^  &vQamv  xtXQa- 
yvoe  u.  8.  w. 

5)  Scbol.  zu  Od.  7, 113:  o  8i  yvtjs  Svo  madia  ixBi.  Das  aroBiov  ist  hier 
offenbar  Bezeichnung  für  6  Flächeuplethren ,  d.  i.  einen  Streifen  Landes,  der 
100  Fufs  in  die  Breite  und  1  Stadion  in  die  Länge  mifst    Yergl.  §  45,  2  a.  E. 

6)  Vergl.  unten  §  57, 1.  Eine  yvtj^  gemäis  der  Torigen  Anm.  zu  12  Plethren 
gefafet  und  nach  dem  älteren  griechischen  Mafse  (§  46,  3)  bestimmt,  würde  auf 
1,19,  mithin  das  xer^yvov  des  Dichters  auf  4,76  Hektaren  auskommen.  Der  yvtiz 
in  Herakleia  hat  nach  meiner  Annahme  50  attische  Plethren  ««  4,75  Hektaren 
gnnessen;  es  ergiebt  sich  also  eine  vollständige  Identität,  welche  unmöglich 
auf  ZufaU  beruhen  kann.  Wir  gewinnen  demnach  das  schone  Resultat,  dafs 
die  50  Plethren  attischen  Mafses,  welche  dem  yvrii  von  Herakleia  zukommen, 
ursprünglich  48  Plethren  älteren  griechischen  Mafses,  welches  bis  auf  Lykurg 


42  GRIEGHISGBES  FLÄGHENMASS.  §  7, 4. 5. 

Endlich  wird  auch  yi^rj  als  ein  sehr  kleines  Mafs,  im  Betrage  von 
noch  nicht  10  Orgyien,  gedeutet,  i) 

Nach  allem  wird  es  kaum  möglich  sein ,  einen  einheitlichen  Be- 
trag der  yvf]  für  die  Homerischen  Gesünge  nachzuweisen ;  woU  aber 
hat  die  Annahme  einige  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  dafs  die  yvt)  U. 
9,  579  und  Od.  18,  374  etwa  dem  Plethron,  dagegen  Od.  7,  113  min- 
destens 12  Plethren  gleichgesetzt  werde. 

4.  Die  ÜQOVQa  wird  als  ägyptisches  Feldmafs  von  Herodot  näher 
bestimmt  (§  41,  4).  Sie  hielt  100  königliche  Ellen  ins  Gevierte  und 
erscheint  noch  in  spätrömischer  Zeit  als  provinziales  Mafs  (§  53,  10). 

5.  Das  ältere,  vorattische  Plächenmals  der  Griechen  werden  wir 
am  sichersten  mit  heutigem  Mafse  vergleichen ,  wenn  wir  die  maipa 
zu  6  babylonischen  Ellen  oder  10  Fufs  gemeingriechischen  Mafses  an- 
setzen (§  46,  2).  Demnach  betrug  der  älteste  Pufs,  wie  er  zuerst  zu 
Lykurgs  Zeit  einigermarsen  deutlich  ans  Licht  tritt,  etwa  32  Centim., 
das  Längenplethron  31,5  Meter,  das  Flächenplethron  zur  Zeit  Ly- 
kurgs und  wohl  auch  die  kleinere  Homerische  yvt]  992  D Meier,  das 
entsprechende  TsrQoyvov  39,7  Aren ,  das  nevtifpcovToyvov  4,96  Hek- 
taren ,  endlich  das  rerQayvov  des  Dichters  des  siebenten  Buches  der 
Odyssee  4,76  Hektaren. 

Die  Reduktion  des  griechischen  Flächenmafses  nach  attischer 
Norm  ist  in  Tab.  V  zusammengestellt.  Danach  ist  ein  Plethron  gerade 
gleich  9,5  Aren. 

§  8.   ßesUmmung  der  griechUchen  Längenmafse, 

1.  Während  wir  bei  den  Römern  eine  feste  Einheit  des  Längen- 
mafses,  den  Fufs,  finden,  zu  dem  alle  anderen  Mafse  in  ein  unabänder- 


sich  zarflekTerfolgen  lafst  (f  46, 19),  betragen  haben,  ferner  können  wir  zwischen 
der  ^  im  7.  Buche  der  Odyssee  und  dem  yvrii  tob  Uerakleia  das  genaae  Ver- 
hältnis 1 : 4  festsetzen. 

1)  Zu  Hom.  II.  9,  579  geben  die  Scbolien  aus  Cod.  A  (nach  I.  Bekker)  sowie 
diejenigen,  die  dem  Didymos  zugeschrieben  werden,  dieselben  Erklärungen  von 
nwttinovxoyvw  wie  Eustathios  (S.  41  Anm.  3);  aber  in  den  Handschriften  BL 
findet  sich  die  anderweitige  ErlLlärung:  yvrj9  9d  iaxi  ßiir(fov  yrjQ,  fittt^  raitr 
dAea  dfyvtäv  ikacaov.  Aus  gleicher  Quelle  wie  letzterer  SchoUast  hat  wahr- 
scheinlich auch  HesTchios  unter  rar^a/uj»»'  geschöpft,  bei  dem  jedoch  das  Zahl- 
wort leider  ausgefallen  ist:  ifvioi  yvtiv  ro  •  o^yv^Sr  ^qov.  Es  läge  nahe  beim 
Scholiasten  eine  Verwechselung  tob  6^vui  und  auaira  zu  yermuten,  wonach 
wir  die  Definition  des  Plethron  erhielten;  allein  die  Beschränkung  fuuQtp  — 
ilaa^ov  läfst  auf  eine  genaue  Bestimmung  schliefsen,  welche  wahrscheinlich 
auf  einem  einfachen  Verhältnis  zu  irgend  einem  andern  Flächenmafs  beruhte.  Die 
Vergleichung  mit  den  beiden  provinzialen  Flächenmafsen  späterer  Zeit,  welche 
den  Namen  o^yvta  haben  (§  53, 7.  9),  führt  zu  keinem  annehmbaren  Resultate. 


1 1, 1.  BESTiafMUNO  DES  LAN€ENMASSES.  43 

ikhes  Veriiälnig  geseist  sind,  und  dieser  Fub  sich  mit  aUer  nur  wün-* 
schenswerteo  Sicherheit  bestiauneD  läfet,  waren  wir  in  betreff  der 
Griechen  lange  Zeit  nicht  einmal  darüber  in  Klarheit,  ob  sie  sich  über* 
enstinraender  oder  verschiedener  Längenmaße  bedienten.  Voraus- 
sichtlich war  auf  diese  Frage  zu  antworten ,  dafs  hierin  ebensowenig 
Obereinstimnuing  geherrscht  habe  ak  in  den  Hohknarsen ,  Gewichten, 
Münzen  und  selbst  in  der  Zeitrechnung.  Dagegen  aber  sprach,  dafs 
die  griechischen  Schriftsteller  selbst  so  gut  wie  nirgends  ron  Terschie- 
denen  Längenmafsen  reden  und  auch  bei  Römern  nur  unsichere  An- 
deotttngen  darüber  sich  finden.  Hauptsächlich  auf  diesen  negativen 
Beweis  gestützt  hielten  die  neuern  deutschen  Metrologen  und  Geogra- 
phen fast  insgesamt  an  der  Ansicht  fest,  dafs  es  nur  ein  gebrauch- 
liebes  Fubmafs  in  ganz  Griechenland  gegeben  habe.i)  Dagegen  waren 
franzüeiscbe  Gdehrte,  unter  denen  besonders  Fröret  und  Gosselin  zu 
nennen  sind,  unter  ganz  anderen  Voraussetzungen  dazu  gekonunen, 
für  das  hauptsächlichste  Längenmafs,  das  Stadion,  sehr  verschiedene 
Wttle  anzunehmen. 2)  Von  der  Bemerkung  ausgehend,  dafs  die  An- 
gaben der  alten  Griechen  über  terrestrische  Entfernungen  weder  unter 
einander  übereinstimmten ,  noch  viel  weniger  mit  den  Daueren  Mes- 
sungen in  Einklang  zu  bringen  waren ,  fanden  sie  den  Grund  davon 
nicht  in  den  mangelhaften  Bestimmungen  der  Alten  selbst,  sondern 
sie  suchten  die  abweichenden  Angaben  dadurch  in  Übereinstinmiung 


1)  ManDeri  Geogr.  der  Griechen  und  Römer  I  S.  200  ff.,  UkeK  zuerst  in 
▼.  Zachs  Monatlicher  Korrespondenz  Bd.  23  v.  J.  18  t  t  S.  488  ff.,  dann  ausführ- 
Udier  in  der  Mono^phie  Üher  die  Art  der  Griechen  und  Römer  die  Entfernungen 
ZB  beatimmen  und  ober  das  Stadion,  1813  (vergl.  besonders  S.  37).  In  demselben 
Sinne  behandelt  Ukert  die  Frage  nochmals  in  seiner  Geographie  der  Griechen 
and  Romer  1  Abth.  2  S.  51  (T.  Ebenso  entschied  sich  för  die  Einheit  des  Längen- 
nabea  Ideler  in  dem  ersten  Teile  seiner  Untersuehungen  über  die  Langen-  und 
nicheomaise  der  Alten,  AbhandL  der  Berliner  Akad.  1812—13,  historisch-philos. 
KL  S.  181:  'in  einem  Punkte  müssen  die  Völker  Griechenlands  mit  einander 
dbereingekommen  sein,  in  dem  Gebrauche  des  FuCsmafses'.  Dieser  Ansicht 
schlössen  sich  oabedingt  an  Wurm  p.  95  Ol,  Böckh  M.  U.  S.  281,  Forbiger  Haodb. 
der  alten  Geogr.  1  S.  552  f. ;  obgleich  Ideler  selbst  in  der  Fortsetzung  seiner 
Untersuchungen  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akad.  Ton  1826  und  1827 
so  einem  abweicbeadea  Resultate  gekommen  war. 

2)  Fröret  Sur  les  mesures  longues  des  anciens,  in  M^.  de  TAcad.  des  Inscr. 
XXIY  p.  492  ff.,  Gosselin  Recherches  sur  la  g^ographie  syst^matique  et  positive 
des  aneiens  IV  p.  290  fL  Vergl.  über  diese  sowohl  als  mehrere  andere  Ukert 
Ober  die  Art  der  Griechen  u.  s.  w.  S.  49  ff.,  Lelronne  Recherches  sur  H^ron 
p.  11  ff.  Auf  relativ  besseren  Grundlagen  fufste  d'Anrille  in  seinem  Trait^  des 
mesures  itin^raires  (Paris  1769),  der  aufser  dem  olympischen  Stadion  von  >/• 
riuL  Meile  nur  noch  das  kürzere  von  V>o  Meile  und  das  sogenannte  Aristotelische 
▼00  Yiui  Grad  <«  100  Meter  oder  rund  Vi»  röm.  Meile  anerkannte.  Dafs  das 
letztere  keine  Berechtigung  hat,  wird  sich  später  zeigen. 


44  GRIEGBISGHES  LÄNGENAIASS.  §  8,2. 

mit  unsern  Messungen  zu  bringen,  dafs  sie  ganz  yerschiedene  Arten 
Yon  Stadien  aufstellten.  Die  Berechtigung  dazu  glaubten  sie  in  den 
Terscbiedenen  Bestimmungen  des  Umfanges  der  Erde  zu  finden.  Alle 
diese  Angaben,  so  nahmen  sie  an,  beruhen  aufrichtigen  Messungen. 
Wenn  also  Aristoteles  den  Erdumfang  zu  400000,  Eratosthenes  zu 
252000  Stadien  angiebt,  so  meinen  beide  dieselbe  Dimension,  nur 
bedient  sich  ersterer  eines  weit  kürzeren  Stadions  als  der  letztere.  Die 
Unhaltbarkeit  dieser  ganzen  Hypothese  und  die  Widersprüche,  zu  denen 
dieselbe  führt,  sind  von  Ukert  und  Ideler  gründlich  und  überzeugend 
dargethan  worden,  so  dafe  sie  jetzt  als  ein  für  allemal  widerlegt  gelten 
kann.i)  Nichtsdestoweniger  l\aben  sowohl  die  monumentalen  Funde 
neuerer  Zeit  als  auch  das  Nachmessen  der  Orteentfernungen ,  welche 
Ton  älteren  griechischen  Schriftstellern  erwähnt  werden ,  darauf  ge- 
führt, dals  auch  die  unbedingte  Einheit  des  LängenmaTses,  welche 
die  deutechen  Geographen  annahmen,  nicht  aufrecht  erhalten  wer- 
den kann. 

2.  Bei  Erörterung  dieser  schwierigen  Frage  mufs  vor  allem  noch 
einmal  darauf  hingewiesen  werden ,  dafs  zunächst  in  dem  Systeme  der 
Längenmafee  Übereinstimmung  herrschte.  Ein  Stadion  wurde,  wie 
wir  sahen,  unter  allen  Umständen  zu  600  Fufs  gerechnet,  und  ebenso- 
wenig war  das  Verhältnis  der  übrigen  wichtigeren  Längenmafse  ein 
schwankendes.  Nehmen  wir  nun  dazu,  dafs  den  Griechen  die  ur- 
sprüngliche Herleitung  alles  Messens  von  den  Gliedern  des  mensch- 
lichen Körpers  allezeit  in  lebendigem  Bewufsteein  blieb  und  dafs  die 
vom  normalen  Körper  entnommenen  Gröfsen  bis  über  eine  bestimmte 
Grenze  nicht  schwanken  können,  so  werden  wir  unbedenklich,  jedoch 
mit  der  eben  angedeuteten  Beschränkung,  den  Satz  hinstellen,  dafs 
die  Griechen  sich  gleicher  Längenmafse  bedienten.  Es  kann  also  z.  B. 
ein  Stadion,  dessen  Fufs  nur  167  Millim.,  d.i.  etwa  die  Hälfte  des  natür- 
lichen Fufses,  beträgt,  wie  es  Fröret  und  andere  aufgestellt  haben  ^), 
niemals  in  Gebrauch  gewesen  sein.  Die  geringen  Differenzen  aber, 
welche  sich  finden  mochten,  waren  im  einzelnen  so  verschwindend 
klein,  dafs  sie  nicht  beachtet  wurden,  zumal  da  man  wohl  selten  in  den 
Fall  kam,  verschiedene  Fufsmafse  unter  einander  genau  zu  verglei- 

1)  Ukert  Geogr.  1, 2  S.  51  if.  uod  Ober  die  Art  der  Griechen  u.  s.  w.  S.  46  E, 
Ideler  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1825  S.  159  fif. 

2)  Es  ist  dies  das  angebliche  Stadion  des  Aristoteles,  abgeleitet  von  dessen 
Angabe  über  den  Erdumfang  (11  UV»  auf  den  Grad):  s.  Fröret  a.  a.  0.  p.  507  AT. 
In  solchen  Stadien  soll  Herodot  die  Dimensionen  des  Schwarzen  Meeres  ange- 
geben haben  (s.  unten  Anm.  zu  §  9,  1  a.  E.). 


i  8,  t.  3.  BESTlMfifUNG  DES  LÄNGENMASSES.  45 

eben.  0  Zwar  war  schon  Pythagoras  darauf  gekommen,  daTs  das  olym- 
pische Stadion  nach  einem  grOfeern  Fufsmafse  errichtet  war  als  alle 
Qbrigen  damals  in  Griechenland  bestehenden,  er  hatte  dies  aber  nicht 
mmiittelbar  aus  einer  Vergleichung  Ton  Fufsmafsstflben  gefunden, 
sondern  es  erst  aus  der  yerschiedenen  Länge  der  Stadien  geschlossen  >); 
und  aufserdem  finden  wir  bei  keinem  griechischen  Schriftsteller  ir- 
gend eine  Erwähnung  Terschiedener  Fufsmafse,  geschweige  denn  eine 
genaue  Angabe  über  die  Differenz  derselben. 

Auch  die  verschiedenen  Maisstäbe  der  alten  Architekten,  welche, 
wie  sich  aus  den  Resten  alter  Baudenkmäler  ergeben  hat,  sowohl  Yon 
Tomherein  scharf  bestimmt,  als  auch  in  der  Praxis  sorgsam  beobachtet 
wurden  ^ ,  halfen  nichts  zu  einer  Unterscheidung  der  aufserdem  üb- 
lichen Längen-  und  Wegmabe,  da  sie  lediglich  auf  das  Gebiet  der 
Baukunst  beschränkt  blieben. 

Ebensowenig  haben  die  fein  durchdachten  Normierungen  des 
Fofsmafses,  welche  der  Ordner  des  bkonisch-äginäischen  Systems 
(S  46,7. 19)  und  später  Selon  (§  10, 4.  46, 14)  Tomahmen,  einen  wei- 
teren Einflufs  auf  die  Fixierung  des  griechischen  Längenmafses  geübt 
noch  auch  nur  zur  Festsetzung  der  Differenzen  geführt,  während  doch 
die  Verschiedenheit  von  Hohlmafsen  und  Gewichten  tou  fhlhester  Zeit 
an  beobachtet  worden  und  in  das  Volksbewulstsein  gedrungen  war. 

Die  ersten  Fufsmafse  griechischer  Benennung,  über  deren  Betrag 
eine  genaue  Überlieferung  besteht,  sind  der  Philetärische  Fuls  im  per- 
gamenischen  Reich  und  in  Ägypten  (§  50, 1.  53, 4)  und  der  Ptolemäische 
in  Cyrenaica  (55,  1);  beide  wurden  aber  nicht  mit  einem  andern 
griechischen  Fufsmafs,  sondern  mit  dem  römischen  geglichen,  und 
zwar  infolge  der  Einrichtung  jener  Länder  zu  römischen  Provinzen. 

Die  Untersuchungen  des  Geographen  Eratosthenes  haben  sich 
auf  die  Schrittlänge  und  auf  das  Stadion,  nicht  auf  das  Fulsmafs  ge- 
richtet (§  9,  4),  und  wenn  wir  unsrerseits,  wie  das  Eratosthenische 
Stadion,  so  auch  den  sechshundertsten  Teil  desselben  genau  fixieren 
können ,  so  erblicken  wir  darin  lediglich  einen  theoretisch  berechne- 
ten Wert,  nimmermehr  aber  ein  whrkliches  griechisches  Fubmafe. 

3.  Weiter  dem  Ellenmafs  uns  zuwendend  finden  wir  zwar 


t)  Vergl.  Fenoer  ▼.  Fenneberff  llDteraneb.  über  die  Langen-  Feld-  o.  Wege- 
m$bt  S.  4  £  Ans  der  langen  Reihe  alter  Schriftoteller  genagt  es  PoWbios  ansn- 
Akren,  der,  wenn  aneh  in  anderen  Dingen  grfindUch  nnd  genau,  doen  twischen 
Sriecbischem  and  römisehem  Fafsmafii  nirgends  einen  Unterschied  macht. 

2)  S.  £e  f  5, 4  angefahrte  Stelle  des  Gellios  nnd  vergl.  nnten  f  8,  4. 

3)  Yergl.  {  10,  2.  46,  1.  20.  47,  1.  48,  3.  50,  3. 


46  GRIECHISCHES  LANGENMASS.  f  8,  s. 

dknsoweaig,  wie  in  betreff  des  Pulses,  irgead  ein  Zeugnis  über  <fie 
Verschiedenheit  griechischer  Nafse,  aber  es  kommt  uns  eine  andere 
Überlieferung  zu  statten,  deren  hohe  Wichtigkeit  erst  in  jttngster  Zeit 
▼olle  Anerkennung  hat  finden  können.  Herodot  ^)  nennt  ttberhaupi 
Tier  Ellenmabe  mit  Namen,  das  ägyptische ,  das  sannsche,  das  könig- 
liche babylonische  oder  persische  und  den  ftirgiog  ftrjxvg^  d.  i.  die  ge*- 
meingriechische  Elle  >),  im  gaaien  also  zwei  orientalische  und  zwei 
griechische  Mafse.  Die  ägyptische  Elle  wird  gleich  der  samischen,  die 
königliche  zur  gemeingriechischen  in  das  Verhältnis  9 : 8  gesetzt  ^) 
Nun  befinden  wir  uns  heutigen  Tages  in  der  umgekehrten  Lage  als 
einst  die  Leser  Herodots:  diesen  wurden  die  ausländischen  Hafee  ver- 
deutlicht durch  den  Vergleich  mit  den  bekannten  griechischen;  uns 
sind  umgekehrt  nach  langem  Forschen  zuerst  die  orientalischen  Mafse 
näher  bekannt  geworden  und  wir  versuchen  nun  die  von  Herodot  er- 
wtthsten  griechischen  Habe  danach  zu  bestimmen.  Von  der  samischen 
Elle  wird  weiter  unten  die  Rede  sein  (§  48,  3);  anlangend  die  ge- 
meingriechische  finden  wir  sofort  den  wahrscheinlichen  Niherugs- 
wert  von  471,1  Millim.,  wenn  wir,  ausgehend  von  der  persischen  Elle 
(§  45,  1  a.  E.),  das  von  Herodot  bezeichnete  Verhältnis  benutzen. 
Dieser  Wert  whwankt  gemife  den  Erörterungen,  welche  an  späterer 
Steile  betreffs  der  babylonischen  Elle  folgen  werden  ^),  zwischen  den 
Greme«  voa  473  und  4ö6, 7  MiUim.  ^);  allein  es  kommen  andere  Ver- 
gMchungen  hinzu,  welche  es  gestatten  die  Fehlergrenze  noch  etwas 
enger  zu  ziehen. 


1)  2,  168:  6  Aiyvntiot  n^x^  x%>y%w%i  taos  iav  rS  JSafiit^,  Derselbe 
giebt  1, 178  die  Breite  und  Höhe  der  fllauern  Babylons  in  königlichen  Ellen 
an,  wözn  er  erklärend  bemerkt:  6  8i  flaatXijtos  ^rjxvs  rov  furolov  inrl  nrixeoQ 
ßiiat^  T^Mi  8anrvXc4ei.  Der  ßaaüJ^oQ  nijxv9  ist  die  kdnigliclie  babylonische 
and  persische  Eile  (f  42,  5.  45,  1). 

2)  Mir^ios  n^x^s  bedeutet  die  als  Mafs  gangbare  Elle,  d.  i.  iSianueog  xal 
fp^M^c,  wie  sie  vom  Scholiasten  in  Lnk.  Katapl.  16  ebenfalls  im  Gegensätze  a« 
der  königlichen  Elle  genannt  wird  (vergL  Ideler  AbhandL  1812—13  S.  181,  Böckh 
MetroL  Unters.  S.  213  f.).  Ähnlich,  wie  fur^ios  bei  Herodot,  findet  sich  ifi/ie- 
T^c  9tijx9£  bei  Poiyb.  5,  89, 1  zur  Bezeichnung  der  ortsüblicben  Elle,  wekhe 
in  dieeem  Falle  woU  die  königliche  Igrotische  war,  da  die  zugleich  erwähnten 
Artaben  Plolemäische  sind  (§  53, 11).  Zu  vergleichen  ist  auch  die  Bezeichnung 
uvür^av  av/ifUrg&v  nXij&o£  bei  dem  Arzte  Archigenes,  worüber  der  nähere 
Nachweis  in  Metrol.  script  I  p.  82  adn.  3  sich  findet. 

3)  So  als  Yerhaltoisiahl  ist  die  in  Anm.  1  angeführte  AngdE>e  Herodots  zu 
fassen,  daÜB  27  Daktylen  des  fUrfwi  n^x^  gleich  1  königlichen  Elle  seien. 

4)  Vcrgl.  unten  {  42,  5  und  besondere  §  42, 17.  Das  Maiimirai  des  kmbfjL 
ElleniMÜlea  ist  532,  das  Ifimmoai  525  BfiUira. 

5)  Die  entsprechenden  Fufsmafee  bezüarn  sich  auf  315  ond  311,1  Millim., 
worauf  später  in  §  46, 1  zurOckzukommen  sein  wird. 


I  8,  t.  METPI02  IIHXn:.  47 

Za  dem  fiijQiog  Ttijxvg  gehörte  selbstversUlndlich  als  Zweidrittel- 
■ab  ein  entsprechender  Fufs.  Dieser  ist  am  Heräon  auf  Samos  im 
Betrage  von  314,5  Hilfim.  nachgewiesen  worden  i),  und  es  bebfuft 
sich  danach  die  geroeingriechische  EUe  auf  472  NiHimeter. 

Weiter  ist  es  nicht  zu  bezweifeln,  dab  das  lakonisch-aginäiscbe 
System ,  dessen  Gewicht  und  Hohlmafs  wir  mit  hinreichender  Sicher* 
beit  kennen,  dieselbe  Norm  des  Lflngenmafses  hatte,  nach  welcher 
auch  Herodots  piitQiog  TcijxvQ  gebildet  war.  Zur  Bestimmung  dieses 
ältesten  griechischen  LXngenmafses  aber  stehen  zwei  zuYerlflssige  Wege 
uns  offen,  die  Vergleichnng  mit  der  babylonischen  EHe  und  die  Be- 
rechnung ans  dem  Hohlmafe. 

Die  EUe,  welche  dem  ältesten  griechischen  System  zugehört,  ver* 
hielt  sich  zur  babylonischen  wie  9 :  10  (§  46,  2);  wir  erhalten  dem- 
nach far  jene,  wenn  wir  Maximum  und  Minimum  der  babylonischen 
Elle  so  wie  Torfaer  ansetzen  <),  den  Wert  zwisdien  478,8  und  472,5 
Millim.,  und  ferner  durch  Berechnung  aus  dem  Hohlmafs  478  bis 
475  Millim.  (S  46,  7). 

Indem  wir  nun  die  extremen  Werte  sowohl  nach  oben  als  nach 
unten  hin  beseitigen ,  da  dieselben  durch  das  nahe  Zusammentreffen 
anderer  gut  beglaubigten  und  unabhängig  von  einander  berechneten 
Werte  hinfiillig  werden  9),  setzen  wir  den  ^hgiog  Ttfjxvg  zwischen 
475  und  471  Millim.  und  nehmen  als  den  wahrscheinlichen  Mittelwert 
472,5  Millim.  an.  4) 

Da,  vrie  später  gezeigt  werden  wird  (§  46,  2),  zehn  gemeingrie- 
chische Fufs  gleich  sechs  babylonischen  Ellen  waren,  so  entsprach 
das  älteste  griechische  Stadion  genau  360  königlichen  Ellen,  d.  i.  dem 
Sossos  der  babylonischen  Rute  (§  42,  3),  und  es  waren  mithin  30 

1)  S.  9  48,  3.  Andere  hierher  gehörige  Messungen  finden  sich  f  46, 1  sn- 
sammenffestellt 

2)  Oben  S.  46  Anro.  4. 

3)  Zwiseben  königlicher  and  gemeingriechischer  Elle  sind  oben  iwei  yer- 
schiedene  VerhSUnisse,  nämlich  9 :  8  und  10:9  gesetzt  worden.  Nun  geht  aus 
desi  Zttsanmienbaiig  der  Untersuchungen  in  §  42,  5.  17.  46,  20.  47, 1.  48,  3  mit 
Wihrsdieinlichkeit  henror,  dab  beide  Verhältnisse  genaue  sind,  dafs  jedoch 
Herodot  eine  königliche  EUe  von  530  Afillim.,  der  Ordner  des  lakonisch- igi- 
Düschen  Systems  eine  solche  Ton  höchstens  625  Millim.  TorausgeseUt  hat  Aus 
ersterer  erceben  sieh  dann  (naeh  dem  Terhiltnis  9 : 8)  471,  aus  letsterer  (nach 
dem  YerUHtnis  10 : 9)  472,5  Millim.  flr  den  /litQiOQ  n^x^.  Hierzu  kommt  als 
■ögHdhst  suTerl&seiff  der  aus  dem  HohlmaTse  abgeleitete  Wert  von  475  bis 
473  MiRtm.  gemlfe  der  Bereehnung  in  einer  Anm.  zu  §  46,  7. 

4)  So  auch  Lepslus  in  der  Zdtsehr.  fttr  ägypt.  Sprache  1877  S.  6.  —  Nach 
der  Btte  von  472.5  Millim.  sind  dfe  flbrigen  Nominale  dieses  Systems  vom  trta- 
^Ufv  Mb  zum  ^««ervjloc  unten  f  46,  2  berechnet. 


48  GRIEGfflSGHES  LÄNGENMASS.  f  s,  4. 

Stadien  gleich  einem  Parasang  (§  42,  2.  45,2).  Während  ako  Herodot 
der  Verschiedenheit  griechischen  und  orientalischen  Elienmafees  mit 
Recht  sich  bewurst  war,  lag  für  ihn  kein  Anlafe  vor  das  Stadion  seines 
fihQiog  fc^vg  von  dem  babylonischen  Wegmals  von  360  Ellen,  noch 
auch  30  griechische  Stadien  von  dem  persischen  Parasang  zu  unter- 
scheiden. 

4.  Dies  führt  uns  zur  Frage  über  das  Stadion.^)  Selbst  eine 
geringe  Differenz  in  der  Gröfee  des  Fufs-  oder  Ellenmafses  mufste 
mehrere  hundert  mal  genommen  auffällig  werden,  und  dab  dieselbe 
den  Griechen  wirklich  nicht  entging,  dafür  haben  wir  das  bereits  an- 
geführte Zeugnis  des  Pythagoras,  dafs  das  in  Olympia  errichtete  Sta- 
dion langer  war  als  alle  übrigen  in  Griechenland.  2)  Eben  darauf  führt 
die  Angabe  eines  spätem  römischen  Schriftstellers,  des  Censorin,  wo- 
nach das  olympische  und  das  pythische  Stadion  von  verschiedener 
Länge  waren.')  Dennoch  sprechen  alle  Griechen,  wo  sie  Entfemun- 


1)  Die  altere  Litteratur  über  das  Stadion  ist  oben  in  der  ersten  Anm.  lu 
f  8  zusammenffestellt.  Weiter  behandeln  die  Frage  des  Stadions  und  der  Grad- 
messnngen  H.  Martin  Examen  d'un  memoire  posthume  de  M.  Letronne  in  Revue 
arch^ol.  X«  ann^e  p.  672  ff.  720  ff.,  Xle  ann^e  p.  25  ff.  89  ff.  129  ff^  A.  J.  H.  Vincent 
Notices  et  extraits  des  manuscrils  XIX,  deuxi^me  parüe,  p.  165,  H.  Wittich  Metro- 
logische Beiträge  im  Philologus  XXUI  S.  260  ff,  XXIV  S.  588  ff.,  XXYI  S.  644  ff., 
XXVin  S.  495  ff ,  L  Posch  Geschichte  und  Svstem  der  Breitenrndmessungen, 
Freysing  1860,  W.  Abendroth  Oarstellang  u.  Kritik  der  ältesten  Gradmessungen, 
Schulprogramm  Dresden  1866,  H.W.  Schäfer  Entwickelung  der  Ansichten  des 
Altertums  über  Gestalt  und  Gröfse  der  Erde,  Schulprogramm  Insterburg  1868, 
derselbe  Die  astronomische  Geographie  der  Griechen  bis  auf  Eratosthenes,  Schul> 
Programm  Flensburg  1873,  G.  Bruhns  Ober  die  Bestimmung  der  Gröfse  u.  Fiffur 
unserer  Erde  durch  Gradmessnngen  im  Kalender  u.  Statist  Jahrb.  f.  das  Kdnigr. 
Sachsen,  Dresden  1876,  S.  52  ff.,  K.  Müllenhoff  Deutsche  Altertumskunde  Bd.  I, 
Berlin  1870,  S.  259  ff.,  R.  Lepsius  Das  Stadium  u.  d.  Gradmessung  des  Eratosthenes 
auf  Grundlage  der  ägyptischen  Mafse  in  Zeitschr.  f.  ägypt.  Sprache  1877  S.  4  ff., 
Yalentiner  Ober  die  Bestimmung  der  Gröfse  u.  Gestalt  der  Erde  in  Westermanns 
niustr.  Monatsheften  1877  Juli  S.  372  ff.  Eine  eingehende  Revision  der  schwierigen 
Frage  war  für  die  zweite  Bearbeitunff  dieses  Handbuches  beabsichtigt,  mufste  aber, 
als  SU  weit  fahrend,  unterbleiben.  Was  in  den  obigen  Abschnitten  (^  8, 4—9, 4) 
und  unten  (§  41,  6)  sich  zusammengestellt  findet,  ist  die  Summe  dessen,  was 
nach  langjährigen  Untersuchungen  als  das  Wahrscheinlichste  sich  ergab  und 
auch  bei  der  Anwendung  auf  die  Gradmessungen  der  Alten  die  Probe  bestand. 

2)  Die  Ausgrabungen  zu  Olympia  haben  erwiesen,  dafs  der  Fufs  des  dortigen 
Stadions  320,5  Millimeter  betrug  (§  47, 1),  mithin  gröfser  war  als  der  gemein- 
griechische Ton  315  und  als  der  attische  von  308  Millimeter. 

3)  De  die  natali  13 :  nam  ut  Eratosthenes  geometrica  ratione  coUegit  BMixi- 
mum  terrae  circuitnm  esse  stadiorum  ducentum  quinquaginta  duum  miliun, 
ita  Pythagoras,  qnot  stadia  inter  terram  et  sin^las  Stellas  essent,  indicavit. 
Stadium  autem  in  hac  mundi  mensura  id  potisaimum  intdlegendnm  est,  quod 
Italicum  vocant,  pedum  sescentomm  viginti  quinque:  nam  sunt  praeterea  et 
alia  loDgitudine  diserepantia ,  ut  Olympicum,  quod  est  ^om  aescentuni, 
item  Pythicum  pedum  m.    Es  mag  diese  Stelle  als  Bestätigung  der  Angabe 


i  s,  4.  BESTIMMUNG  DES  STADIONS.  49 

gen  nach  griechischem  Matse  bestunmen,  nur  von  Stadien  schlechthin, 
ohne  die  geringste  Andeutung  über  eine  Verschiedenheit  derselben  zu 
geben;  und  wenn  man  daraus  hat  schlieisen  wollen ,  dafs  eben  nur 
ein  Stadion  als  Längenmafe  in  ganz  Griechenland  üblich  gewesen  sei, 
80  bleibt  doch  immer  die  Schwierigkeit,  dafs  nirgends  gesagt  wird, 
welche  yoo  den  verschiedenen  Rennbahnen  die  Grundlage  für  das  an- 
genommene allgemeine  Längenmafs  gebildet  habe.  FreiUch  haben  daran 
die  meisten  Meirologen  wenig  Anstofs  genommen,  indem  sie  glaubten, 
dies  könne  kein  anderes  Stadion  als  das  vornehmste  in  Griechenland, 
das  olympische,  gewesen  sein.  0  So  hatte  man  den  Namen  für  das 
Längenmafs,  die  Gröfee  desselben  ergab  sich  aus  den  Angaben  des 
Polybios,  Strabon  und  anderer,  dafs  8  Stadien  auf  die  römische  Meile 
gehen.  Es  kann  erst  weiter  unten  (§  10,  4)  gezeigt  werden,  dals  das 
Achtelmeilenstadion  kein  anderes  als  das  attische  gewesen  ist;  aber 
selbst  wenn  wir  das  allgemeine  Wegmafs,  welches  das  olympische  ge- 
nannt zu  werden  pflegte,  dem  attischen  gleichsetzen  wollten,  so  wäre 
die  Einheit  der  griechischen  Längenmafse  immer  noch  nicht  gerettet, 
da  die  älteren  Schriftsteller,  besonders  Herodot  und  Xenophon,  sich 
erwiesenermalsen  eines  kürzeren  Stadions  als  jenes  zu  8  auf  die  rö- 
mische Meile  bedient  haben. 


des  Py  thagoras  Über  die  verschiedene  Lange  der  grieciiischen  Rennbahnen  gelten ; 
aber  welter  ist  sie  schlechterdings  nicht  zu  gebranchen ;  denn  man  mag  sie  er- 
küren und  wenden,  wie  man  will,  so  stöfst  man  auf  Widersprüche.  Zunächst 
kann  das  Verhältnis  zwischen  dem  italischen  und  olympischen  Stadion  nicht 
richtig  bestimmt  sein,  denn  Gensorin  setzt  dabei  voraus,  dafe  der  Fufs  des  ita- 
lisdien  Stadions,  d.  h.  der  römische  Fufs  (§  12,  2  g.  E.  Anm.),  dem  olympischen 
deich  gewesen  sei.  Da  aber  der  Fufe  des  olympischen  Stadions  auf  keinen 
FaU  kleiner  gewesen  sein  kann  als  der  attische,  welcher  7*4  gröfser  ist  als  der 
römische  (§  10,  2  a.  E.),  so  ist  es  offenbar,  dafs  Gensorin  hierin  sich  geirrt  hat. 
In  der  That  besagt  seine  Angabe  über  das  olympische  Stadion  durchaus  nichts 
mehr,  als  was  wir  bereits  aus  den  }  5,  4  angeführten  Stellen  des  Gellius  und 
Indor  wissen,  daCs  das  olympische  Stadion  600  eigene  Fufs  enthielt,  welche 
Gensorin  ohne  weiteres  den  römischen  gleich  setzt.  Da  nun  femer  die  Aus- 
grabungen gezeigt  haben,  dafe  der  Fufe  des  olympischen  Stadions  gröfiser  war 
als  der  attische  (f  47, 1),  so  ist  der  Fehler  des  Schriftstellers  noch  auffälliger. 
Ebenso  unsicher  ist  die  Angabe  über  das  pythische  Stadion.  Nach  der  ge- 
wöhnlichen Annahme  soll  pedum  d  für  m  gelesen  werden,  also  das  pythische 
Stadion  500  Fufs  und  zwar  römische,  mithin  Vio  römische  Meile,  betragen  haben. 
Indes  fehlt  hierfür  jede  Begründung.  Das  wahrscheinlichste  ist  noch,  was  Krause 
Gymnastik  I  S.  136  annimmt,  dafe  die  Lesart  pedum  m  richtig  sei,  und  es  also 
zu  Gensorins  Zeit  wirklich  ein  Stadion  von  1000  Fufs  in  Delphi  gegeben  habe. 
1)  Als  Längenmafs  wird  das  Stadium  Olwrmieum  von  keinem  andern  Schrift- 
steller als  von  Gensorin  a.  a.  0.  erwähnt.  Pytoagoras  bei  Gellius  an  der  S.  33 
angeführten  SteUe  spricht  nur  von  der  Rennbahn  zu  Olympia,  Libanios  in  seinem 
jiirttoxiKOQ  p.  351  (Libanii  orat.  ed.  Reiske  I)  ebenfalls  nur  von  einem  araStov 
*Olvfinwov  als  Bauwerk. 

HftUtek,  M^trologi«.  4 


50  GRIECHISCHES  LÄNGENMASS.  §  8, 6. 

5.  Wir  werden  also  immer  wieder  auf  eiae  Verschiedenheit  der 
Längenmafee  geführt  und  müssen  Yon  neuem  fragen,  wie  es  kommt, 
dafs  die  Griechen  selbst  kein  Wort  davon  erwähnen.  Das  Rtttsel  löst 
sich  ziemlich  einfach,  wenn  wir  bedenken,  auf  welche  Weise  bei  den 
Griechen  gröfsere  Wegstrecken  bestimmt  wurden.  Zu  einem  genauen 
Ausmessen  mit  der  Mefsschnur  unter  Zugrundelegung  eines  festen 
Maisstabes  kam  es  nur  in  den  seltensten  FäUen^);  für  gewöhnlich 
begnügte  man  sich  damit  die  Entfernungen  durch  Ausschreiten  zu 
bestimmen.  Auf  diese  Weise  liefs  Alexander  der  Grofse  die  Stationen, 
welche  er  auf  seinen  Heereszügen  zurücklegte,  ausmessen,  und  seine 
ßrj^ccTiCTal  oder  Schrittmesser  gelangten  zu  weitverbreitetem  Rufe  ^\ 
ja  das  Schrittmessen  galt  fUr  eine  besondere  makedonische  Einrich- 
tung.^) Ebenfalls  auf  dem  Schrittmafs  müssen  auch  die  Angaben  Xe- 
nophons  über  den  Marsch  der  Zehntausend  beruhen,  insoweit  die  Grie- 
chen nicht  auf  Strafsen  zogen ,  die  von  den  Persern  bereits  vermessen 
waren.  ^)  Neben  dieser  verhältnismäisig  noch  immer  zuverlässigen 
Art  der  Wegbestimmung  ging  eine  andere  her,  die  noch  bequemer, 
aber  auch  weit  weniger  genau  war,  nämlich  die  Schätzung  nach  der 
zu  der  Zurücklegung  eines  Weges  erforderlichen  Zeit.  Eine  Tage- 
reise, der  Marsch  eines  Heeres,  die  Tagfahrt  und  die  Nachtfahrt  eines 
Schiffes  wurden  zu  einer  bestimmten  runden  Zahl  von  Stadien  ange- 


1)  Das  bekannteste  Beispiel  haben  wir  in  der  Umwallung  und  den  langen 
Mauern  Athene  (§  10, 2  a.  E.);  jedoch  ist  auch  in  diesem  Falle  nach  der  Ansicht 
sachverständiger  Autoritäten  dSe  Genauigkeit  nicht  aUiu  ffrofs  gewesen.  Daus 
der  bebaute  Boden  wenigstens  zum  Teil  genau  mit  der  Mefssdinur  ausgenessen 
wurde,  ersehen  wir  cunächst  aus  Herodot  1,  66,  wo  axoivip  Siafiwv^af&a* 
sowohl  für  das  Vermessen  des  eroberten  Landes  als  für  das  Zumessen  des  von 
den  Sklaven  zu  bestellenden  Landes  gebraucht  wird.  Dazu  kommt  die  Angabe 
desselben  Schriftstellers  über  die  Vermessung  des  bebauten  Landes  im  persischen 
Reich  (§  45,  2  a.  E.).  Inwieweit  im  eigentlichen  Griechenland  die  Ackeryer- 
messung  gesetzlich  geregelt  war,  bleibt  ungewifs  (Solons  Klasseneinteilnng  gmg 
aus  von  dem  Ertrag  des  Landes,  nicht  von  der  Grundfläche);  sicher  aber  haben 
die  Kolonieen  ihr  Neuland  von  Anfang  an  vermessen,  wofür  uns  Herakleia  am 
Siris  dn  bemerkenswertes  Beispiel  giebt  (f  57, 1). 

2)  Von  Plinius  wird  7,2§lleinBaeton  als  itinerum  tnemor  Alexanders 
des  Grofsen  erwähnt;  ebendenselben  nennt  Athenäos  10  p»442B  l4k$^9p&v 
ßrjfiartcrii«  und  führt  von  ihm  eine  Schrift:  JSta&ftol  t^  j4XBim4^ov  no- 
^tüt£  an  (vergL  Ideler  Abhandl.  1812—13  S.  172).  Em  ßiifu^terrfQ  r^  l40im6 
war  Philonides,  wie  die  Aufschrift  auf  dem  Sockel  seiner  in  OlymiMui  an%e- 
fundenen  Statue  besagt 

3)  Hesych.:  ßfjuaTliB$Vf  rb  roU  n99l  ft9Tcm$f.  I<rri  9intH  ^  >Ut»£  MaMt- 
8oviH^.    VergL  aicn  densdben  unter  iponoS^siPi  no^iisiv  yuc  rauTfäUt, 

4)  Verj^L  Ideler  Abhandl.  1827  S.  123.  Dab  auch  die  perrfschen  Strafsen- 
steine  bereits  nach  dem  Schrittmafs  gesetzt,  mithin  die  Entfernungen  nur  an- 
nähernd gegeben  waren,  ist  sehr  wahrscheinlich  (vergL  S.  51). 


§  8, 5.  e.  BESTIMMUNG  DES  STADIONS.  51 

seist,  unddaDach  berechnete  man  die  zurückgelegten  Entfernungen,  i) 
&  bedaof  keiner  näkem  Ausfahrang,  wie  grofse  IrrtOmer  dabei 
unlcrlMrfen  konnten,  zumal  wenn  durch  besondere  Umstände  ein 
Fdder  Teranlafst  wurde,  wie  wir  das  am  deutlichsten  bei  den  Angaben 
Herodots  über  die  Dimensionen  des  Schwarzen  Meeres  sehen.  ^)  Auch 
yerbehlen  sich  die  Alten  selbst  nicht,  dafs  alle  solche  Bestimmungen 
nur  ungeßihre  sind,  und  dafs  man  sie  mit  Vorsicht  zu  gebrauchen  hat') 
Für  kleinere  Entfernungen,  die  nicht  ausgeschritten  werden  konnten, 
z.  B.  die  Breite  Ton  Flossen,  genügte  wohl  häufig  genug  die  Abschät- 
zung durch  das  Auge.  Bestimmungen  solcher  Art  finden  wir  unter 
anderen  bei  Xenophon,  der  die  Breite  des  Mäander  zu  2  Plethren  und 
die  des  Enphrat  zu  4  Stadien  ängiebt.  ^)  Endlich  ist  noch  zu  berück* 
siditigen,  dafe  sehr  viele  Entfernungsbestimmungen  in  Stadien  aus  der 
Reduktion  ausländischer  Mafse,  wie  des  ägyptischen  Schoinos  oder 
des  persischen  Parasanges,  entstanden  sind.  Auch  hierbei  erstrebte 
man  keine  absolute  Genauigkeit,  sondern  zog  es  vor  der  bequemeren 
Berechnmg  halber  ein  möghchst  rundes  Verhältnis  anzusetzen.  Neh- 
men wir  nun  noch  dazu,  dafe  bereits  die  Angaben  in  jenen  fremden 
MaDien  meistens  nach  dem  Schritt  bemessen ,  zum  Teil  auch  nur  un- 
gefiAr  abgeschätzt  waren,  so  dürfen  wir  um  so  weniger  in  den  daraui^ 
redaderten  Stadien  genaue  Messungen  suchen.  Noch  auffälliger  wird 
der  Fehler,  wenn  geradezu  ein  falsches  Verhältnis  zu  Grunde  gelegt 
wird,  wie  es  Herodot  bei  der  Reduktion  der  ägyptischen  Schoinen  thut 

(§9,1). 

&.  Allen  diesen  mehr  oder  minder  ungenauen  Bestimmungen 
brauchte  aber  ein  bestimmtes  Stadion ,  d.  h.  die  ausgemessene  Länge 
irgend  einer  Rennbahn  oder  das  Sechshundertfache  eines  exakten 
FafiBmafsstabes,  gar  nidit  zu  Grunde  zu  liegen.   Herodot  setzt  keine 


1)  Den  nihern  Nachweis  giebt  Ükert  Ober  die  Art  n.  b.  w.  S.  8— 14  und' 
Geogr.  I,  2  S.  55—65.  Herodot  4, 101  schätzt  eine  Tagereise  zu  200  Stadien^ 
Paosanias  10, 33, 3  lu  ISO  Stadien.  Den  Marsch  einer  Armee  giebt  Herodot  5, 53 
so  150  Stadien  an  (yergt.  Ideler  Abband).  1827  S.  120  f.),  derselbe  4, 86  die  Tag- 
fahrt  eines  Schiffes  zn  700,  die  Nachtfahrt  zn  600  Stadien;  gewöhnlich  nablD 
man  fBr  die  248tflndige  Fahrt  eines  Schiffes  in  runder  Summe  1000  Stadien  an^ 
doch  finden  sich  auch  niedrigere  und  höhere  Bestimmungen.  Vergl.  auTser  Ukert 
S.  11  f.  auch  Ideler  Abhandl.  1826  S.  9,  Forbiger  Handb.  I  S.  550  f. 

2)  S.  unten  S.  58  Anm.  3. 

3)  ükert  Geogr.  I,  2  S.  65  f. 

4)  Anab.  1,  2,  5.  4, 11  und  anderwärts  sehr  häufig.  Ideler  Abhandl.  1827 
8. 124  nimmt  ohne  Not  für  diese  Messungen  das  sogenannte  olympische  (d.  i. 
attehe)  Stadion  in  Anspruch,  obgleich  er  zugiebt,  da/s  die  Zahlen  nur  auf 
ongefSUirer  Schätzung  beruhen. 


52  GRIECmSGHES  LÄNGENMASS.  S  8, 6. 

andere  Norm  für  seio  Stadion  als  das  menschliche  KOrpermab;  Xeno- 
phon  als  Athener  mufste  doch  den  attischen  Fufs  genau  kennen«  und 
trotzdem  finden  wir  bei  ihm  ein  Stadion,  das  hinter  dem  Sechshundert- 
fachen dieses  Fufses  weit  zurückbleibt.  Aber  es  war  ja  auch  nicht  der 
Fufs,  der  dem  Wegmafse  der  Griechen  zu  Grunde  lag,  sondern  viel- 
mehr der  Schritt,  und  die  Untersuchung  ist  deshalb  zu  der  Frage 
zuzuspitzen,  wie  viele  Fufs  die  Griechen  auf  den  Schritt,  oder  wie  viele 
Schritt  sie  auf  das  Stadion  gerechnet  haben.  Mit  Rücksicht  auf  die 
normale  Schrittlänge,  wie  sie  besonders  bei  den  schlankeren  Völkern 
germanischen  Stammes  beobachtet  worden  und  für  die  Marschfähig- 
keit unserer  Truppen  festgesetzt  ist  i) ,  glaubte  man  2  Schritt  gleich 
einer  griechischen  Orgyie  und  mithin  200  Schritt  gleich  einem  Stadion 
setzen  zu  dürfen.^  Ja  diese  Meinung  schien  eine  Stütze  zu  erhalten 
durch  die  wohlverbürgte  Nachricht,  dafs  Eratosthenes  bei  seiner  Be- 
rechnung des  Erdumfang^  den  Schoinos  zu  40  Stadien  genommen 
habe  (§  9,  4).  Da  wir  nämlich  das  Mafs  des  Ptolemäischen  Schoinos 
genau  kennen  (§  53,  1.2)  und  diesen  Schoinos  mit  gröfster  Wahr- 
scheinlichkeit gleich  4000  Doppelschritt  zu  setzen  haben  (§  41,  6),  so 
ergaben  sich  unmittelbar  100  Doppelschritte  fUr  das  Stadion  des  Era- 
tosthenes und  voraussichtlich  auch  für  das  allgemeine  griechische  Sta- 
dion. Der  Schritt  war  hiernach  als  Mafs  von  3  griechischen  Fufs  an- 
zusehen. 

Allein  bei  weiterer  Erwägung  stellte  sich  heraus,  dafs  die  Griechen 
ihren  Schritt  nicht  anders  als  zu  2V2  Fufs  angesetzt  haben  können. 
Das  System  der  Ptolemäischen  Längenmafse,  welches  aus  der  ältesten 
Heronischen  Tafel  mit  aller  möglichen  Sicherheit  wiederhergesteUt  wor- 
den ist,  kennt  mit  Ausnahme  des  ^vkov  und  a%olvog,  welche  unver- 
kennbar ägyptischen  Ursprungs  sind,  nur  rein  griechische  Mafse,  unter 
ihnen  das  ßrjfxa,^)  Wir  werden  also  auch  die  Bestimmung  des  ß^iia 
zu  2 Vi  Fuis,  welche  in  der  Heronischen  Geometrie  überliefert  ist,  für 


t)  G.  A.  Henschel  Das  bequemste  Mafs-  und  Gewichtssystem,  Gassei  1855, 
S.  6  ff.  fand  den  mittleren  Schritt  des  normalgebildeten  erwachsenen  Mannes  gleich 
0,8  Meter,  womit  die  für  die  deutsche  Armee  gfiltige  Bestimmung  in  den  Ver- 
ordnungen über  die  Ausbildung  der  Truppen  für  den  Felddienst  Tom  17,  Juni 
1870  (zweiter  Abdruck  Berlin  1877)  S.  15  Anm.  übereinstimmt. 

2)  Dieser  von  Ideler  Abhandl.  1827  S.  112  f.  trefflich  entwickelten  Ansicht 
stimmte  ich  in  der  ersten  Bearbeitung  dieses  Handbuches  S.  46.  50  bei. 

3)  Es  wird  unten  §  53,  2  gezeigt  werden ,  dafs  das  ßr^fia ,  wenn  es  dem 
ägyptischen  System  zuffehörte,  auf  27«  Philetarische  Fufs  hätte  normiert  sein 
müssen,  während  umgekehrt  die  Normierung  auf  2Vs  Fufs  auf  den  griechischen 
Ursprung  hinführt 


I  s, «.  SGHRITTBIASS  UND  STADION.  53 

die  abliebe  griechiscbe  halten ,  wie  sie  insbesondere  von  den  Bema- 
tisten  Alexanders  befolgt  worden  ist.  In  gleicher  Weise  finden  wir  im 
pergamenischen  Reiche,  dessen  Dynastie  in  der  Ordnung  derMaTse 
sich  ebenfalls  eng  an  griechischen  Brauch  angeschlossen  hat,  ein  ßiifia 
von  2  Vi  F^  (§  50,  2).  Dagegen  erscheint  ein  Schritt  Ton  3  Fufs  erst 
in  romischer  Zeit;  allein  auch  diese  Reduktion,  weit  entfernt  den  grie- 
chischen Schritt  Ton  2V2  Fufs  in  Frage  zu  stellen,  giebt  sogar  ein  ge- 
wichtiges Zeugnis  für  denselben  ab.^) 

Einen  indirekten  Wahrscheinlichkeitsbeweis  können  wir  auch 
aus  Polybios'  Angaben  entnehmen.  Wenn  dieser  Schriftsteller  die  rö- 
mische Meile  teils  zu  8,  teils  zu  8^^  Stadien  rechnet  (§  10,  1),  so  er- 
klärt sich  dies  am  einfachsten  durch  die  Annahme,  dafs  ihm  das  grie- 
chische Stadion  als  ein  Schrittmafs  galt  Da  er  nun ,  ausgehend  von 
dem  Schritt  als  natürlichem  Mafse,  griechische  und  römische  Schritte 
gleichsetzte,  so  ergaben  8  Stadien  erst  960  Doppelschritt  oder  römische 
Passus,  und  er  mufste  noch  Vs  Stadion  oder  40  Doppelschritt  hinzu- 
fllgen,  um  eine  römische  Meile  zu  erhalten.  So  also  reducierte  er  die 
von  Griechen  gemessenen  Entfernungen  auf  römische  Meilen  s),  wäh- 
rend er  umgekehrt  wenigstens  in  einem  uns  überlieferten  Falle  die 
römische  Meile  glatt  zu  8  Stadien  (nämlich  nach  attischer  Norm) 
rechnete.  Sind  diese  Erwägungen  richtig,  so  folgt  zugleich,  dafe 
nach  Polybios  das  griechische  Stadion  zu  120  Doppelschritt  anzu- 
säen ist 

Zuletzt  haben  wir  noch  die  Ableitung  des  griechischen  Maises  aus 
dem  babylonischen  in  Betracht  zu  ziehen.  Wie  sich  später  zeigen  vrird^ 
sind  10  Fufs  des  ältesten  gemeingriechischen  Mafses  gleich  6  babylo- 
nischen Ellen  (§  46,  2).  Wollten  vrir  nun  den  griechischen  Schritt  zu 
3  Fufs  ansetzen,  so  eriiielten  wir  eine  Schrittlänge  von  0,94  Meter 
oder  l^/s  babylonischen  Ellen.  Allein  weder  kann  der  Schritt  je  so 
hoch  normiert  worden  sein  ^),  noch  ist  es  glaublich,  dafe  im  babylooi- 

1)  Dies  ist  naher  eoiwickeli  in  einer  Anm.  zu  §  44,  2  gegen  Anfang. 

2)  Max  Schmidt  De  Polybii  geographia,  Dissert  inang.  Berlin  1875,  p.  8  ff. 
sacht  den  Nachweis  zu  fahren,  dals  Polybios  nur  nach  diesem  ersteren  Yer- 
kahnis  Stadien  und  römische  Meilen  gefflichen  habe.  Wenn  dem  beizustimmen 
ist,  so  folgt  um  80  sicherer,  dafs  das  giiechische  Stadion  im  Sinne  des  Polybios 
lediglich  ein  Mafs  von  240  Schritt  war.  Die  abweichende  Angabe  bei  Polyb. 
a,  39,  8  halten  Ukert  Geogranhie  II,  2  S.  49  ff.,  Schmidt  p.  8  und  J.  Partsch 
Göttinger  Gel.  Ans.  März  1881  S.  329  für  einen  späteren  Zusatz.  SoUte  die  Stelle 
als  echt  gelten,  so  ist  eine  Schätzung  nach  abgerundetem  Verhältnis  anzunehmen. 

3)  Ihs  Maximum  der  naturgemäfsen  Schrittlänge  ist  nach  S.  52  Anm.  1  auf 
03  Meter  zu  setzen.  Die  Unwahrscheinlichkeit,  dafs  je  im  Altertum  ein  höheres 
Sduittmals  erreicht  worden  sei,  wird  weiter  unten  in  einer  Anmerkung  zu  §  44, 2 


54 


GRIEGHISGHES  LÄNGENMASS. 


§8,7. 


sehen  System  der  unbequeme  Betrag  von  1^5  Ellen  für  den  Schritt 
je  gültig  gewesen  sei.  Nehmen  wir  dagegen  an ,  dafs  bei  den  Babylo- 
niem,  gerade  wie  im  alten  Ägypten,  der  Schritt  gleich  V/i^  der 
D9ppelschritt  gleich  3  Ellen  galt,  so  erhalten  wir  nicht  nur  eine  natur- 
gemäfse  Normallflnge,  sondern  auch  ein  glattes  und  an  sich  wahrschein- 
liches YerbttltBis  zum  Wegmafse  von  360  Ellen ,  welches  demgemlüs 
zu  120  Doppelschritt  anzusetzen  sein  würde.  Dieses  Verhältnis  auf 
das  griechische  Stadion  übertragen  ergiebt  dann  ebenfalls  27)  Fufe 
für  den  Schritt. 

7.  Wir  setzen  also  das  Wegmafe,  welches  die  Griechen  oxadiov 
nannten,  gleich  240  Schritt  und  erwarten  von  Tomherein  in  dem 
Stadion  kein  genau  bestimmtes  Mals,  da  es  auf  einem  an  sich  unsiche- 
ren und  vielfach  schwankenden  Einzelmafse  beruhte.  Insbesondere 
werden  wir,  wenn  wir  im  allgemeinen  das  griechische  Stadion  kleiner 
finden,  als  es  gemäfs  dem  attischen  oder  gar  dem  gemeingriechischen 
Fufe  sein  sollte,  die  Ursache  lediglich  darin  suchen,  dals  die  Griechen, 
wenn  sie  gröfsere  Strecken  durch  Ausschreiten  mafsen,  im  ganzen 
▼erhältnismäfsig  kleine  Schritte  gemacht  haben. 

Es  möge  zunächst  eine  vergleichende  Obersicht  folgen : 


Sehritt- 

llBg« 

iaMeUrn 


Städten 
Mf  d»ii 


fsa 


1.  Das  gemeingriechische  Mafs  nach  dem 
nrixvi  furoios  Herodoto,  identiseh  mit  dem 
babvlonischea  mid  entsprechend  dem  Igyp- 
tischen  Wegmafse 

2.  Das  attische  Mafs 

3.  Mitüeres  Wejnaals  Herodots  (§  9, 1)  .    . 

4.  Ungeiahres  Wegmafs  Xenophons  (§  9,  2) 

5.  Weffmafs  von  >/io  römischer  Meile  (§  9,  3) 

6.  Sudion  des  Eratosthenes  (|  9,  4)   .    .    . 


189 
185 
160 
150 
148 
167,6 


0,787 
0,771 
0,667 
0,626 
0,617 
0,666 


33,33 

34,06 

30,87 

42 

42,67 

40 


Wir  finden  hier  unter  3  bis  5  eine  schnell  sinkende  Skala  des 
effektiven  Schrittmafses,  welche  weiter  und  weiter  von  jener  Norm 
sich  entfernt,  als  deren  Minimum  der  Betrag  unter  2  zu  gelten  hat. 
Einer  der  namhaftesten  Afrikareisenden  der  Gegenwart,  G.  Schwein- 
furth,  hat,  anfangs  nicht  ohne  Bedenken,  die  von  ihm  zurückgelegten 
Distanzen  nach  dem  Schrittmafse  in  seine  Routenkarte  einzutragen 
versucht  und  ist  auf  diesem  Wege  schliefslich  zu  einem  überraschend 

und  in  §  63,  2  nachgewiesen  werden.  VergL  auch  |  46,  2  die  Anmerkoog  zu 

hdthra. 


i  8, 7.  8.  SGHRITTMASS  UND  STADION.  55 

genauen,  anderweit  kontroUierten  Ergebnis  gekommen,  i)  SeineSchriUe 
?ariierten,  ja  nach  der  Beschaffenheit  des  Pfades,  zwischen  0,6  und  0,7 
Meter,  nie  betrag  ihre  Länge  weniger  als  0,6  Meter.  Als  das  Mittel- 
mafs,  nach  weldiem  in  sehr  zuTerUsaiger  Weise  die  Zahl  der  Schritte 
auf  Kilometer  reduciert  werden  konnte,  ergab  sich  der  Ansatz  des 
Schrittes  zu  0,65  Meter.  Genau  dasselbe  Durchschnittsmefs  hat,  wie  die 
obige  Übersicht  zeigt  und  wie  wir  später  noch  des  näheren  sehen 
werden  (§  9,  4),  der  Geograph  Eratosthenes  angenommen. 

Der  römische  Fufs  war  etwas  kleiner  als  der  griechiscbe,  im 
flbrigen  aber  das  System  der  Wegmessung  dasselbe.  Ein  Schritt  von 
2 Vi  römischen  Fufs  war  gleich  0,74  Meter,  das  daraus  abgeleitete 
Stadion  gleich  177,4  Meter.  Das  römische  Schrittmafs  steht  mithin 
zwischen  Nr.  2  und  3  der  obigen  Tabelle,  oder  mit  anderen  Worten, 
die  Römer  haben  von  vornherein  darauf  verzichtet  mit  ihrem  Schritte 
die  Norm  des  attischen  Fufees,  hinter  welcher  die  Griechen  selbst 
merklich  zurückblieben,  zu  erreichen.  Allein  anderseits  haben  sie, 
wie  die  Nachmessung  ihrer  Landstralsen  fast  durchgängig  ausweist, 
die  Norm  ihres  eigenen  Fufses,  welche  immerhin  ein  ansehnliches 
Durehsehnittsmafs  des  Schrittes  darstellt,  möglichst  genau  und  konse^ 
quent  aufrecht  erhalten. 2) 

8.  Aus  dem  bisher  Gesagten  geht  zur  Genüge  hervor,  dals  wir 
im  allgemeinen  darauf  verzichten  müssen,  aus  den  Stadienangaben  der 
griechischen  Schriftsteller  genaue  Entfernungen  zu  berechnen.  Das 
araöiov  kann  uns  nur  gelten  als  der  konventionelle  Ausdruck  für  240 
Schritt,  und  entsprechend  der  TtaQaaayytjg  für  7200  Schritt.  Nach 
diesem  unsichem  Mafsstabe  wurden  teils  die  Wegstrecken  unmittelbar 
bestimmt,  teils  Parasangen  und  später  ägyptische  Scheinen  und  rö- 
mische Meilen  reduciert,  teils. endUch  Entfernungen  aufs  ungefähr 
mit  dem  Auge  oder  nach  der  Zeit  abgeschätzt.  Je  ungenauer  gemes- 
sen wurde,  desto  mehr  mulste  der  Fehler  sich  vermdiren,  und  zwar 
kann  man  als  Regel  annehmen,  dafs  mit  der  steigenden  Ungenauigkeit 
auch  das  Plus  der  abgeschätzten  Entfernung  über  die  wirkliche  wuchs. 
In  dieses  Gewirre  brachte  zuerst  Eratosthenes  einige  Ordnung,  indem 
er  die  mannigfachen  ihm  vorliegenden  Angaben  griechischer  Schrift- 
steller derartig  auf  festes  Mafs  reducierte,  dafs  er  das  Stadion  gleich 


1)  Ergebnisse  einer  Reise  naeh  Dar-Fertit  von  Dr.  G.  Scbweinfurth,  Januar 
bis  Febrvar  1871,  in  Petermanns  MittheUongen  über  Erforsehungen  auf  dem  Ge- 
siMBtgdbiete  der  Geographie,  Bd.  18,  Gotha  1872,  S.  32.  29t  C 

2)  Vef^  Arehäd.  Zeitung  XXILVn,  1879,  S.  179. 


56  GRIECHISCHES  LÄNGENMASS.  §  8, 8. 

300  königUchen  EDen,  mithin  gleich  dem  vierzigsten  Teile  des  Schoi- 
nos  setzte.  ADein  diese  Fixierung  ist  schwerlich  zu  allgemeiner  Gfll- 
tigkeit  gelangt,  und  als  später  die  geographische  Forschung  der  Grie- 
chen mit  dem  römischen  Wegmals  in  nähere  Berührung  kam ,  da 
mochte  wohl  ein  exakter  Forscher  wie  Polybios,  dessen  geographische 
Untersuchungen  uns  leider  nidit  erhalten  sind,  mit  umsichtiger  Kritik 
die  verschiedenen  Stadienangaben  von  neuem  prüfen  und  sie  mit 
den  römischen  Wegmessungen  in  Einklang  setzen  <),  aber  andere,  die 
ihm  folgten,  warfen  vrieder  alles  durch  einander.  ^) 

Im  aUgemeinen  also  glaubten  die  Griechen  wirklich  nur  ein 
Stadion  als  Lfingenmafs  zu  haben ;  es  war  ihnen  schlechthin  die  Länge 
von  240  Schritt;  allein  mit  welchem  Grade  von  Genauigkeit  und  unter 
welchen  Voraussetzungen  dieses  Mafs  in  jedem  einzelnen  Falle  be- 
stimmt war,  liefsen  sie  unbeachtet  Nur  einige  sachkundige  Forscher 
des  Altertums  und,  nachdem  deren  Untersuchungen  verloren  gegangen 
waren,  die  neueren  Gelehrten  fanden  eine  Verschiedenheit  der  Stadien 
heraus. 3)  Es  würde  demnach  ein  vergebliches  Beginnen  sein,  nach 
einem  alten  Namen  für  das  Schrittstadion  zu  suchen,  und  ebensowenig, 
wie  das  Mafs  von  Vs  römischer  Heile  je  olympisches  Stadion  genannt 
worden  ist,  dürfen  wir  ein  kürzeres  pythisches  Stadion  nach  dem 
Vorgange  d'Anvilles  und  anderer  aufstellen.^)  Am  besten  werden 
wir  es  als  Schritt-  oder  Itinerarstadion  bezeichnen. 


1)  Schätzenswertes  Material  für  diese  noch  weiterer  Untersuchang  bedürftige 
Fräse  bietet  Max  G.  P.  Schmidt  De  Polybii  geographia,  Inanffuraldissertation 
Berlin  1875,  p.  5  ff.  Wenn  derselbe  p.  3  t  bemerkt  'sed  Polybius  cur  omnes 
Eratosthenis  numeroa  paolo  minnerit,  eqnidem  causam  afferre  non  posaum',  so 
dürfte  der  Anlafs  hierzu  durch  die  obige  Darstellung  in  Verbindung  mit  f  9,  4 
nun  ersichtlich  sein.  Das  genaue  Verhältnis  zwischen  dem  Polybianischen  und 
Eratosthenischen  Stadion  bietet  die  von  Schmidi  a.  a.  0.  unter  ß  und  E  ange- 
führte Reduktion,  denn  das  Stadion  des  Eratosthenes  ist  9,26  mai,  das  des  Polybios 
entweder  8  oder  8,33  mal  in  der  römischen  Meile  enthalten ;  Jedenfalls  also  ent- 
sprechen in  runder  Zahl  9  Eratosthenische  8  Polybianischen  Stadien. 

2)  So  hat  Strabo  als  Normalmafs  das  Achtelmeilenstadion,  aber  daneben 
giebt  er,  wie  Ideler  Abhandl.  1827  S.  127  nachweist,  manche  Ortsbestimmungen 
nach  Eratosthenes  und  anderen  älteren  Geographen,  welche  ein  kürzeres  Stadion 
im  Sinne  hatten.   Vergl.  auch  unten  |  9,  3. 

3)  In  diesem  Sinne  spricht  sich  auch  Rennel  The  geographica!  system  of 
Herodotus  p.  14  aus:  the  dilferent  resuKs  arising  from  the  coroparison  of  the 
numbers  of  Stades,  with  the  ground  on  which  they  were  computed,  are  to  be 
ascribed  to  the  difiference  of  judgement  amongst  the  individuals  who  made  the 
computations  (we  say  compiäaäons,  because  it  may  be  supposed  that  the 
distances  were,  in  very  few  instances,  meaaured). 

4)  Der  Name  pythisches  Stadion  stützt  sich  ledifflicb  auf  die  unsichere 
Stelle  Gensorins  (s.  oben  S.  48  Anm.  3),  ans  der  sich  in  dieser  Beziehung  durch- 
aus nichts  folgern  Ufst.   Denn  erstlich  bestimmt  Gensorin  das  pythische  Stadion 


§  9,1.  BAS  ITINERARSTADION.  57 

§  9.   Da$  lUnerarMtadion, 

1.  Das  Stadion,  welches  Herodot  seinen  Entfernungsangaben 
xn  Grunde  legt,  ist  ebenso  wenig  das  genaue  vierhundertfache  Mafe 
seines  fÄivQiog  nnjxvQj  als  das  Stadion  Xenopbons  das  Secbshundert- 
fache  des  attischen  Fufses.  Es  ist  jedenfalls  kürzer  gewesen.  Einen 
erwünschten  Anhalt  dasselbe  zu  bestimmen  würde  die  Blitteilung  über 
die  Basis  der  Pyramide  des  Cheops  geben,  wonach  sich  ein  Stadion  von 
170,44  Meter  berechnet,  wenn  nicht  der  ganz  abweichende  Wert,  der 
aus  der  Bestimmung  der  Pyramide  des  Mykerinos  hervorgeht,  darauf 
hinwiese ,  dafe  hier  nicht  genaue  Messungen,  sondern  nur  unzuver- 
lässige Angaben,  wahrscheinlich  aus  ägyptischem  Längemafse  reduciert, 
vorliegen.  1)  Wir  müssen  also  versuchen  das  Stadion  Herodots  ander- 
weitig zu  bestimmen.  Aristagoras,  der  Tyrann  von  Milet,  beschreibt 
(5,  52  ff.)  den  Weg  von  der  Küste  Kleinasiens  bis  zur  Residenz  des 
Perserkönigs  und  giebt  zuletzt  die  Entfernung  von  Sardes  bis  Susa  auf 
13500  Stadien  oder  450  Parasangen  an«^)  Herodot  läfst  ihn  dabei 
ausdrücklich  bemerken ,  dafs  der  persische  Parasang  wirklich  30  Sta- 
dien enthalte  und  dals  man  die  Messung  des  Weges  nach  Parasangen 
if^  zuverlässig  halten  müsse.  Rennel ')  berechnet  die  Summe  der  di- 

Biclit  auf  500,  sondern  anf  1000  Fnfs  nnd  zweitens  giebt  er  keine  Andentnng, 
dafii  dasselbe  als  Lingenmafs  je  gebrancht  worden  sei.  Dennoch  behalt  Ideler 
naefa  Barbi^  du  Boccage  nnd  d*Anville  diese  Benennung  bei.  Vergl.  Abhandl. 
1836  S.  12  ff. 

1)  Die  Basis  der  Pyramide  des  Cheops  betiigt  nach  flerodot'2,  124  acht 
Plethien  anf  jeder  Seite,  nach  neueren  Messungen  227,25  Meter  (v.  Zach  Monat!« 
Gorrespond.  Iv  S.  79).  Dies  ergiebt  für  das  Stadion  170,44  Meter,  also  einen  merk- 
Beb  kflneren  Betrag  als  nach  attischem  Mafs  (§  10,  2).  Aber  die  Angabe  über 
die  Pyramide  des  Mykerinos  (2, 134)  führt  zu  einem  weit  gröfseren  Stadion. 
Die  Buis  betragt  nach  Ho^ot  3  Plethren  weniger  20  Fnis ,  nach  neueren 
Mcssongen  103,10  Meter  (Letronne  Recherches  p.  184);  das  zu  Grunde  liegende 
Stadion  ist  also  i-r  220,93  Meter,  wobei  zu  beachten,  dafs  die  Pyramide  geffen- 
wirtig  ihre  Bekleidunff  yerloren,  also  die  neuere  Messung  noch  einen  zu  niedrigen 
Wert  geliefert  hat  Herodots  Angaben  können  daher  nicht  genau  sein;  deshalb 
hat  auch  der  Versuch  Letronnes  (Recherches  p.  183—193),  sie  mit  den  wirk- 
lichen Angaben  durch  Aufstellung  verschiedener  Hypothesen  in  Einklang  zu 
bringen,  viel  Bedenkliches.  Das  Ratlichste  ist  vielleicht  2,  134  ncaiowr  für 
r^uiff  lu  schreiben.  Weiteres  über  diese  ganze  Frage  s.  bei  Wittich  Archaol. 
Zeitung  XXX  S.  60  ff  und  vergl.  unten  §  14,  4. 

2)  Im  einzelnen  behandelt  *die  persische  Königsstrafee  durch  Yorderasien 
nach  Herodot'  H.  Kiepert  in  den  Monatsberichten  der  Berl.  Akad.  1857  S.  123  ff. 
Vergl.  auch  M.  Duncker  Geschichte  des  Alterthums  IV  >  S.  544  ff.  Wie  das  hand- 
scmtliche  Verderbnis  bei  Herodot  5,  52  nach  den  Worten  iaßaXlovTt  is  r^ 
Mttnttfrnr  zu  verbessern  ist,  zeigt  Kiepert  a.  a.  0.  S.  135  f. 

3)  The  geographica!  system  of  Herodotus  p.  16  f.  Er  addiert  für  die  Krüm- 
Bungen  des  Weges,  der  schon  bei  bsos  und  raossul  stark  gebogen  ist,  noch 
'/tt  zu  den  1120  englischen  geographischen  Meilen,  die  er  als  den  direkten  Ab- 


58  GRIEGHISGHES  LANQENMASS.  §  ».  i. 

rekten  Abstände  zwischen  den  von  Herodot  genannten  Stationen  auf 
2S0  geographische  Meilen  und  kommt  dadurch  auf  ein  Stadion  von 
160  Meter.  Indes  mufs  vielleicht,  indem  man  die  Krümmungen  des 
Weges  etwas  hoher  anschlägt,  als  es  Rennel  gethan  hat,  noch  eine 
Kleinigkeit  hinzugefügt  werden;  aber  man  würde  immer  bei  weitem 
noch  nicht  das  Stadion  des  attischen  Fufses,  das  Achtel  der  römischen 
Meile,  erreichen.  0  Auf  einen  noch  geringeren  Betrag  konunt  das  Sta- 
dion Herodots  nach  seiner  Angabe  über  die  Länge  des  Weges,  der 
von  dem  Altar  der  zwölf  Götter  zu  Athen  nach  Pisa  und  zum  Tempel 
des  olympischen  Zeus  führt.  D'Anville  ^)  berechnet  daraus  ein  Stadion 
von  etwa  148  Meter. 

Eine  ganz  eigentümliche  Bewandtnis  hat  es  noch  mit  dem  Sta- 
dion, nach  welchem  Herodot  die  Dimensionen  Ägyptens  bestinunt. 
Seine  Axigaben  darüber  beruhen  auf  Messungen,  denen  das  ägyptische 
Wegmafs,  der  Schoinos,  zu  Grunde  lag.  Durch  ein  Mifsverständnis 
nun,  dessen  Anlafs  sich  zwar  nur  vermuten  läfst,  das  aber  nichtsdesto- 
weniger sicher  ist,  rechnet  Herodot  fast  um  das  Doppelte  zu  viel,  näm- 
lich 60  Stadien  auf  den  Schoinos.')  Es  sind  daher  alle  seine  Orts- 
stand gefaodeD  hat,  und  eriiilt  daraus  ein  Stadion,  von  dem  695  aaf  den  Eid- 
grad, 46,3  anf  die  geographische  Meile  gehen. 

1)  Ideler  Ahhandl.  1827  S.  1 17.  Anderer  Ansicht  ist  sowohl  in  betreff  Hero- 
dots als  Xenojphons  Kiepert  a.  a.  0.  S.  126  ff.  und  derselbe  in  der  Schrift  *Beitrige 
zur  geographischen  ErUamng*  u.  s.  w.  (unten  S.  59  Anm.  3)  S.  18  ffl,  indem  er 
ffir  alle  von  beiden  Schriftstellern  angeföhrten  Entfemungsannben  dias  Stadion 
des  attischen  Fufses  (früher  das  olympische  genannt),  bez.  den  Parasang  von 
30  solchen  Stadien  voraussetzt 

2)  Nach  der  Karte  d'Anvilles,  dem  Rennel  p.  16  und  Ideler  S.  114  f.  folgen, 
geben  die  direkten  Abstände  des  bezeichneten  Weges,  vorausgesetzt,  dafs  der- 
selbe durch  Arkadien  aber  Orchomenos  ging,  laO  römische  Meilen.  Herodot  2, 7 
bat  1485  Stadien.  Um  diese  beiden  Zahlen  mit  einander  vergleichen  zu  können, 
mnb  von  der  letzteren  noch  etwas  für  die  Krümmungen  des  Weges  in  Abzog 
gebracht  werden.  D'Anville  (Trait^  des  mesures  p.  175  ff)  befolgt  bei  seinen 
geographischen  Untersuchungen  das  Princip,  dals  er  die  itinerarischen  Distanzen 
um  V«  verkürzt,  um  die  diirekten  zu  erhalten.  Ihm  sUnmit  Ideler  S.  114  bei, 
indem  er  darauf  hinweist,  dafs  bei  gröfseren  Entfernungen,  wo  eine  Station 
die  andere  kompensiert,  dieses  Achtel  als  das  Maximum  der  Verkürzung  zu 
betrachten  ist.  Hiernach  berechnet  sich  das  der  Angabe  Herodots  zu  Grunde 
liegende  Stadion  genau  auf  '/lo  römische  Meile  •«  147,85  Meter. 

3)  Da  die  Schoinen  ursprünglich  die  Stationen  für  die  Schiffszieher  am  Nil 
«nd  als  solche  von  verschiedener  Lange  (30,  40,  60,  ja  120  Stadien)  waren,  so 
ist  es  wohl  erklärlich,  dafs  Herodot  durch  Mifeveretlindnis  den  Itinerar-Schoinos 
zu  60  Stadien  nahm.  Man  darf  aber  nicht  etwa  glauben,  dafs  er  wirklich  ein 
besonderes  kuraes  Stadion  (von  nur  105  Meter)  für  Ägypten  gebraucht  habe; 
es  gab  für  ihn,  wie  für  alle  (rriechen,  nur  ein  Stadion,  der  Fehler  ist  also 
ledii|lich  in  seiner  irrtümlichen  Redaktion  des  Schoinos  zu  suchen.  Ebenso 
wemg  ist  an  ein  solches  Halbstadion  zu  denken,  wenn  man  seine  Angaben  über 
die  Ausdehnung  des  Pontos  (4, 85  f.)  mit  den  wirklichen  Entfernungen  vergleicht 


§  9, 1.  s.  DAS  ITINERARSTADION.  69 

bestimnHingen  Ober  Ägypten,  die  er  in  Stadien  giebt,  in  dem  VerhSdtnis 
Ton  60 : 1  auf  Scbwien  zu  reducieren  und  diesen  dann  der  unten 
(§  41,  6)  angegebene  Betrag  des  Scboinos  zu  Grunde  zu  legen. 

2.  Am  sichersten  l&fst  sich  das  ältere  kürzere  Stadion  bei  Xe  no  - 
phon  nachweisen.  Die  Länge  des  Weges,  den  das  griechische  Heer 
Ton  Ephesos  bis  zum  Scblachtfelde  bei  Kunaxa  zurücklegte,  belief  sich 
auf  535  Parasangen  oder  16050  Stadien.  >)  Nun  beträgt  die  direkte 
Entfernung  zwischen  den  einzelnen  Stationen,  welche  Xenophon  an- 
giebt,  nach  den  sorgfilltigen  Untersuchungen  von  Rennel  2),  der  hier- 
bei alle  nur  möglichen  HUlfsmittel  benutzte,  zusammen  1321  römische 
Meilen,  woraus  sich,  wenn  man  von  den  16050  Stadien  V»  für  die 
Krümmungen  des  Weges  abrechnet,  ein  Stadion  von  139  Meter  er- 
gid>t,  ein  Betrag,  der  vielleicht  noch  bis  auf  150  Meter  erhobt  werden 
kann,  wenn  man  den  Verlust  durch  die  Wegkrümmungen  etwas  höher 
anschlägt^) 

3.  Die  bei  Herodot  und  Xenophon  beobachteten  Stadienlängen 
stehen  dem  zehnten  Teil  der  römischen  Meile  sehr  nahe. 4)  Einem 
ähnlichen  Ansätze  ist  auch  Strabo,  der  sonst  die  Meile  mit  8  Stadien 


Er  bestimmt  hier  alles  nach  Tag-  und  Nachtfahrten  eines  Schiffes  und  setzt 
diese  SU  einer  bestimmten  Anzahl  Stadien  an.  Da  aber  die  Schiffe  auf  dem 
stürmischeD  Schwarzen  Meere  durchschnittlieh  tätlich  viel  kürzere  Strecken 
zurflcklegen  als  anderswo,  und  auch  abgesehen  davon  die  Schätzungen  nach 
der  Zeit  der  Schiffahrt  zu  hoch  auszufallen  pflegen,  so  dehnt  Herodot  die  Lange 
aad  Breite  des  Pontos  teilweise  zu  weit  aus  (vergl.  Heinrich  Matzat  im  Heimes 
Vi  S.  412  ff.).  Diesen  Fehler  darf  man  aber  nicht  dadurch  beseitigen  wollen, 
dafs  man  ihm  ein  besonderes  kürzeres  Stadion  zuschreibt.  Die  ganze  schwieriffe 
Frage  über  dieses  Halbstadion  ist  erschöpfend  behandelt  von  Ideler  Abhandl. 

1826  S.  6  ff ;  weitere  beachtenswerte  Winke  giebt  K.  MüUenhoff  Deutsche  Alter- 
tumskunde I  S.  262  f. 

1)  Es  thut  nichts  zur  Sache,  dafs  die  Echtheit  der  betreffenden  Stelle  (Anab. 
2,  2,  6)  bezweifelt  worden  ist,  denn  man  erhalt  dieselbe  Summe,  wenn  man 
die  einzelnen  Angaben,  die  sich  bei  Xenophon  über  den  Marsch  des  Heeres  von 
Saides  bis  zum  Schlachlfelde  finden,  addiert  («-t  517  Parasangen),  und  dazu 
nach  Herodot  (5,  54)  noch  540  Stadien  oder  18  Parasangen  für  den  Weg  von 
Ephesos  nach  Sardes  hinzuzahlL  Die  Angabe  ist  also  so  genau  wie  wenige, 
die  wir  aus  dem  Altertum  haben.   Den  nähern  Nachweis  giebt  Ideler  AbhandL 

1827  S.  122f. 

2)  niustrations  of  the  history  of  the  Expedition  of  Gyrus,  London  1816. 

3)  Das  Nähere  s.  bei  Ideler  S.  114. 122  f.  Rennel  selbst  (mustr.  p.  11)  rechnet 
das  Itinerarstadion  zu  Vns  des  Grades  «155  Meter.  Auch  Strecker  m  der  Schrift 
'Beiträge  cor  geomphischen  Erklärung  des  Rückzugs  der  Zehntausend  von 
W.  Strecker  und  H.  Kiepert,  Berlin  1870*,  S.4f.  kommt  zu  dem  Resultat,  dafe 
die  Distanzangaben  Xenophons  im  allgemeinen   bedeutend  reduciert  werden 


4)  Der  Durchschnitt  der  in  §  9, 1  u.  2  ermittelten  Zahlen,  nämlich  160, 148, 
139  und  150  Meter  auf  das  Stadion,  beträgt  149  Meter,  das  Zehntel  der  römischen 
MeUe  148  Meter. 


60  GRIECHISCHES  LANGENMASS.  f  9. 4. 

gleicht  (§  10,  1),  mehrfach  gefolgt,  i)  Insbesondere  redinet  er  die 
Strecke  der  Appischen  Strafee  von  Rom  nach  Aricia,  welche  16  ro- 
mische Heilen  betrugt,  zu  160  Stadien 3),  mithin  genau  10  Stadien 
auf  die  Heile.  Da  es  nun  undenkbar  ist,  dafs  Strabo  die  römische 
Vermessung  dieser  ersten  Strecke  der  ältesten,  weitbertthmten  und 
vielbereisten  Heerstrafse  nicht  gekannt  habe,  so  bleibt  nur  die  An- 
nahme übrig,  dafs  er  den  Ansatz  des  Eratosthenes,  welcher  40  Stadien 
auf  den  Sdioinos  rechnete,  in  abgerundeter  Zahl  übertragen  habe  auf 
das  Verhältnis  des  Stadions  zur  römischen  Heile.  ^) 

4.  Wir  kommen  nun  zum  Schlüsse  zu  dem  schon  mehrfach  er- 
wähnten Stadion  des  Eratosthenes.  Dieser  grofse  Hathematiker  und 
Physiker  war  aus  seiner  Vaterstadt  Kyrene  frühzeitig  nach  Alexandreia 
gekommen,  hatte  dann  längere  Zeit  in  Athen  philosophischen  und 
mathematischen  Studien  obgelegen  und  wurde  von  Ptolemäos  III  Eu- 
ergetes  (247 — 222)  nach  Alexandreia  als  Vorstand  der  BibUothek  be- 
rufen, welches  Amt  er  eine  lange  Zeit  bekleidete,  denn  er  starb  im 
achtzigsten  Lebensjahr  um  das  Jahr  194.^)  Sicher  war  dieser  Hann, 
wie  kein  anderer,  dazu  berufen,  bei  seinen  Untersuchungen  über  den 
Umfang  der  Erde  und  über  Gestalt  und  Ausdehnung  des  festen  Lan- 
des, die  unsicheren  Angaben  früherer  Schriftsteller  zu  prüfen  im  Ver- 
gleiche mit  dem  Ptolemäischen  Hafse,  welches  nach  dem  genauen  und 
beständigen  Hafsstabe  der  alten  ägyptischen  Königselle  geregelt  war 
(§  53,  1).  Nach  einem  zuverlässigen  Zeugnis  hat  Eratosthenes  40  Sta- 
dien auf  den  ägyptischen  Schoinos  gerechnet.^)  Diese  kurze  Notiz  be- 


1)  S.  Ideler  an  der  S.  56  Aom.  2  angeführten  Stelle. 

2)  Itiner.  provinc.  p.  107,  Hieros.  p.  612  ed.  Wessel. 

3)  Strabo  6,  3, 12  p.  239.  Die  Lesart  ist  ffesichert  durch  die  Parallelstelle 
5,  3,  2  (p.  362,  9. 15  ed.  Kramer.),  wonach  Ardea  von  Rom  160  Stadien,  und 
der  Albanerberg  soweit  wie  Ardea  von  Rom  entfernt  ist. 

4)  Der  Schoinos  hält  nach  S  53, 4.  5  einerseits  18000  Philetürische,  anderer- 
seits 21600  römische  Fnfs,  mithin  das  Stadion  des  Eratosthenes  540  römische 
Fufs;  es  gehen  also  genau  9,26  Stadien  auf  die  römische  Meile.  Demgemafs 
setzt  Strabo,  wie  Ideler  a.  a.  0.  nachweist,  die  Entfernung  Syenes  vom  Äquator 
in  solchen  Stadien  an,  welche  OVsmal  in  der  römischen  Meile  enthalten  sind,  wih- 
rend  er  an  der  oben  besprochenen  Stelle  das  abgerundete  Verh&ltnis  1:10  wählt 

5)  Vergl.  M.  Gantor  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik  I  S.  281  ff. 
und  die  dort  citierten  Specialschriften. 

6)  Plin.  N.  H.  12, 14  §  53:  schoenus  patet  Eratosthenis  ratione  stadia  XL» 
hoc  est  et  p.  t  (d.  i.  passuum  milia  quinque),  aliqui  XXXII  stadia  singulis  schoenis 
dedere.  Die  Bestimmung  zu  32  Stadien  ist  eine  ganz  genaue,  wie  §  50, 3  nach- 
gewiesen werden  wird ;  also  ist  von  Tomherein  kein  Anlafe  zu  bezweifeln,  dafe 
auch  der  Ansatz  des  Eratosthenes  ein  genauer  gewesen  sei  (nur  die  Reduktion 
des  Plinius  auf  5  römische  Meilen  ist  irrtOmlich,  da  er  die  Eratosthenischen 
Stadien  als  attische  nimmt,  deren  8  auf  die  Meile  gehen).    Zuerst  habe  ich  das 


I  9, 4.  STADION  DES  ERATOSTHENES.  61 

darf  näherer  Erklärung.  Das  Mafssystem,  welches  unter  den  Ptole- 
mäem  in  Ägypten  eingeführt  war,  ist  uns  aus  den  Überresten  der 
Heronischen  Geometrie  genügend  bekannt.  Insbesondere  ist  die  Länge 
des  Schoinos,  da  wir  sein  Verhältnis  sur  königlichen  Elle  kennen, 
fest  bestimmt  (§  41,  6).  Dafs  nach  dem  Ptolemäischen  System  auf  den 
Schoinos  30  Stadien  von  je  400  kOnigUchen  Ellen  gingen,  war  natür- 
Kch  dem  alexandrischen  Geographen  bekannt.  Aber  dieses  Stadion 
und  der  dazu  gehörige  Ptolemäische  oder  Philetärische  Fuls  waren 
merklich  gröfeer  als  das  attische  Stadion  und  der  attische  FuDs.  Nun 
zeigte  sich  aber  von  allem  Anfang  herein,  dafs  die  Stadienangaben 
früherer  griechischen  Schriftsteller  insgemein  auf  ein  Grundmafs 
führten,  welches  hinter  dem  attischen  zurückblieb;  Eratosthenes 
konnte  also,  wenn  er  nicht  blofs  für  Ägypten,  sondern  für  die  gesamte 
gelehrte  Welt  schreiben  wollte,  das  PhUetärische  Stadion,  welches  den 
30.  Teil  des  Schoinos  ausmacht,  nicht  verwenden.  Hätte  er  das  attische 
Stadion  wählen  wollen,  so  würde  er  leicht  gefunden  haben,  dafs  dieses 
fast  genau  34  mal  im  Schoinos  enthalten  ist  (§  8,  7);  aber  auch  dieses 
wäre  ja  noch  zu  grofs  gewesen.  Wenn  er  also,  wie  überliefert  ist,  das 
Stadion  nur  als  ein  Vierzigstel  des  Schoinos  einsetzte,  so  wich  er  ab- 
sichtlich sowohl  vom  Philetärischen  als  vom  attischen  Malse  ab  und 
entschied  sich  für  einen  Ansatz,  der  dem  Durchschnitt  der  effekti- 
ven Stadionlängen  Herodots,  Xenophons  und  anderer  mögUchst  nahe 
entsprach  und  überdies  leicht  in  das  einbeimische  Hafssystem  Ägyp- 
tens sich  einfügte.  Wir  nennen  diesen  von  dem  grolsen  Alexandriner 
festgesetzten  und  bei  seinen  eigenen  weiteren  Forschungen  beibehal- 
tenen Durchschnittsbetrag  des  griechischen  Wegmafses  das  Stadion 
des  Eratosthenes. 

Dasselbe  mafs  als  Vierzigstel  des  Schoinos  300  königUche  Ellen 
oder  450  Philetärische  Fufs,  und  der  eigene  Fufs  dieses  Stadions  betrug 
gerade  die  Hälfte  der  königlichen  EUe.i)  In  neuerem  Mals  ist  das 
Eratosthenische  Stadion  auf  157,5  Meter,  der  Fufs  auf  0^2625  Meter 
anzusetzen,  und  diese  Werte  sind,  weil  sie  von  dem  gesicherten  Mafs- 
stabe  der  altägyptischen  Elle  abhängen,  so  zuverlässig  wie  nur  irgend 
eine  Reduktion  partikulärer  Mafse  der  Gegenwart  auf  das  Metermals. 

Letzterer  Vergleich  gilt  auch  im  Sinne  des  Eratosthenes.  Die 
aberlieferten  Stadienangaben  waren  schwankend  und  ungenau  und 

Kratostbenisehe  Stadion  festgestellt  in  der  Abhandlung  Ober  das  Gnindmafe  der 
griechischen  Tempelbanten,  ArchaoL  Zeitung  XXXYUl  S.  92. 

1)  So  zuerst  festgeseUt  von  K.  Müllenhoff  Deutsche  Altertumskunde  I  S.  260  f. 


62  GRIEGiDSGHES  LÄNCUEN1IAS8.  f  9, 4. 

bdhirften  einer  scharfen  kritischen  Sichtung.  Um  diese  schwierige 
Aufgabe  zu  lösen  mufste  vor  allem  das  Einheitsmafs,  in  welchem  alle 
Einzelangaben  auszudrücken  waren,  genau  fixiert  werden.  Erst  hier'- 
nach  war  Eratosthenes  in  der  Lage,  zunächst  einen  guten  Teil  der 
überlieferten  Angaben  ohne  Änderung  der  Zahlen  in  seine  geogra* 
friiischen  Untersuchungen  einstellen  zu  kdnnen,  denn  er  hatte  ja  ein 
wohl  begründetes  Durchschnittsmafs  gewählt  i);  ferner  hatte  er  den 
Vorteil,  anderwärts,  wo  die  überlieferten  Zahlen  zu  berichtigen  waren, 
den  neugefundenen  Wert  als  ein  bestimmtes  Multiplum  der  könig- 
heben  Elle  einzufügen ,  während  frühere  Forscher  wohl  die  Ziffern 
mannigfadi  geändert,  aber  immer  das  unbestimmte  Grundmafs  beibe- 
halten hatten 2);  endUch  konnte  er  die  Schrittmessungen,  welche  er 
selbst  ausführen  heb  um  den  Erdumfang  zu  bestimmen,  in  der  Weise 
reguheren,  dab  sich  ein  möghchst  sicherer  Betrag  in  Ellen  und  Schoi- 
nen  ergab. 

Durch  königUche  Bematisten  wurde  damals  auf  Anregung  des 
Eratosthenes  die  Wegstrecke  von  Syene  nach  Meroe  ausgemessen. ') 
Es  kam  also  schliefidich  eine  gewisse  Summe  von  Schritten  heraus, 
die  uns  leider  ebensowenig  überliefert  ist  als  die  Zahl  der  Stadien, 
welche  Eratosthenes  zunächst  für  den  zurückgelegten  Weg  und  sodann 
für  den  direkten  Abstand  der  genannten  Orte  berechnete.  Doch  läfst 
sich  vermuten,  dafr  er  für  den  effektiven  Schritt  seiner  Bematisten 
kein  höheres  Mafs  annahm  ab  das  seinem  Stadion  entsprechende  von 
2  V2  Spannen  der  königlichen  Elle  — :  0,656  Meter. «) 

1)  In  der  ersten  Annage  dieses  Handbuches  war  das  Dnrchschnittsmab  des 
griechischen  Itinerarstadions  nach  Ideler  n.  a.  auf  V^o  der  geographischen  Meile 
•«  148,15  Meter  angesetzt  worden.  Seitdem  haben  beachtenswerte  Stimmen 
dagegen  sich  erhoben  und  den  Abzug  von  dem  normalen  attischen  Stadion  für 
zu  hoch  befunden.  Wir  erkennen  also  in  dem  etwas  gröfseren  firatosthenischen 
Stadion  einen  um  so  wahrscheinlicheren  Mittelwert 

2)  Eine  ungefähre  Bestimmung  sowohl  in  betreff  der  Zahl  als  des  Grund- 
mafses  war  es,  wenn  Aristoteles  n»^  ovoai^ov  2, 14,  15  den  Erdumfang  auf 
400000  Stadien  ansetzte,  was  nach  Abeodrom  Darstellung  und  Kritik  der  iitesten 
Gradmessungen  S.  7  f.  eine  Maximalbestimmung  sein  sollte.  Merklich  weniger, 
nimlieh  300000  Stadien,  giebt  später  Archimedes  rpa/ifUr,  p.  246  ed.  Reib.  an. 
Fixieren  wir  in  beiden  Schatsungen  wenigstens  das  Grundmars,  und  zww  naeh 
Eratosthenes,  so  bemifst  sich  nach  Aristoteles  der  Erdumfang  zu  63000,  nach 
ArcMmedes  zu  47250  Kilometer. 

3)  filartianus  Gapella  de  nnpt  philol.  ei  Merc  6.  598,  Abendroth  a.  a.  0. 
S.  29  f.  Über  die  Erwähnung  der  'mensores  regis  Ptolomaei*  bei  Gerbert  vef|^. 
Mflllenhoff  Deutsche  Altertumskunde  I  S.  274  f. 

4)  In  Betracht  konnten  kommen  das  ßrifia  des  Ptolem&ischen  Mafssystems 
r|  53,  2),  der  alUgyptische  Sehritt,  die  Hllfle  des  ivlov  (%  41,  6),  endlidider 
Schritt  nach  dem  dgenen  Stadion  des  Eratosthenes.  Das  erste  Mals  war  enl-^ 
schieden  zu  grofs  (s.  den  Maehwels  |  53,  2);  alleiii  auch  du  zweite  konnte,  da 


f  %  4.  STADION  INES  ERATOSTHENES.  63 

Soweit  fufete  Eratosthenes,  um  deo  Umfang  der  Erde  zu  bestim- 
men, auf  Schrittmeesungen.  Au&erdem  richtete  er  sich  nach  astrono- 
miscben  Beobachtungen,  die  bei  der  UnyoUkommenheit  der  damaligen 
Methoden  und  Instrumente  mit  mancherlei  Fehlem  behaftet  sein 
mufeten.  Aber  die  Alten  verstanden  es  in  staunenswerter  Weise,  die 
bei  Beobacblungen  und  Rechnungen  unvermeidlichen  Fdler  durch 
eine  feine,  oft  mehr  unbewufste  Kompensierung  auszugleichen,  so  dafs 
das  Endresultat  häufig  ein  überaschend  genaues  wurde.  Dies  gilt 
ganz  besonders  ftlr  Eratosthenes'  Berechnung  des  Erdumfanges,  denn 
die  252000  Stadien,  welche  er  schlicfslich  ansetzte  0,  sind  so  viel  als 
39700  Kilometer,  so  dafs  nur  300  Kilometer  oder  Vis2  des  Ganzen 
hinzuzufügen  sind,  um  den  wirklichen  Erdumfang  zu  erhalten.  2) 

Hipparchos  zählt  700  Stadien  auf  den  Erdgrad 3),  d.i.  252000 
aof  den  Erdum&ng,  er  schliefst  sich  also  sowohl  in  betreff  des  Ge- 
samtresuUates  als  auch  der  Stadienlänge  an  Eratosthenes  an.  ^)  Die 
Nachricht  bei  Plinius^),  dafs  er  aufserdem  eine  neue  Berechnung  an- 
gestellt und  zu  dem  Resultate  des  Eratosthenes  etwas  weniger  als 
26000  Stadien ,  d.  i.  den  zehnten  Teil  des  Ganzen ,  hinzugefQgt  habe, 
ersehdat  nicht  glaublich.  ^) 

zonast  wüste  und  anwegsame  Strecken  zu  darcbschreiten  waren,  schwerlich 
fiffhaltep  werden ;  es  bleibt  also  das  dritte  Mafe,  dasselbe,  welches  der  Wfisten- 
wanderer  Schweinfurth  dauernd  erreicht  hat  (§  8, 7).  Mithin  würde  Eratosthenes 
sein  theoretisch  gefundenes  Mafs  auch  durch  die  Praxis  zu  prüfen  Gelegenheit 
gedulden  hahcn. 

1)  Strabo  2, 5, 6  p.  1 13,  Vitruy.  1, 6, 9,  Plin.  2, 108  §  247  und  andere  spätere, 
zusammengestellt  Ton  H.W.  Schäfer  Die  Entwickelung  u.  s.  w.  (oben  S.  48  Anm.  1) 
S.  21  Anm.  4. 

2)  Zu  unterscheiden  sind  a,  die  Eratosthenische  Berechnung  des  Abstandes 
Too  Syene  und  Alexandreia  zu  5000  Stadien  und  dessen  Ansatz  dieser  Ent- 
fernung als  50.  Teiles  eines  gröfeten  Kreises  der  Erde  (Abendroth  S.  19  ff.),  wo- 
nach auf  den  Erdumfang  250000  Stadien  »  39400  Kilometer  kommen  würden, 
vod  d.  die  von  Eratosthenes  zuletzt  angebrachte  Korrektur,  bestehend  in  der 
Hinzul^gung  von  2000  Stadien  zur  Gesamtsumme,  woraus  sich  die  obige  Zahl 
TOD  39700  Kilometer  und  zugleich  die  abgerundete  Rechnung  von  700  Stadien 


hm  1 10250  Meter)  auf  den  Grad  ergiebt  Lepsius  in  der  Zeitschrift  fOr  ägypt 
Sprache  1877  S.  7  (und  ihm  folgend  Gantor  Vorlesungen  über  Gesch.  der  Mathem. 
I  b.  2S2  f;^  setzt  das  Stadion  des  Eratosthenes  zu  180  Meter  («  400  königl.  Ellen 


zu  0yl6  IL)  aod  bestimmt  danach  den  toh  jenem  berechneten  Grad  zu  126000  M., 
eine  Aonahme,  nach  welcher  Eratosthenes  den  Erdumfong  um  fast  13,75®/o  zu 
hodi  geacbätzt  haben  wfirde. 

3)  Sinbo  2,  7  p.  114,  2,  34  p.  132,  Abendroth  S.  38,  Schäfer  S.  21. 

4)  Veiid.  d'Anville  Discussion  de  la  mesure  de  la  terre  par  Eratosth^ne  in 
den  Mte.  de  l'Acad.  t  26  p.  92  ff. 

5)  N.  &  3, 108  i  247. 

6)  TergL  Abendroth  S.  38.  —  Dürfte  man  annehmen,  daüs  Plinius  seine 
XXFI  wdHa  aus  einem  nahe  liegenden  handschriftlichen  Verderbnis,  nämlich 
ß^  stau  ,ßx\  abgeleitet  oder  dafs  seine  Quelle  irrtümlich  Vi*  s^^t  Vio*  ^ 


64  GRiEGHISGHES  LANGENMASS.*  f  9, 4.  &. 

Poseidonios  hat  später  (etwa  zu  Anfang  des  1.  Jahrb.  v.  Chr.)  auf 
Grund  weiterer  astronomischen  Beobachtungen,  und  indem  er  die 
Entfernung  zwischen  Rhodos  und  Alexandreia  einerseits  zu  5000  Sta- 
dien, anderseits  als  V48  des  Erdumfanges  annahm,  den  grOfeten  Kreis 
der  Erde  zu  240000  Stadien ,  also  wieder  etwas  niedriger  ab  Erato- 
sthenes  bestimmt^)  Denn  dals  auch  Poseidonios  nach  dem  Eratosthe- 
nischen  Stadion  rechnete,  geht  aus  der  anderweitigen  Nachricht  her- 
vor, dafs  der  Erdumfang  von  ihm  zu  180000  Stadien  angesetzt  worden 
sei.<)  Beide  Zahlen  verhalten  sich  ndmUch  zu  einander  wie  4 :  3,  d.  h. 
wie  das  Philetärische  zum  Eratosthenischen  Stadion ;  die  180000  Sta- 
dien sind  also  nur  ein  anderer  Ausdruck  für  die  240000  Stadien, 
welche  Poseidonios  gefunden  hatte,  indem  er  das  Grundmals  des  Era- 
tosthenes  beibehielt  Übrigens  dürfen  wir  uns  nicht  wundern,  dafs 
das  Resultat  des  letzteren  weit  genauer  war;  geht  doch  selbst  aus  den 
sp^lichen  Berichten  ttber  die  beiderseitigen  Gradmessungen  hervor, 
daCs  Eratosthenes  viel  sorgfältiger  zu  Werke  gegangen  vrar  als  sein 
spaterer  Nachfolger. 

5.  In  der  am  Schlüsse  dieses  Handbuches  folgenden  Tabelle  I 
stellt  die  Übersicht  unter  A  dar,  wie  das  Stadion  von  dem  ursprüng- 
lichen Betrage,  welcher  aus  der  Gleichung  von  10  griechischen  Fuls 
mit  6  babylonischen  Ellen  sich  ergab,  herabgesunken  ist  zu  dem  von 
Eratosthenes  festgesetzten  Mittelbetrag,  hinter  welchem  einzelne  Ent- 
fernungsangaben, wie  gezeigt  wurde,  immer  noch  zurückgeblieben  sind* 

Unter  B  ist  das  Itinerarstadion  nach  Eratosthenes'  Ansatz  weiter 
reduciert,  und  zwar  sind,  mit  Rücksicht  auf  Herodot  und  Xenophon, 
zugleich  die  Parasangen  hinzugefügt  worden.  Letzteres  Mafs  steht 
also,  nach  Ausweis  dieser  Tabelle,  hinter  dem  ursprünglichen  Betrage 
(§42,  5.  45,  2)  in  demselben  Verhältnisse  zurück,  wie  der  Schritt 
von  0,656  Meter  hinter  der  Norm  von  0,787  Meter  (§  8,  7). 

§  10.   Das  atUsche  Längenmafs.^ 

1.  Der  erste  Grieche,  welcher,  so  viel  wir  wissen,  eine  Verglei- 
cbung  zwischen  griechischem  und  römischem  Wegmafse  angestellt  hat, 

Eratostheoischen  Summe  berechnet  hat,  so  würde  ein  Zusatz  von  2600  Stadien 
■«  400  Kilom.  sehr  wahrscheinlich  sein ;  denn  der  ganze  Erdumfang  würde  sich 
dann  nach  Hipparch  auf  40100  Kilom.  belaufen  (also  Fehler  bei  Eratosthenes 
minus  \iitt,  bei  Hipparch  plus  V^oo  des  Ganzen). 

1)  Kleomedes  Kwlixi^  &s»i>ia  1,  10,  Abendroth  S.  S9  ff.,  Schifer  S.  23. 

2)  Strabo  2,  2,  2  p.  95,  Abendroth  S.  44  f. 

3)  Früher  trug  dieser  Abschnitt  die  Oberschrift  'Das  olympische  Stadion', 
was  deshalb  zu  erwihnen  ist,  weil  Ideier,  Kiepert  u.  a.  dasjenige  Stadion,  wel- 


$  10, 1.  DAS  ATTISCHE  STAMON.  65 

ist  P^lybioe.  Als  die  nächstliegende  und  einfachste  Art,  das  gegen- 
seitige Verhältnis  des  Stadions  und  der  Meile  festzustellen,  bot  sich  die 
Glddisetzung  des  griechischen  und  romischen  Pulses  dar.  So  ergaben 
sich  5000  :  600  «» 8  Vs  Stadien  auf  die  römische  Heile,  und  nach  dem 
Zeugnisse  Strabos,  der  wahrscheinlich  hierbei  auf  den  geographischen 
Untersuchungen  im  Tierunddreifeigsten  Buche  der  Geschichte  des 
Polybios  fufste,  hat  derselbe  wirklich  so  gerechnet  i)  Allein  an  einer 
SteÜe  des  dritten  Buches  zählt  er  ausdrücklich  nur  8  Stadien  auf  die 
Meile  ^,  und  ebenso  reduciert  in  der  Regel  Strabo  mit  dem  Bemerken, 
dafs  dies  die  allgemeine  Rechnungsweise  sei. 3)  Auch  bei  Suidas 
finden  wir  das  Achtelmeilenstadion,  daneben  freilich  auch  zwei  andere 
grOCsere  Stadien  ^),  und,  was  wichtiger  ist,  bei  allen  romischen  Schrift- 


ches  *k  der  römischen  Meile  beträgt,  mit  diesem  Namen  bezeichnen.  Da  das 
olympische  lüngenmais  uns  jetzt  genügend  bekannt  (|  47, 1)  und  ohne  Zweifel 
Tcrscnleden  tou  dem  früher  sogenannten  olympischen  Mafse  ist,  andererseits  aber 
das  attische  dem  letzteren  genau  entspricht,  so  haben  wir  das  Achtelmeilen- 
stadion, wenn  wir  eine  lokale  Benennung  für  dasselbe  suchen,  das  Stadion  des 
attischen  Pulses  zu  nennen. 

1)  Strabo  7,  4  p.  322:  (^  ^Bvraxia  686e)  jnUcov  icti  ntyroHOCitov  r^ia- 

CTadiov,  rn^couaxiXiOi  av  alap  craStoi  xcU  iit*  anndiQ  8ta9(6^ioi  oyda^tcovra, 
w6  8i  JloXvßios  nQoUTid'als  it^  oHxacraSiqf  SinXa&Qov,  o  icri 
Tifhor  cradiov,  TtMHf&er^av  äXXovs  araSiavi  inatov  ißdofi^xatnea  inra  ,  xb 
r^ror  rov  xmf  fuXitov  a^t&fiiov,  derselbe  Fragm.  57  desselben  Buches  (Polyb. 
34,  12,  8):  ix  üai^iy^ov  aU  Bv^avriov  aiff§v  iSaxSifufi  TQtaatovxa,  anb  3i 
"Eß^ov  nal  Kwpd£tay  ais  Bv^avx^ov  /lixi^i  Kvavimv  tqiaxiXun  ixaror,  &i 
mric&tf  lii^BfUdw^f  rb  3i  avftnav  firjxos  anb  *Ioriov  xoiatav  rov  xarä  *AnoX' 
ianfüiy  f^X^  Bv^apriov  htraauaxlXioi  r^iaxbaoi  aütoci*  n^ocrt&rici  8*  6 
Hohoßtoi  xal  aJUow  ^oroy  bydorpcopra,  rb  r^lrov  rov  uradiov  n^aXa/ißd- 
vt9r  inl  rols  btnw  rov  fuXiov  cra^ioig.  Aus  diesen  beiden  Stellen  geht  zu- 
gleich benror,  dafs  die  Angabe  eines  weit  späteren  Schriftstellers,  des  Julianus 
Ton  As^on,  Metrol.  Script.  I  p.  201  §  9:  to  fUXiOv  xara  fUp  ^E^aroa&ärfjr  nal 
^oaßotva  rovQ  yatoy^^povs  ixa$  cradiovQ  rj'  koI  y" ^  anlangend  den  Strabo, 
nicht  fichtig  sein  kann,  da  der  letztere,  dem  zu  seiner  Zeit  fiblichen  Gebrauche 
folceud,  in  der  Reffel  8  Stadien  auf  die  Meile  rechnet  und  die  Schätzung  des 
Polybios  ansdrflcklich  als  Abweichung  anfOhrt  Ebenso  irrt  sich  Julianus  auch 
in  betreff  des  Eratosthenes,  der,  im  3.  Jahrb.  t.  Chr.  lebend,  schwerlich  schon 
Anlafe  hatte,  das  römische  Wegmals  zu  vergleichen  und  überdies  in  seinen 
Untersuchungen  ein  kürzeres  Stadion  anwandte  (§  9,  4). 

2)  3,  39,  8  giebt  er  die  Entfernungen  von  der  Meerenge  von  Gibraltar  bis 
zur  Rhone  an  und  fügt  hinzu :  ravra.  yäi^  vvv  ßaßrj/Aortcrat  nal  caffrjuakortu 
xarä  cra9i0v6OMrtb  8ta  *Po»/Aaüov  in^fteXias,  Vergl.  Ideler  Abhandl. 
Igt2— 13  S.  183  f.  Andere  halten  diese  Stelle  für  einen  späteren,  nicht  von 
Polybios  herrührenden  Zusatz  (oben  S.  53  Anm.  2). 

3)  S.  oben  Anm.  1.  Eine  abweichende  Reduktion  (10  Stadien  auf  die  Meile) 
ist  §  9,  3  nachgewiesen. 

4)  Snid.  unter  fUXiov  und  ifradtop,  Vergl.  Metrol.  Script.  II  Index  unter 
fUXtotf  und  in  diesem  Handbuch  §  50,  2. 

Haltfleh,  Metiolofie.  5 


66  GRIEGHISCHES  LÄNGENHASS.  $  lo,  i.  2. 

steUern,  wekhe  griechisches  und  romisches  Hais  mit  einander  ver- 
gleichen (i  12,  2  a.  E.). 

Da  das  Geschichtswerk  des  Polybios  uns  nur  teilweise  erhalten 
ist,  so  werden  wir  schwerlich  je  entscheiden  können,  ob  dieser  Schrift- 
steller nnr  die  eine  von  den  beiden  angefnhrten  Reduktionen  oder 
auch  beide  neben  einander  gebraucht  hat  i)  JedenfoUs  aber  ist  es 
sicher,  dafs  in  diesem  Falle  einmal  die  schmnbar  abgerundete  Rech- 
nung von  8  Stadien  auf  die  Heile  die  genauere  war,  denn  wn*  können 
an  zwei  verschiedenen  Orten  ein  griechisdbes  Fufsmafs  nachwetsen, 
dessen  Sechshundertfaches  mit  dem  Aditelmeilensladion  ttberdnstinmit. 

2.  Der  prachtvoUe,  von  Perikles  neuerbaute  Tempel  der  jungfrilu- 
Hchen  Göttin  zu  Athen,  der  Parthenon,  wurde  von  den  Athenern 
auch  hcctrofiTteöog  benannt 2)  Indem  man  dieses  Wort  als  dialektische 
Form  3)  statt  iKccrofifCodog  deutete,  kam  man  frühzeitig  auf  den  Ge- 
danken ,  dafs  damit  die  Gröfse  des  Tempels  bezeichnet  sei.^)  Unter 
den  neueren  Reisenden  fand  zuerst  Le  Roy  ^)  die  hundertfalsige  Di- 
mension in  der  Länge  des  Architravs  wieder  auf.  Später  mafs  Stuart  ^) 
die  Seiten  der  erhöhten  Grundfläche,  auf  welcher  die  Säulen  des  Peri- 
styk  stehen  und  ermittelte  eine  Rreite  von  101  Fufs  1,7  Zoll  und 
eine  Länge  von  227  Fufs  7,05  Zoll  englisch.  Reide  Zahlen  verhalten 
sich  so  genau  zu  einander  wie  100 :  225  oder  4:9^),  dafs  dieses  Ver- 

1)  Yergl.  oben  §  8, 6  and  die  dort  angeführte  Dissertation  von  Max  Schmidt. 

2)  Plut  Perikl.  13,  Gato  5,  Hesychios  unter  htar^tm^ioi. 

3)  Ein  hondertfOTsiger  Weg,  inaro/ineSoß  689Q,  wird  mehrmals  in  der  In- 
schrift von  Herakleia  G.  I.  Gr.  m  Nr.  5775  Zeile  24.  31.  88  n.  s.  w.  erwähnt. 

4)  So  Menekles  oder  Kallistratos  Sv  r^  ne^  lAd^mr  bei  Harpokration 
unter  hunoftnfSw  (vergl.  S.  68  Anm.  3  das  vollständige  Gitat  der  Stelle). 

5)  Les  mines  des  plns  beanx  monuments  de  la  6r^  p.  49.  51.  Seine 
Messung  des  Architravs  ergab  94  Par.  Fufe  10  Zoll;  doch  ist  das  Resultat  dea- 
weffen  nicht  ganz  sicher,  weil  er  mit  einem  ungenauen  Maftstabe  mafs  und 
nachtraglich  erst  den  Fehler  berichtigen  konnte.  Focherot  mafe  95  Par.  Fulis. 
Da  letztere  Messung  den  attischen  Fuis  etwas  grdlser,  die  erstere  etwas  kleiner 
als  nach  Stuart  ergiebt,  so  ist  es  ratlich  den  Durchschnitt  zwischen  beiden  zu 
nehmen,  der  ffir  den  attisdien  Fuüb  136,68  Par.  Linien  •«  308,3  Millim.  ergiebt. 

6)  The  Antiquities  of  Athens  measured  and  delineated  by  J.  Stuart  and 
N.  Revett,  London  1787,  vol.  Ü  p.  8  f. 

7)  Nur  0,225  Zoll  hat  man  von  den  227  F.  7,05  Z.  der  Lanffe  abzuziehen, 
oder  nur  0,1  Zoll  zu  den  101  F.  1,7  Z.  der  Breite  hinzuzuzählen,  damit  das  Ver- 
hältnis vollkommen  genau  werde.  Wenn  also  die  längere  Seite  nur  V>  Zoll 
weniger  oder  die  kArzere  Seite  nur  über  V»  Zoll  mehr  betrüge,  als  sie  Stuart 
gefunden  hat,  so  würde  das  Verhältnis  von  225  :  100  schon  weniger  genau 
herauskommen,  als  es  sich  aus  Stuarts  Messungen  ergiebt.  Daraus  folgt,  dafs 
der  daraus  für  den  attischen  Fufs  berechnete  Wert  so  genau  ist,  daüs  der  Fehler 
nur  Viooo  Zoll  wm  0,025  Millim.  betragen  kann,  vorausgesetzt,  dafe  die  alten 
Baumeister  mit  einem  ebenso  genauen  Mafsstabe  gemessen  haben,  als  Stuart 
ihn  gebrauchte. 


§  10,  s.  DER  ATTISCHE  FUSS.  67 

Idltnis  notwendig  in  dem  Plane  der  Erbauer  gdegen  bd[)en  mnfe.  Wir 
baben  also  in  den  Dimensionen  der  Breite  und  Länge  wirklich  und 
genau  100  und  225  attische  Fufs.  Danach  ergeben  sich  für  den  Fufe 
aus  der  Messung  der  Breite  12,137  engl.  Zoll 

„     „         „        „  Lange  12,138     „      „ 

also  im  Mittel  12,1375  engl.  Zoll «-  308,3  Millim. 
Mehrere  weitere  Messungen  sowohl  am  Parthenon  als  an  andern  Ge- 
bäuden zu  AÜien  befestigten  dieses  Besultat  mit  einem  hohen  Grade 
Ton  Sicherheit,  da  der  Durchschnitt  genau  auf  denselben  Betrag  führte.  <) 

Auch  die  späteren  Messungen,  welche  Penrose  im  J.  1851  ver- 
Offenüichte  ^ ,  bestätigten  in  der  Hauptsache  das  frühere  Ergebnis. 
Zunächst  gelang  der  Nachweis,  dafs  der  ältere  Parthenon,  welcher  bei 
dem  EinfaU  der  Perser  zerstört  wurde,  nach  einem  Fufse  zwischen 
308,2  und  308,4  Hillim.,  also  im  Durchschnitt  von  308,3  Millim.  er- 
baut war.^)  Auch  an  dem  noch  vor  dem  jungem  Parthenon  errichte- 


1)  Ins  einzelne  verfolgt  diese  Messungen  Wann  ^.  108  f.,  doch  bedürfen  die 
Werte,  die  er  p.  109  in  Par.  Linien  aufstellt,  noch  einer  kleinen  Korrektion,  da 
er  den  englischen  Fufs  zu  135,1414  anstatt  zu  135,1160  Par.  Linien  annimmt. 
I^dorcb  ist  der  Durchschnittswert  von  136,687  Linien,  den  er  aus  den  monu- 
mentalen Messungen  erhält,  um  0,026  Linien  zu  grofs  ausgefallen.  Er  nimmt 
nun  aber  noch  den  Wert  von  136,61  lin.  hinzu,  der  sich  ihm  aus  der  Gleidiung 
8  Stadien  «t  1  römische  Meile  ergiebt,  und  setzt  nach  dem  Durchschnitte  den 
attischen  Fufs  definitiv  zu  136,65  Lin. »  308,26  Hillim.  fest.  So  stimmt  sein 
ResuJtat  zuftllig  sehr  nahe  mit  dem  von  mir  aufgestellten.  Meiner  Ansicht  nach 
wird  der  Durchschnitt  aus  den  Messungen  am  besten  so  gezogen,  daTs  man 
zuerst  Stuarta  Messung  der  Area  des  Stylobates  als  die  präsumtiv  genaueste  für 
ach  nimmt,  und  damit  die  übrigen  Messungen  vergleicht  Nun  eingeben  nach 
Wurm  (mit  Vornahme  der  nötigen  Korrektionen)  für  den  Fufs: 

der  Durchschnitt  von  Le  Roys  und  Focherota  Messung  136,68  Par.  L. 
die  12  weiteren  Messungen  am  Parthenon  ....  136,58    „    „ 
der  Durchschnitt  der  übrigen  Nr.  3-~7  zusammenge- 
stellten 35  Messungen .  136,668 ,    , 

das  Mittel  aus  sämtlichen  Messungen 

Y     136,68X 2  +  136,58  X 12  +  136,688  X  35N  136,66  Par.  L. 

[^ 49 )  —  308,3  »fillim., 

also  flbereiBstimmend  mit  Stuarts  Messung  des  Stylobates.  Zu  demselben  Re- 
sultate gelangt  auf  ähnlichem  Wege  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  198  f.  Ideler  S.  199 
setzt  dai  attischen  Fufs  allein  nach  dem  Verhältnisse  zum  römischen  Fufse  au 
136,458  Par.  Linien  >b  307,8  MilUm.  an.  Paucker  Metrologie  der  Römer  und 
Gffieefaen  in  den  Dorpater  Jahrb.  Bd.  5  S.  191  erhält  als  Durchschnittswert  12,137 
engL  Zoll  -*  308,3  Millim. 

2)  An  bivestigation  of  the  Prindples  of  Athenian  Architacture  hy  F.  G. 
Penrose,  published  by  the  Society  of  Dilettanti,  London  1851. 

31  VergL  mdne  AuCiBätze  über  das  Grundmaüs  der  griechisehen  Tempelbauten 
und  über  ^e  Bestimmung  des  attischen  Fuises  nach  dem  Parthenon  und  Theseion, 
AidAoi.  Zeitung  XXXVlO  S.  94.  175. 

5* 


68  GRIEGHISGHES  IANGENMASS.  f  lo,  2. 

leD  Heiligtume,  welches  man  als  Tbeseion  zu  bezeichnen  pflegt,  liefe 
sich  ein  Fufs  von  308,3  IGllim.  um  so  sicherer  nachweisen ,  als  die 
Hauptdimensionen  zugleich  nach  dem  olympischen  Fufse  (§  47,  1) 
kontrolliert  werden  konnten.  ^ 

Weiter  stellte  sich  heraus,  dafs  der  Neubau  des  Parthenon  unter 
Perikles  sich  eng  anschlofs  an  den  alteren  Bau,  nur  dafs  die  Dimen- 
sionen in  dem  Verhältnisse  von  9 :  10  vergröfsert  wurden.  Die  Grund- 
fläche war  bemessen  nach  der  Zahl  100,  nämlich  100  attischen  Fufs  in 
die  Breite  und  100  eigentümlichen  attischen  Bauellen  in  die  Länge, 
deren  jede  2V4  Fufs  hielt. 2)  Fufs  und  Bauelle  verhielten  sich  mithin 
im  einzelnen  zu  einander  wie  die  ganze  Breite  zu  der  ganzen  Länge 
(S.  66),  und  indem  nun  nach  der  Bauelle,  die  ihre  eigenen  24  Dak- 
tylen hatte,  die  Hauptdimensionen  des  Tempels  geregelt  wurden,  zeigte 
er  in  seiner  ganzen  Gliederung  eine  schöne  Harmonie,  welche  die 
Zeitgenossen  selbst  andeuteten  durch  das  Wort  hcxrofiTtedogy  die 
Hundertzahl  der  Fläche  und  die  entsprechende  Gestaltung  der  übrigen 
Mafse  damit  bezeichnend. ')  Der  Fufsmalsstab,  welchem  die  Baumeister 
des  jüngeren  Parthenon  folgten,  ist  nach  Penroses  Angaben,  wie  es 
scheint,  etwas  hoher  als  nach  den  früheren  Messungen,  nämlich 
zwischen  308,35  und  308,8  Millim.  anzusetzen  4);  doch  blieb  diese  Er- 
höhung, wenn  sie  wirklich  stattgefunden  hat,  wohl  nur  auf  den  Peri- 
kleiscben  Tempelbau  beschränkt,  sodafs  virir  im  allgemeinen  an  dem 
Werte  von  308,3  Blillim.,  unter  Feststellung  einer  geringen  Fehler- 
grenze, festzuhalten  haben  (§  10,  4). 

1)  Archiol.  Zeltung  XXXVffl  S.  175  f. 

2)  Ebenda  S.  94  ff.     ^ 

3)  Harpoki^tion  unter  ^EHoroftnßBor:  Avwolvi^yoi  Sv  rq  imy^a^ftärip 
IdTtoMjYUffAOi  (ov  nenoXixavrat'  o  Jlaqd'tpwv  vn6  tivwv  'EHotOfinadoQ  ixa^ 
XbXxo  o$a  KtdXos  Kol  w^^yd'fUaVy  ov  3$a  fUyB&09,  ms  Mat^mtX^  ij  KaJJLürr(^axos 
hf  rqf  nB(^  lA&fjvmy.  Ähnlich  Suidas  unter  htatofist»^,  Vergl.  L«ike  Topogr. 
Athens  S.  414  Anm.  1  der  Übersetzung  von  Baiter  und  Sauppe,  Archäol.  Zeit. 
XXXVni  S.  95  f.  Eine  Spur  des  wirkhchen  Sachverhaltes  ist  geblieben  in  der 
dem  Wortlaut  nach  fehlerhaften^  Notiz  bei  Bekker  Anekd.  I  p.  247,  24:  'JSWa- 
rSfmaBatf  rtcSe  icri  trfi  lA&rjvas  7to8Sv  htatov  ix  navtiQ  nXiv^*  8ul  xovto 
yiif  mvnfkoa&ri  (ähnlich  Etymol.  M.  p.  291,  21).  Als  die  offizielle  Bezeichnung 
der  Gella  wird  'Exarofinados,  nach  dem  Yornnge  Ton  Penrose  und  anderen, 
aufgefaist  Ton  Ad.  Michaelis  Der  Parthenon,  Leipzig  1871,  S.  23,  der  zugleich 
eine  vollständige  litteraturübersicht  Aber  diese  Frage  mitteilt 

4)  ArchaoL  Zeit  XXXVm  S.  172  ff.  —  Zu  erwähnen  ist  auch,  dafe  Aur^, 
laut  einem  Berichte  von  Greuly  in  der  Revue  arch^oloffique,  nouv.  s^rie,  1866 
voL  13  p.  212,  den  Fuls,  nach  welchem  das  choragische  Monument  des  Lysikrates 
erbaut  worden  ist,  zu  308,6  Millim.  ansetzt,  wihrend  er  aus  den  Dimensionen 
des  Parthenon  nach  einer  Methode,  welche,  wie  er  meint,  unabänderlich  von 
den  alten  Architekten  befolgt  worden  ist,  einen  Fnfswert  von  nur  307,1  MilUm« 
ableitet 


S 10, 2. 3.  DAS  ATTISCHE  STADION.  69 

Das  Stadion  des  attischen  Fufses,  welches  auf  185  Meter  heutigen 
Maises  anzusetzen  ist,  hat,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  der  Renn- 
bahn zu  Athen  zu  Grunde  gelegen,  i)  Auch  die  Umfassungsmauern  der 
Stadt  und  die  langen  Mauern,  welche  nach  den  Häfen  Phaleron  und 
Peiraieus  fahrten,  sind  nadi  diesem  Mafsstabe  gebaut  worden.  >) 

Wie  der  attische,  so  ist  auch  der  römische  Fufs  nach  den  alten 
Bauwerken  bestimmt  worden.  Diese  beiden  unabhängig  von  einander 
ermittelten  Werte  verhalten  sich  sehr  nahe  wie  25 :  24,  und  demge- 
mäß ist  das  Stadion  des  attischen  Fufses  fast'  genau  achtmal  in  der 
römischen  Meile  enthalten,  s)  Hieraus  folgt,  dafs  die  griechischen  und 
römischen  Schriftsteller,  welche  die  römische  Meile  zu  8  Stadien  rech- 
nen (§  10,  1),  das  Stadion  des  attischen  Fulses  gemeint  haben,  welches 
seit  Alexander,  ähnlich  wie  attische  Mttnze  und  attisches  Gewidit,  zu 
einer  weit  ausgedehnten  Geltung  gelangt  war. 

3.  Ein  zweites  griechisches  Fuismafs,  über  dessen  Betrag  wir 
genau  unterrichtet  sind,  ist  der  Ptolemäische  Fufs  bei  dem  Gro- 

1)  Fenner  t.  Fenneberg  Unterencb.  S.  t22  ff.  macht  es  wahrscheinlich,  dafs 
die  wahre  lüDge  des  griechischen  Stadions  von  den  Schranken  bis  xnr  Meta 
gerechoet  werden  mflsse,  und  dafe  letztere  etwa  25  Fulis  Tom  Fond  entfernt 
gestanden  habe.  Unter  dieser  Yoraassetznng  berechnet  er  nach  den  Messungen 
Ton  Ghandler  und  Le  Roy,  die  das  athenische  von  Lykurgos  angelegte  und 
500  Jahre  spater  von  Herodes  Atticos  glänzend  ausgeschmückte  Stadion  5917* 
Par.  Fuls  lang  fanden,  den  Fufs  des  Stadions  zu  136,3  Par.  Lin. »  307,5  Millim., 
mitbin  das  ganze  Stadion  zu  184,5  Meter.  Dies  bestätigt  die  neuere  Aufnahme 
des  Stadions,  welche  auf  der  im  J.  1869  erfolgten  Ausgrabung  b^uht,  insofern, 
als  zwischen  den  Schranken  und  der  dritten  Meta,  oder  zwischen  der  ersten 
Meta  und  dem  obem  Rande  eine  Entfernung  zwischen  184  und  186  Meter  an- 
genommen werden  darf.  Vergl.  den  Grundrifs  in  Gurtius  und  Kaupert  Atlas  von 
Athen,  Berlin  1878,  S.  13.  Em  Stadion  von  190  M.  nimmt  H.  WitUch  Archäol. 
Zeit.  XXIX  S.  38  an. 

2)  Ideler  Abhandl.  1826  S.  17  f.,  Leake  Topographie  S.  312  f.  und  derselbe 
Die  Demen  von  Athen  S.  32  fanden  mit  Zugrundelegung  des  frfiher  sogenannten 
olympischen,  d.  h.  attischen  Stadions,  dafs  die  Angaben  des  Thukydides  (2, 13, 6) 
über  die  Länffe  der  Mauern  Athens  recht  gut  den  neueren  Messungen  entsprechen 
(wonach  in  aex  ersten  Bearbeitung  dieses  Handbuches  das  Stadion  des  attischen 
Fnfees,  nicht  etwa  das  Itinerarstadion,  für  diese  Dimensionen  festgestellt  wurde). 
Nachdem  dagegen  E.  Gurtius  Attische  Studien  I  S.  73  ff.  (aus  dem  11.  Bande  der 
AbbandL  der  Gesellsch.  der  Wissensch.  zu  (lottingen,  1862)  ein  kürzeres  Stadion, 
welches  sich  zum  eigentlichen  attischen  wie  5  :  6  verhalte,  für  den  Bau  der 
athenischen  Befestigungen  angenommen  hatte,  zeigte  G.  Müller  Fragm.  Histor. 
Graec.  V,  1  p.  8  f.  Anm.,  dafs  Thukydides  7,  19,  2.  4,  45,  1.  4,  3,  2.  2,  82  nach 
attischen  Stadien  rechnet,  sodals  das  gleiche  Maus  auch  für  die  Mauern  voraus- 
zusetzen seL  Die  von  Müll»  angeführten  Beweisgründe  verfolgt  dann  weiter 
G.  Wachsmntb  Die  Stadt  Athen  im  Alterthum,  Leipzig  1874.  I  S.  314  f.  330  ff. 

3)  Der  attische  Fufs  von  308,3  Millim.  verhält  sich  zu  dem  römischen,  der 
(nach  §  14,  3)  295,7  Millim.  beträgt,  wie  25 :  23,98,  also  sehr  nahe  wie  25 :  24. 
Die  rümiscbe  Meile  hält  1478,5  Meter,  steht  also  nur  um  1,3  Meter  hinter  dem 
Achtfachen  des  attischen  Stadions  zurück. 


70  GRIECHISCHES  LANGENMASS.  $  lo.  4. 

matiker  HygiBUs.^)  Nach  diesem  Fube  waren  die  kOoiglichen  Ltnde- 
reieo  der  ProviiE  Cyrenaica  vermessen,  die  Ptolemdos  Apion  im  J«  96 
V.  Chr.  dem  römischen  Volke  hinterlassen  hatte.  Hyginus  bestimmt 
denselben  m  1  Vi4  des  römischen  Fufses,  woraus  sich,  da  der  römische 
Fufs  (nach  §  14,  3)  295,7  MUUm.  enthalt,  308,02  Millim.  ergeben. 
Dies  stimmt  aber  so  nahe  mit  dem  für  den  attischen  Fufs  gefundenen 
Werte  ttberein,  dafs  an  der  Identität  beider  Fufsmafse  nidit  gezweifelt 
werden  kann. 

4.  So  finden  wir  an  einer  GrenEstätte  griechischer  Kultur  das 
gleiche  Fubmals  wie  in  dem  Mittelpunkte  derselben  und  sind  nach 
den  Ergebnissen  der  neuesten  Forschungen  auch  imstande  die  Ge- 
schichte dieses  Mafses  von  dem  ersten  Ursprung  an  zu  verfolgen. 

Auf  Grund  der  Ausgrabungen  zu  Olympia  werden  wir  weiter 
unten  (§  46,  20)  eine  Übersicht  der  verschiedenen  architektonischen 
Verhältnismafse  geben,  welche,  wie  sich  schwerlich  bezweifeln  läfst, 
aus  der  Klafter  der  ägyptisch-babyionischen  Elle  abgeleitet  sind.  In- 
mitten einer  regelmafsigen  Reihenfolge  findet  sich  dort  ein  Modulus, 
welcher  6^4 mal  in  der  Klafter  enthalten  ist,  zu  dem  aus  den  Bauten 
mit  Sicherheit  ermittelten  olympischen  Fufse  in  dem  Verhaltnisse  26  : 
27  steht  und  demgemäfs  auf  308,7  Millim.  anzusetzen  ist^)  Die  Ver- 
mutung, dafs  dieser  Modulus  dem  Ordner  des  attischen  Systems  be- 
kannt gewesen  und  ihm  bei  der  definitiven  Feststellung  vorgeschwebt 
hat,  liegt  gewils  sehr  nahe. 

Geordnet  wurde  das  attische  Längenmafs ,  wie  das  Hohlmafs,  das 
Gewicht  und  die  MQnze,  durch  Solon.  Dafür  liegt  zwar  kein  un- 
mittelbares Zeugnis,  aber  ein  bis  in  die  fernsten  Einzelheiten  stim- 
mender Wahrscheinlichkeitsbeweis  vor.s)  Der  attische  Fufs  war  der 

1)  Gromat  ed.  Lachm.  p.  122  f.:  in  proviacia  G3rrenen8iam  agri  sunt  regit, 
id  est  iUi,  qaos  Ptolemaeas  rex  popalo  Romano  reliqoit;  —  pes  eorum,  qui 
Ptolemeicos  appeUatur,  habet  monetalem  pedem  et  semanciam.  Der  pes 
monetalis  ist  der  römische,  wie  §  14, 1  nachgewiesen  ist  —  Dafe  wir  in  der 
Anffabe  Hynns  eine  zuverlässige  und  ffenaue  Nachricht  haben,  dafflr  bürgt  uns 
nicht  nur  der  Name  dieses  Schriftsteuers,  eines  der  bedeutendsten  unter  den 
römischen  Feldmessern  (Lachmann  D  p.  136),  sondern  audi  die  ffanse  Art  und 
Weise,  wie  er  die  Reduktion  des  Ptolemäisdien  Flachenmafses  auf  das  römische 
ins  einzelne  verfolgt  (vergl.  unten  §  55,  1). 

2)  Alle  in  der  citierten  Übersicht  aufgeführten  nationalgriechbchen  und  itar 
lischen  Fufsmafse  einschliefelich  des  von  Drnsus  normierten  germanischen  Fufses 
sind  offenbar  aus  einer  Klafter  von  2,084  Meter,  entsorechend  einer  igyptischen 
Elle  von  0,521  H.  abgeleitet  Deshalb  war  hier  zur  Vergieichung  nur  der  Wert 
von  308,7  Millim.,  nicht  der  höhere  von  311,1  Millim.  einzusetzen,  weldier  letz- 
tere dem  Normalbetrag  der  orientalischen  Elle  (*»  0,525  M.)  entspricht 

3)  Vergl.  unten  §  46,  besonders  Nr.  11  a.  E.,  14  u.  18  a.  E. 


§  10, 4.  BESTIMMDN6  DES  ATTISGBSN  BfASSES.  71 

Abächt  nach  die  Kante  eines  Würfels  im  Volumen  von  9  Ghoen.  Der 
Betrag  des  attischen  Hohhnafses  ist  uns  hinlänglich  bekannt  durch 
ZeogBisse  aus  römischer  Zeit,  welche  bei  Vergleichung  mit  dem  Ägyp- 
tischen und  vorderasiatischen  Mause  nicht  nur  fdr  die  damalige  Zeit  ab 
genau,  sondern  auch  als  gültig  für  die  Anfänge  des  attischen  Mais- 
wesens sich  erwiesen  haben.  Wir  können  daher  den  Wert  des 
ursprünglichen  attischen  Fufses  aus  dem  Werte  von  9  Choen  mit 
Sicherheit  ableiten  und  erhalten  auf  diese  Weise  einen  Fufs,  dessen 
Betrag,  unter  Vornahme  einer  wahrscheinlichen  Korrektur,  auf  308,3 
MiUim.  anzusetzen  ist  (§  46,  14). 

Die  von  Herodot  überlieferte  Vergleichung  der  persischen  Artabe 
mit  dem  ägyptischen  Hohlmafs  hat  sich  als  eine  ungewöhnlich  zuver- 
lässige erwiesen  (§  42, 18  a.  E.).  Wie  nun  aus  dieser  Angabe  ein  sehr 
annehmbarer  Wert  der  persischen  Elle  sich  herleiten  läfst,  so  kann 
umgekehrt,  vermittelst  der  Gleichung  der  Hohlmafse,  aus  dem  ander- 
weit bestimmten  Werte  der  orientalischen  Elle  geschlossen  werden  auf 
den  Betrag  des  attischen  Pulses.  Die  persische  Artabe,  nach  Herodot 
51  Choiniken  enthattend,  hat  dem  System  nach  1  Vi  ägyptische  Arta- 
ben  oder  babylonische  Epha  betragen  (§  42,  7.  45,  3).  Geben  wir 
nun  zu,  dafs  das  letztere  Blafs  viermal  genommen  den  Kubus  der  orien- 
talischen Elle  füllte,  so  gingen  2'/$  persische  Artaben,  d.  i.  nach 
Herodot  136  Choiniken  auf  denselben  Kubus,  und  es  verhielt  sich  mit- 
hin die  orientalische  EUe  zum  attischen  FuCs  wie  yl36  :  y¥I  ^)  »» 
2]pT7  :  3  -»  5,14256  :  3.  Da  nun  als  sicher  angenommen  werden 
darf,  dafs  die  orientalische  EUe  mindestens  525  und  höchstens  532 
Milliffl.  betragen  hat  (§  42,  5.  18),  so  berechnet  sich  aus  dem  eben 
gefundenen  Verhältnisse  für  den  attischen  Fufs  die  Limitation ,  dab 
derselbe  mindestens  auf  306,3  und  höchstens  auf  310,3  Millim.  anzu- 
setzen sei  Das  Mittel  zwischen  diesen  beiden  Grenzen  ist  308,3 ,  also 
genau  der  aus  den  Bauten  ermittelte  Betrag  (§  10,  2). 

Haben  wir  soeben  die  orientalische  Elle  mit  dem  attischen  Fufse 
durch  Vermittelung  des  persischen  Mafses  verglichen,  so  steht  uns 
nach  einer  anderweitigen  Kombination  noch  ein  unmittelbar  aus  dem 
babylonischen  System  hergeleitetes  Verhältnis  zu  Gebote,  welches  für 
den  attischen  Fufs  den  Betrag  von  308,55  Blillim.  ergiebt^ 

1)  Die  9  Ghoen,  welche  dem  attischen  Kubikfufs  zukommen,  sind  gleich 
27  Choiniken  (§  15,  3  a.  E.). 

2)  Berechnet  als  Mittel  ans  den  beiden  Proportionen  100 :  58,77  »i  525  :  ;c 
and  100  :  58  »  532  :  o;,  welche  ftir  x  die  Werte  308,54  und  308,56  ergeben. 
Das  Nihere  wird  unten  §  46, 18  a.  E.  ausgeführt  werden. 


72  GRIECHISCHES  LÄNGENMASS.  S  10, 4. 5. 

Versudieii  wir  endlich  den  attisdien  Fufs  nach  dem  römischen 
zu  bestimmen,  so  haben  wir  entweder  das  schon  besprochene  Ver- 
hältnis 25 :  24  zu  Grunde  zu  legen,  wonach  auf  den  attischen  308,02 
Millim.  kommen,  oder  wir  gehen  aus  von  der  Gleichung  der  Hohl- 

mafse,  wonach  römischer  Fufs  zu  attischem  sich  wie  y8  :  yO  ver- 
halt i),  und  erhalten  demnach  fQr  letzteren  307,6  Millim.  Zugleich 
aber  ziehen  wir  in  Betracht,  dafs  der  römische  Fufs  in  jüngerer  Zeit 
als  der  attische,  mithin  auch  in  einer  schon  etwas  herabgegangenea 
Form  filiert  worden  ist,  welche  letztere  wir  nur  um  0,3,  bez.  0,7  fifillim. 
zu  erhöben  brauchen,  um  daraus  rückwärts  den  normalen  attischen 
Fufs  von  308,3  Millim.  zu  finden.  2) 

Aus  alledem  ist  klar,  dafs  eben  dieser  Wert  des  attischen  Fufses, 
den  wir  oben  (S.  67  f.)  aus  den  Dimensionen  des  älteren  Parthenon  und 
des  Theseion  ermittelt  haben,  auch  nach  allen  Beziehungen  der  Mafs- 
vergleichung  den  wahrscheinlichen  Mittelbetrag  darstellt. 

Ebenso  sicher  ergiebt  sich,  unter  Hinzuziehung  der  Mafse  des 
jüngeren  Parthenon,  die  Limitation,  dafs  der  attische  Fufs  nicht  kleiner 
war  als  308,3  Millim.,  wenn  aber  gröfser,  gewifs  nicht  mehr  als  um 
0,4  Millimeter.  8) 

5.  Eine  Übersicht  über  das  griechische  Längenmafs  und  die  Re- 


1)  Das  römische  Qaadrantal  enthält  8  Gon^ien,  der  attische  Kubikfnfs  9 
Choen,  und  Gongins  und  Ghus  sind  einander  gleich. 

2)  Anhangsweise  ist  zu  der  obigen  Vergleichnng  des  attischen  nnd  römi- 
schen Fufses  noch  das  eigentümliche  Zusammentre£ren  zu  erwähnen,  dafs  der 
Kuhns  des  attischen  Fufses  zu  dem  des  römischen  sehr  nahe  wie  10 : 9  steht, 
ein  Verhältnis,  welches  Böckh  S.  284  ff.  för  das  ursprünglich  beabsichtigte  halt 
Einen  sichtbaren  Ausdruck  fand  diese  Gleichung  später  in  Ägypten  in  der  jungem 
provinzialen  Artabe,  welche  zu  3Vs  römischen  Modien  normiert,  mithin  zum 
römischen  Quadrantal  in  das  Verhältnis  10 :  9  gesetzt  wurde  (§  53, 12),  zugleich 
aber  auch  einem  jattischen  Kubikfufs  nahezu  entsprach  (Metrol.  Script  I  p.  63). 
Allein  gerade  in  Ägypten  konnte  den  Römern  nichts  femer  liegen  als  die  Nor- 
mierang  irgend  eines  Hohlmafses  nach  attischem  Längenmafse,  und  in  der  That 
ist  ja  jene  jüngere  Artabe  als  Ya  der  römischen  Kubikelle  gerechnet 
worden.  Es  ist  daher  die  von  Böckh  angenommene  Gleichung  wohl  zurück- 
zuführen auf  das  zufällige  Zusammentreffen,  dafs  das  Verhältnis  25:24  zwi- 
schen attischem  und  römischem  Fufs  nicht  allzufem  steht  von  dem  Verhältnis 

fTO:f^=  25:  24,137. 

3)  Die  Maximalgrenze  von  308,7  Millim.  ist  gesetzt  nach  dem  Modnlus, 
welcher  oben  (S.  70)  aus  dem  olympischen  Fufee  abgeleitet  ist  Dieser  Wert, 
berahend  auf  den  ältesten  griechischen  Tempelbauten  und  gesichert  durch  eine 
systematische  Gleichung,  hat  den  denkbar  höchsten  Grad  von  Zuverlässigkeit 
Ine  Minimalgrenze,  welche  zugleich  den  wahrscheinlichen  effektiven  Betrag  des 
attischen  Fufses  im  5.  und  4.  Jahrb.  bezeichnet,  wird  durch  die  vorhergehende 
Darstellung  nicht  minder  gesichert  als  durch  die  Übereinstimmung  mit  den  aus 
den  älteren  Bauten  Athens  abgeleiteten  Werten  (§  10,  2). 


1 10,  b.  BESTDOIUNG  DES  ATTISCHEN  AIASSES.  73 

duktion  desselben  nach  dem  attischen  Fufse  geben  Tab.  11 — IV.  In 
Tab.  n  sind  alle  in  §  5  und  6  aufgeführten  griechischen  Mafse  zu- 
sammengestellt. Tab.  m  enthält  die  Vielfachen  Ton  Fuls,  Elle,  Orgyia 
und  Plethron,  Tab.  IV  die  Vielfachen  des  Stadions.  Die  Betrage  über 
100  Stadien  sind,  aufser  auf  Kilometer,  auch  auf  römische  und  geo- 
graphische Meilen  nach  dem  abgerundeten  Verhältnis  1 : 8 :  40  re- 
duciert 

Den  ungefähren  Beträgen  nach  sind 


1  doKTvlog  ««    2  Centim. 

1  novg        —    3  Decim. 

1  ^ijx^S      —  46       „ 

1  o^yvid      «=18      99 

1  TtXi^Qov  —  31  Meter 

5V2  OTadia  —    1  Kilom. 

Zweiter  Absclinitt. 
Ble  rVmlscIieii  LSngen-  und  FlSehemnaffle. 

§  11.    Überncht  des  Syttenu, 

1.  Wie  bei  den  Griechen,  so  war  auch  bei  den  Römern  die  Tradi- 
tion lebendig,  dafs  ursprünglich  die  Längenmafse  von  dem  mensch- 
lichen Körper  abgeleitet  worden  sind:  'mensurarum  rationes  ex  cor- 
poris membris  coUegerunt,  uti  digitum,  palmum,  pedem,  cubitum',  wie 
Vitruvius  (3, 1,  5)  bemerkt  Das  kleinste  Mafs  war  wie  bei  den  Griechen 
die  Fingerbreite,  digüus  {dctKTvXog)\  alles  was  unter  dem  Digitus 
gemessen  wurde,  wurde  nach  Teilen  desselben  bezeichnet.^)  Vier 
Fingerbreiten  geben  die  Breite  der  Hand,  fctmm  {TtaXaLOTfi)^  und 
wiederum  vier  Handbreiten  entsprechen  der  Länge  des  Fufses,  pes,  der 
demnach  16  Digiti  enthält.  2)  Diese  Einteilung  des  Fufses  war  nach 
Frontinus  in  den  meisten  Gegenden  Italiens  üblich,  sie  ist  als  die 
technische  zu  bezeichnen,  denn  ihrer  bedienten  sich  die  Feld- 
messer, die  Architekten  und  wohl  überhaupt  Künstler  und  Handwer- 
ker.')    Daneben  jedoch  gebrauchte  man  auch  die  Duodecimal- 


1)  Balbns  io  Gromat  ed.  Lachm.  p.  94  (MetroL  Script.  II  p.  58):  minima  pars 
hanim  mensuramm  est  digitns:  si  quid  enim  infra  digitum  metiamnr,  partibos 
respondemus,  ut  dimidiam  ant  tertiam.  Vergl.  Isidor  Etym.  15, 15  (Metrof.  Script 
II  p.  107):  digitns  est  pars  minima  agrestiam  mensurarum.  Beispiele  von  Mais- 
angaben nach  Teilen  des  Digitus  finden  wir  bei  Frontinas,  der  in  seiner  Schrift 
de  aquis  urhU  Romae  die  Dnodecimalteiinng  bis  in  dem  scripulum  («  ^1»%) 
herab  auf  den  Digitus  anwendet,  so  z.B.  1  §  39:  digitos  tres  SZZ  — 8  ffl, 
d.  L  deuneem  scripula  iria.  Vergl.  ebend.  §  32.  38—63,  Gromat  I  p.  407,  10 
(Metrol.  Script  II  p.  135,  18). 

2)  VitruT.  3,  1,  8:  e  cubito  cum  dempti  sunt  palmi  duo,  relinquitur  pes 
quattuor  palmorum,  palmus  autem  habet  quattuor  digitos:  ita  effi- 
citur,  ut  pes  habeat  sedecim  digitos.  Golum.  de  r.  r.  5, 1  (Metrol.  Script  D  p.  53) : 
modus  omnis  areae  pedali  mensura  conprehenditur,  quae  est  digitorum  XVL 
Frontin.  de  aquis  24:  est  digitus,  ut  convenit,  sextadedma  pars  pedis. 

3)  Frontin.  de  aquis  1,24:  aquarum  modnli  ant  ad  digitorum  aut  ad  uncia- 
rum  mensuram  instituti  sunt    digiti  in  Gampania  et  in  plerisque  Italiae 


f  u.  1.  DER  FUSS  UND  SEINE  TEILE.  75 

teilung,  wonach  der  ganie  Fufs  als  as  betrachtet  in  12  uneiae 
zerfiel.  Wir  finden  dann  ffir  die  Teile  des  Fubes  dieselben  Namen« 
wie  sie  nach  §  20, 1,  wo  ausführlicher  über  das  römische  Duodecimal- 
sfstem  gesprochen  ist,  die  Teile  des  Gewichts-  und  Mfinzasses  führten. 
So  ist  z.  B.  ein  d^Arams  —  ^/4  Fufs,  bes  »t  2/3,  trims  »-  %  quadram  »-■ 
V4,  sidUeui^^  V49  Fuls;  und  dem  Münzsystem  entsprechend  konunt 
für  2  Fufs  auch  der  Ausdruck  dMpimdms^  für  2V2  Fufs  pe$  ieüertnu 
Tor.O  Diese  Duod^cimalrechnung,  die  nach  Frontinus  neben  der 
sonst  in  Italien  üblichen  Einteilung  in  digiti  eine  lokale  Geltung,  wahr- 
scheinlich in  ApuUen,  hattet),  findet  sich  auch  bei  den  Schriftstellern, 
besonders  bei  Plinius,  ungemein  häufig,  da  sie  sich  sowohl  durch  ihre 


loci 9,  unciae  in  Apulia  (yergl  S.  75  Anm.  2)  adhuc  observantor.  F&r  deo  Ge- 
braocb  der  Einteilung  des  FuDses  in  digiti  bei  Feldmessern  und  Arehitekten 
lesgen  die  S.  74  Anm.  2  angefahrten  Stellen  des  Golumella  und  VitraTius;  der- 
selben Einteilung  folgten  nach  Frontin  1,  25  auch  die  plumbarii.  IMe  alten 
Fttfaaiafiwtabe  haben  entweder  die  Sedecimalteilung  aUein,  oder  diese  mit  der 
Dnodedmalteilung  vereinigt,  niemals  aber  letztere  allein.  Vergl.  Ideler  Abhandl. 
1812—13  S.  128  f.  —  Nach  digiü  mals  schon  dato  de  r.  r.  45:  (takae)  supra 
terram  neplus  IV  digilos  transversos  emineant;  eb.  18  u.  ö.  Vergl.  Gaes.  b.  civ. 
2,  10,  4,  VitniT.  5,  6,  3.  10,  2,  8,  Plin.  31,  6  §  57  u.  ö.,  Golum.  de  arbor.  26, 
luren.  12, 58.  Maßangaben  nach  palmi  sind  nicht  selten;  bei  Plinius  z.  B.  12, 13 
§  48  (7,  2  §  28  hat  er  die  Femininform  palma).  Keine  andere  Bedeutung  als 
die  der  Handbreite  hat  paltniu  bei  Varro  de  r.  r.  3, 7 :  colnmbaria  singula  esse 
oportet  —  intus  ternorum  palmorum  ex  omnibus  partibus,  wo  man  ganz  ver- 
kehrter  Weise  an  einen  sogenannten  palmut  maior,  der  wie  die  griechische 
cic*^afMti  */«  des  Fufses  betragen  soll,  gedacht  haL  FOr  die  cmd'afiri  haben  die 
Römer  keinen  eigenen  Ausdruck,  sie  bezeichnen  sie  stets  nur  durch  dodrans, 
d.  1.  V«  ^^*  ^0  ^%^  Plinius  7,  2  §  26  ausdrücklich:  Spithami  Pygmaeique 
nammtor  temas  spithamas  longitudine.  hoc  est  ternos  dodrantes,  non  ex- 
cedentit.  In  der  Bedeutung  von  cn^d-aurj  erwähnt  pabnus  zuerst  der  Kirchen- 
Tater  Hieronymus  in  Ezech.  c  40  (t  V  p.  522  B  ed.  Basil.):  (palmus)  rectius 
giaeee  dicitur  neLXtuatfj  et  est  sexta  pars  cubiti.  alioquin  palmus  mti&afiirf 
soDat,  quam  nonnulli  pro  distinctione  palmam,  porro  naXataTtpf  palmum  ap- 
pellare  consuernnt.  Später  freilich  wurde  dieser  Sprachgebrauch  der  allgemeine 
und  ging  so  auch  in  das  Italienische  {pabno  «»  Spanne)  über.  Vergl  Ideler 
S.  129.  —  Aulser  digihu  und  palmus  finden  sich  hin  und  wieder  noch  andere 
MaJabestimmungen,  die  ebenfalls  vom  menschlichen  Körper  abgeleitet,  aber  nicht 
förmlich  in  das  System  der  Längenmafse  eingereiht  sind;  so  der  voUex  bei  Plin. 
13,  23  §  128:  polficari  crassitudine,  15, 24  S  95:  poUicari  latitudine,  27, 9  §  73: 
poUicari  amplitudine.  Aber  nirgends  entspricht  der  voüex  unserm  Zoll,  wofür 
umer  ttneia  gebraucht  wird.  Digitus  als  Fingerlange  hat  Plin.  15,24  §  95. 
(Kekie  eigentUche  Malsbestimmung  mehr  ist  das  sprichwörtliche  digitum  trans- 
vsrsum  aui  unguem  Utum  bei  Plaut.  AuluL  1, 1, 18,  vergl.  transversum  unguem 
bei  Gic  ad  Att.  13,  20,  ad  fam.  7,  25.) 

1)  Vergl.  Tab.  VI  A,  welche  die  vollständige  Übersicht  dieser  Einteilung 
giebt,  und  8.  die  folg.  Anm. 

2)  Die  handschriftliche  Lesart  bei  Frontin  1,  24  ist  verderbt.  Statt  der 
früheren  Yolgata  in  popularihus  rationibus  (Dederich)  ist  wahrscheinlich  zu 
lesen  in  ApuHa  (Scaliger),  oder  vielleicht  auch  in  parte  Latii  (Heinrich). 


76  RÖMISCHES  LÄNGENHASS.  |  ii,  2. 

Übersichtlichkeit  als  wegen  der  Bequemlichkeit  und  Kürze  des  sprach- 
lichen Ausdrucks  empfahl,  i) 

2.  Unter  den  Mafsen,  welche  gröfser  als  der  Fufs  sind,  ist  in 
aufsteigender  Reihe  zunächst  zu  nennen  der  pabn^  —  1  Fufs  und 
1  Pahnus,  also  IV4  Fufs  oder  20  Digiti. 2)  Der  Ellenbogen,  cuhüusj 
mitJIinschlufs  der  Hand  bis  zur  Spitze  des  llittelfingers  wurde,  wie 
der  griechische  Ttrjxvg  (§  5, 3),  zu  1 V2  Fufs  oder  6  Palmen  (»«s  18  icn- 
ciae  »«  24  digiti)  gerechnet. s)   Als  Längenmafs  diente  der  Cubitus  an- 


1)  Als  Belege  daffir  mögen  hier  folgende  Beispiele  Platz  finden: 

V48  Fnfs:  Plin.  13, 15  {  94:  mensam  quattnor  pedes  sextante  et  sicilico 
excedentem.  Acta  coUegii  fratrom  Arvalium  in  Corp.  Inscr.  Lat  VI,  ]  Nr.  2059 
p.  507,  30.  33. 

Vs4  Fufs:  Hygin.  de  condic.  agr.  (Gromat  p.  123):  pes  eorum,  qui  Ptole- 
melciis  appellatnr,  habet  monetalem  pedem  et  semunciam.  C  I.  Lat  a.  a.  0. 
Zeile  30—34.   Vergl.  Maraoardt  Rom.  Slaateverwalt  0  S.  49. 

Vis  Vnts:  Plin.  6,  34  {  214:  gnomonis  G  unciae;  18, 16  §  146:  altitndine 
unciali. 

V»  Fufs:  Plin.  13, 15  §  94:  crassitudine  sescunciali.  Hygin.  de  eondic 
agr.  p.  123. 

76  Fufs:  Plin.  a.  a.  0.:  sextante  et  sicilico. 

74  Fufs:  Gato  de  r.  r.  18:  p.  1  3  (pedem  unum  quadrantem).  GeU.  3, 10, 
11 :  pedes  duodecim  et  quadrantem,  yergl.  9, 4, 10.  G.  I.  Lat.  a.  a.  0.  Zeile  30. 
—  drassitndine  quadrantali  Plin.  13,  15  {  93. 

Vs  Fufs:  G.  I.  Lat  a.  a.  0.  Zeile  32:  PED-VZ  =  /,  d.  i.  pedes  quinque  triens 
semuncia.  Vitruv.  10,  2,  11:  de  materia  trientaii.  Plin.  27,  5  $  34:  foliis 
trientalibus. 

*/is  Fufs:  Plin.  9, 48:  quincunciali  magnitudine,  27,11  §  98:  berba 
quincuncialis. 

*/>  Fufe:  Gato  de  r.  r.  18:  p.  I  S  (pedem  unum  semissem)  u.  ö.  Golum.  3, 13 
u.  15:  duos  pedes  et  semissem.  Plin.  17,21  §  160:  sesquipedes  in  laütudinon, 
in  longitudinem  semisses.  G.  L  Lat  a.  a.  0.  Zeile  30.  31.  (Häufiger  noch  findet 
sich  semipes,  z.  B.  Gato  de  r.  r.  123,  Varro  de  r.  r.  3,  5,  Plin.  9,  5  §  11  u.  5.) 

'/s  Fuls:  Yitruv.  5, 10,  2  und  7,  4,  2:  laterculis  bessalibus. 

74  Fufs:  Gato  de  r.  r.  18:  p.  ffl  S  3  (pedes  tres  dodrantem),  Vitruv.  3, 4, 4: 
tenuiores  dodrante.  Golum.  de  r.  r.  3, 13:  dupondio  et  dodrante,  vergl.  5, 15 
U.Ö.  Plin.  15, 30  §131:  ramos  dodrantalis,  18, 19  §  178:  sulco  dodrantali. 

V«  Fufs:  Vitruv.  3,  4,  4:  crassitudines  eorum  graduum  ita  finiendas  censeo, 
ut  neque  crassiores  dextante,  neque  tenuiores  dodrante  sint  coUocatae. 

"/tt  Fufs:  G.  L  Lat  a.  a.  0.  Zeile  33:  PEDV  SZ  Z  -  O,  d.  h.  pedes  quinque 
d  e  u  n  X  sicilicus.   Vergl.  ebend.  Z.  33  f. 

2  Fufs:  Golum.  de  r.  r.  3, 13:  dupondio  et  dodrante  altum  sulcum,  vergl. 
3,  15.  4, 1. 

2Va  Fufs:  Leges  XU  tabul.  bei  Volus.  Maec  §  46:  lex  etiam  duodecim  tabu- 
lamm  argumento  est,  in  qua  duo  pedes  et  semis  sestertius  pes  vocatur.  Golum. 
dearb.  1,5:  agrum  sat  erit  bipalio  vertere,  quod  rustid  vocant  sestertium. 

2)  Vitruv.  5,  6,  3:  ffradus  spectaculorum  ne  minus  alti  sint  palmipede. 
Als  Adjektiv  hat  das  Wort  Plin.  17,  20  {  143:  palmipedi  intervallo;  sonst 
steht  daffir  palmipedaUs^  wie  bei  Varro  d.  r.  r.  2, 4:  limen  inferius  altum  palmi- 
pedale,  Vitruv.  10,  21  §  2  u.  5,  Golum.  de  r.  r.  3,  19. 

3)  Excerpta  de  mensur.  (Gromat  ed.  Lachm.  p.  373,  Metrol.  Script  D  p.  138, 3): 
cubitus  est  qui  naturaliter  a  cubito  ad  digilonim  summitatem  usque  pertendit! 


f  u.  2.  ELLE,  77 

statt  des  sonst  üblichen  pes  in  der  Sprache  des  gewöhnlichen  Lebens 
in  den  Fallen,  wo  eine  Vergleichung  mit  der  Annlänge  nflher  lag,  ab 
die  mit  dem  Fufse;  aufserdem  findet  er  sich  auch  bei  denjenigen 
Schriftsteilem,  welche  griechische  Quellen  benutzen,  als  Obersetzung 
Ton  mjxvg;  aber  in  das  System  der  geodätischen  MaTse  ist  er  nicht 
aufgenommen  worden J)  Der  synonyme  Ausdruck  fUrCubitus,  utnOy 
kommt  in  zwei  ganz  verschiedenen  Bedeutungen  als  LSngenmafs  Tor. 
Die  Dichter  des  Augusteischen  Zeitalters  bezeichnen  damit  entweder 
den  Cubitus  selbst  oder  ddch  ein  demselben  nahe  verwandtes  Mals, 
wahrscheinUch  die  Lange  des  ganzen  Armes,  als  den  dritten  Teil  der 
Hohe  des  menschlichen  Körpers  gerechnet.  Dagegen  gebraucht  Plinius 
einigemal,  wo  er  den  Umfang  von  Bäumen  angiebt,  das  Wort  als  Ober- 
setzung des  griechischen  ogyvidy  also  zur  Bezeichnung  der  Armspanne 
oder  Klafter  von  6  Fufs.^) 

vergl.  die  {  5,  3  angeführte  Stelle  des  Poliux  über  den  nrjxvs.  Vitruv.  3, 1, 7: 
cabitnm  ammadvertemnt  ex  sex  palmis  constare  digitisque  XXmi;  eb.  (  8: 
e  eabito  cnm  dempti  sunt  palmi  duo,  relinquitur  pes  quattuor  palmorum.  Baibus 
(Gromat.  p.  95,  4,  Metrol.  Script  D  p.  58,  18):  cubitus  habet  sesquipedem,  sex- 
tantes  duas  (d.  h.  dodrantes  duos),  palmos  VI,  undas  XVm  (vergl.  die  anderen 
Belegstellen  im  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  d.  W.).  —  Eine  abweichende 
Reduktion  des  cubUus  hat  GeUius  3, 10, 11 :  Herodotus  —  in  primo  historiarum 
inventum  esse  sub  terra  scripsit  Oresti  corpus  cubita  (ongitudinis  habens 
Septem,  quae  faciunt  pedes  duodecim  et  quadrantem.  Er  nimmt 
also  den  cubitus  oder  n^x*^  zu  l'/4  FuTs  anstatt  su  l'/s  Fuds.  Dies  erklärt  sich 
daians,  dafe  er  zwar  übereinstimmend  mit  den  Griechen  4  cubita  (n^x**^)  ^^ 
die  Körperlänge,  aber  abweichend  von  jenen  7  Fufs  (a.  a.  0.  §  10)  auf  dieselbe 
rechnet;  so  sind  ihm  also  4  Tt^a^e  «b  7  Fuls  und  7  n^x'*^  »»1274  Fufs.  —  Ober 
sesqu^es  als  Bezeichnung  der  Elle  s,  die  folg.  Anm. 

1)  Vergl.  Ideler  Abhandl.  1812—13  S.  130  f.  Bei  den  Griechen  stehen  die 
verschiedenen  vom  Körper  abgeleiteten  Mafse  neben  einander,  ohne  dals  man 
sagen  könnte,  daüs  eines  auseciüielislich  die  Grundlage  des  Systems  der  Längen- 
maße bilde;  bei  den  Römern  ist  unverkennbar  der  pes  als  Einheit  der  Längen- 
maße anzusehen,  daher  ist  der  Gebrauch  des  cubitus,  der  als  das  Anderthalb- 
fache des  Fu&es  sich  nicht  bequem  in  dieses  System  einreiht,  viel  beschränkter, 
als  bei  den  Griechen  der  Gebrauch  des  nrjxvQ,  Anderthalb  Fufs  werden  ge- 
wöhnlich durch  sesquipes  ausgedrückt,  z.  B.  von  Plaut.  Trin.  4,  2,  58,  Yarro  de 
r.  r.  1,  43,  Colum.  de  r.  r.  3, 13,  8,  Vitruv.  2,  8, 16,  Plin.  35, 14  §  170.  Beispiele 
for  cubitus  geben  Plaut.  Poen.  4, 2^  15 :  cubitum  longis  litteris  (vergL  Rud.  5, 2, 7), 
Gic  de  leg.  2, 26, 66 :  columellam  tnbus  cubitis  altiorem  (nach  griechischer  Quelle), 
ad  Att.  13, 12, 3:  biennium  praeteriit,  cum  ilie  KaXkmnÜhji  assiduo  cursu  cubi- 
tum nuUnm  processerit  (vergl.  Suet  Tib.  38),  Suet.  Aug.  43:  anguem  quinqua- 
ginta  cubitorum,  Plin.  7, 2  $  28:  corpora  hominum  cubitorum  quinum  et  binarum 
palmaram,  vergl.  eb.  §  22  und  31.  Femer  Liv.  24,  34,  9:  (Archimedes)  murum 
ab  imo  ad  summum  crebris  cubitalibus  fere  cavis  aperuit;  Plin.  7,  2  §  24: 
in  meridianis  Indiae  viris  plantas  esse  cubitales,  8, 48  S  198,  eb.  52  §  212, 12, 12 
{  45  u.  ö.  —  Im  Edikt  Diocletians  de  pretiis  rerum  venaUum  wird  beim  Bau- 
holz nach  Gnbiti  und  Digiti,  beim  Pergament  und  den  Ziegeln  nach  dem  Fuüse 
gerechnet    Mommsen  6er.  der  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1851  S.  58. 

2)  Sneton  erklärte  nach  Serv.  zu  Vergil.  Ecl.  3, 105  ulna  für  gleichbedeu- 


78  RÖMISCHES  LÄMGENBIASS.  |  ii,  s.  4. 

3.  Ein  LfingenmaA,  das  ausscblieblicb  in  den  Schriften  der  Feld- 
measer  vorkommt,  ist  der  graiug^  Schritt  Er  ist  die  Hilfte  der  Fufe- 
spanne  oder  des  jMMtcf,  also  —  2Vs  Fufs.!)  Zu  weiterer  Verbrdtung 
ist  Aeses  so  bequeme- Mais  lediglich  aus  dem  Grunde  nicht  gelangt, 
wdl  man  sich  gewöhnt  hatte  den  Passus  (§  12,  1)  als  die  Einheit  der 
Wegmafse  zu  betrachten. 

4.  Die  Lange  der  Mefsstange,  pertteo,  deren  sich  Architekten 
und  Feldmesser  bedienten,  betrug  10  Pub,  daher  sie  auch  gewöhn- 
lich unter  dem  Namen  deeempeda  erscheint  2)  Sie  war  die  gesetz- 
mälsige  Mebmte  bei  allen  Landvermessungen ,  was  am  dentlichsten 
daraus  hervorgeht,  dafs  ihr  Quadrat  die  Grundlage  fOr  die  Flächen- 
mafse  bildet  (§  13,  1).  Deshalb  heifsen  auch  die  Feldmesser  selbst 
deoH^fedatores.  Das  ZwöUTache  der  Decempeda  war  der  aehts^  eigent- 
lich die  Länge  der  Furche,  welche  die  Pflugstiere  in  einem  Anlaufe 
ziehen,  und  die  nach  dem  altitalischen  Decimalsystem  wie  bei  den 
Griechen  zu  100  Fufs,  nach  der  römischen  Duodecimalrechnung  aber 


tend  mit  eulnius,  und  so  gebraucht  es  auch  Solinus,  der  Epitomator  des  Plinios; 
vergl.  Meier  S.  13t  Serrins  selbst  billigt  diese  Deutung  von  ulna  zu  Vergil. 
Georg.  3,  355;  aber  zu  Ecl.  3,  105  giebt  er  noch  eine  andere  Erktäning:  ulna 
proprie  est  spatium,  in  quantum  utraque  extenditur  manus,  dicta  ano  rBv 
tüXirSr,  id  est  a  bracchiis.  In  dieser  Bedeutung  von  Klafter  hat  das  Wort 
offenbar  Plin.  16,40  {202:  arboris  eius  crassiindo  quattuor  hominum  ulnas 
conplectentium  implebat,  und  eb.  32  §  133:  (platanus)  crassitudine  quattuor 
ulnarum,  womit  zu  vergleichen  §  203:  crassitudinis  ad  trium  hominum  con- 
plexum.  —  Der  Gebrauch  der  Dichter  des  Augusteischen  Zeitaltere  geht  deutlich 
hervor  aus  Ovid.  Met  8, 748  ff.:  Saepe  sqb  hae  Dryades  festas  duxere  Chorea«, 
Saepe  etiam  manibus  nexis  ex  ordine  trunci  Gircuiare  modum,  mensuraque  ro- 
bons  ulnas  Quinque  ter  implebat,  d.  h.  fAnf  Klaftern,  die  Klafter  oder  Arm- 
spanne zu  drei  ulnae  gerechnet.  Damit  stimmt  überein  Vergi].  Ed.  3, 104  f.: 
Die,  quibus  in  terris  —  Tris  pateat  caeli  spatium  non  ampfius  ulnas.  Der 
Dichter  meint  in  diesem  R&tsel  das  Grabdenkmal  des  Mantuanere  Gaelius,  be- 
zeichnet also  mit  iris  non  ompHus  ulnas  die  Linge  des  menschlichen  Kdrpera, 
welche  bekanntlich  ebenso  wie  die  Klafter  gewöhnlich  zu  sechs  Fufs  gerechnet 
wird.  Bei  Horat  Epod.  4.  8  (wo  Albert  Müller  Philol.  XXVUI  S.  116  ff  ubta 
frieich  euHtus  erklärt)  und  bei  Vergil.  Georg.  3,  355  ist  dieselbe  Deutung  des 
Wortes  wenigstens  nicht  unzulässig. 

1)  Baibus  Expositio  et  ratio  mensur.  (Gromat.  p.  95,  Metrol.  Script.  II 
p.  58,  20):  gradus  habet  pedes  U  S  (vergl.  die  andern  Belegstellen  im  index 
zu  den  MetroL  Script  unter  d.  W.). 

2)  Baibus  a.a.O.:  decempeda,  quae  eadem'pertica  appellatur,  habet 
pedes  X.  Die  Bedeutung  der  pertiea  erklärt  Isidor.  Etym.  15, 15  (Metrol.  Script 
n  p.  107,12):  pertiea  autem  a  portando  dictum,  quasi  portica.  omnes  enim 
praecedentes  mensurae  in  corpore  sunt,  ut  palmus,  pes,  passus  et  reliqua:  sola 

Sertica  portatur.  Als  Mefsstange  erwähnen  die  decempeda  Gic.  Mil.  27, 74,  Hör. 
arm.  2, 15, 14,  Boet  Are  geom.  p.  402, 8  ed.  Friedlein,  die  pertiea  Prop.  5, 1 ,  130. 
Vergl.  Rudorff  Gromat  Instit  S.  280,  Ideler  S.  133.  —  Deeempedatores  hat  Gic 
PhU.13,18,37. 


ii3,i.  PASSUS,  PERTIGA.    DIE  WEGMASSE.  79 

SO  120  Füfe  bestimiiit  wurde.  ^)  So  erscheint  der  Actus  noch  einige- 
mal als  Langenmafs'),  sonst  wird  er  inun^  als  Flachenroafe  ge- 
hraocht  <§  13,  2). 

Eine  Oberricht  Hber  die  biriier  besprodienen  Mafse  giebt  Tab. 
IV  A— C. 

§  12.  Die  fFegmafte. 

1.  Wahrend  fQr  die  Fekhnafee  der  Römer  die  zehnfürsige  trag- 
bare Hefsstange  die  Grundlage  bildete,  so  beruhten  die  Wegmafse 
ausschlielslich  auf  dem  Schritte.  Um  aber  das  Schrittmafe  zu  der 
Grundeinheit  aller  Lüngenmafse,  dem  Fufse,  in  ein  bequemes  Ver- 
hältnis zu  setzen ,  wählte  man  nicht  den  einfachen  Schritt,  der  durch- 
schnittlich gegen  2V2  Fufs  beträgt,  sondern  den  Doppelschritt,  fasm$^ 
zur  Einheit  der  Wegmafse  und  normierte  ihn  ein  Ar  allemal  auf  5 


1)  Die  nreprfloffliclie  Bedeutung  tod  aehu  erklärt  Plia.  18,  3$9:actü8 
(Yocabatnr),  in  quo  boYes  agerentnr  emn  aratro  nno  impetn  insto;  bie  oat  GXK 
pedoB ;  womit  su  Tergleichen  Golan.  de  r.  r.  2,  2,  27 :  snlcum  autem  docere 
loDgiofein  qoam  pednm  eentom  Tiginti  cootrarimn  peeori  est,  qooniam 
plas  aequo  fat^^tor,  abi  hane  modiim  exoessit.  Dasselbe  warde  im  Oskisdien 
and  ümbrisehen  bezeichnet  doreh  vemu  oder  vortut,  nur  dafe  dort  nach  dem 
mnprünglieh  italischen  Decimalsystem  die  Furche  100  Fufe  lang  gezogen 
wurde.  Vergl.  Front  de  limit  in  Gromat  I  p.  30  (Metrol.  Script.  U  p.  56  f.), 
RvdorffGromat  Inst.  S.  281,  Mommsen  Rom.  Gesch.  I  S.  204  der  6.  Aufl.,  unten 
f  57, 3.  Audi  das  griechische  TtUd'oov  ist  nach  Ableitung  und  Bedeutung  damit 
Mcotmeh  (f  5, 4). 

2)  Als  Lingenmafe  nimmt  den  actut  Baibus  p.  94  (Metrol.  Script  U  p.  57  f.): 
■Mnamra  est  eonplurium  et  inter  se  aeoualium  intenrallorum  longitudo  nnita,  ut 
pes  per  undam,  per  pedem  decempeua,  per  deeempedam  actus;  und  so 
wird  derselbe  auim  als  Langenmafs  erklart  m  dem  Zusätze  p.  96, 5  (Bl  scr.  124, 4): 
actus  habet  pedes  GXX  (ebenso  m  scr.  125,  6.  129,  28).  In  diesem  Sinne  sagt 
YltniT.  8, 7, 3:  putei  ita  sint  facti^  uti  inter  binos  sit  actus,  und  eb.  §  7:  item 
inter  actus  ducentos  non  est  inutile  castella  conlocari;  ebenso  Plin.  31, 6  (  57: 
m  biDos  actus  lumina  esse  debebunt,  Hygin.  de  limit  (Gromat.  p.  192):  actu- 
arios  palos  —  inter  centenos  Ticenos  pedes  defigemus.  —  Dafs  auch  das 
Jugerum  ({  13,  2),  und  zwar  die  Breite  dessdben,  als  Langenmafs  gedient 
habe,  könnte  man  aus  Plin.  4,  8  {  31  folgern:  in  eo  cursu  Tempe  vocant  V 
nriliam  passuum  lon^tudlne  et  ferme  sesaniiugeri  latitudine.  Allein  Plinius 
thersetzt  dies  aus  einer  griechischen  Quelle,  TidleiGht  aus  dersdben,  welcher 
Aelian.  Var.  bist  3, 1  folgt:  ro  /Uv  fofnoe  inl  xMcaQaMotna  9tfpttt  cradiovs, 
x6  y  fnjv  nXaroe  r^  ftiv  imi  nXi&qor,  t^  8i  uai  nXtlov  iXiytp.  Es 
ist  also  das  tmquäugerum  dnfach  auf  150  griechische  Fufe  (nicht  etwa  auf 
180  römisehe  Fnfe)  zu  reduderen  (vergl.  über  die  Verwedisdung  von  nXd&M»^ 
waA  tugerum  den  Schlafe  der  Amn.  3  zu  S.  80).  Übrigens  gebraucht  er  das 
Jugema  durchaus  nidit  als  Längenmafe,  sondern  will  nur  sagen,  dafe  das 
Tempetiial  nickt  breiter  sd,  als  1 71  Jugera  Landes  in  die  Brdte  sich  erstrecken. 
Ähnhch  wird  9B69  SinXad'^  bei  Diodor  2, 7, 5,  d.  h.  eine  DisUnz  yon  2  Plethren 
zwischeo  den  Stadtmauern  und  den  Gdrfiuden,  von  Gurtius  5, 1  (4),  26  wieder- 
gegeben durch  tpatium  iugeri  uniut. 


80  RÖmSGHES  LÄNGENMASS.  f  IM. 

römische  Fub..^)  Dieses  Wort,  welches  in  der  gewöhnlicheD  Sprache 
schlechthin  den  Schritt  bezeichnet,  ist  als  technischer  Ausdruck,  seiner 
Ableitung  von  pandere  gemäls ,  die  F u  f ss p a  n  n  e.  Es  ist  der  Raum, 
den  beim  Gehen  der  einzelne  Puls  von  dem  Punkte,  wo  er  au%dioben 
wird,  bis  zu  dem,  wo  er  wieder  auftritt,  durchmibt,  also  das  Doppelte 
des  einfachen  Schrittes.^  Aus  der  Einfahrung  des  fünffüfsigen  Passus 
erklärt  es  sich  zugleich ,  dafs  die  ROmer  die  Annspanne  oder  Klafter 
von  sechs  Fufs,  die  bei  den  Griechen  ein  so  übliches  Mafs  war  ($  5,  3), 
nicht  gebrauchten.^) 

1)  Golam.  de  r.  r.  5, 1 :  passus  pedes  habet  Y;  ebenso  Baibus  p.  95,  Isidor. 
Etym.  15, 15  (Metrol.  Script  II  p.  53, 10.  58, 21.  107. 11  und  vergl.  den  Index  unter 
d.  W.).  VitniT.  10, 14, 4:  pedum  milia  qoinque,  id  est  passos  mille.  Plin.  2, 23 
§  85:  Stadium  centum  yiginti  quinque  nostros  elficit  passus,  boc  est  pedes 
sexcentos  Tiginti  quinque. 

2)  Dais  pasMus  als  Langeninals  nach  seiner  Ableitung  von  pandere  eigent- 
lich die  Fufs  spanne  bedeutet,  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  wenngleich  kein 
älterer  Schriftsteller  es  ausdräcklich  angiebt;  denn  Gellius  an  der  Ton  Ideler 
S.  132  angeführten  Stelle  (15, 15:  ab  eo  quod  est  pando  postum  Teteres  dixenmt) 
meint  nicht  das  Substantiv  passus,  sondern  das  Supinum  passum.  Es  fragt 
sich  nur,  wie  man  sich  die  Fufsspanne  zu  denken  hat  Das  Einfachste  könnte 
scheinen,  dafs  passus  den  Raum  von  der  Ferse  des  einen  bis  zur  Spitze  des 
andern  der  ausgespreizten  FQfse  bezeichne,  so  dais  man  als  Zwischenraum 
zwischen  beiden  FOÜBen  3  Fulis  annehmen  müfste.  Allein  da  wir  eine  solche 
Fufespanne  beim  Gehen  niemals  machen,  der  Passus  aber  augenscheinlich  ein 
Mafs  bezeichnet,  welches  auf  fortgesetztem  Ausschreiten  beruht,  so  ist  die  oben 
gegebene  Erklärung  jedenfalls  annehmbarer.  Man  denke  sich  den  linken  Fufs 
in  gewöhnlicher  Schrittsteliung  vor  den  rechten  gesetzt,  sodafs  zwischen  beiden 
Füfsen  iVs  Fofs  Zwischenraum  ist  Zieht  man  nun  den  rechten  FuOb  nach  und 
setzt  ihn  wieder  in  Schrittstellung  vor  den  linken,  so  hat  die  Ferse  des  rechten 
Fudses  von  der  ersten  bis  zur  zweiten  Stellung  5  Fuls  durchmessen,  dies  ist 
ein  Passus.  Bei  fortgesetztem  Ausschreiten  hat  man  also  nur  das  wiederholte 
Auftreten  desselben  Fufises  zu  zählen.  So  heiüst  es  auch  in  den  Excerpt  de 
mensuris  (Gromat  p.  373,  MetroL  Script  U  p.  138, 10):  passus  dicitur,  quod 
duobus  giessibus  gradiendo  confidtur.  In  gleichem  Sinne  nannten  die  Griechen 
in  HeraUeia  am  Suis  ein  Mals  von  4  FuOb  ooavfut  ({  57,  1). 

3)  Die  Excerpt  de  mens.  (Gromat  p.  373,  Metrol.  Script  II  p.  138, 12)  geben 
dem  Worte  passus  auch  die  Bedeutung  von  Klafter:  passus  etiam  dicitur, 
quantum  ambobus  brachiis  extensis  inter  longissimos  digitos  est;  allein  es  findet 
sich  nirgends  so  bei  klassischen  Schriftstellern.  Zwar  übersetzt  Plinius  5, 9  §  50 
die  fflnfzig  Orgjrien,  auf  welche  Herodot  2, 149  die  Tiefe  des  Sees  Moria  be- 
stimmt (Mfivri  Maa  ßa&oe  netmpeoprS^tos)  durch  quinquaginta  passus  \ 
doch  ist  dies  eben  nur  eine  Ungenauigkeit  dieses  Schriftstellers,  der  sich  andere 
noch  viel  gröfsere  an  die  Seite  stellen  lassen.  So  giebt  er,  wie  Ideier  AbhandL 
1812—13  S.  130  AuDL  und  S.  169  f.  nachweist,  bald  durch  paimus,  bald  durch 
semipes^  bald  durch  eubitusy  was  Dioskorides  durch  mttd'afi^  ausdrückt;  ob« 
gleicn  er,  wie  aus  7,  2  ^  26  hervorgeht  (s.  oben  S.  741  Anm.  3),  die  richtige 
Bedeutung  von  am&aftv  wohl  kannte.  12,  25  $  111  übersetzt  er  aus  Theophr. 
Bist  pl.  9,  6, 1  stKOCt  nM^Qi»v  durch  iurerum  XX,  ohne  zu  beachten,  dais  das 
Jugerum  über  2Vanial  so  grofs  ist  als  das  Plethron,  denn  ersteres  hält  2518 
(Tab.  IX),  letzteres  950  D  Meter  (Tab.  V).  Vergl.  §  7, 2,  §  11  S.  79  Anm.  2,  Ideler 
Abhandl.  1812—13  S.  178  f. 


I  IS.  3.  Bffi  WEGMASSE.  81 

2.  Grdbere  Entfernungen  drückten  die  Römer  aus  in  Taugen- 
den von  Passus  (mtZia  pa$8uum  oder  blols  milia).  In  diesen  Abständen 
setzten  sie  auch  auf  ihren  MiliUtrstrafsen  die  Steine,  welche  die  Ent- 
fernungen angaben  i)  und  die  eben  daher  mtUaria  hieben.  So  wurden 
die  tausend  Passus  zu  einem  eigenen  Wegmabe,  der  römischen 
Heile,  wenngleich  ein  besonderer  Name  dafür  nicht  gebildet  wurde. 
Ein  solcher  erscheint  zuerst  beiStrabo  in  der  griechischen  Nachbildung 
fäidovy  viel  später  erst  in  dem  lateinischen  rnUarium.^) 

Neben  der  Heile  gebrauchen  die  römischen  Schriftsteller  bisweilen 
audi  das  WegmaJs  der  Griechen,  das  Stadium  ($  5,  4),  welches  sie 
durchgängig  als  den  achten  Teil  der  Heile,  also  zu  625  römischen  Fufs 
rechnen.^)  Insbesondere  scheinen  Entfernungen  zur  See,  da  der  Pas- 


1)  Von  G.  Graeehas  berichtet  Plntarch  in  dessen  Vita  c.  7 :  ti^  Si  tovtois 
diafLtft(frjaaQ  xara  lUXtav  oBbv  naaav  xiorae  hd'ivovs  arifiaia  tov  fter^ov 
Mordarij^tr.  Doch  darf  man  nicht  etwa  stauben,  dafs  Gracchus  die  erste  der- 
artige AnsoMssiing  von  Straften  vorgenommen  habe.  Polybios  sagt  3, 39, 8  von 
der  Straise^  die  von  der  Meerenge  von  Gibraltar  bis  zur  Rhone  führte:  ravra 
va^  ^rüv  ß9ßrifAatiCxat.  xai  9a97jfiaii»Tat  natä  craSiovs  ^Ktt»  ^la 
PvfuUar  d3f&»Mk  (vergL  f  10, 1).  Es  waren  also  lu  seiner  Zeit  bereits  die 
Provinzialstraisen  nach  Fasans  ausgemessen  und  mit  Meilensteinen  versehen; 
na  80  Mher  mulste  dies  in  ItaUen  geschehen  sein.  Die  Zählung  der  Meilen- 
steine begann  von  Born  ans  in  der  Weise,  daüs  an  dem  Thore,  wo  die  Strafse 
ihren  Aniang  nahm,  der  erste  Stein  errichtet  wurde.  Vergl.  Ganina  Ricerche  suUa 
wedsa  estensione  dell'  antico  migiio  Romano,  in  dessen  Via  Appia  I  p.  233  ff. 
später  heia  Aognstns  auf  dem  Forum  das  sogenannte  aureum  miUarium  auf- 
stellen, weiches  als  der  Ausgangmnnkt  aUer  Stralsen  Italiens  gelten  sollte, 
ohne  dais  jedoch  die  bisherige  Zählung  der  Meilensteine  von  den  Thoren  an 
nändert  wurde.  Dio  Gass.  54, 8,  Plut.  GaU>a  24,  Sueton.  Otho  6,  Tac.  Bist.  1, 27, 
Plm.  3, 5  §  66,  Eutropius  im  Fragm.  sv«^  ntihnoxriroQ  luitqmv  MetroL  Script.  I 
p.  200  §  12.  Vergl.  de  la  Nauze  Remarques  sur  quelques  points  de  Tancienne 
g^ogr.  in  M^m.  de  l'Acad.  des  Inscr.  t  28  p.  380  ff.,  Becker  Bandb.  der  röm. 
Altertb.  1  S.  343  f.,  Ganina  a.  a.  0.  p.  235  f.,  G.  Christ  Sieben  römische  Meilen- 
steme  in  doi  Jahrb.  des  Verans  fflr  Alterthumsfreunde  im  Rheinland  LXI  S.  10  ff. 

2)  kidor.  Etyrnd.  15, 16  (Metrol.  script.  B  p.  109  L):  mensuras  viarum  nos 
miliaria  dicimiis,  Graeci  stadia  —  miliarium  mille  passibus  terminatur,  Baibus 
p.  95  (MetroL  script  fl  p.  58, 27):  miliarium  habet  passus  mille,  BoeL  Ars  geom. 
p.402, 1  ed.  Friedlein.  Miuȴ  findet  sich  zuerst  bei  Strabo  7  p.  322,  dann 
öfters  bei  Spateren  (vergL  Index  xu  Metrol.  script  unter  d.  W.).  Die  älteren 
römischen  Schriftsteller  gdtfandien  regelmäfsig  miUa  passuum  oder  schlecht- 
hin wtiHa,  z.  B.  Gic  p.  Sest  12,  29,  ad  Att  3, 4,  Gaes.  b.  G.  1, 15, 5.  21, 1,  SalL 
Jag.  48,  liv.  6, 32, 9.  9, 44, 8  u.  ö.,  Suet  Nero  31.  fläufig  finden  sich  auch  An- 
piea  nach  den  Meilensteinen,  wie  bei  Gic.  Brut  14,  54:  ad  tertium  miliarium, 
ad  Att  8,  5  u.  9;  oder  mit  lapis  bei  Nen.  Att  22,  4,  Varro  de  r.  r.  3,  2,  Liv. 
5,4, 12,  Tac.  ab  exe  3,  45  u.  a.  VergL  Gronov.  die  sest  p.  33  f.,  Ruddimann 
hsfit  11  p.  287  n.  52. 

3)  uolom.  de  r.  r.  5, 1  (MetroL  script  B  p.  54  §7):  Stadium  habet  passus 
GXXV,  id  est  pedes  DGXXV,  quae  mensura  octies  emcit  oo  passus.  Plin.  2,  23 
{  85:  Stadium  centnm  viginti  quinque  nostros  efficit  passus,  hoc  est  pedes 
•eieeirtos  viginti  qoinque.    Baibus  p.  95,  Isidor.  Etym.  15, 16  (Metrol.  script  U 

Hnltieli,  Mttrologi«.  6 


82  RÖMISCHES  FLÄGHENMASS.  |  is,  i. 

8U8  seiner  Natur  nach  nur  Scbrhimab  war,  meistens  nach  Stadien  be- 
stimmt worden  zu  sein.^) 

Die  Übersicht  Ober  die  r<)mischen  Wegmafse  giebt  Tab.  VI  D.  Die 
Meile  ist  auf  Kilometer  reduciert  am  Ende  Ton  Tab.  VII,  auf  geogra- 
phische Meilen  in  Tab.  VIII. 

{  13.   Die  Flächmmaft0. 

1.  Wie  für  die  Längenmafse  so  bildet  der  Fufs  auch  für  die 
Plächenmafse  die  Einheit:  'modus omnis areae  pedali  mensura 
conprehenditnr',  wie  Columella^)  bemerkt.  Dies  gilt  in  doppeltem 
Sinne,  denn  teils  wird  eine  Fläche  nach  dem  Längenfufs,  pes  porrecha, 
bestimmt,  indem  ihre  Dimensionen  in  die  Länge  und  in  die  Breite  an- 
gegeben werden,  teils  dient  der  Quadratfufs,  pes  quadratus  oder  can- 
itratusy  dazu  den  Flächeninhalt  auszudrücken.  ^)  Der  Mafsstab  beim 


p.  58, 26. 110, 6),  Boet  Ars  geom.  p.  402, 2  ed.  Friedlein.  Gensorin.  de  die  nat  13 
nennt  dieses  Stadion  von  625  römischen  Fuls  das  italische  (Tergl.  6  8,4). 
Das  Ton  Golomelia  angegebene  Verhältnis  liegt  allen  Reduktionen  von  Stadien 
anf  Meilen  so  Gmnde,  die  sich  bei  römischen  Schriftstellem  finden,  s.  B.  bei 
Vitmv.  1,  6,  9,  Plin.  2, 108  $  247,  Uv.  22,  24,  5  vergl.  mit  Polyb.  3, 101,  4 
rSchweighaoser  zn  Polyb.  3,  39  t.  V  p.  576).  Doch  werden  anch  einigemal  die 
Stadienangaben  griechischer  Quellen  beibehalten  ohne  reduciert  zu  werden;  so 
bei  Gic.  de  fin.  5, 1 :  sex  illa  a  Dipylo  stadia  confeeimus,  Plin.  19,  3  §  41 :  Tim 
illam  per  quaitnor  milia  stadinm  Africae  valuisse;  vergL  eb.  4,  8  §  30.  Unter 
den  Wegmafsen  wird  das  Stadium  mit  aufgeffihrt  Ton  Balbns  p.  94,  12  (M. 
scr.  U  p.  58),  unter  den  Feidma fsen  von  Golum.  de  r.  r.  5, 1  (M.  scr.  II  p.  53  f.). 
In  diesem  Sinne  erw&hnt  Isidor.  Etym.  15. 15  (M.  scr.  II  p.  137  §  14)  auch  einen 
Stadialis  ager,  den  er  zwar  mitten  unter  den  Fläehenmafsen  aufrahrt,  aber  deut- 
lich als  Langenmafe  erklärt:  habet  passus  GXXV,  id  est  pedes  DGXXV,  cuius 
mensura  octies  computata  miliariam  fadt 

1)  Bei  Sidon.  Apoll.  Ep.  2,  2  p.  40  ed.  Sirmond,  heifst  es  von  einem  See: 
ipse  secundum  mensuras,  quas  ferunt  nauticas,  in  decem  et  Septem  stadia 
procedit  Auch  in  dem  Itinerarium  Antonini  werden  die  Entfernungen  lur  See 
durchgängig  nach  Stadien  bestimmt,  während  sonst  nach  Meilen  gerechnet  wird 
(Itineraria  ed.  Wesseling  p.  488  ff.  511  ff.,  ed.  Parthey  et  Pinder  p.  235  ff.  250  ffl). 
So  erklären  sich  die  Angaben  nach  Stadien  bei  Gic.  ad  Att.  16, 7,  ad  fam.  16, 2. 
Vergl.  Ideler  Abhandl.  1812—13  S.  135.  Doch  ist  zn  bemerken,  dafs  Vitrav. 
10,  9, 7,  wo  er  eine  Vorrichtung  zur  Berechnung  der  zu  Schiffe  zurfickgelegten 
Strecken  beschreibt,  von  miUaria  spaüa  rumigationis  spricht. 

2)  De  r.  r.  5, 1  (Metrol.  Script.  ll  p.  53,  6). 

3)  Über  das  Flächenmafs  im  Gegensatz  zum  Längen-  und  Körpermafs  sagt 
Baibus  Gromat  p.  97  (Metrol.  Script.  II  p.  59  §  18):  planum  est,  quod  Graed 
epipedon  appellant,  nos  constratos  pedes,  in  quo  longitudinem  et  latito- 

'  OS,  aedificiorum  sola,  ex  quibus  al  ' 


dmem  habemus.  per  quae  metimur  agros,  aedificiorum  sola,  ex  quibus  altitodo 
aot  crassitudo  non  proponitur,  ut  opera  tectoria,  inauraturas,  tabulas  et  bis 
similia.  Vergl.  die  Excerpte  aus  der  Geometrie  des  Boetius,  Gromat  p.  415  und 
Boet  Ars  geom.  p.  403  ed.  Friedlein.  Der  Längenfufs  heifst  pes  pwreetus  bei 
Baibus  p.  95,  der  Quadratfufs  pes  quadratas  bei  Golum.  de  r.  r.  5, 1  u.  2,  Plin. 
33, 4  §  75,  Isidor.  Etym.  15, 15,  endlich  auch  in  der  Schrift  de  iugeribus  methindts 


f  13,1  ACTUS  UND  iUGERUM.  83 

Aufimessen  der  Ländereien  war,  wie  schon  oben  (§  11,  4)  bemerkt 
wurde,  die  zehnfllbige  Meisstange,  decempeda;  das  Quadrat  derselben 
galt  als  der  kleinste  Teil  der  Feldmalse;  darunter  wurde  höchstens 
noch  die  Hälfte  berechnet,  da  noch  kleinere  Stücke  sich  der  Schätzung 
entzogen.  0 

2.  DiegrOfseren  Flächenmafse  der  ROmer  sind  sämtlich  Feld- 
mafse  und  stehen  als  solche  in  engem  Zusammenhange  mit  dem  Land- 
baue. Ursprünghch  bezeichnete  actus,  wie  bereits  oben  (§  11,  4)  ge- 
zeigt worden  ist,  die  Länge  der  Furche,  welche  die  Pflugstiere  ohne 
abertrieben  zu  werden  in  einem  Anlaufe  ziehen  können,  eine  Strecke, 
welche  nach  ältestem  italischen  Brauche  und  so  auch  später  noch  von 
den  Oskern  und  Umbrern  zu  lOOFufs,  von  den  Römern  aber  nach 
dem  Duodecimalsystem  zu  120  Fufs  oder  12  Decempedae  angesetzt 
wurde.  ^)  Aus  dem  Längenactus  bildete  sich  dann  ganz  von  selbst  ein 
Flächenmals,  indem  man  das  Feld  nach  den  entsprechenden  Quadraten 
abteilte.  So  entstand  der  acttis  quadratus,  gewöhnUch  schlechthin  actus 
genannt.  3)    Zur  Bepflügung  eines  solchen  Actus  war  ungeMr  eine 


Gromat.  p.  354.  356;  dagegen  haben  Baibus  p.  95  u.  97  und  Boeiius  (Gromat. 
p.  415,  Ars  geom.  p.  402)  dafdr  den  Ausdruck  pes  constratus,  und  pes  quadratus 
ist  bei  den  Genannten  sowie  bei  Festus  unter  quadrantal  p.  258  MuelL  der 
Kobikfnls.  Verg).  auch  die  Übersicht  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  pet. 
Ober  die  Berechnung  der  Quadratfulse  vergl.  Co! um.  de  r.  r.  5,  2,  wo  er  z.  B. 
ober  die  Ausmessung  des  ager  quadraiut  sagt:  cum  sit  undique  pedum  totidem, 
molüplicaDtiir  in  se  duo  latera,  et  quae  summa  ex  muitiplicatione  effecta  est, 
eam  aicemus  esse  quadratorum^edum.  —  Das  Messen  nach  Fuüsen  heilst  pe^r^^ 
j^e  nach  dem  Fufs  gemessene  Fläche  pedaiura  oder  podümiu,  Rudorlf  Gromat. 
n  p.  281. 

1)  Varro  de  r.  r.  1, 10  (Metrol.  Script.  1!  p.  52, 7):  iugeri  pars  minima  dicitur 
scripulum,  id  est  decem  pedes  in  longitudine  et  laütudine  quadratum.  Das- 
selbe Maus  nennt  ausdrücklich  decempeda  quadrata  Pallad.  de  r.  r.  2, 12.  Colum. 
de  r.  r.  5, 1  (M.  scr.  11  p.  55)  beginnt  bei  der  Berechnung  der  Teile  des  Jugerum 
mit  dem  halben  Scripulum  als  dem  kleinsten  Teile:  ut  a  minima  parte, 
id  est  ab  dlmidio  saipulo  incipiam,  pars  DLXXVl  pedes  elficit  L.  Unmittelbar 
Torher  bemerkt  er:  iugeri  partis  non  omnis  posuimus,  sed  eas  quae  cadunt  in 
aesUmationem  facti  operis.  nam  minores  persequi  supervacaneum  fuit,  pro 
quibus  nuUa  merces  dependitur. 

2)  VergL  J.  Rubine  Beiträge  zur  Vorgeschichte  Italiens  S.  12  IT.,  dessen  Ein- 
wendungen gegen  die  erste  Bearbeitung  dieses  Handbuches  wohl  auf  einem  Mifs- 
Tersländnisse  beruhen,  da  ich  mit  den  Worten  'später  nach  dem  Duodecimal- 
system' keineswegs  die  Zeit  nach  Roms  Gründung  gemeint  hatte. 

3)  Ober  den  Längenactus  s.  S.  79  Anm.  1  u.  2.  Ober  die  Entstehung  des 
Quadratactus  sagt  Frontin.  de  limit.  (GromaL  p.  30,  M.  scr.  II  p.  56  f.):  primum 
agri  modom  fecerunt  quattuor  limilibus  clausum,  plerumaue  centum  pedum  in 
ntraqne  parte,  quod  Graeci  plethron  appellant,  Osci  et  Ombri  Torsum:  nostri 
centenos  et  Ticenos  in  ulraque  parte,  cuius  ex  IUI  unum  latus,  sicut  diei  XU 
horas,  XU  menses  anni,  XII  decempedas  esse  voluerunt.  Vergl.  Varro  de  r.  r. 
1, 10  (M.  scr.  U  p.  52,  5):  actus  quadratus,  qui  et  latus  est  pedes  GXX  et 

6* 


84  RÖmSGKS  FLÄGBENBIASS.  f  is,  s. 

Iialbe  Tagesarbeit  eifbrderiich;  daher  kam  es,  dafs  man  den  doppeheo 
Actus  oder  das  ganze  Tagewerk  zu  einem  besonderen  Flächenmalse 
machte,  welches  ein  längliches  Rechteck  Ton  240  Fufs  LSnge  und 
120  Fufs  Breite  (—  28800  D  Fufs)  bildete.  Dies  ist  das  iugemm,  das 
HauptfeldmaTs  der  Römer,  i) 

3.  Durch  die  Erhebung  des  Jugerum  oder  Doppelactus  zum 
Hanptmafee  erreichte  man  zugleich  den  Vorteil,  dafs  nun  die  Teilung 
desselben  nach  dem  bei  der  Bruchrechnung  allein  üblichen  Duode- 
cimalsystem^)  bis  auf  das  seripuhimj  d.  i.  den  288sten  Teil  des  Ganzen, 
sich  durchfuhren  liefs.  Dieses  Scripulum  ist  nämUch  nichts  anderes 
als  das  Quadrat  der  Decempeda  »«s  100  D  Fufs.  Danach  lassen  sich 
die  übrigen  Teile  des  Jugerum  leicht  auf  Quadratfufs  zurückfuhren, 

longus  totidem;  Golam.  5, 1  (M.  scr.  U  p.  53, 14):  actus  quadratus  undique  finitur 
pedibus GXX;  Baibus  Gromat  p.  95,  Isidor.  Etym.  15, 15  (M.  scr.  II  p.  58, 24. 108, 3. 
137, 1),  Beet.  Ars  geoni.  p.  402,  6  ed.  Friedlein. 

1)  Pliu.  18,3  §  9:  iugerum  vocabatur,  quod  uno  iugo  boum  in  die 
exarari  posset,  actus  in  quo  boves  agerentur  cum  aratro  uno  impetu  iusto.  hie 
erat  GXX  pednoi,  duplicatusque  in  longitudinem  iugerum  faciebat  Ver^.  18, 19 
§  178,  Mommsen  Rom.  Gesch.  1*  S.  204  Anm.  Die  von  Piinius  angedeutete  Ab- 
leitung des  iugerum  ist  jedenfalls  deijenigen  vonuziehen,  welche  Varro  und 
Golumella  geben;  ersterer  sagt  de  r.  r.  1, 10  (M.  scr.  II  p.  52, 4):  iugerum  (dicunt), 
quod  quadratos  duos  actus  habeat  (Tergl.  de  L  L.  5, 35,  M.  scr.  11  p.  51, 14);  deui- 
hcher  Golum.  5,  1  (M.  scr.  II  p.  53, 15):  hoc  (actus  quadratus)  duplicatum  fedt 
iugerum,  et  ab  eo  quod  erat  iurictum,  nomen  iugen  nsur^vit.  Etymoloffisch 
ist  iugerum  nur  eine  Nebenform  von  iugum,  was  nach  Varro  a.  a.  0.  ein  in 
Spanien  flbliches  Ackermab  war,  welches  er  ebenso  wie  Piinius  das  ingerum 
erklärt:  iugum  Tocant,  (juod  iuncti  boves  uno  die  exarare  possint  —  Die  Dimen- 
sionen und  den  Fl&cheninhalt  des  Jugerum  giebt  GolumeUa  a.  a.  0.  (M.  scr.  II 
p.  54,  4):  duo  actus  iugeri  efficiunt  longitudinem  pedum  GGXL,  latitudinem 
pedum  GXX,  quae  utraeque  summae  in  se  multiplicatae  quadratorum  faciunt 
pedum  milia  XXVm  DGGG.  Ähnlich  Varro  de  r.  r.  1, 10,  Quintil.  1, 10, 42,  Isidor. 
Etymol.  15, 15  (und  vergl.  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  iugerum  und  (ov- 
ya^ov).  —  Über  das  Jugerum  als  Staatsmafs  der  Römer  vergl.  Hygin  de  condic 
agr.  (Gromat.  I  p.  122,  Metrol.  Script  II  p.  59  f.),  Rudorff  Gromat.  Instit.  S.  280. 
282  f.,  Metrol.  Script  I  p.  24.  30,  unten  §  50,  1  a.  E.  52,  l.  53,  7.  9.  10. 

2)  Über  die  Duodecimalbruchrechnung  der  Römer  vergl.  unten  §  20, 1 — 3, 
Marquardt  Rom.  Staatsverwaltung  11  S.  47  if.,  F.  G.  Savigny  Über  die  Unzialein- 
theilung  der  römischen  Fundi,  Vermischte  Schriften  I  S.  94  ff.  Das  scripulum 
oder  Vs»«  des  Jugerum  wQrde  vom  Actus  V*««  gewesen  sein,  woffir  es  in  der 
römischen  Bruchrechnung  keinen  eigenen  Ausdruck,  sondern  nur  die  Umschrei- 
bungen duo  tcripula  oder  dimidia  textula  giebt  Dies  ist  ein  Grund  mehr, 
warum  das  Jugerum  und  nicht  der  Actus  zum  Hauptmafse  erhoben  wurde.  Die 
Einteilung  des  Jugerum  in  Scripula  erwähnt  aufser  Golumdla  noch  Varro  de 
r.  r.  1, 10  (Metrol.  Script  II  p.  52,  12):  habet  iugerum  scripula  GGLXXXVUI; 
ebendaselbst  führt  er  beispielsweise  an:  unciam  agri  aut  sextantem.  Hygin.  de 
condic  agr.  p.  123  (M.  scr.  II  p.  61, 4)  berechnet  das  cy renaische  medimnon  auf 
iugerum  unum,  uneiam,  dimidium  scripulum  (nach  Lachmanns  Emendation). 
Eine  Inschrift  von  Gremona  (G.  I.  Lat  I  Nr.  1430)  erwähnt  eine  Lokalität,  welche 
patet  agrei  sesconciam.  Mehrere  Beispiele  giebt  Golum.  5,  2.  Vergl.  auch  Liv. 
5,24,4.  8,11,14. 


}  IS,  s.  4.  DIE  GRÖSSEREN  FELDMASSE.  85 

die  unda  z.  B.  als  der  zwölfte  Teil  hält  24  Scripula  — :  2400  D  Fufs. 
Eine  vollsUlndige  AusrechnuDg  dieser  Duodecimalteiluog  des  Jugerum 
giebt  Columella  ^);  dieselbe  ist  in  Tab.  IX  B  zugleich  mit  der  Reduk- 
tion auf  neueres  Mafs  zusammengestellt 

Eine  solche  Bestimmung  des  Flächeninhalts  der  Felder  nach 
Scripula  und  Quadratfnfs  kam  jedoch  nur  bei  förmlichen  und  genauen 
Berechnungen  vor;  im  gemeinen  Leben  begnttgte  man  sich  mit  Decem- 
peda,  Actus  und  Jugerum,  wozu  nach  Columella  noch  das  clima 
konunt,  welches  60  Fufs  ins  Gevierte  hatte,  also  den  vierten  Teil  des 
Actus  betrug.  2) 

4.  Die  gröfseren  Ackermafse  der  Römer  werden  im  Zusammen- 
hang aufgeführt  und  erklärt  von  Varro  (de  r.  r.  1,  10):  bina  iugera, 
quot  a  Romulo  primum  divisa  dicebantur  viritim,  quae  heredem  se- 
querentur,  heredium  appellarunt.  haec  posita  centum  centuria.  cen- 
turia  est  quadrata  in  omnes  quattuor  partes,  ut  habeat  latera  longa 
pedum  HMCD.  haec  porro  quattuor  centuriae  coniunctae,  ut  sint  in 
utramque  partem  binae,  appellantur  in  agris  divisis  viritim  pubUce 
saltus.3)  DdAheredium  hatte  also  240  Fufs  ins  Gevierte  »^  57600aFufs 
oder  4  Actus,  die  centuria  2400  Fufs  ins  Gevierte  =  5760000  D  Fufs 
oder  400  Actus,  der  saltus  4800  Fufs  ins  Gevierte  «=  1600  Actus  oder 
4  Genturien. 

Es  sind  demnach  die  Flächenmafse  der  Römer  aufser  dem  Jugerum 
sämtlich  Quadrate,  deren  Seiten  sich,  wenn  man  die  Decempeda, 
d.  h.  die  Seite  des  Scripulum,  als  Einheit  setzt,  verhalten  wie 

1     :     6  :  12    :    24    :    240  :  480 

(Seite  des  scripalum,  clima,  actus,  heredium,  centuria,  saltus), 

oder  die  Flächenmalse  selbst  verhalten  sich  wie  die  Quadrate  dieser 


1)  De  r.  r.  5, 1  (Metrol.  Script,  n  p.  55  f.,  wo  p.  55,  2  eio  Zahlzeichen  X  zu 
tilgen  ist). 

2)  Golnm.  5,1:  clima  quoquo  versus  pedum  est  LX;  ebeuso  Isidor.  Etym. 
15,  15  und  die  Exe.  de  mensuris  in  Gromat  p.  372  (Metrol.  Script.  II  p.  53, 13. 
108,1.137,6). 

3)  Die  Stelle  ist  nach  meiner  Recension  Metrol.  Script.  11  p.  52  und  der 
weiteren  Verbesserung  in  Fleckeisens  Jahrb.  1880  S.  263  f.  gegeben.  Ebenso 
wie  Varro  erklart  die  eeniuria  Frontin.  de  iimit.  (Gromat  p.  30,  M.  scr.  p.  57X 
doch  hat  er  für  heredium  die  Benennung  quadratut  ager  oder  9or$;  haec  doo 
iugera  ioncta  in  nnmn  quadratum  agrum  efficiunt,  quod  sint  in  omnes 
partes  actus  bini  —  quidam  primum  appellatom  dicunt  sortem,  et  centies 
dactom  centnriam.  An  einer  andern  Stelle  (de  1.  L.  5,  35,  M.  scr.  p.  51, 15) 
bemerkt  Varro:  centuria  primo  a  centum  iugeribus  dicta  est,  post  duplicata 
retiauit  nomen,  ui  tribus  a  tribus  multiplicatae  idem  tenent  nomen;  was  von 
GduB.  5, 1  und  Isidor.  15, 15  (M.  scr.  II  p.  54.  109,  und  vergl.  den  Index  unter 
L  W.)  wiederholt  wird. 


86  RÖMISCHES  FLÄGHENMASS.  §  is,  4. 5. 

Zahlen.   Dies  yerdeutlicht  folgende  Tabelle,  in  welche  zugleich  das 
Jugerum  mit  aufgenommen  ist: 


saltus 

1 

centuria 

4 

1 

heredium 

400 

100 

1 

iugerum 

800 

200 

2 

1 

actus 

1600 

400 

4 

2 

1 

clima 

6400 

1600 

16 

8 

4 

1 

scripulum 

230400 

57600 

576 

288 

144 

36, 

Die  Reduktion  der  römischen  Flächenmafse  auf  neueres  Mafs  giebt 
Tab.  IX. 

5.  Über  die  besondere  Anwendung  mehrerer  Flächenmafse  sind 
hier  noch  einige  Bemerkungen  hinzuzufügen. 

Neben  dem  Actus  als  Feldmafs  wird  von  Varro,  Columella  und 
Späteren  ein  actus  minimus  in  der  Breite  von  4  und  in  der  Länge  von 
120  Fufs  erwähnt.  1)  Aus  der  Vergleichung  mit  den  Angaben  der  Gro- 
matiker  über  die  gesetzliche  Breite  der  Vicinalwege  ergiebt  sich,  dafs 
dieser  actus  minimus  denjenigen  Flächenstreifen  darstellte,  welcher 
längs  einem  actus  quadratus,  mithin  120  Fufs,  sich  erstreckend  und 
in  der  Breite  von  4  Fufs  hinlaufend  von  dem  Grundstücksbesitzer  zu 
dem  Umes  oder  der  via  vicinalis  abgetreten  werden  mufste,  so  dafe 
zwischen  je  zwei  Grundstücken  die  gesetzliche  Wegbreite  von  8  Fufs 
herauskam.  2) 

Das  heredium  oder  Erbland  ^)  im  Betrage  von  2  Jugera,  d.  i.  einer 
halben  Hektare  heutigen  Mafses,  galt  von  Alters  her  als  der  Anteil 
(sors)  eigenen  Besitzes,  welcher  der  einzelnen  Familie  aufser  der 
Mitbenutzung  des  Gemeindelandes  zugesprochen  wurde.^)    Auch  bei 

1)  Varro  de  1.  Lat  5, 34  (Metroi.  Script  II  p.  51):  eios  (actus)  finis  minimus 
coDstitotus  in  latitudinem  pedes  ^oattuor  —  in  longitodinem  pedes  centam 
Tiginti,  ebenso  Golnm.  5,1  (der  %ich  dabei  auf  Varro  beruft),  Festus  in  den 
Exe.  unter  d.  W.,  Isidor.  15, 15,  4  (Metrol.  Script  II  p.  53.  75/107.  136,  und  be- 
treffs der  fehlerhaften  Lesart  GXL  bei  Isidor  ebend.  p.  228),  Boet  Ars  georo. 
p.  402, 4  ed.  Friedlein,  M.  Voigt  Über  das  römische  System  der  Wege  im  alten 
Italien,  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1872  S.  42  ff. 

2)  M.  Voigt  a.  a.  0.  S.  43.  Von  früheren  Untersuchungen  über  den  aoius 
als  Triftweg  und  als  Vidnatstrafse  sind  die  von  Ideler  Abhandl.  1812—13  S.  142 
und  Lachmaun  im  Rheinischen  Museum  II,  1843,  S.  357  f.  anzuführen. 

3)  Varro  an  der  S.  85  angeführten  Stelle.  Die  Deutung  als  'Eiffenland', 
beruhend  auf  der  Ableitung  von  herus,  welche  Mommsen  Rom.  Gesch.  P  S.  184 
vorzieht,  setzt  einen  Wechsel  in  der  Quantität  der  Anfangssilbe  voraus. 

4)  Mommsen  a.  a.  0.  S.  183  ff.  Nach  anderen  soll  das  heredium  allein  aus- 
gereicht haben,  um  mit  seinen  Ertragnissen  eine  Familie  zu  ernähren;  vergl. 
G.  M.  Asher  Die  bina  iugera  der  römischen  Bürger,  Festschrift  sur  Versanml. 


I  ij,  5.  CENTÜRIA.  87 

der  Verteilung  des  Koloniallandes  wurden  in  älterer  Zeit  die  Lose 
nach  diesem  Minimalsatz  bemessen,  seit  der  Mitte  des  ftlnften  Jahr- 
bunderts  der  Stadt  aber  etwa  auf  das  Dreifache  erhöht.  0 

Das  Hundertfache  des  Heredium,  die  eentwria,  war  Ton  jeher  das 
Hauptmafs  fUr  die  Verteilung  des  Ackerlandes  und  wurde  ab  solches 
nicht  nur  bei  der  A^gnation  des  Kolonialbesitzes  angewendet,  son- 
dern überhaupt  in  der  gromatischen  Praxis  als  oberste  Mafseinheit  bis 
in  die  spätesten  Zeiten  festgehalten.^)  Ob  etwa  auch  das  römische, 
Ton  Polybios  beschriebene  Lager,  welches  nach  Form  und  Ausdehnung 
der  Centuria  nahesteht,  nach  der  Analogie  dieser  höheren  Mafseinheit 
geregelt  worden  ist,  und  insbesondere  ob  die  Hälfte  der  Centuria,  als 
4i$  betrachtet  und,  bis  zum  scripulum ^^  100  Quadratruten  geteilt,  das 
ursprüngliche  Schema  fUr  den  mit  den  Legionaren  und  Bundesgenossen 

deatscher  Philologen  lu  Heidelberg,  Leipzig  1865,  S.  67  ff.,  M.  Voigt  Rhein.  Mus. 
XXIV,  1869,  S.  52  ff.,  Berichte  d.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1872  S.  45.  6t. 
Vidkicht  kann  die  Entscheidung  der  ungemein  schwierigen  Frage  einigennalsen 
dadurch  gefördert  werden,  dais  man  die  zur  Bestellung  erforderliche  Arbeits- 
zeit mit  in  Betracht  zieht  Da  jedesmal  die  eine  Hälfte  des  Heredium  in  Brache 
lag  (Voigt  Rhein.  Mus.  XXIV  S.  64 f.),  so  hatte  der  BesiUer  alljährlich  nur  ein 
Jugemm  zu  bewirtschaften,  ein  winziges  Stück  Landes,  welches  sicher,  auch 
bei  Handarbeit,  nicht  mehr  als  30  Tage  des  Jahres  zu  seiner  Bebauung,  ein- 
schlielslich  des  Einbringens  der  Ernte,  erfordern  konnte.  Rechnen  wir  also  selbst 
noch  einen  Monat  ffir  die  mittelbar  mit  der  Bebauung  zusammenhängenden  Ar- 
beiten und  fOr  die  in  die  Arbeitszeit  fallenden  Feiertage,  so  bleiben  immer  noch 
10  Monate  des  Jahres,  welche  der  emsige  Bauer  altrömischen  Schlages  sicher 
zum  Erwerbe  seiner  Lebensbedörfiiisse  gut  angewendet  hat.  Die  Frage  wflrde 
also  dahin  zu  wenden  sein,  ob  und  wie  er  die  Gelegenheit  zu  anderweitigem 
Erwerbe  gehabt  hat  Für  die  neugegründete  Kolonie  wenigstens  läfst  eine  Ant- 
wort sich  denken.  Wenn  der  Kolone  noch  als  zugehörig  zu  Haus  und  Hof  einen 
mäCiigen  Gartenbesitz  hatte  (Voigt  a.  a.  0.  S.  56)  und  überdies  sein  Kleinyieh 
auf  gemeinschaftlicher  Flur  weiden  lassen  konnte,  so  war  er  und  seine  Familie 
mit  der  Besorgung  dieses  gesamten  Hausstandes  und  mit  der  Verarbeituns  der 
gewonnenen  Produkte  (besonders  der  Wolle)  für  das  ganze  Jahr  genügend  be- 
schäftigt, zugleich  aber  auch  genügend  für  sich  und  seine  Angehörigen  ver- 
sorgt 

1)  Voigt  im  Rhein.  Mus.  XXIV  S.  53ffl  71  und  in  den  Berichten  u.  s.  w. 
8.  45.  61  ff.  nimmt  als  die  seitdem  festgesetzte  Norm  7  Jugera  an. 

2)  Derselbe  Rhein.  Mus.  XXIV  S.  53.  Spuren  ehemaliger  Assignation  nach 
Centurien  sind  bis  auf  den  heutigen  Tag  kenntlich  in  Gampanien,  wo  Quadrate 
mit  einer  SeitenUnge  iron  etwa  710  Meter  (genauer  710,4  M.),  d.  L  2400  röm. 
FuOi  zu  0,296  M.,  beobachtet  worden  sind  (J.  Beloch  Gampanien,  Topographie 
u.  8.  w.,  Berlin  1879,  S.  309),  femer  in  Tunis  auf  dem  Boden  der  unter  Ai^ustus 
gegründeten  Kolonie  Garthago,  wo  allerwärts  die  Quadrate  von  708  M.  Seiten- 
länge —  2400  röm.  FuTs  zu  0,295  M.  noch  deutlich  hervortreten  (G.  T.  Falbe 
Recherches  sur  l'emplacement  de  Garthage,  Paris  1833,  p.  54  ff.).  Auch  in  der 
Enilia  und  sonst  im  Norden  Italiens  kann  die  einstige  Flurteilung  in  Genturien 
■och  nachgewiesen  werden  (Briefliche  Mitteilung  von  H.  Nissen,  der  sich  dabei 
bezieht  auf  das  Werk  des  Hydraulikers  Lombardini  Studi  idrologici  e  storici 
sopra  U  grande  estuario  Adriatico  u.  s.  w.,  Mailand  1868). 


88  RÖmSGHBS  LÄKGENMASS.  §  14,  u 

belegten  Teil  des  Lagere  abgegeben  bat,  schont  weiterer  Untersuchung 
wert  ZQ  sein.O 

Nach  den  Zeogniasen  der  Gromaliker  ist  bei  der  Kolonisation 
unter  Umständen  die  eetUwrm  auch  grOfiier  oder  kleiner  bemessen 
worden  als  die  nrsprOngliche  Bedeutung  des  Wortes  besagt  In  Italien 
sind  bisweilen  Centnrien  von  nur  50  Jugera  cur  Terteüung  gekommen ; 
hiufiger  war  wohl  die  Erhöhung  des  ursprtlnglichen  Maises,  und  swar 
auf  210  oder  240  Jugera.*)  Augustus  wies  einer  Veteranenlegion 
Centurien  von  je  400  Jugera  zu.*) 

Einen  moUus  von  25  (statt  4)  Centurien  erwähnt  der  Gromatiker 
Siculns  Flaccus.^) 

I  14.  Bestimmung  des  röwtisehan  Pufses, 

1 .  Der  Ausdruck  fts  monetalüy  mit  dem  der  Gromatiker  Hyginus  ^) 
den  römischen  Fufs  im  Gegensatz  zu  ausländischen  FuTsma&en  be- 
nennt, weist  deutlich  darauf  hin,  dafs  in  dem  Tempel  der  Inno 
Honeta  auf  dem  Kapitol  ebenso  wie  andere  Normalmafse  auch  ein 
Hafsstab  des  Fufses  aufbewahrt  wurde. ^)  Dies  btürgt  uns  daftUr,  da6 
der  römische  Fufe  eine  feste  und  konstante  Gröfse  gewesen  ist,  und 


1)  Eine  solehe  Vennotaiig  lag  nahe  gemlfa  der  ron  Fr.  Hankel  in  Fleck- 
eisens  Jahrfoflehern  (fa  claasische  Philologie  1880  S.  737  ff.  yeranchten  Darstellnng 
des  römischen  Lagers.  Naehdon  jedoch  H.  Nissen  aeine  im  J.  1869  Teröffent- 
lichte  Planung  (Das  Templom  S.  23  ff.),  welche  mit  geringen  Ahlnderangen  tob 
J.  Maraoardt  (RSmische  Staatsrerwaltung  D  S.  391  ff.)  beibehalten  worden  ist, 
in  FlecLeisens  Jalffb.  1881  S.  129  ff.  gegen  Hankel  in  eingehender  UnterBochnng 
aufrecht  erhalten  hat,  kann  die  Ton  mir  in  denselhen  Jahrb.  1880  S.  2^  ge- 
legentlich aosgesprochene  Hypothese  nicht  eher  Anspruch  auf  Beachtung  machen, 
als  sie  ausfniuiicher  dargelegt  und  begründet  worden  ist 

2)  Hyginus  de  limit  in  den  Gromat  p.  170,  Siculus  Flaccus  de  conüc  agr. 
ebenda  p.  159. 

3)  Hygin.  de  limit.  p.  170  f. 

4)  Gromat  p.  i58,  20. 

5)  Gromat  ed.  Lachm.  p.  123:  pes  eorum,  qui  Ptolemeicus  appellatur,  habet 
monetalem  pedem  et  semunciam  —  item  dicitur  in  Germania  in  Tungris  pes 
Drusianus,  qui  habet  monetalem  pedem  et  sescunciam. 

6)  In  der  Aufschrift  des  Famedschen  Congius  (§  18, 1)  heifst  es  'maisurae 
exactae  in  Gapitolio*,  woraus  herrorgeht,  dafs  das  Mormalmafe  auf  dem 
Kapitol  aufgestellt  war.  Dies  bezeufft  ausdrQcklich  Priscian  in  dem  Lehrge- 
dichte de  panderilms  et  mensuris  (Wemsdorf  poet  Lat  V,  1  p.  494  ff.,  Metroi. 
Script  II  p.  91)  TS.  62:  quam  (amphoram)  ne  yiolare  liceret,  Sacrarere  loTi 
Tarpeio  in  monte  Quirites.  Noch  genauer  wird  der  Aufbewahrungsort  der 
Normalmafse  hezeiehnet  durch  die  Benennung  pes  mtmetalis  bei  Hygin;  es  war 
dtf  Tempel  der  Inno  Moneta  auf  dem  Kapitol,  der  bekanntlich  augletch  Mflnx- 
stitte  war  (unten  §  35, 1).  Li?.  6, 20, 13,  Wemsdorf  in  dem  Eicurse  xu  Prisdaft 

6.  605  ff..  Ideler  Abhandl.  1812--13  S.  158,  Hase  Palaeologus  S.  5  f.,  Marquardt 
ömische  SUatsrerwaltong  H  8. 11.  34,  dieses  Handbuch  |  35, 1. 


1 14, 2.  BESTIMMUNG  DES  RÖMISCHEN  FUSSES.  89 

wiriüich  finden  sich  erst  in  der  Kaiserzeit,  yon  d^n  zweiten  Jahrhan* 
der!  an,  Spnren  einer  geringen  Verkleinerung  desselben  (§  14,  5). 

2.  Um  den  Betrag  des  römischen  Fufses  genaa  zu  ermitteln  hat 
man  Terschiedene  Wege  eingeschlagen ,  die  zwar  im  allgemeinen  zu 
einem  flhereinstimmenden  Resultate  führten,  aber  keineswegs  alle 
^ich  sicher  und  zuverlässig  waren.  ^)  Am  nächsten  lag  es  den  Fuls 
unmittelbar  nach  den  Malsstäben  zu  bestimmen,  die  uns  noch  erhalten 
sind.  Dies  sind  teils  wirkliche  Fufsmafsstäbe,  wie  «e  zum  Messen  ge- 
braucht wurden,  teils  Modelle  von'Mafsstäben,  die  auf  Monumenten 
aDgebracht  sind.  Von  den  letzteren  sind  am  bekanntesten  und  in 
froheren  Untersuchungen  Tielfach  behandelt  die  drei  auf  den  Monn* 
menten  des  Cn.  Cossutius,  T.  Statilius,  M.  Aebutius  gefundenen  Mafs- 
Stäbe,  wozu  noch  ein  vierter  nach  dem  Marchese  Capponi  benannter 
konomt^)  Dieselben  sind  sämtlich  in  Relief  ausgeführt  und  haben  des- 
halb an  den  Enden  durch  Verwitterung  gelitten.  Da  indes  drei  der- 
selben in  Pabnen  eingeteilt  sind,  so  hat  man  den  vollen  Fufs  nach 
den  mittleren  Abteilungen  zu  bestimmen  gesucht.  Doch  hat  das  ganze 
Verfahren  so  viel  Schwankendes  und  Unsicheres,  dafs  man  nicht  er- 
warten kann,  dadurch  den  genauen  Wert  des  römischen  Fufses  gefun- 
den zu  haben  3),  ganz  abgesehen  davon,  dafs  von  vornherein  bei  Er- 


1)  Eine  ausführliche  Obenich t  über  die  TenchiedeDen  Arten,  aof  welche 
man  den  römischen  Fnüs  zu  bestimmen  gesucht  hat,  geben  Fröret  in  den  M^ 
mobes  de  TAcad.  des  hiscr.  XXIV,  1756,  p.  483  ff.,  Ideler  Abhandlang.  1812—13 
S.  146  ff.,  Wurm  p.  69  ff.,  Paucker  S.  178  ff.,  HnSsey  p.  216  ff.,  Ganina  Ricerehe 
talla  precisa  estensione  dell'  antico  miglio  Romano  in  dessen  Via  Appia  vol.  I 
p.  233  ff.  Aach  die  Übersicht  bei  Jomard  Exposition  du  systtee  m^iqae  in 
der  Deecription  de  l'Egypte,  ^dit  Panckoacke,  toK  Vn  p.  139  f.  ist  beachtens- 
wert.  JoBward  selbst  zieht,  nachdem  er  einige  der  ron  ihm  anfgefOhrten  Werte 
Terworfen  hat,  das  Mittel  von  0,2959  Meter.  Jomards  Tabelle  wird  mit  ge- 
ringeB  Abweichangen  wiederholt  Ton  G.  Karsten  in  der  Allgem.  Encyklop.  der 
Physik  Bd.  I  S.  437  and  ans  diesen  Bestimmungen  der  strenge  Wert*  Ton 
131,736  Par.  Lin.  »  0,2972  M.  und  der  Näherungswert  von  130,986  Lin.  — 
04955  M.  abgeleitet. 

2)  Es  sind  I.  der  Fuls  auf  dem  Grabmale  des  Gn.  Cossutius  (Gruter 
inscr.  p.  644^  1),  nach  dem  Besitzer  des  Grundstückes,  in  welchem  das  Mono- 
ment  aufgefunden  wurde,  auch  der  Co lotiani sehe  genannt,  zuerst  erwähnt 
Ton  Portius  (|  3,  1),  ü.  der  Fufs  auf  dem  Biarmor  des  T.  Statilius  (Philander 
bei  Paetus  im  Thes.  Graev.  p.  1617  und  Revillas  in  Saggi  di  dissertazioni  aca- 
demicbe  di  Gortonaül  p.  116),  in.  der  Fufe  auf  dem  Monument  des M.  Aebutius 
(Fabretti  de  aquis  et  aquaeductibus  Teteris  Romae  p.  73),  IV.  der  Gappo- 
ntsehe  FuÜB,  auf  einem  Monumente  ohne  Inschrift  gefunden  und  tou  dem 
Marchese  Capponi  dem  Museo  Gapitolino  ffeschenkt  (Revillas  a.  a.  0.  p.  118). 

3)  Eine  Obersicht  über  die  älteren  Messungen  der  in  Toriger  Anm.  auf- 

ruhrteo  Fnismafsstäbe  giebt  Rerillas  Sopra  Tantico  piede  Romano  in  den  Saggi 
disaert  acad.  di  Cort  III  p.  111  ff.    Die  zurerlässigsten  Messungen  teilt  mit 
Barthtiemy  M^oire  sur  les  anciens  monumens  de  Rome  in  den  Mäi.  de  l'Acad. 


90  RÖMISCHES  LÄNGENMASS.  §  14,  s. 

richtung  der  Monumente  eine  absolute  Genauigkeit  in  der  Nachbildung 
des  Fufsmarses  gar  nicht  beabsichtigt  war.  Dasselbe  gilt  von  zwei 
Modellen  des  FuTses,  die  auf  dem  Felsen  von  Terracina  eingehauen 
sind.i)  Kaum  ein  günstigeres  Resultat  ergeben  die  ziemlich  zahlreichen 
noch  erhaltenen  Fufsmafsstäbe.^)  Denn  schon  aus  den  nicht  unbe- 
deutenden Abweichungen  in  der  Länge  derselben  geht  hervor,  dafs  sie 
mehr  oder  minder  ungenau  gearbeitet  sind;  und  da  man  nicht  an- 
nehmen kann,  dals  die  Abweichungen  nach  dem  Plus  wie  nach  dem 
Minus  sich  gegenseitig  aufheben,'  so  giebt  auch  eine  Durchschnitts- 
rechnung keinen  ganz  sichern  Wert  Doch  Mst  sich  aus  den  in  Pom- 
peji und  Herculanum  aufgefundenen  Mafsstäben  wenigstens  so  viel 
abnehmen ,  dals  der  römische  Fuls  etwa  295,6  BliUim.  und  höchstens 
296  MiUim.  gehalten  hat.») 


des  Inscr.  t  28  p.  607  ff.  Danach  verhält  sich  der  Gapponische  Fufis  Bum  engli- 
sehen  wie  116:  t20,.wa8  für  denselben  130,61  Par.  Linien  »  0,2946  M.  er- 
giebt  (p.  608),  der  Äbutisclie  ist  dem  Gapponischen  fast  gleich  (p.  609),  der 
Gossntische  v^halt  sich  zum  Par.  Fufs  wie  1288^*Vi«»  :  1440  (p.  610),  d.  h. 
der  Gossntische  Fofs  enthält  128,838  Par.  L.  *»  0,2906  M.;  der  Fnüs  des  Sta- 
tilius  ist  diesem  gleich.  Revillas  p.  125  bringt  etwas  höhere  Werte  heraus, 
insbesondere  giebt  er  dem  SUtilischen  Fufs  131,08  Par.  L  m*  0,2957  M.,  dem 
Gossutischen  130,75  Par.  L. »  0,2950  M.  Nach  Greaves  Discourse  of  the  Roman 
foot  p.  233  ist  der  Statilische  Fufe  «—  0,972  engl.  Fufs  •-  0,2963  M.,  der  Gossn- 
tische —  0,967  engl.  F.  =  0,2947  M.  Letzteren  Wert  hält  er  für  die  allein 
wahre  Bestimmung  des  römischen  Fuises  (p.  222  ff.). 

1)  Letronne  Recherches  sur  H^ron  p.  10  berichtet  nach  Mongez  Rapport  des 
travaux  de  la  troisi^e  dasse  de  Tlnstitut,  ann^e  1813,  p.  6  f.,  dals  die  Lange 
der  beiden  Fufsmafse  0,2921  und  0,2948  M.  beträgt 

2)  Lucas  Paetus  de  mensuris  p.  1607  ff.  (Thes.  Graev.  XI)  kannte  fünf  Maü»- 
stäbe,  Ton  denen  er  di^enigen  drei,  welche  gleich  lang  waren,  als  zuverlässige 
Moddle  des  römischep  Fufses  erklärte  (p.  1617).  Dieses  Mafe  liels  er  anf  einer 
Marmorplatte  Tertieft  eintragen  und  auf  dem  Kapitol  ausstellen;  dies  ist  der 
kapitolinische  Fuüs.  VergL  Revillas  p.  119,  Ideler  S.  149,  welche  letztere 
zugleich  nachweist,  wie  das  eingegrabene  Modell  durch  häufige  Nachmessniu^en 
länger  geworden  ist  Nach  Paetus'  eigener  Angabe  ist  der  kapitoUnischeFuIs 
um  ^IsA  kürzer  als  der  Gossntische;  Barth^lemy  mafs  130,5  Par.  L.  •-•  0,2944  M., 
spätere  Messungen  steigen  bis  zu  130,7  L.  -«  0,2948  M.  —  Barih^emy  p.  610 
beschreibt  einen  bronzenen  Malsstab  aus  der  vatikanischen  Bibliothek,  der 
gleiche  Länge  mit  dem  Gapponischen  Fufse  «■  0,2946  M.  hat  Rom^  de  l'Isle 
M^trol.  pr^f.  p.  XVm  findet  seine  Berechnung  des  römischen  Fufses  bestätigt 
durch  einen  auf  dem  Berge  Ghätelet  gefundenen  Mafsstab,  der  130,6  lin.  hält. 
Ein  MaÜBstab  im  Kircherschen  Museum  ist  gleich  0,296145  M.,  ein  anderer  in 
der  vatikanischen  Bibliothek  gleich  0,295070  M.  (Ganina  Ricerche  sulla  precisa 
estensione  dell'  antico  miglio  Romano,  in  dessen  Via  Appia  I  p.  242).  Als  un- 
gefähres Resultat  ergiebt  sich  aus  diesen  Messungen  die  Bestimmung  des  römi- 
schen Fufses  zwischen  295  und  296  Millimeter. 

3)  Sechs  Mafsstäbe  des  Museo  nazionale  zu  Neapel  sind  gemessen  von 
Gagnazzi  (Sui  valori  u.  s.  w.  S.  12  der  Übers.)  und  zwischen  0,29145  und 
0,29630  M.  befunden  worden.  Scheidet  man  den  kleinsten  aus,  welcher  offen- 
bar untermäfsig  ist,  so  erhält  man  als  Durchschnitt  aus  den  übrigen  fünf 


f  14, 2.  s.  BESTIMBIUN6  DES  RÖMISCHEN  FUSSES.  91 

Noch  weniger  konnten  die  Versuche  das  LängenmaTs  aus  dem 
KOrpennab  zu  bestimmen  zu  einem  brauchbaren  Ergdinis  führen.  Die 
romischen  Körpermafse  beruhten  allerdings  dem  System  nach  auf  dem 
Langenmafse,  denn  das  Quadrantal  sollte  den  Inhalt  eines  römischen 
Kubikfufses  haben.  Allein  in  der  Praxis  wurden,  wie  unten  (fi  17,  1) 
gezeigt  werden  wird,  die  Hohlmafse  nach  dem  Gewichte. des  Wassers 
oder  des  Weines  bestimmt,  den  siefafsten;  es  kann  also  aus  soldien 
Hohlmafsen  nimmermehr  ein  genauer  Wert  für  den  römischen  Fufs 
abgeleitet  werden ,  ganz  abgesehen  davon ,  dafe  die  ROmer  bei  ihren 
Wflgnngen  weder  die  Temperatur  berücksichtigten,  noch  destilliertes 
Wasser  gebrauchten,  also  schon  deshalb  eine  sichere  Übereinstimmung 
des  Körper-  und  LSngenmafses  nicht  erreichen  konnten.  ^ 

3.  Auf  den  Landstralsen,  welche  die  ROmer  zuerst  in  Italien  und 
dann  in  den  Provinzen  bis  an  die  Grenzen  des  Reiches  kunstmftbig 
herstellten,  waren  die  Entfernungen  durch  Meilensteine  bezeichnet 
Diese  Steine  sind,  wenigstens  auf  den  Hauptstrafsen ,  mit  ziemlicher 
Genauigkeit  gesetzt  worden,  so  dafs  sich  aus  den  Nachmessungen 
einiger  Distanzen  ein  annähernd  richtiger  Wert  des  römischen  Fulses 
hat  berechnen  lassen.^)  Allein  das  Resultat  würde  schwerlich  so  gttn- 


CL29513  M.  im  ganzen  höhere  Mtfse  fand  Mahmond  Bey  (Joarnal  Aaiatiqne  1873, 
VD.  8^e,  toine  I  p.  70)  bei  8  Malsst&ben  desselben  Masenms,  welche  ans  Pom- 
peji und  Hercolanom  herrühren  (and  zum  Teil  identisch  mit  den  vorigen  sein 
mögen).  Der  kleinste  derselben  wird  angegeben  zu  0,2925  M.,  die  fibrigen  sieben 
stehen  zwischen  0,2950  und  0,2970  M.  Der  gesarote  Bnrchschniii  stellt  sich 
anf  0,2956,  der  Dorchschnitt  der  sieben  letzteren  auf  0,2960  M. 


1)  Ans  dem  Famesischen  Gongius  (f  18,  1)  leitet  YiUalpandi  de  ponder. 
p.  499  f.  einen  FuCb  ab,  der  mehr  als  0,300  M.  beträgt,  was  jedenfalls  bu  hoch 
(st    Sicherer  noch  ist  der  Weff,  den  zuerst  Eisenschmid  p.  101  f.  eingeschlagen 


hat  Er  geht  von  dem  römischen  Pfände  aus  und  berechnet  danadi  die  Seite 
des  Quadrantal  als  eines  Knbos,  der  80  Pfund  Quellwasser  hält  So  erhält  er 
einen  Fnis  von  132,45  Par.  Lin.  —  0,2988  M.  Gagnazzi  S.  122  rechnet  nach 
seinem  Pfunde  131,3  Lin.  —  0,2962  Bi,  was  Ton  Böckh  S.  197  mit  Recht  als 
nicht  hinlänglich  gesicheK  bezeichnet  wird.  Doreau  de  la  MaUe  Econ.  polit  I 
p.  29  folfft  der  Bestimmung  des  Pfandes  durch  de  la  Nauze  und  Barth^lemy 
und  erhält  danach  0,29642  M.,  wofür  er  später  (p.  30)  nach  Gosselin  0,296296  M. 
setzt  Da  aber  das  römische  Pfund  in  Wirklichkeit  noch  gröfeer  war,  aU  de 
la  Name  and  Barth^lemy  es  annehmen  (s.  §  21,  3),  so  würde  auch  der  Fuüs  noch 
höber  aniMetsen  sdn,  also  der  daraus  gefundene  Wert  um  so  mehr  tou  der 
wahren  Unge  des  römischen  Fulses  abweichen.  —  Aus  dem  unten  §  18,  2  be- 
rechneten wert  der  Amphora  würde  sich  ein  Fufs  von  0,2973  M.  ergeben. 

2)  Die  früheren  Versuche  der  Art,  welche  Gassini,  Astruch,  Maffei  und  Re- 
Tillas  angestellt  haben  (s.  den  letzteren  p.  121  ff.)  sind  ohne  Wert  Zuverläs- 
siger ist  das  Resultat  tou  d'Anirille  M6moire  snr  le  mille  Romain  in  den  M^m. 
de  TAcad.  des  Inscr.  t  28  p.  346  ff.,  der  für  die  Meile  756  Toisen  •-  1473,47  M., 
Ar  den  Fufs  130,637  Lin.  »  0,2947  M.  fand.  Die  Nachmessung  einer  Distanz 
der  Appischen  Stralse  hat  für  die  Meile  1471,233  Meter,  für  den  Fufs  0,29425  M. 


92  RÖMISGHES  LANGENMASS.  §  14.3. 

stig  awgefaUen  sein,  wenn  nicht  der  römische  Fufe  bereits  auf  anderem 
Wege  fest  bestimmt  worden  wäre.  Man  hatte  nämlich  mit  Recht  es 
ab  das  zuverlässigte  erachtet,  den  FuÜBonaisstab  wieder  aufausuchen, 
den  die  alten  Baumeister  selbst  bei  Tempeln  und  anderen  öffentlichen 
Gebäuden  gebraucht  haben.  Wenn  irgendwo,  so  mufsten  bei  solchen 
Bauten  genaue  Mesmingen  zu  Grunde  gelegen  haben,  und  es  bedurfte 
mithin  nur  einer  sorgfältigen  Nachmessung  mit  den  Mafsstäben,  welche 
jetzt  ObUch  sind.  Denn  da  man  die  GrOfee  des  römischen  Fufses  aus 
den  oben  erwähnten  Monumenten  und  Mafsstäben  bereits  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  sicher  kannte,  so  liefs  sich  leicht  eriLennen,  wie  viel 
römische  Fufs  jeder  einzelnen  Dimension  eines  Gebäudes  zu  Grunde 
liegen,  und  hieraus  wiederum  konnte  der  Betrag  des  Fufses  genau 
ermittelt  werden.  Diesen  Weg  hat  Raper  in  seiner  Aifutry  into  the 
meä$ure  of  the  Reman  foot  i)  eingeschlagen  und  mit  Zugrundelegung 
des  Desgodetzschen  Werkes  ^)  für  den  römischen  Fufs,  wie  er  bis  zur 
Regierung  des  Titus  gebräuchlich  war,  den  Blinimalbetrag  von  0,970 
engl.  Fufs  —  295,74  Millim.  gefunden,  welchen  Betrag  bis  auf 
296  Blillim.  zu  erhöhen  zulässig  sei.^)  Dieser  auf  einer  grofsen  Anzahl 

ergebeD  (LetronDe  Recherches  sur  H^ron  p.  10).  GaDina  endlich  berechnete  eben- 
faUs  aus  der  Messung  einer  Distanz  auf  der  Via  Appia  0,295600  Meter  (a.  a.  0. 
p.  249  ff.).  Dieser  letztere  Wert  koaimt  der  ans  den  Geb&uden  entnonunenen 
Bestimmung  des  Fufses  am  nächsten.  Die  zahlreichen  in  den  Rheinlandni  wie- 
der aufgefundenen  Spuren  römischer  Heeressirafsen  bestätigen  zwar  die  That- 
sache,  dafs  die  Römer  ihre  Meile  zu  2000  Schritten  gerechnet  haben  (Jakob 
Schneider,  Jahrb.  des  Vereins  Ton  Altertumsfreunden  im  Rheinlande  Heft  LXI 
S.  7  ff.,  derselbe  Neue  Beitrige  zur  alten  Gesch.  und  Geogr.  der  Rheinlande, 
elfte  Folge,  Dfisseldorf  1878,  S.  7. 11),  fahren  aber  zu  keiner  Festsetzung  des 
Fufewertes.  Auch  die  alten  Itinerarien  beanspruchen,  so  weit  sie  erhalten  sind, 
nur  eine  Genauigkeit  auf  Tausende  von  Passus.  Bis  zu  dieser  Grenze  ist  auch 
die  Reichsvermessung,  welche  Aogustus  unter  Oberleitung  des  Agrippa  anstelleA 
liefe,  zuverlässig  gewesen  (vergl.  J.  Partsch  Die  Darstellung  Europas  in  dem 
geographischen  Werke  des  Agrinpa,  Breslau  1875,  und  meine  Bemerkungen 
dazu  in  Fleckeisens  Jahrb.  1876  S.  766  f ). 

1)  Philosophical  Transactions  1760  p.  774  E 

2)  Les  Minces  antiques  de  Rome,  Paris  1682. 

3)  Nachdem  er  a.  a.  0.  p.  795—819  die  Mittel  aus  den  Messungen  an  ver- 
schiedenen Tempeln  gezogen  hat,  kommt  er  p.  820  zu  dem  Schlüsse:  'It  appears 
(rom  the  measures  of  these  buildings,  that  the  Roman  foot  before  the  reign  of 
Titus  exceeded  970  parts  in  1000  of  the  London  foot  and  in  the  reigns  of  Se- 
vcrus  and  Dtodetian  feil  short  of  965'.  Das  sxe^eded  bezeichnet  die  betreffende 
Zahl  als  Minimalbetrag,  d.  h.  der  römische  Fufs  war  auf  keinen  Fall  kleiner 
als  0,970  engl.  Fifa,  sondern  noch  um  eine  Kleinigkeit  grölser,  die  jedoch  aufser 
Berechnung  faUt,  da  sie  noch  nicht  0,001  engl.  Fufe  —  0,0003  M.  betfäfft  Da 
Raper  überdies,  wie  «r  p.  778  bemerkt,  den  Pariser  Fufs  zum  englischen  in 
dem  Verhältnis  10654 :  10000  anseUt,  so  sind  die  0,970  engL  Fufs  —  131,10  Par. 
Lin.  —  0,29574  M.,  welcher  Betrag  in  Rapers  Sinne  bis  zu  0,2960  erhöht  wer- 
den darf. 


1 14,  s.  BESTIBIMUNG  DES  RÖBUSQHEN  fUSSES.  93 

TOD  MesBUBgen  basierte  Wert  wird  nur  um  ein  weniges  von  dem  Re- 
Silicat  ttberschritten,  welches  Cmina  in  seinen  Untersuchungen  ttber 
die  römische  Meile  aus  der  Länge  der  Säulen  Trajans  und  Marc  Aurek 
berechnet  hat  Es  ergab  sich  ihm  daraus  ein  Fuls  von  296,85  Hillim.i) 
An  RaiAsr  schUelst  sich  ideler  an ;  er  bleibt  jedoch  bei  der  runden  Zahl 
von  131  Par.  Linien  •■»  295,5  MiUim.  st^en  <),  einem  Betrage,  welcher 
in  der  That  beim  Flavischen  Am{diitheater  zur  Anwendung  gekommen 
ni  sdn  scheint^)  Wurm,  dem  Böckh  (S.  198)  folgt,  fiifst  bei  seiner 
Berechnung  ebenfalls  hauptsächlich  auf  Raper,  eriiOht  jedoch  das  von 
diesem  erhaltene  Resultat  noch  um  eine  Wenigkeit,  indem  er  den  Fuls 
zu  131,15  Lm.  —  295,85  HilhnL  ansetzt^) 

Dafs  indes  kein  Grund  vorlag  von  der  genauen  und  auch  in  ihrer 
Fassung  durdiaus  korrekten  Raperschen  Bestimmung  auch  nur  um 
ein  geringes  abzuweichen ,  zeigten  nachträgUch  die  Bauten  Pompejis. 
Nach  zahlreichen  Messungen  ümd  Heinrich  Nissan  ^)  als  Betrag  des 

1)  Canina  a.  a.  0.  p.  244—248.  Beide  Säulen  sind  mit  Ausschlufe  der  Basis 
and  des  obera  Aofsatzes  100  römische  ¥uk  hoch. 

2)  AbbandL  1812—13  S.  160.  Bestätigt  findet  Ideler  dieses  Resultat  durch 
die  Vergleichung  der  Angabe  des  Plioius  (36,  9  §  71)  über  die  von  Augustus 
n  Ron  aufgestellten  Obelisken  mit  der  Nachmessung  Stuarts.  Freilich  muli 
hierbei  die  handschriftliche  Lesart  geändert  werden  (LXXXn  für  LXXXY).  Unter 
dieser  Voraussetzung  ergeben  sich  130,97  Par.  Lin.  «=>  0,29545  M.  ffir  den  Fuls 
fS.  161). 

3)  Aus  den  Hauptdimensionen  berechnet  H.  Wittich  Philologus  XXI  S.  16 
Anm.  5  die  Fnfswerte  131,05,  130,98,  130,82  Par.  Linien,  d.  L  0,2956,  0,2955, 
0,2951  M. 

4)  Seine  Durehsehnittsrechnung  p.  83—85  ergiebt  131,144  Linien,  wofür  er 
8chlie£slicb  131,15  Linien  setzt  Indes  würde  er  nach  seiner  eisenen  Rech- 
Dong  noch  etwas  mehr  erhalten  haben,  wenn  er  das  englische  Mals  richtiff  auf 
franiösisehes  zurückgeführt  hätte.  Raper  hatte  nämlich  den  Pariser  Fofs  auf  den 
englischen  in  dem  Verhältnis  10654 :  10000  redudert  (oben  S.  92  Anm.  3),  Wurm 
aba  ninunt  bei  der  Zurückrechnung  das  Verhältnis  10655,5: 10000  (p.  88  Tergl. 
nitp.  6).  Nicht  ganz  Terläfslich  ist  auch  das  Verfahren  Pauckers  (S.  178—186), 
der  das  Mittel  aus  allen  ihm  vorliegenden  Bestimmungen  des  römischen  Fufses 
zieht,  und  so  11,650  engl.  Zoll  »  0,2959  M.  erhält  Dabei  ist  aber  die  zu  hohe 
Bestimmung  nach  dem  Farnesischen  Gongius  mit  in  Rechnung  gekommen,  nach 
deren  Ausscheidung  das  Ergebnis  unter  das  Wurmsche  herabsinken  würde 
(Böckh  S.  198).  Hussey  p.  230  erhält  durch  eine  ähnliche  Durchschnittsrechnung 
ans  den  Bestimmungen  nach  den  Mafsstäben,  den  Gebäuden  und  Wegmessungen 
11,6496  engl.  Zoll  =  0,2959  M.  Ganina  p.  243  berechnet  als  Durchschnitt  aUer 
früheren  Bestimmungen  0,296240  M.  Über  Jomards  und  Karstens  Ansätze  yergl 
oben  S.  89  Anm.  1  a.  E.  Zu  erwähnen  ist  noch  die  offenbar  zu  niedrige  Be- 
stimmung Letronnes  (oben  S.  91  f.  Anm.  2),  der  aus  vier  willkürlich  gewählten 
Elementen  den  Fafe  zu  0,2947  M.  und  danach  die  Meile  zu  1473,5  M.  ansetzt 
Den  gleichen  Fufswert  leitet  Aur^s  £tude  des  dimensions  du  grand  temple  de 
Paestum,  Paris  1868,  aus  dem  grofsen  Tempel  von  Pästum  ab  (Tergl.  Revue 
«reh^ologique,  nouv.  s^rie,  1869,  toI.  XX  p.  388). 

5)  Pomncjanische  Studien,  Leipzig  1877,  S.  86.  Vergl.  auch  ebenda  S.  225. 
390.  585.    Sowohl  gegen  die  Messungen  als  die  daraus  abgeleiteten  Kombina- 


94  RÖmSGHES  LÄNGENMASS.  |  14.  s.  4. 

rOiniscbeD  Cobitus  im  Mittel  nngefidir  445  MiHim. ,  wonach  er  den 
Fufs  auf  296  Millim.  setzte.  Letzterer  Wert  ist  wiederum  ein  Maxi- 
mum, welches  bis  auf  295,5  Millim.  herabzusetzen  statthalt  ist^) 

Da  nun  endlich  auch  ein  anderes  italisches  Mafs,  der  oskische 
Fuls,  sowohl  aus  der  Nachmessung  yon  Monumenten  genau  bestimmt, 
als  auch  nach  seinem  Verhältnis  zum  römischen  Fulse  bekannt  ist 
(§  57, 3),  und  sich  von  dieser  Gleichung  aus  genau  295,7  Millim.  für  den 
römischen  Fufe  ergeben  2),  so  ist  dieser  Betrag  unbedenklich  als  der- 
jenige wahrscheinliche  Blittelwert  zu  betrachten,  bei  dessen  regel- 
mäfsiger  Anwendung  im  Durchschnitt  die  möglichst  geringen  Fehler 
gemacht  werden.  Daneben  ist  es  wohl  zulässig,  auf  Grund  besonderer 
Erwtfgungen ,  den  um  ein  geringes  höheren  Betrag  von  296  Millim. 
einzusetzen,  wie  auch  umgekehrt  die  Annahme  eines  um  etwas  niedri- 
geren Betrages  zulässig  sein  kann.  Eine  merkliche  Abminderung  des 
römischen  Fufses  hat  seit  dem  zweiten  Jahrhundert  nach  Chr.  statt- 
gefunden (§  14,  5). 

4.  Der  Stammbaum  des  römischen  Fufsmafses  reicht  allem  Anschein 
nach  bis  auf  die  altägyptische  KönigseUe  zurück.  Wenngleich  wir 
nun,  nach  dem  heutigen  Stande  der  Forschung,  noch  fern  davon  sind, 
die  Geschichte  dieses  Fufsmafses  von  den  ersten  Anfängen  bis  zur 
Blütezeit  Roms  zu  verfolgen,  so  treten  doch  schon  jetzt  einzelne  helle 
Punkte  aus  dem  Dunkel  hervor.  Die  ägyptische  Königselle  hatte  neben 
sich  ein  dem  Gebrauche  der  Handwerker  und  auch  sonst  im  Verkehr 
dienendes  kleineres  Mafs,  welches  zu  dem  königlichen  sich  wie  6 :  7 
verhielt  (§  41, 1.  2).  Vier  Handbreiten  dieser  kleineren  Elle,  zusammen 
im  Betrage  von  300  Blillim.,  haben  nach  griechischer  Auflassung  einen 
Fufs  gebildet,  welcher  zuerst  im  8.  Jahrb.,  oder  noch  etwas  früher,  in 
der  Planung  des  Heräons  von  Olympia  erscheint  (§  47,  1).  Wie  dort 
die  königliche  Elle  bereits  ein  wenig  unter  die  ursprüngliche  Norm 

tionen  Nissens  sind  mannigfache  und  im  einzelnen  durch  Zahlen  begründete 
Einwflrfe  erhoben  worden  von  A.  Mau  Pompejanische  Beiträge,  Berlin  1879, 
S.  20  ff.  Eine  vermittelnde  Stellung  zwischen  beiden  Gelehrten  nimmt  K.  Schoe- 
ner  ein  in  dem  Aufsatz  'die  neue  Pompejiforschungf,  Nord  und  Süd,  eine  deutsche 
Monatsschrift,  XVI,  März  1881,  S.  368  ff.  In  der  Bestimmung  des  römischen 
Pulses,  wie  er  in  den  Bauten  Pomp^is  sich  zeigt,  zu  0,296  M.  herrscht  zwischen 
Nissen  und  Mau  keine  Differenz. 

1)  Aus  den  von  Nissen  S.  240  mitgeteilten  Grunddimensionen  des  kleinen 
Theaters  ergiebt  sich  ein  Fufs  zwischen  0,294  und  0,297,  also  im  Blittel  von 
0,2955  M. 

2)  Der  oskische  Fuls  beträgt  nach  §  57,3  0,275  M.  und  verhält  sich  zum 
römischen  Fufs  wie  93  :  100.  Hiemach  ist  der  Betrag  des  römischen  Fufses 
genau  —  0,2957  M. 


I  14,4.  BESTIMMUNG  DES  RÖMISCHEN  FUSSES.  95 

herabg^faogen  war,  so  zeigt  auch  jener  olympische  Fufs  einen  Betrag 
Ton  nur  297,7  Millim.  Auf  einem  Monumente  des  5.  Jahrhunderts, 
welches  aus  Rieinasien  oder  den  Inseln  stammt,  finden  wir  denselben 
Fürs  in  der  Ausdehnung  von  nur  295  Millim.,  und  zwar  als  Siebentel 
der  Klafter  der  kOnigUchen  Elle  dargestellt  (§  50,  1).  Wann  und  auf 
welchem  Wege  dieser  Fufs  nach  Mittelitalien  gelangt  ist,  wissen  wir 
nidit;  als  romischer  Fufs  wird  er  zuerst  bezeugt  durch  das  Plebiscit 
der  Tribunen  P.  und  M.  Silius  (§  17,  2).  Da  dieses  Gesetz  sowohl  die 
Regelung  des  Hohlmafses  nach  dem  Gewicht  feststellt  als  auch  die 
anderweit  nachgewiesene  Beziehung  des  Hohlmafses  zum  Längenmafs 
andeutet,  und  da  wir  ferner  das  Verhältnis  des  römischen  Gewichts 
zum  attischen  und  die  wechselseitigen  Beziehungen  des  attischen  Ge- 
wichts- Hohl-  und  Längenmafses  genau  kennen  (§  10,  4),  so  leiten 
wir  durch  Vergleichung  des  attischen  und  romischen  Hohlmafses  aus 
dem  attischen  Fufse  von  308,3  Millim.  einen  römischen  Fufs  yon 
296,4  Millim.  ab.O  Die  römische  Meile  ist  sicher  zuerst  von  Strabo 
oder,  wenn  die  handschriftliche  ÜberUeferung  echt  ist,  schon  von  Po- 
lybios  zu  SVs  Stadien  bestimmt  worden  (§  10,  1).  Vorausgesetzt,  dafs 
darunter  attische  Stadien  zu  yerstehen  sind,  erhalten  wir  zwischen 
attischem  und  römischem  Fufse  das  Verhältnis  25  :  24,  welches  später 
ftirdie  Geltung  attischen  Mafses  in  einer  römischen  Provinz  ausdrücklich 
bezeugt  wird  (§  10,  3).  Für  den  römischen  Fufs  berechnen  sich 
danach  296,0  Blillim.  Der  Polyhistor  Plinius,  der  um  etwas  jünger 
war  als  Strabo,  giebt  die  Messungen  einiger  Bauwerke  des  Orients  in 
romischen  Fufs  an.  Nun  läfst  sich  zwar  aus  seinen  Nachrichten  über 
die  Dimensionen  der  ägyptischen  Pyramiden  kein  zuverlässiger  Wert 
des  romischen  Fufses  ermitteln  2);  um  so  befriedigender  aber  ist  das 

1)  Die  Elemente  der  Gleiehnng  308,3  mmixnm  f^ :  f^T,  wonach  as  ■- 
296,43  mm,  sind  oben  §  10,  4  S.  72  dargelegt  worden. 

2)  Die  Maise  der  drei  bedeutendsten  Pyramiden  werden  von  Plinius  36, 17 
I  SO  ed.  Detlefsen  in  pedes  angegeben.  Eine  Vergleichung  mit  den  neueren 
Meaaungen  3Eeigt  sofort,  dafs  der  Schriftatelier  römische  Fufs  gemeint  hat  Doch 
lä&t  sich  daraus  nur  ein  ganz  ungeföhrer  Wert  für  den  römischen  Fufs  be- 
rechnen, da  einerseits  die  Zahlen  bei  Plinius  abgerundet,  zum  Teil  auch  nicht 
sicher  überliefert  sind,  anderseits  die  entsprechenden  Dimensionen  der  Pyra- 
miden, trotz  verschiedener  Nachmessungen,  durchaus  nicht  genügend  festgestellt 
lind.  Veif  1.  Bdckh  Metrol.  Unters.  S.  240  f.,  Queipo  Essai  I  p.  64.  542  ff.,  Wittich 
Arehiol.  Zeitung  XXX  S.  30.  60  ff.  Die  Basislänge  der  gröiisten  Pyramide  wird 
Ton  Neueren  zwischen  227,25  und  233,90  Meter  (oben  §.  57  Anm.  1  und  Queipo 
1  p.  542  f.),  von  Plinius  nach  der  zuverlässigsten  handschriftlichen  Überlieferuuff 
zu  783  Fuis  angegeben,  was  auf  einen  römischen  Fufs  zwischen  290,2  und 
298,7  Millim.  führt.  Ahnlich  läfst  sich  aus  den  Dimensionen  der  kleinsten  von 
Plinius  erwähnten  Pyramide  auf  einen  Fufs  von  297,7  Millim.  schlieCsen. 


96  RÖMISCHES  LÄNGENMASS.  f  14, 4. 

ErgebDis  der  YergleichuDg  Beiner  AngabeD  Ober  das  Artemision  lu 
Efriiesos  mit  den  ursprangiichen  Mafisen  dieses  Tempek^  denn  wir  er- 
halten danach  einen  Fofs  zwischen  295,5  und  295,7  llillim.i) 

Gegen  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr.  yergUch  der  GrcMna- 
tlker  Hyginus  den  römischen  Fnfs  mit  d^n  campanischen  od^  oski- 
sehen.  Aus  der  von  ihm  hezeugten  Gleichung  der  Flttchenmafoe  lafst 
sich  auf  das  Verhältnis  der  Langenmafse  zurttckschlieTsea,  und  da  der 
oskische  Fufs  durch  Monumente  direkt  bestimmt  worden  ist,  so  ergiebt 
sich,  wie  schon  bemerkt^  daraus  ein  Betrag  von  295,7  MiUim.  für  den 
römischen  Fufs.^) 

Wir  haben  also  ein  yon  der  altägyptischen  Elle  abgeleitetes  Fufs- 
mafs  auf  griechisch-römischem  Boden  durch  den  Zeitraum  von  etwa 
9  Jahrhunderten  verfolgt.  Schon  f(lr  die  erste  Hälfte  dieser  Epoche 
liefs  sich  ein  Schwanken  des  Betrages  von  reichlich  297  bis  heräb  zu 
295  MilUm.  beobachten.  Seitdem  aber  der  römische  Freistaat  dieses 
Mafs  gesetzUch  fixiert  hatte,  behielt  es  bis  in  das  erste  Jahrhundert  der 
Kaiserzeit  den  Betrag  von  nahezu  296  Millim.  so  genau  bei,  dals  die 
wahrscheinUche  Fehlergrenze  unserer  Beobachtungen  noch  nicht  einen 
halben  Millimeter  beträgt,  mitbin  nicht  weiter  sich  erstreckt  als  der 
Bereich  derjenigen  Fehler  war,  welche  die  Alten  selbst  bei  ihren  Mes- 
sungen machten  und  als  verschwindend  klein  nicht  in  Betracht  zogen. 

Gemäfs  seiner  Ableitung  aus  dem  gemeinsamen  Urmafse  der 
ägyptischen  Eile  stand  der  römische  Fufs  zu  den  übrigen  Ltfngen- 
mafsen  des  Altertums  in  durchsichtigen,  einfachen  Verhältnissen.') 


1)  Vergl.  unt^  §  50, 3  und  meine  Abhandiong  Aber  'Die  Mafse  des  Heraion 
zu  Samos  und  einiger  anderen  Temper,  Archäol.  Zeitung  XXXIX  S.  113  f.  Die 
Zahlen  bei  Plinius  36,  14  §  95  sind  abgerundet;  offenbar  war  keine  grölsere 
Genauigkeit  beabsichtigt  als  bis  zur  Hälfte  der  zehnfufsigen  romischen  Pertica. 
So  erklärt  es  sich  zunächst,  dafs  die  425  römischen  Fufs  der  TempeUänge  und 
die  225  Fufs  der  Tempelbreite  zu  einander  in  dem  Verhältnis  17  : 9  stehen, 
während  das  wirkliche  Verhältnis  15:8  war.  Nehmen  wir  nun  an,  dab  die 
Ungeoauigkeiten  bei  der  Ausmessung  der  Breite  und  Länge  des  Tempels  nach 
römischen  Ruten  gegenseitig  etwa  sich  ausgeglichen  haben,  so  dürfen  wir 
240  +  128  königliche  Ellen,  jede  zu  0,522  Bi,  also  zusammen  gleich  193,1  M., 
vergleichen  mit  425  4-225  römischen  Fuiis,  und  erhalten  danach  fflr  den  Fufs 
0,2955  M.  Noch  günstiger  fällt  der  Vergleich  der  Säulenhöhe,  also  einer  kleineren 
und  ToraussichtUch  auch  möglichst  genau  gemessenen  Dimension,  aus.  Die  60 
römischen  Fulis  des  Plinius  stimmen  nämlich  mit  der  Säulenhöhe,  welche  man 
aus  dem  direkt  nachgemessenen  Säulendurchmesser  (Archäol.  Zeit  a.  a.  0.  S.  114) 
bestimmen  kann,  derart  überein,  dals  die  planmäfsige  Höhe  Ton  34  königlichen 
Ellen  — 17,74  M.  den  genauen  Wert  von  0,2957  M.  für  den  römischen  Fufs  ergiebt 

2)  S.  das  Nähere  unten  §  57,  3  und  vergl.  oben  S.  94. 

3)  Seinem  Ursprünge  nadi  verhielt  sich  der  römische  Fufs  zu  der  könig- 
lichen ägyptischen  Elle  nach  §  46,  20  wie  4 : 7  —  16 :  28.    Aus  der  Säuleahöhe 


1 14, 5.  BESTIMMUNG  DES  RÖBOSGHEN  FUSSES.  97 

Seine  weityerbreitete  Geltung  verdankte  er  nicht  blofs  der  GrOfse  und 
Macht  des  römischen  Reiches,  sondern  auch  der  Sorgfalt,  mit  welcher 
seine  Norm  aufrecht  erhalten  wurde,  aufserdem  aher  auch  seinem 
besonders  günstigen  Verhältnisse  zum  natürlichen  Schrittmafs,  auf 
welchem  wiederum  die  Wegmessungen  zum  grOfsten  Teile  beruhten 
(§  8,  7). 

5.  Die  sorgfiiltigen  Messungen  Rapers,  nach  welchen  wir  oben 
den  Wert  des  römischen  Fufses  für  die  Zeit  der  Republik  und  das 
erste  Jahrhundert  der  Kaiserherrschaft  festgesetzt  haben ,  zeigen  zu- 
0eicb,  dafs  dieser  Fufs  unter  Severus  und  Diocletian  gesunken  ist  um 
etwa  5  Tausendstel  des  englischen  Fufses  i),  mithin  seit  Ende  des 
zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  etwa  gleich  294,2  Millim.  zu  rechnen  ist. 

Abgesehen  von  dieser  unbedeutenden  Verringening  hat  der  rö- 
mische Fufs  seine  feste  Geltung  behalten  bis  in  weit  spätere  Zeiten ; 
ja  er  hat  sich  nach  dem  Untergang  des  weströmischen  Reiches  sowohl 
im  Osten  ^)  als  auch  in  den  westlichen  Reichen  des  Mittelalters  erhalten ') 

am  Artemision  zu  Ephesos  ergiebt  sieb,  dafs  die  königliche  Elle  des  6.  Jahrb. 
T.  Chr.  einerseits  und  der  römische  Fufs  des  1.  Jahrb.  n.  Chr.  anderseits  efiektiv 
sich  yerbielten  wie  (16  +  1) :  (28  +  2)  -»  17  :  30.  Wieder  anders,  nämlich  zu 
(16~1):(28  — 1)  «5:9,  gestaltete  sich  das  Verhältnis  gemäfs  dem  Phile- 
tärischen  System  in  Kleinasien  und  Ägypten  (§  50,  1.  53,  4).  Weitere  Modiiika- 
tiooen  traten  spater  noch  in  der  Provinz  Ägypten  ein  (§  53,  7.  8).  Die  Ursprung- 
lieben  Verhältnisse  des  römischen  zum  attischen  und  oskischen  Fufse  werden 
weiter  unten  ({  46,  20)  dargestellt  werden ;  sie  gestalteten  sich  sodann  um  zu 
24:25  und  100:93.  Zu  dem  kleineren  asiatischen  oder  ephesischen  Fufse, 
welcher  seinerseits  zu  der  königlichen  Elle  sich  wie  16 :  25  verhielt  (§  46, 20. 
50, 3),  stand  der  römische  Fufs  seinem  Ursprung  nach  wie  25 :  28.  Indem  man 
mter  7* '2  Stadien  des  asiatischen  Fufses  mit  1  römischen  Meile  glich,  modi- 
Dcierte  sich  das  Verhältnis  zu  (25  -(-  2) :  (28  +  2)  «  9 :  10.  Aber  der  asiatische 
Fslis  war  auch  nach  dem  fernen  Germanien  gewandert  (|  60)  und  wurde  dort 
Ton  den  Römern  gleich  V/t  Reichsfufs  gesetzt.  Das  Verhältnis  war  also  ander- 
weit umgeschlagen  zu  (25  —  1) :  (28  —  1)  —  8:9. 

1)  Oben  S.  92  Anm.  3.  Die  0,965  engl.  Fufs  sind  nach  Rapers  Ansatz  ==s 
130,42  Par.  Linien  »=  0,2942  Meter.  Diese  Bestimmung  ist  in  den  Metrol.  Script.  I 
p.  45  und  unten  $  51, 1  zu  Grunde  gelegt,  sowie  in  einer  Anmerkung  zu  §  53,  7 
a.  E.  berdcksichtigt  worden. 

2)  Dies  wenigstens  ist  die  Ansicht  von  H.  Martin  Recherches  sur  H^ron 
d'Alexandrie  p.  280,  welcher  eine  Stelle  Herons  von  Byzanz  dabin  deutet,  dafs 
der  römische  Fufs  noch  im  10.  Jahrb.  im  byzantinischen  Reiche  im  Gebrauch 
gewesen  ist 

3)  S.  Boisser6e  Geschichte  und  Beschreibung  des  Domes  von  Köln,  2.  Aufl., 
Manchen  1842,  S.  114  weist  nach,  dafs  der  römische  Fufs  bei  den  Baumeistern 
des  Mittelalters  sehr  gebräuchlich  gewesen  ist  Insbesondere  ist  ein  sehr  alter 
Plan  des  Doms  zu  Köln  nach  einem  Fufs  von  130  Par.  Linien  »-  0,29326  M. 
aasgeführt  In  Frankreich  hatte  sich  der  römische  Fufs  bis  zur  Revolution  er- 
halten in  der  aune  de  Paris  ««  4  röm.  Fufs,  und 'zwar  erscheint  hier  der 
römische  Fuls  nochmals  in  seinem  früheren  Betrag  von  0,2955  M.,  ja  vielleicht 
gar  mit  einem  Aufiscblag  bis  zu  0,297  M.  (vergl.  unten  Anm.  zu  §  53,  8  a.  E.). 

HiUteb,  Metrologie.  7 


98  RÖMISCHES  L&N6ENMASS.  i  14, 6. 

UDd  seine  letzten  Spuren  sind  erst  durch  das  neuere  französische: 
Mabsystem  beseitigt  worden. 

6.  Wie  oben  (§  14, 3)  gezeigt  worden  ist,  haben  wir  den  römi- 
schen Fufs,  um  die  romischen  Längen-  und  FUichenmafse  mit  den 
heutigen  zu  vergleichen,  zu  0,2957  Meter  anzusetzen. 

Hiernach  beträgt 


der  Cubitus  0,4436  M. 
die  Pertica   2,957     „ 


der  Passus  1,4785  M. 
die  Meile    1,4785  Rilom. 


Ftlnf  römische  Meilen««  7,393  Kilom.  sind  sehr  nahe  gleich 
einer  geographischen  Meile,  welche  als  der  15.  Teil  eines  mittleren 
Breitengrades  7,407  Kilom.  hält.    Man  kann  also  ohne  grofsen  Fehler 

die  römische  Meile  =  1 V2  Kilom.  =  Vs  geogr.  Meile 
setzen. 

Ferner  ist 

der  römische  Quadratfufs  =  0,08744  D>L 

das  Scripulum =  8,744      „  „ 

das  Jugerum »=  2518,27  „  „ 

=  0,25183  Hektare. 
Man  kann  also  das  Jugerum  ohne  erheblichen  Fehler  =  1/4  Hektare 
setzen. 

Die  weitere  Reduktion  der  römischen  Längen-  und  Flächenmafse 
ist  in  Tab.  VI— IX  enthalten.  Tab.  VI  giebt  die  Übersicht  über  die 
doppelte  Einteilung  des  Fubes  und  über  die  gröfseren  Mafse  bis  zur 
Meile.  In  Tab.  VII  sind  die  Vielfachen  des  Fufses  und  Passus  auf 
Meter  und  die  milia  passuum  auf  Kilometer,  in  Tab.  VIH  die  römischen 
Meilen  auf  geographische  reduciert.i)  Tab.  IX  A  giebt  die  Übersicht 
über  die  Flächenmafse,  B  die  Teile,  C  die  Vielfachen  des  Jugerum. 


1)  Bei  Tab.  YlII  ist  zn  beaehten,  dafs  für  0,1996  ohne  merklichen  Fehler 
0,2  «■  Vs)  fttr  0,399  0,4  >»  '/>  d.  s.  w.  gesagt  werden  kann. 


Dritter  Abschnitt. 
Die  Hohlmafee. 

§  15.    Da*  attUehe  Hohlmafi. 

1.  Seit  den  ältesten  Zeiten  sind  die  Hohlmafse  unterschieden  wor- 
den, je  nachdem  sie  zum  Messen  von  Flüssigkeiten  oder  yon  trockenen 
Gegenständen  bestimmt  waren.  Der  Grund  dieser  Erscheinung  ist 
nicht  weit  zu  suchen.  Der  Krug  oder  die  Kanne,  womit  Wein  oder  Öl 
gemessen  wurden,  war  nach  Form  und  meistens  auch  dem  Material 
nach  verschieden  von  dem  Mafse  für  das  Getreide,  und  nach  dem  ver- 
schiedenen Bedürfnisse  wich  auch  in  seinem  Betrage  das  Mafs  für 
Trockenes  von  dem  Flüssigkeitsmafse  ab.  Daher  waren,  wie  bei  allen 
Völkern  des  Altertums,  so  auch  bei  den  Griechen  beide  Gattungen  von 
Mafsen  nach  Gröfse  und  Benennung  verschieden  0;  erst  bei  den  klei- 
neren Unterabteilungen  fand  Übereinstimmung  statt. 

Ebenso  wenig  wie  ein  gemeinsames  Münzsystem  gab  es  auch 
gleiches  Hohlmafs  in  Griechenland.  Insbesondere  ist  uns  überliefert, 
dafs  das  lakedämonische  Mafs  gröfser  war  als  das  attische,  und  nach 
dem  lakedämonischen  richtete  sich  wahrscheinlich  das  äginäische  Mafs 
(S  46)  5 — 9).  Indessen  mufs  das  attische  Hohlmafs  schon  frühzeitig 
mehr  als  blofs  lokale  Geltung  gehabt  haben,  sonst  würde  Herodot  die 
persische  Artabe  nicht  nach  attischen  Medimnen  und  Choiniken  be- 


1)  Vergl.  über  die  orientalischen  Mafse  nnten  §  41,  7.  42,  7.  43,  1.  44,  9. 
45,  3.  4,  Tab.  XX  und  XXI,  fiber  den  Zusammenhang  des  griechischen  Hohl- 
nafees  mit  dem  orientalischen  Brandis  S.  29.  unten  §  46,  4 — 10  und  Tab.  XX. 
Homer  (Od.  19,  28)  nennt  bereits  als  eigenes  Mafs  fflr  Getreide  die  xP^vt^\  sonst 
freüidi  ist  bei  ihm  uHqw  das  Mafs  schlechthin,  sowohl  für  Trockenes  als  fflr 
FlilMiges  ($  46,  4).  Besondere  Mafse  ffir  Fittssiges  und  Trockenes  unterscheidet 
auidriieklleb  der  S.  100  angefahrte  athenische  Volksbeschlufs ;  ebenso  die  Gale- 
nisehe  Sammlung  und  andere  metrologische  Tafeln  (s.  den  Nachweis  im  Index 
zu  den  Metrol.  Script,  unter  fidrow  2),  desgleichen  auch  Eutokios  zu  Archlme- 
des  nt^  c^paiqas  nal  xvX,  toI.  III  p.  106, 16  Heiberg:  rä  tc9v  vy^cSv  fidr^a  xai 

1* 


100  ATTISCHES  HOHLMASS.  |  15,  i. 

Stimmt  haben  (§  45,  3).  Auch  in  Sicilien  herrschte  das  attische  Mafs 
und  ging  Ton  da  zu  den  Römern  Ober  (§  56,  2.  3). 

In  Athen  wurde  die  KontroUe  über  die  Aufrechterhaltung  von 
richtigem  Mafs  und  Gewicht  Ton  Staats  wegen  geübt.  Darauf  läfst 
schon  der  Umstand  schliefsen,  dafs  dafür  eine  besondere  Behörde,  die 
Metronomen  1),  bestand.  Den  näheren  Ausweis  giebt  ein  ziemlich 
vollständig  erhaltener  Volksbeschlufs,  der  zwar  der  späteren  Zeit  an- 
gehört, aber  zugleich  einen  Rttckschlufs  auf  frühere  ähnliche  Bestim- 
mungen gestattet. 2)  Danach  sollen  die  Behörden,  welche  gesetzlich 
dazu  bestimmt  sind,  nach  besonders  dazu  vorgerichteten  Mustermafsen 
{ovußoXa)  geeichte  Mafse  (arjyujifiaTa)  für  Trockenes  und  Flüssiges 
wie  auch  Gewichte  anfertigen  lassen ;  wobei  die  Eichung  durch  einen 
Stempel  zu  garantieren  sei.  3)  Die  Behörde  solle  ferner  bei  Vermeidung 
von  Geldstrafe  darüber  wachen,  dafe  nach  diesen  Mafsen  und  Gewich- 
ten ohne  Ausnahme  im  Verkehr  gemessen  werde,  und  aufserdem  solle 
noch  der  Rat  der  Sechshundert  zu  Anfang  jedes  Jahres  genaue  Kon- 
trolle fuhren,  dafs  Verkäufer  sowohl  als  Käufer  richtiges  und  geeichtes 
Mafs  gebrauchen.^)  Zur  Aufrechterhaltung  des  richtigen  Mafses  auch 
in  der  Zukunft  sollen  die  Normalmafse  und  Gewichte  von  öffentlichen 
Sklaven  sorgfältig  aufbewahrt  und  jährlich  unter  genauer  Rechen- 
schaftsablage den  Nachfolgern  übergeben  werden;  andere  sollen  für 

1)  Böckh  Staatsh.  P  S.  70,  R.  Scbillbach  De  ponderibus  aliquot  aatiqois  Iq 
•den  Annali  dell'  Instit.  archeol.  1865  p.  187,  Carl  Gartius  Das  Metroon  in  Athen 
als  Staatsarchiv,  Gymnasialprogramm  Gotha  1868,  S.  22.  Diese  Metronomen 
hatten  nach  Deinarchos  bei  Foll.  4,  167  und  Aristoteles  bei  Harpocr.  die  Auf- 
sicht über  die  Richtigkeit  der  Mafse,  also  im  wesentlichen  den  Wirkungskreis, 
der  den  nicht  namentlich  genannten  Behörden  in  dem  Volksbeschlusse  vor- 
geschrieben wird. 

2)  Die  betreffende  Inschrift  ist  von  Böckh  G.  I.  Gr.  Nr.  123  veröffentUcht  und 
in  der  Staatshaushaltung  II*  S.  356  ff.  eingehend  behandelt  worden.  Ihre  Ab- 
fassungszeit fällt  nach  Ol.  152  (172  v.  Ghr.),  aber  auch  wahrscheinlich  nicht  viel 
später;  auf  keinen  Fall  kann  sie  in  die  Kaiserzeit  hinabgerflckt  werden.  Dafs 
schon  viel  früher  ähnliche  Bestimmungen  in  betreff  der  Mafse  und  Gewichte 
bestanden,  dafür  glebt  den  direkten  Beweis  die  Inschrift  151  im  G.  I.  vom  J.  385 
(Ol.  98,4),  wo  Z.  40  ffta&fua  j^o^wä  AH,  a  6  Srjfios  <rtjxc5<rai  iynjwüraro,  unter 
den  Schätzen  des  Hekatompedos  aufgeführt  werden.  Auch  das  Bestehen  der 
Behörde  der  Metronomen  zeugt  dafür. 

3)  Die  ffvfißoXa  und  injMoifiara  werden  §  2  deuUich  unterschieden.  Vergl. 
darüber  Böckh  S.  358:  'die  avfißoka  müssen  Mustergewichte  und  Mustermafse 
sein,  wonach  die  normierten  Mafse  (crjxtafiaxa)  durch  Vergleichung  {ß$a 
rov  avfißaXXsad'ai)  bestimmt  werden.  So  erklären  Suidas  und  Phot.  vv^ßoXa* 
crjfiBia,  fiir^a.  Von  der  Stempelung  finden  sich  einige  Andeutungen  in  dem 
leider  verstümmelten  zehnten  Paragraphen,   wo  ein  fiitQov  xBxaoayfiivov  %^ 

•  xf^oKT^»  uoXvßBivqf  oder  ctpQayiCxov  fur^av  erwähnt  wird.    Bin  nicht  ge- 
eichtes Mais  heifst  $  2  adfißiqxov, 
g  \    4)  Alle  diese  Bestinmiungen  finden  sich  in  §  2« 


S  15.3.  MASSE  FOR  flüssiges.  101 

immer  auf  der  Akropolis  niedergelegt  werden.^)  Auch  Strafen  für  die 
Ver^scbung  der  Mustermafse  sowie  für  den  Gebrauch  falscher  Mafse 
im  Verkehr  werden  festgesetzt 2) 

2.  Betrachten  wir  nun  zunächst  die  Flüssig keitsmaf se.  Das 
Hauptmafs  war  der  jucr^iyri;^^),  auch  af4g)0Qevg  oder  xadog^) 
genannt.  Die  Teilung  war  duodecimal,  denn  der  Metretes  zerfiel  in 
12  xoeg  ^),  der  Chus  in  12  norvlai.^)  Das  Viertel  der  Kotyle  war  das 

1)  §  5 — 8.  Die  auf  der  Akropolis  niederzulegenden  Nonnalmafse  nnd  Ge- 
wichte sollen  als  Reserve  dienen  rar  den  Fall,  daß  die  übrigen  verloren  rehen; 
nach  deigenigen  dagegen,  welche  unter  der  Obhut  der  öffentlichen  Sklaven 
stehen  und  an  drei  Orten,  in  der  Tholos  zu  Athen,  im  Peiräens  und  in  Eleusis 
aufbewahrt  werden,  sollen  andere  geeichte  Mafse  gefertigt  und  nach  Bedfirfnis 
an  Behörden  und  andere,  die  es  verlangen,  abgegeben  werden.  So  wenigstens 
scheint  §  5  zu  verstehen  zu  sein.  Ba&  sich  wirklich  auf  der  Burg,  und  zwar 
im  Hekatompedos,  Gewichte  in  Aufbewahrung  befanden,  wissen  wir  aus  den 
fJbergab-Urkunden  der  Schatzmeister  des  Tempels,  G.  I.  150  §  25  und  151  Z.  40, 
wo  cxad'fua  xalttja.  All,  a  6  S^fioe  ffrjxtöcat  iynjfüraro,  erwähnt  werden. 

2)  §  9  enthalt  die  Vorschriften  ober  Bestrarnng  der  Verfälscher  der  Muster- 
mafse; S  1,  der  nur  unvollständig  erhalten  ist,  Bestimmungen  über  das,  was 
bd  der  Entdeckung  falscher  Mafse  geschehen  solle. 

3)  Demosth.  Gr.  42,  20,  Aristot.  Bist.  anim.  8,  9  (p.  596«  Bekk.)  u.  Oecon.  2 
p.  XZhO^ ,  Hesychios  unter  ovBqaia  u.  a. 

4)  Ein  anderer  Name  für  fieT^vrjs  war  nach  Philyllios  bei  Poll.  10,  70 
afLfOQBvQ^  durch  Abkürzung  aus  dem  Homerischen  ü/upi^^s  entstanden, 
ein  gröfeeres  Gefäfs  mit  Henkeln  zum  Tragen  an  beiden  Seiten.  Nach  Philo- 
cboros  bei  Poll.  10,  71  sagten  die  Älteren  (naXatoi),  nach  Kleitarchos  bei  Athen.  11 

fi473B  dielonier  für  au^oQsvi  auch  ndSos.  In  der  Tbat  finden  sich  beide 
afebenennungen  bei  Heroa.  1,  51 :  (x^arr^^)  x<'^Q^o}^  afifooias  iSctxoaiovs,  und 
3,  20:  fowtxriiov  oXvov  nadov,  Vergl.  auch  unten  $  17,  2  die  Anm.  zu  amphora 
and  Inaex  zu  den  Metrol.  Script,  unter  afitpo^evi  und  cadus, 

5)  Erwähnt  wird  der  x<^^  mehrmals  von  Aristophanes ,  dann  von  Aristo- 
teles und  häufig  von  Späteren.  S.  Stephani  Thesaur.  unter  ;^o«vs,  wo  zugleich 
die  versebiedenen  Formen  zusammeuffestellt  sind,  Bonitz  Index  Aristotelicus 
(Berlin  1870)  und  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  ;^ovff. 

6)  An  einem  direkten  Zeugnisse  über  die  Einteilung  des  attischen  Metretes 
fehlt  es;  doch  läfot  sich  dieselbe  leicht  kombinieren.  Im  Carmen  de  ponderibu» 
V.  84  f.  heifst  es : 

Attica  praeterea  discenda  est  amphora  nobis 
Seu  cadus,  hanc  facies,  nostrae  si  adieceris  urnam. 
Die  ylltiea  amphora  ist  der  /itr^ttfi,  der  1  Urne  mehr  als  die  römische  Am- 
phora (§  17,  3),  d.  h.  IVs  Amphorae  beträgt.  Nun  enthalt  die  römische  Amphora 
8  eanßUj  der  eongius  aber  ist  gleich  dem  a^ov«  (§  17,  3  geg.  E.);  also  hat  der  i»e- 
T^f/T^  12  x^^-  Basselbe  Resultat  giebt  die  Verffleichung  mit  dem  römischen 
iextarhu,  der  als  S^crrjs  in  das  griechische  Mafssystem  übergegangen  ist 
(1 17,  3).  Der  x^  enthält  nach  der  übereinstimmenden  Überlieferung  in  den 
metrologischen  Tafeln  (s.  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  xQvs  4)  sechs  (i- 
9raiy  der  S^cxtis  aber  ist  der  achtundvierzigste  Teil  der  römischen  Amphora 
(s.  ebenda  i^anji  2),  also  zugleich  der  zweiundsiebzigste  Teil  des  Metretes; 
Bitbin  der  xP^  ^^  zwölfte  Teil  desselben.  Die  Einteilung  des  Ghus  bezeugt 
die  älteste  Mafstafel  (Metrol.  Script  1  p.  208,  24):  6  xov«  ^t«  /nir^op  ^Arrutov^ 
wnvXai  lAxTiHai  «/^,  womit  viele  andere  Zeugnisse  übereinstimmen  (vergl.  Index 
unter  xov«  2—4,  MTvhi  2.  3).  Auch  das  Ptolemäische  System  der  Hobhnafse, 


102  ATTISGH£S  HOHLMASS.  f  16,  l. 

0%vßaq>ov^  das  Sechstel  der  Kva&og.  ^)  Als  gleichbedeutend  mit  xarvkr] 
kommt  in  der  ältesten ,  vor  Nero  verfafsten  Mlals-  und  Gewichtslafel 
und  vielfach  später  der  Ausdruck  tqvßUov  vor  2),  ferner  als  Synony- 
mon  von  6^ßag>ov  bei  Nikander  der  xvfißos  TQaTte^rjei^^  ein  kleiner 
Tischbecher.  3) 

Als  Teihnafise  werden  aufserdem  erwähnt  von  Herodot  die  lake- 
dämonische Tera^rj  oXvov  (§  46,5),  von  Philochoros  bei  PoUux  (10,71) 
das  rjiiiaiiq>6Qiov  oder  TjidixadLov^  in  altattischen  luschriften  sowie 
von  Aristoteles  und  anderen  der  rjfilxoog  oder  rjfilxovg  (in  der  Mehr- 
heit fifxLxoa)  und  das  fifunorvliov.^) 

Aufser  diesen  allgemein  griechischen  Hohlmafsen  finden  sich  in 
den  metrologischen  Tafeln  und  anderwärts  noch  verschiedene  andere 
BenennuDgen  für  kleinere  Mafse,  welche  in  Ägypten  unter  den  Ptole- 
mäern  und  später  unter  römischer  Herrschaft  zu  verschiedenen  Sy- 
stemen zusammengefafst  worden  sind.  Gab  es  doch  in  jenem  Lande 
eine  uralte  Tradition  über  kleinste  Hohlmafse  (§  41,  7),  an  welche 
dann  die  alexandrinischen  Metrologen  und  Ärzte  anknüpften.  Da  eine 
eingehende  Untersuchung  über  diesen  Gegenstand,  so  wünschenswert 
sie  auch  sein  mag,  zur  Zeit  noch  nicht  vorUegt,  so  haben  wir  weiter 
unten  (§  53,  17.  18)  uns  darauf  beschränken  müssen,  wenigstens 
einige  Hauptpunkte  hervorzuheben. 

Die  Römer  haben,  wie  im  Folgenden  (§  17,  3)  nachgewiesen 
werden  wird,  ihre  Hohlmafse  nach  den  attischen  normiert;  um  so 

welches  unten  §  53,  11  zur  Darstellung  gelangen  wird,  bestaUgt  die  ange- 
gebenen Verhältnisse  attischer  Mafse.  —  Seinem  Ursprung  nach  bedeutet  tco- 
rvXrj  die  Höhlung,  also  eine  Schale  oder  einen  Becher  (vergl.  A.  Fick  Ver- 
gleichendes Wörterbuch  der  indogerm.  Sprachen  P  S.  37,  G.  Gurtius  Griech. 
Etymolog.^  S.  154),  ist  also  nicht  als  'Viertelmafe',  nämlich  der  Ghoinix,  zu 
deuten,  wie  Brandis  S.  29  Termutete. 

1)  Den  Stellennachweis  giebt  der  Index  zu  den  Metrol.  scriptores  unter 
6Svßa^ov2  und  Kva&os  2.  Der  Ableitung  nach  bedeutet  »cvad'os,  ähnlich  wie 
HorvXriy  die  Höhlung,  und  ist  nahe  verwandt  mit  lev^,  Becher:  vergl.  Gurtius 
a.  a.  0.  S.  157. 

^  2)  Metrol.  Script  I  p.  208, 1:  ro  di  rovßliov  XayofiBvov  MorvXrj  iiniv  14%' 
ruc^.    Die  übrigen  Belegstellen  sind  im  fnaex  nachgewiesen. 

3)  Nik.  Ther.  526  nebst  dem  Scholiasten. 

4)  G.  1.  Attic  I  Nr.  532  in  einer  Bustrophedon -Inschrift:  ^/tixoa,  ebenda 
Nr.  3,  2  ^/iMotvX,  d.  i.  irgend  eine  Gasusform  von  ^/uhotvXiop  (vergl.  Büttner- 
AVobst  in  Fleckeisens  Jahrb.  1881  S.  239).  Aristoteles  gebraucht,  wie  Bonitz  im 
Index  Aristotelicus  (Berlin  1870)  unter  vf^xoos  nachweist,  im  Gen.  Sing,  ^fuxoov 
(vielleicht  in  r^fUxov  zu  ändern),  im  Accus,  riuixovvy  im  Piur.  VfUxoix,  s.  Bist 
anim.  9,  45  n.  40  (p.  630«  a.  £.  u.  621^  Bekk.),  Mirab.  ausculL  1  u.  128  (p.  830«  u. 
842^);  derselbe  jjfUHozvXtov  Bist.  anim.  6,  18  (p.  573*),  und  so  auch  Spätere. 
^Huixovi  bei  Dioskorides  und  fifHnarvXtov  bei  mehreren  Ärzten  sind  nachge- 
wiesen Metrol.  Script  I  p.  75.  77. 


4  15. 1.  MASSE  FOR  flüssiges.  108 

ieidrter  konnte  es  kommen,  dafs,  seitdem  die  Herrschaft  Romscdeh 
nber  Griechenland  ausgebreitet  hatte,  auch  Mafse  des  römtscben  6y* 
flmns  snrOek  in  das  griechische  ttbergngen.  So  geschah  es  besonders 
mit  dem  Sedistd  des  r(ttnischen  Congins,  dem  $extarius,  den  die 
Griechen  unter  dem  Namen  ^iatrjg  in  ihr  System  aufnahmen. 
Galen  ^)  sagt  darüber:  ^iorov  di  vofii^io  f4e/itt*^a&cu  tov  ^Hqav  rov 
*Pu}fiaiKOv '  Ttaga  [xhv  yag  rolg  u4^valoig  ovre  to  fxitqov  fiv  ovre 
tovvofia  TovTO '  wvl  8h  a(p*  oi  ^Pwfialoi  ugatovai  rb  fxlv  ovo/iia 
TOV  ^iazov  Ttaqa  naalv  Igtl  rolg  ^Ellrjvixij  8taXixr(ff  xQiOfjiivoLg 

Auch  für  die  Hälfte  des  Seitars  oder  die  attische  kotvXtj  scheint 
der  Ausdruck  fifilva^  trotz  seines  griechischen  Klanges,  erst  durch  die 
Römer  nach  dem  Osten  sich  verbreitet  zu  haben.  Zuerst  erscheint 
das  Wort  gegen  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  auf  sicilischem  Boden 
bei  den  Komödiendichtern  Epicharmos  und  Sophron ,  dann  auch  bei 
Nachahmern  des  Epicharmos.^)  Seinem  Ursprung  nach  bedeutet  es 
offenbar  die  HäUte  eines  Mafses,  welches  die  Hellenisten  späterer  Zeit 
iv  oder  tviov  benennen,  freilich  aber  mit  Rücksicht  auf  das  hebräische 
System  weit  höher  als  auf  den  Betrag  eines  Sextars  definieren. s)  Es 
hat  also  bereits  im  fünften  Jahrhundert  auf  Sicilien  ein  Mafs  bestanden, 
welches  dem  römbchen  Sextar  entsprach  und,  wie  dieser,  als  Einheit 
galt,  80  dafe  dieser  Einheit  wieder  eine  Hälfte,  das  ist  eben  die  fi^lva^ 
untergeordnet  wurde.  Letztere  Mafsbenennung  aber  konnte  erst  dann 
bei  den  Griechen  des  Ostens  üblich  werden,  als  mit  der  römischen 
Herrschaft  auch  das  Hauptmafs,  der  Sextar,  allgemeine  Verbreitung 
eriangt  hatte. 4) 

Endlich  kam  auch  zugleich  mit  dem  Sextar  das  Viertel  desselben, 


1)  De  compos.  medic.  p.  gen.  1,  16  (K&hn.  t.  XIII  p.  435,  Metrol.  seript.  I 
p.  211,  2).  Die  Worte,  die  sich  bei  Galen  an  die  oben  cilierte  Stelle  anschliefsen : 
mno  Si  ro  ftär^ov  ovm  Xcop  t^  'Pcofuüx^,  ^eovrcu  ya(>  aXXos  äXltp  ^scrutlc^ 
uit(^(f^  weisen  darauf  hin,  dafs  za  seiner  Zeit  verschiedene  Xestenmafse  ffe- 
bräuchlich  waren  (§  51,  3.  53,  16),  beweisen  aber  nichts  dagegen,  dafs  der 
atiische  Xestes  dem  Sextarins  gleich  war.    Yergl.  Böckh  S.  205. 

2)  Epicharmos,  Sophron  und  aof  deren  Autorität  Diodoros  iv  ^IraXiHaXe 
ylmifacu^  Herakleon,  Pamphilos,  endlich  auch  oi  ra  eis  ^Enixo^f^ov  avcupe^b- 
fiwa  noiTjfAaTa  nsnoir^ores  bei  Athen.  11p.  479  A  und  14  p.  648  D. 

3)  Yergl.  die  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  tV  und  i'viov  eitler ten 
Stellen,  sowie  unten  §44,  9  unter  Hin.  Näher  sieht  dem  römischen  Sextar 
das  ägyptische  Hin:  vergL  §  41,  7.  46,  17  und  Tab.  XXI.  Die  Ableitung  der 
ilfUim  Tom  ip  giebt  Brandts  S.  28.  ^ 

4)  Über  das  Vorkommen  der  ^/liva  bei  den  Ärzten  nni  Metrologen  der 
Kaiserzeit  giebt  den  Nachweis  der  Index  lu  den  Metrol.  seriptores. 


104  ATTISCHES  HOHLMASS.  §  15, 2. 3. 

tita^ov,  dem  lateinischen  quartarius  entsprechend,  in  die  Länder 
griechischer  Zunge. 

Nach  allem  ergiebt  sich  folgende  Übersicht  der  attischen  Hofal- 
mafee für  Flüssiges,  in  welche  wir  zugleich  den  griechisch-römischen 
^iaTfjg  mit  aufnehmen : 


^CT^ijnjg       1 

Xovg             12 

1 

^ianjg        72 

6 

1 

xoTvitj       144 

12 

2 

1 

6^ßag)ov  576 

48 

8 

4 

1 

xva&og      864 

72 

12 

6 

IV2. 

Die  Reduktion  auf  heutiges  Mafs  giebt  Tab.  X  A.  B. 

3.  Für  das  Trockene  war  das  Hauptmafe  der  fiidcfivog^ 
auch  fiidifAvog  aitrjQog  genannt  i)  Die  Einteilung  desselben  und  das 
Verhältnis  des  attischen  zum  römischen  Mafee  wird  kurz  und  deutlich 
in  der  ältesten  Tafel  der  Mafse  und  Gewichte  dargestellt  2) :  6  dh 
fiidifÄVog  ^€t  fifiiexza  iß',  to  8h  rj^lenTOv  xolvixag  d\  ^  dh 
Xolvi%  xoTvlag  ^iTZixag  ö*'  xotvXtj  öi  iori  zo  ijiniav  rov 
^iatov.  ÄhnUch  sagt  der  Verfasser  der  Tafel  Tteql  ^irqiav  ^qwv  in 
der  Galenischen  Sammlung^),  nachdem  er  bemerkt  hat,  dafs  der  rö- 
mische Modius  8  ;^o/i'tx€g,  die  xolvi^  2  Sextare  beträgt:  6  ^im^ 
xog  fiiidifÄVog  ^ei  rifxi&ffva  iß\  to  ök  rualeiciov  ilx^i  xolvixag  <J', 
iiate  Tov  /diöifivov  %xuv  ^odlovg  g',  x^lvi^ccg  firi\  ^iorag  <ig\ 
Andere  Zeugnisse  für  dieselben  Benennungen  und  Verhältnisse  finden 
sich  zahlreich  in  den  erhaltenen  Resten  der  metrologischen  Litteratur.«) 
Das  ri^ieKxov  oder  ^fdiexriov  ^)  ist  die  Hälfle  des  Sechstels  Tom  He- 
dimnos,  des  hcrevg^  welcher  bereits  auf  einer  attischen  Bustrophedon- 
Inschrift«),  sowie  von  Aristophanes  und  Menander  erwähnt  wird.'O 

1)  Den  fUBtfivos  lArriMos  erwähnt  zuerst  Herod.  1,  192,  häufig  Spätere; 
fi^iftvoe  mtfiqoi  findet  sich  im  Corp.  Inscr.  Graec.  Nr.  123  §  3.  —  Der  Warzel 
nach  ist  /USt^vos  gleich  mit  modius  und  bedeutet  das  'messende'  Geflils.  Vergl. 
Fick  Vergleichendes  Wörterbach  der  indogerman.  Sprachen  1'  S.  706,  U'  S.  195, 
G.  Gorüus  Griech.  Etymol.«  S.  243. 

2)  Metrol.  Script  I  p.  208,  5. 

3)  Ebenda  p.  224,  5  (de  Lagarde  Symmict  1  S.  173). 

4)  Die  Stellen  sind  nachgewiesen  im  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter 
fiidi/ivos  1,  ixtavs,  ^fiüxtor  1,  x^^^^  2>  MorvXrj  2. 

5)  'H/imndov  haben  Aristoph.  Nub.  643. 645,  der  Komiker  Piaton  bei  Athen.  10 
p.  441  F,  Erotian.  Gloss.  Hipp.  p.  178  (der  jedoch  die  Form  tifutttria  irrtümlich 
als  Accus.  Ton  ^/ueKjtvg  aufgefafst  za  haben  scheint),  tifAi&nov  Demosth.  Or. 
34,  37  und  die  Späteren.   Vergl.  Bdckh  Gesammelte  kleine  Schriften  IV  S.  409  f. 

6)  G.  I.  Attic.  I  Nr.  532. 

7)  Aristoph.  Ecd.  547,  Menander  bei  Erotian.  Gloss.  Hipp.  p.  178. 


1  IS,  I.  MASSE  FOR  trockenes.  105 

Die  alexandrinischen  Metrologen  gebrauchen  gewöhnlich  die  römische 
Benennung  ^oöiog  ^);  doch  findet  sich  kxrevg  noch  in  der  Tafel  ne^l 
fUfQixßv^  sowie  bei  Grammatikern  und  Lexikographen. s) 

Nach  ttbUcher  Schätzung  hielt  die  xolvi'^  so  viel  Weizen,  als  ein 
Mensch  zur  taglichen  Nahrung  bedarf. ')  Unter  dem  gleichen  Namen 
erscheinen  mehrere  andere,  vom  attischen  abweichende  Getreidemalse, 
unter  denen  besonders  die  Ptolemäische  Qioinix,  welche  3  attische 
Kotylen  hielt,  mithin  zur  attischen  Choinix  sich  wie  3 :  4  verhielt,  her- 
vorzuheben ist.  4) 

Zu  den  Mafsen  des  Trockenen  gehörte,  wie  bereits  oben  bemerkt 
wurde,  nach  den  alexandrinischen  Hetrologen  auch  die  xotvItj.  Die 
Riditigkeit  dieser  Überlieferung  bestätigt  ein  ausdrückliches  Zeugnis 
des  Thukydides.^)  Schwerlich  aber  ist,  v^e  eine  weit  jüngere  Quelle 

1)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  zn  den  Metrol.  seript  unter  fi68tos  1. 

2)  Metrol.  Script  1  p.  258,  12  (de  Lagarde  Symm.  I  S.  169),  U  p.  145, 16, 
PoIL4, 168.  10, 113,  Hesych.  unter  ^filexrov  und  andere. 

3)  Die  xolviif  als  Kommafs  schon  von  Homer  Od.  19,  28  erwähnt,  gilt 
ab  das  gewöhnliche  Bfais  der  Tageskost  für  einen  Menschen.  So  schätzt  Herodot 
7,187  nach  diesem  Ansätze  die  Masse  von  Getreide  ab,  die  das  persische  Heer 
noter  Xerxes  täglich  Terzehrte:  et  xoivtxa  jtv^wv  ixaaros  ttj€  ^/li^s  ildußava 
Mal  /a]8iy  TfUor.  Vergl.  femer  die  Berechnung  bei  Böckh  Staatshaush.  l*  S.  396. 
Ba8seli>e  Mals  der  Tageskost  für  den  Mann  ergiebt  sich  auch  aus  Polyb.  5, 1, 11. 
Hier  ist  zunächst  zu  /iv^iddee  zu  supplieren  xa&*  ixaaiov  fit^a  (s.  meine 
Ausgabe).  Leiter  ergiebt  sich  aus  4,  37,  7,  dafe  Philipp  ausgezogen  war  mit 
15000  FuTsgängern  und  800  Reileru.  Diese  Macht  war  zwar  durch  den  Feldzug 
Terringert,  aber  dann  wieder  ergänzt  worden  (§  5,  2, 11).  Nun  sind  10000  Me- 
dimnen  monatlich  gleich  480000  Ghoiniken;  es  kommen  also  auf  den  Tag  16000 
Choiniken,  mithin  etwa  1  Choinix  auf  den  Mann.  Daher  heilst  die  ;com£  jf^,^ 
T^is  bei  Athen.  3  p.  98  £.  ^fiaotiaios  r^^pyj  bei  Diog.  L.  8  §  18  und  Suidas 
noter  üvd'ayS^  xa  avfißoia.  Yergl.  Böckh  Staatshaush.  I*  S.  128.  —  Eine 
xoivti  aXcir  erwähnt  Aristoph.  Ach.  780. 

4)  Ebenso  wie  von  den  oben  erwähnten  Metrologen  wird  Ton  Nikander  Ton 
Thyateira  (bei  Harpokr.  unter  fi^dtfivoe)  und  Poll.  4,  168  die  x^^y^S  als  der 
4Ssle  Teil  des  Medimnos  bestimmt  Dasselbe  Verhältnis  geht  auch  aus  der  Be- 
rechnung bei  Herodot  (s.  vor.  Anm.)  hervor,  die  wenigstens  in  den  Zehntausenden 
summt  (5280000  :  48  «  110000).  Ebendarauf  führt  auch  der  Name,  der  dem 
^fuatriav,  dem  Zwölftel  des  Medimnos,  bei  Aristoph.  Nob.  645  gegeben  wird; 
es  heilst  xerQdfiaroov,  weil  es  4  x^^^^^^  enthält.  Ferner  stimmt  damit  die 
obige  Angabe  der  Metrologen,  wonach  2  Sextare  auf  die  x^'^'^i  gehen;  denn 
da  der  Medimnos  6  Modien  zu  je  16  Sextaren  enthält,  so  ist  ein  Mais  von 

2  Sextaren  der  48ste  Teil  des  Medimnos.  Über  die  Ptolemäische  Choinix,  welche 
der  48ste  Teil  der  Artabe  oder  der  96ste  Teil  des  Ptolemäischen  Medimnos  und 
gleich  3  attischen  Kotylen  war,  wird  unten  §  53, 11  das  Nähere  bemerkt  werden. 
Aalserdem  finden  sich  noch  mehrere  abweichende  Bestinmiungen,  welche  auf 
andere,  zum  Teil  noch  unbekannte  Mafssysteme  sich  beziehen:  vergl.  unten 

L46, 8.  50, 6.  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  ^o^^^S  ^—7.   Die  Bestimmung 
s  hexM  als  Mals  von'  6,  statt  8,  Ghomiken  bei  Aristophanes  scheint  auf  die 
iginüsche  Choinix  sich  zu  beziehen:  s.  unten  §  46,  5  a.  E. 

5)  Nach  Thuk.  7, 87, 2  erhielten  die  von  den  Syrakusiern  gefangenen  Athener 
acht  Monate  lang  täglich  nur  je  1  Kolyle  Wasser  0=  0,27  Liter)  und  2  Kotylen 


106  ATTISCHES  HOHLMASS.  §  ü,  |. 

angiebt,  der  yda^og  auch  ak  Mafs  des  Trockenen  im  GdH*auch  ge- 
wesen.*) 

Die  altischen  Marse  des  Trockenen,  einschliefslich  des  griecbiech* 
römischen  ^iarrjgj  schliersen  sich  demnach  zu  folgender  Obersicht  zu- 
sammen: 


fiidiftvos               1 

kxrevg  (fiödiog)     6 

1 

f^ftlsxtov             12 

2 

1 

XOlvi^                 48 

8 

4      1 

UoT^s                96 

16 

8      2      1 

xotvltj              192 

32 

16      4      2. 

Besondere  Geßlfse  hatte  man  noch  ftlr  den  halben  Medhnnos,  für 
das  Dritteil  desselben,  für  die  dreifache  und  doppelte,  vielleicht  auch 
für  die  fünffache  Choinix.^) 

Nach  uraltem  Brauche  galt  der  Medimnos  auch  als  das  Mafs  für 
die  Quantität  Getreides,  die  ein  Mann  auf  seinen  Schultern  ohne  Cber- 
lastung  tragen  kann.^)   Daher  war  die  Tracht  Getreides,  der  g)0Qfi6gj 


Getreide  («■  0,55  Liter),  also  unendlich  weniger  Wasser,  als  erforderlich  war, 
und  von  fester  Nahrung  nur  die  Hälfte  des  sonst  üblichen  Mafses  (oben  S.  105 
Anm.  3).  Dafs  die  Kotyle  für  Trockenes  kein  anderes  Mafs  war  als  die  Kotyle 
für  Flüssiges,  weist  Böckh  S.  201  f.  nach.  Auffallig  ist,  dafs  Theon  von  Smyrna, 
der  im  1.  Jahrhundert  n.  Chr.  lebte,  in  seinen  mathemalischen  Kommentaren  zu 
Piaton  p.  73, 20  Hiller  (verffl.  mit  p.  74, 3)  die  xovvXtj  nur  als  Mafs  des  Flüssigen 
kennt  und  ausdrücklich  behauptet,  dafs  sie  mit  der  Ghoiniz  ebensowenig  ver- 
glichen werden  könne,  wie  beispielsweise  das  Langenmafs  mit  dem  Gewichte: 
oÜ>r  Ttrixvs  nQOi  uvav  iq  ;ifoTf«i  nQoi  xorvhjv  —  aüvyaQiia  xcd  acvußkr^a. 

1)  Die  Tafel  der  Galenischen  Sammlung  nBqi  furoatv  Srj^äip  ^Metrol.  Script. 
I  p.  224)  rechnet  auf  die  Hemina  als  Mafs  des  Trockenen  8  Kva&oi.  Allein 
sowohl  die  Lesart  rjdva  ist  unsicher  (andere  Redaktionen  derselben  Tafel  haben 
fi-fiHODva  oder  fiva-.  Melrol.  Script.  I  p.  92.  246,  2,^  de  Lagarde  Symm.  1  S.  173), 
als  auch  zeigt  die  Rechnung  von  8,  statt  6,  xva&oi  auf  die  ijfiiva  oder  das 
ähnlich  benannte  Mafs,  dafs  wir  es  hier  weder  mit  dem  ursprünglichen  attischen, 
noch  mit  dem  späteren  attisch-römischen  Systeme  zu  thun  haben.  Endlich  liegt 
es  in  der  Natur  der  Sache,  dafs  so  kleine  Quantitäten  trockener  Gegenstände, 
wie  sie  dem  Betrage  eines  Kyathos  entsprechen  (>-i  4,6  Centiliter),  nicht  mehr 
gemessen,  sondern,  besonders  bei  Rezepten,  gewogen  werden. 

2)  Ein  fjfiiftioifivov  erwähnt  Dikäarch  bei  Athen.  4  p.  141  G  und  andere 
(vergl.  Böckh  Gesammelte  kleine  Schriften  IV  S.  410);  als  besonderes  Gefafs 
nennt  es  Poll.  10, 113,  ebenso  den  T^ixeve  derselbe  4,  I6S,  das  T^&x^ivt»cov  1,  246. 
4,  168,  das  dixß^vixof  10,113,  ein  nepxaxolptxov  4,168. 

3)  VeEgl.  die  oben  S.  2  Anm.  2  angeführte  Schrift  von  Ghabas.  Nach  diesem 
schwankt  das  seit  ältester  ägyptischer  Zeit  allgemein  übliche  Getreidemafs  nur 
in  der  verhältnismäfsig  engen  Grenze  zwischen  69  und  84  Liter  an  Fassungs- 
kraft oder  55  und  60  Kilogramm  an  Gewicht.  Genau«  in  dieses  internationale 
System  fügt  sich  der  äginäische  Medimnos  von  72,3  Liter  ein  (§  46,  9  a.  E.). 
Der  attische  Medimnos  mit  seinem  Gehalte  von  nur  52,5  Liter  bildete  eine  ver- 
hältnismäfsig leichte  Last  von  40  bis  45  Kilogramm. 


i  16. 1.  BESTIMMUNG  DES  ATTISCHEN  HOHLMASSES.  107 

ein  konventionelles,  dem  Medimnos  annfibernd  gleiches  Mafs  fttr  den 
Korb  oder  Sack,  in  ivelchem  der  Transport  stattfand.^)  Aucb  das 
rinKpoQfxioy  und  ^^ujaniov  werden  in  dbnlicbem  Sinne  erwähnt. 2) 

Vergleichen  wir  die  attischen  Mafse  des  Flitssigen  und  des 
Trockenen  gegenseitig,  so  leigt  sich,  dafs  in  jeder  der  beiden  Abtei- 
lungen sowohl  die  Benennungen  als  die  Beträge  verschieden  sind, 
und  erst  durch  die  xorvXnjy  später  in  römischer  Zeit  durch  den  ^ioftjg, 
eine  gleichbenannte  Einheit  dargesteUt  wurde.  Die  hauptsächlichsten 
Mafse  verhalten  sich  folgendermafsen  zu  einander: 


1  fietQrjTi^g  =«  ^JA  fAidifivog 

1  fiiöifiivog  — «  1 V»  iJLBTQrjftctl 

1  x^^S          ™  ^/8  ^^«Jg 

1  k%xevg      «-■  2^3  ^o«? 

=  3  xoivixeg 

1  xolvil      —    V3  xovg. 

Die  Beduktion  auf  neueres  Mafs  giebt  Tab.  X  C.  D. 

€ber  die  Abkürzungen ,  welche  in  späterer  Zeit,  besonders  bei 
den  Ärzten,  für  einige  Hohlmafse  üblich  wurden,  wird  der  Nachweis 
weiter  unten  bei  Besprechung  der  römischen  Hohlmafse  gegeben 
werden  (§  17,  8). 

{16.   Bnünunung  des  atlUehen  Hohlmafses, 

1.  Die  Bestnnmung  des  attischen  Hohlmafses  wird  am  sichersten 
aus  seinem  engen  Zusammenhange  mit  dem  römischen  Hohlmafse  zu 
entnehmen  sein.  Denn  wenn  auch  aus  der  Thatsache,  dafs  die  Bömer 
ihr  Hohlmafs  nach  dem  attisch-sicilischen  geregelt  haben,  zunächst 
noch  nicht  folgt,  dafs  das  Solonische  Mafs  genau  gleich  gewesen  sei 
den  entsprechenden  Beträgen  späteren  römischen  Mafses,  so  zeigt 
doch  die  Übereinstimmung  zuverlässiger  Quellen ,  welche  über  einen 
Zeitraum  von  mehreren  Jahrhunderten  sich  erstrecken,  dafs  durchaus 
der  attische  Metretes  in  der  That  gleich  anderthalb  Amphoren,  der 
Chus  gleich  dem  Congius,  die  Doppelkotyle  gleich  dem  Sextar  gerech- 
net worden  ist  3)    Wir  legen  also  denjenigen  Wert  der  römischen 


1)  Lysias  xara  tcöv  ütronaXwv  6,  und  Terffl.  Rauchenstein  in  der  Ein- 
Idtang  zu  dieser  Rede,  Böckh  Staatshaosh.  der  Athener  I*  S.  116. 

2)  PolL  10, 169. 

3)  Über  die  Gleichung  des  attischen  Metretes  mit  V/i  Amphora  und  die 
entspiecheoden  Verhältnisse  der  Teilmafse  s.  oben  S.  101  Anm.  6.  Dafs  auf  den 
acilisdien  Medimnos  6  romische  Modien  gehen,  bezeugt  Cicero;  der  sicilische 
Me<Umno8  kann  aber  von  dem  attischen  nicht  verschieden  gewesen  sein  (§  56, 2). 
Bas  Yerhiltnis  des  attischen  Medimnos  zum  römischen  Alodius  und  somit  zum 
Qoadrantal  definiert  das  Carmen  de  pond.  vs.  64  ff.  Die  zahlreichen  Belegstellen 
aoä  der  übrigen  metrologischen  Litteratur  sind  zusammengestellt  im  Index  zu 
den  MetroL  Script  unter  fU8tftvos  \,  ixreve,  fiodtoi  1  u.  2,  ;i;oTri£  2. 


1 08  ATTISCHES  HOHLMASS.  1 16,  i.  s. 

Amphora  zu  Grunde,  welcher  weiter  unten  (§  18, 2)  festgesteUt  werden 
wird,  und  setzen  danach 

den  Metretes  «»  39,395  Liter, 
den  Mcdimnos  ««  52,526  Liter. 
Zu  demselben  Ergebnisse  worden  wir  gekommen  sein ,  wenn  wir  un- 
mittelbar nach  Solonischer  Satzung  (§  46,  11)  den  Metretes  nach  dem 
Wassergewicht  von  IV2  attischen  Talenten  berechnet  hätten;  denn 
die  römische  Amphora  bestimmt  sich  nach  dem  Wassergewichte  von 
80  Pfund,  d.  i.  1  attischen  Talente. 

Nach  diesen  Ansätzen  sind  die  griechischen  Hohlmafse  in  Tab.  X 
reduciert  Dem  ungefähren  Betrage  nach  ist 

der  fiev^ri^g  =  39  Liter 

derxovg         «=.    3      „ 

der  ^iaTTjg      =  V2      » 

die  xoTvkrj      =  V«      » 
ferner  der  fiidifAvog  =  52  V2  » 

die  xolvi^  =1  w  • 
2.  Weniger  zuverlässig  wird  die  Bestimmung  aus  dem  Längen- 
mafse  sein.  Denn  in  Wirklichkeit  wurde  nicht  hiemach,  sondern,  wie 
eben  bemerkt,  nach  dem  Wassergewicht  das  Hohlmafs  geregelt,  und 
die  Vergleichung  mit  dem  römischen  System  zeigt,  dafs  das  nach  dem 
Fufse  berechnete  Hohlmafs  um  ein  merkliches  kleiner  herauskonunt, 
als  es  in  Wirklichkeit  war.^)  Indes  nehmen  wir  versuchsweise  den 
Kubus  des  attischen  Fufses,  setzen  diesen  gleich  9  Cboen  (§  46, 14), 
und  berechnen  danach  den  Metretes  als  das  Mafs  von  12  C3)oen.  Der 
attische  Fufs  ist  oben  mit  möglichster  Genauigkeit  zwischen  308,3  und 
308,7  Millim.  angesetzt  worden  (§  10,4  a.  E.);  danach  würde  der 
Metretes  zwischen  39,07  und  39,225  Liter  betragen  ^) ,  und  wir  ent- 

1)  Unten  §  18, 1,  und  vergl.  §  42,  8.  46,  7.  14. 

2)  A^ir  sind  damit,  wenn  auch  von  ganz  anderen  Yoraussetiungen  aus- 
ffehend,  zu  einem  Resultate  gelangt,  welches  von  der  Böckhschen  Bestimmung 
des  Hohlmaßes  nach  dem  LangenmaTse  nur  wenig  abweicht  S.  desselben  MetroC 
Unters.  S.  278  f.  281  f.,  Staatshaush.  P  S.  130.  Seine  Berechnung  des  griechischen 
Hohlmafses  beruht  auf  folgenden  Kombinationen:  der  von  ihm  angenommene 
olympische  Kubikfuls  ist  '%  des  römischen  Kubikfufses  oder  Quadrantais  (S.  285), 
der  äginäische  Metretes  betragt  27^  olympische  Kubikfufs  (S.  281),  der  attische 
Metretes  ist  '/s  des  Sginäischen  (S.  282),  also  «*  '7^  ^^^  olympischen  Kubik- 
fuTses,  wof&r  bei  manchen  Evaluationen  das  rundere  Verhältnis  4 : 3  statthatte 
(S.  279).  Nach  ersterem  Verhältnis  beträgt  der  Metretes  1993,95,  nach  letzterem 
1969,3  KubikzoU,  d.  i.  39,55  bis  39,06  Liter.  Ohne  auf  eine  weitere  Erörterung 
dieser  Hypothese  einzugehen,  bemerken  wir  nur,  wie  es  kommen  mag,  da» 
das  angenommene  Verhältnis  so  gut  pafst  Es  beruht  nämlich  im  Grunde  auf 
dem  Verhältnis  des  Metretes  zur  römischen  Amphora  »3:2.  Denn  1  Metretes 


§  16, 3.  BESTIMMUNG  DES  ATTISCHEN  HOHLMASSES.  109 

nehmen  daraus  die  Grenzbestimmung,  dafs  derselbe  sicher  etwas  mehr 
als  39  Liter  gefafst  hat 

3.  Damit  haben  wir  die  erwünschte  Kontrolle  für  diejenigen  Werte 
gewonnen ,  welche  aus  der  unmittelbaren  Nachmessung  einiger  Am- 
phoren attischen  Mafses  abgeleitet  worden  sindJ)  Die  Beträge  beginnen 
mit  34,08  und  steigen  bis  40,34  Liter  >),  wobei  allerdings  zu  bemerken  ist, 
dafs  die  Art  der  Messung  selbst  eine  unsichere  war.  Ein  wahrschein- 
licher Mittdbetrag  ist  der  von  38,70  Liter. 3)  Genau  damit  stimmt 
das  Mals  der  drei  Alabastervasen  im  naturwissenschaftlichen  Museum 
ZQ  Madrid ,  welche  auf  einen  Metretes  von  38,8  Liter  führen  (§  58, 2). 
Noch  weit  niedriger  steht  ein  mit  dem  athenischen  Pallasbild  gestem- 
peltes Mafsgefäls  im  Betrage  von  0,906  Liter,  welches,  als  Choinix 
aofgefafst,  einen  Medimnos  von  nur  43,5,  mithin  einen  Metretes  von 
nor  32,6  Liter  ergeben  würde. ^)  Wir  sehen  also,  dafs  eine  Mehrzahl 
von  alten  MaTsgef^fsen  niedriger  ausgebracht  worden  sind,  als  das  ge- 
scherte Normalmafs  verlangt;  denn  mindestens  müfsten  sie  etwas  über 
39  Liter  betragen ,  während  sie  mehr  oder  weniger  darunter  stehen. 
Nur  eines  von  den  erwähnten  Gefäfsen  erreicht  mit  seinem  Betrage 
von  39,31  Liter  die  wahrscheinliche  Norm,  wahrend  ein  anderes,  ein 
Drittelmetretes,  welcher  wahrscheinlich  einem  ganzen  Metretes  von 
38,7  Liter  entsprochen  hat,  zu  einem  reichlicheren  Betrage  erst  dann 
kommt,  wenn  man  das  Mafs  bis  zu  dem  äufsersten  Rande  nimmt  ^) 

ist  nach  Böekh  *V>«  olympischer  Kubikfafs,  1  olympischer  Kabikfafs  &=•  ^^o 
römischer  Kabikfafe,  also  der  Metretes  »  '7^  X  h  "°  V*  römischer  KubikfuTs 
oder  Amphora. 

1)  Zasammengestellt  von  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  279  f. 

2)  Rednciert  aus  den  1717,9,  bez.  2033,56  Pariser  KubikxoU,  welche  Böckh 
angiebt    Über  den  letzteren  Maximalbetrag  vergl.  unten  Anm.  5. 

3)  Oder  1950  Par.  Kubikzoll  nach  den  Messungen  bei  Böckh.  Die  von 
£esem  unter  Nr.  5^7  aufgeführten  Vasen  sind  in  England,  und  zwar  nach 
anderer  Methode  als  die  Berliner  Vasen  gemessen^  sie  sind  auffallender  Weise 
sämtlich  kleiner  als  diese.  Bei  den  BerUner  Vasen  scheinen  diejenigen  Mes- 
mmgen  annehmbarer  zu  sein,  welche  nur  bis  zum  schwarzen  innem  Rande, 
nicht  bis  zum  äufsersten  Rande  genommen  sind.  So  giebt  Nr.  2  1950,89  Kubik- 
zoll —  38,70  liter,  womit  der  Drittel-Metretes  unter  Nr.  4  genau  flbereinstimmt 
Kr.  1  steigt  bis  zu  1981,7  Kubikzoll  —  39,31  Liter,  Nr.  3  sinkt  bis  zu  1884,8 
Kabikzon  —  37,39  Liter. 

4)  A.  Bnmont  in  der  Revue  arch^ologique  1872,  toI.  24,  j>.  297  ff.  Wahr- 
achdolich  aber  gehört  dieses  Geflifs,  trotz  des  athenischen  Stempels,  einem 
anderen  Mafssysteme  als  dem  attischen  an.   VergL  §  47,  3. 

5)  Dies  ist  die  bereits  erwähnte  Tolcentische  Vase  Nr.  4  bei  Böckh  S.  280, 
welche  einen  Drittelmetretes  darstellt.  Bis  zum  äufsersten  Rande  ffefüllt  milst 
sie  677,85  Kubikzoll  «  13,446  Liter,  was  anf  einen  ganzen  Metretes  Ton 
40,34  Liter  führen  wfirde.  Allein  mehr  Wahrscheinlichkeit  hat  die  Messung  bis 
XQiD  innem  schwarzen  Rande  für  sich,  welche  650,30  Kubikzoll  «=>  12,90  Liter 
crgiebt,  mithin  auf  einen  Metretes  von  38,7  Liter  führt. 


110  ATTISCHES  HOHLMASS.  $  le,  4  5. 

4.  Wir  wiederholen ,  dafs  durch  Vergleichung  mit  dem  Längen- 
mafs  der  attische  Metretes  auf  einen  Minimalbetrag  von  mehr  als  39 
Liter  bestimmt  worden  war.  Anderseits  sprechen  die  um  ein  wenig 
niedrigeren  Beträge  der  nachgemessenen  Gefäfse  dafür,  dafs  wir  anch 
über  den  Ansatz  von  39,4  Liter,  welcher  ans  dem  römischen  Hohl- 
mafs  ermittelt  worden  ist,  nicht  hinausgehen.  Wenn  also  nach  einer 
beiläufigen  Notiz  bei  Cornelius  Nepos^)  der  attische  Medimnos  auf  7 
römische  Modien  gesetzt  wird ,  was  auf  einen  Metretes  von  46  Liter 
führen  würde,  so  steht  zunächst  fest,  dafs  damit  nicht  das  normale 
at^cfae  Mafs  gemeint  sein  kann.  Wenn  sich  also  nicht  etwa  ein  Fehler 
in  die  Überlieferung  der  Zahl  eingeschlichen  hat  ^) ,  so  bleibt  nur  die 
Vermutung  übrig,  dafs  es  nach  einem  nicht  näher  bekannten  lokalen 
Brauche  ein  reichliches  Mafs  von  effektiv  7,  statt  6  Modien  war,  welches 
Atticus  je  als  einen  Medimnos  den  athenischen  Bürgern  spendete.^) 

5.  Wenn  nun  auch  diese  Angabe  des  römischen  Schriftötellers 
dem  Zweifel  und  verschiedenartiger  Deutung  ausgesetzt  ist,  so  viel 
bezeugt  sie  uns  doch  sicher,  dafs  das  attische  Mafs  nicht  kleiner 
gewesen  ist,  als  wir  oben  (§  16, 1)  angenommen  haben.  Um  so 
weniger  vnrd  also  die  Annahme  einiger  neueren  Gelehrten  Bilhgung 
finden  können ,  wonach  die  griechischen  Hohlmafee  zu  den  entspre- 
chenden römischen  sich  wie  3 : 4  verhalten  sollen. 4)  Der  Metretes  würde 
also  nur  IVs  (statt  IV2)  Amphora,  der  Medimnos  nur  4V2  (statt  6) 
Modien  betragen.  Diese  Ansätze  widersprechen  so  entschieden  den 
übereinstimmenden  Angaben  der  Alten ,  dafe  dagegen  die  ungenauen 
Bestimmungen,  nach  welchen  griechische  Ärzte  das  Gewicht  der 
kleineren  Hohlmafse  abschätzten^),  nicht  in  Betracht  kommen  können. 


1)  Atticus  2,  6:  uoiversos  fhimenio  donavit,  ita  ut  singulis  Septem  modü 
tritici  dtureniiir»  qui  modus  mensarae  medimniis  Atheois  appellatur. 

2)  Die  Lesart  Septem  für  die  Vulgata  sese  stützt  sich  auf  die  besten  Hand- 
sdiriften  (cod.  Guelferfo.  und  Sangall.).  Doch  ist  die  Annahme  eines  Schreib- 
fehlers nicht  ausgeschlossen,  da  nicht  selten  statt  der  mit  Worten  ausgeschrie- 
heotn  Zahlen  in  noch  älteren  Handschriften  Zahlzeichen  sich  finden. 

3)  In  attischem  Malse  würde  also  ein  Hekteus  zu  jedem  Medimnos  zuge- 
schlaffen  worden  sein.  Das  oben  (S.  109)  erwähnte,  mit  athenischem  Stempel 
versehene  Mafegefafe  von  0,906  Liter  erdihet,  in  Verbindung  mit  dem  System  von 
Gytheion  (f  47, 3),  die  Möglichkeit,  dafs  wirklich  ein  Medimnos  von  7  Modien 
unter  römischer  Herrschaft  in  Athen  üblich  war. 

4)  Pftncton  M^trdogie  p.  239,  Rom^  de  Tlsle  p.  XXXXU  und  25,  neuer- 
dings QneipQ  Essai  I  p.  503  ff. 

5)  Die  Arzte  verschrid>en  in  ihren  Rezepten  flüssige  Medikamente  teils 
nach  dem  Mafse,  teils  nach  dem  Gewichte.  Das  Gewicht  war  tou  alter  Zeit 
her  die  Drachme,  und  zwar  ursprünglich  die  attische  Drachme  (Plin.  21,  34 
§  185,  vergl.  unten  (  20,  4).    So  verschrieb  Heras,  der  zu  Anfang  der  Kaiser- 


j  16,  s.  BESTIMMUNG  DES  ATTISCHEN  HOHLMASSES.  111 

Auch  Galen,  der  an  mehreren  Stellen  griechisches  und  römisches 
Hohhnafs  zu  vei^leichen  versuchte,  hat  sich  dabei  in  mehrfache  Irr- 
tümer verwickelt  und  keinen  Ausweg  aus  den  verschiedenen  ihm  vor- 
liegenden Angaben  zu  finden  vermocht.  0  So  sehr  also  auch  das  Un- 
ternehmen des  trefflichen  Schriftstellers,  die  überlieferten  wider- 
sprechenden Mafsangaben  mit  einander  in  Einklang  zu  setzen,  unsere 
Anerkennung  verdient,  so  wenig  dürfen  wir  anderseits  aus  seinen 
schwankenden  Ansichten  auf  eine  Ungleichheit  des  altischen  und  rö- 
mischen Hohhnafses  schliefsen. 


teit  in  Rom  lebte,  nach  Galen  de  coropoB.  medic.  p.  gen.  p.  8t3  (Metrol.  seript.  I 
p.  215)  in  einem  Rezepte  180  Drachmen  Olivenöl,  wo  Herakleides  von  Tarent, 
der  dasselbe.  Rezept  gegeben,  3  Kolylen  verordnet  halte.  Heras  rechnete  also 
die  Kotyle  Öl  zu  tH)  Drachmen.  Nehmen  wir  an,  dafs  er  hierbei  einem  älteren 
Ansätze  folgte,  dem  die  vollwichtige  attische  Drachme  zu  Grunde  lag,  so  er- 
giebt  sich  för  die  Kotyle  ein  Betrag,  welcher  der  römischen  Hemina  fast  genau 
gleiefakommt,  also  die  Identität  beider  Mafse  bestätigt  Denn  60  attische  Drach- 
mtü  Olivenöl  nehmen  ein  Volumen  von  0,285  Liter  ein,  während  die  Hemina  (nach 
Tab.  XI)  0,274  Liter  beträgt.  Die  geringe  Differenz  erklärt  sich  daraus ,  dafs 
die  Bestimmung  eben  nur  eine  annähernde  sein  sollte.  So  kam  es  weiter,  dafs 
OMD  auch  das  Wasser-  oder  Weingewicht  d^  ^^^^^  ^^^^  demselben  Betrage 
ansetzte,  wie  wir  dies  in  mehreren  metrologischen  Tafeln  finden,  welche  unter 
Gaiens  und  Oribasios'  Namen  überliefert  sind  (s.  den  Stellennachweis  im  Index 
zu  den  Metrol.  script.  unter  xarvXrj  6).  Auch  Plinius  a.  a.  0.  und  das  Carmen 
de  ponderibus  vs.  75  f.  stimmen  damit  uberein.  Aber  die  Abweichung  des  Ma6- 
betrages  war  inzwischen  noch  vermehrt  worden,  indem  in  jener  Zeit  die  Gewichts- 
dracluDe  nichts  anderes  als  der  damalige  Denar  von  Vo«  Pfund  oder  3  Skrupel 
war.  Dadurch  kam  man  zu  einer  Kotyle,  welche  nur  '/^  des  gleichnamigen 
attischen  Mafses  betrug  und  als  Hälfte  einer  anderen  provincialen  Kotyle  zu 
betrachten  ist:  s.  das  Nähere  unten  §  53,  16  vergl.  mit  §  53,  13. 

1)  Galen  will  de  compos.  medic..  p.  gen.  p.  813  (Metrol.  Script.  1  p.  215  f.) 
nachweisen,  dafs  Heras  die  Kotyle  Öl  mit  Recht  zu  60  Drachmen  ansesetzt 
habe:  nal  ya^  ihcst  ^  y«  *j4mx^  (B^ayf^ai  f),  d^  ovyyiav  ovaa  rav  IraXi' 
xc?v.  ilxovai  ycL^  al  6^  ovyylat  (IraMxai]  a*  ip  xOiS  xarajBTfiijfidvoie  xe^a- 
9w  ima  xcd  rmiguav  ovyyiae  ciad'iuxas,  aiTtves  $'  BqaxfAai  yCvovrai  r^fi 
^uas  avyyias  tj'  S^axftoß  dexofunjs.  Das  xaxettstfjtfifAivov  xs'^ae  ist  das  Ölhorn 
(§  17, 6),  welches  der  römischen  Hemina  gleich  und  durch  Striche  duodecimal 
in  Unzen  getfjlt  war.  Es  fragt  sich  nun,  wie  Galen  dazu  kommt  der  Kotyle 
9  Unzen  des  Ölhoms,  d.  h.  */4  der  Hemina  zu  geben.  Ebenda  p.  893  (I  p.  217) 
sagt  er,  dafs  es  verschiedene  Kotylen  gebe,  die  attische,  alexandrinische,  ephe- 
nsche  nnd  andere;  dann  bemerkt  er  Qber  die  Kotyle  der  Ärzte:  oi  /ujp  ovv 
nkdcroi  tov  yoaynhnofv  na^  fiirqanf  xal  arad'fiwv  &'  yaciv  ovyytwv  rtSv 
Ar  T^  'Paffiaixfjs  Xir^as  rrjv  vno  rav  iarqmv  iv  Tolß  iga^/^axirtffi  ßißXots 
ytv^a^fUrfiv  xorvlnr,  äXXot  Si  r^  rSv  ip  tpaciv  ovyyicav  vn*  avrtov  Xaye- 
9&at^  itad^BQ  i§ß  ^^17  t^  Xi'tQav  rov  iXaürv  <rvvfid'ms  orofia^ovciv.  Nach 
to  l^tefen  Ansicht  wurde  also  die  Kotyle  der  Hemina  gleich  gesetzt;  eben 
darauf  hinaus  geht  aber  auch  die  Bestimmung  zu  9  Unzen.  Galen  fügt  nach 
•nnen  QuelleD  hinzu  dx  rws  'Jno/taXmjs  Xir^at,  womit  unzweifelhaft  das  Ge- 
wietofoBd  beseidinet  ist;  höchst  wahrscheinlich  lagen  ihm  Bestimmungen  nach 
deoiOlffewicfate  vor,  wie  in  mehreren  Tafeln  der  Galenischen  Sammlung  (Metrol. 
Script  I  p.  228  f.  239.  241  n.  s.  w.:  vergl.  Index  unter  xorvXij  3),  wonach  die  Ko- 
tyle Öl  9  Unzen  wiegt    Dies  auf  Wassergewicht  reduciert  ergiebt  10  Unzen, 


112  RÖMISCHES  HOHLMASS.  §  17.  i. 

{17.   Das  römische  Hohknafs. 

1.  Bereits  in  der  Einleitung  sind  die  Gesichtspunkte  angedeutet 
worden ,  nach  denen  im  Altertum  das  Längenmafs  einerseits  und  das 
Gewicht  anderseits  sich  gewissermafsen  im  Hohhnafse  berührten 
(§  1, 1).  Die  Römer  bildeten  aus  dem  attischen  Metretes  ihre  Amphora, 
welche  zu  jenem  sich  wie  2 :  3  verhielt  und  deren  Wassergewicht 
demnach  gerade  1  attisches  Talent  betrug  (§  46, 11.  14).  Eben  dieses 
Mafs  galt  ihnen  aber  auch  als  der  Kubus  eines  römischen  Fufses. 
Leicht  liefse  sich  nun  hieran  die  weitere  Folgerung  knüpfen ,  dafs  die 
Römer,  eben  durch  Vermittelung  des  Hohlmafses,  entweder  nach  dem 
Gewichte  das  LSngenmafs,  oder  umgekehrt  nach  dem  letzteren  das 
Gewicht  geregelt  hätten ;  und  da  nachweislich  das  Gewicht  eine  fest 
überlieferte  Gröfse  gewesen  ist,  während  das  Längenmafs  innerhalb 
enger,  aber  doch  merklicher  Grenzen  Schwankungen  zeigte,  so  könnte 
man  weiter  behaupten,  dafs  es  das  Längenmafs  war,  welches  dem 
Hohlmafse,  d.i.  dem  Gewichte,  untergeordnet  wurde.  Doch  ist  dem 
nicht  so  gewesen.  Zunächst  waren  weder  die  Theorie  noch  die  Tech- 
nik soweit  fortgeschritten,  dafs  es  möglich  gewesen  wäre,  die  Kante 
des  Würfels,  dessen  Wassergewicht  1  Talent  oder  80  Pfund  beträgt, 
mit  der  erforderlichen  Genauigkeit  zu  bestimmen;  aufserdem  aber 
hatte  man  keinen  Anlafs  von  demjenigen  Werte  des  römischen  Fufses 
abzuweichen,  welcher  als  Mafsstab  der  Architekten  Oberliefert  war, 
und  man  begnügte  sich  mit  dem  leicht  zu  ermittelnden  Resultate,  dafs 
der  Kubus  dieses  Fufses  in  der  That  möglichst  nahe  ein  Wassergewicht 
von  80  Pfund  darstellte.  ^  In  der  Praxis  aber  entschied  für  das  Hohl- 


das  gesetzliche  Gewicht  der  romischen  Hemina.  Doch  wie  dem  auch  sein  mag, 
die  Kotyle  der  Ärzte  hielt  9  Unzen  an  Gewicht;  dafür  aber  setzt  Galen  an 
der  zuerst  angeführten  Stelle  9  metrische  Unzen,  welche  nur  7  Vs  Gewichts- 
unzen betragen.  Veranlafst  dazu  wurde  er  durch  die  Bestimmung  der  Kotyle  zu 
60  Drachmen;  denn  60  Drachmen  zu  7»  Unze,  wie  er  sie  rechnet,  sind  eben  7Vs 
Unzen  und  diese  wiederum  entsprechen  9  metrischen  Unzen  (§  17,  6).  Auch  an 
anderen  Stellen  nennt  er  Kotylen  von  9  und  12  Unzen  neben  einander,  ohne  zu 
einer  sicheren  Entscheidung  zu  gelangen.  Vergl.  Metrol.  Script  I  p.  78  ff.  und 
den  Stellennachweis  im  Index  unter  Hoxvkri  6.  7. 

1)  Nach  genauer  Berechnung  ist  der  Kubus  des  anderweit  bestioimten 
römischen  Fufses  etwas  kleiner  als  deijenige  Kubus,  dessen  Wassergewicfat 
80  Pfund  beträgt  (§  18,  1),  oder  umgekehrt  fallt  der  nach  dem  Gewicht  und 
Hohlmafe  berechnete  Fufs  etwas  gröfser  aus  als  der  römische  Fufs  in  Wirklich- 
keit war  (S  14,  2).  Mit  Recht  sagt  daher  Böckh  MetroL  Unters.  S.  27 :  'Alle 
Versuche,  das  römische  Pfund  aus  dem  römischen  Langenfufs  oder  omgekehrt 
zu  bestimmen,  müssen  wir  bei  Seite  liegen  lassen'.  Vergl.  ebenda  S.  29.  207. 
290  f.,  Hussey  p.  217,  meine  Recension  des  Brandisschen  Werkes  in  Fleckeisens 
Jahrb.  1867  S.  521  ff. 


§17,1  QUADRANTAL.  113 

mafs  lediglich  das  Gewicht  i)  Das  runde,  bauchige,  jedenfalls  in  seiner 
Form  weit  yon  einem  regelmftfeigen  mathematischen  Körper  abwei- 
chende Gef^,  welches  eine  Amphora  halten  sollte,  wurde  nicht  darauf 
bin  geprüft,  ob  sein  Wassergehalt  einen  Kubikfufs  betrage,  sondern 
ob  derselbe  80  Pfund  wiege,  und  auf  demselben  Wege  wurden  auch 
die  Unterabteilungen  des  Hauptmafses  bis  herab  zu  der  kleinsten  noch 
mit  der  erforderiichen  Genauigkeit  bestimmt  (§  17, 4). 

2.  Die  Amphora  hiefs  mit  Rücksicht  auf  ihr  Verhältnis  zum  Län- 
genmafe  qimdrarUäL  Die  Entstehung  des  Namens  erkViti  Festus:  qua- 
dra n  tal  vocabant  antiqui,  quam  ex  Graecoamphoram  dicunt,  quod  y  as 
pedis  quadrati  octo  et  XL  capitsextarios^);  und  das  Lehrgedicht  über 
die  Mafse  zeigt,  wie  ein  solches  GeMs  zu  konstruieren  ist. 3)  Später 
wurde  die  aus  dem  Griechischen  entlehnte  Benennung  amphora 
übUch.4)   Die  amüiche  Bestimmung  über  den  Betrag  des  Quadrantal 


1)  Den  direkten  Beweis  dafür  liefern  das  Silianische  Plebiscit  und  die  Auf- 
schrift des  Fameaischen  Gongius,  welche  nur  die  Bestimmungen  nach  dem  Ge- 
wichte kennen.  Über  die  entsprechende  Normierung  der  übrigen  Mafse  s.  unten 
9  17,  4. 

2)  Fest  p.  258  ed.  Mueller.,  und  nach  ihm  Paulus  p.  259.  Der  Sinn  von 
Festus*  Worten  ist  zwar  verständlich;  doch  ist  es  klar,  dafs  der  genauere  Aus- 
druck sein  soUte  'weil  das  Mafs,  welches  48  Sextare  hält  (nämlich  die  Am- 
phora), ein  Gefäfs  Ton  einem  Kubikfufs  ist'.  VergL  die  in  die  Exposiüo  des 
Balbos  eingefügte  Mafstafel  Metrol.  Script  II  p.  124, 12 :  pes  quadratus  concavus 
capit  amforam,  Isidor.  Etymol.  25,  16  (Metrol.  Script  II  p.  120):  recipit  autem 
(amphora)  Tini  vel  aquae  pedem  quadratum.  Dieselbe  Bestimmung  des  römischen 
cx9f906  novs  findet  sich  mehrmals  in  der  unter  Euklids  Namen  überlieferten 
Ma&tafe)  und  in  der  Heronischen  Stereometrie:  s.  Metrol  Script  In.  59  f.  198, 15. 
202, 22.  203, 10.  21.  205, 8,  Heron  Stereom.  (in  Heronis  geom.  ed.  Hultsch)  1, 48  f., 
n,  8  f.  27  f.  30,  Mens.  23,  l,  Geep.  203, 1.  204,  1.  —  Über  die  Benennung  atwdlra- 
itfffürKnbikfufs  s.  Baibus  Exposit  in  Metrol.  Script  n  p.  59, 13:  solidum  est 
quod  Graeci  stereon  appellant,  nos  quadratos  pedes  appellamus,  Gell.  1, 
20,  2  (bei  Erklärung  des  Begriffes  $oHdum):  qualia  sunt  quadrata  undique,  quae 
wßcvs  illi,  nos  qnadrantalia  dicimus. 

3)  Vs.  59 ff.  (Metrol.  Script  Dp.  90): 

Pes  longo  in  spatio  latoque  altoque  notetur, 

Angulus  ut  par  sit  quem  claudit  linea  triplex, 

Quattnor  et  medium  quadria  cingatur  inane; 

Amphora  fit  cybus  hie, 
d.  h.  es  soll  auf  einer  Fläche  ein  Quadrat,  dessen  Seite  einen  Fufs  beträgt, 
gezogen  und  auf  den  Seiten  desselben  vier  ebenso  grofse  Wände  perpendiku- 
lär  aufgerichtet  werden;  der  dadurch  entstehende  (oben  offene)  Würfel  ist  die 
Amphora. 

4)  Amphora  ist  die  latinisierte  Form  für  afupoqevs  und  bedeutet  ebenso 
wie  jenes  (S.  101  Anm.  4)  ursprünglich  ein  grofses  zweihenkliges  Gefäfs  zur 
Aofbewahrunff  von  Wein  oder  Ol.  So  bei  Gato  de  r.  r.  10.  13.  88  u.  ö.,  der  da- 
von das  Quadrantal  als  eigentliches  Mafs  unterscheidet  Auch  das  Silianische 
Plebiscit  kennt  nur  den  Ausdruck  quadrantal  In  der  Bedeutung  des  bestimmten 
Maises  scheint  amphora  zuerst  bei  Cicero  (pro  Font  9,  19  u.  a.)  vorzukommen, 

Hvltseli,  Matrologie.  8 


114  RÖM16GHES  HOHLMASS.  §  n,  2. 

und  der  davon  abhängigen  Mafee  ist  in  dem  Plebiscit  der  Volkstribunen 
P.  und  M.  Silius,  welches  Festus  anfahrt,  erhalten:  'ex  ponderibus 
publicis,  quibus  hac  tempestate  populus  oetier  (lUt)  solet,  uti  coaequator 
se  (sine)  dulo  malo,  uti  quadrantal  vini  octoginta  pondo  siet,  congius 
vini  decem  pondo  siet,  sex  sextari  congius  siet  vini,  IIL  sextari  qua- 
drantal siet  vini  — ,  sexdecimque  librari  (sextarit)  in  modio  sient'J) 
Es  darf  nicht  auffallen,  dafs  die  Bestimmungen  nicht  nach  dem  Ge- 
wichte des  Wassers  gegeben  sind;  man  nahm  eine  Flassigkeit,  die 
wirklich  im  Handel  gemessen  wurde,  und  wählte  dazu  den  Wein,  der 
dem  Wasser  an  Gewicht  gleich  galt.>)  Ein  genaues  Modell  der  Am- 
phora wurde,  wie  wahrscheinlich  auch  von  anderen  Mafsen,  auf  dem 
Kapitol  aufbewahrt.')  Als  dieses  im  J.  69  bei  der  Bestürmung  durch 
die  Soldaten  des  Vitellius  niedergebrannt  war,  stellte  Vespasian^ 
ebenso  wie  das  grolse  Reichsarchiv,  waihrscheinlich  auch  die  Muster- 
mafse  wieder  her.  Darauf  deutet  die  Inschrift  des  Famesischen  Con- 
ghis  (§  18, 1),  wonach  dieses  Geftifs  unter  dem  sechsten  Consulate 
Vespasians,  d.  i.  im  J.  75,  auf  dem  Kapitole  geeicht  worden  ist. 

So  lange  Rom  Republik  war,  und  unter  den  Kaisem  bis  ins 
zweite  Jahrhundert  n.  (3ir. ,  war  die  Fürsorge  für  richtiges  Mafe  und 


seitdem  aber  ist  dies  der  herrschende  Gebrauch.  Vergl.  Festus  a.  a.  0.:  qua- 
drantal Tocabant  antiaui,  quam  ex  Graeco  amphoram  dicunt;  Yolus.  Maec. 
IHstrib.  §  79:  quadrantal,  quod  nunc  plerique  amphoram  Tocant  —  Ebenso 
wenig,  wie  ursprflnglich  die  Amphora,  ist  der  cadtu  ein  fest  bestimmtes  Maus» 
daher  die  besondere  Bestimmung  bei  Golum.  de  r.  r.  12,  28:  in  cado  duarum  ur- 
narum  («  1  Amphora).  Wo  der  Gadus  als  festes  Mafo  vorkommt,  ist  meist 
der  attische  Metretes  (§  15,  2)  zu  verstehen.  So  unterscheidet  Piin.  14,  14  §  97 : 
vini  Falemi  amphoras,  GMi  cados  (vergl.  ebend.  §  96)  und  das  Carmen  de 
pond.  vs.  84  sagt  ausdrücklich:  Attica  praeterea  discenda  est  amphora  nobis  Seu 
cadus;  ebenso  Isidor.  Etymol.  16, 25, 17  (Metrol.  Script.  U  p.  120):  cadus  Graeca 
amphora  est,  continens  umas  Ul. 

1)  MetroL  Script  0  p.  78  f.  Ebenda  praef.  p.  YIII  sind  die  QueUen  nachge- 
wiesen, aus  denen  die  obige  berichtigte  Lesart  geflossen  ist 

2)  Garmen  de  ponder.  ts.  93:  Nam  librae,  ut  memorant,  bessem  sextarius 
addit,  Seu  puros  pendas  latices  sen  dona  Lyaei;  d.  h.  ein  Sextarius  wiegt  l^a 
Pfund,  mag  er  nun  mit  reinem  Wasser  oder  Wein  gefflllt  sein.  Ebenso  die 
"Ex&ßciß  nsoi  ma&fiimr  xai  ftir^afr  in  der  Galenischen  Sammlung  (Metrol. 
Script  I  p.  229,  18):  ro  v9c9^  xcd  6  otros  Maxa&fUL  Xoyi^ovroUy  und  vergl. 
Metrol.  Script  I  p.  229, 11.  21  ff.  230,  3.  241,  5.  250,  21.  Dafs  jedoch  genauere 
Beobachtungen  schon  den  Alten  einen  Unterschied  der  Gewichte  beider  Flflssig- 
keiten  gezeigt  haben,  wird  in  einer  Anmerkung  zu  §  18,  2  (S.  125,  1)  nachge- 
wiesen werden. 

3)  Garmen  de  pond.  vs.  62:  ouam  (amphoram)  ne  violare  liceret,  Sacravere 
lovi  Tarpeio  in  monte  Quirites.  Daher  CapHoUna  amphora  bei  lul.  Capitolin. 
Vit  Maximin.  du.  4,  und  vergl.  oben  §  14,  1.  Die  Inschrift  bei  OreUi  Nr.  4347 
meldet,  dafs  'mensurae  ad  exemplum  earum  quae  in  Gapitolio  sunt'  auf  kaiser- 
lichen Befehl  den  Stadtprafekten  in  die  italischen  Städte  versendet  worden  sind. 


§  17, 1 3.  MASSE  DES  FLÜSSIGEN.  115 

Gewicht  Sache  der  ÄdileD.i)  Spater  ist  diese  ObliegeBheit  dem  Stadt« 
prafdLten  übertragen  worden,  der  im  ganzen  Bereiche  Italiens  die 
Echtheit  nnd  Gleichheit  der  Mafse  und  Gewichte  aufrecht  zu  erhalten 
hatte.)) 

Die  gesetzliche  Bestinunung  des  Hohlmafses  bUeb  unverflndert 
bis  in  die  späteste  byzantinische  Zeit.  Noch  Heron  Ton  Konstant 
tinopel,  der  im  zehnten  Jahrhunderte  lebte,  setzt  die  Amphora  (x^^cr- 
fjuoy)  gleich  1  römischen  Kubikfufs  und  das  Wassergewicht  derselben 
gleich  80  XLTqctt^haXvKaL^) 

Die  Amphora  war,  wie  aus  dem  bisher  Gesagten  deutlich  hervor- 
geht, das  Hauptmals  für  alle  flüssigen  Gegenstände.  Insbesondere  ist 
noch  zu  erwähnen,  dafs  auch  die  Tragfähigkeit  von  Schiffen  nach 
Amphoren  bestimmt  wurde.^)  Kamen  beim  Transport  trockene  Gegen- 
stande in  Betracht,  so  bedurfte  es  nur  der  Verdreifachung  der  ange- 
gebenen Zahl  von  Amphoren,  um  die  Summe  der  modii  zu  erhalten, 
welche  geladen  werden  konnten. 

3.  Das  Zwanzigfache  der  Amphora  war  der  euUm,  das  Fafs, 
hauptsächlich  ein  Weinmafs.^)  Die  Unterabteilungen  der  Amphora 
ergeben  sich  teils  aus  dem  oben  angeführten  Silianischen  Plebiscit, 
tefls  aus  andern  Zeugnissen.  Volusius  Maecianus^O  bemerkt  darüber: 


1)  Mominseii  Römisches  Staatsrecht  II,  1  S.  470. 

2)  Vergi.  aafser  der  S.  114  Anm.  2  erwähnten  Inschrift  Amm.  Marcell.  27, 9, 
10:  'raetextatus  praefectnram  nrbis  sabUmias  curaos  —  pondera  per  regiones 
institiiit  aniversas,  cum  aviditati  multomm  ex  libidine  trutinas  conponentinm 
occarri  neqoiref,  Marquardt  Römische  Staatsrerwalt.  n  S.  75,  Mommsen  a.  a.  0. 

3)  Nachgewiesen  Ton  Martin  Recherches  snr  H^ron  p.  279. 

4)  Nach  dem  Gesets  des  Volkstribnnen  Q.  Claudius,  welches  kurz  vor  217, 
dem  zweiten  Gonsulate  des  Flaminius,  erlassen  worden  ist  (Liv.  21,  63),  sollte 
kein  Senator  ein  Schiff  von  mehr  als  300  Amphoren  haben:  'id  satis  habitnm 
ad  finnetus  ex  agris  vectandos;  qnaestus  omnis  patribus  indecorus  visus'.  Drei- 
hundert Amphoren  oder  römische  Kubikfufo  sind  gleich  78,79  Hektoliter  (»■  7,88 
Kubikmeter),  oder  nach  römischem  Mafse  für  Trockenes  gleich  900  Modien. 
Wollte  man  die  gesetsliche  Bestimmung  auf  den  gesamten  Rauminhalt  des 
Schiffes  beziehen,  so  erhielte  man  die  Dimensionen  einer  Barke,  eben  noch  grofe 
genug  um  fOr  d^e  Küstenschiffahrt  seetüchtig  zu  sein.  Doch  ist  es  an  sich 
wafancbeinücher,  und  indirekt  bestätigen  es  die  Heronischen,  weit  höheren  An- 

Sben  über  Schiffsmessungen  (Metrol.  scripi  I  p.  202  ff,  und  vergl.  unten  §  53, 12), 
(s  hier  der  Laderaum  für  300  Amphoren  oder  900  Modien  gemeint  war. 

5)  Carmen  de  pond.  ys.  86 :  Est  et  bis  decies  quem  conficit  amphora  nostra, 
Güllen  8:  hac  maior  nulla  est  mensura  liquoris.  Plin.  14, 4  §  52:  saepenumero 
septenos  culleos  singula  iugera,  hoc  est  amphoras  centenas  quadragenas,  musti 
dedere.  Vergl.  Varro  de  r.  r.  1,  2,  7,  €olum.  3,  3.  Um  ein  weniges  grölser  ist 
der  Gnlleus  bei  Gato  de  r.  r.  148:  Tini  in  culleos  singulos  quadragenae  et  sin- 
gdae  umae  dabuntur  («  20Va  Amphorae). 

6)  Distributio  §  79. 

8* 


116  ROmSGHES  HOHLMASS.  i  n,  s. 

quadrantal,  quod  nunc  plerique  amphoram  vocant ,  habet  urnas 
duas,  modios  tres,  semodios  sex,  congios  octo,  sextarios  quadra- 
ginta  octo,  heminas  nonaginta  sex,  quartarios  centum  nonaginta 
duo,  cyathos  quingentos  septuaginta  sex.^)  Hierzu  tritt  noch  das 
acetabulum,  der  yierte  TeU  der  Hemina.^)  Auch  die  Hälfte  des 
Congius  ist  wahrscheinlich  unter  dem  Namen  iemicongiusdis  besonderes 
Mars  vorgekommen.  3)  Zur  bessern  Übersicht  möge  folgende  TabeUe 
dienen: 


1 )  Mit  diesen  Angaben  stimmt  vollständig  die  unter  Dioskorides'  Namen 
überlieferte  Mafstafel  (MetroL  Script.  I  p.  239  ff.),  welche  sich  ganz  anf  das  rö- 
mische Hohlmafs  bezieht  (ebenda  p.  132  f.).  Auch  an  anderen  Belegen  fehlt  es 
nicht  Die  uma  bestimmt  als  die  Hälfte  der  Amphora  auch  das  Carmen  de 
pond.  vs.  64.  Der  ean^tu  wird  als  V*  der  Amphora  bezeichnet  durch  die  fai- 
schrift  auf  dem  Farnesischen  Geftüse:  Piando)  X,  womit  das  Silianische  Pie- 
biscit  und  das  Carmen  de  pond.  vs.  70^  übereinstimmen.  So  auch  die  Tafel  der 
Galenischen  Sammlung  ns^  fUr^wr  vy^w  (Metrol.  Script  I  p.  222,  7):  xo  ^Ixa- 
haov  MQOfuov  {^  ampkora)  ix^i  x^as  («■  congios)  tj  .  Der  $extaritu  wird 
als  der  sechste  Teil  des  Congius  erklärt  im  Carmen  de  pond.  vs.  71  f.,  von  Isi- 
dor.  Etymol.  16,  25,  9  (Metrol.  Script  II  p.  117)  und  anderen  (s.  Index  zu  MetroL 
Script  unter  iicxrfi  2  und  sextarius),  oie  hemina  als  die  Hälfte  des  Sextarius 
im  Carmen  de  pond.  vs.  67  f.  und  anderwärts  (s.  Index  unter  rj/Upa  1  und  Ae- 
rmnaj  und  vergL  Varro  bei  Gell.  3, 14,  2).  Damit  stimmen  die  Berechnungen  bei 
Cato  de  r.  r.  57 :  heminas  in  dies,  id  est  in  mense  congios  OS  —  in  dies  sexta- 
rios, id  est  in  mense  congios  qninque.  Der  quartarius  heifst  als  das  Viertel 
des  Sextarius  bei  Varro  de  r.  r.  3, 14,  4  quadraru;  vergl.  unten  S.  118  f.  Mehr- 
fach abweichende  Angaben  finden  sich  in  dem  erst  aus  Isidor  geschöpften  Frag- 
mente de  mensuris  in  liquidis  (Gromat  ed.  Lachmann  p.  374  ff.,  Metrol.  Script 
H  p.  140  fL).  Die  hier  und  in  anderen  Quellen  überlieferte  spätere  Tradition, 
welche  wahrscheinlich  provinziale  -Satzungen  betrifft,  bedarf  noch  besonderer 
Untersuchung. 

2)  Plin.  21,  34  S  185:  cum  acetabuli  mensura  dicitur,  significat  heminae 
quartam.  Ebenso  Isidor.  16,  25,  7.  Dem  entsprechend  giebt  das  Carmen  de 
pond.  vs.  76  dem  oxybaphon  (^  acetabulum)  l^a  Cya^  Abweichende  Be- 
stimmungen (nachgewiesen  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  hivBa^ar 
und  aectabuhim)  beruhen  auf  Milsverständnissen  oder  beziehen  sich  auf  parti- 
kulare Malse.  —  Noch  klein^e  Mause  als  der  Cyathus  sind  die  Uguia^  ein 
Löffel  zum  Schöpfen,  nach  Colum.  12,  21  etwa  so  viel  als  V'  Cyathus  (Ugula 
cumulata  vel  mensura  semundae),  dann  das  cochleaty  welches  nach  demselben 
V4  Cyathus  beträgt  (cochlear  cumulatum  vel  simile  genus  poculi  eins,  quae  est 
quarta  pars  cvathi).  Letzteres  erscheint  als  Mafs  öfters  bei  Plinius,  z.  B.  20,  6, 
S  45.  21,  27  §  172.  In  der  Tafel  des  Dioskorides  (MetroL  Script  I  p.  241,  3), 
welche  die  römische  Einteilung  der  Hohlmafse  giebt,  heifst  das  Viertel  des 
Cyathus  x^f^Vi  ^^ff^!^  nennt  das  Carmen  de  pond.  vs.  77  das  Viertel  my- 
strumj  den  dritten  Teil  von  diesem  eherne  ^  die  Hälfte  davon  erst  eoehlear, 
Isidor.  16,  25,  3  bestimmt  das  eoehlear  als  den  dritten  Teil  der  eoneula ,  von 
welcher,  wenn  seine  Angaben  übereinstimmen  sollen,  6Vs  auf  den  Cyathus 
gehen  müfsten.  Vergl.  auch  unten  §  17,  5  und  J.  Marquardt  Das  Privatleben 
der  Römer  I.  S.  305  f.  Eine  systematische  Obersicht  über  die  kleinsten  Hohl- 
mafse werden  wir  unten  S  53, 17  und  18,  ausgehend  von  den  provinzialen  ägyp- 
tischen Mausen,  aufstellen. 

3)  Metrol.  Script  L  p.  133. 


S 17, 1. 4.  MASSE  DES  FLÜSSIGEN.  117 


ampbora 

1 

urna 

2 

1 

congius 

8 

4 

1 

sextarius 

48 

24 

6 

1 

bemina 

96 

48 

12 

2 

1 

quartarius 

192 

96 

24 

4 

2 

1 

acetabulum 

384 

192 

48 

8 

4 

2 

1 

cyatbus 

576 

288 

72 

12 

6 

3 

1'/» 

Es  ist  leicht  zu  sehen,  dafs  das  ganze  System  fast  durchaus  dem  grie- 
chischen nachgebildet  ist,  selbst  die  Namen  sind  aufser  uma^  sextarius 
und  quartarius  von  dort  entlehnt.  Schon  der  Umstand,  dafs  das  Ge- 
wicht der  Amphora  gerade  ein  attisches  Talent  beträgt,  weist  darauf 
hin,  dafe  die  Übereinstimmung  mit  den  griechischen  Hohlmafsen  nicht 
etwa  blols  eine  zuföUige  und  ungeßlhre  ist.  Die  Benennung  congius 
ist  aus  dem  griechischen  ycoyxifj ,  vielleicht  mit  Anklang  an  xovg  oder 
XoevQj  hergeleitet  1);  das  Hafs  selbst  ist  jedenfalls  gleich  dem  griechi- 
schen x^^S^'»  acetabulum  ist  Übersetzung  von  o^vßatpov^  der  xva&og 
ist  unverändert  herübergenommen  worden.  Daneben  ist  eigentümlich 
römisch  die  Einteilung  des  Congius  in  Sechstel,  sextarii,  und  dieser 
in  Viertel,  quartarii.  Beide  Benennungen  sind  umgekehrt  als  ^iari^g 
und  %i%a^ov  zurück  in  das  Griechische  übergegangen.  EndMch  für 
die  Hälfte  des  Sextarius,  die  der  attischen  xoTvXtj  gleich  kommt  3),  ist 
wiederum  die  zur  Hälfte  griechische  Benennung  hemina  von  den 
Romern  aufgenommen  worden  (§  15, 2).  Dies  ist  das  bunt  zusammen- 
gesetzte Bild  der  römischen  Flüssigkeitsmafse.^) 

4.  Die  gesetzUche  Bestimmung  der  Hohlmafse  nach  dem  Wein- 
gewichte hatte,  wie  schon  bemerkt,  für  die  Ärzte  noch  den  besonderen 
Vorteil,  dafe  sie  in  ihre  Rezepte  Hohlmafse  von  kleinsten  Beträgen 
aufnehmen  und  ihre  Anweisungen  mit  denjenigen  anderer  Ärzte, 

1)  Christ  in  Fleckeisens  Jahrb.  1865  S.  440. 

2)  Gaimen  de  pond.  ts.  70:  Adde  dnos,  chus  fit,  vulgo  qui  est  congius 
idem.  Ebenso  die  Tafel  des  Dioskorides  p.  240,  18:  o  xffvs,  rovximi  xo  mSv- 
ytor.    Andere  Belege  weist  der  Index  lu  den  Metrol.  Script  unter  yov£  4  nacn. 

3)  Athen.  11p.  479  A:  Jt6dc9^  8i  iv  ^ftaXixaXe  yh^caau  xeU  HocatXianf^ 
tk  ftjff*  UdfiftXos,  rrjp  HO%vhfiv  xalBic&ai  xcU  f^/tipav.  Die  Tafel  des  Dios- 
korides p.  240,  21.  241,  14:  ^/liva,  rovr^riv  17  xarvXf],  und  ebenso  andere 
Mafttafeln:  s.  Metrol.  Script  I  p.  250, 14.  251,  3  (nebst  Index  unter  v/*^*^),  <^ar- 
men  de  nonder.  vs.  67  f.,  Isidor  16,  25,  8  (Metrol.  script  II  p.  116). 

4)  Diese  Übertragung  griechischer  Mafse  nach  Rom  U(st  auf  einen  alten, 
lebhaften  Handelsverkehr  schlieüsen.  Verschiedene  Spuren  weisen  auf  eine 
Entlehnui^  aus  Sidlien  hin.  Vergl.  Monunsen  Rom.  Gesch.  P  S.  205  f.,  E  Bor- 
mann in  Gommentat.  Mommsen.  p.  752,  unten  §  56,  3. 


118  RÖMISCHES  HOHLMASS.  f  17, 4. 5. 

welche  etwa  die  Gewichtsangaben  Tonogen,  leicht  yergleichen  konnten. 
Aufeerdem  führte  die  Praxis  dazu,  die  Hohhnafse  auch  nach  den  Ge- 
wichten des  Öles  und  Honigs,  bisweilen  auch  anderer  Flüssigkeiten 
zu  bestimmen.  1)  So  entstanden  in  der  Kaiserzeit  verschiedene  Cber- 
sichten,  welche  besonders  für  die  Kenntnis  der  kleinsten  Hohlmafse 
von  Wichtigkeit  sind.  Wir  beschranken  uns  darauf  die  Übersicht  der 
Weingewichte  nach  der  dem  Dioskorides  zugeschriebenen  Tafel  Tce^l 
liixqiov  xal  CTa^fiuiv  zu  geben,  da  diese  lediglich  die  in  Rom  üblichen 
Bestimmungen  zu  enthalten  scheint^: 

amphora  (xeQdfuov)  .  .  .  wiegt  80  Pfund 

uma  (ovgva) „ 

congius  (xovQt  xoyyiov)  .     „ 

semicongius  {rnwnoyyiov)     „ 

sextarius  (^ianj^)  ....     „ 

hemina  {^filvoj  xotvIij)  .     ^ 

quartarius  (teradvoy)  .  .     „ 

acetabulum  {6^vßaq>ov)  .     „ 

cyathus  (xvad^og)   ....     „ 

cochlear  (xi7/ti37) „ 

6.  Besonders  zu  erwähnen  ist  noch  die  Anwendung  der  gewöhn- 
lichen Duodecimalteilung  (§20,  1)  auf  den  Sextarius.^)  Das 
Zwölftel  desselben,  der  Cyathus  (■»  4,56  Centiliter),  war  das  Hafs  für 
die  kleine  Schöpfkelle,  mit  welcher  der  Wein  aus  dem  gröberen  Ge- 
filfse,  dem  crafer,  in  die  Trinkbecher  gefallt  wurde.  Die  Gröise  der 
Becher  und  das  Mafs  des  hineinzufflllenden  Weines  war  nach  den  Um- 
ständen verschieden.  So  gab  es  trientes^  Drittelsextare  zu  4  Cyathi, 
etwa  im  Betrage  von  2Deciliter,  fuadranies  zu  3,  sextantes  zu  2Cpthi.<^) 
Bei  Trinkgelagen  hatte  man  grofse  Kelche,  welche  nahezu  einen  Sextar 

1^  Vergl.  Metrol.  Script.  I  p.  69  f.  100  f.,  hidex  onter  ilcuor,  (Uh,  ohßos, 

2)  Metrol.  Script  I  p.  240  f.  und  vergL  ebenda  p.  76  f.  132 1 

3)  Oder  l'/s  Uoie  and  dazu  4  Skrupel,  wie  die  Mabtafel  angiebt,  d.  i.  lo- 
sammen  40  Skrupel. 

4)  Oder  3  Drachmen  und  1  Skrupel,  wie  die  Mabtafel  hat,  d.  L  zusammen 
10  Skrupel,  denn  die  Drachme  hatte  seit  Nero  3  Skrupel  (§  20,  4). 

5)  Ideier  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  d.  Wiss.  1812—13  S.  126,  Becker 
OaUus  ms  S.  282  f.,  Blarquardt  PrivaÜeben  der  Römer  1  S.  324  fL 

6)  Über  den  trimis  vergl.  Becker  a.  a.  0.  Dals  unter  Umständen  auch  der 
quadrant  als  eigenes  Gefiüs  gebraucht  wurde,  geht  aus  Gelsus  3,  15  hervor 
(sumere  yini  quadrantem);  und  wenn  es  von  Augustus  helfet,  dafo  er  niemals 
mehr  als  imo»  s^xtantei  (S.  119,  Anm.  3)  trank,  so  liegt  doch  wohl  nichts  naher 
als  die  Annahme,  dafo  er  dazu  auch  Becher  vom  Betrage  eines  Sextans  hatte. 


40 

n 

10 

w 

5 

w 

1 

n 

8  Unzen 

— 

n 

10     ff 

— 

f9 

5     ff 

— 

ff 

2Viff 

— 

w 

12/s  Unzen») 

— 

ff 

V12  Unze.*) 

§17,5.  DUQDEGIMALTEILUNG.  119 

oder  nach  heutigem  Mause  reichlich  einen  halben  Liter  fabten.  Man 
beieichnete  nun  die  Zahl  der  Cyathi,  die  in  den  Becher  geitült  wurden, 
kurz  mit  den  gebräuchlichen  Namen  der  Teile  des  As.^)  Nur  einige 
mndae  verdünnten  Falemerweines  zu  trinken  erscheint  bei  Martial  <) 
als  Zeichen  auffallender  Enthaltsamkeit;  Augustus  überschritt  selbst 
bei  besonderen  Anlässen  nicht  das  Mais  von  sechs  $€xtaHt€$^);  ein 
quadr&ns  Wein  ist  bei  Celsus  (3,15)  die  Ration,  die  einem  Kranken 
verordnet  wird.  Bei  lustigen  Gelagen  wurden  aus  den  groben  Bechern 
natürUch  auch  gröbere  Quantitäten  getrunken.  Von  einem  Zecher 
heibt  es  bei  Martial«)  tepiunce  fmUto  perdüui  stertU;  ein  anderer 
bringt  es  zu  deuneesj  er  labt  sich  also  den  Becher  fast  bis  zum  Rande 
füllen.  Horaz  setzt  als  höchstes  Mab  Becher  von  9  Cyathi,  rät  aber 
denen ,  die  nicht  in  Hitze  kommen  wollen ,  nur  einen  Trunk  von  je 
3  Cyathi  an.^)  Den  Anlab  noch  andere  Unterabteilungen  zu  machen 
bot  die  Sitte  auf  die  Gesundheit  einer  Person  so  viele  Cyathi  zu  trinken, 
als  der  Name  Buchstaben  enthält  So  werden  6  Cyathi  zu  Ehren 
Cäsars  getrunken,  ein  qumeimx  für  Gaius,  ein  6es,  d.  i.  8  Cyathi,  für 
Proculu8.<0 

In  dem  Lehrgedicht  über  die  Gewichte  wird  die  duodecimale 
Teilung  des  Sextarius  weiter  bis  herab  zum  scripuhun  durchgeführt. 
Diesem  Bruchteile  soll  als  Mab  das  eodear  entsprechen.  Der  Bruch 
dmidia  sextula  (§  20,2)  wird  eherne  y  der  siciUcHS  wird  mystrum  ge- 
nannt.'0 

1)  Biarqnardt  a.  a.  0.  giebt  die  Übersicht  aller  nachweisbaren  Betrage  von 
der  imda  ^  1  Gyatbus  bis  lum  detmx  — i  11  Cyathi  ^  0,502  Liter. 

2)  Epigr.  1, 106:  Interponis  aquam  anbinde,  Rnfe,  Et  si  cogens  a  sodale, 
taiam  Dilnti  bibis  nnciam  Falemi. 

3)  Suet  Aug.  77 :  quotiens  lar^ssime  se  invitaret,  senos  sextantes  non  ex- 
cessit  Ein  Sextans  ist  etwas  kleiner  als  eins  unserer  gewöhnlichen  Wein- 
gläser, 6  Sextanten  machen  noch  nicht  eine  Flasche. 

4)  Epigr.  3,  82,  29.  Vergl.  12,  28:  Poto  ego  sextantes,  tu  potas,  Ginna, 
deunces.  Et  quereris  quod  non,  Ginna,  bibamus  idem. 

5)  Garm.  3, 19, 11—16.  YergL  Marquardt  a.  a.  0.  S.  325  Anm.  14.  Von 
Mischuogsverhältniflsen,  wie  bei  Aristopn.  Equ.  1187  u.  a.  ist  hier  schlechter- 
dings nicht  die  Rede. 

6)  Martial.  11,  36:  Quincnnces  et  sex  cyathos  bessemque  bibamus,  Gaius 
it  fiat  loUns  et  Proculus.  VergL  1,  71.  8,  51,  21.  9,  93 ;  Bedcer  Gallus  P  S.  200, 
Marquardt  S.  326. 

7)  Garmen  de  pond.  vs.  67  f.  73—82,  und  dazu  die  Erklärung  in  MetroL 
Script,  n  p.  28  fiL  Dieser  Gedanke  lag  nahe,  da,  wie  eben  gezeigt  worden  ist, 
un  gewönnlichen  Sprachgebrauche  der  Gyatbus  als  uncia,  d.  i.  Zwölftel  des 
Sexlars,  und  entsprechend  die  Mehrfachen  des  Gyatbus  bezeichnet  wurden. 
Doch  scheint  das  Streben,  jedem  Bruchteile  des  Sextars  ein  kleines  Hohlmafe 
entsprechen  zu  lassen,  zu  willkOrlichen  Ansätzen  veranlaÜBt  zu  haben.  VergL 
MetroL  Script.  II  p.  29  und  unten  §  53, 17.    Übrigens  sind  die  Bezeichnungen 


120  RÖMISCHES  HOHLMASS.  §  n. «. 

6.  Auch  bei  der  H  em  i  n  a  war,  besonders  im  Gebrauch  der  Ärzte, 
die  duodecimale  Einteilung  ttblich.  Galen  erwflhnt  an  mehreren 
Stellen  ein  in  Rom  gebräuchliches  GefHis,  welches  aus  durchschei- 
nendem  Hom  gefertigt,  und  an  dessen  Aulsenseiten  Kreise  eingeritzt 
waren,  nach  welchen  das  hineingegossene  Ol  oder  andere  Flüssig- 
keiten gemessen  wurden.  Aus  den  von  ihm  gegebenen  Andeutungen 
geht  mit  Sicherheit  hervor,  dab  dieses  ölhom  das  Hals  der  Hemina 
hatte,  und  dafs  es  in  Zwölftel  oder  Unzen  eingeteilt  war.i)  Danach 
hiefs  das  Ganze  Xltga  iXalov  und  seine  Teile  fierQtxal  ovyylai  oder 
Unzen  des  ölpfundes,  und  das  Hom  selbst  wurde  als  Pfundhorn 
bezeichnet.  2) 

der  Hohlmafse,  wie  sie  das  Lehrgedicht  nach  der  Asteilune  giebt,  nicht  ra 
Tcrwechseln  mit  den  Gewichten  Weins,  welche  jedem  Hommalse  zukommen. 
Der  Gyathus  z.  B.,  welcher  als  Brachteii  uncia  heilist,  wiest  nach  dem  Lehr- 
gedicht 10  Drachmen,  d.  i.  nach  damaligem  Gewichte  I74  Unze,  nnd  ent- 
sprechend die  fibriffen  Mafse. 

1)  Galen  spricht  von  dem  Ol  hörne  oder  Olpfunde  und  seinen  Unzen 
an  mehreren  Stellen,  welche  in  den  Metrol.  Script  1  p.  209  ff.  dbersichtlidi  anf- 
gefdhrt  sind  (rergleiche  den  Nachweis  im  Index  unter  k^^os,  Xir^a  4,  Xit^aior 
xi^as).  Am  deutlichsten  bescl^eibt  er  es  p.  213,  2  (de  comp^s.  med.  p.  gen. 
p.  616  Kühn):  l<rr«  8i  na^*  ccvroie  {roie  *Po}fiaio^)  ft^^ov,  tp  x6  ilcuov  fu- 
r^o$v,  ipTttftijfidvov  y(Htfifiais  duu^ovcais  ro  avfinav  sie  fiigri  ^f*  iud  xa- 
Aetra«  fthf  t6  oAov  fiirqov  vre*  avrdv  XIt(hi,  ro  imSinarov  0*  oirr^  avyyiitn 
In  diesem  Sinne  werden  auch  p.  216,  2  ovyyia$  ^IxaUxai  al  iv  roU  xaraT«- 
tfirifUvoiQ  xä^aaw,  und  p.  210,  9  u.  ö.  /ur^ixal  ovyyUu  erwähnt  (Tcrgl.  I^dex 
zu  Metrol.  Script  unter  ovyyla  8).  Es  war  also  ein  zum  Messen  des  Öles 
bestinuntes  Gefafe,  welches  duodedmal  in  uneiae  geteilt  war.  Den  Betrag  des- 
selben giebt  Galen  nirgends  direkt  an.  doch  läfst  sich  derselbe  aus  dem,  was 
er  p.  217, 13  bemerkt,  entnehmen.  Dort  sagt  er,  er ^ habe  durch  eigene  Ab- 
wägung gefunden,  dafe  die  12  metrischen  Unzen  des  Ölhorns  — i  10  Gewichts- 
unzen seien,  und  übereinstimmend  damit  setzt  er  p.  216,  2  neun  metrische 
Unzen  *»  7.Va  Gewichtsunzen..  Nun  scheint  das  nächstliegende  anzunehmen, 
dafs  er  das  Ölhom  nach  dem  Olgewichte  angegeben  habe,  allein  diese  Voraus- 
setzung führt  auf  allerlei  Widersprüche.  Denn  erstlich  giebt  es  unter  den  uns 
bekannten  römischen  Hohlmafsen  keines,  dessen  Olgewicht  10  Unzen  beträgt, 
und  dann  wird  auch  sonst  das  Hohlmalis,  wenn  nicht  ausdrücklidi  das  Gegen- 
teil bemerkt  ist,  regelmäßig  nach  dem  Wassergewicht  bestimmt  Nach  dem 
Wassergewicht  aber  passen  die  10  Unzen  genau  auf  die  Hemina,  denn  das 
Zwülftache  derselben,  der  Gongios,  wiegt  10  Pfund  oder  120  Unzen;  also  war 
das  Ölhom  in  seinem  Betrage  identisch  mit  der  Hemina.  Dies  bestätigt  auch 
Oreibasios  in  der  Galenischen  Sanunlung  p.  224,  7,  indem  er  dem  Sextarius, 
dem  Doppelten  der  Hemina,  24  metrische  Unzen  giebt    Yergl.  Queipo  Essai  1 

S.  51^,  Metrol.  Script  I  p.  79  f.  —  Böckh  p.  18  f.  sieht  in  der  metrischen  Unze 
es  Olhoms  das  Äquivalent  einer  Unze  wassergewicht,  was  sich  schwerlich 
erweisen  läfst  und  das  Problem  nur  Terwickelter  macht 

2)  Siehe  den  Stellennachweis  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  xd^Sf 
Xiroa  4,  XiT^€uov  xä^as,  ovyyia  8.  Zum  Unterschied  Ton  der  metrischen  Unze 
hieis  die  Gewichtsunze  irra^fitxrj  ovvyia:  s.  ebenda  unter  ovyyia  7.  Dafs  das 
Ölhom  bereits  Tor  Galens..Zeiten  üblich  war,  beweist  die  Erwähnung  eines 
eomu  hilibre,  d.  i.  eines  OlmaÜBes  Ton  2  hemina§  und  24  Unterabteilungen, 


i  17, 7.  MASSE  DES  TROCKENEN.  121 

7.  Das  HauptmaTs  des  Trockenen  ^ar  der  modiuSj  nach  dem 
Süianischen  Plebiscit  sowie  nach  vielen  anderen  Zeugnissen  der 
dritte  Teil  des  Quadrantal  »>  16  Sextarii.  i)  Schon  hieraus  ergiebt  sich, 
dafs  die  Halse  des  Trockenen,  ebenso  wie  die  des  Fltissigen,  nach  den 
attischen  normiert  waren.  Wie  die  Amphora  gleich  Vs  Metretes,  so 
war  der  Modius  gleich  V«  Hedimnos,  womit  auch  die  Reduktionen  von 
Medimnen,  die  Cicero  ^)  giebt,  Obereinstimmen. 

Gröfsere  Mafse  als  der  Modius  waren  das  der  Amphora  ent- 
sprechende trimodmm,  welches  Flautus  erwähnt;  Columella  nennt 
onMae  trimodiae  und  decemtnodiae.^) 

Der  modius  kastrenm^  welcher  das  Doppelte  des  gewöhnhchen 
Modius,  ungewifs  ob  genau  oder  nur  ungefÜir,  betrug,  ist  ledigUch 
ein  proyinziales  Mafs  gewesen,  welches  mit  dem  jttngern  System  der 
ägyptischen  Ackermafse  im  Zusammenhange  stand  (§  53, 14).  Der 
WMdms  oUarha  bei  Cato  ^)  ist  das  Mais  für  die  gesammelten  Oliven, 
nicht  etwa  ein  Fltlssigkeitsmafs. 

Die  Hälfte  des  Modius  erscheint  als  besonderes  Mafs  unter  der 
Benennung  semodtt»  ^) ;  die  übrigen  Unterabteilungen  des  Modius 
stimmen  nach  Gröfse  und  Benennung  mit  den  FlUssigkeitsmafsen 
flberein.^)  Daraus  ergiebt  sich  folgende  Tabelle: 

bd Borat Sat 2, 2, 61  (dazu Metrol. Script.  11  p.  117, 3. 140, 26).  Die iUr^wird als 
Mafs  för  Salben  auch  Tom  Evangelisten  Johannes  erwähnt  (s.  unten  §  52, 1  a.  E.). 
Bemerkenswert  ist,  dafs  die  französischen  Gelehrten,  welche  das  heutige  Mals- 
system  bildeten,  den  Namen  litre  offenbar  von  der  Galenischen  >Ur^a  entlehn- 
ten, nur  dafs  letztere  nur  etwa  den  Tierten  Teil  des  hentisen  Liters  beträgt. 

1)  Das  Silianische  Plebiscit  (§  17, 2):  sexdecimque  librari  (^  sextarii)  in 
modio  sient;  Baibus  p.  96:  pes  quadratus  concavus  capit  amphoram  trimo- 
diam,  Yolus.  Maec.  i  79:  quadrantal  habet  modios  tres,  Carmen  de  pond.  ts.  65, 
Isid.  16,  25, 16  (MetroL  Script  p.  120).  hi  dem  Süianischen  Plebiscit  wird  offen- 
bir  Hbrariui  als  Mafs  des  Trockenen  gesetzt,  während  dasselbe  Mafs  fdr 
Flüssiges  dort  sextarius  heilst.  Die  altertümliche  Benennung  bezieht  sich 
wahrscheinlich  auf  das  Gewicht  des  Getreides,  welches  den  Sextar  füllte,  wenn- 
^dch  die  Bezeichnung  nicht  genau  zutrifft,  denn  1  Sextar  Getreide  wiegt  etwas 
aehr  als  1  römisches  Pfund. 

2)  hl  Verr.  act  D,  3,  46, 110.  49,  116.   Yergl.  oben  §  16,  1,  unten  §  56,  2. 

3)  Plaut.  Men.  Prol.  14:  nunc  argentum  Tobis  demensum  dabo  non  modio 
neqne  tri  modio.  Plin.  33,  1  §  20:  trimodia  anulorum.  Golum.  12,  50,  8:  cor- 
bolae  decemmodiae  satoriae,  rerffl.  2,  9,  9.  12, 18,  2. 

4)  De  re  rast.  144  p.  91,  3  ed.  Keil. 

5)  Volus.  Maec.  a.  a.  0. :  quadrantal  habet  semodios  sex.  Yergl.  Gato  de 
T.  r.  11,  3,  Yarro  de  1.  Lat  5, 171,  Golum.  6,  3,  5,  Festns  unter  semis,  Didvmos 
bd  Prisdan.  de  fig.  numer.  18.  Anlangend  die  Wortbildung  ist  das  sicilische 
flftäifunti  §  56,  3  zu  Tergleichen. 

6)  Der  sewtariui  erscheint  als  Mals  für  das  Getreide  z.  B.  bei  Golum.  2,  9 
t.E.,  PKn.  18, 13  §  131,  die  hendna  als  Mafs  für  Trockenes  bei  Gels.  4, 15,  Plin. 
18, 3  §  9,  der  quartarhu  bei  Gato  de  r.  r.  95, 1  (wo  zugleich  ein  teräarius,  also 


122  RÖMISCHES  HOHLMASS.  §  n.  8. 18,  i. 


modius 

1 

semodius 

2 

1 

sextarius 

16 

8 

1 

hemina 

32 

16 

2 

1 

quartarius 

64 

32 

4 

2 

1 

acetabulum 

128 

64 

8 

4 

2      1 

cyathus 

192 

96 

12 

6 

3     IVj 

Die  Reduktioa  der  römischen  Hohlmafse  giebt  Tab.  XI,  die  Verglei- 
chung  mit  den  vorderasiatiBchen  und  griechischen  Malsen  Tab.  XX. 

8.  Für  die  üblichsten  Hohhnafse  gab  es,  zum  Teil  schon  in 
früher  Zeit,  gewisse  abgekürzte  Bezeichnungen,  meist  durch  den  An- 
fangsbuchstaben und  einen  anderen  charakteristischen  Buchstaben  ge- 
bildet, wie  m  oder  griechisch  ju,  M,  M  fUr  modius.  i)  Auch  für 
griechische  Hafse  kommen  ähnliche  Abkürzungen  Tor,  wie  ^  für 

§  18.  ßMümmung  des  HHmUckmi  Mühi$nüfs$t. 

1.  Zur  Bestimmung  der  romischen  Hohlmalse  stehen  drei  Wege 
offen,  die  Berechnung  der  Amphora  als  des  Kubus  des  romischen 
LängenAifses,  die  Nachmessung  römischer  Hohhnafse,  endlich  die  Be- 
stimmung der  Amphora  nach  dem  römischen  Pfunde. 

Es  ist  bereits  oben  (§  17, 1}  gezeigt  worden,  dafs  die  Amphora 
zwar  der  Absicht  nach  gleich  einem  romischen  Kubikfufs  war,  die  ge- 
nauere Bestimmung  ihres  Inhalts  aber  nach  dem  Gewichte  sich  rich- 
tete. Daher  kann  man  nicht  erwarten  aus  dem  romischen  Längen- 
fufse  einen  sicheren  Wert  der  Amphora  zu  erhalten.  Gerade  wie  der 
Fufs,  den  man  aus  dem  Bohlmafse  und  dem  Gewichte  hat  berechnen 
wollen  (§  14, 2),  zu  grofs  war,  so  wird  die  Amphora,  die  man  nach 
dem  Fulse  berechnet,  zu  klein  sein.^) 

eia  DritteUextar,  genannt  wird),  Plin.  18,  3  §  9,  das  aceiabuium  bei  Gato  de  r.  r. 
102,  Gds.  5, 18,  5,  PUn.  18,  7  «  73,  der  cymihus  bei  Golom.  8,  4,  5,  Plin.  14,  9 
§  85,  die  Ugula  (oben  S.  116  Anm.  2)  bei  Golum.  12,  21. 

1)  Die  in  der  alten  metrologiachen  Litteratnr  überlieferten  Abkürzungen 
finden  sich  susammengestellt  Metcol.  Script.  H  p.  XXIX  f.  rergl.  mit  1  p.  170  f.  In 
Inschriften  kommen  Tor  das  Zeichen  Z  wahrscheinlich  für  die  Amphora  (G.  L 
LatlVNr.  2760),  das  durch  Maedan  überlieferte  Zeichen  O  für  den  Sextar 
(ebenda  Nr.  2783.  2806  f.  2811),  endlich  ein  Zeichen  ^  ,  welches  Tielleicht  die 
Hemina  bedeutet  (ebenda  Nr.  3043). 

2)  Metrol.  Script  Ip.  170  f. 

3)  So  berechnet  Wurm  p.  123  nach  seinem  römischen  Fufse  von  131,15  Par. 
Linien  die  Amphora  zn  1305,45  Par.  Kobikzoll  ^  25,895  Liter,  während  sie 
nach  dem  Faraesischen  Gongius  27,02  Liter,  nach  dem  (;ewichte  26,26  liter  halt 


f  18, 1.  BEB  FARNESISGHE  GONGIUS.  123 

Der  einfachste  und  sicherste  Weg,  sollte  man  meinen,  sei  die 
Nadunessang  alter  Hohlmabe,  hesonders  da  uns  in  dem  sogenannten 
Farnesischen  Congius^)  ein  Gefiüs  erhalten  ist,  das  einen  sehr 
hohen  Grad  yon  Zuverlässigkeit  zu  haben  scheint  Dieser  Congius, 
der  sich  ursprünglich  in  der  Sammlung  des  Kardinals  Alexander  Far- 
nese  befand  und  spater  nach  Dresden  gelangte  2) ,  ist  ein  wohlerhal- 
tenes  Messinggeftfs,  dessen  Außenseite  noch  deutliche  Spuren  von 
Vergoldung  zeigt  Er  besteht  aus  zwei  abgekürzten  KegeLn ,  die  an 
ihren  breiten  Grundflachen  aufeinander  gelötet  sind;  oben  herum 
läuft  ein  verbreiterter  Rand,  der  lediglich  dazu  bestimmt  ist  das  Ver- 
schütten der  Flüssigkeit  zu  verhüten ,  also  bei  der  Bestimmung  des 
Inhalts  nicht  in  Betracht  kommt  Auf  dem  oberen  Kegel  befindet 
sich  folgende  Aufschrift : 

IMP.  CAESARE 

VESPASVI 

T.  CAESAVO  F.  Illioos 

MENSVRAE 

EXACTAE  •  IN 

CAPITOtIO 

P  X 
Aus  diesen  Worten  UUst  sich  zwar  nicht,  was  früher  angenommen 
wurde,  folgern ,  dals  der  Congius  eines  der  auf  dem  Kapitole  aufge- 
stelltai  Normahnaise  gewesen  sei');  wohl  aber  geht  daraus  hervor, 
dafe  er  daselbst  unter  Veqpasian  (im  J.  75)  geeicht  worden  ist  und  an 
Gewidit  10  Pfund,  unbestimmt  von  welcher  Flüssigkeit,  enthalten  soll. 
Nach  den  sorgfilltigen  Messungen  Beigeis  ^)  enthalt  der  Congius 
bei  13<^R.  63460,6  Par.  Gran  destilliertes  Wasser,  woraus  sich  ftlr 

1)  Haae  Ober  den  f  amesischen  Congius  in  der  KönigL  Antikensammlnng 
n  Dresden,  Abhandl.  der  Königl.  preuis.  Akad.  1824,  abgedruckt  im  Palaeo- 
logos  S.  IfL 

2)  Hase  S.  6  ff.  Ans  der  Farnesischen  Sammlung  erhielt  den  Congius  Lucas 
Paetis,  der  ihn  auerst  beschrieb  und  abbildete  (de  mensur.  et  ponder.  im  Thes. 
^raev.  t  XI  p.  1634  f.).  Spater  mafsen  ihn  Yillalpandi  (s.  das  §  3,  1  ange- 
fiUkrte  Werk  tom.  ffl  p.  II  p.  351)  und  Greaves  (MisceUaneous  works  p.  225).  Auf 
weiche  Weise  er  nach  Dresden  ffelangte,  ist  nicht  sicher  lu  ermitteln.  Gegen- 
wärtig ist  er  im  in.  Saale  der  Antikensammlung  unter  Nr.  58  aufgestellt 

3)  Dieser  Meinung  ist  aufser  den  italienischen  Gelehrten  auch  Ideler  Ab- 
kandluncen  1812-13  S.  154.    Yergl.  dagegen  Hase  S.  5  f.,  Bdckh  S.  163. 

4)  Bd  Hase  S.  t4  fL  Aus  dem  Gewicht  des  Conffins  Ton  63460,6  Gran  er- 
feben  sich  für  die  Amphora  507684,8  Gran;  ein  Par.  KubikfuÜB  (—  1728  Kubik- 
loU)  destilliertes  Wasser  wiegt  bei  derselben  Temperatur  643934,8  Gran,  also 
othah  die  Amphora  507684,8  X  1728 :  643934,8  —  1362,4  Par.  KubikzoU. 
Dies  Resultat  bestätigte  die  stereometrische  Messung  des  Congius,  wonach  für 
die  Amphora  sich  1365,9  KubikxoU  ergaben.  Das  kleine  Plus  (fOr  den  Congius 
inir  0,44  Kubikzoll)  erklart  sich  leicht  daraus,  dafo  die  beiden  Hälften  des  Gon- 
fios  der  mathematischen  Kegelform  nicht  ganz  genau  entsprechen. 


124  RÖMISCHES  HOHLMASS.  §  18,  l.  s. 

die  Amphora  der  Betrag  von  1362,4  Par.  Kubikzoll  -«  27,025  Liter 
ergiebt.  Btan  soUte  meinen  hiermit  einen  gesicherten  Wert  für  das 
römische  Hohhnafs  gefunden  zu  haben  0 ,  dennoch  aber  erheben  sich 
dagegen  gewichtige  Bedenken.  Der  Congius  soll  seiner  eigenen  Auf- 
schrift gemäfs  10  Pfund  enthalten,  wofür  das  Silianische  Plebiscit  ge- 
nauer 10  Pftind  Wein  angiebt.  Lassen  wir  den  unbedeutenden  Un- 
terschied zwischen  dem  specifischen  Gewicht  tou  Wein  und  Wasser 
aulser  Acht,  so  ergiebt  sich  aus  dem  Congius  ein  Pfund  von  6346,06 
Gran  <»  337,1  Gramm,  was  den  sicher  ermittelten  Wert  des  römi- 
schen Pfundes  (§  21,  3)  merklich  übersteigt.  Berechnet  man  femer 
nach  dem  Inhalt  des  Congius  den  griechischen  Metretes,  der  das 
Anderthalbfache  der  Amphora  beträgt,  so  erhalt  man  2043,6  Par.  Ku- 
bikzoll  BB  40,54  Liter,  was  ebenfalls  sicherlich  zu  hoch  ist  2)  Endlich 
führt  selbst  die  künstliche  Form  des  Congius  zu  einigem  Zweifel  gegen 
den  Grad  seiner  Genauigkeit.'  Es  ist  schwerUch  anzunehmen,  dafs  die 
beiden  Kegel,  aus  denen  er  zusammengelotet  ist,  so  genau  konstruiert 
waren,  dab  nicht  noch  eine  ReguUerung,  etwa  durch  einen  Eichungs- 
strich, nötig  gewesen  wäre.  3)  Wenn  demnach  der  Famesische  Con- 
gius nicht  als  zuverlässige  Grundlage  für  das  römische  Hohhnafs  ange- 
nommen werden  kann,  so  leisten  diesen  Dienst  noch  weniger  andere 
uns  erhaltene  Gefäfse,  die  noch  grölsere  Abweichungen  zeigen.^) 

2.  Es  bleibt  also  nur  noch  die  Bestimmung  nach  dem  Gewichte.^ 
Mögen  die  Hohlmalse,  wie  sie  bei  den  Alten  in  Gebrauch  waren,  auch 

1)  So  Hnssey  p.  205,  der  danach  auch  das  Pfund  hestinimt;  s.  §  21,  2. 

2)  Keines  der  bei  Böckh  S.  279  f.  aufgeführten  Gefaüse  von  attischem  Maise 
erreicht  diesen  Betrag.   Vergl.  §  16,  3. 

3)  Der  Congius  soU  7«  der  Amphora  oder  des  römischen  Kubikfufses  be- 
tragen, also  jeder  der  beiden  abgekürzten  Regel,  aus  denen  er  znsammengesetsi 
ist,  gleich  '/lo  Kubikfufs  sein.  Es  überstieg  aber  die  mathematischen  Kennt- 
nisse der  Alten  einen  solchen  Kegel  genau  zu  konstruieren ;  höchstens  konnten 
sie  ihn  empirisch  bis  zu  einem  gewissen  Grade  von  Zuverlässigkeit  hersteUen« 
Dals  etwas  der  Art  beim  Farnesischen  Goneius  beabsichtigt  worden  ist,  gebt 
aus  den  Yerhiltnissen  einzelner  Dimensionen  herror.  Der  Durchmesser  der  oberen 
Grundfläche  ist  halb  so  grofs  als  der  der  unteren ;  der  Umfang  des  Mantels  an 
der  unteren  Grundfläche  beträgt  etwa  2,  deijenige  an  dem  oberen  Abschnitt 
etwa  1  römischen  Fufs,  die  Höhe  des  Kegels  beträgt  ziemlich  einen  halben  Fufs. 

4)  Der  Sextarius  der  Dresdner  Sanmilung  (Hase  S.  9. 16)  zeigt  noch  gröfseres 
Malis  als  der  Congius,  er  hält  29,0!^  Par.  Kubikzoll,  was  für  die  Amphora  1394,3 
Kubikzoll  —  27,66  Liter  ergiebt.  Über  andere  teils  gröfsere  teils  kleinere  Hohl- 
mafse  Tergl.  Paucton  p.  131,  Böckh  S.  167. 

5)  Unbrauchbar  ist  die  Angabe  bei  YitruT.  7, 8, 2,  wonach  4  Sextare  Queck- 
silber 100  Pfund  wiegen.  Dies  würde,  die  Richtigkeit  Ton  Mafs  und  Gewicht 
Torausgesetzt,  für  das  Quecksilber  ein  specifisches  Gewicht  Ton  15  erveben, 
was  weitaus  zu  hoch  ist  YitruT  giebt  nur  ungeflihre  runde  Zahlen,  yielleicht 
brachte  er  auch  das  Gewicht  des  ueflifses  selbst  nicht  in  Abzug. 


f  18, 2.  BESTIMMUNG  DES  RÖMISCHEN  HOHLMASSES.  125 

Boch  so  ungenau  und  schwankend  gewesen  sein,  so  können  wir  doch 
iaunerfain  nach  dem  alten  Silianischen  Plebiscit  die  normale  und 
gesetzliche  Grobe  derselben  mit  genügender  Sicherheit  berechnen. 
Das  Plebiscit  bestinunt  das  Hohlmab  nach  dem  Gewichte  des  We  in  es ; 
Bach  anderen  Zeugnissen  gilt  das  Wasser,  und  zwar  das  Regen- 
wasser,  als  die  sicherste  Grundlage  für  die  Abwägung.^)  In  der  That 
nähert  sich  das  letztere  in  seinem  specifischen  Gewichte  am  meisten 
dem  destiOierten  Wasser,  welches  die  Neueren  bei  derartigen  Mes- 
sungen zu  Grunde  legen;  das  Gewicht  des  Weines  schwankt,  einige 
Sorten  sind  schwerer,  einige  leichter  als  destilliertes  Wasser.^)  Zu 
dieser  Unsicherheit  kommt  noch  die  andere,  welche  aus  der  Nichtbe- 
rücksichtigung der  Temperatur  entspringt  Da  die  Flüssigkeiten  wie 
alle  anderen  Körper  bei  erhöhter  Wärme  sich  ausdehnen ,  so  nimmt 
eine  nai^h  dem  Gewicht  bestimmte  Menge  Wasser  oder  Wein  je  nach 
don  Wechsel  der  Temperatur  einen  gröfseren  oder  geringeren  Raum 
ein.  Doch  diese  Differenzen  sind  so  gering,  dafs  sie  die  Alten  nicht 
berücksichtigten;  es  kann  daher  auch  nicht  verlangt  werden,  dafs  wir 
sie  in  Rechnung  bringen.  Wir  nehmen  also,  da  es  doch  nur  darauf 
ankommt  einen  möglichst  genäherten  Mittelwert  zu  finden,  destilliertes 
Wasser,  welches  dem  mittleren  Weingewicht  näher  kommt  als  das  von 
andern  benutzte  Regen-  oder  gar  Flufswasser,  setzen  voraus,  dafs 
dies  bei  einer  Temperatur  von  19  Grad  C.  gewogen  werdet),  und 
legen  endlich  (nach  §  21, 3)  fUr  das  römische  PAind  den  Wert  von 
327,453  Gramm  zu  Grunde:  so  ergiebt  sich  für  die  Amphora  der 
Betrag  von  1324  Par  Kubikzoll  —  26,263  Liter,  wobei  die  Fehler- 

1)  Gewöhnlich  wurden  Wein  und  Wasser  an  Gewicht  einander  gleich  ge- 
achtet (S.  114  Anm.  2),  aber  genauere  Untersuchungen  machten  schon  den  Alten 
ÜDterschiede  bemerkbar.    Das  Gannen  de  ponder.  ts.  98  ff.  bemerkt: 

Namqne  nee  errantes  undis  labentibus  amnes 

Nee  mersi  puteis  latices  aut  fönte  perenni 

Manantes  par  pondus  habent,  non  denique  vina 

Quae  campi  aut  coUes  nupenre  aut  ante  tulere. 

Daher  sagt  die  dem  Dioskorides  zugeschriebene  Mafstafel  (Metrol.  scr.  I  p.  241, 6): 

focl  di  rov  hfAßfUov  vBaros  nXrj^mdijvcu  enp8v8i<narov  alvai  rov  arad'^Sv; 

ebenso  die  Tafel  na^  fiizqofv  iyQÖiv  (p.  250,  22)  und  ähnlich  die  vierte  Tafel 

der  Galeniscben  Sammlung  (p.  233,6):  arad'fi^  8i  vdaros  ofiß^iov,  ona^  icxlv 

2)  Vergl.  die  Angaben  bei  Rom6  de  l'lsle  p.  33,  Job.  Malier  Lehrbuch  der 
Physik  und  Meteorologie  P  S.  15  (ausführlicher  als  1^  S.  17).  Die  meisten  Wein- 
sorten sind  etwas  leichter  als  das  Wasser.  Die  in  dem  Müllerschen  Lehrbuch 
▼erzdehneten  specifischen  Gewichte  beziehen  sich  auf  eine  Temperatur  von 
OGrad. 

3)  Die  mittlere  Temperatur  von  Rom  betragt  15,4 <^  R.  —  \9^  G.;  auch  Böckh 
S.  30  nimmt  15«  R.  an. 


126  RÖMISCHES  HOHUiASS.  $  is,  2. 

grenze  sich  von  —  0,04  bis  etwa  zu  -|-  0,31  Liter  erstreckt  0  Zu 
einem  nur  wenig  abweichenden  Resultate  sind  unter  ähnlichen  Vor- 
aussetzungen Cagnazzi  und  Dureau  de  la  Malle  gelangt  2) 

Die  römische  Amphora  beträgt  also  in  mögUchst  genähertem 
Werte  26,26  Liter,  und  ist,  wenn  kleiner,  sicher  gröfser  als  26,22 
Liter  gewesen;  im  Maximum  aber  hat  sie  allerhöchstens  26,57  Liter 
betragen.  Das  HauptmaTs  des  Trockenen ,  der  Modius,  hält  entspre- 
chend 8,75  Liter.  Daraus  ergeben  sich  die  übrigen  Mafse,  welche  in 
Tab.  XI  zusammengestellt  smd.  Dem  ungefähren  Betrage  nach  ist: 

die  Amphora  «=  25  Liter 

derCongius    >=    3     1, 

der  Sextarius  »-=  V2     n 

die  Hemina     «=  V4     r, 
der  Modius      «=    9     „. 

1)  Da  die  EinzelberechnuDgen,  nach  denen  der  Farnesische  Gongios  einer- 
seits and  das  römische  Pfund  anderseits  bestimmt  worden  sind,  auf  dem  (irflheren 
französischen  Mafee  beruhen,  so  scheint  es  passend  auch  jetzt  noch  von  diesen 
Daten  auszugehen.  Der  Par.  Kubikfuis  destilliertes  Wasser  wiegt  bei  15®  R. 
643695,2  Tar.  Gran,  also  enthalt  die  Amphora  von  80  Pfund  zu  6165  Gran 
1323,995  Par.  KubikzolL  Die  Fehlergrenze  ziehe  ich  so:  Wurde  mit  Regen- 
wasser, welches  um  0,00011  schwerer  ist  als  destilliertes  Wasser  bei  niedrigerer 
Temperatur  bis  zu  8®  R.  gewogen,  so  enthielt  die  Amphora  höchstens  2  Kubik- 
zoU  -B  0,04  Liter  weniger;  war  dagegen  das  Pfund  bis  zu  Vs  Gramm  schwerer 
(§  21,  3)  und  wurde  mit  einer  etwas  leichteren  Weinsorte  (etwa  0,99)  gewogen, 
so  enthielt  die  Amphora  bis  zu  16  KubikzoU  «=  0,31  Liter  mehr.  Trotz  dieser 
Schwankungen  ist  das  Resultat  verhältnismäfsig  immer  noch  genau,  denn  die 
Differenz  im  Retrag  der  Amphora,  je  nachdem  man  sie  nach  dem  römischen 
Langenfufs  oder  nach  dem  Famesischen  Gongius  bestimmt,  betr&gt  nicht  weniger 
als  75  KubikzoU  «»  1,49  Liter,  und  doch  ignorierten  die  Alten  diesen  Unter- 
schied. Eine  weitere  KontroUe  bietet  die  unmittelbare  Rerechnung  auf  Grund 
des  metrischen  Systems.  Achtzig  römische  Pfund  destillierten  Wassers  fQllen 
bei  4®  G.  einen  Raum  Ton  26,196  Liter,  bei  19®  G.  einen  1,0016  mal  so  grolsen 
Raum  (Wasserrolumen  bestimmt  nach  Hagen  und  Matthiessen  bei  MdUer-Pfaundier 
Lehrbuch  der  Physik  u.  MeteoroL  ^^  2  S.  81),  d.  i.  26,238  Liter.  Da  aber  die 
wahrscheinliche  Fehlergrenze  weit  mehr  nach  der  Seite  des  Plus  als  des  Minus 
hin  sich  ausdehnt,  so  lag  kein  Anlafs  Tor,  den  früher  ermittelten,  nur  um  0,025 
Liter  höheren  Näherungswert  abzuändern. 

2)  Gagnazzi  bestimmt  S.  122  d.  Übers,  nach  seinem  Pfunde  von  325,8  Gramm 
den  Gongius  Regenwasser  bei  10®  G.  zu  3250,27  Kubikcentimeter,  was  26,00216 
Liter  für  die  Amphora  ergiebt.  Dies  stimmt  ziemlich  nahe  mit  dem  Ton  uns 
aufgestdlten  Werte,  und  wdrde  noch  besser  stimmen,  wenn  er  eine  höhere 
Temperatur  angenommen  hätte.  Übrigens  sind  in  seinen  Prämissen  noch  einige 
anderweitige  Fehler,  wie  Paucker  S.  188  nachweist  Dureau  de  la  MaUe  behält 
Gagnazzis  übrige  Voraussetzungen  bei  (p.  29),  setzt  aber  das  Pfund  um  eine 
Kleinigkeit  höher  zu  236  Gramm  und  erhält  daraus  eine  Amphora  Ton  26,012295 
Liter  (p.  435). 


ZWEITER  TEIL. 

Die  Gewichte. 


§  19.  Da$  griwkisehe  GewiekUyUm. 

1.  Die  Elemente  des  griechischen  Gewichtsystems  werden  dar- 
gesteDt  durch  die  vier  Benennungen  raXartov,  fivä,  iqaxiiri  und 
oßoXog.  Ihr  Verhältnis  zu  einander  beruht  auf  einer  Verschmelzung 
der  duodecimalen  und  decimalen  Rechnungsweise.  Das  Talent  hat 
I X 10  BT«  60  Minen,  die  Mine  10  x  10»=  100  Drachmen,  die  Drachme 
^  CS  6  Obolen.i)  Noch  deutlicher  erscheint  das  duodecimale  System, 
wenn  man,  wie  sich  gleich  zeigen  wird,  die  Drachme  als  Hälfte,  mithin 
den  Obolos  als  Zwölftel  betrachtet.  Der  Ursprung  des  Systems  ist  nicht 
in  Griechenland  selbst,  sondern  im  Orient  zu  suchen;  darauf  weist 
sowohl  die  Benennung  /uva,  welches  entschieden  Lehnwort  aus  dem 
Semitischen  ist,  als  auch  die  durchgängige  Übereinstimmung  mit  den 
Nonnen  hin,  welche  fUr  das  Abwägen  Ton  Gold  und  Silber  in  dem 


1)  Die  Hanptquellen  fiber  das  gegeoseitige  VerhältDis  von  Talent,  Mine 
Ih^chme  und  Obolos  sind  Pollnx  in  seinem  Onomastikon,  der  anonyme  Alexan- 
driner yte^l  taXavTtov,  Diodoros  ne^  ara&fiSvy  der  Verfasser  des  Lehrge- 
dichtes de  panderibut  und  andere,  deren  Fragmente  in  den  Metrologici  scrip- 
tores  zosammengestelU  sind.  Die  Stellen  sind  im  einzelnen  nachgewiesen  im 
Index  zu  den  Metrol.  script  nnter  raXavrov  1—5,  fiva  1—3,  S^axMtj  1.  2,  oßo- 
I6s  1—4,  talenium,  mina,  drackma,  obohis,  Poilux  9,  86  sagt,  dafs ,  obwohl 
es  Terscfaiedene  Talente  gab,  doch  ein  jedes  in  6000  Drachmen,  die  Mine  in 
in  100  Drachmen  zerfiel.  Diese  Bestimmung  giebt  er  zwar  zunächst  für  die 
Mflnzen;  sie  gilt  aber  ebenso  für  das  Gewicht,  wie  aus  9,  52  f.  hervorgeht.  Die 
/tpa  bezeichnet  er  §  56  als  axa&uov  r«  ouov  xod  vofUcfiaros  ovofia,  und  weist 
$  59  ans  EirooUs  nach,  dalis  dieselbe  100  Drachmen  hielt.  Endlich  dals  auf  die 
Drachme  6  Obolen  gingen,  sagt  er  noch  besonders  §  60.  Übereinstimmend  giebt 
das  Verhältnis  von  Talent,  Mine  und  Drachme  das  Carmen  de  pond.  ts.  37  ff. 
ond  für  den  Obolos  ts.  8  vergl.  mit  17.  Weitere  Belegstellen  für  diese  durchaus 
anbestrittenen  Verhältnisse  hier  anzuführen  scheint  nicht  nötig.  Abweichende 
Angaben  beruhen  auf  Ungenauigkeiten  oder  Verwechslungen,  so  z.  B.  die  An- 
gabe Phitarchs  über  die  ältere  attische  Mine,  worüber  §  25,  2  zu  Tergleichen. 


180  GRIECmSGIIBS  GEWICHT.  f  19,  s; 

mn  das  Gewicht  von  goldenen  Ehren-  und  Weihgesdienken,  besonders 
Ton  Kränzen,  zu  hestiinmen.^)  Wahrscheinlich  als  Wertausdruck  für 
ein  ägyptisches  Kupfertalent  kommt  es  gegen  Ende  des  4.  oder  zu 
Anfang  des  3.  Jahrhunderts  bei  dem  Komiker  Philemon  vor.  2)  Aufser 
diesem  geben  auch  Nikander  von  Thyateira,  PoUux  und  Eustathios 
Wert  und  Gewicht  des  kleinen  Goldtalentes  zu  3  Stateren  an.^)  Bei 
letzterem  heifst  dasselbe  auch,  ungewifs  aus  welchem  Grunde,  das 
makedonische.^)  - 

Bedeutungsvoll  für  die  Erklärung  dieses  eigentümlichen  Gewichtes 

1)  Das  Gewicht  goldener  Kranze  findet  sich  nach  solchen  Talenten  be- 
stimmt bei  Polyb.  21,  30,  1.  21,  34,  4.  28,  22,  3  (citiert  nach  meiner  Ausgabe) 
und  in  dem  spater  eingeschobenen  Aktenstücke  bei  Demostb.  über  den  Kranz  92. 
Häufig  findet  sich  auch  die  Gewichtangabe  nach  x^^^h  s*  Polyb.  23,  1,  7.  30, 
5,  4.  32,  3,  3;  5,  1;  6,  1,  Athen.  5  p.  202  B,  Joseph.  Arcbäol.  14,  8,  5,  Böckh 
Staatshaush.  der  Athener  P  S.  40  f.  Die  Athener  bestimmten  in  den  offiziellen 
Rechnungen  das  Gewicht  ihrer  Kriinze  in  der  Regel  nach  dem  gewöhnlichen 
Gewichte  (Drachmen  und  Obolen);  vergl.  G.  I.  Gr.  Nr.  150^  und  Böckh  a.  a.  0. 

2)  Etymol.  M.  unter  rdXavtovi  xo  xaXavxov  xaxa  xovs  naXaiove  x^vaovs 
glxe  x^me*  Bu>  uai  <PiXrjfUOv  6  x<OfHic6Q  tpfiüi*  4v*  ei  XaßoixaXavxa,  ;K^vtfüvff 
ii  ixtov  anoicexaiy  womit  zu  vergleichen  das  Fragment  in  den  Metrol.  Script  I 
p.  306,  23.  Philemon  schilderte  wahrscheinlich,  wie  jemand  2  Talente,  also 
nach  üblicher  Anschauung  ein  groCses  Gewicht  und  voraussichtlich  auch  eine 
bedeutende  Summe,  einzukassieren  hat  und,  da  es  Kopfertalente  sind,  schliefs- 
lieh  nicht  mehr  als  6  Golds lücke  einstreicht.  Diese  Werlgleichung  kann  sich 
schwerlich  auf  sicilische  Verhältnisse  beziehen,  da  zu  Ende  des  4.  Jahrhunderta 
dort  eine  merklich  abweichende  Kupferwährung  herrschte  (§56,4);  wohl  aber 
pafst  sie  vortrefilich,  wie  Mommsen  S.  42  f.  (Traduct.  Blacas  I  p.  55)  nachweist, 
auf  die  Münze  der  Ptolemäer  in  Ägypten.  Dort  galt  das  Oktadrachmon  Goldes 
■K  100  Drachmen  Silbers  *->  6000  Kupferdrachmen  (§  54,  2),  und  es  ist  wohl 
glaublich,  dais  das  Ptolemäische  Goldstück  (mochte  es  auch  ursprünglich  auf 
6Vs  attische  Drachmen  gesetzt  sein:  §  54,  1,  V),  oder  genauer  gesagt,  das 
Ptolemäische  Kupfertalent  im  Handel  mit  Athen  den  Kurs  von  nur  6  altischen 
Drachmen  Goldes  hatte.  Dafe  Philemon  die  Münzverhältnisse  Ägyptens  kennt 
und  bei  seinem  Publikum  als  bekannt  voraussetzt,  darf  bei  dem  damaligen 
reffen  Verkehr  Atlikas  mit  Ägypten  nicht  auffallen,  und  es  braucht  nicht  erst 
geltend  gemacht  zu  werden,  da/s  der  Dichter  selbst  sich  einige  Zeit  in  Ägypten 
aufgehalten  hat 

3)  Nikander  im  Lexic.  Seguer.  p.  306,  1  (vergl.  Böckh  a.  a.  0.  S.  40),  PoUux 
4, 173.  9, 53,  Eustoth.  zu  II.  9  p.  740, 19  (Metrol.  Script.  I  p.  299,  21).  Auch  Di- 
philos  meint  mit  ßpa^v  x$  xaXavxov  wahrscheinlich  dasselbe  Gewicht;  vergl. 
Schol.  Ven.  zu  IL  9, 122,  Eustath.  a.  a.  0.,  Meineke  Fragm.  comic.  Graec  IV  p.  379. 

4)  Eustath.  a.  a.  0.:  x6  8i  MaxadovtKor  xahtvxov  x^äis  tjaav  x9va$voin 
Meine  in  den  Metrol.  Script,  angemerkte  Konjektur  JSutaXixoy  ging  davon  aus, 
dafe  Philemon  nach  einer  allerdings  unsicheren  Tradition  aus  Syrakus  stammen 
soll,  jedenfalls  derselbe  in  seinem  JSixehxSs  nach  Poll.  4,  175  auch  Litren  er- 
wähnt (vergl.  Meineke  Fragm.  comic.  Gr.  IV  p.  25  f.).  Mommsen  a.  a.  0.  bezieht 
die  Bezeichnung  'makedonisch*  auf  den  Ursprung  der  Dynastie  der  Lagiden. 
W.  Christ  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  (1.  Abteil,  der  Neuen  Jahrb.  f.  Philol.  a. 
Pädag.)  1865  S.  438  f.  denkt  an  die  makedonische  Kolonie  Thyateira  (vergU 
Böckh  Metrol.  Unters.  S.  344);  doch  steht  dem  die  Auffassung  Böckhs  Staats- 
haush. P  S.  40  entgegen. 


i  10, 4. 6.  MINE.  DRACHME.  181 

ist  die  Tbatsache,  dals  es^  wenn  mao  das  Gold  zum  12V3facbeD  Werte 
des  Silbers  ansetzt,  genau  gleich  75  attischen  Drachmen,  d.  i.  gleich 
einem  römischen  Pfunde  Silbers  gilt.^)  Was  daraus  noch  mit  einiger 
Wdirscbeinlichkeit  zu  schlieisen  ist,  kann  erst  weiter  unten,  wenn 
wir  auf  den  Ursprung  des  römischen  Pfundes  kommen,  erörtert  werden 
(§  20,  5). 

4.  Wir  kehren  zu  der  regehnäfeigen  Gestaltung  des  griechischen 
Gewichtswesens  zurück.  Das  Talent  hatte  als  sechzigsten  Teil  unter 
sich  die  Mine.  Schon  dem  Klange  nach  giebt  sich  iiva  als  Fremd- 
wort zu  erkennen ,  und  in  der  That  findet  sich  eine  entsprechende 
Form  im  Hebräischen,  welche  ihrerseits  der  assyrischen  Form  des 
Wortes  ahnfich  gelautet  haben  muÜB.^)  Im  assyrisch-babylonischen 
System  bedeutet  Mine  sowohl  das  Sechzigstel  des  königlichen  Talentes 
ak  das  Sechzigstel  des  Hohhnaftes  (§  42,  7). 

5.  Der  hundertste  Teil  der  Mine  ist  die  Drachme.  Die  Ablei- 
tung des  Wortes  schwankt  Wenig  gesichert  ist  die  Zurückführung 
auf  das  Hebräische  oder  Assyrische  s);  sehr  wahrscheinlich  dagegen 
die  Ableitung  von  d^orro^at,  welche  Plutarch  und  die  Grammatiker 
geben.^)  Danach  bleutet  dfjoxiiri  die  Handvoll,  so  viel  als  man  in 

1)  Diese  WertgleichaDg  erkannte  zuerst  Brandts  S.  149,  und  er  konstruierte 
danach  ein  karthagisches  Gewicht  Ton  37  Va  leichten  Shekdn  Goldes  ■■  315  Gr. 
Einen  weiteren  Hinweis  bietet  das  Mifsyerslandnis  bei  Lir.  38,  9,  13,  wo  eine 
eorana  aurea  eentum  et  quinquaginta  pondo  dem  areq>avoe  anb  rcLXavrtov 
^nntfitarra  xal  htarov  bei  Polyb.  21,  30  (22, 13),  1  entspricht  und  statt  des 
Goldgewichtes  {pondo)  der  Wert  in  Pfunden  Silbers  gemeint  sein  mufs 
(Tergl.  Weifsenbom  zu  Liv.  a.  a.  0.,  H.  Nissen  Kritische  Unters,  über  die  Quellen 
des  LIvius  S.  108). 

2)  Vergl.  Böckh  S.  34,  Brandis  S.  26.  35,  A.  Vanicek  Fremdwörter  im  Grie- 
chischen und  Lateinischen,  Leipzig  1878,  S.  34.  Das  Wort  bedeutet  wahrschein- 
lich nrsprfinglich  'Teil'  schlechthin,  also  im  Sexagesiroalsystem  das  Sechzigstel, 
and  zwar  der  Haupteinheit,  sei  es  beim  Mafse  oder  beim  Gewicht.  Auen  im 
RIgveda  erscheint  die  tnand  als  bestimmtes  einheitliches  Mafs,  welches  offen- 
bar aus  Babylon  entlehnt  ist  S.  A.  Kaegi  Anzeige  von  H.  Zimmermann  Alt- 
indiaches  Leben,  Fleckeisens  Jahrb.  1880  S.  437. 

3)  Die  Ableitung  aus  dem  Hebr&ischen  besprechen  Hussey  p.  182  f.,  Oppert 
L'^talon  des  mesures  assyriennes,  Journal  Asiatiqne  YIL  s^ne,  tome  IV,  1874, 
p.  479.  Letzterer  rerweist,  aufser  auf  die  hebrüschen  Formen  adarkön  und 
darkemStt,  auf  das  assyrische  darag  mana^  d.  i.  ein  Sechzigstel  der  Mine. 

4)  PluUrch.  Lys.  17  spricht  von  dem  alten  Eisen-  und  Kupfergelde,  wovon 
der  Obolos  seinen  Namen  habe,  und  fdgt  hinzu ,^  6  Obolen  habe  man  eine 
Drachme  genannt:  tocoinatv  yao  n  x'^^  Tta^uSoarraro»  Ähnlich  geben  die 
Ablettong  Poil.  9,  77,  das  Etymol.  M.  und  Eustath.  zu  D.  1  p.  136,  9.  Die  Be- 
ziehung auf  das  Abwägen,  von  welcher  in  den  genannten  Quellen  nichts  steht, 
crgiebt  sich  ans  der  engen  Zusammengehörigkeit  von  B^ajum  und  araxriq, 
VefgL  Brandis  S.  59,  Madden  History  of  Jewish  coinage  p.  10,  G.  Gurtius  Griech. 
EtyBiologie^  S.  492f.  Daus  die  Drachme  rein  hellenische  Schöpfung  und  dem 
Morgenlande  fremd  ist,  behauptet  Brandis  S.  58. 

9* 


132  GRffiCmSGHES  GEWICHT.  $  it.  s. 

die  Hand  nünnit  um  es  auf  die  Wagscbak  ku  brngen.  Daoiit  stinuiit 
sehr  gut,  dafe  sie  ursprünglich  nicht  ab  Ganzes,  sondern  ds  Hälfte 
erscheint  Wie  die  Wage  z^ei  Schalen  hat,  so  ist  die  i^axfirj  oder 
Handvoll  auch  nur  die  Hfilfte  des  auf  die  Wage  Gelegten.  Das  Ganze 
ist  der  atan^Qy  die  Wage,  Übersetzung  des  hebräischen  und  assy- 
rischen sheqeL^)  Als  Benennung  für  das  Gewicht  hat  sich  nun  freilich 
^oTi}^,  aulser  etwa  mit  Bezug  auf  gemünztes  Gold,  nicht  erhalten, 
aber  seine  Bedeutung  als  Ganzes  gegenüber  der  Hfilfte  oder  Drachme 
hat  er  deutlich  im  gesamten  Münzsysteme  bewahrt  Die  älteste  Wah- 
rung des  eigentlichen  Griechenlands,  die  figinfiische,  nannte  ihr  Ganz- 
stück Stater,  die  Hfilfte  Drachme;  und  fihnlicb  Ififet  es  «ch  bei  anderen 
Wfihrungen  nachweisen.  Die  Athener  änderten  das  System  zwar  in 
der  Silberprägung,  behielten  es  aber  beim  Golde  bei,  wo  durchaus  der 
Stater  als  die  Hauptmünze  erscheint  In  diesem  Zusammenhange  wird 
nun  auch  die  Bedeutung  des  Obolos  klar.  Der  Obolos  gilt  in  dem  üb- 
lichen Rechttungssystem  als  Sechstel  der  Drachme;  da  diese  nun  als 
Utifte  zu  betrachten  ist,  so  erkennt  man  in  jenem  leicht  das  Zwölftel 
des  Staters,  also  die  reine  Duodecimalteilung.  So  sind  im  aginäischen 
Müttzsystem  die  hauptsächlichsten  Teilmünzen  Drachme,  Triobolon 
und  Obolos,  d.  h.  die  Hälfte,  das  Viertel  und  das  Zwölftel;  und  auch 
sämtliche  übr^en  Teilmünzen,  besonders  der  attischen  Prägung^, 
ordnen  sich  dem  duodecimalen  System  unter. 

Da  die  Münze  ihrem  Ursprung  nach  nichts  anders  als  ein  gestempel- 
tes Gewichtstück  ist  (§  22, 1.  2),  so  bezeichnet  dqaxfiri  ebensowohl  ein 
Geldstück  als  ein  Gewicht  Um  die  letztere  Bedeutung  hervorzuheben, 
kann  oXxi;,  d.i.  Gewicht,  hinzugeftlgt  werden.  Man  sagte  also  bhcfi 
iijctififig  oder  ögoxfirj  ohcrjv  oder  o^^,  und  daraus  entstand  der  be- 
sonders bei  Späteren  übliche  Gebrauch,  oht^  selbst  für  d^axini]  zu 
setzen.^ 

1)  VergL  unten  §  19,  11,  V  a.  E.  42,  14.  43,  5.  44, 11  und  die  Gute,  welche 
im  Index  sn  den  Metrologid  script  unter  ciuMQ  und  üxar^  lasammengestellt 
8ind,  ferner  Hassey  p.  177,  Böckh  S.  49.  63  f.  Der  Stater  entspricht  nrsprilnglidi 
durchaus  dem  Didrachmon.  Hieron3rmtt8  zu  Ezech.  1,  4  erkl&rt  tiehu  geradezu 
durch  itmUr, 

2)  S.  unten  {27, 1  und  TergL  Mommsen  S.  45  (Traduct  Blacas  I  p.  59  fj, 
BrandiB  S.  5S  f.  Das  ganz  seltene  ytwxd.ßolov  (§  27,  5  Anm.)  ist  eine  Aus- 
nahme, die  in  eine  Zeit  fallt,  wo  die  Einsicht  in  das  ursprüngüche  System 
nicht  mehr  lebendig  war. 

3)  In  der  allgoneinen  Bedeutung 'Gewicht'  findet  sich  ohni  häufig  auf  In- 
schriften, bei  Galen  und  sonst  in  der  ärztlichen  und  metrologischen  Utteratur 
(s.  den  Nachweis  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  ohni  1),  bei  Lukian. 
Jup.  tr.  7  u.  a.    Über  den  mit  9^xf^rf  synonymen  Gebrauch  des  Wortes  giebt 


§  19, «.  7.  DER  ODOU>S  UND  SEOiE  TEILE.  183 

6.  Das  Seebstel  der  Drachme  oder  Zwölftel  des  Staters,  der 
0  b  o  1  o  Sf  hat  seine  BeBennung  sieher  iiiebt  Ton  6g>iXiM^  wie  Aristote- 
les Yorsehlägt,  wohl  aber  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dafis  eine  eigentüm- 
Itdte  Form  des  ältesten  Barrengoldes  Anlafs  zu  der  mit  oßelog^  Spieft^ 
identischen  Benennung  gegeben  hat>)  Wie  das  Talent  das  grofste, 
so  war  der  Obolos  das  kleinste  Gewicht  2);  doch  erscheint  schon  in 
den  Urkunden  des  attischen  Staates  das  Zeichen  des  halben  und  des 
Viertel-Obolos.8) 

7.  Eine  noch  weitere  Teilung  des  Obolos  scheinen  zuerst  die 
Ärzte  für  nötig  gründen  zu  haben ;  wenigstens  finden  wir  eine  solche 
in  den  metrologischen  Tabellen  der  Kaiserzeit,  welche  Dioskorides  und 
Galen  zugeschrieben  werden.  Hier  wird  d^  Obolos  in  Achtel  zerlegt, 
die  nach  der  Kupferscheidemünze  der  Athener  (§  28,  3)  xaXxoZ 
heirsen.^)  Auiserdem  sind  daselbst  zur  Vervollständigung  des  Systems 


der  Index  zu  den  MetroL  Script  a.  a.  0.  Nr.  2—6  den  Nachweis.    Yergl.  auch 
W.  Christ  in  den  Sitznngaber.  der  Mdnchener  Akad.  1862, 1  S.  60  f. 

1)  Nach  der  allgemeinen  Ansicht  der  Alten  ist  oßoUs  so  viel  als  oBMg 
oder  ofiaXioxos,  was  man  sich  damit  erklärte,  dais  das  älteste  Geld  Ton  Eisen 
oder  Kopfer  gewesen  sei  und  die  Form  von  Spiefsen  gehabt  habe.  Vergl. 
Aristoteles  bei  Poll.  9,  77,  Phit  Lys.  17,  Etyraol.  M.  nnter  ^^x^i?  und  iß0Xk, 
Eostatb.  zu  IL  1  p.  136,  8,  Isidor  EtymoL  16,  25  (Metrol.  Script.  II  p.  112, 15), 
Mommsen  S.  169  (Trad.Blac.  I  p.  173  f.),  Brandis  S.  60,  Madden  History  of  Je- 
irish  coinage  p.  10,  und  über  das  älteste  Barrengeld  unten  §  22, 1.  47,  2.  Ari- 
stoteles a.  a.  0.  ffigt  noch  die  oben  erwähnte  Ableitung  hinzu:  o^^Iovg  ovtovs 
{xovf  oßoXovi)  jiats  atvOfioM&ai,  xov  uiv  dyiXXeiv  Srjlovrros  x6  avSsw,  ov- 
rtir  9i  9tk  xh  eis  ftrptas  rfi^&ai  ofde  xXijd'SpxcDr.  Die  Etymologien  der 
neseren  Gelehrten  schwanken  auffällig.  A.  Fick  Vergleichendes  Wörterbuch  fl' 
S.  1 1  setzt  als  gräco-italische  Grundform  agalo,  Treibstecken,  Stecken,  W.  Christ 
hl  Fleckeisens  Jahrb.  1865  S.  440  denkt  an  die  Wurzel  hval  und  schlägt  die 
Bedeutung  *Kflgelchen'  vor,  G.  Gurtius  Griech.  Etymol.^  S.  483  vergleicht  fldloe 
und  ßalirrfy  J.  Oppert  im  Journal  Asiatique  IV,  1874,  p.  480  und  bei  Mommsen- 
Blacas  1  P.  410  fuhrt  ißoXos  auf  das  assyrische  apbu,  d.  i.  Gewicht,  zurück. 
—  Bei  Nikander  Ther.  93.  655.  908,  Alexiph.  308.  327.  614  erscheint  der  Obolos 
als  Gewicht  in  der  dorischen  Form  dSaXöe, 

2)  Garnen  de  pond.  vs.  40  (MetroL  Script  II  p.  90):  nam  nihil  bis  (Athe- 
irilNis)  obolove  minus  maiusve  talento. 

3)  G.  L  Gr.  Nr.  151  Z.  27,  Böckh  Staatshaush.  der  Ath.  D«  S.  162,22. 165, 32. 
172,  25  u.  5..  vergl.  auch  Böckh  ebenda  S.  261.  Als  Gewicht  kann  gelten  auch 
das  Viertel  des  Obolos,  welches  ebenda  S.  347  Abteil.  2  Z.  4  erscheint,  obgleich 
dort  von  Geld  die  Bede  ist  (vergl.  Böckh  S.  348).  Das  X  auf  der  Bechentafel 
von  Salamis  (|  19, 12)  bezeichnet  das  Achtel  des  Obolos  als  Münze,  nicht  als 
Gewicht  Fflr  gewöhnlich  wird  in  den  attischen  Urkunden  das  Gewicht  nach 
Talenten,  Drachmen  und  Obolen  angegeben;  die  Mine  erscheint  selten. 

4)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  x^lttovt 
1 — 3,  vod  anlangend  die  abweichende  Bestimmuuff  zu  Ve  Obplos  ebenda  Nr.  4. 
Die  Angabe  bei  Plinius  21,  34  §  185,  dals  der  Obolos  10  Ghalkus  habe,  scheint 
auf  einoD  Tersehen  oder  auf  einer  irrtümlichen  Lesart  in  der  griechischen 
Queue  Ö  s^^  n)  zn  beruhen.  In  der  That  stand  <  früher  in  dem  Fragment  der 


134  GRlBCTWfJfflS  GEWICHT.  .  » 19.  8. 

noch  andere  Gewichte  eingefttft,  die  entsprechend  auch  im  römischen 
System  sich  finden,  ttl>er  deren  Ursprung  wir  aber  nicht  näher  unter- 
richtet sind.  Es  sind  das  y^afifia  (scriphJMm.tcrifulum)'^  ^/s  Drachme, 
also  dem  Diobolon  in  der  Münze  entsprechend,  das  ne^aviov  (nUfua) 
wm  1/s  Obolos  und  der  d^iQfwg  {lupinns)  — i  2  xegarutA)  Was  sonst 
noch  in  diesen  Tabellen  Ton  Gewichten  erwähnt  wird,  hat  proTin- 
liellen,  wahrscheinlich  ägyptischen  Ursprung  und  kann  hier  ebenso- 
wenig als  einige  abweichende  Angaben  Ober  die  soeben  angefahrten 
Gewichte  berücksichtigt  werden. 

8.  Wir  geben  nun  zur  Obersicht  eine  Zusammenstellung  der 
griechischen  Gewichte  vom  Talent  bis  zum  Chalkus  und  verweisen 
wegen  der  übrigen  auf  das  romische  System  (§  20,  4) : 

ralavrov  1 

fiva  60  1 

dgccxfi^i         6000  100      1 

oßoXog        36000  600      6     1 

Xahwvg     288000  4800    48     8. 

Dieses  gegenseitige  Verhältnis  der  Teile  des  Gewicht-  und  Münzsystems 
vom  Talent  bis  zum  Obolos  war  ein  unabänderlich  festes.  Talent  be- 
deutete unter  allen  Umständen  das  Secbstausendfache  der  Drachme, 
welchen  Betrag  auch  immer  diese  haben  mochte.  Es  gab  also  auch 
so  viele  Talente,  als  es  Handelsgewichte  und  Münzwährungen  gab, 
worüber  das  Weitere  erst  weiter  unten  bemerkt  werden  kann.  Hier 
konunt  es  nur  darauf  an,  den  Betrag  des  attischen  Gewichtes 
(§  26,  2)  vorläufig  anzugeben.    Es  war  in  neuerem  Gewichte : 


Benediktiner  (Böekh  S.  24);  es  ist  aber  in  den  Metrol.  ecript  I  p.  66  adn.  t  and 

S.  208,  4  berichtigt  worden.  Dab  regelmäfsiger  Weise  durchaas  8  Chalkus  auf 
en  Obolos  gehen,  weist  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  24.  32  f.  und  Arch&ol.  Zei- 
toog  1847  S.  44C.  (Gesammelte  kL  Schriften  VI  S.  454  ff.)  nach.  Anlangend 
^e  Angabe  des  Plinins  ist  noch  auf  den  Erkl&rangsyersach  von  Brandts  S.  293 
au  verweisen. 

1)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  lu  den  Metrol.  Script,  unter  y^oftfutt 
msi^iory  ^iq/MQ  und  vergL  unten  die  Anmerkungen  lu  §  20,  4  a.  E.  Mut  Recht 
macht  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  160  darauf  aufmerksam,  dals  die  siliqum  eine 
ichtrömische  Einteilung  des  Pfundes  xu  sein  scheint,  also  uaffaxiov  Obersetxong 
davon  ist.  Darauf  wdst  auch  an  sich  der  Wert  dieses  kleinsten  Gewichtes 
hin,  der  sehr  gut  in  das  römische  System,  aber  nur  aexwungen  in  das  grie- 
chische pafst.  Auch  das  y^dftfui  orunet  sich  leichter  dem  römischen  als  dem 
griechischen  System  unter;  doch  sprechen  snracMiche  Grflnde  dafftr,  dafs  der 
griechische  Ausdruck  frfiber  da  war  ab  das  danach  gebildete  lateinische  ser^ 
tuhim.  Die  ursprüngliche  Bedeutung  ist  Täfehhen,  ein  plattes  Metallstackchen, 
wie  es  als  Gewicht  gebraucht  wurde. 


f  19, 9. 10.  HAND£LSGBW1GHT£  ZU  ATHEN.  135 

das  attische  Talent  gleich  26,196  Kilogr. 

die  Mine „    436,6      Gr. 

die  Drachme  .  .  «      „        4,366   » 

derObolos  .  .  .  •      „        0,728   „ 
Die  weitere  Reduktion  giebt  Tab.  XII.   Dem  ungefähren  Betrage  nach 
kann  man  ohne  grofsen  Fehler  das  Talent  gleich  einem  halben  Cent- 
ner setzen.   Die  Mine  nähert  sich  einigermafsen  dem  Betrage  eines 
halben  Kilogrammes. 

9.  Das  eben  angegebene  Gevricht  war  das  Münzgewichtdes 
athenischen  Staates  seit  Solon.  Früher  hatte  ein  anderer  MQnzfufs 
nnd  ein  anderes  Gewicht,  nSmlich  das  äginäisehe,  bestanden  (§  25, 1). 
Dieses  erUelt  sich  auch  noch  spater  als  Handelsgewicht,  denn  die 
ififtoQixfi  fivSj  über  welche  wir  durch  einen  athenischen  Volksbe* 
schlufe  >)  genau  unterrichtet  sind,  war  keine  andere  als  die  ttginftische. 
Diese  Erscheinung  büst  sich  unschwer  erklären.  Es  hatten  zwingende 
Gründe  zu  einer  Herabsetzung  desMünzfufises  getrieben,  die  von  Solon 
mit  aller  nötigen  Umsicht  ausgefllhrt  wurde;  aber  es  folgte  daraus 
nicht,  dab  auch  das  im  alltäglichen  Vericebr  bisher  übliche  Gewicht 
abgeschafift  wurde.  Dieses  blieb  also  unter  dem  Namen  Handelsge- 
wicht,  und  war  die  gesetzmftfsige  Norm  bei  Kauf  und  Verkauf,  wenn 
nidit  ausdrückhch  das  Silbergewicht  angeordnet  war.^)  Nach  den  Be- 
stimmungen des  Volksbeschlusses  war  die  Handelsmine  gleich  138 
Münzdrachmen  ');  es  ist  also 

das  Talent  des  attischen  Handelsgewichts  auf  36,156  Kilogr. 

die  Mine „  602,6      Gr. 

die  Drachme „      6,03     „ 

anzusetzen. 

10.  In  demselben  Volksbeschlusse  finden  sich  noch  besondere 
BestiauDungen  in  betreff  des  Zuschlages  (^ttj;),  welcher  zu  dem 


1)  a  I.  Gr.  Nr.  123,  besonders  bebandelt  von  B5ckh  SUatsh.  der  Atb.  II< 
S.  356  iL  Der  Beweis,  dafs  das  HandeUgewieht  das  äginiische  war,  wird  unten 
I  25  geführt  werden.  Die  erwähnte  Inschrift  gehört  erst  dem  2.  oder  1.  Jahr- 
mindert ▼.  Chr.  an;  allein  das  Zusammenfallen  dieser  Handelsmine  Ton  138 
MAnxdracfaaien  mit  dem  Soloniseben  Ablösungsverhältnisse  zwischen  altem  und 
waem  Gelde  (§  25, 1)  zeigt,  dafs  dieses  Handelsgewicht  so  alt  war  als  die 
äginiische  Mfinze,  wdche  vor  Solon  in  Athen  gegolten  hatte. 

2)  A.  a.  0.  §  4:  nafXeiroiHrav  narrte  räXXa  navra  ravrjj  tJ  fiv^y  n)^ 
0€a  nifos  a^yv^top  9ui^frjSfjv  atofjrat  naXelv. 

3)  Ebenda :  ayiftto  rj  uva  n  iftno^itttj  JSrtipavfmS^ov  Bqax/tas  ittaxov  t^- 
»ty%a  xal  htna  n^  ra  cxa&fua  ra  iv  t$  a^/vfo»09re/4'*  VogL  unten 
§25,1  ' 


186  GBlEGffiSCflKS  GEWIGOT.  §  19,  lo. 

Handelsgewicht  in  die  Wagscbaie  gdegt  werden  6olL>)  Zunächst  ist 
im  Sinne  des  Gesetzgebers  davon  auszugeben ,  dafe  es  sonst  wobl  Ob- 
lieb  war  so  reicbiicb  zuzuwSgen,  dab  die  Zunge  der  Wage  merklich 
nach  der  Seite  der  mit  der  Ware  beladenen  Schale  ausschlug.  Anstatt 
dieses  Ausschlages  sollte  nun  lieber  ein  Zittatzgewi<At  in  die  andere 
Wagschale  gelegt,  dann  aber  auch  so  gewogen  werden,  dab  die  Zunge 
genau  perpendikuiär  stand. 

Eine  unlösbare  Schwierigkeit  schien  freilich  in  den  merklich 
verschiedenen  BetrSgen  der  verordneten  Zusehlagsgewichte  zu  liegen. 
Zu  der  Handelsmine  sollten  12  MOnzdrachmen  hinzugefdgt  werden; 
das  effektive  Gewicht  betrug  also  150,  statt  138  Mttnzdrachmen.  Auf 
das  Talent  hatten  nach  demselben  Verhftknis  720  MOnzdraclmien  zu- 
gelegt werden  müssen;  allein  laut  Gesetz  war  dieser  Zuschlag  etwas 
geringer,  nämlidi  abgerundet  auf  690  Mttnzdrachmen,  d«  i.  5  Handels- 
minen. Ganz  anders  dagegen  stand  es,  wenn  mit  einem  Fttnfminen- 
gewicht  gewogen  wurde.  Denn  dann  sollte  eine  ganze  Handelsmine 
zttgelegt  werden ;  der  Zuschlag  betrug  also  in  diesem  Falle  20  Prozent, 
wahrend  er  beim  Talent  auf  nur  8,383  und  bei  der  einfachen  Mine  aof 
8,696  Prozent  stand. 

Zunächst  war  nun  klar,  dafs  die  Zuschlage  bei  der  einfachen  Mine 
und  bdffl  Talent,  trotz  der  geringen  Differenz,  zusammengehörten* 
Die  Verschiedenheit  konnte  hier  nicht  stören ,  da  ohnedies  die  Preise 
beim  Verkauf  im  Groisen  anders  gestellt  sein  mufsten  als  beim  Einzel- 
verkauf. Allein  der  weitaus  höhere  Zuschlag  beim  Fttnfminengewicht 
liefs  sich  nur  durch  die  Annahme  einigermafsen  erklären,  dafs  es 
ganz  andere  Handelsartikel,  und  zwar  verbältnismäfsig  weniger  wert- 
volle, gewesen  sein  mochten,  die  von  vornherein  nach  Steinen  oder 
FOnfjttinengewichten  verkauft  wurden,  als  diejenigen,  bei  denen  man 
nach  Talenten,  Minen  und  Drachmen  wog. 

Merkwürdiger  Weise  aber  hat  sich  neuerdings  gezeigt,  dals  die 
Zuschlagsgewichte  des  athenischen  Volksbeschlusses  vereinigt  mit  den 
erwähnten  Stammgewichten  zwei  eigenartige  Gewichte  darstellen, 
welche  ihren  besonderen  Ursprung  und  eine  selbständige  Bedeutung 
sowohl  neben  dem  Solonischen  Münzgewicht  als  neben  dem  gewöhn- 
lichen Handelsgewicht  Athens  haben. 

Der  Zuschlag  zur  Mine  führt  auf  eine  eigene  Mine  von  654,9  Gr., 
welche  anderseits,  gemäfs  dem  Zuschlage  zum  Talent,  um  etwas  nie- 

1)  Diese  Bestinmnoi^en  sind  ebenfalls  in  §  4  des  Beschisses  «ithtlten 
und  von  B^ckh  a.  a.  0.  S.  364—66  behandelt  worden. 


1 19, 10.  HAMDBLSGEWIGHTE  ZU  ATHEN.  187 

driger,  auf  652,8  Gr.  aiiskeiiimt.i)  Ans  dem  gesetzlich  geforderten  Zu- 
schlage zum  FfinftDinengewicht  entwickelt  sich  eine  Mine  von  723,3  Gr. 

Nun  ist  die  Mine  von  rund  655  Gr.  offenbar  hervorgegangen  ans 
der  Mine  von  672  Gr.,  v?elche  als  tthestes  iginflisches  Gewicht  durch 
die  Münzen  und  durch  den  Vergleich  mit  anderweit  bezeugten  Ge- 
wichten gesichert  ist.^)  Die  Mine  von  723  Gr.  ist  keine  andere  als  die 
phOnikische,  das  Fflnfzigfache  jenes  Staters  von  etwa  14,6  Gr.,  welcher 
Über  Syrien  und  seine  NebenUlnder,  über  einen  grofsen  Teil  Klein- 
asiens  und  der  Inseln,  endlich  auch  tlber  Ägypten  und  die  Länder  des 
Westens  verbreitet  war.^) 

Diese  G^ewichte  werden  gleich  im  Folgenden  uns  noch  weiter 
beschäftigen.  Vorher  ist  aber  noch  ein  Einwand  zu  berühren,  der 
betreffs  der  Mine  von  655  Gr.  leicht  erhoben  werden  könnte.  Die- 
sdbe  beträgt  nämlich  genau  das  Doppelte  des  römischen  Pfundes,  und 
es  könnte  deshalb  leicht  scheinen,  dafs  der  erwähnte  athenische  Volks- 
beschhifs,  dessen  Erlab  kaum  über  das  J.  170  v.  Chr.  zurückversetzt 
werden  kann,  unter  römischem  Einflufs  entstanden  sei.  Doch  spricht 
dagegen  sowohl  der  gesamte  Inhalt  der  Urkunde  ^) ,  ab  auch  beson- 
ders die  verschiedenen  Abstufungen  der  Zuschlagsgewichte.  Denn  hätten 
die  Athener,  indem  sie  die  Handelsmine  nebst  dem  Zuschlage  gleich 
150  MüniA^chmen  setzten,  damit  zugleich  absichtlicher  und  bewufster 
Weise  einen  Ausgleich  mit  dem  römischen  Pfunde  hergestellt,  so  wäre 
es  sehweriich  denkbar,  wie  sie  gleichzeitig  das  Talent  nebst  Zuschlag 
auf  119>/5  statt  auf  120  Pfund  hätten  festsetzen  können.  Audi  die 
TarifieruBg  der  Mine  des  Fünftninegewkhts  nebst  Zuschlag  auf  11  Vis 
Pfimd  wtlrde  nicht  verständUch  sein.  Dagegen  erklären  sich  alle  diese 
Ansätze  leicht,  wenn  wir  innerhalb  der  griechischen  Gewichtsbezeich- 
nungen stehen  bleiben  und  die  anderweit  nachgewiesene  Thatsache 
anerkennen,  dals  über  alle  Länder  des  Mittelmeeres  verschiedene  Ge- 
wichte babylonischen  und  phönikischen  Ursprungs  verbreitet  waren, 
von  denen  damals  in  Athen  durch  jenen  Volksbeschlufs  zwei  der  dort 
üblichsten,  die  altäginäische  und  die  phönikische  Mine,  im  Sinne  der 

1)  Diese  BÜDe  ist  als  eivenes  Gewicht  zuerst  von  W.  GhriBt  in  den  Siliungs^ 
bcriehten  der  Mäncbeiier  Akademie  1862,  I  S.  68  f.  erkannt  worden.  Ein  ent^ 
sfrecbendes  athenisches  Gewichtatäck  wies  zuerst  M.  Pinder  in  den  Beiträgen 
mr  alteren  Mflnzkmnde  heransgegeben  von  Pinder  und  Friedlaender,  Berlin  1851, 
1  S.  66  nach. 

2)  YergL  f  24, 1.  48, 1  and  Tab.  XXH. 

3)  Yergl.  1 23,  4.  43,  3  und  die  anderen  dort  citierten  SteUen. 

4)  Bödkh  StaatshauBh.  der  Athener  II*  S.  356:  'fli)rigens  fehlen  alle  Spuren 
des  rtaischen  £inihi88e8\ 


188  GRIEGHISGHES  GEWICHT.  f  19, 10.  tu 

weit  älteren  SolonischeD  GesetzgebuDg  derartig  fixiert  wurden,  dafe 
als  alleinige  Normen  die  Mttnzdrachme  und  die  nach  festem  Verhältnis 
daraus  abgeleitete  kfiTtoQixfj  fiva  gelten,  die  beiden  anderen  Minen 
aber  gesetzlich  beseitigt  und  nur  ihre  Differenzen  als  Zuschlagsgewichte 
geduldet  werden  sollten. 

Lehrreich  sind  in  demselben  Volksbeschlusse  auch  die  eingehen- 
den Bestimmungen  über  die  Aufbewahrung  der  Mustergewichte  und 
Mustermafee,  woraus  hervorgeht,  dafs  die  Athener  mit  grofser  Sorgfalt 
fttr  Aufrechterhaltung  von  richtigem  Mafs  und  Gewicht  bedacht  waren. 
Einiges  Nähere  ist  bereits  oben  (§  15, 1)  darüber  bemerkt  worden. 

11.  Athen  war  während  seiner  Blütezeit  eine  der  bedeutendsten 
Handelsstädte  der  alten  Welt  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundem,  dafs 
hier  fast  alle  jene  Gewichte  Aufnahme  geftmden  haben,  welche  wir 
soeben  als  ursprünglich  babylonische  und  phönikische  bezeichneten. 
Das  reiche  Material  von  Gewicbtstücken,  die  zu  Athen  oder  in  nächste 
Nähe  gefunden  und  durch  verdienstvolle  VeröffentUchungen  zur  all- 
gemeinen Kenntnis  gelangt  sind^),  ermöglicht  es  folgende  Obersicht 
über  die  zu  Athen  üblichen  Gewichte  zusammenzusteUen^),  welclie 
allerdings  noch  der  Ausführung  im  einzelnen  und  mannigfacher  Er- 
weiterung bedarf. 

I.  Solonische  Mine,  das  gesetzliche  Münzgewicht  des  athenischen 
Staates,  im  Normalbetrage  von  436,6  Gr.  (§  26),  seit  Alexander  etwa 
auf  431,7  Gr.^)  herabgegangen.  Sie  ist  etwas  reichlich  erhalten  in 
einem  ganzen  Minenstücke  von  442,5  Gr.  4)  Dazu  kommen  zahhreiche 
Teilstücke  von  der  halben  Mine  bis  zur  Drachme,  ja  bis  zum  Obolos, 
welche  auf  eine  Mine  zwischen  440  und  400  Gr.  führen.^) 

1)  M.  Finder  Attische  Gewichte  in  den  Beitragen  zur  Siteren  Mfinkkonde 
herauMeg.  von  Finder  nnd  Friedlaender,  Berlin  1851,  I  S.  61—69,  Foole  bei 
F.  W.  Madden  Historv  of  Jewish  coinage,  London  1864,  p.  252—257,  Brandig 
S.  599,  A.  S.  Morray  Greek  weights  in  the  British  Mosenm  im  Nomism.  chron.  VID, 
1868,  p.  56—73,  Mommaen  ebenda  p.  74,  derselbe  im  Hermes  m,  1869,  S.  298 
bis  301,  A.  Dumont  in  der  Revue  arch^ologique,  nouv.  s^rie,  1869,  vol.  20 
p.  192—207,  derselbe  ebenda  vol.  21,  1870,  p.  236—248,  R.  Schillbach  De  pon- 
deribns  aliquot  antiqnis  Graecis  et  Romanis  in  den  Annali  ddl'  Instil.  arcaeol. 
1865  p.  160—211,  derselbe  Beitrag  zur  griechischen  Gewichtskunde,  Frogr.  zum 
l^inckdmannsfeste,  Berlin  1877.  Die  ebenfalls  hierher  gehörigen  Untersuchungen 
von  Papadopulos  Kerameus  werden  unten  §  50, 7  angeführt  werden. 

2)  Hiermit  sind  zu  vergleichen  die  ahnlichen  Obersichten  §  50,  7.  51,  5. 
54, 1.  57,  4  und  Tab.  XXO.  Der  Zusammenhang  der  alten  Gewichte  wird  ent- 
wickelt werden  §  20,  5.  23, 1.  2.  4.  24,  1.  42, 10.  12.  15.  43,  2.  46,  6.  48,  1. 

3)  Berechnet  nach  dem  effektiven  MOnzgewicht  §  31,  3. 

4)  SchUlbach  de  pond.  p.  186.  206  Nr.  76. 

5)  Derselbe  de  pond.  Nr.  1—16.  20«— 25.  26— 31^  67  (wohl  als  halbe  Mine 
zu  fassen),  derselbe  Beitr.  Nr.  13,  Finder  S.  67,  Murray  im  Numism.  ehron.  1868 


1 19,11.  HANDELSGEWIGHTE  ZU  ATHEN.  139 

IL  Attische,  aus  der  ttginäiscben  abgeleitete  Handelsniine  im 
NonDslgewicht  von  602,6  Gr.  (§  19,  d),  dargestellt  durch  ein  in  Athen 
erworbenes  Bl^ewicht  Ton  152,285  Gr.,  dessen  ursprünglicher  Be- 
trag Tidleicht  auf  151,5  Gr.  zu  setzen  ist.^)  Als  Viertel  gefafst  ergiebt 
es  eine  Mine  von  609  bis  605  Gr.,  also  reichlich  das  Normalgewicht. 
Andere,  aulserhalb  Attikas  gefundene  Gewichtstücke  führen  auf  einen 
etwas  niedrigeren  Betrag  derselben  Mine  ($  48, 1  a.  E.  48, 6). 

in.  Altäginftische  Mine  im  ursprünglichen  Normalbetrag  von 
672  Gr.,  in  Athen  nach  der  Solonischen  Münzordnung  auf  655  Gr. 
gesetzt  >),  ist  erhalten  in  einem  halben  Minengewicht,  welches  fast  ge- 
nao  den  Normalbetrag  darstellt,  und  einigen  etwas  niedriger  stehenden 
Gewichten.^) 

IV*  Die  phönikische  Mine  erscheint  in  Syrien  frühzeitig  in  dem 
hiBter  der  ursprünglichen  Norm  etwas  zurückstehenden  Betrage  von 
726,5  Gr.  (§  43, 3),  womit  das  Gewidit  von  723,3  Gr.,  welches  wir 
soeben  (S.  137)  aus  dem  athenischen  VolksbescUufs  ermittelt  haben, 
so  gut  wie  genau  stunmt  In  Syrien  reihte  sich  jener  Mine  später 
eine  andere  um  die  Hälfte  leichtere  an  (§  51,  5,  V),  welche  deutlich 
auch  in  drei  zu  Athen  gefundenen  kleinen  Gewichtstücken  he)*vortritt, 
nindich  einem  Didrachmon  von  7,6,  einem  Tridrachmon  von  12,5  und 
einem  Tetradrachmon  von  14,75  Gr..^)  Letzteres  führt  auf  eine 
kidite  Mine  von  369  Gr.,  welcher  eine  schwere  von  738  Gr.  entspre- 
chen vTürde.  Damit  nähern  wir  uns  dem  ursprünglichen  Normal- 
gewicfat  der  phOnikischen  Mine  von  746,7  Gr.,  welches  durch  das 
Didrachmon  und  Tridrachmon  noch  überboten  wird.^) 

y.  Die  leichte,  königliche  Mine  der  Babylonier  im  Betrage  von 


p.  65  ff.  Nr.  27—30. 42—46. 59—63.  Ein  in  Babylon  gefundenes  Gewicht  attischen 
Fofoes,  der  Anfachrift  nach  2  xe^^^  wiegend  nnd  im  J.  65  v.  Chr.  wahrschein- 
lich in  Syrien  gefertigt,  wiegt  17,002  Gr.,  entspricht  also  einer  Mine  von  425  Gr. 
S.  Dnmont  a.  a.  0.  vol.  20  p.  192.  195. 

1)  Pinder  a.  a.  0.  S.  66. 

2)  AoJser  oben  S.  136  vergl.  auch  unten  §  24, 1.  48, 1,  nnd  anlangend  das 
Wertveih&ltnis  des  entsprechenden  Silbergewichts  mm  kleinen  Goldtalente 
§20,5. 

3)  S.  unten  §  48, 1  gegen  Ende. 

4)  Schillbach  de  pond.  Nr.  18—20.  Auch  die  Tridrachmen  und  Tetradrach- 
men  bei  Murray  im  Nnmism.  chron.  1868  p.  65  Nr.  22—26  sind  hierher  zu 
sehen.  Das  Tridrachmon  Nr.  22  ffihrt  auf  eme  leichte  Mine  von  362,  oder  auf 
dne  schwere  von  724  Gr.  Die  drei  Tetradrachmen  Nr.  24—26  ergeben  im 
Durduiduiitt  eine  leichte  Mine  von  364,  oder  eine  schwere  von  728  Gr. 

5)  WiU  man  diese  beiden  Gewichte  lieber  dem  Solonischen  System  zu- 
ordnen, so  bleibt  doch  jedenfalls  das  Tetradrachmon  gesichert  fOr  das  phdni- 
lüsche  System  (vergl.  auch  in  voriger  Anm.  die  Gewichte  Mnrrays). 


142  GRIEGHISCHBS  GEWIGBT.  f  i»,  ii.  is. 

auch  ohne  jenen  Aufflchlag  als  Uanddsgewicht,  freilich  aUmählich  in 
ihrem  Betrage  sinkend.  Von  den  Römern  worde  sie  in  Ägypten  auf 
15  Unien  ««  409,3  Gr.  tarifiert  (§  54, 1,  II);  in  Kleinasien  scheint  sie 
noch  weiter  bis  zu  390  Gr.  gesunken  zu  sein  (§  50,  7,  IV).  L^zterer 
Betrag  nun  erscheint  verdoppeU,  mithin  als  schwere  Mine,  in  eineoEi 
aus  Athen  stanunenden  AIMNOYN  mit  Stierkopf  im  Gewichte  von 
1560  Gr.^),  entsprechend  einer  Mine  Ton  780  Gr. 

Vni.  Zu  diesen  Gewichten  trat  unter  römischer  Herrschaft  noch 
das  Pfund  mit  seinen  Teilen  bis  zur  halben  Unze.  2)  Die  zahlreichen 
erhaltenen  Gewichtstttcke  überschreiten  teils  den  anderweit  festge- 
stellten Normalbetrag  von  327,45  Gr.  Air  das  ganze  Pfund,  teils  bleiben 
sie  hinter  demselben  zurück. 

12.  Am  Schlüsse  dieses  Abschnittes  ist  noch  einiges  über  die 
üblichen  Zeichen  für  die  Gewichte  zu  bemerken,  welche  nach  grie- 
chischer Auffassung  zugleich  die  Zeichen  der  entsprechenden  Münzen 
oder  Summen  von  Münzen  sind. 

Nach  dem  älteren  athenischen  Brauche,  welcher  bis  in  das  Peri- 
kieische  Zeitalter  sich  erhalten  hat,  wurden  Münze  und  Gewicht  von 
der  Drachme  an  aufwärts,  welche  letztere  somit  als  die  Einheit  galt, 
schlechthin  durch  Zahlzeidien  bezeichnet,  welche  von  5  aufwärts  den 
gesprochenen  und  geschriebenen  Zahlwörtern  nadigebildet  waren,  s) 
Au&erdem  hatten  die  oberste  benannte  Summe  von  Drachmen ,  das 
Talent,  sowie  die  Teile  des  Obolos  ihre  besonderen  Zeichen.  Der 
Obolos  selbst  wurde  als  kleine  Einheit  durch  den  vertikalen  Strich, 
die  Drachme  als  die  gröfeere  Einheit  durch  den  vertikalen  Strich  nebst 
einem  kleinen  Querstrich  bezeichnet.^)   Die  Mehrheit  jedes  Zeichens, 


1)  SchiUbach  de  pond.  p.  179.  189.  204  Nr.  68,  Beitr.  S.  6  f.  (wo  das  Ge- 
wicht zu  1559,72  Gr.  angegeben  wird).    Das  Exemplar  Nr.  69  ist  yerstümmelt. 

2)  Scbillbaeh  de  pond.  p.  208—211. 

3)  A.  Fabretti  Palaographische  Stadien,  ans  dem  Italienischen  abersetzt, 
Leipzig  1877,  S.  148  f.,  V.  Gardthausen  Griechische  Palaographie,  Leipzig  1879, 
S.  261  f.,  Eustratiades  in  der  'Af^xawlay,  d^fuois,  nt^ioB,  ß,  t<vx.  ^s*  S.  418  ff., 
«S'  S.  456  ff.,  Athen  1873  u.  74.  Fabretti  und  Gardthausen  föhren  nach  flerodian 
Q.  a.  als  Zeichen  der  Drachme  I,  statt  t-,  auf. 

4)  Die  Belege  finden  sich  häufig  in  den  attischen  Inschriften.  Auch  auf 
Gewichtstücken  sind  die  Zeichen  V  und  I,  wie  R  Schillbach  in  den  Annali  deU' 
Instituto  archeol.  1865  p.  164  ff.  194 1  und  Murray  im  Numism.  chron.  1868 
S.  64  f.  71  nachweisen,  nicht  selten.  Bei  der  Bezeichnung  für  mehrere  Drachmen 
pflegt  der  Querstrich  zusammenhängend  durchgezogen  zu  werden :  -H-,  -Hf  u.  s.  w. 
Aber  auch  Hl  für  3  Drachmen  findet  sich  (Schillbach  Nr.  13),  während  sonst  I 
der  Regel  nach  Zeichen  des  Obolos  ist  (Nr.  4).  Für  4  Obolen  findet  sich  das 
Zeichen  J.  oder  L  (ebenda  p.  165.  195).  Ober  die  Zeichen  C  — >  Vi  und  T  — 
V4  Obolos  vergL  Böckh  SUaUhaush.  der  Athener  I>  S.  17,  U>  S.  348,  Gesam- 


1 10,  lt.  ZEIGHfiN  DER  GEWICHTE.  148 

mithin  auch  des  Talentes,  wurde  durch  sovielnialige  Setzung  des  ein- 
fachen Zeichens  ausgedrOckt,  bis  das  höhere  Zeichen  eintrat.  So  wer- 
den 4  Talente  durch  TTTT,  4  Drachmen  durch  hhhh,  5  Drachmen 
durch  n,  8  Drachmen  durch  Phhh,  8  Talente  durch  PTTT  und  so 
weiter  bezeichnet  Die  verschiedenen  Bezeichnungen  stellen  sich  in 
folgender  Übersicht  dar. 


T  {rdXarrop)  .  «  .  .  »  6000  Drechmeii 

P  {navToxiCxiXiai)  .  »  5000  » 

X  (x^Uai) =  1000 

P  {xMvraxociai)  ...  s»    500  ^ 

H  {hutTOP) —    100 

ßoderf^  (7t9VT^MOPTa)'mm        50  „ 

A  {8aca} —      10  , 


P  (nivxB) «B  5  Drachmen 

h =  1  Drachme 

I «1  Obolos 

C  ivfu^v)   ........  V«     , 

X  ixalnavs) =  >/•      . 


Wo  es  nicht  auf  eine  Unterscheidung  von  dem  Zeichen  des  Obolos 
ankommt,  findet  sich  für  die  Drachme  auch  der  einfache  vertikale  Ein- 
heitsstrich. *) 

Als  Zeichen  des  Goldstaters  kommt  auf  Inschriften  das  Zeichen  X 
vor,  dessen  Dreifaches  durch  SSS,  dessen  Fünffaches  durch  f^,  und 
so  weiter,  ausgedrückt  wird.  2) 

Später  wird  für  die  Drachme  als  Gewicht  das  Zeichen  <  üblich, 
welches  wahrscheinlich  aus  einer  Abbreviatur  von  okxi^  (§  19,  5)  ent- 
standen ist.  3) 

Das  Zeichen  für  den  Obolos  wird  handschriftlich  auch  schief  ge- 

mdte  kleine  Schriften  VI  S.  453  ff.  Die  gesamten  Zeichen  von  T  »-  Talent  bis 
X  ->  Chalkas  giebt  die  Rechentafel  von  Salamis,  über  welche  aufser  dem  Ul- 
teratomaehweis  zu  Böckh  an  der  snlelzt  citierten  Stelle  auch  M.  Gantor  Vor- 
lesangen  über  Geschichte  der  Mathematik  1  S.  Ulf.  za  vergleichen  ist.  — 
Ober  abweichende  Bezeichnunffen  für  B^axtiri  und  rifiuo^ohov  vergl.  M.  Plnder 
ia  den  Beitragen  zur  älteren  IMünzkunde  heransg.  von  Pmder  und  Friedlaender  I 
S.  6S,  Fabretti  a.  a.  0.  S.  t49,  Eustraüades  a.  a.  0.  rev^.  «^'  S.  358  ff. 

1)  Priscian.  de  fig.  numer.  1  (Grammat.  Lat  ed.  Keü  111  p.  406)  führt  einige 
griechische  Hexameter  an,  in  welchen  die  Zeichen  für  5000  bis  5  so  beschrieben 
werden,  wie  sie  oben  graphisch  dargestellt  sind.  Für  1  aber  wird  der  einfache 
Vertikalstrich  I  angegeben.  Ausführlicher  handelt  über  dieses  ganze  Zahlen- 
system Herodian  nt^  jmv  a^td'fiSv  im  Appendix  zu  Stephani  Thesaurus  VIII,  2 
p.  345  01  ed.  Dindorf.,  der  ebenfalls  die  Einheit  durch  I  bezeichnet,  übrigens 
aber  ebensoweniff  wie  Priscian  ein  Zeichen  für  Talent  anführt.  Die  Zahl  6000 
ist  bei  ihm  aus  den  Zeichen  für  5000  und  1000  zusammengesetzt  Als  oberstes 
Zeichen  giebt  er  M  für  10000.  Letzteres  erscheint  auch  auf  dem  Abacus  der 
Dtretosvise  in  Neapel,  nebst  t  für  1000,  H  für  100,  A  für  10,  O  für  Obolos,  <  für 
V«  OboloB  (Gardthausen  a.  a.  0.  S.  262). 

2)  G.  L  Graec.  Nr.  144.  3140,  Böckh  Staatshaush.  der  Athener  U>  S.  45, 
Fabretti  a.  a.  0.  S.  149.  Die  Juxtaposition  der  Einheit  findet  sich  aber  auch 
bis  zu  tUttXt  —  7  SUtere  durchgeführt  (Böckh  a.  a.  0.  S.  34.  45). 

3)  VerffL  Metrol.  Script.  I  p.  166.  171.  207,  14-^16  und  an  vielen  anderen 
Stellen,  welche  im  Index  unter  8(faxMri  15  und  oXktj  8  nachgewiesen  sind.  Auch 
uf  mem  Gewichtstück  findet  sich  dasselbe  Zeichen:  s.  unten  Anm.  zu  §  50,  7,1. 


144  BÖmCHES  GEWICHT.  iu,u 

steUt,  oder  ganz  horiioBtjd  gelegt  uni  dann  aoch  gewiuidea.O  Ifithin 
konmen  folgende  Formen  tot  /,  V  — ,  «v.  Das  Suißolov  wird  dnrch 
die  Verdoppelung  des  (Nboloszeicliens,  das  tgitoßolor  dnrch  das  Zei- 
ehen  der  Hälfte  S,  das  Tetfiißolov  durch  S*  ausgedrOckt') 

Nach  Africanus  in  den  Kearol  war  das  Zeichen  flür  Talent  ein 
dnrchstrichenes  $.') 

Für  fiva  wird  das  Zeichen  /i^  oder  fi  angefahrt  4) 

§  20.   Doi  römisehB  Gewiehisystem, 

1.  Die  Römer  nannten  ihre  Gevrichteinheit  Ulnraj  das  auf  der  Wage 
mit  der  Last  gleich  schwebende  Gewicht^)  Die  Teilung  dieser 
Libra  fand  nach  dem  eigentümlich  italischen  Duodecimalsystem  statt, 
in  welchem  die  gröbere  Einheit  os,  die  kleinere  Einheit  oder  das 
Zwölftel  uneia  heibt^  Das  Wort  a$  hängt  etymologisch  keineswegs 
mit  aet  zusammen ,  eine  Ableitung,  die  auf  der  Vorstellung  beruhte, 
dab  der  As  ab  Münze  ursprünglich  ein  Pfund  Kupfer  dargestellt  habe; 
sondern  es  bezeichnete  überhaupt  die  Einheit,  das  Ganze  gegenüber 
sdnen  duodecimalen  Teilen.  "0  Diese  Teile  sind  auber  der  unda  zu- 
nächst die  Hälfte,  semts  ««  6  Zwölftel,  das  Drittel,  trieiu  -»  4  Zwölftel, 
das  Viertel,  qitadrani  «—  3  Zwölftel,  das  Sechstel,  $extan$  :=»  2  Zwölftel 
Auberdem  bildete  man  noch  eigene  Namen  für  die  übrigen  Vielfachen 
der  Uncia:  hes  ^,  zwei  Drittel  des  Ganzen  «-«  8  Zwölftel,  dodram  (eigent- 

1)  Die  Stellen  sind  nachgewiesen  in  den  Metrol.  seript  I  p.  171  nnd  im 
Index  unter  oßoUe  13. 

2)  Ebenda  I  p.  171  und  im  Index  unter  SimßoX^tfj  Totmßolmf^  tc^xf^toßölav. 
Verc^.  auch  Eustratiades  in  der  '^(^xtuoL  ifrifu.  na^M,  ß\  xevx*  tS\  Athen 
1S70,  S.  358  iL 

3)  P.  de  Lagarde  SymmicU  I S.  170,  MetroL  acript  I  p.  80  f. 

4)  MetroL  Script  I  p.  207,  22  (und  TergL  Montfaucon  an  der  ebenda  p.  XI 
dtierten  Stelle).   Die  übrigen  Stellen  sind  im  Index  unter  firS,  22  nachgewiesen. 

5)  Das  Fragment  nt^l  raXarrmv  Metrol.  Script  I  p.  270,  3:  Xir^  nm^ 
*P»ftaiot£  i^ftfjrwtreu  Ußim^  wtts  Srvftüloyureu  nof*  avxoU  tcirrfi  ijyavr 
Uroxayovüt,  und  ähnlich  Isidor  Etymol.  IS,  25  (MetroL  seript  II  p.  111,  4—6). 
Vergl.  Brandis  S.  1.  Nach  Momrasen  Rom.  Gesch.  I*  S.  203  bedeutet  Hkrm  die- 
jenige Last,  welche  der  Mann  mit  ausgestrecktem  Arm  auf  der  fland  zu  wiegen 
{Hbrare)  vermag,  oder  das  'Gewicht*. 

6)  Mommsen  (resch.  des  röm.  Mfinzw.  S.  188  (Traduct  Blacas  I  p.  200), 
Marquardt  Römische  SUatsrerw.  11  S.  47. 

7)  Die  Ableitung  des  as  Ton  aes  giebt  Yarro  de  L  L.  5, 109;  dagegen  der 
Verfasser  des  über  de  asse  1  (MetroL  seript  ü  p.  72, 5):  quidquid  unu m  est  —, 
assem  ratiodnatores  vocant,  Volus.  Maec  1  (M.  Scr.  n  p.  61,  20):  divisio  so- 
ll di,  id  est  librae,  quod  as  yocatur,  Victorius  Argum.  calc  1  (M.  Scr.  n  p. 87, 3) : 
unitas  assis  Tocatur.  VergL  Gronoy.  de  sestert  p.  848,  Mommsen  S.  188  Anm.  60 
(I  p.  200),  Rubino  Beitrige  zur  Vorgeschichte  Italiens  S.  9  Anm.  8. 

8)  Besj  wofflr  eine  altere  Nebenform  dei  ist  (wie  ämis  fOr  bis)  darf  weder 
mit  Varro  de  L  L.  5, 172  durdi  iemipio  trienie,  noch  mit  Festas  Exe  p.  33  Bf. 


f  M.  1.  AS  UND  SmHE  TBII£.  145 

lieh  deqMdram\  das  Ganze  weniger  ein  Viertel  »»  9  Zwölftel,  dextans 
(eigentlich  deseoßtans)^  das  Ganze  weniger  ein  Sechstel  >-»  10  Zwölftel; 
eDdlkb  durch  Zusammensetzung  mit  utida:  dmmWy  das  Ganze  weniger 
1  Unze  «*B  11  Unzen,  teptunx  «»  7,  qmtuunx  «k  5  Unzen. i)  Dem 
entsprechend  heifst  auch  das  Achtel  seseunda  ^»  1 V2  Unzen.^)  Die 
kleinere  Einheit,  die  «ntcta,  zerfiel  wiederum  in  die  Hälfte,  semunciti, 
das  Viertel,  sicilicusj  das  Sechstel,  sextula^  und  das  Vierundzwanzigstel, 
icriptulum  oder  scripulum,^)  In  Teilen  des  Asses  ausgedrückt  ist  die 
Semuncia  «»  1/24 ,  der  SicUicus  ^^  V^s  1  die  Sextula  <»  V^  9  das  Scri* 
pnlura  as  Vsss. 

Die  Vielfachen  des  Asses  werden  durch  Zusaimnensetzung  mit  den 
Zahlwörtern  ausgedrückt:  tresm  bis  nonumir,  dectcMts,  hiussis,  tricessis 
bis  centussis;  für  zwei  As  jedoch  gebrauchte  man  dupomdius^) 

dorch  bis  triens  erklärt  werden,  sondern  es  bezeichnet  iwei  Teile,  d.  i. 
Drittel,  des  As  {bi — a#),  weshalb  es  aoch  die  Griechen  richtig  mit  Siftot^y 
wiedergeben.   Vergl.  MüUer  zn  Festus  a.  a.  0.,  Mommsen  t.  a.  0. 

1)  Diese  ganze  Einteilung  geben  Varro  de  l.  L.  5, 171  f.,  Golum.  de  r.  r.  5, 1 
(wo  er  die  Einteilung  des  Jogemm  bespricht,  vergl.  oben  §  13,  3  S.  84  Anm.  2), 
Vohis.  Maec  1  ET.,  die  Schrift  de  asse  2,  Ulpian.  Digest  28,  5,  50,  Prisdan.  de 
fig.  nnm.  2, 10  f.,  Carmen  de  ponder.  41  ff.,  Ausonins  de  ratione  librae  p.  154  f.  ed. 
Schenk],  Anthol.  Lat  ed.  Mayer  Nr.  1066,  das  Fragment  in  den  Gromat.  ed.  Lachm. 
p.  339  f.  (vergl.  auch  den  Stellennachweis  im  Index  sn  den  MetroL  Script  unter  as), 
—  Die  Ableitungen  von  dodrans,  dextans,  deunas  hat  Yarro  a.  a.  0.  —  Für  qua- 
draru  findet  sich  tertmdus  bei  Gic  ad  Att  7,  2,  3,  Varro  de  1.  L  5, 174,  Festas 
QBter  nonuncium^  Voius.  Maec  74. 

2)  Die  Stellen  des  Festas,  Maedan  u.  a.  sind  nachgewiesen  im  faidex  zu 
den  MetroL  script  nnter  seseuncia.  Vergl.  auch  Gantor  Vorlesungen  über  Gesch. 
der  Milhem.  I  S.  445. 

3)  Varro  de  1.  L.  5,  171  bezeichnet  die  MexhUa  als  aerU  minima  pars  und 
erwähnt  aufserdem  von  Teilen  der  Unze  nur  die  semuncia.  Das  seriptulum 
erwähnt  er  de  r.  rust  1,  10  nur  als  Teil  des  Ackermafses.  Den  sicilieus  fü^en 
Haecian  u.  a.  hinzu:  s.  den  Stellennachweis  im  hidex  zu  den  Metrol.  scnpt 
unter  diesen  Worten  und  Anthol.  Lat  Nr.  1067.  Sicilieus  ist  das  griechische 
2ixtJiuc6£  (Bemard  de  mens.  p.  121,  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  160),  es  bezeich- 
nete ursprünglich  den  sicilischen  Quadrans  in  der  römischen  Silberrechnung 
(Mommsen  Rom.  Münzw.  S.  202  »  1  p.  243,  Rubino  a.  a.  0.  S.  11).  Seriptulum 
ist  Übersetzung  des  griechischen  yqaiHia  (|  19,  7);  vergl.  das  Garmen  de  ponder. 
▼8.9:  gramma  vocant,  scriplum  nostri  dixere  priores.  Für  seriptulum  sind 
Nebenformen  scripulum,  serupulum,  spater  auch  seripulus,  scrupulus,  worüber 
Varro  bei  Gharis.  1  p.  81:  seriptulum,  quod  nunc  vulffo  sine  t  dicunt,  Gia  ad 
Alt  4, 16, 13,  Vitruv.  7,  8,  die  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  dem  Worte 
Gitierten,  W.  Ghrist  im  Rheinischen  Museum  XX  S.  67  zu  vergleichen  sind. 

4)  Varro  de  1.  L.  5,  169.  8,  83  f.,  Volus.  Maec.  $  49  ff.,  Festus  unter  aesti- 
M«<a,  maximam  muUam,  sesterH  notam.  VervL  Böckh  S.  161,  Mommsen 
S.  188  (Traduct  Blacas  1  p.  200).  Die  Erklärung  der  abweichenden  Benennung 
dtqKmdius  giebt  Varro  5,  169:  dupondius  a  duobus  ponderibus,  quod  unum 
Pondus  assipondium  dicebatur.  id  ideo,  quod  as  erat  iibra  pondus.  Die  ana- 
loge Bildung,  welche  bes  oder  bessis  gelautet  haben  würde,  unterblieb,  weil  bes 
s^n  '/a  des  As  bezeichnete.   Mommsen  a.  a.  0.  Anm.  60. 

Hultseli,  Metrologie.  10 


146  RÖMISGHES  GEWICHT.  f  20, 2. 

2.  Von  froher  Zeit  hatte  man  fllr  die  einzelnen  Teile  dieses 
Systems  eigene  Zeichen.  0 

Der  As  als  die  Einheit  schlechthin  wurde  durch  den  vertikalen 
Strich  I,  die  Vielfachen  des  Asses  durch  die  üblichen  Zahlzeichen  II,  111, 
IUI,  V  u.  s.  w.,  X,  ^,  C  u.  s.  w.  bezeichnet. 2) 

Für  den  halben  As  hat  zu  allen  Zeiten  das  Zeichen  der  Hälfte  S 
gedient^) 

Für  das  Zwölftel  oder  die  Unze  ist  die  älteste  Bezeichnung  der 
Punkt,  auf  den  Münzen  als  kleine  Halbkugel  erscheinend.^)  Daneben 
tritt  frühzeitig  der  horizontale  Strich  auf,  welcher  in  der  Kurrentschrift 
entweder  sich  schlängelt,  f\jj  oder  nach  oben  offen  sich  abrundet,  u.^) 

Alle  übrigen  Zwölftel  des  Asses  werden  durch  Kombination  der 
Zeichen  für  Unze  und  Hälfte  ausgedrückt,  also  z.  B.  quadram  durch 
!•  oder  V  oder  3  oder  ft^'v  oder  C^*),  trims  durch  ^''),  dodrans 
durch  S>  oder  SV  oder  St. «)  oder  SE-  oder  S.^*>j  oder  S::^^. 

1)  Yergl.  im  aUgemeinen  Mommsen  S.  188  ff.  199  ff.  (Traduct  Blacas  I  p.  200  ff. 
239  ff.),  denselben  im  Hermes  III  S.  469  ff.,  R.  Schöne  ebenda  S.  475  ff.  und  im 
PhUolojrus  XXVm  S.  369  ff.,  Marquardt  Römische  Staatsverw.  II  S.  47  ff.,  A.  Fa- 
bretti  Paläographiscbe  Studien,  ans  dem  Italienischen  flbersetzt,  Leipzig  1877, 
S.  164  f.,  Metrol.  Script  0  p.  XXV  ff.,  G.  Zell  Handbuch  der  röm.  Epigraphik  H 
S.  52  ff.,  femer,  anlangend  die  Zeichen  auf  MOnzen,  die  Abbildungen  im  Aes  grare 
del  Museo  Kircheriano,  bei  Mommsen-Blacas  lY  pl.V.YI.  XXI.  XXH.  XXI V  ff., 
Sambon  und  d'AUly  in  den  zu  §  33,  1  zu  citierenden  Werken,  endlich  betreffs 
der  Inschriften  G.  Wilroanns  Exempla  inscript  Latin.  I  Nr.  697,  ü  p.  737,  Marini 
Atti  de*  fratelli  arvali  I  p.  227  ff.  258  ff.,  Corp.  inscript  Lat  ed.  Mommsen  an  den- 
jenigen Stellen,  welche  in  den  Indices  I  p.  613  unter  notae  numeraUi  und  lY 
p.  247  unter  netae  pondemm  angeführt  sind,  sowie  die  Arralinschrift  Nr.  2059 
in  vol.  YI  pars  L    Yergl.  auch  oben  §  11, 1  a.  E. 

2)  Mommsen  S.  188  (I  p.  201),  Fabretti  a.  a.  0.  S.  150  ff. 

3)  Ober  die  jüngeren  Modifikationen  dieses  Zeichens  Tergl.  Metrol.  script  n 
p.  XX.  XXYI,  über  die  abweichende  umbrische  und  etrurische  Rezeichnung  Fa- 
bretti S.  164.  —  Erw&hnt  sei  an  dieser  Stelle  auch  das  Zeichen  \t  nebst  ver- 
schiedenen Modifikationen:  vergl.  Metrol.  Script  H  p.  XXIH.  134,  5,  W.  Watten- 
bach Anleitung  zur  griechischen  Paläographie,  Leipzig  1877,  Anhang  S.  31,  10, 
J.  Friedlaender  in  der  Rerliner  Zeitschrift  f.  Numism.  1879  S.  5,  in  diesem  Hand- 
buch §  51,  8,  Pappus  ed.  Hultoch  vol.  III,  2  p.  128. 

4)  Lex  parieti  faciundo  im  G.  I.  Lat  I  Nr.  577  p.  163  f.,  Wilmanns  a.  a.  0. 
n  p.  737,  Metrol.  Script  I  p.  1 14  Anm.  1  Nr.  3.  Auf  den  Münzen  ist  die  Rezeichnung 
durch  das  Kügelchen  die  allein  übliche  (vergl.  die  in  Anm.  1  angefahrten  Werke). 

5)  Marini  a.  a.  0.  p.  229,  Mommsen  im  Hermes  III  S.  471,  Metrol.  script  0 
p.  XX.  XXYII.  Das  Zeichen  ^  kann  auch  umgewendet  werden,  z.  R.  im  Aus- 
druck für  quadransi  X^. 

6)  C.  L  Lat  I  Nr.  577,  lY  Nr.  2063,  YI  pars  I  Nr.  5059  p.  506,  Marini,  Wil- 
manns,  Metrol.  script  a.  a.  0.,  meine  Abhandlung  über  die  Rruchzeichen  bei 
Yitruvius  in  Fleckeisens  Jahrb.  (1.  Abteil,  der  Neuen  Jahrb.  f.  Philol.  u.  P&dag.) 
1876  S.  257  ff. 

7)  Marini,  Wilmanns,  Mommsen  a.  a.  0. 

8)  G.  1.  Lat  I  Nr.  577,  2,  2,  Oeuvres  compl^tes  de  R.  Rorghesi  I  p.  240  f.» 
Wilmanns  a.  a.  0.,  R  Schöne  im  Hermes  m  S.  475  (aus  I.  R.  N.  5). 


}  30, 1  ZEICHEN  DES  ASSES  UHD  SEINER  TEILE.  147 

In  jüngerer  Kurrentschrift  verschmilzt  das  Zeichen  =  für  sextans 
zu  einer  dem  griechischen  Buchstaben  Z  oder  ^  ähnlichen  Form. 
Eine  einzelne  hinzutretende  Unze  wird  dann  durch  einen  kleinen 
schiefen  Strich  bezeichnet,  ako  z.  B.  guadrans  durch  ^\  qutneunx 
durch  5?'-0 

Eine  einzelne  auslaufende  Unze  kann  neben  mehreren  vorher- 
gehenden Horizontalstrichen  auch  durch  einen  Vertikalstrich  bezeich- 
net werden,  also  z.  B.  guadrans  durch  =1,  quincunx  durch  ==1.2) 

Die  Hälfte  der  Unze,  «emuncta,  wird  durch  Z.  oder  abgerundet  6 
oder  £  ausgedrückt  s) 

Das  Zeichen  des  Viertek  oder  sieilicus  ist  D,  des  Sechstek  oder 
der  sextula  ^.^)  Der  Bruch  binae  sextulae^^  V^e  As  wird  durch  Dop- 
pelsetzuDg  dieses  Zeichens  gegeben,  wobei  auch  VerschUngung  zu 
einem  Zuge  vorkommt^)  Die  dimidia  sexttila  erhält  einen  Querstrich 
durch  das  Zeichen  der  Sextula:  -^.<^) 

Der  kleinste  Teil,  das  scripulumy  wird  durch  9  bezeichnet.'')  In 
Handschriften  findet  sich  auch  die  Verdoppelung  des  für  die  dimidia 
sexhda  vorher  angeführten  Zeichens,  s) 

Es  folgt  nun  eine  Übersicht  der  Zeichen  des  Asses  und  seiner 
Teile  nach  der 'Distributio'  des  Volusius  Maecianus.^) 


1)  Metroi.  Script.  II  p.  XX.  XXVI f.,  W.  Christ  Ober  das  argumentum  cal- 
eulandi  des  Victorias  in  den  Sitzungsberichten  der  MOnchener  Akademie  1S6S 
1  S.  tOO  ff.,  H.  Kinkelin  Der  ealeulus  Fieiorii  in  den  Verhandlungen  der  Natarl 
GeteUscb.  zn  Basel,  1868  Juli,  G.  Friedlein  Der  Galcnlns  des  Victorias  in  der 
Zeitschr.  t  Mathem.  n.  Phys.  XVI  p.  42  ff.,  Victorii  calcalns  ed.  G.  Friedlein  in 
Bnoncompagnis  Bulletino  delle  scienze  matem.  IV,  1871  NoTemb.  Bei  Victorius 
v.  a.  erseneinen  die  Zeichen  zu  zusammenhängenden  Federztigen  yerschliffen. 

2)  G.  L  Lat  IV  Nr.  1401  (wo  die  drei  Striche  =1  zu  einem  Zeichen  Ter- 
schmolzen  sind),  Metroi.  Script  II  p.  XXVI. 

3)  G.  1.  Lat  I  Nr.  577,  2,  4  und  22,  IV  Nr.  1401.  2029,  VI  pars  I  Nr.  2059, 
MetroL  Script  U  p.  XXVII  f.,  WUmanns  a.  a.  0. 

4)  G.  L  Lat  U  Nr.  3386  (und  dazu  Marqnardt  Rom.  SUatsv.  0  S.  49),  IV 
Nr.  1175«  (cf.  add.).  2029.  2055,  VI  pars  I  Nr.  2059, 33,  Mommsen  im  Hermes  m 
S.  470,  Metrot  Script  II  p.  XXI  f.  aXVIU,  meine  Recension  von  Gantors  römi- 
schen Agrimensoren  in  Fleckeiaens  Jahrb.  1876  S.  768,  Wilmanns  a.  a.  0. 

5)  Mommsen  a.  a.  0.,  Marquardt  II  S.  48,  Metroi.  script  a.  a.  0. 

6)  Dieselben  wie  vorher,  und  Victorias  ed.  Friedlein  (oben  Anm.  1). 

7)  G.  L  Lat  IV  Nr.  2030  und  ähnlich  Nr.  2029 ,  Mommsen  im  Hermes  HI 
^  470.  474,  Metrol.  Script  U  p.  XXI.  XXVm. 

8)  MetroL  script.  U  p.  VlL  XXI  f.  XX Vm,  die  Handschriften  des  Maeciaa 
(MetroL  script  p.  64,  28),  Victorias  a.  a.  0. 

9)  Mommsen  AbhandL  der  Sachs.  Gesellsch.  der  Wis8ensch.III,  1853,  S.281ff:, 
Metrol  Script.  H  p.  17—22.  61—70.  Vergl.  auch  die  Bruchzeichen  bei  Frontinoa 
de  aqnis  ed.  Bnecheler.  p.  18  ff  and  bei  VitruT  nach  meiner  oben  angefahrten 
Abhandlang  in  Fleckeisens  Jahrb.  1876  S.  257  ff. 

10* 


148 


RÖBOSGHES  GEWICHT. 


f  10,  2.  S. 


As  und  seine  Teile 


As 

Unzen 

Bezeicbnong 

1 

12 

1 

"/n 

11 

S  =  =  — 

Vg 

10 

S=  = 

•/« 

9 

S=- 

«/3 

8 

s= 

v« 

7 

s- 

V* 

6 

s 

Vi« 

5 

=  =  -  od*r  =  -  = 

V» 

4 

=  = 

v* 

3 

zz  — 

V« 

2 

= 

«/• 

1V2 

^- 

Vi« 

1 

— 

Vt4 

V« 

t 

V- 

V» 

11 

V4. 

V* 

:> 

Vti 

V« 

l 

Vl44 

Vi« 

-^ 

V288 

V«4 

9 

as 

deunx  .  .  .  . 
dextans  .  .  . 
dodrens    .    .    . 

bes 

fleptunx  .  .  . 
semis  .  .  .  . 
quincnnx  .  .  . 
triens  .  .  .  . 
quadrans .  .  . 
sextans  •  .  . 
sescuncia .  .  . 
uncia  .  .  .  . 
semoBcia  .  .  . 
binae  sextulae  . 
sicilieua  •  .  . 
^xtnla  .  .  . 
•dimidia  sextula. 
«cripulum     .    . 


3.  Dieses  Systems  der  duodecimalen  Teilung  eines  Ganzen  oder 
Asses  haben  die  Römer  bekanntlich  in  der  verschiedensten  Weise  sich 
bedient.  Im  gewöhnlichen  Leben  fand  es  am  häufigsten  seine  Anwen- 
dung auf  die  Erbschaftsmasse,  daher  die  Ausdrücke  hxrt»  ex 
4»$e,  ex  dodratUe  u.  s.  w.^)  Im  Gebiete  des  Messens  wurden  als  Asse 
diejenigen  Gröfsen  behandelt,  bei  denen  vorzugsweise  das  Bedürfnis 
einer  leichten  und  bequemen  Einteilung  sich  fühlbar  machte^  so  be- 
sonders der  Fufs  (§11, 1),  das  Jugerum  (§13,3),  der  Sextarius 
(§  17,  5),  desgleichen  das  Pfund  2),  sowie  die  Einheit  der  ältesten 
Münze,  der  Kupferas  (§  33,5).  Aber  auch  jede  andere  beliebige 
Einheit  konnte  so  geteilt  werden  3),  ja  es  ist  die  Duodecimalteilung  die 


1)  Yolos.  Maee.  44  vergl.  mit  der  Vorrede  (Metrol.  Script.  II  p.  61,  13. 
66,  21).   Vergl.  Gronov.  de  sestertiis  ffl,  11  p.  435  ff. 

2)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  zu  den  Metrol.  Script,  unter  JUrga  and 
Ubra,  Eine  Teilung  des  Pfundes  Silbers  in  bei  semuncia  neüicui  sextula  «b 
i/j  ^  iju  -|-  V48  +  Vit  =  *0Vi44  weist  Marquardt  Rom.  SUateverw.  11  S.  49 
aus  G.  1.  Lat  Nr.  33S6  nach.  Ober  die  septunoet  auri  bei  Liv.  23,  19,  16  vergl. 
unten  §  37,  t  Anm. 

3)  So  z.  B.  jedes  beliebige,  sei  es  gröfsere  oder  kleinere  Grundstück  (Sa- 
Tigny  an  der  oben  S.  84  Anm.  2  angefahrten  Stelle,  Marquardt  Rom.  Staats- 
verwalt  II  S.  47),  die  attische  Mine  bei  Prise,  de  fig.  numer.  2  §  10  (Böckh 
S.  118  f.),  der  Denar  bei  Volus.  Maec.  48—62  (vergl.  Metrol.  scriot  n  p.  17  ff.), 
die  Hemina  bei  Plin.  23,  7  §  133,  der  Digitus  bei  Frontin  (oben  S.  74  Anm.  1), 


S  20,  s.  4.    DUODEGIMALTEILDNG.  DRACHME  UND  DENAR.      149 

aOein  gebräuchliche  Art  der  Bruchrechnung  bei  den  Römern. 
Wie  bei  unsem  Decimalbrüchen  die  erste  Steile  die  Zehntel,  die  zweite 
die  Honderstel  und  so  fort  einnehmen,  so  drückten  <tie  Rdmer  gebro- 
diene  Zahlen  durch  Reihen  von  Brüchen  aus,  deren  Nenner  Vielfache 
der  Zwölf  sind.  Die  erste  Stelle  nehmen  die  Zwölftel  (uncia$)  ein,  die 
zweite  <tie  Vierundzwanzigstd  (semfimäae);  dann  folgen  als  besonders 
benannte  Brüche  V48  (ncäicus)^  ^In  ($extula)  und  Vsfts  (scnpuhm). 
Zwischen  sextula  und  seripulum  fehlt  eine  eigene  Benennung  für  Vi  44* 
Dieser  Bruch  wird  ausgedrückt  durch  dimtdia  sextMh  (§  20, 2),  und 
entsprechend  reiht  sich  dem  Scripulum  als  kleinster  Bruch  das  dimi^ 
dmm  9cr^pulum  s=  ^/576  an.  Zwischen  semuncia  und  sicäicus  wurde 
noch  die  Verdoppelung  der  sextula  unter  der  Bezeichnung  duae  oder 
bmae  uxtulat  eingeschoben,  i)  Wie  schwerfällig  und  unzureichend 
diese  Rechnungsweise  war,  ist  hier  nicht  der  Ort  näher  auszuführen. 
4.  In  der  Kaiserzeit  brachte  man  das  griechische  Gewichtsystem 
mit  dem  römischen  in  Verbindung.  Das  Gewicht,  dessen  sich  die  grie- 
duschen  Ärzte  bedienten,  wai*  die  Drachme.  Ursprünglich  war  es 
die  attische  Drachme  gewesen  ^);  in  Rom  aber  wurde  anstatt  derselben 
der  Denar  gebraucht  und  der  Name  Drachme  auf  diesen  übertragen. 
Danach  bestimmte  sich  auch  die  Einreibung  in  das  römische  Gewicht- 
system. Der  Denar  betrug  bis  auf  Nero  V84 ,  nach  diesem  V96  des 
Pfundes.  Nach  der  ersteren  Bestimmung  nahmen  den  Denar  als  Ge- 
wicht Cornelius  Celsus,  Scribonius  Largus  und  Plinius,  nach  der 
letzteren  spätere  Schriftsteller,  s)  Dieser  letztere  Denar  erscheint  als 


der  Taf  bei  Gensorin  20, 10,  die  Stunde  1>ei  Plin.  2,  14  §  58.  18,  32  §  325  o.  a. 
(TergL  Marqnardt  US.  49  Anm.  4). 

1)  Die  Belege  finden  sich  in  den  zu  {  20,  2  angeführten  Stellen.  Fflr  die- 
jenigen Antoren,  die  in  den  Metrologici  acriptores  znsammengeatellt  aind,  giebt 
den  Nachweis  die  Praefatio  voL  II  p.  XXY  fir.  Das  dimidium  scripulum  wird 
als  kleinster  Bmehteil  des  Jngerum  angefahrt  Ton  Golumella  5, 1  (Metrol.  Script.  II 
p.  55,  4),  worauf  eine  Übersicht  der  übrisen  Teile  folgt  (vergL  oben  §  13, 1  a.  E. 
und  13,  3).  Mehrere  Beispiele  angewandter  Bruchrechnung  giebt  derselbe  5, 2, 
wie:  ioferi  trientem  et  sextulam  ■■  ^/la  -[-  V^s,  seanncia  et  scripula  tria  -» 
^  -4-  'JWt,  seaeundam  scripula  duo  et  dimidium  —>  Vt%  -f-  ^/m  -f^  V'^^  +  V"^*- 
Ycrgl.  aofe^dem  das  Jmunenium  eaieukmdi  des  Victorias  nebst  den  oben 
S.  147  Anm.  1  citierten  Kommentatoren  und  Friedlein  in  Fleckeisens  Jahrb.  1856 
S.  569flL,  Marqnardt  Rdm.  Staatsrerw.  II  S.  49  f.,  M.  Gantor  Vorlesungen  über 
GesdL  der  Mathem.  I  S.  445. 

2)  PUn.  21, 34  §  185:  Et  quoniam  in  mensuris  quoque  ac  ponderibus  crebro 
Gtaeeis  nominibas  utendum  est,  interpretationem  eornm  semel  hoc  in  loco 
ponemos:  drachma  Attica  —  fere  enim  Attica  obserratione  medici  utontar 
—  deaari  argentei  habet  pondns,  eademque.sex  obolos  pondere  effidt 

3)  Die  Belegstellen  werden  unten  §  36, 1.  38,  4  aufgeführt  werden. 


150  RÖMISCHES  GEWICHT.  f  so,  4. 

Drachme  bei  Galen  ^  und  ist  auch  unter  diesem  Namen  von  den  Me* 
trologen  derKaiseneit  nebst  seinem  Sechstel,  dem  Obolus»:  i/s  Skrupel, 
in  das  Gewichtsystem  aufgenommen  worden.  <)  Dazu  komm^  als 
kleinste  Gewichte  der  ehalcHs  ^^  Vs  Obolus  ')  und  seit  Constantin  die 
siUqua,  griechisch  xeQatiov  — »  V«  Skrupel  =i  Vs  Obolus.*)  Die  Sex- 
tula  hiefe  seit  Constantin  als  Goldmünze  und  auch  als  Gewicht  9olidMs^ 
griechisch  vofitafuxy  als  Gewicht  noch  besonders  exagium^  i^ayiovy 
arayiov  (§  40,  1).  Hieraus  entwick^  sich  folgende  Obersicht,  in 
welcher  der  Chalkus,  weil  er  seit  Aufnahme  der  Siliqua  seltener  an- 
gewendet wurde,  weggelassen  ist.^) 


libra 

1 

uncia 

12 

1 

sicilicus 

48 

4 

1 

sextula  (solidus) 

1    72 

6 

IVi    1 

drachma 

96 

8 

2        iVs     1 

scripulum 

288 

24 

6        4        3      1 

Obolus 

576 

48 

12        8        6      2 

1 

siliqua 

1728 

144 

36      24      18      6 

3. 

e  Reduktion  des  rtfmischen  Gewichts  giebt  Tab.  XIII. 

1)  Galen,  de  compos.  med.  p.  ^en.  p.  813  Kühn:  (al  inxa  %aX  ^ftürsia  ovy^ 
yiai)  f '  Bqaxfial  yivovxtu  ttfi  fuaQ  ovyylcts  tj'  S^axftas  isxofUptjs,  derselbe  de 
Compos.  medic.  sec.  locos  8  p.  160:  n^irjlov  9^  ort  B^axfiriv  Üyo^Lw  wv  iv 
ToXi  Tou^vroie  anavrae  onB{t  'Po^/ucuoi  Srjra^tov  ovofia^civ.  Diese  und  andere 
Zeugnisse  Galens  sowie  der  späteren  Metrologen  sind  in  den  Metrologie!  Script, 
•(vergl.  den  Index  unter  Sr^a^tov  2  und  S^axftr  4)  zusammengestellt. 

2)  S.  den  Index  zu  den  MetroL  Script  unter  dßoXoe  6  und  oboba.  Im 
Carmen  de  pond.  6 — 8  (MetroL  Script  11  p.  88)  wird  als  kleinstes  Gewicht  der 
semiobohu  angeffihrt  (erwähnt  auch  Ton  Isidor  ebenda  p.  112, 11). 

3)  Ebenda  unter  x^x^Imov«,  ealcuSf  calculu$»  Über  die  abweichende  Lesart 
bei  Plinius  21,  34  {  185:  obolus  (pondere  efficit)  decem  chalcos  vergl.  oben 
S.  133  Anm.  4. 

4)  W.  Christ  in  den  Sitzungsberichten  der  Münchener  Akad.  1862,  I  S.  47, 
MetroL  Script  I  p.  89.  Die  Belegstellen  weist  der  Index  zu  den  letzteren  unter 
^tB(Mru>v  und  nUqua  nach.  Der  bipinui  wird  im  Carmen  de  pond.  12  f.  (MetroL 
scnpt  U  p.  88)  zu  V«  Skrupel  »  l  i/i  nUquae,  mithin  gleich  dem  &^^f»o6  bei 
Oreibasois  u.  a.  (Index  unter  &i^fios  2)  bestimmt  Ober  den  anderweitigen  Ansatz 
•zu  Vs  Skrupel  «»  2  Hliquae  oder  xM^$a  Tergl.  den  Index  unter  &^fio9  1  und 
oben  §  19, 7. 

5)  Wenn  auch  die  Angaben  der  metrologischen  Quellen  über  die  kleinsten 
Gewichte  im  wesentlichen  übereinstimmen,  so  treten  doch  immerhin  merkliche 
Untersctuede  henror,  wenn  man  aus  jeder  Quelle  für  sich  eine  systematische 
Übersicht  herstellt  Besonders  lehrreich  ist  dann  die  Unterscheidung,  welche 
kleinsten  Gewichte  vorkommen  und  welche  nicht.  Die  Materialien  sind  in  den 
Metrologici  scriptores  bereit  gestellt;  doch  würde  eine  Bearbeitung  derselben 
liier  zu  weit  führen. 


I  20, 5.  URSPRUNG  DES  PFUNDES.  151 

5.  Es  hat  sich  eigentümlicher  Weise  getroffen,  dafs  unter  allen 
Gewichten  des  Altertams  das  römische  Pfund  zwar  am  sichersten  be- 
stimmt, sein  Ursprung  aber  am  wenigsten  aufgehellt  war.  Die  Nor- 
mieruDg  nach  attischem  Gewichte  galt  als  zweifellos  (§  26, 1);  aber  die 
Herieitung  des  Pfundes,  welches  offenbar  älter  war  als  die  Berührung 
Roms  mit  der  Kultur  der  Athener  ^  war  damit  nicht  erklärt  Den  er- 
sten Fingerzeig  gab  die  Thatsache,  dafs  in  Athen  Tor  der  Solonischen 
Mflnzordnung  nicht  blofs  eine,  sondern  zwei  verschiedene  Gewichts- 
minen bestanden  haben,  und  zwar  fand  sich,  dafs  die  gröfsere  von 
beiden,  welche  zugleich  die  relativ  altere  war,  später  auf  den  Betrag 
von  150  Solonischen  Drachmen  normiert  worden  ist  (§  19, 9.  10). 
Nun  vermag  im  allgemeinen  jedes  Gewicht  des  Altertums  aus  sich  her- 
aus eine  Hälfte  zu  entwickeln,  welche  zu  einer  neuen  Gewichtseinheit 
wird.))  Das  ursprüngUche  Gewicht  pflegen  wu-  dann  das  schwere,  das 
davon  abgeleitete  das  leichte  zu  nennen.  Das  römische  Pfund  also, 
welches  gleich  75  Solonischen  Drachmen  ist,  konnte  als  leichte  Mine 
der  nachweisbar  ältesten  attischen  Handelsmine  an  die  Seite  gestellt 
werden. 

Allein  diese  Vermutung  würde  keine  besondere  Beachtung  ver- 
jdient  haben,  wenn  nicht  in  Italien  selbst  Spuren  einer  schweren  Mine, 
des  Doppelten  des  Pfundes,  sich  gefunden  hätten.  Noch  Vitruv  rechnet 
jnach  einem  Talente,  welches  120  römische  Pfund  hält,  dessen  Mine 
mithin  gleich  2  Pfund  ist  (§  57, 4,  IV).  Dasselbe  Talent  meint  wahr- 
scheinlich auch  Dionysios  von  Halikamass,  wenn  er  2000  altrömische 
Asse,  deren  Gewicht  er  zu  je  1  Pfund  ansetzt,  mit  16  Talenten  gleicht.  2) 
Die  Bline  dieses  Talentes  tritt  aber  auch  mit  ziemlidier  Deutlichkeit 
aus  dem  Dunkel  der  frühesten  etruskischen  Münzgeschichte  hervor 
(§  57,  9). 

Es  war  nun  ferner  noch  zu  fragen,  wie  jene  Mine  den  Weg  nach 
Attika  einerseits  und  nach  MitteUtalien  anderseits  gefunden  habe ;  denn 
ihr  Alter  wiedersprach  der  Annahme,  dab  sie  erst  aus  Attika  nach 
Italien  gelangt  sei.  V^as  uns  als  attisches  Handelsgewicht  bezeugt  ist, 


1)  Yei^l.  onteo  §  42,  9.  43,  5.  8.  44, 12.  45,  8.  54,  1,  V  und  anderwärts. 
Audi  die  ncüiscbe  Kapferlitrt  von  V>x»  attischem  Talent  (§  55,  5)  kann  als 
leichte  Mine  neben  der  attischen  als  der  entsprechenden  schweren  gelten. 

2)  Dionys.  9,  27,  W.  Christ  in  den  Sitzungsberichten  der  Münchener  Akad. 
1862,  I  S.  68  f.  Genau  ausgerechnet  riebt  die  Gleichung  ein  Kuprertalent  von 
125  römischen  Pfund  ({  44, 17.  57,  4,  IV)  und  mithin  eine  Mine  von  2Vii  Pfand 
oder  682  Gr. ;  wahrscheinlich  aber  schwebte  dem  Berichterstatter  eine  Mine  von 
nuid  2  römischen  Pfunden  vor. 


152  RÖMISCHES  GEWICHT.  §  }o,  b. 

war  auch  flgiiUüsches  MünsEgewicht  gewesen,  and  zwar  entspricht  die- 
jenige Mine,  deren  Hälfte  das  römische  Pfand  ist,  den  Fufse  der 
firOhesten  äginXischen  Prdgang  (f  24, 1.  48, 1).  Da  nun  auch  für  Sy- 
rien eine  leichte  Mine,  wenngleich  aas  yerfaäknismftfsig  jüngerer  Zeit, 
nachgewiesen  wurde,  deren  Doppdtes  wiederam  dar  ältesten  Sginfti- 
sehen  Mine  fast  genau  entsprach  (§  6t,  5,  VII),  und  endlich  die  Ab- 
leitung  der  letzteren  Mine  aus  dem  ursprünglichen  babylonisch^phö- 
nikischen  System  deutlich  sich  herausstellte  (§  48, 1),  so  konnte  mit 
grofser  Wahrscheinlichkeit  der  Satz  aufgestellt  werden ,  dafe  das  ny- 
mische  Pfund  die  Hälfte  einer  phOn&ischen,  frühzeitig  nach  Griechen- 
land und  Italien  gedrungenen  Handelsmine  ist,  welche  später  mit  dem 
Solonischen  Gewichte,  nachdem  dieses  bereits  mit  jener  ältesten  Mine 
nach  einfachstem  Verhältnisse  sich  ausgeglichen  hatte,  in  eine  unge* 
zwungene,  gewissermafsen  verwandtschaftliche  Beziehung  trat. 

Aber  noch  andere  Erwägungen  schliefsen  sich  an ,  wdche  von 
der  Vergleichung  zwischen  Gold  und  Silber  ausgehen  und  auch  auf 
die  altitalische  Kupferwährung  sich  erstrecken. 

Auf  rein  empirischem  Wege  ist  oben  festgestellt  worden,  da6 
nach  dem  Wertverhältnisse  ?on  12V3  : 1  das  kleine  Goldtalent  von  6 
attischen  Drachmen  gleich  einem  römischen  PUmde  Silbers  ist  (§  19, 3X 
und  ferner  wird  sich  weiter  unten,  lediglidi  nach  Mafsgabe  babylo- 
nischer Währungsverhättnisse  und  thatsädilicher  Münzgewichte  zeigen, 
dafs  6  leichte  babylonische  Goldstatere  gleich  einer  altäginäischen 
Mine  Silbers  gegolten  haben  ($  24, 1). 

Diese  Thatsachen  lassen  sich  versuchsweise  in  folgende  Über- 
sieht einordnen. 

Drei  schwere  babylonische  Shekel  Goldes  im  Gesamtgewicht  von 
50,4  Gr.  sind  nach  dem  babylonischen  Wertverhältnis  von  13V3  : 1 
das  Äquivalent  einer  altäginäischen  Mine  von  672  Gr.  gewesen. 

Diese  Mine  betrug  etwas  über  153  attische  Drachmen  (§  48, 1), 
mithin  auch  etwas  über  ebensoviele  euboische  Drachmen,  welche  den 
attischen  im  wesentlichen  gleich  waren  (§  48, 2).  Das  euboische  Sil- 
bergewicht ist  aus  einer  geringen  Erhöhung  des  babylonischen  Gold- 
gewichtes hervorgegangen.  Indem  nun  dieselbe  Mine  auf  150  euboi- 
sche Dradunen  (»>  655  Gr.)  abgernndet  wurde,  kam  das  Gold  baby- 
lonischen Fufses  zum  euboischen  Silber  in  das  Wertverhäitnis  von 
13:1  (8  48, 2  geg.  E.). 

Seitdem  in  Attika,  in  Sicilien  und  im  makedonischen  Reich  das 
Gold  ebenfalls  auf  das  erhöhte  euboische  oder  Solonische  Gewicht 


f  2«,  5.  KLEINES  GOLDTALENT  UND  PFDND.  158 

geschlagen  wurde,  trat  das  Gold  luin  Silber  in  das  Wertveriiftltnis  von 
12  V2  : 1  y  und  die  Mine  Silbers  von  150  Drachmen  oder  655  Gr.  ent- 
spradi  einem  Goldgewicht  von  6  attischen  Stateren  oder  52,4  Gr. 
Wenn^  ühnUch  wie  in  Etrurien  (§  57, 9),  auf  eine  solche  Mine  Silbers 
288  gleidi  schwere  Bfinen  Kupfers  gingen,  so  bildete  das  Goldgewicht 
fon  6  Stateren  ein  eigentümliches  Talent  von  3600  Kupfereinheitea» 
deren  jede  fOr  sidi  dem  Talent  an  Gewicht  etwa  gleich  war  und  als 
Wertäqnivalent  in  Silber  einen  Viertelobolos  neben  sidi  hatte,  i)  Diese 
Kupfereinheit  war  das  Zwölftel  der  altitalischen  Mine  2),  also  im  eigent- 
lichen Snne  die  kleine  'Einheit',  wie  der  lateinische  Ausdruck  be- 
sagt (§20,1). 

Nehmen  wir  nun  statt  der  schweren  Mine  von  655  Gr.  die  leichte 
Ton  327,5  Gr.,  d.  i.  das  etrurische,  lateinische  und  römische  Pfand, 
so  arhahen  wir  die  Wertgleichung  von  1  Pfund  Silbers  mit  3  attischen 
Goldstateren,  d.  i.  mit  dem  bekannten  kleinen  GokHalente.  Da  ferner 
in  Rom  1  ^rupel  Silbers  oder  als  Münze  1  sutertiuiy  welcher  seit 
Eanführung  der  Silberprägung  gleich  2V2  reducierten  Assen  galt, 
ehedem  den  Wert  eines  libralen  Asses  dargestellt  hatte  (§  36,  4), 
so  galt  das  Pfund  Silbers,  und  mithin  auch  das  kleine  Goldtalent,  gleich 
288  librden  Assen.  Da  femer  das  Goldtalent  in  6  Drachmen ,  die 
Drachme  in  6  Obolen,  der  Obolos  endlich,  wie  die  attische  Goldprä* 
gung  zeigt  (§  28, 2),  noch  in  Achtel  zerfiel,  so  war  dieses  Achtel  des 
Obolos  oder  Sechsundneunzigstel  des  Goldstaters  nach  euboischer 
Wahrung  (§  48,  2)  zugleich  das  Wertäquirälent  eines  libralen  Asses. 
Weiter  geht  daraus  hervor,  dafs  der  attische  xailxotfg,  ab  das  Achtel 
des  Silberobolos,  etwa  denselben  Wert  darstellte  wie  die  italische  Unze 


1)  Die  annäkeFnde  Wertgldchmig  eines  euboiseh- attischen  rnoi^ftoQuyy 
mit  dem  Zwölftel  der  altitaliscben  Mine  oder  des  Doppelpfnndes  geht  aus  §  48, 2 
hervor.  —  Unter  anderen  Voraussetzungen  entstand  in  Syrien  bereits  unter 
persiseher  Herrschaft  ein  Goldtalent  im  Gewicht  von  2  Dareiken,  welches  gleich 
3600  Kopfereinheiten  war,  mithin  die  babylonische  Sexagesimalrechnung  in  der 
reinen  fx>rm  darstellte.    Brandis  S.  235,  unten  §  51,  6  a.  E. 

2)  Sechs  attische  Statere  wiegen,  wie  oben  bemerkt,  52,4  Gr.;  das  Zwölftel 
der  Mme  von  655  Gr.,  d.  i.  1  ieaUmM  des  römischen  Pfandes,  beträgt  54,6  Gr., 
also  an  wenig  mehr.  Aber  eben  diese  Mine  hatte  ursprünglich  672  Gr.,  mithin 
ihr  Zwölftel  56  Gr.  betragen ;  es  steht  also  kein  ßedeuKen  entgegen,  wenn  wir 
die  den  Goldtalent  an  Gewicht  entsprechende  Knpfereinheit  normal  su  54,6  Gr. 
ansetzen.  Überhaupt  handelt  es  sich  bei  dieser  ganzen  Frage  nur  um  die  Auf- 
findung der  ursprflnglichen,  gewissermafsen  ideellen  Normen;  denn  in  der  Praxis 
herrschte  beim  Kupfergewicht,  gemaüs  dem  relatiT  geringen  Werte  des  Metalles, 
stets  einiges  Schwanken;  ja  man  kann  sagen,  dafs  eine  Differenz  bis  zu  Vis  des 
Ganzen  ulerwegen  toleriert  wurde,  um  wie  viel  leichter  also,  wie  hier,  die 
IKSierenz  von  nur  V»  des  Ganzen. 


154  RÖMISGHBS  GEWICHT.  $  20, 5. 

Kupfers,  nur  dafis  ersierer  als  Scheidemttiize  bei  weitem  nicht  das  Ge- 
wicht eines  Zwölftels  in  Schwerkupfer  hatte. 

Solange  und  insoweit  nun  in  Mittelitalien  Asse  auf  volles  Pfund- 
gewicht ausgebracht  wurden ,  wofQr  noch  einzelne  Beweisstacke  uns 
erhalten  sind  (§  33, 4.  57,  7),  hat  das  Goldtalent  von  288  Assen  that- 
sttchlich  das  Wertverkütnis  von  3600 : 1  zwischen  Gold  und  Kupfer 
dargestellt.  Seitdem  aber  das  Gewicht  des  Asses  auf  etwa  10  Unzen 
sank,  verschob  sich  auch  das  Wertverhältnis,  und  die  nominelle  Glei- 
chung des  Goldtalentes  mit  288  Assen  verwandelte  sich  in  die  that- 
sächliche  mit  240  Pfunden  Kupfers.  Das  Kupfer  verhielt  sich  nun 
zum  Golde  wie  1 :  3000 ,  und  wenn  man  eine  Kupfereinheit  bildete, 
deren  Dreitausendfaches  den  Wert  des  kleinen  Goldtalentes  darstellte, 
so  lag  diese  der  uncia  mittelitalischen  Gewichtes  sehr  nahe.  Nach 
demselben  Ansätze  stellte  das  Kupfertalent  des  Dionysios  (S.  151)  ge- 
rade den  halben  Wert  eines  kleinen  Goldtalentes  dar,  und  wenn  vrir, 
was  gestattet  ist  (S.  151),  das  Dionysische  Talent  als  leichtes  setzen, 
so  haben  virir  in  dem  entsprechenden  doppelten  oder  schweren  Kupfer- 
talent den  unmittelbaren  und  konkreten  Wertausdruck  far  das  kleine 
Goldtalent. 

Das  eben  gesetzte  Wertverhältnis  von  240: 1  zwischen  Silber  und 
Kupfer  vnrd  weiter  unten  aus  dem  Befunde  der  Manzen  nachgewiesen 
werden  (§  33, 4).  Daneben  wird  eine  andere,  nur  wenig  abweichende 
Wertschätzung  uns  entgegentreten,  wonach  das  Gold  zum  Silber  wie 
12:1,  das  Silber  zum  Kupfer  wie  250 : 1  sich  verhielt  Auch  nach 
diesem  Ansätze  kommen  3000  Kupfereinheiten  im  ungefiihren  Gewicht 
von  je  einer  Unze  auf  das  Goldtalent: 

Das  sind  im  allgemeinen  die  Normen  gewesen,  nach  denen  in 
'Hittelitalien  und  Sicilien  die  drei  Wertmetalle  sich  ausgeglichen  haben. 
Im  einzehien  dies  zu  verfolgen  bleibt  Aufgabe  einer  besonderen  Unter- 
suchung, i)  Das  Kupfer  pflegte  allenthalben,  wo  das  Wertverhältnis  ein- 
mal festgesetzt  war,  in  seinem  Gewichte  schnell  zu  sinken;  es  mufsten 
also  unter  Umständen  neue  Ausdrücke  für  die  alte  Wertgleichung,  an 
der  man  möglichst  lange  festhielt,  gefunden  werden.  Auf  diesem  Wege 
kam  das  Goldtalent  zu  einem  Gewichte  von  nur  2  Drachmen  und  die 
entsprechende  Kupfereinheit,  nominell  ein  Didrachmon,  wurde  zu  einer 
kleinen  Scheidemünze. 


1)  Yergl.  unten  §  56, 7.  57,  5.  6.  Die  ältesten  etrurischen  MQnzTerhUtnisse 
(§  57,  9)  weichen  ab,  weil  dort  das  Gold  za  Silber  nur  wie  10 : 1  stand.  Doch 
nähert  sich  das  Wertverhältnis  von  Gold  zu  Kupfer  ^  2880 : 1  ersichtlich  dem 
obigen  3000 : 1. 


§  20,  e.  21,  L  BESTIMMUNG  DES  PFUNDES.  155 

6.  Noch  in  einer  anderen  Beziehung  wurde  bei  den  Römern  das 
Pfund  Silbers  zu  einem  konventionellen  Wertausdruck.  Das  Gewicht 
silberner  Gerate  pflegte  man  nach  Pfunden  und  duodecimalen  Teilen 
des  Pfundes  zu  regeln  und  den  Gewichtsbetrag  auf  dem  Gerate  selbst 
durch  die  ablieben  Zeichen  anzugeben.  0  In  der  Umgangssprache 
wurde  dann  ein  solches  Silbergeßifs  schlechtbin  nach  seinem  Grewicht 
benannt.  Eine  oder  mdirere  librae  argentiy  oder  wohl  auch  eine 
$Mra  und  noch  kleinere  Teile  wurden  als  Geschenke  an  Freunde, 
KUenten  oder  Kinder,  besonders  zu  den  Saturnalien,  gespendet^  Der 
flbliche  Gewichtsausdruck  deutete  lediglich  den  Silbergehalt  des  Ge- 
sdienkes  an,  dessen  Raufwert  wegen  der  kunstvollen  Arbeit  bedeutend 
hoher  sein  konnte.')  Far  gewöhnlich  jedoch  war  der  Wert  solcher 
Gesdienke,  besonders  wenn  sie  schon  durch  viele  Hflnde  gegangen 
und  unscheinbar  geworden  waren,  wohl  nicht  viel  gröfser  als  der 
Metallwert ^)  Was  die  Form  anlangt,  so  waren  es  meist  Schalen,  die 
80  geschenkt  wurden.^) 

§  21.  BeiUmmung  des  römischen  Pfundes, 

1.  Nach  einem  unverdächtigen  Zeugnisse®)  rührte  die  feste  Be- 
stimmung des  Mafses  und  Gewichtes  ebenso  wie  die  Einführung  des 
aes  sigmtum  (§  33,  2)  von  dem  Könige  Servius  her.  Ober  die  Gröfse 
des  Servianischen  Pfundes  haben  wir  zwar  keine  direkte  Nachricht, 
aber  es  weisen  sichere  Anzeichen  darauf  hin,  dafs  es  nicht  wesentlich 

1)  Marquardt  Rom.  Staatsverw.  II  S.  49  Anm.  2.  Ober  die  Bezeichnungen 
auf  den  Gefafsen  des  Hildesheimer  Silberfundes  handeln  R.  Schöne  im  Phiioiogus 
XXYIII  S.  369  ffl,  derselbe  und  Mommsen  im  Hennes  III  S.  469  ff: 

t)  Mariial  8,  71  zählt  folgende  herabsteigende  Reihe  von  Geschenken  auf, 
die  jemand  von  einem  Freunde  nach  einander  zu  den  Satumalien  erhalten  hatte: 
1.  qaattnor  argenti  librae,  2.  plusve  minusve  duae,  3.  und  4.  inferiora  (munera), 
&.  libra  Septiciana,  6.  bessalis  scutula,  7.  rasa  selibra,  8.  ligula  minor  sextante, 
9.  cochleare  acu  leyius.  Vergl.  denselben  2,  76;  7,  86;  8,  71;  10,  14;  10,  57; 
12, 36  u.  a.,  L.  Friedlaender  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte  Roms  IR* 
S.  146  fiL 

3)  Bfartial  3,  62,  4:  libra  quod  argenti  milia  quinque  rapit  Solch  kunst- 
ToU  gearbeitetes  Silbergeschirr  stellte  also  den  dräizehnlachen  MeUülwert  dar 
(das  Pfund  Silbers  zu  96  Denaren  »■  384  Sesterzen  gerechnet). 

4)  Martial  8,  71,  8:  rasa  selibra,  1,  99, 15:  plumbea  selibra. 

5)  Vergl.  ausser  der  seutula  bessalis  bei  Martial  8, 71, 7  die  scutellae  quai' 
t»orpondo  quinque,  Qber  welche  Schöne  im  Hermes  III  S.  475  handelt  Auch  die 
paterae  aureae,  Ubras  ferme  amnes  pondo  bei  livius  26,  47,  7  (vergL  unten 
{  43,5),  können,  was  die  Form  anlangt,  hierher  bezogen  werden.  Doch  sind 
lelbslTerstandlich  auch  andere  Formen  vorgekommen,  wie  Pokale  oder  Löffel 
(nadtfewiesen  tou  Friedlaender  a.  a.  0.  S.  147). 

6)  AureL  Victor  de  vir.  illustr.  7,8:  mensuras  pondera  dasses  centurias- 
qae  constitnit.  Vergl.  Böckh  S.  162. 


156  RÖMISCHES  GEWICHT.  $  21, 1. 

Terschieden  gewesen  sei  toh  dem  Münipfande,  welches  wir  als 
eine  unabttnderlicbe  Grölse  seit  dem  dritten  Jahrhundert  v.  Chr.  bis  zu 
den  Zeiten  ConstanCins  verfolgen  können.  >)  Dals  von  diesem  MOnz- 
pfonde,  welches  sich  bis  auf  eine  sehr  geringe  Fehlergrenze  sicher  be- 
stimmen Vkbij  die  zahlreichen  eriialtenen  Gewich tstQcke 2)  merkHch 
abweichen  9  darf  nicht  Wunder  nehmen.  Denn  einem  Teile  dersdben 
hegen  abweichende  städtische  und  provinziale  Pfunde  zu  Grunde^; 
bei  weitem  die  gröfiiere  Anzahl  aber  ist  teils  aus  Nachlässigkeit  teils 
absichtlich  falsch  justiert,  und  zwar  finden  sich  nicht  nur  Stücke  mit 
bedeutendem  Mindergewicht,  pondera  iniqua^  sondern  auch  solche  mit 
merkUchem  Übergewicht^)  Es  ist  daher  nicht  möghch  nach  diesen 
Gewichten  das  römische  Pfund  genau  zu  bestimmen.  Selbst  wenn 
man  diejenigen  Stacke  ausscheidet,  die  entschieden  einem  hohern 
Fufs  angeboren,  so  beträgt  die  Differenz  zwischen  dem  hOchstoi  und 
niedrigsten  immer  noch  58,4  Gramm  oder  über  ^e  des  Ganzen.^)  Er- 

1)  S.  unten  §  21,  3.  Das  Senrianische  oder  älteste  römische  Pfund  wir 
sicher  nicht  kleiner  als  das  uns  bekannte  MOnzpfnnd,  und,  wenn  gröfiser,  stieg 
es  sicher  nicht  über  336  Gr.  «i  V<  altaginäisches  Pfund  (§  20,  5.  24, 1.  48, 1). 
Die  Fixierung  auf  75  attische  Drachmen  =  327,45  Gr.  HUlt  yermutlich  in  die 
Mitte  des  5.  Jahrhunderts  y.  Chr.  (Decemyiralgesetzgebunff). 

2)  Eine  ausfflhrHche  Übersicht  Aber  römische  Gewichtstacke  giebt  Böckh 
S.  170 — 188;  aufserdem  sind  Gagnazzi  S.  120  f.  (der  Übersetzung),  J.  Sabatier 
Poids  byzantins  de  cuivre  in  der  Revue  numism.  fran^.  1863  p.  15  ff.,  K  Schill- 
bach De  ponderibus  aliquot  antionis  Graeds  et  Romanis  in  den  Annali  dell' 
Instit.  archeol.  1865  p.  190  f.  208  n.,  G.  A.  Hulsebos  Poids  romains  trouT^  k 
Vechten  in  der  Revue  beige  de  numismatique  1877  p.  78  ff.,  Papadopulos  Kerameos 
Jl8(fl  T^  ohc^  tmv  o^j^oAkiy  \2fMVQvtxmv  crad'/iSp,  Smyma  1877,  S.  4  ff*., 
derselbe  Jle^l  tSv  Bv^avriv»p  cra&fiav  u.  s.  w. ,  Sonderabdmck  aus  dem 
l4&ftvaiav  Rd.VII,  Athen  1878,  zu  yergleichen. 

3)  Vergl.  unten  §  57,  4.  Eine  systematische  Übersicht  der  Gewichtstdcke, 
die  gemeinhin  als  römische  bezeichnet  werden,  und  die  Ausscheidung  der  pro- 
Tinziaien  Gewichte  ist  als  Aufgabe  einer  besonderen,  ebenso  wanschenswerten 
als  verdienstlichen  Untersuchung  zu  bezeichnen. 

4)  Pondera  iniqua  erwähnt  Ulpian.  Dig.  19, 1,  32,  wie  Pers.  1, 130  hmnifuu 
iniquas,  Vergl.  auch  Orelli  Nr.  144.  4344,  Tonini  Rimini  p.  297:  ex  iniquitatibus 
mensurarum  et  ponder  . .  .  aedßles)  Stateram  aerea  et,  pondera  decret  decor. 
ponenda  curaverunt  Die  bei  Böckh  S.  170 — 179  zusammengestellten  Gewichte 
gehen  von  dem  Normalsewicht  von  327,5  Gramm  bis  auf  282,7  Gramm,  d.  i. 
bis  auf  V^  ^^  Normalpfundes,  herab.  Über  das  Übergewicht  bei  mehreren 
Stacken  vergl.  denselben  S.  193;  es  steigt  nach  ihm  bis  zu  einem  Skrupel  auf 
die  Unze,  d.  i.  bis  zu  V*^  des  Pfundes.  In  Betracht  kommt  auch,  was  Mommsen 
zu  Borghesis  Oeuvres  compl^tes  I  p.  260  bemerkt:  Les  poids  authentiques  avec 
inscripüon  sont  tous  d*une  ^poque  bien  post^rieure,  et  aacun  ne  porte  le  nom 
des  questeurs,  magistrats  qui  ne  furent  jamait  charg^  de  la  virificatioD  des 
mesures  —  enfin  on  sait  combien  on  doit  se  d^fier  des  inscriptioiis  grav^  sur 
des  usleasUes  d'ua  transport  facile. 

5)  Rechnet  man  mit  Böckh  S.  193  das  vorkommende  Übergewidit  bis  auf 
Vs4,  80  ergeben  sich  als  Differenz  zwischen  dem  höchsten  und  niedrigsten  Pfunde 
(6422—5322)  1100  Gran  »  58,4  Gramm. 


{  21, 1. 1.  BESTDOfUNG  DES  PFUNDES.  157 

wägt  man  nun  noch  daza,  dafs  bei  weitem  mehr  Gewichtstücke  unter 
dem  Normalgewicht  als  solche,  die  dasselbe  (Ibersteigen,  vorhanden  sind, 
so  ist  leiebt  zu  sehen,  dais  eine  Dorchschmtisrechnung  trotz  der  grofeen 
Anzidil  von  Exemplaren  nur  einen  sehr  unsichem  Wert  g^ben  wttrde. 

Immerhin  ist  es  noch  rfitlicher  einige  entschieden  gute  und  zu- 
veriässige  Stücke  auszuwählen,  wieesCagnazzi^)  gethan  hat,  der 
ans  fünf  wohl  erhaltenen  Serpentingewichten  das  römische  Pfund  auf 
325,8  Gramm  bestimmt  hat,  was  sdir  nahe  mit  dem  aus  den  Münzen 
gefundenen  Werte  übereinstimmt  Einen  nur  wenig  niedrigeren  Be- 
trag, nämlich  325,06  und  325,4  Gr.  für  das  Pfund,  geben  zwei  schöne 
bei  Huete  nordwesdich  von  Cuenca  in  Spanien  aufgefundene  Gewicht- 
stttcke  von  50  und  10  Pfnnd.^}  Daran  reiht  sich  der  Wert  von  325,7 
Gr.,  welcher  durch  eine  Reihe  systematischer  Gleichungen  aus  einem 
wohl  erhaltenen  Zehnpfundgewicht  der  ersten  oder  italischen  Legion 
sich  berechnet^)  Nach  allen  diesen  Monumenten  würde  man  den 
Normadwert  des  Pfundes  zwischen  326  und  325  Gr.  zu  setzen  haben, 
und  es  femer  nicht  aufCÜlig  finden,  wenn  ein  Normalgewicht  Justi- 
nians  eine  spätere  Verringerung  bis  auf  323,75  Gr.  zeigt 4) 

2.  Aufeer  aus  den  Gewichtstücken  hat  man  das  römische  Pfund 
auch  aus  dem  Längen-  und  Hohlmafs  zu  bestimmen  versucht. 
Dafs  dies  Verfahren  nicht  hinreichend  sicher  sei,  ist  bereits  oben 

1)  Sd  i  valori  delle  misure  S.  120  ff.  der  Übersetzung.  Er  wählte  unter  den 
Gewichten  des  frfilMren  Museo  Borbonieo  in  Neapel  (S.  4)  die  am  besten  er- 
haltenen Serpentingewichte  aus,  und  zwar  1.  ein  yollkommen  erhaltenes  Zehn- 
pfundstdck  von  3258  Gramm,  2.  eines  desgleichen  von  3285  Gramm,  3.  zwei 
andere  Zehnpfundstücke,  Yon  denen  das  eine  3232  Gramm  wog,  4.  ein  Zwei- 
pfoodstfick  von  652  Gramm,  was  für  das  Pfund  326  Gramm  giebt.  Aus  diesen 
zieht  er  den  Mittelwert  von  325,8  Gramm;  bemerkt  aber  ausdrücklich,  dafs  er 
andere  Gewichte,  die  er  aurserdem  vorfand,  aber  nicht  für  zuverlässig  hielt,  nicht 
beracksichtigt  habe.  —  Nur  von  historischem  Interesse  ist  die  Bestimmung  des 
Pfundes,  welche  Lucas  Paetus  de  mens,  et  pond.  (Thes.  Graev.  XI  p.  1618  f.)  nach 
Gewichtstücken  ermittelt  hat.  Er  fand  das  Pfund  gleich  11  Unzen  3  Drachmen 
1  Skrupel  des  nenrdmischen  Pfundes  »  322,6  Gramm. 

2)  £.  Hühner  in  den  Monatsb.  der  Berl.  Akad.  Mai  1861  S.  544.  Das  eine 
Gewichtstück  von  50  Pfund,  von  Serpentinstein  mit  Bronzehenkel,  wiegt  16253 
Gr.,  das  andere  zehnpffindige  von  Bronze  3254  Gr. 

3)  VergL  unten  |  57, 4,  DI.  Aus  Jenem  Gewichtstücke  ergiebt  sich  für  die 
leichte  babylonische  flfine  Silbers  der  Wert  von  555,805  Gr.  Letztere  Mine  ver- 
halt sieb  zur  Mine  Goldes  wie  4 : 3,  und  auf  die  Mine  Goldes  gehen  50  Shekel 
(§  42, 12).  Aus  dem  Shekel  Goldes  ist  nach  dem  Verhältnis  24 :  25  das  Soloniscfae 
Mdradunon  gebildet  worden  (§  46, 12).  Endlich  ein  römisches  Pfund  ist  gleich 
75  SoloBisehen  Drachmen.    Es  mufs  also  nach  allen  diesen  Yoraussetaungen 

das  römische  Pfund  betragen  — ka  4.  o  oi —  ^^'  ^'*  Ausrechnung  ergiebt 
325,67  Gr. 

4)  Vergl.  unten  S.  160  Anm.  3. 


158  RÖMISCHES  GEWICHT.  i  21, 2. 3. 

(§  17, 1.  18, 1)  nachgewiesen  worden.  Es  wurde  gezeigte  dafs  zwar 
der  Absicht  nach  das  Gewicht  durch  Vennittelung  des  Hohhnafses  in 
einem  bestimmten  Verhältnis  zu  dem  Lflngenmafs  stehen  sollte,  dafe 
aber  thatsflchlich  der  Fufs  und  das  Pfund  unabhängig  Yon  einander 
festgesetzt  worden  sind,  mithin  aus  dem  Längenmafs  kein  genauer 
Wert  des  Gewichtes  ermittelt  werden  kann.  Das  Hohlmafs  aber  war 
nach  dem  Gewichte  normiert,  es  kann  ako  nicht  umgekehrt  das  Pfund 
nach  dem  übermäfsigen  Famesischen  Congius  (§  18,  1)  berechnet 
werden.  ^)  So  bleiben  nur  noch  die  H  tt  n  z  e  n  übrig.  Aufser  Betracht 
fallen  die  Kupfermünzen,  welche,  wie  sich  unten  (§  33,4)  zeigen 
wird,  von  Anfang  an  eine  sehr  schwankende  Währung  gehabt  haben. 
Ein  um  so  befriedigenderes  Resultat  gewähreq  die  Münzen  you  edlem 
Metall,  TorzttgUch  die  Goldmünzen.  Diese  sind  gesetzlich  auf  einen 
bestimmten  Teil  des  Pfundes  ausgeprägt  worden ,  und  es  zeigen  die 
guten  Stücke,  die  uns  zahlreich  erhalten  sind,  in  ihrem  Gewichte  so 
geringe  Abweichungen,  dafs  sich  daraus  durch  vorsichtige  Rechnung 
der  Wert  des  Pfundes  so  sicher  ermitteln  läfet,  als  es  nur  immer  er- 
wartet werden  kann.  Diesen  Weg  haben  mehrere  französische  Ge- 
lehrte, unter  denen  besonders  de  la  Nauze,  Rom^  de  l'lsle  und 
Letronne^)  zu  nennen  sind,  eingeschlagen.  Da  die  von  dem  letz- 
teren gefundene  Bestimmung  gegenwärtig  die  allgemein  angenommene 
ist,  so  scheint  es  notwendig  sein  Verfahren  in  Kürze  darzulegen. 

3.  Letronne  fand,  dafs  die  am  besten  erhaltenen  Goldmünzen  so- 
wohl der  Republik  als  der  Kaiserzeit  in  ihrem  Gewichte  keine  grOfseren 
Differenzen  zeigen  als  etwa  V2  Pariser  Gran  auf  den  Skrupel.  Diese 
Schwankungen  rühren  von  der  unvermeidlichen  Ungenauigkeit  bei  der 
Ausprägung  her;  sie  kommen,  wenn  auch  in  etwas  geringerem  Mafse, 
auch  bei  den  neueren  Münzen  vor.    Daher  ist  zu  erwarten,  dafs  eine 


1)  A08  dem  FarneBischen  Congius  ergiebt  sich  nach  §  18, 1  ein  Pfand  von 
337,1  Gramm,  was  entschieden  zu  hoch  ist  Dennoch  folgt  Hnssey  p.  126  f. 
dieser  Bestimmung. 

2)  Den  ersten  Versnch  dieser  Art  scheint  Jac  Capelins  gemacht  zu  haben, 
denn  seine  Bestimmung  des  römischen  Pfandes  zu  ^'/ai  Par.  Pfund  »  321,2  Gr. 

Se  ponder.  1, 111}  beruht  wahrscheinlich  auf  Münzwigungen.  De  la  Nauie 
im.  de  l'Acad.  des  Inscr.  t.  30  p.  365  £  fand  aus  der  Abwägung  von  Gold- 
münzen den  Skrupel  in  21  Va  Par.  Gran,  das  Pfund  zu  6144  Gran  »  326,34  Gr. 
Rom«  de  Tlsle  prif.  p.  XI  f.,  p.  111. 129  geht  auf  21  Gran  herab,  und  giebt 
demnach  dem  Pfunde  nur  6048  Gran.  Letronne  teilt  seine  Bestimmung  des 
Pfundes  mit  in  den  Considirations  ffinirales  sur  r^valuation  des  monnaies  grec- 
ques  et  romaines  p.  4 ff.  Bourlier,  baron  d*Ailly,  Recherches  sur  la  monnaie 
romaine  I  p.  41  zieht  aus  den  Bestimmungen  Ton  Letronne,  Cagnaszi  und  Queipo 
den  Durchschnittswert  you  325  Gramm. 


I  21,3.  BESTIHMÜNG  1>ES  PFUNDES.  159 

Durchscbnittsrechnung  einen  möglichst  genäherten  Wert  des  Skmpeb 
und  des  Pfundes  ergebe.    Letronne  nahm  nun  von  den  besten  Gold- 
mflnzen  der  Republik  und  den  Solidi  des  Constantin  je  27  Stück  und 
besümmte  daraus  das  mittlere  Gewicht  folgendennafeen : 
1.  Consularmttnzen 

5  Stück  von  1  Skrupel  geben  für  den  Skrupel  21,177  Gran 
^      19       ^    ^       n  «»»         »        21,3         ^ 

6  „      „    1  Vi— 3  Skr.  „      „     „        „       21,45      „ 

12       ^         ,,     6—91/2    n       n        19      ri  ^        '21,427      ^ 

27  Stück  geben  im  Durchschnitt  für  den  Skrupel  21,34  Gran. 
IL  Solidi  von  Constantin  zu  je  4  Skrupel 

12  Stück  von  Constantin  geben  für  den  Skrupel  21,375  Gran 

10      „    desgleichen 21,44      „ 

5     f,    von  Faustina,  Crispus,  Delmatius   .    .  21,375    „ 

27  Stück  geben  im  Durchschnitt  für  den  Skrupel  21,396  Gran. 
Der  Durchschnitt  der  Consularmünzen  und  der  Solidi  endlich  ergiebt 
für  den  Skrupel  21,368  Gran,  also  für  das  Pfund  6154  Gran  oder  in 
runder  Zahl  6160  Gran  =  327,18  Gramm. 

Gegen  diese  Durchschnittsrechnung  ist  zunächst  einzuwenden, 
dafe  die  Gruppierung  nach  Unterabteilungen  vielleicht  besser  unter- 
blieben wäre;  es  scheint  rätlicher  jedes  einzelne  Stück  für  sich  in 
Rechnung  zu  bringen.  Dies  haben  mit  Renutzung  der  von  Letronne 
gegebenen  Unterlagen  Paucker  und  Röckh  gethan.i)  Reide  nehmen 
den  einfachen  Durchschnitt  der  27  Stücke  der  ersten  wie  der  zweiten 
Klasse,  ziehen  aus  beiden  das  Mittel  und  erhalten  übereinstimmend 
6165  Gran  »  327,45  Gramm  für  das  Pfund. 

Indes  bedarf  das  Letronnesche  Resultat  noch  einer  Kontrolle ,  da 
mehrere  der  von  ihm  zugezogenen  Goldstücke  teils  falsch,  teils  nicht 
auf  Skrupel  gemünzt  sind. 2)  Einen  sehr  zuverlässigen  Wert  liefern  die 
ältesten  campanisch -romischen,  auf  Skrupelgewicht  geprägten  Gold- 
stücke, welche  auf  ein  Pfund  von  327,51  Gramm  führen.^)    Ähnlich 

1)  PiQcker  S.  189,  ßöckh  S.  165. 

2)  MomoMen  S.  406  f.  Anm.  128  q.  132  (Tradact  Blacas  II  p.  116  £). 

3)  Ans  der  ZosaiimieDsteUuDg  bei  Mommsen  S.  260  (I  p.  371  f.)  dürfte  das 
Besaltat  folgendermalisen  zu  ziehen  sein: 

StAck  von  6  Skr.  im  Gew.  von  128,4  Par.Gran  giebt  für  das  Pf.  327,356  Gramm 

.  n      ^      n      n       n        „      105,3  engl.    .  n         n      n       n     327,525        , 

9         ft      ^       n      »       ft        n      105,2      9         «  9        9      n       »     327,214        » 

.       9    ^     n     n     9      9      64,25  Par.  ,        ,       «     •     ,    327,611      ^ 
•       9    3     9.99      52,7  engl.  ^       n      »     ,>     »   327,836     , 


Per  Durehsehnitt  der  5  Stücke  giebt  für  das  Pfund  327,508  Gramm. 


160  RÖlOSGfiES  GEWICHT.  §  21, 3. 

ergeben  die  ältesten  römiscben  Goldstflcke  aus  der  Hanubiliscben 
Zeit  ein  Pfund  von  328,32  bis  325,44,  im  Mittel  von  327,12  Gramm.  >) 
Weniger  brauchbar  zur  Bestimmung  des  Pfundes  sind  die  Aurei  Cäsars, 
deren  höchster  nur  ein  Pfund  von  326,39  Gramm  giebt')  Endlich 
zeigt  die  durch  Constantin  eingeführte  Prägung  der  Solidi  von  Vn 
Pfund,  obgleich  eine  definitive  Bestimmung  schvrerlich  daraus  gezogen 
werden  kann ,  doch  hinlänglich ,  dafs  auch  für  die  spätere  Kaiserzeit 
das  Pfund  nicht  unter  327,45  Gramm  angesetzt  werden  darf.^)  Wir 
tragen  daher  kein  Bedenken  mit  Mommsen^)  bei  dem  von  Böckh 


Hierbei  sind  einige  etwas  minder  wiegende  Stücke  unberücksichtifft  geblieben, 
dagegen  aber  auch  das  merklich  höher  gemfinste  Sechsskmpelstfick  von  129,25 
Par.  Gran  nicht  mit  in  Rechnung  gebracht  worden. 

1)  Mommsen  S.405  Anm.  124  (LI  p.  114).  Von  den  dort  aufgeführten  Sechzig- 
sesterzstücken  im  Gewicht  yon  3  Skrupel  giebt 

1  Stück  im  Gewicht  von     3,42  Gramm  fAr  das  Pfand  328,32  Gramm 
1      ,       »         „  n     64,25  Par. Gran,     ,        .      327,61       , 

1      »       »         »  n       3,39  Gramm     „     w        w      325,44      „ ^ 

Durchschnitt  327,12  Gramm. 

2)  Mommsen  S.  751  (lU  p.  20).    Das  Gewicht  betragt  153^8  Par.  Gran. 

3)  Die  höchsten  Solidi  von  Constantin  dem  Grofsen  wiegen  von  4,77,  4,76, 
4,66,  4,64  n.  8.  w.  bis  4,55  Gr.  (Letronne  Gonsid.  p.  7,  Queipo  lU  p.  496.  484). 
Noch  aus  dem  zuletzt  angeführten  Gewicht  ergiebt  sich  ein  Pfund  von  827,6  Gr» 
und  genau  auf  denselben  Betrag  führt  auch  das  Medaillon  von  Constantius  II 
im  Berliner  Kabinett  (Friedlaender  und  v.  Sallet  Nr.  1112:  Gewicht  40,95  Gr., 
Betrag  9  Solidi  oder  '/i  Pfund).  Freilich  sinkt  in  der  gewöhnlichen  Pragang 
das  Gewicht  des  Solidus  weiter  auf  4,5  Gr.  (Pfund  von  324  Gr.)  und  darunter. 
A^oUten  wir  nun  lediglich  nach  den  allerhöchsten  Solidusgewichten  (von  4,6  Gr. 
und  darüber)  das  römische  Pfund  bestimmen,  so  käme  dasselbe  entschieden 
zu  hoch  (über  331  Gr.)  aus.  Auch  ist  zu  bedenken,  dafs  unter  der  grofsen 
Menge  übermünzte  Stücke  vorkommen  müssen.  >^ie  weit  abwärts  anderseits 
das  niedrigere  Gewicht  noch  in  Rechnung  zu  bringen  ist,  dafür  giebt  es  keinen 
sichern  Anhalt.  Es  kann  mithin  allein  aus  den  Solidi  kein  genau»  Wert  des 
römischen  Pfundes  gezogen  werden;  wohl  aber  geben  dieselben  eine  erwünschte 
Kontrolle  für  die  anderweitigen  Bestimmungen,  indem  sie  beweisen,  dafs  der 
Ansatz  von  327,45  Gramm  selbst  für  die  spätere  Kaiserzeit  auf  keinen  Fall  zu 
hoch  ist.  Gegen  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  scheint  freilich  eine  kleine  Ver- 
ringerung des  Pfundes  eingetreten  zu  sein.  Dies  beweist  sowohl  der  etwas 
sinkende  Fufs  der  Solidi,  welche  seit  Theodosius  das  Gewicht  von  4,50  Gr. 
(Pfund  von  324  Gr.)  nicht  mehr  übersteigen,  als  das  fast  genau  dazu  sti nunende 
exagium  oder  Normalpfundge wicht  Justinians  von  323,75  Gr.  (J.  Sabatier  in  der 
Revue  numism.  VIU,  1863,  p.  17,  und  vergl.  Queipo  U  p.  65,  der  nach  Saigey  als 
Gewicht  nur  323,51  Gr.  angiebt).  Bis  zu  324  Gr.  abwärts  zieht  auch  J.  Fried- 
laender De  la  signification  des  lettres  OB,  Berlin  1873,  p.  15  die  mögliche  Grenze 
für  den  Betrag  des  Pfundes. 

4)  Vergl.  Vorr.  S.  XIX  (I  p.  XXXVIU  f.):  'Eine  mathematisch  scharfe  Be- 
stimmung ist  zwar  nicht  zu  gewinnen,  da  selbst  die  aus  der  sichersten  Quelle, 
den  maximalen  Goldmünzgewichten,  gezogenen  Bestimmungen  unter  sich  selbst 
nicht  völlig  harmonieren,  vielleicht  auch  die  Norm  selbst  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte um  eine  Kleinigkeit  herabgegangen  ist;  indes  ist  das  Schwanken  ein 
80  geringes,  dafs  für  alle  praktischen  Zwecke  die  von  Böckh  nach  dem  Vor- 


§  21, 3.  BESTIMMUNG  DES  PFUNDES.  161 

aufgeteilten  Ansätze  stehen  zu  bleiben  und  setzen  das  römische 
Pfund  auf 

6165  Gran  —  327,45  Gramm. 

Die  Fehlergrenze  ist  dahin  zu  ziehen,  dafs  das  strenge  Normalgewicht 
auf  keinen  Fall  geringer,  möglicher  Weise  aber  noch  um  Vs  Gramm 
höher  war.  Damit  steht  nicht  in  Widerspruch,  dafs  selbst  sorgfältig 
geprägte  Münzen  und  gut  justierte  Gewichte  auf  ein  Pfund  zwischen 
326  und  325  Gramm  führen;  ein  solches  Gewicht  hat  in  der  Praxis 
noch  als  vollkommen  genau  gegolten ,  darf  aber  nicht  mit  der  exakten 
Norm  verwechselt  werden. 

Nach  diesem  Ansätze  ist  Tab.  XIII  berechnet  In  rundem  Betrage 
kann  das  römische  Pfund  mit  Vs  Kilogramm  verglichen  werden. 

gaog  anderer  Metroiogen  aufgestellte  Satzung  fOfflich  als  die  normale  betrachtet, 
namentMch  aber  jede  niedrigere  mit  völliger  Sicnerbeit  verworfen  werden  darf*. 


Hvltseh,  M«trolofi«.  11 


DRITTER  TEIL- 

Die  Münzen. 


Erster  Absclmitt. 
Das  griechisclie  Mttnzwesen« 

§  22.  Einleitung. 

1.  Die  Anwendung  der  sogenannten  edlen  Metalle  als  allgemeiner 
Wertmesser  ist  dergestalt  mit  unsem  ganzen  Kulturverbältnissen  ver- 
wachsen und  daher  für  uns  etwas  so  Selbstverständliches^  dafs  wir  uns 
kaum  darüber  Rechenschaft  zu  geben  vermögen ,  wie  die  Schätzung 
des  Besitzes,  die  Bestimmung  des  Preises  der  Ware  bei  Kauf  und  Ver- 
kauf ohne  die  Vermittelung  des  Geldes  möglich  sein  würde.  Indes 
lehrt  eine  einfache  Betrachtung,  dafs  streng  genommen  alle  Gegen- 
stände des  Besitzes  nur  relativ  unter  einander  verglichen  werden 
können.  Kein  Gut  hat  einen  absoluten  Wert;  derselbe  bestimmt  sich 
viehnehr  im  Verhältnis  zu  dem  Werte  alles  dessen,  was  im  engeni  oder 
weitern  Kreise  der  menschlichen  Gesellschaft  teils  neu  produciert^ 
teils  im  Handelsverkehr  ausgetauscht,  teils  dauernd  besessen  wird. 
Eine  solche  in  ihrem  relativen  Werte  zu  der  Summe  aller  übrigen 
Wertgegenstände  schwankende  Ware  ist  eigentlich  auch  Gold  und 
Silber;  indes  haben  verschiedene  Umstände  zusammengewirkt  um  ge- 
rade diesen  beiden  Metallen  eine  eigentt&mliche  Bedeutung  allen  übrigen 
Waren  gegenüber  zu  verschaffen.  Sie  sind  seltener  als  die  sogenannten 
unedlen  Metalle  und  in  diesem  Verhältnisse  auch  wertvoller,  eignen 
sich  also  um  soviel  besser  für  den  Handelsverkehr,  da  sie  den  mög- 
lichst hohen  Wertbetrag  in  möglichst  geringem  Volumen  und  Gewicht 
darstellen.  Sie  sind  ferner  beliebig  teilbar,  fllgen  sich  in  jede  Form 
und  besitzen  grofse  Widerstandsfähigkeit  gegen  Abnutzung  durch  den 
Gebrauch.    Auch  eignen  sie  sich  am  aUerwenigsten  zur  Verarbeitung 


§13,1.  TAUSGHVERKEHR.  168 

für  praktische  Zwecke ,  bleiben  also  um  so  ungestörter  dem  Handels- 
Terkehr  erhalten,  und  was  an  Luxnsgegenständen  aus  ihnen  verfertigt 
wird,  kann  fÜgUch  als  der  Überschuß  betrachtet  werden,  der  von  dem 
dringendsten  Bedarfe  der  Cirkulation  übrig  bleibt.  Sie  sind  endlich  in 
einer  im  ganzen  stetigen  Quantität  vorhanden  und  selbst,  wenn  sie 
zeitweihg  durch  überreiche  Produktion  bedeutend  vermehrt  werden, 
nicht  80  leicht  einer  auffallenden  Entwertung  ausgesetzt.  Alles  dies 
hat  dazu  beigetragen,  den  genannten  Metallen  eine  Ausnahmestellung 
zu  verschaffen;  sie  sollen  nicht  selbst  mdbr  Ware  sein,  sondern  als  die 
Wertmesser  für  alle  übrigen  Waren  dienen.  Inwieweit  sie  dieser  Auf- 
gabe entsprechen,  ist  hier  nicht  der  Ort  näher  auszuführen  ^);  es  ge- 
nügt darauf  hinzuwefeen,  dafs  sie  nidit  blols  gegenwärtig  faktisch  als 
allgemeine  Wertmesser  dienen,  sondern  auch  seit  den  ältesten  Zeiten, 
besonders  in  Ägypten  und  Asien,  in  diesem  Sinne  benutzt  worden  sind. 
Aber  es  ist  damit  nicht  gesagt,  dafe  in  den  Anftngen  der  mensch- 
lichen Kultur  nicht  noch  andere  Arten  der  Schätzung  haben  stattfinden 
kdonen.  Für  die  Viehzucht  treibenden  Vorehern  der  Hellenen  und 
Itahker  lag  nichts  näher,  als  das  Tier,  in  welchem  ihr  Hauptbesitz  be- 
stand, das  Rind,  zum  Ausdrucke  des  Wertes  auch  für  ihren  übrigen 
Beffltz  zu  wählen.  Dafs  die  Römer  noch  in  verhältnismäisig  später 
Zeit  nach  Rindern  rechneten,  wird  unten  (§  33, 1)  gezeigt  werden;  für 
die  Griechen  bezeugt  uns  Homer  deutUch,  dafs  noch  in  der  Zeit,  wo 
man  bereits  Metalle  im  Handelsverkehr  benutzte,  die  Rinder  sowohl 
ab  Tauschmittel  wie  auch  zur  Preisbestinunung  dienten.  So  tauschten 
von  den  Achäern  die  einen  gegen  Erz,  andere  gegen  Eisen  oder  Häute 
oder  Rinder  oder  Sklaven  Wein  ein  2);  Eurykleia  wurde  von  Laertes 
um  den  Preis  von  zwanzig  Rindern  gekauft  s),  eine  andere  Sklavin 
wird  vier  Rinder  wert  geschätzt.^)  Daran  reihen  sich  andere  zahlreiche 
Wertbestimmangen  wie  ivvedßoiog,  dvwdeKaßoiog ,  ixarofißoioQ.^) 
Ja  noch  bis  in  die  spätere  Zeit  hinab  bUeb  in  gewissen  Fällen  die 
Redmung  nach  Rindern  üblich.  Drakon  bestimmte  in  seinen  Gesetzen, 


1)  Näheres  darüber  giebt  Mommsen  Yorr.  S.  Y  ff.  (Tradoct  Blacas  1  p.  Xm  ff.). 
fan  aUgemeinen  suicht  tod  dem  Gegeostande  J.  G.  Hofimaim  Lehre  Tom  Gelde, 
BeilinlSdS,  S.  4ff. 

2)  IL  7,  472.   YergL  auch  Paosan.  3,  12,  3. 

3)  Od.  1,  431:  Utxoaaßoia  ^  iBwxMp.  Der  Ausdruck  zeigt  denüich,  dafs 
die  Rinder  hier  nicht  als  wirkliehe  substantielle  Zahlung,  sondern  blofs  als 
'Wcrtaesser  gedacht  sind. 

4)  ü.  23,  705. 

5)  IL  6,  236.  23,703.  2,449.  21,79.    Hesychios:  iMoroßißotdioy^  ktatov 

11* 


164  EINLEITUNG  IN  DAS  MONZWESEN.  |  it  1. 

offenbar  altem  Brauche  folgend,  eine  Bube  zum  Wert  Ton  zwaniig 
Rindern;  itlr  die  Tötung  von  Wolfen  war  ein  Rind  oder  Schaf  ak 
Belohnung  ausgeaetzt,  wofür  erat  Solon  ein  GeMäquivalent  von  fünf 
oder  einer  Drachme  einffltute;  ähnlich  wurden  nach  einer  anderen, 
allerdings  nicht  ganz  deutlichen  Notis  bei  der  Festgesandtscfaaft  in 
DeloB  Rinder  als  Geschenk  ausgerufen,  das  Geschenk  selbst  aber  ia 
attischen  Drachmen  gezahlt  i) 

Allein  schon  Homer  kennt  neben  den  Rindern  die  Metalle  ak 
Tauschmittel.  Und  zwar  dienten  hierzu  sowohl  die  unedlen,  wie  Erz 
und  Eisen ,  als  auch  das  Gold.  Wein  wird  um  glänzendes  Eisen  ge- 
kauft 2),  Besiegte  bieten  ihrem  Überwinder  als  Preis  f(lr  ihr  Leben 
Gold,  Erz  und  Eisen  an  3);  Hentes,  der  KOnig  der  Taphier,  fUirt  nach 
Temese  auf  Kypros  um  Eisen  gegen  Kupfer  einzutauschen^);  äk 
PhOnikier  tausdien  Lebensmittel  gegen  kostbaren  Schmuck  von  Gold 
und  Bernstein  dn.^)  Wenn  man  aber  in  dieser  Weise  die  Metalle  im 
Tauschhandel  benutzte,  so  mufste  notwendig  der  Gebrauch  der  Wage 
hinzukommen.  Und  so  wird  denn  bei  Homer  das  Gold ,  wo  es  alieia 
seinem  Metallwert  nach  in  Betracht  kommt,  regelmllsig  nach  dem 
Gewicht,  dem  Talent,  bezeichnete^) 

Daran  hat  sich  nun  in  der  Folgezeit,  was  sich  allerdings  nickt 
durch  Zeugnisse  bdegen  läfst,  aber  nichtsdestoweniger  volfliominea 
sicher  steht,  ein  Fortschritt  in  zwiefacher  Beziehung  geknüpft  Zu- 
nächst mufste  man  darauf  kommen  nicht  mehr  nach  Rindom  zu 
rechnen,  sondern,  da  man  einmal  nicht  mit  Tieren,  sondern  mit  dem 
zugewogenen  Metalle  zahlte,  gleich  nach  den  Gewichten  Goldes  oder 
Erzes  den  Preis  zu  bestimmen.  Wie  lange  in  Griechenland,  besonden 
im  Verkehr  mit  den  überseeischen  HandekvOlkern,  das  Metall  gewogen 
worden  ist  und  welche  Metalle  vorzüglich  dazu  verwendet  wurdea. 


1)  Poli.  9,  61 :  xai  firjv  Kav  roU  Jpaatortot  v&faou  i9Tw  ^nottpn^  i^ 

onare  Sa^ea  t«v»  Biöarai,  St»  ßosi  tocovrot  Bod^ovrtu  avnp,  xai  9ioo9&cu 
xad"*  Sxcunov  ßovv  Svo  8(faxf*as  j4mxas.  Die  letxtere  Bemerkong  beruht  lof 
der  Fiktion  der  alten  Graaimatiker.  dafii  das  ilteste  attische  DidrachmoD  den 
Stier  als  Stempel  gehabt  und  zugleich  den  Wert  desselben  dargestellt  habe. 
Die  Nachricht  Qber  die  Solonische  Bestimmung  giebt  Demetrios  von  Pbaiero« 
bei  Plut  Sol.  23. 

2)  n.  7,  473. 

3)  n.  6,  48.  10,  379. 

4)  Od.  1, 184  und  dazu  Mtzsch  S.  36.   Rubino  Beitrige  zur  Vorgesdiicfate 
Italiens  S.  8  Anm.  7. 

5)  Od.  15,  403  ff.    Nitzsch  a.  a.  a 

6)  S.  oben  S.  128  Anm.  3  und  5. 


$n,i.  METALLBARR^.   ENTSTEHUNG  DES  GELDES.  165 

darflber  fehlen  Dfihere  NachricfateD;  soviel  aber  ist  sicher,  dafs  die 
Griechen  frühzeitig  von  Kleinasien  und  PhOnikien  her  noch  eine  an- 
dere Art  der  Wertmessnng  durch  die  Metalle  kennen  lernten.  Das 
ran  Taugch  dienende  Metall  war  in  Vorderasien  seit  den  ältesten  Zeiten 
in  gewisse  handliche  Formen  gebracht  worden,  welche  durch  den  Ge- 
brauch sich  festsetzten  und  zu  allgemeiner  Geltung  gelangten.  Gold 
und  SSber  cirkulierte  einst  in  Vorderasien,  Ägypten  und  den  Ländern 
des  Westens,  soweit  der  älteste  Handelsrerkehr  reichte,  in  der  Form 
Ton  Ringen,  welche  auf  konventioneUe,  leicht  kenntliche  Gewichte 
ausgebracht  waren,  i)  Auch  die  Form  von  rundlichen,  dicken  Scheiben 
war  von  jeher  fiblich.^  In  Babylonien,  Phönikien  und  Palästina  zahlte 
nan  zu  Abrahams  Zeiten  in  kleinen  Silberstttcken,  welche  das  Gewicht 
eiaes  Shekels,  des  Vorbildes  fOr  den  späteren  griechischen  Stater,  und 
Teile  des  Shekels  darstellten.  Es  waren  kugelförmige  oder  ovale, 
jedoch  mäfsig  abgeplattete  Stacke,  die  Vorläufer  der  ältesten  Münzen. s) 
GrOfsere  Quantitäten  edlen  Metalles  und  allgemein  auch  die  unedlen 
MetaHe  liefen  in  der  Gestalt  länglicher  Barren  um,  welche  teils  regel- 
mälsig  oblong,  ähnlich  den  Ziegeln,  waren 4),  teils,  mehr  gestreckt, 
fast  in  Spitzen  ausliefen.  Ein  eigentümhcher  Beweis  fQr  die  letztere 
Form  ist  vielleiebt  in  dem  griechischen  oßoXog  zu  finden,  wenn  anders 
die  Tradition  Recht  hat,  dafs  damit  das  älteste  eiserne  Geld  bezeichnet 
worden  sei,  welches  den  Spiefsen  ähnlich  war.*») 

Wenn  nun  die  in  feststehende  Form  gegossenen  Barren  mit  einem 
Stempel  bezeichnet  wurden,  der  das  Gewicht  angab,  sodafs  ein  jedes- 
maliges Nachwägen  erspart  wurde,  wenn  dann  ferner  die  kleineren 


1)  ßrandis  S.  78.  82  f.,  Lenormant  I  p.  103  f.  Das  Nähere  s.  unten  §  41, 9. 
4J,14. 

2)  Dies  folgert  Brandts  S.  78  f.  naeh  dem  Vorgänge  Böckhs  S.  51  f.  ans  der 
bebrüseben  Bezeichnung  des  Talentes  kikkar  {%  44, 11)  nnd  ans  den  f&oXdes 
X^l&v  in  der  Schatzkammer  der  Athener.  S.  über  die  letzteren  B^ckh  G.  I.  Gr. 
I  p.  t\%,  Staatshaushaltnng  der  Athener  ü*  8.  69^71.  76.  Auch  der  ndXaro^ 
der  Spartaner  (4  47,  2)  weist  deutlich  auf  dieselbe  Form  hin. 

3)  S.  das  Nähere  unten  §  42,  14.  Die  ältesten  kleinasiatischen  Münzen 
liabea  genau  diese  Barrengestalt  beibehalten.  Yerd.  die  Abbildungen,  welche 
B.Y.  Head  im  Numismatic  chronicle  XV  (1875)  pl.  vll  ff.  hat  herstellen  lassen. 
Aach  die  Mheste  Prägung  der  Griechen  in  Europa  zdfft  noch  deutliche  Spuren 
derselben  Form,  welche  auch  fQr  die  Shekel  oder  Goldtalente  Homers  (§  19,2) 
vorauszusetzen  ist 

4)  Brandis  S.  76  ff.,  Lenoimant  I  p.  99  ff    S.  unten  §  42,  14. 

5)  Die  Stellen  der  Alten  s.  oben  S.  133  Anm.  1.  Mommsen  S.  169  (Traduct. 
Bbeas  I  p.  174)  brinfft  damit  die  Erzählung  Ton  den  durch  Pheidon  in  dem  Hera- 
tenpel  zu  Argos  aufgehängten  kassierten  Obelisken  (Böckh  S.  76),  sowie  von 
den  spartanischen  Eisengeide  in  Verbindung.   Vergl.  unten  §  47,  2. 


166  EINLEITUNG  IN  DAS  MONZWESEN.  §  n,  i. 

Gewichtteiie  durch  rundliche  platte,  ebenfalls  gestempelte  Hetalbtttcke 
dai^estellt  wurden,  so  ging  das  bisher  nur  gewogene  Wertmetall  in  die 
Form  der  Mause  über;  es  wurde,  wie  Aristoteles  trefflich  nachweist, 
zum  Gelde,  vofiiafiay  weil  es  den  Austausdi  aller  tibrigen  Wert- 
gegenstände unter  gesetzlicher  Geltung  yermittelteJ)  Diese  schone 
Erfindung  ist  eine  That  hellenischen  Geistes;  sie  hätte  aber  nicht  ins 
Leben  treten  können,  wenn  nicht  viele  Jahrhunderte  vorbereitender 
Entwickelung  vorausgegangen  wären.  Was  Aristoteles  als  die  erste 
Stufe  des  Geldwesens  bezeichnet,  die  Festsetzung  der  Gröfse  und  des 
Gewichtes  der  Metallstücke,  welche  den  Warenaustausch  vermittelten, 
das  hatten  schon  mehr  als  tausend  Jahre  früher  die  Ägypter  erfunden 
und  praktisch  geübt  (§  41,  10) ;  die  Babylonier  hatten  ferner  Gold- 
und  Silbergewicht  geschieden,  beide  zu  einander  in  ein  festes  Wert- 
verhaltnis  gesetzt  und  damit  die  erste  Währung  geschaffen  (§  42, 11). 
Sie  hatten  auch  von  jeher  den  Gebrauch  der  Wappen  und  Siegel  ge- 
kannt, um  Verträge  und  Dokumente  zu  beglaubigen  2);  nur  auf  den  so 
naheliegenden  Fortschritt,  die  kleinen  im  Umlauf  befindlichen,  schon 
auf  ein  bestimmtes  Gewicht  ausgebrachten  Barren  Wertmetalles  durch 
den  Stempel  des  Staates  zu  beglaubigen,  waren  sie  nicht  gekommen; 
dies  wurde  zuerst,  etwa  zu  Anfang  des  7.  Jahrhunderts  3),  geübt  in  den 
blühenden  Handelsstädten  Kleinasiens,  zu  allererst  wahrscheinlich  in 
Phokäa.4) 


1)  Aristot  Ethic.  5,  8  p.  1133*  Bekk.:  olor  B^  v7taXXay/ia  t^  x^iae  to 
vo/iuTfta  yivavev  naxa  ttw&rptrjV  nal  9ia  rovro  xovvofia  k'xBi  vofuCfia^  or« 
ov  fvaei  dila  vofit^  iitriv,  xal  itp*  ijfuv  fiBvaßaXiZv  xal  noifjaat,  ax^rj^ror, 
derselbe  J^olit.  1,  9  p.  1257*:  dto  ngos  ras  alXayag  roiovrov  rt  jtwid'Bwxo 
7CQOS  ctpSs  avxovi  BtSovai  ual  Xaßißavaiv,  o  rtSv  XQV^^f^''^  airro  ov  alx*  trjv 
XQ^lar  evfuraxei^tcrov  nQoe  xb  tijp,  oiov  ciirjf^  nai  agyvQOS  kov  ei  r» 
TOtovror  ire^oVf  ro  fihf  n^cjTOv  ctnlas  ooüfavras  fiLByi&ei  xctl  cra&fuS,  x6 
8i  raXavTaloy  ttal  xaifctftrij^a  inißaXovrtS^  iva  anoXturrj  rfj9  fUT(f^869£  avrovs' 
6  ya^  jKa^ojrr^  M&fj  rov  noncv  crjfutlop.  noQtiy&apTOS  &w  ijSrj  voftivfutxoi  in 
rrfi  avayncUai  aUayrfi  u.  8.W.,  ebenda  p.  1257'>:  ro  yao  vofuafut  ctotploit  tud 
Ttioas  T^ff  aXXaytfi  dariv.  In  der  Stelle  p.  1257«  sind  die  Formen  o^ttvxK 
und  ^iflalavree  nach  Vennntung  statt  der  flberlieferten  6(f$4F&dr  und  intßaX-^ 
Uvxatv  gesetzt. 

2)  Brandts  S.  228  f. 

3)  In  den  Beginn  des  7.  Jahrb.  versetien  die  erste  Müazjpngnng  Brandts 
S.  202  und  Lenormant  I  p.  128;  etwas  früher,  um  das  J.  720,  B.  V.  Head  Metro- 
logical  notes  etc.  im  Nnmism.  chron.  XV  (1875),  Chronologische  Tafel  hinter 
p.  297. 

4)  Brandis  S.  166  f.  200  ff.  Aus  dieser  Darstellung  geht  zugleich  henror, 
dafe,  wenn  die  Priorität  der  Erfindung  als  streitig  gelten  sollte,  aufser  den 
griechischen  Kfistenstädten  wie  Phokäa,  noch  das  lydische  Reich  in  Betracht 
kommen  kann,  eine  Alternative,  welche  Lenormant  I  p.  92  mit  Recht  feststellt 
Der  letztere  Gelehrte  entscheidet  sich  dann  (p.  125—136)  für  die  Lydier,  über- 


I  SS,  2.  DER  MtJNZST£MREU  167 

2.  Es  ist  noch  mit  wenigen  Worten  auszufahren,  welche  Bedeu- 
Umg  nich  hellenischer  Anschauung  der  aufgedrückte  Stempel  dem 
MelaUstOcke  giebt,  das  er  dadurch  zur  Münze  macht  ^  Zunächst  soll 
damit  ein  bestimmtes  Gewicht  garantiert  und  so  das  AbwSgen  ein  für 
allemal  ersetzt  werden.  Was  früher  nach  Blinen  und  Teilen  der  Mine 
zngewogeh  worden  war,  das  wurde  nun  in  Stateren  oder  Drachmen 
xugesflhlt,  sodafs  jetzt  die  Zahl  der  Münzen  dasselbe  ausdrückte  ab 
sonst  der  zugewogene  Betrag.  Aber  der  Stempel  kann  nur  dann  das 
Gewicht  genügend  ersetzen,  wenn  die  Garantie  dafür  eine  anerkannt 
sichere  ist,  wenn  die  Stempelung  von  der  geeigneten  Autorität  ausgeht 
Metallbarren  zum  Austauschen  nach  der  Wage  konnte  jeder  einzelne 
sich  giefiien;  der  Stempel,  der  das  umständliche  Abwägen  ersetzen  soll, 
kann  nicht  von  dem  einzelnen,  sondern  mub  von  der  Gesamtheit,  der 
Staatsgemeinde,  ausgehen.  Ohne  den  Begriff  des  Staates  lädst  sich  das 
Münzwesen  schlechterdings  nicht  denken;  ja  um  die  Satzungen  des 
Staates  als  unverbrüchliche  zu  wahren ,  wurde  dem  Münzwesen  sogar 
eine  religiöse  Weihe  gegeben.  >) 

Nicht  blob  dem  Gewichte,  sondern  auch  der  Feinheit  des  Metalles 
gilt  die  Garantie,  welche  der  Münzstempel  bezeichnet  Das  aus  den 
Flossen  und  Bergen  gewaschene  Gold,  das  durch  mühsamen  Schmelz- 
proxeb  gewonnene  Silber  enthalten  bald  mehr  bald  weniger  Bei- 
mischong;  aufserdem  lag  es  zu  nahe  in  betrügerischer  Absicht  das 


einstimmend  mit  dem  Zeugnisse^Herodpts  1, 94, 1 :  j,yiv8ol)  nadhot  itv&i^mnmv 
T<vr  fifUiQ  tSfUP  vofucfta  x^vüov  nal  a^yvoav  lunpauäyot  ix^fjcarro.  Derselben 
Aasieht  folgte  nach  PoU.  9,  83  anch  Xenoplianes.  Head  a.  a.  0.  p.  251  lä&t  die 
Priorititsfrage  zwischen  Griechen  and  Lyoiern  anentschieden,  endärt  sich  aber 
in  der  beigefQgten  chronologischen  Tabelle  zu  Gunsten  der  Lydier,  und  zwar 
aei  die  alleiilteste  Prägung  in  Elektron  auf  Silbergewicht  erfolgt,  eine  Annahme, 
welche  manches  Bedenken  gegen  sich  hat  —  £s  ist  hier  noch  der  Ort,  die 
kleine  Abhandlung  von  £.  Grünauer  über  'Altniechische  Mflnzsorten',  Schul- 
programm Winterlhur  1877,  zu  erwähnen,  welche  eine  kurze  Darstellung  des 
ältesten  MOnzwesens  nebst  Abbildungen  in  Lichtdruck  giebt  Sie^  soll  nach  der 
aofgesprochenen  Absicht  des  Verfassers  nur  einen  allgemeinen  Überblick,  be- 
•onders  ffir  Schulkreise,  gewähren  und  erfällt  diesen  Zweck  durch  Kürze  und 
Deatüehkeit,  gepaart  mit  gründlichem  Wissen,  ganz  vortreffUch. 

1)  Aristoteles  an  den  oben  (S.  166  Anm.  1)  angeführten  Stellen,  Isidor.  Etym. 
tt,  18(17),  12:  in  nomismate  tria  quaeruntur,  metallum,  figura  et  pondus;  si 
ex  iis  aliquid  defuerit,  nomisma  non  erit  (womit  die  Definition  von  noniisma 
ebenda  {  9  zo  vergleichen  ist),  Mommsen  Yorr.  S.  IX  ff.  (Trad.  ßlac.  I  p.  XIX  fi*.), 
Brmodis  S.  201,  Lenormant  I  p.  XXI.  78  f.  91  f.,  in  p.  1  ff.  Ober  die  verschie- 
denen Bezeichnungen  des  Geldes  bei  den  Griechen:  vSfufffia,  x^/iaray  a^- 
f»Q9f,  Xfwfiop  handelt  derselbe  I  p.  72  fi*. 

2)  E.  Gortins  Über  den  religidsen  Charakter  der  griech.  Mauzen,  Monatsber. 
der  Berliner  Akad.  1869  S.  465  ff.,  derselbe  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism. 
1875  S.  267  f. 


168  EINLEITUNG  Df  DAS  MONZWESEN.  S  n,  s. 

Metall  zu  legieren,  ab  daCs  es  nicht  frühseitig  hätte  yersucht  werden 
sollen.  Deshalb  bürgt  der  Stempel  auch  für  die  Feinheit  des  von  dem 
Staat  als  Münze  ausgebrachten  Metalles.  Im  Bereich  des  eigenen  Staates 
hat  der  Stempel  zwingende  Gekung;  die  Münze  soll  nicht  mehr,  weder 
nach  Gewicht  noch  Feingebalt,  geprüft  werden  und  auch  dann  noch 
mit  ihrem  yoUen  Werte  kursieren ,  wenn  sie  in  beiden  Beziehungen 
mangelhaft  sein  sollte.  Prflgt  der  ausmünzende  Staat  gewissenhaft 
und  sorgftlkig,  und  stehen  andere  Staaten  in  politischer  und  kommer- 
zieUer  Abhängigkeit  von  ihm,  so  erstreckt  sich  die  Gültigkeit  seiner 
Münze  auch  auf  diese;  ja  es  kann  sogar  vorkommen,  dafs  diese  fremde 
Münze  höher  geschätzt  wird  als  die  weniger  sorgfUtig  geschlagene 
Landesmünze.  Aber  auch  in  dem  Falle,  dafs  die  Münzen  des  aus- 
prägenden Staates  in  auswärtigen  Staaten  nicht  ihre  volle  Geltung 
haben,  kehrt  man  deswegen  nicht  etwa  zum  Abwägen  zurück,  sondern 
man  nimmt  sie  auch  dort  als  Münzen ,  jedoch  mit  einem  entsprechen- 
den Abzüge.  Dies  ist  der  Kurswert  der  Münze  im  Gegensatz  zu  dem 
gesetzlichen  oder  nominellen  Werte.  Auch  ältere  Münzen  des  eigenen 
Staates  können  durch  eine  Änderung  des  Münzfufses  einen  hinter  dem 
ursprüngfichen  Betrag  zurückstehenden  Kurswert  erhalten. 

3.  Die  Bürgschaft  für  volles  Gewicht  und  feines  Korn  des  MetaUes, 
welche  der  Münzstempel  ausspricht,  ist  von  den  Staaten  des  Altertums, 
so  lange  nur  immer  ihre  Verhältnisse  wohl  geordnet  waren,  gewi^en- 
haft  erfüllt  worden.  Falschmünzerei,  von  einzelnen  in  betrügerischer 
Absicht  unternommen,  hat  man  von  jeher  mit  aller  Strenge  des  Ge- 
setzes geahndet.  Gefähiiicber  für  den  Bestand  des  Münzwesens  war 
eine  Verlockung,  welche  an  den  Staat  selbst  nur  zu  leicht  herantrat. 
Wenn  das  ausgeprägte  Stück  durch  seine  Geltung  als  Münze  einen 
Vorzug  gewann  vor  dem  gleichen  Gewicht  ungemünzten  Metalles,  so 
konnte  es  im  weiteren  Verlauf  der  Ausprägung  unbedenklich  erschei- 
nen, entweder  am  Gewicht  oder  am  Feingehalt,  vielleicht  auch  an 
beiden  zugleich,  ein  weniges  zu  ersparen.  War  doch  die  Abminderung 
zunächst  nicht  merkbar,  und  selbst  wenn  sie,  um  einen  Schritt  weiter 
gehend,  nicht  mehr  verborgen  blieb,  so  hielten  die  noch  in  Menge  um- 
laufenden Stücke  älterer  Prägung  die  volle  Geltung  auch  der  jüngeren, 
minder  guten  auft*echt.  Nun  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden.  Ent- 
weder beschränkte  der  ausmünzende  Staat  die  Verringerung  an  Ge- 
wicht und  Feingehalt  auf  ein  Minimum,  dann  sank  im  Laufe  der  Zeit 
der  Münzfiifs  unmerklich,  und  bei  geeignetem  Anlafs  wurde  das  tbat- 
sächlich  verminderte  Gewicht  durch  eine  besondere  Anordnung  auch 


4  n,  3. 4.  VERSCHLECHTERUNG  DER  MÜNZE.  169 

gesetibdi  aneitaent;  oder  die  GewichtsTenniDderung  und  besonders 
^e  BeimisehuAg  nriDderwertigeii  Metalles  wurde  zum  Bfifsbrauch,  der 
Staat  selbst  untergrub  den  Bestand  seines  Münzsystems  und  die  allein 
riditige  Unterlage  der  Wertmessung,  volles  Gewicht  und  gutes  Korn, 
mufelen  schHefeMeh  durefa  mdir  oder  minder  gewaltsame  Mafsregeln 
wieder  hergestellt  werden. 

Auch  andere  Arten  der  MOnzverschlechterung  kommen  in  Be- 
tracht. Es  können  die  Stacke  nicht  blofs  durch  tlbermäfsige  Legierung 
entwertet,  sondern  sogar  nur  dem  ftufseren  Scheine  nach  echt,  im 
Innern  aber  von  unedlem  Metall  hergestellt  werden.  Dünne  PUttchen 
echten  MetaUes  sdbliefsen  dann  den  wertlosen  Kern  ein,  oder  das 
ganxe  Sittck  ist  aus  unedlem  MetaU  geprägt  und  durch  Vergolden  oder 
Versilbern  einem  echten  fthnlich  gemacht. 

Endlich  ist  es  auch  hin  und  wieder  versucht  worden  Münzen 
ven  unedlem  Metall  als  Kreditgdd  statt  der  WertmOnze  in  Umlauf  zu 
setsen.i) 

4.  Als  die  eigentlichen  Wertmetalle  haben  seit  den  ältesten  Zeiten 
Gold  und  Silber  gegolten.  Neben  dem  Silber  hat  in  Ägypten  das  Kupfer 
fitr  den  Kleinverkehr  gedient  und  als  sekundäres  Metall  auch  in  der 
Münze  der  Ptolemäer  sich  b^auptet;  in  Italien  hat  es  anfangs  den 
ganzen  Verkehr  beherrscht,  bis  es  im  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  zunächst 
in  seiner  Geltung  beschränkt  und  bald  darauf  zur  Scheidemünze  herab- 
gedrückt wurde.  2)  Die  Phönikier,  die  Griechen  und  die  von  ihnen  im 
Handel  abhängigen  Völkerschaften  haben  von  Anfang  an  Silberwährung 
gehabt  und  sind  ihr  auch  treu  geblieben  selbst  bis  hinaus  über  die 
Zeiten  Alexanders  des  Grofsen.^)  Das  Gold  hat  zuerst  in  dem  baby- 
kmisdien  Kuhurkreise  eine  vorwiegende  Geltung  erlangt  und  ist  dann 
im  Perserreiche  zur  herrschenden  Münze  geworden.^)  Auch  unter 
Alexander,  dem  Erben  der  Persermacht,  und  unter  seinen  Nachfolgern 


1)  Alle  diese  VerhaUmsse  konDten,  als  aufserhalb  der  Grenzen  dieses  Hand- 
boches  Hegend,  hier  nur  angedeutet  werden.  GewichtSTenninderung  und  Legie- 
rung sind  weiter  unten  Jedesmal  an  den  Stellen,  wo  sie  fOr  die  lil^rungsfrage 
in  Betracht  kommen,  behandelt  worden.  Über  die  Plattierung  römischer  Denare 
findet  sich  der  Nachweis  in  einer  Anmerkung  zu  |  36,  5.  Bas  Zinngeld  der 
Syiakuser  wird  {  56,  5,  das  angebliche  Ledergeld  der  Karthager  §  43,  9  a.  E. 
erwihiit  werdoD.  Im  übrigen  ist  auf  die  ausfflhrlicbe  Darstellung  im  ersten 
Bande  von  Fran^ois  Lenoimants  'La  momiaie  dans  l'antiquit^'  zu  verweisen, 
und  zwar  anlangend  die  Legierung  der  Metalle  auf  p.  187  n.,  betreffs  der  Münz- 
Surrogate  auf  p.  207  ff. 

2)  S.  unten  $  41, 10.  54,  2.  3.  34, 1.  35,  5.  36,  3. 


3)  S.  f  43,  2—5.  44, 11.  42,  15.  28,  1.  32, 1. 

4)  S.  §42,12.  45,11. 


170  EINLEITUNG  IN  DAS  MONZWESEN.  S  n.  4. 

in  den  Teibtaaten  blieb  es  das  königliche  Metall;  endlich  im  römischen 
Reiche  gewann  es  durch  Cäsar,  den  Begründer  der  Monarchie,  die 
Vorherrschaft  vor  dem  Silber,  i) 

Sehen  wir  also  von  dem  Kupfer  ab,  welches  im  Werte  weit  hinter 
den  edlen  Metallen  zurücksteht,  so  beobachten  wir  im  ganzen  Verlaufe 
der  alten  Geschichte  einen  Wettkampf  zwischen  Gold  und  Silber,  der 
zuletzt  zu  Gunsten  des  höherwertigen  Metalles  sich  entschieden  hat 
Auch  das  Mittelalter  und  die  neuere  Zeit  haben  fthnliche  Schwankun- 
gen durchgemacht,  und  besonders  in  der  Gegenwart  wogt  der  Streit 
zwischen  Gold-  und  Silberwahrung  heftig  hin  und  her.  Als  das  er- 
wünschtere mufe  es  ja  erscheinen,  dafs  beide  MetaUe  neben  einander 
in  friedlichem  Ausgleich  den  Verkehr  beherrschen.  Die  Anhänger 
dieser  Richtung,  welche  man  die  bimetallistische  nennt,  gehen  Ton 
der  Voraussetzung  aus,  dafs  zwischen  Gold  und  Silber  im  ganzen  ein 
stetiges  Wertyerhältnis  bestehe,  welches  nur  zeitweilig  durch  aufser- 
ordentliche  Umstände,  besonders  durch  Spekulationen  des  Grolshan- 
dels,  verrückt  werde.  Diesen  Schwankungen  vermöge  das  Gesetz  zu 
steuern,  wenn  ein  Staat  sein  Gold  und  Silber  nach  einem  festen  Wert- 
verhältttis  auspräge  und  einen  Unterschied  zwischen  beiden  MetaUen 
in  der  Gültigkeit  für  Zahlungen  nicht  zulasse. 

Dab  diese  Theorie,  konsequent  durchgefUhrt,  in  den  Ländern  des 
Bimetallismus  stets  zum  thatsächlichen  Abflüsse  desjenigen  Metalles 
geführt  hat,  welches  zeitweilig  im  Ausland  eine  gröfsere  Kaufkraft  be- 
safs,  als  das  im  Inland  geltende  Wertverhältnis  besagt,  ist  genugsam 
erwiesen. 2)  Doch  ist  anderseits  zuzugeben,  und  in  diesem  Sinne  wird 
die  Frage  praktisch  weiter  zu  führen  sein,  dafe  ein  beschränkter  Bi- 
metallismus auf  lange  Zeiten  hin  für  einen  Staat,  oder  besser  noch  für 
mehrere  in  engem  Münzverband  stehende  Staaten,  die  förderlichste 
Anordnung  sein  kann.  Wird  nämlich  das  eine  Metall  —  und  dies  wird 
voraussichtlich  das  Gold  bleiben  müssen  —  als  der  primäre  Wertmesser 
hingestellt,  so  kann  daneben  das  Silber  als  sekundäres  Wertmetall  nach 
festem  gesetzlichen  Verhältnisse,  unbeschadet  der  Schwankungen  des 

1)  S.  S  31,  2.  3.  37,  3.  38,  2. 

2)  Da  hier  nicht  der  Ort  sein  ktnii  auf  die  umßDgliche,  den  Wfihrungs- 
fragen  neuerer  Zeit  gewidmete  Litteratar  einingehen,  so  genüge  der  Hinweis 
auf  folgende  iwei  Schriften  von  A.  Soetbeer:  Die  Wertrelation  der  Edelmetalle 
in  Hirths  Annalen  des  deutschen  Reichs,  Jahre.  1875,  Das  Wertverhältnis  zwischen 
Gold  und  Silber  in  seinen  Yerinderungen  bis  zur  Gegenwart  in  dem  57.  Er- 
giniungahefte  von  Petermanns  Mittheilungen  aus  J.  Perthes'  geographischer  An- 
stalt, Gotha  1880,  S.  114  £,  ferner  auf  W.  Röscher  Betrachtungen  Ober  die  Wah- 
rungafrage  der  deutschen  Mflnireform,  Berlin  1872. 


in, 4.  GOLD  UND  SILBER.  171 

fiaadekkursesY  etwa  unter  folgenden  Voraussetzungen  im  Umlauf  sich 
erhalten.  Die  Ausmünzung  des  Goldes  wird  von  dem  Staate  sowohl 
auf  eigene  Kosten  stetig  fortgesetzt  als  auch  im  Auftrage  von  Privaten, 
ond  hier  zwar  ohne  jede  Beschränkung,  ausgeObt;  die  Masse  des  um- 
laufenden Silbers  dagegen  mufs  eine  beschränkte  sein  und  die  Neu- 
prägung von  Silbermünzen  wird  nicht  weiter  ausgedehnt,  als  es  mit 
der  Geltung  des  Goldes  als  primflren  Wertmessers  sich  vertragt  Dies 
ist  wenigstens  der  Zustand,  welcher  zur  Zeit  tbatsächlich  in  Deutsch- 
land wie  in  Frankreich  besteht,  in  jedem  dieser  Reiche  wieder  in  einer 
besonderen  Weise  und  zunächst  nicht  auf  die  Dauer  berechnet,  aber 
doch  weiterer  Entwickelung  und  Befestigung  fähig. 

Hiermit  ist  schon  zum  Teil  erledigt,  was  an  zweiter  Stelle  noch 
zu  erörtern  war.  Wenn  nämlich  Gold  und  Silber  nicht  in  einem  festen 
und  dauernden  Wertverhältnis  zu  einander  erhalten  werden  können, 
so  entspricht  es  vielleicht  am  besten  der  ursprünglichen  Bedeutung 
des  Geldes  (§  22, 1)  und  erscheint  als  die  einfachste  Auskunft,  wenn 
nur  ein  MetaU,  sei  es  das  Gold  oder  das  Silber,  als  Wertmesser  aner- 
kannt, das  andere  aber  nur  als  Ware  betrachtet  vrird.  Dann  giebt  es 
also  eine  unvermischte  Währung  entweder  des  Silbers  oder  des  Goldes. 
Im  ersteren  Falle  bat  die  Goldmünze,  soweit  sie  vorkommt,  einen 
wechselnden  Kurs  nach  ihrem  Handelswerte,  in  letzterem  Falle  ist 
das  Silber  in  Barren  lediglich  Ware,  als  Münze  aber  wird  es  merklich 
über  den  wirklichen  Wert,  mithin  als  Scheidemünze  ausgebracht,  in 
welcher  groisere  Zahlungen  nicht  erfolgen  dürfen.  Der  reinen  Gold- 
währung folgt  in  der  Gegenwart  nur  England  nebst  seinen  Kolonieen, 
jedoch  mit  Ausschlufs  des  indfechen  Reiches;  von  anderen  Staaten  ist 
sie  wohl  hin  und  wieder  erstrebt,  aber  nicht  vollkommen  erreicht 
worden.  Das  kommt  wohl  hauptsächlich  daher,  weil  Gold  und  Silber 
zusammen,  gegenüber  dem  enormen  Bedarfe  des  gesamten  Handels- 
verkehrs, kaum  als  Barmittel  ausreichen,  mithin  für  andere  Staaten, 
aufser  etwa  für  einen  oder  wenige  besonders  bevorzugte,  es  nicht 
möglich  ist  eine  hinreichende  Bereitschaft  an  barem  Golde  auf  die 
Dauer  sich  zu  sichern ,  wenn  sie  des  minderwertigen  Silbers  sich  ent- 
schlagen. 

Wir  werden  also  gewifs  noch  auf  lange  Zeit  Gold  und  Silber 
neben  einander  als  Wertmesser  behalten,  und  haben  nun  festzu- 
stellen, welches  Verhältnis  zwischen  beiden  Metallen  anzunehmen  ist, 
wenn  es  gilt  die  Ck>ld-  oder  Silberwährungen  des  Altertums  mit  heu- 
tigem Gelde  zu  vergleichen. 


172  EINLEITUNG  Ol  DAS  MCNZWESEN.  f  22,4. 

In  den  Ländern  der  FrankenwfthniDg  werden  Gold  und  Silber 
nach  dem  festen  Wertverhaltnig  von  15  V2 : 1  ausgemOnzt  {§  4, 4).  Da» 
gleiche  Verhältnis  wurde  im  Deutschen  Reiche  zu  Grunde  gelegt,  ak 
man  die  MarkwXhrung  einführte.  Der  Silberthaler  erfaieh  die  Geltung 
von  3  Mark,  und  3  Zehnmarksttleke  wurden  das  Wertäquivalent  von 
10  Silberthalern.  Wahrend  nun  das  nach  MarkwSlhrung  neugeprägte 
Silber  zur  Scheidemünze  wurde,  ist  das  Thalergeid,  freilich  in  einer 
beschränkten,  nicht  weiter  anwachsenden  Menge,  neben  dem  Golde 
als  gleichberechtigtes  Zahlungsmittel  geblieben.  Es  unterliegt  also 
keinem  Zweifel,  dafs  wir  das  Silber,  mag  audi  sein  Handelswert  in 
letzter  Zeit  bedeutend  gesunken  sein ,  als  Mttnze  stets  nach  dem  Ver- 
hältnis 1 :  15  Vi  g^en  Gold  zu  gleichen  haben,  i) 

Im  Altertum  ist  man  ausgegangen  von  einem  Verhältnis,  welches 
für  das  Silber  weit  günstiger  stand ,  indem  der  Wert  eines  Gewichtes 
Goldes  schon  durdi  10  gleiche  Gewichte  Silbers  dargestellt  wurde.  Von 
dieser  Schätzung  finden  wir  Spuren  hn  alten  Babjlonien  (§  42,  12), 
und  besonders  bei  den  Griechen  ist  sie  aBgemein  üblich  gewesen 
(I  30, 1).  Indes  auch  bei  diesen  nur  als  ideelle  Norm;  denn  in  Wirk- 
lidikeit  stand  das  Gold  etwas  hoher  oder,  was  dasselbe  besagt,  das 
Silber  etwa«  niedriger  (§  30,  2).    Nach  der  babylonischen  Währung, 


1)  Nach  den  sorgfältigen  ZusammeBStellqDgeo  von  A.  Soetbeer  in  Peter- 
maoDS  Geograph.  Mittbeil.,  Ergänzungsheft  57  S.  1 16  ff.,  stand  das  Gold  zum  Silber 
in  dem  Karolingischen  Zeitalter  etwa  auf  12  (wir  bezeichnen  hier  und  im  Fol- 
genden 80  in  Kitfze  den  Goldwert,  wenn  der  Sil^rweri  ««  1  gilt);  vom  13.  bis 
zur  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  um  11  (mit  Schwankungen  bis  nahe  an  10  und 
12);  von  da  an  steigt  es  langsam  und  kommt  zuerst  im  J.  1597  Aber  12,  im 
J.  1624  über  13.  In  der  Zeit  vom  J.  1634  bis  1680  steht  es  ziemlieh  fest  auf 
15,1,  Von  da  bis  zur  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  halt  es  sich,  mit  geringen 
Schwankungen,  auf  15.  Während  der  vier  Decennien  von  1749  bis  1789  zeigt 
sidi  eine  etwas  sinkende  Tendenz  bis  zum  Minimum  14,42  (bezeugt  aus  dem 
J.  1782).  Hierauf  tritt  ziemlich  schnell  wieder  eine  Steigerung  ein.  Im  J.  1790 
wird  15,05  eneicht,  fünf  Jahre  spater  15,50  zum  erstenmal  überstiegen,  worauf 
bis  zum  J.  1850  der  Durchschnitt  auf  15,80  steht,  ja  einigemal  sogar  16  nahezu 
etYeicht  wird.  Mach  der  Entdeckung  der  ealiforaiseben  Goldfelder  tritt  nun  wieder 
mit  dem  J.  1851  eine  geringe  Abminderung  des  Goldwertes  ein;  die  Skala  sinkt 
schnell  von  15,70  auf  15,46,  und  da  zu  der  californischen  Ausbeute  die  australische 
kommt,  so  bleibt  die  Wertzahl  unter  15,60,  bis  die  Abnahme  der  Goldausbeute» 
die  Entdeckung  reicher  Silberminen  in  Amerika  und  die  Konjunkturen  des  Welt- 
handels seit  dem  J.  1867  den  Goldwert  wieder  erhöhen.  Im  J.  1874  wird  zum 
erstenmal  die  Zahl  16,  im  J.  1876  die  17  überschritten;  endlich  das  J.  1878 
zeigt  die  erstaunlich  hohe  Zahl  17,92.  Trotzdem  ist  aber  alle  Aussicht  vor- 
handen, dafs  das  Verhältnis  sich  wieder  zu  Gunsten  des  Silbers  andern  und 
15,50,  die  Wertzahl  des  deutschen  und  französischen  Münzsystems,  auch  im 
Handelskurs  wieder  zur  Geltung  gelange  (vergl.  Soetbeer  S.  132  f.).  Dafs,  nach 
dem  Münzverhältnis  157^ :  1,  1  Gramm  Gold  »=  2,79  Mark  und  1  Gr.  Silber  »» 
0,18  M.  zu  setzen  ist,  wurde  bereits  oben  $  4,  4  bemerkt. 


I  23,  t  GOLD  UND  SILBBR.  178 

welche  weit  alter  ist  als  die  erste  MUnzprtlguiigY  uad  ebenso  nach 
persis^er  Reichswühruag  war.  13  Vs  ^  1  als  das  normale  Verhältnis  des 
Goldes  zum  Silber  gesettt  (§  42^  12.  45,  8);  bei  den  Griechen  lassen 
sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  die  Stttze  13  :  1  und  12Vi :  U 
letzterer  TemaAiÜich  als  der  im  Handel  mit  dem  Westen  Obliebe  Kurs, 
nachweisen  (S  48,  2);  doch  kommen  vereinzelt  auch  höhere  oder 
niedrigere  Schfttiungen  vor,  welche  sich  zwischen  den  Grenzen  14 : 1 
and  11  Vi :  1  bewegen  (§  30,  2).  In  Rom  hat  während  der  beiden 
letzten  Jahrhunderte  des  Freistaates  zienüich  stetig  das  Verhältnis  12 : 1 
(oder  genauer  11,90 : 1)  gegolten  (§  37, 1).  In  der  Kaiserzeit  können 
wir  ein  allmähliches  Steigen  des  Goldwertes  verfolgen.  Denn  nachdem 
Augustus,  im  Anschlufs  an  die  Mttnzordnung  der  Ptolemäer  (§  54,  2), 
Gdd  und  Silber  nachdem  Verhältnis  12,5 : 1  ausgebracht  haUe  (§  38,2), 
stieg  die  Wertgleichung  zu  Gunsten  des  Goldes  unter  Diocletian  auf 
13,67  : 1,  unter  Constantin  und  Theodosius  auf  13,89: 1  bis  14,40: 1, 
bis  endlich  um  das  Jahr  400  das  Verhältnis  15,18  : 1,  mithin  nahezu 
daqenige  der  Neuzeit,  erreicht  wurde. 

{  23.  Die  MüfiMwährungen  KUinasiem, 

1 .  Als  die  Römer  ihre  Herrschajft  nach  dem  Osten  über  Makedo- 
nien und  Griechenland  ausdehnten,  fanden  sie  die  attische  Währung 
als  die  am  weitesten  verbreitete  vor.  Dies  war  nicht  immer  so  gewesen. 
Der  von  Solon  in  Athen  eingeführte  Münzfufs  wich  ab  von  den  Wäh- 
rungen des  Ubrigen  Griechenlands,  und  wenn  auch  in  der  Blütezeit 
des  athenischen  Staates  seine  Münzen  bereits  durch  ganz  Griechen- 
land kursierten,  so  gab  es  doch  nur  wenige  Orte,  die  in  ihrer  eigenen 
Prägung  dem  attischen  Fufse  folgten.  Erst  seit  Alexanders  Auftreten 
änderte  sich  das,  indem  dieser  die  attische  Prägung  zunächst  in  Make- 
donien einführte  und  ihr  dann  in  Kleinasien  und  den  Ländern  des 
Ostens  Geltung  verschaffte. 

Der  Solonischen  Drachme  Silbers  entsprach  in  der  ältesten  atti- 
schen GoMpräguDg  ein  Doppelstück,  der  arcmjQ  (§  28,  2).  Dies  war 
ein  aus  Asien  entlehntes  Gewicht,  nach  babylonischer  Währung  ein 
leichter  Shekel  Goldes  (§  42,  12.  45,  8),  später  in  der  persischen 


1)  VergL  die  ZasammeosteHnngr  oateo  {  40,4.  loteresMnt  ist  die  ans 
Torigcr  Anmerkang  benrorgeheDde  Tbatsache,  dafs  vom  Anfang  des  Mittelalters 
bis  zur  Mitte  des  17.  Jahrhnnders  der  ganze  Prozefs  der  Erhöhung  des  Gold- 
wertes von  dem  Minimom  bis  zam  Maximam  des  Altertoms  sieh  tarn  zweiten 
Male  abspielt 


174  DIE  MONZWÄHRUNGEN  KLEINASIENS.  §  2S,  i.  2. 

Prtfgting  als  königliche  Münze,  JaqeiMg,  ausgebracht  (§  45, 7).  Nadi 
dem  gleichen  MQnzfufse  sind  von  den  Griechen  in  Kleinasien  die 
ältesten  Goldmünzen,  und  zwar,  wie  es  scheint,  zuerst  in  Phokäa, 
nächstdem  in  Teos  und  Milet  geschlagen  worden,  i)  Nur  bildete  hier 
nicht  der  leichte  Stater ,  sondern  der  doppelt  so  schwere  im  Betrage 
von  16,8  Gramm  die  Münzeinheit^)  Auch  Doppelstücke  dieser  Ein- 
heit sind  geschlagen  worden.')  Die  übliche  Teihnünze  und  zugleich 
das  am  häufigsten  vorkommende  Nominal  ist  das  Sechstel;  auCserdem 
finden  sich  Hälften ,  Viertel  und  noch  kleinere  Teile  dieses  Sechstels, 
auch  Zweidrittelslücke  desselben.^) 

Die  Griechen  nannten  das  Ganzstück  den  phokaischen  Stater^), 
das  Sechstel  8cnj,  das  Zwölftel  iJ/u/acTor.«)  Gleichem  Fufee  folgt  der 
kyzikenische  Stater,  nur  dafs  dieser  von  Anfang  herein  mit  starker 
Legierung  ausgebracht  worden,  mithin  den  Elektronmünzen  zuzu- 
rechnen ist  (§  23,  6). 

Die  Zeit  dieser  ersten  Goldprägung  und  mithin  die  Erfindung  der 
Münze  überhaupt  ist  an  den  Anfang  des  7.  Jahrhunderts  zu  setzen.*^) 

2.  An  die  kleinasiatische  Goldprägung  schUefst  sich  eine  ebenfalls 

1)  Mommsen  S.  3  AT.  (Traduct  Blaeas  I  p.  1  AT.),  Brandis  S.  179  AT.  200  fil, 
Gnrtius  Grieeh.  Geschichte  I*  S.  231.  Abweichender  Ansicht  ist  Lenonnant  I 
p.  125  ff.  (vergl.  oben  S.  166  Anm.  4). 

2)  Das  Gewicht  Ton  16,8  Gramm,  welches  genau  mit  dem  Normalgewicht 
babylonischen  Fufses  ($  42, 15)  übereinstimmt,  weist  Brandis  S.  122  an  zwei 
Sechsteln  Ton  2,80  Gr.  nach.  Der  älteste  Goldstater  von  Teos  wiegt  16,57  Gr. 
OBrandis  S.  397).  Das  milesische  Sechstel  von  2,76  Gr.  (eb.  S.  395)  führt  auf  ein 
Ganzstück  von  16,56  Gr.,  welchem  Gewichte  auch  der  älteste  uns  erhaltene,  in 
Phokäa  gemünzte  Goldstater  von  16,50  Gr.  (eb.  S.  201.  396)  sehr  nahe  konunt» 
Ein  milesischer  Stater  zeigt  noch  16,39  Gr.;  in  anderen  Stücken  sinkt  das  Ge- 
wicht bis  16  Gr.  oder  ein  wenig  darunter. 

3)  Als  ein  solches  Doppelstück  phokaischen  Fufses  deutet  Mommsen  S.  4 
(I  p.  3)  das  TSTQaSqaxMOv  x^fvaovv  im  Schatze  der  Athena  Parthenos  zu  Athen, 
dessen  Gewicht  nach  G.  L  Gr.  Nr.  339  (Böckh  Staatshaush.  1I>  S.  169  L)  7  Drach- 
men 2Vt  Obolen  —  32,38  Gr.  betrug. 

4)  Mommsen  S.  4  ff.  (Traduct  ßlacas  I  p.  3  ff),  Brandis  S.  387  f.  390  f.  393  fL 

5)  Thukyd.  4,  52:  d&cxMws  ararijoae  ^Pafxatras,  Demosth.  40,  36:  T^a- 
xoirünfs  9rarijqae  ^PafKoats,  Vergl.  aucii  PoU.  9,  93,  Hesych.  unter  ^oxtuU, 
Phokaische  Statere  befanden  sich  auch  unter  den  Weihgeschenken  auf  der  Burg 
von  Athen,  wie  aus  der  Inschrift  im  G.  I.  Gr.  Nr.  150  $  19  hervorgeht.  Das 
Nähere  s.  bei  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  134  ff.,  StoaUhaush.  P  S.  35  ff. 

6)  hl  der  hischrift  G.  L  Attic.  ed.  Kirchhoff  voL  I  Nr.  199  u.  207  vom  4.  Jahr 
der  87.  Olymp,  werden  *Panuu9es  itnai  x^^^  (P*  ^2^)  und  ein  ^»xtuSe  (p.  93*) 
erwähnt,  femer  in  der  Inschrift  vom  4.  Jahr  der  95.  Olymp.  G.  I.  Gr.  Nr.  150  $  19 
^oMcuMMtf  oravijifa  :  || :  ixrai  0atHat9$9 . , .,  §  22  iicnj  ^amätg;  ebenso  G.  L  Gr. 
Nr.  152  $  5 :  itncu  4>mHatB86  nach  der  Vervollständigung  von  Rofs.  Auch  das  tifU- 
»nor  x0f<fov  bei  Poll.  9, 62  ist  dieser  Währung  zuzusehreiben  (vergL  $  23, 6  a.  E* 
und  die  betreffende  Anm.  zu  $  28,  2). 

7)  Brandis  S.  202.   Vergl.  oben  S.  166  Anm.  3. 


123,2.3.  PHOKAISGHER  STATER.   GOLD  UND  SDLBER.  175 

alte  SilberpräguDg  an^  deren  Ganzstttdi  sich  zu  dem  Goldstater 
wie  2 :  3  Terhält,  nur  dafe  das  (rewicht  in  ältester  Zeit  etwas  knapp 
auf  10,9  Gramm  ausgekommen  ist,  während  es  später  unter  dem  Ein- 
flofe  der  per»8chen  Prägung  auf  11,2  Gramm  und  darüber  gesteigert 
wurde,  mithin  das  dem  Golde  entsprechende  Normalgewicht  voUkom* 
men  erreichte.^)  Dieses  Ganzstttck,  welches  wir  nach  seiner  Herkunft 
deniiabylonischen  Stater  nennen^),  ist  ursprünglich  nie  anders 
als  in  Drittel  geteilt  worden,  woran  sich  weiter  Sechstel,  Zwölftel 
and  Viemndswanzigstel  schUefsen^);  erst  nach  dem  Vorgange  der 
persischen  Reichsprägung  (§  45,  8)  ist  daneben  die  Halbierung  und 
Viertelung  üblich  geworden.^) 

Das  Gebiet  der  Silberprägung  nach  babylonischem  Fufs  erstreckt 
sich  über  die  ganze  Südküste  Kleinasiens  von  Phaseiis  an.  Es  umfafst 
abo  Lykien,  Pamphylien,  Kilikien,  geht  dann  weiter  an  der  syrischen 
Küste  bis  Arados  und  schliefst  auch  die  Insel  Kypros  ein.  Im  Westen 
folgten  Milet  und  das  lydische  Reich,  im  Morden  Bithynien  und  Paphla- 
gonien  dieser  Währung,  nach  welcher  auch  die  Unterkönige  der  per- 
sischen Satrapien  Phönikien,  Kilikien  und  Bithynien  münzten.  In 
Europa  war  dieselbe  Währung  über  Thrakien,  Makedonien,  Illyrien, 
Epeiros  und  Ätolien  verbreitet^) 

3.  Das  Gewichtsveriiältnis  von  3 : 2,  welches  in  der  ältesten  klein- 
asiatischen  Prägung  zwischen  Gold-  und  Silbermünzen  festgehalten 
worden  ist,  kehrte  genau  so  in  der  persischen  Reichsmünze  wieder, 
wo  sowohl  in  Gold  wie  in  Silber  die  Hälften  der  Hauptnominale  des 
Ueinasiatischen  Fufses  ausgebracht  wurden.  Wenn  schon  hiernach 
der  Schlofs  nahe  lag,  dafs  damit  zugleich  eine  gewisse  Wertbeziehung 
zwischen  Gold  und  Silber  ausgesprochen  sei,  so  wurde  dies  um  so 


1)  Rrandis  S.  153  vergl.  mit  S.  90. 140.  Die  Obersichten  aber  die  Effektiv- 
gewichte S.  141  ff.  zeigen  neben  einander  das  ältere  mindere  Gewicht,  welches 
▼OD  10,9  Gr.  bis  9,3  Gr.  herabsinkt,  und  das  j  fingere  normale  Gewicht,  welches 
regelmäfsig  über  11  Gr.  nnd  im  Durchschnitt  eher  noch  ein  wenig  über  als  unter 
11,2  Gr.  steht.  Das  ursprüngliche  babylonische  Gewicht  des  leichten  Shekels 
Silbers  beträgt,  wie  unten  §  42, 15  vergl.  mit  §  42, 10. 12  gexeigt  werden  wird, 
11,20  Gramm. 

2)  Das  Talent,  welches  als  Dreitausendfaches  diesem  Stater  zugehört,  heifst 
bei  Herodot  3,  89  das  babylonische.   Vergl.  unten  $  45,  6.  7. 

3)  Monmsen  S.  14  f.  (1  p.  17),  Brandis  S.  141  ff. 

4)  Brandis  S.  1^  und  dazu  die  unter  'Hälften'  und  'Vierter  aufgeführten 
Biielbdeffe  in  den  Obersichten  S.  141  ff.  Der  Silberstater  des  Krdsos  ($  23,  4) 
Tcrdnigt  das  System  der  Halbierung  mit  der  Teilung  in  Drittel  und  Zwölftel. 

5)  Diese  Obersicht  ist  gegeben  nach  Mommsen  S.  14  ff.  (I  p.  16  ff.),  Brandis 
S.  HO.  141  tL    Ober  AiUet  Ttfgl.  unten  §  60,  9,  über  Lydien  §  23, 4. 


176  DIE  MONZWÄHRUNGEN  KLEDfASffiNS.  |  »,  s.  4. 

wahredieiiilicher  durch  die  Angaben  Herodots  über  das  euboiscbe 
Gold-  and  das  babylonische  Silbergewichi  des  persichen  Reiches.  Doch 
bedurfte  es  noch  einer  zweifachen  Verbessemng  der  in  den  Hand- 
schriften verderbten  Überlieferung  um  klar  zu  stellen,  dafs  nach  Hero- 
dot  dn  euboisches  Goldtalent  gleich  10  babylonischen  Sikertalenten, 
mithin  auch  die  Mine  oder  der  Stater  Goldes  gleich  10  Minen  oder 
Stateren  Silbers  gegolten  haben.  Durch  weitere  Erforschung  des  baby- 
lonischen Gewichts-  und  Rechnungswesens  ergab  sich  dann  weiter, 
dab  das  genaue  Wertverhältnis  zwischen  Gold  und  Silber  nicht  13:1, 
wie  Herodot  angiebt,  sondern  13^/i :  1  war,  mithin  der  Sitberstater, 
dessen  Zehnfaches  an  Wert  einem  Goldstater  gleich  kommen  sollte, 
dem  Gewichte  nach  zum  Goldstater  sich  wie  4 :  3  verhalten  mnbte.^) 
Hierzu  kam  endlich  noch  die  Kunde  von  dem  schweren  und  leichten 
Gewichte  der  Babylonier,  welche  Grewichte  in  allen  Nominalen  wie 
2 : 1  sich  verhielten.^ 

Der  phokaische  Stater  stellt  schw«*es  babylonisches  Gewicht  dar. 
Sein  Korrelat  in  Silber  ist  rin  schwerer  Stater  im  Normalgewicht  von 
22,4  Gramm,  welcher  nur  selten  ausgeprägt  worden  isf)  Zehn 
solcher  Statere  stellen  also  den  Wert  eines  phokaischen  Goldstückes 
dar.  Aber  in  der  Regel  münzte  man  in  Silber  das  Halbstück,  d.i. 
einen  leichten  Shekel  im  Gewicht  von  11,2  Gramm  und  darunter,  und 
solcher  Statere  gingen  nun  zwanzig  auf  das  phokaische  Goldstück. 
Wenn  dann  weiter,  wie  zuerst  im  lydischen  Reiche,  an  die  Stelle  des 
schweren  Goldstaters  der  leicMe  im  Gewicht  von  8,4  Gr.  trat,  so  galt 
nun  der  babylonische  Stater  das  Zehntel  dieses  Goldstückes.  End- 
lich, wenn  statt  des  Silberstaters  von  11,2  Gr.  wieder  dessen  Hälfte 
genommen  wurde,  so  gingen  zwanzig  solcher  Hälften  auf  das  leichte 
Goldstück.  Dies  war  die  Währung  des  Dareikos  und  des  medischen 
Siglos  im  persischen  Reiche  (§  45,  8). 

4.  Die  erste  persische.  Münzprägung  fand  unter  Dareios  statt  Als 
Vorbild  dienten  die  Einrichtungen  des  lydischen  Reiches;  denn  hier 
hatte  Krösos  im  engsten  Anschlüsse  sowohl  an  das  babylonische  Ge* 
Wichtswesen  als  an  die  zahlreichen  Geldsorten  kleinasiatischer  Prägung 
zuerst  ein  zusammenhängendes  Münzsystem  begründet^)  Als  Haupt- 

1)  Alles  dies  wird  im  ZasaMimeDhange  unten  §  45, 5—8  Dachgewieseo  werden. 

2)  Vergl.  Qoten  §  42, 9. 10.  15. 

3)  Als  eiQsiger  Beleg  erscheint  bei  Brindis  S.  141.  499  eine  StadUnAnie  tob 
Soloi  im  EffektiTgewicht  ron  20,51  Gramm. 

4)  Braadis  S.  71f.  lasff.  190  ft,  Fr.  Lenormant  Moanaies  royalee  de  la 
Lydie,  Paris  1876,  Derselbe  Monnaie  dans  l'anUqait^  I  p.  194.  Vor  Krösaswar 


1 29, 4.  MÜMZSYSTEM  DES  KRÖSOS.  177 

mflize  in  GoU  wählte  Krösos  den  leichten  Stater,  welcher,  wie  wir  eben 
gesehen  haben,  die  HttUte  des  phokaischen  Goldstückes  darstellte,  i)  Er 
ikb  nach  seinem  Schöpfer  K^laeiog  avaviJQ^),  eine  Art  der  Be- 
Betfiiing,  welche  später  bei  der  Goldmünze  des  Dareios,  Philippos  und 
Aleiander  sieh  wiederholt  hat.  Als  Teiknünzen  worden  geschlagen 
das  Drittel,  Sechstel  und  Zwidftel;  auch  Doppektflcke,  also  schwere 
Statore,  hat  es  Yielleicht  gegeben.')  Das  Münzgewicht,  welches  auf 
8,17  Gr.  anzusetzen  ist,  stand  etwas  hinter  der  ursprünglichen  baby- 
loniscben,  später  von  Dareios  wiederhergestellten  Norm  zurück  4);  das 
Kom  des  Goldes  war  fein.^)  An  Wert  war  der  Goldstater  gleich  10 
Silberstateren  babylonischer  Währung.  Dem  Gewichte  nach  verhielt 
sieh  der  Silberstater  zum  Goldstück  wie  4 : 3,  war  also  auf  ein  Normal- 
gewicht von  10,89  Gr.  ausgebracht,  hinter  welchem  die  uns  erhaltenen 
Stacke  nur  wenig  zurückstehen.^^)  Da  nun  dieses  Ganzstück  Silbers 
ebenso  eingeteilt  wurde  wie  die  korrelate  Goldmünze,  so  hatte  auch 
das  Drittel  Goldes  als  Wertäquivalent  10  Drittel  Silbers,  deren  jedes 
an  Gewicht  zum  Drittel  Goldes  wie  4 : 3  stand,  neben  sich,  und  ebenso 
verhidt  es  sich  mit  den  anderen  Teilen.'') 

in  Lydiea  bereits  Elektron  nach  phöDikischem  und  babylonischem  Fafs  ausge- 
münzt worden  (§  23,  5);  aufserdem  waren  die  verschiedensten  Gattungen  von 
Gold-  und  Silbemflnsen,  nach  phokaischein,  babylonischem  und  phöniJriachem 
Foüse  ausgebracht  und  mannigfach  geteilt,  im  Umlaufe  (Brandis  S.  138  f.).  Über 
die  Tradition,  wonach  die  Lydier  zuerst  die  Geldprägung  geübt  und  überhaupt 
die  Münxe  erfunden  haben  sollen,  s.  oben  S.  166  Anm.  4. 

1)  Brandis  S.  13».  168  f.  386  f.    ^ 

2)  Herod.  1,  54:  (K^Xaos)  JeXfOvs  Sof^dsTM  —  xar*  av9(fa  9vo  ararrj^i 
^uuFTöp  x^y^^'    ^oll.  3,  87 :  evBoHt/tae  9i  xed  6  Pvy&^ox  x(^^^  ^^^  ^^  K^l' 

3)  Borrel  Numism.  chron.  II  (1840)  p.  218,  Brandis  S.  139. 

4)  Brandts  S.  71.  Der  Stater  nebst  Drittel  bei  Head  im  Numism.  chron. 
1875  S.  258  f.  steht  auf  8,10  Gr.  Ober  das  babylonische  Normalgewicht  des 
leichten  Goldstaters  («—  8,4  Gr.)  vergl.  §  42,  15.  45, 10.  Setzen  wir  versuchs- 
weise die  8  Talente  und  42  Minen,  welche  der  goldene  Ton  Krösos  in  Delphi 
fewdfate  Misehkmg  wog,  als  attiscfaes  Gewicht  und  nehmen  als  beabsichtigtes 
Gewicht  9  Krösisehe  Goldtalente  an,  so  erhalten  wir  ein  Goldtalent  von  25,32 
Kilogr.  und  einen  Stater  von  8,44  Gramm. 

5)  Brandis  S.  108.  386.  Hierher  ist  auch  die  Notiz  bei  Suidas  unter  xff^oQ 
Kol^^tos  xa  beaehen:  oi  KoXofcivioi  tov  xaXXtvrov  xjII'ücov  aiffyaaat^o' 
Mti  yoD  TtoXv  wcmi  Tta^aXXatraw  rov  aXlov  rov  KoXo^tavunf  Yffv^hv'  Mal  ra^a 
Um  oi  henacovres  t^  olnaias  Av9&v  (wohl  zu  X^etkAvSol)  na^  S^e^ktiv 
Koi  Jknyftova  x^vaeux,  Katicxov  fiHaXXa  €vr  rtaw  ^Itopc^v  luU  kanovoaaav 

6)  Brandis  S.  71.  387,  Head  a.  a.  0.  p.  259. 

7)  Ein  Sechstel  in  Silber  ist  nach  Brandis  S.  71.  387,  Head  a.  a.  0.  p.  259 
«ad  Friedlaender  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1882  S.  2  bisher  noch  nicht  auf- 
gefunden. Sollte  seine  Ausmünzung  wirklich  nnterblieben  sein,  so  ist  das  Gold- 
ieehstd  zn  gldchen  mit  20  Zwölfteln  Silbers. 

Hmltieli,  lUtioltfffi«.  12 


178  DIE  HONZWÄHRÜNGEN  KLEINASIENS.  f  23, 4. 

Soweit  war  die  lydiscbe  MQnze  genau  nach  den  Principien  baby- 
lonischer Wftbrung  und  in  volikonunener  Symmetrie  gestaltet  Eine 
Abweichung  drang  ein  zunächst  durch  die  Halbierung  des  Silberstaters. 
Beim  Goldstater  die  ursprün^che  Drittelung  aufzugeben  schien  nicht 
zulässig,  wohl  aber  fügte  man  dem  Silberstater  auch  eine  Hälfte  im 
Gewichte  von  5,44  Gr.  bei,  weil  gerade  ein  solches  Stück  handlicher 
und  bequemer  für  den  Umlauf  war,  als  das  zu  schwere  Ganzstück 
einerseits  und  das  zu  leichte  und  kleine  Drittel  anderseits.  Auf  den 
KrOsischen  Goldstater  gingen  mithin  20  solche  Hälften  des  babyloni- 
schen Silberstaters,  und  es  war  damit  diejenige  Münzordnung  zuerst  ins 
Leben  gerufen ,  welche  bald  darauf  Dareios  für  die  persische  Reichs- 
münze, mit  Ausschlufs  aller  übrigen  von  Krösos  noch  geprägten  Nomi- 
nale, einführte  (§  45, 7.  8). 

Denn  die  lydische  Münze  beschränkte  sich  nicht  auf  die  bisher 
angeführten  Stücke  in  Gold  und  Silber,  sondern  es  trat  noch  eine 
Hauptmünze  in  Gold  dazu ,  welche  zu  dem  KrOsischen  Stater  sich  wie 
4 : 3  verhielt,  mithin  an  Gewicht  dem  Silberstater  gleich  kam.  Dies 
war  eine  ganz  aufserordentliche  Neuerung.  Denn  nach  babylonischer 
Währung  ist  alles  Silbergewicht  abhängig  vom  Goldgewicht,  und  zwar 
um  so  viel  höher  als  das  letztere,  dafs  die  Wertgleichung  von  10  Silber- 
stücken mit  dem  gleichbenannten  Goldstücke  gewahrt  wird.  Es  ist 
also  zunächst  undenkbar,  dafs  eine  Goldmünze  gleiches  Gewicht  mit 
dem  Silber  haben  könnte.  Indes  hatte  das  babylonische  System  schon 
lange  vor  Krösos  in  Syrien  und  Phönikien  eine  besondere  Gestaltung 
angenommen,  welche  ursprünglich  darauf  beruhte,  dafs  der  schwere 
Goldstater,  d.  i.  das  Sechzigstel  der  königlichen  Mine  (§  42, 10),  wieder 
in  Sechzigstel  geteilt  und  zu  diesem  kleinsten  Sechzigstel  ein  Silber- 
äquivalent im  Normalgewichte  von  3,73  Gr.  geschaffen  wurde  (§  43, 2). 
Diese  Silbereinheit,  welche  in  der  kleinasiatischen  Prägung  thatsächlich 
auf  3,65  Gr.  und  darunter  stand  i),  stellte  sich  nach  griechischer  Auf- 
fassung als  Drachme  dar  und  entwickelte  aus  sich  heraus  als  Di- 
drachmon  einen  leichten  Stater  von  7,3  Gr.,  als  Tetradrachmon  einen 
schweren  Stater  von  14,6  Gramm.  Wir  pflegen  diese  gesamte  Währung 
die  phönikische,  und  ihre  Einheit,  die  Drachme,  nach  der  bedeu- 
tendsten Stadt  Phönikiens  die  tyrische  (§  51,  7),  oder  nach  der 
Münzordnung  der  Lagiden  in  Ägypten  die  ptolemäische  (§  54,  2) 

1)  Bfandis  S.  109.  134  £  In  den  jüngeren  Pr&gangen  erhöht  sidi  teilweise 
das  Effektivgewicbt  wieder,  indem  die  Drachme  his  auf  3,84  Gr.,  ja  hin  ond 
wieder  noch  darüber  steigt,  sodafs  das  Tetradrachmon  bis  üher  15  Gr.  auskommt 


i  23, 4.  MUNZSYSTEM  DES  KRÖSOS.  179 

m  nennen.  Ihr  Gebiet  war  aufserdem  der  Westen  Kleinasiens  mit 
seinen  blühenden  Handelsstädten,  dazu  die  Inseln  me  Samos,  Chios, 
Rhodos;  weiter  hat  sie  sich  dann  nach  Thrakien,  Makedonien  und 
IDyrien,  ja  von  Phokäa  aus  auch  nach  dem  fernen  Westen,  Italien, 
Gallien  und  den  Alpenländem  verbreitet.^) 

Dem  Systeme  nach  ist  diese  Drachme  identisch  mit  dem  Drittel 
des  babylonischen  Staters,  welcher  sonach  als  Tridrachmon  dem  pho- 
nikisehen  Tetradrachmon  an  die  Seite  tritt.  Daraus  folgt  unmittelbar, 
dals  ein  Goldstück,  welches  an  Wert  gleich  10  pbönikischen  Tetra- 
drachmen sein  sollte,  weil  sein  Gewicht  nach  babylonischer  Währung 
zu  einem  Tetradrachmon  wie  3 :  4  stehen  mufste,  einem  babyloni- 
schen Silberstater  an  C^wicht  gleichkam;  Das  ist  das  vorher  erwähnte 
grOfsere  Goldstück  des  Krösos,  welches  seinerseits  wieder  in  Drittel, 
Sechstel  und  Hälften  geteilt  wurde.  Denn  in  der  kleinasiatischen 
Prügung  zerfiel  der  phönikische  Silberstater,  obgleich  er  seinem  Ur- 
sprünge nach  halbiert  und  geviertelt  werden  mufste,  zumeist  in  Drittel, 
Sechstel,  Zwölftel,  ja  auch  in  Vierundzwanzigstel  und  Achtundvierzig- 
steL^)  So  bildete  der  Goldstater  von  10,89  Gr.  mit  seinen  Dritteln  und 
kleineren  duodecimalen  Teilen  das  Korrelat  zu  derjenigen  Gestaltung 
phOnikisclier  Silberwährung,  welche,  auf  dem  Boden  Kleinasiens  ent- 
standen, kenntlich  war  an  der  Drittelung,  anstatt  Viertelung,  des  Ganz- 
stOckes. 

Derselbe  Goldstater  von  10,89  Cr.  erfüllte  aber  noch  eine  andere 
Funktion.  Wie  im  Folgenden  sich  zeigen  wird,  stellte  die  auf  Silber- 
gewicht geprägte  Elektronmünze  unmittelbar  das  zehnfache  Wertver- 
hältnis zu  dem  gleich  schweren  Silberstttcke  dar.  Da  nun  von  der 
froheren  lydischen  Prägung  her  und  aus  anderen  Münzstätten  Klein- 
asiens Elektronstatere  im  Gewichte  eines  phönikischen  Silberstaters 
im  Umlauf  waren,  so  bildete  nach  Krösos'  Münzordnung  der  um  V4 
leichtere  Stater  von  10,89  Gr.  reinen  Goldes  zugleich  das  Wertäqui- 
▼alent  eines  solchen  Elektronstaters,  weil  beide  den  Kurs  von  10 
Silberstateren  hatten.^ 

Dies  die  so  eigentümlich,  so  mannigfach  gegliederte  Münzordnuog 
des  KrOsos.  Wenn  ihr  nur  eine  kurze  Geltung  beschieden  war  (denn 
sie  erhielt  sich  nicht  über  den  Sturz  des  lydischen  Reiches  hinaus),  so 
ist  der  Grund  davon  nicht  blofs  in  diesem  äufserlichen  Umschwung 

1)  Mommsen  S.  32  ff.  (Tradnet.  Blacas  I  p.  41  £),  Brandis  S.  109  f. 

2)  BniDdis  S.  71.  109. 

3)  Derselbe  S.  139.  169  f. 

12* 


180  DIE  MONZWÄHRUNGEN  RLEINASIENS.  f  23»  4. 5. 

der  MachtverhSltnisse  zu  suchen.  Sie  wollte  allen  bestehenden  Wah- 
rungen Rechnung  tragen,  aUen  umlaufenden  Münzsorten  sich  an- 
schmiegen, und  war  daher  nicht  geeignet  diese  Massen,  welche  infolge 
nachlä^iger  Ausprägung  mehr  und  mehr  sich  yerwirrten ,  zu  regeln 
und  zu  beherrschen.  Sie  erwarb  sich  aber  ein  bleibendes  Verdienst 
als  Vorgängerin  der  persischen  Währung,  welche  die  Vorzüge  des 
lydischen  Münzwesens  aufnahm,  dessen  Mängel  aber  ausschied. 

Das  Wertverhältnis  13  V3  : 1,  welches  die  babylonische  Währung 
zwischen  Ck>ld  und  Silber  setzte,  legte  KrOsos  auch  der  Würderung 
der  Weifsgoldziegel  zu  Grunde,  die  er  dem  delphischen  ApoUo  weihte. 
Die  Masse  dieser  Ziegel  war  derart  aus  Gold  und  Silber  gemischt,  dafe 
bei  gleichem  Volumen  ein  Weifsgoldziegel  zu  einem  Ziegel  von 
geläutertem  Ck>lde  im  Gewichte  wie  4:5,  im  Werte  wie  3 :  5,  bei 
gleichem  Gewichte  aber  das  Weifsgold  zum  reinen  Golde  dem 
Werte  nach  wie  3 :  4  sich  verhielt. i) 

5.  Sowohl  dieses  Weihgeschenk  als  die  früher  erwähnten  auf 
Silbergewicht  geprägten  blafsgoldenen  Münzen  des  lydischen  Reiches 
führen  uns  auf  das  eigentümliche  Mischmetall,  welches  in  jener  Epoche 
des  Münzwesens  eine  wichtige  Rolle  spielte. 

Das  Elektron,  eine  Blischung  von  Gold  und  Silber,  welche  als  Flufs- 
gold  oder  auch  in  Bergwerken  aufgefunden,  später  auch  durch  künst- 
liche Mischung  hergestellt  wurde,  cirkulierte  schon  im  alten  Ägypten 
als  WertmetaU  in  Beuteln  oder  in  Ringen ,  oder  wurde  zu  Vasen  und 
anderen  kostbaren  Gegenständen  verarbeitet.')  Nach  Plinius  kam  das 
Gold  in  den  Bergwerken  gemischt  mit  Vio  oder  Vs  Silber  vor;  als  ein 
besonders  feines  Produkt  galt  Minengold  von  nur  Vse  Beimischung. 
Wenn  das  Mischmetall,  so  heilst  es  weiter,  in  seinem  natürlichen  Vor- 
kommen, oder  auch  nach  künstlicher  Daratelhing,  ein  Fünftel  an  Silber, 
jedoch  nicht  darüber,  enthalte,  so  heifse  es  deämm.^)  Dies  ist  abo 
das  ^JUxT^ov  der  Griechen ,  womit  diese  zugleich  den  Bernstein  be- 
zeichneten.^) Nach  einer  anderweitigen  Nachricht,  deren  frühester  Ge- 
währsmann allerdings  erst  dem  4.  Jahrhundert  n.  Chr.  angehört,  belief 

1)  Herod.  1,  50.    S.  das  Nähere  unten  §  50,  8. 

2)  R.  Lepsius  Die  Metalle  in  den  ägypüschen  Inschriften,  Abhandinngen  der 
Berliner  Akad.  1871  S.  43—49  nnd  116. 

3)  Plin.  33,  4  $  80,  Brandts  S.  165,  Lenormant  I  p.  193. 

4)  Die  Vermutung  von  Lepsius  a.  a.  0.  S.  129—143,  dafs  das  Mischmetaü 
6  rjXBKTooß,  dagegen  der  Bernstein  ro  nUxxQOp  genannt  worden  sei,  scheint 
nicht  haltbar,  da  an  der  Hauptstelle,  Sophokl.  Antig.  1037  f.,  gemirs  den  Sparen 
der  ersten  Hand  im  Cod.  Laurentianus  ranh  2ai^aafv  rjXtieti^  von  A.  Nanck 
hergestellt  worden  ist. 


f»,^.  MUNZSYSTEai  DBS  KRdSOS.   ELEKTRON.  181 

sieh  die  Zumischung  des  Silbers  auf  ein  Viertel  i)  Die  genauere  Be- 
stimmung liegt  in  der  Biitte;  denn  es  muTste  das  Elektron,  wie  sich 
sogleich  zeigen  wird,  um  bei  gleichem  Gewichte  zum  Golde  das  Wert- 
Ttffaältnis  3:4,  und  zum  Silber  das  Wertyerhtfltnis  10 : 1  zu  haben, 
73  Prozent  Gold  und  27  Prozent  Silber  enthalten.^)  Gleichbedeutend 
mit  Elektron  war  die  Benennung  Weifsgold,  lemcog  xQvoog.^) 

In  der  ältesten  kleinasiatischen  Prägung  hat  dieses  Mischmetall 
eine  wichtige  Rolle  gespielt.  Seine  ursprüngliche  Stellung  zwischen 
dem  Golde  und  dem  Silber  beruhte  ganz  auf  den  Principien  der  baby* 
Ionischen  Währung  (§  42,  12).  Zwischen  Gold  und  Silber  war  das 
gtdtige  Wertverhältnis  13Vs:l9  das  Rechnungsverhältnis  aber  10:1. 
Mithin  mufste  der  Silberstater,  welcher  an  Wert  gleich  Vio  Goldstater 
sein  sollte ,  an  Gewicht  sich  zu  jenem  wie  4 : 3  verhalten  (§  23,  3). 
Da  nun  aber  das  Wertverhältnis  zwischen  GoM  und  Silber  als  ein  festes 
galt  und  überdies  die  Natur  selbst  das  Gold  mit  einer  mäfsigen  Bei- 
mischung von  Silber  den  Menschen  bot,  so  lag  der  Gedanke  nahe,  dem 
reinen  Golde  auf  künstlichem  Wege  gerade  soviel  Silber  beizumischen 
oder  auch  die  in  den  Minen  gewonnene  bereits  gemischte  Masse  so  zu 
regulieren ,  dafs  ein  Stater  dieses  Mischmetalls  an  Gewicht  gleich  einem 
und  an  Wert  gleich  zehn  Silberstateren  war.  Die  Weifsgoldziegel, 
welche  KrOsos  dem  delphischen  Apollo  weihte,  sind  uns  ein  Beweis,  dafs 
man* schon  in  jenen  frühen  Zeiten  imstande  war,  solche  Mischungs- 
verhältnisse annähernd  richtig  herzustellen.^)  Die  Berechnung  nach 
den  heutzutage  ttbUchen  Formeln  ergiebt,  dafs  ein  Elektrongewicht, 
welches  den  zehnfachen  Wert  des  gleichen  Silbergewichts  haben  sollte, 
73<»/o  Gold  und  27<^/o  Silber  enthalten  mufste. <^)    Ob  in  der  That  die 


1)  Servios  zu  Aen.  8, 402.  Isidor.  Etymol.  16, 24.  LeDormant  I  p.  195  erklärt 
diese  Tradition  aus  einer  VerwecbselaDg  des  Mischungs-  mit  dem  Wertverhält- 
niise.   Ersteres  habe  nämlich  thatsäcblich  auf  etwa  60%  Gold  und  40^0  Silber 

S standen  (s.  S.  182  Anm.  1);  also  könne  Serrius  nicht  75  >  oder  */4  Gold  dem 
ektron  als  Mischung  zuschreiben,  sondern  er  meine  den  Wert  eines  Elektron- 
itaters  im  Vergleich  lu  dem  gleich  schweren  Goldstater.  Gegen  diese  Erklärung 
spricht  freilich  sowohl  der  Wortlaut  der  Überlieferung  als  das  für  die  Elektron- 
aegel  des  Krdsos  nachgewiesene  Mischungsrerhältnis  ($  50,8),  welches  mit 
dem  ans  der  babylonischen  Währung  abzuleitenden  normalen  Verhältnisse  über- 
einstimmt und  dem  von  Servius  überlieferten  sehr  nahe  steht. 

2)  S.  unten  Anm.  5  und  §  50,  8. 

3)  Herod.  1,  50.  Dafs  der  Ausdruck  mit  filnnoov  synonym  ist,  geht  aus 
der  Gleicbheit  der  MischungsTerhältnisse  hervor  (s.  die  in  voriger  Anm.  citierteu 
Stellen), 

4)  S.  unten  f  50,  8,  Brandis  S.  163  f. 

5)  Gegeben  ist  das  Wertverhältnis  von  Gold  zu  Silber  ■»  ISVs :  1.  Wenn 
DiD  dazu  ein  aus  Gold  un^  Silber  gemischtes  Metall,  das  Elektron,  tritt,  dessen 


182  DIE  MONZWÄHRUNGEN  KLEINASIENS.  $  2$,  5. 

ältesten  Elektronmünzen  nach  diesem  oder  eioem  äholichen  Verhält- 
nisse hergestellt  sind,  darüber  fehlt  zur  Zeit  der  nähere  Nachweis,  da 
die  Seltenheit  dieser  Stücke  es  verwehrt  hat,  eine  Mehrzahl  derselben 
behufs  chemischer  Analyse  einzuschmelzen  i),  die  so  nahe  liegende 
Archimedische  Probe  aber  bisher  noch  nicht  versucht  worden  ist  Und 
doch  würde  dieselbe,  ohne  die  Münzen  selbst  anzutasten,  ihren  Gold- 
und  Silbergehalt  hinreichend  genau  angeben. 2) 

In  Elektron  sind  zuerst  gegen  Anfang  des  7.  Jahrhunderts  in  Ly- 
dien  Statere  sowohl  auf  phönikischen  als  auf  babylonischen  Fufs  ge- 
münzt worden.')  Die  ersteren  standen  mithin  an  Wert  gleich  10 
phönikischen  Silberstateren  zu  14,6  Gr.,  die  letzteren  gleich  10  baby- 
lonischen zu  10,89  Gr.  4)  Nachdem  die  Prägung  in  dem  gemischten 
Metalle  über  ein  Jahrhundert  bestanden  hatte,  stellte  Krösos  dieselbe 
ein  und  führte  die  Währung  auf  das  reine  Gold  zurück.  An  die  Stelle 


Wertverhältnis  zu  Silber  =  10 : 1  sein  soll,  so  steht  ein  Goldstater  a  za  einem 
gleich  schweren  Elektronstater  b  im  Werte  wie  4 : 3.  Wenn  weiter  a  gleich 
100  Gewichtteilen  feinen  Goldes  gesetzt  wird,  so  enthält  b  x  Gewichtteile  Gold 
und  100 — X  Gewichtteile  Silber,  welche  letztere  im  Werte  zum  Golde  wie  3 :  40 
stehen.  Es  ist  mithin  100 :  ar  -j-  (100— a?)  »/4o  =  4  :  3,  woraus  a?  =-  73  sieh 
berechnet  So  viele  Prozent  Gold  und  27®/o  Silber  enthält  also  die  gesuchte 
Mischung,  genau  übereinstimmend  mit  der  Mischung  der  Weifsgoldziegel,  welche 
Krösos  als  Weihgeschenk  nach  Delphi  sendete  (§  50,  8). 

1)  Bekannt  ist  bisher  nur  der  Gehalt  eines  mUesischen  Zwölftels  ältester 
Prägung,  welches  Brandis  (S.  216)  hat  einschmelzen  und  analysieren  lassen.  Es 
enthielt  Gold  53,6,  Silber  43,8,  Kupfer  2,6  ^/o.  Ebenfalls  dem  phönikischen  Fufse 
gehören  an  das  Viertel  von  3,40  Gr.  (Typus:  Dreifufs)  und  das  Achtd  von 
1,80  Gr.  (Lyra),  über  deren  Analysen  Gh.  Lenormant  Revue  numism.  I  (1856) 
p.  91  f.  berichtet  Ersteres  enthielt  Gold  58,  Silber  39,8,  Kupfer  2,2  7o»  letzteres 
Gold  63,  Silber  34,8,  Kupfer  2,2  >. 

2)  Wenn  die  ältesten  Elektronmünzen,  wie  oben  vermutet  worden  ist,  73  ®/o 
Gold  und  27^^/0  Silber  gehalten  haben,  so  mufs  ihr  specifisches  Gewicht  «=  15,7 
gewesen  sein  (vergl.  unten  §  50,  8).  Umgekehrt  wird  sich  aus  jedem  noch  zu 
ermittelnden  specinschen  Gewicht  einer  Elektronmünze  ihr  (vehalt  an  Gold  und 
Silber  annähernd  bestimmen  lassen,  da  andere  Metalle,  z.  B.  Kupfer,  voraus- 
sichtlich nur  in  so  geringer  Menge  beigemischt  sind,  dafs  der  daraus  resultie- 
rende Koefficient  als  verschwindend  klein  betrachtet  werden  darf. 

3)  Über  die  Elektronmünzen  und  Elektronwährung  handelt  Brandis  S.  107  f. 
166—179.  215  ff.  und  aufserdem  an  vielen  Stellen  seines  umfassenden  Werkes 
bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  städtischen  und  landschaftlichen  Prägungen. 
Eine  zusammenhängende,  durch  neues  Material  bereicherte,  klare  und  übersicht- 
liche Darstellung  giebt  Barclay  V.  Read  in  seinen  Metrological  notes  on  tbe 
ancient  electrum  coins,  Numismatic  chronicle  XV  (1875)  p.  245—297.  Aus  diesem 
Artikel  p.  258  ist  die  obige  Notiz  entnommen,  vergl.  auch  desselben  Notes  on 
a  recent  find  of  staters  of  Gyzicus,  Numism.  chron.  XVI  (1876)  p.  277  ff.,  Ad- 
ditional  notes  on  the  recent  find  etc.,  ebenda  XVn  (1877)  p.  169  ff.,  The  coinage 
of  Lydia  and  Persia,  London  1877,  On  the  chronological  sequence  of  the  «oins 
of  Ephesus,  Numism.  chron.  XX  (1880)  p.  90  f. 

4)  Read  Numism.  chron.  XV  p.  254  f.,  Brandis  S.  170. 


f»,5.6.  BfONZSYSTEM  DES  KRÖSOS.   ELEKTRON.  183 

des  schwereren  Elektronstaters  trat  der  um  Vi  leichtere  Goldstater  von 
10,89  Gr.  (S.  179),  und  entsprechend  haben  wir  den  sogenannten 
KrOsischen  Stater  (S.  177)  als  Wertäquivalent  des  leichteren  Elektron- 
staters anzusehen. 

Die  Ifdische  Elektronprägung  verbreitete  sich  seit  dem  Anfang  des 
7.  Jahrhunderts  über  einen  grofsen  Teil  der  kleinasiatischen  Westküste 
und  die  benachbarten  Inseln.  Besonders  Miletos,  Ephesos,  Kyme, 
Klazomenä,  Lampsakos,  Abydos  und  die  Inseln  Chios  und  Samos 
treten  als  Prägstätten  hervor,  i)  Die  HauptmUnze  war  der  Stater  phöni- 
kisdier  Währung,  im  Gewicht  von  14,26  Gr.  2)  Dazu  kamen  einerseits 
Hälften,  Viertel  und  Achtel,  anderseits  Drittel,  Sechstel,  Zwölftel,  Vier- 
undzwanzigstel, Achtundvierzigstel  und  SechsundneuDzigstel.^)  Im 
ganzen  bestand  also  eine  wohldurchgeführte  Duodecimalteilung,  ähnlich 
der  bei  den  Römern  später  tlblichen  Teilung  des  Asses  (§  20,  2).  Die 
Wertausgleichung  der  Nominale  in  Elektron  mit  der  Silbermünze  war 
eine  durchgehends  leichte  und  ttbersichtliche.  Der  Stater  in  Elektron 
galt  gleich  10  gleich  schweren  Silberstateren,  die  Hälfte  gleich  5  Silber- 
stateren, das  Drittel  gleich  10  Silberdritteln  und  so  fort^) ;  ja  noch  das 
Sechsundaeunzigstel  in  Elektron  hatte  als  Äquivalent  5  Achtundvier- 
zigstel in  Silber  neben  sich.^) 

Zu  dem  Goldstater  phokaischen  Fufses  (§  23,  1)  verhielt  sich  der 
Eiektronstater  dem  Werte  nach  wie  2:3.^ 

6.  Wiederholen  wir  noch  einmal,  dafs  der  Eiektronstater  von 
14,3  Gr.  Gewicht,  so  lange  das  Münzmetall  nicht  über  27  Prozent 
Silber  zu  dem  Golde  enthielt,  gemäfs  den  eben  angeführten  Satzungen 
als  volles  Wertgeld  zu  betrachten  war.    Aber  das  Mischmetall  trug  als 


1)  Head  a.  a.  0.  p.  260  ff.,  Brandig  S.  170  fL  Ober  Ghios  vergL  auch  unten 
J48,4. 

2)  Auf  dieses  Effektivgewicht,  über  welches  das  Normalgewicht  wahrscheiu- 
Kdi  noch  etwas  hinausging,  führen  abereinstimmend  ein  Stater  von  Kyme 
(»  220  Grains  Head  p.  264),  ein  Halbstater  unbekannter  Herkunft  von  7,13  Gr. 
(» 110,1  Head  p.  265),  mehrere  Drittel  von  Kyzikos,  Samos  n.  s.  w.  von  4,74 
QBd  4,73  Gr.  (—  73,1  und  73  Head  p.  266). 

3)  Head  p.  263  ff. 

4)  Vergl.  die  oben  S.  179  aufgeführten  Silbernominale.  Ein  dem  babylo- 
luschen  Silberstater  (§  23, 2)  entsprechendes  Nominal  kommt  in  dieser  Elektron- 
pnguDg  nicht  vor.  Aber  es  glichen  sich  ja  von  selbst  3  einzelne  Viertel  des 
Eltttronstaters  mit  10  babyionischen  Silberstateren,  1  Elektronviertel  mit  10 
babylonischen  Dritteln  u.  s.  w. 

5)  Weniger  wahrscheinlich  gleicht  Head  p.  263  dieses  Sechsundneunzigstel 
mit  Vio  Silberstater,  was  weder  dem  genauen  Wertverhältnis  noch  der  Einteilung 
des  SUberstaters  entspricht 

6)  Lenormant  I  p.  195. 


184  DIE  MONZWÄHRUNGEN  KLEINA^IENS.  §  28, 6. 

solches  in  sidi  die  Gefahr  der  VenGhlechteruiig.  Eine  etwas  sUrkere 
Beimischung  des  minderwertigen  Sifters  blieb,  besonders  wenn  das 
noch  wohlfeilere,  aber  rOtlich  scheinende  Kupfer  hinzukam,  fttr  das 
Auge  unbemerkbar;  das  so  hergestellte  Metall  war  blafe  von  Ansehen, 
aber  nicht  blasser  als  das  vollwertige  Elektron.  So  scheint  zunächst 
in  dem  vorerwähnten  Gebiete  städtischer  ElektronprSgung  bis  zum 
Ende  des  7.  Jahrhunderts  das  Korn  der  Münze  mehr  und  mehr  ver- 
ringert worden  zu  sein,  sodals  dieselbe  teilweise  zum  KreditgeMe 
wurde.  ^) 

Seit  dem  Anfange  des  6.  Jahrhunderts  2)  drang  das  Elektron  auch 
in  die  Goldwährung  phokaischen  Fufees  ein.^)  Hier  steUte  die  Bei« 
mischung  des  Silbers  von  vornherein  eine  Verschlechterung  der  Wäh- 
rung dar.  Denn  der  Nominalwert  des  phokaischen  Staters,  welcher 
20  babylonische  Silberstatere  betrug  (S  23,  3),  blieb  derselbe  auch  für 
den  EMctronstater  gleichen  Fufses.  Daher  kam  das  phokaische  Gold 
in  schlechten  Ruf  4),  und  ebensowenig  konnten  die  nach  phokaischen 
Vorbilde  ausgeprägten  Münzen  anderer  Städte,  besonders  die  Kv^i-- 
nrpfol  nnd  ^afitpayctjvol  cTTcrT^fig*),  auf  der  Höhe  ihres  Nominal- 


1)  Ein  Elektronstater  phönikischen  Fufses,  welcher  so  gemischt  war  wie 
das  oben  S.  182  Anm«  1  analysierte  Zwölftel  desselben  Fafses,  hatte  niebt  mehr 
den  Wert  von  10,  sondern  nur  von  T'/a  (genaa  7,59)  gleich  schweren  Silber^ 
Stateren. 

2)  Read  a.  a.  0.,  Chronologische  Tafel  hinter  p.  297. 

3)  Über  die  Goldmünzen  phokaischen  Fufses  s.  oben  §  23, 1.  Die  älteste 
Elektronprägunff  nach  dem  gleichen  Fufse  behandelt  übersichtlich  Head  a.  a.  0. 
p.  289  ff.  Ais  Münzstätten  sind  hervorzuheben  Phokäa,  Kyzikos,  Zeleia,  Teos 
und  Lesbos;  als  Maximalgewichte  sind  für  einen  Stater  von  Teos  16,59  Gr. 
(»  256  Grains  Head  p.  291),  für  einen  Stater  von  Phokäa  16,46  Gr.  (»  254) 
nachgewiesen;  die  übrigen  Stücke  stehen  von  16,37  bis  16,07  Gr.  Hierzu  kommen 
Sechstel,  Zwölftel,  Yierundzwaniigstel  und  Achtundvierzi^pBtel.  Vergl.  auch  Böckh 
Metrol.  Unters.  S.  134  ff.,  SUatshaush.  I*  S.  36  ff.,  Mommsen  S.  7 1  (Traduct. 
filacas  I  p.  6  f.),  Brandis  S.  121.  126  f.  (mit  Nachtrag  S.  598).  166  f.,  auIseHem 
an  zahlreichen  anderen  Stellen,  welche  das  Register  unter  Kyzikos,  Lampsakos 
u.  3.  w.  nachweist,  Lenormant  I  p.  195  ff.,  lU  p.  7  ff. 

4)  Hesychios:  ^ümaU*  ro  xaxtarop  x(^U)v, 

5)  Xenoph.  Anab.  5,  6,  23 :  fu^&o^^t^  na{^8iv  K\^t»tfivov  atdart^  rov 
firivoi^  Demosth.  34,  23:  inaxov  ««xoa«  craxriqas  Kviuajv&vs,  Vergl.  denselben 
35,  36,  Lys.  12, 11.  32,  6,  Hesych.  und  Phot.  unter  Kv^unjvoi.  In  attischen  In- 
schriften aus  den  Jahren  433 — 406  werden  die  kyzikenischen  Statere  bezädinet 
als  x^^  Kv^imjvav  ararrj^BS  (G.  I.  Attic.  ed.  Kirchhoff  vol.  I  Nr.  180. 162—84. 
197.  201.  207.  210.  223),  oder  als  Kv^Mtrjvol  erar^^ts  (ebenda  191.  301),  wozu 
Kv^ixijvov  x^vüiav  Sxxai  (ebenda  199.  203)  kommen.  X(fvüov  «rar^MC  Kv^t- 
icipH>i  und  Atifi'waMrivoi  erscheinen  neben  einander  auf  der  Inschrift  G.  1  Attic  I 
Nr.  303.  304.  308—311,  x(fvir€^  marrj^BS  yiaftrpcmrivoi  neben  Kv^tteffirol  «nra* 
TfiQK  Nr.  301.  Einen  CTaxriq  Kv^utvivo^  und  dazu  ein  ^fAunAtfjoar  (vergl.  PolL 
9,  62)  weist  Mordtmann  Epigraphische  Mitteilungen,  Hermes  Xul  S.  373  ff.,  in 


§»,6.  LECUERTES  GOLD.  185 

wertes  sich  hahen.  Beschränkte  üdtk  doch  ihr  Goldgehalt  nur  noch 
auf  etwa  40  Prozent^);  und  sie  sanken  somit  auf  einen  Silberwert  von 
wf  9,  statt  20,  babykmischen  Stateren.  2)  Gewicht  gegen  Gewicht  ge- 
glicben  sind  diese  9  babylonischen  Statere  etwa  gleich  23  attischen 
Draehnen.  Es  war  daher  ein  ganz  günstiger  Kars,  wenn  der  Kyzikener 
za  Demostiienes'  Zeit  im  Pontos  gleich  28  attischen  Drachmen  gah.^) 
Damit  stimmt  auch  die  Nachricht,  dab  den  Griechen  unter  Xenophon  am 
Pontos  ein  Kyzikener  als  monatlicher  SoM  anstatt  des  sonst  flblichen 
Dareikos  versprochen  wurde,  welcher  letztere  nach  attischer  Silber- 
wflhrong  gleich  20  Drachmen ,  im  Handel  und  Wandel  aber  auf  etwa 
24  Drachmen  stand.  4) 

Verhältnismafeig  noch  niedriger  standen,  wie  leicht  erklärlich, 
die  kleineren  Teilstücke,  welche  wohl  noch  stärker  legiert,  jedenfalls 
der  Abnutzung  um  so  mehr  ausgesetzt  waren.  So  mag  es  ein  Zwölftel 


einer  Inselirift  von  OUna  (etwa  zu  Ende  des  4.  Jahrhunderts)  nach.  Verri.  auch 
Fr.  Lenormant  in  der  Revne  numtsm.  XU  (1867)  p.  348  f.,  Head  im  Namisni. 
chroD.  XVI  (1876)  p.  290.  295  ff.  Über  den  ararrje  schlechthin  auf  Inschriften 
TOD  HaHkamassos,  Kyzikos,  Lampsakos  und  Smyma  Tergl.  Brandis  S.  248  f. 

1)  Die  Ton  Gh.  Lenormant  in  der  Revue  numism.  I  (1856)  p.  89  nur  teil- 
wdse  mitgeteilten  Resultate  der  vom  Herzog  de  Luynes  veranstalteten  Analysen 
erginzt  und  bereichert  um  eine  weitere  Analyse  Brandis  S.  258  f.  (wiederholt 
bei  Lenormant  I  p.  196).  Von  zwei  Sechstdn  im  Gewicht  von  2,52  Gr.  ergab 
ersteres:  Gold  41,33,  Silber  51,  Kupfer  7,67^0  und  eine  Bleispur,  letzteres: 
Gold  41,167,  Silber  53,94,  Kupfer  4,893 <Vo,  endlich  ein  Sechstel  von  2,40  Gr.: 
GoM  39,5,  Silber  48,9,  Kupfer  ll,6«/o. 

2)  Nach  günstigster  Berechnung,  wobei  das  Gewicht  des  Ganzstöckes  ■« 
16,5  Gr.  und  die  Mischung  zu  41,33^/o  Gold  und  51^/o  Silber  gesetzt  ist,  entspricht 
der  Wert  eines  pbokaischen  Elektronstaters  gerade  9  babylonischen  Stateren 
von  11  Gr.  (letzteres  Gewicht  aus  16,5  Gr.  nach  dem  Verhältnis  von  3 : 2  abge- 
leitet), und  diese  9  Statere  gleichen  sich  wieder  mit  22*/4  attischen  Drachmen. 

3)  Demosth.  Rede  34  (  23.  Den  gleichen  Kurs  folgert  J.  P.  Six  in  Numism. 
ehrooide  1877  p.  171  aus  der  Bemerkung  A.  Kirchhoffs  im  G.  L  Attic.  vol.  I 
p.  160*,  dal^  1  attische  Drachme  Croldes  um  das  J.  440  etwa  gleich  14  Drach- 
Bien  Silbers  gestanden  habe;  es  sei  nämlich  der  Kyzikener  an  Wert  gerade  gleich 
1  Dardkos  oder  attischen  x^^ovq  zu  setzen.  Bedeutend  höher,  niunlich  auf 
31  attische  Drachmen,  setzt  den  Kurs  des  Kyzikeners  Head  im  Numism.  chron. 
1876  p.  295  n.  1877  p.  176.  Fr.  Lenormant  rechnete  in  der  Revue  numism. 
1864  p.  3  f.  48,  später  in  seiner  Monnaie  dans  Tantiquit^  I  p.  152. 196  jedoch 
aar  32  attische  Drachmen  auf  den  Kyzikener. 

4)  Der  Qbliche  Sold  war  1  Dareikos  oder  nach  attischer  Währung  20  Silber- 
dradHMu  (§  24,  3.  30, 1);  der  Kurs  des  Dareikos  ist  jedoch  auf  etwa  24  Drach- 
■M  zu  setien  (§  30,  3).  Wären  die  Kyzikener,  die  bei  Xenoph.  Anab.  5, 6, 23 
den  griechisdien  Soldaten  als  monatlicher  Sold  versprochen  werden,  von  reinem 
^Idgehalte  gewesen,  so  whre  dies  fast  einer  Yerdoppelung  der  Löhnung  gleich- 
gyinncn,  was  nicht  wahrscheinlich  ist  Legen  wir  aber  den  Kurswert  bei 
veMosthenes  zu  Grunde,  so  wurde  nur  eine  mäfsige  Erhöhung  versprochen, 
noch  nicht  so  hoch  als  Kyros  sie  gewährte,  der  nach  Anab.  1, 3, 21  statt  1  Da> 
reikos  später  iVt  zahlte. 


186  DIE  MONZWÄHRUNGEN  KLEINASIENS.  §  23, 7. 

eines  Elektronstaters  phokaischer  Wahrung  gewesen  sein,  welches 
nach  dem  Zeugnis  eines  Komikers  in  Athen  nur  8  Oboien  galt^) 

7.  Es  sind  nun  die  kleinasiatischen  Münzen  noch  nach  ihren 
Werten  in  heutigem  Gelde  zu  bestimmen.^) 

Gold  gegen  Gold  geglichen  ist  der  phokaische  Stater  nach  seinem 
Normalgewicht  von  16,8  Gr.  gleich  46  M.  88  Pf.  zu  setzen.  Da  der 
Mttnzfufs  bald  auf  16,5  Gr.  und  darunter  gesunken  ist,  so  ent- 
spricht ein  Wertansatz  von  rund  45  Mark  vortrefflich  der  efiektiven 
Währung. 

Der  KrOsische  Stater  von  8,17  Gr.  Gewicht  hat  den  Goldwert  von 
22  M.  79  Pf.,  wofür  mit  Rücksicht  auf  das  etwas  niedrigere  Effektiv- 
gewicht  die  Abrundung  zu  22  V2  Blark  rätlich  erscheint 

Der  babylonische  Silberstater  stand  an  Wert  gleich  Vso  des  pho- 
kaischen  Staters,  der  Krösische  Silberstater  gleich  Vio  des  gleich- 
namigen Goldstaters;  mithin  ist  der  babylonische  Silberstater  auf 
2  M.  34  Pf.,  der  Krösische  auf  2  M.  28  Pf.,  oder  besser  beide  rund  auf 
2V4  Mark  anzusetzen. 

Günstiger  vom  kulturgeschichtlichen  Standpunkte  aus  wird  der 
Ansatz  des  Goldes  nach  babylonischer  Währung  sein.  Wir  gehen 
dabei  von  dem  Werte  aus,  welchen  1  Gramm  Silber  nach  der  jetzigen 
deutschen  und  französischen  Währung  hat  3),  bestimmen  hiemach 
die  kleinasiatische  Silbermttnze  und  rechnen  die  gleichnamige  Gold- 
münze zum  zehnfachen  Werte.  Hiernach  stehen  gemäfs  den  Normal- 
gewichten 

1  babylonischer  (leichter)  Silberstater  =    2  M.  2  Pf. 
1  phokaischer  (schwerer)  Goldstater     ==  40  „  32  „  , 

wofür  die  Abrundungen  zu  2  und  40  Mark  vorzuziehen  sind. 

Ferner  erhalten  wir  für  das  Münzwesen  des  lydischen  Reiches 
folgende  geschlossene  Reihe  von  Werten,  denen  allen  der  Silberstater 
im  Gewichte  von  10,89  Gr.  nebst  seinem  Korrelat,  dem  Goldstater  von 
8,17  Gr.,  zu  Grunde  liegt: 


1)  YergL  uiiteD  §  28,  2  and  Brandig  S.  126.  259.  Lenormant  I  p.  152  billigt 
swar  die  Bezlehiing  dieses  tifuUtetov  auf  das  Elektron  phokaischen  Foüb^  be- 
trachtet aber  das  Ganzstück  von  16,5  Gr.  als  Doppelstater,  so  dals  das  tifUattwov 
als  Tiemndzwanzigstel  des  Ganzstückes  zu  deuten  wäre  und  letzteres  somit  zu 
einem  Kurse  von  32  Drachmen  kommen  würde  (vgL  S.  185  Anm.  3). 

2)  Ober  den  Unterschied  der  Werte,  je  nachdem  man  die  heutige  Gold- 
währung oder  die  babylonische  Währung  zu  Grunde  legt,  findet  sich  das  Nähere 
unten  S  45, 11  vergl.  mit  $  42, 15. 

3)  Yergl.  oben  $  4,  4.  22, 4. 


f  2S.  7. 24. 1.  WERTBESTamUNGEN.  187 

1  Talent  Goldes »«  58  800  M.  —  Pf. 

1  KrOsischer  Statcr  Yon  8,17  Gr.l  _ 

1  ElektronsUter  von  10,89  Gr.  j     "    "    ""       ly  n   öu   „ 

1  GoMstater  von  10,89  Gr.         1 

Gr.  j     • 


=       26  „  13 


» 


1  Elektronstater  von  14,52 

1  Talent  Silbers =  5  880 

1  phönikischer  Stater  von  14,52  Gr.     .    —         2  „  61    „ 
1  babylonischer  Stater  von  10,89  Gr.    .    =  1  „  96   „ 

1  Talent  Goldes    ....»:  10  Talente  Silbers 

1  GoldsUter  von  10,89  Gr.  ^  1  Elektronstater  von  14,52  Gr. 

1^  10  phönikische  Statere 
1  KrOsischer  SUter  ...:=»  1  Elektronstater  von  10,89  Gr. 

SS  10  babylonische  Statere. 
Ganz  nach  den  Satzungen  lydischer  Währung  war  auch  die 
Mischung  der  WeiÜBgoIdziegel  geregelt,  welche  KrOsos  dem  delphischen 
Apollo  weihte  (§  50,  8).  Gold  und  Silber  waren  in  demselben  Ver- 
hältnisse gemischt,  wie  in  dem  Elektronstater,  so  lange  derselbe  voll- 
wertig war.  üithin  war  der  WeiCsgoldziegel  im  Gewicht  von  2  Talenten 
Goldes  an  Gewicht  und  Wert  gleich  4500  Elektronstateren  zu  10,89  Gr., 
milUn  an  Wert  auch  gleich  4500  KrOsischen  Goldstateren  oder  1  ^/t 
Talenten  Goldes  oder  15  Talenten  Silbers.  0 

Gegen  Ende  des  7.  Jahrhunderts  war  der  Elektronstater  phöni- 
kischen  Pulses  durch  stärkere  Beimischung  von  Silber  in  seinem  Werte 
bis  auf  etwa  20  Mark  oder  noch  weniger  gesunken. 

Der  spätere  phokaische  Elektronstater,  ingleichen  die  kyzikeni- 
schen  und  lampsakenischen  Statere  sind  nach  ihrem  bisher  beobach- 
teten Gehalt  an  Gold  und  Silber  (S.  185)  gleich  18  Mark  zu  setzen. 
Gflnstiger,  nämlich  zu  22  Mark,  standen  sie  nach  Demosthenes'  An- 
gabe. Die  umlaufenden  Zwölftel  dieses  Fufses  haben  vielleicht  nur  den 
Kurswert  von  1  M.  5  Pf.  gehabt. 

§  24.  Der  äginäüehe  Mün»fuft. 

1.  Die  ältesten  bisher  bekannten  Münzen  der  Insel  Ägina  sind 
teils  in  Elektron,  teils  in  Silber  ausgebracht  worden.  Für  beide  Sorten 

1)  Ein  Etektronsieffel  hatte  mithin  einen  Wert  von  88  200  Alark,  ein  Ziegel 
▼OQ  reinem  Golde,  welcher  2Vt  Talente  wog,  einen  Wert  von  147  000  Blark, 
^  goldene  Löwe  (»«  tO  Talente)  von  588  000  Mark.  Ober  die  wetteren  Re- 
duktionen vcrgl.  unten  §  50, 8. 


188  ÄGINÄtSCaER  M0MZFUS8.  §  u.  i. 

galt  das  gleiche  Normalgewicht,  welches  thatsüchlkh  beim  Ekktron- 
stater  auf  13,42  Gr.,  beim  Ganzstück  Silbers  auf  reichlich  13,7  Gr. 
steht  1)  Dafs  der  äginflische  Elektronstater  deo  Wert  von  10  Silber- 
stateren der  gleichen  Wahrung  gehabt  hat,  gtht  mit  Sicherheit  aus 
dem  Vergleiche  mit  den  lydischen  Mttnzrerhflltnissen  hervor.') 

Über  die  Währung  der  äginaischen  MOnzen  sind  verschiedene 
Vermutungen  aufgestellt  worden.  Zu  einer  Zeit,  wo  die  ältesten  und 
schwersten  Stücke  noch  unbekannt  waren,  sprach  die  Wahrscheinlich- 
keit dafür,  in  dem  äginäischen  Gewichte  ein  gesteigertes  babylonisches 
zu  sehen  3),  und  in  der  Thal  liefsen  sich  Reihen  von  babylonischen  Sta- 
teren nachweisen,  welche  möglichst  nahe  an  den  üblichen  äginäischen 
Fufs  von  12,4  Gr.  herankamen.^)  Umgekehrt  schien  später  auf  Grund 
der  höheren  Effektivgewichte  die  Annahme  näher  zu  liegen,  dafs  das 
Maximalgewicht  des  äginäischen  Staters  nicht  blofs  zufUlig  identisch 
sei  mit  dem  niedrigsten  Effektivgewicht  der  Silbermünze  phOnikischer 
Währung,  mithin  der  äginäische  Fufe  ein  herabgegangener  phOni- 
kischer  sei.^) 

Eine  dritte  Ansicht,  wonach  das  äginäische  Gevrichl  als  ein  selb- 
ständiges, neben  dem  babylonischen  und  phünikischen  Silberfüts  gel- 
tendes, und  die  äginäische  Währung  von  vornherein  ak  ein  Mittelglied 
zwischen  den  beiden  anderen  Silberwährungen  erschien*),  hat  ifcirch 
verschiedene  Beweisstücke,  welche  naditräglich  sich  darboten,  einen 
hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  erlangt 

In  dem  vorigen  Abschnitte  sind  der  Reihe  nach  drei  hauptsäch- 


1)  V.  Head  im  NainiflB.  ekron.  187i  p.  269  f.,  Friediacnder  m  4er  Berliner 
ZeiUdir.  f.  Numism.  1882  S.  2f.  Von  Elektronmünzen  führt  Head  p.  270  an: 
Steter  13,42  Gr.  (Tffl.  Brandts  S.  109. 11 1  mit  Anm.  1),  Viertel  2,84  (—  43,8  Grains, 
also  nicht  voUwicbtig),  Zwölftel  0,764  Gr.  («>11,8  Grains,  alaa  am  Vt  Unter 
dem  Normalgewicht  xurückstehend).  Die  Silberstatere  im  Britischen  Moseom 
wiegen  bis  13,74  Gr.,  ein  Stater  des  Berliner  Kabinetts  13,71  Gr.  (Head  p.  269, 
FHedlaender  S.  2). 

2)  Vergl.  oben  $  23,  4  und  Head  a.  a.  0.  p.  269.  —  Brandts  S.  111  f.  nimmt 
ein  höheres  Elektrongewicht  (normal  14,24  Crr.)  und  ein  niedrigeres  Silberffe- 
wicht  (12,65  Gr.)  an,  und  zwar  sei  das  letztere  so  angesetzt  worden,  am  die 
Wertgleichnng  von  10  Silberstateren  mit  1  Elektroastater  darznstellen.  Vergl. 
dagegen  Mommsen  im  Hermes  IH  S.  300  Anm.  2. 

3)  Mommsen  S.  45  (Tradnet.  Blacas  I  p.  60).  Vergl.  anch  denselben  im 
Hennes  IH  S.  300. 

4)  Brandis  S.  153. 

5)  Head  s.  a.  0.  p.  269,  Friedlaender  a.  a.  0.  S.  2  f. 

6)  IHese  Hypothese  stellte  ich  zuerst  in  Ersch  nnd  Gmber  Allgem.  Encyklop., 
Erste  Sektion,  LxXXI  S.  280  auf  nnd  veriolgte  sie  dann  weiter  m  Fleckeisens 
Jahrbflcbem  (Erste  Abteiinng  der  Jahrb.  f.  PhiloL  a.  F&dag.,  Leipzig,  Tenbner) 
1867  S.  535  ff. 


§14,1.  ÄLTERES  MONZQEWIGHT.  189 

liehe  MOnzwährangen  Kleinasiens  dargestellt  worden,  welche  sämtlich 
auf  babylonisches  Gewicht  zarOckgehen.  In  der  Goldprägung  hatten 
WT  einen  sogenannten  schweren ,  und  einen  anderen  um  die  HttUte 
leichteren  Stater  zu  unterscheiden.  Setzten  wir  den  letzteren  ds  die 
Einheit,  so  zeigte  sich  sofort,  dafs  nach  dem  Verhältnis  Ton  3 : 4  aus 
dem  Goldstater  der  babylonische  Silberstater,  und  aus  letzterem  wieder 
der  phOnikische  Stater  sich  entwickelt  haben.  Jeder  dieser  drei  Statere 
hat  nach  griechischer  Auffassung,  welche  unverändert  aus  der  babylo- 
nischen Währung  abgeleitet  ist  (§  42,  12),  neben  sich  eine  Mine  yon 
50  Ganzstflcken  oder  100  Halbstücken,  d.  i.  Drachmen  (§  19, 1),  gehabt 
Die  Mine  Goldes  ist  aber  nicht  das  ursprüngliche  Gewicht  Vorderasiens 
gewesen ;  sondern  es  hat  schon  früher  eine  andere  Mine,  die  sogenannte 
konigUcbe ,  gegeben ,  welche  nach  dem  reinen  Sexagesimalsystem  60, 
fiUtt  50,  Ganzstücke  Goldes  enthielt  (§  42, 10).  Diese  königliche  Mine, 
wekhe  als  Handelsgewicht  diente,  verhielt  sich  also  zur  Mine  Goldes, 
da  die  Einheit  beider  die  gleiche  war,  wie  6  : 5.  Wie  nun  zur  Mine 
Geldes  nach  dem  Verhältnis  3  :  4  die  Mine  Silbers,  d.  i.  das  Fünfzig- 
bche  des  babylonischen  Stators,  hinzutrat,  so  wurde  der  kOniglidien 
Mine,  nach  dem  gleichen  Veriiältnisse,  eine  andere  Handelsmine  beige- 
sellt, welche  mithin  60  babylonische  Silberstatere  an  Gewicht  hielt 

Diese  Mine  läfst  sich  als  Handelsgewicht  nachweisen  in  Syrien, 
Attika,  in  Italien,  besonders  in  Etrurien;  ihre  Hälfte  ist  das  mittel- 
itahsehe  und  romische  Pfund,  i) 

Auf  dieselbe  Mine  sind,  wie  es  scheint,  die  ältesten  äginäischen 
MtlDzen  geschlagen  worden.  Als  griechisches  Gewicht  konnte  sie  nicht 
anders  als  in  50  Slatere  oder  100  Drachmen  geteilt  werden.  Wir  ent- 
wickeln daher  unmittelbar  aus  der  babylonischen  Währung  für  die 
äheste  äginäisdie  Mine  den  Normalbetrag  von  672  Gr.  und  für  den 
Stater  den  Betrag  von  13,44  Gr.,  und  entnehmen  ferner  aus  der  Ver- 
gkichung  der  Systeme,  dafs  der  äginäische  Stater  dem  Gewichte  nach 
»ch  zum  babylonischen  wie  6 : 5  und  zum  phOnikischen  wie  9:10 
whielt 

Es  galt  also  die  älteste  äginäische  Mine  Silbers,  welche  50  eigene 
Statere  enthielt,  gleich  60  babylonischen  oder  45  phOnikischen  Silber- 
stateren, mithin  auch  gleich  6  Goldstateren  oder  späteren  Dareiken, 
^dlich  auch  gleich  5  eigenen  Elektronstateren. 

So  konnte  dieser  Fufs  ganz  geeignet  erscheinen  eine  Vermit- 

^    1)  S.  das  Nähere  outen  $  48, 1.  51,  5.  57, 4. 9,  und  anlangend  das  römische 
^fmd  i  20,  5. 


190  ÄGINÄISGHER  MÜNZFÜSS.  §  24, 2. 

telnog  zwischen  den  ttbrigeo  Währungen  herzustellen.  Doch  litt  er  an 
dem  Mangel,  dafs  er  an  kein  bestehendes  Silber-  oder  Goldgewicht  sich 
unmittelbar  anschlofs;  und  in  der  Praxis  konnten  die  soeben  ent- 
wickelten, schon  an  sich  mannigfachen  systematischen  Verhältnisse 
um  so  weniger  allgemeine  und  dauernde  Geltung  erlangen,  als  neben 
die  Normalgewichte  kleinasiatischen  Goldes  und  Silbers  eine  bunte 
Menge  mehr  oder  weniger  abweichender  Effektivgewichte,  überdies 
auch  neben  die  reine  Goldprägung  das  Elektron  und  die  verschlech- 
terte Goldmünze  traten. 

2.  In  der  That  hat  in  Ägina  die  Prägung  nach  diesem  Gewichte 
nicht  lange  bestanden  und  ist  schon  im  Laufe  des  7.  Jahrhunderts 
auf  einen  merkUch  niedrigeren  Fufs  herabgesunken.  Im  ganzen  Pelo- 
ponnes  mit  Ausschlufs  von  Korinth,  ferner  in  einem  grofsen  Teile  von 
Mittel-  und  Nordgriechenland,  namentlich  in  Böotien,  Phokis  und 
Lokris  herrschte  seit  frühester  Zeit  ein  Münzfufs,  welchem  ein  Silber- 
stater  im  Gewichte  von  12,4  bis  11,9  Gr.  zu  Grunde  liegt,  i)  Insbe- 
sondere folgen  die  Münzen  der  Insel  Ägina,  mit  Ausnahme  der  vor- 
hererwähnten ältesten  Stücke,  diesem  Fufse  2),  welcher  in  den  relativ 
früheren  Reihen  durchschnittlich  etwas  niedriger  als  auf  12,4  Gr.  ge- 
standen zu  haben  scheint,  während  ein  Stater  jüngeren  Gepräges  das 
Maximum  von  12,60  Gr.  aufweist,  s)  Die  Teilmünzen  sind  Hälften  oder 
Drachmen,  Viertel  oder  Trio  holen.  Zwölftel  oder  Ob  ölen  und 
Vierundzwanzigstel  oder  Hemi oho lien,  wobei  zu  bemerken  ist,  dais 
diese  kleineren  Nominale,  vne  üblich,  verhältnismäfsig  etwas  leichter 
ausgeprägt  worden  sind.^)  In  einer  jüngeren  Epoche,  nämlich  in  der 

1)  Vergl.  Mommsen  S.  45  f.  (Traduct  Blacas  I  p.  60  f.),  Brandis  S.  129  C  203. 
2  t  1.  213  f.  Von  griechischen  Inseln  folgten  in  älterer  Zeit  die  Kykladen,  Rhodos, 
Kreta,  Teos,  Kyme,  Thasos  n.  a.  diesem  Fufse  (Brandis  S.  122). 

2)  Wägungen  äginäischer  Münzen  stellen  zusammen  Hussey  p.  60,  Böckh 
S.  84  f.,  Prokesch-Osten  Denkschr.  der  Wiener  Akad.,  philos.-histor.  Kl.,  Bd.  V 
S.  264 f.,  Mommsen  S.  44  Anm.  135.  Danach  wird  das  Normalgewicht  der 
Drachme  von  Hussey  zu  6,22  Gr.  («*  96  engl.  Grains),  von  Mommsen  zu  6,M  Gr. 
angesetzt  Ein  Didrachmon  bei  Leake  Insular  Greece  p.  1  wiegt  12,40  Gr.  (»191,3). 
Ptokesch  giebt  als  Gewicht  der  älteren  äginäischen  Statere  seiner  Sammlung 
12,43  Gr.  («  234  Par.  Gran)  bis  11,90  Gr.  (»  224),  der  jfingeren  12,38  Gr.  (—  233) 
bis  11,90  Gr.  (—224).  Bei  Mionnet  p.  104  wiegt  ein  Didrachmon  12,38  Gr. 
(—  233  Par.  Gran),  26  stehen  zwischen  12,35  (»232,5)  und  11,92  Gr.  (—224,5), 
andere  noch  etwas  niedriger. 

3)  Brandis  S.  131. 

4)  Böckh  S.  84,  Mommsen  S.  45  Anm.  138  (Traduct.  Blacas  I  p.  60),  Brandis 
S.  131.  Die  Maximalgewichte,  welche  sich  vorfinden,  sind:  Drachme  6,37 
(— 120  Prokesch),  5,96  Gr.  (—  1 12 V4  Mionnet  p.  103);  Triobolon  3,12  Gr.  (««  58*/« 
p.  104);  Obolos  1, 17  (—  22  Prokesch),  1,06  Gr.  (—  16,3  engl  Grains  Leake  bis. 
Gr.  p.  2);  Hemiobolion  0,64  Gr.  (—  12  Prokesch). 


Sl4,l.  JÜNGERES  MÜNZGEWIGHT.  191 

Prägung  des  achäischen  Bundes,  treten  zu  dem  Hemiobolion  hinzu 
nnd  werden  zum  Teil  durch  Wertzeichen  kenntlich  gemacht  das  Achtel 
oder  Trihemiobolion,  das  Sechzehntel  oder  Tritemorion  und 
das  Achtuttdvierzigstel  oder  Tetartemorion.i) 

Mit  den  aus  den  Münzen  gezogenen  Resultaten  stimmen  die  An- 
gaben der  Alten,  was  die  Verbreitung  dieser  Währung  anlangt,  toU- 
konunen  ttberein.  Schon  in  der  alten  Tradition,  nach  welcher  Pheidon, 
König  Ton  Argos,  nicht  nur  neue  Mafee  für  den  Peloponnes  eingeführt, 
sondern  auch  zuerst  Gold  und  Silber  geprägt  haben  soll,  hegt  eine  An- 
deutung, dafs  der  äginäische  Fufs  Yon  alters  her  im  Peloponnes  ein- 
heimisch gewesen  ist;  denn  als  Ort  der  Silberprägung  wird  Ägina 
genannt,  was  doch  nichts  anders  bedeutet,  als  dafs  die  Pheidonische 
oder  peloponnesische  Währung  mit  der  jttDgeren  äginäischen  zusam- 
mengefallen sei.  2)  Sicherer  noch  beweisen  dies  die  Bundesverträge, 
welche  Argos,  Elis  und  Mantineia  im  peloponnesischen  Kriege  mit  Athen 
schlössen ,  in  denen  der  Sold  für  die  Bundestruppen  nach  äginäischen 
Drachmen  und  Obolen  bestimmt  wird.^)  Auch  in  den  dem  Jahre  382 
angehörenden  Vertragsbestimmungen  zwischen  den  Spartanern  und 
ihren  nördlichen  Bundesgenossen  wird  nach  äginäischem  Gelde  ge- 
rechnet.^) Ja  die  Münzen  von  Ägina,  nach  ihrem  Gepräge  ;^eAcJvat 
genannt  ^),  galten  geradezu  als  peloponnesisches  Courant^)  In  Sparta 
selbst  waren  die  Beiträge  zu  den  gemeinschafUichen  Mahhseiten,  wie  ein 
zuyeriässiger  Gewährsmann  berichtet '0,  nach  äginäischen  Obolen  ange- 
setzt, was  wahrscheinlich  dahin  zu  erklären  ist,  dafs  die  Eisenstücke, 
welche  statt  des  Geldes  dienten  und  auf  das  Gewicht  einer  äginäischen 
Mine  ausgebracht  waren  ^),  das  Wertäquivalent  eines  äginäischen  Obo- 


1)  P.  Lambros  io  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1875  S.  167  ff.,  Imhoof- 
Blnmer  ebenda  1874  S.  125.  Ueber  die  Form  t^nriftoQtöP  oder  r^ir€i(^ft6^uH' 
(aber  nicht  r^irara(mnt60tor)  vgl.  unten  §  27,  1. 

2)  Hossey  p.  63,  Böckh  S.  82,  firandis  S.  129.  S.  das  Nähere  anten  §  46, 19 
«nd  veijri.  I  24,  4. 

Tip  alnneX  0(faxMrfv  Alyntfolav, 

4)  XenoDh.  Hellen.  5,  2,  21. 

5)  IHe  Mflnzen  ron  Agina  führen  als  Stadtwappen  auf  der  Vorderseite  die 
Schildkröte. 

6)  PoU.  9,  74:  nai  fir^y  xo  IlaXonovtnjaiafp  vofuafta  xMktovfiv  rtvis  rj^iovr 
MaUh^  0»  ntULM&ai)  ino  rov  Tvntü/iarae.  Nach  demselben  erwähnte  auch 
Eipolis  in  den  Heiloten  iginäisches  Geld:  hßoXov  tov  %aXhxiXt»vop,  Hesychios 
Int:  jt^^U^t^  vofita/ia  niXoTtovtnjiriaMSp, 

7)  Dikäarch  bei  Athen.    4  p.  141  G. 

8)  I^ut  Apophthegm.  Lac  p.  903  Steph. 


192  ÄGINÄISGHER  MÜNZFÜSS.  §  24, 2. 3. 

los  Silbers  darstellten  (§  47, 2).  Neben  der  Alexanderdrachme  (§  31,  9) 
erscheint  die  dginflische  Drachme  in  einer  knn  nach  Alexander  abge- 
fafsten  argivischen  Inschrift,  welche  Geldbeiträge  verschiedener  grie- 
chischen Städte  verzeichnet  1)  Die  naxeia  iqa%fjtri  der  Achäer  ist  eben- 
falls die  äginäische.^)  Wie  verbreitet  der  MOnzfuls  aoch  im  übrigen 
Griechenland  war,  erhellt  daraus,  dafs  die  Amplnktyonen  nach  äginäi- 
sehen  Stat^^n  rechneten.^)  in  Athen  befanden  sich  in  den  Jahren 
398  bis  385  äginflische  Statere  unter  den  Weihgeschenken  auf  der 
Akropolis.^)  In  einer  anderen  nicht  näher  bezeichneten  Stadt,  von  der 
wir  nur  wissen,  dafs  sie  den  Athenern  wohl  bekannt  war,  cirkulierte 
im  Kleinverkehr  äginäisches  und  attisches  Geld  neben  einander  und 
die  Marktpreise  wurden  bald  in  der  einen  bald  in  der  anderen  Münz- 
Sorte  berechnet.^)  Als  der  entfernteste  Ort  endlich,  wo  äginäisdie 
Währung  herrschte,  wird  Kreta  genannt;  dort  zahlten  die  Sklaven  einen 
.äginäischen  Stater  zu  den  Syssitien.^) 

3.  Weniger  zuverlässig  sind  die  Nachrichten,  die  wir  Ober  den 
Wert  der  äginäischen  Mttnze  aus  dem  Altertume  haben.  Die  äginäische 
Drachme  war  grOfeer  als  die  attische  und  hieb  daher  in  Athen  und 
Achäa  7ca%Bia.'^)  Nach  den  erhaltenen  Münzen  ergiebt  sich  für  die 
äginäische  Drachme  ältester  Prägung  ein  Wert  von  reichlich  9,  itlr  die 
jüngere  ein  solcher  von  8,7  bis  8,2  attisdien  Obolen.^)    Genau  auf 

1)  Dies  weist  Dittenberger  im  Hermes  YII  S.  62  ff.  nach. 

2)  Hesych.:  naxßiji  d^xfiii'  '^^  dÜfj^ajcftov  !r^;i;aco^;  derselbe*  XaTtras  utd 
nax^üts  ZaXavxos  iv  vofAots  tob  B^xfms,  Mnxai  /up  ras  iSoußolovs,  naxtiaß 
9i  ras  TtUov  ixovcag.  Da  der  attische  Stater  ein  Tetradrachmon,  der  iarinäische 
ein  Didrachmon  war,  so  wird  an  der  ersteren  Stelle  die  dicke  äginäische  Drachme 
im  Verhältnis  zom  attischen  Gelde  als  M^axftov  bezeichnet.  Auch  die  Athener 
nannten,  wie  P0II.  9,  76  angiebt,  die  äginäische  Drachme  naxtta,  weil  sie  sie 
aus  Hafs  gegen  Ägina  nicht  mit  ihrem  eigentlichen  Namen  benennen  wollten.  — 
Mommsen  S.  112  Anm.  61  (I  p.  158)  bezieht  die  Glosse  des  Hesychios  anf  die 
Prägung  der  achäischen  Kolonieen  in  Unteritalien. 

3)  G.  I.  Gr.  Nr.  1688,  vergl.  Böckh  M.  U.  S.  82. 

4)  a  L  Gr.  Nr.  150, 43  und  151, 45.  VergL  Hussey  p.  96,  Böckh  Staatshaush. 
n*  S.  261.  Eine  Übersicht  der  Stellen,  an  welchen  in  Inschriften  Afytvaim  tfva- 
T$^  erwähnt  werden,  giebt  Lenormant  in  der  Revue  numism.  XIII  (1868)  p.  429  f. ; 
vergl  auch  G.  I.  Attic.  ed.  Kirchhoff  vol.  L  Nr.  223  und  p.  93^. 

5)  Diphilos  bei  Athen.  6  p.  225  A— B. 

6)  Dosiadas  bei  Athen.  4  p.  143  B. 

7)  S.  Anm.  2.  DaCs  das  äginäische  Geld  grölser  war  als  das  attische,  geht 
auch  aus  der  Stelle  des  Diphilos  bei  Athen.  6  p.  225  fi,  sowie  aus  Hesych.  nnt. 
Atyivalor  vSfuOfUL  und  EtymoL  M.  unt.  Atyivcüa  hervor. 

8)  Das  Maxhnalgewicht  der  Silberstotere  ältester  Prägung— 13,74  Gr.  (S.  188 
Anm.  1)  fahrt  auf  eine  Drachme  von  9,44  attischen  Obolen,  der  ElekUoostater 
von  13,42  Gr.  auf  eine  solche  von  9,22  Obolen.  Das  Maximum  der  Prägang  d^ 
zweiten  Epoche  ■»  12,60  Gr.  entspricht  einer  Drachme  von  8,7  Obolen;  von  da 
ab  sinkt  der  Wert  derselben  bis  auf  8,2  Obolen  und  selbst  darunter. 


1 14.8.  VERHÄLTNIS  ZU  ANDEREN  WÄHRUNGEN.  193 

den  letzteren  Betrag  setzte  Soion  beim  Übergang  zu  der  nach  ihm  be- 
nannten Währung  die  äginäische,  bis  dahin  in  Athen  gültige  Drachme 
fest!)  Gleicht  man  die  Systeme  gegen  einander,  so  kommt  die  älteste 
ägmäische  Drachme  auf  9,2,  die  jüngere  auf  8,3  Obolen  2),  was  mit  dem 
Nflnzbefunde  insofern  vortrefflich  stimmt,  als  wir  hier  zwei  deutlich 
gesdiiedene  Normen,  dort  eine  Reihe  allmähUch  herabgehender  Effektiv- 
gewichte haben.  Den  höheren  Wert  der  älteren  Drachme  bezeugt  Ari- 
stoteles, indem  er  die  sicilische  Litra  (§  56,  4)  einmal  mit  einem  ägi- 
naischen  Obolos,  das  anderemal  mit  anderthalb  attischen  Obolen,  also 
indirect  die  äginäische  Drachme  mit  9  attischen  Obolen  gleicht.')  Wenn 
derselbe  Schriftsteller  aber  an  einer  dritten  Stelle  auf  den  korinthischen 
Stater  10  äginäische  Obolen  rechnet,  so  kommen  nach  dieser  Schätzung, 
welche  offenbar  nur  eine  ganz  ungefähre  sein  soll,  auf  ^die  äginäische 
Drachme  nicht  mehr  als  7,2  Obolen.^)  Der  Wert  der  jüngeren  äginäi- 
schen  Drachme  stellt  sich  auf  einen  dem  thatsächlichen  Münzfufs  wohl 
entsprechenden  Betrag ,  nämlich  auf  8  Obolen,  nach  einigen  Angaben 
Ober  die  Hohe  der  Lohnung  in  den  griechischen  Heeren ;  denn  es  war 
hier  üblich  etwa  4  attische  Obolen  gleich  3  äginäischen  zu  rechnen.^) 


1)  Berechnet  aus  dem  §  25, 2  dargelegten  Ablösungsverhältnisse  von  137 :  100. 
Das  ebenda  nachgewiesene  Verhältnis  des  äginäischen  Gewichts  zum  Soloni- 
schen  ergiebt  eine  äginäische  Drachme  von  8,3  Obolen. 

2)  Nach  S.  189  vergl.  mit  §  46,  12  ist  die  Formel  für  die  systematische 

Oldchong  der  ägin.  Drachme  mit  attischen  Obolen       '      '      =39,22  Obolen; 

100  *  2tv 
ferner  nach  §  24,  4  o.  s.  w.  die  Formel  für  die  Drachme  der  zweiten  Prä^ungs- 

3)  Aristoteles  bei  Polluz  4,  174  und  9,  87.  Vergl.  Mommsen  S.  78  (I  p.  103) 
luid,  inlangend  die  Quellen  des  Pollux,  Val.  Rose  Aristoteles  Pseudepigr.,  Leipzig 
1863,  p.  400  L 

4)  Poll.  4,  175.  Dafs  unter  den  Obolen,  mit  welchen  der  korinthische 
Suter  Terglichen  wird,  äginäische  zu  yerstehen  sind,  geht  aus  dem  Zusammen- 
IttD^e  mit  4,174  hervor.  Da  der  korinthische  Stater  dem  attischen  Didrachmon 
glo^  stand  (§  47,  5),  so  gleichen  sich  10  äginäische  mit  12  attischen  Obolen 
otler  1  ägin.  Drachme  mit  7,2  att  Obolen. 

5)  Hussey  p.  61  weist  darauf  hin,  dafs  nach  Thukyd.  5,  47,  8  und  Xenoph. 
Hell.  5,  2,  21  der  gewöhnliche  Sold  im  griechischen  Heere  3  äginäische  Obolen 
täglich  betrog.  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  dafs  der  Sold,  welchen  Kyros  der 
Jingere  den  Truppen  des  Klearch  nach  Xen.  Anab.  1,  3,  21  anfänglich  zahlte, 
and  den  später  nach  7,  6,  1  Thibron  ebenfalls  versprach,  nämlich  einen  Darei- 
lu)s  den  Monat,  ungefähr  dieselbe  Summe  bezeichne.  Nun  stand  der  Dareikos 
Meb  üblicher  Schätzung  gleich  20  attischen  Drachmen  (§  30,  1),  wir  erhalten 
^4  attische  Obolen  als  ungefähres  Äquivalent  för  die  3  äginäischen.  So  erklärt 
sidi  auch  das  ttrQOfßoXd^afv  in  den  ^^arwanSts  des  Komikers  Theopompos 
^  Poll.  9,  64.  Die  spätere  Silbercourantmfinze  des  ächäischen  Bundes,  ein 
äginliflches  Triobolon,  galt  zugleich  als  attisches  Tetrobolon  (§  47, 2  a.  E.  4  a.  E.). 

Hiltiek,  lUtiologfe.  13 


194  AGINÄISGHER  MONZFUSS.  i  24, 3. 

In  römischer  Zeit  endlich  ist  die  äginäische  Drachme  mit  1  Vi  Denaren, 
d.  i,  7 Vi  attischen  Obolen  geglichen  worden.*) 

Waren  betreffs  des  Wertes  ftginflischen  Geldes  keine  anderen  An- 
gaben als  die  bisher  erwähnten  aus  dem  Altertume  erhalten,  so  könnte 
das  Schlufsresultat  nicht  zweifelhaft  sein.  Die  gesetzliche  Tariflerung 
Sginaischen  Geldes  durch  Solon  stimmt  mit  dem  thatsächlichen  Betrage 
der  uns  noch  erhaltenen  Münzen  nahezu  ttberein.  In  runder  Zahl 
wurden  8  Obolen  auf  die  äginaische  Drachme  gerechnet.  >)  Aristoteles 
ging  nicht  darauf  aus  den  Wert  des  [aginaischen  Obolos  genau  zu  be- 
stimmen ;  er  erwähnte  ihn  nur  vergleichsweise  um  das  sicilische  Litren- 
system  zu  verdeutlichen;  doch  bezeugen  auch  seine  Angaben  im  Mittel 
die  Gleichung  von  8  attischen  Obolen  mit  einer  aginaischen  Drachme. 
Die  spatere  Schätzung  derselben  zu  1 V4  romischen  Denaren  entspricht 
der  allgemeinen  Regel,  dafs  die  Römer  fremdes  Geld  im  Vergleich 
mit  der  Reichsmünze  etwas  ungünstiger  ansetzten. 

Allein  es  kommt  noch  eine  vielbesprochene  Angabe  des  PoUux 
hinzu,  der  übereinstimmend  an  zwei  Stellen,  einmal  die  aginaische 
Drachme  zu  10  attischen  Obolen,  das  anderemal  das  aginaische  Talent 
zu  10000  attischen  Drachmen  bestimmt. ')  Hiernach  ergiebt  sich  für 
die  aginaische  Drachme  ein  weit  höherer  Wert  als  nach  allen  anderen 
Zeugnissen  zu  erwarten  war,  ja  selbst  ein  höherer,  als  nach  dem  höch- 
sten bisher  bekannten  Effektivgewicht  herauskommt,  und  ein  aginai- 
sches  System,  welches  nach  Pollux  aufgebaut  wird,  mub  merklich 
abweichen  nicht  nur  von  der  aginaischen  Wahrung,  welche  Solon  vor- 
fand, sondern  auch  von  den  Münzen  ältester  aginaischer  Prägung. 
Es  ist  leicht  erklärlich,  dafs  Vermutungen  der  verschiedensten  Art 

1)  Der  anonyme  Alexandriner  Metrol.  Script  I  p.  301, 10:  ov  Xav&avti  di 
/AB  %aX  rtSv  doaxftw  $lvat  nXeiovs  Sia^^as*  rrjv  re  ya{f  Atyivaiar  ucd  xrpf 
*  Mlav  \f»^v\  T^  nxoX$ftcuKrfi  ßlvai  navranlaaMv.  Hier  ist  uvav  Tf rderbt 
statt  des  Namens  einer  dritten  Art  von  Drachmen,  wie  die  andere  Redaktion 
des  Traktates  t>ei  de  Lagarde  Symmict.  I  S.  168  zeigt:  cv  Xav&avu  9d  ßta  ual 
To  rSv  BQaxftBv  nai  AfytvcUaitf  *Po9lay  t«  moI  JtjhoMrjv  rijs  DroXe/ieuMi^ 
dyai  navranhtülav.  Die  Ptolemäische  Drachme  stand  gleich  V«  Denar  (§  54, 4); 
also  ist  die  aginaische  auf  IV4  Denar  anznsetzen.  Dieses  Verhältnis  darf  nicht 
zu  niedrig  erscheinen,  denn  die  rhodische  Drachme  (d.  h.  das  Didrachmon,  wie 
Mommsen  S.  39  »«  I  p.  50  f.  nachweist)  wird  ebenso  angesetzt,  obwohl  es  Im 
Normalge  wicht  noch  höher  stand  (§  48,  11).  Da  die  attische  Drachme  in  der 
Rdmerzeit  dem  Denar  gleich  stand  ($  32, 1),  so  lösen  sich  die  IV4  Denare  zu 
7Vs  Obolen  auf  (vergl.  $  32,  2). 

2)  Anfeer  dieser  gangbaren  Schätzung  (vergl.  auch  anten  S.  198)  lifst  sieh 
ans  den  Solonischen  Tarifieningen  (S.  193  mit  Anm.  1),  deren  Mittel  8,25  ist, 
entnehmen,  dafs  die  Iginlische  Drachme  gleich  87«  Obolen  oder  8  Obolen  und 
2  Ghalkus  war. 

3)  Poll.  9,  76.  86. 


f  24,3.  VERHÄLTNIS  ZU  ANDEREN  WÄHRUNGEN.  195 

hieran  »eh  weiter  geknüpft  haben.  ^  Doch  ist  die  endgültige  Entschei- 
dung, seitdem  wir  den  Ursprung  und  die  anfänglichen  Normen  der 
griechischen  Gewichte  und  Währungen  kennen,  nichtmehr  so  schwierig 
ab  ehedem.  Hat  es,  wie  PoUux  berichtet,  ein  äginäisches  Talent  von 
10000  attischen  Obolen  gegeben,  so  kommt  der  Stater  dieses  Talentes 
auf  14,56  Gr.;  ein  solcher  Stater  aber  gehört  zweifelsohne  derjenigen 
aus  dem  babylonischen  System  abgeleiteten,  weitverbreiteten  Wahrung 
an,  die  wir  die  phönikische  nennen.')  Das  äginäische  Talent  des  PoUux 
verliert  mithin  aUen  Schein  des  Geheimnisvollen ;  der  Schriftsteller  be- 
zeichnet als  äginäisch  diejenige  Währung,  welche  wir  nach  ihrem  Ur- 
sprung die  phönikische  oder  im  einzelnen  nach  den  Gebieten  ihrer 
Geltung  die  makedonische,  rhodische,  syrische,  hebräische  oder  Ptole- 
mäische  nennen. 

Hüten  wir  uns  also  den  Namen  mit  der  Sache  zu  verwechseln. 
Nach  dem  bisher  Erörterten  hat  das  ei  n  e  Wort  'äginäisch'  mindestens 
zwei,  vielleicht  drei  verschiedene  Bedeutungen.  Das  äginäische  Talent 
des  Pollux  ist  das  phönikische ;  dagegen  steUt  das  äginäische  Talent  So- 
Ions,  welches  dem  üblichen  äginäischen  Münzgewicht  entspricht,  einen 
nadi  Betrag  und  Ursprung  wesentUch  verschiedenen  Wert  dar;  end- 


1)  Haaptslichlich  auf  Pollux'  Zeugnis  bat  Bdckh  sein  gesamtes  System  der 
^eciüscheD  Mfinzwähningen  aufgebaut  (s.  l>esonders  Metrol.  Unters.  S.  77—81). 
iusBey  in  seinem  Essay  on  the  ancient  weights  etc.  p.  31  f.  a.  61  versuchte 
ans  den  Widersprächen,  zu  denen  Pollux  fflbrt,  den  Ausweg,  dafs  er  die  dort 
erwähnte  attische  Drachme  für  den  Denar  der  Kaiserzeit  (§  38,  4)  erklärte,  eine 
Ansicht,  welcher  dann  W.  Christ  in  Fleckeisens  Jahrb.  1865  S.  438  sich  anschlofs. 
Allerdings  werden  von  den  späteren  Schriftstellern  Drachme  und  Denar  regel- 
mäfsig  als  identisch  gebraucht,  Pollux  selbst  rechnet  in  anderen  Fällen  erweis- 
lich nach  Denardrachmen  und  könnte  auch  hier  dies  gethan  haben,  da  10  Ne- 
roBiscbe  Denare  Ton  3,41  Gr.  dem  Gewicht  nach  ziemlich  nahe  gleich  6  äginäi- 
schen Drachmen  von  6,20  Gr.  sind.  Allein  dem  steht  entgegen,  dafs,  wenn  die 
attische  Drachme  seit  Solon  von  4,37  Gr.  'Normalgewicht  auf  3,41  Gr.  gesunken 
war,  eine  verbal tnismäfsig  gleiche,  wenn  nicht  stärkere  Abminderung  auch  die 
äginäische  Mfinze  betroffen  hatte.  In  der  Kaiserzeit  gab  es  äginäisches  Geld 
nur  noch  in  verschwindenden  Resten,  und  mögen  wir  den  Fufs  auch  noch  so 
gflostlg  ansetzen,  so  konnte  doch  schwerlich  dieselbe  Drachme,  welche  nach  dem 
Alexandriner  nur  1 7«  Denare  galt,  auf  l'/s  Denare  tarifiert  werden.  Mommsen 
8.  48  fil  (I  p.  63  ff.)  vermutet,  dafs  Pollux  unter  äginäischer  Drachme  die  Drachme 
der  Gistophoren Währung  (§^50,  10),  d.  i.  das  Viertel  eines  Ganzstückes  von 
12,6  Gr.  verstanden  habe.  Demnach  sei  ein  attisch-römisches  Talent  von  6000 
Denaren  gleich  9600  oder  rund  lOOüO  Gistophorendrachmen  (S.  51  «- 1  p.  67), 
d.  i.  im  Sinne  des  Pollux  gleich  10  000  äginäischen  Drachmen  gewesen.  Freilich 
bengt  der  Wortlaut  bei  Pollux  umgekehrt,  dafs  das  äginäische  Talent  10  OOO 
attische  Drachmen  oder  Denare  gehallen  habe. 

2)  Vergl.  oben  S.  178  f.  in  Verbindung  mit  §  43,  2.  Das  ursprüngliche 
Normalge wicht  des  phönikischen  Staters  betrug  14,93  Gr.,  das  £ffektivgewicht 
der  ättetten  kleinasiatischen  Prägung  14,6  Gr. 

13* 


196  AGINAISGHER  MUNZFUSS.  1 24.3. 

-lieh  das  dazwischenliegeode  Gewicht  der  ältesten  äginaischen  Prügung, 
welches  zwar  von  keinem  Schriftsteller  erwähnt,  wohl  aber  durch  die 
Yergleichung  mit  andern  Gewichten  beglaubigt  wird,  hat  ebenfalls 
seinen  eigenen,  mit  der  phönikischen  Währung  nicht  zusammenfallen- 
den Ursprung  aus  babylonischem  Gewicht 

Weiter  ist  das  Wesentliche  der  Streitfrage  folgendermafsen  fest- 
zustellen. Entweder  läfst  man  das  Zeugnis  des  PoUux  wörtlich  gelten 
und  verneint  die  eben  angedeutete  Herleitung  der  beiden  anderen  ägi- 
Däischen  Gewichte;  dann  ist  die  äginäische  Währung  keine  andere  als 
die  phönikische,  und  zwar  eine  Abart  der  letzteren,  welche  in  unge- 
wöhnlicher Weise  und  ohne  recht  ersichtlichen  Grund  im  Laufe  eines 
Jahrhunderts  um  ein  volles  Sechstel  des  ursprünglichen  Betrages  ge- 
sunken ist.i)  Oder  wir  nehmen  an,  dafs  die  Nachricht  bei  Pollux  nicht 
auf  wirkliches  äginäisches  Gewicht  sich  bezieht ,  sondern  aus  der  Ver- 
wechselung mit  irgend  einer  Münzsorte  phönikischer  Währung  hervor- 
gegangen ist  2);  dann  haben  wir  nur  noch  zu  unterscheiden  altäginäi- 
sches  Gewicht,  welches  auf  einer  Mine  von  672  Gr.  beruht  (§  24,  1), 


t)  Die  erste  griechisch -kleiaasiatische  Münzprägung  fallt  in  den  Anfaiig 
•des  7.,  die  Mfinzordnnng  Solons  in  den  Anfang  des  6.  Jahrhunderts.  Die  affi- 
naische  Drachme  des  Pollox  im  Gewicht  von  10  attischen  Obolen  «>  7,28  Gr. 
verhält  sich  zur  Solonisch-äginaischen  wie  6 : 5. 

2)  Der  phönikische  Fofs  bestand  seit  früher  Zeit  in  Makedonien  (§  49,  2). 
Noch  unter  Philipp  D  war  die  Hauptmünze  ein  Tetradrachmon  von  14,5  Gr. 
Als  dann  durch  Alezander  den  Grofsen  die  attische  Währung  eingeführt  wurde, 
kann  das  alte  Geld  nicht  sofort  aus  dem  Verkehr  verschwunden  sein;  es  mufe, 
da  es  ebenfalls  königliche  Münze  war,  einen  festen  Kurs  gegenüber  dem  neuen 
gehabt  haben.  Nun  ist  das  Tetradrachmon  Philipps  von  14,5  Gr.  fast  genau 
ffleich  3Vs  attischen  Drachmen  oder  20  Obolen,  welche  14,55  Gr.  wiegen;  und 
dies  mag  in  der  That  seit  Alexander  der  legale  Kurs  zwischen  altem  und  neuem 
Gelde  gewesen  sein.  Wenn  nun  der  Gewährsmann  des  Pollux  die  ältere  make- 
donische Münz  währung  dem  Verständnis  griechischer  Leser  möglichst  nahe  rücken 
wollte,  so  konnte  er  sie  überhaupt  als  eine  schwere,  d.  i.  nach  griechischem 
Sprachgebrauche  äginäische  (vergl.  die  nax»la  Boaxfifi  S.  192)  bezeichnen,  wie 
Ja  auch  Spätere  (G.  0.  Müller  Dorier  U  S.  209,  Böckh  S.  89  f.,  L.  Müller  Nomis- 
matique  d' Alexandre  le  Grand  p.  338)  es  gethan  haben.  Dann  wurde  das  Tetra- 
drachmon Philipps  zu  einem  äginäischen  S tater,  und  die  Hälfte  oder  Drachme 
«rhielt  den  Wert  von  10  attischen  Obolen.  Dieser  in  der  ersten  Auflage  dieses 
Handbuchs  vorgeschlagenen  Deutung  trat  Brandis  S.  112  bei,  indem  er  zndeich 
die  Abminderung  des  äginäischen  Staters  auf  1 2,6  Gr.  durch  den  Einfluu  des 
jdtäginäischen  Goldtalentes  erklärte.  Später  habe  ich  in  den  Metrologici  scrip- 
tores  I  ^.  154 f.  darauf  hingewiesen,  dafis  der  Gewährsmann  des  Pollux  em 
alexandrinischer  Metroloff  gewesen  zu  sein  scheint,  woran  sich  die  ^^.^^^'~ 
mutung  knüpfte,  daüs  derselbe  das  äginäische,  d.  i.  das  schwere  griechische 
Münzgewicht  wiederzufinden  glaubte  in  dem  hebräischen  Talente,  welches  in 
der  That  gleich  100  attischen  Minen  oder  10  000  attischen  Drachmen  war,  und 
dessen  Stater  dem  eigenen  Systeme  nach  in  20  Gerah,  jedes  gleich  1  >^^^^ 
Obolos,  mithin  die  Drachme  in  10  Obolen  zerfiel  ($  44,  17  vergl.  mit  §  44,  u). 


f  24, 4.  LYKURG  UND  PH£IDON.  197 

und  das  bald  darauf  an  dessen  Stelle  getretene ,  etwas  verringerte  Ge- 
wicht, welches  wir  schlechthin  äginäisches  zu  nennen  pflegen  und 
dessen  Herkunft  wir  nun  noch  in  Kürze  darzustellen  haben. 

4.  Äginaisches  Gewicht  soll  nach  zuveriässiger  Überlieferung  be- 
reits zu  Lykurgs  Zeiten  in  Sparta  gegolten  haben  (§  47,  2.  46,  5). 
Bringt  man  damit  einige  Nachrichten  tlber  das  lakedämonische  Hohl- 
mafe  derselben  Epoche  und  das  aus  Tempelbauten  ermittelte  älteste 
griechische  Fufsmafs  in  Verbindung,  so  tritt  ein  wohlgeordnetes,  in 
sidi  gesdüossenes  System  ans  Licht,  welches  wir  nach  dem  Gebiete, 
in  dem  es  von  Anfang  an  galt,  das  peloponnesische  oder  vielleicht  auch, 
da  es  einen  Teil  der  Staatsordnung  Lykurgs  bildete,  das  Lykurgische 
nennen  dürfen,  i)  Es  hat  also  lange  vorher  bestanden,  ehe  man  an  die 
Prägung  von  Münzen  dachte,  es  ist  anzusehen  als  ein  Versuch  babylo- 
nisches Gewicht  und  Hohlmafs  in  unmittelbare  Beziehung  zu  setzen 
zum  griechischen  Längenmafs  und  das  fremde  System  umzugestalten 
zn  einem  nationalgriechischen,  es  hat  seine  Hauptbedeutung  in  der  Ge- 
staltung der  Hohhnafse  und  ist  von  entscheidendem  Einflufs  gewesen 
fOr  die  spätere  Entwicklung  des  attisch-rOmischen  Systems. 

Dieses  peloponnesische  Mafs  und  Gewicht  hat  dann  Pheidon,  König 
von  Arges,  in  seinem  Reiche  eingeführt  (§  46,  19).  Es  ist  dies  in  der 
ersten  Hälfte  des  siebenten  Jahrhunderts,  also  nicht  lange  nach  dem 
Beginne  der  Münzprägung  auf  Ägina  geschehen.  Dort  also  fand  Phei- 
don, als  er  die  Insel  in  seinen  Machtbereich  aufnahm,  jenes  früher  be- 
schriebene, vom  peloponnesischen  abweichende  Münzgewicht  vor.  Die 
Münzstätte  auf  Ägina  behielt  er  bei,  das  Gewicht  aber  setzte  er  um  ein 
weniges  niedriger  auf  denjenigen  Betrag  an,  welcher  dem  peloponne- 
sidien  Systeme  entsprach,  und  seitdem  hiefs  äginäisches  Gewicht  das, 
was  ursprünglich  lakedämonisches  gewesen  war. 

Nach  der  Oberlieferung  der  Alten  haben  wir  an  diesem  Sprach- 
gebrauch festzuhalten.  Wir  nennen  also  schlechthin  äginäisches 
Mais  und  Gewicht  dasjenige,  welches  zuerst  in  Lakedämon  zu  Lykurgs 
Zeiten  nachweisbar  ist;  dagegen  bezeichnen  wir  als  altäginäisch  jenes 
etwas  höhere  Gewicht,  welches  vor  Pheidon  in  der  Münze  von  Ägina 
herrschte  und  von  diesem  dann  mit  dem  peloponnesischen  vertauscht 
wurde. 

Da  die  äginäisch- peloponnesische  Mine  zur  königUchen  babylo- 
nischen sich  wie  6 : 5  verhält  (§  46,  6  a.  E.),  so  kommt  auf  den  Stater 


1)  Vergl.  unten  {  46,  6—9.  19. 


198  ÄGINÄISGHER  MONZFUSS.  $  u,  4. 

dieser  Währung  ein  Nonnalgewicht  von  12,10  Gr.  Fast  genau  nach 
dieser  Norm  wurde  von  Solon  das  flginäische  Gewicht  und  Geld  in  die 
neue  attische  Währung  tibergeleitet,  i)  Der  thatsächliche  Münzfub  stand 
etwas  höher,  etwa  auf  12,4  Gr.  (§  24,  2) ,  was  sich  zunächst  aus  dem 
Einflüsse  erklären  mag,  welchen  der  um  Vit  höhere,  vor  Pheidon  gül- 
tige Manzfufs  übte.  Bei  näherer  Betrachtung  aber  wird  es  wahrschein- 
lich, dafs  der  Pheidonische  Stater  deshalb  so  vollwichtig  ausgebracht 
wurde,  um  neben  den  kleinasiatischen  Münzen  einen  gesicherten  Kurs 
im  Handelsverkehr  zu  erlangen.^)  Gehen  vrir  von  der  Gleichung  der 
Systeme  aus,  so  verhielt  sich  der  äginäische  Stater  zum  babylonischen 
wie  27 :  25  und  zum  phOnikischen  wie  81 :  100,  woraus  mit  groCser 
Wahrscheinlicheit  die  Näherungswerte  13:12  und  4 : 5  sich  entwickeln. ') 
Es  galt  hiernach  der  äginäische  Stater  in  dem  Kreise  babylonischer 
Währung  gleich  einem  dortigen  Stater  nebst  seinem  Zwölftel  oder  Obo- 
los^),  und  anderseits  wurde,  wo  der  phOnikische  Stater  galt,  ein  ägi- 
näisches  Viertel  oder  Triobolon  zum  äginäischen  Stater  zugelegt,  um 
den  Wert  des  phOnikischen  Stators  zu  erreichen.  Nach  diesen  Ver- 
hältnissen läfet  sich  nun  leicht  berechnen ,  welches  Gevncht  der  ägi- 
näische Stater  gegenüber  dem  effektiven  Gewicht  kleinasiatischen  Sil- 
bers mindestens  haben  mufste,  und  wir  sehen  dann,  leicht,  wie  dieses 
ideelle  Minimum  in  der  thatsächlichen  Ausprägung  äginäischer  Mttnze 
um  ein  weniges,  und  zwar  nahezu  in  demselben  Verhältnis  überschritten 
wurde ,  wie  später  die  Solonische  Drachme  das  entsprechende  babylo- 
nische Gewicht,  und  wieder  der  rOmischeDenar  die  Solonische  Drachme 
tibertraf  (§  46,  12). 

1)  Nach  dem  §  25,  2.  3  dargelegten  Verbältnisse  des  attischen  Handelsge- 
wichtes zum  Mfinzgewicht  kommen  auf  den  äginäischen  Stater  12,05  Gr.  Bei 
der  Ablösung  der  Münze  war  er  freilich  etwas  niedriger,  nämlich  za  11,96  Gr. 
angesetzt 

2)  Was  ich  in  Fleckeisens  JahrbQchern  1867  S.  535  f.  zur  Begründung 
dieser  Annahme  bemerkt  habe,  hat  die  Billigung  Ton  E.  Gurtius  Griech.  Ge- 
schichte I*  S.  237  f.  657  gefunden.  Die  Bedenken,  welche  B.  BüchsenschüU 
In  der  Berliner  Zeitschr.  für  Gymnasial wesen  1870  S.  266  f.  dagegen  äulsert, 
erledigen  sich  im  wesentlichen  durch  den  Wortlaut  meiner  Darstellung  a.  a.  0. 

3)  Nach  §  42,  15.  43,  2.  46,  6  ist  das  leichte  königliche  Talent  ((  42,  10) 
«>  ^/lo  babylonischem  «  "I40  phönikischem  *-  Ve  äginäischem  Talente.  Es  ver- 
hält sich  also  das  äginäische  Talent  zum  babylonischen  wie  V>o  :  */•  —  27  :  25, 
und  zum  phönikischen  wie  'V^o :  V«  —  8t :  100  (yergl  Tab.  XXU).  Ersteres 
Verhältnis  ist  —  12*^/is :  12  und  rundet  sich  mithin  ab  zu  13:12;  letzteres 
—  4Vso :  5,  d.  i.  rund  4 :  5,  wird  bestätigt  durch  den  Fufs  der  chiotischen  Vier- 
zigste! (§  48,  4). 

4)  Dafs  dieses  Zwölftel  als  Münze  kursierte,  ist  oben  §  23,  2  bemerkt  wor- 
den. Das  Verhältnis  von  12 :  13  hat  ebenso  beim  Obergang  Tom  babylonischen 
jxum  attischen  Hohlmafse  Anwendung  gefunden  (§  46, 10.  11). 


f  24, 4. 5. 25, 1.  WERTBESTIMMUNGEN.  199 

In  der  frabesten  Prägung  nach  altdginäischem  Gewicht  hat  dem 
SUberstater  ein  Stater  von  Elektron  von  gleichem  Gewicht  und  zehn- 
fachem Werte  zur  Seite  gestanden  (§  24, 1),  woraus  weiter  folgt,  dafs 
in  jener  Epoche  noch  die  Normen  babylonischer  Währung  für  dasWert- 
Terhältnis  zwischen  reinem  Gold  und  Silber  mafsgebend  waren  (§23, 4). 
Dieselben  Verhältnisse  auch  für  die  Pheidonische  Währung  anzusetzen 
scheint  nicht  rätlich.  Dafs  Pheidon  Elektronmünzen  habe  schlagen 
lassen,  ist  zu  verneinen,  solange  nicht  das  Gegenteil  erwiesen  ist  Das 
Gold  schätzte  er  wahrscheinlich  dem  Silber  gegenüber  in  ähnlicher 
Weise,  wie  es  später  in  Athen  üblich  war  (§  28,  2.  46,  15),  also  wohl 
nach  der  Grundformel,  dais  ein  leichter  Shekel  Goldes  gleich  15  ägi- 
Däischen  Drachmen  galt. 

5.  Nach  allem,  was  in  diesem  Abschnitte  erörtert  worden  ist,  läfst 
sich  der  Wert  der  verschiedenen  Gattungen  äginäischer  Münze  ohne 
Schwierigkeit  bestimmen. 

Der  altäginäische  Silberstater,  ausgebracht  auf  eine  Mine  von 
672  Gr.,  hatte  nach  heutigem  Gelde  einen  Wert  von  2  Mark  42  Pf.,  also 
das  Talent  von  7260  Mark.  Dazu  trat  der  Elektronstater  im  zehnfachen 
Werte  des  Silberstaters,  mithin  gleich  24  Mark.  Effektiv  steigt  die 
älteste  Silberprägung  bis  zu  einem  Werte  von  2  M.  47  Pf. 

Mit  der  Herabsetzung  des  Normalgevrichtes  durch  Pheidon  sank 
der  Silberstater  auf  einen  Wert  von  2  M.  18  Pf.;  jedoch  stand  er  nach 
doB  effektiven  Gewicht  durchschnittlich  noch  ein  wenig  höher,  etwa 
auf  2  M.  23  Pf. 

Das  äginäische  Talent  Silbers  hatte  nach  seinem  Normalgewicht 
einen  Wert  von  6530  M.,  die  Mine  von  108  M.  85  Pf.  Als  Solon  in 
Athen  die  neue  attische  Münze  einführte ,  rechnete  er  das  bis  dahin 
gOltige  äginäische  Talent  zu  6460  M.,  den  Stater  zu  2,15M.,  die  Drachme 
za  1,08  Mark. 

$  25.  Die  älteste  Münzwährung  Athens  und  die  Einführung  einer  neuen 

durch  Solon, 

1.  Die  Athener  waren  gewohnt  ihre  wichtigsten  staatlichen  Ein- 
richtungen ,  die  hinter  der  historisch  beglaubigten  Zeit  zurücklagen, 
aufTheseus  als  den  mythischen  Begründer  ihres  Staates  zurückzuführen. 
Daher  ist  es  erklärlich,  dafs  eine  Sage,  deren  Plutarch  gedenkt,  auch  die 
erste  Prägung  von  Geld  dem  Tbeseus  zuschrieb.  0  Das  kann  schon 
deshalb  nicht  im  Ernst  genommen  werden,  weil  ja  Homer  noch  nichts 

1)  Plat.  Thes.  25:  ixoy/a  di  hoI  rofttafia  ßovv  iyxoi^as. 


200  ATTISCHES  AfÜNZWESEN.  §  tt,  2. 

von  gemüDZtem  Gelde  weifs  (§  22,  1);  merkwürdig  jedoch  ist  es,  dafs 
sowohl  in  dieser  Sage  als  nach  anderen  Zeugnissen ,  unter  denen  das 
des  Phiiochoros  das  wichtigste  ist  0«  als  das  ursprüngliche  Gepräge  der 
athenischen  Münzen  der  Stier,  als  das  ursprttnghche  Nominal  das  Di- 
drachmon  im  Gegensatze  zu  dem  späteren  Tetradrachmon  genannt 
werden.  Also  hatte  man  in  Athen  eine  Tradition  von  einer  unterge- 
gangenen älteren  Münzwährung,  wenn  man  sich  auch  wahrscheinlich, 
wie  erst  später  gezeigt  werden  kann ,  in  betreff  des  angebhchen  Ge- 
präges irrte.  Doch  nicht  blofs  die  unsichere  und  vieldeutige  Sage,  son- 
dern auch  die  bestimmtesten  geschichtlichen  Nachrichten  ^)  belehren 
uns,  dafs  in  Athen  früher  eine  andere  Währung,  als  später,  bestanden 
hatte. 

2.  Eine  der  wichtigsten  vorbereitenden  Mafsregeln,  welche  Selon 
behufs  einer  neuen  Ordnung  des  Staatswesens  durchführte,  war  be- 
kanntlich die  Erleichterung  der  Schuldenlast,  unter  welcher  die  Masse 
der  ärmeren  Be?ölkerung  schmachtete.  Solon  wollte  nicht  den  Um- 
sturz alles  Bestehenden,  den  eine  vollständige  Vernichtung  der  Schulden 
herbeigeführt  haben  würde;  er  wählte  den  nach  den  Umständen  am 
wenigsten  gewaltsamen  Ausweg,  welcher  nach  ihm  unter  ähnlichen 
Verhältnissen  öfters  versucht  worden  ist,  nämlich  eine  Herabsetzung 
des  Münzfufses.  Die  Schulden,  welche  in  der  älteren  schweren  Münze 
kontrahiert  worden  waren,  wurden  nominell  nicht  veimindert,  aber  da- 
durch erleichtert,  dafs  sie  in  dem  neuen  leichteren  Gelde  zurückgezahlt 
wurden.  Die  nähere  Auskunft  darüber  giebt  uns  eine  von  Plutarch  ^) 
erhaltene  Angabe  Androtions:  ixarov  yccQ  iTtolrjae  dqax^üv  ttjv  ^väy 
nqoTeqov  ißdoiirjxovra  xal  tqicjv  ovaaV  äar^  QQid-iK^  fikv  taov^ 
dvvaiAet  d  ^Xottov  ctTtodidomav  wq)eXelad'ai  fikv  rovg  ixTlvovrag 
(AeyaXa,  firjdh  6k  ßXaTtrea&ai  rovg  xogAc^ofiivotg.  Der  Sinn  dieser 
Worte  ist  insoweit  klar,  als  daraus  hervorgeht,  dafs  eine  Schuld  von 
100  alten  Drachmen  mit  100  neuen  leichten  Drachmen,  die  nur  den 

1)  Scbol.  zu  Aristoph.  Av.  1106:  ^  /Aav|  inl  ;ta^/^aTOff  ^  r$r^a9^xM^>v, 
tos  <PiXoxo(fOS*  ixXrj&rj  8i  rb  vofiiaua  to  XBXQaBqajuiov  rors  [fj]  yXavS,  ^ 
yao  yXavS  inlci^fiov  xai  n^octanov  A&rivaS  (Dindorf  Ad'riva)^  tö/v  Tto&rt^y 
Bti^X^iov  ovTCDv  iniCTjfiov  Bi  ßovv  ixotnofv.  Poll.  9,  60 :  to  ytaXaiov  xovx 
(to  Sia^xf*^^)  V*'  ^-A&fjvaioiS  vofiia/ta  fiSvov  xai  ixaXtiro  ßovs,  ori  ßovv  tlxfr 
ivTBTvntofidvov,  Die  hiermit  Übereinstimmenden  Zeugnisse  der  Lexikographen  u.  a. 
hat  Böckh  S.  121  zusammengestellt.  Ober  die  Glaubwürdigkeit  der  Nachricht, 
soweit  sie  das  Gepräge  betrifft,  s.  unten  §  25,  6  a.  E.  Auch  Beul^  Monnaies 
d'Ath^nes  p.  9  und  Lenormant  1  p.  76  f.  sprechen  sich  dagegen  aus. 

2)  Im  Zusammenhang  entwickelt  von  böckh  M.  U.  S.  114—120,  Staatsh.  \P 
S.  362—364. 

3)  Sol.  15.   Vergl.  E.  Gurtius  Gnech.  Geschichte  !•  S.  316  ff. 


125,}.  3.  SOLONS  MÜNZORDNUNG.  201 

Wert  Yon  73  alten  hatten,  zurückgezahlt  wurde,  also  eine  Erleichterung 
TOD  27  Prozent  stattfand.  Nur  im  Ausdrucke  hat  sich  Plutarch  bei 
seinem  Berichte  versehen.  Die  alte  Mine  konnte  nicht  73  Drachmen 
halten,  da  sie  dann  der  neuen  gleich  gewesen  wäre,  ganz  abgesehen 
davon,  dafs  die  Mine  nie  anders  als  in  100  Drachmen  eingeteilt  worden 
ist;  sondern  Androtion  muTs  gesagt  haben ,  dafs  73  Drachmen  alter 
Währung  der  neuen  Mine  von  100  leichten  Drachmen  gleichgesetzt 
worden.  Die  neue  Mine  verhielt  sich  also  zur  alten  wie  100  :  137  (ge- 
nau 136''^/78).  Hiermit  stimmen  zwei  andere  Zeugnisse  merkwürdig 
genau  überein.  Nach  dem  bereits  oben  erwähnten  athenischen  Volks- 
beschlusse  über  MaTse  und  Gewichte  i)  soll  die  Handelsmine,  fj  (ivä  ^ 
ifmo^vKTi^  138  Münzdrachmen  enthalten.  Wir  haben  hier  unverkenn- 
bar die  ältere  Mine,  welche  in  der  Münzwährung  zwar  aufgehoben  war, 
im  Handelsverkehr  aber  fortbestand  (§19,  9).  Ebenso  unterschied 
aber  auch  Dardanios  das  ältere  und  das  spätere  Gewicht  Athens,  wie 
aus  einer  Notiz  bei  Priscian  2)  hervorgeht :  'talentum  Atheniense  parvum 
nünae  sexaginta ,  magnum  minae  octoginta  tres  et  unciae  quattuor'. 
Das  kleine  Talent  von  60  Minen  ist  wahrscheinlich  das  gewöhnUche 
attische,  das  grofse  dagegen  das  ältere  Mttnztalent  und  spätere  Handels- 
gewicht, welches  nach  Priscian  83  Vs  Minen  enthielt  Dies  giebtals 
Verhältnis  der  neueren  Mine  zur  älteren  18  :  25«:  lOO :  138^/9,  stimmt 
also,  von  dem  Bruchteile  abgesehen ,  genau  mit  dem  oben  erwähnten 
Yolksbeschlufs.3) 

3.  Da  wir  nun  über  den  Betrag  der  neuen  durch  Solon  einge- 
f&hrten  Mflnzwährung,  die  keine  andere  als  die  bekannte  attische  ist, 
vollkommen  sicher  unterrichtet  sind ,  so  können  wir  nach  den  gefun- 
denen Verhältniszahlen  auf  den  älteren  Münzfufs-  zurUckschliefsen. 


1)  C  L  Gr.  Nr.  123  §  4 :  ayireo  Si  xai  rj  fivi  17  ifijcoQUtrj  J^Sfavrjfo^ov  d^ax' 
fuis  Mtcarov  x^tcotovra  xal  oxrta  Tt^os  ra  ara&fna  rä  iv  r^  a^yv^oxoneit^. 
Die  JSrefttVT^^^ov  B^axfiai  sind  DrachmeD  attischer  MOnze,  wie  aus  dem  Zn- 
satze  9r^ff  tcc  axad'uitt  ra  iv  t^  a^yvaoxonsie^  deutlich  hervorgeht.  Nach 
Böckhs  (Staatsh.  11^  S.  362)  sehr  wahrscheinlicher  Vermutung  war  die  Münz- 
stitte in  Athen  mit  einer  Kapelle  des  Heros  Stephanephoros  verbunden,  in 
welcher  die  Mustergewichte  für  die  Münze  aufbewahrt  wurden. 

2)  De  fig.  numer.  2  §  10.  Dafs  Dardanos  (oder  wohl  nach  anderweiter 
tberlieferung  Dardanios)  der  Gewährsmann  ist,  zeigt  die  Yergleichung  mit 
3  {14. 

3)  Obige  Auffassung  der  seit  Scaliger  und  GronoT  sehr  verschiedenartig 
gedeuteten  Stelle  beruht  auf  Bdckh  S.  115  ff.  und  ist  weiter  ausgeführt  worden 
Ton  W.  Christ  'Beiträge  zur  Bestimmung  der  attischen  und  anderer  damit  zu- 
nmmenhängender  Talente'  in  den  Sitzungsberichten  der  Münchener  Akad.  1862, 
I  S.  58.  66  f.  Auf  die  mannigfachen  Lücken  und  Unsicherheiten  in  Priscians 
Beweisführung  habe  ich  im  Philologus  XXll  S.  202  ff.  hingewiesen. 


2a2  ATTISCHES  MONZWESEN.  §  2S.  s. 

Legeo  wir  die  attiscbe  Drachme  von  4,366  Gr.  (§  26, 2)  zu  Grunde,  so 
mufs  die  vorsolonische  Drachme  nach  Androtion  5,981,  nach  dem 
Volksbeschlufs  6,025,  nach  Dardanios  6,064  Gr.  gewogen  haben.  Unter 
diesen  Werten  ist  der  zweite,  weil  er  unndttelbar  aus  einem  vom  athe- 
nischen Volke  erlassenen  Gesetze  abgeleitet  ist,  voraussichtUch  der 
genaueste;  auch  stimmt  er  gerade  mit  dem  Mittel  aus  den  beiden  an- 
deren Bestimmungen.  1)  Welcher  Währung  geborte  nun  dievorsolo- 
nische  Drachme  an?  Der  verbreitetste  Münzfuft  in  Griechenland  war  der 
äginäische  (§  24,  2),  dessen  Drachme  damals  auf  etwa  6,2  Gr.  stand 
(§  24, 4);  es  kann  also  die  vorsolonische  Drachme  von  6,025  Gr.  keine 
andere  als  die  äginäische  gewesen  sein.  Die  geringe  Differenz  im  Ge- 
wicht darf  nicht  aufiTallen.  Als  Solon  bei  der  Einführung  der  neuen 
Wahrung  das  Verhältnis  des  alten  Geldes  zum  neuen  bestimmte,  mufste 
er  wohl  von  dem  Durchschnittsgewicht  der  damals  in  Athen  cirkulieren- 
den  Münze  alterWährung  ausgehen,  und  dieses  kann  um  so  unbedenk- 
Ucher  auf  6,025  Gr.  angesetzt  werden ,  als  nach  wahrscheinlicher  An- 
nahme das  ursprüngUche  Normalgewicht  auch  etwas  unter  6,2  Gr. 
gestanden  hat.  2) 

Es  hat  sich  also  herausgestellt,  dafs  die  ursprüngUche  Münzwährung 
Athens,  wie  fast  des  ganzen  übrigen  Griechenlands,  die  äginäische  ge- 
wesen ist,  wonach  sich  nun  weiter  erklärt,  dafs  gemäls  der  bereits  er- 
wähnten Tradition  das  älteste  Geld  Athens  Didrachmen  waren,  denn  das 
Didrachmon  war  das  hauptsächlichste  Nominal  des  äginäischen  Fufees, 
während  es  in  der  nachsolonischen  Währung  so  gut  wie  gar  nicht  vor- 
kommt. Eine  andere,  weniger  wichtige  Frage  ist,  ob  Athen  selbst  nach 
dem  äginäischen  Fufsc  gemünzt  hat,  oder  ob  vor  Solon  blois  fremdes 
Geld  als  Courant  umlief.  Attische  Münzen  aus  der  vorsolonischen  Zeit 
sind  allerdings  nicht  vorhanden;  da  aber  der  Bericht  bei  Plutarch 
wohl  von  einer  Änderung  des  Münzfiifses ,  nicht  aber  von  der  ersten 
Einführung  einer  Geldprägung  überhaupt  spricht,  was  schwerlich  un- 
erwähnt geblieben  sein  würde,  und  da  ferner  die  allgemeine  Tradition 
von  einer  älteren  Prägung  wulste,  so  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dafs 
Athen  schon  vor  Solon,  wenn  auch  in  beschränkter  Weise,  gemünzt  hat 


1)  Böckh  S.  120  hält  die  Angabe  des  Dardanios  für  die  genaueste,  wogegen 
Mommsen  S.  45  (Traduct  Blacas  I  p.  59)  mit  Recht  geltend  macht,  daib  sie 
dorch  Rechnang  aus  einer  ähnlichen  Notiz  wie  bei  Plutarch  gefunden  zu  sein 
scheint 

2)  Vergl.  oben  S.  197  t,  unten  §  46,  6.  Die  Identität  der  vorsolonischen 
und  der  äginäischen  Drachme  weist  Mommsen  S.  43  (L  (I  p.  56  ff.)  nach.  Ober 
die  abweichende  Ansicht  Böckhs  s.  S.  203  Anm.  2. 


$  2S,  4. 5.  SOLONS  MÜNZORDNUNG.  203 

4.  Es  konnte  nicht  in  der  Absicht  Solons  liegen  bei  der  Änderung 
der  Wahrung  willkürlich  ein  ganz  neues  Mdnzgewicht  zu  schaffen,  und 
dals  er  es  wirklich  nicht  gethan  hat ,  darauf  weist  deutlich  das  unge- 
rade und  so  wenig  bequeme  Verhältnis  zwischen  der  alten  und  neuen 
Wahrung  hin.  Vielmehr  mufs  er  an  eine  schon  bestehende  Währung 
«igeknOpft  haben ,  wobei  als  nächstes  Vorbild  wahrscheinlich  die  Sil- 
berprägung von  Korinth  gedient  hat  Der  korinthische  Stater  von 
8,66  Gr.  (§  47 ,  5)  ist  unverkennbar  auf  dasselbe  Normalgewicht  wie 
das  attische  Didrachmon  von  8,73  Gr.  ausgemünzt  worden,  er  kann 
aber  nicht  von  Athen  entlehnt  sein,  da  seine  abweichende  Einteilung 
in  Drittel  und  Sechstel  den  asiatischen  Ursprung  deutlich  erkennen 
labt  0  Und  in  der  That  finden  wir  das  Gewicht  sowohl  der  attischen 
wie  der  korinthischen  Münze  in  dem  babylonischen  Systeme  wieder. 
Der  schwere  babylonische  Shekel  wiegt  16,8,  der  leichte  8,4  Gr.  (§  42, 
10.  15).  Nach  der  ersteren  Norm  waren  schon  vor  Selon  von  den 
kleinasiatiaschen  Griechen  Goldmünzen  geschlagen  worden  (§  23 ,  1). 
Die  Übertragung  des  leichten  Goldgevnchtes  auf  die  Silbermünze  scheint 
zuerst  auf  Euböa,  im  Anschlufs  an  eine  noch  ältere  korrelate  Gold- 
und  Silberrecbnung,  um  die  Mitte  des  7.  Jahrhunderts,  stattgefunden 
zu  haben  (§  48,  2). 

Verbunden  mit  der  Übertragung  des  Goldgewichtes  auf  das  Silber 
war  von  Anfang  herein,  wie  es  scheint,  eine  geringe  Erhöhung  der 
ursprünglichen  Gevrichtsnorm.  Diese  Steigerung,  welche  am  deut- 
lichsten in  der  Prägung  von  Eretria  hervortritt,  hat  Selon  nach  einem 
bestimmten  Verhältnis  geregelt  und  das  so  gesebaffene  attische  Münz- 
gewicht auf  Grund  feinsinniger  Berechnungen  in  das  nach  ihm  be- 
nannte System  der  Mafse  und  Gewichte  eingefügt  (§  46,  11 — 15). 

5.  Doch  die  Übereinstimmung  des  Gewichts  zwischen  der  attischen 
und  korinthischen  Silberwäbning  einerseits  und  dem  leichten  baby- 
lonischen Goldstater  oder  späteren  Dareikos  andererseits  ist  nicht  der 
einzige  Beweis  für  die  Identität  beider.  Es  ist  bereits  oben  erwähnt 
worden,  dafs  bei  Herodot  das  euboische  Talent  als  Bezeichnung 
des  GoMgewichtes  im  persischen  Reiche  erscheint;  dieselbe  Benennung 
war  aber  auch  ein  anderer  Ausdruck  für  das  attische  Talent^)   So 


1)  Mommsen  S.  61  (Traduct  Blacas  I  p.  82).  B.  Y.  Head  im  Numism.  chron. 
1S75,  Chronologische  Übersicht  hinter  S.  297,  setzt  die  erste  korinthische  Silber- 
prigimg  unter  Periander,  etwa  um  das  Jahr  610,  an,  mithin  etwas  früher  als 
Bolons  Archontat  (594). 

2)  Der  Beweis  fflr  die  Identität  des  atüschen  und  euboischen  Talentes  ist 
fiberzeogend  geführt  worden  von  Mommsen  S.  24—26.  55  (Traduct  Blacas  I 


204  ATTISCHES  MONZWESEN.  f25,5. 

rechnen  die  Römer  in  den  Verträgen  milden  Karthagern  von  241  und 
201,  sowie  in  denen  mit  Antiochos  von  190  und  den  Ätolem  von  189 
nach  euboischen  Talenten.^)  In  dem  Vertrage  mit  Antiochos  insbe- 
sondere wird  bestimmt,  dafs  der  KOnig  ab  Kriegsentschädigung  im  gan- 
zen 15000  euboische  Talente,  und  zwar  500  Talente  sogleich,  2500 
nach  der  Bestätigung  des  Friedens  durch  das  Volk,  die  übrigen  12000 
in  zwölf  jährUchen  Raten  zahlen  solle.  In  Übereinstimmung  damit 
nimmt  später  der  römische  Prokonsul  Manlius  die  2  500  Talente  in 
Empfang  3),  in  betreff  der  tlbrigen  Summe  aber  wird  bei  Abschliefsung 
des  Traktats  nochmals  bestimmt  ^) :  aQyvqlov  dotw  livrloxog  Um- 
xov  ^PwfiaioiQ  aqlarov  xaXarta  [iVQca  dioxLXia  Iv  ereai  diideKaj 
didovg  xa'9'^  &caOTOv  h^ogx^Xca'  /^rj  ^Xarrov  d*  ihtiTw  to  %aXav- 
lov  XiTQÜv ^Pwfiatxiiv  oydoi^xovTa.  Die  Talente  attischen  Sil- 
ber s  können,  wie  aus  der  Gewichtsbestimmung  zu  80  römischen  Pfund 
hervorgeht,  nichts  anderes  als  attische  Talente  gewesen  sein,  wie  sie 
auch  von  Livius^)  geradezu  genannt  werden;  sie  sind  aber  ferner  auch 
identisch  mit  den  in  dem  vorläufigen  Vertrage  ausgemachten  euboi- 
schen Talenten  ^);  es  folgt  also  unzweifelhaft,  dafs  den  Römern  das 
euboische  Talent  nur  eine  andere  Bezeichnung  für  das  attische  war. 
So  erklärt  es  sich  nun  von  selbst,  dafs  in  den  Verträgen  mit  den  Äto- 
lem die  Zahlung  in  euboischen  Talenten  und  in  attischem  Gelde  ver- 
langt wird ®);  so  vrird  es  ferner  begreiflich,  dafs  die  Römer  aberhaupt 
nach  euboischen  Talenten  rechneten,  was  höchst  auffallend  sein  mttfste, 
wenn  des  euboische  Gewicht  verschieden  von  dem  attischen  gewesen 

p.  29  ff.  7  3  f.),  womit  die  Darlegung  bei  Queipo  1  p.  490  ff.  im  wesentlichen  über- 
einstimmt. Die  Hauptgründe  waren  schon  Ton  Hussey  p.  28 — 30  geltend  ge- 
macht worden.  Böckh  weicht  davon  aUerdings  weit  ab.  Da  er  das  aginäische 
Talent,  welches  nach  ihm  dem  babylonischen  gleich  ist,  mit  Pollux  gleich 
10  000  attischen  Drachmen  setzt,  so  erklärt  er  das  vorsolonische  Talent  för  ver- 
schieden von  diesem  und  glaubt  darin  das  euboische  zu  erkennen,  welchem  er 
den  von  uns  für  das  aginäische  angesetzten  Betrag  zuschreibt.  VergL  MetroU 
Unters.  Abschnitt  YIII  und  IX,  besonders  S.  108  f.  Die  wesentlichsten  Einwände 
dagegen  s.  bei  Mommsen  S.  27  Anm.  89  und  92  vergl.  mit  S.  44  (I  p.  33  ff.). 

1)  Die  Belegstellen  sind  für  die  Vertrage  von  241:  Polyb.  1,  62,  9,  Appian« 
Sic.  2;  —  201:  Polyb.  15,  18,  7,  App.  Lib.  54;  —  190:  Polyb.  21,  17  (14),  4, 
Liv.  37, 45, 14,  App.  Syr.  38;  —  189:  Polyb.  21, 30  (22, 13),  2  u.  21, 32 (22, 15),  8, 
Liv.  38,9, 9.  Auch  anderwärts  rechnete  man  nach  euboischen  Talenten;  soder 
Stoiker  Peseidonios  (f  51  v.  Chr.),  der  danach  den  Ertrag  der  spanischen  Berg 
werke  bestimmte  (Strab.  3  p.  147). 

2)  Polyb.  21,43(22,  24),  8.  12. 

3)  Polyb.  21,45(22,  26),  19. 

4)  38,  38,  13:  argenti  probi  duodecim  milia  Attica  talenta. 

5)  Mommsen  S.  25  (I  p.  31  f.)  gegen  Böckh  S.  106. 

6)  Polyb.  21,  32  (22, 15),  8:  oorafcav  Atttoloi  ä^yv^iov  firj  xBiQovas  *Ax^ 
Tiitov  naqax^fML  fiiv  taXavta  Evßo'ixa  But%6cia  u.  s.  w. 


1 15, 5.  EUBOISGHES  TALENT.  205 

wSre,  dem  einzigen ,  welches  sie  sonst  neben  dem  ihrigen  im  Verkdir 
mit  Griechenland  anzuerkennen  pflegten. 

Auch  die  Berechnung  der  persischen  Tribute  bei  Herodot  (§  45, 6) 
erbslt  nun  erst  ihr  richtiges  Licht  Fast  alle  Tribute  wurden  in  baby- 
lonischen Talenten  Silbers  gezahlt,  nur  die  indischen  in  euboischen 
Goldtalenten.  Hätte  nun  Herodot  die  Gesamtsumme  nach  persischem 
Gewichte  geben  wollen,  so  mufste  er  alles  entweder  in  euboischen 
Goldtalenten  oder  in  babylonischen  Silbertalenten  ausdrücken;  er  thut 
aber  keines  von  beiden,  sondern  reduciert,  da  er  die  Summe  für  seine 
griechischen  Leser  verständlich  machen  vrill,  alles  auf  euboische 
Silbertalente,  d.  h.  auf  attische  Währung.  So  erscheinen  auch  bei 
PoUux  1)  in  einer  unverkennbar  aus  Herodot  geschöpften  Notiz  anstatt 
der  70  euboischen  Minen,  welche  die  handschriftliche  Überlieferung 
bei  Herodot  dem  babylonischen  Silbertalente  zuschreibt,  70  attische 
Minen;  es  kannte  also  entweder  PoUux  selbst  oder  der  Gewährsmann, 
dem  er  folgte,  die  Identität  des  euboischen  und  attischen  Talentes.  Auf- 
fallend dagegen  mufs  es  erscheinen ,  dafs  Appian  ^)  das  euboische  Ta- 
lent zu  7000  Alexanderdrachmen  bestimmt.  Da  die  Alexanderdrachme 
die  attische  ist  (§  31,  3),  so  könnte  man  vermuten,  er  habe  den  An- 
satz Herodots  vor  Augen  gehabt,  aber  das  euboische  Talent  mit  dem 
babylonischen  verwechselt  Doch  liegt  eine  andere  Erklärung  näher. 
Die  Alexander-  oder  attische  Drachme  ist  im  Sinne  Appians,  der  im 
zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  lebte,  der  römische  Denar  von  3,41  Gr. 
(§  32,  1),  dessen  Siebentausendfaches  nicht  viel  hinter  dem  vollen  Be- 
trage des  attischen  Talentes  zurückbleibt. 

Dies  führt  zugleich  zu  einer  andern  Bemerkung.  Bei  den  Römern 
galt  infolge  der  Gleichstellung  von  Drachme  und  Denar  das  attische  Ta- 
lent im  gewöhnlichen  Sinne  als  Rechnungssumme  von  6000  Denaren, 
es  entsprach  also  nicht  mehr  dem  ursprUngUchen  Betrage  von  80  rö- 
mischen Pfund,  sondern  stellte  vor  Nero  ein  Silbergewicht  von  71^/7, 
nach  diesem  von  61 V2  Pfund  dar  (§  32,  1).  Dagegen  behielt'man  ver- 
mutlich aus  dem  älteren  offiziellen  Stile  die  Benennung  euboisches  Ta- 
lent bei  um  das  vollwichtige  attische  Talent  zu  bezeichnen  3),  und  setzte 


1)  9,  86:  rb  BaßvXtoviov  (raXavrov  iBvvaxo  9^ax/uie  jimxas)  inra- 
mex*ii<ts  und  darauf:  ro  BaßvXmvtov  ißBouijxovra  Utvas  bIxb),  wo  aus  dem 
Zosammenhang  uozweifelhafl  hervorgeht,  dafs  aitische  Miueu  gemeint  sind. 
Über  das  von  PoUux  erwähnte  babylonische  Talent  Tergl.  unten  §  45,  9. 

2)  Sic.  2.  VergL  auch  Christ  in  den  Sitznngsber.  der  Münchener  Akad. 
t862,  I  S.  86. 

3)  Hossey  p.  31  Anm.  /. 


206  ATTISCHES  MUNZWESEN.  §  s&, «. 

es,  wie  aus  Appian  hervorgeht,  zu  7000  Deuaren  an.  Eiue  Spur  von 
dieser  UnterscheiduDg  zeigt  sich  auch  bei  Festus,  der  das  attische  Ta- 
lent dem  allgemeinen  Gebrauche  gemäfs  zu  6  000  Denaren,  das  euboi- 
sche  aber  abweichend  davon  bestimmt  Freilich  sind  die  Zahlen  in  der 
letzteren  Angabe  so  verderbt,  daCs  sich  etwas  weiteres  aus  derselben 
für  das  euboische  Talent  nicht  folgern  Ufsti) 

6.  Es  steht  also  fest,  dab  der  Fub  der  persischen  GoldmQnze 
einerseits,  welcher  mit  dem  alteren  babylonischen  Goldgewichte  iden- 
tisch ist,  und  andererseits  das  von  Solon  in  Athen  eingeführte  Hünzge- 
wicht  zusammentreffen  in  der  sogenannten  euboischen  Währung. 
Fragen  wir  nach  dem  Ursprung  dieser  Benennung,  so  tritt  uns  zu- 
nächst die  Oberlieferung  entgegen,  König  Pheidon  von  Argos  habe  das 
erste  Gold  in  dem  unbedeutenden  argivischen  Orte  EubOa  prägen 
lassen.  2)  Dies  ist  offenbar  nur  eine  sagenhafte  Umschreibung  der  That- 
sache,  dafs  das  aus  Vorderasien  stammende  Goldgewicht  bei  den  Grie- 
chen das  euboische  hiefs.  Richtiger  war  es  wohl  die  Insel  Euböa  als 
die  Stätte  zu  betrachten,  die  der  euboischen  Währung  den  Namen  gab 
und  von  wo  aus  dieselbe  sich  weiter  verbreitete.  Freilich  schien  da- 
mit der  Befund  der  Münzen  nicht  zu  stimmmen ;  denn  es  herrschte  die 
Annahme,  dafs  die  Gemeinden  von  EubOa  nach  äginäisdiem  Pulse  ge- 
prägt haben.  Nur  vorübergehend,  und  zwar  in  der  Zeit  nach  Solon, 
sei  unter  athenischer  Herrschaft  Silber  nach  attischem  Fufse  gemtlnzt, 
und  erst  viel  später  die  attische  Währung  dort  allgemein  üblich  gewor- 
den.^) Wenn  nun  trotz  der  Zuteilung  der  euboischen  Prägung  zum 
äginäischen  Hünzgebiet  anderweitige  Gründe  der  Wahrscheinlichkeit 


1)  Festus  p.  359:  talentorani  non  anum  genus.  Atticum  est  sex  müiam 
deoariuiD.  Rhodium  et  cistophonini  quatnor  milium  et  quingeDtorum  denarium. 
Der  Denar  yerhielt  sich  also  zur  CistophoreDdrachme  wie  4 : 3  (^  50, 10).  Die 
Nachricht  über  das  euboische  Talent  ist  nur  im  Auszüge  p.  78  erhalten:  Euboi- 
cum  talentum  numo  Graeco  Septem  milium  et  quingeutonim  cistophorum  est, 
nostro  quatuor  milium  denariorum.  Diese  beiden  Ansätze  stimmen  weder  unter 
sich  noch  mit  dem  ersten  überein,  denn  7500  Gistophorendrachmen  mfifsten 
nach  der  ersten  Gleichung  5625  Denaren  entsprechen,  während  Paulus  nur  4000 
hat.  Aber  auch  die  Sunune  der  cUtophori  kann  nicht  richtig  sein,  da  das 
euboische  Talent  doch  mindestens  dem  attischen  gleich  gesetzt  werden  mufete, 
6000  Denare  aber  gleich  8000  Gistophorendrachmen  sind.  Die  Erörterung  der 
yerschiedenen  vorgeschlagenen  Verbesserungs versuche  (vergl.  {  50, 10  Aom.)  ge- 
hört nicht  hierher;  für  die  Bestimmung  des  euboischen  Talentes  läfst  sich  auf 
keinen  Fall  etwas  sicheres  aus  der  Stelle  folgern. 

2)  Etymol.  M.  unter  EvßotMov  voiucfia.  Dafs  diese  Nachricht  erdichtet  ist, 
weisen  Böckh  S.  104  und  Lenormant  1  p.  126  nach.  Das  Weitere  über  Pheidon 
s.  unten  {  46,  19. 

3)  Vergl.  Mommsen  S.  62  f.  91  Anm.  32  (Traduct  Blacas  1  p.  83  ff.  124). 


§  25, «.  7.  EUBOISGHER  MONZFUSS.  207 

daftlr  sprachen,  dafs  die  Griechen  des  FesUandes  das  besondere,  von 
jener  Prägung  abweichende  enboische  Gewicht  zuerst  durch  Vermitte- 
hing  der  Handelsstädte  Chalkis  und  Eretria  kennen  gelernt  und  dem- 
gemäfs  benannt  habend),  so  wurde  diese  Vermutung  zur  Gewifsheit, 
als  die  Reihen  alter  Silberrottnzen  von  Karystos,  Chalkis  und  Eretria 
bekannt  wurden,  welche  sämtlich  dem  euboischen  Fufse  folgen.^) 

Dafs  den  Griechen  selbst  die  Benennung  euboisch  undeutlich  war, 
dafür  liegt  ein  Fingerzeig  in  der  zu  Anfang  dieses  Abschnittes  erwähn- 
ten Sage  ttber  die  älteste  Prägung  Athens.  Man  wufste,  dafs  das  attische 
Talent  aus  dem  euboischen  enstanden  sei ,  brachte  damit  in  Verbin- 
dung, dafs  das  Gepräge  der  euboischen  Münzen  der  Stier  war^),  und 
Termatete  nun  in  betreff  der  ältesten  Münzen  Athens ,  über  die  man 
genauer  nicht  unterrichtet  war,  dafs  dieselben  das  euboische  Gepräge, 
nämlich  den  Stier,  gehabt  haben  müfsten,  wozu  noch  das  beitrug,  dafs 
bekanntlich  die  Rinder  ursprünglich  anstatt  des  Geldes  zur  Wertbe- 
stimmung gedient  hatten  (§  22,  1). 

7.  In  dem  Systeme  wurde  bei  der  Einitlhrung  der  euboischen 
Währung  im  wesentlichen  nichts  geändert.  Die  Einteilung  des  neuen 
Talentes  und  die  Benennung  der  Teile  blieb  dieselbe.  Die  grofse  Ein- 
heit war  nach  wie  vor  das  Talent,  die  kleine  die  Drachme.  Nur  in  den 
durch  Münzen  dargestellten  Nominalen  trat  eine  wichtige  Änderung 
ein ,  indem  ab  grOfstes  Silberstück  ein  Tetradrachmon  an  die  Stelle 
des  äginäischen  Didrachmon  kam  (§  27,  1).  Die  öffentlichen  Rech- 
nungen des  athenischen  Staates  wurden  in  Talenten,  Drachmen,  Obolen 
und  halben  Obolen  geführt,  die  Mine  erscheint  hier  nicht 4)  Für  ge- 
wöhnlich rechnete  man  in  runden  Beträgen  nach  Drachmen,  nicht  sel- 
ten auch  nach  Minen,  noch  über  das  Talent  hinaus,  man  sagte  also 


1)  Vergl.  Böckh  S.  104,  Mommsen  S.  26.  63  a  p.  33.  84  f.). 

2)  Imhoof-Blomer  in  den  Monatsberichten  der  Berliner  Akad.  1881  S.  656  ff. 
Vergl.  unten  $  48,  2. 

3)  Imhoof-Blumer  a.  a.  0.  S.  661  ff.  weist  als  enboische  Münztypen  nach: 
für  Karystos  Stierkonf,  Stier,  säugende  Kuh,  für  Eretria  Stier  und  Stierkopf. 

4)  Die  Belege  finden  sich  in  den  von  Böckh  Staatshaush.  Bd.  II  und  in 
xastminenffestellten  Inschriften,  besonders  Bd.  II  Nr.  I  (G.  I.  147),  11  (Rangab^ 
Nr.  119),  Vn  (C.  I.  158),  VIII  (C.  I.  157).  In  den  Tributlisten,  die  unter  Nr.  XX 
zusammengestellt  sind,  erscheinen  in  den  Quoten,  welche  '/tso  des  vollen  Be- 
trages darstellen  <Bdckh  S.  620),  Drachmen  und  Obolen,  die  vollen  Beträge 
(S.  547  ff.)  sind  angesetzt  nach  Talenten  und  Tausenden  von  Drachmen,  einige 
kleinere  auch  nach  Hunderten.  Von  den  Urkunden  über  das  Seewesen  geben 
besonders  Nr.  X  und  XIV  mehrfache  Beispiele.  Wichtige  und  reichhaltige  Er- 
giozungen  des  von  Bdckh  zusammengestellten  Materials  bietet  das  Corpus  in- 
Script.  Atticaruro ;  vergl.  besonders  vol.  I  p.  226  ff.  die  Übersicht  über  die  Tribute. 


208  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  $  16.  l. 

z.  B.  10000  Drachmen  anstatt  1  Talent  4000  Drachmen,  i)  Die  Be- 
nennung Drachme  blieb  häufig  ganz  weg.  2) 

§  26.   Feststellung  des  ßformalgeurichtes  der  attischen  Mün%e. 

1.  Über  den  Gewichtsbetrag  des  attischen  Talentes  haben  wir 
eine  Nachricht  aus  dem  Altertum  selbst,  der  an  Zuverlässigkeit  wenige 
andere  im  Gebiet  der  Metrologie  gleichkommen.  In  dem  schon  er- 
wähnten Vertrage  der  Römer  mit  dem  König  Antiochos  wurde  die 
Höhe  der  noch  zu  zahlenden  Kriegsentschädigung  auf  12000  Talente 
aQyvQiov^ATTVKOv  olqIotov  festgesetzt  und  noch  besonders  bestimmt: 
firi  ^iXoTTOv  d'  iXxiro)  t6  TccXavrov  XiTQwv^PcjfialTiciiv  oydoT^xovra.^) 
Der  Betrag  des  römischen  Pfundes  ist  oben  (§  21)  bis  zu  einer  kleinen 
Fehlergrenze  genau  festgestellt  worden ;  also  lassen  sich  auch  die  im 
Vertrage  genannten  Talente  altischen  Silbers  mit  Sicherheit  bestinunen. 
Dafs  es  attische  Talente  sind,  wie  sie  Livius  geradezu  nennt,  ist 
bereits  (§  25,  5)  nachgewiesen  worden.  Weiter  ist  ersichtlich,  dafs 
die  von  den  Römern  festgesetzte  Bestimmung  des  attischen  Talentes 
auf  keinen  Fall  eine  zu  niedrige  war,  denn  sie  hätten  sich  dann  selbst 
benachteiligt;  aber  sie  darf  auch  nicht  als  eine  absichtlich  in  die  Höhe 
getriebene  angesehen  werden ,  weil  nicht  der  entfernteste  Grund  zu 
einer  solchen  Ungerechtigkeit  vorlag,  indem  es  ja  freistand  die  Zahlung 
einfach  in  römischen  Pfunden  zu  verlangen.^)  Wir  haben  vielmehr  in 
dem  Ansätze  zu  80  Pfund  das  genaue  und  gesetzliche  Verhältnis  zwischen 

1)  Dem.  19,39:  fw^^as  d^xf*^  neben  r^la  und  iTtraxatdexa  ralarroj 
Lys.  19, 42 :  oydorptovra  fivas  neben  nivrs  raXavrmv,  wo  man  sieht,  dafs  alle- 
mal diejenige  Benennung  gewählt  ist,  in  welcher  der  Geldbetrag  am  kürzesten 
sich  ausdrücken  liefe.  So  werden  Ton  den  Athenern  nach  der  Seeschlacht  bei 
Salamis  10000  Drachmen  auf  die  Gefangennahme  der  Artemisia  ausgesetzt  (Herod. 
8, 93),  eine  dekadisch  abgerundete  Summe,  die  jedoch  zu  dem  äginäischen  Talent 
(vergl.  Stein  zu  d.  Stelle)  schwerlich  irgend  welche  Beziehung  hat  Um  eine 
Stufe  weiter  geht  diese  dekadische  Zählung  der  Drachmen  in  der  Ton  den  Lake- 
dämoniern  angesetzten  Geldbufse  bei  Thukyd.  5,  63 :  SsMa  fivqiaai  Bqapu^, 
£inige  andere  Beispiele  giebt  Gronov  de  sest.  p.  226.  229.  Mvas  hcaxov  hat 
Ephippos  bei  Athen.  4, 146  G. 

2)  Aristoph.  Equ.  829:  alXa  as  nXi7tTov&*  ai^riam  'yw  rqe'U  fiv{f$a9as. 
Häufig  so  bei  Rednern  8$ax6atai,  xüuat.  u.  s.  w.,  z.  B.  Demosth.  22,  21.  24,  3. 
36, 15,  und  in  Inschriften,  wie  G.  L  Gr.  II  Nr.  2855.  2859  'Aisias^^aiaL,  Af*Jl^ 
iTMu,  'PoSicu.  Ebenso  auch  bei  Späteren,  wie  Act.  Ap.  19, 19:  a^yv^icv  /nt^taSas 
nivxe^  loseph.  Arch.  12,  3,  3  p.  80  Bekk.  Vergl.  auch  Gebet  im  ASviOQ  'Eofitfi  I, 
Leiden  1866,  S.  185  f. 

3)  Polyb.  21, 45  (22, 26),  19.  Uv.  38, 38, 13.  Auch  Valerius  bei  Liy.  33, 30, 8 
vergl.  mit  Polyb.  18,  44  (27),  7  setzt  das  attische  Talent  gleich  80  römischen 
Pfund.    Nissen  Kritische  Untersuch.,  Berlin  1863,  S.  108. 

4)  Böckh  S.  123. 


{t^l  NORM  DBS  BIONZGEWIGHTES.  209 

dem  attischen  Talente  und  dem  römiseben  Pfunde ,  ähnlich  wie  dag 
Waseergewicht  der  Amphora  gerade  auf  80  Pfund  oder  ein  Tdent  an- 
)^tzt  war  (§  17,  1).  Demnach  erhalten  wir  fOr  das  attische  Talent 
den  Betrag  von  80  •  327,45  =  26106  Gr.,  für  die  Drachme  4,366  Gr. 
Nach  demselben  Ansätze  ist  die  Mine  =»  1  Vs  römische  Pfund  b=;  16  Un- 
zen, und  so  wird  sie  von  Galen  und  den  Metrologen  der  Kaiserzeit 
bestinunt^) 

2.  Diese  Ansätze  werden  durch  den  Befund  der  Münzen  voll- 
konunen  bestätigt  Die  ältesten  Tetradrachmen  mit  dem  Pallaskopf, 
welche  dem  sechsten  Jahrhundert  angehören,  erreichen  ein  Effektivge- 
wicht von  17,47  Gr.,  stellen  also  eine  Drachme  von  4,367  Gr.,  d.  i.  den 
eben  gefundenen  Betrag  des  attischen  Gewichtes  mit  einer  nur  un- 
merklichen Abweichung  dar.  2)  Dagegen  kann  nicht  in  Betracht  kom- 
men, dais  nicht  lange  darauf,  wahrscheinlich  noch  vor  den  Perser- 
kriegen ,  diese  sorghjtigere  Prägung  wieder  einen  kleinen  Abbruch 
eriiu,  der  auf  höchstens  0,05  Gr.  für  die  Drachme  anzusetzen  ist, 
sodafs  nun  das  Tetradrachmon  auf  etwa  17,27,  der  Goldstater  auf 
8,62  Gr.  auskam  (§  27,  4).  Dies  ist  auch  der  Fufs,  nach  welchem 
durchschnittlich  Philipp  von  Makedonien  in  Gold,  sein  Sohn  Alexander 
in  Gold  und  Silber  münzten  (§  31, 2.  3).  Aber  unter  den  sicilischen 
Münzen ,  die  ebenfalk  dem  attischen  Fufse  folgen ,  finden  sich  zahl- 
reiche Stücke,  die  das  volle  Münzgewicht  darstellen,  ja  zum  Teil  noch 
tibersteigen.  9)  Endlich  bestätigen  auch  die  Wahrscheinlichkeitsgründe, 


1)  Die  BdegsteUen  nnd  nachgewiesen  im  bidex  zu  den  Metrologid  script 
■ater  piva  3  und  «ma.  Yergl.  auch  ebenda  I  p.  89  f.  II  p.  36  £  Ober  die  Unter- 
Mheidung  dieser  Solonischen  Mine  von  der  jüngeren  attischen  nnd  anderen  Minen 
^«Kl  §  54, 1.  57,  4. 

2)  Prokesch-Osten  Über  die  Münzen  Athens,  in  den  Abhandl.  der  BerL  Alcad. 
1^  S.  6,  fand  als  Gewicht  der  ältesten  gut  erhaltenen  Tetradrachmen  mit  dem 
Pillaskopf  329  Par.  Gran  »  17^7  Gr.  Ein  Tetradrachmon  ans  derselben  Zeit 
«a  Mos.  Brit  p.  125  (abgebüdet  Tab.  6,  10),  welches  17,67  Gr.  (»  272,7)  wiegt, 
ist  etwas  übermünzt 

3)  Dekadrachmen  yon  Sjrakus  wiegen  44,43  Gr.  (—  685,6  Gatalogue 
ff  the  Greek  coins  in  the  British  Mns.,  Sicily,  p.  153  Nr.  63),  44,06  (»  680 
I^^  p.  71),  43,45  (—  670 V«  Northwick  p.  34),  43,38  (—  669,5  Bunter  p.  289), 
43,34  f»  668,9  Leake  p.  72),  43,29  (—  815  Mionnet  p.  36  —  668  NorUiw.  p.  34), 
^orans  sich  ein  Durchschnittsgewicht  Ton  4,366  Gr.  für  die  Drachme  ergiebt 
^Mge  Maximalgewichte  yon  sicilischen  Tetradrachmen  sind:  Agrigent  17,60 
(Friediaender  u.  t.  SaUet  Königl.  Münzkab.,  BerUn  1877,  Nr.  554),  17,57  (»-r  271,2 
^tal  of  the  Greek  coins,  Sicily,  p.  10  Nr.  57),  17,47  (—  269,6  ebenda  Nr.  59), 
Wi  17^8  (—  276  Leake  p.  57),  17,53  (—  270,5  Leake  p.  57),  Himera  17,46 
\"i269ViNorthw.  p.  29),  Leontini  18,11  (-»  279,5  Gatal.  of  the  Greek  coins, 
Sjcöy,  p.  S6  Nr.  6),  17,63  (—  272  Northw.  p.  29),  17,53  (—  270,5  Pembroke  p.  95), 
17,48  {mm  269,8  Leake  p.  61),   17,47  (—  329  Mionnet  p.  32),   Messana  17,66 

HvUseli,  Vetroloffie.  14 


» 


>9 


99 


210  ATTISCHES  MtNZWESEM.  §  M,  % 

welche  die  vergleichende  Metrologie  zu  bieten  vermag',  den  vollen  fttr 
das  Solonische  Gewicht  angesetzten  Betrag,  i)  Wir  tragen  demnach  kein 
Bedenken  das  Normalgewicht  der  attischen  Drachme  auf  4,366  Gr.^) 
und  danach  das  Talent  auf  26,196  Kilogr.,  die  Mine  auf  436,6  Gr.  an- 
zusetzen. Hieraus  ergiebt  sich  das  Gewicht  der  verschiedenen  attischen 
Gold-  und  Silbermünzen  wie  folgt: 

d&iadqaxiiov       43,66  Gr. 

TeTQccdQaxfiov 17,464 

öldqaxfiov^  Xqvaeiog  atccrrJQ      .     .     .       8,732 

dfoxm 4,366 

Ttsvrcißolov 3,64 

T€TQwß0k0V 2,91 

TqiiißoXov 2,18 

duißokov 1,45 

TQirjiAiwßoXcov 1,09 

oßolog 0,73 

rQiTrjfÄOQiov 0,55     „ 

rjfiuoßoXiov .  0,36     „ 

rerafTrjfiOQiov        0,18     „ 

Achtelobolos  (in  Gold)       0,09     „ 

(—  332 Vs  Mionnet  p.  32),  17,55  (Pinder  S.  24),  17,48  («  269,7  Gatal.  of  the  Greek 
coins,  Sicily,  p.  100  Nr.  1 1),  Panormus  17,46  (»  269Vt  Mas.  Br.  p.  72),  Syrakos 
17,53  (—  270V«  Northw.  p.  35),  17,51  (—  270 V4  Northw.  p.  35).  Ferner  Di- 
drachmen  im  Normalgewicht  yon  8,73  Gr.:  Agrigent  8,96  (»  138,3  Leake 
p.  49  —  138,4  Catal.,  Sicily,  p.  6  Nr.  14),  8,84  (—  166*/«  Mionnet  p.  28),  8J5 
(»  135  Mns.  Brit  p.  58),  8,74  (—  164*/i  Mionnet  p.  28),  Leonüni  8,73  (—  134,7 
Leake  p.  61),  Svrakus  8,81  (-» 135,9  Pembroke  p.  110).  Dafe  die  höehsten  Stöcke 
äbermünzt  sind ,  worauf  auch  Bnrgon  GataL  Pembr.  p.  110  aufmerksam  macht, 
mag  gern  zugegeben  werden;  es  sollte  nur  nachgewiesen  werden,  dafs  sich 
das  attische  Normalgewicht  zu  seinem  vollen  Betrage  auch  in  den  Mömen 
Siciliens  findet 

1)  Vergl.  unten  §  42,  16.  46, 12.  18. 

2)  Auf  denselben  Betrag  bestimmen  die  attische  Drachme  Letronne  Gonsid^. 
p.  93  (—  82  Vt  Par.  Gran)  und  Böckh  MetroL  Unters.  S.  124,  SUatshaush.  1<  S.  21 
(—  82,2).  Leake  Numism.  Hell.  Europ.  Gr.  p.  21  giebt  den  Ansatz  um  ein  merk- 
liches höher  auf  4,374  Gr.  (—  67,5).  Hussey ,  der  die  schwersten  MOnzen  des 
attischen  Fufses  noch  nicht  kannte,  berechnet  ans  den  ihm  yorliegenden  mau- 
malen MOnzgewichten  eine  Drachme  Ton  4,31  Gr.  (—  66,5  p.  18).  Zu  niedrig 
sind  die  AnsiUe  Ton  Beul^  p.  11  f.,  der  den  Mittelwert  von  17,20  Gr.  fSr  das 
Tetradrachmon  oder  4,30  Gr.  für  die  Drachme  nimmt,  sowie  von  Qü^po  I 

p.  460  und  606,  der  durch  eine  unkritische  Durchschnittsrechnung  auf  4,25  Gr. 

Ür  die  Drachme  kommt    Dnter  den  älteren  Bestimmungen,  welche  Hossey 

p.  19  f.  zusammenstellt,  kommen  der  obigen  am  nächsten  die  von  Greaves  Dis- 
course of  the  Roman  foot  p.  269  und  Bernard  de  mens.  p.  105,  welche  4,34  Gr. 
(«.  67  engl.  Gran)  fanden,  und  die  von  Barth^lemy  Voyage  VH  p.  LIV,  welcher 
4,355  Gr.  (->  82  Par.  Gran)  berechnete. 


F. 


f  27, 1.  Dl£  SILBERPRÄGUNG.  211 

§  27.   JHe  attische  Silberprägung, 

1.  Es  ist  bereits  bemerkt  worden,  dafs,  als  an  die  Stelle  der  schweren 
äginäischen  Drachme  die  leichtere  euboische  trat,  das  System  der  alten 
Währung  nicht  geändert  wurde.  Die  Drachme  zerfiel  nach  wie  vor  in 
Hälften  oder  Tri  ob  ölen,  Sechstel  oder  Ob  ölen  und  Zwölftel  oder 
Hemiobolien.i)  Doch  prägte  man  aufserdem  noch  andere  TeilmUn- 
zen,  Dritteldrachmen  oder  Diobolen^),  Vierteldrachmen  oder  Tri- 
hemiobolien  und  dazu  als  Hälften  Tritemorien  =  ^/i  Obolos.^) 
Ja  noch  weiter  bis  zum  Viertel  des  Obolos,  dem  Tetarteraorion^), 
giDg  die  Silberprägung  hinab.  Seltenere  Nominale  waren  die  Zwei- 
dritteldrachme oder  dasTetrobolon  und  das  ganz  vereinzelte  P  e  n  t  - 
obolon.^)  Nicht  weniger  mannigfaltig  sind  die  Nominale  der  Gold- 
prägung, von  denen  weiter  unten  gesprochen  werden  wird.  Die 
Hauptabweichung  von  dem  System  der  früheren  Währung  bestand  in 
der  Einführung  eines  neuen  Silbergrofsstückes  anstatt  des  äginäischen 
Staters.    DasDidrachmon  von  8,7  Gr.  war  zu  klein  um  passend  als 


1)  Das  rquoßoXov  and  der  oßolos  werden  von  attischen  Schriftstellern  so 


J.  409  stammt  (vergl.  Büttner -Wobst  in  Fleckeisens  Jahrb.  1881  S.  239).  Das 
ftfumßohop  erscheint  bei  Xen.  Anab.  1, 5, 6,  Aristoph.  Ran.  554  und  in  der  Neben- 
form fj/umßihav  bei  Aristot.  Rhet  1, 14.  VergL  Poll.  9,  62.  64.  Dafs  noch  in 
weit  späterer  Zeit  der  Obolos  als  kleine  Münze  schlechthin  galt,  beweist  Liba- 
Dios  gegen  Tisam.  vol.  11  p.  246, 19  ed.  Reisk. :  fUxQi  9^ax^rje  xal  oßolov  xai 
Tc^  ov%c9  iuix(f€av  ax^ißoXoyavfievos, 

2)  Das  ^«01/^0 W^ erwähnen  Aristoph.  bei  Poll.  9.  63^  Alexis  bei  Athen.  3, 
117  D,  Pollux  9,  63:  ^  Si  xal  XQiwßoMv  aal  di(6ßoMv  aXBri  vofita/itarofv  lAlr^ 

3)  TmrifiitoßoUov  Aristoph.  bei  Poll.  9,  63.  Tg^rtj/w^&ov  Deinarchos  bei 
Phot.  unt.  d.  W. :  Sri  3i  r^iTTjfWQiop  ictw  If  x^^^  <PiiJifA(ov  Sidaaxst;  Poll. 
9,  65:  o  fUt^oi  oßoXbi  oxrto  xo-^eHi  sixsv,  —  ol  di  iS  ix*^^^^  T^injfwotoy 
{(Dvoua^ero) ,  ari  rä  r^ia  fiiQt}  iarl  rat  oßolov^  wofür  zwei  Beweisstellen 
ans  Pbilemon  citiert  werden,  der  überdies  die  Form  TQvttifioi^v  gebraucht. 
]Qne  andere  Nebenform  war  nach  Poll.  r^ira^rjfAo^ioy, 

4)  Poll.  a.  a.  0.:  oi  fiiv  3vo  ;Ka^(oI  rsza^ij/wpiop  xal  xara  anoxonriv 
Tei^Trj^(f$ov  (üvoua^o,  ort  rjv  rov  oßolov  Tsra^ov,  Als  die  kleinste  Münze 
nennt  es  Aristot  Pol.  7,  1 ;  als  Übersetzung  des  römischen  qtiadram  gebraucht 
es  Plnt  Publ.  23  vergl.  mit  Uv.  2,  16,  7.  3,  18,  U.  Die  griechischen  Lexiko- 
graphen bezeugen  sowohl  die  Form  za%a^rjfi6^iov  als  die  verkürzte  Ta^rj' 
^^uyy  (vergl.  Metrol.  Script.  U  p.  219  f.). 

5)  bas  ytBvraßolov  bei  Arist.  Equ.  798  ist  sicher  als  Münze,  nicht  als 
bloüser  Zahlen  wert  («»  nevre  6ßoXo{),  aufzufassen.  Dafs  es  wirklich  ausgeprägt 
worden  ist ,  wird  unten  §  27,  5  a.  E.^  nachgewiesen  werden.  Als  Zahlenbetrag 
Ton  5  Obolen  erscheint  das  nevnoßoXov  in  der  Inschrift  G.  I.  Attic.  toI.  1 
Nr.  324  a,  45  (p.  170.  173)  vom  J.  408  u.  ö.  (Büttner- Wobst  a.  a.  0.  S.  240). 

14* 


212  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  §  27,  i. 

allgemeine  CourantmüDze  zu  dieneD,  man  prägte  es  deshalb  nur  sehr 
selten.  An  seine  Stelle  trat,  indem  man  den  Betrag  verdoppelte,  das 
attische  Tetradrachmon,  die  Hauptmttnze  des  Staates. i)  Die  Be- 
nennung CTon^Q,  die  ursprünglich  nur  dem  Didrachmon  zukommt  und 
in  Athen  vorzüglich  an  der  Goldmünze  haftete,  ist  erst  von  späteren 
Schriftstellern  dem  Tetradrachmon  beigelegt  worden. 2)  Das  Tridrach- 
mon,  welches  auch  dem  äginäischen  System  fremdartig  war,  ist  in 
Athen,  wenn  nicht  alles  trügt,  niemals  ausgeprägt  worden. 3)  Die  gröfste 
attische  Silbermünze,  die  in  mehreren  schönen  Exemplaren  erhalten 
ist,  war  das  Dekadrachmon  (§  27,  5). 

2.  Die  Silbermünzen ,  welche  durch  die  Aufschrift  AOE  sich  als 
athenische  zu  erkennen  geben,  haben  so  gut  wie  ohne  Ausnahme  den 
Pallaskopf  auf  der  vordem,  die  Eule  auf  der  Rückseite. 4}  Die  ältesten 
erhaltenen  Stücke  zeigen  in  Form  und  Stempel  eine  noch  so  wenig 
ausgebildete  Technik ,  dafs  man  glaubte  sie  bis  in  das  Zeitalter  Solons 
hinaufrUcken  zu  dürfen.  Wenn  nun  auch  diese  Annahme  nicht  als 
stichhaltig  sich  erwiesen  hat,  so  ist  es  doch  immerhin  das  Ende  des 
sechsten  Jahrhunderts,  welchem  die  ältesten  uns  erhaltenen  Münzen 
angehören.^) 

In  die  gleiche  Epoche  und  weiter  in  die  Zeit  des  fünften  Jahrhun- 
derts gehören  verschiedene  Reihen  von  Münzen  ohne  Aufschrift,  welche 
Tetradrachmen,  Didrachmen,  Drachmen,  Obolen  und  noch  kleinere 
Stücke  des  euboischen  oder  attischen  Fufses  darstellen  und  als  Typen 

1)  Über  das  seltene  Yorkommen  des  Didrachmons  s.  unten  §  27.  5 ,  über 
das  attische  Tetradrachmon  die  S.  200  Anm.  1  angefahrte  Stelle  des  Philochoros. 

2)  Der  anonyme  Alexandriner  in  den  Metrol.  Script  I  p.  301,  16  bestimmt 
die  attische  Mine  zu  25  Stateren,  gebraacht  also  craxriQ  fär  rer^^xf^^*^* 
Hesychios  erklärt  die  ylavx^e  yiavQianixai  des  Aristophanes  als  d^^^oirTa- 
%riQ9Qt  nachdem  er  vorher  genauer  yAovf  als  v6fuirfUL  Adi^ci  TaT^aS^a- 
Xfiov  bezeichnet  hat.  So  erklären  auch  Photios  und  Suidas  den  orar^  als 
xexQaS^axMov  vofuüfiu  (die  handschriftliche  Lesart  rer^ytorov  berichtigt  von 
Letronne  Gonsid.  p.  90,  Böckh  Staatsh.  P  S.  17  Anm.  d), 

3)  Hussey  p.  4S,  Böckh  S.  124.  Eine  Münze  mit  attischem  Gepräge,  12,51  Gr. 
(«s  193  engL  Gran)  schwer,  welche  ein  Tridrachmon  sein  möfste,  ist  unecht. 
Leake  Numism.  Hell.  Eur.  Gr.  p.  24. 

4)  Den  Pallaskopf  bezeichnet  als  Gepräge  der  attischen  Münzen  Poll.  9, 75 ; 
über  die  Eule  s.  oben  S.  200  Anm.  1.  Daher  erklären  sich  folgende  meist  scherz- 
hafte Benennungen  der  attischen  Münzen :  IlaXXddts  beim  Komiker  Eubulos  bei 
PolL  9,  76 ,  9«6^ai  bei  Hypereides  und  Euripides  (Poll.  a.  a.  0.) ,  ylavHt^  Aav^ 
öiantxcU  bei  Aristoph.  Av.  1106,  yXavxts  bei  Plut  Lysand.  16.  Eine  seltene 
uattung  älterer  athenischer  Münzen  zeifft  zwei  vereinigte  Pallasköpfe  auf  der 
VordeN,  einen  auf  der  Rückseite.    BtnU  p.  52,  Leake  p.  25. 

5)  Beul6  Monnaies  d'  Äthanes  p.  29.  33,  Mommsen  S.  69  f.  (Traduct  Blacas  I 
94),  Imhoof-Blumer  in  d.  Monatsber.  der  Beri.  Akad.  1881  S.  656f.,  A.  Rirch> 

lolf  Studien  zur  Gesch.  des  griech.  Alphabets,  3.  Aufl.,  S.  81. 


l 


fr,  3.  PROVINZIALMÜNZEN.  •  213 

auf  der  Vorderseite  das  Rad,  die  Triquetra,  den  Wttrfe],  die  Eule  in 
einem  Ring,  das  Hinterteil  oder  Vorderteil  eines  Pferdes,  den  Stierkopf, 
die  Amphora,  dasGorgobaupt  oder  verschiedene  andere  Wappen  zeigen, 
wahrend  die  Rückseite,  dem  Alter  der  Prägung  entsprechend,  ein  ver- 
tieftes Viereck  oder  Einschläge  von  ähnlicher  Form,  und  nur  ausnahms- 
weise ein  Tierbild  zeigt  i)  Bei  weitem  die  meisten  von  diesen  Münzen 
sind  auf  dem  Boden  Attikas  gefunden  worden,  und  da  auch  ihre  Wäh- 
rung von  der  attischen  nicht  verschieden  war,  so  lag  es  nahe  auch  ihren 
Ursprung  nach  Athen  zu  verlegen.  2)  Doch  sprechen  andere  Wahr- 
scheinlicbkeitsgründe  dafür,  dafs  die  Prägstätten  viehnebr  aufserhalb 
Athens  in  Gegenden,  welche  den  Athenern  tributpflichtig  waren,  be- 
sonders auf  Euböa,  zu  suchen  sind.^)  Es  würde  also,  wenn  diese  Ver- 
mutung sich  bestätigt,  anzunehmen  sein,  dafs  die  Athener  auf  derselben 
Insel,  von  welcher  sie  einst  ihr  Hünzgewicht  entlehnt  hatten ,  die  alt- 
hergebrachte Prägung  unter  ihrer  Oberhoheit  fortbestehen  lieben. 

3.  Die  Münzen  des  athenischen  Staates  scheiden  sich  der  Zeit  nach 
deutlich  in  zwei  groise  Klassen ,  deren  jede  wieder  ihre  Unterabtei- 
lungen hat. 

Die  charakteristischen  Merkmale  der  ersten  Klasse  sind  der 
einfache  Stil  sowie  die  Abwesenheit  von  überflüssigen  Zieraten  bei  den 
Bildern  der  Vorder-  und  Rückseite,  dem  Pallashaupte  und  der  Eule. 
Die  Rückseite  zeigt  ein  eingeschlagenes  Quadrat,  welches  erst  gegen 
das  Ende  der  Periode  allmSdüidi  wegbleibt;  neben  der  Eule  sind  die 
einzigen  Symbole  der  Oliveozweig  und  teilweise  die  Mondsichel,  die 
einzige  Ao&chnft  ist  AOE  in  mehr  oder  weniger  altertümUcher  Form, 
oft  auch  noch  rüdiläufig  geschrieben.^)  Die  ältesten  Tetradrachmen 


1)  Imheof-Blumer  a.  a.  0.  S.  656  f.  670  ff.  führt  im  ganzen  15  verschiedene 
Reihen  auf.  Unter  diesen  enthält  allein  die  Klasse  mit  dem  Gorgohaupt  Tetra- 
d^cbmen,  wie  auch  hier  allein  auf  der  Rfickseite  anfser  dem  eingeschlagenen 
Viereck  auch  Tierbiider  voriiommen.  Das  Maximalgewicht  des  Tetradrachmons 
ist  17,40,  das  des  weit  häufigeren  Didrachmons  8,71  Gr.  Alle  übrigen  Reihen 
beginnen  mit  dem  Didrachmon  (im  Maximalgewichte  von  8,66  Gr.),  oder  sind 
nor  durch  Obolos  oder  halben  Obolos  oder  gar  nur  durch  das  Viertd  des  Obolos 
Tertreten. 

2)  Vergl.  Beul^  Monnaies  d'  Äthanes  p.  15  ff.,  Momnsen  S.  52  ff.  856  (Traduct. 
Blmcas  I  p.  69  C),  S.  Comnos  in  der  Revue  numism.  1865  p.  160,  Percy  Gardner 
im  Namism.  chron.  1873  p.  177,  A.  y.  Sallet  in  der  Berliner  ZeiUchr.  für  Numism. 
1876  S.  408  f. 

3)  E.  Gnrtius  Studien  zur  Geschichte  von  Korinth  im  Hermes  X  S.  225  f., 
Imboof-Blomer  a.  a.  0.  S.  656  f. 

4)  Friedlaender  und  v.  Sallet  das  Königl.  Mfinzkabinet,  Berlin  1877,  S.  60, 
hihoof-Blomera.  a.  0.  S.  656,  Kirchhoff  Studien  zur  Geschichte  des  griech« 
Alphabets,  3.  Aufl.,  S.  81. 


214  •  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  §  27,  s. 

dieser  Klasse  sind  klein  von  Umfang  i),  dafür  aber  dick  und  klumpig. 
Der  Pallaskopf  ist  verhftltnismäfsig  hoch  gehoben ,  die  Nase  spitz  und 
lang,  das  Auge  grofs  und  nach  der  Nase  zu  gerundet,  die  Haare  liegen 
in  sechs  straffen  Locken  über  der  Stirn  und  an  der  Wange.  Der  Helm 
ist  ohne  jede  Verzierung ,  hat  breite  Ohrlaschen  und  zeigt  vom  Kamm 
nur  den  Ansatz.  Die  Eule  auf  der  Rückseite  ist  plump,  das  eingeschla- 
gene Quadrat  fast  flach,  der  Ölzweig  im  Felde  lang,  die  Schrift  AOE 
oder  rückläufig  30A  bei  manchen  Stücken  kaum  sichtbar.  Auch  ist 
der  Stempel  selten  rein  und  zeigt  Unebenheiten. 3)  Daran  reiht  sich  eine 
zweite  Abteilung,  in  welcher  ein  stufenweises  Loslassen  vom  Si- 
teren Stile  und  der  Obergang  zu  einem  feineren  und  schöneren,  sowie 
ein  grofser  Fortschritt  in  der  Prägekunst  sichtlich  ist  Der  Helm  der 
Pallas  ist  mit  drei  stehenden  Olivenblättem  und  einem  gewundenen 
Zweige  geschmückt  Bei  den  älteren  Stücken  läuft  das  Auge  noch  ge- 
schlitzt zu,  aber  es  wird  nach  und  nach  schöner  und  wahrer  gezeichnet, 
die  Nase  verliert  die  zu  scharfe  Spitze  und  sitzt  gerader  an  der  Stirne, 
die  Wangen  werden  gerundeter  und  voller.  Die  Haare  sind  bei  allen 
Tetradrachmen  dieser  Klasse  in  zwei  Flechten  über  die  Stirne  ge- 
schwungen. Der  Helm  hat  vorne  eine  diademartige  Stülpe;  der  Kamm 
■wird  mehr  oder  weniger  sichtbar,  die  Ohrlappen  werden  kleiner  und 
fallen  wohl  auch  ganz  weg.  Der  Hals  ist  bei  den  meisten  mit  einer 
Perlenschnur  geschmückt  Das  Viereck  der  Rückseite ,  erst  tiefer  und 
sicherer  als  bei  der  früheren  Klasse,  verliert  sich  nach  und  nach  fast 
ganz.  Die  Eule  ist  gröfser  gehalten  und  steht  manchmal  auf  einem 
keulenartigen,  knotigen  Aste,  der  nicht  selten  gespalten  ist  Die  Blätter 
des  Zweiges  sind  breiter,  manchmal  gerippt  und  vor  denselben  ist  stets 
eine  Mondsichel  zu  sehen.  Die  Schrift  ist  stehender,  der  Umfang  der 
Münze  merklich  gröfser.')   Hieran  schliefst  sich  als  dritte  Abtei* 


1)  Sie  haben  nach  der  Mionnetschen  Skala  reichlich  vierte  bis  fünfte  Gröfae, 
oder  mit  heutigen  Mfinzen  verglichen,  den  Dnrchmesser  eines  Zehnmarkstückes. 
Doch  finden  sich  aach  Stücke  sechster  Gröfse,  die  der  Beschreibnng  nach  dieser 
ersteren  Abteilang  zugeteilt  werden  müssen. 

2)  Diese  Beschreibung  giebt  Prokesch- Osten  Über  die  Münzen  Athens, 
Abhandl.  der  Berl.  Akad.  1848  S.  6,  etwas  weniger  ausführlich  Leake  Europ.  Gr. 
p.  22  f.  Abbildungen  bei  Prokesch  Inedita  in  den  Denkschr.  der  Wiener  Aktdem. 
1854  Taf.  ü  Fig.  03,  Mus.  Brit.  Tab.  VI,  10,  Beule  p.  35,  Friedlaender  u.  t.  Sallet 
a.  a.  0.  Taf.  1  Nr.  54.  Vergl.  auch  0.  Jahn  De  antlquissimis  Minenrae  simulacris, 
Bonn  1866,  p.  18  und  tab.  ü,  4. 

3)  Die  Beschreibung  nach  Prokesch  S.  6  f.,  womit  die  des  Dekadrachmons 
bei  Leake  p.  23  bis  auf  wenige  Einzelheiten  übereinstimmt  Abbildungen  Mas. 
Hunter  Tab.  8  n.  7,  Mionnet  d1.  LIV,  1,  Prokesch  Ined.  Taf.  11  Fig.  66—68,  Beul« 
p.  37 ,  Friedlaender  und  t.  Sallet  S.  61  und  Taf.  1  Nr.  60.    Die  Grö(se  ist  5—7, 


127,3.  DIE  SILBERPRAGÜNG.  215 

long  noch  eine  besondere  Reihe  von  Tetradrachmen,  die  die  volle  Ent- 
wickelung  des  archaischen  Stils  mit  überlegenen  Mitteln  der  Kunst 
xeigen  0  ^  der  Zeit  nach  aber  nicht  hinter  denen  der  vorhergehenden 
Abteilung  stehen ,  sondern  in  dieselbe  als  eingeschoben  zu  betrachten 
«nd,  sodals  die  weniger  kunstvolle  Prägung  diejenige  von  der  höchsten 
kOnstlerischen  Vollendung  wieder  überdauerte.  3) 

Deutlich  unterscheiden  sich  davon  die  Münzen  der  zweiten 
Klasse.  Sie  sind  breiter  und  dünner  ausgeschlagen,  also  trotz  des 
verminderten  Gevnchts  bedeutend  gröfser  im  Umfang,  s)  Der  Helm,  mit 
Akrostolion  und  geflügeltem  Greif,  über  der  Stülpe  aber  mit  Zähnen 
geschmückt,  trägt  einen  hohen,  gedoppelten  und  gefiederten  Kamm,  die 
Haare  sind  kaum  sichtbar  und  glatt  über  der  Stirn  und  hängen  längs  der 
Wange  in  einer  Locke;  das  Ohr  hat  ein  Gehänge,  der  Hals  manchmal 
eine  Perlenschnur.  Das  Bild  ist  mit  einem  Perlenreif  umschlossen.  Die 
Rückseite  zeigt  die  Eule  auf  einer  liegenden  Diota  stehend.  Unterhalb 
der  zu  beiden  Seiten  des  Eulenkopfes  befindlichen  Legende  A0E  er- 
scheinen Monogramme  oder  Magistratsnamen  und  verschiedene  Sym- 
bole und  Prägezeichen.  Alles  ist  von  einem  Olivenkranz  eingeschlossen, 
der  an  die  Stelle  des  eingeschlagenen  Quadrats  getreten  ist  4)   Das  E 


also  zwischen  dem  Umfang  eines  goldenen  Zehnmark-  und  eines  silbernen  Ein- 
markstückes. 

1)  Prokescb  S.  7:  *Der  Kopf,  im  ganzen  kleiner  gehalten,  läfst  Raum  für 
das  flache,  besser  geebnete  und  besser  gerfindete  Feld.  Der  Helm  ist  ohne 
Zierat  mit  hohem  glatten  Kamm  und  Vorderstulpe.  Das  Ohr  ist  frei.  Die 
Baare  liegen  in  nenn  langen  Locken,  sorgsam  geordnet  auf  der  Stirn  und  an 
der  Wange.  Das  Auge,  obwohl  geschlitzt,  ist  richtig  im  Mafs  und  die  Nase 
klein  und  edel.  Den  Hals  schmückt  die  Perlenschnur.  Das  Viereck  der  Rück- 
seite ist  scharf  und  tief,  auch  bedeutend  kleiner,  die  Eule  gedrungener,  ohne 
Unterlage,  und  sowie  Ölzweig  und  Schrift  kleiner.  Die  Mondsichel  ist  weg- 
gelassen. Gröfse  6.'  Ähnlich  Benl^  p.  39.  Abbildungen  bei  Prokescb  Fig.  74, 
Bcnü^  p.  39. 

2)  Prokescb  S.  15.  Benl6  klassificiert  die  Münzen,  welche  auf  die  der 
dritten  Abteilung  folgen,  als  vierte  Abteilung. 

3)  Die  Gröise  gebt  von  7—9,  also  bis  zum  Umfang  eines  Zweimarkstückes 
und  etwas  darüber.    Über  das  Gewicht  s.  unten  S.  217  Anm.  1. 

4)  Die  Beschreibung  gleichfalls  nach  Prokescb  S.  7  f.  Ahnlich  Beul6  p.  81  f. 
Abbildungen  im  Mus.  Hunter  Tab.  8.  9. 10,  bei  Mionnet  pl.  LXXII,  8,  Beul^  p.  83. 
Die  Symbole  der  Rückseite  aufser  der  Diota  sind  von  der  gröfeten  Mannig- 
faltigkeit; ihre  Bedeutung  hat  sich  noch  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen  lassen. 
YeigLBeul^p.  117  ff.  Aufser  den  Namen  der  Magistrate  finden  sich  häufig  ent- 
weder auf  oder  unter  der  Diota  oder  an  beiden  Steilen  zugleich  Buchstaben, 
imd  zwar  auf  der  Diota  nur  einer,  unter  derselben  zwei.  Die  Buchstaben  auf 
der  Diota  gehen  von  A  bis  M;  dies  sind  Zahlzeichen  von  1  bis  12.  Aus  jeder 
der  zwölf  Pbylen,  wdche  eine  kurze  Zeit  nach  dem  J.  307,  und  dann  wieder 
seit  dem  J.  200  bestanden  (von  265 — 200  gab  es  bekanntlich  elf  Phylen),  wurde 
Yermntliefa  ein  die  Kontrolle  führender  Magistrat  ernannt  und  durch  die  Nummer 


216  ATTISCHES  MONZWBSEN.  |  it,  4. 

statt  H  in  dem  Namen  der  Stadt  ist  nach  der  attertümlichen  Sdureib- 
weise  beibehalten,  während  in  den  Magntratsnamen  nach  der  seit  403 
V.  Chr.  gesetzlich  eingeführten  Orthographie  regehnllfing  H  sich  findet. 
Nach  der  Art  der  aufserdem  noch  hinzutretenden  Aufschrift  sind  un- 
verkennbar zwei  Unterabteilungen  zu  unterscheiden,  die  der  Zeit  nach 
eine  auf  die  andere  gefolgt  sein  mfltesen.  Anfongs  erscheinen  die  Namen 
der  Magistrate  nur  in  Monogrammen,  später  in  drei,  vier  und  mehr 
Anfangsbuchstaben  oder  auch  YollstHndig  ausgeschrieben.  >) 

4.  Den  Unterschieden  in  der  äufseren  Form,  wie  wir  sie  soeben 
bei  den  athenischen  Münzen  in  absteigender  Zeitfolge  verfolgt  haben, 
entsprechen  merkliche  Differenzen  im  Gewicht.  Die  gut  erhaltenen 
Tetnidradimen ,  welche  der  ersten  Abteilung  der  ersten  Klasse  ange- 
hören, wiegen  17,47  Gr.  und  darüber  2),  erreichen  also  vollkommen 
das  Normalgewicht  (§  26,  2).  In  der  zweiten  Abteilung  sinkt  das  Ge- 
vncht  ein  wenig  bis  auf  17,32  Gr.  und  darunter,  doch  darf  das  Zurück- 
bleiben hinter  dem  Normalgewicht  nicht  höher  als  auf  0,20  Gr.,  das 
Tetradrachmon  also  nicht  niedriger  als  17,27  Gr.  angesetzt  werden.') 


mmtt  Phyle  angedeutet  Benl^  p.  tU  f.  129  ff.  Lenormant  m  p.  49  ff.  Freilich 
erscheint  einmal  (p.  170)  auch  ein  N,  was  Beul^  für  ein  Versehen  des  Graveurs 
erklärt.  —  Die  bedentunff  der  zwei  oder  drei  Bachstaben  unter  der  Diota, 
weiche  BenU  p.  135  f.  auf  23  Gruppen  zurückführt,  ist  noch  nicht  enträtselt 
Da  dieselben  Zeichen  in  den  yerschiedensten  Serien,  die  wahrscheinlich  der 
Zeit  nach  weit  auseinanderliegen,  wiederkehren,  so  können  sie  nicht  die  Namen 
Ton  Magistraten  bezeichnen.  Beul6  vermutet,  dass  es  Zeichen  der  Terschiedeoea 
Werkstatten  der  Münze  von  Athen  sind.  Grotefend  Chronologische  Anordnung 
der  athenischen  Silbermünzen,  Hannover  1872,  S.  3  stimmt  dem  bei,  halt  aber 
daneben  die  Möglichkeit  offen,  dafs  die  Münzmeister  (also  die  technischen,  aaf 
die  Dauer  angestellten  Beamten)  damit  bezeichnet  worden  sind. 

1)  Die  Serien  mit  Monogrammen  behandelt  Beul^  p.  143 — 184,  di^enigen 
mit  abbrevierten  oder  ausgeschriebenen  Namen  p.  186—384.  Dafe  die  ersttfen 
Serien  der  Zeit  nach  den  letzteren  vorangehen ,  halt  mit  Recht  Lenormant  Sl 
p.  40  gegen  Grotefend  a.  a.  0.  S.  2 ff.  13 ff.  fest;  dasselbe  bestaUgt  weiter  R.  Weil 
in  H.  V.  Sybels  Historischer  Zeitschrift,  1881,  Bd.  10  S.  108. 

2)  Dafs  das  angegebene  Gewicht  von  17,47  Gr.  für  die  ältesten  Tetra- 
drachmen von  Prokescfa  gefunden  worden  ist,  und  dals  einzelne  Stücke  noch 
darüber  hinausgehen,  ist  bereits  oben  S.  209  Anm.  2  gezeigt  worden.  Freilich 
stehen  auch  viele  Stücke  darunter,  was  schwerlich  der  Abnutzung  allein  zutu- 
schreiben  ist  So  finden  sich  die  Gewichte  von  17,30  (->  266,9  Leake  p.  2S), 
17,15  (»  264,6  ebend.),  17,13  (»  254,3  ebend.),  17,05  f»  321  Blionnet  Desa. 
113, 19,  Poids  96),  16,95  (—  261,5  Leake),  16,85  (»  260  Northwick  74  Nr.  777). 
Man  münzte  also  schon  in  der  ersten  Periode  hfiafig  unter  dem  Normalgewicht, 
und  es  seheint  demnach  die  Verminderung  des  Münzgewichts  um  0,2  Gr.  in  der 
folgenden  Epoche  um  so  weniger  auffällig. 

3)  Das  besterhaltene  Tetradrachmon  dieser  Abteilung  fand  Prokesch  S.  7 
17,32  Gr.  (—  326  Par.  Gran)  schwer.  Einen  sehr  zuverlässigen  Wert  giebt  m 
schöne  Dekadrachmon  von  43,16  Gr.  (—666)  bei  Leake  p.  23,  welches  auf  eiae 
Drachme  von  4,32  und  ein  Tetradrachmon  von  17,27  Gr.  führt.  Damit  stinnt 


1 27. 5.  DIE  SILBERPRÄGUNG.  217 

Eine  bedeuteade  Abminderung  aber  hat  das  Gewicht  in  der  Periode 
erfahren,  welcher  die  Münzen  der  zweiten  Klasse  angeboren.  Hier 
übersteigt  das  Tetradrachmon  nur  noch  ausnahmsweise  das  Gewicht 
▼on  17  Gr.,  meistens  steht  es  zwischen  16,8  und  16,5  Gr.,  sinkt  aber 
noch  weit  herunter  bis  unter  16  Gr.^) 

5.  Wir  haben  die  verschiedenen  Epochen  der  athenischen  Prägung 
bisher  an  den  Tetradrachmen  verfolgt,  wo  sie  sich  am  deutUchsten  unter- 
sdieiden  lassen;  es  ist  nun  noch  einiges  über  die  übrigen  Nominale 
hnzuzufügen.  Das  Dekadrachmon  erscheint  in  der  zweiten  und 
dritten  Abteilung  der  ersten  Periode  in  einigen  schönen  Exemplaren;  die 


geiM»  4er  schwerste  attische  Goldstater  von  8,64  Gr.  and  die  schwerste  Gold- 
drmchme  von  4,32  Gr.  (§  28,  2  a.  E.).  Dieses  mindesteos  mufs  das  Gewicht  ge- 
wesen sein,  auf  welches  die  damalige  Prägung  fixiert  war;  die  Drachme  kam 
aJso  anf  0^05,  das  Tetradrachmon  auf  0,20  Gr.  unter  dem  Normalgewicht  aus, 
eine  fär  den  gewöhnlichen  Verkehr  schwerlich  hemerkhare  Verminderung,  da 
sie  nicht  viel  üher  t  Procent  ausmachte.  Freilich  stehen  die  uns  erhaltenen 
MuBieB  teils  infolge  der  Venintxung,  teils  weil  viele  weniger  sorgfältig  aus- 
geprägt sein  mögen,  meist  noch  etwas  niedriger.  Die  nächst  höchsten  Gewichte 
sind:  17,24  (»  d24Vs  Mionnet  p.  96),  17,22  (»  265,7  Leake  23),  17,21  (»  324 
Miomiet),  17,20  (—  323^/4  ebend.),  17,19  (—  265,3  Thomas  p.  204),  17,17  (->  265 
Leake  Suppl.  p.  115),  17,14  (—  264,5  Leake  23),  17,13  (»  264,3  ebend.),  17,10 
(— >  322  Mionnet).  Mehrere  Stücke  von  noch  geringerem  Gewicht  müssen  merk- 
lich Terloren  haben.  Die  Tetradrachmen,  welche  Prokesch  unter  der  dritten 
Klasse  begreift,  während  sie  nach  der  obigen  Gruppierung  in  die  zweite  Abteilung 
der  ersten  Klasse  eingeschoben  worden  sind  (S.  214.  215  Anm.  1.  2),  wiegen 
■ach  jenem  nicht  über  17,04  Gr.  (<-r  320  S.  7).  Das  Dekadrachmon  im  Berliner 
KaUnett  (Friedlaender  u.  y.  Sallet  S.  61)  wiegt  42,65  Gr.,  entspricht  also  einem 
Tetradrachmon  von  17,06  Gr. 

1)  Ein  selten  hohes  Gewicht  eines  Tetradrachmons  mit  Monogrammen, 
also  der  zweiten  Klasse  angehörig,  ist  das  von  17,14  Gr.  (^  264,5)  bei  Leake 
p.  24;  andere  stehen  auf  16,89  (»  318  Mionnet  p.  97),  16,85  (»  260  Northwick 
p.  74),  16,81  (—  316  Vs  zwei  bei  Mionnet  p.  97)  und  so  stufenweise  abwärts 
bU  16,00  («=  301 V4  Mionnet  p.  97),  15,80  (—  29771  ebend.).  Von  den  Tetra- 
Drachmen  der  zweiten  Abteilung,  auf  denen  die  Magistratsnamen  in  gewöhn- 
Ikbef  Schrift  erscheinen,  sind  die  höchsten  Gewichte  17,61  (*  271^4  Hunter 
p.  53,  vergl.  Barth^lemy  Voyage  VII,  tabU  XI  p.  LV),  ein  übermünztes  Stück; 
17,13  (»  322*/!  Mionnet  p.  102),  17,11  (->  264,1  Mus.  Brit  p.  126),  17,02 
(«B  262,7  Leake jp.  24).  Dies  sind  seltene  Ausnahmen;  die  meisten  Stücke  stehen 
weit  unter  17  Gr.,  wie  folgende  Übersicht  der  bei  Mionnet  p.  98—103  aufge- 
Ohrten  mit  Ausschlufs  der  vemutzten  oder  verstümmelten  zeigt:  Das  höchste 
Gewicht  nächst  dem  eben  erwähnten  Ton  17,13  Gr.  ist  16,86  Gr.;  von  da  bis 
16,80  Gr.  stehen  achtzehn  Stücke,  bis  16,70  siebzehn,  bis  16,60  zweiundzwanzig, 
bis  16^  zwanzig,  bis  16,00  einundfunfzig,  darunter  bis  15,38  vierzehn.  Ganz 
ähnliche  Resultate  ergeben  die  übrigen  gröfseren  Sammlungen,  wonach  als  fest- 
fleheod  betrachtet  werden  kann,  daJb  das  Tetradrachmon  meser  Periode  normal 
aof  rdcfalich  16,8  bis  16,7  Gr.,  durchschnittlich  aber  noch  niedriger  ausgeprägt 
wurde;  doch  so,  dafs  im  ganzen  noch  mehr  Stücke  über  16,5  als  darunter 
ttebeo.  So  fixiert  auch  Beul^  p.  105  f.,  der  mehr  als  1000  Tetradrachmen  der 
jüngeren  Prägung  unter  den  Händen  gehabt  zu  haben  versichert,  das  Dnrch- 
icfcnitlsgewiejfit  zwischen  16,6  und  16,5  Gr. 


218  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  §27,5. 

Prägung  desselben  begann  wahrscheinlich  schon  kurz  vor  den  Perser- 
kriegen, ist  aber  wohl  nie  in  ausgedehnterem  Mafsstab  ausgeübt  worden, 
und  hat  vor  Beginn  der  zweiten  Periode  wieder  aufgehört,  i)  Auch  das 
dufserst  seltene  Didrachmon  ist  nur  noch  in  der  älteren  Zeit  bisweilen 
geschlagen  worden,  in  der  zweiten  Periode  erscheint  es  nicht  mehr.^) 
Die  Drachme  ist  nicht  selten  sowohl  in  der  ersten  als  in  der  zweiten 
Periode;  das  Gewicht  entspricht  dem  des  gleichzeitigen  Tetradrach- 
mons.^)  Was  endlich  die  Teilmttnzen  der  Drachme  anlangt,  so  zeigt 
sich  die  auffallende  Erscheinung,  dafs  sie  vollständig  nur  in  der  zweiten 
und  dritten  Abteilung  der  ersten  Klasse  vertreten  sind.  In  der  ersten 
Abteilung,  also  der  Zeit  der  ältesten  Prägung,  lassen  sich  mit  Sicherheit 
nur  die  Hälfte  und  das  Sechstel  der  Drachme,  Triobolon  und  Obolos 
belegen,  aber  auch  das  Zwölftel  oder  Hemiobolionist  ohne  Zweifel 
schon  damals  geschlagen  worden.  4)  Darauf  folgte  die  Periode  der  man- 

1)  Zwei  Dekadrachmen,  welche  der  zweiten  Abteilung  der  ersten  Periode 
angehören,  beschreibt  Leake  p.  23;  die  Gewichte  sind  43,16  («666)  und  42,70 
<«  659,1).  Ein  drittes  Ton  43,03  Gr.  (»  664)  war  in  der  Thomasschen  Samm- 
lung (Gatal.  p.  203,  abgebildet  bei  Bröndsted  Reisen  in  Griechenland  n  p.  189). 
Ein  viertes  Ton  42,65  Gr.,  aus  der  Sanunlung  des  Grafen  von  Prokescb-Osten 
stammend,  befindet  sich,  wie  Jul.  Friedlaender  auf  ergangene  Anfrage  mir  freund- 
lichst bestätigte,  jetzt  im  Berliner  Kabinett  (Prokesch  Ined.  1854  S.  261,  Fried- 
laender und  y.  Sallet  S.  61).  BeuU  (p.  47  f.)  hat  mehrere  Stücke  in  Paris,  London 
und  Athen  geprüft  und  sich  von  ihrer  Echtheit  überzeugt;  ihr  Gepräge  gehört 
nach  ihm  der  schönsten  Epoche  der  Kunst,  also  der  dritten  Abteilung  an. 

2)  Die  erhaltenen  Didrachmen  scheinen  samtlich  der  zweiten  Abteilong 
anzugehören.  Die  Gewichte  sind  8,50  Gr.  (Berliner  Kabinett,  Friedlaender  in 
der  Wiener  Numism.  Zeitschr.  1870  S.  20.  27),  8,4t  Gr.  (—  129*/4  Mus.  Hont 
p.  56),  8,39  (« 129,5  Leake  p.  24),  8,21  (—  126,7  Mus.  Brit  p.  125).  Ein  viertes 
gleich  schweres  in  der  Pariser  Sammlung  (Mionnet  p.  96  «  154Vs))  n>eh  der 
Abbildung  bei  Beul^  p.  52  offenbar  der  zweiten  Abteilung  zugehörig,  ist  durch- 
löchert. Prokesch  S.  8  kennt  ebenfalls  nur  ein  Stück,  welches  am  Rande  be- 
schnitten ist  und  7,49  Gr.  (<-r  141)  wiefft 

3)  Prokesch  S.  8 :  *Die  Drachme  der  zweiten  und  vierten  Klasse  (nach 
unserer  Gruppierung  Klasse  I  Abteilung  2,  und  Klasse  II)  ist  nicht  selten;  tod 
derjenigen  der  ersten  und  dritten  ist  uns  keine  bekannt'.  Doch  giebt  Beule 
p.  52  die  Abbildung  einer  Drachme  von  ältestem  Stil,  die  demnach  der  ersten 
Abteilung  zuzuordnen  ist;  einige  andere,  welche  p.  54 f.  abgebildet  sind,  ver- 
setzt derselbe  in  die  Zeit  des  Perikles  und  weiter  abwärts;  sie  müssen  also 
teilweise  der  dritten  Abteilung  angehören.  Die  höchsten  Gewichte  sind :  Klasse  I 
Abteilung  2:  4,30  (—  81  Prokesch  »  66,4  Leake  p.  24),  4,26  (—  65,7  Mus.  BriL 
p.  125),  4,21  (—  797«  Mionnel  Descr.  II  p.  115, 38,  Poids  p.  97),  desgleichen  4,21 
(»  65  Leake  p.  24,  Durchschnitt  von  vier  Stücken);  —  Klasse  D  Abteilung  1: 
4,06  (—  62,7  Leake),  4,04  (-»  76  Mionnet  p.  97),  4,02  (-»  62  Leake);  —  Ab- 
teilung 2 :  4,15  (»  64  Northwick  p.  75,  Leake  Suppl.  p.  116),  4,14  (—  78  Prokesch 
S.  8,  möglicherweise  auch  der  vorhergehenden  Abteilung  zugehörig),  4,03  («-  62,2 
Mus.  Brit  p.  127). 

4)  Prokesch  S.  10  teilt  Triobolen  von  2,178  Gr.  (—  41)  dieser  Periode  zu. 
Ober  den  Obolos  vergl.  denselben  S.  9,  Ined.  S.  258.  Ein  offenbar  hierher  zu 
rechnendes  Stück  bei  Leake  p.  25,  welches  0,894  Gr.  (—  13,8)  wiegt,  ist  etwas 


I  r„  5.  DIE  SILBERPRÄGUNG.  219 

nigfaltigsten  Siiberprfigung,  in  welcher  aurser  den  genannten  Nomi- 
nalen 0  ^as  Tetrobolon,  Diobolon,' Tribemiobolion,  Tri- 
temorioD  und  Tetartemorion^)  erscheinen.  Auch  Pentobolen 
siOsseo  gegen  das  Ende  dieser  Periode  gemünzt  worden  sein.  3)  Ganz 
anders  gestaltete  sich  die  PrSgung  zu  der  Zeit,  welcher  die  MOnzen  der 
zweiten  Klasse  angehören.  Hier  kommt  von  Teilmünzen  der  Drachme 


«bermlknzt  Bei  aDdern  Oboleo  sowie  bei  einigen  Hemiobolien  lafst  sich  wegen 
der  mangelhaften  Beschreibung  nicht  ausmachen,  ob  sie  dieser  Periode  cäer 
der  nächsten  angehören. 

1)  Triobolon  2,138  (»33  Leake  p.  25  »  4OV4  Prokeseh  S.  10),  2,126 
(»  32,8  Leake),  2,093  H  32,3  Leake,  Durchschnittsgewicht  von  sechs  Stacken), 
2,071  (—  39  Mionnet  p.  97,  Prokeseh  S.  10),  2,058  (=  38«/4  Mionnet)  u.  s.  w. 
—  Ob  Glos  0,717  (»  13*/!  Prokeseh  S.  10),  0,713  («-  11  Leake  p.  25),  0,703 
(«.  131/4  Mionnet  p.  96)  und  häufig  darunter.  Vierzehn  Stücke  bei  Leake  wiegen 
\m  Durchschnitt  0,680  (»  10,5).  —  Hemiobolion  0,372  (»  7  Mionnet  Descr. 
np.  114,  28,  Poids  p.  96,  gehört  vielleicht  der  ersten  Periode  an),  0,350  (—  5,4 
Leake)  und  öfters  darunter.  Vierzehn  Stücke  bei  Leake  geben  im  Durchschnitt 
0,318  (=  4,9). 

2)  Das  Tetrobolon  ist  daran  kenntlich,  dafs  auf  der  Rückseite  zwei 
Eulen  erscheinen ,  wie  auch  Poll.  9,  63  angiebt  Die  höchsten  Gewichte  sind 
2,842  (—  53  V»  Mionnet  p.  97),  2,815  (—  53  Prokeseh  S.  10),  2,611  (—40,3  Leake 
p.  25).  Der  Stil  des  Pallaskopfes  weist  bei  einigen  auf  die  zweite,  bei  andern 
auf  die  dritte  Abteilung  der  ersten  Klasse  hin.  —  Das  Diobolon  hat  auf  der 
Rückseite  zwei  Eulen ,  die  in  einen  Kopf  zusammengehen ,  es  wiegt  maximal 
1,434  (=»  27  Prokeseh  S.  10),  1,374  (=  21,2  Mus.  Brit.  p.  125,  Leake  p.  25), 
1,361  (—21  Leake  SuppL  116).  —  Das  Trihemiobolion  zeigt  die  Eule  mit 
weit  geöffneten  Flügeln,  es  gehört  der  zweiten  und  dritten  Abteilung  an  und 
wiegt  1,050  (—  16,2  Leake  p.  25),  1,037  (—  16  Leake),  1,009  (—  19  Prokeseh 
S.  11).  Ein  älteres  Stück  mit  abweichendem  Gepräge  bei  Leake  p.  25  wiegt 
1,082  (—16,7).  —  Das  Tritemorion  hat  auf  der  Rückseite  drei,  das  Te- 
tartemorion  eine  Mondsichel;  das  erstere  wiegt  maximal  0,544  («e  IOV4 
BTionnet  p.  97),  0,531  (—  8,2  Leake  SuppL  p.  116  —  10  Prokeseh  S.  11),  0,518 
|n>  8  Leake  p.  25),  das  letztere  0,186  (—  3V«  Mionnet  p.  97,  Prokeseh  S.  12), 
0,168  (—  2,6  Mus.  Brit.  p.  126).  Daneben  erscheint  noch  eine  Klasse  kleiner 
Siibermünzen  mit  einem  cylindrischen  Gefäfse  auf  der  Rückseite  im  Gewicht 
von  0,27  (—  5  reichlich,  Prokeseh  S.  11)  und  0,26  Gr.  (—  4  Leake  p.  26).  Sie 
sind  zu  schwer  um  als  Tetartemorien  gelten  zu  können,  wofür  sie  von  Leake 
gehalten  werden;  eher  könnte  man  sie  als  leicht  geprägte  Hemiobolien  be- 
trachten. Schwerlich  hat  es  jemals  Trihemitartemorien  gegeben,  welches 
bedmkliche  Nominal  Prokeseh  und  BeuU  p.  13.  54  aufstellen. 

3)  Leake  p.  24  beschreibt  eine  attische  Münze  von  eigentümlichem  Gepräge. 
Die  Eule  auf  der  Rückseite  hält  den  rechten  Flügel  offen,  der  linke  bleibt  fast 
ganz  hinter  dem  Körper  verborgen,  im  Felde  nach  rechts  erscheint  eine  aufrecht 
stehende  Diota  und  eine  kleine  Mondsichel  (abgebildet  bei  Beul^  p.  56).  Das 
Gewicht  beträgt  3,26  Gr.  (—  50,3).  Das  Stück  ist  mit  Leake  jedenfalls  als 
Pentobolon  anzusehen.  Ein  anderes,  welches  3,45  Gr.  (»■  65)  wiegt,  wird  von 
Prokeseh  S.  19  aufgeführt  (abgebildet  Inedita  1854  Taf.  II  Fig.  75).  BeuU  (p.  57) 
kennt  überhaupt  sechs  Pentobolen.  Der  Zdt  nach  bilden  diese  Münzen  den 
Übergang  von  der  ersten  zur  folgenden  Periode,  was  am  deutlichsten  aus  dem 
Erscheinen  der  Diota  hervorgeht  Vergl.  Prokeseh  S.  19  und  Inedita  S.  260  f., 
Beuli  p.  58.  Dafs  das  Nominal  von  Aristophanes  genannt  wird,  ist  schon  oben 
(S.  211  Anm.  5)  bemerkt  worden. 


220  ATTISGHES  MONZWESEN.  |  27, 6. 

nur  noch  das  Triobolon,  und  audi  dieses  selten,  vor  i),  ein  sicherer  Be- 
weis dafür,  dafs  seitdem  die  geringeren  Werte  durch  Kupfermünzen 
dargestellt  wurden.  2) 

6.  Die  Zeit,  welcher  die  verschiedenen  Perioden  der  Prägung 
Athens  angehören,  Iftlst  sich  bei  dem  Hangel  an  bestinunten  Daten  nur 
annäherungsweise  bestimmen.  Ein  am  Berge  Athos  aufgefundener 
Schatz  enthielt  aufser  300  Golddareiken  auch  100  attische  Tetra- 
drachmen, welche  sämtlich  der  zweiten  Abteilung  und  zwar  dem 
ältesten  Teile  derselben  angeboren.  3)  Das  hohe  Gewicht  der  Dareiken 
und  andere  Umstände  weisen  darauf  hin ,  dafs  der  Schatz  zur  Zeit  der 
Perserkriege  vergraben  worden  ist;  wir  sehen  also,  dafs  die  Prägung 
Athens  schon  zu  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  auf  der  Stufe  ange- 
langt war,  welche  die  Münzen  der  zweiten  Abteilung  darstellen.^) 
Weiter  folgt  daraus,  dafe  die  Prägung  der  Pallasmünzen,  wie  wir  sie  in 
der  ersten  Abteilung  finden,  noch  um  etwas  früher  anzusetzen  ist.  An- 
dererseits scheint  es  festzustehen,  dals  von  den  uns  erhaltenen  Münzen 


1)  BeuI6  p.  85.  Leake  Suppl.  p.  116  und  Enrop.  Gr.  p.  25  führt  zwei  Trio- 
bolen  mit  Magistratsnamen  auf.  Das  erstere  wiegt  2,074  (»»  32),  das  andere 
2,009  (—  31). 

2)  Beul^  p.  86.   Yergl.  unten  §  28,  4. 

3)  Der  Fund  ist  angezeigt  von  Borreli  im  Numismatic  chronicle  VI,  1844, 
p.  153.   Yergl.  auch  Prokesch  S.  17  Anm. 

4)  Als  nicht  stichhaltig  hat  sich  ein  anderes,  von  Leake  aufgeführtes  Argu- 
ment erwiesen.  Eine  ziemliche  Anzahl  griechischer  Münzen,  welche  der  Zeit  der 
Perserkönige  Dareios  und  Xerxes  angehören,  zeigen  ein  eigentümliches,  offen- 
bar erst  nach  der  Prägung  eingeschlagenes  Zeichen.  Es  ist  ein  breiter,  tiefer  Ein- 
schnitt, der  Ton  der  Mitte  nach  dem  rechten  Rande  geht  Mehrere  so  markierte 
Stücke  hat  Leake  Num.  Hell.  Kings  p.  1  und  19,  Asiat.  Gr.  127,  Enrop.  Gr.  23 
und  157  beschrieben.  Der  Einschnitt  befindet  sich  auf  Münzen  von  Alexander  1 
Ton  Makedonien,  dem  Zeitgenossen  des  Dareios  und  Xerxes,  ferner  auf  solchen 
von  Getas,  König  der  Edoner,  der  um  520  regierte,  sowie  auf  einer  derseib^ 
Zeit  angehörenden  Münze  der  Bisalter  in  Thrakien ,  sehr  häufig  auch  auf  kiii- 
kischen  Münzen  aus  der  Zeit  der  persischen  Herrschaft.  Genau  dieselbe  Marke 
erscheint  nun  auch  nicht  blofs  auf  einem  attischen  Tetradrachmon  mit  Pallas- 
kopf,  welches  nach  Form  und  Stil  der  ältesten  Prägung  angehört  (abgebildet 
Mus.  Brit.  Tab.  VI,  10,  beschrieben  von  Leake  p.  22),  sondern  auch  auf  einem 
Dekadrachmon,  welches  bereits  dem  zweiten  Abschnitte  der  athenischen  Prägung 
angehört  (beschrieben  von  Leake  p.  23).  Indem  nun  Leake  in  dem  Einschnitte 
eine  Art  Stempel  vermutete,  den  die  Perser  zur  Zeit  ihrer  Herrschaft  in  den 
betreffenden  Gegenden  auf  den  Münzen  anbrachten,  um  anzuzeigen,  dals  sie 
als  Gourant  gültig  sein  soUten,  und  insbesondere  nachwies,  dafe  anlangend  die 
makedonischen  und  thrakischen  Münzen  die  Zelt  der  Stem|>elung  in  die  Perser- 
kriege zu  setzen  sei,  so  lag  der  Schlufs  nahe,  dafs  auch  die  erwähnten  atheni- 
schen Münzen  in  dersdben  Epoche  so  markiert  worden  seien.  Dagegen  bat 
Brandis  S.  267  gezeigt,  daüs  diese  Einschnitte,,  welche  überhaupt  nur  auf  grofsen 
Stücken  vorkommen,  zu  den  verschiedensten  Zeilen  gemacht  worden  sind  m 
Echtheit  und  etwa  auch  Feingehalt  der  einzelnen  Exemplare  zu  probieren,  dau 
also  ein  chronologischer  Beweis  daraus  nicht  zu  entnehmen  sei. 


ir,l.  CHRONOLOGIE  D£R  SILBERPRÄGUNG.  221 

keine  bis  in  Peisistratos'  Zeit,  geschweige  denn  in  eine  frühere  Epoche, 
luDaufreiche.i)  Es  ist  also  der  Ausgang  des  sechsten  Jahrhunderts, 
etwa  die  Regierungszeit  der  Peisistratiden  (527 — 510),  als  die  früheste 
bis  jetzt  bekannte  Prägungsperiode  anzusetzen.^)  Bald  darauf,  etwa  um 
das  Jahr  500  oder  wenig  spater,  muTs  dann  die  kunstvollere  Prägung, 
welche  nach  der  obigen  Darstellung  die  Münzen  der  zweiten  Abteilung 
leigen,  begonnen  haben.^  Bei  dieser  Ausprägung  ist  der  Staat,  dessen 
€eroeinwesen  sich  nach  den  Perserkriegen  stetig  und  geordnet  ent- 
wickelte, lange  Zeit  stehen  geblieben.  Das  Gewicht  war  zwar  nicht 
mehr  das  ToUe  und  normale  ?on  17,46  Gr.  ftlr  das  Tetradrachmon, 
aber  es  hielt  sich  ohne  grofse  Schwankungen  auf  dem  Fufse  von 
17,2  Gr.  Einmal,  wahrscheinlich  unter  der  Regierung  des  Perikles, 
stofsen  wir  auf  eine  merkliche  Änderung  der  Pillgung,  die  aber  nur 
als  eine  rorübergehende  zu  betrachten  ist  Es  sind  dies  die  Münzen 
der  dritten  Abteilung  4),  wo  Hand  in  Hand  mit  der  höchsten  Vollendung 
des  StOs  eine  merkliche  Verminderung  des  Gewichtes  geht.  Indes 
wurde  dadurch  die  gewöhnliche  Prägung  nur  zeitweilig  unterbrochen; 
im  wesentlichen  scheint  die  zweite  Epoche  bis  auf  die  makedonische 
Zeitsich  zu  erstrecken. &)  Dafür  sprechen  folgende  Gründe.  Alexander 
führte,  wie  später  (§  31,  3) gezeigt  werden  wird,  den  attischen  Fufs 
in  der  Silberprägung  seines  Reiches  ein.  Nun  ist  es  zwar  nicht  unge- 
wöhnlich, dafs  mit  der  Aufnahme  einer  neuen  Prägung  auch  eine 
kkioe  Erhöhung  des  Münzgewichtes  eintritt;  aber  es  wäre  doch  kaum 
gtanbüch,  dafs  Alexander  seine  Tetradrachmen  auf  17,2  Gr.  und  darüber 
ausgemünzt  hätte,  wenn  die  Mehrzahl  der  kursierenden  attischen  Tetra- 
dracbmen  schon  das  niedrige  Gewicht  von  16,8  bis  16,5  Gr.  gehabt 
hätte,  welches  wir  in  der  zweiten  Hauptperiode  finden.  Dagegen  zeigt 
sich  dieselbe  Abminderung  des  Gewichts  auf  16,8  Gr.  und  darunter  in 
den  Münzen  der  Reiche,  die  nach  Alexanders  Tode  aus  der  Gesamt- 
monarchie   sich  bildeten  und  den  attischen  Münzfufs  beibehielten. 

1)  Imhoof-BIomer  in  den  Monatsber.  der  Berliner  Akad.  1881  S.  656. 

2)  Yergl.  oben  S.  212  mit  Anm.  5. 

3)  b  die  Zeit  der  Perserkriege  setxen  den  Anfang  der  zweiten  Münz- 
$o€lie  Prokesch  S.  14  und  Beul^  p.  36.  Letzterer  denkt  sie  gleichzeitig  mit 
TMoustoldes  und  Kimon. 

4)  Aocb  Prokescb  S.  15  und  Beul^  p.  38  f.  setzen  die  Münzen  dieser  Klasse 
i«  das  Zeiultcr  des  Perikles. 

5)  Prokescb  S.  15,  womit  auch  BeuU  p.  41  äbereinstimmt,  nur  da£s  er 
^faei  der  zweiten  Abteilung  (Zeit  vor  Perikles)  und  der  dritten  (Zeitalter  des 
rerikies)  noch  eine  vierte,  die  Zeit  nach  Perikles  bis  auf  Demosthenes  und 
Alcttndcre  Tod  unterscheidet   Diese  vierte  ßllt  mit  der  zweiten  bei  Prokesch 


222  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  §27,6. 

Wichtig  ist  ferner  der  Umstand,  dafs  der  Stil  des  späteren  Gepräges, 
die  Aufnahme  von  accessorischen  Typen  auf  der  Rückseite,  die  mehr 
abgerundete  und  plattere  Form  der  Stücke  sich  deutlich  als  Nachahmung 
der  Münzen  Alexanders  zu  erkennen  geben,  i)  Auch  das  ist  beachtens- 
wert, dafs  die  Buchstaben  auf  der  Diota,  welche  die  Zahlzeichen  von  1 
bis  12  darstellen  und  die  nur  in  wenigen  Serien  fehlen,  offenbar  den 
zwölf  Phylen  entsprechen,  die  zuerst  eine  kürzere  Zeit  nach  dem  J.  307 
und  dann  nach  Verlauf  einer  Zwischenperiode,  in  der  es  anfangs  zehn, 
dann  elf  Phylen  gegeben  hatte,  seit  dem  J.  200  in  Athen  bestanden. 
Also  auch  das  weist  auf  die  Zeit  nach  Alexander  hin.  Freilich  wird 
dadurch  nicht  ausgeschlossen,  dab  die  ältesten  Tetradrachmen  der  neuen 
Prägung  noch  gleichzeitig  mit  Alexander  geschlagen  sein  können,  wahr- 
scheinlidi  ist  auch .  die  Änderung  nicht  mit  einem  Male  und  plötzlich 
vor  sich  gegangen ;  jedenfalls  aber  werden  wir  der  Wahrheit  am  nächsten 
kommen,  wenn  wir  die  Epoche,  seit  welcher  die  jüngere  Prägung  die 
allgemein  herrschende  wurde,  bald  nach  Alexanders  Tode  beginnen 
lassen. 2)  Die  Namen  der  die  Münze  beaufsichtigenden  Magistrate,  über 
deren  Benennung  und  Geschäftskreis  Genaueres  nicht  fest  steht  ^j,  er- 
scheinen seitdem  zuerst  in  Monogrammen  auf  der  Rückseite;  man  blieb 
aber  dabei  vermutlich  nicht  lange  Zeit  stehen  4),  sondern  schrieb  sie 

t)  G.  0.  Mfiller  Handbuch  der  Kunstgesch.  S.  169  (Ausgabe  von  Welcker^ 
Beul^  p.  99  f. 

2)  Beul^  p.  93—100,  Lenorinant  III  p.  39.  Abweichend  hierron  labt  Prokesch 
S.  15  die  jfingere  Prägung  erst  zur  Zeit  der  Eroberung  Korinths  mit  Beginn  der 
römischen  Oberherrschaft  anfangen  und  sie  bis  in  die  Hadrianische  und  nächste 
Kaiserzeit  bestehen.  Grotefend  Chronologische  Anordnung  der  athenischen  Silber- 
mQnzen,  Hannover  1872,  S.  2.  14  setzt  den  ^fang  der  jüngeren  Prägung  100 
Jahre  nach  Alexanders  Tod. 

3)  Nach  Beul6  p.  109—116,  dessen  Darstellung  von  Grotefend  a.  a.  0.  in 
mehreren  Punkten  berichtigt  und  erweitert  ist,  und  Lenormant  10  p.  39—52 
bezeichnet  der  an  erster  Steile  stehende  Name  den  Magistrat,  welcher  die  oberste 
Aufsicht  Ober  die  Münze  lediglich  als  Ehrenamt,  in  der  Regel  jährlich,  oder 
durch  Wiederwahl  zwei  oder  mehrere  Jahre,  führte.  Hier  erscheinen  eioigemal 
bekannte  Persönlichkeiten,  wie  der  König  Mithridates,  Antiochos  IV,  beror  er 
König  war,  der  Tyrann  Aristion  u.  a.  Den  zweiten  Platz  nimmt  der  Name  des 
eigentlichen  Vorstehers  der  Münze  ein,  dessen  Amt  eine  jährlich  wechselnde 
Leiturgie  war.  An  dritter  Stelle  erscheinen  auf  mehreren  vollständig  erhaltenen 
Serien,  je  nach  der  Zahl  der  Phylen,  zwölf,  zehn  oder  elf  wechselnde  Namen, 
offenbar  eine  Behörde,  deren  Mitglieder,  aus  den  einzelnen  Phylen  gewählt, 
nach  den  Prytanieen  wechselten.  Sie  führten  wahrscheinlich  die  Kontrolle  Ober 
die  Ausmünzung.  Ihre  Benennung  war  vielleicht  aoxovras  rav  aoyvoütv  (Leno^ 
mant  lU  p.  51). 

4)  Beul^  p.  143  nimmt  für  die  Epoche  der  Monogramme  nur  die  kurze  Zeit 
von  30  bis  35  Jahren  nach  dem  lamischen  Krieffe  (323)  an.  Ober  die  abwei- 
chende, aber  nicht  stichhaltige  Ansicht  Grolefends,  dafs  die  Serien  mit  ^^^ 
grammen,  statt  an  den  Anfang,  an  das  Ende  der  ganzen  Periode  gehören,  vergl. 
oben  S.  216  Anm.  1. 


§3S,i.  DIE  GOLDPRÄGUNG.  223 

sehr  bald  teils  abgekürzt  teils  vollständig  mit  den  gewöhnUcben  Buch- 
staben. In  dieser  Weise  prägte  Athen  noch  zwei  Jahrhunderte  lang 
seine  Tetradrachmen  fort  Aber  in  der  Kaiserzeit  hat  es  das  Mttnzrecht 
lilr  Silber,  welches  der  römisdie  Staat  Oberhaupt  nur  mit  seltenen  Aus- 
nahmen damals  noch  bestehen  liefs,  verloren.  Die  Beweise  dafür  sind 
zwar  nur  negativer  Art,  aber  nichtsdestoweniger  bindend. i)  Ja  es  hat 
wahrscheinlich  schon  seit  der  Erstürmung  der  Stadt  durch  Sulla  i.  J.  86 
die  Silberprägung  aufgehört  2) 

§  28.   Die  Gold-  und  Kupferprägung. 

1.  Aus  der  vorhergehenden  Darstellung  ergiebt  sich,  wie  man- 
nigfaltig und  ausgedehnt  die  Silberprägung  in  Athen  gewesen  ist;  auch 
wird  später  (§  29,  1)  noch  besonders  darauf  hingewiesen  werden,  dafs 
das  Silber  daselbst  stets  das  eigentliche  Courant  des  Staates  gebildet 
hat  Dagegen  ist  das  Gold  so  sparsam  ausgeprägt  worden ,  dafs  man 
lange  daran  gezweifelt  hat,  ob  es  überhaupt  athenische  Goldmünzen 
gebe.^  Freilich  miisachtete  man  dabei  das  Zeugnis  des  Pollux  ^),  der 
aosdrOcklich  attische  Goldstatere  erwähnt.  Neuerdings  ist  jeder  Zweifel 
dadurch  gehoben  worden,  dafs  verschiedene  Goldmünzen  von  echtem 
attischen  Gepräge  bekannt  worden  sind.^)  Wie  dadurch  einerseits  die 
Thatsache  der  Goldprägung  selbst  festgestellt  ist,  so  weist  andererseits 
die  grofse  Seltenheit  dieser  Münzen  gegenüber  dem  so  zahhreichen  uns 
noch  erhaltenen  Silbergeide  darauf  hin ,  dafs  die  Ausmünzung  in  Gold 
immer  nur  in  sehr  beschränktem  Mafsstabe  stattgefunden  hat.  Eine 
Ausnahme  davon  machte  die  Notprägung  i.  J.  407 ,  über  welche  uns 
Aristophanes  ^)  einige  Andeutungen  giebt.  Grofse  Rüstungen  erfor- 
derten damals  au  fserordentUche  Summen  Geldes,  die,  nachdem  der  Krieg 
schon  so  viel  verschlungen  hatte,  auf  gewöhnlichem  Wege  nicht  be- 

1)  Beal^  p.  100  f. 

2)  Mommsen  S.  692  (Tradact  Blacas  UI  p.  282  f.),  R.  WeU  in  H.  v.  Sybels 
Historischer  Zeitschrift  1881,  Bd.  10  S.  108. 

3)  Eckhel  Doctr.  Dom.  vol.  I  p.  XU  f.  II  p.  206  f.  und  nach  ihm  andere. 
VergL  Beul6  p.  59. 

4)  9,  53  wird  das  kleine  Goldtalent  auf  r^alc  x^irovs  \4Trutovi  bestimmt. 
Aach  in  den  Gitaten  ans  Aristophanes  und  Eopolis,  die  er  |  58  anführt,  denkt 
<r  sich  offenbar  attische  Goldstatere.  wie  die  spatere  Erwähnnng  der  Jaoentoi 
»».s-w.  xeigt  Sonst  ist  wohl  an  den  meisten  Stellen,  wo  Attiker  Ton  Gold- 
^teren  reden,  persisches  oder  spater  makedonisches  Gold  gemeint. 

5)  Zusammengestellt  von  BeuU  p.  60  ff.  Die  Gewichte  sind  unten  S.  224 
^  4  und  S.  227  Anm.  2  verzeichnet.  Yergl.  auch  Friedlaender  in  der  Berliner 
Ztttsdmft  für  Numism.  1878  S.  3  f. 

^    6)  Ran.  720  ff.  und  dazu  der  Scholiast.  Yergl.  Böckh  Staatsh.  P  S.  33  Anm.  gy 
w«le  p.  70. 


224  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  f  2S,  2. 

schafft  werden  konnten.  Es  wurden  daheranstatt  der  alten  gut  justierten 
Silbermttnzen  Goldstücke  ausgeprägt,  die  freilich  so  stark  legiert  waren, 
dafs  sie  Aristophanes  geradezu  schlechte  Kupferstücke  nennt  Sie 
müssen  sehr  bald  beträchtlich  unter  ihren  Nominalwert  gesunken  und 
später  wieder  aus  dem  Verkehr  verschwunden  sein. 

2.  Das  Gold  wurde  auf  dasselbe  Gewicht  und  im  ganzen  auch  auf 
dieselben  Nominale  wie  das  Silber  ausgeprägt.  Nur  war  das  Ganzstück 
kein  Tetradrachmon,  sondern  eine  halb  so  schwere  Münze,  nachgebildet 
dem  leichten  Shekel  Goldes  des  babylonischen  Systems  ^)  und  deshalb, 
abgesehen  von  der  geringen  Erh(Vhung  des  Gewichtes  (§  25,  4. 46,  12), 
dem  Goldstück  des  Krösos  und  dem  persischen  Dareikos  entsprechend 
(§  23,  4.  45,  7).  Sie  hiefe  bei  den  Athenern  Goldstater  oder  auch 
schlechthin  S  tat  er,  und  galt  dem  Solonischen  System  gemäfe  als  Di- 
drachmon.^)  AuÜBerdem  gab  es,  wie  beim  Silber,  Drachmen')  und  weiter 
abwärts  die  fWlher  (§  27,  1)  angegebenen  Teile  derselben ;  ja  es  wurde 
beim  Gold  auch  der  Viertelobolos  noch  einmal  halbiert. 4)  So  übertrug 
man  auch  die  gewöhnlich  nur  für  das  Silber  gebräuchlichen  Gewichtsaus- 
drücke auf  das  Gold;  man  rechnete  nach  Drachmen  und  Obolen  Goldes^), 
und  ebenso  begegnen  uns  Minen  und  häufiger  noch  Talente  Goldes.^) 

1)  Brandis  S.  61,^Qod  vergl.  oben  $  23,  1,  unten  $  42, 12.  45,  8. 

2)  Pol].  4,  173:  o  x^ffove  craTfj^  9vo  rjy»  9(>ttXfio,i  l^trtxas,  wonach  die 
Stelle  des  Poiemtrch  bei  Hesych.  unter  x^covq  zu  erklaren  ist.  Die  verschie- 
denen  Ausdrücke  für  den  Goldstater  sind :  x9^^*^  atarrj^  Aristoph.  Flut  616, 
Poll.  4, 173.  9,  57;  crarriQ  x^cCov  Eupolis  bei  PoU.  9,  5S;  arartjQ  x^^  ^^^^ 
Euthyd.  p.  299  E;  häufig  inaxrjQ  ohne  Zusatz,  wie  bei  Arist  Nub.  1041,  [Piat] 
Eryx.  p.  400  A,  Isokr.  17,  35  u.41.  15, 156.  Die  Benennung  x^cdvi,  die  nach 
HarpokratioD  unter  Ja^eixos  die  Attiker  ebenfalls  gebrauchten,  ist  besonden 
bei  Späteren  üblich,  so  bei  Polyb.  1,  66,  6.  4,  46,  3,  Piut  Per.  25  u.  ö.  Ver^ 
auch  die  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  unter  x^imtovc  cranj^  und  x^^ 
nachgewiesenen  Stellen,  ^ajrj^es  schlechthin,  wahrscheinlich  Goldstatere, 
kommen  vor  im  G.  I.  Attic.  I  Nr.  185.  191.  214  (p.  93).  Die  Bezeichnungen  fSr 
die  kyzikenischen  und  lampsakenischen  Statere  sind  oben  S.  184  Anm.  5  «t- 
sanunengeslellt. 

3)  Hesych.:  B^axfMj  x^^^*  ^^^  vofU<tfiaTOi\  oder  auch  x^cov  B^Xf^V 
bei  demselben  unter  x^<^ovs  und  in  dem  Fragmente  Metroi.  scripL  I  p.  307, 4. 

4)  Die  Nominale,  welche  sich  aus  der  Zusammenstellung  bei  Beul^  p.  62 
ergeben,  sind  aufser  dem  Stater  die  Drachme  im  Gewicht  von  4,32  und  4,29 Gr., 
das  Triobolon  2,12  Gr.,  Diobolon  1,44  und  1,36  Gr.,  Obolos  0,76 Gr^ 
Tritemorion  0,55  Gr.,  Hemioboiion  0,35  Gr.  Tetartemorion  0,17  und 
der  Achteloboios  0,10  und  0,8  Gr.  Die  vier  leUteren  Nominale,  die  Teile 
des  Obolos,  sind  Brakteaten  und  blofs  mit  der  Eule  gezeichnet.  Auch  eine  noch 
kleinere  Münze  von  0,02  Gr.  hat  sich  gefunden. 

5)  C.  LGr.  Nr.  150  $  43:  Uv9q»v  ^BXcuavffiOS  anri^tno  ^^vvaß:  hh:  ^^ 
cvXlo[s  Evm]yvftsvs  xit^ov'  C ,  d.  h.  2  Drachmen  und  */»  Obolos  Goldes.  S.  Bödm 
Staateh.  U«  S.  261,  Mommsen  S.  57  Anm.  172  (Traduct.  BUcas  I  p.  76).  VeigL 
auch  oben  Anm.  3  die  9^<txf*^  x^^^^  oder  >;^vtfm;. 

6)  Polyb.  21, 32  (22, 15),  8:  rmv  Bina  fivav  a^yv^iav  xe^ciov  ft$mr  3t86rttSt 


I  28, 1.  Dffi  GOLM^RÄGUNO.  225 

Soweit  Daeh  den  bis  jetzt  bekannten  Zeugnissen  zu  schlieben  i$t, 
kat  in  Alben  kein  gesetzliches  Wertverhttknis  zwischen  dem  allgemein 
gOhigen  Silbercoorant  (S  29,  1)  und  der  weit  selteneren  athenischen 
GoUmfinze,  um  so  weniger  also  auch  zwischen  attischem  Courant  und 
fremdem  Golde  bestanden.  0  Die  Übliche  Schätzung  des  Goldstaters  zu 
20  Drachmen  Säbers  oder  die  Gleichung  yon  5  Stateren  mit  einer  Mine 
Silbers  und  ähnliches  sind  lediglich  als  ein  altüberlieferter  sprachlicher 
Ausdruck,  nicht  aber  als  ein  im  Verkehr  wirklich  bestehendes  Wertver- 
hahnis  noch  auch  als  ein  gesetzliches  Münzverbültnis  zu  betrachten.^ 

Herod.  3,  94:  raXavra  w^y/Aotos  («=>  x^ov)j  Menander  bei  Poll.  9,  76:  oiU^ 
toWtov  xe^cühf,  Nacn  Thuk.  2, 13  waren  auf  der  Burg  zu  Athen  500  Talente 
uMprigten  Goldes  und  Silbers,  und  nach  derselben  Stelle  wog  das  Gold  an 
4er  Bildsaule  der  Göttin  40  Talente,  nach  Philochoros  bei  Schol.  zu  Arist.  Pax 
605  sogar  44  Talente.  Dafs  hier  die  raXarra  x^^  nichts  anders  als  das 
Gewicht  in  Gold,  nicht  etwa  das  Äquivalent  des  Silbertalentes  beielchnen,  lehrt 
der  Wortlaut  bei  Thukydides.  Vergl.  Böckh  Staatsh.  P  S.  592.  Oberhaupt  ist 
ms  keine  Stelle  bekannt,  aus  der  sich  nachweisen  liefse,  dafs  je  der  Ausdruck 
Gdldtalent  ^e  einem  Talente  Silbers  entsprechende  Summe  Goldes  beseiehaet 
htbe.  Wohl  kommt  es  vor,  daTs  ein  Talent  (nämlich  Silberwert)  in  300  Gold- 
stateren gezalilt  wird;  aber  mit  raXavrav  x^aov  oder  x^ciov  hat  man  nie 
etwu  anders  als  das  Gewicht  eines  Talentes  gemeint 

1)  Gerade  aus  der  Thatsache,  dafe  in  Athen  Gold-  und  Silbergewicht  ein- 
ttder  gldch  waren,  folgert  LenormantI  p.  177  (f.,  dafs  der  Staat  von  vornherein 
auf  die  Festsetzung  eines  legalen  Wertverhältnisses  zwischen  beiden  Metallen 
verzichtete  und  die  Bestimmung  des  Wertes  der  Goldmünze  geffenäber  dem 
iUeio  gültigen  Silbercourant  lediglich  dem  Handelsverkehr  übeniefs.  VergL 
ooteo  §30,2. 

2)  Der  Satz  'zehn  Silberstücke  gleich  einem  Goldstück'  gilt  als  die  ur- 
iprüngliche  Norm,  auf  welche  die  Wertausgleichung  zwischen  Gold  und  Silber 
in  btbvlonischen  System  zurückzuführen  ist  (§  42, 12).  Infolge  der  Ausprägung 
des  Silbers  nach  emem  um  7^  höheren  Gewicht  war  in  den  Euphratlandem 
Qod  spater  in  den  griechischen  Gemeinden  Kleinasiens  sowie  im  lydischen  und 
persischen  Reiche  das  Wertverhältnis  ISVa :  1  herausgekommen  und  lange  Zeit 
aufrecht  erhalten  worden.  Seitdem  aber  bei  den  Griechen  ein  Schwanken  in 
dieser  Beziehung  eintrat  ({  48, 2),  muiste  es  einfacher  erscheinen  Gold  und  Silber 
Mch  gleichem  Gewicht  zu  rechnen.  Auch  dann  noch  blieb  die  Norm  'zehn 
Süber^cke  gleich  einem  Goldstück'  oder  'zwanzig  Drachmen  gleich  einem 
Wdstatei^  unverändert  (|  30, 1),  und  der  Handelskurs  wurde  nun  in  der  ent- 
sprechenden höheren  Zahl  von  Drachmen  und  Teilen  der  Drachme  ausgedrückt 
(|30f  2);  kurz  diese  Bezeichnungsweise  war  ganz  analog  dem  gegenwärtigen 
niQcbe,  wonach  alle  Wertpapiere  nominell  auf  so  und  so  viele  Hunderte  lauten, 
Uirem  Zeitwerte  nach  aber  zu  so  und  so  vielen  Prozenten  verrechnet  werden. 
Vena  Zahlungen  oder  Geschenke  vom  persischen  Hofe  an  griechische  Heer- 
führer kamen,  oder  wenn  Alexander  seinen  Soldaten  Kampfpreise  aussetzte 
t|31»  1),  so  galt  zwar  jedesmal  die  Summe  von  300  Dareiken  schlechthin  gleich 
1  atüschen  Talente  Silbers,  und  3000  Dareiken  oder  ein  Goldtalent  wurden 
seUechthin  gleich  10  Silbertalenten  gerechnet;  aber  jedermann  wufste  auch, 
d«88  der  Empfänger  beim  Umwechseln  gegen  Silber  noch  ein  merkliches  Auf- 
geld auf  den  Dareikos  erhielt  Als  es  früher  in  Deutschland  und  Osterreich 
^^^  den  Silberthalem  und  Gulden  noch  Friedrichsdor,  Louisdor  und  Dukaten 
P\  bestanden  ganz  ähnliche  Verhältnisse.  Beispielsweise  hatte  eine  Zahlung 

HaUseh,  Mstiologie.  15 


226  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  H8.i 

Aber  es  fehlt  auch  jeder  Anhalt  dafür,  etwa  das  anderweit  vorkommende 
Wertrerhältnis  von  12Vi  ^  1  oder  ein  noch  höheres  als  ein  fQr  die  atheni- 
sche Goldmünze  gültiges  anzunehmen,  i)  Dagegen  ist  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dafs  in  den  Rechnungen  des  Staates  Ober  die  Einnahmen 
und  Ausgaben  an  Gold  besonderer  Nachweis  geführt  wurde.  Alle  regel- 
mfllsigen  Einkünfte,  besonders  die  Tribute,  wurden  in  Silber  gezahlt 
Wenn  ausnahmsweise  Gold  in  die  öffentlichen  Kassen  flofs,  so  wurde  es 
entweder  als  besonderer  Kassenbestand  verrechnet  und  unter  ÜmsUln- 
den,  mit  Angabe  des  Goldgewichtes,  vneder  ausgegeben^),  oder  es  wurde 
als  Ware  verkauft  und  der  gewonnene  Erlös  als  Einnahme  in  die  Silber- 
rechnung übertragen. 3)  Auch  fremde  Goldmünzen,  besonders Kyzikener, 
wurden  als  Kassenbestände  in  besonderer  Rechnung  geftlhrt^)  Ihre 
Echtheit  und  ihr  Feingehalt  wurden  durch  einen  doxifiaarrjg  geprüft^) 
Was  die  Chronologie  der  attischen  Goldprägung  betrifift,  so  genüge 
die  kurze  Bemerkung,  dafs  sich  sowohl  Goldmünzen  aus  der  frühesten 
Epoche  als  aus  dem  Zeitalter  des  Perikles  finden ;  ja  es  scheinen  auch 
noch  nach  Alexander  Teilmünzen  des  Staters  geschlagen  worden  zu 

von  5  Thalern  Gold  (— t  1  Friedrichsdor)  den  Wert  von   17  Mark,  während 
5  Thaler  Courant  gleich  15  Mark  waren. 

1)  Das  Wertverhaltnis  12^1 : 1  ist  oben  §20, 5  aus  dem  kleinen  Goldtalente 
entwickelt  worden ,  and  es  wird  noch  einmal  bei  der  eoboischen  Währung  in 
Betracht  kommen  ($  48,  2);  aber  wollten  wir  es  als  MünzverhäUnis  fQr  Athen 
annehmen,  so  wäre  das  eine  Vermutung  ohne  irffend  welchen  Beweis.  Mommsen 
S.  57f.  (Traduct  Blacasip.  78)  stellt  die  Ansicht  auf,  dafs  das  Gold  in  der 
attischen  Münze  auf  den  sechzehnfachen  Wert  des  Silbers  ausgebracht  worden 
sei,  also  ein  Stater  den  Mfinzwert  von  32  Drachmen,  der  halbe  Stater  von 
16  Drachmen  u.s.  w.  gehabt  habe.  Diese  Hypothese  stötzt  sich  auf  das  Vor- 
kommen eines  rjftüMTov  x^ov  beim  Komiker  Krates  (Poll.  9,  62),  welches 
daselbst  acht  Obolen  gleich  gesetzt  und  von  Mommsen  als  Zwölftel  der  Drachme 
(d.  i.  als  attisches  Hemiobolion)  gedeutet  wird.  Allein  nach  festem  griechischen 
Sprachgebrauch  kann  das  riftUxrov  wohl  nichts  anders  als  das  Zwölftel  des 
Ganzstäckes  oder  Staters  sein;  auch  ist  es  zweifelhaft,  ob  diese  Benennung  je 
auf  attische  Goldmünzen  angewendet  worden  ist  Vielmehr  ist  in  dem  rnäetcxw 
bei  Krates,  welches  nach  dem  Wortlaut  der  Stelle  offenbar  als  eine  wenig  be- 
kannte Münze  erscheint  (rjuleKtav  icri  xtlV^o^i  /iav&dvets,  6kt(ü  6ßolo{)j  das 
Zwölftel  eines  Staters  phokaischer  Währung  (§  23, 1)  zu  sehen,  welches  wegen 
seiner  starken  Legierung  den  allerdings  niedrigen,  aber  nichtsdestoweniger  wah^ 
seheinlichen  Kurs  yon  nur  8  Obolen  in  Athen  hatte.   Vergl.  $  23,  6  a.  E. 

2)  Dies  geht  hervor  aus  der  Rechnung  der  Schatzmeister  der  heiligen  Gelder 
auf  der  Burg  über  die  Ausgaben  Ton  Olymp.  90,3  bis  91,2  (417  bis  415  t.  Chr.) 
bei  Böckh  Staatshaush.  II>  S.  33  f.  45.  Vergl.  femer  die  Schatzurkunde  vom  Ende 
des  vierten  Jahrhunderts  in  den  Mittheilungen  des  Deutschen  archäol.  Instituts 
in  Athen,  1880,  V  S.  277  und  dazu  U.  Köhler  S.  274.  Auch  die  unten  S.  239 
erwähnte  Finanzoperation  des  Lykurg  läfst  als  Beweis  sich  anführen. 

3)  G.  L  Attic  I  Nr.  301,  und  dazu  Kirchhofi'p.  160. 

4)  Böckh  Staatshaush.  P  S.  36  f.  U  S.  45. 

5)  U.  Köhler  in  den  Mittheil,  des  Deutschen  archäol.  Instit  in  Athen  V  S.  279, 
G.  Gilbert  Handb.  der  griech.  SUatsaltert  I,  Leipzig  1881,  S.  313. 


S  28,  s.  DIE  KUPFERPRiGIlNG.  227 

sein.^)    Das  Effektivgewicht  des  Goldes  entspricht  darchgttngig  dem 
des  gleichzeitigen  Silbergeldes.  ^) 

3.  Der  sicherste  Beweis  dafür,  dafs  das  Kupfer')  dem  Hünzsys- 
teme  Athens  von  y<M*nherein  fremd  war,  liegt  in  der  bis  zu  den  kleinsten 
Nominalen  herabgehenden  Teilung  der  Silbermünze.  Ein  Obolos  war 
gleidi  13  Pfennigen,  ein  Tritemorion  gleich  10,  ein  Hemiobolion  gleich 
7,  ein  Tetartemorion  gleich  3  Pf.;  es  waren  also  die  möglichst  kleinen  Be- 
trage noch  in  Silber  dargestellt.  Indes  mulste  sich  frühzeitig  das  Bedürf- 
nis fohlbar  machen  auch  noch  geringere  Werte  durch  Münzen  auszu- 
drücken. So  kam  man  auf  die  kupferne  Scheidemünze ,  den  xahiovq^ 
der  zum  halben  Werte  der  kleinsten  Silbermünze,  also  gleich  Vs  Obolos, 
aasgebracht  wurde.^)  Die  erste  Erwähnung  desselben  fällt  in  die  Zeit 
vor  dem  peloponnesischen  Kriege.  Der  Staatsmann  und  Dichter  Dio* 
nysios,  der  um  das  Jahr  444  lebte,  erhielt  den  Beinamen  der  Eherne, 
weil  er  den  Athenern  zuerst  den  Gebrauch  der  Kupfermünze  anriet^) 
Damit  stimmt  das  Gepräge  der  ältesten  attischen  Kupferstücise,  welche 
sicher  der  zweiten  Epoche  des  älteren  Stiles  (§  27,  3)  und  zwar  teil- 

1)  Die  Belege  stellt  BeoU  p.  64  ff.  und  80  f.  zusammen. 

2)  Von  drei  WappenmQnzen  (§  27, 2)  wiegt  ein  Stück  mit  dem  Bade  1,426, 
zwei  andere  mit  der  Eule  1,36  Gr.  (Mommsen  S.  54  f.  8=  I  p.  73);  es  sind  Zwölftel, 
die  auf  Ganzstücke  von  17,11  und  16,32  Gr.  führen.  Aus  der  Periode  vom 
Anfang  des  5.  Jahrhunderts  bis  auf  Alexander  wiegt  der  schwerste  Stater  B,64  Gr. 
(m  162V3  Prokesch  S.  18),  entspricht  also  genau  den  gleichzeitigen  Tetradrachmen 
({  27,  4.  6).  Daran  reihen  sich  Stücke  von  8,61  Gr.  (»  132,8  Thomas  p.  202, 
Leake  Suppl.  p.  1 16),  8,60  (Beul^  p.  62,  Thomas  p.  202,  Leake  p.  22),  8,5S  (»161 V» 
MioDoet  p.  96 ,  Berliner  Kabinett  S.  78)  und  einige  leichtere.  Die  schwerste 
Drachme  wiegt  4,32  Gr.  (BeuU  p.  62),  stimmt  also  genau  mit  dem  Stater  von 
8,64  und  dem  Tetradrachmon  von  17,27  Gr.  Auch  die  übrigen,  oben  S.  224 
Ann.  4  zusammengestellten  Nominale  sind  sorgfällig  auf  dasselbe  Gewicht  ge- 
prägt, zum  Teil  etwas  übermünzt  (vergl.  ausser  Beul^  auch  Friedlaender  in 
der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  t87H  S.  3).  Selbst  die  drei  kleineren  Stücke, 
welche  Beul6  p.  86  als  der  jüngeren  Prägung  zugehörig  aufführt ,  haben  noch 
das  Tolle  Gewicht  von  0,54,  0,18  und  0,09  Gr. 

3)  Cber  die  Anfinge  der  Rupferprägung  in  Griechenland  handelt  Brandis 
S.  287  fr.,  das  Aiünzverhältnis  des  Kupfers  zum  Silber  erörtert  derselbe  S.  292. 
303  und  Lenormantip.  153  fi. 

4)  Als  den  achten  Teil  des  Obolos  bestimmen  den  Ghalkus  PoU.  9, 65  (mit 
BemfiiDg  anf  eine  Stelle  des  Komikers  Philemon),  der  Metrolog  Diodoros  bei 
Suidis  unter  talav^ov  (nach  der  von  Böckh  M.  IJ.  S.  33  berichtigten  Lesart), 
der  anonyme  Alexandriner  (Metrol.  script  I  p.  3u0,  14)  und  andere  Metrologen. 
Yergl.  oben  S.  133  Anm.  4  und  unten  §  40, 4  a.  E.  —  Brandis  S.  291  f.  fragt,  ob 
bei  x^K^^««^^  als  Substantivum  ina^r,^  oder  dßoloe  zu  ergänzen  sei.  Geht  man 
TOD  dem  äginäischen  System  aus  (Brandis  S.  292),  so  ist  das  letztere  wahrschein- 
tidier.  Andererseits  spricht  für  die  Ergänzung  von  arar^^  die  S.  153  f.  ent- 
wickelte Gewichlsgleichung  einer  dem  ;KaiUüt;s  entsprechenden  Kupfereinheit 
Bnt  dem  kidnen  Goldtalente. 

5)  Athen.  15  p.  669  D,  Plut.  Nik.  5.  Die  Zeitbestimmung  kombiniert  Böckh 
Slaat«h.PS.770. 

16* 


228  ATTISCnS  MONZWtCStN.  9»,s.4. 

irme  dem  Anfattge  deradheu,  also  der  Zeit  Tor  dem  peUponnesisciieii 
Kriege  angehören,  i)  Unentschieden  mub  die  Frage  bleiben,  ob  schon 
damals  aufeer  dem  Chalkos  noch  andere  Nominale  geprägt  wurden. 
Ein  dlxechiovy  welches  Pollm  and  die  Lexikographen  erwähnen,  war 
noch  nicht  ndtig,  da  fOr  diesen  Wert  das  Tetartemorion  in  Silber  dt 
war.  Wohl  aber  ist  es  möglich  und  der  Befund  der  Minzen  ftlhrt  darauf 
hin,  dafe  schon  frühzeitig  Hälften  des  Chalkus  oder  Pfennigstflcke, 
Tielleicht  auch  Viertel  oder  xoXXvßot  ^  geschlagen  worden  sind.  Zwar 
könnte  dagegen  eingewendet  werden,  da(s  in  der  Demoslhenischea 
Rede  gegen  Phänippos')  der  Chalkus  sich  ab  die  geringste  Münze  er- 
wähnt findet;  allein  es  wird  an  dieser  Stelle  nur  der  Gegensatz  zwischen 
der  silbernen  Wertmtlnze  und  der  wertlosen  Scheidemünze  betont, » 
eine  genaue  Bestimmung  der  letzteren  aber  nicht  gedacht  Eine  zeit- 
weilige Erweiterung  derKupferprtfgung  hat  im  J.  406  unter  dem  Archon 
Kallias  stattgefunden.^)  Es  war  dies  ebenso,  wie  die  im  Jahre  Torfaer 
erfolgte  Goldprägung,  eine  Notmafsregel,  wonach  das  mangelnde  Silber 
durch  die  weit  über  ihren  Wert  ausgegebene  Kupfermünze  ersetzt 
werden  sollte.  Bald  darauf  erklärte  der  Staat  dies  Kupfergeld  fiir  un- 
gültig *)  und  kehrte  damit  zu  dem  Silbercourant  zurück. 

4.  Erst  in  der  Zeit  nach  Alexander,  als  die  Prägung  des  jüngeren 
Stiles  begann  (§  27,  6) ,  wurde  das  Gebiet  der  Kupfermünze  dauernd 
erweitert  Die  Silberprägung  ging  damals  nur  noch  bis  zum  Triobolon 
herab  (S.  220),  die  kleineren  Nominale  müssen  also  seitdem  in  Kiq)fer 
dargestellt  worden  sein ,  und  dies  bestätigen  die  zahhreichen  Kupfer- 
münzen Ton  verschiedenster  Gröfse  und  Schwere,  die  seit  jener  Zeit  sich 
finden.  Freilich  ist  eine  genaue  Bestimmung  und  Unterscheidung  der 
Nominale  ganz  unmöglich.  Auf  das  Gewicht  ist  wenig  zu  geben ,  da 

1)  Veigl  die  Abbildungen  bei  BeM  p.  74.  Prokesch  S.  16  geht  in  weit, 
wenn  er  die  Kupfermnnie  bis  auf  80I00  zarackversetxt,  wogegen  die  Stelle 
^es  Athen&os  über  Dionysios  dea  Ehernen  entschieden  spricht. 

2)  Als  kleinste  Scheidemünze  erscheint  der  9t6iXvßos  bei  Arist.  Pax  1200, 
Enpolis  bei  Schol.  zn  Arist  Fax  1176.  KaUimachos  bei  Poll.  9, 72.  Poilox  selbst 
hat  die  Form  noXXvßov,  doch  ist  koIXvSos  besser  beglaubigt  Gegen  die  Iden- 
tificiemng  des  Kollybos  mit  dem  Ibtcxop  wird  unten  noch  das  Nötige  bemerkt 
werden.  Die  Erwähnung  eines  r^ucoXlvßoy  bei  PoU.  a.  a.  0.  macht  es  wahr- 
scheialich,  dafs  der  Kollybos  das  Viertel  des  Chalkus  war,  denn  einen  noch 
kleineren  Teil  kann  der  Kollybos  doch  schwerlich  dargestellt  haben.  Ein  9*- 
Mokkvßov  citiert  Poll.  9,  63  aus  Aristophanes. 

3)  {  22:  €v  TOivw  ^stfov  xahtovv  iva  fiopov  aiff  xrtv  niXt¥  itnjlmak» 

4)  Schol.  zu  Arist  725.  B6ckh  Staatsh.  i  Sv  770. 

5)  Dies  geht  aus  dem  Gespräche  in  Arist  Ekkl.  8  t Off.  herror.  Die  Aof- 
f Abrang  der  Ekklesiazusen  Allt  in  das  Jahr  393,  die  Vemifnng  der  Kupfer- 
münze  also  noch  vor  diesen  Zeitpunkt 


§  SS,  4  HE  KUPFERPBAGÜNG.  229 

bei  dem  Kapfer  als  ScbeidemttBze  mit  nur  nomtneller  Geltung  der  Me- 
taliwert weniger  in  Frage  kam.  Selbst  das  relative  Gewichtsvertiältnis 
giebt  keine  Auskunft,  denn  es  lassen  sich  Reihen  ?on  1  bis  4  und  von 
6  bis  10  Gr.  bilden,  die  ununterbrochen  in  den  kleinsten  Abstufungen 
aufsteigen  9,  ohne  dais  zu  unterscheiden  wXre,  wo  die  Mttnze  höheren 
Wertes  beginnt  Auch  die  GrOlse,  die  ebenfalls  mit  kaum  merklichen 
Unterschieden  aufsteigt,  bietet  keinen  sichern  Anhalt  Das  Gepräge 
endlich  zeigt  zwar  Verschiedenheiten  ähnlich  wie  bei  den  kleineren 
SilbermQnzen ,  aber  eine  Klassificierung  labt  sich  auch  danach  nicht 
durchiühren.^)  Noch  verwickelter  ist  die  Frage  dadurch  geworden,  dab 
man  die  Teilung  des  Chalkus  in  7  leTtTdy  welche  der  Metrolog  Diodoros 
mit  Bezug  auf  die  Währungsverhältnisse  des  vierten  und  fünften  Jahr- 
hunderts nach  Chr.  erwähnt  3),  ohne  weiteres  auf  Athen  und  das  dritte 
Jahrhundert  vor  Chr.  übertragen  und  mit  diesem  kcTtrov  den  xoXXv 
ßog  identificiert  hat  Aber  es  ist  schlechterdings  unglaubUch,  dab  die 
Ithener  ihren  Chalkus ,  der  den  Wert  von  nur  anderthalb  Pfennigen 
halte,  noch  so  vielfach  geteilt  hätten;  am  allerwenigsten  aber  würden 
äe  ihn  gesiebentelt  haben.  Damit  fallen  die  bisher  aufgestellten  Skalen 
athenischer  Kupfermünzen,  in  denen  Nominale  von  1,  2,  3,  4,  5  Lepta 
B.  8.  w.  fingiert  wurden  4),  in  nichts  zusammen.  Die  einzige  Möglichkeit 
einer  wahrscheinlichen  Verteilung  ist  die,  dab  man  die  Reihe  von  oben 
herab  zu  konstruieren  versucht  Welches  war  die  grObte  Kupfermünze, 
seitdem  man  in  Silber  keine  niedrigere  als  das  Triobolon  ausprägte? 
Dab  Diobolen  und  TrihemioboUen  in  Kupfer  geschlagen  wurden,  ist 
nidit  unmöglich,  aber  nicht  gerade  wahrscheinlich.  Vermutlich  stellte 
das  gröfste  Kupferstück  den  Obolos  dar,  wie  denn  auch  Lukian^)  von 
kupfernen  Obolen  spricht  Es  wären  demnach  die  schwersten  Bronzen 
von  14  und  15  Gr.  als  Obolen,  die  leichteren  als  Teilmünzen  des  Obolos 
za  betrachten.^)  So  erwähnt  der  Komiker  Aristophon  '^),  der  gegen  Ende 

1)  Beul6  p.  76.  YergL  such  Brandis  S.  292. 

2)  Einige  Stücke  zeigen  zwei  Eulen  in  der  Stellung  wie  auf  dem  Tetrobolon 
(S.219  Anm.  2),  andere  zwei  Eulen  mit  einem  Rbp^  wie  auf  dem  Diobolon. 
Prokesch  S.  16,  Brandis  S.  293. 

3)  S.  das  Nähere  unten  {  40,  4  a.  £. 

4)  Prokesch  S.  15  f.,  Beul*  d.  77. 

5)  Gharon  11.  Vergl.  auch  Synes.  Epist  127  und  Suidaa  unter  «rran?^.^  f;| 

6)  Brandis  S.  292  erblickt  in  der  älteren  Reihe  von  6,5  bis  5  Gr. ,  deren 
£poche  er  Tor  die  Ausmflnzung  der  oben  erwähnten  schweren  Kupferstöcke 
setzt,  x^i^Xhoi,  und  in  der  etwa  halb  so  schweren  Reihe  uSXXvßot.  Als  Hemi- 
obolien  oder  rcr^ji^aJUa  deutet  Lambros  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism. 
1^5  S.  172  (nach  Beul*  p.  18)  die  mit  vier  Eulen  und  einem  E  versehenen 
Kopferm&nzen. 

7)  Bei  PolL  9,  70. 


230  ATTISCHES  MONZWESEN.  |  m,  t 

des  vierten  JahrbuDderts  lebte,  ein  Ttevtixaixov]  jedenCaDs  hat  es 
aucb  balbe  Obolen  oder  Stücke  von  vier  Chalkus  gegeben.  Das  Dichal- 
kon  nennt  Pollux  aasdrttckUch.  Dann  würde  der  einfache  Chalkus  und 
als  Teile  von  diesem  vermutlich  das  TrikoUybon,  der  doppelte  und  ein- 
fache Kollybos  konunen.  Auf  eine  nähere  Ausführung  der  auf  diese 
Voraussetzungen  gegründeten  Klassiücieruug  kann  hier  nicht  einge- 
gangen werden. 

§  29.    Werib9ttimmung  des  attischen  Courantes, 

1.  Es  ist  schon  früher  wiederholt  darauf  hingewiesen  worden, 
dafs  das  Courant  in  Griechenland  stets  das  Silber  gewesen  ist  Den 
Beweis  dafür  liefern  die  griechischen  Prägungen  überhaupt  und  die 
athenische  insbesondere,  i)  Oberall  finden  wir,  dafs  die  Prägung  vom 
Silber  ausgeht,  dafs  die  verschiedenen  Nominale  des  Münzsystems  soweit 
als  möglich  in  Silber  ausgedrückt,  und  Gold  wie  Kupfer  nur  nebenbei, 
fast  ausnahmsweise,  geschlagen  werden.  Der  Bergbau  auf  Silber  reichte 
so  weit  als  Menschengedenken  zurück  2);  für  Athen  besonders  gewähr- 
ten die  Minen  von  Laurion  eine  reiche  Ausbeute,  sie  waren  in  der 
That  eine  Quelle  des  Silbers  und  ein  Schatz  des  Landes,  wie  Äschylos  ^ 
treffend  sagt.  So  befand  sich  auch  im  Schatze  zu  Athen  hauptsächlich 
Silber  und  verhältnismäfsig  wenig  Gold.^^)  Sehr  belehrend  ist  eine 
längere  Ausführung  Xenophons^),  in  welcher  er  erst  im  allgemeinen 
über  den  Wert  des  Silbers  spricht,  dann  aber  schliefst,  dafs  das  Gold 
in  keiner  Weise  seine  Stelle  ab  Courantmünze  ersetzen  könne ,  weil 
sein  Wert,  wenn  es  in  grofser  Menge  zuströme,  sinke,  während  der 
des  Silbers  steige.  Deshalb  möge  jeder  Staat  besondere  Umsicht  auf 
den  Silberbergbau  verwenden  und  das  Silber  als  das  sicherste  Wert- 
metall ansehen ,  wie  dies  auch  seine  Vaterstadt  Athen  schon  vor  ihm 
erkannt  habe.  Diese  Stelle  spricht  deutlicher  als  irgend  ein  Zeugnis 
dafür,  dafs  das  Silber  das  alleinige  Courant  Athens  bildete,  und  dafs 
daher  bei  der  Wertbestimmung  des  attischen  Geldes  von  diesem  Me- 
talle ausgegangen  werden  mufs,  während  das  Gold  einen  schwankenden 
Kurswert  hatte,  und  danach,  wie  später  geschehen  wird,  sein  Wert 
relativ  zum  Silber  ermittelt  werden  mufs. 


1)  Vergl.  im  aUgemeiDen  Hussey  p.  78 — S7. 

2)  Xenoph.  Veclig.  4,  2. 

3)  Fers.  238.  Vergl.  Böckh  SUateh.  P  S.  420. 

4)  Thukyd.  2,  t3.  Böckh  SUatsh.  I>  S.  591  f. 

5)  Vectig.  4. 


i  29, 1 3.      WERTBESTQIMUNG  DES  ATTISCHEN  GOURANTES.  231 

2.  Ferner  ist  zu  erinnern,  dafs  bei  der  Wertbestinunung  der 
Manze  lediglich  nur  das  Normalgewicht  berOcksicbtigt  werden  und 
nicht  etwa  ein  Durchschnitt  aus  den  vorhandenen,  teils  zu  leicht  ge* 
prägten,  teils  durch  Abnutzung  verringerten  Münzen  gezogen  werden 
duli)  Denn  auch  die  unterwichtigen  Münzen  kursierten  sowohl  in 
Aüien  selbst  als  überall,  wohin  sein  politischer  oder  merkantiler  Ein- 
flub  reichte,  zu  ihrem  vollen  Werte.  Und  wo  ein  auswärtiger  Staat 
zu  befürchten  hatte,  dafe  er  bei  Zahlung  einer  grölseren  Summe  durch 
itt  leichte  Münze  Nachteil  leiden  würde,  da  kehrte  man  eben  wieder 
zum  Normalgewicht  zurück ,  v?ie  dies  deutUch  aus  dem  schon  erwflhn- 
leu  Vertrage  der  Rümer  mit  Antiochos  hervorgeht.  Die  Bestimmung, 
dab  das  Talent  attischen  Silbers  nicht  unter  achtzig  Pfund  wiegen 
dttrfe,  drückt  die  Forderung  aus,  dals  in  vollwichtigen  Münzen  gezahlt, 
oder,  wenn  solche  nicht  vorhanden ,  das  fehlende  als  Aufgeld  hinzuge- 
kgt  werden  müsse. 

3.  Schwieriger  ist  die  Frage,  inwieweit  die  Legierung  in  den  Mün- 
zen berücksichtigt  werden  müsse.  Zum  bessern  Verständnis  möge  zu- 
oüchst  ein  Hinweis  auf  das  Münzwesen  der  Gegenwart  dienen.  Unsere 
Gold-  und  Silbermünzen  sind  auf  ein  gesetzlich  genau  bestimmtes  Ge- 
wicht feinen  Metalls  ausgebracht  (§  4,  4).  Nur  dieses  stellt  den  Wert 
der  Münze  dar.  Aufserdem  ist  eine  Legierung  von  unedlem  MetaU  bei- 
gegeben, teils  um  die  Ausprägung  zu  erleichtern,  teils  um  die  Abnutzung 
der  Stücke  zu  vermindern.  Für  den  Wert  der  Münze  aber  bleibt  dieser 
Zusatz  vollständig  aufser  Betracht.  Als'Beispeil  zur  Verdeutlichung 
wählen  wir  unsern  Thaler,  der  ja  noch  immer  neben  dem  Golde  als 
Wertmünze  umläuft.  Die  sogenannten  Vereinsthaler  tragen  die  Auf- 
schrift ^IXX  ein  Pfund  fein';  dies  bedeutet,  dals  in  30 Thalern  em  Pfund 
=»500  Gramm,  also  in  einem  Thaler  16^3  Gramm  feinen  Silbers 
enthalten  sind.  Das  Gewicht  eines  Thalers  aber  beträgt  wegen  der  bei- 
gegebenen Legierung  18  ^^/s?  Gramm.  Wäre  also  der  Wert  unseres 
Thalers  unbekannt,  so  müiste  von  dem  Bruttogewicht  zunächst  der 
zehnte  Teil  abgezogen  werden  und  erst  die  übrig  bleibenden  16^/s 
Gramm  dürften  als  Silberwert  in  Anschlag  kommen. 

1)  Diesem  Satze  ist  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Namism. 
1875  S.  t5  aolafolich  einer  anderen  Untersuehnng  beigetreten :  *Wenn  ich  in 
einem  früheren  Aufsatz  gesagt  habe,  die  Aurei  Diocletians  und  seiner  Mit- 
rezenten  wögen  5,3  bis  5  Gramm  ^— ,  so  war  die  hierbei  und  noch  jetzt  oft 
^on  anderen  angewandte  Methode,  das  Durchschnittsgewicht  zu  rechnen, 
lalscb.  Bei  Münzen  ist  das  Gewicht  der  schwersten  Exemplare  das  maüsgebende, 
QBd  selbst  diesem  kann  man  noch  ein  wenig  hinzurechnen,  denn  wie  seltea 
^t  man  eine  Münze,  die  nicht  durch  Abnutzung  etwas  verloren  hätte'. 


232  ATTISCHES  MÜNZWESEN.  1 19, 3. 

Ganz  anders  waren  die  Legieningsverliflltnnse  bei  den  Alten.  Die 
Staaten,  welche  am  besten  prXgten ,  beabsichtigten  vollkommen  reines 
ISSber  zn  schlagen,  und  es  ist  anzunehmen,  dafs  die  geringe  Bei- 
mischung, die  sich  trotzdem  auch  in  den  besten  Münzen  findet,  nur  in- 
folge des  unvollkommenen  Scheideprozesses  darin  geblieben  ist  Denn 
es  findet  sich  ja  nicht  blofs  unedles  Metall,  sondern  auch  Gold  in  den 
alten  Silbermünzen.  Überall  aber,  wo  schlechter  und  weniger  sorgM- 
tig  geprägt  vnirde,  treffen  vrir  auch  auf  stärker  legierte  Münzen.  Hier 
ist  das  unedle  Metall  absichtlich  beigemischt,  und  es  übt  insofern  der 
prägende  Staat  einen  Betrug,  als  er  das  schlechte  zugesetzte  MetaU 
fUr  Wertmetall  ausgiebt.  Wenden  vrir  nun  diese  allgemeinen  Gesichts- 
punkte auf  die  griechische  Silberprägung  an.  Nach  einer  Äuberung 
Solons,  welche  Demosthenes  anführt,  war  in  fast  allen  griechischen 
Staaten  auf  Verfälschung  der  Münze  Todesstrafe  gesetzt,  i).  Dennoch 
aber,  meinte  Solon,  hätten  viele  Staaten  Silbermttnze  im  Umlauf,  welche 
offenkundig  mit  Kupfer  oder  Blei  vermischt  wäre.  Athen  selbst  rühmte 
sich  eine  Ausnahme  davon  zu  machen.  Unsere  alten  Silbermünzen, 
sagt  Aristophanes  ^) ,  indem  er  über  das  schlechte  damak  in  Umlauf 
gesetzte  Gold  klagt,  waren  nicht  durch  Legierung  gefälscht,  sondern 
die  schönsten  von  allen  und  allein  richtig  gemünzt  und  allenthalben 
bei  Hellenen  vrie  bei  Barbaren  anerkannt.  Daraus  erklärt  sich  die 
Stelle  bei  Xenophon  ^),  der  als  einen  Vorzug  Athens  anführt,  dafs  dort 
die  Kaufleute  nicht,  wie  anderwärts,  genötigt  sind  für  Waren ,  die  sie 
im  Auslande  kaufen,  andere  auszuführen,  sondern  dafs  sie,  wenn  sie 
sonst  wollen,  nur  attisches  Geld  auszuführen  brauchen  und  dabei  gute 
Geschäfte  machen ;  denn  die  übrigen  Staaten  haben  schlechtes  Geld, 
und  wenn  jene  daher  ihr  attisches  verkaufen ,  so  erhalten  sie  überall 
mehr  dafür,  als  sie  erst  hatten.  Dies  kann  nicht  anders  verstanden 
werden,  als  dafs  auf  die  attische  Münze  auswärts  Aufgeld  gezahlt  wurde. 
Wenn  ein  athenischer  Kaufmann  in  Korinth  Geschäfte  hatte,  wo  der 
Silberstater  an  Gewicht  gleich  zwei  attischen  Drachmen  war,  erhielt  er, 
wenn  er  sein  attisches  Geld  gegen  korinthisches  auswechselte,  eine 
gröfsere  Summe,  als  er  vorher  gehabt  hatte.  Indem  er  nun  das  korin- 
thische Geld  an  Ort  und  Stelle,  wo  es  als  Landeswährung  Kurs  hatte, 
wieder  in  Ware  umsetzte,  machte  er  einen  gröfseren  Geviinn  als  ein 

1)  Demosth.  24,  212.  ^ 

2)  RaD.  720  ff.  Das  a^x*'^^  v6fuafta  ist  die  alte  gute  SilbermtiDse;  mit 
dem  wuvov  x^v<r/oy  bezeichnet  er  die  damals  geprägten  schlechten  GoldmAnzen, 
die  er  nachher  geradem  novrata  xo^fua  nennt.    Vergl.  oben  §  18,  1. 

3)  Vectig.  3,  2. 


f  29,4.         WERTBESTIMMUNG  DES  ATTKGHEN  GOURANTES.  283 

Kaofinaiui  aus  eiser  anderD  Stadt,  der  kein  attisches  Geld  mitbrachte 
mi  an  seinem  heimatlicben  GeMe  entweder  bedeutend  verlor,  oder  es 
gar  nicht  ab  Zahlung  anbringen  konnte,  sondern  anstatt  dessen  Waren 
nitfllhren  mubte.  Der  Grund  dieser  von  Xenophon  so  richtig  auf- 
gefafisten  Erscheinung  kann  nicht  allein  der  sein,  dafs  die  attischen 
Mflnxen  sorgfältiger  im  Gewicht  ausgebracht  waren  als  die  auswärtigen, 
sondern  es  mufs  auch  die  grölsere  Reinheit  des  Silbers  zu  der  Werter- 
bohang  beigetragen  haben.  Diesen  guten  Ruf  hatte  das  attische  Silber 
Doch  zu  der  Zeit,  als  die  Römer  ihre  Herrschaft  nach  dem  Osten  aus- 
breiteteD.  In  dem  Vertrage  mit  den  Ätolern  v.  J.  189  bedingen  sie 
sich  die  Kriegsentschädigung  in  Silber  aus,  das  nidit  schlechter  sein 
dirfeak  das  attische  i),  und  Ihnlich  bestimmen  sie  in  dem  Vertrage 
mit  Antiocbos,  dafs  die  auferlegten  12000  Talente  im  besten  attischen 
Gdde  gexahlt  werden  sollen.^) 

4.  Volle  Bestätigung  hat  das  eben  Bemerkte  durch  mehrere  Proben 
tiUlen,  welche  mit  attischen  Münzen  angestellt  wurden.  Ein  Tetra- 
dncbnon  alter  Prägung  von  ziemlich  vollem  Gewicht,  welches  auf 
Barth^lemys  Veranlassung  eingeschmolzen  wurde,  war  beinahe  ganz  frei 
von  Legierung,  es  ergab  sich  als  Feingehalt  0,986.^)  Zwei  andere  Tetra- 
dracfamen  aus  der  Zeit  nach  Alexander  zeigten  sich  stärker  legiert,  denn 
der  Feingehalt  betrug  nur  0,958  und  0,948.^)  Hussey  teilt  die  Proben 
Toa  drei  Tetradrachmen  mit  Das  eine,  der  ältesten  Zeit  angehörig, 
enthielt  0,962  feines  Silber  einschliefslich  einer  geringen  Quantität 
GoM;  das  andere,  ebenfalls  von  alter,  aber  weniger  roher  Prägung,  er- 
reichte den  Feingehalt  von  0,983;  ein  drittes,  der  jüngsten  Prägung 
aj^hOrig,  hielt  nur  0,919  fein ,  darunter  wieder  etwas  Gold.^)  Noch 
wichtiger  sind  die  Proben ,  welche  in  neuester  Zeit  Beul6  und  andere 
baben  vornehmen  lassen. <^)  Beul^  besals  in  seiner  Sammlung  87  Te- 
tnidrachmen  von  neuerem  Stil,  sämtlich  sehr  abgenutzt  und  durch 

1)  Polyb.  21,  32  (22, 15),  8. 

2)  Polyb.  21, 45  (22, 16),  19. 

3)  Barth^emy  Voyaffe  VII  p.  UV  (3.  Ausg.,  Paris  1790).  Der  Feingebalt  ist 
daselbst  nacb  Teilen  der  Mark  des  alteren  (ranzösiscben  Gewicbtes  ausgedrückt 
11  dmiers  20  graiiu  de  ftn  sind  —  ^V«  -=  0,986  fein. 

4)  Ebenda  p.  LVIf. 

5)  Bei  Hussey  p.  45  sind  die  Legierungsverhältnisse  nach  Unzen,  Penny- 
weiffhts  und  Grains  des  englischen  Troypfundes  (— >  5760  grain*)  gegeben.  Das 
M\  in  dem  ersten  Tetradracbmon  betrigt  0,0002,  in  dem  dritten  0,0026. 

6)  Beul^  Monnaies  d'  Atb^nes  p.  103 f.,  E.  v.  Bibra  Über  alte  Eisen-  und 
Silber-Funde,  Ndrnberg  und  Leipzig  1873,  S.  36.  40,  A.  v.  Rauch  in  der  Berliner 
Zcitschr.  f.  Numism.  1874  S.  32f.  36.  Vei^l.  auch  Lenorroant  I  p.  187  f.,  Grotefend 
Cbronologische  Anordnung  der  atben.  Sübermünzen,  Hannover  1872,  S.  13. 


234  ATTISCHES  M0NZW£S£N.  f  2»,  t 

langes  Liegen  im  Erdboden  angegriffen.  Wenn  man  also  Verdacht 
gegen  die  Reinheit  der  attischen  Münze  hegte,  so  mulste  er  gerade 
durch  diese  schlechten  StQcke  am  ehesten  bestätigt  werden.  Allein  die 
Probe  ergab  im  Durchschnitt  bei  sämtlichen  Tetradrachmen : 

0,966  Silber 
0,002  Gold 
0,032  Legierung. 
Allerdings  ist  hier  der  Silbergehalt  etwas  geringer  als  in  den  besten 
Stücken  der  älteren  Zeit;  bringt  man  aber  die  2  Tausendstel  Gold  zu 
dem  15 V2 fachen  Werte  des  Silbers  in  Anschlag,  so  deckt  dieses  Plus 
gerade  den  Ausfall,  den  der  Wert  der  Münze  durch  die  32  Tausendstel 
wertloser  Legierung  erleidet.  Das  ist  allerdings  nur  zufilllig,  denn  die 
Alten  wufsten  nichts  von  dem  Vorhandensein  des  Goldes;  aber  es  folgt 
daraus,  dafs  wir  bei  der  Wertbestimmung  der  attischen  Münze  auf 
keinen  Fall  etwas  für  die  Legierung  abrechnen  dürfen.  Denn  ent- 
weder folgen  wir  der  Meinung  der  alten  Athener,  welche  reines  Silber 
auszuprägen  beabsichtigten  und  die  geringe  Legierung  nicht  kannten 
oder  nicht  beachteten ;  oder  wir  betrachten  das  Münzmetall  eines  Te- 
tradrachmons  einfach  seinem  heutigen  Werte  nach  und  dann  müssen 
wir  ebenso  wie  das  Minus  der  Legierung  so  auch  das  Plus  des  Gold- 
wertes in  Anschlag  bringen,  und  da  beides  sich  ausgleicht  O«  so  ge- 
langen wir  auch  in  diesem  Falle  zu  dem  Schlufs,  dafs  die  attische  Münze 
als  vollkommen  fein  zu  rechnen  ist. 

Wir  setzen  also  das  attische  Tetradrachmon  mit  seinem  voUen 
Normalgewicht  von  17,464  Gr.  ein  (§  26),  und  ermitteln  nach  dem 
Wertverhältnisse  von  15V3  : 1  zwischen  Gold  und  Silber  den  Wert  der 
attischen  Münze  in  heutigem  Gelde.^)  Hiernach  kommt  das  Tetradrach- 
mon auf  3,143(5)  Mark,  woraus  sich  weiterfolgende  Werte  berechnen: 
Tetarlemorion    =  V4    Obolos   =     —  Mark   3  Pf. 
HemioboUon      =  V2         «       =     —     n       7   „ 
Tritemorion       =  ^U        »       =     —    „10„ 
Obolos =     —    „     13   „ 


1)  Dies  wird  auch  durch  die  Analyse  eines  attischen  Obolos  bei  Bibra 
a.  8. 0.  S.  36  bestätigt  Derselbe  enthielt  0,980  Silber,  0,0175  Kupfer  and  Blei, 
0,0025  Gold ;  sein  Metall  wert  ist  also  sogar  höher,  als  wenn  er  aas  reinem 
Silber  bestände.  Ein  anderer  Obolos  (ebenda)  steht  etwas  niedriger,  da  neben 
0,9785  Feingehalt  und  0,0005  Gold  eine  Legierung  von  0,02t  erscheint  Bis 
Telradrachmon  bei  Rauch  a.  a.  0.  leigte  nur  0,933  Feingehalt  an  Silber.  Ob 
in  der  allegierten  Masse  auch  Gold  enthalten  war,  ist  nicht  bemerkt 

2)  VergL  oben  {  4,  4  und  $  22,  4  S.  172. 


IM, 4.       WERTBESTIMMUNG  DES  ATTISCHEN  GOURANTES.  235 

Trihemiobolion  =  V*  Drachme  =     —  Mark  20  Pf. 
DioboIoD  =  V3        n       ""     —     „    26   „ 

Triobolon  —  V«        «       =»     —     «    39   „ 

Tetrobolon        =-2/3        „       =     —     ^     52   „ 
Pentobolon        =«  ^/e        ^       =     —     >»     65   „ 

Drachme        =     —     „     79   ^ 

Didrachmon        .....    as       1     ^     57   ^ 

Tetrachmon        ==       3     »     14   ^ 

Dekadrachmon =:       7     ^    86   „ 

Bline =     78     „    ßO   „ 

Talent =4715     „     —  „ 

Daza  kommt  als  kupferne  Scheidemünze  der  Cbalkus  »>  1  Vs  Pfennig 
oebst  Hälfte  und  Viertel 

Nadi  diesen  Ansätzen  sind  in  Tab.  XIV  und  XV  die  Reduktionen 
der  Drachme,  der  Mine  und  des  Talentes  gegeben.  Überall,  wo  es  auf 
schärfere  Bestimmung  nicht  ankommt,  genügt  es  das  Talent  rund  zu 
4500 Mark,  die  Mine  zu  75  Mark,  das  Tetradrachmon  zu  3  Mark,  die 
Drachme  zu  3/4  Mark  zu  rechnen. 

Die  früheren  Bestimmungen  des  Talentes  stehen  der  zuletzt  ange* 
fithrten  abgerundeten  Summe  nahe,  also  im  ganzen  etwas  niedriger, 
ak  die  genaue  Ausrechnung  ergiebt^  Dies  rührt  daher,  weil  teils  das 
Normalgewicht  geringer  angesetzt,  teils  auf  die  Legierung  ein  Abzug 
gemacht  worden  ist.  Auch  Böckh^)  rechnet  nur  4500  Mark,  obgleich 
er  dasselbe  Normalgewicht  annimmt  Er  zieht  aber  wohl  zu  viel  für  die 


1)  Barthelemy  Yoyage  VII  p.  LIY  berechnet  5700  livre*  (alter  französischer 
Währang)  ^  4560  Mark  (Noback  Mfinz-,  MaTs-  und  Gewichtsbuch,  2.  Aufl., 
S.6S3),  Wurm  p.  56  2171  Vs  fl.  des  Konventionsfufses  =  4560  Mark,  Hussey 
p.48  und  50  4587  Mark  («  243  Pf.  St  15  s.,  der  Shilling  zu  80,7  Troygrains 
(MO  ferechnet).  Monimsen  S.  900  (Traduct  Biacas  111  p.  490  f.)  setzt  das  Tetra- 
^chmon  zu  29,5  Groschen  »  2,95  Mark,  mithin  das  Talent  zu  1475  Thaler 
""  4425  Mark  an.  Die  nicht  unbeträchtliche  Differenz  erklärt  sich  daraus,  dafe 
er  den  Thaler  zu  17^4  statt  löVa  Gramm  Feingehalt  rechnet  In  der  franzö- 
Mchen  Übersetzung  setzt  J.  de  Witte  für  das  Tetradrachmon  17,46  feines  Silber 
in  Rechnung  und  gelangt  durch  Vergleichung  mit  der  französischen  Währung 
ZV  dem  Satze  von  3,88  Francs  t»  3,143  Mark  für  das  Tetradrachmon.  Das 
^ebt  ein  Talent  von  4714  Mark,  mithin  so  gut  wie  genau  die  oben  ermittelte 
Sanune.  A.  t.  Ranch  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1874  S.  36  berechnet 
tus  einem  stark  legierten  Tetradrachmon  einen  Süberwert  von  2,92  Mark,  was 
nf  em  Talent  von  nur  4380  Mark  fahren  würde. 

2)  Staatsh.  P  S.  25.  Als  Feingehalt  des  attischen  Silbers  wird  mit  Wurm 
^1^7  angenommen,  was  nach  dem  oben  Bemerkten  etwas  zu  wenig  ist  AuDser- 
deai  wird  noch  der  Kopferwert  in  unserem  Silber  und  der  sogenannte  Präge- 
^tz  in  Abrechnung  gebracht 


286  ATTISGHES  MONZWESEN.  f  29, 4. 30, 1. 

LegieruDg  ab;  desD  selbst  wenn  wir  diese  in  Anschlag  bringen,  würde 
das  Talent  immer  noch  auf  4635  Mark  anzusetzen  sdn. 

Beachtenswert  sind  noch  diejenigen  niedrigeren  Ansfltze  des  Ta- 
lentes, welche  von  dem  Effektivgewicht  anstatt  des  Normalgewichtes 
ausgehen.  In  der  Zeit  Ton  der  Vertreibung  der  Peisistratiden  bis  auf 
Alexander  ist  das  attische  Tetradrachmon  auf  17,27  Gr.  (§  27,  4)  aus- 
geprägt worden,  das  Talent  hatte  also  damak  den  effektiven  Wert  von 
4650  Hark ;  nach  Alexander  sank  das  Gewicht  des  Tetradrachmons  auf 
16,8  Gr.  und  somit  der  Wert  des  Talentes  auf  4530  Mark. 

{  30.    Der  Kurs  des  Goldes. 

1.  Nachdem  im  Vorhergehenden  der  Wert  des  attischen  Silber- 
courantes  im  Verhältnis  zu  heutiger  Münze  ermittelt  worden  ist,  knüpft 
sich  nun  daran  die  Frage  Ober  die  Wertbestimmung  des  Goldes.  Dabei 
darf  indes  nicht  allein  die  attische  Goldmünze  berücksichtigt  werden, 
die,  wie  wir  sahen ,  immer  nur  sparsam  geschlagen  worden  ist.  Das  in 
Athen  cirkulierende  Gold  war  zum  kleinsten  Teile  attisches,  vielmehr 
meist  ausländisches ,  anfangs  phokaische  Statere ,  Kyzikener ,  persische 
Dareiken ,  später  makedonische  Statere.  Die  persischen  und  makedo- 
nischen Goldmünzen  galten  an  Werte  dem  attischen  Stater  gleich  ^),  und 
so  brauchen  wir,  wenn  bei  attischen  Schriftstellern,  wie  so  häufig  ge- 
schieht, Goldstatere  erwähnt  werden,  nicht  danach  zu  firagen,  ob  damit 
attische  oder  ausländische  gemeint  sind,  sondern  wir  müssen  die  Frage 
nach  dem  Werte  der  attischen  Goldmünze  ausdehnen  zu  der  Unter- 
suchung, welchen  Kurs  das  Gold  überhaupt  in  Athen  hatte,  wobei  zu- 
gleich die  übrigen  Nachrichten  über  den  Wert  des  Goldes  in  Griechen- 
land zu  berücksichtigen  sind.  2) 


1)  Ans  S  25,4  versL  mit  $  23, 1.  4;  42, 10. 15;  45,  7;  46, 12  geht  berror, 
dafs  das  Mönzgewicht  des  attischen  Goldstiters  etwas  höher  war  als  das  des 
babyloDischeo  Sbekels  Goldes  oder  persischen  Dareikos;  indes  kam  die  goinge 
Differenz  bei  diesen  Knrsverhiltnissen  nicht  in  Betracht,  da  sie  einerseits  bd 
der  üblichen  zehnfachen  Wertschätzung  verschwindend  klein  war,  andererseits 
bei  der  Festsetzung  des  Handelskurses  in  jedem  einzelnen  Falle  die  bestimmte 
Münzsorte  ihren  zeitweisen  Wertausdruck  im  Silbercourant  erhielt  Der  make- 
donische Stater  Philipps  und  Alexanders  war  dem  attischen  an  Gewicht  gleich 
(§31,2). 

2)  Im  allgemeinen  sind  darüber  zu  vergleichen  Letronne  Consid^.p.  104  fil, 
Dureau  de  la  Malle  Econ.  polit.  I  p.  47 ff.,  Gh.  Lenormant  Sur  les  rapports  de 
l'or  k  l'argent  chez  les  anciens,  in  der  Revue  numismatique  1855  p.  18  ff.,  Böckh 
Staatsh.  P  S.  42ff.,  Brandis  S.  85f.  248,  Lenormant  I  p.  146ff.  Die  wichtigsten 
Stellen  der  Alten  hat  schon  Gronov  de  sestert.  p.  233  ff.  zusammengesteUt  und 
besprochen. 


i  M,  1.  KURS  DES  GOU^S.  237 

Ifaefa  der  babyloniscbett  Wahrung,  welche  in  dar  frühesten  klein- 
asiatischen  Prägung  und  im  lydischen  und  persischen  Reiche  aufrecht 
erhalten  wurde,  stand  das  Gold  zum  Silber  in  dem  Wertverhältnisse  von 
13 Vs  :  1*  Da  aber  das  Silbergewicht  um  Vs  hoher  war,  als  das  korre- 
hle  Goldgewicht,  so  wurde  der  Wert  eines  GoMstttckes  durch  zehn 
8il>er8ttcke  dargestellt  Wir  können  also  sagen,  dals  im  sprachlichen 
Ausdrucke  das  Gold  als  zehnfach  höher  galt  als  das  Silber,  t)  Diese 
xehnfacbe  Schätzung  findet  sich  nun  auch  allerwärts  bei  den  Griechen, 
ri^leich  nach  dem  euboisch-attischen  Fufse  das  Silbergewicht  dem  des 
GcMes  gleichgestellt  worden  war,  mithin  dem  nominell  zehnfachen 
Verhaltnisse  nicht  mehr  ein  thatsflcUich  dreizehnundeindrittelfaches 
eitspracb. 

Lysias  rechnet  5000  GoldsUtere  gleich  100000  Drachmen  2), 
nithin  einen  Stater  gleich  zwanzig  oder  eine  Golddrachme  gleich  zehn 
Siberdrachmen.  Xenophon  gleicht  3000  Dareiken ,  d.  i.  1  Goldtalent, 
mit  10  Talenten  Silbers,  und  wenn  auch  in  jenem  Falle  babylonische 
Sflbertalente  gemeint  sind,  wekhe  thatsächlich  das  WertTerhältnis 
1 :  13^/»  zu  dem  GoMtalente  darstellen  )),  so  geht  doch  aus  den  Wor- 
ten, in  welche  der  Schriftsteller  seinen  Bericht  fofst,  daitlich  hervor, 
idh  den  Griechen  zehn  Talente  Silbers  schlechthin  als  das  Wertäqui- 
Talent  eines  Goldtalentes  galten.  So  setzte  Alexander  bei  der  Bestür- 
mang  der  persischen  Feste  in  Sogdiana  verschiedene  Preise  in  Talen- 
ten aus,  welche  wir  ofienbar  als  attische  Silbertalente  zu  deuten  haben ; 
er  zaUte  aber  fOr  je  1  Talent  300  Dareiken  bar.  4)  Nach  demselben 
Ansätze  kommen  5  Goldstatere  auf  die  Bfine,  wie  Polemarch  und  an- 
dere angeben.^)  Auch  Menander  schätzte  das  Gold  zum  zehnfachen 
Werte  des  Silbers.®)  Am  häufigsten  findet  sich  die  Bestimmung  des 
Dareikos  oder  des  attischen  Staters  auf  zwanzig,  oder  der  Drachme 


1)  Vergl.  oben  S.  225  mit  Anm.  2,  unten  §  42, 12. 

2)  Lys.  19, 39  giebt  das  Verhältnis  iwar  nicht  aosdrflcklieh  an,  doch  läfst 
es  »ch  aus  der  Gesamtsamme  des  Vermögens  berechnen.  VergL  Böckh  Staatsh. 
P  S.  33  Anm. 

3)  Xen.  Anab.  1,  7,  18  bezeichnet  dieselbe  Summe  erst  durch  Ja^ixovs 
"rft^xiXiove,  dann  durch  ^ixa  xaXovra,  Dafe  diese  letzteren  babylonische  SUber- 
taleote  sind,  weist  Brandis  S.  63  nach.  VergL  auch  unten  die  betreflfende  Anm. 
m  §  42, 12. 

4)  Arrian  Anab.  4, 18,  7  (vergl.  Raphelius  zu  der  Stelle  und  Gurtius  7, 11, 12). 
Bafe  in  dieser  Zahlungsmodalitat  noch  eine  besondere  Freigebigkeit  des  Spenders 
l*f,  ist  oben  S.  225  Anm.  2  angedeutet  worden. 

5)  Polemarch  bei  Hesych.  unter  x^ffovs,  Harpokrat  und  Snidas  unter 

6)  Poll.  9,  76  f. 


238  ATTISCHES  MONZWESEN.  f  m,  i 

Goldes  auf  sehn  Silberdrachmen.^)  Dasselbe  zehnfache  Verhältnis  leg- 
ten endlich  auch  die  Römer  i.  J.  189  in  dem  Vertrage  mit  denÄtolem 
zu  Grunde,  indem  sie  diesen  nacUiefsen  den  dritten  Teil  der  aufer« 
legten  Kontribution  in  Gold  dergestalt  zu  zahlen,  dafs  sie  für  zehn  Minen 
Silbers  eine  Mine  Goldes  lieferten.^) 

2.  Alle  diese  Angaben  mit  Ausnahme  der  letzteren  beweisen 
indes  nur,  dafs  im  allgemeinen  das  Gold  zum  zehnfachen  Werte  des 
Silbers  geschätzt  wurde;  es  darf  aber  nicht  etwa  daraus  gefolgert  wer- 
den ,  dafs  es  im  Handel  und  Wandel  wirklich  nach  diesem  Verhältnis 
gegen  Silber  umgetauscht  wurde«  Im  Gegenteil  bezeugen  die  wenigen 
uns  Oberlieferten  Angaben  dieser  Art  übereinstimmend  einen  höheren 
Kurs  des  Goldes.  Nach  Herodot  (3, 95),  der  sein  Geschichtswerk  in  der 
zweiten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  schrieb ,  hatte  das  Gold  den 
dreizehnfachen  Wert  des  Silbers  ^) ,  und  wenn  der  Schriftsteller  auch 
bei  seinem  Berichte  zunächst  die  Verhältnisse  des  persischen  Reiches 
vor  Augen  hatte,  so  würde  er  doch  schwerlich  seine  Worte  so  gefalst 
haben ,  wie  wir  bei  ihm  lesen ,  wenn  in  Griechenland  nicht  dasselbe 
Verhältnis  wirklich  im  Handel  vorgekommen  wäre.  In  der  That  meldet 
uns  eine  Inschrift,  dafs  um  das  Jahr  440  in  Athen  ein  Gewicht  Goldes 
von  etwa  100  Drachmen  umgesetzt  wurde  in  1372  Drachmen  Silbers, 
sodafs  das  Gold  etwa  zum  vierzehnfachen  Werte  des  Silbers  gerechnet 
war. 4)  Ein  merklich  niedrigeres  Verhältnis  finden  wir  in  dem  aus 
Piatons  Zeitalter  herrührenden  Gespräche  über  die  Gewinnsucht  ^),  wo 
dem  Golde  der  zwölflache  Wert  zugesdirieben  wird.  Höchst  wertvoll 
ist  ein  zweites  aus  einer  Inschrift  entnonmaenes  Kursverhältnis^),  weil 

1)  Hesych.  unter  x^^xfove:  UoXtua^xos  yn^üt  dvrae&at  rov  x^^^ 
na(fa  rols  jitTixdiQ  8(>axfia6  BvOy  r^  Ca  rov  x^vaov  B^axfir/r  roulff/utroS'  a^ 
yv^iov  8^aptas  9^a»  Zonar.  Annal.  10  p.  540B:  naca  toU  "EUapnv  mxott 
o^axfitäv  o  J iwv  qnjei  ro  xff^ovv  dildüüM&ai  vcfiiüfjut.  Harpokr.  unter 
Ja^eiHos  und  daraus  Suidas;  Hesycb.  unter  B^axfirj  x^iov  (nach  der  Eneo- 
dation  Yon  Gronov  de  sestert  p.  364)  und  danach  Suidas  unter  Boaxftri, 

2)  Polyb.  21,  32  (22, 15),  8,  Liv.  38, 11, 8.  Um  jene  Zeit  hatte  in  Rom  das 
Gold  etwa  den  zwölf  fachen  Wert  des  Silbers:  unten  §  37,  1. 

3)  S.  das  Nähere  unten  §45,  6—8;  48,  2. 

4)  G.  I.  Attic.  1  Nr.  301.  A.  Kirchhoff  bemerkt  dazu  p.  160:  'auri  pondos, 
quod  venditum  est,  drachmarum  fuit  80—99  com  obolis  quinque  (neque  eoin 
integri  videntur  servati  esse  numeri);  e  qua  venditione  quum  redactae  dicaotvr 
dr.  1372  argen ti  Attici,  vix  minus  drachmis  quattuordedm  argenteis  constitisie 
auri  drachmam  circa  haec  tempora  (01.83,2—86,  3)  colligere  licet*.  Das  mdg- 
liche  Maximum  des  erwähnten  Goldes  beziffert  sich  also  auf  99Ve  DracbmeD, 
was  einen  Kurs  von  13,74  Silberdrachmen  ergeben  würde.  War  aber  das  (kM- 
quantum  ein  geringeres,  so  war  der  Goldkurs  ein  verhältnismälsig  höherer. 

5)  Hipparch.  p.  231  D. 

6)  Zu  der  von  Böckh  im  a  I.  Gr.  Nr.  157  und  vollständiger  in  der  SUats- 


I  S(K  1 3.  KURS  DES  GOLDES.  239 

es  eine  specielle  und  YoUstündige  Angabe  enthält.  Danach  berichtet 
^r  Athener  Lykurgos  in  der  Rechenschaftsablage  über  seine  zwölf- 
jährige Finanzrerwaltnng  (338 — 326),  dafs  er  unter  anderm  eine  be- 
trachtliche Summe  Goldes  zu  dem  Kurse  von  22  Drachmen  5V2  Obolen 
f&r  den  Stater  angekauft  habe.  Hieraus  ergiebt  sich  fast  genau  das 
Verhältnis  von  11 V2  : 1«  und  dies  mag,  wenn  auch  ein  wenig  auf-  und 
abschwankend,  der  Handelskurs  jener  Zeit  gewesen  sein.  Wieder  etwas 
höher  erscheint  das  Gold  in  Ägypten  in  der  Münze  der  Ptolemffer,  wo 
es  den  12  Vsfachen  Wert  des  Silbers  hat  (§  54, 2);  doch  ist  zu  beachten, 
dals  dies  eben  ein  gesetzlich  angeordnetes  Verhältnis  war,  welches  den 
Handebkurs  eher  Oberstieg  als  hinter  ihm  zurückblieb.  Das  niedrigste 
Verhähnis  endlich  ist  das  zehnfache,  welches  in  dem  schon  erwähnten 
BOodnis  der  Römer  mit  den  Ätolem  erscheint.  Man  sage  nicht,  dafs 
die  Römer  absichtlich  ein  zu  ungünstiges  Verhältnis  bestimmt  haben, 
denn  es  sollte  ja  eine  Erleichterung  für  die  Ätoler  sein ;  es  ist  also 
Tomszusetzen ,  dafs  damak  das  Gold  zu  diesem  Kurse  immer  noch 
leichter  beschafft  werden  konnte  als  die  entsprechende  Summe  in 
Silber.  1) 

3.  So  sehen  wir  also ,  wie  das  Gold  bei  den  Griechen  zwisdien 
dem  ifierzebnfachen  und  zehnfachen  Verhältnis  zum  Silber  geschwankt 
hat.  Danach  wird  auch  die  Destimmung  der  Goldmünzen  keine  absolute 
sein  können;  sie  läfst  sich  zunächst  nur  nach  den  bezeichneten  Grenz- 
punkten  geben.  Suchen  wir  jedoch  einen  brauchbaren  Mittelwert,  so 
ergiebt  sich  mit  groiser  Wahrscheinlichkeit  das  zwölf  fache  Verhältnis, 
welches  wir  unbedenklich  als  die  ungeßihreNorm  mit  der  MalSsgabe  ein- 
setzen, dafs  die  üblichen  Wertschwankungen  zwischen  den  Grenzen  12  V2 
und  11  Vi :  1  sich  bewegten,  während  dieaufserordentUchen  Differenzen 
bis  zu  den  oben  angeführten  Extremen,  also  ebenfalls  nach  beiden  Seiten 
hin  symmetrisch,  sich  erstreckten.  Aufserdem  haben  wir  aber  noch  die- 
jenigen Werte  anzuführen,  welche  den  persischen  Dareiken  und  den 
Goldstateren  attischen  Fufses  im  Verhältnis  zu  heutiger  Goldmünze 
znkonnnen. 


iMiubaltang  n^  S.  Ulf.  TeröffeDtlichten  Inschrift  über  die  Rechenschaftsablage 
des  Lyknrgos  ist  in  der  j4^x<**^^*9c^  iffjfu^is  Nr.  3452  ein  weiteres  Bmch- 
>tM  Teröffentlicht  worden,  wonach  Lykni^os  mehr  als  ein  Talent  Goldes  zn 
dem  oben  angegebenen  Kurse  gegen  Silber  einkaufte. 

t)  in  neuerer  Zeit  ist  mehrfach  zu  beobacbten  gewesen,  dafs  der  Goldkurs 
b«im  Ausbruche  eines  Krieges  auffallend  steigt  und  so  während  des  Krieges 
>icli  htlt,  dagegen  mit  Ende  des  Krieges  plötzlich ,  und  zwar  zeitweilig  tiefer 
sinkt,  als  der  normale  Kurs  vor  dem  Kriege  gewesen  war. 


240  ATTISCHES  MONZWESEN.  |  so.  3.  31,  t. 

Nach  mitderem  antiken  Kurswerte  sind  sowohl  der  attiscbe  und 
makedonische  GoldstaCer  im  Gewicht  von  2  Drachmen  als  der  persische 
Dareikos  auf  etwa  24  Drachmen  Silbers  oder  19  Hark  anuse^eu. 

Seinem  Goldgehalte  nach  würde  dem  vollwichtigeii  Dareikos  in 
heutiger  MOnze  ein  Wert  von  23  M.  44  Pf.  (§  45, 11)  und  dem  Gold- 
stater  attischen  Fufses  ein  Wert  von  24  M.  36  Pf.  zukommen. 

Nach  diesen  Ansätzen  ist  Tah.  XVI  herechnet  Wo  es  jedoch  nur 
auf  eine  ungeßihre  Schätzung  ankommt,  darf  man  füglich  sowohl  Da- 
reikos als  attischen  Goldstater,  ohne  weiter  auf  die  Kursverhältnisse 
einzugehen,  gleich  einer  Doppelkrone  oder  20  Mark  ansetzen. 

§  31.   Der  attUehe  Mün%fuft  im  makedonUehen  Reiche, 

1.  Es  würde,  auch  wenn  es  an  einem  hestimmten  Zeugnisse  fehlte, 
mit  Sicherheit  anzunehmen  sein,  dafs  das  attische  Geld  dne  weite  V^- 
breitung  in  Griechenland  gehabt  hat;  wirkten  doch  zwei  wichtige  Um- 
stände zusammen  es  zu  einem  gesuchten  Courant  zu  machen.  Einmal 
war  das  attische  Silber  anerkanntermafsen  vom  feinsten  Schrot  und 
der  sorgfältigsten  Ausprägung;  dann  aber,  was  noch  mehr  ins  Gewidit 
ßlllty  stand  der  athenische  Staat  eine  geraume  Zeit  an  der  Spitze  Grie- 
chenlands und  ein  guter  Teil  desselben  war  ihm  verbündet  oder  tribut- 
pflichtig. Ungeheure  Massen  von  Silber  strömten  in  Athen  zusammen, 
wurden  in  seiner  Münze  zu  Tetradrachmen  ausgeprägt  und  verteilten 
sich  in  den  Kriegen  wieder  über  Griechenland.  So  läfst  sich  aus  einer 
Erzählung  bei  Plutarch  i)  mit  Sicherheit  schliefsen,  dafs  die  bedeuten- 
den Summen  Silbergeldes,  welche  Lysander  im  peloponnesischen  Kriege 
nach  Sparta  schickte,  meist  in  Münzen  von  athenischem  Gepräge  be- 
standen. Das  nicht  attische  Geld  wurde  nun  zwar  dadurch  nicht  ver- 
drängt, dazu  war  die  Masse  des  kleinasiatischen  und  äginäischen  Silbers 
und  die  Zahl  der  Münzstätten ,  die  nach  diesen  Währungen  prägten, 
zu  grofs;  aber  es  sank  überall,  soweit  Athens  Einfluls  auch  nur  mittel- 
bar reichte,  zur  sekundären  Münze  herab  y  welche  im  grofsen  Verkehr 
ihren  Kurs  nach  dem  attischen  Gelde  hatte.  Einen  zuverlässigen  Hin- 
weis dafür  geben  die  bereits  oben  (§  29,  3)  besprochenen  Stellen  des 


1)  Nach  Vit  Lysand.  16  bezeichnet  der  Sklave  des  Gylippos  die  MänseD, 
welche  sein  Heir  von  der  von  Lysander  nach  Sparta  geschickten  Kriegsbeute 
entwendet  hatte,  als  yXavxes,  d.  h.  als  attische  (S.  212  A.  4).  Plutarch  versteht 
die  Stelle  nicht  ganz  richtig,  er  scheint  anzunehmen,  dafs  die  meisten  Staaten 
Griechenlands  damals  mit  attischem  Gepräge  gemönit  hatten.  Vielmehr  war 
es  athenisches  Geld,  welches  in  ganz  Griechenland  kursierte.  Vergi.  Böckh 
Staatsh.  P  S.  45  und  unten  §  46,  15. 


f  31, 1.  2.  VERBREITUNG  DES  ATTISCHEN  GOURANTES.  2il 

Aristopbanes  und  Xenophon,  welche  beide  die  ausgedefaflte  Geltung  des 
attischen  Conrantes  bezeugen.  Es  darf  aber  daraus  nicht  etwa  gefolgert 
iierden,  dafe  auch  die  Prägung  nach  attischem  Gewicht  in  Griechen- 
knd  verbreitet  gewesen  sei.  Im  Gegenteil  konnte  es  Athen  nur  er- 
wQnscbt  sein,  wenn  die  von  ihm  abhangigen  Staaten  nicht  nach  seinem 
Fulse  münzten.  Denn  die  betreffenden  Münzen  hatten  auf  gleiche 
Geltung  mit  den  attischen  Anspruch  gemacht,  wahrend  sie  in  der  Güte 
der  Ausprägung  wahrscheinlich  hinter  ihnen  zurückgestanden  hatten, 
and  sie  v^ürden  schlie&lich  doch  ebenfalls  als  auslandisches  Geld  mit 
niedrigerem  Kurs  angesetzt  worden  sein.  Auch  Rom  machte  sein  Geld 
aflenthalben  zum  herrschenden  Courant,  ohne  jedoch  andere  Staaten 
tnr  Annahme  seiner  Prägung  zu  nötigen.  Vielmehr  hob  es  entweder 
die  provinziale  Prägung  ganzUch  auf,  oder  Uefs  sie  nach  dem  dnhei* 
mischen  Fufse  fortbestehen,  sodafs  dann  aufser  der  römischen  Reichs- 
nADze  noch  eine  lokale  Landesmünze  bestand.  Einen  förmlichen  Münz- 
iwang  hat  nun  zwar  Athen  nicht  ausgeübt,  aber  insofern  lassen  beide 
Staaten  sich  recht  gut  vergleichen ,  als  auch  Athen  die  Ausmünzung 
des  Geldes  nach  attischem  Fufse  als  seine  Prärogative  betrachtete  und 
die  Verbreitung  einer  nach  gleichem  Fufse  geprägten  Münze  neben 
der  seinigen  eher  verhinderte  als  begünstigte. 

Daher  finden  wir  im  eigentUc^en  Griechenland  in  der  Zeit  vor 
Alexander  nur  an  wenigen  Orten  aufserhalb  Athens  attische  Prägung.^) 
Eine  besondere  Bewandtnis  hatte  es,  wie  wir  bereits  sahen  (§  27,  2), 
mit  Euböa.  Dort  war  der  euboische  Münzfufs,  von  welchem  der  at- 
tische erst  abgeleitet  ist,  schon  vor  Solon  einheimisch.  Wenn  also 
spater  unter  athenischer  Herrschaft  noch  Münzen  attischen  Fufses  auf 
der  Insel  geprägt  wurden,  so  war  es  im  Grunde  das  euboische  Gewicht, 
irddies  man  als  überliefert  fortbestehen  Uels.  Von  dem  Gesichtspunkte 
der  euboischen  Wahrung  aus  ist  wahrscheinlich  auch  die  frühzeitige 
Verbreitung  des  attischen  Münzfüfses  nach  Kyrene,  Sicilien,  Unter- 
italien und  Etrurien  zu  beurteilen.^ 

2.  Mit  der  sinkenden  Macht  Athens  und  seiner  schUefsUchen 
Unterwerliing  unter  die  makedonische  Herrschaft  würde  wahrschein- 
lich auch  der  attische  Münzfufs  zu  blofs  lokaler  Geltung  herabgedrückt 
worden  sein ,  wenn  nicht  gerade  die  aufblühende  makedonische  Macht 
denselben  angenommen  hatte.    Der  Grund  dazu  wurde  von  Philipp  U 

1)  MoniDsen  S.  62  (Traduct.  Blacas  I  p.  83 f.),  Brandis  S.  336 f.  Ersterer 
findet  atüschen  Fufs  vor  Alexander  nur  in  Megara,  letzterer  nur  anf  der  Insel  Kos. 

2)  Mommsen  S.  67flE:  (I  p.  90  ff.),  und  vergL  unten  §  48,  2.  55,  2.  56, 4.  57, 9. 
Hiltsek,  Metcolofie.  16 


242  ATTISCHER  MOHZFUSS  IM  MAKEDONISCHEN  REICH.       f  sia 

gelegt  MakedoDieD  folgte  damals  in  seiner  Silberprigung  dem  System 
des  babylonischen  Staters  im  Gewichte  Ton  11  bis  anter  10  Gr., 
welcher  als  Tridrachmon  galt  Die  zu  Grunde  liegende  Drachme 
bdiielt  Philipp  bei,  führte  sie  jedoch  aaf  ihr  ursprüngliches  Vollge- 
wicht zurüdL  und  bildete  als  Ganzstttck,  nach  dem  Vorgange  der 
riiodischen,  ursprün^ch  phönikischen  Vf  ährung  ^X  ein  Tetradrachmon 
Ton  14,5  Gr.  (§  49, 2).  Dand[>en  abw  Teranstaltete  er  eine  ausgeddmte 
Goldprägung,  in  welcher  fastausschlielslichdasGanzstttck  oderderStiAer 
erscheint,  während  die  Teihnttnzen,  die  Hälften,  Viertel,  Achtel  und 
Zwölftel,  selten  sind.^)  Das  Effektiygewicht  dieses  PhiUppisdien  Staten 
beträgt  8,6  Gr.,  worüber  einzelne  Stücke  noch  hinausgehen  ^;  das  Nor- 
malgewicht ist  ohne  Zweifel  kein  anderes  als  das  des  attischen  Staten 
von  8,73  Gr.  Dennodi  würde  man  irren,  wollte  man  die  Goldprägung 
Philipps  ledigUch  aus  der  attischen  erklären.  Letztere  war  vid  zu  un- 
bedeutend, als  dafs  sich  der  makedonische  König  allein  an  sie  hatte 
anschUefsen  können;  als  Vorbild  diente  ihm  vielmehr  die  GoldmOnie 
des  persischen  Reiches,  der  Dareikos.  Persisches  Gold  cirkulierte  schon 
lange  in  groCser  Menge  in  Griechenland  und  war  die  häufigste  GoU- 

1)  Brandis  S.  223 f.  594  und  vergl.  $  23,  4.  43,  2.  3.  48,  U. 

2)  Den  niheren  Nachweis  geben  L.  Müller  Nomismatiqne  d'AIexandre  le 
Grand  p.  335  noU  3—5  und  Brandis  S.  544 ,  wozu  noch  hinzuzufügen  das  Tri- 
hemiobolion  von  1,069  Gr.  (—  16,5)  und  der  Obolos  von  0,726  (-=  11,2)  bei 
Leake  Suppl.  p.  1.  Über  die  Drachmen  und  Triobolen  von  barbarischem  Ur- 
sprung ve^.  Müller  p.  336  n.  7. 375  n.  9,  Mionnet  Poids  p.  56.  Einen  Doppcl- 
stater  im  Thorvaldsenschen  Museum  halt  Müller  für  gefälscht;  dagegen  scheint 
die  Echtheit  eines  anderen  Exemplares,  welches  Fr.  Lenormant  in  der  Revae 
numism.  1862  p.  397 f.  beschreibt,  zweifellos  lu  sein.  Dasselbe  hat  merldich 
verloren,  da  es  nur  noch  15,20  Gr.  statt  17,2  Gr.,  wie  zu  erwarten  war,  wiegt 
Vergl.  auch  Friedlaender  u.  v.  Sallet  Königl.  Münzicabinett  Nr.  352. 

3)  Die  Statere  Philipps  zeichnen  sich  ebenso  wie  die  Alexanders  durch  sorg- 
faltige Justierung  aus.  Die  Un^eichheit  im  Gewicht  der  uns  erhaltenen  Müuen 
betragt  nur  etwa  0,13  Gr.  Die  leichtesten  Stücke  stehen  mit  seltenen  Aus- 
nahmen noch  über  8,5  Gr.,  wobei  zu  bedenken,  dafs  diese  Goldmünzen  fiel 
cirkuliert  haben,  also  selten  frei  von  einem  kleinen  Verloste  sind,  wie  Burfon, 
der  feine  Kenner  alter  Münzen,  in  betreff  der  goldnen  Tetradrachmen  Alezandefs 
in  Erinnerung  bringt  (Gatal.  Thomas  p.  138).  Sehen  wir  von  den  leichtestes 
Stücken  ab,  so  finden  wir  in  aufsteigender  Reihe  die  Gewichte  von  8,55  bis 
8,65  Gr.  Die  Maximalgewichte  sind  8,65  (—  133,5  Thomas  p.  136),  8,64  (— 162^ 
Mionnet  p.  56),  8,63  (Luynes,  Brandis  S.  544),  8,62  (»  1^3,1  und  133  ThoBSS 
p.  135,  Northwick  p.  59),  8,61  (—  132,9  Leake  p.  3  —  132,8  Thomas  p.  135. 
186,  Pembroke  p.  144,  Leake j».  3),  8,60  (— 162  Mionnet  p.  55  —  132,7  ThoBMS 
p.  136  —  Friedlaender  und  v.  Sallet  Könid.  Münzkabinett  Nr.  353).  Hossey  p.  1& 
giebt  als  Durchschnittsgewicht  von  14  Stateren  der  Payne-Knightschen  Sams- 
fung  8,563  Gr.  (—  132,14),  Müller  Numism.  d'Alex.  p.  336  als  DurchschniU  der 
ihm  bekannten  Stücke  8,5  bis  8,6  Gr.,  Lenormant  in  der  Revue  nunusm.  1867 

S.  238  bestitigt  die  oben  gesetzte  Annahme  eines  mittleren  Gewichtes  von  8,6  Gr. 
ndere  Bestimmungen  s.  bei  Bückh  S.  130  f. 


131,2.3  PHILIPP  n.    ALEXANDER.  243 

münze,  die  überhaupt  Torkam.  Aufserdem  ging  Philipps  ganzes  Streben 
auf  die  Eroberung  des  persischen  Reiches,  und  die  Einführung  der 
Goldprägung  nach  dem  Dareikenfufee  war  nur  eine  der  vorbereitenden 
IhTsregehn  zu  dem  grofsen  Unternehmen.  0  Philipp  prägte  also  die 
persische  KOnigsmttnze  nach  und  übertrug  auf  das  neue  Gold  seinen 
Namen  >),  gerade  so  wie  das  ältere  Ton  Dareios  benannt  worden  war. 
Nor  darin  wich  er  ab,  dals  er  an  die  Stelle  des  Dareikengewichts  Ton 
8,4  Gr.  den  etwas  höheren  Wert  setzte ,  nach  welchem  in  Athen  das 
GoU  ausgeprägt  wurde. 

3.  Alexander  setzte  die  von  Philipp  begonnene  Goldprägung  in 
noch  grülserem  Malsstabe  und  mit  gleicher  Sorgfalt  fort.  Seine  Statere 
stehen  weder  an  Gewicht  noch  an  Feingehalt  denen  seines  Vaters  nach.') 
Die  kleineren  Nominale  wurden  ebenfalls  selten  geprägt  4),  aufserdem 
aber  noch  Doppelstatere  oder  Tetradrachmen  in  Gold  geschlagen.^) 
Erging  aber  noch  einen  Schritt  weiter,  indem  er  folgerichtig  das  at- 


1)  B6ekh  S.  130,  Mommsen  S.  52  (Tradact  Blacas  I  p.  69). 

2)  J^ar^(k96  0tMn7Ui4H  Dennt  PoU.  9, 59  neben  den  Ja^taioi  und  ^AUiov 
jJptiM,  9,  84  neben  den  K^Us%iOi  und  JcL^tmoL  0iXimtBtoi  x^ol  erw&hnt 
Plnt.  Tit.  FUm.  14,  vo^M^a  x^ovr  ^lUnnttov  Diod.  16, 8.  Bei  den  römischen 
Schriftstellern  hei&t  die  makedonische  Goldmünze,  gleichviel  ob  von  Philipp  n 
oder  einem  seiner  Nachfolger  herrfihrend,  nummu$  PhtHppeu*  (so  bei  Liv.  34, 
52,7.  37, 59, 4.  39,  5, 15.  39, 7, 1,  teils  mit  dem  Zusatz  atireui,  teils  ohne  den- 
selben),  oder  PkiHppeus  schlechthin  (liv.  44, 14,3),  oder  nummus  {attreus) 
Pkü^pfus  (Plant  Asin.  1, 3, 1,  Irin.  4, 2, 112),  oder  PhiHppui  schlechthin  (Horat 
Epitt  2, 1,  234,  Ulpian.  Digest.  34,  2,  27).  Die  eenium  PfdUppeae  minae  bei 
PuBt  Rnd.  5,  2,  27)  bedenten  wohl  500  Goldstticke.  Vergl.  auch  Lenormant  I 
p.80f. 

3)  über  die  Feinheit  des  Metalles  s.  nnten  5.  Das  (vewicht  der  Statere 
Alexanders  ist  genau  dasselbe  wie  deijenigen  Philipps.  Maximal  erscheinen 
8,66  Gr.  (FriedUender  und  v.  SaUet  Nr.  362),  8,64  (—  162^4  Mionnet  p.  58), 
8,63  (—  162V>  Mionnet),  8,62  (—  133,1  und  133  Thomas  p.  139.  155.  156), 
8,60  (—  162  Mionnet  —  132,7  Thomas  p.  165,  Leake  p.  5  —  132*/4  Northwick 
^  60).  M&ller  Numism.  p.  1  giebt  als  Gewicht  8,5  bis  8,6  Gr.  Unter  8,5  Gr. 
ttefaen  nur  weniffe  StAcke. 

4)  ffiUften  oder  Drachmen  sind  selten.  Im  Pariser  Kabinett  finden  sich  nach 
IGonDett  Poids  p.  57  ff.  keine.  Eine  bei  Thomas  p.  166  von  3,46  Gr.  (—  53,4) 
ittfon  zweifelhafter  Authenticitat;  echt  dagegen  ist  die  aus  der  Northwickschen 
SiBmlung  von  4,29  Gr.  (>«  66,2  p.  60).  Eine  andere  bei  Leake  p.  5  wiegt 
ZM  Gr.  (i-i  54,6).  MflUer  p.  1  vergl.  mit  155  und  170  fQhrt  zwei  aus  dem 
nrit  Mus.  an.  Hiufiger  sind  die  Viertelstatere  oder  Triobolen  von  2,15  Gr. 
(-  40Vt  Mionnet  p.  59,  Queipo  DI  p.  166),  2,14  (»  33  Pembroke  p.  145),  2,125 
(•)  40  Miounet  p.  59  ■■  32,8  Thomas  p.  166,  Leake  p.  5)  und  darunter. 

5)  Die  höchsten  Gewichte  sind  17,21  Gr.  (—  324  Blionnet  p.  571,  17,20 
(»  265,5  Hussey  p.  16,  Thomas  p.  138,  Pembroke  p.  144,  Northwick  p.  60). 
17,19  (zwei  Exemplare  des  Berliner  Kabinetts ,  Pinder  S.  41,  Friedlaender  und 
▼*Sillet  Nr.  360  t),  17,18  (-=  323Vs  Mionnet  p.  57),  17,17  (—  265  Mus.  Brit. 
MOl).  BSn  etwas  vemutztes  Stück  bei  Thomas  p.  138  wiegt  noch  17,165  Gr. 
(•  264,9). 

16* 


244  ATTISCHER  JütlNZFUSS  IM  HAKEDONISGHEN  REIGE        §31.1 

tische  Gewicht,  Dachdem  es  eiomal  fOr  die  Goldmttnte  ttblich  geworden 
war,  auch  in  der  Silberpjigung  einführte.  Gerade  wie  der  athenische 
Staat  prägte  auch  Alexander  vorzugsweise  Tetradrachmen  und  zwar 
auf  das  volle  attische  Gewicht.  Zwar  wird  dasselbe  nur  von  wenigen 
der  erhaltenen  Münzen  erreicht  >) ;  aber  genau  dieselbe  Erscheinung 
fanden  wir  auch  bei  den  attischen  Münzen,  ja  im  Durchschnitt  stehen 
vielleicht  die  letzteren  noch  etwas  niedriger  als  die  Münzen  Alexanders. 
Das  Effektivgewicht  des  gut  erhaltenen  Tetradrachmons  ist  genau  wie 
das  des  attischen  aus  der  Blütezeit  Athens  (§  27, 4)  auf  17,27  Gr.  anzu- 
setzen.^) Aufser  dem  Tetradrachmon  sind  am  zahlreichsten  die  Drach- 
men.^) Didrachmen  sind  nicht  häufig,  Tridrachmen  ebenso  wenig  wie 
in  Athen  geschlagen  worden.  4)  Das  höchste  Nominal  in  Silber  war  wie 

1)  Die  höchsten  Gewichte  von  Tetradrachmen  Alexanders  sind  17,92  Gr. 

fc>  276,5  Hussey  p.  16),  17,61  (271,8  Leake  p.  6).  Beide  Stücke  sind  Obennftnit. 
mnächst  folgen  ein  vollkommen  gut  erhaltenes  Stflck  von  17,44  Gr.  (»  328V4 
Mionnet  p.  61)  und  ein  zweites  von  17,41  Gr.  (=»  327'/«  Mionnet  p.  68),  beide 
nnr  unmerklich  hinter  dem  Norroalgewicht  zurflckstehend.  Häofig  erreichen  das- 
selbe die  Drachmen.  Ein  Stück  Ton  4,60  Gr.  (»  71  Leake  p.  9)  ist  durch  Feuer 
geschwärzt  und  hat  dadurch  wahrscheinlich  an  Gewicht  zugenommen.  Dem- 
nächst folgen  zwei  Drachmen  aus  der  Madrider  Sammlung  von  4,52  und  4,42  Gr. 
(Qudpo  p.  154)  und  zwei  aus  dem  Pariser  Kabinett  von  4,395  Gr.  («•  82'/4 
Mionnet  p.  65),  samtlich  das  Nonnalgewicht  noch  Abersteigend.  Femer  4,36  w. 
(—  82  Mionnet  p.  71  —  67,3  Pembroke  p.  143,  Leake  p.  7  —  67,2  Hussey  p.  16), 
4,34  (—  81*A  Auonnet  p.  65.  66  —  67  Hussey  p.  16),  4,32  (81 74  Mionnet  p.  62), 
4,31  (—  66,5  und  66,6  Thcbas  p.  152. 153,  Leake  p.  8). 

2)  An  die  in  der  vorigen  Anm.  aufgeffthrten  Tetradrachmen  scblielseD  sich 
Stficke  von  17,29  Gr.  (—  3257«  Mionnet  p.  64),  17,28  (—  266,7  Leake  Suppl.  p.  1), 
17,27  (—  266,5  Thomas  p.  149),  17,26  (»  266,4  Leake  p.  5),  17,25  («  266,2 
Thomas  p.  150),  17,24  (»  3247«  Mionnet  p.  59.  60.  67.  69.  70  —  266  Leake 
p.  6),  17,22  (—  265,7  Thomas  p.  150),  17,21  (»  324  Mlonnet  p.  61.  64.  70), 
17,20  (—  323'/4  Mionnet  p.  67  —  265,5  Northwick  p.  63  —  265,4  Leake  p.  6  - 
Friedlaender  und  v.  Seilet  Nr.  364).  Danach  darf  das  Effektivgewicht  der  besten 
Stficke  nicht  unter  17,27  Gr.  angesetzt  werden.  Von  17,20  Gr.  sinken  die  Tetra- 
drachmen stufenweise  bis  auf  16,85  Gr.;  yerhältnismafeig  wenige  stehen  noch 
darunter.  Eine  genauere  Bestimmung  ist  unmöglich,  weil  bei  den  meisten 
Alexandermünzen  sich  nicht  ausmachen  iafst,  ob  sie  zu  Alexanders  Lebseiten 
oder  erst  nach  seinem  Tode  geschlagen  worden  sind.  Nach  Müller  p.  8  vergl. 
mit  p.  102  wiegen  die  ^t  erhaltenen  Tetradrachmen  aus  der  Zeit  Alexanders 
und  seiner  Nachfolger  (bis  zum  J.  306  und  kurz  danach)  durchschnittlich  17  Gr., 
häufig  steigen  sie  bis  17,3  Gr.,  einige  sinken  bis  16,5  Gr. 

3)  Die  erhaltenen  Drachmen  sind  ziemlich  halb  so  zahlreich  als  die  Tetra- 
drachmen. Die  Maximalgewichte  sind  bereits  Anm.  1  aufgeführt.  Die  meisten 
Stücke  stehen  von  4,3  bis  4,2  Gr.  Hussey  p.  16  giebt  aus  18  Drachmen  der 
Payne-Knightschen  Sammlung  den  Durchschnitt  von  4,26  Gr.;  55  stehen  ein 
wenig  unter  4,21  Gr.    AufTalleod  niedrige  Gewichte  sind  selten. 

4)  Die  Didrachmen  wiegen  8,55  Gr.  (»  161  Mionnet  p.  65),  8,38  (—  \^*^ 
Thomas  p.  152),  8,36  (>-  129,1  und  129  Leake  p.  7,  Northwick  p.  65),  8^ 
(—  127,7  Leake  SnppL  p.  2).  Ein  Tridrachmon  von  13,6  Gr.  im  Kopenbageoer 
Kabinett  ist  nach  Müller  p.  257  f.  zu  Alabanda  in  Kleinasien  in  der  Mitte  des 
3.  Jahrhunderts  v.  Chr.  geschlagen,  ein  anderes  (p.  400  Nr.  1375«)  von  12,69  Gr. 


$»,3.  ALEXANDER.  245 

ifl  Athen  das  DekadrachmoD.i)  Von  Kleingeld  finden  sich  Triobolen, 
Uobolen  and  Obolen,  wahrscheinlich  auch  Trihemiobolien.^) 

Die  Kupfermünzen,  welche  zahbeich  erhalten  sind  und  in  ihrem 
Gewichte  zum  Teil  einem  Didrachmon  attischer  Währung  nahekommen, 
lassen  sich  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen.  3) 

Auch  Alexanders  Münzen  wurden  nach  seinem  Namen  benannt, 
und  zwar  nicht  blofs  die  Goldstatere,  sondern  auch  das  Silbergeld,  denn 
^e  jäXe^ayögeioi  oder  ^Xe^dvdgeiai  d^axfiai,  welche  von  einigen 
Schriftstellern  und  nicht  selten  in  Inschriften  erwähnt  werden ,  sind 
Alexanderdrachmen,  nicht  etwa  ägyptische,  nach  der  Stadt  Alexandreia 
benannte.^) 

ioArados.  Demnach  kann  auch  das  Exemplar  in  der  Madrider  Sammlung  von 
12^5  Gr.  (Queipo  p.  154)  nicht  zu  den  Alexandermünzen  gehören. 

1)  Eine  grofse  Anzahl  von  Dekadrachmen  Alexanders  wurde  in  den  Ruinen 
von  ^yloD  gefunden.  Die  meisten  wurden  in  Bagdad  eingeschmolzen,  einige 
lunen  nach  Indien.  Ein  Stück  erhielt  Leake  durch  Rawlinson,  es  wiegt  41,29  Gr. 
(«■  697,2  Leake  p.  5).  —  Eine  Erwähnung  des  Dekadrachmons  findet  beul^  Mon- 
oaies  d'Ath^nes  p.  49  in  der  Stelle  des  Aristot.  Oecon.  34:  rov  cirov  naXov 
fihm  ky  rj  x^'^Qfi  9ß9to.d(^xMv'y  allein  dntaSqaxfiov  ist  hier  als  Adjektiv  zu 
^Msen:  'da  das  Getreide  10  Drachmen  hoch  verkauft  wurde'. 

2)  Triobolen:  2,11  Gr.  («  32,5  Northwick  p.  65),  2,10  (Queipo  p.  152), 
2,04  H  31,5  Thomas jp.  153),  2,02  (->  31,2  Leake  p.  8)  u.  s.  w.  —  Diobolen: 
1,34  H  20,7  Leake  STuppL  p.  2),  1,195  (»  227^  Mionnet  p.  69).  —  Obolen: 
0,68  (» 12*/4  Mionnet  p.  67),  0,65  (—  1274  Mionnet),  0,635  (-i  9,8  ßrit.  Mus. 
p.  104)  und  mehrere  andere.  Erwähnt  wird  der  makedonische  Obolos  von  Lukian 
^  nw&ovs  10.  —  Eine  wohl  erhaltene  Münze  von  0,92  Gr.  in  der  Madrider 
StnnluDg  (Qadpo  p.  152)  mu£9  ein  Trihemiobolion  sein. 

3)  Die  Stücke  haben  meist  die  Gröfse  4,  3Vs  und  3  und  gehen  selten  dar- 
äber  bis  zur  fünften  oder  darunter  bis  zur  zweiten  Gröfse.  Brandis  S.  30  t  f. 
QBlerscbeidet  zwei  Nominale,  ein  gröfseres  im  Maximalgewicht  von  7,4  und  ein 
Udneres  von  2  Gr.  (etwas  anders  stellt  sich  jedoch  das  Ergebnis  nach  der 
Mönzfibersicht  bei  demselben  S.  582  f.).  Das  Gewicht  des  gröfseren  Nominals 
entspreche  dem  Goldstater  und  dem  Silber-Didrachmon,  und  nach  der  Wertskala 
Wjtii  zwischen  Gold  und  Silber,  und  60 : 1  zwischen  Silber  und  Kupfer,  seien 
750  solche  Kupferstücke  auf  den  Goldstater  und  60  auf  ein  Silber-Didrachmon 
gegangen.  Die  kleinere  Kupfermünze  von  2  Gr.  habe  als  Yiertel  der  gröfseren 
fegolten  (es  würden  also  3000  solche  Viertel  auf  den  Goldstater  gegangen  sein). 
Wenn  dann  weiter  das  gröfsere  Kupferstück  als  Ghalkus  betrachtet  und  nach 
l'Un.  21,  34  S  185  als  '/lo  des  Obolos  gerechnet  wird,  so  ist  zunächst  zu  be- 
nchügen,  dafs  gemäfs  der  vorhergehenden  Aufstellung  dieser  Ghalkus  als  75, 
ndit  als  7io,  des  Obolos  gelten  müfste.  Aufeerdem  ist  hervorzuheben,  dafs 
Plinros  a.  a.  0.  lediglich  das  attische  System  der  Gewichte  giebt,  mithin  die 
hadsdffifUiche  Überlieferung,  welche  der  anderweitig  feststehenden  Teilung  des 
01m>Ios  in  8  Ghalkus  widerspncht,  sehr  zweifelhaft  ist  (vergl.  oben  S.  133  Anm.  4). 

4)  App.  Sic  2  vergl.  mit  Pqll.  9,  85.  Nach  9^ax/Mti  und  oßoXol  jiXs^av- 
^^oi  rechnet  Polyb.  34,  8, 7.  Ober  das  Yorkomitaen  der  Alexanderdrachme  in 
Inicbriften  vergl.  Mommsen  S.  26  Anm.  88  (Traduct  Blacas  I  p.  32),  Brandis 
S.253,  Lenormant  in  der  Revue  numism.  1867  p.  180  f.,  Dittenberger  im  Hermes 
^  (1872)  S.  62  tt,  liXi^avS^eiM  (ohne  B(^a%fAaO  werden  als  Gewicht  aufge- 
flSbrt  im  C.  L  Gr.  II  Nr.  2855.  2858. 


246  ATTISCHER  BfÜNZFUSS  IM  MAKEDONISCHEN  REICH.         $  si,  4. 

4.  Noch  ihrer  LösuDg  harrt  die  Frage,  ob  zwischen  Alexanders 
Gold-  und  SilbermOnze  ein  festes  und  von  Staats  wegen  bestimmtes 
WertTeriiältnis  bestanden  habe.  Die  Thatsache,  dals  PhiUpp  II  sowohl 
die  Silbermttnze  neu  regulierte,  als  auch  fOr  die  Goldprägung  das  atti- 
sche Gewicht  annahm,  führt  zu  der  Vermutung,  dafe  er  zugleich  zwi- 
schen Gold-  und  Silbermünze  das  Wertveriiältnis  von  12V2 : 1  fest- 
gesetzt habe.  Denn  gemäls  dem  babylonischen  Systeme  gehen  7  Vi 
Silberstatere  phönikischer  Währung  auf  einen  Goldstater  (§  43,  2). 
Indem  nun  Philipp  den  phönikischen  Silberstater  auf  14,5  Gr.,  den 
Goldstater  aber  nach  attischer  Norm  auf  8,6  Gr.  ausbrachte,  standen 
TVs  Silberstatere,  oder  sagen  wir  lieber  30  makedonische  Drachmen, 
zu  1  Goldstater  fast  genau  in  dem  Gewichtsverhältnis  von  12  Vi  :  1t 
mithin  auch  das  Gold  zum  Silber  in  dem  gleichen  Wertverhältnis,  i) 
Alexander  führte  auch  für  das  Silber  den  attischen  Fufs  ein.  Wenn 
also  wirklich  unter  Philipp  das  ebengesetzte  Wertverhältnis  bestanden 
hatte  und  wenn  femer  dasselbe  (was  aber  ledighch  eine  Hypothese  ist) 
von  Alexander  beibehalten  wurde,  so  mufste  ein  Goldstater  gleich  25 
Drachmen ,  eine  Mine  Silbers  gleich  4  Stateren  und  ein  Talent  Silbers 
gleich  240  Stateren  gelten,  oder  mit  anderen  Worten,  es  bestand 
schon  unter  Alexander  in  Makedonien  im  wesentlichen  dieselbe  Gold- 
und  Silberwährung,  welche  wir  bald  darauf  in  Ägypten  unter  den 
Ptolemäern  finden.^) 

Die  Bedenken  gegen  diese  Annahme  sind,  wie  es  scheint,  zahl- 
reicher und  wiegen  schwerer  als  die  Wahrscheinlichkeitsgrttnde ,  die 
dafür  beigebracht  werden  können.  Gerade  aus  der  Epoche  Alexanders 
und  der  nächstfolgenden  Zeit  liegen  einige  Zeugnisse  dafür  vor,  dals 
das  Gold  zum  zehnfachen  Werte  des  Silbers,  also  ein  Talent  Silbers  zu 
300,  eine  Mine  zu  5  Goldstücken  und  ein  Goldstück  zu  20  Silber- 
drachmen geschätzt  wurden.^)  Es  scheint  also,  dafs  Alexander  gerade 
so,  wie  es  vor  ihm  in  Athen  gehalten  wurde  (§  28,  2),  Gold  imd  Silber- 
wert neben  einander  gelten  und  lediglich  nach  dem  Handelskurs  sich 


1)  Dies  weist  Brandis  S.  250  f.,  ausgehend  von  einem  Silberstater  im  Ge- 
wichte von  14,48  Gr.,  nach.  Siebennndeinhalb  solche  Statere  führen  nadi  dem 
Wertverhältnis  von  1 :  \2^li  auf  ein  Geldäquivalent  von  8,69  Gr..  was  sowohl 
dem  normalen  als  dem  effektiven  Gewicht  des  Philippischen  Goldstaters  sehr 
nahe  entspricht 

2)  Brandis  S.  251  und,  anlangend  die  Kupferprägung,  S.  301  ff.  Indes  wird 
meines  Erachiens  gerade  die  Vergleichung  der  ägyptischen  Knpferwähmiiff  und 
der  wesentlich  anders  gestalteten  makMonischen  Kupferschmemünsedarauf 
führen  die  Mfinsordnung  Alexanders  von  der  der  Ptolemaer  abzusondern. 

3)  S.  die  Belegstellen  oben  §  30, 1  und  vergl.  S.  225  mit.Anm.  2. 


|«.4.         WERTYERHÄLTNIS  ZWISCHEN  GOLD  UND  SILBER.  247 

aaBgiekhen  liers.^)  Dafür  q[>ricbt  auch  der  Umstand,  daTs  das  Silber 
der  Alexanderwahrung  so  lange  Zeit  hindurch  seine  Feinheit  und  im 
wesentlichen  auch  sein  Gewicht  behielt,  was  nicht  hätte  stattfinden 
kosnen,  wenn  es  durch  ein  festes  Manzverhältnis  an  das  Gold  gebun- 
des  gewesen  wäre.  Ja  noch  mehr,  die  Silberrechnung  nach  attischem 
Geide,  d.  i.  die  Währung  der  Alexanderdrachme,  bat  in  den  Diadochen- 
staaten,  mit  Ausnahme  Ägyptens,  ihre  feste  Geltung  behalten  und  ist 
ab  solche  später  Yon  den  Römern  anerkannt  worden.^)  Wir  können 
abo  auch  sagen,  dafs  die  Mttnzordnung  Alexanders,  anlangend  das  Ver- 
hältnis Yon  Gold  und  Silber,  etwa  so  gestaltet  gewesen  sein  mag,  wie 
sie  später  von  'den  Römern  in  Makedonien,  Griechenland  und  Syrien 
«bomommen  wurde,  nämlich  Silber  attischen  Gewichts  als  das  übliche 
Gonrant  und  daneben  die  königliche  Goldmünze ,  letztere  im  sprach- 
lidien  Ausdruck  zu  zwanzig  Silberdrachmen  geschätzt,  im  Handel  und 
Wandel  aber  nach  dem  etwas  höheren  Kurs  von  etwa  22  bis  25  Drach- 
men umlaufend. 

Am  deutlichsten  wird  dieses  gemischte  System  durch  zwei  Namen 
bettiehnet,  weil  sie  genau  dem  Sachverhalt  entsprechen.  Die  herr- 
schende Währung  war  die  des  Silbers,  welches  nach  der  Alexander- 
drachme berechnet  wurde;  wollte  man  aber  nach  Gold  rechnen,  so 
bildete  der  Philippeer  die  Einheit')    So  vererbten  sich  also  die 


1)  Lenormantl  p.  148. 150  stimmt  Brandts  darin  bei,  dals  unter  Philipp 
Gold  zu  Sflber  in  dem  MAnz-  und  Wertrerhiltnis  von  12Ys :  1  gestanden  habe, 
VM  auch  Ton  Alexander  im  Anfanff  seiner  Rc^emng  beibehalten  worden  seL 
Iban  sagt  er  p.  180:  'Alexandre  le  Grand,  imitateur  fld^le  da  Systeme  des 
Mmnaies  d* Äthanes,  donna  anssi  ä  son  er  le  mtoe  poids  qn'ä  son  argent, 
sang  s'inqni^ter  de  saToir  s'ü  en  risultait  entre  les  pi^ces  des  deux  m^taux  un 
npport  de  valeur  eu  nombres  entiers  ou  fractionnaires.  G'est  ainsi  qu'il  donna 
k  ton  Systeme  monitaire  une  ^lasticit^  teile  qne  ses  monnales  de  Tun  et  de 
l'ntre  m^tal  furent  copi^es  pendant  plus  de  cent  ans  apr^s  sa  mort,  saus  subir, 
m  dans  Tor  ni  dans  l'argent,  aucune  alt^ration  sensible  de  poids,  et  cela  sur 
IM  etendue  de  territoire  immense.  —  Ge  qui  rendit  ce  fait  posdble,  c'est  qu' 
Akundre  s'^tait  conform^  au  principe  nouveau  introduit  par  les  Ath^niens, 
qvH  tTsit  fait  de  son  stat^re  d*or  une  pi^  da  poids  de  deux  drachmes  et 
BOD  d'nne  valeur  invariablement  determin^e  en  argent.  Son  Systeme 
■OB^taiie  se  pritait  de  eette  fa^on,  saus  trouble  dans  sa  Constitution  essentielle, 
i  tottes  les  variations  dans  ie  rapport  des  deux  metaux'. 

2)  Dafo  die  attische  oder  Alexanderdrachme  durch  Alexander  zur  allge- 
■eiaen  Rechnungseinheit  erhoben  und  somit  die  Silberwahrung  im  makedoni- 
tcben  Reiche  eing el&hrt  und  auch  nach  Alexander  beibehalten  wurde,  sagt  auch 
Bnaffis  S.  253. 

3)  Zum  Belege  dienen  nicht  blols  die  sahireichen  Stellen,  wo  Summen  nach 
fltOi^  oder  mtiUppt^  d.  L  in  Gold,  angegeben  werden  (S.  243  Anm.  2),  son- 
dern audi  die  wnhum  PkiUppeae  minae  bei  Plaut  Rud.  5,  2,  27.  Eine  mina 
^cUedithin  waren  nach  damuigem  Sprachgebrauch  100  Silberdrachmen,  eine 


248  ATTISGHER  MOUZFUSS  IM  BfAKEDONISGHEN  RUCH,     f  31, 5. «. 

Namen  der  beiden  groben  makedonischen  Könige  im  Geldwesen,  und 
zwar  der  des  Vaters,  weil  er  zuerst  die  königliche  persische  GoldmOnze 
nach  Griechenland  übertragen,  und  der  des  Sohnes,  weil  er  die  attische 
Silberwähruog  zur  herrschenden  gemacht  hatte. 

5.  Die  Wertbestimmung  des  makedonischen  Geldes  kann  von  der 
des  attischen  nicht  abweichen.  Denn  nicht  nur  das  Gewicht  ist  das 
gleiche,  sondern  es  steht  auch  der  Feingehalt  der  Gold-  und  Silber- 
mttnzen  hinter  den  attischen  nicht  zurück.  Eine  Drachme  Alexandere 
ergab  den  hohen  Feingehalt  von  0,991  und  nur  0,009  Beimischung  an 
Blei  und  Eisen,  aufserdem  auch  eine  Spur  von  Gold.O  Eine  ander« 
zeigte  0,9885  feines  Silber,  0,0005  Gold  und  0,01  Legierung. >)  Noch 
andere  Proben  ergaben  einen  Feingehalt  von  0,97  bis  0,955,  daneben 
aber  0,0036  bis  0,002  Gold  3),  sodafs  der  Metallwert  auch  dieser  Stücke 
jedenfalls  so  anzusetzen  ist,  als  ob  sie  von  reinem  Silber  wflren.^)  Nicht 
weniger  fein  ist  das  Gold.  Ein  Stater  von  Alexander  enthielt  nur  0,003 
Beimischung  von  Silber,  sonst  reines  Gold;  ähnliche  Resultate  ergaben 
sich  aus  Proben  Philippischer  Goldmünzen.^)  Es  sind  also  die  make- 
donischen Gold-  und  Silbermünzen  auf  dieselben'  Beträge  heutigen 
Geldes  wie  oben  die  attischen  (§  29, 4.  30,  3)  anzusetzen. 

6.  Die  makedonische  Prägung  hatte  das  Eigentümliche,  dafs  sie 
nicht  auf  eine  Münzstätte  beschränkt  war ,  sondern  von  zahbreichen 
Orten  teils  in  Makedonien  teils  im  weiteren  Umkreise  des  Reiches  aus- 
ging. <^)  Die  bedeutendste  Münzstätte  in  Makedonien  selbst  war  nicht 

mina  PhiUppea  der  Betrag  von  5  Goldstücken,  welche,  in  SUber  nmgeweehselt, 
110  bb  125  Silberdrachmen  ergeben  konnten. 

1)  E.  V.  Bibra  Ober  alte  Eisen-  und  SUberfimde,  Nflmberg  o.  Leipzig  1873, 
S.  41  Nr.  XX. 

2)  Ebenda  Nr.  XXI. 

3)  Die  Analyse  einer  Drachme  bei  Hnsgey  p.  71  lautet: 

Silber 11  o«.  12  dwU.    Z  gr». 

Gold -    ,    -      ,      21     . 

Legierung —   ,      7      «     —    », 

d.  i.  0,9674  Silber.  0.0036  Gold,  0,029  Legierung.  Drei  andere  Proben  finden 
sich  bei  Bibra  Nr.  XXn-XXIY. 

4)  Mit  Recht  hebt  Bibra  S.  49  herror,  dafs  auch  in  den  Mfinzen,  welche 
relativ  am  wenigsten  fein  sind,  die  Quantität  des  unedlen  Metallet  inuneriua 
eine  zu  geringe  ist,  als  dafs  man  an  eine  absiditliche  Legierung  denken  könnte. 
Das  nachgewiesene  Blei,  Kupfer  oder  Eisen  sind  zurdckgeblieben,  weil  die 
Läuterung  des  Metalls  mit  den  damaligen  Mitteln  sich  nicht  vollständig  eneidwi 
liefe.  Tergl.  auch  Lenormant  I  p.  190. 

5)  Hussev  p.  109. 

6)  Der  Untersuchung  über  die  Prigstatten  der  makedonischen  Manien  ist 
der  grdÜBere  Teil  des  schon  mehrmals  erwähnten  Werkes  von  L.  MüUer  N^ 
mismatique  d'Alexandre  le  Grand  gewidmet  Beachtenswerte  ¥^inke  gieht  aoch 
Prokesch  in  den  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  V  (1854)  S.  242  £ 


1 31, 6.  PRÄGSTÄTTEN.  249 

die  Residenz  Pella  0,  sondern  Amphipoüs,  die  reichste  Stadt  des  Lan- 
des, vermöge  Surer  Lage  der  natflriiebe  Sammelpunkt  für  die  Erträg- 
nisse aus  den  Siiberminen  des  Pangäon  und  der  angrenzenden  Metall- 
dKtrikte.2)  Auch  in  anderen  Städten  Makedoniens  sowie  der  angren- 
zenden europäischen  Länder,  die  unmittelbar  oder  mittelbar  unter 
makedonischer  Herrschaft  standen,  sind  königliche  Münzen  geschlagen 
worden.^  Nächstdem  erscheinen  makedonische  Münzstätten  im  sQd- 
Ostlichen  Kleinasien ,  Syrien ,  Phönikien  und  Ägypten  ^);  aufserdem  ist 
in  Asien  noch  an  anderen  Orten,  wo  makedonische  Heere  längere  Zeit 
standen,  ReichsmUnze  geschlagen  worden.^}  Diese  Prägung  wurde  un- 
verändert auch  nach  Alexanders  Tode  fortgesetzt,  indem  man  auf  den 
Namen  seines  rechtmäfsigen  Nachfolgers,  des  von  Roxane  nadige- 
borenen  Alexander,  weiter  münzte.^)  Aber  auch  nach  der  Ermordung 
des  ScbeinkOnigs  durch  Kassander  i.  J.  310  müssen  die  Feldherrn  auf 
Ateianders  Namen  fortgeprägt  haben,  bis  sie  (vom  J.  306  an)  den  Ko- 
nigstitel  annahmen.  Das  Gepräge  ist  bis  zu  dieser  Zeit  so  wenig  ge- 
ladert  worden ,  dafs  von  den  meisten  Münzen  nicht  bestimmt  werden 
kann,  ob  sie  schon  zu  Alexanders  Lebzeiten  oder  erst  unter  den  Dia- 
docben  bis  306  geschlagen  worden  sind.'')  Aber  auch  nach  dieser  Zeit, 
ab  sich  aus  den  Trümmern  des  makedonischen  Reiches  neue  Staaten 
gebildet  hatten,  deren  Könige  nun  auf  ihren  eigenen  Namen  münzten, 
sind  von  Städten  Kleinasiens  und  Phönikiens,  aufserdem  auch  in  Thra- 
kien ,  die  alten  Alexandermünzen  ohne  wesentliche  Abänderung  viel- 
leicht bis  ins  zweite  Jahrhundert  v.  Chr.  fortgeprägt  worden^),  ein 


1)  MfiDzen  von  Peila  bei  Malier  p.  124  C  Nr.  1—22. 

2)  Strab.  7  fr.  34  (Meineke).  Die  Minen  des  Bertiskos,  welche  Müller  p.  12S 
mit  erwähnt,  durften  aus  leicht  ersichtlichen  Gründen  in  diesem  Zasammenhange 
Bidit  geoannt  werden. 

3)  MflUerp.  97ff.  102.  134ff. 

4)  Derselbe  p.  99. 102.  233  £ 

5)  Derselbe  p.  60.  Auch  Babylon  scheint  makedonische  Münzstatte  gewesen 
ZQ  sein.    Leake  Nnmism.  Hell.  Kings  p.  5. 

0)  Der  sichere  Beweis  dafür  liegt  darin .  dafs  die  Münzen  des  neben  dem 
jnngen  Alexander  zum  König  ausgerufenen  Philipp  Aridäos  sich  nur  durch  die 
Namensaafschrift  von  denen  Alexanders  des  Grolsen  unterscheiden,  wahrend  sie 
im  Ge|väge  ganz  identisch  sind.  Also  können  die  des  jungem  Alexander,  auf 
dcisen  Namen  unzweifelhaft  auch  geprägt  worden  ist,  gar  keinen  Unterschied 
zeigen.    Müller  p.  50  f. 

7)  Müller  p.  55.  99. 100. 102. 

8)  Derselbe  p.  101  f.  Leake  Numism.  Hellen.  Kings  p.  7  geht  wohl  zu  weit, 
B  er  ein  zu  Askalon  geprägtes  Tetradrachmon  in  das  J.  1 


geprägtes  Tetradrachmon  in  das  J.  80  v.  C.  versetzt. 

—  Anzuführen  ist  hier  auch  die  trefilicbe  Abhandlung  von  J.  Naue  'die  Portrait- 
tostellung  Alexanders  des  GroiSsen  auf  griechischen  Münzen  des  Königs  Lysi- 
machus  von  Thracien'  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1881  S.  29  ff. 


250  ATTISCHE  WÄHRUNG  IN  DER  RÖMERZEIT.        i  si.  6.  st  i. 

deutlicher  Hinweis  darauf,  dafs  die  Mttnze  Alexanders  auch  nach  dem 
Zerfall  des  Reiches  in  den  meisten  Teilen  dessdben  die  herrschende 
blieb. 

Einigen  Anhalt  dafdr,  die  Ciitubtion  makedonisdier  MQnzen  um 
das  Jahr  200  t.  Chr.  zu  beurteilen,  gewahrt  ein  im  J.  1870  bei  Lar- 
naka  auf  Kypros  gefundener  Schatz.^)  Derselbe  enthielt  im  ganzen 
über  900  MOnzen,  darunter  132  Goldstatere,  und  zwar  29  von  Philipp  H, 
18  von  Alexander  dem  Grofsen  und  seinen  Nachfolgern  mit  der  Auf- 
schrift BAZIAEfiZ  AAEZANAPoY,  74  dergleichen  mit  der  Auf- 
schrift AAEZANAPoY,  11  von  Philipp  ffl. 

Wahrend  ii|  den  meisten  Diadochenstaaten,  wo  die  neuen  Dy- 
nastien eine  eigene  königUche  Prägung  einführten ,  namentlich  in  Ma- 
kedonien, Pergamos  und  Syrien,  der  MQnzfufs  selbst  nicht  geändert 
wurde,  bUeb  in  Ägypten,  das  auch  in  dieser  Dezidiung  seine  Ausnahme- 
stellung behauptete,  der  alte  Landesfufs  auch  in  der  königlichen  MQnze 
(§  54,  2).  Anderwärts,  wie  in  Tyros  in  Syrien,  bestand  der  ältere  Fuls 
neben  der  neu  eingeführten  königUchen  Mttnze  fort  (§51,  7).  Zahl- 
reich sind  auberdem  die  Staaten,  in  welche,  ebenfalls  durch  makedo- 
nischen Einfluls,  die  attische  Währung  gelangte.  So  finden  wir  sie  in 
Epeiros  seit  Pyrrhos  (312),  in  Pontos  seit  Mithridates  III  (302),  in  Bi- 
thynien,  Kappadokien,  Parthien,  Baktrien  und  Indien.  2) 

S  32.  Die  attische  Wäknmg  in  der  RömeneU, 

1.  Der  römische  Denar  stand  seit  seiner  ersten  Ausmtinzung  (268 
V.  Chr.)  in  naher  Verwandtschaft  mit  der  attischen  Drachme  von  4,37  Gr. 
Normalgewicht  Sein  Gewicht  war  zwar  ursprünglich  etwas  höher  auf 
4,55  Gr.  angesetzt  (§  35,  2),  ging  aber  bald,  noch  gegen  Ausgang 
des  dritten  Jahrhunderts  (§  36, 1),  auf  3,90  Gr.  herab  und  entsprach 
seitdem  sehr  nahe  dem  Efiektivgewicht  von  ungeföhr  4  Gr. ,  welches 
die  attische  Drachme  nach  Alexander  hatte.  Daher  kommt  es,  dafs  beide 
Mttnzen  von  griechischen  wie  römischen  Schriftstellern  durchgängig 


1)  Beschrieben  von  R.  H.  Lang  im  Nnmism.  ehron.  1871  p.  229  £ 

2)  UmfaDgliche  Untersuchungen  Über  die  MOnien  Ton  Alexanden  Nicb- 
folgern  im  Osten  and  veröffentlich  worden  von  Gunningham  im  Nomism.  chron. 
1868  p.  93 ff.  181ff.  257 ff.,  1869  p.  28 ff.  121  ff.  217ff.  293 ff.,  1870  p.  65ff.  20Sffn 
1872  p.  157  £,  1873  p.  18701  Ober  die  ältesten  Tetradrachmen  der  Arsaddeo 
handelt  A.  t.  SaUet  in  der  BerUner  Zeitschr.  f.  Nnmism.  1874  S.  305fi;  Aber  die 
MOnsen  Ton  Baktrien  und  Indien  derselbe  ebenda  1879  S.  163 ff.,  1881  S.279fi., 
1882  S.  15801,  und  in  dem  Werke  'Die  Nachfolger  Alexanders  d.  Gr.  in  Baktrien 
und  Indien',  Berlin  1679.  VergL  auch  Prokesch  in  der  Wiener  NumisoL  Zeitschr.  I 
S.  247  ff.,  Lenormant  I  p.  7  C  140. 


I  SS,  1.  ATTISCHE  WÄHRUNG  IN  DER  RÖHERZEIT.  251 

gkkb  gerechnet  werden.  Varro,  Plinius  und  Festus  taxieren  das  atti- 
sdie  Talent  auf  6000  Denare  ^),  und  nach  demselben  Verhältnis  werden 
TOD  Cicero,  Linus  und  anderen  grOlsere  oder  kleinere  Sununen  von 
Talenten  oder  Drachmen  auf  römisches  Geld  reduciert')  Dafe  die  atti- 
sche Drachme  dem  Denar  an  Gewicht  ^eich  sei,  wird  noch  besonders 
Ton  ninius  und  den  Ärzten  und  Metrologen  der  Kaiserzeit  ange- 
geben.*) 

Demgemäls  wurde  auch  in  den  römischen  ProTinzen  Makedonien 
oad  Achaia  die  attische  oder  Alexanderdrachme  dem  Denar  an  Wert 
gesetzlich  gleich  gesteUt,  und  ebenso  später  von  Pompejus  in  Syrien 
das  königUche  Tetradrachmon ,  welches  dem  attischen  FuTse  folgte,  zu 

4  Denaren  tariflert^)  Das  T^radrachmon,  welches  trotz  der  damals 
schon  sehr  herabgegangenen  Prägung  noch  immer  um  16,5  Gr.  stand, 
Terior  dadurch  allerdings  gegen  die  römische  Münze,  denn  4  Denare 
Tcrtreten  nur  einen  Silberwert  von  15«6  Gr.;  aber  es  war  Grundsatz 
der  Römer  ihrer  Reichsmünze  dem  ausländischen  Courant  gegenober 
eiaen  den  Silberwert  übersteigenden  günstigen  Kurs  zu  geben,  oder, 
wasauf  dasselbe  hinauskommt,  die  Provinziahnünze  nur  nach  einem 
niedrigeren  Ansatz  cirkulieren  zu  lassen.  Hiernach  ist  es  selbst  mög- 
fich,  dafs  das  Tetradrachmon  der  Provinz  Asia  zu  nur  3  Denaren  an- 
gesetzt und  somit  dem  Cistophor  (§  50,  10)  gleichgestellt  worden  ist. 
Wenigstens  erklärt  sich  nur  unter  dieser  Voraussetzung  die  Angabe  des 

1)  Plin.  35, 11  S  136:  talentom  Atticom  %  vi  (sex  milibas  denariom)  taxat 
M.  Varro.  Festus  p.  359 :  AtÜcnm  (talentom)  est  sex  nüliuin  deoariam. 

2)  Cic  p.  Rabir.  S,  21  berechnet  10  000  Talente  auf  240  Millionen  Sesterzen 
"-  60  MillioDen  Denare.  LiTins  34,  50,  6  setzt  für  500  Drachmen,  die  an  der 
▼OB  ihm  dtierten  Stelle  des  Polybios  gestanden  haben  müssen,  500  Denare 
ud  rechnet  die  100  Talente  bei  Polybios  zn  je  6000  Denaren.  Gellins  5,  2,  2 
setzt  13  Talente  deich  312000  Sesterzen.  d.  L  gleich  78000  Denaren,  mithin 
den  Denar  gleich  der  attischen  Drachme.  Auch  Gortins  5, 1  (6),  45;  5,  5  (19),  24 
rechnet  die  Alexanderdrachme  dem  Denar  gleich.  Athen.  4.  p.  146  G  rednciert 
4<K)  Talente  anf  ^Itcdutov  vofUfffutroQ  hf  fiv^icun  Butno^icus  ra^ca^Mioin^a, 
ih.  2400000  Denare,  nnd  gleich  darauf  setzt  er  160  Denare  gleich  dem  eOsten 
Teile  Ton  100  attischen  Minen  — 166  Drachmen.  VergL  auch  GronoT.  de  sestert. 

^  225 1:293. 

3)  Die  Stellen  des  Plinins,  Gelsus  und  Scribonius  Largus  s.  oben  S.  149 
An.  2,  unten  {  36, 1.  (ialen.  de  compos.  medic  p.  gen.  5  p.  813  (MetroL  Script. 
I^216, 5)  und  anderwärts  (Index  zn  den  Metrol.  Script  unter  B^xfi^r  4)  rechnet 

5  Drachmen,  d.  i.  Neronische  Denare,  auf  die  Uncia  des  römischen  Pfundes. 
Btt  Aussug  ans  den  Kosmetika  des  Kleopatra  (Metrol.  Script  I  p.  234, 12)  sagt 
>i|idrücklicli:  vo  ^Iredtnop  Bip^aiHov  ixBi  Bqaxfniv  «',  und  dem  entsprechend 
^md  Sberall  in  den  Tafeln,  die  das  römische  Gewichtsystem  behandeln,  der 
Mhte  Teil  der  ünda  nicht  Denar,  sondern  Drachme  genannt  Tergl.  unten  die 
betr.  Anm.  zu  §38,  4. 

4)  Mommsen  S.  690f.  71f.  (Trad.  Blacas  m  p.  280f.  I  p.  OTC),  unten  $  51, 7. 


252  ATTISCHE  WÄHRUNG  IN  DER  RÖMERZEIT.  f  3i.  i.  2. 

Li?itts,  der  das  attische  Tetradrachmon  3  Deuaren  an  Gewicht  —  er 
wollte  sagen,  an  Wert  —  gleich  setst^ 

kn  allgenieinen  jedoch  galt  die  Gleichstellung  von  Drachme  und 
Denar,  ja  es  wurde  sogar  in  den  Östlichen  Provinzen  der  Name  der 
attischen  oder  Alexanderdrachme  der  regelmjlfsige  und  legale  Aasdmck 
fOr  den  römischen  Denar,  was  sich  auch  dann  nicht  änderte,  als  seit 
Nero  das  Gewicht  des  Denar  weiter  auf  V96  Pfund  »=  3,41  Gr.  herab- 
sank. Die  Belege  dafür  bei  griechischen  Schriftstellern  sind  zahlreich.^) 
So  wurde  das  attische  Talent  zur  römischen  Rechnungsmttnze,  eine 
Summe  von  6000  Denaren  bezeichnend,  und  entsprach  als  solches 
nicht  mehr  einem  Silbergewicht  von  ^0  romischen  Pfund,  sondern  bis 
Nero  von  nur  71^/7 ,  nach  diesem  von  nur  62  V2  Pfund.  Die  Wertan- 
sätze bestimmen  sich  nach  dem  gleichzeitigen  römischen  Courant  Es 
betrug  das  Talent 

4210  Mark  nach  der  römischen  Silberwfihrung  zur  Zeit  der  Republik, 
5220  Hark  nach  der  Goldwährung  von  Augustus  an. 

Wir  nennen  dieses  Talent  das  römische  Rechnungstalent  oder 
kürzer  und  einfacher  Denartalent  und  die  entsprechende  Drachme 
Denardrachme. 

2.  Durch  die  Gleichstellung  von  Drachme  und  Denar  erklärt  sich 


1)  34,  52,  6:  signati  argenti  octoginta  quattuor  milia  foere  Atticoram: 
tetrachma  vocant:  triam  fere  denarioram  in  singnlis  argenü  est  pondns.  Die 
handschriftliche  Lesart  trium  wird  durch  Prifcian.  de  flg.  nomer.  13  bestitigt, 
und  nach  demselben  Ansätze  wird  im  Garaien  de  ponder.  vs.  30ffl  die  attische 
Mine  zu  75  draehmae,^  d.  i.  Denaren,  angesetzt  Daher  ist  die  im  Text  des 
Livius  vorgenommene  Änderung  in  quattuor  nicht  wahrscheinlich.  AUerdiiigs 
begeht  der  Schriftsteller  immerhin  anen  Irrtum,  insofern  er  vom  Gewichte,  an- 
statt vom  Kurse  des  Tetradrachmons  spricht 

2)  Polyb.  6,  58.  5  setzt  anstatt  der  300  Denare,  die  er  in  seiner  Quelle 
vorfand  (wahrscheinlich  derselben,  aus  welcher  Livius  22, 52, 3.  58,  4  schöpfte) 
drei  Minen,  d.  i.  300  Drachmen.  Dionys.  4, 16 f.  reduciert  die  Servianischen 
Gensussatze  in  der  Weise,  dafs  er  fOr  10  Asse  einen  Denar  setzt  und  nun  nach 
Drachmen  und  Minen  rechnet.  Plut  Fab.  Max.  4  berechnet  die  Sunune  von 
333000  Sesterzen  +  3337*  Denare  auf  zusammen  83583V3  Drachmen,  d.  h. 
Denare,  und  in  der  biographie  des  Anton.  4  übersetzt  er  decies  sesierHum  durch 
fMv^tdSas  nwT8  uai  tiucoci  — ■  250000  Drachmen  oder  Denare.  Ebenso  rechnet 
er  in  der  Biogr.  des  Sulla  1  vier  t^ov/Aftoi,  d.  i.  Sesterze,  gleich  einer  d^x/^V 
Hrrtxrj.  Appian.  Sic  2  versteht  unter  *AX§6av9(f9w$  d^xM^  wahrscheinlich 
Denare.  Luk.  Pseudol.  30  gleicht  30  xf^ol  mit  ntvrfptoifxa  koI  hrrtma^tä*, 
nämlich  S^axfuU,  d.  h.  30  römische  aurei  mit  750  Denaren,  denn  der  Aureus 
war  gleich  25  Denaren.  Ebenso  Zonaras  10,  36  p.  540  B.  Weitere  Belege  daffir 
lassen  sich  noch  in  grofeer  Zahl  aufstdlen.  Vergl.  Christ  in  den  Sitiungsber. 
der  Mfinchener  Akad.  1862, 1  S.  72f.  Noch  unter  Diocletian  und  spiter  hat  wav^ 
scheinlich  das  attische  Talent  als  Silbergewicht  von  6000  Neromschen  Denaren 
gegolten  (f  40,  4). 


1  st  2.  ATTISCHE  WÄHRUNG  IN  DER  RÖMERZEIT.  253 

auch  Polybios'  Angabe,  dafs  der  Sold  des  rümischeD  Fufssoldateo 

2  Obolen  auf  den  Tag,  und  entsprechend  mehr  für  Centurionen  und 
Reiter,  betragen  habe.O  Diese  2  Obolen  sind  lediglich  der  griechische 
Ausdruck  für  Va  Denar,  welches  in  der  That  der  tägliche  Sold  zur  Zeit 
der  Republik  war.  2)  Es  hegt  daher  kein  Anlafe  vor,  aus  dieser  Stelle, 
wie  vielfach  versucht  worden  ist,  eine  Wertgleichung  zwischen  dem 
attischen  Obol  und  dem  römischen  As  abzuleiten.  Noch  weniger  kann 
Polybios  in  diesem  Sinne  erklärt  werden,  wenn  er  den  halben  römi- 
schen As  gleich  V4  Obolos  rechnet.  3)  Er  vergleicht  dabei  lediglich 
römische  und  griechische  Scheidemünze,  flen  römischen  Kupfersemissis 
mit  dem  griechischen  Dichalkon.  Das  ist  allerdings  ungenau,  indem 
dabei  ^ju  Drachme  *=  V>3  Denar  gesetzt  wird,  aber  bei  dem  kleinen 
Betrage  ist  der  Fehler  verschwindend  klein. 

1)  6,  39, 12:  ^cjvtov  ^'  oi  fiiv  Tradol  Xtifißavovci  t$«  rifiiqas  Svo  oßo- 
live,  ol  8i  To^Axfx*'*  Btnhowy  oi  ^'  InwSe  9oaxf*^' 

3)  Niebnhr  Rom.  Gesch.  11  S.  497,  Böckh  MetroL  Unters.  S.  426.  Marqaardt 
Rte.  SUatsrerw.  II  S.  92. 

3)  2,  15,  6. 


Zweiter  Abselmitt 
Das  Httnzwesen  der  römischen  Bepnbllk. 

S  33.   Die  äUeste  KupfermUn%e.^) 

1.  Viel  deutlicher  als  bei  den  Griechen  lassen  sich  bei  den  Römern 
die  Spuren  der  Entwickelung  verfolgen ,  welche  von  dem  ältesten  ein- 
fachen Tauschverkehr  allmählich  zum  Gebrauche  der  MQnze  führte. 
Gerade  wie  den  Griechen  im  Zeitalter  Homers,  so  diente  iaiuch  den 
Romern  bis  in  noch  spätere  Zeit  das  Rind  und  daneben  das  Schaf 
als  Tauschmittel.  Es  war  in  Wirklichkeit  ihr  ältestes  Geld,  weshalb 
sie  auch  diesen  Begriff  in  ihrer  Sprache  nicht  besser  als  durch  eine 
Ableitung  von  pecus  auszudrücken  wulsten.^  Die  ältesten  gesetzliehen 
Bufsen  waren,  wie  uns  sicher  bezeugt  wird,  in  Rindern  und  Schafen 
angesetzt  und  wurden  erst  viel  später  in  gemtlnztem  Gelde  ausge- 
drückt. 3)    Aber  das  Bedürfnis  des  Verkehrs  und  das  Beispiel  anderer 


1)  Eine  ZasammeDStellnng  der  älteren  meist  antiquierten  Litteratnr  Aber 
das  römische  Knpfergeld  zn  geben  ist  hier  nicht  der  Ort  Was  davon  noch  jetit 
brauchbar  ist,  wird  bei  den  einzelnen  Punkten  erwähnt  werden.  Die  folgende 
Darstellung  beruht  im  wesentlichen  auf  Monunsens  Geschiehte  des  römucben 
Münzwesens  und  weicht  nur  in  d»  Auffassung  des  ältesten  Asses  und  dniflfeo 
anderen  Punkten  von  demselben  ab.  Die  Forsdinngen  Niebuhrs  und  Boekhs 
sind,  wo  es  die  Sache  erforderte,  nicht  unberücksichtigt  geblieben.  Viele  wert- 
volle Beiträge  boten  auch  die  bisher  erschienenen  Bände  von  Francis  LeBO^ 
mant  La  monnaie  dans  Tantiquit^,  Paris  1878 — 1879.  Zu  erwähnen  sind  ferner 
P.  Ph.  Bourlier,  baron  d'Ailly,  Recherches  sur  la  monnaie  romaine  depuis  son 
origine  jusou'ä  la  mort  d'Auguste,  tome  I  Lyon  1864.  tome  ü  Qn  2  AbteiL, 
enthaltend  Text  und  Abbildungen)  1866 ,  N.  Dechant  Aes  grave  RoBMuiam  et 
Italicum,  Jahresbericht  des  Oberg^nasium  zu  den  Schotten  in  Wien,  1869» 
L.  Sambon  Recherches  sur  les  monnaies  de  la  presqu'ile  italique  depuis  leor 
origine  jusqu'ä  la  bataille  dActium,  Neapel  1870. 

2)  Yarro  de  1.  L  5, 19:  pecus  —  a  quo  pecunia  universa,  quod  in  neoore 
pecunia  tum  consistebat  pastoribos.  Golum.  de  r.  r.  6  praef.,  Festus  p.  213,  raulns 
p.  23  unter  abgregare  u.  a.  Yergl.  Marqoardt  Rom.  Staatsverw.  u  S.  4,  Lenor- 
mant  I  p.  74  ff. 

3)  Die  Hauptstelle  ist  bei  Festus  p.  202;  aufserdem  bezeugen  die  Sacke 
Gic  de  rep.  2, 9,  16,  Varro  de  r.  r.  2, 1,  Plin.  33, 1  $  7.  Das  Nähere  bei  Maraoardt 
S.  4  Anm.  1.  Noch  in  der  lex  AUrma  Tarpeia  v.  J.  454  wurden  die  Bolaeo 
in  Schafen  und  Rindern  festgesetzt,  und  dafür  erst  24  Jahre  später  Geldiätse 
eingeführt    Vergl.  Lange  Rom.  Altert  1'  S.  620  ff.,  Marquardt  D  S.  6f. 


1 3S.1.1  BARREN  BOT  HARKEN.  255 

bereits  mehr  Yorgeschrittener  Volker  führte  firühzeitig  dazn  nebea  dem 
Vieh  nodi  andere  Wertmesser  anzuwenden.  Dazu  ist  in  Italien  allge- 
mein das  Kupfer  gebraucht  worden.  Das  älteste  Zeugnis  dafür  liefert 
wiederum  die  Sprache  in  dem  Ton  oei  gebildeten  Worte  aestimare; 
auÜBerdem  beweisen  es  verschiedene  Mttnzfunde.O  Das  Metall  wurde 
zugewogen,  der  rechtliche  Kauf  geschah  peraeset  Ulntm^  eine  Form, 
die  sich  synodioliBdi  bis  in  die  späteste  Zeit  hinab  bei  der  Mancipation 
and  in  der  feierlichen  Zahlungs-  und  Rückzablungsform  des  Daiiehns 
erhalten  hat.^)  So  hat  auch  die  Sprache  die  Begriffe  für  zahlen  und 
mehrere  damit  zusammenhängende  durch  Ableitungen  von  pendere  ge- 
bildet.^} Das  Stück  Erz,  womit  bei  der  Mancipation  der  Käufer  an  die 
Wage  schlug,  hiefs  raudm  oder  raudmeuhtm^  was  mit  dem  Ausdrucke, 
womit  man  das  älteste  formlose  Kupfergeld  bezeichnete,  aes  nufe^),  in 
ubem  Zusammenhange  steht. 

2.  Diese  rohen  Kupferstücke  cirkulierten  als  Wertmetall,  ohne  dafs 
dabei  zunäclist  eine  Teilnahme  oder  Kontrolle  des  Staates  nOtig  ge- 
wesen wäre.  Eine  sSlche  konnte  sich  nur  auf  die  Richtigkeit  von  Wage 
und  Gewicht  beziehen ,  da  der  Wert  des  Kupfers  erst  durch  diese  be- 
stimmt wurde;  das  Metall  selbst  mochte  jeder  einzelne  nach  Bedürfnis 
sieb  gielisen  und  in  den  Verkehr  bringen.^)  Aber  auf  die  Dauer  konnte 
der  Staat  sich  nicht  indifferent  gegen  das  Wertmetall  erhalten.  Er 
sorgte  für  eine  annähernd  regehnäfsige  Form  der  in  Barren  gegossenen 
Inpfo^ücke  und  versah  sie  dabei  mit  einer  Marke  zum  Zeichen ,  dafs 
die  80  kenntlich  gemachten  Stücke  allgemeines  gesetzliches  Tausch- 
mitiel  sein  sollten.  Zugleich  verbürgte  er  sich  dadurch  für  die  Fein- 
beit  des  Metalls.^)  Die  Tradition  schreibt  diese  Einführung  von  gemark- 
tem Kupfer,  aes  iignatum^  dem  Könige  Servius  zu"^,  wie  sie  ihm 
neb  die  Feststellung  von  Mals  und  Gewicht  beilegte  (§  21,  1).    Als 

1)  Mommsen  S.  170  C  (Tradnct  Blacas  I  p.  174  £). 

2)  Derselbe  S.  170  (I  p.  174).    Die  Stellen  bei  Marqaardt  II  S.  4f. 

3)  Varro  de  L  L  5»  182  f.  leitet  ab  aen  pendendo  ab  Mtendium,  dUpm- 
ftUr,  expemum^  pernio,  dUpendium^  eompendium^  tmpenmum,    Vergl.  PUn. 

4)  Pün.  83, 3  f  43:  Servios  rex  primus  signavit  aes;  antea  rudi  usos  Romae 
Tisaens  tradit 

5)  Wamm  das  aes  graee  gegossen,  Mcbt  gepriigt  wurde,  «rläotert  Lenor- 
■tttlp,273ft 

6)  Ein  robes  Knpferstflck  der  ältesten  Zeit  entbielt  als  Beimisebong  nur 
M63  Zinn.  Mommsen  S.  170  (I  p.  175).  Das  spatere  Kupfer  ist  weit  weniger 
KiB  ond  hat  auüser  Zinn  bedeutenden  Zusatz  von  Blei. 

7)  Plin.  18, 3  S  12.  33,  3  f  43,  Festns  p.  246  u.  a.,  Marquardt  S.  5.  Zu  unter- 
*diei4en  von  dem  ae*  Hgnaium  des  Servius  sind  die  von  späteren  Falscbem 
icfeitigten  angeblieben  Münzen  dieses  Königs.  Tergl.  unten  S.  267  Anm.  1. 


256  ÄLTESTE  RtalSGflE  KUPFKRMONZE.  fss.i 

Marken  dienteB  nach  den  ttbereiottimmendeB  Zeugnissen  der  Alten  das 
Rind ,  das  Schaf  oder  das  Schwein«  i)  Zunächst  sind  diese  Nachrichten 
mit  einigem  MiGstraiMn  aufEuiehmen,  einmal  weil  bei  den  Griechen 
eine  Ähnliche  Angabe  sich  als  sdir  unsichcHr  erwiesen  hat  (S.  207), 
<binn  aber  auch,  weil  mehrere  mit  jener  Senrianischen  Marke  die  Ab- 
leitung von  jMeMiita  in  Verbindung  bringen,  indem  sie  meinen,  man  hd>e 
das  Wort  wegen  der  Tierbilder  auf  den  akesten  Barren  gebildet.  Das 
ist  nicht  richtig.  Die  Römer  bildeten  das  Wort  pecuma^  weil  ihr  haupt* 
sächlicher  Besitz  und  das  älteste  Tauschmittel  das  Herdenvidi  war, 
also  noch  ehe  das  ae$  sigtuUum  entstand.  So  wird  auch  die  Nachricht 
in  ihrer  Allgemeinheit,  als  sei  sämtliches  ältestes  Barrengeld  mit  den 
angegebenen  Tieii>ildem  versehen  gewesen,  nicht  angenommen  werden 
können,  und  in  der  That  zeigen  die  aufgefundenen  Barren  noch  manche 
andere  Bezeichnung;  aber  ganz  unbegründet  ist  sie  nicht,  da  das  Rind 
auf  mehreren  Stücken  ältester  Zeit  wirklich  angetroffen  worden  ist.^) 
Auf  ein  bestimmtes  Gewicht  sind  diese  Barren ,  da  sie  den  jedes- 
maligen Gebrauch  der  Wage  voraussetzten,  nicht  gegossen  wordea; 
jedoch  zeigt  sich  selbst  bei  der  geringen  Zahl  der  Stücke,  von  denen 
Wägungen  bekannt  sind ,  eine  gewisse  Übereinstimmung  in  den  Ge- 
wichten ,  die  sich  leicht  aus  der  Anwendung  gleidier  oder  ähnlicher 
Gufsformen  erklärt,  d)  Die  schwersten  Stücke  stehen  um  5  römische 
Pfund«»  1,64  Kilogr.,  andere  sinken  bis  auf  4 Vi  Pfbnda- 1,49  Küogr.^) 
Dazu  kommen  Bruchstücke  von  verschiedener  Schwere.^) 

1)  Varro  de  r.  r.  2,  1:  aes  antiquissimom,  qaod  est  flatum,  pecore  est  no- 
tatnm.  Pilo.  18, 3  $  12:  Servius  rex  ovium  bomnqne  effi^e  primns  aes  8i|nafH. 
Plut.  Public.  11:  rwv  vofuefmwp  toU  naXtuoravo&s  ßow  in^xß^of^ov  V  ^9^ 
ßarov  ri  9vv.    Die  Übrigen  Stellen  bei  Marquardt  S.  5  f. 

2)  Mommsen  S.  173.  229 f.  »  Traduct.  Blacas  I  p.  176 f.  329 ff.,  IV pl.^ 
(auch  das  Schwein  ist  S.  230  -■  1  p.  331  als  Marke  nachgewieseD).  Böckh  S.  388 
gegen  Niebuhr  Römische  Geschichte  1  S.  506  f.  der  3.  Ausgabe. 

3)  R.  Lepsios  Die  Metalle  in  den  ägyptischen  Inschriflen,  AbhandL  der 
Berliner  Akad.  1871  S.  95f.,  weist  für  altagyptische  Kupferbarren  das  durch- 
schnittlicfae  Gewicht  von  IS^o  Ten  (f  41,  8)  »  1,72  Kilo|^.  nach.  Dies  sei 
offenbar  so  zu  verstehen,  dafe  das  ausgeschmolsene  Kupfer  m  Formen  gegossen 
wurde,  welche,  wenn  ganz  voll  gegossen,  wahrscheinlich  die  runde  Zahl  too 
je  20  Ten  ->  1,82  Kilogr.  enthielten.  Da  aber  die  Formen  meistens  nicht  ganz 
voll  gegossen  wurden,  um  das  Überlaufen  zu  vermeiden,  so  blieb  der  Barreo 
etwas  unter  seinem  vollen  Gewichte.  Es  sei  aber  auch  wenig  darauf  ange- 
kommen, da  die  Barren  doch  wieder  nachgewogen  werden  muDsten.  ^Gani  die- 
selbe Praxis,*  sagt  Lepsius,  'auch  in  ungefähr  gleichen  Mafsen  und  Formen,  wird 
noch  heut»itage  in  Silberschmelzen,  die  ich  vor  kurzem  besucht  habe,  befolgt 

4)  Ein  Stück  von  1467,32  Gr.  (Mommsen  S.  230  -=  I  p.  331)  ist  nicht  voli- 
st&ndig.  Die  wahrscheinliche  Ergänzung  hat  sich  bis  zu  dem  oben  angegebenen 
Gewicht  zu  erstrecken. 

5)  Mommsen  S.  172  Anm.  10  und  die  Beilage  A  S.  229  f.  (Traduct  Blacat  I 


f  »,3.  BARREN  BIIT  MARKEN.  '  257 

Überdies  darf  man  nicht  annehmen,  dafs  das  aes  rüde  durch  das 
gemarkte  Kupfer  sofort  verdrängt  worden  sei.  Beide  bestanden  viel- 
mehr, wie  ein  bei  Volci  gefundener  Schatz  von  altem  Kupfer  beweist, 
neben  einander.  Hier  erscheinen  die  Tierbilder  nur  auf  den  grOlseren 
barrenförmigen  Stücken;  dagegen  fehlt  den  kleineren,  die  teils  Wür- 
felform teils  gedrückt  elliptische  Gestalt  haben  und  die  von  einem  Pfund 
bis  zu  einer  Unze  wiegen,  jede  Bezeichnung,  i) 

3.  Diese  nach  dem  Gewichte  genommenen  Kupferbarren  und 
KopferstQcke  haben  lange  Zeit  als  allgemeines  Tauschmittel  gedient. 
Erst  zur  Zeit  der  Decemviralgesetzgebung  (451)  ist  man  darauf  ge- 
kommen, das  Kupfer  mit  Wertzeichen  zu  versehen,  es  somit  unab- 
hängig von  der  Wage  zu  machen  und  ihm  dadurch  die  Geltung  der 
Münze  zu  verleihen.  Ehe  wir  tlber  das  Wesen  dieser  Münze,  deren 
Gtnzstflck  bekanntlich  den  Namen  os  führt,  sprechen,  muTs  zuerst  die 
d>en  gegebene  Zeitbestimmuiig' begründet  werden.  An  unmittelbaren 
Zeugnissen  fehlt  es.  Was  die  Tradition  über  das  Alter  des  gemünzten 
Gddes  sagt,  ist  teils  erwiesenermaCsen  falsch,  teils  sind  die  Ausdrücke 
der  spateren  Zeit  auf  die  äheste  Periode  übertragen.  Die  Sage  von 
Nnmas  Kupfer-  und  Eisengeld  oder  gar  von  den  an  Geldes  statt  ge- 
bnnchten  Scherben  oder  Lederstücken  bedarf  kaum  der  Erwähnung, 
4a  sie  längst  zurückgewiesen  ist^)  Die  Servianischen  Censussätze  sind 
ursprünglich  nicht  nach  gemünzten  Assen ,  sondern  nach  dem  Grund- 
besitz in  Morgen  Landes  bestimmt  worden  ^) ;  und  was  aulserdem  noch 
▼OD  Assen  oder  Teilmünzen  des  Asses  aus  älterer  Zeit  berichtet  wird, 
ist  ebenfalls  entweder  irrtümlich,  oder  es  sind  die  Namen  der  spateren 
Mflnzen  auf  das  älteste  Rohkupfer  übertragen  worden.  4)  Erst  in  den 

{.  ns.  329  ff.).  Vergl.  anch  denselben  in  der  Berliner  Zeitsehr.  f.  Nnrnism.  1875 
9.3731  (Stücke  von  ca.  10,  l^t,  5  röm.  Pfand  nnd  andere  kleinere),  Fried- 
lacnder  ebenda  1879  S.  19  (oblonges  Aes  ffrave  von  2408  Gr.  —  ca.  l^/i  röm. 
^fond),  Blacas  zn  Mommsens  Histoire  de  la  mono.  rem.  I  p.  178  f.,  IV  p.  3  ff. 
Wr  Fond  von  Volci  zeigt  aufser  ffrölseren  Bruchstficken  von  2  bis  3  röm. 
Pfnid  zahlreiche  kleinere  teils  würfelförmige,  teils  elliptische  Stücke  im  (yewicht 
▼OB  einem  Pfnnd  und  dnodecimalen  Teilen  des  Pfnndes  (vergl.  die  folg.  Anm.). 

1)  Mommsen  S.  171  f.  (1  p.  175  f.)  und  meine  Bemerkung  dazu  in  Fleck- 
«neos  Jahrb.  1862  S.  563. 

2)  Die  Quelle  dieser  Ton  Sp&teren,  wie  Epiphanios  und  Isidor  nachgeschrie- 
!|<neii,  zum  TeU  noch  ausgescnmückten  Nachricht  ist  Sueton  bei  Suidas  unier 
•990^10.    Die  Widerlegung  nebt  Böckh  S.  162. 

3)  Httschke  Verfassung  des  Köniffs  Servius,  weist  mehrmals  (S.  111.  164.   > 
^672)  darauf  hiu,   dafs  im  Servianischen  Gensus  ein  iugerum  agri  zu 
^  Assen  angenommen  wurde.  Vergl.  denselben  in  Richters  und  Schneiders 
Knt  Jahrb.  für  deutsche  Rechtswissenschaft,  Jahrg.  IX  (1845)  S.  617,  Becker- 
■ttqurdt  Handbuch  der  röm.  Altert  D  Abt  3  S.  44  f. 

4)  Mommsen  S.  174f.  (Traduct.  Blacas  I  p.  179  ff.). 
HvUiok,  lUtiolofl«.  17 


268  ALTESTE  BÖmSCfflE  KUPFERMÜNZE.  f  ts,4. 

Gesetsen  der  zwölf  Tafdn  erscheinen  überall  beBtimmte  GeMsätxe, 
und  nicht  lange  darauf  (430)  wurden  auch  die  biiher  in  Rindern  und 
Schafen  normierten  Bufeen  dinrch  dae  Juliflch-Pqiiriache  Geseti  in  GeU 
umgewanddt  >)  Redinei  man  dazu«  dafs  die  annalielische  Oberliefenmg 
die  jüngste  gesetiliche  Bestimmung  über  Regulierung  der  Viehbufsen 
unmittelbar  in  die  Zeit  vor  den  DecemTim  Tersetzt,  so  mufs  der  Schluis 
als  ein  wohlbereditigter  erscheiaen,  dafs  gerade  die  Gesetzgebung  der 
Decemrim  es  gewesen  sei,  welche  anstatt  des  gewogenen  Barren- 
kupfers  die  mit  dem  Wappen  der  Stadt  und  Wertbeieichnung  Teneheae 
Kupfermünze  einflthrte  und  damit  an  die  Stelle  der  Wertbezeichoung 
nadi  Pfunden  Rupfers  diejenige  nach  der  Zahl  der  neuen  Ganzstttcke 
oder  ofMf  setzte,  s) 

4.  Nach  der  einstimmigen  Erklürung  der  Alten  wog  der  Kupfens 
ursprünglich  ein  Pfbnd,  seit  der  Reduktion  vor  dem  ersten  punischea 
Kriege  nur  Ve  Pfund.  Gleich  als  wollte  er  jedes  Mifsverständnis  besei- 
tigen,  sagt  Varro  ausdrückUch,  daCs  der  alte  As  Yor  dem  punischen 
Kriege  288  Skrupel,  abo  ein  volles  Pfund,  gewogen  habe^),  undii 
gleicher  Weise  behaupten  Plinius,  Volusii»  Maecianus  und  andere,  dab 
der  As  bis  zu  dem  angegebenen  Zeitpunkte  pfundig  (a$  Ubralü  oder 
Ubrarms)  gewesen  sei.^)  So  wurde  auch  später  der  doppelte  As  Ai- 
pohdiui,  der  zweipfündige,  genannt  ($  35,  6).  Befragen  wir  dagegen 
den  Befund  der  Münzen,  so  gelangen  wir  zu  Ergebnissen ,  wdche  aar 
zum  kleinsten  Teile  mit  jener  Überlieferung  im  Einklang  stehen.  Zwar 
hat  der  reichhaltige  zu  Cervetri  gefundene  Blünzschatz  eine  Aniahl 
von  ganzen  und  halben  Assen  aufbewahrt,  deren  Gewicht  dem  römi- 
schen Pfunde  nahe  kommt  ^);   aber  die  weitaus  grOlisere  Masse  des 


1)  Gic  de  rep.  2,  35,  Liv.  4,  30,  3.  Vergl.  Lange  Rom.  Altert  l*  S.  632f. 

2)  Die  nähere  Beweisführung  giebt  Mommsen  S.  175 f.  (1  p.  ISOL). 

3)  De  re  mst  1, 10  (MetroL  Script.  II  p.  52, 12):  habet  iDgemm  Mriptoit 
GGLXXXYIII,  quantum  as  antiqnos  noster  ante  belium  Panicum  pendebat  Vergt 
denselben  de ).  Lat  5, 169:  as  erat  libra  pondos  (Mommsen  poiuEo),  ebend.  174: 
libram  pondo  as  valebat,  ebend.  182:  asses  librales  pondo  erant 

4)  Die  Stellen  s.  unten  S.  277  Anm.  1. 

5)  Vergl.  d'Ailly  Recherches  snr  la  monnaie  romaine  I  p.  47.  56£  68it, 
Marquardt  Römisehe  Staatsverw.  II  S.  9.  Etwa  die  Hälfte  der  anfgefondeoeo 
Stficke  steht  zwischen  300  und  273  Gr.,  d.  i.  zwischen  11  und  10  römischep 
Unzen;  einige  wenige  steigen  über  300  Gr.  bis  zu  dem  M«Tim^|fi[i  ron  312,3  Gr. 
■■  ItVt  Unzen.  Eine  ziemliche  Anzahl  halber  Asse  steht  zwischen  154  nad 
136  Gr.,  d.  i.  auf  einen  Fufs  von  llV*  bis  10  Unzen.  Ein  Semis  der  römischen 
Sammlung  (d'Ailly  p.  68)  wiegt  164,8  Gr.,  ist  also  auf  den  rollen  libralen  Fafe 
ausgebracht.  Auch  einige  Trienten  und  Quadranten  (d'Ailly  p.  71  u.  78,  woMck 
die  Bemerkung  p.  42  zu  berichtigen)  entsprechen  demselben  Fufse.  VeigL  such 
unten  f  57,  7. 


f  SS.  4.  hER  UBRALFUSS.  259 

heutzutage  noch  erhaltenen  Schwerkupfers  ergiebt  für  den  As  ein  Ge* 
«iebt  zwischen  11  und  9  Unzen ,  ist  also  auf  einen  Mttnzfiiis  Ton  etwa 
10  Onzen  ausgebracht  1)  Wir  müssen  also  einerseits  anerkennen,  dafs 
das  Kormalgewicht  des  YoUen  Pfundes,  wenigstens  in  den  ersten 
Zdten,  noch  erreicht  worden  ist;  andererseits  finden  wir  als  Regel 
du  merkliches  Zurückbleiben  hinter  dem  Normalgewicht.  Wie  erklärt 
sieli  diese  auflällige  Thatsache,  für  welche  wir  im  Gebiete  der  ganzen 
Sflb«r-  und  Goldprägung  kein  ähnliches  Beispiel  finden?  Mommsen, 
dem  toer,  wie  überall  wo  es  sich  um  römisches  Münzwesen  handelt,  die 
erste  Stinmfie  gebührt,  sucht  die  Eiidarung  des  niedrig^en  Fufses  in 
einer  d^  alten  Kupferwährung  korrelaten  Silberwährung,  wonach  der 
Nfinzas  zwar  der  Absicht  nach  pfundig,  in  Wirklichkeit  aber  das  Kupfer- 
äqoiTalent  eines  Silbergewichtes  Ton  1  Skrupel  gewesen  sein  soll. 
Dieses  Gewicht  sei  dem  siciUschen  vofiOQy  woher  das  lateinische  mim- 
SNii,  naebg^ildet  worden  und  hd>e  seit  sehr  früh^  Zeit  die  Einheit 
für  die  Rechnung  in  Silber  gebildet;  der  Kupferas  sei  nach  dem  in  Si- 
äBeii  bestehenden  Verhältnisse  zum  250  fachen  Gewichte  des  Silbers 
auegduracht  worden  und  so  der  As  Ton  10  Unzen  entstanden.  >)  Es  ist 
hier  nicht  der  Ort  auf  eine  nähere  Erörterung  dieser  scharfsinnigen 
and  mit  Tidem  Beifall  aufgenommen  Hypothese  einzugehen;  nur  ganz 
in  KOrze  seien  die  Bedenken  herrorgehoben ,  welche,  wie  es  scheint, 
dagegen  sprechen.  Die  Rechnung  nach  nummi  und  deren  Zehnteln, 
den  UbeOae  argmti,  ist  allerdings  aus  Sicihen  entlehnt  und  in  dem 
ogentflmlichen  Münzsystem  der  Insel,  welches  die  griechische  Silber- 
nnd  die  italische  Kupferwährung  Teremigte  (§  56, 4. 5),  begründet;  sie 

1)  Der  im  Museimi  OliTieri  in  Pesaro  befindliche  As  wiegt  nach  Borghesis 
WigQBg  (bei  MommeeD  S.  192  Anm.  70  —  I  p.  205)  390,30  Gr.  oder  Aber  t4 
rtekehe  ÜDzen.  Doch  ist  dies  eine  rereinselle  Aasnahme,  demi  die  cnnächst 
folfeiideii  Stücke  wiegen  nur  etwas  Qber  11  Unzen  nnd  auch  diese  sind  selten. 
iKe  neiften  stehen  anf  10  bis  9  Unzen.  Dies  Resultat  ergeben  übereinstimmend 
&  ZnsammeDSteUnngen  Ton  Arigoni  Numism.  Mus.  Arigon.  I  Tab.  t  Nr.  1.  2, 
Tib.  2,  6,  Tab.  5, 19.  20,  Tab.  6,  22.  23;  DI  Tab.  2,  2,  Tab.  4,  7,  Tab.  5,  8 
geebnet,  wie  Mommsen  Vorr.  S.  XXII  nachweist,  nach  Unzen  «»  25,1025  Gr. 
imdiarats  —  0,1743  Gr.),  Passen  Paralipom.  in  Th.  Dempsteri  libros  p.  195  ff.. 
Birth  Das  römische  As  nnd  seine  Teile  S.  12  f.,  Bdckh  S.  401  f.,  Gennarelli 
Ücneta  primitiTa  p.  68,  Mommsen  S.  192  (Tradnct  Blacas  I  p.  206),  d'Ailly  a.  a.  0. 
^ea  einem  nibem  Eingeben  anf  die  Wägnngen  nnd  einer  Zusammenstellung  der- 
Mi^  kann  also  hier  fftglich  abgesehen  nnd  das  Mommsensche  Ergebnis,  dafs 
^  EffdiÜTgewicht  des  ältesten  Asses  auf  10  Unzen  des  altrömisohen  Pfundes 
"■  273  Gr.  anzusetzen  sei,  nur  mit  der  Einschränkung,  dafs  nach  dem  Befunde 
Jl^iScbatzes  von  Gervetri  ein  Gewicht  Ton  11  Unzen  ■■  300  Gr.  und  darüber 
"*>fi|er  TOf kommt,  als  frOher  angenommen  wurde,  unbedenklich  beibehalten 
werden. 

2)  S.  196--207  (Traduct  Blacas  1  p.  235—254). 

17* 


260  ÄLTESTE  RÖMISCHE  KÜPFERMONZE.  fss,4. 

hat  aber  schwerlich  in  Rom  zur  Zeit  der  Xltesten  Kupferprägang  schon 
bestaDden ,  sondern  ist  erst  mit  Einftthrung  der  Silbermünze  daselbst 
heimisch  geworden,  i)  Überhaupt  widerspricht  es  der  WahrscheinUch- 
keit,  dafs  die  Römer  fast  200  Jahre  lang  in  Silber  gerechnet  oder  we- 
nigstens ihr  Kupfer  nach  einem  bestimmten  Verhältnis  zum  Silber  aus- 
gemQnzt  hätten,  während  sie  ausschliefslich  Kupfermünze  und  kein 
einziges  Silberstück  besafsen.  Und  wenn  auch  das  Wertrerhähnis 
zwischen  beiden  Metallen  während  jener  Epoche  eine  gewisse  Stetig- 
keit bewahrte  (§  34,  1),  so  kann  es  doch  nicht  derart  festgestanden 
haben,  dafs  der  Kupferas,  als  das  Äquivalent  eines  Skrupels  Silber,  un- 
abänderlich auf  etwa  10  Unzen  ausgebracht  worden  wäre.  Im  Gegen- 
teil zeigen  sowohl  die  sicilischen ,  als  die  späteren  römischen  Manzver- 
hältnisse,  dafs  das  Kupfer,  sowie  es  in  ein  gebundenes  Vertiältnis  zum 
Silber  tritt,  unaufhaltsam  niedriger  und  niedriger  herabgeht,  bis  es  zur 
bloben  Scheidemünze  wird.  Endlich  st^t  das  römische  Schwerkupfer 
zwar  der  Regel  nach  auf  dem  Zehnunzenfufs;  aber  die  Norm  des  yoUen 
Pfundes  ist  thatsächlich  doch  bisweilen  noch  erreicht  worden  (S.  258). 
Wenn  demnach  das  Gewicht  der  ältesten  Wertmünze  der  Römer  schwer- 
lich aus  der  Gleichung  mit  einem  bestimmten  Silberquantum  herge- 
leitet werden  kann,  so  gelangen  wir  vielleicht  auf  einem  anderen  Wege 
zu  einer  annehmbaren  Erklärung.  Der  Kupferas  ist  nicht  eine  eigeo- 
tümliche  Schöpfung  der  römischen  Gemeinde,  sondern  er  steht  im  engen 
Zusammenhange  mit  dem  in  Latium  und  noch  weiter  in  Mittelitalien 
verbreiteten  Schwerkupfer,  welches  zum  Teil  älter  ist  als  das  römische.^) 
Auch  in  Sicilien  sind  schon  im  achten  Jahrhundert  Kupferbarren,  nach 


1)  Die  römische  Rechnung  bemht  auf  den  sioilischen  MUnzverfailtniMeo 
zur  Zeit  des  Aristoteles  (Mommsen  S.  84. 203  « I  p.  113. 245),  sie  ist  also  wenig- 
stens 100  Jahre  jflnger  als  die  älteste  Knpferprlgung ;  und  dafs  sie  in  anderer 
Gestalt  schon  früher  bestanden  habe,  ist  doch  kaum  anzunehmen.  Nach  dem 
orsprüngiichen  sicilischen  System  serael  das  silberne  Ganzstfick  in  10  NanuneD 
oder  Utren;  in  der  römischen  Rechnung  sind  Ubella  und  nummus  dorchai» 
verschiedene  Ausdrucke.  Wie  dies  kam,  kann  erst  spiter  (§  35,  4)  dargesteln 
werden. 

2)  Die  ausfUhriiche  Darstellunff  dieser  launischen ,  mit  der  römischen  id 
nahem  Zusanunenhange  stehenden  Kupferwahrung  giebt  Monunsen  S.  176—184 
(Traduct  Blacas  I  p.  182—194),  die  Obersicht  der  Gewichte  S.  231—246  (I  p.  332 
bis  354).  Weitere  Beitrige  bieten  J.  Friedlaender  Gampanisches  Schweifeld, 
Wiener  NumisoL  Zeitochr.  1, 1869,  S.  257  £,  F.  r.  Duhn  MUnzfund  bei  Hoo^ 
Gasino,  Berliner  Zeitschr.  ffir  Numism.  1879  S.  69  ff.  Vergl.  anch  unten  §  (7, 7. 
Der  Satz,  dars  Rom  unter  allen  latinischen  Stidten  zuerst  gemünzt  habe,  isj« 
wie  Mommsen  S.  184  (Ip.  194)  selbst  bemerkt,  nicht  zu  erweisen,  also  an» 
die  Annahme  des  Gegenteils  berechtigt,  sobald  dadurch  eine  anderweitige,  sonst 
nicht  zu  lösende  Schwierigkeit  beseitigt  wird. 


1 33, 4.  DER  UBRALFUSS.  261 

dem  Pftiüde  und  duodecimalen  Teilen  des  Pfundes  ausgebracht,  das 
übliche  Tauschmittei  gewesen,  i)  Die  ältesten  italienischen  Münzen 
lehnen  sich  an  ein  Pfund  an ,  das  wir  als  das  launische  oder  italische 
bezeichnen  können,  und  von  wdchem  das  spätere  römische  HUnz- 
pAind  nur  der  genaue  nach  dem  griechischen  Gewicht  fixierte  Betrag 
ist  Auf  dieses  Pfund  wurde  in  Mittelitalien  in  den  verschiedensten 
Abstufungen  gemünzt.  Es  findet  sich  Schwerkupfer  nach  einem  das 
römische  Pfund  übersteigenden  Fufse;  meistens  aber  sind  die  Stücke 
anter  dem  Betrage  des  Pfundes  ausgebracht  worden  (§  57, 7).  In  dem 
sicilischen  System,  dessen  Grundlage  ebenfalls  das  italische  Pfund  war, 
ist  die  Litra  Kupfer  gleich  einer  halben  attischen  Mine  oder  2/3  römi- 
schen Pfund  angesetzt  worden  (§  56, 5).  So  gofs  man  auch  in  Latium 
(he  Asse  pfundig,  ohne  jedoch  von  vornherein  die  sonst  übliche  Ge- 
wichtsnorm genau  einzuhalten,  und  zählte  im  Vei^Lchr  diese  Asse 
anstatt  sie  zu  wägen.  Die  Römer  blieben  möglichst  lange  bei  dem  Ab- 
wägen stehen,  da  sie  diesen  ungleich  sicherem  Wertausdruck  nicht  gern 
anheben  mochten.  Als  sie  jedoch  der  Einführung  der  Münze  sich  nicht 
mehr  verschlielsen  konnten,  da  blieb  zwar  das  römische  Pfund  die  Norm 
auch  für  die  neuen  mit  Wertzeichen  versehenen  Stücke,  aber  die  Massen 
des  schon  im  Umlauf  befindlichen  italischen  Schwerkupfers  übten  einen 
derartigen  Einflufs,  dafs  das  wirkliche  Gewicht  der  römischen  Münze 
nur  ausnahmsweise  bis  auf  das  volle  Pfund  kam,  und  selbst  die  schwer- 
sten Stücke  im  Durchschnitt  auf  nur  11  Unzen,  die  Mehrzahl  aber  nicht 
höher  als  auf  10  Unzen  standen ,  mithin  vom  vollen  Gewicht  der  Ab- 
zug eines  Zwölftels,  oder  noch  gewöhnlicher  eines  Sechstels,  einge- 
treten war. 

Nachdem  nun  aber  einmal  diese  neue  Münze  eingeführt  war,  wurde 
auch  vollständig  mit  der  alten  Praxis  des  Wagens  gebrochen.  Die  Wert- 
zeichen, welche  auf  der  Kupfermünze  niemals  fehlen,  haben  gesetz- 
liche Geltung  und  schliefsen  den  Gebrauch  der  Wage  aus.  Ob  noch 
im  Privatverkehr  nach  wirklichen  Pfunden  Kupfers  gerechnet  wurde, 
mag  dahin  gestellt  bleiben ;  der  Staat  kannte  ein  für  aUemal  nur  den 
Xonzas,  der  unabhängig  von  dem  Gewicht  der  alleinige  Wertmesser 
ond  das  ausschliefsliche  Zahlmittel  war.  Die  VorsteUung  der  Alten, 
^s  auch  die  gemünzten  Asse  noch  gewogen  worden  seien ,  ist  un- 
Mmgt  zu  verwerfen.^)    Veranlassung  gab  dazu  die  Benennung  aes 

1)  J.  Robino  Beiträge  zur  Vorgeschichte  Italiens,  Leipzig  1868,  S.  4£ 

2)  Plin.  33,  3  §  42:  libralis,  unde  etiam  nunc  libella  dicitor  et  dupondins, 
^dpeodebatiir  assis.    qnare  aeris  gravis  poena  dicta.    Gai.  1  §  122:  ideo  autem 


262  ÄLTESTE  RÖMISGIIE  KUPFERMÜNZE.  f  si,  s. 

grave^X  welche  später,  nachdem  die  SilberprSgung  eingefQhrt  war,  dem 
alten  schweren  Libralas  im  Gegensatz  zu  dem  neuen  reducierten  As  bei- 
gelegt wurde.  Wie  sich  weiter  unten  zeigen  wird,  war  der  Sesterz,  an 
Wert  gleich  2  Vi  reducierten  Assen,  das  Silberaqnivalent  des  alten  Asses; 
es  erhielt  sich  also  auch  später  noch  die  Rechnung  nach  ae$  grave^  weil 
sie  mit  derjenigen  nach  Sesterzen  identisch  war.  Aber  falsch  war  der 
Schlufs  der  Gelehrten  der  Kaiserzeit,  dafs  der  alte  librale  As  deshdb 
der  schwere  genannt  worden,  weil  er  gewogen  worden  sei. 

5.  Es  ist  nun  noch  das  Notige  ttber  die  Ausmünzung  des  ältestes 
Knpfergeldes  zu  bemerken.  Die  Münzeinheit  hieb,  wie  jede  zu  teüende 
Einheit  bei  den  Römern,  a$.  Eine  Reziehung  auf  ae$  oder  gar  Kbn 
aeris  liegt  darin  durchaus  nicht,  und  wenn  die  libra  ihrersdts  om  ge- 
nannt wn*d,  so  fahrt  sie  diesen  Namen  wie  jede  andere  beliebige  Einheit 
(§  20).  Dieser  As  war  zugleich  das  höchste  Nominal  Dafs  er  effektir 
ungeftlhr  10  römische  Unzen  «:  273  Gr.  wog,  ist  bereits  (S.  259)  ht- 
merkt  worden.  Um  das  Einschmelzen  und  damit  den  Verlust  der  Prä- 
gekosten  für  den  Staat  zu  verhüten,  war  er  mit  Zinn  und  noch  stärker 
mit  dem  minderwertigen  Rlei  legiert;  von  ersterem  finden  sich  reich- 
lich 7,  von  letzterem  20  bis  30,  im  Durchschnitt  23,6  Prozent <)  Voo 
Teilmünzen  wurden  ausgebracht  der  semis,  triens^  quadrans,  iextcm, 


aes  et  libra  adhibetor,  quit  oUm  aereis  tantum  nummis  utebantur  et  erant  asses, 
dopondii,  semisses  et  qnadrantes  — :  eoramqne  Dummoram  vis  et  potestas  noo 
in  nnmero  erat,  sed  in  pondere  DonuBoniDL  Paulus  p.  98:  grave  aea  dietas 
a  pondere.  Ihnen  folgen  die  Neueren.  So  Gronov  de  sestert  3,  15  p.  534,  Peri- 
zonius  de  aere  gravi  (Dissert  YII  ed.  Heineccius  1740)  p.  419ffl,  neueniings  Bdckh 
MetroL  Unters.  S.  383  f.  Die  Widerlegung  s.  bei  Mommsen  S.  194  f.  (Trado«! 
Blacas  I  p.  208ff.). 

1)  AuDser  Plinius  und  Paulus  an  den  in  voriger  Anm.  citierten  Ste Uen  bd 
Liv.  4, 60  (aus  dem  Jahre  403  v.  Chr.):  et  quia  nondnm  argentam  signatum  enit 
aes  grave  plaustris  quidam  ad  aerarium  conveheates  spedosam  etiam  consolt- 
tionem  faciebant.  Summen  in  aes  grave  giebt  derselbe  4,  41, 10  ans  dem 
Jahre  420;  4,  45,  2  v.  J.  417 ;  5, 12,  1  v.  J.  398 ;  5,  29,  7  v.  J.  390 ;  6,  82, 9  ▼. 
J.  364;  10,  46,  5  und  14  v.  J.  293.  Ober  die  Rechnung  nach  am  gr&oe  in  der 
spätem  Zeit  nach  Einführung  des  Silbergeldes  s.  unten  S.  273  Anm.  3. 

2)  Wöhler  Annalen  der  Chemie  und  Pharm.  Bd.  81  S.  206  ff.  teilt  nach  der 
Analyse  von  Philipps  (ia  dem  Londoner  Ghem.  Soc  Quaterly  Journal  IV  p.  212) 
Proben  von  drei  römischen  Libralmflnzen,  einem  As,  Semis  und  Quadraos  wM 
(abgedruckt  bei  Mommsen  S.  191  Anm.  69  » I  p.  204).  Der  Zinngehalt  betrigt 
7,16.  7,66.  7,17  Proient;  an  Blei  fanden  sich  im  As  21,82,  im  Seaus  29,3t, 
im  Quadrans  19,56,  also  im  Durchschnitt  23,6  Prozent  Nach  Mommsen  S.  7$2 
(III  p.  36  f.)  und  Lenormant  I  p.  200  betragt  während  der  ganien  Epoche  toh 
Einführung  des  aee  Hgnatum  bis  sum  Tode  Gasars  die  Beimischung  an  Zinn 
zwischen  5  und  8  Prozent  und  an  Blei  zwischen  16  und  29  Prozent  Diese 
Legierungsverhiltnisse,  welche  eine  eigentümlich  römische  Einrichtung  zu  sein 
scheinen,  sind  also  ziemlich  stetig  geblieben. 


f  3S,  5. 34, 1.  DER  LIBRALFÜSS.  263 

wtm,  an  Gewicht  den  Ganzstücken  Terhaltnismarsig  entsprechend. 
Die  Wertbezeichnungen  sind  für  den  As  das  Zeichen  der  Einheit  I,  für 
den  Semis  das  der  Hälfte  S,  für  die  übrigen  Teile  Punkte  oder  Tiehnehr 
Kogekhen  nach  der  Zahl  der  Unzen,  vier  für  den  Triens,  drei  für  den 
Qnadrans,  zwei  für  den  Sextans,  eines  für  die  Uncia.i)  SAmtliche 
Nominale  sind  gegossen  worden,  weil  ihre  GrOfte  die  Prägung  schwierig 
nachte;  nur  die  kleinsten  Stücke,  die  Uncia  und  der  Sextans  finden 
sich  auch  geprägt^)  Übrigens  folgten  die  gegossenen  Münzen  ganz  der 
damals  schon  hoch  ausgebildeten  Technik  der  griechischen  Prägung. 
Beide  Seiten  wurden  durch  Bilder  von  edlem  Stil  bezeichnet,  die  eine 
Seite  regehnflfsig  durch  das  Vorderteil  eines  Schiffes,  welches  hier  als 
das  ahe  Wappen  der  Stadt  erscheint,  die  andere  Seite  durch  verschie- 
dene GütterkOpfe.  Auf  dem  As  erscheint  der  doppelkOpfige  Janus,  auf 
dem  Semis  Jappiter,  auf  dem  Triens  Minerva,  auf  dem  Quadrans  Her- 
cules, auf  dem  Sextans  Mercurius,  endlich  auf  der  Uncia  wieder  Minerva, 
oder  vielleicht  die  als  Göttin  personificierte  Roma.') 

{  34.  fFertbeiUmmung  der  Hbralen  Kupfermütue» 

1.  Die  soeben  beschriebenen  Münzen  bildeten  das  gesetzliche  und 
aosschliefshche  Courant  des  romischen  Staates  seit  der  Zeit  der  Decem- 
^  bis  kurz  vor  den  Anfang  des  ersten  punischen  Krieges,  also  fast 
zweihundert  Jahre  lang.  Fragen  wir  nun,  wie  hoch  dieser  älteste  rü- 
nusche  Münzfufs  im  Vergleich  zu  heutigem  Gelde  anzusetzen  ist ,  so 
nehmen  wir  entweder  das  Kupfer  schlechthin  als  das  Metall  der  damals 
auch  in  anderen  Teilen  Italiens  herrschenden  Währung,  oder  wir  ziehen 
io  Betracht,  dafs  dasselbe  schon  in  jener  Epoche  der  mannigfachen 
Berührung  mit  dem  Silbergeide  der  Griechen  in  Unteritalien  und  St- 
rien sich  nicht  entziehen  konnte,  bis  es  im  dritten  Jahrhundert  aus 
Miier  Geltung  als  Wertmesser  gänzlich  durch  das  Silber  verdrängt 

1)  VergL  die  Abbildungen  bei  Mommsen-BUcas  lY  pL  V— Vü,  d'Ailly  Re- 
ckoehes  snr  It  monnaie  romaine  I  pl.  HI  ff. 

3)  Mommsen  S.  t86f.  (Tradnct  Blacts  I  p.  197  f.). 
^3)  Eckhel  D.  N.  V  p.  11  f.  Mommsen  S.  184  (I  p.  194f.),  der  zugleich  die  Be- 
jKatmif  der  Typen  erklärt.  Vergl.  auch  die  Abbildungen  bei  Monunsen-Blacas 
^pL  Y— YD  und  die  Beschreibung  dazu  p.  7  ff.  Die  Deutung  des  Kopfes  auf 
Jer  Une  ist  schwankend;  er  unterscheidet  sich  nicht  wesentlich  von  dem 
l^crvtbaupt  auf  dem  Triens.  Doch  hat  die  Ansicht  Finders  (Antike  Münzen 
fts  lönigL  Mus.  S.  96)  und  anderer,  dafs  es  der  Kopf  der  Roma  sei,  viel  ffir 
U^  —  Das  Gepräge  des  Asses  beschreiben  von  Alten  Plin.  33,  3  §  45  und  Flui 
Qttest  Rom.  cap.  41 :  Janus  auf  der  einen  Seite,  auf  der  anderen  nach  ersterem 
IJJffrMii  na»U^  nach  letzterem  n^(iva  ^  nqdqou  Den  Schiffsteil  auf  dem 
■^icQS  and  Quadrans  nennt  Flinius  ratU,    Yergl.  auch  Festus  p.  274. 


264  WERTBESTIMMUNG  DER  UBRALEN  KUPFERMÜNZE.         {  34.  i. 

wurde.  Es  eröffnen  sich  demgemflrs  zwei  Wege  der  Wertbestimmung. 
Entweder  ermitteln  wir  annähernd  den  durchschnittlichen  Kupferpreis 
gegenwärtiger  Zeiten  und  berechnen  danach  in  unserer  Mttnze  den 
Wert  des  römischen  Libralasses  (§  34,  3),  oder  wir  suchen  das  Wert- 
verhältnis  aufzufinden f  welches  wahrend  der  Epoche,  wo  die  Römer 
der  Kupferwährung  folgten ,  zwischen  diesem  Metall  und  dem  Silber 
bestanden  hat.  Zeigt  es  sich  dann,  dals  ein  solches  Verhältnis  mit  einer 
gewissen  Stetigkeit  in  den  Ländern ,  mit  denen  Rom  zunächst  in  Be- 
rUhung  kam,  geherrscht  hat,  so  wird  der  hieraus  abgeleitete  Wertan- 
satz der  römischen  Kupfermünze  schon  an  sich  eine  gewisse  Wahr- 
scheinlichkeit haben.  Wenn  sich  dann  weiter  herausstellt,  dafs  die 
Römer  selbst  nahezu  dem  gleichen  Ansätze  folgten,  als  sie  neben  dem 
Kupfer  auch  Silber  auszuprägen  anfingen ,  so  gewinnen  wir  noch  den 
groben  Vorteil,  dafs  während  der  Zeit  des  tiberganges  von  der  einen 
zur  andern  Währung  die  Wertangaben  in  einem  stetigen  Zusammen- 
hange bleiben ,  während  bei  der  Bestimmung  der  Libralmttnze  nach 
heutigem  Kupferpreise  ein  auißllliger  Sprung  in  der  Höhe  der  Wertan- 
sätze unyermeidlich  ist. 

In  der  That  haben  die  neueren  Forschungen  erwiesen,  dafs  im 
Altertum  vom  fünften  bis  gegen  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  ein 
ziemlich  stetiges  Wertverhältnis  zwischen  beiden  Metallen  stattgefunden 
und  zwar  das  Silber  etwa  250mal  soviel  als  das  Kupfer  gegolten  bat*) 
Wenn  wir  uns  ako  in  die  Zeit  des  Libralfufses  versetzen  und  nach 
römischer  Kupfermünze  rechnen,  so  hatte  das  Silber  damals  reichlich 
einen  doppelt  so  hohen  Wert  ak  in  der  Gegenwart.  2) 

1)  W.  Christ  in  seiner  Unteranchnng  über  A^ien  und  die  ältesten  Nach- 
richten über  Iberien  n.  s.  w.,  Abhandlunffen  der  Münchener  Akad^  L  KL,  U  Bi 
I.  Abt.  S.  187,  ermittelt  aus  der  Inschrift  ^Ewtift.  ä(fxaioL  1860  Nr.  3754,  dtls 
vor  dem  Jahre  403  v.  Chr.  in  Athen  das  Silber  zum  Kupfer  wie  236 : 1  sttod. 
Nach  der  Zusammenstellung  bei  Lenormant  I  p.  168,  wofür  die  näheren  Beleg« 
im  Vn.  Buche  seiner  'Monnaie  dans  l'antiquit^'  folgen  werden,  stand  inr  Zeit 
der  römischen  Kupferwälirung  in  Syrakus,  Tarent  und  Etrurien  das  Silber  xom 
Kupfer  etwa  wie  250  :  1 ;  in  Etrurien  war  vielleicht  im  5.  Jahrb.  das  Yerbaltois 
noch  günstiger  für  das  Silber  (288 : 1)  gewesen.  Yergl.  unten  §  56,  5.  57, 5. 9, 
über  Gampanien  §  57, 6,  über  italisches  Schwerkupfer  §  57,  7.  8.  Nach  Mommsen 
(oben  S.  259  Anm.  2)  ist  der  Ansatz  250  :  1  mafsgebend  gewesen  für  die  Fest- 
stellung des  Libralasses.  Mit  der  ersten  Silberprägung  wurde  das  Silber  bereits 
um  ein  wenig  niedriger,  nämlich  wie  240  :  l,  angesetzt  und  ging  dann  in  koner 
Zeit  weiter  abwärts  nach  den  Abstufungen  140 : 1, 120 : 1,  112 : 1  (unten  $  35,5 
ffegen  Ende).  In  der  Zeit  der  Goldwährung  von  Auffustus  bis  Severus  wurde 
das  Kupfer  als  Scheidemünze  merklich  über  seinen  Wert  ausgebracht  (4  38»  $)• 
Unter  Gonstantin  war  das  Verhältnis  des  Silbers  zum  Kupfer  etwa  dasselbe 
wie  zu  Ende  der  Republik,  nämlich  zwischen  125 : 1  und  100 : 1  (§  40, 5  a.  £•)• 

2)  Das  durchschnittliche  Wertverhältnis  unserer  Zeit  betragt  nach  $  34, 3 


1 34,  s.  WERTVERHÄLTNIS  DES  KUPFERS  ZUM  SILBER.  2ft5 

Nach  dem  Verhältnis  1 :  250  entopricht  der  Libralas  hn  Gewichte 
TOD  10  römischen  Unzen  »>  272,9  Gramm  einem  Werte  von  0,196 
Mari[.  Danach  sind  anzusetzen 


1  Uncia       — 1,6  Pf. 
1  Sextans    »»  3,3  „ 
1  Quadrans  «»  4,9  ,, 


1  Triens  —  6,6  Pf. 
1  Semis  »=    9,8  ,, 
1  As       —  19,6  „ 


Die  weitere  Reduktion  ist  in  Tab.  XVII  zusammengestellt 

2.  Wie  später  gezeigt  werden  wird,  trat  seit  dem  J.  268  der  Sesterz 
ak  gesetzliches  Äquivalent  an  die  Stelle  des  libralen  Asses.  Es  ist  also 
gestattet  eine  fortlaufende  Reihe  der  Werte  jener  einzigen  Münzein- 
heit aufzustellen,  welche  zuerst  als  as,  nämlich  aeris  gravis,  dann  in  der 
Zeit  der  gemischten  Währung  als  sestertius,  d.  i.  gleich  2  Vi  reducierten 
Assen  (§  35,  3),  endlich  in  der  Epoche  der  reinen  Silber-  und  Goldwäh- 
niDg  als  sestertius  oder  numwnus  schlechthin  bezeichnet  wurde  (§  36, 3. 
4;  38, 6  a.  £.)•  Rechnen  wir  nun  daslibrale  Kupfergeld  nach  dem  eben 
dargestellten  Verhältnisse  von  1 :  250  in  Silber  um,  so  entspricht  die 
eine  römische  Münzeinheit  der  Reihe  nach  folgenden  Werten  in  heu- 
tiger Münze: 

Zeit  der  reinen  Kupferwährunff 451—268  v.  Chr.:  0,196  Mark. 

•  »   gemischten  Silber-  und  Knpferwähning  268—217  „      „      0,205      „ 
»     ,   reinen  Silberwähmng 217—  30  ,      „      0,175     „ 

•  ,   Goldw&hmng  von  August  bis  auf  Sevems 0,218     » 

Dies  sind  verhältnismäfsig  geringe  Schwankungen.  Nur  die  dritte 
Epoche  zeigt  einen  minderen  Wert;  im  übrigen  beobachten  wir  ein 
stetiges  Steigen  des  Wertausdruckes.  Dies  ist  eine  ganz  günstige  Skala 
ftlr  eine  zusammenhängende  Geschichte  der  Preise  im  römischen  Reich, 
fitr  welche  bekanntlich,  wie  für  die  KuUurentwickelung  aller  Völker, 
das  Gesetz  gilt,  dafs  dem  gleichen  Geldbetrage  in  den  frühesten  Zeiten 

flcher  weniger  als  125 :  1.  Im  alten  Rom  zeigt  also,  wenn  wir  nach  heutigen 
Werten  rechnen,  der  Übergang  von  der  Kupfer-  zur  Silberwahrung  einen  cha- 
nkteristischen  Unterschied  von  dem  unter  Auffustus  erfolgten  Obergang  von 
der  Silbei^  zur  Goldwährung.  Zur  Zeit,  wo  die  Römer  nach  libralen  Assen 
lecbneten,  galt  ihnen  das  Silber  mehr  als  doppelt  so  hoch  im  Vergleich  zum 
heutigen  Werte.  Als  sie  aber  später  Silberwährung  hatten,  schätzten  sie,  nach 
ibrem  Süberseld,  das  Gold  weit  geringer,  als  wir  es  heute  rechnen,  und  nach 
diesem  niedrigeren  Verhältnis  fand  später  der  Übergang  zur  Goldwährung  statt. 
Setzen  wir  also  den  Libralas  nach  heutigem  Kupferwerte  an,  so  sinken  die 
nach  heutigem  Gelde  ausgedrückten  Preise  plötzlich  um  mehr  als  die  Hälfte 
xa  der  Zeit,  wo  die  Kupferwährung  durch  das  Silber  abgelöst  wird  (Tab.  XVD, 
iwdte  Kolumne,  vergl.  mit  Tab.  XVm),  und  wiederum  steigen  die  in  heutiges 
Gdd  umgerechneten  Preise  um  etwa  den  fEüoften  Teil  zu  der  Zeit,  wo  in  Rom 
^e  Goldwährung  eintrat  (§  36,  5.  38,  6).    Günstiger  für  vergleichende  kultur- 

rhichüiche  Betrachtungen,  soweit  dabei  die  Preise  in  Betracht  kommen,  ist 
§  34,  2  entwickelte  Reihe. 


266  WERTBESTDIMUNG  DER  UBRALEN  KUPFERMÜNZE.        f  S4. 9. 

die  höchste,  später  eine  mehr  sinkende  Kaufkraft  nikommt  Indem  wir 
also  fQr  drei  auf  einander  folgende,  weit  verschiedene  Wahrungen  eine 
MQnzeinheit  von  wenig  schwankendem  Werte  feststellen,  werden  die 
Vergleichungen  der  Preise  um  so  deutlicher  und  zuverlässiger. 

3.  Ein  weit  höherer  Ansatz  ergiebt  sich  dagegen  für  die  älteste 
römische  CiourantmQnze,  wenn  wir  den  Libralas  nach  demjenigen  Werte 
abschätzen,  welchen  er  heutigen  Tages,  ab  MetaUmasse  verkäuflich, 
etwa  haben  würde.  Nach  ungeCRhrer  Schätzung  entsprechen  gegen- 
wärtig nicht  250,  sondern  bereits  90  bis  100  Kupfergewichte  dem 
Werte  des  gleichen  Silbergewicbtes^)  welches  letztere  dann  weiter 
zu  dem  geläufigen  Wertausdrücke  unserer  heutigen  Wahrung  (§  4, 4) 
umzurechnen  sein  vTttrde.  Da  jedoch  das  römische  Schwerkupfer, 
abgesehen  von  etwa  7  Prozent  Zinn,  welches  dem  Kupfer  nahezu 
gleichwertig  ist,  noch  eine  Beimischung  von  ungefähr  23  Prozent  Blei 
enthalt  (§  33,  5),  welches  letztere  dem  Kupfer  an  Werte  weit  nach- 
steht, so  ist  die  Bronzemasse  des  altrömischen  Courantes  zu  dem  Fein- 
gehalt an  Silber,  welchen  unser  Thaler  enthalt,  etwa  in  das  Wertver- 
haltnis  von  1 :  HO  zu  setzen.^)  Unter  diesen  Voraussetzungen  würde 
der  römische  Libralas  etwa  0,446  Hark  heutigen  Geldes  entsprecheD. 

Nach  diesem  Ansätze,  dessen  Anwendung  unter  Umständen  er- 
wünscht sein  kann,  ist  in  Tabelle  XVII  die  zweite  Reihe  berechnet 
worden. 

1)  ßöckh  nimmt  in  seinen  im  J.  1838  erschienenen  Metrologischen  Unter- 
snchongen  nach  dem  damals  gewöhnlidien  Preise  des  Kupfers  im  Harte  das 
Silber  zum  96fachen  Werte  des  Kupfers  an.  J.  G.  Hoffmann,  Die  Lehre  voni 
Gelde,  Berlin  1838,  S.  4  giebt  als  das  zu  derselben  Zeit  im  mittleren  Europa 
bestehende  Preisrerhältots  ron  Silber  zu  Kupfer  161 1  Via  :  15*/u  —  102,6: 1 
an.  Nach  der  im  Ausland  1859  Nr.  40  S.  960  ans  dem  Bremer  HandeisblaU 
mitgeteilten  Zusammenstellung  hat  das  Silber  zum  Kupfer  wahrend  der  Jahre 
1851—1858  zwischen  den  Extremen  von  100,9  :  1  bis  70,5  :  1  gestanden;  das 
durchschnittliche  Verhältnis  in  den  Jahren  1821—1858  berechnete  sich  auf 
92,8  :  1.  Im  sächsischen  Staatsbudget  für  die  Jahre  1872  und  1873  wurden 
die  Erträgnisse  der  Freiberger  Berffwerke,  anlangend  Silber  und  Kupfer,  derart 
abgeschätzt,  dafs  beide  Metalle  sich  wie  102,9:1  verhielten  (berechnet  nach 
dem  Auszug  im  Dresdener  Journal  1871,  10.  Dez.,  Extrabeilage).    Spätere  An- 

ßben  sind  fflr  die  Torliegende  Frage  weniger  einschlagend,  da  in  dem  letzten 
hrzehnt  der  Silberwert  unverhältnismäfsig  gegen  früher  gesunken  ist  Eine 
ausführlichere  Erörterung  des  Wertverhältnisses  beider  Metalle  in  dem  laufen- 
den Jahrhundert  erscheint  sehr  wQuschenswert  fflr  die  Zwecke  altrömischer 
Metrologie ;  doch  genfigen  vor  der  Hand  die  mitgeteilten  Angaben  um  zu  zeigen, 
da&  das  Kupfer  zum  Silber  mindestens  nach  dem  Verhältnis  1 :  100  und  hödi- 
stens  nach  dem  Verhältnis  1  :  90  in  runden  Zahlen  abzuschätzen  ist 

2)  Dieser  Ansatz  ist,  entsprechend  den  in  voriger  Anm.  gegebenen  Unter- 
lagen und  den  Schwankungen  der  Preise  des  Bleies,  nur  ein  ungefährer,  welchen 
auf  1  :  120  herabzusetzen  zulässig  ist,  während  die  Erhöhung  des  Verhältnisses 
bis  auf  1  :  100  einen  geringeren  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  hat. 


I  35, 1.  VTERTZEIGIIEN  UND  GEPRÄGE.  267 

§  35.   Die  Einführung  der  Silberprägung  und  die  erste  Reduktion  des  Atses. 

1.  Bei  der  KupferwähruDg  und  dem  libralen  Asse  blieb  der  rö- 
mische Staat  stehen,  so  lange  der  Gesichtskreis  seiner  PoUtik  aur  Italien 
allein  beschränkt  war.  Silber  gab  es  nur  in  Barren,  nicht  als  Münze.  ^) 
Aber  als  durch  die  nahe  Berührung  mit  den  reichen  Städten  Grofs- 
griechenlands  und  besonders  durch  den  Krieg  mit  dem  Könige  Pyrrhos 
die  griechische  Silberwährung  den  Römern  immer  näher  gerückt 
wurde,  da  säumten  »e  nicht  ihr  altes  Schwerkupfer  aufzugeben  und 
ein  neues  Münzsystem,  welches  der  im  Entstehen  begriffenen  Grofs- 
macht  besser  entsprach,  einzuführen.  Denn  ähnlich  wie  die  Gold- 
prägung PhiUpps  Yon  Makedonien  nicht  blols  zuMig  der  Eroberung 
des  Perserreiches  voranging,  so  föilt  auch  die  erste  Silberprägung 
Roms  bedeutungsvoll  in  die  Zeit  unmittelbar  vor  dem  ersten  punischen 
Kriege,  in  welchem  der  Staat  zuerst  die  Grenzen  ItaUens  überschritt 
Über  den  Zeitpunkt  dieser  wichtigen  Neuerung  haben  wir  zwei  be- 
stimmte Angaben.  Plinius^)  versetzt  sie  in  das  Jahr  485  der  Stadt 
(ae  269  V.  Chr.),  die  annalistische  tfberUeferung  bei  Livius  und  an- 
deren 3)  in  das  folgende  Jahr.  Die  Abweichung  ist  wahrscheinUch 
damit  zu  erklären,  dals  in  das  erste  Jahr  das  Gesetz  Ober  die  Silber- 
prägung, in  das  letztere  die  thatsächliche  Einführung  derselben  zu 

1)  Varro  bei  Nonius  unter  lateret  p.  356  (Gerlach  und  Roth):  nam  lateres 
argentei  atque  anrei  prinram  conilati  atque  in  aerarinm  conditL  Im  Triamphe 
des  Jahres  293  worden  nach  Lir.  10,  46  aufser  Schwerkupfer  auch  1830  Pfunde 
Silbers  aufgeführt  und  dann  in  das  Ärarium  niedergelegt.  Die  Notiz  Yarros 
(bei  Gharis.  p.  105  Keil),  dafs  die  älteste  Silbermfinze  von  Senrius  Tullius  ge- 
goasen  und  4  Skrupel  schwerer  als  der  Denar  seiner  Zeit  gewesen  sei  (vergl. 
unten  S.  270  Anm.  1),  wird  von  Mommsen  S.  206.  858  f.  als  irrtümlich  nachge- 
wiesen und  die  Echtheit  der  zwei  vom  Herzog  de  Luynes  Revue  numism.  1859 
p.  322  ff.  beschriebenen ,  angeblichen  Servianischen  Münzen  bezweifelt  Für 
echt  wiederum  werden  diese  Münzen  von  Queipo  Revue  numism.  1861  p.  180  ff. 
and  d'Aillv  Recherches  sur  la  monnaie  romaine  Ip.  llff  erklärt  Eine  ver- 
Bittelode  Stellung  zwischen  Mommsen  und  den  letztgenannten  nimmt  der  Herzog 
de  Blacas  in  einer  Note  zu  Monunsens  Histoire  de  la  monnaie  romaine  I  p.  250  ff 
ein.  ^e^L  auch  Sambon  Recherches  sur  les  monnales  de  la  presquisle  italique 
p.  95  f.,  Marguardt  Römische  Staatsverw.  n  S.  11 1,  A.  v.  Sallet  in  der  Berliner 
Zeitochr.  f.  Numism.  1878  S.  234  ff. 

2)  Nat  Bist  33,  3  §  44:  argentum  signatum  anno  urbis  GGGGLXXXY 
0.  Oguloio  G.  Fabio  cos.,  quinque  annis  ante  primum  Punicum  bellum. 

3)  liv.  Epit  15:  tunc  primum  populus  Romanus  argento  uti  coepit  Dafs 
die  Notiz  in  das  Jahr  486  «  268  gehört,  weist  Mommsen  S.  300  Anm.  33  (Traduct. 
Blacas  n  p.  28)  nach.  Derselbe  ist  auch  über  die  Zeugnisse  des  Zonaras  und 
der  Gbrottisten  zu  vergleichen.  Borghesi  Ossenr.  numism.  dec  XYE  osserv.  3 
(wiederholt  in  Oeuvres  compl^tes  de  B.  Borghesi  D  p.  297)  bemerkt^  dafs  nach 
dem  Fragment  des  Dionysios  Ton  Balikamass  bei  Mai  GoUect  Vatic.  n  p.  526 
das  Metall  zur  ersten  Silberprägung  aus  dem  Verkauf  von  Lindereien  und 
sonstiger  den  Feinden  abgenommenen  Beute  gewonnen  worden  ist. 


268  EINFOHRUNG  DER  SILBERPRÄGÜNG.  f  )5.  i. 

setzen  i%U)  Gleichzeitig  damit  wurde  eine  Münzstätte  in  dem  Tempel 
der  Juno  Honeta  errichtet  und  zur  Aufsicht  die  Behörde  der  tresviri 
aere  argento  auro  flando  feriundo  eingesetzt^  Die  neuen  SilbermUnzen 
waren  Ganzstttcke  nebst  Hälften  und  Vierteln ,  die  Namen  den  darauf 
angebrachte^  Wertzeichen  X,  V,  IIS  entsprechend  denarius,  quinarim 
und  sestertiui.  Das  Gepräge  war  in  allen  Nominalen  auf  der  einen  Seite 
ein  weiblicher  Kopf,  nach  rechts  blickend,  mit  einem  Helme,  dessen 
Kamm  ausgezackt  ist  und  in  einen  Vogelkopf  endet  und  an  dessen 
Schläfen  Flügel  angebracht  sind.  Unterhalb  der  Flügel,  im  Nacken  des 
Kopfes  der  Göttin,  findet  sich  das  Wertzeichen.  Auf  der  andern  Seite 
zeigen  sich,  ebenfalls  nach  rechts,  die  beiden  Dioskuren  zu  Pferde 
mit  eingelegten  Lanzen  und  wehenden  Mänteln ,  auf  dem  Haupt  den 
runden  Schifferhut,  neben  einander  sprengend,  über  dem  Haupte  eines 
jeden  ihr  bekanntes  Emblem,  der  Stern  des  Morgens  und  des  Abends.^) 
Unter  ihnen  findet  sich  auf  einem  Täfelchen  die  Aufschrift  ROMA.^) 


1)  Mommsen  S.  300  (Tradoct  Blacag  II  p.  28). 

2)  Suidas  unter  Movtfta  berichtet,  daüs  die  Römer  zum  Andenken  an  den 
Beseheid,  den  ihnen  die  Jnno  Raterin  im  Kriege  gegen  Pyrrhos  gegeben  hatte, 
nach  Beendigung  des  Krieges  die  Göttin  dadurch  ehrten,  dafs  sie  die  Mfinze  in 
ihrem  Tempel  wAA\x%tni^Mfi,fj9av^H(^v  Morrjxav^  xovriart  avßt^avlop,  xi 
rofiifffia  iv  T^  ieqi^  avtiqi  o^laavxes  xaQaxTtft&at,  Das  Jahr  giebt  Suidas 
nicht  an,  es  kann  aber  kein  anderes  sein  als  das  dritte  oder  vierte  nach  Be- 
endigung des  Krieges,  in  welchem  die  Silberprägung  begann.  Damals  zuerst 
auch  scheinen  die  tresviri  aere  argento  auro  flando  feriundo  als  außerordent- 
liche Maffistratur  eingesetzt  zu  sein,  eine  Malsregel,  die  spater  nach  Bedarf 
wiederholt  wurde.  Ein  regelmäfsiges  städtisches  Amt  entwickelte  sich  daraus 
vermutlich  erst  zur  Zeit  des  Bundesgenossenkrieges.  Nachdem  Cäsar  zeitweilig 
eine  vierte  Stelle  zu  dem  Kollegium  hinzugefügt  hatte,  kehrte  Augustus  zur 
Dreizahl  zurück.  Mommsen  Gesch.  des  röm.  Mfinzw.  S.  366  ff.  (Traduct.  Blacas 
n  p.  44 ff.),  derselbe  Römisches  Staatsrecht  II  Abt.  1  S.  562 f.  596  f.,  Marquardt 
Römische  Staatsverwaltung  II  S.  34,  LenormantI  p.  82f.,  II  p.  249,  m  p.  147  ff. 
Trewiri  oder  triumviri  monetales  ist  die  kürzere  Benennung  im  gewöhnlichen 
Sprachgebranch  (Mommsen  S.  366  » II  p.  45  f.).  Triumviratus  heilst  das  Amt 
bei  Cicero  pro  Fonteio  3,  4(p.  464),  wo  eine  nähere  Bezeichnung  nicht  nötig 
war,  da  es  als  ein  vor  der  Quästur  bekleidetes  Amt  erwähnt  wird. 

3)  Die  Beschreibung  nach  Monmisen  S.  294  (Traduct  Blacas  II  p.  19)  und 
den  Abbildungen  bei  Mommsen-Blacas  IV  pl.  XXH,  M.  Bahrfeldt  in  der  Berliner 
Zeitachr.  f.  Numism.  1878  Taf.  IIL 

4)  Den  nähern  Nachweis  geben  J.  de  Witte  und  de  Blacas  in  Mommsens 
Bist,  de  la  monnaie  romaine  lY  p.  24ff.;  die  Abbildungen  s.  ebenda  pl.  XXII  u. 
XXm.  Die  abweichenden  Formen  des  A  in  ROMA  sind  ebenda  p.  25  ff.  und 
von  Bahrfeldt  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1878  S.  30  ff.  genau  angegeben. 
Vergl.  auch  d'AiUv  Recherches  sur  la  monnaie  romaine  I  p.  106  f.  117.  164.  205, 
n  p.  16ff.  Über  me  Denare,  welche  die  Aufschrift  ROMA  vertieft  zeigen,  vergl. 
Bahrfeldt  a.  a.  0.  S.  31  ff.  Über  die  später  eintretenden  erklärenden  Beizeichen 
und  die  Buchstaben,  welche  die  Münzstätte  andeuten,  vergl.  Lenormant  II  p.  234  ff., 
M.  Bahrfeldt  in  der  Beriiner  Zeitachr.  f.  Numism.  1878  S.  40  ff.,  A.  Klögmann 
ebenda  1880  S.  61  ff. 


$  35, 2.  N0RMAL6EWIGHT  DES  ÄLTESTEN  DENARS.  269 

Der  weibliche  Koff  bezeichnet  wahrscheinlich  nicht,  wie  fraher  ge- 
deutet wurde,  die  Minerva,  sondern  die  Göttin  Roma  <);  die  Dioskuren 
sind  dargestellt  als  die  reisigen  Götter,  wie  sie  in  der  Schlacht  am  See 
Regilhis  den  Römern  Beistand  und  Sieg  brachten.  Neben  den  Dios- 
kuren kam  sehr  bald  ein  anderes  Gepräge  auf,  die  Göttin  Luna  mit 
der  Mondsichel,  später  die  geflügelte  Victoria  auf  dem  Zweigespann, 
wovon  der  Denar  auch  den  Namen  bigatus  erhielt  s) 

2.  Das  Normalgewicht  dieser  ältesten  Silbermünze  ist  erst  in 
neuester  Zeit  ermittelt  worden.  Nach  mehreren  Zeugnissen  der  Alten, 
welche  unten  (§  36, 1)  noch  anzufahren  sind,  wurde  der  Denar  in  der 
republikanischen  Zeit  und  weiter  bis  auf  Nero  zu  i/si  des  Pfundes 
SS  S^|^  SJmipel  <^  3,90  Gr.  ausgeprägt  Allein  die  ältesten  uns  erhal- 
tenen Denare  stehen  merklich  hoher,  sie  wiegen  von  4,45  bis  4,57  Gr.; 
ein  anderes,  relativ  vielleicht  jüngeres,  aber  immer  noch  der  primitiven 
Prägung  angehOriges  Stück  steigt  bis  4,63  Gr.;  die  übrigen  derselben 
Klasse  vn^en  4,48  Gr.  und  darunter.')  Daraus  ergiebt  sich,  dafe  das 
Nonnalgewicbt  des  ältesten  Denars  4  Skrupel  oder  V72  PAmd  »=  4,55 
Gr.  gewesen  sein  müsse  und  demnach  der  Quinar  auf  2,  der  Sesterz 
auf  1  Skrupel  anzusetzen  sei.  Dieses  zuerst  von  Borghesi  ^)  gefundene 

1)  Renner  Die  Roma -Typen  in  den  Sitzangsber.  der  Wiener  Akad.  1857, 
Pliil.  Bist  £1.,  S.  261  ff.,  Mommsen  S.  287  Anm.  12  (II  p.  8  f.),  wo  zugleich  die 
frfibere  litteratnr  fiber  diese  Frage  zusammengestellt  ist 

2)  Mommsen  Gesch.  des  röm.  Mflnzw.  S.  294. 462.  480  hielt  das  Yictoria- 
geprage  fOr  das  älteste;  später  wies  er  in  den  Annall  deli'  Instit  archeol.  1863 
p.  28.  31  nach,  dals  das  Öild  der  Diana  im  Zweigespann  älter  sei  als  das  der 
\1ctoria,  wonach  die  französische  Übersetzung  U  p.  19. 182.  262  f.  abgeändert 
ist  Eingehend  handelt  fiber  die  bigaii  A.  Klfigmann  'Die  Typen  der  ältesten 
rteüsdien  ßigati'  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Nnmism.  1878  S.  62  ff.  Nach  ihm 
bt  der  älteste  Typus  der  der  Mondgöttin  (früher  gewöhnlich  als  Diana  ge- 
deatet);  später  erscheint  die  Victoria,  vereinzelt  auch  Diana  und  Venus.  Erwähnt 
wird  die  biga  als  Gepräge  des  römischen  Silbers  von  Plin.  33,  3  §  46,  daher 
bi^aü  bei  demselben  sowie  bei  Liv.  23, 15,  15.  34^  10,  4,  Tacit  Germ.  5,  und 
arf^enium  bigatum  bei  Liv.  33,  23,  9.  34,  46,  2.  36,  21, 11. 

3)  Zusammengestellt  nach  Mommsen  S.  297  f.  Anm.  26  u.  27  (Traduct  Blacas 
n  p.  24fll),  wozu  die  Specialfibersicht  bei  Mommsen-Blacas  II  p.  216ffl  Nr.  2 — 6 
und  Mommsens  Nachträge  in  der  Berliner  Zeitschr.  für  Nnmism.  1875  S.  33  zu 
Terglelchen  sind.  Die  sorgfältige  Untersuchung  M.  Bahrfeldts  'Ober  die  ältesten 
Denare  Boms'  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1878  S.  30  ff.,  welche  vorzüg- 
lich auf  dem  reichen  Ton  d*Ailly  Becherches  sur  la  monnaie  romaine  0  p.  47  ff. 
gesammelten  Materiale  beruht,  führt  zwar  zu  etwas  niedrigeren  Durchschniits- 
eewicbten,  bestätigt  aber  das  angegebene  Normalgewicht  Die  schwersten  Denare 
der  d'Aillyschen  Sammlungen  wiegen  4,90  Gr.  (p.  50),  4,78  (p.  53),  4,73  u.  4,70 
g>.4S),  4,68  (p.  50  n.  53),  4,67  (p.  55),  4,62  (p.  53),  4,57  (p.  49),  die  schwersten 
Studie  des  Schatzes  von  La  Biccia  (Berliner  Zeitschr.  1875  S.  33)  4,975  u.  4,77  Gr. 

4)  Osservazioni  numismatiche,  decade  XVn,  im  Giomale  Arcadico  1840, 
tonu  84  p.  174,  besonders  abgedruckt  Bom  1840  p.  9  und  später  wiederholt 
Oenrres  h  p.  288. 


270  EINrÜHRIING  WR  8ILBERPBÄGVN6.  f  u,  ^ 

und  durch  die  Untereudiuogen  Monunftens  und  anderer  besUltigte  Er- 
gebnis 0  bildet  den  FunduaentalsatB,  auf  welchem  fortan  jede  Dar- 
etdloog  der  rOmiechen  SilberprSgnng  zu  fu&en  bat  Allerdings  blieb 
d^  Staat  nicht  lange  bei  diesem  Tollen  Gewichte  stehen.  Die  Aus- 
mttnmng  ging  sehr  bald,  vielleicbt  schon  im  Verlauf  des  ersten  puni- 
schen  Krieges  >),  etwas  herab  und  kam  zu  dem  Effektivgewicht  von 
V84  anstatt  V72  Pfund,  welches  dann  als  das  gesetzliche  angenoounen 
und  Ms  Nero  unveriindert  beibehalten  wurde  (§  36, 1.  38, 4). 

Eine  andere  wichtige  Frage  ist,  welche  frande  MQnze  den  Römern 
als  Vorbild  für  ihren  Denar  gedient  habe.  Denn  da  sie  nicht  sdbstftn- 
dig,  sondern  erst  durch  die  enge  BerOhrung  mit  den  Silberwahrungea 
der  griechischen  Staaten  auf  die  Einfahrung  des  Silbergeldes  kamen 
und  im  Gepräge  sich  ganz  an  die  schon  langst  zur  Vollkommenheit 
entwickelte  Technik  der  Griechen  anschlössen^,  so  ist  vorauszusetzen, 
dafe  auch  das  Gewicht  des  neuen  Silbergeldes  nicht  ohne  Rücksicht 
auf  eine  schon  bestehende  griechische  Währung  festgesetzt  worden  ist 
In  dem  ganzen  griechischen  Osten  war  damals  infolge  der  makedoni- 
sdien  Herrschaft  der  attische  Mttnzfulis  verbreitet  (§  31, 5),  die  Römer 

1)  Mommsen  S.  296fr.  (Tradnct  Blacas  n  p.  22 ff.),  Christ  Beitrage  zur  Be- 
stimmang  des  attischen  und  anderer  damit  xusaDuneDhängeDder  Talente  in  den 
Sitzungsberichten  der  Mfinchener  Akad.  1862, 1  S.  51  ff.,  Hultsch  Metrol.  Script 
1  p.  67 f.,  J.  de  Witte  bei  Mommsen-Blacas  lY  p.  lAf^  M.  Bahrfeldt  in  der  Beri. 
Nmnisni.  Zeitschr.  1878  S.  34f.  42ffl  Der  Mteste  Beleg  in  der  uns  erhaltenen 
metrologischen  Litterator  der  Griechen  nnd  Römer  findet  sich  in  der  ans  der 
ersten  Kaiseneit  stammenden  Tafel  Il9fl  ft^(fmr  9uü  0%a&fM9v  n.  s»  w.,  deren 
Verfasser,  der  Mher  sogenannte  Metrolog  der  B^edictiner,  verschiedene  altere 
Quellen  sorgfältig  benutet  hat  (Metrol.  Script.  I  p.  64ff.).  Seine  Worte  17  9i 
Uf^  ix*^  ovyyias  iß%  6lnas  ob',  ir  alXip  (nimlich  ßtßXüp)  oß'  sind  saent 
von  Böckh  M.  U.  S.  24  richtig  gedeutet  nnd  weiter  durch  Christ  a.  a.  0.  erklirt 
und  durch  zahlreiche  Belege  aus  anderen  metrologischen  Tafeln  best&tigt  worden. 
Ober  Priscian  de  fig.  nnmer.  13  (Metrol.  Script  II  p.  84,  17—26)  nnd  eine  andere 
sp&tere  Quelle  vergl.  den  Index  Metrol.  script.  II  unter  denarius.  Die  Nachricht 
Varros  in  den  Annales  (bei  Gharisios  p.  105  Keil) :  nummum  argmUeum  flatum 
fHnmum  a  Servio  TulHo  dieunJt;  is  IUI  »eripuHi  nuüor  ftdt  quam  nunc, 
welche  von  Scaliger  n.  a.  als  Beleg  fftr  den  ältesten  Denar  gedeutet  worden 
war,  ist  Ton  Mommsen  S.  206  (Traduct  Blacas  I  p.  252 f.)  gemafs  ihrem  Wort- 
laute erklirt  und  auf  das  achiisch-tarentinische  Didrachmon  bezogen  worden 
(rergl.  unten  9  57, 5). 

2)  Bahrfeldt  a.  a.  0.  S.  43  settt  die  Jahre  255—242,  die  Zeiten  der  höchsten 
finaniiellen  Bedrlngnis  Roms  während  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  punisc^en 
Krieges,  als  die  wahrscheinliche  Epoche  der  Reduktion  des  Denars  auf  */u4 
Pfund  an. 

3)  Dem  steht  nicht  die  anderweit  konstatierte  Thatsache  entgegen,  dafe 
der  Typus  des  ältesten  Denars  dem  Vorbilde  der  campaniscben  Prägung  folgte 
($  57,  6  a.  E.);  denn  letztere  wurde  seit  dem  J.  338  ▼.  Chr.,  mithin  schon  lange 
Tor  Beginn  der  Denarprägung,  unter  römischer  Oberhoheit  und  fan  Anschlws 
an  griechische  Muster  geübt 


§  s»,  1. 3.  M0RMALG£W1GHT  DES  ÄLTESTEN  DENARS.  271 

hatten  ibn  durch  Pyrrhos  und  schon  firOher  durch  den  Verkehr  mit 
Skilien,  wo  er  ebenialls  herrschte,  kennen  gelernt  Das  rOmisohe 
Gewicht  und  HohUnafs  war  wahrscheinlich  schon  damals  nach  dem 
attisdien  Gewichte  normiert.  Endlich  stimmt  das  Normalgewicht  der 
attischen  Drachme  von  4,37  Gr.  so  nahe  mit  dem  des  Denar  von 
4,55  Gr.  9  dafs  die  nahe  Verwandtschaft  beider  nicht  wohl  bezweirelt 
werden  kann.  Die  geringe  Differenz  aber  erklärt  sich  ungezwungen, 
sowie  wir  sie  auf  die  zu  Grunde  liegende  Proportion  zurttckftthren. 
Es  Terfaalten  sich  nämlich  die  angeführten  Gewichte  der  attischen 
Drachme  und  des  ältesten  Denars  genau  wie  24 :  25,  und  dies  wiederum 
ist  das  Verhältnis,  nach  welchem  ehedem  Solon  die  attische  Drachme 
ans  dem  babylonischen  Goldgewichte  abgelötet  hatte  (§  46, 12).  Es 
haben  abo  die  Römer,  um  ihrer  neuen  SilbennQnze  von  vornherein 
eine  möglichst  weite  Verbreitung  auch  über  die  Grenzen  ihres  Macht- 
Weiches  binaus  zu  sichern,  genau  denselben  mäßigen  Aufschlag  Ober 
die  ältere  Weltmünze,  welche  als  Vorbild  diente,  eintreten  lassen,  wie 
früher  Solon  die  neue  SilbermOnze  gegen  das  allgemein  verbrettete 
babylonische  Gewicht  erhöht  hatte.  Da  nun  das  römische  Pfund,  ge- 
mäb  der  Gleichung  der  Systeme,  75  attische  Drachmen  hielt,  so  kam 
der  um  V24  schwerere  Denar  genau  auf  V72  Pfund  i),  und  es  war  damit 
zogldch  der  Vorteil  erreicht,  dafs,  von  der  Drachme  ausgehend,  der 
Dächsthöhere  Betrag  in  ganzen  Skrupeln,  nämlich  4,  auf  die  römische 
Mttnze  kam. 

Übrigens  schwand  die  Differenz  zwischen  Drachme  und  Denar 
bald  darauf,  seitdem  der  letztere  auf  Vs«  Pfund  >»  3,90  Gr.  ausge- 
mOnzt  wurde,  ein  Gewicht,  das  dem  Effektivgewicht  der  meisten  damals 
cirkulierenden  Drachmen  nahezu  gleichkam.  So  erklärt  es  sich,  daüs 
die  Römer  später  die  Drachme  dem  Denar  an  V^ert  gesetzlich  gleich- 
steUten,  und  daraus  leitet  sich  dann  weiter  die  Identificierung  von 
Drachme  und  Denar  bei  griechischen  und  römischen  Schriftstellern, 
sowie  die  Entstehung  des  römischen  Rechnungstalentes  ab,  worüber 
bereits  früher  (§  32)  gesprochen  worden  ist 

3.  Es  ist  nun  zu  untersuchen,  welche  Bedeutung  die  Wertzeichen 
auf  der  Silbermünze  haben.  Die  Silberprägung  mufs  sich  selbstver- 
sUndlich  an  die  bisher  allein  gültige  Kupferwährung  angeschlossen 
baben,  und  es  würde  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  die  Zahlen  X,  V 

1)  Nach  §  26,  1  ist  das  attische  Talent  —  80  römischen  Pfund,  mithin 
1  Pfand  —  75  Drachmen.  Das  Gewicht  der  attischen  Drachme  •»  Vts  PAind, 
«Aöht  nm  ^Ju  dieses  Betrages,  macht  ^jn  Pfand. 


272  EINFOHRUNG  DER  SILBERPRÄGUNG.  $  ss,3. 

und  IIS  Asse  bedeuten,  selbst  wenn  das  nicht  ausdracklich  von  den 
Alten  bezeugt  wflrde.^)  Aber  was  für  Asse  waren  dies?  Nichts  liegt 
naher  als  daran  zu  denken ,  es  müssen  die  ältesten  bis  dahin  als  Cou- 
rant  cirkuUerenden  libralen  Asse  gewesen  sein,  und  so  finden  wir  denn 
auch  von  den  Gelehrten  der  Kaiserzeit,  zuerst  von  Varro,  dann  von 
Verrius  Flaccus,  Plinius  und  andern  diese  Meinung  einstinunig  ausge- 
sprochen.2)  Und  doch  ist  das  entschieden  falsch.  Der  Wert  des  Silbers 
zum  Kupfer,  den  Denar  zu  4  Skrupel,  den  libralen  As  zu  10  Unzen 
gesetzt,  würde  sich  demnach  wie  600 : 1  yerhalten ,  was  ganz  unmög- 
lich ist  BOckh 9)  versucht  einen  grOfseren  ältesten  Denar  nachzuweisen ; 
aber  weder  gab  es  einen  solchen,  noch  hat  das  von  ihm  angenommene 
Veiiiflknis  von  Silber  zu  Kupfer  zur  Zeit  der  ersten  Silberprägung 
bestanden.  Es  mufs  also  ein  kleinerer  As  gewesen  sein ,  welcher  die 
Einheit  für  die  neue  Silbermünze  bildete.  Hiermit  kommen  wir  zuerst 
auf  die  Reduktion  des  Asses,  deren  weiterer  Verlauf  eine  so  wichtige 
RoQe  in  der  C^eschichte  des  römischen  Münzwesens  spieh.  Die  Ge- 
lehrten der  Kaiserzeit,  welche  über  die  ganze  Frage  nur  unzureichend 
unterrichtet  waren,  setzten  die  erste  Reduktion  verschiedenartig  an  ^); 
auf  die  richtige  Spur  würden  sie  gekommen  sein,  wenn  sie  die  Urkun- 
den, die  ihnen  in  den  alten  Münzen  selbst  vorlagen,  zu  deuten  ver- 
standen hätten.  So  aber  fanden  sie  weder  die  Erklärung  des  Wertes 
der  Silbermünze  im  Verhältnis  zum  Kupfergeld,  noch  waren  sie  Ober 
den  Betrag  der  ersten  Reduktion  im  klaren.  Wir  müssen  also  zu- 
nächst die  Irrtümer  Varros  und  seiner  Nachfolger  auf  sich  beruhen 
lassen  und  von  dem  Münzbefunde  als  der  einzigen  sicheren  Grundlage 
ausgehen.  In  allen  gröfseren  Sanmilungen  noch  ertialtenen  römischen 
Kupfergeldes  folgt  auf  den  Fufs  des  libralen  Asses,  welcher  thatsäcUich 


1)  Festns  in  den  Exe  p.  98:  den!  asses  —  effidebant  dentriam,  ab  hoc 
ipso  nomero  dictum;  deredbe  p.  347  B:  apad  antimioa  denarii  denoram  aasiam 
erant  et  valebant  decnsaem.  Plin.  33,3  §44:  placnit  denarinm  pro  decem 
libris  aeris  (»■  assibus)  valere,  qninariam  pro  qoinqne,  aeatertiaoi  pro  dapondio 
ac  semisse.  Yoloa.  Maec.  §  46  (Metrol.  Script  II  p.  67):  denarios  primo  asses 
decem  valebat,  nnde  et  nomen  traxit  Apmeios  oei  Prise  Inst  6, 12,  66:  tom 
sestertius  dipondinm  semissem,  (jninarios  quinqnessis,  denarios  decnssis  valebat. 
Das  allgemeine  Princip  der  römischen  Silberpr&Kung  wird  deutlich  von  Yolns. 
Maec.  4  44  ausgesprochen:  (divisio  assis)  etiam  ad  pecuniam  numeratam  refertor, 
quae  olim  in  aere  erat,  postea  et  in  argento  feriri  coepit  ita,  ut  omnis  nummus 
argenteus  ex  numero  aeris  potestatem  haberet. 

2)  Die  Stellen  sind  unten  S.  277  Anm.  1  zusammengestellt 

3)  Metrol.  Unters.  S.  452  fr.  Ahnlich  Qoeipo  Essai  II  p.  18  f.  27  ff.  Die  Wider- 
legung bei  Mommsen  S.  305  (Traduct  Blacas  II  p.  36). 

4)  Die  Stellen  folgen  unten  S.  277  Anm.  1. 


f  35,3.  DER  TRIENTALE  FUSS.  273 

auf  etwa  10  Unzen  steht  nnd  bis  zu  9  Unzen  herabsinkt,  unvermittelt 
ein  um  die  Hälfte  leichterer  Fufs,  der  als  Vierunzenfufs  oder  trientaler 
zu  bezeichnen  ist.<)  Zwar  finden  sich  einzelne  Asse  und  halbe  Asse, 
welche  noch  etwas  hoher,  auf  5  Vi  bis  5  Unzen  ausgebracht  sind;  doch 
können  diese  Ausnahmen  nicht  in  Betracht  kommen  gegen  die  über- 
wiegende Mehrzahl  derjenigen  Stücke,  welche  unverkennbar  dem  Vier- 
unzenfuJse  entsprechen,  worauf  weiter  eine  stetige  Reihe  sinkender 
Gewichte  folgt  3)  Es  ist  also  einmal  durch  eine  plOtzUche  Änderung 
das  Gewicht  des  Asses  von  etwa  10  Unzen  auf  4  Unzen  herabgesetzt 
worden,  sodaGs  1  alter  As  gleich  2  Vi  neuen  wurde.  Dieser  Ansatz  er- 
ludt  noch  auf  anderem  Wege  eine  unzweifelhafte  Bestätigung.  Das  alte 
schwere  Kupfergeld  verschwand  mit  der  Reduktion  des  Asses  nicht 
sofort  aus  dem  Verkehr;  es  kursierte  anfangs  noch  als  aes  grave  neben 
dem  Silber  und  leichten  Kupfer,  und  der  schwere  As  bUeb  noch  weit 
später  als  Rechnungsmünze.  Denn  aus  der  Vergleichung  mehrerer  ge- 
setzlicher Bestimmungen  erkennen  wir  auf  das  sicherste,  dafs  bis  in  die 
Kaiserzeit  die  Rechnung  nach  aesgrave^  sowie  die  nach  Sesterzen  ohne 
Unterschied  neben  einander  gebraucht  vnirden.^)    Es  war  also  der 

1)  Mommsen  S.  283  f.  (Traduct  Blacas  II  p.  Iff.). 

2)  Böckb,  der  ein  allmähliches  Sinken  der  Kupfenntinzen  annahm  (Metrol. 
Untere.  S.  392),  vermochte  keinen  ganzen  As  zwischen  S^[%  nnd  3*/«  Unzen  und, 
abgesehen  Ton  einem  sehr  abgenutzten  Stocke,  keine  TeilstOcke  zwischen  den 
Normen  Ton  8Vs  nnd  5Vs  Unzen  nachzuweisen  (S.  401  f.).  Bei  Arigoni  DI  Tab.  2 
folgt  auf  einen  As  nach  dem  Neununzenfnise  als  nächst  schwerer  ein  solcher 
toD  125,13  Gr.  (a>  6  unc  26  car.)  oder  reichlich  5Vs  röm.  Unzen.  Im  Kircher- 
sehen  Museum  folgt  auf  einen  Semis  von  113  Gr.  (leichter  Neununzenfufs)  ein 
soldier  von  nur  74  Gr.  (-■  2  unc  5  dr.  Gennardli  p.  69),  was  ebenfalls  5  Vs  Unzen- 
fals  ist  Der  Schatz  Ton  Gervetri  enthielt  1575  schwere  Asse  (d'Ailly  Recher- 
ckes  sor  la  monnaie  romaine  1  p.  42. 47),  von  denen  591  nach  Zufall  ausgewählte 
(^  56)  gewogen  worden  sind.  Dieselben  Rehen  herab  bis  auf  207  Gr.  >= 
Vjt  Unzen,  entsprechen  aber  in  der  grofsen  Mehrzahl  offenbar  dem  Libralfufse 
^oa  10  bis  9  Unzen.  Aufserdem  zeigte  derselbe  Fund  nur  3  redocierte  Asse 
TOD  148,  147,8,  142,9  Gr.,  d.  i.  you  5Vs  bis  nahezu  5  Unzen,  entsprechend 
ioi  schwersten  Assen  und  Semissen  des  Trientalfufses  bei  Mommsen  S.  348 
(DIp.  360  f.).  Es  ändern  daher  diese  und  andere  tou  d'Ailly  I  p.  98  ff.  aufge- 
f&krten  Ganz-  oder  Teilstöcke  nichts  an  den  Ergebnissen,  welche  Mommsen 
aai  dem  ihm  bekannten  Befunde  der  MOnzen  gezogen  hatte.  S.  die  Bemerkung 
^  Berzon  de  Blacas  zur  französischen  Übersetzung  11  p.  2f.  und  Marqoardt 
IS.  10.  Damit  ist  zugleich  die  Hypothese  d'Aillys  (p.  84ff.  119 ff.)  widerlegt, 
^  den  libralen  As  zunächst  auf  emen  Fufs  von  sechs  Unzen,  und  dann  (mit 
^MBchlnfe  des  Trientalfufses)  auf  einen  sofort  um  die  Hälfte  niedrigeren  Fufs 
Wrabgehen  läDst  Die  Belege  über  das  weitere  allmähliche  Sinken  des  Gewichtes 
><xii  in  der  Periode  des  Trientalfufses  s.  bei  Mommsen  S.  347  f.  (UI  p.  359  ff.). 

3)  Die  Stellen  fiber  die  Rechnung  nach  aes  grave  s.  bei  Böckh  S.  397. 414, 
■«qnardt  Römische  Staatsrerwaltung  H  S.  14  f.  (vergl.  oben  S.  262  Anm.  1). 
^  die  Summen  von  aes  grave  zur  Zeit  der  Silberwährung  nichts  anderes  als 
<iic  gleichen  Zahlen  von  Sesterzen  bedeuten,  erkannte  zuerst  Huschke  Verf.  des 

Hvltaeli,  lUtnlofi«.  18 


274  EINFÜHRUNG  DER  SILBERPRÄGUNG.       §  ss,  s.  4. 

Sesterz  der  Wertausdruck  in  SQber  für  den  libralen  Knpferas,  nnd  da 
femer  derselbe  Sesterz  das  Äquivalent  für  2V2  neue  reducierte  Asse 
darsteDt,  so  folgt  daraus  mit  Notwendigkeit,  dafs  der  neue  As  kein  an- 
derer als  der  trientale  gewesen  sein  kann,  da  2  V2  As  nach  diesem  Fufee 
eben  gleich  10  Unzen,  dem  Betrage  des  libralen  Asses,  sind.  Ferner 
liegt  darin  ausgesprochen,  dafs  die  erste  Reduktion  des  Asses  im  engen 
Zusammenhange  mit  der  Einführung  der  Silberprägung  stattgeftinden 
hat,  wie  dies  auch  nicht  Mofe  die  sogleich  zu  besprechenden  Stellen  der 
Alten,  sondern  auch  die  Prägungen  der  lateinischen  Kolonieen  beweisen. 
Die  ältesten  Kolonieen  folgten  dem  libralen  Fufse.  Noch  Ariminum, 
welches  im  Jahre  268  gegründet  wurde,  und  in  beschränktem  Hafse 
selbst  das  vier  Jahre  später  gegründete  Firmum  haben  auf  diesen  Fufs 
gemünzt;  aber  Brundisium,  wohin  erst  244 eine  Kolonie  geftlhrt  wurde, 
kennt  denselben  nicht  mehr,  sondern  folgt  von  vornherein  dem  Vier- 
unzenfufse.i)  Es  hat  also  in  Rom,  nach  welchem  die  Pflanzstädte  sich 
richteten ,  die  Reduktion  des  Asses  zwischen  268  und  244  stattgefun- 
den. Die  genauere  Bestimmung  des  Zeitpunktes  wird  im  Folgenden 
sich  ergeben. 

4.  Nicht  geringe  Schwierigkeit  bietet  die  Frage  danach,  wie  man 
auf  die  Reduktion  des  Asses  gekommen  sei,  da  doch  der  librale  As  als 
Äquivalent  des  Sesterzes  recht  gut  hätte  fortbestehen  können.  Die  Lo- 
sung ist  nicht  anders  möglich  als  durch  Heranziehung  des  sicilischen 
Münzsystems,  welches  hier  unverkennbar  seinen  Einflufs  geäufsert 
hat.  2)  Nach  der  weiter  unten  (§  56,  5)  zu  gebenden  Darstellung  sind 


Königs  Senrius  S.  167  Anm.;  den  bestimmten  Nachweis  führte  Mommsen  Rom. 
Münzw.  S.  326  f.  nod  Gesch.  des  röm.  Mflnzw.  S.  302  (Traduct  Blacas  U  p.  31  f.). 
Die  Hauptbeweise  sind:  Die  Iiyurienstrafen  der  zwölf  Tafeln  von  300,  150  and 
25  As  (Dirksen  Obersicht  n.  s.  w.  Tab.  Vm  fr.  3.  4. 11)  werden  Ton  Paulos  €oUat 
Mos.  et  Rom.  I  tit  2  (p.  619  der  Auct  luriscous.  von  Leewius,  Lugd.  Rat  1671) 
in  ebenso  vielen  Sesterzen  angegeben;  die  im  Jahre  217  zu  Spielen  gelobte 
Summe  betrug  nach  Uv.  22, 10,  7  aerit  trecenta  triginta  tria  näHa  treeenÜ 
triginta  tre$  triens,  nach  Plut.  Fab.  4  ebenso  viele  Sesterze  (nnr  setzt  der 
letztere  irrtOmlich  anstatt  883Vs  nummi  d.  i.  sestertii,  die  er  in  seiner  Quelle 
gefunden  haben  mufs,  die  gleiche  Zahl  Denare);  die  100000  Asse  des  Yoco- 
nischen  Gesetzes  bei  Gai.  2,  274  sind  bei  Dio  Gass.  57,  10  25000  Denare  — 
100000  Sesterzen;  für  die  10  Asse  des  Fannischen  Gesetzes,  das  Maximom  für 
eine  gewöhnliche  Blittagsmahlzeit,  bei  Gell.  2,  24,  3  setzt  Athen.  6  p.  274  G 
273  Denare.  Weiteres  über  die  Rechnung  nach  net  grave  wird  unten  €  36,  4 
zu  Anfang,  über  die  Reseichnung  aeris  als  Scheidemünze,  seitdem  der  As  auf 
V4  Sesterz  redudert  war,  §  36,  4  a.  E.  bemerkt  werden. 

1)  Mommsen  S.  291  (Traduct  Rlacas  n  n.  15). 

2)  Diesen  Weg  zeigt  Mommsen  S.  196—203.  304—308  (Traduct  Blacas  I 
p.  235—245,  n  p.  34—40).  Auf  ihm  fufst,  abgesehen  von  einigen  geringen  Ab- 
weichungen, die  obige  Darstellung. 


f35.4.  NUMMUS  UND  UBRA.  275 

die  beiden  Hauptfaktoren  dieses  Systems  die,  dais  das  Pfund  Kupfer,  die 
litra,  ein  SUberjfquivalent,  denNummus,  erhält,  und  dafs  das  Ganzstück 
der  Silbermttnze,  der  Stater  von  2  attischen  Drachmen,  gleich  10  Litrea 
ist  Beide  Sätze  finden  wir  im  römischen  System  angewendet,  freiUch 
nit  einer  wichtigen  Abweichung.  Zunächst  war  das  SUberäquiyalent 
fOrdie  bisherige  Kupfereinheit,  den  libralen  As,  auüzustellen.  Nach 
dem  Wertverhältnisse,  welches  zwischen  beiden  Metallen  zu  jener  Zeit 
du  ziemlich  stetiges  und  weit  yerbreitetes  war  (§  34,  1.  57,7)  ergab 
sich  wie  von  selbst  die  Gleichung  des  libralen  Asses  von  10  Unzen  mit 
1  Scrupel  oder  Vs4  Unze  Silber,  womit  das  Silber  zum  240fachen  Werte 
des  Kupfers  angesetzt  war.  Insbesondere  mochte  das  sicilischc  System 
ab  Vorbild  dienen.  Die  Ordner  des  neuen  MUnzwesens  in  Rom  mufsten 
wissen,  dals  der  sicilische  Stater  im  Gewicht  von  2  Drachmen  oder 
i/sooo  Talen I  ursprünglich  gleich  10  Litren  Kupfer,  die  Litra  aber 
gleich  Vi 30  Talent  angesetzt,  mithin  das  Silber  zum  250fachen  Werte 
des  Kupfers  geschätzt  war.  Übertrugen  sie  diese  Gleichung  auf  den 
libralen  As,  so  kam  wiederum  als  nächstliegender  runder  Betrag  1  Skru* 
pel  Silber  heraus.  Dies  wurde  der  römische  Nummus.^)  Konsequenter 
Weise  hätte  nun  ein  Siberstück  von  10  Skrupel  geschaffen  werden 
mQssen.  Allein  hier  entschieden  andere  Rücksichten.  Das  Ganzstück 
in  Silber  sollte  sich  an  die  attische  Drachme  anschliefsen ;  es  wurde 
daher  auf  den  vierfachen  Betrag  des  Nummus  =  4  Skrupel  ausgebracht 
(f  35,  2).  Nun  kommt  die  Haupteigentümlichkeit  des  neuen  Systents. 
Das  Ganzstück  der  Silberwährung  wurde,  ganz  wie  in  SiciUen,  decimal 
geteilt.  Das  Zehntel  hiefs  libeüa^),  offenbar  eine  Übersetzung  von  Xlr^ay 

1)  Dafs  der  nummus  vod  Sicilien  entlehnt  ist,  sagen  ausdrücklich  Varro 
de  LL.  5, 173,  Festns  unter  d.  W.  p.  193,  PoU.  9,  79.  In  dem  ilteren  Sprach- 
febraocb  kommt  das  Wort  von  yerschiedenen  Münzen  vor  (vergL  die  SteUen 
Wi  Mommsen  S.  198  Anm.  83  «- 1  p.  238),  Lenormant  I  p.  79.  Doch  wurde  schon 
n  Cilos  Zeit  vorzugsweise  der  Sesterz,  eigentlich  nummus  sesterttus,  schlechte 
Ua  als  nummus  bezeichnet. 

2)  Varro  de  1.  L.  5,  174 :  nummi  denarU  decnma  libella,  quod  libram  pondo 
<s  niebat  et  erat  ex  argento  parva.  Hier  begeht  Varro  den  doppelten  Irrtum, 
M  er  den  Denar  gleich  zehn  pfundigen  Assen  setzt  und  die  Libelle  zu  einer 
Mftnie  Bucht  Aber  die  Bestimmung  der  Libelle  selbst  ist  richtig.  Dafis  die  Be^ 
sejehnog  auch  in  den  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  übergegangen  ist,  beweist 
^  Ausdruck  heres  ex  Ubelia  für  den  Zehntelerben  (Gic  ad  Att.  7,  2,  3).  Dazu 
^Muit  als  Hilfte  der  Libelle  die  sembella  (Varro  5,  174.  10,  38)  oder  singula 
(Volos.  Maee.  §  67),  als  Viertel  der  tsrunciusj  Übersetzung  des  sicilischen  rotas 
(§  &6, 4).  Gewöhnlich  findet  sich  diese  Rechnung  nicht  auf  den  Denar,  sondern 
Mf  den  Sesterz  angewendet  (s.  nächste  Anm.).  —  Ausführlicher  über  die  römische 
glberrechnnng  spricht  Mommsen  S.  197—203  (Traduet.  Blacas  I  p.  235—245). 
KiaeB  weiteren  Beleg  aus  dem  Jahre  59  n.  Ghr.  weist  derselbe  im  Hermes  XH 
«•  130  f.  nach.   Das  Stück  119  der  dort  behandelten  pompejanischen  Quittungs* 

18* 


276  EINFÜHRUNG  DER  SILBERPRÄGUNG.  §  9S.i 

wobei  die  Diminutivform  gebraucht  ist  um  einer  Verwechslung  mit  Ubra 
vorzubeugen.  Diese  Libelle  jedoch  war  keine  Sübermünze,  sondern 
nur  Rechnuugsbegriff ,  sie  erhielt  aber  ihr  eigenes  Kupfer^iquivalent 
Dies  ist  kein  anderes  als  der  neue,  auf  den  Trientalfafe  reducierte  As. 
Hiernach  eridärt  sich  alles  Übrige  überraschend  leicht  Das  GanzstQck 
erhielt  den  Namen  denarius  und  war  gleich  10  reducierten  Assen,  der 
Quinar  gleich  5,  der  Sesterz  gleich  2Vs*  Ferner  2Vs  reducierte  Asse 
mufsten  gleich  einem  libralen,  also  der  neue  As  triental  sein ,  weil  für 
beide  Werte  der  Ausdruck  in  Silber  der  Sesterz  war.  Endlich  wird  es 
nun  erst  recht  deutlich,  warum  der  Sesterz  die  allgemeine  Rechnungs- 
münze  wurde;  er  vertritt  von  Anfang  an  die  alte  Münzeinheit,  den 
libralen  As,  und  die  Rechnung  nach  Nummen  oder  Sesterzen  stellt  sich 
ledigfich  dar  als  eine  Übertragung  der  Kupferrechnung  (aeris  grmn») 
auf  das  Silber. 

Die  Analogie  des  sicilischen  Systems  übte  endlich  auch  dahin  ihren 
Einflufs,  daüs  die  Silberrechnung  nach  Ganzen  und  Zehnteln,  welche 
ursprünglich  dem  dmarius  angepafst  war,  auch  auf  die  kleinere  Einheit, 
den  Sesterz,  überging  und  so  bis  in  die  Raiserzeit  sich  erhielt  ^ 

tafeln  zeigt  nämlich  die  Summe  von  1651 V^  Sesterzen  einmal  mit  den  Zahl- 
wörtern und  dem  Bruche  Ubeüas  quinque  ausgeschrieben,  das  andere  Mal  mit 
dem  Zahlzeichen  nebst  Bruchzeichen  S  notiert 

1)  Wenn  der  oben  entwickelte  Satz  richtig  ist,  dals  nach  der  ursprflng- 
lichen  Münzordnung,  welche  mit  dem  Beginn  der  Silberpragung  fest^es^tit 
wurde,  der  Denar  das  GanzstOck  war,  welches  rechnungsmifsig  in  10  Libdlea 
■erfiel,  weil  es  thatsachlich  ffleich  10  reducierten  As  galt,  so  lassen  sich  drd 
Hauptabschnitte  in  der  Entwickelung  der  römischen  SiLberrechnung  unterscheiden. 
Einige  vorbereitende  Sätze  habe  ich  in  den  Metrol.  Script  II  p.  17—22  darge- 
stellt. Auf  die  erste  Periode,  wo  der  Denar  als  Einheit  galt,  welche  in  Zehntel 
und  Hälften  und  Viertel  der  Zehntel  geteUt  wurde,  mag  sehr  bald  der  zweite 
Zeitabschnitt  gefolgt  sein,  in  welchem  dieselbe  Rechnung  auch  auf  den  Sesten 
überffing.  Dies  erklärt  sich  zunächst  aus  der  Reduktion  des  LitrensTstems, 
welche  in  Sicilien  bereits  unter  Dionysios  dem  Älteren  eingetreten  war  (}  56, 5). 
Dadurch  war  die  Litra,  welche  ursprünglich  gleich  1  Nummus  war,  auf  den 
zehnten  Teil  herabgesetzt,  mithin  die  decimale  Teilung  tou  dem  Dekalitron  auf 
den  Nummus,  d.  h.  nach  römischer  Bezeichnung  (abgesehen  von  der  Verschiedea- 
heit  der  Münzgewichte)  von  dem  denarius  auf  den  settertius,  übertragen  wor- 
den. Je  mehr  nun  der  Sesterz  als  das  Äquivalent  des  alten  Asses  zur  hanpt^ 
sächlichen  Rechnunffsmünze  wurde,  desto  häufiger  mufste  die  decimale  Brach- 
rechnung  von  dem  Denar  auf  dessen  Viertel  Übergehen,  bis  sie  zuletzt  fOr  deo 
Denar  selbst  auÜBer  Gebrauch  kam.  Oder  mit  anderen  Worten,  die  Ordner  des 
mit  Einführung  der  Silberprägung  entstandenen  Münzsystems  wollten  den  Denar 
zur  Hau^tmünze  machen  und  teilten  diesen  gemäts  dem  älteren  sicilischea 
System  m  Zehntel;  in  der  Praxis  aber  wurde  der  Sesterz,  weil  er  den  alten 
As  vertrat,  zur  Rechnungseinheit  und  auf  ihn  ging  die  für  den  Zehner  ge- 
schaffene decimale  Teilung  über.  Als  endlich,  und  das  ist  die  dritte  Periode 
der  römischen  Silberrechnuug,  der  Denar  in  16  und  der  Sesterz  in  4  redocterte 
Kupferasse  zerfielen,  da  wurde  der  Denar  nur  noch  doodedmal  nach  der  ge- 


i  31, 6.  REDUKTION  DES  KUPFERS.  277 

5.  Wir  haben  also  gefunden,  dais  kurz  vor  Beginn  des  ersten 
pnnischen  Krieges  die  Silberprägung  in  Rom  eingeführt  wurde,  dafs 
wahrscheinlich  gleichzeitig  damit  der  librale  Fuls  auf  den  trientalen 
herabgesetzt  wurde,  und  dafs  zur  Vermittelung  zwischen  beiden  Wäh- 
rungen der  Sesterz  diente.  Sehen  wir  nun,  inwieweit  mit  diesem  Resul- 
tate die  Nachrichten  der  Alten  ttbereinstimmen.  Nach  der  allgemeinen 
schon  oft  berührten  Tradition  soll  der  As  bis  zur  Zeit  vor  dem  ersten 
ponischen  Kriege  pfündig  gewesen  sein ;  der  einige  Jahre  vor  demselben 
Kriege  zuerst  geprägte  Denar  habe  10  solchen  pfundigen  Assen  ent- 
q>rochen ,  endlich  sei  um  dieselbe  Zeit  der  librale  As  durch  Volksbe^ 
schluis  auf  den  Zweiunzen-  oder  Sextantarfufs  herabgesetzt  worden. 
Dies  lehren  Varro,  Verrius  Flaccus  und  Plinius.  ^)  In  den  Hauptpunkten 

wohnlichen  römischen  Bruchrechnung  geteilt  (§  20,  3,  MetroL  Script  II  p.  17  f.), 
die  decimale  Teilung  aber  haftete  allein  am  Sesterz  und  hiefs  daher  geradezu 
ratio  sesUrttaria  (Maedan.  64  fL),  Auf  diese  Weise  gelangte  man  in  den  Rech- 
nimgen  bis  zum  halben  As  >=  V^  Sesterz,  als  dem  niedrigsten  Bruche  (Metrol. 
Script  n  p.  19  f.,  Marquardt  Rom.  Staatsverw.  n  S.  50);  weiter  hinabzusteigen 
wtt  kein  Bedarf,  da  der  Quadrans  als  kleinste  Scheidemünze  nicht  in  Betracht 
kuD,  wie  auch  seine  Ausmdnznng  seit  Trajan  aufgehört  zu  haben  scheint 
«38,5). 

1)  Die  Belege  giebt  in  übersichtlicher  Zusammenstellung  Mommsen  S.  288  f» 
(Tradact  Blacas  0  p.  Uff.),  vergL  auch  Marquardt  Römische  Staatsverw.  II  S.  8. 
Die  Hauptstellen  sind:  Varro  de  r.  r.  1, 10,  2  (Metrol.  script  II  p.  52,  12):  habet 
iogenmi  scriptula  GGLXXXVin,  quantum  as  antiquos  noster  ante  bellum  Puni- 
com  pendebat;  de  1.  L.  5,  169:  as  erat  libra  pondus;  §  174:  Ubram  pondo  as 
^ebat;  §  182:  asses  librales  pondo  erant;  §  173  (Metrol.  Script  II  p.  50,  13): 
^enarii,  quod  denos  aeris  yalebant,  quinarii,  quod  quinos,  sestertius,  quod  semis 
teiliQs  (dupoodius  enim  et  semis  antiquus  sestertius  est).  Verrius  Flaccus  bei 
Paulus  p.  98 :  grave  aes  dictum  a  pondere,  quia  den!  asses,  singuli  pondo  libras, 
effidebant  denarium  ab  hoc  ipso  numero  dictum,  sed  hello  Panico  populus 
Bomanns  priessos  aere  alieno  ex  singulis  assibus  librariis  senos  fecit,  qui  tan- 
tondem  ut  illi  Talerent.  Derselbe  bei  Festus  p.  347 :  sextantari  asses  in  usu 
esse  coepenmt  ex  eo  tempore,  quo  propter  bellum  Punicum  secundum,  quod 
cam  Hannibale  gestum  est,  decreverunt  patres,  ut  ex  assibus,  qui  tum  erant 
fibrari,  fierent  sextantari,  per  quos  cum  solvi  coeptum  esset,  et  populus  aere 
theoo  liberaretur  et  privat!,  quibus  debitum  publice  solvi  oportebat,  non  magno 
detrimento  adfieerentur.  VergL  p.  347  unter  sesterii,  p.  334  unter  »Bitertius. 
Pün.  33, 3  §  44:  argentnm  signatum  anno  urbis  GGGGLXXXV,  Q.  Ogulnio  G.Fabio 
€08.,  quinaue  annis  ante  primum  Punicum  bellum,  et  placuit  denarium  pro 
^eeön  libris  aeris  valere,  quinarium  pro  ^nque,  sestertium  pro  dupondio  ac 
senisse.  librale  autem  pondus  aeris  imminutum  est  hello  Punico  prmio,  cum 
jfljynsis  res  p.  non  sufficeret,  constitutumque,  ut  asses  sextantario  pondere  feri- 
RÖtur.  ita  quinque  partes  lucri  factae  dissolutumque  aes  alienum.  Dafs  auch 
^eser  Bericht  des  Plinius  aus  Verrius  geschöpft  ist,  weist  Mommsen  a.  a.  O. 
nch.  Aafeerdem  sind  noch  zu  vergleichen  (>elllus  20, 1,  13:  librariis  assibus 
Pppnlns  ea  tempestate  (zur  Zeit  der  Decemviralgesetzgebnng)  usus  est;  Volus. 
«*€€.§  46:  denarius  primo  asses  decem  valebat,  unde  et  nomen  traxit;  §  74: 
ona  onm  asses  libriles  essent  et  denarius  decem  asses  valeret  et  decima  pars 
denarii  libram,  quae  eadem  as  erat  etc.  (es  folgt  die  hierher  nicht  gehörige 
Ansehiandersetzung  über  Denar-  und  Sesterzbrüche) ;  Apulei.  bei  Priscian.  6, 


278  EINFOHRUNG  DER  SILBERPRÄGUNG.         I  S5,&. 

ist  diese  Tradition  bereits  berichtigt  worden.  Der  alte  As  war  zwar  der 
Absicht  nach  libral,  aber  stand  effektiv  um  2  Unzen  niedriger,  iec  De- 
nar war  nicht  gleich  10  libralen,  sondern  gleich  10  redacierten  Assm 
und  dieser  reducierte  As  war  triental.  Also  irren  sich  Verrios  und 
Plinius  auch  insofern ,  als  sie  angeben ,  durch  die  erste  Reduktion  sei 
der  As  sofort  sextantar  geworden.  Indes  ist  gerade  dieser  Fehler  leicht 
erklärlich,  denn  der  trientale  FuCs  sank  sehr  bald  und  in  stetiger  Ver- 
minderung auf  den  sextantaren  herab,  sodafs  der  Gewährsmann  des 
Verrius  und  Plinius  den  Sextantarfufs,  der  schon  im  ersten  punischen 
Kriege  der  effektive  war,  recht  wohl  als  den  gleich  ursprUnghch  tot 
Anfang  des  Krieges  eingeführten  betrachten  konnte.  Endlich  was  die 
Zeit  anbetrifft,  so  versetzt  Plinius  die  erste  Reduktion  in  den  ersten 
punischen  Krieg  und  erklärt  sie  durch  den  damals  eingetretenen  Not- 
stand, Verrius  Flaccus  in  den  HannibaUschen  Krieg.  Letzteres  ist  sicher 
ein  Irrtum,  da  zu  Anfang  dieses  Krieges  bereits  die  zweite  Reduktion 
des  Asses,  die  auf  den  Uncialfufs,  erfolgte.  Aber  auch  Plinius'  Angabe 
ist  nicht  ganz  genau;  Varro  hatte  unstreitig  eine  bessere  Quelle,  indem 
er  vorsichtig  sagt,  der  librale  As  habe  in  der  Zeit  vor  dem  ersten 
{)unischen  Kriege  ^),  also  nicht  mehr  in  demselben  bestanden.  Den 
Ausschlag  giebt  die  Bezeichnung  und  Benennung  der  SilbermOozen. 
Der  Sesterz  war  von  vornherein  auf  2V3  As,  der  Quinar  und  Denar 
verhältnismäfsig  dazu  ausgebracht;  diese  Asse  können,  wie  bereits 
nachgewiesen,  nicht  die  libralen  gewesen  sein;  also  folgt,  dafs  die  Re- 
duktion des  Asses  nicht  erst  nach  der  Einführung  der  Silberprägung 
im  J.  268  stattgefunden  haben  kann.  Aber  sie  darf  auch  nicht  wesent- 
lich früher  angesetzt  werden,  da  der  Sesterz,  wie  ebenfalls  nachgewiesen, 
sich  ja  an  den  libralen  As  anschlofs.  Es  bleibt  also  allein  übrig,  dafe  wir 
die  Einführung  der  Silberprägung  und  die  Reduktion  des  Asses  auf  den 
Triental^fs  gleichzeitig,  beide  in  das  J.268  (oder 269)  setzen.  Damit 
fällt  zugleich  die  Ansicht  des  Verrius  und  Plinius,  dafs  die  Asreduktion 
einen  grofsen  Staatsbankerott,  wodurch  die  Münze  plötzlich  auf  den 
sechsten  Teil  herabgesetzt,  also  die  Gläubiger  um  Ve  ihrer  Forderungen 


12,66:  tum  sestertius  dipoDdium  semissem,  quinarius  quinquessis,  denariosde- 
cussis  valebat.  —  Von  griechischen  Schriftstellern  bezeuch  das  nrspi^ngUche 
Pfundgewicht  d^  Asses  Dien.  Hai.  9,  27  p.  181S:  ijr  Si  ro  aaca^tor  tot«  xi^' 
MOV  vouuFßjM  ßa^  hröaXov. 

1)  Dafs  Varro  mit  den  Worten  anle  bellum  Punieum  den  ersten  pani- 
schen Krieg  meint,  ist  nicht  zu  bezweifeln.  Bello  PuiUoo  mag  ungenau  für 
den  zweiten  pnnischen  Krieg  gesagt  werden,  aber  doch  unmöglich  ante  beünM 
Punieum. 


i  35,  s.  REDUKTION  DES  KUPFERS.  279 

bendchteüigt  wurden ,  bezeichnet  habe.  Eine  solche  Gewaltmafsregel 
ghttbte  man  ohne  Schwierigkeit  in  die  bedrängte  Zeit  des  ersten  pa- 
nischen Krieges,  oder,  wie  Verrius  Fiaccus,  noch  besser  in  diejenige 
des  zweiten  verlegen  zu  können ;  aber  für  den  eben  ermittelten  Zeit- 
punkt ist  die  Annahme  ganz  unstatthaft.  In  der  Zeit  kurz  nach  Been- 
digung des  Krieges  mit  Pyrrhos,  wo  Rom  siegreich  über  alle  seine 
Feinde  dastand,  wo  zugleich  der  reichliche  Zuflufs  von  Silber  zur  Ein- 
fllhrung  der  Prägung  in  diesem  Metalle  führte ,  in  einer  solchen  Zeit 
kann  am  allerwenigsten  der  Staat  einen  Bankerott  gemacht  haben,  wo- 
bei die  Gläubiger,  selbst  wenn  wir  statt  der  Angaben  der  Alten  nur  das 
Veriiältnis  vom  Zehnunzen-  bis  zum  Trientalfuls  setzen,  doch  noch  um 
60  Prozent  betrogen  worden  wären.  Vielmehr  war  die  Reduktion  des 
Asses  nur  eine  Veränderung  der  Währung  und  des  Wertausdruckes, 
nicht  des  Wertes  selbst.  Anstatt  der  bisherigen  allein  herrschenden 
Ku(iferwährung  wurde  eine  gemischte  Silber-  und  Kupferwährung  ein- 
geführt. Das  Äquivalent  des  alten  libralen  Asses  wurde  der  Sesterz, 
dem  libralen  Asse  aber  sowohl  als  dem  Sesterz  wurden  2Vs  neue  Asse 
gleichgesetzt.  VerbindUchkeiten,  die  in  altem  Gelde  eingegangen  waren, 
blieben  ungeändert  Wer  auf  alte  Asse  kontrahiert  hatte,  erhielt  die  volle 
Summe  entweder  noch  in  alten  Assen,  so  lange  dieselben  noch  cirku- 
lierten,  oder  in  der  gleichen  Zahl  von  Sesterzen  wieder,  i)  Die  neuen 
Verträge  mochten  in  Sesterzen  oder  in  neuen  Assen  abgeschlossen 
werden;  aber  auf  keinen  Fall  ist  rechtlich  der  alte  As  dem  neuen  gleichr 
gesdzt  worden,  vielmehr  unterschied  man  den  alten  fortwährend  durch 
die  Benennung  aes  grave. 

Eine  andere  Bewandtnis  hat  es  mit  den  weiteren  Reduktionen  des 
Asses  vom  trientalen  bis  auf  den  sextantaren  Fufs  weiter  abwärts.  Mit 
der  Einführung  der  Silbermünze  vnirde  diese  in  ein  festes  Verhältnis 
ZDm  Kupfer  gesetzt.  Ein  Sesterz  von  V^ss  Pfund  sollte  gleich  sein  2  V2 
irientalen  Assen,  die  zusammen  ^/6  Pfund  wogen,  das  Silber  war  dem- 
Bach  zum  240fachen  Werte  des  Kupfers  gerechnet.  So  etwa  stand  da- 
mals in  Mittelitalien  thatsäcblich  das  Verhältnis  zwischen  beiden  Me- 
taUen,  annähernd  so  war  auch  in  einer  weitfrüheren  Zeit  in  dem  älteren 
LitrensystemSiciliens  das  Silber  gegen  Kupfer  geschätzt  worden  (§34, 1. 

1)  Mommsen  S.  293  (Traduct.  Blacas  0  p.  16  £).  Nach  J.  Rubino  De  Ser- 
^nm  censos  sommis  dispotatio,  Marburg  1854,  hat  die  Gleichsetzonff  des  Asses 
«fm  gratfis  mit  dem  Sesterz  nur  allmählich  sich  vollzogen.  Nur  konnte  von 
einem  Zawagen  des  Knpfers  im  dritten  Jahrhundert  nicht  mehr  die  Rede  sein, 
ilarqaardt  0  S.  15  nimmt  mit  Rubino  an,  daÜB  je  nach  dem  Kursverhältnis  die 
Zahlung  in  Silber  oder  in  Kupfer  vorgezogen  werden  konnte. 


280  EINFÜHRUNG  DER  SILBERPRÄGUNG.        $  »,  &. 

56,  5).  Grund  genug  für  die  Schopfer  der  neuen  Mttnzordnung,  das- 
selbe auch  für  Rom  anzunehmen  und  ihm  eine  stetige  Geltung  zuzu- 
trauen. Allein  sowie  die  Silbermünze  zu  gesetzlicher  Geltung  gelangt 
war,  wiederholte  sich  ein  merkwürdiger  Vorgang  in  ähnlicher  Weise,  wie 
er  schon  weit  firOher  in  der  syrakusanischen  Münze  sich  vollzogen  hatte. 
Die  beiden  Wertmetalle  hatten  neben  einander  keinen  Bestand,  das  Sil- 
ber gewann  die  Vorherrschaft  und  das  Gewicht  des  Schwerkupfers  wurde 
vermindert  Der  TrientaUnfs  ging  stetig  bis  auf  den  Sextantarfufs  herab, 
oder  mit  anderen  Worten,  ein  Silbersesterz  hatte  nicht  mehr  ein  Kupfer- 
gewicht von  10  Unzen ,  sondern  nur  noch  ein  solches  von  5  Unzen 
als  Wertäquivalent  neben  sich.  Die  Anstrengungen,  die  der  erste  pu- 
nische  Krieg  erforderte,  mögen  zu  dieser  Verringerung  mit  beigetragen 
haben ;  ohne  die  Kriegsnot  wäre  die  Gewichtsabnahme  der  Kupfermünze 
vielleicht  langsamer  vor  sich  gegangen,  aber  erfolgt  wäre  sie  doch. 
Denn  das  Wertverbältnis  zwischen  beiden  Metallen  verschob  sich  wäh- 
rend jener  Periode  auch  im  Handelsverkehr,  nicht  blofs  in  der  römischen 
Münze,  und  näherte  sich  schnell  dem  in  neuerer  Zeit  üblichen  (§  34,  3). 
Das  Silber,  als  das  seltenere  und  von  den  Ländern  der  Kupferwähmng 
gesuchte  Metall,  hatte  bis  zur  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts,  wenn  wir 
den  Mafsstab  heutiger  Tage  anlegen,  gegen  das  Kupfer  ungemein  hoch 
gestanden ;  nachdem  die  Silbermünze  einmal  eingeführt  war  und  der 
reiche  Silbervorrat  Griechenlands  auch  nach  Mittelitalien  mehr  und  mehr 
einströmte,  sank  der  Silberwert  in  kurzer  Zeit  etwa  um  die  Hälfte. 0 
Denn  im  Sextantarfufse  stand  das  Silber  zu  Kupfer  nur  noch  wie  120: 1 


1)  AhDlich  Niebahr  Rom.  Geschichte  I  S.  514  f.;  nor  kann  man  ihm  darin 
nicht  beistimmen,  dafs  der  Wert  des  Kupfers  allmählich  so  gestiegen  sei,  dafo 
sowohl  der  librale  als  der  sextantare  As  einem  gleichen  Silberquantnm  ent- 
sprachen. Denn  beim  Obergang  vom  libralen  znm  trientalen  As  änderte  sich 
nnr  der  Ausdruck  (1  libraler  As  ot  2 Vi  trientalen  «  1  sesterUus),  nicht  aber 
das  Wertverhältnis;  dagegen  stellt  der  Herabgang  des  trientalen  bis  zum  sex- 
tantaren  As  eine  entsprechende  Verschiebung  des  Wertrerhältnisses  zwischen 
Silber  und  Kupfer  dar.  VergL  Brandis  S.  284  f.,  der  meiner  Auffassung  bei- 
stimmt. Interessant  und  weiterer  Untersuchung  wert  ist  dieser  Prozels  such 
im  Vergleich  zu  gegenwärtigen  Verhältnissen.  Seitdem  das  deutsche  Reich  den 
Anlauf  zur  reinen  Goldwährung  genommen  hat,  ist  unser  früheres  Wertmetall, 
das  Silber,  auffallig  in  seinem  Werte  gegen  das  Gold  gesunken.  Wie  unserm 
Silber  das  Gold,  so  trat  im  alten  Rom  dem  Kupfer  das  höherwertige  Silber  zur 
Seite;  aber  die  Folge  war  dort,  dafs  das  sekundäre  und  minderwertige  Metall 
mit  dem  Obergang  von  der  einen  zur  anderen  Währung  im  relatiTcn  Wertver- 
hältnisse stieg.  Die  Grfinde  dieses  Gegensatzes  sind  unschwer  aufzufinden.  An- 
langend römische  Verhältnisse  ist  die  ganze  Frage  zu  behandeln  in  Verbindung 
mit  der  Steigerung  der  Preise,  welche  in  derselben  Epoche  stattgefunden  bat, 
und  welche  im  Durchschnitt  mindestens  auf  das  aUerum  taniwn  anzusetzen 
ist,  entsprechend  dem  um  die  Hälfte  gesunkenen  SUberwerte  (Tergl.  §  34,  2). 


f  35,  e.  TREBNTALFUSS.  281 

oder  140 : 1 ,  jenachdem  wir  den  Denar  noch  zu  dem  vollen  Betrage 
von  i/rt  oder  zu  dem  herabgegangenen  von  V84  Pfund  ansetzen.  Als 
auch  von  da  an  der  As  immer  weiter  herabging,  yerschob  sich  das  Wert- 
verhaltnis  noch  mehr  zu  Gunsten  des  Kupfers,  sodafs  nun  sein  Münz- 
wert den  faktischen  meriilich  überstieg.  Deshalb  stellte  sich  das  Be- 
dürfnis einer  neuen  gesetzUchen  Bestimmung  heraus,  die  wir  gleich 
hier  vorläufig  erwfthnen«  Im  J.  217  wurde  der  As,  der  sich  bereits 
dem  UnciaUiiis  näherte,  gesetzlich  auf  diesen  Betrag  festgesetzt,  dafür 
aber  nun  16  anstatt,  wie  bisher,  10  Asse  auf  den  Denar  gerechnet. 
Dadurch  war  zwischen  Silber  und  Kupfer  das  Verhältnis  112 : 1  fest- 
gestellt und  hiermit  das  letztemal  während  des  Bestandes  der  Republik 
der  Versuch  gemacht  das  Wertverhältnis  zwischen  beiden  Metallen  zu 
fixieren.  Denn  als  nun  von  neuem  der  As  weiter  herabging ,  wurde 
das  Kupfer  zur  Scheidemünze  und  der  römische  Freistaat  hatte  von  da 
an  tbatsächlich  die  reine  Silberwährung  (§  36,  3). 

6.  Es  ist  nun  noch  das  Nötige  über  die  Ausmünzung  des  Kupfers  seit 
der  Einführung  des  Trientalfufses  zu  bemerken.  Die  höheren  Nominale 
vom  As  bis  zum  Quadrans  wurden  anfangs,  wie  zur  Zeit  des  libralen 
Fubes,  noch  gegossen,  dieUncia  und  derSextans  gewöhnlich  geprägt  i) 
Als  der  As  auf  drei  Unzen  gesunken  war,  prägte  man  auch  Quadrans 
und  Triens^);  als  er  sextantar  und  noch  niedriger  geworden  war,  er- 
streckte sich  die  Prägung  auch  auf  den  Semis  und  As,  doch  kommen 
daneben  überall  noch  gegossene  Stücke  vor.^)  Die  Bilder  auf  Vorder- 
und  Rückseite  sowie  die  Wertzeichen  bleiben  unverändert  wie  zur  Zeit 
des  libralen  Pulses.^)  Neu  dazu  kamen  aber  in  dieser  Epoche  drei 
höhere  Nominale  mit  den  Wertzeichen  II,  III  und  X,  der  dupondiusj 
tresM  und  dt€ussii.^)   Die  Benennung  duf(mdiu$  erinnert  noch  an  die 

1)  Böckh  S.  404,  Mommsen  S.  285  (Trad.  Blac.  U  p.  5  f.),  Lenonnant  I  p.  274 f. 

2)  Vaei  grave  del  Museo  Kircheriano  p.  40. 

3)  Mommsen  S.  285  f.  Anm.  8  nod  9  (U  p.  6). 

4)  Vergl.  oben  §  33,  5,  Mommsen-Blacas  U  p.  214  f.  (wo,  statt  der  in  Bd.  I 
p.  195  gegebenen  Deutung  des  Bildes  auf  Triens  und  Unze  als  Kopfes  der  Mi- 
nerva cäer  Göttin  Roma,  die  allgemeinere  Angabe  'behelmter  Frauenkopf'  ge- 
wählt worden  ist).  Abbildungen  s.  ebenda  IV  pl.  XXII  fig.  7  und  8,  pl.  XXIY, 
ferner  d*Ailly  Recherches  sur  la  monnaie  romaine  1  pl.  XXVlff.  XXXVff.^  Cohen 
und  Ricdo  (nachgewiesen  von  Mommsen-Blacas  11  p.  216  f.). 

5)  Mommsen  S.  286  f.  (II  p.  7f.  214  f.)  und,  anlangend  die  Gewichte,  S.  347  f. 
(DIp.  359  ff.).  Abbildungen  finden  sich  im  Aei  grave  cL  I  tav.  1.  2,  bei  d'Ailly 
I  pl.  XXI  ff.  u.  a.,  ein  Dnpondius  auch  bei  Mommsen-Blacas  IV  pl.  XXI  fig.  1.  Der 
Decnaös  mit  der  geflügelten  Victoria  im  Zweigespann  bei  Arigoni  III  Tab.  23  f. 
ist  nach  de  Blacas  zu  Mommsen  II  p.  7  und  d'Ailly  I  p.  88  f.  unecht  Ein 
quüdrussU  in  Barrenform  und  von  abweichendem  Gepräge  (Mommsen  S.  286. 
347  OB  n  p.  7,  in  p.  360)  gehört  demselben  Fu&e,  aber  nicht  der  Stadt  Rom  an. 


282  EINFOHRUIIG  DER  SDAERPRÄGUNG.  S  3S,  e.  7. 

ursprüngliche  Norm  des  pfündigeii  Asses.  Das  Gepräge  war  auf  der 
«inen  Seite,  wie  auf  den  übrigen  Nominakn,  das  Schiff,  auf  der  andern 
Seite  ein  behehnter  Kopf,  ahnlicb  wie  auf  dem  Triens  und  der  Unie 
des  Libralkuplers  (§  33, 5),  zuweilen  auch  dem  Typus  mit  Flügelfaelm 
auf  den  Denaren  nachgebildet  (§  35, 1),  wahrscheinlich  die  Darstellung 
der  Göttin  Roma,  nicht,  wie  andere  meinen,  der  Minenra.  Die  Aus- 
bringung dieser  Vielfachen  des  Asses  scheint  nicht  in  grofiier  Menge 
und  auch  nur  während  künerer  Zeit  stattgefunden  zu  haben.  Denn 
schon  in  der  Epoche  des  Seitantarfubes  werden  die  Stücke  seltener; 
aus  der  Zeit  des  Uncialfufses  aber  ist  vereinzelt  nur  noch  ein  Dupon- 
dius,  und  zwar  geprägt  (nicht  mehr  gegossen)  erhalten.  ^  Nachdem 
die  Silberwährung  zu  voller  Herrschaft  gelangt  war,  mu&ten  diese 
letzten  Reste  des  alten  Schwerkupfers  verschwinden. 

Der  Münzfufe  sinkt,  wie  schon  öfters  bemerkt,  stetig  von  dem 
trientalen  bis  zum  sextantaren  und  uncialen.  Nachweise  im  einzelnea 
sind  hier  nicht  nötig;  es  genügt  auf  die  anderwärts  aufgestellten  Cber- 
sichteu  hinzuweisen.^)  Über  das  weitere  Herabgehen  des  Kupfers  noch 
unter  den  uncialen  Fuls  wird  später  gesprochen  werden  (§  36, 3). 

7.  Endlich  ist  noch  in  Kürze  die  Wertbestinmuing  der  römischen 
Münze  seit  Einführung  der  Silberprägung  zu  geben.  Für  den  Silben- 
denar ist  das  Gewicht  von  4  Skrupel  «»  4,548  Gr.  (§  36, 2)  zu  Grunde 
zu  legen,  und  das  Silber,  wie  später  (§  36,  5)  gezeigt  werden  wird, 
vollkommen  fein  zu  rechnen.  Danach  ist  der 

Denar  =  82  Pf. 

Quinar  =  41  „ 

Se8terz  =  20  „ 

1)  Mommsen-Blacas  II  p.  8,  IV  pl.  XXI  fig.  3,  Marqaardt  II  S.  11.  Nach 
d'Ailiy  n  p.  131  f.  (AbbUduDg  I  pL  XXV,  1)  ist  dieser  Dapondius  durch  Über- 
prägong  eines  sextantareD  Asses  hergestellt. 

2)  Von  früheren  Zusammenstellongen  sind  erwähnenswert  die  von  Böckh 
S.  401  ff.,  Gennarelli  p.  68  f.  Doch  sind  dieselben  weit  flberboten  worden  durch 
Mommsens  umfassende  Behandlung  der  sinkenden  Kupferwahrung.  Die  Wigungeo 
von  Assen  und  Semissen  des  Trientalfufses  finden  sich  S.  348  (DI  p.  360  f.),  die 
allmähliche  Verminderung  des  Gewichtes  S.  421--428  (II  p.  155—164)  zosas- 
mengestellt  Weiter  folgt  S.  429 — 451  eine  Obersicht  des  römischen  Konsular- 
knpfers,  welche  von  J.  de  Witte  in  der  franiösischen  Übersetiung  UI  p.  381—441 
nach  dtti  handschriftlichen  Notizen  des  Herzogs  de  Blacas  und  nach  den  Exem- 

Slaren  der  Sanunlungen  sowohl  des  letzteren  als  des  Gabinet  de  Fnince  und 
es  Barons  d'Ailiy  vielfach  bereichert  worden  ist.  In  seinen  Recherches  sar 
la  monnaie  romaine  giebt  d'Ailiy  die  Obersichten  über  die  Gewichte  I  p.  98  IT. 
122  ff.,  II  p.  122  ff.  132 ff.  Einiffe  früher  unedierte  oder  sehr  seltene  ifünzen 
reducierten  Konsularkupfers  hat  Neudeck  in  der  Wiener  Numismatischen  Zett- 
schrift IV  1872  S.  15-21  veröffentlicht. 


136.7.  WERTBESTIMMÜNGEN. 

anzusetzen.  Die  weitere  Berechnung  giebt  Tab.  XVIII  B.  Gleich  hier 
mag  noch  bemerkt  werden ,  was  wegen  einiger  Angaben  des  Livius 
und  anderer  zu  wissen  nötig  ist,  dafs  das  römische  Pfund  Silber,  das 
Metall  fein  gerechnet,  auf  58  M.  94  Pf.  anzusetzen  ist.  DerVictoriatus, 
über  den  weiter  unten  (§  36,  2)  gesprochen  werden  wird,  hatte  zur 
Zeit  der  ersten  Silberprägung  den  Wert  von  61  Pf. 

Die  Kupfermünze  kann  in  dieser  Epoche,  wo  Silber-  und  Kupfer- 
geld neben  einander  bestanden  und  erst  allmählich  die  reine  Silber- 
währung zur  Geltung  kam,  in  doppelter  Weise,  nämlich  sowohl  nach 
ihrem  damaligen  Münzwerte  als  nach  heutigem  Metallwerte  bestimmt 
werden.  Ersterer  richtet  sich  nach  dem  Silber  und  ist  deshalb  eine 
feste  Gröfse.  Der  Kupferas  =  ^/s  Sesterz  genommen  hat  den  Wert 
Ton  8,2  Pf.  Sucht  man  jedoch  gemäfs  den  oben  (§  34,  3)  entwickelten 
Gesichtspunkten  einen  Vergleich  mit  heutigem  Metallwerte,  so  ist  die 
Kupfermünze  nach  dem  Verhältnis  ihres  Gewichtes  zu  dem  des  libralen 
Asses  zu  bestimmen,  und  geht  demgemäfs  vom  trientalen  Fufse  an  stetig 
abwärts.  Der  trientale  As  =  2/5  Libralas  ist  dann  etwa  zu  17,9  Pf. 
anzusetzen,  der  As  von  drei  Unzen  ist  auf  einen  Wert  von  etwa  13,4  Pf. 
gesunken;  der  sextantare  As  gilt  nur  noch  gleich  8,9  Pf.  Damit  nähert 
sich  der  heutige  Metallwert  dem  damaligen  Münzwert,  und  da  der  As 
in  seinem  Gewicht  auch  unter  den  sextantaren  Fufs  stetig  herabsank, 
so  war  sehr  bald ,  und  noch  ehe  der  unciale  Fufs  thatsächlich  eintrat, 
diejenige  Stufe  erreicht,  wo  auch  nach  heutigem  Mafsstabe  Metall-  und 
Manzwert  sich  deckten.  In  Tab.  XVIII  A  sind  diese  Werte  übersicht- 
lich aufgestellt.  In  der  Regel  dürfte  der  Reduktion  nach  dem  Münz- 
werte der  Vorzug  zu  geben  sein  (§  34,  2). 

Auch  die  Summen  in  aes  grave,  wenn  damit  nämlich  wirkliches 
Kupfergeld,  nicht  blofs  die  Rechnungsmünze  gemeint  wird,  lassen  in 
dieser  Epoche  keine  sichere  Reduktion  zu.  Der  librale  As  mufste  aus 
dem  Verkehr  verschwinden,  seitdem  der  reducierte  As  unter  den  trien- 
talen Fufs  herabging.  Man  gab  also  eine  Summe  reduzierten  Kupfers 
k  der  Weise  in  aes  grave  an,  dals  man  2V2  Asse  gleich  1  As  aerü 
grm>i$  rechnete.  Im  trientalen  Fufs  hatte  diese  Rechnungseinheit  ganz 
denselben  Wert  wie  der  librale  As  =  44,6  Pf.,  im  sextantaren  Fufe  ist 
sie  auf  die  Hälfte  herabgegangen  und  entspricht  nur  noch  22,3  Pf. 
unseres  Geldes.  Am  sichersten  geht  man  also,  wenn  man  auch  hier 
^Kupfer  nach  seinem  Münzwerte  rechnet,  indem  man  anstatt  der 
Sommen  in  ats  grave  überall  die  gleichen  Zahlen  von  Sesterzen  ein- 
setzt 


284  RÖBOSGHE  SILBERWÄHRDNG.  §  36,  L 

§  36.  Die  HHnuehe  Silberwährung  von  dem  HannibaUsehen  Kriege  bis  %um 
Ende  der  RepubUk, 

1.  Das  volle  Gewicht  von  V^s  Pfund  =  4,55  Gr.,  auf  welches  der 
Denar  anfänglich  ausgeprägt  wurde,  ist  sehr  bald  herabgegangen. 
Denn  schon  in  den  älteren  Serien  macht  sich  ein  Schwanken  des  Ge- 
wichts nach  abwärts  bemerkbar;  einzelne  Stücke  sind  noch  voll  ge- 
münzt, andere  sinken  bis  auf  4  Gr.  und  darunter.  0  Die  Zeiten  lassen 
sich  im  einzelnen  nicht  genau  bestinunen;  nur  soviel  steht  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  fest,  dafs  das  Normalge  wicht  von  V?^  Pfund  seit 
dem  Beginn  der  Silberprägung  im  J.  268  v.  Chr.  bis  zum  J.  254  das 
ausschliefsliche  war,  während  des  nächsten  halben  Jahrhunderts  aber, 
etwa  bis  212  oder  204  v.  Chr.,  abwechselte  mit  dem  verminderten  von 
Vso  bis  V84  Pfund,  bis  von  da  ab  das  letztere  zur  alleinigen  Anwen- 
dung gelangte.^) 

Betrachten  wir  nun  zunächst,  auf  welchen  Betrag  das  verminderte 
Gewicht  zu  fixieren  isL  Die  Ärzte  Cornelius  Celsus  und  Scribonius 
Largus,  die  unter  Tiberius  lebten,  geben  an,  dafs  das  Gewicht  des 
Denars  V84  Pfund  betrage.^)    Dasselbe  sagt  Plinius,  zu  dessen  Zeit 


1)  Schon  die  Dioskorendenare  ältester  Pragong,  kenntlich  an  der  Abweseo- 
beit  des  Wappens  nnd  der  Magistratsnamen,  zeigen  ein  auffallendes  Schwanken 
des  Gewichts  bis  unter  3,50  Gr.  (s.  die  Zusammenstellung  bei  Mommsen  S.  297 
Anm.  27  -■  n  p.  25  f.).  Unter  den  ältesten  Denaren  mit  Wappen  folgen  mehrere 
Serien  noch  dem  vollen  Fufse  oder  kommen  ihm  wenigstens  nahe,  andere  zeigen 
bereits  ein  Terringertes  Gewicht  Yergl.  Mommsen-Blacas  II  p.  153.  206  f.  216  IL 
Nr.  2—52,  M.  Bahrfeldt  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1878  S.  42  f.  51  £ 

2)  FOr  diese  ganze  Periode  der  römischen  Münzprägung  bis  zum  Ende  der 
Republik  ist  statt  der  anfänglichen  Darstellung  Mommsens  in  seiner  Geschichte 
des  römischen  MOnzwesens  ausschliefslich  die  zweite  Bearbeitung  zu  benutzen, 
welche  derselbe,  namentlich  nach  den  inzwischen  bekannt  gewordenen  spanischen 
Denarschätzen,  yerfafist  und  zuerst  in  den  Annali  deU*  Instit.  archeol.  1863  p.  5—80 
yeröffentUcht  hat  Dieses  verbesserte  Verzeichnis  der  KonsularmOnzen  ist  dann, 
vom  Herzog  de  Blacas  teilweise  ergänzt,  in  die  französische  Übersetzung  auf- 
genommen worden  und  wird  hiemach  im  Folgenden  dtiert  werden.  Weitere 
Nachträge  nach  später  gefundenen  Denarschätzen  giebt  Mommsen  in  der  Berliner 
Zeitschr.  f.  Numism.  1875  S.  32  ff.  352  ff.  (vergl.  auch  A.  Klflgmann  ebenda  1880 
S.  62).  Die  erste  Periode  der  Silberprägung  reicht  etwa  bis  zum  J.  154  (Mommsen- 
Blacas  n  p.  206  f.),  und  diese  beginnt  ihrerseits  mit  einer  ersten  Unterabteilniif 
bis  etwa  zum  J.  204  (ebenda  p.  207.  216—258  Tergl.  mit  p.  262),  mit  deren 
Abschlufs  das  Terminderte  Gewicht  zur  ausschliefslichen  (vdtung  gekommen  ist 
Etwas  früher,  um  das  J.  254  t.  Chr.,  wird  die  Gewichtsreduktion  angesetzt  ron 
Bahrfeldt  in  der  Berliner  Zeitschrift  für  Numismatik  1878  S.  43.  52  (vergl.  oben 
S.  270  Anm.  2). 

3)  Celsus  5, 17,  1:  sciri  toIo  in  uncia  pondus  denariorum  Septem  esse. 
Derselbe  ad  Pullium  Natalem  (Medicae  artis  principes  exe  Henr.  Stepbanus  tt 
p.  247  f.):  Graeci  medici  pondera  medicamentorum  ad  drachmas  redigunt,  qnae 
quin  ad  denarium  nostmm  conyeniunt  (octoginta  enim  et  quattuor  in  libnn 


i  se,  1.  REDUKTION  DES  DENARS.  285 

zwar  dieses  Gewicht  in  der  Prägung  sction  nicht  mehr  bestand,  der 
aber  hier  die  ältere  gesetzliche  Bestimmung  vor  Augen  hatte.  0  Der  um 
ein  Jahrhundert  später  lebende  Galen  rechnet  zwar  selbst  den  Denar 
zu  dem  seit  Nero  eingeführten  Gewicht  von  Voe  Pfund,  aber  er  fand 
in  seinen  Quellen  daneben  noch  die  Bestimmung  zu  V84  Pfund  >),  die- 
selbe, welche  sich  auch  in  der  ältesten  auf  unsere  Zeit  gekommenen 
MaTs-  und  Gewichtstafel  erhalten  hat^)  Es  betrug  also  das  Normalge- 
wicht des  Denars  in  der  ersten  Kaiserzeit  Vsi  Pfund «»  3,90  Gr.;  das- 
selbe Gewicht  aber  mufs  schon  lange  vorher  bestanden  haben,  denn 
schon  die  im  zweiten  punischen  Kriege  geprägten,  sowie  überhaupt 
die  konsularischen  Denare  entsprechen  demselben  genau  ebenso  gut 
als  diejenigen,  welche  bis  auf  die  Kaiserzeit  herabgehen.^)  Da  nun  zu 
Anfang  des  zweiten  punischen  Krieges  im  J.  217  der  Kupferas  durch 
ein  eigenes  Gesetz  auf  den  Uncialfufs  herabgesetzt  worden  ist,  so  liegt 
die  Vermutung  nahe,  dafs  gleichzeitig  auch  das  Gewicht  des  Denars  auf 
V84  Pfund  normiert  wurde.  ^)  Nur  dürfen  wir  eine  solche  gesetzliche 

iDcnrrtant),  pro  nota  Graecae  drachmae,  quae  est  fignra  talis  Z,  notam  denarii 
Latinam,  gnam  noaü,  posui,  id  est  hanc  i,  et  ad  eins  pondus  Graecas  drachmas 
rediges.  Scriboniiis  Largus  am  Ende  der  Vorrede  (p.  6  ed.  lo.  Rhodius):  erit 
antm  nota  denarii  nnius  pro  Graeca  drachma ;  aeqoe  enim  in  libra  %  octoginta 
qnattaor  apud  nos,  qnot  orachmae  apnd  Graecos,  incurrant 

1)  Nau  Bist  a3, 9  §  132:  cum  sit  instum  LXXXffll  (denarioa)  e  libris  signari. 
Übereinstimmend  damit  12, 14  §  62:  tertiam  partem  minae,  hoe  est  XxVIII 
denarioram  pondns,  wo  er,  wie  Letronne  p.  41  nachweist,  die  Mine  mit  dem 
Pfund  verwechselt 

2)  De  compos.  medic  p.  gen.  5  p.  789  Kühn  (MetroL  Script  I  p.  214, 14): 
rrjv  ovyyiav  ot,  nXtUnot  fiiv  inra  xal  nutasias  ooaxfieh^  alvai  ^aaiv,  i^ioi 
9i  i'  fiöpop,  frs(>ot  Si  ij'.  Ähnlich  die  Tafel  na^  fUt(fwv  moI  ctcL&fAmv  in 
der  Galenischen  Sammlung  MetroL  scrint  I  p.  106.  232, 8:  rj  ov^la  äyu  na^ 
ßh  TOifi  l4mKOi6  SpaxMos  t\  naga  oi  rois  ^IraXiMoU  Sgavßuts  ri' , 


ifine  gehen,  sind  römische  Denare  Ton  ^kk  Pfand. 

4)  Es  dfiafte  hier  der  Ort  sein  auf  die  umfassende  Dorchschnittsrechnung 
hmziiweisen,  welche  Letronne  Gonsid.  g^n.  d.  42  ffl  mit  den  konsularischen  De- 
otren  angestellt  hat  Er  wählte  von  1900  Denaren  des  Pariser  Kabinetts  1350 
▼ollkommen  gut  erhaltene  aus,  ordnete  sie  nach  der  alphabetischen  Reihenfolge 
der  Familiennamen  und  zog  die  Durchschnitte  nach  Dekaden  und  Genturien, 
und  daraus  wieder  den  gesamten  Durchschnitt  Dieser  ergab  73,0597  Par.  Gran 
>"  3f880  Gramm,  blieb  also  kaum  merklich  hinter  dem  Normalgewicht  von 
Vm  Pfund  »  3,898  Gr.  zurück.  Wurm  p.  27  zieht  aus  Letronnes  Angaben  den 
Burchschnitt  um  einen  verschwindend  kleinen  Betrag  geringer  auf  72,9836  Par. 
Gran  —  3,876  Gramm.  Hussey  p.  134  setzt  das  Durchschnittsgewicht  auf  60 
engl  Gran  »=>  3,888  Gramm.  Die  älteren  Bestimmungen  des  Denars  finden  sich 
bei  demselben  p.  135  f.  zusammengestellt 

5)  Dies  ist  die  Ansicht  von  Mommsen  S.  385  (ü  p.  77  f.)  vergl.  mit  S.  299 
01  p.  26  f.  153  f.). 


286  RÖMISCHE  SILBERWÄHRÜNG.  §96,3. 

Regelung  nicht  yerwechseln  mit  der  Praxis  der  Ausprägung,  wie  der 
Befund  der  Münzen  sie  ausweist  Denn  beim  Beginn  des  Hannibali- 
schen  Krieges  waren  es  nahezu  schon  40  Jahre,  seitdem  ein  niedrigeres 
Gewicht  als  das  ursprüngliche  von  V72  Pfund  in  der  Prägung  mehr 
und  mehr  zur  Anwendung  gekommen  war,  und  andererseits  liefert  die 
Ansmflnzung  der  Denare  in  der  Provinz  Hispanien  den  Beweis,  dafs 
auch  nach  dem  J.  217  noch  das  ältere  und  volle  Gewicht  teilweise  bei- 
behalten worden  ist.^) 

2.  Das  Gepräge  des  reducierten  Denars  blieb  im  wesentUcben 
dasselbe  wie  froher.  Der  weibliche  Gotterkopf  mit  Flügelhelm,  das 
Bild  der  Göttin  Roma  (§  35, 1),  erhielt  sich  auf  der  Vorderseite  unver- 
ändert bis  weit  in  das  siebente  Jahrhundert  der  Stadt  hinein ;  erst  um 
diese  Zeit  treten  daneben  andere  Köpfe,  entweder  von  Gottheiten  oder 
von  berühmten  Vorfahren  der  Münzmeister  auf.  2)  Auf  der  Rückseite 
war  schon  vor  dem  J.  217  dem  ursprünglichen  Dioskurengepräge  die 
Gottin  Luna,  später  auch  Victoria,  im  Zweigespann  zur  Seite  getreten. 
Gegen  Anfang  des  siebenten  Jahrhunderts  der  Stadt  kommt  dazu  die 
Quadriga  mit  Juppiter  oder  einer  anderen  Gottheit,  und  seitdem  er- 
scheinen auch  in  der  Biga  noch  andere  Gottheiten  als  die  eben  ge- 
nannten.') Wie  bereits  erwähnt,  hiefs  der  Denar  nach  dem  Zwei- 
gespann bigatus^  wozu  nun  die  Benennung  quadrigatus  kam.^)  Die 
Wertzeichen  blieben  unverändert;  seit  dem  J.  134  findet  sich  ftlr  X 
auch  die  durchstrichene  Form  X^);  das  Zahlzeichen  XVI,  derAs- 
reduktion  seit  217  entsprechend,  kommt  nur  ganz  vereinzelt  im 
siebenten  Jahrhundert  vor.  6)  Bis  etwa  zum  J.  114  fehlte  das  Wert- 
zeichen niemals,  dagegen  vom  J.  89  an  blieb  es  regelmäfsig  weg,  in 
der  Zwischenzeit  wurde  es  bald  gesetzt  bald  weggelassen.'^  Auch  der 
Gemeindename  ROMA,  der  ursprünglich  niemals  fehlt,  wird  um  die- 


1)  Mommsen-Blacas  n  p.  207  und  vergl.  oben  S.  284. 

2)  Mommsen  S.  461  f.  (Tradoct.  Blacas  II  p.  181  f.). 

3)  Mommsen -Blacas  11  p.  182  und,  anlangend  die  Deutung  der  Gdtüo  im 
Zweigespann  als  Luna,  Klflgmann  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1878  S.  63  f. 

4)  rlin.  33,  3  §  46:  notae  argenti  fnere  bigae  atque  quadrigae,  inde  bigaU 
quadrigatiqne  dicti.    LIy.  22,  52,  2 :  trecenis  nunmiis  quadrigatis. 

5)  Mommsen-Blacas  II  p.  164.  191  f.  Yolns.  Maec  §  45  giebt  aucb  f&r  die 
Wertseichen  des  Quinare  nna  Sestenes  die  durchstrichene  Form  an,  die  sich  auf 
Münzen  nicht  findet  Diese  Durchstreichung  war  überhaupt  in  späterer  Zeit  bei 
Zahlen  üblich  (Marquardt  Rom.  Staatsrerw.  II  S.  12  Anm.  4).  Daher  also  das 
gewöhnliche  -H^  oder  HS  (S.  296)  als  Bezeichnung  des  Sesterzes  für  tlS. 

6)  Mommsen  S.  379  (ü  p.  67  f.),  und  im  Münzveneicbnisse  n  p.  290  81 
Nr.  95—99.  221. 

7)  Monunsen-Blacas  n  p.  165. 


§36,2.  AUSPRÄGUNG.  287 

selbe  Zeit,  erst  schwankend,  später,  und  zwar  vor  dem  J.  84,  regele 
mufflig  ausgelassen.  1)  Wappen  von  HQnzbeamten  finden  sich  yereinzelt 
schon  in  der  ersten  Epoche;  bald  nach  217  erscheinen  auch  die  Namen 
der  M Qnzbeamten ,  zuerst  in  Monogrammen  oder  Anfangsbuchstaben, 
gegen  Ende  des  sechsten  Jahrhunderts  aber  toU  ausgeschrieben;  seit 
der  Mitte  des  siebenten  Jahrhunderts  verdrängen  sie,  wie  eben  be* 
merkt,  den  Stadtnamen.^)  Ausgezahnt  erscheint  der  Rand  der  Münze, 
wenn  auch  nur  vereinzelt,  bereits  in  der  ältesten  Prägung,  häufiger  im 
siebenten  Jahrhundert,  ein  Gebrauch,  der  sich  bis  gegen  Ende  der 
Rq>ublik  erhielt. ')  Daher  bezeichnet  Tacitus^)  die  republikanischen 
Denare  zum  Unterschied  von  den  leichteren  Neronischen  als  serrati 
higaitque. 

Der  Denar  ist  von  Anfang  an  die  herrschende  Münze  in  der  Silber- 
prägnng  gewesen,  während  die  kleineren  Nominale  gleich  von  vorn* 
herein  selten  geprägt  vmrden  und  bald  ganz  verschwanden.  Der 
Quinar  wurde  von  Einführung  der  Silberprägung  an  bis  nach  dem 
J.  217  geschlagen,  bald  darauf  aber  erscheint  er  nicht  mehr.  Die 
AnsmünzuDg  des  Sesterzes  nahm  schon  vor  dem  J.  217  ein  Ende,  und 
wurde  noch  einmal  im  J.  89  oder  88  wieder  aufgenommen,  ohne  sich 
jedoch  zu  halten.  Erst  gegen  Ende  der  Republik  vom  J.  49  an  wurden 
infolge  der  Reorganisation,  welche  Cäsar  dem  Münzwesen  gab,  der 
Qninar  und  der  Sesterz  von  neuem  geschlagen.^) 

Aufser  dem  Denar  mit  seinem  Halb-  und  Viertelstück  gab  es  noch 
eine  andere  römische  Silbermünze,  die  hier  kurz  zu  besprechen  ist, 
den  vietaruUns.^)  Er  hatte  seinen  Namen  von  der  auf  der  Rückseite 

1)  Mommsen-Blacas  II  p.  165  f. 

2)  Deraelhe  p.  171  f. 

3)  Derselbe  ebenda  p.  196  ff.  und  Berliner  Zeitschr.  f.  Nomism.  1875  S.  33. 

4)  Germ.  5 :  (Germanomm)  prpximi  ob  nsum  commercioram  anram  et  argen- 
tum  in  pretio  habent  formasque  quasdam  nostrae  pecuniae  agnoscnnt  atque 
eligont  — .  pecnniam  probant  veterem  et  diu  notam,  serratos  bigatosqne.  Vergl. 
Mommsen  S.  771  (DI  p.  51). 

5)  Mommsen-Blacas  II  p.  148  ff.  407  ff.  (Nr.  212.  213).  532.  539.  543  ff.  Vergl. 
unten  }  38,  4  a.  E. 

6)  Nach  der  früheren  Meinung,  welcher  noch  Böckh  M.  U.  S.  456  folgte, 
war  der  Vietoriatns  von  Anfang  an  dem  halben  Denar  gleich  gewesen.  Dagegen 
wies  Borghesi  in  seinen  Osservazioni  numismaticbe,  decade  XVII  ose.  1 — 5 
IGionmle  aread.  1840,  wiederholt  in  Oeayres  compUtes  n  p.  283  ff.)  nach,  dafs 
derselbe  ursprünglich  '/i  Denar  betrug  nnd  erst  später  aof  den  Wert  des  Qninars 
redndert  wurde.  Dieses  Ergebnis  ist  dann  von  Mommsen  in  seiner  Gesch.  des 
rdm.  MüBsw.  S.  389—400  nnd  in  der  französischen  Bearbeitung  II  p.  85—103 
weiter  ausgeführt  worden.  Vergl  auch  denselben  in  der  Berliner  Zeitschrift  f. 
Nonism.  1875  S.  32  Anm. .  33  f.  Die  ältesten  noch  erhaltenen  Vietoriate  ge- 
boren der  ersten  Epoche  der  Silberprigung  an  und  scheinen  als  Hälften  dem 


288  RÖMISCHE  SILBERWÄHRUNG.  i  96,  t. 

dargestellten  Siegesgöttin  0  und  wurde  seit  Beginn  der  Silberprägung 
im  J.  268  auf  '/4  Denar,  also  auf  3  Skrupel  —  3,41  Gr.,  spater  nach 
der  Reduktion  des  Denars  auf  2,92  Gr.  und  darunter  ausgebradit  Im 
Gegensatz  zu  allem  übrigen  römischen  Gelde  entbehrt  diese  eigentüm- 
liche MQnze  der  Bezeichnung  des  Wertes;  auf  dem  dazu  gehörigen 
Halbstücke  erscheint  eben  nur  das  Zeichen  der  HflUle  S.^)  Auch 
Doppelstücke  sind,  freilich  wohl  nie  in  grofser  Menge,  geprägt  wor- 
den.^) Zu  der  Abwesenheit  der  Wertzeichen  stimmen  vortrefflich  die 
Angaben  des  Plinius  und  Maecianus,  wonach  diese  Münzsorte  blofs  ab 
Ware  mit  Teränderiichem  Kurse  in  Rom  genommen  wurde.  4)  Andere 
Nachrichten  bringen  den  Victoriatus  in  Verbindung  mit  Illyricum.^ 
In  der  That  haben  die  Römer  im  J.  229,  als  Corcyra,  Dyrrfaachhim 
und  Apollonia  sich  ihnen  anschlössen  und  seitdem  als  italische  Bundes- 
genossen betrachtet  wurden ,  auf  der  erstgenannten  Insel  eine  Präg- 
stfttte  für  Victoriaten  errichtet  <^)  Hauptsächlich  hatten  sie  dabei  den 
Verkehr  mit  Griechenland  im  Auge,  Hlr  welchen  diese  Handelsmünze, 
da  sie  der  Drachme  von  Hassilia  und  Rhodos,  sowie  der  ägyptischen 
und  syrischen  Währung  sehr  nahe  stand,  vortrefflich  sich  eignete.  Mit 
der  Reduktion  des  Denars  sank  entsprechend  auch  das  Gewicht  des 
Victoriatus. '0    Die  Prägung  dauerte  noch  fort  bis  gegen  Ende  des 

campanischeo  Silberstater  von  6,82  Gr.  zu  entsprechen.  Daher  brinffen  de  BUcas 
und  Zobel  zu  Mommsen  n  p.  104  ff.  den  Victoriatus  in  Zusammeohang  mit  der 
campanischen  Prigung,  welcher  Vermutung  Bahrfeldt  in  der  Berliner  Zeitsehr. 
f.  Numism.  1878  S.  39  sich  anschliefst,  indem  er  zugleich  die  Anfangszeit  der 
Prägung  feststellt  Vergl.  auch  d'Aiily  II  p.  93  ff.,  Marquardt  Rom.  SUatsvenr. 
II  S.  20  f.,  unten  §  57,  6  und,  anlangend  die  jüngere  Prägung  in  den  Jahren 
104—84,  A.  Klügmann  in  der  Wiener  Numism.  Zeitsehr.  XI,  1879,  S.  53  ff. 

1)  Das  Gepräge  ist  auf  der  Vorderseite  Kopf  des  Juppiter,  auf  der  Rück- 
seite Victoria,  ein  Tropäon  bekränzend.  Mommsen-Blacas  U  p.  86. 184,  und  die 
AbbUdungen  IV  pl.  XXni  fig.  1—4.  10. 

2)  Mommsen-Blacas  II  p.  86.  Erst  später  findet  sich  yerelnzelt,  wie  bei  den 
Goldmünzen,  eine  Wertbezeichnung  nach  Sesterzen,  nämlich  IS:  ebenda  p.  101 

3)  Mommsen  a.  a.  0.  p.  103,  Zobel  ebenda  p.  104  ffl  Die  Abbildang  des 
einzigen  bisher  bekannten,  in  Spanien  gefundenen  Exemplars  s.  IV  pl.  XXDI  fig.  !• 

4)  Plin.  33, 3  §  46:  is  qui  nunc  victoriatus  appellatur  lege  Glodia  percossos 
est  antea  enim  hie  nummus  ex  Illyrico  advectus  mercis  loco  habebator. 
Volus.  Maec  45  (MetroL  Script.  II  p.  66,  29):  Tictoriatus  nunc  tantundem  valet 
quantum  quinarius;  olim  ut  peregrinus  nummus  loco  merds,  ut  nunc  tetrach- 
mum  et  drachma,  habebatur. 

5)  Liv.  41,  13,  7  berichtet  tou  G.  Glaudius,  der  im  J.  177  über  die  b^ 
und  Ligurer  triumphierte:  tulit  in  eo  triumpho  denarium  trecenta  Septem  milit 
et  yictoriatum  octoginta  quinque  milia  septingentos  duos.  Vergl.  denselben  45, 
43,  5:  denarium  tria  milia  et  centum  yiginU  milia  Illyrii  argenti;  Plin.  a.  a.  0. 

6)  Mommsen-Blacas  II  p.  92  ff. 

7)  Derselbe  p.  97.  Der  reducierte  Victoriat  von  2,92  Gr.  war  gleich  der 
korinthisch-achäischen  Drachme  von  2,91  Gr.  (ebenda  I  p.  80.  85  f.). 


f  86, 3.         REDUKTION  DER  KUPFERMÜNZE.  289 

sechsten  Jahrhunderts;  noch  einige  Zeit  länger  erhielt  sich  die  Münze 
im  Umlauf,  wie  eine  Urkunde  aus  dem  J.  117  bezeugt  Nicht  lange 
darauf,  etwa  um  das  J.  104  0,  wurde  der  Victoriatus  durch  das  Clodische 
Gesetz  als  besondere  Münzgattung  abgeschafit  und  dem  Quinar  gleich- 
gestellt So  als  die  Hälfte  des  Denars  kennen  den  Victoriatus  Varro, 
Qcero  und  die  SchriAsteller  der  Kaiserzeit  2) 

3.  Doch  kehren  wir  zur  Betrachtung  des  Münzfufses  zurück.  Kurz 
nach  Beginn  des  zweiten  punischen  Krieges,  also  etwa  zu  der  Zeit,  wo 
die  Reduktion  des  Denargewichtes  auf  V»4  Pfund  zur  Regel  wurde 
(§  36,  1),  erlitt  das  Kupfergeld  eine  noch  bedeutendere  Veränderung. 
Es  ist  bereits  bemerkt  worden ,  dafs  der  sextantare  As  stetig  auf  noch 
niedrigeren  Betrag  herabging  und  sich  schon  vordem  zweiten  punischen 
Kriege  deoa  uncialen  Fufse  näherte.  3)  Damit  hatte  das  Kupfer  im  Ver- 
bähnis  zum  Silber  einen  Münzwert  erhalten ,  der  das  wirkliche  Wert- 
verfaältnis  weit  überstieg,  denn  während  es  im  sextantaren  Fufse  nur 
Vis«  bis  Vi  40  des  Silberwertes  gehabt  hatte,  stand  es  jetzt  in  der  Münze 
aaf  V?«-  Dieses  Mifsverhältnis  stellte,  wie  Verrius  und  Plinius  be- 
zeugen 4),  das  Flaminische  Gesetz  vom  J.  217  in  der  Weise  ab,  dafs  der 


1)  Borgliesi  a.  a.  0.  osseir.  lY  p.  34  ff.  (Giorn.  arcad.  1840  p.  190  ff.,  Oeuvres 
n  p.  301  ff.),  Mommsen  S.  399  (Tradact  BUcas  II  p.  101  f.). 

2)  Varro  de  1.  Lat.  10,  41:  quam  rationem  dao  ad  ununi  habent,  eandem 
habeot  TigiDti  ad  decem  — ,  sie  est  ad  nnnm  victoriatani  denarios,  sicut  ad 
ilternm  Tictoriatum  alter  denarias.  Gic  pro  Font  5,  9  giebt  das  Verhältnis 
zwar  nicht  an,  mufs  aber  dasselbe  meiDen.  Ebenso  wie  Varro  bestimmen  den 
Victoriatus  Volns.  Maec.  §  45  (oben  S.  288  Anm.  4)  und  der  anonyme  Alexan- 
driner (Metrol.  Script  I  p.  302,  4):  xo  Sfjrd^iop  xara  *Paf/ioUov6 .  . .  1^8«  r^ 
naina  ß\  Vergl.  auch  Hesych.  roonai  (soll  heilsen  T(fona'itui)'  vo/Uafiaxa  xiva, 
und  Metrol.  Script  11  p.  20.  41.  Als  Gewicht  haben  den  Victoriatus  zu  Vs  Benar 
die  Ärzte  Scribonius  Lar^s  de  compos.  med.  14.  23.  26  u.  ö.  (ed.  lo.  Rhodius, 
PataT.  1655:  TergL  dessen  Kommentar  p.  48.  66. 151.  457)  nnd  Marcellus  Empi- 
ricQs  gegen  Ende  des  Briefes  an  seine  Söhne  in  Medicae  artis  principes  excud. 
Henr.  Stephanus,  Paris  1567,  tom.  II  p.  242. 

3)  Als  umfänglichste  Materialsammlung  ist  zunächst  die  chronologische 
Übergicht  der  Konsularmünzen  bei  Mommseu-Blacas  11  p.  214—525  zu  citieren. 
Die  Hauptdata,  welche  daraus  för  das  allmähliche  Sinken  der  Kupfermflnze  sich 
ergeben,  stellt  Mommsen  ebenda  p.  153—164  zusammen.  Weitere  Beiträge  bietet 
N.  Bahrfeldt  in  der  Berliner  Zeitschr.  für  Numism.  1878  S.  45—61.  In  d'Aillys 
Redierches  nimmt  die  nach  den  Münzzeichen  geordnete  Übersicht  der  Wappen- 
Bifinzen  die  zweite  Abteilung  des  U.  Bandes  p.  245  ff.  ein. 

4)  Festus  p.  347  nach  einer  Lficke:  [auctor]  est  numerum  aeris  perduc{tum 
esse  ad  XVI  asses  lege  Fla]minia  minus  soWendi,  CQ[m  Hannibalis  hello  pre- 
nereltur  populus  Romanus.  Plin.  33, 3  §  45:  postea  Hannibale  urguente  Q.  Fabio 
Maiimo  dictatore  asses  unciales  facti,  placuitque  denarium  sedecim  assibus  per- 
Botari,  quinarium  octonis,  sestertium  quatemis.  ita  res  p.  dimidium  lucrata 
est  Flaminius  ist  der  Gonsul  des  J.  217,  nach  dessen  Tode  bis  in  den  Herbst 
desselben  Jahres  Fabius  die  Diktatur  fahrte.   Daher  die  Zeitangabe  bei  Plinius, 

HiUseli,  ]f«tMlogi6.  «19 


290  RÖBOSGHE  SILBERWÄHRDNG.  ( se,  t 

unciale  Fofs  nun  gesetslich  sein ,  fortan  aber  16  anstatt  10  Asse  auf 
den  Denar,  4  auf  den  Sesterz  gerechnet  werden  sollten.  Hierdurch 
wurde  zwischen  Silber  und  Kupfer  das  Wertverhältnis  112:1,  abo 
nahezu  das  des  sextantaren  Fufses  wiederhergestellt,  wddies  wir 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ab  das  zu  jener  Zeit  auch  anderweit 
gültige  anzusehen  haben  J)  Die  weiteren  Konsequenzen  des  Gesetzes 
lassen  sich  in  doppelter  Weise  denken.  Entweder  devalvierte  das  Gesetz 
nur  die  bisherige  Kupfermünze,  sodafs  jetzt  erst  4,  anstatt  wie  frQh«r 
2V)  Asse  einen  Sesterz  machten,  und  es  blieben  alle  auf  die  allgemeiD« 
Rechnungsmünze,  den  Sesterz,  lautenden  Verbindlichkeiten  unange- 
tastet; oder  alle  früheren  Verbindlichkeiten  wurden  auf  ihren  Betrag 
in  Assen  reduciert  und  nach  dem  neu  angesetzten  Verhältnis  zwisdiea 
Sesterz  und  As  gelöst.  Es  zahlte  also  der  Schuldner  mit  jedem  Denar, 
der  ihm  nach  der  alten  Währung  zu  10  Assen  angerechnet  war,  16  Asse 
seiner  Schuld  ab  und  der  Gläubiger  erlitt  eine  Einbufse  von  37  Vs  Pro- 
zent Dafs  wir  das  letztere  annehmen,  dazu  nütigt  die  Bezeichnung  des 
Flaminischen  Gesetzes  bei  Verrius  als  lex  minus  solveniiy  sowie  die 
Erklärung  bei  Plinius,  nur  dafs  dieser  einen  falschen  Prozentsati  an- 
giebt.2)  Ferner  stimmt  damit  vollkommen  überein,  dafs  die  Kriegs- 
löhnung der  Soldaten  ausdrücklich  ausgeschlossen  wurde.  Der  Soldat, 
dem  sein  Sold  in  Assen  angesetzt  war,  durfte  keine  Einbufse  erleiden; 
daher  wurde  hier  der  Denar,  wie  früher,  zu  10  Assen  gerechnet,  also 
der  alte  Soldsatz  ungeschmälert  erhalten.')  Dem  steht  nicht  entgegen, 

die  nur  dann  auffällig  sein  wArde,  wenn  er  Fianimus  als  den  Urheber  des  Ge- 
setaes  erwähnt  hatt^ 

1)  Bdckh  8.  472  und  Mommsen  S.  379  f.  <Tradact  Blacas  fl  p.  67  fl^  sind 
abweichender  Meinung,  indem  sie  das  Wertverhältnls  zwischen  Silber  und  Kupfer 
von  250 : 1,  welches  bei  der  Einführung  der  Silberpr&gung  mafsgebend  ffewesen 
war  (|  34, 1),  für  das  noch  im  J.  217  ffflltige,  das  des  Flaminischen  Gesetses 
aber  für  ein  MünzTerhältnis  halten,  wodurch  das  Kupfer  zum  Doppelten  seines 
wirklichen  Wertes  angesetzt  wurde.  Allein  wenn  jenes  Wertverhftltnis  260 : 1 
wirklich  bis  über  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  v.  Chr.  sich  erhalten  bitte, 
so  wäre  der  As  schon  im  sextantaren  Fufse,  also  bereits  Tor  217,  kein  Wert- 

Seid  mehr,  sondern  Scheidemünze  mit  unyerhaltnism&fsigem  Münzwert  gewesea. 
as  ist  aber  nicht  der  Fall  (§  35,  5).  Auch  hätte  nach  jener  Annahme  das 
Flaminische  Gesetz  keinen  rechten  Sinn.  Denn  wenn  der  As  einmal  mit  einen 
Münzwerte,  der  den  wirklichen  weit  überstieg,  cirkulieren  sollte,  so  hätte  ja 
recht  ffut  auch  der  unciale  As  ein  Zehntel  des  Denars  bleiben  können.  Des 
Flaminische  Gesetz  mufs  yielmehr  als  ein  Versuch,  und  zwar  als  6et  letzte  der 
Art,  betrachtet  werden,  das  Münzverhältnis  zwischen  Silber  und  Kupfer  dem 
wirklichen  damals  bestehenden  Wertverhältnls  anzunähern. 

2)  A.  a.  0.:  ita  res  p.  dimidiam  lucrata  est  Er  denkt  hierbei  nur  an  das 
Verhältnis  zwischen  dem  sextantaren  und  undalen  As.   Vergl.  Bückh  S.  472. 

3)  Plin.  a.  a.  0.:  in  militari  tamen  stipendio  semper  denarins  pro  decea 
aasibus  datus  est  VergL  Marquardt  Rümische  Staatsrerw.  U  S.  92  f. 


$36,3.  SILBER  UND  KUPFER.  291 

dafs  der  gemeine  SoMat  zu  Anfang  von  Tiberius'  Regierung  die  Summe 
seiner  täglichen  Lohnung  nach  gewöhnlichen  Assen  anzugeben  pflegte,  i) 
Mit  dem  Flaminischen  Gesetz  ging  der  Staat  noch  nicht  sofort  zur 
reinen  Silberwährung  Ober.  Das  Kupfer  konnte  trotz  des^our  uncialen 
Fttfses  nach  dem  neu  angesetzten  Verhältnis  des  Asses  zum  Denar  noch 
ab  WertmQnze  gelten,  besonders  da  das  Silber  immer  noch  Terhältnis- 
mafsig  selten  gewesen  zu  sein  scheint. 2)  Aber  seit  dem  Ende  des  zweiten 
panischen  Krieges  gelangte  das  Silber  infolge  der  reichen  Kriegs- 
beute, die  Ton  da  an  in  Rom  zusammenströmte,  zur  alleinigen  Herr- 
tchaft und  drückte  das  Kupfer  zur  Scheidemünze  herab.  Wenigstens 
Tom  J.  194  an  wurde  auch  vom  Staat  das  Silber  als  das  alleinige  Cou- 
rant  anerkannt.^)  Seitdem  war  auch  die  weitere  Gewichtsverminderung 
der  KupfermOnze  nicht  mehr  von  Belang  ftlr  die  Währungsfrage.  Der 
As  ging  allmählich  bis  auf  die  Hälfte  des  uncialen  Betrags  herab,  und 
dieser  Pu6,  der  semunciale,  wurde  dann  noch  durch  das  Papirische 
Gesetz  vom  J.  89  ausdrücklich  festgestellt.^)  Bald  darauf,  zwischen 
84  und  74,  hörte  die  Kupferprägung  in  der  hauptstädtischen  Münze  so 
gut  wie  gänzlich  auf&)  und  wurde  erst  nach  einem  halben  Jahrhundert 
wieder  aufgenommen  (§  38,  5). 


t)  Percenoius,  der  FQhrer  der  Unsufriedenen  bei  den  pannonischen  Legionen 
(Tadt.  ab  exe.  1, 17),  spricht  geringschätzig  von  den  10  Assen  («>  V»  Denar), 
welche  der  Legionär  täglich  erhalte,  und  verlangt  Erhöhung  des  Soldes  bis  zu 
1  Denar. 

2)  Dies  schliefst  Mommsen  S.  380  (11  p.  69  f.)  aus  den  Mfinzfunden. 

3)  Die  Beweise,  welche  Mommsen  S.  381  f.  (II  p.  70 ff.)  dafür  aufstellt, 
sind:  1.  Noch  in  den  Triumphen  vom  J.  207  (Liy.  28,  9,  16),  197  (Liv.  33,  23,  7) 
md  196  (33,  37,  11)  werden  ansehnliche  Summen  Ton  Knpfer  anfgefflhrt;  da- 
fegen  erscheint  in  dem  Triumph  vom  J.  201  (Liy.  30,  45.  3)  und  allen  späteren 
lein  Kupfer  mehr;  2.  Das  Tnumphalgescbenk  ist  yor  dem  J.  189  ohne  Aus- 
oalme  in  Kupfer,  seitdem  aber  in  Silber  gesahlt  worden;  3.  In  dem  Bestand 
der  Staatskasse  vom  J.  157  (Plin.  33,  3  §  35)  ist  nur  yon  Gold  und  Silber 
tieRede. 

4)  Plin.  33,  3  J  46 :  lege  Papina  semunciarii  asses  facti.  Vergl.  Borghesi 
Della  nuoya  lapide  di  un  Giunio  Silano  u.  s.  w.  in  den  Annali  dell*  Instit  1849 
P.  11  f.  (wiederholt  in  Oeuyres  compl^tes  I  p.  259),  Mommsen  S.  338.  383.  423 
flu  p^  220  f.,  11  p.  73. 154. 157. 163),  Lenormant  I  n.  109.  Über  das  Schwanken  der 
efieitiyen  Gewichte  der  Kupfermfinze,  je  nach  dem  Belieben  der  Mönzbeamten, 
nnd  über  die  Ursachen  dieser  Erscheinung  handelt  Mommsen  in  der  französischen 
tJberselzung  II  p.  153  ff.  Er  kommt  p.  163  f.  zu  dem  Schlufs,  dafs  aus  dem  Ge- 
richt des  römischen  Konsularkupfers  keine  chronologischen  Ergebnisse  yon 
i^fnid  erheblicher  Bedeutung  gezogen  werden  können. 

5)  Mommsen-Blaeas  Dp.  163,  III  p.  8,  wodurch  der  in  der  Gesch.  des  röm. 
Miizwesens  S.  383.  418  (II  p.  73  f.  148)  ausgesprochene  Satz,  dafs  nach  dem 
J*  74  bis  zum  Ende  der  Republik  in  der  Stadt  gar  kein  Kupfer  geschlagen 
worden  sei ,  eine  Beschränkung  erfährt.  Aufserhalb  Roms  ist  yon  Feldherrn 
•iKh  während  dieser  Periode  hin  und  wieder  Kupfer  ausgemünzt  worden  (§  38, 5). 

19* 


292  RÖMISCHE  SILBERWAHRUNG.  $  S6, ».  4. 

Das  Gepräge  des  Kupfers  blieb  mit  selteDen  AusnahmeD  unver- 
äodert  das  der  früheren  Zeit^)  Die  höchsten  Nominale,  der  Deeussis^ 
Tressis  und  Dupondius,  verschwanden  bald  seit  der  Reduction  des  Asses 
auf  den  Uncialfufs  (§  35,  6);  die  kleinsten,  Sextans  und  Uncia,  werden 
selten.  Im  Semuncialfufs  herrschen  As,  Semis  und  Quadrans  vor.^) 

Die  alte  Rechnungsweise  nach  dem  libralen  As  oder  dem  As  aeris 
gravis  bUeb  auch  nach  dem  Flaminischen  Gesetze  unverändert,  nur 
dafs  fortan  4  Münzasse  auf  den  Rechnungsas  gingen.  Hieran  knüpfte 
der  Consul  Valerius  Flaccus  an ,  als  er  im  J.  86  unter  Cinnas  Gewah- 
herrschaft  ein  Gesetz  einbrachte,  wonach  alle  Schulden  auf  den  vierlen 
Teil  reduciert,  mithin  die  Gläubiger  um  75  Procent  ihrer  Forderungen 
betrogen  wurden.^)  Es  sollte  nämlich  anstatt  jedes  Rechnungsasses 
oder  Sesterzes  nur  ein  Münzas  «»  V«  Sesterz  gezahlt,  oder,  wie  es  bei 
Sallust  heifst,  das  Silber  durch  Kupfer  getilgt  werden.  Das  Gesetz  be- 
traf also  nicht  sowohl  die  Münzwährung,  welche  unverändert  fortbe- 
stand ,  sondern  es  bezeichnete  nur  die  willkürliche  Herabsetzung  der 
Schulden  durch  Gleichstellung  der  höheren  geschuldeten  Mttnzsorte 
mit  der  niedrigeren  zurückzuzahlenden.  Übrigens  war  diese  Gewalt- 
mafsregel  nicht  von  langer  Dauer,  da  Sulla  bei  seiner  Restauration  das 
Gesetz  wieder  aufhob. 

4.  Ehe  wir  zur  Wertbestimmung  des  Gonrantes  der  römischen 
Republik  übergehen,  bt  noch  in  Kürze  die  Art,  wie  die  Römer  ihr 
Geld  zählten,  darzustellen.  Der  Denar,  die  fast  allein  kursierende Silber- 
mUnze,  wird  in  der  Rechnung  nur  selten  gebraucht.^)   Die  gewöhn- 


1)  Mommsen-Blacas  n  p.  184  ff.,  und  vergL  die  AbbildaogeD  lY  pl.  XXV  ff. 

2)  Derselbe  n  p.  75  f.  14S.  Als  vereinzelte  AusnahmeD  erscheinen  der  d^ 
drans  and  bet  des  Mfinzmeisters  Gassius  (II  p.  76,  in  p.  404,  IV  pl.  XXVm  fi^. 
6.  7),  femer  eine  in  Paestum  geprägte  sescuncia  (U  p.  76).  Der  quadrans  gilt 
als  die  kleinste  flbliche  Scheidemünze  bei  Gic  pro  Gael.  26,  62,  Horat  SaU  1, 
3,  t37,  loTen.  6,  447.  Yergl.  Marqnardt  Rom.  SUatsrerw.  II  S.  30,  Privatalter- 
tamer  I  S.  280. 

3)  Vellei.  2,  23:  in  huius  (Marii  cos.  VII)  locum  suffectus  Valerius  Flaccos 
turpissimae  legis  auctor,  qua  creditoribns  quadrantem  solvi  ius  erat(Momm9ea 
für  fu4ieratj.  SaU.  GatU.  33,  2:  novissume  memoria  nostra  propter  magniUi« 
dinem  aeris  alieni  —  argentum  aere  solutum  est.  Vergl.  Mommsen  S.  383  f. 
(II  p.  74  f.). 

4)  Varro  de  1.  Lat.  8,  7 1  fährt  den  Ausdruck  mille  denarium  an.  Gic.  Verr. 
11,  2,  45,  137  hat  denarii  trecenU  und  denarium  XXXIX  välia.  Ffinfhundeii 
bigaü  werden  bei  Liv.  23,  15,  15  als  Ehrengeschenk  ausgezahlt;  ebensoTiele 
denarii  sind  der  Preis,  um  welchen  bei  Suet  Aug.  67  ein  kaiserlicher  Sklave 
zur  Auslieferung  eines  Briefes  bestochen  wird.  Tria  denaria  als  BexeichnoBg 
für  3000  Denare  findet  sich  in  einem  Testamente  Digest  31,  88  §  10.  Hier  ist 
denarius,  ebenso  wie  sonst  häufig  $e$terHut  (S.  293  Anm.  4),  adjektivisch  xu 
miHa  gesetzt  und  letzteres  dann  ausgelassen  worden.    Häufig  rührt  die  Rech- 


§  3«,  4.  SESTERZREGHNUNG.  293 

liehe  Rechnungsmünze  war,  wie  schon  wiederholt  bemerkt  worden, 
der  ahe  iibrale  As,  bezeichnet  durch  den  Zusatz  aehs  oder  aeris  grämt 
zu  der  Angabe  der  Zahl  <),  oder  dessen  Äquivalent  in  Silber,  der  Se- 
Sterz,  vollständig  Hstertiw  ntüfimiis,  oft  auch  schlechthin  nunrnm  ge^ 
nannt^)  Da  der  Sesterz  nur  einen  sehr  geringen  Wertbetrag  darstellte, 
so  ftlhrte  das  Bedürfnis  ganz  von  selbst  darauf  gewisse  Abkürzungen 
des  sprachlichen  Ausdruckes  für  die  Bezeichnung  grölserer  Summen 
anzuwenden. 

Bis  lausend  werden  die  Sesterze  einfach  gezählt.  3)  Bei  den  Mehr- 
fachen von  tausend  werden  entweder  die  MUnzbezeichnungen  $e$tertiuSj 
se$iertiu$  n^tmmus  oder  blos  nummus  im  Genitiv  hinzugesetzt,  oder  das 
Adjektiv  $e$tertiu8  tritt  nach  einem  auch  sonst  vorkommenden  Sprach- 
gebrauche appositiv  zu  milia*)^  und  milia  selbst  wird  dann  bisweilen 

QODg  nach  Denaren  daher,  da£s  griechische  Quellen  zu  Grunde  liegen,  denarius 
also  die  Obersetzung  von  S^axfi^  ist  (vergl.  §  32,  1).  So  bei  Plin.  12  §  28. 
36.  41.  43  und  anderwärts. 

1)  liy.  22,  33,  2:  aeris  gravis  Tiginti  milia,  Gell.  tO,  6,  3:  aeris  gravis  vi- 
ginti  quinque  milia,  Liv.  40,  52,  1:  viginti  milia  aeris.  Derselbe  24,  11,  7  f. 
ffihrt  nach  einander  auf  die  Betrage  miHbus  aeris  L,  dann  eenium  mtHa,  ferner 
CCC  (nämlich  miHa),  endlich  deeiens  aeris  (nämlich  cerUena  nälia).  Yergl. 
auch  oben  S.  273  Anm.  3.  Weitere  Belegstellen  sind  zu  finden  bei  Mommsen 
S.  381  Anm.  43  (Traduct  Blacas  U  p.  70),  Marquardt  Römische  SUatsverw.  n 
S.  15 L  FQr  die  Rechnung  nach  leichten  Assen  mittels  des  Zusatzes  aeris 
finden  «eh  Belege  seit  der  letzten  Reduktion  des  Asses  auf  7«  Sesten.  Doch 
werden  auf  diese^  Weise  nur  kleinere  Beträge,  deren  Zahlung  in  wirklicher 
Sdieidemünze  erfolgte,  bezeichnet    Yergl.  unten  S.  297. 

2)  Sestertitu  nummus  z.  B.  bei  CoIudl  3,  3,  9,  Yarro  de  r.  r.  3,  6,  1 ;  sehr 
häufig  sestertio  nutnmoi  Gic.  Rabir  t7,  45,  Yitr.  1,  4, 12,  Liv.  Perioch.  55  u.  ö. 
Das  einfache  nurmmts  bei  Gic.  Yerr.  U,  3,  60,  140,  mehrmals  bei  Golum.  3,  3  u.  a. 

3)  Z.  B.  bei  Golum.  a.  a.  0.:  mille  nongentos  quinquaginta  sestertios  num- 
mos  —  sestertüs  sexcentis  nummis. 

A)  Gewöhnlich  wird  der  Plural  sesterUa  so  erklärt,  dafs  aus  der  Formel 
miUß  sesterHum,  wo  sesterUum  Genitiv  ist,  ein  neutrales  Substantiv  gebildet 
und  dieses  in  den  Plural  gesetzt  worden  sei.  AUein  es  ist  zu  beachten,  dafs 
sesiertius  ursprflnglich  Adjektiv  ist.  Nun  kann  zu  miUaf  worauf  schon  Sca- 
liger de  re  nummaria  p.  69  ff.  hinwies,  ein  adjektivischer  Begriff  auch  appo- 
sittT,  anstatt  im  Genitiv,  treten.  Wie  Gäsar  sedeeim  ndUa  expedita  und  ar- 
maia  mitia  eentum  schreibt  (Kraner  zu  B.  Gall.  1,  49,  3),  so  sagen  Yarro  und 
Golnmella  duodena  nUHa  sestertiay  sesterUis  octo  nUtihus  (S.  294  Anm.  5), 
worauf  dann  weiter  milia  auch  ausgelassen  wird.  Dafs  sich  in  diesem  Falle 
sestertia  der  substantivischen  Bedeutung  nähert  (man  vergl.  besonders  Juven. 
4, 16),  mag  gern  zugegeben  werden.  —  Der  Streit  über  die  verschiedenen  Be- 
deutungen von  sestertius  ist  von  früheren  Melrologen  mit  grofsem  Eifer  geführt 
worden.  Über  Budaeus  s.  oben  S.  15  mit  Anm.  1 ;  über  Scaliger  und  andere 
ist  am  besten  auf  die  Zusammenstellung  bei  Salmasius  Gonfutatio  aoimadv. 
Gereoetii  p.  250  f.  zu  verweisen.  Neuerdings  hat  Joach.  Marquardt  Rom.  Staats- 
Terw.  n  S.  41.  um  den  Plural  sestertia  in  der  Bedeutung  von  1000  Sesterzen 
zu  erklären,  ein  pondus  sestertium  im  Betrage  von  250  iknaren  oder  27*  st- 
tiKhen  Minen  (}  32,  1)  angenommen,  wofür  freilich  kein  direktes  Zeugnis  sich 


294  RÖMISCHE  SILBERWÄHRUNG.  $  se,  4. 

ausgelassen.  Wohl  nur  dichterisch  steht  auch  mtlüi  allein  ohne  Meüertia. 
Eine  besondere  Abkürzung  des  Ausdruckes  ist  der  Gebrauch  des  bloüsen 
Zahlwortes,  x.  B.  decam,  statt  decem  mlia  i$tterti0rum.  Daraus  ergiebt 
sich  folgende  Übersicht  der  QbUchen  Ausdrucksweisen: 

duo  milia  sestertiorum^) 

sestertium  decem  milia^) 

sestertium  sexagena  milia  nummum^) 

quinque  milia  uummum^) 

duodena  milia  sestertia^) 

sescena  seslertia*) 

milia  centum^) 

scribe  decem.^) 

findet  Didymos  bei  Prise  de  fig.  nmner.  18  (Metrol.  Script  n  p.  86)  kennt  nur 
ein  crjarä(fTiav/i  als  Mflnze  im  Betrag  von  2Vs  Assen  und  setzt  hiernach  ra 
%iha  €tjinä(fTia  gleich  250  8ijva(fMi  oder  1000  rovfiuoi. 

1)  Golum.  3,  3,  13.  Nach  Gic.  Or.  47,  157  soll  die  GenitiTfoni  immer 
sestertium  lauten ;  doch  es  hatte  der  Sprachgebrauch  wohl  noch  bisweilen  die 
YoUe  Form. 

2)  Gai.  Instit  4,  21.  Ebenso  ist,  yerglichen  mit  voriger  Anm.,  beispiels- 
weise zu  lesen  das  Zeichen  HS  bei  Gic.  ijo^Verr.  act.  sec  4,  6, 12 :  HS  sex  mili- 
bns  et  10 ;  und  es  ist  ebenda  7  §  14  HS  XL  soviel  als  sestertium  quadraginie 
miHhus.  Ebenso  Plin.  10,  20  §  45:  HS  aexagena  milia,  Gic.  in  Verr.  act  sec. 
1,  36,  92 f.:  HS  sexcenta  milia,  und  entsprechend  oft  anderwärts. 

3)  Varro  de  r.  r.  3, 6, 1.  Quintil.  7, 6, 1 1 :  sestertium  nummum  quinque  milia. 

4)  Gic.  in  Verr.  act  sec.  3,  60,  140.    Ebenso  bina  out  tema  miUm  mm- 
mum,  XX  miHa  nummum  derselbe  ebenda  50  J  118  f.,  vieena  quatemm  müie         I 
nummum  Suet  Gaes.  38.    Femer  in  gleicher  Weise,  nur  mit  der  yoUen  Geni-         ' 
tivform,  Horat  Epist  2,  2,  5:  nummorum  milibus  octo,  Golum.  3,  S:  totidea 
milibus  nummorum,  Suet  Aug.  101:  singula  milia  nummorum. 

5)  Varro  de  r.  r.  3,  17,  3.  Derselbe  3,  6,  6 :  quadrageoa  milia  aestertia,  2, 
1, 14:  sestertiis  milibus  LX.  Golum.  3,  3,  8:  sestertiis  octo  milibus,  und  ent- 
sprechend öfters.  Plinius  19,  8  §  152:  sestertia  sena  milia.  Macrdi.  2,  4,31: 
sestertia  centum  milia. 

6)  Gic.  Parad.  6,  3,  49 :  capit  ille  ex  suis  praediis  sescena  sestertia ,  ego 
centena  ex  meis.  So  ist  auch  bei  demselben  ad  fam.  5,  20,  9  in  der  Angabe 
ista  HS  centum  das  Münzzeichen  aufzulösen  zu  sestertia ,  und  entsprechend 
vorher  §  8  f.  de  HS  centum  zu  lesen  de  sestertiis  centum;  also  auch  woU  in 
Verr.  act.  sec  2,  20,  50  HS  ducenta  quinquaginta  soviel  als  sestertia  u.  s.  w. 
Häufiger  findet  sich  diese  abgekdrzte  Ausdrucksweise  bei  Späteren,  besonders 
Dichtern.  Sali.  Gatil.  30,6:  sestertia  ducenta.  Suet  Gaes.  38:  bina  sestertia, 
Tib.  42:  sestertia  ducenta,  und  entsprechend  öfters  anderwärts.  Gell.  5,2,2: 
sestertia  trecenta  duodecim.  Seneca  bei  Prise,  de  fig.  numer.  14:  viginti 
qnattuor  sestertia.  Horat  Epist  1,  7,  80:  Septem  sestertia;  ebend.  2,  2,  33: 
bis  dena  sestertia  nummum.  Martial.  6,  20, 1 :  mutna  te  centum  sestertia,  Pboebe, 
rogavi ;  ähnlich  derselbe  2,  63,  1.  6,  30.  10,  75,  3. 

7)  Horat  Sat  2,  3,  23;  viginti  und  duo  milia  Martial  10,  75,  1.  5;  sex 
nttUbus  Juven.  4,  15. 

8)  Horat  Sat  2,  3,  69.  Desgleichen  häufig  in  den  Pandekten:  vergL  G. 
T.  A.  Krfigers  Exkurs  zu  der  angef.  Stelle  des  Horaz. 


I  s«.  4.  SBSTERZRBGHNUNG.  295 

Die  VerbinduDg  Yon  mebreren  Tausenden  mit  kleineren  Betrttgen  mögen 
folgende  Beiquele  zeigen: 

sestertia  tria  milia  et  quadringenti  octoginta  nummi 
XXXn  mflinm  quadringentorum  LXXX  nummorum.^) 
In  dieser  Weise  wmtle  bis  zu  900  000  Sesterzen  fortgezählt  Die  dar- 
ober hinausgehenden  Zahlen  werden  im  Lateinischen  bekanntlich  mit 
Holfe  der  Zahladverbien  gebildet.^)  Demnach  heifst  eine  Million  Sesterze 
ToDstandig  dectet  cmUena  miUa  sesteriium.^)  Dafür  wird  aber  in  der 
Regel  kürzer  dedes  8€9iertium  gesprochen  und  geschrieben,  und  so  fort 
vieks,  trkies  bis  miUe$  und  darüber  gezählt  Die  Genitivbedeutung  von 
$ettertium  ging  dabei  ganz  verloren,  das  Wort  wurde  als  ein  sächliches 
Substantiv  betrachtet  und  demgemäfe  im  Singular  durchdekliniert.  4)  So 
bildeten  sich  die  Römer,  ähnlich  wie  die  Griechen  in  ihrem  Talent,  eine 
grofee  Rechnungsmünze,  deren  Betrag,  wie  später  noch  zu  zeigen, 
während  der  Republik  auf  17540,  in  der  Kaiserzeit  auf  21 750  Hark 
anzusetzen  ist.  Darauf  mufste  schon  hier  hingewiesen  werden,  weil  wir 
bei  der  Lektüre  der  Alten  von  derartigen  Summen  uns  keine  rechte 
Vorstellung  machen  können,  wenn  wir  nur  an  die  kleine  Scheidemünze, 
den  Sesterz,  denken,  während  wir,  sobald  wir  den  Betrag  des  Sester- 
titun  gegenwärtig  haben,  sie  leicht  verstehen. 

1)  Golom.  3,  3,  9.  Weiter  folgen  an  derselben  Stelle  noch  einige  andere 
Beispiele  der  Art.  Als  Beleg  ans  Cicero  sei  angeführt  in  Verr.  act  sec.  4,  6, 
12:  HS  sex  milibos  et  10,  d.  L  sestertium  sex  nUUbui  et  qtdngentU  (naml. 
<er(0rl£u). 

2)  PUn.  33, 10  §  t33:  non  erat  apod  antiqnos  numerus  ultra  centum  milia, 
ittqpe  et  hodie  multipUcantur  haec,  ut  dedes  centena  aut  saepius  dicantur. 
—  lo  der  Schreibung  der  Endungen  der  Zahladverbia  ist  oben  im  Text  die 
öbliche  Schulorthographie  iu  (statt  ieru)  nach  W.  Brambach  Die  Neugestaltung 
der  lat.  (hthographie  S.  268  f.  beibehalten  worden,  dagegen  in  den  Belegstellen 
die  beste  handscnrifUiche  Überlieferung  mafsffebend  gewesen. 

3)  Gic  in  Verr.  act  sec.  1,  10,  28:  HS  decies  centena  milia.  Dichterisch 
steht  dafür  auch  deciet  centena  (Hör.  Sat  1,  3,  15,  luven.  10,  335)  oder  dedens 
mUa  eentum  (Martial.  1,  103,  1).  Als  Beispiel  einer  höheren,  in  der  Tollen 
Form  bezeichneten  Summe  möge  dienen  nuUens  centena  milia  testertium  bei 
PHo.  1^18  §  84. 

4)  Eine  reiche  Sammlung  von  Belegen  giebt  Gronov  de  sestert  p.  146—155. 
Du  Nötigste  findet  man  auch  bei  Zumpt  Lat  Gramm,  ft  873.  Wie  der  GenitiT 
9ettertium  bei  centena  miHa  (s.  vorige  Aum.),  so  bleibt  auch  das  substan- 
tiviscbe  tetUrtUtm  bisweilen  weg.  Suet.  Vespas.  16:  quadringenties  milles 
opus  esae.  liv.  38,  55,  9 :  potius  quadragiens  quam  ducentiens  quadragiens 
jitem  aestimatam,  ebenda  12:  indignantem,  quod,  cum  bis  miiliens  in  aerarium 
intolisset,  quadragiens  ratio  ab  se  posceretur,  wo  der  Reihe  nach  die  Formen 
feHertiOy  setterUum,  sestertii  zu  ergänzen  sind.  Macrob.  2,  4,  23 :  aes  alienum 
^  exBolverat  numerato  quadragies.  Horat  Sat  1,  3,  237 :  sume  tibi  deciens, 
cbead.  240:  deciens  solidum  absorberet.  Mart  1, 99, 1 :  plenum  yiciens  habebas, 
^»end.  4:  optarent  tibi  centiens  amici,  und  ähnlich  3,  22, 1  f.  4,  66, 17.  9,  82,  5. 


296  RÖAUSCHE  SILBERWÄHRDNG.  f  3«,  4. 

Beträge  Ober  milies  sestertinm  werden  durch  davorgesetzte  Zahl- 
adverbien ausgedrückt,  z.  B.  quaterdmet  milm'^  14  OOOmal  ein  Sester- 
tium,  während  milk$  et  quingetUies  nur  1500  mal  bedeutet,  i)  Wie 
Beträge  von  einer  oder  mehreren  Millionen  mit  kleineren  Zahlen  zu- 
sammengestellt werden,  zeigen  zwei  Beispiele  bei  Cicero:  HS  decie$et 
octingenta  milia  und  viciei  ducenta  triginta  quinque  miUa  quadringm" 
tos  XVII  nummos «■  2  235 417  Sesterzen.  In  diesem  Falle  kann  selbst 
mille  fttr  dedes  (cmtena)  stehen:  HS  miUe  sexcmta  triginta  quinque 
milia  quadringentos  XYII  nummos  »>  1 635  417  Sesterzen. 2) 

In  den  meisten  Fällen  wird  das  Woi*t  Sesterz  nicht  ausgeschrie- 
ben, sondern  mit  dem  alten  Münzzeichen  IIS  (§  35,  1),  in  den  Hand- 
schriften gewöhnlich  mit  der  durchstrichenen  Form  (S.  286),  in  unsern 
Textausgaben  durch  HS  bezeichnet.  Wenn  dabei  die  Zahlen  ausge- 
schrieben wurden,  so  war  eine  Verwechselung  nicht  möglich,  denn  die 
Ausdrücke  HS  decem,  HS  decem  müia  und  HS  decitt  unterscheiden 
sich  vollkommen  deutlich.  Diese  genaue  Bezeichnung  sollte  überall, 
wo  etwas  darauf  ankam,  z.  B.  in  Testamenten,  angewendet  werden.^) 
Allein  in  der  Rechnung  bediente  man  sich  der  Zahbseicben  in  der 
auch  sonst  ganz  üblichen  Weise,  dafe  man  die  Tausende  durch  einen 
darüber  gezogenen  Strich,  die  Hunderttausende  aufserdem  noch  durch 
zwei  Striche  an  der  Seite  bezeichnete.  4)  Es  sind  also 

HS  X  «=B  decem  sestertii 

HS  X  «s  decem  milia  sestertium  ^) 

HS  |T|  =  decies  sestertium.«) 

1)  Beide  Angaben  bei  Suet.  Ang.  10  i.  Daher  ist  auch  vieiet  ae  tepUei 
tniHes  sestertium  bei  Säet.  Galig.  37  zu  deuten  als  2700  Millionen  Sesterzen. 
Vergl.  ebenda  Vespas.  16  quadringenties  milies  ■■  40  000  Millionen  Sesteneo. 

2)  Gic  in  Verr.  act.  sec.  1,  39,  100  and  14,  36. 

3)  Nach  Suet.  Galb.  5  hatte  Livia  Augusta  dem  Galba  sestertium  quingen- 
ties  vermacht,  Tiberius  aber  diese  Summe  ad  quingenta  (sestertia)  reduciert, 
quia  notata  non  perscripta  erat  summa.  Er  las  also  HSD  fOr  HS[D1. 

4)  Vergl.  Marquardt  Römische  Staatsverw.  II  S.  39  f.  Die  Torkommendea 
Ausnahmen  behandelt  derselbe  S.  39  Anm.  2  und  Römische  Privataltert.  I S.  98 
Anm.  522.  Vergl.  auch  M.  Gantor  Vorlesungen  Ober  Geschichte  der  Mathe- 
matik I  S.  444.  _ 

5)  So  z.  B.  bei  Gic.  in  Verr.  act.  sec.  3,  58, 135 ;  60, 140:  HSV  —  sestertium 
quinque  milibus;  Plin  33,  2  J  32 :  HSGGGG  «=  sestertium  quadringentis  milibos; 
ebend.  10,  51  §  141 :  BSG  und  HSVl 

6)  Vergl.  Plin.  36,  15  §  103  HSfäcl  «=  seslertio  milies;  HS[GXLVDI|«8e8- 
tertio  centies  duodequinquagies;  und  über  die  Zusammenstellung  gröDserer  und 
kleinerer  Betrage  denselben  33, 3  $  55 :  [LXl]*XXX  V*GGGG  «  6 135  400  und  |XW] 
tXX'DGGGXXXl«  1 620831  Sesterzen. 


$36,4.5.  SESTERZREGHNUNG.  WERTBESTIMMUNG.  297 

Mehrfache  von  taasend  werden  auch  durch  die  gewöhnlichen 
Zahlen  mit  Beifügung  ron  M  oder  oo  gegeben.  ^ 

Auch  die  Schreibweise  CIO  für  1000,  CCIOO  für  10000, 
CCCIOOO  für  100000,  nebst  der  entsprechenden  Bezeichnung  der 
halben  Sununen,  nSmlich  10  für  500,  lOO  für  5000, 1000  für  50000 
findet  sich  bei  der  Sesterzrechnung.^) 

Betrage  unter  einem  Denar  wurden  in  volkstümUcher  Weise  nicht 
sehen  durch  das  blolse  Zahlwort  mit  dem  Zusatz  aeris  ausgedrückt, 
z.  B.  duodeeim  aeris ^  oetoni  aeris  statt  ebenso  vieler  asses.^  Hier  be- 
zeichnet also  aeris  den  leichten  As,  das  Viertel  des  Sesterzes,  während 
sonst,  namentlich  bei  gröfseren  Summen ,  aeris  (nämlich  gravis)  den 
Sesterz  selbst  bedeutet  (§  35,  4).  Dafs  man  duodeeim  aeris  und  nicht 
tres  sestertii  oder  nummi^  octoni  aeris  und  nicht  duo  sestertii  oder  qui- 
nams  sagte,  erklärt  sich  leicht  aus  dem  Zusammenhange  der  Stellen 
bei  Gcero  und  Horatius,  da  hier  offenbar  die  kupferne  Scheidemünze 
ab  Zahlungsmittel  vorschwebt. 

5.  Die  Wertbestimmung  des  Courantes  der  römischen  Republik 
macht,  da  das  Normalgewicht  des  Denars  sicher  ermittelt  ist,  keine 
weitere  Schwierigkeit.  Denn  die  Legierung  in  dem  römischen  Silber  ist 
ebenso  verschwindend  klein,  wie  in  der  attischen  Münze,  und  darf  des- 
halb ebensowenig  hier  wie  dort  in  Rechnung  gebracht  werden.  Der 
Absicht  nach  soUten  auch  die  römischen  Münzen  vollkommen  fein  sein. 
Sulla  setzte  durch  ein  eigenes  Gesetz  Strafe  auf  Verßdschung  der 
Mflnze^);  dasselbe  Verbot  wurde  in  der  Kaiserzeit  von  Augustus  in 
dem  Julischen  Gesetze  über  Peculalus  von  neuem  eingeschärft^),  und 
später  von  Tacitus  und  den  oströmischen  Kaisern  wiederholt.^)  Dafs 

1)  Gic  pro  Q.  Rose.  10,  28  f.:  HSmioc.    Marquardt  a  a.  0.  S.  39. 

2)  Mehrfache  Beispiele  bietet  Cicero  pro  Q.  Rose.  1,  4;  4, 11.  12;  8.  22—24; 
10, 28.  29;  11,  32;  14,  40—42;  15,  43;  16,  48-17,  51 ;  18,  55.  Das  Zeichen  10 
»  500  ist  bereits  oben  S.  295  Anm.  1  nachgewieseD  worden.  Andere  Belege 
i.  bei  Marquardt  S.  40. 

3)  Yergl.  W.  Christ  in  Fleckeisens  Jahrb.  (1.  AbteU.  der  Jahrb.  ffir  Philo- 
logie n.  Padäg.,  Leipzig,  Teubner)  1865  S.  443.  Oetoni  aeris  wird  bezeugt 
in  der  Inschrift  bei  Orelli-Henzen  Nr.  7115,  im  Censorenedikt  aus  dem  J.  89  v. 
Chr.  bei  Plin.  14,  14  $  95  und  von  Horat.  Sat  1,  6,  75:  octonos  referentes  idi- 
hos  aeris.  Duodeeim  aeris  findet  sich  als  winziger  Wert  mitten  zwischen  sehr 
gro&en  Summen  bei  Cic.  pro  Q.  Rose  10,  28. 

4)  Dig.  48, 10,  9:  lege  Cornelia  cavetur,  ut  qui  in  aurum  Titii  ^uid  ad- 
^erit,  qui  argenteos  nummos  adulterinos  flaverit,  falsi  crimine  teneri. 

5)  Ulpian.  Dig.  48, 13, 1:  lege  lulia  peculatus  cavetur,  —  neve  quis  in 
aorum  argenlnm  aes  publicum  quid  indat  neve  immisceat.  Dals  das  Gesetz 
^  Aogustos  zugeschrieben  werden  muls,  zeigt  Mommsen  S.  763  (Traduct. 
Blicas  m  p.  37). 

6)  Script  Bist.  Aug.  ViU  Tacit  9.   Dig.  a.  a.  0. 


298  RÖMISCHE  SILBERWÄHRUNG.  $  3«,  5, 

die  MüDEbeamten  der  Republik  gewiseeDhaft  prXgten,  haben  die  ange- 
stellten Proben  von  SilbermOnien  besUtigt  Die  Deiare  vom  feinsten 
Korn  haben  nur  2  bis  7  Tausendstel  Legierung,  die  meisten  andern 
stehen  noeh  auf  dem  Feingehalt  von  0,99  und  0,98.  Freilich  finden  «ch 
auch  weniger  feine  Stücke,  doch  sinkt  der  Feingehalt  nur  ausndunt- 
vireise  unter  0,96  J)  Überdies  enthält  auch  das  römische  Silber,  wie  das 
attische,  etwas  Gold,  welches  den  Minderwert  der  Legierung  reiehlidi 
deckt  2)  Wir  bringen  also  das  Metall  als  vollkommen  fein  in  Rechnung 
und  bestimmen  danach  den  republikanischen  Denar  von  l^4  Pfund  =>- 
3,898  Gr.  Normalgewicht  zu  0,7016  Mark'),  woraus  sich  weiter  fol- 
gende Cbersicht  der  Werte  des  römischen  Silbercourantes  ergiebt: 


1)  Darcet  (bei  Letronne  Gonsid.  p.  84)  fand  den  Feingehalt  in  den  Silber- 
mflnzen  der  Republik  swischen  0,993  und  0,965.  Der  höchste  Feingehalt  ist  der 
Yon  Thomson  gefundene  von  0,998  (bei  Schiassi  Del  ritroTamento  di  medaglie 
—  fatto  a  Gadiiano,  Bologna  1820  p.  33).  Vier  Frohen  bei  Rauch  (MittheiL  der 
numism.  Gesellsch.  in  Berlin,  Heft  3  (1857)  S.  295)  ergaben  0,990.  Diemeistea 
Stücke  stehen  von  da  an  bis  0,98  oder  ein  wenig  darunter,  seltener  gehen  de 
bis  0,96,  nur  ausnahmsweise  stehen  sie  noch  niedriger  (vergl.  die  Zusammen- 
stellung bei  Mommsen  S.  385  Anm.  59  -»  n  p.  78,  welchem  Lenormant  I  p.  160 
sich  anschliefst).  Weitere,  in  den  Jahren  1869  und  1870  Teraustaltete  Proben 
ergaben  für  87  römische  Faroiliendenare  und  8  Quinare  den  darchschnitÜicbeD 
Feingehalt  von  0,966.  Genau  dasselbe  Resultat  lieferten  auch  50  Kaisermünzen. 
A.  T.  Ranch  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1874  S.  33.  34.  —  Ober  die  seil- 
weilig  auch  unter  staatlicher  Garantie  ausgegebenen  plattierten  and  ihrem  (vebalt 
nach-  fast  ganz  wertlosen  Silbermünzen  vergl.  Mommsen  S.  385  ff,  (U  p.  78  ff.)f 
Marquardt  Römische  Staatsverw.  n  S.  18,  Lenormant  I  p.  221  ff.  227  fil,  d'Ailly 
Recherches  11  p.  31  ff.  (letzterer  hält  es  für  unmöglich,  dafs  solche  gefutterte 
Studie  aus  der  Münzstatte  des  Staates  hervorgegangen  seien). 

2)  Ein  für  Hussey  (p.  141)  analysierter  Quiuar  der  Republik  ergab  in  Talen 
des  Troypfundes  (vergl.  oben  S.  233  Anm.  5): 

Silber 11  02.  11  dwU.  Ih  grs. 

Gold —   ,—     .     21. 

Legierung     ....    —   ^     7     »      12   » 

Die  21  Grains  Gold  auf  Silberwert  redudert  entsprechen  13  dwU.  XZ^/tgn.  Silber, 
haben  also  gerade  den  doppelten  Wert  des  Silberquantums,  welches  wegen  der 
Legierung  in  Abzug  zu  bringen  wäre.  Dagegen  kann  nicht  in  Betradit  kommen 
der  von  £.  v.  Bibra  Über  alte  Eisen-  und  Silberfunde,  Nürnberg  u.  Leijpiig  1873, 
S.  37  analysierte  Denar  des  Triumvir  Antonius,  welcher  aufser  0,925  Silber  und 
0,001  Gold  noch  0,074  Legierung  an  Kupfer  nebst  Blei  und  Zinn  enthält,  mitbin 
in  sdnem  gesamten  Metall  wert  merklich  von  einem  gleich  schweren  Stücke  von 
reinem  Silber  überlroffen  werden  würde.  Andere  ebenda  analysierte  Kaiser- 
denare zeigen  dnen  Goldgehalt  von  durchschnittlich  mehr  als  0,003  (abgesehen 
^  von  dnigen  Stücken,  wdche  sogar  0,015  bis  0,02  Gold  enthielten),  d.  1.  mehr 
als  genug  um  eine  Silbermünze  von  0,966  Fdugehalt  (s.  vorige  Anm.)  vollwertig 
zu  machen. 

3)  Die  Berechnunff  beruht  auf  den  S.  25  und  172  angegebenen  Voraofl- 
setzungen,  wonach  1  Gramm  Silber.  —  0,18  Mark  ist  Von  den  früheren  Be- 
stiDunungen  des  republikanischen  Denars  mögen  hier  erwähnt  werden  die  von 


$)6,ft.S7a.  WERTBESTIMBIUNG.  299 

Sestorz       —  18  Pf. 

Quinar       «»  35   ^ 

Victoriatiis  «■  53   „ 

Denar         —  70   „ 
Ferner  beträgt  die  grofse  Rechnungssumme,  das  Sestertium,  17540  M. 
Das  Kupfergeld  richtet  sich  als  Scheidemünze  nach  dem  Werte 
des  Silbercourantes,  also  konunt  der  As  zum  Werte  von  Vie  Denar  zum 
Ansatz.  Somit  gik  ein 

As  —  4,4  Pf. 

Semis       «-  2,2  „ 

Triens      — ^  1,5  „ 

Quadrans  «■  1,1   „ 

Sextans    =  0,7  „ 

Uncia       —  0,4  „ 
Die  weitere  Reduktion  giebt  Tab.  XIX  A. 

I  37.   Die  Goldprägung  der  Hfmüeken  Republik, 

1.  Schon  lange  rorher,  ehe  im  römischen  Staate  das  Gold  als 
Mflnze  ausgeprägt  wurde,  cirkulierte  es  in  der  Form  von  Barren, 
wefche  nach  dem  Gewicht  genommen  wurden.  Der  Staat  hatte  hier 
nur  die  Feinheit  des  Metalles  zu  kontrollieren ,  und  in  der  That  war 
Legierung  der  Barren  gesetzlich  ebenso,  wie  Fälschung  der  Silber- 
mflnze,  verpönt.^)  Solche  Barren  befanden  sich  bereits  vor  Beginn  der 


Letroone  (Gonsid.  g6o.  p.  85) .    .    .    .    66,4  Pf.  («  0,82  Francs) 

Worm  (p.  32) 66,8  •    (»  19,099  Kreuzer  Konv.) 

Huaey  (p.  141)    ........    71,9  .    (— >«<»/807  Shilling,  das  Pf.  St 

zu  20  Mark  gerechnet) 
Dorean  de  la  Malle  (Econ.  I  p.  46)     .    62,9  ,    («  0,7763  Francs) 
Mommsen  (S.  900  -i  IH  p.  491)     .    .    66      „ 
Raoch  (Zeitschr.  f.  Nnm.  1874  S.  34  f.)    60      » 
IMe  Abweichungen  von  nnserm  Ansatz,  dem  Marqtiardt  Römische  Staatsverw.  n 
S.70ff.  sich  anschliefst,  erkUren  sich  ans  verschiedenen  Grfinden.    Mommsen 
Mtzi,  wie  bereits  oben  S.  235  Anm.  1  bemerkt,  den  Thaler  za  hoch  an.    Die 
iUmgea  machen  einen  Abzug  auf  die  Legierung  und  nehmen  zum  Teil  das  Ge- 
^Hcht  etwas  niedriger.    Der  hohe  Ansatz  Husse^s  kommt  auf  Rechnung  der 
beotigen  englischen  Goldwährung;  Silber  gegen  Silber  geglichen  wäre  der  Denar 
seinem  Ansätze  gemäft  nur  »»  67,6  Pf.    Am  unzuverlässigsten  ist  der  Ansatz 
▼Ol  Dureau  de  la  Malle,  da  dieser  den  Silberwert  indirekt  aus  dem  Goldwerte 
^  J.  547  der  SUdt  ableitet 

t)  S.  die  oben  S.  297  Anm.  4  angeführte  Bestimmung  aus  dem  Münzgesetze 
SoHas.  Den  Feingehalt  der  Goldbarren  zu  überwachen  war,  wie  der  Titel  be^ 
^chnet,  Aufgabe  der  tresviri  aere  argento  auro  flando  feriimdo  (J  35,  t). 
"^  die  durch  feriundo  bezeichnete  Obliegenheit  bezog  sich  bei  Einrichtung 
^«er  Behörde  nur  auf  die  beiden  erstgenannten  Metalle,  während  anlangend 


800  GOLDPRÄGUNG  DER  RÖMISCHEN  REPUBLIK.  i  37.  i. 

SilberprägUDg  im  römischen  Staatsschatz.  Es  bestand  nSmlich  seit 
dem  J.  357  eine  Steuer  von  fünf  Procent  des  Wertes  der  freigelassenen 
SkiaTen,  deren  Erträgnisse,  wenn  auch  nicht  ursprünglich ,  so  doch 
bereits  in  frtiher  Zeit  in  Gold  angesammelt  wurden  (aurum  vicemw," 
rinm).  Ab  man  im  J.  209  diesen  Reservefonds  angriff,  bestand  er  aus 
4000  Pfund  Goldes.  0  Daher  eriüärt  es  sich,  daOs  um  dieselbe  Zeit  die 
Rechnung  nach  Ganzen  und  Teilen  des  Goldpfundes  in  Mittelitalien 
allgemein  verständlich  war.  2)  Seitdem  Rom  nach  der  Bezwingung 
Karthagos  seine  Herrschaft  über  Italien  hinaus  ausdehnte,  wurden 
zwar  noch  immer  grofse  Massen  erbeuteten  Silbers,  vorzugsweise  aber 
Goldbarren   im  Ärarium  niedergelegt  3)    Der  gesetzliche  Wert   des 

das  Gold  es  sieb  lediglich  um  das  Eioschmelzen  reinen  Metalles  zq  Barren 
handelte.   VergL  Mommsen  S.  366  (II  p.  46),  Lenormant  II  p.  318. 

1)  liv.  7, 16, 7.  27, 10, 11.  Yergl.  Marqnardt  Römiscbe  Staatsverw.  n  S.  23, 
Mommsen  S.  401  (Tradnct.  Blacas  II  p.  108  f.),  Lenormant  I  p.  161.  Nach  heu- 
tigem Geldwerte  entsprechen  die  4000  Pfund  einer  Summe  von  3654000  Mark 
(§  38,  6). 

2)  Wie  jeder  Feldherr  auf  weitgehenden  Expeditionen,  so  hat  auch  Hannibal 
in  seiner  Krieffskasse  vorzugsweise  Gold  geffihrt  Nach  Liy.  21,  48,  9  bestach 
er  im  J.  218  den  Präfekten  von  Glastidinm  mit  400  nummi  aurei,  d.  i.  wahr- 
scheinlich Philippos-Staieren,  der  damals  im  internationalen  Verkehr  fiblidien 
Münze  (§  31,  2.  3.  43, 10).  Dem  entsprechend  mufste  auch  die  Erffanzung  der 
Kasse  in  Gold  erfolgen.  Als  er  im  J.  216  Gasilinum  durch  Übergabe  eioDahm, 
setzte  er  nach  Liv.  23, 19, 16  das  Lösegeld  in  Gold  und  zwar  in  einer  Weise 
fest,  welche  sowohl  den  Italikern  verstlndlich  als  für  seine  Rechnungen  sicher 
war;  er  verlangte  nämlich  septunces  auri  in  singuhs,  d.  i.  nach  heutigem  Geld- 
wert (§  38,  6)  533  Mark  für  den  JKopf. 

3)  Wie  Uv.  34,  52,  7.  37,  59,  4  f.  39,  5, 14  und  7, 1,  Plin.  33, 11  §  148  be- 
richten, flössen  dem  römischen  Staatsschatze  allein  in  den  Jahren  194 — 187 
folgende  Summen  in  Gold,  reduciert  auf  heutige  Münze,  zu:  1.  durch  T.  Quinctiut 
Flamininus  aus  dem  makedonischen  Kriege  (aulser  einem  massiven  goldenen 
Schilde):  3714  Pfund  mm  3393000  Mark  und  14514  Philippeer  (§  31,  5  vergL 
mit  §  30,  3)  =x  353500  M.,  zusammen  3V4  Millionen  Mark,  2.  durch  L  Scipio 
Asiaticus  aus  dem  Kriege  mit  Antiochos:  140000  Philippeer  *-  3410000  M. 
und  1500  Pfund  —  1370000  M.,  zusammen  4*/4  Millionen  (so  nach  Plin.  33 
§  148;  nach  Liv.  37,  59,  4  f.  234  ffoldene  Kronen  und  1024  Pfund),  3.  durch 
M.  Fulvius  aus  dem  Kriege  mit  den  Ätolem:  243  Pfund  —  222000  M.  ond 
12422  Philippeer  «  303000  M.,  zusammen  reichlich  \'i  Million  (dazu  noch  112 
goldene  Kronen  nach  einer  nicht  ganz  sicheren  Lesart),  4.  durch  Gn.  Manlius 
(aufser  212  goldenen  Kronen)  2103  Pfund  mm  1 921 000  M.  und  16320  Philippeer 
—  397  500  M.,  zusammen  2Va  Millionen.  Nach  Plin.  33,  3,  55  enthielt  das 
Ärarium  im  J.  157  an  Gold  in  Barren  17410  Pfund  »  15905000  M.,  an  SUber 
in  Barren  22070  Pfund  »  7  415520  Sesterze  (§  36,1.  5),  in  gemünztem  (klde 
6 135  400  Sesterze,  d.  i.  zusammen  In  Silber  rund  13  551 000  Sesterze  ■■  2  377  000 
Mark  (Tab.  XDL  A).  Mithin  Gesamtbestand  an  Gold  und*  Silber  nahezu  ISV* 
Millionen  oder,  wenn  man  das  Gold  nach  damaligem  Kurs  nur  zum  12  fachen 
(statt  1 5 Vs fachen)  Werte  des  Silbers  rechnet,  14^«  Millionen.  Nach  ersterem 
Ansätze  enthielt  also  das  Ärarium  damals  nahezu  7mal  soviel  (Geldwert  in  Gold 
als  in  Silber,  nach  dem  letzteren  Ansätze  war  der  Wertbestand  an  Gold  immer 
noch  reichlich  5  mal  so  hoch  als  jener  in  Silber  (aa  12,3:  2,4  Millionen  Mark). 


$97,1.  KURS  DES  GOLDES.  801 

Goldes  war  während  der  beiden  letzten  Jahrhunderte  der  RepubUk 
wahrscheinhch  der  zwöUTache  (genauer  11,90  fache)  des  Silbers,  indem 
das  GoMpfund  gleich  1000  Denaren  oder  4000  Sesterzen  gerechnet 
wurde.  ^)  Der  Handelswert  freiUch  war  zeitweise  infolge  besonderer 
Umstände  bedeutend  niedriger.  So  sank,  als  gegen  Mitte  des  zweiten 
Jahrhunderts  v.  Chr.  die  reichen  norischen  Goldlager  entdeckt  wurden, 
der  Goldpreis  in  ganz  Italien  plötzlich  auf  kurze  Zeit  um  ein  Drittel  ^); 
and  ein  Jahrhundert  später  brachte  Cäsar  von  der  gallischen  Beute  so 
viel  Gold  auf  den  Harkt,  dafs  das  Pfund  nur  zu  3000  Sesterzen  oder 
nicht  ganz  zum  neunfachen  Werte  des  Silbers  in  Italien  und  den  Pro- 
vinsen  verkauft  wurde.  3) 

Weitere  Angaben  bei  Plin.  33,  3  §  55  f.  über  die  Bestände  der  Jahre  9  t  und  49 
lassen  zwar  keine  so  genaue  Reduktion  auf  heutiges  Geld  zu  (vergl.  Mommsen 
S.401  Anm.  108  f.  ^  U  p.  109),  beweisen  aber  ebenfalls  das  Überwiegen  des 
Goldes  im  Staatsschatze.  Darf  man  vermuten,  dafs  die  Gold-  wie  die  Silber- 
barren auf  etwa  gleiches  Gewicht  ausgebracht  waren,  so  betrug  im  J.  49  der 
Weribestand  an  Goldbarren  (das  Gold  wieder  zum  12  fachen  Silberwerte  be- 
rechnet) gerade  das  Sechsfache  des  Bestandes  an  Silberbarren,  und  da  noch 
30  Millionen  Sesterze  in  gemünztem  Silber  hinzukamen,  so  scheint  auch  damals, 
wieTorfaer  im  J.  157,  etwa  5mal  soviel  Gold  als  Silber  dem  Werte  nach  in  der 
Staatskasse  vorhanden  gewesen  zu  sein.  Sullas  Triumph  im  J.  81  hatte  nach 
PÜQ.  33, 1  J  16  allein  15000  Pfund  Gold  -»  13  704000  Mark  eingebracht  (aufser 
14000  Pfand,  die  nach  Besiegung  des  Marius  dem  Ärar  restituiert  wurden), 
^ge  andere  hierauf  bezügliche  Angaben  s.  bei  Marquardt  und  Mommsen  a.  a.  0., 
Unormant  11  p.  317  ff. 

1)  Dies  kombiniert  Mommsen  S.  402  f.  (II  p.  111  f.)  nach  Glareanus'  Vorgang 
ans  Liv.  38, 55, 6  ff.,  wo  derselbe  nach  Yalerius  Antias  eine  Begebenheit  des  J.  187 
▼•Chr.  bespricht  und  dabei  im  Sinne  seiner  Quelle  6000  Pfund  Goldes  Rleich 
24  Millionen  Sesterzen ,  also  1  Pfund  gleich  4000  Sesterzen  rechnet  Da  zu 
jener  Zeit  84  Denare,  d.  i.  336  Sesterze  auf  das  Pfund  gingen,  so  ergiebt  sich 
daraos  als  Wert^erh&ltnis  zwischen  Gold  und  Silber  U^^fu  :  1  oder  11,90: 1, 
nutbin  das  gleiche,  wie  es  später  in  Gäsars  Goldprägung  zum  Ausdruck  gelangte 
(I  38, 2).  Ein  etwa  zwölffaches  Wertverhältnis  ergab  sich  mit  einiger  Wahr- 
ttbeiolicbkeit  aus  Plin.  33,  3  §  56  (s.  vorige  Anm.  g.  E.).  Dasselbe  Verhältnis 
Üegt  aber  offenbar  auch  der  Mitteilung  desselben  Schriftstellers  19,  t  §  20  zu 
Gmnde.  Denn,  wie  Mommsen  a.  a.  0.  nachweist,  bezieht  sich  die  dort  ange- 
^tete  Wertgleichung  von  4  Denaren  mit  l  Skrupel  Goldes  lediglich  auf  die 
Verhältnisse  zu  Plinius'  Zeiten;  es  kann  also  daraus  nicht  die  Gleichung  von 
l  Skropel  Goldes  mit  ^/m  Pfund  Silbers,  d.  i.  ein  Wertverhältnis  von  13,7 : 1 
gefolgert  werden,  wie  Letronne  Gonsid^rations  g6n6r.  p.  60—62  annimmt,  son- 
Jem,  indem  wir  den  seil  Nero  reduderten  Denar  von  '/o«  Pfwad  (5J  38,  2)  zu 
Grande  legen,  erhalten  wir  12:1  als  dasjenige  Wertverhältnis  zwischen  Gold 
QDd  Silber,  welches  dem  Schriftsteller  als  das  runde,  zu  seiner  Zeit  übliche  galt. 
Kn  Wertverhältnis  von  15 : 1  scheint  nach  Ausweis  der  etrurischen  und  sici- 
usehen  Münze  im  4.  Jahrb.  v.  Ghr.  in  Italien  bestanden  zu  haben :  vergl.  unten 
i,57, 9.  56, 7.  Über  die  Deutung  der  Werlziffer  XXX  auf  einem  römisch-campa- 
"*schen  Goldstücke  von  4  Skrupel,  welches  gegen  Ende  des  4.  Jahrb.  geschlagen 
worden  ist,  vergL  Lenormant  I  p.  161  ff.,  unten  §  57,  6. 

2)  Polyb.  bei  Strabo  4,  6,  12  p.  208. 

3)  Suet  Gaes.  54. 


302  GOLDPRÄGUNG  DER  RÖMISCHEN  REPUBUK.  §  S7. 2.  s. 

2.  Ausgeprägt  wurde  das  Gold  in  der  republikanischen  Zeit  nur 
vorübergehend  und  ausnahmsweise.  Die  erste  Goldprägung  Mit  nach 
Plinius  51  Jahre  nach  Einführung  der  Silbermünze,  also  in  das  Jabr 
217,  etwa  gleichzeitig  mit  der  Reduktion  des  Denars  auf  V84  Pfund 
(§  36,  1).  Der  Skrupel  Goldes  wurde  damals,  wie  Plinius  ausdrücklich 
angiebt,  zu  20  Sesterzen,  mithin  das  Gold  zu  einem  sehr  hohen  MQdz- 
werte,  dem  17  V?  fachen  des  Silbers  ausgebracht  0  Damit  stimmen  die 
wenigen  aus  dieser  Epoche  erhaltenen  Münzen  überein,  Stücke  von  1, 
2  und  3  Skrupeln  mit  den  Wertzeichen  von  20,  40  und  60  Sesterzen.^) 
Einen  langen  Bestand  kann  diese  Goldprägung,  die  in  die  bedrängten 
Zeiten  des  zweiten  punischen  Krieges  föllt,  nicht  gehabt  haben.  Erst 
gegen  Ende  der  Republik  begegnen  wir  wieder  Goldmünzen.  Die  sieg- 
reichen Feldherrn ,  deren  heimgeführte  Beute  hauptsächUch  in  GoM 
bestand,  fanden  es  bequemer  die  Triumphgeschenke  an  ihre  Soldaten, 
anstatt  wie  früher  in  Silber,  in  Gold  zu  zahlen,  und  schlugen  zu  diesem 
Zwecke  eigene  Münzen  auf  Bruchteile  des  Goldpfundes,  Sulla  auf  Vso* 
seltener  auf  Vse,  Pompejus  auf  Vse,  Cäsar  auf  V40  des  Pfundes. ')  Der 
Münzwert  dieser  Stücke  entsprach  der  alten  Schätzung  des  Goldpfundes 
zu  4000  Sesterzen.  So  galt  Cäsars  Aureus  100  Sesterze,  und  die 
24000  Sesterze,  die  er  im  Triumph  vom  J.  46  jedem  seiner  Soldaten 
gab  ^),  wurden  mit  je  240  Goldstücken  ausgezahlt.  Drei  Goldstücke  von 
Vso  Pfund  waren  gleich  400,  neun  von  Vse  Pfund  gleich  1000  Sesterzen. 

3.  Eine  besondere  Beachtung  verdient  Cäsars  Goldmünze  nodi 
deshalb,  weil  sie  als  Vorbild  für  die  darauf  folgende  kaiserliche  Prä- 
gung diente.  Zur  Zeit  des  Freistaates  stand  das  Münzrecht  in  der  Stadt 
nur  dem  Senate  zu,  der  dazu  die  tresviri  monetales  beauftragte  (§  35, 1). 
Aufserhalb  der  Stadt  hatten  auch  die  Beamten  mit  vollem  millitärischen 
Imperium,  die  Dictatoren,  Consuln,  Prätoren,  Proconsuln  und  Pro- 
prätoren, oder  in  ihrem  Auftrage  die  Quästoren,  das  Recht  im  Bereiche 


1)  PliD.  33,  3  S  47 :  aureus  nummus  post  annos  U  percuMus  est  quam 
argenteus,  ita  nt  8cripulum  valeret  sestertios  Ticenoe,  quod  efTecit  in  ubrali 
ralione  sestertiorum  qui  tunc  erant  VBGGLX.  Die  Stelle  ist  nach  der  Bam- 
berger Handschrift  und  Mommsens  EmendationeD  (S.  404  Anni.  123  « II  p.  114) 
gegeben. 

2)  Letronne  p.  72  f.,  Mommsen  S.  405  (ü  p.  113  ff.),  Sabatier  in  der  Revue 
de  la  numismatique  beige  1866  p.  322,  Madden  im  Numism.  thron.  1867  p.  254  f., 
d*AiI]y  Recherches  I  d.  181  f. 

3)  Den  näheren  Nachweis  s.  bei  Mommsen  S.  406  ff.  (II  p.  116  ff.)  und  Tergl. 
d'Ailly  Recherches  I  p.  190  ff.  (welcher  p.  193  ff.  noch  besonders  den  illesteD 
Semi-Aureus  behandelt). 

4)  Suet  Gaes.  38. 


f  37,3.  KURS  DES  GOLDES.  303 

ihrer  Provinz  zu  mOnzenJ)  Daher  schlug  Cäsar  seine  Goldmünzen, 
wie  SuUa  und  Pompejus,  zunächst  als  Feldherr  kraft  seines  miUtärischen 
Imperiums;  allein  wie  er  überhaupt  bei  der  neuen  Ordnung  des  Staates 
die  Ausübung  der  vollen  imperatorischen  Gewalt  von  dem  Feldlager 
auf  das  Stadtregiment  übertrug,  so  liefs  er  fortan  auch  seine  Münzen 
in  der  Stadt  selbst  prägen.  Der  zweite  wesentliche  Unterschied  von 
dar  frühem  Zeit  hegt  in  der  Massenhaftigkeit  der  von  ihm  herrüh- 
renden Prägung.  Vorher  war  Gold  nur  ausnahmsweise  und  in  kaum 
merklichen  Beträgen  gemünzt  worden ;  jetzt  strömte  es  so  reichlich 
att8  der  Münze  des  Machthabers,  dafs  es  bald  darauf  zum  allgemeinen 
Gourant  wurde.  2) 

Der  Fufs  des  Cäsarischen  Aureus  war  offenbar  mit  Rücksicht  auf 
die  häufigste  damals  cirkulierende  Goldmünze,  den  makedonischen, 
nach  Philipp  benannten  Goldstater  (§  31, 2.  3),  gewählt;  das  Normal- 
gewicht betrug,  wie  bereits  bemerkt,  V40  Pfund  =  8,186  Gramm, 
wozu  das  Effektiygewicht  von  8,16  bis  8,03  Gramm  sehr  wohl  stimmt.^) 
Auch  die  Stücke  aus  der  Zeit  unmittelbar  nach  Cäsars  Tode,  die  teils 
von  Feldherrn ,  teils  im  Auftrage  des  Senats  geschlagen  worden  sind, 
folgen  diesem  Fufse^);  doch  verringert  sich  das  Gewicht  allmählich, 
bis  es  zu  Anfang  der  Raiserzeit  den  im  nächsten  Abschnitte  (§  38,  3) 
angegebenen  Betrag  von  V42  Pfund  erreicht.  Seinem  Goldwerte  nach, 
verglichen  mit  heutiger  Münze,  ist  der  Aureus  Cäsars  auf  22  M.  82  Pf., 
seinem  Münzwerte  nach,  als  Stück  von  25  Silberdenaren  gerechnet, 
auf  nur  17  M.  54  Pf.  anzusetzen.^) 

1)  S.  die  eiDgebende  DarstelloDg  dieses  MfinErechtes  vnd  seiner  Aosfibang 
bei  MoiBBiseD  S.  373^77  (U  p.  57—63)  nnd  LenonnaDt  U  p.  272—322. 

2)  VergL  nnlen  S.  306  f. 

3)  Die  Desterhaltenen  der  von  de  la  Natize  in  den  M4m.  de  TAcad.  des  Inscr. 
t.30  p.  376f.  zasammengestellten  Gddsttcke  Gasare  aus  den  Jahren  46—44 
wiegen  8,16  Gr.  (»  153»/i  Par.  Gran),  8,11  (—  162»/8),  8,10  (—  152Vi),  8.07 
(«  1517«).  D^r  Durchschnitt  betragt  8,11  Gramm.  iHommsen  S.  751  (III  p.  20) 
lidit  aus  diesen  und  einigen  andern  Stücken  den  Durebsdinitt  von  8,07  Gr. 

4)  S.  die  Zusammenstellung  bei  Mommsen  S.  751  f.  Anm.  38.  39  (lU  p.  21  f.). 

5)  Vergl.  §  38,  6  und  Tab.  XIX  A. 


Dritter  Abschnitt. 
Das  Mflnzifesen  der  Eaiserzelt. 

§  38.   Die  Goldwährung  von  Augushu  bis  auf  SepUmius  Severus. 

1.  Der  Senat  und  die  Beamten  mit  Imperium,  die  beiden  Staats- 
gewalten, welche  in  der  republikanischen  Zeit  dergestalt  in  das  Münz- 
recht sich  geteilt  hatten,  dafs  ersterer  in  der  Stadt,  letztere  nur  aulser- 
halb  derselben  im  Bezirk  ihrer  militärischen  Obergewalt  prägten,  übten 
seit  Cäsar  dieses  Recht  in  der  Stadt  neben  einander  aus.  Der  Senat 
münzte  nach  wie  vor  in  Silber;  Cäsar  aufser  in  Silber  auch  in  Gold 
(§  37,  3).  Nach  dem  Tode  des  Dictators  bemächtigten  sich  nicht  nur 
die  Feldherrn  der  Senatspartei,  sondern  auch  der  Senat  selbst  der 
Goldprägung.  Daran  änderte  Octavian,  als  er  die  monarchische  Ge- 
walt von  neuem  begründete,  zunächst  nichts,  er  liefs  die  Senatsprä- 
gung  noch  eine  Zeit  lang  neben  der  kaiserlichen  einhergehen.  AUeiD 
mit  dem  J.  16  v.  Chr.  hören  die  senatorischen  Gold-  und  SilbermOn- 
zen  auf  und  an  ihre  Stelle  tritt  vom  J.  15  an  eine  regelmärsige  Aus- 
münzung von  Kupfergeld,  welches  seit  einem  halben  Jahrhundert  io 
der  Hauptstadt  nicht  mehr  geprägt  worden  war  (§  36,  3  j.  Damals  mofs 
also  der  Imperator  das  Recht  der  Ausmünzung  der  edlen  Metalle  dem 
Senate  entzogen  und  sich  allein  vorbehalten,  zu  einiger  Entschädigung 
aber  jenem  die  ausschliefsliche  Prägung  des  Kupfers  übertragen  haben. 
Dies  ist  die  Münzordnung  der  Kaiserzeit,  welche  von  da  an  bis  auf 
Aurelian,  also  fast  drei  Jahrhunderte  lang,  Bestand  hatte.  ^) 

Eine  wichtige  Neuerung  der  monarchischen  Zeit  war  der  Gebrauch 
das  Bildnis  des  Herrschers  auf  die  Vorderseite  der  Münze,  die  bisher 
ein  Götterkopf  eingenommen  hatte,  zu  setzen.  Wie  es  scheint  bat  dies 

t)  Die  aasfahrliche  Entwickeluog  8.  bei  Mommsen  S.  739—747  (Traduct. 
Blacas  111  p.  2— 14),  Lenormaot  I  p.  167.  182  ff.,  II  p.  321—418.  Die  Uberlassuiif 
der  Kupferpraguog  an  den  Senat  bedeutete  nach  Mommsen  Römisches  Staats- 
recht II  Abt.  2  S.  954  f.  den  Verzicht  auf  die  Ausgabe  von  Kreditmünxe  sdteo 
des  Princeps. 


§  38, 1. 2.  GOLD-  UND  KUPF£RPRÄGUNG.  305 

zuerst  Bach  Beschlub  des  Senats  im  J.  44,  kurz  vor  Cäsars  Tode,  und 
zwar  bei  der  regelmäfsigen  Silberprägung  durch  die  Münzbeamten  der 
RepubUk,  stattgefunden. >)  Cäsar  selbst  vermied  es,  für  seine  eigene 
Gold-  und  Silbermünze  (§  37,  3)  die  gleiche  Regel  einzuführen  2);  we- 
niger bedenkUch  waren  seine  Gegner  aus  der  Mitte  der  republikani- 
schen Partei,  M.  Brutus,  S.  Pompejus  und  andere  ^),  denen  dann  weiter 
die  Triumvim  Antonius  und  Octavian ,  und  zwar  diese  ganz  nach  dem 
Vorbilde  orientalischer  Herrscher,  sowie  einige  Prokonsuln  in  Asien 
nod  Afrika  folgten.^)  Seitdem  die  Monarchie  zu  fester  Form  gelangt 
war,  blieb  dieses  Vorrecht  allein  dem  Princeps  und  seinen  nächsten 
Familienangehörigen  vorbehalten.^) 

Die  seit  dem  J.  15  v.  Cht.  vom  Senat  geprägte  Kupfermünze  ^) 
tragt  zum  Unterschied  von  der  kaiserUchen  die  Aufschrift  S  •  C  (sena- 
tus  coHiHÜo).  Die  Leitung  der  senatorischen  Prägung  blieb  wahr- 
scheinlich bei  den  Dreimännern  für  das  Münzwesen ,  wie  zur  Zeit  der 
Republik.^  Ehe  die  Kupfermünze  ausgegeben  wurde,  scheint  sie  einer 
Prüfung  in  der  kaiserUchen  Münzstätte  unterlegen  zu  haben.  ^) 

2.  Nicht  blols  durch  die  neue  Hünzordnung  scheidet  sich  das 
HOnzwesen  der  Kaiserzeit  scharf  von  dem  der  Republik  ab ,  sondern 
auch  durch  die  Änderung  der  Helallwährung.  Der  Freistaat  hatte  in 
seiner  Prägung  mit  dem  Kupfer  begonnen  und  fast  200  Jahre  lang 
ausscbliefslich  Kupferwährung  gehabt  Dann  war  die  Silbermünze 
neben  das  Schwerkupfer  getreten  und  bald  darauf,  im  Verlaufe  des 

\)  Dio  44,  4,  Mommsen  S.  739  f.  (DI  p.  2  f.),  und  vergl.  Anm.  2. 

2)  Die  grolse  Menge  der  heute  noch  erhalleneo  Exemplare  setzt  es  aufser 
Zweifel,  dafs  der  Regel  nach  Cäsar  auf  seinen  eigenen  MQnzen  sich  nicht 
abbilden  liefs.  Ob  vereinzelt  dies  doch  stattgefunden  hat,  ist  streitig.  Lenor- 
nut  n  p.  328 1  nimmt  an,  dafs  ein  Aureus  des  Pariser  Kabineties  mit  Gäsars 
lop/ sowohl  echt,  als  auch  zu  Lebzeiten  des  Diktators  geprägt  ist,  während 
A.  T.  Sallet  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1877  S.  133  f.  Bedenken  gegen 
^  Echtheit  dieses  Stückes  erhebt,  Mommsen  S.  740  (ÜI  p.  3)  dasselbe  in  die 
Zeit  nach  Gäsars  Tode  seUt 

3)  Mommsen  S.  740  (III  p.  3),  Lenormant  D  p.  331. 

4)  Waddington  in  der  Revue  numismatiqne  1867  p.  102 ff.,  Lenormant  Dp. 
311  £  Letzterer  weist  im  einzelnen  nach,  wie  besonders  Antonius  auf  seinen 
Mflnien  jede  republikanische  Tradition  bei  Seite  setzte  und  sich  ganz  als  Sou- 
verän gerierte.  Abbildungen  s.  bei  Mommsen-BIacas  lY  pl.  XXXU  fig.  12  u.  13 
(und  dazu  Blacas  p.  73  f.),  pl.  XXXIII. 

5)  Mommsen  Römisches  SUatsrecht  II  Abt  2  S.  767  f.,  Lenormant  II  p.  374  ff. 
392  L  AbbUdungen  bei  Moramsen-Blacas  IV  pL  XXXXIV. 

6)  Mommsen  Gesch.  des  röm.  Münzw.  S.  745  f.  (HI  p.  10  fL),  Lenormant  II 
P-  399  ffl    Abbildungen  bei  Mommsen-BIacas  a.  a.  0. 

7)  Mommsen  Rom«  Staatsrecht  D  Abt  1  S.  654,  Abt.  2  S.  956,  Lenormant 
n  p.  402,  und  vergl.  oben  $  35, 1. 

8)  Mommsen  a.  a.  0.  Abt  2  S.  956. 

Hiilttek,  lI«tiologie.  20 


806  GOLD  WAHRUNG  VON  AUGUSTUS  BIS  SEYERUS.  §3S.i 

zweiten  puniscben  Krieges,  die  reine  Silberwttbrung  zur  Geltung  ge- 
kommen.  Mit  der  Kaiserzeit  tritt  die  Goldwährung  ein ;  doch  war  aach 
hier,  ähnlich  wie  früher  beim  AuTgeben  der  Kupferwährung,  der  Über- 
gang kein  plötzlicher.  Als  Cäsar  die  massenhafte  Goldprägung  begaoD, 
dachte  er  nicht  daran  etwas  an  der  bestehenden  Silberwährung  zu  an- 
dern.  Sein  Goldstück  sollte  lediglich  zum  Ausdruck  des  Silberwertes 
von  25  Denaren  dienen.  Allein  thatsächlich  änderte  sich  das  Verhält- 
nis bald  dadurch,  dafs  die  neue  Goldmünze  den  Grofsverkehr  immer 
mehr  beherrschte.      Eine  Vorstellung  da?on  mag  der  Schatz  Ton 
Brescello  geben ,  der  gegen  80000  Goldstücke  allein  aus  den  Jahren 
46 — 38  V.  Chr.  enthahen  haben  soll.^    Ganz  von  selbst  trat  damit 
das  Silber  in  eine  untergeordnete  Stellung,  wenn  es  auch  die  Eigen- 
schaft eines  WertmetaUes  nicht  sofort  verlor,  sodafs  in  der  ersten 
Kaiserzeit  Gold-  und  Silberwährung  noch  neben  einander  hergeben. 
Die  unumgängliche  Bedingung  fttr  eine  solche  gemischte  Währung 
ist,  dafs  der  gegenseitige  Münzwert  der  beiden  Metalle  dem  wirk- 
lichen Wertverhältnisse  möglichst  nahe  entspreche.    Cäsar  hatte  in 
seinem  Aureus  von  V^o  Pftind  Gewicht  und  25  Denaren  Münzwert 
das  Gold  zum  11,90  fachen  Werte  des  Silbers  ausgebracht   Dieses 
Verhältnis  mag  dem  damaligen  durchschnittlichen  Handelskurse  ent- 
sprochen haben;  wenigstens  scheint  das  Gold  nicht  hoher,  eher  noch 
etwas  niedriger  gestanden  zu  haben.    Aber  als  nun  dasselbe  Metall 
zur  allgemeinen  Reichsmünze  wurde  und  somit  eine  viel  weitere  Ver- 
wendung fand  als  früher  in  der  schwerftllligen  Barrenform ,  da  stieg 
auch  sein  Wert  dem  Silber  gegenüber  noch  um  ein  merkliches,  sodals 
das  Verhältnis  11,90: 1  eher  zu  niedrig  als  zu  hoch  wurde.  Daraus 
erklärt  sich  ganz  natürlich  die  Verminderung,  die  das  Gewicht  des  Au- 
reus bald  nach  Cäsar  erfuhr.  Dasselbe  geht  nämlich  seit  Octavians  Allein- 
herrschaft auf  das  doppelte  Gewicht  des  Silberdenars,  d.  i.  V42  P^n^ 
herab  und  bleibt  so  in  der  ersten  Kaiserzeit;  das  Gold  kommt  also  zum 
Silber  in  das  Verhältnis  von  12,5 : 1.   Unter  Nero  trat  eine  weitere 
wichtige  Veränderung  ein ,  indem  dieser  nicht  nur  das  Gewicht  des 
Denars  von  V84  auf  V«6  Pfund  verminderte,  sondern  denselben  auch 
mit  stärkerer  Legierung  ausbrachte.  Damit  sinkt  der  Silberwert  von 
68  auf  51  Pf.,  und  das  Silber  wird  dem  Golde  gegenüber,  gerade  so 
wie  früher  das  Kupfer  gegen nlas  Silber,  faktisch  zur  Scheidemünze.^ 

t)  Mommaeo  Gesch.  des  röm.  Mfinzw.  S.  755  (III  p.  26). 
2)  Vergl.  unten  $  38,  4  gegen  Ende.  —  Plinins  freilich,  der  an  aner  Zeit 
schrieb,  wo  die  Legierung  des  Silbers  erat  seit  karzem  begonnen  hatte  nn^ 


ISS,  2.  GOLDPRÄGUNG.  807 

Wenn  firüber  25  Silberdeoare  vollauf  denselben  wirklichen  Wert  wie 
ein  Aoreus  dargestellt  hatten,  so  erreichten  sie  jetzt  diesen  Betrag  noch 
bei  weitem  nicht,  und  alle  gröfseren  Zahlungen  niufsten  streng 
genooimen,  wenn  der  Empfänger  nicht  benachteiligt  werden  sollte, 
ron  nun  an  in  Gold  geleistet  werden.  Doch  war  es  nicht  erforderlich 
darüber  eine  gesetzliche  Bestimmung  zu  erlassen,  da  die  kaiserlichen 
Kassen,  wie  die  massenhafte  Goldausprägung  jener  Zeiten  zeigt,  alle 
grofseren  Zahlungen,  insbesondere  den  Sold  für  das  Heer^),  in  Gold 
leisteten.  Dem  entsprechend  mufsten  auch  die  Eingänge  an  den  kaiser« 
lickeB  Fiseus  vorzugsweise  in  Gold  geliefert  werden ,  und  indem  der 
grofee  Handelsrerkehr  und  die  römische  Börse  bereitwillig  der  durch 
die  Goldzahlungen  gebotenen  Erleichterung  sich  anschlössen,  so  wurde 
ganz  von  selbst  das  Silber  mehr  auf  den  Kleinverkehr  beschränkt,  wo 
das  ZurOckstehen  des  Metallwertes  hinter  dem  MQnzwerte  nicht  em- 
pfunden wurde.  2) 


wo  im  ganzen  weit  mehr  Mfinzen  älteren  Datums  von  feinem  Korn,  als  jüngere 
legierte  im  Umlauf  waren,  nimmt  mit  Recht  auf  eine  Wertverminderung  des  De- 
nars durch  die  Legierung  keine  Rücksicht.  Dies  geht  herror  aus  der  Deutung, 
welche  wir  der  Stelle  19,  1  §  20  oben  S.  301  Anm.  t  gegeben  haben. 

1)  Sueton  Domit  7:  addidit  et  miartum  stipendiom  mUiti,  aureos  ternos 

St  Bedeutung  von  stipendivm  als  Einheit  des  Soldsatzes  erklart  Marauardt 
D.  Slaatsverw.  II  S.  92  f.).  Vergl.  auch  Otho  4,  wo  eyi  aulserordentiiches 
Geldffeschenk  in  aurei  gezahlt  wird.  Dafe  die  gToCMirtigen  Legate  des  Augustus 
an  Volk  und  Heer  (Taat.  ab  exe  1,  8,  Suet.  Aug.  101)  aus  den  Goldbeständen 
des  Fiseus  flössen,  ist  wohl  nicht  zu  bezweifeln,  wenngleich  ein  Zeugnis  darüber 
fehlt  Auch  wflrde  Caligula,  der  in  weniger  als  einem  Jahre  2700  Millionen 
Sesterzen  rergeudete  (Suet.  Galig.  37),  dies  nicht  so  leicht  zustande  gebracht 
haben,  wenn  nicht  diese  Ersparnisse  des  Tiberins  In  Gold  angelegt  gewesen 
wären.  Andere  Wahrscheinlichkeitsbeweise  der  Art  aufzufinden  ist  nicht  schwer. 
Die  gesamte  Menge  des  im  römischen  Reich  zu  seiner  Blfitezeit  cirkulierenden 
Bargeldes  in  Gold  und  Silber  wird  Ton  G.  G.  Zumpt  Über  den  Stand  der  Be- 
▼ölkeruog  im  Altertum,  Berlin  1841,  S.  77f.  zu  100  Millionen  j^  St.,  d.  i.  rund 
10  000  Millionen  Sesterzen  ■■  eentiet  tnitiet  tettertium  gescbätzt.  Wenn  Vespa- 
sbn  nach  Sueton  16  beim  Antritt  seiner  Regierung  erklärte,  man  beddrfe  qua- 
dringerUies  miliei  mm  AO  000  Millionen  Sesterzen,  wenn  der  Staat  bestehen  solle, 
also  den  Tierfachen  Betrag  des,  wie  eben  angenommen  wurde,  überhaupt  cir- 
kuHerenden  Bargeides,  so  meinte  er  damit  wohl  den  Sollbetrag  der  staatlichen 
Verpfiichtnngen ,  welcher  erst  allmählich  aufzubringen  war  und  fiberdles  zu 
einem  grofsen  Teile  durch  Umschreiben  an  Zahlungs  statt  beglichen  wurde. 

2)  Die  Verbältnisse  der  Gegenwart  bieten  hierzu  interessante  Vergleichuogs- 
Miikte.  Theoretisch  werden  bekanntlich  unterschieden  die  reine  Goidwähruog, 
die  reine  Sllberwäbrung  und  die  gemischte  Gold-  und  Silberwährunff  (§  22,  4). 
England,  welches  die  reine  Goldwährung  und  das  Herabdrtlcken  des  Silbers 
ZV  Scheidemünze  am  konsequensesten  durchgeführt  hat,  muls  doch  in  seinem 

Soften  indischen  Reiche  das  Silber  als  Wertmetall  beibehalten.  Das  deutsche 
neb  nahm  den  Anlauf  zur  reinen  Goldwährung;  hat  aber  bisher  des  Thalers 
als  Wertgeldes  sich  noch  nicht  entäufsem  können.  Würde  nun  die  Ausprägung 
▼on  Tbalem  fortgesetzt,  ja  Tielleicht  gar  der  Privatspekulation  gestattet,  so 

20» 


808  GOLDWÄHRUNG  VON  AUGUSTUS  BIS  SEYERUS.        §  S8.2.S. 

Wir  haben  also  seit  Nero  die  reiae  Goldwährung  im  rAmischen 
Reiche,  und  müssen  demgemfils,  wenn  wir  für  das  Courant  dieser  Zeit 
den  entsprechenden  Ausdruck  in  unserer  Hanze  suchen ,  vom  Golde 
und  nicht  Yom  Silber  ausgehen.  Aber  auch  betreffs  der  vorhergehen- 
den Kaiserzeit  erscheint,  wie  später  noch  zu  zeigen  sein  wird  (§  38,  6), 
diese  Vergleichung  als  die  passendste. 

3.  Die  neue  von  Cäsar  eingeführte  Goldmünze  führte  den  Namen 
aureus.  Hierbei  ist,  gerade  wie  bei  den  Bezeichnungen  für  die  Silber- 
münze, das  bisweilen  auch  ausdrücklich  hinzugesetzte  mmmui  zu  er- 
gänzen; doch  findet  sich  daneben  noch  der  eigentlich  mifsbräuchliche 
Ausdruck  denariui  aureus.^) 

Aufeer  dem  Ganzstück  kommen,  freilich  ungleich  seltener,  Hälften 
vor;  Augustus  lieb  auch  vierfache  Stücke,  ipuUtmiones,  schlagen.^) 
Die  schon  ei*wähnte,  einfache  und  bequeme  Weiigleichung  des  Aureus 
mit  25  Denaren  oder  100  Sesterzen  wird  vielfach  von  den  Schrift- 
stellern der  Kaiserzeit  bezeugt.  3)  Das  Gewicht  ist  seit  Augustus'  AUein- 

wfirde  das  MifsverhiltDis  zwisehen  gesetzlichem  und  effekUvem  Silberkars  selir 
bald  in  Deutschland  das  Gold  aus  dem  Verkehr  verbaonen.  Da  aber  die  Menge 
des  umlaufeudeD  TbalersUbers,  welches  zur  Zeit  eineu  höheren  Mflnzwert  ät 
den  eflektiven  hat,  auf  den  Status  quo  beschränkt  ist,  so  bleibt  unsere  Gold- 
währung ungefährdet.  Auch  die  Länder  des  Frankengeldes  haben  thatsachlich 
Goldwährung  und  bewahren  sich  vor  einem  Überwuchern  des  Silbers  durch  Be- 
schränkung der  Ausprägung  dieses  Metalles.  Nach  diesen  Analogien  ist  es 
leicht  erklärlich,  wie  das  römische  Reich  unter  den  Kaisern,  ohne  dafis  eine 
gesetzliche  Einführung  stattgefunden  hat,  tkatsächlich  zur  Goldwährung  über- 
gegangen ist. 

t)  j^ureus  nummui  hat  Gic  PhiL  12.  8,  20,  Plin.  33,  3  §  47.  An  letxterer 
Stelle  ist  der  Ausdruck  offenbar  die  technische  Bezeichnung  sowohl  für  die 
älteren  Goldm&nzen  als  für  das  Goldstück  Gäsars.  Für  gewöhnlich  findet  sich 
allerdings  das  einfache  aureus,  ähnlich  wie  für  das  ursprüngliche  denarims 
nummuM  in  der  Regel  blofs  detiarius  gesagt  wurde.  Die  Anwendung  des  Namens 
denmrius  auf  die  Goldmünze  ist  streng  genommen  ein  Mifsbrauch,  da  das  Wort 
deutlich  genug  die  Silber  münze  Ton  zehn  Assen  Wert  bezeichnet  ({  35,  3). 
Indes  hielt  man  sich  in  der  spätem  Zeit  nicht  so  streng  daran  und  trug  die 
Benennung  der  Hauptmünze  in  Silber  auf  die  in  Gold  über.  So  sagt  Plin.  33, 
3  {  42 :  ex  auro  denarium  signavit,  womit  34,  7  §  37  zu  vergleichen,  wo  denM- 
rhu  aureus  Ton  fremder  Goldmünze  steht  Letztern  Ausdruck  haben  audii  Fe- 
tron.  Sat  33  und  Spätere.  Nur  dürfte  derselbe  schwerlich,  wie  Mommsen  S.  750 
Anm.  35  (lU  p.  19  f.)  annimmt>  für  die  eigentliche  technische  Bezeichnong  tu 
halten  sein. 

2)  Eckhel  D.  N.  I  p.  L;  VI  p.  116.   Mommsen  S.  750  (10  p.  19). 

3)  Sueton.  Otho  4 :  aureos  ezcubanü  cohorti  Tiritim  dividebat,  ver^L  mit 
Tac.  Rist.  1,24:  cohorti  excubias  agenti  Tiritim  centenos  nummos  divideret. 
Lukian  Pseudolog.  30  setzt  30  x^^^  (aurti)  gleich  nstnrittapxa  moX  ^tct«* 
nocKu  (9(faxfMU  oder  denarü),  also  den  Aureus  gleich  25  Denaren  (vgL  §  32,  1). 
Femer  bezeugen  dasselbe  Dio  55,  12:  x^vcovv  xai  iya  fh  t^fu^fta  n  xas 
niv%9  Htd  siKoai  3^axfias  9vvautvov  naxa  xo  imx^^^ov  0*^/10(0»,  Didymos, 
der  Verfasser  der  Schnft  ns^l  rij£  na(fa  rois  ^Pcsf^aUm  artdayias,  bei  Priscimn. 


i  3«.  3.  DER  AUREUS.  309 

herrscbaft  nicht  mehr  das  volle  Ton  V^o  Pfund  oder  8,18  Granun,  son- 
dern es  geht  unter  8  bis  auf  7,80  Gr.  herab,  i)  Genau  dieser  letztere 
Betrag  ist  wiederum  das  Maximalgewicht  fdr  die  Goldstücke  desTiberius, 
Caligula,  Claodius  und  Nero. 2)  In  der  Regierungszeit  des  letzeren,  vom 
J.  60  an ,  macht  sich  eine  auffallende  Verminderung  des  Gewichts  auf 
etwa  7,4  Gr.  bemeriLÜch.^)  Auf  diesen  Betrag  haben  die  folgenden 
Kaiser  bis  zu  Titus  gemünzt^)  Domitian  versuchte  zu  dem  vollen  Ge- 
wichte von  7,8  Gr.  zurückzukehren;  näherte  sich  aber,  vieUeicht  in  den 
spätem  Jahren,  doch  wieder  dem  minderen.^)  Auch  Nerva  und  Tra- 
jan  in  seinen  zwei  ersten  Regierungsjahren  haben  noch  etwas  hoher 
als  auf  7,4  Gr.  gemünzt^);  aUein  die  spätem  Münzen  Trajans  sowie 
die  von  Hadrian  und  Pius  erheben  sich  in  der  Regel  nicht  mehr  über 
dieses  Gewicht'')  Unter  Marcus  Aurelius  sinkt  das  Gewicht,  einzelne 
Stacke  abgerechnet,  weiter  auf  7,3  Gr.  und  bleibt  so  bis  auf  Caracalla, 
der  eine  Zeit  lang  noch  nach  diesem  Fufse  gemünzt  hat,  gegen  Ende 


de  fig.  nnm.  18:  rä  x^^  <rtj<frä^ia  noiM  dtanoifta  ntvrrjHOvxa  9ijva^ia  a^- 
yvffa,  Siaa  9i  x^cä,  Zonar.  10,  36  p.  540  B:  9vrarrai  na^  'Pcofiahie  al 
tucoct  xal  nhne  d^axfial  x(n}it6vv  vSfJUtffia  Sv, 

t)  Die  von  Mommsen  S.  752  Anm.  4t  (HI  p.  22)  nach  Eckhel,  de  la  Naaze 
und  PiDder  zoDammeDgestelllen  Maximalgewichte  betragen  aus  der  ersten  Re- 
gierongszeit  des  Augnstns  7,05.  7,9.  7,85  Gr.,  ans  der  Zeit  vom  J.  27  v.  Chr.  an 
7,90.  7,89.  7,87.  7,84.  7,83.  7,82.  7,80.  Noeh  höhere  Gewichte  (8,18.  8,08.  8,06 
Q.  s.  w.)  führt  Queipo  III  p.  426  ans  der  Londoner  Sammlung  an ;  doch  sind 
rie  nicht  zu  brauchen,  da  die  Zeitangaben  fehlen.  Der  von  ihm  gezogene 
Dordischnitt  giebt  noch  7,79  Gr. 

2)  Die  Maximalgewichte  sind  nach  dem  Pembrokeschen  Katalog,  dem  'König- 
lichen Mfinzkabinet'  von  J.  Friediaender  u.  A.  v.  Sallet,  Berlin  1877,  und  Queipo: 
Tiberius:  Halbstücke  von  3,96.  3,93.  3,92,  welche  Ganzstücken  von  7,92  bis 
7,84  Gr.  entsprechen;  femer  Ganzstücke  von  7,78.  7,75.  7,74.  —  Caligula: 
7,83.  7,78*  7,74.  —  Claudius:  7,93.  7,85.  7,83.  7,8.  7,77.  —  Nero:  7,81. 
7,72.  7,70. 

3)  Ein  Aureus  v.  J.  60  bei  Pinder  wiegt  noch  7,65  Gr.,  dann  folgen  aus 
den  spatem  Jahren  Stücke  von  7,3  (zwei),  7,297.  7,39 ;  dazu  7,36  bei  Pembroke. 

4)  G alba  hat  nach  Queipo  p.  428  f.  noch  Stücke  von  vollem  Fuüse  aus- 
gegeben: 7,71.  7,68.  7,64;  doch  stehen  die  meisten  unter  7,4.  Die  der  folgen- 
den Kais«'  erheben  sich  kaum  mehr  Über  letzteren  Betrag:  Otho:  7,42.  7,4. 
736;  Vitellius:  7,40.  7,36.  7,35.  Von  Vespasian  stehen  bei  Queipo  die 
Tier  höchsten  Stücke  auf  7,65.  7,59.  7.43.  7,41,  die  meisten  (32)  zwischen  7,365 
bis  7^20,  sechs  noch  daranter;'von  Titus  die  höchsten  auf  7,44.  7,41  (zwei), 
7,40  (zwei),  zwanzig  daranter  bis  7,20,  vier  noch  niedriger. 

5)  Die  höchsten  Stücke  von  Domitian  stehen  (bei  Queipo)  auf  7,80.  7,76. 
7,72,  elf  daranter  bis  7,50,  vier  bis  7,40,  siebzehn  daranter  bis  6,95.  Der  Durch- 
schnitt ist  7,43.  wahrend  er  seit  Vespasian  und  Titus  nur  7,30  und  7,29  betragt 

6)  De  la  Nauze  in  den  M^ro.  de  TAcad.  des  Inscr.  t.  30  p.  391.  Bei  Queipo 
tteben  rieben  Stücke  von  Nerva  zwischen  7,65  bis  7,40,  nur  zwei  daranter. 

7)  Von  Hadrian  stehen  (bei  Queipo)  nur  vier  Stücke  über  7,40  (7,42  bis 
7,455),  die  meisten  daranter,  nämlich  neununddreifsig  von  7,37  bis  7,20,  drei- 
vndzwanzig  bis  7,06.    Ein  ganz  ähnliches  Resultat  geben  die  Münzen  von  Pius. 


810  GOLDWÄHRUNG  VON  AUGUSTUS  BIS  SEVERUS.  f  S8,3. 

seiner  Regierung  aber  auf  den  geringeren  Beirag  von  V&o  Pfund  »3 
6,55  Gr.  herabgegangen  i&U)  Damit  beginnt  die  wirkliehe  Verschlech- 
terung der  Goldmünze,  Ober  welche  weiter  unten  (§  39, 1)  zu  sprechen 
sein  wird.  Oberblicken  wir  die  eben  aufgeführte  Skala  der  Gewichts- 
beträge,  deren  Richtigkeit  auch  durch  die  Durchschnitlsgewichte  be- 
sUltigt  wird  2),  so  zeigt  sich ,  dafs  von  Augustus  bis  Caracalla  wohl  ein 
allmähliches  Abknappen  des  Gewichts,  aber  noch  nicht  eine  Änderung 
des  Münzfufses  stattfand.  So  ist  auch  Plinius  zu  yerslehen ,  wenn  er 
an  der  bekannten  Stelle  3)  sagt:  'postea  placuit  S  XXXX  signari  ex 
auri  libris,  paulatimque  principes  imminuere  pondus,  et  novissime  Nero 
ad  XXXXV\  Der  ursprüngliche  Aureus  ist  der  des  Cäsar  von  V40  Pfund; 
von  da  an  trilt  eine  allmähliche  Verminderung  ein,  die  zuerst  merklich 
unter  Nero  wird ,  dessen  Münzen  sich  allerdings  dem  Betrage  vod  V^s 
Pfund  («=  7,28  Gr.)  nähern.  Aber  man  darf  nicht  ohne  weiteres  diesen 
Betrag  als  den  von  da  an  normalen  hinstellen ,  wie  deutlich  aus  der 
höhern  Prägung  sowohl  Neros  selbst  als  der  darauffolgenden  Kaiser 
hervorgeht.  Es  fragt  sich  also ,  welches  als  das  Normalgewicht  far  die 
ersten  beiden  Jahrhunderte  der  Kaiserzeit  hinzustellen  ist.  Auf  den 
vollen  von  Cäsar  bestimmten  Betrag  von  V40  Pfund  oder  8,18  Gr.  zurOck- 
zugehen  erscheint  aus  mehreren  Gründen  nicht  rätlich.  Der  Abstand 
des  Effektivgewichts  der  kaiserUchen  Prägung  wird  dann  zu  grofs; 

1)  Von  Marcus  Aurelios  wiegen  in  der  Londoner  Sammlnn^  (bei  Qadpo) 
zwölf  Stacke  von  7,46  bis  7,91 ,  sechsundzwanzig  von  7,30  bis  7,21 ,  neun 
darunter.  Ein  ähnliches  Verhältnis  ergiebt  sich  ffir  die  Prägungen  des  Verus 
und  Gommodus.  Unter  SepUmius  Severus  ist  ungleicbmälsiger  als  frAher  fe- 
mfluzt  worden;  es  kommen  ziemlich  viele  Stücke  von  7,4  und  darüber,  dafür 
aber  auch  zahlreiche  unter  7,2  vor,  sodaüs  der  Durchschnitt  um  0,02  Gr.  nie- 
driger ausfallt  als  bei  den  vorhergehenden.  Von  Caracalla  stehen  (ebenfalls  bei 
Queipo)  noch  sechs  Stück  über  7,3,  elf  darunter  bis  7,M5,  endlich  lehn  von 
6,91  bis  6,26.  Letzteres  ist  das  verminderte  Gewicht,  welches  von  da  an  das 
regelmälsige  wird,  und  das  am  besten  auf  Vm  Pfund  »  6,55  Gr.  anzusetzen  ist. 
Vcrgl.  §39,  1. 

2)  Durchschnittsgewich le  geben,  wie  Mommsen  S.  753  Anm.  41  (III  p.  22  f.) 
mit  Recht  bemerkt,  in  der  Regel  nicht  den  Betrag  des  Normalgewichts,  welches 
yielmehr  in  den  maximalen  Gewichten  gesucht  werden  mu£.  Doch  sind  sie 
höchst  brauchbar,  wenn  relativ  das  Verhältnis  verschiedener  Prägungen  dar- 
zustellen ist.  So  wird  die  folgende  Übersicht,  welche  nach  Letronne  p.  83, 
Dureau  de  la  Malle  (Econ.  I  p.  43),  Pinder  und  Friedländer  (Beitr.  I  S.  12), 
Cohen  (Descript  I  p.  XV  f.)  und  Queipo  p.  426  ff.  zusammengestellt  ist,  ein  deut- 
liches Bild  der  verschiedenen  Phasen  der  kaiserlichen  Goldprägung  geben.  Es 
wiegt  im  Durchschnitt  der  Aureus  unter  Augustus  7,90  bis  7,78  Gr.,  Tiberius 
7,78  bis  7,74,  Claudius  7,70  bis  7,68,  Nero  7,45 ;  von  Galba  bis  Vespasian  7,^0; 
unter  Titus  7,29,  Domitian  und  Nerva  7,45,  Trajan  und  Hadrian  7,21,  Antonin 
7,27  bis  7,21 ;  von  Aurelius  bis  Septimus  Severus  7,25;  unter  Caracalla  anfangs 
7,23,  später  bis  6,43. 

3)  Nat  bist.  33,  3  $  47. 


f  38. 4.  AUSPRÄGUNG  B£S  SILBERS.  311 

ferner  erklärt  sich  das  Sinken  des  Gewichts  unter  Augustus  aus  dem 
steigenden  Wert  des  Goldes,  es  war  also  kein  zuMliges;  endlich  ist  zu 
beachten,  dafs  die  Schätzung  des  Courantes  der  Kaiserzeit  infolge  des 
Übergangs  von  der  Silber-  zur  Goldwährung  ohnedies  im  Vergleich 
zum  republikanischen  Courant  höher  ausfallt.  Wir  nehmen  also  das 
EffektiYgewicht  von  Augustus'  späteren  Regierungsjahren  zum  Normal- 
gewichte fttr  die  folgende  Zeit  und  setzen  danach  den  Aureus  gleich  V42 
Pfund  oder  7,80  Gramm. 

4.  Neben  dem  neuen  Goldstück  blieb  die  Hauptmünze  in  Silber 
fortwährend  der  Denar,  der  in  der  ersten  Kaiserzeit  ebenso  vollwichtig 
und  fein  wie  unter  der  Republik  fortgemttnzt  wurde.  ^)  Allein  unter 
Nero  tritt  eine  Änderung  in  doppelter  Beziehung  ein.  Einmal  vermin- 
dert sich  das  Gewicht,  welches  bis  dahin  gleich  784  Pfund  oder  3,90  Gr. 
gewesen  war,  um  ein  merkliches^),  sodals  der  Betrag  von  ^/ee  Pfund 
1«K  3,41  Gr.),  zu  welchem  Galen  und  die  Metrologen  der  Kaiserzeit 
den  Denar  ansetzten  3),  in  Neros  mittlere  Regierungszeit,  wahrschein- 
lich gleichzeitig  mit  der  Verringerung  der  GoldmUnze  (nach  dem  J.  60), 
zu  versetzen  ist.  Auf  diesem  Fuls  hält  sich  der  Denar  stetig  bis  auf 
Marcus  AureUus.^)  Unter  Commodus  tritt  eine  merkliche  Veiminderung 

1)  Das  Normalgewicht  des  republikanischen  Denars  ist  (nach  §  36, 1)  3,90 
Gramm,  das  effektive  Gewicht  3,88  Gr.  (ebend.  S.  285  Anm.  4).  Nach  Aker- 
man  Gatalogae  of  Roman  coins  vol.  1  pref.  p.  XV  steht  der  Denar  Gäsars  ma- 
ximal auf  4,05  Gr.,  acht  Stacke  im  Durchschnitt  auf  3,66;  femer  der  Denar 
des  Augustus  maximal  auf  4,08,  dreizehn  StQck  im  Durchschnitt  auf  3,82,  was 
noch  Toilkommen  der  republikanischen  Prägung  enlsprichL  Unter  Tiberius, 
GaUgula  und  Glandius  sinkt  das  Gewicht  durchschniltlich  auf  3,70  bis  3,56  Gr. 
and  bleibt  noch  so  in  Neros  ersten  Regierun^ahren.  Das  Korn  des  Denars  ist 
wihroid  dieser  Zeit,  wie  die  Proben  bei  Schiassi  p.  35  und  A.  y.  Rauch  in  den 
Miitheilnngen  der  numism.  Gesellsch.  in  Berlin,  Heft  3  (1857)  S.  296  und  in  der 
Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1874  S.  34  beweisen,  nicht  weniger  fein  als  unter 
der  Republik  (vergl.  oben  S.  298  Anm.  1). 

2)  Bei  Akerman  a.  a.  0.  wiegen  vier  Denare  mit  dem  jugendlichen  Haupte 
Neros  3,69  bis  3,43,  im  Durchschnitt  3,56  Gr.;  dagegen  fünf  mit  dem  alten 
Haupte  3,40  bis  3,04,  im  Durchschnitt  3,21  Gr. 

3)  Galen,  de  compos.  med.  p.  gen.  5  p.  813  Kflhn:  {htrc  hcU  ^fUireia 
ovyyUu)  f  8^xf^  yirorttu  t^  /uas  ovyvias  tf  8(faxuas  dexofUnje,  welche 
Beomung  für  das  Pfund  96  Drachmen,  a.  h.  Denare,  ergiebt.  Ebenso  der- 
selbe an  mehreren  anderen  Stellen,  ferner  die  Metroloffen  der  sogenannten 
Galttiischen  Sammlung,  die  Fragmente  aus  Epiphanios  und  Eusebios,  Hesychios 
u.  a^  eodüch  von  Lateinern  Pnseian  und  Isidor.  S.  den  ausführlichen  Stellen- 
na^weis  im  Index  lu  den  Metrologici  scriptores  unter  StivoMv  2,  Soax/ii  4, 
iUr^  2,  avyyia  2,  denariusy  draehma,  und  vergl.  de  Lagarde  SymmicL  I  S.  172, 
62  Q.  ö.  Zu  beachten  ist  auch,  dafs  dieser  Denar  ganz  gewöhnlich  als  Ge- 
widit  gebraucht  wurde. 

4)  Die  Ton  Akerman  zoiammengestellten  Wagungen  Ton  229  Denaren  Ton 
Galba  bis  Bfarcus  Aurelius  zeifen  für  diese  ganze  Epoche  Maximalgewiehte 
▼OD  3,5  bis  3,3  Granmi.    Die  Durchschnittsgewiehte  sind  durchgehends  noch 


812  GOLDWÄHRUNG  VON  AUGÜSTÜS  BIS  SEVERÜS.  §  88, 4. 

des  Gewichts  ein,  während  Septimius  Severus  wieder  dem  frOhern  Fufs 
sich  nHherti)   indes  steht  die  Frage  nach  dem  Gewichte  ganz  znrOck 
gegen  die  zweite  wichtige  Änderung,  welche  Nero  mit  der  SilbermUnze 
vornahm.  Das  Silber  war  bisher,  wie  in  der  republikanischen  Zeit,  mög- 
lichst rein  ausgeprägt  worden ;  jetzt  wurde  zuerst  absichtlich  Legierung 
von  unedlem  Metall  beigemischt,  die  anfangs  5  bis  10  Prozent  betrug, 
später  aber  in  immer  steigendem  Verhältnis  zunahm.  Schon  unter  Tra- 
jan  um  das  Jahr  100  erreicht  sie  die  Hohe  von  15  Prozent,  steigt  dann 
im  Laufe  des  folgenden  Jahrhunderts  unter  Hadrian  auf  nahe  an  20, 
unter  Marcus  Aurelius  auf  25,  unter  Commodus  auf  30,  endlich  unter 
Septimius  Severus  auf  50  bis  60  Prozent.*)  Damit  sinkt  der  Silberwerl 
des  Denars,  der  bis  dahin  68  Pf.  betragen  hatte,  unter  Nero  anf  51, 
unter  Trajan  auf  46,  unter  Severus  auf  35  bis  30  Pf.^),  woran  sich  die 
weiteren  Verschlechterungen  der  Silbermttnzc  in  der  folgenden  Epoche 
reihen  (§  39,  2).  Trotz  dieser  auffallenden  Verminderung  des  Metall- 
wertes bleibt  der  Münzwert  durchaus  der  frühere;  der  Denar  gilt  nach 
wrie  vor  als  V^s  des  Aureus,  nur  wird  er  zu  einer  nicht  mehr  voll- 


höher als  das  von  Neros  jfingerer  Prägung;  sie  betragen  fOr  Galba  3,80,  Otho 
3,34,  Vitellius  3,30,  Vespasian  3,27,  Titas  und  DomiUan  3,30,  Nerva  3,39,  Trajan 
3,37,  Hadrian  3,34,  Pius  3,37,  Alarcns  Aurelius  3,30  Gr. 

1)  Siebzehn  Stocke  von  Commodus  wogen  im  Durchschnitt  nur  3,14  Gr., 
vierzehn  von  Septimius  Severus  steigen  wieder  auf  3,22  Gr. 

2)  Diese  allmähliche  Verschlechterung  des  Korns  läfst  sidi  deutlich  an  den 
Analysen  von  Kaiserdenaren  verfolgen,  welche  Akerman  p.  XIV,  A.  v.  Rauch 
in  den  Mittheil,  der  numi<im.  Gesellschaft  in  Berlin,  Heft  3  (1857)  S.  296  fll, 
£.  V.  Bibra  Ober  alte  Eisen-  und  SUberfunde,  Nürnberg  u.  Leipzig  1873,  S.  37 
(vergl.  mit  S.  46  ff.)  zusammenstellen.  Daraus  sind  die  oben  gegebenen  Pro- 
lents&tze  abgeleitet,  welche  nur  als  runde  Betrage  gelten  sollen,  denn  in  den 
einzelnen  Abteilungen   schwankt  das  Legierungsverhältnis  wieder  bedeutend. 

?i)  Es  ist  hier,  um  die  Vergleichung  zu  erleichtem,  auch  bei  dem  Denar 
der  Republik  und  der  ersten  Kaiseneit  der  durchschnittliche  Gehalt  an  feinem 
Silber  (abweichend  von  der  Schätzung  §  36,  5)  zu  Grunde  gelegt  worden.  Sechs 
republikanische  Denare  bei  Rauch  a.  a.  0.  haben  einen  durchschnittlichen  Fein- 
gehalt von  0,972.  Ihr  durchschnittlidies  Gewicht  ■■  3,86  Gr.  steht  hinter  dem 
normalen  nur  unmerklich  zurOck.  Indem  wir  das  letztere  zu  Grunde  legen, 
erhalten  wir  den  Silberwert  von  68,20  Pf.  Zehn  Denare  von  Cäsar,  Angustus 
und  Tiberius  ergeben  den  durchschnittlichen  Feingehalt  von  0,986,  was  bei 
normalem  Gewicht  auf  einen  Silberwert  von  69,18  Pf.  führen  würde.  Da  jedoch 
das  durchschnittliche  Gewicht  hinter  dem  normalen  etwas  nrflckbleibt,  so  mag 
dieselbe  Wertschätzung  wie  bei  dem  republikanischen  Denar  gelten.  Die  spa- 
teren  Proben  Rauchs  (oben  S.  298  Anm.  1)  haben  für  zusammen  145  Stficke 
einen  Feingehalt  von  0,966,  mithin  einen  Silberwert  von  67,78  Pf.  (d.  I.  weit 
mehr  als  Rauch  berechnet)  ergeben.  Weiter  ist  oben  der  Silberwert  des  Nero- 
nischen Denars  aus  zwei,  des  Trinani sehen  aus  vier,  des  Severischen  ans  neun 
Stücken  bestimmt  worden.  Bei  dem  Ansätze  von  35  Pf.  für  Severus  sind  noch 
ausnahmsweise  gut  gemünzte  Stficke  in  Rechnung  gekommen;  ohne  diese  sinkt 
der  Silberwert  auf  nur  30  Pf. 


§38,4.5.  KUPFERPRÄGÜNG.  313 

werügeD  Scheidemünze,  bei  deren  Ausgabe  der  Staat  auf  seinen  Kredit 
das  unedle  Metall  in  immer  hohem  Beträgen  beimischte,  i) 

Aufser  dem  Denar  ist  auch  der  Quin ar,  dessen  Prägung  gegen 
Ende  des  secbstep  Jahrhunderts  der  Stadt  aufgehört  hatte  (§  36,  2), 
zuerst  Ton  Cäsar  und  dann  in  der  ganzen  Periode,  wenn  auch  stets 
Diu*  sparsam,  ausgemünzt  worden.^)  Die  ebenfalls  iWlher  aufgegebene 
Prägung  des  Sesterzes  wurde  zwar  gleichfalls  von  Cäsar  wieder  aufge- 
nommen, aber,  wie  sogleich  zu  zeigen  ist,  nicht  lange  fortgesetzt. 

5.  Die  Kupferprägung  hatte  der  Staat  seit  der  Zeit  zwischen 
84  und  74  y.  Chr.  so  gut  wie  ganz  aufgegeben  (§  36,  3).  Nur  einige- 
mal während  der  Bürgerkriege  münzten  Feldherm  wie  Antonius  Kupfer 
auf  ihren  Namen.^)  Erst  im  J.  15  v.  Chr.  begann  die  städtische  Münze, 
freilich  unter  ganz  neuen  Verhältnissen,  wieder  Kupfer  zu  liefern.  Da 
die  Monarchie  inzwischen  fest  begründet  war,  so  sollte  der  Senat 
nicht  mehr  wie  bisher  konkurrierend  mit  dem  Kaiser  das  Münzrecht 
f&r  die  edlen  Metalle  haben ,  aber  zu  einigem  Ersatz  dafür  wurde  die 
Kupferprägung  wieder  ins  Leben  gerufen  und  diese  ihm  ausschliefs- 
lieh  zugeteilt«  Doch  traten  dabei  mehrere  wesentliche  Abweichungen 
von  der  republikanischen  Münze  ein ,  mit  welchen  bereits  Antonius 
Torangegangen  war.  Das  auffallendste  ist,  dafs  der  Sesterz  nun  nicht 
mehr  in  Silber  ausgeprägt  wurde,  sondern  als  Vierasstück  (rcrpaaaa- 
^lov)  unter  die  kupferne  Scheidemünze  kam.  Aufserdem  erscheint  jetzt 
auch  der  seit  langem  nicht  mehr  geprägte  Dupondius  wieder,  dann  der 
As  und  der  Semis.  Doch  hat  letzteres  Nominal  nach  Pius  wahrschein- 
lich wieder  aufgebort.  Auch  Quadranten  scheinen ,  jedoch  nicht  über 
Trajan  hinaus,  geschlagen  worden  zu  sein.^) 

1)  Die  staatsrechtliche  Bedeutung  dieser  MaTsregel,  welche  den  Anfang  zu 
^  späteren  Mfinzwirren  bildete,  weist  Mommsen  Rom.  Staatsrecht  II  Abt  2 
S.  955  nach.  Derselbe  zeigt  in  seiner  Gesch.  des  röm.  Mfinzwesens  S.  766  ff.  (ID 
^  43 IT.),  dafs  fflr  die  Zeit  von  Nero  bis  Tngan  das  Gold  zum  Silber  in  der  Reichs- 
niflnze  etwa  wie  10,31 : 1,  femer  fflr  die  Zeit  bis  Sevenis  etwa  wie  9,375 : 1 
stand,  mithin  das  Silber  bedeutend  Aber  seinen  wirklichen  Wert  ausgebracht  war, 
was,  wie  weiter  entwickelt  wird,  ein  deutliches  Zeichen  der  reinen  Goldwährung 
ist  Diesen  Ansffihrungen  schliefst  sich  Lenormant  I  p.  170  f.  vollständig  an. 

2)  Mommsen-Blacas  11  p.  151  ff.  532  ff.,  III  p.  27  (frfiher  in  der  Gesch.  des 
rön.  Münzw.  S.  650  ff.  756). 

3)  Borghesi  bei  Gayedoni  Numismatica  biblica  p.  118  ff.  (wiederholt  in 
Oeorres  complites  II  p.  411  ff.),  Mommsen  S.  760  f.  (III  p.  33  ff.).  Die  Nominale 
dieser  früher  rätselhaften  Prägung  sind  Stficke  Ton  4,  3,  2, 1,  V«  nnd  V«  (viel- 
leicht vielmehr  '/<)  As,  teils  mit  römischen,  teils  mit  griechischen  Wertzeichen, 
l^s  Tierasstflck  oder  der  Sesterz  erscheint  hier  das  erstemal  in  Kupfer.  Vergl. 
aneh  Lenormant  II  p.  350  ff. 

4)  Diese  Darstellung  beruht  auf  den  in  voriger  Anm.  angefahrten  Unter- 
snchongen  Borghesis,  denen  sich  auch  Mommsen  in  allen  Hauptpunkten  an- 


314  GOLDWÄHRUNG  VON  AÜGÜSTÜS  BIS  SEVERÜS.  §  8S.6. 

Eine  weiiere  Neuerung  war,  dafs  die  Wertzeichen,  die  früher  nie- 
mals fehlten  und  die  auch  Antonius  noch  gesetzt  hatte,  in  Wegfall  kamen. 
Die  Unterscheidung  der  einzelnen  Nominale  beruhte  nur  auf  Gewicht 
und  Grdlse  und  noch  einem  neu  dazutrctenden  Momente,  der  Verschie- 
denheit des  Metalls.  Es  wurden  nämlich,  wie  Plinius  angiebt,  der 
Sesterz  und  Dupondius  aus  Messi  ng,  der  As  und  Semis  aus  Kupfer, 
beide  Arten  übrigens  ohne  Beimischung  von  wertloserem  Metall  ge- 
prägt^) Der  Sesterz  hatte  das  Gewicht  von  8  Denaren  —  1  Unze  oder 
27,29  Gr.,  der  Dupondius  von  4  Denaren^).  Der  As  war  wahrschein- 
lich dem  Dupondius  an  Gewicht  gleich,  unterschied  sich  also  von  diesem 
nur  durch  die  geringere  Qualität  des  Metalk  und  die  dunklere  Faribe.^) 

schlieüst.  AbbUdoDgen  8.  bei  Mommsen-Biacts  IV  pl.  XXXIV.  Die  Ausprigaog 
des  Semis  hat  nach  W.  Christ  in  den  Sitzan^benchten  der  Münchener  Akad. 
1865,  I  S.  126,  noch  bis  in  die  Bütte  des  dritten  Jahrh.  sich  erstreckt  Dtls 
Quadranten  auch  nach  Tngans  Zeit  noch  im  Umlauf  waren,  lilst  sich  Ter- 
mutungsweise  entnehmen  aus  der  DUtribuHo  des  Volusius  Maecianus,  einer  um 
das  J.  146  yerfalsten  Schrift  (oben  S.  13,  MetroL  Script  II  p.  17).  Indem  niBilich 
der  Schriftsteller  {  67  sagt:  'infra  semissem  nemo  temere  rationem  sestertia- 
riam  ducit',  scheint  er  impUciie  zuzugeben,  dafe  eine  Teilung  bis  zur  Hälfte 
des  Semis,  d.  L  bis  zum  Quadrans,  nach  den  damaligen  Münsverhaltnisseo  noch 
möglich  gewesen  sei. 

1)  Plin.  34,  2  §  4:  hoc  (aes  Gordnbense)  —  cadmean  maxime  sorbet  et 
aurichalci  bonitatem  imttatur  in  sestertib  dupundiarisque,  Gyprio  suo  assibus 
contenüs.  Ober  das  Gesetz  des  Augustus,  welches  auch  beim  Kupfer  Legierung 
ausdrflcklich  untersagte,  s.  S.  297  Anm.  5.  Das  MischungsTermiltnis  für  die 
Sesterze  und  BupondJen  des  ersten  Jahrh.  ist,  wie  Mommsen  S.  763  Aom.  81 
(in  p.  38)  nachweist,  nicht  ganz  '/»  Zink  auf  reichlich  ^/»  Kupfer.  Die  Asse 
sind  von  reinem  Kupfer. 

2)  Die  Bestimmung  des  Gewichts  des  kaiserlichen  Sesterzes  geben  der  ano- 
nyme Alexandriner  in  dem  Fragm.  J7i^  xaXatr^e^y,  MetroL  Script  I  p.  302,  5: 
6  vovfAfiOi  oiiyyiav  i^«i  t4'  üxa&ftq^  (ahnlich  de  Ligarde  Symmicta  I  S.  168), 
das  Fragm.  JZe^  9ra&fimy  aus  Eusebios  (MetroL  scr.  I  p.  278, 13),  das  Fragm. 
*Em  rmv  Kleonax^as  na^l  ma&fi&v  u.  s.  w.,  MetroL  scr.  I  p.  251, 19:  HaXälra^ 
fl  ovyyla  W0acca(ftop  ^IraXtHov,  Der  Dupondius  wird  zu  4  Drachmen  bestimmt 
in  drei  verschiedenen  Fragmenten  aus  derselben  unter  Kleopatras  Namen  gehen- 
den Schrift,  MetroL  scr.  1  p.  235,  5.  237, 15.  256, 19.  Vergl.  auch  ebenda  p.  126. 
150  adn.  2.  151.  Beispielsweise  erwähnt  als  MQnze  das  rtr^ffofi^  mit  den 
Bildnissen  Neros  oder  Trigans  Arrian  Epikt  4, 5  p.  291  Borheck.  Die  Wagnogen 
s.  bei  Mommsen  S.  761  f.  (III  p.  40). 

3)  Zu  diesem  Schlüsse  gelangt  Pinkerton  Essay  on  medals  I  p.  146  tL  Vergl. 
besonders  p.  147 :  in  the  imperial  times  it  (the  dupondius)  did  not  mean  a  ooin 
of  double  the  weight  of  the  as,  but  of  double  the  value.  Ihm  schliefst  sich 
Mommsen  S.  765  (fll  p.  40  f.)  gegen  Borghesi  (a.  a.  0.  p.  129  fL)  an.  Die  metro- 
logischen Fragmente  aus  der  spateren  Kaiserseit  bestimmen  allerdings  das  Ge- 
wicht des  amcoDtov  ftbereinstimmend  zu  2  Denaren  oder  Vi  Unze:  s.  MetroL 
Script  I  p.  97.  126.  228,  20  (vergl.  mit  Zeile  2  t  n.  22).  235,  8.  237, 18.  255,  20. 
278, 16.  304,  8. 18.  An  der  letztcitierten  Stelle  wird  dieser  As  affffo^M  tov 
oDyvifov  genannt  und  dem  acca(ftov  rav  x<x^Im^»  f6XXi»Q  xb  rira^tor,  ffegeo- 
üherfesteUt  Näher  geht  auf  diese  Miasverhiltnisse  ein  W.  Ghrist  Sitsangs- 
berichte  der  Mflnchener  Akad.  1865,  1  S.  126  f. 


§38,5.6.  KUPFERPRÄGUNG.  315 

Semis  und  Quadrans  scheinen  auf  Vs  und  Vi«  l^i^ze  ausgebracht  zu 
sein.i)  Nur  YorQbergehend  ist  unter  Nero  ein  Anlauf  genommen  wor- 
den, Dupondius,  As  und  Semis  durch  die  alten  Wertzeichen  II,  I,  S  zu 
unterscheiden.  Dies  hatte  keinen  Bestand;  wohl  aber  blieb  ein  anderer 
ebenfalls  seit  Nero  eingeführter  Unterschied,  indem  fortan  auf  dem  Du- 
pondius  der  Kopf  des  Fürsten  mit  Strahlenkrone,  auf  dem  As  dagegen 
mit  Lorbeerkranz ,  wie  auf  den  Gold-  und  Silbermttnzen  und  auf  dem 
Sesterz,  oder  ohne  allen  Schmuck  erscheint 2) 

Aus  den  erwähnten  Gewichten  des  Sesterzes  und  Dupondius  er- 
giebt  sich,  dafs  das  Messing  nach  der*Münzordnung  des  Augustus  zum 
Golde  in  dem  Wertverhältnis  von  1 :  350  ^),  d.i.  als  Scheidemünze  bedeu- 
tend aber  seinem  wirklichen  Wert,  stand.  Wenn  der  in  Kupfer  aus- 
geprägte As,  wie  soeben  als  wahrscheinlich  hingestellt  wurde,  dem 
Dupondius  an  Gewicht  gleich  war,  so  verhielt  sich  nach  derselben 
MQnzordnung  das  Kupfer  zum  Golde  wie  1 :  700.  Da  gleichzeitig  das 
Silber  zum  Golde  wie  1 :  12,5  stand  (§  38,  2),  so  hatte  das  erstere  zum 
Messing  das  MQnzverhähnis  von  28 : 1 ,  zum  Kupfer  von  56 : 1.  Diese 
Ansätze  haben  sich  unter  den  folgenden  Kaisem  bis  auf  Severus  nur 
wenig  geändert  In  der  Zeit  von  Nero  bis  Trajan  stand  das  Messing 
zum  Golde  wie  1 :  367,  ferner  in  der  Zeit  bis  Seyerus  wie  1 :  375,  und 
entsprechend  das  Kupfer  zum  Golde  wie  1 :  733,  später  wie  i  :  750.^) 
Etwas  an&^dliger  verschoben  sich  die  Verhältnisse  zur  Silbermünze,  da 
diese  während  derselben  Periode  ebenfalls  mehr  und  mehr  zum  Kredit- 
geld wurde.  In  der  Zeit  von  Nero  bis  Trajan  stellte  sich  das  Messing 
zum  Silber  wie  1 :  35,6,  das  Kupfer  wie  1 :  71,1,  ferner  in  der  Zeit  bis 
Severus  das  Messing  wie  1 :  40,  das  Kupfer  wie  1 :  80. 

6.  Es  ist  nun  noch  das  Wertverhältnis  des  Courantes  der  ersten 
Kaiserzeit  zu  unserm  Gelde  zu  bestimmen.  Die  hier  zuerst  aultretende 
Frage  nach  der  Währung  ist  bereits  oben  dahin  entschieden  worden, 
dab  von  Augustus  bis  Nero  gemischte  Gold-  und  Silberwährung,  von 

1)  Mommsen  S.  765  f.  (10  p.  42). 

2)  Derselbe  S.  762  (ID  p.  36)  und  data  die  Abbildungen  Tradact  Blacas  IV 
pL  XXXV  üf.  4  u.  5.  Ebenda  fig.  3  n.  6  zeigen  Sesterz  und  Semis  das  lorbeer- 
oekranzte  Haupt  wie  Aureus  (flg.  l)jind  Denar  (flg.  2).  Vergl.  auch  F.  Kenner 
Die  Scheidemfinze  des  Kaisers  Nero,  Wiener  Namism.  Zeitschr.  X,  1878,  S.  230  ff. 

3)  Vergl.  oben  ^  38,  2.  Der  Aureus  ist  hierbei  zu  dem  seit  Augustus  nor- 
inleQ  Gewicht  von  ^4%  Pfund,  welches  zugleich  dem  damals  tbatsichlichen  Wert- 
Terhllinisse  zwischen  Gold  nnd  Silber  entsprach,  angesetzt  worden.  Mommsen 
S.766  (in  p.  42)  und  nach  ihm  Lenormant  I  p.  170  behalten  das  G&sarische  Gold- 
S^cbt  auch  (Qr  die  ganze  Zeit  bis  Nero  oei  und  lassen  danach  das  Messing 
San  Golde  sich  wie  1 :  333,33,  das  Kupfer  wie  1 :  666,66  verhalten. 

4)  Mommsen  S.  766  f.  (IQ  p.  42  f.),  Lenormant  1  p.  170  f. 


316  GOLDWÄHRUNG  VON  AÜGÜSTUS  BIS  SEVERÜS.  §  m,  6. 

Nero  an  die  reine  Goldwährung  herrschte.  In  neuerer  Zeit  stehen  be- 
kanntlich die  beiden  Wertmetalle  in  einem  andern  Wertverhflltnis  zu 
einander  als  im  Altertum.  Das  Gold  ging  selbst  in  der  Kaiserzeit,  wo 
es  einen  hohem  Stand  als  je  früher  erreichte,  nidit  viel  über  den  zwolf- 
fachen  Wert  des  Silbers  hinaus;  jetzt  gilt  es  in  den  I^ändern  derFranken- 
Währung  und  in  Deutschland  mit  seiner  gemischten  Mark-  und  Thaler- 
währung  fünfzehnundeinhalbmal  so  viel,  ja  sein  Handelswert  ist  im 
Verhältnis  zum  Silber  noch  um  ein  merkliches  hoher  (§  22,  4).  Es 
müssen  also  die  Beträge  sehr  verschieden  ausfallen ,  je  nachdem  das 
Courant  der  Kaiserzeit  nach  der  Silber-  oder  nach  der  Goldmünze  be- 
stimmt wird.  Setzen  wir  den  Denar  des  Augustus,  gleich  dem  repu- 
blikanischen (§  36,  5),  zu  70  Pf.  an ,  so  erhält  nach  diesem  Marsstabe 
der  zu  25  Denaren  ausgeprägte  Aureus  den  Wert  von  17  V2  Mark. 
AUein  das  Quantum  Gold,  welches  der  Aureus  darstellt,  hat  heutiges- 
tags  im  Verhältnis  zum  Silber  einen  weit  höheren  Wert,  wir  würden 
mithin  alle  grOfseren  aus  jener  Zeit  angefahrten  Geldsummen ,  welche 
regelmäfsig  in  Gold  gezahlt  wurden ,  zu  einem  zu  niedrigen  Betrage 
schätzen.  Es  mufs  demnach  das  Gold  des  alten  Aureus  nach  dem  Münz- 
werte, den  es  heute  bei  uns  haben  würde,  angesetzt  werden,  und  da- 
nach richtet  sich  wieder  die  Bestimmung  des  Denars  als  des  ftlnfund- 
zwanzigsten  Teiles  des  Goldstückes.  Für  die  Zeit  seit  Nero  unterliegt 
dies  keinem  Zweifel,  da  von  da  an  das  Silber  Scheidemünze  war;  aber 
auch  in  der  vorhergehenden  Zeit  der  gemischten  Währung  war  das 
Gold  bereits  thatsächlich  die  Hauptmünze  des  Reichs.  Auch  begann  ja 
die  umfassende  Neugestaltung  des  Münzwesens  nicht  mit  Nero,  son- 
dern mit  Augustus;  es  würde  also  zu  den  grOfsten  Widersprüchen 
ftlhren,  wollte  man  den  Aureus  Neros  nach  seinem  heutigen  Goldwerte, 
den  des  Augustus  dagegen  nach  seinem  damaligen  Silberwerte,  mithin 
bedeutend  niedriger,  ansetzen.^) 

Die  römische  Goldmünze  sollte  ebenso  wie  das  Silber  vollkommen 
fein  sein. 2)  Die  angestellten  Proben  ergaben  zwar  einige  Legierung, 
aber  in  ebenso  geringen  Beträgen  wie  beim  Silber. ^j    Es  erscheint 

t)  Auch  Francis  Lenormant  vertritt  in  seiner  'Monnaie  dans  Tantiqait^* 
die  Ansicht,  dafs  seit  Ansustus  im  römischen  Reiche  Goldwährung  herrschte, 
8. 1  p.  175.  182. 

2)  S.  das  oben  S.  297  Anm.  5  angefahrte  Gesetz  des  Augustos.  Festvs 
p.  250^  21  definiert  proM  (auri):  qaod  recte  ezcoctnm  purgatumqoe  sit 

3)  Nach  Darcet  bei  Letronne  p.  84  bleibt  sich  der  Feingehalt  der  Gold- 
münze zwischen  Angnstns  und  Yespasian  gleich;  er  schwankt  zwischen  0,998 
und  0,991.  Drei  Analysen,  Ober  welche  A.  y.  Ranch  in  der  Berliner  Zeitsdir. 
f.  Nnmism.  1874  S.  42  berichtet,  ergaben  für  die  Goldmünze  unter  Nero  dnen 


f  SS,  6.  VHERTBESTIMMUNG  DES  GOLDGOURANTES.  317 

abo,  da  der  Normalbetrag  der  römischen  Goldwährung  gesucht  wer- 
den soll,  als  das  rätlichste  im  Sinne  der  römischen  Gesetzgeber  das 
Gold  als  ganz  ungemischt  in  Redinung  zu  bringen. 

Da  1  Gramm  Goldes  nach  unserer  Münzordnnng  den  Wert  von 
2,79 Mark  hat  (§  4, 4),  so  ist  das  römische  Pfun d  G old  fein,  im  Ge- 
wichte von  327,45  Gr.,  anzusetzen  zu 

913,59  Mark; 
das  Gewicht  des  Aureus  beträgt,  wie  bereits  erörtert,  V42  Pfund,  also 
bestimmt  sich  sein  Wert  zu 

21  Mark  75  Pf.  (genauer  21,752  Mark).^) 
Danach  erhält  der  Denar  als  V25  des  Aureus  den  Wert  von 

87  Pf.  (genauer  0,87008  Hark). 
Weiter  berechnet  sich  der  Quinar  auf  43  V2  Pf.  «nd  in  der  Kupfer- 
scheidemünze  der  Sesterz  auf  22  Pf.,  der  Dupondius  auf  11  Pf.,  der 
As  auf  5  Vs  Pf.>  der  Semis  auf  3,  der  Quadrans  auf  1  %  Pf. 

Die  gro&e  Rechnungssumme,  das  Sestertium  (§  36,  4),  ist  nach 
der  Goldwährung  auf  21752  Mark  anzusetzen. 

Die  RechnuDgsweise  blieb  dieselbe  virie  zur  Zeit  der  Silberwäh- 
ruDg.   Es  werden  zwar  bisweilen  die  in  Gold  gezahlten  Summen  auch 

Feingehalt  voo  0,993,  unter  Titas  0,996,  anter  Veras  0,990.  Weniger  brauchbar 
ist  &  Angabe  von  Gay-Lussac  bei  Dnreaa  de  la  Malle  Econ.  I  p.  17  hrergl.  mit 
p.  41  f.),  wonach  die  Goldmünzen  der  Republik  und  der  Kaiser  nach  Vespasian 
mindestens  einen  Feinffehalt  von  ''/s4  »>  0,958  haben.  Zunächst  nämlich  ist 
<fie  Bestimmung  nach  VierundiwanEigsteln  bei  weitem  nicht  hinreichend  genau, 
and  überdies  leigt  die  eben  angeführte  Probe  einer  Goldmünze  des  Titus,  dafe 
wenigstens  unter  diesem  Kaiser  noch  der  gleiche  Feingehalt,  wie  seit  Augustus, 
angestrebt  wurde.  Lenormant  I  p.  202  schreibt  der  Goldmünze  seit  Vespasian 
^eo  Feingehalt  von  nur  0,938  zu  (wo  vielleicht  0,958  gemeint  ist). 

1)  Der  angegebene  Betrag  ist  fast  genau  gleich  dem  von  Bureau  de  la  Malle 
P.  44  festgesetzten  von  26,89  Francs  «  21,78  Mark,  wobei  das  Gewicht  des 
Aareas  etwas  höber  genpnnmen,  dafür  aber  ein  Abzug  auf  die  Legierang  ge- 
macht worden  ist  Biese  Übereinstimmung  ist  um  so  willkommener,  da  Bureaus 
Becbnongsweise  nach  dem  Vorgange  Marquardts  (Handbuch  der  römischen  Alter- 
Uiümer  m,  Abteil.  2,  Leipzig  1853,  S.  35  f.)  bereits  früher  weitere  Verbreitung 
fewonnen  hatte.  In  seiner  rönaischen  Staatsverwaltung  II  S.  70  f.  schlielist  sich 
Maranardt  der  ersten  Ausgabe  meiner  Metrologie  an.  Mommsen  Rom.  Gesch.  I* 
S.  IV  und  (veaeh.  des  röm.  Münzw.  S.  900  rechnet  aus  dem  oben  S.  235  Anm.  1 
sngegebenen  Grunde  das  Goldpfund  etwas  niedriger  zu  285  Thaler  28,3  Gr.  mm 
S57  Mark  83  Pf.  und  entsprechend  den  Aureus  zu  20  Mark  43  Pf.  In  der  franzö- 
nseben  Übersetzung  HI  p.  490  f.  stellt  J.  de  Witte  die  richtiffen  Werte  her,  indem 
«r  das  (vramm  feinen  Goldes  gemäfs  der  franzödschen  Währung  zu  3^/o  Francs 
(genau  entsprechend  unserem  obigen  Ansatz  zu  2,79  Mark)  berechnet  Hiernach 
i^esttnmt  er  das  römische  Pfund  Gold  fein  auf  1127,81  Francs  »  913,53  Mark, 
«ad  den  Aureus  auf  26,85  Francs  (nicht  26,87,  wie  in  der  Tabelle  steht)  « 
21,15  Mark,  was  mit  den  obigen  Werten,  abgesehen  von  einer  nicht  in  Betracht 
KommeBden  Dififerenz  beim  Pfunde  (welches  um  0,02  Gr.  niedriger  geschätzt 
^vd),  fibereiaatiaimt. 


318  VERFALL  DES  RÖMISCHEN  MONZWESENS.  ( M,  6. 39. 

Dach  Aurei  angegebeD ;  gewöhDlich  aber  wird  ganz  so  wie  früher  nach 
Sesterzen  gerechnet,  nur  dafs  jetzt  je  100  Sesterze  der  Ausdruck  für 
einen  Aureus  sind.  Es  ist  daher  die  Reduktion  des  Courantes  der  Kaiser- 
zeit in  eine  Tabdie  (XIX)  mit  dem  republikanischen  vereinigt  worden ; 
die  Betrage  fdr  das  erstere  sind  in  der  zweiten  Kdumne  (B)  zu  suchen. 

Für  die  ungeßihre  Schätzung  grOfserer  Summen  von  S^terzen, 
mögen  nun  die  Angaben  aus  den  letzten  Decennien  der  Republik  oder 
aus  den  beiden  ersten  Jahrhunderten  der  Kaiserzeit  stammen,  läfet  sich 
eine  bequeme  Regel  aufstellen.  Da  der  Sesterz  nach  der  römischen 
Silberwährung  gleich  18,  nach  der  Goldwährung  gleich  22  Pfennigen 
ist,  so  darf  er  recht  wohl  zu  rund  20  Pf.  geschätzt  werden,  soweit  es  sich 
niir  darum  handelt  eine  überlieferte  Geldsunune  sofort,  und  ohne  das 
Nachschlagen  von  Tabellen,  annähernd  in  den  heutigen  Wertausdruck 
umzusetzen.  Um  die  Summe  in  Mark  zu  erhalten  braucht  man  dann 
nur  durch  5  zu  dividieren.  Beispielsweise  kommt  das  so  häufig  er- 
wähnte decies  ststertium  nach  dieser  Näherungsmethode  auf  etwa 
200000  Mark. 

Das  Gewicht  von  V^s  Pfund  ^^  7,80  Gr.  ist  als  der  normale  Be- 
trag des  Aureus  von  Augustus  bis  Septimius  Severus  festgesetzt  wor- 
den (§  38,  3).  Das  effektive  Gewicht  und  somit  auch  der  Wert  sinken 
allmählich.  Der  verringerte  Aureus  Neros  von  7,4  Gr.  hat  nur  noch 
den  Wert  von  20  Mark  65  Pf.;  der  des  Marcus  Aurelius  von  7,3  Gr. 
sinkt  auf  20  Mark  37  Pf. ;  endlich  das  zu  V&o  Pfund  ausgebrachte  Gold- 
stück Caracallas  auf  18  Mark  27  Pf. 

$  39.   Der  Ferfall  des  Mün%wesen$  im  dritten  Jahrhundert^) 

Das  dritte  Jahrhundert  des  römischen  Kaiserreichs  bietet  ein  trau- 
riges Bild  des  Verfalls  auch  in  dem  Münzwesen*  Das  Metall  der  herr- 
schenden Währung,  das  Gold,  wurde  nach  immer  niedrigerem  False 

1)  Diese  und  die  folgende  letzte  Epoche  des  römischen  Maniweseos  haben 
nur  eine  summarische  Darstellung  erfahren  können,  da  sonst  der  Umfang  dieses 
Handbuchs  weit  über  das  zulässige  Mals  angeschwoUen  wäre.  Nur  die  Beoar- 
frage  und  die  Follarrechnung  sind,  entsprechend  ihrer  Wichtigkeit,  ausführlicher 
behandelt  worden.  Die  Grundlagen  waren  vorgezeichnet  durch  Mommsens  Ge- 
schichte des  Mnnzwesens  dieser  Epoche.  Zu  weiteren  Forschungen  gab  »eine 
Sammlung  und  Erklärung  der  Metrologi  scriptores  Anlafs:  s.  W.  Christ  Ober  den 
FoIIis  und  Denar  der  späteren  römischen  Raiserzeit,  Sitzungsber.  der  Müncheoer 
Akad.  1865,  I  S.  12t  ff.,  Marquardt  Böm.  SUatsverw.  II  SL  31.  42  ff.,  meine  Ab- 
handlung über  den  Denar  Diocletians  in  Fleckeisens  Jahrbfichern  (erste  Abt.  der 
Jahrb.  für  Philol.  u.  Pädag.)  1880  S.  27  ff.  —  Die  Darstellungen  von  Füüay  in 
dessen  Griechenland  unter  den  Römern  (deutsch  Leipzig  1801)  S.  415  fL  und 
Soetbeer  in  dessen  Beiträgen  zur  Gesch.  des  Geld-  und  Mflnzwesens  in  Deutsdi- 


§  30, 1.  DIE  GOLDMÜNZE.  3 1 9 

und  immer  unregelmäfeiger  ausgemünzt  Die  SilbermüDze ,  die  schon 
firflher  stark  legiert  ausgebracht  worden  war,  verior  mehr  und  mehr 
an  Gehalt,  bis  sie  zu  wertlosem  Weifskupfer  herabsank.  So  wurde  dem 
ganzen  Hünzwesen  seine  naturgemäfse  Grundlage  entzogen,  und  es 
brach  ein  aUgeroeiner  fortdauernder  Staatsbankerott  aus,  dem  erst  Dio- 
cletian  und  mit  dauerndem  Erfolge  Constantin  ein  Ende  machten. 

1.  Das  Gewicht  der  Goldmünze  sank,  wie  bereits  bemerkt, 
gegen  das  Ende  der  Regierung  Caracallas  auf  V50  Pfund  —  6,55  Gr.^) 
So  blieb  es,  nachdem  Macrinus  vorübergehend  zu  dem  n*üheren  Pafse 
zurückzukehren  versucht  hatte,  unter  Elagabal  und  Severus  Alexander. 2) 
Unter  den  folgenden  sinkt  das  Gewicht  weiter^  labt  sich  aber  nicht 
mehr  auch  nur  annähernd  bestimmen ,  da  von  da  an  die  grOfste  Ver- 
wirrung eintritt  Es  war  nämlich  seit  Elagabal  Sitte  geworden  aufser 
dem  Ganzstück  noch  zahhreiche  andere  Nominale,  teils  Vielfache,  teils 
Teile  auszuprägen.  Elagabal  selbst  soll  Stücke  von  2,  3,  4,  ja  10  und 
100  Aurei  ausgebracht  haben,  von  Gallienus  giebt  es  Binionen  und 
Teraionen,  von  Diocietian  Stücke  von  10  Aurei,  von  diesem  und  anderen 
Kaisern  noch  andere  Multipla,  von  denen  nur  etwa  die  Doppelstücke  noch 
ab  Münzen  im  gewöhnlichen  Sinne  betrachtet  werden  können,  während 
die  höheren  Nominale  als  Schaumünzen  oder  Medaillons  zu  betrachten 
sind.^)    Dazu  kommen  Drittel,  trientes  oder  tremisses,  und  Vielfache 

Itnd  S.  263  ff.  beniheD  fast  ganz  aaf  Mommsen.  De  P^tigny  Etodes  sor  Thistoire 
moD^tiire  do  V  an  VII  si^le  in  der  Revue  Damiein.,  douv.  serie,  II  (1857)  p.  115  ff. 
bot  nichts  Zweckdienliches.  Von  Queipos  Arbeit  waren  auch  fQr  diesen  Aoschnitt 
mir  die  Mfinzta bellen  verwendbar.  Andere  noch  benotite  Schriften  werden  an 
den  einzelnen  Stellen  citiert  werden. 

1)  De  la  Nanze  in  M^m.  de  TAcad.  des  Inscr.  t  30  p.  392  bemerkt,  dafe  die 
Minzen  Caracallas  Tom  18.  Jahre  seiner  tribonicischen  Gewalt  an  (»215)  bei 
weitem  niedriger  ausgebracht  sind  als  di^enigen  aus  der  früheren  Regierungs^ 
leit,  die  noch  dem  Fnrse  der  vorhergehenden  Kaiser  folgen  (§  38,  3).  Die  fife- 
stiligoBg  des  oben  aufgestellten  Normalgewichts  geben  drei  Stacke  des  Pem- 
brokeschen  Katalogs  vom  J.  217,  welche  6,60.  6,38.  6,325  Gr.  wiegen,  woran 
sich  ein  Stack  bei  Pinder  vom  J.  215  im  Gewicht  von  6,225  Gr.  reiht.  Der 
Borcbsehnitt  von  sechs  Stacken  mit  dem  bärtigen  Haupte  Caracallas,  also  aus 
dessen  späterer  Regierungszeit,  gab  6,66  Gr.  (Cohen  Descr.  1  p.  XVI). 

2)  Den  näheren  Nachweis  stellt  Mommsen  in  der  Tabelle  S.  848  ff  (Traduct. 
Blaeas  DI  p.  441  ff.)  zusammen.  Vergl.  auch  Sabatier  in  der  Revue  de  la  numism. 
beige  1866  p.  326 f.,  Longp^rier  in  der  Revue  numism.  1868  p.  323  ff.,  Lenor- 
ntnt  I  p.  184  f. 

3)  Mommsen  S.  776  (DI  p.  59  f.).  Ober  die  Medaillons,  d.  i.  Schaumfinzen, 
welche  von  den  Kaisem  aus  aufserordentlichen  Anlässen,  besonders  zu  Schenkun- 

Sn,  und  stets  auf  ein  genau  fixiertes  Gewicht  geschlagen  wurden,  handelt  aus- 
krücher  Fr.  Lenormant  in  der  Revue  numism.  1867  p.  129  ff.  und  in  seiner 
Monnaie  dans  Tantiquit^'  I  p.  8  ff.  Wertvolle  Materialien  bietet  H.  Grueber 
novMn  medaillons  in  the  British  Museum  (Abteilung  des  (^atalogue  of  the  Roman 
coins  in  the  Er.  M.),  London  1874.   Die  reichste  Sammlung  solcher  Medaillons 


820  VERFALL  DES  RÖMISCHEN  MONZWESENS.  §  %9,  i. 

solcher  Drittel^)  Nun  zeigen  die  erbtUenen  MünzeD  seit  Gordian  III 
eine  so  stetig  fortlaufende  Reibe  von  Gewichten,  dafs  selbst,  wenn  man 
Zweidrittel-  Vierdrittel-  und  Acbtdrittelstücke  annimmt,  eine  sichere 
Einordnung  nicht  möglich  ist.  Hier  liegt  die  einzige  Erklärung  eben 
in  der  Regellosigkeit  der  Prägung  jener  beillosen  Zeit  Diese  Stücke, 
welche,  abgesehen  von  den  grölseren  Medaillons,  stetig  von  8  bis  unter 
2  Gramm  herabsteigen ,  können  im  Verkehr  nicht  nach  dem  Äufsern 
unterschieden,  sondern  müssen  lediglich  nach  dem  Gewicht  genonunen 
worden  sein.^)  Unter  solchen  Umständen  hatten  auch  die  Reformen, 
welche  Diocletian  einzuführen  versuchte,  keinen  dauernden  Bestand. 
Nachdem  er  nämlich  im  Anfange  seiner  Regierungszeit  seine  Gold- 
stücke noch  mit  schwankendem  Gewichte,  jedoch  nahezu  auf  Vto  Pftind 
ausgebracht  hatte,  fand  zwischen  den  Jahren  286  und  290  eine  Prä- 
gung statt,  in  welcher  der  Aureus  durch  die  Aulschriit  O  ausdrücklich 
als  Vto  Pfund  bezeichnet  wurde.')  Hiermit  war  bereits  derjenige  MUnz- 
fufe  vorgezeichnet,  welcher  später  durch  Constantin  festgesetzt  wurde 
und  auch  auf  die  Dauer  vorzüglich  sich  bewährte,  nämlich  die  Fixierung 


enthalt,  trotz  des  Diebstahles  im  J.  1S31,  das  Pariser  Kabinett;  auch  Wien  und 
Berlin  haben  einige  Prachtstücke  aufzuweisen:  s.  A.  v.  Sallet  in  der  Berliner 
Zeitschr.  f.  Numism.  1875  S.  182.  Besondere  Erwähnung  mögen  an  dieser  Stelle 
nur  die  Medaillons  Dioeletians  im  Gewichte  von  53,67  bis  52,82  Gr.  (Monunsen 
S.  851  —  m  p.  445,  Lenormant  Revue  numism.  1867  p.  129  f.)  finden,  welche 
es  ermöglichen  die  (ebenda  verzeichneten)  Stflcke  von  14,02  bis  12,975  Gr.  als 
achtfache  Trienten  zu  erkennen  (während  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr. 
f.  Numism.  1875  S.  15  dieselben  als  Stücke  von  ^/u  Pfund  betrachtet).  Nach 
demselben  Fufse  hat  Gonstantius  Ghlorus  Stücke  tou  4  Aurei  und  von  8  Trientea 
geschlagen.    Über  Medaillons  nach  der  Solidus -Währung  vergl.  unten  §  40,  1. 

1)  Vergl.  Mommseo  a.  a.  0.  und  anlangend  die  Stücke  yon  8  Trienten 
den  Schlufs  der  vorigen  Anmerkung.  Der  Verfasser  des  Liber  de  asse^  welcher 
im  dritten  Jahrhundert  schrieb  (NetroL  Script  II  p.  15  f.),  bestimmt  das  Ge- 
wicht des  tremüsis  (ebenda  p.  74.  22.  26  f.)  zu  yi«  Unze,  was  einem  Normal- 

? gewicht  des  Aureus  von  V««  rfund  entspricht,  d.  i.  dem  Mittel  zwischen  dem 
ruberen  und  dem  späteren  Diocletianischen  Münzfufs  (S.  320  f.).  Auf  dasselbe 
Gewicht  sind  die  drei  Medaillons  von  Gallien  (bei  Grueber  a.  a.  0.  p.  64)  im  Ge- 
wichte von  23,18.  30,54.  13,26  Gr.  (»  357,7.  471,3.  204,6  engl  Grains),  welche 
sich  zu  einander  fast  genau  wie  7:9:4  verhalten,  ausgebracht  worden.  Dean 
da  das  dritte  Stück  laut  voriger  Anm.  8  Trienten  darstellt,  so  ist  das  osle  gleich 
4^1,  das  zweite  gleich  6  Ganzstücken  von  je  ^lu  Pfund.  Alle  drei  mnammm 
stellen  also  40  Trienten  dar,  und  es  ergiebt  sich  daraus  ein  Aureus  von  5,013  Gr., 
entsprechend  einem  Pfunde  von  321,5  Gr. 

2)  Mommsen  S.  778  (111  p.  63  f.),  Lenormant  I  p.  185  f.,  A.  Missong  in  der 
Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1880  S.  265  f. 

3)  Ober  die  frühereu  Versuche  das  Normalgewicht  des  Aureus  Diodetinns  zn 
bestimmen  vergl.  Mommsen  S.  778  AnniL  120  (lU  p.  62  f.),  Madden  im  Numism. 
Ghron.  1868  p.  25,  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1875 
S.  15.  Die  obige  Darstellung  beruht  auf  A.  Missonff  in  derselben  Zeitschr.  1880 
S.  265  f.  294.    Missongs  Ergebnisse  besUUgt  Friedlaender  ebenda  1882  S.  8  t 


§  39, 1. 2.  DIE  GOLDMÜNZE.  821 

der  GoldmOnze  auf  ein  niedrigeres  Gewicht,  als  in  der  früheren  Kaiser- 
zeit üblich  gewesen  war,  und  ihre  feste,  auch  durch  eine  Aufschrift 
kenntlich  gemachte  Beziehung  zum  Goldpfund.  Doch  Diocletian  selbst 
blieb  bei  dem  Gewicht  von  1/70  Pfund  nicht  stehen.  Folgerichtig  hätte 
er,  wie  Constantin  es  that,  den  Betrag  noch  etwas  weiter  auf  Vii  Pfund 
herabsetzen  müssen ,  um  die  Teilung  des  Goldpfundes  der  römischen 
Bruchrechnung  anzubequemen ;  allein  die  Verhältnisse  der  östlichen 
Reicbshälfte,  welcher  ja  auch  in  anderen  Beziehungen  seine  besondere 
Fürsorge  galt,  führten  ihn  dazu,  vom  J.  290  ab  sein  Goldstück  wieder 
htiier,  nämlich  auf  Veo  Pfund,  auszubringen  und  mit  dem  entsprechen- 
den Wertzeichen  zu  versehen.^)  Damit  erklärte  er  das  Goldpfund  nach 
griechischer  Rechnungsweise  zum  Talente,  den  Aureus  zur  Mine  3),  und 
fügte,  wie  es  scheint,  weiter  die  Pseudosilbermünzen  jener  Zeit  (§  39, 2), 
Blmlich  den  Antoninian,  als  Vioo  Mine  oder  Drachme,  den  Denar  als 
Ve  Drachme  oder  Obol  in  das  System  ein  (§  40,  4). 

Dafs  dieses  an  sich  treffliche  System  keinen  längeren  Bestand 
batte,  erklärt  sich  aus  zwei  Umständen.  Es  war,  wie  schon  bemerkt, 
der  römischen  Rechnungsweise  fremdartig;  überdies  aber  konnte  nur 
ein  Goldstück,  welches  merklich  kleiner  war,  als  die  noch  im  Umlaufe 
befindlichen  Reste  der  früheren,  im  einzelnen  so  verschiedenen  Prä- 
gungen, dauernd  sich  behaupten  (§  40,  1).  Diesen  einzigen  noch  mög- 
lieben Weg,  um  aus  den  Wirren  herauszukonunen,  schlug  Constantin 
ein,  indem  er  das  Goldpfund  zur  einzigen  Norm  aller. Münze  machte 
ond  seine  Goldstücke  genau  und  konsequent  als  Zweiundsiebzigstel 
des  Pfundes  ausprägte,  alles  andere  Gold  aber,  soweit  es  noch  im  Um- 
lauf und  von  gutem  Gehalte  war,  nur  nach  der  Wage  gelten  liefs. 

2.  Als  Silbermünzen  wurden  Denar  und  Quinar  auch  im 
dritten  Jahrhundert,  wenngleich  immer  seltener,  weiter  geprägt;  dazu 
aber  kam  unter  CaracaUa  seit  dem  J.  215  ein  neues  Nominal,  welches 
das  Bild  des  Kaisers  mit  der  Strahlenkrone  oder  das  der  Kaiserin  auf 
dem  Halbmonde  zeigt.  3)  Nach  dem  ofßciellen  Namen  seines  Urhebers 

1)  Blissong  a.  a.  0.  S.  267  ff.  294,  Lenormant  H  p.  419.  421  ff.  Wenn  das 
Medaillon  Diocletians  bei  Gnieber  a.  a.  0.  p.  79  im  Gewichte  von  53,Sl  Gr.  (— 
^,5  Grains)  anf  10  Anrei  ausgebracht  ist,  so  erhalten  wir  einen  Aureus  von 
&,381  Gr.,  welcher,  als  '/eo  aufgefalist,  ein  zu  niedriges  Pfund  von  322,9  Gr.  (ahn- 
Bch  wie  S.  320  Anm.  1  a.  E.)  ergeben  würde.  Dagegen  kommt  fast  genau  das 
normale  Pfund,  nämlich  328,2  Gr.  heraus,  wenn  wir  diesen  Aureus  als  %  setzen. 

3)  S.  meinen  Aufsatz  fiber  den  Denar  Diocletians  in  Fleckeisens  Jahrb. 
t880  S.  28.  30. 

3)  Eckhel  YD  p.  220  f.,  wo  auch  das  Jahr  bestimmt  wird.  Abbildungen 
cbes  Antoninianns,  Denars  (mit  lorbeerbekranztem  Haupt)  und  Quinars  (mit  un- 
bedecktem  Haupt)  s.  bei  Mommsen-Blacas  IV  pl.  XXTfVI  fig.  2—4. 

HnUteli,  Metrologie.  21 


822  VERFAU  DES  RÖIOSGHEN  MONZWESENS.  f  S9,l 

M.  Aurelias  Antoninus  wurde  es  wrgei^t0M  iurdümt»  oder  AMmimam 
genaDDt,  und  der  Denar  seitdem  ab  argmUeiu  m^mOulm  davon  unter- 
schieden, i)  Das  Gewicht  schwankt  von  5,3  bis  4,7  Gr. ;  durchschaittich 
steht  es  auf  5  Gr.,  normal  wahrscheinlich  auf  ^%^  Pfund  »«  5,12  Gr.i) 
Als  Wertzeichen  kommt  die  Zahl  XX  oder  K,  häufiger  aber  XXI  oder 
KA  vor.  Der  Hünzwert  tobt  sich  nur  Termutungsweise  bestiiDmeB. 
Moramsen  ist  der  Ansicht,  dab  der  Antoninianus  das  Doppelte  des 
Denars  gegolten  habe;  allein  mehrere  Anzeichen  sprechen  dafür,  di6 
derselbe  vielmehr  nur  zu  1  Vi  Denar  oder  ^/so  des  Aureus  ausg^racht 
worden  sei.^)  Damit  stimmt  zwar  das  Gewicht  nicht,  welches  zn  dem 


1)  Der  argmieus  jMotäniamts  ersdidnt  in  eineffl  Eriafe  AvelitM  in 
der  Vita  Bodos.  15 ,  der  argenteu*  AumUanui  in  einem  tod  Yalerian  in  der 
Vita  Prob.  4 ;  endlich  der  argenteus  minutuhu  ebenfalls  in  Erlassen  YaleritfiS 
in  der  Vita  Anrel.  9. 12.  Der  Zosats  PkiHppeus,  den  der  letitere  an  den  xnkdt 
angegebenen  Stellen  fObri,  ist  in  dieser  Zeit  allgemeine  Bezeichnung  der  Gounni- 
mfinze  im  Gegensatz  zur  Schaomünze  (Mommsen  S.  782  »»  m  p.  68  f.,  Lenormant 
I  p.  81).    Über  die  Form  PfnHppus  rergl.  oben  S.  243  Anm.  2. 

2)  Die  Gewichte  sind  bei  Akerman  p.  XYII:  5,31.  5,25.  5,12.  4,86;  bei 
Rauch  S.  300:5.11.  4.93.  4,73  Gramm.  Den  Betrag  Ton  Vm  Pf  und  —  5,46  Gf. 
als  Normalgewicht  stellen  Pinder  und  Friedländer  Beiträge  I  S.  24  auf;  da|[egen 
ist  Mommsen  S.  783  (Ul  p.  70)  der  Meinung,  dals  das  Normalgewidit  m5gb(te- 
weise  auf  ^m  Pfund  *=  5,12  Gr.  anzusetzen  sei,  was  sowohl  mit  den  eflfektivei 
Gewichten  als  mit  dem  ffleichen,  im  Liber  de  asse  bezeugten  Normalgewicht 
des  Aureus  (oben  S.  320  Anm.  1)  Tortrefflieh  stimmt  Zu  einem  solchen  Aveoi, 
der  allerdings  erst  dem  Ende  des  3.  Jahrb.  angehören  kann,  würde  dann  dis 
Billon  des  Antoninian  in  dem  Mflnzverhältnisse  von  1 :  20,  zu  dem  Aureus  Gan- 
callas («  V*o  Pfund)  Ton  1 :  15Vt  stehen. 

3)  Mommsen  S.  829  (DI  p.  144  f.)  stützt  seinen  Ansats  des  AntoBiniam» 
auf  die  Prägung  im  bosporanischen  Reiche,  wo  diese  Münze  an  die  Stelle  des 
früher  geschlaffenen  Doppeldenars  tritt,  sowie  auf  eine  Angabe  über  den  trilm- 
nidschen  Gehalt  in  der  vita  Prob.  4.  Allein  gerade  diese  Stelle  führt  auf  das 
oben  angenommene  WertTcrhältnis.  Der  gewöhnliche  tribunidsche  Gehalt  wird 
auf  25000  Sesterze  oder  250  Goldstücke  angegeben  (Mommsen  Anm.  335.  333 
—  m  p.  143.  140);  an  der  angeführten  Stelle  stehen  dafür  100  aurei  Antwi' 
nianiy  1000  argentei  AvreUani^  10000  aerei  PhHippei,  Unter  der  Voraoa- 
setzung,  dafs  im  ganzen  25000  Sesterze  bezeichnet  sind,  entsprechen  1000 
Antoniniane  5000  Sesterzen,  also  1  Antoninian  VU  Denar.  Damit  stimmt  das 
Wertzeichen  XX,  welches  auf  Antoninianen  Aurelians  und  Spaterer  erscbdnt 
(Christ  Sitzunesber.  der  Münchener  Akad.  1865,  I  S.  136  f.).  Dasselbe  findet 
sich  zwar  in  der  Regel  nur  auf  Münzen,  welche  ein  T  als  Zeichen  der  Png- 
stätte  (ungewils  ob  Trier  oder  Tarracona)  tragen  (Mommsen  &  829  ■■  Bl 
p.  145,  Missong  in  der  Wiener  Numism.  Zeitschr.  I  S.  113  ff.),  während  soast 
XXI  oder  KA  vorkommt;  aber  voraussichtlich  enthält  die  20  die  ursprüaghche 
Wertangabe,  da  21  zu  jeder  bekannten  Münzgattung  jener  Zeit  inkongrueBt 
ist.  Zur  Erklärung  der  Ziffer  stehen  zwei  Wege  ofiGui;  man  kann  darin  ent- 
weder das  Multiplum  einer  kleinem  Münze  oder  das  Bruchzeichen  einer  grölseni 
Einheit  erkennen.  Die  letztere  Art  der  Bezeichnung  findet  sich  seit  Diodetiaa 
und  Gonstantin  bei  dem  restituierten  Silberdenar  und  dem  Solidus,  welche  durch 
die  lateinischen  oder  griechischen  Zahlseichen  für  96,  70,  60,  72  als  die  «h 
vielten  Teile  des  Pfundes  bezeichnet  werden.    So  könnte  man  auch  die  Zalil 


§39,1.  ME  SILBERMONZE.  828 

damaligen  Denar  in  einem  höhern  Vwhältnis  ab  5 :  4  steht;  doch  kann 
dies  kaum  in  Frage  kommen,  da  sowohl  der  Antoninianus  als  der  Denar 
bei  ihrer  starken  Legierung  weit  über  den  Metallwert  ausgebracht 
sind,  also  hei  dem  neuen  SilberstQck  nur  ein  Minder  des  MQnzbetruges 
anzunehmen  ist.  Übrigens  wurde  dies  sehr  bald  ausgeglichen  durch 
die  weitere  Verschlechterung  des  Feingehaltes,  die,  wahrend  sie  bisher 
nur  am  Denar  sich  geäufsert  hatte  ^),  von  nun  an  in  reilsender  Pro- 
gression auch  am  Antoninianus  sich  vollzog. 2)  Unter  Caracalla  betrug 
der  Feingehalt  der  Mdnze  noch  etwas  über  die  Hälfte;  schon  unter 
Elagabal  sank  er  teilweise,  spflter  regelmäfsig  darunter.  Seit  Gordian 
finden  sich  Stücke,  die  wenig  über  Vs  feines  Silber  enthalten.  Gallienus 
hat  wieder  besser  zu  prägen  angefangen,  ist  dann  aber  in  das  an- 
dere Extrem  verfallen,  wie  der  plötzlich  auf  V5  und  weiter  bis  auf 
Vt«  sinkende  Feingehalt  seiner  Münze  zeigt.  Das  letztere  Mischungs- 
verhältnis blieb  auch  unter  den  nächstfolgenden  Kaisem,  trotzdem  dafe 
Anrelian  durch  kräftige  Malisregeln  die  bisherigen  filifsbräuche  beim 
Mflnzwesen  abzuschaifen  versuchte  ^)  und  sein  Nachfolger  Tacitus  die 


auf  dem  ADtoDinian  als  V>o  ^^^  Aureus  erklaren.  Allein  die  eben  angeführten 
ZÜTera  beliehen  sich  nur  auf  das  Gewicht;  ohne  Beispiel  aber  würde  es  sein, 
daJb  das  Mfinzaeichen  den  Wert  der  Silbermünze  nach  der  Goldmünze  angäbe. 
E«  bleibt  also  nur  der  andere  Weg  offen.  Alle  Wertzeichen  auf  früheren  römi- 
schen Münzen  (mit  Ausnahme  der  ersten  Goldstücke)  bezeichen  Teile  oder  Mulüpla 
der  ursprünglichen  Münzeinheit,  des  Asses.  Sie  hatten  sich  auf  dem  Kupfer 
teilweise  bis  in  die  Kaiserzeit  erhalten  ({  38,  5).  Bei  der  Silbermünze  waren 
sie  allerdings  langst  yerschwunden ;  sie  waren  auch  nicht  nötig,  so  lange  diese 
ihren  vollen  Wert  in  sich  trug.  Doch  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  sie  wieder 
bervorgesucht  wurden  um  der  Kreditmünze  ihren  Nominalwert  zu  erhalten. 
Aurdian  gerade  versuchte  in  verschiedener  Weise  die  Münze  zu  reformieren; 
ts  li/st  sieh  also  um  so  eher  auch  ein  derartiges  Anknüpfen  an  eine  alte  Form 
bei  ihm  vermuten.  So  mag  also  die  XX  den  Nominalwert  des  Antoninian  in 
Aaeen  —  1^4  Denar  oder  5  Sesterzen  bezeichnet  haben.  Dafs  daneben  auch 
XXI  sich  findet,  ist  eine  Schwierigkeit  mehr  in  der  ohnedies  verwickelten  Frage; 
aber  auch  diese  Wertbezeicbnnng  erklärt  sich  am  leichtesten  als  die  Zahl  von 
to  vielen  Assen,  bedeutet  also  eine  kleine  Erhöhung  des  Wertes  dieser  Kredit- 
münze gegenüber  der  alten  kupfernen  Scheidemünze  (S.  334  f.). 

1)  Vergl.  oben  §  38,  4.  Die  weitere  Verschlechterung  des  Feingehaltes  des 
Denars  zeigen  übersichtlich  Graf  Hundt  Fund  römischer  Denare  bei  Niederaschau, 
Mfinaien  1866,  S.  7.  15  f.,  £.  v.  Bibra  Über  alte  Eisen-  und  Silberfunde,  Nürn- 
berg ond  Leipzig  1873,  S.  37.  In  den  Tabellen  A.  v.  Rauchs  (s.  folgende  Anm.) 
sind  die  Denare  von  den  Antoninianen  nicht  seschieden. 

2)  Die  folgenden  Angaben  beruhen  auf  den  Analysen  bei  A.  v.  Rauch  in 
den  Mittbeilungen  der  numism.  Gesellsch.  in  Berlin  Heft  3  (1857)  S.  300—306, 
wooüt  die  Übersicht  des  Grafen  Hundt  a.  a.  0.  S.  16.  (und  Nachtrag  dazu)  im 
wesentlichen  übereinstimmt 

3)  Eiitrop.  9, 14,  Suid.  /mvito^uh,  Mommsen  S.  800.  831  f.  (111  p.  96.  151), 
Marqoardt  Rom.  Staatsverw.  H  S.  28. 

21* 


824  VERFAU  DES  RÖBUSGHEN  MONZWESENS.  §39.s. 

froheren  Verbote  gegen  Legierung  des  Hünzmetalls  wiederholte.^) 
Erst  Diocletian  nahm  die  reine  SUberprSgung  wieder  anf  (§  40, 2)  und 
regelte  die  im  Umlauf  befindliche  Kreditmünze,  indem  er  den  Denar 
zur  kleinsten  Rechnungseinheit  herabsetzte,  dem  Antoninian  aber 
einen  mäfsig  erhöhten  Münzwert  liefs  (§  40,  4). 

3.  Durch  diese  malslose  Legierung  wurde  das  SiUber  tbatsächlich 
zur  Kupfermünze  und  unterschied  sich  von  jener  nur  durch  einen 
flüchtigen  Silberglanz,  der  durch  Weifssieden  hervorgebracht  war,  so- 
wie durch  das  Gepräge  und  das  fehlende  $•  C,  denn  die  eigentlidie 
Kupferprägung  wurde,  wie  früher,  vom  Senate  ausgeübt.  Doch  wird 
sie  allmählich  beschränkt,  bis  sie  kurz  vor  Diocletian  ganz  aufhört >) 

Je  mehr  sich  die  Silbermünze  verschlechterte,  in  desto  grOfseren 
Massen  wurde  sie,  da  sie  der  Regierung  so  biUig.zu  stehen  kam,  aus- 
gebracht. In  dem  Schatze  von  VeiUon  fanden  sich  unter  30000  Münzen 
ungefilhr  20000  Antoniniane  von  Postumus,  in  dem  Funde  von  lücon 
18500  von  Tetricus  unter  26000  Stücken.^)  Doch  konnte  dieses  Geld, 
ab  es  zuletzt  zum  weifsgesottenen  Kupfer  geworden  war,  unmöglich 
auf  seinem  Nominalwerte  sich  halten.  WahrscheinUch  schon  seit  Ela- 
gabal  mufsten  die  Steuern  an  die  Staatskasse  in  Gold  gezahlt  werden  *\ 
der  Staat  nahm  also  sein  eigenes  Kreditgeld  nicht  mehr  für  voll  an. 
In  welcher  Weise  die  weitere  Entwertung  vor  sich  ging,  ist,  da  jede 
nähere  Angabe  fehlt,  eine  der  schwierigsten  Fragen.  Doch  scheint  die 
Losung  möglich  zu  sein,'  wenn  man  festhält,  dab  zunächst  der  Denar 
zur  kupfernen  Scheidemünze  hei*absank,  während  man  dem  Antoninian 
so  lange  ab  mOgUch  den  Charakter  einer  über  ihren  wiridichen  Wert 
geltenden  Kreditmünze  zu  wahren  suchte.  &)   Etwas  genauer  sind  wir 

1)  Vita  Tac.  9:  cavit,  ut,  si  qois  argento  publice  privaUmqae  aes  miseuisset, 
81  qnis  aoro  argentom,  si  qois  aeri  plombam,  capital  esset  com  bonorum  pro- 
scriptione. 

2)  Mommsen  S.  797  f.  (DI  p.  92  Q.  Über  die  Gewichte  der  Ropfermanie 
des  3.  Jahrb.  giebt  einige  Nachweise  W.  Christ  Ober  den  Follis  und  Denar  der 
späteren  römischen  Kaiserzeit,  Sitzongsber.  der  MOnchener  Akad.  1865, 1  S.  124  £ 

3)  Mommsen  S.  830  (m  p.  147). 

4)  Dies  ist  zu  schlieTsen  aus  Lamprid.  Alex.  Sev.  39,  wo  tod  den  hohen 
Steuersätzen  unter  Elagabal  und  der  durch  Alexander  Sevenis  eingetreteoen 
Herabsetzung  derselben  berichtet  wird,  überall  aber  nur  von  Goldmünzen  die 
Rede  ist.  Auch  Dio  72, 16  erwalint  eine  von  Elagabal  eingeführte  Steuer  tod 
zwei  Goldstücken. 

5)  Dafs  der  Denar  bereits  unter  Valerian  (254 — ^260)  zur  Kupfermünze,  und 
zwar  auf  den  Wert  eines  Sesterzes,  devalviert  war,  schliefst  Marquardt  n  S.  31 
(gegen  Mommsen  S.  827  f.  »  DI  p.  143)  aus  der  Vita  Aurel.  9:  aeris  dmurioi 
centum,  vergl.  mit  ebenda  12:  in  aere  sesterUum  quinquagies,  Beispiele  für 
den  argmteus  als  Kreditmünze  finden  sich  teils  oben  im  Text  aufgeÄhrt,  tdls 
in  der  folg.  Anm.  nachgewiesen.    Möglich  dafs  gleichzeitig  mit  der  Reduktion 


139,4.5.  GELDRECHNUNG.  WERTBESTIMMUNGEN.  325 

OUT  Aber  das  Ende  dieses  Entwertungsprozesses  unterrichtet ,  indem 
wir  das  von  Diocletian  festgestellte  Verhältnis  des  Denars  zum  Goid- 
pAinde  kennen  und  annähernd  auch  den  MQnzwert  des  Stückes,  wel* 
ches  dem  früheren  Antoninian  entsprach,  zu  bestimmen  vermögen 
(§  40,  4). 

4.  Die  Geldrechnung  dieser  Zeit  ist  ebenso  Terwickelt  als  das  Mttnz- 
wesen  selbst  Nominell  blieb  anfangs  die  Rechnung  nach  Sesterzen, 
deren  4  auf  den  Denar,  100  auf  den  Aureus  gingen.  Da  es  aber  nicht 
gleichgültig  sein  konnte,  ob  die  Sunune  in  dem  werthalten  Golde  oder 
in  pseudosilberner  Kreditmünze  ausgezahlt  wurde,  so  pflegte  man  die 
MOnzsorten  ausdrückUch  anzugeben.  So  erhält  Probus  als  tribunici- 
schen  Gehalt  von  Valerian  100  awrei  Antaniniani,  1000  argentei  Au- 
rdimi,  10000  aereiPhilippei,  ferner  ein  Consul  von  demselben  zur 
Bestreitung  der  Spiele  300  aurei  Antaniniani,  3000  argentei  PhiUppei 
mmuub',  in  aere  sestertium  quinquagiesJ) 

Aufser  dem  Golde  unterschied  man  also  damals  das  Pseudosilber, 
crgmUum,  und  das  Kupfer,  ae$,  welches  auch,  da  die  alte  Rechnung 
nach  Sesterzen  oder  aes  grave  (§  36,  3.  4)  hier  unverändert  bUeb, 
schlechthin  pecunia  genannt  wurde.') 

Seitdem  die  Silbermünze  thatsächlich  zur  weifsgesottenen  Kupfer- 
münze geworden,  mithin  zu  einem  weit  übertriebenen  Münzwert  aus- 
gebracht war,  ertiielt  das  Kupfer  der  früheren  senatorischen  Prägung 
(§  38,  5)  and  das  im  Osten  cirkuUerende  provinziale  Kupfer,  vielleicht 
auch  der  dem  Kupfer  zugesellte  Denar  (§  39,  3)  wieder  die  Eigenschaft 
einer  Wertmünze,  welche  dem  Pseudosilber  vorgezogen  wurde,  s) 

5.  Der  Wert  des  Aureus  nach  der  unter  Caracalla  eingetretenen 
Reduktion  auf  Vso  Pfund  ist  auf  18  Mait  27  Pf.  anzusetzen.  Der  De- 
nar erhält  danach  den  Nominalwert  von  73  Pf.,  der  Antoninian  als  1 V4 
des  Denars  die  Geltung  von  91  Pf. 

des  Deoars  auf  die  ReehnungBeinheit  in  aere  der  Argenteus  gleich  4  reducierten 
Benaren,  mithin  gleich  eipem  älteren  Silberdenar  gesetzt  wurde  (vergl.  Borghesi 
bd  Dorean  de  la  Malle  Econ.  polit  I  p.  116  f.,  W.  Christ  a.  a.  0.  S.  132.  134  f.). 
Aach  der  QYATERNIO  der  Kaiser  Valerian  and  Gallien,  welcher  das  Gepräge 
des  Antoninian  trägt,  scheint  dies  zu  bezeugen  (Mommsen  S.  828  f.  >=  III  p.  145). 

1)  Vita  Probi  4,  Vita  Aurel.  12.  Andere  Belege  stellt  Mommsen  S.  827 
Aom.  335  (DI  p.  143)  zusammen. 

2)  Vita  Alex.  33:  scaenids  numqnam  anram,  numonam  argentum,  vix  pecn- 
nitm  donayit.  Das  scriniuin  a  peeuniit  wird  in  der  Notit.  dignit  Orient.  13, 31 
ed.  Seeck.  zunächst  nach  dem  scriniutn  a  miHareruibus  (§  40, 2)  erwähnt  Vergl. 
Moiunsen  S.  808  (DI  p.  110),  Lenormant  I  p.  77  f. 

3)  Mommsen  S.  769.  775.  815  ff.  (Ol  p.  47  f.  58.  125  ff.),  J.  de  Witte  zn 
Moamsen^Blacas  m  p.  134,  Lenormant  I  p.  172  f.  TL  p.  420  f. 


826  MONZORONUNG  GONSTANTINS.       f  »9,  &.  40.  i. 

Dem  Metallwerte  nach  ist  der  ÄDtoninianus  unter  CaracaUa  auf 
62  Pf.,  unter  Elagabal  auf  36  Pf.  anzusetzen.  Letzterer  Wert  bleibt 
ungefähr  unter  den  Dächsten  Kaisern,  bis  er  unter  Gallienus  von  etwa 
30  plötzlich  auf  weniger  als  10  Pf.,  unter  Aurelian  und  Probus  auf 
etwa  3  Pf.  herabsinkt. 

Diocletian  liefe  den  Aureus  anfangs  auf  die  Norm  von  V^o  Pfund, 
jedoch  in  schwankenden  Effektivbetrflgen ,  schlagen ;  derselbe  ist  abo 
für  diese  Epoche  etwa  auf  13  Mark  (genauer  13,07  Mk.)  anzusetzen. 
Nach  dem  später  von  Diocletian  angenommenen  Münzfufse  von  Vfio 
Pfund  ertiöhte  sich  der  Wert  der  Goldmünze  auf  15  Mark  23  Pf.  Der 
Einundzwanziger,  d.  L  die  dem  früheren  Antoninian  entsprechende 
Kreditmünze,  wurde  wahrscheinlich  auf  Vioo  des  Aureus  angesetzt 
(f  40,  4)  und  kam  danach  auf  15  Pf.,  der  Denar  endlich  als  Veoo  des 
Aureus  auf  2  V2  Pf.  (§  40,  4.  6). 

$  41.   Die  Münzordnung  Constantins, 

1.  Die  regellose  Goldprägung  des  dritten  Jahrhunderts  (§  39, 1) 
führte  von  selbst  zu  der  ersten  Stufe,  wovon  das  Münzwesen  Ober- 
haupt ausgegangen  war,  zum  Gebrauch  der  Wage  zurück.  Der  Staat 
hatte  das  ihm  ausschlielslich  zustehende  Recht  der  Ausgabe  derauf  ein 
bestimmtes  Gewicht  und  fein  auszuprägenden  Wertmünze  ($  22,  2) 
fortdauernd  und  in  der  gröblichsten  Weise  gemifsbraucht.  Ein  halbes 
Jahrhundert  hindurch  hatte  das  daraus  hervorgegangene  trügerische 
MUnzsystem  notdürfüg  sich  gehalten;  endlich  aber  mufste  das  hohle 
Gebäude  in  sich  zusammenstürzen.  Das  schlechte  Kreditgeld  wurde, 
was  es  schon  längst  faktisch  gewesen  war,  zur  kupfernen  Scheide- 
münze ;  das  Gold  und  in  grüfseren  Beträgen  auch  das  Silber  wurden 
nur  noch  nach  dem  Gewichte  und,  wo  nötig,  mit  Prüfung  des  Fein* 
gehaltes  genommen.  Hieran  mufste  die  Staatsregierung ,  wenn  sie  e^ 
ehrlich  mit  einer  Münzreform  meinte  und  dem  Obel  gründlich  ab- 
helfen wollte,  notwendig  anknüpfen,  mit  den  früheren  Verhältnissen 
aber  vollständig  brechen.  Das  so  lange  gemibbrauchte  Vertrauen  der 
Untertbanen  konnte  sich  einer  neuen  Wertmünze  nur  dann  und  inso- 
weit wieder  zuwenden,  als  dieselbe  die  jedesmalige  Kontrolle  durch  die 
Wage  nicht  zu  scheuen  brauchte;  der  einzige  anerkannte  Wertmesser 
blieb  auf  geraume  Zeit  das  Goldpfund.  Diesen  Forderungen  trug  Con- 
stantin  Rechnung,  nachdem  die  kurz  vorhergegangenen  Versuche  Dio- 
cletians  eine  Verbesserung  der  Währung  anzubahnen  zu  keinem  be- 
friedigenden Resultate  geführt  hatten. 


140,1.  GOLDPFUND.  827 

Nach  der  MttnzordBiuig,  welche  durch  ConsUiiüii  wahrscheinUch 
hn  J.  312  eingeführt  wurde  ^X  ^*r  das  Goldpfund  die  alleinige  Norm 
filr  jede  WertecbauuBg;  die  Goldmünze  sollte  nur  einen  passenden 
kleineren  Teil  Jener  für  das  praktische  Bedürfnis  viel  m  groben  Werl- 
einheit  darstellen.  Dieser  Betrag  mufste  ein  für  die  Rechnung  be- 
quemer und  zugleich  von  don  Fulse  der  bisherigen  Goldmünze  deut- 
lich »1  unterscheidender  sein.  Beiden  Anforderungen  entsprach  das 
Gewicht  von  Vn  Pfund  «i  4t5&  Gr.,  auf  welches  Constantin ,  wie  wir 
Mwobl  aus  kaiserlichen  Vorordnungen  ^j  als  aus  den  Wertzeichen 
LXXII  eder  OB  ')  ersehen,  die  neue  von  ihm  eingeführte  Goldmünze 
ansetste^  Auch  durch  den  Namen  sollte  dieselbe  von  dem  bisherigen 
in  Müflkredit  gekommenen  Aureus  sich  unterscheiden;  sie  wurde  $oU' 
Act,  d.  i.  das  Ganzstück,  genannt  Die  griechisch  redende  Bevölkerung 
nannle  sie  Münze  {vo^iofia)  schlechthin,  oder  nach  dem  lateinischen 
exgfimm^  als  Bezeichnung  des  Normalgewichtes  von  ^jit  Pfund,  i^d- 
ywv  oder  Q%iyiov.^)  Die  gewöhnliche  Teilmünze  war  der  Triens  oder 

1)  Mommsen  S.  778  (Traduct  Blacas  DI  p.  64). 

2)  Eine  Verordanng  Constantias  vom  J.  325  (Cod.  Tkeod.  12, 7, 1)  bestimmt 
den  SoUdos  anfldrfleklich  zu  4  Skrupel,  rechnet  aber  keineswegs,  wie  man  fälsch- 
lich herausinterpreüert  hat,  84  Solidi  auf  das  Pfund  (verffL  P^ügny  p.  139  ff., 
Soetbeer  S.  292  ff.).  Dieselbe  Bestimmung  wiederholt  Yalentinian  f  m  einem 
Erkis  vom  J.  367  (God.Theod.  12, 6, 13):  in  septuaginta  duos  solidos  libra  feratur. 
h  einer  Pariser  Handschrift  befindet  sich  eine  Tabelle,  vermutlich  der  spateren 
bvzantinischen  Zeit  angehörig,  aber  sicher  von  offiziellem  Charakter,  in  welcher 
oa  Yiellaehea  des  Pfundes  auf  Solidi  redudert  werden.  Der  daraus  in  den 
Analeet  Benedict  p.  392  mitgeteilte  Anfang  lautet:  ra  oß'  vofUc/utffa  notovci 
Ut^av  fUav,  Über  die  Rechnung  nach  Goldpfunden  u.  s.  w.  vergl.  Marqnardt 
Rom.  Staatsverw.  D  S.  30  f.  Zu  V^i  Pfand  wird  der  Solidus  auch  von  Isidor.  Etvm. 
16, 24, 14  (Metrol.  Script  11  P.  113, 11—14)  und  in  verschiedenen  metrcrfo^schen 
Fragmenten  (s.  Index  lu  den  HetroL  seript  unter  df^va^iop  3,  vofucfuc  2,  4favio>'> 
Myt9p,  namisma)  gerechnet  Eine  grofse  Anzahl  bvzantinischer  Gewichte, 
welche  auf  Betrage  von  30  bis  1  vhfiucfui  ausgebracht  sind,  behandelt  Panadopulos 

ji9iipat9  heuQla»^  Athen  1878,  S.  7  E  (Sonderabdruck  aus  ^A&tjrcSoif  Bd.  7). 

3)  Das  Zeichen  LXXII  findet  sich  einigemal  auf  Gonstantinischen  Münzen; 
seit  Yalentinian  I  und  Valens  kommt  die  kürzere  griechische  Bezeichnung  OB 
In  Gebrauck  und  erschdnt  auch  auf  occidentalischen  Münzen.  Dies  wiesen  zuerst 
nath  M.  Pinder  mnd  J.  Friediaender  Beiträge  zur  älteren  Münzkunde,  Berlin  1851, 
1  S.  1—20,  auch  in  französischer  Bearbeitunff  erschienen  unter  dem  Titel  De  la 
ngnification  des  iettres  OB  sur  les  oAonnaies  d'or  byzantines,  2.  ^dit,  Beriin  1873. 
Über  dieselbe  Frage  handein  auch  Friediaender  in  der  Wiener  Numism.  Zeitscfar. 
OL  1871,  S.  479  E,  derselbe  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1874  S.  205  C, 
Innong  in  derselben  Zeitschrift  1880  S.  240  f.  Die  abweichenden  Ansichten 
fransöfiscber  Gelehrter,  welche  OB  teils  als  obry%umy  teils  als  Zeichen  einer 
■ock  unbestimmten  Münzstätte  deuten,  werden  wideriegt  von  Friediaender  De 
la  signification  p.  29  ff  und  in  der  Berliner  Zeitschr.  1874  S.  206  E 

4)  MetroL  Script  I  p.  98  und  an  den  im  Index  unter  vofuc/ia  2,  drjpaftov  3, 
^iayt^,  0T^ior  nachgewiesenen  Stellen,  Lenormant  I  p.  82. 


S28  MONZORDNUNG  CONSTANTIMS.  §40,i. 

Tremissis  von  1,52  Gr.,  seltener  der  Semis  von  2,27  Gr.  Dazu  kamen, 
jedoch  nur  unter  Constantin,  Stücke  von  IVi  Solidi  oder  6,82  Gr.O 
Als  Gelegenheitsmünzen  sind  sowohl  von  Constantin  und  sdnen  näch- 
sten Nachfolgern  als  von  den  späteren  ostrOmischen  Kaisem  verscliie- 
dene  Vielfache,  bemerkensv^ertdurch  besonders  sorgßdtigeAusprägUDgf 
bis  zu  einem  Gewichte  von  90  Solidi  gesddagen  worden.  2)  Aber  auch 
abgesehen  von  diesen  Medaillons  war  die  Ausprägung  der  GoldmOnse 
von  Anfang  herein,  da  der  Solidus  nur  insofern  galt,  als  er  vollwichtig 
war,  eine  durchaus  gewissenhafte  und  erhielt  sich  so  bis  in  die  spatere 
byzantinische  Zeit.  Die  Stttcke  Constantins  sind  zum  Teil  etwas  Ober- 
mOnzt  3) ;  viele  zeigen  genau  das  Normalgewicht;  der  Durchschnitt  steDt 
sich  noch  mit  Einschluls  solcher  Stücke,  die  wahrscheinlich  durch  Ab- 
nutzung gelitten  haben,  auf  4,435  Gr.,  also  günstiger  als  bei  irgend 
einer  früheren  Prägung.^)  So  bleibt  die  Ausmünzung  etwa  bb  auf 
Theodosius,  von  welchem  an  der  SoUdus  das  Gewicht  von  4,50  Gr. 
nicht  mehr  überschreitet,  wie  auch  das  Pfund  selbst  in  dieser  Zeit  eiae 
geringe  Herabsetzung  erfahren  zu  haben  scheint  (§  21,  1).  In  der  Zeü 
nach  Justinian,  etwa  von  Constans  II  (654)  an,  macht  sich  eine  weitere 
Gewichtabnahme  auf  etwa  4,4  Gr.  bemerkbar;  doch  erhält  sich  abge- 
sehen davon  der  Münzfufs  unverändert  bis  zum  Untergange  des  Rei- 
ches. Mit  gleicher  Sorgfalt  wie  das  Gewicht  wurde  auch  der  Feioge- 
halt  der  Goldmünze  behandelt  Das  alte  Verbot  gegen  Legierung  wurde 
in  den  Gesetzbüchern  des  ostrümischen  Reiches  aufs  neue  eingeschärft 
Insbesondere  wurden  von  Valentinian  I  und  späteren  Kaisem  ein- 


1)  Mommsen  S.  779  (DI  p.  65),  Fr.  Trao  in  der  Wiener  Nurnism.  Zeitsehr.I 
S.  439  ff.  Das  höchste  bekannte  Stück  (Pariser  Mus.)  wiegt  6,81  Gr.;  mehrere 
andere  kommen  mit  einem  Gewicht  von  6,66  und  6,65  Gr.  dem  normalen  Be- 
trage sehr  nahe. 

2)  Vergl.  oben  S.  319  Anm.  3.  Den  näheren  Nachweis  geben,  aufser  deo 
dort  Gitterten,  Mommsen  S.  779  (in  p.  65),  Queipo  DI  p.  484  ff.,  Gh.  Robert  in 
der  Revue  nnmism.  1866  p.  111  ff..  Fr.  Trau  in  der  Wiener  Numism.  Zeitsdir.I 
S.  443  f.,  F.  Kenner  ebenda  XI  S.  234  f.,  J.  Fiiedlaender  Berliner  Blätter  fttr  Mflu- 
künde  IV,  1868,  S.  148  f.  Taf.  XLYI.  Eckhel  Vm  p.  153  ff.  beschreibt  mehrere 
grofse  Goldstücke  des  Kaisers  Valens  im  Gewicht  Ton  413,56  Gr.  («  118*/t 
ung.  Dukaten),  219,87  (—  63),  179,7  (—  5lVa),  68,9  (—  19«/4).  Sie  scheinen 
auf  die  Gewichte  von  90,  48,  40  und  15  Solidi  geschlagen  zu  sein.  Grueber 
a.  a.  0.  p.  87.  88.  90  publiciert  5  Goldmedaillons  von  Constantin  II,  GoDStaM 
und  Gonstantius  0,  deren  Gewichte  der  Reihe  nach  ergeben:  3  Solidi  zu  4,4t  Gr., 
4y8  Solidi  zu  4,44  Gr.,  4Ys  Solidi  zu  4,52  und  4,50  Gr.,  V/a  SoUdi  zu  4,52  Gr. 
weiter  folgen  jp.  97.  99. 100  Medaillons  von  Valentinian  1,  Gratian  und  Honoriof, 
darstellend  3  SoUdi  zu  4,35  Gr.,  4Vs  SoUdi  zu  4,44  Gr.,  4Vs  Solidi  zu  4,56  Gr. 

3)  Vergl.  oben  S.  160  Anm.  3. 

4)  Dieses  wie  auch  das  Folgende  zusammengestellt  nach  der  Tabelle  Queipos. 
VergL  auch  die  Durchschnittsrechnung  bei  Mommsen  S.  780  Anm.  126  (Ol  p.  65f.). 


§40,1.2.  GOLDPFÜND.   SILBERBIONZE.  329 

geheode  VerordnuDgen  erlassen,  dals  alles  Gold  Ton  verdächtiger  Feia- 
heit  bei  Zahlungen  an  die  Staatskasse  durch  Einschmelzen  geprüft 
werden  solle.  Die  durch  das  Schmelzen  hergestellte  feine  Goldmasse 
hieb  obryxa  auri  (aurum  obryziatum,  xqvalov  oß^^ov),  die  wiederum 
daraus  geprägten  Münzen  solidi  ohryxiaii.^)  Auf  nicht  ganz  vollwich- 
tige oder  feine  SoUdi  mubte  bei  Steuerzahlungen  Aufgeld  (tneremen- 
ttm)  gegeben  werden. 

Der  Solidus  wurde  durch  Constantin  nicht  blofs  zur  aUgemeinen 
Reichsmünze,  er  erlangte  bald  auch  weitere  Geltung  über  die  ganze  da- 
mals bekannte  Welt  '  la  der  römischen  Goldmünze,'  sagt  ein  Schrift- 
steller aus  der  Zeit  Justinians  2),  '  treiben  alle  Völker  den  Handel  und 
an  jedan  Orte  von  einem  Ende  der  Erde  zum  andern  ist  sie  gangbar; 
▼on  jedermann  und  in  allen  Reichen  wird  sie  bewundert,  weil  kein 
anderes  Reich  solche  hat.'  So  kam  es,  dafs  die  oströmischen  Kaiser 
sieh  das  ausschliefsliche  Recht  der  Ausprägung  des  Goldes  zuschrieben 
und  dieses  Privileg  lange  Zeit  auch  thatsächUch  genossen.^  Nur  die 
Sassanidendynastie  wagte  eine  eigene,  freilich  vom  byzantinischen  Hofe 
niebt  anerkannte  Goldprägung,  die  Germanen  dagegen  fügten  sich 
lange  der  hergebrachten  Observanz,  bis  zuerst  der  Frankenkönig  Theo- 
debert  I  unter  Justinian  Gold  auf  seinen  eigenen  Namen  schlug. 4) 

2.  Das  Silber^)  wurde  in  gröfseren  Beträgen  ebenso  wie  das 
Gold  nach  dem  Gewichte  genommen  und  sein  Wert  im  Verhältnis  zum 
Goldcourant  nach  dem  jeweiligen  Handelskurs  geschätzt.  Die  Fest- 
setzung eines  Wertverhältnisses  zwischen  beiden  Metallen  scheint  Dio- 
detian ,  der  zuerst  die  Ausprägung  reinen  Silbers  wieder  aufnahm  ^), 
ab«ehtlich  vermieden  zu  haben.  Unter  ihm  erscheinen  Stücke  sehr  ver- 
schiedenen Gewichts,  von  V4,  V^o»  V^*»  V40,  Veo  Pfund,  welche  nament- 
lich zur  Verteilung  bei  öffentUchen  Festen  geschlagen  wurden.  Aufser- 

1)  IHe  betreffenden  Stellen  giebt  im  Zusammenhang  Soetbeer  S.  297  f. 

2)  Kosmas  Indikoplenstes  in  der  Gollectio  nova  Patmm  ed.  Montfancon  II 
M4SA. 

3)  Prokop.  Bell.  Goth.  3,  33,  Mommseo  S.  749  (DI  p.  16),  Lenormant  II 
P.424f. 

4)  Mommsen  S.  749  f.  (UI  p.  16  ff.),  Lenormant  II  p.  426  ff  FreUich  reichen 
4ie  ersten  Versuche  germanischer  Heerführer,  das  Münzrecht  in  gewinnen,  bis 
nt  Ridmer  nnd  Odoaker  zurück:  s.  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr.X. 
Nomifm.  1882  S.  1  L 

5)  Mommsen  S.  784—792. 836—838  (III  p.  72  ff.  158  ff)  und  dazu  die  TabeUe 
&  m  f.  (m  p.  477  ff.).  Vergl.  auch  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr.  f. 
Mnnsm.  1882  S.  9. 

6)  Drd  Silbeimünien  Diodetlans  und  seines  Mitregenten  Maximian  bei 
A.  ▼.  Rauch  S.  306  haben  den  Fehigehalt  von  0,900  bis  0,943.  Von  Constantin 
^  auf  Justiiüan  steht  das  Korn  auf  0,990  bis  0,980,  selten  darunter. 


880  MONZORDNÜNG  GONSTANTINS.  iM.i 

dem  wird  die  Hauptoilbermttnie,  flreiMch  unter  eiiiem  andera  Bkht 
mehr  zu  ermittelnden  Namen,  wieder  der  Neroniache  BeMr  von  % 
Pfund,  bisweilen  durch  die  Wertziffer  XCVI  bezekhnel;  auch  der 
Quinar  kommt,  wenngleich  selten,  wieder  vor.  Aber  die  Aoaninzimg 
aller  dieser  Stücke  ist  eine  so  ungWchmtfsige  gewesen  —  der  Deaar 
z.  B.  schwankt  zwischen  4  und  2,4  Gr.  — ,  ferner  ist  das  GeUstick 
dieser  Zeit  ebenfalls  so  regellos  geprägt,  dafs  ein  festes  MttnzTerfalk- 
nis  zwischen  Gold-  und  Silbermttnze  schweriich  bestanden  haben,  son- 
dern nur  das  Gewicht  für  beide  der  Wertmesser  gewesen  sein  kann; 
wobei  immerhin  nicht  ausgeschlossen  bleibt,  dab  man  bei  kieinerai 
Betragen  gewissen  konventionellen  Wertansätzen  folgte.  Constantin 
behielt  von  den  mannigfaltigen  Nominalen  Diocletians  zunächst  niff 
den  restituierten  Denar  bei,  der  sich  auch  unter  seinen  nächsten  Naeh- 
folgern  erhält,  aber  seit  dem  Jahre  360  verschwindet  Zürich  Te^ 
suchte  er  wahrscheinlich  die  Silbermünze  in  ein  festes  Verhältnis  ima 
Goldpftinde  zu  setzen,  indem  er  18 Vi  Denare  auf  den  Solidus,  1333 
auf  das  Pfund  rechnen  liefs.^)  Doch  war  dies  Verhältnis  kein  be- 
quemes; daher  trat  bald  darauf  eine  andere  Weise  der  Silberausnflii- 
zung  ins  Leben,  die  der  neuen  Goldwährung  bessw  entsprach. 

In  gleichem  Gewichte  nämlich  mit  dem  Solidus  liefs  Constaatin 
ein  Silberstück  ausbringen,  wekhes  als  Viooo  des  Goldpfundes  gelten 
sollte  und  daher  den  Namen  miUarenie  (fuJUa^aiov)  erhielt.  >)  Es 

1)  Diese  GleichiiDg  ist  nach  dem  Mflnswerte  des  Miliarense  berechnet.  Wenn 
das  Imliarense  von  V^t  Pfund  gleich  Viooo  Goldpfond  ist,  so  gehen  von  Sechs- 
nndnennzigsteln  1333Vs  auf  das  Goldpfnnd,  IS'^/tr  auf  den  Solidus.  Bas  Gold  ist 
dabei  znm  Ufachen  (genwi  13V»fnchen)  Werte  des  Silbers  genoameii.  Nahen 
dasselbe  Verhältnis  (genau  das  U,4fache)  geht  ans  der  im  GodL  Theod.  13,  %  i 
befindlichen  Verordnung  rom  J.  397  henror,  wonach  gestattet  wird  das  PftiM 
SiU>er  mit  fünf  Solidi  abzol6sen.  Etwas  onffdnsliger  ist  das  Silber  gegen  Gotf 
geschätzt  in  einer  Notiz  bei  Suid.  unter  oßolo«,  welche  wahrscheinlich  ans  der 
Schrift  des  Diodoros  tcm^  ora&ftwv  stammt  Hier  whd  nämlich  das  Talent, 
d.  i.  das  jflngere  attische,  im  Gewicht  von  6000  Neronischen  Denaren  «  62Vi 
Pfund,  geglichen  mit  4  Pfund  8 Vi  Solidi,  was  als  Wertverhältnis  des  SAhen 
zum  Golde  1 :  15,18  ergiebt    Vergl.  das  Nähere  unten  S.  33i^  f. 

2)  Die  Gründe,  welche  darauf  f&hren,  in  dem  Silberstflck  von  '/n  Ptend 
das  miHarense  zn  erkennen,  sind  flberaengend  von  Mommsen  S.  700  entwickelt 
worden.  Die  nachweislich  älteste  Erwähnung  der  Münze  findet  sich  in  den  Aa§- 
Zügen  ans  der  im  J.  392  abgefaisten  Schrift  des  Epiphanios  über  MafiM  und 
Gewichte  (Metrol.  Script  I  p.  266,22),  wo  /uXut^ürtoy  als  die  römische  ^Be^ 
nennung  für  Silbermünze  angegeben  wird:  ro  9i  aoyvqcvp  %tivT6  ^rrir  o  ^ 
'PmfMun  fuXui^iüv  HolovCiv,  Vergl  auch  ebenda  p.  269, 17,  de  Lagarde  Swn. 
I  S.  224.  n  S.  182.  Femer  nennt  der  nm  400  redigierte  Staatskalender  (NotiL 
dignit  Orient  13,  30,  occid.  11,  96  Seeck)  die  Abteilung  für  gemünztes  Silber 
das  serinium  a  miüarefuihui.  Auch  Dardanios  bei  Lydos  de  mens.  4, 9  (Metrol 
Script  n  p.  23)  kennt  das  fuXut^utv,  weils  aber  frdlich  ebensowenig  wie  Epi- 


fM,i  SILBERBIÜNZE*  831 

sUnd  also  ein  SoUdus  genau  gleich  13^/»  Miliarensien ,  wofür  im  Ver- 
kdir  wohl  in  runder  Sunune  14  gerechnet  wurden  J)  Damit  war  zu- 
gleich von  neuem  die  Unterordnung  der  Silbermttnze  unter  das  Gold- 
coorant  ausgesprochen,  und  wieder  daraus  folgte  die  weitere  Änderung 
der  Münzordnung,  die  unter  JuUan  eintrat.  Denn  wenn  Constantin, 
um  gänzlich  mit  dem  früheren  Unwesen  des  Kreditgeldes  zu  brechen, 
nicht  blofe  die  Goldmünze  streng  nach  dem  Gewicht  geregelt,  sondern 
auch  für  die  Ausmünzung  des  Silbers  ein  Veriiältnis  angesetzt  hatte, 
welches  dem  damaligen  Handelswert  möglichst  nahe  entsprach ,  min- 
destens ungünstiger  für  das  Silber  als  je  ein  früheres  war  (§  40,  4),  so 
lag  zu  einer  Zeit,  wo  die  NeuschOpfting  des  Solidus  bereits  sich  be- 
wahrt und  festen  Boden  gewonnen  hatte,  kein  Grund  vor,  in  der 
Reichsmünze  das  Silber  noch  so  niedrig  auszubringen,  wie  Constantin 
es  angesetzt  hatte.  Deshalb  gab  ihm  JuUan  einen  mäfsig  erhöhten 
MOnzwert,  etwa  nach  dem  Verhältnisse  wie  in  neuerer  Zeit  England  und 
jüngstens  Deutschland  ihr  Silbergeld  ansetzten,  als  sie  zur  Goldwährung 
Qbergingen.  Das  schwere  Silberstück  von  V72  Pfund  wurde  seltener 
ausgeprägt  %  dafür  aber  die  schon  früher  geschlagene  Hälfte  zur  Haupt- 
münze gemacht  und  dazu  wieder  ein  Halbstück  eingeführt  Von  der 
neuen  Münze  stellten  aber  nicht,  wie  nach  dem  frühem  Verhältnis  zu 
erwarten,  28,  sondern  bereits  24  Stücke  den  Wert  eines  SoUdus  dar, 
sodafs  nun  der  Münzwert  des  Silbers  den  Handelswert  desselben  etwa 
um  V«  überstieg.  Obrigens  sollte  das  Silberstück  durchaus  nur  der 
Vertreter  des  entsprechenden,  wegen  seiner  Kleinheit  nicht  mehr  dar- 
zustellenden Goldquantums  sein,  und  erhielt  davon  auch  seinen  Namen 

Dbanios  die  Benenniuig  genügend  zu  erklären.  Den  richtigen  Anfschlufo  geben 
oie  GhüM  funmeae  unter  fuXta^üftov  (Otto  Thes.  UI  p.  1764,  MetroL  Script.  I 
P*  307, 20):  ro  x*^^^^''^^ '^^  "^^  X^v^ov  Xir^s,  Mit  Hecht  versetzt  Monunsen 
die  Entstehung  der  eigentOmlichen  Benennung  zurück  in  die  Zeit  Constantins, 
listet  welchem,  wie  S.  787  Anm.  157  (DI  p.  76  f.)  nachgewiesen  wird,  das  Silber- 
itSck  Ton  V«  I^fund  *»  4,55  Gr.  zuerst  erscheint  DaTs  in  jener  Zeit  noch  eine 
ErioBenmg  an  den  ältesten  römischen  Denar,  welcher  das  gleiche  Normalgewicht 
gehaht  hatte  (§  35, 2),  lebendig  war,  kann  schwerlich  behauptet  werden.  Auch 
ist  das  0>nstantlnische  Silberstflck  lediglich  in  Anlehnung  an  den  Solidus  ge» 
schaflfen,  das  Gewicht  des  letzteren  aber  unabhängig  von  der  ältesten  römischen 
Silbennünze  bestimmt  worden. 

1)  Die  letztere  Angabe  hat  die  in  voriger  Anm.  angefahrte  Glosse  unter 
lulio^wv  (Metrol.  Script  TL  p.  307, 23).  Sehr  nahe  übereinstimmend  damit  ist 
«beada  unter  ^XXte  (p.  309, 1)  das  Miliarense  mit  l*/4  Silbersiliqua  im  Werte 
von  7*4  Solidus,  also  indirekt  der  Solidus  mit  13^7  Miharensien  geglichen  (vergl 
Mten  S.  341  f.). 

2)  Nach  derselben  Glosse  (p.  309,  4)  blieben  aber  die  Miliarensien  neben 
der  neuen  Siliqua  im  Umlauf  und  wurden  entsprechend  auf  Vis  Solidus  gesetzt 
S.  das  Näheres.  344  f. 


382  MONZORDNUNG  GONSTANTINS.         140,1. 

tiUqua  awrij  griechisch  xe^dtiovy  denn  der  Solidos  ist  1/71  desPfoid« 
und  Vs4  daroD,  d.  i.  Vt7S8  des  Pfundes,  heilsi  im  römischen  Gewichls- 
system  (§  20,  4)  tiHqua.^)  Damit  ist  die  MOnzordnung  ausgesprocheD, 
die  bis  in  das  siebente  Jahrhundert  beibehalten  wurde:  die  Siliqiu 
nebst  ihrer  Hfllfte,  beide  allerdings  in  stetig  sinkendem  Gewicht  aus- 
geprägt^, bleiben  das  hauptsachliche  Silbergeld  des  Reichs,  dieaea 
aber,  wie  ihr  vertiflltnismälsig  seltenes  Vorkommen  ^igt,  nur  ab 
Scheidemünze  um  kleinere  Beträge  in  Zahlungen  darzustellen. 

3.  Es  ist  nun  noch  in  kurzem  Ober  die  Kupfermünze  zu  spre- 
chen. Als  Diocletian  nach  der  langen  Zeit  der  maislosesten  MOnzver- 
schlechterung  die  reine  Silberprägung  wieder  herstellte ,  trat  er  die 
Erbschaft  einer  endlosen  Blasse  pseudosilbemer  Münze  an.  Dieselbe 
war  zu  seiner  Zeit  bereits  auf  den  Grad  entwertet,  dals  sie  auch  feraer- 
hin  als  Scheidemünze  mit  einem  mäbig  erhöhten  Nominalwerte  im 
Umlauf  gelassen  werden  konnte. 9)  Ein  Teil  davon  aber  mufe  aufge- 
rufen und  als  Münzmetall,  vielleicht  mit  einem  weiteren  Zusatz  tod 
Kupfer,  zu  der  neuen  Prägung  verwendet  worden  sein;  denn  nur  so 
erklärt  es  sich ,  dals  auch  in  der  Diocletianischen  Kupfermünze  Silber 
sich  findet^)  Dieselbe  erschien  in  zwei  Nominalen ,  einem  grötiserai 


1)  Die  tiHaua  auri  oder  sehlechtbin  HUqua  ist,  wie  die  ZnsaminaisteUDDg 
bei  Mommsen  d.  791  Aom.  171  (DI  p.  83)  leigt,  neben  dem  Solidos  die  stehende 
Rechnunffsmünze  des  fünften  und  sechsten  Jahrhunderts.  Der  Mfinzwert  ton 
Ys4  Solidos  ergiebt  sich  nicht  blols  ans  dem  Namen  selbst,  sondern  auch  loi 
der  Berechnung  in  der  Glosse  ip6XXii  O^etrol.  Script.  I  p.  809,  3).  Denn  wie 
weiter  unten  (S.  342)  sich  zeigen  wird,  ist  das  Verhältnis  4 :  7  zwischen  Sili<(iia 
und  Miliarense  nur  eine  Abrundunff  des  genauen  Verhältnisses  125 :  216,  nach 
welchem  24  Siliquae  auf  den  Solidus  kommen.  Das  Normalgewicht  ist  okae 
Zweifel  mit  Mommsen  S.  787  (in  p.  76)  auf  Vi44  Pfund  —  2,27  Gr.  m  b^ 
Btimmen,  wogegen  Queipos  Ansatz  zu  Vi*o  Pfand  nicht  bestehen  kann.  0ii 
EffekÜTgewicht  schwankt,  wie  die  Übersicht  des  Mtlnzfimdes  Ton  Holwel  bei 
Mommsen  S.  789  (UI  p.  79)  zei^  zwischen  etwa  2,5  bis  1,7  Gr.,  was  bei  der 
durchgängigen  UnregdmäÜBigkeit  der  damaligen  Silberprägang  nicht  avChUen 
darf  (weshalb  auch  in  Queipos  Tafeln  die  Siliaua  von  den  höheren  and  niedrigere! 
Nominalen  schwer  zu  unterscheiden  ist).  Unter  dem  Kaiser  Phokas  (6O2--610) 
erscheint  aulser  der  gewöhnlichen  SilbermOnze  im  (rewicht  Ton  0,40  (ir.  ein 
grölseres  Silberstflck  von  13,95  Gr.  (Tauber  in  der  Wiener  Numism.  Zdtschr.  IV 
S.  31  ff.).  Wenn  die  kleinere  Mfinze  als  Viertelsiliqua  zu  fassen  ist,  so  würde 
das  gröfsere  StOck  8  Siliquae  oder  4  Miliarensien  darstellen. 

2)  Soetbeer  S.  274  schlägt  nach  den  Tabellen  Queipos  das  dorchschniUliche 
Gewicht  der  Siliqua  unter  Valentinian  I  auf  2,0,  unter  Honorias  auf  1,7,  unter 
Justinus  und  Justinian  auf  1,3  Gr.  an. 

3)  Der  Antoninianas  hat  sich  bis  in  die  Gonstantinische  Zeit  im  Verkehr 
behauptet    Mommsen  S.  820  (ID  p.  132). 

4)  Diese  Annahme  liegt  sehr  nahe.  Es  konnte  nicht  die  Absicht  Diodetians 
sein,  während  er  so  entschieden  auf  Wiederherstellang  der  reinen  Silberprägoog 
bedacht  war,  das  Unwesen  des  alten  Kreditgeldes  in  der  Weise  fortzosetsea, 


140,4.  KUPFERMONZE.   DENAR  DIOGLETIANS.  883 

▼OD  UDgefthr  10  Gr.,  und  einem  kleineren  von  2,5  bis  2  Gr.;  sie  wurde 
wie  das  frohere  Billon  weifsgesotten,  und  auf  der  gröberen  Sorte  er- 
scheint bisweilen  noch  das  eigentümliche  Wertzeichen  des  Aureliani- 
schen Antoninianus,  XXI  (§  39, 2).  Unter  (Konstantin  eiütt  das  gröfsere 
Nominal  eine  aufiallende  GewichtsYerminderung  auf  8,  später  sogar 
auf  3  bis  2  Gr.;  aber  bald  nach  dem  Tode  dieses  Kaisers  wurde  die  an- 
ßngliche  Prägung  wiederhergestellt  und  erhielt  sich  so  bis  zur  Tei- 
lung des  Reiches. 

4.  Die  Währung  dieser  Münze  und  überhaupt  die  seit  dem  4.  Jahr- 
hnndert  übliche  Rechnungsweise  nach  kleinsten  Werteinheiten  läfst 
sich  nur  zum  Teil  mit  einiger  Sicherheit  bestinunen.  Es  ist  firüher  ge- 
zeigt worden,  dafs  der  Denar  infolge  der  fortgesetzten  Legierung  seine 
ficitung  als  V^^  ^^^  Aureus  verloren  hatte  und  als  Kupfermünze  ge- 
rechnet wurde  (§  39,  3).  Als  eine  sehr  kleine  Scheidemünze,  aber  zu- 
gleich als  die  alle  Preise  regelnde  Werteinheit,  erscheint  er  in  dem 
Edikt  Diocletians  de  pretiis  rerum  venaUum^  welches  im  J.  301  erlassen 
worden  ist.  ^)  Die  niedrigsten  Beträge,  welche  hier  vorkonunen,  stellen 
sich  immer  noch  auf  das  Doppelte  der  Rechnungseinheit,  alle  höheren 
Betrage  sind  durch  5  oder  10  teilbar.^  Aus  den  Ansätzen  fQr  Ar- 
beitslöhne sowie  aus  den  Purpurpreisen  ergab  sich,  dafs  der  Denar  des 
Edikts  auf  etwa  2 1/2  Pfennig  heutiger  Münze  zu  bestimmen  sei.^)   Aber 


^  er  aoch  femerhia  von  neuem  dem  Kupfer  Silber  beimischen  und  als  Pseudo- 
Aber  ausgeben  liefe.  Vielmehr  benutzte  er  nur  die  Masse  des  umlaufenden, 
bereits  entwerteten  Billons,  yielleicht  mit  weiterer  Beimischung  von  Kupfer 
(▼«gl.  die  Analyse  bei  Mommsen  S.  800  Anm.  218  —  m  p.  98),  als  MOnzmetall 
uid  gib  der  neu  daraus  geprägten  Münze  einen  Nominalwert,  der  zwar  den 
effektifeo  noch  fiberstieg  —  wie  dies  auch  bei  unserer  Kupferseheidemflnze  der 
FtU  ist  — ,  der  aber  mit  dem  hoch  übertriebenen  Münzwerte  des  früheren  An- 
toBJoiaDiis  nicht  zu  yergleichen  ist.  Vergl.  die  Wertbestimmungen  §  39,  5  a.  E. 

1)  Gorp.  Inscr.  Lat  toI.  III  pars  U  p.  801  ff.  841.  1055  ff.  1188  ff.,  und  dazu 
OD  spiter  aufffefundenes  und  Ton  J.  Schmidt  in  den  Mittheil,  des  deutschen 
vdiiol  bstit  in  Athen  V,  1880,  S.  70  ff.  veröffentlichtes  Fragment,  Mommsen 
über  das  Edikt  Diocletians  de  pretiis  rerum  yenalium  in  den  Berichten  d.  Sachs. 
^lUch.  Ul,  1851,  S.  50ff.,  W.  H.  Waddington  Edit  de  DiocUtien  ^tablissant 
je  naximum  dans  Tempire  romain,  Paris  1864,  W.  Christ  Über  den  FoUis  und 
veotr  der  spateren  rümischen  Kaiserzeit,  Sitzungsberichte  der  Münchener  Akad. 
IW6,1S.  UOf. 

2)  Christ  a.  a.  0.  S.  141  f. 

3)  Das  Diocletianische  Edikt  g:iebt  einen  Maximaltarif  (Mommsen  S.  57);  die 
l^eise  der  Lebensmittel  bieten  also  keinen  Anhalt,  da  sie  möglicherweise  für 
IJCB  Fall  grolser  Teuerung  berechnet  sind.  Der  Arbeitslohn  aber  steigt  bei  der 
reaemog  nicht  Nun  erhalt  ein  Feldarbeiter  aufeer  der  Kost  25  Denare  fOr  den 
jHy  die  meisten  Handwerker  50,  ein  Kamel-  und  Eseltreiber  sowie  ein  Hirt 
20  Denare.  Hier  lehrte  der  Augenschein,  dafs  der  Denar  schwerlich  über  2Vs  Pf. 
*i^|eietit  werden  dürfe.    Aber  er  konnte  auch  nicht  um  vieles  niedriger  ge- 


334  MONZORDNÜNG  DIOGLETUN&  1 40, 4. 

es  fehlte  noch  die  genaue  Fixierung  nach  einer  gröfseren  und  festen 
Einheit,  welche  nach  aller  Wahrscheinlichkeit  keine  andere  als  das 
Goldpfiind  sein  konnte.  Als  man  nun  fand,  dafs  Diocletian  nach  aa- 
ßlnglichem  Schwanken  schliefslich  sein  Goldsltlck  auf  Veo  Pfund  aus- 
gebracht hatte  (§39,  1),  schlofs  sich  daran  leicht  die  weitere  Folge- 
rung, dafs  der  Denar,  welcher  dem  Edikte  desselben  Kaisers  ta  Grande 
liegt,  als  Veoo  des  Aureus  oder  Vseoo  des  Goldpf\indes  gegolten  habe.^) 
Damit  ist  wenigstens  ein  fester  Anhalt  in  allen  den  Wirren  ge- 
wonnen, welche  aufserdem  noch  obwalten  und  aus  denen  nur  unsichere 
Vermutungen  herausfuhren.  Die  kleinere  der  von  Diocletian  geprtgteo 
BiUonmttnzen  (§  40,  3)  mag  der  Denar  gewesen  sein.  DiegrOÜBere 
giebt  durch  das  Wertzeichen  XXI  oder  KA,  anstatt  dessen  aber  nach 
frtlherem  Brauche  auch  XX  oder  K  noch  vorkommt  %  als  Nachfolgerin 
des  Antoninianus  (§  39,  2)  sich  zu  erkennen.  Beide  BezeichnungeB, 
jede  fttr  sich  genommen ,  lassen  eine  wahrscheinliche  Eritlflnmg  zn, 
allein  ihr  Vorkommen  neben  einander  noch  zu  Diocletians  Zeit  stellt 
ein  bisher  ungelöstes  Bätsei  dar. 3)  Nehmen  wir  für  die  Diocletianiscbe 


rechnet  werden,  da  die  Sätze  sonst  keine  maximalen  mehr  gewesen  waren. 
Nach  diesen  Erwägungen  setzte  ich  im  J.  1862  in  der  ersten  Bearbeitang  dieses 
Handbuches  (S.  253)  dieselbe  Wertbestimmnng  an,  welche  später  Marquardt  in 
der  n.  AbteiL  seiner  Römischen  PriTataltertfimer,  Ldpzig  1867,  S.  122,  aneh  ins 
den  Purpuroreisen  ermittelte.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  56  schätzte  anfangs  den 
Denar  auf  7?  Groschen  «  8,6  Pf.,  reducierte  aber  bald  darauf  in  seiner  Ab- 
handlung Aber  den  Ver&ll  des  römischen  Mdnzwesens,  ebenda  S.  260,  diesoi 
Ansatz  auf  Vs  Groschen  ».  3,33  Pf.  Gegen  Waddingtons  Bestimmung  (a.  a.  0. 
p.  2  f.)  zu  6,2  Gentimes  —  5  Pf.  werden  mit  Recht  Bedenken  erhoben  von  BoisUn 
im  Liter.  Gentralblatt  1864  S.  867.  Wie  dieser  Ansatz  zu  hoch,  so  ist  afllg^ 
kehrt  wohl  zu  niedrig  die  Schätzung  von  Christ  a.  a.  0.  S.  151,  der  den  Wert 
zwischen  0,36  Kreuzer  «  i,03  Pf.  und  0,25  Kr.  »  0,7  Pf.  seUt 

1)  S.  meinen  Aufsatz  über  den  Denar  Diocletians  in  Fieckeisens  Jahrb.  1^ 
S.  27  ff.  —  L.  Friedlaender  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte  Roms  El' 
S.  150  f.  stellt  mehrere  Inschriften  Ton  syrischen  Grabmonumenten,  welche  dem 
4.  Jahrhundert  anzugehören  scheinen,  zusammen  und  berechnet  die  daselbst  aa- 
gegebenen  Herstellungspreise  nach  dem  obigen  Ansätze  des  Denars.  Es  ergeben 
sich  danach  Preise  zwischen  3300  und  254  Mark,  was  nach  Friedlaender  S.  122  f. 
wahrscheinliche  und  nicht  etwa  zu  niedrige  Beträge  sind. 

2)  Christ  a.a.O.  S.  136f. 

3)  Ausfnhriich  handelt  fiber  die  Wertzeichen  auf  dem  Antoninianus  A.Mi8S<Hig 
Zur  Münzreform  unter  den  römischen  Kaisem  Aurelian  und  Diodetian,  Wiener 
Numism.  Zeitschr.  I,  1869,  S.  105  ff.  Das  Zeichen  T  auf  den  Stüdcen  mit  der 
Wertzahl  XX  schreibt  er  der  Mfinzstätte  Tarracona  zu  (vergl.  oben  S.  322  Ann.  3); 
aufserdem  sei  in  Spanien  die  Prägung  mit  der  Zahl  XXI  üblich  gewesen  (S.  116). 
Deshalb  und  wegen  des  gleichen  Gewichtes  der  Zwanziger  und  Einandzwanziger 
müsse  man  beide  Ziffern  als  gleichbedeutend  fassen  und  XXI  als  XX  i«  I  leses 
(S.  117  01).  Es  sei  n&mUch  der  Antoninian  ffleich  20  Assen  geseUt  worda 
(S.  121).  Indem  Missong  hiermit  die  von  mir  früher  ausffesprochene  Tennutung 
wiederholt,  weicht  er  allerdings  darin  ab,  dafs  er  noch  eine  Berechnimg  des 


f  M,  4.  DER  DENAR  DIOGUTIANS.  885 

PrigUBg  die  Wertzahl  XXI  ab  die  Regel  an,  was  indirekt  durch  die 
Wertzeichen  XUI  und  XXI  auf  spHteren  vandaliscben  Münzen  bestä- 
tigt wird  Ol  so  bleiben  immer  noch  zwei  Möglichkeiten  der  Erklärung. 
Entweder  ist  nämlich ,  wie  unter  Aurelian  und  seinen  nächsten  Nach- 
folgern, die  Zahl  21  als  eine  Modifikation  der  Normalzahl  20  zu  deuten, 
und  dann  gilt  das  Diodetianische  Billonstttck  dem  Systeme  nach  noch 
immer  gleich  20  Assen ,  d.  i.,  da  der  Denar  an  die  Stelle  des  Sesterzes 
gerflckt  war  (§  39,  3),  gleich  5  Denaren,  und  ist  demgemäfs  weiter 
einzufbgen  als  Vis»  des  Aureus  von  V^o  Pfund  s),  oder  wir  nehmen  21 
als  die  von  Diocletian  gesetzte  Norm  an,  und  dann  gilt  das  gröfsere 
BUloDStück ,  welches  wir  der  Kürze  halber  als '  Einundzwanziger'  be- 
zeichnen, fest  gleich  21  Assen,  der  Denar  aber  gleich  SVs*  zwei 
Denare,  das  Minimum  der  Preise  in  dem  Edikte,  gleich  7  Assen,  end- 


Denars  zu  10  Asstn  voraussetzt,  wahrend  doch  selbst  anf  den  Mdnzen  das  Zei- 
dien  X  schon  seit  dem  J.  89  t.  Chr.,  weil  nicht  mehr  der  Teilung  des  Denars 
in  16  Asse  entsprechend,  beseitigt  war  (§  36,  2).  Ober  die  Auffassung  der  XX 
und  XXI  als  sovielte  Teile  des  Aureus  yeigl.  Missong  S.  117  f.,  J.  Friedlaender 
in  der  Berliner  ZeiUchr.  f.  Numism.  1875  S.  17.  Eine  fernere  Möglichkeit,  die 
Aurdinisehen  Stficke  mit  XX  und  XXI  troU  der  verschiedenen  Bezeichnung  als 
gleichwertig  zu  erklaren,  ist  folgende.  Der  MOnzwert  des  Antoninian  war  auf 
IV4  Denar  «»  20  Asse  gestellt  (§  39,  2).  Da  das  neue  Nominal  aber  anfangs 
noch  einen  ziemlichen  Silbergehalt  hatte,  so  konnte  es  leicht  kommen,  dafs 
an  £e  Provinzialkassen  kleinere,  aber  durch  die  Wiederholung  anschwellende 
Betrage  lieber  in  Rupfer  als  in  Antoninianen  gezahlt  wurden.  Vielleicht  wurden 
Bun,  um  das  Zuströmen  des  Kupfers  zu  verhmdem,  21  statt  20  Asse  verlangt, 
80  oft  der  Wert  eines  Antoninianus  erreicht  wurde.  Diese  Bestimmung  konnte 
in  den  Pragstitten  ausdrücklich  durch  das  Zeichen  XXI  angedeutet  werden;  sie 
konnte  aber  auch,  wo  man  es  nicht  für  nötig  hielt,  wegbldbeu;  galt  doch  das 
Gesetz  auch  für  die  nicht  besonders  bezeichneten  Stücke,  d.  h.  ein  Zwanziger 
war  nicht  weniger  wert  als  ein  Einundzwanziger.  Auch  die  Tarifierung  pro- 
vinzialen  Kupfers  kann  darauf  Einflufs  gehabt  haben,  dafs  eine  Münze,  die 
ur^ittaiflieh  auf  20  Kupfereinheiten  gestellt  war,  mit  21  abgelöst  wurde. 

1)  Moromsen  S.  841  (lU  p.  165  f.),  Christ  S.  137. 

2)  Für  diese  Alternative  spricht  erstlich  das  Gewichtsverh&ltnis  zwischen 
dem  pofi^n  und  kleinen  Nominale  (§  40,  3) ,  demnächst  auch  die  Teilbarkeit 
der  meisten  Preisangaben  des  Edikts  durch  5  (oben  S.  333).  Dasegen  aber  erhebt 
rieh  das  Bedenken,  dafs  dann  in  der  neugeschaffenen  Münzordnung  schwerlich 
die  inkongruente  Bezeichnung  XXI,  welche  fftr  die  Epoche  Aurelians  einiger- 
OMlaen  eivliriich  sein  mag  (S.  334  Anm.  8),  sondern  die  systemcemalse  XX 
als  Beg el  gebraucht  worden  wäre.  Aufserdem  aber  fallt  ins  Uewicht,  dafs  bei 
Aesen  Ansätze  der  Umstand,  dafs  der  niedrigste  Preis  des  Edikts  2  Denare 
httrigt,  nicht  so  uuffecwungen  sich  erkllren  lälbt,  wie  bei  der  zweiten  Annahme, 
weldie  auch  noch  oue  konsequente  Durchführung  griechischer  Bechnungsweise 
für  sich  hat  und  geffen  welche  andererseits  die  Teilbarkeit  der  Preise  des  Edikts 
durch  5  ni^  angeführt  werden  darf,  da  dieselben  Ja  von  der  kleinsten  Einheit 
auf  offenbar  decimal  zu  höheren  Betriffen  aufgebaut  sind.  Entscheidend  für 
mscre  Deutung  der  Diocletianischen  Zahl  XXi  als  Wertausdruck  fQr  so  viele 
Aase,  deren  3Vs  auf  den  Denar  gingen,  ist  wohl  die  S.  336  f.  entwickelte  Wert- 
glcidiung  zwischen  Goldpfund  und  attischem  Talent 


886  MONZORDNUNG  DIOGLETUNS.  1 40. 4. 

lieh  der  Einundzwanziger  gleich  6  Denaren,  und  wir  haben  das 
YollsUndige  System  des  griechischen  Talentes  bis  herab  nun  Obolos 

(§  19,  3): 

Goldpfund    ...  1 

Aureus 60        1 

Einundzwanziger    6000     100     1 

Denar ......  36000    600    6 

Aus  der  altrOmischen  HUnzrechnung  ist  geblieben  sowohl  die  ZurQck- 
fuhning  aller  Werte  auf  die  ursprüngliche  Httnze,  den  As,  als  auch  die 
unverbrüchlich  festgehaltene  Tradition,  dafs  die  ausschliefeliche  Rech- 
nungseinheit diejenige  Münze  bildet,  welche  den  alten  Libralas  ver- 
tritt. Diese  Einheit  war  seit  der  ersten  Reduktion  des  Asses  (§  35,  3) 
der  Sesterz  gewesen  und  war  es  auch  gebheben,  seitdem  man  4,  statt 
2Vs,  Asse  auf  den  Sesterz  rechnete  (§  36,  3.  4).  Als  das  Vierasstflck 
gegen  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  n.  Chr.  Denar  genannt  wurde, 
weil  diese  Münze  ihren  Silberwert  eingebüfst  hatte  (§  39,  3),  wurde 
es  ganz  folgerichtig  zur  neuen  Rechnungseinheit,  zunächst  neben  der 
Rechnung  nach  Gold  und  Silber  (§  39,  4),  dann  aber,  wie  wenigstens 
Diocletian  in  seinem  Edikt  es  durchführte,  mit  ausschliefslicher  Geltung. 
Der  As,  damals  die  kleinste  Scheidemünze,  trat  zu  dem  Doppeldenar  in 
das  feste  Verhältnis  von  1 : 7  (statt  1:8),  und  diese  Neuerung  fand 
ihren  Ausdruck  in  dem  Wertzeichen  21  auf  dem  grOfseren  Diocletia- 
nischen  Billonstück  im  Werte  von  6  Denaren. 

Noch  aber  bleibt  die  Frage  zu  beantworten,  wie  es  kam,  dak 
dem  Denar  3  V2  (statt  4)  Asse  und  dem  Stücke  von  6  Denaren  21  Asse 
zugeteilt  wurden.  Wenn  Diocletian  die  Reichsmünze  nach  griechiscbem 
Systeme  regelte,  so  mufste  er  auch  eine  feste  Beziehung  zu  griechi- 
schem Silbergewicht,  d.  i.  zu  dem  attischen  Talent,  finden.  Unter  atti- 
schem Talent  aber  verstand  man  seit  Neros  Zeiten  eine  Summe  von 
6000  Denaren  zu  Voe  Pfund,  mithin  ein  Gewicht  von  62 Vi  PAmd 
(§  32,  1).  Dieses  Gewicht  ist  noch  gegen  Ende  des  vierten  oderni 
Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  mit  einer  bestimmten  Zahl  Solidi  g^ 
glichen ,  und  somit  ein  Wertverhaltnis  zwischen  römischem  Gold  und 
attischem  Silber  festgestellt  worden,  i)  Wenn  damals  Gold  und  Silber 
ihrem  Werte  nach  wie  15,18: 1  sich  verhielten,  so  sind  damit  xu- 
nachst  die  Wertverhältnisse  früherer  Zeiten  zu  vergleichen.  Es  stand 
Gold  zu  Silber 


1)  Vergl.  uDten  S.  339  f.  and  oben  S.  330  Aam.  1. 


I M,  4.  OOLDPFUND  UND  DINAR.  887 

unler  CMgur         wie  11,90 : 1     (§  37, 1.  38,  2), 

„     AvgusHis      „    12,50 : 1     (§  38,  2), 

^     Con«taBÜn    „    13,89  : 1  bis  14^0 : 1  (|  40,  2.  4), 
^     1%6odogFB8  „   14,40 : 1     (§  40,  2). 

Wir  bemerken  also  ein  stetiges  Sinken  des  Silberwertes  und  werden 
demgemKfe  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  für  die  Zeit  Diocletians 
einen  Wert  zwischen  den  Zahlen  12,50  und  13,89,  und  zwar,  den 
Zeiträumen  entsprechend,  naher  der  letzteren  Zahl,  einsetzen.  Rech- 
nen wir  mit  diesem  Näherungswerte  weiter,  so  erhalten  wir,  indem  wir 
den  Denar  nach  den  obigen  Voraussetzungen  einerseits»:  Vseooo  Gold- 
pfund,  andererseits  >«  3V2  Assen  rechnen,  die  glatte  Gleichung  von  1 
attischen  Chalkus  mit  2  Assen ,  und  gelangen ,  auf  Grund  dieser  Glei- 
chong  wieder  rückwärts  schreitend,  zu  dem  Ergebnis,  dafs  nach  Dio- 
cletians Münzordnung  31  Pfund  Goldes  gleich  7  Talenten  Silbers  gel- 
ten sollten ,  mithin  Gold  zu  Silber  in  das  Verhältnis  von  13,67 : 1  ge- 
setzt war.  i) 

Da  nun  dieses  Verhältnis,  wie  die  obige  tibersicht  zeigt,  an  und 
ihr  rieh  den  höchsten  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  hat,  so  ist  damit 
fie  Gleichung  von  1  attischen  Chalkus  mit  2  Assen  gesichert  und  es 
ist  zugleich  erklärt,  weshalb  Diocletian  seinem  Denar  3 Vi  Asse,  und 
dam  grofseren  Billonstück  21  Asse  zuteilte. 

Nachdem  dies  festgesteUt  worden,  erscheint  die  gesamte  Diocle- 
tianiscbe  Hünzordnung  erst  in  ihrer  vollen  Bedeutung.  Nicht  blofs 
äufserlich  wurde  die  Teilung  des  griechischen  Talentes  auf  das  Gold- 
pfnnd  Hbertragen ,  sondern  es  wurde  zugleich  in  innerlichem  Zusam- 
menhang eine  durchgehende  Wertgleichung  zwischen  römischer  Münze 
und  attischem  Silbergewicht  eingeführt.  Ebenso  wie  das  Goldpfund 
znm  Talent  verhielten  sich  der  Aureus  zur  Mine,  der  Einundzwanziger 
zur  Drachme,  der  Denar  zum  Obolos,  und  infolge  der  eigentümlichen 
Zuordnung  des  Asses  gingen  diese  Wertverhältnisse  aus  zu  den  be- 
qnemen  GleichuBgen  des  Chalkus  mit  2  Asten  und  des  Doppeldenars 
(des  Minimums  der  Preise  im  Edikt)  zu  3V2  Chalkus. 


1)  Ktck  Biodor  9r<^  ^a&fUh  (miten  S.  340  Amn.  1)  galt  das  attische  Talent, 
ortspreehend  dem  Wertverhihnis  des  Goldes  zum  Silber  wie  15,18 : 1,  gleidi 
4  Pmnd  Goldes  und  8Vt  Solidi.  Wurde  statt  dessen  das  Constantinische  Ver- 
UHois  13,89 : 1  eingesetzt,  so  war  zu  vernhiten,  dafis  das  attisehe  Talent  nach 
BMeÜürfsdier  Ormiiing  ttww  mehr  als  4Vs  Pfand  Goldes  gegolten  habe.  Hier- 
ais b^eehnete  sich  mit  ffröfeter  Annäherang  der  attische  Ghalkns  zu  2  Assen 
"•  *h  Denaren,  und  wieder  znrflck  die  genaue  Wertgleichong  von  4^/7  Pfond 
^oUes  mit  1  Talent 

Hmltteh,  Metioloffl«.  22 


888  MCNZOKDNUNG  DiOCLBTIANS.  §  i^  4. 

Nach  dieser  Norm  war  es  dann  leicht  die  im  Osten  des  Reiches 
ciriLuliereode,  auf  Drachmen  währnng  lautende  Münze  zu  tarifieren.  Das 
attische  Tetradrachmon  von  reinem  Silbergehalt  kam  normal  auf  110 
(genau  109^?)  Denare.  Ob  damals  noch  solche  Tetradrachmen  um- 
liefen, wissen  wir  nicht,  und  war  ^  der  Fall,  so  hat  man  sie  möglicher- 
weise etwas  niedriger  als  zu  HO  Denaren  angesetzt;  allein  jedenfalb 
war  die  eben  erwilhnte  Norm  geeignet  eine  Qbersichtliche  und  in  rich- 
tigen Verhältnissen  stehende  Tarifierung  aller  noch  cirkuUerenden  grie- 
chischen Münzen,  sowie  des  tyrischen  Tetradracbmons  und  des  ägyp- 
tischen Billons  durchzuführen.  So  werden  wir  vielleicht  auch  noch 
dazu  gelangen,  den  Wert  einer  inschrifUich  bezeugten  syrischen  Rech- 
nungsdrachme des  vierten  Jahrhunderts  zu  ermitteln,  welche  jedenfalls 
weit  niedriger  gestanden  hat  als  die  attische  Silberdracbme  im  Gewicht 
von  V»«  Pfund.*) 

Hiernach  ist  es  erklärlich ,  dals  seit  Diocletian ,  trotz  der  Herab- 
setzung des  denaritts  zu  einer  kleinen  Scheidemünze,  im  griechischen 
Sprachgebrauche  drjvaQiov  die  Bedeutung  eines  Silbergewichtes  im 
Betrage  von  V^e  Pfund  behielt  Es  war  dies  gewissermafsen ,  da  die 
attische  Silberdrachme  diesem  Denar  gleichgesetzt  wurde,  ein  inter- 
nationales Gewicht  geworden,  welches  seine  Geltung  behielt  unab- 
hängig von  der  gleichnamigen  römischen,  später  sich  entwertenden 
Münze.  ^) 

Nach  Diocletians  Regierung  sank  der  Wert  des  Denars  in  schneller 
Progression  weiter  abwärts.  So  kam  es,  dafs  Constantin  gleichzeitig 
mit  der  Schöpfung  seiner  Goldmünze,  des  Solidus  von  V?^  Pfund,  eine 
ganz  neue  Festsetzung  der  kleinsten  Rechnungseinheit  treffen  roufste* 
Auch  er  knüpfte  dabei  an  gegebene  Verhältnisse  an,  nämlich  an  die 
ägyptische  Provinzialordnung,  in  welcher  von  jeher  das  Goldstück 
gleich  einem  Talent  Kupferdrachmen  gegolten  hatte  (§  54,  2).  So 
wurden  nun  6000  Denare  auf  den  Solidus  gerechnet  s),  mithin  der 

1)  Ver^l.  L.  Friedlaender  Darstellungeo  aus  der  Sittengescb.  Roms  ID*  S,  l&O. 
Im  nDgünstigsten  Falle  stand  diese  Rechnunffsdrachme  dem  Diodetianisdien  Denar 
gleich;  möglicherweise  auch  noch  etwas  höher;  doch  fehlt  zur  Zeit  jeder  An- 
halt zn  einer  anch  nur  ann&heroden  Bestimmung. 

2)  Vergl.  die  oben  S.  311  Anm.  3  aus  der  metrologischen  litteratnr  ge- 
gebenen Nachweise,  femer  das  auf  S.  330  über  den  Diocietianischen  Silberdenar 
Bemerkte,  endlich  unten  S.  344  Anm.  2. 

3)  Dafs  der  Solidus  seit  dem  4.  Jahrh.  normal  zu  6000  Denaren  angesetst 
worden  ist,  folgert  Mommsen  S.  S40f.  (lU  p.  164  f.)  aus  den  Wertzeichen  auf 
der  ganzen  und  halben  Siliqua,  welche  auf  260,  bez.  125  (auf  der  halben  Siliq«« 
iedoich  anch  auf  120)  kleinste  Kupfereinheiten,  nämlich  nummi  oder  Denare 
lauten  (§  40,  5).    Einige  Stellen  griechischer  Lexikographen  und  Metrologen, 


f  40, 4.  WEITERE  ENTWERTUNG  DES  DENARS.  889 

letztere  auf  Vii  desjenigen  Wertes  herabgesetzt,  den  er  noch  unier 
Diocietian  gehabt  hatte,  i)  Weiter  gehörte  zu  der  neuen  Mttnzordnung 
wahrscheinlich  die  TariAerung  des  attischen  Talentes  Silbers  auf  4V8 
Pfund  Goldes,  mithin  des  Chalkus  auf  6  Vs  Denare.  Zwischen  Gold  und 
Silber  war  somit,  Metall  gegen  Metall  gewogen,  das  Wertverhältnis  von 
14,4 : 1  festgesetzt») 

Unter  Julian  trat  in  diesen  Beziehungen  keine  Änderung  ein. 
OeiiB  dieser  gestaltete  nur  die  Silberprägung  neu,  sodab  das  MQnz- 
Verhältnis  des  Silbers  zum  Golde,  welches  unter  Constantin  gleich 
1 :  13,89  gewesen  war,  nun  auf  1 :  12  stieg  (§  40,  2).  Während  also 
unter  Constantin  Münz-  und  WertverhUltnis  der  beiden  Edelmetalle 
sich  nahezu  noch  gedeckt  hatten,  gingen  sie  seit  Julian  aus  einander. 
Das  Verhältnis  des  Denars  aber  zum  attischen  Talente  wie  zum  SoUdus 
blieb  dasselbe. 

Eine  geringe  Veränderung  erfolgte  erst  gegen  Ende  des  vierten 
oder  zu  Anfang  des  fünften  Jahriiunderts,  indem  der  Kurs  des  Solidus 
auf  6800  Denare  gesetzt  und  zugleich  bestimmt  wurde,  dafs  der  atti- 
sche Chalkus  7  Denare  oder  Xenta,  mithin  das  attische  Talent  4  Pfund 


wddie  schon  irfther  von  Scaliger  und  Peiau  in  gleichem  Sinne  gedeutet  worden 
wtfcs,  dnd  dann  weiter  behandelt,  teilweise  auch  emendiert  worden  in  den 
Metrol.  Script  1  p.  165  ff.,  wozu  der  Nachweis  im  Index  unter  raXarrov  2t  zu 
Tcrffleichen  ist.  Weitere  Ergänzungen  gab  Christ  a.  a.  0.  S.  144  ff.  (berficksichtifft 
in  Metrol.  Script,  n  p.  151  f.).  Vergl.  auch  de  Lagarde  Symm.  I  S.  213.  224  f., 
Marqaardt  Rom.  Staatsrerw.  II  S.  44,  Fleckeisens  Jahrb.  1880  S.  28  i  31.  Die 
BfifQhning  dieser  Wertgleichung  der  Kupfermünze  mit  dem  Solidus  schreibt 
Mommsen  S.  843  (Ol  p.  168  f.)  dem  Kaiser  Julianus  (361—363)  zu.  Allein  die 
weiter  unten  (§  40, 5)  folgenden  Erörterungen  fiber  die  Follarrechnung  zur  Zeit 
GoBitantins  machen  es  wahrscheinlich,  dals  schon  durch  diesen  Kaiser  der  Solidus 
auf  6000  Denare  gesetzt  wurde,  eine  Ma&reffel,  die  man  wohl' gleichzdtig  mit 
der  Eiofahrang  der  neuen  Goldmünze  und  des  Aliliarense,  also  in  das  J.  312, 
setzen  darf. 

t)  Nach  Diocletians  Ordnung  gingen  36000  Denare,  nach  der  Erhebunff  des 
Solidus  zum  Talent  6000  X  72  »  432  000  Denare  auf  das  Goldpfnnd.  vergl. 
Fleckeisens  Jahrb.  1880  S.  31  und  unten  §  40, 5. 

2)  Als  spiter  der  Solidus  6800  Denare  galt,  kamen  auf  den  Chalkus  7  Denare 
(••folgende  Anm.);  mithin  wird  bei  einem  Kurse  des  Solidus  zu  6000  Denaren 
«och  eine  etwas  niedrigere  Zahl  Ton  Denaren  auf  den  Chalkus  gerechnet  worden 
Min.  Setzen  wir  yersucbsweise  den  Chalkus  »  6Vs  Denaren,  so  kommt  das 
«tusche  Talent  genau  auf  473  Goldpfund,  und  als  Wertverhaltnis  des  Goldes 
sau  Sflber  ergiebt  sich  14,42 : 1,  mithin  dasselbe,  welches  oben  S.  330  Anm.  1 
llir  das  J.  397  nachgewiesen  ist  Wollten  wir  das  attische  Silber  nach  dem 
MüBswerte  ansetzen,  welchen  das  Constantinische  Miliarense  hatte  (1 :  13^9)» 
Bo  würde  das  attische  Talent  auf  4V9  Pfond  Goldes  und  mithin  der  Chalkus 
auf  6^/4  Denare  kommen.  Allein  es  ist  durchaus  wahrscheinlich,  dafs  das  nach 
dem  Grewieht  zn  nehmende  Silber  etwas  ungünsUcer  stand  als  die  Reichssilber» 
Aünze,  wonach  wir  von  selbst  auf  die  ersteren  Ansitze  kommen. 

22* 


a4j0  MÜKZOBDNÜNG  OOmTANTINS.  S40,4.s. 

GoUes  mi  8  Vs  SoM  gelte,  i)  Das  Gold  aluid  Uemach  zum  ^ber  k 
deM  WertverhiUaiMe  vob  15,18 : 1. 

Aueh  auf  dem  Kurse  tob  «800  konnte  der  Denar  sich  nicht  e^ 
halten.  Immer  höhere  Smnmen  von  Denaren  mufsten  im  GeMvcriubr 
aufgezahlt  wenlen  um  ein  GoUstOck  dafidr  einEUweohsehi.  DeshA 
verordnete  Valentinian  DI  durch  ein  Edikt  vom  J.  445,  dals  der  Sdi- 
dtts  von  jedermann  fQr  7000  tMcmmt,  d.  i.  Denare  <§  40>  5),  zu  nehmen 
sei,  die  Wechsler  aber  nicht  mehr  als  7200  Denare  berechnen  dOrften, 
wenn  rie  einen  SoMus  gegen  Kleingeld  abgaben.^) 

Ab^  auch  diese  Halsregel  vermochte  nicht  dem  weiteren  Siaken 
des  Kupfergeldes  Einhalt  su  thun.  Zu  Anfong  des  sedierten  Jahrhun- 
derts rarlangten  die  Wechsler  sogar  8750  Denare  für  4eA  GoUitttok, 
ein  Unfug,  dem  Justinian  dadurch  zu  steuern  suchte,  dab  er  die  feite 
Taxe  von  7500  Denaren  anordnete.^) 

5.  Die  hoben  Zahlenbetrftge ,  welche  bei  der  Gleichling  der  win- 
zigen RechnungsmQnze  nnt  dem  GoMstttck  angesetzt  werden  nolsteBf 
lassen  unmittelbar  auf  zweierlei  scidiefisen.  ZunUchst  wQrde  man  in  dea 
Rechnungen  gar  nicht  auf  die  Anhäufung  selcher  Sommen  gekomneo 
sein ,  sondern  lieber  eine  höhere  Einheit  und  somit  kleinere  Zahkn- 
ausdrUcke  gewählt  haben,  wenn  nicht  Kupfermünze  von  so  niedrigem 
Fube  noch  in  ansehnlichen  Mengen  cirkultert  hätte.  Zweitens  nvMe 
ein  Auskunftsmittel  gefunden  werden,  um  die  Sammelbeträge  kleinster 


1)  Suid.  unter  ofloXSc  lerlegt  den  atlisehen  Obolos  in  6  ygil>««,  den  jtcuM 
in  7  isTtray  and  fSgt  hiozu:  t6  9i  raXannw  xov  a^yvqhv  Xtr^m^  xm  iNt 
xmsfta^mf  xeU  vofut^fMtxiov  tf'  wüS.  Dieeelbe  EiDteilang  des  xalitoiti  m  7  hmtifi 
findet  sieh  am  Sohliwge  einer  etwas  ausfihriidieren  Notiz  in  4en  Seholien  BL  n 
Homer  U.  5, 576  (Metrol.  soripl.  i  p.  299  f.):  o  9i  JMm^  iv  vq  ns^  9ta&fm 
'ralopTotf  iari  ftpwr  S'. .  .6  9i  ifiolos  ^^^^^^  v\  ^  ^^  x^t^^t^  AM7fx»v  £"• 
v6  vaXa$ßTov  9i  ro  rw  Itvofuvap  l4wrtM&v.  Wir  sehen  also  zaniehst,  daCs  b« 
Snidas  die  Teilnng  des  Obolos  in  6  x^^<^  auf  einem  Schreibfehler  benriit 
(verri.  oben  S.  183  Anm.  4,  S.  227  Anm.  4,  Ohrist  S.  138),  und  indem  wir  beide 
SteUen  verbinden  und  XenrSt^  (LndeT  Metrol.  seript  wrvd^toy  4,  ita^rror  4)  tte 
Bezeichnung  der  kleinsten  Rechnungseinheit,  d.  i.  dea  Denars,  nehmen,  erhalle» 
wir  Ar  den  Seltdus  einen  Kurs  von  6799,  d.  i.  6800  I>enaren. 

2)  Codex  Theodos.  cum  commeat.  Gothofredi  tom.  VI,  supplem.  p.  12  (Üt 
XXV  de  pretio  soüdi):  ^o  praecesto  etiam  illud  in  perpetuum  volumus  eoa- 
tiaeri,  ne  unquam  inira  Septem  milia  nummorum  aoUdus  distrahatnr,  emptv 
•  coUectario  septem  miHbus  docentis.  Mommsen  S.  843.  846  (ffl  p.  168. 1^ 
Christ  S.  156  (welcher  die  Verbesserung  infra  für  inira  vorschllgt),  Marquai« 

3)  So  erkl&rt  Mommsen  S.  847  (UI  p.  175)  die  Notiz  bei  Proeop.  Hisi  aic« 
<p.  829  ed.  Venet),  indem  er  den  dort  erw&hnfen  fSXte  tu  41*/»  Den«ren  niMt 
Merquardt  S.  46  rechnet  8400  und  7200  Denare,  weil  er  diesen  Foliis  noraal 
zu  40  Denaren  ansetzt  Die  erstere  Ansicht  wird  durch  die  §  48,  5  entwickaMe 
Übersicht  des  FoHarsystems  betätigt. 


f  4«,  s.  F0LLARREGHNÜN6.  341 

EiikeiteD  nicht  blors  reolmungsiuäbig  durch  hohe  ZahleBgroppen^ 
soBdera  andi  konkm  b«  den  Banahlungen  zosemmenzofassen.  Das 
Kopfergeid  wurde  in  Beuteln,  foüe$  {'9vXaxoi,  ßaXavria)^  zusammen- 
gikttden.^)  Daher  kam  foUU  zunädist  zur  Bedaotung  einer  gewissen 
Smanae  kleinster  Kupfereinhaitea,  welche  in  einem  Beutel  vereinigt 
waren,  und  weiter  wurde  auch  ein  klemar  Betrag  von  Kupfereinheiten, 
fflr  d«sen  konkreten  Ausdruck  eine  besondere  Mflnze  gepiügt  war, 
fM$  genannt  1)  Wir  hri>eB  also  den  koUektben  Folfis,  den  Mtlnz- 
folhs  und  auisafdem  die  kleinste  Rechnungseinhait  zu  untersdieiden 
und  das  VerhftItDia  dkser  Werte  zu  einandtr  und  zum  SoKdus  zu  suiAen. 
Nach  der  Mttnaordnnng  Constanlüis  war  der  koUektive  Folüs  ent- 
weder auf  Silberrechnung  (xcrr'  ofyvfiCfwv)  oder  auf  Kupfer  (xeva 
iripaififffiov)  gestellt 

Der  SilberfoUis  entsprach  125  MiliarenMen  «»  1/$  Goldpfund 
*«  9  SoHdL  Das  Hiiiarense,  ausgebracht  ab  Wertaqui^ent  Ton  Vio«o 
GoMpfund,  war  an  Gewicht  gleich  l^/i  stttfiMM  Silbers,  deren  jede  das 
W«rtiquif  alent  einer  iiUqua  auri  bildete  (§  40 ,  2).  Auf  die  SiUqua 
banen  12  gemttnzte  Folles  oder  250  Denare.  Der  HQnzfoUis  war 
gleich  21  (genau  20^/6)  Denaren. 

Der  kollektive  Kupferfollis  hielt  250  Denare  oder  12  MOnz- 
foHes,  war  naithin  an  Wert  der  SiHqua  ^cb. 

Damit  habe«  wir  die  gesamte  MQnzordnung  Constantins,  wie  sie 
angedeutet  wird  in  einer  sogenannten  Glosse,  welche  aus  einem  Kern- 
mentar  zur  Gesetzgebung  der  ostrttmischen  Kaiser  geflossen  ist.^)  Doch 
bedorfen  die  einzehien  Angaben  nach  einiger  Erläuterung. 

Ab  feste  und  anderweit  gesicherte  Grtffsen  haben  wir  zun&chst 
den  Solidus  ««*  Vts  Goldpfund,  das  Uiliarense,  im  Gewicht  dem  Soli- 
dos  gleich,  an  Wert—  Viooo  Goldpfünd  «>  ^1S6  Solidus,  endlich  das 
Ti^atiov,  d.  L  die  süiquOt  ein  kleinstes  Gewicht  im  Betrage  von  Vi  7  28 
Pfand  {%  20,  4).  Das  Gewicht  des  Uiliarense  wird  in  unserer  Quelle 
m  1^/4  Siliqua  bestimmt 4)  Wenn  nun  gleich  darauf  125  Miliarensien 


1)  Metrcd.  Script  I  p.  144  L  267,  4.  269, 19.  303,  tl.  308, 19.  11  p.  151  f. 
(m^  die  Obenidit  im  Index  unter  fSXXiß  1),  Christ  S.  144£,  de  Lagarde 
SyiMuct  I  S.  213.  224.  n  S.  182. 197  £,  Marquaidt  U  S.  42. 

2)  Marquardt  Römische  SUatsverw.  n  S.  42  f. 

3)  Yeteres  glossae  verborom  iuris  qaae  passim  in  BasiKcis  reperiaatar  ed. 
C  UttbaeoB,  wieteboU  von  Otto  im  Tbesaams  ioris  Rom.  vol.  Ol  p.  1697  ff.  Die 
ohea  heickiHiete  Stelle  findet  sieh  auch  in  den  Metroi.  Script.  I  p.  308, 19—309, 8. 

4)  BletroL  Script.  I  p.  309, 1 :  ifx^t  8i  ^aarot^  rtip  roiovrmp  Xmtch^  a^yv" 
ifm  (d.  L  dtf  MUtorensien)  na^tar  h^  tifuav  rita^op  (Tcrgl.  aaeh  Index  nnter 
^^^mf  3  and  a^^t4fv  lanxotf). 


342  MONZORDNUMG  GONSTANTINS.         |40,». 

gleich  218  Siliquae  u  n  d  9  nummi  gesetst  werden  0)  so  folgt  unmittel- 
bar, dafs  diese  9  nummi  gleich  ^4  Siliqua  sind,  mithin  12  mmmi  auf 
die  Siliqua  gehen. 

Nun  ist  es  sunXchst  klar,  dafs  die  SiUqua,  welche  gleich  ^/r  Müia- 
rense  gesetit  wird,  das  Silber3lqui?alent  einer  täifua  mai  darstdlt. 
Denn  das  Miliarense  ist  das  Wertaquivalent  von  Viooe  Goldpfund,  die 
iiUqna  mcnt  ist— ■  Vf'M  Goldpfund,  heide  Werte  T^halten  sich  mithia 
zu  einander  wie  1728 :  1000  —  216 :  125 ,  wofOr  unsere  Quelle  das 
abgerundete  Verhältnis  7  :  4  gesetzt  hat  Nach  dieser  AbrunduDg 
würden  13^/?  MiUarensien  den  Wert  eines  Solidus  darstellen  >),  aber 
die  genaue,  systematische  Wertgleichung  des  Solidus  mit  13^/»  Milia- 
rensien  findet  in  derselben  Glosse  sich  ebenfalls  ausgedrQckt^) 

Weiter  ist  zu  flragen ,  wie  viele  kleinste  Rechnungseinheiten  oder 
Denare  auf  das  Miliarense  kommen.  Wie  vielseitig  bezeugt  wird,  ist 
der  Solidus  Constantins  zu  6000  Denaren  gerechnet  worden  (§  40, 4). 
Da  der  Solidus  genau  gleich  13^/9  MiUarensien  vnu*,  so  kamen  auf  1 
Miliarense  432  Denare,  und  weiter  auf  die  Siliqua,  welche  zum  Milia- 
rense wie  125 :  216  sich  verhielt,  250  Denare.  Dasselbe  Resultat  er- 
halten wir,  wenn  wir  im  Sinne  der  Glosse  den  SoUdus  zu  13^7  MiUa- 
rensien und  das  Miliarense  gleich  ^4  Siliqua  ansetzen. 

Die  Gleichung  der  Siliqua  mit  250  Denaren  ist  also  jedenfalb  ge- 
sichert Da  nun  dieselbe  Siliqua,  wie  bereits  nachgewiesen,  12  soge- 
nannte nummi  hatte,  so  gleicht  sich  weiter  1  nummu$  mit  20^/«  De- 
naren, wofQr  wir  wohl  rund  21  Denare  setzen  dürfen.^) 


1)  Metrol.  Script  I  p.  309,  3. 

2)  WeDD  1000  MiliareDsien  »  1728  Siliquae  —  72  Solidi  und  4  SiliqoM  -> 
7  Miliarensien  sind,  so  kommen  auf  den  Solidus  24  X  Vr  i->  13Vt  Miliareosieo. 

3)  Der  Betrag  von  125  Miliarensien  für  den  Silberfollis  ist  offenbar  gewiUtf 
weil  diese  «  V»  Goldpfund  «  9  Solidi  sind,  wonach  1  Solidus  auf  13'/»  Mi- 
liarensien kommt   Mit  einem  kleinen  Fehler  ist  aber  dieselbe  Gleichunf  auch 

'direkt  fiberliefert.  Das  MUiarense  war  nimlich  seit  Julian  (§  40, 2)  auf  </is  SoMos 
gesetzt,  und  der  Verfasser  des  Fragments,  weleber  naeh  Julians  Zeit  schrieb, 
rechnet  p.  309, 4  *n^  ro  pvp  k^otow*  125  Gonstantinische  Miliarensien  gleich 
109  Miliarensien  und  9  Nummi,  oder  gleich  9  Solidi  1  Miliarense  9  NnmW- 
Nehmen  wir  an ,  dafs  vovfi(u>i  &'  beidemal  verschrieben  ist  statt  tfovßfto*  *  > 
d.  i.  Abrondung  für  47«  Nummi  (wie  sicher  aus  p.  309,  5  vergL  mit  Z.  4  he^ 
vorgeht),  so  erhalten  wir,  da  gemafe  unserer  Quelle  7  Julianische  Miliarensien 
gleich  8  Gonsianünischen  sind,  die  genaue  Gleichung  von  9  Solidi  mit  125  Gon- 
stantinischen  Miliarensien. 

4)  Die  Gleichstellung  der  Siliqua  mit  250  Denaren  bestätigen  auch,  wie 
Mommsen  S.  840  f.  (Ol  p.  164 ff.)  nachweist,  die  WerUeichen  auf  den  Mdoaea 
Justins  I  und  Justinians  I.  Dafs  der  Mflnzfollis  genau  auf  20*/«»  d.  i.  21  Deoare 
und  der  doppelte  Follis  der  Vandalen  auf  42  Denare  stand,  weist  derselbe  eben- 
falls aus  dem  Befunde  der  Münien  nach.    Beide  Zeugnisse  gehören  zwar  eist 


i  40, 6.  F0LLARREGHNÜN6.  343 

In  wekhem  Metall  dieser  Niunmiis  ausgeprägt  war,  kann  nicht 
zwetfelhaft  sein.  Das  Miliarense,  d.  i.  ein  Silbergewicht  Ton  Vii  Pfund 
«»4,55  Gramm,  war  das  Wertflquiralent  fOr  Vtooo  GoMptund.  Also 
entspricht  die  säiqua  aicrt  »a  i/nsg  Pfund  einem  Silbergewicht  von 
2,65  Gramm.  Der  zwölfte  Teil  hierron  kann  nicht  mehr  in  Silber  aus- 
geprägt worden  sein.  Wir  haben  demnach  in  dem  Nummus  eine 
Kiq)f6rmttnze  zu  erkennen,  welche  an  Wert  gleich  21  (genau  20^6) 
Denaren  oder  kleinsten  Kupferstttcken  war. 

Ersichtlich  ist  nun  die  Analogie  mit  der  Httnzordnung  Diocletians 
(§  40,  4).  Was  dort  der  Einundzwanziger  war,  hiefs  unter  Constantin 
ntMitiHtt  (vavfifiog)  oder,  wie  sich^ gleich  zeigen  wird,  /bß»,  was  dort 
der  As  gewesen,  hiels  nun  Denar.  Mithin  war  der  letztere,  wie  früher 
zom  Sesterz  (§  39,  3),  so  jetzt  zum  Asse  herabgesetzt  worden,  d.  h.  die 
Entwertung  des  Denars  fand  symboUsch  auch  im  MQnzsystem  ihren 
Ausdruck,  wenngleich  das  wirkliche  Sinken  des  Wertes  ein  ungleich 
bedeutenderes  war,  als,  lediglich  im  Bereiche  des  Systems,  die  Stufen- 
leiter vom  Denar  zum  Sesterz  und  weiter  zum  As  es  darstellt. 

Hieraus  erklärt  sich  weiter,  dafs  der  Denar  seit  Constantin  auch 
aaaafiov  genannt  wurde,  i)  Aufserdem  behielt  er  in  Erinnerung  an 
die  Zeit,  wo  er  dem  Sesterz  gleich  gewesen  war,  die  Benennung  num- 
«ms  oder  griechisch  vovfifilov  bei.^)  Endlich  insofern  das  attische 
Talent  Silbers  zum  römischen  Pfund  Goldes  in  eine  feste  Wertgleichung 
gesetzt  wurde,  hiefs  er  als  ein  bestimmter  Teil  der  kleinsten  attischen 
MQnze  Xentov.^)  Aufser  der  Benennung  dmama  ist  auch  die  Bezeich- 
nung durch  S  noch  nachzuweisen.^) 

Der  grOfsere  Constantinische  nummu$  aber,  auf  welchen  21  De- 
nare gingen,  hat  auch  den  Namen  foüis  (q)6XXi^)  geführt.^  Wir  haben 

4ea  6.  Jahrh.  an;  allein  sie  haben  anch  ffir  das  4.  Jahrb.  einige  Beweiskraft, 
da  die  Siliqna  seit  Constantin  onab&nderlich  das  Wertaquivalent  von  ^jn»  Gold- 
pfoad  geblieben  war. 

1)  S.  den  Nachweis  im  Index  zn  den  Metrol.*  Script  unter  atca^ufp  4. 

2)  Nummui  im  Edikte  Yalentinians  HI  de  pretio  solidi  (a.  oben  S.  340  Anm.  2), 
99itfifUop  (die  Handschrift  tfOvfUov)  Metrol.  script  I  p.  253, 1. 

3)  S.  den  Nachweis  im  Index  zn  den  MetroL  Script  anter  Xanrar  4  und 
nrgl  oben  §  40, 4. 

4)  Corp.  Inscr.  Ut  toL  V  Nr.  1888.  1973.  2046.  8724,  Marqnardt  H  S.  44 
Ana.  3.  Vergl.  auch  Doreau  de  la  Malle  Econ.  polit  I  p.  116  f.,  Eustratiades 
«I  dem  oben  S.  144  Anm.  2  angefahrten  Orte  S.  358  ff.  376. 

5)  Die  griechische  Bezeichnung  vovfiftos  findet  sich  in  der  mehrfach  er- 
Hhnten  Gloase  Metrol.  script  I  o.  309,  3.  5.  0,  foUis  nicht  selten  im  Codex 
'VlModosianas  und  anderwärts,  und  zwar  werden  in  den  Verordnungen  aus  den 
Hbren  320,  340,  356  (Cod.  Theod.  7,  20,  3.  6,  4,  5.  9,  23,  1)  Summen  von  so 
vid  Bo  vielen  mäia  folHum  angeführt;  doch  kommen  auch  kleinere  Beträge 


344  MONZORBM ÜNG  GOMSTANTINS.  §  4a»  5. 

dafOr,  um  Verwechsliuigeo  zu  veimeide»,  scIumi  6b€A  MattzCoUis 
gesagt  SuHUDen  ymi  solchen  Falles  hsUaett  kolfektir  pmmm  wmtr 
oder  maiarima^  wahrend  der  Denar  als  fUMwniif  cmUrnuanaUs,  audi  mit 
dtfm  BeisMse  e$mm%am  erscheint  0 

Endlich  die  Summe  von  250  Denaren,  ab  deren  Wertiquivaltoi 
in  Silber  die  Siliqua  nachgewtesen  wurde,  mufe  idantisdi  sein  mit  dem 
fiokUg^  weicher  in  der  Glosse ,  allerdings  mit  eiser  Ungenaaigk«it  im 
Ausdrucke,  zu  250  dr]va(fia  bestimmt  wird. 2)  Wir  nennen  diesen 
kollektiven  Wert  den  Dennrfollis. 

Es  schüebt  sich  demnach  das  Constantiniaehe  Mttnssystem  zu  fol- 
gender  Übersicht  zusammen ,  in  welcher  die  auf  Abrundung  benriien- 
den  Veiiiälinisse  dnrch  einen  Sdem  bezeicbnet  und  die  in  der  Präzis 
wahrscheinlich  nicht  üblichen  Reduktionen  in  Klammem  gesetzt  sind. 
Goldpfund     ....  1 

SUherfoUis    ....  8  1 

SoUdus 72  9  1 

Miliarense 1000       125       (Id^/o)    1 

Siliqua  oder 

DeoarfoHis  .  .  .      1728       216        24         l^A*    1 
Nummus  oder 

MflnzfoHis    .  .  .   (20736)  (2592)     288      21«     12     1 
Denar 432000   54000     6000     432     250    21*(20»/i). 

Tor,  wie  6  folUs  als  Preis  fOr  1  Pfimd  Schweinefleisdi  14, 4,  3  in  der  Ver- 
ordDUDg  Tom  J.  363.  Einige  andere  Belege  giebt  Marqnardt  ü  S.  43.  Das  ins 
Griechische  aufgenommene  ^XXiS  wird  als  identisch  mit  dem  rov^fiOQ  der  Glsose 
besengt  in  der  JJtdoia  Xoya^udi  *^  jdvywcrav  Xaiffo^,  insofern  allenthalben 
288  ^oXhiQ  auf  das  vS/ncfia  gerechnet  werden.  Dieses  zuerst  Ton  Montfaucon 
in  den  Analecta  Graeca  ex  mss.  cod.  eruerunt  monachi  Benedictini,  Pftris  16fi^ 
p.  321  ff.,  dann  Ton  Zachariae  ▼.  Lingenthal  in  seinem  Ins  Graeco-RoBMomn, 
Leipiig  1857,  vol.  DI  p.  386  £t  herausgegebene  Rescript  ist  iwar  erst  im  J.  1004 
ergaageo,  beruht  aber  ersichtKch  auf  alteren  gesetsUdien  Vorschriften  (tct^ 
Marquardt  S.  46  f.). 

1)  Die  peeunia  maiorma  wird  im  Cod.  Theodos.  9,  21,  0  und  augleich  mit 
dem  mtmmtis  eenUnUnaiu  oder  cemtenionaHi  emnmmnU  0,  23, 1  f.  crvihnt 
Den  Nachweis,  dafe  unter  diesen  Benennungen  das  Kupfergeld  der  daiMdigai 
Zeit  SU  verstehen  sei,  führt  Mommsen  S.  805  f.  (Dl  p.  105). 

2)  Die  Reste  der  metrologischen  Utteratur,  welche  anlangend  den  koUcifr> 
tivea  KupierfoUis  xumeist  auf  Epiphanios  xurOckgehen  (s.  den  Nachweis  im  bdex 
au  den  Hetrol.  seript.  unter  fSiXts  4,  «od  vergL  Christ  S.  145  f.,  de  Lagafdo 
Svmm.  I  S.  213.  216  f.  U  S.  182. 107  f.,  Marquardt  n  S.  45),  lassen  in  ihrer  ver- 
wirrten Form  nur  so  viel  erkennen,  dais  es  einen  wolXio  von  250  Denaren  gegeben 
hat  Die  Glosse  sagt  (Metrol.  seript.  I  p.  308, 19):  f^Uts  ^rmdpit  Ist*  Am4- 
#MM»€  mal  ßalarrt0P,  iXx9$  Si  Sfpfo^iovQ  9$aMOCi&99  mwi'JJMOPra^  %mmrmm 
Xt€(fm£  T«^'  mtl  09yyia6  Ig»  ^  Jf^cßPröS  htaarmf  itiimofov  Xirpmtf  a  nai  miy-' 
fim  y\  Hier  gflt  dem  Wortlaute  nach  (und  ebenso  MeUol.  seript.  I  p.  305,3) 


im^b.  FOLLARRECHNUNG.  845 

In  diesen  SyBlem  ordnet  sieh  zwar  das  Miliartnge  sehr  bequem 
im  6MftvmA  wäi  dem  I^UmrfoHis  unter,  aber  zum  Solkk»  und  mit- 
hin msh  zur  SiUqua  und  dem  Manzfellis  steht  es  in  spröden,  der  Ab- 
nmduig  bedttrftigen  Verhältnissen.  Diese  Beobachtung,  verbunden 
flst  der  Tendenz  das  Silber,  unter  milsif  erhöhtem  Mftnswert,  zur 
ScheidenaDBe  m  machen  (§  40,  2),  mag  den  Kaiser  Julian  dazu  ge- 
Akrt  haben,  das  Hifiarense  auf  den  Wert  von  Vi»  Solidus  zu  heben 
ond  als  Halbstock  dazu  die  Iffiber-Süicpia  auszuprügen,  wonach  nun 
iu  gesamte  System  folgende  weit  einfühere  Gestaltung  erhielt  i) 


GoMpfünd            1 
Solidas               72 

1 

MSiareRse         864 

12 

1 

SiUqua             1728 

24 

2 

1 

MüMfoUis    (20736) 

288 

24 

12      1 

Denar         432000 

6000 

500 

250    21*  (206/6). 

Dies  die  Ergebnisse,  welche  nach  dem  gegenwärtigen  Stand- 
paukte  der  Forschung  als  gesichert  gelten  können.  Vieles  andere  ist 
Bod)  zu  erörtern,  mufs  aber  speciellen  Untersuchungen,  welche  aufser- 
halb  des  Rahmens  dieses  Handbuches  liegen,  vorbehalten  bleiben.  Wir 
scbKefsen  daher  diesen  Abschnitt  mit  einigen  kurzen  Bemerkungen. 

Ein  Hauptvorzug  des  Julianischen  Systems  war,  wie  gesagt,  die 
Leiehtigkeit,  mit  welcher  die  Rechnungen  in  Gold,  Silber  und  Kupfer 
neben  einander  hergingen.  Wurde  das  GoldpAind  als  as  betrachtet  und 
hierauf  die  übliche  Bruchrechnung  angewendet  (§  20,  4),  so  halte  die 
lA'fia,  d.  i.  Vi  7  28 ,  als  Äquivalent  in  Silber  die  gleichnamige  Mttnze, 
in  Kupfer  den  FoUis  von  250  Denaren  (oder  12  Httnzfolles)  neben 

^  hpm^io9  alt  ein  Kopfcrgewicbt  von  1 V^  Pfand,  wahrscheinlich  aber  ist  der 
ttocktianische  SUberdenar  oder  die  attische  Drachme  im  Gewicht  von  Vm  Pfand 
gCMehit  (oben  S.  83S),  and  mit  diesem  SUbergewickt  ein  Knpfergewicht  von 
1^4  Pfuid  gegiichen,  woraus  sich  ein  Wertverhiltnis  des  Kaplers  zum  Silber 
wie  t :  120  ernebt  Wenn  nun  andi  dieses  Yerbaltais  anderweit  besUUgt  wird 
(nq^  imten  ».  347),  so  scheint  doch  in  nnserer  Qaelle,  was  die  Erklarong 
^  fiXXti  anbahnst,  eine  Yerwechsdnaff  zwischen  dem  Siiberdenar  und  der 
Usastea  Rechnangsmilaze  vorzaliegen.  Yergl.  Christ  S.  IM).  —  Nicht  zu  ver- 
vcchsehi  ist  der  Beaarf^is  Gonatantins  mit  dem  gleichnamigen,  aber  um  das 
Wpfdte  höheren  Wert  seit  Jnhan  (unten  S.  346). 

1)  Alle  diese  Verhältnisse  sind  direkt  and  aazweidentig  beseugt  in  der 
vtrhtterw4hnten  lova^utfi  der  Benediktmer  (s.  besonders  S.  321.  325. 366).  Der 
Btasr  wird  xwar  nicht  erwihnt,  aber  als  die  kleinste  Reehnnngseinheit  in  der 
^Wchong  mit  dem  MiUarease  durchgeftthrt.  So  ist  (p.  317)  ^,  d.  i.  500,  — 
1  HHiwense,  .ö,  d.  i  1060,  —  2,  ,af  -■  3  Miharensien  u.  s.  w.  Als  Doppel- 
a^aa  hci6t  das  MUiarense  aadi  Smi^cenv  (ebenda  n.  322  u.  5.).  Dafe  dasselbe 
gMch  2  MteoTm  war,  geht  auch  aus  der  Glosse  Metroi.  scr.  1  p.  309, 3—5  bervor. 


346  MONZORDNUNG  GONSTANTINS.  |40A 

sich;  ja  noch  die  halbe  Siliqua  Goldes  fand  den  korrekteik  Ausdruck  in 
dem  kleinsten  seit  Julian  geprägten  Silberstttck  i)  sowie  in  der  Summe 
von  125  Denaren.  Wurde  der  Solidus  als  Einheit  glommen,  so  war  die 
gleichschwere  Silbennünze,  das  Miliarense,  die  unda  des  Solidus,  und 
wurde  schlechthin  audi  de$iarinms  genannt,  weil  sie  gleich  500  De- 
naren war.^  Eine  zu  diesem  Satxe  ausgeworfene  Steuer  wurde  im 
J.  428  auf  1000  Denare  erhöht,  für  welche  Summe  der  Aus^buck  der 
Silberrechnung,  nämlich  4  Siliquae,  d.i.  2Miliarensien,  Qberliefertist*) 
Die  Summe  von  500  Denaren  als  das  Wertäquiralent  des  Milia- 
rense  scheint  seit  Julian  auch  den  tthlichen  kollektiven  Follis,  mithin 
das  Doppelte  das  Clonstantinischen  Follis,  dargestellt  zu  haben.  Der 
Julianische  Follis  würde  also  identisch  sein  mit  dem  eben  erwähnten 
denammus,  und  auch  der  in  Inschriften  vorkommende  folUs  äeMm- 
tum  dürfte  lieber  zu  500  als  zu  250  Denaren  anzusetzen  sein.^) 

t)  Über  die  Ausmünzang  der  halben  Siüqna  vergL  oben  §  40,  2.  Dafs  die- 
selbe in  den  Fragmenten  aus  Epiphanios  (S.  344  Anm.  2)  erwähnt  werde,  konnte 
man  vermuten,  wenn  man  den  ipoXXiQ  dieses  Schriftstellers  als  Summe  tob 
250  Denaren  auffofste,  wonach  der  ä^^ovq^  welcher  als  Hälfte  des  Follis  an- 
gegeben wird,  mit  der  halben  Silbersiliqua  identisch  sein  mufote.  Allein  es  wird 
unten  AnnL  4  gezeigt  werden,  dafe  jener  vielmehr  gleich  500  Denaren,  mithin 
der  aoyvoovi  des  Epiphanios  gleich  der  Siliqua  war. 

2)  Cod.  Theodos.  12, 1,  107.  123,  Blarquardt  U  S.  45. 

3)  Cod.  Theodos.  12,  4, 1,  Marquardt  a.  a.  0. 

4)  In  dieser  schwierigen  Frage  ist  wohl  zun&chst  festzuhalten,  dab  der 
Gonstantinische  Follis  nicht  auf  500  Denare  gesetzt  werden  darf.  Das  Ghaiik- 
teristische  der  Follarrechnung  ist  ihre  leichte  Auflösung  zu  Ausdrflcken  der 
Silber-  und  Goldrechnung;  zu  500  Denaren  aber  gab  es  in  der  Gonstantinischen 
Ordnung  kein  Korrelat  in  Silber,  und  wennschon  diese  500  Denare  in  einen 
Goldbruch  sich  umsetzen  lielsen,  so  fehlte  doch  immerhin  die  Teimittelaag 
durch  das  Miliarense,  welches  ersichtlich  das  ganze  System  beherrscht  Anch 
hätte  die  Tradition  Aber  den  Follis  von  250  Denaren  (oben  S.  344  Anm.  2) 
nicht  entstehen  können,  wenn  es  von  vornherein  nur  einen  solchen  von  500 
Denaren  gegeben  h&tte.  Dagegen  ist  letzterer  Ansatz,  für  welchen  Maraiiaidt 
n  S.  44  f.  sich  entscheidet,  in  der  That  wahrscheinlicher  für  die  Mfinzofdmmg 
Julians.  Denn  erstens  kann  der  denarürmu  des  Godex  Theodosianus.  wekber 
sicher  500  Denare  enthält,  nicht  wohl  verschieden  sein  von  dem  tpMM  naxa 
dtjva^icftor  des  Epiphanios  (Metr.  scr.  I  p.  267,  6.  11  p.  151  f.,  Lagarde  Symnu  1 
S.  213.  216  f.  D  S.  182. 197).  LeUterer  aber  wird  so  entschieden  in  seiner  Eigen- 
schaft als  'Doppeltes*  betont,  dafs  man  den  Wortlaut  im  God.  Paris.  2665  (dtkft 
nach  Ghrist  S.  145  vergl.  mit  Metrol.  Script  li  p.  151):  fSXXtQ  o  ual  ßmXitniof 
HaXwtai  ort  Smlovreu'  9vo  yao  tU&v  a^yv(^  o  yivwxtu  ov'  Sspo^ho,  nicht 
wohl  anders  verstehen  kann  als  Marquardt  es  thut:  der  Follis  ist  der  doppelte 
Wert  eines  Silberstfickes,  welches  gleich  250  Denaren  gilt  Der  a^/w^rniQ  ist 
also  die  Siliqua,  die  gewöhnliche  RechnungsmOnze  in  Silber  im  5.  und  6.  Jah^ 
hundert  (§  40,  2).  Damit  stimmt  endlich  auch  die  Rechnungsweise  der  Uvm^ 
(oben  S.  345  Anm.  1),  welche  schlechthin  die  Zahl  500  (also  vermutlioi  eine 
konventionelle  Rechnungseinheit,  welche  nur  der  Follis  sein  kann)  gleich  1  Mi- 
liarense setzt  Demnach  werden  wir  zwar  in  den  Verordnungen  aus  (kMMtantias 
Zeit  (God.  Theodoi.  11, 36,  2.  3. 14,  24,  l  u.  a.:  s.  Mommsen  S.  639  — 10  ^  163) 


|40,s.  FOLLARREGHNUNG.  347 

Auch  das  Goldpfand  scheint  ab  folUi  gerechnet  worden  zu  sein. 
Zwei  solche  Beutel  stellten  den  nieckigsten  Satz  für  die  Senatoren- 
Steuer  dar,  wriche  weita*  je  nach  Rang  und  Vermögen  auf  vier  und 
uad  acht  Pfund  CMdes  stieg,  i) 

In  den  bisher  besprochenen  Anstftzen  des  Bfiliarense,  der  Siliqua, 
des  Mflnsfollis  und  des  Denars  finden  wir  zugleich  die  Münzverhält- 
nieee  des  SSbers  und  Kapfers  ausgesprochen.  In  dieser  Hinsicht  stand 
seit  Julian  das  Silber  zum  Gold,  wie  bereits  bemerkt,  gleich  1 :  12, 
und  das  Kupfer  zum  Silber,  wenn  wir  das  Miliarense  von  4,55  Gramm 
mit  dem  MOnzfollis  von  10  Gr.  (§  40,  3)  vergleichen ,  etwa  vrie  1 :  60. 
Anders  verhielten  sich  die  Werte,  nach  denen  ungemttnztes  oder  nicht 
ab  ReichsmQnze  ausgebrachtes  Silber  und  Kupfer  gegen  Gold  zuge- 
wogen  wurden.  Das  Silber  verhielt  sich  in  diesem  Falle  zum  Golde 
wie  1 :  14,4  (S.  339),  das  Kupfer  stand  zum  Silber  vrie  1 :  125  bis 
1 :  100,  mithin  zum  Golde  wie  1 :  1800  bis  1 :  1440.2) 

fliemach  labt  sich  vermutungsweise  derjenige  Follis,  welcher 
nach  zuverlässiger  Angabe  ab  Kupfergewicht  von  3127%  Pfund  ange- 
setzt wird,  bestimmen  ab  Wertäquivalent  von  12  Solidi  oder  V«  Gold- 
pfünd.)) 

einen  Follis  tod  250  Denaren,  dagegen  seit  Julian  einen  solchen  von  500  Denaren 
tnnuiehoien  haben ,  und  auch  der  denariorum  foUis  im  Corp.  Inscr.  Lat.  V 
Nr.  1888. 1973.  2046,  sowie  nach  wahrscheinlicher  Ergänzung  ebenda  Nr.  8724, 
wifd  XQ  500  anzusetzen  sein. 

1)  Heaychios  von  Milet  in  der  Glosse  ^XLs  (Metrol.  scriot.  I  p.  309, 9):  Ifffri 
li  mU  Hb^os  ^XXiS  Sutfo^ovs  l[%(ov  nocavrjras*  ano  ya^  ovo  x^vclov  Xtr^Sr 
ti^fieroQ  $is  Sma  n^o^u  naxa  rrjr  &Hav  tuU  vnv  Bvnof^p  x&¥  aneurav- 
f^intv.  Yergl.  auch  ebenda  p.  308,  10—18.  Wie  Mommsen  S.  838  f.  Anm.  354 
(Ol  p.  162)  bemerkt,  sind  zu  unterscheiden  foiUs  als  Bezeichnung  der  Abgabe 
s|dbit,  möge  sie  nun  zwei  Pfund  oder  mehr  betragen  haben,  und  foliis  als 
Aqnlralent  eines  Goldpfundes,  wonach  also  z.  B.  der  niedrigste  Steuersatz  zu 
2  ffÜMy  d.  i.  2  Pfund,  angesetzt  wurde. 

2)  Die  Glosse  ^XXiS  (oben  S.  344  Anm.  2)  setzt  >/••  Pfand  SUber  —  IV« 
Pfand  Kupfer,  also  das  Silber  zum  Kupfer  in  das  Yerhutnis  von  120 : 1.  Nach 
^Terordnung  vom  J.  396  im  Cod.  Theodos.  11,  21,  2  soll  das  an  die  Staats- 
kiflse  zu  zahlende  Kupfer  dergestalt  mit  Gold  abgelöst  werden  können,  dafs 
f^  25  Pfund  1  Solidus  gegeben  wird.  Dies  giebt  ein  Verhältnis  von  1800 : 1. 
Briacen  wir  damit  die  Verordnung  vom  J.  397  (Cod.  13,  2,  1)  in  Verbindung, 
wo  die  Ablösung  von  1  Pfund  Silber  mit  5  Solidi  gestattet  wird,  so  stellt  sich 
^  Silber  zum  Kupfer  wie  125 : 1.  Im  Cod.  lustin.  10,  29, 1,  wo  die  Verord- 
■ug  Aber  die  Kupferablösung  wiederholt  ist,  werden  anstatt  der  25  Pfund  20 
>af  den  Solidus  gerechnet  Danach  verhält  sich  das  Gold  zum  Kupfer  wie 
1440:1,  das  Silber  zum  Kupfer  wie  100 : 1. 

3)  Berechnet  nach  der  in  voriger  Anm.  angeführten  Glosse.  Wenn,  wie 
^«notet  wird,  Ve  Goldpfund  denselben  Wert  darstellte,  wie  die  2>V4t  Pfund 
SOber  und  312>^  Pfund  Kupfer  der  Glosse,  so  stand  das  Silber  zum  Gold  etwa 
wie  1 :  15,  du  Kupfer  zum  Gold  wie  1 :  1875,  endlich  das  Kupfer  zum  Silber 
etwa  wie  1 :  125. 


348  MtNZORBNUÜG  GOMSTANTINS.  1 40,6. 

6.  Fragen  wir  nach  den  Werten,  wekhe  dien  diesen  so  verschie- 
denen Httnzen  des  vierten  und  der  nädulen  Jahrhunderte,  ver^dieo 
mit  heutigem  Gelde,  sukommea,  so  hahei  wir  sunftchsi  als  unvwiB- 
derliche  Gröfse  seit  Diocletian  das  Goldpfund,  welches  bereits  obeo 
(§  38,  6)  zu  913,59  Ifaurk  beeCimittt  worden  ist 

Auf  das  Goldpfund  gingen  nach  Dtecktkns  Httnzordnung  60 
GoldBtttcke  m  15,216  Hark  oder  36000  Denare  lu  0,02538  Ifaffk. 
Die  kleinsle  ScheideMttnze,  der  As,  hatte  den  Wert  von  0,7  PI 

Seit  Coostantin  kamen  aniser  den  Goldpfund  folgende  Werte  zur 
Geltung  (vgL  oben  &  344): 

SilberfoUis  —  125  MiUarensien     -»  114  M.  20         Pf. 

Soiidas  —  V72  Goldpfund —    12   „  68,9       „ 

Hiliarense  «->  Viooo  Goldpfund ««    —   „  91,4       „ 

Siliqua  oder  Denarfollis  —  Vi7«8  Goldpfund   —»    —  „  52,»      „ 

Nummus  oder  HünzfoUis  — ■  Vi«  Sil — ■    —   „     4,41     ,> 

Denar«-»  V«ooo  S<*dus —    —  „     0,2tl5„ 

Julian  hob  den  Hünzwert  des  Bfiliarense  auf  das  Doppelte  der  Siliqua 
*-B  V864  GoldpAind  oder  Vi  2  Solidus,  mithin  auch  auf  500  Denare. 
Es  sind  also  seit  Julian 

der  Solidus        =    12  M.  68>9       W. 

das  Hiliarense  oder  der  Follis  von 

500  Denaren       =«      1    „     5,7         „ 

die  Siliqua «=    —  „  52,9        „ 

die  halbe  Siliqua *>-*    —   „  26,45       „ 

der  Htlnzfoüis =    —   »     4,41       „ 

der  Denar —    ~   „     0,2115  „ 

Um  das  Jahr  400  sank  der  Denar  weiter  auf  V«8oo  des  Solidus  >-= 
0,1866  Pf. ;  im  J.  445  suchte  Valentinian  III  wenigstens  den  Kurs  von 
1/7200  —  0,1762  Pf.  festzuhalten;  Justinian  endlich  setzte  den  Denar 
auf  V^m  Solidus  — >  0,1692  Pf.  an. 


VIERTER  TEIL. 

Die  Systeme  Ägyptens  nnd  Yorderasiais. 

Übertragung  der  yorderasiatisclien  MaDse  und  Gewichte 

nach  Sneclienland. 

(  41.  AÜägyptiiehei  Mafi-  und  Gewiehtsyst&m, 
1.  Die  Kunde  von  dem  Ellenmafse  der  alten  Ägypter  ist  durch 
eine  Reihe  tod  Denkmälern  uns  überliefert,  welche  sowohl  ihrem  Alter 
Bach  als  wegen  der  inschriftlich  beigefügten  Erläuterungen  einzig  in 
ihrer  Art  dastehen.  Zuerst  im  J.  1822  veröffentlichte  Jomardi)  die 
Beschreibung  eines  aus  Holz  gefertigten  Ellenmafsstabes,  der  aus  der 
Nekropolis  von  Memphis  stammt.  Er  enthält  eine  sehr  feine  Einteilung 
der  Elle  nicht  blofs  in  Fingerbreiten,  sondern  auch  in  Teile  der  letzteren 
bis  herab  zum  Sechzehntel.  Aufserdem  sind  drei  Seiten  des  Hafsstabes 
mit  hieroglypischer  Inschrift  versehen ,  aus  welcher  man  zunächst  er- 
nuttelle,  dafs  die  EUe  einem  gewissen  Amon-em-apet  unter  der  Re- 
gieruDg  des  Königs  Horemhib  (oder  Horos,  wie  griechische  Zunge 
mit  einem  Götternamen  ihn  nannte),  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
V.  Chr.  ins  Grab  gelegt  worden  war.^)  Ein  anderer,  ebenfalls  in  Mem- 
phis aufgefundener,  hölzerner  Mafsstab  ist  nach  Ausweis  der  Inschrift 
einem  königlichen  Schreiber  und  Hofbeamten  ersten  Ranges  namens 
Mail  in  das  Grab  mitgegeben  worden ,  und  zwar  unter  einem  Könige 
*r  19.  oder  20.  Dynastie,  also  zwischen  1400 — 1100  v.  Chr.»)  Hierzu 
^  eine  ziemliche  Anzahl  ähnlicher,  teils  ebenfalls  aus  Holz,  teils  aus 
Stein  oder  Bronze  angefertigter  Mafsstäbe ,  aus  deren  Zusammenstel- 
lung sich  zunächst  ein  ziemlich  gescherter  Wert  für  die  Normallänge 
^I^SgyptiBchen  EHe  ergab,  wahrend  die  Deutung  der  Unterabteilungen 

1)  Desoiption  d'un  ^talon  m^triqae  oni^  d'hi^roglyphee,  Paris  1822. 

2)  GbampoHioB-Figetc  im  Bulletin  des  Sdencee  historiqiies  I  p.  281  ff.  n 
l'll  C,  Lcpäos  Die  allifyptisehe  EUe  und  ihre  EiniheUnog,  AbhandlaDgen  der 
BerUoer  Akad.  aus  dem  J.  1865,  Phiios.-Mstor.  Klasse,  S.  14  n.  19.  Dar  KMg 
gmahib  (Horot)  regierte  nacli  Bmgsch,  Bistoire  d'Egypte  I  p.  124,  von  1476 
■V  1464,  lach  demselben,  Geschichte  Ägyptens  unter  den  Pharaonen,  Leipzig 
1877,  S.  768,  von  1466—1433. 

.     3)  Lepsins  1. 1.  0.  S.  19.  Die  Zeitbesthnmong  ist  nach  Bmgsch  Geschichte 
Ägyptens  S.  768  f.  gegeben. 


360  ÄGYPTEN.  |4i.L 

de8  Mafisstabes  sowie  der  hieroglypbischen  Aufsdiriften  noch  lange  Zeit 
verschiedenen  Irrttlmern  unterlag.  *)  Erst  durch  Lepsius'  scharfsinnige 
Deutung  sind  diese  Schwierigkeiten  in  befriedigender  Weise  getost  wor- 
den. Als  Grundlage  dienten  die  beiden  zuerst  genannten,  ihrem  Alter 
nach  bestimmten  Hafisstflbe,  welche  nicht  nur  am  sorgßdtigsten  ausge- 
führt, sondern  auch  die  vollständigsten  sind.  Eingetragen  sind  auf 
denselben  und  durch  Aufsdiriften  ausdrücklich  bezeichnet  eine  'könig- 
liche EUe'  und  eine  'kleine  Elle'.  Die  Länge  des  ganzen  Stabes  giebt 
das  Hafs  der  königlichen  Elle,  welche  ihrerseits  gleich  28  Fingerbreiten 
der  kleinen  Elle  ist,  also  zu  dieser  in  dem  Verhältnis  von  7  : 6  steht 
Hiemach  lag  die  Vermutung  nahe ,  dafs  die  königliche  Elle  nicht  blob 
mit  sieben  Handbreiten  der  kleineren  Elle  gegUchen  worden,  sondern 
dafis  dies  auch  ihre  systematische  und  gesetzUche  Einteilung  gewesen 
sei.  Diese  Annahme,  welcher  mehrere  namhafte  Gelehrte  folgten  2),  hat 
neuerdings  ihre  Bestätigung  durch  das  von  August  Eisenlohr  heraus- 
gegebene mathematische  Handbuch  der  alten  Ägypter  gefunden.')  Der 
Papyrus  des  britischen  Museums,  welcher  uns  den  überaus  wichtigen 
Text  aufbewahrt  hat,  ist  um  1700  v.  Chr.  geschrieben,  der  Heraus- 
geber hat  aufserdem  noch  nachgewiesen ,  dafs  das  Original ,  welches 
der  Schreiber  des  Papyrus  vor  sich  hatte,  unter  einem  Könige  der 
zwölften  Dynastie,  Amemhat  HI,  also  um  das  Jahr  2300  v.  Chr.^)  ab- 
gefafst  worden  ist.  Allein  mit  nicht  minderer  Sicherheit  hat  sich  durch 
Lepsius*  Untersuchungen  herausgestellt,  dafs  zu  den  Zeiten,  wo  die 
oben  erwähnten  EUenmafsstäbe  angefertigt  worden  sind,  also  einige 
Jahrhunderte  nach  dem  Ende  jener  Epoche,  welche  für  das  mathema- 
tische Handbuch  ermittelt  worden  ist,  die  grofse  oder  königliche  ägyp- 

1)  Saigey  Tnit^  de  m^trologie  p.  9  ff.,  Böckh  MetroL  Unten.  S.  SSSfll, 
Qaejpo  Essai  1  p.  44  ff.  Nach  der  ZusammensteUung  bei  Lepsias  S.  14—18  und 
Nachtrag  S,  64*  sind  bis  jetzt  ffinrzehn,  oder,  mit  Weglassung  der  eigenüich 
Dicht  hierher  gehdrigen  Malerpalette  (Nr.  13  bei  Lepsios),  viersehn  EUenmals- 
Stäbe  bekannt.  Vergl.  auch  P.  Bortolotti  Del  primitive  cabito  egisio,  Atti  della 
FL  Accademia  in  Modena,  Sezione  dl  Lettere,  t  XYIO  (1878)  p.  63  ff.  (anch  in 
einem  Sonderabdmck  erschienen,  dessen  Seitenzahlen  wir  im  folgenden  ^eren). 

2)  Girard  Memoire  snr  le  nilom^tre  d'El^phantine  (DescripUon  de  l'Egypte, 
edit.  Panckoncke,  vol.  VI  p.  24  ff.),  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  223—226.  228—230, 
Qaeipo  Essai  I  p.  43  f.  57—63. 

3)  Ein  matnematisches  Handbneh  der  alten  Ägypter  (Papyms  Rhind  des 
British  Mnseum)  übersetzt  und  erklärt  Ton  August  Eisenlohr,  Leipzig  1877,  I  S.  9 
Tergl.  mit  S.  139  f.  144  f,  146.  Wenn  es  S.  144  heilst:  'Es  ist  nun  eine  Elle 
Ton  7  Handbreiten*,  womit  der  ähnliche  WorÜaut  der  anderen  Stellen  zu  Ter- 
gleichen  ist,  so  scheint  mir  darin  ein  stillschweigender  Hinweis  auf  eine  andere 
gleichzeitige  Elle  von  6  Handbreiten  p  liegen. 

4)  So  nach  Brugsdi  Geschichte  Ägyptens  S.  768.  Eisenlohr  a.  a.  0.  S.  7 
Tersetzt  mit  Lepsius  die  Regierung  dieses  Königs  in  die  Jahre  2221—2179. 


HM.  EINTEILUNG  DER  ELLE.  351 

likbt  Elle  ihre  homogene,  dem  allgemeiDen  Brauche  des  Altertums 
enteprechende  Eiateilung  in  2  Spannen,  6  Handbreiten  ($op)y  24  Dak- 
tylen (febd)  gehabt  hat.O  Das  Eigentümliche  ist  nur,  dafs  auf  dem 
HaTsstabe  beide  EUenmafse  zusammen  in  einer  Rubrik  verzeichnet 
sind.  Von  links  nämlidi  sind  4  Finger  «=  1  Handbreite  der  grofsen 
Elle  aufgetragen,  von  rechts  dagegen  16  Fingerbreiten  der  kleinen 
EOe.  Dazwischen  bleibt  ein  neutraler  Raum ,  der  zwar  der  Vollstän- 
digkeit halber  auch  in  Fingerbreiten  geteilt  ist,  aber  der  Natur  der 
Sache  nach  ein  normales  Hals  nicht  enthalten  kann.  Von  den  16 
Fingerbreiten  der  kleinen  Elle,  welche  Ton  rechts  an  aufgetragen  sind, 
enthalten  die  15  ersten  Fächer  die  stufenweise  Teilung  der  Finger- 
breite in  Hälften,  Drittel,  Viertel  u.  s.  w.  bis  zu  den  Sechzehntehi. 
Alle  Qbrigen  noch  verzeichneten  Mafsbestimmungen  sind  von  links  an 
ZQ  lesen.  Zuerst  kommt,  vne  bereits  bemerkt^  die  in  4  Daktylen  ge- 
teilte Handbreite  der  grofsen  oder  königlichen  Elle,  dann  da,  wo  der 
eben  bezeichnete  neutrale  Raum  endigt,  das  Mafs  der  kleinen  Spithame 
oder  halben  kleinen  Elle,  denn  28  weniger  16  sind  12  Fingerbreiten. 
Ferner  findet  sich  um  zwei  Fingerbreiten  weiter  das  Mafs  der  grofsen 
Spithame,  denn  14  Finger  der  kleinen  Elle  sind  gleich  12  Fingern  der 
grorsen  Elle.  Dann  kommen  um  je  4  Finger  oder  eine  Handbreite 
weiter  nach  rechts  unter  besonderen  Benennungen  die  Abteilungen 
von  2/$  und  Ve  der  kleinen  Elle,  also  zwei  Mafse,  deren  ersteres  dem 
griechischen  ^tavg^  letzteres  dem  nvydv  entspricht.  Endlich  folgt  das 
ToDe  Mafs  der  beiden  Ellen,  welche,  wie  bereits  bemerkt,  ausdrücklich 
durch  die  Beiwörter,  'kleine'  und  *  königliche*  Elle  von  einander  un- 
terschieden werden.2) 

1)  Lepsins  a.  a.  0.  S.  44 — 53  und  insbesondere,  was  den  Nilmesser  von 
Bcphantine  betrifft,  S.  53  f.  Einen  fernem  Beweis,  dsfs  die  königliche  Elle  24, 
>icit  28  Finger  halte,  bieten  die  Angaben  in  Brüchen  der  Elle  nnd  in  teb  in 
der  ArdütraTinschrift  von  Edfu:  s.  Lepsins  in  der  Zeitschr.  fftr  agypt  Sprache 
1865  S.  105—109.  Damit  stimmt  die  Teilung  der  Elle  in  >/>  V»  %  welche 
Bnigsth  in  der  Zeitschr.  für  agypt.  Spr.  1875  S.  114  ans  einer  neugefnndenen 
Burarkonde  von  Edfu  mitteilt  Freilich  kann  andererseits  der  Einwand  erhoben 
Verden,  dais  diese  Bannrkunden,  als  der  Ptolemäerzeit  angehörig  (Dümichen 
Zcilscbr.  f.  agypt.  Spr.  1870  S.  1 E),  nicht  fOr  ältere  Zeiten  maßgebend  seien.  -- 
l^ie  Benennungen  der  Teile  der  Elle  behandelt  Lepsins  S.  31—44,  wobei  er 
fib  die  Spithame  die  koptische  Bezeichnung  erto  anwendet  Der  oben  ange- 
ttbrte  Name  f&r  Handbreite  findet  sich  auch  im  mathematischen  Handbuch  (oben 
S.350  Anm.3). 

2)  Die  ausfuhrliche  Darstellung  alier  dieser  Benennungen  und  Einteilungen 
gebt  Lepsins  a.  a.  0.  S.  19—51.  Dazu  kommen  die  Namen  'Elle  des  Gottes 
rbolh',  oder  'ausgezeichnete  Elle',  welche  Brugsch  Bau  und  Mause  des  Tempels 
TOD  Edfu,  Zeitschr.  f.  agypt.  Spr.  1870  S.  158  nachweist  Angefahrt  sei  auch 
CBodenlMcher  Revue  arch^logique,  nouv.  s^rie,  1868,  vol.  XYu  p.  314  ff.,  Ton 


3&2  ilGYPTEN.  fii.i 

2.  Noch  UMVteokiedeD  ist  die  Frage  soweU  nach  den  Urspraige 
der  beiden  Ellen  ah  naob  deren  Untendieidlnig  in  €M>nMMiiedei% 
liohen  Lebens.  Jedoch  lifot  sieb  iumni  beeweifeln,  dab  im  IgyptiadnB 
Reiche  die  Anwendung  der  beiden  Mafee  anftngiich  eine  rimnlicli  ge^ 
scfaiedene  war,  dafs  dann  in  Laufe  der  Jahrfamderte  aUmahhch  eiie 
Annäherung  eintrat  i),  und  dafs  endlieh,  ab  die  beiden  Mafiie  nebei 
einander  in  geaetxlichem  Gebrauche  waren,  jedes  Mals  fflr  sich  beMi- 
deren  Zwecken  diente.^  Die  grofse  oder  königliche  Elle  ist ie 


den  die  Beseidmung  der  kletoeB  Ette  als  'grabet  Schritt  des  Ibis*  getefSB  wM, 
und  Bortolotü  a.  a.  0.  p.  16  ti  Der  ägyptische  Name  degenigeD  Abteilnog  der 
kleinen  Elle,  welche  dem  griechischen  Fufs  entspricht,  hat  sich  noch  nldit 
mit  Skheriieit  denten  lassen.  Doch  steht  soviel  fest,  dab  sowohl  das  Wut 
als  das  hieroglyphische  Zeichen  daffir  die  Beziehung  auf  den  Fuls  ausschUeliea, 
während  die  Deutung  auf  ein  vom  Anne  entnommenes,  also  dem  um  eine  Hand- 
breite  länser«!  TtpytAr  verwandtes  Mafe  nicht  unwshrschäBliöh  ist  (UfAn 
S.  37).  Also  war  die  Einrühmng  des  TtovQ  in  der  Bedeutung,  wekhe  diCMi 
Mars  im  griechischen  System  hat,  eine  Neuerung  des  ersten  Ptolemaers,  woher 
auch  die  ausdrOddiche  Benennung  als  Ttovt  i  IFroXefuünSs  sich  erldärt  (Lepsiis 
S.  45  L  und  vergl.  unten  i  53, 1).  Mit  Recht  weist  ferner  Lepdos  S.  38  die 
Lesung  und  Deutung  zurück,  nach  welcher  die  Hälfte  oder  Spithame  der  EUe 
als  ägyptischer  Fnft  betrachtet  worden  ist  Diese  mehrfach  schon  früher  und 
neuerdings  von  Brugsch  in  der  Zeitsehr.  f.  ägypt  Sprache  1S64  S.  42  (veisl.  auch 
1863  S.  53)  aufgestellte  Ansicht,  welche  gelegentlich  von  Christ  (FleckeiBeDi 
Jahrb.  1865  S.  451)  gebilligt  worden  ist,  würde  das  ganze  auf  festen  natflriicheii 
Vefhältttissen  beruhende  und  tm  flbri^  so  unzweideutig  beglaubigte  Syste« 
der  Mafse  des  Altertums  umstürzen.  Eme  zweifüüuge  BUe  erscheint  zum  erstoh 
male  im  2.  oder  3.  Jahrb.  n.  Chr.  in  der  römischen  Provinz  Ägypten  ($  53,8), 
und  zwar  eingeführt  mit  Rücksicht  auf  eine  einheitliche  Ordnung  d«r  kAtt- 
mafse  (§  53,  7,  BletroL  6cri|>t  I  p.  43).  Wo  irgend  in  früherer  Zeit  da«  hilhe 
Mafs  der  ägyptisch -babylonischen  Elle  anscheinend  selbständig  vorkommt,  ist 
es  als  Spanne  aufzufassen,  nicht  als  Fuls.  Zu  diesem  Ergebnis  ist,  ansgeheod 
von  anderweitigen  Voraussetzungen,  auch  K.  Mülienhoff  Deutsche  AUertan»- 
kunde  I  S.  260  f.  gelangt,  indem  er  ein  Stadium  supponiert,  welches  durch  Gleich- 
Setzung  des  griechischen  Pulses  mit  der  ägyptischen  Spanne  oder  halbes  EUe 
entsUnden  sei  (verffl.  oben}  9, 4).  Bads  endlich  Plinius  nicht  etwa  als  Gewährs- 
mann für  die  zweifüfsige  äle  angeführt  werden  darf,  wird  unten  in  der  he^ 
treffenden  Anmerkung  zu  (  58,  8  gezeigt  werden. 

1)  Wenn  es  gestattet  ist  als  eine  Art  von  Axiom  den  Satz  aufsustiUes, 
dais  die  ursprüngliche  und  natürliche  Einteilung  der  EUe  diejenige  in  6  Hand- 
breiten gewesen  sei,  so  kann  in  der  Elle  von  7  Palmen,  welche  das  amthem 
tische  Handbuch  nachweist,  füglich  eine  Obergangsstufe  cefnnden  werden.  Ifit 
einer  kleineren,  durch  den  Gebrauch  bereits  gegebenen  Elle  wurde  eine  grdfMre, 
ebenfelU  überlieferte  in  der  Weise  geglichen,  dafe  man  zu  den  6  Pshnea  der 
kletneren  Elle  einen  siebenten  hinzusetzte,  d.  h.  die  totale  Elle  nach  dem  üher- 
lieferten  grdfseren,  ihre  Teile  aber  nach  dem  kleineren  Mafsstabe  noraierle. 
Leicht  erklärlich  ist  es  dann  auch,  dals  man  auf  die  Dauer  das  UnbeqaeaK  der 
Rechnung  nach  7  Palmen  nicht  beibehielt,  sondern  lu  der  duodedniMen  föa- 
teilung  in  6  Palmen  und  24  Fingerbreiten  Überging. 

2)  Lepsius  a.  a.  0.  S.  13.  44.  51  f.  Neuerdings  tufeert  sieh  derselbe  jedoch 
in  der  Zeitsehr.  für  ägypt.  Sprache  1877  S.  3  u.  6  dahin,  dafo  er  in  betreff  der 
grofsen  ägyptischen  Elle  zu  einer  von  seinen  früheren  Untersudiongen  abwci- 


1 41, 1  GROSSE  um  KIjEINE  ELLE.  858 

uralte  Noim  fOr  die  Hotakntrse  gewesen  (§  41,  7);  ifieselbe  IhiI,  wie 
wir  aitt  der  ikesten  HeroDischen  TaM  entnehnen  ($  41,  5),  4em 
SjBten  der  geoditischeii  Ha6e  zu  GroDde  gelegen;  ferner  md  aller 
Wabnoheinliobkeit  nach  die  Wegraafee  von  ihr  abgeleilet  worden 
(f  41,  6);  endlidiihat  sie  auch  ak  kOnigfiche  Bauelle  gedient;  tlenn  «ee 
lUirt  sich  noch  ihenle  nachweiseD,  »dafs  die  grofsen  monumentalen  Bau- 
ten Ägyptens  nach  diesem  Mafastalw  i),  vicfat,  wie  andere  annehmen, 
nach  der  kleineren  EUe^)  errichtet  worden  sind.  Hiennit  stimmt  sehr 


cbeoto  iüMioht  gelangt  sei.  dafe  jene  EUe,  wie  aech  .in  Aden,  nar  königlidie 
Baoelle  irewesen,  in  allen  anderen  Beziehungen  aber  die  kleine  EUe  Ton  6  Palmen 
nd  24  Daktylen  (im  Betrage  yon  450  flfillim.)  üblich  gewesen  sei.  Yergl.  auch 
Biftolotli  a.  a.  0.  p.  29  ff. 

1)  Lepsius  Die  altagrpt  Elle  S.  1—13.  52,  derselbe  Zeitecbr.  f.  agypt  Spr. 
IST!  S.  6  (yergl.  die  vorige  Anm.),  Brugsch  Bau  und  Marse  des  Tempels  von 
Ufa,  Seitaebr.  f.  igypt  Spr.  1870  4. 157  ff.,  1«71  S.  U  ff.  Einen  triftigen  «e- 
wdsgnind  dafür,  dais  die  gidlsere  Elle  beim  Baue  der  Pyramiden  au  Grunde 
gdefeo  habe,  bietet  das  mathematische  Handbuch  (oben  S.  350  Anm.  3);  denn 
■iconnd  wird  wohl  behaupten  wollen,  dafis  die  kleinere  Elle  je  in  7  Hand- 
Micn  eingeteilt  worden  aeL  Von  hdcbater  Wichtigkeit  Ist  der  fi^hwek,  welr 
dMD  Dflmichen,  Zeitschr.  f.  ägypt  Snr.  1876  S.  35,  in  einem  an  Lepsius  ge- 
ridrteten  Schreiben  giebt,  dessen  Schlufe  wir  (mft  einigen  Kürzungen)  hier  im 
^^ardaut  folgen  lassen:  'Es  wird  Sie  gewife  interessieren,  aus  den  Bauinsohriflen 
SB  ersehen,  wie  die  in  denselben  angegebenen  altagypt  EUenmaafse,  welche  sich 
in  Denderatempel  an  den  Qberall  noch  stehenden  Mauern  kontrolieren  lassen, 
Ar  das  Maafs  von  0b,525  so  bestätigend  eintreten.  Das  Zutreffen  in  den  An- 
giben  der  Lange,  Breite  und  H5he  bei  lüeineren  R&umen  wird  hier  veraws- 
wdse  maarsgebend  sein,  bei  gröüseren  Maafisangaben  scheinen  die  alten  Archi- 
tMleo  auf  ein  paar  Centimeter  mehr  oder  weniger  kein  besonderes  Crewicht 
^^  SU  haben.  In  Bezug  auf  das  hinterste  MitteUsimmer  der  Sekasraume  wird 
n  der  Inschrift  I  angegeben,  daüs  es  an  den  4  Seiten  an  Ellen  8  messe,  was, 
^  BDe  zu  0^,525  gerechnet,  4^,20  erffiebt,  welches,  nach  meiner  Messung, 
Ml  GcBümeter  genau  mit  dem  Maafse  dteses  quadratiachen  Ziauners  übereln- 
>tiBBt  Das  rechte  Seitenzimmer  dieses  (lemaches  giebt  die  Inschrift  auf  8  Ellen 
W«  ind  6  Ellen  Brette  an,  was,  zu  0»,525  die  Elle  gerechnet,  4b,20  Tiefe 
aad  3>i,i5  Breite  eigiebt,  wiederum  flbereinslimaiend  mit  nur  5  Gentimeter  Ab- 
]>[^iiäg  in  der  Breitenan^abe  mit  den  Zimmennaafsen  von  4n,20  tief  und  3^,20 
mt  Von  dem  anstofsenden  Eckzimmer  heifst  es  dann  an  Ellen  8  V*  'Ao  *^  ^i 
*is  4b,51  und  4^,20  ergiebt,  übereinstimmend  ebenso,  bis  auf  die  kam  in  An- 
^ig  zu  brinaende  Abweichunff  von  einem  Gentimeter,  mit  den  Maafsen  dieses 
n>MMs,  in  welchem  die  von  imr  angestellte  Messung  4n,5e  und  4b,20  ergab.' 
^  2)  Die  Hypothese  Ober  die  durdigingige  Anwendung  der  kteinen  Eile  bei 
jnwerken  hat  Jomard  in  sdner  Exposition  du  Systeme  mitricine  des  anciens 
BSyptiens  (Descripüon  de  FEgypte,  ^t.  Panekoucke,  vol.  VH  p.  25—163)  durch 
dae  aosiahrlidie  Untersuohunff  zu  begrfinden  ffesucht  Die  (yrundmalse,  welche 
et  dabei  fand,  waren  eine  Elle  von  461,8  Milliro.  und  ein  dazugehöriger  FuDs 
^  307,9  Milihn.,  also  fast  genau  die  attischen  Mafse  (s.  S.  156  des  angeführten 
Werkes).  An  Jomards  Ansicht  scfalols  sich  in  der  Hauptsache  Böckh,  Metrol. 
l^Bters.  S.  334^240,  an.  Dagegen  hfilt  Lepsius,  obgleich  er  der  kleinen  Elle 
CB  mSgliefast  weites  Gebiet  der  Anwendung  zuzuschreiben  geneigt  ist  (S.  352 
^ni.  2),  doch  daran  fest,  dafs  die  königlichen  Bauten  nach  der  gröfiseren  Elle 
oiiditet  worden  sind. 

Htlti«ii,  Mfltiologi«.  23 


854  ÄGYPTEN.  f4M.l. 

gut  überein,  dals  auf  den  uns  erhaltenen  Btafisstäben  als  UnterabUi- 
lungen  der  groben  Elle  nur  die  HflUte  oder  Spithame  und  eine  Hand- 
breite mit  ihren  vier  Daktylen  eingetragen  sind.  Dagegen  findet  sich 
auf  denselben  Blafsstäben  die  kleinere  Elle  nicht  nur  in  alle  dem 
griechischen  System  entsprechenden  Unterabteilungen  zeriegt,  son- 
dern es  ist  noch  eine  überaus  feine  Einteilung  bis  herab  zum  sech- 
zehnten Teile  der  Fingerbreite  hinzugefügt  9i  woraus  sich  mit  grotser 
Wahrscheinlichkeit  entnehmen  Iflfst,  dafe  dieser  so  eingeteilte  Halisstab 
für  feinere  Handwerke  und  fUr  das  Messen  bestimmter  Gegenstände 
und  Waren,  wo  es  auf  ein  schärferes  Mafs  ankam,  in  Gebrauch  warJ) 
Ein  authentisches  Zeugnis  hierfür  ist  in  den  Nilmessern  enthalten, 
welche  in  älteren  Zeiten  sämtUch  in  kleine  Ellen  von  450  Millim.  und 
entsprechende  Hand-  und  Fingerbreiten  geteilt  waren.  3)  Aufserdem 
Utfst  sich  nach  Analogie  römischer  Messungen  und  gewisser  Spuren 
in  den  Fragmenten  der  Heronischen  Geometrie  vermuten,  dals  die 
Weite  der  Wasserleitungsrohren  schon  im  alten  Ägypten  auf  das  ge- 
naueste gemessen  wurde ,  wobei  es  ebenfalls  näher  liegt  an  den  eben 
beschriebenen  kunstvollen  Teilungsmafsstab  als  an  die  grOfsere  Elle 
zu  denken.  Im  Laufe  der  Zeit  aber  mufe  die  kleinere,  gewissermaTsen 
industrielle  Elle  mehr  und  mehr  zurückgetreten  sein  gegen  die  könig- 
liche und  offizielle  Elle,  welche  den  königlichen  Bauten  und  dem  Lan- 
deskataster zu  Grunde  lag.  Denn  wie  wäre  es  sonst  möglich  gewesen, 
dafs  der  erste  Ptolemäer,  als  er  die  ägyptischen  Malse  mit  dem  grie- 
chischen System  in  Einklang  setzte,  einzig  und  allein  die  königliche, 
von  der  attischen  oder  gemeingriechischen  aufiUlig  abweichende  Elle 
berücksichtigte,  während  sich  ihm  in  der  kleinen  ägyptischen  Elle  ein 
dem  attischen  sehr  nahe  stehendes  Mafs  dargeboten  hätte? 

3.  Bereits  die  frühesten  Untersuchungen  neuerer  Gelehrten  über 
die  normale  Länge  der  königlichen  ägyptischen  Elle  haben  zu  dem 
Näherungswerte  zwischen  525  und  527  Millim.  geführt^),  und  dieses 

1)  Noch  weit  später  kannte  der  Bischof  Epiphanios  tod  Konstantia  (Salmui) 
auf  Kypros,  offenbar  nach  ägyptisch -heronischer  Tradition,  die  EinttthiBg  der 
Fiogerbreite  bis  xom  Achtel  (s.  die  syrische  Obersetziuig  der  Schrift  nt^ 
puT(f€^  Mal  ara&fi»p  bei  de  Lagirde  Symmicta  II  S.  201 1). 

2)  Lepsins  Die  altagyptische  EUe  S.  52,  Bortolotti  a.  a.  0.  p.  12  fil 

3)  Lepsius  S.  53.  Anderer  Ansicht  ist  Mahmoud  Bey  im  Joamal  Asiatique 
1873,  VlI.  s^rie,  tome  1  p.  94  ff. 

4)  In  seiner  Dissertatio  de  sacro  ludaeorom  cubito  etc.  (Opusc.  matb.  philoi. 
et  philoi.  lU  p.  495)  stellte  Newton  die  Vermutung  auf,  dafs  die  königliche  Gftb- 
kammer  der  grölsten  Pyramide  Ton  Gizeh  20  ägyptische  Ellen  in  die  LInce  und 
tO  in  die  Breite  messe,  wonach  er  die  EUe  auf  1,719  enri.  FuTs  ■■  524  Millioi* 
ansetzte.    Doch  ergab  eine  spätere  Messung  (Girard  fiii^m.  sur  le  nilom^tret 


|4i,s.  BESTIMMUNG  DER  ELLE.  855 

Resultat  ist  durch  die  von  Lepsius  und  Dümichen  mitgeteiUen  Mes- 
sungen voUkoinmeD  bestätigt  worden.  Als  die  zuveriisägsten  Messun- 
gen sind,  wie  wir  meinen,  folgende  auszuwählen  und  tabellarisch  zu- 
sammenstellen: 

Lioge  der  Elle  des  Amon-em-apet 523,5  na 

linge  der  Elle  des  Maia  yorn 523     , 

»      »       »      »      hinten 525     „ 

Dorehschnitt  der  übrigen  Ellen 525     „ 

DnrcbgiDgige  Breite  der  Gänge  und  EingangssehSchte  in  den  drei 
ersten  nnd  der  f&nften  Pyramide  Ton  Gizeh,  desgleichen  zum  Teil 
in  der  zweiten  Pyramide  Ton  Dahschur  (Lepsius  S.  7)  3  Fufs 
5Vt  ZoU  engl 527     , 

Länge  der  Elle  berechnet  aus  den  Dimensionen  des  hintern  Mittel- 
zimmers der  Sekosraume  im  Denderatempel  (oben  S.  353  Anm.  1)    525     „ 

tofiM  Elle  des  Nilmessers  yon  Elephantine  (i-i  1  Ve  kleine  EUe)  nach 
Gimrd 527     » 

Desgleichen  nach  Wilkinson  (Lepsius  S.  52) 524     , 

Ziehen  wir  nun  noch  in  Betracht,  dafe  die  babylonische  Elle, 
deren  Grundmals  identisch  mit  dem  ägyptischen  gewesen  ist,  den  Be- 
trag zwischen  525  und  530  Millim.  gehabt  hat  (§  42,  5),  ferner  dafe 
die  TOD  den  Römern  festgestellte  Gleichung  zwischen  königlicher  Elle 
und  römischem  Fufs,  als  absolut  genau  vorausgesetzt,  532  Millim.  für 
die  ägyptische  Elle  ergiebt  (§  53,  4),  so  läfst  sich  mit  aller  nur  mög- 
lidien  Sicherheit  der  Schlufs  ziehen ,  dafe  die  Norm  dieser  Elle  jeden- 
falls nicht  unter  525  Millim. ,  vielleicht  aber  bis  auf  527  Millim.  anzu- 
setzen ist  Erstere  Bestimmung  ist  in  diesem  Handbuch  überall,  wo 
nidit  ausdrücklich  eine  Abweichung  angegeben  wird,  zu  Grunde  gelegt 

Bescript  de  ll^gypte  vol.  VI  p.  35  f.)  etwas  mehr,  nämlich  volle  525  Alillim.  fOr 
die  Elle.  Wiederum  etwas  weniger,  nämlich  522  Bfillim.  (■■  1,713  engl.  Fufe) 
cnniudte  aus  vielen  Dimensionen  der  Pyramiden  Perring  bei  Bunsen  Ag^tens 
Stelle  in  der  Weltgeschichte  II  S.  363--374,  welchen  Betrag  Wittich  Zeitschr. 
ftr  allgem.  Erdkunde,  Neue  Folge,  Bd.  4,  Berlin  1858,  S.  402--405,  auf  524,2 
Müfim.  (»  1,7198  engl.  Fufs)  erhöht  Girard  selbst  (a.  a.  0.  S.  13)  berechnete 
aus  dem  NUmesser  von  Elephantine  eine  NormallSnge  der  Elle  von  527  Millim., 
B5ckh  Metrol.  Unters.  S.  227  zog  aus  sechs  EUenmaÜBStaben  den  Durchschnitt 
von  524,587  Millim.,  Saigey  Trait^  de  m^trologie  p.  17  berechnete  aus  der  Elle 
des  Nilmessers,  vier  MafsstSben  und  Newtons  Bestimmung  den  Durchschnitt  von 
525  Millim.,  Letronne  Becherches  sur  fl^on  p.  116  kombinierte  Saigevs  und 
Girards  Resultate  mit  der  Bestimmung  der  königlichen  Elle  auf  530,4  Millim., 
welche  sich  ihm  aus  fleron  Geom.  p.  139, 10  (meiner  Ausgabe  «>  Metrol.  Script 
1  p.  182, 15)  ergab,  und  ermittelte  daraus  einen  Durchschnitt  von  527,5  Millim. 
Qieipo  Essai  I  p.  47  kehrte  auf  Grund  ähnlicher  Voraussetzungen  wie  Saigey 
tu  dem  Mittelmals  von  525  Millim.  zurdck,  womit  auch  Bortolotti  Del  primitivo 
cabito  egizio  p.  61  übereinstimmt  Gegenflher  allen  diesen  Autoritäten  erscheint 
es  einigermaisen  bedenklich,  wenn  Mahmoud  Bey  im  Journal  Asiatique  a.  a.O. 
p.  94  IT.  nach  den  Nilmessem  zu  Edfu  und  Elephantine  und  nach  den  Kammern 
«■d  anderen  Teilen  des  Tempels  zu  Edfo  den  mittleren  Wert  der  Elle  auf  0,530  M. 
ansetzt 

23* 


856  ÄGYPTOf.  MU14. 

Me  kleiaare  ägypüaehe  Ette  betrog  damgemArs  450  HillioBL,  ihre 
Haadbreile  1^  JliUiinelar. 

4.  Nach  Herodot  wafin  Ägypleo  dDem  jaden  Krieger  väimust 
Familie  ein  Ackerbeeitz  von  12  Araren,  deren  jede  100  ägyptische  £llta 
ins  Gevierte  enthielt,  steuerfrei  zugeteilt. 0  'Diese  optische  EBe^ 
fflgt  flerodot  hinzu,  'ist  der  samischen  gleich^  woraus  zunächst  soriei 
hervorgeht',  dab  beide  von  ihm  erwähnten  Habe  i^erachieden  sarai 
von  der  gemeingriechisdien  Elle,  dem  Ttrjxvg  pixQiog  (§  8, 8).  Weiter 
aber  läfst  sieh  aus  den  Worten  des  SchrifLBleUers  leider  nichts  über  den 
Betrag  seines  Ttfix^q  AlfiTttiog  entnehmen,  und  es  ist  daher «icht 
zu  verwundern,  dafs  die  Ansichten  der  neuern  Gelehrten  in  dieser 
Frage  geteilt  sind.^)  Indessen  sfurechen  naoh  unserer  Ansicht  über- 
wiegende Gründe  der  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dafe  Herodot  nicht  die 
kleinere,  im  vorhei^gehenden  von  uns  beschriebene  ägyptische  Elle, 
sondern  die  gröbere  gemeint  habe,  jenes  königliche  und  staatliche 
Mab,  dessen  verschiedenaiüge  Anwendung  wir  ebenfaUs  an  früherer 
Stelle  (§  41,  2)  dargelegt  haben.  Hiernach  enthielt  die  Arura  0,2756 
Hektare  neueren  Habes.  Zu  dem  Quadratschoinion ,  dem  Mafse  der 
ägyptischen  Feldmesser  (§41,  5),  stand  dieselbe  in  dem  Verhältnisse 
von  25 : 4. 

Wie  Herodot  aufser  der  Arura  andere  ägyptische  Flädienmarse 
nicht  erwähnt'),  so  spricht  auch  Strabo  schlechthin  ,von  einer  Eio- 

1)  Herod.  2, 168:  yi^Ma  9d  a^t  ijp  toBt  i^ai^ou^/tiva  ftovvotvt  Avfvnti^ 
na4fBi  rciv  iffictv^  a^av^eu  iial^not  Bvi&Saxa  ixcump  araXies'  17  9ia^ov^ 
htaxov  nrjxi»y  ^^i  Jttyvmrüfr  nanfTff.  Hiermit  stimoien  flbereio  Phik)  Im. 
(opera  «  Tarnebo  et  Hoetpheiio  edita,  Francof.  1691)  p.  244  E:  ^  ^  t^^ 
aifav(fa  ft^naws  nffxcäv  avaa  htwtov  uai  nlavßve  rmt^  Xamv   Mcva  xii^  «•« 


selbe  a.  t.  0.  p.  527  emendkrt  danach  bei  Saidas:  ^  a^av^  noöma  lx«i  ^\ 
wie  bereits  Metrol.  acript.  I  p.  3ft4, 14  bemerkt  ist.  YergL  anoh  ebeod.  p.  342, 21 

2)  Die  STobe  oder  kdoigüehe  Elle  von  525  Bfillim.  betrachtete  als  fluft- 
gebend  für  die  Antra,  and  zwar  nach  Letroanes  Vorganffe,  I4ep6ia8  Übar  eae 
hieroglyphisohe  Inaehrift  am  Tempel  von  Edfn,  Abhandl.  der  Berliner  Akad^ 

fihilo6.-hl8tor.  Klasse,  1855,  S.  99.  Dieselbe  Ansicht  acheint  er  sp&ter  in  aciaer 
^ntersuchang  Aber  die  alt&gyptische  Elle  festgehalten  zn  haben  (rersL  S.  52 
dieser  Schrift).  Neuerdings  j^ooh  hat  er  aich,  wie  ans  dem  oben  S.  35lAnB.2 
mitgeteilten  Gitate  zu  ersehen  iat,  fflr  die  kleinere  ägyptische  Elle  entecUedea, 
wonach  also  die  Amra  einen  Betrag  von  2025  D  Meter  haben  würde.  DaMü 
hält  Eisenlohr,  Ein  mathem.  Handboch  der  alten  Ägypter  I  S.  10,  an  der  grAMcrea 
EUe  fest  and  giebt  demnach  der  Arara  einen  Flächeninhalt  von  27&6  Q  Meter. 

3)  An  der  später  (S.  358)  anzufOhrenden  SteUe  2,  6  redet  Herodot  aar  von 
Längenmafsen. 


§ü,Lh.  ARURA.   GEODÄTISCHE  BIASSE.  367 

teüoDg  de»  gansen  Laides  in  Kreise,  Kantone,  Berirke  und  Aruren^ 
wekhe  letztere  die  kleineten  Teile  des  Reichskatoters  bildeten.  0  Über* 
eiiistiBBneDd  biertnh  erscheint  auf  mehreren  fnsebriften  derPtolemttcs^ 
Mit^  iHe Aruraaisdtogesetsmarsq^Pddniafe,  und  zwar  naeb  Um* 
ständen'  geleilt  inHidIten,  Viertel  und  Achtel,  abo  ohne  besonders 
benannte  Uifterabtmbnigen.  Insbesondere  kcdirt  der  Konplefx  Ton 
12  Amren»iB3,Si  Hektaren  mehrfach  wieder,  also  derselbe  Betrag 
bebauten  Landes,  wddier  nach  Herodot  schon  in  aller  Zeit  das  Gut 
enies  Kriegers  badete«  Nachdem  die  Verwaltung  Ägyptens  von  den 
PtelaiiMm  dm  die  Himier  übergegangen  war,  wurde  die  Einteilung 
des  Landes  in  Nomen  und  Bezirke,  sowie  die  bis  in  das  einzelnste  woU 
organisierte  FtArung  des  SteueiiLatasters  nach  Aruren  beibehalten.^ 
5;  Indes  war  die  Antra  als  ein  Mafs,  welches  von  dm*  Quadratdle 
ak  der  Einheit  crfme  HKtlelglied  auf  das  Zehntansendfache  derselben 
steigt,  wohl  fdr  die  Besteuerung  und  Verwaltung  des  Landes^),  nicht 
aber  flir  die  Praxis  des  Feldmessers  bequem.  Deshrib  ist,  und  zwar 
sdiofl  in  ältester  Zeit,  ein  anderes  Systmn  der  Feidmafee  neben  der 
LandesBufnoiime  nach  Aruren  in  Gebrauch  gewesen.    Herodot  sagt, 


1)  Nachdem  Sirabo  17, 1,  3  p.  787  die  Einteilung  des  ägyptischen  Reiches 
hr  36  Nomen  erwfiAmt  hat,  fiUirt  er  fort:  naht^  9^  oi  wmoi  rouat  aXXas  lbrj|nM>* 
eift  ya^  xoTULifxiaA  oi  nXaUnot  9tfiqfivT9y  xal  aSnou  S  eis  aXXae  roßidß'  ilor 
Xt9%(u  S*  ai  a^tv^ai,  fi8qi8$ß,  Vergl.  aach  das  Ton  Schow  angeführte  metro- 
logische Fragment  Metrol.  sciipt.  II  p.  153:  a^ov^a  tcn  (i^^  yrjs  —  Aiyv- 
jsrtop'  iv  a(fov(fq  ya^  fux^ovmv  oi  AiyvTtnoi  nacav  rttv  yrjv  avrmv, 

2)  Zusammengestellt  von  Leptios  Ober  eine  hierogl.  Inschr.  S.  109.  Vergl. 
aaeb  S.  98.  Die  hieroglyphisehe  Bezeiefanimg  der  a^av^a  lautet  in  einigen  In- 
sdntfteB,  welche  ebenfalls  der  Ptolemlerzeit  angehören,  ar  (nicht  zu  Terwechseln 
nit  cA'  §  41,  5),  ein  Wort,  welches  nach  Lepsins  S.  109  nicht  ans  dem  Grie- 
cMsdlen  entlehnt,  sondern  dnheimisch  ägyptisch  ist  and  das  Fddmafs  yielleicht 
als  dvch  Ausschreiten  bestimmt  bezeichnet. 

3)  Rudorff  Gromat  11  p.  288,  Marqnardt  Römische  Staatsrerwaltnng  I  (Hand- 
buch der  röm.  Alterth.  lY)  S.  288  ff.  Über  die  Normen,  nach  weichen,  wie  es 
lehehit,  diese  alte  Arora  spater  in  das  römisdie  Steuersystem  eingefOgt  wurde, 
rergl  nnten  |  53, 10. 

4)  Wo  eine  rechnnngsmftfsige  Teilung  der  Arara  erforderlich  war,  bediente 
man  sich  der  üblichen  Stammbräche  V>  'A  V"  <>•  9*  ^-J  ^^^*  Lepsins  a.  a.  0. 
S.  109. 111  f.  Eine  andere  Einteilung,  nämlich  in  100  Langenstreifen  Ton  je 
100  Ellen  Linge  nnd  1  Elle  Breite,  wflrde  aas  den  Tariner  ffriechiscben  Papyraa- 
bagdschriften  zu  folgern  sein  (Lepsins  S.  98),  wenn  man  den  griechischen  Aas^ 
druck  ntixvt  wörtiich  nehmen  wollte;  es  scheint  aber  yielmehr  der  entsprechende 
Ungenstreifen  des  QnaAratschoinion  gemeint  zu  sein  (unten  S.  360  Anm.  4). 
Dafe  da»  rein  declmale  Mals  der  Arura  weniger  fttr  die  Praxis  des  Feldmessens 
geelgiiet  wur  als  das  Schoinion,  ist  deutlich  aus  Lepsius'  Darstellung  S.  \^^ 
105.  108  zu  ersehen.  Die  Umrechnung  der  nach  Klaftern  und  Schoinien  ver- 
measenen  Bodenflache  in  Aruren  erfolgte  nach  einer  einfachen  und  sicheren 
Methode,  wie  derselbe  Gelehrte  an  mehreren  Beispielen  S.  111  f.  zeigt 


858  AGYPTW.  i  4t.  i. 

dals  die  ärmsten  Feldpächter  in  Ägypten  ihr  Laod  nach  Klaftern  ver- 
messen ,  die  minder  armen  und  die  reichsten  nach  anderen  grörseren 
Mafsen.  Wenn  nun  auch  dieser  Bericht  wegen  des  Irrtums,  wdcher 
in  betreff  der  Stadien  und  Parasangen  als  angeblicher  FeldmaTse  ob- 
waltet 0)  Auofa  anlangend  den  Gebrauch  der  Klafter  zu  Zweifeln  An- 
lafs  gab,  so  ist  doch  durch  anderweitige  Zeugnisse  bestätigt  worden, 
dafs  das  geodätische  System  der  Ägypter  in  Wirklichkeit  ein  de^  grie- 
chischen oQyvui  entsprechendes  Mafs  zur  Grundlage  hatte. 

In  der  Heronischen  Geometrie  beruht  die  gesamte  praktische  An- 
weisung zur  Flächenberechnung  auf  der  Orgyia  von  4  Ellen,  dem 
Schoinion  von  10  Orgyien  und  den  hieraus  abgeleiteten  quadratischen 
Mafsen.  Dieses  System  kann  nicht  etwa  erst  durch  die  spätere  Re- 
daktion in  das  Lehrbuch  hinein  gdiracht  worden  sein  —  wollte  nm 
dies  behaupten,  so  mübte  man  die  jetzt  glücklich  erwiesene  Zurflck- 
ftlhrung  der  Geometrumena  auf  den  altern  Heron  von  neuem  in  Enge 
stellen  —  es  gehört  sicher  schon  dem  Zeitalter  Herons,  also  dem  Ende 
des  zweiten  Jahrhunderts  v.  Chr.  an ,  von  wo  aus  der  Rttckschlttb  auf 
noch  weit  frohere  Zeiten  sehr  nahe  liegt  In  der  ältesten  Heronischen 
Tafel  *)  heifst  die  Mefsschnur  nicht  axocvlov,  sondern  afifia.  Die  Deu- 
tung dieses  Wortes  ist  zweifelhaft.  Es  liegt  ja  sehr  nahe,  mit  einer 
kaum  merklichen  Abweichung  von  den  überlieferten  SchrifLzUgen,  das 
griechische  afifia  herzustellen  und  an  die  aus  einzelnen  Stäben  zu- 


1)  In  der  Angabe  HerodoU  2,  6:  tavnjs  aip  ano  oi  iyjnatfra  cx/bIwoi  tuaL 
ocoi  fiir  ya^f  yoMtüvai  tiat  ar&(^€M€»Pf  oqyvtfici  fUfmffriKaai  rritf  x^^t 
ocot  da  Sm&v  ywPTtsXviu,  araSiotvi,  oi  8i  noXir^v  IJ^ovo'»,  na^afrayyfjcif  9iti 
wp&ovov  XifjVy  ^xoiiHMH,  dvvarcu  8i  6  fUt^  ntt^tcufay/rjs  t^trptavxa  ctütOi 
6  8i  ^xolvoQ  iuaaroSj  fUv(HPv  iov  AiyvTtrtatf,  iirjttopra  aroBta,  ist  erwiesener- 
rnaüsen  die  Bestimmung  des  Schoinos  irrtümlich  (§  41,  6);  femer  würde  die  E^ 
w&hnuDg  des  Parasanges  aar  so. zu  schütien  sein,  dafs  man  in  betreff  dieses 
Maises  von  der  Bezienung  auf  Ägypten  absähe.  Aber  Überdies  war  ja  der 
Parasang  ebensowenig  wie  der  Sehoinos  ein  Feldmafs.  Hiemach  schwindet  auch 
jeder  Anhalt  dafür  das  Stadion  anter  die  ägyptischen  Feldmalse  za  rechnen.  Ab 
Längenmals  würde  es  das  Zehnfache  des  Schoinion  sein  (Metrol.  script  I  p.  28); 
aber  ein  von  diesem  Stadion  abgeleitetes  FlächenmaXs  würde  aller  sonstigen 
Analogie  widersprechen,  und  überdies  wurde  das  in  Schoinien  vermessene  liod 
behufs  des  Steuerkatasters  auf  Aruren  umgerechnet,  es  war  also  auch  insofern 
ein  anderes  größeres  Feldmaus  unnötig.  Die  andere  Stelle  Herodots  (2, 149; 
vergL  oben  §  5,  2),  in  welcher  anläßlich  der  Beschreibunff  der  Pyramideu  das 
System  der  Längenma(ise  vom  Stadion  bis  zur  Handbreite  kurz  dargelegt  wird, 
kann  ebenfalls  nicht  in  dem  Sinne  gedeutet  werden,  dafe  alle  dort  aufgeführten 
Malse  ägyptische  seien.  Der  Fufs  ist  es  sicher  nicht;  also  wird  auch  das  Stadion 
nicht  eher  zu  einem  altä^tischen  Mafse  gestempelt  werden  kdonen,  als  bU 
anderweitige  Zeugnisse  hmzukommen. 

2)  Heron  Geom.  p.  140, 17  (Metrol.  Script  1  p.  183,  5). 


H1.&.  GEODÄTISCHE  MASSE.  359 

sammengefügte  Hefekette  zu  denken  i);  allein  wahrscheinlicher  wird 
iffliner  die  HerieHong  aus  dem  Ägyptischen  bleiben.^)  In  der  Thai  hat 
sich  herausgestellt,  dafs  che  (auch  ehei),  ein  Wort  welches  ursprüng- 
lich das  Hob,  dann  den  Meisstock,  endUch  auch  ein  grOfseres  Feld- 
mafs  bezeichnet,  und  als  solches  bereits  um  2300  v.  Chr.  in  Gebrauch 
wir,  nichts  anderes  sein  kann  als  das  afiifia  oder  axoivlov  der  Hero- 
Dischen  Tafeln,  s)  Nicht  minder  ist  die  altägyptische  Bezeichnung  der 
Klafter,  fiattf ,  ermittelt  und  der  Gebrauch  der  Quadratklafter  als  Acker- 
rnaCs  nachgewiesen  worden.^)  Femer  kann  nach  der  scharfsinnigen 

1)  Lepsins  a.  a.  0.  S.  105  f.:  'a/tfia  pflegt  Letronne  (Rech.  p.  253.  257) 
mmah  tu  schreiben  und  scheint  dabei  an  das  semitische  SlTJfit  ammahj  S3rr. 
mmo,  athio]^.  emmat,  die  Elle,  tn  denken.  Doch  dürfte  diese  Vergleichnng 
sehr  kühn  sein.  Vielleicht  ist  vielmehr  a/ifia  zn  schreiben  und  als  Band  im 
Gefensati  zu  den  Malisstöcken  zu  erklären'.  Ähnlich  deuten  das  Wort  anch  die 
engliscben  Herausgeber  des  Thesaor.  Graec  lingoae.  Eine  andere  Kombinatton, 
Bidi  welcher  das  a/nfta  mit  den  a^Bdayanrai  (Gantor  Vorlesungen  Aber  Gesch. 
d.  Math.  I  S.  55  ff.)  in  Verbindung  gebracht  werden  könnte,  ist  niherer  Unter- 
SBckung  zu  empfehlen. 

2)  Das  Mafs  des  Heronischen  Amma  ist  dem  griechischen  und  römischen 
Systeme  fremd;  alles  aber,  was  in  der  ältesten  Heronischen  Tafel  weder  grie- 
dbch  noch  römisch  ist,  darf  voraussichtlich  als  ägyptisch  gelten.  Vergi.  Metrol. 
Kript  I  p.  27  adn.  3.  Sollte  vielleicht  zu  x'^t  Holz,  Rute,  einst  das  Determi- 
Bativom  moA,  Elle,  also  wohl  anch  Längenmafs  überhaupt,  gefflgt  worden 
and  daraus  'afifia  entstanden  sein?  Dem  wflrde  nicht  widersprechen,  dafs  die 
gleichlautenden  semitischen  Bezeichnungen  ammah^  ammo  (s.  vorige  Anm.)  und 
mcmat  (§  42,  3)  die  Elle  selbst,  nicht  deren  Vierzigfaches  bezeichnen,  denn 
ladh  mehrere  andere  gleichlautende  Mafsbenennungen  selten  nach  dem  Unter- 
sdUede  der  Zeiten  und  der  Ortlichkeiten  fflr  sehr  verschiedene  Mafse.  So  habe 
idk  Metrol.  Script.  I  p.  27  adn.  3  vergleichsweise  die  Verschiedenheit  der  Mafee 
ufeföhrt,  welche  durch  die  stammverwandten  Wörter  anawa  und  aenua  be- 
leidiDet  werden.  Näher  noch  liegt  der  Hinweis  auf  die  verschiedenen  Mafse, 
wekhe  der  Name  hin  umfafet  (s.  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  203,  MetroL  Script.  D 
p.  18t  unter  tv  und  tviov,  endlich  in  diesem  Handbuch  §  41,  7),  desgleichen 
auf  den  Unterschied  zwischen  dem  ägyptischen  und  hebräischen  Epha  (§  41, 7). 

3)  b  der  Zeitschr.  f.  ägynt.  Spr.  1865  S.  96—98  wies  Lepsius  darauf  hin, 
dali  einige  Dimensionen  von  Bergen  in  dem  Todtenbucbe  nadi  einem  ehi  be- 
BauiteD  Malse  angefahrt  werden,  und  glaubte,  dafs  damit  die  altägyptische 
Klafter  im  Betrage  von  4  königlichen  Ellen  gemeint  seL  Nachdem  Ebenlohr, 
Mathem.  Handbuch  S.  118,  Bedenken  gegen  diese  Deutung  erhoben  hatte,  be- 
richtigte Lepsius  (Zeitschr.  1877  S.  7  Anm.  1)  seine  frohere  Ansicht  dahin,  dafs 
4ie8e9  Mafe,  welches  nach  Eisenlohr  xet  lautet  und  identisch  mit  der  Bezeich- 
Hang  fflr  Holz  x9  oder  x^^  ist,  nicht  der  Orgyie,  sondern  vielmehr  dem  nxowior 
eatspreche,  also  nicht  4,  sondern  40  Ellen  betrage.  Dieser  Ansatz  hat  sich  mir, 
tb  ich  die  betreffenden  Beispiele  des  mathematischen  Handboches  (nach  dessen 
Epoche  auch  die  obige  Zeitbestimmung  gegeben  ist:  vergl.  S.  350  nebst  Anm.  4) 
laehrechnete,  als  der  wahrscheinlichste  erwiesen.  Das  Nähere  ist  S.  360  Anm.  2 
xosammengestellt  Brugsch  im  Hierogl^phisch-demotischen  Wörterbuch  VI  S.  883 
ttkUrt  xa  als  'die  zum  Vermessen  dienende  Schnur,  den  Meisstrick'. 

4)  Eisenlohr  Ein  mathem.  Handbuch  der  alten  Ägypter  I  S.  119.  Im  grofisen 
^yrus  Harris  erscheinen  unter  anderm  Messungen  von  Ackern  in  den  Beträgen 
▼00  160084*/«  (Zeitschr.  f.  ägypt.  Sprache  1873  S.  101),  10 154  (ebend.  S.  156), 


860  IGTPTEN.  i  4U5. 

DeuluDg,  welche  LepeiuB  den  ZaUen  und  MaTgen  der  Tenptliiischnft 
¥00  EdAi  gegeben  bal,  nicht  bezweiiall  werdeiH  dafii  unter  PbDleiDftee  H 
Alexander  I  (lr07 — 89  v.  Chr.)  ei»  reicher  TempeibesitB  nach  eben  dem 
Mabe,  welehee  bei  Heron  a/M/io  benannt  wird,  auf  das  genaoeale  ?tf- 
mesaen  war.*) 

Dieaes  Lflngenmab  von  40  EUen  bildete  im  Quadaat  ein  Feldmail, 
ab  dessen  Name  uns  ah^  TieUeicht  auch  okef,  ttberliefert  ist.^)  Daaaeibe 
wurde  in  den  Reehnnngen  der  FeMmeser  entweder  in  Hüllten,  Vieflel, 
Achtel  tt.  s.  w.s),  oder  decimal  geteilt  In  letiterem  Falle  war  die  kWo- 
ste  Einheit  ein  Quadrat,  dessen  Seite  Vioo  chet  mafe;  hundert  solcher 
Quadrate  wurden  als  Längenstreifen  gedacht  und  berechnet,  deren 
100  ein  yolles  oA  ausmaditen.^) 

aeOU  (Zeilsehi;  1874  &  38)  atgyieo,  eadlich  als  Totalbelraf  der  Schealnaf 
RaBseaT  m  an  die  ▼erachiedaneii  Teaqiel  AgypCcDa  1  071 78e  Orgyien,  abo 
OnadfatUaftcm  (ebtnd.  S.  28).  Letsterer  Be&ag  ent^rieht  472  666  Hektuta 
beetigen  Maftes.. 

1)  LepBias  Über  eine  hierogL  Inschrift  am  Tempel  von  Bifii  S«  8S--10S. 

2)  Die  BenennnDff  des  dem  Quadratachoinioo  enisprecbendta  Aeköauifoes 
las  Lepahis,  Über  eine  hierogl.  Insebr.  u.  s*  w.  S.  74,  oAf ,  oder  als  Feminin  tket, 
im  Plaral  aku  (S.  95).  Eiaenlobr,  Bfathem.  Handbuch  &  9  f.  118—121.  251,  Bert 
ah  nuA  citiert  ans  Demiehen  Histor.  Inschriften  ^t  Lesung  äa/^;  er  liliit  aber 
nnentsefaieden,  ob  die  daneben  yorkommende  Form  ahef  dasselbe  Bf  als  wie  du 
ahy  oder  das  Zehnfache  desselben  (yergL  361  Anm.  1)  betrage.  Dafs  das  VU» 
des  oA  im  mathematischen  Papyms  kein  anderes  als  das  Heienische  Qoadnt- 
schoinion  sei,  wird  zunächst  wahrscheinlieh  durch  die  bereits  Ton  Eisenlohr 
S.  119  herrorgehobene  Korrespondens  swischen  den  12700  äa^  und  13200«li 
zweier  Ton  einander  unabhingiaen  Edfuinschriftea.  In  den  Beispide  Nr.  50  des 
mathem.  Handbadies  ist  unter  dieser  Voraussetzung  das  Feld  von  64  ah  glekh 
2,82  Hektaren,  was  offenbar  annehmbarer  ist  als  diejenigen  Betriffe/ wMehe 
nach  andern  yersuchsweisen  Ansetzunsen  (ah  ■■  Arura,  oder  »  q  Uafter,  oder 
—  10  D  Schoimen)  sich  ergeben.  Das  Feld  in*Nr.  49  u.  51  halt  dann  0,88  Hekteie, 
da^enige  in  Nr.  52  0,44  Hektare.  Auch  die  Felder  in  Nr.  54  und  55  Ton  0,31 
und  0,13  Hektare  sind  nicht  allzu  klein,  wenngleich  es  hier  niher  lige  an  dea 
zehnfachen  Betrag  (S.  361  Annu  1)  zu  denken,  da  ja  das  ganze  Feld  noch  in  7, 
bez.  3  Teile  parzelliert  wird.  Vergl.  auch  Brugsch  HieroglyphiscIt-deBotisdwi 
Wörterbuch  I  S.  107,  V  S.  122.  124  f. 

3)  Die  Einteilung  des  Quadratschoinion  geht  in  den  Inschriften  Ton  Bif« 
bis  zum  ZweiunddreiMgstel,  d.  i.  einem  Betrage  von  50  D  BUen  herab  (LqMS 
a.  a.  0.  S.  108).  Also  werde  selbst  noch  das  Vierundsechsigstd  eine  ganze  Zahl 
von  Ouadratellen  ergeben.  Im  mathematischen  Handbuch  (Eisenlohr  S.  10)  sind 
die  Brüche  V*  V«  V*  nachgewiesen.  In  der  Heronischen  Geometrie  werden  die 
Sehoinien  nach  der  bei  den  Griechen  fiblichen  Bruchrechnung  einffeteill,  welche 
übrigens  der  ägyptischen  nahe  verwandt  ist.  Vergt.  Lepsius  in  der  Zeitsdir.  (. 
ägypt  Spr.  1865  S.  109  f.,  Brugsch  ebend.  1871  Sw  33.  37  u.  d.,  Eisenlohr  Mathem. 
Handbuch  Tafel  H  zu  S.  8,  femer  S.  10—12  und  aUerwSrts  in  den  BecheaeulgaleB, 
wo  Brüche  vorkommen,  Gantor  Die  röm.  Animensoren,  Leipzig  1875,  S.  51—55. 

4)  Diese  Einteilung  des  ah  geht  deutlich  aus  den  betreffenden  Recbenaaf- 
gaben  des  mathem.  Handbuches  hervor,  wie  Eisenlohr  S.  119  f.  nachweist  In 
einzelnen  ist  leider  noch  vieles  unsicher.  Die  in  voriger  Anmorkung  geachilderle 
Einteilung  war  sowohl  für  die  Praxis  bequem  (indem  selbst  Mdae  Teile  noch 


f  41, 5.  GEODÄTISCHE  MASSE.  801 

Das  Zehnfache  des  oft,  welches  ungefthr  5  griechischen'  PIsthren 
oder  2  romischen  Jugeni  entspricht,  hat  unter  einem  eigenen',  bisher 
Dodi  nicht)  mit  Sicherheit  ermittelten  Nunen  ebenfUls  ris<  PeMkntb 
gedient  und  vielleicht  als  ftddan  bis  auf  Imitigen  Tag  sich  «rhalten.O 
Hiemach  ergiebt  sich  das  Syelem  der  altägyptischen  geodätischen 
Hafse,  wie  folgt. 

Im  Längenmabe  wav 

die  Klafter  (iMiU) «»    4  hönigüehen  Ellen  / 

das  AoMBoa  oder  Schoinion  (ckt,  thtt) «-»  lO  Klaftem.  »■  40  Ellen ; 

itt  ganzea  Qtndratellen  aosgedrttclit  werden  konnten),  ab  auch  f9r  den  Bedarf 

las  arilhflieliachen  ReebneDs  anwendbar.  Allein  dis  dedmle  Anlage  des  neBScb- 

licben  Zahlensystems,  welche  die  Ägypter  besser  als  andere  Völker  des  Alter- 

toms  beobachtet  Haben,  machte  auch  m  der  Bmchrechnnng  sich  geltend.  Man 

diokle  neb  sanachst  die  Ltegeoaeite  des>  Qnadratashoinion.  in  100'  Bfaheitaa 

teteilt.  ohne  jedoch  damit  ein  eigenes  kleines  Langenmals  bilden  an  wollen 

(dasselbe  würde  nimlich  2'/6  Palästen  der  ägyptischen  Elle  i»  0,21  Meter  be- 

tngeai   Diese  Re4dMaineinbelt  im  Qaadrat  war  also  der  sebntcasendste  Teil 

dM  oi^    Um  nnn  eine  Zwischenstufe  fftr  die  Aosrechnnng  sn  erlangen,  nahm 

man  den  Längenstreifeo,  welcher  100  kleinste  Einheiten  in  der  Länge  nnd  1  in 

der  Breite  hatte,  als  besonderes  Mafs,  dessen  Benennung  xst  pn^  Rote  des 

Hanses  (Eisenlobr  S.  HO),  gewesen  m  sein  sdieint   Dieses  eig^Oadiehe  Maus 

Dan  ist,  wenn  nicht  alles  trfigt,  in  den  von  Peyron  herausgegebenen  Tariner 

Papymshandsdliiften  durch  rnixoi  olxonB^tMSQ  bezeichnet  (womit  der  yunii  yaütiQ 

S  53, 6  Terglichen  werden  kann).    Bs  würde  also  «rifxvc  eine  nicht  gans  kon- 

gniente  Übersetzung  Ton  xi^t  sein,  was  weniger  anstöfsig  erscheint,  wenn  man 

in  Betracht  zieht,  da(is  der  Zusatz  oiMontduäs  und  die  Geltung  des  MafiMS  als 

?läehenmafses  eine  Verwechselung  mit  ntfxvf  sls  Ellenmals  ausschlois. 

Setzen  wir  also  den  nrjw  oUtofuSmoQt  als  handertsten  Teil  des  a^  oder  Qoadcat- 

sdioinion,  auf  4,41  O  Meter,  so  geben  16  Tt^)^  eine  kleine  Grundfläche  Ton 

70,6  0  Meter  (Eisenlohr  S.  121  schwankt  zwischen  441  und  44,  resp.  324  and 

32  D  Meter),  und  die  too  Lepsius  S.  98  zum  Vergleich  herbeigezogenen  Paizellea 

▼00  IV4  2Vt  37»  nrixfits  belanfen  sich  auf  5,5  11  14J  Q  Meter,  was  yielleicht 

passeader  erscheint,  als  wenn  man  den  nrtxui  eUontotMoe  als  hundertsten  Teil 

der  Afura  ninunt  und  somit  6V4mal  so  hohe  Beträge  (441  M  69  92  D  Meter) 

criuUt  Unter  der  ersteren  Voraussetzuna  müfste  das  von  Eisenlohr  S*  120  f.  mit 

m  Betracht  gezogene  Mab  xfi^  ärp,  welches  der  griechische  Text  des  Dekrets 

TOO  Rosette  durch  ä(^^  wiedergiebt,  synonym  mit  o^  oder  Quadratschoinion 

ieio.  —  Als  ein  weit  grölseres  Mals,  nämlich  als  identisch  mit  der  Amra  Herodots 

(141,4),  wird  der  mixüi  angesetzt  von  E.  Revillout  in  der  Zeitschr.  f.  ägypt 

Sprache  1879  S.  133  ff. 

1)  Brugsch  Zeitschr.  f.  ägypt  Sprache  1871  S.  86  erwähnt  gelegentlich  als 
imtisches  Feldmafs  das  $aia  und  setzt  dies  dem  Feddan  gleich,, während 
äms  Rechercbes  sur  les  poids,  mesures  et  monnaies  des  andens  Egyptiens 
p.  44  nnd  Lenormant  I  p.  105  diese  Schätzune  fflr  zu  hoch  halten.  Das  ge- 
adnhin  Abliebe  Feddan  hält  5929  O  Meter,  dagegen  das  ebenfalls  aus  einem 
ilten  einheimischen  Mause  hergeleitete,  dem  Steuersystem  zu  Grunde  liegende 
Feddan  4459,1  O  Meter;  letzteres  steht  also  dem  zehnfachen  Betrage  des  alt- 
«yptiscben  ah  oder  Quadratschoinion  «>  4410  Q  Meter  sehr  nahe.  Im  matiiem. 
HMdbuch  erscheint  als  gröfstes  Feldmals  fiberall  das  Zehnfache  des  ah\  doch 
ist  noch  nicht  ermittelt,  ob  afißt  dieses  zehnfache  Mais  bezeichnet  oder  s^no- 
pyii  mit  o^  ist  Ober  das  Verhältnis  zwischen  dem  zehnfachen  ah  und  einer 
jtiogeren  provinzialen  Arura  Tergl.  unten  §  53,  10. 


862  ÄGYPTEN.  §4i,6. 

tener  im  Fläcbenmalse 

die  Klafter       —    16  D  EUen 

das  Amma  oder  Scboinion  (ak)  —  100  D  Klaftern  —  1600  D  EUen. 

In  jetzigen  Maben  betragen 

als  Langemnafs       alg  Flichenmals 
die  Klafter  2,10  Meter         4,41  D  Meter 

das  Scboinion       21  „         441       „      „ 

das  zebnfacbe  Quadratscboinion  4410  „  „ 
6.  Das  grölste  ägyptische  Wegmafs  war  bei  den  Griechen  seit 
Herodot  unter  der  Benennung  axolvog  bekannt  9  Wie  dieses  Wort, 
welches  ursprOnglicb  die  Binse,  dann  das  aus  Binsen  geflochtene  SeO 
bedeutet,  zu  der  Bezeichnung  eines  Wegmaises  kommen  konnte,  er- 
kblrt  Hieronymus^):  'in  Nilo  flumine  sive  in  rivis  eins  solent  naves 
funi  bus  trabere  certa  habentes  spatia,  quae  appellant  funiculos, 
ut  labori  defessorum  recentia  trahentium  coUa  succedant'.  NachStrabo, 
der  Artemidoros  von  Ephesos  als  Gewährsmann  anführt,  war  die  Länge 
dieser  Stationen  je  nadi  der  Lokalität  und  dem  Gefälle  des  Flusses  sda 
▼erschieden;  es  fand  sich,  dafs  dieselben  bald  30,  bald  40,  bald  60, 
ja  sogar  (was  wohl  eine  irrtümliche  Angabe  ist)  auch  120  Stadien  be- 
trugen.^) Insbesondere  erstreckten  sich,  wie  Artemidoros  angiebt,  die 

1)  Ans  HieroglypheniDschriften  wird  [der  einheimische  Name  eines  Weg- 
maises atur  angeführt.  Bnigsch  erwähnt  das  Mals  gelegentlich  in  seiner  ffi- 
stoire  d'  EfYjfit  I  p.  115  und  bemerkt  über  dasselbe  in  der  Geographie  des  alteo 
Ägyptens  1  ä.  17f.,  dafs  das  Wort  teru  ebensowohl  als  seine  Varianten  aUru 
und  atur  ein  gröfseres  L&ngenmafs  ansdrficke,  entsprechend  etwa  dem  Su- 
dion  der  Alten  oder  dem  Schoinos  der  Ägypter.  Die  Angabe  auf  der  Stele  too 
Samneh,  welche  sich  auf  die  Entfernung  zweier  Negerländer  bezieht:  'tod  der 
Station  des  Landes  Beki  an  bis  zur  Station  des  Landes  Taij,  welches  dne  liofe 
ist  Ton  52  airu^  (Brugsch  Geogr.  II  S.  9)  weist  mit  Wahrscheinlichkeit  aaf  eii 
ffrödseres  Mafs  als  das  Stadion  hin;  denn  die  Hauptorte  (das  sind  doch  wohl 
die  Stationen)  zweier  noch  so  kleiner  Länder  können  schwerlich  blofs  9Vi  Kil^ 
meter  von  einander  entfernt  gedacht  werden.  Die  Deutung  von  atur  als  Schoi- 
nos, welche  ich  yermutungsweise  setzte  und  danach  die  angegebene  Entfernof 
auf  328  Kilometer  schätzte,  bestätigt  neuerdings  Brugsch  im  Hieroglyphisch- 
demolischen  Wörterb.  Y  S.  164  yergl  mit  I  S.  146. 

2)  In  Joel.  c  3  tom.  VI  p.  84G  edit  Basil. 

3)  Strabo  17,  1,  24  p.  804:  fi^l  S'  6  lAl^e/iiSm^s  axp^vltov  axtdf  lud 
eueoifi  rar  avanMw,  rovro  9^  ttlvai  fnaBiavß  hxraitöclovi  raxTaDcutottm,  h- 

fi^fftjf  X^iOßtavot  tav  ir%olvc9v  anäl^ocav  ra  Btam^fiara,  wnca  koI  rtrra^ 
Hovraaraiiovi  xcU  fc$  fiBC^ovß  xara  ronavs  oftoXoyHcd'cu  na^*  «evreär,  noi 
Biort  7t€L^  roU  Atyrrnrlo^Q  affrar^  den  ro  t^  ifxolvcv  /urgor,  cevros  o  yif* 
xtfuiimgoß  Sv  ToU  ipfi  9fjloi,  anb  ftir  yäg  Mifmpttoi  fux^i  0rjßat9o6  x^ 
ffX^lvov  incurrrjv  (priclv  elvai  axaSlatv  ixarbv  tSuociv^  ano  9i  rijs  0tjßaßwi 
fuxgl  .Svfj%rrjß  i^rptovra^  ano  9i  Ilrjlavclav  n^e  rrjr  ovri^v  (xov  JiXxa)  ava- 
nÜovci  nodvfprfif  cxoirovi  ftiv  nirra  kcU  uhuhsI  iprifSi  ax(wUruß  9i  inxttM€io^ 


141,6.  SGHOmOS.  363 

Scboinen  zu  60  Stadien  durch  ganz  Oberägypten  Ton  dem  Kastell  bei 
EtrmofohsCEiffWTtoXtfriiK^  9)t;Aaxi})bisSyeneundElephantine.^)  Aus 
den  Beobachtungen,  welche  Herodot  auf  dieser  langen  Strecke  über 
die  Länge  der  FluTsstationen  machte,  mag  sich  seine  irrtümliche  Mei- 
Dong  herschreiben,  dafs  der  Schoinos  als  Wegmafs  60  Stadien  ent- 
halten habe  (§  9, 1).  Aber  auch  die  anderweitigen  zahlreichen  Angaben 
alter  Schriftsteller  über  die  Länge  des  ägyptischen  Wegmafees  führen 
an  und  für  sich  zu  keiner  festen  Definition  desselben.  Eratosthenes 
and  einige  andere  rechneten  den  Schoinos  zu  40  Stadien  3),  Artemi- 
doros  und  mit  ihm  die  Mehrzahl  der  Geographen,  ingleichen  die  Hero- 
nische Überlieferung  erkennen  demselben  nur  30  Stadien  zu  ');  wieder 
andere  geben  ihm  32  Stadien,  Plinius  endUch  5  römische  Meilen.^) 
Bei  diesen  schwankenden  Bestimmungen  konnte  es  zunächst  fraglich 
erscheinen ,  ob  die  Länge  des  in  Ägypten  gebräuchlichen  Wegmabes 
in  allen  Teilen  des  Landes  und  zu  allen  Zeiten  dieselbe  gewesen  sei, 
and  ob  nicht  viebnehr  ebensogut  verschiedene  Arten  von  Längen- 
malsen,  die  den  Namen  axoivog  führten,  wie  von  Stadien  angenommen 
werden  mttlsten.  Doch  finden  sich  nur  bei  einzelnen,  wie  bei  Jomard  &), 

AtTT^KOf^ra,  r^  avx^  fur^ip  x^^^H*^^  (er  rechnet  also  hier  wiederam  wie 
ZQ  Anfeng  dieser  SteUe  den  Schoinos  als  WegmaÜB,  nicht  als  StaÜonslänge,  sn 
30  Stadien).  Aach  11,  11,5  p.  518  spricht  Strabo  Ton  der  verschiedenen  Länge 
der  Flofsstationen.  Nach  Lepsius  Zeitschr.  f.  ägypt  Spr.  1877  S.  7  brachte  es 
die  geschichtliche  Entwickelang  mit  sich ,  dafs  der  Schoinos  in  Unteragjrpten 
ZQ  30,  in  Mittelägypten  zu  40,  in  der  Thebats  zn  60  Stadien  gerechnet  wurde, 
liegen  habe  es  einen  Schoinos  von  120  Stadien  nie  und  nirgends  gegeben. 

1)  Strabo  an  der  in  voriger  Anm.  angeführten  Stelle  und  p.  813  z.  Anf. 

2)  Plin.  N.  E  12, 14  §  53 :  schoenus  patet  Eratosthenis  ratione  stadia  XL, 
hoc  est  p.  y  (d.  i.  passunm  milia  qninque),  aliqui  XXXII  stadia  singulis  schoenis 
dedere.  Dafs  auch  Hipparchos  und  Poseidonios  bei  der  Bestimmung  des  Erd- 
nmüiDges  40  Stadien  auf  den  Schoinos  rechneten,  ist  oben  (§  9,  4  a.  E.)  bemerkt 
worden.    Demselben  Ansätze  folgte  Theophanes  nach  Strabo  11, 14,  11  p.  530. 

3)  Ober  Artemidoros  siehe  oben  S.  362  Anm.  3.  Ptolemäos  Geogr.  1,  11, 
14  rechnet  876  Scboinen  gleich  26280  Stadien,  derselbe  1,  12,  3  achthundert 
Scheinen  gleich  24000  Stadien,  also  einen  Schoinos  gleich  30  Stadien;  ebenso 
Agathemeros  Geogr.  2, 1  a.  E.,  Heron  Geom.  p.  140, 29,  Geodäs.  p.  141, 15  (Metrol. 
Kript  I  p.  184,  1.  193,  3).  Der  Verfasser  des  Uovrov  Evielvov  neQinlovs  rech- 
net 7Vs  Stadien  auf  das  fUXtov,  meint  also  damit  das  Ptolemäische,  welches 
der  Tierte  Teil  des  Schoinos  ist  Bei  den  Angaben  Diodors,  Plinius'  u.  A.  ist 
in  jedem  einzelnen  FaUe  der  Quellenschriftsteller  zu  ermitteln,  wenn  man  Aber 
das  zu  Grunde  liegende  Mafs  mit  Sicherheit  urteilen  will ;  yergl.  Plinius  6,  26 
f  124:  inconstantiam  mensurae  diversitas  auctorum  facit,  cum  Persae  quoque 
*dioeno8  et  parasangas  alii  alia  mensura  determinent 

4)  Plinius  an  der  oben  Anm.  2  angeführten  Stelle.  Ober  die  Bestimmung 
ni  32  Stadien  s.  unten  $  50,  3. 

5)  Description  de  1'  Egypte  voL  VII  p.  154  ff.  werden  ein  grofser  Schoinos 
des  Artemidor  von  11 080  Meter,  ein  Schoinos  des  Herodot  von  6000  Meter  und 
ein  kleiner  Schoinos  oder  ägyptischer  Parasang  von  5541^8  Meter  unterschieden. 


864  '         ÄOTPTEN.  |4i,e. 

deniitige  HypatbeMn^  m  aügMMiiiMn  eDtochied  man  sich  Ar  die  Ein- 
\mi  des  SehoinoB  and'  entwickfüe  inhi  aus  den  dienaBgeftlttrteiiiA»' 
gaben  ^enridor»  und'andlsrii  KoifllriBaCionen  eine  flnCaunUclM'Viet- 
heit  Ton  Stadien;  Um  nun,  ge^endber  stfchen  nosidieni- VemrotnafeB, 
einen  festen  Anhalt  m  gewinnen,  Tei^glichen  d'Anville  und  nadi  um 
HeieF  einige  Angaben  ttber  die  Mnensionen  Ägyptens  teib  hei  Bcm^ 
dot,  teib  im  Itinerarium  Antonini  i),  nnd  folgerten  danras,  dab  dar 
Schoinos  nngeMr  4  rOmiefche  Meilen  beU*agen  habe.^  Das  geafoere 
Reanltat  konnte  sich  erat  ans  der  riditigen  Deotung  der  Heraaisdwii 
TaMn  ergeben,  ans  wefehen  snerst  Letronne')  nachwies,  dafe  der 
Scboinos  17000  k<)nigliche  EUen  enthalten  hat. 

In  d^  ältesten  Beroniachen  Tafd  erscheint  ein  lbli9  ^an  3  BHMi 
welches  tmCe  seiner  griechischen  Benennung  ^lov  nur  ab  eigeotfla*- 
Uch  agyptiscJies  Hafs  gedeutet  werden  kann.  Es  iat,  wie  der  Name' «a- 
giebt,  ursprOnglich  wohl  ein  hobemer  Mafisstoch  gewesen^),  hat  A«t 
seine  übliche  Anwendung  behn  Ausmeeeen  der  Straußen  gefunden,  mf 
dasselbe  nnn,  was  in  Ägypten  gewib  vielfiach  gescheben  ist,  durdrdie 
Mefekette  oder  weniger  genau  durch  Anschreiten  erfolg«  sein.  la  lett- 
terem  Falle  mula  der  Doppelschritt,  also  dasselbe  Bfafe,  welches 
wir  weit  spftter  im  rämischea  pitssus  ^PHederfinden,  ab  ^Aov  gerednci 
worden  sein.^)  Viertausend  Doppebcbritte'  oder  ^Xa  bildeten  den 
ägyptischen  Scboinos,  welcher  hiernach  auf  6300  Meter  ansuseUen  ist*) 

1)  Pag.  152  ed.  Wesseling,  p.  69  ed.  Partbey  et  Finder. 

2)  D*ADYille  Memoire  sur  la  mestire  du  schene  ^g^tien  in  den  flän.  öe 
TAcad.  t.  26  p.  82  ff.,  and  Discussion  de  la  mesure  de  Ik  terre  par  Eratosth^ 
ebend.  d.  92ff.;  Ideler  Abbandl.  t826  S.  3 ff. 

3)  Kecherches  p.  tOI  f.;  Tergl.  auch  Metrol.  Script  1  p.  37 f. 

4)  DhTs  das  ägyptische  Wort  x^,  x^  (oben  S.  350  Ann.  3)  fBr  die  griedüNk 
Bezeichnnnr  bestimmend  gewesen  sei,  ist  trotz  der  yerscbMeafaelt  der  Msfte 
nicht  unwahrscheinlich  und  wird  auch  von  P.  Tannery  in  der  Revne  aitli^ 
Tol.  41  (1881)  p.  159  angenommen.  Es  geneigte  ein  deterannatiTer  ZbsatidlerAii 
wie  sfe  oben  9.  300  Amn.  4  erwähnt  worden  sind^  am  den  Halistab  von  3B^ 
ZQ  unterscheiden  Ton  dem  Feldmafse  welches  sehkehfhin  x^  genannt  wnide. 

5)  Setzt  man  den  nonnalen  Schritt,  wie  frfiber  (|  8,  6)  aagegebea  wofdca 
ist,  anf  0,8  Meter,  also  den  Doppdschritt  auf  1,0  M.,  so  entgeht  dem  die 
LSnge  des  gvlovmm  1,575  M.  yortrefflich.  Die  gldche  Schrittlinge  haben  walff- 
scbeinlich  die  Babylonier  und  in  ältester  Zeit  auch  die  Griechen  als  Noni  an- 
gesetzt ;  allein  das  wirkliche  Schrittm«fe  sank  bei  den  Griechen  schnell  bertb, 
während  die  Römer  von  Tomherein  eine  kleinere  Norm^fDappelsciiritt  rm  1,48 1-) 
annahmen,  diese  aber  in  der  Ptwds  genau  innehielten.    Yergl.  f  8, 7. 

6)  Diesen  Ansatz  best&tigen  neuere  Messungen  so  gut  als  nw  inuaer  ra 
erwarten  ist  fan  Philologus  XXm  S.  265  vergleicht  Wittich  fOnf  Eatremaac»' 
angaben  Herodots  und  Artemldors  mit  den  Messungen  Jomards«  UoterZngrande- 
legung  eines  Schoinos  Ton  6300  Meter  ergeben  sich  folgende  geringfügige  BU^ 
renzen,  welche  insofern  sogar  willkommen  sind,  als  eine  absohite  Überdntti*- 


Wenden  wir  uns  juin  zu  den  vedier  angefUhrten  ^erBcUedenen 
Angnhftn  'Oker  die  Lioge  des  SdioiiM»  zuriokt  se  ergiebt  rieh,  dab  die 
BfBtJBWiang  eu  4(0  £lB4ien  diejenige  ist^  welche  genau  der  von  den 
enlen  Ptoleontter  jn  Ägypten  eingeffdirten  Maleordniing  eot8|uriobt; 
denn  12000  königliche  £Uen  sind  gleich  30  Stadien  deaPhiletftriflobeo 
Fuftes  (§  63,  2. 5).  Ob  die>ZahleMbteBung  von  1000  Syb  bereits  im 
Ägypliflchen  eine  besondere  Benennung  gebebt  hat,  mufe  dalungestellt 
bkiben;  eidier.ist,  dafs  spSter  unter  röOMSober  Herraohaft  difOr  die 
Beaeichaung  fälUay  ttblich  <war.^)  Hieraus  erUtfrt  sich  von  seihst  die 
Gleichsetzung  des  Schoinos  mit  4  filXia^  welche  ansammen  gleieh  4  Vs 
iMiiecheB  Meilen  aind  %  womit  die  Bestimmung  lu  32  (nftmlich  klein- 
«AÜscbeiiO  Stadien  im  Einklang  steht fi),  wMireAd  PUnras  mit  unge- 
nauer Abrundnng  ]b  Jßikmische  Meilen  «etat  Endlioh  der  Ansatz  -des 
Scboinosjsu^O  Stadien  beciebt  sieh  auf  das  gemeingirieQhisohe  Itinecar- 
Stadion,  wie  frtther  nachgewässen  worden  ist  ({  8,  7.  9,  4). 

Vergleicht  man  4lie  ägyptischen  WegmaCie  Xykm  und  Schoinos 
mit  den  Jbabylonischan  System  (§  42,  2),  so  zeigt  sich,  inA  beide  in 
gleieber  Weise  von  der  königlichen  Elle  und  dem  Deppekchrkt  aus- 
giagen,  das  erstere  aber  yon  dem  Doppelschritle  jrein  decimal  sich  auf- 
baute^ iwArend  das  letatere  seiagesimal  sich  entwickelte,  a)  Mit  den 
attisehen  und  allgemein  igriechischen  Wegmafaen  fand  ein  systema- 
tiscber  Zusammenbang  jiicbt  statt  ^),  wie  denn  auch  die  Ptolemllisohe 

Dumg  der  aog enonuDenen  lünge  des  ScboiDos  mit  den  neueren  Messungen,  in 
Anbetracht  Atr  weiten  Fehlergrenze,  die  erstere  Annahme  nur  verdächtig  machen 


alte  Annbe  neue  Messung 

1)  157,5  Kilom.  155     Kilom. 

2)  167,4      .  178 

3)  252         .  240        • 

4)  378         ,  360 

5)  510,3      ,  490,4     „ 

1)  Die  Belegstellen  giebt  fiberslehtlich  der  indöc  an  den  MetroL  Script 
■nttt  fUXtop  2  und  3. 

2)  Da  das  ägyptische  tUltor  später  zu  4500  Philetärischen  ■-  5400  römi- 
schen Fufs  angesetzt  worden  ist,  so  kommen  auf  den  Schoinos  genau  4,32 
rdmiscbe  Meilen. 

3)  Das  jüngere  kleinasiatische  Stadion  ist  nach  §  50,  3  in  der  römischen 
Mdle  7  Vtmal  enthalten;  mithin  sind  32  solcher  Stadien  i«4l27  römischen  Meilen. 

4j  Dieser  Vergleich  ist  in  meiner  Receosion  von  Brandts,  Fleckeisens  Jahrb. 
1867  S.  520,  darffelegt  worden. 

5)  Das  aus  dem  babylonischen  System  organisch  entwickelte  griechische 
Stadion  bat  einen  Fufs  von  315  Millim.  zur  Voraussetzung  (f  46,  2),  und  ist 
demgemaliB  auf  189  Meter  anzusetzen;  das  Stadion,  welches  auf  dem  attischen 
Fols  ¥on  308  Millim.  beruhte,  ist  herabgegangen  auf  185  Meter,  endlich  das 
itincraisiadion  auf  160  bis  148  Meter  (f  8,  7.  9,  1—3). 


3M  ÄGYPTEN.  |4i.i. 

Mafsordnung,  auf  einen  Anschlufs  an  die  attischen  Mafse  yeniditeDd, 
lediglich  die  alUlgyptische  Elle  berQcksichtigte.  Jedoch  ist  es  nieht  zu 
yerwundern ,  dafs  die  Dürftigkeit  und  Unsicherheit  der  uns  OberBefer- 
ferten  Nachrichten  auch  zu  abweichenden  Auslegungen,  und  zwar 
noch  in  jüngster  Zeit,  geführt  hat.  Insbesondere  darf  nicht  onerwlbnt 
bleiben,  dafs  einer  der  namhaftesten  Forscher  auf  ägyptischem  Gebiete 
auf  Grund  specieller  Untersuchungen  dem  Schoinos  den  Charakier 
eines  feststehenden  Wegmafees  abspricht  und  dagegen  ein  Stadion  tod 
400  kleinen  Ellen  (§  41, 3  a.  E.),  mithin  im  Betrage  von  180  Meter,  ak 
ägyptisches  Wegmab  aufstellt,  i) 

7.  Durch  die  Aufdeckung  und  Entzifferung  uralter  Schriftdenk- 
male  hat  sich  herausgestellt,  dafs  das  System  der  ägyptischen  Hohl- 
mafse  ein  überaus  reiches  und  mannigfach  gegliedertes  gewesen iA 
Wir  beginnen  zunächst  mit  denjenigen  Mafsen,  über  weldie  griechi- 
sche Schriftsteller  Andeutungen  uns  hinteiiassen  haben. 

Als  hauptsächlichstes  ägyptisches  flohlmafs  erscheint  bis  in  die 
späte  Römerzeit  die  A  r  t  a  b  e.  Die  Ptolemäer  hatten  die  Hohfanafse  ihres 
Reiches  nach  dem  attischen  System  normiert  (§  53,  11);  jedenftBs 
aber  ein  der  Ptolemäischen  Artabe  entsprechendes  einheimisches  Hais 
bereits  vorgefunden.  Diese  an  sich  wahrscheinhche  Vermutung  wird 
durch  zuTcrlässige  Tradition  bestätigt  Die  Excerpte  aus  dem  metro- 
logischen Traktat  des  Epiphanios  >)  sagen  ausdrücklich ,  dafs  affoßri 
in  der  ägyptischen  Volkssprache  i^oß  gelautet  habe^  und  in  der  That 
hat  sich  diese  Wortform  noch  im  Koptischen  erhalten.  3)  Das  Hals  der 
alten  ägyptischen  Artabe  läfst  sich  nach  folgenden  Ton  einander  ob- 
abhängigen  und  doch  merkwürdig  übereinstimmenden  Ansätzen  mit 
Wahrscheinlichkeit  berechnen : 

die  Ailabe  betrachtet  als  vierter  Teil  des 

Kubus  der  ägyptischen  königlichen  Elle, 

je  nachdem  man  diese  zu  525  oder  527 

Bfillim.  ansetzt  4) 36,18  oder  36,59  Liter 

dieselbe  berechnet  aus  dem  Wassergewicht 

von  400  Ten») 36,45  bis  36,54    « 

1)  Lepsins  Zeitschr.  f.  irvpt  Sprache  1877  S.  3—8. 

2)  De  Lagarde  Symm.  II  S.  186,  37,  und  ähnlich  Metrol.  Script  I  p.  272,  H; 
Tcrgl.  ebend.  p.  146.  262,  21  (und  hierzu  praef.  p.  XVI).  334,  22,  ferner  meine 
Reeenston  von  Brandis*  Mfinzwesen  in  Fleckeisens  Jahrb.  1867  S.  529. 

3)  Lepsins  in  meinen  MetroL  8crii>t.  I  praef.  p.  XYI. 

4)  MetroL  Script.  I  p.  61  f.,  Recension  Ton  Brandts  a.  a.  0.  S.  S27. 

5)  In  der  Recension  von  Brandis  S.  527  f.  habe  ich  unter  Yoranssetziiog 
einer  Temperatur  you  25^  G.  und  90,717  Gr.  als  dem  von  Ghabas  angenommeaeB 


141,7.  HOHLMASSE,  867 

dieselbe  nach  dem  babylonischen  System 

(§  42,  8)  bestimmt 36,37  Liter 

dieselbe  nach  späterer  römischer  Bestim- 
mung betrachtet  als  das  Raummals  fttr 
100  romische  Pfund  Öles  (§  46,  17. 

53,  16) 36,47     „ 

wonach  mit  hinreichender  Sicherheit  36,45  Liter  als  der  möglichst  ge- 
näherte Normalbetrag  angesetzt  werden  kann.  0* 

Da  die  Artabe  in  altägyptischen  Schriftwerken  bisher  noch  nicht 
nachgewiesen  worden  ist,  so  haben  wir  uns  zunächst  einem  andern, 
weit  kleineren  Habe  zuzuwenden,  welches  in  einer  zuverlässigen  grie- 
chischen Quelle  als  ägyptisch  bezeichnet  und  seinem  ungefUiren  In- 
halte nach  bestimmt  wird  2),  dessen  genauer  Betrag  aber,  sowie  seine 
Bedeutung  für  das  gesamte  System  der  ägyptischen  Hohlmafse  erst  aus 
eioheimischen  Papyrushandschriften  und  noch  erhaltenen  MafegefSfsen 
klar  gestellt  worden  ist.  Es  ist  das  H  i  n ,  d.  h.  dasMafsgeftlfs  schlechthin, 
geformt  als  kleine  bauchige  Amphora  ohne  Fufs  und  Henkel,  aber  mit 
merklich  abstehendem  oberen  Rande  behufs  des^Ein-  und  Ausgiefsens 
Terseben.')  Dieses  Hin  hatte  den  Betrag  von  0,456  Liter^),  stand  also 

Normalgewichte  des  Ten  den  Betrag  von  36,36  Liter  für  die  Artabe  berechnet, 
b  Anbetracht  jedoch,  dafs  seitdem  sowohl  Ghabas  als  Lepsios  das  ägyptische 
Gewicht,  und  ersterer  auch  das  Hohlmafs  etwas  höher  anzusetzen  Teranlafist 
worden  sind,  lege  ich  jetzt  das  §  41,  8  ermittelte  Gewicht  des  Ten  zu  Grunde 
ond  stelle  die  Grenzen  der  Berechnung  auf  eine  Temperatur  von  20  bis  30®  G., 
wonach  sich  die  obigen  Betrage  ergeben. 

1)  Ans  den  von  Ghabas  (unten  Anm.  4)  ermittelten  Betragen  des  Hin  er- 
geben sich  36,4,  bez.  36,8  Liter  für  die  Artabe;  nach  den  Ansätzen  von  Eisen- 
lohr,  Zeitscbr.  f.  agypt  Spr.  1875  S.  42  f.  und  der  dazu  gehörigen  Tafel,  sowie 
Mathcm.  Handb.  S.  11  worden  36,0  Liter,  nach  DOmichen  Zeitschr.  1875  S.  96 
wieder  etwas  mehr,  nämlich  36,8  Liter  auf  die  Artabe  kommen.  Vergleichen 
wir  diese  Ans&tze  mit  den  oben  im  Text  zusammengestellten,  so  darf  wohl  der 
Nihemngswert  von  36,45  Liter,  welchen  wir  zugleich  als  Norm  fflr  die  übrigen 
ägyptischen  Hohlmalse  benutzen,  als  annehmbar  erscheinen. 

2)  Die.  unter  Kleopatras  Namen  Aberlieferte  metrologische  Tafel,  deren  Ur- 
sprung in  Ägypten  zu  suchen  ist  (Metr.  script.  I  p.  109.  123f.  127  f.),  sagt  p.  235, 
19:  xaXdxai  9i  naoa  AtyvTSxiiHS  o  Säffrijs  iV«or,  und  diese  Notiz  kehrt  in 
einer  anderen  noch  jüngeren  Tafel  (p.  256,  5)  mit  der  Variante  ^iav,  womit 
der  Schreiber  doch  wohl  ifiar  meinte,  wieder. 

3)  Diese  Gefälsform  zeigen  Abereinstimmend  die  ägyptischen  Schriftdenk- 
Aäler.  Die  einheimische  Wortform  war  hin  (Ghabas  RMtherches  sur  les  poids, 
meswes  et  monnaies  des  anciens  Egyptiens,  Extrait  des  M^moires  pr^nt^s 
etc,  Paris  1876,  p.  5)  mit  den  Varianten  kan  (Ghabas  a.  a.  0.),  Aon,  hun  (Ghabas 
Determination  etc.  p.  13  L).hinnu  (Eisenlohr  Math.  Handb.  S.  268),  h^rmu,  l^Snnu^ 
kun^  d.  i.  vas,  crater  (Stern  im  Glossar  zum  Papryos  Ebers  II  S.  16).  Das 
koptische  Ano,  d.  i.  vas,  ist  von  Lepsius  in  Metrol.  script.  I  praef.  p.  XVI  zum 
Verißeiebe  henngezogen  worden. 

4)  Den  Betrag  des  Hin  berechnete  Ghabas  in  seiner  Determination  m^tri- 


868  iöTPTON.  |4i,i. 

dem  babylonischen  Sechngstel  und  dem  hebrftisohen  Log,  uwl^oimt 
später  4em  grieduBch-rOmischen  Sextare  nahe.  Zu  dem  tettteren  ver- 
hielt  es  sich  fast  genau  wie  5 : 6 ,  sodals  die  ROmer  spater  dieses  Ver- 
hältnis als  das  legale  setzen  und  die  Artabe  mit  06*^  Seitaren  gleichen 
konnten.  1)  Zum  babylonischen  Sechzig^el  und  hebräiscben  Log  stand 
es  wie  9  :  10;  weit  yerschieden  aber  war  es  yon  dem  hebräiscbeii  Hin, 
welches  12  Log  \ML^ 

Ein  drittes  ägyptisches  Mafs,  dessen  Name  uns  sdion  bekannt  ifw, 
ehe  die  unmitteibapen  Quellen  zugänglich  wurden,  ist  das  Epha.  Diese 
aus  dem  Hebräiscbett  geläufige  Benennung  lautet  bei  den  Septnagiita 
uttd  anderen  t^l^);  ebenso  bezeichnet  aber  auch  Hesychios  ein  ägyp- 
tisches Mail,  dessen  GehaH  er  zu  4  Ghöniken  angidit.«)  In  der  TM 
entq[>rechen  4  «ttisobe  ChOsiken,  d.  i.  8  Sextare,  ziemlich  nHhe  10  ägyp* 


«nie  4e  deox  mesnres  iSgyptienne«,  Paris  1867,  p.  7—13,  ebenso  in  seinen  Be- 
cherches  (s.  vorige  Anm.)  p.  5,  teils  nach  dem  Wassergewichte  teils  nach  an- 
tuen MaTsgefifeen  auf  0,455  Liter,  wotfAr  er  den  abgerandeten  Betraf  tob 
Oiiiß  üter  MtsUL  Hieimit  stimmt  genau  das  18^40  Jiter  balteade  llai^gefltt 
von  40  Hin,  welches  derselbe  in  den  Gomptes  rendus  de  l'ann^e  1876,  Aead^ 
mie  des  inscriptions  et  belles-lettres,  p.  21 2  ff.  behandelt  Der  Gbabasscbeo  Be- 
stimmai^  folgt  Dümieben  Zeitschr.  f.  igypt.  Spr.  1875  S.  961  k  deoMdbea 
Jahrgange  der  Zeitschrift  S.  42  setzt  Eisenlohr  das  Hin  nach  dem  Waseene- 
wicht«  0,45229  Liter  (besser  0,4523  Uter,  Matbem.  Handb.  S.  207),  randet 
aber  diesen  Betrag  in  der  beigefflgteo  Tabelle  der  Hohlmafee  auf  0,45  Ütoi^ 
Das  von  Eisenlohr  Zeilsdlr.  S.  42  und  Matbem.  Handb.  S.  2061  erwähnte  Hw- 
geftfis  des  Berliner  Mosemis,  weldies  laut  Aufschrift  11  Hin  fassen  seH,  &V^ 
0,47  Liter  für  das  Hin.  Mit  Recht  wast  «babas  D^terminaUoa  p.  121  daraal 
hin,  dafs  man  bei  Nachmessung  antiker  Hohlgefifse  einen  flanm  de  nen-rs^ 
pUsioge  in  Abzag  bringen  mAsse,  dessen  Betrag  im  eimelnen  Farlle  leider  steh 
iMit  genau  fiximn  lifst  Ein  anderes  von  Obabas  in  der  ZeÜsehr.  1  igypt 
Spraehe  1870  S.  1221  besehridbenes  Gef&fs  von  9  Hin  ergab  f&r  das  Hm  iv 
0^416  Liter,  ist  also  ungenau  geeicht;  auch  ein  Gef&fs  des  Bulaqer  Meseiiw 
(Eisenlohr  Math.  Handb.  S.  2061)  ans  der  Epoche  ThutflMs'  IH,  im  Betrage  ^ 
21  Hin,  ist  ein  wenig  lu  knapp  ausgefaUen,  da  es  auf  ein  flin  von  nur  0,441$ 
Uter  fahrt 

1)  YergL  $  46, 17.  51,  4.  53, 16.  58, 18  gegen  Ende,  und,  anlangend  die  aas 
dem  Hofalmafs  abceieiteten  «leichungen  des  altigyptiscben  Gewichtes  mit  den 
babylonischen  und  rOmischen,  f  42, 16.  46, 17  a.  E. 

2)  Das  Yerbähnis  des  Hin  sum  bfli>Yloni8chen  Sechsigstel  ist  ehi  ^^ 
matisehes,  da  die  Artabe  von  80  Hin  gleich  dem  Epha  von  72  Sedhsigsteln 
gilt  (§  42,  7).  Diesen  Ansatz  bestätigt  auch  Epipbanioe,  wenn  wir  anders  sem 
a/MM/  tv  richtig  als  Mafs  von  9  Log  gedeutet  und  dem  ägyptischen  jpA«  oder 
0pha  (» 10  igypt  Hin)  gleichgeseUt  haben.  Sowohl  Ober  dieses  heilige,  au 
Aber  das  allgemein  Obliche  hebräische  Hin  vergl.  unten  %  44,  9.  10.  Ans  vm 
Verhältnis  9 :  10  iwiscben  ägypt  Hin  und  hehr.  Log  eraiebt  sieh  f fir  das  ne 
bräische  Hin  der  Betrag  ron  13 Vs  ägyptischen  Hin,  d.i.  nahesu  11  Soctaren. 

3)  Vergl.  Steph.  thes.  linguae  Graecae  unter  oUpi,  Me^l.  script  II  p.  l^l« 
10  und  Index  unter  UfL  ^ 

4)  Oifw  ftdx(>av  %$  xa^oaxolvtHav  Aiyinvrtor.  Die  koptische  Form  des 
Mafses  lautet  otne  (Eisenlohr  Zeitschr.  1875  S.  46). 


tä,i.  EOfOMASiE.  869 

tischen  Hin.  Fttr  diesen  Betrag  erscheint  denn  auch  in  den  einheimi- 
sehen  Schriftwerken  ein  Mafszeicben ,  weichee  yermatungsweise  pha 
oder  ^ha  gelesen  worden  ist.  9 

Wie  das  ägyptische  Hin  kleiner  ist  als  das  hebräische,  so  steht 
auch  das  agyptisdie  Epha  hinter  dem  Betrage  des  hebräischen  zurück, 
welches  letztere  achtmal  so  grofs  ist.  ^) 

Das  ägyptische  Epha  erscheint  als  hebräbches  Mab  in  den  Ex- 
cerpten  aus  Epiphanios,  wo  es  ayiov  iV  genannt  und  zu  9  Sextaren, 
d.  L  Log,  bestimmt  wird  (§  44, 9).  Hierzu  kommt  nach  derselben  Quelle 
das 'grobe'  Hin  (Iv  vo  fiiya)  als  Doppehnais  des  yorigen,  also  gleich 
20  ägyptischen  Hin,  von  Epiphanios  an  einer  anderen  Stelle  unter  dem 
Namen  lUvrot  (im  Koptischen  mmU)  ausdrücklich  als  ägyptisches  Mafe 
beseichnet  und  als  modhis  gedeutet  S)  Dadurch  wird  das  Ment,  da  der 
rtaiische  Hodius  16  Sextare  hält,  ebenso  annähernd  bestimmt  wie  seine 
Hüfte,  das  Epha,  durch  die  eben  erwähnte  Angabe  des  Hesychios.  Die 
genauere  D^nition  giebt  wiederum  Epiphanios,  da  die  18  Log,  die  er 
dem  Soften'  Hin  zut^t ,  wie  aus  dem  Obigen  sich  ergiebt,  gleich 
30  ägyptiscben  Hin  sind. 

Vergleichen  wir  die  bisher  ermittelten  Hafse,  welche  sich,  nach 
itffer  Gröfse  geordnet,  verhalten  wie  80 :  20 :  10 : 1,  so  haben  wir  da- 
mit die  Grundzüge  eines  Systems,  welches  laut  den  ägyptischen  Quel- 
kn  aufgebaut  gewesen  ist  in  der  Stufenfolge  Ton  10  20  40  160  Hin.^) 
Der  in  der  dinheimischen  Oberlieferung  bisher  nicht  mit  Sicherheit 

1)  Eisenlohr  Zeitschr.  f.  ägypt  Spr.  1875  S.  44—46,  wogegen  allerdings 
IHtanichen  ebend.  S*  93  f.  Bedenken  erhebt  und  für  die  Aussprache  ba  sich 
ach  entsdieidet. 


2)  Hebräisches  Epha  — 72  Log  — 80  i 
in  Betraffe  ron  10  Igypt  Hin—  V*  hebr. 

3)  Metrol.  Script  i  p.  262,  10,  wonit  \ 


ägyptische  Hin;  also  1  ägypt  Epha 
.  Epha. 


Kpb 
ZQ  TergL  p.  XVI  der  Vorrede. 
4)  Ein  geschkiesenes  System  ägyptischer  HoUrnafse  nach  den  Betragen  von 
160  40  und  20  Hin  ist  Tersnchsweise  Ton  mir  in  der  Zeitschr.  f.  agypt  Sprache 
1872  S.  124  aufgesieüt  worden.  Ich  setzte  Torans,  dals  zwei  MaÜBe,  deren  hiero- 
flypische  Beseichnnngen  einander  ähnlich  sind,  nnd  von  denen  man  das  eine 
M,  das  andere  of^t  zu  lesen  vorgeschlagen  hatte,  identisch  seien,  eine  Ver- 
■otaog,  welche  spater  ron  Eisenlohr  Zeitschr.  1875  S.  45  gegen  Ende,  Ton 
l^ftnüchen  ebend.  S.  96,  2  and  von  Ghabas  Recherches  p.  7  gebilligt  worden 
ist  Vergl.  anch  A.  Aar^  Metrologie  ^gyptienne,  Nimes  1880,  p.  101  f.  Nach 
1^'cben  a.  a.  0.  S.  96  f.  ist  das  System  in  Benennungen  nnd  Betragen  zn- 
mamuizngteUen  wie  folgt: 
Aoiep  (nadi  Ghabas  p.  8  L  grande  iMiure,  nach  früheren 

,  Lerngsrersadien  iam  oder  tama) 160  Hin  —  72,90  liter 

^  (nach  Ghabas  nnd  anderen  apet) 40    «    «*  18,22     « 

ünm,  d.  i  das  Halbe  (bei  Epiphanios  mmt^  d.  i.  modius)    20    »    —    9,11     „ 
Hierzn  tritt  nach  Eisenlohr  das  Epha  im  Betrage  Ton  10  Hin,  wie  oben  be^ 
merkt  worden  ist 

Hiltfttl^,  Metrokfi«.  24 


870  .ÄGYPTEN.  §4i,i. 

nachgewiesene  Betrag  von  80  Hin  ^  wird  durch  die  Artabe  repräsen- 
tiert, durch  deren  Einfügung  dieses  System  der  Hohfanaise  zu  einer 
regelmflfsigen  geometrischen  Reihe  sich  gestalten  würde.  Doch  ist 
ebenso  auch  die  Annahme  zulässig,  dals  man  sich  mit  den  Benennungen 
für  10  40  und  160  Hin  begnügte  und  den  Betrag  von  80  Hin  ebenso 
als  die  Hälfte  des  groben  Mafses,  wie  das  Mafs  Ton  20  Hin  als  Halbes 
desjenigen  Ton  40  Hin,  bezeichnete.^) 

Das  grofse  Mafs  von  160  Hin  entspricht,  wie  aus  dem  Früberei 
hervorgeht,  dem  halben  Kubus  der  königlichen  oder  grossen  Elle. 

Ein  weiteres  Eingehen  auf  die  Vielheit  der  aulserdem  noch  flber- 
lieferten  altägyptischen  Hohlmafse  hegt  den  Zwecken  dieses  Hand- 
buches fem.  Als  eine  RechnungsgrOfse,  nicht  etwa  als  ein  wirkliches 
Hafsgefilfs,  ist  der  Betrag  von  20  ägyptischen  Kubikdlen  (-«6400  Hin) 
zu  betrachten,  welcher  im  mathematischen  Papyrus  behufs  der  Aosr 
messung  von  Getreidespeichern  Anwendung  zu  finden  scheint^)  Eän 
anderes  System  baut  sich  rein  dekadisch  auf  und  hat  als  oberstes  Mab 
den  'Malter'  von  1000  Hin  (>=456  Liter),  denmächst  den'Scheffd' 
von  100  Hin,  und  unter  der  Benennung  bescha  oder  avü  ein  demEpba 
gleiches  Mafs  von  10  Hin.  ^)  Von  dem  Bescha  abwärts  entwickelt  sich 
eine  mannigfadi  gegliederte  Reihe,  deren  Einheit  das  ro,  d.i.  der 
Becher,  gleich  dem  dreihundertzwanzigsten  Theile  des  Bescha  ist^), 
mithin  Vss  d^  Hin  »» 1 ,41  Centiliter  beträgt  und  in  weit  jüngerer 
Zeit  noch  als  Teihnafe  einer  provinzial*  römischen  Kotyle  erscheint 
(§  53,  18). 

Die  sexagesimale  Teilung,  welche  im  babylonischen  System  die 
Regel  bildet,  ist  in  der  Getreiderechnung  von  Medinet-Habu  ange- 

1)  Zd  beachten  ist,  dafo  nach  Dfimiehen  Zeitschrift  1870  S.  45  in  eiiics 
Teile  der  dort  behandelten  Inschrift  mehremal  das  doppelte  sa  (d.  i.  apHi^  »Im 
ein  Mafs  von  80  Hin,  genommen  werden  mnfs,  wo  nur  das  einfache  Yeraeichiiet 
m  sein  scheint,  aber  ein  Irrtom  in  der  Lesung  leicht  vorgekommen  sdn  kam. 

2)  Die  Benennung  des  Maises  von  20  Hin  als  *  Halbes'  ist  S.  369  Anm.4 
nachgewiesen  worden.  Die  GetrdderechniiDg  von  Medinet-Habu  (Dflmichen  Eine 
vor  3000  Jahren  abgefaßte  Getreiderechnong,  Berlin  1870)  kennt  nur  das 
Mafs  von  160  und  von  40  Hin  und  teilt  letiteres  sexagesimaL 

3)  Eisenlohr  Zeitschr.  1875  S.  49  f.,  derselbe  im  Mathem.  Handbuch  S.  99. 
Die  zu  Grunde  liegende  Elle  ist,  wie  im  ganien  mathematischen  Papyros,  die 
grolse  königliche. 

4)  Eisenlohr  Zeitschr.  1875  S.  47—49,  wogegen  Dflmichen  ebend.  S.  92—94 
einige  Einwendungen  erhob.  In  aUen  Teilen  verbessert  konnte  Eisenlohr  nach 
Herausgabe  des  mathem.  Papyrus  in  seinem  Kommentar  (Bd.  I  des  matheou 
Handbuches)  S.  11  dieses  System  aufstellen. 

5)  Eisenlohr  Zeitschr.  1875  S.  43,  Mathem.  Handbuch  S.  11.  78.  266.  VeigL 
auch  P.  Tannery  in  der  Revue  arch^oL  vol.  41  (1881)  p.  168  f.,  der,  alleidings 
weit  abweichend,  das  ro  lu  0,06  und  das  Hin  zu  1,92»  liter  anaeliti 


i4i,7.  HOHLMASS£.  871 

wendet  auf  das  Maus  von  40  Hin.  i)  Das  einzelne  Sechzigstel  betrug  also 
30,4  CentiL  Wiederum  die  Hälfte  dieses  MaCses,  mithin  ein  Drittel  des 
Hin  ("B  15,2  Centil.)  erscheint  als  besondere  Maiseinheit,  welche  man 
nach  Ausweis  des  hieroglyphischen  Bildes  als  'Tasse'  bezeichnet  hat.  2) 

Ebenfalls  als  Sechzigstel  ist  wohl  das  Hohlmais  der  Inschrift  Thut* 
mosis'  ni  in  Karnak,  welches  in«n,  d.  i.  die  Mine,  gelesen  und  von 
Bmgsch  durch  'Kanne'  übersetzt  wird ,  anzusehen.  3)  Nimmt  man  es 
ab  Sedizigstel  der  Artabe^),  so  betrug  es  60,8  Centüiter  und  war  iden- 
tisch mit  dem  Einheitsmaise  der  R^epte  im  Papyros  Ebers,  welches 
tmat  genannt  wird.  ^) 

Als  Teilmafs  ist  unter  besonderer  Benennung  noch  das  Viertel 
des  Hin  nachgewiesen,  o)  Aufserdem  kommen  im  Gebiete  der  Hohl- 
mafse  die  yerschiedensten  Bruchrechnungen  bis  zu  aufserordentlich 
kleinen  Beträgen  vor''),  von  denen  wir  besonders  erwähnen  die  Tei- 
long  des  Hin  in  Dreihundertsechzigstel,  d.  i.  0,13  Centil.^),  des  Bechers 
(ro)  bis  zum  Zweiundvierzigstel,  d.  i.  0,3  Centil.^),  des  tenat  in  Hälften, 
Driltel  und  SechsteL^«») 

1)  Dfinichen  Eine  vor  3000  Jahren  abgefafste  Getreiderechnnng,  Berlin 
1870,  S.  4ff: 

2)  Ghabas  Determination  p.  15  ff.,  Recherches  p.  6.  14. 

3)  Brandis  S.  34  f.  fafst  das  men  als  Sechzigstel  des  babylonischen  Maris; 
von  mir  ist  es  in  der  Zeitsehr*  f.  agypt  Sprache  1872  S.  123  venpatnngsweise 
als  Sech2igst€l  der  Aitabe  angesetzt  worden.  Eine  dritte  Schätzung  würde 
nf  ein  Sechzigstel  des  hotep  hinausgehen  (nnten  Anm.  5).  Den  betreffenden 
Teil  der  Inschnft  von  Karnak  behandelt  de  Rong^  Revue  arch^logique,  non- 
▼eile  s^rie,.  1860,  toI.  II  p.  287—312,  die  Lesung  mm  giebt  derselbe  p.  299 
Anm.  2;  die  Übersetzung  'Kanne'  kehrt  häufig  wieder  bei  Brugsch  Geschichte 
Ägyptens  S.  308—322. 

4)  Zeitschrift  1872  S.  123. 

5)  Papyros  Ebers  I  S.  19.  Unter  Beiufung  auf  'Dümichens  wohlbestätigte 
Combination'  setzt  Ebers  das  tenät  auf  0,6  Liter  an.  Wenn  die  Form  fenät 
ab  synonym  mit  ienä  (S.  369  Anm.  4)  d.  i.  als  '  Halbes'  gefafst  werden'  darf, 
so  w^e  das  entsprechende  Ganze  ein  Sechzigstel  des  grofsen  Mafses  von  160 
ffin  sein.  Doch  bemerkt  Ghabas  Recherches  p.  14,  dafs  tena  überhaupt  'Teil, 
Teihuig'  bedeute  und  in  sehr  verschiedenen  Beziehungen  vorkomme,  sodafs 
SM  der  Benennung  allein  kein  sicherer  Vergleich  lu  entnehmen  ist. 

6)  Ghabas  Recherches  p.  6.  14  giebt  als  Namen  des  Mafses  Mbn  und  als 
dessen  Betrag  0,115  Liter  an. 

7)  Vergl.  Dfimichen  Zeitschrift  1875  S.  98:  'die  uns  vorliegenden  Angaben 
äMr  «ese  Ma6e  in  Teilungen  durch  Brüche  sind  endlos',  worauf  eine  Obeirsicht 
Act  einschlägigen  Utteratur  folgt  Vergl.  auch  denselben  ebend.  1879  S.  108  C 
Aafeerdem  sind  zu  berücksichtigen  die  Übersichten  der  kleinsten  ägyptisch-pro- 
vboiakn  und  römischen  Ma&e  unten  §  53, 17.  18,  oben  §  17, 4. 

8)  Lepshis  Zeitschrift  1866  S.  109,  Ghabas  Recherches  p.  5  f.    Rein  sexa- 
^nnal  würde  die  Teilung  verlaufen  sein,  wenn  man  nicht  das  Hin,  sondern 

en  Viertel  (oben  Anm.  6)  als  Einheit  gewählt  hätte. 

9)  Eisenlohr  Zeitsehr.  1875  S.  43,  Mathem.  Handb.  S.  12. 

10)  Papyros  Ebers  I  S.  19.    . 

24* 


872  ÄGYPTEN.  §41,1.8. 

Eine  vergleidiende  Obersicht  des  Systems  des  grofseo  Habes 
(S.  369  f.)  mit  den  vorderasiatischen  Mausen  ist  am  Sehlufise  dieses 
Handbaches  in  Tab.  XXI  ausammengestellt. 

8.  Das  ägyptische  Gewichtsystem  i^  ebenso  durch  seise 
Originalität  ab  seine  Einfachheit  bemerkenswert.  Wahrend  die  Seia- 
gesimalteilung  des  babylonischen  Systems  von  Anfang  herein  sowoU 
auf  ein  schweres  als  ein  um  die  Hälfte  leichteres  Talent  Anwendung 
gefunden,  und  dann  weiter  Gold-  und  Silbergewicht  eine  wesentlich 
abweidiende  Gestaltung  empfangen  hat,  sodafs  wir  bereits  vorEin- 
führung  der  Goldprägung  es  mit  sechs  verschiedenen  Talenten,  Blioeo 
und  deren  Teilen  zu  thun  haben,  kannten  die  Ägypter  von  alters  ber 
nur  eine  Gewichtseinheit,  das  fen,  nebst  dessen  Zehntel,  dem  käA)  Ais 
die  Durchforschung  der  alten  Denkmäler  die  erste  Kunde  von  dieseii 
eigentümlichen  Gewichten  brachte,  denen  nichts  ÄhnUches  aus  den 
Systemen  der  übrigen  alten  Völker  an  die  Seite  gestellt  werden  konnte, 
versuchte  man  die  Einheit  Pfund  und  deren  Zehntel  Unze  oder  Lot 
oder  Drachme  zu  nennen,  ohne  jedoch  damit  den  Betrag  des  Gewichtes 
auch  nur  annähernd  bestinunen  zu  wollen.  ^)  In  der  That  stellte  sich 
heraus,  nachdem  man  mehrere  wohlerhaltene  Gewichtstttcke  aufge- 
funden hatte,  dafs  das  Ten,  der  Absicht  nach  gleich  Viooo  des  Wasser- 
gewichtes des  Kubus  der  kleineren  EUe^),  möglichst  nahe  90,96  Gramm 

1)  Die  gröfsere  Einheit  wurde  von  Ghabas  (Note  sur  an  poids  ^gyptieo» 
der  Revue  arch^logiqne  lS6t  vol.  3  p.  12  f.)  uien,  später  von  Brogsch  m 
aitigypUsches  Recheneieropel  in  der  Ztschr.  für  ägypt  Spr.  1865  S.  66t)  <m 
von  Lepsius  (ebenda  S.  109)  änu  gelesen.  Letztere  Formen  bexeichnen  4k 
Mehrzeit;  für  den  Singular  ist  jetzt  von  den  meisten  Ägyptologen  die  Usonf 
und  Aussprache  ten  (oder  auch  &en  gemäfe  den  Vereinbarungen  des  LondoMr 
Orientalisten-Kongresses  v.  J.  1874:  Zeitschr.  1875  S.  2,  Eisenlohr  Mathem.  Ptp 
S.  157)  angenommen,  Doch  hält  Ghabas  in  seinen  späteren  Publikationen  fipff 
diese  Frage  (Determination  m^trique  de  deux  mesures  ^ptiennes  de  capicUc 
Paris  1867 ,  Recberches  sur  les  poids,  mesures  et  monnaies  des  anciens  £0?* 
tiens,  Extrait  des  m^moires  pr^seut^s  etc.,  Paris  1876)  an  der  Form  ouUn  M 
welche  von  einer  ägvptlschen  Wurzel  mit  der  Bedeutung  petanteuTf  ImtrSf» 
abzuleiten  sei.  Die  kleinere  Einheit  wird  von  Ghabas,  Harris  o.  A.  kai,  tob 
Brugsch,  Lepsius  undPoole  im  Numism.  chron.  1867  p.  197  f.  ket  gelesen,  wdche 
Aussprache  als  die  bei  deutschen  und  englischen  Gelehrten  recipierte  geltea  ina|> 
Ober  das  Vorkommen  des  Ket  in  koptischen  Texten  vergl.  Poole  a.  a.  0. 

2)  Die  von  Brogsch  Histoire  d*Egypte  I  p.  99ff.  vorgeschlagene  Übersetzotf 
'Pfund'  und  *ünze'  behielten  Roug^  und  Ghabas  bei.  Brandis  sagt  Pfnad  m 
"Lot  (ebenso  Brugsch  in  seiner  Geschichte  Ägyptens,  Leipzig  1877,  S.  831). 
Das  Zehntel,  kei,  verglich  Brugsch  in  der  in  voriger  Anmerkung  angeßlirt^ 
Abhandlung  (Ztschr.  1865)  zunächst  mit  der  griechischen  Drachme,  wofür  er 
später  iu  seiner  Geschichte  Äpptens  (1877  S.  832)  die  genauere  Bezdchoaii 
als  Didrachmon  oder  Stater  einsetzte,  welches  griechiscne  Gewicht  in  Kop- 
tischen durch  kiti  oder  kite  fibertragen  werde. 

3)  P.  Bortolotti  Del  primitivo*cubito  egizio,  Modena  1878,  p.  95  fr. 


141,8.  GEWICHTE.  873 

betrug J)  Wohl  mag  es  glaublich  erscheinen,  dafsder  Gebrauch  des 
Handels  und  Verkehrs  für  das  Abwägen  schwerer  und  Terhältnismfifsig 
wenig  wertvoller  Gegenstände  irgend  ein  decimales  HuHiplum  des  Ten 
mit  besonderer  Benennung  anwandte  >);  allein  anlangend  die  edlen 
Metalle,  Gold,  Elektron,  Silber,  ja  selbst  Kupfer  steht  es  fest,  dab  noch 
so  grobe  Beträge  lediglich  in  Ten  vorwogen  worden  sind.  3)  Als  Teil- 

1)  Die  erste  Bestimmuog  des  Normalgewiehtes  des  Ten  versuchte  Ghabas 
io  der  oben  (S.  372  Anm.  1)  zuerst  angerohrten  Abhandlung.  Ein  Serpentin- 
gewicht  in  der  Sammlung  des  in  Alexandrien  verstorbenen  Engländers  Harris, 
vdches  SOS  dem  alten  Theben  stammt,  tragt  die  Aufschrift  '5  Ket,  Schatz- 
kammer Ton  On  (Heliopolis)*.  Es  zeigt  noch  die  ursprüngliche  Politur  und  ist 
kram  an  den  Rindern  ein  wenig  vemutzt.  Die  Wägung  ergab  698  Gran  engL 
Troygewicht  (>»>  45,230  Gramm),  woraus  Cbabas,  mit  Zurechnung  von  nur  2  Gran 
Inf  die  Yemutzung,  als  Normalgewicht  des  Ten  90,717  Gramm  berechnet.  Dies 
so,  bemerkt  er  in  seiner  Determination  m^trique  etc.  p.  2,  eine  minimale  Be- 
^'^i^'^^i  wogegen,  wenn  man  5  Gran  mehr  auf  die  erfolgte  Abnutzung  rechne, 
dcrMaximalbetiag  von  91,375  Gramm  für  das  Ten  sich  ergebe.  In  J.  1872  Ter- 
öffentlichte  E.  t.  Bergmann  fWiener  Numism.  Zeitschr.  IV  S.  165—169)  die  Ge- 
wiekte  der  k.  k.  ägyptischen  Sammlung  in  Wien  aas  der  Zeit  der  26.  Dynastie 
(666-527),  in  den  Betragen  von  5,  1  und  '/>  Ten  ->  455,  94,65  und  46,3  Gr., 
wa^  fAr  das  Ten  den  Minimalwert  von  91  Gramm  ergiebt  Fast  gleichzeitig  hat 
Lepans  in  den  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  aus  dem  J.  1871  S.  41  nach  bisher 
noch  nidit  veröffentlichten  Untersuchungen  und  allgemeineren  Vergleichungen 
^  Ten  auf  90,959  Gramm,  d.  i.  3  Vs  römische  Unzen  (vergl.  §  46, 17  a.  E.),  fest- 
fetetzt,  welcher  Bestimmung  Brugsch  in  der  Geschiente  Ägyptens  S.  831  sich 
UttcfaUefet.  Bortolotti  a.  a.  0.  p.  98  f.  bestimmmt  den  theoretischen  Wert  des  Ten, 
»bteleitet  tou  dem  Gewicht  des  Nilwassers,  welches  den  Kubus  der  kleineren  Elle 
mi  (oben  S.  372)  auf  91,125  bis  90,994  Gr.,  und  setzt,  indem  er  das  Harrissche 
Oewichtstfick  hinzuzieht,  das  Ten  definitiT  auf  90,920  Gr.  Einen  weit  weniger 
XDTerUasigen  Wert  liefern  zwei  in  den  Ruinen  des  nordwestlichen  Palastes  von 
«Vimmd  gefundene  kubische  Gewichte  ägyptischer  Fabrik«  Nach  Layard  Nineveh 
and  Babylon  p.  196  wiegt  das  gröfsere  8,264  Unzen  (Troygewicht?),  das  kleinere 
&»2M  Duzen  *-  257,04  und  164,82  Gramm.  Brandis  S.  76  Anm.  1  giebt  an  nach 
eigeaer  Wägung  die  Beträge  von  265  und  174,7  Gramm  gefunden  zu  haben, 
woDich  das  Ten  auf  nur  88  Gramm  auskommen  würde.  Wiederum  weit  höher, 
oimJidi  auf  94  bis  96  Gr.,  ndvant  les  ^aues,  setzt  Lenormant  I  p.  94  das  Ten 
aach  ttUreichen  Norma^^ewichten'  des  Museums  von  Bulaq  an:  s.  das  Nähere 
^  Bortolotti  p.  156  ff.  —  Der  Versuch  Liebleins  in  der  Zeitschr.  f.  agypt.  Spr. 
1M9  S.  28ff.  eine  grofee  Zahl  von  Skarabäen  in  eine  regeUnäfsige,  von  5  zu 
S  Dedgrammen  aufsteigende  Gewichtskala  einzuordnen  und  darauf  ein  abwei- 
ekcndes  GewichUystem  aufzubauen,  welches  sich  um  eine  Einheit  von  12Vs 
Crunm  drehe,  hat,  wohl  mit  Becbt,  keinen  weiteren  Anklang  gefunden. 

2)  Unsicher  ist  die  Vermutung  G.  Vf.  Goodwins  in  der  Zeitschrift  f.  agypt. 
%.  1873  S.  16  f.,  dafs  es  ein  Gewicht  namens  iet  im  Betrage  von  5  Ten  ge- 
lben habe.  Soll  man  damit  das  $ää  in  Verbindung  bringen,  welches  Eisenlohr 
llithem.  Handbuch  der  alten  Ägypter  I  S.  155—157  und  im  Wörterbuch  ebenda 
S*  279  als  ein  Stück  Metall  von  bestimmtem  Gewicht,  und  somit  als  ein  Aqui- 
nleot  der  Münze  deutet? 

3)  Lepaus  stellt  m  seiner  Abhandlung  über  die  Metalle  in  den  ägyptischen 
faadiiiften,  Abhandlungen  der  Berliner  Akad.  aus  dem  J.  1871  S.  41,  45  und  95 
»Mammen  die  Wägungen  von  Gold  in  den  Beträgen  von  12  bis  zu  3144  Ten, 
▼on  Elektron  hn  Maximalbetrag  von  36692  Ten  »  3337  Pogramro,  von  Kupfer 


874  ÄGYPTEN.  |4i,8.9. 

gewicht  genügte  in  den  meisten  FaDen  das  Zehntel  oder  Ket  im  Be- 
trage von  9,096  Gr.;  wo  aber  noch  feinere  Abwägung  erforderüch 
war,  wurde  das  Ket  als  Einheit  gemUfs  der  ägyptischen  Bruchrechnung 
in  Hälften,  Drittel,  Viertel  und  so  weiter  bis  zu  so  kleinen  Teilen  ^  als 
nur  immer  wünschenswert  war,  geteilt ') 

Das  Medicinalgewicht,  welches  der  Verfasser  des  Papyros  Ebers 
seinen  Rezepten  als  Einheit  zu  Grunde  legt^),  scheint  zwei  Dritteltet 
>B  6,064  Gramm  betragen  zu  haben. 

9.  Zu  allgemeinerer  Kenntnis  gelangte  das  ägyptische  Gewicht- 
system zuerst  durch  die  Inschriften  des  Ammontempels  zu  Ramak^ 
welche  den  Bericht  über  die  Eroberungszüge  des  Königs  ThutmosisID 
(Anfang  des  16.  Jahrb.  v.  Chr.)  und  die  genauen  Listen  der  von  den 
unterworfenen  Völkerschaften  gezahlten  Tribute  sowie  der  sonstigen 
Kriegsbeute  enthalten.  3)  Die  Wägungen  nach  Ten  und  Ket,  deren 
skrupulöse  Genauigkeit  noch  nach  3500  Jahren  der  erwähnte  inscbrift- 
liehe  Bericht  uns  bezeugt,  geben  die  Effektivbestände  der  eingegange- 
nen Tribute,  wie  sie  in  die  Rechnungen  des  königlichen  Schatzamtes 
eingetragen  waren.  Die  Auflage  der  Kontributionen  aber  war  bei  den 
asiatischen  Völkerschaften  mit  einer  einzigen  Ausnahme,  wo  genau  je 
100  Ten  Silber  und  Gold  eingingen^),  in  Minen  babylonischen  Gofal- 
und  Silbergewichtes  (§  42,  12)  erfolgt,  wie  sich,  nachdem  der  Betrag 

im  Betrag  von  2040  Ten.  Im  Papynis  Harris  erscheinen  unter  anderm  Beträge 
Goldes  und  Silbers  von  tOlO  Ten  6V4  Ket  (Zeitschr.  f.  ägypt.  Spr.  1873  S.  65). 
undTon  18252  Ten  lV4Drachme,d.i.wohlKet(ebendaS.72).  Aber  auch  Oata- 
titäten  von  Getreide  nnd  Mehl  bis  nahe,  an  den  Betrag  von  400000  Ten  »» 36S80 
Kilogramm  finden  sich  verzeichnet  (Ghabas  Recherches  sar  les  poids  etc.  p.  8). 

1)  Nach  Lepsins,  Zeitschr.  t  ägypt  Spr.  1865  S.  109,  ging  die  Bmcht^oBf 
bis  zu  Vs^o  herab.  Ghabas  a.  a.  0.  rahrt  beispielsweise  ans  den  Rechniuigen 
von  Edfu  die  Bmchreihe  Vs  +  V«  +  V»o  +  V4»  —  •/•  *n-  Bas  Nähere  wdst 
Dfimichen,  Zeitschrift  1879  S.  108  ff.,  besonders  S.  118,  nach. 

2)  G.  Ebers  bringt  im  I.  Bande  der  Ausgabe  seines  Papyros,  Leipzig  1875, 
S.  18  das  altagyptische  Medicinalgewicht  in  Verbindung  mit  dem  späteren  art- 
bischen Dirfaem  oder  Drachme  im  Betrage  von  47 >/•  bis  48  engL  Gran  —  3,086 
bis  3,110  Gramm.  Als  Einheit  habe  der  Verfasser  des  Papyros  die  DoppeldndiBi^ 
gebraucht  und  dieselbe  nach  Brüchen,  deren  Zahler  1  und  deren  Nenner  Po- 
tenzen von  2  sind,  eingeteilt. 

3)  Birch  The  annals  of  Thotmes  ül  in  der  Archaeologia  vol.  35.  p.  116—166, 
Brugsch  Histoire  d'Egypte  I  p.  95—104  (Geschichte  Ägyptens  S.  294-3)7i 
Roug^  Revue  arch^ologiqoe  1860  vol.  2  p.  287—312  (oder  p.  3—28  des  Separat- 
abzuffes),  Brandis  Mflnz-  Mafs-  nnd  Gewichtswesen  S.  75  f.  80  f.  91—93,  L^os 
Die  MeUlle  S.  27,  Duncker  Geschichte  des  Altertums,  5.  Aufl.,  D  S.  119  f.  128  L 

4)  Brandis  S.  91.  Doch  können  nach  der  am  Schlufs  der  folgenden  An- 
merkung vermuteten  Norm  auch  diese  Beträge  mit  je  18  königlichen  Minen,  voA 
weiter  nach  der  babylonischen  Währung  (§  42,  12)  mit  Minen  Silbers  n.  w^ 

f geglichen  werden,  nur  dafs  bei  der  Abnahme  des  Tributes  das  volle  Gewicht 
n  Ten  gewahrt  wurde. 


i 


141,9.  GEVnOITE^  375 

des  ägyptischen  Ten  ermittelt  worden  ist,  mit  Sicherheit  nachweisen 
tibO)  SchwerUch  hatten  die  Ägypter  dieses  babylonische  Gewicht  erst 
auf  ihren  Eroberungszttgen  kennen  gelernt,  sondern  gewifs  schon  um 
Jahrhunderte  früher  bei  den  friedlichen  Beziehungen  des  Handelsver^ 
kehrs  durch  Vermittelung  der  PhOniker^),  Beziehungen,  welche  auch 
nach  den  erwähnten  Kriegszügen  stetig  und  lebendig  fortdauerten.  Es 
ist  uns  eine  Anzahl  kleiner  Goldringe  ägyptischer  Fabrik  erhalten, 
welche  als  Voi4äufer  der  Goldmünzen  zu  betrachten  sind  und  dem  Fufse 
eines  Goldsechzigstels  von  8,1  Gr.  folgen.  3)  Das  leichte  Sechzigste! 
babylonischen  Gewichts  stand  normal  auf  8,4  Gr.  und  sein  Sechzig- 
{aches  oder  die  leichte  königliche  Bfine  auf  504  Gr.  (§  42, 10);  da- 
gegen würde  dem  Fufse  der  ägyptischen  Goldringe  mit  der  Einheit  von 
8,1  Gr.  eine  leichte  Mine  von  nur  486  Gr.  entsprechen.  Nun  ergiebt 

1)  Die  Redaktion  des  ägyptischen  Gewichtes  auf  babylonisches  hat  Brandis 
S.91— 93  mit  Glück  versncht  nnd  scharfsinnig  dorchgeffihrt.  Nnr  dOrfte  es 
aageaiesaen  ada  die  Betrige  allenthalben  auf  Minen  Goldes  nnd  SUbers  (die 
Mine  Goldes  i«  50  Sechzigstel,  die  Mine  Silbers  a-  50  Fünfnnd vierzigste!)  zu  re- 
doderen,  wonach  sich  ergiebt:  Tribut  der  assyrischen  Städte  Innuamu,  Anangas 
und  Hoamkl  (Bmgsch  Geographie  S.  34)  156  Minen  Silbers;  Tribut  der  Retennu 
oder  Rutennu,  eines  mesopotamischen  Volkes  (Meltzer  Geschichte  der  Kartbager 
I S.  17  f.),  124  Minen  Silbers;  Tribut  des  Königs  von  Zahl  (Brogsch  a.  a.  0.  S.  36) 
10  Minen  Goldes  (ich  rechne  also  500  Sechzigstel  zu  8,17  Gr.,  Brandis  485  zu 
8,42  Gr.);  zweiter  Tribut  von  Anaugas  11  Minen  Goldes  und  25  Minen  Silbers; 
jährlicher  Tribut  der  Rutennu  12  Minen  Goldes  und  240  Minen  Silbers;  Tribut 
der  Gheta,  welche  nördlich  von  den  Rutennu  ihre  Sitze  hatten,  20  Minen  (joldes; 
der  früher  von  demselben  Volke  in  8  silbernen  Ringen  gezahlte  Tribut  48 
Minen  Silbers  (—2400  Silbershekel  zu  11,40  Gr.,  dagegen  Brandis  2450  Silber- 
eiahdten  zu  11,14  Gr.).  Behufs  Ausgleichung  zwischen  ägyptischem  und  asia- 
tischem (lewicht  hat  yielleicht  die  Norm:  1000  Ten  »^  3  königlichen  leichten 
Tileaten  >->  162  babylonischen  Minen  Silbers  »216  Minen  Goldes  Torgeschwebt 
({42,16).  Hiernach  würde  1  Ten  »^  8V10  oder  rund  »  8  babylonischen  Sil- 
bmhekeln  anzunehmen  sein.  Lenormant  I  p.  105  setzt  vermutungsweise  600 
hel»r§i8che  Shekel  gleich  90  Ten,  also  1  Ten  —  6*/3  hebräischen  oder  87»  baby- 
lonischen Shekel. 

2)  0.  MelUer  Geschichte  der  Karthager  I,  Beriin  1879,  S.  12—17. 

3)  Die  Gewichtskala  dieser  Ringe  untersuchte  zuerst  Brandis  S.  82  f.,  der 
tls  Einheit  ein  schweres  Sechzigstel  von  16,2  Gr.  ermittelte  (auf  dieses  Normal- 
fewicht  führen  die  drei  am  sorsfältiffsten  ausgebrachten  Stücke)  und  die  Teil- 
ttficke  zu  Vis*  Vis*  V>Ot  V^}  /m,  740  mit  Rücksicht  auf  die  Nominale  der 
«{Mteren  vorderasiatischen  Goldprägung  ansetzte.  Lenormant  I  p.  103f.,  dem 
wir  im  Obigen  gefolgt  sind,  entscheidet  sich  für  das  leichte  Sechzigstel  und 
weist  als  Teilstücke  die  Beträge  von  10,  8,  6,  5,  4,  3  Sechzigsteln  dieser  Ein- 
^t  nach.  Weitere  Aufschlüsse  werden  sicher  sich  ergeben,  wenn  es  möglich 
sein  wird  die  Spuren  einer  kleinen  Goldeinheit  vorderasiatischen  Gewichtes  in 
ägyptischen  Rechnungen,  welche  Lenormant  p.  107  andeutet,  weiter  zu  ver- 
folgen (vergl.  unten  S.  380  Anm.  1).  —  Zweifel  gegen  die  babylonische  Gewichts- 
aorm  dieser  Ringe  erhoben  Lepsius  Die  Metalle  S.  122,  der  an  der  Ungenauig- 
Iteit  der  Einzelgewichte  Anstofs  nahm,  und  E.  v.  Bergmann  Wiener  Nomism. 
Zeilsehr.  IV  S.  172-174, 


376  ÄGYPTEN.  i  41, 9. 10. 

sich  aus  einem  späteren  Zeugnisse,  dafs  die  Ptolemfler  eine  Mine  von 
nahezu  gleichen  Beirage  ab  einhehnisch  Ägyptisches  Gewicht  yorge- 
funden  und  in  ein  bestimmtes  Verhältnis  zu  dem  von  ihnen  eingefübr- 
ten  Münz-  und  Gewichtsystem  gesetzt  haben.  Hit  Hinzunahme  der 
gesetzlichen  Gleichung,  welche  noch  spflter  die  Römer  über  diese  ägyp- 
tische Mine  erlassen  haben,  nehmen  wir  als  wahrscheinlich  an,  dafe  die 
leichte  königliche  Bline  des  babylonischen  Systems  nicht  etwa  erst  zur 
Zeit  der  persischen  Eroberung,  sondern  schon  weit  früher  von  Asiea 
her  Eingang  gefunden  hatte  und  dafs  dieselbe  als  ägyptisches  Gewicht 
auf  den  Betrag  von  ungefUir  490  Gr.  anzusetzen  ist^ 

Laut  der  Inschrift  auf  der  Stele  Ton  Barkai,  im  Museum  Ton  Bolaq, 
bestand  in  Äthiopien  ein  proyinziales  Gewichtsystem,  als  dessen  Nomi- 
nale aufser  dem  Ten  und  seiner  Hälfte  ein  kleinstes  Gewicht  namens 
pek  im  Betrage  von  Vi  38  Ten  ■»  0,71  Gr.  bisher  nachgewiesen  wor- 
den ist  2) 

10.  Die  edlen  Metalle,  Gold  und  Silber,  und  vielleicht  als  drittes 
das  Elektron,  eine  Mischung  aus  Gold  und  Silber,  waren  seit  dem 
25.  Jahrhundert  vor  Chr.  reichUch  in  Ägypten  vorhanden,  und  zwar 
strömten  dieselben  nicht  blofs  als  Kriegsbeute  nach  siegreichen  Erobe- 
rungszügen (§  41, 9),  sondern  stetiger  noch  und  ergiebiger  durch  den 
Bergbau  und  die  Ausfuhr  der  eigenen  Landesprodukte  zu.  ^)  Berflck- 

1)  Diese  Mine  keifet  in  drei  metrologischen  Tafeln  die  Ptolem&ische  und 
wird  18  römischen  Unzen  (»>  491  Gr.)  gleichgesetzt:  s.  Metrol.  Script.  I  p.  109  t 
und  unten  §  54,  t.  Die  von  mir  Metrol.  Script  a.  a.  0.  Anm.  4  ansgesprocheoe 
Vermutung,  dafs  dieselbe  Mine  von  den  Ptolemiem  auf  13&  Ptolemäische  Drach- 
men gesetzt  worden  sei,  führt  zwar  gemals  dem  fiblichen  Ansätze  dieser  Drachme 
zu  einem  Gewichte  von  nur  482  Gr.,  erleichtert  aber  die  Identificierung  dieser 
Mine  ndt  der  aus  den  Goldringen  gefundenen  im  Betrage  von  486  Gr.  —  Ober 
die  anderweitige  Verbreitung,  welche  die  Mine  von  490  Gr.  von  Vorderaaien  tos 
nach  Griechenland  und  Italien  gefunden  hat,  vergl.  f  19, 11,  V.  50,  7.  57,4  8. 

2)  Lepsius  in  den  Abhandl.  der  Beriiner  Akad.  aus  dem  J.  1871  S.  41—43, 
Ghabas  Recherches  sur  les  poids  etc.  p.  21.  38.  Lepsius  weist  noch  besondert 
auf  die  Gewichtsgleichheit  zwischen  dem  pek  und  attischen  Obolos  hin,  und 
vermutet,  dafs  das  Ten  im  äthiopischen  System  in  8  Ket  zu  je  16  Pek  geteilt 
worden  sei  (also  Oberhaupt  wohl  nach  Stammbrüchen,  deren  Nenner  Potenien 
von  2  waren).  Weiteres  über  dieses  Goldgewicht  und  sein  Wertverhältnis  zum 
Silber  s.  bd  Bortolotü  p.  116  S. 

3)  Lepsius  Die  Metalle  in  den  ägyptischen  Inschriften,  Philos.-histor.  AbhandL 
der  Berliner  Akad.  aus  dem  J.  1871  S.  27—143,  und  hierzu  verschiedene  Zu- 
sätse  in  der  Zeitschr.  fOr  ägypt  Sprache,  nämlich  Jahrg.  1872  S.  42-46  and 
98—107  von  Dflmichen,  S.  113—118  von  Lepsius,  Jahrg.  1873  S.  21*23  tob 
Kuhn,  S.  46—49  von  Dfimidien,  S.  119—123  von  P.  le  Page  Renouf,  Jahrg.  1874 
S.  1—3  von  Ghabas.  Femer  Ghabas  Recherches  sur  les  poids,  mesures  et  mon- 
naies  des  andeps  Egyptiens,  Paris  1876,  p.  15— 462E.  v.  Bergmann  Die  Anfänge 
des  Geldes  in  Ägypten,  Wiener  Numiam.  Zeitschr.  IV  S.  161—180,  Dunckcr  Ge- 
schichte des  AlterthumS)  5.  Aufl.,  I  S.  217  ff. 


f  41,10.  METALLE  ALS  WERTMESSER«  877 

aditigen  wir  ferner  die  hocbeDtwickelte  Kultur  des  alten  Ägyptens, 
das  staunenswerte  Verwaltungssystem,  welches  über  das  ganze  Land 
ausgebreitet  war,  die  grofse  Genauigkeit  der  inschrifUicben  Aufzeich- 
Bungen  in  allein  was  Zftblen ,  Rechnen  und  Messen  betraf,  so  ist  es 
wohl  begreiflieb,  dab  die  edlen  Metalle,  sei  es  in  der  Hülle  von  Beu- 
teb,  sei  es  in  der  Form  von  Barren  oder  Ringen,  genau  abgewogen 
nach  Ten  und  Ket  (fi  41,  8),  zugleich  als  Wertmesser  fUr  den  Waren- 
aastausch  dienten,  i)  Die  Operation  des  Abwägens  findet  sich  httuflg 
auf  den  Denkmälem  dargestellt;  wir  erblicken  einen  Mann  ror  einer 
Wage  stehend  odor  knieend,  in  deren  einer  Schale  Metallringe  oder 
darehlöcherte  Sdieiben  liegen,  während  die  Gewichte,  welche  teils  in 
der  andern  Wagschale  teils  daneben  auf  dem  Erdboden  sich  befinden, 
die  Form  von  Stieren  oder  Stierhäuptem,  oder  auch  von  GazeUen,  Nil- 
pferden und  anderen  Tieren  zeigen.  ^)  Fttr  den  Kleinverkebr  ist  als 
Taittchmittel  zu  den  edlen  Metidlen  das  Kupfer  hinzugetreten'),  welches 
zum  Silber  in  dem  Wertveriiältnis  von  1 :80  gestanden  hat^)  Hiermit 
stimmen  sehr  gut  die  wohlv«rbQrgten  Nachrichten,  dals  in  Ägypten 
▼OB  alters  her  ein  reger  Verkehr  in  kleineren  Stücken  von  Wertme- 
taDen  stattfand  und  eine  gesetzUche  Ordnung  sowohl  darüber  als  über 
den  Abschluß  von  Schuldvertrflgen,  Eintreibung  rückstündiger  Schul- 
den, Erhebung  der  Zinsen  u.  s.  w.  wachte.^)   Aus  kleinen  Betrtfgen 

1)  Lepsius  a.  a.  0.  S.  33.  44  f.  50. 

2)  Lepdoa  Denkmiler  Abt  3  Bd.  5  Blatt  39  a  und  d,  Abband),  a.  a.  0.  S.  40 
nebst  Tafel  1.  Ober  die  Sitte  Gold  und  Sflber  behufs  des  Tanschverkehres  in 
Hisfen  auszubriDgen  vergl.  Brandis  S.  77  ff. 

3)  Ghabaa  Recherches  p.  16—20,  Lenonnant  I  p.  94—99.  Letzterer  stellt 
ncbtif  dar,  wie  das  Kupfer  den  gesamten  Kleinverkebr  beherrschte,  geht  aber 
woU  la  weit,  wenn  er  (p.  97  f.)  dieses  ägyptische  aes  rüde  z«r  herrschenden 
WahroDg  macht 

4)  Rrogsch,  Geschichte  Ägyptens,  bemerkt  S.  832  hinter  der  Tabelle  der  Wert- 
^esthmniingen  des  altSgyptischen  ungemfiniten  Silber-  nnd  Knpfergeldes:  *Yer- 
Uiltiis  des  Silbers  xmn  Knjpfer  wie  t :  80'  und  S.  833:  'Vorstehende  Angaben 
l^enilien  anf  Auszügen  von  Inschriften,  welche  über  die  Sicherheit  der  Auslegung 
k^  Zweifel  CÜi>rig  lassen'.  Lenonnant  I  p.  106  ist  geneigt  dem  Silber  im  Ver- 
bütius  tum  Kupfer  einen  weit  hdhem  Wert  (vermutungsweise  einen  260lachen) 
zamichreiben,  fügt  aber  hinzu,  da/s  man  sich  in  Emiangelung  bestimmter  An- 
Sibcn  jeder  Hypothese  enthalten  müsse.  Unter  Zugrundelegung  des  Brugsch- 
*d^  Wertansatzes  würde  der  von  Lenormant  a.  a.  0.  ermittelte  Prozentsatz  auf 
<tn  6<^/«  zu  erhöhen  sein,  was  von  vornherein  wahrscheinlicher  ist  als  ein 
Srti  von  3  oder  2*/o. 

5)  YergL  Herodot  2, 126. 136,  IKodor  1, 78, 3,  und  über  Schuldvertrage  n.  s.  w. 
Herodot  2, 136,  Diodor  1,  79,  2  f. :  94,  5.  Den  Irrtum  Diodors,  welcher  1,  78,  3 
Ja  alten  Ägyptern  geprigtes  Geld  zuschreibt,  teilt  Movers  Phönizier  ID,  1.  Abt 
^'^IL  (vercl.  mit  S.  57),  indem  er  bei  der  übrigens  richtigen  Darstellung  des 
fcga  Tauschverkehrs  mit  Phönizien  und  Palastina  wiederholt  von  Silbergeld 
^  eigentlichen  Sinne  spricht 


378  ÄGYPTEN.  »4Uio. 

war  unter  anderem  ein  TeU  der  Kosten  der  PyramidenbauteB  unter 
Cheopg  zusammengekommen  i),  und  die  1600  Talente  Silbers,  welche 
nach  Herodot  nur  ftlr  die  Zukost  der  bei  diesen  Bauten  beschäfügten 
Arbeiter  verwendet  worden  waren^),  fonden  sich  auf  d^  Inschrift,  aus 
welcher  der  Geschichtschreiber  diese  Angabe  sich  flbersetzea  liefs, 
jedenfalls  als  eine  entsprechende  Zahl  ägyptischer  Ten  verzeiduiet 
Hierzu  sind  in  jüngster  Zeit  mehrere  direkte  Zeugnisse  ägyptischer 
Schriftreste  gekommen ,  aus  welchen  hervorgeht,  dafs  um  das  Jahr 
1000  vor  Chr.  die  Preisbestimmung  von  Sklaven,  Ackerland,  Getreide, 
Honig,  also  überhaupt  von  wertvolleren  Gegenständen  nach  dem  Silber- 
gewicht in  Ten  und  Ket,  dagegen  die  Schätzung  minder  wertFcdkr 
Gegenstände  des  tägUchen  Bedarfs  nach  Kupfergewicht  in  Ten  und 
HsÄften  oder  Vierteln  desselben  stattfand.  3) 

Nach  dem  provinzialen  System  Äthiopiens  {S.  376)  scheinen  Preis- 
bestimmungen in  Ten  Goldes,  Hälften  des  Ten  und  kleineren  Teü- 
gewichten  bis  zum  Pek  «=  Vi  28  Ten  üblich  gewesen  zu  sein.^) 

Unaufgeklärt  ist  bis  jetzt  die  Gleichung  von  3  Stücken  Goldes  mit 
5  Stücken  Silbers,  welche  in  einem  hieratischen  Papyrus  des  Museune 
von  Bulaq,  der  dem  14.  Jahrhundert  vor  Chr.  anzugehören  scheint, 
aufser  vielen  einzelnen  Preisbestimmungen  in  Gold  und  Silber  sich 
aufgezeichnet  findet  ^)  Wollte  man  hier  gleiches  Gewicht  für  beide 
Metalle  voraussetzen,  so  käme  ftlr  das  Gold  im  Vergleiche  zum  Silber 
nur  ein  Wertverhältnis  von  l'/a  heraus,  was  ganz  unglaublich  ist^) 
Jedenfalls  haben  die  Silberstücke  ein  weit  höheres  Gewicht  gehabt  als 

1)  Herod.  2, 126. 

2)  Herod.  2, 125,  oder  TtXeüa  xw  %ikU»v  xal  i^axoffiafv  nach  Diodor  1,64,^ 
also  zwisehen  460000  und  480000  ä^ptischen  Ten  Silbers;  je  nachdem  m» 
den  genauen  Betrag  des  attischen  Talentes  oder  die  ungeßihre  Gleichung:  1  atti- 
sches Talent  »  300  Ten  zu  Grunde  legt  (in  deutschem  Gelde  gegen  7^/s)fi^- 
lionen  Mark). 

3)  Bragsch  Zeitschr.  f.  ägypt  Sprache  1871  S.  85  f.,  derselbe  Gesch.  AffP- 
tens  S.  831—833,  Ghabas  Recherches  p.  16—20  u.  37—46,  Bortolotti  p.  15!  il 
Einige  allerdings  noch  unsichere  Spuren  derartiger  Wertbesümmung  hatte  be- 
reiU  im  Jahrg.  1868  der  agypt.  Zeitschrift  S.  37  ff,  Birch  yerSffentlicht  Aocn 
E.  y.  Bergmann  in  der  Wiener  Numism.  Zeitschrift  lY  S.  175  ff,  versuchte  eineB 
Torlaufigen  Einblick  in  dieses  Gebiet  zu  eröffnen. 

4)  Ghabas  a.  a.  0.  p.  21.  38.  Lenormant  I  p.  100  bemerkt,  dalis  in  dieses 
äthiopischen  Pek  die  ursprüngliche  Norm  für  das  Gewicht  Ton  0,764  Gr.  lo  e^ 
kennen  sei,  auf  welches  die  Goldringe  ausgebracht  sind,  die  noch  beotigen 
Tages  in  Gentralafrika  als  Geldäquivalent  cirkulieren. 

5)  Ghabas  a.  a.  0.  p.  21—37,  Bortolotti  a.  a.  0.  p.  126  ff. 

6)  Die  Annahme  Lenormants  I  p.  98,  dafs  dieses  niedrige  VerhÜtnit  wiffc* 
lieh  bestanden  habe,  ist  ebenso  unwahrscheinlich  als  der  Graiid,  weickea  ef 
dafUr  anführt,  eine  angebliche  ganz  auliserordentliche  Seltenheit  des  Silbers  in 
alten  Ägypten. 


f  4i,u.is.  METALLE  ALS  WERTMESSER.  379 

jene  GcUJeinheiten ,  auf  welche  sie  im  Verhältnis  von  5 :  3  reduciert 
werden.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  wird  die  Lösung  des  Rätsels 
auf  Grund  fihnUcher  Nonnen  gefunden  werden,  wie  sie  bei  der  baby- 
lonischen Währung  (§  42,  12)  mafsgebend  gewesen  sind,  i) 

11.  Mit  heutigem  Gekte  verglichen  vertritt  ein  Ten  Silber  den 
Wert  von  16  Mark  37  Pf.,  und  das  Ket  als  Zehntel  den  Wert  von  1  Mark 
64  Pf.;  das  Ten  Kupfer  berechnet  sich  aus  demWertverfaältnisse  von 
1:80  auf  20,5  Pf. 

Indem  wir  den  Wert  des  Ten  Goldes  annähernd  auf  das  ZwOlfund- 
einhalbfache  des  gleichen  Silbergewichtes,  also  auf  205  Mai^,  setzen, 
ergiebt  sich  für  das  äthiopiscl^e  Pek  Goldes  ein  Wert  von  1  M.  60  Pf. 

Selbstverständlich  war  die  Kaufkraft  dieser  Geldäquivalente  eine 
weit  höhere  als  zu  unserer  Zeit  Aus  einer  Vei^leichung  zwischen  dem 
damaligen  Monatslohn  eines  Arbeiters  und  dem  Preise  des  Getreides 
kommt  Chabas^)  zu  dem  Schlufs,  dafs  das  Ten  Kupfer  mindestens  einem 
heutigen  Werte  von  9  Francs  »>  7,28  Mark  entspreche.  Es  würde  also 
die  gleiche  Summe  Geldes  im  alten  Ägypten  etwa  die  35  fache  Kauf- 
kraft gegen  heute  gehabt  haben,  s) 

12.  Seitdem  die  Ägypter  mit  dem  babylonischen  Gewichtsystem 
in  Berührung  gekommen  waren,  mufste  notwendig  auch  die  eigen- 
tOmliche  babylonische  Gold-  und  Silberwährung  (S  42,  12)  in  ihren 
Gesichtskreis  treten.  Dies  beweisen  nicht  blofs  die  oben  erwähnten 
Kontributionen  in.  Minen  Goldes  und  Silbers  und  der  Umlauf  von  klei- 
nen Goldringen  babylonischen  Gewichtes  (§  41,  9) ,  sondern  auch  die 
Rechnungen  in  Silbereinheiten,  welche  ein  hieratischer  Papyrus  des 
Louvre  aufweist^)  Wenn  hier  die  Einnahmen  in  Shekeha  Silbers,  also 
vermutlich  phönikischen  Stateren  von  14,53  Gr.  (§  43, 3),  verzeichnet 
and  fOr  das  Wechseln  auf  den  Shekel  ^/4  Ten  Kupfer  gerechnet  wer- 


1)  Wenigstens  der  Betrag  der  Goldeinheit  ist  bereits  vermutungsweise  be- 
•tinnt  worden.  VergL  oben  S.  375  Anm.  3  nnd  unten  S.  380  AnuL  1).  Borto- 
lotti  p.  118.  139  f.  yermutet,  dafs  1  Pek  Gold  gleich  1  Ket  Silber  gegolten, 
■ithin  Gold  zu  Silber  dem  Werte  naeh  sieh  wie  12* jt :  1  verhalten  habe. 

2)  Reeherches  p.  41. 

3)  Nach  diesem  Verhältnis  würde,  indem  wir  die  Preisliste  bei  Brugsch 
tochichte  Ägyptens  S.  832  f.  zn  Grunde  legen,  der  Preis  eines  Rindes  auf 
&7  Mark  (»o  8  Ten  Kupfer),  einer  Ziege  auf  das  Viertel  «  14  Mark,  eines  Paares 
Esten  auf  1,75  Mark  sich  belaufen.  Verhältnismäfsig  teurer  wfirden  metallene 
hdustriegMrenstande  gewesen  sein,  z.  B.  ein  Messer  21'/«  Mark,  ein  Barbier- 

•  nesaer  7  Mark  (»>  1  Ten,  s.  Ghabas  Reeherches  p.  18,  wogegen  Lenormant  I 
p.  95  lehn  Ten  liest,  was  sicher  zu  yiel  ist).  Erwähnt  sei  zuletzt  noch  der 
Preis  eines  Fächers  im  Betrage  tou  V«  Ten  »o  1,75  Mark. 

4)  Lenormant  I  p.  106. 


880  BABTLONISGHES  SYSTEM.  f  41, a  ai. 

den,  80  sehen  wir  darin  ein  deatliches  Zeugnis  des  Eindringens  der 
vorderasiatischen  Währung  in  den  Handelsverkehr,  ein  Zeugnis,  zu 
welchem  sicher  noch  zahlreiche  andere  hinzukommen  werden,  je  mdir 
man  die  erhaltenen  Reste  alUlgyptischer  Litteratur  in  dieser  lUchUmg 
durchforschen  vrird.^)  Auch  die  unter  den  Ptolemäem  noch  aufrecht 
erhaltene  Redinungsweise  nach  Ten,  Ket  und  Shekeln  Kupfers  ({54,3) 
wird,  je  mehr  sie  selbst  unserem  Verständnis  sich  erschliebt,  um  so 
wertvoUere  Rttckschlttsse  auf  die  ältere  Zeit  an  die  Hand  gehtn. 

Mit  der  persischen  Herrschaft  gelangte  wahrscheinlich  die  baby- 
lonische Währung  auch  zu  gesetzlicher  Geltung.  Gemünztes  Gold  und 
Silber  aber  gab  es  erst,  seitdem  Dareios  den  nach  ihm  benannten  Gold- 
stater  als  Reichsmttnze  eingeführt  und  daneben  das  Fortbestehen  oder 
Aufleben  einer  mannigfachen  Silberprägung  in  den  Provinzen  gestattet 
hatte.  Doch  wurde  in  Ägypten  nur  zeitweilig  von  dem  Satrapen  Arjan- 
des  geprägt,  der  zwar  nach  der  allgemeinen  Münzordnung  des  Reiches 
hierzu  das  Recht  hatte,  aber  sein  Silbergeld  so  fein  ausbrachte,  da(s  er 
in  den  Verdacht  kam  mit  der  Goldmünze  des  Grofskönigs  wetteifern 
zu  woUen  und  deshalb  unter  anderweitigem  Verwände  zum  Tode  ve^ 
urteilt  wurde.  ^)  Seitdem  ruhte  die  Geldprägung,  um  erst  dann  wieder 
aufzuleben,  als  Ägypten  unter  dem  ersten  Ptolemäos  eine  eigene  Lan- 
desroünze  erhielt  Ü  54,  2). 

S  42.   Babylofdteh-asiyrUehBs  System, 

1.  Durch  unablässige  und  sorgfältige  Beobachtungen  des  Him- 
melsgewölbes gelangten  die  alten  Babylonier  zu  einer  für  jene  Zeiten 
erstaunlichen  Hohe  astronomischer  Kenntnisse.  Insbesondere  wurden 
sie  bei  ihrem  Streben  die  Ergebnisse  der  einzelnen  Beobachtungen  lo 
festen  Regeln  und  zu  wissenschaftlicher  DarsteUung  zusammenzufas- 
sen auf  ein  eigentümliches  Zahlen-  und  Rechnungssystem  gefohrt, 
welches  durch  Vermittelung  der  Griechen  teilweise  bis  auf  unsere  Tage 

1)  Eine  kleine  Goldeinheit  von  0,405  Gr.,  d.L  '/lo  des  leichten  habyloniadieo 
Sechzigstels  oder  der  kleinste  Betrag  unter  den  oben  (S.  375  mit  Aobl  3}  e^ 
wähnten  Goldrlngen,  wird  von  Lenormant  I  p.  107  vermutungsweise  den  ^itdbr 
nungen  des  hieratischen  Papyrus  von  Bulaq  (S.  378)  su  Grande  gelefft  und  ab 
Lesung  fUr  dieses  Zwanzigstel  §iru  empfohlen  unter  Jlinweis  auf  das  hebrüache 
gerah^  welches  ebenfalls  ein  Zwaniigstel  seiner  Einheit,  allerdings  in  Silber,  war. 

2)  Herod.  4, 166.  Die  richtige  Deutung  dieses  Vorgangs  hat  zuerst  Monunan 
S.  12  angebahnt  und  dann  Brandis  S.  219  u.  239  weiter  ausgefUirt  Das  'Jfh 
w8if(6p  r6ßu9fUL  kursierte  noch  zu  Herodots  Zeit  Auüser  von  Herodot  wird 
dasselbe  noch  von  PoUuz  3,  87.  7,  98  und  Hesychios,  von  letitereni  in  der  fotm 
Ifi^avdiHory  erwähnt 


I «,  L  SEXAGESIMALREGHNIJNG.  381 

skb  erhalten  hat.  Indem  sie  nämlich  zu  dem  decimalen  System,  welches 
in  gleicher  Weise  wie  bei  aUen  anderen  Kulturvölkern  in  ihrer  Sprache 
und  in  ihrer  Zahlenbezeichnung  ausgeprägt  war,  die  duodecimale  Rech- 
nung wegen  der  vielfachen  Teilbarkeit  der  Zwölfeahl  hinzutreten  liefsen, 
biMeten  sie  nach  Mafsgabe  der  scheinbaren  täglichen  wie  jtthiiichen 
Bewegung  der  Sonne  diesexagesimale  Rechnungsweise  aus. 0  ^on 
der  gegebenen  Einheit  also  stiegen  sie  zu  dem  Sechzigfachen  derselben 
als  der  nächsthöheren  Einheit  auf,  woran  wiederum  das  Sechzigfache 
der  letzteren  als  höhere  Einheit  zweiten  Grades  sich  schlofs,  ein  Ver- 
fahren, welches  nach  Bedarf  auf  jede  folgende  höhere  Potenz  von 
sechzig  als  Einheit  dritten,  vierten  Grades  u.  s.  w.  sich  ausdehnen  liefs. 
Andererseits  teilten  sie  die  Einheit  zunächst  in  Sechzigstel,  diese  Teile 
wieder  in  Sechzigstel  zweiten  Grades  und  so  fort  Die  Rechnung  nach 
Schocken,  welche  noch  jetzt  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  hin 
und  wieder  vorkommt,  sowie  die  allgemein  flbUcbe  Teilung  der  Stunde 
in  60  Blinuten ,  der  Hinute  in  60  Sekunden  machen  uns  jene  uralte 
Rechnungsweise  leicht  verständlich.  Nach  Angabe  griechischer  Quel- 
len hiefs  das  Sechzigfache  der  Einheit  adSaaog^  das  Sechzigfache  des 
Sossos  aagog;  die  Teile  der  Einheit  wurden  unterschieden  als  erste 
Sechzigstel,  ^gtSra  i^rixoCTccy  auch  schlechthin  leTcrd  (minutae  parta) 
benannt,  ferner  zweite  Sechzigstel,  devre^a  i^oara  (secundae  partes) 
und  so  fort 2)  Diese  ÜberUeferung  ist  durch  die  Entzifferung  der  ein- 

1)  Die  aosffihrliche  Darstellung  dieses  Systems  giebt  auf  Grund  der  Einzd- 
fonchnngen,  welche  bis  zum  J.  t86S  erschienen  waren,  Brandis  S.  7— 19  (nebst 
Nachtrag  S.  595  f.).  Spätere  Monographieen  werden,  soweit  es  für  die  Zwecke 
Nietes  Handbuches  erforderlich  ist,  in  den  folgenden  Anmerkungen  citiert  werden, 
^oa  mathematischen  Standpunkte  aus  und  unter  Benutzung  auch  der  neuesten 
litteratur  wird  das  Sexagesimalsystem  behandelt  von  M.  Gantor  Vorlesungen 
t^  Geschichte  der  Mathematik  t  Leipsig  1880,  S.  72  ff.  Im  Zusammenhange 
Bit  den  ältesten  griechischen  Tempelmafsen  habe  ich  die  Genesis  desselben 
Systems  darzustellen  yersucht  in  'Heraion  und  Artemision',  Berlin  1881,  S.  25  fL 

2)  Synkellos  30,  6  (Eusebii^  chronic  ed.  Alfr.  Schoene  toI.  I^col.  8):  aXV  6. 
My  Bnom9co£  9ml  ira^ofp  ntä  vrjffmv  ual  irtoirirmr  a$^(fa^faro'  to¥  6  ßur  ca^o£ 
^^^t^xßUaty  Hol  iioMOHÜav  ircav  x^^^  crjficUrM,  6  oi  vriqoi  ireäv  iianoaiofv, 
0  di  ffÄ^ffos  iS^Kovroj  der  Ghronogniph  bei  Mai  ad  Enseb.,  scriptorum  yet.  nova 
collect  e  Yatic.  coddL  voL  VIU  p.l:  iv  jovs  rijsßaatXaias  x^opovs  i%fnjficarro 
XaXdaUn  TOT«  xara  ro  iyx<aqiov  Mti  nttT(ftov  Ttfi  rtar  x^^f^  (so  lese  ich  statt 
TONT  xf^ittptov  Mal  XifKi¥€9v)  ovoftouTias  8Ul  xb  ca^€9v  x<ü  vriqatv  nal  ffi»Ciro9V,  eis 
oi  nao  avxolQ  iaxo(fioyff6ufOi  fAa^TV(>ovittv  —  %al  rov  uiy  cd^av  Bt^rjMoaw 
^«*  (hfl  ,yx',  TOP  di  ptfoov  ihrj  x\  '^^  ^^  ffSiccor  Iftfj  5',  Suidl  unter  tfo^oi, 
Brandis  S.  11,  DeliUsch  Zeitschr.  f.  agypt  Spr.  1878  S.  56.  Ober  die  Teihing 
der  Emheit  in  iirjKOCra  n^dha,  devts^a  und  so  weiter  bis  ixra  vergL  in  der 
Zdtschr.  für  Mathem.  u.  Physik  (Leipzig,  Teubner),  Hist-Utter.  Abteilung,  XXIV 
S.  200  ff.  meine  Bemerkungen  zu  dem  anonymen  Traktat  über  die  sexagesimale 
Multiplikation  und  Division,  der  auf  Pappos  oder  Diophantos  zurückzufahren 


882  BABYLONISCHES  SYSTEM.  1 41.1.1 

heimischen  Urkunden  vollkommen  bestätigt  worden.  Dem  aoQog  ent- 
spricht eine  ahnlich  lautende  assyrische  Bezeichnung,  welche  "Schar, 
Masse'  bedeutet;  ouiaoog  ist  die  gräcisierte  Form  des  assyrischen  Zahl- 
wortes für  sechzig;  beide  Benennungen  werden  verwendet  sowohl  um 
die  Vielfachen  der  Einheit  als  um  deren  Teile  zu  bezeichnen.  0  Esg^ 
staltete  sich  also  das  System,  wenn  man  sich  auf  je  zwei  Stufen  be- 
schränkte (was  ja  für  den  gewöhnlichen  Bedarf  ausreichte),  folgender- 
mafsen: 

Saros   Sossos   Einheit   Sechzigstel  Sechzigstel  des  Sechzigste^ 
(Minute)  (Sekunde) 

60X60    60  1  ^  .^^. 

Eine  Mittelstufe  zwischen  Saros  und  Sossos  bildete  das  Zehnfache 
des  letzteren,  der  r^^o^,  dessen  einheimische,  ähnlich  lautende  Be- 
nennung ebenfalls  nachgewiesen  worden  ist^ 

Neben  dem  sexagesimalen  System  blieb  jedoch  die  rein  duodeci- 
male  Teilung,  auf  welche  vor  allem  die  Zahl  der  Monate  des  Sonnen- 
jahres führte,  ebenfalls  in  Anwendung. ') 

2.  Eine  sinnreiche  Kombination,  deren  Zusammenbang  sich  leider 
nicht  bis  in  alle  Einzelheiten  verfolgen  läfst,  hat  die  alten  Babylonier 
darauf  geführt  die  scheinbare  Bewegung  der  Sonne  am  Himmelszelt 
mit  den  irdischen  Wegmafsen  zu  vergleichen  und  das  System  der 
letzteren  nach  dem  astronomischen  Malse  zu  gestalten.   Aus  den  An- 


ist, ferner  Nessehnann  Die  Algebra  der  Griechen  S.  68.  91  f.  136—148,  Brandb 
S.  18  Anm.  2,  Gantor  in  der  Zdtschr.  f.  Mathem.  u.  Physik,  hist-Utter.  Abt,  XX 
S.  U7— 162.  Der  ganie  Kreis,  weldier  seit  Ptolemäos  regelmaisig  in  360  Gn4e 
zerfallt,  sodafs  die  strenge  Sexagesimaltdlnng  erst  vom  Grade  abwärts  beginnt, 
wurde  von  den  Alteren,  besonden  von  Eratosthenes,  in  Sechzigstel  geteilt. 
Noch  Hipparchos  bedient  sich  dieser  Methode,  daneben  aber  auch  der  gewöhn- 
lichen Gradteilnng  nach  ägyptischem  nnd  babylonischem  Vorgang.  VergL  Abend- 
roth  Darstellung  n.  Kritilc  der  ältesten  Gradmessnngen,  Schulprognmm  Dresden 
1866,  S.  22  ff. 

1)  Friedr.  Delitzsch  Zeitschr.  f.  igypt  Spr.  1878  S.  56—70.  welcher  S.  6S 
besonden  betont,  dals  die  allan  richtige  Daratellnnff  der  Schrirtzdchen  Ar  60 
600  3600  die  von  Lepsins  in  seiner  Tafel  von  Senkereh  S.  108  gegebene  sei. 
Die  assyrischen  Benennungen  lauten  nach  Delitzsch  S.  65  u.  70  io-or,  nent, 
htÜ  {hiiu).  Oppert  L'^talon  etc.,  Journal  Asiatique  1872.  VL  s^e,  tone  XX 
p.  164  sagt,  dais  susu  sowohl  sechs  als  sechzig  bedeute,  und  dals  jctn 
etwas  wie  Kreis,  Umfang  bezeichne. 

2)  Brandis  S.  11,  Lepsius  Tafel  von  Senkereh  S.  108,  Oppert  a.  a.  0.  S.164f. 
Delitzsch  a.  a.  0.  S.  56.  61.  65.  70,  Gantor  Vorlesungen  über  Gesch.  der  Mathen. 
I  S.80f.84ff. 

3)  Letronne  Journal  des  Savants  1817  p.  742  f.,  Brandis  S.  17.  24;  mgi 
auch  meine  Recension  des  letzteren  Werkes  in  Fleckeisens  Jahrbfichera  1867 
S.  514.  M7. 


j4S,s.3.  LÄNGENMASSE.  383 

deotnngen ,  welche  Achilles  Tatius  hierüber  giebt  i),  Iftfst  sich  abneh- 
men, dafe  sie  die  Bahn,  welche  die  Sonne  während  eines  Äquinoktial- 
tages  am  Himmel  beschreibt,  nach  dem  Haiise  des  scheinbaren  Sonnen- 
durchmesders  bestimmten,  und  da  sie  fanden,  dafs  die  Sonne  während 
einer  Äquinoktialstunde  nahezu  drei&ig  ihrer  Durchmesser,  also  einen 
in  zwei  Minuten  zurücklege  ^),  so  verglichen  sie  diesen  kleinsten  Teil 
der  Sonnenbahn  mit  der  Strecke,  welche  ein  rüstiger  Fufsgänger  in 
gleicher  Zeit  zu  durchschreiten  pflege.  Dieses  Mab  des  irdischen  Rau- 
mes nun,  welches  uns  unter  der  griechischen  Bezeichnung  aradiov 
bekannt  ist,  normierten  sie  auf  ebensoviele  Ellen,  als  die  Sonne  Ton 
einem  Aufgange  bis  zum  andern  Grade  am  Himmel  zurücklegt,  also 
360,  und  gelangten  Ton  da  aus  weiter  zu  dem  Mafse  von  30  Stadien 
oder  dem  Stundenwege  eines  rüstigen  Fufsgängers,  als  dessen  Benen- 
nung nach  dem  Vorgange  griechischer  SchriftsteUer  Ttagaaayyrjg  uns 
geläufig  ist.  3) 

3.  Nach  dem  Sexagesimalsystem ,  wie  es  zu  Anfang  dieses  Ab- 
schnittes geschildert  worden  ist,  betrug  das  Stadion  6  aaiaaoc^  der 
Parasaug  3  aagoi  Ellen,  und  in  der  Tbat  finden  wir  diese  Beträge  auf 
der  Tafel  von  Senkereh  in  der  fortlaufenden  Reihe  der  Längen- 
maße mitverzeichnet.  Dieses  hochwichtige  Schriftstück,  auf  dessen 
ndhere  Besprechung  einzugehen  hier  nicht  der  Ort  ist,  enthält  je  in 
der  rechtsstehenden  Reihe  seiner  drei  Kolumnen  die  reine  Darstellung 
des  babylonischen  Sexagesimalsystems,  angewendet  auf  die  Längen- 
malse,  während  die  linksstehenden  Reihen  verschiedene  benannte 
Halse,  welche  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  als  assyrische  zu  bezeich- 
nen sind,  in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis  verzeichnen  und  in  das 
babylonische  System  einordnen.^)  Aufsteigend  von  den  kleinsten  Teil- 

1)  Achilles  Tatins  Et^aymyh  '^^  '^^  ji(w.TOv  wiuvofAtvay  Uranoloffion  ed. 
Petay.,  Paris  1630,  p.  \ZliXaJMaioi  Bi  nB^ts^orarot  v»r6fupo&  iroXfiijcay 
^ov  ^Mov  ror  B^ftop  xal  ras  äqai  Btoifüreur&tu,  rrjv  ya^  ir  reus  i^/teoüus 
»f«ty  KVTOv,  Ma&^^  icatQ  Btiffxnai  top  nSlav^  bU  X  o(>ovs  fu^i^pvcir,  annB 

rov  riMov,  Xfyowrt  8i  naXt§f  avBüoß  no^iav  firit»  r^j^orroff  ufj^B  fj^ua  ßa- 
yS^J^o«,  ptrpcB  ydifovroQ  fi^e  naidoe,  xrjv  no^iar  dpcu  rov  ^mov  moI  i'  üva- 
9imv  Ma&a^wr  tlrai,    Letronae  a.  a.  0.  p.  739  f.,  Brandis  S.  17. 

2)  LetroDne  a.  a.  0.  p.  73801,  Brandis  S.  17  f.  Die  Angaben  des  Aristar- 
^08  und  Archimedea  tU>er  die  scheinbare  Gröfse  der  Sonne  behandelt  Letronne 
^  741.  Ptdemaeos  JSupx.  4, 9.  5, 14. 15  schätzt  den  scheinbaren  Durchmesser 
aai  31'  Wf;  spätere  Astronomen  haben  durch  genauere  Messongen  för  die 
grdftte  Erdnähe  32'  31'',  f&r  die  Erdfeme  3t'  31"  gefunden. 

3)  YergL  mdne  Dtrstellnng  in  Fleckeisens  JahrbAchem  1867  S.  514  ff.  und 
m  diesem  Handbucbe  die  betreffende  Anm.  su  §  44,  8. 

4)  George  Smith  Zeitschrift  fär  ägypt  Sprache  1872  S.  109  f.,  J.  Oppert 


884  BABYLOIOSGBES  SYSTEM.  lat 

mabeuj  über  welche  später  noch  zu  sprechen  ist  ($  42,  4),  gebngei 
wir  KU  der  EUe,  ammMtj  ab  der  ersten  Einheit  für  die  nun  folgeBdeft 
gröberen  Längenmalse.  Der  kleinste  auf  der  (teilweise  yerstammeltea) 

12 
Tafel  Terzeichnete  Teil  der  Elle  ist  ^  gewesen ,  und  entsprechend 

erscheint  als  höchstes  Multiplum  12  X  60^.  Praktisch  gelangte  dieses 
System  in  ähnlicher  Weise  zur  Verwendung,  wie  unser  heutiges  System 
der  Längenmalse  sich  gestaltet  hat.  Wir  kennen  nur  eine  Einheit, 
den  Meter,  und  bezeichnen  dessen  Teile  oder  Vielfache  nach  der  Reibe 
der  dekadischen  Potenzen;  wir  sind  aber  nicht  gewohnt  alle  Benen- 
nungen des  Systems  zu  gebrauchen,  sondern  begnügen  uns  etwa  mit 
Millimeter,  Centimeter  und  Kilometer,  wir  fahren  endlich  als  Reste 
der  früheren  Mafssysteme  geographische  und  Seemeilen  selbst  in  wis- 
senschaftUchen  Werken  noch  fort  Analoge  Verhältnisse  mögen  einst 
im  babylonisch-assyrischen  Reiche  obgewaltet  haben.  Der  Umfang  der 
Mauern  von  Khorsabad  wird  in  den  Inschriften  des  Königs  Sargon^ 
wiederholt  angegeben  auf 

4  s ar  3  n^r  1  sui  3  qani  2  ammat^  d.  i. 

4X60«  + 3X600 +  60 +  3X6  4-2  Ellen, 
mithin  im  ganzen  auf  16280  Ellen.')   Wir  finden  also  hier  die^iel- 

L'^taloo  des  mesures  assyrieimes  fix^  par  les  textes  can^ifcnines,  Jonnial  Anaü- 
que  ann^e  1872,  VI.  s^rie,  tome  XX  p.  157—177,  ann^  1874,  VH  sirie,  tome 
IV  p.  417—438  (diese  Abhandlung  ist  im  J.  1875  unter  gleichem  Titel  besofi- 
dere  tierausgegeben  worden),  R.  Lepsins  Die  babylonisch -assyrische  Ungcih 
malstafel  von  Senkereh,  Zeitschr.  f.  agypt  Spr.  1877  S.  49—58,  derselbe  Die 
babylonisch  -  assyrischen  Längenmafse  nach  der  Tafel  von  Senkereh,  Abhtndl 
der  Berliner  Akademie,  nhüos.  histor.  Klasse,  1877  S.  106—144,  J.  Oppert  Die 
Maafee  von  Senkereh  und  Khorsabad,  Monatsbericht  der  Berliner  Akademie  tob 
6.  Dezember  1877  S.  741—746,  R.  Lepsius  Weitere  Erörterungen  über  das  bt- 
bylonisch-assyrische  Langenmaftsystem ,  ebendaselbst  S.  747 — 758,  woran  sieb 
noch  im  Monatsbericht  vom  4.  Febr.  1878  S.  87—04  eine  Entgegnung  Oppffts 
und  eine  zweite  Erwiderung  Ton  Lepsius  schliefsen.  Der  Verf.  dieses  Hand- 
buches hat  die  Frage  in  einer  Specialuntersuchung  revidiert  und  dabei  die  B^ 
sultate  der  Lepsiusschen  Forschungen  in  allen  Hauptpunkten  best&tigt  aefttadea. 
Das  wenige,  was  er  seinerseits  beitragen  zu  können  glaubte,  hat  er  teus  ia  4cr 
Anzeige  der  Lepsiusschen  Akademieschrift  im  Literarischen  Gentralblatt,  h^^ 
1877,  Spalte  1659—1661,  teils  in  der  obigen  Darstellung  angedeutet  Die  i}b- 
tersuchung  über  Soss,  Ner,  Sar  von  Friedr.  Delitzsch,  weicher  ebenfalls  Lepsias 
beistimmt,  ist  oben  S.  382  Anm.  1  erwähnt  worden.  Über  die  Bruchbeadcteff- 
gen  auf  der  Tafel  yon  Senkereh  vergl.  auch  E.  Schrader  Zeitschr.  1878  S.110f. 

1)  Nach  Duncker  Geschichte  des  Altertums  U*  S.  323  ff.  regierte  Sargen  voa 
722—705.  Die  Beschreibung  der  Feste  Sargon  (Dur  Sarrukin)  und  der  neoea 
SUdt  (Khorsabad)  siehe  a.  a.  0.  S.  331  f. 

2)  Lepsius  ZeiUchr.  S.  56,  derselbe  Abhandl.  S.  132  ffl,  Monatsberidit  1877 
S.  749, 1878  S.  91,  Delitzsch  S.  61  (vergl.  die  ausffihriichen  Gitate  in  vori«[er  Ann.}. 
Oppert  L'^talon,  Journal  Asiatique  1872  p.  170,  berechnet  nach  weit  abweicbea- 
den  Voraussetzungen  12880  (oder  12370)  Ellen. 


142,3.  LANG£NA1ASSE«  885 

facfaen  der  Elle  nach  dem  sexagesimalen  System  gruppiert,  auTserdem 
aber  das  Sechsfache  der  EUe  oder  die  Rute  als  besonders  benanntes 
Mars  aufgeführt.  Dasselbe  erscheint  als  qanu  (hebräisch  qdnehy  griechisch 
axaiva)  auf  der  Tafel  von  Senkereh ,  und  ist  seinerseits  wieder  zur 
Einheit  in  einem  besondern  Systeme  der  Wegmalse  geworden,  denn 
sein  oiSaaog  oder  Sechzigfaches  ist  das  oben  beschriebene  Stadion  ^), 
sein  Saros  oder  Dreitausendsechshundertfaches  das  kaspu  (oder  kasbu) 
der  Tafel  von  Senkereh,  das  Doppelte  des  oben  erwähnten  Para- 
sanges. 

Wir  werden  im  folgenden  (§  42,  9)  sehen ,  daüs  die  babylonisch- 
assyrischen Gewichte  durchgehends  in  zweifacher  Reihe,  als  leichte 
and  schwere  erscheinen,  deren  letztere  je  das  Doppelte  der  ersteren 
betragen.  Ebenso  ist  in  der  Tafel  von  Senkereh  das  System  des  ein- 
hthen  Qanu  und  Kaspu  tibergesprungen  in  das  Doppelte.  Nachdem 
oSmlich  das  Qanu  als  Rute  von  6  Ellen  und  das  Doppelqanu  als  Mab 
▼OD  2  Qanu  ^)  ausdrücklich  aufgeführt  worden  sind ,  wird  weiter  nach 
Doppelqanix  bis  zum  3600  fachen  Betrage  desselben,  dem  Doppelkaspu, 
gezählt.  Jenes  Doppelqanu  aber  ist  seinerseits  das  3600  fache  des 
kleinsten  in  der  Tafel  aufgeführten  Mafses,  dessen  Betrag  wir  bereits 
auf  i^/seoo  Elle  angegeben  haben.  Im  ganzen  also  kommen  wir  viel- 
leicht der  Absicht  jenes  Gelehrten,  welcher  die  Tafel  von  Senkereh  zu- 
ttmmenstellte,  möglichst  nahe,  wenn  wir  folgende  Lesarten  aus  der- 
selben entnehmen:  1.  legen  wir  die  ebenerwähnte  kleinste  Einheit  für 
die  ganze  Tafel  zu  Grunde,  so  ist  das  reine  Sexagesimalsystem  bis  zu  60 
in  4ter  Potenz  oder  bis  zum  zweiten  Saros  fortgeführt;  2.  stellen  wir 
das  Doppelqanu  als  Einheit  in  die  Mitte,  so  haben  wir  seinen  3600  sten 
Teil  zu  Anfang  der  Tafel  und  sein  3600faches  zu  Ende  derselben; 
3.  betrachten  wir  die  bestimmten  Benennungen  qanu  und  kaspu  ^  und 
zwar  in  ihren  einfachen  Beträgen,  als  mafsgebend,  so  haben  wir  das 
rein  seiagesimale  System  der  Wegmafse,  Rute,  Stadion,  Zweistun- 
denweg in  den  Verhältnissen  1:60:60^;  endlich  4.  nehmen  wir  die 
Elle  als  Einheit,  wie  in  der  Tafel  ebenfalls  angedeutet  ist  und  wie  es 
durch  die  Inschrift  des  Sargon  bestätigt  wird,  so  finden  wir  die  Teilung 
und  Vervielfachung  der  Elle,  sowie  die  Vergleichung  dieser  Teile  und 

,    1)  So  bestätigt  sich  also  die  bisher  rätselhafte  Angabe  des  Hesychios: 
^0€6O€y  ij  Btonrqa*  moI  ro  axoBuuop  Buufnifta, 

2)  Als  eigene  Benennung  für  das  Doppelqann  erscheint  in  mehreren  Exem- 
plaren der  vorerwähnten  Sarffonsinschrift  Ja,  indem  iVi  la  an  der  Stelle  stehen, 
wo  nach  der  anderen  Redaktion  3  qani  angegeben  sind.  Lepsius  Monatsberichte 
1877  S.  749. 

Haltsek,  Metrolofie.  25 


886  BABYLONISCHES  SYSTEM.  §  a  s.  4. 

Vielfachen  mit  den  laDdesflbltehen  MafsbenennuDgeii  soweit  durchge- 
fahrt,  als  es  nur  immer  für  den  praktischen  Bedarf  erforderlich  war. 

Die  Angaben  des  Ktesias  und  Kleitarchos  Ober  die  Dimensionen 
Babylons  lassen  sich  einfach  und  ungezwungen,  soweit  es  sich  mn 
grOfsere  Strecken  handelt,  auf  babylonische  Stadien,  d.  i.  awaaoi  tod 
Ruten,  und  soweit  kleinere  Dimensionen  in  Betracht  kommen,  auf 
babylonische  Ellen  oder  awaaoi,  solcher  Ellen  reducieren.^) 

4.  Ober  die  Teilung  der  babylonischen  Elle  lassen  sich  Dach 
dem  bisherigen  Befund  der  Quellen  nur  Vermutungen  aufstellen.  Je- 
doch geht  aus  der  Tafel  von  Senkereh,  welche  an  dieser  Stelle  ver- 
stümmelt ist,  wenigstens  soviel  mit  Sicherheit  hervor,  dafs  der  kleinste 
benannte  Teil  der  Elle  der  Finger,  uban  (hebr.  hohen,  arab.  'ibhmn) 
war  und  derselbe  in  das  sexagesimale  System  sich  bequem  einfügte. 
Wahrscheinlich  hatte  auch  die  babylonische  Elle  6  Handbreiten,  qat, 
jede  Handbreite  aber  5  Pinger,  also  die  ganze  Elle  30  Finger.  Als 
kleinster  Teil  ist  vermutlich  das  Zehntel  der  Fingerbreite  in  der  Tafel 
Terzeichnet  gewesen.^  Nach  dem  Sexagesimalsystem  ist  die  Handbreite 
gleich  10  Scehzigstel,  der  Finger  gleich  2  Sechzigstel,  endlich  dessea 
Zehntel,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  gleich  ^^/seoo  der  Elle.  Der 
Betrag  von  36  Sechzigsten  ins  Geviert  ist  vielfach  als  das  Normahnafe 
von  Backsteinen  konstatiert  worden ;  allein  es  ist  kaiun  glaublich,  dafe 
diese  Dimension  von  drei  Fünfteln  der  Elle  eine  besondere  Abteilung  des 
Mafssystems,  einen  sogenannten  babylonischen  Pufs,  gebildet  habe.^ 


1)  Dies  geht  anmittelbar  ans  den  toh  Brandis  S.  23  xusainnieogesteUteo 
Aoffsben  hervor.  Die  oben  erwähnleo  Berichte  des  Ktesias  und  Kleilarclios 
finden  sich  bei  Diodor  2  cap.  3.  7,  S. 

2)  Lepsius  Zdtschr.  S.  52—55,  Abhandl.  S.  118—122.  Die  goldene  und  die 
silberne  Platte  von  Khorsabad,  welche  Qoeipo  I  p.  283  f.  beschreibt  (vergL.  (  42, 
13),  ergeben  folgende  Dimensionen :  a.  80  Miilim.  ->  ^/eo  babyl.  Elle ;  b,  40  Blulioi. 
».»/ISO  b.  E.;  c.  120  Miilim.  »s7isob.E.;  d,  61  MUlim. » »/s4o  b.  E.;  was 
einer  Teilung  des  Fingers  bis  zu  V*  gleichkommt,  oder,  nach  dem  Sexagesimal- 
system ausgedrückt,  über  die  Sechzigstel  hinaus  bei  b  und  c  zu  dem  aosbn- 

f enden  Bruche  ^,  bei  <^  zu  ^  führt.    Weit  abweichend  von  Lepsius  werden 

die  Teile  der  Elle  konstruiert  von  Oppert  Journal.  As.  1874  lY  p.  420—435. 
Neben  dem  einfachen  Qat  nimmt  Lepsius  noch  ein  Doppelqat  (entsprecheBd 
dem  doppelten  Qanu  und  Kaspu)  an.  Der  kleinste  in  der  Tabdle  verseielMiet 
gewesene  Teil  entspricht  1,75  Millimetern  unseres  Mafises,  womit  zu  Tergleicbeo 
ist  die  feinste  Abteilung  der  kleineren  ägyptischen  Elle  (S.  351.  354),  welche  tof 
-i^  «=1,17  Miilim.  sich  beliuft. 

3)  Die  Aufstellung  eines  eigenen  babylonischen  Fuises,  welcher  ^  der 
EUe  betragen  habe,  Ist  von  J.  Oppert  zuerst  in  den  J.  1853  u.  1854  in  ▼e^ 
schiedenen  brieflichen  Mitteilungen  (vergl.  Queipo  I  p.  279  f.,  Bdckh  Monats- 
bericht der  BerUner  Akad.  1854  S.  77. 107f.,  Zeitschr.  für  allgem.  Erdkunde 


$4S,4.5.  LÄNGENMASSE.   IHE  ELLE.  387 

Wenn  irgend  die  Voraussetzung  zulässig  ist,  dafs  die  im  ganzen 
Altertum  übliche  Teilung  der  Handbreite  in  vier  (nicht  fünf)  Finger 
auch  im  Bereiche  des  babylonischen  Systems  ursprünglich  geherrscht 
hatO)  so  wird  sich  die  Einführung  der  aus  der  sexagerimalen  Rechnung 
geflossenen  Teilung  in  fünf  Finger  am  ungezwungensten  durch  An- 
nahme einer  einst  landesüblichen  kleineren  Elle  erklären.  Die  kleinere 
ägyptische  Elle  erreichte  erst  mit  28  ihrer  Fingerbreiten  das  Mais  der 
groisen  königlichen  Elle;  dem  ersteren  Hafse  würde  also  eine  kleine 
assyrische  Elle  sehr  nahe  stehen,  deren  30  Fingerbreiten  mit  der 
grofsen  babylonischen  Elle  wenn  auch  nicht  von  vornherein  sich 
deckten,  so  doch  durch  gesetzliche  Normierung  nachträglich  geglichen 
worden. 

5.  Herodot  (1,  178)  giebt  bei  der  Beschreibung  der  Mauern  von 
Babylon  die  Höhe  und  Breite  derselben  in  königlichen  Ellen  an 
(§  8, 3).  Wenn  nun  auch  ^königlich'  im  Sinne  Herodots  nichts  anderes 
ab  persisch  bezeichnet,  se  liefs  doch  der  ganze  Zusammenhang  der 
angeführten  Stelle  schlielseD,  dafs  unter  jenen  königlichen  Ellen  das- 
jenige landesübliche  Hafs  zu  verstehen  sei,  welches  ursprünglich  den 
babylonischen  Bauten  zu  Grunde  gelegen  hat,  also  die  königliche  per- 
ascbe  Elle  keine  andere  als  die  alte  babylonische  sei.  2)  Diese  Annahme 
hat  durch  neuere  Entdeckungen  volle  Bestätigung  gefunden.  Gehen 
wir  nochmals  von  der  Stelle  Herodots  aus  und  setzen  seinen  fxitQtog 
ftrjxpg  versuchsweise  der  attischen  Elle  gleich,  so  ergiebt  sich  für  die 
babylonische  Elle  eine  Länge  von  520  BfiUimeter.  Hierbei  ist  jedoch 
in  Betracht  zu  ziehen,  dafs  der  attische  Fufs  aus  einem  älteren,  etwas 
gröfseren  griechischen  Hafse  hervorgegangen  ist  (§  46,  1),  mithin  die 
Gleiduing  Herodots,  auf  dieses  ältere  Hafs  zurückgeführt,  voraussicht- 
lich auch  ein  höheres  Hafs  (etwa  530  Hilhm.)  für  die  babylonische  Elle 

1^  n,  Berlin  1854,  S.  253)  ausgesprochen  nnd  spiter  von  demselben  in  seinem 
Etelon  des  mesures  assyriennes,  Jonmal  As.  1872  XX  p.  157 f.,  1874  IV  p.  435 
wiederholt  worden.  Ihm  stimmten  bei  Böekh  Monatsbericht  1854  S.  83  ff.,  Wittich 
Phyok>fii8  XX  S.  431,  Brandis  S.  21  u.  25,  während  der  Verf.  dieses  Handbuchs 
hl  seiner  Recension  des  Brandisschen  Werkes,  Fleckeisens  Jahrbücher  1867 
S.il7f.,  Bedenken  gesen  dieses  Fufsmafe  erhoben  hat.  Obereinstinunend  da- 
ant  ist  ebenda  S.  521  f.  die  Dimension,  welche  Qneipo  filr  'A  seines  (von  dem 
O^pertscben  ein  wenig  abweichenden)  babylonischen  Pulses  ansidit,  vielmehr 
<n  */«o  der  babylonischen  Elle  gedeutet  worden  (vergL  vorige  Anm.). 

1)  Brandis  ».17  und  24  erklart  gewiüs  mit  Recht  die  Einteilung  der  grie- 
^isehen  Elle  in  24  Fingerbreiten  ffir  altbabylonisch.  Eine  damit  fibereinstim- 
mcnde  Tradition  aus  der  dMldaiscben  Astronomie  habe  ich  nach  Letronne  (vgl. 
«bcD  S.  382  Anm.  3)  in  meiner  Recension  des  Brandisschen  Werkes  S.  517 
km  bmrochen. 

2)  Vergl.  Bdckh  Metrol.  Unters.  S.  213  f. 

25* 


388  BABYLONISCHES  SYSTEM.  Mts. 

ergeben  wird.  ^)  In  der  Thal  bat  die  Nachmessung  verschiedener  Dimen- 
sionen in  den  Ruinen  Babylons,  insbesondere  auch  ein  häufig  wieder- 
k^rendes  Mafs  der  zu  den  Bauten  verwendeten  Backsteine  gezeigt, 
dafs  die  babylonische  Elle  den  Betrag  zwischen  525  und  530  Hillim. 
gehabt  hat^X  ^omit  der  aus  dem  babylonischen  Hohlmalse  berechnete 

1)  Geht  man  toq  dem  in  $  46,  20  und  48,  3  ermittelten  Betrage  des  g^ 
meingriechisehen  Fnfses  aus ,  so  erhalt  man  eine  gemeingriechische  EUe  tob 
472  Millim.  and  mit  Hinzurechnang  von  3  Fingerbreiten  dieser  Elle  ^  59  MUlin. 
eine  babylonische  Elle  von  531  Millim.  Von  fraheren  Bestimmaogen  hebea 
wir  diejenige  Böckhs  hervor,  welcher  in  seinen  MetroL  UntersnchnngeD  S.  213 
—220  ans  dem  Hohlmalse  einen  Wert  von  234,654975  Par.  Iinien«529^ 
Millim.  fflr  die  babylonische  Elle  berechnete.  Später,  nachdem  die  Messongei 
Opperls  bekannt  geworden  waren,  modificierte  er,  unter  gleichzeitiger  BerildL- 
sichtigung  des  agvptischen  EUenmafses,  dieses  Resultat  auf  233,21325  Pv. 
Linien  » 526,09  Süllim. :  siehe  Monatsberichte  der  Berliner  Akad.  1854  S.  7S 
(Gesammelte  Schriften  VI  S.  254). 

2)  Oppert  fflhrt  zd  Anfang  seines  Etalon  des  mesures  assyriennes  (Jovml 
Asiati^ue  1872,  VL  s^rie,  tome  XX  p.  157  L)  die  'neuen  Resultate',  zu  welchei 
ihn  die  Prfifung  mehrer  hundert  babylonischer  Backsteine  und  einer  grofsea 
Zahl  von  Steinplatten  geführt  habe,  in  folgenden  fünf  Hauptsätzen  an:  1.  Das 
Originalmais  der  Backsteine  ist  ein  babylonischer  Quadratfufs;  2.  derselbe  bil- 
dete ^l§  der  Elle;  3.  diese  Elle  ist  der  königlichen  ägyptischen  gleich  vU 
kleiner  als  die  assyrische  (la  coudSe  de  Niräve)  und  die  persische;  4.  dasbi- 
bylonische  Stadion  hatte  360  Ellen  oder  600  Fu£s;  5.  der  babylonische  Fi£( 
betrug  315  Millim.,  die  Elle  525  Millim.  Hiemach  beruft  er  sich  auf  die  too 
Bdckh  im  Monatsbericht  der  Berliner  Akad.  1854  S.  76  fL  (Gesammelte  Schriflea 
VI  S.  252  ff.)  gegebene  Darstellung,  von  welcher  also  auch  heute  noch  aosn- 
gehen  ist,  da  eine  nähere  Begründung  dieser  Angaben,  welche  ich  bereite  ia  der 
ersten  Auflage  dieses  Handbuches  S.  274  als  wünschenswert  bezeichnete,  nir 
nicht  zur  Kenntnis  gekommen  ist  Bezug  nehmend  auf  ein  Schreiben  Opperti 
an  Alezander  von  Humboldt  (welches  teilweise  in  Gumprechts  Zeitschrift  fär 
allgemeine  Erdkunde,  1854  Bd.  2  S.  251  ff.  zur  Veröffentlichung  ffelaagt  ist) 
führt  Bdckh  (Monatsber.  S.  77)  zunächst  an,  dafs  Oppert  aus  den  Steinplatteo 
den  Wert  der  babylonischen  Elle  zu  525  Blillim.  bestimme;  dann  leitet  tf 
(S.  78)  aus  der  Angabe  Opperts,  dafs  die  Seite  der  Königsburg  380  Meter,  d.  L 
2  Stadien,  messe,  einen  Wert  von  527,78  Millim.  für  die  Elle  ab.  Einen  noA 
höhern  Wert,  nämlich  533,33  Millim.  ergeben  Nachmessungen  am  Birs-Ninrad 
(S.  79)|  was  darauf  zu  führen  scheine,  daft  die  Elle  ursprünglich  etwas  fröü^r 
war.  Auch  das  Fulsmais,  welches  Oppert  nach  den  Bacluteinen  auf  315  MiUim. 
bestimmt,  könne  wohl  etwas  höher  angesetzt  werden;  wenigstens  ergebe  eii 
in  Berlin  befindlicher  Backstein  mindestens  322  Millim.  für  den  Fufs  (S.  83 1). 
Hieran  schliefet  sich  (S.  108)  die  aus  einem  zweiten  Briefe  Opperts  entnomBeae 
Angabe,  dafs  er  seinen  babylonischen  Fufe  aus  der  Messung  von  550  Ziegela 
so,  wie  vorher  bemerkt,  bestimmt  habe.  Aus  alledem  geht  hervor,  dift  eine 
streng  wissenschaftliche  Bestimmung  des  babylonischen  Ellenmafees  uns  nock 
fehlt,  wie  denn  auch  Brandis  S.  36  aus  denselben  Oppertschen  Angaben  ^ 
Wert  von  530  Millim.  für  die  Elle  deduciert,  und  andererseits  Qneipo  I  p.  281« 
um  seinen  Fufo  von  320  Millim.  (entsprechend  einer  Elle  von  533  Millim.)  w 
begründen,  auf  die  in  Ninive  von  Botta  und  Place  vorgenommenen  Messoogea 
sich  beruft«  Anderweitige  Zweifel  gegen  Opperts  Annahmen  und  zugleich  gegefl 
die  Angaben  Herodots  über  die  Mauern  Babylons  erhebt  Job.  BrfiU  HerodoU 
babylonische  Nachrichten,  Programm  des  K.  Gjmnas.  zu  Aachen  1878,  ohie 
jedoch  die  Bestimmung  der  babylonischen  Elle  zu  0,525  Meter  anzutasten.  Aacä 


I  4S,  5.  BESTIMMUNG  DER  ELLE.  S89 

Wert  der  Elle  so  nahe  übereinstimmt,  als  nur  immer  erwartet  werden 
kaon.i) 

Sehr  zuverlässige  Werte  der  babylonischen  EUe  lassen  sich  auch 
aus  einigen  Tempelbauten  Joniens  und  Griechenlands  entwickeln,  da 
der  Umfang  der  ältesten  Tempel  nach  dem  babylonischen  Stadion  be- 
messen worden  ist^,  einige  Tempel  Kleinasiens  auch  ganz  nach  baby- 
lonischem Mafse  gebaut  worden  sind.')  Der  Zeustempel  zu  Olympia 
und  der  altere  Parthenon  zu  Athen  zeigen  den  Umfang  eines  baby- 
lonischen Stadions  von  189,2  und  189  Meter,  woraus  sich  eine  Elle 
Ton  525,5  bis  525,0  Millim.  ergiebt.  ^)  Andere  Tempel  führen  auf  ein 
etwas  gröfseres  EUenmafs  von  531  bis  533  Millim.^) 

Hiemach  ist  nicht  zu  bezweifeha,  dafs  die  babylonische  Elle  mit 
der  königlichen  ägyptischen,  welche  525  bis  527  Millim.  betragen  hat 
(S  41, 3),  identisch  war.^)  Die  Übertragung  des  Mafses  hat  höchst  wahr- 
scheinlich von  Ägypten  aus  nach  Babylonien,  nicht  umgekehrt,  statt- 
gefunden. 

Gerade  wie  für  das  ägyptische,  so  setzen  wir  auch  für  das  baby- 


«UB  der  Goldplatte  Ton  Khorsabad,  welche  Queipo  I  p.  283  L  behandelt  (yergl. 
ndne  Recensioo  Yon  ßrandis  S.  521  f.  und  oben  S.  386  Anm.  2)  kann  ein  Wert 
von  533  Millim.  für  die  Elle  entnommen  werden.  Doch  führt  besonders  die 
Rücksicht  auf  den  weit  schärfer  bestimmten  Betrag  der  ägyptischen  Elle  dazn, 
das  wahrscheinliche  Maximum  für  die  babylonische  Elle  nicht  über  530  Millim. 
in  setzen. 

1)  Aus  dem  babylonischen  Hohlmafs  haben  mit  Herbeiiiehung  des  SUberge- 
Wichtes  Queipo  und  Brandis  einen  Fufs  yon  320  Millim.  abgeleitet,  während 
Bödkh  bekanntlich  nach  anderen  Voraussetzungen  ebenfalls  aus  dem  Hobimafse 
einen  Fois  yon  353  Millim. «  Vs  babyl.  Elle  berechnete.  Abweichend  yon 
bdden  Hypothesen  habe  ich  in  der  Recension  des  Brandisschen  Werkes  S.  521 
—527  nachzuweisen  yersucht,  dals  das  babylonische  Hohlmafs  mit  dem  Kubus 
der  nnzen  Elle  in  Beziehung  gesetzt  worden  ist.  Der  aus  dem  Hohlmafs  fQr 
die  Elle  berechnete  Betrag  yon  532,8  MilUm.  (a.  a.  0.  S.  526)  durfte,  wie  yon 
mir  nadigewiesen  ist,  nicht  als  absolut  maisgebend  angesehen  werden;  wohl 
aber  bestätigte  er  hinreichend  den  anderweitig  ermittelten  Wert  der  Elle  von 
525  bis  530  Millim.  Die  weiteren  Untersuchungen,  weiche  am  Schlüsse  dieses 
Absdmittes  (§42, 17. 18)  Platz  finden  werden,  scheinen  zu  erweisen,  dals  die 
babylonische  Elle  keinesfalls  entweder  niedriger  als  auf  525  oder  höher  als  auf 
532  Millim.  angesetzt  werden  darf,  und  daCs  ihr  Normalmafs  als  persische  Elle 
sehr  nahe  530  Millim.  betrug. 

2)  Dies  habe  ich  nachgewiesen  in  der  Schrift  'Heraion  und  Artemision, 
zwd  Tempelbauten  loniens',  Berlin  1881,  S.  25  ff.  44  ff. 

3)  VergL  den  Aufsatz  'Bestimmung  der  EUenmalse  Herodots',  welcher  in  der 
Arehäol.  Zeitung  nächstdem  erscheinen  wird. 

4)  Heraion  und  Artemision  S.  44  ff 

5)  Ebenda  S.  45  f.,  Bestimmung  der  EUenmafise  (vergL  Anm.  3). 

6)  Die  IdenUat  beider  EUenmafse  hat  bereits  Saigey  Trait^  p.  44  ange- 
deutet und  nächstdem  Bockh  MetroL  Unters.  S.  227  f.  bestimmter  ausgesprochen. 
Gleicher  Ansicht  sind  Oppert,  Brandis  und  Lepsius. 


S90  DABTLONISGHES  STSTEBi.  $  a  s. «. 

Ionische  Mab,  soweit  dasselbe  von  der  EUe  abhXngt,  deo  Nonnalbetrag 
der  letzteren  auf  525  Millim.  fest.^) 

Die  assyrische  Elle  ist,  wie  aus  der  Tafel  von  Senkereh  her- 
vorgeht, nicht  verschieden  gewesen  von  der  babylonischen.') 

Der  Philetärische  Fufs  im  pergamenischen  Reiche  ist  nichts  an- 
deres als  das  nach  griediischer  Weise  aus  der  babylonisch-persischeD 
Elle  abgeleitete  Zweidrittehnafs  (§  50,  1). 

Wir  fügen  nun  eine  Übersicht  der  hauptsttchlichsten  bisher  be- 
sprochenen babylonisch-assyrischen  Hafse  bei: 

BabyL  Elle         Meter 

uhan,  Finger V3o  0,0175 

qat,  Handbreite     ....  Ve  0,0875 

ommof,  EUe 1  0,525 

^aittt,  Rute 6  3,15 

Stadion  {ovicaog  der  Rute)  .         360       189 
Parasang  (Stundenweg)  .     .     10800     5670 
üreupu  (Saros  der  Rute)   .     .    21600  11340 
6.  Es  ist  aufMig,  dafs  in  den  babylonisch-assyrischen  Denk- 
mälern die  Grundflächen  von  Gebäuden  oder  ganzen  Städten  wieder- 
holt nach  Länge  und  Rreite  oder  nach  dem  gesamten  Umfang,  nicht 
aber  in  Flächenmafsen,  angegeben  werden.^)  Indes  weisen  andere  ur- 
kundliche Spuren  darauf  hin,  dafs  auch  quadratische  Flächen- 
mafse  in  Gebrauch  gewesen  sind.    Ziemlich  gesichert  scheint  die 
Annahme  eines  Quadratstadions,  abo  eines  Feld-  und  Baumafsesvon 
60  Ruten  ins  Gevierte ,  dem  vielleicht  als  Teilmafse  eine  Fläche  von 
60  Ellen  ins  Gevierte  (entsprechend  dem  griechischen  Plethron)  und 
das  Quadrat  der  Rute  zugehörten.^)    Vermutungsweise  kann  also  fol- 

1)  Ebenso  Oppert  (S.  S88  Aom.  2),  Lepsius  Abhandl.  S.  131.  Brandis  S.  21 
und  36  halt  den  schwankenden  Betrag  zwischen  530  und  525  Millim.  anfreckt. 

2)  Lepsius  Zeitschr.  S.  58,  Abhandl.  S.  131—138.  Dagegen  stellt  Oppert 
(S.  388  Anm.  2)  eine  eiffene  assyrische  EUe  auf,  welche  er  auf  548,5  MiUiB. 
bestimmt  (Etalon  a.  a.  0.  S.  159.  172),  aus  welchem  prundmalse  er  femer  eiie 
lange  Reihe  anderer  assyrischer  Mafse  entwickelt  (Etalon  etc.  im  Joomal  As. 
1874,  Vn.  s^rie,  tome  IV  p.  434  f.,  und  vergl.  vorher  p.  425  01). 

3)  Yergl.  die  Zusammenstellung  bei  Oppert  Journal  As.  1874  IV  p.  440—442. 

4)  Ober  das  Quadratstadion,  dessen  Benennung  nach  Oppert  ammmii^^^ 

gelautet  hat,  vergl.  a.  a.  0.  p.  439  f.,  Aber  das  Quadratplethron  denselben  p.  44^ 
irandis  S.  25  und  in  diesem  Handbuche  $  44,  8  z«  £nde  nebst  der  betreftnda 
Anmerkung.  Die  Quadratrute  fü^i  Oppert  p.  452  in  das  System  ein.  Aufserdea 
nimmt  derselbe  p.  443—453  noch  folgende  Mafee  an:  u,  36  Ellen  ins  Gerierte 
—  357  D  Meter,  Acker  —  2143  D  Meter,  Arara  —  8811  O  Meter.  —  Die  $uat 
Frage  bedarf  noch  specieller  Untersuchung,  für  welche  auch  die  }  45»  2  a.  £. 
gegebene  Erklärung  des  persischen  Steuerkatasters  in  Betracht  ra  »eben  ist- 


141.7.  FLÄGHENMASSE.    HOHLMASSE.  8^1 

^ndee  System  der  babylonisch -assyrischen  Flächenmarse  aufgestellt 

werden: 

Babyl.  D  Ellen  Q  Meier 

Quadralrute     ...        62=  36  9,92 

Plethron     ....      60^=     3600  992 

Quadratstadion  .  .  360^=129600  35700 
7.  Ober  babylonisch-assyrische  Hohlmafse  sind  aus  dem  klas- 
sischen Altertum  keine  direkten  Angaben  auf  uns  gekommen.  Auf 
einheimischen  Inschriften  haben  sich,  wie  es  scheint,  die  Zeichen  für 
drei  Hohlmafse  gefunden,  deren  Lesung  man  vermutungsweise  versucht 
hat,  während  über  ihren  Betrag  aus  der  inschrifllichen  Quelle  selbst 
eine  Folgerung  nicht  gezogen  werden  konnte.^)  Indes  treffen  die  zu- 
rerlässigen  Plachrichten,  welche  uns  ttber  persisches,  hebräisches,  phö- 
Dikisches  und  ägyptisches  Hohlmafs,  und  zwar  aus  verschiedenen,  von 
einander  unabhängigen  Quellen  vorliegen,  derartig  zusammen,  dafs  es 
gehiDgen  idt,  daraus  das  babylonische  Mafssystem  in  allen  Hauptpunk- 
ten wiederherzustellen. 2)  In  den  Rechnungen  der  persischen  Hofhai- 
tdog  erscheint  als  Mafs  fUr  Flüssiges  der  Maris,  welcher  10  attischen 
Choen,  d.  i.  60  Sextaren,  gleich  gesetzt  wird  (§  45,  3);  ebenfalls  als 
persisches  Mafs  wird  uns  die  Achane  genannt  und  ihr  Betrag  auf 
45  attische  Hedimnen,  d.  i.  60  X  72  SexUre,  bestimmt  (§  45, 3).  Ferner 
begegnen  vnr  sowohl  in  Ägypten  als  in  Palästina  einem  Mafse,  welches 
deoQ  attischen  Metretes,  d.  i.  72  Sextaren,  gleichgesteUt  wird;  dasselbe 
hiers  in  Ägypten  zur  Ptolemäerzeit  Artabe  schlechthin  (§  53,  11),  zur 
Römerzeit  die  alte  Artabe  (§  53,  12),  bei  den  Hebräern  als  Mafs  für 
FlQsriges  Batb,  für  Trockenes  Epha  (§  44, 9).  Da  nun  zwischen  Ägyp- 
ten und  Syrien  einerseits  und  Persien  andererseits  die  Euphrat-  und 
Tigrisländer  für  alle  kulturgeschichtlichen  Beziehungen  das  vermil- 

1)  Oppert  L'^talon  des  mesures  assyriennes,  Journal  Asiatique  1874  tome  IV 
p.  454,  liest  das  gröfste  von  den  drei  Mafsen  imer  und  deutet  es  als  bebr. 
dutmer^  phdnik.  Aror;  das  zweite,  qa^  identificiert  er  nacb  Lenormants  Vorgang 
nit  dem  Bath  oder  Epba;  endlich  das  dritte,  dessen  Zeichen  als  Zabl  gefafst 
▼ier  bedeuten  würde,  liest  er  te  und  hält  es  für  gieichgrods  mit  dem  hebräischen 
ffin  (vergl.  unten  S.  392  Anm.  4). 

2)  Diese  WiederhersteUunff  des  Systems  der  babylonischen  Hohlmafse  ver* 
Banken  wir  Brandis  (vergl.  Münz-  Mafs-  und  Gewichts wesen  S.  29—38  und 
meine  Recension  S.  522  f.).  Hierzu  hat  der  Verfasser  dieses  Handbuches  (vergL 
Rccendon  S.  523—529)  die  Normierung  des  Hohlmafses  nach  der  babylonischen 
EDe  nnd  dem  königlichen  Talente  (statt  nach  einem  supponierten  babylonischen 
Fife  Qod  dem  Silbergewicht)  und  demgemäfs  die  Unterscheidung  des  babylo- 
nischen Sechzigstels  von  dem  ffriechisch-rSmischen  Sextar  beigetragen.  Lets^tere» 
so  ftberaus  wichtige  Frage  wird  im  Znsammenhang  unten  %  46, 10.  tl.  13. 15—17 
behandelt  werden. 


392  BABYLONISCHES  SYSTEM.  i  41 7, 

telnde  Glied  bilden,  und  überdies  die  Wiederkehr  der  Zahl  60  im  per- 
sischen System  auf  Babylonien  hinweist,  so  bedurfte  es  nur  noch  des 
Nachweises,  dafs  alle  diese  Hohlmafse  mit  dem  babylonischen  Gewicht- 
system in  Einklang  stehen,  um  ein  zusammenhängendes  System  der 
Hohlmafse  und  den  babylonischen  Ursprung  dieses  Systems  klar  zu 
machen. 

In  der  That  hat  sich  die  Übereinstimmung  der  genannten  Hohl- 
mafse mit  dem  altbabylonischen  Gewicht  deutlich  ergeben.  Der  Maris, 
als  babylonisches  Mafs  aufgefafst,  steUte  das  Wassergewicht  eines  leich- 
ten königlichen  Talentes  (§  42,  10)  dar  und  entsprach  dem  fÜnfteD 
Teile  einer  babylonischen  EubikeUe.  Dieses  Hauptmafs  wurde  nach 
dem  einheimischen  Zahlensystem  in  Sechzigstel  geteilt,  welche  wahr- 
scheinUch,  ebenso  wie  die  Sechzigstel  des  Talentes,  Minen  hiefseD.^ 
Als  Mafs  für  Trockenes  wurde  die  ägyptische  Artabe  (§  41,  7),  welche, 
wie  bereits  bemerkt,  auch  bei  den  Hebräern  Eingang  gefunden  hatte, 
beibehalten  und  auf  72  Sechzigstel  normiert.  Wir  nennen  sie  als  ba- 
bylonisches Mafs  mit  dem  hebräischen  Namen  E  p  h  a.')  Hierzu  kommt 
als  Zehnfaches  des  Epha  das  Chomer^)  und  als  Sechzigfaches  die 
A Chane.  Als  Teilmafs  ftlr  Trockenes  fand  Xenophon  in  Kleinasien 
die  TcaTtl-^Ti  Tor,  welche  er  zu  2  attischen  Choiniken  bestimmt  Offen- 
bar war  dieses  Mafs  identisch  mit  dem  hebräischen  Kab  und  betrog 
4  babylonische  Sechzigstel  oder  Vis  des  Epha. 4)  VieUeicht  gehörte 
auch  die  addi^  im  Betrage  von  2  Kapithen  dem  babylonischen  Systeme 
zu  (§  45,  4). 


1)  Brandis  S.  34  f.   Die  assyrische  Wortfonn  maff  dem  hebridscheo  mAttk 

Sleich  oder  sehr  ahnlich  gelautet  hahen.  Zur  BezeicbDnng  des  Gewichtes  bil- 
eten  die  Griechen  die  Form  fiva  ({  19,4);  unter  den  Hohlmafsen  erinnert  die 
kyprische  Benennung  fivaüis  noch  an  den  babylonisch -assyrischen  Urspnif 
(S  48,  8).  Wir  behalten  den  Ausdruck  Sechzigstel  bei  um  einer  Yerwechsehnf 
mit  der  Mine  als  Gewicht  Torzubeugen. 

2)  Wenn  die  Lesung  qa  (S.  391  Anm.  1)  richtig  ist,  so  haben  wir  b  der 
babylonisch-assyrischen  Benennung  gewifs  eine  mit  epha,  ägyptisch  pha  (§  41,7) 
stammverwandte  Benennung. 

3)  Yergl.  S.  391  Anm.  1. 

4)  Xenoph.  Anab.  1,  5,  6,  Brandis  S.^  30.  Die  Bestimmuuff  bei  Hesychiot 
nanld^'  ayyMv,  %mij;otvv  ^Atiuml^  Mnvhxa  dvo  beruht  wohl  auf  rerdeibtCT 
Lesart  {tunvlas  statt  ;to/y«iras,  vergl.  die  AbbrcTiaturen  Metrol.  Script  I  p.  170  f.); 
wo  nicht,  so  ist  mit  dem  gleichen  Namen  das  Viertel  der  Ton  Xenophon  e^ 
wähnten  Kapithe,  also  das  Sechzigstel  des  Maris  gemeint.  Wenn  das  Zeiebea, 
welches  Oppert  (yergl.  S.  391  Anm.  1)  #e  liest,  als  Tier  aufeefafst  werden  kiaOt 
so  bitten  wir  damit  inschriftlich  das  Mafs  von  4  Sechxigsteln,  d.  i.  die  Kapithe, 
bezeugt.  Qneipo  I  p.  360  ordnet  dem  assyrisch -persischen  Systeme  das  «m 
zu,  welches  er  auf  2,72  Liter,  also  annihemd  wie  ich  die  Kapithe  (S.  S94V 
ansetzt 


1 

10 

1 

12 

IVs  1 

180 

18  15 

1 

720 

72  60 

4 

MS.  7. 8.  HOHLMASSE.  393 

Das  System  der  hauptsächlichsten  babylonischen  Hohhnafse  war 
abo  folgendes: 

Achane      ...  1 

Chomer     ...  6 

Epha    ....        60 
Maris    ....        72 
Kapithe     .     .     .     1080 
Sechzigstel     .    .    4320 
8.  Um  den  Betrag  des  babylonischen  Hohlmafseszu  bestim- 
men, hat  man  zunächst  Ton  den  ?orerwähnten  Angaben  griechischer 
QueDen  auszugehen,  wonach  der  Maris  zu  60  Sextaren  =  32,83  Liter 
und  die  Artabe  zu  72  Sextaren  =  39,39  Liter i),  mithin  das  Verhältnis 
beider  Mafse  zu  einander  gleich  5  : 6  anzusetzen  ist  Wie  wir  aber  für 
die  ägyptische  Artabe  teils  aus  dem  einheimischen  Längenmafse  teils 
ans  dem  Gewichte  teils  aus  Nachmessungen  ägyptischer  Mafsgeßirse  den 
Betrag  von  36,45  Liter  mit  aller  nur  möglichen  Sicherheit  ermittelt 
haben  ($  41,  7),  so  wird  auch  betreffs  des  babylonischen  Hohlmafses 
za  fragen  sein,  welche  Beträge  aus  dem  landesüblichen  Längenmafs 
und  Gewicht  sich  ergeben.  Wenn  die  ägyptische  Artabe  ein  Viertel 
des  Kubus  der  königlichen  ägyptischen  Elle  war,  so  betrug  der  baby- 
lonische Maris  Toraussichtlich  ein  Fünftel  des  Kubus  der  babylonischen 
EOe.  Sucht  man  dann  weiter  das  diesem  Raummafse  entsprechende 
Wassergewicbt,  so  wird  man  mit  Notwendigkeit  auf  das  leichte  könig- 
liche Talent  geführt   Mithin  ergeben  sich  folgende  Ansätze: 
der  Maris  betrachtet  als  fünfter  Teil  des 
Kubus  der  babylonischen  Elle,  je  nach- 
dem man  diese  zu  525  oder  530  Millim. 

ansetzt 28,94  oder  29,775  Liter 

derselbe  berechnet  aus  dem  königlichen 

Talente  von  30,24  Kilogr.  2)      .    .    .     30,31  Liter, 
derselbe  nach  dem  ägyptischen  Hin  be- 
sUmrot«) 30,00  bis  30,40  Liter. 

1)  Diese  Betrage  nimnit  Brandis  S.  29—38  fQr  das  babyloDische  Mafs  in 
ADSBrncb,  wie  zwar  Dicht  ausdrücklich  bemerkt  wird,  jedoch  ans  dem  Zasam- 
JBeiriiaiiffe  seiner  Darstellnn^  hervorgeht  Nach  den  Voranssetznnffen ,  welche 
vdeipo  1  p.  322  behnfs  Ableitung  des  babylonischen  Gewichtes  ans  dem  Langen- 
^^  aufstellt,  kommen  auf  den  Maris  32,768  Liter. 

2)  Hierbei  ist  mit  Brandis  S.  37  die  mittlere  Temperatur  von  23®  G.  vor- 
»^esetztj  sodafs  der  Gewichtbetrag  des  babylonischen  Talentes  mit  1,00244 
>n  Biritiplicieren  ist  um  das  Yolnmen  n  erhalten. 

3)  Yergl.  S.  367  f.,  wo  der  Betrag  des  Hin  ans  Messungen  alter  Gefifse  direkt 


894  BABYLONISCHES  SYSTEM.  MtB. 

Ziehen  wir  nuo  in  Betracht,  dafs  auch  das  römische  Hoblmafs, 
dessen  BestimmuDg  nach  dem  Gericht  und  dessen  Beziehung  zum  rö- 
mischen Kubikfufs  mit  voller  Sicherheit  uns  überliefert  ist,  wenn  man 
es  lediglich  nach  dem  Längenmafs  rekonstruieren  wollte,  nicht  so  hoch 
herauskommen  würde,  wie  es  in  Wirklichkeit  war^),  so  werden  wir 
auch  die  soeben  aus  dem  babylonischen  Längenmafs  abgeleiteten  An- 
sätze als  etwas  zu  niedrig  ansehen ,  andererseits  aber  nicht  über  den 
höheren  aus  dem  Hin  ermittelten  Betrag  hinausgehen  dürfen,  sodaC» 
der  mittlere,  aus  dem  Gewicht  berechnete  Ansatz,  welcher  schon  an 
sich  den  meisten  Anspruch  auf  Genauigkeit  hatte,  mit  alier  Wahr- 
scheinlichkeit als  der  Normalbetrag  angesehen  werden  kann. 

Noch  in  spätrömischer  Zeit  hat  der  Maris  als  provinziales  Hafs 
bestanden  und  ist  Ton  den  Römern  zu  55  Sextaren,  seine  Htflfte  zo 
28  Seitaren,  sein  Drittel  zu  1 8  Sextaren  angesetzt  worden  (§  53, 15  z.  E.). 
Da  nun  das  Mittel  aus  der  zweiten  und  dritten  Schätzung  genau  mit 
der  zuerst  angeführten  zu  55  Sextaren «»  30,10  Liter  stimmt,  so  bietM 
letzterer  Wert  in  überraschender  Weise  eine  Kontrolle  itlr  die  relaÜTe 
Genauigkeit  des  von  uns  berechneten  Normalbetrages. 
Es  enthielt  also  in  Babylonien  und  Assyrien 

das  Epha  (die  ArUbe)     .     .    .    36,37  Liter 

der  Maris 30,31     „ 

die  Kapithe 2,021  „ 

das  Sechzigstel 0,505  „ 

Das  babylonische  und  ägyptische  System  begegnen  sich  in  der  Artabe. 
Die  Abweichung  zwischen  dem  hier  und  dem  für  Ägypten  (S.  366  f*) 
ermittelten  Betrage  ist  eine  so  geringe,  dafs  sie  in  der  Praxis  kaun 
jemals  bemerkt  worden  ist.  Aber  auch  später,  als  das  attische,  nach 
einem  gesteigerten  Gewicht  normierte  Hohlmafs  ^)  in  den  Orient  ein- 
drang, wurde  der  Unterschied  sowohl  bei  dem  Sechzigstel,  welchem  im 
attischen  System  das  Mafs  von  zwei  Rotylen  (&»  0,547  Liter),  später 
im  römischen  der  Sextar  entsprach,  als  auch  bei  den  Vielfachen  des 
Sechzigstels  vielfach  unbeachtet  gelassen.^) 

ermittelt  worden  ist  Begnügen  wir  uns,  um  ganz  sicher  za  gehen,  nit  Aer 
Ghabasschen  Bestimmang  auf  2  Decimalen,  nämlich  zu  0,45  Liter,  so  erkattei 
wir  nach  dem  Verhältnis  80  •  5 : 6  den  oben  zuerst  angegebenen  Wert  des  Mari»» 
Dagegen  erfolgt  der  andere  angegebene  Wert  aas  dem  Ansatz  des  Hin  ta 
0,456  Liter. 

1)  Vergl.  meine  Recension  von  Brandis  S.  525 — 527  und  oben  S.  122. 

2)  Ebenda  S.  523.  531.  537  f.  und  unten  §  46, 10. 11.  15^17. 

3)  Diese  Gleichstellung  der  orieattlischen  und  attisch-römischen  HoUaiafse, 
weiche  wir  am  kürzesten  dm-ch  die  Formel  'Sechzigstel  -•  Sextar'  beaeicliDen, 


H2.9.  HOHLMASSE.   GEWICHTE.  395 

Eine  Tergkichende  Übersicht  der  babylonischen  Hohhnafse  mit 
den  Ägyptischen,  hebräischen  und  persischen  ist  am  Schlosse  dieses 
Handbuches  in  Tab.  XXI  zusammengestellt 

9.  Die  genaue  Kenntnis  des  babylonisch-assyrischen  Gewi  cht - 
Systems  Terdanken  wir  den  zahlreichen  Gewichtstttcken,  welche  teils 
in  den  TrOmmem  Ton  Ninive  und  nördlich  davon  in  dem  Palaste  von 
Khorsabad,  teils  auf  der  Stätte  des  alten  Babylon  gefunden  worden 
sind.')  Zunächst  ist  als  eigentttmlich  hervorzuheben,  dais  in  diesem 
System  zwei  Gewichtskalen  neben  einander  hergehen,  deren  eine  ge- 
rade das  Doppelte  der  anderen  beträgt^  Verschiedene  Spuren  weisen 

findet  sich  sowohl  in  der  ohigen  Angabe  Xeoophons  über  den  Betrag  der  Kapithe 
als  in  der  AristoteUschen  Schätzung  der  Achane  (Receoston  von  Brandis  S.  529 
Aom.  15)  and  in  vielen  anderen  Bestimmongen  orientalischer  Malse,  welche 
{43fC,  jedesmal  mit  der  entsprechenden  Erklärung,  aufgeführt  sind.  Einer 
ffeaaueren  Angabe  begegnen  wir  zuerst  in  der  auf  Nachmessung  beruhenden 
Schätzung  der  persischen  Artabe  bei  Herodot  1, 192,  wonach  jenes  Mais,  welches 
108  babylonisctie  Sechzigstel  hielt,  auf  102  Sextare  attisch-römischen  Systems 
anxnsetzen  ist  (§  45,  3.  46, 16).  Dies  giebt  im  Sinne  Herodots  das  Verhältnis 
17 :  18  zwischen  Sechzigstel  und  Sextar  und  es  berechnet  sich  daraus  für  den 
btbyloQischen  Maris  der  Wert  von  31,01  Liter,  welcher  dem  oben  (S.  394)  er- 
mittelten wirklichen  Betrage  offenbar  viel  näher  kommt  als  der  aus  der  deich- 
•tdlang  von  Sextar  und  Sechzigstel  abgeleitete  Wert  von  32,83  Liter.  Das 
Weitere  ergiebt  sich  aus  den  hierher  gehöngen  Abschnitten  von  §  46,  besonders 
aus  den  Verweisen,  welche  zu  §  46,  16  beigefügt  sind. 

1)  Eine  kurze  Beschrdbung  der  zu  Nimrud  gefundenen  Gewichte  gab  zuerst 
Uyard  Discoveries  in  the  ruins  of  Nineveh  and  Babylon,  London  1853,  p.  600  f. 
Die  Unterscheid ang  des  schweren  und  leichten  Gewichtes  und  die  Bestimmung 
^  Gewichtstdcke  nadi  beiden  Systemen  führte  Norris  im  Journal  of  the  Royal 
Aaitie  Society  of  Great  Britain  vol.  XVI,  Jahrgang  1856,  p.  215—226  durch, 
onteretätzt  durch  die  p.  218  mitgeteilte  Entdeckung  von  Hincfcs  über  die  Teilung 
^er  Mine  in  Sechzigstel  u.  s.  w.  Unter  den  übrigen  Bearbeitungen  derselben 
Materie  sind  hervorzuheben  die  Darstellungen  von  Levy  Gesch.  der  jüdischen 
Mäazen,  Breslau  1862,  S.  147—152,  Mommsen  'Das  Geld'  in  den  Grenzboten, 
ZeHschr.  f.  Politik  u.  Literatur,  XXn,  1,  Leipzig  1863,  S.  381  ff.,  Mommsen-Blacas 
'  p.  401  £,  Madden  History  of  Jewish  coinage,  London  1864,  p.  259—266,  Brandis 
S.44— 52.  596  f.,  G.  Smith  On  Assyrian  weiffhts  and  measures,  Zeitschr.  f.  ägypt. 
Spr.  1872  S.  110—112,  E.  Schrader  Die  Keilinschriften  und  das  Alte  TesUment 
&  53—55,  dmelbe  auch  in  Riehms  Handwörterbuch  des  bibl.  Altertuns  unter 
^  Wort  Mine. 

2)  Dieses  Nebeneinander  einfiicher  und  doppelter  Beträge  scheint  dem  ge- 
«ttiten  vorderasiatischen  Mafssystem  eigentümlich  gewesen  zu  sein.  Die  baby- 
l<Hii8chen  Feld-  und  Wegmafse  sind  als  doppelt  nachgewiesen  worden  S.  385. 
^  persischen  Kapetls  entspricht  im  babylonischen  System  das  Doppelte ,  die 
Kapithe  (§  45, 4).  Der  syrische  oder  antiochische  Metretes  ist  das  Doppelte  des 
Itvylonischea  Maris  (§  5t,  3),  letzterer  wiederum  das  Doppelte  des  pon tischen 
Muts  ({  50,  6).  Das  Doppelte  des  römischen  Modius  ist  der  kastrmuis  modius, 
toer  aber  seinerseits  die  Hälfte  des  Epha  oder  der  Artabe  ({  53,  14).  KaSos 
besdchnet  einerseits  sowohl  den  attischen  Metretes  als  die  Hälfte  (§  56,  3), 
Mdcrersdls  sowohl  die  römische  Amphora  als  deren  Hälfte,  die  Uma  (Metrol. 
Script.  H  Index  mter  xa^oQ  vergL  mit  ne^fuov).  Anlangend  die  Gewichte  ist 
aoch  auf  die  hrbräischeo  Shekel  ({  44, 12)  und  auf  das  karthagische  System 


396  BABYLONISCHES  SYSTEM.  ( a  9.  lo. 

darauf  hin ,  dafs  das  leichtere  Gewicht  entweder  in  Babylonieo  ein- 
heimisch  oder  wenigstens  dort  ToraQglich  im  Gebrauch  war^),  wie  denn 
auch  Ton  griechischen  Schriftstellern  teils  das  leichte  Talent  selbst, 
teils  das  daraus  abgeleitete  Silbertalent  als  babylonische  bezeiciuet 
werden  (§  45, 9.  6).  Aber  andererseits  ist  sicher,  dafs  beide  Gewkbte 
im  assyrischen  Reiche  mit  gesetzlicher  Geltung  neben  einander  be- 
standen haben.  Sind  doch  die  meisten  der  aufgefundenen  Gewicht- 
stücke  sorgfUtig  justierte  Normalgewichte,  versehen  mit  dem  Namen 
des  Königs,  unter  dem  sie  angefertigt  wurden,  und  der  Angabe  des 
Betrags,  den  sie  darstellen.    Wir  b^eichnen  nach  Anleitung  dieser 
Aufschriften  beide  Arten  des  assyrisch -babylonischen  Gewichtes  ab 
königliche  mit  dem  unterscheidenden  Zusätze  leicht  und  schwer, 
sprechen  also  beispielsweise  von  einem  schweren  königlichen  Talente, 
einer  leichten  königlichen  Mine,  und  vermeiden  dadurch  jede  Ver- 
wechselung mit  den  Talenten  und  Minen  Goldes  oder  Silbers,  von 
denen  bald  die  Rede  sein  wird. 

I  10.  Die  Gewichtstücke  des  schweren  Systems  sind  aus  Bronze  ge- 
fertigt und  stellen  einen  auf  einer  Basis  ruhenden  Löwen,  teils  mit 
teils  ohne  Handhabe,  dar.  Das  gröfste  Stück  ist  das  in  Khorsabad  ge- 
fundene, zwar  ohne  Aufschrift,  aber  durch  Nachwägung  als  Gewicht 
von  60  Minen  «« 1  Talent  erkannt. 2)  Die  übrigen  kleineren  Nominale 
stellen  nach  Ausweis  der  Aufschriften  'fünfzehn,  fünf,  drei,  zwei  Minen 
des  Landes'  oder  'fünf,  drei,  zwei,  eine  Mine  des  Königs',  femer  ?on 
Teilen  der  Mine  ein  Zweidrittelstück,  'ein  Viertel  des  Landes',  ^»n 
Fünftel  des  Landes',  endlich  drei  Sechzigstel  (»>  y^o  Mine)  dar.  Die 
Gewichtstücke,  welche  zu  dem  System  der  leichten  Mine  gehören,  sind 
aus  Stein  gefertigt  und  zeigen  das  Bild  einer  Ente;  doch  beweisen  drei 
noch  erhaltene  Löwengewichte  von  Bronze,  welche  dem  gleichen  Sy- 
steme angehören,  dafs  auch  die  leichtere  Mine  unter  dem  gleichen 
Symbole  königlicher  Oberhoheit  stand,  wie  die  schwerere.   Von  den 

ZQ  verweisen  (}  43,  8).  Vergl.  auch  Qneipo  I  p.  359:  les  andeDS  ^crivains  eoa- 
fondaieni  parfois  sons  nn  mAme  nom,  comme  le  fönt  encore  les  Arabes  mo- 
dernes, les  mesures  donbles  les  unes  des  antres. 

1)  Norris  a.  a.  0.  p.  217  f.,  Brandis  S.  45.  596  f.,  Oppert  L'^Ulon  etc.  Joana) 
Asiatiqne  1874  tome  IV  p.  469. 

2)  Brandis  S.  48.  Das  Gewicht  des  im  Masenm  des  Louvre  infbewahrteB 
Löwen  beträgt  nach  der  Wagnng  Longp^riers  60,400  Kilogr.  Davon,  daüs  das 
Gewichtstdck  voUkommen  gnt  erhalten  ist,  habe  ich  mich  im  J.  1863  durch 
eigene  Anschauung  überzeugt.  Später  war  Professor  W.  Helhig  so  freondlich  die 
das  Monument  betreffende  Notiz  in  den  Akten  des  Museums  fAr  mich  einiuseheo. 
Sie  lautet,  nachdem  Fundort  und  Gewicht  angegeben  sind:  il  est  en  fort  boo  6tat 
de  conserration,  mais  compl^tement  oyxde,  sans  croüte  et  sans  corpa  ^trangcrs. 


§42,10.  GEWICHTE.  897 

baden  schwersten  Steingewichten  wird  durch  die  Aufschrift  das  eine 
einem  babylonischen,  das  andere  einem  assyrischen  Könige  zugeschrie- 
ben ;  beide  stellen  30  Minen  oder  ein  halbes  Talent  dar.  Demnächst 
kommen  die  drei  ebenerwähnten  bronzenen  Löwengewichte/zwei  Mi- 
nen des  Königs'  und  'eine  Mine  des  Königs'  Tertretend.  Die  übrigen 
Steingewichte  scheinen  gemäfe  den  Aufschriften ,  mit  denen  die  Nach- 
wägung  der  Monumente  nahezu  übereinstimmte,  auf  sechs  Fünfzehntel, 
acht  Dreifsigstel,  zwei  Fünfundvierzigstel  der  leichten  Mine  ausgebracht 
zu  sein.i)  Dagegen  wird  die  genaue  sexagesimale  Teilung  bekundet 
durch  eine  Reihe  von  kleinen  Eisengewichten,  deren  eines  die  Form 
eines  Eberkopfes,  die  übrigen  ebenfalls  die  Gestalt  Ton  Enten  zeigen.^) 
Sie  stellen  10,  2  und  1  Sechzigstel  der  leichten  Mine  und  weiter 
herabsteigend,  wie  es  scheint,  18,  10  und  4  Dreifsigstel  des 
leichten  Sechzigstels,  mithin  ebensoviele  Sechzigstel  des  schweren 
Sechzigstels  dar.  Zufalge  der  Aufschrift,  welche  das  kleinste  Gewicht 
tragt,  ist  der  dreitausendsechshundertste  Teil  der  schweren  Mine  noch 
ia  10  harsa  oder  Körner  geteilt  worden.') 

t)  Brandis  S.  47  f.  Doch  erhebt  hiergegen  E.  Schrader  in  der  Zeitschr.  f.  ägypt. 
%.  1878  S.  111£  Einweadongen,  da  die  Aufschriften  aof  den  Entengewichten 
Kr.  Ol— V  nicht  */i>  nnd  Vso»  sondern  V«  vuid  Vs«  nämlich  der  schweren  Mine, 
n  lesen  seien.  Freilich  ergeben  sich  dann  für  die  schwere  Mine  der  Reihe  nach 
die  Effektivg^ewichte  Ton  1140,  1066  and  1022  Gr.,  welche  mit  der  Norm  von 
1008  Gr.  schwerlich  in  Einklang  zu  setzen  sind.  Nach  Brandis'  Hypothese  ist  das 
Gewicht  Nr.  IV,  als  zo  leicht  ausgebracht,  auszuscheiden,  und  es  ergeben  die  bei- 
den anderen  eine  effektive  leichte  Mine  Ton  475  bis  480  Gr.  (vergl.  oben  S.  375  f.). 

2)  Auf  Grund  der  von  Longp^rier  mitgeteilten  Wägungen  stellte  Brandis 
S.  596  f.  folg^ende  Reihe  der  leichten  Gewicbtskala  auf:  10  Sechzigstel,  1  Sech- 
zigstel, 18,  6  und  4  Dreifsiffstel  des  Sechzigstels.  In  der  Übersetzung  von 
MönuBsens  Gesch.  des  röm.  Münzwesens  I  p.  402  fflgte  der  Herzog  de  Blacas 
^  genauere  Beschreibung  und  Wägung  dieser  Gewichtstücke  des  Mus^e  du 
l'OOTre  binza,  wonach  sich  folgende  Reihe  tou  Teilen  der  leichten  Mine  ergiebt: 
Gewichtstück  im  Betraff  tou  81,98  Gramm  — 10  Sechzigstel,  16,50  Gr. »  2  Sech- 
zigstel, 8,00  Gr.  —  1  Sechzigstel,  4,66  Gr.  —  18  Dreifsigstel  des  Sechzigstels, 
2,65  Gr.  >•  10  Dreifsiffstel,  0,95  Gr.  »  4  Dreiüsigstel.  Das  letzte  der  hier  aufge- 
fiUirten  Gewichte  stellt  also  nach  Brandis'  Vermutung  den  75ten  Teil  des  ersten 
Gewichtes  dmr,  und  dieses  erste  Gewicht  von  10  Sechzigsteln  ist  geteilt  ge- 
wesen In  3000  bona  (s.  folg.  Anm.).  Abweichend  hiervon  betrachtet  Oppert 
hd  Mommsen- Blacas  I  p.  410  das  kleinste  Gewichtstflck  als  den  OOsten  Teil 
^  gröfeien,  welches  letztere  hiemach  3600  bona,  also  das  leichte  Sechzigstel 
360  barsa  enthalten  würde.  Noch  ist  zu  erwähnen,  dafs  Aur^  in  der  Revue 
vcb^l.,  nouvelle  s^rie,  1878  vol.  36  p.  279  ff.  die  vorher  angeführten  Gewicht- 
^catimmungen  als  nicht  ganz  genau  erklärt  und  insbesondere  dem  zweiten 
Gewicht  16,62  Gr.  statt  16,50  Gr.  zuschreibt.  Die  oben  gegebene  Deutung  der 
Gewichte  wird  dadurch  nicht  geändert 

3)  Oppert  a.  a.  0.  liest  die  AuÜBchrift  des  kleinsten  der  in  voriger  Anm. 
Mfgeführten  Eisengewichte  20  doublet  barsa  und  erklärt  bona  als  Wachholder- 
kom  {grtäne  du  'gen^wier,  Juniperm  exoeUa).  Nach  Brandis'  Auffassung  sind 
tiao  10  barea  »  Yso  des  leichten  Sechzigstels  oder  »■  Vssoo  der  schweren  Afine. 


898  BABYLONISCHES  SYSTEM.  itt.io.il. 

Das  Normalgewicht  des  schweren  Talentes  istimMini- 
mum  auf  60,40  Kilogr.,  im  Maiimiun  auf  60,60  Kilogr.  anzusetzen, 
zwischen  welchen  Grenzen 

60,48  Kilogramm 
als  wahrscheinlicher  Mittelwert  sich  ergiebt^  Es  betragt  demnach 
das  leichte  königliche  Talent       30,24  Kilogr. 
die  schwere  königliche  Mine  1008    Gramm 
dieleichte  „  „         504        „ 

das  schwere  Sechzigste!  .  •  .       16,8     99 
das  leichte  „  ...         8,4     „     . 

11.  Aus  der  bisherigen  Darstellung  ergiebt  sich  unmittelbar,  Ms 
dieses  einfache  und  wohlgegliederte  Gewichtsystem  für  jeglichen  Be- 
darf des  täglichen  Lebens  Tortrefflich  anwendbar  war.  Also  liegt  die 
Vermutung  nahe,  dafs  nicht  blofs  die  Waren  und  Verbrauchsgegfn- 
stande,  sondern  vor  aUem  die  edlen  Metalle,  welche  ja  ihrerseits  den 
Ausdruck  für  den  Wert  der  Waren  längst  vor  Erfindung  des  gemünzten 
Geldes  bildeten,  nach  diesem  Gewichte  bestimmt  worden  seien.   Diese 


1)  Das  Minimiim  giebt  der  Löwe  Ton  Khoraabad  (S.  396  Adb.  2)  mit  1 
Effektivgewichi  von  60,400  Kilogr.  Fast  genati  der  Reiche  Betrag  leitet  ach 
aus  dem  Legionsgewicht  {  57,  4,  HI  ab.  Denn  da  die  dort  zu  Grunde  liegende 
Mine  babylonisches  Silbergewicht  darstellt,  so  führt  sie  auf  einen  leichten  Shekd 
Goldes  Ton  8,387  Gr.  und  auf  ein  schweres  königliches  Talent  toh  60,39  £ilo^- 
Weiter  hat  man  aufzusteigen  zu  60,48  Kilogr.,  wenn  man  von  dem  Nomal- 
gewicht  der  ältesten  persischen  Dareiken  ({  45, 10)  ausgeht.  Wieder  etwa» 
höher,  nämlich  auf  60,54  Kilogr.,  kommt  man  nach  dem  effektiven  Gewicht  dei 
Löwen  Nr.  2  (Brandis  S.  49).  Hierzu  ffigt  Brandis,  wohl  Ton  der  Annahme  aof- 
gehend,  dals  auch  bei  diesem  Gewichte  ein  geringer  Verlust  durch  Venratsaag 
anzunehmen  sei,  yielleieht  auch  mit  Rücksicht  auf  die  steigende  Tendern  der 
an  den  Dareikenfsfs  sich  anschlielsenden  Gold-  und  Silberprägung  in  Vo^ie^ 
asien  und  Griechenland  (S.  52  u.  66),  60  Gramm  auf  das  Talent  oder  1  GfiBB 
auf  die  Mine,  gelangt  also  zu  60,6  Kilogr.  (S.  52  f.),  womit  Lenormant  1  p.  11^ 
der  das  Sechzigstel  in  Gold  zu  8,415  Gr.,  also  das  schwere  königliche  Taleat 
zu  60,588  Kilogr.  rechnet,  nahezu  übereinstimmt.  Indes  ist  es  kaum  ritlick 
unter  so  yielen  sorgfältig  gearbeiteten  Gewichten  nur  das  Maximaoa  des  Effektiv* 
gewichtes  zu  berücksichtigen  und  dies  noch  um  einen  wenn  auch  kleinen  Be- 
trag zu  erhöhen.  Kann  doch  ebensogut,  wie  einige  jener  Gewidite  etwas  n 
niedrig  aus  der  Hand  der  Yerfertiger  hervorgegangen  sind ,  auch  eines  etwas 
zu  hoch  ausffekommen  sein.  Auch  würde  zu  fragen  sein,  wie  grofs  die  Gewiektr 
zunähme  infolge  der  Yerrostung  anzuschlagen  ist.  Ferner  führt  BMOche  Rick- 
sicht der  komparativen  Metrologie  dazu,  deigenigen  Mittelwert  als  den  wah^ 
scheinlichsten  anzunehmen,  welchen  die  Vergleichung  der  beiden  besy«stierteo 
Löwengewichte  und  des  Normalgewichtes  der  persischen  Goldprägung  ergieht 
Endlich  warnt  vor  einer  allzuhohen  Schätzung  des  Nqrmalgewidbtes  die  voa 
Queipo  I  p.  283 £.  u.  292  beschriebene,  in  den  Fundamenten  des  Palastes  von 
Khorsabad  gefondene  Goldplatte.  Diese  ist  auf  10  Sechzigstel  der  schweiea 
Mine  justiert  und  wohl  erhalten;  ihr  Gewicht  von  167  Gr.  führt  auf  ein  Ttleot 
von  60,12  Kilogr. 


|4tii.  GOLD- UND  SILBERWÄHRUNG.  899 

Erwurtui^g  wird  zwar  durch  die  ältesten  Zeugnisse  historischer  Über^ 
lieferung  in  einem  Hauptpunkte  bestätigt,  tlbrigens  aber  in  höchst 
Oberraschender  Weise  modificiert 

Die  Tributlisten  des  ägyptischen  Königs  Thutmosis  III  (§  41,  9) 
zeigen  uns,  dafs  bereits  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  t.  Chr.  in 
Babyfonien  und  den  Nachbarländern  Gold  und  Silber  in  der  Regel 
nicht  nach  königlichen  Talenten  und  Minen  Terwogen  worden  sind, 
sondern  nach  eigentümlichen  Gold-  und  Silbergewichten,  welche  nach 
festen  Vertiältnissen  und  mit  strengster  Konsequenz  aus  dem  könig^ 
Geben  Gewichte  abgeleitet  wurden.  Wir  haben  in  diesen  gesonderten 
Gold-  und  Silbergewichten  eine  der  gröfsten  Thaten  des  menschlichen 
Geistes  anzuerkennen,  die  erste  Einführung  einer  Geldwährung. 

Drei  Stufen  sind  es  offenbar,  welche  in  mehr  als  tausendjähriger 
EntWickelung  eine  nach  der  andern  zur  Schöpfung  dessen ,  was  wir 
Geld  nennen,  geführt  haben.  Die  Ägypter  wogen  die  edlen  Metalle 
nnd  dazu  das  Kupfer  nach  dem  allgemeinen  Landesgewicht;  kleine 
Stocke  ?on  Silber  und  Kupfer  Ton  genau  fixiertem  Gewicht  wurden  als 
Wertmesser  ftlr  die  übrigen  Bedarfsgegenstände  gebraucht  (§  41, 10); 
sie  waren  Geldäquivalente,  aber  noch  kein  GekJ.i)  Auch  die  Babylonier 
haben  Geld  im  eigentlichen  Sinne  noch  nicht  gekannt,  aber  indem  sie 
fOr  die  edlen  Metalle,  soweit  diese  in  Handel  und  Wandel  als  Wert- 
messer dienen  sollten  ^) ,  eine  von  dem  sonst  gültigen  Gewicht  abwei- 

1)  Das  Specielle  ist  in  den  betrefTenden  Abschnitten  des  {  41  behandelt 
worden;  im  allgemeinen  ist  noch  zu  verweisen  anf  Ghabas  Recherches  p.  15—44, 
UBomaDt  I  p.  94^110.  Der  leUtere  p.  109  f.  schildert  die  noch  heatigestags 
in  China  best^enden  Normen  des  Tauschverkehrs  in  Kupfer,  Gold  und  Silber, 
welche  deutliche  Analogieen  mit  den  ffir  Ägypten  vorauszusetzenden  Verhilt- 
Diasen  leigen. 

2)  Biesen  beschränkenden  Zusatz  haben  wir  hinzugefügt,  um  anzudeuten, 
M  man  allenthalben  darauf  ffefafst  sein  mufe  neben  der  eigentlichen  Gold-  und 
^uberwährung  noch  vereinzelte  Zeugnisse  der  Anwendung  des  landesüblichen 
Mbylonischcn  Gewichtes,  d.  h.  des  königlichen  Talentes  mit  seiner  streng  sexa- 
gMimalen  Einteilung  anzutreffen.  Oberhaupt  zeigen  sich  im  Altertum  die  An- 
wendungen der  sexagesimalen  Rechnung  in  demselben  Grade  verschieden  und 
J»ttiu£fach,  wie  das  ursprüngliche  System  einfach  und  gleich  angemessen  für 
Wmale  wie  duodecimale  Zahlengruppieruog  ist.  Auch  das  Nebeneinandergehen 
^weren  und  leichten  Gewichtes  erleichterte  die  verschiedensten  Kombinationen, 
jo  finden  wir  in  den  Keilschrifttafeln,  welche  G.  Smith  in  der  Zeitschr.  f.  ägypL 
^he  1S72  S.  111  behandelt,  das  Talent  zu  30  Minen  gerechnet,  mithm 
wrere  königliche  Minen  dem  leichten  Talente  zugeordnet.  Leider  finden  sich 
>uKr  der  Hälfte  keine  Unterabteilungen  der  Mine  angegeben;  doch  spricht  alle 
w Arecheinlichkeit  dafür,  daüs  die  hier  verrechneten  Minen  in  Sechzißstel,  nicht 
^Fft^zigstel  geteilt  waren.  £ine  andere  Spur  der  Anwendung  königlichen 
^Wichtes  zur  Abwägung  edler  Metalle  dürfen  wir  vicUeicht  in  dem  Tribut 
«wen,  welchen  Thutmosis  Hl  von  den  S.  375  Anm.  1  zuerst  aufgeführten  drei 
»«ßynschen  Städten  eingebracht  hat.    Es  scheint  die  Absicht  des  Siegers  ge- 


400  BABYLONISCHES  SYSTEM.  i  a  il 

€hende  Ordouog,  und  fttr  das  Silber  gar  eine  erst  aus  dem  Wen?er- 
hältnis  zum  Gold  abgeleitete  Norm  festsetzten ,  yerschafflen  sie  den 
beiden  Metallen  eine  Geltung ,  welche  mehr  besagte  als  das  blofse  Ge- 
wicht, sie  schufen  die  erste  Geldwährung.  Hiernach  bedurfte  es  nur 
noch  der  AufdrQckung  des  staatlichen  Stempels,  um  zur  Geldmflnze 
zu  gelangen ,  welchen  letzten  Schritt  bekanntlich  die  Griechen  gethan 
haben  (§  22, 1  a.  E.). 

12.  Unter  den  Terschiedenen  Ursachen,  deren  Zusammenwirken 
den  edlen  Metallen  von  alters  her  ihre  Stellung  als  Wertmesser  ver- 
schafft hat,  ist  in  einem  früheren  Abschnitte  (§  22, 1)  die  Leichtigkeit 
und  Bequemlichkeit  des  Transportes  hervorgehoben  worden.  Ein  ver- 
hältnismäfsig  kleines  Gewicht  kann  als  Äquivalent  grofser  LaduDgeo 
von  Handelswaren  dienen.  Also  ist  zu  erwarten,  dafs  in  den  Zeiten, 
wo  die  ersten  Anfänge  einer  Gold-  und  Silberwährung  sich  heraus- 
bildeten, auch  ein  kleiner  Gewichtsbetrag  als  Einheit  zu  Grunde  gelegt 
wurde.  Eine  solche  Norm  hat  in  Vorderasien  das  Sechzigste!  in  Gold 
abgegeben,  und  zwar  sowohl  das  schwere  im  Betrag  von  16,8  Gr^  als 
das  leichte  von  8,4  Gr.  Dieses  Sechzigstel  wurde,  wo  nur  immer  der 
Ausdruck  eines  Wertes,  nicht  die  Bezeichnung  eines  Gewichtes  ge- 
geben werden  sollte,  von  der  Einheit  aufwärts  zunächst  nicht  sexage»- 
mal,  sondern  zu  Hunderten  und  Tausenden  gezählt  Hundert  leichte 
Sechzigstel  oder  fünfzig  schwere  bildeten  eine  schwere  Mine  Goldes; 
die  leichte  Mine  wiederum  hatte  ihre  fünfzig  Einheitstücke  oder  bandert 
Halbstücke.  1)    Dreitausend  Sechzigstel,  schwere  oder  leichte,  bildeten 


wesen  zu  sein  1000  Ten  =«  90,96  Kilogr.  SUber  zu  erheben,  üieser  SoUbetrt? 
muTste  zunächst  in  babylonisches  Gewicht  umgesetzt  werden.  Am  DiehsleD 
liegt  der  Betrag  von  3  königlichen  Talenten  (§  42,  9.  16).  Diese  wiederon  ib 
Siibergewicht  umgerechnet  (1  Mine  Silbers  »>  50  Fflnfundvierzigstel)  ergebea 
162  Minen  Silbers  oder  54  Minen  für  jede  einzelne  Stadt  Effektiv  gingen  ^^ 
im  ganzen  966  Ten  1  Ket  *=>  156  Minen  Silbers,  also  im  ganzen  6  Minen  wesiger 
ein.  Auch  Lenormant  I  p.  111  f.  sagt,  nachdem  er  das  System  des  leichten 
königUchen  Talentes  (»  60  Minen  »-  60  X  60  Shekel  zu  8,415  Gr.)  dirgesteUt 
hat:  on  mesurait  fr^quemment  Targent  au  m^me  poids  que  Tor,  surtoat  qiDDiod 
11  s*agissait  de  grandes  quantit^s,  compt^es  par  mines  ou  par  talenis.  ^^>^ 
der  Schuldverschreibung,  welche  derselbe  p.  114  erklärt,  ist  die  Mine  SilbcR 
zu  60  Shekeln  gerechnet,  wenn  der  Prozentsatz  von  jährlich  25^0,  welcher  nacb 
Lenormant  a.  a.  0.  note  2  in  jenen  Zeiten  der  normale  gewesen  ist,  kcrtus- 
kommen  soll.  Wollte  man  dagegen  50  Shekel  auf  die  Mine  rechnen,  so  würde 
ein  jaihrlicher  Zins  von  30^0  sich  ergeben. 

1)  Brandis  S.  53—57.  68  f.  99  f.  In  dem  Eindringen  des  decimalen  Systes» 
erblickt  Meltzer  Geschichte  der  Karthager  I  S.  12  wohl  mit  Recht  SOT^jJJJi 
phönikischen  Einflnfs.  Die  Hebräer  kennen  von  alters  her  nur  das  Talent  von  3000 
Shekeln  (§  44,  II)  und  die  Mine  von  50  Shekeln  ($  44, 13),  welche  letztere,  «w 
Doppelstocke  aufgefafst,  100  Einheiten  (nach  griechischer  Bezeichnung  DrachiaeD) 


11^12.  GOLD- UND  SILBERWÄHRUNG.  401 

ein  schweres  oder  leidites  Talent  Goldes.  Die  Bliae  blieb  also  dem 
System  nach  unverändert  das  Secbzigstel  ihres  Talentes,  sie  hatte  abei: 
nicht y  wie  im  ursprünglichen  System,  sechzig,  sondern  nur  fünfzig 
Einheiten  unter  sich.^)  So  scheidet  sich  die  erste  Währung  in  Gold 
Ton  vornherein  durch  eine  eigene  Rechnungsweise  und  ein  eigenes 
Talent  von  dem  System  der  Gewichte  scharf  und  kenntlich  ab;  nur  die 
kleine  Einheit,  das  Secbzigstel  der  Gewichtsmine  oder  das  Fünfzigstel 
der  Mine  Goldes,  ist  beiden  Systemen  gemeinsam. 

Noch  eigentümlicher  gestaltete  sich  die  Währung  des  Silbers.  Es 
mub  im  frühesten  Altertum  eine  Epoche  und  einen  Kulturkreis  ge-* 
geben  haben,  wo  bei  gleichem  Gewicht  das  Gold  zum  zehnfachen  Werte 
des  Silbers  gerechnet  wurdet);  denn  von  den  Zeiten  an,  wo  auf  dem 
Boden  Vorderasiens  die  ersten  Quellen  der  Tradition  uns  fliefsen,  bis 
zum  AuCblflhen  griechischen  Staatslebens  läfst  sich  ungeändert  die 

entsprechen  (§  44, 15).  Wie  im  arsprünfflichen  babylonischen  System  das  könig- 
liebe  Gewicht  neben  sich  durchgangig  das  um  die  Hälfte  leichtere  hat,  so  kann 
jede  Einheit  des  letzteren  Gewichtes  unter  Umständen  wieder  ein  anderes  um 
4ie  Hälfte  leichteres  Gewicht  aus  sich  erzeugen.  Zu  dem  Silbertalent,  welches 
tos  dem  schweren  königlichen  Talent  abgeleitet  ist,  gehört  ein  Stater  oder 
Sbekel  von  22,4  Gr.,  zu  dem  leichten  ein  solcher  von  11,2  Gr.  (S.  404);  wiederum 
aber  konnte  ein  um  die  Hälfte  leichteres  Talent  gedacht  werden  (Brandis  S.  69), 
welchem  nun  ein  Shekel  tou  5,6  Gr.  entsprach.  Dies  ist  der  ffiylos  MijSixos  der 
Griechen,  von  dem  also  100  auf  die  leichte  Mine  Silbers  gingen. 

1)  Brandis  S.  53  f.  56.  68.  99  f. 

2)  In  einer  kurzen  Abhandlung  *Über  das  babylonische  und  euboische  Talent 
^  Herodotos'  in  den  Jahrbüchern  für  Philologie  u.  Pädagogik  1862,  Bd.  85, 
S.  387  ff.  habe  ich  das  in  der  persischen  Münzprägung  bestehende  Verhältnis 
zwischen  Gold  und  Silber  unter  dem  Gesichtspunkte  einer  Währungsfrage  zu 
bleuten  gesucht  Damals  lagen  Brandis'  Untersuchungen,  welcher  bald  darauf 
^  eigentümliche  babylonische  Gold-  und  Silbergewicht  so  anschaulich  darge- 
itellt  hat,  noch  nicht  Tor.  Ich  irrte  also  insofern,  als  ich  den  persischen  Macht- 
haben,  welche  die  Münzprägung  übten,  Mafsregeln  und  Anordnungen  zuschrieb, 
die  sdion  lange  Tor  aller  Münzprägung  im  Bereiche  der  babylonischen  Wäh- 
niog  bestanden  hatten.  Aber  abgesehen  davon  glaube  ich  die  Vermutung  auf- 
recht erhalten  zu  müssen,  daüs  in  Zeiten,  welche  noch  vor  der  Feststellung  der 
babylonischen  VITährung  zurückliegen,  das  zehnfache  Wertverhältnis  zwischen 
Gold  und  Silber  faktisch  und  zwar  lange  genug  bestanden  hat,  um  dann  als 
<Üe  Norm  für  den  Ausdruck  der  Währung  beibehalten  zu  werden.  Ob  etwa  die 
Absonderung  einer  Mine  Goldes  zu  50  Shekeln  von  der  könislichen  Mine  zu 
60  Shekeln  ausgelegt  werden  darf  als  ein  Versuch,  das  allmählich  eingetretene 
swölflache  Wertverhältnis  zwischen  Gold  und  Silber  auszudrücken,  mufs  dahin- 
gestellt bleiben.  Genug,  von  den  ersten  Anfängen  der  im  obigen  dargestellten 
babylonischen  Währung  an  begegnen  wir  dem  festen  Verhältnis,  dafs  der  Mine 
iioldes  von  50  Shekeln  nicht  mehr  eine  Mine  Silbers  von  60  solcher  Shekel, 
sondern  eine  um  noch  '/»  höher  normierte  Mine  im  Gewicht  von  66Vs  Shekeln 
entsprach.  Wurde  nun  dieser  Gewichtsbetrag  analog  mit  der  Goldmine  in  50 
Sbekel  Silbers  zerlegt,  so  stand  1  Shekel  Goldes  im  Gewicht  ffenau  gleich, 
l*^  Shekel  Silbers,  im  Werte  aber,  wie  von  jeher,  gleich  10  Shekeln  Silbers, 
welche  zusammen  IdVsmal  soviel  wogen  als  1  Shekel  Goldes. 

Hnltfloli,  Metrologie.  26 


402  BABYLONISCHES  SYSTEM.  f^a 

Schätzung  nachweisen,  dafs  auf  ein  GoMstück  10  Silberetücke,  auf  ein 
Goldtalent  10  Silbertalente  gehen,  i)  Allein  nicht  minder  steht  es  fest, 
dafs  seit  dem  Auftreten  des  babylonischen  Wahrungssystems,  dessea 
Anfänge  wir  an  die  Schwelle  des  zweiten  Jahrtausends  t.  Chr.  zu  setzen 
berechtigt  sind  (§  42, 13),  das  Gold  gegenüber  dem  Silber  einen  hohera 
Wert  als  den  zehnfachen  hatte.    Es  trat  also  an  die  damalige  Mensch- 


l 


1)  Die  Obersicht  der  nenereo  litteratur  ist  bereits  §  30, 1  S.  236  Ann.! 
gegeben.  Wenn  die  Sabäer,  wie  Strabo  16  p.  778  berichtet,  wirklich  das  Gold 
nnr  zum  dreifachen  Werte  gegen  Kupfer  und  mm  doppelten  gegen  Silber  ms- 
getauscbt  haben,  so  sind  sie  damit  weit  von  den  Satzingen  der  alten  Kalt»^ 
Völker  Vorderasiens  entfernt  gewesen.  Den  Wertansatz  l'/s:  1  zwischen  Gold 
Dnd  Silber,  welchen  scheinbar  altagyptiscbe  Quellen  bezeugen,  haben  wir  oben 
({  41, 10  S.  378  f.)  zurfickgewiesen.  Doreau  de  la  Malle  Economte  polit  I  p.  M 
setzt  als  ältestes  Verhältnis  6 : 1  bis  8 : 1.  Anlangend  die  zahlreichen  Zeugnisse 
über  das  zehnfache  Verhältnis  zwischen  Gold  und  Silber  warnt  Lenoroiaot  I 
149  f.  mit  Recht  Tor  der  Verwechselung  zwischen  Aneabea  Ober  das  wirk* 
iche  Wertverhältnis,  wobei  also  gleiches  Gold-  und  Silbergewicht  vorausge- 
setzt werden,  und  solchen  Angaben,  welche  sich  beziehen  auf  vorderasiatiidie 
Währungs-  und  Manzverhältnisse,  wo  wegen  des  höheren  Silbergewichtes  das 
nominell  zehnfache  Verhältnis  thatsächlich  ein  dreizehnundeindrittelfaches  tsL 
Aus  unserer  obigen  Darstellung  ist  ersichtlich,  dafs  die  weite  Verbreitung  des 
nominell  zehnfachen  Verhältnisses  und  das  zähe  Festbalten  an  demselben  oidit 
erklärlich  wäre,  wenn  es  nicht  früher  zugleich  das  thatsächliche  gewesen  wäre. 
In  diesem  Sinne  weisen  wir  also  hier  in  Kürze  auf  die  Zeuniisse  aus  dem  B^ 
reiche  Vordtrasiens  hin,  während  griechische  und  römische  Verhältnisse  bereits 
oben  §  30, 1.  37, 1.  38,  2  behandelt  worden  sind.  In  der  Zeitschrift  für  agyft 
Sprache  1872  S.  1 1 1  f.  bespricht  George  Smith  20  keilinschrifUiche  Kontrakttafeln, 
laut  welchen  für  verschiedene  in  Silber  geschuldete  Summen  die  Zahlung  in 
Gold  stipuliert  wird.  Elf  von  diesen  Tafeln  verlangen  für  10  Minen  Silbers  eine 
Mine  Goldes,  bezeugen  also,  freilich  ungewife  in  welcher  näheren  Beziehung, 
ein  ideelles  zehnfaches  Verhältnis.  Eine  Tafel  veHangt  für  1  Talent  Silbers 
5  Minen  Goldes,  was,  bei  gleichem  Gewichte,  einem  zwölffachen  Wertverbalt- 
nisse entsprechen  würde.  Demnach  haben  wir  in  den  je  zweimal  vorkommee- 
den  Gleichungen  zwischen  10  Minen  Silbers  und  2  Minen  Goldes  oder  t  Talest 
Silbers  und  10  Minen  Goldes  fQr  Silber  das  schwere,  für  Gold  das  leichte  Ge- 
wicht vorauszusetzen.  Sind  im  ganzen  16  Zeugnisse  unter  20  fSr  das  zehn- 
fache, bez.  zwölffache  Verhältnis.  Bleibt  zunächst  eine  Tafel,  wo  auf  5  Mine« 
Silbers  2  Minen  Goldes  gerechnet  werden,  aber  das  Zeichen  für  2  vielleicht  als 
V«  zu  lesen  ist  Wenn  in  den  drei  noch  übrigen  Tafeln  das  Gold  zweimal  nor 
im  doppelten,  einmal  sogar  in  ffleichem  Verhältnis  gesetzt  ist,  so  haben  wir  in 
der  Schlufsfordemng  einen  Aufschlag  von  400  ®/o,  bez.  900^0  (oder  ebenfalls 
400  7of  wenn  wir  schweres  und  leichtes  Gewicnt  annehmen)  über  die  anfinf- 
liche  Schuld  zu  erkennen,  was  bei  besonderem  Risiko  und  für  entsprechende 
Zeitdauer  wohl  erkläriich  ist.  Die  Zeugnisse  griechischer  Schriftsteller  behandelt 
Brandis  S.  63 f.  68.  70  f.  97 f.;  wobei  Insbesondere  Harpokration  nni»  Jo^t»^^ 
Xenoph.  Anab.  1,  7,  18  (ein  Talent  gerechnet  zu  300  Dtreiken.  d.  i.  zu  300i> 
Silberstateren),  Kfesias  bei  Nicol.  Damasc  Fragm.  bist.  Graec  ed.  C  Müller  vol.  DI 
p.  363  erklärt  werden.  Die  Stelle  Xenophons  hat  zuerst  Qudpo  1  p.  300—392 
richtig  gedeutet,  welchem  sich,  nächst  Brandis  a.  a.  0.,  auch  Lenormant  1  p.  160 
anschliefst.  Über  Aelian  Var.  bist.  1,  22  vergl.  unten  }  45, 9.  Endlich  erscheint 
das  zehnfache  Wertverhältnis  als  das  normale  auch  in  dem  Münzwesen  Karthagos 
(§  43,  8.  10). 


in,  12.  GOLD- UND  SILBERWAHRUNG.  408 

heh  zuerst  das  Problem  heran ,  die  Gehung  der  beiden  Metalle  zu 
einer  geschlossenen  Währung  zu  vereinigen.  Die  fertige  Lösung  de» 
ProUems  liegt  uns  im  babylonischen  Systeme  Tor,  und  zwar  ist  sie  so 
fein  durchdacht,  so  wohlgelungen,  dafs  bis  zum  Verfall  alles  Münz- 
wesens  zu  Ende  des  römischen  Reiches  die  Grundztige  dieser  Aus- 
gleichuDg  mafsgebend  geblieben  sind.  Das  zehnfache  Wertverhaltnis 
zirischen  Gold-  und  Silberstttck  wurde  im  sprachlichen  Ausdruck  bei- 
kehallen;  allein  jedes  Nominal  des  Silbers  gegenüber  dem  gleichen 
Nominale  Goldes  um  so  viel  höher  ausgebracht,  dafs  das  wirkliche 
Wertverhältnis  nicht  nur  erreicht,  sondern  auch  zu  Gunsten  des  Goldes 
auf  alle  Fälle  der  Schwankung  gesichert  wurde.  Das  faktische  Wert« 
Verhältnis  zwischen  Gold  und  Silber  hat  bei  Griechen  und  Römern, 
soweit  wir  die  Spuren  verfolgen  können,  ziemlich  konstant  dem  Zwölf» 
focben  nahe  gestanden.  Setzen  wir  ein  ungefähr  gleiches  Verhältnis 
auch  für  frühere  Zeiten  und  für  die  vorderasiatischen  Reiche  voraus,  • 
so  lifet  es  sich  vfohl  denken,  dafs  die  Herrscher  dieser  Reiche,  welche 
möglichst  viel  Gold  in  ihren  Schatzhäusern  anzuhäufen  trachteten,  in 
Virklichkeit  aber  die  meisten  Tribute  in  Silber  empfingen,  dem  Golde 
^e  Priponderanz  gegenüber  dem  Silber  sicherten,  indem  sie  dem 
emeren  einen  etwas  höheren  Wert  als  den  zwölffachen  des  Silbers 
verliehen.  Dieser  Kurs,  den  wir  einen  gesetzUchen  insofern  nennen 
<iflrfen,  ak  er  seinen  Ausdruck  im  Silbergewichte  fand,  ist  der  dreizehn- 
Hodemdrittelfache  gewesen.  Wir  wissen  nicht,  wann  und  in  welchem 
Staate  Vorderasiens  er  zuerst  festgesetzt  worden  ist;  aber  er  hat,  wo 
nnr  immer  zuerst  entstanden,  aUgemeine  Anerkennung  gefunden. 
Sicher  hat  auch  der  Grofshandel,  der  sonst  nicht  leicht  an  solche  staat- 
liche Anordnungen  sich  bindet,  diese  Währung  gern  acceptiert,  weil  «e 
^willkommene  Norm  zur  Ausgleichung  der  in  den  einzelnen  Staaten 
vmcUedentlich  gestalteten  Währungen  diente,  in  jedem  einzelnen 
f^  der  Preisbestimmung  aber  keinen  nachteiligen  Zwang  ausübte, 
^  ja  die  Kontrakte  und  Verschreibungen  auf  so  und  so  viele  Minen 
^dShekel  entweder  Goldes  oder  Silbers,  unter  Umständen  auch  auf 
'Talente  Kupfers  zu  lauten  pflegten,  also  eine  Schädigung  durch  will- 
^MUbe  Wahl  des  Metalles  bei  der  schUefslichen  Auszahlung  ausge- 
flossen blieb,  i) 

1)  Wie  ^e  Stipulationen  auf  Silber  und  Gold  abeeschlossen  wurden,  ist 
^eatongsweise  in  der  Torigen  Anm.  aus  keilinschrifi liehen  Kontrakttafeln  dar- 
9^^i  worden.  Die  von  Lenormant  I  p.  1 13— 122  behandelten  Obligationen 
^<1  Geldanweisungen  (vergl.  unten  §  42, 14)  lauten  auf  Minen  und  Shekei  Silbers, 

26* 


404  BABTL(»aSGHES  SYSTEM.  i  tt.  ii  u. 

Es  ist  nun  blofs  noch  in  Kürze  festzustellen ,  in  welcher  Fom 
dieser  dreizehnundeindrittelfadie  Kurs  seinen  Ausdruck  fand.  Wenn 
unTerändert  10  Silberstücke  auf  ein  Goldstück  gehen  sollten,  so  mulste, 
um  zu  dem  Wertverhflltnis  von  13Vs  zu  gelangen,  das  Silberstflck um 
ein  Drittel  höher  als  das  gleiche  Nominal  in  Gold  ausgebracht  werden, 
oder  mit  andern  Worten,  da  die  Einheit  in  Gold  durch  das  Sechzig- 
ste 1  der  Gewichtsmine  dargestellt  wurde,  so  mulste  die  Einheit  io 
Silber  das  Fünfundvierzigstel  derselben  Mine  sein.  Diesistdie 
besondere  Silbereinheit,  welche  wir,  im  HinbUck  auf  die  spätere  Silber- 
prägung, den  babylonischen  Stater  oder  Shekel  nennen dOrfeo.  , 
Es  gingen  also  10  Shekel  Silbers  zu  22,4  Gr.  auf  den  schweren  Shekel 
Goldes  Ton  16,8  Gr.,  und  10  Shekel  Silbers  zu  11,2  Gr.  auf  defl 
leichten  Shekel  von  8,4  Gr.,  oder,  wie  später  die  Griechen  sagten,  20 
medische  Siglen  (jeder  gleich  einem  halben  leichten  Shekel  Silben) 
auf  den  Dareikos  (§  45, 7). 

Dies  ist  die  uralte  Ordnung  für  den  Wechselverkehr  in  edleo 
Metallen,  welche  wir  als  babylonische  Währung  bezeichnen. 

13.  Bereits  aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  haben  wirii 
den  Annalen  des  Königs  Thutmosis  III  (S.  374)  mehrfache  Zeugnisse 
für  babylonisches  Gold-  uud  Silbergewicht ,  mag  nun  der  ägypüflche 
Eroberer  die  Tribute  in  Minen  Goldes  und  Silbers  (S.  375  Anm.  1) 
oder  nach  Vielfachen  von  Gold-  und  Silbershekeln  auferlegt  haben. 
Demnächst  kommt  in  Betracht  die  Gewichtsordnung,  welcher  die 
Stämme  Canaans  schon  zu  Abrahams  Zeiten  folgten.  Die  Shekel  Sil- 
bers, wie  sie  im  Kaufe  gäng  und  gäbe  waren  i),  sind  zwar  nicht  selbst 
babylonisches  Gewicht;  aber  dieses  Gewicht  bildet  die  notwendige  Yer- 
auyetzung  für  die  hebräische  Silberwährung.  2)  Von  besonderer  Wich- 
tigkeit sind  die  Platten  von  edlem  Metalle,  welche  nebst  ähnlich  g^ 
stalteten  Tafeln  von  Kupfer,  Blei,  Zinn,  Alabaster  und  Marmor  in  deo 
Fundamenten  des  Palastes  von  Khorsabad  gefunden  worden  sind.') 
Der  Palast  ist  unter  König  Sargon  in  den  Jahren  712 — 706  gebaot 
worden ;  der  König  selbst  hat,  vne  die  Aufschrillen  bezeugen,  die  He^ 
Stellung  dieser  Monumente  angeordnet  Die  goldene  und  die  silberne 
Platte  (denn  mit  diesen  beiden  allein  haben  wir  es  hier  zu  thun)  steDe& 

eine  einzige  auf  Talente  Kupfers.   In  den  oben  S  41, 12  erwähnten  ägyptisch 
Rechnungen  wird  der  Zins  auf  Silbershekel  in  Ten  Kupfers  ausgewoma. 

1)  1  Mos.  23, 15  f.,  Levy  Gesch.  der  jüdischen  Münzen  S.  8  f.,  Brandts  S.  71 

2)  Brandis  8.  87  und  vergL  unten  §  43,  2.  44, 11. 

3)  Queipo  I  p.  283  f.  292,  Brandis  S.  90  f.,  Duncker  Geschichte  desAllcf 
tums  II,  5.  Aufl.,  S.  332. 


1 41. 13. 14.      EDLE  METALLE  ALS  WERTMESSER.  405 

sowohl  in  ihren  Dimensionen  ab  in  ihrem  Gewicht  und  in  ihrem  Wert 
eine  fein  berechnete  Synmietrie  dar.  Ihre  Kanten,  welche  auf  sexagesi- 
male  Teile  der  £lle  normiert  sind  (S.  386  Anm.  2),  Terhalten  sich  wie 
2:3,  ihre  flachen  Seiten  also  wie  4:9,  ihre  Gewichte  sollen  stehen 
wie  3 : 8  (die  Silberplatte  ist  verhflltnismüfsig  etwas  zu  leicht  ausge- 
kommen), ihi*e  Werte  nach  babylonischer  Währung  entsprechen  sich 
wie  5:1,  die  Zahlen  ihrer  Gewichtseinheiten  endlich,  nämlich  10 
schwere  Shekel  Goldes  zu  16,7  Gr.  und  20  Shekel  Silbers  zu  21,931 
Gr.,  wie  1 : 2.  Die  Kombination  der  beiden  letzteren  Verhältnisse  er- 
giebt  die  babylonische  Währung,  wie  wir  sie  oben  (§  42, 12  a.  E.)  dar- 
gelegt haben. 

BedQrfte  es  noch  weiterer  Zeugnisse  für  diese  Währung,  so  würden 
dieselben  in  reichster  Anzahl  aus  allen  erstmaligen  und  Ton  einander 
unabhängigen  Münzprägungen  babylonischen  Fufses  im  ganzen  Ge- 
biete Vorderasiens  entnommen  werden  können.  ^ 

14.  Die  Zahlung  des  Preises,  mochte  er  nun  für  ein  liegendes  Gut 
oder  eine  Ware  oder  eine  Leistung  ausbedungen  sein,  erfolgte  durch 
Zq wägen.  Das  Wort  saqd  (shaqat)  bedeutet  in  den  Keilinschriften 
gerade  so  wie  in  den  heiligen  Büchern  der  Hebräer  sowohl  wägen 
ab  zahlen.^)  Das  Gewicht,  sheqelj  ist  zugleich  die  Bezeichnung 
für  die  Einheit,  auf  deren  Vielfaches  der  Ausdruck  der  zu  zahlenden 
Samme  lautet  s);  kleinere  Gewichtstttcke,  wie  sie  der  Kleinverkehr  er- 
fordert, gelten  als  Teile  dieses  Shekels.*)  TaXavra  xal  ^vyd^  d.  i. 
'Talente  und  Shekel  von  gutem  Gewicht'  etwa  in  dem  Sinne  von 
*barer  Münze'  im  Gegensatz  zu  eitelen  Vorspiegelungen ,  lautete  noch 
io  späterer  Zeit  die  griechische  Übersetzung  eines  aus  dem  Oriente 
überkommenen  Sprichwortes.*) 

Das  Zuwägen  entschied  endgültig  die  Richtigkeit  der  Zahlung  bei 

1)  VergL  Brandis  S.  61  ff.  87  f.  138  ff. 

2)  Lenormant  I  p.  111.  Smith  Zeitschr.  f.  ä^pt.  Sprache  1872  S.  112  deutet 
^  Form  nikkaUu  als  Veighinff',  in  dem  Sinne,  'that  for  eyery  certain  sum 
of  aher  failed  in,  a  snm  of  gold  shoald  be  weighed  er  paid*.  Die  Stellen  des 
>Iten  Testamentes,  wo  von  der  Wage  and  dem  Zuwägen  des  Geldes  die  Rede 
'^  werden  behandelt  von  Gavedoni  Biblische  Numismatik,  dbersetzt  von  A.  t. 
^erlbof,  S.  9 — 14,  Levy  Geschichte  der  jüdischen  Münzen  S.  10,  Schrader  in 
Biduns  Handwörterbuch  des  biblischen  Altertums  unter  dem  Worte  Geld. 

3)  S.  das  Nähere  unten  (  H  tti  nnd  vergl.  Levy  S.  8.  10,  Brandis  S.  72  f. 
78  mit  Anm.  5. 

4)  Lery  S.  13  f.,  Brandis  S.  59. 

5)  Obige  Deutung  habe  ich  aus  den  lückenhaften  Notizen  bei  Hesychios, 
'^tios  und  Suidas  unter  Ztonv(fov  raXapta  in  Verbindung  mit  Herod.  3, 157: 
f^^^opTK  Si  fiiv  oi  BaßvXfovun  roUn  inea  ra  ^^ya  ntt^BXOfuvov  ofAoXa 
««abinicrt 


406  BABYLONISCHES  SYSTOL  fi  is.  14. 

allen  gröberen  Sununen,  im  Falk  des  Zweiiek  auch  bei  UeinereB. 
Aber  der  gewOfanlicbe  Verkehr  bat  in  Vorderasien,  ganz  ähnlich  wie 
in  Ägypien  (S.  377),  frühzeitig  von  dieser  umständlichen  Formalitit 
sich  befreit  GrOJaere  Barren  Ton  konventioneller  Form  i)  mOgea  oft 
genug  auf  Treu  und  Glauben  aus  einer  in  die  andere  Hand  gewandert 
sein,  ohne  jedesmal  nachgewogen  zu  werden.  In  noch  weiterem  Um- 
fange gilt  dies  von  deigenigen  Barren,  welche  Shekel  und  Teile  des 
Shekels  darstellten,  kleinen  MetallstQcken,  die  wir  uns  als  fast  kugel- 
förm^  oder  oval,  jedoch  mftisig  abgeplattet  zu  denken  haben.  ^)  Sicher 
genug  wurde  das  Stück  von  der  Hand  des  Empfängers  gewogen;  flbe^ 
dies  war  sein  Auge  durch  immer  wiederholte  Übung  wunderbar  ge- 
schärft für  alle  die  feinen  Merkmale,  an  denen  trotz  des  mangelndei 
Stempels  das  echte  und  gute  Stück  von  dem  gefälschten  ad^  minder 

1)  Cber  Barren  in  Gold  und  Silber,  Kupfer,  Blei  und  Eisen  handeln  Btn& 
S.76— 80,  Lenormant  I  p.  90—102.  tOS— tll.  112  f.,  nnd  insbesoodere  Aber  die 
Barren  in  Ringform  Brandts  S.  80—83.  Lenormant  p.  100—108.  Die  Qbliche 
Form  der  Barren  wird  sehr  gut  durch  die  Beieicnnnng  *Ziegel'  angedeutet 
(Lenormant  p.  00);  treffend  fttr  einen  klekieren  Barren  ist  auch  die  Ideneana^ 
jffoldene  Zonffe,  fAnfzig  Shekel  wert  am  Gewicht'  Jos.  7,  21.  Die  assyriscka 
Könige,  welche  seit  Beginn  des  9.  Jahrhonderts  Syrien  und  seine  Nebenlioder 
immer  Ton  neuem  mit  bieg  Aberzogen,  fahren  in  ihren  Siegesberidileo  Sflbch 
Gold-  Blei-  und  Kupferbarren  auf,  ffanz  ihnlieh  wie  frfiher  die  igyptiadNa 
Könige  (MelUer  Gesch.  der  Karthager  1  S.  23. 423  f.).  Den  Gewichtsfufo  der  Silber 
ringe,  welche  wiederholt  in  den  &g3rptischen  Tributlisten  erscheinen,  hat  raerst 
Brandis  S.  80  f.  zu  bestimmen  versucht.  Er  fand,  indem  er  xugleidi  das  Gewicht 
der  Eisenbarren  berflcksichtigte,  für  letztere  einen  Puls  von  200  Sedizigiteb 
der  leichten  babylonischen  Mine,  und  f&r  die  SUberringe  den  doppdten  Mtnf. 
Doch  sind  diese  400  Sechziastel  in  babylonisches  Silbergewicht  mnioreeiiBCi, 
nach  welchem  sich  300  FOnfundvierzigstel,  also  gerade  6  Minen  Silbers  fttr  des 
Barren  ergeben  (yergl.  S.  375  Anm.  1).  Anders  Lenormant  p.  103,  der,  ausgehesi 
Ton  seiner  höheren  Eyaluation  des  ägyptischen  Ten,  5  Minen  phöoinselwa 
Silbergewichtes  (-•  250  Shekel  zu  14,53  Gr.)  herausbringt  Wenn  wir  beita 
Ansätzen  das  von  uns  oben  {  41,  8  bestimmte  Gewicht  des  Ten  zu  Qnak 
legen,  so  erhalten  wir  im  Sinne  von  Brandis  eine  babylonische  Mine  Sübeit 
von  570,4  Gr.  und  im  Sinne.  Lenormants  eine  phönikische  Mine  von  (HM,4  Gr., 
also  im  ersteren  Falle  ein  Übergewicht,  im  letzteren  ein  bedeutendes  Manko 
jgegen  die  normalen  Ansätze  §  42, 15  und  §  43,  2.  Der  Gewichtsfnfs  derOoU- 
ringe  ist  bereits  oben  (S.  375)  besprochen  worden. 

2)  Lenormant  I  p.  112  f.  begrenzt  mit  Recht  das  Umlaufsgebiet  der  Bairca 
in  Ringform;  dasselbe  habe  aufser  Ägvpten  (nebst  Afrika  und  den  Landern  des 

'  fernen  Westens)  nur  noch  Syrien,  und  zwar  letzteres  blofs  während  der  ägyp- 
tischen Yorherrschaft,  umfafst  Für  den  Kreis  der  babylonisch-assyrischen  Kmtor 
gelte  ^e  massige,  fast  kogelfSrmige  Gestaltung  der  Barren  von  kleinem  Gewicht, 
quelque  choie  d'anälogtie  aum  ÜngoU  de  forme  ovotVfe  Ug^rement  apiatie  cif 
nau*  renconiroTu  ä  Vorigine  du  monnayage  de  la  Lydie,  Dafs  diese  Shw 
und  ihre  Teilstücke  nicht  bei  jedem  einzelnen  Kauf  gewogen,  sondern  hinge- 
zählt wurden,  weist  derselbe  p.  108  f.  aus  mehreren  Stellen  des  alten  Tests- 
mentes  nach.  Dazu  kommt  die  Analogie  der  ägyptischen  Verhältnisse  0^41, 10)^ 
und  der  Vergleich  mit  der  Metalldrkulation,  wie  sie  noch  heutigen  Tages  in 
China  herrscht  (Lenormant  p.  109f.;  vergl.  oben  S.  399  Anm.  1). 


I  a  14. 15.  ÜBERSICHT  DER  GEWICHTE.  407 

gaten  unterschieden  werden  konnte;  endlich  sah  man  sich  nicht  blofs 
das  empfangene  Geld,  sondern  auch  den,  der  es  zahlte,  an,  und  wurde 
durch  den  Satz  'ein  guter  Kunde  zahlt  in  gutem  Gelde'  ebensowenig 
getäuscht,  als  es  seit  Erfindung  des  gemünzten  Geldes  und  der  Geld- 
wertzeicben  bis  auf  den  heutigen  Tag  der  Fall  ist 

Wie  zahlreiche  Keilinschriften  auf  Backsteintäfelchen  von  abgo- 
jriatteter  cyHndertfhnlicfaer  Form  bezeugen,  bestand  bereits  in  der 
Epoche  vom  9.  bis  zum  7.  Jahrhundert,  wdu^heinlich  aber  schon 
weit  firQher,  in  ausgeddmtester  Weise  der  Gebrauch  von  Schuldver- 
Schreibungen  mit  genauer  Zinsenberechnung ,  GeManwetsungen  und 
selbst  Wechselbriefen.  0  Der  fortgeschrittene  Handelsverkehr  hatte  abo 
bereits  zu  einem  genau  geregelten  Kreditwesen  geführt  und  von  der 
Umständlichkeit  der  OberfUhrung  der  baren  Kaufsumme  von  einem 
zom  andern  Platze  sich  befreit,  was  sicher  nicht  möglich  gewesen 
wäre,  wenn  nicht  die  Normen  der  babylonischen  Währung  das  in 
Stücken  bestimmten  Gewichtes  ausgebrachte  Wertmetall  so  vollkom- 
men, als  vor  Erfindung  der  Münze  nur  immer  möglich  war,  zu  einem 
Äquivalente  des  Geldes  gemacht  hätten. 

15.  Wir  lassen  nun  eine  Übersicht  des  babylonischen  Gold-  und 
oad  Silbergewichtes  2),  sowie  eine  Vergleichung  jener  alten  Werte  mit 
beutigem  Gelde  folgen. 

Das  Talent  Goldes  war  aus  dem  Sechzigstel  der  königlichen  Mine 
mit  der  Modifikation  abgeleitet,  dafs  bereits  50  Sechzigstel  eine  Mine 
Goldes  und  60  solcher  Minen  ein  Talent  GoMes  bildeten. 

Es  veiiiielt  sich  also  das  Talent  Goldes  zum  königlichen  Talent 
wie  5 : 6,  uad  ebenso  die  Mine  Goldes  zur  königlichen  Mine. 


1)  Unter  Hinweis  auf  eine  Untersuchung  Opperts  über  die  Imcriptions  cam- 
nerciales  atsyriennes  in  der  Revue  Orientale  et  am^ricaine  behandelt  Lenor- 
iMDt  1  p.  113 — 122  eine  Aniahl  keilinschriftlicher  Dokumente,  d^en  mehrere 
▼OD  ihm  zuerst  übersetzt  werden.  Oberhaupt  ist  biijetzt  nur  ein  vorläufiger 
Anblick  in  dieses  interessante  Gebiet  eröffnet,  dessen  weitere  Durchforschung  von 
Oppert,  Lenormant  und  Menant  in  den  von  letzterem  in  seiner  Biblioth^que  du 
puait  de  Ninive,  Paris  1880,  p.  66  ff.  angeführten  Werken  gefördert  wird.  Lenor- 
.mint  unterscheidet  sechs  Arten  von  Yerschreibungen,  welche  von  der  einfachen 
Obligation  zu  der  auf  einen  Dritten  übertragbaren  Yerschreibung,  zu  der  auf 
dnen  anderen  gezogenen  Zahlungsanweisung,  endlich  zum  förmlichen  Weclisel 
taisteigen.  Die  altigyptischen  Quittungen  mit  Zinsenberechnung,  welche  eine 
entfernte  Ähnlichkeit  mit  diesen  babylonisch -assyrischen  Dokumenten  haben, 
nad  oben  J  41, 12  kurz  erwihnt  worden.  Nach  Ausweis  der  früher  zugäng- 
lichen Utteratur  war  bekanntlich  als  ältestes  Beispiel  einer  SchuldverschreUNm^ 
die  im  Buche  Tobias  1, 17  und  4, 21  erhaltene  Überlieferung  aus  assyrischer  Zeit 
anzuführen. 

2)  Vergl.  auch  die  allgemeine  Übersicht  über  dit  Gewichte  in  Tab.  XXIL 


Gewicht 

Goldes 

schweres: 

Talent         50,40  Kilogr. 

9 

Mine          840      Gramm 

n 

Shekel         16,8 

9 

Veo  Shekel     0,28      , 
Talent         25,20  Kilogr. 

leichtes: 

it 

Mine          420      Gramm 

9 

Shekel           8,4 

9 

Vto  Shekel    0,28      „ 

'408^  BABYLONISCHES  SYSTEM.  fais. 

Aus  dem  Sechzigstel  der  kOnigUcheii  Mine  wurde  im  Verhiitnig 
ron  3:4  der  Silbershekel  abgeleitet,  von  welchem  50  auf  die  Mine 
Silbers,  3000  auf  das  Talent  Silbers  gingen. 

Es  verhielt  sich  also  das  Talent  Silbers  zum  Talent  Goldes  wie 
4:3,  zu  dem  königlichen  Talent  wie  10 : 9,  und  ebenso  die  Mme 
Silbers  zur  Mine  Goldes  und  zur  königlichen  Mine. 

Dem  Gewichte  nach  gingen  also  auf  das  königliche  Talent  60 
königliche  Minen  oder  72  Minen  Goldes  oder  54  Minen  Silbers;  ferner 
auf  dasselbe  3600  Shekel  Goldes  oder  2700  Shekel  Silbers. 

Diese  Verhältnisse  gelten  selbstverständlich  sowohl  für  das  schwere 

als  das  um  die  Hälfte  leichtere  Gewicht. 

Silbers 
67,20  KUogr. 
1120      Gramm 
22,4        . 

33,60  Kilogr. 
560      Gramm 
1^2        , 

Wenn  man  Gold  gegen  Gold  gleichen  wollte,  so  würden  sich  als 
Wertausdrücke  nach  heutigem  Gelde  ergeben  für  das  leichte  Talent 
Goldes  70  310  Mark,  für  die  Mine  1172  M.,  für  den  Shekel  23  M.44Pf. 

Indes  ist  zu  erwägen,  dafs  nach  den  verschiedensten  Zeugnissen 
nicht  nur  bei  den  Phönikem  und  Hebräern,  sondern  auch  im  übrigen 
Vorderasien  das  Silber  vorherrschte,  ferner,  dafs  sowohl  für  die  frühere 
Kultur  Ägyptens  als  für  die  spätere  der  Hellenen  die  Silberwährung 
allein  mafsgebend  ist,  also  der  bequemeren  Vergleichung  halber  — 
und  auf  eine  solche  relative  Bestimmung  der  Preisverhältnisse  kommt 
es  ja  allein  an  —  auch  fUr  die  babylonische  Währung  das  Silber  zu 
Grunde  zu  legen  ist. 

Wir  gleichen  demnach  babylonisches  Silbergewicht  mit  dem- 
jenigen Silberwerte,  welchen  in  deutscher  Münze  der  Thaler,  in  franzö- 
sischer Währung  das  schwere  Silbergeld  darstellt  (§  4,  4),  und  fQgen 
den  Ausdrücken  nach  babylonischem  Silbergewicht  zugleich  die  gleich- 
wertigen Bezeichnungen  nach  Goldgewicht  bei,  welche,  wie  wir  oben 
(§  42, 12)  gesehen  haben,  auf  einem  idealen  Verhältnisse  des  Goldes 
zum  Silber  wie  10 : 1  und  auf  einer  dem  damals  faktischen  Kurse  an- 
genäherten Währung  von  13  Vs  '  1  beruhen. 

Es  wird  genügen  die  Werte  nach  dem  leichteren  Gewichtsystero 
.aufzuführen:     . 


»42,16.  BABYLONISCHES  UND  ÄGYPTISCHES  GEWICHT.  409 

10  Talente  Silbers  »«  1  Talent  Goldes  =  60480  Hark 
1  Talent       „      =  6  Hinen       ^     =    6048    ^ 

10  Minen        „      =1  Mine         ^     »»    1 008    ^ 
IMine         „      =  5  Shekel       „     —      100    „    80  Pf. 

lOShekel       „=1         „        „=-        20„16„ 

1       „  „      ™  Vio     «         „      =  2    „      2  „ 

Vs       J)  »       =  V30     „         w      ==         —     „    67   „  . 

16.  Zum  Schlüsse  berflbren  wir  noch  zunächst  die  Gleichung 
zwischen  ägyptischem  und  babylonischem  Gewicht,  welche  aus  dem 
Hohhnafse  sich  entnehmen  läfst.  Wenn  die  Annahme  richtig  ist,  dafs 
sowohl  Ägypter  als  Babylonier  ihr  Hohlmafs  nach  dem  Gewichte  be- 
stimmt haben  (§  41, 7.  42, 8),  und  wenn  ferner  das  babylonische  Epha, 
welches  ohne  Zweifel  von  der  ägyptischen  Artabe  abgeleitet  ist,  der 
letzteren  als  absolut  gleich  gesetzt  werden  darf,  so  erhalten  wir  gemäfs 
den  früheren  Angaben  den  Ansatz 

400  Ten  »»  1  Vs  leichten  königUchen  Talente, 
d.  i.  1000  Ten  »«  3  königlichen  Talenten  =:  180  königlichen  Minen, 
oder  1  Ten  «  lO^/»  leichten  Shekeln  Goldes.^ 

Es  ist  schon  früher  angedeutet  worden,  dafs  diese  oder  eine  ähn- 
lich ausgedrückte  Vergleichung  den  ägyptischen  Eroberem  vorge- 
schwebt haben  mag,  wenn  sie  Kontributionen  und  Tribute  nach  baby- 
lonischem Gewicht  auferlegten  2);  insofern  jedoch  eben  diese  ältesten 

1)  Die  weiteren  Gleichungen:  1000  Ten  »  216  Minen  Goldes  »  162  baby- 
lonischen Minen  Silbers,  nnd  1  Ten  «  SVio  babyl.  Silbershekeln  sind  bereits 
oben  S.  375  Anm.  1  angeführt  worden.  Die  dort  ebenfalls  entwickelte  Lenor- 
nantsche  Gleichung:  1  Ten  «=>  S'/o  babylonischen  Shekeln  rundet  sich  ab  zu  dem 
Satte:  1  Ten  «:  9  babyl.  Shekeln  »  12  Shekeln  Goldes,  wenn  man  mit  Brandts 
S.  37  das  Wassergewicht  des  babyl.  Maris  =>  1  leichten  babyl.  Silber talente, 
mithin  1000  Ten  «  3  Silbertalenten  «  S'/s  königl.  Talenten  setzt.  Nichtsdesto- 
weniger sind  diese  verlockenden  Ansätze  zurückzuweisen.  Denn,  ausgehend  von 
dem  Ten  ^  90,96  Gr.  erhält  man  nach  Brandis*  Annahme  für  das  Silbertalent 
oor  30,32  Kilogr.  statt  33,60  Kilogr.,  wie  oben  §  42,  15  berechnet  ist,  oder 
statt  32,7  bis  33,6  Kilogr.,  wie  Brandis  S.  160  annimmt,  und  der  babylonische 
SUberstater  kommt  auf  nur  10,11  Gr.,  das  königliche  Talent  auf  nur  27,28S 
Kflogr.,  der  Shekel  Goldes  endlich  auf  nur  7,58  Gr.  aus,  was  alles  mit  dem 
Befand  der  ältesten  Gewichtstücke  und  Münzen  in  entschiedenem  Widerspruche 
steht  (1 42, 10).  Legt  man  dagegen  zur  Fixierung  des  babylonischen  Gewichtes, 
tasgehend  von  dem  eben  angeführten  Gewichte  des  Ten,  die  von  mir  ange- 
genommene  Bestimmung  des  Maris  zu  1  königlichen  Talente  Wassergewicht 
ZD  Grande,  so  ergeben  sich  für  das  königliche  Talent  30,32  Kilogr.,  d.  i.  fast 
Renan  der  von  Brandis  demselben  zugeschriebene  Betrag  von  30,30  Kilogr.  (oben 
9*  398  Anm.  1),  welcher  in  diesem  Handbuch  mit  Rücksicht  auf  die  erhaltenen 
Gewiehtstücke  nur  um  eine  Kleinigkeit  geringer,  nämlich  auf  30,24  Kilogr.,  an- 
gesetzt worden  ist. 

2)  Vergl.  S.  375  Anm.  1  und  S.  399  Anm.  2. 


410  BABYLONISCHES  SYSTEM.  f  a  11. 

Tributlisleo  die  eingegaDgeneii  Scbiltze  ledigHch  in  agypüschem  Ge- 
wicht und  xwar  10  Betragen  aufführten,  welche  keineswegs  genau  mit 
dem  soeben  vorausgesetzten  Verhältnisse  stimmen,  warnen  sie  zugleich 
vor  dem  Versuche,  etwa  das  babylonische  Gewicht  nach  dem  ägyp- 
tischen, oder  umgekehrt,  fixieren  zu  wollen.  Vieknehr  mOge  esdaki 
sein  Bewenden  haben,  dafs,  wie  in  diesem  Handbuch  geschehen  ist, 
jedes  Gewichtsystem  fttr  sich  nach  den  eigenen,  uns  noch  eriiiltenen 
undvoraussichüich  zuverlässigsten  Monumenten  festgestellt  wird.  Nach- 
träglich mOgen  dann  die  aus  anderweitigen  Kombinationen  berechneteD 
Werte  zur  Kontrolle  herbeigezogen  werden.  0  In  diesem  Sinne  werdet 
wir  auch  weiter  unten  (§  46, 12. 18)  das  babylonische  Gewicht  mit  dem 
von  Solon  festgesetzten  attischen  vergleichen. 

17.  Aufserdem  ist  anhangsweise  zu  diesem  Abschnitte  noch  ia 
Kürze  festzustellen,  dafs  aus  der  Vergleichung  der  ägyptischen  mi 
babylonischen  Hohlmafse  nicht  etwa  auf  einen  wesentlichen  ünte^ 
schied  der  beiderseitigen  Ellen  geschlossen  werden  darf.  Wir  haben 
früher  dem  Kubus  der  ägyptischen  Elle  4  Artaben  Inhalt  und  eia 
Wassergewicht  von  1600  Ten,  dem  Kubus  der  babylonischen  EDe 
5  Maris  Inhalt  und  ein  Wassergewicht  von  5  kOnigL  Talenten  zugeteiit 
(§  41, 7.  42,  8).  Schliefeen  wir  von  diesen  Ansätzen  zurück  auf  das 
LängenmafSs,  so  erhalten  wir  zwischen  ägyptischer  und  babylonischer 
Elle  nach  dem  Inhalte  der  Kuben  das  Verhältnis  ^^145,80  :  "^151,55, 
nach  den  Wassergewichten  "^145,53  :  ]^151,20,  mithin,  reduciert  aof 
die  ägyptische  Elle  ab  Einheit,  übereinstimmend  das  Verhältnis  1 :  l,0i3i 
und  berechnen  hiemach,  ausgehend  von  den  525  Mfllim.  der  ägyp- 
tischen Elle,  für  die  babylonische  Elle  einen  Betrag  von  532  KiDiDk 
Das  ist  aber  ein  so  geringer  Unterschied  (er  macht  nur  Vs  derFingef' 
breite  einer  alten  Elle  aus) ,  dals  er  in  der  Praxis  schwerlich  in  6^ 
tracht  kam. 

Nun  könnte  man  aber  einwenden ,  die  soeben  fUr  Hohlmals  und 
Gewicht  gesetzten  Werte  seien  nicht  hinreichend  sicher  und  es  rntte» 


1)  Je  nachdem  wir  das  Sgyptiscbe  Ten  mit  Ghtbaa  ni  90.717  oder!  1,375  (iC« 
oder  mit  Lepaius  zu  90,9&9  Gr.  ansetien  (S.  373  Aom.  1),  erhalten  wir  nach  des 
oben  angenommenen  YerblltnEs  ein  leichtes  kdnifflidiea  Talent  v»n  90M  ^ 
30,46  oder  30,32  Gr.  und  eatnebmen  daraus,  indem  wir  den  höheren  Ghabt** 
sehen  Wert  als  weniger  gesichert  aneh  rdativ  weniger  in  Rechnaog  lieh^^ 
dafs  das  babvlonisdM  Gewiehi  nach  igyptiacher  Norm  wahcscheiBliek  aic» 
unter  30,30  lülogr.  sesetst  werden  darf.  Umgekehrt  berechnen  sich  aas  aen 
S.  398  Anm.  t  aufgeführten  Werten  des  grofsen  königlichen  Talentes  der  Bcifte 
nach  folgende  Betr&ge  des  Ten:  90,60  Gr.,  90,72  Gr.,  90,81  Gr.,  90,90  Gr. 


.1 4t,  17. 18.  ELLE  UND  HOHLMASS.  411 

«ur  Ermittelung  des  Verhältnisses  eine  systematisdie  Yergleicbung  ge* 
«ncht  werden.  Wenn  wirklieb  die  ägyptische  Knbikelle  4  Artaben  und 
die  babylonische  5  Maris  enthalte,  so  können  die  beiden  entsprechen- 
den Längenmalse  nicht  genau  gleich  sein,  denn  eine  Artabe  enthalte  72 
Secbiigstel  des  Maris  (§  42, 7,  Tab.  XXI),  also  die  ägyptische  Kubikelle 
288,  die  babylonische  300  Sechxigstel;  die  Ellen  müssen  sich  also  ver* 
halten  wie  f^288  :  f^300.  Ganz  richtig;  rechnen  wir  aber  dieses  Ver- 
hältnis aus  und  setzen  wiederum  die  ägyptische  Elle  als  Einheit,  so 
erhalten  wir  1 : 1,0137,  und  weiter  für  die  babylonische  Elle  ebenfalls 
den  Betrag  von  532  Millim. 

Es  ergiebt  sich  also,  mögen  wir  nun  ägyptische  Artabe  und  baby- 
lonisches Epha  als  absolut  gleich  setzen,  wie  soeben  geschehen  ist, 
oder  mögen  wir  die  geringen  Differenzen  annehmen,  welche  in  diesem 
flandbuche  zwischen  den  beiderseitigen  Mafsen  gesetzt  sind,  dafs  in 
jedem  Falle  das  Längenmafs  in  gleicher  Weise  herauskommt,  nämlich 
eine  babylonische  Elle,  welche  rechnungsgemäfs  um  7  Millim.  gröfser 
ist  als  die  ägyptische,  in  der  Praxis  aber  nicht  merklich  von  der  letz- 
teren sich  unterschied. 

18.  Ja  es  ist  noch  eine  weitere,  in  ihren  Konsequenzen  über- 
raschende Kombination  hinzuzufügen,  welche  einerseits  die  wesent- 
liche Identität  der  ägyptischen  und  babylonischen  Elle  bestätigt,  an- 
dererseits zeigt,  inwieweit  die  beim  Längenmafs  nicht  bemerkbare 
Differenz  dennoch  beim  Hohlmals  hervortrat 

Wir  behaupten  nämlich,  dafs  in  gleicher  Weise  der  Kubus  der 
EUe  von  525  MÜlim.  wie  derjenige  von  532  Millim.  sowohl  in  288  als 
in  300  Teile  zerlegt  worden  ist  und  daraus  drei  verschiedene  Mafsein- 
heiten  in  der  regelmäfsigen  Progression  24  :  25  differenziert  wor- 
den sind. 

Einzuschieben  ist  zunächst  die  Begriffseiiclärung  der  Einheit, 
welche  wir  der  Deutlichkeit  halber  einführen.  Wenn  man,  wie  vorher 
geschehen,  die  Artabe,  sei  es  genau  oder  sei  es  möglichst  nahe,  gleich 
iV&  Maris  setzt,  so  ist  das  Zweiundsiebzigstel  der  Artabe  gleich  dem 
Sechzigste!  des  Maris,  und  dieses  Mafs  nennen  wir  die  Einheit  Diese 
Einheit  ist  in  der  vorhergehenden  Darlegung  teils  288-,  teils  SOOmal 
genommen,  und  es  sind  aus  dem  so  gebildeten  Raummafse  zwei  um 
^n  geringes  verschiedene  Längenmafse  abgeleitet  worden.  Umgekehrt 
bilden  wir  nun  aus  jedem  dieser  beiden  Längenmafse  den  Kubus  und 
leiten  aus  jedem  der  beiden  Kuben  sowohl  Vsss  als  Vsoo  als  Einheit 


412  BABYLONISCHES  SYSTEM.  fdl. 

ab.    Es  ist  klar,  dafs  wir  auf  diese  Weise  3  verschiedeDe  Einheiten 
erbalten,  die  wir  nacb  ibren  Beträgen  in  aufsteigender  Reibe  ordnen: 

(A)  Der  Kubus  von  525  MiUim.  —i  144,70  Liter  wird  in  300  Teile 
zerlegt;  dies  ergiebt  eine  Einheit  im  Betrage  von  0,482  Liter. 

(B)  Der  Kubus  von  525  Hillim.  wird  in  288  Teile,  oder  der  Knbns 
von  532  Hillim.  —  150,63  Liter  in  300  Teile  zerlegt;  dies  ergiebt  ab 
Einbeit  0,502  Liter. 

(C)  Der  Kubus  von  532  Millim.  wird  in  288  Teile  zerlegt;  dies 
ergiebt  als  Einbeit  0,523  Liter. 

Es  folgt  unmittelbar,  dafs  sowobl  die  Einbeiten  A  :  B  als  B :  C  zu 
einander  sieb  verbalten  wie  24 :  25,  also  B  um  V34  grofser  ist  ab  A, 
C  um  V24  gröfser  als  B,  endlicb  C  nabezu  um  7t  2  gröfser  als  A. 

Die  Einbeit  B  ist  keine  andere  als  das  babylonische  Seebzigstel, 
welches  in  diesem  Handbuch  nach  dem  Gewichte  0  und  im  Vergleich 
mit  dem  ägyptischen  Mafse  auf  0,505  Liter  gesetzt  ist.  Die  geringe 
Differenz  mit  dem  eben  berechneten  Betrage  kommt  nicht  in  Betracht, 
wie  bereits  früher  (S.  394)  gezeigt  worden  ist. 

Legen  wir  den  Wert  B  »=  0,505  Liter  zu  Grunde,  so  entwickeb 
sich  aus  den  Einbeiten  A,  B,  C  folgende  drei  Reihen  von  Mafsbeträgen, 
die  wir  der  Obersichtlicbkeit  wegen  nach  der  festbestinunten  GrOfse 
des  römischen  Sextar  (=  0,547  Liter)  ausdrücken.  Auch  fügen  wir 
versuchsweise  eine  vierte  Reibe  D  hinzu,  deren  Einheit  als  das  vierte 
Ghed  derselben  Progression  zu  denken  ist. 

A  B  G  D 

Persische  Artabe 96       100      (104)      —  Seitare 

Ägyptische  Artabe,  babyl.  Epha    64        66^/3     (69V3)  72      „ 

Maris 53Vs     55V2      —       60      „ 

Saton 2IV3     222)      _       24      ^ 


1)  Es  mag  hier  beiläufig  bemerkt  werden,  dafs  nur  die  Einheit  B  und  die 
im  Folgenden  hinzuzufOgende  Einheit  D  in  organischer  Beziehung  zu  den  Ge- 
wichten stehen.  Denn  ein  Maris  nach  der  Einheit  A  entspricht  einem  köniff- 
lichen  Talente  von  nur  320  Ten  (statt  333V3  nach  {  42, 16),  und  weiter  wMe 
ein  solches  Talent  ->  ^^/9  attischen  Talenten  «->  29,107  Kilogr.  sein,  und  das 
aus  diesem  königlichen  abzuleitende  Goldtalent  würde  24,256  Kiloffr.  betrageo. 
Das  ist  aber  entschieden  zu  wenig,  denn  der  dazu  gehörige  Goldstater  liltte 
ein  Gewicht  von  nur  8,085  Gr.  (sUtt  8,4  Gr.  nach  §  42, 10.  45, 10).  h  den- 
selben Verhältnis  würde  die  Einheit  G  zu  hohe  Gewichte  ergeben.  Ja  auch 
dann  noch,  wenn  man  in  der  obigen  Beihe  G  der  HohlmaÜBe  statt  der  104  Sextait 
der  persischen  Artabe  102  Sextare  (gemafs  Herodots  Bestimmung)  setzt,  erbilt 
man  ein  wohl  zu  hohes  Goldgewicht,  nämlich  25,7  Kilogr.  für  das  Talent  und 
8,57  Gr.  für  den  Goldstater  (vergl.  §  45, 10). 

2)  Abgerundet  statt  22  Vs;  ahnlich  in  der  Zeile  Torher  55>/t  statt  55*/t. 


I  ai8.  ELLE  UND  EINHEITEN  DES  HOHLMASSES.  413 

Die  Reihe  uater  A  ist  durchgängig  in  griechischen  Quellen  be- 
xeugt  Auf  96  Sextare  kommt  die  persische  Artabe  nach  der  Schätzung 
Polyäns  (§  45, 3.  46, 16,  U).  Einem  Epha  von  64  Sextaren  entspricht 
als  Hälfte  der  grofse  Modius  der  Pontiker  (§  50, 6),  ferner  das  syrische 
tolhxd^ov  nach  der  Schätzung  zu  24  alexandrinischen  Sextaren  (§51,4) 
und  der  modius  kastrmm  der  Römer  (§  53, 14).  Der  Maris  von  53  Vs 
Sextaren  erscheint  als  jüngere  Artabe  in  der  römischen  Provinz  Ägyp- 
ten (§  53, 12  a.  E.);  endlich  das  Saton  von  21 1^  Sextaren  ist  der  weit 
verbreitete  sicilische  oder  provinziale  Modius  (§  46, 16,  II). 

Nach  derselben  Einheit  A  gerechnet  war  die  persische  Artabe  dem 
attischen  oder  sicilischen  Medimnos  gleich,  wie  sie  auch  geradezu  sici- 
lischer  Medimnos  genannt  wurde  (§  56,  2).  Nach  orientalischer  Ober- 
lieferung hatte  dieser  Medimnos  unter  sich  4  Vi  Sata  oder  Modien,  nach 
griechisch-römischem  System  gehörte  ihm  zu  als  Dreiviertelmafs  der 
attische  Melretes,  als  Hälfte  die  römische  Amphora,  als  Drittel  der 
modius  kattrensis,  als  Sechstel  der  römische  Modius. 

Die  Reihe  unter  B  hat,  wie  schon  bemerkt,  den  genauen  aus  dem 
Gewicht  abgeleiteten  Betrag  des  Sechzigstek  zur  Einheit.  Ihr  gehören 
alle  normalen  ägyptischen,  babylonischen,  phönikischen  und  hebräi- 
schen Mafee  zu.  Sie  ist  zugleich  diejenige,  in  welche  die  Römer  die 
ahägyptische  Artabe  als  Ohnafs  von  66^/3  Sextaren,  desgleichen  das 
phOnikische  Bath,  femer  den  Maris  als  provinziales  Mafs  von  55  bis  56 
Sextaren  eiogeordnet  haben,  welchem  letzteren  als  Hälfte  ein  Modius 
TOD  28  Sextaren,  als  zwei  Fünftel  oder  Saton  ein  Modius  von  22 
Sextaren  entsprach  (§  51, 4.  53, 15.  16).  Die  Vergleichung  der  per- 
sischen Artabe  mit  100  Sextaren  ist  zwar  nicht  direkt  überliefert,  wohl 
aW  indirekt  bezeugt  durch  den  provinzialen  Modius  von  25  Sextaren 
(153,15). 

Nach  der  Einheit  C  müfste  die  persische  Artabe  104  Sextare  oder 
52  attische  Choiniken  enthalten;  Herodot  teilt  derselben  aber  niur  51 
Choiniken  zu  (§  45,  3).  Das  persische  Mals  überstieg  also  nicht  ganz 
in  demselben  Verhältnis  das  normale  babylonische,  wie  die  Mafse  der 
Einheit  A  hinter  den  normalen  babylonischen  zurückblieben.  Dafs 
die  Bestimmung  der  persischen  Artabe  nach  attischem  Mafse ,  welche 
Herodot  bei  seinem  Aufenthalte  in  Babylon ,  sei  es  auf  eigene  Veran- 
staltung durch  Nachmessen,  sei  es  nach  sicheren  Berichten  ermittelte^), 

1)  Zu  der  Zeit,  als  Herodot  in  Babylon  war,  gingen  dem  Satrapen  Tritan- 
tichmes  täglich  Silbertribute  im  Betrage  einer  fuartf  aozaßfj  ein  (Herod.  1, 192). 
IHese  aoÜBerordentlich  hohe  Summe  veranlalste  offenDar  den  gewissenhaften 


414  BABYLONISCHES  SYSTEM.  f  tt.  i». 

eine  luveiiäMige  war,  beweist  die  Exitteoz  eines  provinzialenHedimnos 
▼OD  102  SexUreo  noch  in  epfltrömiscber  Zeit  (§  53, 13).  Ja  wir  luJbei 
nun  weiter  der  persischen  Artabe  zuzuordnen  nicht  blofs  ein  Viertd,. 
entsprechend  dem  zur  Reihe  B  erwähnten  Modius*),  sondern  auch  ein 
Sechstel  von  genau  17  Seitaren  und  ein  Zwölftel  von  S'/s  Seitaren.^ 
Letzteres  Mafs  ist  nichts  anderes  als  die  persische  Addix,  deren  Ein- 
ordnung in  das  System  als  Mafs  von  9  babylonischen  Secbzigstdn 
(§  45,  4)  durch  die  eben  angestellten  Vergleichungen  bestätigt  wird. 

Wenn  die  persische  Artabe,  wie  Uerodot  bezeugt,  51  attische 
Choiniken  enthielt  und  aufserdem,  wie  im  babylonischen  und  attischen 
System,  eine  geregelte  Beziehung  zwischen  Lungen-  und  Hohlmals  be- 
stand, so  betrug  die  persische  Elle  gegen  529  Millim.,  und  setzt  man 
weiter  dieses  Ergebnis  in  Beziehung  zu  der  ebenfalls  von  Herodot  her- 
rührenden Vergleichung  zwischen  königlicher  und  gemeingriechischer 
Elle,  so  erhalt  man  fttr  die  persische  Elle  den  möglichst  gesicherten 
Mittelwert  von  530  Millimeter. ») 

Die  Reihe  unter  D  entspricht,  wie  auf  den  ersten  BUck  zu  er- 
sehen ist,  dem  attischen  System.  Die  zu  Grunde  hegende  Einheit  ist 
im  Vergleich  zur  Einheit  B  um  Vi  2  gesteigert.  4)  Aus  der  ägyptischen 
Artabe  ist  also  geworden  der  attische  Metretes,  später  die  Ptolemäische 
Artabe  (§  46, 16.  53, 11),  aus  dem  Maris  ein  Mafs  von  10  Choen,  aus 
dem  Saton  das  Anderthalbfache  des  Hekteus  oder  Modius.  Das  Doppelte 
des  Saton  hat  sich  umgestaltet  zur  römischen  Amphora,  das  Vierfoche 
zum  attischen  Medimnos. 


Forscher  zur  genauen  Feststellung  des  persischen  Aflafses,  welches  dem  onge- 
flhren  Gehalte  nach  ihm  schon  aus  seiner  Heimat  bekannt  war. 

1)  Dieses  Viertel,  welches  gemäfs  der  Einheit  B  als  Maus  von  35  Sextaren 
bezeugt  ist,  würde  als  gesteigertes  persisches  Mafe  gleich  25 Vs  Sextaren  oder 
51  attischen  Kotylen  sein. 

2)  Vergl.  §  45,  3  a.  E.  48,  8.  53,  15  a.  E. 

3)  Nach  dem  oben  §  10, 4  entwickelten  Verhältnisse  konunen  136  Ghoinikeo 
a  148,8  Liter  auf  den  Kubus  der  orientalischen  Elle,  wonach  für  die  Elle  selbst 
529,9  Millim.  sich  ergeben.  Oder  wir  eehen  aus  Ton  dem  anderweit  bestinrntea 
attischen  Fulse  von  30S,3  Millim.  und  berechnen  nach  dem  a.  a.  0.  nachge- 
wiesenen Verhältnis  3:  2f^  für  die  persische  Elle  528,5  Millim.;  also  wah^ 
scheinlicher  Durchschnittsbetrag  nach  dem  Hohlmafs  gegen  529  Millim.  An- 
dererseits sind  oben  S.  388  Anm.  1  aus  dem  gemeingrieehischen  Längennafte 
für  die  persische  Elle  531  Millim.  berechnet  worden;  also  sind  530  Millim.  ein 
möglichst  zuverlässiger  Mittelwert. 

4)  Das  Nähere  wird  weiter  unten  §  46,  13  entwickelt,  auch  in  einer  An- 
merkung am  Schlüsse  jenes  Abschnittes  noch  besonders  gezeigt  werden,  daft 
das  Verhältnis  zwischen  den  Einheiten  B  und  D,  welches  gemälis  der  Feststel- 
lung der  obigen  Reihen  mathematisch  genau  24* :  25*  lautet,  nach  einer  festen 
Näherungsformel  vereinfacht  wurde  zu  12: 13. 


f  42. 18. 43. 1.  PHÖNIiOSGHES  SYSTEM.  416 

Weiter  wird  die  Vergleichung  der  Hohlmafse  des  Altertums,  und 
mr  nach  Mafsgabe  des  attischen  Systems,  in  einem  späteren  Ab- 
schnitte (S  46, 1&— 18)  ausgeführt  werden. 

I  43.  PhönikUchei,  alUyrUchei  und  karthagisches  System, 

1.  Ober  das  phOnikische  Längenmafs  ist  keine  Kunde  auf  uns 
gekommen.  Da  jedoch  feststeht,  dafe  die  königliche  ägyptische  und  die 
babylonische  Elle  einander  gleich  waren,  und  es  femer  wahrscheinlich 
ist,  dais  dieses  Mafs  von  Ägypten  nach  Babylonien,  nicht  umgekehrt, 
gewandert  ist  (§  42,  5),  so  haben  wir  die  PhOniker  als  die  Vermittler 
der  Übertragung  uns  zu  denken  0,  mithin  ihnen  selbst  das  gleiche 
EUenmals  zuzuschreiben.  Auch  Syrien  hat  von  alters  her  dieselbe  Elle 
gehabt,  wie  aus  dem  Zeugnisse  eines  späteren  Schriftstellers  hervor- 
gehl (§*51, 1).  Aber  auch  in  Hinsicht  der  übrigen  Längenmafse  ist  es 
nicht  denkbar,  dafs  die  PhOniker  abgewichen  seien  von  den  Normen, 
welche  dem  babylonischen  und  dem  hebräischen  Mafse  gemeinsam 
sind.  Wo  etwa  diese  beiden  Systeme  sich  trennen,  haben  wir  Über- 
einstimmung zwischen  Hebräern  und  PhOnikem  vorauszusetzen. 

Ein  Schriftsteller  jüdischer  Abkunft,  der  unter  römischer  Herr- 
uft, sei  es  zu  Alexandreia,  sei  es  sonst  in  einer  Stadt  griechischer 
ZuDge  lebte  (S.  10),  hat  in  einem  kurzen  Traktate  Tte^l  (xhqiav  aufser 
anderen  wertvollen  und  zuverlässigen  Angaben  auch  die  Bestimmung 
zweier  phönikischen  Mafse  uns  aufbewahrt.  Der  sogenannte  phöni- 
Usche  Koros,  sagt  er,  hältSOSata,  das  Sa  ton  lV2Modios.2)  Mit 
Hinzuziehung  einiger  anderen  Notizen  bei  hellenistischen  Schriftstel- 
lern und  in  metrologischen  Tafeln  ^)  hat  sich  als  sicher  herausgestellt, 
dab  das  phönikische  System  der  Hohlmafse  mit  dem  hebräischen  im 
wesentlichen  übereinstimmte,  also  auch  mit  dem  babylonischen  in 
ebenso  naher  Verwandtschaft  stand  wie  das  hebräische. 

t)  0.  Meltzer  Geschichte  der  Karthager  I  S.  12.  42  t.  Die  Berechnung  von 
pdufisfrachten  nach  dem  Elienmars  in  der  Heronischen  Geometrie  leitet  W.  Christ 
in  den  Jahrbflchem  fdr  Philol.  u.  Pädag.,  1.  Abteil,  heraus^eg.  von  Fleckeisen, 
tS6S  S.  453,  aus  den  'phönikischen  Anfängen  der  Rhederei'  ab. 
^  2)  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  259,  MetroL  Script  I  p.  139.  258, 21  (de  Lagarde 
Symmicla  I  S.  170, 77). 

3)  Ans  den  Angaben  des  Josephos  (Archäol.  9, 4, 5),  TOeronymos  und  anderer 
(vtfgl  die  kritische  Sichtung  derselben  durch  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  259  f.) 
S^bt  mit  Gewifsheit  hervor,  dafs  das  acetov^  welches  der  dreifsigste  Teil  des 
Pj^mkischen  xoms  war.  in  römischer  Zeit  zu  24  Sextaren  angesetzt  worden  ist. 
^nit  stimmen  die  Angaben  des  Epiphanios  (unten  |  44, 9)  und  andere  Zeugnisse 
iMetrol.  Script.  I  p.  277, 19—22.  279, 11.  342, 12.  11  p.  t45,  29).  Substituieren 
^  min  für  den  Sextarius  das  hebräische  Log  oder  babylonische  Sechzigste!, 
^  crgiebt  sich  von  selbst  das  oben  aufgestellte  System. 


416  PHÖNIKISGHES  SYSTEM.  §  4S.  L  l. 

Wir  setzen  demnach,  unter  Bmfügung  der  für  das  bebräkche 
System  (§  44, 10)  ermittelten  Betrüge,  als  pbOnikische  Hohlmalse  an: 
Koros  B»  30  Sau  t»  363,7    Liter 
Saton  =    6  Kab  =    12,12     „ 
Kab     —    4  Log  =     2,021   „ 
Log  (Sechzigstel)  »=      0,505   ^    . 

Der  syrische  Metretes  (§  51,  3),  als  phnnikiscbes  Mab  gefafst, 
fügt  sich  ebenfalls  leicht  in  das  System  ein,  da  er  als  Doppeltes  des 
baJt)ylonischen  Maris  120  Log,  mithin  5  Sata  enthalt  und  dem  sechsten 
Teile  des  Koros  entspricht. 

Das  hebräische  Bath  oder  Epha  (§  44,  9),  im  Betrage tod 
72  Log,  würde  sich  einordnen  als  zehnter  Teil  des  Koros  und  seiner- 
seits 3  Sata  halten. 

Dals  die  Karthager  das  phönikische  System  der  Hohlmafse  bei- 
behalten haben,  würde  selbst  bei  dem  Mangel  aller  Nachrichten  hier- 
über wahrscheinUch  sein.  Doch  fehlt  es  nicht  an  einem ,  wenn  aadi 
nur  indirekten  Zeugnisse.  Nach  Diodor  20,  79,  5  erhielt  nSmlich  der 
Syrakuser  Agathokles  im  J.  306  von  den  Karthagern  300  Talente  and 
200  000  Medimnen  Getreide,  d.  i.  90  000  Drachmen  Goldes  (§  43, 8. 10) 
und  900000  Sata;  denn  4V2  Sata  gingen  auf  den  sicilischen  Medimnos 
(§44, 10  F.  56,2). 

2.  Alles,  was  wir  früher  bei  Besprechung  der  babylonischen  Wlh- 
rung  (§  42, 11 — 14)  über  das  hohe  Alter  des  Tauschverkehrs  in  edlen 
Metallen,  über  die  wohldurchdachten  und  bewährten  Normen,  nach 
welchen  dieser  Verkehr  geregelt  war,  kurz  über  die  Verwendung  der 
edlen  Metalle  als  einer  Art  ungemünzten  Geldes  bemerkt  haben,  gib 
in  ahnlicher  Weise  und  in  gleich  frühen  Zeiten  für  das  alte  Syrien 
und  seine  Nebenländer  Palästina  und  den  phOnikischen  Küstenstrich. 
Silber  war  in  reichlicher  Menge  Tortianden ,  es  kursierte  in  genaa  be- 
stimmten, dem  Bedarf  angepafsten  Gewichtteilen,  es  vermittelte  ab 
Vorläufer  des  gemünzten  Geldes  allen  Handelsverkehr.  <)  Daneben 
fehlte  es  an  Gold  weder  in  Syrien  noch  in  den  phönikischen  Handeb- 
städten.^)  Der  Fufs  der  altsyrischen  und  phönikischen  Währoog  ist 
uns  teils  aus  der  späteren  Münzprägung,  teils  aus  Gewichtstacken, 
teils  aus  Vergleichung  mit  dem  hebräischen  System  hinreichend  be- 


1)  MoTers  Phönizier  m  Abt.  1  S.  28—57,  MelUer  Geschichte  der  Kartliagtf 
IS.  16f. 

2)  Movere  a.  a.  0.  S.  44  f.  53  and  besondere,  anlangend  den  phönikiMket 
Taoschverkehr  in  Gold,  MelUer  I  S.  13f.  422. 


$41.2.  GEWICHTE.  417 

hanU)  Im  Vergkicfa  zu  der  babylonischeo  Wahrung,  in  welcher  die 
decimaleRechnungsweise  ein  entschiedenes  Übergewicht  ttber  die  sexa- 
gesimale  gewonnen  hat,  finden  wir  im  syrisch -phönikischen  System, 
wenigstens  was  die  Grundeinheit  anlangt,  einen  engeren  Anschlufs  an 
die  altbabylonische  Sexs^esimalrechnung.  Denken  wir  uns  das  schwere 
babylonische  Sechzigstel  Goldes  (§  42, 10)  wiederum  sexagesimal  bis 
herab  zum  Sechzigstel,  also  bis  zu  einem  Betrage  ?on  0,28  Gramm  ge- 
teilt oBd  suchen  das  dazu  gehörige  Silberäquivrient,  so  ist  dies  gemäfs 
der  Norm,  welche  wir  beim  babylonischen  System  kennen  gelernt 
haben  (§  42, 12),  der  dreizehnundeindrittelfache  Betrag,  also  ein  Ge* 
wicht  von  3,73  Gramm. 2)  Dieses  Gewicht  war  zu  niedrig,  um  fttr  den 
Verkehr  als  Ganzstack  zu  gelten.  Das  Doppelte  hätte  eher  diesem 
Zwecke  dienen  können;  doch  hat  sich  der  Verkehr  von  alters  her  für 
dag  Vierfache,  mithin  für  einen  Stater  im  Normalbetn^  von  14,93  Gr.^) 
eatschieden.  Sokher  Stücke  nun  gingen,  dem  Werte  nach,  15  auf  den 
schweren,  7 Vi  auf  d^  leichten  Shekel  Goldes,  und  die  Rechnungen 
konnten  in  Gold  wie  in  Silber  wechselseitig  entsprechend  durdi  alle 
Stufen  der  sexagesimalen  Teilung  geführt  werden.^) 

1)  Brandis  S.  87— 89.  94—99.  104  f.  156  f.  An  der  zuletzt  citierten  Stelle 
werden  zwei  Gewichtstücke  der  Luynesschen  Sammlung  beschrieben  (vergl.  anch 
Qvipo  1  p.  423),  welche  der  Epoche  151—30  v.  Chr.  angehören.  Ste  schwerere, 
wahrscheinlich  in  Sidon  angefertigt,  tragt  griechische  Aufschrift,  wiegt  678  Gr. 
ood  fuhrt,  da  es  als  Boppelminenstück  bezeichnet  ist,  auf  einen  leichten  Stater 
▼OB  6,78  Gr.,  dem  ein  schwerer  Ton  13,56  entsprechen  würde.  Diese  Doppel- 
■une  ist  identisch  mit  der  altaginäischen  Mine  (§  48, 1)  und  verlialt  sich  zur 
Mine  des  anderen  Gewichtstückes  wie  9:10.  Das  letztere  trägt  phönikische 
Aofecbrift,  Jedoch  ohne  Nominalbezeichnung.  Da  es  1497  Gr.  wiegt,  so  stellt 
tt  als  Boppelmiiie  üast  gentn  die  urspründiehe  Norm  des  phöBikischea  Staters 
im  Betrage  von  14,93  Gr.  dar.  —  Absichtlich  haben  wir  nicht  in  Betracht  ge- 
zogen die  Silberringe  der  Inschrift  von  Kamak  (vergl.  oben  S.  406  Anm.  1),  voti 
deaeo  es  streitig  ist,  ob  sie  auf  6  Minen  babylonischen  Silbergewichts,  welche 
hl  phdnlkisches  Gewicht  umgesetzt  A^ji  Minen,  die  Mine  zu  760>5  Gr.,  ergeben 
wftrden,  oder  auf  5  phönikische  Minen  im  reducierten  Gewicht  von  je  684,4  Gr. 
ttzosetzen  sind. 

2)  Das  Sechzigstel  des  schweren  Shekels  Goldes  ist  oben  f  42  S.  408  als 
kleiostes  Goldeewichi  aufgeföhrt  worden.  Das  dazu  gehörige  Süberäquivilent 
>^  die  TabeUe  S.  409,  nur  dafs  dort  dasselbe  Gewicht  als  Dreflsigstel  des 
witen  Shekels,  wie  auch  bei  Brandts  S.  87,  erscheint 

3)  Das  Normalgewicht  von  14,93  Gr.  ist  berechnet  aus  dem  oben  S.  398 
cnnHtelten  Werte  des  schweren  königlichen  Talentes.  Etwas  höher,  n&mlich 
14,96  Gr.,  rechnet  Brandis  S.  87,  woran  sich  in  der  Tabelle  bei  demselben 
S.  160  als  Gewicht  der  sogenannten  jüngeren  Form  des  phönikischen  Fufees  der 
Betrag  von  14,92  Gr.  schliefst  Das  oben  Aran.  1  erwähnte  phönikische  Gewicht- 
<Mt  entopricht  einem  Stater  von  14,97  Gr. 

4)  Die  Verhältnisse,  welche  wir  für  die  ältere  Zeit  vorauszusetzen  haben, 
^egeb  sich  deutlich  wieder  in  der  eigentümlichen  Prägung  syrisch-persischen 
Provinzialgeldes,  welche  Brandis  S.  226  ff.  behandelt   Vergl.  unten  §  51,6. 

HuUicli,  Metrologie.  27 


418  PHÖNIKISGHES  SYSTEM.  1 43, 3.  s. 

Selbstverständlich  bildete  sich  aus  der  neugewonneoen  Siiberein- 
heit  wiederum  eine  Hine  im  fün&igfochen  Betrage  (>-■  746,67  Gr.)  und 
ein  Talent  von  60  solcher  Minen  (»■  44,80  Kilogr.). 

Wir  nennen  diese  Wahrung  die  syrisch-phOnikische,  oder 
kürzer  die  phönikische  schlechthin.^)  Die  anderweitig  Torge 
schlageoe  Bezeichnung  als  Fttnfzehnstaterfufs  ist  an  sich,  wie 
wir  soeben  dargestellt  haben,  sachgemäß ,  führt  aber  leicht  zur  Ver- 
wirrung, wenn  daneben  die  babylonische  Wahrung  Zehostaler- 
fufs  genannt  wird.^)  Denn  wenn  die  phönikische  Währung  Fttnbdui- 
staterfuTs  ist,  so  mufs  die  babylonische  als  Zwanzigstaterfufs  gelteo; 
oder  umgekehrt,  soll  die  letztere  Zehnstaterfufs  sein,  so  gelte  die 
erstere  —  immer  die  gleichen  Nominale  vorausgesetzt  —  als  Sieben- 
undeinhalbstaterfuls. 

Zu  dem  leichten  babylonischen  Talente  Silbers  verhielt  sich  das 
phönikische  wie  4 : 3,  zu  dem  schweren  babylonischen  wie  2:3,  uod 
ebenso  Mine  zu  Mine,  Shekel  zu  Shekel.  Zu  dem  leichten  königlichen 
Talente  (§  42, 10)  stand  das  phönikische  Talent  dem  Gev^chte  nack 
wie  40 :  27.3) 

3.  In  den  oben  (S.  407)  erwähnten  keilinschriftlichen  Schuldver- 
schreibungen findet  sich  die  ausdrückliche  Bezeichnung  von  Minen 
Silbers  nach  dem  Gewichte  von  Karchemisch  in  Obersyrien.  Damit 
ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  keine  andere  als  die  eben  festgestellte 
phönikische  Mine  im  Normalgewicht  von  746,67  Gr.  gemeint^)  Nach 
Ausweis  der  ältesten  Silberprägung,  welche  in  Syrien  und  Phönikien 
unter  persischer  Herrschaft  geübt  worden  ist,  mag  das  damals  gültige 
Gewicht  dieser  Mine  auf  726,5  Gr.  und  das  des  Shekels  auf  14,53  Gr. 
angesetzt  werden.^)    In  der  Ausprägung  ging  das  Gewicht  dann  noch 


1)  Verffl.  Ersch  u.  Gruber  Allgem.Encyklop&die,  Erste  Sektion,  LXXXl  S.m 

2)  Beide  Benennungen  werden  genetisch  entwickelt  von  Brandis  S.  89  no^ 
dann  in  der  ganzen  folgenden  Darstellung  beibehalten.  Um  im  einzelnen  ob 
beliebiges  Nominal  des  FünfEehnstaterfufses  mit  dem  gleichen  des  ZebntUter- 
fufses  zu  vergleichen,  mufs  man  jedesmal,  wie  oben  angedeutet  ist,  ans  den 
leichten  in  das  schwere  Gewicht,  oder  umgekehrt,  überspringen.  Erat  dann  \uma^ 
das  richtige  Verhältnis  heraus,  dafs  4  Nominale  des  Zehnstaterfufses  aUeolbalbea 
gleich  stehen  müssen  3  gleichlautenden  Nominalen  des  Fünfzehnstaterfoüies. 

3)  Yergl.  auch  die  allgemeine  Übersicht  üder  die  Gewichte  in  Tab.  XXD. 

4)  Lenormant  I  p.  112,  wo  diese  Mine  ganz  richtig  als  Gewicht  tod  50 
phönikisehen  Shekein  gefafst  wird.  Dagegen  wird  für  die  Prozentberechnunf  in 
der  ebenda  S.  114  erwähnten  Obligation  eine  Mine  von  60  Shekdn  voTvaaft- 
setzt  Wir  haben  auf  diese  Differenz,  welche  auszugleichen  späteren  Foracbeni 
gewifs  gelingen  wird,  bereits  S.  399  f.  am  Ende  von  Anm.  2  hingewiesen. 

5)  Die  Prägung  mehrerer  Städte  des  phönikisehen  Küstenlandes  unter  dcf 
Acbämenidenberrschaft  behandelt  Brandis  S.  116  f.  373—378.  511—516,  feroer 


»4S.S.4.  GEWICHTE  UND  MONZEN.  419 

weiter  herunter,  entsprechend  der  ebenfalls  immer  weiter  fortschrei- 
tenden Verringerung  des  babylonischen  Staters,  dessen  Teilstttcke  mit 
Teilen  des  phOnikischen  Staters  vielfach  sich  derart  berührten,  dafs 
daraus  eine  Art  gemischter  Währung  entstand.  0  Daneben  aber  ist  die 
Erionerung  an  das  volle  und  ursprüngliche  Gewicht  nicht  verloren  ge- 
gangen. Dies  beweist  die  auf  phOnikischen  Einflufs  zurückzuführende 
trüfung  der  Gemeinde  Abdera  in  Thrakien  und  des  Bezirkes  der  pan- 
gäischen  Bergwerke,  welche  mit  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  be- 
gonnen hat  3)  Hier  haben  wir  ein  Grolsstttck  im  Maximalgewicht  von 
29,50  Gr.,  entsprechend  einem  Stater  von  14,75  Gr.,  ja  in  Abdera 
schliefst  sich  bald  die  Prägung  eines  Staters  im  Maximalgewicht  von 
15,17  Gr.  an ,  offenbar  Ausbringungen ,  welche  dem  ursprünglichen 
und  noch  durch  spätere  Gewichtstücke  bezeugten  Normalgewichte  so 
nahe  stehen,  als  nur  immer  erwartet  werden  kann. 

4.  Dem  Normalge wichte  nach,  welches  wir  oben  (S.  417  f.)  für 
Talent,  Mine  und  Stater  ermittelt  haben,  stellen  sich  die  Werte  im 
Vergleiche  zu  beutiger  Münze  wie  folgt: 

1  Talent  Silbers  =  8     leichte  Minen  Goldes  —  8064  M. 

1  Mme        „      =  62/s  leichte  Sechzigstel  „     =    134  „  40  Pf. 

1  Shekel     „      —  4/30      „  „         „    =       2  „  69  „ 

V*      »  J»         =    V30         „  n  »)      ™        —   »    67     „  . 

Gehen  wir  dagegen  von  dem  altsyrischen  und  phOnikischen  Münz- 
gewichte aus,  welches  für  den  Stater  nicht  höher  als  auf  14,53  Gr.  ange- 
setzt werden  kann,  so  erhalten  wir  folgende  Gewichte  und  Silberwerte: 

^e  PriguDg  des  syrischen  Provinzialsilbers,  ebenfalls  unter  persischer  Herr- 
^,  derselbe  S.  177  f.  226—228.  597.  Das  höchste  Effektivgewicht  dieser 
l^ngOBgen,  welche  einer  schnell  sinkenden  Tendenz  folgen,  betr§gl  14,40  Gr. 
w  den  Stater.  Doch  scheint  es  ratlich  mit  Lenormant  I  p.  106.  112  das  zn 
Grande  liegende  Normalgewicht  etwas  höher,  nämlich  anf  14,53  Gr.,  anzusetzen. 

1)  Dem  uraprflnglicben  Systeme  nach  Terhält  sich  der  phönikische  Stater 
jwn  babylonischen  im  Gewicht  und  Wert  wie  4 : 3,  ersterer  ist  das  Vierfache, 
Witerer  das  Dreifache  der  Silbereinheit  Ton  3,73  Gr.,  welche  das  Wertaquivalent 
OBcr  Goldeinheit  Ton  0,28  Gr.  bildet  (§  42, 15.  43,  2).  In  dieser  Silbereinheit, 
|"^elcbe  weiter  in  Viertel  und  Achtel  geteilt  wird,  haben  sich  beide  Wahrungen 
«  wirklichen  Gebrauch  vielfach  berührt,  sodafs  das  Kleingeld  der  einen  zu- 
f^  Dir  das  Gebiet  der  anderen  diente.  Daraus  folgt  mit  Notwendigkeit,  dafe 
^  sinkende  Gewicht  des  babytonischen  Staters  auch  eine  Verringemnff  des 
PMoikischen  Mflnzgewichtes  nach  sich  zog.  Vergl.  Brandis  S.  116  f.  120  r 

2)  Brandis  S.  118  f.  517.  530.  Die  Maximal  gewichte  sind  ffir  das  Grofs- 
*tM[  29,50  bis  29,26  Gr.,  für  den  Stater  von  Abdera  15,17  Gr.  Letzteres  die 
^rtogliche  Norm  übersteigende  Münzgewicht  kehrt  auch  noch  später  ander- 
^M  wieder,  wie  zur  Diadochenzeit  in  Arados,  wo  der  Stater  auf  15,29  Gr. 
^t,  und  seit  Augustus  in  Antiochia  mit  einem  Stater  Ton  15,28  Gr.  (Mommsen 
ö.>5. 38,  BrandiB  S.  115,  unten  |  51,  7). 

27* 


1  Talent 

m^ 

43,59 

1  Mine 

:s 

726,5 

1  Shekel 

— 

14,53 

V«    » 

>» 

7,26 

V4       » 

c« 

3,63 

Vi«     n 

«— 

0,91 

Vit  „ 

OB 

0,45 

420  PflÖNIKISCHES  SYSTEM.  §  tt,  4.  s. 

« 

43,59  Kilogr.  -»  7846  H. 

Gramm  >»    130  „  77  Pf. 
»       =■*        2  91  o2   » 
n        ^  1   »   31     „ 

>»      *=*»      —  „  16  w 

n        "**       —  »   08    ^  . 

5.  Aufgabe  einer  besoDderen  llDtersnchung  wOrde  es  sein,  dk 
Gewicbtsnormen  zu  ermiUelu,  deren  die  PbOniker  im  HandekTerkdir 
mit  dem  fernen  Westen  und  später  die  pbOnikiscbe  Pflanzstadt  Ka^ 
thago,  die  Beherrscherin  des  Westens,  sich  bedient  haben.  <)  Da  jedoch 
die  Lösung  dieser  schwierigen  Frage  aufseriialb  der  Grenzen  dieses 
Handbuches  liegt,  so  begnügen  wir  uns  mit  einer  kurzen  Darstellung 
derjenigen  Ergebnisse,  welche  betreffs  des  Gewichts-  und  Httazwesess 
Karthagos  mit  hinlän^cher  WahrscheinUchkeit  festgestellt  werden 
konnten. 

Wir  beginnen  mit  dem  in  Jol  (oder  Sch^^hel),  dem  ehemaligei 
Julia  Cäsarea,  in  Nordafirika  gefundenen  kreisförmigen  Bronzegewichtef 
dessen  punische  Au&chrift  hinter  dem  Namen  des  Agoranomen  die 
Angabe  enthält,  dafs  der  Betrag  des  Gewichtes  100  sei,  wozu  nach 
Analogie  zahlreicher  Bibelstellen  (§  44, 11)  das  Nominal  skeqd  (oder 
seqd)  zu  suppUeren  bt'^)  Das  Metall  ist  vom  Meerwasser  angefiressen, 
dann  behufs  der  Beinigung  nicht  unbeträchtlich  abgerieben  worden; 
auJserdem  zeigt  es  in  der  Mitte ,  wo  einst  die  Handhabe  eingelötet  ge- 
wesen ist,  eine  Öffnung.  Es  war  daher  sehr  gewagt  in  dem  jetiigeB 
Effektivgewichte  von  321  Gr.  ein  Normalge  wicht  sehen  zu  wollen, 
welches  dem  römischen  Pfunde  (»=  327,45  Gr.)  entsprochen  habe.') 

1)  Vergl.  oben  S.  417  Anm.  1,  Meltzer  Gesch.  der  Karthager  1  S.  tO  fil  36fL 

2)  A.  Judas  Sur  un  monumeat  ponique  in  der  Revue  arch^L,  XVI«  annee, 
1859,  p.  167—169,  Levy  in  der  Zeitschrift  der  deutschen  morgenläDdischen  Ge- 
sellschaft, Bd.  XIV,  1860,  S.  710— 7t 2,  Poole  bei  Madden  History  of  Jevisk 
coinage  p.  278  f.,  Brandis  S.  598  f.,  P.  Schröder  Die  phdniaische  Sprache,  Halle 
1869,  S.  258.  Die  punische  Aufschrift  enthilt  den  Namen  des  AgoraBomea  «a^ 
dahinter  die  Gewichtangabe  müqalSm  mit  dem  Zahlseichen  100,  d.  i.  mm  (des 
GewicfatstOckes)  Gmoicht  oder  stine  Schwere  (ist)  lUO  (Sekel):  Schröder  a.  a.  0. 
S.  156  f.  und,  anlangend  die  Aussprache  des  Pronominalsuffixes,  S.  15dl«  — 
Ph.  Berger  Les  ex-voto  du  temple  de  Tanit  ä  Garthage,  Paris  1877,  p.  28ff. 
sieht  in  dem  Monument  den  Teü  eines  Leuchters,  oder  ist  geneigt,  unter  Be- 
rufung auf  Fränkel  in  der  ArchaoL  Zeitung  1876,  S.  28,  dasselbe  fOr  ein  Becken 
(eiftnhaUi)  su  halten. 

3)  Ausgehend  von  der  Deutung  mUqal  mdnek^  d.  i.  'das  (ve wicht,  eine  Miae*, 
welche  Levy  (vergl.  vorige  Anm.)  den  beiden  letzten  Worten  der  puniscken  Auf- 
schrift gegeben  hatte,  bemerkte  Brandis  S.  598  L:  'Da  diese  Mine  «ngefihr  auf 


$43,&.  KARTHAGISCHES  GEWICHT.  421 

Vielfliebr  ist  ein  Veriust  von  40  bis  50  Gr.  aller  Wahrscheinlichkeit 
Dach  aniunehmen,  womit  wir  zu  einem  ursprünglichen  Betrage  von 
361  bis  371  Gr.  gelangen,  d.  i.  der  HäUte  der  phöoikischen  Mine, 
wekhe  gemäfe  der  Norm  des  babylonischen  Systems  746,67  Gr.  be- 
trug (§  43,  2),  dann  unter  persischer  Herrschaft  auf  726,5  Gr.  stand 
(§  43, 3),  endlich  von  den  Römern  in  Ägypten  und  Italien  wahrschein- 
lich auf  2V6  Pfund  —  710  Gr.  tarifiert  wurde  (§  54, 1,  IV.  57,  4,  V). 

die  Hälfte  der  althebraischen  Silbermine  auskommt,  so  wird  man  sie  wohl  als 
4ie  alte  karthagische  Gewichtsmine  betrachten  dfirfen,  die  zu  irgend  einer  Zeit 
nach  dem  römischen  Pfunde,  oder  wie  dieses  nach  dem  attischen  Talent  reguliert 
worden  ist.  Die  letztere  Annahme  ist  um  so  wahrscheinlicher,  da,  wie  es  scheint, 
aadi  bei  den  Karthagern  das  kleine  Goldtalent  gültig  war,  das  drei  attischen 
Stiteren  genau  entsprach.  Von  dem  letzteren  gingen  W/t  auf  die  karthagische 
Gewichtsmine,  und  der  100  Talente  schwere  goldene  Kranz,  den  Bamareie  von 
den  Karthagern  empfing,  wog  mithin  genau  8  karthagische  Gewichtsminen.' 
Hiennit  war  die  karthagische  Mine  dem  römischen  Pfunde  genau  gleichgestellt, 
Qod  den  Zusammenhang  mit  der  karthagischen  Münzdrachme,  über  welchen  zu 
entscheiden  Brandis  a.  a.  0.  abgelehnt  hatte,  schien  Poole  bei  Madden  Jewish 
ooinage  p.  279  gefunden  zu  haben,  indem  er  bemerkte:  Hhis  snm  (nämlich  321  Gr.) 
is  divisible  by  the  weights  of  all  the  Chief  Garthaginian  silver  coina,  except  the 
decadrachm,  bot  only  as  sevenths  —  a  System  of  division  we  do  not  know  to 
ka?e  obtained  in  any  ancient  talent*.  Es  kam  also  zu  der  aus  der  karthagischen 
Mhie  abzuleitenden  Drachme  von  3,27  Gr.,  d.  i.  dem  hundertsten  Teile  des 
römischen  Pfundes,  eine  karthagische  Münzdrachme  von  3,90  Gr.,  welche  genau 
dem  Tierundachtzigsten  Teile  desselben  Pfundes,  d.  i.  dem  republikanischen 
Denare,  entsprach.  Auf  Grund  dieser  Kombinationen  hielt  ich  selbst  längere 
Zeit  es  für  wahrscheinlich,  dafs  karthagische  Mine  und  römisches  Pfund  gleich 
gewesen  seien,  nur  dafs  die  Normierung  der  ersteren  direkt  nach  dem  römischen 
Gewicht  unannehmbar  erschien.  Doch  lag  ein  anderer  Vergleich  nahe.  Wie  in 
dem  sicilischen  Litrensystem  das  Gewicht  des  Kupferpfundes  auf  die  Hälfte  einer 
aUisehen  Mine  normiert  war,  so  konnten  die  Karthager  ihre  Mine  normiert  haben 
aach  der  Hälfte  jener  ältesten  attischen  Handelsmine,  welche  seit'Solon  auf 
150  MüDzdrachmen  »>  654,9  Gr.  tarifiert  war  (§  19, 10),  während  sie  Ursprünge 
lieh  als  phönikische  Handelsmine  und  aginäisches  Gewicht  etwas  höher,  nämlich 
auf  672  Gr.,  gestanden  hatte  (§  24,  t.  4S,  1).  Alle  diese  Kombinationen  jedoch 
worden  hinßlllg,  nachdem  einerseits  der  Text  der  punischen  Aufschrift  richtig 
gedeutet  (S.  420  Anm.  2),  andererseits  das  hebräische  System  eingehender  be- 
handelt war  (§  44, 11. 12.  52,  4),  und  es  blieb  nur  übrig  die  weniger  ins  Auge 
fallende,  aber  vielleicht  um  so  gesichertere  Gleichung  von  28  karthagischen 
MüBzdrachmen  mit  25  attischen  Drachmen.  Nach  dem  babylonischen  Systeme 
atmlich  Terhält  sich  das  Sechzigste!  der  königlichen  Mine  zum  Silberstater  wie 
3:4,  letzterer  zum  phönikischen  Stater  ebenfalls  wie  3 : 4,  also  das  Goldsechzigstel 
tarn  phönikischen  Stater  wie  9 :  16.  Ferner  ist  dem  Systeme  nach  die  attische 
Drachme  die  Hälfte  des  Goldsechzigsteis,  die  karthagische  Drachme  das  Viertel 
des  phönikischen  Staters,  %l80  attische  zu  karthagischer  Drachme  »  9 : 8  »  27 :  24. 
Aottatt  dieser  systematischen  Gleichnng  haben  die  Karthager  nach  Ausweis  der 
EfEektiTgewichte  ihrer  Münzen,  welche  teils  nach  attischem  teils  nach  phöni- 
kiscbem  Fofoe  geschlagen  sind,  die  nur  wenig  abweichende  Proportion  28 :  25 
Kcsetzt,  oder  mit  andern  Worten,  sie  haben  aus  der  attischen  Mine  112  Münz- 
vaduaen  karthagischer  Währung  geschlagen  und,  wie  das  Gewicht  des  Kranzes 
derBtmarete  beweist  (§43, 11),  100  kleine  Goldtalente  von  je  6  attischen  Drach- 
men gleich  672  karthagischen  Drachmen  gerechnet. 


422  PHÖNKISGHES  SYSTEM.  f  «s,  5. 

Gestaut  wird  diese  Annabme  durch  die  Aubchrift  des  Gewicht- 
Stückes,  deren  Fassung  genau  der  hebräischen  Bezeichnungsweise  ent- 
spricht 1);  also  wird  die  Einheit,  deren  Hundertfaches  das  GewichtslOck 
darstellt,  wohl  auch  phOnikisch- hebräisches  Gewicht  gewesen  sein.') 
Es  bleibt  demnach  nur  noch  die  Frage,  ob  wir  die  Hälfte  der  eben 
erwähnten  phönikischen  Mine  oder  das  Hundertfache  der  karthagischen 
Manzdrachme  (§  43,  6),  mithin  entweder  einen  Betrag  zwischen  373 
und  360  Gr.  oder,  um  ein  merkliches  hoher,  390  Gr.  als  das  Normal- 
gewicht  der  karthagischen  Mine  (so  nennen  wir  nach  griechischer 
Weise  dieses  Gewicht  Ton  100  Einheiten)  ansetzen  sollen.  Die  Ent- 
scheidung dürfte  kaum  zweifelhaft  sein,  sobald  zugegeben  wird,  dafs 
wir  es  mit  einem  Handelsgewicht  zu  thun  haben.  Dieses  kann  nidit 
nach  dem  über  das  ursprüngliche  System  erhöhten  Münzgewichte  der 
karthagischen  Drachme,  sondern  nur  nach  den  allgemeinen  Verkehrs- 
normen sich  gerichtet  haben,  und  wir  nehmen  hiemach  an,  daüs  in 
Karthago,  statt  der  phönikischen  Mine,  deren  Hälfte  im  Betrage  von 
etwa  363  Gr.»)  gebräuchlich  war. 

Ob  die  Karthager  auch  die  andere  phOnikische  Mine,  welche  als 
Handelsgewicht  über  Syrien ,  Griechenland  und  ItaUen  sich  Teri>rritet 
hat  (§  24, 1. 48, 1),  aus  dem  Mutterlande  mit  herübergenommen  haben, 
bleibt  in  Ermangelung  sicherer  Zeugnisse  ungewifs.  In  Neukarthago 
erbeuteten  die  Römer  276  goldene  Schalen,  libras  fertne  omnespondo^) 
Waren  dieselben  als  Hälften  der  ebenerwähnten  Mine  ausgebracht,  so 
wogen  sie  je  336  Gr.,  übertrafen  also  1  römisches  Pfund  um  weniger 
als  8  Skrupel  oder  Vs  Unze.  Solche  geringe  Differenzen  pflegen  von 
alten  Geschichtschreibem  nicht  in  Anschlag  gebracht  zu  werden;  es 
ist  daher  fast  wahrscheinlicher,  dafs  diese  Schalen  auf  die  Torher  be- 
zeichnete karthagische  Mine  ausgebracht  waren,  mithin  bei  einem  Ge- 


1)  Die  beiden  ponischen  Worte,  welche,  wie  eben  angeführt  (S.  420  Aom.  2), 
sein  Gewicht  ist  hundert  bedeuten,  lauten  ganz  ähnlich  wie  der  Bibeltext  1  Mos. 
24,  22,  Jos.  7,  21  und  anderwärts.  Ebenfalls  mit  hebräischer  Weise  stimmt  es, 
dafs  100  Gewichteinheiten  gezahlt  sind,  also  das  Nominal  Mine  Tennieden  ist 
Endlich  betreffs  der  Auslassung  der  Bezeichnung  Shekel  ist  ebenfalls  oben 
(S.  420)  der  Verffleich  gezogen  worden. 

2)  Die  Annahme,  dafs  das  Gewichtstück  ein  römisolies  Pfund  darsteUe,  fdhrt 
zu  einer  Drachme  von  3,27  Gr.,  die  in  keinem  ursprünglichen  Systeme  des  Alter- 
tums zu  finden  ist. 

3)  Als  wahrscheinlichen  Mittelbetrag  zwischen  der  ursprünglichen  Norm  roa 
746,7  Gr.  und  dem  jüngeren  Ansatz  von  710  Gr.  wählen  wir  das  ans  der  Pcfser- 
zeit  bezeugte  Efiektivgewicht  von  726,5  Gr.,  wonach  die  karthagische  Mioe  auf 
363,25  Gr.  auskommt 

4)  Liv.  26,  47,  7. 


$43.5.  KARTHAGISCHES  GEWICHT.  423 

Wichte  TOQ  363  Gr.  je  um  1  Vs  Unze  schwerer  waren  als  1  römisches 
Pfand  1) 

Hundert  nicht  näher  bezeichnete  Einheiten  enthält  das  im  vorigen 
besehriebene  Gewichtstück.  Nach  griechischer  Benennung  würden 
diese  Einheiten  Drachmen  sein;  nach  orientalischem  Brauche  aber,  der 
aus  den  Schriften  der  Hebräer  hinreichend  bekannt  ist,  haben  wir  das 
Nominal  Shekel  zu  ergänzen.  Der  Unterschied  zwischen  schwerem 
and  leichtem  Gewichte,  welches  letztere  je  die  Hälfte  des  ersteren  be- 
trägt, beschränkt  sich  nicht  auf  die  Fälle,  welche  früher  bei  Darstellung 
des  babylonischen  Systems  angegeben  worden  sind  (§  42,  9. 10),  son- 
dern es  kann,  je  nach  Bedarf  und  besonderen  Anlässen,  ein  schweres 
Gewicht  selbst  als  leichtes  betrachtet  und  ihm  ein  anderes  doppelt  so 
schweres  zugesellt  werden ,  häufiger  noch  umgekehrt  das  leichte  Ge- 
wicht, als  schweres  angesehen,  ein  anderes  leichtes  Gewicht  aus  sich 
erzeugen.  Im  babylonischen  System  finden  wir  aufser  dem  schweren 
SUbershekel  Ton  22,4  Gr.  und  dem  leichten  von  11,2  Gr.  noch  die 
Hälfte  des  letzteren,  den  medischen  Siglos,  von  5,6  Gr.  (§  42, 12. 45, 7); 
im  phOnikischen  System  ist  nach  der  oben  gegebenen  Auffassung  die 
Einheit  ein  Gewicht  von  3,73  Gr.,  mithin  der  Shekel  ein  solches  von 
7,46  Gr.,  aus  welchem  ein  doppelt  so  schwerer  Shekel  sich  herausbildet 
(S  43,  2.  44, 12).  Wollte  man  die  Teilung  weiter  nach  abwärts  fort- 
setzen, so  hinderte  nichts,  die  Hälfte  des  leichten  phOnikischen  Shekels, 
welche  wir  nach  griechischer  Weise  Drachme  nennen ,  wiederum  als 
Shekel  zu  betrachten,  sodafs  die  dazu  gehörige  Einheit  (denn  jeder 
Shekel. ist  ein  Doppeltes)  nun  eine  halbe  Drachme,  griechisch  rQui- 
ßolovy  war. 

Dafs  die  Karthager  in  der  That  die  Drachme  als  Shekel  gefafst 
haben,  wird  aufser  durch  die  Aufschrift  des  Gewichtstttckes  durch  ihre 
Münzordnung  wahrscheinlich  gemacht  Ja  es  ist  dieser  kleine  Shekel, 
der  als  Einheit  ein  Triobolon  neben  sich  hatte,  infolge  der  Berührung 
mit  dem  sicilischen  Litrensystem  noch  einmal  halbiert  worden,  sodafs 
als  aulserste  und  kleinste  Einheit  eine  Vierteldrachme  erscheint. 

In  der  nun  folgenden  Darstellung  des  Münzwesens  behalten  wir, 
um  Verwechselungen  vorzubeugen,  überall  die  griechischen  Nominale 
bei.  Die  Deutung  dieser  Nominale  nach  punischer  Auffassung  fügen 


1)  Vergleichsweise  können  auch  die  ^$odai  iSeXMv&e^iHcU  im  anvertnder- 
lieben  Gewicht  von  1  attischen  Mine  «s  437  Gr.  herbeigezogen  werden,  über 
belebe  U.  Köhler  in  den  MittheÜungen  des  deutschen  archaol.  Instituts  in  Athen 
m,  1S78,  S.  172  ff.  handelt. 


424  PHÖMKISGHES  SY8T£M.  f4S.<L 

wir  soweit  ak  thunlich  hinzu ,  ohne  jedoch  zu  beanspruchen  diese 
schwierige  und  dunkle  Frage  vollständig  aufgehellt  zu  haben. 

6.  Karthago  hat  die  Münzprägung  nicht  früher  als  zu  Asfang 
des  4.  Jahrhunderts  begonnen  <)  und  dieselbe  ebenso woU  in  d^  Haupt- 
stadt 2)  als  in  den  Provinzen,  hauptsächUch  in  Sicilien  und  Spanien, 
auiserdem  aber  auch  in  Sardinien,  Malta  und  den  afrikanischen  Kolo- 
nieen  geübt.  3) 

Nach  attischem  Fu&e  und  im  engsten  Anschlufs  an  diesyra- 
kusanischen  Münztypen  hat  Karthago  in  Sicilien  Tetradrachmen  ge- 
prägt.^) Die  Maximalgewichte  im  Betrage  von  17,50  und  17,47  Gr.^ 
übersteigen  noch  das  attische  Normalgewicfat  (17,46  Gr.);  sonst  stehen 
die  gut  geprägten  Stücke  um  17,30  Gr.;  bald  aber  macht  eine  sinkeiule 
Tendenz  sich  geltend,  infolge  deren  ganz  ähnUch,  wie  nach  Alexander 
in  den  Diadochenstaaten  (§  32, 1),  das  Durchschnittsgewicht  bis  gegen 
16,5  Gr.  herabgedrückt  wird. 

Daran  schliefst  sich  eine  Prägung  nach  phönikischem  Fulse, 
welche  vorwiegend  in  der  Hauptstadt  und  in  Spanien  in  verschiedenen 
Modalitäten  geübt  worden  ist. 

Die  ursprüngliche  phOnikische  Silbereinheit,  welche  vrir  oben 
(§  43,  2)  als  Äquivalent  des  Sechzigstels  des  schweren  Goldstaters  auf 
3,73  Gr.  angesetzt  haben ,  wird  mit  einer  merklichen  Erhöhung  auf 
ein  Nörmalge wicht  von  3,90  Gr.  ausgebracht.®) 

1)  L  Müller  Numismatiqoe  de  Fancienne  Afriaae  vol.  II,  Paris,  Leipzig  und 
Kopenhagen  1861,  p.  83.  Der  später  za  citierende  Supplementband  ist  im  J.  1874 
erschienen. 

2)  Die  Litteratnrfibersicbt  über  diesen  lange  Zeit  streitigen  Punkt  giebt  Maller 
a.  a.  0.  p.  70—72.  Derselbe  versucht  p.  73  f.  HO.  141  f.  die  Kriterien  für  die- 
jenigen Reihen  aofzustellen,  welche  in  Karthago  selbst  geprägt  zo  sein  scbdneo. 

3)  MüUer  a.  a.  0.  anlangend  Sicilien  p.  78—84  u.  Supplementband  p.  46—48, 
Sardinien  p.  108  f.,  afrikanische  Kolonieen  und  Malta  p.  109,  Spanien  p.  109  ood 
Snppl.  p.  50  f.  Weitere  Ausführungen  und  Berichtigungen  betreffe  der  hispani- 
schen Prägung  giebt  Zobel  de  Zangroniz  in  den  Monatsberichten  der  Berliner 
Akademie  1863  S.  248—262,  derselbe  Die  Münzen  von  Sagunt,  Gommentationes 
Mommsenianae,  Berlin  1877,  S.  819  Anm.  10  u.  11.  Noch  ist  zu  erwihneo  die 
von  Müller  vielfach  abweichende,  jedoch  nicht  durchgangig  zu  billigende  Kliaai- 
fikation  der  karthagischen  Münzreihen,  welche  Vaux  im  Numism.  chronicle  IQ, 
1863,  p.  73  fr.  aufstellt  Diese  Untersuchung  ist,  wie  der  Verfasser  p.  73  be- 
merkt, geschrieben,  ehe  der  IL  Band  der  Mflllersehen  Numismatik  (vergL  oben 
Anm.  1)  erschien. 

4)  Verffl.  die  Obersicht  nebst  Abbildungen  bei  Müller  n  p.  74—78,  Fried- 
laender  und  v.  Sallet  Das  K.  Berliner  Münzkabinet  S.  215  f. 

5)  Müller  ü  p.  74. 185  Nr.  1.  2. 13,  Zobel  de  Zangroniz  in  den  Monatsber. 
a.  a.  0.  S.  251. 

6)  Mit  Recht  erklärte  Böckh  Metrol.  Untersach.  S.  332  die  Nom  dtf  in 
Sicilien  nach  nicht- attischem  Fufse  für  Karthago  geprägten  Münsen  als  'aas 


f  4t,«.  KARTHAGISCHER  MÜNZFUSS.  425 

Um  nun  die  GrundzQge  der  vielgestaltigen  Prdgiing  festzustellen, 
beginnen  wir  mit  den  aus  Spanien  stammenden  Reiben ,  welche  auf 
der  Vorderseite  den  Herakleskopf,  auf  der  Rückseite  das  Pferd  oder 
den  schreitenden  Elefanten  zeigen.^)  Da  stellt  es  sich  denn  heraus, 
dafs  nach  den  ursprünglichen  Normen  sowohl  des  babylonischen  wie 
des  phOnikischen  Systems,  und  zwar  sowohl  leichte  als  schwere  Statere 
geschlagen  worden  sind.  Der  leichte  babylonische  Stater  entspricht, 
wie  früher  gezeigt  worden  ist,  drei  solchen  Silbereinheiten,  deren  der 
phdnikische  Stater  vier  enthält  (§  43,  2).  Wir  haben  also,  indem  yrir 
ZQ  dem  leichten  babylonischen  Stater  den  schweren ,  zu  dem  pbüni« 
kischen  Stater  seine  Hälfte  und  endlich  zu  der  Einheit  selber  die  Hälfte 
hinzufügen,  nach  griechischer  Ausdrucksweise  folgende  Mttnzgattungen 
mit  den  beigefügten  Normalgewichten  zu  erwarten: 

Hexadrachmon 23,39  Gramm 

Tetradrachmon 15,59      „ 

Tridrachmon 11,69      „ 

Didrachmon 7,80      „ 

Drachme 3,90      „ 

Triobolon 1,95      „     . 

vnd  finden  dieselben  in  Wirklichkeit  dergestalt  in  der  spanischen 
Prägung  vertreten ,  dafs  die  Reihe  mit  dem  Pferd  vom  Triobolon  zum 
Didrachmon  normal  aufsteigt,  dann  aber  gleich  zum  Hexadrachmon 
überspringt,  während  die  Reihe  mit  dem  Elefanten  ohne  Lücke  vom 
Beiadracbmon  zum  Tridrachmon  herabsteigt  und  von  da  zum  Trio- 
bolon überspringt,  oder  mit  andern  Worten,  es  ist  beiden  Reihen  das 
höchste  und  das  niedrigste  Nominal  gemeinsam,  von  den  dazwischen 

Kartbagischeni  Gewicht  entstanden,  welches  von  Tyros  herstammte'.  Ans  den 
Maxhnalgewichten  der  ihm  bekannten  Münzen  entwickelte  er  S.  334—336  eine 
l^nchffle  von  7,67  bis  7,39  Gramm.  Nach  der  obigen  DareteUung  ist  dieses  Ge- 
vidit  als  .Didrachmon  zu  fassen,  entspricht  also  einer  Drachme  von  3,83  bis 
3,70  Gr.  Ähnlich  ermittelte  Queipo  I  p.  414f.  aus  Mflnsgewichten  eine  kartha- 

Ke  Drachme  von  3,72  Gr.  Das  höchste  Effektiygewicht  zeigt  unter  den  von 
T  verzeichneten  Mänzen,  abgesehen  von  kleineren,  mehrfach  flbermfinzten 
NomioileD  (Zobel  S.  261),  die  Golddrarhme  im  Betrage  von  3,92  Gr.  (MüUer  II 
p.  85  Nr.  58).  Dieses  Gewicht  nehmen  Brandis  S.  148  und  Zobel  S.  259  (nebst 
ttr  am  Schlafe  folgenden  Übersicht)  als  das  normale  an.  Das  maximale  Ge- 
^ht  in  Silber,  nimlich  3,90  Gr.,  ergiebt  das  Hexadrachmon  bei  Zobel  S.  249  A, 
wonach  derselbe  S.  258  die  Reihe  der  zu  diesem  Grofsstfick  gehörigen  Silber- 
■^ozen  feststellt.  Da  auch  die  obige  Annahme  eines  gesetztichen  Wertverh&U- 
u«€fl  der  karthagischen  Drachme  zur  attischen  auf  ein  karthagisches  Mfinz- 
fewicht  von  3,90  Gr.  (genauer  3,898  Gr.)  führt  (S.  421  Anm.),  so  setzen  wir 
te  hn  Folgenden  als  Normalgewicht. 

1)  Zobel  de  Zangroniz  a.  a.  0.  S.  254  ff. 


426  PHÖNIKISGHES  SYSTEM.  f  4S.  i.  7. 

siebenden  Nominalen  aber  sind  je  zwei  auf  einander  folgende  nur  in 
der  einen  Reihe  vorhanden. 

Wenden  wir  uns  nun  denjenigen  Silbermttnzen  zu,  welche  teils 
in  anderen  karthagischen  Provinzen,  teils  in  der  Hauptstadt  selbst  ge- 
prägt worden  sind,  so  erscheinen  in  gleicherweise  hintereinander 
Triobolon,  Drachme  und  Didrachmon;  dazu  kommt  zwischen  beiden 
letzteren  Nominalen  ein  Enneobolon  oder  Stück  von  1  Vt  Drachme; 
weiter  aber  fehlen  sowohl  das  Tridrachmon  als  das  Tetradrachmon, 
welche  nur  in  Potin  ausgeprägt  worden  sind;  dann  folgt  das  Hext- 
drachmon  und  darüber  hinaus  ein 

Octadrachmon  im  Normalgewicht  von  31,18  Gramm 
Dekadrachmon  »  „  n    38,98      „ 

Dodekadrachmon  im       „  „    46,78       „    «0 

Die  Goldprägung  nach  diesem  Fufse  ist  vertreten  durch  eine 
Drachme  mit  dem  Zahlzeichen  20  und  durch  ein  häufig  vorkommen- 
des Triobolon;  dagegen  ist  es  nicht  wahrscheintich,  dafs  Didracbmen 
ausgemünzt  worden  sind. 2) 

7.  Von  dem  Dekadrachmon  in  Silber  nehmen  wir  den  Obe^ 
gang  zu  den  Potinmünzen ,  in  deren  Reihe  aufser  den  Nominalen  tob 
6, 4,  3,  2, 1 V2  Drachmen  noch  ein  Pentadrachmon  erscheint  Vir 
haben  also  im  Dekadrachmon  und  Pentadrachmon  die  Hauptgüeder 
einer  dekadischen  Reihe,  in  welche  sich  ungezwungen  die  merkwflrdi- 
gen  Gold-  und  Silbermünzen  mit  dem  Ceres-  oder  Proserpinakopf  und 
dem  Pferd  einreihen ,  welche  die  Maximalgewichte  von  9,56  und  4,82 
Gramm  zeigen.^)  Wenn  wir  nämlich  als  Einheit  nicht  die  karthagische 
Drachme  selbst,  sondern  deren  Viertel  im  Normalgewicht  von  0,975  Gr. 
setzen^),  so  haben  wir  in  dem  Goldstater  von  9,56  Gr.  das  Zehnfache,  Ib 
dessen  Hälfte  das  Fünffache,  in  dem  ebenfalls  vorkommenden  Viertd^) 

1)  Vergl.  die  Obersicht  am  Schiasse  der  Abbandlnng  Zobels. 

2)  Müller  II  p.  85  f.  Nr.  58.  59.  62.  67—69,  Zobel  S.  259. 26U  und  anliBfeiA 
das  angebliche  Didrachmon  in  Gold,  welches  vielmehr  zu  den  ElektronrnftaseB 
gehört,  Müller  p.  136  Anm.  1.  Die  anderweitigen  aus  dem  System  der  kartki- 
gischen  Prägung  abzuleitenden  Gründe,  welche  gegen  die  Annahme  eines  GoM- 
didrachmonn  sprechen,  sind  ans  dem  Folgenden  (S.  427.  432)  ersichlUcb. 

3)  Müller  II  p.  84  Nr.  45—47  und  54—55  Terzeichnet  die  MaximaliewichU 
9,56,  9,46;  9,36,  4,82  in  Gold,  derselbe  p.  88  f.  Nr.  93  und  106  die  Maxina  9,36 
und  4,53  in  Silber. 

4)  Das  Viertel  einer  karthagischen  Drachme  hat  zuerst  Bdckh  MetroL 
Unters.  S.  336  vermutungsweise  als  eine  Art  Einheitsgewicht  aufgestellt  Dock 
ist  seine  punische  Drachme  das  Doppelte  unserer  karthactschen,  mithin  das 
Viertel  von  Jener  das  Doppelte  der  von  uns  gefundenen  Münzeinheit 

5)  Müller  II  p.  87  u.  186  Nr.  78  verzeichnet  6  Exemplare  in  den  Gewichteo 
von  2,52  Gr.  (1),  2,33  Gr.  (2),  2,31  Gr.  (2),  2,30  Gr.  (1). 


f  4S.  7.  KARTHAGISCHER  MÜNZFUSS.  427 

das  Zweiundeinhalbfache  dieser  Einheit,  woran  sich  endlich  die  Einheit 
selbst  schliefst  0  Fügen  wir  hinzu  die  oben  erwähnte  C^lddrachme 
und  deren  Hallte  und  deuten  vermutungsweise  das  auf  der  Drachme 
angebrachte  Zahlzeichen  als  Wertausdruck  für  20  halbe  Silberdrach- 
meo,  d.  i.  für  40  Silbereinheiten,  so  gelangen  wir  zu  folgender  Reihe 
der  Goldmünzen: 


Nomina)    ^ 

Gewicht  in 

Wert  io 

loldeinheiten 

Silbereinheiten 

1  Stater 

10 

100 

Vi  Stater 

5 

50 

1  Drachme 

4 

40 

Vi  Stater 

2  Vi 

25 

Vs  Drachme 

2 

20 

1/4  Drachme 

1 

10. 

Die  10  Silbereinheiten,  welche  wir  als  Äquivalent  der  Goldeinheit 
bezeichnet  haben ,  sind  dargestellt  durch  eine  Silbermünze,  deren  bis- 
jetzt  bekanntes  Maximalgewicht  (9,37  Gr.)  hinter  dem  Normalgewicht 
(9,75  Gr.)  nur  wenig  zurückbleibt  2)  Das  aufgeprägte  Zahlzeichen  25 
scbeint  das  Wertverhältnis  zur  Kupfermünze  auszudrücken ,  worüber 
noch  zu  sprechen  sein  wird.  Hierzu  kommt  eine  Hälfte,  welche  also 
5  Silbereinheiten  hält,  im  Effektivgewicht  von  4,53  Gr.,  ebenfalls  hinter 
dem  Normalgewicht  (4,87  Gr.)  nur  wenig  zurückstehend. ') 

In  diese  dekadische  Reihe  gehört  nun  sicher  auch  das  oben  er- 
wähnte Dekadrachmon  als  ein  Stück  von  40  Silbereinheiten.  In  Potin 
ist,  wie  bereits  erwähnt,  auch  das  Pentadrachmon  «»  20  Einheiten 
vertreten.*) 

Ohne  Schwierigkeit  lassen  auch  die  übrigen  oben  erwähnten  Sil- 
bennüDzen  als  Stücke  von  48,  32,  24,  16,  12,  8,  6,  4,  2  Einheiten  in 

1)  Müller  II  p.  87  o.  186  Nr.  82—83.  Das  Nonnalgewicht  ist  sehr  nahe  in 
dem  Stöcke  von  0,95  Gr.  vertreten,  dem  sich  6  andere  (zum  Teil  aas  Elektron) 
▼on  etwa  0,90  Gr.  anschlief^en.  Unter  Nr.  79—80  ist  eine  zahlreiche  Reihe  von 
etwas  höherem  Effektivgewicht  (Maxima  l,t5  bis  0,95  Gr.,  dann  aber  Stücke, 
welche  bis  0,66  Gr.  herabsinken)  aufgeführt,  welche  durch  das  Fehlen  von  Kugel- 
eben  sich  unterscheidet  von  der  vorher  aufgeführten  mit  3  Kü^elchen  bezeich- 
neten Reihe. 

2)  Müller  II  p.  88  u.  186  Nr.  93  glebt  als  Maximum  9,36  Gr.,  Mommsen 
8.89. 122  nach  Mionnet  9,37  Gr.  (—  1767«  ^«ni). 

3)  Müller  11  p.  89  Nr.  106.  Aus  einer  verwandten  Serie  weist  Mommsen 
S.  123  das  Effektivgewicht  von  4,89  Gr.  nach. 

4)  Als  Pentadraehmen  fafst  Zobel  de  Z^ngroniz  in  der  mehrfach  erwähnten 
Übersicht  mit  Recht  die  Potinmünzen  auf,  welche  Müller  II  p.  89  Nr.  100—102 
>Is  assyrische  (?)Hexadrachmen  bezeichnet  Das  Maximalgewicht  von  19,02  Gr. 
steht  dem  normalen  von  19,50  Gr.  so  nahe,  als  man  nur  immer  erwarten  kann. 


428  PHÖNIKISGHES  SYSTEM.  ftt,a. 

dieses  System  sich  einreihen;  doch  ergiebt  sich  unmittelbar  ans  ebea 
dieser  Zahlenreihe,  dafs  wir  es  hier  viehnehr  mit  binären  und  temSren 
Vielfachen  oder  Teilen  der  Drachme  zu  thun  haben,  während  in  der 
anderen  Reihe  die  Einheit  zuerst  dekadisch  sich  venielfocht  und  erst 
das  Zehnfache  der  Einheit  gedoppelt  und  vervierfacht  wird. 

8.  So  wenig  auch  von  Anfang  herein  Aussicht  vorhanden  schiea, 
so  ist  es  doch  gegttlckt  die  Wertverhältnisse  aufzufinden,  nach 
welchen  sowohl  Gold  und  Silber  als  das  Schwerkupfer  in  der  kartha- 
gischen Münze  ausgeprägt  worden  sind.  Auszugehen  ist  von  den  be- 
reits erwähnten  Zahlzeichen  20  auf  der  Golddrachme  und  25  auf  dem 
Silberstack  von  10  kleinen  Silbereinheiten.  Da  das  Gewicht  dieser 
kleinen  Einheit  viermal  in  der  Golddrachme  enthalten  ist,  so  läfet  sich 
unter  der  Voraussetzung,  dafs  die  aufgeprägten  Zahlzeichen  Wertaus- 
drücke je  für  Stücke  des  niederen  Metalls  sind ,  vermutungsweise  fol- 
gende geschlossene  Skala  der  Werte  aufbauen,  in  welcher  wir  das 
unbekannte  Nominal  der  Kupfermünze  aus  später  noch  zu  bezeicbneu- 
den  Gründen  als 'KupferfUnfter  aufführen: 

1  Golddrachme     :=»  20  halben  Silberdrachmen 
=  40  kleinen  Silbereinheiten, 
10  Silbereinheiten  =  25  KupferfUnfleln  (im  Gewichte 
von  je  6  Drachmen),  also 
]  Golddrachme     =100  Kupferfünfteln. 

Hiernach  findet  zunächst  der  Bericht  Diodors  seine  Erklärung, 
dafs  Agathokles  von  den  Karthagern  im  J.  306  als  Preis  des  Friedens- 
schlusses aufser  einer  beträchllichen  Lieferung  an  Getreide  'Gold  nach 
dem  Verhältnisse  des  Silbers  im  Betrage  von  300  Talenten'  erhalten 
habe »)»  d-  h.  es  waren  300  Talente  Silbers  mit  der  Vergünstigung  be- 
willigt, dafs  dieselben  nach  dem  gesetzlichen  Silberkurse  in  30  Talenten 
Goldes  auszuzahlen  seien,  wobei  die  Karlhager  als  gute  Kaufleute  recht 
wohl  wufsten ,  dafs  nach  dem  Handelskurse  das  Gold  etwas  höher  als 
im  zehnfachen  Wertverhältnisse  zum  Silber  stand. 

In  ähnlicher  Weise  mag  auch  sonst  das  gesetzliche  zehnfache 
Wertverhältnis  mit  dem  faktischen  Handelskurs  ausgeglichen  worden 
sein,  indem  man  in  jedem  einzelnen  Falle  auf  Gold  oder  Silber  stipu- 
lierte  oder  beim  Umspringen  von  einem  zum  anderen  Metall  das  Mehr 
oder  Minder  als  Prozentsatz  in  Anschlag  brachte. 3) 

1)  Diodor  20,  79,  5:  «yri  3i  rovranf  ifXaße^  naoa  Ka^xV^ovimv  xiM^ 
fiiv  bU  a^yv^iov  Xovop  roiaxodc^v  ralavratv,  <os  8}  Tißiaioß  fijfftv,  itarop 
navniMovra,  üixov  oi  /laoiftvofr  bXkoci  ßivotaoas, 

2)  Vergl.  $  42  S.  402  Anm.  1,  S.  403  mit  Anm.  1,  S.  407. 


f4).8.  KABTHAGISGaER  BIÜKZFUSS.  429 

AUtta  die  eben  angeführte  Stelle  Diodors  giebt  noch  zu  einer 
anderen  Betrachtung  Anlafis.  Auf  300  Talente  wurde  die  Höbe  iw 
bewilligten  Summe  von  dem  ungenannten  Gewährsmanne  angegeben, 
aus  welchem,  ab  der  Hauptquelle,  Diodor  diese  ganze  Partie  der  sici- 
liscben  Geschichte  geschöpft  hat^;  Timäos  aber  setzte  stattdessen,  wie 
Diodor  hinzuftigt,  nur  150  Talente.  Sollten  hier  wirklich  verschiedene 
Summen  gemeint  sdn  und  die  eine  Quelle  gerade  das  Doppelte  wie  die 
andere  angeben?  Wahrscheinlicher  ist  wohl,  dafs  beide  Berichte  die* 
selbe  Summe  meinen,  mithin  zwei  verschiedene  Tafente  zu  Grunde 
liegen.  Timäos,  auch  in  scheinbaren  Nebendingen  ein  genauer  und 
kiitischer  Historiker,  fand  in  dem  Vertragsdokumente  dieselben  300 
Talente,  welche  der  andere  Gewährsmann  unverändert  abschrieb,  er 
selbst  setzte  sie  aber  zu  150  Talenten  um,  weil  er  vnifste,  dafs  die  Kar- 
thager nach  einem  um  die  Hälfte  kleineren  Talente  gerechnet  haben. 
Mit  einem  Worte,  das  karthagische  Teilgewidit,  welches  wir  nach 
griediischer  Weise  Drachme  nennen,  galt  in  Karthago  selbst  als  Doppel- 
gewicht oder  Shekel,  mithin  die  Hälfte  als  Drachme.  Daher  das  Wert- 
zeichen 20  (nämUch  kleine  Silberdrachmen)  auf  der  Golddrachme,  d.  i. 
dem  karthagischen  Shekel;  daher  auch  die  Aufechrift  100  (nämlich 
Shekel)  auf  dem  Gewichtstück,  welches  nach  griechischer  Auffassung 
zu  100  Drachmen  anzusetzen  ist  {%  43,  5);  daher  endlich  auch  der 
symmetrische  Aufbau  der  Wertskala  von  diesem  kleinen  Shekel  aus, 
auf  welchen  20  (kleine)  Silberdrachmen  ^)  oder  ebensoviele  grobe 
Kupferstücke  oder  100  KupferfUnftel  gerechnet  wurden. 

Das  zu  diesem  Shekel  gehörige  Talent  betrug  11,69  Kilogr.,  d.  i. 
dem  Systeme  nach  das  Viertel  des  phönikiscben  Talentes  (§  43, 2.  4) 
oder  die  Hälfte  des  tyrischen  und  ptolemäischen  Talentes  ($  51,  7. 
54, 2),  wie  es  auch  von  Timäos  nur  als  die  Hälfte  eines  Talentes  ge- 
rechnet worden  ist. 

Wie  schon  früher  angedeutet  wurde,  ist  die  kleine  Silberdrachme 
(■»  1,95  Gr.)  nochmals  zu  zwei  kleinsten  Silbereinheiten  halbiert  wor- 
den. Letzere  haben  wir  nun  weiter  in  der  Erörterung  über  das  Wert- 
verfaältnis  der  Kupfermünze  zum  Silber  zu  Grunde  zu  legen.    Wir 

1)  Yo^l.  MelUer  Geschichte  der  Karthager  I  S.  410.  529.  Dem  geaaMiteii 
Verfasser  verdanke  ich  aoch  den  ersten  Hinweis  auf  die  metroiogisch  so  wichtige 
Stelle  Diodors. 

2)  DaÜB  dem  Goldshekel  oder  Goldstater  nicht  10  Silbershekel  oder  Dtdrach- 
mea,  sondern  20  um  die  Hälfte  leichlere  Münzen  zugeordnet  sind,  finden  wir 
ebeuo  auch  im  persischen  und  attischen  System  ($  45, 7.  30, 1).  Die  Auffissang 
der  Drachme  als  eines  Shekels  tritt  ähnlich  im  ältesten  kyrenäischen  Mansvesen 
benror  (|  55,  t). 


480  PHÖNIKISGHE6  SYSTEM.  f  4S.  8. 

wiederholen ,  dafs  diese  Silbereinheit  das  Viertel  des  Gewichtes  tod 
3,90  Gr.  ist,  welches  wir  fortan  wieder  nach  dem  gewöhnlichen  Sprach- 
gebrauche Drachme  nennen. 

Wenn  das  Stück  von  10  Silbereinheiten  im  Werte  gleich  25  noch 
näher  zu  bestimmenden  Kupfermünzen  steht,  so  gehen  auf  die  Silber- 
einheit selbst  2V2)  auf  die  Silberdrachme  10  solcher  Kupfennünzen. 
Warum  hat  man  also  statt  der  Silberdrachme  eine  besondere  kleioe 
Silbereinheit  geschaffen,  da  die  Drachme  selber  das  schon  beun  GoM 
beobachtete  dekadische  Wertverhältnis  rein  und  glatt  ausdrückte? 
Sicher  hat  hier  das  siciliscbe  Litrensystem  eingewirkt,  in  welchem  ur- 
sprünglich ein  kleines  Silbergewicht  im  Betrage  von  Vft  attischer 
Drachme  das  Äquivalent  eines  Kupfergewichtes  von  50  Drachmen 
bildete.  0  Allein  schwerlich  wird  es  gelingen,  unter  BerOcksichtigaDg 
des  überlieferten  Wertzeichens  25,  ein  ähnliches  System  Itlr  karthagi- 
sches Silber-  und  Kupfergeld  zu  konstruieren. >)  Dazu  kommt,  dä& 
unter  der  Herrschaft  des  älteren  Dionys,  also  gerade  in  der  Epoche,  wo 
Karthago  anfing  zu  prägen,  der  Münzwert  der  Litra  bereits  auf  das 
Fünffache  erhöht,  mithin  das  Wertverhältnis  zwischen  Silber  und 
Kupfer  wesenthch  verschoben  war.  Wir  werden  uns  also  damit  be- 
gnügen müssen  zu  sagen :  die  Karthager  ftlhrten  nach  dem  VorbiMe 
des  ursprünglichen  sicilischen  Litrensystems  eine  kleine  Silbereinheit 
in  ihre  Prägung  ein,  vielleicht  um  das  Schwerkupfer  in  einigen  sicili- 
schen ,  ihnen  unterworfenen  Städten  danach  zu  tarifieren ;  sie  haben 
aber  ihre  eigene  Kupferprägung  nicht  nach  dem  Wertverhältnis  der 

1)  Vergl.  $  56, 4.  5.  Die  karthagische  kleinste  Silbereinheit  hat  zuerst  mit 
der  sicilischen  Litra  verglichen  und  in  karthagischen  Gold-  und  Silbeimflnzen 
nachgewiesen  Mommsen  S.  89  f.  856  (Tradoct  Blacas  I  p.  120  ff.). 

2)  Folgende  Kombination  möge,  wenn  sie  auch  Dicht  hiDlänglich  befriedigt, 
als  Versuch  zur  Lösung  des  Probiems  Plats  finden.  Die  Aufschrift  20  auf  der 
Golddrachme  ist  oben  gedeutet  worden  als  Wertausdruck  für  soviele  halbe 
Silberdracbmen.  Sieht  man  aber  die  kleine  Silbereinheit «» *U  Drachme  sdbst 
als  Drachme  an,  so  ist  ihr  Stater  die  ebengenannte  halbe  Silberdrachme,  and 
die  dazu  gehörige  Mine  vertritt  ein  Gewicht  von  25  ganzen  Drachmen.  Aiwe- 
nommen  nun,  eine  solche  kleine  Mine  (■«  97,5  Gr.)  wäre  in  Kupfer  die  Ge- 
wichtseinheit gewesen,  nach  welcher  der  Wert  dieses  Metalles  gegen  Silber 
ausgedrückt  wurde,  so  würden  nach  Maisgabe  des  ursprünglichen  sicilischeB 
Wertverhältnisses  von  Silber  zu  Kupfer  (— i  250 : 1)  zwei  und  eine  halbe  solcher 
Kupfereinheiten  auf  die  Silbereinheit  gehen,  und  es  wäre  damit  die  Zahl  25  auf 
dem  Silberstück  von  9,75  Gr.  erklärt.  Weiter  müfete  man  annehmen,  da/is  später 
das  Kupfer  weniger  ungünstig  gegen  das  Silber  tarifiert  wurde,  sodals  in  der 
ältesten  Münzprägung  mcht  das  250fache,  sondern  bereits  das  OOfache  Kopfei^ 

f gewicht  das  Wertäquivalent  des  Silbers  bildet,  worauf  bald  die  letzte  dtafe 
ölgte,  nämlich  die  Ausbringung  des  Kupfers  als  Scheidemünze  mit  Tiel  höhereni 
nominalen  als  wirklichen  Wert.  —  Auch  der  Umstand,  daCs  die  supponierte  Bfine 
von  97,5  Gr.  dem  ägyptischen  Ten  ($  41, 8)  nahe  steht,  scheint  beachtenswert 


i  43, 8. 9.  KARTHAGISCHER  MONZFOSS.  481 

sicilischeD  Litra,  ja  nicht  einmal  mit  strenger  Aufrechterhaltung  der 
Silbereinheit  gettht.  Die  schwersten  karthagischen  Bronzemünzen 
stehen  ndmlich  um  121 — 100  Gr.,  und  es  schliefst  sich  daran,  ohne 
Zwischenglieder,  eine  Gattung  im  Gewicht  von  26 — 18  Gr.,  also  ver- 
fflDtlich  das  Fünftel  des  Nominals  der  ersten  Reihe  darstellend;  die 
Masse  des  übrigen  Kupfergeldes  entzieht  sich  jeder  näheren  Bestim- 
mung betreffs  des  absoluten  oder  relativen  Wertverhältnisses,  i)  Setzen 
wir  nun  versuchsweise  f(lr  Karthago  die  gleiche  Schätzung  des  Kupfers 
gegen  Silber  an,  wie  sie  etwa  zu  derselben  Zeit  von  den  Ptolemäem 
in  der  ägyptischen  Prägung  durchgeführt  worden  ist  2),  so  würden  der 
Ideinen  Silbereinheit  von  0,975  Gr.  2V2  Kupferstücke  von  je  23,4  Gr. 
entsprechen,  also  genau  diejenigen  Kupfermünzen,  welche  wir  eben 
als  Fünftel  des  schwersten  Kupferstückes  in  der  karthagischen  Prä- 
gung vorgefunden  haben.  Das  fünffache  Grofsstück  würde  demnach 
2  Silbereinheiten ,  und  fünf  dieser  Grofsstücke  10  Silbereinheiten  ge- 
golten haben.  Mithin  haben  wir  in  dem  Kupferfünftel  die  Werteinheit, 
welche  auf  dem  Silberstück  von  9,75  Gr.  durch  die  Zahl  25  bezeichnet 
ist  Auf  dfe  Golddrachme  gingen  100  solcher  Kupferfünftel,  wie  oben 
(S.  428)  gezeigt  worden  ist. 

9.  Die  karthagischen  Gold-  und  Silbermünzen  sind,  so  lange  die 
Macht  des  Staatswesens  noch  ungebrochen  war,  ohne  Legierung  aus- 
gebracht worden,  d)  Allein  seit  dem  Verluste  Sioiliens  mit  Schlufs  des 
ersten  punischen  Krieges  ftihrte  die  Not  der  Zeiten  zunächst  zur 
Verschlechterung  der  Goldmünze.  Die  Beimischung  des  Silbers  mag 
anfangs  eine  mäisige  und  um  so  weniger  störende  gewesen  sein,  als 
das  Gold  seinem  Münzwert  nach  nur  auf  das  Zehnfache  des  Silbers 
(S.  428)  gesetzt  war;  später  scheint  die  Zuthat  an  Silber  (einschliefs- 
lich  etwa  2V2  ®/o  Kupfer)  auf  40<>/o  gestiegen  zu  sein.<)  An  Stelle  des 
Goldes  war  also  das  Elektron  (§  23, 4.  5)  als  Münzmetall  getreten. 

Es  ist  leicht  erklärhch,  dafs  die  reinen  Goldmünzen  mehr  und 

1)  Vergh  MüUer  II  p.  139  f.;  doch  nimmt  dieser  die  leichtere  Mfinzgatlung 
%  ein  Sechstel  der  schwereren. 

2)  Yergl.  §  54, 2.  Diesen  Hinweis  auf  die  Ptolemaiscbe  Silber-  nnd  Kapfei^ 
pfägQDg  giebt  Müller  II  p.  140. 

3)  Malier  II  p.  131  E  Der  Probierstein  hat  für  die  ältesten  Goldmönzen 
Ons  herab  zun  J.  241)  98  bis  92<»/o  und  für  die  Sübermfinzen  97  bis  94  >  Fein- 
gehalt ergeben. 

4)  Diese  Schätzung  gründet  Müller  II  p.  131  auf  den  Vergleich  mit  ana- 
lysierten syrakusanischen  Goldmünzen,  und  fügt  hinzu,  dafs  dem  Aussehen  nach 
£e  kartbagisehen  Münzen  nicht  bis  zur  Legierung  des  Kyzikeners,  der  nur  noch 
40 ^/o  Gold  hält,  herabgesunken  zu  sein  scheinen.  Dem  stinunt  auch  Lenormant 
1  p.  198  f.  bei. 


432  PHÖNnaSGHES  SYSTEM.  §4i.9.i*. 

mehr  am  dem  Verkehr  schwaDden,  seitdem  das  minderwertige  Ekk- 
troD  gleichen  gesetzlichen  Kurs  hatte.  Daher  die  Seltenheit  der  Exem- 
plare in  den  MOnzsammlangen  der  Gegenwart. 

Das  Silber  erhielt  sich  in  der  Ausmttnzung  ung^nischt,  solaage 
die  reichen  Erträgnisse  der  spanischen  Silberminen  die  nodi  so  hohea 
Ausgaben  deckten.  Aber  als  mit  der  unglüdüichen  Wendwig  das 
Hannibalischen  Krieges  und  dem  Vertust  Neukarthagos  die  Zeit  der 
Bedrtingnis  hereinbrach,  wurde  das  Silber  zu  Weifskupfer  oder 
Potin  mit  wenig  über  Vio  Feingehalt. i)  Der  karthagische  Staat  hat 
also  seit  der  Beendigung  des  zweiten  punischen  Krieges  bis  zu  seineiD 
Untergang  ahnliche  Münzverhifltnisse  gehabt  wie  das  sinkende  rft* 
mische  Reich  im  dritten  Jahrhundert  nach  Chr.  (§  39). 

Unsicher  ist  es,  ob  die  Karthager,  wie  eine  nicht  ganz  zuverlässige 
Tradition  meldet,  neben  dbm  gemünzten  Gelde  auch  Ledergeld  ab 
Kreditmünze  gebraucht  haben.  ^) 

10.  Geldbetrage  nach  karthagischer  Währung  werden  von  attei 
Schriftstellern  nur  selten  erwtfhnt.  Die  im  J.  306  dem  Syrakoser 
Agathokles  bewilligten  300  Silbertalente  haben  wir  oben  (428  f.)  ak 
solche  von  je  3000  Drachmen  gedeutet  und  des  weiteren  wata^ 
scheinlich  gemacht,  dafe  sie  mit  30  Talenten  Goldes,  d.  i.  90000  Gold- 
drachmen ausgezahlt  worden  sind. 

Demgemflfs  ist  auch  anzunehmen,  dafs  die  Bufse  von  QOOO  xQv<fol, 
zu  welcher  Hanno  nach  dem  Verluste  Agrigents  im  J.  262  verarCeik 
wurde  '),  nach  dem  punisdben  Wortlaute  des  Gerichtsbesdilusses  auf 
6000  (Shekel)  Goldes  «},  d.  i.  6000  Golddrachmen  »)  festgesetzt  war. 

1)  In  die  Notzeiten  des  Haanibalischen  Krieges  wird  der  Anfang  der  Potio- 

Sragnng  Terlegt  von  Zobel  de  Zangroniz  Commentationes  Mommsenianae  S.  S19 
.■m.  10.  Dae  Mischangsrerhältnis  von  ll*/i>  Silber,  86^0  Knpfer,  S«/«  Soi, 
Blei  und  Eisen  weist  Müller  II  p.  133  nach;  in  anderen  Stücken  soll  (p.  itl) 
das  Blei  einen  höheren  Prozentsatz  abgeben. 

2)  [Platon-Aeschines]  Eryxias  17  p.  399  E— 400  A  Ste|^h.  nnd  dazu  der  Kobh 
mentar  Fischers  in  dessen  Ausgabe  von  Aeschinis  Socratici  dialogi,  Leipzig  17S6, 

B.  78f.,  Aristid.  n^  DlofKcava  vni^  xmv  rtvta^afv  (XLYl),  ton.  D  p.  19& 
indorf  (tom.  III  p.  241  Ganter),  A.  H.  L  Heeren  Ideen  über  die  Politik,  den  Ve^ 
kehr  and  den  Handel  der  Völker  der  alten  Welt,  Gesammelte  Werke  XIII  (1S25) 
S.  151  f.,  Lenormant  I  p.  220  f. 

3)  Diodor  23,  9,  2. 

4)  Wir  nehmen  also  für  Summen  in  G«1d  eine  analoge  Fonmüfennf  lOt 
wie  sie  für  Silber  aus  Bibelstellen  hinreichend  nachgewiesen  ist  (f  44, 1 1).  Aof 
den  Formeln  für  Silber  sind  bei  den  Septuaginta  ä^/v^  bei  Matthias  «tf/^^* 
geworden  (|  52,  4);  entsprechend  also  auch  wohl  xiP>^oi  bei  Diodor. 

5)  So  auch  Brandis  S.  148,  nnr  mit  dem  Unterschiede,  dals  er  die  6000 
XgvcoX  auch  im  Sinne  panischer  Münzordnung  als  Drachmen,  nicht  als  Shekel 
(S.  429),  ninunt  und  die  Summe  als  ein  karthagisches  Talent  deutet. 


$43.10.11.   KARTHAGISCHER  MÜNZFUSS.  GOLDTALENTE.      483 

Wie  Polybios  (1,  66, 6)  berichtet,  erhielten  nach  Beendigung  des 
ersten  panischen  Krieges  die  karthagischen  Söldner,  welche  aus  Sici- 
b'eo  nach  Afrika  gebracht  waren,  auf  ihre  bedeutenden  noch  rückstän- 
digen Forderungen  eine  vorläufige  Abschlagszahlung  von  einem  xQv- 
aovg  Air  den  Mann.  Im  Sinne  des  Berichterstatters,  der  auch  derartige 
Nebenumstände  ebenso  verständlich  für  seine  Leser  darzulegen  be- 
strebt war,  wie  wir  es  oben  (S.  429)  bei  Timäos  gefunden  haben, 
war  dies  ein  Goldstück  von  2  Drachmen  schlechthin ,  also  etwa  im 
Betrage  eines  Alexanderstaters  (as  2  att.  Drachmen  =^  8,73  Gr.)  oder, 
wie  diese  Weltmünze  früher  hiefs,  eines  Dareikos.  Soviel  betrug  hn 
5.  Jahrhundert  die  Löhnung  eines  Söldners  (S.  193),  unter  Umständen 
auch  bis  etwa  um  die  Hälfte  mehr  (S.  185).  Also  haben  wir  wohl 
aacb  in  der  damaligen  Abschlagszahlung  den  Satz  einer  monatlichen 
Lohnung  und  in  dem  %Qvoovg  einen  karthagischen  Stater  von  10 
kleinen  Goldeinbeiten  oder  2V2  Drachmen  (=  9,75  Gramm)  zu  ver- 
muten J) 

Vergleicht  man  die  karthagische  Golddrachme  ihrem  Gewichte 
nach  mit  heutigem  Gelde,  so  kommt  sie  auf  10  M.  88  Pf.,  mithin  das 
Goldtalent  von  3000  Drachmen  auf  32600  M.  und  der  Stater  von 
21/1  Drachmen  auf  27  M.  20  Pf.  zu  stehen.  Im  allgemeinen  aber  wird 
es  rätlicher  sein,  für  karthagische  Verhältnisse  die  einheimische  Silber- 
wahmng  zur  Vergleichung  der  Wertausdrücke  zu  Gnmde  zu  legen, 
wonach  die  Silberdrachme  zu  70  Pf.,  das  Talent  von  3000  Drachmen  zu 
2100  M.  (mithin  das  doppelt  so  grofse  Talent  des  Timäos  zu  4200  M.), 
femer  Goldstater  und  Goldtalent,  welche  seit  dem  J.  240  durch  Elek- 
tronmOnzen  repräsentiert  wurden,  ersterer  zu  17  M.  50  Pf.,  letzteres 
m  21 000  M.  (resp.  42000  M.)  anzusetzen  sind. 

11.  Damareta,  die  Gemahlin  des  Königs  Gelon ,  wurde  von  den 
Karthagern  im  J.  480  mit  einem  Kranze  von  100  Talenten  beschenkt.  2) 
Damit  ist  das  kleine  bei  den  Goldarbeitern  übliche  Talent  von  3  attischen 
Stateren  gemeint,  welchem  in  Sicihen  ein  noch  um  Vs  kleineres  Gold- 
gmcht  zur  Seite  stand. s)  Dafs  die  Karthager,  als  sie  die  Schwere  des 
zn  schenkenden  und  in  einer  sicilischen  Werkstatt  auszuführenden 
Kranzes  festsetzten,  kein  anderes  als  jenes  attisch -sicilische  Gewicht 

1)  Einen  solchen  Stater  erblickt  in  dem  x^ü€w9  des  Polybios  auch  Müller 

0  p.  138,  nar  dafe  er  denselben  jenem  Systeme  zuteilt,  welches  er  nach  Queipo 

1  p.  259. 416  f.  mit  Unrecht  das  olympische  nennt,  wahrend  es  in  Wirklichkeit 
^  System  der  kleinen  Goldeinheit  von  0,975  Gr.  ist:  s.  oben  S.  427. 

2)  Biodor  tl,  26,  3.   Vergl.  oben  S.  129  mit  Anm.  6. 

3)  Vergl.  I  19,  3.  20,  5.  56,  7. 

Hvltfeh,  Mttroloffit.  28 


434  HEBRÄISGH£S  SYSTEM.  i  u,  u 

Tor  Augen  hatten,  ist  unmittelbar  aus  der  Abnindung  zu  100  Talentoi 
zu  entnehmen.  Die  Obertragung  eines  griediischen  Gewichtes  ia 
karthagische  Rechnungen  machte  um  so  weniger  Schwierigkeit,  ak  dk 
eigene  Münzdrachme  zu  der  attisch -siciKschen  in  dem  festen  Verhdt- 
nisse  Ton  100 :  112  stand.  <)  Der  Kranz  der  Damareta  wog  dannadi 
672  MUnzdrachmen  karthagischer  Wahrung  a^  2,62  Kilogr.^ 

I  44.   HebräiiehBi  SyHem, 

1.  Bei  der  Untersuchung  über  das  hebräische  LängenmaTs  ist  aus- 
zugehen Ton  der  Bestimmung  der  E 1 1  e,  oder  Tiehnehr  der  Terschiedenen 
Ellen,  welche  in  den  Quellen  Erwähnung  finden.  Ausnahmsweise  nOtigt 
uns  die  Schwierigkeit  der  Frage  dazu,  die  sonst  in  diesem  Handbuche 
befolgte  Art  der  Darstellung  aufzugeben  und  mit  einigen  kritisches 
Vorbemerkungen  zu  beginnen.  Denn  die  berechtigten  Klagen  Böckhs 
(iber  das  Chaos,  welches  Neuere  durch  unkritische  Forschungen  herbei- 
geftlhrt  haben'),  sowie  die  anderwärts  ausgesprochenen  Wünsche  nach 
einer  streng  methodischen  Behandlung  der  hebräischen  Malse^)  haben 
bis  jetzt  keine  Erledigung  gefunden.  Ja  die  seit  BOckh  ersdiieneoe 
Litteratur  ^)  hat  nur  neue  Wirren  zu  den  alten  hinzugefügt 

Zunächst  sind  als  unwissenschaftlich  zurückzuweisen  alle  Vtf- 
suche,  das  Mals  der  Elle  aus  neben  einander  gelegten  Gerstenkörnern 


1)  VergL  oben  S.  420  f.  Anm.  3  am  Ende. 

2)  Weit  abweichend  ist  der  AnsaU  Ton  Tb.  Bergk  in  den  Yeikandlnaaei 
der  25.  Versammlnn^  deutscher  PhUologen,  Leipzig  1868,  S.  29  fil,  welcher  dem 
Kranze  ein  Gewicht  von  100  Solonischen  Talenten  — i  2620  Kilogr.,  mithin  eiacs 
Wert  von  etwa  5Vs  Millionen  Mark,  und  dem  Ton  Gdon  geweihten  goldeaeo 
DreifniiBe  (oben  S.  129  Anm.  6)  ein  Gewicht  von  50  Solonischen  Talenten  and 
einen  Wert  von  nahezu  3  Millionen  Mark  giebt  VergL  dagegen  unten  §  56, 6. 7. 

3)  MetroL  Untersuch.  S.  271. 

4)  MetroL  Script  1  p.  54  f. 

5)  0.  Thenius  Die  althebraischen  Langen-  und  Hohlmalse  in  den  Tkeol. 
Studien  und  Kritiken  tou  Ulimann  und  Umbrett,  1846,  I  S.  73—144.  297—341 
Queipo  Essai  sur  les  syst^mes  m^triques  etc.,  tome  I,  Paris  1859,  p.  70— 90, 
Herm.  Müller  Ober  die  heiligen  Mafse  d.  AlterUiums,  Freiburg  i.  Br.  1859,  S.  llSft, 
Fenner  Ton  Fenneberg  Untersuchungen  über  die  L&ngen-  Feld-  und  WegeanlK 
der  Völker  des  Alterthoms,  Beriin  1859,  S.  90—113,  L  Henfeld  Meliologiidi« 
Voruntersuchungen  zu  einer  Geschichte  des  ibraischen  resp.  alüüdiscben  HandeU« 
2.  Heft,  Leipzig  1865,  S.  6—28,  B.  Zuckermann  Das  jüdische  MaaÜB-Systea  oad 
seine  Beziehungen  zum  griechischen  und  römischen,  Breslau  1867,  S.  5—21 
(rergL  meine  Recension  Liter.  GentralblaU  1867  Nr.  47  Sp.  1307).  —  b  kdraertf 
Obersichten  wird  das  hebriische  Längen-  und  Hohlmais  behan^lt  von  C  F.  Keil 
Handbudi  der  biblischen  Archäolone,  2.  Aufl.,  Frankfurt  a.  M.  1875,  S.  602— 60^^ 
E.  Schrader  in  Riehms  Handwörterbuch  des  biblischen  Altertums  u.  d.  W.  MaaJKi 
£.  Leyrer  in  der  Realencyklop.  f.  protest  Theologie  herausg.  Ton  Henog  o.  s.  v. 
IX,  Leipzig  1881,  S.  376  AT. 


f^L  LÄNGENMASS.  435 

zu  rekoDStruieren.  Man  ging  dabei  aus  von  rabbinischen  Bestim- 
muDgen ,  wonach  die  Fingerbreite  der  arabischen  Elle  zu  6  Gersten- 
körnern, die  Fingerbreite  der  gesetzlichen  hebräischen  Elle  zu  7  Ger- 
stenkürnem  gerechnet  wird.  Damit  wollten  die  mittelalteiüchen  Tal- 
moderklärer  nur  das  Verhältnis  beider  Ellen  bezeichnen ,  nicht  aber, 
wie  es  später  Eisenschmid  und  andere  gethan  haben,  ein  genaues 
Mab  der  Elle  festsetzen,  i) 

Nicht  zuverlässiger  sind  die  Bestimmungen  aus  dem  Hohlmab. 
Da  der  Betrag  des  hebräischen  Hohlmafses  nicht  sicher  überliefert  ist 
nnd  überdies  die  Angaben  über  das  'eherne  Meer'  im  Tempel  Salo- 
mos,  aus  welchen  eine  Gleichung  zwischen  Längen-  und  Hohlmafs 
ermittelt  werden  sollte ,  schwankend  und  vieldeutig  sind  3),  so  ist  es 
nieht  zu  verwundern,  dals,  je  nachdem  man  einen  der  Hypothese 
entsprechenden  Betrag  griechisch-römischen  Hohlmafses  oder  eine  von 
den  vielen  arabischen  oder  talmudistiscben  Ellen  virählt,  jede  beliebige 
Kombination  eine  scheinbare  Begründung  finden  kann.    Etwas  der 


1)  Yergl.  die  Darstellung  bei  Böckh  Metrol.  Untersoch.  S.  267^270.  Eisen- 
Mhnids  aas  GersteiikornbreiteD  wiUküiüch  berechnete  EUe  beträgt  537,8  Bliilün. 
bentigen  MaTses,  die  von  Thenius  teils  nach  Gerstenkörnern,  teils  nach  dem 
Hohlmafse  bestimmte  483,9  MilKm.  (vergl.  unten  S.  437);  endlich  Zuckermann 
S.  20f.,  der  sich  enger  an  den  WorÜaut  bei  Maimonides  anschliefst,  findet 
glücklich  eine  Eile  von  560,7  Millim.,  welche  mit  der  von  ihm  anderweit  er- 
mittelten so  genau  übereinstinunt,  dais  nur  die  Differenz  eines  halben  MilU- 
mettts  sich  zeigt 

2)  Nach  dem  1.  Buch  der  Könige  7,  23—26  gingen  2000  Bath  in  das  'Meer, 
grossen,  zehn  Ellen  weit  von  einem  Bande  zum  andern  rund  umher,  und  fünf 
Hleo  hoch,  und  eine  Schnur  dreifsig  Ellen  lang  war  das  Mafs  ringsum';  nach 
2  Chroo.  4,2 — 5  fafste  das  in  ^nz  gleicher  Weise  beschriebene  Gefals  3000 
Bath.  Die  Gestalt  des  Meeres  ist  offenbar  die  einer  mehrfach  ausgebogenen, 
der  Form  eines  Lilienkelches  sich  nähernden  Kugelcalotte  gewesen  (Queipo  I 
P'  137;  ganz  willkQrlich  ist  es  dagegen  die  Form  einer  Halbkugel  anzunehmen); 
alleiD  die  überlieferten  Dimensionen  lassen,  je  nachdem  man  das  Becken  tiefer 
oder  flacher,  oder  mehr  oder  weniger  ausgebogen  (vergL  Keil  Handbuch  der  bibl. 
Ardiaol.  S.  141  f.)  sich  denkt,  einen  so  weiten  Spielraum,  dals  es  weder  mö^> 
lieh  ist  nach  den  Langendimensionen  das  HohUnafs,  noch  aus  dem  Betrage  m 
Bath  die  hebräische  Elle  zu  konstruieren.  Um  aufser  denuenigen,  was  Böckh 
&  261—263  anf&hrt  und  kritisch  beleuchtet,  noch  ein  Beispiel  von  den  Will- 
wichkeiten  anzufahren,  zu  welchen  jene  Hypothese  zuletzt  fdhrt,  verweisen 
vir  auf  die  von  Zuckermann  S.  3  f.  nach  dem  Talmud  gegebene  und  durch  eine 
Abbildung  erläuterte  Darstellung  des  Meeres,  welche  der  Oberlieferung  im  alten 
Testament  durcbaus  widerspricht.  Über  die  hierbei  angenommene  Schätzung  der 
Zahl  ^  —  3  vergL  Gantor  in  der  Zeitschr.  f.  Math.  u.  Phys.,  hist.-lit  Abth.,  XX 
S.  162—165,  XXm  S.  89—91,  Vorlesungen  über  Gesch.  d.  Mathem.  1  S.  91.  Es 
ist  klar,  dali,  wenn  schon  die  Bildner  des  ehernen  Meeres  dieses  ungeßhre,  von 
de«  wahren  Werte  weit  abweichende  Verhältnis  im  Auge  hatten,  um  so  weniger 
▼OB  einer  genauen  nnd  wissenschaftlich  brauchbaren  Ableitung  des  Längenmafses 
aas  dem  Hohlmafse,  oder  umgekehrt,  die  Rede  sein  kann. 

28* 


486  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  f  44 1. 

Art  haben  wohl  bereits  die  rabbinischen  ErUluterer  der  al^Qdischcn 
Tradition  gefühlt  und  deshalb  den  Gleichungen  zwischen  Lungen-  und 
Hohlroais  eine  festere  Basis  zu  geben  yersucht  Die  Ausführungen  des 
Rabbi  Chisda^)  und  des  Maimonides^),  welcher  letztere  zur  Bestim- 
mung des  HohlmaTses  auch  das  Gewicht  herbeizieht,  führen  über- 
einstinunend  zu  der  Gleichung,  dafs  eine  hebrflische  KubikeDe  320  Log 
fasse  und  mithin  ein  Log  den  Betrag  von  43  V5  Kubikfingerbreiten  der 
Elle  habe.  Und  doch  lassen  sich  aus  diesem  einfachen  Verhältnis  immer 
noch  merklich  verschiedene  Werte  für  die  Elle  ableiten.  QueqK)') 
berechnet  555,55  Millim.,  Zuckermann  4)  findet,  indem  er  das  Log  dem 
Xestes  gleich  setzt  und  Böckhs  Bestimmung  des  attischen  HohknaCws 
zu  Grunde  legt,  560,2  Millim.,  welcher  Betrag  auf  559,4  Millim.  herab- 
zusetzen bt,  wenn  man  von  der  in  diesem  Handbuch  festgesetzten 
Normierung  des  attisdi  -  römischen  Maises  ausgeht.  Legt  man  aber 
endUch  den  im  babylonischen  System  gefundenen  Wert  des  Log  ra 
Grunde  (§  42, 8),  so  gelangt  man  zu  einer  Elle  von  nur  544,74  MiDim., 
worüber  später  noch  zu  sprechen  sein  wird  (§  44,  5. 10).  Auch  an- 
langend die  Ansätze  Saigeys  und  Opperts,  welche  mehr  das  Hohlmaß 
ab  das  Lüngenmafs  betreffen,  ist  auf  die  nachfolgende  Darstellung  zu 
verweisen.^) 

Ebenfalls  unhaltbar  sind  zahhreiche  andere  Berechnungen  des 
hebräischen  Längenmafses,  welche  auf  die  verschiedensten,  dodi  im 
einzelnen  gleich  willkürlichen  Kombinationen  sich  stützen.^)  Wir  heben 
hervor  die  Bestimmung  des  vielbelesenen  Metrologen  Bernard  "O,  der  die 
sogenannte  Elle  der  Gemara  zu  18,594  engl.  Zoll  «»  472,3  Millim.  an- 
setzt, aufserdem  aber  noch  drei  andere  hebräische  Ellen  zu. 5,  6  und  . 
7  Palmen  annimmt    Demnächst  ist  zu  erwähnen  Thenius^),  welcher 

1)  Vergl.  Zockermann  S.  9. 

2)  S.  die  DarstellaDg  Qaeipos  I  p.  133—136. 

3)  I  p.  77—79.  135. 

4)  A.  a.  0.  S.  20. 

5)  S.  unten  S.  453  Anm.  1. 

6)  Da  es  nicht  thonlich  ist  eine  vollstindige  Übersicht  zu  geben,  so  sä 
hier  zur  Verrollstandigang  der  oben  im  Text  angeführten  Beispiele  verwieMB 
auf  Böckb  S.  272  f.,  Queipo  I  p.  72^77,  Thenins  a.  a.  0.  S.  114f^  Fenner  tM 
Fenneberg  S.  llOf. 

7)  De  mensuris  et  ponderibus  antiqnis,  Oxoniae  1688,  p.  215—217.  Vcffl 
die  Kriük  Böckhs  S.  270—272. 

8)  Die  althebrüschen  Langen-  und  Hohlmafse  a.  a.  0.  S.  75—112;  ebeofo 
Schrader  in  Riehms  Handwörterbuch  des  bibL  Altertums  unter  d.  W.  EUe.  D^ 
hauptsächlichen  AnssteUongen,  welche  gegen  diesen  Versuch  der  Lingenmifi- 
bestimmung  zu  erheben  sind,  hat  kurz  und  treffend  Zuckermann  S.  3f.  m- 
sammengestellt. 


f44,;.  LANGENBIASS.  437 

drei  gleich  unsichere  Voraussetzungen ,  nftmlich  die  Bestimmung  des 
Log  nach  Eiern,  die  Berechnung  des  ehernen  Meeres  und  die  Fixierung 
der  Elle  nadi  GerstenkOmerbreiten,  mit  den  Maben  der  ägyptischen 
EOen  kombinierte  und  danach  zu  einer  hebräischen  Elle  von  214,512 
Par.  Linien»» 483,9  Millun.  gelangte.  Endtich  Fenner  von  Fenneberg i) 
setzt  den  der  hebräischen  EUe  entsprechenden  Fuls  gleich  dem  Phile- 
tsrischen,  und  berechnet  danach  die  sogenannte  mittlere  Elle  zu 
490,6  Millim.  und  die  kleinere  oder  gemeine  Elle  zu  438,1  MiUim. 

2.  Die  einzige  zuverlässige  Bestimmung  des  hebräischen  Längen- 
maises, welche  allerdings  erst  in  byzantinischer  Zeit  in  die  jetzt  über- 
lieferte Form  gebracht  worden  ist,  finden  wir  in  der  metrologischen 
Tafel  des  Julianus  von  Ascalon.^)  Diese  auf  guten  Quellen  beizende 
Zusammenstellung ,  welche  in  Palästina  gesetzliche  Gültigkeit  gehabt 
hat  9),  enthält  teils  die  Vergleichung  des  palästinischen  mit  dem  römi- 
schen Malse^),  teils  ein  in  sich  geschlossenes  provinziales  System 

1)  UntersachuDgen  S.  105.  Der  Philetarische  Fuls  ist  von  demselben  S.  82 
Inf  145,55  Par.  Linien  ->■  328,3  Millim.  angesetzt  worden ;  er  rechnet  aber  für 
das  hebräische  Mals  abRerandet  145  Par.  Linien  >«  327,1  Millim.,  woraus  sich 
eine  EUe  von  490,6  Millim.  ergiebt 

2)  Metrol.  Script.  1  p.  54  f.  200  f. 

3)  Die  Eingangsworte  der  Tafel  lauten  ^EnqLQXMa  dno  r^  rov  ^Ac%aX<otftr 
wv  ^lovhavov  rov  of x^r^rrof^off  in  %C9¥  vo/m^p  ijtoi  i&09¥  ^»v  iv  IlaXouarivn. 
Als  hebräisch  hat  diese  Mafse  zuerst  Fenner  von  Fenneberg  a.  a.  0.  S.  90^1  ($4 
nachgewiesen. 

4)  DaÜB  die  hebräische  Klafter  in  §  5  der  Tafel  nach  römischen  am&aual 
uul  iaanvloi  bestimmt  ist,  wird  unten  §  52, 1  erwiesen  werden.  Desgleichen 
iind  es  römische  Ellen  und  Fuls,  deren  2,  resp.  3  auf  den  Schritt  (ßrifw)  ebenso- 
wohl in  der  Tafel  des  Jnlianus  (§  4,  Metrol.  Script  p.  201)  als  in  den  EvtdtiSav 
d^fUT^ucd  (§  7,  Metrol.  Script,  p.  197)  gerechnet  werden.  Der  mittlere  Schritt 
<leg  erwachsenen  Mannes  betragt  etwa  0,8  Meter  (oben  S.  52);  damit  stimmt 
genaa  das  altagyptische  Mafesystem,  welches  eine  Schrittlänge  von  iV»  Ellen 
-»  0,79  Meter  verlangte  ((  41,  6).  Das  gleiche  Schrittmalis  haben  wir  fflr  die 
Btbylonier  vorausgesetzt  und  daraus  die  griechische  Gleichung  'l  Schritt  ■» 
2Vi  Folg'  entwickelt  (§  8,  6).  Diese  Gleichung  ist  dann  auch  auf  das  Phile- 
tinsehe  Blafe  übertragen  worden,  dessen  Schritt  sonach  von  IVs  Ellen,  d.  i. 
274  FuÜB,  auf  1*1$  EUen,  d.  i.  2Vs  Fuls  —  0,875  Meter  erhöht  wurde  (§  53,  2). 
Die  Römer,  welche  Philelarisches  Mafs  mit  römischem  im  Verhältnis  von  6 :  5 
gUchen,  kamen  hiemach  zu  der  Bestimmung  des  Phiietarischen  Schrittes  gleich 
3  römischen  Fuüb  oder  2  römischen  Ellen  ->■  0,887  Meter  (der  römische  Schritt 
Mlbst  beträgt  nur  27«  eiffene  FuDs  ->■  0,74  Meter).  Diese  Besthnmunff  ist  auch 
b  die  zu  Anfang  dieser  Anmerkung  erwähnten  metrologischen  Tafeln  überge- 
ben. Denn  an  einen  grölseren  Fuls  als  den  römischen  darf  man  nicht  denken, 
«  3  römische  Fufs  bereits  ein  sehr  hohes  Mafe  für  den  Schritt  ergeben.  Wollte 
MB  aber  die  kleinere  hebräische  Elle  des  Julianus  zu  Grunde  legen,  so  würde 
BtB  einen  Schritt  von  0,945  Meter,  ja  von  der  grölseren  Elle  aus  sogar  einen 
Schritt  von  1,05  Meter,  also  in  beiden  Fällen  zu  viel  erhalten.  Dafe  in  einerund- 
^jerselben  Quelle  heterogene  Malse  ohne  ausdrückliche  Unterscheidung  vereinigt 
aiad,  kommt  auch  anderwl^ts  vor:  vergL  MetroL  Script  I  p.  33  f.  52. 


438  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §>l 

<§  52,  1),  in  welchem  als  besonders  bemerkenswert  zwei  Tersdiiedene 
Klaftern  hervortreten.  Die gröfsere helfet  die  geometrische,  die 
kleinere  die  e  i  n  f  a  c  h  e ;  als  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  wird  112:100 
angegeben.  Nun  läfet  sich  aus  den  für  Palästina  getroffenen  Provinziil- 
Einrichtungen  spätrömischer  Zeit,  insbesondere  im  Vergleich  nut  Agyp* 
ten  (S  53,  4 — 7),  ein  so  sicherer  Rückschlufs  auf  diejenigen  Verfadt- 
nisse  machen,  welche  die  Römer  bei  der  ersten  Übernahme  der 
Provinz  antrafen,  dafs  das  ursprüngliche  hebräische  Hab  der  geo- 
metrischen Klafter,  also  auch  das  der  entsprechenden  Elle,  unzweifel- 
haft als  identisch  mit  dem  altägyptischen  sich  herausstellt 

Es  ist  uns  also  durch  eine  glaubwürdige  Überiieferuug  das  bezeugt, 
was  vnr  von  vornherein  nicht  anders  erwarten  konnten.  Das  babyio- 
nische EUenmafs  ist  erwiesenermafsen  das  gleiche  wie  das  ägyptische. 
Palästina  ist  eine  der  vnchtigsten  Etappen  auf  der  groben  Heeres- 
und Verkehrsstrafse,  welche  zvnschen  dem  Euphrat-  und  Nilthaleseit 
grauem  Altertum  bestanden  hat.  Die  Hebräer  haben  übrigens  mehr 
als  200  Jahre  im  ägyptischen  Grenzlande  unter  pharaonischer  Heir- 
schaft  verbracht.  ^)  Das  alles  spricht  für  Übertragung  der  ägyptischeo 
Elle  nach  dem  Lande  Israel.  Will  man  aber  die  hauptsächliche  ROck- 
«icht  auf  den  Zusammenhang  mit  den  Hohhnalsen  und  Gewichten 
nehmen,  welche  beide  mit  den  babylonischen  und  phönikischen  flbe^ 
einstimmen,  so  kommt  man  wiederum,  wie  soeben  bemerkt wurde^ 
auf  das  gleiche  EUenmafs. 

Von  ähnlichen  Erwägungen  ausgehend  haben  bereits  früher 
Saigey  und  Böckh,  und  andere  die  ihnen  gefolgt  sind,  die  hebräische 
Elle  der  ägyptisch-babylonischen  gleichgestellt  und  sie  zu  525  MAIhB' 
angesetzt.^)  Als  in  jüngster  Zeit  ein  althebräisches  Grab,  welches  man 
für  das  des  Josua  hält,  ausgegraben  wurde,  erwiesen  sich  die  hauptsäch- 
lichsten Dimensionen  desselben  als  genau  nach  eben  diesem  Habe  ge- 
nommen.^) 


1)  Nach  Duncker  Geschichte  des  Alterthanw  I,  5.  Aufl.,  S.  385  L  ooi  40(1 
w&hrend  der  Zeit  von  1550—1330  v.  Chr. 

2)  Saigev  Tratte  de  m^trologie  p.  17  f.,  B5ekh  MetroL  UBieisndL  S.  266  t 
verglichen  mit  S.  227  u.  271,  Bertbetn  Zur  Geschichte  der  Israeliten,  GöttiBge« 
1842.  Letzterer  hat,  wie  de  Wette  in  seinem  Lehrbnch  der  hebrlisch-JftdiidMt 
Archäologie,  4.  Aufl.,  Leipsiff  1864.  S.  242  bemerkt  die  Böekhschen  üntenachiit- 
gen,  soweit  sie  die  Hebräer  betreffen,  in  grofser  Klarheit  dargesteUt  nod  mehrere 

rte  Bemerkungen  und  ErlSuterongen  hinsugefGigt   Bfit  Bertheau  setzt  de  Wette 
244  die  hebräische  Elle  auf  234,333  Par.  Linien  —  528,7  Mülhn. 

3)  Aur^  Gtude  des  dimensions  du  tombean  de  Josni  in  der  Revue  arehto- 
logique,  nouv.  s^e,  1866,  voL  XIY  p.  225  ff. 


$44,1  LÄNGENMASS.  439 

3.  Wenn  von  der  ägyptischen  Elle  schlechthin  die  Rede  ist,  so 
ist  damit  die  gröG»ere  oder  königliche  gemeint  (§  41, 1);  dieser  also 
eoUpricht  diejenige  hebräische  Elle,  welche  aus  Julians  von  Ascalon 
geometrischer  Klafter  sich  herleitet.  Zu  diesem  Hauptmafse,  dessen 
elDbeimische  Bezeichnungen  wir  im  folgenden  anführen  werden,  sind 
die  verschiedenen  aufserdem  noch  erwähnten  hebräischen  EUenmafse 
in  Beziehung  zu  setzen. 

Zunächst  haben  wir  es  mit  derjenigen  kleineren  Elle  zu  thun, 
welche  der  einfachen  Klafter  der  Julianischen  Tafel  entspricht  Die- 
selbe verhält  sich,  wenn  man  das  Verhältnis  der  Klaftern  auf  die  zu- 
gehörigen Ellen  überträgt,  zu  der  gröfseren  Elle  wie  100:112.  Das 
gleiche  Verhältnis  findet  sich,  obschon  versteckt,  noch  einmal  in  der- 
selben Tafel.  Jede  Akäna  hat  10  eigene  Fufe^);  wenn  also  bei  Julianus 
der  Akäna  1  Vs  Klaftern  oder  6  Ellen  oder  9  Fufs  zugeteilt  werden, 
so  müssen  zwei  verschiedene  Mafee  verglichen  sein ,  oder  mit  anderen 
Worten,  die  10  eigenen  Fufs  der  Akäna  sind  gleich  9  Fuls  eines  anderen 
Maises.  Es  steht  aber  dem  obigen  Verhältnis  100: 112  dasjenige  von 
9 :  10  ^  100 : 1 11 V»  so  nahe,  dafs  wohl  ohne  Zweifel  das  letztere  als 
der  abgerundete  Ausdruck  für  das  erstere  angesehen  werden  darf. 

Nach  dem  Verhältnis  9: 10  ist  bekanntlich  das  gemeingriechische 
Maus  aus  dem  babylonischen  abgeleitet  werben.  Die  kleinere  hebräische 
Elle  JuUans  ist  also  dem  fihgioQ  mjxvg  der  Griechen  gleich  (§  46,2). 
Zur  genauen  Festsetzung  des  hebräischen  Maises  wählen  wir  das  Ver* 
bältnis  100: 112,  welches  als  das  gesetzUche  gegolten  hat,  und  berech- 
nen danach,  ausgehend  von  der  grofsen  Elle,  ads  Betrag  der  kleineren 
Elle  469  Millim.2) 

Für  diese  beiden  Ellen  ist  in  gleicher  Weise  die  Einteilung  in 
Hand-  und  Fingerbreiten  vorauszusetzen  (§  44,  6),  worüber  wir  zu- 
nächst eine  kurze  Übersicht,  nebst  Beifügung  der  Klafter,  geben : 


gröCseres  Mab 

kleiDcres  Maft 

Fingerbreite 

0,022  Meter 

0,0195  Meter 

Handbreite 

0,088     „ 

0,078      „ 

Elle 

0,625     „ 

0,469       „ 

Klafter 

2,10       „ 

1,875       „   . 

1)  Vefg^.  I  7, 1.  53,  3.  Speciell  fOr  die  Akana  der  Julianiseben  Tafel  fOhrt 
^  Nachweis  Ghriat,  Fieckeisens  Jahrbücher  1865  S.  453  Anm.;  derselbe  weist 
^ach  darauf  bin,  dafs  diese  Akana  gemeingriechisches  Mafe  und  die  9  Fub, 
welche  darauf  gerechnet  werden,  PhUetarisches  Mafe  siod. 

2)  Zieht  man  das  andere  aus  der  Tafel  Julians  sich  ergebende  Verhältnis, 
i^äniUch  9: 10,  vor,  so  kommt  die  kleine  EUe  etwas  höher  auf  472,5  MUlioL» 


UO  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  f  u,  t.  4 

Hieraus  folgt  unmittelbar,  dals  keine  der  beiden  Ellen  in  mtr 
ganzen  Zahl  von  Fingerbreiten  der  anderen  Elle  sich  ausdrücken  läist^) 

4.  Die  älteste  biblische  Tradition  kennt  nur  die  Elle  scUechthiD. 
Wenn  im  5.  Buch  Mose  (3, 11)  das  Bett  des  Riesen  Og  als  9  Ellen  lang 
und  4  EUen  breit  'nach  eines  Mannes  Ellenbogen'  angegeben  wird,  so 
ist  damit  nur  die  dem  Berichterstatter  wohlbewuCste  Ableitung  der 
ttbUchen  Längenmalse  von  den  natOrtichen  Mafsen  des  Körpers,  nicht 
aber  irgend  welche  Unterscheidung  eines  bestimmten  Ellenmafses  tod 
einem  anderen  bezeichnet 

Erst  der  Prophet  Ezechiel  berührt  in  einer  Vision,  welche  im 
vierzehnten  Jahre  nach  der  Zerstörung  Jerusalems  durch  Nebukadnenr 
geschrieben  ist,  den  Unterschied  der  zu  seiner  Zeit  übUchen  EDe  too 
jener  Elle,  nach  welcher  einst  der  Tempel  zu  Jerusalem  wieder  aof- 
gebaut  werden  soll. 2)  Übereinsthnmend  damit  wird  in  den  etwa  200 
Jahre  nach  Ezechiel  abgefafsten  Büchern  der  Chronica  angegeben,  daß 
Salomo  den  Grund  zum  alten  Tempel  in  'Ellen  nach  dem  frühereD 
Mafse'  bemessen  habe.^)^  Die  Bauelle  des  künftigen  Tempels  sdl  nach 
Ezechiel  eine  Handbreite  gröfeer  als  die  gemeine  Elle  sein.  Der  Siim 
dieser  Bestimmung  kann  nicht  zweifelhaft  sein ,  sobald  wir  einerseits 
die  Analogie  der  gröfeeren  und  kleineren  ägyptischen  Elle,  anderersäs 
die  eben  eridärten  Angaben  der  Julianischen  Tafel  in  Betracht  ziehen. 
Die  Tempelelle  im  Sinne  Ezechiels  mnk  dieselbe  sein ,  nach  welcher 
einst  der  Salomonische  Tempel  gebaut  worden  ist.  Also  war  im  6.  Jah^ 
hundert  v.  Chr.  bei  den  Israeliten  eine  kleinere  Elle  übUch,  deren 
Mafs,  um  eine  Handbreite  vermehrt,  die  Salomonische,  d.i.  zugleich 


d.  1.  auf  den  ursprünglichen  vollen  Betrag  des  fUr^toQ  nijxvs,  heraus.  Auch 
Böckh  Metrol.  Untersuch.  S.  266  sieht  in  der  kleineren  hebräischen  Elle  dea 
udr^ioe  ntix^  des  Herodot,  den  er  als  identisch  mit  der  sogenannten  agyptiacbea 
Bauelle,  welche  ihrerseits  der  attischen  gleich  sei  (ebenda  S.  234),  ansetxt  auf 
462  bis  463  Millim. 

1)  Drei  Fingerbreiten  der  kleineren  Elle,  za  dieser  hinzngeffigt,  ergebea 
528  Millim.,  d.  i.  um  V«  Fingerbreite  mehr  als  das  normale  Maus.  m%  nlchsi' 
einfache  Verhältnis  ist,  dafs  27«  Fingerbreiten  der  grofsen  Elle,  von  dieser  ab- 
gezogen, das  Mafs  der  kleineren  Elle  im  Betrag  von  470  Millim.,  also  mit  eiaer 
kaum  bemerkenswerten  Differenz,  ergeben.  Noch  weniger  als  die  Pingerbrette 
kann  selbstverständlich  die  Handbreite  zur  gegenseiUgen  Vergleichung  der  betdea 
Julianischen  Ellen  verwendet  werden. 

2)  Ezech.  40, 5.  43, 13.  Die  'gemeine'  Elle,  womit  Luther  dem  Sinne  oKb 
richtig  das  zu  Ezechiels  Zeit  fibliche  Mafs  bezeichnet,  steht  nicht  im  Tot; 
sondern  an  beiden  Stellen  wird  der  Tempel  vermessen  nach  *Ellen  (welche)  eine 
Elle  und  eine  Handbreite  (halten)'. 

3)  2  Ghron.  3, 3 :  ammöth  bammidddh  häri*sh6ndk.  Die  OberseUong  Lnthers 
ist  lückenhaft. 


$44,4.5.  LÄNGENMASS.  441 

die  Oberhaupt  in  der  älteren  Zeit  übliche,  ergab.  Wir  würden  demnach 
alsHafs  der  kleineren  Elle  450  Millim.,  also  genau  den  für  die  kleinere 
ägyptische  Elle  ermittelten  Betrag  (§  41,3)  erhalten. 

Dieser  Schlufs  ist  sicher,  wenn  wir  die  von  dem  Propheten  ge- 
setzte Differenz  einer  Handbreite  wörtlich  zu  nehmen  berechtigt 
sind;  und  es  würde  dann  weiter  folgen,  dafs  die  Julianische  kleinere 
Elle  ( as  469  Millim.)  in  einer  weit  späteren  Zeit  nach  griechischem 
Vorbild  zur  Einführung  gelangt  sei. 

Andererseits  aber  dürfen  wir  eine  zweite  Möglichkeit  nicht  aufser 
Acht  lassen,  dafs  nämlich  der  Prophet  in  dem  dichterischen  Schwünge 
seiner  Sprache  eine  genaue  Vergleichung  beider  Ellen  gar  nicht  beab- 
sichtigt und  das  Mehr  einer  Handbreite  nur  als  ungefähre  Schätzung  ge- 
setzthabe. In  diesem  Falle  würde  die  Annahme  zulässig  sein^  dals  jene 
kleinere  Elle,  welche  im  Verhältnis  von  10:9  aus  der  babylonischen 
sich  entwickelt  hat  und  von  den  Griechen  dem  dekadischen  System 
zu  Liebe  gewählt  worden  ist ,  bereits  im  6.  Jahrhundert  auch  bei  den 
Israeliten  übUch  war.  Allein  dem  steht  wieder  entgegen,  dafs  den 
Israeliten  der  Puls,  d.  i.  das  Mafs  von  ^3  EU® 9  damals  noch  fremd 
wari);  und  doch  ist  es  nur  der  Fufs,  vermittelst  dessen  bei  den  Grie- 
chen die  dekadische  Gruppierung  der  gröfseren  Mafse  hervortritt. 

5.  Hier  bleibt  also  einige  Dunkelheit,  welche  auch  durch  die 
tahnodische  Tradition  nicht  aufgehellt  wird.  2)  Zunächst  tritt  die  irr- 
tümliche Annahme  uns  entgegen ,  die  kleinere  Elle  habe  nur  5  Hand- 
breiten gehabt,  offenbar  eine  falsche  Interpretation  der  Worte  Eze- 
chiels.  Mit  dieser  fünfjpahnigen  Elle  sei  das  Tempelgerät  gemessen 
worden,  und  sie  heifst  davon  die  'Gerätschaftselle\  Der  Tempel  selbst 
sei  nach  der  gröfseren  Elle,  der  'Gebäudeelle',  errichtet  worden.  Letz- 
tere Elle  aber  wird  nun  weiter  zu  einer  'mittleren^  denn  in  dem  nach 
dem  Exü  wieder  aufgebauten  Tempel  seien  an  bestimmten  Stellen 
noch  zwei  Mafsstäbe  niedergelegt  worden,  deren  einer  um  eine  halbe 
Fingerbreite,  der  andere  um  eine  ganze  Fingerbreite  gröfeer  war  als 
die  Gebäudeelle. 

Diese  letztere  Angabe  über  eine  Elle  von  525-f-22BB547  Millim. 
ist  mit  aller  Vorsicht  zu  prüfen,  da  die  Julianische  Tafel  keine  gröfsere 

1)  Fenner  von  Fenneberg  Untersachungen  S.  91  weist  mit  Recht  darauf 
kin,  daüB  der  Fnis  in  hebräischen  Schriften  niemals  erwähnt  wird  und  erst  durch 
Sriechisch- römischen  Einfluds  (wie  die  Tafel  des  Julianus  zeigt)  Eingang  ge- 
fnoden  hat 

2)  Vergl.  die  übersichüiche  und,  wie  es  scheint,  in  der  Hauptsache  er- 
Impfende  Darstellung  von  Zuckermann  Das  jOdische  Maais-System  S.  16— 21. 


442  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  f  44,  s. 

Elle  als  die  von  525  Millim.  kennt  Und  in  der  Tbat  zeigt  sich  bei 
näherer  Untersuchung,  dafs  jene  gröfeere  Elle  nichts  weiter  als  eine 
etwas  unbeholfene  Ausdnicksweise  deejenigen  Verhältnisses  zwiacbea 
gröfserem  und  kleinerem  Mafse  ist,  welches  die  Julianische  Tafel  uns 
aberliefert  hat  Denn  wie  die  geometrische  zur  einfadien  Klafter,  so  ver- 
hält sich  auch  die  gröbere  EUe  zur  kleineren  und  ebenso  ihre  Finger- 
breiten. Reducieren  wir  nun  das  Verhältnis  112:100  auf  28:25,  so 
durchschauen  wir  sofort  den  Anlafs,  welcher  die  Gelehrten  des  Talmud 
dazu  führte  eine  EUe  anzunehmen,  welche  um  eine  Fingerbreite  gröber 
gewesen  sei  als  die  Salomonische.  Denn  wenn  man  auf  einem  Halsstabe 
die  Fingerbreiten  sowohl  der  gröfseren  als  der  kleineren  Julianiscbeo 
Elle  in  zwei  Reihen  nebeneinander  auiigezeichnet  sich  denkt,  so  trifft 
der  ftinfundzwanzigste  Abschnitt  der  gröfseren  Fingerbrdte  mit  dem 
achtundzwanzigsten  der  kleineren  zusammen.  Stellte  man  also  eioea 
besonderen  Mafsstab  im  Betrag  von  25  Fingerbreiten  der  gröGseren 
Elle  auf,  so  hatte  man  damit  zugleich,  ausgehend  von  der  kleineren 
Elle,  den  genauen  Betrag  des  Mafses  von  einer  Elle  und  einer  Hand- 
breite, welches  der  Text  des  Ezechiel  verlangte. 

Auch  noch  anderweitig  scheint  die  tahnudische  Elle  von  547  Milli- 
metern in  der  Tradition  der  Rabbinen  verwendet  worden  zu  sein.  Dens 
die  Gleichung,  welche  Chisda  und  Maimonides  zvrischen  Längen-  und 
Hohhnafs  aufstellen  (§  44,  1),  fahrt  nur  unter  Zugrundelegung  eben 
dieser  Elle  auf  einen  annehmbaren  Betrag  des  Hohlmafses,  nämlich  auf 
36,82  Liter  für  das  Epha  (§  44,  10). 

Unter  den  verschiedenen  arabischen  Ellen,  deren  relative  Betrag« 
uns  genau  überliefert  sind^,  verdient  die  sogenannte  ^schwane\ 
weldie  der  Nilmesser  des  Meqkj^s  in  Kairo  aufweist,  besondere  Beach- 
tung. Dieselbe  hat  sicher  vom  Anfang  des  achten  Jahiimnderts  bis  zur 
Mitte  des  neunten  im  Khalifenreiche,  besonders  in  Ägypten,  gesetzliche 
Geltung  gehabt^);  sie  beträgt  541,4  Millim.  und  ist  offenbar  durdi  eine 
mäfsige  Steigerung  aus  der  altägyptischen  hervorgegangen.  Da  es  nui 
nicht  zweifelhaft  sein  kann,  dafs  den  jüdischen  Gelehrten,  sei  ei 
unter  römischer  Herrschaft  in  Alexandreia,  sei  es  unter  den  Khalifea 
in  Ägypten  oder  einer  anderen  Provinz,  diese  EUe  bekannt  war,  so 
erklärt  es  sich  um  so  leichter,  vrie  sie  darauf  kamen,  auber  der  Sato- 

1)  Böckh  MetroL  Untersuch.  S.  245  ff.,  Queipo  ff  p.  106,  G.  Kanten  Mmä 
und  MesMn  in  der  AUgem.  Eocyklop.  d.  Physik,  Bd.  I  S.  429  ff. 

2)  Queipo  II  p.  89  f.  Etwas  niedriger,  nimlich  cn  0,5404  M.,  wird  die  Elle 
des  NUmessert  der  'Insel  Rodah,  gegenüber  dem  alten  Kairo'  angegebei  von 
Mahmoad  Bey  im  Journal  Asiatiqne  1873,  YD.  s^e,  tome  I  p.  89.  99. 


144, 6.7.  LiNGENMASS.  448 

moDischeD,  d.  i.  altägypüschen,  Elle  noch  zwei  andere  etwas  grüfeere, 
Damticb  yon  24  Vi  Fingerbreiten  «»  536  MiUim.  und  von  25  Finger- 
breiten ^  547  MilUm.,  zu  suppouieren,  deren  Mittel  genau  gleich  der 
arabisdien  schwarzen  E31e  ist 

6.  Die  Einteilung  der  Elle,  ammdk,  folgt  dem  natürlichen  und 
im  Ahertum  allgemeinen  Systeme.  Erwähnt  werden  die  Fingerbreite, 
txbdh,  von  Jeremias  52, 21,  die  Handbreite,  taphaeh,  von  Ezechiel  40, 5. 
43, 13,  die  Spanne,  serethy  im  2.  Buch  Mose  28, 16.  39,  9  und  an- 
derwärts. 0  Dt»  Verhältnis  dieser  Mafse  untereinander  und  zur  Elle 
wird  zwar  im  alten  Testamente  selbst  nicht  angegeben;  allein  die 
Tradition  sowohl  bei  Josephos^)  als  im  Talmud  bezeugt  hinlänglich  die 
Obereinstimmung  mit  dem  ägyptischen  und  griechischen  System.  Nur 
die  tahnudische  Einteilung  der  kleineren  Elle  in  fttnf  Handbreiten 
OHi&ten  wir  zurückweisen  (§  44, 5).  Auch  dafe  der  Fufs,  wie  überhaupt 
den  altorientalischen  Systemen,  so  auch  dem  hebräischen  fehlt,  ist 
bereits  bemerkt  worden  (S  44, 4). 

Wir  teilen  also  der  althebräischen  Elle,  und  ebenso  der  späteren 
kkinen,  je  2  Spannen,  6  Handbreiten,  24  Fingerbreiten  zu. 

7.  Untersuchen  wir  nun  weiter,  welche  Längenmafse  aufwärts 
TOD  der  Elle  bei  den  Hebräern  ttbUch  waren,  so  ist  vor  allem  das  reich- 
liche Material  Ton  Messungen  zu  verwerten ,  welches  in  den  Berichten 
Ober  den  Bau  der  Stiftshtttte  3)  und  des  Salomonischen  Tempels  ^X  ^o* 
daan  in  der  Vision  Ezechiels  über  den  künftigen  neu  zu  erbauenden 
Teaipel^),  endlidi  auch  in  dem  zwar  interpolierten,  aber  für  das  System 
der  HaCse  nicht  minder  beachtenswerten  Berichte  der  Chronika  über 
dea  Sabmonischen  Tempel  ®)  niedergelegt  ist  Da  zeigt  sich  unyer^ 
kennbir  die  dekadische  Gruppierung  der  Vielfachen  der  Elle  und 
demnächst  der  Rute.  Immer  und  immer  wieder  erscheinen  die  Mafse 
^on  100, 50, 20, 10  und  5  Ellen;  auch  die  Dimensionen  von  90, 75,  40 
EUen  kommen  yor;  nächstdem  erweisen  sich  die  häufig  erwähnten 
Mafse  Ton  60  und  30  Ellen  als  Beträge  von  10  und  5  Ruten,  woran 
äch  die  Rute  selbst^  und  3  Ellen  als  halbe  Rute  scUiefsen.    Die 

1)  Vergl.  ZackermanD  a.  a.  0.  S.  1 1  —13. 22  f.,  Leyrer  io  der  Realeneyklop&die 
w  Protestant  Theologie  herausg.  ycd  Herzog  u.  s.  w.  IX  S.  37S,  and  übtr  die 
«ymologie  yon  ammdh  denselben  S.  377. 

2)  Josepbos  Arcbaol  8,  6,  5  giebt  die  Dimensionen  der  Bandeslade,  weldie 
■>di  2  Mos.  25, 10  Vk,  1 V»  und  1 V«  EUe  betragen,  za  5,  3  and  3  Spithamen  an. 

3)  2  Mose  25-27.  36—38.         4)  1  Könige  6  a.  7. 
5)  Exech.  40—43.        6)  2  Ghron.  3  u.  4. 

7)  Ezech.  40, 5—8  anter  der  Benennung  qänBh^  oder  ohne  eigene  Benennung 
US  IHmeniion  yon  sechs  Ellen  ebenda  40, 12.  41, 3.  8  and  anderwirtt.  Der  nach 


444  HEBRÄlSCHfiS  SYSTEM.  §  44,  i.  6. 

Mauer,  welche  bei  Ezechiel  (42, 16-^20)  den  Tempel  umschUebt,  soll 
500  Ruten  ins  Gevierte  betragen. 

Die  Rute  und  ihr  Zehnfaches  weisen  bestimmt  auf  das  babylo- 
nische System  hin.^)  Dafs  die  Rute,  qänek  (babylonisch  qanu,  grie- 
chisch axaiya)y  6  Ellen  hatte,  berichtet  ausdrOckUch  Ezechiel  40, 5. 
Auch  die  metrologische  Tafel  Julians  Ton  Ascalon  hat  diese  uralte  und 
vom  griechischen  Mals  abweichende  Bestimmung  aufbewahrt  >);  es  e^ 
folgt  aber  aus  dem  Zusammenhang  der  Tafel,  dals  dieselbe  Rute  von  6 
alten  Ellen  später  unter  griechisch-römischem  Einfluls  zu  6  Vs  klemeren 
Ellen  (d.  i.  10  griechischen  Fub)  gerechnet  worden  ist.  Im  heutigen 
Mafs  betrug  die  hebrflische  Rute,  wie  die  babylonische,  3,15  Meter. 

Eine  Klafter  hat  in  diesem  System  keinen  Plalz,  und  in  der 
That  erscheint  nirgends  eine  Benennung  für  das  Mals  von  4  EUen.  Ja 
auch  diese  Dimension  selbst  konunt  in  den  vorerwähnten  Berichten 
verhältnismälsig  selten  vor.^)  Selbst  die  Verfasser  des  Talmud  nebst 
den  Konunentatoren,  denen  die  griechisch-römische  Klafter  wohl  be- 
kannt ist,  bezeichnen  dieses  Mafs  durch  die  Umschreibung  'vier  EUen'.^) 
Erst  in  der  Julianischen  Tafel  erscheint  die  Klafter  sowohl  der  grofisea 
als  der  kleinen  Elle  ($  44,  2).  Die  Beträge  dieser  beiden  Klaftern  io 
heutigem  Mals  sind  bereits  oben  (S.  439)  angegeben  worden. 

8.  Die  Wegmafse  entsprechen  genau  dem  Ptolemäisdi-Philetl- 
rischen  Systeme  (§  23, 1. 5),  welches  seinerseits,  abgesehen  von  don  Sta- 
dion, unmittelbar  aus  dem  altägyptischen  entldint  ist  Das  ägyptische 
Mab  von  1000  Doppelschritt  (41,6)  ist  vermutlich  erhalten  in  dem 
Sabbat  weg,  aaßßdrov  odog  (Apostelgesdi.  1, 12),  d.  h.  der  Strecke, 
welche,  unter  Dispensation  von  dem  Gebote  vollständigen  Ruhens 
auch  am  Sabbat  vom  Hause  aus  und  wieder  zurück  zu  gehen  gestattet 
war.   Noch  ist  im  Talmud  die  Tradition  (»rhalten,  dafs  der  Sabbatweg 


dem  babylonischen  Exil  verfafete  Bericht  Ober  die  Sintflat  (1  Mos.  6, 15)  giebl 
der  Arche  Noahs  300  Ellen  —  50  Ruten  Lange,  50  Ellen  Weite,  30  Ellen  -> 
5  Ruten  Höhe.  VergL  Gantor  Vorlesunffen  über  Gesch.  der  Mathem.  I  S.  79  and 
meine  Anzeige  dieses  Werkes  in  Fleckeisens  Jahrbftchern  1881  S.  574. 

1)  Vergl.  oben  §  42, 3,  Fenner  Ton  Fenneberff  Untersuchungen  S.  96,  Bnaä» 
S.  23.  Ober  das  aus  dem  Maüie  von  60  Ruten  abgeleitete  Feldmais  siehe  anteo 
§  44,8. 

2)  Metrol.  Script  I  p.  201  ^  6.  Die  Reduktion  derselben  Akina  aaf  6^ 
griechische  EUen  findet  sich  in  BvnX»i9ov  avdvftt^ifta  ebenda  p.  197  §  9.  VeiiP. 
oben  S.  437  Anm.  4  die  aus  der  gleichen  Bestimmung  des  ß^fut  sieh  erfebea« 
Verwandtschaft  der  JulianiscfaeD  und  Euklidischen  Tafel. 

3)  Ich  habe  aufnotiert  2  Mos.  26,  2.  8  (Mals  der  Breite  von  TeppidwaX 
1  Kön.  7, 19.  27.  38,  Ezech.  41,  5. 

4)  Zuckermann  das  jfldische  Maals-System  S.  24—26. 


1 44, 8.  FELD-  UND  WEGMASSE.  445 

2000  Schritt  betragen  habe.^)  Dagegen  bemifst  ihn  freilich  die  Mehr- 
zahl der  AutoriUlteD  auf  nur  2000  Ellen  >),  denn  soweit,  beifst  es,  war 
eiost  die  Stiflsbtttte  vom  äufsersten  Rande  des  Lagers  entfernt  s),  und 
es  stimmt  damit  die  Angabe  des  Josephos  (Archäol.  20,  8,  6),  dafs  die 
in  der  Apostelgeschichte  auf  einen  Sabbatweg  angegebene  Entfernung 
des  Ölbergs  von  Jerusalem  5  Stadien  betragen  habe.  Allein  wenn 
wir  bedenken,  dafs  im  Talmud  regebntffsig  Schritt  und  EUe  einander 
gleichgestellt  werden  ^),  dafs  ferner  die  Priester  ein  Interesse  daran 
hatten  die  gestattete  Strecke  möglichst  zu  verkOrzen  ^),  also  möglichst 
kleine  Schritte  yorzuschreiben,  dafs  endlich  2000  Ellen,  nach  dem  ur- 
sprünglichen Ansatz  von  1 V2  Ellen  auf  den  Schritt,  keine  runde  Zahl 
in  Schritten  geben,  so  wird  es  höchst  wahrscheinlich,  dafs  im  Sabbat- 
weg, wie  auch  sonst  bei  den  Wegmafsen,  ägyptisches  Hafs  vorUegt. 
Dazu  kommt  ein  anderes  gewichtiges  Zeugnis.  Dem  Sabbatweg  wird 
imTaknud  gleichgesetzt  das  fnÜ%  welches  offenbar  dem  Philetäri- 
schen  filXiov  (^=3000  Ellen)  entspricht  und  demgemafs  zu  7V2  SU- 
dien  bestimmt  wird.'O  Angaben  nach  solchen  Stadien  finden  sich  im 
Neuen  Testament  und  bei  Josephos.^)  Im  Talmud  heilst  dasselbe 
Mafs  rw.») 


1)  Rabbi  Nachman  bei  Zockennann  S.  28:  Wenn  jemand  auf  einer  Reise 
die  Ui^e  des  Sabbatweges  nicht  weifs,  so  gehe  er  2000  mittlere  Schritte,  und 
diese  sind  dem  Sabbatwege  gleich. 

2)  VergL  die  Belegstellen  bei  Zackermann  S.  27. 

3)  De  Wette  Lehrbuch  der  hebraisch-jadischen  Archäologie,  4.  Aufl.,  S.  308 
<aater  fierafang  auf  Stellen  des  Talmud  und  Maimonides.  Der  Weg  zum  Gottes- 
hans rnnfste  gestattet  sein  trotz  der  Gesetzesvorschrift  2  Mos.  16,  29,  welche 
Dach  strengster  Auslegung  das  Verlassen  des  Hauses  am  Sabbat  ganzlich  verbot. 

4)  Dies  geht  mit  Sicherheit  hervor  aus  der  Vergleichung  der  von  Zucker- 
a»nn  S.  27  f.  unter  I — L  citierten  Stellen. 

5)  Doch  bemerkt  Zuckermann  S.  27,  dafs  in  gewissen  Fällen  ein  Sabbat- 
veg  Ton  2800  Ellen  nachgelassen  ist,  worin  eine  Wiederannäherung  an  das 
orspruDgliche  Mafs  zu  liegen  scheint. 

6)  Zuckermann  S.  27. 

7)  Tafel  Julians  von  Ascalon  Metrol.  Script  I  p.  201  Zeile  15  vergl.  mit 
I  P*  184, 1.  198,  5,  n  p.  195,  sowie  mit  (  53,  5  dieses  Handbuches.  Bemard 
^  mensuris  et  pondenbus  p.  246  f.  ffihrt  viele  jftdische  Autoren,  freilich  nach 
"eiaer  Preise  ohne  Angabe  der  betreffenden  Stellen,  an. 

8)  Lucas  24, 13,  Joseph.  Bell.  Jud.  5,  2,  3.  7,  6,  6  und  anderwärts,  derselbe 
^^^'  20,  8,  6.  An  letzterer  Stelle  wird,  wie  bereits  oben  bemerkt,  die  Ent- 
fernung des  Ölbergs  von  Jerusalem  auf  5  Stadien  angegeben.  Dafe  nach  Bell. 
Jai  5,  2,  3  ein  Lager  auf  dem  Ölberge  6  Stadien  von  der  Stadt  entfernt  auf- 
S^aehlagen  war,  steht  offenbar  in  keinem  Widerspruch  zu  voriger  Angabe. 

9)  Fenner  von  Fenneberg  S.  101,  Zuckermann  S.  29  f.  Die  daneben  sich 
"B^de  Lesart  rüs  ist  wohl  einer  kabbalistischen  Zahlenspielerei  zu  verdanken, 
Yddie  überdies  auch  darin  verfehlt  ist,  dafs  sie  den  Schritt  und  die  Elle  ein- 
ander gleich  setzt 


446  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §44,8. 

Die  Wegstrecke!),  kibrath  lufdrex,  1  Mos.  35,16.  48,7, 
2  Kön.  5, 19,  wird  in  der  syrisdien  and  arabischen  Cbersetznng  mit 
dem  Parasaoges  yergtichen.^)  Dieses  Mals,  im  Talmud  jNirMtt  be- 
nannt^), ist  nicht  sowohl  der  attbabylonische  und  persische  Parasaog 
(§  42,  2.  46,  2),  als  vielmehr  der  alUlgyptiscbe  und  dann  Ptolemaische 
Scboinos  (§  41,6. 53, 2),  welchem  der  Parasang  nadi  übereinsUfflmeii- 
der  Angabe  der  alexandrinischen  Metrologen  und  der  Lexü&ograpbeo 
gleichgestellt  wird.  4)  Dem  Zeitbetrage  nach  ist  die  hebrftische  W^- 
strecke  ein  starker  Stundenweg. ^) 

Aus  dem,  was  bisher  tlber  die  Wegmalse  gesagt  worden  ist,  ergiebt 
sich  unmittelbar,  dafe  im  ursprünglichen  hebräischen  System,  gerade 
wie  im  ägyptischen  und  später  im  Philetärischen ,  der  Schritt  zu  Vji 
Ellen  gerechnet  wurde,  also  nicht  zu  zwei  römischen  »=  12/3  hebrai- 
sehen  Ellen,  wie  filr  weit  spätere  Zeit  die  Julianische  Tafel  bezeugt«), 
ebensowenig  aber  auch  zu  nur  einer  EUe,  wie  der  Tahnud  an- 
nimmt.''j 

Wir  haben  demnach  die  hebräischen  Wegmalse  in  CbereinstiiB- 
mung  mit  dem  ägyptischen,  beziehungsweise  Philetärischen  System  an- 
zusetzen wie  folgt: 


1)  Luther  übersetzt  bekanntlich  sowohl  dieses  alttestamentliche  Mafs  dorck 
*ein  Feldweses'  als  auch  die  60  Stadien  bei  Lucas  24,  13  durch  *8echzif  Feld- 
weees';  es  ist  ihm  also  'Feld'  mit  dem  Zusatz  im  Genitiv  'Weges'  ein  Schntt- 
mafs;  nur  ist  der  alttestamentliche  'Feldweges'  dreilaigmal  so  grofs  alt  der 
neutestamentlicbe. 

2)  Vergl.  de  Wette  a.  a.  0.  S.  245,  Keil  Handbuch  der  biblischen  Archäo- 
logie, 2.  Aufl.,  S.602f. 

3)  Zuckermann  S.  30. 

4)  Vergl.  Metrol.  Script  I  p.  184  i  24  u.  25,  sowie  II  p.  208  die  Obersckl 
der  Belegstellen  im  Index  unter  naQacayyije.  Diese  Gleichstellung  ist,  anlaogeid 
den  Ihirasang,  ungenau  (§  50, 2),  wahrend  der  cxch^os  genau  nach  dem  ars]Miaf' 
liehen  ägyptischen  System  4000  Doppelschritt  —  12000  Ellen,  mithin  nach  den 
Ptolemäisch-Philetarischen  System  30  Stadien  halt 

5)  Der  babylonische  Parasang  im  Betrage  von  3600  DoppelschriU  —  IdSOO 
babylonischen  Eilen  -»  5,67  Kilometer  gilt  als  Stundenweg  (§  42,  2K  Dis  »^ 
eine  reichliche  Schätzung,  da  schon  5  Kilometer  in  der  Stunde  eine  tAchtife 
Marschleistung  darstellen.  Die  6,3  Kilometer  des  ägyptischen  Schoiaos  oder 
der  hebräischen  Wegstrecke  würden  demgemäfs  dem  Wi^e  von  IV4  Stunde  eat- 
sprechen.  Sieht  man  dagegen  tod  der  förmlichen  Vergleichung  des  Schrittes  mit 
dem  EUenmafse  ab  und  fordert  nur,  unter  Anwendung  einer  Zeitgleiehung,  IM 
Schritt  auf  die  Minute,  so  ist  der  Parasang  bequem  in  einer  Stunde,  der  SchoiaM 
in  wenig  mehr  als  einer  Stunde  zu  erledigen. 

6)  S.  oben  S.  437  Anm.  4. 

7)  Vergl  Zuckermann  S.  28  in  Verbindung  mit  S.  27, 1,  unten  f  52, 1  die 
Anmerkung  zu  den  Wegmalsen.  In  der  VO.  Beronischen  Tafel  wird  die  tpü- 
römische  Elle,  welche  2  römische  Fufs  beträgt  ((  53,  8),  als  Schrittmaft  ge- 
rechnet: s.  (  53,  9. 


{44,8.9.  HOHLMASS.  447 

Schritt  =  1  Vi  EUen 0,79  Meier 

Stadion  *-»  400  Ellen  —  2/^5  Meile 210         y, 

Meile  (Sabbatweg)  «»  3000  EUen  «»  7V2  Stadien  .  1575  „ 
Wegstrecke  (axol^og)  »>  12  000  EUen  ««  4  Meilen  6300  „  . 
Als  Feldmafs  wird  im  1.  Buch  Sam.  14, 14  und  yon  Jesaias  5, 10 
das  %emed  erwähnt  Der  Betrag  desselben  ist  nicht  bekannt  Im  baby- 
lonischen System  (§  42,  6)  gab  es  wahrscheinlich  ein  Feldmafs  yon 
60  Ellen  oder  10  Ruten  ins  Gevierte;  sicher  erscheint  dasselbe  als  nki" 
9qov  in  der  Julianischen  Tafel  ^)  Ob  dieses  Mafs  selbst  oder  ein  Viel- 
faches desselben  dem  Zemed  entspreche,  läfst  sich  nicht  bestimmen.') 
9.  Hohlmafse  werden  in  den  heiligen  Bachern  der  Hebräer 
häufig  erwähnt^)  und  zum  Teile  nach  ihrem  gegenseitigen  Betrage 
bestimmt  Unter  Hinzunahme  der  Angaben  des  Josephos,  Epiphanios 
und  anderer  griechisch  schreibender  Schriftsteller,  mit  denen  die  Über- 
lieferung im  Talmud  im  wesentlichen  übereinstimmt^),  ist  es  gelungen, 
dasSystem  der  hebräischen  Hohlmafse  vollständig  wieder  herzustellen.^) 
Die  in  jüngster  Zeit  hinzugetretenen  Aufschlüsse  über  das  ägyptische 
und  babylonische  System  haben  die  früheren  Aufstellungen  über  die 
gegenseitigen  Verhältnisse  der  hebräischen  Mafse  bestätigt,  überdies 
aber  es  auch  mögUch  gemacht,  den  absoluten  Betrag  derselben  schärfer 
zu  bestinmien. 

Wir  führen  zunächst  die  einzelnen  Mafse  vom  grOfsten  abwärts  der 
Reihe  nach  auf  und  fügen  die  Zeugnisse  über  ihr  gegenseitiges  Ver- 
hältnis oder  über  ihren  Betrag  nach  griechischem  Mafse  bei.  In  letz- 
terem Falle  wird  vorläufig,  wie  es  bei  den  hellenistischen  Schriftstellern 
allgemein  üblich  war,  das  hebräische  Log  dem  griechisch-römischen 
Sextar  gleich  gesetzt  werden. 

1)  Metrol.  Script  I  p.  201  §  7.  Das  nXi&Qov  ist  zwar  hier  nur  als  Längen- 
mafs  definiert;  diese  Bestimmung  gUt  aber  bei  diesem  Mafse  stets  zugleich  für 
ifn  quadratischen  Inhalt.  Auf  das  atla  von  60  arabischen  Ellen,  welches  Bemard 
de  menanris  et  ponderibus  p.  226  als  chaldiisches  und  persisches  Mals  erwähnt, 
beziehen  sieh  aaüserdem  noch  Fenner  von  Fenneberg  S.  96  f. ,  Brandis  S.  23  f. 

2)  Mit  dem  Piethron  gleicht  das  Zemed  Fenner  ▼.  Fenneberg  S.  96;  Zucker- 
nunn  S.  32  zieht  das  doppelte,  also  dem  römischen  Jugerum  entsprechende 
Mab  vor. 

3)  Die  alttestamentlichen  BelegsteUen  werden  tou  Zuckermann  Das  jüdische 
MaaiB-System  S.  37 — 50  unter  jedem  einzelnen  Mafse  zuerst  zusammengestellt. 

4)  S.  Znckermann  S.  36—57,  Herzfeld  Metrologische  Voruntersuchungen  zu 
dner  Geschichte  des  ibräischen  Handels  S.  44—51.  69—82.  100—102. 

5)  Bdckh  MeUol.  Untersuch.  S.  259—261,  Brandis  S.  29—33.  39,  de  Wette 
Uhrbacfa  der  hebräisch-jfidischen  Archäologie,  4.  Aufl.,  Leipzig  1864,  S.  245—248, 
Keil  Handbuch  der  biblischen  Archäologie,  2.  Aufl.,  Frankfurt  a.  Bi  1875,  S.  605, 
Zadermann  a.  a.  0.  S.  37—50.  55  f. 


448  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §44,9. 

Cho  mer ,  Dach  Ezechiel  45, 11  das  Hauptmafe  sowohl  fUr  Trocke- 
nes als  Flüssiges,  im  Gehalte  tod  10  Epha  oder  Bath.  Kun  darauf 
(45, 14)  erwähnt  Ezechiel  das  K  or  als  Öbnafs,  dessen  Zehntel  das  Bath 
sei,  wozu  er  noch  ausdrücklich  bemerkt,  dafs  Kor  und  Chomer  eiDander 
gleich  sind.  Epiphanios^)  nennt  das  hebräische  Mais  xoQ  und  gebraucht 
dafür  die  hellenistische  Form  xoQog,  Wenn  er  das  Mab  zu  30  (ioim 
bestimmt,  so  meint  er  damit  hebräische  Scheffel,  welche  der  Verfasser 
des  Traktates  ne^l  fiir^iov  genauer  aaza  nennt,  deren  er  30  auf  den 
Ooivixtxog  'Mqog  rechnet  (§  43, 1).  Josephos  (Archäol.  15, 9, 2)  teilt 
irrtümlich  dem  %6qog  10  attische  Medimnen  zu;  er  hat  Metreten  ge- 
meint, wie  seine  unten  noch  zu  erwähnende  Definition  des  Bath  zeigt ^) 
Eine  auf  wirklicher  Ausmessung  beruhende  Vergleichung  zwischen 
dem  hebräischen  Kor  und  dem  römischen  Modius  ist  wahrscheinlich 
in  der  Archäol.  3,  15,  3  erhalten  (§  44,  10). 

Letech,  bei  Epiphanios  ked^ix^  von  Hosea  3,  2  als  Mafs  für 
Trockenes  erwähnt,  wird  übereinstimmend  von  Epiphanios  und  in  dem 
Traktat  aus  Eusebios,  sowie  von  Hieronymus  ^)  und  im  Talmud  ^)  ab 
Hälfte  des  Chomer  bezeichnet  Bei  Epiphanios  und  Späteren  heifst  das- 
selbe Mafs  yoiJLoq^  und  zwar  mit  dem  Zusätze  xb  f^iyaj  um  es  von  dem 
kleinen  Gomor  oder  Assaron  zu  unterscheiden.^) 

Epha  {iphdh)  und  Bath,  nach  Ezechiel  a.a.  O.von  gleichem  Betrag, 
ersteres  Mafs  für  Trockenes,  letzteres  für  Flüssiges.  Der  ßddog  wird 
von  Josephos  (Archäol.  8,  2, 9)  zu  72  Sextaren  —  1  attischen  Metretes 

t)  Bei  den  Schriftstellern,  welche  in  die  Sammlung  der  Metrologid  wn^ 
tores  aufgenommen  sind,  unterlasse  ich  hier  und  im  folgenden  die  Einxeldtate 
und  verweise  ein  fär  allemal  auf  den  griechischen  Index  im  IL  Bande,  welcbtf 
för  jedes  Mafs  und  dessen  verschiedene  Beziehungen  zu  anderen  MaCiseo  die 
vollständige  Übersicht  giebt.  Aufserdem  ist  zu  berücksichtigen  der  Nachweis 
der  Stellen  aus  Epiphanios  in  P.  de  Lagardes  Ausgabe,  Sjrmmicta  II  S.  184  f. 

2)  Vergl.  Böckh  Metrol.  Untersuch.  S.  259  und  die  Übersicht  aber  Josephos' 
Hohlmafsbestimmungen  in  dem  Fragment  Metrol.  Script.  I  p.  279. 

3)  Gomment.  in  Osee  cap.  III,  tom.  VI  p.  t2  A  der  Frankfurter  Ausgabe  (Fnnco- 
furti  ad  M.  et  Lipsiae  apnd  Chr.  Genschium).  Als  die  übliche  griediische  Obe^ 
Setzung  von  letech  wird  hier  rjfiiMOQo^  angeführt  (vergl.  ^fuxo^iov  bei  Hesychios, 
wie  schon  Stephanus  im  Thesaurus  für  ^fiixoXktov  emendiert  hat)  und  als  media 
pars  cori  quae  facit  quindeeim  modios  erklärt 

4)  Zuckermann  S.  45. 

5)  Vergl.  die  Übersicht  im  Index  der  Metrol.  Script,  p.  168.  237.  241  unter 
yofio^  1  und  3,  corus,  gomor.  Der  unter  yS/w^  2  angeführte  Ansatz  auf  12 
(Statt  15)  Modien  bezeichnet  wohl  schwerlich  ein  besonderes  Mafs,  sondern  ist 
zurückzuführen  auf  die  irrtümliche  Annahme,  dafs  die  15  von  Epiphanios  au 
das  grofse  Gomor  gerechneten  Modien  römische  seien,  welche  weiter  geniß 
Epiph.  p.  261,  17  (Symm.  II  S.  176)  auf  12  /wSmi  vns^o/ioi  umgerechnet  seio 
mögen.  Es  würde  also  p.  260, 25  statt  SwSena  herzustellen  sein  i^MTfln^  £  '  t 
wie  p.  263,  6  richtig  angegeben  ist.  Vergl.  auch  Symmicta  II  S.  175,12. 1S0,& 


(44,9.  HOHLMASS.  449 

besümmt^  woraus  sich  die  Ableitung  dieses  hebräischen  Maises  aus  der 
ägyptischen  Artabe  ergiebt  (§  41, 7.  42,  7).  Wenn  dagegen  Epiphanios 
uod  der  Traktat  aus  Eusebios  dem  Bath  50  Sextare  zuteilen,  so  meinen 
sie  damit,  me  später  nachgewiesen  werden  wird  (§  51,  4),  syrische 
Sextare  und  bestimmen  demnach  das  Bath  genau  zu  seinem  ursprttng- 
lichen  Betrage;  aufserdem  aber  ist  die  mit  Josephos  übereinstimmende 
Schätzung  an  mehreren  anderen  Stellen  bei  Epiphanios  erhalten,  wo 
die  Artabe  als  hebräisches,  aus  dem  ägyptischen  stammendes  Mals 
bezdchnet  und  auf  72  Sextare  oder  10  Gomor  von  je  7V5  Sextaren 
angesetzt  wird.  1) 

Die  Gesetzesvorschrift  im  3.  Buche  Mose  19, 35. 36  ttber  richtiges 
Mab  und  Gewicht  nennt  als  das  tlbliche  Hauptmafs  für  Trockenes  das 
Epha,  fttr  Fhlssiges  das  Hin. 

Sea  (sedh),  hellenistisch  aarov,  wird  Ton  Epiphanios^)  erklärt  als 
fioiiog  vTviQyofiog  (oCTe  TtlrjQova^ai  (xhv  %6v  fiodiov,  delv  di  %tc 
ineqylvea&ai  to  tkraqrov  %ov  fioölov.  Das  zugegebene  Viertel  ist 
ein  abgerundeter  Betrag,  welcher  noch  etwa  um  Vs  erhöht  werden 
mnls,  um  das  wiritliche  Mals  des  Saton  zu  erhalten;  denn  dieses  enthält, 
^  aus  der  Vergleichung  mit  dem  babylonischen  Mafs  und  aus  ander- 
weitigen Angaben  bei  Epiphanios  und  Josephos  hervorgeht,  sehr  nahe 
l'/s  romischen  Modius  =  22  Sextaren  (§  44, 10.)  Dagegen  kommen, 
nach  der  fiblichen  Gleichstellung  von  Log  und  Sextar,  1  Vs  Modien  — 
^  Sextare  auf  das  Saton ,  wie  wir  bei  Josephos  (Archäol.  9,  4,  5)  und 
t^  den  Metrologen  und  Lexikographen  angegeben  finden.^)  Bei  den 
Septuaginta  erscheint  es  unter  der  Bezeichnung  pthqov^  d.  i.  das 
Hab  schlechthin  (wofür  die  späteren  Provinzialen  Modius  sagten),  als 


1)  Die  Bdege  ffir  den  enteren  Ansatz  (Bados  ->■  50  Sextaren)  s.  Metrol. 
^t  n  p.  167  (Symm.  I  S.  211.  223,  II  S.  175,  wonach  zu  Aofang  von  I  S.  222 
^M^  ZQ  korrigieren  statt  ^aros,  wahrscheiDlich  auch  S.  215  coo.  foL  90B,  10 
^0  ßaray  iatfrav  v'  vnaqm  statt  tforor  und  imsx&v  ¥  S).  Der  andere  Ansatz 
^rd  io  der  ausführlichen  Form  des  Traktates  Metrol.  Script  I  p.  262  f.  (Symm. 
u  S.  180.  186)  eingeleitet  durch  die  Bestimmung  der  ägyptischen  Artabe  zu 
'2  Seztaren,  worauf  p.  263  J  16  bemerkt^ wird:  ro  ^i  yofioq  Sdxarav  ^  rav 
ßtyaiov  fuhr^oVf  rovr^ri  rrfi  aoraßfjs,  o  ylvartu  htra  S^rcu  nal  nifiittov, 
?  der  kürzeren  Form  desselben  Traktales  p.  272  1 11—18  heifot  es  geradezu: 
y^^  ncLQ  *Eßifaiots  iecrrny  oS\  worauf  dann  wieder  der  Ansatz  des  Gomor 
>u  zehnten  Teiles  der  ArUbe  und  zu  7'/»  Sextaren  folgt  (die  verderbte  Lesart 
P*  272  Zeile  16  ist  unter  Vergleichung  mit  (  13  im  Index  p.  169  unter  y6fio^  3 
^»bessert), 

2)  MetroL  Script.  I  p.  261  (  8  und  vergL  Index  II  p.  212  f. 

3)  Metrol.  Script  ne^  /lix^mv  I  p.  258, 22,  Evceßiavj.  277, 19—22,  Hesych. 
P*325,4,  Suidas  p.  342, 12  f.  VergL  auch  Christ  in  Fleckeisens  Jahrbüchern 
1865  S.  455  Anm.  11  und  S.  457. 

Hiltttk,  lUtiDlogl«.  29 


450  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §14,9. 

Drittel  des  Epha.  ^)  Desgleichen  ist  nach  der  Überlieferung  im  Tahnud 
das  Sea  der  dritte  Teil  des  Epha,  mithin  der  dreifeigste  des  Chomer.^) 
Ebenfalls  nach  Zeugnis  des  Talmud  gilt  das  Sea  sowohl  als  Mafs  für 
Flüssiges  als  Trockenes,  wahrend  die  heUenistischen  Quellen  es  nur 
als  Körnermafs  definieren. 

Hin  (Mn),  als  ttbliches  Hauptmafs  fttr  Flüssiges  im  3.  Buch  Mose 
19,  36  bezeichnet,  wird  yon  Josephos  und  Hieronymus  ')  zu  2  attischen 
Choen,  d.  i.  12  Sextaren  bestimmt,  betrug  demnach  den  sechsten  Tal 
des  Bath,  die  Hälfte  des  Sea,  d.  i.  12  Log,  welcher  letztere  Ansatz  im 
Talmud  mehrfach  sich  findet.^)  Das  dem  Hin  entsprechende  Mafs  für 
Trockenes  wird  voit  Ezechiel  45, 13.  46, 14  ab  sechster  Teil  desEpba 
bezeichnet,  führte  also  keine  eigene  Benennung. 

Als  Teile  des  Hin  kommen  die  Hälfte,  das  Viertel,  das  Drittel  and 
das  Sechstel  vor.^) 

Die  Excerpte  aus  Epiphanios  und  Eusebios  erwähnen  aufeerdem 
ein  heiliges  Hin  (aytov  IV)  im  Betrage  Ton  9  ^iarai  und  ab  Doppekna^ 
dazu  das  grofse  Hin  (iv  ro  fiiya)  von  18  ^iatai.^)  Nun  bt  es  bei  aDen 
solchen  Angaben  zunächst  zweifelhaft,  ob  die  ^iarai  römische  Seitare 
oder  hebräische  Log  sein  sollen.  Da  jedoch  die  beiden  ebengenannteo 
Hin  zu  dem  gewöhnlichen  Hin  in  einem  einfachen  Verhältnb  stehen, 
so  werden  dem  gewöhnlichen  Hin  ebenso  9  Log  (und  dem  grotsen 
Hin  18),  wie  dem  heiligen  Hin  12  Log,  zuzuteilen  sein.  Dazu  komoat, 
dafs  das  ebenfalls  von  Epiphanios  erwähnte  Hin  von  16  Sextaren,  weno 
man  darin  römisches  Mafs  sieht,  dem  Betrage  von  18  Log,  also  das 
fiiya  tv^  ziemlich  nahe  steht.  Entscheidend  aber  bt  der  Vergleich  mit 
dem  ägyptischen  System,  in  welchem  das  Epha  von  10  ägyptischen  Hin 
offenbar  dem  ayiov  Xv  des  Epiphanios,  sovrie  das  Ment  dem  lifya  h 
entspricht  (S.  369). 

Assaron  oder  Issaron,  d.  i.  das  Zehntel,  oder  mit  eigenem 
Namen  Omer,  wird  häufig  im  Alten  Testamente  ab  Mafs  für  Trocke- 


1)  Jes.  5, 10  haben  die  Septuaginta  fidr^a  r^ia  statt  des  iphdh  des  bebrü- 
schen  Textes. 

2)  Zuckermana  S.  42  f.  44. 

3)  Joseph.  Archaol.  3,  8,  S.  9,  4  (Metrol.  seript  I  p.  279.  4),  ffieroDymai  ia 
Ezechiel.  4,  9  p.  324  H  edit  Francof. 

4)  Zackennann  S.  49. 

5)  2  Mos.  29,  40,  3  Mos.  23, 13,  4  Mos.  cap.  15  n.  28  öfters,  Eiech.  4,  n. 
Alle  diese  Beträge  stimmen  offenbar  su  der  anderweitigen  Einteilmif  des  vm 
in  3  Kab,  12  Log. 

6)  MetroL  seript.  H  p.  181  anter  Xv  l  und  2,  and  anUngend  das  Hia  von 
16  Sextaren  ebenda  3. 


$44,9.  HOHLMASS.  451 

Des  erwähot.^)  Als  Zehntel  des  Epha  wird  dasAssaron  ausdrücklich 
4  Hos.  28,  5  und  ebenso  das  Omer  2  Mos.  16, 36  bezeichnet  Epipha* 
nios  nennt  dieses  Mafs  yofxog  und  bestimmt  es  zu  7V5  Sextaren,  also 
ebenfalls  gleich  dem  zehnten  Theile  des  Epha.  In  runder  Zahl  giebt 
der  Verfasser  des  Traktates  aus  Eusebios  7  Sextare  an.  derselbe  unter- 
scheidet dieses  Gomor  auch  durch  den  Zusatz  ro  fxixQov  von  dem 
grofsen  Gomor,  welches  die  Hälfte  des  Chomer  beträgt.  Josephos 
(Archäol.  3, 6, 6)  giebt  dem  Assaron  7  attische  Kotylen,  begeht  also  eine 
ähnliche  Verwechselung  in  der  Mafsbenennung  ^)  wie  oben  bei  der 
Bestimmung  des  Kor. 

Kab  (qab)^  ein  Mafs  sowohl  für  Trockenes  als  Flüssiges'),  wird  im 
2.  Buche  der  Könige  6,  25  erwähnt  Der  hier  angeführte  Betrag  von 
V4  Kab  wird  von  Josephos  (Arcbäol.  9,  4,  4)  durch  ^iattjg  wiederge- 
geben. Also  war  das  Kab  gleich  4  Log,  d.  i.  der  sechste  Teil  des  Sea, 
der  dritte  des  Hin,  wie  auch  der  Talmud  ausdrücklich  angiebt.^)  Die 
Überlieferung  der  hellenistischen  Metrologen  ist  in  Verwirrung  ge- 
raten, wei],  sie  den  Ptolemäischen  x^^S  ^^^  6  Sextaren  ebenfalls 
taßog  nannten.^)  Wenn  daher  Epiphanios®)  das  Kab  als  Viertel  des 
Modius  bestimmt,  so  bleibt  es  ungewifs,  ob  er  den  römischen  Modius 
oder  den  (xodioq  VTtiqyofxoq  (p.  261  §  8)  oder  endlich  den  Modius 
TOD  24  Sextaren  meint;  im  ersteren  Falle  würden  4,  im  zweiten  5,  im 
dritten  6  Sexlare  auf  das  Kab  kommen.  In  der  That  wird  im  Talmud 
ein  Blafs  von  5  Viertelkab  als  'grofses  Kab'  erwähnt '0  Merkwürdiger- 
weise werden  alle  diese  drei  Bestimmungen  neben  einander  angeführt 
in  der  kürzeren  Bearbeitung  des  Epiphanischen  Traktates  (p.  271  §  8), 
wo  es  heifst,  dafs  der  %ctßog  bald  als  Viertel  des  Modius  (zu  24  Sex- 
taren), d.  i.  gleich  6  Sextaren,  bald  als  Fünftel,  d.  i.  gleich  5  (genau  4^/5) 
Sextaren,  bald  endlich  als  Sechstel,  d.  i.  gleich  4  Sextaren,  gerechnet 
werde. 

Als  Teile  des  Kab  werden  im  Talmud  erwähnt  die  Hälfte,  das 
Viertel  und  das  Achtel.  8) 

Log,  als  Olroafs  im  3.  Buche  Mose  Kap.  14  mehrfach  erwähnt, 

1)  Assaron:  2  Mos.  29,  40.  3  Mos.  14, 10  a.  21.  23, 13  a.  17.  24, 5.  4  Mos. 
ca^  15. 28.  29  öfters;  Omer:  2  Mos.  cap.  16  mehrmals. 

2)  Yergl.  Böckh  MelroL  Untersuch.  S.  261,  Qaeipo  I  p.  121. 

3)  Pbotios  nennt  es  fur^ov  ciriKoif,  Hesychios  /Urf^y  cixtHor  xal  oUfMt6v, 

4)  Zackermann  S.  37.  40. 

5)  So  der  Verfasser  des  Traktates  tibqI  ftdr(f«tfr  p.  258, 1,  das  Fragment 
m  Eosebios  p.  277, 1. 

6)  Metrol  Script.  I  p.  262  (  11  (Symm.  H  S.  180.  186). 

7)  Zackennann  S.  37.       8)  Derselbe  a.  a.  0. 

29* 


462  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  144.1. 

im  Talmud  hfloflg  vorkommend  und  hier  weiter  in  Hälften,  Viertel, 
Achtel,  Sechzehntel  und  Vierundsechzigstel  geteilt  <),  wird  ebenfalls  im 
Talmud  seinem  Betrage  nach  dahin  bestimmt,  daTs  ein  Sea  24,  ein 
Hin  12  Log  halte.  >)  Hieraus  folgt,  dafs  es  mit  dem  oben  erwSluiteo 
Viertelkab  identisch  bt  und  demgemäls  von  Josephos  richtig  mit  dem 
Sextar  verglichen  wird.  Allein  seinem  ursprünglichen  Betrage  Dach 
gehört  es  dem  babylonisdien  Systeme  an  und  entspricht  genau  dem 
Sechzigstel  oder  der  Mine  des  babylonischen  Haris.') 

Wir  lassen  nun  die  bisher  besprochenen  Malse  in  vergleichender 
Obersicht  folgen,  und  zwar  zunächst  diejenige  Gruppe,  welche  streng 
dekadisch  aufgebaut  ist.  Sie  enthalt  nur  Mafse  des  Trockenen 

Chomer  (Kor) 1 

Epha 10     1 

Assaron  (Omer) 100  10. 

Anderweitig  sind  die  hebräischen  Mafse  (mit  Ausnahme  des  As- 
saron) zu  gruppieren,  vrie  folgt: 

(]homer(Kor)    ....        1  • 

Letech  (grofises  Gomor)   .        2      1 

Bath  (Epha) 10      5     1 

Sea(Saton) 30     15    3     1 

Hin  (Sechstelepha) ...      60    30    6    2     1 

Kab 180    90  18    6     3  *  1 

Log  (Viertelkab)     ...    720  360  72  24  12   4. 
Von  diesen  Mausen  waren  das  Letech  und  Epha  nur  fOr  Trocke- 
nes, das  Bath  und  Hin  nur  fOr  Flüssiges,  das  Chomer  oder  Kor  (xo^). 
Sea  (aoTov),  Kab  und  Log  sowohl  fQr  Trockenes  als  Fltlssiges  im 
Gebrauch. 

Zu  erwähnen  ist  schliefslich  noch  das  vißeX  oXvov^  welches  die 
Septuaginta  bei  Hosea  3, 2  anstatt  des  Letech  C^rste,  wie  die  hebräische 
Vijdgata  besagt,  eingesetzt  haben.  Epiphanios  und  die  Excerpte  aus 
Eusebios  rechnen  das  Nebel  zu  150  Sextaren,  d.  i.  vermutlich  zu  3  Batb, 
was  fireilich  mit  dem  System  der  übrigen  Hohlmafse  nicht  wohl  zu  ?er- 
einigen  ist^) 

1)  ZuckeimanD  S.  48. 

2)  Derselbe  S.  37.  49. 

3)  Brandig  S.  31  und  rergl.  oben  M2,  7. 

4)  fan  hebrüschen  Text  kommt  nS>el  1  Sam.  1,  24  und  anderwirU  in  dea 
Sinne  von  Schlauch  oder  Krug  (lagena  fietiÜSy  testacea),  besonders  als  Behtu« 
für  Wein  ror:  8.  Gesenius  im  Thes.  lidff.  hebr.  Als  bestimmtes  Ma/s  baba  e« 
nur  die  Septuaginta  Hos.  3,  2  (vergL  meronymus  zu  der  Stelle).    Die  BcsUb- 


144,10.  HOHLMASS.  45S 

10.  Die  VergleicbuDgen  des  hebräischen  HoUmalses  mit  dem 
griechisch-römischen  sind  so  zahhrei'ch  und  so  wohl  beglaubigt,  dafs 
wir  zunächst  von  ihnen  auszugehen  haben,  wenn  wir  den  genauen 
Betrag  des  hebräischen  Mafses  zu  bestimmen  unternehmen. 

Log  und  Sextar  und  demgemäfs  Bath  und  Metretes,  welche  gleich 
?iel  Log  oder  Sextare  enthalten,  desgleichen  der  xaßog  von  6  Log  und 
Atrxovg  werden  einander  gleich  gesetzt,  andere,  welche  verschiedene 
Vielfache  des  Einheitsmafses  enthalten,  dem  entsprechend  miteinander 
verglichen.  Wir  haben  also  nach  griechisch-römischem  Mafse  das  Epha 
anzusetzen  auf 

(A)  72  Sextare  — >  39,39  Liter 
und  sofort  alle  anderweitig  versuchten  Bestimmungen,  wonach  das 
hebräische  Mals  etwa  um  die  Hälfte  oder  sonst  aufßUig  kleiner  ange- 
setzt wird,  zurückzuweisen.  1) 

Aber  ein  wenig  kleiner,  als  eben  angegeben,  ist  das  hebräische 
HoUmafs  doch  gewesen.  Da  seine  Ableitung  aus  dem  babylonischen 
und  sein  naher  Zusammenhang  mit  dem  ägyptischen  System  nicht 
xweifelhaft  sein  kann,  so  ist  zunächst  als  wahrscheinlich  auszusprechen, 
dafs  auch  der  wirkliche  Betrag  von  der  babylonisch-ägyptischen  Norm 
nicht  merklich  verschieden  gewesen  sei.  Wir  setzen  demnach  ver- 
suchsweise das  hebräische  Epha  dem  babylonischen  gleich,  nämlich  auf 
(B)  66,5  Sextare  «)  —  36,37  Liter. 
Versteckt  in  der  griechischen  metrologischen  Litteratur  und  bis- 

BNmg  dieses  vißaX  owav  zu  150  Seztaren  bei  Epiphanios  und  Eosebios  (Metrol. 
Script  n  p.  199,  Symm.  I  S.  211.  215.  221  a.E.  223, 14,  11  S.  181.  189)  und  im 
£tymoL  öad.  anter  d.  W.  ist  in  Yerbindang  zu  briiigen  mit  dem  Ansätze  des 
Btih  u  50  syrisch-alexandrinischen  Seztaren  ({51, 4).  Auch  Saigey  Trait^p.  22 
ood  Oppert  L'^talon  etc.,  Joum.  As.  1874  IV  p.  455,  geben  dem  Nebel  3  Bath. 
flierdacn  würden  3  Vi  Nebel  auf  das  Ghomer  ^ehen. 

1)  Saigey  Trait^  de  m^trolof^e  p.  20  und  ihm  folgend  Oppert  L'^talon  des 
iBcsnres  assyriennes,  Journal  Asiatique  1874,  VIL  s^rie,  tome  iV  p.  454  f.  lassen 
<ltt  eherne  Meer  nach  Joseph.  Arch.  8,  3,  5  als  Halbkugel,  deren  Kadius  5  Ellen 
(▼ogl.  oben  S.  435  Anm.  2),  und  berechnen  daraus  ein  Bath  von  18,088  Liter. 
IKes  sd  der  Kubus  der  halben  hebräischen  Elle  und  zugleich  die  Einheit  der 
l^briüschen  Hohlmalse,  welche  hiemach  durchgehends  um  die  Hälfte  kleiner  ans- 
&UeiL  als  oben  angegeben  ist  Nach  ähnlichen  Voraussetzungen  findet  Thenius 
Ke  althebräischen  Längen-  und  Hohlmalse  S.  90—102  fOr  das  Bath  den  Betrag 
von  1014,39  Paris«  KubikzoU  —  20,122  Liter.  Ganz  willkOrUch  setzt  Queipo 
1  p.  137--140  eine  chaldäisch-hebräische  Elle  von  640  Blillim.,  deren  Hälfte  zum 
Kobos  erhoben  sowohl  das  Blals  der  ägyptischen  Artabe  (nämlich  der  jflngeren, 
▼OB  den  Römern  auf  3 Vi  Modien  normierten:  }  53, 12)  als  des  hebräischen  Bath 
dantdle  und  auf  29,376  liter  zu  setzen  sei 

2)  Die  Beträfe  nach  Sextaren  sind  hier  und  im  folgenden  nach  dem  Vor- 
ginge der  alten  Metrologen  überall  abgerundet  gegeben.  Die  genauere  Berech- 
Dug  ist  in  der  Reduktion  auf  Liter  mnzugefftgt 


454  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  $  41,  lo. 

her  kaum  beachtet  finden  sich  in  der  That  mehrere  BestimmuDgen, 
welche  diesem  Ansätze  sehr  nahe  kommen. 

Am  wenigsten  genau,  doch  immerhin  erwähnenswert  isl  die  De- 
finition des  fxodtog  vniQyoftog  beiEpiphanios^wdche  wir  oben  (S.  449) 
angeführt  haben.  Dieser  Modius,  als  Saton  aufgerafst,  würde  hiernach 
20  Sextare  betragen,  mithin  für  das  Epha  ergeben 

(C)  60  Sextare  =  32,82  Liter. 

Da  der  Traktat  des  Epiphanios  uns  nur  in  einer  fragmentarischen 
und  vielfach  verwirrten  Form  vorliegt,  so  ist  es  erklärlich,  dafs  un- 
mittelbar auf  die  eben  erwähnte  Definition  des  Saton  als  hebräischen 
Modius  eine  abweichende  Erklärung  desselben  Mafses  folgt  Oi  weldies 
nun  fiodiog  schlechthin  benannt  und  gleich  22  Sextaren  gesetzt  wird.^) 
Somit  erhalten  wir  für  das  Epha 

(D)  66  Sextare  =  36,11  Liter. 

Eine  Vergleichung  mit  dem  ägyptischen  Mafse  hat  Epiphanios  in 
seiner  Erklärung  des  hebräischen  heiligen  Hin  uns  überliefert  Das- 
selbe ist,  wie  wir  gesehen  haben  (§  41, 7.  44,  9),  gleich  10  ägyptischen 
Hin,  mithin  das  hebräische  Epha,  als  das  Achtfache  dieses  Mafses  nach 
ägyptischer  Norm  bestinunt,  gleich 

(E)  66,6  Sextare  =  36,45  Liter. J^) 

Wenn  die  Lesart  Smekol  bei  Epiphanios^)  richtig  ist  und  der 
daselbst  erwähnte  Medimnos  als  der  sicilische,  dem  attischen  gleiche, 
betrachtet  werden  darf  (§  56,  2),  so  ist  der  Modius,  welcher  4^'iiMl 
genommen  einen  Medimnos  ergiebt,  nichts  anderes  als  das  phOnikisch- 
hebräische  Saton,  mithin  letzteres  anzusetzen  auf  21  Vs  Sextare,  nrA 
sonach  das  Epha  auf 

(F)  64  Sextare  =  35,02  Liter. 

1)  M.  8cr.  I  p.  261  (Symm.  H  S.  176):  rov  fto9iav  x6  ovofia  S*a  noXXris  ot^ 
ßsias  vno  rtSr  'Eß(>eUafv  tv(fi&r}  gtxoai  Bifo  ^aarotv  vnoQxo^  .  • .  o  /o^  iixM^ 
fioStoe,  xa&<as  tXm&ev  6  vomos  X^etv,  kotcc  to  ft^ffop  ro  ayiov  ifUxM^i 
BämUch  nach  der  Zahl  22,  wie  im  folgenden  durch  mehrere  Beispiele  erlittieft 
wird,  worauf  p.  262,  8  (Symm.  S.  179)  der  Abschlufs  folgt:  /^£0v  17/ür  fytff^ 

2)  M.  scr.  I  p.  261,  23.  262,  8.  271, 19,  ü  p.  101,  8  (Symm.  U  S.  176).  D» 
Weitere  ober  diesen  provinzialen  Modius  yon  22  Sextaren  s.  unten  §  53, 15. 

3)  Hiemach  ist  also  das  Epha  der  ägyptischen  Artabe  absolat  gleichgesetit 
Auf  derselben  Voraussetxung  beruht  bekanntlich  bei  Epiphanios  die  BestiminaBl 
des  Bath  zu  50  syrisch-alexandrinischen,  d.  i.  66*/«  römischen  Sextaren  (§  51, 4^ 
Da  wir  diese  Gleichung  bereits  bei  der  Bestimmung  der  Artabe  in  Ansati  ge- 
bracht haben  (|  41,  7),  so  war  sie  hier  für  das  Bath  nicht  nochmals  als  be- 
einflussender Faktor  anzuführen. 

4)  M.  scr.  I  p.  261, 12  (Symm.  U  S.  176).  271, 14,  U  p.  101,  4.  151. 


144,10.  HOHLMASS.  455 

Endlich  wird  bei  Epiphanios  ein  Uafs,  welches  ebenfaUs  den  Na- 
men oarov  fuhrt,  zu  SVs  Gomor  bestimmt,  deren  jedes  13  Sextare 
hake,  also  das  Saton  zu  43  Vs  Sextaren.  Das  ist  offenbar  das  doppelte 
Mals  zu  dem  gewöhnlichen  Saton«  und  wir  setzen  letzteres  hiernach  auf 
21^8  Sextare  und  das  Epha  auf 

(G)  65  Sextare  —  35,56  Liter. 

Besondere  Beachtung  verdient  die  merkwürdige,  offenbar  auf 
wiridicher  Ausmessung  beruhende  Gleichung  des  Koros  mit  41  atti- 
schen, d.  i.  römischen,  Modien,  welche,  nach  Verbesserung  der  ver- 
derbten Ueberlieferung,  aus  der  Archäologie  des  Josephos  zu  entneh- 
men ist.1)  Das  Epha  kommt  demgemälis  auf 

(H)  65,6  Sextare —  35,89  Liter. 

Zum  Schluls  haben  wir  noch  die  oben  (S.  436)  erwähnte  rabbi- 
nische  Vergleichung  zwischen  Längen-  und  Hohlmals  in  Betracht  zu 
ziehen.  Zunächst  ist  zu  wiederholen ,  dafs,  gemäfs  jener  Bestimmung 
der  KubikeUe  zu  320  Log,  aus  dem  vorher  aufgefOhrten  Werte  A  des 
Epha  eine  Elle  von  559,4  Millim.,  und  aus  dem  Werte  B  eine  solche 
TOD  544,74  MiUim.  sich  herleitet.  Nun  ist  weiter  (S.  442  f.)  gezeigt 
worden,  dafs  die  einzige  anderweit  bezeugte  Elle,  welche  zu  einem 
dieser  beiden  Werte,  und  zwar  zu  dem  kleineren,  pafst,  die  rabbinische 
von  25  Fingerbreiten  »s  547  Millim.  ist  Legen  wir  nun  diese  behufs 
Berechnung  des  Epha  zu  Grunde,  so  erhalten  wir 
(I)  67,3  Sextare  —  36,82  Liter. 

Es  ist  nun  aus  diesen  verschiedenen  Ansätzen  das  wahrscheinliche 
Resultat  zu  ziehen.  Auszuscheiden  sind  zunächst,  als  auf  nur  ober- 
flächlicher Schätzung  beruhend,  die  Werte  A  und  C,  welche  Qbrigens 


1)  Arcb.  3,  15, 3  p.  181,  20  Bekker.:  Kou^cd-erros  a^^ov  xazä  xrjp  io(nriv 

ik  Kai  Tqi&icovTat  Arrtxol  8i  tecaa^axopra  ak)  avSüs  MXfiriat  zdtv  U(t8afy 
n^iftvoy  Sy  ^aytüv,  Dals  die  überlieferte  Lesart  verderbt  ist,  zeigt  der  Augen- 
schein, denn  70  hebräische  Kor  können  in  keiner  Weise  mit  41  attischen  rae- 
dinmen,  welche  wiederum  31  siciiischen  gleich  sein  sollen,  verglichen  werden, 
>He  Herzfeld  MetroL  Voruntersuch.  U  S.  64  richtig  bemerkt.  Es  braucht  aber 
loch  nur  ovToc  als  Einschiebsel  erkannt  und  xal  zu  x6(^  verbessert  zu  wer- 
<ien,  um  weiter  zu  sehen,  daCs  Josephos  nicht  fiiStfiyot,  sondern  nur  uoStoi 

Eaeint  haben  kann  (vergl.  die  einander  so  ähnlichen  Kompendien  dieser  neiden 
Cse  Metrol.  Script  1  p.  170).  Ich  lese  also  fioSiot  di  JSixtXol  fUy  dctv  ek 
*6(fOi  r^icatovra,  jivtixol  Si  rsaaa^axovra  ak.  Der  ^ixaXixos  ftoBtos  ist 
^  hebräische  Saton,  der  j^xTixoe  der  römische  Modius.  Die  aus  Vergleichung 
des  phönikisdi-hebraischen  und  des  attischen  Systems  hergeleiteten  Wahrschein- 
lichkeitsgründe, welche  noch  besonders  für  diese  Verbesserung  sprechen,  sind 
>Q8  der  späteren  Auseinandersetzung  über  den  siciiischen  Medimnos  zu  ent- 
nehmen (§  56,  2). 


456 


HEBRÄISCHES  SYSTEM. 


144,1«.  IL 


gegenseitig  zu  dem  Mittelbetrage  von  66  Sextaren,  d.  i.  zu  dem  Werte 
D,  sich  ausgleichen.  Hieran  schlielsen  sich  als  Modifikationen  dessdbes 
Wertes  die  Beträge  F  und  G.  Im  Vergleiche  mit  D  ist  dann  der  Wert 
H  als  Minimalbetrag  anzusehen,  d.  h.  das  Epba  war  schwerlich  kleiner 
als  65,6  Sextare,  wahrscheinlich  aber  nodoL  etwas  grOfiser.  Aach  der 
Werth  I  kann  zu  Gunsten  des  höheren  Betrages,  wenn  auch  nur  mit 
bedingter  Gültigkeit,  herbeigezogen  werden.  Die  Entscheidung  aber 
liegt  in  der  Vergleichung  mit  dem  ägyptischen  Malse  unter  E.  Wenn 
das  heilige  Hin  des  Epiphanios  zum  gewöhnlichen  hebräischen  Hin  in 
kein  anderes  Verhältnis  ak  9: 12  gesetzt  werden  kann,  und  daserstere 
als  Betrag  von  10  ägyptischen  Hin  angesehen  werden  mufs,  so  folgt 
mit  Notwendigkeit,  dafs  das  letztere  12babylonischeSechzi  gstel 
gehalten  habe,  mithin  das  Log  und  entsprechend  die  grörseren  hebrih 
sehen  Mafse  nicht  blors  dem  Ursprünge  nach,  sondern  auch  im  späteren 
wirklichen  (^brauche  der  babylonischen  Norm  entsprochen  haben. 

Wir  setzen  also  den  Wert  B,  welcher  durch  den  Wert  E  in  ähn- 
licher Weise  kontrolliert  wird,  wie  es  oben  (§  42, 8)  gezeigt  worden  ist, 
als  den  faktischen  Betrag  des  hebräischen  Epha,  vorausgesetzt,  daß 
dasselbe  sorgfältig  geeicht  war,  und  bestimmen  die  Fehlergrenze  zwi- 
schen 36,59  Liter  (nach  S.  366  höchster  Betrag  der  ägyptischen  Artabe) 
und  36,11  Liter  (Mab  von  66  Sextaren). 

Es  folgt  hiernach  die  Gbersicht  der  hebräischen  Mafse  in  ab- 
steigender Reihe.  Das  genaue  Mafs  giebt  die  Rubrik  unter  Liter,  wäh- 
rend die  Beträge  in  Sextaren  zu  dem  eben  aufgeführten  Minimalsatze 
abgerundet  sind. 


Log 

Sextare 

Liter 

Ghomer,  Kor  . 
Letech    .    .    . 
Epha,  Bath     . 
Sea,  Saton .    . 
Hin    ...    . 
Heiliges  Hin    . 
AssaroQ,  Omer 
Kab   ...    . 
Log    ...    . 

720 

360 

72 

24 

12 

9 

7,2 
4 
1 

660 

330 

66 

22 

11 

363,7 
181,85 
36,37 
12,12 
6,06 
4,55 
3,637 
2,021 
0,505 

Eine  vergleichende  Übersicht  der  hebräischen  Hohlmalse  (rom 
Epha  abwärts)  mit  den  ägyptischen,  babylonischen  und  persischen  ist 
am  Schlüsse  dieses  Handbuches  in  Tab.  XXI  zusammengestellt 

11.  Obgleich  über  die  hebräischen  Gewichte  und  im  Zusam- 
menhang damit  über  die  makkabäischen  und  späteren  MOnzen  eine 


144,11.  GEWICHTE.  457 

reiche  Anzahl  von  Voruntersuchungen ,  und  darunter  mehrere  von 
kster  Autorität,  vorliegen^),  so  stellte  sich  doch,  ähnlich  wie  bei  dem 
Längen-  und  HoUmafse,  die  Notwendigkeit  einer  ausführlicheren  Dar- 
stellung heraus.  Dabei  haben,  wenn  wir  nicht  irren,  mehrere  wesent- 
liche Berichtigungen  und  Nachträge  sich  ergeben. 

Das  hebräische  Wort  für  Gewicht,  sheqd,  bezeichnete  schon  zu 
Abrahams  Zeiten  im  engern  Sinne  das  bestimmte  Gewicht  Silbers, 
welches  als  Einheit  den  Preisbestimmungen  zu  Grunde  lag  (§  42, 13). 
Dieser  Gewichtsbetrag  war  das  Vierfache  einer  kleineren  Einheit.  Denn 
gemäis  dem  schon  damals  in  Vorderasien  gültigen  Wertv^hältnisse 
zwischen  Gold  und  Silber,  nämlich  13  V3  : 1 9  bildete  das  Viertel  eines 
hebräischen  Silbershekels  das  Äquivalent  des  sechzigsten  Teiles  eines 
schweren  babylonischen  Goldshekels  (§  43,  2).  In  halben  Shekeln 
Silbers  war  die  Kopfsteuer  ausgeschrieben,  welche  das  Volk  Israel  zur 
HersteUung  der  silbernen  Fttfse  und  der  Säulenknäufe  der  Stiftshütte 
ao&abringen  hatte.  ^)  Da  die  Zahl  der  steuerpflichtigen  Gemeindemit- 
glieder auf  603  550  und  der  eingekommenen  Summe  auf  100  Talente 
und  1775  Shekel  angegeben  wird,  so  berechnet  sich  hieraus  3000 
ab  die  Zahl  der  Shekel,  welche  auf  ein  Talent  gingen.  Das  Talent 
hiels  kikkdr,  die  Scheibe,  so  genannt  von  der  kreisrunden ,  scheiben- 
formigen  Gestaltung,  welche  die  entsprechenden  Metallbarren  im  Gu(s 
erhielten.») 

Die  Einteilung  des  Talentes  in  3000  Shekel  ist  aus  der  babyloni- 
schen Währung  herttbergenommen  (§  42,  12);  eigentümlich  jedoch 

1)  Böckh  S.  51—65,  dem  Wioer  im  Biblischen  Realwörterbuch  und  Buosen 
in  der  Vorrede  seines  Bibelwerkes  I  S.  GGGLXXn  ff.  folgen,  Queipo  I  p.  90—118, 
Brandig  S.  55—57.  59.  95—99. 102—104. 160,  Lenormant  I  p.  108  f.,  G.  Gayedoni 
NuDusaiatiea  biblica,  Modena  1850,  derselbe  Biblische  Numismatik,  aus  d^m 
Italienischen  übersetzt  und  mit  Zusätzen  versehen  von  A.  v.  Werlhof ,  2  Teile, 
Htnnover  1855  u.  56,  M.  A.  Levr  Geschichte  der  jüdischen  Münzen,  Breslau  1862, 
B.  Zuckermann  Über  talmndische  Gewichte  und  Münzen,  Breslau  1862,  L.  Herz- 
feld Metrologisehe  Voruntersuchungen  zu  einer  Geschichte  des  ibraischen  resp. 
»itifidischen  Handels,  I.Heft,  Leipzig  1863,  F.W.  Madden  History  of  Jewish 
Zulage,  London  1864,  W.  M.  L.  de  Wette  Lehrbuch  der  hebräisch-jüdischen  Ar- 
düologie,  4.  Aufl.,  Leipzig  1864,  S.  248—254,  G.  F.  Keil  Handbuch  der  biblischen 
Archäologie,  2.  Aufl.,  Frankfurt  a.  M.  1875,  S.  599—602.  607—613.  —  Erw&hnt 
^  auch  A.  Hager  Die  Münzen  der  Bibel,  Stuttgart  1868,  der  jedoch  kaum  irgend 
etwas  Brauchbares  bietet  und  Tiele  Irrtümer  sich  zu  Schulden  kommen  läfet 
(man  kontrolliere  z.  B.  S.  5  die  für  Mine  und  Talent  angeführten  Belegstellen). 

2)  2  Mos.  38,  25—28  yergl  mit  cap.  30, 13.  15. 
^   3)  Josephos  Archäol.  T 

^  ixovca  fAvas  inoftov^ 

J«w?v  fteraßaXlSfUPOtf  yX( ,, 

S*  12,  Zuckermann  S.  7,  Brandis  S.  78  f. 


458  HEBRÄISCHES  SYSTfilL  i  44.  u. 

ist  dem  altbebräischen  Systeme,  welches  wir  im  folgenden  das  Mo- 
saisch e  nennen,  zunächst  das  Fehlen  der  Mine.  Abraham  kauft 
Ephrons  Acker  für  400  Sbekel  Silbers,  er  empfilngt  als  Entschädigung 
von  Abimelech  1000  (Sbekel)  Silbers;  Benjamin  erhält  von  Joseph 
300  (Sbekel)  Silbers  als  Geschenk;  Moses  ninmit,  aufser  der  eben 
erwähnten  Steuer  von  100  Talenten  und  1775  Shekeln,  bei  anderem 
Anlais  ein  Lösegeld  von  1365  Shekeln  ein;  eine  männhche  Person, 
die  sich  dem  Heiligtum  gelobt  hat,  desgleichen  ein  Acker,  der  ein  Ctio- 
mer  Gerste  trägt,  werden  nach  dem  Mosaischen  Gesetz  zu  50  ShekelB 
Silbers  geschätzt;  Achan  unterschlägt  von  der  Beute  200  Sbekel  S3- 
bers;  Abi  Melech,  der  Sohn  Jerub  Baals,  ertiält  von  seinen  BrQden 
70  (Sbekel)  Silbers;  die  Fürsten  der  Philister  versprechen  Delilahein 
jeder  1100  (Sbekel)  Silbers,  wenn  sie  den  Verrat  an  Simson  voUf&hren 
würde;  Micha  steUt  seiner  Mutter  1100  heimhch  entnommene  (Sbekel) 
Silbers  zurück,  und  von  dieser  Summe  werden  200  Silberstacke  vu 
Anfertigung  eines  Götterbildes  verwendet;  David  bezahlt  eme  Tenne 
und  ein  Rind  mit  50  Shekeln  Silbers;  Salomon  läfst  ägyptische  Wagen 
für  je  600  und  Pferde  für  je  150  (Sbekel)  Silbers  kaufen;  König  Meni- 
hem  legt  den  Begüterten  eine  Kopfsteuer  von  je  50  Sbekel  Silben  auf, 
um  eine  vorher  gezahlte  Kontribution  von  1000  Talenten  Silbers  wie 
der  einzubringen;  endUch  im  Hohen  Lied  vrird  das  Erträgnis,  wekhes 
ein  Weinbergshüter  abzuUefem  hat,  auf  1000  (Sbekel)  Silbers  und  der 
Hüterlohn  auf  200  (Sbekel)  geschätzt  i) 

Aber  nicht  blofs  bei  Zahlungen  und  Preisbestimmungen  hat  die 
Mosaische  Ordnung,  unter  Verzichtleistung  auf  die  Mine,  mit  Taleotea 
und  Shekeln  der  Silberwährung  sich  begnügt,  sondern  genau  nach 
demselben  Fufse  und  nach  denselben  Nominalen  das  Abwägen  aller 


1)  Die  Belegsteüen  sind  nach  der  Reihenfolge  obiger  Angaben:  1  Mon.2S,  Ut 
20, 16.  45,  22;  4  Mos.  3, 46-50;  3  Mos.  27,  3. 16;  Jos.  7,  21;  Rieht  9,4. 16,1. 
17,  2—4;  2  Sam.  24,  24;  1  Kön.  10,  29;  2  Kön.  15,  19  f.;  Hohes  Lied  8,  tlf 
Auch  2  Sam.  18, 11  f.  kann  passend  angefahrt  werden,  wo  ein  MaiiB  am  4m 
Volke  auf  das  Angebot  von  10  (Shekeln)  SUbers  für  die  T6tung  AbsakMBi  e^ 
widert,  dafs  er  nicht  am  1000  Shekel  die  Band  an  den  Sohn  des  Kövip  lege* 
wQrde.  Die  hier  gegebene  Übersicht  macht  nicht  den  Anspruch  auf  VoUstiiäg- 
keit,  da  nur  das  Wesentlichste  hervorgehoben  werden  sollte.  Kleinere  SaauMfi 
von  Shekeln,  welche  unterhalb  des  Betrages  einer  Mine  bleiben,  werdeo  nicht 
minder  häufig  erwähnt.  Vergl.  Madden  p.  2  nnd  die  hierher  gehörigen  Angakfl 
in  dem  summarischen  Stellennachweis  bei  Hager  Die  MQnzen  der  Bibel  S.  11 
—  Das  Wesen  dieses  ältesten  Tauschverkehres  in  Silber  ist  bereits  von  MoTd^ 
(Phönizier  II,  3  S.  20  ff.  56  f.)  richtig  beurteilt  worden;  nur  irrt  er  (wie  aad 
neuerdings  wieder  Hager  a.  a.  0.  S.  2  f.)  in  der  Annahme  gestempdteo,  d.  l  ge- 
mflnzten,  Geldes. 


141,11.12.  GEWICHTE.  469 

Metalle,  ja  überhaupt  aller  Waren  geregelt  Zur  AusschmQckung  der 

Stiftshütte  wurden  im  ganzen  dem  Gewicht  nach  verwendet  ^) 

29  Talente    730  Shekel  Goldes 

100       „       1775      „      Silbers 

70       „       2400      „      Erzes. 

Ausdrücklich  wird  hier  für  Gold  und  Silber  das  gleiche  Gewicht, 
Dämlich  der  Shekel  des  Heiligtums  (§  44, 12)  angegeben,  nicht  minder 
in  dem  ausführlichen  Berichte  über  die  Opfergaben,  welche  die  Fürsten 
der  12  Stämme,  im  Gesamtbetrage  von  2400  Shekeln  Silbers  und 
120  Shekeln  Goldes  'nach  dem  Shekel  des  Heiligtums^  darbringen  2), 
iogleichen  auch  für  Spezercien  in  den  Vorschriften  zur  Bereitung  des 
heiligen  Salböles  je  zweimal  500  und  250  Shekel  des  Heiligtums.  ^) 
Hieran  reiht  sich  die  Vorschrift  des  Ezechiel,  der  in  allem  die  alte 
Mosaische  Ordnung  wieder  herzustellen  bestrebt  ist,  dafs  die  tägliche 
Speise  auf  das  Gewicht  von  20  Shekel  beschränkt  sein  solle.  ^)  Nicht 
minder  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  in  dem  Berichte  über  die  von  Jakob 
der  Rebekka  überreichten  Geschenke,  nämlich  einen  Nasenring,  einen 
halben  Shekel  schwer,  und  zwei  Armringe,  10  Shekel  schwer,  das 
Mosaische  Gewicht  zu  verstehen  ist.^) 

Dagegen  ist  wohl  anzunehmen,  dafs  die  'goldene  Zunge'  aus  der 
Beate  Jerichos,  welche  50  Shekel  wog  ^),  nach  babylonischem  Gold- 
gewichte justiert  war;  immerhin  aber  beweist  die  Zählung  von  50  She- 
keln, dafs  die  Israeliten  in  jenen  Zeiten  Gewichtsangaben  nach  Minen 
▼ermieden. 

Auch  in  dem  eigentümlichen  System  eines  kleinen  Talentes  und 
Sbd^els,  welches  weiter  unten  zu  besprechen  ist  (§  44,  14),  fehlt  die 
Mne. 

12.  Shekel  bedeutet  allerwärts  das  Doppelte  einer  Einheit;  doch 

1)  2  Mos.  38,  24—31.  losbesondere  wird  noch  1  Talent  feinen  Goldes 
ebenda  37, 24  erwähnt  Anlangend  das  Silber  zei^t  38, 27,  dafs  die  100  Talente, 
wdche  kurz  vorher  als  Geldsumme  aufgeführt  sind,  dann  als  Gewicht  genom- 
iMD  werden.  Nicht  beizastimmen  ist  dem  Josephos  Archioi.  3,  8,  10,  der  10 
Dardken  setzt,  wo  der  Bericht  im  4.  Buche  Mose  7,  14  ff.  je  10  Shekel  Goldes, 
und  zwar  nach  dem  Gewichte  des  Heiligtums,  wie  Vs.  86  ausdrücklich  steht, 
ugiebt  Das  Doppelte  des  Dareikos,  n&mlich  das  Sechzigste!  der  schweren 
babylonischen  Mine  im  Betrage  von  16,37  Gr.,  nimmt  Brandis  S.  102  als  das 
Gewicht  des  Mosaischen  Shekels  Goldes  an. 

2)  4  Mos.  7, 10—88. 

3)  2Mo8.  30,  23f. 

4)  Ezech.  4, 10.  Vergl.  Gavedoni  S.  148  f..  Hager  Die  Münzen  der  Bibel 
S.  13  Anm.  2. 

5)  1  Mos.  24,  22.  47. 

6)  Jos.  7,  21. 


460  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  f  u. iiis. 

kaoD  dieses  Doppelte  selbst  wieder  zur  Einheit  werden  und  aus  sich 
heraus  einen  doppelt  so  schweren  Shekei  bilden,  ganz  ähnlich  wie  im 
babylonischen  System  das  leichte  Gewicht  inuner  ein  doppeltes  neben 
sich  hat  Der  Mosaische  Shekei  oder,  wie  er  im  Pentateuch  wiederholt 
genannt  wird,  der  'Shekei  des  Heiligtums*  i)  war  das  Vierfache  der  nr- 
sprQnglichen  Silbereinheit,  mithin  eine  Verdoppelung  zweiten  Grades; 
aber  daneben  ist  die  Erinnerung  an  den  entsprechenden  leichten  Shekei 
nie  ganz  geschwunden.  Der  Einheitssatz  der  Kopfsteuer  war  ein  solcher 
leichter  Shekei,  nur  dafs  er  unter  strengem  Festhalten  an  der  einmal 
eingeführten  Währung  als  halber  Shekei  des  Heiligtums  bezeichnet 
wird.  2)  Durch  nochmalige  Halbierung  kam  man  zum  Viertelshekei, 
einem  ebenfalls  bereits  in  ältester  Zeit  im  Umlauf  befindlichen  Silber- 
stücke.') 

Decimal  wurde  der  leichte  Shekei  in  g&äh  (eigentlich  BohneD, 
Kömer)  geteilt  Mithin  hatte  der  schwere  Shekei  20  Gera,  und  zwar 
schon  nach  der  Mosaischen  Ordnung.«)  Auch  diese  Teilstücke,  so  kleiB 
sie  waren,  sind  jedenfalls  in  Silber  ausgebracht  worden.^) 

13.  Ein  Silbergewicht,  dessen  Betrag  bisher  nicht  näher  hat  be- 
stimmt werden  können,  ist  die  quUdh.  Und  doch  liegt  eine  auf  Limi- 
tation beruhende  Schätzung  nicht  aufser  dem  Bereiche  der  MöglichkeiL 
Zu  Hiob  kommen,  nachdem  Jahve  ihm  seine  Gnade  wieder  zugewendet 

1)  2  Mos.  30, 13.  24.  38, 24-26;  3  Mos.  5, 15.  27, 3.  25;  4  Mos.  3, 47  n. 50. 
7, 13—86.^18, 16.  Ver^l.  Böckh  S.  60  f.,  der  die  ObereetiuogeD  der  Septnaginta 
cixioe  6  ayicß,  ürad'ftos  o  ayios,  ma&fUa  rä  ayut  zusammeiisteUt 

2)  2  Mos.  30, 13.  38, 26.  Als  eigene  BenennoDg  für  den  halben  Shekei  findet 
sich  beqah  1  Mos.  24,  22;  2  Mos.  38, 26,  an  leUterer  Stelle  mit  der  nachtrighch 
beigefügten  Erklirunff  *Htlfte  des  Shekels  nach  dem  Shekei  des  Heiligtotf*. 

3)  1  Sam.  9,  8.   VerffL  Gayedoni  S.  8,  Brandis  S.  78  Anm.  5. 

4)  2  Mos.  30, 13;  3  Mos.  27,  25;  4  Mos.  3,  47.  18,  16.  Brandis  S.  97  (M 
den  Mosaischen  Shekei  als  V>  des  schweren  babylonischen  Silbtfstaters  taf 
(§  42, 12),  welcher  letztere,  entsprechend  dem  Goldshekel,  in  DreiCsigstel  geteOt 
worden  sei;  daher  habe  der  hebräische  Shekei  20  Gera  erhalten.  Auch  die 
Glosse  bei  Suidas  cüeXov  a^/v^lofr  «'*  Mofva^  frjciy  ip  t^  naXeuq  s^eut 
ebenfalls  die  Teilung  des  Shekels  in  20  Gera  zu  meinen;  nur  dafs  ein  ify»- 
qiov  mm  4  Gera  bisher  noch  nicht  nachgewiesen  ist  (ein  kleines  o^yiMOf  hi 
Gewicht  von  \^U  HHqua  —  0,331  Gr.  ist  Metrol.  Script  U  p.  164  angenhrt). 

5)  Der  Schlufs  ex  silenäo  ist  hier  in  Anbetracht  der  Genauigkeit,  mit  wel- 
cher die  mosaische  Gewichtsordnung  uns  überliefert  ist,  wohl  anwendbar.  Die 
Ausbringung  in  minderwertigem  Metall  würde,  wenn  sie  stattgefunden  bitte, 
sicher  erwähnt  worden  sein.  Dazu  kommt  die  Analoffie  der  ältesten  Silber* 
Prägungen,  welche  selbst  noch  kleinere  Teilstücke  als  die  hebräische  Gera 
{mm  0,75  Gr.)  repräsentieren.  Yergl.  Brandis  S.  116.  131—137.  141—143.  145. 
147.  151  f.,  und  in  diesem  Handbuch  S.  190.  218  f.  Als  Gera  ist  wahrschein- 
lich die  1  Sam.  2,  36  erwähnte  Agora  Silbers  (agSrath  keseph)  zu  cfkliren. 
Über  die  verschiedenen  Ableitungen  dieses  Wortes  vergl.  Herzfeld  Metrologtiche 
Voruntersuchungen  I  S.  7. 


144,18.  GEWICHTE.  461 

bat,  alle  seine  Brüder,  Schwestern  und  Bekannten  und  jeder  giebt  ihm 
eine  Kesita  und  einen  goldenen  ReifJ)  Diese  Geschenke  sind  nach 
dem  Charakter  der  Dichtung  typisch  zu  nehmen.  Wir  haben  also  zu 
fragen,  welcher  Betrag  für  ein  solches,  auch  sonst  übliches  Ehren-  und 
Freundschaftsgeschenk  yorauszusetzen  sei.  Die  Deutung  der  Kesita 
als  Shekel  ist  von  yomherein  ausgeschlossen;  denn  ein  Almosen  woll- 
ten weder  noch  durften  dem  wieder  begüterten  Hiob  seine  Verwandten 
und  Freunde  anbieten.  Es  ist  ein  althergebrachter  orientalischer 
Brauch,  dafs,  wenn  Geschenke  in  Gold  und  Silber  gegeben  werden, 
der  Wertbetrag  in  beiden  Metallen  annähernd  der  gleiche  ist>)  Setzen 
wir  eine  solche  Übereinstimmung  auch  betreffs  der  an  Hiob  über- 
reichten Gaben  voraus  uud  vergleichen  v?ir  den  Wert  der  Geschenke, 
welche  Jakob  der  Rebekka  darbrachte  (S.  459),  so  wird  das  Gewicht  je 
eines  dem  Hiob  geschenkten  Goldreifes  zwischen  einem  halben  und 
fünf  Shekeln  Goldes^)  zu  begrenzen  sein.    Dazwischen  liegt  noch 

1)  Hiob  42,  11.  FOr  'Reif  steht  im  Urtext  dn,  was  bekaontlich  1  Mos. 
24, 22  vergl.  mit  Vs.  47  und  Jes.  3,  21  (tjKrr  *«mn  lOs  'Nasenriog'  zu  fassen  ist. 
Doch  ist  es  keineswegs  ausgemacht,  dals  das  Wort  an  allen  fibrigen  Stellen, 
wo  es  sich  ohne  näheren  Beisatz  findet,  diese  engere  Bedeutung  habe;  viel- 
mehr scheint  ebensowohl  auch  ein  Ohrring,  vielleicht  auch  ein  Stirnreif,  darunter 
Tentanden  worden  zu  sein  (verffl.  Gesenius  im  Thesanr.  s.  v.).  Wie  dem  auch 
sei,  jedenfalls  dürfte  die  obige  Vergleichnng  jedes  einzelnen  dem  Hiob  darge- 
bnehten  Goldgeschenkes  mit  dem  Gesamtgewicht  der  der  Rebekka  überreichten 
Oabe  nicht  unberechtigt  sein. 

2)  YergL  Brandts  S.  70  f.,  unten  }  45. 9,  und  als  Beweis,  dafs  diese  Tradition 
bis  in  spätere  Zeiten  sich  fortgepflanzt  hat,  oben  }  39,  4.  Natfiriich  kommen 
andi  anderweitig,  abgesehen  von  Schenkungen,  Ansätze  dieser  Art  vor.  Sanherib 
legt  dem  Hiskiah  30  Talente  Goldes  und  300  Talente  Silbers  als  Tribut  auf. 
Es  wird  sich  unten  (f  44, 15)  zeigen,  dafe  die  300  Silbertalente  hebräische  sind, 
also 400  babylonischen  ent^recben.  Nun  würden  schon  dreihundert  baby- 
loniiehe  Talente  dem  legalen  Werte  von  30  Goldtalenten  entsprochen  haben. 
KoDtribationen  aber  werden  m  der  Regel  nach  der  bei  dem  besiegten  Volke 
nbUdien  Währung  auferlegt.  Indem  nun  auch  in  diesem  Falle  das  zehnfache 
Noninil  in  Silber  verlangt  wurde,  ergaben  sich  zum  Vorteile  des  Siegers  noch 
100  Talente  mehr,  als  bei  babylonischer  Währung  herausgekommen  sein  worden. 
Der  Bericht  über  Davids  angeblidien  Schatz  1  Ghron.  23, 14  (hunderttausend 
Talente  Goldes  and  eine  Million  Talente  Silbers)  ist  bereits  von  Brandis  S.  71 
dünkterisiert  worden.  Selbst  in  dem  Berichte  über  die  von  den  Fürsten  der 
12  Stimme  dargebrachten  Opfergaben  (4  Mos.  7, 10—88)  dürfte  ein  analoges 
Verhältnis  zu  erblicken  sein,  wenn  man  berücksichtigt,  dals  in  den  goldenen 
Kellen  von  je  10  Shekeln  Gewicht  kostbares  Räucherwerk  enthalten  war.  wäh- 
rend die  silbernen  Schüsseln  und  Schalen  von  zusanunen  je  200  Shekdn  Ge- 
dieht nur  mit  Opfermehl  und  Ol  gefüllt  waren.  Über  die  hohen  Preise  seltener 
Arome  und  Salben  noch  in  späterer  römischer  Zeit,  denen  in  früherer  Zeit  wahr- 
^teudich  eine  noch  höhere  Wertschätzung  vorangegangen  ist,  vergL  Movers 
Wnizier  H,  3  S.  100  f.  Die  Anwendung  eines  kleinen  Goldtalentes  beim  Ab- 
^vigen  Yon  Räucherwerk  ist  oben  1 19,  2  besprochen  worden. 

3)  An  der  S.  459  Anm.  5  angeführten  Parallelstelle  werden  zwei  Armbänder 


462  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §44,u. 

ein  weiter  Spielraum;  aber  wir  haben  zunächst  doch  so  viel  gewon- 
nen, dafs  wir  nun  wissen,  die  Kesita  müsse  mindestens  5  Shekd 
Silbers  (das  Gold  zum  zehnfachen  Werte  des  Silbers  gerechnet)  g^ 
halten  haben,  nach  aller  Wahrscheinlichkeit  aber  noch  mehr.  Die  Be- 
grenzung nach  unten  wie  nach  oben  können  wir  noch  etwas  enger 
ziehen  nach  Mafsgabe  des  Preises  von  100  Kesita,  welchen  Jakob  fUr 
Erwerbung  eines  Stackes  Land,  auf  dem  er  sich  sefshaft  machte, 
zahlte.  0  Dieser  Grundbesitz  kann  kein  kleiner  gewesen  sein,  jeden- 
falls  war  er  weit  gröfser,  als  der  Begräbnisplatz,  welchen  Abraham 
Yon  Ephron  für  400  Shekel  kaufte.  2)  Wir  haben  also  in  der  Kesita 
der  Patriarchenzeit  einen  Silberbetrag,  der  4  Shekel  merklich  über- 
stieg. Andererseits  aber  mag  die  von  Jakob  gezahlte  Summe  weniger 
als  ein  Talent  betragen  haben,  da  sonst  dieses  Nominal  schwerlich  na- 
erwähnt  geblieben  wäre.  Auch  dürfen  wir  nicht  einen  für  die  paui- 
archaüsche  Zeit  unverhältnismäfsigen  Betrag  baren  Silbers  als  zu  dem 
Ankauf  verwendet  voraussetzen.  ^)  Nehmen  wir  nun  vermutungsweise 
das  Sechsfache  des  einst  von  Abraham  gezahlten  Preises  an,  so  kommt 
die  Kesita  auf  den  Betrag  von  25  Shekeln,  d.  h.  einer  Mine  des  loch- 
ten Shekels  (§  44,  12),  und  entsprechend  die  Hiob  dargebrachten  Ge- 
schenke auf  je  25  Shekel  in  Silber^)  und  2V2  Shekel  in  Gold,  was 
durchaus  annehmbare  Mittelbeträge  sind. 

Sicherlich  würde  es  weniger  wahrscheintich  sein ,  die  Kesita  auf 
50  mosaische  Shekel  und  somit  die  von  Jakob  für  den  Landankauf  ge- 
zahlte Summe  auf  5000  Shekel  =  l^/a  Talent  anzusetzen. 

Die  Bestimmung  im  3.  Buch  Mose  (27,  16),  dafs  ein  Acker  voo 
1  Chomer  Aussaat  für  die  ganze  Periode  des  Jobeljahres  auf  50  Shekel 

Ton  zasammen  10  Shekeln  Gewicht  erwähnt  Wir  setzen  aber  zar  Berechmtaf 
des  Maximums  nur  die  Hälfte  dieses  Betrages  ein,  weil  wir  den  Gesamtwert 
jeder  einzelnen  dem  Hiob  dargebrachten  Gabe  (zor  Hälfte  Goldes-  zor  Hälfte 
Silberwert)  mit  dem  erwähnten  Geschenke  Jakobs  vergleichen.  Bei  AbscbätziBf 
des  Minimums  war  ein  dem  Hiob  dargebrachter  Goldreif  ungeteilt  mit  dem  S.  459 
erwähnten  Nasenring  zu  vergleichen. 

1)  t  Mos.  33, 19,  Jos.  24,  32. 

2)  1  Mos.  23, 15  f.  (vgl.  oben  j(  44, 11).  Gesenius  im  Thesaurus  unter  ^^Vp 
stellt  diese  Preisangabe  mit  der  in  voriger  Anmerkung  citierten  gleich  ond  ge- 
langt dadurch  zu  dem  Ansätze  der  Kesita  auf  etwa  4  Shekel. 

3)  In  einer  weit  späteren  Epoche  (im  J.  899)  kaufte  der  König  Omri  itn 
Berg,  auf  welchem  er  dann  die  Stadt  Samaria  gründete  (der  vermutlich  toiher 
nur  als  Weide  gedient  halte),  für  2  Talente  Silbers  (1  Kön.  16,  24). 

4)  Dieser  Betrag  (—  373  Gr.)  ist  zu  vergleichen  mit  der  Ubra  argemä 
(a.  327,5  Gr.),  welche  in  weit  späterer  Zeit  in  Kom  ein  fibliches  Freundscbafls- 
geschenk  war  (}  20,  6).  Als  verwandtes  Gewicht  kommen  hi  Betiacbt  die 
punischen,  etwa  363  Gr.  schweren  goldenen  Schalen,  über  welche  oben  {  43, 5 
gesprochen  worden  ist. 


§44,18.14.  GEWICHTE.  463 

zu  taxieren  sei,  kann  nach  der  Verschiedenheit  der  Verhältnisse  und 
Zeiten  schwerlich  in  Beziehung  zu  dem  Kaufe  Jakobs  gesetzt  werden.^) 
Doch  zeigt  ein  ungeßAirer  Vergleich  wenigstens  so  viel,  dafs  wir  dem 
begüterten  Patriarchen  kaum  eine  zu  grofse  Zahlung  aufbürden,  wenn 
wir  sie  auf  das  Fttnfzigfache  jener  Mosaischen ,  auf  die  Verbähnisse 
des  gemeinen  Mannes  berechneten  und  überdies  aufserordentlich  nie- 
drigen Schätzung  ansetzen. 

Die  Kesita  war  nicht,  wie  zumeist  die  babylonische  Mine,  wo  von 
Zahlungen  die  Rede  ist,  blofs  der  Inbegriff  einer  gewissen  Zahl  von 
Teilstflcken,  sondern,  wie  aus  dem  Buche  Hiob  zu  ersehen  ist,  ein 
Silberbarren  von  dem  entsprechenden  Gewichte  2)  und  wahrscheinlich 
durch  ein  in  die  Gufsform  eingefügtes  Bild  verziert.^)  Sie  war  also  die 
Vorgängerin  der  späteren  Schaumünzen  und  Medaillons,  ähnlich  wie 
die  Shekel  und  ihre  Teilstücke  die  Vorläufer  der  später  kursierenden 
Münzen  sind. 

14.  Ein  Yon  dem  Mosaischen  abweichendes  Gewicht  wird  in  einem 
eigentümlichen  Zusammenhange  erwähnt  in  der  bekannten  Erzählung 
TOD  Absaloms  üppigem  Haarwuchs.  Wenn  ihm  sein  Haupthaar  ge- 
schoren wurde,  was  gemeiniglich  alle  Jahre  geschah,  denn  es  war  ihm 
zu  schwer,  so  wog  das  Abgeschnittene  200  Shekel  nach  dem  könig- 
lichen Gewichte. 4)  Wenn  auch  die  lebendige  HaarfüUe  das  Haupt  noch 
so  sehr  belasten  mag,  so  ergiebt  sie  doch,  wenn  sie  losgeschnitten  ist, 
nur  ein  geringes  Gewicht^)  Will  man  nun  weder  die  überlieferte  Zahl 

1)  Vergl.  Schrader  in  Riehms  Handwörterbueh  des  biblischen  Altertums  II 
S.484. 

2)  Die  25  Shekel,  welche  nach  unserer  Vermutung  eine  Kesita  ausmachen, 
eatsprechen  nach  den  unten  (}  44, 17)  gegebenen  Reduktionen  einem  Gewichte 
▼OD  373,3  Gr.  und  einem  SUberwerfe  Ton  67  Mark. 

3)  Madden  Jewish  coinage  p.  6  f.  bemerkt,  anknüpfend  an  die  Septuaginta, 
welche  qwädh  durch  a/iv6e  oder  ofivas,  Lamm,  übereetzen,  dals  zwar  die  als 
Belege  dafür  angefahrten  Mflnten  erst  aus  dem  5.  Jahrb.  v.  Chr.  stammen  und 
wahneheinlleh  nach  Kypros  gehören,  dals  aber,  wie  auch  Poole  meine,  die 
Tradition  der  Septuaginta,  welche  so  TortrefiFlich  mit  den  ägyptischen,  assy- 
rischen und  wahrscheinlich  auch  persischen  Löwen-  Stier-  und  Entengewichten 
mid  mit  der  Ableitung  des  lateinischen  peeunia  stimme,  nicht  ohne  weiteres 
abgewiesen  werden  dflrfe.  Damit  wflrde  ferner  auch  Tortrefflich  stimmen,  dafs 
in  den  historischen  Bfichem  seit  Moses,  der  alle  Tierbilder  verpönte,  die  Kesita 
Mt  mehr  vorkommt 

4)  %  Sam.  14,  26  (wörtlich:  200  Shekel  nach  dem  Steine  des  Königs). 

5)  Winer  Biblisches  Realwörterbuch  unter  Absalom  setxt  als  Maximum  eines 
jibttchen  Haarwuchses  16  Lot  (wohl  altes  Leipziger  Gewicht),  d.  i.  234  Gr., 
^  Wette  Hebr.-jOd.  Archiol.  S.  249  sehn  Lot  (ohne  anzugeben,  welche  Art  von 
Gewicht  gemeint  sei).  Thenius  im  exeg.  Handbuch  zu  2  Sam.  14,  26  vermutet 
«statt  der  Zahl  200  das  Zahlzeichen  für  20  und  berechnet  unter  dieser  Yoraus- 
•etzong  18  Lot  (altes  Dresdner  Gewicht)  —  263  Gr.,  einen,  wie  er  beinerkt, 


464  HEBRÄISCHES  STSTEBL  1 44,  u.  u. 

200  SDderD  noch  eine  UngeDauigkeit  oder  ObertreibaDg  in  dem  Be- 
richte annehmen,  was  beides  nicht  wahrscheinlich  ist,  so  bleibt  nur  der 
Ausweg  übrig,  die  erwähnte  Gewichtseinheit  als  eine  sehr  kleine  za 
deuten.  Da  bietet  sich  denn  ungesucht  dasjenige  Goldgewicht  dar, 
welches  im  phönikischen  System  gemäls  der  babylonischen  Norm  einem 
Silberstater  dem  Werte  nach  entsprochen  hat  ({  43,  2),  d.  i.  der  fünf- 
zehnte Teil  des  schweren  babylonischen  Sechzigstels  Goldes  im  Be- 
trage Ton  1,12  Gr.,  wonach  Absaloms  jährlicher  Haarwuchs  auf  224  Gr. 
sich  berechnet 

Demnach  ist  also  anzunehmen ,  dafs  der  Shekel  nach  dem  kOni^ 
liehen  Gewicht,  von  einem  Nachbarvolke  entlehnt  und  ursprQngiich  ab 
feines  Goldgewicht  dienend,  dann  auch  anderweitig,  etwa  bei  Abwägung 
von  Juwelen  und  überhaupt  da,  wo  es  auf  eine  recht  genaue  Gewichts- 
bestimmung  ankam,  verwendet  wurde.  Auch  zu  diesem  Shekel  gehörte 
als  Dreitausendfaches  ein  Talent  im  Betrage  von  3,36  Kilogr.;  denn 
dies  ist  sicherlich  das  Gewicht  der  goldenen  Krone  gewesen,  wekbe 
David  dem  KOnig  der  Ammoniter  von  dem  Haupte  nahm  und  dann  auf 
sein  Haupt  setzen  liefs.  ^) 

15.  Die  Erfolge,  welche  David  in  fast  ununterbrochenen  Kämpfen 
erreicht  hatte,  machten  es  möglich,  dafs  unter  seinem  Nachfolger 
Salomo  der  israelitische  Staat  aus  seiner  flrüheren  Abgeschlossenheit 
heraustrat  Ein  Anzeichen  des  seitdem  lebendigen  Verkehrs  mit  den 
Nachbarländern  erblicken  wir  auch  in  den  Währungsveriiältnissen. 

sehr  starken,  jedoch  nicht  nnglanblichen  Haarwuchs.  Epiphanios  hestinuate  d« 
Gewicht  von  Absaloms  Haar  anf  125  ciulo*  m  2  Drachmen  (d.  i.  Neronisdiei 
Denaren),  mithin,  wie  ansdrficklich  hinzngef&gt  wird,  auf  81 V«  römische  Uniei 
—  753  Gr.  (Metrol.  Script  I  p.  265, 15—24,  U  p.  104, 14—20,  SymmicU  I S.  2», 
U  S.  181.  195  f.),  und  ebenso  anch  Galmet  bei  Winer  a.  a.  0. 

1)  2  Sam.  12,  30.  Ein  gewöhnliches  hebräisches  Talent  von  125  rönusches 
Pfund  »  40,93  Kilogr.  nimmt  trotz  Gesenins'  Bedenken  Cavedoni  S.  1 38  d  Ann.  1 13 
als  Gewicht  dieser  Krone  an;  ähnlich  Thenins  im  Kommentar  m  der  Stelle  cii 
Gewicht  von  SSVi  Dresdner  Pfund  —  38,99  Kilogr.  Das  sind  offenbar  so  bobe 
Betrage,  während  eine  sehr  passende  Parallele,  wenn  auch  ans  viel  späterer  Zeit, 
das  Gewicht  des  Kranzes  bietet,  welchen  die  Karthager  der  Damareta  schenkten 
(S  43, 11),  nämlich  2,62  Kiloffr.  —  Beiläufig  erwähnen  wir  noch  die  AngibM 
über  Goliaths  Ausrüstung.  Sein  Schuppenpanzer  wog  nach  1  Sam.  17,5.7  fllDf- 
tausend  Shekel  und  die  eiserne  Klinge  seiner  Lanze  sechshundert  ShekeL  Wollte 
man  für  diese  Beträge  das  oben  ermittelte  königliche  Gewicht  zu  Grunde  legen, 
so  erhielte  man  5,60  Kilogr.  für  den  Panzer  und  672  Gr.  für  die  Lanzenspitie. 
Das  wären  aber  durchaus  nicht  aulserordenüich  hohe  Gewichte,  wie  man  oe 
doch  nach  dem  Charakter  der  ganzen  Erzählung  zu  erwarten  hat  Anderersati 
aber  wird  man  auch  die  Reduktion  nach  Mosaischem  Gewichte  (Panzer  •>  74,tt 
Kilogr.,  Lanzenspitze  8,96  Kiloffr.)  nicht  wahrscheinlich  finden  können.  Fasses 
wir  also  dabei  Beruhigung,  dafs  der  Berichterstatter  durch  die  Zahlen  5000  nad 
600  überhaupt  die  YorsteHung  eines  sehr  grofsen  Gewichtes  erwedien  woUte. 


1 44, 15.  GOLD-  UND  SILBERWÄHRUNG.  465 

Zwar  sind  schon  die  ältesten  Berichte  über  Saiomons  Einkünfte  und 
Aasgaben  sagenhaft  übertrieben  ^);  allein  soweit  die  Überlieferung  das 
System  der  Gewichte  Goldes  und  Silbers  betrifift,  ist  ihre  Zuverlässig- 
keit nicht  anzuzweifeln ,  da  sie  genau  den  Normen  der  babylonischen 
Wahrung  folgt >)  Die  jährlichen  Einkünfte  des  Königs  sollen  666  Ta- 
lente Goldes  betragen  haben.')  Da  das  hebräische  Talent  Silbers,  ganz 
wie  das  phOnikische  (S.419),  das  Wertäquivalent  von  8  leichten  Minen 
Goldes  darstellte  (§  42,  10),  so  ergiebt  sich,  dafe  die  Salomonischen 
666  Talente  Goldes,  je  nachdem  wir  sie  dem  leichten  oder  schweren 
babylonischen  Gewicht  zuordnen,  reduciert  sind  aus  5000  oder  aus 
10000  hebräischen  Silbertalenten.  Als  Teile  des  Talentes  werden  er^ 
wahnt  der  ShekeH)  und  die  Mine.^)  Letztere  mufs  notwendig  50  (nicht 
etwa  60)  Shekel  enthalten  haben,  da  es  sich  um  Talente  Goldes,  nicht 
om  kOnighches  babylonisches  C^wicht  handelt  (§  42,  12. 15). 

Demnächst  ist  zu  erwähnen,  dafs  König  Hiskiah  an  Sanherib 
30  Talente  Goldes  und  300  Talente  Silbers  als  Tribut  zu  zahlen  hatte.«) 
Die  Silbertalente  sind  wohl  sicher  hebräische,  entsprechen  also  400 
l^ten  babylonischen  Silbertalenten  (S.  418).  Weiter  würde  dann  an- 
zunehmen sein,  dafs  die  30  Talente  Goldes  ebenfalls  leichte  baby- 
lonische sind.  Die  assyrischen  Annalen  des  Königs  Sanherib  scheinen 
die  gleichen  Angaben  über  diesen  Tribut  zu  enthalten.  ^ 

Als  den  Juden  durch  Kyros  die  Rückkehr  aus  dem  Exil  gestattet 

1)  1  KöD.  cap.  9  und  10.  Insbesondere  werden  Beträge  in  Gold  erwähnt 
cap.9,14.  28,  cap.  10, 10.  14. 16. 17,  in  Silber  cap.  10,  29.  Des  Silbers  war  za 
jener  Zeit  soviel  wie  die  Steine  (10, 27)  und  man  achtete  desselben  nicht  (10, 21). 

2)  Vcrgl.  Brandis  S.  73.  97  f. 

3)  1  Kön.  10,  14. 

i)  1  Kön.  10, 16  (Gold),  10,  29  (SUber).  Da  es  200  Schilde  waren,  zu  deren 
jedem  600  Shekel  Gold  verwendet  worden,  so  berechnet  Brandis  S.  97  daraus 
die  Gesamtsamme  zu  120000  Shekeln  -■  40  Talenten. 

5)  1  Kön.  10, 17  (Gold).  Der  Gesamtaufwand  für  300  Schilde  zu  je  3  Minen 
^tmg  15  Talente  (Brandis  a.  a.  0.). 

6)  2  Kön.  18, 14.  . 

7)  Brandis  S.  74  Anm.  4  erwähnt  die  zuerst  von  Oppert  gegebene  (Jber- 
Setzung,  wonach  der  Tribut  in  Silber  vierhundert  Talente  betragen  habe, 
^^  Oppert  spater  ffir  einen  'Druckfehler'  erkl&rt  und  mit  der  Zahl  800  ver- 
Uiseht  hat  Letztere  Lesart  bestätigt  G.  Smith  Historv  of  Sennacherib,  London 
1878,  p.  63  f.  Daraus  folgert  Brandis  S.  10t,  dafs  bereits  im  assyrischen  Reiche, 
?je  s^ter  in  der  persischen  Prägung,  die  Hälfte  des  leichten  babylonischen 
^ekeis  im  Normalbetrage  von  5,61  Gr.,  welche  die  Griechen  als  medischen 
^os  bezeichnen  ($  45,  7.  8),  als  Einheit  eines  eigenen  'assyrischen*  Silber* 
j^Jentes,  der  Hälfte  des  leichten  babylonischen,  verwendet  worden  seL  Da  das 
Reichte  babylonische  Silbertalent  sich  zum  Mosaischen  wie  3:4  verhält,  so  steht 
^  'assyrische'  zum  Mosaischen  wie  3 : 8,  wie  auch  die  Lesart  800  ausweist. 
Also  auch  nach  dieser  Lesart  sind  die  30  Talente  Goldes  leichte,  wie  oben 
angenommen  worden  ist 

Bnlttek,  lf«trologie.  30 


46«  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §  44, 15. 

worden  war  und  die  VoHtögeiBeinde  sieb  langsam  und  unter  mancherlei 
Noten  neu  ordnete,  wurden  die  Rechnungen  Über  die  Wiedererbauiuig 
des  Tempels  wahrscheinHcb  ganz  naeh  persiecber  Wahrung  geführt 
Erwähnt  werden  aus  der  Bauperiode  536 — 516  Beitrage  Ton  61000 
Darkemon,  d.  i.  Dareiken,  und  5000  Minen  Silbers,  aus  der  Zeil  tob 
458—444  Einnahmen  von  650  und  100  Talenten  Silbers,  100  Talen- 
ten Goldes,  100  Adarkon,  d.  i.  wiederum  Dareiken,  endlich  weitere 
Beitrage  Ton  1000  und  zweimal  20000  Darkemon,  2200  und  2000 
Minen  Silbers J)  Eine  jahrliche  Kopfsteuer  zur  Aufbringung  4&r  Be- 
dürfnisse des  Gottesdienstes  wurde  auf  einen  Drittelshekel  festgesetzt') 
Die  Wiedererbauer  des  Tempels  rechneten  also  nicht  blofs  nach  per- 
sischen Dareiken  und  Talenten  Goldes  tou  3000  solcher  Dareiken,  son- 
dern Termutlich  auch  nach  babylonisch -persischen  Talenten  Silbers 
und  babylonischen  Stateren,  welche  der  Regel  nach  in  Drittd  geteilt 
wurden. 

Die  Angaben  des  ersten  Buches  der  Cbronika  Ober  Davids  Staats- 
haushak  sind  noch  weit  mehr  übertrieben 3)  als  die  vorerwähnten  Nach- 
richten von  Salomons  Sdiätzen.  Doch  ist  bemerkenswert,  dafs  der 
Verfasser  der  Cbronika  3  Minen  Goldes  zn  300  Shekeln  rechnet^),  also 
die  griechische  Einteilung  der  Mine  in  100  Drachmen  auf  hebillisciM 
Verhältnisse  überträgt.  Auch  das  Silber  ist  spater  so  gerechnet  worden. 
Minen  Silbers  werden  zuerst  von  Esra  (2, 6Qf)  und  Nehemia  (7, 71. 72) 
erwähnt.  Der  hundertste  Teil  einer  solchen  Mine  ist  die  Hälfte  des 
Mosaischen  oder  heiligen  Shekels  und  wird  von  den  Rabbinen 
der  gemeineShekel  genan  n  t.  ^)  Da  der  Mosaische  Shekel  ursprüng- 
lich 4  Silbereinheiten  enthielt  und  in  20  Gera  geteät  war,  so  war  die 
Annahme  eines  leichten  Shekels  von  2  Silbereinheiten,  d.  h.  nach  ^ 
terem  Sprachgebrauche  von  2  tyrischen  oder  attisch-römiscfaen  Drach- 
men, d.  i.  von  2  Denaren  (§  44, 17),  wohlberechtigt;  nur  bat  man  nicht 
etwa  ein  dem  Mosaischen  System  entgegengesetztes  Gewicht  oder  gar 


1)  Esra  2, 69.  8, 26,  Nehemia  7,70—72.  Yergl.  Gavedoni  Bibl.  NomiaiB.  fibei^ 
setzt  von  A.  y.  Werlhof  S.  91  f.,  Levy  Geschichte  der  jödisehen  Manien  S.  17-tt. 
Madden  Jewish  eoinage  p.  16—20.  Auch  1  Ghroa.  29,  7  werden  Adarkoo,  nad 
zwar  im  Betrage  von  10000,  erwähnt 

2)  Nehem.  10,  33.  Yeivl.  Brandts  S.  06. 104.  Spater  ist  die  Hdligtnmsteoer 
wieder  auf  einen  halben  Mosaischen  Shekel  erhöht  worden:  s.  unten  $52,4» 

3)  1  Ghron.  22, 14.  29, 4.  7,  Brandis  S.  71.  97.  Das  Nähere  s.  onten  {  44,  IS. 

4)  2  Ghron.  9, 16  vergl.  mit  1  Kön.  10, 17,  de  Wette  Hebr.-jddische  ArdOkh 
k>gie  S.  248  f.,  Keil  Biblische  Archäologie  S.  601. 

5)  Vergl.  Böckh  S.  61  f.,  de  Wette  a.  a.  0.  S.  249,  Keil  a.  a.  0.,  Zllcke^ 
mann  Talmudische  Gewichte  und  MQnzen  S.  9  f.  24. 


IHie.  GEWICHTE.  467 

eine  besondere  Silbennünze,  sondern  lediglich  eine  dem  griecbischea 
Vorbild  anbequemte  Ausdnicksweise  darin  zu  suchen.  Die  erste  natio* 
nak  Silberprflgung  unter  den  Makkabäern  brachte  denn  auch  kein 
anderes  Gewicht  als  das  Hosaisehe  zum  Ausdruck  (§  52,  2). 

16.  Die  Tendsenz,  nach  einer  Zeit  der  Verwiming  und  des  Ein- 
dringens fremdländischer  Einfltlsse  die  alte  Hosaische  Ordnung  mdg- 
Uchst  wiederherzustellen,  hegt  offenbar  auch  vor  in  der  vielbesprochen 
oen  Stelle  des  Propheten  Ezechiel  (45,  12)  über  die  Gewicl^.  Es 
ist  hier  nicht  der  Ort,  über  alle  die  Terschiedenen  Deutungsversuche 
11  berichten,  zu  welchen  sowohl  der  verderbte  masoretiscbe  Text  als 
die  ebenlalb  aus  getrübter  Quelle  geflossenen  alten  Obersetzuiigen 
Ankfs  gegeben  habend);  genug,  es  kann  keine  der  biäierigen  Erklfl- 
iUDgen  ab  befriedigend  bezeichnet  werden.  Sieber  ist  vor  aUem,  daf» 
Exechiel  betreffs  der  Gewichte  nicht  etwa  in  dunkelem  Orakelton,  so»- 
dera  ebenso  klar  und  zutreffend,  wie  tiber  Lflngen-  und  Bohlmafee 
((  44,  4.  9) ,  sich  geäufsert  hat.  Zweitens  folgt  aus  der  Definition  des 
Shekels  zu  20  Gera  mit  Notwendigkeit,  dafs  er  den  mosaiseben  Shekel 
($44, 12)  afe  alleiniges  Gewicht  dieses  Namens  wieder  eingeführt  wis- 
sen will  Die  Mine,  welche  er  aufserdem  erwflhnt,  konzediert  er  der 
im  babylonischen  Exil  eingebürgerten  Gewohnheit;  aber  diese  Mine 
kann  keine  andere  sein  als  der  sechzigste  Teil  eines  Mosaischen  Ta- 
lentes Silbers  (§  44,  11).  Daraus  folgt  weiter  ab  unumstOfeUch,  dafs 
Ezechieb  Mine  50  mosaische  Shekel  gehalten  haben  mufs,  und  nicht 
etwa  eine  Mine  von  60  Shekeln  aus  dem  verderbten  Texte  hergeleitet 
werden  darf,  kh  habe  meinerseits  alle  die  verschiedenen  Möglichkeiten 
der  Emendation  und  Erklärung  nach  einem  niatbematiseb  angeordneten 
Schema  zusammengestellt  und  gegen  einander  erwogen,  und  bin  nach 
allem  zu  der  Überzeugung  gekommen ,  dafs  der  Prophet  zugleich  den 
Betrag  der  Mine  und  die  Nominale  der  Gewichtstücke,  welche  auf 
die  Wagsebale  zu  setzen  sind,  hat  regeln  wollen.  Im  Handel  und  l/?an- 
del  genügte  für  den  gewöhnlichen  Bedarf  das  Fünfsbekelgewicht  als 
kleinste  Einheit  (womit  nicht  ausgeschlossen  sein  soll,  dafs  für  Aus- 
oabmefälle  auch  kleinere  Gewichte  bereit  standen).  Es  ist  nun  die 
uralte  und  später  bei  ähnlichen  Kombinationen  oft  wiederholte  Frage 

1)  Die  Übereicht  Aber  die  wichtigstea  bisberigen  ErklaruDgen  und  zugleich 
den  Dihercn  LitteraturDacbweis  geben  Böckh  S.  54f.,  Cavedoni  S.  142*144, 
de  Wette  S.  248,  KeU  Arebad.  S.  600  und  Kommentar  zu  Ezecb.  45, 12,  Levy 
HtL  MtettD  S.  14*16,  Poole  bei  Madden  Jewish  coinage  p.  2801.,  Brandts 
S.  56. 103.  Der  Brandisseben  Definition  der  Mine  Ezecbieb  folgt  Schrader  in 
Riehms  Handwörterbuch  des  bU>liscben  Altertums  U  S.  509  f.,  lY  S.  1000. 

30» 


468  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  S  u.  17. 

aufgeworfen  worden:  welches  ist  die  geringste  Zahl  von  untemDander 
verschiedenen  Gewichtstücken,  mit  welchen  man  alle  Beträge  von  1  bis 
zu  einer  beliebigen  Zahl  von  Einheiten  darsteUen  kann ,  und  welche 
Einzelbeträge  haben  diese  Gewichtstücke?  Antwort  für  die  Summe 
▼on  10  Einheiten:  es  sind  4  Gewichtstücke  in  den  Beträgen  von  1  2  3 
und  4  Einheiten.  Also  wird  der  unverfälschte  Text  Ezechiels  den  Sinn 
gehabt  haben:  Gevrichtstücke  von  20  15  10  und  5  Shekel  sollen  für 
das  Abwägen  angefertigt  werden  und  diese  sollen  zusammen  eine  IGne 
ausmachen.  Waren  einmal  die  beiden  letzten  Zahlen  10  und  5  durch 
Mifsverständnis  verschmolzen  zu  15,  so  ist  es  leicht  erklärlich,  dalsdie 
vorhergehende  15  geändert  wurde  zu  25,  dem  Betrage  der  halben  Mine. 

17.  Obgleich  aus  dem  Zusammenhange  der  vorhergehenden  Dar- 
stellung mit  aUer  Wahrscheinlichkeit  sich  ergiebt,  dafs  der  Betrag  des 
hebräischen  Gewichtes  nicht  wesentlich  verschieden  gewesen  sein  kann 
von  jenem  unmittelbar  aus  dem  babylonischen  System  hergeleiteten, 
welcher  in  Syrien  und  PhOnikien  Gültigkeit  gehabt  hat  (§  43,  2.  3), 
so  sind  doch  die  uns  erhaltenen  Vergleichungen  mit  griechischem  und 
römischem  Gewicht  noch  besonders  zu  besprechen,  und  es  ist  dabei 
zugleich  noch  nachzutragen ,  was  die  spätere  hellenistische  Tradition 
über  das  System  der  hebräischen  Gewichte  meldet. 

Ähnlich  wie  oben  bei  der  Bestimmung  des  Hohlmarses  werden 
verschiedene  mehr  oder  minder  genaue  Ansätze  neben  einander  in 
stellen  sein.  Der  leichteren  Obersicht  wegen  reducieren  wir  alle  An- 
gaben auf  das  Gewicht  des  Shekels. 

Josephos  bestimmt  das  hebräische  Talent  auf  100  attische  Minen, 
die  hebräische  Mine  auf  2V2  römische  Pfund,  den  aUJLoQy  vofiiaiia 
^EßQdiov^  auf  4  attische  Drachmen.^)  Da  diese  Angaben  unter  einander 
merklich  abweichen,  so  bedarf  es  noch  besonderer  Untersuchungt 

1)  Archäol.  3,  6,  7.  14,  7,  1.  3,  8,  2.  Die  zuletzt  angeführte  Bestimmong 
wiederholt  Hesychios:  nixXoi  xsx^Qaxftov  ^Axxihov.  Aach  die  im  Index  n 
den  Metrol.  scriptores  anter  cxarriq  6  verzeichneten  Erklämogen  des  Photios, 
Suidas  und  Hesychios :  xexqaBQaxfiov  vofuCfMt  und  rarQaSqaxuov  gehören  hie^ 
her.  Ebenso  Philon  (vergl.  Böckh  S.  62  f.,  Merzbacher  in  der  Berliner  Zeitschr. 
f&r  Namism.  V  S.  152  f.).  Da  jedoch  derselbe  mit  den  Septnaginta  (Poole  in 
Numism.  chron.  1867  p.  199)  den  Siklos  auch  als  Didrachmon  bezeichnet ,  so 
mag  hieraus  die  Verwirrung  in  den  Fragmenten  aus  Epiphanios  entstanden  sein, 
welche  vielfach  den  fflxlos  schlechthin  nur  zur  Hallte  des  eben  bezeichneten 
Wertes  bestimmen  (Index  zu  Metrol.  Script.  <rixXoQ  i,  de  Lagarde  Symmicta  I 
S.  225,  61  vergl.  mit  S.  224,  54,  H  S.  181.  195,  Böckh  S.  63  f.).  Ober  die  Be- 
stimmung der  Mine  zu  2Vs  Pfnnd  vergl  Böckh  S.  52,  Christ  in  den  Sitzungs- 
berichten der  MAnchener  Akad.  1862,  I  S.  87  f.  (letzterer  sucht  diesen  Ansatz 
dadurch  in  nähere  Übereinstinnmung  mit  Josephos'  übrigen  Angaben  zu  bringen, 
dafs  er  50  Minen  auf  das  hebräische  Talent  rechnet). 


144,17.  ÜEWICHTE.  469 

welche  von  den  dreien  die  zuverlässigste  ist  Ja  es  spaltet  sich  die 
erste  Angabe  wieder  in  drei  Möglichkeiten,  je  nachdem  man  in  der 
attischen  Mine  die  Solonische,  oder  100  römische  Denare  aus  der  Zeit 
Tor  Nero,  oder  endlich  100  Neronische  Denare  erbUckt.  Bei  der  Be- 
stimmung des  Siklos  zu  4  attischen  Drachmen ,  welche  mit  der  eben- 
falls von  Josephos  gegebenen  Definition  des  tyrischen  Geldes  überein- 
stimmt, kann  zwar  an  die  Solonische  Drachme  nicht  gedacht  werden  >); 
wohl  aber  bleibt  das  Schwanken  zwischen  dem  republikanischen  und 
Neronischen  Denare.  Es  berechnen  sich  also  der  Reihe  nach  folgende 
Betrage  fQr  den  Shekel: 

(Aa)  14,553  Gr.  (B)    16,372  Gr. 

(Ab)  12,994   „  (Ca)  15,593  ^ 

(Ac)  11,37     „  (Cb)  13,644   ^  . 

Zu  bemerken  ist  noch,  dafs  der  erste  hier  aufgeführte  Betrag  für  das 

Talent  133Vs  römische  Pfund,  der  vorletzte  nahezu  143  P^d,  der 

letzte  genau  125  Pfund  ergiebt 

Dieser  Ansatz  auf  125  Pfund  wird  zunächst  bestätigt  durch  ein 
von  Montfaucon  beschriebenes  steinernes  Gewichtstück,  dessen  Auf- 
schrift lautet  PONDO.  CXXV.  TALENTVM  SICLORVM  lll.^) 
Ob  dieser  Gewichtstein  gerade  für  Palästina  oder  für  eine  syrische  oder 
phOnikische  Stadt  angefertigt  worden  ist,  mag  unentschieden  bleiben; 
jedenfalls  bezeugen  der  Traktat  des  Epiphanios  und  die  daraus  ge- 
flossenen Quellen  mit  aller  Bestimmtheit,  dafs  das  hebräische  Talent 
genau  so,  wie  die  Aufschrift  des  Gewichtsteines  besagt,  von  den  Römern 
geschätzt  worden  ist  3)  Weiter  stimmt  damit  die  Ansetzung  des  aixXog 
auf  Vs  Unze  4)  oder  3  arayia^  auch  e^ayia'^),  sowie  diejenige  Deu- 

1)  Brandts  S.  96  Anm.  1. 

2)  Antiquit^  expliqu^e  par  Montfaucon  toI.  m  p.  169  pl.  XGIY,  Böckh  S.  151, 
Brandts  S.  157,  Metrol.  Script.  I  p.  118. 

3)  Die  Belegstellen  sind  übersichüich  aufgeföhrt  im  bdex  zn  den  MetroL 
Script  unter  raXatn^op  17.  Besonders  ist  hinzuweisen  auf  die  Notiz  p.  255, 25 
(▼ergL  mit  p.  137  adn.  1):  to  rodavroy  ayst  Xir^  ^<',  vofUafiaxa  ,&,  da  die 
SenialiB  der  Müuzordnnng  Gonstantins  (Solidus  ■>  V*  Pfnod)  gegebenen  Defini- 
tionen  in  der  Begel  sorgfaltige  und  genaue  sind.  Eine  arg  verderbte  Lesart 
bietet  de  Lagarde  Symm.  II  S.  181  (zu  verbessep  nach  S.  194). 

4)  Ilt^  ftär^fr  xal  ata^fiwv  inmwtotHav  Metrol.  Script.  I  p.  238, 10: 
TO  eUhtv  ayat  olyyiag  xo  S,  aufserdem  die  betreffenden  unter  ^xwtriq  6  und  8 
im  Index  anfgefflhrten  Stellen.  Ebenso  Epiphanios  bei  Me  Lagarde  S^ounicta  I 
S.  216,  oder  auf  Skrupelg^ewicht  zurückgeführt  S.  224,  54:  cUthn  av$o9  ayat 
y^fouftaxa  ScuBexa,  cxaxri(^  ay9i>  y^fifiaxa  dMexa,  oder  nach  Obolen  zu  je 
3  Skrupel  S.  225,  60:  Sstxvvu  xbv  cütlov  X8xxa^c9v  hßoX^.  6  dßoXos  ayu 
Yfiftfiaxa  xqUu   Yergl.  auch  Symm.  II  S.  181.  195. 

5)  Metröl.  scripU  I  p.  231,  7.  245,  8  wird  so  das  üImXov,  p.  231,  5.  245,  6 
der  9xaxri(^^  letzterer  auch  p.  303,  9  auf  3  vofikffiaxa  bestimmt.    Bekanntlich 


470  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  f  44,17. 

tttng  der  obigen  Angabe  des  Josephos,  wonach  der  Siklos  auf  Nero- 
nische Denare  tariflert  ist,  denn  4  solche  Denare  betragen  eben  eine 
halbe  römiscbeUnze.  Ferner  geht  auf  dasselbe  hinaus  die  Bestimmung 
des  abcXog  6  a/iog  auf  zwei  (gewöhnliche)  oUloi^  deren  jeder  gleich 
einem  dlÖQcexfiov  gesetzt  wird,  sowie  die  Angaben,  dafe  der  heilige 
Siklos  12  römische  Skrupel,  der  gewöhnliche  Siklos  2  Denare  <« 
Vi  Unze  «■  6  Skrupel  =- 1  */i  avayiov  wiege.  *)  Wir  erhalten  also  für 
den  Sbekel 

(D)  V24  römische  Pfund  —  13,644  Gr. 

Wenn  femer  der  aUXog  oder  axarriQ  zu  20  Obolen  gerechn<A 
wird^),  so  erkennen  wir  darin  dieselbe  Beziehung  auf  die  altattische 
Währung,  welche  wir  bei  Josephos'  Bestimmung  des  Talentes  auf  100 
attische  Minen  an  erster  Stelle  (Aa)  vorausgesetzt  haben;  denn  die 
20  Obolen,  die  auf  einen  Siklos  gehen,  sind  3V3  Drachmen,  nuthiii 
1  Talent  10000  Drachmen. 

Nichts  für  unsere  Zwecke  Brauchbares  bieten  zwei  Parailebtdki 
des  Josephos  zu  Angaben  der  Bibel.  In  der  Archäologie  (3,  8, 10) 
werden  die  im  4.  Buche  Hose  7, 14  ff.  mehrfach  erwähnten  10  Shekei 
Goldes  zu  je  10  Dareiken  gestempelt,  und  an  einer  anderen  SteHc 
(14,  8,  5)  die  im  1.  Buche  der  Makkabäer  14,  24  und  15, 18  aufge- 
führten 1000  Minen  Goldes  wiedergegeben  als  50000  XQ^^^'^  ^^ 
letztere  Gleichung  bestätigt  lediglich  die  allgemeingültige  Eint^ong 
der  Mine  in  50  Statere^),  während  die  erstere  Parallele  aufs  Gerate- 

sind  vofuCfjM  sowohl  als  araytov  oder  iSayiov  BenenouDgen  des  Solidns  Gob- 
stontins  —  ^fti  Pfuod  (§  40, 1). 

1)  S.  die  Belege  im  Index  zu  den  Metrol.  scriptores  unter  ^bdos  4.5.6 
(wozu  noch  berichtigend  zu  bemerken  ist,  dafs  mit  ßourihxoG  einlas  io  i» 
Terwirrten  Notiz  ^.275,24—27  nicht  der  ^gewöhnliche  Shekel,  sondernder 
heilige  gemeint  sem  mufs;  ja  es  ist  wohl  aysos  als  die  ursprdngiiebe  Lesart 
anzunehmen,  deren  Kompendium  leicht  mit  der  AbkAnung  für  ßaadmk  ftt- 
wechselt  werden  konnte).  Vergl.  auch  die  Excerpte  aus  einer  armenischen  Sckrifl 
des  7.  Jahrb.,  mitgeteilt  von  B6ckh  S.  151  f.  Anm.  k,  welche  im  wesenüidwa 
aus  Epiphanios  geschöpft  zu  sein  scheinen,  und  de  Lagarde  SymoL  II  a.  a.  0. 

2)  Metrol.  Script.  I  p.  154  adn.  6,  und  s.  die  Belege  in  Index  unter  vinkt^ 
<rrarriQ  9  (wo  sielus  Hebraeorum  vulgarii  zu  Terbessem  ist  in  uanet*^ 

oßoXSQ  8,  XeTTTOV  2. 

3)  L.  Mendelssohn  De  senati  consnlti  Romanorum  ab  Josepho  tntiqn.  XIV 
6,  5  relati  temporibns,  Inauguraldissertation,  Leipzig  1873,  bemerkt,  nachdes  er 

5. 28  f.  den  Text  des  Makkabäerbuches,  des  Josephos  und  der  lateinischen  Versioa 
es  letzteren  übersichtlich  zusammengestellt  hat,  weiter  p.  35,  dafs  die  voa 
Josephos  erwähnten  x9'^^^  nicht  aure^,  sondern  HeU,  quormn  quinqtMgitUi 
minam  tfßdebant,  seien,  was  soviel  bedeutet,  als  dafe  der  ffoldene  Kranz  nach 
dem  Gewichte  von  50000  Shekeln  oder  1000  hebräischen  Minen  Silbers  be- 
stimmt worden  sei.  Dem  entgegen  ist  wohl  die  Annahme,  dafs  die  Makkabier 
für  diesen  Kranz  die  Bestimmung  nach  dem  Gewicht  des  ^iU|cb^^«iM  #rcfi9f 


§44,17.  GEWICHTE.  471 

wohl  die  seit  der  Perserzeit  üblichste  vorderasiatische  Goldmünze  für 
deo  Mosaischen  Shekel  Goldes,  der  jedenfalls  weit  schwerer  als  ein 
Dareikos  gewesen  ist,  einsetzt,  i) 

Ebenso  wie  der  hebräische  Siklos  wird  das  Tuqiov  vofiiafia  von 
Josephos  bestimmt  (§  51, 7),  und  zofolge  der  gleichen  Tradition  wird 
aach  im  Tahnud  ausdrücklich  ids  Regel  aufgestellt,  alle  im  PenUteuch 
angeführten  Summen  Silbergeldes  seien  nach  tyrischem  Gelde  zu  be- 
rechnen.^)  Wir  setzen  also  dasEffeküvgewicht  der  phünikischen  Silber- 
pragung  (f  51, 7)  mit  als  mafsgebend  für  den  hebräischen  Shekel  ein : 
(E)  14,40  bis  13  Gr. 

Weiter  gehen  wir  zurück  auf  das  ursprüngliche  babylonische  (Ge- 
wicht, und  setzen  darnach,  wie  oben  bei  Bestimmung  des  phOnOüschen 
Gewichtes  (§  43,  2),  für  den  Shekel  als  Normalbetrag  an 

(F)  14,93  Gr., 
wozu  noch  das  Gewicht  der  ältesten  syrisch-phOnikischen  Silberprä^fhng 
(§43,  3)  beizufügen  ist: 

(Ga)  14,53  Gr.  (normal)        (Gb)  14,40  Gr.  (effektiv). 

Nächstdem  kommt  in  Betracht  das  Gewicht,  welches  die  Makka- 
bler,  offenbar  im  Anschlüsse  an  das  altüberlieferte  Mosaische  Gewicht, 
ihrer  Silberprägung  zu  Grunde  legten.  Dasselbe  wird  weiter  unten 
(§  52,  2)  festgestellt  werden  auf 

(Ha)  14,50  Gr.  (normal)        (Hb)  14,30  Gr.  (effektiv). 

Endlich  ist  noch  ein  wichtiger  Vergleich  zu  ziehen.  Der  Einflufs 
optischer  Verhältnisse,  welcher  in  betreff  der  Längen-  und  Hohl- 
maße genügend  nachgewiesen  worden  Ist,  hat  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  auch  auf  das  Gewicht  sich  erstreckt.  Wie  die  Ägypter,  im 
Gegensatz  zu  der  Mannigfaltigkeit  des  babylonischen  Systems,  für  alles 
Abwägen  und  alle  Preisbestimmungen  nur  zwei  Gewichte,  das  Ten 
and  das  Ket,  kannten  (§  41, 8),  so  hat  auch  Moses  von  den  sechs  baby- 
lonischen Talenten  nur  eines,  und  von  den  Unterabteilungen  des 
Talentes  nur  den  Shekel  in  seine  Gewichtsordnung  aufgenommen, 
letzteren  aber,  ebenfalls  nach  ägyptischer  Weise,  decimal  geteilt 
(§  44, 12).  Wenn  wir  nun  das  Äquivalent  einer  phönikischen  Mine, 


gewählt  haben,  vorzuzieheo,  da  dieses  Gewicht  auch  in  Syrien  gesetzlich  und 
den  Römern  wohl  bekannt  war.  Für  Josephos  mnfste  der  xe^^^^  schlechthin 
der  römische  aureus  sein,  weicher  dem  Alexanderstater  -»  y^i«  attischer  Mine 
eotsprach. 

1)  VerffL  oben  S.  459  mit  Anm.  1. 

2)  Zuekermann  Talmudische  Gewichte  S.  5.  15. 


472  HEBRÄISCHES  SYSTEM.  §  44,  n. 

d.  i.  50  Mosaische  Shekel,  mit  8  ägyptischen  Ten  gleichen,  so  erhaltea 
wir  für  den  Shekel 

(I)  14,553  Gr. 
Ein  ÜberbUck  über  aUe  diese  Ansfttze  ergiebt  zunächst,  dafe  das 
Effektirgewicht  des  althebräischen  Shekels  zwischen  14,93  Gr.  (F)  und 
13,644  Gr.  (Cb,  D)  zu  suchen  ist  Mit  Rücksicht  aber  auf  die  Werte 
G,  H  und  I  kann  die  Limitierung  noch  enger,  nämUch  bis  zur  Minimal- 
grenze Yon  14,50  Gr.,  gezogen  werden.  Wir  tragen  also  kein  Bedenken 
den  aus  dem  babylonischen  System  abgeleiteten  Normalbetrag,  gerade 
wie  für  das  Hohlmafs,  so  auch  für  das  hebräische  Gewicht  einzusetzen, 
Jedoch  mit  dem  Bemerken,  dafs  der  Shekel  mügUcher  Weise  noch 
bis  zu  0,43  Gr.,  mithin  das  Talent  bis  zu  1290  Gr.  niedriger  gestan- 
den hat.i) 

Es  folgen  die  Übersichten,  und  zwar  zunächst  des  Mosaischen  Ge- 
wichtes, nach  dem  Normalbetrage,  während  der  niedrigere  Betrag,  bis 
zu  welchem  herab  das  Eflektivgewicht  möglicher  Weise  gegangen  ist 
weiter  unten  (§  52, 6)  aufgeführt  werden  wird: 

Talent 44,80  Kilogr. 

Shekel 14,93  Gramm 

Halber  Shekel 7,46      „ 

Viertelshekel 3,73      „ 

Gera 0,746     „     . 

Für  die  Wertbestimmungen  ist,  anlangend  die  älteste  Zeit,  durch- 
aus das  Silber  mafsgebend,  sodafs  das  Gold  zum  137$ fachen  Betrage 
desselben  zu  schätzen  ist.  Seit  Salomo  gilt  für  Beträge  in  Gold  die  Be- 
rechnung nach  der  babylonischen,  später  persischen  Währung  (§42, 15. 
45, 11).  Die  Mosaischen  Gewichte  Goldes  und  Silbers  vergleichen  sich 
mit  heutiger  Münze  etwa  folgendermafsen : 

1)  Da  das  Shekelge wicht,  welches  oben  S.  469  Aa  aus  Josephoe'  Angabe 
abj[eleitet  worden  ist,  ziemlich  genau  mit  dem  Effektivgewicht  der  Makkabaer- 
pragnnff  übereinstimmt,  so  ist  es  erklärlich,  dafs  die  neueren  Metrologen  so* 
meist  das  hebräische  Normalgewich t  auf  ungef&hr  denselben  Betrag  festffesetxt 
haben.  So  Bockh  S.  52  (vergL  mit  S.  48  u.  77):  Shekel  —  14,553  Gr.,  Qoeipo 
I  p.  104.  106:  14,16  Gr.,  Ghnst  Sitzungsberichte  der  Mfinchener  Akad.  186},  1 
S.  88:  14,55  Gr.,  Levy  S.  16:  14,55  Gr.,  Poole  bei  Madden  p.  281  f.:  14,266 Gr.; 
hingegen  niedriger  Gavedoni  S.  138:  V<  römische  Unze  -»  13,64  Gr.  (vergl.  ob» 
S.  470  D),  Zuckermann  S.  5:  11,95  Gr.  (vergl.  oben  S.  469  Ac).  Brandis  S.  95 1 
102  f.  hält  ebenfalls  den  Ansatz  Aa  für  mafsgebend  und  bestimmt  danadi  das 
schwere  babylonische  Sechzigste!  Goldes,  aus  welchem  der  hebräische  Sbekel 
abgeleitet  sei,  auf  16,37  Gr.  (während  S.  52  als  Normalgewicht  16,80  Gr.,  als 
höchstes  Effektivgewicht  16,57  Gr.  gesetzt  worden  sind),  mithin  den  hebräischen 
Shekel  Silbers  auf  14,55  Gr„  die  Mine  auf  727,5  Gr.,  das  Talent  auf  43,65  Rlk^gr. 


$44,17.18.  GEWIGfiT£.  473 

Gold  Silber 

Talent 107500     Mark        8064      Hark 

50  Shekel  (Mine)      1792        „  134,40    „ 

Shekel 35,84    „  2,69   „ 

Halber  Shekel .  .  17,92   „  1,34    „ 

Viertelshekel    .  .  8,96   „  0,67    „ 

Gera 1,79    „  0,13    „  . 

Die  Kesita  ist  gemars  der  oben  aufgestellten  Vermutung  (§  44, 13) 
anzusetzen  auf  etwa  67  Mark. 

Im  allgemeinen  geht  aus  den  früheren  Angaben  (§  44, 11)  hervor, 
dafs  bei  den  Israeliten ,  wie  tiberhaupt  im  Altertum,  die  Kaufkraft  des 
Geldes  eine  höhere  war  als  in  neuerer  Zeit.  Doch  sind  bei  näherer 
Untersuchung  die  ältesten  Zeiten  bis  etwa  zur  Begründung  des  König- 
tums zu  trennen  von  den  hochentwickelten  Kultur-  und  Verkehrsver- 
hältnissen unter  David  und  mehr  noch  unter  Salomo,  später  wieder 
mhige  und  friedliche  Zeiten  von  solchen  der  Kriegsnot  und  Teurung.^) 
18.  Anhangsweise  ist  zuletzt  noch  eine  Frage  zu  berühren,  welche 
vonBOckh  anläfslich  einer  Notiz  bei  Eusebios  aufgeworfen  worden  ist.  2) 
Eingeschoben  in  einen  Bericht  des  Eupolemos')  über  Salomos  Tempel- 
bau findet  sich  hinter  der  Erwähnung  von  10  Shekeln  Goldes  der  Zu- 
satz To  dh  TaXarfov  elvai  alxXov.  Kleine  Talente  kommen  bekannt- 
lich auch  anderwärts  vor  4),  und  so  liegt  es  nahe  eine  Deutung  des 
Mosaischen  Shekels  als  Talent  zu  versuchen  im  Zusammenhang  mit 
den  übertriebenen  Angaben,  welche  über  Davids  Einnahmen  und  Aus- 
gaben im  ersten  Buche  der  Chronika  sich  finden.  Nach  der  älteren 
Quelle  (2  Sam.  24, 24)  kauft  David  unter  anderem  eine  Tenne  zur  Er- 
richtung eines  Altars  und  ein  Rind  zum  Brandopfer  für  fünfzig 
Sbekel  Silbers;  daraus  macht  der  jüngere  Berichterstatter  (1  Chron. 
21,25)  sechshundert  Shekel  Goldes,  er  vervielfältigt  also  die 
vgprongliche  Summe  nicht  blofs  mit  12,  sondern  aufserdem  noch, 
indem  er  Gold  statt  Silber  setzt,  mit  der  Ziffer  des  Wertverhältnisses 
beider  Metalle,  welches  sowohl  in  der  Prägung  Philipps  von  Makedonien 
als  im  Ptolemäerreiche  das  12V2fache  war.  Im  ganzen  ist  also,  immer 
unter  der  Voraussetzung  gleichen  Shekelgewichtes,  die  in  der  älteren 

1)  Yergl.  Gavedoni  S.  147—158,  Duncker  Geschichte  des  Alterthoms,  5.  Aufl., 
u  S.147f.,  Schrader  in  Riehms  Handwörterbuch  des  bibl.  Altertums  11  S.  484  f. 

2)  Eusebii  Pamphili  Praeparatio  evangelica  9,  34,  p.  451  ult  der  Ausg.  von  ■ 
'rancYlgems,  Goloniae  1688,  Böckh  Metrol.  Untersuch.  S.  65. 

3)  S.  den  Anfang  des  betreflenden  Abschnittes  bei  Eusebios  p.  447. 

4)  Yergl.  in  diesem  Handbuche  das  alphabetische  Register  unter  Talent 


474  PERSISCHES  SYSTEM.  §  K  ift.  u.  t 

QueUe  überlieferte  Summe  tod  dem  Chronisten  mit  150  mulüpticiert 
worden.  0  Da  nun  der  Shekel  20  Gera  hält,  so  könnte  man  leicht 
zu  der  Vermutung  kommen ,  der  Chronist  habe  den  alten  Shekel  der 
Mosaischen  und  königlichen  Zeit  als  eine  Summe  von  3000  Gen 
(o:  2,24  Kilogr.),  d.  h.  als  ein  kleines  Talent,  dessen  Stater  die  Gen 
gewesen  wäre,  angesehen  und  dem  entsprechend  die  in  ältereD  Quellen 
überlieferten  Beträge  auf  Shekel  seines  Zeitalters  umgerechnet  Indes 
findet  sich  hierfHr  kein  weiterer  Anhalt  Da  nun  überdies  der  Worünä 
der  aus  Eusebios  angeführten  Notiz  und  der  Zusammenhang,  in  wel- 
chen dieselbe  mit  dem  übrigen  Berichte  zu  setzen  ist,  nicht  in  nuii- 
desten  eine  Bestinrnning  des  Shekels  ab  Talentes  (das  mOfste  heifai 
Tov  dh  ülxXov  elvat  raXtgvtov),  sondern  nur  eine  Definition  des  Ta- 
lentes zu  einer  gewissen  Zahl  Shekel  erwarten  läfst,  so  kann  es  km 
zweifelhaft  erscheinen,  dafs  die  bei  Eusebios  überlieferte  Lesart  ver- 
derbt ist  aus  TO  dk  %aXawov  elvai  iflKk(oy,yjA.i,  3000. 

{  4S.  Ptrtuehn  System. 

1.  Die  persische  Elle,  welche  Herodot  die  königliche  nennt,  ist 
keine  andere  als  die  babylonische  gewesen. ))  Ihr  einheimischer  Name 

1)  unter  ZagrandeAegong  des  babylonischen  WahrangSTerhiltaisseB  xwisdNi 
Gold  und  Silber,  statt  dessen  wir  mit  Rflcksicht  auf  die  Abfassuogsieit  4ec 
Ghronika  das  Philippische  und  Ptolemäische  (§  31, 4.  54, 2)  gesetzt  haben,  oitfit 
Schrader  in  Riehms  Handwörterbuch  des  bibl.  Altertums  II  S.  484  eine  ItOfKlK 
Yenrielfaltigung  an. 

2)  Herodot  erwähnt  die  'königliche  Elle*  1,  t78  bei  der  Beschreibaog  ^ 
Mauern  Babylons  und  7, 117  bei  Angabe  der  Körperlänge  eines  romehmen  Peneri 
Wenn  nun  die  königliche  EUe  an  ersterer  Stelle  als  die  alte  babyloniieke 
nachgewiesen  ist  (§  42, 5),  so  liegt  der  SchluTs  nahe,  dals  die  offenbar  persisch« 
Elle,  welche  unter  gleicher  Benennung  an  der  zweiten  Stelle  angeführt  wbi 
keine  andere  als  jene  babyloniseke  gewesen  seL  Ans  diesem  und  anderen  M* 
den  erklärt  auch  Lepsius  Zeitschr.  f.  ägypt  Sprache  1877  S.  58  beide  EUeo  ßf 
identisch.  Der  direkte  Beweis  wird  sich  aus  den  Resten  der  Bauwerke  tob 
Persepolis  führen  lassen,  welche  Gh.  Texier  in  seiner  Description  de  TAniiHiief 
la  Perse  etc.,  deuxi^me  partie  (zugleich  2.  Band),  Paris  1852,  zum  Teil  geaetMs 
hat.  Vorläufig  sei  die  evidente  Thatsache  angefahrt,  dafs  die  Höhe  der  Tkore 
im  Thronsaal  5,25  Meter,  d.  i.  genau  10  persische  Ellen  zu  0,525  M.,  betrifft 
Die  Fl&che  des  Thronsaales  (68,54  zu  67,92  Meter)  stellt  annibernd  130£U«i 
ins  Gevierte  dar.  In  der  Archäol.  Zeitung  XVI  S.  146  berechnet  Wittich  die 
Länge  des  Weges  vom  Rande  des  Plateaus  der  Hofburg  bis  zu  dem  Pnokte. 
wo  der  We»  im  rechten  Winkel  sich  direkt  auf  die  Eingangspforte  des  TIroo- 
saales  wendet,  zu  189,31  Meter  »>  860  Ellen  zu  0,526  (genauer  0,5259)  Meier. 
—  Von  weit  abweichenden  Voraussetzungen  ausgehend  setzt  Oppert  L'^talon  de« 
mesures  assyriennes,  Journal  Asiatiqne,  annie  1872,  VI.  s^rie,  tome  XX  p.  1?^ 
und  ann^e  1874,  VIL  s6rie,  tome  IV  p.  437  u.  460,  die  persische  Elle  (voo  Hm 
arasni  genannt)  anf  0,5467  Meter,  ihre  Hälfte  (vitaftti)  auf  0,17355  oder  aaci 
dem  HohlmafiB  auf  0,272  Meter.  Das  persische  bd»m  fafst  er  als  Armeslioge  tob 


S46.1.  LÄNGENMASS.  475 

war  frdnUhni;  deren  Hälfte,  also  die  Spanne,  tuefs  tU^ti.^)  Aller 
WafarscheinlicULeit  nach  hat,  QbereinstimmeBd  mit  dem  allgemeinen 
Brauche  des  Altertmns,  die  Spanne  3  Handbreiten  zu  4  Fingern,  die 
ganze  Elle  also  6  Handbreiten,  24  Finger  gehabt.  >) 

Das  altpersische  häzu  wird  erklärt  als  die  Entfernung  zwischen 
den  Spitzen  der  ausgestreckten  Hände;  es  entspricht  mithin  der  Klafter. 
Der  FuTs  hiefs  gäma^  wohl  nur  als  Glied  des  Körpers,  nicht  als  Hafs. 
Eher  konnte  die  andere  Bedeutung,  welche  gäma  hat,  nämlich  'Schritt' 
darauf  führen  ein  entsprechendes  Hafs  anzufinden  und  in  das  System 
einzuordnen;  doch  reicht  die  Analogie  mit  dem  griednschen  ßfjfna 
nicht  aus  um  eine  Vermutung  darauf  zu  gründen.^) 

Aus  dem  nächstfolgenden  Abschnitte  geht  hervor,  dafs  es  ni^ 
iHtUch  ist  den  Parasang  hoher  als  nach  der  Norm  der  ägyptisch-baby- 
lonischen Elle  Ton  525  Hillim.  zu  bestimmen;  wir  werden  demnach 
mit  Wahrscheinlichkeit  auch  die  kleineren  Mafse  ansetzen  können, 
wie  folgt: 

die  Klafter        »« 4  Ellen  «-  2,10  Meter 

die  Elle  <—  2  Spannen  »-  0,525  ^ 
die  Spanne  »■  3  Handbreiten  «-  0,263  ,, 
die  Handbreite  »«  4  Finger  — >  0,088   „ 

dea  Finger =»  0,022  „ 

Wie  aber  bei  dem  Gebrauche  der  babylonischen  Elle  lokale  Ver- 
schiedeoheitea  bis  zu  einem  Mehr  von  höchstens  7,  wahrscheinlich 
aber  nur  5  ftfillim.  nachweisbar  sind,  so  scheint  auch  die  persische 
Elle,  wie  Herodot  sie  im  Handelsverkehr  vorfand,  einen  etwas  höheren 


2  EUeD.  Den  Fufs,  gdma,  setEt  er  auf  */»  Elle  —  0,928  Meter  an.  Die  Spanne 
soll  io  10  Finger,  anguita^  der  Finger  in  6  Gerstenkörner,  yava^  geteilt  ge- 
weacQ  sein. 

1)  Den  Nachweis  über  diese  nnd  die  folgenden  Benennungen  hat  mir  ans 
ioiti  Handbuch  der  Zendsprache,  Leipiig  t864,  und  Yullers  Lexicon  Persico- 
UtioQtt,  Bonn  1S55.  64,  Dr.  Eugen  HnlUsch  in  Wien  vermittelt.  Auch  die 
QaeUentngaben  Aber  den  hdthra  verdanke  ich  ihm. 

2)  Der  Perser  Artachaes  war  nach  Herodot  7, 117  nur  um  4  Daktylen,  also 
om  eine  Handbreite,  kleiner  als  5  königliche  Ellen  (er  mafs  also,  beiläufig  be- 
nerkt,  2,537  Meter,  mithin  Immer  noch  etwas  weniger  als  die  Biesen  bei  Joseph. 
Areh&oL  18,  4,  5,  Plin.  Nat  Bist.  7, 16  p.  20, 13—22  ed.  Detiefsen).  Auch  die 
Aosetanng  der  mensclilichen  Körperlänge  auf  8  vita^t  im  Bundehesch  63,  h  und 
^e  Definition  des  bdzu  als  Klafter  sorechen  dafür,  dafs  das  System  der  per- 
^Hen  Uingenmafse  den  natürlichen  Dimensionen  entlehnt,  mithin  die  Elle  und 
Spinne  so  geteilt  waren,  wie  wir  oben  annehmen. 

3)  Gdna  Ist  Masculinum  (von  Wurzel  gd)y  entspricht  also  nicht  direkt  dem 
{[iechitchen  ßrifta^  und  auch  letzteres  ist  erst  durch  römischen  Einflufs  tu  eUier 
HiIsbeBennnag  geworden. 


476  PERSISCHES  SYSTEM.  ( 4S.t 

Betrag,  nSmlich  530  MiUim.,  gehabt  zu  haben.  >)  Jedoch  darf,  wie  schon 
angedeutet,  nicht  etwa  danach  der  Parasang  hoher  angesetzt  werden, 
ak  es  im  folgenden  Abschnitte  geschdien  ist ') 

2.  Das  königliche  Wegmaf s  war  nach  Herodot  (6, 42)  der  na^a- 
aayyrjg^  altpersisch  paraihanha  oder  fraihakha^)^  neupersisch  /orsatt 
oder  farsang.  ^)  Der  Parasang  wird  von  Herodot  durchgebends  zu  30 
Stadien  bestimmt  und  ebenso  von  Xenophon  gerechnet^)* 

Es  ist  oben  (§  42,  2.  3)  gezeigt  worden,  dafs  im  babyloniscben 
System  der  Stundenweg  eines  rüstigen  Fubgängers  zu  360X30  könig- 
lichen Ellen  »B  5670  Meter  angesetzt  wurde.  Nach  direkten  Messungen 
und  Abschätzungen,  unabhängig  Ton  irgend  welcher  Hypothese  Ober 
den  Ursprung  des  Mafses,  bestimmte  Ideler<^)  den  neupersischen  Far- 
sang zwischen  3Vs  und  3^4  englischen  Meilen,  d.  i.  zwischen  5633 
und  6035  Meter.  Femer  bat  Kiepert  "0  nach  den  Angaben  Herodots 
und  unter  der  Voraussetzung,  dafs  der  altpersische  Parasang  zu30  atti- 
schen Stadien  «=  ^Ia  geographische  Meile  (oder  5550  Meter)  zu  reeb- 
nen sei,  die  persische  Königsstralse  von  Ephesos  bis  Susa  rekonstruiert 
und  damit,  wie  es  scheint,  zugleich  erwiesen,  dais  das  ursprüngliche 
MaTs  von  10800  königlichen  Ellen  ««5670  Meter  auch  für  den  alt- 
persischen  Parasanges  die  Norm  gebildet  hat  s)  Wie  nun  das  griechi- 
sche Stadion  als  Wegmafs  in  seinem  wirklichen  Betrage  merklich  ge- 

1)  Vergl  oben  $  42,  5  und  besonders  §  42, 18  gegen  Ende. 

2)  Das  Mehr  Ton  10  800  >  0,005  —  54  Meter  ffir  den  Partsang  ist  xwar  ao 
sich,  im  Vergleich  mit  der  Lange  des  ganzen  Mafses  («  5670  Meter  nach  §45,2), 
nicht  bedeutend,  doch  aber  insofern  bedenklich,  als  der  letztere  Betrag  sdm 
ein  Maximum  darstellt,  welches  auf  den  wirklich  Termessenen  Stralaoi  woU 
selten  erreicht  worden  ist. 

3)  Oppert  L'^talon  des  mesures  assyriennes,  Joum.  As.  1874,  tome  fV  p.  437. 

4)  Farsakh  nach  Oppert  a.  a.  0.,  far^ng  nach  VuUers  Lexicon  Peraico- 
Latinum,  fer$enk  nach  Ideler  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1827  S.  119. 

5)  Herod.  2,  6.  5,  53.  6,  42,  Xenoph.  Aoab.  2,  2,  6.  5,  5,  4. 

6)  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1827  S.  119  f.;  vergL  auch  meine  RecensioB 
von  Brandis  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1867  S.  520.    Zu  gleichem  Resultate 

gelangt  auf  anderem  Wege  G.  Smith  in  der  Zeitschrift  fUr  agrpt.  Sprache  1873 
.  110,  indem  er  das  babylonische  kaipu  (§  42,  3)  als  den  Weg  von  2  StoodeB 
auf  7  englische  Meilen  ansetzt,  was  fUr  den  Parasang  ebenfalls  3Vt  engj*  ^ 
ergiebt. 

7)  Monatsberichte  der  Berliner  Akad.  1857  S.  123  ff.  Dreifsig  attische  Stadien 
(ein  Stadion  als  V4o  der  Meile  gerechnet)  ergeben  für  den  Parasang  5555,5  Meiert 
wovon  die  genaue  Berechnung  nach  dem  attischen  Pulse'  ■■  5549  Meter  aar 
unmerklich  abweicht. 

8)  Allzuhoch  erscheint  die  Schätzung  Opperts  a.  a.  0.,  der  das  persifdie 
Stadion  zu  196,812  Meter  und  den  Parasang  zu  5904,36  Meter  ansetzt  Noch 
weniger  wahrscheinlich  ist  die  Hypothese  von  Queino  I  p.  271  ff.,  der  auiser  der 
von  Herodot  erwähnten  eine  grölsere  königliche  Elle  Ton  640  Mlio.  aufitellt 
und  den  Parasang  als  das  lOOOOfache  derselben  —  6400  Meter  annimnt 


I  u,  1  LANGEN-  UND  FLÄGHENBIASS.  477 

sunken  ist  (§  8, 6 — 8) ,  so  haben  wir  aulser  dem  normalen  Parasang 
TOD  5,67  Kilom.  zu  unterscheiden  den  effektiven  von  5,5  Kilom.  (gemäfs 
der  Bestimmung  Kieperts)  und  ferner  ein  durch  die  Fehler  beim  Aus- 
schreiten oder  bei  der  Abschätzung  der  Entfernungen  noch  weiter 
reduciertes  Mafs  von  5  bis  4,7  KilouL,  d.  i.  das  Dreilsigfache  des  Itine- 
rarstadions  bei  Xenophon  und  Herodot.^ 

Im  Avesta  kommt  mehrfach  ein  hdthra  als  Wegmafs  vor,  welches 
im  Bundahish  als  ein  Parasang  von  1000  Doppelschritt  erklärt  und  von 
den  Kommentatoren  zu  ^4  des  eigentlichen  Parasanges  bestimmt  wird.  2) 
Da  der  Parasang  10  800  königliche  Ellen  enthält  und  auf  den  Doppel- 
schritt 3  Ellen  zu  rechnen  sind  (§  8,  6),  so  kommen  auf  den  häthra 
genau  900  Doppelschritt  oder  2700  Ellen  »» 1420  Meter.  Es  wurde 
daher  in  einer  jüngeren  Zeit,  wo  die  römische  Meile  auch  im  Orient 
bekannt  war,  das  persische  Wegmafs  nicht  unpassend  mit  der  letzteren 
verglichen,  obgleich  sie,  auf  1479  Meter  bemessen,  um  ein  weniges 
gröfser  war.^^) 

Wenn  die  Perser  aufser  dem  Parasang  und  seinem  Viertel  auch 
ein  dem  griechischen  Stadion  entsprechendes  Mafs  gehabt  haben^),  so 

1)  Vergl.  oben  §  9, 1.  2.  Nach  Anab.  t,  2, 23  und  4, 1  setzte  Ideler  AbhandL 
1827  S.  118  f.  den  Parasang  zu  3  römischen  Meilen  »  4436  Meter,  nach  2,  2,  6 
za  nur  2,8  Meilen  »>  4140  Meter  an.  D'Anvilie  Trait^  des  mesures  d.  95  entr 
Kreidet  sich  ffir  die  Bestimmung  zu  3  römischen  Meilen,  und  diese  nält  auch 
Ueler  für  die  walirscheinlichste.  Die  Angaben  bei  Herodot  5,  52  f.  fQhren  nach 
U^  S.  180  auf  einen  Parasang  von  ungefähr  3,4  römischen  Meilen  >«  5027 
Meter.  Wir  haben  also  den  effektiven  Parasanges  anzusetzen  zwischen  5,5  Kilom. 
(nach  attischem  Mause)  und  4,7  Kilom.  (gemäls  dem  Eratosthenischen  Stadion 
M,4).  —  YöUig  haltlos  ist  die  Annahme  Witüchs  im  PhUologus  XXm  S.  261  ff., 
piV^S.  589ff.,  dafs  der  Parasang  10000  £llen  oder  40  babylonische  Stadien 
^tragen  habe  und  gleich  5280  Meter  gewesen  sei. 

2)  Pahlavi  texU  translated  by  E.  W.  West,  part  I,  The  bundahis  etc.,  er- 
x^enen  als  5.  Band  der  Sacred  books  of  the  East  edited  by  Max  Müller,  Oxford 
1880,  p.  98,  Jnsti  Altbaktrisches  Wörterbuch  unter  hdthra.  Die  Pahlavi-Form 
mieihäsar.  Mit  der  Tradition  im  Bundahish  stimmt  West,  Old  Pahlavi  glossary, 
^^^^ereiD:  a  Häsar  on  the  graund  U  a  Parasang'  of  one  thoutand  steps  of  the 
^0  feeL  Hier  ist  Parasang  in  der  allgemeineren  Bedeutung  'Wegmafs*  ffe- 
braucht;  dagegen  in  dem  eigentlichen  Sinne  Bundahish  16,  7:  the  length  of  a 
««fe  (hdsar),  which  is  one  fourth  of  a  league  (parasang),  Justi  Wörterbuch 
OQter  d.  W.  giebt  dem  hdthra  die  Lange  von  1  Parasang  und  1000  Schritt,  ein 
HifsTerstandnis,  welches  auch  in  die  Übersetzungen  Ton  Spiegel  (I,  74  Anm.  1) 
Dad  Harlez  (AvestA  traduit,  2.  idit,  Paris  1881,  p.  20)  übergegangen  ist 

3)  Setzt  man  versuchsweise  den  hdthra  von  1420  M.  im  Sinne  der  jüngeren 
vkUrer  genau  gleich  1000  Doppelschritt,  so  erhält  man  eine  Schrittlänge  von 
^Jl  Meter,  welche  die  Mitte  hält  zwischen  dem  römischen  Gradus  (■»  0,74  M.) 
and  dem  mittleren  Schrittmafs  bei  Herodot  (nach  §  8,  7  —  0,67  Bi). 

4)  Nach  Oppert  a.  a.  0.  hiefs  der  dreifsigste  Teil  des  Parasanges  oder  das 
Panische  Stadion  a^paraga.  Die  entsprechende  Wegeslänge  hat  WitÜch  inPerse- 
PoUa  nachzuweisen  versucht  (oben  S.  474  Anm.  2). 


478  PERSISCHES  SYSTEM.  §  tt,  i  s. 

ist  dasselbe  auf  360  königliche  Elleo  »>  189  Meter,  also  ^icb  dem 
Secbiigfacben  der  babylonischeD  Rute  aozusetzen. 

Dafe  der  ägyptische  Schoinos  verschieden  war  von  dem  Pan- 
saag,  geht  sowohl  aus  dem  Zeugnisse  Herodots  (2, 6)  als  aus  dem  (Ir- 
q>nuig  beider  HaTse  (§  41,  6.  42,  2)  hervor.  Freilich  betrug  der 
Schoinos  nicht  das  Doppelte  des  Parasanges,  wie  Herodot  angiebt,  sob- 
dem  stand  zu  demselben  in  dem  Verhältnisse  10 : 9  und  übertraf  ihn 
nur  um  1200  kOnigUche  Ellen  —  630  Meter.  Wenn  dagegen  in  der 
ältesten  Heronischen  Tafel  (§  53,  5)  dieser  Unterschied  ganz  auiser 
Acht  gelassen  und  der  persische  Parasang  dem  Schoinos  gleichgerecb- 
net  vrird ,  so  erklärt  sich  dieser  in  so  viel  jüngerer  Zeit  verzeihlicbe 
Irrtum  aus  der  Zusammenwerfung  des  babylonischen  und  später  |^ 
meingriechischen  Stadions  mit  dem  eigentümlichen  Philetänscken  SU- 
dion  (§  50,  2.  53,  1.  2). 

Die  Vermessung  des  Landes  nach  Parasangen  ergab  im  persiflcheo 
Reiche  auch  die  Unterlage  für  den  Steuerkataster,  i)  Aller  Wahrscfaeio- 
Uchkeit  nach  bildete,  wie  in  Babylonien  und  Assyrien  (§  42,  6),  ein 
Ackermafs  von  60  königlichen  Ellen  ins  Gevierte  ««  992  D  Meter 
die  Grundeinheit,  welche  ideeU  zu  Längenstreifen  aneinandergereät 
und  in  dem  Hauptkataster  jeder  Provinz  nach  Parasangen  aufgeflAit 
vrurde.  Ein  Parasang  Steuerlandes  enthielt  demnach  180 Grund- 
einheiten, oder  ebensoviele  PJethren  griechischen,  oder  17,86  Hekttfen 
heutigen  Maises.  Wie  Herodot  (6, 42)  andeutet,  war  die  nächste  IJnlw- 
abteilung  dieses  Parasanges  sein  Dreifsigstel  ^^  59,5  Aren ,  ein  Ackcf- 
mafs  von  60  Ellen  Breite  und  360  Ellen  Länge,  oder  nach  griechischtf 
Auffassung  ein  i^aTtXe&Qov  von  1  Plethron  in  der  Breite  und  1  StadioB 
in  der  Länge.  ^) 

3.  Um  das  System  und  den  Betrag  der  persischen  Hohlm«^^ 
aufzufinden  haben  vnr  auszugehen  von  der  Angabe  Herodots  (It  192): 

Xolvi^i  TQicl  Idmycflai.    Hiemach  würden  51  attische  ChoiiAw 
—  55,81  Liter  auf  eine  persische  Artabe  gehen.  Das  ist  ein elwa^ 
reichlicher  Betrag;  denn  es  läfst  sich  kaum  bezweifeln,  dafsdasg^  | 
nannte  persische  Mafs  ursprünglich  das  Anderthalbfache  des  babjiooi* 

1)  Herodot  6,  42,  Duncker  Geschichte  des  Alterthvnis  lY,  5.  Aat.,  S.&S6. 

2)  Die  Obertngttng  voa  eSanXe&^ov,  womit  Herodoi  2, 149  leclw  Ujg* 
plethren  beseichnet,  auf  ein  Maus  toq  6  Fläcbenplethreo,  ist  ntcli  Sn^^^^STl^ 
Sprachgebrauch  unbedeuklich  (dasselbe  Fläcbenmafs  Deont  ein  Sch^liast  n  Hoa^ 
irra8tov:  oben  S.  41  Anm.  5).  Ober  die  Entstehung  des  griecbiscbca  Flewe> 
aus  dem  Sechzigfachen  der  babylonischen  Elle  s.  unten  }  46, 3. 1 


(46,3.  HOHLMASS.  479 

scheu  Epba,  welches  seinerseits  aus  der  ägyptischen  Artabe  hergeleitet 
war  (9  42^  7),  mithin  108  babylonische  Sechzigste!  >»  54,&6  Liter  be- 
trag. Identisch  mit  der  persischen  war  offenbar  die  medisehe  Ar- 
tabe, welche  Polyän  (4,  3^  32),  Hesychtoe  und  Suidas  gkieh  1  atti- 
sdien  Hedunnos  oder  48  Choiniken  setzen.  ^)  Wie  aus  dem  Berichte 
Polyans  hervorgeht,  welcher  als  seine  Quelle  eine  'in  der  Königsburg 
der  Perser^  von  Alexander  vorgefundene  Säuleninschrift  anführt,  war 
die  Artabe  in  Drittel,  Viertel,  Achtel,  Vierundzwanzigstel  und  Achtund- 
Tjerzigstel  teilbar  2),  und  zwar  führte  der  achtundvierzigste  Teil  eine 
eigene  Benennung,  welche  der  griechische  Schriftsteller  durch  xaftirig 
wiedergiebt.5) 

Als  persisches  Hafs  für  Getreide  erwähnt  Ariatophanes  (Acham. 
108  f.)  die  A  c  h  a  n  e.  Dieselbe  betrug  zufolge  einer  dem  Aristoteles  zu- 
gedchriebeneii  Nachricht,  di»  deren  ältester  Gewährsmann  dei*  Gram- 
matiker Didymos  ermittelt  worden  ist  4),  45  attische  Medimnen,  d.  i. 
60  babylonische  oder  40  persische  Artaben.^)  GefornU  war  die  Achane 
ab  grofise  Ki«te  ^) ,  passend  zur  Verwendung  in  Magazinen  und  auf 
SeUffen. 

Das  System  der  persischen  Mafse  für  Trockenes  war  dem- 

naeh  folgendes: 

Achane         1 

Artabe        40       1 

-- Kapetis  1920    48. 

1)  Das  Nähere  betreffs  dieser  Abweichung  der  jüngeren  Quellen  von  der 
infibe  Herodots  ist  §  42, 18  dargelegt  worden. 

2)  Poly&n  a.  a.  0.  p.  t41,  25.  27.  30;  142, 3. 4  ed.  Woel£Elin.  ffieno  kommt 
Wihncheinuch  die  Addix  als  Zwölftel 

3)  Polyän  a.  a.  0.  p.  142, 3.  Oppert,  Journal  Asiatioue  1874,  tome  lY  p.  459, 
ffibt  als  neapersische  Benennung  kapüek,  als  arabiscne  gafi%  an,  de  Lagarde 
Anaenisehe  Studien,  Abhandl.  der  Göttinger  Gesellsch.  der  Wissenscb.  XXU,  Mai 
1877,  S.  74  weist  als  armenische  Form  Aoptc  nach  und  giebt  den  Überblick 
tto  4z9  Vorkommen  des  Wortes  in  anderen  vorderasiatischen  Sprachen,  hält 
andi  bei  Polyan  die  Änderung  xansXiS  statt  des  Aberhelerten  ttanins  fftr  'durch- 
tos  lötig'. 

4)  Valent.  Rose  Aristoteles  Pseudepigr.  p.  512,  PoUnx  10, 164  L,  Sehoiiast 
n  Affiit  Ach.  108,  Hesyehios  unter  axa^au  und  axavri^  Suidas,  Eustath.  zu  Odyss. 
M854,10. 

5)  Die  Enordnuog  der  Achane  in  das  babylonische  System  hat  Brandis 
S.  3ef.  festgestellt  Dals  nach  dem  peraschen  Systeme  40  Artaben  auf  die  Achane 

S'  »gen,  habe  ich  in  der  Receasion  Ton  Brandis  S.  529  f.  nachgewiesen.  Auch 
pert,  Journal  Asiaüque  1874,  tome  lY  p.  459  f.  (verglichen  mit  p.  456  f.  458  f.), 
mmt  das  gleiche  Verhältnis  an.  Das  Wort  ax/ovri  findet  er  wieder  im  neu- 
persischen  khaneh,  une  grande  quantitS  de  bU;  das  altpersische  Wurzelwort 
^  vielleicht  yakhanä,  provision, 

6)  Phanodeaos  bei  Besychios,  PoUux,  Sehoiiast  zu  Aristoph.,  Suidas  und 
Ewtelh.  a.  a.  0. 


480  PERSISCHES  SYSTEBL  (45.S. 

Als  Mafs  fQr  Flüssiges  oeent  Polyän  den  fiaQig,  welcher  ^/e  des 
babylonischen  Epha,  d.  i.  ^/9  der  persischen  Artabe,  betrug  and  in 
Secfazigstel  geteilt  wurde J) 

Entsprechend  der  Torhergehenden  Dariegung  über  den  Ursprung 
der  persischen  Artabe  dürfen  wir,  ausgehend  Ton  dem  früher  gefun- 
denen Werte  des  babylonischen  Maris  (§  42>  8),  die  persischen  Mause 
ansetzen  wie  folgt  ^): 

Achane 2182      Liter 

Artabe 54,56    ^ 

Maris 30,31    „ 

Kapetis 1,137  „ 

Sechzigste! 0,505  „  . 

Das  Viertel  der  Artabe  betrug  demnach  13,64  Liter,  d.  i.  genai 
25  römische  Sextare  >),  auf  welchen  Betrag  noch  in  spXtrümischer  Zeit 
ein  provinzialer  Modius  normiert  worden  ist  (§  42, 18.  53, 15). 

Wenn  unsere  Vermutungen  über  den  Zusammenhang  zwischeo 
dem  äginäischen  und  Solonischen  System  einerseits  und  dem  persisch« 
andererseits  richtig  sind  ($  46, 8. 16),  so  folgt,  dafs  das  leUtere,  ood 
zwar  normiert  zu  den  eben  aufgeführten  Betragen ,  bereits  Tor  B^ 
gründung  der  persischen  Herrschaft  in  Vorderasien  Geltung  gehabt  hat 

Aufserdem  aber  hat  sich  herausgestellt,  dafs  Herodot  in  seiner 
Angabe  über  die  persische  Artabe  denjenigen  Betrag  derselben,  welcher 
zu  jener  Zeit  in  Babylon ,  und  wohl  auch  anderwärts  im  persischetf 
Reiche,  üblich  war,  mit  einem  hohen  Grade  von  Genauigkeit  uns  übe^ 
liefert  hat.  4)  Wir  lassen  demnach  eine  zweite  Übersicht  der  persische« 
Hohlmafse,  jedoch  beschränkt  auf  die  Artabe  und  ihre  aus  PolySns  Be- 
richt sich  ergebenden  Unterabteilungen ,  gemäfs  dem  Zeugnisse  Hero- 
dots  folgen: 

•::  1)  PolySn  a.  a.  0.  p.  141, 20,  Brandig  S.  30  f.  Bei  Epiphanios  ^  ^ff 
Mal  cra&fnor  ist  als  pontisches  Mafe  die  Form  /toüijs  überliefert  (de  Lagai«« 
Symmict  II  S.  175,  98.  182,  31,  Metrol.  Script  I  p.  268,  8.  264, 13).  Im  ^ 
nischen  lautete  das  Wort  mac,  wie  de  Lagarde  in  seinen  Armenischen  StadJea, 
AbhandL  der  Gdtünffer  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXII,  Mai  1877,  S.  101  Mfkw^ 

2)  Ein  weit  abweichendes  System  der  persischen  nnd  überhanpC  Tordtf* 
asiatischen  HohlmaOse  stellt  Qneipo  I  p.  358  ff.  aaf,  indem  er  (p.  368)  in  der  aBg^ 
fahrten  Stelle  Herodots  rQuatorra  fflr  xQtffi  schreibt  Oppert,  Jonmal  Asiatiqiie 
1874,  tome  IV  p.  457,  bestimmt  Achane  und  Artabe  fast  ^au  so,  wie  die  oMgea 
Ans&tie  lauten,  niralich  zu  2170  und  54,26  Litern;  allem  in  betreff  der  flbnge* 
persischen  und  babylonischen  Mafise  folgt  er  ganz  anderen  Voraussetimr* 
(vergl  S.  452  f.  Anm.  4  u.  1).  - 

3)  25  Sextare  sind  —  13,68  Liter;  die  Differenz  von  0,04  Liter  i«  ^^ 
gleich  zu  dem  oben  angegebenen  Betrage  kommt  nicht  in  Betracht 

4)  S.  das  Nähere  oben  $  42,  18  in  Verbindung  mit  §  10,  4. 


14»,  9. 4.  HOHLMASS.  481 

Artabe 55,81  Liter 

Vs 18,60    n 

V4 13,95    ^ 

Vs 6,98    „ 

V24 2,33    „ 

V48  (Kapetis) 1,16    „  . 

Hierzu  kommt  als  Vis  der  Artabe  (§  45,  4)  die  Addix  ««  4,65  Liter, 
TOD  den  Römern  spflter  auf  8  Vs  Sextare,  d.  i.  genau  auf  denselben  Be- 
trag normiert,  wozu  als  Doppeltes  ein  Hodius  von  17  Sextaren  —»  V« 
der  Artabe  hinzutrat  (§  42, 18.  53, 15  a.  E.). 

4.  Vergleichen  wir  die  persische  Kapetis  mit  der  babylonischen 
Kapilhe  (§  42,  7),  so  tritt  die  Ähnlichkeit  der  Benennungen  und  die 
Verwandtschaft  mit  dem  hebräischen  Kab  unTerkennbar  hervor.  Kapithe 
und  Kab  decken  sich  dem  Betrage  nach;  sie  stellen  beide  das  Vierfache 
des  babylonischen  Sechzigstels  dar.  Anders  die  persische  Kapetis.  Sie 
betrog  der  Absicht  nach  die  Hälfte  der  Kapithe;  aber  um  in  das  System 
der  persischen  Artabe  (-»  108  babylonischen  Sechzigsteln)  als  Acht- 
ondrieRigstel  sich  einzufügen,  mufste  ihr  Betrag  auf  2V4  (statt  2) 
Sechzigstel  erhöht  werden.  Sowohl  aus  diesen  Zahlenverfaflltnissen  als 
m  dem  Umstände^  dafs  man  statt  der  babylonisch-ägyptischen  Artabe, 
welche  Vso  der  Achane  betrug,  als  persische  Artabe  den  Betrag  von 
V40  der  Achane  wählte,  geht  wohl  genugsam  hervor,  dafs  das  baby- 
lonische Vorbild  in  dem  persischen  Systeme  der  Hafse  fUr  Trockenes 
aufgegeben  war. 

Vngewifs  bleibt  es,  ob  die  addi^,  welche  nach  griechischen  Quellen 
4  Choiniken  «»  4,38  Liter  betrugt),  dem  babylonischen  oder  dem  per- 
sischen Systeme  zuzuordnen  ist«  2)  Im  ersteren  Falle  haben  wir  sie  auf 

1)  Eostathios  zu  Odyss.  19, 28  p.  1854, 10  erw&hnt  als  UsMrtHct  fUtQa  die 
Achane  und  Artabe  und  knüpft  unmittelbar  daran  die  Notiz:  ipf  ^i^Hctl  o88ti 
I^QOv  ri,  fnurt,  mQaxoirixoy,  l4(nino<pa!tnj9'  ahplrofv  (Mlea^atp  oBB^xa,  Die 
gldche  Bestimnrang,  und  zwar  auch  in  dem  Auaonick  fidx(^  xn^axo^wov 
äl^ereinatimmeod,  geben  Pollnx  4, 168,  Hesychios,  Photios,  Etymol.  M.  p.  16, 54. 
t7f46,  weshalb  die  bei  Hesychios  überlieferte  Form  a98tSt8,  welche  auch  im 
^^enpmcbe  steht  mit  dem  Aecosativ  oBBtxa  bei  Aristopbanes,  mit  Recht  zu 
Mii  Terbesaert  worden  ist 

2)  Als  persisches  MaOs  habe  ich  die  Addix  in  der  1.  Auflage  dieses  Hand- 
ies S.  275  aufgefafst.  Bestimmter  noch  Brandis  S.  28:  'so  mab  man  in  den 
hellenischen  Hafenstädten  persisches  Korn  nach  der  Addix  und  Achane'.  Oppert 
\  t.  0.  p.  458  spricht  ebenfalls  Ton  der  addix  des  Perses.  Wenn  er  jedoch  mit 
j^eaer  ein  babylonisch -assyrisches  MaüB,  welches  er  as  liest  und  gleich  einem 
«Ihen  Kor,  d.  i.  nach  seinem  babylonischen  System  (p.  457)  gleich  108  Liter 
<etxL  zu  identifideren  versucht,  so  stellt  er  sich  damit  in  Widerspruch  zu  der 
^ediischen  Tradition. 

Httlttek,  ICetiologle.  31 


Pen.  System   Seduigsltl 

Artabe 

.     .     1                108 

Addix 

.     .  12     1           9 

Kapetis 

.     .  48    4           2''4 

482  PERSISCHES  SYSTEM.  S  i^  «-& 

2  Kapithen  -i*  4,04  Liter,  im  letzteren  auf  4  Kapetis  -i*  4,55  Liter  an- 
zusetzen. Möglich  auch ,  dafe  die  gleiche  Mabbenennung  beiden  Sy- 
stemen angehorte,  welche  hiernach  zu  vergleichen  sein  wtlrden,  wie 

folgt: 

Babyl.  System   Sechiigstel 

Epha    .     .     1  72 

Addix  ..91  8 

Kapithe     .  18    2     1         4 

Sechzigstel  72     8    4         1 

Einen  weiteren  Vergleich  auch  mit  den  ägyptischen  und  hebrti- 

scben  Uafsen  bietet  Tab.  XXI  am  Schlüsse  dieses  Handbuchs.  Aus 

Tab.  XX  ergiebt  sich  die  Übereinstimmung  der  persischen  Artabe  oüt 

dem  äginäischen  Metretes  und  der  Addix  mit  dem  Chus  (§  46, 8). 

5.  Die  Untersuchung  über  das  System  der  persischen  Gewichte 
ist  im  Zusammenhang  mit  dem  Mttnzfuis  zu  erledigen.  Ein  io  Abydos 
gefundenes  Bronzegewicht,  welches  einen  LOwen  darstellt  und  unter 
persischer  Herrschaft,  wahrscheinlich  im  6.  Jahrhundert,  angefertigt 
worden  ist,  wiegt  in  seinem  jetzigen  Zustande  25,657  Kilogramm. <) 
Da  es  ein  wenig  verstümmelt  ist,  so  mag  der  ursprüngliche  Betrag  et- 
was höher,  jedoch  nicht  über  26  Kilogr.,  angesetzt  werden.^  Wir  habeo 
es  hier  ofienbar  mit  einem  persischen  Gewichte  zu  thun,  weldies  dem 
altbabylonischen  leichten  Talente  Goldes  entsprach  (§  42, 12. 15),aIleiB 
etwas  höher  als  jenes  ausgebradit  war.  Nach  Analogie  der  babyloni- 
schen Währung  ist  ferner  vorauszusetzen,  dafs  auch  das  persische  GoM- 
talent  in  60  Minen  oder  3000  Shekel,  mithin  die  Mine  in  50  Shekd 
oder  lOQ  HalbsUUcke  zerfiel. 

6.  Nach  Herodot  (3,  89  ff.)  gab  es  im  persischen  Reiche  zwei  Te^ 
schiedene  Geldgewicbte,  das  babylonische  Talent  für  Silber 
und  das  euboi  sehe  für  Gold.  Freilich  ist  der  Bericht,  den  er  an  der 
genannten  Stelle  über  die  Tribute  der  zwanzig  von  Dareios  eingerich- 
teten Provinzen  giebt,  nicht  unverfälscht  überliefert  Die  360  GoM- 
talente,  welche  Indien  steuerte,  finden  sich  nach  dem  Ansätze,  daß  das 
Gold  den  dreizehnfiichen  Wert  des  Silbers  habe,  richtig  auf  4680  ei- 

1)  De  Voffai  Notice  bot  un  talent  de  brooie  txonH  k  Abydos,  Btrvt 
areh^L,  MQvelle  s^rie,  1862,  V  p.  80  ff.,  Levy  Geschichte  der  jüdischen  Mflaica 
S.  163,  Brandis  S.  54f: 

2)  De  Yog«^  a.  a.  0.  p.  30.  89.  —  BeUiofig  sei  hier  bemerkt,  dafs  ai^ 
Lepsius,  Abfaaodl.  der  Berünor  Akad.  1871  S.  128,  aus  Herodot  1,50  (Benckt 
Aber  die  yon  Krösos  nach  Delphi  geschickten  Weibsescbenke)  keine  BesüMMf 
des  persischen  Gewichtes  an  entnehmen  ist.  Vergl.  jedoch  oben  S.  180  ia  vo* 
bindang  mit  S.  176  f.,  unten  §  50,  8. 


$45,«.  GEWICHT  UND  MfiKZFÜSS.  488 

boische  SilberUdente  reduciert.  Dagegen  stimmen  die  übrigen  Zahlen 
Dicht.  Addiert  man  die  einzelnen  Beträge  der  neunzehn  Satrapien,  so 
erhalt  man  7600  babylonische  Talente  ^ ;  rednciert  man  diese  nach 
dem  Ansätze,  wddien  die  handschriftliche  ÜberUeferung  giebt,  dafe 
ein  babylonisches  Talent  gleich  70  euboischen  Minen  sei,  so  erhält  man 
nur  8866^^  euboisdie  Talente  anstatt  der  von  Herodot  berechneten 
9540.  Endhch  stinmit  auch  die  Totalsumme,  die  nach  Herodot  14  560 
Talente  beträgt,  nicht  mit  dem  übrigen.  Diese  Verderbnisse  in  der  Über* 
lieferung  sind  von  Mommsen  dahin  berichtigt  worden ,  dafs  Herodot 
nicht  70,  sondern  78  euboische  Minen  auf  das  babylonische  Tatent 
rechnete,  und  danach  die  Summe  der  Silbertribute,  in  euboischen  Ta- 
lenten ausgedrückt,  9880  statt  9540  betrug,  worauf  die  von  Herodot 
gegebene  Totalsumme  als  richtig  sich  erweist.^ 

Aus  der  Darstellung  Herodots  ist  nun  zunächst  henrorzuheben, 
dafs  er  als  persische  Gewichte  ein  euboisches  Goldtalent  und  ein 
babylonisches  Silbertalent  nennt,  beide  aber  auf  euboische  Silber- 
talente reduciert.  Letztere  bezeidmen  kein  persisches  Gewicht,  son- 
dern ledigUch  das  attische  Silbertalent.  3)  Da  nun  Herodot  überdies,  wie 

1)  Bei  der  yierten  Satrapie  Eilikien  sind  nicht,  wie  Böckh  n.  a.  wollen,  die 
ToDen  500  Talente  in  Rechnung  zu  bringen,  sondern  nur  die  360,  welche  dem 
Unig  bar  eingingen  {Ja^U^  ifoira), 

2)  Der  wahrscheinliche  Fehler  findet  sich  am  sichersten  dnrch  Znr&ckreehnen« 
Die  Totalsumme  ist  nach  Herodot  14560,  die  beiden  Posten,  durch  deren  Ad- 
^ÜOD  sie  entstanden,  9540  und  4680.  Die  letzte  Zahl  ist  sicher,  da  sie  aus 
der  richtigen  Reduktion  der  360  Goldtalente  entstanden  ist;  es  ist  also  entweder 
^  Totalsumme  oder  der  erste  Posten  unrichtig.  Nun  ist  oben  gezeigt  worden, 
dib  die  Zahl  9540  schon  anderweitig  verdächtig  ist;  nehmen  wir  also  an,  die 
Hanptsomme  sei  richtig,  so  erdebt  sich  14560  —  4680  —  9880  sUtt  der  im 
Texte  stehenden  9540,  eine  Änderung,  die  auch  paläographisch  sehr  wahrschein- 
lieh  ist  Setzen  wir  nun  diese  9880  euboischen  Silbertalente  gleich  den  7600 
)xt|Tloiiischen  Talenten,  welche  die  Summe  der  einzelnen  Steuerquoten  büdeten, 
so  iol|t,  daüs  das  babylonische  Talent  78  euboische  Minen  gehabt  hat  Wena 
also  die  Rechnung  bei  Herodot  stimmen  soll,  so  sind  die  Zahlen  70  und  9540 
in  der  angegebenen  Weise  zu  ändern.  Den  näheren  Nachweis  hat  Mommsen 
in  seiner  Gesch.  des  röm.  Münzw.  S.  22  IL  (Traduct.  Blacas  I  p.  28  ff.)  gegeben 
and  später  am  Schlüsse  des  Aufsatzes  'Das  Geld',  Grenzboten,  Zeitschr.  f.  Polit. 
«.Literatur,  XXIL  Jahrgang,  1863, 1.  Semester  S.  395  ff.  (Traduct.  Blac.  I  p.  401  ff.) 
■ekrfadi  ergänzt.  Die  Angabe  Herodots,  dafs  das  Gold  im  Perserreiche  den 
^Kizehftfachen  Wert  des  Silbers  gehabt  habe,  ist  yon  mir  in  Fleckeisens  Jahrb. 
1B62  S.  387  ff.  zu  einem  Lösungsversuche  benutzt  worden,  dessen  Schlulssatz 
>v«  durch  spätere  Forschungen  keine  Bestätigung  gefunden  hat,  dessen  Beweis- 
ftbnog  im  einzelnen  aber  teilweise  noch  jetzt  aufrecht  zu  erhalten  ist  Den 
^gemein  befriedigenden  Abschluls  hat  die  schwierige  Frage  durch  Brandts  Münz- 
Mais-  und  Gewichtswesen  S.  61  ff.  gefunden. 

3)  VergL  oben  §  25,  5  und  meinen  Aufsatz  über  das  babylonische  und 
eoboische  Talent  des  Herodotos,  Fleckeisens  Jahrbücher  (Neue  Jahrb.  f.  PhiloL 
^  Pädag.,  Leipzig  Teubner,  Bd.  85)  1862  S.  388  f. 

31* 


484  PER^SGHES  SYSTEM.  f4»,7. 

bereits  bemeriLt,  den  Goldwert  im  persiflcben  Reiche  ab  das  Dreizebn- 
ftdie  des  Süberwertes  ansetzt  ^),  so  mub  aus  seinen,  von  den  f  ehkrn 
der  Oberiieferung  geliuterten  Angaben  sowohl  das  Gewicht  ab  die 
Währung  der  persischen  MOnze  annähernd  sich  bestimmen  lassen. 

7.  Gehen  wir  von  dem  attischen  Silbertalente  als  einem  hinbng- 
lieh  gescherten  Werte  aus,  so  erhalten  wir  zunächst  laut  dem  Zeugnisse 
Herodots  ein  persisches  Goldtalent  ?on  26,20  Kilogr.  nebst  einer  Hiiie 
von  437  Gr.  und  einem  Shekel  oder 

Goldstater  von  8,7  Gr., 
femer  ein  Silbertalent  von  34,06  Kilogr.  nebst  einer  Hine  von  568  &• 
und  einem  läiekel  oder 

Silberstater  von  11,3  Gr. 

Die  beiderseitigen  Talente,  Blinen  und  Shekel  verhalten  sich  im 
Gewicht  wie  10 :  13.  Da  nun,  ebenfalls  nach  Herodot,  ein  persisches 
Goldtalent  den  Wert  des  dreizehnfachen  Silbergewichtes  hat,  so  folgt 
unmittelbar,  dals  nach  persischer  Währung  10  Silbertalente  gkidi 
1  Goldtalente,  10  Silberstatere  oder  20  Halbstücke  gleich  1  Goldstater 
gegolten  haben. 

Diese  Ansätze  erhalten  ihre  Bestätigung  durch  den  Befund  der 
persischen  Mttnzen ;  nur  ist  das  persische  Gewicht  nicht  ganz  so  hoch 
gewesen  wie  das  Solonisch-attische,  welches  letztere  zwar  ebenfalls  tos 
der  altbabylonischen  Norm  abgeleitet,  aber  dabei  um  ein  weniges  ge- 
steigert worden  ist.^) 

Aus  dem  Gewirre  der  vorderasiatischen  Gold-  Elektron-  und  Sil- 
berprägung treten  seit  Dareios  zwei  Münzen,  die  eine  in  Gold,  & 
andere  in  Silber,  hervor,  welche  sowohl  durch  feine  Ausbringung  Qi^ 
genaues  Gevricht,  als  durch  stetiges  Gepräge  sich  auszeichnen.  Die 
Goldmünze  im  Gewichte  von  8,4  Gr.  (§  45, 10),  so  rein  ausgebracht,  wie 
es  nur  immer  in  jener  Zeit  möglich  war^,  zeigt  den  knienden  Kooig 
in  nationaler  Tracht,  die  Krone  auf  dem  Haupte,  den  Köcher  auf  dem 
Rücken ,  mit  der  Lanze  in  der  rechten ,  mit  dem  Bogen  in  der  ausge 

1)  Die  Worte  Herodots  3,  95:  ro  x^vciov  XMaxtuiataaraffiOw  hrf^ofum 
besagen  zonftchst,  daCs  ein  b^timmtes,  in  enboiscben  Goldtalenteo  ansgeärtdEles 
Gewiebt  13mal  ffenonimen  werden  mnfiB,  wenn  man  den  Wert  in  attischei  Ta- 
lenten Silbers  erhalten  will;  sie  deuten  aber  zngleieh  auf  den  Fundaneataliati 
der  babyionischen  und  späteren  persischen  Wliunng  hin,  dais  1  Noniaal  ii 
Gold  ffleieh  10  entsprechenden  (abor  im  Gewicht  höhten)  Nominalen  in  Silber 
gut   Yergl  oben  §  42, 12  nnd  Fieckeisens  Jahrb.  1862  S.  398. 

2)  Yergl.  oben  {  25,  4,  unten  S.  487  Anm.  1,  femer  §  46, 12.  48, 1 

3)  Herod.  4, 166:  Ja^&ioQ  fthf  ya^,  xfvciar  na^a^maray  ant^p^as  k^ 
9waxcrtaxo¥^  v6fna/Mt  iuoufito.  Letronne  Gonsidtoüons  p.  108  weist  ciaea 
Feingehalt  von  0,97  naeh.   Yergl.  auch  Brandis  S.  244,  Lenonnant  I  p.  187. 


f  4S.  7.  GEWICHT  UND  MONZFUSS.  485 

streckten  linken  Hand.^)  Die  Griechen  nannten  dieses  Goldstück  nach 
dem  Namen  des  PerserkOnigs,  der  es  zuerst  schlagen  liefs,  CTctr^Q 
Ja(}€ix6g  oierJaQeixog  schlechthin  2),  nach  dem  Gepräge  auch  woU 
to^otrjg.^  Auch  Doppeldareiken  kommen  vor «),  nicht  aber  TeilstUcke 
des  Stater.^)  Dreitausend  Dareiken  bildeten  ein  persisches  Talent 
Goldes  ^  im  Gewichte  von  25,2  Kilogr.,  also  nahezu  demselben  Betrage, 
wekhen  das  Bronzegewicht  von  Abydos  darstellt  (§  45, 5). 

Neben  dem  Dareikos  erscheint  als  Silbermünze  nicht  der  entspre- 
chende Stater  von  11,2  Gr.,  welcher  in  der  kleinasiatischen  Prflgung 

1)  Yergl.  Brandig  S.  244.  420,  Friedlaender  und  y.  Sallet  Das  KönigL  Mfinz- 
kabinet,  Berlin  1877»  S.  207. 

2)  Herod.  7,  28;  Thnkyd.  8,  24, 4;  Xenoph.  Anab.  1, 1,  9,  eb.  3, 21.  5, 6, 18, 
Cyrop. 5, 2, 7;  Lys.  12, 11 ;  Demosth.  24, 129;  Arist. Ekkl.  602;  Plut  Apophthegnu 
Lac  40,  Arrian  Anab.  4, 18, 7,  Diodor  17, 66,  Poll.  7, 98.  9, 59,  die  Lexikographen 
unter  Ja{f»ix6s  (zu  den  im  Index  zu  den  Meirol.  scriptores  znsammengeBteilten 
Gitaten  ist  noch  hinzuznffigen  Lexic  Seguer.  p.237, 17),  G.  I.  Aitic.  ed.  Jürchhoff 
ToLI  Nr.  199.  207.  Verd.  Böckh  Staatsh.  I  S.  32,  Mommsen  S.  9.  51  (Traduct. 
Blacu  I  p.  8  ff.  68),  Fr.  Lenormani  Revue  nomism.  XU  (1867)  p.  357  ff.  (deraelbe 
führt  p.  358  die  Schriftsteller  und  p.  363  die  Insdiriften  an,  welche  den  Dareikos 
mrahnen),  Brandis  S.  62.  244  ff.  Die  Ableitung  yon  Joi^xos  war  lange  Zeit 
streitig.  Einige  suchten  darin  die  gradsierte  Form  eines  semitischen  Wortes, 
welches  im  Hebriischen  als  darkemon  oder  adarkon  erecheint,  aber  wohl  Tiel- 
mebr  seinerseits  von  JaoBsuSe  oder  nach  andren  yon  S^x(^^  abgeleitet  ist 
(Tergi.  Hnssey  p.  102  f.  181  ff.,  Gayedoni  Biblische  Numism.  üoers.  von  Werlhof 
S.S8ff.,  Uadden  fiistory  of  Jewish  coinage  p.  16  ff.).  Die  zunächst  liegende 
ond  achon  frfiher  vielfach  aufgestellte  Deutung,  daCs  der  Name  von  Dareios,  dem 
Sohne  des  Hystaspes,  herkomme,  ist  neuerdings  bestitigt  worden  durch  Mommsen 
(Tndoct.  Blacas  I  p.  12  f.,  woraus  hervorgeht,  dafs  der  Nachtrag  zur  Gesch.  des 
röB.  Mfinzw.  S.  855  zurflckgenommen  ist)  und  Brandis  (S.  247.  420,  vergl.  mit 
$•386 f.,  wo  die  älteren  Mfinzen  nachgewiesen  sind,  welche  der  Solonischen 
IHgimg  als  Yorbild  gedient  haben  mögen).  ^  In  diesem^  Sinne  ist  auch  Diodor 
17,66:  hfOHurxi^o,  xiXavra  x^vffov  x«t^asrr$^  JoDsutov  ifxovxa  zu  verstehen. 
Aaaonias  Ep.  5,  23  (p.  163  Schenkl)  bezeichnet  die  Goldstücke  unmittelbar  mit 
dem  Pereonennamen  als  Darii  (wie  Horaz  die  Goldstücke  Philipps  PhiHppi 
oenot:  8.  S.  243  Anm.  2).  Entschieden  zurüdizuweisen  ist  eine  dritte  Hypothese, 
velebe,  wie  Harptokration,  Suidas  u.  a.  berichten,  schon  im  Altertum  auligestellt 
lud  dann  von  einigen  Neueren  gebilligt  worden  ist,  dafs  ein  vermeintlicher 
ilterer  Dareios  dem  Goldstücke  den  Namen  gegeben  habe.  Levy  endlich  in 
scioer  Gesch.  der  jüd.  Münzen  S.  19  f.  leugnet  den  Zusammenhang  zwischen 
^a^tmos  und  adarkon  und  erklärt  letzteres  aus  dem  Hebräischen  als  Bogen- 
schfitze  (Tof^TiTc),  wogegen  Madden  p.  19  wohl  mit  Recht  Einspruch  erhebt. 

3)  Plut  Ages.  15  a.  E.  (Apophthegm.  Lac.  40  n.  211  B). 

4)  Brandis  S.  244.  246.  420,  Poole  und  BorreU  bei  Madden  p.  273. 

5)  Die  fifu^a^tMt  bei  Xenoph.  Anab.  1,  3,  21  gehören  nicht  der  persischen 
Königamünze  an,  sondern  sind  nach  Mommsen  S.  11  (Traduct  Blacas  I  p.  11  f.) 
▼OD  tvrischen  Satrapen  als  Viertel  eines  State»  phokaischen  Fufses  (§  23, 1) 
geschlagen  worden. 

6)  Ein  solches  Goldtalent  ist  in  der  häufig  bei  Schriftstellern  vorkommen- 
^  Summe  von  3000  Dareiken  zu  erkennen,  wie  bei  Xenoph.  Anab.  5,  6, 18, 
Eapolis  bei  PoIL  9,  58,  Suidas  unter  Jommos,  Der  zehnte  Teil  dieser  Summe 
stellte  den  Wert  eines  Silbertalentes  dar  (vergl.  S.  225.  237.  494). 


486  PERSISCHES  SYSTEM.  { 4&.  7. 8. 

weit  yerbreitel  und  von  einer  groben  Mannigfaltigkeil  von  Teiimttiiieii 
begleitet  iai  (|  23, 2),  sondern  die  Htifte  im  Gewidit  von  5,6  Gr.^),  be- 
kannt unter  dem  Namen  aiyXog  Sbjdtxog.^)  Im  Gepräge  entsprich 
dieser  leichte  Shekel  gani  der  Goldmünze  ));  im  Feingehalte  sieht  er 
niedriger,  aber  immeriiin  so  hoch  wie  die  Silbermünien  der  G^enwart^ 
Weder  Vielfache  noch  TeilmOnzen  kommen  vor. 

Nach  persischer  Wahrung  sind,  wie  bereits  angedeutet,  20medi8che 
Siglen  auf  den  Dareikoe  gerechnet  worden.^) 

8.  Diese  Müni-  und  Gewichtsveriialtnisse,  wie  sie  nadi  dem  Be 
richte  Herodots  und  nach  dem  Befunde  der  persischen  ReichsmOnzen 
ermittelt  worden  sind,  stimmen  offenbar  mit  der  babylonischen  Wäh- 
rung (}  42,  12)  sehr  nahe  Oberein.  Das  euboische  Talent  HerodoU 
ist  ein  leichtes  Talent  Goldes,  das  babylonische  ein  leichtes  Taleit 
Silbers.  Der  Dareikoe  entspricht  dem  leichten,  der  DoppeUareikos 
dem  schweren  Shekel  Goldes,  der  Siglos  der  Hälfte  des  leichten  b^ 
bylonischen  Shekels.  Das  Wertverhaltnis  zwischen  Gold  und  Silber, 
welches  Herodot  gleich  13 : 1  setzt,  ist  demnach  genauer  auf  13V)  ^^ 
zu  fixieren ,  woraus  sich  weiter  bestätigt,  dafs  das  Verhältnis  zwischen 

1)  Brandis  S.  62.  69.  247.  421  ff.  Das  Ton  Brandis  aiH|eBommeBe  Noiml' 
gewicht  Ton  5,60  Gr.  wird  erreicht  von  drei  Stöcken  bei  firandie  S,  42  f.  (von 
einem  'ganz  unförmlichen'  sogar  noch  überboten).  Mommten  S.  13  (Tn^ 
Blac.  I  p.  14)  Bellt  das  Effektivgewicht  auf  5,57  Gr.  Die  drehmdzwnniig  höcbtcfi 
Stacke  bei  Blionnet  Poids  p.  193—195  wiegen  im  Dorcfaschnitt  5^56  Gr.  (■■ 
104,6  Gran).  Damit  stimmt  sehr  wohl  die  Angabe  bei  Xenophon  Anab.  1,  ^  6, 
daÜB  der  Siglos  den  Wert  von  l^t  attischen  Obolen,  die  ein  Gewicht  von  5,46  Gr. 
darstellen,  gehabt  habe.  Weniger  genau  ist  die  Gleichung  des  Siglos  mit  8  atti* 
sehen  Obolen  (■■  5,82  Gr.)  bei  Photioe  und  Hesydüos. 

2)  Corp.  Inaer.  Gr.  Nr.  150  §  20  (Bdckh  Staatshaush.  H  S.  254),  Rangab^  Aati- 
quit^  hell^niques  II  Nr.  843  (wo  ZW  erhalten,  Xot  Mij^mol  nebst  der  Z^ 
nach  Yemratung  hinsugefQgt  ist;  lediglich  auf  Vermutung  beruhen  die  tf^i« 
Mrfiatoi  Nr.  836.  837,  wo  beidemal  in  nächster  NIhe  i(gyv^X  folgt).  Sif^ 
schlechthin  sagen  Xenophon  a.  a.  0.  und  die  Lexikographen.  Das  Wort  ist  die 
gracisierte  Form  für  $heq$l^  welches  im  hebraisch-hdlenistischen  Dialekt  dnitb 
^UloQ  (oben  S.  468,  MetroL  Script.  Index  unter  cütlot),  im  Griediiaeben  aelM 
durch  «Yoeri;^  ({  19,  5)  gegeben  wird.  Über  die  Übertragong  der  Benewiaif 
Shekel,  0fyXoß,  vom  GansstAck  (dem  kleinasiatiflchen  SUter)  auf  das  Halttflftck 
von  5,6  Gr.  vergL  {  45,  8. 

3)  Brandig  S.  421  f.  Daher  ist  es  eiklarlich,  dads  die  Benennung  ^«Pf«^ 
welche  ucspranglich  nur  der  (yoldmünse  xukommt,  auch  auf  das  persiadie  SUbtf- 
geid  Obergegangen  ist.^  Plut  Kim.  10  a.  E.:  f$aXas  9vo,  xyr  fär  %*^«^ 
4fi9€Xijcau9rop  JoDtmmp,  tifv  Si  xnvcmv, 

4)  £.  V.  Bibra  Über  alte  Eisen-  und  Silber-Funde,  Nürnberg  u.  Ldpsg  IS?^ 
S.  41  fand  in  einem  Sifflot  von  5,60  Gr.  88,40  Prozent  Silber,  10,53  K^ 
0,72  Blei  und  Nickel,  aber  auch  0,35  Gold. 

5)  Darauf  hat  luerst  Queipo  I  p.  302  hingewiesen.  Yergl.  auch  Braiif 
S.  63.  69,  Duncker  Geschichte  des  Alterthums  IV,  5.  Aufl.,  S.  553 ff.  (NJdi<* 
von  Belang  bietet  Ferd.  Justi  Geschichte  des  alten  Persiens  S.  64  f) 


§4S,8.  PERSISCHE  WÄHRUNG.  487 

dem  Gewichte  des  Dareikos  und  des  medischen  Sig^os,  nämlich  3 :  2, 
unmittelbar  aus  der  babylonischen  Währung  abgeleitet  ist,  in  welcher 
der  Shekel  Goldes  zum  Shekel  Silbers  im  Gewichte  wie  3 : 4  stand,  i) 

Nur  in  einer  Hinsicht  weicht  die  persische  Währung  von  der 
babylonischen  ab.  Anstatt  des  babylonbchen  Shekels  erscheint  als 
königliche  HUnze  dessen  Hälfte,  nach  griechischer  Ausdrucksweise  also 
anstatt  des  Staters  die  Drachme,  nach  orientalischem  Brauche,  wie  der 
Name  alylog  beweist,  ein  leichter  Shekel,  so  zu  sagen,  zweiter  Ordnung. 
Denn  im  allgemeinen  konnte,  soweit  der  praktische  Bedarf  dazu  fahrte, 
jeder  Shekel  sowohl  als  Hälfte  eines  doppelt  so  schweren  ^ekels  gel- 
ten als  audi  aus  sich  heraus  einen  wieder  um  die  Hälfte  leichteren 
Shekel  erzeugen  (§  43,8.  44, 12).  Und  in  der  That  scheint  anderweitig 
ein  Talent,  welches  dem  medischen  Siglos  entsprach,  in  Gebrauch  ge- 
wesen zu  sein.^  Dafs  man  nun  für  die  persische  Reichswährung  nicht 
den  so  nahe  liegenden  babylonischen  Shekel,  dessen  Zehnfaches 
den  Wert  eines  Dareiken  darstellte,  sondern  die  Hälfte  von  jenem 
wählte,  ist  zunächst  zu  erklären  aus  dem  Bestände  an  ProTinzialmünzen, 
welcher  bei  Schaffung  des  Reichsgeldes  bereits  gegeben  war.  Der 
Stater  un  Gewichte  von  etwa  1 1  Gr.,  zum  Teil  sehr  niedrig  ausgebracht, 
war  nächst  dem  Tetradrachmon  phönikischen  Fufses  die  verbreitetste 
Monze  (§  23, 2)  und  seine  tlbliche  Teilung  war  die  Drittelung.  Wäre 
nun  daneben  eine  gleichartige  ReichsmUnze,  diese  jedoch  mit  genauem, 

1)  Dafs  der  Dareikos  zum  Siglos  mathematisch  genau  in  dem  Verk&ltnisse 
3:2  steht,  erkannte  Mommsen  S.  13  (Trad.  Blac.  I  p.  14)  aus  den  MQnzgewichteo 
and  folgerte  daraus  die  Erklärang  der  oben  erwähnten  Stelle  Herodots.  Nach- 
dem die  altbabylonische  Währang  bekannt  geworden  ist,  ergiebt  sich  die  Yer- 
IttltnUzahl  IS  bei  Herodot  als  Abrnndnng  statt  W/s.  Die  Ton  demselben  öber- 
Üeferte  Bestimmung  des  babylonischen  Silbertalentes  zn  78  attischen  Minen 
(*  34,06  KUogr.)  entspricht  nicht  nur  sehr  nahe  dem  anderweitig  ermittelten 
Verte  desselben  (»>  33,6  Kilogr.),  sondern  bedeutet  auch,  wie  Mommsen  S.  24 
(Tnd.  Blac.  I  p.  30)  bemerkt,  dafs  78  attische  Drachmen  (>»  340,6  Gr.)  ungefähr 
80  Tid  wiegen  als  40  Dareiken  (««  336  Gr.).  Alle  diese  Bestimmungen  sind 
80  genau,  wie  sie  sonst  nur  selten  bei  alten  Schriftstellern  sich  finden.  Minder 
ntreffend,  aber  mit  BQcksicht  auf  den  Brauch  der  Alten  leicht  erklärlich  ist 
die  Gleichstellung  des  attischen  mit  dem  Dareikentalent  Dafs  beide  Talente 
gleidiermafsen  ans  einem  altasiatischen  Gewicht  abgeleitet  seien,  war  bekannt, 
and  die  Gewichtsdifferenz  war  bei  den  landläufigen  Münzen  zu  wenig  aufMig, 
tls  dafs  sie  zu  einer  Unterscheidung  yeranlafst  hätte.  Wollen  wir  einen  solchen 
l^oterscltied,  weiter  bauend  auf  den  Bericht  Herodots,  nachträglich  aufstellen, 
80  ergeben  sich  nach  dem  Ansätze  13^3 :  10,  d.  i.  4 : 3  i«  78 :  a;  für  das  persische 
Goldtalent  58 ^/s  attische  Minen  »  25,5  Kilogr.,  also  wiederum  sehr  nahe  der 
anderweitig  festgestellte  Betrag  dieses  Talentes  (§  45, 10). 

2)  Brandis  S.  101  weist  nach,  dafs  ein  Talent  Ton  3000  Shekeln  zu  je 
Ml  Gr.  in  Ninive  üblich  war  und  nennt  dasselbe  deshalb  das  assyrische.  VergL 
«ach  oben  S.  465  Anm.  7. 


488  PERSISCHES  SYSTEM.  f  4&,  8. 9. 

also  im  Durchschnitt  weit  höherem  Gewichte,  ausgebracht  worden,  so 
würde  sie  leicht  mit  dem  unterwertigen  Provinzialsilber  sich  gemischt 
und  dadurch  selbst  an  Wert  eingebttlst  haben.  Dagegen  hatte  die  Hälfte 
des  babylonischen  Staters,  welche  bereits  im  lydischen  Reiche  unter 
Krösos  sich  bewahrt  hatte  (§  23,4),  von  Yornherein  die  beste  Aus- 
sicht, eine  gesonderte  Stellung  zu  behaupten ,  wie  es  auch  in  der  That 
geschehen  ist  Dazu  kommt,  dafs  die  Silbermünze,  welche  das  Zwan- 
zigstel des  Wertes  eines  Dareikos  darstellte,  für  den  allgemeinen  Ge- 
brauch entschieden  handlicher  war  als  die  doppelt  so  schwere.  Denn 
die  auffällige  Thatsache,  dafs  durch  alle  folgenden  Kulturperioden  hin- 
durch bis  auf  die  neueste  Zeit  in  den  verschiedensten  Gebieten  ge- 
schlossener Gold-  und  Silberwahrung  das  Gewicht  des  Dareikos  wie 
des  Siglos  und  die  Gleichung  von  20  Silberstttcken  mit  1  Goldstück  im 
wesentlichen  beibehalten  worden  ist^),  kann  doch  wohl  nur  so  gedeutet 
werden,  dals  die  persische  Mttnzordnung  in  dieser  Hinsicht  wirkBcb 
das  denkbar  Beste  geschaffen  hat. 

9.  Nachdem  die  Ableitung  des  persischen  Gold-  und  Silberge- 
wichtes aus  der  babylonischen  Währung  nachgewiesen  worden  ist, 
bleibt  noch  zu  untersuchen,  ob  auch  die  Gewichte  für  Handel  nod 
Wandel  gleichen  Ursprung  und  entsprechende  Gestaltung  hatten.  Die 
babylonische  Mine  Goldes  hatte  50  Shekel;  daneben  aber  bestand  ab 
Landesgewicht  die  königliche  Mine  von  60  Shekeln  (§  42,  9.  10).  Bei- 
den Minen  gehörte  als  Sechzigfaches  ein  entsprechendes  Talent  xa. 
Das  Talent  Goldes  verhielt  sich  also  zum  königlichen  Talente  wie  5:6. 
Wenn  nun  Älian  ^)  in  einer  kurzen  Notiz  über  die  Geschenke,  welche 

1)  Die  athenische  Müoie  (§  30, 1)  behielt  den  yorderasiatischen  Goldstttcr 
mit  geringem  Gewichtsauf  schlag  hei  und  geseUte  ihm  als  Zwanzigstel  die  attisdie 
Drachme  zu.  Dabei  war  das  Gold  niedriger  angesetzt,  als  es  in  Wirklichkeit 
galt;  es  hätte  also  das  Zwanzigstel  in  Silber  eigentlich  höher  ausffepragt  seil 
sollen.  Die  erforderliche  Korrektur  wurde  durch  die  Ptoleraäische  Mfinzordooag 
($  54,2)  dahin  ausgesprochen,  dafs  bei  gleicher  Gewichtseinheit  25  SilberdraduBea 
auf  2  Drachmen  Goldes  gingen,  welchem  Vorbilde  die  Prägung  der  römisdiefl 
Kaiserzeit  folgte  ({  38,  2).  In  neuer  Zeit  stellte  die  französische  Währang  die 
Rechnung  von  20  Silbereinheiten  auf  das  Goldstück  wieder  her;  das  Gewicht 
des  letzteren  blieb  aber  hinter  dem  römischen  Aureus  und  persisch -attischen 
Goldstater  etwas  zurück.  Fast  genau  entsprechen  dem  alten  persischen  GoU- 
und  Silbergewicht  der  englische  Soyereign  und  die  deutsche  Doppelkrone  nüt 
ihren  Zwanzigsteln,  dem  Shilling  und  der  Mark.  Die  karthaffische  Hüoiord- 
nung  (§  43, 8)  folgte  zwar  einem  niedrigeren  Gewichte,  sprach  aber  ausdrücklidi 
die  Gleichung  von  20  Silberstücken  mit  dem  ihr  eigentümlichen  kleinen  Gol4- 
stater  aus. 

2)  Var.  bist  1,  22.  Die  Hauptschwierigkeit  bei  Deutung  der  Stelle  liegt 
darin,  dafs  zuerst  ein  BaßvXavwv  raXavrov  hn^rifiov  a^nt^iov,  also  TOitoi'' 
sichtlich  ein  Silbertalent,  welches  nach  Herodot  78  attische  Minen  hilt,  dana 


$45,9.  HANDELSGEWIGHT.  489 

der  PerseriLönig  fremdeD  Gesandten  zu  spenden  pflegte,  das  babylo- 
nische Talent  anf  72  attische  Minen  ansetzt,  so  ist  dies  offenbar  nur 
ein  anderer  Ausdruck  desselben  Verhältnisses,  da  60  attische  Minen 
gleidi  einem  persischen  Goldtalent  gelten  (§  45, 6).  Auch  das  Gewicht, 
welches  nach  derselben  Angabe  für  das  persisch-babylonische  Handels- 
talent sich  berechnet  (»b  31,4  Kilogr.),  stimmt  annähernd  mit  dem 
froher  (§  42,  10)  ermittelten  Werte  des  babylonischen  königlichen 
Talentes  (»=  30,24  Kilogr.).  Ja  es  liegt  sogar  die  Vermutung  nahe, 
dafs  Pollux  1)  und  der  Interpolator,  welcher  an  der  oben  (§  45,  6)  be- 
sprochenen Stelle  Herodots  70  statt  78  Blinen  als  Wert  des  babylo- 


zwei  silberne  Schalen,  jede  1  Talent  an  Gewicht,  erwähnt  werden  nnd  hierauf 
die  Erklärung  Svvaxai  8i  to  rdXavrov  ro  Baß,  Svo  xal  ißSo/irpcovra  fivas 
^AvTutaSj  mithin  eine  Wertangabe  statt  einer  Gewichtbestimmung  folgt  Allein 
da  im  Sinne  eines  griechischen  Schriftstellers  das  Gewicht  einer  attischen  Mine 
nnd  deren  Wert  einander  decken,  so  ist  die  stillschweigende  Substitution  von 
flicet,  statt .^vATOi,  unbedenklich.  Da  es  nun  nicht  wahrscheinlich  ist,  dafs 
die  Qaelle  Allans  yerschiedene  Talente  Silbers  angegeben  habe,  so  werden  wir 
ZQnächst  die  drei  Talente  mit  216  attischen  Minen  Silbers  gleichen,  und  erhalten 
daneben  als  Wertbetrag  des  Geschenkes  an  Goldschmuck  und  Waffen  20  attische 
Mmen  Goldes  nebst  einem  kostbaren  medischen  Gewand,  also  im  ersten  Falle 
etwa  zehnmal  so  viel  Minen  Silbers  als  im  zweiten  Falle  Minen  Goldwertes 
(▼er^  oben  S.  402  mit  Anm.  1,  S.  461  mit  Anm.  2).  Die  weitere  Bestätigung 
dafär,  dafe  Älian  mit  seinem  babylonischen  Talente  ein  Gewicht  bezeichnet 
t^  welches  zum  persischen  Goldtalente  im  Verhältnisse  yon  6 : 5  stand,  er- 
S^ben  die  in  Ninive  aufgefundenen  GewichtstQcke.  Danach  habe  ich  in  Fleck- 
eisens  Jahrb.  1862  S.  390f.  das  babylonische  Talent  Allans  rekonstruiert  und 
snf  30,6  Kilogr.  (die  babylonische  Mine  auf  510  Gr.)  gesetzt  Auch  Mommsen 
Greniboten  1863  I  S.  396  (Traduct.  Blacas  I  p.  405  f.)  erklärt  Allans  Talent  in 
gleieliem  Sinne  und  setzt  dessen  Mine  auf  505,5  Gr.,  während  Brandts  S.  68 
dasselbe  Talent  trotz  der  Alianischen  Schätzung  zu  nur  72  Minen  mit  dem 
^ylonischen  Silbertalente  Herodots .identificiert.  —  Setzen  wir  definitiv  (nach 
$42,10)  das  babylonische  Talent  Allans  auf  30,24  Kilogr.,  so  stellte  das  in 
Silber  an  die  Gesandten  verabreichte  Geschenk  des  Perserkönigs  ein  Gewicht 
^OD  90,72  Kilogr.  dar,  d.  i.  genau  162  Minen  Silbers  (—  16200  medischen  Sigleu 
'^  16330  Mark),  und  die  außerdem  geschenkten  Schmuckgegenstände  entsprachen 
«nem  Goldwerte  von  8,40  +  x  Kilogr.  Setzen  wir  letztere  Summe  versuch»- 
weise  auf  9,072  Kilogr.  (den  zehnten  Teil  des  obigen  Silbergewichtes),  so  war 
^  nedische  Gewand  zu  672  Gr.  Goldwert,  d.  i.  genau  80  Dareiken  geschätzt, 
^  die  zweite  Abteilung  der  königlichen  Geschenke  entsprach  zusammen  einem 
Werte  von  lOSO  Dareiken,  d.  1.  nach  heutigem  Goldwerte  von  25300  Mark,  oder 
nadi  babylonischer  Währung  ({  45, 11)  von  20 160  Mark.  Der  fOr  das  medische 
makgewand  vermutete  Wertansatz  würde  1875  Mark  heutiger  Groldwährung 
oder  1613  Mark  babylonischer  Währung  betragen. 

1)  Onom.  9,  86 :  ro  BaBvh&viov  {taXavrov)  iTtramcx^Xiai  (iBvvctxo  Sf^ax' 
;i«s  Wttmhis),  also  ebenfalls  eine  Wertschätzung  anstatt  einer  Gewichtangabe 
(▼ergL  die  vorige  Anm.),  und  weiter  to  BaßvMarutt^  (raXavTar  ttlx^)  ißSo^ 
M*»tfra  {fnfa9  AxT^xai),  Es  ist  klar,  dafs  diese  Notiz  allein  für  sich  nicht 
geeignet  sdn  würde  das  babylonische  Handelstalent  zu  bestimmen.  Wohl  aber 
Konnte  sie  accessorisch  herbeigezogen  werden,  nachdem  das  letztere  aus  anderen 
Qaellen  bekannt  geworden  ist. 


490  PERSISGHES  SYSTEM.  { «s.  o.  a 

nischen  Talentes  eiagesetzt  bat,  in  einer  uns  unbekannten  Quelle  eine 
Bestimmung  des  babyloniscben  Handektalentes  vorgefundeD  hab«, 
welcbe  auf  70  attiscbe  Minen  -«  30,56  Kilogr.  lautete,  mitUi  den 
anderweit  gesicberten  Werte  desselben  moglicbst  genau  entsjHraelL  End- 
lich ist  auch  die  Bezeichnung  uns  überliefert,  durch  welche  daspersisdi- 
babylonische  Handelstalent  von  dem  Talente  Goldes  unterscUedeB 
wurde.  Denn  wenn  PolySn  (4,  3,  32)  in  seinem  aus  dem  persische! 
Original  entlehnten  Bericht  über  die  königliche  Hofhaltung  die  G^ 
Wichte  verschiedener  Lieferungen  nach  den  Nominalen  talanof, 
fi(ii,taXavTov  und  ju^a,  und  zwar  mit  dem  Zusätze  axad'iitfiy  angiebt, 
so  bezeugt  er  damit  offenbar  den  Gebrauch  eines  von  dem  Mttnzgewidit 
abweichenden  Talentes,  welches  kein  anderes  als  das  akbabylonüche 
königliche  Talent  gewesen  sein  kann.  Weiteres  Nachforschen  bei  grie 
chischen  Schriftstellern  wnrd  gewifs  noch  manche  andere  Spur  dieses 
Talentes  aufdecken.  <). 

10.  Suchen  wir  nun  den  Betrag  der  im  persischen  Reiche  tlbücbei 
Gewichte  möglichst  genau  festzustellen,  so  haben  wir  offenbar  von  den 
Talente  Goldes  als  demjenigen,  welches  schon  wegen  der  Kostbarkeit 
des  Metalles  am  schärfsten  bestimmt  sein  mufste,  auszugehen.  Als 
Grenzen  dienen  uns  zunächst  das  babylonische  Talent  Goldes  einer- 
seits (§  42, 15)  und  das  Solonische  Talent  andererseits  (§  26,  2);  das 
persische  Goldtalenl  hat  also  zwischen  25,20  und  26,20  Kilogr.  und 
sein  Shekel,  der  Dareikos,  zwischen  8,4  und  8,7  Gr.  gestanden.  Hiem 
kommt  der  bronzene  Löwe  von  Abydos  (§  45,  5)  im  Effectivgewicht 
von  25,66  Kilogr.,  welches  ursprünglich  vielleicht  noch  etwas  biriicr 
gewesen  ist. 

Herodot  setzt  zunächst  das  persische  Goldtalent  dem  attischen  vob 
26,2  Kilogr.  gleich;  allein  aus  seiner  Bestimmung  des  Silbertatentcs 
läfst  sich  für  das  Goldtalent  der  voraussichtlich  genauere  Wert  fon 


1)  Nicht  hierher  lu  zidien  ist  die  Angabe  Herodots  6, 97,  dals  der  persiseke 
Heerführer  Datis  300  Talente  Weihrauch  auf  dem  Altare  so  Delos  autgehii^ 
und  als  Raudiopfer  verbrannt  habe.  Das  sind  der  Natur  der  Sache  nach  weder 
habylonitche  Gewichtstalente  (->  9072  Kilogr.)  noch  attische  (—  7859  Oofr.K 
sondern  wahrscheinlich  kleine  Talente  oder  Shekel  ({  19,  2)  gewesen.  ^^ 
aber  haben  wir  leichte  königliche  Talente  von  je  30,24  Kilogr.  lu  eikenaea  is 
den  Gewichtangaben  nach  'babylonischen  Talentan'  bei  Diodor  %  9, 5— S.  FVetlick 
darf  dieses  letatare  Zeugnis  nicht  unmittalbar  för  die  hier  voiileraide  Fnge 
herbeigesoffen  werden,  da  Diodor  vom  alten  Babylon  spricht;  aUdn  niiletttf 
ist  es  gewifs  fOr  die  VerfaSltnisse  des  Perserreiches  insoweit  gdtend  la  maches. 
dars,  wenn  Diodors  BaSvlt^rtar  toXoptov  wirklich  das  leichte  köoifflidhMy- 
Ionische  ist,  der  gldche  Name  auch  bei  AUan  dasselbe  Gewicht  beieichoet 
müsse. 


S  ^  10.  N(»UilAL6EWIGHT.  491 

25,545  Kilogr.  aUeiten  i).  In  Allans  Bestimmung  des  peraschen  Han- 
dektalentes  (§  45,  9)  ist  zugleich  eine  Schätzung  des  (roldtalentes  zu 
26,2  Kilogr.,  also  die  ungefähre  von  Herodot  gegebene,  enthalten. 
Einen  weit  genaueren  Wert,  nämlich  25,47  Kilogr.  fUr  das  Goldtalent, 
ergiebt  die  allerdings  nicht  hinlän^ch  gesicherte  Gleidiung  des  per- 
sischen Handelstalentes  mit  70  attisdien  Minen  (§  45,  9). 

Die  definitive  Festsetzung  des  Gewichtes  haben  wir  aus  der  Gold- 
prägung des  Dareios  und  Xerxes  zu  entnehmen.  Die  Münzen  dieser 
Periode  sind  ungewöhnlich  sorgfältig  und  gleichmäfsig  ausgebracht, 
überdies  in  nicht  unbeträchtlicher  Anzahl  erhalten  und  nachgewogen. 
Die  seltenen  Doppeldareiken  zeigen  als  höchstes  bisher  bekanntes  Ge- 
wicht 16,70  Gr.  2)^  d.  i.  8,35  Gr.  für  den  Dareikos.  Dagegen  ergiebt  sich 
für  die  Ausprägung  letzterer  Münze  ein  etwas  höheres  Gewicht,  näm- 
lich im  Maximum  8,50,  im  Minimum  nach  einer  aufserordentlich  zu- 
verlässigen IfVägung  8,385  Gr.  3)  Hiernach  ist  das  Normalgewicht  des 
Dareikos  auf  mindestens  8,40  Gr.  festzusetzen  ^),  woraus  zugleich  folgt, 
dafs  das  altbabylonische  Goldgewicht  (§  42, 10. 15)  im  persischen  Reiche 
imverändert  sich  erhalten  hat.^) 

1)  Vergl.  oben  §  45,  6 --8  und  besonders  S.  487  Anm.  1. 

2)  Mommsen  S.  9  (Trad.  Blac  I  p.  %  Brandis  S.  420,  Poole  und  Borrell  bei 
Madden  History  of  Jewish  coinage  p.  272.  Die  Maximalgewichte  sind:  16,70  Gr. 
(Mos.  Lnynes).  16,69  Gr.  (»>  257,5  engl.  Gran,  Bank  von  England),  16,65  Gr. 
9n.  Mas.,  2  StOck),  nichstdem  noch  mehrere  Stfick  (darunter  eines  im  Berliner 
Ktb.)  bis  herab  zu  16^0  Gr.,  zuletzt  einige,  welche  um  16,40  Gr.  stehen. 

3)  Mommsen  und  Brandis  a.  a.  0.  Das  Maximalgewicht  von  8,50  Gr.  zeigt  ein 
Eieoplar  der  Sammlung  Luynes';  nächstdem  folgen  in  der  Übersicht  bei  Brandis 
2  Stücke  Ton  8,40  Gr.,  dann  andere  toh  8.38  bis  8,30  Gr.  (abor  nicht  darunter, 
abgesehen  von  vemutzten  Exemplaren).  Am  Fufse  des  Berges  Athos  in  der 
^^nd,  wo  Xerxes  seinen  Kanal  gezogen  hatte,  wurde  ein  Schatz  Ton  300 
l>«eiken,  also  das  Wertaquivalent  eines  Silbertalentes,  ausgegraben.  Von  diesen 
vog  Borrell  (Nnmism.  chron.  VI  p.  153)  125  Stücke  und  fand  als  Durchschnitts- 
gewicht 8,385  Gr.  (=  129,4  engl  Gran). 

4)  Etwas  zu  hoch,  nimlich  auf  8,63  Gr.  (^  133,2  engl  Gran),  setzt  das 
Nomalgewicht  des  Dareikos  Poole  bei  Madden  History  of  Jewish  coinage  p.  274. 
^ofois  Lenormant  Bevue  numism.  XII  (1867)  p.  361  nimmt  als  ursprüngliches 
Normalgewicht  8,576  Gr.  an;  dies  habe  sich  erniedrigt  unter  Artaxerxes  Longi- 
BNoos  auf  8,350  Gr.,  spater  auf  8,250  Gr.  Oppert  L'^talon,  Journal  Asiat  1874, 
tone  lY  p.  485,  setzt  die  drackme  faibky  d.  i.  den  Dareikos,  auf  8,417  Gr. 
Brandis  S.  65 1  218.  244  erklärt  sich  für  8,40  Gr.  (mit  dem  Bemerken,  dafs  die 
Norm  Tielleicht  noch  um  ein  geringes  höher,  etwa  auf  8,50  Gr.,  angesetzt  werden 
kömie),  Mommsen  a.  a.  0.  für  8,385  Gr.  Ein  Normalge  wicht  yon  8,57  Gr.  ist 
oben  S.  412  Anm.  1  a.  E.  aus  der  persischen  Artabe  beiläufig  abgeleitet,  aber 
tigleich  als  nicht  recht  wahrscheinlich  bezeichnet  worden. 

5)  Will  man  den  in  voriger  Anm.  aufgeführten  Zeugnissen  für  ein  höheres 
^nisches  Gewicht  beistimmen,  so  wird  man  wenigstens  die  Distinktion  bei- 
rogen  müssen,  dafs  dafijenige  yorderasiatiscbe  Croldgewicht,  aus  welchem  Solon 
«üz  vor  Begründung  des  Perserreiches  sein  Münztalent  ableitete  ({  46, 12),  noch 


492  PERSISCHES  SYSTEM.  f  4&,  lo.  iL 

Eine  weitere  Begtitigung  dieses  Ansatzes  bietet  die  Ausprägung 
der  Silbersiglen ,  für  welche  das  Normalgewicht  nicht  unter  5,60  Gr. 
angenommen  werden  darf  (S.  486);  denn  da  der  Siglos  zum  Dareikos 
nach  babylonisdier  Währung  im  Gewichte  wie  2: 3  stand,  so  gelangea 
wir  auch  in  diesem  Falle  zu  einem  Dareikengewicht  von  8,40  Gr. 

Wir  setzen  hiemach  die  persischen  Gewichte,  Obereinstimmend  mit 
den  altbabylonischen,  folgendermafsen  fest: 

Goldgewicht        Silbergewieht      Haodelsgewieht 

Talent  ....     25,20  Rilogr.    33,60  Kilogr.     30,24  Kilogr. 

Mine     ....       420    Gr.  560    Gr.  504    Gr. 

Shekel  ....  8,4  „  11,2  „  8,4  „ 

Der  Shekel  des  Handelsgewichtes  ist  60mal,  der  Shekel  Goldes  lud 
Silbers  50mal  in  der  zugehörigen  Mine  enthalten.  Anstatt  des  Sbekeb 
Silbers  erscheint  in  der  Prägung  das  HalbstQck,  der  Siglos  von  5,6  Gr. 
11.  In  ganz  Vorderasien  war  von  jeher  das  Silber  das  vorhen^ 
sehende  Metall  gewesen,  und  daran  wurde  durch  die  Anfönge  der  Uein- 
asiatischen  Münzprägung  im  wesentlichen  nichts  geändert.  Ausschliefe- 
lich der  Silberwährung  folgten  die  PhOniker,  Hebräer  und  später  die 
Griechen.  Doch  zeigte  sich  schon  frühzeitig  teils  in  einigen  blühenden 
Handelsstädten ,  teils  in  dem  emporstrebenden  lydischen  Reidie  eine 
Hinneigung  dazu,  das  Gold  auf  Kosten  des  Silbers  zu  bevorzugen.  Eines 
Schritt  weiter  ging  Dareios,  indem  er  durch  massenhafte  Ausprägung 
seiner  Goldstücke  und  Unterordnung  sowohl  der  königlichen  als  der 
provinzialen  Silbermünze  unter  das  edlere  Metall  die  ausschUeMcbe 
Goldwährung  einfahrte,  welche  dann  bis  zum  Untergange  des 
Reiches  aufrecht  erhalten  vmrde  und  vielfach  selbst  auf  griecbiscbe 
Verhältnisse  ihren  Einflufs  ausübte,  i) 

Wir  haben  demnach  den  Wert  der  persischen  Münze  zonXcbst 
nach  heutiger  Goldwährung  zu  bestimmen,  und  zwar  das  Talent  Goldes 
zu  70310  Mark,  die  Mine  zu  1172  M.,  den  Dareikos  zu  23  M.  44  Pf., 
und  würden  ferner  das  Talent  Silbers  als  Vio  des  Wertes  des  GoU- 
talentes  zu  7031  Mark,  den  Siglos  als  Vso  des  Dareikos  zu  1  M.  17  Pf^ 
zu  rechnen  haben ,  obwohl  der  Silberwert  des  Talentes  nur  6048  H., 
des  Siglos  nur  1  M  1  Pf.  beträgt 

der  uraprdngUchen  babylonischen  Norm  folgte,  also  die  Eriiöhong  des  pefsiscbea 
Gewichtes  erst  später,  and  iwar  «igleich  mit  der  Goldpr&gang  eiogetreten,  übcf^ 
dies  aber  nicht  von  Dauer  gewesen  ist,  da  die  Pragong  in  ihrer  Gesanüidt 
offenbir  die  genaue  babylonische  Norm,  nicht  eine  höhere,  darstellt 

1)  Dies  weist  im  einzelnen  nach  Brandis  S.  247  ff.,  Tergt  auch  unten  §46}  IS« 
Brandts  S.  196.  218,  Lenormant  I  p.  173  f.  176,  ü  p.  7. 


f  4»,  11. 12.  PERSISCHE  WÄHRUNG.  493 

In  den  mewten  FälleD  aber  wird  es  sich  Tielmehr  darum  haDdeln, 
im  ZnsammenhaDge  der  kuUurgeschichÜicheii  Teriiältnisse  des  Aiter- 
tnms  einen  vei^leichenden  Malsstab  zur  Bestimmung  der  Werte  zu 
gewinnen,  und  dann  haben  wir  auch  das  persische  Courant  nach  den 
Nonnen  der  babylonischen  Währung  (S.  408  f.)  anzusetzen ,  oder  mit 
anderen  Worten ,  wir  betrachten  zwar  ebenfalls  das  Gold  als  das  herr- 
schende und  malsgebende  Metall,  setzen  aber  seinen  Wert  weder  nach 
dem  Vorbilde  modemer  Verhältnisse  als  den  15  Vs  fachen  des  Silbers, 
noch  auch  etwa  nach  verschiedenen  Zeugnissen  der  Alten  als  den  zwolf- 
oder  minderfachen,  sondern  nach  altasiatischer  Ordnung  genau  als  den 
13^3  fachen  an  und  erhalten  demnach 

das  Talent  Goldes  «=  60  480  M.  —  Pf.,  Silbers  6048  M.  —  Pf. 
die  Mine  „  „  —  1008  „  —  «,„„  100  „  80  „ 
den  Dareikos    .  .  »=       20  „   16  „       —        —        — 

den  Siglos  .  .  .  .  = 1  „   Ol    „ 

Behufs  ungefährer  Schätzung  empfiehlt  es  sich  den  Dareikos  zu 
20  H.  («,  25  Francs  »» 1  Pfund  Sterl.),  den  Siglos  zu  1  M.  (— 1,25  Fr. 
«>  1  Shilling)  anzusetzen. 

12.  Um  die  persischen  MUnz-  und  Währungsverhältnisse  recht  zu 
verdeutlichen,  lassen  wir  zum  Schlufs  noch  einige  Reduktionen  der  An- 
gaben alter  Schriftsteller  folgen. 

Die  Summe  der  Tribute,  welche  nach  Herodot  aus  den  20  Pro- 
tzen des  Perserreiches  jährlich  eingingen  (§  45,6),  betrug  in  Gold 
21773000  M.,  in  Silber  45965000  M.,  zusammen  nahezu  68  Millionen 
Mark.1) 

Die  Schätze  des  Krösos  sind  spruchwörtlich  geworden.  Er  spen- 
dete davon  mit  freigebigen  Händen  an  verschiedene  Heiligtümer  der 
Griechen.^)  Von  den  enormen  Summen,  welche  allein  für  die  delphi- 
schen Weihgeschenke,  eiuscbliefslich  der  Goldverteilung  an  alle  Del- 
phier^),  aufgewendet  wurden ,  läfst  sich  auch  nicht  annähernd  eine 
Berechnung  anstellen.   Nur  das  wissen  wir,  dafs  ein  Teil  dieser  Weih- 

1)  In  der  ereteD  Auflage  dieses  Handbuches  setzte  ich  nach  den  damals 
^9^gl]chen  Materialien  das  persische  Goldtalent  auf  25,075  Kilogr.  nnd  seinen 
^ert  auf  68100  M.,  das  babylonische  Silbertalent  auf  33,42  Kilogr.  und  seinen 
jvert  auf  5820  M.,  und  berechnete  hiernach  die  Gesamtsumme  der  Tribute  auf 
^V«  Millionen  Mark,  also  abgerundet  auf  die  gleiche  Zahl  wie  oben.  Auch 
US  Vermögen  des  Pythios  kommt  nach  den  ebenerwähnten  Ansätzen  auf  nahezu 
*2  Millionen  Mark,  also  in  der  Abrundung  ebenfalls  übereinstimmend  mit  der 
owgen  Berechnung,  heraus. 

2)  Herodot  1,  50—52.  92. 

3)  Derselbe  1,  54.  Vergl.  oben  {  23,  4. 


494  PERSISCHES  SYSTEM.  ftt.ii 

gescbenke,  oimlich  der  gokkne  Löwe,  die  goMenen  und  wäfegoldeneD 
Ziegel  und  der  goldene  Mischkmg,  zusamnen  einen  Wert  von  naheso 
12  Millionen  Mark  hatten  (§  50, 8)  An  Gewicht,  und  mithin  auch  an 
Wert,  kamen  die  Weibgesehenke  für  den  Apollotempel  zu  Müet  den 
delphiachen  gleich* 

Der  Enkel  des  KrOsos,  der  schwerreiche  Pythios,  gab  dem  Kanig 
Xerxes  den  Bestand  seines  BarvermOgens  auf  3993000  Dareiken  und 
2000  Talente  Silbers  an. 0  Er  besaCs  also,  auTser  seinen  Landgflten 
und  Sklaven,  1331  Talente  Goldes —  80  499  000  M.  und  12  096  000  M. 
in  Silber,  zusammen  reichlich  92  Vs  Millionen  Mark. 

Der  Satrap  Tithraustes  sandte,  um  Agesilaos  aus  Kleinasien  xu 
entfernen,  Golddareiken  im  Betrage  von  50  Talenten  Silbers  zur  Ver- 
teilung an  die  einflufsreichsten  Männer  in  Theben,  Korinth  und  Argos.^ 
Da  1  Talent  Silbers  das  Wertäquivalent  für  300  Dareiken  bildet,  so  be- 
trug die  Besteehungssumme  15000  Dareiken  oder  5  Talente  Goldes  ^ 
—  302400  Mark. 

Zur  Anwerbung  griechischer  Hülfstruppen  übergab  Kyros  der  Jon- 
gere  dem  Klearchos  ein  Handgeld  von  10000  Dareiken  »s  201600lLi 
derselbe  zahlte  dem  Opferschauer  Silanos  die  ihm  versprochene  Sunune 
von  10  Talenten  (Silbers)  in  Gold,  also  mit  3000  Dareiken  *=^ 60480 
Mark  aus.  4) 

Als  Alexander  Persepolis  einnahm,  fand  er  die  Schatzkammer  der 
königlichen  Burg  reichlich  gefüllt  mit  den  seit  Kyros'  Zeiten  ange- 
häuften Schätzen  Goldes  und  Silbers.^)  Indem  das  vorhandene  GoU 
nach  dem  Gewichte  von  je  300  Dareiken  einem  Talente  Silbers  gleich 
gerechnet  vnir()e<^),  ergab  sich  die  Gesamtsumme  des  Schatzes  auf 
120000  Talente  oder  725^/4  Millionen  Mark.  Kurz  vorher  hatte  die 
Siegesbeute  in  Susa  mehr  als  40000  Talente  an  ungemünztem  GoU 


1)  Herodot  7,  28  f.  Zu  dem  Barbestande  an  Gold  schenkte  ihm  der  KöMg 
noch  7000  Dareiken  «  141 000  M.,  damit  er  gerade  4  MUlionen  Dareiken  besito 

2)  Xenoph.  Hellen.  3, 5, 1 :  9ovs  x^iav  *k  nwrfptavra  ralewxa  ii^yv^ 
Dafs  die  Sendung  ans  Dareiken  bestand,  erhellt  aus  Flut.  Ages.  16  a.  E. 

3)  Agesilaos  (nach  Plut.  a.  a.  0.)  wufste  nur  von  10000  DareikeB,  ^oßs 
die  spätere  TradiÜon  in  den  Apophthegm.  Lac  40  p.  211 6  30000  Dareiken,  «uo 
das  Doppelte  der  von  Xenophon  angegebenen  Summe  setst  Brandls  S.  U« 
ffiebt  den  Betrag  1000 mal  so  hoch  an  als  Xenophon,  was  offenbar  anf  eiiea 
Versehen  beruht 

4)  Xenoph.  Anab.  1, 1,  9;  1,  7, 18,  Brandis  S.  249.  _, 

5)  Diodor  17, 71.  Yergl.  J.  G.  Droysen  in  den  SiUnngsber.  der  Berliner  Aw 
1882  (XI)  S.  209  ff.  ,    ,  ,  _K 

6)  IHodor  a.  a.  0.:  sU  a^yvifiav  Xoyov  dyofi^yov  rov  j^^vff^v.  Veii^twb 
Brandts  S.  249  f.  und  oben  S.  428  mit  Anm.  1. 


{ 4«,  1.  URSPRUNG  DER  GRIECmiSGHEN  SYSTEME.  4d5 

imd  Silber,  d.  l  Ober  242  Millionen,  und  daxa  noch  9000  Talente  an 
gemünztem  Golde  betragen. 9  Rechnet  man  letztere  Summe,  wie  es 
aogemeesen  erscheint,  ebenfalls  als  das  Wertäquivalent  der  gleichen 
Zahl  von  Silbertalenten  2),  so  ist  sie  auf  etvira  54  Va  Millionen  und  der 
ganze  Schatz  in  Susa  auf  etwa  300  Millionen  anzusetzen.  Die  Kriegs* 
kasse  Dareios'  HI.,  welche  Parmenion  nach  der  Schladit  bei  Issos  in 
Damaskos  erbeutet  hatte,  betrug  an  gemOnztem  Gelde  2600  Taleate, 
an  ungemOnztem  Silber  500  Talente  3),  mithin  zusammen  18^4  Millio- 
oen  Mark. 

$  46.  Übertragung  der  vorderasiatücken  Mafee  und  Gewichte  nach 
Griechenland, 

1.  Das  ursprüngliche  System  der  griechischen  Weg-  und  Feld- 
mafse  ist,  wie  die  Vergleichung  mit  den  altitaUschen  Ackermafsen  er- 
kennen läfst,  ein  decimales  gewesen  und  vom  Fufse  ausgegangen.^)  Zu 
10  Fufs  wurde  die  axatya,  der  Treibstecken,  bestimmt,  welcher  zu- 
gleidi  die  älteste  Mefsrute  abgab;  10  Ruten  oder  100  Fub  bildeten 
dasPlethron. 

Das  älteste  Zeugnis  eines  griechischen  Schriftstellers  über  den 
Betrag  des  griechischen  Längenmafses  ist  die  Angabe  Herodots 
über  den  fii%Qiog  mjxvQj  woraus  sich  für  den  griechischen  Fuis  ein 
B^rag  zwischen  315  und  311,1  MiUim.  ergab  (S.  46). 

Aus  den  Nachmessungen  alter  Bauten  wurde  zuerst  das  Mafs  des 
attischen  Fubes  gefunden  und  auf  308,3  MiUim.  festgeseUt  (§  10, 2), 
eine  Bestimmung,  welche  durch  das  sicher  überlieferte  Verhältnis  des 
attischen  zu  dem  römischen  Längenmafee  sowie  durch  andere  Ver- 
gleichungen  bestätigt  wird  (§  10, 4). 

Aber  an  anderen  Orten  Griechenlands  ist  nach  einem  anderen 

1)  Biodor  17,  66:  ev^er  a^/wv  'xj^tü  xal  äi^yv^ov  nXeito  töar  Ter^a- 

X<^«wVq^  JoüetMov  i%ov%a, 

2)  Anian  \  16,  7  und  Gurtius  5,  2, 11  geben  den  Gesamtbetrag  rund  auf 
^000  Takate  an,  recbDen  also  Diode»  Talente  von  Bareiken  gleich  den  Ta- 
lentea  oBgemfinzten  Metalls.  Wollte  man  entere  zu  je  3000  Bareiken  ansetzen, 
M  käme  man  auf  544  Millionen  M.  an  gemflnztem  Golde  und  auf  einen  Gesamt- 
Wtrag  des  Schatzes  in  Sosa  von  melir  als  786  Millionen,  was  weder  nach  dem 
Zwammenhange  des  Berichtes  bei  Biodor  noch  nach  inneren  Grfinden  wahr- 
scheinlich ist 

3)  Gnrtius  3, 13, 16.  Bie  2600  Talente  peouniae  eignatae  bestanden,  wie 
BrudU  S.  260  Tcrmutet,  ausscblielsUch  in  Goldmünze,  stellten  also  eine  Summe 
▼on  780000  Bareiken  dar. 

^  4)  Verg^.  oben  {  7, 1,  Fleckeisens  Jahrbflcher  1863  S.  169  f.,  1867  S.  518, 
Bündig  S.  26. 


496  URSPRUNG  DER  GRIEGHKGHEN  STSTEHE.  f  46.  l  i 

Fube  gebaut,  also  wohl  auch  im  Handel  und  Wandel  nadi  aaderen 
Mausen  gemessen  worden. 

Den  ältesten  Bauten  des  Festbesirkes  ron  Ol3fmpia  haben  zwd 
verschiedene  Grundmabe,  ein  grosseres  von  320,6  bis  321  Millim.  niid 
ein  kleineres  von  297,7  Millim.  zu  Grunde  gelegen  (§  47, 1),  wdche 
nach  einfachen  Verhaltnissen  aus  der  Klafter  der  ägyptisch-babyloBi- 
schen  Elle  abgeleitet  sind  (§  46,  20). 

Der  Tempel  des  Apollon  Epikurios  zu  Bassä  bei  PhigaUa  ist  nick 
einem  Fufse  von  314,3  Millim.  errichtet  worden  0?  womit  der  bei  den 
Heräon  zu  Samos  beobachtete  Fulls  Obereinstimmt  (§  48, 3).  Ebentalb 
etwa  315  Millim.  betragt  das  Fufsmafs  des  Athenatempels  zu  Ägiia, 
nur  dafs  daselbst  auch  eine  etwas  grOfsere  Norm  bis  zu  317  Miüini. 
hervortritt^),  welche  beim  Zeustempel  zu  Nemea  als  Mab  von  31$ 
Millim.  3)  und  ahnlich  beim  Tempel  des  Apollon  Didymaos  zu  Mikt^) 
erscheint. 

Auch  nach  dem  Westen  hat  sich  dieses  Fufsmafs  verbreitet,  nor 
dafs  es  dort,  wie  aus  verschiedenen  unteritalischen  und  dciiiscbei 
Tempelbauten  geschlossen  worden  ist,  allmahUch  bis  nahe  zu  Amit- 
trage  von  308  Millim.  herabsinkend  erscheint,  welcher  als  attischer 
Fu&oder  alsFufs  des  von  den  Römern  recipierten  griechischen  Stadions 
langst  bekannt  ist.^) 

2.  Alle  diese  einander  so  nahe  stehenden  Einzelmabe  mflsseo 
wohl  einen  gemeinsamen  Ursprung  gehabt  haben.  Nach  mannig- 
fachen, mehr  oder  minder  lockenden  Kombinationen  bin  ich  sddieb- 


1)  Von  mir  im  einzelnen  nachgewiesen  in  der  Archiol.  Zeitung  TßSi, 
1881,  S.  109  f. 

2)  Ebenda  S.  111  ff. 

3)  Der  nähere  Nachweis  wird  in  der  Archaol.  Zeitung  nSehstdem  enchana. 

4)  Vergl.  den  oben  S.  389  Anm.  3  a.  E.  angekündigten  Aufsatz. 

5)  Nach  Wittich,  Archäol.  Zeitung  XIX  (nicht  XVUI,  wie  zu  Anfaof  der 
einzelnen  Nummern  irrtümlich  gedruckt  ist),  1861,  S.  177  ff.,  zeigen  die  Tendüe- 
denen  Tempelbauten  von  Pästum  einen  Fulis  von  314,  später  312  ACUim.  Aa 
den  TempcJn  yon  Selinus  weist  derselbe  nach,  daÜB  dieses  Mafs  wdter  auf  310 
Millim.  herabging,  und  nimmt  von  da  den  Übergang  zu  dem  FuCse  Ton  309  WXSm^ 
den  er  an  einigen  Dimensionen  des  Parthenon  beobachtet  bat,  und  ^^"[ 
dem  Mafse  des  attischen  Fufees  Ton  reichlich  308  Millim.  —  Redit  deatfach 
zeigt  sich  auch  der  sinkende  Fufe  am  Philippeion  zu  Olympia  (AnsgraboBf^ 
m  Taf.  XXXY).  In  den  Fundamenten  sind  vom  Gentrum  bis  zum  Aofiiaf  «kt 
inneren  kreisrunden  Grundmauer  genau  10  Fufs  zu  0,315  M.,  die  Dkke  oer 
äufseren  Grundmauer  beträgt  genau  77»  Fufs  desselben  Mafses;  aber  Ton  9^*^ 
bis  zum  äufiseren  Rande  dy  Mauer  sind  es  25  Fulis  von  nur  0,310  Bi  Die  Dicke 
der  inneren,  und  der  Zwischenraum  zwischen  innerer  und  äulserer  GfmidiMn<^ 
entsprechen  nur  ungenau  der  zu  erwartenden  Dimension  Ton  je  Z*U,  "'" 
7  V«  Fufs. 


f4«,i  LÄIIGBNMAS&  497 

lieh  lu  der  TenmrtdDg  gekenunen ,  idA  das  ikeate  griechische  Ldn- 
genmafe nachgebildet  sein  mag  der  kleineren  lgyptischeiiEne(9414*2), 
dafs  aber  die  grOAere  ägjtitische  EUe^  wdebe  zagleich  die  phOnikische 
und  babylonische  ist,  rön  Tomherein  einen  eigentttmlicheo  Einfluds 
aof  das  kleiae  Mtfs  flirte,  TW)rmis  yersdriedette  Versclohe  der  Ansglei- 
chong  entstanden  rind  (f  46»,  20),  und  dals  endlich  unler  den  ver- 
schiedenen lokalen  Mafsen  dasjenige  zuerst  eine  aUgenseinere  Geltung 
gewann,  welches  durch  Umwandlung  der  sexagesfanalen  babylonischen 
Reehnungswdse  in  die  decimale  griechische  sowetd  eine  einfiaudie  und 
befoeme  Ausgleiohung  zwiachen  beiden  Systemen  herstdlie  als  auch 
gMek  passend  auf  das  Kleinmals  des  tägHchen  Verkehrs  wie  aof  Weg- 
imd  FeMmafse  sich  anwenden  ließ. 

Ein  direkter  Beweis  fOr  diese  Hypothese  wird  schweriich  sich  je 
«ikringen  lassen;  aber  seitdem  ich  sie  in  ihren  Haupizügen  stierst  aiü^ 
gestellt  habe  0,  ist  sie  an  allen  anderen  einschlXg^n  Fragen  der  ver- 
gleichenden Metrologie  von  mir  geprüft  worden  und  hat  dabei  als 
(hnrchans  annehmbar  skh  bewährt 

Die  Akäna  ven  10  griechischen  Fufs  wurde  normiert  nach  dem 
IhTse  der  babylonischen  Rute  von  6  Ellen  (|  42,  3),  der  Sossos  oder 
«hs  Sechiigfocbe  dieser  Hute  wurde  zum  grieehisdieQ  Stadion  von 
600  Pub,  dos  Plethron  oder  die  zehnfach  Akttna  ordnete  sich  dem 
Sudisn  als  dessen  Sechstel  unter. 

Zu  dem  Fufse  gehörte  als  Zweidrittehnafs  die  Elle,  der  fdir^iog 
ft^  Berodets  (f  8, 3)«  Dieselbe  verindt  sich  also  der  Absieht  nach 
zorinbyloniscben  Elle  wie  9 :  10. 

In  Ägypten  wurde  von  akers  her  der  Schritt  des  Feld-  und  Weg^ 
n^essers  zu  IVs  kOnigUchen  Ellen  angesetzt  (§  41,6).  Nach  diesem 
Verhlhnis  gingen  auf  60  babylonische  Ruten  240  Schritt,  eine  Norm, 
welche  wahrscheinlich  die  Griechen  beibehalten  haben  (§  8, 6). 

Setsen  wir  die  königliche  Elle  mit  dem  Normalbetrage  von  525 
Ifflini.  ein,  so  erhalten  vnr  für  <fie  gemeingriechischen  MaTse  folgende 
SoDbeträge: 


atadiov 189     Meter 

nki^Qov  .  .  .  .  31,5     „ 

«tflftyc 3,15   „ 

OQyvia 1,89   „ 


mjxvg  fiitQtog .  .  0,4T2  Meter 

Ttovg 0,315     n 

TtaXaian^   ....  0,079      „ 
daxTvkoQ 0,0197   „   , 


ttnd  dazu  endlich  einen  Schritt  von  0,787  Meter. 

1)  FkdttiscQs  Jahrbacher  1S67  S.  518  £ 
Httltt«]k,  Matroloffi«.  32 


496  URSPRUNG  DER  GRIEGHISGHEN  SYSTEME.  f  46.11 

Die  in  den  eioselnen  Gemeinden  wirklich  üblichen  Betrlge  leigen 
ein  geringes  Schwanken  t^  aufwärts,  teils  abwärts  von  dieser  Nora 
(§  46, 1).  Im  ganzen  nagte  die  frühere  Zeit  zu  einem  hdheren,  die 
spätere  zu  einem  immer  mehr  Terringerten  Betrage. 

In  noch  schnellerem  Verhältnis  ab  die  Länge  des  konkret  darge- 
stellten  Mafestabes  ist  wahrscheinlich  die  an  sich  minder  besüminte 
Schrittlänge  gesunken  (§  8, 7). 

Nach  unserer  Annahme  Teriiält  sich  der  fc^x^g  fiitQiog  lur  ba- 
bylonischen EUe  wie  9 :  10  —  100 :  111 V» «  nach  HeixMlot  wie  8:t 
—  100 : 1 12  Vs.  In  der  Mitte  steht  die  aus  der  Tafel  Julians  von  AsUto 
abgeleitete  Bestimmung  einer  Elle,  welche  sich  zur  babylonischen  wie 
100 :  112  Terhielt  (§  44, 3.  5.  52, 1).  Aber  auch  die  Gleichung  m 
10  Ellen  griechischen  Bfafees  mit  9  babylonischen  ist  versteckt  in  der- 
selben Tafel  enthalten.  0  Wenn  nun  auch  ein  unmittdbarer  Zusam- 
menhang zwischen  der  viel  ^äteren,  von  Julian  angedeut^n  ProTin- 
zialordnung  und  dem  geneingriechischen  Mals  nicht  nachweisbar  ist, 
so  zeigt  doch  die  jüngere  Quelle  deutlich  genug,  wie  nahe  es  lag,  die 
babylonische  Rute  von  6  EHen  für  griechisch  redende  BevOlkenug 
auszudrücken  als  eine  äxaiva^  d.  h.  ab  ein  Mab  von  10  Puls;  ^ 
lediglich  aus  dieser  einfachen  Gleichung  heraus  deAnieren  wir  ja  dea 
lii%Qiog  rtifxvg  Herodots  und  die  anderen  dazu  gehörigen  Habe. 

3.  Auf  das  Plethron  als  Flächenmafs  kommen  nach  obiger 
Bestimmung  992  DMeter,  mithin  derselbe  Betrag,  welchen  wirIQr 
das  entsprechende  babylonische  und  persische  Feldmals  angenonuneD 
haben  (§  42, 6.  45, 2  a.  E).  Dieses  altgriechische  Plethron  stand  u 
dem  späteren  attischen  in  dem  Verhältnis  von  25 :  24.  >) 


1)  Giebt  man  zu,  dalli  jede  griechische  autuva  iO  Fnfit,  mitkin  6*/s  EU« 
enthalte,  so  folgt  das  obige  VerhälUiis  sowohl  aus  §  6  der  Tafel  Jalians,  weldie 
Stelle  oben  S.  439  erklärt  worden  ist,  als  auch  aus  1 7  (Metrol  Script  I  p.  20l|9|» 
wo  dem  Plethron  10  Akänen  einerseits  und  60  Ellen  andererseits  sugetcüt  wer- 
den. Mit  der  Bestimmung  At%  Stadions  zu  60  Akanen  und  400  Ellen  (sUttM^)« 
wie  nach  dem  vorhergehenden  zu  erwarten)  geht  dann  der  Kompilator  tu  4cr 
allgemeingriechischen  Auffassung  Ober,  wonach  die  Akäna  gleich  10  Fds  oto 
6>/s  Ellen  gerechnet  wird. 

2)  Die  Voraussetzungen,  welche  zur  Auffindung  dieses  Verhältnisses  ffthrtcs, 
sind  oben  S.  41  Anm.  6  angedeutet  worden.  Genetisch  können  wir  daiMlbe 
auch  aus  der  Übersicht  in  §  46,  20  entwickeln.  Fügt  man  niadich  dort  ieo 
gemeingriechischen  Fufs  in  die  Tabelle  A  ein,  so  erädt  er  eine  MitlelsteUiaf 
zwischen  dem  olympischen  und  dem  attischen  Fufse.  Setzt  man  weiter  filr  dieie« 
Mittel  einen  Zaiuenwert,  so  ergiebt  sich  als  Yeriiaitnis  des  gemeingriechiscki 
zum  attischen  FuA»e  etwa  27 :  26  V«  —  ^^  •'  ^3.  Weiter  müssen  nach  der  in  Ana.  t 
zu  S.  510  entwickelten  Naherungsformel  die  entsprechenden  Quadrate  sich  mheii 
verhalten  wie  55 :  53,  d.  i.  wie  25 :  24,09  oder  rund  wie  35 :  24.  Aach  das  Te^ 


f  46,9-6.  HOHLBIASS.  499 

dab  nnter  dem  fcih^fovj  welches  bei  Homer  Torkommt,  kein 
genau  bestimmtes  Hafs  za  Terstehen  sei,  ist  oben  (S.  31)  bemerkt  wor- 
den. Dem  steht  aber  nicht  entgegen,  dalls  schon  in  der  Zeit,  wo  die 
homerischen  Gedichte  entstanden,  oder  mindestens  bald  danach  die 
Acker  fest  yermessen  wurden,  i)  Jenes  älteste  griechische  Plethron  aber 
ist  gewifs  kein  anderes  gewesen  als  das  eben  definierte  ¥on  992  OMeter. 

4.  Als  allgemeine  Bezeichnung  des  Hohlmafses  sowohl  für 
Trockenes  als  Flüssiges  erscheint  bei  Homer  der  Ausdruck  fiiT(fov. 
Dieses  'Hals'  schlechthin  war  sicherlich  dem  phOnikischen  Saton  nach- 
gebildet und  betrug  demnach,  sei  es  genau  oder  nur  annähernd,  12,12 
Liter.2) 

Das  phOnikische  Saton  hat  auch  die  Grundlage  abgegeben  nir  die 
Ueineren  Teihnafse  des  ältesten  uns  bekannten  Systems  griechischer 
Hohlma&e,  des  aginäischen  (§  46, 8). 

5.  Zunächst  ist  über  den  Betrag  des  äginflischen  Mafses  Ge- 
naueres nicht  überliefert;  nur  soviel  ist  als  wahrscheinUch  ermittelt 
worden,  dafs  es  gfOfser  gewesen  sei  als  das  attische.')  Aulserdem 
dOrfen  wir  als  sicher  voraussetzen ,  dals  es  nach  dem  aginäischen  Ge- 
wichte normiert  war.^)  Wenn  sich  nun  erweisen  läfst,  dafs  das  1  a  k  e  - 
dämonische  Hohlmals,  über  dessen  annähernden  Betrag  wir  durch 
zwei  zuverlässige  Zeugnisse  unterrichtet  sind,  mit  dem  äginäischen  Ge- 
wicht in  einem  unverkennbar  beabsichtigten  Zusammenhange  gestan- 
den hat,  so  liegt  die  Folgerung  nahe,  dals  das  äginäische  Hals  nach 

Iiiltnis  der  anderweit  berechneten  effektiTcn  Betrage  des  altgriechischen  nnd 
ttüsehen  Plethron  stimmt  damit  so  nahe,  als  nur  immer  zn  erwarten:  denn  es 
ist  992:050— 25:23,95. 

1)  VergL  S  7,  3.  5  in  Verbindung  mit  |  46, 19.  57, 1. 

2)  Dieser  Ansatz  bot  sich  ungesncht  dar  bei  einer  Znsanunenstellnng  der 
Homerischen  Zahlen  von  ^ir^o.  Der  X4ßtjs  ti^ca^fa  uH^  utxavSek  fi.  23, 
268  hält  unter  dieser  Voraussetzung  48,5  Liter;  die  tixo^i  ^^f«  fivhjfaTov 
oif/Tov  Od.  2,  355,  welche  Telemach  zu  einer  kurzen  Meeresfahrt  mit  sich 
Dinunt,  entsprechen  242  Litern.  Ein  zu  Schiffe  yerfrachtetes  Ehrengeschenk  an 
Wdn  fftr  die  Atriden  ist  11.  7,  471  auf  1000  fti%^  —  121  Hektoliter  bemessen. 
Anders  ist  zn  beurteilen  Od.  9,  209,  wo  '1  Becher  Weins  auf  20  (gleich  grofse) 
Maise  Wassers'  lediglich  das  Mischunffsverhäitnis  bezeichnet  Dagesen  haben 
wir  noch  aus  weit  späterer  Zeit,  bei  den  Septuaginta,  ein  Zeugnis  dafür,  dafs 
h%  fUxMv  als  das  Maus  schlechthin  dem  Saton  gleichgalt  (}  44, 9  Sea).  Endlich 
nag  auch  das  ftit^or,  nach  welchem  bei  Hesiod  'E^.  350  in  jeglichem  Hause 
femessen  wird,  ein  Mafs  von  12  Litern  oder  nach  spaterer  Bezeichnung  ein 
igioäischer  Hekteus  gewesen  sein. 

3)  Bdckh  Metrol.  Unters.  S.  275  f. 

4)  In  Fleckeisens  Jahrbflchem  1S67  S.  531  ff.  habe  ich  diesen  Nachweis  aus- 
lebend Ton  der  B^ckhschen  Voraussetzung  geführt,  dafis  das  lakedämonische 
Hohlma£s  dem  äginäischen  gleich  gewesen  sei.  In  der  obigen  Darstellung  ist, 
wie  leicht  zu  ersehen,  eine  noch  bflndigere  Fom  des  Beweises  versucht  worden. 

32* 


600  URSraUNG  DER  GRSCillSCHEM  SYSTEME.  f  tt.i 

gMcheii  Ansltxen  normiert,  ako  tuA  dem  lakedXmoniscben  Habe  gleich 
gewesen  sei. 

Herodot  (Mut  ab  eigeotttmüche  kkoniscbe  MaÜM  den  fUdiiivog 
ihhI  die  reraftt]  olrav^  letztere  offenbar  das  Viertel  eines  Metreles, 
dtwtJ)  Ferner  trag  neck  «ner  Notii  bei  Phitarcfa^)  jeder  S|i«1iale 
menaüicb  einen  Ifedimnos  Gerste  und  acbt  Oioen  Wein  eq  den  ge- 
meinsdiaftlichen  Mahlzeiten  bei.  Dies  ist  ebenfalls  lakedamonisches 
Mab,  dessen  ungefthres  Verhältnis  zum  attisdien  aus  der  Aegabe  dee 
Dikiarchos^)  hervorgeht,  dafe  der  Beitrag  etwa  anderthalb  attisehe 
Medimnen  und  etf  bis  zwOlf  Ghoen  betragen  habe.  Es  ut  also  der  lake- 
dämonische Medimnos  etwa  gleich  1  Vs  attischen ,  der  lakedämoniscfe 
Gbus  gleich  1  ^g  bis  1  Vs  attischen  anzusetzen,  oder  mit  anderen  Wortes, 
das  lakedämonische  Hohlmafe  verhielt  sich  zum  attischen  zwischeo 
12 :  8  und  11:8.  Setzen  wir  nun  Tensuchsweise  das  Mittel  aus  beidn 
Verhältnissen,  näraUch  1 1  Vs :  8  »>  143,75 :  100  ein,  so  ergiebC  sich  so- 
fort, dab  lakedämonisches  Hddmab  nun  attischen  sich  so  verhielt  wie 
äginäisches  Gewicht  zum  attischen ;  denn  nach  dem  Befunde  der  Mauea 
stehen  diese  Gewichte  zu  einander  wie  142 :  100.^) 

Da  wir  nun  rioher  wissen,  dab  der  attische  Metretes  einem  Wa88e^ 
gewichte  von  1 V2  attisd^n  Talenten  entsprach  (§  46, 11),  so  erfaaileB 
wir  vorläufig  eine  annähernde  Bestimmung  des  lakedämonischen  üe- 
treies  ^),  wenn  wir  seinen  Gehalt  an  Wassev  zu  1  Vs  äginäisehen  Tilea- 
ten,  gemäb  dem  wohlbekannten  Gevrichte  der  äginäisehen  MQnze,  «a- 
setzen,  und  schlieben  dann  weiter,  dafs,  wenn  lakedämonisches  Hohl- 
mab  nach  äginäischem  Gewichte  bestimmt  war,  um  so  mehr  auch  das 
eigene  äginäische  Hohlmafs  in  gleicher  Weise  normiert  sein  mubte. 

Äpnäisches  Mab  hat  vielleicht  auch  Aristopbanes  bezeichnet,  ab 
er  in  einer  jetzt  verloren  gegangenen  Komödie  durch  einen  Auftreten- 


1)  Herodot  6,  57:  dii^a&eu  in  rov  SrifLöciov  i^^toy  rdXa^v  iumei^  (f#r 
ßaaiMtov)  is  jinhÜMva  nai  fi^iftvor  aiiplxwv  %!u  o£koo  xnAqttffv  Awtm*" 
M^.   Dafs  zu  fUStfwotf  za  erginzen  ist  jimmvucof^y  zeigt  der  Zusammeolian^ 

2)  Lyknrg.  12.   VergL  unten  §  46, 19  S.  523  f. 

3)  Bei  Athen.  4  p.  141  G. 

4)  So  berechnet  in  Fleckeiaens  Jahrbfiehem  1867  S.  632  unter  Anoahae 
einet  Gewichtes  von  6,20  Gr.  för  die  äginäische  Drachme  (§  24,  2)  und  toi 
4,366  Gr.  fOr  ^e  atüscfae  Drachme  (§  26,  2). 

5)  Ans  dem  Zeugnisse  Dikäarchs  in  Verbindung  mit  der  Angabe  bei  Pln- 
tarch  geht  hervor,  dafe  der  lakedamonisehe  Ghus  im  eigenen  System  dieseibe 
Stellung  hatte  wie  der  attische  Ghus  im  attischen  System.  Es  ist  also  oabedeok- 
Uch  statt  des  Ghus  den  Metretes  einzusetzen.  Nicht  minder  hat  der  MedimM» 
im  lakedämonischen  und  äginäisehen  System  offenbar  dasselbe  YerhälUus  nn 
Metretes  gehabt  wie  im  attischen. 


1 4«,  &. «.  Aginäisches  hass  und  gewicht.  601 

deo  den  itnevg  ab  i^axolvüiov  ^qov  erklären  liers.^)  An  die  attisdie 
Choinix  kann  hier  sicheriich  nicht  gedacht  werden ,  denn  dafs  diese 
der  achte,  nicht  der  sechste,  Teil  des  Hekteus  war,  ist  anderweit  ge- 
nagend  festgestellt  (9  15^  3).  Hit  Recht  hat  man  also  die  Worte  des 
Komikers  als  scherzbiAe,  mit  dem  wirklichen  Sadrrerhalt  in  Wider* 
gpmch  stehende  gedeutet.^  Der  Scherz  wird  aber  dann  erst  recht  ei^ 
sichtlich,  wenn  dem  Mifererständnis  etwas  Wirkliches  zu  Grunde  lag« 
Wie  eben  bemerkt  wurde,  Terhielt  sich  äginäisches  Mab  zu  attischem 
zwischen  12:8  und  11:8.  Das  genaue  Verhältnis  war  18:13>-> 
llVi3  : 8,  wie  sich  weiter  unten  zeigen  wird  (§  46, 10. 12).  Ein  atti« 
scher  Hekteus  von  8  eigenen  Choiniken  hielt  demnach  genau  5^9  oder 
rund  6  llginflische  Choiniken ;  er  war  also  für  den  Peloponnesier,  der 
Dteh  Athen  kam,  in  der  That  ein  i^olvtxov  pUjqov.  Ob  dieses 
Verhältnis  zugleich  eine  wirkliche  Geltung  in  Athen  gehabt  hat,  dafür 
bietet  uns  das  kurze  Fragment  keinen  Anhalt;  an  sich  aber  ist  diese 
Vermutung  nicht  unwahrscheinlich,  weQ  hiernach  das  attische  Mafs 
etwas  günstiger  angesetzt  war  als  das  auswärtige  ttginflische«  Dazu 
komn^  dalls  auch  die  agmäiache  Münze,  wdche  zum  äginäischen  Hohl- 
mab  dieselbe  Beziehung  hatte  wie  die  attische  Münze  zum  attischen 
HohhnaTs,  nach  dem  entsprechenden  Verhältnisse,  nämUch  4:3,  gegen 
attische  Münze  gerechnet  worden  ist  (§  24, 3). 

6.  Nach  dem  effektiven  Gewichte  der  dgintischen  Münze  ergeben 
sieh  für  den  äginaischen  Metretes  553d  Liier'),  also  fast  genau  der- 
Mtte  Betrag,  den  wir  oben  (§  45<  3)  nadi  der  Angabe  Herodots  für  die 
persische  Artabe  gefunden  haben.  Wenn  schon  hiemach  die  Identität 
beider  Mabe  fiir  widirscheinlich  gelten  mabt  «•  wird  diese  Vermutung 
ZOT  Gewifsheit  durch  die  Feststellung  des  äginäischen  Normal- 
gewichtes. 

Des  ägioäische  Talent  beläuft  skh  nach  dem  effektiTen  Münzge- 
wichte auf  37,2  Kilogr.4);  allein  ein  etwas  niedrigerer  Betrag  ist  ander- 
weit 80  sicher,  als  irgend  m^glidi,  ttberlief^srt  Denn  äginäisches  Ge- 
wicht war  es,  welches  vor  der  Sdonischen  Seisachthie  in  Athen  alleinige 


1)  Erotian  Gloas.  Hipp.  p.  178,  Mehieke  Fragm.  comie.  Graec.  fl,  2  p.  1198^ 
A.  Naodk  im  PhUologas  Vi  S.  415.  Nach  leUterem  lautete  der  Vera:  !ßcr«ut  %i 
^U¥;  'JS(axßipmot^  fiHaop.  Er  nimoit  also  eine  Wechselrede  an,  wihread  die 
wbcriiefenmg  ^i  sUtt  t?  bietet. 

2)  Meineke  a.  a.  0.:  'comicas  praeter  morem  hiserit  in  re  ficta  necesse  est. 
eft.  Fritssch.  ad  Tbesmoph.  p.  602'. 

3)  So  berechnet  in  FleckeiseDs  Jahrbflehem  a.  a.  0. 

4)  Berechnet  nach  der  Drachme  von  6,20  Gr.  (%  46, 5.  24, 2). 


502  URSPRUNG  DER  GRIEGHISGHEN  SYSTEME.  §  M.  1 7. 

Geltang  hatte,  und  aus  den  Solonischen  Maßregeln  ergiebt  sich  qd- 
mittelbar,  dafs  das  damals  Qbliche  äginflische  Gewichtstalent  auf  bOch* 
stens  36,15  Kilogr.  angesetzt  werden  darfJ) 

Nun  ist  oben  ({  42,  8)  nachgewiesen  worden,  dab  der  babylo- 
nische Maris  im  Betrage  von  30,31  Liter  normiert  war  nach  dem  Ge- 
wichte eines  leichten  königlichen  Talentes  im  Betrage  yoq  30,24  K3o- 
gramm.  Das  nächst  höhere  Mab  im  babylonischen  Systeme,  die  Arttbe 
oder  das  Epha,  yerhielt  sich  zum  Maris  wie  6:5,  entsprach  also  M 
einem  Gehalte  von  36,37  Liter  einem  Gewichte  von  36,29  Kilogramm. 
Die  persische  Artabe  war  das  Anderthalbfache  des  babylonischen  Epba 
({  45, 3) ;  der  aginaische  Metretes  ist  einerseits  als  ungefiOur  gleich  der 
persischen  Artabe,  andererseits  als  normiert  nach  dem  (Gewichte  von 
IV2  äginäischen  Talenten  erkannt  worden;  es  kann  also  wohl  keia 
Zweifel  sein,  dafs  das  dginflische  Talent,  dessen  Betrag  soeben  zwiscbes 
37,2  und  36,15  Kilogr.  ermittelt  worden  ist,  ursprflnglich  das  Wasse^ 
gewicht  eines  babylonischen  Epha  darsteUte  und  somit  gleich  72  kOoig- 
Uchen  Minen  oder  36,29  Kilogr.  zu  setzen  ist 

Wir  erhalten  demnach  folgende  Normalbeträge  des  ffginäiscbefl 
Gewichtes: 

Talent     —    36,29  Kilogr. 
Mine       a-  605      Granun 
Stater      —    12,1        „ 
Dradime  »■     6,05      „    . 

Zu  dem  leichten  königlichen  Talente  der  Babylonier  verhielt  sich 
das  aginäische  Talent  wie  6:5,  zu  dem  leichten  Talente  Goldes  m 
36 :  25,  zu  dem  babylonischen  Talente  Silbers  vne  27 :  25,  endlich  lua 
phönikischen  wie  81 :  100,  oder  rund  wie  4 : 5.^) 

7.  Aus  dem  eben  festgestellten  Betrage  des  Gewichtes  folgt  aa- 
mittelbar  die  Norm  fOr  das  Hohlmafs.  Denn  wenn  ein  Volum  Wasser 
im  Gewicht  eines  aginäischen  Talentes  ein  babylonisches  Epha  da^ 
stellte,  so  mufs  der  üginäische  Metretes  mögliclüst  nahe  1  Vs  Epha  «• 
54,56  Liter ')  betragen  haben.  Und  da  aus  dem  oben  angefilhrten  Zeag- 

1)  Berechnet  nach  der  iginäischen  Drachme  des  athenischen  VolksbescfaliMe«! 
welcher  oben  S.  201  f.  besprochen  worden  ist  Nach  dem  Ton  Androtion  tbe^ 
lieferten  Verhältnis  kommen  gar  nur  35,9  Kilogr.  auf  das  Talent  Vergi.  aadi 
oben  S.  198  mit  Anm.  1,  wo  dieselben  Proportionen  auf  den  Sginiiaclien  StaUr 
angewendet  worden  sind. 

2)  Yergl.  ä  42, 10. 15.  49,  2.  24,  4  und  Tab.  XXH 

3)  In  Fleckeisent  Jahrbflchem  1867  S.  533  habe  ich  unter  Yoraossetisaf 
einer  Temperatur  Ton  15*  R.  fflr  den  Metretes  54,52  Liter,  fOr  den  Medinios 
72,69  Liter  und  fOr  die  aus  dem  Hohlmafs  abzuleitende  Elle  477,7  Millim.  ge- 


f  41, 7.  NORM  DES  ÄGINÄISGHEN  HOHLMASSES.  503 

DisM  Dikaarchs  hervorgeht,  dah  auch  im  äginäischen  Systeme,  wie  im 
attischen ,  der  Medimnos  zmn  Metretes  sich  wie  4 :  3  verhielt  i),  so  er- 
haken  wir  weiter  fOr  den  flginäischen  Medimnos  den  Betrag  von  2  Epha 
—  72,74  Liter. 

Denken  wir  uns  das  Mafs  von  2  äginflischen  Metreten  in  der  Form 
eines  WOrfels,  so  erhalten  wir  als  Dimension  der  Kante  477,9  MiUim. 
und  schliersen  weiter  nach  Analogie  der  anderweit  bekannten  Ausglei- 
chungen zwischen  Langen-  und  Hohlmars  sowie  nach  dem  Malsstabe, 
den  die  olympischen  Bauten  uns  an  die  Hand  geben,  dafs  die  dem 
aginaischen  System  entsprechende  Elle  höchstens  475  MiUim.  betragen 
hat  2),  mithin  von  dem  fiirgiog  ftijxvg  (§  46, 2)  nicht  wesentlich  ver- 
schieden gewesen  ist 

Wir  sind  demnach  berechtigt  zu  sagen,  dafs  nach  der  Absicht  des 
Ordners  des  aginaischen  Systems  die  gemeingriechische  Elle  zur  baby- 
knischen  sich  verhielt  wie  die  Kante  eines  Würfels  von  2  aginaischen 
Metreten  zur  Kante  eines  Würfels  von  5  babylonischen  Maris  (§  42,  8), 

d.  i.  wie  6 : 1/300  ■>  6 :  6,694 ,  womit  das  früher  angenommene  Ver- 
hältnis 9 :  10  so  nahe  übereinstimmt  als  nur  immer  zu  erwarten  ist.^) 
Es  ist  schwer  in  wenigen  Worten  alle  die  Vorzüge  dieses  eigen- 
tflmlichen  Systems  hervorzuheben.  Dasselbe  ist  nicht  minder  in  sich 
geschlossen  als  das  babylonische,  überdies  aber  nach  noch  einfacheren 
Verhältnissen  aufgebaut  Das  Hauptmafs  des  Flüssigen  doppelt  ge- 
nommen stellt  den  Kubus  der  üblichen  griechischen  Elle  dar,  welche 
zur  babylonischen  Elle  in  einem  Verhältnis  stand,  ^ie  es  einfacher  und 
sachgemafser  nicht  gedacht  werden  kann.    Zwei  Drittel  dieses  Kubus 

rechnet  AUein  nachdem  der  Betrag  des  babylonisehen  Hohtmafses  mit  hinl&ng- 
Hcher  Sicherheit  ermittelt  war,  schien  es  ritlich  die  gleiche  Norm  auch  fQr  das 
^inüaehe  Hohlmafs,  nnbeschadet  etwaiger  in  der  Praxis  ehigetrelenen  Ab- 
weiehmigen,  festkahalten. 

1)  Vera,  oben  S.  499  f.  in  Verbindung  mit  Anm.  5  xn  S.  500. 

2)  In  Fleckeisens  JahrbAchem  a.  a.  0.  S.  525  f.  habe  ich  darsestellt,  am 
welche  Betrage  etwa  Im  babylonischen  nnd  römischen  System  das  ans  dem 
Hohlmab  berechnete  Längenmals  höher  aosfUlt  als  das  direkt  bestimmte  Ellen- 
oder Fufsmafs.  Noch  genauer  werden  diese  Differenzen  nnten  bei  Besprechang 
des  attischen  Fafees  formoliert  werden  (|  46,  14).  Dort  findet  sich  ingleicb 
der  flinweis  anf  die  Skala  der  Modnli,  welche  §  46,  20  ans  dem  VerhiUnis 
der  beiden  olympischen  Fofsmafse  znr  Klafter  der  ägyptischen  Elle  konstruiert 
worden  ist  Hiemach  darf  der  Fnfs,  welcher  dem  iginüschen  Hohlmafs  zu 
Grunde  lag,  schwerlich  höher  angesetzt  werden  als  auf  S15  MUllm.,  d.  i.  das 
Mittel  zwischen  den  aus  der  Klafter  von  2,084  Meter  abgeleiteten  Beträgen  des 
olympischen  und  attischen  Fnfses,  womit  auch  der  aus  dem  Heriion  von  Samos 
(1 48, 3)  abgeleitete  Fufe  flbereinstimmt 

3)  Ver^.  die  nähere  AusfQhmng  in  Fleckeisens  Jahrbflchem  a.  a.  0.  S.  533  ff« 
inVerhiodung  mit  S.  526. 


504  UasraCÜG  BBR  GfOBCnSCIEN  SYSTEME.  i «.  B. 

bädelen  das  Havptmab  des  Trockenea,  ein  Drittel  enlepiM^  geniii 
dem  babyloftisehen  Epha  eifteneite  und  dem  Waesergevidble  eines  8gi- 
nHischen  Talentes  andereradls.  Letsteres  Talen!  stand  zu  dem  kdiig- 
lichen  babylonischen,  wie  bereits  bemerkt,  in  dem  VerhaUtnisse  fon  6:& 

8.  Es  ist  nun  weiter  die  Vecgieichung  der  Sgintischen  Hohlmbe 
mit  den  yorderasiatischen  uftd  ttgypUschen  auszufbhren.^) 

Der  Hetretes  ist  gleich  der  persischen  Artahe  >)  oder  1  Vi  babf * 
Ionisch- phiHiikischen  Epha.  Sein  Zwölftel,  der  Chus,  entsprieht  ia 
persiselien  Addix  (f  45, 4)  und  dem  hdUgea  Hia  der  Hebräer  (§  44,  % 
mittiiB  auch  dem  ügypüschen  Kpka  (§  41, 7).  Der  Chus  Bä»st  Kotjle') 
sind  noch  weil  spStter  erhalte^  in  einem  eigeatttmlichen  promzbiai 
System,  nur  dafs  dort  die  Beträge  nach  attischer  Norm  gesteigert  M 
(§  53, 13).  Dagegen  ersoheiixt  in  demselben  System  ein  Medimnos, 
welcher  den  ursprüngliehe«  Betrag  des  äginäischen  Metretes  fast  ■■* 
verändert  bewahrt  hat.  Auch  Mi  anderen  proyinzialen  VUbm  stehea 
die  äginäischen  wegen  ihrer  nahen  Verwandtschaft  mit  den  babylo- 
nischen in  einfachen  Verb^Itnissen.^) 

Der  Medimnos  als  Mals  yoQ  2  babylonisch-phOnikischen  Epha  eat- 
sprichjt  zugleich  dem  ägyptische];!  g^ofsen  Mause  (§  41,7).  Sein  hftig 
oder  Sechstel  ist  nichts  anderes  als  das  phönikische  Saton  ^),  sein  ^//i- 
€XTov  oder  Zwölftel  nichts  an4^res  als  das  gewöhnliche  hebräische  Bio. 

Endlich  findet  aui^h  die  Choinix  nebst  ihrem  Viertel,  der  KotfK 
sofort  die  passende  Stellung  z,um  vorderasiatischen  Mafse,  wenn  wir  an- 
nehmen ,  dals  im  Handelsgebrauch,  was  sicher  das  aUereinfachste  und 


1)  Eine  Obersicht  dieser  Vergleichangen  ist  zu  entnehmen  aus  Tab.  XI, 
wobei  Jedoch  ra  beaehteo^,  da£i  die  den  igialisehta  AÜfscn  betgefOgtei  Vo- 
haltniszahien  die  Secbaigstel  des  babylonischen  Systems  beseichnea,  alsota 
äginäischen  System  fremd  sind.  Um  m  Zahl  der  aginiischen  Kotyitn  i«  fiailca» 
welche  auf  jäes  einzelne  Mals  gehen,  ist  der  beigedruckte  Betrag  von  Sedoif- 
stein  je  mit  ^jt  zu  multipUeieren.  Der  Vergleich  mit  den  ägypliachea  Bfata 
ergiebt  sieh,  soweit  das  Betreflende  nicht  beieits  in  Tab.  XX  boneikt  ist,  ans 
Tab.  XXI. 

2)  'PeESisehe'  Artabe  nenaen  wir  das  AfaA,  welches  l^/t  babylonische  4hi 
oder  ägyptische  Artaben  beträgt»  weil  Herodot  es  ausdrücUioh  ak  i7«fCiMr 
udt^ov  beaeiehnet  (§  46,  3).  Sicher  aber  bestand  dasselbe,  worauf  auch  dM 
Beneomiag  'medische*  Artabe  hinfifthrt,  längBi  ver  der  persischen  MeniehafI, 
insbesondere  bereits  vor  BcgrOndonip  des  ägmäischen  Systems. 

3)  Erwähnt  wird  eine  Motvlii  AlvwaU  ti^  der  unechten  HIppdcraiisdMa 
Schrift  %B^  vütmofr  Toi  XXD  p.  2St  KOhn  (MetroL  scripC  I  p.  75).  Gewi£i  iü 
damit  die  proTinsalis  i(otyle  (§  53»  13)  geaieint 

4>  Ve^sl.  Aber  das  Verhältnis,  zu  den  kyprischen  Blaben  §  53,15  a.£^  n 
dem  provinzialen  Olmals  %  53, 16. 

.     5)  AlsMafaTeneSnta  ist  der  lakedämonische  Medimnos  gedeutet  wordea 
Ton  Christ  m  Fleckeisens  Jahrbflchem  1865  S.  457. 


^9,$.». 


ÄfilNÄlSGBBS  SYSTEM. 


605 


natarliclisle  war,  dag  Salon  durch  fortgeaelzte  Halbiemiig  in  kleineres 
MaCs  umgeseUt  wurde. 0  Es  ergiebt  uch  demnach  folgende  Übersicht: 


SttMimd 

Moadnaledes 

Uter 

SitOB  oad 

Noninate  de«     j..,^ 

eeioeTefle 

i«iB.8K8Un» 

seilte  TeiU 

1 

Hekteus 

12,12 

v» 

Cboinix        1,515 

V» 

HeBHhektQD 

6,06 

Vi« 

Dikotylon     0,758 

V4 

DkheinikQD 

3,03 

V»2 

Kotyle         0,379v 

9.  Dlaioit  ist  eigeQtlieh  aUea  evkton,  was  bisher  noch  dunkel  war. 
luden  statt  im.  babyleniscbeii  Seehzigstels,  welches  den  iwrundawa»*» 
sigsten  Teil  d^  Saton  bildete,  dessen  zweimnddreilsigsler  Teil  ab  Ein* 
Mtsmafe  genoownen  und  durch  fortgebende  Verdoppelung  bis  aunt 
Saton  aufgestiegen  wurde,  \m  übrigen  aber  die  überlieferte  Einteilung 
der  Hanptittarse  naeh  dem  Duodecimalsystem  aufrecht  erbauen  bKeb, 
lom  man  zu  f<^gei«deni  Syst^ne  der  IfaGse  Air  Trockenes  und  Flüsaigesv 
welches  nacUbker  für  di#  gesamte  grieehBeh-röHüsche  Kultur  mafis- 
sebend  gewesen  ist. 


Malte  Aea  TiodKnen 

Mabe  de«  Fltarigcn 

Hedimoos        1 

Metretee       1 

Hekteus           6    1 

Chus          12      1 

Henüheklon    12    2    1 

Dikolflo«    72      6     1 

Ghoinix          48    8    4  1 

Kotyle       144    12     2. 

Dikotylon       96  16    8   2 

1 

Kotjle          192  32  1&  4 

2 

Wir  laaaenk  nun  noch  die  Betsage  dieser  MaGie  in  der  Reihenfolge 
iiuier  GfObe.  sowohl  nadi  agindischer  als  attischer  Norm  folgen.  Im 
^ttiieben  System  ist  das  Diketylon  dasselbe  Haft  wie  später  der  römische 
Seitar. 


äginäisch 

atüscb 

Medimnos    .    * 

.    72,74  Liter 

52,53  Liter 

Metretes      •    . 

.     54,56      , 

39,39     „ 

Hekteus .    .    . 

.     12,12      „ 

8,75     „ 

Henihekton 

.      6,06     „ 

4,38     „ 

Chus.    .    .    • 

.      4,55      „ 

5,28     ff 

Choinix  .     .    . 

.      1,515  „ 

1,094   „ 

Dikotylon    .    . 

.      0,758   „ 

0,547    „ 

Kotyle    .    .    . 

.      0,379   „ 

0,274    „  . 

^elcÜ«9  zwar  Tom  babylonischen  Maris«  nicht  Tom  Saton,  aesgeht,  als  letzte 
^^i  aber  nicht  das  Sechzigste! ,  sondern  das  Yienugstd  des  babylonischen 
wig,  a.  L  das  Sechzehnte^  des  Saton,  hat  (§  50, 6). 


506  URSPRUNG  DER  GRIEGHISCHEN  SYSTEME.         fu^ioit 

10.  Um  die  Genesis  des  attischen  Systems  der  Hohlmibe  voD- 
sUlndig  yerstehen  zu  können ,  haben  wir  zunächst  zu  unterscheiden 
zwischen  den  wu-kUchen  Betrügen,  wie  sie  lediglich  nach  demMUiu- 
gewichte,  mithin  nach  fern  abliegenden,  finanziellen  Rflcksicbten  fest- 
gesetzt waren  (§  46, 11),  und  zwischen  dem  gewissermalsen  ideeDen 
Verhältnis  des  attischen  zum  äginaischen  Hohhnarse.  Ziehen  wir  nUH 
Uch  in  der  vorhergehenden  Obersicht  von  einem  beliebigen  attischei 
Mafse  Vis  seines  Betrages  ab,  so  verhält  sich  der  Rest  zu  dem  daoebes 
stehenden  äginäischen  Malse  genau  wie  2:3.  Das  heifst  mit  anderes 
Worten,  Solon  behielt  die  Nominale  und  relativen  Werte  des  äginSischeD 
Systems  bei ,  nahm  aber  ab  Einheit  der  Teilmafse  nicht  die  aginSische 
Kotyle  «■  Vss  Saton  «■  ^ji  babylonisches  Sechzigste!,  sondern  die 
Hälfte  des  Sechzigstels.  Das  attische  Dikotylen  war  also  un- 
mittelbar dem  babylonischen  Sechzigstel  nachgebildet,  während  es  in 
ganzen  äginäischen  System  kein  entsprechendes  Nominal  gab. 

Wie  praktisch  diese  Mafsregel  war,  haben  nachträglich  die  Rmkt 
bewiesen ,  indem  sie  alle  Mafse  ihres  Reiches  nach  dem  Sextar,  d.  L 
der  Solonischen  Doppelkotyle,  regulierten. 

Hätte  nun  die  Solonische  Kotyle  zur  äginäischen  genau  wie  2:3 
sich  verhalten ,  so  wäre  der  Sextar  genau  gleich  dem  babylonischea 
Sechzigstel  geblieben  und  die  gesamten  Mafse  des  Altertums  wflrden 
unendlich  leichter  sich  erklären  lassen,  als  es  in  der  That  der  Fd  ist.') 

11.  Dafs  das  attische  Hohlmals  nach  attischem  Gewichte  normiert 
war,  läfst  sich  nicht  bezweifeln.  Die  römischen  Mafse  sind  genau  des 
attischen  nachgebildet  (§  16, 1.  17,  3),  das  römische  Quadrantalwx 
bestimmt  nach  dem  Gewichte  des  attischen  Talentes;  also  mufsde« 
attischen  Metretes,  welcher  das  Anderthalbfache  des  Quadrantal  betnti. 
ein  Wassergewicht  von  1  Vs  Talenten,  dem  Medimnos  ein  Gewiclit  ^ 
2  Talenten  entsprochen  haben.  Auch  auf  die  kleineren  Mafse  bis  vm 
Dikotylon  oder  Sextar  entfallen  durchaus  abgerundete  Gewichtsbetrigt 
nämlich  auf        Hekteus   ....    2000  Drachmen 


Hemihekton 
Chus  .    . 
Choinix    . 
Dikotylon 


.     1000  „ 

•      750  „ 

.      250  ^ 

.125  „      , 

18  atUsche  System  der  komparaüTet  3I^ 
troloeie  bereitet  hat^  habe  ich  näher  ausgeffihrt  am  Schlafs  der  Recensioa  ▼<• 
Brandia*  Mfinz-  Mafa-  und  Gewichtaweaen  in  Fleckeiaena  Jahrb.  1S67  S.  53^ 
Das  dort  Gesagte  ist  auch  vorausgesetzt  fOr  die  Abfassuoff  von  |  46, 11*  ^ 
die  Vergleichaog  der  Hohlroafse  im  einzelnen  ist  auf  (  46, 16  lu  rerveiMS. 


1 1«.  11.  ATTISCHES  SYSTEM.  507 

woran  sich  die  Kotyle  mit  62  Vi  Drachmen  schliefet,  eioe  Bestimmung, 
welche  genau  zwar  nur  in  der  Formel  des  römischen  Gewichtes  ^)  sich 
erhalten  hat,  annähernd  aber  bezeugt  wird  yon  den  griechischen  Ärzten, 
welche  die  Kotyle  gleich  60  Drachmen  Öles  rechneten.^) 

Fragen  wir  nun  weiter,  welche  Rücksichten  bei  Bestimmung  des 
attischen  Gewichtes  mafsgebcnd  waren,  so  bedarf  es  nur  des  Hinweises 
auf  die  besondere  wirtschaftliche  Lage,  durch  welche  Solon  zu  seinem 
Gesetze  über  Schiddenentlastung  reranlafst  wurde,  um  zu  zeigen,  dafs 
es  dabei  in  erster  Linie  auf  möglichst  billige  Anordnung  des  Kompro- 
misses ankam,  dergestalt  dab  weder  den  Gläubigem  mehr  an  ihren 
Forderungen  gekürzt  wurde,  noch  die  Schuldner  mehr  erleichtert  wur- 
den, als  unbedingt  durch  die  Verhältnisse  geboten  war.  Das  von  Solon 
gesetzlich  bestimmte  Verhältnis  des  Schuldennachlasses  hat  nach  un- 
serer Ausdrucksweise  27  Prozent  betragen  (§  25,  2);  in  dieser  einen 
Verhältniszahl  mufs  aber  aulser  der  gesetzUchen  Gleichung  zwischen 
altattischer  oder  äginäischer  und  Solonischer  Silbermünze  annähernd 
anch  enthalten  sein  die  Gleichung  sowohl  zwischen  äginäischem  und 
attischem  Gewicht,  als  auch  zwischen  äginäischem  und  attischem  Hohl- 
mals. Femer  wird  wahrscheinlich  auch  das  attische  Längenmafs  zu 
dem  nach  dem  Gewicht  bestimmten  Hohlmafse  in  einer  leicht  erkennt- 
lichen Beziehung  gestanden  haben.  Endlich  wird  auch  die  Steigerung 
des  uralten  Torderasiatischen  Goldgewichtes  (§  42, 12. 15)  auf  den  Be- 
trag des  Solonischen  Münzgewichtes  voraussichtlich  nach  einer  ein- 
fachen Verhältniszahl  erfolgt  sein. 

Dies  soll  im  einzelnen  sofort  nachgewiesen  werden.  Wir  stellen 
aber  das  Schlufsresultat  schon  hier  in  Kürze  zusammen. 

Mit  Einführung  eines  neuen  Münzfufses,  d.  h.  einer  finanziellen 
Maßregel  zu  Gunsten  der  argverschuldeten  ärmeren  Bürgerschaft,  ver- 
band Solon  zugleich  die  Schöpfung  eines  feindurchdachten ,  wohlge- 
schlossenen Systems  der  Längen-  und  Hohlmafse  und  der  Gewichte, 
indem  er 

1.  als  neues  Münzgewicht  zu  Grunde  legte  den  um  V24  erhöhten 
Betrag  des  babylonischen  Goldgewichtes, 

U.  jedes  Nominal  äginäischen  Hohlmafses  sich  erhöht  dachte  um 


1)  Dt  1  attisches  Talent  «  80  römischen  Pfund  ist,  so  kommen  auf  die 
tue  6V4  attische  Drachmen;  mithin  sind  10  Unzen  -«  62 Vt  Drachmen.  Die 
Belegstellen  fOr  die  Schätzung  der  attischen  Kotyle  zu  10  Unzen  Weingewicht 
sind  ha  Index  zu  den  Metroi.  Script  II  unter  Horvhj  3  aufgefQhrt. 

2)  VergL  oben  §  16  S.  HO  Anm.  5,  unten  §  53, 16,  MetroL  Script.  I  p.  72. 


508  URSPRUNG  DER  «RIEGDSCHEN  SYSTEME.         f  is^iLii 

Vii  seines  Betrages,  und  aus  diesem  gesteigerten  Betrage  in  dem  Vor- 
luhnis  Yon  3 : 2  je  das  entsprechende  attische  Nonioal  abtötete, 

ID.  den  attischen  Fnfs  der  Absicht  nach  gleich  setiie  der  Kante 
des  Würfels,  welcher  9  attische  Oioen  oder  ein  Vohiin  Wasser  oi  fi^ 
wicht  TOB  1  Vt  Talent  aittielt, 

IV.  die  altflginSische  Mine,  deren  Gewicht  nach  der  ursprangüehn 
Norm  153V»  neue  Drachmen  hätte  betragen  mOssen,  auf  150  DraduRi 
setzte  (§  id,  4.  48,  1). 

12.  Das  ieiehte  babylonische  Talent  Goldes  ist  oben  ($42,  fl  1§) 
auf  25,20  Kilogr.  angesetzt  worden;  es  Terhalt  ndi  also  za  den  atti- 
schen Talente  ?on  26,196  Kilogr.  ({  26)  wie  96,2 :  100,  d.  i.  nahen  wie 
24 :  25.  Noch  sicherer  ab«r  ergiebt  sich  die  letztere  VerhUtniazdiir 
wenn  wir  setzen  als 

A  das  Verhältnis  zwischen  dem  Maiimum  des  GoMtalentes,  i>ft- 
ches,  entsprechend  dem  Manimiim  des  königlichen  Tafentes,  254$ 
Kilogr.  beträgt  (f  42,  10),  und  dem  attischen  Talente, 

B  das  Verhältnis  zwischen  dem  Uinimura  desselben  GoMtakato, 
welches  laut  eben  angeftiirtem  Nachweise  25,167  Kilogr.  beträgt,  ai' 
dem  attisdien  Tafente, 

C  das  Verhältnis,  wdches  sich  ergiebl,  wenn  wir  nach  den  adieai- 
schen  Volksbeschlufa  (f  25, 2)  das  Verhältnis  zwischen  äginäisdMi  foi 
attisdiem  Gewichte  gleich  138 :  100  setzen  und  das  l^äische  liM 
gemäfs  seinem  Ursprünge  (f  46, 6)  >■>  ^/u  des  Goidtalentes  rechiA 

D  das  Verhältnis,  welches  sich  ergiebt,  wenn  wir  nadi  derFonMl 
der  Solonisdien  Seisachthie  (^  25, 2)  73  äginäische  Talente  gMck  100 
attischen,  und  wieder,  wie  Torher,  25  äginäische  Tafente  gleich  36GiM- 
talenten  setze».  Wir  erhdten  demnach 

A«96,4   :100        €  —  9533:100 

B  ^  96,07 :  100        D  —  95,13 :  tOOL 

Das  Mittel  aus  diesen  Verhältnissen  beträgt  95,86 :  100,  und  diea  vt 

sammengehalten  mit  dem  zuerst  berechneten  Verhältnis  96,2: 100  Akrt 

wohl  unzweifelhaft  zu  dem  genauen  Verhältnis  96 :  100  -«  24 :  35. 

Auf  noch  kürzerem  Wege  und  nicht  minder  zuterllBsig  wärdaa 
wir  dassdbe  genaue  Verhältnis  geAmden  haben,  wenn  wir  aus  den  xB" 
erst  berechneten  Verhältnis  der  effektiven  Gewichte  und  dem  obiges 
quellenmä(sig  überlieferten  Werte  C,  welcher  genauer  ist  als  D,  <hs 
Mittel  gezogen  hätten. 

Gerade  wie  Solon  das  babylonische  Gewicht,  so  erhöhten  die  K^ 
mer  bei  Einführung  der  Siiberprägung  das  attische  Gewicht  um  ^/s4t 


f  49,  IS.  ATTISGBBS  STSTEBL  609 

um  Ton  der  Drachme  auf  die  rdmische  Hauptmttnze,  den  Denar,  zu 
kommen.^) 

13.  Das  ftginAiscbe  HoUmafe  haben  wir  oben  (§  46,  7)  nach  dem 
faakybniaohea  bestinunt  Fügen  wir  nun  m  einem  beliebigen  Nomi* 
nal  des  ägmäisdiea  Systems  Vis  seines  Betrages  hinzu,  so  erhalten 
wir  jedesmal  nach  dem  Verhältnis  3 : 2  das  entsprechende  Nominal 
des  attischen  Systems  2),  und  die  gleklien  Nominale  beider  Systeme 
verhalten  sich  zu  einander  wie  18 :  13«  Diese  unmittelbar  aus  den  Be- 
trägen des  Hohfanafises  berechneten  Verhältnisse  finden  ihre  Bestäti* 
gong  in  der  überlwferten  Gleichung  der  Gewichte.  Denn  wenn  nach 
dem  athenischen  Volksbeschlufe  138  Solonische  Drachmen  gleich  einer 
Iginäischen  Mine  sind  ($  25, 2),  so  mOss^  auch  die  gleichen  Nominale 
äginäischen  und  attischen  Hohlmafaes  sich  zu  einander  verhdten  wie 
138 :  100;  dieses  Verhältnis  aber  stimmt  so  nahe  mit  dem  eben  gefun- 
denen 18: 13  e»  138,46 :  100  ttberein,  dafs  beide  fQr  der  Absicht  nach 
gleich  zu  erachten  sind.  Ja  die  Differenz,  so  unerheblich  sie  an  sich 
ist,  erklärt  sich  sofort,  wenn  wir  bedenken,  dafs  bei  dem  Gewichte 
nach  dekadischem  System  Yon  der  Grundzahl  100  ausgegangen  wurde, 
während  das  Hohlmafs  nach  duodecimaler  Rechnungsweise  zu  verglei- 
chea  war. 

Weiter  haben  wir  hiemach  das  Verhältnis  zwischen  dem  Sechzig- 
^  des  babylonischen  Maris  (§  42, 8)  und  dem  attischen  Dikotylon  oder 
späteren  romischen  Sextar  festzusetzen  auf  12 :  13,  und  es  bedarf  nur 
eines  kurzen  Hinweises  auf  die  früher  g^«bene  Definition  des  aUischen 
Hohhnarses  einerseits  (§  16)  und  des  babylonischen  Blaris  andererseits, 
(un  klar  zu  stellen ,  dafs  die  Auffindung  dieses  glatten  und  einfachen 
Verhältnisses  ungesucht  aus  den  anderweit  bestimmten  Beträgen  sich 
dai^geboten  hat,  nicht  etwa  umgekehrt  bei  unseren  Untersuchungen 
Aber  die  Festsetzung  jener  Beträge  von  Einflufs  gewesen  ist. 

Da  bei  dieser  ganzen  Erörterung  die  durchgängige  Normierung 
^  Bohlmafses  nach  dem  Gewichte  vorausgesetzt  ist ,  so  mufs  unsere 
Hypothese,  wie  wir  sie  oben  ($  46, 11, 1.  II)  formulirt  haben,  noch  die 
^be  bestehen,  dafe  die  Solonische  Gleichung  der  Gewichte  identisch 
sei  mit  seiner  Gleichung  der  Hohhnafse.  In  der  That  zeigt  eine  leichte 
Ausrechnung,  daCs,  wenn  das  babylonische  Goidtalent  zum  Solonischen 

1)  Da  das  attische  Talent  -«  6000  Drachmen  —  80  rteischen  Pfund,  und 
^  älteste  Denar  auf  das  Noimalgewkht  von  ^n  Pfand  ausgeprigt  war,  so 
▼erWdt  ücfa  Draclune  zu  Denar  wie  80  •  72 :  6000  —  24 :  25.  VergL  oben  S.  27  t. 

2)  VergL  die  Übersieht  §  46,  9  a.  E. 


510  URSPRUNG  DER  GRIECmSCHEM  SYSTEME.  |4i.ii 

Mttnztalent  sich  Terfaielt  wie  24 :  25,  das  babylonische  Secbiigslel  vm 
attischen  Dikotylon  stehen  mufi>te  wie  12 :  13.0 

14.  Dafe  Solon  auch  das  attische  Längenmafs  mit  dem  leuge- 
schaffenen  Hohhnafse  und  Gewichte  in  Beziehong  gesetzt  habe,  mekfet 
keine  Cberlieferung.  Da  aber  einerseits  sicher  bezeugt  ist,  dalsdie 
Römer  ihr  oberstes  Hohhnafs  als  Kubus  des  Fuises  definiert  haben,  und 
andererseits  die  enge  Wechselbeziehung  des  LXngen-  und  HoUfflafes 
im  ägyptischen,  babylonischen  und  äginäischen  System  schweriich  k- 
zweifelt  werden  kann,  so  hat  eine  gleiche  Annahme  für  die  Soloniscbe 
Mabordnung  einen  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit^ 

Nur  ist  zunächst  fraglich ,  ob  Solon  von  der  Elle  oder  von  den 
Fufse  ausgegangen  sei,  um  einen  Kubus  zu  bilden,  wdcher  eineDg^ 
wissen  Betrag  des  HohlmaCses  dai*stellen  sollte. 

Der  Kubus  der  attischen  Elle  hält  98,87  Liter,  seine  Hälfte  49,435 
Liter.  Der  attische  Hedimnos  beträgt  52,53  Liter,  der  Metretes  39,39 
Liter;  es  stimmt  also  keines  von  beiden  Ha£>en,  noch  auch  irgend eiie 
Unterabteilung  bequem  mit  dem  Kubus  der  Elle.') 

1)  Nehmen  wir  zunächst  an,  dafs  dts  babylonische  GoldUleot  voA  ^ 
Solonische  MOnztalent  einander  gleich  waren,  so  entwickelt  sich  ans  den  Fona^- 
'Maris  normiert  nach  dem  Wassergewicht  von  1  >/&  GoldUlenten'  (§  42, 8. 15),  ■* 
'Dikotylen  normiert  nach  dem  Wasseraewicht  von  1  ^4  attischen  Minen'  (§  *^^h 
indem  wir  ferner  statt  des  Maris  das  Sechziffstel  nna  statt  des  Talentes  die  Jub< 
setzen,  zwischen  Sechzigstel  des  Maris  nnd  attischem  Dikotylon  das  Tohttl*^ 
24 :  25.  Da  aber  das  babylonische  Talent  nicht  gleich  dem  Soloniscki  vti? 
sondern  sich  zu  demselben  verhielt  wie  24 :  25,  so  ist  das  Verhältnis  xwisckes 
Sechzigste!  nnd  Dikotylon  aaznseUen  anf  24* :  25*,  d.  i.,  da  25  —  24  +  ^ 

24«:(24«  +  2.24  +  lX 
oder,  indem  wir  darch  2  •  24  dividieren, 

12:(12  +  1  +  V4.), 
d.  i.  mit  Weglassnng  des  geringen  auslaufenden  Bruches  das  gesuchte  Terhiltatf 
12 :  13.  Dieselbe  Niherungsfurmel  hat  sich  oben  |  42, 18  a.  £.  aus  etaer  ft** 
metrischen  Progression,  in  welcher  je  zwei  Nachbarglieder  sich  wie  24 :  25  vo- 
halten,  ergeben,  indem  das  Verhältnis  eines  Gliedes  zu  dem  abemachsteD  f^ 
sucht  wunde. 

2)  Vergl.  Brandis  S.  34.  Die  exakte  Formel  für  Vergleichung  des  Bm>: 
mafses  mit  dem  LaUgenmalSse  giebt  Eotokios  zu  Archimedes  »t^  cfoi^*'^ 
KvUv9(H>v  ni  p.  106. 16  ed.  Heiberg:  dwijco/ud'a  9i  ual  %a  teur  iyqwf  ^f*, 
ual  ^^(fwr  iify»  oi  clor  fm^rtitf  ^  fiÜ^fnvop)  §ts  Kvßor  $ta&iffta€\hu  "^ 
Sia  Tijfi  Tovtav  nXtv^Q  avafitj^lv  %a  TOv%a>r  dtxjuta  tyyütt,  ^^^  ff^ 
"Weiter  zurückgehend  finden  wir,  dafs  schon  Hippokrates  Ton  Chios  und  Pn|^ 
in  ihren  Untersuchungen  fiber  das  so^nannte  uelische  Problem  die  B^*^^*}^ 
zwischen  Längen-  und  Körpermafs  wissenschaftlich  erörtert  hatten:  t.  F{^' 
eisens  Jahrbücher  1873  S.  493  £,  Cantor  Vorlesungen  über  GescL  der  Matfe^ 
1  S.  139  f.  180  f.  200.  Vor  der  wissenschaftlichen  Behandlung  der  Frage JaMO 
sicher  empirische  Vergleichunffen  zwischen  Längen-  und  K({rpenna£<  ittnf^ 
funden,  welche  unbedenklich  bis  in  Solons  Epoche  zurückverlegt  werden  l^^J*^ 

3)  Gewifsheit  darüber  kann  man  sich  leicht  verschaffen,  wenn  nu  *^ 


$46,14.  ATTISCHES  SYSTEM.  511 

Es  wird  demnach  zu  Tersachen  sein,  ob  Solon  ebenso  wie  spitter 
die  Romer  ?om  FulsmaTse  aus  die  Verbindung  mit  dem  HoUmarse  her- 
gestellt hat  Die  Amphora,  der  Kubus  des  römischen  Fu(ses,  ist  gleich 
8  attischen  Choen.  Da  nun  der  römische  Fufe  zum  attischen  sich  wie 
24 :  25  Terhftlt  (§  10, 2  a.  E.),  so  mufs  aus  der  Proportion  24^ :  25' 
■B  8 :  fl?  der  angenäherte  Betrag  des  attischen  Kubikfurses  sich  ableiten 
lassen.  Die  Ausrechnung  ergiebt  9,07,  also  rund  9  Choen  oder  54  Sex- 
tare, d.  i.  mögUchst  genähert  den  Betrag  des  babylonischen  Maris,  i) 

Wir  können  demnach  uns  leicht  vergegenwärtigen,  wie  Solon  bei 
Yergleichung  des  Längen-  und  Hohlmafses  Terfuhr.  Er  ging  von  eben- 
denselben Hohhnafs  aus,  welches  im  babylonischen  System  die  Ver- 
mittelung  herstellte;  nur  konnte  er  nicht,  wie  dort  geschehen  ist,  ein 
einfaches  Multiplum  dieses  Maises  nehmen,  um  auf  den  Kubus  der  atti- 
8chen  E 11  e  zu  kommen,  fand  aber  dafttr,  dafs  das  Mals  selber  nur  einer 
geringen  Modifikation  bedürfe,  um  unmittelbar  den  Kubus  des  attischen 
Fofses  zu  ergeben.  So  wurde  nun  an  Stelle  des  Maris,  welcher  nach 
der  Solonischen  Gleichung  der  Hohlmafse  nahezu  111  Kotylen  betrug, 
das  Mab  von  108  Kotylen,  d.  i.  9  Choen,  gesetzt  und  bestimmt,  dafs  die 
Kante  des  Würfels,  welcher  soviele  Choen  fafsle,  die  Norm  fUr  den 
attischen  Fufs  abgeben  soUte. 

Damit  war  das  Solonische  System  geschlossen,  denn  1  attischer 
Kobikfofs  entsprach  zugleich  einem  Volumen  Wasser  im  Gewichte  von 
1^8  Talenten. 

Diese  Beziehung  zwischen  Längen-  und  Hohlmafs  und  Gewicht 
konnte  auch  ausgesprochen  werden  durch  die  Formel:  6  Metreten  im 
Wassergewichte  von  9  Talenten  sind  gleich  dem  Kubus  von  2  Fufs. 

Gehen  wir  von  dem  anderweit  ermittelten  Betrage  des  attischen 
Uohhnalses  aus,  so  erhalten  wir  als  Kante  eines  Würfels  von  9  Choen 
(«=  29,55  Liter)  einen  Längenfufs  von  309,1  Millim.,  werden  aber  zu- 
gleich sagen  müssen,  dafs  das  elfektive  Längenmafs,  aus  welchem  der 
betreffende  Würfel  konstruiert  war,  nach  gesicherter  Analogie  min- 
destens um  V^oo  kleiner  war  als  der  soeben  aus  dem  Hohlmafse  be- 


wie  viele  Kotylen  auf  den  Kubus  der  £Ue  gehen.  Die  Ausreehnang  enriebt 
361,4.  Wie  wenig  passend  aber  dieser  Betrag  ist,  ergiebt  sich  onmittelbar, 
^ean  man  vergleichsweise  ausrechnet,  daüs  auf  den  Kubus  des  aus  den  Bau- 
werken berechneten  attischen  Fulses  107,1  Kotylen  gehen.  Denn  da  der  aus 
«a  Bauwerken  berechnete  römische  Fuls  etwas  kleiner  ist  als  der  dem  Hohl- 
^  entsprechende,  so  erkennt  man  sofort  in  der  berechneten  Zahl  107,1  den 
Betrag  Ton  108  Kotylen  —  9  Choen. 

1)  Vergl.  oben  {  42, 18  S.  412  f.,  unten  (  46, 16  S.  516. 


512  URSPRUNG  BBR  ORSGHISGHEII  SYSTEME.         f  a  ii.  ii. 

rechnete  Betrag,  i)  Wir  erhalten  also  a«ch  ans  den  HoUmtbe  eines 
Fttfs  TM  8083  MilUnL,  d.  L  den  anderweitig  festgestellten  Being  des 
attisdien  Fufees  (f  10, 2—^. 

Das  Flichenplelhren,  welches  Ten  dieseoi  Fufse  sich  abbüete,  ler- 
bielt  sich  sn  den  Plethron  des  iginlischen  oder  gemeingriechischeo 
gystein  wie  24 :  25  (§  46, 3).  Es  steht  woU  krin  Bedenken  entgegn 
aodi  üeee  Satsung  als  eine  Solonische  anzusehen. 

15.  In  den  Torbergebenden  Abschnitten  sind  die  Normea  ent- 
wickelt worden ,  nach  denen  Sokn  sein  System  aus  dem  asistischeo 
nad  aginftischen  Mals  und  Gewicht  ableitete.  Ein  fauner  CbetUck 
tlher  alle  diese  VeriOltnisse  seigt,  dals  die  Solonische  Ordnung  eine 
ganz  eigentttmliche  Stellung  in  dem  Kreise  der  Iheren  Systeme  ein- 
nahm, und  dab  die  Vei^gleichung  attisdier  Werte  mit  InÄyloniechei 
oder  ftginflischen  in  der  Praxis  weit  sditmriger  war,  ds  die  dene^ 
schiedenen  Werte  babyhminchen  Systems  mit  einander  oder  nut  den 
lginäisehen.2) 

Indes  führte  gerade  diese  Sonderstdung  im  Verein  mit  dem  son;' 
samen  Festhalten  an  der  einmal  au^esteHten  Nenn  und  spater  der  wdt- 
gebende  Einflufe  des  athenischen  Staates  dazu,  dem  attischen  SysM 


1)  Wie  aus  §  42, 18  ia  Verbindng  mit  |  46, 16. 17  hervorgeht,  htkB^ 
Römer  bei  der  Vergleichaiig  des  attitch-römisoheD  mit  dem  agyptisob«  M^ 
mafse  diejenige  Norm  der  ägyptischen  Elle  Toraasgesetzt,  welche  Uat  §  4l,i^* 
auf  525  Millim.  za  definieren  ist  Allein  die  aus  der  Artabe  tod  36,4&  IM 
(6  41, 7)  berechnete  EUe  betragt  trotz  der  grofsen  Genauigkeit  der  ImtiidKi 
Marse  etwas  mehr,  nämlich  526,3  Millim.,  d.  i.  ein  Mehr  Ton  V^m  des  anto- 
ireit  ermHteken  Betrages.  Über  das  babylonische  Maß  ist  in  fieser  BeM«f 
an  der  S.  503  Ann.  2  dtierten  Stelle  aespioehen  worden.  Nach  des  aeM^ 
Untersuchunffen,  die  in  diesem  Handbuch  hinsuffekonunen  sind,  können  wir  w 
BifTerenz  auf  nur  2  MiHim.  beschränken,  d.  i.  ^fito  des  letzteren  Betrages.  Bfl 
der  mn&iscken  Elle  (f  46,  7)  kommen  wbr  too  477,9  MUlim.  toab  aif  etil 
475  Millim.  (entsprechend  einem  Fufte  Ton  317  Millim.,  dem  Mittel  am  ^ 
S.  526  B  anfgestellten  Werten);  der  aus  dem  Hohlmals  gefundene  Mmj'^ 
Eile  differiert  also  um  etwa  ^ku  tob  dem  anderweit  gedeherten  Werte.  Aia 
beim  römischen  FuÜBe  macht  die  entsprechende  Differenz  ^/tvo  aas  (P^{i^f|' 
Jahrbacher  1867  S.  526).  Wir  gehen  also  ganz  sicher,  wenn  wir  die  Diflm< 
beim  atöechen  Foüb  auf  nur  V^oo  ansetten  und  demgemilb  die  oben  hmttvi 
Korrektur  eintreten  lassen. 

2)  Vergl.  Fleckeisens  Jahrbacher  1867  S.  535  ff  Wenn  ich  dort  S.  537^ 
attische  System  als  inkongnient  mit  den  Sbrigen  bezeidmet  habe,  «o  fitt  M 
auf  Grund  der  obigen  Untersudmuffen,  awar  nicht  Hwfar  fflr  den  Drspnmy 
Systems,  wohl  aber  fflr  die  Erscheinung  desselbeB  im  intcmatioBalea  Yeivp 
Mch  den  Verhiltnissen  24 :  25  und  12 :  13  konnten  weder  MiBsea  aebei  ar 
ander  kursieren  noch  Hohhnalae  neben  einander  in  Gelnaneh  sein.  IN]4^ 
aber  lag  gerade  in  dieser  Sprödigkeit  des  Systeau  die  Gewilv  dafSr,  im  « 
sich  ung^dert  erhalten,  andere  Werte  regulieren  und  schUeüilich  eiae  lU««- 
mein  rermittelnde  Stdlong  gewianea  konnte. 


1 40, 15.  ATTISCHES  SYSTEM.  513 

eine  hohe  Bedeutimg  mitten  in  dem  Gewirre  der  übrigen  Mafse  und 
Wahrungen  zu  verschaffen,  ein  Vorzug,  den  die  Römer  sehr  wohl  zu 
würdigen  wufeten  und  ausgiebig  f&r  ihre  Provinzialordnungen  ver- 
werteten. 

Auch  das  darf  kaum  als  zuföllig  gelten,  dafs  die  Römer,  anlangend 
das  Gewicht  und  LängenmaTs,  zwar  die  attischen  Normen  genau  über- 
trugen, jedoch  ihre  eigenen  Gewichte  und  Mafse  nicht  aufgaben,  dafs 
sie  ab^  das  Hohlmais,  abgesehen  von  einigen  Abweichungen  in  den 
Nominalen,  unverändert  beibehielten. 

Werfen  wir  zunächst  einen  Blick  auf  die  Gewichts-  und  Münz- 
ordnung Solons.  Das  etwas  erhöhte  Gewicht  verschaffte  den  auf  diesen 
Fu(s  geschlagenen  Münzen  von  vornherein  eine  günstige  Stellung  im 
Handelsverkehr,  und  diese  befestigte  sidi  inmier  mehr,  je  stetiger  die 
Prägung  sowohl  in  ihren  Typen,  als  in  den  Nominalen  und  in  dem  Ge- 
wichte blieb.  Dazu  kam,  dais  es  das  uralte  Goldgewicht  war,  welches 
Selon  auf  die  Silber prägung  übertrug.  Das  bedeutet,  in  die  Sprache 
der  MOnzwährung  übersetzt,  dals  20  Drachmen  Silbers  gleich  gelten 
sollten  2  attischen  Drachmen  Goldes,  d.  i.  einem  leichten  asiatischen 
Goldstater  oder,  wie  er  später  hiefs,  einem  Dareikos.  Das  Gold  war 
ako  nur  zum  zehnfachen  Werte  des  Silbers  angesetzt.  Mochte  nun 
auch  der  Handelskurs  davon  abweichen,  so  war  doch  wenigstens  eine 
feste  Norm  gegeben,  und  zwar  eine  solche,  von  welcher  aus  leicht  der 
sprachliche  Ausdruck  für  den  jeweiligen  Kurs  gebildet  werden  konnte, 
wahrend  die  komplizierten  Formeln  des  babylonischen  und  phönikischen 
Staters  schon  an  und  für  sich  der  griechischen  Auffassung  fem  lagen, 
vollends  aber  unhandlich  wurden ,  sowie  das  Wertverhältnis  zwischen 
Gold  und  Silber  abwich  von  der  Satzung  babylonischer  Währung.  ^ 

Wie  geschaffen  war  ferner  das  Solonische  Silbergeld,  um  den  Kurs 
derin  groisen  Massen  undaufenden  Elektronmünzen  von  sehr  verschie- 
denen Metaliwerten  festzustellen. 

Endlich  hatte  auch,  Silber  gegen  Silber  geglichen,  die  attische 
Wahrung  von  vornherein  eine  klare  und  markierte  Stellung  in  der  bun- 
ten Mannigfaltigkeit  von  Münzen  babylonischen,  äginäischen  und  phö- 


1)  Was  oben  S.  403  f.  zu  Gunsten  der  babylonischen  Währung  gesagt  ist, 
kann  nicht  fl&r  das  bewegliche  griechische  Kulturleben  nnd  insbesondere  nicht 
^  dn  Volk  gelten,  welches  vorwiegend  decimal,  nicht  sexap^esimal,  rechnete, 
über  den  Unterschied  zwischen  dem  zehnfachen  Wertverhaltnis  des  Goldes  zum 
Silber,  wie  es  der  sprachliche  Ausdruck  der  Griechen  ansetzt,  und  dem  that- 
siehlicfaen,  nach  den  Umstanden  wechselnden  Handelskurse  ist  §  28,  2.  30, 1.  2 
mutiges  bemerkt  worden. 

H«Utek,  Mvtrologie.  33 


514  URSPRUNG.  DER  GRlECfliSCHKN  SYSTEME.  f  46.  u.  i^ 

nikischen  Pulses.  Daraus  entwickelte  nch  baM  eine  entschiedene  Pr3- 
ponderanz  der  attischen  Münze  Ober  die  beiden  erstgenannten  Wah- 
rungen, während  gegenOberdem  phönikiscben  Fu&e  es  zu  einer  Teümig 
der  Herrschaft  kam.  Weit  in  den  Westen  drang  attisches  Gewicht  tot 
und  wurde  auch  von  den  ROmem  bei  Normierung  ihres  Pfundes  und 
des  Gewichts  ihrer  Silbermttnze  zu  Grunde  gelegt;  nidit  minder  bidt 
die  attische  Währung  mit  Alezander  ihren  Siegeszug  durch  den  Osten, 
bis  sie  endlich  langsam  entartete,  aber  immer  noch  Lebenskraft  genog 
behielt,  um  in  etwas  veränderter  Form  von  den  Römern  in  den  Pro- 
vinzen griechischer  Zunge  fortgeftihrt  zu  werden. 

Dais  auch  das  Längenmals  einen  Einflufs  tlbte,  welcher  weit  Ober 
die  Grenzen  des  athenischen  Staates  hinausging,  ersehen  wir  nicht  bloft 
aus  den  Ackermafsen  von  Kyrene,  sondern  besonders  auch  aus  der 
Thatsache,  dafe  die  Romer  sowohl  ihr  Fufsmab  dem  attischen  nachbil- 
deten, als  auch  ihre  Meile  nach  dem  attischen  Stadion  regulierten. 

16.  Dafs  das  Hohlmafe,  wenn  man  die  genauen  Beträge  berOdL- 
sicbtigt,  weder  zu  den  babylonischen  noch  zu  den  äginäischen  MaiM 
in  bequemen  Verhältnissen  stand,  geht  aus  der  früheren  DarsteUuag 
zur  Genüge  hervor.  Doch  ist  schon  dort  als  wichtig  hervorgehoben 
worden,  dafs  Solon  in  der  attischen  Kotyle  ein  Mafs  schuf,  welches  fast 
genau  die  Hälfte  des  babylonischen  Sechzigste^  darstellte,  mithin  bener 
als  die  äginäische  Kotyle  zum  asiatischen  Systeme  pafste  (^  46, 10). 
Demgemäfs  verhielt  sich  auch  die  attische  Choinix  günstiger  ab  die 
äginäische  zur  Kapithe  oder  dem  Kab;  denn  erstere  stellte  sehr  nabe 
die  Hälfte,  letztere  drei  Viertel  des  asiatischen  Maises  dar.  i)  Ver^eichea 
vnr  dieselbe  attische  Choinix  mit  der  Hälfte  des  Kab  einerseits  und  der 
persischen  Kapetis^)  andererseits,  so  hält  das  attische  Mafs  gerade  die 
Mitte  zwischen  den  beiden  asiatischen.')  Nicht  minder  erscheint  das 
Hemihekton  deutlich  als  das  Mittelmafs  zwischen  babylonischer  nad 
persischer  Addix^);  ja  auch  in  dem  eigentümlichen  syrischen  System 

1)  Die  Betr&ge  sind:  Kapithe  oder  Kab  2,02  Liter,  attische  Choinix  1,09  LUec, 
Iginlische  Choinix  1,515  Liter.  Anfserdem  ist  fftr  alle  diese  Yergleicbnogcfi  tvf 
Tab.  XX  und  XXI  zu  verweisen. 

2)  Ahnlich  wie  ohen  S.  504  Anm.  2  ist  hier  zu  bemerken ,  dals  die  Be- 
nennung 'persische'  Kapetis  keine  chronologische  Beschränkung  enthalten  mO. 
Das  System  der  Hohlmafse,  welches  wir  als  persisches  kennen,  ist  ans  im 
medischen  Reiche  herübergenommen  worden  und  hat  gewifs  bereits  tot  der 
medischen  Herrschaft  proyinziale  Geltung  gehabt 

S)  Das  halbe  Kab  betrigt  1,01,  die  Choinix  1,09.  die  Kapetis  l,14Liter- 
4)  Die  Betrage  sind:  babylonische  Addix  —  8  Sechiigstel  —  4,04  IM». 

Hemihekton  -«  8  Sextare  -«  4,38  Liter,  persische  Addix  —  9  Sechiigstd  « 

4,55  Uter. 


|M,i««       ATTISCHES  UND  VORDERASIATISCHES  HOHLMASS.  615 

ist  es  ein  nach  attischer  Norm  gesteigertes  Mafs,  welches  die  Vermitte- 
hing  bildet  zwischen  dem  Sechzehntel  des  Saton  oder  2  ägindischen 
Kotylen  und  dem  Achtzehntel  oder  alten  syrischen  Sextar.i) 

Endlich  gesellte  sich  vielleicht  der  attische  Medimnos,  insofern  er 
das  Hauptmals  des  Trockenen  war,  leichter  als  das  äginäische  Flttssig- 
keitsmais,  der  Metretes,  zu  der  persischen  Artabe,  trotzdem  dafs  der 
Hedimnos  nur  ungefähr,  der  äginäische  Metretes  dagegen  genau  mit 
der  letzteren  übereinstimmte. 

Ein  Gesamtüberblick  über  alle  die  verschiedenen  Berührungen 
attischen  Mafees  mit  orientaUschem  lälst  sich,  gemäfs  dem  Stande  der 
Überlieferung,  nur  in  der  Weise  geben,  dafs  zugleich  die  aus  römischer 
Zeit  bezeugten ,  zum  Teil  gesetzlichen  Vergleichungen  mit  in  Betracht 
gezogen  werden.  Da  hier  nun  nicht  der  Ort  ist  eingehender  zu  unter- 
suchen, inwieweit  jede  einzelne  aus  jüngerer  Zeit  überlieferte  Ver- 
gleichung  auch  fUr  frühere  Zeiten  vorausgesetzt  werden  darf,  lassen 
wir  es  bei  einer  summarischen,  nach  den  mathematischen  Verhältnissen 
geordneten  Darstellung  bewenden. 

Als  Einheit  für  die  Vergleichungen  wählen  wir  den  römischen 
Sexlar,  das  Blafs  von  2  attischen  Kotylen. 

I.  Nach  dem  systematischen  Verhältnis  12:13  zwischen  Sechzigste! 
und  Sextar,  welches  implicite  in  der  Solonischen  Mafsordnung  ent- 
halten ist  (§  46, 13),  kommen  auf  die  persische  Artabe  100  Sextare  ^), 
mithin  auf  das  babylonische  Epha  66^8  *  auf  den  Maris  55  Vi  9  anf  das 
Saton  22  Sextare.  3)  Diese  Gleichungen  haben  die  Römer,  wie  später 
gezeigt  werden  wird,  mehrfach  angewendet.  4) 

n.  Da  die  persische  Artabe  im  Betrage  von  100  Sextaren  dem 
attischen  Hedimnos  von  96  Sextaren  ziemHch  nahe  stand,  so  werden 
beide  Mafse  von  Polyän  und  den  Lexikographen  als  gleich  geschätzt 
(945,  3),  und  insbesondere  bei  Teihnafsen  konnte  der  Unterschied 
leicht  aulser  Betracht  kommen.  In  der  That  ist  mit  Sicherheit  über- 
liefert, da£s,  wie  4  Vi  phönikische  Sata  auf  die  persische  Artabe  gingen, 

1)  Vergl.  f  51,  3  and  ebenda  4  zu  Ende. 

2)  Den  108  Sechzigsteln  der  persischen  Artabe  (§  45,  3)  entsprechen  nach 
don  Verb&ltniB  12:13  genau  99'/i8,  also  mit  einer  Abrundung,  deren  Fehler 
tU  vecschwindend  klein  nicht  in  Betracht  kommt,  100  Sextare. 

3)  Letxterer  Betrag  abgerundet  statt  22^9»  oder,  wie  vielleicht  richtiger  zu 
sagen,  abgeleitet  aus  einer  Artabe  die  zu  99  Sextaren  (statt  99%s:  ».vorige 
Anm.)  gerechnet  ist. 

4)  Vergl.  anlangend  das  Epha  oder  Bath  und  dessen  Hälfte  f  51, 4,  femer 
in  betreff  des  Maris,  Saton  und  verwandter  Mafse  §  53, 15.  Auch  auf  §  42, 18. 
44, 10  und  die  bereits  oben  citierte  Tab.  XX  ist  zu  verweisen. 

33* 


516  URSPRUNG  DER  GRIECHISCHEN  SYSTEME.  f  «.16. 

80  der  attische  Medimoo«  in  SicUien  und  anderwärts  in  4  Vi  provimiak 
Mafee  zerfiel,  deren  jedes  21  Vs  Sextare  enthielt  (§  56, 2.  53, 12  a.  E.). 
Auch  Bestimmungen  des  Saton  zu  2lVs  und  2P/&  Sextaren,  entspre- 
chend einer  Artabe  von  reicUich  97  Sextaren«  sind  bezeugt  (§  44,100. 
53, 12).  Nur  auf  ungefährer  SchäUung  beruht  das  Saton  von  20  Sex- 
Uren  bei  Epiphanios  (§  44, 9. 10  C.  53, 15). 

Am  Schlüsse  des  Abschnittes  über  das  babylonische  System 
(§  42, 18)  haben  wir  eine  Vermutung  darüber  aufgestellt,  wie  sowohl 
diese  etwas  niedrigere,  als  die  unter  III  folgende  höhere  Ausbringung 
der  Artabe  und  rerwandter  Mabe  aus  dem  Längenmalse  abgeleitet 
werden  kann. 

m.  Während  nach  den  Gleichungen  unter  II  das  asiatische  Mdk 
etwas  niedriger  stand  als  gemäls  den  normalen  Verhältnissen  unter  1, 
so  mufe  dasselbe  anderwärts  auch  einen  etwas  reicUicheren  Betrag  als 
den  normalen  gehabt  haben.  Denn  nach  der  Gleichung  der  persischen 
Artabe  mit  102  (statt  100)  Sextaren,  welche  aus  Herodots  Zeugnis 
hervorgeht  O9  haben  die  Römer  noch  in  weit  späterer  Zeit  einen  pro- 
Tinzialen  Medimnos  bestimmt  (§  53, 13). 

Wenn  wir  mit  Herodot  51  Cboiniken  auf  die  Artabe  rechnen,  so 
würden  nach  gleichem  Ansätze  34  Cboiniken  auf  das  babylonische  Epha 
gehen.  Doch  ist  uns  nirgends  eine  solche  Gleichung  bezeugt;  vielmehr 
spricht  alle  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dafs  nach  dem  Verhältnis  unter  I 
das  Epha  rund  zu  33  Cboiniken  (»  66  Sextaren),  das  ihm  gleiche  Btth 
zu  11  Choen,  das  Saton  zu  11  Cboiniken,  endlich  nach  dem  Ansatz 
unter  II  der  Maris  zu  9  Choen  (»■  54  Sextaren)  gerechnet  worden  i^ 
War  es  doch  ein  Mafs  von  9  Choen,  aus  welchem  Solon  den  attischen 
Fufs  ableitete  (§  46, 14). 

IV.  Oberwiegend  zu  Gunsten  des  asiatischen  Maises  fielen  alle  die 
ungeßihren  Schätzungen  aus,  welche  von  der  Annahme  ausgingen,  dals 
Sechzigstel  und  Sextar  einander  gleich  seien.  Die  hierher  gehörigeD 
Zeugnisse  des  Xenophon  und  Aristoteles  sind  früher  besprochen  wor- 
den 2);  häufiger  erscheinen  solche  Angaben  bei  Schriftstellern,  welche, 
wie  Josephos  und  Epiphanios,  ganz  auf  dem  Boden  des  Orientes  stehen 
und  das  ursprüngliche  asiatische  Mafs  mit  dem  syrischen  oder  Ptole- 
maischen  hin  und  wieder  verwechseln,  während  sie  an  anderen  Stellen 
genaueren  Vergleichungen  folgen. ') 

1)  Vergl.  6  45,  3  und  S.  394  Anm.  3. 

2)  S.  391  f.,  394  Aoin.  3,  479  mit  Anm.  4  und  5. 

3)  Das  Nihere  ist  aas  den  betreflfendea  Angaben  in  $  44,  9  a.  10,  wo  la- 
gleich  die  weiteren  Gitate  gegeben  sind,  zu  ersehen. 


5  46,  le.  17.         ATTISCHES  UND  ÄGYPTISCHER  HOHLMASS.  517 

V.  In  den  Staaten ,  welche  aus  Alexanders  Reich  hervorgingen, 
ist  mehrfach  das  einheimische  Mafs  beibehalten ,  aber  nach  attischer 
Norm  gesteigert  worden.  Wir  verweisen  hier  nur  auf  den  syrischen 
Metretes  von  120  Sextaren,  welcher  ursprünglich  als  Doppeltes  des 
Maris  120  Sechzigstel  hielt  (§  51,  3),  und  auf  die  Ptolemäische  Artabe 
TOD  72  Sextaren  (§  53, 1 1).  Gerade  in  Ägypten  aber  läfst  sich  deutlich 
Terfolgen,  wie  die  alten,  von  dem  attischen  System  abweichenden  Mafse 
durch  die  ganze  Ptolemäerzeit  sich  erhielten  und  noch  viel  später 
von  den  Römern  durch  gesetzliche  Gleichungen  anerkannt  wurden 
(§  53, 12  ff.). 

17.  Eine  Vergleichung  mit  dem  ägyptischen  Mafse  hat  der  Soloni* 
sehen  Ordnung  gewifs  fern  gelegen.  Da  aber  zwischen  der  ägyptischen 
Artabe  und  dem  babylonischen  Epha  ein  wesentlicher  Unterschied  nicht 
bestand  (S.  367.  394)  und  hiernach  Hin  und  Sechzigstel  zu  einander 
fast  genau  in  dem  Verhältnis  9 :  10  standen,  so  ist  zu  erwarten,  daft 
später  die  Römer,  als  sie  das  von  ihnen  angenonmiene  attische  Hohl- 
mafs  auch  mit  dem  ägyptischen  zu  vergleichen  hatten,  unmittelbar  zwi- 
schen Hin  und  Sextar  ein  einfaches  Verhältnis  herzusteUen  versuchten. 
Wenn  Hin  zu  Sechzigstel  sich  verhielt  wie  9: 10  und  unsere  obige 
Vermutung  über  die  Ableitung  des  attischen  Hohlmafses  aus  dem  baby- 
lonischen richtig  ist  (§  46, 13),  so  ergiebt  sich  als  das  unmittelbare 
Verhältnis  zwischen  Hin  und  Sextar  54  :  65  -»  100 :  120,37,  d.  i.  mit 
Weglassung  des  auslaufenden  Bruches  5  :  6. 

Ja  wenn  wir  die  fQr  Hin  und  Sechzigstel  froher  berechneten,  den 
wirklichen  Beträgen  möglichst  angenäherten  Werte  zu  Grunde  legen, 
so  erhalten  wir  als  das  Verhältnis  zwischen  beiden  9  :  9,9786  0  *  und 
weiter  nach  der  eben  angeführten  Voraussetzung  als  das  Verhältnis 
zwischen  Hin  und  Sextar  100:120,11,  also  noch  näher  wie  voriier 
das  glatte  Verhältnis  5 : 6. 

In  der  That  haben  die  Römer  6  Hin  gleich  5  Sextaren  gerechnet, 

wie  aus  folgenden  später  noch  nachzuweisenden  Formeb  hervorgeht: 

1  Artabe  (d.  i.  80  Hin)  «=  100  Pfund  Olgewicht  -»  66^8  römische 

Sextare  (§  53, 16), 
1  Bath  (d.  i.  die  semitische  Benennung  der  Artabe  als  Olmafses)  »* 
50  syrisch -alexandrinischen  Sextaren,  deren  jeder  gleich  IVa 
römischen  Sextaren  ist  (§  51,  4), 
Vi  00  Hin  «:  Veo  attische  Kotyle  (§  53, 18). 

1)  Aus  den  in  €  41, 7  nnd  42, 8  festgestellten  Beträgen  der  Artabe  und  des 
Miris  berechnet  sich  Hin  zu  Sechzigstel  =  36,45  •  60 :  30,31  •  80  >»  9 : 9,9786; 


518  URSPRUNG  DER  GRIEGfflSGHEN  SYSTEME.         $  4«,  n.  t9. 

Aus  diesen  VerhlltnisseD  der  Hohlmabe  bat  sich  auch  die  merk- 
würdige Gleichung  ergeben ,  dafs  das  uralte  ägyptische  Gewicht,  das 
Ten  (§  41,  8),  möglichst  nahe  3V8  romischen  Unzen  entspricht i) 

18.  Hiermit  war  zwischen  allen  Hafsen  und  Gewichten  Ägyptens, 
Vorderasiens,  Griechenlands  und  des  romischen  Reiches  eine  wohlge- 
gUederte  Kette  einfacher  Verhältnisse  hergestellt,  fest  genug  um  den 
gegenseitigen  Zusammenhang  zu  wahren,  und  doch  nicht  so  eng  ge- 
schlossen ,  dafe  nicht  je  nach  dem  praktischen  Bedarf  das  Verhdtnb 
zwischen  zwei  sich  berührenden  Mafsen  ein  wenig  hätte  modificiert 
werden  können. 

Wenn  Herodot  die  persische  Artabe  zu  51  Choiniken  rechnet,  so 
entspricht  dies  dem  Verhältnis  8,5 : 9  zwischen  Sechzigstel  und  Sex- 
tar.2)  Dagegen  bedeutet  die  Gleichstellung  von  Artabe  und  attischen 
Medimnos  und  die  Schätzung  des  Saton  zu  21  Vs  Sextaren  (§  46, 16,0) 
nichts  anderes  als  die  Annahme  des  Verhältnisses  8 : 9.  Beide  Verhib- 
nisse  aber  sind  naheliegende  Modifikationen  des  normalen  VerhXhnisses 
12 :  13  — *  8,33 : 9,  begründet  auf  lokale  Verschiedenheiten  der  To^de^ 
asiatischen  Malse  ')  und  geregelt  nach  den  Erfordernissen  des  inter- 
nationalen Verkehres. 

Das  systematische  Verhältnis  12:13  zwischen  Sechzigste!  uDd 
Sextar,  welches,  wie  bereits  bemerkt,  aus  der  Solonischen  Mafsordnuag 
zu  entnehmen  ist  (§  46, 13. 16),  mufs  ferner  noch  die  Probe  bestehen, 
dafs  möglichst  nahe  dasselbe  Verhältnis  herauskommt,  wenn  wir  das 
ägyptische  Hin  einerseits  als  Mafs  von  ^/lo  Sechzigstel  (§  41, 7),  aDdere^ 
seits  als  solches  von  Ve  Sextar  (§  46, 17)  auffassen.  In  der  Tbat  veriiltt 


1)  Meine  firflher  ausgesproclieneyermataoi,  dafe  der  Wassergebalt  der  Arttbe 
dem  Gewichte  Ton  400  Ten  entsprochen  hat  (Fleckeisens  Jahrb.  1867  S.  627  U 
ist  durch  Lepsius'  Ansatz  des  Ten  zu  90,959  Gr.  (oben  S.  373  Anm.  1)  bestätigt 
worden.  Denn  da  der  Sextar  ein  Wasser-  oder  Weingewicht  von  50  rftmiscfc« 
Urnen  darstellt  (§  17,  4),  so  entwickelt  sich  aas  der  oben  nachgewiesenen  Be 
Stimmung  der  Artabe  zu  66'/»  Sextaren  und  der  Annahme  eines  der  Artabe  eit- 
sprechenden  Wassergewichtes  von  400  Ten  die  Gleichung  1  Ten  -•  3Vt  UoicOi 
und  letzterer  Betrag  ergiebt  (das  römische  Pfund  nach  ft  21,  3  zu  3|7,45  Gr. 
gerechnet)  genau  90,959  Gr.,  wie  Lepsius  das  Ten  bestimmt.  Ein  OberWid| 
aber  die  S.  373  Anm.  1  nachgewiesenen  Näherungswerte  des  Ten  zeigt,  dau 
der  Ansats  desselben  zu  3Vs  römischen  Unzen  TonussichtUch  dem  vs^riif- 
lichen  Werte  ebenso  nahe  kommt,  als  die  entsprechende  Gleichung  des  HoU- 
mafses,  wonach  die  Artabe  -«  OO'/s  Sextaren,  oder  6  Hin  —  5  Sextaren  geltes. 

2)  Vergl.  S.  394  Anm.  3. 

3)  (venetisch  aus  dem  Langenmaüse  sind  diese  Differenzen  entwickelt  wordes 
§  42, 17.  Absichtlich  haben  wir  die  dort  aufffestellte  Hypothese  hier  in  )  46 
nicht  in  die  Beweisführung  hineingezogen,  sondern  uns  lediglich  auf  griechische 
ond  römische  Quellen  beschränkt. 


1 4«,  18.  ZUSAMMENHANG  DER  MASSE  UND  GEWICHTE.  519 

sich  dann  Sechaigstel  zu  Sextar  wie  ^%  :  «/s  =«  25  :  27  =  12 :  12,96, 
also  sehr  nahe  wie  12 :  13.  Oder  mit  anderen  Worten,  das  Verhältnis 
26 :  27  zwischen  Sechzigste!  und  Sextar,  weldies  sich  ergieht  aus  der 
Gleichung  von  9  Sechzigsteln  mit  10  Hin  einerseits  und  5  Sextaren 
mit  6  Hin  andererseits,  ist  nichts  anderes  als  ein  modificierter,  aus 
römischen  Anordnungen  abgeleiteter  Ausdruck  des  älteren  und  histo* 
risch  nachgewiesenen  Verhältnisses  12 :  13  zwischen  Sechzigste!  und 
Sextar. 

Ähnlich  ist  zu  urteilen  über  die  Proportionen  der  Gewichte,  wenn 
wir  die  Kette  vom  ägyptischen  Ten  his  zum  attischen  Talent  und 
römischen  Pfund  geschlossen  uns  denken.  Das  ägyptische  Ten  stand 
einerseits  dem  Betrage  von  3V3  romischen  Unzen  (S.  518)  sehr  nahe, 
andererseits  waren  1000  Ten  zu  vergleichen  mit  3  königlichen  haby- 
lonischen  Talenten  (S.  409).  Setzen  wir  nun  versuchsweise  diese  Nähe- 
rungswerte als  absolut  genau,  so  erhalten  wir  folgende  Reihe  von 
Gleichungen,  deren  Anfangs-  und  Endglied  sich  zusammenschUefsen 
müssen  zu  der  anfänglich  gesetzten  Gleichung  1  Ten  »b  31/3  Unzen  ^^ 
^/i8  Pfund: 
1000  Ten  »»  3  leichten  kOnigl.  Talenten  »=  3^6  leichten  Talenten 
Goldes  —  Z^Vu  attischen  Talenten  =»  2777/»  römischen  Pfund. 
Hiernach  würde  das  attische  Talent  zum  königlichen  babylonischen 
sich  verhalten  wie  108 :  125,  zum  babylonischen  Talente  Goldes  wie 
648:625.  Letzteres  Verhältnis  ist  ein  so  künstliches,  dafs  es  in  Wirk- 
lichkeit, wenn  es  sich  um  eine  Vergleichung  zwischen  attischem  und 
Geldtalente  handelte,  nimmermehr  angewendet  sein  kann.  In  der  That 
steht  dasselbe,  wie  die  Reduktion  100:96,45  zeigt,  dem  von  Solon 
gesetzten  Verhältnisse  25 :  24  so  nahe,  dafs  wir  das  letztere  aus  dem 
ersteren  auch  dann  hätten  entnehmen  können,  wenn  anderweitige 
Zeugnisse  über  Solons  Gewichtsordnung  mangelten. 

Nach  dem  Solonischen  Verhältnisse  berechnet  sich  aus  dem  atti- 
schen Talente  ein  babylonisches  Goldtalent  von  30,18  Kilogr.,  nach 
dem  durch  Rechnung  gefundenen  Verhältnisse  ein  Goldtalent  von 
30,32  Kilogr.  Das  Mittel  aus  beiden  Zahlen  stimmt  fast  genau  mit 
demjenigen  Betrage  des  leichten  Goldtalentes,  welchen  wir  froher  aus 
den  bestjustierten  Gewichtstücken  und  der  persischen  Goldprägung 
hergeleitet  haben.  ^ 

1)  Yerri«  anlangend  die  Festsetsnng  des  babylonisehen  Gewiehtes  S.  398 
Anoi.  1  und  über  das  Verhältnis  zwischen  babylonischem  und  attiseheoi  Gewicht 
^  linüteücnsrechnang  §  46, 12. 


520  URSPRUNG  DER  GRIECHISCHEN  SYSTEME.  §46,  la. 

Endlich  müssen  aus  den  Hohlmafsen  annähernd  auch  die  Ver- 
hältnisse der  Längenmaüse  nch  ergeben.  Wie  wir  oben  (§  46, 7)  ge-' 
zeigt  haben ,  dals  die  aus  dem  babylonischen  Maris  und  ägtnSiscfaeD 
Metretes  abgeleiteten  Beträge  der  babylonischen  und  der  gemeingrie- 
chischen  Elle  hinreichend  mit  den  anderweit  gesicherten  Werten  dieser 
Längenmafse  stimmen,  so  müssen  femer  annähernd  sich  rerhalten 

(A)  ägyptisch-babylonische  Elle  zu  attischem  Fufs  wie  f^266 :  'phi, 

ferner  _ 

(B)  attischer  Fufs  zu  römischem  Fufs  wie  i/bi :  f^  =  3^2:  if^ 

endUch  

(C)  römischer  Fufs  zu  ägyptischer  EDe  wie  f^  :  f'266,67.*) 
Ausgerechnet  ergeben  sich  die  Verhältnisse 

(A)  6,431:3,780   =100:58,77 

(B)  3,780  :  3,634   =  25  :  24,04 

(C)  3,634  :  6,4366  —  56,46  :  100. 

Damit  sind  zu  yergleichen  die  Verhältnisse,  welche  aus  den  anderweit 
bestimmten  Längenmafsen  sich  ergeben 

(A)  525:308,3  =  100:58,72 

(B)  308,3  :  295,7  =  25  :  23,98,  d.  i.  25 :  24  (§  10, 2  a.  E.) 

(C)  295,7:525  =  56,33:100; 

mithin  finden  wir  überall  so  nahe  Übereinstimmung,  als  nach  den  zu 
Grunde  liegenden  Voraussetzungen  nur  erwartet  werden  kann.^ 

1)  Der  Radicand  266,  67  bedeotet  4  ägyptische  Artaben,  deren  jede  glekk 
66Vs  römischen  Sextaren  gesetxl  ist,  desgleichen  der  Radicand  266  in  der  Glei- 
chung A  4  babylonische  Epha,  deren  jedes  zum  attischen  Metretes  eemils  der 
Solonischen  Ordnung  in  dem  Verhältnis  12: 13  steht  Entsprechend  ist  ntcb- 
her  in  der  GIdchnng  A  der  Langenmafise  die  babylonische  Elle  zu  525  Millhi. 
gesetzt  worden.  Aus  der  näheren  Darstellung  in  §  42,  18  geht  hervor,  daft, 
wenn  man  in  der  Gleichung  A  der  Hohlmafse  die  Kubikelle  zu  5  Maris  «>  300 
Sechzigsteln  setzt,  in  der  nachfolgenden  Gleichung  der  üjigenmafse  eine  EUe 
von  532  Millim.  in  Betracht  kommen  mnfs.  Dann  sind  die  Verhältnisse  bdai 
Hohlmafs  100:58,00,  beim  Längenmafs  100:57,95,  also  die  Differenz  in  den 
zweiten  4jliede  genau  dieselbe  wie  oben  im  Text  bei  den  Verhältnissen  100:58,77 
und  100 :  58,72.  DaÜB  dieselbe  verschwindend  klein  ist,  zeigt  die  folgende  Abb. 

2)  Nochmals  ist  hier,  wie  bereits  früher  S.  503  Anm.  3,  auf  die  nähere 
Ausfahrung  in  Fleckeisens  Jahrbfichem  1867  S.  533  ff.  in  Verbindung  mit  S.  526, 
außerdem  aber  noch  auf  S.  512  Anm.  1  zu  verweisen.  Der  Unterschied  der  Ver* 
hältnisse  A  ist  ein  verschwindend  kleiner;  denn  wenn  man  aus  den  HohlmafeeB 
den  attischen  Fufs  nach  der  Elle  von  525  Millim.  berechnet,  so  erhält  mia 
308,5,  also  nur  0,2  Millim.  (oder  7i»oo  des  Fufses)  mehr  als  anderweit  bcrechaei 
ist;  oder  man  zieht  den  Durchschnitt  aus  den  beiden  in  voriger  Anmerkung  ver- 
glichenen Verhältnissen  und  bekommt  auch  dann,  wie  berate  §  10,  4  bemerkt 
ist,  nur  ein  Mehr  von  0,25  Millim.  (oder  Visoo  des  FnÜBes).  Auch  die  Difiereat 
bei  B  kann  nicht  in  Betracht  kommen,  vereinigen  sich  doch  die  bdden  Vt^ 


i4M9.  PHEmON.  521 

19.  Um  die  volle  Bedeutung  der  SolonischeD  Mafs-  und  Gewichls- 
ordnung  ku  erkennen,  ist  es  nötig  gewesen,  ihre  Geschichte  Yom  An- 
fange bis  in  die  spate  ROmerzeit  zu  verfolgen.  Wenn  wir  nun  dabei 
gelernt  haben,  unter  welchen  Voraussetzungen  dieses  System  entstan- 
den und  aus  welchen  Grundbedingungen  heraus  es  zu  so  umfassender 
Gehung  erwachsen  ist,  efi  gelingt  es  vielleicht  auch  über  den  Ursprung 
desjenigen  Xlteren  griechischen  Systems,  aus  welchem  Solon  sein  eigenes 
entwickelte,  etwas  Näheres  zu  ermitteln. 

Nach  altertberhrferung  und  fast  einstunmiger  Ansicht  der  Neueren 
hat  der  KOnig  Pheidon,  der  in  der  ersten  Hllfte  des  siebenten  Jahrhun- 
derts oder,  wie  andere  annehmen,  um  ein  Jahrtiundert  früher  in  Argos 
herrschte  ^),  nicht  nur  die  griechischen  Mafse  geordnet,  sondern  auch 
zuerst  griechische  Münzen  sowohl  in  Gold  als  in  Silber,  und  zwar 
letztere  in  Ägina,  geprägt.  Was  nun  zunächst  das  Gold  anbelangt,  so 
haben  wir  es  sicher  mit  einer  späteren  Sage  zu  thun,  welche  die  schwer 
Terständliche  Benennung'euboisches  Talent'  zu  erklären  suchte  (S.  206). 
Dagegen  sind  die  Nachrichten  über  die  Silberprägung  wohl  begründet 
und  stimmen  vortirefllich  mit  dem  Befunde  der  Münzen  überein.  2)  Auch 

hlltoisse  25 :  24,04  und  25 :  23,98  in  dem  wahrseheinlich  ffesetzlichen  von  25 :  24; 
fiberdies  aber  steht  der  römische  Fufs  als  jüngeres  Man  verhältnismafsig  auch 
an  wenig  niedriger  als  der  attische  (§  10, 4).  Um  so  weniger  ist  tu  verwandem, 
^b  der  ans  den  Bauten  der  Kaiserzeit  ermittelte  Wert  des  römischen  Fufses 
(§  14, 3)  im  Vergleich  m  dem  ältesten  Mafse,  der  ägyptischen  Elle,  stärker  ab- 
weicht, als  man  nach  dem  Verhältnis  der  Hohlma&e  erwarten  sollte.  Ja  wir 
bnuehen  nnr  demjenigen  Betrag  der  ägyptischen  Elle,  welchen  die  Bauten  von 
Ohrnpia  nachweisen  (f  47, 1),  zu  Grunde  sn  legen,  um  statt  des  obigen  Ver- 
biltnhwes  G  der  LängenmaÜBe  zu  erhalten  295,7 :  521  «>  56,75 :  100,  also  ein  für 
den  römischen  Fufe  sogar  günstigeres  Verhältnis  als  das  aus  den  flohlmaTsen 
bfrechneCe  ist. 

1)  Die  Nachrichten  über  Pheidon  finden  sich  sosammengestelit  bei  0.  Müller 
Aegbetica  p.  55  CT.,  Böckh  S.  76  f.,  Lenormant  I  p.  125  fil  6ie  Epoche  Pheidons 
^  nach  H.  Weissenboms  Vorgange  von  K.  Fr.  Hermann  Griech.  Staatsalterth. 
§33  S.  164.  166  der  5.  Aufl.  nnd  £.  Gurtius  Griech.  Gesch.  I>  S.  238  f.  656  f.  in 
<Ke  erste  Hälfte  des  7.  Jahrb.  versetzt  (insbesondere  seine  Feier  der  olympischen 
Spiele  in  das  J.  668,  sein  Tod  etwa  in  das  J.  660).  Damit  stimmt  überein  das 
^^e  der  ältesten  auf  den  Fnfs  ron  12,4  Gr.  geschlagenen  äginäischen  Slatere, 
welches  nach  Lenormant  I  p.  132  f.  unstreitig  derselben  Epoche  angehört.  Um 
an  Jahrhundert  früher  (775—745)  herrschte  Pheidon  nach  Duncker  Gesch.  des 
Altcrttinms  V*  S.  388  fi*.  G.  F.  Unger  kommt  in  einer  ausführlichen  Untersuchung 
^  *Die  ZeitTtf hältnisse  Pheidons',  Philologus  XXVUI  S.  399  fi*.  XXIX  S.  245  ff., 
^<k  auf  die  schon  früher  rersuchte  Unterscheidung  eines  älteren  und  eines 
J^sgeren  Pheidon,  nnd  setzt  den  ersteren  in  die  erste  Hälfte  des  8.,  den  letz- 
teren in  die  erste  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts. 

2)  Epboros  bei  Strabo  VHI  p.  358:  koI  fUr^  Siti^a  rä  ^iBtivui  fudoy- 
JJ»««  «toi  ara&/ioif£  xal  v6/itü/ui^  xtxaifayfiivov  r6  r«  aAAo  xal  roa^yv^ovv, 
**nBor  Parinm  ts.  4 5 f.:  ^eide^v  o  uä^eXos  iBrifitvaa  rä  fUxifa  xal  avWKBvaag 
^  vofufffui  &^yv(faw  kv  jity^vr^  inoirjoip,  Etymol.  M.  unter  oßaXicuos:  nay 


522  URSPRUNG  DER  GRIECHISCHEN  SYSTEBIE.  f  46,1». 

die  Ortsfrage  darf  zu  keinem  Bedenken  Anhfs  geben.  Gewife  hab» 
Regenten  zu  allen  Zeiten  zunächst  in  ihrer  Hauptstadt  gonOnzt  AUein 
die  Verhilltnisse  des  damaligen  Handelsverkehrs  waren  so  eigeatOmlich 
gestaltet,  dafs  im  nordlichen  Peloponnes  ein  Herrscher  des  BinoeB- 
landes  kaum  eine  andere  Münzstätte  als  Ägina  oder  Korinth  wählen 
konnte.  Korinth  aber  stand  spröde,  zuletzt  feindlich  dem  Könige  Phei- 
don  gegenüber,  während  Ägina  ebenso  wie  die  ganze  Ostküste  bis  xar 
Insel  Kythera  zu  seinem  Machtbereiche  gehorte,  i) 

Nun  ist  femer  überliefert,  dals  Pheidon  auch  neue  Madse  einge- 
führt habe,  welche,  nach  seinem  Namen  benannt,  bis  auf  weit  spätere 
Zeiten  sich  erhielten.^)  Gewifs  gab  es  in  den  einzelnen  Gemeindeii, 
welche  Pheidon  zu  einem  engeren  Staatsverbande  zu  Tereinigeo  suchte, 
Mafse  und  Gewichte  der  verschiedensten  Art  und  darunter  gar  vide 
ungenaue  und  durch  Mifsbrauch  gefälschte.   Wenn  er  also  die  ahen 


TA»v  di  Tt^t^oQ  4>$lBav  'j^oyeTöt  rSfiuffta  ttunfftv  ip  Atyivfj.  Zweifelni)  ob 
Pheidon  oder  andere  flrnechische  Staaten  zuerst  gemfipzt  haben,  aoÜBertBck 
Pollax  9, 83.  Nach  AUan  Var.  bist  12, 10  waren  es  die  Ägineten  (ohne  Nenoonf 
eines  einzelnen  Urhebers),  welche  n^ehrot  vouurfta  tntyifHWTo  if  avrSv  xl^ 
[vSfuff/Mt]  jiivwaiov,  Madden  History  of  Jewish  coinage  p.  10  äolsert  siek, 
nachdem  er  aie  Stelle  der  Chronik  Ton  Paros  angeführt  hat,  folfendenaatea: 
Bat  this  chronicle  only  declares  that  Pheidon  Btanped  silrer  coins,  noithit 
he  was  the  first  who  did  so,  and  that  he  Struck  them  in  Aegina,  bot  ii  ie  Mt 
Said  that  this  was  not  also  done  elsewhere  or  at  an  earlier  date,  aor  does  H 
determine  that  the  Aeffinetans  had  not  coined  money  before  Pheidon.  Uoo^ 
mant  I  p.  125—186  gelangt  nach  einer  längeren  Untersaehnng  so  den  ScUn^ 
ergebnis,  daüB  Pheidon  in  der  That  die  erste  grieehische  Prägong,  und  iwar  ii 
Silber,  gedbt  habe,  während  die  erste  Mflnspragnng  flberhaapt  von  den  Lyte 
ausgegangen  sei  (vergl.  jedoch  §  22, 1  a.  EL).  Die  kultorhistorische  Bedrätaag 
der  Pheidonisehen  Prägung  weist  Gurtius  Griech.  Gesch«  P  S.  23601  657  naci 

1)  Gurtius  a.  a.  0.  S.  235.  238  f. 

2)  Auszugehen  ist  Ton  Herod.  6, 127:  ^MiSm^o^  rov  xa  fUt^  mt^t^nt^ 
n»lo9towfjiriotat.  Dafs  Herodot  damit  nicht  gemeint  haben  kann,  Pbeidon  w 
die  Mafse  erfunden,  oder  auch  nur,  er  habe  die  ersten  Mafse  im  Peiopovet 
eingeführt,  wird  sofort  klar,  wenn  wir  Tergleiehen,  wie  genau  Herodot  Ä* 
die  weit  älteren  ägyptischen  «id  babylonischen  Maise  und  deren  ZnaaMMt- 
bang  mit  den  griecfdschen  unterrichtet  war  (wofflr  die  Belege  in  diesemjvsf* 
Abschnitt  $40—46  vielfach  angefahrt  sind),  hi  speichern  Shine  wie  Heiodet 
hat  Aristoteles  in  der  l4^»imr  noXvfia  naca  Pdl.  10, 179  die  ^9t9mna  fii^ 
d.  h.  die  von  Pheidon  regulierten,  behandelt  Auch  Ephoros  an  der  S.  521  Am* ' 
angefahrten  Stelle  spricht  nicht  von  einer  Erfindung  der  Malse  fiberhaopti  •o>' 
dem  nur  der  ^aiS&via  wdov/u^ti^  wozu  die  Ghronik  tob  Paros  a.  a.  0.  ie 
Erläuterung  giebt,  daÜB  nämlich  Pheidon  die  alten  Mafse  eingezogen  aod  aese 
dafOr  habe  anfertigen  lassen.  Aus  einem  Mifsverständnis  der  Worte  des  Ep^ff^ 
ist  die  Tradition  bei  Plin.  Nat.  hbt.  7,  56,  198:  meosoras  et  pondera  PMM 
ArgiTus  (invenit)  entstanden,  welche  bei  Isidor  Etym.  16, 24  vom  hibeUniate> 
Standpunkt  aus  berichtigt  ist  Js.  Metrol.  Script  D  p.  110,  20  u.  PraeC  ^  Vflly 
Ober  die  anderweit  rerwirrte  Tradition  in  den  Schollen  su  Pindar  veigL  UBe^ 
mant  I  p.l27. 


141,11.  PHEIDON.   LYKURGS  MASSORDNUNG.  523 

Halse  einzog  und  dafür  andere  nach  einheitlicher  Norm  angefertigte 
und  wahrscheinlich  geeichte  einführte,  so  war  diese  weise  und  wohl- 
tbatige  Neuerung  an  sich  Grund  genug  fUr  Zeitgenossen  und  Spätere, 
seinen  Namen  eng  mit  diesen  Mausen  zu  verknüpfen,  und  es  bedarf, 
um  die  Oeidwpia  fiitga  zu  erklaren ,  durchaus  nicht  der  Annahme, 
da6  dieselben  einem  neuen,  von  ihm  erst  erfundenen  Systeme  ange- 
hörten. Die  weitere  Erörterung  dieser  schwierigen  Frage  ist  in  jüng^ 
ster  Zeit  durch  die  Entdeckung  eines  ältesten  HUnzgewichtes  der  Insel 
Agina  wesentlich  gefördert  worden  (§  24, 1.  48, 1).  Dasselbe  unter- 
scheidet sich  deutUch  Ton  dem  gewöhnlich  so  genannten  äginäischen 
Gewichte,  welches  wir  in  seinem  Zusammenhang  mit  altpeloponnesi- 
schem  Längen-  und  Hohhnalse  früher  dargestellt  haben  (§  46,  5 — 9). 

Wir  haben  es  also  mit  drei  Voraussetzungen  zu  thun,  welche  nach 
Zeit,  Ort  und  Benennung  genau  zu  unterscheiden  sind.  Die  ersten  An- 
füge griechischer  Münzprägung  fallen  in  den  Beginn  des  siebenten 
Jahrhunderts  ($  22, 1  a.  E.).  Aus  dieser  Zeit  rühren  allem  Anschein 
nach  die  ältesten  Münzen  der  Insel  Ägina  her,  welche  auf  eine  Mine 
von  672  Gr.  ausgebracht  sind.  Dies  ist  die  altäginäische  Mine,  welche 
sicher  schon  lange  vor  der  ersten  Münzprägung  als  Handelsgewicht 
bestanden  hat.  Der  äginäische  Münzfüfs  sinkt  bald  um  ein  merkliches 
herab.  Die  jüngere  Mine  ist  etwa  um  ein  Zwölftel  leichter;  die  Münzen, 
die  nach  dieser  Norm  geschlagen  worden  sind ,  müssen  relativ  jünger 
sem  ab  die  vorher  erwähnten,  allein  sie  gehören  ebenfalls  dem  sieben- 
ten Jahrhundert  an.  Endlich  finden  wir  in  Sparta  bereits  im  neunten 
Jahrhundert  ein  System  der  Längen-,  Flächen-  und  Hohlmafse  (§  46, 7« 
47, 2),  zu  welchem  wir  das  entsprechende  Gewicht  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit konstruieren  können.  Dieses  ahspartanische  oder  Ly- 
korgische  Gewicht  aber  nennen  die  Alten  äginäisch  (§  47,  2),  und  zwar 
hat  sich  herausgestellt,  dab  dasselbe  mit  dem  eben  bezeichneten  jün- 
geren Münzgewicht  äginäischer  Prägung  identisch  ist 

Werfen  wir  nun  zunächst  einen  RückbUck  auf  die  Genesis  dieses 
peloponnesischen  Systems,  so  zeigt  sich  sofort,  dab  seine  hauptsäch- 
lidie  Bedeutung  im  Hohlmafse  lag.  Dasselbe  ist  ganz  dem  babylonisch- 
phOnikischen  nachgebildet;  die  einzelnen  Malse  sind  beibehalten ,  wie 
«e  aus  Asien  kamen,  und  nur  griechisch  benannt  und  zu  einer  ge- 
schlossenen Reihe  zusammengefügt  Weiter  ist  aus  dem  so  überlieferten 
Qod  dann  griediisch  gewordenen  Hohlmafse  das  Gewicht  nach  einem 
einlachen  Ansätze  abgeleitet  Dafs  letzteres  von  dem  vorderasiatischen 
ßold-  und  Silbergewichte  abwich,  slinunte  sehr  wohl  zu  der  Tendenz 


524  URSPRUNG  DER  GRIECHISCHEN  SYSTEME.  f4e,if. 

der  gparUnischen  Verfassung,  den  Verkehr  mit  dem  Auslande  und  b^ 
sonders  die  Cirkulation  von  Edelmetallen  möglichst  zn  beschränken. 

Nach  alledem  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dafis  dieses  eigentttmlicbe 
griechische  System  in  seiner  Gesamtheit,  nicht  etwa  blofs  die  HoUmaCse 
für  sich,  bis  in  Lykurgs  Zeiten  zurOckreidit  und  von  diesem,  soweit 
nötig,  in  seine  Gesetzgebung  aufgenommen  wurde.  Sollen  wir  nin 
weiter  rückwärts  nach  dem  Staate  oder  dem  Manne  sudien ,  der  das- 
selbe zuerst  auffand  und  einführte?  Die  Wurzeln  stecken  ohne  Zweifel 
in  Kreta,  welches  ganz  von  phOnikischer  Kultur  erfüllt  war  i);  die  Zn- 
sammenstellang  aber  der  einzelnen  Elemente  und  damit  die  SchOpfuo; 
des  Systems  ist  wohl  sicher  auf  griechischen  Boden  und  speciell  in  den 
Kreis  der  Lykurgischen  Gesetzgebung  zu  veriegen ,  mag  nun  Lykurg 
selber  oder  einer  der  ihm  befreundeten  Ratgeber  der  Erfinder  g^ 
Wesen  sein. 

Pheidon,  der  Ordner  eines  jüngeren  Staatswesens,  fand  also  d» 
peloponnesische  System  d^  Hafse  und  Gewichte  in  den  Hauptxdgei 
bereits  als  gegeben  vor;  er  hatte  keinen  Anlafs  neue  Mafse  zu  erfindest 
erwarb  sich  aber  ein  Verdienst  durch  genaue  Regulierung  der  bereits 
überlieferten,  er  brachte  femer  auch  das  Gewicht  des  Lykurgischeo 
Systems  zur  einheitlichen  Durchführung.  Keine  Nachricht  ist  uns  dl^ 
über  erhalten,  aber  es  ist  kaum  anders  denkbar,  alsdafsdasrelatirjOD- 
gere  Münzgewicht  der  ttginäischen  Prftgung  von  Pheidon  eingeftbrt 
wurde,  seitdem  er,  wie  überliefert  wird,  das  Silbergeld  seines  Reiches 
in  Ägina  schlagen  Uess.  So  ging  die  Benennung  äginäisch  auf  das  B^ 
sprünglich  lakedämonische  Gewicht  über  (§  24, 4). 

Mit  der  Einführung  des  gemünzten  Geldes  imPheidonischenReicbe 
kamen  auch  die  Metallbarren  in  Wegfall,  welche  nach  Lyknrgiscbcf 
Tradition  bisher  Oblich  gewesen  waren.  Der  K^nig  zog  sie  m  na' 
legte  einige  derselben  als  Weihgeschenke  im  Tempel  der  Hera  nieder  ^X 


1)  Vergl.  Curtius  Griech.  Gesch.  I»  S.  62  f.  und  insbesondere  S.  177  £,  wo 
die  Regelang  der  Agrarrerhältnisse  nach  kretischem  Vorbilde  nacbgewieseo  wiH. 
Über  den  aginlisehen  MAnzfnfs  auf  Kreta  vergl.  nnten  §  48, 7.  Die  Verwia't' 
Schaft  der  Hohlmafse  würde  gewüs  ganz  deutlich  hervortreten,  wenn  die  Über- 
liefemng  wenigstens  insoweit  erhalten  w&re  wie  in  betreff  der  ETprischen  HoU- 
mafse  (§  48,  8).  Diese  sind  einerseits  nnz  ans  dem  orientalischen  Syste" 
hervorgegangen,  andererseits  bieten  sie  nberraschende  Analogieen  mit  dei  ig)- 
niischen  Mafsen. 

2)  Etymol.  M.  unter  oßsUffxoe,  Vcrgl.  Döckh  S.  76,  Cnrtins  Griech.  Gesch. 
1*  S.  238.  Dafis  unter  den  geweihten  Rarren  auch  eiserne  6ߧll€xot^  wie  «^ 
in  Sparta  umliefen,  sich  befunden  haben,  ist  wohl  anzunehmen;  aber  äiOt 
können  nicht  die  alleinigen  Weihgeschenke  gewesen  sein,  da  das  BaireagHa 
überhaupt,  also  besonders  das  silberne,  abzuschaffen  war. 


14«,  20.  ABLEITUNG  DER  VERSCHIEDENEN  FUSSMASSE.  525 

womit  er  den  älteren  Brauch  noch  ausdrücklich  als  eine  geheiligte 
SatzuDg  anerkannte,  an  deren  Stelle  nun  nach  dem  Willen  der  obersten 
Gottin  die  Münze  unter  Gewähr  des  Staates  treten  sollte.  Das  Nähere 
über  die  Silberprägung  nach  dem  Pheidonischen  oder  jüngeren  ägi- 
näischen  Fufse  ist  bereits  oben  (§  24, 2)  bemerkt  worden. 

20.  Zu  den  verschiedenen  Untersuchungen ,  welche  sich  an  die 
Frage  nach  der  Ableitung  der  griechischen  Mafse  knüpften,  ist  am 
Schlüsse  dieses  Abschnittes  noch  ein  kurzer  Hinweis  auf  die  Verhält* 
nisse  der  Fuismaise  zur  Klafter  der  ägyptisch-babylonischen  EUe  beizu- 
filgen. 

Gehen  wir  aus  von  den  sicher  erwiesenen  Thatsachen,  dafs  in 
Kleinasien  oder  im  Bereiche  der  naheliegenden  Inseln  bereits  im  5.  Jahrb. 
^.  Chr.  ein  Mafsstab  bekannt  war,  welcher  siebenmal  in  der  KlafLer  der 
königlichen  Elle  enthalten  war  (§  50, 1)  und  später  als  römischer  Fufs 
zu  weitester  Verbreitung  gelangte  (§  14,  4),  ferner,  dafs  die  Tempel- 
bauten zu  Olympia,  aufeer  diesem  Siebentelmaisstab,  einen  etwas  gröfse- 
ren  Fuls  aufweisen,  welcher  6  V2  m^  auf  dieselbe  Klafter  ging  (§  47, 1), 
so  entwickelt  sich  ganz  von  selbst  die  folgende  Übersicht,  welche  die 
Ableitung  aller  Fufsmafse  des  Altertums  aus  einer  gemeinschaftlichen 
Quelle  nach  möglichst  einfachen  Verhältnbsen  zeigt  (S.  526).  Von  den 
beiden  neben  einander  aufgeführten  Beträgen  der  Klafter  beruht  der 
erstere  auf  der  königlichen  Elle  von  525  MiUun.^),  der  letztere  auf  dem 
etwas  herabgegangenen  Mafsstabe,  welchen  die  Bauten  von  Olympia 
mit  grofser  Genauigkeit  darstellen. 

In  dieser  Zusammienstellung  ist  zunächst  der  Schlüssel  enthalten ' 
zu  einer  deutlicheren  Auffassung  der  Mafse  der  älteren  Tempelbauten. 
Noch  ganz  abhängig  vom  orientalischen  Mafse  ist  das  Heräon  zu 
Olympia  geplant.  Die  Oberstufe  mifst  24  zu  9  Klaftern,  die  lichte  Cella- 
l>reite  beträgt  4  Klaftern,  die  Säulenhühe  27^  Klaftern,  die  übrigen 
INmensionen  sind  nach  dem  Mafsstabe,  welcher  7  mal,  einige  vielleicht 
such  nach  jenem,  welcher  6V2  mal  in  der  Klafter  enthalten  ist,  be- 
messen. 2)  Die  Dimensionen  des  etwas  jüngeren  Zenstempels  bekunden 


.  1)  TergL  §  41,  3  ond  betreffs  der  babylonischen  Elle  §  42, 5.  Letztere  hat 
^  von  der  königlichen  ägyptischen  EUe,  mit  der  sie  orsprfinglicb  identisch 
^^,  spater  um  ein  geringes  geschieden  (s.  §  45, 1.  48,  3  a.  £.).  Dafs  die  grie- 
chischen Architekten  den  Rlaftermafsstab ,  nach  welchem  die  Tempelbanten 
'^Niert  worden,  aus  Ägypten  und  nicht  aus  Babylonien  überkommen  hatten, 
■we  ich  in  dem  Aufsatze  Ober  das  Grundmais  der  griechischen  Tempelbauten, 
^Khäol.  Zeitung  XXXVÜI  S.  91  f.,  darzulegen  rersucbt. 
2)  Vergl.  i  47, 1  und  Archäol.  Zeitung  XXXYOI  S.  93. 


526 


URSPRUNG  DER  GRIECHISCHEN  SYSTEME. 


§46.20. 


Übersicht  der  Fuisinafse. 
A.   Ableitung  aas  der  Klafter  der  ägyptischen  Königselle. 


Auf  die  Klafter 
dM  kftoiffL  EU« 
werdem  gerechnet 

0.  FnCi  Ifr.  FftUetei 


^  I 

HL 


Fnlsiiiarse 


der  inaOer 


24  n  Ptolemäischer  Fufs,  spä- 

ter Ton  den  alexandri- 
niscbeo  Metrologeo  der 
Philetärische  genannt 
(§  50,  1.  63,  4) 360 

25  Kleiner  asiatischer  Fofs 
(§60,3) I      336 

Drosianischer  Fu&  (§  60) 

26  I  Olympischer  Fufs  (S  47, 1)  11     (323) 

27  I  Attischer  Fofo  (§  10)  .  .  [     (311) 

28  II  KleiDer  olympischer  FaCi  I 
(§47,1) I     (300) 

Fnfs  des  metrologischen  f 

Reliefs  (§50,  1)  .  . 
Römischer  Fafs  (§14) 

30        FuCs  von  Ushak  in  Klein- 1 

asien  (§  50,  4)  ....  1    (280) 
Pub  T.Herakleia(§  67,1) 
Oskischer  Fufs  (§  67,  3)  | 

FoCb    des    Eratostheni* 
sehen  Stadions  (§  9, 4)  jj     262,5 


Horml- 
betrag  in 


EffektiTMlbli 

imlGIliB. 


6 


6V4 

6Vi 

6V4 

7 


V|^ 


333,4 

* 
320,6 
308,7 

298 


277,9 


354,6  biittO 

335bi6  32M 
332,7 

321  bis  320,4 

308,3 

297,7 

296 

295,7 

277,5 
277,7 
275,0 


262,5 


B.    Ableitung  ans  der  babylonischen  Elle. 


Aafdiebabyl.EUe| 
werden  gereoknet  I 

a.  Fofe  b.  Pelirten[ 


FafomaCse 


Nomudbetrag 
in  Millim. 


EflfelÜTer  Be- 
trag in  Villi» 


IV« 

1*/« 


6       y  Philetärischer  FnCs  (§  60, 1) .  .  U  365  bis  360 

6'/s    I  Gemeingriechischer  FaCs  (§  8, 3.  D 

46,  2.  48,  3) g  319  bis  315 


356  bis  349 
320  bis  311 


deutlich  das  Streben,  das  nationalgriechische  Mafs,  den  Fuls,  mehr  ber- 
Yortreten  zu  lassen,  ohne  daCi  jedoch  die  ahdberlieferte  Klafter  beseitigt 
wird.  In  sinniger  Auffassung  wurde  der  Ausgleich  zwischen  beiden 
Mausen  dahin  geregelt,  dafs  die  eine  Hauptdimension  fUr  einen  ruiideB, 
und  zwar  decimalen  Betrag  von  Fufs  in  Anspruch  genommen  wurde, 
die  andere  aber  der  Klafter  der  königlichen  Elle  verblieb.   Die  Ober- 


§46,M.  ABLEITUNG  DER  YERSCfflEDENEM  FUSSMASSE.  527 

Stufe  mifst  200  gröfeere  olympbche  Fufs  in  die  Länge;  die  Unterstufe 
ist  wahrscheinlich  zu  14  Klaftern  in  die  Breite  und  31  Vt  Klaftern  in 
die  Länge  geplant  gewesen ;  die  durchschnittliehe  Axenweite  der  Säulen 
beträgt  2V2  Klaftern.^)  Wieder  in  anderer  Weise  ist  der  Ausgleich 
zvrischen  griechischem  und  orientalischem  Hafse  vollzogen  worden  am 
Artemision  zu  Ephesos.  Der  ephesische  Fnis  war  6V4  mal  in  der  Klafter 
enthalten,  und  200  solcher  Fufs  stellte  die  Breite  des  Tempels  dar, 
wahrend  die  Länge  auf  60  Klaftern  geplant  war.  Die  Beziehung  zwi- 
schen beiden  Hafseinheiten  ist  wechselseitig,  indem  einerseits  die  200 
Fnfo  32  Klaftern,  andererseits  die  60  Klaftern  375  Fufs  entsprachen.^) 
Unyerkennbar  ist  auch,  dafs  die  100  Doppelfufs  der  Breite  und  die  60 
Klaftern  der  Länge  dea  Ausgleich  zwischen  dem  griechischen  decimalen 
und  dem  babylonischen  sexagesimalen  System  in  ähnlicher  Weise  aus- 
drOcken,  wie  in  der  Formel  des  gemeingriechischen  Maises  100  Fufs 
gleich  60  babylonischen  Ellen  gesetzt  worden  sind  (§  46, 2). 

In  Athen  ist  bereits  der  ältere  Parthenon,  welcher  beim  Einfalle 
der  Perser  zerstört  wurde,  nach  dem  attischen  Fufee  erbaut  gewesen, 
der  6^4  mal  in  der  Klafter  enthalten  ist  Der  Stylobat  mafs  in  der 
Breite  13  Vs  Klaftmi  -»  90  Fub,  in  der  Länge  30  Klaftern,  die  Säulen- 
h5he  betrug  4  V2  Klaftern.  Als  dann  Perikles  den  Tempel  neu  aufbauen 
liefe,  erweiterte  er  den  Stylobat  in  dem  Verhältnis  von  9 :  10,  sodals 
nun  die  Breite  100  Fufe  und  die  Länge  den  dritten  Theil  von  100 
Klaftern  betrug.  Die  meisten  Einzeldimensionen  aber  des  älteren  wie 
des  jQngeren  Parthenon  lassen  sich  am  flberaiehtlichsten  darstellen, 
wenn  man  eine  besondere  Bauelle  annimmt,  wetehe  ein  Drittel  der 
Klafter  mafs  und  2V4  attische  Fu£s  «»  9  Palästen  hielt,  selbst  aber  in 
24  eigene  Daktylen  eingeteilt  war.') 

Wieder  in  anderer  Weise  zeigt  das  Heräon  zu  Samos,  soweit  dies 
die  erhaltenen  Reste  erkennen  lassen,  als  Grundmafs  die  Klafter  der  kö- 
niglichen Elle,  wie  auch  die  Ausgleichung  mit  dem  gemeingriechischen 
Fu&maise,  welches  der  babylonischen  Elle  zuzuordnen  ist  (§  48, 3). 

Da  babylonische  und  ägyptische  Elle  ursprünglich  identisch  sind, 
so  bedeutete  in  der  römischen  Provinz  Ägypten  der  Übergang  von  dem 
Ptolemäischen  zum  Philetärischen  Fnfse  nur  einen  Wechsel  der  Be- 
nennung.   Nicht  so  leicht  ordnete  sich  der  gemeingriechische  Fufs  in 


1)  S.  das  N&bere  onten  1 47, 1  und  Arch&ol.  Zeitang  a.  a.  0. 

2)  S.  die  betr.  Anm.  zu  §  50,  3  ond  Archäol.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  93  f. 

3)  Alles  dies  ist  naher  nachgewiesen  und  im  einzelnen  ansgefflhrt  in  der 
Archäol.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  94  ff. 


528  URSraUNG  DER  GRIEOmSGHEN  SYSTEME.  »4e.io. 

das  System  der  aus  der  Klafter  abgeleileten  Fulsmafse  ein.  Versucht 
man  ihn  in  die  Obersicht  A  einzuft^en,  so  erhält  er  seine  SteOe  offen- 
bar zwischen  dem  grdfseren  olympischen  und  dem  attischen  FuCse.^) 
Hit  beiden  Alafsen  berQhrt  er  sich  sehr  nahe;  ja  es  gelingt  yielleidit 
noch  zu  erweisen,  dafs  beide  Mafse  nur  Modifikationen  des  einen  ge- 
meingriechischen Fufses  sind,  hervorgegangen  aus  dem  Streben,  den 
letzteren  in  Einklang  mit  dem  überlieferten  architektonischen  Ha&e 
der  ägyptischen  Klafter  zu  bringen. 

Die  obige  Übersicht  kann  uns  auch  dazu  dienen ,  die  anderwäüg 
bekannten  Verhältnisse  zwischen  den  einzelnen  Fulsmaben  zu  koB- 
trollieren,  wobei  jedoch  zu  berücksichtigen  ist,  dals  das  relativ  jüngere 
Mab  in  der  Regel  auch  etwas  herabgemindert  und  dadurch  das  Ve^ 
hältnis  zu  einem  älteren  etwas  modificiert  sein  wird. 

Der  attische  Fufe  verhält  sich  gemäfe  der  obigen  Übersicht  zum 
gröfseren  olympischen  wie  26 :  27  =»  96,3  :  100;  dem  effektiven  Be- 
trage nach  ist  er  indes  herabgegangen  zu  dem  Verhältnis  96,16:100, 
d.  i.  fast  genau  25 :  26. 

Der  römische  Fufs  sollte  gemäfs  der  Übersicht  zum  attischen  sicfa 
verhalten  wie  27 :  28  »»  96,4 :  100;  als  das  jüngere  Mals  aber  ist  er 
mehr  herabgegangen  als  der  attische,  sodafs  die  Römer  selbst  das  Ver- 
hältnis 24 :  25  —  96 :  100  setzten. 

Der  attische  Fuls  verhält  sich  zum  Fufs  von  Herakleia  gen^  der 
Übersicht  wie  10 : 9  a>  111,1 :  100,  womit  das  anderweitig  nachge- 
wiesene Verhältnis  111 :  100  (§  57, 1)  fast  genau  übereinstimmt  Der 
oskische  Fufe  ist  um  ein  merkliches  herabgegangen ,  sodafs  sein  Ve^ 
hältnis  zum  römischen  Fufs  von  dem  normalen  14 :  15  >»  93^/i :  100 
sich  modificiert  hat  zu  93  :  100  (§  57,  3). 

1)  Vergl.  oben  S.  498  Anm.  2,  S.  503  Anm.  2.  In  diesem  Sinne  hatte  i^ 
in  die  Cbersicht  der  Fofsmafse,  Archaol.  Zeit.  XXXYin  S.  92,  zwischen  olympi- 
schen und  attischen  Fufe  ein  'Korrelat*  des  samiachen,  d.  i.  gemeingriediiMheB, 
Fufees  eingestellt 


FÜNFTER  TEIL. 

Partikulare  Mause  ftrieohenlands  und  des  Ostens. 

§  47.   Dm  griechuche  FetÜaruL 

1.  Wie  Dicht  anders  zu  erwarten  war,  haben  die  vom  deutschen 
Reiche  ?eranstalteten  Ausgrabungen  zu  0  ly  m p  i  a  auch  unsere  Kennt- 
nis des  griechischen  Langenmafses  wesentlich  bereichert.  Anfangs 
schien  es,  als  habe  den  Ältesten  Bauten  ein  Fufsmafs  von  316,8  Hillim. 
zu  Grunde  gelegen  i);  dann  glaubte  man  ein  weit  kleineres  von  297,7 
Millim.  annehmen  zu  mQssen,  welches  besonders  zu  den  Hauptdimen- 
sionen  des  Herflon  trefflich  pafete  und  mit  4  Handbreiten  der  in  7  Pal- 
men geteilten  ägyptischen  Königselle  zu  gleichen  war^);  endlich  kam 
ein  drittes  Fufsmafs  von  320,6  bis  321  Ifillim.  hinzu,  welches  zuerst 
am  Zeustempel  beobachtet  wurde,  aber  auch  als  anwendbar  auf  das 
Heräon  sich  herausstellte.  S) 

Das  gröfete  und  bedeutendste  unter  den  Bauwerken  von  Olympia 
war  bekanntlich  der  Zeustempel.  Die  bis  heute  erhaltenen  Reste  zei- 
gen, dafs  er  einem  ersten  Neubau  im  6.  Jahrb.  v.  Chr.  und  dann  einem 
teilweisen  Umbau  nach  der  Mitte  des  5.  Jahrb.  unterlegen  hat. 4)  Da 
die  Grundmafse  des  ursprünglichen  Baues  jedenfalls  ähnliche  gewesen 

1)  Diese  VermaluDg  sprach  F.  Adler  in  der  Vorrede  zu  den  Ausgrabangen  von 
(Mympit,  herausgeg.  von  £.  Gurtios,  Adler  und  Hirsch,  I  S.  20  aus  und  behielt 
sie  auch  in  der  Vorrede  zu  Bd.  U  S.  15  beL  Doch  traten  schon  damals  einige 
Bedenken  hervor.  Ein  olympischer  Fufs  von  316,8  Millim.  war  von  H.  Wittich 
oach  einigen  Messungen  Blouets  zneret  im  Phllologus  XXIV  S.  599  und  später 
in  der  Archäol.  Zeitung  XXIX,  1871,  S.  40,  XXX,  1872,  S.  103  f.  aufgestellt 
worden.  Als  Sanlendurchmesser  wurden  anfönglich  7V<s  Fub,  zuletzt  (Arch&ol. 
Zeitung  XXX  S.  103)  7  Fuüs  angenommen;  in  letzterer  Annahme  steckt  aber 
bereits  der  olympische  Fufs  von  320,6  Millim.,  nicht  mehr  der  anfanglich  ge- 
letzte Betn^  von  316,8  Millim. 

2)  W.  Dörpfeld  bei  Adler  in  der  Voirede  zu  Ausgrabungen  von  Olympia, 
benusgeg.  tod  E.  Gurtius,  Adler  und  Treu,  DI  S.  28  f. 

3)  Adler  a.  a.  0.  UI  S.  26.  29. 

4)  Derselbe  i  S.  20. 

Hiltf  «k,  Mctiologi».  34 


580  GRIECHENLAND.  §47.1. 

sind  wie  die  des  ersteo  Neubaues,  so  dQrfen  wir  die  Entstehung  des 
olympischen  Fufsmafses  wohl  mit  Recht  in  die  Anfangszeiten  griechi- 
scher Baukunst  zurückversetzen. 

Wir  werden  fortan  das  Mafs  ?on  297,7  Blillim.  den  kleineren 
olympischen  Fufs  und  dasjenige  von  nahezu  321  Millim.  den 
gröfseren  oder  den  olympischen  Fufs  schlechthin  nennen. 

Beide  Mafse  verhalten  sich  zu  einander  wie  13 :  14.^)  Da  nun 
andererseits  konstatiert  ist,  dafs  der  kleinere  Fufs  ^/r  der  ägyptischen 
Königselle  betrug,  so  ergiebt  sich  8 :  13  als  das  Verhältnis  des  gröberen 
olympischen  Fulses  zu  dersdben  ägyptischen  Elle. 

Von  der  olympischen  Rennbahn  sind  Anfang  und  Ende  ausge- 
graben und  die  Kalksteinschwellen  noch  an  Ort  und  Stelle  aufgefunden 
worden ,  welche  die  Schranken  fttr  den  Ablauf  und  fttr  das  Ziel  be- 
zeichneten. Die  Gesamtlänge  von  Schrankenmitte  zu  Schrankenmitte 
beträgt  nach  genauen  Messungen  192,27  Meter.  2)  Dies  ist  also  die 
definitive  Länge  des  olympischen  Stadions,  und  der  daraus  abzuleitende 
Fufe  von  320,5  Millim.  ist  identisch  mit  dem  am  Zeustempel  und  an- 
deren Bauten  beobachteten  Fufsmalise. 

Es  milst  nämlich  der  Stylobat  des  Zeustempels  in  der  Länge  64,10 
Meter,  d.  L  200  olympische  Fufs  zu  320,5  filiUim.s)  Nach  der  Absicht 
des  Baumeisters  war  damit  zugleich  ein  Mab  von  123  königUchen 


1)  Adler  a.  a.  0.  in  S.  29:  'In  Folge  der  Auffindasg  des  Gmadmalses  an 
Zeustempel  mit  0,3206  m  glaubt  Herr  Dörpfeld  auch  ffir  den  Bau  des  Heraon 
diesen  olympischen  Fufs  als  Mafseinheit  annehmen  zu  mfissen,  wodurch  z.  B.  die 
Stylobatbreite  als  &8Vt  ol.  F.,  die  Stylobatlänge  ak  156  F.  und  die  Gellabrcite 
als  26  F.  sich  ergeben.  Beide  Mafseinheiten,  der  Fufs  von  0,2977  m  und  der 
von  0,3206  m  verhalten  sich,  was  weitere  Untersuchung  verdient,  wie  13:14*. 

2)  Bereits  in  dem  IB.  Btnde  der  Ansgrabongen  S.  26  scUtste  Adler  die 
Lange  des  olympischen  Stadions  zu  192,4  bis  192,5  Meter.  Nach  den  Resultatei 
der  spateren  Ausgrabungen  haben  Adler  Bd.  V  S.  23  und  Dörpfeld  S.  37  diese 
Linge  definitiv  auf  192,27  Meter  und  den  entsprechenden  Fufs  auf  320,4  HUlim. 
festgestellt  (Dörpfeld  rechnet  mk  unerheblicher  Abweichung  320,5  Milüm.;  doch 
ist  In  'Olympia  und  Umgegend*,  zwei  Karten  u.  s.  w.  gezeichnet  von  Kaipert 
und  Dörpfeld,  heransgeg.  von  E.  Gurtius  und  F.  Adler,  Berlin  1882,  6. 29  L  der 
Weart  von  820,4  Millim.  festgehalten.)  Auch  die  Ostballe  des  Gymnafloas  n 
Olympia  hat  nach  Adler  eine  Rennbahn  von  600  olvmpisehen  VaS$  enthalten. 
VergL  den  Situationsplan  in  'Olympia  und  Umgegend*. 

3)  Ausgrabungen  m  Bhitt  XXXL  In  der  Vorrede  S.  26  bemerkt  Adler,  dals 
das  effektive  Haft  von  64,10  statt  64,12  Meter  (letzteres  entsprechend  ctees 
Fuise  von  320,6  Millim.)  als  Absteckungafehler  gelten  könne.  In  der  V<»rre^ 
zu  Bd.  I  S.  20  waren  als  Lange  der  Area  (in  der  Oberstufe  gemessen)  63,40  Meter, 
d.  i.  200  angeblkhe  olympische  Fols  zu  316,8  Millim.,  und  als  Breite  27,53  Meier, 
d.  i.  87  solche  Fufs  angegeben.  Blan  sieht,  wie  der  falsche  olympische  Fvfe 
beinahe  dazu  geführt  bitte,  die  effektiven  Nachmessungen  der  Teropelreste  ' 
vornherein  in  Verwirrung  zu  bringen. 


f47a  OLYMPISCHES  LÄNGENMASS.  581 

Ellen  aasgedrttckt  0,  woaach  wir  für  die  Elle  den  Betrag  von  521 
Millim.  erhalten. 

Derselbe  Stylobat  hat  eine  Breite  von  27,73  Meter  ^),  d.  i.  86  Vi 
olympische  Puls  zu  321,5  MilUm.  oder  53  königliche  Ellen  3)  zu 
523,2  MüUm. 

LUnge  und  Breite  ?erbalten  sich  nach  dem  Fufamafse  genau,  nach 
dem  EUenmaCse  sehr  nahe  wie  160 :  69. 

Die  erhaltenen  Reste  haben  es  ermöglicht  den  uraprfln^chen 
Baarife  in  aUen  Einzelheiten  mit  grober  Wahrscheinlichkeit  wieder 
herzustellen.^)  Zu  dem  Tempel  fahrten  von  allen  Seiten  drei  Stufen, 
deren  unterste  sowohl  in  der  LUnge  als  in  der  Breite  ein  Mehr  von 
etwa  2  Meter  Ober  die  Dimensionen  der  Oberstufe  ausweist  Nehmen 
wir  an,  dafs  nach  der  Absicht  des  Baumeisters  die  Unterstufe  je  um 
3  königliche  Ellen  «»  1,56  Meter  langer  und  breiter  sein  sollte  als  die 
Oberstufe,  so  erhalten  wir  ab  Dimensionen  der  Baufläche  126  EUen  in 
die  Lflnge  und  56  Ellen  in  die  Breite,  d.  i.  9 : 4  als  Verhältnis  der  Länge 
rar  Breite.^) 

Die  durchschnittliche  Axenweite  aller  Säulen  beträgt  5,21  Meter^), 
d.i.  10  königliche  EUen  zu  521  Millim.,  oder  16 1/4  Fufs  zu  320,6  Millim. 

Die  aufserdem  noch  beobachteten  Dhnensionen,  nämlich  50  Fufs 
Gesamthöhe  des  Tempels,  9  Fufs  Geisonlänge,  80  zu  10  Fufs  Tympa- 
nongröbe,  endlich  die  Säulendurchmesser  von  7,  6^8,  5^8  vmd  4^/4 
Folg,  welche  einzuordnen  sind  in  die  um  je  IVs  Fufs  sinkende  Pro- 


1)  Abgeroodet  statt  8  •  200 :  13  —  123Vi8. 

2)  Ausgrabungen  U  BlaU  XXXV. 

3)  Wieder  abgerundet  sUtt  8  •  867« :  13  —  58Vib* 

4)  Blatt  XXXV  des  U.  Bandes  zeigt  die  resUorierte  Ost-  nnd  Vorderseite, 
Blatt  XXXI  des  HL  Bandes  den  GnuidriliB. 

5)  Das  Verhältnis  9:4  zwischen  Linge  nnd  Breite  kehrt  wieder  beim  alteren 
«d  jüngeren  Parthenon  sowie  beim  Tbeseion  zu  Athen  (|  10, 2,  Arehaol.  Zeitong 
nxviu  S.  94  ff.  175  f.),  nnd  zwar  zeigt  das  Theseion  eine  zwiefache  nahe  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Zeustempel  zu  Olympia,  indem  sowohl  die  Grunddimensionen 
noch  nach  olyrapischea  Fuüs  bemessen  sind,  als  auch  das  Grundveihaltnis  in 
^  tateren  Stufe  den  genauen  Ausdruck  gefunden  hat,  wahrend  dasselbe  beim 
Uteren  nnd  jüngeren  Parthenon  in  der  Oberstufe  dargestellt  ist.  Betrachten  wir 
^  letztere  Modalitat  als  die  RegeL  so  ist  locht  ersichtlich,  warum  beim  Zeus- 
tcapel  eine  Ausnahme  stattfand.  Denn  einerseits  sollte  die  Zahl  von  100  grie- 
ddseben  Doppelfnüs  dargestellt,  andererseits  aber  auch  der  Zusammenhang  mit 
te  fiberiieferten  Made  der  königlichen  Elle  gewahrt  werden.  So  wurde  die 
Hatefttafe  noch  nach  Ellen  und  genau  nach  dem  Grundverhaltnis  bemessen, 
Ehrend  dieses  Verhältnis  in  der  Oberstufe  eine  unerhebliche,  ffir  das  Auge  des 
Beschauers  kaum  merkbare  Abandernag  erfuhr,  um  die  Hauptdimension  dedmal 
*ad  nach  griechischem  Mafse  darstellen  zu  können. 

6)  Adler  lU  S.  26  nnd  TcrgL  Blatt  XXXL 

34* 


582  GBOSCHENLAKD.  f  47.  l 

portion  von  56 :  47 :  38  halben  Paläiten  0«  leigen  nur  entferntere  Be- 
ziehungen zum  EUenmaCse.^) 

Dem  Zeustenqiel  steht  an  GrO&e  zunitohet  daa  Heiligtum  der  Hera, 
ttbertriflt  aber  jenen  an  AUer  insofern,  als  der  ursprüngliche  flobbaa 
nicht  mit  einemmale  durch  einen  Neubau  beseitigt,  sondern  die  hober- 
nen  Pfosten  (mit  Ausnahme  eines  einzigen)  nach  und  nach  durch  stei- 
neme  Säulen  ersetzt  wurden  '),  sodafs  an  den  anftnglichen  Dimenfiia- 
nen,  welche  bb  tlber  das  &  Jahrhundert  zurückreichen  mögen  ^),  im 
wesentlichen  nichts  geändert  wurde. 

Die  Oberstufe  des  Herflon  ist  angelegt  nach  der  Norm  ? on  96 
königlichen  Ellen  in  die  Länge  und  36  in  die  Breite^);  Lange  aal 
Breite  verhielten  sich  also  zu  einander  wie  8 : 3.  Die  nachgemessenea 
Ausdehnungen  ergeben  eine  Elle  ?on  521  Millim. 

Nach  dem  kleineren  olympischen  Mause  erhalten  wir  168  Fuls  ii 
die  Länge  und  63  in  die  Breite  %  nach  dem  gröberen  156  Fufe  ia  die 
Länge  und  58 Vi  Fufs  in  die  Breite^),  und  berechnen  aus  der  Länge 
der  Oberstufe  als  lilafs  des  kleineren  Fufses  297,7,  des  gröberen 
320,6  Millim. 

Die  Säulenhöhe  beträgt  10  Ellen  zu  521  Millim*,  oder  17  Vi  Ueiae 
oder  endlich  16  V4  grobe  Fub. 

Die  lichte  Gdlabreite  ist  bemessen  auf  16  Ellen  zu  521,2  MUlim^ 
d.  i.  28  kleine  oder  26  grofse  Fub  ^). 

1)  Adler  a.  a.  0. 

1)  Die  50  FoTs  oder  (nach  Bd.  II  Blatt  XXXV)  16,17  Meter  der  Höhe  üni 
nahezu  gleich  dO'A  (genau  30>*/i8)  königl.  Ellen.  Die  Höhe  betrag  also,  aack 
in  Ellen  aasgedrflckt,  den  vierten  Teil  der  Styiobatlange.  Die  Getsonlänge  tob 
90  Fab  lafst  sich  Tergleichen  mit  dSVt  (genan  55Vi8)  Ellen,  die  80  Fob  des 
Tympanon  mit  497«  (genau  49^13)  Ellen.  Der  Durchmeaser  der  Sialea  aa  da 
Frontseite  —  2,25  Meter  steht  zwischen  4V3  nnd  47«  Ellen;  der  Siolendvch- 
messer  an  den  Langseiten  «■  2,21  Meter  entspricht  dem  genauen  Beträte  tm 
474  Ellen  tu  521  Millim.,  nämüch  2,214  Meter.  Endlich  kann  die  Höhe  des 
Tempels  bis  sur  unteren  Kante  des  Geb&lkes  (nach  dem  Aufrib  16,17  —0,575  « 
15,595  Meter)  betrachtet  werden  als  Dimension  von  30  EUen  lu  520  Millim. 

B)  Pausan.  5, 16,  t,  Friedr.  Thiersch  Die  Ausgrabungen  von  Olympia  ia 
Westermanns  illustr.  deutsehen  Monatoheften,  Juni  1880^  Bd.  48  S.  S96. 398. 

4)  Nach  der  Tradition  bei  Pausan.  a.  a.  0.  ist  die  Grflndung  des  HerioQ  ia 
den  Anbng  des  11.  Jahrh.  zu  setzen.  Soweit  zurück  auch  deigenigen  Baiplin 
zu  datieren,  den  die  jetzt  erhaltenen  Reste  nachweisen,  würde  wenig  wahr- 
scheinlich sein;  aber  wohl  ist  die  Annahme  gestattet,  dab  ein  Tempd  voa 
96  zu  36  königlichen  Ellen  bereits  dastand  zu  der  Zeit,  von  welcher  ah  die 
Olympiaden  gezahlt  werden.  Welche  Dimensionen  etwaice  noch  Sltere  Tempel- 
banten  hatten,  wissen  wir  nicht;  vermutlich  lag  aber  auch  ihnen  dasselbe  SUen- 
mab  zu  Grunde. 

5)  Adler  m  S.  27—29.        6)  Dörpbld  bei  Adler  m  S.  28. 

7)  Adler  Ul  S.  29. 

8)  Ffir  das  Mab  von  26  grofsen  Fub  entscheidet  sich  Dörpfeld  bei  Adler  a.  a.  0. 


947. 1. 1  OLYMPISCHES  LiNGENMASS.  583 

Die  übrigen  noch  beobachteten  Dimensionen  sind  wahrscheinlich 
Dach  dem  kleineren  olympischen  Pulse  gephrnt^) 

Der  wohlgehingene  Versnob  die  Nike  des  Pflonios  zu  restaurie- 
ren >),  tafst  schlielsen  auf  eine  ursprfln^che  Höbe  des  Piedestals  von 
18  gröberen  olympischen  Fufs  und  auf  eine  Höhe  der  Statue  nebst  Basis 
von  9  Fufs'),  sodafs  unterer  und  oberer  Teil  des  ganzen  Monuments 
sich  wie  2 : 1  verhielten. 

Aus  allen  diesen  Vergleichungen,  welche,  wenn  weiter  ausgeführt, 
gicher  auch  noch  weitere  bemerkenswerte  Resultate  liefern  worden, 
ergiebt  sich  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit,  dafs  das  Grundmafs  der 
beiden  wichtigsten  Tempel  von  Olympia  die  königliche  ägyptische  Elle, 
oder,  wie  Herodot  sie  nennt,  die  samische  (§  48, 3)  in  dem  Betrage  von 
521  Nillim.  war  4),  femer,  dafs  die  griechischen  Baumeister  aus  dieser 
Elle  zunächst  einen  Fufs  ableiteten ,  welcher  den  siebenten  Teil  der 
Klafter  der  königlichen  Elle  betrug,  aulserdem  aber  auch  ein  Fulsmafe 
anwendeten,  welches  6V3  dmI  in  dieser  Klafter  enthalten  war. 

Den  Mafisstab  von  V?  Klafter  werden  wir  auch  in  Kldnasien  wieder 
finden  (§  50, 1). 

Ehie  Vergieichung  der  beiden  olympischen  mit  anderen  Fuls- 
mafsen  des  Altertums  ist  am  Schlüsse  des  vorigen  Abschnittes  (§  46, 20) 
angestellt  worden. 

2.  Über  das  Hohlmafs,  welches  von  alters  her  in  Sparta  tlblich 
war,  ist  bereits  früher  gesprochen  worden  (§  46,  5.  6).  Die  Satzungen 


1)  Nach  Dörofeld  a.  a.  0.  beträgt  die  lichte  Gellabreite  93Vs  kleine  Fufs, 
^  Sinlenaxenweite  11  Fuis,  die  Wandstärke  4  Fufs,  das  Sfldpteroo  9  Fols,  das 
Ostpteron  12  Fols,  das  Westpteron  10  Fub,  Yersncht  man  die  entsprechenden, 
iB  aeaerem  Mause  ansgedrückten  Dimensionen  anf  Ellen  m  redncieren,  so  erhält 
man  allerwärts  auslaufende  Brttche  mit  dem  Nenner  7,  ein  sicheres  Kennzeichen 
des  kleineren  FuCsmafees.  Dasselbe  läfet  sich  anch  auffassen  als  der  zur  klei- 
neren ägyptischen  Elle  (|  14,  4.  41,  1.  2)  gehörige  Fufs;  es  steht  also  seinem 
Vorkommen  schon  im  8.  Jahrhundert  v.  Chr.  kein  Bedenken  entgegen.  Später 
ist  diseelbe  Mafs,  nur  um  ein  weniges  verringert,  als  römischer  Fufe  in  Olympia 
illgemein  üblich  geworden:  s.  Dörpfeld  Ausgrabungen  V  S.  37. 

2)  Ausgrabungen  n  Blatt  XXXIV. 

3)  Über  den  Befund  der  erhaltenen  Bruchstflcke  der  Basis  s.  Adler  in  der 
Voirede  S.  19.  Die  Zeichnung  von  Steinbrecht  nimmt  an  als  Höhe  des  ganzen 
Mosmnentes  8,90  Meter,  als  Höhe  der  Statue  bis  zum  oberen  Ende  des  Kranzes 
MO— 5,80  —  3,10  Meter,  d.  i.  9Va  FuGb  zu  321  Millim.  Ehi  Blick  auf  das  be- 
treffende Blatt  zeigt,  daCb  das  von  dem  Wiederhersteller  angenommene  Verhältnis 
18 : 9'/»  perspektiTisch  so  wirkte  als  wäre  es  2 : 1. 

4)  Dies  ist  ein  Minimalbetrag,  welcher  ohne  Bedenken  noch  bis  auf  523 
Millim.  erhöht  werden  kann.  Vergl.  oben  S.  531  das  aus  der  St)rlobatbreite  des 
Zcnstempels  entnommene  Ellenmats  und  unten  S.  552  die  Definition  der  sami- 
leken  EDe. 


584  GBOEGHENLAND.  f  47.  s. 

aber  die  Betrige  an  LebeDsmiUebi  und  Weia ,  welche  m  den  gemein- 
schaftlichen Hahlzeüen  zu  liefern  waren  ^X  bildeten  einen  integrieren- 
den Teil  der  Gesetzgebung  Lykurgs;  es  mflssen  abo  Hohbnais  und  Ge- 
wicht schon  damals  genau  geregelt  gewesen  sein.  Aber  auch  feste 
Ackermafse  sind  notwendig  vorauszusetzen  2),  und  diese  wiederum 
Itlhren  auf  ein  bestimmtes  Lftngenmals,  dessen  Betrag  einige  Tempel- 
bauten des  Peloponnes  teils  genau,  teils  annähernd  nachweisen.  AUe 
diese  Elemente,  Langen-  Flachen-  und  Hohbnafs  und  Gewicht,  ver- 
einigen sich  nun  zu  einem  geschlossenen  Systeme,  welches  wir  das 
'Sginaische  nennen,  weil  der  eine  Teil  desselben,  das  Gewicht,  nach 
ausdrücklicher  Überlieferung  diesen  Namen  führte.  3) 

Nach  den  Normen  dieses  Systems  ist  der  Medimnos  anzusetzen  zu 
72,7  Liter,  der  Chus  zu  4,55  L.,  die  Mine  zu  605  Gramm  (S  46, 6.  9); 
nuthin  waren  von  jedem  Spartiaten  monatlich  zu  liefern  an  Gersten- 
schrot rund  73  L.,  an  Wem  36 Vs  L.,  an  KSse  3  Kilogr.,  an  Feigea 
1  Vs  Kilogr.^)  Auch  das  sogenannte  eiserne  Geld  der  Spartaner,  dessen 
Einftlhrung  ebenfalls  dem  Lykurg  zugeschrieben  wird  ^X  war  nach  dem- 

'  1)  Flut.  Lykurg  12:  i(p§^§  Si  SnoffroQ  uara  ßii^pa  rmv  awririrafr  aXfivmp 
fUBifMHfitff  ottum  j^a£  hunoiy  tv^  nivr^  mfae,  cvx^r  vnUfumm,  nim,  VeigL 
A.  Blelsehowtky  De  Spartanorum  syssitUsJuaiiciinldiss.  Breslsa  1869,  p.24— 27. 

2)  Yergl.  Gurtius  Griech.  Geschichte  P  $.177  ff.  Ein  yvrii  im  Betrage  tob 
50  attischen  nXd&^a  ist  vielleicht  schon  im  8.  Jahrh.  in  Lakonien  flUidi  ge- 
wesen, da  er  in  Herakleia  am  Siris,  der  Pflanzstadt  Tarents,  nachzuweiBeB  ist 
(§  57.  1).  Ja  es  wird  ans  anderweitigen  Kombinationen  sehr  wahrscheinlich, 
daCB  der  lakonische  yvrjs  zur  Zeit  Lykurgs  48  nXi&^a  ilteren  griechischen  Blata 
hielt:  s.  oben  S.  41  Anm.  6.  Jedenfalls  haben  wir  das  nXd&^or  Lykurgs  nach 
§  46,  3  zu  992  D  Meter  anzusetzen. 

3)  Das  eiserne  Geld  der  Spartaner  hatte  das  Gewicht  einer  iginilsdieB  Kae 
(unten  S.  535  Anm.  5),  die  Geldbeiträge  zu  den  Syssitien  waren  in  igraasebea 
Obolen,  d.i.  in  AquiTslenten  eines  Obolos  Silbers  festffesetzt  (S.  535  Abb. 2k» 
die  Mftnzen,  welche  Pheidon  auf  Agina  schlagen  Hefs,  sind  nadi  einem  Gewicht 
ausgebracht,  welches  dem  laked&monischen  Hohlmafs  entspricht 

4)  Auf  den  täglichen  Verbrauch  eines  Spartiaten  wurden  also  «uCmt  4cr 
Zukost,  fOr  welche  der  Beitrag  in  Obolen  gezahlt  wurde,  gerechnet  etwa  2^ 
Liter  Mehl,  1»/«  Liter  Wein,  100  Gr.  Käse,  50  Gr.  Feigen. 

5)  Xenoph.  Staat  der  Laked.  7,  5,  Polyb.  6,  49,  Plut  Lyk,  9  und  Lys.  17, 
Apophthegm.  Lacp.  902  f.,  PolL  7,  105;  9,  79,  [Piaton]  Errz.  p.  400B.  VergL 
0.  Müller  Dorier  IT  S.  201  ff.,  Böckh  Staatshaush.  P  S.  772  f.,  K.  Fr.  Hemm 
Griech.  Staatsalterth.  $  27  S.  141  (5.  Aufl.),  dessefben  Griech.  PrfvaUlterth.,  dritte 
Bearb.  ron  H.  BlQmner,  S.  451,  Schömann  Griech.  Alterth.  P  S.  284  f.  361  £, 
H.  Stein  über  das  Eisengeld  der  Spartaner  in  den  Jahrbfichem  für  dass.  PkBoL« 
Leipzig  Teubner,  1864  S.  332  ff.,  Lenormant  I  p.  217  ff.  Letzterer  weist  ioshe- 
sondere  nach,  dafe  der  flberlieferte  Ausdruck  e$dfjocvr  vifuvfta  (Polyb.  Plai  ■.«-« 
v6fitcfia  schlechthin  Xenoph.)  irrtflmlich  ist,  da  die  Spartaner  auch,  BacMcaa 
die  Mftnzprägung  im  übrigen  Griechenland  eingefthrt  war,  ihre  Efeenbarren  bei- 
behielten oder  auswärtigen  Geldes  sich  beiHenten.  Hervorzuheben  ist  die  Aa»- 
drucksweise  im  Eryxias:  ir  AaxtieUuopi  etdngS  üra&mS  rouitav€i,  'te  L«kfr- 
damon  ist  Eisen  nach  dem  Gewicht  in  BraucIT. 


1 47.3.  SPARTANISGHBS  MASS  UND  GEWICHT.  585 

«elben  Gewichte  ttormiert.  Keio  Bürger  sollte  sich  Schfttze  anhäufen. 
Deshall)  wurde  der  Gd)rauch  der  edlen  Metalle  uad  selbst  des  Kupfers 
als  Tauschmittel  untersagt  und  dafür  Eisenstttcke  im  Gewichte  einer 
Mine  eingeführt,  welche  teils  längliche,  fost  stabähnUche,  teils  mehr 
kreisrunde  Form  hatten  und  hiernach  teils  oßelog  oder  oßeXlaxog^ 
teils  rtiXcLVOQ  (d.  i.  Ttikavog^  Opferkuchen)  benannt  wurden  J)  Dem 
Werte  nach  stellten  diese  Barren  sicher  das  Äquivalent  eines  Obolos  in 
Silber  oder  den  sechshundertsten  Teil  der  Silbermine  dar^),  würden 
also  in  beutiger  Münze  einem  Betrage  von  0,18  Mark  entsprechen.') 
Teilstücke  sind  gewifs  voriianden  gewesen ,  und  zwar  mindestens  bis 
herab  zum  Achtel,  wie  die  oidd(feocj  die  ^tt  der  xcthcol  in  Bfzanz 
zur  Zeit  d«s  peloponnesischen  Krieges  als  Scheidemünze  geschlagen 
wurden.^)  Wenn  dem  niXavoq  m  Gewichte  einer  Mine  ein  Wert  von 
nur  4  xahtol  oder  Vs  Obolos  zugeschrieben  wird  ^),  so  kann  damit  nur 
eise  spätere  Schätzung  des  effektiven  Wertes  eines  solchen  Eisen- 
barrens gemeint  sein,  wobei  das  Eisen  zu  Slber  in  das  Werlverhältnis 
von  1 :  1200  gesetzt  wurde,  während  es  nach  der  eben  dargestellten 
Lykurgischen  Ordnung  wie  1 :  600 ,  also  um  das  Doppelte  günstiger, 
gehen  sollte.  Eisenbarren  im  Gewichte  von  je  1  Mine  zusammenge- 
bSufl  bis  xum  Werte  von  10  Minen  Silbers  wogen  3630  Kilogr., 
machten  also  eine  gute  Wagenladung  aus,  wie  ausdrücklich  berichtet 
wird.<^)    Diese  Verhältnisse  wurden  selbst  dann,  als  in  den  übrigen 


1)  'Oß9JU€9t0t  bei  PittU  Lys.  17,  ißtloQ  bei  PoU.  7, 105  (auch  9,  77  vefgi. 
nit  Plut  a.  a.  0.),  nikctvo^  bei  Hesych.,  nUapM  bei  Nikand.  AI.  488  mit  Soholioo, 
Photiot  and  Soidas.  Yergl.  oben  S.  133  Anm.  1. 

2)  Dikäarch  bei  Athen.  4  p.  141  G  giebt  den  Geldbeitrag  za  den  Syssitien 
m^  ühta  riras  jiiy^vcUovs  ißoMti  an.  Da  das  nicht  SUberobolen  gewesen 
•ein  kdonen ,  so  rnnCt  das  Wertäqui Talent  in  SUber  ffir  einen  Eisenobolos  ge- 
meint sein.    YergL  oben  S.  191,  unten  Anm.  5. 

3)  IMe  lakedamonisehe  und  spatere  aginäische  Bline  ({  46,  6)  im  Gewicht 
Ton  605  Gr.  stellt  einen  Silberwert  von  108,9  Mark  dar  (§  24,  5). 

4)  Aristoph.  N«b.  249  u.  Scfaoliast  dazu,  PoU.  7, 105;  9, 78,  Böckh  Staats- 
haash.  P  S.  774,  Lenormant  1  p.  216  f.    Bafs  das  Jüngere  bysanünlaeke  Eisen- 

tö,  welches  als  Scheidemünze  für  den  inneren  Verkehr  bis  zu  sehr  kleinen 
werten  ausgebracht  wurde,  ein  AbbUd  der  alteren  spartanischen  Yerhiltnisse 
darstellt  (nur  dafe  hier  nicht  Scheidemünze,  sondern  femm  rüde  eirknlierteX 
wird  mit  Recht  von  Lenormant  hervorgehoben. 

5)  BesTch.:  niXaro^,  ro  warQoiMxotf.  Aima>¥9i,  Plut  Apophth.  Lac  p.  903: 
Wo  ffOfi^Ofyv  v6fu9put)  4€r$  fu^m  oAim  Aiynmia^  9wwLfUi  S$  xaXmX  tiaaafH. 
Der  SchoUast  zu  Nikand.  AI.  488,  Ftoties  nnd  Sttidas  ideatificieren  ndXa$^ 
mit  6ßoi68, 

6)  Xem^h.  SUat  der  Leked.  7,  5,  Plut  Lyk.  9.  Nach  den  Apophth.  Lae. 
iß,  vor.  Anoa.)  hat  das  üdtffövr  v6fM€fMiL,  womit  dem  Zasammenfaang  nftch  nur 
der  ^U§  gemeint  sein  kann,  bei  einem  Gewicht  von  1  aginaischen  Mine  nur 
'/s  Obolos  Wert,  wie  der  seinem  Gewichte  nach  nicht  bestimmte  ndleum^  bei 


536  GRIECHENLAND.  i47.t. 

Staaten  Griechenlands  der  Gebrauch  gemanzten  Silbers  allgemein  ge- 
worden war,  in  Sparta  noch  einige  Zeit  anfirecbt  erhalten.  Seitdem 
aber  der  Staat  seine  Ohnmacht  aufserhalb  des  Peloponnes  ausdehnte, 
brauchte  er  notwendig  GoM-  und  Silbergeld.  Dies  lieferten  teils  die 
auferiegten  Tribute,  teils  persische  Subsidien  und  Geschenke,  teils  die 
reiche  Kriegsbeute,  und  die  entgegenstehenden  Bestimmungen  der  Ly- 
kurgischen Verfassung  kamen  seitdem  nicht  nur  anlangend  die  Staats- 
bedttrfnisse,  sondern  auch  in  betreff  des  privaten  Besitzes  in  WegfaLO 
Ja  es  trat  die  Sucht  nach  reichem  Goldbesitz,  welche  die  alten  Gesetze 
hatten  austreiben  wollen,  recht  aufßlUig  als  ErbDbel  Spartas  herror 
und  einzelne  strenge  Hafsregeln,  wie  die  Hinrichtung  des  Thorax,  des 
Freundes  Lysanders,  yermochten  dagegen  nichta  auszurichten.^ 

Erst  in  der  Zeit  nach  Alexander  hat  Sparta  angefangen  eigenes 
Silbergeld  auszuprägen.  Die  vorhandenen  Httnzen  sind  teils  Tetra- 
drachmen nach  dem  jungem  attischen  System ,  teils  halbe  Drachmen 
oder  Triobolen  nach  einem  herabgegangenen  äginSischen  Fube,  das 
übliche  Silbercourant  des  achäischen  Bundes,  welches  zugleich  als 
Tetrobolon  oder  Sechstel  des  Alexander- Tetradrachmons  bequem  in 
die  allgemein  herrschende  attische  Wahrung  sich  einordnete,  s)  Sdir 
ergiebig  ist  aufserdem  in  dieser  Epoche  die  Kupferprägung  gewesen. 


Hesychios.  Dafs  aber  das  HaaptDoroinal  der  Eisenbarren  beim  ganzen  Obok» 
(«.  i/eoo  Silbermine),  nicht  beim  halben,  anfing,  ist  sowohl  an  sieb,  als  aock 
wegen  des  hieraus  sich  ergebenden  Wertverhältnisses  der  beiden  Metalle  (s.  obea) 
wahrscheinlich.  Cberdies  worden  Eisenbarren  im  Gewichte  von  je  l  Mine,  ite 
nur  V>  Obolos  Wert,  im  Gesamtbeirage  von  10  Silberminen  ein  Gewicht  fw 
7260  Kilogr.  ergeben,  offenbar  in  viel  für  eine  Wagenladung  nach  gewölui- 
licber  Sch&tzong. 

1)  Polyb.  6,  49,  6—10.  Die  Zeugnisse  dafür,  dafs  groÜBe  Summen  in  dea 
Besitz  einzelner  Bfirger  gelangten,  sind  zusammengestellt  ron  0.  MOUer  Doicr 
n  S.  202  f.,  Böckh  Staatshausb.  P  S.  44  f.  u.  772  f.  Von  den  Schätzen,  wdcbe 
Lysander  nach  Sparta  sendete,  spricht  im  allgemeinen  PluL  Lys.  16 f.  (tcti^ 
auch  denselben  Lyk.  30,  Athen.  6,  24  p.  233  F);  auf  1000  Talente  bestimmt  die 
Summe  Plut.  Nik.  28,  auf  1500  Diodor  13, 106;  als  einen  Teil  der  gesamten 
Beute  fahrt  Xenojph.  Hellen.  2,  3,  8  470  Talente  Silbers  an. 

2)  H.  Stein,  Fleckeisens  Jahrb.  für  class.  Philol.  1864  S.  334  ff.,  fiUirt  dies 
näher  aus  und  erweist  besonders  aus  den  gerichtlichen  Verurteilnngea  zn  Geld- 
strafen, dafs  der  Besitz  von  Gold  den  Privaten  mindestens  seit  dem  Ausgang 
des  5.  Jahrhunderts  nicht  untersagt  sein  konnte. 

3)  Die  Grofsstücke  wiegen  16,42  Gr.  (—  253,4  Leake  Eur.  Gr.  p.  55),  16,01 
(—  247  Northwick  p.  79),  dazu  ein  Stück  von  Kleomenes  16,61  (—  309  MiooaeC 
p.  1 15).  Dies  sind  Tetradrachmen  nach  dem  attischen  Systeme  mit  dem  Müm- 
gewichte  aus  der  Zeit  nach  Alexander.  Das  chronolo^sche  Moment  liegt  aber 
nicht  bloCs  in  diesem  Gewichtsbetrage,  sondern  auch  uk  der  Thatsacbe  an  sid^ 
dafs  spartanische  Münzen  auf  attischen  Fufs  geschlagen  sind.  Dies  kann  erst 
seit  der  makedonischen  Herrschaft  geschehen  sein,  wie  ans  {  31  bermrgekt 
Ein  weiteres  Sinken  des  Gewichtes  zeigen  Stücke  wie  das  von  15,49  Gr.  bei 


f47,s.   MONZEN  VON  SPARTA«  HOHLHASSE  VON  GTTHEION.    587 

3.  In  der  Kaiserzeit  hat  in  Lakonien ,  und  wahrscheinlich  auch 
weiter  in  der  Provinz  Achaja,  ein  eigentflmliches  System  der  Hohfanafse 
Geltong gehabt  Ein  inGytheion  anfgeftindenes,  von  einem  Agora- 
Domen  geweihtes  Monument  aus  Marmor  enthält  fünf  regelmftfsige, 
oben  kreisförmige,  unten  zum  Ablassen  der  Flüssigkeit  eingerichtete 
Vertiefungen,  welche  offenbar  als  Normabnafse  gedient  haben. i)  Das 
gro/ste  dieser  MaTse,  welches  15,26  Liter  fafet^),  wird  durch  die  Auf- 
sdirift  des  Randes  als  xovg  bezeichnet.  Dazu  kommt  eine  Hälfte,  wahr- 
scheinlich fifi,l%cvv  benannt '),  ein  Viertel  im  Betrag  von  etwa  3,8  Liter, 
wekhes  ^qi^lexrov  hiefs,  endlich,  durch  zwei  Aushöhlungen  vertreten, 
ein  Sechzehntel  namens  TunvXrj  im  Betrage  von  0,94  Liter.  Es  ist  klar, 
dds  die  Betrage  aller  dieser  Mafse  sowohl  von  den  gleichnamigen  ägi- 
nlischen  als  attischen  verschieden  sind  (§  46, 9).  Betreffs  der  Art  der 
Tdlang  findet  jedoch  eine  leicht  erkennbare  Ähnlichkeit  mit  dem  ägi- 
Dftischen  Systeme  statt  (46, 8).  Dort  ist  es  der  ixfrevg^,  d.  i.  das  phOni- 
kische  Saton,  hier  der  xovg^  welche  fortgesetzt  halbiert  werden.  Aufser- 
dem  sehen  wir,  dafs  der  Aginäische  htrevg  zum  gytheischen  xovg  sich 
sehr  nahe  wie  4 : 5  verhält.  Setzen  wir  versuchsweise  einen  gyüieischen 
Doppel-Chus,  so  würde  der  äginäische  Hekteus  zu  diesem  sich  wie  2 : 5 
verhalten.    Damit  ist  die  Brücke  zum  babylonischen  Systeme  sicher 

Northwick  p.  79,  14,89  im  Maseum  Hunt.  p.  t63,  13,32  bei  Leake  p.  55.  Die 
kleineren  SilbermCinzen,  welche  Sparta  als  Mitglied  des  achäischen  Bundes  ge- 
sehlagen hat,  stehen  iwischen  2,68  (—  4t,3  Mos.  Br.  p.  14t)  nnd  2,12  (—  40 
Mionnet  p.  115).  Vergl.  Mommsen  S.  63  f.  (Tradnct.  Blacas  1  p.  85  f.),  R.  Weil  in 
der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1882  S.  206.  271.  Mit  Recht  teilt  man  dieses 
spartanische  Silberconrant  sowie  das  gleichstehende  des  gesamten  achäischen 
^des  der  Iginlischen  Wahning  zu.  Es  sind  halbe  Drachmen  im  Normalge- 
wicht Ton  etwa  2,9  Gr.,  entsprechend  einem  herabgegangenen  Didrachmon  von 
11,6  oder  einer  Mine  ron  580  Gr.  (vergl.  S.  190  Anm.  2  und  4,  |  48,  1  a.  E.). 
Shenso  richtig  ist  aber  auch  die  Bemerkmig  von  Mommsen  a.  a.  0.,  dafs  diese 
Stftcke  als  Drittel  dem  korinthischen  Stater,  mithin  als  Sechstel  oder  attische 
Tetrobolen  dem  Alexander- Tetradrachmon  zugehören,  in  welcher  Beziehung 
Omen  ein  Normalgewicht  von  2,88  Gr.  zukommt  (|  31, 3).  Es  war  dnrch  diese 
jöDgere  Prägung  jenes  Kursverhältnis  von  4 : 3  zwischen  äginäischem  und  atti- 
schem Gelde  thatsächlich  herffestellt,  welches  schon  weit  früher,  damals  freilich 
etwas  zu  Ungunsten  der  noch  vollwichtigen  äginäischen  Mflnze,  gegolten  hatte 
(S.  193). 

1)  C.  Gnrtias  im  Philologus  XXIX  S.  700  ffl,  Eustratiades  in  der  ji^x^*^^ 
hnF't  ntDio3.  ß\  ravx.  »^  ,  Athen  1870,  S.  378  ff.,  A.  Dumont  in  der  Revue 
VfkM.  XnV  (1872)  p.  298  ff. 

2)  Nach  der  Messung  bei  Eustraüades  S.  380  15,262  Uter,  bestätigt  von 
Bmiont  p.  299.  Curtius  erhielt  durch  eine  ungefähre  Messung  etwas  mehr, 
näalich  15^7  Uter. 

3)  Die  geringen  Reste  der  Aufschrift  (Gurtius  a.  a.  0.  S.  701  u.  dazu  Tat  U) 
B^BiMo  mit  dieser  Annahme  und  beweisen  andererseits,  dals  die  Mafsbenennung 
nicht  iüT&vQ  gelautet  haben  kann. 


588  GRIEGBENLAND.  fi47.s. 

hergeetellU  Der  flginäwche  Hekteus  ist  Uentiscfa  mit  dem  Saton;  das 
babylonische  Mab  aber,  welches  zum  Saton  sich  wie  5 : 2  TerbaU,  ist 
der  Maris.  1)  Also  ist  der  gytbeische  Chus  die  Hfllfte  des  babylonischeB 
Maris,  wie  auch  der  effektive  Betrag  mit  möglichster  Genauigkeit  be 
weist  5) 

Das  System  der  FlOssigkeitsmalise  von  Gytbeion  benibt  abo  wä 
einem  monumentalen  grOfeten  Malse,  welches  die  Hdfte  des  babyk- 
nischen  Maris  betragt,  und  weiter  durch  fortgesetite  HaUriening  im- 
den  die  Teilmafee  gebildet 

Auch  das  Hauptmafs  von  Gytbeion  lälst  sich  mit  grober  Wdn^ 
scheinlichkeit  bestimmen.  Für  das  Viertel  des  xovg  ist  die  Benennang 
^ju/fiXTov  bezeugt  Dies  war  also  in  diesem  FaUe  ein  Fldssigkeilsniaft» 
nicht,  wie  in  den  Übrigen  griechischen  Systemen,  ein  Mab  für  Trock^ei. 
Das  dazugehörige  Ganze  wird  also  woU  fAet^fjn^g  geheiben  haben.') 
Dieses  gytheiBcheHauptmab  betrug  also  3  Chus  oder  1  Vi  babylonisdieB 
Maris,  d.  i.  normal  45,46  Liter.  Es  ist  gestattet,  diesem  Hetretes  nadi 
dem  ttblichen  Verhältnisse  von  3 : 4  versuchsweise  einen  /aid^n^ 
zur  Seite  zu  stellen.  Dieser  betrug  mithin  60,6  Liter  und  war  gleich 
4  Chus  oder  2  Maris.^) 

Wenn  wir  die  systemgemäfee  Vermittelung  zwischen  äginiischeD 
und  gytheischem  Mabe  gefunden  haben,  so  unterliegt,  nach  dem  frOber 
Bemerkten  (§  46, 10),  auch  die  Beziehung  zum  attischen  Mafse  keinen 
Zweifel.  Der  gytheische  Metretes  («»  3  Chus)  verhäU  sich  zum  ägi- 
näischen  Metretes  (-»  4V2  Hekteus)  wie  5:6,  mithin  zum  attisdieB 
Metretes  wie  5  •  18 :  6  *  13  »»  15  :  13.  Da  aber  das  gytheische  Mab 
effektiv  ein  wenig  tlber  die  babylonisdie  Norm  gestiegen  war,  so  moS- 
flcierte  sich  das  Verhältnis  zu  der  Näherung  14 :  12  «■  7 : 6.  Abo 
wQrde  der  supponierte  Medimnos  des  Systems  von  Gytbeion  7  attische 
Hekteus  oder  ebensoviele  römische  Modien  enthalten,  mithin  jenen 
Betrag  darstellen,  welchen  Atticus  nach  dem  Berichte  des  Nq>os  jadeai 

1)  Dies  zeigt  Tab.  XXL  Der  filnselnacbweis  findet  sich  {  41,  7.  43, 1. 
45,  8.  51,  3. 

2)  Nach  der  BesÜmmuDg  iD  |  42,  8  kommt  die  Hälfte  des  babyluiiirhfi 
Marit  auf  15,15  Uter.  Der  Cbw  tod  Girtheion  milst  effektiv  15,26  liür,  der- 
selbe nach  dem  effektiven  Mals  der  Koivie,  welches  anf  dem  Monoaesle  lüei 
mal  vertreten  ist  und  iwei  genau  |leiehe  Betr&ge,  n&mlich  0,938  Liter,  «fjabc 
15,01  Liter.  Letsteren  Betrag  setzt  Dumoat  p.  801  als  den  DormaleD.  Das  Juttd 
aus  beiden  Effektivbetrigen  —  15,185  Liter  stimmt  fast  gcnaii  mit  der  teb]«- 
Ionischen  Norm  >■  15,15  Liter. 

3)  Weniger  wahrscheinlich  nennt  Dumoni  6.  299.  301  dieses  Mab /hÜm"»««. 

4)  Von  gleichem  Betrage  war  die  syrische  Artabe  vor  Alexa&4«is  2cit: 
s.  §  51,  3. 


f4T,s.4.  HOHLMASSE  VON  GTTHEION.  ARKADIEN,  AGHAIA.     589 

atheniscben  Bürger  spendete  (§  16, 4).  Bei  der  Besprechung  des  atti- 
schen Hohlmaises  (§  16,  3)  haben  wir  auch  ein  provinziales  Hafs  im 
Betrage  von  0,91  Liter  erwähnt.  Dieses  war  offenbar  gleich  der  Kotyle 
yon  Gytheion  und  ordnet  sich  als  V64  dem  durch  Nepos  bezeugten 
Hedimnos  von  7  Modien ,  d.  i.  dem  supponierten  Medimnos  von  Gy- 
theion, zu,  andererseits  aber  war  es  um  ein  merkliches  kleiner  als  die 
attische  Choinix.  Sein  Normalbetrag  kommt  nach  dem  babylonischen 
Maris  auf  0,95,  nach  dem  römischen  Modius  auf  0,96,  nach  dem  Monu- 
aeot  von  Gytheion  auf  0,94  Liter.  Also  stellt  die  zuerst  angeführte 
Zahl,  als  das  Mittel  aus  den  beiden  anderen,  den  voraussichtlich  sicher- 
sten Wert  dar,  und  es  bestätigt  sich  auch  in  diesem  Falle  unser  Ansatz 
des  babylonischen  Mafses  (§  42, 8). 

Mag  auch  die  Beziehung  des  Medimnos  von  7  römischen  Modien 
«"112  Sextaren  zu  dem  Chus  von  Gytheion  vor  der  Hand  nur  den 
Wert  einer  Hypothese  haben;  jedenfalls  sind  wir  berechtigt,  diesen 
Chus  mit  28  römischen  Sextaren  zu  gleichen  und' ihn  demgemäfs  in 
die  römischen  Provinzialtarife  einzureihen  ($  53, 1 5  geg.E.).  Das  Viertel 
oder  ri^l&cvov  hielt  demnach  7,  die  xotvhfi  l^/i  Sextare.  Verwandt 
mit  dem  gytheischen  Chus  war  der  pontische  Kypros  (§  50,  6)  und 
wahrscheinlich  auch  der  Kypros  von  Dshak  ($  50, 5). 

4.  Die  C^meinden  Arkadiens  folgten  in  ihrer  Silberprägung 
dem  aginSischen  Fufse.  Drachmen  sind  selten;  zumeist  wurden,  vrie 
der  Befund  der  erhaltenen  Münzen  zeigt,  Hälften,  Viertel,  Sechstel  und 
Zwölftel  der  Drachme,  oder  nach  griechischer  Benennung  Triobolen, 
Trihemiobolien,  Obolen  und  Hemiobolien  geschlagen,  i)  Daneben  wurde 
von  der  zweiten  Hälfte  des  sechsten  bis  zum  Ende  des  fflnften  Jahr- 
hunderts eine  gemeinsame  arkadische  Prägung,  ebenfalls  nach  ägi* 
Däischem  Fufse,  geübt  >)  Die  vorkommenden  Nominale  sind  Triobolen 
und  Obolen;  als  Grofssilber  waren  die  Didrachmen  und  Drachmen  von 
Agina  in  Umlauf.')  Das  Gewicht  dieser  Teilstücke  steht  etwas  unter 
dem  normalen  ($  24,  4),  einer  Drachme  von  etwa  5,9  Gr.  entspre- 
chend.^)   Auch  die  Städte  des  achäischen  Bundes  schlössen  sich  in 

1)  R.  Weil  Ariudisehe  Mfinzen  in  der  Berliner  Zeitschr.  fflr  Nomism.  1882 
S.  18  f.  Vcrgl.  auch  bnhoof-Blamer  id  derselben  Zeitachr.  1874  S.  117  fL  (iosbe- 
flonderc  über  die  Nominale  S.  125),  1876  8.  288  £,  P.  Lanbros  in  derselben 
Zeitschr.  187&  S.  168 1 172,  Imboof-Blomer  in  der  Wiener  Nomism.  Zeitschr.  IX, 
1877,  S.  49.  Das  Trihemiobelion  von  Heria  bei  Laaüm>s  S.  172  fdhrt  auf  eine 
«Sioütebe  Drachme  von  6,04  Gramm. 

2)  WeU  a.  a.  0.  S.  19  ff. 

3)  Derselbe  S.  20,  and  vergl.  oben  §  42,  2. 

4)  Dm  TrioboloB  bei  WeU  &  26,  im  Gewichte  von  2,96  Gr.,  fahrt  auf  eine 


540  GRIECHENLAND.  iii.s. 

ihrer  Silberprägnng,  welche  ebenfalb  auf  Triobolen  und  kleinere  TeB- 
stOcke  sich  beschränkte,  der  liginflischen  Wahrung  an.  ^)  DasTrioboloa 
oder  die  halbe  aginSische  Drachme  galt  zugleich  ab  attisches  Tetroboloi 
oder  Sechstel  des  Alexander-Tetradrachmons.^) 

5.  Die  Erwähnung  einer  korinthischen  Drachme  bei  ThukydideB') 
läfst  darauf  schliefsen ,  dafs  der  korinthische  Mflnzfufs  Ton  don 
damals  in  Griechenland  am  weitesten  verbreiteten,  dem  Sginäischeii 
(§  24,  2),  abwich.  In  der  That  zeigen  die  Münzen,  welche  das  Wappee 
der  Stadt,  den  Pegasos  4),  und  den  Anfangsbuchstaben  9  führen,  Ük 
Korinth  einem  eigentdmhchen  Fufse  folgte.  Das  Ganzstack  stdit  in 
der  ältesten  Zeit  um  8,40  Gr.^)  und  steigt  später  auf  8,50  bis  8,66  Gr.*), 
steht  also  dem  euboischen  Silbergewichte  (§  48,2)  und  dem  daraus  ak- 
geleiteten  attischen  MOnzfube  (§  25,  4 — 6)  so  nahe,  dafs  auf  eineii 
innerlichen  Zusammenhang  dieser  Währungen  zu  schliefsen  ist.  Doch 
würde  man  irren,  wenn  man  den  korinthischen  MOnzftils  aus  dem 
attischen  ableiten  wollte  t);  vielmehr  ist  derselbe  unmittelbar  aia  Kleis- 
asien  und  etwa  zu  gleicher  Zeit  wie  der  euboische,  spätestens  zu  An- 
fang des  siebenten  Jahrhunderts,  entlehnt  worden.^) 

Drachme  von  5,9  Gr.,  die  aoderea  Stflcke  stehen  Doch  etwas  niedriger.  Ycifl. 
oben  S.  536  Anm.  3. 

1)  P.  Lambros  tn  der  Berliner  Zeitachr.  f.  NrnniaiD.  1875  S.  160  ff.,  R  Wdl 
Das  Manzwesen  des  achaischen  Bandes,  ebenda  1882  S.  199  ff.  Den  MfiasM 
stellt  Weil  S.  206  fest   Die  Mfinzverzeichnisse  folgen  bei  demselben  S.  239  IL 

2)  Oben  S.  536  mit  Anm.  3. 

3)  1,  27  in  einem  öffentlichen  Erlats  des  korinthischen  Staates.  Aifterdcn 
erscheint  korinthisches  Geld  noch  in  der  Inschrift  von  Kerkvra  G.  I.  Gr.  Nr.  184&: 
a^yvoiav  Kooiv&lov  fival  §  1  und  2,  Ko^iv&iai  fiväi  }  {. 

4)  Den  Pegasos  als  korinthisches  Gepriae  erwähnt  auch  PolL  9,  76. 

5)  Prokesch  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  1854  S.  267  giebt  dieser  Hasse 
158  Par.  Gran  -»  8,39  Gr.,  Mommsen  S.  59  (Tradact  Blacas  I  p.  79)  8,40  Gr. 
Doch  finden  sieh  auch  schwerere  Stflcke. 

6)  Mommsen  a.  a.  0.  (Traduct.  Blacas  1  p.  79  f.).  Imhoo^Blumer  im  NomisB. 
chron.  1S73  p.  6  f.  unterscheidet  einen  korinthischen  Stater  ron  8,60  Gr.  nebst 
einer  Hilfte  Von  4,30  Gr.  (vergl.  S.  541  Anm.  1)  nnd  das  besondere  System  der 
Drachme  von  Korinth,  Leukas  n.  a.  mit  einem  Normalgewiehte  von  2,91  Gf.  St 
die  Drachme,  entsprechend  einem  Stater  ron  8J3  Gr. 

7)  Dies  Xhnt  Hnssey  p.  55.  Die  von  Böckh  S.  94  vertretene  Ansicht  Gronots 
n.  a.,  dafs  der  korinthische  MflnzfuCb  nrsprflnglich  äginlisch  sei,  wideriegt  äck 
durch  das  oben  Bemerkte  von  selbst.  Den  Gegenbeweis  fahrt  Mommsen  a.  a.  0^ 
dessen  Ausfahrung  der  obiffen  Darstellung  hauptsachlich  zu  Grunde  liegt  — 
Die  vielbesprochene  Stelle  des  Gellius  (1,  8,  5),  wonach  auf  ein  koriDtUschcs 
Talent  von  10  000  Drachmen  geschlossen  worden  ist  (Gronov  de  sestert  p.  297, 
Böckh  S.  94),  kommt  wtKt  Betracht,  da  der  Zosats  rj  rdiarnn^  tn  /nf^tf 
9^ax/ias  sicher  unecht  und  jetzt  nach  handschriftlicher  Autoritit  ans  dem  Teite 
entfernt  ist. 

8)  Die  Entstehung  des  euboischen  Silbergewicbtes  fillt  vermutlich  gegen 
Ende  des  8.  Jahrb.  ({  48,  2);  nicht  viel  spater  ist  die  Fiiienmg  des  korintUschea 


i 


147,5.  KORINTH.  541 

Es  stellte  also  der  koriBthische  Stater,  ebenso  wie  das  euboische 
Didrachmon ,  die  Obertragung  des  Goldgewicbtes  auf  die  SUbermünze 
dar,  und  zwar  knüpft  die  korinthiscfae  Münze  unmittelbar  an  die  älteste 
kleioasiatische  Goldprflgung  an  (§  23, 1),  nacb  deren  Vorbild  auch  die 
Einteilung  des  Ganzstttckee  stattfand.  Denn  der  korinthische  Stater 
zerfiel  nicht,  wie  das  attische  Didrachmon ,  in  Hälften  0«  sondern  ent- 
wickelte nach  dem  ursprünglichen  babylonischen  System  und  der 
ältesten  Goldprägung  aus  sich  heraus  ein  Drittel,  welches  nach  grie- 
chischer Auffassung  als  Drachme  galt  und  weiter  Tetrobolen,  Triobolen 
und  kleinere  Teilstücke  bis  zum  Hemiobolion  unter  sich  hatte.  ^) 

Das  Gewicht  des  Staters  war  ursprünglich  das  normale  babylo- 
nische von  8,4  Gr.  für  den  leichten  Shekel  (§  42, 10),  ^ter  wurde  es, 
ähnlich  wie  in  Athen,  noch  etwas  erhöht;  ja  die  Drachme  von  2,91  Gr. 
entspricht  genau  dem  Solonischen  Normalgewichte,  welches  einen  Zu- 
schlag von  V2«  zu  dem  babylonischen  Goldgewichte  darstellte  (§  25, 4. 
46, 11. 12). 

Eine  abweichende  Einteilung  erfuhr  der  korinthische  Stater  in 
Sicilien,  wo  das  dieser  Insel  eigentümliche  Litrensystem  (§  56,  4)  mit 
demselben  in  Verbindung  gebracht  wurde.  Er  wurde  dort  in  zehn 
Litren  Silbers  eingeteilt,  und  hiefs  davon,  wie  uns  Aristoteles  berichtet. 

Bei  der  Wertbestimmung  des  korinthischen  Staters  ist  in  Anschlag 

zu  bringen,  dafs  das  Effektivgewicht  dem  der  besten  attischen  Münzen 

nicht  ganz  gleichkommt,  aufserdem  auch  die  Legierung  stärker  gewesen 

zn  sein  scheint^)  Wir  bringen  demnach  von  dem  §  29,  4  ermittelten 

Werte  des  attischen  Didrachmons  eine  entsprechende  Abminderung  in 

Rechnung  und  setzen 

den  korinthischen  Stater  «.  1  Mark  50  Pf. 

die  Drachme  =  —    „     50  „  . 

Silbergewichtes  tu  setzen  (E.  Gortius  im  Hermes  X  S.  223).  Die  erste  korinthische 
I^rägang  hat  nach  B.  V.  Head  im  Namism.  chroa.  1875,  Gbronol.  Tafel  hinter 
p.  297,  am  das  Jahr  620  stattffefuDdeD.   Vergl  anch  Brandis  S.  202. 

1)  Mommsen  S.  60  L  (TraducL  Blacas  I  p.  80  £).  Erst  in  spiterer  Zeit  ist 
^  6anz8tück  auch  halbiert,  also  ein  der  attischen  Drachme  gleiches  Stück 
Seschlacen  worden. 

2)  Mommsen  S.  60. 109  (I  p.  80. 157),  Brandis  S.  60,  fanhoof-Blumer  a.  a.  0. 

3)  Bei  Poll.  4, 174;  vergl.  unten  §  56,  4. 

4)  Die  von  Hossey  p.  53  mitgeteilten  Proben  korinthischer  MOnzen  sehen 
eioea  Feingehalt  von  0,96t  nnd  0,936,  stehen  also  beide  hinter  dem  höchsten 
Feingehalte  der  attischen  Münse  >■  0,983  (|  29,  4)  zurück.  Rechnen  wir  dazu, 
w  die  korinthische  Münze  durchschnittlich  etwas  niedriger  ausgeprägt  wurde 
tls  die  attische,  so  scheint  der  Abzug  Ton  5  Prozent,  welchen  Hnssey  annimmt, 
^  ein  hinlänglich  gesicherter  Minimalsatz. 


542  GRIECHENLAND.  §  4T,  6. 

6.  Böotien.  Zur  KennlDis  des  böotiscben  Hohlmafses 'sind 
uns  folgende  einzelne  Daten  überliefert  Das  iftoQfVfia  war  nach 
Epipbanios  ^)  ein  bei  den  Thebanem  allein  übliches  Mafs  im  Betrage 
von  11  Sextaren  ««  6,02  liter.  Wir  erkennen  darin  sofort  den  Nor- 
malbetrag  von  12  babylonischen  Sedisigsteki  -«  6,06  Liter  (§  42, 8X 
d.  i.  das  hebräische  Hin  (§  44,  10)  oder  nach  phönikischem  System 
das  Bbfe  von  V?  Saton  oder  3  Kab  (§  43,  1).  Demnach  entspricht  der 
oatTifjgj  welcher  nach  dem  Zusammenhange  des  Berichtes  bei  Ejnpha- 
nios  ebenfalls  als  thebanisches  Mafs  zu  betrachten  ist  2),  dem  pbOni- 
kischen  Saton  -—  12,12  Liter«  Ferner  folgt  daraus,  dafs  die  bOotisdM 
Choinix,  welche  nach  Teophrast  merklich  gröfser  gewesen  sein  mafe 
als  das  gleichnamige  attische  Mafs  '),  identisch  war  mit  der  äginaischea 
Choinix  >»>  1,515  Liter  (§  46,  8.  9),  mithin  auf  den  tbebaniscbai 
aattrfi  8,  und  auf  das  anof^fia  4  böotische  Choiniken  gingen.  Eod« 
lieh  ist  aus  diesen  Voraussetzungen  zu  schlieben ,  dais  derxoqp»^ 
ein  Mafs  sowohl  fUr  Flüssiges  wie  für  Trockenes,  welches  zu  3  (atti- 
schen) Choen  bestimmt  wird  ^),  genau  9,09  Liter  hielt  Nach  allem  er- 
halten wir  folgende  Übersicht  des  thebanischen  Systems  der  HoUmaise, 
in  welche  wir  nach  Analogie  des  äginflischen  Systems  (§  46,  8)  Ter- 
mutungsweise  auch  die  notvltj  «-*  V4  Choinix  einfügen : 


1)  Metrol.  Script.  I  p.  261,  3,  de  Lagarde  Symm.  I  S.  216.  223,  ü  S.  181; 
ähnlich  das  Fragment  ans  Eusebios  Metrol.  Script  I  p.  278, 7.  In  einer  andefci 
Bearbeitung  des  Traktates  des  Epipbanios  (Lagarde  Synun.  I  S.  212)  wird  das 
anooyiia  (so  lautet  hier  die  Form  übereinstimmend  mit  Metrol.  Script  I  p.  278, 7) 
als  Hälfte  des  carov,  und  letzteres  zu  22  Sextaren  bestimmt 

2)  MetroL  Script  I  p.  264, 4,  de  Lagarde  Symm.  U  S.  181.  Christ  in  Fleck- 
eisens Jahrb.  1865  S.  456  Anm.  13  hält  catxtii  für  verstümmelt  aus  cafiittfi^ 
d.  i.  dem  syrischen  aaßi&a  oder  ca^id'a  (§51,  3). 

3)  Theophrast  Bist  plant  8,  4,  5  erwähnt,  dafs  ein  Athlet  in  Böotien  1 


lys  Gboiniken  Wdzen  täglich  verzehre,  in  Athen  aber  ohne  Mühe  lägUdi  2^ 
Choiniken.  Böckh  Slaatshaush.  P  S.  128  setzt  ffir  beide  Angaben  attisches  Mab 
voraus  und  meint,  dafs  der  böotische  Weizen  um  so  viel  schwerer  und  lahr- 
hafter  war,  dafs  ein  an  drei  Sextare  böotischen  Weizens  gewöhnter  AtUet  in 
Athen  5  Sextare  dortigen  Weizens  brauchte  um  satt  zu  werden.  Dieser  Uoler- 
sehied  ist  wohl  zu  grofs.  Wenn  wir  bedenken,  dafs  sonst  eine  attisehe  Choinix 
als  Tageskost  ausreichte  (f  15,  3),  werden  wir  die  An^be  auf  den  Scherz  eiaes 
attischen  Komikers  zurückfuhren,  der  die  Efslust  eines  böotischen  Athleten 
geifselte.  Ein  solcher  habe  schon  in  seiner  Heimat  weit  mehr  verzehrt  a)i  ein 
attischer  Athlet  zu  brauchen  pflegte,  nämlich  1  Vi  Choiniken  äginäisch4>öotischeB 
Mafses  — >  2,27  Uter,  in  Athen  aber  verbrauche  er  27«  Choiniken  attiaeboi 
Maises  «-  2,74  Liter. 

4)  StratUs  bei  Poll.  4, 169,  Hesych.  unter  dem  W.  Nach  attisdieBi  Mafre 
würden  also  auf  den  niipiiuoQ  9,85  Liter  kommen;  allein  die  YergleichoDg  mi^ 
den  übrigen  Mausen  zeifft,  dafs  das  thebanische  Hohlmals  von  der  Steigerung 
des  attischen  Systems  (|  46, 10.  12)  finei  war. 


147,6.  BÖOTIEN.  543 


1 

IV«    1 

2        IVi     1 

8        6        4 

1 

32      24      16 

4. 

12,12  Liter  aatttig  .    . 

9,09     „     yi6q>ivog     . 

6,06     n     mtoq^na 

1,515    „     xolvil  .     . 

0,379  „  xorvkti  . 
Der  cattTjg  war  also,  wie  dem  phOnikisdieii  Saton,  so  auch  dem 
äginaischen  iyfzevg  gleich,  und  anderweit  identisch  mit  der  syrischen 
Sabitha  (§  51,  3).  Der  Ttofpiyog  bat  sein  Analogon  im  ^grofsen  Hin' 
desEpiphanios,  welches  wiederum  mit  dem  Slgyptischen  Ment  identisch 
ist!)  and  in  der  Heronischen  Oberliefemng  noch  als  Modius  von  18  Set- 
taren erscheint  (§  53,  15). 

Ab  böotisches  Getreidemafs  erwähnt  Hesychios  auch  die  a%otvri^ 
welche  höchst  wahrscheinlich  mit  dem  gleichnamigen  persischen  Mafse 
identisch  war.^  Wir  werden  sie  also  gleich  30  höotischen  Medimnen, 
den  höotischen  Medimnos  aber  gleich  dem  äginäischen  setzen  und  ihm 
mithin  den  Wert  von  6  aatrat  —  8  7c6q>ivoc  =  72,74  Liter  geben. 
Die  Achane  kommt,  wie  die  persische,  auf  21,82  Hektoliter. 

Als  Gewicht  wird  in  einem  Fragmente  aus  Epiphanios^)  eine 
thebanische  Mine  im  Betrage  von  2  Vi  römischen  Pfund  •»=  819  Gr.  er- 
wähnt Es  war  also  in  Böotien  die  schwere  babylonische  Mine  Goldes 
mit  einer  geringfügigen  Abminderung  erhalten. 4) 

Nachdem  die  nahe  Verwandtschaft  des  thebanischen  Hohlmafses 
mit  dem  äginäischen  nachgewiesen  worden  ist,  wird  es  um  so  leichter 
erklärlich,  dafs  in  Böotien  der  dginäische  Münz fufs  herrschte,  an 
dessen  Stelle  erst  nach  Alexanders  Tode  der  attische  trat.^)  Die  ältesten 
erhaltenen  Münzen,  der  ersten  Hälfte  des  sechsten  Jahrhunderts  ange- 

1)  S.  §  41,  7.  44.  9,  S.  450  und  unten  Tab.  XXI. 

2)  Die  handSchrirtliche  Lesart  bei  Hesychios :  axavrj,  fUt^ov  üirov  iv  Bona- 
\{qt  x»eovw  fiä^i^ffov  $p  kann  nicht  riehtiff  sein,  da  nach  zuvorlassiger  Über- 
Üeieranff  (§  45,  3)  die  äxatfTj  ein  weit  gröJseres  Mals  ist.  Es  wird  also  nach 
Aristoteles  nnd  Didymos  wohl  fiadi/iv^^  fiB\  d.  i.  45  Medimnen,  zu  lesen  sein. 
Bas  weitere  ergiebt  sich  aus  §  45,  3. 

3)  MetroL  Script.  I  p.  269, 13,  und  yerffl.  ebenda  p.  147. 

4)  Das  Nonnalgewicht  der  schweren  babylonischen  Mine  Goldes  (■«  840  Gr.) 
ist  oben  f  42, 12. 15  nachgewiesen.  Die  Abminderung  des  Normalgewichtes  findet 
sich  in  nnz  gleicher  Weise  in  Alexandreia  (J  54, 1,  ü),  wo  die  entsprechende 
^idMe  Mine  409,3  Gr.,  mithin  genau  die  Hälfte  der  thebanischen  Mine,  betrug. 
V«rgi.  auch  (  19, 11,  Vü.  50,  7,  IV. 

5)  Hutsey  p.  64,  Boclch  Metrol.  Unters.  S.  84,  Mommsen  S.  46.  66  (Traduct. 
Blaeas  1  p.  60.  89),  Imhoof-Bluner  Zur  Mamkunde  und  Pallographie  Bdotiens 
in  der  Wiener  Numism.  Zeitschr.  IH  S.  321,  derselbe  Zur  Mfintkuade  Bdotiens 
^  des  peloponnesiscben  Argos,  ebenda  IX  S.  1  ff.,  Barclay  V.  Head  On  the 
diroaolo(pcal  aequence  of  the  coins  of  Boeotia,  London  1881  (Sonderabzug  aus 
Numiim.  chron.,  ihird  series,  I  p.  177—280). 


546  GRIECHISCHE  INSELN.  §  4S,  i. 

dieser  Mine  heraas  nach  demselben  V^bähDisse  10:9  sein  Handek- 
gewicht, d.  i.  die  Mine  von  672  Gr. 

Noch  im  zweiten  Jahrhundert  v.  Chr.  hatte  sich  diese  pbOnikiscbe 
Mine  in  Sidon  erhalten ,  nur  dafs  sie  damals,  wie  die  griechische  AuT- 
schrift  besagt,  als  Doppehnine  aufgefabt  wurde.!)  Das  Gewichtstück, 
welchem  wir  diese  Kunde  Terdanken,  wiegt  678  Gr.,  stellt  also  fast 
genau  den  ursprünglichen  Normalbetrag  dar. 

Die  ältesten  Münzen  der  Insel  Agina  ($  24, 1)  bezeugen  für  die- 
selbe Mine  ein  Gewicht  von  685  bis  670  Gramm. 

Vor  Solon  hat  in  Athen  äginaisches  Gewicht  gegolten,  welches 
auch  später  noch  als  Handelsgewicht  sich  erhielt  ($  19, 9).  Die  attische 
Handelsmine  {ifiTtofix:^  (xvS)  entsprach  dem  jüngeren  aginaiscben 
Münzgewichte  ($  24,4);  aufserdem  aber  hatte  sich  die  Tradition  des 
altflginäischen  Gewichtes  noch  deutlich  erhalten.  Denn  ein  Zuschlag 
von  12  Solonischen  Drachmen  sollte  beim  Abwägen  zur  Handekmine 
in  die  Wagschale  gelegt  werden  ($  19, 10),  und  so  erhielt  man  eine 
Mine  im  Gewichte  von  150  Solonischen  Drachmen  *»  655  Gr.,  d.  i.  die 
altaginaische  Mine  in  einem  nur  wenig  abgeminderten  Betrage.^) 

Aber  nicht  blofs  durch  die  jüngere  Sginaische  oder  attische  Han«- 
delsmine  nebst  dem  Zuschiagsgewichte  wurde  die  altäginäische  Hine 
dargestellt,  sondern  auch  durch  eigene  Gewichtstücke.  Ja  es  scheint, 
dafs  die  kfiftoQix^  fivä  Solons,  welche  dieser  offenbar  zum  alleinigen 
Handelsgewichte  machen  wollte,  im  Laufe  der  Zeiten  wieder  zurückge- 
treten ist  gegen  das  altere  pbOnikiscbe  Gewicht  Wenigstens  stellen 
weit  mehr  noch  erhaltene  C^wichtstücke  die  altäginäische,  als  die  So* 
lonisch-äginaiscbe  Mine  dar.  Ein  zu  Athen  aufgefundenes  Bleigewicht, 
durch  die  Aufschrift  bezeichnet  ab  'halbe  Mine  der  Harktmeister\ 
wiegt  335,4  Gr.>),  ergiebt  also  für  die  altflginaische  Mine  670,8  Gr^ 
d.  i.  so  gut  wie  genau  das  Normalgewicht.  Daran  schliefsen  sich  andere 
teils  ganze  teils  halbe  Minengewichte,  welche  für  die  Hine  665  bis 

1)  S.  oben  S.  417  Anm.  1. 

2)  Auch  das  entsprecheode  Talent  hat,  wie  oben  (§  19, 10)  gezei^  wurde» 
eine  gesetiliche  Regdung  erfahren.  Wenn  zu  1  Handeistalent  5  HanddsBinea 
als  Zuschlag  aufgelegt  wurden,  so  war  damit  das  altigin&ische  Talent  auf  39,17 
Kilogr.  heutigen  Gewichtes,  und  die  Mine  auf  653  Gr.  geseilt  Die  geriage 
Differenz  beruhte  lediglich  auf  dem  Streben  nach  Abrundung. 

3)  M.  Pinder  in  den  Beitragen  sur  älteren  Münzkunde  herausgeg.  too  Piader 
und  Friedlaender  I  S.  64  f.,  Brandis  S.  599,  R.  Schillbach  De  ponderibus  tliqaot 
antiquis  Graecis  et  Romanis  in  den  Annali  deli*  Instituto  archeol.  1865  p.  199 
Nr.  35.  Die  Aufschrift  ist  zu  erganzen  zu  HhWiß^vatot^)  ArOPANO0u»r).  VergL 
Schillbach  p.  186  f.,  A.  S.  Murray  Greek  weighU  in  tbe  British  Moseum  im 
Mumism.  chron.  1868  p.  69. 


i4«,i,2.  Ä6INA.   EDBÖA.  547 

645  Gr.  ergeben  O9  also  mehr  dem  durch  Solon  festgeaetzten  Beü^ge 
«eh  DllherD. 

Die  Haute  des  letstereo  Betrages  stdlt  nuD  wiederum  genau  das 
römische  Pftmd  dar  (§  20,  5).  Wenn  wir  ako  in  Italien  noch  in  der 
Kaserzeit  eine  Mine  vorfinden ,  welche  gleich  2  römischen  Pfund  ist 
(%  57, 4),  so  erkennen  wir  darin  sofort  die  alttfginflische  Mine. 

Auch  nach  Etrurien  ist  dieses  phOnikische  Handelsgewicht  in 
frflhesten  Zeiten  gedrungen.  Das  älteste  uns  bekannte  etrurische 
Hitnzsystem  bezeugt  mit  einer  überraschenden  Genauigkeit  als  Gewicht 
der  Mine  Kupfers  672  Gr.^)  Spttter  ist  statt  der  Mine  die  Hfilfte,  d.  i. 
das  etrurische  Pfund,  ttbHch  geworden,  welches  dann  mit  dem  römi- 
schen zusammenfiel  (§  57,  9). 

Die  jüngere  äginäisdie  Mine  oder  Solonische  Handelsmine  ist, 
aufser  in  dem  früher  besprochenen  Viertelminengewichte  (§  19, 1 1,  U), 
TieUeicht  noch  erhalten  in  einigen  anderen  Teilstücken ,  welche  auf 
ein  Effektivgewicht  von  697  bis  580  Gr.  für  die  ganze  Mine  führen,  s) 

2.  Im  achten  und  siebenten  Jahrhundert  v.  Chr.  nahmen  Chalkis 
und  Eretria  auf  Euböa  eine  hervorragende  Stellung  unter  den  ioni- 

1)  Die  hierher  sehörigeo  Gewich tsiücke  siod:  eine  halbe  Mine  in  Würfel- 
form hn  Gew.  von  332,24  Gr.  (Murray  a.  a.  0.  p.  70  Nr.  147),  eine  ganze  Mine  mit 
Anfscbrift  MNA  ArOP{atßCfn»v),  im  Gew.  von  645,08  Gr.  (ebenda  p.  69  Nr.  122), 
ein  Bleigewicht  des  Berliner  Museums  im  Gew.  von  643  Gr.  (Schillbach  p.  196 
Nr.  32).  Unterwichtig  sind  ausgebracht  eine  Mine  von  632,64  Gr.  (Murray  p.  69 
Nr.  123)  and  ein  Zwölftel  einer  schweren  Mine  (ebenda  p.72  Nr.  08),  entsprecaend 
einer  leichten  Mine  von  635  Gr.  Ein  anderes  Minengewicht  (ebenda  p.  70  Nr.  139) 
wiegt  in  seinem  jetzigen  Zustande  60S,8  Gr.;  es  hat  aber  ursprünglich  eine 
eiserne  Handhabe  gehabt,  von  welcher  nur  noch  die  Ansitze  Torbanden  sind. 
Es  kann  also  ohne  Bedenken  das  Tollstandige  Gewichtstück  dem  ali&ginäischen 
Systeme  zugeteilt  werden.  Nicht  etwa  hierher  zu  rechnen  ist  die  Doppelmine 
bei  Schillbach  p.  179.  204  Nr.  69,  im  Gewichte  von  1310  Gr.  Sie  ist  verstümmelt 
und  bat  ursprünglich  etwa  1560  Gr.  betragen.  Yergl.  $  19, 11,  VII. 

2)  Das  Goldstück  im  Gewichte  von  4,67  Gr.  mit  der  Aufschrift  XX  ist  das 
Wertäqoiyalent  von  20  Kupfergewicbten,  welche  zusammen  2S80mal  so  schwer 
•ein  müssen  als  Jenes  Goldstück.  Daraus  ergiebt  sieb  eine  Knpfermine  Ten 
672  Gr.  Der  Terbältnismäfsig  etwas  niedriger  ausgebrachte  Silberstater  von 
22,5  Gr.,  ebenfalls  mit  dem  Wertzeichen  XX  versehen,  führt  auf  ein  Kupferpfund 
von  324  Gr.  und  indirekt  auf  eine  Mine  yon  648  Gr.   S.  das  Nähere  unten  f  57, 9. 

3)  Ein  Gewiehtstück  des  Museums  des  Louvre,  welches  von  Ägina  stammt, 
wiegt  59,70  Gr.,  ergiebt  mithüi,  als  Dekadrachmoa  aufgefafst,  eine  Mine  von 
597  Gr.  Dem  entspricht  genau  ein  Pentadrachmon  von  Kyzikos  im  Gew.  von 
29,80  Gr.  (ein  anderes  kyzikenisches  Gewicht  von  18,70  Gr.  ist  wahrscheinlich 
m  Tridrachmon).  Ein  Hemimnäon,  welches  vielleicht  nach  Melos  gehüft.  wiegt 
292,30  Gr.^  Vergl.  A.  de  Longp^er  in  den  Annaii  deir  Institnto  archeoJ.  1847 
p.  ^6  f.  346,  der  jedoch  über  das  System,  welchan  diese  Gewichte  luzuteileD 
sind,  sich  nicht  Sufsert  Die  unten  (§  59,  3)  zu  erwähnenden,  aus  GraUien 
stammenden  Gewichtstücke  scheinen  der  babylonischen,  nicht  der  agin&ischen, 
Mine  zozngehüren. 

35» 


548  GBttCmgCHB  DMELN.  f  M.  U 

achen  G«iiieittdeii  KleÖMmoB  «Mi  dkr  IiimIb  «ilI)  Mil  ihren  Kolo- 
DieeD  besetzten  sie  die  thrakischen  Landzungen;  spater  deiaten  sich 
ihre  AnsMhingieB  nadi  Sicilini  und  Dntcrilslien  aei.  Ihr  fiandelsrer- 
fcehr  reichte  weil  nach  dem  Wetlts,  und  beBoaders  war  es  evMsdns 
Kupfer,  welches  eie  nach  KlewasieB,  Thrakieo,  Sicilien  und  itafan 
ausführten,  die  Prodnkte  jener  Lfinder  dafür  eintauacheoid.  So  strdmie 
das  Gold  des  Orients,  das  WeiTsgoM  Lydieas,  das  Silber  des  chilki- 
tischen  Berglandes,  mit  deseen  Gewinnung  mehr  ab  dreifsig  Stadtt, 
alles  Kotonieen  Ton  ChaHm,  beachäftigt  waren,  anf  EubOa  losammeo. 

Zuerat  in  diesem  blübenden  Handdseeotrum  isl  allem  AoscheiM 
nadi  das  Silber  auf  altbabylonisches  Geldgewicht  ausgemtazt  worden.') 
Zwar  scheint  der  Silberprägung  auf  EubOa  und  in  einigen  tob  ifaii 
abhängigen  PUtzen  die  Ausrnfinzung  von  Elektron,  ebenfalls  nach 
Goldgewicht,  vorausgegangen  zu  sein;  aber  eben  dieser  Umstand  legt 
mit  dafthr  Zeugnis  ab,  dafs  frttkzeitig  das  Goldgewicht  auf  dw  Säber 
übertragen  war.  Denn  wo  immer  in  den  Anfilngen  griechisch -klein- 
asiatischen  Mttnzwesens  Elektron  geprägt  worden  ist,  bat  das  Silber- 
gewicht zu  Grunde  gelegen,  da  ja  das  erstere  bei  gleichem  Gewichte 
allemal  den  zehnfachen  Wert  des  Silbers  darstellen  sollte  (§  23,  5). 

Wir  nennen  nun  euboischen  Fufs  diejenige  eigenUUnlicbe 
griechische  Wahrung,  welche  zuerst  das  babylonische  Goldgewicht  «if 
das  Silber  übertrug  und  mithin  alle  drei  Müozmetalle,  einschlie&lich 
des  Elektrons,  na^  gleidiem  Gewichte  beraafs. 

Mit  der  Schöpfung  dieser  Währung,  welche  in  das  achte  Mir- 
hundert  ftllt,  abo  bereits  bestand,  ehe  die  ersten  Münzen  geschbgsn 
wurden,  war  eine  an  sich  zwar  geringe,  immerhin  aber  merkUcfae  Er- 
höbung  des  Gewichtes  für  Elektron  und  Silber  verbunden.  An  SteUe 
des  schweren  babylonischen  Goldstaters  von  16,8  Gr.  trat  ein  Elektron* 
stater  von  1743  Gr.,  und  was  in  Gold  ein  leichter  Stater  von  8,4  Gr. 
war,  das  vnirde  in  Elektron  und  später  in  Silber  ansgebcacht  ds  M* 
dracbmon  von  8^0  bis  Bfib  Gramm.^    Diese  Effektivgewichte  eat- 

1)  B.y.  Hetd  Bfetrelogioal  netes  ob  the  «ndent  decbram  coins  im  Nmaisai. 
ehron.  1875  p.  271  ff.,  M.  Bancher  Getdiicbte  des  Altertknms  ¥•  S.  460C 

2)  E.  Gortins  im  Hermes  X  S.  223  f.  weist  aach,  dali  dss  babsrle«8cheG«U- 
taleni  Ac  Beaennung  'euboisch^  vor  4em  IdantiseheB  Kriege  (Bade  4e8  S.  JaM-) 
erbtltea  ktben  mufi^  und  i^h  v«nmtlkii  GkaUds  inemt  das  GaMgewicfct  anf 
das  Silber  flbeitragea  habe. 

S)  lead  a.a.O.  ^278f.,  P.  Lambroa  in  der  Beriiacr  Zeitachr.  f.  Ni    ' 
hnlMor-r 


1876  S.  217  f.,  hnlMor-Blamer  Die  euböisehe  Siiberwfthnuig  hi  den 
riditta  der  BerUner  Akad.  1881  S.  661  ff,  derselbe  U  syattee  mon^ 
qne  im  Annuaire  de  nomism.  1882  p.  89  ff.  Die  MaximaigewiGbCe  der 


$49,2.  EUBOIfiCBBS  OBWIQHV.  54» 

8|Hrediett  fatH  geiia«  der  voA  Soloa  fttr  Aäfeeii<  eiD^tthrteti  Norm 
(846,12)- 

BubwclMfl  ttsd  MtbokeB  Gewicht  «ild  dto  idantiBcht  and  die 
eoboiMheii  Takttte,  toa  denen  4ben  die  Rede  m^tt  (i  25, 5)»  befceichden 
dMdbe  Crewicht  dem  Ursprünge  nach,  weklMe  in  Bändel  und  Wendel 
soDM  ab  atUeebcs  GtvrkM  gtlU 

Die  noch  erhaltenen  Silbennümen  der  enboitcben  demeinden 
Karystee»  ChaUtis  und  Eretria  ecbeinen  nkbt  über  dae  Ende  des  6.  Jahr« 
boddortg  zurttckinreichen.i)  Gewib  bat  es  auch  altere  gegehean;  aber 
auch  abgesehen  hierron  darf  ab  sicher  geUen,  d$A  nadi  demselben 
Gewidite,  nach  welchem  Elektren  gemOnst,  auch  l^ber  gewogen  wurdet, 
Bdthin  jedenfalls  seit  Mitte  des  7.  Jahrhunderts,  wen*  nicht  schon  früher. 

Über  die  ProTinziafanünzen  des  athenischen  Staates,  von  denen 
m  Teil  auf  EukOa  geschlagen  zu  sein  scheint,  ist  früher  gesprochen^ 
wwden  (§  27, 2X 

Die  doppelte  Thatsaehe,  dab  schon  in  früher  Zeit  das  Goldgewicht: 
aaf  das  Silber  ttbertragen,  dabei  aber  das  Gewieht  des  Silbers  und 
lailhiii  auth  dee  Elckftreos  um  ein  weniges  erhöbt  wurde,  erklärt  sich 
wohl  am  einfochsten  aus  der  Wertgkichung,  welche  auf  dem  kleinen 
Gsidtaleate  ton  3  GoldsUteren  berobt  (§  20, 5).  Diesem  stand  sow^ 
eis  Silbergewicht  Ton  7&  Drachmen  ab  ein  Kupfergewicbt  von  288 
leichten  Minen  oder  italischen  Pfunden  an  Wert  gleich.  Das  Sechs- 
vndneumigstcl  des  Gddstaters,  d.  i.  in  der  attischen  Prägung  der 
Achleküralos  in  Gold,  entsprach  mithin  nach  euboischer  Währung  an 
Wert  dem  Pfunde  Kupfers,  und  wenn  man  den  Silberobolos  ebenfalls 
in  Aditel  zerlegt  —  wobei  es  nicht  ¥#n  Belang  ist,  dab  diese  Achtel 
wegen  ihrer  Kleinheit  nicht  mehr  in  Silber,  sondern  in  Kupfer  darge- 
stellt wut^en  — ,  so  kommen  auf  das  G<iUtaleot  3600  Aohtebbolen 
Silbers,  deren  jeder  nahem  dem  Zwölftel  des  italischen  Pfundes  ent* 
spricht« 

bt  die  früher  gesetste  Wertgieichnng  einer  leichten  Mine  von 
75  attischen  Drachmen  mit  dem  kleinen  Goldtalente  richtig,  so  steht 
das  Gold  zum  Silber,  wenn  man  genau  gleiches  Gewicht  veraussetzt, 

Sflbemigmig  sind  nach  hnhoe^Blinier:  Dldnclinu)n  von  Karyslts  S^  Gr.,  von 
GhaüdiB  8,50  Gr.,  Britiel  des  Torigea  (nach  attisober  BescbhnMg  vn^tLftolor) 
y^  GMiris  2,88  Or.,  entsprechend  dnem  Giyuntftcke  v«a  8,64  Gr^  TegadracK- 
noD  TOD  Eretria  17,45  Gr.,  IHdrachmoe  8,50  Gr.,  Draehne  4,28  Gr.  Über  die 
eoboische  ^^ahning  in  den  Städten  der  GhalkiAke,  insbesondere  aber  ein  Tetra- 
drK^iBon  ¥on  Olynth,  welches  auf  das  bobe  Gewiebt  von  17,68  Gr.  ansgebracht 
itt,  vergl.  Head  im  Numism.  chros.  1878  p.  85  IT. 

1)  laihooMkitter  Moaatsber.  8. 657. 661^-664,  Annnalre  ^  »1.  e&-e9. 


560  CmgCHISGHB  INSBLN.  §  4S,  i 

in  dem  WertverfaAltnu  toh  12^2 : 1  (9  90, 5);  Der  attischeD  Drachme 
entspricht  die  euboische  Drachme  Silbers;  neben  den  SilbermOnien 
dieses  Fuises  ciriralierten  aber  im  siebenten  und  sedisten  Jahiiuindert 
nicht  Goldstaiere  eoboisofaeii,  sondern  babylonisdien  Fuises,  oder  mit 
anderen  Worten,  die  Gewichtserhöbong  wir  nur  beim  Silber,  noch 
nicht  aber  beim  Gold  eingetreten.  Nun  ergeben  3  babylonische  GoU- 
statere  oder  spatere  Dareiken  von  je  8,4  Gr.,  verglichen  mit  75  Drach- 
men erhöhten  euboischen  Silbergewichtes  von  je  4,36  Gr.,  gerade  dag 
Wertverhaltnis  13:1,  d.  h.  das  Gold  war  nach  ältester  euboiscber 
Wahrung  gegen  Silber  TQioxaideKaütaaiov  gerechnet,  wie  Herodot 
sagt  (S  45,  6).  Wir  darfett  also  wohl  annehmen ,  dals  das  euboische 
Silbergewicht  diejenige  Modifikation  des  babylonischen  Goldgewichtes 
darstellte,  welche  für  griechische  Verhältnisse  und  für  den  Verkdir 
mit  dem  Westen  den  Kurs  des  Goldes  zum  Silber  in  der  geeignetsten 
Weise  regelte.  Denn  zunächst  änderte  man  das  überkommene  Torder* 
asiatische  Wertvertiältnis  nur  unmerkUch  0;  spXter  aber,  ab  auch  das 
Gold  auf  den  erhöhten  euboischen  Silberfufe  ausgebracht  wurde,  saik 
der  normale  Kurs  des  Goldes  etwas  mdir,  namüch  von  13:1  aaf 
12Vs  :  I9  und  dies  ist  das  Verhältnis,  welches  wir  wahrscheinlich  in 
der  MUnzordnung  Philipps  11  von  Makedonien,  sicher  bald  darauf  im 
Reiche  der  Ptolemder  und  einige  Jahrhunderte  später  unter  den  römi» 
sehen  Kaisern  yorftnden.') 

Eine  Geschichte  des  Ursprungs  und  der  Verbreitung  der  euboischen 
Währung  zu  schreiben  ist  Tielleicbt  nach  den  bis  jetzt  Torliegendea 
MateriaUen  noch  nicht  mögMch;  immerhin  aber  möge  auf  diese  Auf- 
gabe als  eine  solche  hingewiesen  werden ,  deren  Lösung  dringend  za 
wünschen  ist  Beachtenswerte  Gesichtspunkte  bietet  Brandis  in  der 
Darstellung  verschiedener  Reihen  von  kleinasiatischen,  besond«^  l;ki- 
sehen  SilbermOnzen ,  deren  Eigentümlichkeit  ebensowohl  in  der  Er- 
höhung des  ursprünglichen  Goldgewichtes  als  in  einer  bestimmten 
Kursgleichung  mit  dem  persischen  Dareikos  liegt')  Aufserdem  werden, 


1)  Die  Dififereoi  zwischen  den  Yerhiltaisien  l$Vs :  1  and  13 : 1  ist  so  fein, 
dafs  die  Frage  nahe  lieft ,  wie  sie  aberhanpt  in  concreto  dargesldlt  weiiea 
konnte.  Die  Antwort  gd^t  ans  der  anderwirts  nachgewiesenen  ThatwMhe  her» 
vor,  dafo  die  sogenannte  ahiginaiacbe  Mine  von  672  Gr.  «■  153'^  Diieham 
(Wertverhaltnis  137»  •'  U  «piter  anf  655  Gr.  —  150  Drachmen  (^TertTerhiltus 
1^3 : 1)  herabgesetzt  worden  ist  VergL  (  20,  5.  24, 1.  48, 1. 

2)  Yerg).  §  3t,  4.  54,  2.  38,  2. 

3)  Brandis  S.  151  f.  Das  lykische  Silberstfick  von  9,89  Gr.,  welches  lidi 
in  einem  Silberetater  euboischen  Gewichtes  von  8,7  Gr.  wie  10 : 9  verhilt,  scheint 
nach  dem  WertverhIHnis  13V» '  1  ^n  Zwölftel  des  Dareikos  gegolten  za  haben. 


148.13.  EUBOISGHES  GEWICHT.    SAMOS.  551 

um  TOD  anderem  zu  schweigen,  die  korinthische  Silberpiügung,  die 
sicilischen  und  ilaUschen  Währungen ,  soweit  sie  dem  attischen ,  d.  i. 
euboischeUf  Münzgewichte  folgen ,  ja  auch  die  Pi*agungen  Ton  Kyrene 
und  Karthago  in  den  Kreis  dieser  Untersuchung  zu  ziehen  sein. 

üakaidv  yo^taixa^EqBTqiiwv  wird,  wie  Kirchhoff  vermutet,  in 
einer  attischen  Inschrift  aus  dem  4.  Jahre  der  87.  Olympiade  (429/8) 
erwähnt  0  Das  Evßolxbv  vQpiiafxa  wird  nach  einer  jüngeren  Quelle 
einem  Orte  Eubüa  in  Argolis  zugewiesen,  ein  Irrtum,  der  mit  der  Sage 
über  die  Goldprägung  Pheidons  zvsanunenhängt.^} 

3.  Samos.  Die  samische  Elle  war  nach  dem  Zeugnisse  Herodots 
(2, 168)  der  ägyptischen  gleich.  Da  in  Ägypten  zwei  Ellenmalse,  das 
sogenannte  königliche  und  ein  anderes  kleineres,  neben  einander  in 
Gdbrauch  waren  (§  41, 1.  2),  so  fragte  es  sich,  welches  von  beiden 
Herodot  als  ^lyv/cziog  mjxvg  bezeichnet  habe.  Die  Entscheidung  zu 
Gunsten  des  größeren  Hafsstabes,  welche  schon  früher  aus  mannig- 
fachen Gründen  wahrscheinlich  war,  wurde  aufser  Zweifel  gesetzt 
dorch  die  jüngsten  Ausgrabungen  einiger  Reste  des  alten,  nächst  der 
Stadt  Samos  gelegenen  Heräon.^)  Dieses  Heiligtum,  das  grülste,  wel- 
ches Herodot  kannte  4),  ist  durchaus  nach  einer  Elle  erbaut  worden, 
welche  etwas  über  524  Millim.  betrugt),  also  mit  der  ägyptischen 
Königselle  identisch  war.  Indem  nun  diese  Elle,  deren  frühzeitige  Ein* 
fähning  ungezwungen  durch  den  phöniJkischen  Handelsverkehr  sich 
erklärt,  zu  einem  griechischen  Mafse  wurde,  entwickelte  sie  aus  sich 
heraus  als  Betrag  von  2  Dritteilen  einen  Fufs,  welcher  in  weit  späterer 
Zeit  unter  dem  Namen  des  Philetärischen  erscheint  ($  50, 1).  Aulser- 
dem  aber  kannten  die  Samier,  wie  am  Heräon  ebenfalls  nachweisbar  ' 
ist,  einen  kleineren  Fufs  von  314,5  Millim.,  der  zu  der  samisch-ägyp- 
tischen  Elle  sich  wie  3  :  5  verhielt  ^),  mithin  kein  anderer  ist  als  jener 
Fu(s,  welcher  als  Zweidrittehnafs  der  gemeingriechischen  Elle  zugehört 
(§  8,  3.  46,  2).    Da  nun  aber  Herodot  nach  der  gemeingriechischen 

1)  G.  I.  Atüc  I  Nr.  208  p.  9t.  93  vergl.  mit  p.  243. 

2)  Eiymol.  M.  unter  dem  Worte.   VergL  §  25,  6.  46, 19. 

3)  S.  das  Nähere  in  meiner  Abhandlung  über  'die  Ma/se  des  Heraion  zu 
Samos  und  einiger  anderen  Tempel*,  Arcbäol.  Zeitung  XXXIX,  1881,  S.  97(r. 

4)  Herod.  3, 60.  Vergl.  meine  Scbrift  'Heraion  und  Artemision,  zwei  Tempel- 
btttten  loniens',  Berlin  1881,  S.  6  ff.  35  f. 

5)  Arcbäol.  Zeitung  XXXIX  S.  99. 

6)  Vergl.  H.  Witüch  ArchäoL  Zeitunff  XV,  1857,  S.  97  f..  meine  Abhandlung 
ebenda  XUIX  S.  107  f.  Die  von  Wittich  zuerst  aufgestellte  Annahme,  dau 
<&e8er  Tuta  beim  Heräon  von  Samos  angewendet  worden  ist,  bleibt  gesichert, 
mag  nun  der  Tempel  7  oder  8  Säulen  (Tergl.  über  die  letztere  Zahl  W.  Ddrpfeld 
Arcbäol.  Zeitung  XXXIX  S.  263)  in  der  Front  gehabt  haben. 


562  cmiECBlSOBe  mSELN.  |4i.i4. 

Ette  die  kttnigücM  p^k^rische  bMütettit  ($  8,  S.  45, 1),  WekSt«  Hi^t^hs 
ali8  dei*  blAiylotii§eh«ii  tth^MtH  M,  M>  kttbtien  Wit*  letztetie  ^ttiA  Stttkt 
ttüt  def  Mnhdik-^fjpü^hetk  t^ifleicheti.  Ürsprünpdi  w^ü^  bdde 
Mafse  etiiflfld^  ^teidi,  *l^r  %te  falAtteü  Sich  schon  tot  llek'odots  Zeiten 
Mal  Mtemifzktt,  mt)  t*^ar  «rs^hdiM  die  babylötiheh-pefsiM^  Elle 
MeM  tA  ekieM  etwas  boliet-eti  ßetrligi^ ,  wflhl'efitl  die  ^Miiübbe  ttm  eia 
Wettfg^s  kleitier  ist  tis  die  a^pti^he.  GehM  wir  mib  äud  tdü  dem 
9iMiiftc%eti,  ttm  HeWHOft  beobachteten  Pa&e  Ubd  definieren  danach  dea 
fiiTQiog  nijxvg  Heriodöte  2U  471,7  ffiinm.,  so  leitet  sith  itafatts  nach 
deM  vm  RenHlot  gejgebelieh  VerhfiltniB  8 :  d  eitie  Mnigfidbe  pertische 
EMe  Ton  581  MiUhn.  hby  wistcbe  die  sumiscfa^^^tiscfae  mi  ^^  Ddttylos 
übei'Mgte.  If^odot  wühlte  also  ittt  BestimnniDg  der  sami^lien  tUk 
ilMel*t)eti  beiden  ifato  bekunnteta  orienll9iIisclieti  Maften,  öerwt)hl  gmnSfe 
der  Übetüeferteing  ris  nach  dem  effektiten  Betrage,  die  ägyptische 
KtttoigseHe  aus,  während  dientn  ein  weniges  grtfsere  peitsche  oto* 
b^ytonische  Elle  mit  der  än^  ihr  abgeleiteten  gemeingriecUscben  in 
Vergleich  gestettt  wurde. 

fak  seiner  Mantprigung  folgte  Samos  dem  pfaonikisichen  Pobe 
(f  18, 4).  Das  Tetrtidk^aelmion  kam  anfangs  auf  etwa  13,3  Or. ,  spSto* 
nach  dem  Vorgänge  der  sorgVäHigeren  rikodisciien  Pfttgung  (§  48, 11) 
anf  i5,4B  6r.  aus.  Obelen  in  Öilber  und  Rupfermonzen  führen  da$ 
md  des  den  Samiem  etgentnteliehen  Schiflfles,  der  a&ßoivä,  woron 
diese  Hunden  seH)St  so  be2^hnet  Wtirden.^) 

4.  Als  HMdeldgewiobt  War  fn  Ghios  die  leichte  t)äbytoAisehe 
Mitte  Hblieh,  defren  normalek'  Betnsg  (g  42, 15)  durch  eiü  chiisches 
Doppehninettgewicfat  von  1124,1  G^.  noch  mit  ehiem  kleinen  Über- 
stihulse  dtil^esten  Wird.  Bin  anderes  Gewidit,  der  AoßN^htfft  nach 
eine  Mine,  wiegt  nut*  547  Oh,  bleibt  also  hinter  der  Norm  {*i^  500  Gr.) 
efwi»  isüHiek.3)  Dem  leüst^en  niedrigeren  Fufse  folgte  auch  fenedes, 
wie  ^  von  di^^er  Ibsel  herrMi^endes  Hatbrnineitgewicht  zcSgt^ 

1)  Pkt.  Perikl.  26,  Snidas  Saulw  6  drjfn>s,  Bfaadrs  S.  331-^3)4. 

2)  YewL  A.  de  LoiKpMer  in  den  Annali  deil*  Itrstit  archeol.  1S47  p.  334 
346,  Met^oS.  Mript  1  f.  m,  Brandts  S.  154  f. 

d)  K  Bdiillbseh  miu«g  sor  griechlsehen  Gewiehtssknade,  Beriih  187t,  S.  13. 
Das  6ewi«bt  betrSgt  2t2,l  Gr.,  inhrt  also  atrf  ehie  Mine  Von  &44,i  Gr.  Aach 
eine  Halbmine  Ton  Lampsakos,  beaehriebea  toa  Loagperier  a.  a.  0.  p.  338, 
scheint  hierher  zu  gehören.  Dieselbe  ist  nSihlidi  iritht  nrit  ibrtta  eff^ktlreil  Ge- 
wkhie  WM  ^90.2  Gt.  (oder  290,9  aadi  fimtKÜs  S.  155),  sondem  nach  Altfechamig 
eines  nftehlHigftch  aagelQgten  Hettkels  att  15^20  Gr.  diedri]^  elazttsfelfteli, 
woaach  Brahdift  eine  Mine  rön  545  Gr.  beredmet  Efaien  Detrag  iwisehen  5^3 
utod  533  Gr.,  also  hn  Mmd  543  Gr.,  ergebea  ftr  die  babylonisehe  Mine  TcR- 
gewichte  Ton  Smyma  fS  5*5,  7,  H). 


9ift>4-  GHIOS.  658 

hl  speittem  Httnzw^^eh  sthlöl^  ikb  Chios  tunät^hst  «d^  uü  die 
kkittdälatl^he  PrS^tig  Hfl,  ukid  4i^  gleichztitige  AusprSgübg  too  GtM, 
Elektron  und  Sflber  macht  es  wahrscheinlich,  dafs  At  WshlDflg^teN 
MttnSsse  dmn  kteina^ätischeti  lÜttd^sydtem  des  7.  und  6.  Jahrhunderts 
^f^r^en,  itrie  es  sim  deutlicteten  im  lydi^cheti  Reiche  hefvt>rtrftt.^) 
Dds  Oiohl  mit  dem  Mäxtmalgetvfchte  V6n  16,6  Gr.  rar  den  sehwek^u 
Stater^)  ibigi  genau  def  bäb}l(yaiseheti  Notm  (9  42, 15).  Auf  dieses 
Goldstflck  gehen  gemMls  demsefben  Systeme  15  Statere  phOnikischer 
Währung  im  Normalgewiefate  Vön  14,93  6f.  H  43,  i).  Atis  Gründen, 
welche  tooth  tM  erörtetm  sind,  tmrde  deir  Statcf  von  Chios,  de^seti 
PrJgting  bis  itt  Bareros*  Zeitett  xurftckreicht,  big  m  !54!9  Gf.^),  ja  die 
aodi  ifhj^ten  Halb^tatera  bis  tn  7,97  Gr.  ausgebracht,  einem  Ganzstücke 
ton  15,94  Gr.  entspreehend.^  2ehn  solche  Statere  gahen  nach  klein^ 
adatischei'  Währung  gleich  einem  Elektronstater  des^lben  Pnfses; 
I«lzt«t%r  aber  %it,  soweit  sich  ttadi  den  noch  erhaltenen  Hünien  ur-^ 
teilen  läfst,  yerhältnismäfsig  niedriger  ausgebracht  worden  als  Gold 
und  Silber;  denn  das  Ihatsächliche  Gewicht  geht  nicht  über  14,60 Gr. &) 
Hiernach  lassen  die  Währungsverhältnisse  sich  annähernd  bereohnen. 
Wsren  nämlich  Elektron  und  Silber  genau  auf  den  dem  Golde  ent- 
sprcdiendeii  Fufs  vom  14,93  Gr«  gescbbge«  werden,  so  wäre  damit  das 
normale  Werlvef hähni*  Von  GoM  ru  Silber  zu  Elektron  ^s**  13 1^ .-  lo :  1 
ausgedrückt  gewesen;  da  aber  die  ElektrMi-  und  Siibergewichte  ab- 
weichen, sö  eUttrtckelt  öich  aus  tief  WeMgleichung 

1  GoUstater  v«n  16,8  Gr.  ^  IVi  Elektroastater  yon  14,6  Gr. 
:^  15  Sflberstatere  von  15,5  Gr. 
zwischen  Gold  und  EHektron  das  WertverbäUnis  13,04 :  10,  zwischen 
GeM  ttnd  SHfcer  18,S4 : 1 ,  zwischen  Elektron  und  l^ber  10,62 : 1. 
Diese  für  Gold  und  Elektron  ungemein  günstigen,  mithin  für  das 
Silber  Ungttttatigen  Wertterfaättnisse,  müssen  sich  spSIter,  seitdem  das 
attSsdie  Münzwesen  seinen  fiinflufe  übte,  2um  Vorteile  des  Silbers  ver- 


t)  Vergl.  ob€fil  §  23,  ft,  Bfanais  p.  1T5. 


,  Berechnet  titth  dewi  Sechstel  von  t^ö  6f.  bei  Äraadls  S.  4W,    Dte 
sehwertrte  bisher  bekannte  'GsotstihA  -wUifti  mir  t6»te  ^r. 

5  Vefg!.  Brandls  S.  171.  381.  400.  mt  hi  der  ersten  IVriode,  welche 
mom  Tör  Bareias  ^etkt,  gesellen  sich  den  flaTb^tateren  Drittd  von  2,60  Gr. 
zo.  Oe^n  Bade  dieser  Periode  trHt  das  Oatnstack  von  15,29  Gr.  nebst  einem 
Viertel  von  3.81  Gr.  ein.  Da  letzteres  als  Drachme  zu  betrachten  ist,  so  galt 
8«ftAMn  di^  Ftater  als  Tettadra<;hmoa. 

4)  BrMdis  S.  172.  400. 

5)  Berechnet  nach  dem  Viertel  ton  B,'65  Gr.  bei  Bfsndis  S.  400.  Die  schwersten 
()«ftsUI[cl:e  wiegen  nnr  14,06  Gr.  rHead  Im  Ifnmfsm.  ehron.  fB75  n.  264)  und 
14,0^  (&r.  (Btandis  5.  396). 


654  GRIECmSGHE  INSELN.  §  48.  i. 

schoben  haben.  Der  Elektroostater  kam  aoCser  Eure;  der  GoldsUter 
kann,  soweit  er  leidliches  Korn  behielt  0»  kaum  Ober  12  Silbenstatere 
gestanden  haben.  2) 

Das  Teiiiflltnismäfeig  höhere  Gewicht  der  chüscben  SilbermOnie 
erklärt  sich  ungezwungen  aus  der  Berührung  mit  dem  aginSiscben 
MUnzfurse,  welcher  nicht  nur  über  einen  groben  Teil  des  griechisches 
Festlandes,  sondern  auch  über  die  Inseln  verbreitet  war,^)  Vier  Silber- 
statere  von  15,5  Gr.  sind  an  Gewicht  genau  gleich  fünf  äginftischen 
Stateren  von  12,4  Gr. ^),  ein  chiischer  Silberstater  ist  also  V4«<ler 
aginäischen  Mine  und  hiefs  daher  in  der  Zeit  des  peloponnesischen 
Krieges  Tecaa^cmooTri  XLa.^)  Eine  andere  Bezeichnung  chiotischea 
Geldes,  die  von  Xenophon  erwähnte  nevradqa^la^^  bezieht  sich 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  die  Tarifierung  nach  der  damak 
herrschenden  attischen  Währung.^)  Denn  da  das  äginäische  (ield  gegen 
attisches  nach  dem  Verhältnis  von  4 :  3  geschätzt  wurde  (§  24,  3),  so 


1)  Bei  weitem  die  meisten  der  von  Brandis  S.  400  sasammengestellten 
MüDzen  phokaischen  Fufses  siod  aos  blassem  Golde  geschlagen,  also  voran»- 
sichtlich  stark  legiert 

2)  Die  häufigste  Goldmünze,  das  Sechstel  tod  2,80  Gr.,  wörde  danach  gleich 
2  chüscben  Silberstateren  gegolten  haben.  Auf  den  Dareikos  kommen  nach 
demselben  Verhftltnisse  6  Silberstatere,  d.  i.  gemifs  der  unten  zu  entwidMlBdea 
Gleichung  20  attische  Drachmen  Silbers,  d.  i.  der  normale  Kurs  nach  Solons 
System. 

3)  Brandis  S.  122,  und  vergl.  oben  §  24,  2. 

4)  Hierbei  ist  der  Silberstater  von  Gbios,  wie  bereits  vorher,  mit  Rfiekadit 
auf  das  hohe  Gewicht  der  Halbstücke,  etwas  über  das  Effektivgewicht  des 
schwersten  Ganzstückes  angesetzt  worden,  wahrend  für  den  äginüschen  SCater 
das  §  24;  2  ermittelte  Gewicht  genommen  ist.  Will  man  den  ersteren  Wert 
niedriger  wählen,  \o  ist  entsprechend  an  das  Normalgewicht  des  aginaisches 
Staters  -» 12,1  Gr.  zu  erinnern  (§  24, 4).  Das  Verhältnis  5  : 4  zwischen  chüsdief 
und  äginaischer  Münze,  welches  Brandis  S.  122  f.  nachgewiesen  hat,  bleibt  also 
jedenfalls  gesichert.  Vergl.  auch  Fleckeisens  Jahrbücher  1867  S.  536  und  obea 
S.  198.  Hnssey  Essay  on  the  ancient  weights  p.  73  deutete  zuerst  die  Ta«va- 
Doxoctai  als  Vierzigstel  der  Mine,  Mommsen  S.  17  (Traduct  Blacas  1  p.  20) 
führte  sie  auf  die  attische  Bline  zurück.  Doch  steht  dieser  Erklärung  die 
Thatsache  entgegen,  dafs  Gbios  keine  babylonischen  Statere  zu  10,9  Gr.  (so  Tiel 
beträgt  1  Vierzigstel  der  attischen  Mine),  sondern  nur  Statere  phünikiseheii 
Fufses,  und  zwar  in  der  ersten  Münzperioue  nebst  Hälften  und  Sechsteln,  später 
nebst  Viertehi  oder  Dradunen  geschlagen  hat  (Brandis  S.  400  f.  332. 465  Q* 

5)  Thuk^d.  8, 101 :  6  3i  MivSa^e  ip  rovxtp  moU  aiix  r^  Xiov  xAf  J2ci#- 
noppfjaüav  rtja£  —  XaßSrraQ  na{fa  tcay  Xlofv  t^Zb  rtaca^aoto^rai  imtmx9S 
Xias  u.  8.  w.  Je  3  Vierzigstel  entsprechen  nach  unserer  Erklärung  den  Werte 
von  10  attischen  Drachmen. 

6)  Hellen.  1,  6,  12:  Xa^top  8i  vavra  inalpos  ftai  iu  Xiov  nmnaifojt/Umf 
inoaxa^  t&p  ravrt^  i^/>oiuuFdfuros  inXavir»  u.  s.  w.  Dieser  Beirag  ist  £e 
Hälfte  des  in  voriger  Anmerkung  angeführten. 

7)  Brandis  &  123  sieht  in  der  nevroB^xi^a  eine  Rechnungsmünze  nack 
äginaischer  Währung,  mithin  das  Äquivalent  von  2  chiischen  Vierzigstdn. 


M8,4-«.  GHIOS.   DSLOS.   KERKYRA.  555 

hatte  ein  SUberstater  von  Cbios,  weil  er  gleich  1 V4  dgiDäischen  Stateren 
galt,  den  Wert  von  l^s  attischen  Didraehmen  oder  20  Obolen,  und 
anderefBeits  waren  5  attische  Dradimen,  d.  i.  eine  fcerrad^axfila^ 
gleich  1  Vs  chiischen  Stateren,  d.  i.  gleich  6  einzdnen  Drachmen,  dem 
damals  gewOhnlidien  Courant  von  Chios.^)  Zu  diesem  Kurse  konnte 
das  chiische  Geld  auch  neben  dem  attischen  Silber,  welches  den  ganzen 
Verkehr  beherrschte,  in  Geltung  sich  erhalten.  Denn  5  attische  Drach* 
men  wiegen  21,83  Gr.,  6  chiische  Drachmen  aber  22,86  Gr.;  die  parti- 
kulare Manze  hatte  mitbin  ein  mSifsiges  Übergewicht  über  den  ent* 
sprechenden  Wertbetrag  attischen  Geldes. 

Die  chiische  Drachme  gehört  demselben  Systeme  an  wie  die  BiUnze 
der  Ptolemfl^  in  Ägypten.  Auch  dort  ist  die  Landesdrachme  zur  atti- 
schen oder  Alexanderdrachme  wahrscheinlich  in  das  gesetzliche  Wert- 
verhsltnis  von  5 : 6  gebracht  worden  (§  54, 1,  V). 

Nach  dem  effektiven  M ttnzgewichte  ist  der  Stater  oder  das  Vierzigstel 
von  Chios  auf  2  Marie  75  Pf.,  die  Drachme  auf  69  Pf.  anzusetzen.  Nach 
dem  Wertausdrucke  in  attischem  Courant  sind  6  chiische  Drachmen 
oder  eine  TtevradQoxfila  gleich  3  H.  93  Pf.«  mithin  1  Drachme  gleich 
65,5  Pf.,  1  Stater  oder  Vierzigstel  gleich  2  M.  62  Pf. 

5.  Del 08.  Die  ddische  Drachme  wird  von  dem  anonymen  Alexan- 
driner^ der  rhodischen  Drachme  gleichgestellt,  über  welche  weiter 
unten  zu  sprechen  sein  wird  (§  48, 11). 

6.  Kerkyra.  Auf  eine  ftlteste  Elektronprägung  nach  euboischem 
Fufse^)  folgte  gegen  Anfang  des  sechsten  Jahrhunderts  die  Silberprägung 
nach  äginäischem  Fufse,  welche  nach  nicht  zu  langer  Zeit  durch  die 
etwas  niedrigere  Währung  des  babylonischen  Silberstaters  abgelöst 
wurde.  4) 

Sowohl  dieser  Wechsel  der  Währungen  als  die  Handelsbeziehungen 
Kerkyras  machen  es  erklärlich,  dafs  verschiedene  Gewichte  dort  üblich 

1)  Nach  Brtndis  S.  382  ist  die  chiische  Drachme  (vergl.  oben  S.  553  Anm.  3) 
Ton  Dareios  ab  bis  zam  Ende  des  5.  Jahrhunderts  die  Haupt-  und  vieUeicbt  die 
ODzige  GoorantBianze  gewesen. 

2)  Traktat  trtM^  üxa&fnw  bei  de  Lagarde  Symmicta  1  S.  168,  3S,  Metrol. 
wript  n  p.  41.  143,  22. 

3)  Head  im  Numism.  cfaron.  1875  p.  273  und  chronologische  Tafel  hinter 
^  207.  Erhalten  sind  aus  dieser  Periode  eia  schwerer  Stater  von  17,43  Gr. 
(«  269  engl.  Grains)  and  ein  leichter  Stater  von  8,62  Gr.  (<—  133,1). 

4)  Brandts  S.  129  f.  147.  273.  Der  schwerste  Stater  der  älteren  Reihe  wiegt 
1 137  Gr.,  zeigt  also  ein  knappes  äginäisches  Gewicht.  Die  Jüngere  Reihe  des 
mylonisdien  Silberetaters  beginnt  mit  einem  Maximalgewichte  von  11,0  Gr.  — 
^^0fKv^atb«  tfTOT^M  werden  erwihnt  in  der  Inschrift  G.  1.  Attic.  ed.  Kirchhoff 
l  Nr.  223  vergl.  mit  p.  93>». 


566  OMfiGUBGU  IMELlf.  f  4ft.«.7. 


gewesen  sim).  Ein  Brontegcrwitlit  ton  226^08  €rr.  stdlt  gemäta  i 
AilAM^krifl  ^n  ton  im  Bfarkuneteleni  gtprofles  Gewicht  von  40  Dradn 
m^n  dar  9;  wir  ertiaheii  miüiiii  eifte  kerkyriiiohe  Drachme  vob  5,67} 
Gf.  und  «ine  Hifie  von  567  Gr.  Der  eBtapv^hende  Stator  wflrde 
11,85  Gr*  wiegen;  es  aeheint  alae  seit  der  ältesten  SBberpragvng  igi* 
daieehes  Gewiebt  nadi  etwas  abgeminderteoi  Betrage  In  Oettnng  ge- 
büehen  m  sein.^  Ein  anderes  Brontemcnrament  wiegt  194^  Gr.  imd 
Stent  genafs  der  Anfsdwift  75  Drachmen  dar  s);  wir  erhalten  denmaeh 
eine  Drachme  von  111,59  nnd  eine  Wne  Ton  269  Gr.,  weteh  letzten 
etwas  schwerer  ist  als  die  Halfle  der  Mehlen  knni^ichca  Mine  in 
Nermalgewichte  von  504  Gr.  <9  42, 10).  Ein  drittes  Brensegnwicht, 
weidies  ehien  Defekt  an  haben  scheint,  wiegt  120,53  Gr.«)  nnd  kennls 
als  Vierlei  der  leichten  königlichen  Mine  angesehen  werden.  Unsicher 
ist  die  Zuordnung  eines  mit  1(11  bemchneten  Blrigewiditoe  ven  82,94 
Gr.  nnd  zw^r  fileigewiehie  nnt  eiaemen  fihndfaaben  vnn  609,1  und 
381,45  Gr.») 

7.  Kreta.  Von  Philostratos^O  werden  alsWeinmafe  afufoq&^ 
öl  hc  K(fi^trig  offenbar  mit  dem  Nebengedanken  erwähnt,  daA  dies 
ein  grOfseres  Mafs  sei  als  das  sonst  üMidie  attische.  Der  Gedanke  an 
agintisches  Mafs  hegt  um  so  näier,  je  wahrscheinlicher  ihe  Vemmtuag 
ist,  dafs  die  ersten  An()Mge  des  sogenannten  aginkiscken,  d.  i.  ah- 
peloponnesischen  Systems  aus  Kreta  kerrcAren  (9  46  S.  524). 

Sicheriidh  war  der  Mttnafufis  ttgtealsch.   Dies  bezeugt  Dosiadas^ 

1)  G.  Wschsmuth  im  Rheinischen  Mus.  XVm  (1863)  S.  556  nach  Mastoxjfis 
(rerg).  ebenda  S.  5S7).  I>le  Gewichte  dieses  und  der  fotgesden  Montmeite  aiiid 
in  englisehen  todns  angeseben,  «h!  twor  das  des  i^blgen  z«  3603  Grai]i& 

2)  Vergl.  oben  §  48, 1  a.  £.  Weniger  wahrscheinlich  dfirfte  die  AnoabiDe 
sein,  dafs  hier  babylonisches  Silbergewicht  in  etwas  erhöhtem  Betrage  vorHegt; 
deaa  die  kabyleniseh«  Mine  Silkers  im  Normdffewiclile  ron  MO  Qr.  <|  42,  IS) 
erscheint  in  spaterer  Zeit  meistens  nm  ein  merkliches  herahgegaDgen. 

3)  Nach  Mustoxydis  a.  a.  0.  3000  Grains.  Als  2ahlbezeicnniing  Ist  ange- 
geben FIBBn. 

4)  Gewicht  1800  Gnrtna.  Ifnstoxydlt  siaimt  einen  Tatest  von  üb  Grain» 
-«  3,ea  Gramm  an. 

5)  Doch  ist  klar,  dafe  das  Gewicht  von  82,94  Gf.  («»  ISM  Gr«hi8|  mmm 
des  Yiertel  des  Stfidkes  von  aSl,4»  Gr.  {»^  5115)  beViigt.  Bie  AofiKkrift  Uli 
auf  dem  ersteren  wird  also  wohl  als  'A  zu  deuten  sein.  Ob  Wie  $e  dem  Gsih- 
sttkke  die  Hilfle  der  altSginäiaeheo  Mine  (f  48, 1)  oder  «twa  thiea  henbge» 
gangeaen  Betrag  der  attiseh-rtaiiseheii  Mi«e  dar  KaAscneit  <§  32, 1)  haben,  diHlt 
schwer  zu  entscheidee  sein.  Vergl.  die  Übersteht  der  Gewichte  in  Tab.  Xn. 
Eatfich  das  GewIchtstOck  ten  6e9,t  Gr.  <^  $400)  kdantc  far  eine  etwas  »iek- 
licke  IgfnfiiscKe  Bfline  gelten. 

6)  Heroic  p.  289  der  grdfeeren  oder  p.  tao,  22  der  kkhieKn  Aufgabe  von 
Kaiser. 

7)  Bei  Alben.  4  p.  143  B. 


141.8.  KRCTA.  KYFROa.  657 

und  b«»tllligeii  die  Mao^an,  welche  in  den  früberea  R^b«»  d«9  nprmrie 
Igistiidie  Gewicht  (§  7A,  4)  vpU  oder  aoiKiherod  zeigen.  0  SpHtor  i|t 
der  lbtiizfiij&  merklich  gesunken  und,  wie  auf  Kypros  und  Kiei^^yrf) 
sur  Wtfhrang  de«  babylonischen  Silber^Uters  Übergegangen.') 

8.  Kypros«  Das  System  der  Hohlm^fse  war  eng  mit  dem 
pUmikiiohen  und  babylonischen  verwandt,  zeigte  jedoch  in  dem 
HaupUnafee  eine  Eigentümlichkeit,  we|(^e  von  hohem  Interesse  Cor 
d»  YensUUidnii  des  tf hündischen  Systems  ist  l^9ch  Epipbanios  niimbch 
Imb  das  grorse  Getreidemars  ftvwf^  und  xerfiel  in  10  Untfrabteilwi- 
gen,  welche  Epq>hanios  kyprische  Modien  nennt  und  w  je  17  rOmi- 
sehen  Sextaren  mm  9«30  Litcur  baitimmt.^)  Nehmen  wir  das  Naiä  von 
17  Sextaren  sechsfach,  so  erbalten  wir  den  Betrag  d^  persiscben 
Artake^)  und  erkennen  ferner  in  dem  kyprischen  Modins  ein  dem 
groben  Hin  des  Epiphanios  (S.  450)  entsprechendes  Mab,  d,  i.  das 
Doppelle  der  persischen  Addiic  (§  45, 4)  oder  des  h^ligen  Hin  des  Epir 
ph^nios,  Daoach  definieren  wir  nun  weiter  den  ursprOngUchen  Betrag 
dieses  kyprischen  Modius  auf  IS  babylonische  Sechzigstel  (§  42, 7. 8) 
«9,09  Liter,  und  erhalten  somit  für  die  Mnasis  das  normale  Mafs  von 


1)  MMumsea  S.  46  (Tradoct  Blaoas  I  p.  M),  Brandis  8.  ISl.  303,  Imhoof- 
Blvuer  io  den  Mooatfber. der  Berliaer  Akad.  lS8t  S.  657  (aäheree  Ausweis  werden 
desselben  ^Moonaies  grecques'  geben,  deren  YeröflenÜichviDff  durch  die  f[.  Akad. 
der  Wissensch.  in  Amsterdam  fBr  das  J.  t683  in  Aussicht  steht).  Nach  Imhoof- 
Bhimer  gehi&ren  alle  alten  Münzen  aginitsehea  Gewichtes,  welehe  frfiher  Älr 
euboiscbe  Prägungen  gehalten  wurdea,  der  Insel  Kreta,  und  zwar,  ibrtr 
Mehrzahl  nach,  Gortyna  an. 

2)  MomiBsen  a.  a.  0.,  Brandis  6. 273.  Die  in  der  Kaiseneit  erwIbBte  Insd- 
drachnie  (|  48, 12)  bezieht  Mommaen  apf  kretisches  Gauraat  berabgegangeq^ 
igioäiscben  und  babyionischen  Fufses. 

S)  Epiph.  nt^i  ftHQtov  nal  0ra&/id>p  (de  Lagarde  Symm.  II  S.  17S,  Metroi. 
»cript.  1  p.  261, 61;  (ivß^H^  %9iwv  Ttaifa  Svn^e  Mr^Ufn  x«i  na^*  iXI^s 
fd^Wiv,  »ial  8s  Biiia  fiodtot  clrov  ^  xoi&mv  us  rov  rtSv  9Aca  ptcU  inxa 
b^w  naoa  Kvn^iots  /w8toy.  Die  Zahl  iäna,  welche  ich  anstatt  der  früheren 
Volgata  «eoi  (so  auch  G.  Dindorf  in  Epiphanii  opera  lY,  1  p.  26,  2S)  hergestellt 
habe,  ist  gesichert  dnreh  rwei  aadere  Redaktionen  der  Swift  des  ^iphanios 
(VetroL  Script.  I  p.  2?!,  t2.  274, 1)  und  darch  die  lateinische  Übersetzung  (ebenda 
U  p.  tOO,  19),  sodafs  weder  aiHOiri  bei  JU^arde  Synun.  n  S,  176,  19  nach  a< 
ebenda  1  S*  2  t  t»  A,  11  richtig  sein  können.  Aufeer  der  Foria  /^ra#^ff  ist  W  £pi- 
»baaies  auch  fwv^^iis  aberliefert  (Piadoff  ».  a,  0.  praef.  p.  ^Y,  Metrol  soript« 
'  P-  291,  6),  und  ans  der  syrischen  Transscriptioa  ist  sowohl  9uf  eiae  Form 
iumatif  aU  auf  vmam  au  s^efi^n  ()4igMe  au  $vmai,  U  S,  l7fL  16).  Oafs 
t^{9  deo  Griephe«  als  Feminiaum  galt,  geht  aus  BtetroL  9^pt.  I  p.  273, 26 
oervor,  und  dagegen  darf  nicht  etwa  die  Form  fiavaarjg  angeführt  werden,  4e 
dieselbe,  wie  auch  das  Syrische  zeigt,  nur  statt  /»«ro^^  yeiaebriebea  i9t. 

4)  Vergl  «afMr  |  4(>,  3  auch  §  42, 1«.  ^.  U,  53, 16  i^ «.  nad  Tab.  XX. 
Anf  den  Ziuiammeobang  des  Mafaes  von  t7  Mediep  mit  der  A^rtabe  wies  a«e»t 
^.  Christ  in  Fleckeisens  Jahrbachern  1865  S.  456  Aam.  15  h|n. 


558  GRIECHISGHE  INSELN.  f  M,  s. 

90,9  Liter.  Es  war  dies  also  eia  grober  fiidifivog,  wie  er  aach  io  der 
Oberlieferung  bezeichoet  wird  Oi  den  grOfeten  unter  den  griechiBcheD 
Medimnen ,  den  flginflischen ,  noch  merklich  übersteigend.^  Das  mag 
wohl  auch  dazu  geführt  haben ,  dafe  man  ihm  ein  klein»^  Mab  zur 
Seite  setzte.  Denn  der  Medimnos,  so  fllhrt  Epiphanios  fort,  sei  bei  den 
Kypriern  von  Terschiedenem  Gehalte;  bei  den  Bewohnern  von  Sabflus 
oder  (wie  es  zu  Epiphanios'  Zeit  hiefs)  Konsiantia  gebe  es  einen  Me- 
dimnos von  5  Modien ,  bei  den  Paphiem  einen  sdchen  von  4  ^/s  Me- 
dien. <)  Da  nun  Hesychios  fivaalov  durch  iiixqov  ri  difiidififot 
erklart,  so  steht  es  wohl  aufeer  Zweifel,  dals  die  5  Modien,  welche 
Epiphanios  auf  den  salaminischen  Medimnos  redmet,  identisch  8104 
mit  jenen  Modien  von  17  Sextaren,  deren  10  auf  die  Mnasis  gehen, 
oder  mit  anderen  Worten ,  dafe  der  salaminische  Medimnos  die  Hllfte 
der  Mnasis  ist^)  Dies  mufste  besonders  erörtert  werden,  weil  aller- 
dings der  paphische  Medimnos,  welcher  dem  sicilischen  Medimnos 
gleichgesteUt  vrird,  vermutlich  in  4V2  gröfsere  Modien  zerfiel,  wdche 
aus  dem  phOnikischen  Saton  hergeleitet  waren  und  spflter  zu  21 V» 
Sextaren  bestimmt  wurden  (§  56, 2). 

Denken  wir  uns  nun  in  die  Zeit  zurück,  wo  die  kyprischen  Hobt- 
mafse  noch  nicht  nach  den  attisch -römischen  reguliert  waren,  so 
finden  mr  zunächst  in  Paphos  die  persische  Artabe  im  Betrage  voo 
472  phönikischen  Sata  oder  108  babylonischen  Sechzigsteln  »=54,56 
Liter. &)  Dafs  daneben  auch  die  Einteilung  des  Medimnos  in  6  kyprisdie 
Modien  den  Paphiem  bekannt  war,  ist  kaum  zu  bezweifeln,  und  es 
schliefst  sich  daran  die  weitere  Vermutung,  dafs  auch  andere  duodeci- 
male  Teile,  ähnlich  wie  im  persischen  Systeme  (S.  481  f.),  übfich  waren. 

Aufserdem  ist  uns  für  Kypros  überhaupt,  und  insbesondere  fdr 
Salamis,  das  System  der  Mnasis  bezeugt,  welches  wir  zunächst  übe^ 
sichtlich  zusammenstellen : 


1)  Metro).  Script  I  p.  273, 26:  nt^l  firaci9oe  ^  fieBi/trcv^  p.  261, 4:  formgli 
rj  ftJduivoe  (so  auch  Dindorf  a.  a.  0.;  doch  ist  an  letsterer  Stefle  ual  die  haad- 
schriftlich  besser  beglaubigte  Lesart). 

2)  Die  kyprische  Mnasis  hielt  180,  der  igin&ische  Medimnos  144  bahr- 
Ionische  Sechzigstel;  beide  MaGse  Terhielten  sich  also  tu  einander  wie  5:4.  & 
der  persischen  Artabe  und  mithin  auch  zu  dem  Sgin&ischen  Metretea  (Tab.  XX) 
Terhielt  sich  die  Mnasis,  wie  aus  d*em  obigen  unmittelbar  herTorgehf,  wie  5 :  ^ 

3)  MetroL  script.  I  p.  261,  4.  271, 14,  ü  p.  101,  3,  de  Lagarde  Syiam.  U 
S.  176,  20. 

4)  Vergl.  Christ  a.  a.  0.  ^^ 

5)  "Wenn  der  paphische  Medimnos,  wie  aus  Epiphanios  herroraagehai 
scheint,  später  dem  sicilisch- attischen  gleichaesteilt  wurde,  so  kam  er  damit 
auf  den  etwas  niedrigeren  Betrag  Ton  52,53  Liter. 


{48,8.  KYPRISGHES  HOHLMASS.  559 

Secfasigstel  "*«' 

180      90,9      Blnasis 1 

90      45,46    Salaminischer  Medimnos     ....     21 

18        9,09    Kyprischer  Hodius 10    5  1 

9        4,55    HUlfte  desselben  (persische  Addlx  oder 

agintischer  Cbus) 20  10  2  1 

3        1,515  Sechzigstel  der  Mnasis  (agin.  Choinix)  60  30  6  3. 

In  dem  Worte  jtivaalg  oder  fiavaalg  liegt  yermatlich  eine  inner- 
liche Verwandtschaft  mit  mäneh,  fxvä,  d.  i.  SeohzigstelJ)  Auch  in 
dem  kyprischen  Worte  werden  wir  eine  Beziehung  zur  Sechzigzahl  zu 
suchen  haben.  War  die  Mnasis  dem  Ursprünge  des  Wortes  nach  viel- 
leicht der  Sossos,  d.  i.  das  Sechzigfache,  ihrer  Mine?  Dann  war  das 
Sechzigstel  oder  die  Mine  nichts  anderes  als  die  spätere  äginäische 
Choinix  (§  46, 8. 9),  und  wenn  wir  auch  dem  salaminischen  Medimnos 
ein  eigenes  Sechzigstel  an  die  Seite  stellen ,  so  war  dieses  gleich  dem 
agin&ischen  Dikotylon  oder  1^2  babylonischen  Sechzigsteln.  Wir  wür- 
den also  hier  im  kyprischen  Systeme  zuerst  die  Umbildung  des  baby- 
loBisehen  Sechzigstels  zu  dem  anderthalbfachen  Mafse,  welches  für  das 
ägmSische  System  charakteristisch  ist,  vor  uns  haben.  Dafs  femer  der 
kyprische  Modius  gerade  das  Doppelte  des  ftginäischen  Chus  enthielt, 
dafs  das  Zehntel  des  salaoninischen  Medimnos  dem  Chus  gleich  war, 
endlich  dafs  der  paphische  Medimnos  ttbereinstinunte  mit  dem  ägi- 
näischen  Metretes,  das  alles  darf  wohl  nicht  f(lr  zufälliges  Zusammen- 
treffen gelten. 

Die  Beziehungen  zum  babylonisch-phOnikischen  Systeme  sind  zum 
Teil  schon  erwähnt  worden.  Hinzuzufügen  ist  noch,  dafs  die  Mnasis 
das  Dreifache  des  babylonischen  Maris  (§  42, 7.  8)  darstellt.  Das  Ton 
uns  angenommene  Sechzigstel  der  Mnasis  erscheint  als  konkretes  Mafs, 
aofser  im  äginäischen,  auch  in  dem  poutischen  Systeme  (§  50, 6),  und 
das  ebenfalls  vorausgesetzte  Sechzigstel  des  salaminischen  Medimnos 
verkörpert  sich  in  dem  pontischen  Sextar.^) 

Hesychios  bemerkt  zu  dlTtrvov:  KvTtqioi  (xitqov^  ol  di  ro  '^fni' 
liiii(Avov.^)  Das  Diptyon  war  also  entweder  die  Hälfte  der  Mnasis  und 

1)  Veigl.  S  19,4.  42,  8.  10,  Christ  in  Fleckeisens  Jahrbfichem  1865  S.  440. 

i)  In  f  50,6  wird  nachgewiesen  werden,  dafs  der  den  Pontikern  eigen- 
tMidie  Sextar  urspränglich  Y^o  des  babylonischen  Maris  betragen  hat  Er 
vir  mithin  <»  Viio  Mnasis  i-i  7^  salaminischer  Medimnos. 

3)  Zo  Metrol.  Script  I  p.  816, 14  habe  ich  die  Lesung  Kvnqiav  fiixQov  vor- 
geschlagen. 


560  Gmmscm  mwa.  f  ^  i 

somit  identisch  mit  dem  salaminischen  Medimnos,  oder  es  bild^  was 
nach  dem  Wortlaute  der  Glosse  auch  möglich  ist,  seinerseits  die  Hllfte 
des  salaminischen  Medimnos  und  enthielt  2^/i  kyprisehe  Modien  « 
22,73  Liter. 

Auf  kyprischen  Vaseninschriflen  erscheinen  als  MadbeDenattogeD 
ka-to,  d.  i.  xadog,  und  ko-to,  Tielleicht  soviel  als  TunvXrj.^) 

Die  Gewichts-  und  Wfihrungsverhflitnisse  bedürfeD noch 
weiterer  Aufklärung.  Aus  der  Bronzetafel  von  Idalion  geht  herror,  dals 
die  BauptrechBUftgwamiiie,  wie  allgeMein  in  V^rderaaleB  mdGne- 
ebenland,  das  Talent  war^  welches  iA  tteliiuiQ  und,  wie  es  schabt, 
Sbfkel  MtfieL«)  hmc  ftÜMvg,  offenbar  ursprOngiich  Benridmui 
eines  Gewichtes,  indet  als  ftecfanungaBunme  bei  Hesyehlas')  aidä 
weniger  ak  vier  Ferachiedenß  BestimBiungen,  nimlich  su  12*10,1 
und  6  Minen.  Die  Zahlenreihe  12,  8,  6  acbeint  eine  allmäblidw  S^ 
duklion  dieser  Rechnimgssumme  darzustellen;  betreffs  der  ZiUlt 
liegt  die  gleiche  AnBabme  nahe;  doch  ist  es  auch  mOgKch,  dilidtf' 
selbe  Talent  teils  in  10  fteihmg  m  6  MiiiM,  taib  in  6Mlkm^ 
10  Minen  eingeteilt  wurde.  <) 

Auf  die  Mtinzen  von  Kypros  einzugehen  ist  hier  nicht  te  Ort 
Die  «Iteste  PrOgung  scheint  den  ttgintfischeft  Fube  sich  aiigeiGUsMi 
zu  haben  ^);  doch  bat  diese  Wahrung  sich  frtthseitig  mit  der  mtwmt 
oiedrigereo  des  babylonischen  Silberstaters  genuecht,  wekhe  das 
allgemein  sich  verbreitete.  <^) 


1)  R.  Nenbaner  in  den  *Gommentationes  in  honorem  Th.  MowMeai  m^ 
m^\  Berlin  1877,  p.  m,  18.  ^  ^,- 

2)  H.  L.  Ahrens  Zo  d^n  kyprischen  Inschriften,  Philologns  XXXY,  S.66ln 
Th.  Bergk  in  Fleckelsens  Jahrb.  18T8  8.  5t8  ff.  Letiterer  Best  in  KeHe  16  ^ 
Halisckta  lotphrift,  wo  Akrm  aach  Hesyohio»  Sffvtrm  d,  i,  igaMßih  ^^^*^ 
hattf,  vielmehr  t#«,  d  j,  htnii^vs  ■—  C^^f  oder  Shekel. 

3)  unter  niXexve  nnd  ^fUTtiXexicov,  Ober  dieselben  Benennangen  bii  low^ 
vergl.  oben  S.  128  Aubl  I. 

4)  Dies  vermqtet  Bergl^  ^  a.  Q.  $,  519.  Außerdem  8cbl?i^  er  die  ViAa- 
Scheidung  eines  schweren  kyprischen  Gewichtstalentes  von  6  nilintts  oder 
3600  Shekeln  und  eines  jQnfferen  Gold-  und  SllbevtflMtes  von  18  mih^  " 
je  300  Sh*eln  vor,  4«4e«&Ui  bafu  4a«  MtiuUJeal  ^m  SMuü  00^ 
nnd  war  eUi  Silbertalent,  sei  es  nun  babybnischer  oder  Ijnnal^cher  Wikm^- 

5)  Braadis  S.  129.  132.  203.  360  A 

6)  Derselbe  S.  142  f.  360 ff.  Nur  die  Wahmng  des  babyloniscbM  SUUr^ 
staters  IjMsea  ftr  ICynrw  gcltw  Mompaen  S,  W-  ^4  (TradndL  6)ai.  I  p,  1».  «l^ 
und  B.  VL  Um  im  Äowiw,  chron,  Jl  (iS7i)  p,  i  fc  --  <l*er  d|t  PW«  7 
griechisuhen  Ednige  a^f  Kyproa  ist,  aiMser  aul  Bjrandis,  an  verwela^f^f 
V.  Saliet  in  der  Berliner  T^iacbr.  fOr  N4W«m.  1S75  S.  130  ff.  DeraeQM  ^ 
Jabfg.  1^13  S.  184  weist  die  Aanabme  einer  PtoIenOascben  Goldprlgnaa  «aC  W^ 
znrflck.   über  die  Ptolemaische  Silberpragung  auf  Kypros  handelt  C.  W.  nnv 


148,9-11.  LESB08.   NAXOS.   RHODOS.  (^1 

9.  Lesbos.  Bei  dem  Dichter  Alkäos  tod  Mytilene  findet  sich 
oach  PoUux  (4, 169. 10, 113)  als  Hohhnals  der  xvuQog^  bei  Hipponax 
nach  demselben  das  ^fxUvrcifov.  Die  letxtere  Notiz  weist  auf  Klein* 
asien  hin.  Aller  Wahrscheinlicbkeit  nach  war  der  lesbische  Kypros 
nicht  verschieden  yon  dem  gleichnamigen  pontischen  Mafse  und  ebenso, 
wie  jenes,  phOnikischen  Ursprui^s  (§  50, 6).  Vermutlich  wurde  auch 
in  Pontos  der  halbe  Kypros,  welchen  Ejuphanios  nur  mit  dem  allge- 
mänen  Namen  fi6d$og  bezeichnet,  '^fiinvrcQov  genannt. 

Einen  xvTtQog  erwtthnt  auch  Hesychios,  ohne  jedoch,  aufser  der 
Erklärung  piixqot  amiQiov^  Näheres  Ober  seinen  Ursprung  oder  sei- 
nen Beirag  anzugeben.  Eine  Beziehung  zur  Insel  Kypros  scheint  dieses 
Hoblmals  nicht  zu  haben,  da  die  dortigen  Hc^mafse,  soweit  sie  uns 
bekannt,  einem  abweichenden  Systeme  angeboren  ($  48,  8). 

10.  Zwei  inNaxos  aufgefundene  Gewichtstacke ^  zeigen,  dab 
dort  ein  aus  der  schweren  königlichen  Mine  abgeleitetes  Handelsge- 
wicht, wie  in  Athen  (S  19,  11,  V),  üblich  war.  Das  eine  Monument^ 
trägt  als  Zeichen  die  Amphora  und  ist  den  athenischen  Drittehninen- 
stacken  dieser  Gattung  (S.  140)  ähnUch;  doch  ist  sein  Gewicht  weit 
niedriger,  weil  es  nicht  unversehrt  erhalten  ist  Das  andere  Stück,  mit 
derSchiHkröte  und  der  Aufschrift  TETAPTH  bezeichnet  >),  fuhrt  auf 
eine  Mine  von  944  Gr.,  welcher  eine  athenische  Mine  von  979  bis  unter 
900  Gr.  entspricht  (S.  140  f.). 

11.  Die  günstige  Lage  der  Insel  Rhodos,  ihr  blühender  Handel 
und  zeitweise  ihr  poUlischer  Einflufs  machen  es  erklärlich,  dafs  die  Ge- 
schichte des  rhodischen  Münzwesens  im  kleinen  ein  Abbild  der  Ent- 
Wickelung  des  gesamten  vorderasiatischen  und  griechischen  Münz- 
wesens bietet.^)  Da  es  zu  weit  führen  würde,  auf  die  Darstellung  dieser 
Geschichte  einzugeben,  so  begnügen  wir  uns  mit  dem  Hinweis,  dafs 

1o  der  Wiener  Namism.  Zeitschr.  1  (1869)  S.  216  ff.    Beitrage  rar  kypriotischen 
Münakande  giebt  0.  Blau  in  der8ell>en  Zeitschr.  V  S.  1  ff. 

1)  R.  ScbUlbach  De  ponderibaa  aliquot  aatiquis  in  den  Annali  deir  Instit. 
ardieol.  1865  p.  198.  200. 

2)  Bei  Scbillbach  Nr.  36^.    Sein  Gewicht  beträgt  1&5,&  Gr. 

3)  Ebenda  Nr.  42.    Beide  Gewichte  sind  von  Blei. 

4)  Nach  Brandia  S.  132  f.  folgte  die  älteste  rhodische  Silberpriiffung,  mit 
einem  Stater  von  11,68  und  einer  Drachme  yon  5,90  Gr.,  dem  äginaischen  Fufee, 
an  deaaen  Stelle  etwa  zur  Zeit  des  Dareios  der  schwere  Stater  phönikischer 
Währung  trat  (§  43,  2.  23,  4).  Daneben  kam  einzeln  und  vorübergehend  noch 
die  Prägung  nach  dem  FuTse  des  medisohen  Siglos  oder  halben  babybnisehen 
Staters  tot  (Brandis  S.  145,  oben  %  45, 7).  Auch  nach  Alexander  setzte  Rhodos 
die  Prägang  nach  phönikischem  FuTse  fort,  und  erst  yerhältnismälsig  spät  sind 
Drachmen  nach  attischem  Fufee  geschlagen  worden  (Brandis  S.  268.  485).  Ober 
die  weite  Verbreitung  des  rhodischen  Fufses  handelt  Brandis  S.  223  f.  382  f. 

Haltcek,  Xetnlogl«.  36 


562  GRIECmSCHC  INSELN.  f4S,ii. 

seit  der  Zeit  der  Perserkriege  bis  lange  nach  Alexander  der  herrschende 
Httnzfufs  in  Rhodos  der  phOnikische  war.  i)  Das  Ganzstttck  im  Maximal- 
gewichte  ron  14,60  Gr.  galt  als  Stater  und  hatte  neben  sich  HälfteD, 
Viertel  und  Achtel,  oder  nach  griechischer  Bezeichnung  Drachmen, 
Triobolen  und  Trihemiobolien.^)  Diese  rhodische  Drachme  im  Effektrr- 
gewicht  von  6,92  Gr. ,  mithin  yerhdtnismXfsig  etwas  niedriger  ans- 
gebracht  als  der  Stater,  wurde  in  der  Zeit  nach  Nero,  wie  aus  einer 
Notiz  des  anonymen  Alexandriners  hervorgeht,  zu  1 V4  römischen  De- 
naren tariflert^)  Damit  stimmt  eine  Inschrift  von  Kibyra  vom  Jahre 
71  n.  Chr.  tiberein,  laut  welcher  die  rhodische  Drachme  den  Kurs  von 
10  Assen,  d.  i.  ^/s  Denar,  hatte.^)  Hier  ist  nämlich  als  ^Pöila  d^ccxfoi 
die  Haute  der  zuerst  erwähnten  Drachme  bezeichnet  In  der  Tliat 
herrscht  in  der  zweiten  Periode  der  rhodischen  Prägung  phOnikischen 
Fufses  ein  SUlck  im  Gewichte  von  3,36  bis  unter  3  Gr.  vor,  nd>en 
welchem  Doppelstücke  von  6,78  Gr.  und  darunter,  sowie  Vierfache 
von  13,77  Gr.  und  darunter,  verhältnismärsig  selten  sind.^)  Esgah 
also  das  Ganzstack  als  Tetradrachmon ,  seine  Hflifte  oder  die  größere 
rhodische  Drachme  als  Didrachmon,  und  das  Viertel  als  Drachme,  d.  h. 
die  Bezeichnung  war  dieselbe  wie  beun  syrischen  und  Ptolemaischen 
Gelde,  welches  derselben  phönikischen  Währung  folgte.  <^)  Solche  leichte 
rhodische  Drachmen  sind  es  wohl  auch,  die  in  einigen  Inschriften  er- 
wähnt werden.*^) 

1)  Brandis  S.  113  f.  138.  480  fL   Vergl.  oben  §  23  S.  178  f. 

2)  Vergl.  das  Münzverzeichnis  bei  Brandis  S.  480  f.  Brandis  selbst  setzt 
S.  112  f.  das  Normalgewicht  des  Ganzstflckes  anf  14,50  Gr.  an.  In  der  ältestes 
syrischen  Silberprägung  stand  es  anf  14,53  Gr.  (§  43,  3). 

3)  Traktat  nt^  cra&ftSv  bei  de  Lagarde  Symm.  I  S.  168, 34:  4>v  Xav&nm 
9i  fu  Hai  xo  tmv  OQax/KOVf  xal  AtytvcUav  'Fo^iav  ra  xai  JriXuotfjy  t$«  nnlf 
fiaüajs  atvat  narranXairiittff  i^anXaaiobv  9i  rijv  vijaMnut^  ovrof  n^fo^ayü^ 
ofUtnriv,  Ähnlich  Metrol.  Script.  I  p.  301.  Das  Ptolemäische  Talent  ist  ToriMf 
in  derselben  Quelle  (Metr.  scr.  I  p.  300, 18,  während  bei  Lagarde  S.  167, 17  üb* 
mögliches  ediert  ist)  auf  V4  des  attischen,  d.  h.  des  römischen  Rechnungstalentet 
(4  32,  1),  mithin  die  Ptolemäische  Drachme  auf  V^  Denar  angesetzt  worden. 
Vergl.  Mommsen  S.  39  (Traduct.  Blac.  I  p.  49  f.),  Brandis  S.  114,  Metrol.  Script 
I  p.  160,  oben  S.  194  Anm.  1. 

4)  C.  I.  Gr.  Nr.  4380  a  (DI  p.  1167):  tov  "Ptofiaiitol  hfvcL^iov  iexvatnrüs 
ia<ra£ta  SexaiS  ^  *Po8Ca  Sqaxfitj  rovtov  tov  ^riyaqUro  icx^»*  hf  Kiftv^  a#v»^ 
^«a  oixcL 

5)  Brandis  S.  481  ff.  Über  die  Teilstücke  dieser  Drachme  yergl.  densdbes, 
aufser  an  der  citierten  Stelle,  auch  S.  343. 

6)  Vergl.  §  23  S.  178,  5  51,  7.  54,  2. 

7)  Die  Inschrift  von  Kibyra  (oben  Anm.  4)  und  einige  andere  MonuBBeole, 
in  denen  die  rhodische  Drachme  erwähnt  wird,  behandelt  Fr.  LenomaDt  in  der 
Revue  numism.  XIII,  1868,  p.  14  ff.  Aus  C.  I.  Gr.  n  Nr.  2334  geht  hervor,  daft 
die  Drachmen  rov  'PoSiov  o^yvQiov  zu  den  Drachmen  von  Tenos  in  einen 


i 


§48,11.12.49,1.  INSELDRAGHME.    MAKEDONIEN.  563 

Etwas  hoher  als  ia  der  iDschrift  von  Kibyra,  Dämlich  zu  s/4  Denar 
oder  12  Assen,  wird  die  rhodische  Drachme  bei  Festustestimmt,  dessen 
Angabe  Tennailich  auf  die  der  Kaiserzeit  vorangehende  Epoche,  etwa 
auf  den  Ausgang  des  sechsten  Jahrhunderts  der  RepubUk,  sich  bezieht  ^) 

12.  Die  Inseldrachme  (vtjaKarirq)  wird  von  dem  anonymen 
Alexandriner  an  der  bereits  angefahrten  Stelle,  wo  er  die  rhodische 
Drachme  mit  IV4  Denar  gleicht,  zu  IVs  Denar  bestimmt 2)  Da  die 
rhodische  Drachme  des  Alexandriners  die  schwere  von  6,92  Gr.  ist, 
so  mufe  die  Inseldrachme,  welche  zu  jener  sich  vrie  6  : 5  verhält,  ein 
Silberstttck  von  mindestens  8,3  Gr.  bezeichnen.  Da  es  sich  aber  um 
eine  Tarifierung  nach  römischer  Reichsmünze  handelt,  so  können  auch 
Stücke  von  einem  noch  höheren  Gewichte  gemeint  sein.  Es  ist  kaum 
zu  bezweifeln,  dafs  es  Didrachmen  von  herabgegangenem  äginäischen 
Fuise  und  Silberstatere  babylonischer  Währung  waren,  welche  im  ersten 
Jahrhundert  der  Kaiserzeit  im  durchschnittlichen  Gewicht  von  kaum 
10  Gr.,  vielleicht  besonders  in  Kreta^),  noch  cirkulierten  und  von  den 
Römern  auf  den  angegebenen,  den  Verhältnissen  nach  nicht  allzu  un- 
günstigen Kurs  gesetzt  wurden. 

S  49.   Makedonien, 

1.  Hohlmafs.  Aristoteles  giebt  die  Quantitäten  von  Futter  und 
Wasser,  die  ein  Elephant  zu  sich  nimmt,  nach  makedonischen 
Medimnen  und  Metretenan.  Dabei  erwähnt  er  auch  ein  eigen- 
tümliches makedonisches  Mafs  für  Flüssiges,  den  fna^igy  den  er  zu 
6  Kotylen,  wahrscheinUch  attischen,  bestimmt.  4)  Leider  giebt  er  nichts 
über  den  Betrag  des  makedonischen  Medimnos  und  Metretes  an.  Falsch 
ist  die  Ansicht  von  Wurm  (p.  126),  dafs  das  makedonische  Mafs  viel 
kleiner  gewesen  sein  müsse  als  das  attische,  weil  nach  dem  letzteren 


gftngtigen  Kurse  standen,  indem  die  Wechsler  bis  105  Drachmen  von  Tenos, 
obgleich  diese  auf  gleichen  Fufs  ausgeprägt  waren,  für  100  rhodische  forderten 
(Mommsen  S.  40  Anm.  120  »  1  p.  51,  Lenormant  a.  a.  0.).  Ebenda  Nr.  2855 
erscheinen  'HBun  (so,  ohne  9^xf*^i)  als  Gewicht  neben  ItiXBidt^^etai  und 
3f«^Mc#.  In  Nr.  2693  e  und  f  werden  verschiedene  Summen  a(mf^iov  'PbBlcv 
Xenrdv  (zuerst  7000,  dann  300  Drachmen  u.  s.  w.)  erwähnt  Nach  Brandis  S.  254 
Anm.  S  nat  die  rhodische  Drachme  auch  in  Halikarnass  (G.  I.  Gr.  Nr.  2656)  die 
Werteinheit  gebildet. 

1)  Festus  p.  359:  Rhodium  et  Gistophorum  (talentum  est)  quatuor  milium 
et  qungentorum  denarium.   VergU  Mommsen  S.  39  f.  (Traduct  Blac  I  p.  50  f.). 

2)  Yergl.  oben  S.  562  mit  Anm.  3. 

3)  Mommsen  S.  47  f.  (Traduct.  Blac.  I  p.  62  f.). 

4)  Bist.  anim.  8,  9  (p.  596«  Bekk.).   Vergl.  Pol!.  4,  168.  10,  184,  Hesychios 
imter  fia^is, 

36* 


564  MAKEDONIEN.  §  49, 1 1 

die  Angaben  dee  Aristoteles  auf  zu  grobe  Quaatitfiten  führen.  Wenn 
Aristoteles  sagt,  ein  Elefant  habe  14  Metreten  Wasser  auf  einmal  ge- 
trunken und  noch  8  dazu  am  Abend,  was  nadi  attischem  Malse  zu- 
sammen 8,67  Hektohter  oder  etwa  12  Vi  prenlsische  EioMr  betragt, 
so  ist  das  keineswegs  zu  nel,  denn  nach  Oken  tranken  Elefanten  im 
Sonuner  bis  an  30  Eimer. i)  Es  ist  also  wohl  möglich,  woftlr  £e 
sonstige  weite  Verbreitung  des  attischen  Hohtanalses  spricht,  dafe  das 
makedonische  Mab  diesem  gleich  war.  Auch  das  darf  nicht  dagegen 
angefahrt  werden ,  dab  Aristoteles  an  einer  andern  Stelle  2)  ein  pei^ 
sisches  Mab  nach  attischen  Medimnen  bestimmt  Auch  beiPoly- 
bios^)  erscheinen  neben  einander  attische  und  sikelische  Medinuen 
als  Bezeichnung  eines  und  desselben  Mabes. 

Ein  Mab  ron  6  Kotylen  ist  V24  des  attischen  Metretes  (§  15, 2). 
Der  makedonische  Maris  betrug  also  das  Doppelte  der  Choinix  des 
Ptolemaischen  Systems  ($  53,  11).  Sdien  wir  ab  von  der  Stdgeraig 
des  Betrags  dar  einzelnen  Mafse  um  1/13,  welche  mit  Solons  Mab- 
ordnung  verknüpft  war  ($  46, 10.  13),  und  lassen  das  attische  Diko- 
tylon  gleich  dem  babylonischen  Sechzigste!  (§  42,  7)  gelten,  so  ^t- 
spricht  gemäb  dem  babylonischen  Systeme  der  makedonische  Maris 
der  äg^näischen  Choinix  ($  46,  8.  9;  Tab.  XX),  und  derselbe  stdh  sich 
ferner  dar  als  V20  des  babylonischen  Maris  (Tab.  XX),  womit  zugleich 
der  Unterschied  dieser  beiden  gldchnamigen  Mabe  erklärt  ist. 

Auch  zu  dem  pontischen  Systeme  der  Hc^mabe  (§  50,  6)  zeigt 
sich  deutlich  eine  verwandtschaftliche  Beziehung.  Der  pontische  Maris 
ist  die  Hälfte  des  gleichnamigen  babylonischen  Mabes;  es  worden  dso 
10  makedonische  Maris  auf  einen  pontischen  Maris  gehen,  und  in  der 
That  finden  wir  im  pontischen  System  ein  Mafs,  welches  Vi«  ^^  ^^^' 
tigen  Maris  darstellt,  nämlich  die  pontische  Choinix.  Diese  war  also, 
.  wie  der  äginäischen  Choinix,  so  auch  dem  makedonischen  Maris  gMch. 

2.  Mttnzfufs.  Die  älteste  Silberprägung  der  makedonjacben 
Könige  reicht  bis  in  das  sechste  Jahrhundert  zurück.  Sie  ging  aus 
von  einem  Ganzstück  von  9,8  Gr.,  welches  neben  sich  Zweidrittelstocke 
oder  äginäische  Drachmen  von  6,1  Gr.  und  Neuntel  von  1,08  bis  0,87  Gr. 
hatte.  ^)  Letzteres  Nominal  ist  zu  betrachten  als  Drittel  einer  Drachme, 
welche  in  der  gleichzeitigen  städtischen  Prägung  Makedoniens  vor- 

1)  Allgem.  Natorgesch.  VII,  AbteU.  2,  S.  1152.  Setsen  wir  tls  Betrag  4« 
hier  bezeichneten  Eimers  nur  ein  übliches  HandoMfe  von  etwa  30  Liter,  so 
ergeben  sich  insgesamt  9  Hektoliter. 

2)  SchoL  zu  Aristoph.  Ach.  108.        3)  S.  unten  {  SO,  2. 
4)  Brandis  S.  211.  537  f.  540. 


f4»,3.  HOHLMASS.   MfiNZFUSS.  565 

kommt  und  nach  3irem  thatsSchlichen  Gewichte  dem  Systeme  des 
babyloniechen  SUb^rstaters  Yon  11,2  Gr.  zugehört  (§  23,  2). 

Unter  Alexander  I  (498—454)  kam  die  phOnikische  Währung  Eur 
Geltung,  welche,  ausgehend  von  der  eben  bezeichneten  Drachme,  d.  i. 
dem  Drittel  des  babylonischen  Staters,  ein  Tetradrachmon  als  Ganz- 
stock  biMete  ($  23,4).  Alexander  I  brachte  das  Doppelte  eines  solchen 
Silberstückes  im  Gewichte  Ton  reichUch  29  Gr.,  und  dazu  HüUten, 
Sechstel  und  Zwölftel  aus.^)  Die  Hälfte,  d.  i.  der  phönikische  Stater, 
wurde  also  hier  ausnahmsweise  nicht  geviertelt,  sondern  gedrittelt. 

Archelaos  (413 — 399)  und  seine  Nachfolger  fllhrten  den  Fufs  des 
babylonischen  Silberstaters  ein,  und  zwar  steht  das  Ganzstück  dieser 
Prägung  regelmäfeig  unter  11  Gr.  und  die  Drachme  oder  das  Drittel 
unter  3  Gr.  Ja  die  Drachme  sinkt  noch  weiter  bis  auf  2  Gr.  und 
darunter.  2) 

Philipp  II  (359—336)  kehrte  wieder  zu  dar  früheren  Tradition 
zurück ,  indem  er  sowohl  die  Drachme  auf  das  ihr  zukommende  volle 
Gewicht  von  3,6  Gr.  brachte'),  als  auch  ein  Ganzstück  von  14,5  Gr. 
schuft),  welches  genau  dem  halben  Gewichte  des  Doppelstaters  Alexan- 
ders I  enisprach.  Ebenso  bemerkenswert  wie  diese  Analogien  sind  die 
Abweichungen  von  Alexanders  Prägung;  denn  unter  jenem  war  die 
Hälfte  seines  Ganzstückes  nur  nach  dem  niedrigen  Fufse  von  etwas 
über  13  Gr.  ausgebracht  ^)  und  diese  Hälfte  gedrittelt  worden,  während 
Philipp  die  frühere  Hälfte  zur  Hauptmünze  machte,  und  ihr  sowohl 


1)  Die  GrolMtficke  wiegeo  19,26  Gr.  (—  7  gro$  47  graim  Mionnet  p.  54), 
29,15  (Qoeipo  p.  150),  29,03  (—  448  Leake  p.  1),  28,97  (^  l-AV/t  Mionnet) 
und  weiter  abwärts  bis  28,45  (^-i  439,1  Northwiek  p.  62).  Das  Normalgewicht 
darf  nicht  unter  29  Gr.  angesetzt  werden.  Dazu  findet  sich  eine  leichter  ge- 
prigte  Hüfte  von  13,07  Gr.  (—  3  •  80  fifionnet)  und  Sechstel  von  4,09  Gr.  (»  77 
Ifkmet),  4,04  (—  62,4  Leake  p.  1),  3,89  («  73V4  Mionnet).  Auch  Zwölftel  von 
1,83  Gr.  {^  28,3  Leike),  nnd  eine  noch  kleinere  Teilmünse  von  1,03  Gr.  («  15,9 
Leake),  vielleicht  ein  Vierandzwanzigstel,  kommen  vor.  Vergl.  auch  Brandis 
S.  118  f.  nnd  dessen  MOnzverzeichnis  S.  541.  Dieser  eigentflmliche  Mönzfofs 
ist  wahrscheinlich  identisch  mit  der  alten  von  Mommsen  S.  18  ff.  (Tradnct  Blac. 
1  p.  21  ff.)  besprochenen  Goldwähmng,  welche  durch  ein  Ganzstfick  von  14,076  Gr. 
nnd  ein  Drittel  von  4,74  Gr.  repräsentiert  wird.  Dieses  Gewicht  ist  auch  ander- 
wärts auf  die  Silberprägung  übergegangen,  und  dabei  in  Makedonien  das  Ganz- 
stAck  auf  den  doppelten  Betrag  ausgebracht  worden. 

2)  S.  das  Mflnzrerzeichnis  bei  Brandis  S.  541  ff. 

3)  Daus  das  Effektivgewicht  der  ältesten  Silberprägungen  nach  phönikischem 
Fafw  diesem  Betrage  nahesteht,  ist  §  23,  4.  43,  3  bemerkt  worden.  Für  die 
Silberprägung  Philipps  0  weist  Brandis  S.  545  als  Maximalgewicht  3,60  Gr.  nach. 

4)  Brandds  S.  250.  382.  544  f.,  Friedlaender  u.  v.  Sallet  Königl.  Mflnzkabinet 
Nr.  354—356. 

5)  Oben  Anm.  1. 


666 


KLEIN  ASIEN. 


f  49. 1  Mt  I. 


das  normale  Gewicht  als  die  regelmftfsige  Teilung  in  Viertel  gab.  Aach 
die  Hälfte  des  Philippischen  Staters  oder  das  Didraebmon  ist  geschbgen 
worden,  und  zwar  ebenfalls  auf  ToUes  Gewicht  i) 

Nachdem  dieser  Mttnzfufs  einmal  festgestellt  und  daneben  die 
Goldmünze  in  häufige  Cirkulalion  getreten  uar,  behielt  nur  das  Ganz- 
stück  in  Silber  sein  normales  Gewicht,  während  das  DidracLmon  nnd 
besonders  die  Drachme  und  deren  Hälfte  —  denn  auch  dieses  Nominai 
kommt  vor  —  auffallend  niedriger  ausgebracht  wurden  und  somit  der 
Geltung  als  Scheidemünze  sich  näherten. 2) 

Über  die  Goldprägung  Phihpps  H.  nach  attischem  Pulse  und  die 
Einführung  dieser  Währung  auch  für  die  SUbermünze  durch  Alexander 
ist  oben  ($  31,  2 — 4)  gesprochen  wordeir. 

$  50.   Kleifuuien, 

1.  Es  durfte  Ton  Tomherein  als  wahrscheinlich  gelten,  dabdie 
ägyptisch-babylonische  Elle  auch  von  der  griechisch  redenden  Bevölke- 
rung Kleinasiens  vielfach  angenommen  worden  ist  Denn  wenn  auf 
einer  Insel,  wie  Samos,  infolge  des  phönikischen  Handelsverkehrs  diese 
Elle,  welche  Herodot  mit  der  ägyptischen  gleicht,  auch  dann  noch  äch 
erhielt^  als  schon  ringsum  die  Griechen  ihr  kleineres  nationales  Mafs 
gebrauchten  (§  48,  3),  so  konnten  noch  weniger  die  Bewohner  des 
Festlandes  von  Rleinasien  gegen  dasselbe  Mafs,  welches  nach  Herodot 
zugleich  das  königliche  persische  war,  sich  abschliefeen.  Verschiedene 
noch  erhaltene  Denkmäler  bezeugen  die  Anwendung  einer  Elle  ?oa 
522  bb  532  BliUim.^)    Zur  Klafter  dieser  Elle  trat  als  siebenter  Teil 

1)  Das  Maximalgewicht  bei  Brandis  S.  545  stellt  sich  auf  7,13  Gr. 

2)  Die  zahlreichen  Stficke  mit  dem  Apollokopf  auf  der  Vorderseite  nnd  des 
jugendlichen  Reiter  und  der  Aufschrift  ♦lAIPPOY  auf  der  Rückseite,  wdcbe  Toa 
einigen  auch  dem  Philipp  Aridäos  zugeteilt  werden  (Brandis  S.  545  fiL),  sieh» 
um  2,5  Gr.,  maximal  auf  2,775  Gr.  (Brandis  S.  546),  ihre  Hälften  auf  1,24  lad 
1,19  Gr.  (ebenda  S.  547  f.).  L.  Muller  Numismatique  d'Alezandre  le  Grand  p.  336  ff. 
(vergl.  auch  denselben  Den  macedoniske  Konge  Philip  Us  Mjrnter  S.  3  f.)  ommi 
sie  fOr  Diobolen  und  betrachtet  das  Ganzstfick  von  14,5  Gr.  als  Didrackmon 
aginäischen  Pulses  (rergL  oben  S.  196  Anm.  2).  Meiner  Ansicht,  wonach  das 
Ganzstack  ein  Tetradrachmon  und  das  TeilstQck  von  2,77  Gr.  eine  leichter  aus- 
gebrachte Drachme  ist,  tritt  Brandis  S.  594  bei. 

3)  Eine  Elle  tou  522  Millim.  ist  nachgewiesen  worden  am  Artemision  la 
Ephesos  (Archäol.  Zeitung  XXXIX  S.  113  f.),  eine  EUe  von  525  MlUhD.  an  der 
Rennbahn  von  Aphrodisias  (Wittich  Archäol.  Zeit  XX,  1862,  S.  277),  tod  532 
Millim.  an  der  Rennbahn  von  Laodikeia  in  Phrygien  (Fenneberg  UnteraidniB|ea 
S.  125),  Ton  531  Millim.  und  darüber  an  den  Tempeln  des  Apolloo  Didymio* 
zu  Milet  und  der  Athena  Polias  zu  Priene  (Wittich  a.  a.  0.  S.  276  f.,  ob«n  &  389 
Anm.  3).  Vergl.  auch  Böckh  Gesammelte  kleine  Schriften  VI  S.  267  f.  Über  den 
Altar  Eumenes'  U  s.  S.  567  Anm.  3. 


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$50,1.  LÄNGENMASS.  567 

ein  kleinerer  Mabstab  Yon  295  Miliim.  hinzu  ^),  über  dessen  Verwendung 
in  der  Architektonik  die  Bauten  von  Olympia  in  Griechenland  nähere 
Auskunft  geben  (§  47,  1). 

Anderweit  haben  wir  schon  aus  den  Zeiten  vor  Alexander  Zeug- 
nisse dafür,  dafs  nach  griechischer  Weise  der  orientalischen  Elle  ein 
Fufs  als  Zweidrittelmais  zugesellt  wurde.  2) 

Ein  vollständiges  System  griechischer  Mafse  wurde  jedoch  erst 
im  pergamenischen  Reiche  von  der  persischen  Elle  aus  aufgebaut.') 
Ähnlich  wie  die  Ptolemäer  in  Ägypten  führten  in  Pergamon  die  Nach- 
folger des  Philetäros  (283 — 263)  neben  ihrem  eigenen  Namen  den- 
jenigen des  Begründers  der  Dynastie  als  Beinamen  fort 4),  und  es  ist 

1)  Die  Anindel-SammloDg  zu  Oxford  enthalt  ein  Relief  welches  den  Ober- 
körper eines  Mannes  mit  ausgestreckten  Armen  nnd  im  Felde  eine  Fnissohle 
darstellt  Dasselbe  ist  neuerdings  von  Ad.  Michaelis  in  der  Archäol.  Zeitung 
XXXVn,  1879,  S.  177  flf.  behandelt  worden.  Nach  der  Qualität  des  Marmors  2u 
schliefsen  scheint  es  ans  Kleinasien  oder  den  Inseln  zu  stammen;  in  seiner  Aus- 
fahroDg  tragt  es  den  Stiicharakter  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrh.  t.  Chr.  oder 
einer  wenig  davon  entfernten  Epoche.  Die  dargestellte  Klafter  mifst  2,06  bis 
2,07  Meter,  der  kleinere,  durch  die  Fufssohle  dargestellte  Mafestab  0,295  Meter, 
d.  h.  genau  den  7.  Teil  von  2,065  Meter,  dem  Mittel  aus  den  eben  angefahrten 
Messungen  der  Klafter.  Meine  in  der  Archaol.  Zeitung  a.  a.  0.  S.  178  f.  ausffe- 
sprocbene  Vermutung,  dafs  das  kldnere  Mafs  als  Mcdulus  nicht  blofe  in  der 
Skolptur,  sondern  auch  ba  Bauten  Anwendung  gefunden  habe,  ist  durch  die 
oben  gegebene  Darstellung  der  Mafse  des  Herion  zu  Olympia  (§  47, 1)  bestätigt 
worden.  Über  das  Verhältnis  dieses  Mafsstabes  zu  anderen  im  Altertum  fiblichen 
8.  $  46, 20,  fiber  die  Verwandtschaft  desselben  mit  dem  römischen  Fufee  {  14, 4. 

2)  Beim  Heräon  zu  Samos  erscheint  ein  solcher  Fufs  neben  dem  gemein- 
griechischen  (oben  S.  551).  Der  Bau  des  Tempels  der  Athena  Polias  zu  Priene 
hat  Tor  Alexanders  Zug  nach  Asien  begonnen  (Wittich  Archäol.  Zeit  XX  S.  277). 
Die  Ins^rift,  welche  dies  bezeugt,  findet  sich  in  den  lonian  Antiquities  published 
by  the  Society  of  DiletUnti,  London  1769,  toI.  I  p.  15,  G.  I.  Gr.  toL  II  Nr.  2904. 
Über  das  Fufsmafs  dieses  Tempels  vergl.  Wittieh  Archäol.  Zeit  XX  S.  276  f.  und 
die  oben  S.  389  Anm.  3  angekündigte  Abhandlung. 

3)  In  Verbindung  mit  dem  Ptolemäischen  System  der  Längenmafise  ist  diese 
Frage  ausführlicher  m  Fleckeisens  Jahrbflchem  für  dassische  Philologie  (Erste 
AbteUung  der  Neuen  Jahrb.  für  PhUol.  u.  Pädag.)  1863  S.  162—169,  sodann  in 
den  Metrologici  scriptores  I  p.  24r— 26  Ton  mir  behandelt  worden.  Den  Ursprung 
des  Philetärischen  Fufses  hat  zuerst  Böckh  Metrol.  Unters.  S.  215  f.  nachgewiesen. 
Monumental  bezeugt  ist  der  Philefärische  Fufs  im  Betrage  von  350  Millim.  durch 
den  prächtigen  Altarbau  Eumenes'  ü:  s.  R.  Bohn  in  den  Ergebnissen  der  Aus- 
grabungen zu  Pergamon,  Torläuf.  Bericht  von  A.  Gonze  u.  s.  w.,  Berlin  1880, 
S.  45.  Auch  der  pergamenische  Augustustempel  folfft  demselben  Malse,  wie  die 
initiiere  Axenweite  Ton  3,50  M.  «  10  Fufs,  die  Säulenhöhe  Ton  9,80  M.  ^ 
28  Fufs,  die  Untermauer  Ton  3Vt  M.  Höhe  «»  10  Fufs  zeigen  (vergL  ebenda 
S.  90.  92). 

4)  Die  Tetradrachmen  der  Tier  pergamenischen  Könige  von  Attalos  I  bis 
Attalos  ni  tragen  in  gleicher  Weise  die  Aufschrift  ♦lAETAIPOY.  Vergl.  v.  Pro- 
kesch- Osten  Denkschriften  der  Wiener  Akademie  1859  S.  320  L  und  Archäol. 
Zeitung  XXV,  1867,  S.  19,  Friedlaender  und  t.  Sallet  Das  Königl.  Münskabinet, 
Berlin  1877,  S.  138  f. 


568  KLEINA8IEII.  f  M,  1. 1. 

demnach  leicht  erkUürUch,  dafs  der  Fufs,  welcher  ab  ZweidrHtdmals 
aus  der  königlichen  Elle  abgeleitet  und  bei  der  Aufnahme  des  Landes- 
katasters zu  Grunde  gelegt  worden  war,  unter  der  Benennung  fcovg 
0iX€talQ€iog  erscheint  1)  Von  diesem  Fufse  aus  wurden  dann  die 
fibrigen  bei  Griechen  üblichen  Längenmafse,  wie  cxadiov^  nlid^ofy 
axaiva^  und  ebenso  auch  die  kleineren  Mafse  normiert  Nachdem  die 
Römer  im  J.  133  die  Erbschaft  des  letxten  Attalos  angetreten  hatten^), 
behielten  sie  die  ttbeiüeferte  Benennung  des  Fufses  bei,  ja  fibertrugeii 
sie  später  auch  nach  Ägypten,  wo  sie  bei  der  Obemahme  des  Ptolemder* 
reiches  das  gleiche  Fulsmafs  Torfanden  (§  53,  1.  4). 

Da  die  babylonische  Elle  525  bis  530Millim.  betragen  hat  ($  42,5), 
so  kommen  auf  den  entsprechenden  Fufe  350  bis  353  HiUim.  oder 
nahezu  1 V»  rönüscher  Fiils  (-»  354,8  Millim.).  Indem  nun  die  Römer 
das  letztere  Verhältnis  zum  gesetzlichen  machten,  rechneten  sie  je 
2  jtli^Qa  des  pergamenischen  Landeskatasters  als  1  römisches  Juge- 
rum.  Dies  wird  zwar  nirgends  direkt  bezeugt,  aber  wir  folgern  es, 
rückwärts  schliefsend ,  mit  grölster  Wahrscheinlichkeit  aus  den  laa- 
logen ,  uns  näher  bekannten  Maisregeln ,  welche  die  Römer  bei  Ein- 
richtung der  Provinz  Ägypten  trafen  (§  53,  4.  5). 

2.  Wenn  die  Vermutung  richtig  ist,  dafe  eine  unter  byzantinischen 
Herrschern  redigierte,  aber  aus  guten  älteren  Quellen  geflossene  Mals- 
tafel,  welche  den  Titel  ne^l  TftjXixoTtjTog  fxivi}wv  führt,  auf  klein- 
asiatische  Verhältnisse  Bezug  hat  3),  so  gewinnen  wir  eine  Obersieb 
sowohl  über  die  Teile  der  kleinasiatischen  Elle  und  des  dazu  gehörigen 
Fufses,  als  auch  über  die  gröfseren  Mafse,  unter  denen  zunächst  d» 
ßijfia  von  2  Vi  Fufs  (—  0,875  Meter)  und  die  aKaiva  von  10  Fufe 
(oe  3,5  Meter)  hervorzuheben  sind.  Von  besonderer  Wichtigkeit  aber 
ist  die  Bestimmung  der  Meile  zu  7  Stadien.  Denn  da  der  römische 
Fufs  zum  Philetärischen  sich  wie  5:6  verhielt,  so  entsprechen  7  Pbi- 
letärische  Stadien  5040  römischen  Fufs,  übersteigen  also  nur  um 
40  Fufs  oder  um  Vi  25  des  Ganzen  den  genauen  Betrag  einer  römiscbeii 
Meile.  ^)    Da  nun  sowohl  in  Ägypten  als  in  Syrien  und  Palästina 

1)  S.  die  erste  Heronische  Tafd  Metrol.  Script.  I  p.  182  §  9,  p.  183  C  §  15-21. 

2)  Borghesi  Deir  era  efesina  (Oeuvres  compl^tes  n  p.  444 — 47)  weist  ntciit 
dafs  der  Tod  Attalos'  m  in  des  Sommer  des  Jahres  620/134  l&llt  Bas  Ttfta- 
ment  wurde  von  Eudemos  im  Frölgahr  133  nach  Rom  überbracht  und  in  itm- 
selben  Jahre  Tom  Vollie  angenommen.  Die  definitive  Einrichtung  der  Pipotwi 
erfolgte  nach  zweijährigem  Kriege  im  J.  129  (Monunsen  Rom.  Gesch.  n*  S.  §^ 

3)  Vcrgl.  Metrol.  Script  I  p.  52—54.  198—200. 

4)  Noch  geringer  wird  die  Difierenz,  wenn  man  deiyenigen  Betng  des 
Philetärischen  FuTses,  welcher  der  Elle  von  525  Blillim.  entspricht,  als  den  i 


f  50,3.  HEILE  ZU  7  UND  T'/s  STADIEN.  569 

7V2  Philetarische  Stadien  auf  das  filXiov  gerechnet  worden  sind,  wel- 
ches letztere  hiemach  als  ein  Ton  der  römischen  Meile  verschiedenes 
Mars  sich  herausstellt  i) ,  so  haben  wir  Qberall,  wo  die  Meile  zu  7  Sta- 
dien definiert  wird,  die  römische  Meile  im  Betrage  von  4200  klein- 
asiatischen Fufs  vorauszusetzen.') 

Wo  hingegen  die  Meile  zu  7Vs  Stadien  angesetzt  erscheint,  da 
»nd  entweder  Philetärische  Stadien  gemeint,  und  dann  ist  das  filXior 
ein  ursprünglich  ägyptisches  Mafs  im  Betrage  von  3000  königlichen 
Eilen  oder  1000  Doppelschritt  (§  41,  6),  welches  später  zu  4500  Phi- 
letärischen ,  d.  i.  5400  römischen  Fufs  angesetzt  wurde ,  oder  es  sind 
ungenauer  Weise  das  ägyptische  Wegmafe  und  die  römische  Meile  ein- 
ander gleichgesetzt  worden,  oder  endlich,  es  hat  wirklich  ein  drittes 
Stadion  zu  Grunde  gelegen,  welches  die  Mitte  hielt  zwischen  dem  Sta- 
dion des  attischen  und  des  Philetärischen  FuTses  (§  50,  3). 

Die  Verwechselung  zwischen  dem  ägyptischen  Wegmafse,  welches 
1000  Doppelschritt  hielt,  und  der  römischen  Meile  wurde  dadurch  be- 
günstigt, dafs  einerseits  der  ägyptische  Sehoinos  gemäfs  dem  eigenen 
Systeme  12000  Ellen  (§  41,  6),  mithin  nach  späterer  Ausdrucksweise 
4  filXia  zu  je  7  Vi  Philetärischen  Stadien  hielt  (§  53 ,  5),  andererseits 
der  persische  Parasanges,  gemäfs  dem  ursprünglichen  Systeme  gleich 
10800  Ellen  (§  42, 2),  nach  gemeingriechischem  Mafse  auf  30  Stadien 
gesetzt  wurde  (§  45,  2).  Daher  betrachteten  die  alexandrinischen  und 
andere  hellenische  Metrologen  Sehoinos  und  Parasang  als  gleich  und 
teflten  der  Meile  schlechthin,  ohne  zu  fragen,  ob  die  ägyptische  oder 
römische  gemeint  sei ,  7  V2  Stadien  zu.^)   Ja  es  wurde  der  Parasang 

malen  setzt  (vergl.  |  53, 1.  5).  Dann  sind  7  Stadien  ^^  1470  Meter  oder  fast 
genau  1  römische  Meile  von  1478,5  Meter. 

1)  Yergl.  $  53,  5.  52, 1  geffen  Ende  und  §  51,  2. 

2)  Der  älteste  Beleg  fttr  die  Meile  von  7  Stadien  ist  wohl  die  auf  den 
Bischof  Epiphanios  Ton  Kypros  zurückffefährte  Notiz  in  dem  Fragmente  Metrol« 
Script.  I  p.  275, 13:  to  ftiJUov  Itxß^  maha  htra,  Hienm  kommt  das  schon  er- 
wähnte Fragment  n§ol  ntjXix&tijTiK  fUr^afv  ebenda  p.  199,  25:  ro  fUXtcv  I^m 
miSuL  £'  |vow  nXi&fa  fiß'  —  rjy&vr  7t63a£  ,3c*,  femer  Hesychios  (MetroL 
Script  I  p.  XXni.  322,  3)  und  Suidas.  Dasselbe  Stadion  habe  ich  bei  Prokop. 
bdl.  Gotn.  1, 11  durch  die  Emendaüon  r^tU  xal  rqtawvra  xal  htaxw  statt 
roui  xal  9ixa  nal  ixaxw  hergestellt,  wonach  19  römische  Meilen  mit  133 
Stadien  reglichen  werden,  während  die  dberlieferte  Gleichung  von  19  Meilen 
mit  113  Stadien  in  jeder  Beziehung  unwahrscheinlich  war.  Epiphanios  a.  a.  0. 
oDd  Hesychios  erwähnen  zugleich  die  Meile  von  4500  Philetärischen  i-i  5400 
r^iwSschen  Fufs,  d.  i.  7Vs  PhiL  Stadien.  Suidas  unter  tilXutv  hat  neben  dem 
kleinasiatischen  Stadion  {mm  y?  Meile)  das  attische  (*»  ^^  Meile),  unter  aradior 
definiert  er  das  Philetärische  und  daneben  wieder  das  attische  Stadion.  Vergl. 
Fenneberg  Untersuch.  S.  114. 

3)  Die  Belegstellen  finden  sich  im  Index  zu  den  Metroi.  Script  unter  ftihov. 


570  KLEINASIEN.  f50,s. 

geradezu  zur  JT^^tx^  axolvog  und  umgekehrt  der  Schoinos  zu  eiaem 

3.  Lagsen  wir  fortan  dag  ägyptische  pilXiov  bei  Seite,  so  bleiben 
zwei  genaue  Bestinimungeu  der  römischen  Meile  übrig,  die  eine  zu 
8  attischen,  die  andere  zu  7  Philetiirischen  Stadien  (§  12,  2.  50,  2). 
Es  hat  aber  in  späterer  Zeit  noch  ein  drittes  Stadion  bestanden,  wel- 
ches die  Hitte  zwischen  den  beiden  eben  genannten  hielt,  dessen  Futs 
also  zwischen  308  und  350  HiUim.  anzusetzen  ist  Auf  die  Spur  dieses 
eigentümlichen  Wegmaises  ftihrte  zuerst  Plutarch,  indem  er  in  der 
Biographie  des  C.  Gracchus  da,  wo  er  über  dessen  Strafsenhauten  und 
StrafseuTermessungen  spricht,  hinzufügt,  dafs  die  römische  Meile  etwas 
kleiner  sei  als  8  Stadien. 2)  Er  hatte  hierbei  jedenfalls  das  Stadion  tot 
Augen,  welches  nach  einer  Stelle  des  Castus  Dio  TVimal  in  der 
römischen  Meile  enthalten  war.  Dieser  Schriftsteller  sagt  nämlich,  dals 
sich  die  Gerichtsbarkeit  des  Stadtpräfekten  bis  auf  750  Stadien  im 
Umkreise  der  Stadt  erstrecken  sollte'),  und  bezeichnet  damit  unr^- 
kennbar  dieselbe  Entfernung,  welche  in  den  Digesten^)  auf  100  römische 
Meilen  bestimmt  wird.  Allen  Zweifel  löst  die  bisher  yerkannte  Notiz 
bei  Plinius^),  dafs  beachtungswerte  Gewährsmänner  {aUqai)  32  Stadien 

na^cayyn^  und  cxpivoi  suaBammengestellt  Die  wichtigsten  derselben  werta 
nnten  {  52, 1  gegen  Ende,  §  53, 2  a.  E.  und  ebenda  5  behandelt  werden.  Ao£Mr 
den  Lexikographen  Hesychios  und  Soidas  (s.  S.  569  Anm.  2)  ist  noch  Photios 
nnter  irra9u>v  m  eitleren.  Andere  Zeugnisse  aus  spaterer  Zeit  s.  bei  Letromie 
Recberches  p.  49,  y.  Fenneberff  Untersuch.  S.  114  f.,  Beraard  de  meosiuis  p.  235. 

1)  VU.  Heronische  Tafel  Metrol.  Script  I  p.  193, 15,  Et3rm.  M.  unter  ex9iwiov, 

2)  G.  Gracch.  7 :  n^bs  8i  rovroiQ  Biafisr^^as  xara  fdhov  oSor  nacar  (r» 
8i  ftlXiov  OMTt^  axadlmv  oXiyor  anodaX)  kIovos  Xtditfove  €^/uSa  Tti 
fiär^av  Mardcxfjirav,   Ideler  Abb.  1812 — 13  S.  187  bezieht  diese  Angabe  anf  dw 

Seringe  Differenz  von  8  Fufs,  um  welche  nach  seiner  Berechnung  die  r5miiehe 
[eile  hinter  dem  Achtfachen  des  attischen  Stadions  zurückstdnt.  Alleio  die 
Differenz  war  höchst  wahrscheinlich  noch  unbedeutender  (nach  S.  69  Aan.  3 
nur  1,3  Meter),  und  es  ist  ganz  unglaublich,  dafs  Plutarch  einen  so  fdoeB 
Pnterschied.  der  nur  durch  die  genauesten  Messuniren  sichtbar  werden  koanfte, 
bemerkt  habe.  Die  genaueste  Vergleichung  zwischen  römischem  und  griccU- 
achem  Längenmafse,  die  wir  aus  dem  Altertum  haben,  ist  die  des  Hyno  (S.  70 
Anm.  1);  aber  auch  nach  dieser  entsprechen  8  Stadien  gerade  einer  Meile.  Da- 
gegen ist  es  sehr  wahrscheinlich,  daCs  Plutarch  dasselbe  Stadion  wie  Dio,  «nd 
ganz  sicher,  dafs  er  eines,  welches  zwischen  dem  Dionischen  und  dem  attischefl 
in  der  Mitte  steht,  gemeint  habe.  Wir  werden  also  den  Fuis  des  PlutardüflcheB 
Stadions  wahrscheinlich  zu  328,6,  sicher  aber  zwischen  328,6  und  308,3  MÜUai. 
anzusetzen  haben.  —  (Sprachlich  und  sachlich  uomöglidi  ist  die  Erklinug, 
welche  t.  Fenneberg  Untersuch.  S.  34  von  der  Stelle  Plutarchs  giebt.) 

3^  52,  21:   noMo^x^  —  anodstxvva&m ,  —  tra  rat  Sduae  —  uSe  zm  ite 

oirxovüi  Koirv. 

4)  1  tit.  12,  4. 

5)  N.  H.  12, 14  §  53.   Yergl.'oben  S.  60L 


i  so,t.  JONGERER  KLEINASIATISGHER  FUSS.  571 

auf  den  ägyptischen  Schoinoä  gerechnet  haben.  Da  das  letztere  Mab 
uns  mit  voller  Sicherheit  bekannt  ist  (§41,6. 53,5),  so  berechnen  wir 
daraus  ein  Stadion  von  196,9  Meter  und  einen  Futs  von  328,1  Millim., 
woraus  die  Gldchung  von  7V2  solcher  Stadien  mit  1  römischen  Meile 
uamittelbar  sich  ergiebt 

Wenn  wir  nun  berücluichtigen,  dafs  seit  dem  zweiten  Jahrhundert 
n.  Chr.  bei  griechischen  Schriftstellern,  abgesehen  von  zwei  kurzen 
Notizen  bei  Suidas^),  keine  Spur  des  attischen  oder  Achtehneilen- 
sladions  mehr  sich  findet,  dagegen  seit  PUnius'  Zeit  vielfache  Nach- 
weise eines  Stadions,  welches  7^2  mal  in  der  Meile  enttialten  war,  bis 
hinab  in  das  zehnte  Jahrhundert  erhalten  sind ,  so  ist  die  Vermutung 
wohl  berechtigt,  dafe  das  letztere  Stadion ,  ani^nglich  von  nur  lokaler 
Geltung,  später  allgemeine  Anwendung,  besonders  im  byzantinischen 
Reiche  gefunden  habe. 

Legen  wir  die  Gleichung  von  7  V2  Stadien  mit  1  römischen  Meile 
zu  Grunde,  so  kommen  197,1  Meter  auf  dieses  Stadion  der  Kaiserzeit, 
mithin  auf  dessen  Fufe  328,6  Millim.  Nun  läfet  sich  aus  den  Ruinen 
des  Stadions  von  Äzani  in  Phrygien  auf  einen  Fufs  von  332  MiUim.^), 
aus  Bauwerken  von  Ephesos  auf  einen  Fufs  von  334  bis  335  Millim.^) 


1)  Oben  S.  569  Anm.  2. 

2)  V.  Fenneberg  Untersuch.  S.  t21f.  125.  Die  Länge  des  Stadions  betraf 
nach  dem  Plane  in  Voyage  arch6olog!qae  en  Gr^ce  et  en  Aste  Mineure  etc. 
pobU^  par  Le  Bas  207,50  Meter,  worans  sich,  wenn  man  auf  die  Entfernung 
to  Meta  vom  Fond  25  Fufs  rechnet,  ein  Fufs  von  332  Millim.  ergiebt.  Da» 
dieser  Fufs  dem  Stadion  zugehört,  welches  TV^mal  in  der  römischen  Meile  ent- 
halten ist,  hat  ebenfalls  Fenneberg  S.  125  bereits  bemerkt  Wenig  wahrschein- 
lich ist  die  Annahme  Wittichs  Archäol.  Zeitung  XXIX,  1871,  S.  38  f.,  dafs  die 
dgentUche  Rennbahn  nur  190  Meter  betragen  habe  und  nach  dem  von  ihm 
angenommenen  samisehen  Fufse  von  316,7  Millim.  angelegt  sei. 

3)  Der  Tempel  der  Artemis  zu  Ephesos  hatte  nach  Plinius  36, 14  §  95  eine 
Breite  von  225  und  eine  Lange  von  425  Fufs.  Mit  Recht  erblickte  Wittich  Archäol. 
Zeitung  XXX,  1872,  S.  29  ff.  hierin  römische  FuCis;  diese  sind  aber  schwerlich, 
wie  derselbe  Gelehrte  vorschlägt,  auf  gemeingriechische  ($  46, 2)  zurfickzuführen, 
von  denen  210  zu  316,8  Millim.  auf  die  Breite  gehen  würden,  während  für  die 
Linge  keine  hinlänglich  wahrscheinliche  Zahl  sich  ergiebt,  sondern  die  225, 
bes.  425  römischen  Fuüs  entsprechen  200,  bez.  375  kleinasiatischen  Fufs  zu 
954  Millim.  Vergl.  den  näheren  Nachweis  in  Archäol.  Zeit  XXXIX  S.  113  ff: 
Da  dieser  kleinasiatische  Fub  6Y4mal  in  der  Klafter  der  königlichen  Elle  ent- 
halten ist  (§  46, 20),  so  kommt  die  Länge  auf  60,  die  Breite  auf  32  Klaftern  aus. 
Aof  denselben  kleinasiatischen  FuCs,  und  zwar  zum  Betrage  von  335  Millim.,  ist 
nach  Fenneberg  Untersuch.  S.  125  auch  das  Stadion  von  Ephesos  errichtet  ge- 
wesen, da  die  von  Ghandler  zu  687  engl.  Fufs  (^  209,4  Meter)  gemessene  Länge, 
durch  625  dividiert  (s.  vorige  Anm.),  auf  einen  Fufs  von  148,5  Par.  Linien  (d.  i. 
33&  Millim«)  fahre.  Doch  hat  die  spätere  Nachmessung  durch  Fr.  Adler  (Ab- 
baDdlauffen  der  Berliner  Akad.  1872  S.  38)  gezeigt,  dafs  das  gesamte  Stadion 
229,50  M.  lang  war,  davon  aber  ein  spätrömischer  Einbau  nur  190  M.  als  Länge 


572  KLEINASniN«  f  M,  4. 6. 

sehliersen ;  also  wird  das  Stadion,  welches  7  V2  mal  in  der  MeUe  endnlten 
ist,  ebenso  aus  Kleinasien  stammen  wie  das  Philetarische  oder  Siebentd- 
meilenstadion.  Der  Fufs  dieses  jOngeren  Ueinasiatiseben  Stadions  btt 
gerade  die  Mitte  zwiscben  dem  attiscben  und  Pbiletiriscben  ^)  und  steht 
dem  Drusianiscben  in  Germanien  nahe.^)  Endlicb  finden  wir  mit  nur 
geringer  Abweicbnng  das  Doppebnafe  dieses  Fnfses  in  der  bascbe- 
maiscben  arabischen  Elle  wieder  ($  63,8  a.  E.). 

4.  Zu  Ushak  in  Pbrygien,  bei  dem  alten  FlaviopoUs,  ist  ein  Mab- 
stab  aufgeftmden  worden,  welcher,  in  Marmor  eingemei&elt,  ane  Ge- 
samtlänge von  555  MilUm.  zeigt.  Aoberdem  sind  bezeichnet  die  Hdfte, 
und  je  einmal  das  Viertel  und  das  Achteides  ganzen  Malsstabes.')  Wir 
haben  es  also  offenbar  mit  einem  Modulus  zu  thun,  welcher,  abweichend 
Ton  der  Üblichen  Einteilung  der  Elle,  durch  fortgesetzte  Halbierung  in 
Teilmafse  zerlegt  ist  Indes  hindert  uns  nichts  die  Hälfte  des  ganzen 
Maisstabes  ■»  277,5  Millim.  als  einen  Fufs  zu  betrachten,  welcher,  Shn- 
lich  wie  der  oben  erwähnte  Sieben tehnafsstab  ($  50,  1)  und  wie  die 
Fufsmarse  von  Olympia  (§  47, 1),  aus  der  Klafter  der  königlichen  EBe 
abgeleitet  ist.  Wir  finden  dann  sofort,  dafs  der  Fufs  von  Udiak  7^/% 
mal  in  dieser  Klafter  enthalten  und  mit  dem  oskischen  Fnfse  identisch 
ist  (S  46,  20.  57,  3).  Auch  der  Doppelfufs  von  555  Millhn.  kehrt  ao 
anderer  Stelle,  nämlich  in  der  spätrOmischen  Landeselle  von  Ägypten, 
wieder  (§  53,  8  a.  E.). 

5.  Der  Harmorbiock,  auf  dessen  oberer  Fläche  der  eben  erwähnte 
Hafsstab  eingegraben  ist,  enthält  sieben,  oben  kreisrunde  Vertiefungen, 
welche  in  der  Form  von  abgestumpften  K^dn  ausgehöhlt  sind  und 
der  Gröfsenreihe  nach  folgende  durch  Beischriften  kenntlich  gemachte 
Mafse  enthalten:  ywnQog,  fiodiog,  xolvf^,  xov[dQov]  $4^tijs],  dixi- 

der  RennbahD  fibrig  gelassen  hat,  woraus  allerdiDgs  ein  Schlub  auf  deo  iUcren 
ephesisehen  FuGs  nicht  gezogen  werden  kann. 

1)  Das  arithmetische  Mitt^  zwischen  dem  attischen  Fnfee  (—  306,3  Ifiüini.) 
und  dem  Philet&rischen  (»  350)  betragt  329,1  MSUim.,  stimmt  also  fast  genaa 
mit  dem  oben  ans  der  römischen  Meile  berechneten  Werte.  Der  voUere,  mn 
den  Bauwerken  entnonunene  und  zugleich  iltere  Betrag  von  332  bis  335  KIliB. 
verhält  sich  zum  Philetarischen  Fufse  nahezu  wie  24:25,  und  zum  attii^Ma 
wie  27 :  25  (vergl.  die  TabeUe  S.  526). 

2)  Derselbe  betragt,  wie  {  60, 1  gezeigt  werden  wird,  332,7  MiUiii. 

3)  Böckh  Monatsbericht  der  Berliner  Akademie  1854  S.  85  (wiederhalt  in 
den  Gesammelten  kleinen  Schriften  VI  S.  261  f.),  E.  Egger  Observatioiis  crHiq«ea 
sur  divers  monuments  relatifs  k  la  metrologie  in  den  Bii^oires  de  la  Sod^l^  des 
Antiquaires  de  France,  tome  25,  1857,  p.  90  ff.  Maanifffache  VermntniigcB  flind 
schon  aus  diesem  Monumente  geschöpft  worden,  worftber  aufto  Böckh  a.  m.  O. 
Fenneberg  Untersuch.  S.  126  fr.,  Wittich  Philologus  XXI  S.  16  ff.,  Wageoer  bei 
Egger  a.  a.  0.  p.  91  f.  verglichen  werden  können. 


IM,«. 6.         MASSE  VON  USHAK.    PONTISGHES  HOHLBIASS.  5VS 

Tvkay,  xoTvlrj  iXaifi[^],  ^iarrig.^)  Das  Monument  reidit  nicht  ttber 
das  erste  Jahrb.  n.  Chr.  zurück,  stellt  aber  MaCse  von  weit  hdherem 
Alter  dar,  wie  eine  Vergleichung  mit  dem  pontischen  Kypros  und  seinen 
TeilmaTsen  (§  50,  6)  zeigt  Der  Kypros  und  Hodios  ?on  Ushak  waren 
wahrscheinlich  den  gleichnamigen  pontischen  Marsen  gleich ,  ersterer 
14,6  Liter,  letzterer  halb  so  viel  haltend.  Das  Verhältnis  der  Cboinix 
zum  Modios  harrt  noch  genauer  Feststellung;  die  Cboinix  ihrerseits 
scheint  das  Doppelte  des  xovdQotP^iarrjg  und  dieser  das  Doppelte  des 
Dikotylon  betragen  zu  haben.  Entsprechend  ordnete  sich  dem  Diko- 
tylon  als  Hälfte  die  Kotyle  und  letzterer  wieder  als  Hälfte  der  kleine 
Xestes  zu. 

Ungewils  ist  es,  ob  mit  der  ebengenannten  rtorulti  kXairi(fa  die 
pergamenische  Kotyle  Öls  verwandt  war,  welche  in  einem  me- 
trologischen Fragment  neben  der  attischen  Kotyle  erwähnt  wird.^) 
Nach  der  dort  gegebenen  Bestimmung  verbiß  sich  die  pergamenische 
Kotyle  zur  attischen  wie  12 :  7^),  war  also  nahezu  doppelt  so  grofs 
wie  jene. 

6.  Pontes.  Die  Überlieferung  über  die  Hohhnafse  der  Pontiker 
ist  bei  Epiphanios  arg  verderbt^)  Doch  hat  bereits  die  alte  lateinische 
Obersetzung  einen  geläuterten  Text  hergestellt^),  aus  welchem  sich  er- 
giebt,  daCs  gleiches  Mafs  ftlr  Flüssiges  und  Trockenes,  jedoch  unter  ver- 
schiedenen Benennungen  sowohl  des  Hauptmafses  als  der  dazu  gehörigen 
Hälfte  bestand,  fenier,  dafs  die  Mafseinbeit  durch  den  syrisch-alexan- 
drinischen  Sextar  (§  51,  4)  gebildet  wurde,  zu  welchem  in  der  Reihe 
der  Getreidemafee  eine  doppelt  so  grofse  Choinix  geborte,  endlich,  dafs 

1)  Egger  an  der  S.  572  Anm.  3  angefahrten  Stelle;  A.  Dumont  Revne  arch^o- 
logiqne,  nonv. a^rie, voL  24  (1S72)  p.  300,  vol.  26  (1873)  p.  45.  Die  Lesiuijr  iXtM^], 
welm  ich  vorschlage,  beseitigt  die  Schwierigkeit  einer  A^jektivlom  iXaifi, 
wie  sie  Egger  p.  91  annimmt 

2)  Dncbesne  et  Bayet  Mission  au  mont  Atbos,  Archives  des  missions  scienti- 
Aqnea  et  iitttoires,  3«  sMe,  ipmt  3«,  Paris  1876,  p.  385. 

3)  *£r  9i  nt^ctufjyrj  motvXij  rov  iXaiov  avai  Xir^p  a\  ^  Si  jivgat^ 
ft^Tvhq  rov  iXaiov  avM  i^ax^as  v^''  ylvovra  f»  F  g'. 

4)  Der  hanptsaelüiehite  Fehler  in  der  früheren  Vnlgata  des  Textes  (Eoi- 
Dhanii  op.  ed.  G.  Bindorf.  toI.  IV  pars  I  p.  33  f.,  Metrol.  script  I  p.  264)  war  die 
Bestünmang  der  Choinix  in  5  Sextaren,  wofür  bei  de  Lagarde  Svnnn.  U  S.  198, 86 
nnd  in  der  anderen  Redaktion  MetroL  Script  I  p.  270, 1  richtig  2  Sextare  sich 
finden.  Bei  de  Lagarde  Symm.  I  S.  218  steht  ebenfalls  richtig  itffncwf-  Bvo, 
dagegen  aber  falsch  na^  ra^ftn^iyüis  «S  ftoiriDr  statt  na^  roU  avrois  $' 

5)  Metrol.  Script  II  p.  160.  Nicht  blofe  die  in  Toriger  Anmericnng  bemerkten 
FeUer  sind  Termieden,  sondern  es  ist  anch  die  gesamte  Darstellnag  darch  eine 
▼crst&ndige  Redaktion  Terdeutlicht  Dem  Übersetser  hat  ein  Text  vorgelegen, 
welcher  dem  von  mir  in  Metrol.  Script  I  p.  269  f.  verMfentlidit^  nahe  stand. 


574  KLEINASIEN.  §  M,  8. 

das  Zwölffache  dieser  Choinix  einen  'grofsen  Modius'   bydete,  wie 
folgende  Cbersicbt  zeigt: 

Liter  ^••^  ^^ 

"^*'    Flflssiget        Trockenes 

17,51       —      Grofger  Modius ...     1 

14,59   Maris  0  Kypros —     1 

7,29   Hydria   kleiner  Modius^)      ..—    21 

1,46       —      Choinix 12  10     5     1 

0,729  syrisch -alexandrinischerSexUr   24  20  10     2. 

Offenbar  ist  dieses  System  phOnikischen  Ursprunges,  wie  ja  auch 
anderweit  erwiesen  ist,  dafe  die  Phöniker  bis  zu  den  Küsteiiländeni 
des  Pontos  gedrungen  sind.  3)  Der  pontisehe  Maris  von  14,6  Liter 
giebt  sidi  kund  als  der  etwas  herabgegangene  Betrag  der  Hälfte  des 
babyionischen  Maris^)  «»  15,15  Liter;  die  Hydria  oder  der  kleine  Mo- 
dius betrug  denmach  ursprünglich  7,58  Liter,  die  Choinix  1,515  üter. 
Letztere  stimmte  also  genau  mit  der  Sginäischen  Choinix  (§  46, 8),  wie 
der  Sextar  von  0,758  Liter  mit  dem  äginäischen  Dikotylen.  Demge- 
mäfs  mufs  endlich  auch  der  grofse  Modius  ursprünglich  dem  syrischen 
Kollathon  von  25  alexandrinischen  Sextaren  oder  36  babylonisdiea 
Sechzigsten  —  18,23  Liter  entsprochen  haben  (§  51,  4  a.  E.). 

Während  also  in  Syrien  dasjenige  Teilmab,  welches  ^ter  der 
alexandrinische  Sextar  hieb,  ursprUnghch  V45  des  Maris  >»  0,674  Liier 
betrug  und  später  auf  0,729  Liter  erh<yht  wurde  (§  51,  3),  war  d» 
pontisehe  Teilmafs  von  Anfiing  herein  Vso  des  eigenen ,  d.  i.  Vi«  ^ 
babylonischen  Maris  =>  0,758  Liter,  und  wurde  ^ter,  vermutlich  toi 
den  Römern,  auf  0,729  Liter,  d.  i.  den  Betrag  des  syrisch-aleiandri- 

1)  Die  Form  /uä^is  ist  gesichert  durch  Metrol.  Script.  I  p.  269,  21.  277, 12, 
II  p.  106,  1  f.,  Symm.  I  S.  218;  nur  die  Yiilgttt  hat  /tamfi  (IMndorf  p. 26, 7- 
33,  31,  Symm.  U  S.  175,  98.  182,  31,  Metrol.  Script.  I  p.  260,  8.  264.  13). 

2)  Dieses  MaCs  heifst  bei  Epiphtnios  ftoStoQ  schleehthio,  in  der  lateiiiisdttft 
Übersetzung  minus  modium;  die  eioheimische  Bezeichoang  war  jedenfalls  q^ 
wnooPy  wie  in  Lesbos  <f  48,  9). 

3)  Movers  Die  Phdmzfier  H,  2  S.  297  ff.,  derselbe  in  dem  Artikel  üioDiiiaii 
in  Ersch  u.  Gmber  AUgera.  Encyklop.,  DI.  Sekt.,  Bd.  24  S.  348,  Kiepert  Lehikd. 
alten  Geographie  S.  21,  Meltzer  Geschichte  der  Karthager  S.  28.  424,  Ghriit  im 
Fleckeisens  Jahrb.  1866  S.  455  (letzterer  setzt  jedoch  das  pontisehe  Mais  sa  wfio^ 
an,  da  er  die  alexandrinischen  Sextare  des  Epipbanios  fflr  römische  niaMat]^ 

4)  Wir  finden  also  hier  unter  gleicher  Benennung  ein  Mafe,  welches 
die  Hälfte  des  ursprünglichen  bildete,  ganz  so  wie  im  babylonischen  Sjitf»« 
von  den  ältesten  Zeiten  her  schweres  und  leichtes  Gewicht  neben  einander  k^-- 
ffingen.  Yergl.  oben  S.  395  Anm«  2.  Der  makedonische  Maris  (6  49, 1)  betnyj«^ 
Systeme  nach  wahrscheinlich  Vio  des  babylonischen,  mithin  710  des  poati**^"" 
Maris.  Weiter  folgt  daraus,  oaib  der  makedonische  Maris,  wie  mit  der  ' 
näischen,  so  auch  mit  der  pontischen  Choinix  identisch  war. 


|M,ft.7.  PONTISGHES  HOHLMASS.   ELEINASIATISGHE  GEWICHTE.      675 

nischen  Sextares,  herabgesetzt,  woraus  dann  weiter  folgte,  dafs  pon- 
tischer  Maris,  Kypros,  Hydria,  grofser  und  kleiner  Modius  entsprechend 
voo  ihren  ursprünglichen  Beträgen  herabgingen.  ^) 

Von  gleichem  Betrage  wie  der  grofse  Modius  war  das  syrische  Kol- 
lathon  nach  der  Sdiätzung  zu  24,  statt  25  Sextaren  (§  51,  4).  Da  diese 
24  syrischen  Sextare  gleich  32  romischen  sind,  so  ist  damit  zugleich 
die  Entstehung  des  späteren  modius  kastrensis  (§  53, 14)  erklärt. 

Der  Kypros  stellt  nach  der  Schätzung  zu  20  alexandrinischen  Sex- 
taren ein  Mafs  von  26^/8  römischen  Sextaren  dar,  mithin  genau  die 
Hälfte  der  jtlngeren  ägyptischen  Artabe  (§  53,  12  a.  E.);  setzen  wir 
jedoch  den  ursprünglichen  Betrag  von  30  babylonischen  Sedizigsteln 
ein,  so  erhalten  wir  27 ''/o  römische  Sextare 2),  d.  i.  den  Heronischen 
Modius  von  28  Sextaren  (§  53,  15). 

Auch  anderwärts  in  Kleinasien  und  auf  den  Inseln,  insbesondere 
auf  Lesbos  (§  48, 9),  war  ein  xvTtQog  nebst  seiner  Hätfte  gebräuchlich. 
Als  kleines  Rezeptmafs  wird  von  Ärzten  das  IIovTütdv  xagvov 
erwähnt  und  sein  Gewicht  von  den  alexandrinischen  Metrologen  zu 
1  Drachme  bestimmt. 3)  Es  scheint  somit  dem  kleinsten  aller  Hohl- 
mafse,  dem  noxXiaqiov  der  Kleopatra,  gleich  gewesen  zu  sein  (§  53, 
17,  IV.  18). 

7.  Das  archäologische  Museum  von  Smyrna  enthält  eine  statt* 
liehe  Sammlung  von  kleinasiatischen,  athenischen,  römischen  und  by- 
zantischen  Gewichten,  deren  Fundstätten  jedoch  nur  teilweise  bekannt 
siDd.4) 


1)  Gemäfs  der  EntwickeloDg  der  MaCseinheiteD  §  42, 18  ordnet  sich  der  grofse 
Modius  im  nrsprdnglichen  Betrage  von  18,23  Liter  —  33  V*  röm.  Sextaren  als 
Hüfte  dem  Mans  in  der  dortigen  Reihe  B  in  und  entsprechend  die  anderen  oben 
genannten  kleineren  Mafse.  Dagegen  gehört  der  Modins  von  24  alexandrinischen 
»  32  römischen  Sextaren  nebst  seinen  Unterabteilongen  der  Reihe  A  an  (S.  412). 

2)  Dem  Bath  von  72  Sechzigsteln  entsprechen  ÖO^s  römische  Sextare  (§  51, 4), 
also  dem  pontischen  Maris  von  30  Sechzigsteln  2779  Sextare. 

3)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  zn  den  Metrol.  Script  anter  ica(tvov, 

4)  Die  Kenntnis  dieser  Sammlang  hat  Papadopulos  Kerameas,  ^SnifuXrjrijs 

^^9,  in  Terschiedenen  kleinen  Abhandlangen  erschlossen,  von  aenen  ans  rol- 
lende vorliegen :  Tei  a^aia  ^ftv^aitta  ara&fta  rov  Movcslov  n.  s.  w.,  Smyrna 
1875,  Ile^l  T^  hhifi^  tmv  a^%alayif  2iivqv.  axad'fiwv  n.  s.  w.,  ebenda  1877, 
^9oi  rtroQ  fi^Qae  ffrad'fuSv  at^axaleyd'Biffijs  fikv  iv  'TTtainois  n.  s.  w.,  ebenda 
1877,  Uapl  rmv  Bv^avtlvtov  9ra&fnov  tov  Mcvcsiov  u.  s.  w.,  Sonderabdrack 
aasdfem  l^&nvaioy,  Bd.  7,  Athen  1878.  Nach  der  erstgenannten  Schrift  S.  17 
enthält  das  Maseom  fiberhanpt  157  Gewichtstdcke,  welche  aas  verschiedenen 
Teilen  Kleinasiens  stammen.  Eine  Anzahl,  heifst  es  weiter,  rühre  aas  der  Samm- 
Inng  des  Schweizers  Gonzenbach  her,  welcher  leider  Ober  die  Provenienz  der 
einzelnen  StQcke  nichts  anfgezeichnet  habe. 


578  KLEINASIEN.  { 5d.  7. 

Die  dem  aUischen  Systeme  EUgehOrigen  GewichtsUleke  leigen  zum 
Teä,  ähnMeh  wie  einige  in  Athen  und  Salamis  aufgrfnndene  Musen, 
ein  höheres  Gewicht  ab  das  normale J) 

Das  babylonisch-phtfnikisehe  System  ist  in  drei  hauptsächlichen 
Betragen  vertreten,  die  wir  in  derselben  Reihenfolge  auffuhren,  wie 
sie  in  ftuheren  Abschnitten  aus  der  ursprünglichen  Gewichtsönheit 
entwickelt  worden  ist>) 

L  Leichte  kOnigUdie  Mine  der  Babylonier  im  Normalgewicht  Ton 
504  Gr.,  in  Ägypten  schon  frühcetüg  auf  einen  etwas  niedrigeren  Be- 
trag herabgegangen  (§  41,  9.  54,  1).  Sie  ist  im  Museum  ?on  Saiym 
vertreten  durch  Teilgewichte  von  2  und  4  Drachmen  ^),  welche  für  die 
ganze  Mine  492  bis  500  Gr.  ergeben. 

IL  Schwere  babylonische  Mine  Silbers,  im  Normalbetrage  vo« 
1120  Gr.  (§  42,  15X  als  syrisches  Gewicht  nachgewiesen  im  Betrage 
von  1070  Gr.  ($  51,  5),  ist  vielleicht  dargestellt  durch  ein  Teilstfick 
von  107  Gr.  mit  der  Aufschrift  AI,  d.  i.  d^fxxfial  dhccc^)  Der  leichten 
babylonischen  Mine  im  Normaibetrage  von  560  Gr.  scheinen  drei  kleitte 
Gewichte  zuiuteikn  zu  sein,  welche  16,6, 16  und  5,5  Gr.  wiegen  and, 
aufgefadst  als  Stücke  von  3  Drachmen  und  1  Drachme,  auf  eine  Hme 
von  553  bis  533  Gr.  führen.^)  Eine  Mine  von  Lampsakos  im  Betrage 
von  etwa  545  Gr.  ist  früher  nachgewiesen  worden.^ 

IIL  PhOnikische  Mine  im  Normalbetrage  von  746,7  Gr.,  im  eSA- 
tiven  Gewichte  herabgegangen  auf  726  bis  710  Gr.  (§  43,  2.  54,  IK 
wird  dargestellt  durch  zwei  Bleigewichte ,  welche  Reste  der  Aufschrift 
TETAPTON  tragen  und  180  und  178  Gr.  wiegen.  7)  Die  volle  Mine 
kam  also  in  Smyma  auf  720  bis  712  Gr.  aus. 

1)  iZi^  T^  oAk^6  S.  2  vergL  mit  Schillbach  De  ponderibus  in  den  Anafi 
dell*  lostituto  trcheoL  1865  p.  196  Nr.  33  IL  Doch  ist  za  bemerken,  dsb  dft» 
smyrnische  Gewicht  Nr.  87  neueren  Ursprungs  za  sein  scheint,  wenn^eich  stck 
einer  alten  Stanze  gegossen.  Auch  Nr.  97. 106.  95.  96  dad  unecht  Das  (Ge- 
wicht Nr.  63,  im  Betrage  von  910  Gr.,  zeigt  Defekte,  welche  spater  erciast 
worden  sind.  Es  ist  also  wahrscheinlich  dem  babylonischen  Systeme  (oben  Nr.  W^ 
zuzurechnen. 

2)  Vergl.  oben  §  42. 10.  12. 15.  43,  2  und  Tab.  XXU. 

3)  lUifl  'tffi  6hl^9  S.  2  f.  Das  Gewicht  Nr.  121  ist  bemerkenswert  »t^^m 
des  Drachmenzeichens  <  (vergl.  MetroL  Script  I  p.  169. 171),  welches  SchiObcicia 
(a.  a.  0.  p.  165)  noch  auf  keinem  alten  Gewichte  gefunden  hatte.  Das  Gewldü 
Nr.  HO  (bei  Schillbach  p.  210  Nr.  95)  wird  iron  Papadopulos  fOr  ein  He^ta» 
draehmon,  von  Schillbach  für  eine  Unze  gehalten.  Wahrscheinlich  stellt  c« 
10  Drachmen  Ptolemaischer  Währung  (§  54, 1)  dar. 

4)  ÜMi  T^  oAicJT«  S.  6;  doch  bemerkt  der  Verfosser,  dafs  die  AaMHifi 
auch  als  abgekürzter  Name  des  Marktmeisters  gefafst  weiden  könne. 

5)  Ebenda  S.  3. 

6)  S.  oben  S.  552  Anm.  3.        7)  iZi^  t^  oXkffi  S.  4. 


§50,^.8.  LTDISGHES  MASS  UND  GEWICHT.  577 

Wir  abergehen  die  rOmisehen  und  byzantinischen  Gewichte  der- 
selben Sanunlung,  welche  einer  besonderen  Untersuchung  bedürfen, 
und  heben  nur  noch  hervor 

IV.  das  eigentümliche  Gewicht  im  Betrage  von  390  Gr.  nebst 
Hälfte  von  195  Gr.,  welches  aus  einer  zu  Hypäpa  in  Lydien  aufgefun- 
denen Guisform  vriederhergestellt  worden  ist^  Es  liegt  nahe  hierin 
eine  Mine  zu  erblicken,  welche  unter  römischer  Herrschaft  als  Hundert- 
faches des  republikanischen  Denars  gebildet  sein  könnte,  denn  das 
Nonnalgewicht  dieser  Münze  betrug  seit  Ende  des  dritten  Jahrhunderts 
▼.  Chr.  bis  in  das  erste  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  390  Gr.  (§  36, 1). 
Allein  das  Gewicht  von  390  Gr.  ist  viehnehr  die  Hälfte  einer  Mine  von 
780  Gr.,  vrie  ein  aus  Athen  stanunendes  di^vovv  von  1560  Gr.  beweist, 
und  es  scheint,  dafe  vnr  es  hier  mit  einem  herabgegangenen  Betrage 
der  babylonischen  Mine  Goldes  zu  thun  haben.  ^) 

8.  Eine  Übersicht  Ober  das  Längenmafs  und  Gewicht  des  lydischen 
Reiches  unter  Krösos,  und  zugleich  eine  Bestätigung  des  früher  nach- 
gewiesenen babylonischen  Wertverhältnisses^  zwischen  Gold  und  Silber, 
welchem  Krösos  in  seiner  Münzprägung  folgte  (§  23,  4),  entnehmen 
wir  aus  der  Beschreibung  des  ansehnlichsten  unter  den  Weihgeschenken, 
welche  Krösos  dem  delphischen  Apollo  widmete. 3)  Ein  Löwe,  aus 
reinem  Golde  gefertigt,  im  Gewichte  von  10  Talenten,  erhob  sich  auf 
einem  Unterbau  von  117  Ziegeln,  deren  jeder  1  Elle  lang,  V2  Elle 
breit  und  V^  EU^  hoch  war.^)  Vier  von  diesen  Ziegeln  waren  aus 
reinem  Golde  getrieben  und  wogen  jeder  2V2  Talente,  zusammen  also 


1)  IIb(>1  riros  /ii^Toas  cta&fiSiv  S.  3  ff. 

2)  S.  oben  §  19, 11,  YH,  6  47,  6  S.  543  und  vergl.  §  54, 1,  IL  Da  aus  der 
leichten  babylonischen  Mine  Goldes  die  attische  Solonische,  und  aus  der  atti- 
schen Drachme  der  römische  Denar  hervorgegangen  ist,  so  wQrde  eine  etwaige 
qiätere  Tarifierung  zu  100  republikanischen  Denaren  «»  390  Gr.  nur  ein  ver- 
jäogter  Ausdruck  des  uralten  Systems  gewesen  sein. 

3)  Herodot  1,  50  und  Abicht  xu  der  Stelle,  Brandis  S.  1651.,  Lepsius  Die 
Metalle  in  den  asypt  Inschriften  in  den  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1871  S.  123. 

4)  Über  die  Verteilung  der  Ziegel  zur  Herstellung  des  Postamentes  s.  H.  Stein 
zu  der  Stelle  Herodots.  Unmittelbar  unter  dem  Löwen  lagen  die  vier  goldenen 
Ziegel,  die  längere  Seite  parallel  der  Lauge  des  Löwen,  sodafs  jeder  FuDs  des- 
selben auf  einem  Ziegel  ruhte.  Sie  bedeckten  zusammen  ein  Oblongum  von 
1  xa  2  Ellen.  Dann  kamen  drei  sich  yerbreitemde  Schichten,  gebildet  aus  den 
WeiCigoklziegeln,  welche  ebenfalls  mit  der  längeren  Seite  parallel  der  Länge 
des  Titfbildes  lagen.  Die  oberste  Schicht  zeigte  in  der  Front  5,  in  der  Flanke 
3  Ziegel  und  hielt  272  zu  3  Ellen;  die  zweite  Schicht  zeigte  7  und  5,  die 
unterste  9  und  7  Ziegel,  und  es  bedeckte  die  mittelste  Schicht  einen  Raum  tou 
3 V>  zu  5,  die  unterste  von  47«  zu  7  Ellen.  Die  Höhe  des  gesamten  Posta- 
meotes  betrug  ^s  Ellen.  Das  Volumen  eines  Ziegels  betrug  Via»  <las  des  ganzen 
Postamentes  9*/4  Kubikellen. 

Hultsoli,  Metrologi«.  37 


578  KLE2NASIBN.  fM»s. 

80  Tiel  als  der  Löwe ;  die  ttbrigen  Ziegel^  im  Gewichte  von  je  2  Tdenten, 
waren  aus  Weibgold  hergestellt  Die  sorgfthigeB  Aogabea  Herodote 
ermöglichen  es  uns,  sowol  GrOfse  und  Gewicht  der  Ziegel  als  das  Ge 
wicht  des  LOwen,  desgleich^  auch  den  Wert  der  Gescbmike  nach 
heutigem  Mafs,  Gewicht  und  Geld  darzustellen.  Die  Palästen,  nach 
welchen  Herodot  die  Dimensionen  der  Ziegel  bestimmt,  kOnnea  keinen 
anderen  Mafee  als  der  königlichen  Elte  zugehOren  (§45,1).  Die  Ziegel 
maTsen  also  525  Hiltim.  in  die  Länge,  263  Millim.  in  die  Breiu  und 
88  Millim.  in  die  Hohe,  und  nahmen  ein  Volumen  von  12,13  Kid>ik- 
decimeter  ein.  Das  angegebene  Gewicht  ist  ohne  Zweifel,  da  esäcii 
um  goldene  Geschenke  handelt,  das  Talent  Goldes  und  zwar  das  leichte 
(§42, 12. 15),  entsprechend  einem  Shekel  Ton  8,17  Gr.,  d.  i.  dem  KrO- 
sischen  Stater  (§23,4).  Wären  nun  die  aus  reinem  Golde  hergestellten 
Ziegel  massiv  gewesen,  so  hätte  jeder  233,81  Kilogr.  wiegen  mOasen^); 
da  aber  das  Gewicht  nach  Herodot  nur  2Vs  Talente  »->  61,3  Kilogr. 
betrugt,  so  waren  die  Ziegel,  die  ja  ausdrttcklich  als  getriebene  Aiheit 
bezeichnet  werden 3),  nicht  massiv,  sondern  hatten  im  Innern  einen 
Hohlraum  von  fast  drei  Vierteln  ihres  Volumens.  Da  nun  auch  das 
Gewicht  der  Hohlziegel  von  Weifsgold,  welche  gleiches  Volumen  battn, 
überliefert  ist,  so  ergiebt  eine  einfache  Berechnung,  dafs  das  verven* 
dete  Hischmetall  zu  etwa  7  Gewichtteilen  aus  Gold  und  3  Gewiehtteflen 
aus  Silber  bestand,  femer,  dafs  ein  Zi^l  aus  Weifsgold  gerade  '/s  des 
Wertes  eines  Ziegels  aus  reinem  Golde  darstellte.  4) 

1)  Berechnet  aas  dem  Yolomen  ■«  12,127  cbdm  und  dem  specifisdien  G^ 
Wichte  des  Goldes  —  19,28. 

2)  Nach  dem  Krösischen  Stater  von  8,17  Gf.  ist  das  Talent  ala  das  Diö- 
tansendfache  auf  24,51  Kilogr.  m  setzen.  Dieser  Wert  ist  ein  Mioimnm;  denn  to 
lydische  Goidtalent  stand  wahrscheinlich  dem  Normalgewichte  von  25,2  Kilogr. 
(I  45, 15)  noch  näher.   Yergl.  oben  S.  177  Anm.  4. 

3)  Herodot  a.  a.  0.:  MecraxBOfuvoe  x^vor  anXarop  munXitf&ta  iS  '^ 
iS^Xavrs.  Stein  and  Abicht  lu  der  SteUe,  Lepsius  a.  a.  0.  Die  BerechaaagM 
F.  Kenners  Die  Anßinge  des  Geldes  in  den  Sitiangsberichten  der  Wiener  Am 
1863  S.  412  konnten  xu  keinem  branehbaren  Resultate  führen,  da  die  23cge) 
als  massiv  angenommen  wnrden.  Dafs  auch  der  Löwe  in  getriebener  Arbeit 
hergestellt  war,  ist  deshalb  anzunehmen,  weil  er  auf  den  4  Goldxiegehi  staai, 
zn  denen  er,  wenn  massiv  gegossen,  in  der  Grölse  nicht  proportional  f^ 
wesen  wire. 

4)  ^n  Hohlziegel  von  Weifsgold,  an  Volumen  dem  Ziegel  aus  reinen  G«Me 
gleich,  wog  2  Talente  *=»  49,02  Kilogr.,  und  sein  spedflsches  Gewicht  vcrhicft 
sich  zu  dem  des  Goldes  wie  4 : 5.  Das  dem  Golde  beigemischte  Metall  war  Süter 
(§  23.  5).  dessen  spedflsches  Gewicht  *»  10,48  ist  WSr  berechnen  alao  tm 
der  Gleichung  19,28  x  + 10,48  (1  —  o;)  1 19,28  —  4 : 5,  dab  die  Masse  des  Oi^ 
0,5618  reines  Gold  und  0,4382  Silber  enthielt  Dies  sind  Voivmenteile  vn 
specifische  Gewicht  des  verwendeten  Weiftg^oldes  ist  <—  15,42.  Teüeii  wir  vm 
den  Weifsgoldziegd  in  1542  Gewichtteile,  so  kommen  56,18- 19,18 «*1^ 


|6A,8.9.  LYDISGHES  MASS  UND  GEWICHT.   MILESISGHE  DRACHME.   579 

Bieniach  ist  es  auch  mi^glich,  den  gesamten  Wert  des  Weih- 
geschenkes zu  berechnen.  Der  Lowe  wog  10  Taknte  GoMes,  die 
4  Ziegel  Yon  reinem  Golde  zusammen  ebensoviel.  Jeder  Ziegel  von 
Weilsgold  w(^  2  Talente  und  entsprach  an  Wert  einem  Goldgewicht 
von  1  Vs  Talenten,  nuthin  sind  die  113  Weilsgoldziegel  gleich  einem 
Gddgewichte  von  169  Vs  Talenten  zu  setzen.  Also  beziffert  sich  der 
Gesamtwert  auf  189  V2  Talente  Goldes,  d.i.,  da  das  KrOsische  Goldtalent 
gleich  58  800  Mark  zu  setzen  ist  (§  23,  7),  auf  11  142  600  Mark. 

Der  ebenfalls  nach  Delphi  gesendete  goldene  Mischkrug  scheint 
9  KrOsische  Talente  gewogen  zu  haben,  und  hat  demnach  einen  Wert 
von  529  000  Mark  dargesteUt  0 

Der  silberne  Mischkrug,  welcher  600  afiq)Ofelg  fafste,  war  wahr- 
scbeinlich  auf  600  Epha  babylonischen  Mafses  (§  42,  7.  8),  d.  i.  auf 
60Chomer,  ausgebracht  und  hielt  sonach  218  Hektoliter.  2)  Überhaupt 
haben  wir  uns  die  Hohlmafse  des  lydischen  Reiches  als  nahe  verwandt 
mit  den  babylonischen  und  persischen  zu  denken. 

9.  Die  milesische  oder  einheimische  Drachme,  welche  in 
der  Zeit  nach  Alexander  auf  Inschriften  erwähnt  wird  3),  gehört  sicher 

Gewichtteile  Goldes  und  43.82  •  10,48  —  459  Gewichtteile  Silbers  heraus,  d.  i. 
70,23^0  Gold  und  29,77  Vo  Silber  dem  Gewichte  nach  (so  festgestellt  nach  freund- 
itciier  Mitteilung  des  Professor  Abendroth  in  Dresden).  Hiernach  enthielt  der 
Weits^oldziegel,  da  er  2  Talente  wog,  an  Gold  l^/s  und  an  Silber  '/^  Talent. 
Reducieren  wir  letztere  nach  dem  Verhältnis  1 :  ISys  auf  Goldwert,  so  ergiebt 
sich  für  den  Wdlsgoldzi^el  ein  Goldwert  von  1,445  Talenten.  Beabsichtigt 
war  wahrscheinlich  ein  Wert  von  17s  Talenten  Goldes,  mithin  zwischen  dem 
Ziegel  von  reinem  und  jenem  von  gemischtem  Golde  ein  Wertverhältnis  von 
5 : 3,  während  das  Gewichtsverh&ltnis  —  5:4  war.  Nehmen  wir  versuchsweise 
1*/»  Talente  als  den  ffcnauen  Wert  des  Weüsgoldziegels  an,  so  mutete  derselbe 
7370  Gold  und  27  >  Silber  enthalten,  d.  i.  an  Gewicht  Goldes  1,46  Talent, 
^hers  0,54  Talent,  zusammen  2  Talente,  was  mit  der  anfanglichen  Voraus- 
setzung übereinstimmt.  Bei  gleichem  Gewichte  verhielt  sich  dann  das 
Weüsgold  zom  reinen  Golde  im  Werte  wie  3 : 4,  was  wieder  der  Münzordnung 
des  Krösos  (§  23, 5)  genau  entspricht.  Diese  Mischung  von  73  und  27  Prozent 
war  also  jedenfalls  den  Werkmeistern  als  Norm  aufgegeben.  Wurde  sie  genau 
eingehalten  und  wog  dann  der  Weifsgoldziegel  genau  2  Talente,  wie  der  Gold- 
liegel  27«  Talente,  so  war  das  beiderseitige  Volumen  nicht  mehr  genau,  wohl 
aber  immer  noch  annähernd  gleich;  die  geringe  Differenz  entzog  sich  aber  des- 
halb der  Beobachtung,  weil  die  Ziegel  aus  getriebenen  Platten  zusammengelötet 
and  inwendig  hohl,  mithin  im  auDseren  Volumen  jedenfalls  gleich  waren. 

1)  HerocL  1,  51.  Vergl.  oben  S.  177  Anm.  4.  Sind  jedoch  die  von  Herodot 
angegebenen  8  Talente  und  42  Alinen  Rrösisches  Goldgewicht  (entsprechend  dem 
Stater  von  8,17  Gr.)  gewesen,  so  kommt  demMischkrug  immer  noch  ein  Wert 
von  511600  M.  zu. 

2)  Auch  dies  ist  eine  Minimalschätzung,  denn  nach  attischem  Mause  würden 
236,4  Hektoliter  herauskommen. 

3)  Corp.  Inscr.  Graec  n  Nr.  2855:  tpUthriy  o^x^  ayovca  AUlijcias  ivtrrj» 
icopxa^  Nr.  2858 :   fiaXtj  —  oXxri  inix^qiai  iwrjflwma, 

37* 


580  '  KLEINASIEN.  ffo,ii. 

der  Währung  des  kleiDasiaüflcheii  Suten  hd  (§  23,  2);  mir  ist  es  an- 
gewifg,  welches  Stück  der  milesischen  Prägung  als  Drachme  gegoUen 
habe.  Das  Ganzstück  im  Effektivgewicht  von  10,59  Gr.  ist  nämlich  ia 
Zwölftel  geteilt  worden ,  und  zwar  sind  bis  jetzt  TeilstQcke  von  9, 8, 
6,  4,  3  und  2  Zwölfteln  nachgewiesen  worden.^)  Wenn  nun  diese 
Zwölftel,  wofür  alle  WahrscheinUchkeit  spricht,  alsObolen  znbe- 
trachten  sind,  so  erkennen  wir  die  milesische  Drachme  in  der  Hälfte 
des  Ganzstückes  ^)  und  geben  ihr  mithin  ein  Normalgevricht  tob 
5,6  Gramm.3) 

10.  Zu  der  Währung  des  babylonischen  Silberstaters  und  des 
davon  abgeleiteten  Tetradrachmons  phönikischen  Pulses  (§  23, 2.  4) 
kam  seit  Alexander  dem  Grolsen  der  attische  Münzftils,  der  auch  nach 
dem  Zerfall  des  makedonischen  Reiches  sowohl  in  den  KönigsmOnzeii 
von  Pergamos,  Bithynien,  Kappadokien,  Pontos,  als  in  der  Prägung 
vieler  Städte  Kleinasiens  sich  eiiiielt  (§  31,  6).  Als  nun  L  J.  129  ü^k 
dem  Tode  des  letzten  Attalos  Kleinasien  zur  römischen  Provinz  wurde«), 
fanden  es  die  Römer  für  gut  anstatt  dieser  verschiedenen  WähruDgeo 
ein  allgemeines  Provinzialcourant  einzuführen.  Das  attische  Tetra- 
drachmon  war  zu  ungleichmäfsig  ausgeprägt  und  im  ganzen  zu  wdt 
herabgegangen ,  ab  dafs  es  sich  auf  den  vollen  Betrag  hätte  hersteUeo 
lassen;  und  da  man  einmal  weiter  abwärts  gehen  mu&te,  so  lag  es 
näher  ein  kleineres  Ganzstück  zu  wählen.  So  kam  man  zu  einem  Ge- 
wichte, das  die  Mitte  hielt  zwischen  dem  Tetradrachmon  phönikischer 
Währung,  welches  besonders  als  rhodische  Münze,  nebst  Hälften  und 
Vierteln,  im  Umlauf  war,  und  dem  babylonischen  Silberstater.^)  Dies 
sind  die  Ci  stop  hören,  so  benannt  von  der  Bacchischen  cisia  my^tu» 
mit  der  sich  daraus  hervorwindenden  Schlange,  welche  das  regel- 


1)  Brandts  S.  143  f. 

2)  So  Brandis  a.  a.  0.  Dagegen  faCst  Monunsen  S.  15  (Traduct.  Blacai  1 
p.  17  f.)  das  Ganzstück  selbst  als  Drachme,  die  kleinste  Teilmünze  im  Gewirk 
von  1,75  Gr.  als  Obolos  auf,  wonach  das  von  Brandis  nachgewiesene  Stdck 
von  2,50  Gr.  ein  Trihemiobolion  sein  würde.  Lenormant  in  der  Revue  wm»- 
matique  XID,  1868,  p.  13  setzt  die  müesische  Drachme  auf  3,53  Gr.,  mithin  giei^ 
dem  Drittel  des  GanzstOckes. 

3)  Auf  dieses  Gewicht,  welches  genau  der  ursprünglichen  babvtonischeB 
Norm  entspricht  (§  23,  2.  42, 15.  45,  7),  führen  in  gldcher  Weise  die  Stickt 
von  8,39  und  3,64  Gr.  bei  Brandis  S.  144. 

4)  Yergl.  oben  S.  568  Anm.  2. 

5)  Finder  Über  die  Gistophoren  in  den  AbhandL  der  Beriiner  Akid.  1855 
S.  533  ff.,  Mommsen  S.  48  f.  703—705  (Traduct  Blac  I  p.  63  Sl,  m  p.  301  fL), 
Brandis  S.  114.  266  f.,  Fr.  Lenormant  in  der  Revue  numism.  XU,  1867,  p.  182  IL. 
Marquard^  Römische  SUatsverw.  fl  S.  37  ff. 


1 60. 10.  aSTOPHORENWÄHRUNG.  581 

mäfrige  Gepräge  der  Vorderseite  dieser  Münzsorte  ist.^  Das  Gewicht 
gteht  maximal  auf  reichlich  12,7  Gr.  und  geht  nicht  leicht  unter  12,4  Gr. 
herab.')  Eingeteilt  wurde  der  Cistophorus  ab  Tetradrachmon;  im  Ver- 
hältnis zur  romischen  MOnze  hatte  er  nach  einer  Angabe  des  Festus 
den  gesetzlidien  Kurs  Ton  3  Denaren.^) 

Danach  ist  der  Silberwert  dieser  Münze  auf  ungefthr  2  Mark 
30  Pf.,  der  römische  Kurswert  auf  2  Mark  10  Pf.  anzusetzen. 

Betrachtet  man  den  Cistophorus  als  Stater,  so  entspricht  ihm  eine 
Mine  von  635  Gr.,  welche  der  ältesten  attischen  Handelsmine  von 
150  späteren  Solonischen  Drachmen  «»  655  Gr.  ziemlich  nahe  steht  4) 
Dafs  aber  hiernach  das  von  den  Römern  beabsichtigte  Normalgewicht 
auf  13,10  Gr.  anzusetzen  wäre&),  ist  deshalb  kaum  wahrscheinlich, 
weil  die  neugeschaffene  Münze  eine  Vermittelung  zwischen  verschie- 
denen Gattungen  unregelmäfsig  geprägten  oder  abgenutzten  Silber- 
courants  bilden  sollte  und  von  vornherein  elv?as  unter  ihrem  effektiven 
Werte  tarifiert  wurde.  Denn  ihr  Silbergewicht  von  12,7  Gr.  wurde 
nur  zu  3  Denaren  oder  11,7  Gr.  Silber  gerechnet. 


1)  Pinder  S.  354f. 

2)  Ein  Stück  bei  Mionnet  p.  140  wiegt  t2,71  Gr.  (—  3 -2374);  dann  folgen 
Stücke  von  12,68  (—  3  •  22V4  p.  139),  12,67  (=  3  •  22«/»  Mionnet  p.  167  =  195,5 
Head  Nomism.  chron.  XX  p.  147),  dann  mehrere  von  12,64  (—  3  •  22  p.  139  f.  147) 
and  weiter  abwärts.  Bei  Head  a.  a.  0.  p.  147.  150  wiegen  die  nächst  schweren 
Stücke  12,56  (—  193,9)  und  12,57  (—  194)  Gr.  Nach  Pinder  S.  549  wiegen  die 
meisten  Stücke  der  Berliner  Sammlung  zwischen  12,5  und  12,4  Gr.  Vns  von 
Qaeipo  ID  p.  234  anffefOhrte  Maximalgewicht  von  12,72  Gr.  beruht  auf  einem 
Irrtum,  wie  auch  andere  Zahlen  der  betreffenden  Tabelle  (p.  233  ff.)  nicht  ganz 
zuTerlässig  sind. 

3)  Festus  p.  359:  talentomm  non  unum  genus.  Atücum  est  sex  müiam 
denarinm,  Rho^um  et  cistophorum  quatuor  milium  et  quingentorum  denarium. 
Das  talentum  cistophorum  bedeutet  6000  Gistophorendrachmen,  also  1500 
ganze  Giatophoren.  Demnach  war  ein  Gistophor  »-  3  Denaren,  wobei,  wie  ge- 
wöhnlich, das  ausländische  Geld  ungünstig  gegen  das  römische  angesetzt  war 
(Mommsen  S.  50  -b  I  p.  66).  Die  Angabe  des  Festus  wird  bestätigt  durch  eine 
hschrift  von  Kibyra,  in  welcher  die  rhodische  Drachme,  welche  nach  Festus 
der  Gistophorendrachme  gleich  ist,  zu  V*  Denar,  also  nur  um  ein  unmerkliches 
niedriger  angesetzt  wird  (§  48,  11).  Damit  stinunt  freilich  nicht  die  Notiz  in 
den  Excerpten  aus  Festus  p.  78:  Euboicum  talentum  nummo  Graeco  Septem 
milium  et  quingentomm  cistophorum  est,  nostro  quattuor  milium  denariomm, 
wonach  der  Gistophor  auf  wenig  mehr  als  2  Denare  anzusetzen  wäre.  AUein 
die  Stelle  ist  unzweifelhaft  yeroerbt  und  man  hat  sie  auf  verschiedene  Weise 
zu  Terbessem  gesucht.  Verffl.  Finder  S.  550  f.,  Mommsen  S.  72  (Traduct.  Blac. 
I  p.  98  f.),  Brandis  S.  266  Anm.  3.  Jedenfalls  kann  durch  dieselbe  weder  das 
obige  Zeugnis  des  Festus  noch  die  früher  besprochene  Bestimmung  des  euboischen 
Talentes  (§  25,  4.  5)  berührt  werden. 

4)  Vergl.  f  19, 10.  20,  5.  48, 1.  57,  4,  IV  und  Tab.  XXH. 

5)  Dies  folgt  aus  den  Annahmen  von  Queipo  I  p.  483  ff.  und  Christ  in  den 
Sitzungsberichten  der  Münchener  Akad.  1862,  1  S.  69  Anm.  32. 


582  KUmSGHES  TALraT.    STRIEN.  f  u,  u.  M.  l 

11.  Das  kilikische  Talent  wird  von  Pollnx  (9,86)  auf  3000 
attische  Drachmen,  d.  i.  romische  Denare,  angesetzt  In  Kiiydeo  waren 
zu  Anfang  der  Kaiseneit  nodi  Silberstatere  babyionischen  Fiifes  m 
Gewidite  von  1 1  bis  9  Gr.  im  Umlauf,  i)  Wollte  man  diese  ab  Didndi- 
men  betrachten,  so  worden  3000  auf  das  kilikische  Talent  gdien,  mit- 
hin das  Ganzstück  nur  1  Denar  gegolten  haben.  Dies  ist  an  akh  un- 
wahrscheinlich, und  aulserdem  spricht  dagegen  die  zoreriassige  Ober- 
lieferung, dafii  der  Stater  derselben  Währung  ab  'InseUracbiie'  zn 
1  Vs  Denaren  tarifiert  worden  ist  (§  48, 12).  Versucht  man  weiter  diesen 
Stater  als  ein  Tetradrachmon  aufzufassen,  so  würde  man  ein  Talent 
Ton  1500  solcher  Stücke,  und  für  den  Stater  den  Wert  Ton  2  Desarai, 
also  aufMig  mehr  als  nach  dem  eben  erwähnten  Ansätze,  erhalten. 
Zwischen  beiden  MOglidikeiten  liegt  in  der  Blitte  die  in  jeder  BeziehiiBf 
wahrscheinliche  Annahme ,  dafs  der  Gewährsmann  des  PoDui  den 
babylonischen  Stater,  gemäb  seinem  Ursprünge  2)^  als  Tridrachnon 
aufbfste  und  demnach  2000  Ganzstttcke  auf  das  kilikische  TUent 
rechnete.  So  erhält  der  in  Kilikien  umlaufende  Stater  denselben  Kvs 
von  1 1/2  Denaren  wie  die  der  gleichen  Währung  zugehörige  Insel- 
drachme 3),  und  es  bedarf  nur  noch  des  erklärenden  Hinweises,  dafe 
dieselbe  Münze  babylonischen  Fufses,  im  Gewicht  von  11  bis  9  Gr^ 
in  der  einen  Quelle  als  Tridrachmon,  in  der  anderen  als  Drachme  be- 
zeichnet worden  ist. 

§  51.   Syrien  und  pküni/asehes  Kütteniand. 

1.  Dafs  die  ägyptisch-babylonische  Elle  von  alters  her  die  Grund- 
lage des  phönikischen  Längenmafses  gebildet  habe,  ist  früher  gezeigt 
worden  (§  43,  1).  Dieselbe  hat  sich  in  Syrien  unverändert  erbahei 
bis  in  die  späte  ROmerzeit.  Ein  syrischer,  aus  griechischer  QneDe  ft- 
flossener  Traktat,  im  J.  501  n.  Chr.  geschrieben,  enthält,  eingeftlgtiA 
die  Darstellung  des  damals  geltenden  römischen  Rechtes,  eine  Gbe^ 
^cht  über  Längen-  und  Ackermafse,  wie  sie  seit  Diocletian  festgesetit 
waren.  4)  Das  Plethron  wird  einerseits  als  Hälfte  des  römischen  Juge 
rum,  andererseits  als  Feldmafs  von  10  Ruten  ins  Gevierte,  die  Rute 


1)  Vergl.  MommseD  S.  47  (Traduct  Blac  I  p.  62),  Brandis  S.  $54. 

2)  S.  {  42, 12  10  Verbindang  mit  {  43,  2  and  vergl.  §  23,  2. 

3)  Dies  ist  die  Ansicht  Mommsens  a.  a.  0.,  der  aagleieh  auf  das  x^fmf^ 
In  der  Obersicht  der  MOnzbezeichnungen  bei  PolL  9,  60  faioweist 

4)  Mommsen  im  Hermes  HI,  1869,  S.  429  ff.  Auch  Bndorff  in  den  MoBitibef. 
^er  Berliner  Akad.  1869  S.  379  f.  ffiebt  einen  konen  Ansang  ans  der  spiiehefl 
Überliefemng  und  bespricht  die  (Urans  an  erkennenden  StenerverhaltaiMe. 


1^,1.1  LÄNGENMASS.  583 

SU  8  Ellen  beslimmt.  Daraus  geht  henror,  dafe  leUtere  Ellen  römische 
sind  (denn  8  •  10  Ellen  — >  120  Fuis  bilden  die  Seile  des  adus  oder 
halben  Jugenun),  woraus  weiter  folgt,  dals  das  syrische  Provinziahnals 
auf  dem  Philetflrischen  Systeme  beruht  (§  50, 1.  53,  1),  dessen  Fufs, 
henrorgegangen  als  Zweidrittehnab  aus  der  ägyptisch -babylonischen 
Elle,  hundertmal  genommen  die  Seite  des  Plethron  ausmacht 

Hundert  Philetärische  Fulls  standen  im  Betrage  sehr  nahe  120  rd- 
fflischen  Fab  (53,4).  Dieses  Verhältnis  erscheint  in  der  uns  rorliegen- 
den  Quelle  in  der  gesetzlichen  Gleidiung,  dafs  die  Rute,  der  zehnte 
Teil  des  Längenplethron,  8  römische  Ellen  betrage.  Das  sind,  je  nach- 
dem man  den  römischen  Fufs  zu  0,2057  oder  nach  späterer  Fixierung 
zu  0,294  Meter  ansetzt  (§  14,  5),  3,548  oder  3,53  Meter.  Es  wurde 
ako  das  syrische  Plethron,  welches  nach  Philetärischem  Fube  nur 
1225  DMeter  hielt,  durdi  die  Diocletianische  Ordnung  deflniti?  auf  ein 
halbes  Jugerum  — >  1259  (bez.  1250)  Meter  festgeseUt.^  Sein  hun- 
dertster Teil  war  die  Quadratrute  —»144  römische  DFufe  — >  12,59 
(bez.  12,50)0  Meter. 

Je  nach  der  Tragfähigkeit  des  Bodens  und  nach  der  Art  der 
darauf  angelegten  Kulturen  gingen  5,  20,  40,  60  Jugera  oder  je  die 
doppelte  Zahl  Ton  Plethra  auf  ein  »u^ifm,  d.  L  auf  die  Steuerhufe  des 
Reichskatasters,  welcher  ein  abgeschätzter  Kapitalwert  von  1000  SoUdi 
entsprach.^  Bemerkenswert  ist,  dafe  in  dem  erwähnten  Traktate  die 
AbschatiuDg  der  Steuereinheit  auf  10  Jugera,  welche  anderwärts  als 
die  Regel  für  die  Ansetzung  des  Saatlandes  erscheint  (§  52,  1),  nicht 
sich  vorfindet,  sondern  von  den  5  Jugera  der  Weinpflanzung  sofort  zu 
20  Jugera  des  Saatlandes  tibergesprungen  wird.  Wenn  hier  nicht  etwa 
eine  Lücke  in  der  Überlieferung  vorliegt,  so  ist  anzunehmen,  dafs  die 
Tragfähigkeit  der  Äcker  in  Syrien  um  die  Hälfte  niedriger  zu  schätzen 
war  als  in  anderen  Gegenden  von  gröfserer  Fruchtbarkeit 

2.  In  demselben  syrischen  Traktate  wird  auch  die  Vermessung 
der  Landstrafsen  durch  Meilensteine  nach  den  Abständen  von  je 
1000  Doppelschritt  erwähnt  Ausdrücklich  heifst  es  dabei,  dafs  eine 
Meile  500  Ruten  von  je  8  (römischen)  Ellen  enthalte.  Das  würde  für 
die  Meile  6000  römische  Fufs,  fttr  den  Doppelschritt  6  Fufs  ergeben. 
Nun  findet  sich  zwar  mehrfach  in  dem  Bereiche  Philetärischen  Mafses 


1)  Das  Nähere  ist  ans  der  Darstellong  des  provinzialeii  ägyptischen  System» 
§  53,  4  u.  7  SU  ersehen. 

2)  Mcrqutrdt  Römische  Staatsverwaitnng  II  (Handbach  der  röm.  Alterth.  V> 
S.  2t7  S,j  Rüdorff  a.  a.  0.  S.  390,  Mommsen  a.  a.  0.  S.  431. 


584  STRIEN.  isi.ii 

ein  Doppebchritt  tod  6  uod  ein  einfadier  Schritt  ?on  3  Fub  0;  aO^in 
die  dazu  gehörige  Meile  wird  nirgends  hoher  ab  zu3000(PhiieUlri8diea) 
Ellen  oder  1800  Schritt  zu  je  2  Vi  PhileUrischen  Fuls  oder  endlich  m 
5400  romischen  Pub  bestinunt.  Da  nun  den  syrischen  Ackennabeo, 
wie  eben  gezeigt  worden  ist,  der  Philetflrische  Fufs  zu  Grunde  hg,  so 
ist  es  wohl  möglich,  dafe  nach  der  flgyptisch-rOmischen  Meile  (§  53, 5), 
welche  für  Palastina  ebenfalls  nachgewiesen  ist  ($52, 1),  auch  in  Syrien 
von  den  Provinzialen  gerechnet  wurde;  aber  unglaubUch  mu£s  es  er- 
scheinen, dafs  man  dieses  Wegmais  noch  um  600  rOmisdie  Fuft  erhöht 
und  danadi  die  Landstrafsen  vermessen  habe.  3)  Der  syrische  Schrift- 
steller hat  also,  ganz  wie  wir  es  bei  vielen  anderen  metrologischen 
Traktaten  bemerken  3),  zwar  richtige  Einzelbestimmungen  voriiegen 
gehabt,  dieselben  aber  teilweise  falsch  kombiniert  Denn  richtig  ist 
die  Bestimmung  der  Meile,  nämlich  der  römischen,  nach  welch«'  die 
syrischen  Straben  zu  des  Verfassers  Epoche  vermessen  waren «),  zo 
1000  Passus;  ein  Fehler  aber  ist  es,  statt  der  5  romischen  Fuls,  weldie 
auf  den  Passus  gehen ,  5  Philetärische  einzusetzen ,  woraus  eben  die 
6000  FuÜB  fllr  die  angebUche  syrische  Meile  gekommen  »nd. 

3.  Den  Schlüssel  zum  Systeme  der  Hohlmafse  bietet  die  woU- 
beglaubigte  Cberlieferung,  dafs  der  syrische  oder  antiochische 
Metretes  2V2  römische  Amphoren  oder  120  Sextare  gehalten  habe.^ 


1)  Vergl.  oben  S.  437  Anm.  4.  Überhaupt  ist  jedes  ß^fut,  welches  n 
2Vs  Philetärischen  FnTs  bestimmt  wird  (s.  den  Stellennachweis  MetroL  scri|»t  D 
p.  167),  Remäls  dem  Svsteme  gleich  3  römischen  FnCs  zu  setzen. 

2)  Mommsen  a.  a.  0.  S.  433  ff.  hebt  hervor,  dafs  die  syrischen  Stralsen  nadi 
römischen  Meilen  vermessen  worden  sind  und  dafs,  wenn  man  daneben  ene 

S Tische  Meile  von  6000  römischen  «>  5000  Philetärischen  Fuüs  annehmen  wölk, 
es  nur  dne  provinziale  Rechnungsweise  gewesen  sein  könne,  die  ziemlidi  ifi 
der  Luft  stehe  und  deren  eigentliche  Bestimmung  rätselhaft  erscheine.  Ich  selbst 
habe,  im  Hinblick  auf  die  Angabe  des  Syrers,  alle  mir  bekannten  metrologischea 
Tafeln  von  irgend  verwandtem  Inhalte  nochmals  geprflft  und  die  Bestimmungen, 
welche  irgend  fQr  jene  syrische  Meile  zu  sprechen  schienen,  durch  Rechnung 
weiter  verfolgt  (wobei  besonders  die  Eventualität  der  späteren  zweif&feigen  EUe 
ins  Auee  zu  fassen  war),  bin  aber  bei  allen  diesen  Yersuchen  schließlich  zn 
einem  handgreiflichen  absurdum  geführt  worden. 

3)  Vergl.  oben  S.  437  Anm.  4,  unten  §  52, 1.  53,  9  und  manches  andere, 
was  gelegentlich  in  den  Metroloffici  scriptores  bemerkt  ist. 

4}  Dies  weist  Kiepert  bei  Mommsen  a.  a.  0.  S.  435  wenigstens  Ulr  die 
syrische  KüsteUstralse  nach. 

5)  ''EK&8C19  ns^i  arad'fimv  nai  fiitQcov  Metrol.  Script  Ijp.  230,  9:  ^  ^ 
TOfirrjs  S^rras  iß^Off^xopra  ^vo,  xara  9i  JSv^ovS  ixcerop  mmoc$v,  Tafel  der 
Kleopatra  p.  236,  17:  6  Si  Korä  ^qovs  /itTfnfxtiS  Smrrcöp  ^'  (nach  Ghartitf, 
statt  ff'),  'IraXtxAv  ^\  Fraffment  ns^  /Ur^mv  p.  258,  Z:  6  Bi  l/irrmx"^ 
fißjmrjs  rov  ^Ircdtteov  ivxt  9$nlaatoe  uai  S.  VergL  Böckh  MetroU  Uotertuch. 
S.  258,  Queipo  Essay  I  p.  359,  Brandis  S.  3t.  39,  Metrol.  Script.  I  p.  101. 124  f^ 


§&i,8.  HOHLMASS.  585 

Die  von  Yornherein  wahrscheiDliche  Annahme,  dafs  diese  120  Sextare 
ursprünglidi  ebenso  viele  babylonische  Sechzigste!  gewesen  sind  und 
demgemafs  der  Metretes  als  Doppeltes  des  babylonischen  Maris  (§  42, 7) 
in  das  vorderasiatische  System  einzuordnen  ist,  wird  bestätigt  durch 
die  Gleichung  eines  anderen  syrischen  Mafses,  der  aaßi&d  oder  aa- 
(fiS'dj  mit  22  Sextaren.  ^)  Denn  auf  denselben  oder  einen  annähernd 
gleichen  Betrag  ist  von  Griechen  und  ROmem  das  phOnikische  Saton 
geschätzt  worden  ^),  sodafs  die  Sabitha,  wie  das  Saton,  gleich  24  Sech- 
zigsteln  oder  Log  (§  43, 1.  44,  9)  und  der  syrische  Metretes  als  das 
FflnJfTache  des  Saton  anzusetzen  ist 

Das  Saton  beträgt,  wie  anderweit  festgestellt  worden  ist  (§  43, 1. 
44,  10),  12,12  Liter,  22  Sextare  aber,  d.  i.  die  eben  erwähnte  Sabitha, 
sind  gleich  12,03  Liter;  also  ist  auch  hiemach  die  Identität  beider 
Mafee  zweifellos.  Wir  setzen  demnach  den  Metretes  zu  60,62  Liter  an. 

Als  Kömermafs  erscheint  der  syrische  Metretes  unter  dem  Namen 
afvaßrj  bei  den  Septuaginta,  welche  dieses  Mafs,  Übereinstimmend  mit 
dem  eben  geftindenen  Betrage,  als  V«  des  Chomer  oder  Kor  rechnen  3), 
femer  als  Medimnos  von  5  Modien  oder  Sata  in  Salamis  oder  dem  spä- 
teren Konstantia  auf  Kypros  (§  48,  8). 

Wie  in  dem  Hauptmafee,  so  zeigt  auch  in  der  weiteren  Einteilung 
das  syrische  System  seine  EigentttmUchkeit;  denn  die  Sabitha  zerfiel 
hier  nicht  in  24  Sechzigstel,  sondem  in  18  Teile,  welche  wir  unter 


Christ  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1865  S.  457  f.  —  Syrische  Metreten  sind  viel- 
leicht zu  snppUeren  zn  den  cirov  stxoc»  /tvota^as  Polyb.  5,  89,  8. 

1)  Die  Fragmente  ans  Epiphanios  und  Ensebios  Metrol.  Script  I  p.  264,  6 
(Symm.  I  S.  216,  n  S.  181):  aaß»&a,  ravro  ^^uutSr  {trv^iarixov  STymm.  U, 


i€aoa  XML  Vergl.  auch  Svmm.  II  S.  193.  Das  Etymol.  Gad.  unter  ca^id'a  wie* 
deniolt  die  zuerst  angeführte  Stelle  des  Epiphanios.  Die  bestbeglaabigte  Lesart 
9aBt&<A  (vergl.  auch  p.  260, 7),  statt  deren  Scaliger  (nach  G.  Dindorf  zu  Epiphan. 
Toi  rv  pars  I  praef.  p.  XVH)  xaßi&a  vermutete,  wird  bestätigt  durch  den  theba- 
mschen  cattri^^  d.  i.  ursprünglich  eaßirfjs^  wie  Christ  a.  a.  0.  S.  456  meint. 

2)  Das  Saton  erscheint  als  hebräischer  Modius  von  22  Sextaren  bei  Epi- 
phanios (§  44,  10  D) ,  als  sicUischer  Modius  von  21  Va  Sextaren  bei  demselben 
(f  44, 10  F.  56,2),  wiederum  nach  einer  anderen  Angabe  bei  Epiphanios  als 
Ma&  von  21*/*  Sextaren  (§  44, 10  G),  ^Is  provinzialer  Modius  zu  21*/b  oder 
22  Sextaren  in  der  römischen  Provinz  Agvpten  (§  53, 12.  15). 

3)  Jes.  5, 10  a^aßas  iS  statt  des  chomer  des  hebräischen  Textes.  Das 
hebräische  Chomer  oder  phönikische  Kor  hat  30  Sea  oder  Sata  (§  43, 1.  44, 9). 
Da  nun  der  syrische  Metretes  als  Maus  von  5  Sata  nachgewiesen  ist,  so  kann 
die  Artabe,  welche  V«  des  Chomer  hält,  kein  anderes  Maus  als  eben  dieser  Me- 
tretes sein.  Das  Saton  selbst  heifst  an  derselben  Stelle  bei  den  Septuaginta 
ßh^oy  —  >/>  Sphai  (§  44,  9  Sea). 


586  SYRIEN.  i&U3. 

der  beilenistischen  BenennUDg  S^atrjg  kennen.^)  Wir  nennen  dieses 
Mafs  den  syrischen  Sextar,  nm  es  von  dem  römischen  Sextare  xn 
unterscheiden,  zu  welchem  es  sich  (in  seinem  nach  attischer  Nona  ge- 
steigerten Betrage)  wie  4 :  3  verhielt 

Nach  griechischer  Weise  hatte  auch  dieser  Sextar  eine  HsUte  oder 
Kotyle,  welche  zur  attischen  sich  ebenfalls  wie  4 : 3  vertiielt  und  ak 
hellenische  Kotyle  in  einem  jüngeren  provinzialen  MaÜBSfstem 
erscheint  (§  53,  16). 

Der  Maris  entsprach,  wie  bereits  bemerkt,  der  Hlllfte  des  Metretes 
und  war  wahrscheinlich  ebenfalls  in  Syrien  üblich. >) 

Wir  gehingen  demnach  zu  folgender  Übersicht  des  syrische&f 
vor  Alexander  üblichen  Systems  nebst  den  beigesetzten  Beträgen  ia 
neuerem  Mafse: 

Liter  altsyrisches  System 

60,62    syrischer  Metretes  (syr.Artabe)  1 

30,31    Maris  2 

12,12    Sabitha  (Saton)  5 

0,674  syrische  Sextar  90 

0,337  Hälfte  dazu  (Kotyle)  180 

Wie  aus  den  anfangs  erwähnten  Gleichungen  mit  der  rOmischea 

Amphora  und  dem  Sextar  hervorgeht,  sind  diese  Mafse  spater,  und 

zwar  wahrscheinlich  zu  Anfang  der  Seleucidenära,  nadi  attischer  Norm 

gesteigert  worden.   Endlich  kam  unter  Roms  Herrschaft  der  römische 

Sextar  hinzu.   In  der  folgenden  Übersicht  fuhren  wir  nur  diejenigen 

Mafse  auf,  über  welche  direkte  Nachrichten  vorliegen.    Die  Sabitha 

von  22  römischen  Sextaren  pafste  nicht  mehr  in  dieses  System;  viel- 


2V» 

1 

45 

1« 

1 

90 

36 

2. 

t)  Im  EtymoL  Gad.  folgjui  aof  die  oben  S.  585  Anm.  1  bemerkte  Erkünag 
der  ffaß$&a  die  verderbten  Worte:  nal  rl  a^^mci.  nal  n€i^*  aXlots  m/'  wÜ 
iv  9j  ans  welchen,  wie  es  scheint,  die  TeUong  der  Sabitha  in  18  SYriseb-alncin- 
drinische  oder  24  römische  Sextare  in  folgern  ist  Dagegen  wird  an  der  oben 
S.  584  Anm.  5  angefahrten  Stelle  der  Tafel  der  Kleopatra  nach  der  AberliefBrtea 
Lesart  der  syrische  Metretes  in  sechs  Sextare  geteilt,  welche  120  rteiaebea 
Sextaren  entsprechen  sollen.  Diese  von  B5ckh  S.  258  gebilligte  Angabe  wird 
von  Christ  a.  a.  0.  S.  457  f.  mit  Recht  bezweifelt  und  nach  Ghartiers  Voigaig 
(vergl.  Adnot  zu  Metrol.  Script  I  p.  236, 17)  eine  Teilung  des  syrischen  Metretes 
in  90  eigene  Seitare  angenommen,  deren  jeder  als  Doppelmais  zu  der  andkr- 
weit  bezeugten  hellenischen  Kotyle  gehört 

2)  In  den  Excerpten  aus  Epiphanios  Metrol.  Script  I  p.  263, 12  wird  cia 
aarov  ohne  nähere  Bezeichnung  als  Maus  von  56  Sextaren  ■-  36,64  Liter  be- 
stimmt, was  dem  wirklichen  Betrage  des  Maris  (—  36,31  Liter)  nahe  geang  eaA- 
Spricht  Dafs  aarov  ein  solches  Finssigkeitsmafs  bezeichnen  könne,  ist  aadi 
em  §  51,  4  Bemerkten  nicht  gerade  unwahrscheinlich.  Über  die  genaaere 
SchäUuDg  des  Maris  zu  55  Sextaren  vergl.  §  53, 15  gegen  Ende. 


f8M.i.  HOHLMASS.  587 

hiebt  trat  an  ihre  Stelle  ein  Hekteus  von  20  römischen  oder  15  syrischen 

Sextaren. 

Liter  Seieocidisches  System 

65,65    syrischer  Metretes      1 
0,729  syrischer  Sextar       90     1 
0,547  römischer  Sextar    120     iVs     1 
0,365  hellenische  Kotyle  180    2        IV2. 
4.  Noch  wird  als  syrisches  Mafs  bei  Epiphanios  das  xolXa&ov 
erwähnt  und  ihm  als  Doppeltes  ein  vy^ov  aarov  beigefügt;  ersteres 
soll  25,  letzteres  demnach  50  Sextare  gehalten  haben,  i)  Nun  geht  aus 
der  anderweitigen  Überlieferung  bei  Epiphanios  hervor,  dals  dieses 
iyifbv  aoTOv  oder  $atum  in  UquidiSy  wie  die  alte  lateinische  Übersetzung 
besagt  2),  also  ein  von  dem  gewöhnlichen  Saton,  dem  Getreidemalse, 
verschiedenes  Flttssigkeitsmals,  identisch  war  mit  dem  ßadog  oder  ßa- 
Tog^  d.  i.  dem  hebrdischen  Bath,  welches  wiederholt,  und  zwar  mit  be- 
sonderer Beziehung  auf  das  Messen  des  Öles,  zu  50  Sextaren  bestimmt 
wird.3)  Da  nun  aber  anderweit  feststeht,  dafs  das  Bath  72  Sechzigstel 
oder  Log  ($  44,  9),  oder  nach  römischer  Schätzung  64  bis  66  Sextare 
($44,  10)  enthielt,  so  mufs  das  Bath  von  50  Sextaren  entweder  ein 
abweichendes  kleineres  Mafs,  oder  die  Sextare,  nach  denen  es  bestimmt 
ist,  mtlssen  ein  gröfiseres  Mafs  als  der  römische  Sextar  sein. 

Nun  ist  anderweitig  tiberliefert,  dafs  in  der  römischen  Provinz 
Ägypten  ein  ilaifiQdg  ^erQTjrqg  noch  in  später  Zeit  bestand,  welcher 
genau  der  alten  Artabe  entprach  und  nach  dem  Gewichte  des  seinen 
Raum  füllendes  Öles  auf  100  römische  Pfund  normiert  war  (§  53, 16). 
Als  Metretes  zerfiel  er  in  144  Kotylen,  welche  alexandrinische,  zum 
Unterschied  von  den  attisch-Ptolemäischen ,  hiefsen.  Aber  nach  Epi- 
phanios gehörte  zu  diesem  ölmafse  noch  ein  eigener  Sextar,  welcher 
ebenfUls  der  alexandrinische  genannt  wird,  und  zu  2  Pfund  ölgewicht 

t)  Die  Fragmeote  aas  Epiphanios  Metrol.  script.  I  p.  264, 21  (Sjmm.  I  S.  218, 
n  S.  182):  M6XXa&6tf  Sax*  nci^  toTs  ^(hhs  ro  l^fuiv  rov  vyqov  vaxov.  I<rr« 
^i  {arrcSr  m',  desgleichen  ans  Ensebios  p.  277, 10  (Symm.  I  S.  222):  xoXa&os 

2)  Metrol.  seript  II  p.  106, 14. 

3)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  in  den  Metrol.  Script  unter  ßaSos, 
ßitoQ,  aa'€ov  4.  Als  vy(fov  edrop  erscheint  das  Bath  aach  im  EtymoL  Gpd.: 
HßaX  tXvav  fUt(fov  ^tcnor  qv\  ofMöutv  vy^av  T(H<fl  ffarose  (statt  roia  <rara) 
ood  hei  Soidas  (Metrol.  Script  I  p.  342. 12),  wo  jedoch  die  Zahlen  verderbt  shid 
(vielleicht  zu  lesen  Saarmv  v'  ijrot  MroSv  SmotSp),  Als  Variante  zu  ß^iros 
Metrol.  Script  I  p.  277,  9  ist  daselbst  in  der  Anm.  ffaros  angeffibrt,  wie  auch 
de  Lagarde  Symm.  I  S.  222  heransgM^ben  hat.  Eine  andere  Nebenform  ist  9(d8os 
4iM/ov  ebenda  p.  277,  8  (Symm.  I  S.  221  f.).  Insbesondere  als  Olmafe  wird  das 
Batti  erkl&rt  p.  259,  23.  260,  26—261,  3.  273,  21—25. 


588  SYRIEN.  iu.i 

■»  V&0  des  Hauptmalses  bestimmt  wird.^)  Da  nun  der  romische  Sextar 
als  Raummars  fllr  öl  zu  1 V2  Pfund  geschätzt  wurde ,  so  ?erhidt  ach 
der  alexandrinische  Sextar  zum  römischen  wie  4 : 3. 

Wir  haben  also  hier  auf  anderen  Wegen  dasselbe  Mals  gefunden, 
welches  kurz  vorher  als  dem  syrischen  System  eigentümlich  nach- 
gewiesen ist,  aufeerdem  aber  auch  in  Herakleia  in  Unteritalien  als  xoh 
vi^  vorzukommen  scheint  (§  57,  2). 

Weiter  ergiebt  sich  unmittelbar,  dafs  die  50  Sextare,  welche  Epi- 
phanios  dem  Bath  zuteilt,  da  sie  syrisch -alexandrinische  sind,  66^/3 
römischen  Sextaren  («»  36,47  Liter)  entsprechen ,  also  fast  genau  mit 
dem  anderweit  festgestellten  Betrage  des  Bath  («»  36,37  Liter)  Ober- 
einstimmen.^  Ferner  ist  die  Hälfte  des  Bath,  im  syrischen  Systeme 
TtoXla&ov  benannt,  zu  25  syrischen  oder  33 Vs  römischen  Sextaren 
anzusetzen. 

Nach  demselben  Verhältnis  kommt,  beildufig  bemerkt,  das  Saton 
BB  t/3  Bath  auf  16 ^s  syrische  oder  22^/9  römische  Sextare.  Der  letztere 
Betrag  ist,  wie  bereits  bemerkt  (§  51, 3),  in  der  Abrundung  zu  22  Sei- 
taren mehrfach  überliefert.  Setzen  wir  weiter,  ebenfalls  mit  Weglas- 
sung des  Bruches,  16  syrische  Sextare  ftir  das  Saton  an,  so  entsprechen 
diese  21  Vs  römischen  Sextaren,  d.  h.  der  gewöhnlichen  Schätzung  des 
sicilischen  und  provinzialen  Hodius.^  Ja  es  wird  nun  um  so  erktar^ 
lieber,  wie  das  Saton  im  Sprachgebrauche  der  Provinzialen  zum  Modius 
schlechthin  werden  konnte;  war  es  doch  ein  Drittel  des  Bath  wie  der 
römische  Modius  das  Drittel  der  Amphora,  und  hielt  es  doch  16  eigene 
Sextare  wie  der  römische  Modius  16  römische. 


1)  Metrol.  Script.  I  p.  264. 1  (Symm.  n  S.  181):  £i<mfS  o  jiXsSavd^vüi  dvo 
Ux(f69v  wii^B^  oXxrfy  iv  r^  iXai(^,  Yergl.  auch  Symm.  U  S.  193. 

2)  Es  ist  bereits  frflher  (S.  454  Anm.  3)  duraof  hingewiesen  worden,  dafe 
die  absolute  Glachsetzung  von  Epha  und  Artabe  demjenigen  Metrologen  der 
Römerzeit  bewnfst  vorschwebte,  welcher  das  Bath  einerseits  zu  50  syiisdn 
alexandrinischen  Sextaren,  andererseits  den  iXattf^  utr^rfx^  zu  100  Pfand 
Olgewicht  bestimmte.  DaÜB  die  Fragmente  ans  Epiphanios  an  mehreren  SteUen 
(p.  261, 2.  264, 14.  191.  22.  271, 11.  273, 21. 24.  277, 7—10  and  anderw&ris)  den 
syrischen  Sextar  schlechthin  als  S^cnjs  bezeichnen,  sodafs  eine  Verwechselsag 
mit  dem  römischen  Sextar  naheliegt  und  zahllosen  weiteren  HypotfaMnen  (indem 
man  auch  an  anderen  Stellen  syrische  Sextare  einfähren  kann)  ThAr  and  Thor 

geöffnet  ist,  mufs  als  eine  neue  Erschwerung  der  mühseligen  Pfade  komparativer 
letrologie  erscheinen,  ist  aber  in  der  obigen  Darstellung  mit  möglichsttf  Vor- 
sicht ms  Gleiche  gebracht  worden. 

3)  Vergl.  die  Gitate  oben  S.  585  Anm.  2.  Direkt  fflr  syrisches  Mafs  ist  ^ese 
Abrandung  überliefert  in  der  lateinischen  Übersetzung  des  Epiphanios  MetroL 
Script,  n  p.  166,  14:  (eollathwf)  est  sextariorum  XXIIIl,  sowie  bei  fiesycfcte 
unter  ßAüoCy  wo  jedoch  irrtümlich  48  XixQat,  d.  i.  24  syrische  Sextare,  aif  das 
ganze  Bath,  statt  auf  dessen  Hilite  gerechnet  sind. 


§61.4.  HOHLMASS.  589 

Den  Ursprung  dieses  Sextares,  der  sich  zum  römischen  wie  4 :  3 
verhielt,  haben  wir  jedenfalls  nach  Syrien  zu  setzen,  wenngleich  er 
bei  Epiphanios  der  alexandrinische  heilst.  Die  Römer  hatten  in  Ägypten 
gerade  genug  mit  den  yerschiedensten  überlieferten  Hafsen  zu  thun, 
welche  sie  möglichst  nach  dem  römischen  Sextare  normierten,  um 
fern  zu  bleiben  von  dem  Gedanken  einen  besonderen  Sextar  yon  2 
Pfund  Ölgewicht  neu  einzuführen.  Wenn  also  doch  ein  solches  Mafs 
als  alexandrinisches  erscheint,  so  mufs  die  Rücksicht  auf  einen  be- 
stehenden Gebrauch  daraufgeführt  haben;  dieser  kann  aber  in  Ägypten 
nicht  von  alters  her  einheimisch  gewesen,  sondern  mufs  durch  den 
Seehandel  dahin  gelangt  sein.  Den  Ursprungsbeweis  bietet  unmittel- 
bar die  eigentümliche  Gestaltung  des  syrischen  Systems.  Dasselbe 
Hafs,  welches  als  Voo  des  Doppelmaris  oder  syrischen  Hetretes  nach- 
gewiesen ist,  gesellt  sich  zugleich,  nach  attischer  Norm  gesteigert,  als 
V50  dem  Bath  zu  und  vertritt  endlich  auch  das  System  der  fortgesetzten 
Halbierung  des  Saton,  welches  dem  äginäischen  Mafse  zu  Grunde  lag^), 
bildete  also  für  den  Handelsverkehr  und  für  die  Berührungen  zwischen 
den  verschiedenen  Systemen  der  Länder  am  Mittelmeer  ein  vorzüglich 
geeignetes  Teilmafs. 

Als  ölmafs  mufs  das  Bath  schon  zu  früher  Zeit  in  Ägypten  mit 
der  Artabe  sich  vereinigt  und  eine  so  feste  Stellung  gewonnen  haben, 
dafs  die  Ptolemäer  dasselbe  ungeändert  bestehen  hefsen ,  während  sie 
die  Artabe  als  Getreidemafs  nach  attischer  Norm  erhöhten.  So  dürfen 
wir  in  dem  iXatrjQog  f^erQrjvi^gj  welchen  die  Römer  nach  dem  ölge- 
wichte  zu  100  Pfund  ansetzten,  das  luralte  Hafs  der  Ai*tabe  erbUcken, 
haben  aber  seine  Teilung  in  50  eigene  Sextare  auf  das  syrisch-phöni- 
kische  System  zurückzuführen. 

Wir  schliefsen  mit  einer  yergleichenden  Übersicht: 


1)  Nach  seinem  uraprüngUchen  Betrage,  als  V^o  ^^  Doppelmaris,  ist  der 
syrische  Sextar  »>  0,674  Liter.  Derselbe  berührte  sich  im  HandelsTerkehr  gewils 
vielfach  mit  dem  Sechzehntel  des  Saton  oder  äginaischem  Dikotylon  (§  46,  8) 
»  0,758  Liter.  Zwischen  beiden  Beträgen  bildet  der  jüngere,  nach  attischer 
Norm  erhöhte  s^rnsche  Sextar  =  0,729  Liter  gerade  so  die  Vermittelang  wie 
das  attische  Hemihekton  zwischen  persischer  und  babylonischer  Addix  oder  die 
Choinix  zwischen  der  Kapetis  und  dem  halben  Kab  (§  46, 16).  Das  attische 
System  zeigte  also  aach  in  diesem  FaUe  seine  Torzfigliche  Brauchbarkeit  ffir  die 
Vereinigung  kleinerer,  nahe  sich  berührender  Mause;  denn  nicht  zwar  nach  dem 
arsprüDglichen,  wohl  aber  nach  dem  gesteigerten  Betrage  konnte  der  syrische 
Seirtar  mit  dem  Sechzehntel  des  Saton  rerschmelzen,  wie  es  zur  Römeneit 
erwiesenennalsen  geschehen  ist  (S.  587).  Auch  das  pontische  System  (§  50,  6) 
beruht  auf  dieser  Ausgleichung;  nicht  minder  scheint  der  siciUsche  Modius  einen 
solchen  Sextar  als  TeUmafe  gehabt  zu  haben  (§  56,  2  a.  £.). 


690  SYRIEN  UND  PHÖMUISCflBS  KÜSTENLAND.  f  u,4.& 


Btbjh      SjriMhe      RtaiiMhe 
Sechsfgstel  Sextare         SexUre 

Ut«T<) 

Bath  (Arube) 

72           50             66«/» 

36,47 

KoUathon 

36          25            33  V» 

18,23 

Saton 

24          16»/»(16)  22(21 «/») 

12,16(11,67)1 

5.  Von  den  verschiedenen  aus  gemeinsamer  Quelle  entsprungenen 
Gewichtsnormen,  welche  die  alte  Welt  beherrschten  ($  48, 1),  sind  in 
Syrien  und  Phönikien  bis  jetzt  nachgewiesen  die  schwere  babylonische 
Mine  Silbers  (§42,  12. 15)  nebst  ihrer  Verdoppelung,  demantiochischeD 
Holzgewichte,  die  phönikische  Mine  Silbers  nebst  ihrer  Hälfte,  endlich 
jenes  eigentümliche  Gewicht,  welches  wir  als  altaginäisches  kennen, 
aber  zugleich  als  phönikisches  Handelsgewicht  uns  zu  denken  haben 
(§  48,  1). 

Wir  lassen  es  bei  einer  kurzen  Übersicht  bewenden ,  da  die  Ein- 
zelheiten schon  anderwärts  genügend  behandelt  sind.  2) 

L  Leichte  kOnigUche  Mine  im  Normalgewichte  von  504  Gr.  (§  42, 
10),  dargestellt  durch  ein  unter  Antiochos  Epiphanes  gefertigtes  Blei- 
gewicht der  Luynesschen  Sammlung  in  dem  reichlichen  Betrage  Ton 
516  Gr.s),  femer  durch  ein  aus  Athen  stammendes  Gewicht  des  Ber- 
liner Museums  mit  der  Aufschrift  ANTIOXEIA  MNA,  angefertigt  im 
J.  194  T.  Chr.  unter  Antiochos  dem  Grofsen,  im  Betrage  Ton  498,2  Gr.^ 
Hierzu  gehört  eine  Viertelmine  von  Antiocheia  yon  122  Gr.  und  eine 
andere  von  Seleukeia  von  113,85  Gr.,  welche  auf  eine  ganze  Mine  von 
488  bis  455,  4  Gr.  führen.  &) 

U.  Schwere  babylonische  Mine  Silbers  im  Normalgewichte  von 
1120  Gr.,  in  Syrien  aber  nach  Ausweis  der  ältesten  Silberprägung  auf 
etwa  1080  Gr.  herabgesetzt  <^),   dargestellt  durch  eine  AHM02IA 


1)  Die  Betrage  sind  nach  römischen  Sextaren  berechnet 

2)  S.  Metrol.  Script.  I  p.  117—120,  Brandis  S.  155  f.  600,  B.  Schillback  Bet- 
trag snr  griech.  Gewichtaknnde,  Berlin  1877,  S.  7ff.,  und  vergL  io  diesem  Hand- 
bnche  §19, 11.  24, 1.  42, 10.  12.  15.  43,  2.  3.  50, 7.  54, 1.  57,  4.  Tab.  XXO. 

3)  Brandis  S.  158.  Die  Aufschrift  lautet  BAIIAEQI  ANTIOXOY  eEOY 
EPI^ANOYZ  MNA.  Auch  ein  Bleigewicht  derselben  Sammlung  von  1005  Gr. 
rechnet  Brandis  S.  45.  158  hierher. 

4)  Schülbach  a.  a.  0.  S.  7  f.  Der  Beirag  des  GewichtstQckes  wird  S.  St 
zu  498,6,  S.  17  zu  498,22  Gr.  angegeben. 

5)  A.  de  Louffp^rier  Description  de  craelques  poids  antiques  in  den  Annafi 
dell'  Instit  archeol.  1847  p.  339  f.  346,  SchiUbach  a.  a.  0.,  Brandis  S.  158. 

6)  Die  älteste  SilberprSgung  von  Arados  zeigt  einen  babylonischen  Steter 
von  10,67  Gr.,  dessen  Nonnalgewicht  im  Verrieich  mit  der  korrekten,  dem 
phdnildschen  Systeme  folgenden  Pr&gung  von  Byblos  auf  10,80  Gr.  zu  actaea 
18t  (Brandis  S.  117).  Über  die  Verbreitung  dieses  Münzfnfsee,  an  dessen  Ste^ 
später  ein  etwas  erhöhtes  Gewicht  tritt,  yergl  oben  §  23,  2,  Brandis  S.  140  ff. 


fM,&.  GEWICHTE.  591 

MNA  TOD  Antiocheia  nebst  einem  AHMOZION  HMIMNAION,  so- 
wie durch  eine  Viertelmine  von  Berytos.^)  Die  effektiven  Beträge  sind 
der  Reihe  nach  1068,2,  535,15,  267,8  Gr.,  entsprechend  einer  Mine 
von  1068,2  bis  1071,2  Gr.,  sodafs  als  Mittelbetrag  1070  Gr.  ange- 
nommen werden  können.  Das  antiochische  Gemeindetalent  betrug 
demnach  im  1.  Jahrii.  v.  Chr.  2)  64,2  Kilogr. 

in.  Das  Doppelte  des  letzteren  Talentes  wurde  in  derselben  Stadt 
zmn  WSgen  des  Holzes  und  vermutlich  auch  anderer  Gegenstände  ver- 
wendet, welche  bei  verhältnismäfsig  niedrigem  Preise  ein  hohes  Ge- 
wicht haben  und  deshalb  auch  nach  einer  höheren  Einheit  ausgewogen 
werden.  Es  wird  bezeichnet  als  das  ^kiTtov  ivuimoxslf  Takavrov  ^) 
und  ist  auf  128,4  Kilogr.  anzusetzen.^)  Von  den  Römern  scheint  es 
später  zu  375  Pfund  ««  122,8  Kilogr.  tarifiert  worden  zu  sein.^)  Seine 
Mine  betrug  demnach  2140  bis  2047  Gr. 

IV.  Die  phönikische  Mine  im  Normalgewichte  von  746,7  Gr.  ist 
vertreten  durch  ein  Bleigewicht  mit  phönikischer  Aufschrift,  welches 
1497  Gr.  wiegt,  mithin,  als  Doppelmine  aufgefafet,  eine  Mine  von 
748,5  Gr.  ergiebt«) 

V.  Die  phönikischen  Küstenstädte,  besonders  Tyros,  behielten 
in  ihrer  Münze  das  landesübliche  Gewicht  auch  dann  noch  bei,  als  in 
Syrien  durch  die  Seleukiden  die  attische  Währung  eingeführt  worden 
war.  Wir  haben  demnach  die  Mine  phönikischer  Münze  nach  der  ur- 
sprünglichen Norm  zu  373,3  Gr.  und  nach  dem  effektiven  Münzge- 
wichte zu  360  bis  340  Gr.''),  d.  i.  gleich  der  Mine  Ptolemäischer  Münze 
(S  54, 1,  V),  anzusetzen. 

VI.  Mit  der  Herabsetzung  des  Denars  auf  ^9«  Pfund  (§  38,4)  sank 
die  tyrische  Mine  definitiv  auf  ein  Gewicht  von  12  V2  römischen  Unzen 
■«  341  Gramm,  und  das  tyrische  Talent  wurde  gleich  dem  jüngeren 

1)  Longp^rier  a.  a.  0.  p.  341  f.  346,  Metrol.  Script.  I  p.  119,  Brandts  S.  156, 
Schillbach  S.  8. 

2)  IMe  erwähnten  Gewichte  ans  Antiocheia  sind  in  den  Jahren  57  und  30  v.  Chr. 
geeicht  worden. 

3)  Der  anonirme  Alexandriner  Metrol.  Script  I  p.  301, 1  und  vergl.  ebenda 
S.  118  f. 

4)  Berechnet  nach  dem  Talente  unter  U.  Diese  Bestimmung  h&lt  zugleich 
die  Mitte  zwischen  dem  aus  dem  babylonischen  Systeme  abzuleitenden  Normal- 
gewichte Yon  134^4  Kilogr.  und  der  römischen  Schätzung  zu  122,8  KUogr. 

5)  MetroL  scnpt  I  p.  119.  Die  Schätzung  zu  6  römischen  Rechnungstalenten 
«"  375  Pfund  ■■  122,8  Kilogr.  wird  von  dem  anonymen  Alexandriner  nur  als 
ungefähre  bezeichnet. 

6>  Brandis  S.  157,  rergl.  auch  oben  S.  417  Anm.  1. 
7)  Berechnet  nach  dem  Tetradrachmon  von  Byblos  (Brandis  S.  117)  und 
dem  unten  §  51,  7  angegebenen  Mflnsgewichte  der  j  fingeren  Prägung. 


592        SYRIEN  UND  PHÖNKISGHES  KOSTENLAND.     $  m,5.6. 

attischen  oder  römischen  Rechnungstalente J)  Gleiches  Gewicht,  aber 
einen  geringeren  Kurs,  hatte  auch  das  antiochische  Talent,  nach  wd- 
chem  in  der  Kaiseneit  in  Antiochia  gemünzt  wurde  (§  51,  7). 

VII.  Das  Älteste  MOnzgewidit  von  Ägina  hezeugt  uns  die  Existenz 
einer  Mine  im  Normalbetrage  von  672  Gr.,  welche  zur  königlichen 
Mine  sich  wie  4 :  3  verhielt  (§  48,  1).  Die  Vermutung,  dalis  dieselbe 
phönikischen  Drqirungs  sei,  wird  bestätigt  durch  ein  wahrscheinlich 
aus  Sidon  stammendes  Gewicht,'  dessen  griechisdie  Aufschrift  zwar 
auf  eine  Doppelmine  lautet,  dessen  Betrag  von  678  Gr.  aber  jener  alt- 
äginäischen ,  altattischen  und  etrurischen  Mine  sehr  nahe  entspridit^ 

6.  Das  Eigentümliche  der  phönikischen  Silberrechnung  ($  43, 2} 
bestand  darin,  dafs  das  Sechzigstel  des  Shekels  Goldes  als  Werteinbdt 
gedacht  und  diese  Einheit  selbst  oder  ihr  Doppeltes,  Vierfaches,  ja 
auch  Achtfaches  konkret  in  Silberstücken  dargestellt  wurde.  Nad 
diesem  System  ist  unter  persischer  Herrschaft,  wahrscheinlich  in  Syrien, 
eine  Reihe  provinzialer  Silbermünzen  geschlagen  worden ,  welche  mit 
einem  Ganzstück  im  Effektivgewichte  von  26  Gr.  anhebt  und  weiter 
Viertel  von  6,96  Gr.,  Achtel  und  noch  kleinere  durch  fortgesetzte 
Halbierung  gebildete  Teilstücke  zeigt  3)  Das  Normalgewicht  des  Ganz- 
stückes hat  ursprünglich  mehr  als  28  Gr.  betragen  ^)  und  den  Wert 
von  2/i5  des  schweren  Shekels  Goldes  oder  von  Vi&  ^^  Dareikos  dar- 
gestellt.^) Das  Zweiunddreifsigstel  des  grofsen  Silberstückes,  im  Nor- 
malgewichte von  0,9  Gr.  oder  reichUdi  einem  attischen  Obolos,  hieb 
davaKt)^)  und  hatte  neben  sich  noch  als  kleinste  Silbermünze  ein 
Vierundsechzigstel  oder  fi^tdavocKLOv.'^  Setzen  wir  die  persische 
Reichsgoldmünze,  den  Dareikos,  ab  Einheit,  so  entspricht  diesem  nach 
babylonischer  Währung  (§  42,  12)  als  gleichwertig  ein  Silbergewidt 
von  112  Gr.  Das  Sechzigstel  hiervon  oder  ein  Silbergewicht  von 
1,87  Gr.  findet  sich  dargestellt  durch  die  syrische  Doppeldanake,  femtf 

1)  MetroL  Script.  I  p.  117.  SOO,  16—19.  Vcrffl.  unten  f  61,  7.  54,  1,  VL 

2)  S.  das  Nähere  olnm  S.  417  Anm.  1  und  S.  545  f. 

3)  Brandis  S.  226  £L  234. 

4)  Das  Viertel  von  6,96  Gr.  fahrt  auf  ein  Effektirgewicht  von  27,8  Gr.  ftr 
das  Ganzstück.  Nach  dem  babylonischen  System  ist  das  Normalgewicfat  atf 
29,9  Gr.  (§  43,  2),  nach  der  ältesten  syrisch-phönikischen  SUberprägung  ($43,3) 
auf  29,06  Gr.  zu  setzen. 

5)  Dies  geht  hervor  aus  §  43,  2  in  Verbindung  mit  $  42, 12.  45,  7.  8.  ^ 

6)  PoU.  9,  82:  xai  fujv  nai  to¥  Savatapf  bIvcU  xiriQ  ^mec«  titu^pi  f> 
naqatMov^  Hesychios  (Metrol.  Script  I  p.  315, 14):  9a$fmaK  voputimtiv  n  fi^ 
ßa^utov^  Swafiepov  nXiov  oßolov  hüyq^,  YergL  auch  Suidas  und  EtyiaoL  «• 
unter  dem  Worte,  Brandis  S.  235. 

7)  Hesychios:  tjfi^BavoMtoVf  rofu^fta  no^ov. 


$  51, 6.  AANAKH.  598 

das  Hundeftundzwanzigstel  »->  0,9  Gr.  durch  die  Danake  selbst.  Da 
nun  femer  das  Silbergewicht  von  112  Gr.  gleich  20  persischen  Siglen 
ist  (§  45,  7.  8),  so  folgt  unmittelbar,  dafs  6  Danaken  auf  den  Siglos, 
d.  i.  auf  die  königliche  Silbermtlnze  des  persischen  Reiches,  gingen. 
Nach  griechischer  Auffassung  also  hatte  die  Danake  die  Geltung  eines 
Obolos.^ 

Unter  den  letzten  Achflmeniden  trat  nach  griechischem  Vorbilde 
zu  der  Silbermttnze  eine  korrekte  Kupferprägung.  2)  Das  gröfste 
Kapferstttck  scheint  auf  gleiches  Gewicht  mit  dem  Viertel  in  Silber 
(-»  8  Danaken)  ausgebracht  zu  sein ;  die  Teilstttcke  »nd  durch  Hal- 
bierung hergestellt  und  entsprechen  dem  Achtel  in  Silber  (««  4  Da- 
naken) und  dem  Zweiunddreifsigstel,  d.  i.  der  Danake  selbst  Dies  die 
Beziehungen  der  Gewichte;  dem  V\^erte  nach  galt  natürlich  die  Silber- 
mttnze eine  bedeutende  Anzahl  von  gleichschweren  Kupferstacken. 
Setzt  man  ab  oberste  Einheit  den  schweren  Shekel  Goldes,  d.  L  ein 
Gewicht  von  2  Dareiken,  so  wird  der  V\^ert  des  Sechzigstels  dieser 
Einheit,  wie  bereits  bemerkt,  dargestellt  durch  ein  Silbergewicht  von 
3,7  Gr.,  d.  i.  durch  die  phönikische  Drachme  oder  in  syrischer  V\^äh- 
ning  das  Vierdanakenstück.  Weiter  wurde,  wie  Brandis  annimmt,  das 
Sechzigstel  dieser  Silberdrachme  dargestellt  durch  ein  gleichschweres 
Kupferstück,  und  das  Goldgewicht  von  2  Dareiken  galt  somit  als  ein 
Talent  von  3600  solchen  Kupferstttcken.^) 

1)  Hesychios  a.  a.  0.,  Oppert  L'^talon  a.  s.  w.  im  Journal  Asiatique  1874, 
VO.  »bie,  tome  IV  p.  484 f.:  le  nom  de  Tobole,  dänaka  en  perse,  a  sarr^cu 
presqne  daoa  l'arabe  däniq^  le  persan  ddnek;  on  en  forme  le  n^osansGrit  tanka, 

2)  Brandis  S.  235. 

3J  Brandis  a.  a.  0.  nennt,  ausgehend  von  dem  gröüsten  Siiberstficke  der 
arrisehen  Prägung  (S.  592),  das  Vierdanakenstück  'Achtel  in  Silber*,  statt  dessen 
die  obige  Bezeichnung  als  ^phönikische  Drachme  deutlicher  sein  dürfte.  Die 
Annahme  einet  Wertverhällmsses  60 : 1  zwischen  Silber  und  Kupfer  stützt  sich 
lediglich  auf  die  Analogie  der  etwas  spiteren  Ptolemäischen  Prägung.  Jeden- 
falls  aber  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  der  Doppeldareikos  als  Talent  von  3600 
Kapferstücken  gerechnet  wurde.  Nach  dem  ursprünglichen  babylonischen  Systeme 
(§  42, 10)  war  also  die  Mine  dieses  Talentes  das  Vierdanakenstück,  und  wieder 
das  Sechzigstel  dieses  Silberstückes  irgend  ein  Kupferstück,  welches  als  Shekel 
sn  bezeichnen  ist  und  als  solcher  eine  Hälfte  unter  sich  haben  mufis.  Setzt 
man  Termntungsweise  das  Wertverhältnis  zwischen  Silber  und  Kupfer  auf  120 : 1 
an  (entsprechend  dem  you  J.  G.  Droy^n  in  den  Sitzungsberichten  der  Berliner 
Akad.  1882,  XI,  S.  215.  235  auch  für  Ägypten  nachgewiesenen  Kurse),  so  wurde 
der  Shekel  dargestellt  durch  das  gröfste  oben  erwähnte  KupferstüdL  Solcher 
Knpferstücke  gingen  also  3600  auf  das  Talent  von  2  Dareiken,  60  auf  das  Vier- 
damkenstück, 15  auf  die  Danake,  und  endlich  entsprachen  der  kleinsten  Silber- 
mfinze,  dem  fjfuBavcm$ov,  als  Wertäquivalent  60  kleinste  Kupferstücke,  deren 
jedes  das  Gewicht  tod  1  Danake  hatte.  Auch  die  Möglichkeit,  dafs  statt  des 
doppelten  der  einfache  Dareikos  als  Talent  galt,  ist  scÜielslich  in  Betracht  zu 
Httltseh,  Metrologie.  38 


594  SYRIEN  UND  PHÖMUOSGHES  KOSTENLAND.  f&i.7. 

7.  Mit  Ausnahme  von  Arados,  welches  nach  babylonischem  Fuise 
münite^),  folgten  die  phönikischen  ROstensUidte  sowie  Syrien  der 
phOnikischen  Währung,  welche,  ausgehend  von  dem  Sechzigsiel  des 
schweren  Shekeb  Goldes,  diesem  das  gleichwertige  Silbergewicht  zur 
Seite  setzte  und  letzteres  in  der  Ausmünzung  teils  verdoppelte,  teik 
vervierfachte. 2)  Das  einfache  SilberstQck  ist  von  den  Griechen 
Drachme  genannt  worden,  eine  Bezeichnung,  welche  für  Tyros  und 
Antiocheia  insofern  ausdrücklich  überliefert  ist,  als  das  sogleich  zu  er- 
wähnende tyrische  und  antiochische  Talent  nichts  anderes  als  das 
SechstausendÜMdie  dieser  Silbereinheit  und  das  Tvqiov  vo^Ofia  des 
Josephos  nichts  anderes  als  das  Vierfache  derselben,  d.  h.  ein  Tetn- 
drachmon,  sein  kann. 

Wir  haben  oben  (§  43,  2)  das  ursprüngliche  Normalgewicht  der 
syrisch-phönikischen  Drachme  zu  3,73  Gr.  bestinunt,  aber  bereits  in 
früher  Zeit  ein  etwas  niedrigeres  Effektivgewicht  von  3,63  Gr.  ange- 
troffen.»)  Im  Verlaufe  der  Münzprägung  ging  auch  dieses  Gewidit, 
ähnlich  wie  das  des  babylonischen  Staters,  welcher  als  Tridrachmon 
desselben  Fulses  angesehen  werden  kann  (§  23,  2.  4),  noch  meiUich 
herab.  Denn  während  der  Drachme  von  3,63  Gr.  ein  Tetradrachmon 
von  14,5  Gr.  ent8pridit,so  gehen  die  Münzen  von  Byblos  von  14,40  Gr. 
herab  bis  auf  13  Gr.,  und  eine  ähnliche  Erscheinung  bieten  die  Prä- 
gungen von  Sidon,  Tyros  und  anderen  Münzstätten.^)  Es  ist  demnach, 
abgesehen  von  den  niedrigsten  Stücken,  das  Effektivgewicht  des  syrisdi- 
phönikischen  Tetradrachmons  zwischen  14,4  und  13,6  Gr.  anzusetzen, 
woraus  sich  für  das  tyrische  Münztalent  ein  Gewicht  von  21,6 
bis  20,4  Kilogr.,  für  die  tyrische  Drachme  von  3,6  bis  3,4  Gr.  ergiebL 

Mach  dem  anonymen  Alexandriner^)  galt  das  tyrische  Talent  gegen 

ziehen.  Dann  war  die  Mine  das  Zweidanakenstück,  der  Shekel  das  Knpfentfick 
im  Gewichte  von  4  Danaken.  Freilich  fehlt  dann  die  Hälfte  des  Skekds  ab 
besondere  Mönze. 

1)  Nach  Brandia  S.  Il7.  514  f.  sUnd  der  Stater  auf  10,80  Gr.  und  hatte  alt 
Teilstficke  Drittel  von  3,60  Gr.  und  Zwölftel  von  0,90  Gr.  LeUteres  deckt  sich 
mit  der  vorher  ({  51,  6)  besprochenen  Danake. 

2)  Vergl.  f  43,  2.  3.  48, 11.  54,  2. 

3)  Abgeleitet  aus  der  §  43,  3  ermittelten  Mine  von  726,5  Gr. 

4)  Brandis  S.  117  f.  270  f.  511  ff.  (zu  vergleichen  auch  226  f.  597),  MoMmsea 
S.  35  f.  (Traduci  Blacas  I  p.  45  ff.),  J.  P.  Six  Observalions  sur  les  BOBMles 
phinidennes  im  Numism.  chron.  XYU,  1877,  p.  177  ff.,  Reichardt  in  der  Wieaer 
Numism.  Zeitschr.  I  S.  381  f. 

5)  Metrol.  Script  1  p.  300,  15  (de  Laprde  Symm.  I  S.  167):  tq  ^rraasr 
%aXavx9¥  Ufocraator  /tiv  r^  IlxoXsftaüup  utü  jivxtox*»^^  *t^  M^&ft^tf  ^ 
Ttcurt,  SwofUt  8i  rav  ftMV  äroXBfiaiicav  uata  ro  rSfuffma  m^^anlourt^r,  iMk* 
x^ixov  di  Tov  lApxtoxutoVf  t4>  oi  Tüqlq^  Ufw,    Ober  die  Epoche  des  Alexan* 


f  51, 7.  TYRfiSGHeS  TALENT.  595 

Ende  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr.  gleich  dem  römischen  Rech- 
nungstalente  yon  6000  Neronischen  Denaren,  welche  ein  Silberge- 
wicht von  20,47  Kilogr.  darstellen.  Es  war  also  die  tyrische  Münze 
gerade  nach  demjenigen  Ansätze  tarifiert,  welchen  wir  als  unterste 
Grenze  des  Effektivgewichtes  aufgestellt  haben.  Dem  entsprechen  die 
Wertausdrücke  in  heutigem  Gelde;  es  stellte  nämUch  nach  dem  Effek- 
tivgewichte die  tyrische  Drachme  einen  Wert  von  0,65  bis  0,61  Mark, 
das  Talent  von  3900  bis  3660  Mark  dar,  und  die  römische  Tarifierung 
ergiebt  für  die  Drachme  0,61,  für  das  Talent  3680  Hark.  LeUtere 
Schätsung  beruht,  wie  es  des  Vergleichs  halber  erforderlich  war,  auf 
dem  Silbergewichte  des  Neronischen  Denars.  Wählen  wir  statt  dessen 
den  Wertausdruck  nach  damaUger  Goldwährung  (§  38,  6),  so  erhalten 
vrir  5220  Mark ,  was  wegen  der  Vergleichung  mit  dem  antiochischen 
Talente  zu  erwähnen  ist 

Noch  in  der  Kaiserzeit  gingen  nämlich  aus  der  Münze  von  An- 
tiocheia  Tetradrachmen  phönikischen  Fufses  hervor,  welche  den  Kurs 
von  3  römischen  Denaren  <«  2,61  Mark  (nach  der  Goldwährung) 
hatten. 0  Die  antiochische  Drachme  ist  demnach  auf  0,65  Mark,  das 
Talent,  welches  auch  als  syrisches  bezeichnet  wird  ^),  auf  3900  Mark 
anzusetzen. 

Der  jüdische  Geschichtschreiber  Josephos^),  zu  dessen  Zeit  der 
Denar  nodi  nicht  das  seit  Nero  reducierte  Gewicht  hatte,  rechnet  das 
lyrische  Tetradrachmon  gleich  4  attischen  Drachmen,  d.  i.  gleich  4 
Denaren  von  je  Vs«  Pfund  oder  einem  Silbergewichte  von  15,6  Gramm, 
Dies  ist  wohl  nur  eine  ungefähre  Angabe,  welche  darauf  hinausgeht, 
dab  die  Drachme  phönikischer  Währung  im  Sprachgebrauche  mit  der 
griechisch-römischen  Rechnungsdrachme  zusammengeworfen  wurde; 
schwerlich  aber  kann  darin  ein  legaler  Tarif  nach  römischen  Denaren 
gesacht  werden;  denn  mit  15,6  Gr.  römischen  Denarsilbers  konnte 
im  günstigsten  Falle  das  syrische  Tetradrachmon  attischer  Währung 


driners  vergl.  oben  S.  9f.,  über  das  'attische  Talent'  jener  Zeit  |  32,  1,  über 
seine  Einordnung  in  die  Reibe  der  syrischen  Gewichte  §  51,  5,  VI. 

1)  Der  anonyme  Alexandriner  an  der  in  voriger  Anm.  angeführten  Stelle, 
Poll.  9,  86:  rb  ^(>wp  (raXavrov)  ntproacoitias  %nl  reroaxt^x^^^^  {iSvparo 
9oaxjaa£  lAxTuta^).  Die  richtige  Deutung  des  syrischen  oder  antiochischen  Ta- 
lentes giebt  Mommsen  S.  37  f.  715  f.  (Traduct.  Blacas  I  p.  48  f.,  III  p.  319  f.). 
YergL  auch  meine  Abhandlung  über  den  Denar  Diocletians  in  Fleckeisens  Jahrb. 
1880  S.  29. 

2)  Pollux  a.  a.  0. 

3)  Bell.  Jud.  2,  21, 2:  rov  Tv(^iov  vofiiüfiatoi,  o  rdcaa^as  i/ärrixas  Bvvaxai. 
VcrgL  oben  §  44, 17,  unten  §  52,  4. 

38* 


596  SYRIEN.   ATTISCHE  WÄHRUNG.  f&i.s. 

(f  51,  8),  nicht  aber  ein  lyrisches  Tetradrachmon,  welches  effdair  bis 
unter  14  Gr.  hinabging,  geglichen  werden,  i) 

8.  Hit  der  Herrschaft  der  Seleukiden  wurde  eine  königliche  HOnxe 
nach  attischem  Fufse  in  Syrien  eingeführt,  welche  in  ihren  GewichU- 
yerhältnissen  Slhnliche  Erscheinungen  wie  die  gleichzeitige  Prägnog 
in  anderen  Diadochenstaaten  und  in  Griechenland  zeigt  Das  Tetra- 
drachmon von  Silber  steht  bis  auf  Antiocbos  IV  maximal  auf  17,20  Gr., 
kommt  also  der  guten  attischen  und  makedonischen  Prägung  (§  27, 6. 
31,3)  nahe.  Jedoch  sinkt  es  schon  in  dieser  Periode  oft  unter  17  Gr. 
Von  Antiochos  V  an  geht  das  Gewicht,  übereinstimmend  mit  der  spiten 
attischen  Prägung  ($  27,  6),  nur  mit  seltenen  Ausnahmen  noch  Ober 
16,85  Gr.  hinaus  und  sinkt  häufig  bis  16,5  Gr.,  zuletzt  oft  noch  dar- 
unter.') 

In  Gold  kommen  aufser  dem  Stater  von  8,6  bis  8,5  Gr.  auch  grOfsere 
Münzen  im  Gewichte  von  4  5  und  8  attischen  Drachmen  vor.')  Auf 
dem  Goldstücke  von  4  Drachmen  ist  das  Wertzeichen  B,  d.  1.  2  Statere, 
auf  demjenigen  von  5  Drachmen  die  Bezeichnung  BK,  d.  i.  2  Vs  Statere, 
nachgewiesen. 4)  Da  sonst  auf  griechischen  Münzen ,  besonders  auf 
Goldmünzen,  Wertzeichen  nicht  üblich  sind,  so  hat  man  anzundim^ 
dafs  diese  Goldstücke,  aufser  nach  dem  attischen  Fufse  der  küniglicbefl 
syrischen  Münze,  auf  weichen  sie  besonders  gestempelt  waren,  einen 
anderen  weit  geläufigeren  Kurs  hatten ,  fUr  welchen  eine  BezeidmuDg 
nicht  erforderlich  war.  Dies  ist  die  Ptolemäische  Währung  gewesen.^) 
Es  galt  nämlich  das  Oktadi*achmon  von  33,87  Gr.<^),  welches  einer 

1)  Mommsen  S.  71  f.  (Tradact  Blac.  I  p.  97  f.)  ist  der  Meinung,  dafs  sowohl 
die  syrischen  Tetradrachmen  königlicher  Prägnn^,  welche  dem  attischen  Fnise 
folgte,  als  die  stadtischen  Tetradrachmen  phöniktschen  FoDses,  und  swar  waltf- 
scheinlich  nach  Pompejus'  Anordnung,  zu  4  römischen  Denaren,  die  städtischen 
Tetradrachmen  mithin  erheblich  über  ihren  Silberwert,  tarifiert  worden  stkü. 

2)  Diese  Angaben  beruhen  auf  den  Tafeln  von  Mionnet  p.  172 — 184,  North- 
wick  p.  127 — 135,  Queipo  lU  jp.  17—28,  und  finden  ihre  Bestätigung  in  dem 
trefflichen  Verzeichnis  von  P.  Uardner,  welches  unter  dem  Titel  *The  Seleodd 
Kings  of  Syria*  als  Abteilung  des  Gatalogne  of  the  Greek  coins  in  the  British 
Museum,  London  1878,  erschienen  ist. 

3)  Queipo  I  p.  29,  Gardner  a.  a.  0.  p.  1.  25,  J.  Friedlaender  in  der  Berfiaer 
Zeitschr.  f.  Numism.  1879  S.  2  ff. 

4)  Friedlaender  a.  a.  0.  Beide  Münzen  sind  unter  Demetrios  I  geschlagen. 
Über  das  Zeichen  der  Hälfte  vergl.  oben  S.  146  Anm.  3. 

5)  Derselbe  S.  6:  Man  war  gewöhnt,  dafs  solche  grofse  icyptische  Gold- 
stücke nach  Ptolemäischem  FuTs  geprägt  waren,  man  wuÜBte,  dals  sie  das  Ge- 
wicht von  8,  6,  5  und  4  Ptolemäischen  Drachmen  hatten;  als  nun  Denetrias 
diese  beiden  Stücke  von  6  und  5  prägte,  schrieb  er  zur  Erklärung  für  die  Syrer 
darauf,  dafe  es  2Vt  und  2  attische  Statere  sind. 

6)  Gardner  a.  a.  0.  p.  25  führt  zwei  OkUdrachmen  dieses  Gewichtes  von 
Antiochos  dem  Grofsen  an. 


f  52, 1.  PALASTINA.   LANGEN-  UND  FELDMASS.  597 

altischen  Drachme  von  4^23  Gr.  entspricht,  zugleidi  als  Ptolemäisches 
Dekadrachmon,  auf  eine  Drachme  von  3,39  Gr.  lautend.  0  Ent- 
sprechend hat  das  Goldstttdi  mit  der  Wertbezeichnung  von  2  attischen 
Stateren  auch  den  Kurs  von  5  Ptolemflischen  Drachmen  gehabt^) 
Nach  demselb^i  Verhtthnis  würde  das  Stück  mit  der  Wertbezeichnung 
Yon  2 Vi  attischen  Stateren  gleich  6 Vi  Ptoleroftischen  Drachmen  sein; 
doch  spricht  alle  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dais  in  diesem  Falle  5 
attische  Drachmen  rund  gleich  6  Ptolemäischen  gerechnet  wurden  ^) 
und  somit  dasjenige  Verhältnis  durch  eine  Goldmünze  konkret  ausge- 
drückt war,  welches  vermutUch  als  das  legale  zwischen  attischem  und 
Ptolemflischem  Gewichte  bestand  (§  54, 1,  V).  In  Ptolemäischer  Wäh- 
rung galt  also  das  syrische  goldene  Oktadrachmon  125,  und  dasPenta- 
dracbmon  75  Drachmen  Silbers. 

f  52.  PaUUHna. 

1.  In  der  Tafel  des  Julianus  von  Ascalon  (§  44,  2)  haben  wir  ein 
Zeugnis  aus  spfltrOmischer  Zeit  über  das  System  der  provinzialen 
Langen- Weg-undAckermafse.  Dasselbe  war  nach  Analogie  der 
ägyptischen  Einrichtungen  (§  53,  7)  in  dem  Sinne  eingeführt  worden, 
dafe  ein  aus  der  Klafter  abgeleitetes  Feldmals  in  einem  genauen  und 
einfachen  Verhältnisse  zum  römischen  Jugerum  stand.  Nachdem  nun 
die  verschiedenen  Stufen  der  ägyptischen  proYinzialen  Mafsordnungen 
mit  hinlänglicher  Sicheiiieit  ermittelt  worden  sind,  läfst  sich  hier- 
aus auch  auf  die  anßinglichen  Einrichtungen  in  Palästina  ein  Rück- 
schlnfs  machen. 

Zunächst  wurde  die  ahhebräische  Elle,  gerade  wie  in  Kleinasien 
(§  50,  1)  und  später  in  Ägypten  (§  53,  4),  zu  l^/»  römischen  Fuls  und 
entsprechend  die  Rute  von  6  Ellen  (§  44,  7)  zu  IOV5  Fufs  angesetzt. 

Ferner  wurde  nach  griechischem  Vorbilde   in   das  hebräische 

1)  Friedlaender  a.  a.  0.  S.  6  giebt  dieselbe  YergleichuDg  nach  den  Normal- 
gewiehten  beider  WährnngeD. 

2)  Da  dieses  Stflck  (nach  Friedlaender  S.  5)  17,t2  Gr.  wiegt,  so  führt  es 
anerseits  auf  eine  attische  Drachme  von  4,28  Gr.,  andererseits  auf  eine  Ptole- 
mliscbe  Drachme  von  3,42  Gr. 

3)  Dies  ist  die  Ansicht  Friedlaenders  S.  6.  Gegen  die  Annahme  einer  Tarifie- 
rang  ZQ  6V4  Ptolemäischen  Drachmen  Goldes  spricht  hauptsächlich  der  Umstand, 
dafe  dann  der  Wertansdnick  in  Ptolemäischem  Silberconrant  75*/t  Drachmen 
gewesen  w&re  (§  54, 2),  woffir  doch  gewifs  75  Drachmen  Silbers,  d.  i.  6  Drach> 
men  Goldes  gesetst  worden  sind.  Da  das  betreffende  Goldstöck  21y47  Gr.  wiegt, 
so  entgeht  es  dnersdts,  lant  der  Wertbezdehnung,  5  attischen  Drachmen  zu 
4,29  Gr.,  andererseits,  der  Wahrscheinlichkeit  nach,  6  Ptolemüschen  Drachmen 
SU  3,58  Gr. 


598  PALÄSTINA.  |si.l 

System  eiogefagt  die  Klafter  yod  4  EDen,  welche  wahrscheiBlkfa 
schon  unter  der  Byriscben  Herrschaft  tlbbch  geworden  war.  Ako 
hatte  die  hebiüische  Rute  1  ^'2  Klaftern,  i)  Da  aber  die  Rute  Dach  grie- 
chischer Auffassung  10  Fufs,  d.  i.  6^3  gemeingriechische  EUen  hieh 
(§  44,  3),  so  fanden  die  Römer  neben  der  ebenerwahnten  Klafler  eine 
andere  kleinere  vor,  welche  sie  zu  der  gröfseren  in  das  gesetzlicbe 
Verhältnis  von  100:112  setzten.^)  Die  kleinere  hiefs  die  einfache 
(a/rJl^,  die  gröfeere  die  Klafter  der  Feldmesser  (yewfieT^txtj  ovqyia). 
Wenn  die  hebräische  EUe  gleich  1  V&  romischen  Fu&  gak,  so  be- 
trug die  Quadratrute  116*^/25  römische  OFufs  und  ihr  Hundertfaches, 
das  hebräische  Plethron  (S.  447),  verhielt  sidi  zum  römischen  Jugemm 
wie  81 :  200.  Nach  demselben  Ansätze  kam  die  Quadratklafter  nif 
51^V2&  römische  DFufs,  und  555V9  Quadratklaftem  gingen  auf  d» 
Jugerum.  Das  waren  keine  für  die  Umrechnung  bequemen  Verfallt- 
nisse;  deshalb  ist,  ungewife  zu  welcher  Zeit,  eine  ähnliche  Neugestal- 
tung wie  in  Ägypten  eingetreten  (§  53,  7).  Es  wurde  nämlich  die 
Klafter,  welche  anfänglich  mit  7Vft  römischen  Fufs  geglidien  worden 
war,  soweit  herabgesetzt,  dalb  ihr  Quadrat  genau  4S  römische  DFo6 
betrug. 3)  Hiernach  kam  das  Quadrat  der  Rute,  da  diese  im  Ling»- 

1)  Jalianus  Ascal.  in  Metrol.  Script.  1  p.  201  §  6.      ^ 

2)  ii^ianns  ebenda  p.  201  §  10:  «ti  9b  yivm^HBiv  nk  ro  vv»^  pUX»$tfjim 
rwv  ^'  S  araBiiov  ov^yiae  ftev  ysonfisTQtMaQ ^  m  i^fuv,  ixat  t^\  anUs  '< 
a}f*\  al  ycLQ  q*  ov^ylai  yetOfitrQixal  qiß'  amnaXovctv  anMiS  ov^ylas.  Da  die 
Meile  von  7V«  SUdien  oder  8000  Ellen  keine  andere  aU  die  des  Ptofteaaia^ 
römischen  Systems  sein  kann,  welches  auf  der  aitagyptischen  Elle  beruht,  to 
Ist  auch  die  geometrische  Klafter  ursprfinglich  das  Blafs  von  Tier  althebraiscben 
Ellen  (i~  240  Meter)  gewesen,  und  das  Verhältnis,  welches  Julian  awlacki 
den  beiden  Klaftern  setzt,  mufs  auch  gältig  gewesen  sein  für  die  beiden  dan- 
gehörigen Ellen.  Auf  dieser  Voraussetzung  beruht  was  wir  oben  {  44, 3  und  5 
Aber  das  Mafs  der  kleineren  hebräischen  EUe  erörtert  haben.  Bern  steht  niete 
entgegen,  dafs  später  in  dem  Systeme  des  proTinzialea  AckermafMB  die  geo- 
metrische Klafter  auf  einen  minderen  Betrag  (nach  ^  53,  7  auf  2,05  statt  2,10 
Meter)  herabgesetzt  worden  ist.  Bestand  damals  die  kleinere  EUe  noch,  so 
mufste  auch  sie  entsprechend  niedriger  gesetzt  werden,  nämlich  auf  0,457  Bieter 
(statt  0,469  Meter,  wie  oben  §  44,  3  berechnet  worden  ist).  Aber  wahisdieiii- 
lich  war  die  kleinere  hebräische  Elle  gar  nicht  mehr  im  Gebrauch,  als  die  ge^ 
metrische  Klafter  so  bestimmt  wurde,  wie  es  Julian  angiebt. 

3)  Julian  p.  201  5  6:  17  av^yUt  ix^i  —  ntix^is  d\  (jtot  n69as  r',  VT*^ 
üTtt&a/iaQ  &'  ooKtvXovs  S\  das  ist  abgesehen  von  einer  geringen  Abweidiang 
die8el>e  Bestinuiiung  wie  in  der  ^eronischen  Geometrie  p.  48,  6  (MetraL  acrij»!. 
I  p.  189  §  12):  Tj  äfyvia  fu&'  rfi  fitr^Mtrmt  y  wno^fios  y^  I^m  0n»d^V^ 
flavtXixae  &'  y.  Da  nun  das  Mafs  der  Julianischen  Klafter  durch  die  io,  der- 
selben Quelle  fiberlieferten  Verhältnisse  zur  autura  und  zum  fUXtar  soweit  tkker 
bestimmt  ist,  dafe  wir  den  urqirflngUchen  Betrag  der  Klafter  auf  4  bebriiaeb- 
ägyptiache  Ellen  festsetzen  mnfsten,  so  sind  die  tob  Julian  hier  erwähate* 
anJ^afULl  ebenso  sicher  römische,  als  die  ßtufüunml  cni&ofiuU  der  HeroaiscbeB 
Geometrie  ({  53, 7).    Fraglich  ist  nur,  was  fiber  die  Abweichung  in  den  Bre^ 


f  %%  1.  LÄNGEN-  UND  FELDBfASS.  599 

mafs  anderthalb  Klaftern  hielt,  anf  108  römische  DFufs,  und  das 
hebräische  Plethron  hielt  nunmehr  106  teripula  des  Jugerum,  oder, 
mit  anderen  Worten ,  es  stand  zum  Jugerum  in  dem  Verhältnis  von 
3 : 8.  Die  Quadratklafter,  welche  in  Ägypten  die  Grundeinheit  des 
neuen  Vermessungssysteros  bildete,  war  225 mal,  ihr  Fünffaches  oder 
die  JÜTQa  der  Heronischen  Geometrie  4&mal,  der  üTtoQcfiog  /aodiog 
1  i/s  mal  in  dem  hebräischen  Plethron  enthalten. 

Auberdem  ergeben  sich  aus  einem  Fragmente  Tte^l  fxiwQCJv  yijg, 
welches  zu  einer  der  vielen  unter  Epiphanios'  Namen  kompilierten 
Sammlcmgen  gebort  i),  noch  fönende  provinziale  Einrichtungen. 

teilen  der  Spanne  zn  urteilen  ist.  Nach  der  Heronischen  Geometrie  hSlt  die 
Klafter  9^Ia  römische  Spannen  <->  9  Spannen  nnd  3  Fingerbreiten,  wogegen  in 
der  Jnlianischen  Tafel  9  Spannen  und  4  Fingerbreiten  überliefert  sind.  Nun 
liefise  sich  yielleicht  yermnten,  daüs  die  Klafter  von  Julian  in  abgerundetem 
Betrage  zu  7  römischen  Fufs  gerechnet  worden  wäre;  aber  schwerlich  würde 
dafür  die  ungeschickte  Wendung  9  Spannen  und  4  Fingerbreiten  gebraucht  worden 
sein.  Viel  wahrscheinlicher  ist  die  Annahme,  dafs  ein  Irrtum  sich  eingeschlichen 
hat,  sei  es  nun,  dafs  von  einem  Abschreiber  statt  des  ursprünglichen  Soxtv- 
jlavs  y'  verschrieben  worden  ist  SaxrvXovs  S\  sei  es,  dafs  in  dem  Texte  der 
Julianischen  Tafel  einst,  wie  in  der  Heronischen  Geometrie,  hinter  amd'a/ias  &' 
das  Bruchzeichen  S"  stand  und  dieses  später  irrtümlich  als  Saxtvlovg  S'  ge- 
lesen wurde. 

1)  Zuerst  veröffentlicht  in  Metrol.  Script.  I  p.  56  f^  dann  von  P.^de  Lagarde 
Symmicta  I  S.  218  f.,  womit  desselben  Übertragung  der  syrischen  Übersetzung 
S7mm.U  S.  200 f.  zu  vergleichen  is(.  Mein  erster  versnch  die  hier  Überlieferten 
AuDse  zu  erklären  (Metrol.  Script.  U  p.  153  ff.)  ging  aus  von  der  Kombination 
der  handschriftlichen  Lesart  ro  nXid'Qov  ^x'*  ^^  firptos  nrjx'iS  ttg'  mit  der  eben- 
Calls  handschriftlichen  Notiz  im  Fragment  neol  fUtqoiv  nai  ara&uwr  (Metrol. 
Script,  n  p.  153),  wonach  die  ä^fvoa,  ein  Ackermais  von  1337*  EUen  ins  Ge« 
vierte,  xs'  nXd&^a  haben  sollte.  Doch  traten  bei  erneuter  Durcharbeitung  der 
Frage  so  gewichtige  Bedenken  auf,  daCs  sowohl  xg'  im  ersteren  Fragment  als 
xs'  im  zweiten  als  fehlerhaft  oder  mlfsverstanden  angenommen  werden  roufsten. 
Den  Schlüssel  zur  richtigen  Lösung  bildete  die  Beobachtung,  dafs  die  Acker- 
mafee  des  ersteren  Fragmentes  xo^lßa^  ca%ißa^  xaßUsa  zu  einander  sich  gerade 
9p  verhalten  wie  die  hebräisch-phönikischen  Hohlmafse  Kor,  Saton,  Kab.  Diese 
Übereinstimmung  sowohl  in  den  Verhältnissen  als  in  den  Benennungen  (letztere 
auch  von  Lagarde  Symm.  U  S.  201  bemerkt)  konnte  nicht  zufällig  sein,  und  es 
ergab  sich  hiemach  mit  Notwendigkeit  zunächst  folgende  Restitution  des  Frag- 
mentes nBnijuhQmv  y^^  wobei  ich  da,  wo  der  Verfasser  runde  Zahlen  setzt, 
die  genauen  Zahlen  in  Einschlnfs  beifüge:  To  tovyop  ifx'*  a^^as  a\  carlßas^  X\ 
fl  aifow^  Hx^i  0aTa  ff'*  ix*&  Si  ais  fi^os  nrixui  ^X'  (1337*)  m«e^  «^^  to  nlaxoe 
weavrt99.  $9rip  rj  a^^a  vnfxt^  ^X'  {13373)*  to  nXS&^tr  ^i  eis  /»iptoe 
ntiXBi»  I'  (statt  xg')  xai  eis  r^  nXecros  aaavxcH.  i^e«  t}  carißa  xaßüfa9  s\ 
xoQißa  xo  iovyov  Xfyetcu  aaxißthf  X\  ^e«  Bi  ^  xo^ißa  iovyB^  fiut^  «/'(l^/s). 
Ferner  war  der  entsprechende  Abschnitt  des  Fragmentes  ^e^  fiir^»y  xal  üxa&- 
ftmf  (MetroL  Script  H  p.  153)  nunmehr  mit  der  einzigen  Änderung  axalvas  statt 
catawa  folgendermafsen  zu  lesen:  IJi^m  Bi  tj  oQOv^a^  tt}  f^^V  tov  xakofunj 
%if  ixpvri  ^tnxßiS  s'  itai  Biftoi(>0Vf  o  xaXeixcu  Tta^  ytio/Ut^cus y  axaivas  x' 
knl  x',  a'  nXi^0a,  wo  c'  die  abgerundete  Zahl  statt  b*/9  ist.  Die  syrische  Über- 
setzung (Symm.  H  S.  201)  hat  'eya^  nX^(ui9v  17  a^ov^a  Landes  erster  Klasse^ 
e  8i  nXä&^wv  Landes  zweiter  Klasse'. 


600  PALÄSTINA.  Isti. 

Wie  das  PhileUrkcbe  PleChron  als  Doppelmals  das  Jugemm  neben 
sich  halte,  so  bildete  man  auch  zu  dem  hebrtisdien  Plethron  eis  dqn 
pelt  so  grofses  Rechteck,  wdcbes  als  kleines  Jugerum  von  de« 
gleicfanamigMi  romischen  Habe  unterschieden  wurde.  Das  erstere  ver- 
hielt sich  zu  dem  letzteren  wie  3 : 4. 

Behufs  Aufstdlang  des  Steuorkatasters  wurden  zwei  römische 
Jugera  zu  einer  provinzialen  a^avqa  vereinigt,  welche  somit  240  rö- 
mische Fttls  odw,  wie  der  Verfasser  des  Fn^mentes  rc^ql  fiir^wy  yffi 
andeutet,  133  Vs  Philettfrische  Ellen  ins  Gevierte  enthielt  Die  Redak- 
tion der  proYinzialen  Flächenmafse  auf  dieses  Doppeyugerum  (lud, 
wie  oben  (S.  598)  nachgewiesen  ist,  nach  dem  System  der  neueren 
Orgyia  statt;  es  kamen  also  auf  die  Arura  6  Saatenmafse  {oTtoQt^oi 
^odioi)  oder  5Vs  hebräische  Plethra  (oder  2^8  kleine  Jugera). 

Fünf  Aruren  oder  10  römische  Jugera  wurden  auf  das  Jugunif 
die  Diocletianische  Steuerhufe,  gerechnet. i)  Mithin  gingen  auf  das 
Jugum  30  Saatenmaüse  oder  26^3  hebräische  Plethra  oder  13  Vs  Ueine 
Jugera.  Letztere  Zahl  ist  in  abgerundetem  Betrage  überliefert  in  dem 
Fragmente  Tteql  iiirqmv  y^g.^). 

Jugum  und  Saatenmals  verhielten  sich  also  gerade  so  zu  einandw 
wie  die  hebräischen  Hohlmafse  Kor  und  Saton  (§  44,  9).  Daher  er- 
klären sich  die  von  diesen  Hohlmafsen  abgeleiteten  Benennungen,  xo- 
Qlßa  für  das  Jugum  und  aarißa  für  das  Saatenmafs.')  Letzteres  wird 
auch  geradezu  aarov  genannt.  Endlich  wie  das  Saton  als  Hohhnab 
6  Kab  hielt,  so  teilte  man  das  Saatenmafs  in  6  xaßlaai.^) 

Beachtenswert  ist  der  Unterschied,  dafs  auf  ein  ägyptisches  Saaten- 
mafs aller  Wahrscheinlichkeit  nach  32  Sextare  Aussaat  kommen^), 
während  das  hebräische  Saton ,  welches  einem  dem  Saatenmafse  gld- 

1)  Vergl.  oben  f  51,  1. 

2)  Oben  S.  599  Anm.  1. 

3)  Die  Form  Mo^ißa  ist  an  der  ersten  Stelle,  wo  sie  im  Präsente  TorkoBflit, 
hinlänglich  gesichert,  an  der  andern  in  hov^uz  verderbt,  die  synscbe  Überaeteuif 
hat  die  Pluralform  no^utXa  (de  Lagarde  Symm.  n  S.  201);  vaxißa  kommt  im 
ganzen  yiermal  and  zwar  mit  verschiedenen  Varianten  vor,  wdche  aber  alle 
anf  die  von  mir  angenommene  Form  hinzudeuten  scheinen.  Auch  maxeiwr  oder 
caftMiiov  (unten  S.  601)  ist  eine  mit  caxifia  verwandte  Ableitnngsfonn  tm 
9aTov  (vergl.  de  Lagarde  Symm.  11  S.  201  Anm.).  Die  Analogie  der  semitifchei 
Bildungen  no^ißa  und  xaßi^a  gestattet  kaum  aarißa  als  saUva  (nämlich  pm* 
agriy  oder  nach  Metrol.  Script  U  p.  126,  7  terra)  zu  erklären,  wie  ich  ebenda 
p.  154  angenommen  hatte. 

4)  Oben  S.  599  Anm.  1  gegen  Ende  des  Fragments  na^  ftiw^mv  yffi.  Die 
syrische  Übersetzung  (Symm.  U  S.  201)  gebraucht  auch  für  das  Ackernaft  die 
Form  des  Hohlmafses  9taßos, 

5)  Metrol.  Script.  I  p.  40  f.  und  vergl.  unten  §  53,  7. 


I  tt,i.  LÄNGEN-  UND  FELDMASS.  601 

dien  AckennalBe  die  Benennungen  aarlßa  oder  aatov  gegeben  hat, 
nur  22  Sextare  hSllt  (§  44, 10).  Es  konnte  eben  in  dem  fruchtbaren 
Nildella  der  gleichen  Ackerfläche  eine  weit  stärkere  Aussaat  zugemutet 
werden,  als  yermutlich  in  Palästina  üblich  war.i) 

In  einem  andern  Fragmente  aus  der  Schrift  des  Epiphanios  Ttegl 
fiivqiav  xal  ara&fiwv^)  wird  ein  aaralov  oder  aarialov  als  in  Palä- 
stina und  Arabien  gebräuchlich  erwähnt  Aus  der  syrischen  Über- 
setzung geht  hervor,  dals  dieses  Ackennafs  identisch  war  mit  der  cxa- 
rlßa;  doch  scheinen,  je  nach  der  Güte  des  Landes,  yerschiedene  Be- 
träge der  Aussaat  gegolten  zu  haben. 

Das  ahe  hebräische  Plethron  (S.  447)  betrug  als  das  Quadrat  von 
60  babylonischen  Ellen  (§42,6)  992  D  Meter.  Nach  der  anfänglichen 
rOoiischen  Schätzung,  welche  auf  dem  Philetärischen  Systeme  beruhte 
(S.  598)>  galt  es  gleich  11 664  röm.  OFufs  «.  1020  D  Meter;  endlich 
nach  dem  Systeme  der  neueren  Orgyia  (S.  599)  wurde  es  definitiv  auf 
10  800  röm.  DFufs  ««  944^85  DMeter  gesetzt.  Demgemäfs  kommen 
auf  die  übrigen  vorher  erwähnten  Malse  folgende  Beträge 

xoQlßa  (iugum) 25183     DMeter 

aqovQa 5036,5       ^ 

acctlßa  (adrovj  üfco^tfiog  fiodiog)        839,4       „ 

xaßlea 139,9       „     . 

Ähnlich  wie  im  Ptolemäisch-rOmischen  Systeme  (§  53,  1.  5)  ist 
das  Stadion  alsWegmafs  von  400  althebräischen  Ellen  oder  100 
geometrischen  Klaftern  und  die  Heile  von  iy%  Stadien  unter  die  pro- 
vinzialen  Malse  Palästinas  aufgenommen  worden,  s)    Im  Neuen  Testa- 

1)  Weiter  kommt  hier  in  Betracht,  was  die  syrische  Übersetzung  des'  Epi- 
phanios (Symm.  0  S.  201)  über  den  Betrag  der  Aussaat  fOr  das  Land  zweiter 
Klasse  bemerict 

2)  Mitgeteilt  von  Schow  zu  Hesych.  p.  648  (Metrol.  Script  U  p.  t53).  Im 
ghsammenhang  mit  der  oben  S.  599  Anm.  1  a.  E.  angeführten  Stelle  folgen  die 
Worte:  ro  Si  TtXä&^arx*  inl  %'  an^th^as  Mxß^  x^  f^PfP  '^ov  nalaftov,  ona^ 
na^  IIaX€uarif^oi9  xai  *!A(^toptv  üaxuuov  ttaXävtat,  Ähmich  die  syrische  Über- 
setzQDg  bei  de  Lagarde  Symm.  II  S.  201.  Unter  äucura  ist  hier  vielleicht  das- 
selbe Mals  verstanden,  welches  in  der  YD.  Heronischen  Tafel  (§  5S,  9)  n^aov 
holst  und  zu  d  Ellen  bestimmt  wird;  denn  zwanzig  solcher  Passa  ergeben, 
wenn  man  die  Ellen  als  Philetarische  falst?  die  Seite  des  hebräischen  Plethron. 
Allein  caraiotf  bleibt  auch  bei  dieser  Erklärung  rätselhaft,  da  die  Wurzel  des 
Wortes  auf  jenes  hebräische  Aekermafs  hinweist,  welches  wir  dem  ägyptischen 
€nc^f*os  fi6Stos  gleichstellen  mufisten. 

3)  Julianus  Ascal.  in  Metrol.  Script  I  p.  201  §  8—10.  Diesem  Stadion, 
welches  dem  Ptolemäischen  Ton  400  Königlichen  EUen  gleich  ist,  werden  200 
ßrjfutra  zugeteilt  Wenn  das  nicht  auf  einem  MiOsrerständnisse  beruht  (da  400 
römische  Ellen  gleich  sind  200  Schritten  Ptolemäischen  Mafses:  s.  oben  S.  437 
Anm.  4,  unten  §  53,  5),  so  ist  dieses  ßijfta  nicht  mehr  als  natflrliches  Schritt- 


602  PALÄSTINA  f  o.  1. 1 

mente  werden  ab  Wegmafse  das  Stadion  und  der  Sabbatweg  emlhnt 
(§  44,  8). 

Die  Einteilung  der  hebräiacben  Elle  verfolgte  Epi|^aiÜM  in 
seiner  Schrift  Ober  Mafee  und  Gewichte  bk  zum  Achtel  des  daxxvlog.^) 
Die  üTtid-apiri  ist  bei  ihm  ein  Mafs  von  2  Pausten  oder  8  Finger- 
breiten. 

Dafs  die  Hohlmafse  unter  der  rOmbchen  Herrschaft  keine  er- 
hebliche Abänderung  erfahren  haben,  geht  aus  den  firOberen  aos- 
ftthrlichen  Erörterungen  hervor  (§  44,  9.  10).  Erwähnt  finden  skli 
im  Neuen  Testamente  der  xoQog  alxov  (Luc.  16, 7),  der  ßa%og  ihabm 
(Luc.  16,  6)  und  entsprechend  dem  Epha,  welches  das  gleiche  Mi& 
für  Trockenes  wie  das  Bath  für  Flüssiges  war  (§  44,  9),  der  Betrag 
von  aXevQOv  adra  rgla  (Matth.  13,  33).  Hierzu  kommen  die  ;ro2yf| 
(Offenb.  6,  6),  d.  i.  die  Hälfte  des  Kab  (S.  451),  und  das  aiaßan(Of 
(Marc.  14,  3,  Luc.  7,  37),  ein  Salbengef^fe,  welches  auch  ab  Ikfa 
(Job.  12,  3)  bezeichnet  wird,  mithin  gleich  einem  halben  rönuKhen 
Sextar,  oder  nach  hebräischem  Systeme  gleich  einem  halben  Log  n 
setzen  ist^ 

2.  Zu  der  Zeit,  als  die  Münzprägung  in  Vorderasien  aufkam, 
standen  die  Juden  unter  fremder  Oberherrschaft  und  entbehrten  des 
eigenen  Münzrechtes.  Erst  vom  Jahre  141  an  begann  unter  den  HA- 
kabäern  eine  nationale  Silber-  und  Kupferprägung.')  Die  Hauptmflnie 


mafs,  sondern  als  konTentionelles  Wegmafs  su  betrachten,  etwa  als  ein  ^er* 


S.  201  f. 

2)  Ober  die  Xh^a  ilaiov  oder  Xlx^  fur(nicri  s.-  oben  f  17, 6.  Dif  ^ 
stimmte  tJberlieferung,  dafs  das  aXaßamoov  7s  römischen  Sextar  Mt,  ist  ifi 
den  metrologischen  Traktaten  aus  Epiphanios  nnd  Euaebios  erhalten;  derStdlen- 
nachweis  findet  sich  im  Index  zu  den  Metrol.  Script  II  p.  162  (de  Laftrde  Sym- 
micta  I  S.  212.  215).    Ober  das  hebr&ische  Log  s.  oben  f  44  S.  451  f. 

3)  Anfser  den  oben  S.  457  Anm.  1  citierten  Werken  tob  Gavedoni,  Ury> 
Herzfdd  nnd  Madden  sind  im  allgemeinen  zn  yerffleichen  F.  de  Sanicy  Rechtf- 
ehes snr  la  numismatiqne  JudaTqne,  Paris  1854,  Derselbe  Nomisnatiqve  4e  U 
Terre  Sainte,  Paris  1874,  F.  Madden  Jewish  coinage,  Nnnrism.  chronide  1874  p. 
281  ff.,  1875  p.  41  ff.  101  ff.  169  ff.  258  ff.,  1876  p.  45  ff.  81  ff.  177  ff.,  R.  St  Pook 
im  Nnmism.  chron.  1867  p.  199,  E.  Merzbacher  Untersuchungen  Aber  alt-W* 
br&ische  Mfinzen,  Berliner  Zeitochr.  fflr  Nomisnatik  Ol  S.  183  £,  1VS.354L, 
V  S.  151  ff.  292  ff.  Hierzu  kommen  yerschiedene  Specialnntersuchungen  wid  ffB 
Teil  Streitschriften  von  Gavedoni,  Madden  und  de  Sanicy,  sowie  »eitrige  ▼oa 
Reichaidt  und  Garrucd,  welche  ron  Merzbacher  Berliner  Zeitschr.  Ol  S.  184  >>>' 
sammenffestellt  sind.  —  Den  Anfang  der  Siktenprigmig  hat  Merzbacher  in  ^ 
vierten  Abschnitte  seiner  Untersnchnnffen  dnrch  dne  sorgflltige  Erörtervif  ^' 
gestellt,  deren  Schlnfsresultat  in  der  Berliner  Zeitschr.  V  S.  318  sich  indet 


152,1.3.  HOHUtfASS.   MÜNZEN.  603 

war  der  Aeqd  jmd4l^  im  Nomialgewiehte  von  etwa  14,50  Gr.i),  wel- 
cher das  alte  Shekelgewicht  des  Heiligtums  darstellte^)  und  dem- 
gemäfs  gleicher  Wshrung  mit  dem  tyrischen  Tetradrachmon  war 
(§  44, 17.  51,  7). 

Die  einzige  TeilmOnze  war  der  halbe  Shekel  ^),  der  Betrag  der 
jährlichen  Heiligtumssteuer  (§  52,  4). 

3.  Der  Befund  dieser  ältesten  hebräischen  Silbermünzen ,  soweit 
sie  uns  erhalten  sind,  zeigt  eine  ToUstflndige  Reihe  entsprechend  den 
fdnf  ersten  Regierungsjahren  Simons  von  141  bis  136,  während  fUi* 
dessen  letztes  Regierungsjahr  ein  Beleg  durch  Münzen  zur  Zeit  noch 
nicht  beigebracht  worden  ist. 4)  Von  Johannes  Hyrkan  (135 — 108) 
und  semen  Nachfolgern  besitzen  wir  nur  Kupfermünzen.^)  Die  Be- 
schränkung auf  die  Kupfermünze  wurde  gesetzlich,  als  Palästina  unter 
römische  Herrschaft  kam.^) 

Während  der  beiden  jüdischen  Aufstände  unter  Nero  und  Hadiian 
wurde  als  Zeichen  der  angestrebten  Unabhängigkeit  sofort  die  Silber- 
prägung  wieder  erneuert.'')  Auch  der  alte  Mflnzfufs  wurde,  wenn  auch 
mit  knapperem  Gewichte  %  beibehalten ;  doch  erschien  das  Ganzstück 
nicht  mehr  als  alter  heiUger  Shekel  mit  seiner  Hälfte,  sondern  als 
landläufiges  T^radrachmon  phönikischen  Fufses  mit  der  Drachme  als 
einzigen  Teilstücke.  ^) 

1)  Da  die  höchsten,  von  de  Saulcy  Rech,  sur  la  num.  Jud.  p.  17  ff.  mitge- 
teiiten  Shekelgewichte,  nämlich  14,65  und  14,50  Gr.,  nicht  ganz  zuverlässig  za 
sein  scheinen  (rerffl.  Merzbacher  Berliner  Zeilschr.  f.  Namism.  V  S.  151  Anm.  4), 
80  kann  das  gesicnerte  EffekÜTgewicht  der  ältesten  Shekelprägong  nicht  über 
14,30  Gr.  gesetzt  werden  (Merzbacher  a.  a.  0.  S.  151.  173).  Im  Vergleich  aber 
mit  den  anderweitig  ermittelten  Normen  (§  43,  3.  44.  17)  wird  man  das  gesetz- 
liche Gewicht  der  Makkabäisohen  Prägong  ohne  Bedenken  auf  mindestens  14,50  Gr. 
ansetzen  können  (so  auch  Merzbacher  S.  153,  und  vergl.  oben  S.  472  Anm.  1). 

2)  Vergl.  Gavedoni  Bibl.  Nomism.  S.  43—46,  Levy  S.  155  f. 

3)  Merzbacher,  Berliner  Ztschr.  f.  Numism.  HI  S.  189  f.,  V  S.  151—154.  173  f. 

4)  Derselbe  Y  S.  292-319. 

5)  Madden  History  of  Jewish  coinage  p.  51—133,  Levy  S.  49,  Merzbacher 
fli  S.  190—216. 

6)  Mommsen  S.  719f.  (Traduct.  Blacas  DI  p.  326). 

7)  Madden  History  p.  154—171. 198—209,  Levy  S.  83—108,  Mensbacher  in 
4er  Berliner  Zeitschr.  I  S.  219—237,  lY  S.  350—362,  A.  v.  Sallet  ebenda  Y  S. 
110—114.  Auch  Kupfer  ist  in  beiden  Perioden  als  nationale  Mönze  geschlagen 
worden. 

8)  Das  schwerste  Ganzstück,  und  zwar  ein  während  des  zweiten  Anfstandes 
geschlagenes,  wiegt  14,10  Gr.;  die  übrigen,  allerdings  nicht  zahlreichen  Stücke 
stehen  zwischen  13,89  nnd  13,38  Gramm.  Aus  der  schwersten  Drachme  (3,57  Gr.) 
ergiebt  sich  für  das  Ganzstück  der  Betrag  von  14,28  Gr.  Im  ganzen  zeigen 
aber  auch  die  Drachmen  sinkende  Tendenz  und  gehen  selbst  unter  2,50  Gr. 
herab.    Vergl.  Merzbacher  Y  S.  174—176. 

9)  Merzbacher  Y  S.  151.  174—176. 


604  PALÄSTINA.  §51,4. 

4.  Anlangend  die  Erwähnung  einheimischer  oder  fremder  Mllnien 
ist  zunächst  ans  der  Zeit  der  Makkabäer  herrorzuheben  die  Angabe 
über  einen  nach  Rom  als  Geschenk  übersendeten  Schild  von  1000 
Minen  Goldes  oder,  wie  Josephos  dasselbe  Gewicht  bezeichnet,  ?ob 
50  000  x^aol^  womit  wohl  der  Fnfs  des  attischen  oder  Alexander- 
Staters,  mithin  ein  Gewicht  Ton  436,6  Kilogr.  Goldes  gaoneint  ist>) 
Silbertalente,  sicherlich  hebräisch -tyrischer  Wahrung  >),  werden  er- 
wähnt 1  Makk.  15,  31.  85,  nämlich  1000  Talente  als  Entschädigung»- 
forderung  des  Königs  Antiochos  VII  und  100  Talente  als  die  Summe, 
welche  Simon  dagegen  bietet,  femer  ein  T^ent  2  Makk.  8, 11  ab 
der  Erlös,  den  man  aus  dem  Verkaufe  von  je  90  Kriegsgefangenen  er- 
wartet. Derselben  Währung  geboren  an  die  ebenfalls  im  2.  Budie  der 
Makkahäer  vorkommenden  300  Drachmen  (4,  19),  7000  DracfaüeB 
(10,  20),  2000  Drachmen  (12,  43). 

Wo  im  Neuen  Testamente  Talente,  Minen  und  Dradmien  voikom- 
men  ^),  ist  allenthalben  jene  im  Osten  des  römischen  Reiches  gesetz- 
liche Währung  zu  verstehen,  welche  auf  Gleichstellung  der  reduderteo 
attischen  Drachme  und  des  römischen  Denars  beruhend  (§  32, 1)  auch 
in  den  Provinzen,  wo  der  phönikische  Fuls  herrschte  (§44, 170.51,7), 
Eingang  £sind.  Das  Tetradrachmon  des  phönikischen  Fufses,  d.  i.  der 
alte  Mosaische,  spätere  Makkabäische  Shekel  wird  erwähnt  unter  dea 
Benennungen  otarriq^)  oder  aqyvqiov  ^)  im  Sinne  des  sonst  Oblicheo 
a^yv^vg.    Die  Hälfte  des  Staters  heifst  ölö^axf^ov,  auch  damals,  wie 

1)  1  Makk.  14, 24.  15, 18,  Joseph.  ArchaoL  14, 8, 5.  YergL  oben  §  44  S.  476 
mit  Anm.  3. 

2)  Vergl.  Gavedoni  S.  97  f.  140. 

3)  Talent:  Matth.  18,24.  25, 15—28  (überhaupt  grofees  Gewicht  bedenlcai 
in  der  YerbindoDg  x^^^  fnwahj  m  rahntnunia  Offenb.  16,  21),  Mine:  Lac 
19, 13—25,  Dradime:  Luc.  15, 8. 9,  a^yv^iov  ftvßsaStQ  nivxt  ApostelgesdL  19, 19. 
Vergl.  GaTedoQi  S.  98.  101 1  141. 145  f. 

4)  Matth.  17,  27.  Der  Beweis,  dafs  dieser  Stater  kein  anderer  als  der  ahe 
heilige  Shekel  ist  wird  in  der  Eraihlimg  selbst  gegeben,  da  Torber  die  Hilite 
dessdben  als  M^axf*ov  erwähnt  ist  Vergl.  Böckh  S.  63,  Gavedom  S.  9% 
Brandis  S.  96. 

5)  Matth.  26, 15.  27,  3.  5.  6.  9.    Aus  Matth.  27,  9  yergliehen  mit  Zachar.  II, 
12  f.  geht  hervor,  dafe  die  r^uotovra  a^^ta  Übersetzimg  des  hebiaischeB 
dreiprig  [Stficke]  Silber»  sind,  wie  ja  das  Nominal  »h&qBl  hinfig  weggelasseD 
wird  (vergl.  die  Zusammensteiliing  §  44  S.  458).    Die  genauere  Übenetao^f 
w&re  T(^JiMovxa  a^yv^iav  und  entsprechend  bei  anderen  Zahlen  (vergl.  i^j^ 
oiav  fivfi^BS  nivxe  Anm.  3);  doch  setzten  schon  die  Septoaffinta  d^  Pural 
a^yvaoi,  statt  dessen  im  griechischen  Texte  des  Matthäus  o^/v^  sich  MeC 
—  Madden  p.  240  f.  giebt  unter  Berufung  auf  Poole  in  SmiUi  Dict  of  thefiihle 
s.  V.  Piece  of  sihjer  dieselbe  Erklärung  der  a^yv^w  des  Matthins  und  betoat 
noch  besonders,  dafs  das  damals  übliche  Gourant  durchaus  syiisch-phönüBKhe 
Tetradrachmen  waren. 


f  52, 4-«.  GEWICHTE  UND  MÜNZEN.  605 

schoD  nach  Moses  Anordnung  (§  44,  12),  der  Betrag  der  jährlichen 
Heiligtumsteuer  1),  welcher  nur  zeitweilig  nach  dem  ExU  auf  das  Drittel 
eines  babylonischen  Staters,  d.  i.  auf  die  Hälfte  der  Mosaischen  Steuer, 
ermäfsigt  worden  war  (§  44,  S.  466). 

Auch  Josephos  meint  wohl  reducierte  attische  oder  Denartalente 
allenthalben,  wo  er  die  Verhältnisse  seines  Heimatlandes  unter  rö- 
mischer Herrschaft  bespricht  und  dabei  Geldsummen  erwähnt^) 

5.  Von  romischen  Münzen  werden  im  Neuen  Testamente  erwähnt 
das  ÖTjvaQiov^),  das  aaaaqiov  und  aaaaqia  8vo^\  d.  i.  os  und  iufon- 
diuBj  der  xoÖQdvrrjg  ^),  d.  i.  quadransj  und  als  dessen  Hälfte  das  XsTt- 
%6v.^  Die  beiden  letztgenannten  Kupferstücke  gelten  ab  die  kleinste 
Scheidemünze.*^ 

6.  Bei  der  Darstellung  des  althebräischen  Systems  haben  wir  das 
Mosaische  Gewicht  nach  einem  Normalbetrage  von  14,93  Gr.  f(ir  den 
Shekel  bestimmt  (§44,  17),  jedoch  zugleich  bemerkt,  dafs  dasselbe 
möglicherweise  bis  zur  Grenze  von  14,50  Gr.  für  den  Shekel  niedriger 
gestanden  habe.  Dieser  letztere  Betrag  ist  wiederum  als  der  normale 
für  die  Makkabäische  Silberprägung  (§  52,  2)  und  überhaupt  für  die 
Gewichte  und  Münzen ,  welche  von  da  an  bis  zur  Zeit  Jesu  und  der 
Apostel  üblich  waren,  anzunehmen. 


1)  Matth.  17,  25,  Joseph.  Archäol.  18, 9, 1.    Vergl.  Gavedoni  S.  99  f.,  Brandis 

5.  96  Anm.  4. 

2)  Vergl.  Archaol.  17, 11, 4  und  oben  }  51,  7.  Da  der  hebräische  Shekel, 
welcher  ursprünglich  SlS^xf^^  ^Bt,  in  der  tyrischen  und  späteren  oströmischen 
Währong  als  rar^Si^axfiop  aufgefafst  wird,  ist  das  Talent  des  Josephos  etwa 
auf  die  Hälfte  des  eigen Üichen  hebräischen  zu  setzen.  Die  Grenzbestimmungen 
sind  1500  makkabäische  Shekel  »■  3900  Mark  einerseits  und  6000  republika- 
nische Denare  sa  4*200  Mark  andererseits,  wonach  man  den  Mittelbetrag  von  4000 
Mark  als  hinlänglich  gesichert  nehmen  kann. 

3)  Matth.  18, 28. 20, 2. 9. 22, 19  f.,  Luc  10, 35.  20, 24,  Job.  6,  7. 12, 5,  Offenb. 

6,  6.    VergL  Gavedoni  S.  105—110. 

4)  Matth.  10, 29,  Luc  12,  6.   VergL  Gavedoni  S.  110—112,  Madden  p.  302  f. 

5)  Matth.  5,  26,  Marc  12,  42.  Vergl.  Gavedoni  S.  112,  Madden  p.  296— 
301.  304. 

6)  Marc  12,  42,  Luc  12,  59.  An  die  Worte  des  Marcus  ifßaXa  Xtnw  9vo, 
o  iffri  xod((a$rrfii  hat  sich  eine  umfängliche  hermeneutische  Litteratur  geknüpft. 
'Wir  begnügen  uns  hervorzuheben,  dafs  Gavedoni  S.  75—81  mit  vielem  Scharf- 
sinne und  hauptsächlich  auf  dem  Befunde  der  Münzen  fuGBcnd  das  XtTtrSv  dem 
woSMunffi  gleichgestellt  hat,  während  Madden  p.  296 — 302  auf  Grund  der  ihm 
Torhegenden  Münzen  nachweist,  dafs  das  XaTvrov  die  Hälfte  des  Quadrans  ffe- 
wesen  seL  Damit  stimmt  sowohl  die  ung^ünstelte  Auslesung  der  Worte  des 
Evangelisten,  als  die  Überlieferung  der  hellenistischen  Metrologen,  welche  über- 
einstimmend 2  }jB9€ta  auf  den  xoS^vnjs  rechnen.  S.  Metrol.  Script.  I  p.  166. 
305,  1.  306,  19.  26  f.  313,  22.  320,  6  f.  12. 

7)  Matth.  5,  26,  Luc  12,  59,  Metrol.  Script  I  p.  303, 13.  305,  1. 


606  ÄGYPT^.  |&i,i»,i. 

Es  sind  also  die  Gewichte  folgeodermabea  anzuseUen: 
Talent  ....    43,5    Kilogr. 
Mine     ....  725      Gramm 
Shekel  ....     14,50      „ 
halber  Sbekel      .      7,25      ,,    . 
Hiernach  berechnet  sich  die  nationale  Silberwahrnng,  welche  vob 
dem  EffekÜTgewichte  der  kursierenden  MOnzen  phönikischen  Puls« 
nicht  wesentlich  abwich,  nach  heutigem  Gelde,  wie  folgt: 

Talent 7830M.O  — W. 

Mine 130  „      50  „ 

Shekel,  aran^Q,  agyvQiov  ...  2  „      61  n 

halber  Shekel,  öLdqax^ov    ...  1  „      30  » 

Viertelshekel  (nur  als  Aufstands- 

mttnze  geprägt),  dqaxuri  .  .  —  „  65  „ 
Die  im  Neuen  Testament  erwähnten  drjvdQia  sind  nach  ungeßhrer 
Schätzung  als  Drachmen,  wie  in  der  eben  gegebenen  Obersicht ,  zu 
rechnen,  während  sie  nach  römischem  Fufse  genauer  mit  70  Pf.  z« 
gleichen  sind  (§  36,  5.  38,  4).  Bei  den  Kupfermünzen  verschwindet 
dieser  Unterschied,  und  es  sind  anzusetzen  der  8.,  16.,  64.,  128.  Teil 
des  Denars  oder  der  Drachme,  wie  folgt: 

zwei  aaaaQia,  dupondius    —  M.  8  Pf. 
aaoaQiov,  as    .     .     .    .    —  »  4    „ 
xoÖQavrrjgy  guadrans  .     .    —  »   1    » 
XeTtrov —  jj    V2 » 

§  53.  PtolenUUsckes  und  ägyptUeh-^ömüchet  System  der  Längen-  FVU^ 

und  ßohlmafse. 

1.  Als  das  Ptolemäische  Reich  in  Ägypten  gegründet  wurde,  Bcfs 
die  neue  Dynastie  das  alte  Längenmafs  unverändert  bestehen,  tmg 
aber  das  griechische  System  auf  dasselbe  über.*)  Die  Elle,  welche 
auch  jetzt  noch  unter  dem  Namen  der  königlichen  erscheint 5), 
hatte  nach  wie  vor  2  Spannen,  6  Handbreiten,  24  Fingerbreiten;  neu 
hinzu  aber  kam  als  das  Mafs  von  zwei  Dritteilen  der  Elle  der  Fufs, 


1)  Mit  immerklicher  Abweiehong  settt  Schrader  in  Riehms  Handwörterboch 
des  biblichen  Altertums  U  S.  484  das  Silbertalent  (and  iwar  schon  das  aÜM- 
brüsche)  auf  7857  M.,  den  Shekel  auf  2,62  M. 

2)  Letronue  Recherches  snr  les  fragments  d'H^ron  p.  209  ff.,  MeUoLscnpt 

3)  Didymos  in  Heronis  geom.  p.  241, 24,  MetroL  scr.  I  p.  25, 2«.  180, 16,  U- 
Ober  die  alUgyptisehe  königliche  Eile  8.  oben  }  41,  1. 


163,1.1.  PTOLEAIÄISCHES  LÄNGENMASS.  607 

der  den  Namen  des  Ptolemäischen  oder  königlichen  eiiüeltO« 
und  daraus  entwickelte  sich  ganz  nach  griechischer  Weise  die  Rute 
(oMtiva)  von  10  Pub,  das  Plethron  von  100  Fürs,  das  Stadion  von 
600  Fufs  oder  400  Ellen.^) 

Aurserdem  wurden  von  altägyptischen  Längenmafsen  herUber- 
genonunen  das  ^Xov  von  3  königlichen  EUen  ^)  und  die  Klafter  von 
4  Ellen.4) 

Da  die  altägyptische  Elle,  wie  früher  nachgewiesen  worden  ist 
(§  41,  3),  525  MUUm.  betrug,  so  kommen  auf  den  Ptolemäischen  Fuls 
350  MiUim.  Genau  nach  dieser  Norm  ist,  wie  spätere  Nachmessungen 
ergeben  haben,  unter  Ptolemäos  Philadelphos  der  Tempel  der  Aphro- 
dite Arsinoe  bei  Alexandreia  aufgeführt  worden.^) 

Eine  Gbersicht  der  Ptolemäischen  Längenmabe  findet  sich  weiter 
unten  zugleich  mit  den  ägyptisch-rOmischen  (§  53,  5). 

2.  Viertausend  Xyla  oder  12  000  königliche  Ellen  bildeten,  wie 
früher,  das  grofse  Wegmals,  den  cr^o^vog  (§  41, 6),  dessen  dreifug- 
8ter  Teil  nun  das  Stadion  war. 

Da  aber  die  Griechen  das  Stadion  zumeist  nur  nach  Schritten  aus- 
mafsen  oder  abschätzten  (§  8, 6),  so  ist  es  wohl  glaublich,  dals  die  aus 
griechischer  Schule  hervorgegangenen  Bematisten  auch  auf  ägyptischem 
Boden  den  Schritt  schlechthin  zu  27^  Fufs,  und  240  Schritte  auf  das 
Stadion  rechneten.  Wenigstens  finden  wir,  ähnlich  wie  in  Kleinasien 
(§  50,  2),  bereits  in  der  ältesten  Heronischen  Tafel  ein  ßijiaa  von 
2 Vi  FufjB  SS  12/3  königlichen  EUen,  welches  griechischen  Ursprungs 
zu  sein  scheint,  da  es  weder  ägyptisch  noch  römisch  ist  Denn  nach 
ägyptischem  Systeme  kamen  auf  den  Schritt  nur  1 V2  Ellen ;  die  Römer 
aber  hätten  das  Ptolemäische  ßrjfia  nicht  auf  3  römische  Fuls  ansetzen 
können  (§  53,  5),  wenn  sie  nicht  bereits  die  Definition  desselben 
Maises  zu  2  Vs  Ptolemäischen  Fufs  vorgefunden  hätten. 

Dieses  Mafs  ist  inkongruent  mit  dem  ^lov  oder  ägyptischen 


1)  Didymoe  MetroL  Script  1  p.  180,  10.  11.  15,  Heronische  Tafel  ebenda 
P.  182, 13  (oder  Heronis  geom.  p.  241.  139)  Vergl.  die  oben  S.  567  Anm.  3  ange- 
führte TIntersachang  in  Fleckeisens  Jahrb.  1863  S.  163.  164  f.,  Metrol.  scripL  I 
p.7,  Lepains  Die  alt-ägyptische  Elle,  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1865,  S.  45f. 

2)  Metrot- Script.  1  p.  29.  183  §  18—21  (die  entsprechenden  Verweise  aof 
Herons  Geometrie  lassen  wir  der  Kürxe  wegen  hier  und  im  folgenden  ans). 

3)  Oben  |  41,  6,  Meürol.  Script.  I  p.  27.  182  §  14,  ü  p.  13. 

4)  Oben  i  41,  5,  Metrol.  Script  I  p.  28. 183  f  15. 

5)  Aiirte  Etnde  des  dimensions  du  temple  qne  Ptol^m^  Philadelphe  a  fait 
coDstmire  siir  le  cap  Z^phyriom  etc.  in  Revue  arch^ol.,  nouv.  s^ie,  vol.  XX, 
1869,  p.  377—391. 


608  ÄGYPTEN.  |Äa.s. 

Doppekchritte,  und  insofern  auch  mit  dem  axolvog.  Denn  wenn  nadi 
alUigyptiBcher  Cbung  die  ansehnlidie  und  Ton  den  Giiecben  niemals 
erreichte  Sdirittlange  Ton  0,787  Meter  achttausendmal  genommen 
werden  murste,  um  einen  Scboinos  zu  erfüllen,  so  konnten  nimmer- 
mehr 30  griechische  Stadien,  d.  i.  7200  Schritt  der  Bematülen,  die- 
selbe WegeslUnge  ergeben.  Für  die  Praxis  der  Wegmesser  dürfen  wir 
also  schwerlich  ein  genau  bemessenes  ß'qiaa  von  2V2  Ptolemaischen 
Fuls  —3  0,875  Meter  voraussetzen,  sondern  mflssen  uns  mit  der  An- 
nahme begnügen ,  dafs  nur  theoretisch,  dem  griechischen  Brauche  zu 
Liebe,  der  überlieferte  ägyptische  Scboinos  in  30  Stadien  zu  240  ßf- 
ficera  geteilt  wurde,  wonach  auf  das  ß^fia,  statt  1  Vs,  nun  l^/s  könig- 
liche EUen  kamen  und  die  Beziehung  auf  das  Xylon  aufgegeben  wurde. 
Es  sind  demnach  in  Quellen,  welche  auf  die  Ptolemaerzeit  zurück- 
gehen, die  Angaben  nach  Stadien  (oder  römischen  Meilen)  voraussicbt- 
Uch  genau,  soweit  sie  reduciert  sind  aus  alten  Messungen  in  Xyh  und 
Scheinen ,  dagegen  haben  wir  verhähnismäfsig  kleinere  Dimensionen 
zu  erwarten,  wo  immer  unter  den  Ptolemäern  Wegstrecken  durch 
Ausschreiten  neu  bestimmt  worden  sind,  mögen  nun  die  Angaben  auf 
Stadien  lauten  oder  aus  dem  Schrittmafs  auf  Schoinen  reduciert  wor- 
den sein.O 

3.  Das  System  der  Feldmafse  wurde  genau  so  beibehalten,  wie 
es  weiter  oben  (§  41,  5),  unter  Berufung  auf  die  authentische  Ober- 
lieferung durch  Inschriften  und  die  Heronische  Geometrie,  darge^dtt 
worden  ist.  Das  zehnfache  Mafs  der  Klafter  hiefs  mit  dem  alten  Namea 
a^ujua^  wofür  bald  die  griechische  Bezeichnung  axoivloviXhücik  wurde.^ 
Aus  diesen  Längenmalsen  wurden  die  gleichnamigen  Feldmäuse  ge- 
bildet, die  Quadratklafter  «s  4,41  O  Meter  und  das  Schoinion  * 
4,41  Aren. 

Daneben  blieb  die  Aufnahme  des  Steuerkatasters  nach  Aruren  von 
je  100  königlichen  Ellen  ins  Geviert  («b  27,6  Aren)  unverändert  be- 
stehen, wie  bereits  oben  bemerkt  worden  ist  (§  41, 4  a.  E.). 

Zu  diesen  beiden  Systemen,  deren  ersteres  die  Klafter,  letzteres 
die  Elle  zur  Einheit  hatte,  kam  nun  als  dritte  Gattung  von  Feldoiafeen 


1)  Nach  Kiepert  im  Hermes  111  S.  435  stlnunen  die  meisten  Annbes  des 
Itioertrium  ADtODini  bezflglich  der  nrofeea  Strafsen  an  der  Ost-  imd  WeflieHe 
des  Nils,  nach  dem  gewöhnlichen  Miliarium  berechnet  (1  BfiL  ■■  S  aUitcki 
Stadien),  genau  mit  den  wirklichen  Entfernungen  überein.  Ober  die  Scbritt- 
messungen  des  Eratosthenes  s.  oben  }  9,  4. 

2)  Die  Übersicht  der  hierhergehörigen  Stellen  ist  in  den  Indices  ii  flcroot 
Geometrie  und  zu  den  Metrol.  Script  unter  afifia  und  axowiov  gegeben. 


I S3, 9. 4.  PHILETÄRISGH-RÖMISGHES  SYSTEM.  609 

das  griechische  jtlid-Qoy  hinzu,  wekhes  den  Fub  zur  Grundbge  hat 
und  Ton  diesem  aus,  mit  der  zehnffifsigen  axaiva  ab  Zwischenstufe, 
decünal  sich  aufbaut.  <)  Seinem  Ursprünge  gemafs  heifst  es  in  einer  zu- 
▼erbssigen  QnelWEXXrjvixdv Ttli&Qov^);  der  Fufs  aber,  nach  welchem 
es  normiert  war,  ist  kein  anderer  als  der  Ptolemäische,  wonach  sein 
Betrag  auf  12,25  Aren  heutigen  Mafses  zu  setzen  ist 

Arura,  Schoinion  und  Plethron  yerhiellen  sich  zu  einander  wie 
25  :  4 :  llVo;  das  neue  Ptolemäische  Feldmafs  war  also  zu  keinem  der 
beiden  ägyptischen  kongruent  und  beschränkte  sich  in  seiner  prak- 
tischen Anwendung  gewils  auf  solche  Fälle,  wo  eine  Kollision  mit  alten 
Satzungen  und  Urkunden  nicht  stattfand. 

4.  Als  die  Römer  Ägypten  zur  Provinz  einrichteten,  liefsen  sie  im 
wesentlichen  das  Ptolemäische  System  der  Längen-  undWegmafse  be- 
stehen ,  setzten  dasselbe  aber  in  eine  gesetzliche  Gleichung  zum  römi- 
schen Fufse.  Hierbei  wurden  allenthalben  die  Normen  zu  Grunde  ge- 
legt, welche  sich  in  Kleinasien  seit  Übernahme  des  pergamenischen 
Reiches  (§  50,  1)  bereits  bewährt  hatten.  Didymos,  der  Verfasser  der 
Schrift  über  Stein-  und  Holzmafse  (§  2, 2),  hat  die  Bestimmungen  über 
das  Verhältnis  der  königlichen  Elle  zum  römischen  Fufse  nicht  blofs 
dem  sachlichen  Inhalte  nach,  sondern  wahrscheinlich  auch  im  Wort- 
laute aufbewahrt:  ^Die  Elle  hat  1^2  Ptolemäische  Fufe  und  l^/s 
romische  Fufs;  der  römische  Fufs  verhält  sich  zur  königlichen 
Elle  im  Längenmaße  wie  5:9,  im  Flächenmafse  wie  25:81,  im 
Rörpermafse  wie  125 :  729;  der  römische  Fufs  hat  im  Längenmafee 
373  (Ptolemäische)  Handbreiten  oder  Palästen,  im  Flächenmafse  llVo 
Qaadratpalästen,  im  Körpermafse  37  Vit  Kubikpalästen%  woran  sich 
noch  andere  Angaben  der  Art  anschlieisen.')  Der  Proportion  5 : 9 
zwischen  römischem  Fufs  und  königlicher  Elle  entspricht  das  Verhält- 
nis 5  :  6  zwischen  römischem  und  Ptolemäischem  Fufs.  Der  Betrag 
des  letzteren  ist  oben  sowohl  nach  dem  altägyptischen  Mafee  als  nach 
einem  Tempelbau  der  Ptolemäerzeit  auf  350  Miilim.  festgesetzt  worden 
($  53,  1);  dagegen  würden  nach  dem  anderweitig  ermittelten  Mafse 


1)  Metrol.  Script  I  p.  29.  33,  erste  HeroDische  Tafel  p.  183  }  18  f.  fai  der- 
selben Tafel  §  16  nat  ursprfinglich  auch  meatva  gestanden  (vergl.  p.  33);  doch 
ist  dieses  Wort  in  der  jetzt  Torliegenden  Redaktion  durch  die  synonyme  Be- 
zeichnung 9cdXafto£  (vergL  p.  181,  9)  yerdrangt  worden. 

2)  Zweite  Heroniscne  Tafel  in  Afetrol.  script.  I  p.  185  {11,  wosu  ebenda 
p.  33  ZQ  Tergieichen  ist 

3)  Didymos  in  Heronis  geom.  p.  241  f.  }  12.  27. 14,  Metrol.  Script  I  p.  180 
(wo  Zeile  14  >IC'  zn  korrigieren  statt  le% 

Hilttek.  Mctrolofie.  39 


610  ÄGYPTEN.  IM.  4. 

de«  rOoiischen  Fubes  («»  295,7  MiUim.),  mit  Zugrundelegong  der 
eben  angegebenen  gesetzlichen  Gleichung,  etwas  mehr,  nämlich  355 
Hillim.,  auf  den  PtoJemäischen  Fuls  oder  532  MUlim.  auf  die  könig- 
liche Elle  kommen.  Diese  Differenz  kann  nun  zwar  dadurch  herab- 
gemindert werden ,  dals  man ,  wie  der  Sachverhalt  gestattet,  einerseits 
die  königliche  Elle  ein  wenig  höher,  andererseits  den  römischen  FuTs 
ein  w^ig  niedriger  ansetzt;  immerhin  aber  wird  das  von  den  Römern 
gesetzte  Verhältnis  sich  nicht  als  ein  absolut  genaues  ergeben.  Und  in 
der  That  war  es  von  vornh^ein  nicht  anders  zu  erwarten.  Man  be- 
gnügte sich  ein  derartig  angenähertes  Verhältnis  zu  wählen ,  da6  es 
fortan  als  gesetzUches  gelten  und  neuen  Ausmessungen  zu  Grunde  ge- 
legt werden  konnte,  ohne  andere  altüberkoounene  Festsetzungen  zu 
stören. 

Indes  war  bei  den  Feldmalsen  die  Differenz  von  Anfang  an  merk- 
Ucher.  Zwei  Philetärische  Plethra  betragen  2450  DMeter  und  gelten 
gleich  einem  römischen  Jugerum,  obgleich  sie  hinter  dessen  genauem 
Betrage  um  mindestens  50  OMeter  zurückstehen.  >)  Das  muiste  der 
Käufer  bei  dem  Erwerbe  solchen  Landes,  das  nach  Plethren  vermessen 
und  etwa  in  Jugera  ausgeboten  war,  in  Rechnung  ziehen ,  und  audi 
im  Steuerkataster  konnte  der  Unterschied  nicht  auf  die  Dauer  aulser 
Betracht  bleiben.^)  Genug ,  diese  Satzung  palste  vortrefflich  für  die 
erste,  möglichst  schonende  Regelung  der  Provinzial Verhältnisse;  wich 
aber  später,  da  sie  den  wirkUchen  Mausen  nicht  genau  entsprach,  einem 
andern  System,  in  welchem  das  Provinzialmafs  streng  abhängig  von 
dem  römischen  wurde  (§  53,  7). 

Der  provinziale  Fufs  hiei's  nach  der  vorhergegangenen  Dynastie, 
wie  gezeigt  worden  ist,  der  Ptolemäische.  In  der  Praxis  der  römischen 
Verwaltung  wurde  jedoch  bald  die  Bezeichnung  ^Philetärischer 
Fufs^  eingeführt,  mit  welcher  die  Beamten  seit  der  pergamenischen 
J^ndesvermessung  vertraut  waren.  3)    Demgemäfs  finden  wir  in  der 

1)  Das  römische  Jugerum  hält  2518  oder  2500  DMeter,  je  nachdem  b» 
dem  römischeii  Fnfoe  0,2957  oder  0,294  Meter  giebt  (§  14,  3.  5). 

2)  VergL  unten  §  53,  10. 

3)  Vergl.  im  allgemeinen  Letronne  Recherches  sur  les  fragments  d'H^ron 
p.  104--t08  und  118,  Hase  Über  das  ptolemäische  und  das  philetärische  Fofi^ 
mafs  im  Palaeologus  S.  20  ff.,  Martin  Recherches  sur  1a  vie  et  les  oumgcs 
d'H^ron  p.  203,  Queipo  Essai  I  p.  146  ff.,  Lepsius  Die  alt-ägyptische  Elle,  A^ 
handlungen  der  Rerliner  Akad.  1865,  S.  46,  Hultsch  in  Fleckeisens  JahrbödieRi 
f.  Philol.  an  der  oben  zu  S.  567  Anm.  3  citierten  Stelle.  Ebenda  ist  auch  bereits 
auf  Böckh  verwiesen.  Was  dagegen  Fenneberg  Untersuch,  über  die  Längen-  FeJd- 
und  Wegmafse  S.  76  ff.  über  das  Philetärische  System  vermutet,  scheitert  dtrmn, 
daüs  der  italische  Fufs  kein  anderer  als  der  römische  sein  kann  {S.  611  Abb»  ^U 


153,6.  PHILETÄRISGH-RÖMISGHES  SYSTEM.  611 

ältesten  uns  erhaltenen  Form  der  Heronischen  Mafstafeln  genau  die- 
selben Verhältnisse  angegeben,  wie  sie  Didymos  überliefert  hat;  allein 
der  firühere  Ptolemäische  Fufs  erscheint  nunmehr  als  '^der  königliche, 
der  auch  der  Philetärische  genannt  wird'.^)  In  Anlehnung  an  provin- 
zialen  Sprachgebrauch  heifst  ferner  der  Fufs  des  herrschenden  Volkes 
nicht  der  römische,  wie  bei  Didymos,  sondern  der  italische.^) 

5.  Die  eben  erwähnte  erste  Heronische  Tafel  ist  gegen  Ende  des 
ersten  oder  zu  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  abgefafst 
worden  (§  2,  2).  Das  System  der  Malse,  welche  darin  aufgeführt  und 
ihren  gegenseitigen  Verhältnissen  nach  bestimmt  werden,  ist  auf  der 
nächstfolgenden  Seite  übersichüich  zusammengestellt  Wo  in  dieser 
Tabelle  ein  horizontaler  Strich  gesetzt  ist,  fehlt  die  Angabe  des  betref- 
fenden Verhältnisses  in  der  griechischen  Quelle. 

Zunächst  finden  wir  hier  das  übliche  System  der  kleineren  Längen- 
mafse  bis  zum  7tfff;vg^  welche  sämtlich  nach  Finger-  und  Handbreiten 
bestimmt  sind.  Allenthalben  sind  die  Ptolemäischen  Mafse  gemeint. 
Benannt  ist  nur  der  Fufs  dieses  Systems  in  der  bereits  erwähnten  Weise 
(S.  610  f.),  und  dazu  kommt  der  italische  Fufe.  Sowohl  nach  dem  Phile- 
tärischen  als  dem  italischen  Fufs  und  aufserdem  noch  nach  der  Elle 
werden  alle  Mafse  von  der  Klafter  an  bis  zum  fxLhov  definiert. 

Eine  gesonderte  Stellung  nehmen  ßijiia  und  ^lov  ein.  Beide 
werden  nach  Ellen,  Hand-  und  Fingerbreiten,  letztere  auch  nach  Phi- 
letärischen  Fufs  bestimmt.  Blicken  wir  nach  den  gröfseren  Mafsen,  so 
finden  wir  das  ^Xov bei  keinem  derselben,  das  ßfi^a  nur  beim  ^Z- 
Xiov  wieder.  Nach  römischem  Mafse  hält  das  ßrifia  3  Fufs  oder  2  Ellen, 
eine  Bestinunung,  die  zwar  nirgends  in  den  Heronischen  Überresten, 
wohl  aber  in  der  Euklidischen  Tafel  und  bei  Julianus  von  Ascalon  er- 
scheint^) 

Die  Zusammengehörigkeit  von  oqyvta  und  a^^a  (§  53,  3)  wird 
gewissermafsen  negativ  durch  die  Tafel  bestätigt,  wenn  wir  vergleichs- 
weise die  Gruppe  der  axatva  nach  den  höheren  Mafsen  hin  verfolgen. 
Doch  ist  die  oqyvia  nicht  lediglich  Feldmafs,  sondern  sie  wird  auch 


1)  MetroL  Script.  I  p.  25  f.  182  }  9. 

2)  Seit  Strabo,  der  hierin  gewifs  dem  Sprachgebrauche  seines  Heimatlandes 
folgt,  wird  ^HaXtxos  ganz  gewöhnlich  für  *Pa}fiaXx6s  gebraudit.  Besonders  gilt 
dies  von  Mafsen  und  Gewichten,  worüber  Bureau  de  la  Malle  Econ.  polit.  I  p.  116, 
Letronne  Recherches  p.  105  f.,  Metrol.  Script.  I  p.  67.  106  und  die  zahlreichen 
Stellen  zu  vergleichen  sind,  auf  welche  im  Index  unter  YraiUxoe  verwiesen  ist. 

3)  Metrol.  script.  I  p.  197,.  23.  201,  3.  Vergl.  oben  S.  437  Anm.  4,  S.  601 
Anm.  3,  }  53,  2. 

39* 


612  ÄGYPTEN.  §»,5. 

Seunvlos 1 

nalMTfji 4  1 

^«X<>^ 8  2 

cnt&a/u^ 12  3 

ncvs  ßasüünoQ  (^i- 

XtraiMOS)    ....  16  4  1 

'lTaX^9  nav£ 13Vi  —  —  1 

nvy(6v 20  5  —  — 

nnx^ 24  6  —  —          1 

ßnfia 40  10  —  —           1«/»       l 

HXor 72  18  4«/«    —  3        — 

coyvui —  —  6  7V»       4        —       1 

axawa  (naXa/ws)  .  .  [160]  —  10  12  6«/«     —     —       1 

ofi/ta  (üxo^iov) ...—  —  60  72        40        —    —     — 

nXi&0ov —  —  100  120        66«/»    —    —     10     1 

iavYtoov —  —  »)  >)        133V3    —    —     20     2 

üxaBuiv —  —  600  720      400        —    —     60     6    1 

SlavXov —  —  1200  1440      800        —    —  120   12    3 

lUhov  ........—  —  4500  5400    3000    1800  750  450  45    Vji  \ 

axolvo£{na^ctadyyTj£)  —  —  —  —        —        —     —     —   —  30     4 

zum  Wegmafse,  dem  ^IJuov,  in  Beziehung  gesetzt,  gerade  wie  in  der 
Tafel  des  Julianus. 

Die  maiva  erscheint  deutlich  in  ihrem  Zusammenhange  mit  nU- 
d'Qov  und  iovytqov.  Die  Einfügung  des  römischen  Jugerum  in  das 
Ptolemäische  System  ergab  sich  von  selbst  durch  Feststellung  des  Vtf- 
hältnisses  6 : 5  zwischen  Ptolemäischem  und  römischem  FuCs;  denn  ein 
TtXi&Qov  von  100  Philetärischen  Fufs  entsprach  hiernach  dem  utus 
von  120  römischen  Fufs.  Zu  beachten  ist  aufserdem,  dafs  auch  bä  den 
Wegma&en  bis  zum  ^LXtov  die  Beträge  nach  der  zehnfüfsigen  Rate 
angegeben  werden. 

Das  gröfste  Wegmafs,  der  axolvog^  und  der  ihm  gleichgestellte 
persische  Parasang  werden  nur  nach  Milien  und  Stadien  bestimmt 

Das  (jlLXlov  ist  genau  als  ägyptisches  Wegmafs  hingestellt  und  dem- 
gemäfs  von  der  römischen  Meile  zu  unterscheiden.  Es  werden  ihm 
nach  altägyptischer  Satzung  3000  königliche  Ellen  zugeteilt,  wogegen 
die  dem  römisch-hellenistischen  Namen  des  Mafses  entsprechende  Be- 
stimmung zu  1000  Xyla  bei  dem  Verfasser  der  Tafel  in  Vergessenheit 
geraten  ist  Aus  der  weiteren  Definition  zu  4500  Philetärischen  oder 
5400  römischen  Fufs  geht  die  Verschiedenheit  von  der  römischen 
Meile  deutlich  hervor. 

Es  ist  nun  noch  die  Reduktion  des  Philetärischen  Systems  wi 

1)  An  dieser  Stelle  erklärt  die  Tafel  das  Jogerum  als  Fiächenmais  tm 
200  Philetärischen  Fufs  in  die  Länge  und  100  Fuls  in  die  Breite. 

2)  Desgleichen  Erklärung  des  Jugerum  als  Fiächenmaises  nach  itafiichen 
Fufs,  240  in  die  Länge,  120  in  die  Breite,  mithin  28800  aFuds. 


f  69,5.6. 


PHQJSTÄRISGH-RÖBIISGHES  SYSTEM. 


613 


heutiges  Längenmals  beizufügen.  Zu  Grunde  gelegt  ist  die  königliche 
Elle  von  525  Millimeter. 


öaxTvXog 
TtaXatavfig 

Ttovg  .    . 
n^g     . 


Meter 

Meter 

0,022 

OQyvux  . 

.     .     .    .        2,10 

0,088 

axacva  . 

3,50 

0,263 

afifia     . 

21 

0,350 

nkiS-Qov 

.       35 

0,525 

OTaöiov 

.     210 

0,875 

ftlklOV    .      . 

1575 

oxolvog 

.  6300. 

se: 

D  Meter 

•     • 

4,41 

Hierzu  als  Flächenmafse 

OQyvtd . 

axaiva 12,25 

Sfifia 441 

TtXi&QOV 1225 

iovyeqov 2450. 

Die  Differenz  zwischen  den  Halsen  des  Philetärischen  lovyeQov 
und  des  römischen  Jugerum  ist  oben  (S.  610)  besprochen  worden. 

6.  Als  Teile  hatte  das  Jugerum  nach  Philetärischem  Malse  200 
Qoadratakänen,  jede  zu  100  Philetärischen  Quadratfufs,  nach  römischem 
Brauche  288  Scripula,  jedes  zu  100  römischen  Quadratfufs  (§  13,  3), 
unter  sich.  Beide  Einteilungen  sind,  wie  ein  Fragment  der  Hero- 
nischen Sammlung  zeigt  9  ?  von  den  römischen  Beamten  in  Ägypten 
folgendermafsen  mit  einander  vereinigt  worden.  Man  liefs  als  Haupt- 
teil die  Philetärische  Quadratakäne,  teilte  diese  aber  weiter  nach  rö- 
mischen Fufs,  und  zwar  in  12  Streifen  von  je  1  Fufs  Breite  und  12 
FufsLang€.2)  Dieser  kleinste  Teil  des  Jugerum  hiefs  yelxog  novg; 
er  war  offenbar  dem  Ttrjxvg  oinoTtedtxog  nachgebildet,  welcher  als 
Längenstreifen  den  hundertsten  Teil  eines  altägyptischen  Feldmafses 
darstellte  (S.  360  Anm.  4),  und  erfüllte  trefflich  den  Zweck  jeden  be- 
Gebigen  Teil  des  Philetärischen  Plethron,  ohne  die  überlieferten  Ver- 


1)  "Hömpos  uixoix&  in  Heronis  geom.  cap.  221  (Geep.  cap.  95),  oder  IV.  Hero- 
oische  Tafel  in  Metrol.  scripL  I  p.  186f. 

2)  Dies  hat  xnerst  A.  J.  H.  Vincent  zu  Letronne  Reclierches  p.  67  richtig 
erkaoDt:  le  pied  de  snrface  agraire  est  nn  rectangle  d*ane  ac^ne  de  long  sur 
nn  pi€d  de  large.  Doch  ist  diese  Akana  nicht,  wie  Lepsios  Über  eine  hierogl. 
Inschrift  am  Tempel  von  Edfu,  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1855,  S.  97  annimmt, 
als  Mafs  von  10  Philetärischen,  sondern  Ton  12  römischen  Fufs  zu  fassen,  sodafe 
tnf  die  Breite  des  viXkoq  novs  1  römischer  Fafs  kommt  Vergl.  Metrol.  Script. 
!p.36f. 


614  ÄGYPTEN.  J58,«.7. 

messuDgen  zu  stören,  in  duodecimale  Teile  des  Jugerum  umzurechDen. 
Denn  mulUpliciert  mit  8  Vs  ergiebt  der  yelxog  Ttovg  das  wrifuhm  des 
Jugerum,  mit  100  die  nemundaA) 

Eine  weitere  Ausbildung  dieser  Rechnungsweise  nach  Streifen, 
welche  alle  eine  Akäna  lang,  aber  von  verschiedener  Breite,  und  zwar 
nach  dieser  Breite  benannt  sind ,  Anden  wir  in  der  siebenten  Hero- 
nischen Tafel  (§  53,  9). 

Als  zwölfter  Teil  des  Quadrates  der  Akäna,  welche  gleich  12  r<)- 
mischen  Fufs  gilt,  mithin  ak  zweitausendvierhundertster  Teil  des  Juge- 
rum, hält  der  ye'Uog  Ttovg  in  neuerem  Malse  1,05  D  Meter. 

7.  Die  Regelung  der  Verhältnisse  zwischen  altägyptischen,  Ptole- 
mäischen  und  römischen  Längen-  und  Ackermafsen ,  welche  auf  der 
Gleichstellung  von  6  römischen  mit  5  Philetärischen  Fufs  beruhte,  war 
mit  weiser  Schonung  der  bestehenden  Satzungen  eingeführt  worden^); 
sie  war  gewifs,  wie  einmal  die  Sachen  bei  erster  Übernahme  der  Pro- 
vinz lagen,  die  denkbar  beste.  Auf  die  Dauer  aber  mufste  das  BedQrfhis 
nach  einer  mehr  einheitlichen  Ordnung  und  nach  Beseitigung  der 
DifTerenzen  zwischen  dem  älteren  und  dem  römischen  Mafse  sich  fühl- 
bar machen.  Wann  die  Neugestaltung  vor  sich  gegangen  ist,  lälst  sich 
nicht  bestimmen ;  nur  so  viel  kann  als  wahrscheinlich  gelten,  dals  die- 
selbe im  dritten  Jahrhundert  bereits  vollkommen  sich  eingebürgert 
hatte.  Denn  sie  liegt  der  auf  unsere  Tage  gekommenen  Form  der 
Heronischen  Geometrie  zu  Grunde  3),  wogegen  die  erste  römische  Pro- 
vinzialordnung  als  die  alte  bezeichnet  wird.^) 

Die  Tendenz  der  neuen  Ordnung  ging  dahin  die  Vielheit  der 
Mafse  thunlichst  zu  beschränken  und  alles  Provinziale,  wenn  es  beibe- 
halten vnirde,  nicht  mehr  neben  dem  römischen  nach  früherem  Mafs- 
stabe  bestehen  zu  lassen,  sondern  ein  für  alle  mal  unter  das  römische 
zu  stellen.  Zunächst  ist  hervorzuheben ,  dafs  das  griechische  System 
der  Akäna  und  des  Plethron,  welches  auf  ägyptischem  Boden  nie  recht 
heimisch  geworden  sein  mag,  vollständig  beseitigt,  dagegen  aber  das 
uralte  Amma  oder  Schoinion ,  das  Quadrat  der  zehnfachen  Klafter,  ab 

1)  YergL  am  SehluÜB  dieses  Werkes  Tabelle  IX  B. 

2)  Im  allgemeinen  sind  die  Grundsätze,  nach  welchen  die  Römer  in  de» 
Provinzen  Mafe,  Gewicht  und  Münze  regelten,  mit  wenigen  Worten  auf  dtf 
trefflichste  dargelegt  worden  von  Mommsen  im  Hermes  m  S.  436. 

3)  Metroi.  Script  I  p.  18  f.  37  ff*.,  Heronis  geom.  cap.  4  (p.  47  fi)  verfL  nit 
der  in  folgender  Anm.  citierten  Stelle. 

4)  Heron  Geom.  cap.  106, 26:  aXla.  rovra  fuv  xara  rrjr  naltumf  Mtft^' 
rtjr  9i  tfvv  xqaxovcav  Bvvafuv  ip  roU  Tt^ootftiotS  TOtJ  layov  (cap.  4)  vniriS^" 
fuv,  Vcrgl.  Metrol.  Script  I  p,  33. 


$  53, 7.  SPÄTERES  PROVINZIALSYSTEM.  615 

die  Einheit  gewählt  wurde,  Termittekt  deren  das  einheimische  Mafs 
mit  dem  römischen  Jugerum  in  feste  Beziehung  trat. 

Entsprechend  der  Gleichung  zwischen  königlicher  Elle  und  rö- 
mischem Fufse,  auf  welcher  das  Philetärische  System  heruhte,  rerhielt 
sich,  wie  früher  gezeigt  worden  ist  (§  53,  3),  das  Quadratschoinion  zum 
Plethron  wie  4  :  11  Voi  also  das  Philetärische  iovytqov  (§  53,  5)  zum 
Schoinion  wie  6: 1,08.  Das  römische  Jugerum  stand  zu  demselben 
ägyptischen  Hafse  wie  6 : 1,05.  Die  tiherschüssigen  Hundertel  in  diesen 
Proportionen  drücken  die  relative  Inkongruenz  zwischen  den  genannten 
Mafsen  aus,  vorausgesetzt  dafs  man  das  einfache  Verhältnis  6:1  als  das 
wtiDschenswerte  betrachtet.  Die  Neuordnung  erfolgte  also  am  ein- 
fachsten, wenn  man  das  Schoinion  soweit  abminderte,  dafs  es  genau 
den  sechsten  Teil  des  Jugerum  ausmachte.  Die  Seite  des  Schoinion 
hiek  10  Klaftern  altägyptischen  Mafses;  demnach  galt  es  dieses  Längen- 
mafs  auf  denjenigen  Betrag  herabzusetzen,  welcher  dem  einzuführen- 
den Verhältnis  des  Feldmafses  zum  Jugerum  entsprach.  Dafs  diese 
Rechnung  oieisterlich  von  den  römischen  Feldmessern  geführt  worden 
ist,  beweist  das  uns  vorliegende  Resultat.  Es  wurde  nämlich  die  o^- 
yviiy  welche  nach  Ptolemäischem  Hafse  2,10  Meter,  nach  römischer 
Sehätzung  TVs  römische  Fufs  »»2,129  Meter  betrug,  herabgesetzt 
auf  jenen  Betrag  in  römischen  Fufs  und  nicht  allzufeinen  Bruchteilen 
dieses  Fufses,  welcher  der  Wurzel  aus  48  römischen  Quadratfufs  (=» 
6,9281  röm.  Fufs  «=  2,0486  Meter)  am  meisten  sich  näherte,  d.  i.  auf 
6^5/16  Fufs.^  Das  ist  eine  Abrundung  der  Art,  wie  sie  im  Altertume 
allgemein  üblich  waren  2);  indem  man  sich  aber  bewufst  blieb,  dafs  die 
abgerundete  Zahl  ein  wenig  zu  grofs  sei,  berechnete  man  ihr  Quadrat 
nicht  zu  48^^256,  sondern  glatt  zu  48  Quadratfufs  und  ordnete  ent- 
sprechend jeden  vorkonunenden  Betrag  von  Orgyien  dem  Jugerum 
von  28  800  römischen  Quadratfufs  unter. 

Dies  die  Methode  der  Umrechnung;  es  bleibt  nun  nur  noch  übrig 
die  Benennungen  und  Beträge  anzugeben ,  welche  für  das  provinziale 
Mafs  und  seine  Teile  eingeführt  wurden. 

1)  Heron  Geom.  j^.  48, 6  (Mctrol.  Script.  I  P-^t89j,8);^  rjJfQyyta  /!£&*  rjs  fiB* 
T^etrcu  17  cno^fioi  ytj  ifx^i  an&&auae  ßaatXixas  &'  o\  ^  nodag  If  xcd  am,- 
^aftffv  a  8".  Statt  6*Vi0  Pufs  sind  also,  nm  einen  bequemen  Ausdruck  för 
die  geprochene  Zahl  zu  haben,  6  Fufs  und  X^/a  Spannen  oder  9V4  Spannen  ge- 
setzt, und  letztere  ausdrücklich  bezeichnet  als  ßaaiXMal,  d.  h.  kaiseriich  rö- 
mische (Metrol.  Script.  I  p.  39).  Mit  einer  kleinen  Abweichung  in  der  Über- 
neferuug  kehrt  derselbe  Ansatz  der  oQyvia  in  der  Tafel  Julians  von  Ascalon 
wieder  (S.  598  mit  Anm.  3). 

2)  Tergl.  S.  Günther  üi  dem  lY.  Hefte  der  Abhandl  zur  Gesch.  der  Mathem. 


616  ÄGYPTEN.  i  53. 7. 

Die  Seite  des  Quadratgchoinioo  mals  10  Orygien«  wie  der  rOmiscbe 
actus  10  decempedae.  Nua  bildete  man,  wie  aus  dem  actus  das  iugerum^ 
so  aus  dem  Schoioion  eio  doppelt  so  grofses  Rechteck^  als  dessen  Name 
die  griechische  Bezeichnung  anofifiog  fiodiog^  d.  h.  etwa 'das  Ein- 
heitsmals für  die  Aussaat'  uns  überiiefert  ist  i)  Wir  werden  dafür  kurz 
'das  Saatenmafs'  sagen  können.  In  der  späteren  gromatischen  Litle- 
ratur  finden  wir  die  Benennungen  modius  kastrensü  oder  modius 
schlechthin.^) 

Dieses  Hauptmafs,  das  Drittel  des  Jugerum^),  wurde  nun  nach 
der  eigentümlichen  römischen  Bruchrechnung  eingeteilt,  für  welche 
der  Ausdruck  Uhella,  d.  i.  Vio  des  Sesterz  oder  V^o  des  Denar,  einge- 
führt war.  4)  Die  einzelnen  Teile  wurden  griechisch  JUt(faL  benannt 
Eine  UtQa  war,  entsprechend  dem  ungefilhren  Gewichte  der  auf  diese 
Saatfläche  zu  verwendenden  Aussaat^),  der  vierzigste  Teil  des  angfi^ 
fiog  fioöiog  und  enthielt  demnach  5  Quadratorgyien  ^)  oder  240  ro- 
mische Quadratfufs. 

1)  Heron  Geom.  p.  48,  90,  MetroL  script.  I  p.  39  f.  (p.  t90, 17).  PediasiiDos 
in  seiner  Geometrie,  welche  ganz  aas  Heron  geflossen  ist,  hat  dafdr  den  Aas- 
dmck  yeoffttro^xoe  fi6S$os.  Vergl.  unten  Anm.  6. 

2)  Die  Schrift  De  ivgeribus  metiundü  in  den  Gromatici  I  p.  354  ff.  fingt 
an  mit  einer  Definition  des  ktutrensü  iugerus,  d.  i.  des  gesetzlichen  römisclieo 
Jogemm  (Mommsen  in  den  Berichten  der  Sacfaus.  Gesellsch.  der  Wissenscbafiea 
1851  S.  59,  Metrol.  script.  H  p.  34  f.),  und  läTst  bald  darauf  (Gromat  I  p.  354, 
10,  Metrol.  script.  H  p.  126, 3)  die  Worte  folgen:  itaque  kastrensis  iugeras  capH 
k.  modios  HL  Schlecbtbin  als  modius  erscheint  im  SaatenmaC^,  vk  ChMt  ia 
Fleckeisens  Jahrb.  1865  S.  452  richtig  erkannt  hat,  in  dem  späteren.  Zusatie  ni 
Balbus  Expositio  et  ratio  omninm  formarum,  Gromat  I.  p.  96,  14  (Metrol.  scripf. 
n  p.  34.  124, 14):  in  centnria  agri  iugera  CG,  modii  DG.  Ebenso  erklärt  den 
Modius  als  das  Drittel  des  Jugerum  das  Fragment  De  mensuraUone  ivgeriy 
Gromat  I  p.  359  (Metrol.  script  n  p.  126).  —  Der  römische  Modius  findet  sieb 
als  Fläcbenmafs,  und  zwar  merkwürdiger  Weise  fftr  Waldland,  bei  Pallata 
6,  4  (Mommsen  a.  a.  0.). 

3)  Vergl.  aufser  Metrol.  script  I  p.  38  ff.  die  in  Toriger  Anm.  ci Herten  Stdkn. 
Bemerkenswert  ist,  dafs  dasselbe  Yerbiltnis  wiederkehrt  in  der  NomieraK  4er 
jfingeren  römisch-ägyptischen  Artabe  auf  ein  Drittel  der  römischen  Knbiielle 
(8  53, 12). 

4)  VergL  oben  S.  276  und  MetroL  script  I  p.  41  f. 

5)  Auf  ein  römisches  Jugerum  wurden  in  Sicilien  und  Gyrenaica  etwa  1 
Medimnos  ■■  6  römische  Modien  gerechnet  (Metrol.  script  I  p.  40,  unten  §  55, 1. 
56, 1).  Nach  diesem  Verhältnis  kommen  2  römische  Modien  auf  den  «jMfi^ 
fwSios,  Nun  wird  durch  kastreruU  modius  sowohl  dieses  provinziale  Acker- 
mafs  als  ein  HohlmaÜB  von  2  römischen  Modien  (|  53, 14)  bezeichnet  Also 
wird  vermutlich  auch  der  cno^ifiog  /uoSioe  Ton  Anfang  an  xu  2  Modien  Aus- 
saat, welche  einem  Gewichte  von  etwa  40  römischen  Pfund  entsprechen  (Qoeipo 
I  p.  220  f.  567  f.,  Metrol.  script  I  p.  41),  gerechnet  worden  sein. 

6)  Heron  Geom.  p.  48,  30  (Metrol.  script  I  p.  190,  17):  xe^  8i  ytt^tinsat 
xal  rovro,  ort  6  cno^i/ios  fwSios  ivn  Xix(fai  TBüaaQoaunrta'  fiim.  oi  twtv^ 
Ut^a  omi^$$  yi^  h^yvimv  nivxs^    T^it  Geometrie  des  Pediasimus*,  herwsf. 


$S8,7.8.    SPÄTERES  PROYINZIALSTSTEM.   ZWEIFOSSIGE  ELLE.        617 

Die  Mefsschnur  von  10  Orgyien,  welche  der  Breitendimension 
des  Saatenmalses  entsprach,  hiels  nun  nicht  mehr  axoivlov,  sondern 
Oüncd^iov  mit  dem  Zusätze  deKaoQyviov.^) 

Ausgehend  von  dem  Jugerum  «>  2518,27  D  Meter  erhalten  wir 
für  das  provinziale  Saatenmafs  und  seine  Teile  folgende  Beträge  2): 

Felämabe:  anoQifiog  fiodiog S39,42      O Meter 

UrQa 20,986     „     » 

oQyviä 4,1971    „     » 

Längenmafse:  ounuxQiov  ö^nao^yvtov     .    .    20,486    Meter 

Oifyvia 2,0486      „    . 

8.  Gleichzeilig  mit  dieser  Ordnung  der  Feldmafse  wurde  auch 
eise  durchgreifende  Änderung  im  Längenmafse  vorgenommen.  Der 
altehrwttrdigen  königlichen  Elle  liefs  man  nur  eine  beschränkte  Geltung 
im  Bereiebe  der  Technik;  sie  blieb  als  Elle  der  Steinmetzen  und  der 
Arbeiter,  welche  das  Nutzholz  zuschnitten  ^);  auch  die  Ellenabteilungen 

von  6.  Friedlein,  Projp-amin  Ansbach  1866,  S.  11,20:  alvai  xov  ya(ouet^tHop 
/aoStav  rwcaoaxomaAvtqovy  xal  rrjv  Xiroav  itfiiv  o^yvtae  ytivxB.  (Kurz  vor- 
htr,  ehe  FriedleiaB  Programm  ersehien,  hatte  ich  dea  betreffenden  Abschnitt 
aus  einer  ^olfenbfittler  Handschrift  ediert  in  Metrol.  Script  U  p.  147  f.). 

1)  In  der  Heronischen  Geometrie  p.  ^B  (Metrol.  Script.  I  p.  189  f.)  wird  aus- 
fiUirlich  angegeben,  wie  ans  der  i^yvta  fu&*  rjs  /Mr^elxa»  17  cno^&fioe  ytj  an- 
sofertigen  ist  ein  <r;(o<Woy  ^ow  centa^ov  SsHadqyvtov,  wonach  weiter  be* 


toi; 
*«^ 

/Uta  Tov  Soföaxaooyviov  axotviov  Bul  to  evQUtasa&cu  Saof&ev  xmv  nt^i» 
o^/imr  ctvTtSv  noAXantg  iriQOXß^fmq^ovs  xal  iyanai  xal  Xoxfiae  xal  axfi^ravi 
ronavs.  Es  war  also  ^e  Mefsschnnr  von  10  Orgyien  das  gesetzliche  Mafs  für 
das  Saatland  und  überhaupt  für  ebene  und  enger  umgrenzte  Flächen.  Daneben 
wurde  die  Melisschnur  von  12  Orgyien  nicht  sowohl  als  besonderes  Mafs,  sondern 
als  Korrektiv  für  die  Schätzung  des  nutzbaren  Landes  in  dem  Sinne  angewendet, 
dafs  auf  12  Orgyien  in  die  Lange  je  2  Orgyien  als  nicht  nutzbar  unberechnet 
blieben.  Waren  die  unnützen  Stücke  verhältnismäTsig  geringer,  so  hatte  man, 
wie  an  derselben  Stelle  hinzugefügt  wird,  noch  zwei  andere  Schätzungen,  man 
ma/s  zwar  mit  der  zehnklaflngen  Mefsschnur,  liefs  aber  je  nach  der  Art  des 
vermessenen  Bodens  entweder  im  Längenmafs  oder  im  Flächenmafs  10  ^o  aniser 
Rechnung.  Noch  jetzt  bewahrt  man  in  Rufsland  heilig  gehaltene  Mafsstäbe  auf, 
welche  zu  der  nach  je  10  oder  15  Jahren  erfolgenden  Neuvermessung  des  Ge- 
meindelandes dienen,  und  nach  Verhältnis  für  den  guten  Boden  kürzer,  für  den 
schlechteren  länger  sind:  vergl.  Graf  Moltkes  Briefe  aus  Rufsland,  Beriin  1877, 
S.  165  t 

2)  Hierbei  ist  der  römische  Fufls  zu  0,2957  Meter  gesetzt.  Da  derselbe 
jedoch  vom  3.  Jahrhundert  an  vielleicht  etwas  verringert  worden  ist  (§  14, 5),  so 
sind  eventuell  diejenigen  Beträge  einzusetzen,  welche  in  Metrol.  script.  I  p.  45  f. 
nach  dem  Fafse  von  0,294  Meter  berechnet  worden  sind.  * 

3)  Heron  Geom.  p.  48, 3:  0  ntix^so  Xtd'ixds  fx^t  am&afiäs  (nämlich  Phile- 
tärische)  ß',   fj  ttovv  iva  nqoi  rtp  ^/aIcbi  —  (oaavrtoi  xal  6  rov  7f(ftaTixov 


618  ÄGYPTEN.  §58,8. 

an  den  Nilmessern  liefs  man  unverändert  i);  im  übrigen  aber  galt  fort- 
an römisches  Mafs,  der  Fufe  mit  seinen  üblichen  Teilen,  der  Schritt 
und  Doppelschritt.  Nur  die  römische  Elle  von  1  Vi  Fuls  wurde  aus- 
geschlossen und  dafür  in  Anlehnung  an  die  alle  königliche  EUe  (« 
0,525  Meter),  mit  einer  geringen  Erhöhung  dieses  Mafses,  eine  neue 
Landeselle  von  2  römischen  Fufs  (■=  0,591  Meter)  geschaffen.*) 

Betrachten  vnr  diese  Neuerung  etwas  näher  sowohl  im  Vergleich 
mit  den  früheren  Verhältnissen  als  auch  mit  einem  Hinblick  auf  spätere 
Zeiten.  Die  orientalische  Elle  kannte  keinen  Fufs;  derselbe  wurde  erst 
von  den  Griechen  in  das  System  der  Längenmafse  eingeführt,  um  das 
babylonische  Sexagesimalsystem  in  das  decimale  überzuleiten  (§46,2). 
Wo  nur  immer  Orient  und  Occident  im  Gebrauche  der  Lfingenma^ 
sich  berührten,  da  kam  es  zu  einer  Art  von  Kampfe  zwischen  Fufsuod 
Elle.  Unter  den  Ptolemäern  schien  es,  als  soUte  der  aus  der  könig- 
lichen Elle  abgeleitete  Fufs  das  Übergewicht  gewinnen  über  das  vst- 
sprüngliche  Mafs,  und  auch  die  Römer  fanden  zunächst  keinen  Anlals, 
die  Vorherrschaft  des  Philetärischen  Fufsmafses  einzuschränken.  Und 
doch  wurde  aus  den  vorher  dargelegten  Gründen  eine  Abändening 
nötig,  welche  anzusehen  ist  als  ein  Kompromifs  der  Art,  dafsderrö- 


^Xov;  ebenda  p.  140,  2:  xcdeirai  Si  xal  SvXo7t0^<micoe  nl^xv^.  Vcrgi.  Melrol 
Script.  I  p.  45  (p.  189  §  11.  182  §  12).  Christ  in  Fleckeisens  Jahrb.  1865  $.4^ 
citiert  aufiser  den  Messongen  nach  Ellen  in  der  Heronischen  Geometrie  noch  dis 
Edictum  Diocletiani  de  pretiis  renim  venalium  cap.  12  (Mommsen  im  Berickt 
der  Sachs.  Geselisch.  der  Wissensch.  1851  S.  31  f.  58),  wo  verschiedene  Arten 
Von  Bauholz  nach  römischen  Ellen  bestimmt  werden. 

1)  Es  wird  genfigen  auf  die  Bemerkungen  von  Lepsias  fiber  den  Nümes«r 
von  Elephantine  (Abband),  der  Berliner  Akad.  1865  S.  52  ff.)  hinzuweisen.  Solde 
alte  königliche  oder  Philelärische  Ellen  sind  sicher  gemeint  in  dem  Edikt^ 
Cod.  Theodos.  9, 32, 1 :  si  quis  posthac  per  Aegyptum  intra  duodecimum  cobitoffl 
fluminis  Nili  (d.  h.  so  lange  der  Flufs  die  12.  Eile  des  Nilmessers  noch  oicht 
fiberstiegen  hat)  ulla  fluenta  de  propriis  ac  Tetustis  usihus  praeter  fas  praeter- 
que  morem  antiquitatis  usurpaverit,  flammis  eo  loco  consumatar. 

2)  Metrol.  Script.  I  p.  42  ff.  Der  Betrag  dieser  neuen  Elle  ist  gemifs  den 
S.  617  Anm.  2  Bemerkten  eventuell  auf  0,588  Meter  herabzusetzen.  Die  Epoche 
der  Einführung  ist  annähernd  bestimmt  worden  Metrol.  Script.  I  p.  43  f.  ^erfl 
mit  p.  19.  24.  Die  Angaben  des  Plinios  Nat  Hist  36, 17,  80  ober  die  Seiten- 
länge  der  grofsen  Pyramide  sind  vielfach  hin  und  her  gedeutet  worden:  TergL 
Böckh  Metrol.  Untersuch.  S.  240  f.,  Queipo  Essai  I  p.  64.  Man  vermutete  unter 
anderem  auch,  dafs  Plinius  883  vedes  gesetzt  habe  statt  der  gleichen  Zahl  toi 
Spannen  der  altagyptischen  Elle,  woraus  femer  leicht  der  Schlufs  gezoges 
werden  konnte,  dafs  er  die  zweiffifsige  römisch-ägyptische  Elle  bereits  gektnot 
und  sie  mit  der  altägyptischen  verwechselt  habe.  Doch  erledigen  sich  lÜe 
diese  Vermutungen  auf  Grund  der  nunmehr  handschriftlich  festgestellten  Lesart 
DCCLXKXIII  pedes;  denn  783  römische  Fufs  ergeben  fast  genau  dieselbe 
Dimension  der  Pyramide,  welche  durch  neuere  Messungen  festgestellt  worden 
ist.   Vergl.  oben  S.  95  Anm.  2. 


$53,8.9.     ZWEIFÜSSIGE  ELLE.   ANDERE  JÜNGERE  SYSTEME.  619 

mische  Fufs  sein  genaues  Mafs,  dagegen  die  orientalische  Elle  ihre 
Geltung  behielt.  Die  Hauptteilung  der  orientalischen  Elle  war  von 
jeher  die  in  Spannen  oder  Hälften.  Nun  setzte  man  als  Spanne  den 
romischen  Fufs,  und  damit  war  die  Elle  von  zwei  Fufs  erfunden,  welche 
seitdem  für  die  Systeme  aller  Kulturvölker  Vorderasiens,  Nordafrikas 
und  Europas  mafsgebend  gewesen  und  erst  in  neuester  Zeit  durch  das 
Metermafs  teilweise  verdrängt  worden  ist. 

Die  Weiterverbreitung  der  zweifüfsigen  Elle  ist  ein  wichtiges 
Stück  Kulturgeschichte,  das  des  sachverständigen  Bearbeiters  noch 
wartet.  Merkwürdiger  Weise  ist  es  nicht  direkt  das  Mafs  der  neuen 
Elle,  welches  sich  fortpflanzt,  sondern  zunächst,  indem  die  alte  ägyp- 
tische Elle  nochmals  ihre  unverwüstliche  Lebenskraft  zeigt,  das  Mittel 
zwischen  ihr  selbst  und  der  neuen  römischen  Elle,  der  pyk  helady  oder 
die  ägyptische  Landeselle  im  Betrage  zwischen  0,56  und  0,58  Meter,  i) 
Hierzu  kommt  das  Doppelmafs  eines  kleinasiatischen  Fufses  (§  50,  3) 
als  Elle  von  0,64  Meter.  Das  ist  die  haschemäische  arabische  Elle  2), 
deren  Fufs  später  als  pied  de  roi  (=  0,3248  Meter)  von  Karl  dem 
Grofsen  in  den  Bereich  christlicher  Kultur  eingeführt  wurde.  3) 

9.  Am  Schlüsse  der  Heronischen  Geometrie  ist,  wie  bereits  er- 
wähnt, dasjenige  provinziale  System,  welches  die  Römer  zuerst  in 
Ägypten  einführten  (§  53,  4),  als  die  alte  Ordnung  bezeichnet.  Dann 
folgt  das  jüngere  System  des  CTtoQCfxog  fioöiog  (§  53,  7),  welches 
aUenthalben  in  der  auf  unsere  Tage  gekonmienen  Form  der  Heronischen 
Geometrie  angewendet  wird;  endUch  ist  in  einem  Zusätze  von  späterer 
Hand,  der  am  Schlüsse  der  Heronischen  Definitionen  sich  findet  *),  ein 
drittes  provinziales,  den  Zwecken  der  Besteuerung  dienendes 


1)  Jomard  In  der  Description  de  l'ägypte,  ^dit  Panckoucke,  vol.  VII  p.  41, 
giebi  0,5775  Meter  als  das  Mafs  des  pyk  belady  an.  Mahmond  Be^  im  Jonmal 
Asiatiqne  1873,  VII.  s^rie,  tome  I  p.  67  nennt  die  jetzt  übliche  einbeimische  Elle 
dtdräa  baladi  and  giebt  ihr  0,5826  M.  Den  weiteren  Litteratumachweis  s.  bei 
Qneipo  Essai  11  p.  106.  381. .  Nach  Greaves  (bei  Qneipo  I  p.  82)  betragt  der  pyk 
helady  nur  0,556  M.;  Qneipo  selbst  I  p.  239  C  570  fixiert  ihn  auf  0,555  Meter. 
Eine  andere  Zwischenstufe  zwischen  altagyptischer^nd  zweifQfsiger  Elle,  näm- 
lich das  Mittel  der  ersteren  und  des  pyk  belady,  vertritt  die  arabische  Elle  des 
Milmessers  in  Kairo  «-■  0,54  Meter  (oben  S.  442).  Über  den  zweifQlsigen  Mafis- 
stab Ton  üshak  in  Phrygien  vergl.  oben  §  50,  4. 

2)  Saigey  Trait^  p.  78,  Qneipo  11  p.  91. 

3)  Saigey  p.  109.  Beiläufig  sei  erwähnt,  dafs  die  zweiffifsige  römische  Elle 
im  wiederum  verdoppelten  Mafsstabe  sich  erhalten  hat  in  der  aune  de  Paris, 
deren  Betrag  Saigey  p.  111  auf  1,182  Meter,  Aur^  in  der  Revue  archiologique, 
nooveUe  s^rie,  1866,  vol.  XIV  p.  168  f.  auf  1,188  Meter  festsetzt. 

4)  Cap.  130 — 133  in  Heronis  geom.  p.  38  ff.  (oder  siebente  Heronische  Tafel 
in  Metrol.  Script.  I  p.  193  ff.),  Letronne  Recherches  p.  59  ff.,  M.  scr.  I  p.  48-^50. 


620  ÄGYPTEN.  .  |ss.9. 

System  skizziert,  welches  ebenfalls  auf  der  zweifQfsigen  EDe  beruht 
Dieser  Elle  wird  der  Schritt  ißijfia)  gleichgesetzt.  Die  oQyvcd  ist  nicht 
mehr  ein  Mafe  von  6  Fufs,  sondern  von  6  Spannen,  also  von  4^/s  Fufe. 
Was  im  romischen  Systeme  fOMiUi  ist,  heifst  hier  aftTteXog  ("->  5  Fnfs); 
dagegen  erscheint  ein  ndaoov  von  6  Fuls  (ursprünglich  offenbar  der 
Philetärische  Doppelschritt  von  5  Fufs).  Auch  die  Sxaiva  ist  dem 
Philetflrischen  System  entnommen,  denn  sie  hat  12  (römische)  Fub. 
Aus  ihr  entwickeln  sich  ganz  der  Regel  gemftls  das  TcXi&gov  von  100 
und  das  lovyefoy  von  200  (Quadrat-)AkAnen. 

Hiemach  sollte  man  erwarten,  dals  auch  A^soTadiov  von  600  Fnb 
und  das  ^IXiov  von  4500  Fufs  Philetärisch  sein  würden;  doch  bildet 
für  beide  Maise,  wenn  nicht  ein  Irrtum  des  Zusammenstellers  der  Tafel 
vorliegt,  der  römische  Fufs  die  Grundlage,  und  das  pilXtov  ist  das 
Tausendfache  nicht  des  Doppelschrittes,  sondern  der  Klafter.  Letztere 
beträgt  in  heutigem  Halse  1,331  bis  1,323  Meter  i)t  mithin  das  in  der 
Tafel  definierte  aradiov  177,41  bis  176,4  Meter  und  das  filXt4)v  1330,6 
bis  1323  Meter. 

Das  Jugerum  und  seine  Hälfte,  das  Pletbron,  sind,  wie  bereits  be- 
merkt, als  Flächenmafse  nach  Quadratakänen  bestimmt  Wenn  nun 
nach  dem  Wortlaute  der  TafeP)  beide  Mafse  doppelt  so  viele  ftaaaa 
als  Akänen  enthalten,  so  mufs  das  Ttdooov^  welches  als  Längenma/s 
halb  so  grofs  ist  als  die  Akäna,  als  Flächenmafs  gedacht  werden  als  dn 
Rechteck,  dessen  eine  Seite  1  Akäoa,  die  andere  die  Hälfte  davon  be- 
trägt Entsprechend  ist  die  Flächen- Ampelos,  welche  240mal  im  Ple- 
thron  enthalten  ist,  ein  Rechteck  von  einer  Akäna  Länge  und  einer 
Ampelos  Rreite  (=  60  DFufs),  ferner  die  Flächen-Orgyia  ein  Streifet 
von  gleicher  Länge  und  einer  Orgyia  Breite  (*=»  54  DFuls),  mithin 
266Vsinal  im  Pletbron  enthalten,  und  in  gleicherweise  sind  alle  fol- 
genden kleineren  Mafse  in  ihrer  Beziehung  zu  Pletbron  und  Jugenim 
zu  denken  als  Streifen  von  1  Akäna  Länge  und  von  derjenigen  Breite, 
welche  ihr  Nominal  als  Längenmafs  angiebt^)  Dabei  ist  zu  bemerken, 

1)  YergL  oben  S.  617  Annu  2. 

2)  Anlangend  das  Flächen-Passon  und  die  entsprechenden  kleineren  Mafse 
ist  anf  die  Übereicht  in  Metrol.  Script  I  p.  49,  und  iwar  auf  die  Qneneilen 
nXd&^fov  und  tavyt(^  zu  verweisen. 

3)  In  den  Metrol.  script  I  p.  48  wies  ich  als  uninöglich  nach,  die  Fliehen- 
mafoe  der  Tafel  als  Quadrate  zu  denken  und  setste  einen  Irrtum  des  VerisMers 
voraus.  Auf  der  richtigen  Spur  war  Letronne,  als  er  Recherches  p.  61  beoiefflile, 
daft  die  Zahlen  in  den  beiden  Arükeln  Plethron  und  Jugerum  sehnnMl  la  grafr 
seien.  Die  Erkl&rung  wollte  er  am  Schlüsse  des  Werkes  geben,  ist  aber  »cht 
dazu  gekommen.  Die  Lösung  des  schwierigen  Problems  ergab  sich  tob  tdbtt 
durch  den  Vergleich  mit  n^s  ottu>nt9tHoi  (S.  360  f.)  und  «cow  ytM^  (S.  613  t). 


i  63, 9. 10.  JONGERE  SYSTEME.  621 

dafs  die  kleinsten  Flächenstreifen ,  Dflmlich  OTCc&afirj,  Ttalaum^  und 
dancfvXog  wohl  nur  der  Vollständigkeit  wegen  von  dem  Verfasser  der 
Tafel  mit  ausgerechnet,  in  der  Praxis  aber  schwerlich  Torgekom- 
men  sind. 

Der  TtovQ  als  Streifen  von  12  Fufs  Lflnge  und  1  Fufs  Breite, 
welcher  2400mal  im  Jugerum  enthalten  ist,  erweist  sich  nunmehr  als 
identisch  mit  dem  früher  besprochenen  yelxog  Ttovg  (§  53,  6). 

BeiläuOg  ist  hier  noch  zu  erwähnen,  dafs  eine  Spur  des  altägyp- 
tischen Xylon  (§  41,  6.  53,  2)  in  der  Litteratur  der  römischen  Gro- 
matiker  sich  erhalten  hat,  indem  die  Hälfte  der  Elle  unter  der  Benen- 
nung sextam  erscheint  i) 

10.  Wenn  es  gestattet  ist,  in  Ermangelung  aller  direkten  Nach- 
richten ,  ledigUch  nach  Analogie  derjenigen  Mafsregeln  einen  Schlufs 
zu  ziehen,  nach  welchen  das  hebräische  Plethron  und  das  ägyptische 
Schoinion  dem  römischen  Jugerum  untergeordnet  wurden ,  so  ist  die 
alte  ägyptische  Arura  von  100  königlichen  Ellen  ins  Gevierte 
(§  41,  4)  zu  der  gleichen  Zeit,  wo  das  Doppel-Schoinion  zum  Saaten- 
mafee  im  Betrage  von  Va  Jugerum  wurde  (§  53,  7) ,  angesetzt  worden 
zu  1 V24  Jugerum.  2) 

Nach  dem  Mafse  der  alten  ägyptischen  und  späteren  Ptolemäischen 
Eile  betrug  die  Arura  2756  D Meter;  dagegen  kommt  sie  nach  der 
eben  angenommenen  Schätzung  auf  nur  2623,2  D  Meter.  Wie  ist 
dieser  auffällige  Unterschied  zu  erklären? 

Die  auf  der  ägyptisch-babylonischen  Elle  beruhenden  Ackermafse 
Ägyptens  und  Palästinas  sind  von  den  Römern  zu  verschiedenen  Zeiten 
verschieden  geschätzt  worden.  Nach  der  anfängUchen  Schätzung,  die 
wir  kurz  diejenige  des  Philetärischen  Systems  nennen  können,  wurden 
die  provinzialen  Mafse  sämtüch  fUr  gröfser  genommen,  als  sie  in 
Wirklichkeit  waren. 3)  Wollte  man  nach  dem  oberflächlichen  Scheine 
urteilen,  so  Uefse  sich  sagen,  dafs  diese  höhere  Schätzung  zum  Vorteile 
der  Steuererhebung  beliebt  wurde,  da  ja  die  geringere  Ackerfläche, 

1)  Balbns  Expositio  et  ratio  omnium  formaram  in  den  Gromatici  I  p.94, 19 
(MeiroL  Script  n  p.  58  $  6).  Die  nähere  Erklärung  ist  Metrol.  Script,  u  p.  13 
gegeben. 

2)  Es  ist  ohne  weitere  Darlegung  klar,  dafs  dieses  Verhältnis  ebenso  gut 
ZQ  der  Einteilung  des  Jagenim  in  seine  duodecimalen  Teile  bis  zum  Scripnlnm, 
als  zu  den  Litren  und  Quadratorgyien  des  Saatenmafses  pafste. 

3)  Es  kam  nämlich  gemäfs  der  Philetärischen  Schätzung  das  hebräische 
Plethron  von  992  auf  1020  Q  Meter  (S.  601),  das  Doppel-Schoinion  von  882  auf 
SM>6,3  a  Meter,  das  Ptolemäische  Doppelplethron  Ton  2450  auf  2518  Q  Meter 
(S.  610).  Die  Arura  würde  in  demselben  Verhältnis  von  2756  auf  2S33  Q  Meter 
gestiegen  sein. 


622  ÄGYPTEN.  «58. 10.11. 

wenn  sie  in  römischem  Malse  zu  höherem  Betrage  gerechnet  wurde, 
auch  entsprechend  höher  besteuert  ward.  Allein  die  Nachteile,  welche 
sich  aus  der  ungenauen  Schätzung  in  allen  Transaktionen  des  BesiU- 
Standes  tagtäglich  ergeben  mulsten,  waren  viel  wesentlichere,  als  jener 
gewissennafsen  erschlichene  Vorteil  Gewinn  bringen  konnte,  um  so 
mehr,  da  es  ja  frei  stand  die  Höhe  der  Steuer  durch  direkte  Quoti- 
sierung  so  zu  bestinunen,  wie  es  den  Verhältnissen  der  Besteuerten 
und  dem  Vorteile  des  Reiches  entsprach.  Und  in  der  That  haben  die 
Römer  bei  Feststellung  des  späteren  Systems  der  Ackermafse,  welch« 
wir  das  der  neueren  Orgyia  nennen  (§  53,  7),  die  provinzialen  Halse 
auf  mindere  Beträge  römischen  Mafses  herabgesetzt,  indem  sie  einer- 
seits in  Betracht  zogen,  dals  die  alten  Vermessungen  vielfach  ungenau 
und  insgemein  wohl  eher  zu  hoch  als  zu  niedrig  waren,  andererseits 
eine  Art  von  Prämie  auf  die  Neuvermessung  des  Privatbesitzes  setzten, 
der  dadurch  zu  höherem  Wert  kommen  muJste,  als  wenn  die  alte  Ve^ 
messung  nach  der  Norm  der  Orgyie  in  neuem  Habe  ausgedrackt 
wurde.  Wenn  wir  nun  ganz  genau  wissen,  auf  welchen  Betrag ge- 
mäfs  dem  eben  erwähnten  Systeme  das  alte  Schoinion,  d.  h.  ein  Quadrat 
von  40  königlichen  Ellen,  herabgesetzt  wurde,  und  feiner  sehen,  dals 
nach  ebendemselben  Verhältnisse  das  hebräische  Plethron ,  d.  h.  ein 
Quadrat  von  60  Ellen,  auf  den  Betrag  von  ^/s  Jugerum  kam  (S.  599), 
so  kann  schwerlich  ein  Zweifel  obwalten ,  wie  ein  Quadrat  von  100 
königUchen  Ellen,  also  die  alte  ägyptische  Arura,  in  dem  jüngeren 
Provinzialsystem  angesetzt  worden  ist.  Und  dieser  aus  sicherer  Ana- 
logie hervorgehende  Betrag  ist  eben  der  von  1 V24  Jugerum  =s  2623 
Quadratmeter. 

Wir  finden  hier  eine  merkwürdige  Analogie  mit  den  Münzver- 
hältnissen.  Das  provinziale  Geld  wurde  in  jedem  einzelnen  Falle  genau 
entsprechend  den  thatsächlich  gegebenen  Verhältnissen  tarifiert,  dem 
Reichsgelde  aber  der  nicht  minder  sachgemäfse  und  den  Provinzialen 
nur  willkommene  Vorteil  vorbehalten,  dafs  es  bei  etwas  minderem  Ge- 
wichte im  Werte  einem  höherem  Gewichte  von  provinzialer  Mfloze  ent- 
sprach. Ebenso  hatte  im  Bereich  der  Feldmafse  das  Jugerum  (und  was 
nach  ihm  normiert  war)  als  das  Reichsmals,  so  zu  sagen,  einen  gtmstigea 
Kurswert  über  die  überlieferten  und  mit  aller  Schonung  beibehaltenen 
provinzialen  Hafse. 

11.  Wie  bisher  bei  den  Längen-  und  Feldmafsen,  so  haben  wir 
auch  bei  den  Hohlmafsen  die  Ptolemäischen  und  die  römiscbefl 
Ordnungen  zu  unterscheiden. 


$53,11.  PTOLEMAISGHES  HOHLMASS.  623 

Von  den  altägypüscheo  Blafsen  haben  die  Ptolemäer  das  grofse 
Hals  von  160  Hin  und  dessen  Hälfte  die  Artabe  (§  41,  7)  aus  dem 
Grunde  beibehalten,  weil  beide  Beträge,  das  eine  als  doppeltes,  das 
andere  als  einfadxes  Epha,  zugleich  dem  babylonischen  System  ange- 
hörten 0>  welches  sowohl  in  den  vorderasiatischen  Staaten  und  Stadt- 
gemeinden als  auch  im  weitesten  Bereiche  des  Seehandels  verbreitet 
war  (§  56,  2).  Aus  gleichen  Rücksichten  führten  sie  auch  von  den 
griechischen  Haissystemen  nicht  das  attische ,  sondern  das  aginäisch- 
lakonische  ein ,  dessen  Hedimnos  dem  altägyptischen  grofsen  Hafse, 
sowie  der  Hekteus  dem  phönikischen  Saton  entsprach.^) 

Alle  Hohhnafse  wurden  aber  nach  der  attischen  Norm  festgestellt 
und  demgemäis  ihre  Beträge  gegen  die  ursprünglichen  nicht  unerheb- 
lich erhöht.  Denn  der  Hedimnos  kam  hiernach  auf  78,8  Liter,  wäh- 
rend das  entsprechende  altägyptische  Hals  nur  etwa  73  Liter  hielL 
Ferner  wurde  die  Artabe  erhöht  von  36,45  auf  39,39  Liter,  d.  i.  auf 
den  Betrag  des  attischen  Hetretes  ^);  endlich  das  Saton  von  12,12  Liter 
wurde  zu  einem  ixTSvg  von  13,13  Liter.  ^)  Hiernach  kam  die  Artabe, 
welche  ursprünglich  der  vierte  Teil  des  Kubus  der  königlichen  Elle 
gewesen  war  (§  41,  7),  annähernd  zum  Betrage  eines  Philelärischen 
Kubikfufses.») 

1)  Vergl.  oben  §  42,  7.  43,  1  und  am  Schiasse  Tab.  XX!.  Die  Sgyptische 
Artabe  heiftit  bekaDnÜich  im  hebräischen  Systeme  als  Mafs  für  Trockenes  Epha, 
für  Flüssiges  Bath  (|  44,  9).  Wahrscheinhch  war  das  gleiche  Mals  auch  bei 
den  Phönikern  üblich;  wo  nicht,  so  trat  das  Saton  als  Drittel  der  Artabe  in 
das  Ptolemaische  System  ein. 

2)  Yergl.  oben  $  46,  8  und  am  SchluTs  Tab.  XX.  XXI. 

3)  Der  wohlunterrichtete  Verfasser  des  Fragmentes  na^l  /Mr^atv  bestimmt 
die  Artabe  zu  4Vs  römischen  Medien  (s.  S.  624  Anm.  1),  d.  i.  72  Sextaren,  wie  die 
Excerpte  aus  Epiphanios  Metrol.  Script  I  p.  262,  22.  263,  5  angeben.  Dafs  die 
Artabe  dem  attischen  Metretes  gleich  war,  geht  sowohl  aus  diesen  Bestimmungen, 
als  aus  ihrem  Verhältnisse  zum  Plolemäischen  Medimnos  (S.  624  Anm.  1)  hervor; 
wird  aber  überdies  noch  ausdrücklich  bemerkt  in  den  Excerpten  aus  Epiphanios 
Metrol.  Script  I  p.  146.  262, 27.  Die  Zeugnisse  jüngerer,  lateinisch  geschriebenen 
Quellen  sind  Metrol.  Script  II  p.  231  zusammengestellt  Vergl.  außerdem  Metrol. 
Script  1  p.  61  f.  n  p.  42. 

4)  Dies  weist  in  Kürze  Christ  in  Fleckeisens  Jahrb.  1865  S.  457  nach.  DaCs 
der  ^tvs  in  dem  XV.  Kapitel  der  Galenischen  Sammlung  (unten  S.  624  Anm.  3) 
nicht  erscheint,  spricht  nicht  gegen  seine  Zugehörigkeit  zum  Ptolemäischen 
Systeme,  da  jedes  ri^iexrov  selbstversländlich  einen  Sxrsvs  voraussetzt 

5)  In  der  19.  Aulgabe  der  Heronischen  /lar^ceis  (Heronis  geom.  p.  193, 21) 
wird  der  jtovSy  d.  i.  offenbar  der  Phüetärische  Kubikfufs,  dem  fAer^rrjs  von 
"2  Sextaren  gleichgestellt  Nun  fafst  1  Phile tärischer  Kubikfufs  42,87  Liter, 
während  die  Ptolemaische  Artabe,  d.  i.  der  attische  Metretes,  nur  39,39  liter 
hält;  allein  für  die  ungefähre  Schätzung  der  Fassungskraft  eines  nach  dem  Fuls- 
mafs  berechneten  Hohlraumes  pafste  diese  Gleichung  hinlänglich.  Vergl.  unten 
S.  626  Anm.  3. 


624  ÄGYPTEN.  iÄiL 

Das  Hauptmafs  des  Trockenen  hiefs  nun  Plolemäischer  He- 
d  i  m  n  0  8  and  war  gleich  anderthalb  Medünnen  oder  2  Metrelen  atüschen 
Mafses.!) 

Die  Artabe  wird  als  Ptoleniflisches  Mafs  von  Polybios,  aufserdein 
auch  in  der  Inschrift  von  Rosette  erwähnt^  Das  xefdfiiov  Weines, 
welches  in  derselben  Inschrift  erscheint,  ist  wohl  mit  Sicherheit  als 
Bezeichnung  des  gleichen  Hafses  fflr  Flttssiges  zu  deuten,  wie  es  die 
Artabe  für  Trockenes  war. 

Dagegen  hat  sich  der  ursprüngliche  Betrag  der  Artabe  in  Be- 
rührung mit  dem  syrischen  Bath  (§  51,  4),  wahrscheinlich  Infolge 
des  Einflusses,  welchen  der  phOnikische  Handel  einst  geübt  hatte, 
als  Öhnafs  {iXairjQog  fierQTjti^g)  bis  in  die  römische  Zeit  erfaahen 
(§  53, 16). 

Zu  Hedimnos  und  Artabe  kommen  als  Teilmafse  nach  dem  Zeugnis 
einer  zuverlässigen  Quelle  noch  iJ^/exToy,  xovQf  xolvtl^  xoTviij,  o^ 
ßaq)Ov,  xva&og,  xnf^r].^) 

Als  Mafse  für  Trockenes  sind  zu  betrachten  der  Medinmos  nebst 
iyrevg,  fifileKtov  und  ^fo^yt?,  als  Mafee  für  Flüssiges  der  xovq  and  die 
kleineren  vom  o^ßacpov  abwärts,  endlich  als  gemeinsam  für  Trodenes 
und  Flüssiges  die  agraßt]  und  xozvkrj. 

Von  demselben  Betrage  wie  die  gleichnamigen  attischen  Malse 


1)  Fragment  ns^l  fäxQtov  Metrol.  Script  I  p.  258  $  5 :  o  IlrohfMiao^  It 
fu9ifAvoi  rjiuoXios  icri  rov  'Amxtnf  xal  mviarmesv  i^  a^aftSv  ^  ^^ 
naiatmv  ß  '  ijv  ya(>  ^  a^aßrj  fwdCatv  9*  S.  vvv  oi  8ta  rvjv  *JP»fiaMtriv  XW** 
^  a^aßfi  ;t^^T^£i  y'  y"  (nach  abweichender  Redaktion  wiederhoit  toü  r.^ 
Lagarde  Symmicta  I  S.  169  f.  mit  folgenden  Varianten:  nxoXafAouLnos  —  oMußiv 
rcJv  fUv  nttXcuiSvy  wofür  der  Heransg.  to  fUv  naltubv  setzt  —  ft^^uL  hwm 
ricca^a  rjfucv  —  x^fiari^at  fiodia  r^Ca,  also  ohne  den  BruchteU  V^i  f^ 
hiernach  die  jQnffere  Artabe  der  römischen  Amphora  gleich  wäre).  Rieht  %  ^ 
stimmte  den  Ptolemäischen  Medimnos  und  die  beiden  Artaben  bereits  B5cih 
Metrol.  Untersuch.  S.  202.  242  f.,  Staatshaushaltung  der  Athener  P  S.  130. 

2)  Nach  Polyb.  5,  89, 1.  4  verspricht  Ptolemäos  IV  Philopator  den  Rbodieni 
unter  anderem  zu  liefern  airov  ftv^idSas  a^aßSnf  htatov^  dann  zu  den  Sjpi^ 
und  Opfern  a^aßas  eirov  ftv(fias  Sufx^UaSy  endlich  als  Proviant  fflr  die  Be- 
mannung Ton  10  Trieren  20000  Artaben.  Aus  letzterer  Angabe  folgert  Böen 
Staatsliaushaltune  I'  S.  396  f.  durch  eine  scharfsinnige  Berechnung,  daCi  ^ 
Artabe  keine  andere  als  die  Hälfte  des  Ptolemäischen  Medimnos,  also  di^eiii(|e, 
welche  später  die  alte  hiefs,  gewesen  sei.  Die  inschriftlichen  Belege  am  ^ 
Zeit  Ptolemäos'  V  Epiphanes  weist  Lepsins  Über  eine  hieroglyphische  Insekrin 
am  Tempel  von  Edfu,  AbhandL  der  Berliner  Akad.  1855.  S.  109  nach. 

3)  Diese  Mafse  werden  aufgeführt  und  nach  ihren  Verhältnissen  iobi  Ik- 
dimnos  und  zu  einander  bestimmt  in  der  zehnten  Tafel  (cap.  XV)  der  sogenaniileB 
Galenischen  Sammlung,  Metrol.  Script  1  p.  123  f.  242.  DaC^  der  an  der  Siitoe 
stehende  Medimnos  kein  anderer  sein  kann  als  der  PtolemSische,  geht  aus  seneB 
Verhältnisse  zum  Sextar  und  zur  attischen  Kotyle  hervor. 


I  sa,  11.  a  RÖMISGH-PROYINZIALES  HOHLMASS.  625 

sind  der  xovs  ufid  die  xarüXri^)^  während  Ixir^t;^  und  rj^Una^ov,  ent- 
sprechend dem  bereits  nachgewiesenen  Verhältnisse  der  M edimnen, 
UkderthaU>mal  so  grob  sind  als  die  gleichnamigen  attischen  Blaise.  Die 
%olvi^  endlich  ist  um  eine  Kotyle  kleiner  als  die  attische. <) 

Wir  lassen  nun  die  Übersicht  dieses  Ptolemtiechen  Systems  nebst 
den  Beträgen  in  neuerem  Hafse  folgen : 


Uta 

Ptolemiisches  Mab 

78,79 

ftidtfivog      1 

39,39 

o^<i^j/         2 

1 

13,13 

imevg          6 

3 

1 

6,565 

^fii&nov     12 

6 

2 

1 

3,283 

Xovg           24 

12 

4 

2 

1 

0,821 

Xoivt^        96 

48 

16 

8 

4     1 

0,274 

xoTvXr}     288 

144 

48 

24 

12    3. 

Hierzu  kommen  das  b^ßatpov  oder  Viertel  der  Kotyle  ->»  6,84  Centi- 
liter,  der  xva&og  oder  Sechstel  »=  4,56  CentiL,  die  x^/ui;  oder  Vier- 
undzwanzigstel *=B  144  Centiliter. 

12.  Die  Romer  liefsen  bei  Obernahme  der  Provinz  das  Ptole- 
mäische  System  unangetastet  und  fügten  demselben  nur  ihren  uxtarius 
(^iGtr]g)  als  Mafs  von  2  Kotylen  hinzu. s)  Im  provinzialen  Sprachge- 
brauch ging  dann,  wie  es  scheint,  auf  den  Sextar  die  Benennung  Hin 
Ober,  da  das  entsprechende  altägyptische  Mafs  in  seinem  Betrage  nur 
wenig  hinter  dem  römischen  zurückstand  (§  41,  7). 

Nächstdem  wurde  durch  gesetzliche  Anordnung  eine  Ausgleichung 
mit  dem  phönikischen  Hafse  getroffen ,  welche  in  der  Praxis  des  Ver- 
kehrs TieUeicht  schon  unter  den  Ptolemäern  üblich  gewesen  war. 

1)  Der  x^^  wird  in  der  Torher  angeführten  Tafel  ausdrücklich  zn  12 
atiischen  Kotylen  bestimmt,  und  wiederum  die  xotvXij  als  Hälfte  des  S^mtfg 
oder  römischen  Sextahns  definiert  und  dem  Mabe,  welches  bei  den  Attikem 
tifvßXiov  heilst  ($  15  S.  102),  ffleichgestellt.  Letiteres  aber  ist  keüi  anderes  als 
wie  attische  Kotyle,  wie  ans  der  Zusammenstellnnff  unter  rnvßUov  1  und  2  im 
Index  zu  den  MetroL  Script,  hervorgeht.  Etwas  kleiner  als  die  attisch -Ptole- 
BMische  war  die  alexandnnische  Kotyle,  d.  i.  ^jiaa  der  altagyptischen  Artabe: 
1.  §  53, 16. 

2)  Dies  ergiebi  sich  auch  aus  der  ältesten  ärztlichen  Mafstafel  (Metrol.  script 
1  p.  73.  208,  25).  Die  übrigen  Belegstellen  sind  im  Index  zu  den  MetroL  scripL 
unter  x9*^*i  3  zusammengestellt 

3)  Dies  geht  hervor  aus  der  S.  624  Anm.  3  angeführten  MaÜBtafel,  womit 
die  Tafel  der  Kleopatra  MetroL  script  I  p.  235, 18.  256,  3  übereinstimmt  An 
der  zuletzt  ciUerten  Stelle  heilst  der  rümische  Sextar  iiaxtii  6  lAlsiotyd^irfjQ, 
zu  unterscheiden  von  dem  SJarrjs  o  lAXaSarBinroQ  bei  Epiphanios  ({  51,4.  53, 16). 
Zahlrdeh  sind  die  Stellen,  wo  nach  römischen  Sextaren  provinzial-ägyptisches 
Mals  bestimmt  wird,  worüber  der  Nachweis  im  Index  zn  den  MetroL  Script 
nter  Sdarti^  u.  s.  w.  sich  findet 

Hnltsek,  Ketxologie.  40 


62C  ÄGYPTEN.  |si,ii 

Dmd  da  iu  PlolcMäiaclieliafe  n$(ch  attiocker  Nonn  bestimmt  umA  so- 
mit aufsorfaalb  des  pb^niksscheB  Syslems  getret^  war,  amfiUe  Ar  dk 
BedürfbiBse  des  Handeb,  besendem  mit  Getreide,  eiae  Vermittefamg 
gesucht  werdea.  In  Sicilies  larftel  der  attisehe  Hedimsos  in  4^/s  MaJs, 
ivekhe  eiacehi  den  Betrag  des  plKhiikischeo  Saton  darsteUten  (§  56, 2). 
Im  belleDistischen  Spracbgebrauch  hiefe  dieses  Mab  schlecbthto  fiodiaSj 
obgleich  es  vom  rOmischeo  m0dim  merklich  verschiedeii  war.  Wir 
werden  es  passend  den  hebräisch -pbönikischen  oder,  anlangend 
Ägypten,  den  provinzialen  Hodius  aemien.  Ein  solcher  Hodius 
enthielt  gemflfs  dem  sieiliscben  System  1 1^  römische  Modien  «=  21  ^/» 
Sextare;  also  warden,  wenn  wir  für  Ägypten  genau  die  gleiche 
Schätzung  veraussetzen  woSten,  auf  die  PtolemäisÄe  Artabe  S^/s  pro- 
vinziale  Modien  geben.  Statt  dessen  haben  die  Römer,  wie  mit  hin- 
länglicher Sicherheit  beaeugt  ist^),  Vlz  provinnale  Nodien  gerechnet, 
deren  jeder  mithin  gleich  21  ^6  Sextaren  «»11,82  Liter  anzusetzen  ist 
Diese  Schätsong  fand  ihre  praktische  Anwendong  beim  Ver- 
frachten des  Getreides  zur  See.  Aus  den  hatiptsäcUioliBten  DioMii- 
sionen  des  Schiffes  wurde  annähernd  dessen  Kubikiiihalt  bestinunt^, 
nad  nun,  um  der  Fassungskraft  des  Schiffes  jedenfalls  eicher  im  sein, 
die  Pbiletäriscbe  KubikeUe,  welche  in  genauem  Hafee  144,7  Liter  ent- 
hielt, nur  zu  3  Ptolemäiscbea  Artaben,  d.  L  zu  10  pr^viniialen  eä^ 
13  Vs  römischen  Modien  «»  118,2  Liter  gerechnet.  3) 

1)  Die  Heronischen  /mt^cac  (Heronis  geom.  p.  19S,  19,  Hetrol.  seriK  I 
p.  204, 18)  rechnen  den  mjx^s  su  d  Artabeo,  10  (*h9t4H^  13  'lTaJU»#2  ftätöt. 
Diese  Ansätze  haben  bisher  eine  allseitig  befriedigende  Erklärung  nicht  |[dini4ai 
(Tergl.  Metrol.  Script.  I  p.  63  f.),  was  um  so  begreiflicher  erschdnt,  4a  uunitta 
teaelben  noch  die  BettinnMUig  der  Artabe  jm  2,  oder  nach  aadei«r  Lesart  n 
4  Modien,  eingeschoben  ist  statt  37'  c>der  4V8  Modien,  wie  man  nach  den  Vc^ 
h&ltBtszablen  3 :  10 :  13  erwarten  sollte.  SUU  13  hat  eine  aaderweitige  Ül^ 
Ueferang  13*/s.  Da  nnn  der  ^Iraltte^s  f69ios  kein  anderer  als  der  römische  ada 
kann,  eo  halt  das  andere  MaGi,  welches  schlechthin  /MtoG  genannt  wird,  l'/t«. 
bez.  1'/m  römische  Mocien,  oder  20>,  bes.  21>/i  Sextare;  es  ist  also  sicfaeiich 
damit  der  hebräisch- phöeikisehe  Modius  ($  43, 1.  44.  10.  56,2)  gemeint,  der 
hieraach  zugleich  als  proTindal-ägyptischer  sich  heraoaetellt  Ferner  fol^  am 
diesen  Yerhältnissen,  «als  die  hier  definierte  Artabe  keine  andoe  als  die  riole- 
maische  ist,  welche  47«  römische  Modien  (oben  S. 623)  enthielt,  Demnachcnl- 
halten  3  Artaben  IS^a  rlnisclie  Modien  (dies  also  ist  die  neblige  Lesart)  oder 
10  provkisiale  Modien,  deren  jeder  21^6  Sextare  fafst,  «nd  373  prevtnziale  Modiei 
gehen  auf  1  Artabe,  wie  auch  Hieronymus  zu  Daniel  11,  S  und  tu  Estia  5,1* 
leefanet  (aein  Medhis  ist  mm  7«  Eor,  also  der  hebräisdi-phönikiscbe).  Eodlick 
kann  der  an  obiger  Stelle  erwähnte  n^x^  mir  die  Philetärisehe  KubikeUe  seia, 
wrniSber  unten  Anm.  3  im  Tergleichen  ist. 

2)  Tergl.  Christ  in  Fiedceieens  Jahrbdchem  1^66  S.464. 

3)  Also  mcbt  auf  ein  besonderes  EUenmafs  reu  0,49S6  Meter  ist  aas  d« 
Kubikinhalte  tob  3  Artaben  oder  W/t  römischen  Modien  lurflcksnsrhttefafn  (dae 
Annahme,  welche  bereits  Metrol.  Script  I  p.  64  ds  inzulässig  beseicfanet  wofdei 


1 63, 11.  RÖMISGH-PR0V{NZ1AL£S  HOHLMASS.  627 

Später,  uad  zwar  lieUeiebt  gleiebjMitig  mit  d^  Emfithrjung  des 
SattemDaftes  (§  53,  7),  sind  folgende  Eiarichtupgen  getroffen  worden, 
welche  wir  im  Zusammenhange  mit  dem  vorher  Ermittelten  und  nach 
surerUfwiger  Überiieferung  0  folgetdermalsen  nisammensteUen. 

Um  zu  berechnen,  wdcheFassangakraCt  ein  Frachtschiff  oder  ein 
Lagerraum  für  Getreide  habe,  wurde  statt  der  Philetärisfifaen  die  rö- 
mische Elle  zu  Grunde  gelegt,  deren  Eubus  lOVs  romische  Ifodien 
<«:  88,63  Liter  beträgt  So  viele  KubikeUen  nun  aus  der  üblicjbtf  n  Be- 
rechnung der  Hauptdimensionen  sich  ergaben,  so  vielmal  wurden 
10  römische  Modien  «=»  87,54  Liter  als  Fassungsraum  gerechnet,  d.  h. 
die  Schätzung  nach  dem  Längenmaise  deckte  sich  nun  faat  genau  mit 
dem  entsprechenden  Betrage  des  Hohlmafses.^)  Diese  Bechnungsein- 

ist),  sondern  der  durch  Rechnung  gefundene  Kubikinhalt  des  Schiffes  wurde, 
statt  mit  dc^  vollen  Betrage,  nur  etwa  mit  */e  als  Fracbtraum  in  ÄDapruch  ge- 
nommen. Abnlich  wird  in  der  Stereometrie  (Heronis  geom.  p.  169,  3)  bei  dcyr 
Ausmessung  einer  Getreidekammer  die  berechnete  (Philetarische)  Kubikelle  ge- 
glichen mit  11 V»  (proviasialen)  Modieo  oder,  da  man  diese  Modien  ofienbar  zu 
22  Sextareh  zu  rechnen  hat  (§  53, 15),  mit  243  Sexiaren  «  132,9  Liter.  Auch 
die  Schätzung  eines  Kubikfufses  zu  30,10  Liter  (§  53, 15  gegen  Ende)  ist  wahr- 
scheinlich ebenso  zu  beurteilen  wie  der  Ansatz  der  KirinkeUe  ^y  113,2  Liter. 
iEndlich  bei  der  Ausmessung  eines  Bottiches  (Heronis  geom.  p.  193,  21)  wird, 
wie  bereits  oben  S.  623  Anm.  5  gezeigt  worden  ist,  auf  den  (Philetärischen) 
Kubikfufs,  welcher  42,87  Liter  hMt,  1  Artabe  »  39,39  Liter  gerechnet. 

1)  Die  Steile  des  Fragmentes  nt^  ftir^mv  jst  oben  S.  624  Amn.  1  ange- 
fahrt worden.  Der  in  betreff  der  Mafse  wohl  unterrichtete  Verfasser  unterscheidet 
offenbar  zwei  verschiedene  Artaben;  es  wflrde  also  unstatthaft  sein  seine  An- 

fiben  so  zu  interpreüeren,  als  habe  er  nur  eine  Artabe  und  zwei  verschiedene 
inteilungen  derselben,  einmal  in  römische,  das  anderemal  in  pxovinziale  Modien 
Remeint  (vergl.  S.  626).  Ebenso  unzweideutig  wird  die  kleinere  Artabe  in  dem 
Carmen  de  ponderibus  ts.  89  f.  (Metrol.  Script.  H  p.  93)  bestimmt.  In  gleichem 
Sinne  wie  der  Verfasser  na^  fi^^ofv^  wenngleick  weniger  genau,  sagt  das 
Fra§^ent  aus  Eusebios  Metrol.  Script.  |  p.  277,  2  (de  Lagarde  Symm.  I  S.  222): 
o(naßfj  fioSUav  $'•  vvv  di  y\  Endlich  ist  wohl  auch  die  Überlieferung  in  den 
Heronischen  uar^^CBiG  p.  193, 13:  ixet  17  a^aßm  ftSSta  ß  (so  die  älteste  Hand- 
schrift, der  Vaticanus  Graec.  1038)  dahin  zu  deuten,  dafs  mitten  in  die  Definition 
der  alten  Artabe  (oben  S.  626  Anm.  1)  eingeschoben  ist  die  Schätzung  der 
neuen  Artabe  zu  2  (genauer  2  Vs)  provinzialen  Modien,  d.  i.  37»  römischen  Modien. 
Über  die  Verhältnisse  des  neuen  Mafses  zum  Ptolemäischen  und  römischen  ist 
MetroL  Script.  I  p.  62  f.  eine  kurze  Zusaounenstellung  gegeben;  die  Vergleichung 
Biit  anigen  anderen  Mausen  geht  aus  {  53, 15  hervor. 

2)  EbeAso  sind  die  Messungen  nach  römischen  Fnfs,  welche  in  den 
Heronischen  slereometrischen  Aufgaben  sich  finden,  allenthalben  genau  auf  das 
BohlmaJs  reduciert:  s.  MetroL  Script.  I  p.  59  f.  Auch  Vitruvius  hat  auf  einem 
ganz  anderen  Gebiete;  dem  der  BalUstik,  M^sfiongen  und  Gewichtsangaben  fiber- 
uefert,  welche  ans  Beronisch-alexandrinischen  umgesetzt  sind  in  römische,  tmd 
zwar  in  der  Weise,  dafs  die  römische  Berechnung  um  ein  merkliches  schärfer 
ist  als  die  griechische:  s.  meinen  Aufsatz  Aber  .die  Brudizeichen  bei  Vitruvius 
m  Fleckeisens  Jahrb.  1876  S.  254.  —  SelbstTerstandlich  nehme  ich  an,  daXs  bei 
Schiffismessungen  eine  genügende  Bordhöhe  von  vornherein  abgezogen  wurde, 
ehe  man  die  Formeln  für  Berechnung  des  Fassungsraumes  in  Anwendung  brachte. 

40* 


628  ÄGYPTEN.  {5S«iS. 

beit  von  10  römischen  Modien  i)  wurde  ferner  glächgesetzt  7Vs  pfo- 
yinziakn  Modien  (oder  phOnikischen  Sata),  deren  jeder  mithin,  genau 
wie  in  Sicilien,  1 V3  romische  Modien  hielt;  endlich  ab  ein  Drittel  de^ 
selben  Einheit  oder  als  Mab  Ton  2Vs  provinaalen  Modien  wurde  eine 
neue  Artabe  gebildet,  welche  3Vs  römische  Modien  (»■  29,18 Liter) 
hielt,  dem  römischen  Quadrantal  sehr  nahe  stand  und,  wie  letzteres 
zum  Pulse,  so  zur  römischen  Elle  eine  feste  Beziehung  hatte.^) 

13.  Das  Ptolemäische  System  der  Hohhnafse  war,  wie  wir  gesehen 
haben,  in  seinen  HauptbetrSgen  dem  äginäischen  nachgebildet,  dessen 
Abteilungen  je  anderthalbmal  so  grols  waren  als  die  gleichnamigen 
attischen  Malse  (S.  623).  Nur  xovg  und  xorvXtj  waren  ohne  Ändemng 
ihres  Betrages  dem  attischen  Systeme  entnommen.  Dagegen  finden  wir 
den  aginllischen  xovg  nebst  xotvIt]  erhalten  in  einer  eigentümfichen 
Beihe  provinzialer  Malse,  welche  in  der  unter  Kleopatras  Namen  Ober- 
lieferten TafeP)  folgendermafsen  beschrieben  wird:  iv  dh  rolgyt(o(f 
yiKoig  evQOP  t^v  xorvXrjy  xqla  viraQTa  ^iavov '  rov  dk  xovv  ^€(rw 
^',  xoTvlcSv  di  iß''  xai  tov  aficpoqia  ^earcSv  Xg\  TtotvixSf  fit}' 
%6v  dh  fieTqfjTTjv  SearfSv  oß',  norvhav  qg''  %bv  di  fiidifivov  ^BOfdf 
Qß\  KOTvliSv  (}lg\  Damit  stimmt  die  in  einer  Aufgabe  der  Heronisdiei 
Messungen 4)  überlieferte  Angabe:  o  dh  fUtqriT^g  x^j^Q^I X^oQ  ^' ^ 
di  x^^QX^Q^^  ^iatag  &\  Wir  entnehmen  daraus  folgende  Obersicht 
welcher  wir  zugleich  die  Beträge  nach  heutigem  Malse  hinzufQgen: 


Liter            Provinaales  Mab 

55,81      fiidiftvog       1 

39,39      ^CT^i^TT-g      [l»/ij]    1 

19,69      a(ig)Ofeve     [2W     2 

1 

4,92      xovg           [11V»]      8 

4 

1 

0,547     ^iaTtjg       102        72 

36 

9 

1 

0.4103  xoTvltj       136        96 

48 

12 

IV». 

1)  In  der  Schiflsmessunff  Stereom.  I  eap.  54  (Heronis  geom.  p.  171, 4,  MetroL 
Script.  I  p.  60.  202. 10)  wird  der  Inhalt  einer  Kublkelle  oder  das  Mtis  too  10 
Modien  geradezu  xBqa/uov  genannt 

2)  Dies  die  Beziehungen  der  jOngeren  Artabe  znm  römischen  oder  pro- 
Tinzialen  Mafse;  dieselbe  ist  aber  nicht  minder  mit  den  ältesten  TorderasiiUmM 
Mafsen  verwandt  Denn  da  SVs  römische  Modien  «^  53'/*  Sextaren  sind,  io 
Tertritt  diese  Artabe  zugleich  einen  nach  bestimmter  Norm  geringer  ausgebracktei 
Betrag  des  babylonischen  Maris  (§  42, 18,  S.  412  f.  Reihe  A)  oder  das  Doppelte 
des  pontisehen  Kypros  ($  50, 6  a.  E.).  —  Dafis  die  jOngere  Artabe  einen  atttsdiei 
Knbikfurs  habe  darstellen  sollen,  ist  oben  S.  72  Anm.  2  als  unwahisdieiBficfc 
nachgewiesen  worden. 

3)  Metrol.  script  I  p.  236  {  9  Tergl.  mit  p.  128  f. 

4)  Heron  Geom.  p.  193,  21  (Metrol.  Script  I  p.  205, 1).  MH  unrecht  kibe 
ich  MetroL  script  I  p.  60  die  Zuverlässigkeit  dieser  Stelle  bezweifelt;  ri<*t« 
aber  hinzugefügt:  eadem  ita  comparata,  nt  a  nobis  mutari  non  debeant 


i  »3, 18. 14.  RÖmSGH-PROYlNZULES  HOHLMASS.  629 

Diese  Mafse  waren  nach  dem  römischen  Sextare  gesetzUch  nor<- 
miert,  mithin  xovs  und  xorvXtj  je  um  Vi)  grofeer  als  die  gleichnamigen 
aginäischen  Haise  (§  46, 8. 10).  Der  f^idifiyog  aber,  der  nach  dem  ur- 
sprOnglichen  Systeme  108  Sextare  enthalten  sollte  (denn  er  entspricht 
offenbar  dem  aginäischen  Metretes),  ist  gemäfs  dem  wirklichen  Betrage 
zn  102  Sextaren  angesetzt  worden,  gerade  wie  in  weit  früherer  Zeit 
die  persische  Artabe  nach  dem  Zeugnisse  des  Herodot.^)  Endlich  der 
fierfrjn^g  ist  die  Ptolemäische,  dem  attischen  Metretes  gleiche  Artabe 
(§  53,  11),  welcher  eine  Hälfte  unter  dem  Namen  afiq}OQ€vg  zuge- 
ordnet ist  (a:  3/4  der  romischen  Amphora).  Wir  finden  also,  genau 
genommen,  drei  verschiedene  Systeme  in  einander  gemischt,  nämlich 
das  attisch-römische  mit  Metretes  (nebst  dessen  Hälfte)  und  Sextar,  das 
äginäische  mit  dem  Aufschlage  des  attischen  Blafses,  vertreten  durch 
Xovg  und  xorvktjj  endlich  das  ursprüngliche  äginäische,  erhalten  im 
Medimnos,  d.  h.  aginäischen  Metretes,  nur  dafs  ersterer  statt  144  Ko- 
tylen  ursprünglichen  Mafses  nun  136  Kotylen  gesteigerten  Betrages, 
mithin  102  Sextare  hält.  Damit  hängt  zusammen,  dafs  dieser  Medimnos 
in  keiner  glatten  Beziehung  zum  attischen  Metretes  steht,  wie  die  in 
obiger  Übersicht  eingeklammerten  Zahlen  deutlich  zeigen. 

In  Tab.  XX  sind  diejenigen  unter  den  hier  besprochenen  Mafsen, 
wekbe  vom  Ptolemäischen  System  abweichen,  als  provinzialer  Medim- 
nos, Chus  und  Kotyle  aufgeführt  werden.  Das  Doppelte  des  Chus  ist 
als  Hafs  der  Provinz  Hispanien  nachgewiesen  (§  58,  2). 

Eine  besondere  Wichtigkeit  kommt  dieser  provinzialen  Kotyle 
noch  insofern  zu ,  als  sie  ungezwungen  sich  als  die  Einheit  ergiebt, 
welcher  die  bunte  Mannigfaltigkeit  der  verschiedenen  kleineren  Hohl- 
mafse  unterzuordnen  ist  (§  53,  17. 18). 

14.  Bei  der  Besprechung  des  provinzial-ägyptischen  Saatenmafses 
(S.  616)  ist  gezeigt  worden,  dafs  die  griechische  Benennung  aTCOQtfiog 
Hodiog  und  die  lateinische  kastremü  modius  einander  decken.  Es 
steht  aber  anderweitig  fest,  dafs  der  kastrensis  nicht  blofs  eine  Abtei- 
lung des  Flächenmafses,  sondern  auch  ein  weitverbreitetes  Getreide- 
mab  war,  welches  2  römische  Modien  =»17,51  Liter  betrug. 2)   Der 

1)  Yergl.  oben  §  45,  3.  46, 16.  Ein  ähnliches  MaCs  war  auch  in  Kypros 
noch  in  späterer  Zeit  erhalten,  wie  §  48,  8  (S.  558)  gezeigt  worden  ist 

2)  Der  Beweis  für  diesen  Ansatz  ist  so  sicher,  ais  es  nur  hei  der  Spärlich- 
keit der  Quellen  möglich  ist,  von  Mommsen  in  den  Berichten  d.  Sachs.  Gesellsch. 
der  Wissensch.  1851  S.  58  ff.  geffihrt  worden.  Das  einzige  ausdrückliche,  aber 
leider  durch  ein  MilsTerständnis  getrübte  Zeugnis  findet  sich  bei  Hieronymus 
in  Eieeh.  4, 9  (vergl.  unten  S.  631  Anm.  1).  Weitere  Bestätigung  kam  hinzu,  als 
das  System  des  ägyptischen  ^Ttoi^iftos  fto^toQ  und  die  syrische  Übersetzung  des 


630  ÄGYPTON.  §55,14. 

Name  mag  dem  römischen  Lagerleben  seine  Entslehung  verdanlien 
•^  es  war  der  Doppelmodius  vielleicht  das  llbliche  Mals  für  die  Ver* 
teilung  der  Rationen;  der  Ursprung  aber  ist  in  weit  frohere  Z^teii  ind 
nach  Vorderasien  za  Tersctren.*)  Seine  weite  Verbreitung*)  be- 
günstigten besonders  die  ägyptischen  Vermessungsrerbllltnisse,  dwch 
weiche  er  als  anoQi/iog  fiodiog  in  eine  feste  Beziehung  zum  rmnischen 
und  provinzialen  Ackermafse  trat. 

Einige  Spuren  weisen  darauf  hin ,  dais  nach  lokalem  Brauche, 
freilich  ungewifs  in  welchen  Teilen  des  Reiches  ^  der  kaMtrtmU  etwas 
niedriger,  nämlich  auf  etwa  30  Seitare  —  16,41  Liter  stand.  •)  Dieser 
Betrag  entsprach  fast  genau  8  babylonischen  Kapithen  (S.  394)  oder 
ebensoTielen  phönikisch-hebräischen  Kab  (S.  416.  456). 

Epiphanios  bekannt  wurden.  Die  Gründe,  welche  für  eine  niedrigere  Schätzung 
des  kaitrentU  moditu  angeführt  werden  können,  sind  unten  Anm.  3  zasamBen- 
gesteUt. 

1)  Die  uralte  ägyptische  Artabe,  welche  als  Epha  in  das  babylonisch- 
hebräische System  übergegangen  ist,  hat  ans  sich  heraus  nach  vorderasiatisehett 
Brauche  (S.  895  AnoL  2)  eine  Hälfte  als  eigenes  Mafs  entwickelt  nad  dicaes, 
eigentlich  gleich  33  Vs  römischen  Sextaren,  ist  als  Kollathon  in  Syrien  (S.  575. 
588  a.  E.)  und  als  grofser  Modius  in  Pontos  (§  50,  6)  herabgesetzt  worden  auf 
den  Betrag  von  24  S3rri6ch^lexandriiuscheD,  d.  i.  32  römischen  Sextaren.  Der 
Ursprung  der  Schätzung  zu  32  statt  33  Va  Sextaren  ist  S.  412  f.  nachge  wiesen 
worden.  Als  Vierundzwanzigstel  des  kastrensit  modius  führt  der  s}Tisclhalexan- 
driuisdie  Sextar  in  der  63rrlschen  Übersetzung  des  Epiphanios  (de  Lagarde  Symm. 
11  S.  193)  auch  die  Benennung  %aa%qf}9ioi  Sicnjs. 

2)  Im  Edictum  Diocletiani  de  pretiis  rerum  Tenalium  erscheint  der  Ftalietu, 
d.  i.  der  römische,  modius  nur  au  zwei  Stellen  (VI,  23.  25),  sonst  überaD  to 
küitrensiii  Mommsen  a.  a.  0.  S.  58. 

3)  Das  Mafs  der  Weizensaat  für  ein  Jugerum  betrug  zwar  im  Gebiet  von 
Leontini  6  Modien  (§  56,  1),  wonach  der  kastrensis  modius,  als  Aussaat  für 
ein  DritteUugerum  gefafst,  genau  auf  32  Sextare  konunt.  Allein  scfaoa  die 
Schätzung  des  medimnon  in  Gyrenaica  (}  55, 1),  nämlich  6  Modien  Aussaat  auf 
etwa  IVis  Jugerum,  führt  auf  einen  kastrensis  von  knapp  30  Sextaren,  und 
wenn  Yarro  de  r.  r.  1,  44  und  Palladins  12,  1  nur  5  Modien,  Goiumella  11,3 
p.  440  ed.  Bipont.  nur  4 — 5  Modien  Weizensaat  auf  das  Jugerum  rechnen,  so 
würde  entsprechend  auf  einen  kastrensis  von  etwa  27  Sextaren  gescUosaen 
werden  können.  In  der  17.  Aufgabe  der  Heronischen  fur^tis  (Herom's  ffeoB. 
p.  192  f.)  werden,  wie  Ghrist  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1865  S.  454  f.  aniüiHit, 
19200  modii  kastrenses  mit  24320  provinzialen  modii  von  je  24  Sextaren  ge- 
glichen. Statt  24320  hat  die  älteste  Handschrift,  der  Vaticanus  Graec  1038, 
den  ich  im  J.  1866  nachträglich  Terglichen  habe,  B  ö^,  mit  einer  Kon^tv 
in  o,  welche  als  Andeutung  eines  J  aufgefafst  werden  kann.  Beide  Lesarten 
sind  dann  in  jüngere  Handschriften  übergegangen,  wie  in  meiner  Ausgabe  an- 
gemerkt ist  Ist  die  Zahl  24  320  die  richtige,  so  kommen  auf  einen  Maar^^i^ 
ft68io9  30Vb  Sextare,  wofür  Ghrist  im  Vergleich  mit  Kap.  203  des  ymptm^ucar 
ßtßlCov  (Heronis  geom.  p.  233,  9)  glatt  30  Sextare  setzt  Rechnet  man  ferner 
mit  Plinius  Nat.  bist  18,  12  §  66  den  römischen  Modius  alexandrinischen  Ge- 
treides im  Gewichte  zu  20^«  römischen  Pfund,  so  kommen  auf  den  0ii6ftm$ 
fiSBiOQ  Ton  40  Pfund  ($  53, 7)  nahezu  3074  (genau  30,72)  SeXtare,  also  OBgeakr 
dasselbe  wie  in  der  Heronischen  Aufgabe,  deren  Zweck  hiernach  eine  migefikre 


I S3, 14. 15.  RÖMISGH-PROYINZIALCS  HOHLMASS.  631 

Wie  der  kathrmsis  wodius^  so  war  auck  der  kastrenm  imgius  das 
Deppehe  des  glekhiiainigeii  rOnrischeii  Hafeee.  Dieser  Ckingins  er« 
giebt  sidi  Uemdi  gleichfaUs  ab  ein  prorinziales  Mafs,  welches  den 
bebraiacben  Hin  (§  44,  9)  gleieh  war.  Sein  Drittel  ist  das  bebrSiscbe 
Kab,  sein  Sechstel  die  attische  Choinix«i) 

15.  Za  E»de  einer  der  Heronischen  Saaunhmgen  finden  sich,  an« 
fongend  vom  römischen  Modins,  versdiedene  provinziale  Getreide« 
mafee  übersichtlich  zusammengestellt,  deren  jedes  ^Isfiodiog  bezeichnet 
aad  nach  seinem  Betrage  in  Sextaren,  sowie  nach  seinem  Verhältnisse 
zum  romischen  Kobikfufs  bestimmt  wird.  2)  Indem  wir  diese  Obersicht 
Uer  wiederholen,  fügen  wir,  soweit  als  thnnlich,  diejenigen  anderweit 
bekannten  Mafse  hinzu,  welche  gleiche  oder  «hnUcbe  Beträge  ze^en.s) 

Auf  den  römischen  Modius,  der  als  dritter  Teil  des  römischen 
Kubikfülses  und  als  Hafs  von  16  Sextaren  bestimmt  wird,  folgt  zu- 
Blebst  ein  Modius  von  18  Sextaren,  d.  h.  das  ägyptis^e  ment  (§  41 
S.  369)  oder  das  grofse  Hin  des  Epiphanios  (§  44  S.  450).  Dasselbe  Mals 
findet  sich  auch  in  Böotien,  wo  es  x6q>ivog  biefs  (§  47,  6).  Die  Be- 
trage in  heutigem  Mafse  sind  nach  ägyptischer  Norm  9,11,  nach  baby- 
lonisch-hebräischer 9,09,  nach  attisch-römischer  9,85  Liter. 

Modius  von  20  Sextaren  >«  10,94  Liter  erscheint  bei  Epiphanios 
akder  nngefthre  Betrag  des  hebräischen  Modius  (§  44, 9.  10  C).  Ver- 
schieden davon  ist  der  pontisdie  Kypros  von  20  alexandrinischen  oder 
26>;3  römischen  Sextaren  (§  50,  6). 

Modius  von  22  Sextaren  ist  das  phönikisch-hebräbche  Saton  oder 
die  syrische  Sabilha  (§  43,  1.  44,  9.  51,  3).  Zu  seinem  voUen  Betrage 
erscheint  dieser  Modius  in  der  Heronischen  Stereometrie^);  von  den 


Berecbninig  des  Getreidegewichtes  zo  sein  sebtint.  Selbst  der  Unstand,  dals 
im  Edikt  Diodetians  der  kastrensU  modius  neben  dem  römischen  erscheint, 
kann  zn  Gunsten  der  niedrigeren  Schätzung  angefahrt  werden;  denn  war  der 
kattrwuiB  genau  ein  Doppelmodins,  so  war  die  Aufstellung  dieses  besonderen 
MaTses  entbehrlich,  im  anderen  Falle  notwendig. 

1)  Alle  diese  Verhältnisse  gehen  deutlich  hervor  aus  einer  Stelle  des  Hiero- 
nymus  (in  EaKch.  4,  %  p.  924  H  edit  Francof.),  sobald  man  statt  sextarim,  wel< 
CMS  offenbar  irrtümlich,  sei  es  von  dem  Verfasser  selbst  sei  es  durch  Fehler 
eines  Abschreibers,  dreimal  statt  congius  gesetzt  ist,  letzteres  Wort  einfügt: 
porro  hin  duos  x^  Atticos  facit,  <^uo8  nos  appellare  possumus  duos  congiot 
Italicos,  ita  ut  hin  mensura  sit  ludaici  eongii  nostrique  castrensis,  cuins  seita 
pars  facit  tertiam  partem  con^it  Italici. 

2)  Geepon.  203  (Heronis  geom.  p.  232  f.). 

3)  Zuerst  ist  die  Bedeutung  dieser  Tabelle  der  Modien  erkannt  und  die 
Verglelehung  mit  verschiedenen  provinzialen  Mausen  durchgeffthrt  worden  von 
Christ  in  Fleckeisens  Jahrbflchem  1S65  S.  455  f. 

4)  Geep.  200  f.  (Heronis  geom.  p.  232, 1.  8),  Stereom.  I,  47  (p.  109,  S).   An 


632  ÄGYPTEN.  (u,i5. 

Römern  wurde  er  ab  proTiDsiales  Mafs  zu  21^/6  oder  21  ^^  Seztaren 
geschätzt  (53,  12.  56,  2).  Das  gleiche  Maus  ist  ferner  der  in  der  Hero- 
nischen Tabelle  nflchsifolgende  Hodius  von  24  Sextaren,  nur  dafe  hier 
der  Betrag  nach  attischer  Norm  gesteigert  ist  (§  44,  9.  10  A).  Ii 
neuerem  Mafse  haben  wir  mithin  12,03,  bez.  13,13  Lit^  zu  setzea. 
Vergleichen  wir  die  Systeme,  so  gehiVrt  dieser  Modius  mit  don  genauen 
Betrage  von  12,12  Liter  (§  44,  10)  oder  22^/9  Sextaren  (§  51,  4)  ab 
Drittel  zum  hebräischen  Bath,  und  2V«  solcher  Hodien  sind  ^&A 
dem  babylonisch -syrischen  Hans  (§  42,  8.  51,  3).  Gemäfe  der  rö- 
mischen Schätzung  zu  2P/5  oder  21  Vs  Sextaren  gingen  3^/i  solcher 
Modien  auf  die  Ptolemäische,  2  Vi  auf  die  jüngere  Artabe  (§  53,  12> 
Dagegen  gehört  der  gesteigerte  Hodius  von  24  Sextaren  als  Drittel  zur 
Ptolemäischen  Artabe  und  als  Fünftel  zum  Seleucidischen,  qiäter  pro- 
vinzial-syrischen  Hetretes  (§  53,  11.  51,  3). 

Hodius  von  25  Sextaren  «=  13,68  Liter  ist  das  Viertel  der  per- 
sischen Artabe,  und  zwar  desjenigen  Betrages  derselben,  welcher  nach 
babylonischer  Norm  bemessen  war  (§  42,  18.  45,  3).  Ein  anderes 
Hafs  ist  das  xolla&ov  von  25  syrischen,  d.  i.  33 Vs  römischen  Sex- 
taren (51,  4). 

Von  25  Sextaren  steigt  die  Heronische  Übersicht  sofort  zu  28 
auf.  Höglich ,  dafs  ein  Fehler  in  der  Oberlieferung  vorliegt  und  da- 
zwischen der  Hodius  von  27  Sextaren  ausgefallen  ist,  der  in  Pootos 
üblich  war  i),  und  dessen  Doppelmafs  die  jünjfere  ägyptische  Artabe 
ist  (§  53,  12  a.  E.). 

Hodius  von  28  Sextaren  e»  15,32  Liter  entspricht  sehr  nahe  der 
Hälfte  des  babylonischen  Haris  ($  42,  8),  welclie  nach  heutigem  Ma6e 
15,15  Liter  hält.  DasHittel  zwischen  beiden  Beträgen  »»  15,26  Liter 
ist  das  effektive  Mafs  des  Chus  von  Gytheion  (§  47,  3),  dessen  Tari- 
fieruDg  zu  28  römischen  Sextaren  danach  gesichert  ist  Auch  der  vor- 
her erwähnte  pontische  Kypros  hatte  ursprünglich  denselben  Betrag 
dargestellt,  war  aber  auf  27  Sextare  herabgegangen. 

Modius  von  30  Sextaren  ist  der  kastrensis,  nach  lokal-proviozialem 
Brauche  das  Hafs  von  8  Kab,  während  nach  anderweitigen  Kombina- 
tionen dem  kastrensis  der  Heronische  Hodius  von  32  Sextaren  als 
Doppelmais  des  römischen  Hodius  entspricht  (§  53,  14). 


letzterer  Stelle  werden  aof  die  Kabikelle  It  V»  Modien,  also,  wie  der  aoslaiifesde 

Bruch  andeutet,  solche  von  22  Sextaren  gerechnet  Vergl.  oben  S.  626  Abil  1 

1)  Vergl.  S  50, 6,  wo  als  genauer  Betrag  26V9  Sextare  «>  14,59  Liter  r    " 

gewiesen  sind. 


(S3,i5.ii.  KLEINSTE  HOflUlASSE.  638 

Hierzu  kommt  in  derselben  Übersicht  i)  ein  Kubikfufs  im  Betrage 
Ton  55  Sextaren,  das  sind  in  heutigem  Mafse  3040  Liter,  also  fast 
g^au  der  Betrag  des  babylonischen  Maris  (§  42,  8).  Dais  dieses  Zu- 
sammentreffen nicht  etwa  blofs  ein  zuMliges  ist,  lehrt  ein  Vergleich 
mit  den  voiiier  aufgeführten  M odien  von  18, 22  und  28  Sextaren.  Denn 
das  Mals  von  18  Sextaren  (=  9,85  Liter)  ist  sehr  nahe  das  Drittel, 
das  Ton  28  Sextaren,  wie  bereits  gezeigt  worden  ist,  die  Hälfte  des 
babylonischen  Maris,  und  2V2  Modien  von  22  Sextaren  ergeben  genau 
den  Betrag  von  30,10  Liter,  den  wir  zu  Anfang  gefunden  haben. 

Nicht  erwähnt  ist  in  der  Heronischen  Übersicht  der  Modius  von 
17  Sextaren  (»» 9,30  Liter),  der  auf  Kypros  gebräuchlich  war  (§  48, 8). 
Zu  diesem  Modius  gehört  nicht  blob  als  Zehnfaches  die  kyprische 
Mnasis,  sondern  auch  als  Sechsfaches,  d.  h.  als  Mafs  von  102  Sextaren, 
die  persische  Artabe ,  der  äginäische  Metretes  und  der  provinziale  Me- 
dimnos  der  Kleopatra.^) 

16.  Zum  Schlüsse  dieses  Abschnittes  sind  in  Kürze  nodi  einige 
kleinere  provinziale  Hohlmafse  zusammenzustellen. 

Der  wohlunterrichtete  Verfasser  der  ältesten  uns  erhaltenen  Mafs- 
uod  Gewichtstafel,  welcher  vor  Nero  schrieb,  bestimmt  eine  helle- 
nische nnd  eine  alexandrinische  Eotyle  nach  ihren  Verhält- 
nissen zum  römischen  Sextare,  mithin  auch  zur  attischen  Kotyle.^) 
Nach  seinen  Angaben  verhält  sich  die  hellenische  Eotyle  zum  römischen 
Sextare  wie  2 :  3,  mithin  zur  attischen  Kotyle  wie  4 :  3,  und  hat  neben 
sich  als  Doppelmals  einen  eigenen  Sextar,  bei  Epiphanios  der  alexan- 
drinische genannt,  der  seinerseits  zum  römischen  sich  wie  4:3  ver- 
hält 4)  Neunzig  solcher  Sextare  bilden  den  syrischen  Metretes,  wie 
oben  gezeigt  worden  ist  (§  51,  3).  In  heutigem  Malse  beträgt  die 
hellenische  Kotyle  0,365  und  der  dazugehörige  Sextar  0,729  Liter. 

Galenos  erwähnt  Bestimmungen  der  Kotyle  zu  16  oder  16^/s 


1)  Geep.  cap.  205, 2,  wo  wohl  hinter  anonouii  zo  lesen  ist  /uv  iicnai  ve\ 
wie  durch  die  nächstfolgende  Zeile  bestatifft  wird.  Einem  Kabikfaüse  dieses 
Inhalts  wfirde  ein  LängeofuTs  von  0,31107  Meter  entsprechen.  Einen  solchen 
hat  68  aber  in  Ägypten  ebensowenig  gegeben,  wie  eine  Elle  von  0,4906  Meter, 
welche  ans  den  Heronischen  Schiffsmessangen  berechnet  werden  könnte  (S.  626 
Anm.  3).  Vielmehr  ist  der  Fnfs,  dessen  Kubas  zu  30,10  Liter  geschätzt  wird, 
der  PhUetarische  im  YoUbetrage  von  42,87  Liter,  und  beide  eben  angeführten 
Zahlen  yerhalten  sich  etwa  ebenso  zu  einander  wie  oben  (S.  626)  der  Inhalt 
Ton  13Y«  römischen  Modien  zum  Vollbetrage  des  Kubus  der  Philetarischen  Elle. 

2)  Vergl.  oben  {  42, 18.  45,  3.  46,  8.  53, 13,  unten  Tab.  XX.  XXI. 

3)  Metrol.  script.  I  p.  208, 14.  233, 13,  U  p.  148. 

4)  Vergl.  Christ  in  Fieckeisens  Jahrbüchern  1865  S.  458  und  oben  {  51,4. 


684  UsmEH.  151,16. 

Unien  des  ÖUranis,  d.  k  zu  1  Vs  Heaiiiia,  womit  abo  ebenfalk  die  kelle- 
nische  Kotyle  gemeiot  ist^) 

Id  d^  Tafel  tiber  Habe  und  Gewidit«  der  Rcdrtnte  erschtiBt 
eine  Kotyle,  welche  gieh  zur  attiBcheii  wie  6 : 5  ?ertillt,  mitliiii  ft,33& 
Liter  beiragt 2)  Wir  nennen  ne  im  folgenden  die  hippiatriscbe. 

Die  alexandriniscbe  Kotyle  wird  in  der  znerst  angeftdule»  Hafr- 
und  Gewiehtotafel  zu  8  Unzen  öl  oder  9  Unzen  Wein  bestimmt,  wo- 
nach ihr  Verhältnis  zum  römischen  Sextar,  welcher  nach  denelbeB 
Quelle  18  Unzen  Ol  oder  20  Unzen  Wein  entlMth,  zwischen  1 : 2,5  und 
1 : 2,22  steht.  Nach  einer  anderweitigen  Angabe  *)  darf  man  Termuten, 
dafs  die  altdgyptische  Artabe  von  den  Römern  als  iXatrj^g  fu^ftiti^ 
auf  das  Gewicht  eines  Centners,  mithin  die  alexandrinische  Kotyle  auf 
8  Vs  Unzen  Öles  gesetzt  worden  ist,  wonach  sie  sich  zom  Sextar  wie 
1 : 2,16  Terbahen  hat  Ans  letzto'er  Bestimmung  ergiebt  sich  für  dieie 
Kotyle  der  Betrag  von  0,2533  Liter,  und  auf  den  dasug^onge»  He- 
tretes  kommen  36,47  Liter.  Während  also  die  akagyptinebe  Artabe 
(§  41,  7)  von  den  Ptolemaem  als  Getreidemais  um  ein  erhdilicbcs 
über  den  ursprünglichen  Betrag  erhöht  wordm  war  (i  53,  IIX  blieb 
sie  ab  öhnafs  ohne  Abänderung  bis  m  die  Römerfeit  erhahen,  md  es 
wurde  ihr  nach  griechischer  Weise  ab  ^lu  eine  Kotyle  zugeorteet, 
welche  nun  in  demselben  Verhältnisse  kleiner  ab  die  attische  sen 
mnfete,  wie  die  älteste  Artabe  kleiner  war  ab  die  Ptolemäische. 

Im  Gebrauche  der  Ärzte  bt,  wie  oben  (9  16,  5)  gezdgt  word» 
ist,  die  attische  Kotyle  ab  Raummab  ftir  60  attische  DradMien  öks 
>=  0,285  Liter  angesetzt  werden.  Tragen  wir  die  römisdien  Normea 
auf  das  attische  System  über,  so  mubte  das  Weingewidit  der  geM 
fixierten  attischen  Kotyle,  d.  i.  eines  halben  Seitars,  62 Vs  attdsdie 

1)  Galen  ^  compos.  med.  p.  gen.  p.  8 1 3  f.  662  Gkart  (Metr.  Script.  I  p.  217, 8. 
210,  28)  und  dazu  die  Erklärung  Ghnsts  a.  a.  0. 

2)  Ile^i  fiirpc9P  koI  ara&fiaJv  InniarptHav  Metr.  Script  I  p.  130  f.  217,  U, 
Index  unter  xoruhj  10. 

3)  nepijUx^r  Metrol.  Script.  I  p.  258, 9—12,  II  p.  42,  de  Lagarde  Synm.  I 
S.  169.  Die  Ktelle  ist  schwer  verderbt;  doch  konnte  ich  bereits  Metrsl.  striat 
n  p.  42  feststeUen,  dtfs  der  Verfasser  ein  dem  attiseheo  Metretea,  d.  l  der  Ploie- 
maischen  Artabe,  entsprechende];  provinziales  Mafs  gemeint  haben  misse,  wd* 
ches  ZB  100  römischen  Pfund  Öles  (statt  108,  welche  a«f  die  Ptole».  Ariahe 
kommen)  angesetzt  worden  sei  und  neben  sich  ein  Doppelmafe  gehabt  habci 
Ungesucbt  fand  sich  dann,  dafe  das  OlmaDi  Toa  100  PninA  («■  66^  Seit«« 
nach  f  S3, 18  a.  E^  kein  anderes  als  die  ahagyptische  Artabe  sein  köane,  dessen 
Doppeltes  (72,94  Liter)  sich  nun  ferner  ergiebt  als  gleich  dem  igiaüsdMB  Mc- 
dimnos  (72,69  Liter)  oder  6  phdnikischen  SaU  (72,74  U^.    Die  aaderea  Tei^ 

gleiche  mit  Torderasia tischen  und  griechischen  Ma Ilsen,  welche  bieraii  sich 
nOpfen,  sind  |  46,  16. 17  und  51,  4  besprochen  wordea. 


f  tt,  16. 11.  KLEINSTE  HOHLMASSE.  685 

Draehmen  Solonisther  Wthrnng  betragen.  Indem  nun  dafür  die  Ärzte 
sptter  60  Drachmen  Weingewidit  setzten ,  kamen  sie  auf  eine  Kotyle 
TOtt  0,263  Liter,  und  weiter,  indem  an  Stelle  der  Soleniseben  Drachme 
der  republikanische  Denar  (§  36,  1)  trat,  auf  eine  Kotyle  ?on  0,234 
Liter.  Endlich,  seitdem  der  Neronische  Denar  auch  als  Gewichts- 
drachme Terwendet  wurde  (§  38,  4),  kam  man  zu  einem  Malse,  welches 
jfenau  ^/4  der  attischen  Kotyle  ■»  0,205  Liter  betrug  und  als  Hälfte 
sich  jener  grofsen  Kotyle  zuordnete,  die  wir  ans  der  Tafel  der  Kleopatra 
kenüen  gelernt  haben  (§  53, 13). 

Es  scheint  angemessen,  zum  Schlüsse  noch  eine  nach  den  Be-* 
tragen  geordnete  Übersicht  der  verschiedenen  griechischen  und  pro- 
Tinialen  Kotylen  folgen  zu  lassen. 
I.  Provinziale  Kotyle  nach  der  Tafel  der  Kleopatra 

(§  53,  13)  —  »/4  Sextar 41,03  Centiliter 

IL  Äginäische  Kotyle  (§  46, 8) «-»  'A  babylonische 

Sechzigstel 37,88     „     „ 

IIL  HeUeniscbe  Kotyle  (S.  633  f.)  — >  ^3  Sextar  .  36,47  „  „ 
1?.  Hippiatrische  Kotyle  (S.  634) «»  ^/s  Sextar  .  32,83  ,,  „ 
V.  Attisch -Ptolemäische  Kotyle  (§  15,  2.  53,  11) 

—  V«  Sextar 27,36     „     „ 

VI.  Alexandrinische  Kotyle  (S.  634) 25,33     „     „ 

VII.  Kotyle  der  Ärzte  als  RaummaTs  für  60  Nero- 
nische Drachmen  Weines  (S.  634  f.)  ««  ^/4  der 

altischen  Kotyle 20,52     „     „ . 

17.  In  den  Mafs-  und  Gewichtstafeln  der  Alexandriner  erscheinen 
als  kleinste  Teilmafse  nicht  blofs  die  oben  erwähnten  gemeingriechischen, 
das  o^ßaq>ov  und  der  Kva&og  (§  15,  2X  sondern  auch  daneben  noch 
mehrere  andere,  und  zwar  zu  sehr  rerschiedenartigen  Systemen  zu- 
sammengestellt. Wir  haben  uns  hier  auf  einen  kurzen  Überblick  zu 
beschränken. 

Das  xox^io^Qi'Ov  j  offenbar  die  griechische  Diminutivform  zu  dem 
lateinischen  cocklear(%  17,  3),  wird  an  zwei  Stellen,  wahrscheinlich 
infolge  eines  Mifsverständnisses,  der  Kotyle  gleichgesetzt  i),  in  einer 
anderen  Quelle  auch  als  ^^  derselben  erklärt  2);  sonst  hat  es  allerwärts 

1)  Metrot.  Script  1  p.  91.  182.  222, 9. 13.  246, 11. 14.  In  Etymol.  Oo^amun 
wird  es  sogar  zu  2  Sextaren  bestimmt,  also  mit  der  xf^^  oder,  genauer  ge* 
tagt,  mit  dem  Moyyt^tor  Terwechaelt;  denn  die  Redaktion  der  Stelle  athnmt 
im  ganzen  mit  MetroL  Script  I  p.  264  §  33  dberein. 

2)  Metrot.  aeript  I  p.  231, 13.  245,  14.  Die  hier  angeführte  Gewichtsbe- 
Stimmung  führt  auf  ein  Mafa,  welches  7 V^mal ,  d.  i.  8mal ,  in  der  Henina  eaU 


686  ÄGYPTEN.  §u,i7. 

die  Bedeutung  des  kleinsten  Mafses.^)  Ab  synonymer  Ausdruck  wird 
UatQiov  angeführt^,  welches  seinerseits  die  Formen  fiwnqtov  und 
fdargog  neben-  sich  hat  3)  und  somit  dem  fivOTQov  verwandt  ist 
Letzterem  Halse  wiederum  werden  sehr  yersdiiedene  Beträge  zuge- 
schrieben ,  und  zwar  sowohl  dem  fivoTQov  schlechthin  als  auch  dem 
piiya  und  (ii/ulqov  oder  (ivkqotbqov  oder  dtxatorctvov  fivOTQov.^)  Die 
%6yx^^  d.  i.  Muschel^  als  bestimmtes  und,  wie  aus  dem  Zusanunenhange 
hervorgeht,  sehr  kleines  Mab  von  Plinius  erwähnt  &),  wird  ab  IXmwß 
xoyxrj  in  der  Tafel  der  EJeopatra  gleichgesetzt  der  Hälfte  des  xvadi^g^ 
während  die  fieydXt]  xoyx'']  ^^  dem  6^ßaq>ov  zusammengestellt  wird.^ 
Endlich  die  x^f^V'»  ^benfalb  ab  grofse  und  kleine  unterschieden,  er- 
scheint verschiedenartig  bestimmt  und  allenthalben  dem  ßva%qow 
nahestehend  in  den  metrologischen  Tafeln.^) 

Um  einen  deutlichen  Überblick  über  die  bunte  HannigCahigkeit 
dieser  Teihnabe  zu  gewinnen,  sind  zunächst  die  verschiedenen  Systeme 
in  gesonderten  Übersichten  aufzuführen. 

I.  System  der  unter  Galens  Namen  überiieferten  Tafel  itegl  fti- 
tQWv  vQydiv.^)  Dasselbe  ist  der  attbch-PtoIemäischen  Kotyle  angepaftt 

halten  ist,  mithin  als  Doppelmafs  dem  fifya  fiv<rr^ov  der  Kleopatra  (unten  Nr.  DQ 
sich  zugeseUt. 

1)  S.  den  Stellennachweis  im  bdex  zu  den  Metrol.  Script,  wo  jedoch  die 
drei  kleinsten  Mox^^ia  noch  nicht  so  genau  ffeschieden  sind,  als  es  in  den 
hier  nachfolgenden  Obersichten  Nr.  II.  lY.  Y  und  ^  53,  18  geschehen  ist 

2)  Phryn.  App.  sophist.  p.  51, 9:  Xüfroiop  rb  vno  rmr  noXX&r  xedovfui>w 
xox^^tOTf  derselbe  Ed.  p.  321  und  dazu  Lobeck.  Auch  in  den  metrologiscka 
Tafeln  ist  dieses  Mafs  erhalten;  denn  p.  321,  3  und  245,  3  ist,  wie  Chiist  ii 
Fleckeisens  Jahrbfichem  1865  S.  460  mit  Recht  vermutet,  rb  ftiya  XiatfMor  n 
schreiben.  Laut  der  beiffefflgten  Gewichtsbestimmung  soll  dieses  XI^tmop  zwar 
etwas  kleiner  sein  als  das  ttoxhaQtovy  welches  soeben  in  Änm.  2  zu  S.  63»  be- 
stimmt worden  ist;  allein  nach  dem  Zeugnis  des  Phrynicbos  wird  man  unbe- 
denklich beide  Mafse  einander  gleichstellen  können. 

3)  ÜBQi  /aHq(ov  Metrol.  Script  I  p«  258,  li^fiiat^ia  d',  a  3^  Xlarffui  «r»- 
ftd^ovffiv,  und  unmittelbar  darauf  6  uvcr^oe  rirot  ro  Xlcxqtov, 

4)  S.  den  Stellennachweis  im  Index  zu  den  Metrol.  scnpt  und  vergl.  nten 
Nr.  L  U.  IlL  Y  und  §  53, 18. 

5)  Nat  hist  12, 25  §  117:  Alexandro  Magno  res  ibi  gereute  toto  die  aestiro 
unam  concham  (opobalsami)  impleri  iustum  erat,  omni  Tero -fecunditate  e  laaiore 
horto  congios  senos,  e  minore  singulos. 

6)  Unten  Nr.  III  und  Tergl.  Index  zu  den  Metrol.  Script 

7)  Unten  Nr.  L  lY.  YI  und  Index,  wie  vorfier.  Zu  xAt»n  Nr.  1  des  Wei 
kommt  als  Beies  noch  das  Gitat  aus  Kriton  bei  Galen  de  compos.  med.  per 
locos  5  p.  825  Kflhn:  hd'a^qcv  tfll*^  V^^  <Y%  wenn  man  anninnt,  wk 
mit  ijtot  9oaxfiaß  y  das  Wein-  oder  Wassergewicht  der  m^y  nicht  das  Ge- 
wicht des  Bleiglanzes  (tpuma  argenU)  bezeidhnet  sei.  Und  in  der  That  wiid 
in  dem  unmittelbar  vorhergehenden  Rezept  ein  xia&os  attiachen  Honigs  dvck 
den  Zusatz  ^ro«  <  tß'  nach  dem  Wein-,  mcht  nach  dem  Honiggewichte  (VetroL 
Script  I  p.  100  f.  230.  241  f.)  besUmmt  8)  Metrol.  Script  i  p.  91.  232  C 


169,17.  KLEINSTE  HOHLMASSE.  637 

Gentil 

27,36    xoTvXfj^  T(fvßXlov    ....     1 

942    ^a  fjivarQov 3    1 

6,48    6^ßaq>ov 4     IVs  1 

4,56    xva^og 6    2      IV2  1 

2,28    xni^V  f^^^y  ftvoTQOv  fiiXQOv  12    4      3      2. 
II.  System  der  in  derselben  Galenischen  Sammlung  befindlichen 
h^eaig  negl  avad'fiuiv  xal  fiivQtov  axQißeOTaTr]^)^  ebenfalls  der 
attischen  Kotyle  angepafst. 
GentiL 

27,36    xoTvXrjj  tqvßXlov      ....     1 
13,68    6^ßag>ov,  fiiya  (avotqov  ..21 

4,56    yva^g 6    3    1 

1,14    (AOLQov  fiva%QOv 24  12    4    1 

0,57    xoxXiaQiov 48  24    8    2. 

Identisch  damit  ist  die  Zusammenstellung  in  dem  Fragmente  Tte^l 
fihftov^^  nur  dafs  hier  die  Hälfte  der  Kotyle  nur  6^ßaq)0v  (nicht 
fiiya  fivuTQOv)  und  das  Vierundzwanzigstel  fivOTQiov  oder  Xlarqtov 
heifst») 

in.  System  der  Tafel  ix  rcSv  KXeoTcarQag  TtoOfitjTüciSv  *),  eben- 
falls der  attischen  Kotyle  zugeordnet. 
Gentil. 

27,36    xoTvXrjy  TQvßXlov    ....       1 
6,84    o^ßatpov,  fieyaXrj  xoyx']  ••41 

4,56    xva^og 6      IV«   1 

2,28     IXavciav  xoyxn 12       3       2 

1,71     (Jiiya  (xvgtqov 16    —     — 

\j24A  ^iXQOTSQOV  flVOTQOV      ...      22      —      — . 

Die  beiden  zuletzt  aufgeführten  Mafse  stehen  zu  den  übrigen  in 
einem  auffälligen  Verhältnisse,  worüber  noch  weiter  unten  zu  sprechen 
sein  wird.  Doch  ist,  wie  eine  jüngere  Quelle  berichtet,  das  fiiya 
fivoTfoy  anderweitig  mit  einer  geringen  Abminderung  auf  Vs  des 
xva&og  oder  Vis  der  Kotyle  »>  1,52  Gentil.  gesetzt  und  somit  in  das 
attisch -römische  System  eingefügt  worden.^)  Dasselbe  Hais  heifst  in 

1)  MetroL  Script  I  p.  99.  229. 

2)  Ebenda  p.  139.  258,  5—9. 

3)  Vergl.  oben  S.  636,  wo  auch  die  Nebenform  fwct(H>s  erwähnt  ist. 

4)  M etrol.  Script.  I  p.  127.  235  f.  und  insbesondere  anlangend  das  fU9c^e^ap 
(anch  St9c€uoTarov)  fdcr^ov  p.  134  adn.  1. 

5)  Ebenda  p.  134  adn.  1.  243, 1.  252,  9. 


688  A6¥PTEN.  f5),n. 

zwei  anderen  Tafeln  pivatQov  schlechthin  Oi  und  wird  daaelbst  zq 
3  Solidi  Gewicht,  d.  i.  ebenfalls  zu  Vis  der  attischen  Kotyie  geschätzt >) 

IV.  System  der  kleinsten  Mafee,  in  emem  besonderen  Abschnitte 
der  Tafel  der  Kleopatra  zusammengestellt  und  nach  Drachmengewicht 
bestimmt 3)  Dem  Gewicht  einer  Drachme  entspricht,  wie  aas  anderen 
Angaben  in  derselben  TaM  herrorgeht,  ein  kleinstes  HoUnals  im  Be- 
trage von  Ve»  altiaeher  Kotyie  mm  0,456  Ceatiliter. 

CentU. 

1,824    ßaaiktudv  xagvov  =  ^^  att  Kotyie 
1,368    xijfiTf  ij  /Aeydkrj  .  =  »/eo    „       „ 
0,912    xn^t]  r)  lAVK^a  .  .  *=  ^/eo   ^       „ 
0,456    nox^'f'ß^i'OV  •#.#>=««  Vfto    f9       99    . 

V.  System  der  hippiatrischen  Kotyie  4),  welches  in  sdnen  Ver- 
hältnissen mit  der  Iht^d'BaiQ  negl  ara^fuav  acal  fiivQoiv  (oben  Nr.  II) 
stimmt,  in  seinen  Beträgen  aber,  weil  einer  gröüseren  Kotyie  zuge- 
ordnet, abweicht 

CenUI. 

32,83    xoTvXt] 


1 

2     1 

6      3 

1 

24   12 

4     1 

48   24 

8    2. 

16,41     6^ßaq)ov 
5,47    xva&og  . 

1,37      lÄVOTQOV. 

0,68    xoxi'i^Qiov 

Auch  in  der  oben  erwähnten  hLd'enig  findet  sich  das  TtogJiiaQiof 
der  hippiatrischen  Kotyie,  also  irrtümlich  in  das  dort  dargelegte  System 
eingefügt.^) 

VI.  In  der  unter  Dioskorides'  Namen  überlieferten  Mafs-  und  Ge- 
wichtstafel ^)  ist  das  romische  System  der  HohhnaTse  mit  grieduschea 
Bezeichnungen  gegeben  und  als  kleinstes  Mals  die  x^*?«  ^*  >*  ^ 
cochleoTy  gesetzt 


Centn. 

27,86 

xoTvKt],  hemina  ....     1 

13,68 

riraQTov.,  guarturius  .    2     1 

6,84 

o^ßa<pov,  aeetabulum    4    2 

1 

4,56 

xvad^og,  tyathtts   ...    6     8 

l^/i  1 

1.14 

Xi^m,  eodikar 24  12 

6      4 

1)  Metrol.  Script  I  p.  231,  6.  245, 7,  wo  fwarpw  statt  /ta>r,ct^  ta  keen 
18t,  wie  Christ  in  FleckeiseDS  Jahrb.  1865  S.  459  emeadiert 

2)  Pies  geht  baF¥«r  ans  den  Vergleiche  nit  p.  23«,  JIO.  23.  24i,  19. 21 

3)  JSbeiMi  p.  127.  235,  ^—0,  uiid  anlaDgend  das  ßcutdmkp  m^^ 
p.  134  adD.  1.  2.         4)  Ebenda  p.  130  f.  237  f.  und  vetf^  obea  f  53,  IC 

5)  Ebenda  p.  99  adn.  1,  p.  131.  299,  L        6)  Ebenda  p.  133.  240  C 


$68,18. 


KLEINSTE  HOHLMASSE. 


639 


18.  Aufgabe  einer  besonderen  Untersuchung  wUrde  es  sein,  diese 
yerscbiedeaen  Systeme  und  Einzebfnafse,  und  unter  letzteren  besonders 
die  gleichnamigen,  zu  vergleichen  und  den  Zusammenhang  mit  den 
älteren  orientaltscben  Hafsen  nachzuweisen.  Da  dies  auszuführen  hier 
nicht  der  Ort  ist,  so  mögen  einige  kurze  Andeutungen  gentigen. 

Das  fiixQOTSQOv  fivar^ov  Nr.  III  kann  dem  ursprünglichen  Sy- 
steme nadi  nicht  zur  attischen  Kotyle  geboren;  wohl  aber  erklärt  es 
sich  ungezwungen  als  V32  der  aus  der  Tafel  der  Kleopatra  bekannten 
proyinzialen  Kotyle  (§  53, 13).  Zu  derselben  Kotyle  gehört  dann  als  V24 
das  fiiya  fiiatqov  Nr.  III,  ferner  als  V12  das  xexXcaQcov  S.  635  Anm.  2 
und  vermutlicli  auch  das  fiiya  XIgtqiov  S.  636  Anm.  2.  Hieran  reiht 
sieh  ungezwungen  eine  grofse  Zahl  der  Qhrigeo  vorher  angefahrten 
Teilmafse,  indem  sie  als  Drittel  ^Sechstel,  Neuntel  u.  s.w.  derselben 
Kotyle  aufgefaist  wenden  können,  ja  es  ei^ebt  sich  schliefslich  das 
iWraschende  Resultat,  dafe  fast  ohne  Ausnahme  ^)  alle  diese  kleinen 
Mafse  bestimmte,  abgerundete  Beträge  von  Dreihundertsecfazig- 
steln  dersett^en  provinzialea  Kotyle  darsteUen. 

Das  Nähere  geht  aus  der  nun  folgenden  Übersicht  hervor. 


der  pro- 
Kotyle 


■/• 

Vi 

^» 

V« 

Vi> 

7« 


Drei- 
hundert- 
seohxigttel 
der  f  rov. 
Kotyle 


180 
144 
120 


80 
60 

46 
40 
30 

20 

16 


CentiUter 


20,52 
16,41 
U,68 

9,12 

6,84 

5,47 
4,56 
3,42 

2;28 

1,824 


Mafsbenennung  nach  §  53, 16.  17. 


Kotyle  der  Ärzte  §  53, 16 

hiv߀upiHß  i  53,  17  Nr.  y 

iSvßmwor  oder  ftfya  /ivar(fov  Nr.  U,  tixai^ov 

fUya  fw0irgov  lüf.  I 
Nr.J 

Nr.  In 
jrtJtt^oc  Nr.Y 
m^a^M  Nr.  L  II.  IL  VI 
xox^Qiov  S.  635  Anm.  2,  fUya  Xiar^iov  S.  636 

Anm.  2 
X^/tif  ftwfa  odar  uvaw^09f  f*u(fi6y  Nr.  I,  ilav 

xmv  itoypi  Nr.  DI 


i&fßamov  Nr.  L  VI,  6Svßay>ov  o^ifUByaJii  icoy^tj 


ßamUnov  HcL^ov  Nr.  IV 


1)  1d  besonderer  Reitie  steht,  wie  hn  folgenden  gezeigt  werden  wfifd,  das 
tmmik.  erwäJbate  /uh^*^  pilatt^w.  ferner  pafet  nicht  in  die  Skala  der  Drei- 
hnndertsechzigstel  der  oben  S.  637  bemerkte  herabgeminderte  Betrag  des  fiiya 
ftvcrgor  Nr.  III »  '/is  der  attischen  Kotyle.  Wieder  anders  rerliäU  es  sich  mit 
den  uiya,  pm^r&9v  Nr.  I.  Ikm  werai  dlases  aoeh  leichter  der  hellenischen 
Kotyle  Xdaren  Viertel  es  ist)  als  der  provinzialen  Kotyle  sieh  snordnet,  so  wird 
doch  dadorch  die  Evidenz  der  oben  gegebenen  Übersicht  in  ihrer  Gesamtheit 
nicht  beeinträchtigt. 


640 


ÄGYPTEN. 


(»tts. 


Bruchteile 

der  jpro- 

vinxialen 

EotjU 


Vl4 


Drei- 
hondert- 
seebzigstel 
der  proT. 

Kotyle 


15 
12 

10 

8 
6 
5 
4 


CentOiter 


1,71 
1,37 
1,28 
1,14 

0,912 
0,68 
0,67 
0,456 


Mafsbenennung  nach  {  53, 16. 17. 


ftiycL  fivoxifotf  Nr.  HI 

xfiftq  ri  foyalri  Nr.  IV,  ftv9r(foy  Nr.  V 

/uHQoxB^ov  fivaxMv  Nf.  DI 

peiaxqiov  oder  motoiov  oder  immmv  mv^xöot 

Nr.  U,  xhtm  Nr.  VI  ^ 

xfjfirj  Ti  /uuqa  Nr.  IV 
Hox^ta^iop  Nr.  V 
xoxXioqtov  Nr.  n 
xox^Uaqtor  Nr.  IV. 

Offenbar  sind  in  dieser  Tabelle  folgende  Teilungsarten  neben 
einander  ?ertreten :  • 

1.  die  rein  dyadiscbe  in  den  Brüchen  1/2  und  i/ss« 

2.  die  gemischte  Halbierung  und  Drittelung,  d.  h.  das  dnodeci- 
male  System,  in  den  Brüchen  i/s  Ve  Via  Vis  V«4  Va«  Vti» 

3.  das  dekadische  System,  ausgeprägt  in  den  Beträgen  ^/so  Vai 
^m  V90 ,  welche  je  den  zehnten  Teil  der  Beträge  Vs  V»  Ve  1/9  bilden. 
Die  Verbindung  aber  der  dekadischen  mit  der  duodecimalen  Teüong 
nennen  wir  die  sexagesimale;  also  ist  auch  dieses  System  unzweifelhaft 
in  der  Tabelle  dargestellt,  und  insbesondere  weisen  die  Brüche  ^  i> 
V45  u.  s.  w.  bis  1/90  darauf  hin ,  dais  ak  kleinster  Bruch  j^  »>  ^lu% 
vorauszusetzen  ist 

Wenn  nun  als  feststehend  angenommen  werden  darf,  dafs  das  ge- 
samte System  des  griechischen  und  römischen  Hohlmafses  auf  Halbie- 
rung und  Drittelung  und  überhaupt  auf  duodecimaler  Gruppierung  be- 
ruht, und  ferner  nachgewiesen  ist,  dafs  die  alten  Ägypter  ihre  kleinsten 
Hohhnafse  teils  durch  fortgesetzte  Halbierung,  teils  durch  Teilung  in 
Sechzigstel  und  Dreihundertsechzigstel  gebildet  haben  (§  41,  7),  so 
haben  wir  in  der  vorstehenden  Tafel  und  mithin  auch  in  den  früher 
aufgeführten  Einzelsystemen  eine  bewuftste  und  planmäfsige  Dmreck- 
nung  der  altägyptisdien  Mafse  in  griechisches  duodecimales  Teifanafa. 

Was  zu  solcher  Umrechnung  veranlagt  haben  mag,  ist  leicht  n 
erkennen«  Die  erstaunliche,  bis  in  alle  Einzelheiten  ausgebildele 
Rezeptkunde  der  alten  Ägypter  ist  von  den  alexandriniscben  Äntea  in 
die  griechische  Heilwissenschaft  übertragen  worden,  und  zwar  ebenso 
sorgfältig  und  systematisch  wie  die  ägyptische  Geodäsie  durch  Heroii 
und  seine  Nachfolger,  von  deren  Thätigkeit  die  erhaltenen  Reste  der 
Heronischen  Geometrie  genugsam  zeugen. 


i  63. 18.  KLEINSTE  HOHLMASSE.  641 

Die  Methode  der  Umrechnung  sei  zum  Schlufs  noch  mit  wenigen 
Worten  angedeutet 

Die  Teilung  durch  Halbieren  ist  zunächst  vertretet  in  der  Kotyle 
der  Ärzte,  welche  hiernach  ihren  festen  Platz  im  ganzen  Systeme  er- 
hält 0;  d^DQ  stehen  aus  die  Beträge  V4  =  10,26  Centil.,  Vs  »=  5,13 
Centil.,  Vi  6  =  2,56  CentiL;  aber  erhalten  ist  der  Bruchteil  V32  '^ 
1,28  CentiL,  oder  V22  der  attischen  Kotyle,  wie  die  Überlieferung  an- 
giebt.  Es  stellt  sich  nämlich  dieser  Betrag,  welcher  genau  V32  der  pro- 
yinzialen  und  ungefähr  V22  der  attischen  Kotyle  ist,  heraus  als  nahezu 
V36  des  altägyptischen  Hin.  Die  Umrechnung  in  griechisches  Mals 
erfolgte  also  nach  den  Verhältnissen 

Hin  :  prov.  Kot  :  att  Kot  —  18  :  16  :  11 
oder  nach  Umständen  wohl  auch  genauer  =  36 :  32 :  21 V2.^) 

Eine  noch  genauere  Gleichung  ist  durch  das  kleinste  uns  über- 
lieferte Hohlmafs,  das  xoxhdfcov  Nr.  IV,  ausgedrückt  Nach  allem, 
was  früher  bemerkt  worden  ist,  und  besonders  im  Hinblick  auf  die 
vier  Teilmafse,  welche  je  ein  Zehntel  eines  gröfseren  Maises  bilden, 
kann  es  unmöglich  als  ein  zufälliges  Zusammentreffen  gelten,  dafs 
dieses  kleinste  Mafs,  welches  als  Veo  der  attischen  Kotyle  nachgewiesen 
ist,  auch  genau  Vioo  des  altägyptischen  Hin  beträgt  Dieses  xo^^tta- 
(jiov  ist  demnach  gewissermafsen  die  Verkörperung  der  Verhältnisse 

Hin  :  prov.  Kot :  att.  Kot  — >  10 :  9 :  6, 
und  stimmt  genau  mit  dem  rOmmcfaen  Ansätze  der  alten  Artabe,  wo- 
nach 80  Hin  als  ötanafs  zu  100  Pfund  Gewicht,  d.  i.  zu  66^/3  Sextaren 
-»  133V3  attischen  Kotylen,  gerechnet  werden.  3) 

Endlich  in  den  zahlreichen  Fällen ,  Wo  es  auf  Genauigkeit  bis  auf 
die  kleinsten  Brüche  nicht  ankam,  oder  wo,  wie  meist  bei  Rezepten, 
nur  die  Verhältnisse  zu  übertragen  waren,  sind  wahrscheinlich  die 
Tdle  des  Hin  den  gleichnamigen  der  provinzialen  Kotyle  gleich  ge- 


1)  Absichtlich  bin  ich  nicht  eingegangen  auf  die  Teilnog  dieser  Kotyle, 
welche  ja  auch  ihre  Viertel,  Sechstel  u.  8.  w.  gehabt  hat,  wie  solche  bei  der 
nrtprfinglichen  attisch-Ptolem&ischen  Kotyle  aufgeführt  sind.  Ersichtlicherweise 
p«a«en  alle  Torher  aufgefOfarten  MaÜM  auch  zu  dieser  kleinsten  Kotyle,  da  jede 
dort  Forkommende  Brucbbezeichnnng  nur  im  Nenner  verdoppelt  zu  werden 
braucht,  um  den  entsprechenden  Teil  der  kleinsten  Kotyle  darzustellen. 

2)  Eigentlich  21*/b  oder  21Vs)  je  nachdem  man  vom  Hin  nach  dem  Yerhält- 
oisse  5  :  3  oder  von  der  provinzialen  Kotyle  nach  dem  Verhältnisse  3:2  ausgeht. 

3)  Yergl.  oben  S.  634,  wo  diese  Gleichung  mit  Bezug  auf  die  alexandrinische 
Kotyle  durchgeführt  ist  Dafs  100  Pfund  ölge wicht  (^rf^i  färoojp  p.  258,  10) 
einem  RaummaGse  von  66^*  Sextaren  entsprechen,  geht  auch  direkt  aus  dem- 
selben Fragmente  p.  259,  2  hervor. 

Hultseb,  Mctrolofie.  41 


642  Ägypten.  §h,i. 

rechnet  worden ,  wonach  die  Umsetzung  des  ägyptischen  HaÜBes  io 
attisches  nach  dem  Verhältnis  von  3:2  erfolgte.  Nach  dieser  Rech- 
nungsweise war  das  fiix^oregoy  (ivaxQov  der  Kleopatra  das  uomittel- 
bare  Äquivalent  des  altägyptischen  ro  (S.  370). 

§  54.   Ptolemäüehe  und  ägypUteh-römUchß  Gewichte  und  Mänsen. 

1.  In  den  uns  noch  erhaltenen  Resten  der  metrologischeD  Litte- 
ratur  der  Kaiserzeit  finden  sich  einige  wertvolle  Notizen  über  die  G^ 
Wichte  der  römischen  Provinz  Ägypten.  Eine  genauere  Untersuchung 
zeigte  zunächst,  dafs  alle  diese  verschiedenen  Gewichte  bereits  uoter 
den  Ptolemäern  bestanden,  und  weiter  stellte  sich  dann  heraus,  da& 
ihr  Ursprung  in  die  frühesten  Zeiten  babylonischer  Kultur  zurOck; 
reicht^)  Ja  die  vorderasiatischen  Gewichte  haben  derart  den  ganzfifi 
Veriiehr  Ägyptens  beeinflufst,  dafs  von  dem  ältesten  und  eigentfloh 
liehen  Gewichtsysteme  dieses  Landes  (§  41,  8)  zur  Ptolemäeneit  m 
noch  Spuren  in  der  Berechnung  der  Kupfermtlnze  erhalten  sind 
(S.  649  f.). 

Die  königliche  Mine  der  Babylonier  enthielt  60  Shekel,  deren  50 
wiederum  eine  Mine  Goldes  bildeten.  Aus  dem  leichten  Shekel  GoUes 
entwickelte  sich  weiter  nach  ganz  bestimmten  Regelo  der  babylonische 
Silberstater  im  Gewichte  von  11,2  Gr.  und  der  phOnikische  StaterTon 
14,93  Gr.  2)  Alle  diese  vier  Gewichte  haben  von  Vorderasien  aus  nach 
den  übrigen  am  Mittelmeere  gelegenen  Ländern  sich  verbreitet,  und 
zwar  lassen  sie  am  sichersten  für  Ägypten  sich  nach  weisen,  da  se 
hier  mit  anderen  uns  bekannten  Gewichten  verglichen  und  diese  Ve^ 
gleichungen  bis  auf  unsere  Zeit  überliefert  worden  sind. 

Die  Minen,  welche  in  Betracht  konunen,  geboren  sämtlich  dem 
sogenannten  leichten  Gewichte  an  (§  42,  9.  15).  Die  ursprfloglicfaeo 
Normalbeträge  sind  für  die  königliche  Mine  504  Gr. ,  für  die  Min« 
Goldes  420  Gr.,  für  die  babylonische  Mine  Silbers  560  Gr.,  fflr(Be 
phOnikische  Mine  746,7  Gr.  Bei  den  Metrologen  der  Kaiserzeit  wird 
das  erste  Gewicht  als  die  Ptolemäische,  das  zweite  als  die  Mine  des 
alexandrinischen  Holztalentes,  das  dritte  als  die  alexandrinische  IGoe 
bezeichnet.  Betreffs  des  vierten  ist  keine  besondere  Benennung  flbe^ 
liefert,  was  leicht  erklärlich  ist,  da  es  unmittelbar  dem  gültigen  Mona- 

1)  S.  das  Nähere  in  den  Metrol.  Script.  I  p.  109  ff.  and  die  Einzelnachweiic 
im  Index  unter  ßtra  9.  10,  ferner  Fleckeisens  Jahrb.  (I.  Abteil,  der  Nenen  Jahrb. 
f.  Philol.  u.  Padag.,  Leipzig,  Tenbncr)  1876  S.  253  f.,  R.  St  Poole  im  "  '" 
chron.Vn,  1867,  p.  183  ff. 

2)  Vergl.  oben  §  42, 10. 12.  15.  43,  2  und  Tab.  XXII. 


fM,i.  GEWICHTE.  648 

Systeme  entsprach,  i)  Wir  lassen  nun  das  Wichtigste  in  kurzer  Über- 
sicht folgen. 

I.  Die  königliche  Mine  erscheint  in  Ägypten  schon  in  einer  Periode, 
weiche  dem  16.  Jahrhundert  v.  Chr.  vorangegangen  ist,  in  einem  abge- 
minderten Betrage.  Die  früher  erwähnten  Goldringe  fahren  auf  eine 
Mine  von  486  Gr.  (§  41,  9),  und  ähnUch  erhalten  wu*,  wenn  wir  die 
Drachme  der  Ptolemäer  nach  dem  ttbUchen  MOnlgewichte  zu  3,57  Gr. 
ansetzen,  eine  Mine  von  nur  482  Gr. 2)  Allein  noch  in  römischer  Zeit 
mrde  dieselbe  Mine  zu  18  Unzen  «»  491,2  Gr.  bestimmt  (§  67,  4), 
und  diesen  Betrag,  welcher  einer  Ptolemäischen  Drachme  von  3,64  Gr. 
entspricht ,  haben  wir  als  wahrscheinliches  Mittel  zwischen  den  effek- 
tiven, bald  etwas  höheren,  bald  niedrigeren  GewichtstUcken  festzu- 
hatten.3)  In  drei  metrologischen  Tafeln  heilst  dieses  altbabylonische 
Gewicht  die  Ptolemäische  Mine 4),  offenbar  nicht,  weil  die  Ptolemtfer 
sie  neu  eiDgeftthrt,  sondern  weil  sie  ein  schon  vorhandenes  Gewidit 
gesetzUch  reguliert  haben.  Identisch  mit  der  Ptolemäischen  ist  die 
sogenannte  itaUsche  Mine  (§  57, 4,  II). 

II.  Dafs  die  babylonische  Mine  Goldes  von  allen  vorher  genannten 
Gewichten  verhältnismälsig  die  geringste  Verbreitung  gefunden  hat, 
darf  nicht  auffallen,  da  dieselbe  durch  Solons  Münzordnung,  um  ein 
geringes  erhöht,  zur  attischen  Mine  wurde  (§  46, 12)  und  als  solche 
ein  um  so  weiteres  Gebiet  der  Geltung  sich  eroberte.  In  Ägypten  ist 
ans  dem  Goldtalente,  nach  welchem  einst  der  Perserkönig  münzte, 
ein  unscheinbares  alexandrinisches  Holztalent  geworden,  wel- 
ches zum  Ptolemäisch- römischen  Talente  sich  wie  5  :  6  verhielt  und 
dessen  Mine  mithin  gleich  15  römischen  Unzen  war.^)  Da  nun  die 


1)  Der  anonyme  AlexaDdriner  (MetroL  Script.  I  p.  300, 15)  nennt  ganz  mit 
Recht  das  Talent  Plolemäischer  Mflnie  ro  JltoXifiaiKov ,  oder  kurz  daranf 
(p.  301,4),  wo  er  sich  auf  dasselbe  bezieht,  ro  imxc&^toy.  Die  entsprechende 
Mine,  d.  i.  100  Ptolemäische  Drachmen,  wfirde  also  mit  Recht  die  Ptolem&ische 
belGsen;  doch  ist  dieser  Ausdruck  bereits  für  die  erste  von  den  oben  erwähnten 
Minen  in  Anspruch  genommen.  'Wir  können  zum  Unterschiede  das  Gewicht  Ton 
100  Ptolemäischen  Drachmen  die  'Mine  Ptolemäischer  Mfinze'  nennen. 

2)  Vergl.  oben  S.  376  Anm.  1.  Die  systematische  Gleichung  der  königlichen 
Mine  mit  135  Ptolemäischen  Drachmen,  welche  ich  zuerst  Metrol.  Script.  I  p.  110 
adnot  4  ermittelt  habe,  ergiebt  sich  auch  unmittelbar  aus  Tab.  XXIl.  Denn  die 
königliche  Mine,  welche  60  eigene  Shekel  hält,  mufo  (nach  dem  Verhältnis  B:  D) 

— 1^  phönikische  Statere,  mithin  4mal  so  Tiele  Ptolemäische  Drachmen,  d.  L 

135,  enthalten. 

3)  Vergl.  §  19, 11,V.  50,  7, 1.  57,  4,  ü. 

4)  Metrol.  Script.  1  p.  109  f.  228,  26.  234, 1.  236,  24.  254, 11.  256, 16. 

5)  Ebenda  p.  120  f.  301,  3.  238, 15.  257,  5. 

41* 


844  ÄGYPTEN.  |s4,t 

unter  I.  erwfthnte  PtAlemaisdie  Mine  Yon  den  Römern  anf  18  Dnzea 
angesetzt  war,  ao  ?erhielt  sich  dieselbe  zur  Mine  des  Holstaleiites  wie 
6:5,  gerade  wie  die  königliche  Mine  der  Babylonier  ewt  Mine  Goldes 
(I  42, 15).  Und  wie  die  erstere  in  Ägypten  Yon  504  auf  491  Gr.  ge- 
sanken war,  so  hatte  die  Mine  Goldes  ?on  420  Gr.  als  aiexandrinische 
Mine  des  Holztalentes  nur  noch  ein  Gewicht  von  409,3  Gr.^) 

III.  Der  babylonische  Silberstaiter  ist  das  DreiflBiche  derselben  Ein- 
heit, wekbe  in  phOnikisdien  Stater  viermal  enthalten  ist.s)  Diese  Em- 
heit  aber  war  in  der  Mttnze  der  Ptolemfier  die  Drachme.  Mithin  gingen 
dem  Systeme  nach  37  Vs  j^Onikische  Statere,  d.  i.  150  Ptolemüsche 
Drachmen,  anf  die  bab^nische  Mine.  Bei  Galen  und  in  zwei  metro* 
logisdien  Tafeln  heifst  sie  die  aleiandrinische  und  vnrd,  aofeer 
zu  150  Ptolemäischen  Dradimen,  auch  zu  20  Unzen  bestinmits)  Zw 
Ptolemifischen  Mine  (Nr.  I)  von  135  Drachmen  oder  18  Unzen  verhieit 
sie  sich  mithin  wie  10:9,  zur  Mine  des  Holztalentes  (Nr.  H)  wie  4 : 3, 
also  ganz  entsprechend  dem  babylonischen  Systeme  (Tab.  XXII,  A—€). 
Von  dem  ursprttngUchen  Betrage  von  560  Gr.  war  sie  auf  545,8  Gr« 
gesunken;  ja  eine  anderweite  Angabe  scheint  anzudeuten,  dabauch 
eine  Schätzung  zu  nur  539  Gr.  vorgekommen  ist 4)  GemSls  dem  An- 
sätze zu  20  Unzen  ist  das  Talent  dieser  Mine  der  römische  Centoer 
»57,  4,  HI). 

IV.  Die  babylonische  Mine  vertiielt  sich,  wie  eben  bemerkt  wonie, 
zu  der  phonikischen  dem  Systeme  nach  wie  3 : 4.  Wir  müssen  Ao 
erwarten,  dafs  die  letztere,  wenn  sie  in  Ägypten  vorkam,  auf  200  Ptoie- 
mtfische  Drachmen  und  spater  auf  26^/3  Unzen  gesetzt  worden  ist  Die 
Gleichung  mit  200  Drachmen  ergiebt  unmittelbar  das  Münzsystem  der 
Ptolemäer;  denn  indem  diese  den  Stater  zu  4  Drachmen  ausbrachte, 
mufsten  2  Minen  Ptolemftischer  Münze ^j  auf  50  Statere,  d.  i  auf 
1  phönikische  Mine,  gehen.  Nach  dieser  Mine  scheinen  Heron  und 
Phiion  in  ihren  Schriften  über  den  Geschützbau  das  Gewicht  der  fon- 
zuschleudemden  Steine  bestimmt  zu  haben.^  Auch  in  Italien  kommt 
dieselbe  Mine  vor  und  ist  dort  vermutlieh  auf  26  Unzen  fixiert  worden 
(8  57,4,V). 

1)  Berechnet  nach  Metrol.  Script  I  p.  121  mit  Anm.  1.  VerffL  auch  W.  Christ 
in  den  Sittnngsberichten  der  MOnchenef  Akad.  1862,  1  S.  82 1 

2)  Vergl.  §  23,  4  (S.  178  f.).  43,  2. 

3)  Metrol.  Script.  I  p.  11 1  ffl  und  weiter  an  den  im  Index  unter  ^a  9  dticxtea 
Stellen. 

4)  Metrol.  Script  I  p.  113. 

b)  Vergl.  oben  S.  643  Anm.  1. 

6)  S.  Fleckeisens  Jahrbacher  1876  S.  253  f. 


fM,i.  GEWICHTE.  «46 

Entsprechend  der  alexandrinisehen  IGne  ist  dieses  ptonikisch- 
ägyptische  Gewicht  nicht  nach  der  ursprünglichen  Norm  zu  746,7  Gr.^ 
sondern  nuv  zu  728  Gr.  anzusetzen.  So  ?iel  betragen  nämlieh  200 
Ptolemitische  Drachmen  Ton  je  3,64  Gr.,  und  ebensoviel  ergiebt  im 
VeihaltBis  4:3  zur  alexandrinischen  Mine  von  546  Gr.  Nach  dem 
flUicben  Httnzgewichte  der  Ptolemäischen  Drachme  Icommen  nur  714 
Gr.,  nach  der  Schätzung  zu  26  Unzen  nur  709,5  Gr.  auf  diese  Hise.i) 

V.  Die  Mine  Ptolemftischer  Münze  ist  die  Häifte  der  vorigen.  Es 
ist  zwar  lieht  direkt  überliefert,  aber  aus  vielen  Gründen  wahrschein- 
Mdi,  dafs  sie  von  den  Ptolemäem  zur  attischen  Mine  in  das  Veiiiättnift 
Tdn  5 : 6  gesetzt  wurde.  2)  Da  nmi  <fie  irische  Mine  gleich  16  r5mi-> 
sehen  Unzen  ist,  so  mufe  die  Ptoleroäiscbe  Bline  zu  13Vs  Unzen  ge<- 
recboet  worden  sein.  Dies  wird  bestätigt  sowohl  durch  das  systema* 
tische  Verbflltnis  von  2 :  3  zur  alexandrinischen  Mine,  welche  zu  20 
Unzen  tarifiert  worden  ist,  als  durch  eine  metrologische  Überlieferung, 
wonach  7  Vi  Drachmen  auf  die  Unze  gezählt  zu  wwden  pflegten.^)  Wir 
setzen  hiemach  das  Normalgewicht  dieser  Mine  zu  ISVs  römischen 
Unzen  «>  364  Gr.,  und  der  Drachme «»  3,64  Gr. 

Nach  dem  übUchen  Effektivgewichte  Ptolemäischer  Münze  ist  die 
Mine  um  ein  wenig  niedriger,  zu  357  Gr.,  nach  einer  Anzahl  noch 
erhaltener  Gewichtstücke  sogar  nur  zu  353  Gr.  zu  rechnen.  Diese  Ge- 
widitstücke  zeigen  zugleich,  dafs  die  Ptolemäische  Mine  unter  romi* 
scher  Herrschaft  als  provinziales  Pfund  betrachtet  und  duodecimal  in 
Unzen  und  Hälften  und  Achtel  der  Unze  geteilt  wurde.  4) 

Am  Ausgange  des  vierten  Jahrhunderts  v.  Chr.  wird  in  einer, 
attischen  Inschrift  ein  araS'fiog  AiyvTttiog  erwähnt,  in  welchem 
damals  zu  Athen  die  Materialien  für  Segel  und  Taue  zur  Schifisaus- 
rOstung  verwegen  und  berechnet  wurden.^)  Welches  von  den  vorher 


1)  Nach  der  äitestea  syrisch-pbönikischeD  Silberprigang  kommen  726,5  Gr., 
ntch  einem  bereolanischen  Gewichte  712  Gr.  auf  die  phönikisehe  Mine  (f  4S,3. 
W,4,V). 

2)  Meirol.  Script.  I  p.  112. 121  adnot.  3.  Weitere  Stützen  erhält  diese  An- 
nähme  durch  die  firkiämnff  d^  nstnad^xfiia  von  Ghios  (oben  §  48  S.  554  f.) 
und  die  Deutang  des  syrischen  Goldstflckes  von  2Vt  attischen  Statten  als  eines 
Ptoiemaischen  nexadrachmons  (§51,  8). 

3)  Meirol.  Script  I  p.  121  f.  Die  Drachme,  welche  Vjimii  in  der  Unze  ent» 
hilten  ist  und  mithin  einer  Mine  von  13Vs  Unzen  entspricht,  kann  weder  die 
attische  Drachme  noch  ein  römischer  Denar  sein.  Dieser  Ansatt  palst  nur  auf 
die  phdaikisohe  oder  Ptolemäische  Drachme. 

4)  Ebenda  p.  114f. 

5)  U.  Köhler  in  den  MittheUungen  des  deutschen  archäol.  Instituts  in  Athen 
VI,  1881,  S.  424  ff: 


646  ÄGYPTEN.  fsiui 

erwähnten  Gewichten  damit  gemeint  ist«  bedarf  noch  der  Erörte- 
rung. ^ 

VI.  Seitdem  unter  Nero  der  römische  Denar  auf  ^/s  der  Duze  ge- 
sunken war  (§  38,  4),  wurde  demselben  die  Ptolemäiscbe  Dradüne 
gkichgesetzt.  Demnach  kam  die  Ptolemäische  Mine  auf  12V2  0nzen 
»B  341  Gr.,  und  das  Ptolemäiscbe  Talent  wurde  gleich  dem  jQDgeren 
attischen  oder  romischen  Rechnungstalente.  >) 

2.  Ägypten  war  unter  den  Diadochenstaaten ,  die  aus  der  make- 
donischen Monarchie  hervorgingen,  der  einzige,  in  welchem  der  Ton 
Alexander  eingeführte  attische  Münzfufs  keinen  Eingang  fand.  Ue 
Ptolemäer  prägten  ihre  Münzen  sowohl  in  Gold  als  in  Silber  nach  pho* 
nikischer  Währung,  in  Überstimmung  mit  dem  MQnzfufse  der  syrischen 
Küstenstädte,  besonders  Tyros  (§51,  7).  Wie  dort,  so  wurde  auch  is 
Ägypten  die  kleine  Silbereinheit  als  Drachme  bezeichnet,  und  es 
wurden  danach  in  Gold  unter  dem  ersten  Ptolemäer  Stücke  Ton  fÖBf? 
zwei  oder  halben  Drachmen,  seit  Ptolemäos  II  gewöhnUch  Tetra- 
drachmen,  aber  auch  Oktadrachroen ,  Didrachmen  und  Drachmea,  m 
Silber  meistens  Tetradrachmen  gemünzt^)  Dazu  gab  es  eine  Kupfer* 
drachme,  welche  im  Normalgewichte  vermutUch  der  Gold-  und  SOber- 
drachme  gleichstand.  Alle  drei  Metalle  waren  in  ein  festes  HOnzTer- 
hältnis  zu  einander  gesetzt  Es  galt  nämhch  das  goldene  Oktadrachmon 
soviel  als  eine  Mine  Silbers  (daher  auch  fivaelov  benannt)  und  als  m 


1)  Die  iDSchrifÜiche  OberlieferoDg  bezeugt  nur,  da£s  das  System  die» 
ägypüsehen  Gewichtes  identisch  war  mit  dem  attischen  (Köhler  a.  a.  0.  S.  426). 
Ffir  welches  ägyptische  Gewicht  man  sich  auch  entscheiden  möge,  jedeofoUs 
wird  man  es  fOr  Athen  anmittelbar  dorch  Gewichtstücke  bezeugt  finden  (§  19, 11^ 

2)  So  sind  zu  erklären  die  Worte  des  anonymen  Alexandriners  Metrol  soipt 
I  p.  300, 15  (de  Lagarde  Symmict  I  S.  167):  ro  l^rttxov  taXavrov  tco^asm 
fiiv  rf  UxoXBfiaixt^  —  %ai  ica^t&fiov  iv  noffi;  Tcrgl.  ebenda  p.  116C  vd 
oben  §  32,  1. 

3)  Mommsen  S.  40  f.  (Traduct  Blacas  I  p.  52  f.).  HerTorzuheben  sind  aodi 
das  goldene  Dekadrachmon  der  Berenike,  Gemahlin  tou  Ptolemäos  DI,  welches 
nach  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeltschr.  für  Numism.  1879  S.  7  35,52  Gr. 
wiegt,  sowie  die  silbernen  Dekadrachmen  der  Arsinoe  Philaddphos,  deren  Ge- 
wichte G.  W.  Huber  in  der  Wiener  Numism.  Zeitschr.  I  S.  12f.  mitteilt  Die  Maxiiia 
sind  35,40  und  35,00  Gr.  Auf  die  zahlreichen  und  umfänglichen  Spedalichfüten 
über  die  Münzen  der  Ptolemäer  einzugehen,  ist  hier  nicht  der  Ort;  wir  begnüget 
uns  daher  mit  dem  Hinweis  auf  die  Untersuchung  Ton  R.  St.  Poole  *Tbe  coiai 
of  the  Ptolemies'  im  Numism.  chron.  1S64  p.  7fL  159  01  231  £,  1S65  p.  13«  C 
321  fi.,  1866  p.  Iff.,  1867  p.  161  ff.,  ferner  auf  Huber  im  Numism.  chron.  1861 
p.  162  und  in  der  Wiener  Numism.  Zeitschr.  I  S.  1  ff.  201  ff.,  n  S.  389  ff.,  M.  Pmte 
in  den  Beiträgen  zur  älteren  Münzkunde,  herausg.  von  Pinder  und  Friedlaeadcr, 
S.  199  ff.,  Friedlaender  in  der  Wiener  Numism.  Zeitschr.  HI,  1871,  S.  73ff.  ood 
in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1879  S.  5  ff.,  Friedlaender  und  v.  Sallel  Das 
Königliche  Münzkabinet,  Berlin  1877,  S.  148  ff. 


«54,2.  MONZWESEN.  647 

Talent  Kupfers  0,  oder  es  verhielt  sich  das  Gold  zum  Silber  me  100: 8, 
zum  Kupfer  wie  6000  : 8;  d.  h.  das  Gold  hatte  den  12 Vs fachen  Wert 
des  Silbers  und  den  750 fachen  des  Kupfers,  das  Silber  den  60 fachen 
Wert  des  Kupfers. 

Das  Normalgewicht  der  Ptolemäischen  Münze  ist  nach  Ausweis  der 
am  sorgßUtigsten  geprägten  Stticke  auf  3,57  Gr.  fttr  die  Drachme  festzu- 
setzen.))  Das  Ptolemäische  Talent  Silbers  wog  demnach  21,42  Kilogr. 
und  stellte  einen  Wert  von  3855  Mark  dar.  Die  Drachme  kommt  ent- 
sprechend auf  0,64  Mark.  Da  jedoch  als  Äquivalent  der  Mine  Silbers 
das  goldene  Oktadrachmon  galt,  so  ist  nach  dem  Goldwerte,  verglichen 


1)  Leiroime  Papyrus  grec  du  r^goe  d'Everg^te  U,  conteuant  Tannonce  d'une 
r^eoMpense  promise  k  qui  d^couvrira  ou  ram^nera  deux  esciaves,  Extrait  du 
Jounial  des  savants,  Fans  1833,  MommscD  S.  41ff.  (Traduct  Blacas  I  p.  53fil), 
Brandis  S.  254.  290,  Poole  im  Numism.  chron.  1867  p.  163  ff.,  Lenormant  I  p.  7. 
154.  181,  F.  Rfihi  Der  Schatx  des  Ptolemaios  U  PhUadelphos,  in  Fleckeisens 
Jahrb.  1879  S.  621  ff.  (vergl.  besonders  den  Schluis  S.  628).  Lenormant  (Revue 
numism.  XIII,  1868,  p.  18)  sieht  in  dem  von  Poll.  9,  60  erwähnten  und  den 
Kyrenäern  zugeachriebenen  ntvripcortad^jQuov  (unten  S.  653)  die  Hälfte  des 
Ptolemäischen  fivouMv,  Wie  weiter  unten  rS.  650)  gezeigt  werden  wird,  ging 
neben  dieser  für  die  königliche  Münze  gültigen  Ordnung  eine  landesübliche 
Bechnungsweise  her,  nach  welcher  das  Kupfer  gegen  Silber  etwa  um  die  Hälfte 
niedriger  stand  als  in  der  Münze  der  Ptolemäer.  Andererseits  scheint  (etwa 
seit  Anfang  des  2.  Jahrb.  v.  Chr.)  eine  Ausgabe  königlichen  Kupfergeldes  zu  dem 
hohen  Münzwerte  von  1 :  20  gegen  Silber  erfolgt  zu  sein  (S.  650). 

2)  Das  höchste  der  von  Mionnet  Poids  p.  201  angeführten  Pentadrachmen 
von  Ptolemäos  I  wiegt  4  Gros  48  Grains  =■  17,847  Gr.,  woran  sich  andere  kaum 
merklich  niedriger  ausgebrachte  Stücke  schliefsen.  Aus  diesen  und  aus  den 
Exemplaren  der  Thomasschen  Sammlung,  deren  höchstes  bis  auf  17,86  Gr.  steigt, 
bestimmt  Mommsen  S.  40  (Trad.  Blac.  1  p.  52)  das  Normaigewicht  der  Drachme 
Ptolemäischer  Prägung  auf  3,57  Gr.,  womit  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr. 
f.  Numism.  1879  S.  5  f.  übereinstimmt  (nur  dafs  er  den  Betrag  um  eine  Decimal- 
stelle  weiter  auf  3,569  Gr.  ausrechnet).  Das  oben  §  51, 8  a.  E.  erwähnte  syrische 
Goldstück  von  21,47  Gr.  ergiebt,  als  Hexadrachmon  gefafst,  eine  Drachme  von 
3,58  Gr.  Poole  a.  a.  0.  p.  161  setzt  als  volles  Gewicht  des  Silbertetradrachmons 
220  Grains  =  14,256  Gr.,  d.  i.  für  die  Drachme  3,564  Gr.  Das  Berliner  Gold- 
Pentadrachmon  von  Ptolemäos  l  im  Gewichte  von  17,84  Gr.  (Huber  Wiener 
Nomism.  Zeitschr.  I  S.  28,  Katalog  S.  149)  bestätigt  den  Ansatz  von  3,57  Gr. 
Die  oben  S.  646  AnnL  3  angeführten  Dekadrachmen  ergeben  eine  Drachme  von 
3,55  bis  3,50  Gr.  Das  goldene  Oktadrachmon  der  Arsinoe  IH  (Huber  a.  a.  0. 
S.  241  f.)  im  Gewichte  von  27,75  Gr.  führt  auf  eine  Drachme  von  3,47  Gr.  Die 
Dtdrachmen  der  Berenike  U  (Huber  S.  226  f.)  sind  zumeist  auf  eine  Drachme 
von  weniger  als  3,50  Gr.  geschlagen,  wogegen  zwei  Maximalprägungen  von 
3,73  und  3,69  Gr.  für  die  Drachme  die  Ausnahme  bilden.  Dafs  die  Ptolemäische 
Gewichtsdrachme  wahrscheinlich  auf  3,64  Gr.  normal  anzusetzen  ist,  wurde  oben 
S.  645  bemerkt;  allein  die  Norm  für  die  Münzprägung  hat  wohl  von  Anfang  an, 
entsprechend  dem  etwas  verringerten  attischen  Gewichte  der  Alexandermünzen, 
auf  dem  Betrage  von  3,57  Gr.  gestanden.  Im  Fortgange  der  Ptolemäischen 
PHigung  hat  sich  zuerst  eine  geringe  Gewichtsabminderung  beim  Golde  gezeigt 
(Brandis  S.  254),  später,  besonders  in  den  Zeilen  des  Verfalls,  sinken  die  Münz- 
gewichte im  allgemeinen. 


648  ÄGYPTEN,  Sais. 

mit  heutiger  Mttnie,  das  Talent  auf  4780,  die  Drachme  auf  0,80  Mark 
anzusetzen. 

Demg^qi^Gs  ergeben  sich  auch  für  das  Ptolemäische  Kupferialeal 
zwei  verschiedene  Wertbestimmungen  nach  heutigem  G^lde.  D^oi 
insofern  es  1  M^ne  Silbers  galt,  ist  es  mit  64,2  Hark  zu  yergleidieii, 
während  es  als  Äquivalent  von  8  Drachmen  Goldes  auf  79,7  Mark  aus- 
kommt Der  Komiker  Philemon  setzte  wahrscheinlich  dasselbe  Taknt 
zu  einem  Werte  von  3  attischen  Goldstateren  0»  d.  L  auf  73,1  Mark,  an. 

3.  Aulser  dem  Talente  Kupfers  gab  es  unter  den  Ptolemäem,  mt 
nicht  anders  zu  erwarten,  auch  Talente  Silbers  und  Goldes.  Denn  durch 
den  Fundamentalsatz  der  Ptolemäischen  Währung,  dafs  sowohl  8  Dncb- 
men  Goldes  als  1  Mine  Silbers  gleich  einem  Kupfertalente  gelten,  wurde 
die  Summierung  von  Drachmen  Goldes  und  Silbers  bis  zur  Zahl  600t, 
d.  h.  bis  zum  Talente,  nicht  ausgeschlossen.  Ptolemäos  II  hinteriie]^ 
aufser  anderen  Schätzen  eine  Summe  von  740000  Kupfertalentea  ^ 
ofifenbar  war  die  Absicht  gewesen  750  000  solcher  Rechnungstaleute, 
d.  i.  1000  Talente  Goldes,  aubu^eichern.  Effektiv  bestand  derScbaU 
wahrscheinlich  zum  grOfseren  Teile  aus  GoldmQnzen;  aulsenkmwar 
Silber'),  gewifs  aber  kein  Kupfer  niedergelegt  Das  PUdemSische 
Talent  Silbers  ist  mehrfach  bezeugt^);  es  galt,  wie  aus  dem  Voito^ 
gehenden  unmittelbar  folgt,  gleich  60  Kupfer-  oder  RechnungstaleuteB. 
Das  Kupfertalent  selbst  wurde  bezeichnet  durch  den  Zusatz  ;(aiUot 
vofilafictTog ,  dtiicli  voiJilafiaroQ  iTttoriiiov  xaXxov%  oder  hiefe  auch 
schlechthin  ägyptisches  Talent.^) 

1)  Oben  S.  130  Addi.  2. 

2)  Appian.  prooem.  10,  Niebuhr  in  den  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1820—31 
S.  97,  Letronne  a.  a.  0.  p.  20,  Rühl  a.  a.  0.  Dagegen  siebt  J.  G.  Drovsefl  Za 
Finanzwesen  der  Ptolemäer,  Sitzungsberichte  der  Berliner  Akad«  1882  (XI}  S.207C 
in  den  Aiyvnrm  rdXavra  Appians  Ptolemäische  Silbertalente. 

3)  Die  überlieferte  Zahl  740000  legt  die  Yennatong  nahe,  dafis  etwa  240000 
Rechnungstalente  effektiv  in  Silber  niedergelegt  waren.  Dies  würden  also  4000 
Silbertalente  gewesen  sein.  Der  Rest  in  effekUvem  Golde  betrug  dann  50  My- 
riaden Drachmen.  Yergl.  Bieronymus  in  der  folgenden  Anm. 

4^  Polyb.  5,  89,  1 :  intjyysiXaro  Ji  xcU  UtoXs/uucs  (4>$lomtm^)  «Wj 
{xoU  PoBloii)  a^yv^iov  Takavra  TQiaxoaiay  wovon  nach  §  5  der  dritte  Teil 
sofort  ausgezahlt  wird.  Auch  die  100  a^yv^iov  raXavrcu  welche  nach  {  OAnti- 
gonos  schenkte,  waren  wohl  auf  die  gleiche  Währung,  die  ja  mit  der  rfaodischcs 
identisch  war,  gestellt  Rierooym.  in  Daniel.  11, 5,  tom.  V  p.  506G  edit.  FrancoL. 
(Ptolomaeum  Philadelphum  habuisse)  auri  quoque  et  argenti  grande  poodus,  iti 
ut  de  Aegypto  per  singulos  annos  quattuordecim  milia  et  octingenta  talett^ 
argenti  acceperit   Vergl.  Droysen  a.  a.  0.  S.  218  f. 

5)  Polyb.  5,89,2.  22, 12  (23, 9),  4.  Dazu  kommt  das  bemerkenswerte  Cltl 
bei  Suidas  unter  vo/uarsvofuytDv:  x^^ov  rav  iv  IdXsSavS^ftiq  v0fuaxtvmit^ 
raXavra  TBr^axiax^Xia,  6)  Appian  a.  a.  0.:  xffnf^'^otv  S*  iv  xol&  ^«^ 
T^aatx^ae  xtü  ißSofirpcovra  fiv^tadss  raXttProfv  Atytmxiotv, 


§54,3.  BIÜNZWESEN.  649 

Die  jährlichen  Einkünfte  Ägyptens  betrugen  unter  Ptolemäos  11 
14800  Talente  Silbers,  d.  i.  nach  heutigem  Geide  57  Millionen  Mark, 
erreichten  also  nahezu  die  Summe  der  Tribute,  welche  aus  dem  ge- 
samten Perserreiche  an  Dareios  eingingen  (S.  493).  Der  hinterlassene 
Schatz  des  Ptolemdos  beUef  sich,  wenn  man  die  überlieferte  Summe 
auf  Silbertalente  reduciert,  auf  47  V2  Millionen  Mark.^ 

Es  bedarf  wohl  kaum  besonderen  Nachweises,  dafs  der  Münzwert 
desPtolemäischen  Kupfertalentes  den  wirklichen  Wert  des  entsprechen- 
den Kupfergewichtes  merklich  überstieg.  Andererseits  aber  würde  map 
fehlgehen,  wollte  man  das  ägyptische  Kupfergeld  schlechthin,  als 
Scheidemünze  betrachten.  Dagegen  spricht  sowohl  die  ziemlich  genaue 
Aofirechterhaltung  des  normalen  Gewichtes  auch  bei  der  Kupferprä- 
gong^),  als  auch  die  Zusammenzählung  der  Kupferdrachmen  zu  Ta- 
lenten und  Summen  von  Talenten,  d.  h.  die  Schöpfung  eines  Rech- 
Dungstalentes  in  Kupfer,  nach  welchem,  da  die  Wertverhältnisse 
zwischen  den  drei  Metallen  gesetzlich  fest  standen,  auch  die  grOfsten 
Sammen  Goldes  oder  Silbers  bezeichnet  werden  konnten.  Am  zu- 
treffendsten werden  wir  wohl  sagen,  dafs  das  Kupfer,  neben  dem  voll- 
wertigen Golde  und  Silber,  als  sekundäres  Wertmetall  hauptsächlich 
für  den  inneren  Kleinverkehr  diente,  aber  auch  nach  auswärts,  soweit 
Ptolemäischer  Einflufs  reichte,  seine  Geltung  behauptete. ') 

Neben  dem  durchaus  griechischen  Systeme  der  königlichen  Münze 
der  Ptolemäer  ging  eine  volkstümUche  Kupferrechnung,  in  welcher 
das  uralte  ägyptische  Gewicht  (§  41,  8.  10)  mit  dem  Talente  und  der 
Drachme  in  bequeme  Beziehungen  gesetzt  war.  Das  ägyptische  Ten, 
welches  auch  damals  noch  als  Zehntel  das  Ket  unter  sich  hatte,  wurde 
als  Mine  betrachtet  Sein  Sechzigfaches,  also  das  landesübUche  Talent 
Kupfers,  biefs  kerker.  Das  Ket,  das  Zehntel  des  Ten,  hatte  unter  sich 
wieder  10  Drachmen.  Zwischen  Ten  und  Drachme  stand  der  Shekel 
es  4  Drachmen.^  Es  bestand  also  folgendes  System: 


1)  Appian  und  Hieronymne  a.  a.  0.  Rühl  S.  628  redaciert  die  740  000  ägyp- 
tischen Tafente  Appians  ebeofalls  auf  12333V3  Silbertalente  und  vergleicht  mese 
Spnme  mit  48561650  Mtfk.  Nach  Droysen  a.  a.  0.  S.  208  kommt,  da  dieser 
Silbertalente  berechnet,  das  Sechzigfache  obiger  Summe,  nämlich  2850  Millionen 
Mark,  heraus. 

2)  Brandis  S.  290. 

3)  Aus  den  S.  648  Anm.  5  angegebenen  Stellen  des  Polybios  geht  hervor, 
dafs  1000  Talente  Ptolemäischer  KujpfermOnze  den  Rhodiem,  und  200  solcher 
Talente  den  Achaem  willkommene  Subsidien  waren. 

4)  E.  Revillout  in  der  Zeltscbr.  für  ägypt  Sprache  1879  S.  129  f.,  Droysen 
a.a.O.  S.  230 ff. 


660  ÄGYPTEN.  1*4.8.4. 

Kerker    1 

Ten 60        1 

Ret 600      10       1 

Shekel 1500      25      2  Vi  1 

Drachme 6000    100     10      4. 

Wie  diese  LaDdeswährung  dem  Kurse  nach  zum  Silberwert,  und 
femer,  wie  sie  gesetzlich  zur  königlichen  Münze  der  Ptolemaer  stand, 
ist  noch  nicht  vOUig  aufgeklärt  Doch  treten  ziemlich  deutlich  die  Kurs- 
verhältnisse 1 :106V3  und  1: 120  zwischen  Kupfer  und  Silber  herror-O 
Die  mehrfach  erwähnten  xcchcov  rdXavTa  laovo/nov  scheinen  Talente 
einer  königlichen  Kupfermünze  zu  sein ,  welche  zu  dem  hohen  Mflnz- 
werte  von  1 :  20  gegen  Silber  ausgegeben  war  und  nach  welcher  fer- 
mutlich  die  Masse  des  anderweit  umlaufenden,  weit  niedriger  ge- 
schätzten Kupfergeldes  reguliert  wurde.  2) 

4.  Nachdem  Ägypten  römische  Provinz  geworden  war,  horte  die 
Goldprägung  auf  und  das  Silbergeld  ging  in  BUlonmünze  über.  Es 
wurde  nämlich  an  die  Stelle  des  grofsen  Ptolemäischen  Oktadrachmoos 
der  Aureus  des  Augustus  von  nur  7,80  Gr.  gesetzt,  auf  diesen  aber, 
ebenso  wie  auf  das  alte  fast  viermal  so  schwere  Goldstück,  25  Tetra- 
dracbmen  im  Gewichte  von  je  4  Denaren  gerechnet.  Die  ägyptische 
Drachme  hatte  ako,  wie  auch  ausdrücklich  bezeugt  wird,  nur  den  Wert 
von  V4  Denar. 3)  Dabei  konnte  sie  nicht  von  reinem  Silber  sein;  ?iel- 
mehr  wurde  das  Tetradrachmon  seit  Tiberius  in  Billon  mit  einem  noch 
weit  niedrigeren  Silbergehalte  als  dem  von  1  Denar  ausgebracht <) 

Noch  bis  in  das  zweite  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  wurde  dieses 
Tetradrachmon,  wie  in  der  landesüblichen  Kupferrechnung  als  Shekel 
(§  54,  3),  so  griechisch  als  ararqQ  ^),  d.  i.  ab  Fttnfzigstel  einer  HGne, 
bezeichnet.  Es  blieb  also  bis  in  so  späte  Zeit  die  Erinnerung  daran, 
dafs  dieses  Fttnfundzwanzigstel  der  Ptolemäischen  Mine  (§  54,  1,  V) 
ursprünglich  der  doppelt  so  schweren  phOnikischen  Mine  untergeordnet 
war  (§  54,  1,  IV). 

Gegen  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  scheint  die  Ptolemäisefae 
Drachme,  welche  nun  die  ägyptische  hiefs,  auf  Ve  des  Denars  herab- 

1)  F.  Robiou  in  der  Revue  arch^ologique,  1873,  vol.  26  p.  98ft,  Droyw» 
a.a.O.  S.214f.  235. 

2)  Droysen  S.  215.  230  ff.,  besonders  S.  235  t 

3)  Der  anonyme  Alexandriner  Metrol.  Script  I  p.  300  (vergl.  oben  S.  594 
Anm.  5). 

4)  Mommsen  S.  723  f.  (Traducl.  Blacas  Ui  p.  333  flf.). 

^  5)  Metrol.  Script  I  p.  122  f.  126,  nnd  vergl  ebenda  den  Index  unter  «^«r^  ^- 


f6S,i.r  GYRENAIGA.  651 

gesetzt  worden  zu  sein.^)  Sie  wurde  also,  da  der  Deuar  als  attische 
Drachme  galt,  dem  Obolos  gleich.  Gewüs  ist  damals  auch  derjenige 
Betrag  ägyptischer  Kupfermünze  festgesetzt  worden,  welcher  einem 
attischen  Chalkus  »»  i/t^oo  des  römischen  Aureus  entsprach.  Das 
Fttnftel  dieses  Betrages  war  dann  vermutlich  eine  neue  Kupferdrachme, 
welche  den  Aureus  als  Talent  übersieh  hatte  und  gegenüber  der  Billon- 
drachme,  unter  Voraussetzung  gleichen  Gewichtes,  ein  Wertverhältnis 
von  1 :  40  darstellte. 

S  55.   Cyrenaiea, 

I.Längen-  und  Fächenmafs.  Die  königlichen  Ländereien 
der  Provinz  Cyrenaica,  die  Ptolemäos  Apion  im  J.  96  v.  Chr.  den  Rö- 
mern hinterlassen  hattet),  waren  nach  Hygin^)in  plinthides  geteilt 
Die  plinthis  hatte  6000  Fufs  ins  Gevierte  und  enthielt  1250  medimna. 
Das  medimnon  bedeutete  die  Aussaat  eines  Medimnos  Getreide  und 
entsprach  in  seinem  Betrage  ziemlich  nahe  dem  römischen  Jugerum, 
denn  es  enthielt  nach  dem  von  Hygin  gegebenen  Verhältnisse  gerade 
wie  dieses  28800  DFufs  (36000000  :  1250  =  28800).  Der  Unter- 
schied zwischen  Medimnon  und  Jugerum  beruhte  nur  auf  der  ver- 
schiedenen Gröfse  des  zu  Grunde  liegenden  Fufsmafses.  In  Cyrenaica 
galt  nämlich  der  attische  Fufs,  welchen  Hygin  den  Ptolemäischen 
nennt  ^)  und  zu  1 V24  des  römischen  bestimmt.  Demnach  enthielt  die 
plinthis  1356^^/288  römische  Jugera,  wofür  Hygin  in  runder  Zahl 
i356V3  rechnet;  das  medimnon  1^^/576  Jugera  =  31250  römische 
Quadratfufs.^)  Somit  beträgt  das  Medimnon  0,273,  die  Plinthis  341,6 
Hektaren. 

2.  Münzen.  Die  Landeswährung  von  Kyrene  war  in  der  ältesten 
Zeit  die  euboisch-attische,  nur  mit  der  Abweichung,  dafs  die  Drachme 
dieses  Systems  nicht  als  Einheit,  sondern  als  Doppelstück  oder  S  tat  er 
aufgefalst  wurde.  ^  Die  dem  attischen  Tetradrachmon  entsprechende 

1)  Meirol.  Script.  I  p.  t26  mit  Anm.  2,  p.  234,  t2~15,  Mommsen  im  Hermes 
V  S.  ia5  ff. 

2)  VergL  Borghesi  Sali'  etä  in  eni  la  Girenaica  divenne  provincia  romana, 
Oeuvres  II  jp.  395  f.,  W.  Rodsberg  Qaaestiones  de  rebus  Gyrenarum,  Frankenberg 
1875,  p.  5  ff. 

3)  De  condic.  agr.  in  den  Gromat.  ed.  Lachmann  p.  122  f.  (Metr.  scr.  U  p.  60  f.). 

4)  Vergl.  oben  §  tO,  3..  Nicht  zu  Terwechseln  ist  dieser  Ptolemäische  Fafe 
mit  dem  gleichnamigen  in  Ägypten  (§  53,  1),  der  später  der  Philetarische  ge- 
nannt wurde  (§  53,  4). 

5)  Hygin  a.  a.  0.:  quo  apparet  medimnon  eorum  iugerum  habere  I,  monetali 
anlem  mensura  unum,  unciam,  dimidium  scripalum  (nach  Laehmanns  Emenda- 
tion).   VergL  Rudorff  Gromat.  Instit  S.  288.  421,  Metrol.  Script.  II  p.  Vi  f. 

6)  Brandis  S.  124  f.  Vergl.  Aristoteles  in  der  folgenden  Anm. 


6^3  CYBENAIGA.  (».t. 

NjUnze  hiefe  demnach  m  Kyrene  TerifaOTctrfjQOjf^  und  die  hdlMaUiBcbe 
Drachme  wurde  zum  i^fiiarmijifov^  d.  L  zur  kyrendiacheD  Dradme.^) 
i;^  ViersUtereDstUck  wurde  sowohl  in  Gold  ala  in  Silber  aisg^diit.^ 
In  Gold  finden  sieh  aufeerdem,  wenn  auch  erst  in  der  Doduaer- 
wahnendeo  zweiten  Epoche,  Stocke  von  1  und  V«  Stater.')  OasZn«- 
staterenstück  ist  bereits  in  der  ersten  Epoche  durch  eine  Elektrot- 
mttKEe  vertreten  ^)  und  erscheint  häufig  in  der  zweiten  Epoche  ia  dor 
stadtischen  Prägung  von  Kyrene.^)  Dafs  aber  die  Nominale  von  4, 1 
und  V2  Stater  von  Anfang  an  der  kyrenäischen  Prägung  angehörten, 
geht  aus  dem  Zeugnisse  des  Aristoteles  hervor.  <0  In  Silber  sind  die 
Vierstaterenstücke  häufig;  dazu  kommen  Stücke  von  %  1,  ^/s»  ^/siuid 
Vi 2  Stater.*^)  Letzteres  Nominal  ist  mithin,  wie  es  im  Gewichic  dem 
attischen  Hemiobolion  entspricht,  nach  dem  kyrenäischen  System  da 
Obolos. 

Diese  älteste  kyrenäische  Münzprägung  hat  wahrscheinlich  mit 
der  Herrschaft  der  Batliaden  (640  v.  Chr.)  begonnen  und  bis  xmn 
Übergänge  zur  republikanischen  Staatsform  (450)  fortgedauert^)  Ve^ 
schiedene  Spuren  weisen  darauf  hin,  dafs  das  System  nicht  von  Athen, 
sondern  unmittelbar  aus  der  Heimatstätte  der  euboischen  Wshniag 
entlehnt  war.  9)  Doch  ist  die  genaue  Regelung  des  MOnzfuJses  jeden- 
falls attischem  Einflüsse  zuzuschreiben. 

Wie  in  Kyrene  die  attische,  so  galt  in  Karthago  (§  43,  8)  die  phft- 
nikische  Drachme  als  Stater;  es  war  also  hier  wie  dort  die  Hälfte  der 
Einheit  des  ursprüngUchen  Systems  zu  einer  einheimischen  Drachme 
gemacht  worden. 


1)  Aristoteles  bei  Poll.  9,  62:  ^  J^v^WÜ  '^^  'ux^aawamj^av  fuU  9r^ 
xal  fjfiustattjoov  XjipHSi   vo/iiäficeta. 

2)  L.  Mmler  Nnniisiiiatiqae  de  rancienne  Afirique  toL  I:  MoDOBiesdeli 
Gyr^naTqne  (Kopenhageo  1860)  p.  9  f.  20  f.  48.  78,  Supplement  (18r4)  p.  1.  !)• 
Das  Goldstück  wiegt  17,3  Gr.,  die  Silberstdcke  gehen  von  17,7  \m  17,2  Or^ 
in  der  stadtischen  Prägnog  bis  17  Gr.  und  darunter. 

3)  Müller  a.  a.  0.  Suppl.  p.  5.  19.  Über  andere  Teilstüeke  vergl.  deüdka 
p.  7.  19,  wobei  zu  beachten,  dafs  die  Ton  Müller  als  V^*  ^"^  'A*  Statir  ^ 
zeichneten  Nominale  im  kyrenäischen  Systeme  Sechstel  (Diobden)  und  AcMei 
des  Staters  sind. 

4)  Ebenda  p.  1.   Gewicht  8,64  Gr. 

5)  Müller  I  p.  48 ff.,  SuppL  p.  10.  Das  Maximalgewicht  von  8,63  bis  8,60 Gr» 
entsprechend  dem  Vierstaterenstück  von  17,2  Gr.,  ist  durch  eine  ziemliche  Aar 
zahl  von  Exemplaren  Tertrelen. 

6)  Oben  Anm.  1. 

7)  Müller  I  p.  9ff.,  Suppl.  p.  If. 

8)  Müller  1  p.  Ifil,  Brandis  &  124. 

9)  Müller  I  p.  21.  117,  und  vergl.  oben  §  48,  2. 


»66,3.  BfÜNZWESEN.  653 

Seit  der  Blitte  des  fünften  Jahrhunderts  wurde  das  Silber  zum 
Teil  zwar  immer  noch  nach  dem  attischen ,  zumeist  aber  nach  dem 
phönikischen  Fufse  ausgemünzt.  Das  Ganzstück  im  Gewichte  von  13,5 
bis  12,4  Gr.  entsprach  am  nächsten  den  Währungen  von  Samos  und 
Rhodos.  1)  Da  nun  daneben  noch  die  einheimischen  und  andere  ein- 
geführte Münzen  nach  attischem  Fufse  cirkulierten ,  so  ward  das  Vier- 
staterenstück oder  attische  Tetradrachmon  als  TtevradQoxfxov ,  d.  i. 
gleich  5  Drachmen  phönikischen  Fufses,  gerechnet  ^),  und  das  kyre- 
näische  goldene  Vierstaterenstück  galt  gleich  50  solchen  Drachmen 
und  hieft  davon  nevtriKonadifcixiiov.^) 

Unter  ägyptischer  Herrschaft  seit  dem  J.  322  wurde  zwar  der 
frohere  Münzfuß,  der  ja  mit  dem  Ptolemäischen  identisch  war  (§  54, 2), 
beibehatten ,  allein  das  Münzgewicht  etwas  erhöht,  sodafs  das  seitdem 
Übliche  Didrachmon  Silbers  bis  8  Gr.  oder  nahe  daran  reichte.^)  Frei- 
lich ist  auch  diese  sorgfältigere  Prägung  nicht  allgemein  auft*echt- 
erfaalten  worden,  sondern  wieder  bis  zu  dem  Fufse  von  13,2  Gr.  für 
das  Ganzstück  herabgegangen. 

1)  Vergl.  oben  $  48,  S  a.  E.  und  11.  Brandis  a.  a.  0.  nimmt  an,  dals  dieser 
M&nzfoGs  ttninittelbar  von  Samos  aus  eiagefflhrt  worden  sei.  Die  Gewichte  des 
Gtnxstückes  stehen  nach  Maller  I  p.  23  f.  43  f.  und  Suppl.  p.  4.  8  f.  in  der  Pragnng 
ohne  Stadlnamen  zwischen  13,42  and  12,58  Gr.,  in  der  stidtischen  Prägung 
xwiachen  13,47  und  12,44  (k. 

2)  Poll.  9,  60:  1^  Bi  ov  B^xf^  vofAUifAa  fi6yvy  alXa,  wd  navrfjxopra' 
o^axftov  MoZ  nevrad^axfAOv  na^  Kv0ij^cUoi6j  Müller  I  p.  121,  Brandis  S.  125. 

3)  So  wird  dieses  von  Poll.  a.  a.  0.  erwähnte  Nominal  am  einfachsten  ge^ 
deutet  Das  Wertverhältnis  zwischen  Gold  und  Silber  war  unter  dieser  Voraus- 
setion^,  abgesehen  von  dem  etwas  zu  niedrigen  Effeküvgewichte  der  MOnze 
phtaikischen  FutSses,  10 : 1.  Genau  nach  diesem  Verhältnisse  muüste  1  Silber- 
dnchme,  deren  Fünfkigiaches  ein  Goldstück  von  17,3  Gr.  galt,  3,46  Gr.  wiegen. 
Nachdem  unter  Ptolemäischer  Herrschaft  das  Münzge wicht  fOr  Silber  erhöht  war, 
stiegdasVerhältnis  der  Goldmünze  zum  Silbercourant  auf  llV'^t»  näherte  sich 
also  mehr  dem  in  Ägypten  üblichen  ($  54,  2). 

4)  Müller  I  p.  66. 119.  Brandis  S.  125  setzt  als  Normalgewicht  der  Drachme 
dieser  Prägong  3,95  Gr.,  mithin  für  das  Didrachmon  7,9  Gr.  an. 


SECHSTER  TEIL. 

Partikulare  HaÜM  Italiens  und  des  Westens. 

§  56.   Sieiiim. 

1.  Es  bedarf  noch  der  Unlersuchung,  ob  die  griechische  Be?ölke- 
ruDg  der  Insel  eines  gemeinsamen  oder  verschiedener  Längen- 
mafse  sich  bediente.  Die  zahlreichen  noch  erhaltenen  MonumeDte 
könnten  wenigstens  darüber  Auskunft  geben ,  welches  die  Maisstibe 
der  Architekten  gewesen  sind.  Doch  genügt  es,  um  diese  Frage  zu 
lösen,  nicht  einzelne  Dimensionen  beliebig  herauszugreifen,  soadern 
es  müssen  alle  erreichbaren  Messungen  mit  einander  verglicbeox  ^ 
verschiedenen  Möglichkeiten  der  Reduktion  auf  das  Fufsmafs  durchge- 
probt und  die  letzten  Folgerungen  nur  nach  strenger  kritischer  Sicb- 
tung  gezogen  werden.  Soweit  es  sich  jetzt  übersehen  Idfst,  schwanken 
die  Malsstäbe  zwischen  dem  gemeingriechiscben  (§  46,  2)  and  ^ 
attischen  Fufse.^) 

In  Leontini  und  wohl  auch  anderwärts  wurde  das  Ackermafs 
wie  in  Cyrenaica  durch  die  Aussaat  eines  ^^^i^vo^  bestimmt.  So  ent- 
stand ein  Flächenmafs,  welches  ungefähr  dem  römischen  mgenm  ent- 
sprach. 2) 

1)  Das  Material  för  die  Untersuchnng  findet  sich  naehgewiesen  bei  HoIb 
Geschichte  SiciUens  I  S.  170  ff.  288  ff.  405  ff.  437  ff.,  H  S.  325  ff.  502  ff.,  AiehäoL 
ZeituDff  XXXn,  t874,  S.  143  (L  Die  MessuDgen,  soweit  sie  nach  Pahnen  oid 
deren  Unterabteilungen  gegeben  sind,  müssen  vor  allen  Dingen  auf  das  Met^ 
mafs  reduciert  werden,  um  übersichtlich  sich  vergleichen  zulassen.  H.Vittia 
Archäol.  Zeitung  XV,  1857,  S.  98  deutet  die  Unterstufe  des  Olyrapieion  nAgn- 

?ent  zu  360  attischen  Fufs  Lange  und  180  Fnfs  Breite  (1  attischer  Fufo  — 1^^ 
BT.  Linien  -i  308,3  Millim.).  Derselbe  im  Philologus  XXIV  S.  602  bcreehad 
aus  dem  Altar  Hierons  11  einen  Fufs  von  316,8  Millim.  Das  allm&hliche  Befliß 
gehen  des  sicilischen  Fulses  Ton  315  auf  308  Millim.  sucht  er  in  derArcki^ 
Zeitung  XIX,  1861,  S.  179  und  S.  180  Anm.  10  nachzuweisen:  vergL  oben  S.49I 
Anm.  5. 

2)  Gic.  in  Verr.  m,  47, 112:  in  iugero  Leontini  agri  medimnum  fere  tntto 
seritur  perpetua  atque  aequabili  satione.   Andere  Schätzungen  der  auf  eia  K- 


1 56, 2.  LÄNGEN^  UND  HOHLMASS.  655 

2.  HoblmaTs.  Poiybios  nennt  aufser  dem  attischen  auch  den 
SineidTidg  fiidifivog.  Nach  attischen  Medimnen  bestimmt  er  (6,  89, 
13  f.)  die  Rationen,  welche  die  römischen  Soldaten  erhielten ;  den  sici- 
lischen  Medimnos  erwähnt  er  an  mehreren  Stellen ,  wo  er  die  Preise 
des  Weizens  in  GalUen,  Rom  und  Lusitanien  angiebt.^)  Danach  könnte 
es  scheinen,  dafs  der  siciUsche  Medimnos  verschieden  von  dem  attischen 
gewesen  sei;  wofür  auch  das  als  Beweis  sich  anführen  iierse,  dafs  Cicero 
auf  den  leontinischen  Medimnos  6,  Nepos  auf  den  attischen  7  römische 
Medien  rechnet  2}  Allein  das  Verhältnis,  welches  Cicero  zwischen 
dem  Medimnos  der  Leontiner  und  dem  Modius  ansetzt,  ist  demjenigen 
gleich,  welches  nach  anderen  übereinstimmenden  Zeugnissen  der  at- 
tische Medimnos  zu  dem  römischen  Mafse  hatte  (§  16, 1).  Es  unter- 
liegt also  keinem  Zweifel,  dafs  der  sicilische  Medimnos  dem  attischen 
gleich  war. 3)  Die  Verbreitung  dieses  ftlalses  in  Italien  und  dem  Westen 
lernen  wir  aus  dem  ebenangeflihrten  Zeugnisse  des  Poiybios  kennen; 
aber  nicht  minder  war  dasselbe  auch  im  Osten  bekannt  Denn  in  helle- 
Dislischen  Quellen  erscheint  ebenfalls  ein  sicilicher  Medimnos  und  ein 
dazu  gehöriges  Teihnafs,  und  zwar  in  nächster  Berührung  mit  dem 
phOnikisch-hebräischen  System.  Die  Excerpte  aus  Epiphanios,  welche 
fast  durchaus  zuverlässige  Angaben ,  freilich  in  sehr  verwirrter  Form 
enthalten ,  erwähnen  unter  anderem  auch  verschiedene  kyprische  Me- 
dimnen 4):  Tov  yctQ  fiidifivov  2akafilvioi  drovv  KiovaravTioi.  hc 
TtivTB  fiodlcjv  ix^vai,  naq)ioi  dh  xai  2ix€kol  xeaaaqiov  ri^laeog 
fiodliov  avTov  fi€TQOvaiv.  Es  lag  nahe,  da  hier  nur  von  kyprischen 
Gemeinden  die  Rede  zu  sein  scheint,  26lioi  statt  Sixekol  zu  ver- 
muten ^) ,  allein  die  letztere  Lesart  kehrt  auch  in  einer  zweiten  Bear- 


stimmtes  Flachenmafs  entfallenden  Aussaat  sind  oben  S.  630  Anm.  3  zusanunen- 

J «stellt.  Weiter  wird  diese  Materie  mit  ROcksicht  auf  die  Ertragnisse  eines 
Dgemm  und  auf  Gewicht  und  Nahmnffswert  der  geemteten  Getreidearten  be- 
bandelt von  M.  Voigt  im  Rhein.  Mus.  XXIV,  1869,  S.  57  ff.  66  ff.,  Mommsen  R6m. 
Gesch.  l^  S.  184  ff. 

1)  2, 15, 1.  9, 44,  3.  34,  8,  7  (nach  Schweighänsers  Emendation). 

2)  Cic.  in  Verr.  ü,  3, 46  §  110:  agri  Leonüni  decnmae  veniemnt  tritici  mc- 
dimnum  XXXVl,  hoc  est  tritici  medium  CG  et  XVI  milibus,  49  §  116:  ad  tritici 
medimnum  XG.  id  est  mod.  DXL    Über  die  Stelle  des  Nepos  s.  oben  §  16, 1. 

3)  Dies  nehmen  auch  BCckh  Staatsh.  I  S.  129  und  Mommsen  Rom.  Gesch. 
I*  S.  205  f.  an. 

4)  Metroi.  Script.  I  p.  261, 10—13,  de  Lagarde  Symmicta  11  S.  176, 21—23. 

5)  So  habe  ich  Metrol.  Script.  II  p.  151  vorgeschlagen,  jedoch  mit  dem  Zu- 
sätze *8ed  cum  JStxBXoi  tueantur  reliaua  fragmenta  Epipbaniana,  nihil  mutare 
aasus  sqid'.  Nichtsdestoweniger  brachte  Th.  Bergk  in  Fleckeisens  Jahrb.  1878 
S.  520  ^Xioi  nochmals  als  seine  eigene  Verbesserung  vor. 


656  SIGEIEN.  I S6,  i. 

beitung  des  Traktates  des  EpiphaDios^)  und  bei  Josepbos  wieder,  und 
Hberdies  löst  gerade  der  Text  des  Epiphaoios  das  Rätsel,  wie  der 
sicilische  Medimnos,  wennschon  dem  attischen  gleich,  seine  eigene 
Benennung  bewahrt  und  mitten  unter  vorderasiatischen  Hafsen  in 
Kypros  und  Palästina  Boden  gefafst  hat  Die  4V2  Modien  nämlich, 
welche  laut  Epiphanios  auf  diesen  Medimnos  gehen,  sind  nicht  ro- 
mische, sondern  phOnikisch-hebräische.^  Die  Benennung 'siciliscber 
Medimnos^  bedeutet  also  nicht  einen  Unterschied  dieses  Maises  vom 
attischen,  sondern  eine  von  der  attischen  abweichende  Einteilung, 
welche  eben  wegen  des  Ausgleiches  mit  dem  vorderasiatischen  Sys- 
teme, welcher  in  dieser  Benennung  seinen  Ausdruck  fand,  die  weite 
Verbreitung  des  sicilischen  Medimnos  veranlafste. 

Mit  dieser  Auffassung  stimmt  auch  eine  Angad)e  des  Josepbos  ^ 
tlbereib.  Nach  der  überlieferten  Lesart  nämlich  reduciert  der  Schrift- 
steller hebräische  Kor  sowohl  auf  attische  als  sicilische  Medimnen,  oder 
vielmehr,  wie  sicher  zu  verbessern  ist^)^  auf  attische,  d.  i.  römische, 
und  sicilische  Modien.  Als  gegenseitiges  Verhältnis  dieser  beiden 
Mafse  setzt  er  30:41,  also  nahezu  16:22,  wie  anderweit  bezeugt 
ist  (§  44,  10),  und  da  sowohl  der  römische  Modius  als  das  hebräische 
Kor  ihren  Beträgen  nach  genügend  bekannt  sind,  so  ergiebt  sich,  daß 
die  sicilischen  Modien  des  Josepbos  dasselbe  Mala  sind ,  welches  laot 
Epiphanios  A^l^tnd.  genommen  einen  Medimnos  ausmacht 

Auch  die  Nachricht  Diodors  über  die  Schenkung,  welche  Aga- 
thokles  im  J.  306  von  den  Karthagern  empfing,  bestätigt  indirekt  dieses 
Verhältnis;  denn  wenn  man  die  200000  Medimnen  Getreides  afe 
900000  Sau  auffafst,  so  entspricht  der  letztere  Betrag  vortefflich  deo 
900000  Drachmen  Silbers  oder  90 000  Drachmen  Goldes,  welche  als 
bare  Zahlung  bewilUgt  wurden  (§  43,  1.  8.  10). 

Es  ist  also  der  siciUsche  Modius  unmittelbar  von  dem  phönikischea 
Saton  hergeleitet,  nur  dafs  er  gemäfs  einer  auch  anderwärts  üblidwB 
Norm  etwas  unter  seinem  ursprünglichen  Betrage,  nämlich  auf  21^ 
Sextare,  geschätzt  worden  ist^)  Andererseits  entsprach  der  Medimnos 

1)  Metrol.  Script  I  p.  271,  U.  Die  lateinische  Übereetiung  U  P- iOl.4  W 
aus  der  ersten  Form  des  TrakUtcs  geflossen,  kann  also  nicht  als  sclbsliadifes 

"^2)Vw«r*oben  $  43, 1.  44,  9.  10.    Diese  Beziehung  auf  das  phönitodi- 
hebräische  Mafs  hat  zuerst  Christ  in  Fleckciscns  Jahrb.  1865  S.  456  richü j  ertonH- 

3)  Archäol.  3,  15,  3. 

4)  VcTffl.  oben  §  44, 10  S.  465.  ^  «      ^     ,   ^^ 

5)  Vergl.  §  42, 18,  insbesondere  S.  412  A,  ferner  $  46, 16,  H  und  mIm«»« 
den  provinzialen  Modius  der  Römer  §  53,  12. 


|M,s.t.  HOHLHASS.  657 

sehr  nahe  der  persischen  Artabe,  von  welcher  er  jedoch  in  der  Ein- 
teilttsg  abwich  (§  45,  3). 

Auch  die  VerwandUchaft  mit  dem  IginSischen  System  ist  leicht 
lu  erkennen.  Denn  wenn  das  Saton  in  seinem  vollen  Betrage  genau 
dem  tfginäiscben  Hekteus  entsprach  (§  46,  8),  so  ist  der  sicilische  Mo- 
dius  XU  betrachten  als  ein  etwas  zu  niedrig  geschätzter  Hekteus.  Und 
wie  dieTeihnafise  des  äginäischen  Hekteus  durch  fortgesetzte  Halbierung 
gebildet  wurden,  eine  Einteilung,  welche  dann  auch  auf  den  attischen 
Hekteus  und  römischen  Modius  überging  (§  46,  8.  0),  so  finden  wir 
in  dem  syrisch-aleiandrinischen  Sextar  ein  späteres  provinziales  Mals, 
welches  als  Vie  dem  sicilischen  Modius  sich  zuordnete,  gerade  wie  der 
römische  Sextar  dem  romischen  Modius.  i) 

3.  Das  attische  System  finden  wir  mit  geringen  Abweichungen 
vertreten  in  den  Hohlmafsen  von  Tauromenion,  welche  durch 
inscfariftliche  Oberlieferung  uns  näher  bekannt  sind.  Als  Mafse  des 
Trockenen  waren  der  fiidifivog  nebst  seiner  Hälfte,  dem  fifiidi^vog^ 
und  das  rifilcKvov  in  Gebrauch. >)  Ferner  bezeugen  ausführliche  amt- 
liche Rechnungen,  welche  etwa  in  die  Jahre  191 — 163  v.  Chr.  zu  ver- 
setzen sind  3),  dafs  das  Hauptmafs  des  Flüssigen  der  xadog  war,  und 

1)  S.  das  Nähere  §  51,  4  und  vergl.  S.  514  f.  Dagegen  hat  eine  andere, 
anfangs  sehr  lockende  Kombination,  nach  welcher  der  syrisch -alexandrinische 
Sextar  auch  in  das  System  von  Tauromenion  ($  56,  3)  sich  einiuf&gen  schien, 
nicht  als  stichhaltig  sich  erwiesen.  Setzte  man  nämlich  versachsweise  den 
tanromenitani  sehen  itadoi  der  römischen  Amphora  gleich  und  bestimmte  die 
aginiischen  Malse  abwärts  vom  Metretes  nach  der  oben  angedeateten  Formel 
'Hekiens  »i  sidlischer  Modias',  so  erhielt  man  folgendes  g^chlossene  proYin- 
aale  System: 

ägmäischer  Metretes   »i  aicilischer  Medimnos  «>  96  römische  Sextare 
halber  ägin.       ^         -.         ^         näSoQ        — i  48         »  , 

ägioäiscber  Hektens    »         .         Modius      «»  21'/»     »  » 

Chus         —         y,         nooxos       —    8         »  , 

äginäisches  Dikotylen  »i  sicilisches  fter^ov       «»    1  ^a     „  „ 

iginäiscbe   Kotyle      ■■  sicilische   Kotyle       -■      »/t     „  ,    , 

oder  syriscb-alexandrinische  Sextare  auf  den  Medimnos  72,  auf  den  nodos  36, 
anf  den  Modius  16,  auf  den  n^xos  6,  auf  das  ftjiroov  1,  auf  die  xorvilf/  7s. 
Allein  dem  Systeme  von  Tauromenion  ist  der  sicilische  Modius  fremd  (}  56, 3); 
■ithiB  sind  auch  ^e  anderen  Mafse  unmittelbar  aus  den  attischen  abzuleiten. 
Wohl  aber  ist  die  Möglichkeit  offen  zu  halten,  dafs  anderwärts  noch  provinziale 
Ma(M  sich  finden  werden,  welche  in  das  eben  aufgestellte  System  einzu- 
ordnen sind. 

2)  G.  I.  Gr.  lU  Nr.  5640  und  dazu  Franz  p.  643.  Über  die  Form  ^fiädifipoe^ 
welche  in  ihrer  Bildung  dem  lateinischen  semodius  entspricht,  vergL  Böckh 
Gesammelte  kleine  Schriften  IV  S.  410  und  die  im  Index  zu  den  Metrol.  Script, 
onter  ^fUSifirov  nachgewiesenen  Stellen. 

3)  G.  L  Gr.  in  Nr.  5641.  5642,  Eug.  Bormann  De  mensuris  Tauromenitanis 
io  den  Gommentationes  philologae  in  honorem  Th.  Mommseni  scripserunt  amici, 
Berlin  1877,  p.  750—52. 

HuUieli,  Metioloffle.  42 


658  SiCüJEN.  fse«! 

dieser  in  6  nq6%oiy  der  ftQoxog  in  6  fiktqa^  das  fiirQov  in  2  xottflai 
geteilt  wurde.  Etwa  seit  dem  J.  172  kommt  das  fiitQov  in  den  Rech- 
nungen nicht  mehr  vor,  sondern  dafür  sein  Dreifadies,  dtr  tQlfitt^og, 
also  die  HsUte  des  ^Qoxog.^)  Nimmt  man  an,  dafs  die  lanvhj^ot 
Tauromenion  der  attischen  gleich  gewesen  ist,  so  ergiebt  sich  der 
Ttqoxog  ab  identisch  mit  dem  attischen  Chus^,  und  der  xa^ab 
HxUto  des  attischen  Metretes.^)  Diese  Vermutungen  werden  zunicbst 
dadurch  bestätigt,  dafs  zwar  nicht  %adog  und  7tQ6%og^  wohl  aber  die 
doppelt  so  grofsen  Mafse  unter  den  gleichen  Benennungen  anderweit 
nachzuweisen  sind^);  aufeerdem  aber  beweist  die  Analogie  der  lb6e 
des  Trockenen  ^),  dafis  wir  für  Flüssigkeiten  auch  nur  attische  Ma6e 
Ton  der  xon^Ai;  aufwärts  zu  erwarten  haben.  Trefflich  stimmt  scfaliefc- 
hch  zu  alledem  das  Zusammentreffen  des  fiitQov  mit  dem  römischeB 
Seitar,  wodurch  sich  weiter  bestätigt,  dafs  die  Römer  das  attische  Jbk 
zuerst  in  Sicilien  kennen  gelernt  und  von  dort  entnommen  babeo.*) 
Eine  andere  jüngst  entdeckte  Inschrift  von  Tauromenion  ffligt  zu 
den  Mafsen  des  Trockenen  das  xcnadlxiov^  d.  i.  die  Hälfte  des  rffiUxfW 
hinzu.  ^  WahrscheinUch  fehlte  auch  die  xolviS  ^^^^^^  '^^  ^^^  Systeme, 


1)  Sowohl  diese  Verhältnisse  als  die  Zeit,  von  welcher  an  der  r^^^ 
auftritt,  weigt  Borraann  a.  a.  0.  p.  751  nach. 

2)  So  Frani  za  C.  I.  Gr.  III  p.  649  nnd  Bormann  a.  a.  0. 

3)  Bormann  p.  751  f.  Irrtflmlich  setzte  Franz  a.  a.  0.  den  mo^  dem  Me 
tretes  gleich. 

4)  Ckidui  findet  sich  als  Benennung  des  attischen  Metretes  nn  Ctmea  k 

fonderibns  vs.  84  f.  (Metrol.  Script.  11  p.  93),  womit  der  hoSos  iltUmt  ia  ta 
ragmente  Metrol.  Script.  1  p.  277,  8  (de  Lagarde  Synunicta  I  S.  221  f.)  Aberdi- 
stimmt:  8.  oben  §  51,  4,  insbesondere  S.  587  Anm.  3.  n^x^f  wird  als  Hak 
Ton  12  Sextaren  in  zwei  metrologischen  Fragmenten  bezeugt,  worftber  der  hte 
zu  den  Metrol.  Script,  unter  n^oxP^  den  Ausweis  giebt  (statt  der  TerdcrMeB 
Lesart  ß(>6xovs  I  p.  257,  25,  welche  bereits  durch  Hinweis  auf  die  lateini«^ 
Obersetzung  II  p.  144,  21  von  mir  auf  n(f6xovs  surückgefflhrt  war,  eraehoBt 
jetzt  bei  de  Lagarde  Symm.  I  p.  169,  54  n^xßvt  mit  der  Variante  nfh^^ 
Wir  haben  also  hier  einen  ttdBos  und  n^oxoSy  welche  je  das  Doppelte  der  glck^ 
namigen  sicilischen  Mafee  ausmachen,  eine  Erscheinung,  deren  häofigeret  Vah 
kommen  im  Altertum  oben  S.  395  Anm.  2  nachgewiesen  ist 

5)  Der  sicilische  Medimnos  ist,  wenn  auch  in  phönikische  Sata  geteilt,  ^ 
attisdien  gleich  (§  56,  2);  um  so  mehr  mufs  der  fiä9ifiroe  too  TanroaieBifla 
nebst  seiner  dem  attischen  Systeme  gemiüsen  Unterabteilung,  dem  Ij/Umnt^ 
auch  attisches  Mafs  sein. 

6)  Mommsen  Rom.  Gesch.  I*  S.  205  f.,  Bormann  a.  a.  0.  S.  752.  AufiMrta 
liefse  sich  vielleicht  noch  die  Analogie  anführen,  da(b,  wie  die  attisch-sidUscbea 
Hauotmafse  des  Flüssigen  ein  fisr^t^  und  dessen  Hälfte,  der  MoOj  siad, » 
die  Römer  als  Hauptmafs  ihre  amphora  und  dazu  als  Hälfte  die  ainu^  dL  L  ««^ 
bildeten  (vergl.  Index  zu  den  MetroL  Script  unter  9ta9o£  i.  q.  ^ßuttftfoft^r). 

7)  S.  das  Nähere  bei  Gomparetti  in  Fleckeiseos  Jahrb.  1869  S.  305  £  Dk 
Inschrift  ist  im  J.  1868  entdeckt  worden.    Dafe  Karadix^or  die  Hälfte,  ^ 


( 56x8.4.  HOHLMASS.   MONZSYSTEME.  659 

sei  es  nuo,  dais  sie  der  attischen  oder  der  herakleotischen  (§  57,  2) 
gleich  war. 

Es  ergiebt  sich  demnach  folgende  Übersicht  der  tauromenita- 
Dischen  Mafee: 

Liter  Mafse  des  Trockenen 

52,53      fiidiiAvog 1 

4,377    ^filexTov 12     1 

2,189    xaradlxiov 24     2     1 

Liter  Mause  des  Flüssigen 

19,70       xadog 1 

3,283    TtQoxog 6       1 

1,641     TQliiierQog 12       2     1 

0,547    lA^TQov 36      6     3     1 

0,274    xoTvXti 72     12     6     2. 

4.  Eine  Behandlung  der  sicilischen  Münzwahrungen  würde 
die  Grenzen,  in  welchen  dieses  Handbuchsich  zu  halten  hat,  weit  über- 
schreiten. Ja  es  kann  selbst  die  Mttnzgeschichte  von  Syrakus  i),  als 
der  gröfsten  und  mächtigsten  Stadt  der  Insel,  nur  insoweit  hier  be- 
rührt werden ,  als  die  Vergleichung  mit  der  attischen  Währung  und 
der  Zusammenhang  mit  den  italischen  Mttnzrerhältnissen  es  erfordern. 
In  ganz  Siciiien  mit  Ausnahme  der  nordöstlichen  Küste  von 
Himera  bis  Naxos  herrschte  von  Haus  aus  die  euboisch-attische  Wäh- 
rung. 2)  Das  Grofsstttck  war  in  einigen  Städten  das  Didrachmon ,  in 
anderen  das  Tetradrachmon.  Diese  Silberwähnmg  wurde  in  eigentüm- 
licher Weise  mit  der  italischen,  auch  in  Siciiien  von  ältester  Zeit  an 

zwar  des  vuUmtov^  bedeuten  müsse,  weist  Gomparetti  S.  309  nach.  In  Herakleia 
bieis  ein  Mafs  gleichen  oder  ähnlichen  Betrages  xa88ixov  ($  57,  2). 

1)  Eine  vorzügliche  und  allgemein  anerkannte  DarsteUung  der  verschiedenen 
Epochen  der  syraknsanischen  Prägung  ffiebt  B.  V.  Head  On  the  chronological 
sequence  of  the  coins  of  Syracuse  im  Numism.  chron.  XIV,  1874,  p.  Iff.,  und 
vergl.  dazu  die  Bemerkungen  von  A.  y.  Sallet  und  Ad.  Holm  in  der  Berliner 
Zeitschr.  für  Numism.  1875  S.  184  ff.  334 ff.,  J.  P.  Six  un  Numism.  chron.  1875 
P.26ff.,  W.  Deecke  Etruskische  Forschungen,  2.  Heft,  Stuttgart  1876,  S.  73  ff. 
iKe  Übersicht  über  die  einschlägige  Litteratur  giebt  Head  p.  5  f. 

2)  Mommsen  S.  68.  77  (Traduct  Blacas  1  p.  92.  102),  Ad.  Holm  Geschichte 
Sidliens  im  Alterthum  I  S.  159.  402,  0  S.  337  f.,  Gatalogue  of  the  Greek  coins 
in  the  British  Museum,  Sicilv  edit.  by  R.  S.  Poole,  London  1876.  Auf  attische 
Wahrung,  nämlich  auf  Drittel  und  Achtzehntel  des  Tetradrachmons,  waren  nach 
Imhoof-Blumer  in  den  Monatsberichten  der  Berliner  Akad.  1881  S.  658  ff.  (Systeme 
monitaire  enbolqne  im  Annuaire  de  numism.  1882  p.  92  f.)  auch  die  ältesten 
Münzen  von  Naxos,  Zankle  und  Himera,  sowie  von  dem  Zankle  gegenüber  liegen* 
den  Rhegion  geschlagen.  Doch  nimmt  J.  Friedlaender  in  der  Berliner  Zeitschr. 
f.  Numism.  1882  S.  99  ff.  für  diese  Prägungen  den  äginäischen  Fufis  (welchen  er 
mit  Böckh  den  euboischen  nennt)  in  Anspruch  und  setzt  das  Normalgewicht 
der  Drachme  auf  6,067  Gr. 

42* 


660  SlCaiEN.  i  M,  4. 

eiDbeimischen  Kupferwibning  ferkDOpft.  Die  Einheil  dertelbea  war 
iD  Italien  das  Pfund  Kupfer  mit  seinen  duodecimalen  Teilen.  Die  Be- 
neniHingen  im  Griediiselien ,  die  gani  den  lateinischen  naehgebildet, 
sind,  lauten : 

Pfund  UT(fa —  libra 

®/is   '^filliT^v  (fifuXlxifiov)  -«  semis 
*/ii    Ttevxoyiuov    .     .     .     .  =  quincunx 

*/ij   XB%Qag =  triens 

^/i3    %((iaq as  quadrans  (terancios) 

*/iJ    i§ag  (l^cfvrtoy)  .     .     .  — ■  sextans 

Vi«    ovyKla =  uncia.O 

Diese  Kupferwährung  vereinigte  sich  zunSclist  in  der  Weise  mit  dem 
griechischen  Systeme,  dafs  die  Litra  auf  die  Hälfte  der  attischen  IGne 
normiert  und  statt  der  letztem  als  Gewicht  eingefügt  wurde.  Das 
Kupfertalent  enthielt  also  120  Litren.  Femer  wurden  die  Werte 
der  Kupferwähmng  in  ein  festes  Verhältnis  zur  Silbermünze  gesetxt 
Aristoteles,  dessen  Angaben  über  das  sicilische  System  uns  glücÜicher- 
weise  der  Hauptsache  nach  erhalten  sind  2),  sagt,  dafs  der  korinthische 
Stater  in  Sicilien  dexdXiTQog  geheifsen,  weil  er  1 0  Litren  gegolten  habe. 
Korinthischer  Stater  ist  hier  nur  ein  anderer  Ausdruck  für  das  attische 
Didrachmon,  welches  bekannllich  gleiches  Gewicht  mit  jenem  hat  (§  25, 4. 
47,  5);  Aristoteles  gebraucht  den  Namen  nur  deshalb,  weil  es  zu  seiner 

1)  Diese  Beseichnongen  giebt  Aristoteles  bei  Poll.  4, 174  f.  9, 80,  EpichanM» 
bei  PoU.  9,  82,  Hesyeh.  onter  i£cfe,  T&tQavxet^  t^vtoc.  AoffilUg  ist  die  Tcr- 
änderte  Bedeutung  too  t^mcs  und  xexqas;  es  sind  die  Nachbildangea  Ton  Uieu 
uod  quadrans,  aber  r^tas  beseiehnet  S  Unzea  (-■  terunciut)^  xnifos  4  Doicl 
Vergl.  Böcldi  S.  292  ff.,  Mommsen  S.  82  f.  (Tradact.  Biacas  I  p.  110  f.).  Das  tob 
Epicharmoe  bei  PolL  9,  82  (Mekrol.  seript.  I  p.  XX.  292)  erwähnte  jcin»/Ma» 
a^iftay  wird  von  Read  a.  a.  0.  p.  80  gedeutet  auf  eine  kleine  syrakusawsdM 
Silbermünze  des  5.  Jahrhunderts  im  Gewichte  von  0,36  Gr.  a-  ^^  att  Obok«. 
Vergl.  unten  S.  661  Anm.  1. 

2)  Poll.  4, 174  f. :  ji^i/^rarähjs  ip^  fUv  lAMQayavtüfmv  nol^Miq,  arffuri^r 
ms  i^/ilew  nevTTptovra  XiT(fa6,  Mayei'  n  &  Xir(fa  dvvareu  oß9Mv  Aip- 
vtuoVf  iv  8i  *Ift9Qaic9P  nohfiq  ^clv  di  oi  JSixaXiwra*  rovQ  fniw  iio  j^cjUmc 
i^vra  xalovcif  tov  8i  Sva  avytciar,  rifvs  di  xqbU  t^mcvth,  xovs  $i  IE  V^ 
Xir^oPf  ror  di  oßaXar  Xix^avt  rov  Si  Ko^r&iov  arax^ffa  ^tanJUrf»',  «t» 
d^Ma  ^ßaiovs  dwara$.  Dasselbe  wird  mit  ähnlichen  Worten  9, 80  f.  wiederitok. 
An  einer  dritten  Stelle,  9, 87.  heifst  es:  rb  fUrrot  JStKaXtxar  raXartor  iÄ^cmr 
tex^f^f  To  fUtf  OifXfittöv,  «k  A^xatiXrii  Aeyst,  xäxxa^  xiä  8uto€$  xovß  vti/t^ 
fiOvQ,  x6  8i  vifxsQOv  9voKaiÜHa'  d'Craa&Oi  Si  xov  vovfifwp  x^ia  ^fumfliht 
Schol.  BL  lu  IL  5,  576:  xo  xakavxop  Sa  x6  vw  Xayouuyav  jäxxmw'  nm^9i 

fu>£  xQia  fifumßhXutf  ats  iv  xole  nsifl  ^io^dovoQ  jinoXioBw^o^  Nach  V.  Rise 
Aristoteles  Pseudepigraphus,  Leipzig  1863,  p.  400f.  hat  PoUox  diese  nod  i  "^ 
Notizen  aus  Didymos  geschöpft    Vergl.  auch  Metrol.  Script  1  p.  153  f. 


9  M>  4. 5.  UTRENSYSTEM.  661 

Zeit  iB  der  Münze  Athens  keine  Didrachmen  gab,  in  Sicilien  aber  das 
Didrachmon  in  mehreren  StMten  einhrimisch  war,  und  daneben  der 
durch  den  Handekyerkehr  hanfige  korinthische  Stat^  cirknlierte.  Es 
wurde  also  der  korinthisch-sicilische  Stater  im  Normalgewichte  Ton  2 
attischen  Drachmen  (««8,73  Gr.)  decimal  eingeteilt  Mithin  war  das 
Zehntel  desselben  von  0,87  Gr.,  weldies  besonders  in  der  syrakusani- 
schen  Prigung  lange  Zeit  die  gewöhnliche  kleine  Silbermünze  bliebt» 
das  Silbertfqmvalent  für  eine  Litra  Kupfers.  Der  eigentümUche  Name 
dafür,  den  uns  Aristoteles  d)enfolls  überliefert,  ist  yovfifiog,  eigentlich 
das  griechische  vofiog,  dann  latinisiert  zu  numti«  oder  wwmnw  und  in 
dieser  Form  in  das  Griechische  zurückgenommen;  doch  UUst  sich  auch 
das  ursprüngliche  vo^og  noch  nachweisen.  2)  N6fJLog^  eigentlich  die 
Satzung,  die  Abteilung,  bezeichnet  im  sicilisch-italischen  Systeme  die 
Rechnnngsmünze,  welche  den  gegenseitigen  Wertausdruck  von  Silber 
und  Kupfer  Termittelt,  das  SilberäquiTalent  fUr  die  Rechnungseinheit 
in  der  Kupferwährung.  Damit  ist  zugleich  das  charakteristische  Merkmal 
dieses  Systems  ausgesprochen :  es  steUt  eine  Kupferwahrung  dar,  deren 
höhere  Nominale  durch  Silbertnünzen  ausgedrückt  sind. 

5.  Es  fragt  sich  nun,  in  welchem  Verhältnis  mit  der  Vereinigung 
beider  Währungen  das  Kupfer  zum  Silber  angesetzt  worden  ist.  Das 
Pfund  Kupfer  oder  die  Litra  wurde,  wie  bereits  bemerkt,  auf  eine  halbe 
Mine  =»  Vi 20  attisches  Talent s)  gesetzt,  das  silberne  Dekalitron  hatte 

1)  Mommsen  S.  81  (Traduct  Blac.  I  p.  108  f.),  Lenormant  I  p.  79.  Ffir  AgrU 
gent  weist  Imhoof-Blnmer  Monnaies  greeqnea,  Italic  et  Sidle,  Amsterdam  1882, 
p.  14,  aolser  der  litra  im  Maximalgewichte  von  0,80  Gr.  aneh  ein  P€H(TaXixoo¥) 
im  Gewichte  einer  attischen  Drachme  nach.  Als  doodecimale  Teile  der  Süher- 
litra  wnrden  nach  Head  p.  80  im  5.  und  4.  Jahrhundert  in  Syrakns  ansgeprigt 
das  doppelte  und  das  einfache  Pentonkion,  der  Tetras  nnd  der  Trias.  Da  das 
attische  Didrachmon  nach  dem  eigenen  Systeme  in  12  Oholen  und  nach  sicilischer 
WUunng  in  10  Litren,  die  Litra  in  12  Unien  zerfiel,  so  war  das  doppelte  Pen- 
tonkion  gleich  1,  das  einfache  gleich  V<  attischen  Obolos. 

2)  Novfifio£  Aristoteles  bei  Poll.  9, 79  f.  87  nnd  ApoUodor  in  den  Schollen 
6L  zn  Homer  U.  5,  576,  vSftos  in  der  Inschrift  von  Herakleia  G.  I.  Gr.  Nr.  5774 
(vergl.  unten  §  57, 5).  Üher  die  Frage,  oh  etwa  povu/we  ursprünglich  nicht  die 
Silherlitra,  sondern  das  Zelinfache,  den  mortis  Bexodtr^,  bedeutet  habe,  also 
dem  tarentinischen  t^ov/i/uoe  gleich  gewesen  sei,  Tergl.  unten  S.  666  Anm.  1. 

3)  Dafe  120  Litren  auf  das  Talent  gerechnet  wurden,  weisen  Böckh  S.  294  ff. 
und  D.  Gomparetti  in  Fleckeisens  Jahrbflchem  1869  S.  305  ff.  aus  Inschriften 
nach.  Vergl.  auch  Böckh  Index  Lect.  1843/4  (Gesammelte  kleine  Schriften  IV 
S.  534  ffX  Franz  zu  G.  I.  Gr.  m  Nr.  5640  p.  641,  Nr.  5641  p.  649.  Da  das 
attische  Talent  60  eigene  Minen  hat  und  gleich  80  römischen  Pfund  ist,  so 
folgt  unmittelbar,  dafs  die  Litra  als  Kupfergewicht  in  ihrem  normalen  Betrage 
auf  i/s  attische  Mine  «-  50  attische  Drachmen  «-  '/s  römisches  Pfund  stand 
(vergl.  Mommsen  S.  80  >=  I  p.  106).  Vom  Standpunkte  der  vergleichenden  Me- 
trologie aus  ist  die  litra  nichts  anderes  als  eine  leichte  Mine,  welche  sich  der 
doppelt  so  schweren  attischen  zuordnet  (s.  S.  151  nnd  die  dort  in  Anm.  1  dtierten 


662  SIGIUEN.  fM,5. 

das  Gewicht  von  2  Drachmen-»  ^/sooo  Talent  und  gah  gleich  10 Pfund 
Kupfer;  mithin  galten  12  Didrachmen Silbers  soviel  als  1  TalentKupfere, 
d.  h.  das  Silber  stand  in  seinem  Werte  zum  Kupfer  wie  250 : 1.0 

Wir  können  die  Entwickelung  der  syrakusanischen  Silberpiügnng 
vom  6.  Jahrhundert  an  verfolgen.  In  (äesem  und  noch  in  dem  folgenden 
Jahrhundert  hat  es  sicilisches  Schwerkupfer  gegeben.  Die  Litra  wog 
BormaU  als  Hfllfte  der  attischen  Mine,  218  Gr.,  die  Unze  18  Gr.,  die 
Doppelunze  36  Gr. 2)  Allein  im  Laufe  der  Zeit  sind  auch  in  Syrakos, 
wie  überall,  wo  Schwerkupfer  und  Silber  neben  einander  kursi^teB, 
starke  Reduktionen  des  minderwertigen  Metalles  eingetreten.  Norblid) 
hier  bei  diesen  Änderungen  zunächst  das  Wertverhähnis  zwischen  Silber 
und  Kupfer  unberOhrt,  indem  eine  entsprechend  grOfsere  Zahl  von 
reducierten  Kupferstücken  auf  das  gleiche  Silbergewicht  gerechnet  wor- 
den. Thatsächlich  war  damit  ein  gewaltsamer  Umsturz  der  bisherigei 
Kreditverhtfltnisse,  also  ein  Staatsbankerott,  verbunden s),  vrieudi  sofort 
zeigen  wird. 

Dionysos  der  Ältere  (405 — 367)  ergriff  verschiedene  von  seoea 
Zeitgenossen  getadelte  und  bespöttelte  Hafsregeln  um  seine  Kassen  zu 
fallen.^)  Unter  anderem  soll  er  das  Silber  eingezogen  und  dafQrZinn- 
geld  ausgegeben  haben. i^)  Vermutlich  bestand  die  neue  MOnze  nkbt 
durchaus  aus  dem  im  Verhältnis  zum  Silber  so  geringwertigeD  HetaUe, 

Stellen).  Auf  dasselbe  Gewicht  von  '/s  römischen  Pfund  wurde  im  4.  Jtbii 
in  Etrurien  der  Kupferas  ausgebracht  (|  57,  9  gegen  E.).  Eine  urspiilngBdie 
Gleichheit  der  siciiischen  Litra  mit  dem  römischen  Pfunde  vermutet  W.  Chmt 
in  den  Sitzungsberichten  der  Münchener  Akad.  1862,  I  S.  69. 

1)  Mommsen  S.  SO  (Traduct.  Blacas  I  p.  106),  Brandis  S.  274.  277,  Lenor- 
mant  1  p.  160,  Head  a.  a.  0.  p.  12  f.,  Deecke  a.  a.  0.  S.  73,  J.  Rubino  Beiträge 
zur  Vorgeschichte  Italiens  S.  ö  ff. 

2)  Head  p.  12  f.,  Brandis  S.  277.  Letzterer  S.  21h  fL  versucht  for  diese 
Periode  geprägte  Doppelunzen  von  33,74  bis  28,97  Gr.  und  Unien  von  18,17  bis 
14,80  Gr.  nachzuweisen;  doch  sind  diese  Stücke  nach  Head  p.  30  ff.  in  die  Zeit 
des  Timoleon,  also  in  die  zweite  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts,  zu  Tersetieo,  nsA 
ihr  Münzwert  hat  den  Metallwert  etwas  überstiegen.  YergL  unten  S.  664  Ania.  l 

3)  Mommsen  S.  83  f.  (Traduct  Blacas  I  p.  112  f.),  Head  p.  13  f.  LeUterer 
weist  gegen  Brandis  S.  278  f.  (der  ein  Steigen  des  Münz  wertes  des  Kupfers  gegea 
Silber  auf  1 :  125  und  weiter  bis  1  :  50  annimmt)  nach,  dafs  das  WertTcrhiltnis 
1 :  250  zwischen  Knpfer  und  Silber  in  Syrakus  bis  in  die  ersten  Jahre  der 
Regierung  Hierons  U,  entsprechend  den  italischen  Münzverhältnissen,  uiTtr- 
ändert  blieb. 

4)  S.  den  ausführlichen,  allerdings  aus  einer  tendenziös  gefärbten  OaeUc 
stammenden  Bericht  bei  Aristoteles  Oecon.  2  p.  1349  f.  Bekk.,  und  vergl.  flol* 
Geschichte  Siciliens  H  8.^443  ff. 

5)  Aristoteles  a.  a.  Ö.  p.  1349*:  ovx  evTtOQmr  3i  d(fyv^iav  rofufffui  hoft 
xafmriQOv  xcU  awayay&v  katkriitiav  nolXoL  tov  xeK0fif*i9H>v  vofiUfftat^  vm^ 
Mtetf  oi  8i  i\fnj(plcavTO  9  xtü  f/Lri  ßovXofuvoi,  ixairroi  o  ar  tSlaxo  ixß^v  tH 
»(fyv^ovv  aXla  firj  HaTrtrd^ivov, 


$56,5.      *    REDUKTION  DER  KUPFERLITRA.  663 

sondern  sie  enthielt  immer  noch  einen  Teil  Silber ,  war  aber  stark  mit 
Zinn  und  vermutlich  auch  mit  Kupfer  legiert.  ^  Noch  weniger  war  der 
Münzbetrug  verhüllt  bei  einer  anderen  Habregel,  die  ihm  zugeschrieben 
wird.  Er  habe,  und  zwar  nach  dem  Berichte  bei  Aristoteles  in  einer 
späteren  Zeit,  nachdem  das  Zinngeld  bereits  ausgegeben  war,  Silber- 
geU  von  den  Borgern  geliehen  und  dasselbe  dann  mit  neuem  Stempel 
versehen,  sodals  der  Wert  von  je  1  Drachme  auf  2  Drachmen  zu 
Gunsten  seiner  Kasse  erhöht  wurde.  >)  Diese  und  andere  Willkürlich- 
keiten müssen  zuletzt  zu  dem  Resultate  geführt  haben,  dafs  die  Valuta 
dauernd  herabsank,  und  zwar  geht  aus  dem  früher  angeführten  Zeug- 
nisse des  Aristoteles  über  das  sicilische  Talent  in  Verbindung  mit  einer 
anderwdtigen  Notiz  des  Pollux  über  das  Zinngeld  hervor,  dafs  das  Gewicht 
der  Kupferlitra  auf  V&  des  früheren  Betrages  sich  abminderte.  3)  Sie 
wog  also  nur  noch  43,6  Gr.,  und  auf  das  attische  Didrachmon,  welches 
vorher  10  Litren  gegolten  hatte,  gingen  nun  50  reducierte  Litren.  In 
demselben  Verbültnisse  verschoben  sich  aber  auch  alle  Wertbezeich- 
nungen, da  für  je  10  Litren  der  ursprüngUchen  Schuldverpflichtung 

1)  Yergl.  oben  §43,  9  geffcn  E.  Aber  die  PoünmOnzeD  der  Karthager,  and 
{  39,  2.  3  fiber  die  Pseudo-SUbermtlBseD  der  Römer  im  dritten  Jahrb.  n.  Chr. 
^Venig  wahrscheinÜGh  ist  die  von  J.  P.  Six  im  Numism.  chron.  1875  p.  28  ff. 
aufgestellte  Hypothese,  dafs  das  Zinngeld  des  Dionysios  erhalten  sei  in  den 
syraknsanischen  BroniemflnzeD  mit  PaUaskopf  im  Gewichte  Ton  nahezu  8  atti- 
schen Drachmen  -=»  34,9  Gr.,  welche  Head  p.  30  ff.  io  die  Epoche  Timoleoos 
versetzt  und  als  Zweilitrenstücke  erklärt  (unten  S.  664  Anm.  1). 

2)  Arislot.  a.  a.  0.  p.  1349^,  27:  daretca/iepoß  r»  net^a  xc^v  noXixciv  xifV" 
funa  in  anoB6c%i  —  imuSyias  {rtp  i^yv(füp)  xa^^x'ftri?^  iidBamt  rrjr  BQax" 
fufp  Svo  dwofiivriv  S^axfiae, 

3)  PoU.  9,  79:   rove  /lävroi  ^gattovciovi  xamrägq^  nori  avx*  ägyvgiov 

«06  iffxv^  avxl  /itae.  Indem  Mommsen  S.  84  (Traduct  Blac  I  p.  1124.)  diese 
Nachricht  mit  dem  oben  S.  660  Anm.  2  citierten  Zeupis  des  Aristoteles  über 
das  &^x^Tar  SucaXuiav  xalavrov  von  24  (statt  120)  Nummen  zusammenbringt, 
unterscheidet  er  mit  Recht  die  Ausgabe  von  Pseudo-Silbermfinze  durch  Dionysios 
den  Älteren  und  die  Reduktion  der  Kupferlitra,  welche  nach  Aristoteles  auf  '/s* 
nach  der  obigen  Stelle  des  Pollux  auf  'A  des  früheren  (lewichtes  herabgesetzt 
worden  sei.  vielleicht  lassen  auch  beide  Angaben  dahin  sich  vereinigen,  dafs 
Dionysios  einerseits  den  von  frflher  umlaufenden  Silberlitren  den  Wert  von  5 
rednderten  Kupferlitren  gab,  andererseits  aber  legierte  Silberstficke  im  Gewichte 
von  1  attischen  Drachme  (vergL  flead  p.  80)  zum  MOnzwerte  von  20  reducierten 
Litren  ausgab.  Wenn  man  nun,  nach  Mafsgabe  des  alten  Münzsystems,  5  Litren 
jedenfalls  gleich  1  attischen  Drachme  rechnete,  so  ffalt  die  legierte  Drachme 
des  Dionysios  4  Drachmen,  wie  Pollux  berichtet,  und  1  Drachme  alten  Silbers 
(d.  i.  5  iHiwiA/»o$)  galt  5  Drachmen,  was  dem  von  Aristoteles  angegebenen  Re- 
dnktionsverhaltnis  entspricht  Abweichend  von  Mommsen  erklart  Holm  (lesch. 
Sidliens  n  S.  444  ff.  das  a^^x^'^^  rdXarrop  des  Aristoteles  für  das  ursprüng- 
liche sicilische,  welches,  wie  120  Litren,  so  24  vovuftoty  d.  i.  Drachmen,  ge- 
halten habe.  Es  sei  also  der  vovfiftot  ursprünglich  nickt  gleich  1,  sondern  gleich 
5  Litren  gewesen. 


ee4  SIGIUEN.  SM.ft.6. 

nicht  mehr  1  Didrachmon  Silbers  •4er  10  Nrnnuen,  sondcm  nur  2 
Nummen,  das  Äquivalent  von  10  redncierten  Utren,  ausgesaUt  wurden. 

Das  Knpfertalent  galt  also  seitdem  24  Numnoen.  Dies  wird  von 
Aristoteles  als  das  alte  sicifisohe  Talent  beieichttet,  denn  zu  seiner 
Zeit  war  auf  die  orste  Reduktion  bereits  eine  zweite  grfolgt,  dvch 
wekhe  die  Litra  weiter  auf  die  HäMe  des  vorigen  Wertes  herabsask, 
sodafs  das  Talent  nun  nur  noch  12'Nummen  galt  Seitdem  war  abo 
nicht  mehr,  wie  unpritagüch,  der  Stater  im  Gewichte  toh  2  attisdieD 
Dradunen,  sondern  der  Nununos  der  Wertausdruck  fttr  10  Litrei. 
Dies  ist  wichtig  fttr  die  römische  Silberrechnung,  in  welcher  soweU 
das  Ganzstück  der  Silbermünze,  der  Denar,  als  der  Sesterz,  wddier 
dem  sicihschen  Mummos  entspricht,  in  10  UhdUm  («»  Itr^ai)  getelt 
wurde  (f  35, 4). 

Wenn  die  Litra  zu  Aristoteles'  Zeit,  wie  wahrscheinlich  ist,  nach 
das  entsprechende  Vollgewicht,  nämhch  das  halbe  Gewicht  der  Dieoy- 
siscben  Litra  »■  21,8  Gr.,  hatte,  so  war  auch  damals  noch  das  Wertfer- 
hältnis  des  Silbers  zum  Kupfer,  wie  ehedem,  250: 1;  denn  120  sokhe 
Litren  im  Gewichte  von  2620  Gr.  galten  gleich  12  Nummen  im  Gewichte 
von  10,48  Gr.  Auch  nach  der  Wiederherstellung  der  denftdLratischea 
Verfassung  durch  Timoleon  (344  v.  Chr.)  scheint  das  Gewicht  des 
Kupfers  noch  nahe  dem  normalen  Betrage  sich  gehalten  zu  babea^); 
spflter  aber  mag  das  Kupfergeld  mehr  und  mehr  zur  Scheidemünze  ge- 
worden sein. 

6.  Das  Damareteion,  welches  Diodoros  ron  Sicilien  erwähnt,  war 
ein  Dekadrachmon  attischer  Wahrung  und  hatte  als  das  POnfTacbe  des 
sicUischen  Stater  den  Wert  von  50  Litren.^)    Den  Namen  führte  es 


1)  Head  p.  14  f.  30  ff.  fahrt  aus,  dais  die  oben  S.  662  Anm.  Z  erwahatM 
Kapferstücke,  welche  Brandis  för  DoppeloDsen  uod  Unzen  des  oraprünsikhai 
Litrengewichtes  hält,  nicht  wohl  früher  als  in  der  iweiten  Hälfle  des  4.Jah^ 
hunderte  gemünxt  sein  können,  mithin  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Mübmb 
der  zweiten  Reduktion,  also  doppelte  und  einfache  Litren,  darstellen.  Die  effek- 
tiven höchsten  Gewichte  von  33,74  und  18,17  Gr.  würden  in  nicht  sn  anfialUger 
Weise  hinter  den  normalen  von  43,6  und  21,8  Gr.  sorückstehen. 

2)  Diod.  1 1, 26 :  {JufULqirri)  €refav»&sT0a  yn*  «vr«^  (T«ir  Kofjn^vpim) 
ixenbr  ralaprots  j^fviriov  vofutfua  i^iwoyw  ro  ulrfd'itf  ax*  ixtü^  ^^H^ 

reue  ano  rov  ara'^ßuA  ntvrrjHovraXvs^,  YersL  auch  Schd.  tu  Pindar.  OL  1,  M 
p.  64  ed.  ßoeckh.  Der  Wortlaut  bei  Diodor,  besonders  der  AnsdrudL  innr 
w>vxaXix((ov  verglichen  mit  «rrccr^^  Btttahx^  führen  darauf,  in  dem  DaBlr^ 
teion  eine  Silbermünze  zu  erkennen.  Für  ^ne  solche  wvrde  es  zaertt  toi 
K.  Otfr.  Müller  und  vom  Herzog  de  Luvnes  gehalten,  eine  Ansicht,  die  iv 
allgemeinen  geworden  ist,  seitdem  die  Münzprägung  von  Syrakus  genauer  be- 
kannt und  das  sicilische  Utrensystem  klar  gel<^  worden  ist    S.  das  Nahcft 


|5«,i.  DAAIARETEION.    KLEINES  GOLDTALEMT.  665 

von  Damareta,  der  Gemahlin  Gelons,  die  es  nach  dem  Friedensschlüsse 
mit  den  Karthagern  im  Jahre  480  Euerst  hatte  schlagen  lassen.  Weiter 
ist  diese  ansehnhcbe  SilbermOnze,  deren  Stempel  besonders  durch 
Eaflnetos  nnd  Kimon  in^  höchster  Kunstrollendung  dargestellt  wurden, 
noch  bis  an  das  Ende  der  Regierung  Dionysios'  des  Jüngeren  (345) 
geschlagen  worden,  i) 

7.  In  der  ältesten  uns  bekannten  Gestaltung  beruhte  das  sicilische 
System  auf  einem  Kupferpfunde,  welches  Vi 20  Talent  t»  50  attische 
Drachmen  wog  und  als  Wertflquivalent  ein  Silbergewicht  Ton  Vio  Stater 
oder  1/5  Drachme  neben  sich  hatte  (§  56, 4).  Mithin  stellten  12  Silber- 
statere  im  Gewicht  von  24  attischen  Drachmen  den  Wert  eines  Kupfer- 
talentes dar,  welches  wir  mit  Aristoteles  kurz  das  sicilische  nennen 
nnd  damit  den  Wert  Ton  24  Solonischen  Drachmen «» 18,86  Mark  be- 
leichnen,  mag  nun  das  Talent  in  Silbermünze  oder  in  Schwerkupfer 
zur  Zahlung  gekommen  sein. 

Fragen  wir  nun,  ob  dieses  Talent  auch  ein  Wertäquivalent  in  Gold 
gehabt  habe,  so  bietet  sich  von  selbst  der  babylonische  leichte  Shekel 
Goldes,  d.  i.  der  persische  Dareikos  oder  attische  Goldstater,  dar^),  wobei 
das  Gold  zum  zwölffachen  Werte  des  Silbers  gesetzt  sein  würde.  So- 
wohl die  Tbatsache,  dafs  dieses  Wertverhftltnis,  sei  es  genau,  sei  es  an- 
nähernd, bei  Griechen  und  Römern  Jahrhunderte  hindurch  das  übliche 
gewesen  ist^),  als  auch  die  wohlbeglaubigte  Oberlieferung,  dafs  der 
Dareikos  ein  Talent  gebildet  habe^),  sprechen  für  diese  Annahme. 
Das  gleiche  Goldgewicht  haben  wir  früher  als  halbes  Homerisches  Talent 


iB  Di^er  Abban^Dff  De  Damareteo  argeoteo  Syracasanomm  nnmmo,  Dresden 
1862  (Programm  des  Gymnasiums  s.  h.  Kreuz),  und  vergl.  Head  au  den  in  folg. 
Anm.  citierten  Stellen,  Fr.  Lenormant  in  der  Revue  numism.  XIII  (1868)  p.  tl. 
BanclMn  b^tand  freükh  von  alters  her  eine  andere,  von  Poli.  9, 85  und  Hesyeh. 
unter  J^K^iffc^ov  aufbewahrte  Tradition,  wonach  das  Damareteion  eine  Gold- 
münze gewesen  sein  soU.  Auch  Diodor  a.  a.  0.  hat,  nach  dem  Zusammenhange 
Bu  sehlielsen,  vielleicht  diese  Ansicht  gehabt,  also  die  von  ihm  benutzte  QueUe 
anders,  als  eben  von  uns  geschehen  ist,  verstanden.  Daher  hielten  Böckh  S.  305 
nnd  andere  nach  Scaligers  Vorgang  das  Damareteion  iQr  eine  Goldmünze  im 
Werte  von  10  Drachmen  Silbers  und  im  Gewichte  von  1  (oder  '/•)  Drachme. 
Yergl.  De  Damareteo  p.  11  f.,  Tb.  Bergk  in  den  Verband],  der  25.  Versamml.  deut- 
scher Philologen,  Leipzig  1868,  S.  S5£L  und  dazu  meine  Gegenbemerkungen 
ebenda  S.  37  ff.  —  Über  den  Kranz,  welchen  Damareta  von  den  Karthagern 
eibalten  hatte,  venrl.  oben  §  19,  3  (S.  129  Anm.  6)  nnd  43, 11. 

1)  Head  a.  a.  0.  p.  8  f.  21.  80,  derselbe  im  Gatalogue  of  Greek  coins,  Sicily, 
p.  153. 171  f.  175  f.  Über  die  Gewichte  vergl.  oben  §  26,  2. 

2)  VergL  §  42, 10.  15.  45,  7. 10.  25,  4.  28,  2. 

3)  Veifl.  I  22  S.  173,  J  30,  2.  37, 1. 

4)  De  Damareteo  p.  17  CT,  Verbandlungen  der  25.  Versamml.  u.  s.  w.  S.  38  f., 
Metrol.  Script  I  p.  158.  301,  6,  oben  S.  128  Anm.  5. 


666  SIGIUra.  §M,7. 

kennen  gelernt  (§  19,  2);  es  liegt  also  die  weitere  Vermotang  aahe, 
dafs  dem  sicilischen  Talente  im  Silberwerte  von  24  attisdien  Dnchmea 
ein  anderes,  doppelt  so  schweres  Talent  Toraosgegangen  sei,  deasen 
Wert  in  Gold  durch  einen  schweren  Shekel  (<=»  2  Dareiken  oder  Gold- 
statere),  in  Silber  durch  eine  leichte  Mine  Ton  50  enboischen  Dracbaieii, 
in  Kupfer  wahrscheinUch  durch  288  Minen  oder  Pfunde  von  dienMs' 
50  euboischen  Drachmen  yertreten  war.  Das  ZwdUtel  oder  die  Unze 
dieses  Kupferpfundes  war  der  obersten  Einheit,  dem  Goldtalente,  aa 
Gewicht  fast  genau  gleich.  <) 

Wie  dieses  vorausgesetzte  älteste  sicilische  Talent  in  aUem  ähnlich 
war  dem  dreimal  so  grofsen  Talente  von  drei  schweren  Shekeln,  wekjies 
wir  an  anderer  Stelle  (§  20,  5)  entwickelt  haben,  sodafs  alle  Einzelwerte 
des  sicilischen  und  des  anderen  gröfseren  Talentes  sich  durchgeheads 
wie  1 : 3  verhielten ,  so  entspricht  das  historisch  bezeugte  ädlische 
Talent  von  1  Goldstater>—  24  attischen  Silberdradunen  in  seinen  Wih- 
rungsverhältnissen  und  Unterabteilungen  sehr  nahe  dem  dreimal  so 
grofsen  Goldtalente  von  3  Stateren.  2)  Nur  behielt  in  Sicilien  das  Pfand 
oder  die  Kupferlitra  das  soeben  entwickelte  Gewicht  von  50  Dradnea 
bei,  sodafs  nun  120  Litren  auf  ein  Goldgewicht  von  1  Steter  oder  eia 
Silbergewicht  von  24  Drachmen  gingen.  Ähnliche  Währungsverhill- 
nisse  haben  vom  6.  bis  über  das  4.  Jahrhundert  in  Unteritalien  und 
wahrscheinlich  auch  in  Campanien  bestanden  (§  57,  5.  6). 


1)  Dies  alles  ergiebt  sich  aas  der  Analogie  der  §  20. 5  entwickelten  Normet 
für  die  Wertausgleichnng  zwischen  Gold,  Silber  und  Kupfer  im  griechisch-ita- 
lischen Verkehr.  Die  oberste  Einheit  im  Betrage  von  2  Goldstatereo  scbeist 
Polemarch  (Schol.  A  zu  IL  23,  269)  gemeint  zu  haben,  indem  er  ein  ^nJump 
ralavrov  9'  9^axfiMp  erwähnte.  Nahe  lige  auch  die  Yermatung,  daÜB  Aristo- 
teles an  der  bereits  angeführten  Stelle  bei  Poll.  9,  87  (oben  S.  660  Anm.  2}  nit 
dem  a^x^tov  ^imXucov  raloprov  von  24  vovfifiot  das  Silberaquivalent  dessdhea 
Talentes  gemeint  habe,  indem  er  den  sicilischen  ifovuftoe  gleich  dem  tareati- 
nischen  <§  57,  5),  mithin  auch  gleich  dem  crar^  eaxaliToos  setzte.  Dann 
würden  nämlich  die  24  vovfifwi,  d.  i.  48  attische  Drachmen  Silbers,  eotspredMi 
4  Drachmen  Goldes.  Allein  in  demselben  Fragmoite  folgt  unmittelbar  die  Be- 
stimmung des  sicilischen  vovfifwi  zu  1 V«  (attischen)  Obolos  ««  V^  Dracfane.  Seil 
it^XCLiov  raXavxov  hatte  also  höchstens  das  Gewicht  Ton  6  Drachmen  Silben, 
war  also  jedenfalls  berdts  eine  reducierte  Gröfse.  Hätten  wir  die  Stelle  ii 
ihrem  vollen  Wortlaute  und  im  Zusammenhange  yor  uns,  so  würden  wir  sicherer 
urteilen  können.  Möglich,  dafs  Aristoteles  das  Goldtalent  Ton  3  Statereo  (( 19,  %) 
als  das  alte  sicilische  betrachtete  und  in  ein  Silbertalent  von  6  Drachniai  m- 
setzte.  Auf  alle  Fälle  bleibt  die  von  Mommsen  gefundene  Identität  des  nciüsdicii 
Nummos  mit  der  Silberlitra  gesichert;  denn  dieser  Nummos  wird  von  Aristotelet 
zu  1  Vi  attischen,  die  Litra  zu  1  äginäischen  Obolos  bestimmt  Beide  Aosätie 
sind  ungefähre  und  gelten  derselben  Gröfse,  nämlich  der  als  Münze  aas  erhal- 
tenen  Silberlitra  im  Gewichte  von  iVs  attischen  Obolos. 

2)  S.§19,  3.  20,5.  43,11. 


fM,  7. 8. 57,1.  GOLDPRÄGUNG.    ITALIEN.  667 

Zu  Aristotdes'Zeit,  wo  das  skilische  Talent  auf  12  Nummen,  deren 
jeder  an  Gewicht  der  ursprünglichen  Silberlitra  gleich  stand ,  herab- 
gesetzt war,  betrug  sein  Wert  nur  noch  2,4  attische  Silberdrachmen 
«- 1,89  MariK. 

8.  Das  Weriyerhftltnis  ron  12:1  zwischen  Gold  und  Silber  hat  in 
Sicilien  lange  vorher  bestanden,  ehe  in  Syrakus  Goldmünzen  ausgeprägt 
wurden.  Dies  geschah  erst  seit  dem  J.  413  ▼.  Chr.,  und  zwar  wurde 
das  Gold  gegen  Silber  anftnglich  za  dem  Münzwerte  ron  15:1  ausge- 
bracht i),  mithin  höher,  ab  der  übUche  Handelskurs  stand.  Nach  diesem 
Ansatz  hatte  die  kleine  Goldmünze ,  welche  das  Wertäquivalent  eines 
Tetradrachmons  in  Silber  darstellte,  das  Gewicht  von  1,16  Gr.iind  den 
Wert  von  20  Litren ;  femer  entsprach  dem  ebenfalls  ausgeprägten  at- 
tischen Obolos  Goldes  (-»  0,72  Gr.)  eine  Silbermünze  von  10,9  Gr. 
im  Werte  von  12V2  Litren,  und  zu  dem  üblichen  Silberstater  im  Werte 
von  10  Litren  wurde  als  Äquivalent  die  Hälfte  der  zuerst  erwähnten 
Goldmünze  geschlagen.  Unter  der  Dionysischen  Dynastie  kamen  dazu 
Stücke  im  Werte  von  100  und  50  (unreducierten)  Litren,  also  im  Ge- 
wichte von  5,8  und  2,9  Gr.  Das  oberste  Nominal  von  100  Litren  galt 
also,  wie  auch  durch  Zeichen  angedeutet  sich  findet,  2  silberne  Dama- 
reteieo.^)  Nach  der  Wiederherstellung  der  Demokratie  durch  Timoleon 
(344  V.  Chr.)  kehrte  man  zu  dem  alten  Wertverbältnisse  von  12:1  zu- 
rück, und  zwar  wurden  hiernach  zunächst  Elektronstatere  von  7,28  Gr. 
im  Werte  von  100  (unreducierten)  Litren  oder  10  Silberstateren,  sowie 
Hälften  und  Viertel,  ja  auch  Stücke  von  30  und  10  Litren  ausgebracht. 
Seit  Agathokles  (317  v.  Chr.)  trat  aber  wieder  die  reine  Goldprägung 
sin,  ohne  dafs  das  Wertverhältnis  von  12: 1  abgeändert  wurde.  Ja  es 
wurde  nun  auch,  in  Erinnerung  an  die  ursprünglichen  Währungsver- 
hältnisse, der  Goldstater  selbst,  d.  i.  das  sicilische  Talent  (§  56,  7),  im 
Normalgewicht  von  8,73  Gr.  und  im  Wert  von  120  (unreducierten) 
Litren  ausgebracht,  wozu  zunächst  Hälften,  Drittel  und  Sechstel,  später 
auch  Zweidrittcl-  und  Viertelstücke  kamen. 

§  57.   Italien, 

1.  Ein  eigentümliches  System  der  Feldmafse,  gemischt  aus 
gnechischen  und  itahschen  Elementen,  war  in  Herakleia  einge- 

1)  Diese  und  die  folgeode  Darstellang  beroht  hauptsächlich  auf  Head  a.  a.  0. 
P.  16ff.  79.  Das  yon  Head  für  die  Zeit  von  413—345  festgestellte  MdDzverhiltnis 
1&:  t  Dehmen  auch  Deeeke  a.  a.  0.  S.  75  f.  und  Lenormant  I  p.  162  an. 

2)  Head  p.  20  Anm.  28,  A.  t.  Sallet  in  der  Berliner  Zeitsehr.  fdr  Nomism. 
1876  S.  105. 


068  ITALISN.  §&7,i. 

fUirt  0  Di«  Inscfariften,  wdebe  uns  dtTOD  Nacbricbi  geben,  stammen 
aus  dem  Ende  des  4.  Jahrh.  t.  Chr.,  beliehen  sieh  aber  ofibnbir  auf 
äbcre  Emricfatungen,  welche,  soweit  sie  griechischen  Urspmiiga aiad, 
von  den  Herakleoten  aus  der  MuUerstadt  Tarent  herObergenomm^ 
sein  mögen.  ^)  Die  Xhere  Vermessung  des  KoloniaHandes  hat  nach  einer 
grOfiieren  Einheit,  dem  yvtiQy  stattgefunden,  welcher  wahrscbeiniidi 
auf  100  griechische  Fufs  in  die  Breite  und  5000  in  die  Lange  normiert 
war,  mitbin  einen  Landstreifen  von  50  Plethren  darstellte.  >)  Später, 
nnd  das  ist  die  im  4.  Jahrhundert  besDehende  Einrichtung,  wurde  au 
dem  TcHd-QOf  Ton  100  Fu£i  ins  Gevierte  ein  acfus  von  120  Fuia,  wei- 
eher  oxoTufog  hiels,  eine  Benennung,  die  ebenso  wie  fcli&fof  md 
aehiM  ursprUnglicb  eine  Llngenausdehnung,  dann  aber  auch  das  oit* 
sprediende  Quadratmäls  bezeichnete.  Ab  Mittelglied  iwischen  oyoüpog 
und  Fu£s  hatten  die  Herakleoten  nicht  die  Hute  von  10  Fob,  son- 
dern ein  dem  italischen  pastui  verwandtes  Mafs  von  4  Fufa,  namess 


1)  G.  L  Graec  Ifl  Nr.  5774.  5775  (vom  rarachüehen  Gssichtspttniite  ni, 
nebst  Abdruck  des  Textes,  behandelt  von  R.  Meister  De  diaJecto  Heracliensiiiii 
Italicomm  in  Gurtins*  Studien  IV,  Leipzig  1S72,  S.  355  ft).  Anfter  den  Eritote- 
mgen  von  Franz  im  G.  1.  Gr.  ED  p.  706 fiL,  der  auf  den  GomnMnt  ia  HeroL 
musei  tabnlas  Heracleenses  von  Mazzochi,  pars  I  n.  II,  Neapel  1754  o.  55,  fvbi 
und  dieselben  teilweise  berichtiet,  ist  zu  vergleichen  R.  Lepsius  Über  eine  hicfo- 
glyphisdie  Inschrift  am  Tempd  von  Bdfu,  AbhandL  der  Beiüner  Akad.  1^ 
S.  96  f.  Den  vtW  der  Herakleoten  vergleicht  M.  Voigt  Über  das  rönüsche  STStoa 
der  Wege,  Benchte  der  Sachs.  GeselTsch.  der  Wissenscb.  1872  S.  64,  nut  da 
sori9$  frflhester  rtaisohen  Assignationen  im  Betrage  zwisdien  5  bis  10  «ei» 
(S.6U). 

2)  Lenormant  I  p.  131  vermutet  im  Anscblnfs  an  Brandis  S.  25,  dafe  o^jm 
und  9X0WO9  bereits  von  den  Grflndem  Tarents,  mithin  im  Jahr  708,  aas  «n 
Peloponnes  mitgeffihrt  worden  seien.  Dagegen  spricht  aber  die  Venmdtsckft 
des  oo(ty/ia  mit  dem  passus,  des  ffraivas  mit  dem  actus.  Femer  würde  ba 
dieser  Voraussetzung  der  Betrag  der  Mafee  von  Herakleia  schwerlich  iigeodwie 
in  befriedigender  Weise  sich  definieren  lassen.  Wohl  aber  mag  der  yvifi  eia 
schon  im  8.  Jahrhundert  übliches  Mafs  gewesen  sein,  welches  ap&ter,  sei  es  ia 
Tarent  oder  in  Herakleia,  nach  attischer  Norm  reguliert  wurde.  S.  das  Nihere 
S.  41  Anm.  6. 

3)  Aus  Tab.  II  vs.  31  u.  37  geht  hervor,  dafe  Stücke  Landes  in  der  Am- 
dehnung  von  3  yvou  das  eine  zu  ISS^ii,  das  andere  zu  139  <rxoivoi  neu  Ter- 
messen  wurden.  Ein  ywjs  mafe  also  in  einer  Dimension  46,09  bis  46,25  9]ca^ 
d.  i.  5530,8  bis  5550  Fufs  des  jüngeren  Maises,  wofür  wir  versuchsweise  5060 
Fufs  des  Siteren  Mafses  zu  setzen  haben.  Nun  ist  leicht  zu  sdien,  daft  der 
y^  nicht  ein  Quadrat  von  5000  Fufs  ins  Gevierte  i-*  2500  Plethren  gevesea 
sein  kann.  Da  er  aber  jedenfalls  ein  Ackermals  dargestellt  hat,  ao  bleibt  aar 
die  Annahme,  dafs  wir  es  mit  einem  Streifen,  und  zwar  von  50  Plethren,  n 
thuB  haben.  Ähnliche  Modalitaten  der  LandvermesauiM^  sind  oben  S45,2a.E> 
und  53,  6.  9  nachgewiesen  worden.  Nur  unter  dieser  Yotaussetznag  erkürt  cf 
sich  auch,  dafs  der  ältere  ywjs  schlechthin  in  cg^ütoi,  neueren  llafses  aage* 

Sehen  wird,  indem  man  die  Breite  von  100  Fufs  Uteren  Mafses  gleich  schitste 
er  Breite  des  üxoUfoe,  d.  i.  120  Fufs  jüngeren  Maises. 


I  »7,  i.  3.  HBRAKLEIA.  660 

ofeyfia,  weiches  wohl  als  Pufsspaone  und  mithin  als  Doppelschritt  zu 
fassen  istJ). 

Nach  der  inschrifUichen  Überlieferung  verhielt  sich  der  yiijg  in 
seiner  Längenausdehnung  zum  axolvog  etwa  wie  46: 1. 2)  Wenn  nun 
OBsere  Vermutung,  dafs  der  yvtjg  5000  eigene  Fufs  hielt,  riditig  ist, 
so  niuDs  dieser  letztere  Fufe  zum  Fufse  des  jüngeren  axolvog  »ch  Ter- 
bähen  wie  111 :  100.^}  Nun  steht  dieses  Verhältnis  dem  des  attischen 
Pulses  zum  oskischen  so  nahe^),  dafs  wir  aus  dieser  Übereinstimmung 
unbedenklich  auf  den  Betrag  der  Mafse  von  Herakleia  zurückschliefsen 
und  den  älteren  Fulsgleichdem  attischen  zu  308,3  Mlim.,  den  jüngeren 
nach  dem  aus  der  Inschrift  entwickelten  Verhältnis  zu  277,7  BGllim. 
ansetzen.   Es  betrug  demnach  in  heutigem  Mafse 

der  yuriQ  (=  50  attische  nXi&Qa)  ....     4,75    Hektaren, 

der  axolvog  als  Quadratmafs 11,105  Aren, 

derselbe  als  Längenmafs 33,32    Meter, 

^9&0QeYiAa{=^  ^Iz^  axolvog) 1,111     „ 

der  herakleotische  Fufs 0,2777  „ 

2.  Als  Hohlmafse  erscheinen  in  denselben  Inschriften  fiiÖL- 
[ivog,  xovg,  xaddixov,  ;cotvt^,  und  zwar  geht  aus  den  angeführten  Be- 
trägen hervor,  dafs  der  ^idifivog  mehr  als  15  Kaddtx^,  der^otJ^  und 
das  xaddixov  mehr  als  2  xolvcTceg  enthielten^),  sowie  dafs  die  Angaben 
nach  xovg  und  xdddtxov  dergestalt  neben  einander  hergehen,  dafs  die 
Mehrfachen  des  letzteren  auch  über  den  Betrag  von  1  Chus  hinaus  ge- 
zählt, oder  mit  anderen  Worten,  dafs  das  Nominal  xovg  nicht  allent- 
halben aufgeführt  wird ,  wo  eine  gewisse  Zahl  von  Tcdddixa  so  und  so 
viele  Choen  und  dazu  einen  Rest  von  Tcaddixa  ergeben  haben  würde.  ^) 

1)  Vergl.  obea  §  12, 1.  Brandis  S.  25  deutet  cxoivas  als  Rate  und  o^fia 
als  Sebritt  Allein  selbst  mit  Zagrandelegang  des  kleinen  oskischen  Fufses  er^ 
halten  wir  ein  ogtyfia  von  1,11  Meter,  also  offenbar  zn  viel  för  einen  EinzelschritL 

2)  Genauer  wie  46,25  oder  46,09 :  I,  wie  S.  6^  Anm.  3  nachgewiesen  ist. 

3)  Berechnet  aus  der  Gleichung  5550  jflngere  =«>  5000  Utere  Fufs  (S.668  A.  3). 

4)  Der  attische  Fufe  von  308,3  MilHm.  verhält  sich  zu  dem  aus  jüngerer 
Zdt  nachgewiesenen  Werte  des  oskischen  FuCses  von  275  Millim.  (§  57,  3)  wie 
112 :  100.  Allein  nach  §  46, 20  belief  sich  die  ursprüngliche  Norm  des  oskischen 
FoÜBes  etwas  höher  bis  nahe  an  278  Millim.;  mithin  sind  wir  berechtigt  für 
den  Fufs  von  Herakleia  aus  der  Proportion  111 :  100  >•  308,3 :  x  den  Wert  von 
277,7  Millim.  zn  entnehmen. 

5)  Dies  geht  hervor  aus  Tab.  11  vs.  86.  50.  57.  64.  79.  86.  93.  99.  106. 

6)  WoUte  man  annehmen,  dafs  in  der  Inschrift  jeder  Betrag  von  xa8d$x^j 
wo  es  dem  Systeme  nach  möglich  war,  auf  xo^  reduciert  worden  sei,  so  mfifete 
der  xovs  mindestens  16  xoBSixa^  mithin  mindestens  48  ;(o^«N£ff  gehabt  haben. 
Da  nun  aber  der  xovs  von  dem  Betrage  des  atüschen  nicht  wesentlich  abwei- 
chend gedacht  werden  kann,  so  würden  wir  unter  der  eben  angeführten  Vor- 


670  ITALIEN.  fn,i 

Obrigens  ist  der  x(^S  volbUUiiUg  ein  Mab  fttr  TrockraeB.^  Nimmt 
man  nun  an,  dafe  /nidi/iivog  und  x^vQ  attisches  Mafs  darsteltten,  fenief 
daÜB  das  xaddixov,  wie  in  Tauromenion  (§  56,  3X  die  HtfUte  desHani- 
hekton,  d.  i.  V24  des  Mediranos  betrugt),  so  folgt,  dafs  diexotri^ 
welche  mindestens  dreimal  imTcaddixor  enthalten  war,  hinter  demBe 
trage  des  gleichnamigen  attischen  Mafses  zurOckblieb.  Setzen  wir  dob 
die  herakleotische  x<^^^^  versuchsweise  gleich  dem  syrisch- akxin- 
drinischen  Sextare'),  so  erhalten  wir  folgende  Übersteht^) 
Liter  Malse  des  Troekenen 

52,53    iiidiixvog 1 

3,283  ;COv$ 16     1 

2,189  xadcJtxöv 24     1  »/a     1 

0,729  xotve^ 72    472    3. 

Hieraus  erklärt  sich  nun  auch  ungezwungen  der  Wechsel  in  den 
Nominalen  x(^£  und  7ia68txov>  ZwOlf  ;^o/ytx€^  z.  B.  reduciertea  sidi 
am  einfachsten  auf  4  xa^dt^cr,  acht  xolvi^eg  auf  2  xadötxo  und  2xoi' 
vixeg^);  dagegen  war  allenthalben,  wo  Hälften  der  xoivi^^  in  Betracht 
kamen,  die  Reduktion  auf  xoeg  bequemer  als  diejenige  auf  xaidtxa.'^ 
Bei  Besprechung  der  Ackermafse  von  Herakleia  haben  wir  Tonus- 
gesetzt,  dafs  dieselben  wenigstens  zum  Teil  aus  der  Mutterstadt  Tareot 
entlehnt  waren.  Dieselbe  Vermutung  liegt  nahe  in  betreff  der  Hohl- 
mafse ;  doch  gestatten  die  kurzen  Notizen ,  welche  bei  Hesychios  Aber 
tarentinische  Mafse  aufbewahrt  sind^),  keinen  Schlufs  weder  auf  das 
System  noch  auf  den  Betrag  derselben. 

aussetznDg  eine  xoif'tS  erhalten,  die  nur  V^  der  attischen  Kotyle,  d.  i.  nur  Vi< 
der  attischen  Ghoinix  betragen  hätte,  was  unmöglich  ist 

1)  Dies  zeigt  aufiser  Tab.  II,  36.  67  besonders  Tab.  I,  103. 

2)  Hesychios  erklärt  tta99ixov  als  ^uiexror,  Dafs  dies  nicht  ffir  das  Srslai 
Yon  Herakleia  gelten  kann,  zeigt  das  Vorkommen  von  15  MaS8*xa  als  betrag 
unter  1  Medimnos.  Da  nun  xaSSixov  jedenfalls  die  Hälfte  bedeutet  oad  dai 
uoftaBlxior  in  Tauromenion  Unterabteilung  des  ^fiimnw  ist  (§  56, 3),  so  ist  der 
obige  Ansatz  durchaus  wahrscheinlich. 

3)  Derselbe  betrug,  wie  (  51, 3. 4  gezeigt  worden  ist,  1  Vs  römische  Sextar^ 
ist  also  im  attischen  Medimnos  72mal,  mithin  im  HaB9ixi9v  3mal  eathatleiL 

4)  Die  früheren  Versuche  die  einzelnen  Mafse  zu  deuten  (TergL  Frau  CL 
Gr.  ni  p.  707,  Gomnaretti  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1869  S.  309  f.)  fühites  la 
keinem  wahrscheinlichen  Abschlüsse  des  Systems. 

5)  S.  die  Belege  Tab.  U,  50.  79.  93.  64. 

6)  Sicher  hatte  die  herakleotische  xo^wt(  ebenso  eine  Hälfte  wie  der  syiiick- 
alexandrinische  Sextar,  deren  Name  *EXXtit^tttij  HtnvXij  (§  5t,  3.  53, 16)  auf  & 
weite  Verbreitung  dieser  Mafsordnung  hindeutet. 

7)  So  würden  Zeile  36  und  57  zu  deuten  sein  1  x<^6  2  xP^rtuti  »  6^ 

XQiPtM$£,  1  x«w«  «■  4*/«  tpi$^UC86, 

8)  Es  wird  erklärt  au^S^vov  als  niaj^  f^^e^t  afv^ca  (auch  afUt^ 
als  wnvhff,  ßcupiov  als  oivßaftov,  r^iayiov  als  fUi^ov  t«.    Die  vS^9ia  geMrt 


157,8.  ALTITAUSGHES  FELDMASS.    OSKISGHER  FUSS.  671 

3.  Unteritalisches  Langen-  und  Feldmafs.  Das  altitalische 
Decimalgystem  hatte  sich  bei  den  Oskern  in  Campanien  und  den 
Umbrern  bis  in  die  Zeiten  Varros  und  Frontins  erhalten.  Nicht  die 
120füisige  Furche,  wie  bei  den  Römern  (§  11, 4),  bestimmte  die  Acker- 
malse,  sondern  die  lOOfÜfeige,  der  vortus  oder  versus  y  der  ursprüng- 
lichen Bedeutung  und  dem  Betrage  nach  mit  dem  griechischen  7r>U- 
&fov  (§  5, 4)  identisch.  Wie  femer  TtXi-d'Qov  und  aüMS  nicht  blols  ein 
Längenmafs,  sondern  auch  das  entsprechende  Quadrat  bezeichneten^ 
so  war  varsm  zugleich  die  Benennung  des  Ackermafses  von  100  Fufs 
ins  Gevierte.  >) 

Den  Betrag  desFufsmafses,  nach  welchem  der  caropanische  und 
gleicherweise  wohl  auch  der  umbrische  Vorsus  normiert  war,  ent- 
nehmen wiB^aus  der  wertvollen  Notiz  des  Gromatikers  Hyginus,  dafs 
3Vs  Vorsus  auf  das  römische  Jugerum  gingen  und  1  Vorsus  gleich 
8640  römischen  Quadratfufs  war. 2)  Da  letztere  Zahl  dem  Quadrate  von 
93  («s  8649)  sehr  nahe  liegt,  so  dürfen  \nv  zunächst  voraussetzen, 
dafs  die  Römer  nicht  blofs,  vrie  eben  angeführt  wurde,  das  Flächenmafs 
Campaniens  in  einfachen  Verhaltnissen  auf  römische  Jugera  und  Qua- 
dratfufs zurückführten,  sondern  dafs  sie  auch  einen  glatten  Ausdruck  für 
das  Verhältnis  der  Läugenmafse  feststellten.  Dies  zugegeben,  haben  wir 
100  campanische  Fufs  gleichzusetzen  93  römischen  und  gewinnen  dar- 
aus die  genaue  Besthnmung  des  campanischen  Fufses  zu  0,27  50  Meter.  ^) 

nach  Pontos,  nicht,  wie  in  einer  Recension  der  Fragmente  ans  Epiphanios  über- 
liefert ist,  nach  Tarent.    S.  oben  S.  573  Anm.  4. 

1)  Varro  de  r.  r.  1, 10,  t :  in  Gampania  (metiantor)  versibus  —  versum  dicant 
centum  pedes  qnoqiio  versom  qaadratum.  Frontin.  de  limit  p.  30:  primom  agri 
modam  fecenint  quattnor  limilibas  ciaasnm,  pleromque  centom  pedum  in  utraque 
parte,  qnod  Graeci  pletbron  appellant,  Osci  et  Umbri  vorsum.  Vergl.  Rndorff 
Gromat.  Inst.  S.  281,  Mommsen  Rom.  Gesch.  1*  S.  21.  204,  Nissen  Das  Templnm 
S.  S^,  und  besonders  denselben  in  seinen  Pompejanischen  Studien  S.  75  n. 

2)  De  condic  agr.  p.  121,  25:  hoc  quoqne  non  praetermittam,  quod  pleris- 
qne  locis  inyeni,  ut  modom  agri  non  iugerum,  sed  aliqiio  nomine  appellarent, 
nt  pQta  in  Gampania  qnod  Tersns  appellant.  idem  versus  habet  p.  VIU  DGXL. 
ita  iuffero  snnt  versus  nnmero  III  ^^.  Die  Bestimmung  des  Versus  zu  8640 
röffliacbeD  DFufs  findet  sich  auch  in  der  Übersicht  Gromat.  I  p.  339,  19.  Die 
Stelle  HygiDs  ist  nach  dem  Cod.  Gudianus  gegeben  (die  Rezension  nach  dem 
Arcerianas  ist  durchgfBhrt  in  Metrol.  Script  u  p.  59  f.).  Statt  Campania  hat 
der  Arcerianas  Dahnaüa,  wie  auch  Lachmann  herausgegeben  hat  Dafs  erstere 
Lesart  die  allein  richtige  ist,  hat  Nissen  Templnm  S.  95  Anm.  durch  eine  Pa- 
rallelstelle, dann  mit  voller  Evidenz  durch  seine  Untersuchungen  über  den  os- 
kisehen  Fufs  nachgewiesen. 

3)  Zo  0,93  römischen  Fufs  war  der  zum  Voraus  gehörige  Fufs  bereits  in 
der  ersten  Auflage  dieses  Handbuches  bestimmt  worden.  Dies  sind,  berechnet 
nach  dem  tou  uns  angenommenen  Werte  des  römischen  Fulses,  0,2750  Meter 
(vergl.  Tab.  VR  unter  93). 


672  ITAIiBN.  fH,t.i. 

Diese  Berechnung  ist  ToUkomiiien  beeUUigt  worden  durdi  die  sorg- 
ftlügen  und  umflngUcheB  Untersuchungen  Nissens  Ober  des  Betrag 
desjenigen  FuTsmafiies,  welches  den  Bauten  in  Pompeji  bfe  zum  Bundes- 
genossenkriege,  von  welcher  Zeit  an  römisches  Mab  in  Geltung  kam, 
zu  Grunde  gelegen  hat.  >)  Dieser  Fufs,  von  Nissen  der  oskiscbe  genuiiil, 
ist  als  das  nationale  Mafs  der  SOdhtifte  Italiens  zu  betrachteD^);  auber 
für  Pompeji  ist  er  nachgewiesen  auch  für  die  griechische  POaiiistadl 
Herakleia  (§  57, 1),  und  es  steht  nicht  zu  besweUelB,  dafe  noch  andere 
zahlreiche  Spuren  desselben  in  Unterilalien  »ch  werden  aufBndea 
lassen.  3) 

Über  die  Ableitung  des  oskisdien  Fulses  aus  der  Klafter  der  kOnig- 
hchen  ägyptischen  Elle  ist  oben  gesprodien  worden  (§  46, 20).  Im 
Hinblick  auf  dieses  uralte,  weitverbreitete  Ifals  ist  es  Wil  erkUM, 
dafs  wir  auch  in  Kleinasien  ein  Teilmafs  vorfinden,  welches  nach  glei- 
chem Verhältnis  aus  der  Klafter  entstanden  ist,  mithin  dem  oskisdM 
Fufse  nahe  steht  (§  50,  4). 

4.  Die  in  Italien  einst  gebräuchlichen  Gewichte  nach  den  UDle^ 
schieden  der  Zeiten  und  Landschaften  zu  behandeln,  ist  Aufgabe  eiaer 
besonderen  Untersuchung,  welche  aufeerhalb  des  Rahmens  diesesBand- 
buches  liegt.  Nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der  Foncfaiuig 
steht  zweieriei  fest,  zunächst,  dafs  die  wichtigsten  aus  i&r  babjlooisciieB 
Währung  abgeleiteten  Gewichte  auch  in  ItaUen  üblidi  waren,  daon, 
dafs  dieselben  von  den  Römern  auf  bestimmte  und  abgerundete  Betrüge 
von  Unzen  gesetzt  worden  sind.^)  Wir  folgen  diesen  römischen  Be- 
stimmungen in  aufsteigender  Reihe. 

I.  Mine  von  16  Unzen  oder  1 V3  römischen  Pfund  «»  436,6  Gr^ 
d.  i.  die  Selon isch-attische  Mine,  nachgewiesen  an  heriiuIaniscbeB 
und  pompejanischen  Gewichtstücken.  ^) 

1)  H.  Nissen  Pompejaniscbe  Stadien,  Leipsig  1877,  weist  znniebst  S.70i 
den  Unterschied  zwischen  römischem  und  oskischem  Mafse  nach ,  seist  dtfi 
S.  74.  93  f.  die  Epoche,  in  welcher  das  römische  Mafs  soerst  fßr  die  öffeal- 
lichen  Bauten  und  dann  allgemein  gtlUig  wurde,  auf  die  Zeit  vom  Blill4ag^ 
nossenkriege  an  bis  mm  dritten  Jahrzehnt  v.  Chr.,  und  bestimmt  endlich  S.  S&& 
nach  zahlreichen  pompganischen  Messungen  und  kritischer  Festaetznng  ^ 
Fehlergrenze  den  oskischen  Fuls  zu  0,275  Meter.  Diesem  Ansatse  tretea  bd 
A.  Mau  Pompejaniscbe  Beitrage,  Berlin  1879,  S.  20  (soTiele  Einwendungea  9 
auch  gegen  die  Messungen  und  Deutungen  Nissens  im  einzelnen  erhebl:  nt^ 
oben  S.  93  Anm.  5)  und  Mommsen  im  Hermes  XVI  S.  3 19. 

2)  Nissen  Pompcjanische  Studien  S.  92.  3)  Derselbe  a.  a.  0.  weist  w 
die  Ruinen  von  Pietrabbondante  (Bovianum  yetus)  in  Samnium  hin. 

4)  S.  das  N&here  Metrol.  Script  I  proleg.  §  61  (p.  103  ff.). 

5)  Metrol.  Script.  1  p.  104,  Mommsen  im  Hermes  XVl  S.  317  ff.  Die  von  Bodth 
M.  U.  S.  183  angeführten  Gewichtstöcke  wiegen  424  und  452  Gr.,  im  Dn   '    '  "^ 


157,4.  HANDELSGEWIGHTE.  678 

II.  Mine  von  18  Unzen  oder  1 V2  römischen  Pfund  »=491,2  Gr. 
Sie  heifsl  in  einer  metrologischen  Tafel  ^iTakixi]  /nvä  oder  fdva  xava 
^v^lTalixiiv  tqijci^. ^  Ursprünglich  betrug  sie  als  leichte  Mine  könig- 
licben  babylonischen  Gewichtes 504  Gr.;  sie  war  aber  schon  frühzeitig 
ifl  Ägypten  auf  ewen  etwas  niedrigeren  Betrag  herabgegangen. 2)  Als 
Pfund  von  Hatria  hat  sie  wahrscheinlich  494,3  Gr.  betragen  (§  57,  8). 
Mehrte  noch  erhaltene  Gewichtstücke  sind  verhältnismäfsig  jüngeren 
Ursprungs  und  ergeben  eine  Mine  von  höchstens  482  Gr. 3) 

III.  Mine  von  20  Unzen  oder  1^/3  römischen  Pfund  »»  545,8  Gr., 
die  römisch'e  oder  auch  die  italische  genannt.^)  Sie  verhält  sich 
zur  vorigen  Mine  wie  10:9,  und  das  ist  zugleich  das  ursprüngliche 
systematische  Verhältnis,  denn  sie  ist  hergeleitet  von  der  babylonischen 
leichten  Mine  Silbers  (§  42, 15).  Der  ursprüngliche  Betrag  von  560  Gr. 
wird  fast  genau  dargestellt  durch  ein  in  der  Donau  bei  Rustschuck  auf- 
gefundenes Normalgewicht  LEGIONIS  PRIMAE.  ITALIC{ae)  mit 
dem  Zahlzeiohm  X  und  dem  Namen  des  l^aten,  welcher  das  Gewicht 
prüfen  und  beglaubigen  liels.^)  Es  wiegt  5558,05  Gr.,  und  ergiebt 
mithin  eine  Mine  von  555,8  Gr.,  oder  10  Gramm  mehr,  als  die  übliche 
zu  20  Unzen  geschätzte  italische  Mine  hatte.  Das  Talent  dieser  letzteren 
war  gleich  dem  romischen  Centumpondium. 

IV.  Mine  von  24  Unzen  oder  2  rOmdschen  Pfund  «=  654,9  Gr. 
Sie  entspricht  einem  Talente  von  120  römischen  Pfund ,  welches  von 
Vitruv  und  Isidor  bezeugt  wird.®)    Über  den  Zusammenhang  dieser 

also  438  Gr.  Unter  den  von  Mommsen  behandelten  Monumenten  sind  besonders 
^ejenigen  hervorzuheben,  welche  durch  ihre  Aufschriften  ortsübliche  Verhalt- 
nisse der  attischen  Mine  zum  römischen  Pfunde  andeuten,  nämlich  50 :  37  und 
33:25  (statt  des  normalen  Verhältnisses  50:37Vt  und  337«:  25  —  4:3). 

1)  Metrol.  Script  I  p.  103  f.  228, 25. 240,  12,  und  vergl.  den  weiteren  Stellen- 
nachweis im  Index  unter  fiva  7. 

2)  S.  §  42, 10.  41,  9.  54,  1  und  vergl.  unten  §  57,  8  gegen  Ende. 

3)  Metrol.  scrint.  I  p.  104  f. 

4)  Index  zu  MetroU.script  unter  ft,va  8,  oben  §  54,  1,  IIL 

5)  Vergl.  Schimko  Über  ein  pannonisch-norisches  Gewicht  im  k.  k.  Münz- 
nod  Antiken -Gabinete,  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Akad.  XI,  1853, 
S.  606 — 63t.  Prof.  E.  Hfibner  in  Berlin,  dem  ich  den  Nachweis  dieser  Publi- 
kation verdanke,  teilte  auch  die  oben  gegebene  genaue  Fassung  der  Aufschrift 
mit  Auf  den  beiden  Bandern  des  Gewichtstückes  steht  LVCIVS  •  IVLIVS  .  LVCl- 
tlANVS  LEO{atu8)  A/OVSTI  LEO  l  ITAL  PONDERA  EXAI^INATA  SlO(nata). 
Mit  Recht  weist  Schimko  S.  622  darauf  hin,  dafs  dieses  Gewicht  wahrscheinlich 
weit  in  den  Donauländem  Terbreitet  war,  wie  denn  auch  das  frühere  öster- 
reichische  Handelspfund  im  Betrage  von  560,01  Gr.  (Schimko  S.  612)  genau  diesem 
italischen,  und  somit  auch  dem  uralten  babylonischen  Gewichte  entsprach. 

6)  Vitruv.  10,  21  a.  E.,  Isidor  Etymol.  16,  25  (Metrol.  Script  II  p.  115,.ll), 
W.  Christ  in  den  SiUungsberichten  der  Münchener  Akad.  1862,  I  S.  67  f.  Über 
Dionys.  Halle.  9,  27  vgl.  oben  §  20,  5. 

Hnltsoli,  Metrologi«.  43 


674  ITALIEN.  §n,i.i. 

Mine  mit  aU-ttgiDflischem  und  phönikischem  Gewichte,  nüthin  auch 
mit  der  hier  zunächst  folgenden  Mine,  ist  früher  gesprochen  worden 
(§  19, 10.  20,  5.  48, 1).  In  der  Mitte  steht  die  hebräische  Mine  ?on 
25  Unzen,  deren  Talent  gleich  125  romischen  Pfund  ist  (§  44, 17). 

V.  Mine  von  26  Unzen  oder  276  römischen  Pfond,  dargestellt  in 
einem  herculanischen  Talente  von  42,73  Kilogr. ,  woraus  sieb  für  die 
Mine  712  Gr.  ergeben  ^),  während  26  Unzen  *»  709,5  Gr.  sind.  Das 
ursprüngliche  Normalgewicht,  nämlich  das  der  phöniiuschen  Mine  SI- 
bers,  betrug  746,7  Gr.;  dasselbe  ist  aber  schon  frühzeitig  auf  726,5 
und  weiter  bis  auf  710  Gr.  herabgegangen.^)  Das  Talent  dieser  IGne 
betrug  nach  römischer  Schätzung  130  Pfund. 

Eine  Übersicht  über  die  Ableitung  und  die  Normalbeträge  dieser 
Minen  bietet  Tabelle  XXII.  Die  soeben  unter  II  besprochene  Hine 
hat  ihren  Ursprung  in  dem  dort  unter  A  verzeichneten  Gewichte,  nnd 
entsprechend  die  anderen  italischen  Gewichte. 

5.  Von  den  partikularen  Münzwährungen  Italiens  können 
nur  die  wichtigsten  hier  in  Kürze  behandelt  werden.  Wir  beginnen 
mit  Unteritalien.  Anknüpfend  an  den  korinthischen  Stater  (§  47, 5} 
münzten  die  achäischen  Städte  Grofsgriechenlands,  unter  denen 
Rroton ,  Kaulonia ,  Metapont  und  Poseidonia  besonders  hervorzuheben 
sind,  ein  Grofsstück  in  Silber  im  Gewichte  von  8,29  Gr. 3),  wekhesak 
Stater  oder  Didrachmon  betrachtet  und  demnach  in  Hälften  oder  Drach- 
men, Drittel  oder  Tetrobolen ,  Viertel  oder  Triobolen,  Sechstel  odo* 
Diobolen,  Achtel  oder  Trihemiobolien ,  Zwölftel  oder  Obolen,  endlich 
auch  in  Vierundzwanzigstel  oder  HemioboUen  geteilt  wurde. ^)  Dem 

1)  Böckh  S.  182,  Metrol.  Script  I  p.  104. 

2)  S.  oben  §  43,  2.  3.  5.  54,  1,  IV. 

3)  Das  unteritalische  MQozwesen  hat  eine  specielle  Bearbeitung  gefsBÖei 
durch  L.  Sambon,  der  zuerst  Recherches  sur  les  anciennes  moDuaies  de  lltalie 
m^ridiooale,  Neapel  1863,  und  dann  in  weit  umfänglicherer  Gestalt  Rechercki 
sur  les  monnaies  de  la  presqulle  italique  depuis  leur  origine  josqu'  i  la  bt- 
taille  d'  Actium,  Neapel  1870,  veröffentlichte.  Demnächst  bietet  reichliche  Mate- 
rialien der  Gatalogue  of  the  Greek  Goins  in  the  British  Museum,  Italy,  Londoo 
1873,  von  R.  St.  Poole.  Die  beiden  letztgenannten  Werke  werden  im  folfea- 
den  kurz  nach  ihren  Verfassern  citiert  werden.  Das  Maximalgewicht  Ton  8,29  Gf. 
(—  128  Grains)  weist  Poole  p.  336  nach.  Einzelne  Teilstücke  fahren  noch  höher 
auf  etwa  8,4  Gr.  Mommsen  S.  107  (Traduct  Blacas  I  p.  149)  nimmt  8,23  i|s 
effektives  und  gewissermafsen  normales  Gewicht  an.  Sambon  führt  als  Maii- 
mum  der  Ganzstficke  8,21  Gr.  auf. 

4)  Entnommen  aus  den  Münzübersichten  bei  Sambon  p.  264  ff.  274  fil  3191- 
324  ff.  und  Poole  p.  238  ff.  334  ff.  Vergl.  auch  Mommsen  S.  106  ff.  (I  p.  148C), 
der  aufser  Dritteln,  Sechsteln  und  Zwölfteln,  als  den  gewöhnlichen  TeilmiUiicBi 
noch  Zweidrittel-  und  Fünftelstücke  annimmt,  die  Existenz  einer  Drachme  aber 
bezweifelt. 


f  67, 6.  ÜNTEWTAUSCHES  MONZWESEN.  675 

gleichen  FiiTse  folgten  Tarent  und  Herakleia;  nur  kam  das  Drittel 
als  Teilstück  in  Wegfall.  Am  häufigsten  wurde  das  Zwölftel  oder  der 
Obolos,  häufig  auch  das  Sechstel  oder  Diobolon,  seltener  die  übrigen 
vorher  genannten  Teilstücke  geschlagen.^)  Der  Obolos  von  Tarent 
scheint  als  Äquivalent  einer  Kupferlitra  gegolten  zu  haben ,  wie  seine 
Teilung  nach  dem  Systeme  des  Asses  und  die  Bezeichnung  der  Drittel 
und  Viertel  durch  4  und  3  Kügelchen  andeutet. 2) 

Das  Ganzstück  hiefs  nach  Aristoteles  vov^ixogy  nach  den  Tafeln 
von  Herakleia  voftog.^) 

Seit  der  Zeit  Alexanders  des  Grofsen  wurden  in  Tarent  Goldstatere 
Dach  makedonisch-attischem  Fufse  im  Normalgewicht  von  8,62  Gr.  ge- 
schlagen.'*) Als  Teilstücke  kommen  Hälften,  Drittel,  Viertel,  Sechstel, 
Achtel,  Zwölftel,  aber  auch  Zehntel  und  Zwanzigstel  vor.^)  Gleichzeitig 
kam  die  Kupferprägung  auf,  deren  Ganzstück  dem  Goldstater  an  Ge- 
wicht genau  gleich  stand. ^)  Die  Teile  in  Rupfer  waren  Hälften,  Drittel, 
Viertel,  Sechstel  und  Achtel. 

Nehmen  wir  an,  dafs  in  Tarent  dasselbe  Wertverhältnis  zwischen 
Silber  und  Rupfer,  welches  fUr  Sicilien  (§  56,  5)  und  Hittelitalien 
(§  34,  1)  nachweisbar  ist,  nämlich  250 :  1,  gültig  war,  so  ergiebt  sich 
eine  Reihe  bemerkenswerter,  unter  sich  wohl  übereinstimmender 
Folgerungen.  Das  Rupferstück  war  dem  Goldstater  an  Gewicht  gleich; 
das  Gewicht  des  letzteren  verhält  sich  zum  Silberstater  wie  25 :  24, 
d.  h.  gerade  so  wie  das  Solonische  Didrachmon  zum  Dareikos  und  der 

1)  Dies  geht  aus  den  iMdDsübersichten  bei  SamboD  p.  238  ff.  286  ff.  und 
Poole  p.  165  ff.  225  ff.  hervor.  Doch  bedürfen  einzelne  Punkte  noch  besonderer 
Erörterung.  Mommsen  S.  tOl  ff.  (I  p.  140  ff.)  halt  das  TeUstöck  im  effektiven, 
zuweilen  etwas  überschrittenen  Gewichte  von  0,7  Gr.  (vergl.  Sambon  p.  238—40) 
für  das  Zehntel  des  Staters  und  entwickelt  daraus  ein  dem  sidlischen  ähn- 
liches Litrensystem. 

2)  Nachzuweisen  sind  das  Teilstflck  von  9  Unzen  (der  lateinische  dodrans), 
femer  die  Hälfte  (diese  ist  verhältnismälsig  am  häufigsten),  das  Drittel  oder 
Stack  von  4  Unzen,  d.  i.  der  sicilische  xsr^  (§  56,  4),  kenntlich  in  mehreren 
Exemplaren  an  den  4  Kügelchen  (Sambon  p.  243,  der  dieses  Nominal  mit  Un- 
recht -B  '/s  Obolos  setzt),  endlich  das  Viertel,  d.  i.  der  siciliche  t^mcc,  und  das 
Sechstel,  d.  i.  der  iScis.  Bei  dem  letzteren  Stücke  blieben  die  Wertzeichen  wohl 
wegen  seiner  winzigen  Form  weg;  der  charakteristische  Typus  ist  das  Rad 
(Monmisen  S.  102  » I  p.  142.  Sambon  pl.  XVU,  1.  3,  Poole  p.  168). 

3)  PoU.  9.  80 :  uiiftaroräXrjß  iv  r^  Ta^vrlvafv  noXiraüf  naJLäUr&al  frict 
vofuofia  n€i{f  avroXe  vov/tfioVf  itp^  ov  ivrarvTfcac&ai  Ta^avra  rbr  üoifbi' 
Sofvog  Sei^lvt  ircowvfiwov.  G.  I.  Gr.  lU  Nr.  5774  Z.  123 :  xaxsdixair&BP  —  dAca 
ro/iOfS  aoyvqia  —  ovo  fivns  aoyvQiw, 

4)  Sambon  p.  246.  252,  Poole  p.  160 ff.,  Friedlaender  und  v.  Sallet  Das 
Königliche  Münzkabinet,  Berlin  1877,  S.  188  f. 

5)  Sambon  p.  247.  Für  Herakleia  ist  nur  ein  Yiertelstater  (p.  288)  nach- 
gewiesen.        6)  Derselbe  p.  248.  252. 

43* 


676  rrALDBN.  fi7,i. 

älteste  römische  Denar  zur  attischen  foiichme.O  Demnadi  stauten 
240  Kupferstttcke  das  250 fache  Gewicht  eines  SBberstaters  dar,  md 
es  ist  auch  die  Annahme  zulässig,  dab  der  Silberstater  gleich  i40 
Kupferstttcken  galL  Der  GoMsMer  aker  hat  Termutlidi  d«n  Wert  ron 
3000  Kupferstücken,  mithm  von  12 ^/s  Süberstaieren  gehabt,  und 
letztere  wiederum  stellen  genau  das  12fBidie  Gewidit  ihres  Wertäqui- 
valentes,  des  Goldstaters,  dar.  Es  standen  abo  bei  gleichem  Gewichte 
die  drei  MünzmetaHe  in  folgender  Wertskala: 

Gold  Silber  Kupfer 

1  12  3000 

1  250. 

Um  nun  auch  die  übrigen  in  Gold,  Silber  und  Kupfer  ausge- 
münzten Stücke  ihren  Werten  nach  neben  einander  zu  stellen ,  haben 
wir  zunächst  zu  wiederholen,  dals  der  dem  Kupferstttck  an  Gewicht 
gleiche  Goldstater  ein  Didrac^mon  war,  mithin  es  gestattet  ist  das 
Ganzstttck  in  Kupfer  ebenfalls  gleich  zwei  Drachmen,  nämlich  Kupfers, 
zu  setzen.  Der  Goldstater  war  also  an  Wert  gleich  einem  Kupferta- 
lente,  und  alle  einzelnen  Nominale  der  tarentinischen  Prägung  ordaen 
sich  nun  leidit  in  folgende  Übersicht  ein : 

Oold  Silber  K^la 

1  Stater  —  25  Drachmeo »  GOOO  Dradunen  '^    1  Takflt 

Vs     ,      —  12  Dr.  3  Ob «  3000        ,  —  30  Milien 

Vs      n      =-8,2, =  2000         ,  —  20 

1/4      „      —    6   ,     l»/i -  1600         ,  .  U 

V«      „      -    4   „     1     „ «1000         ,  -  10 

V»      »  -        -        -    7W        ,         -    7Vt 

Vio      ,       —    2   „     3     —    600         ,  —    6 

i/i«      ,      —    2    ,    i/t    , -    500         .  .5 

— 2  Dr.  —  1  SUbereUter  .    480        ,  — 

Vm  Stater  <-    1  Dr.  iVs  Ob —    300        ,  «    S 

— 1  Drachme «240        ,  — 

— 1  TrioboloD -=120        ,  — 

— 1  DioboloD «      80        ,  — 

— 1  Trihemiobolioii  ...»-»      00        ,  ~ 

— 1  Obolos -=40        ,  — 

— »/*  Obolos -=      30        ^  — 

— 1  Hemiobolion    ....—>      20        ,  — 

— 1  retfcis «       137»     »  — 

1  TfiOC — »       10  ^  — 

—  . . . . . .  \  iias —      ev»    •  —  . 


war.  Die  Effektivgewichte  des  tarentinischen  Goldes  —  8,62  Gr.  und  des  Silbo* 
»8,26  Gr.  (—  127^  Poole  p.  166)  verhalten  sich  zu  einander  wie  25:23,97. 
d.  i.  wie  25 :  24.  Die  ursprdnglichen  Normalgewichte  waren  fftr  das  Gold  S,73 
und  ffir  das  Silber  8,4  Gr. 


J67.6.6.  TARENT.   CAPUA.  677 

Die  klemeren  Nominale  in  Kupfer  gehen  sämtlich  ohne  Rest  in 
dtr  ?orietzten  Sübermttnze,  mithin  um  so  mehr  in  den  gröberen,  auf» 
Denn  da  der  Obolos  gleich  20  Ganzstücken  in  Kupfer  galt,  so  kommen 
anf  das  Viertel  des  Oholos  oder  den  TQuig  5  GanzstUcke  oder  10 
Stiften  oder  15  Drittel  oder  20  Viertel  oder  30  Sechstel  oder  40 
Achtel  Der  kleinsten  Silbermünze  entsprechen  in  Kupfer  10  Drittel 
oder  20  Sechstel 

Als  Wertäquivalent  des  Obolos  setzten  wir  oben  eine  Kupferlitra 
voraus.  Hat  es  eine  solche  gegeben,  so  ist  sie  in  ihrem  Gewicht  etwas 
reduciert  gewesen ,.  denn  sie  wog  nur  20  Ganzstücke  in  Kupfer  «> 
172  G^ramm  oder  reichlich  ein  halbes  römisches  Pfund.  Die  Unze 
dieser  Litra  wurde  dargestellt  durch  5  Drittel  desselben  Ganzstückes. 

Auch  nach  der  Wertatisgleichung  mit  dem  gleichzeitigen  italischen 
Schwerkupfer  lohnt  es  sieh  zu  ferschen.  Dem  Systeme  nach  ist  1  Sesterz 
ältester  Prägung  an  Wert  gleich  65  tarentinischen  Kupferdrachmen,  i) 
Es  ist  also  die  Vermutung  zubfssig,  dafs  der  mittelitalische  librale  As^ 
das  WertäquivaleBt  de»  späteren  Sesterzes,  welcher  reichlich  10  rO- 
misdie  Unzen  gewogen  hat,  dem  Werte  nach  zur  tarentinischen  Mine 
Kapiers  wit  2 : 3  stand,  mithin  die  Mine  1 V2  schwere  Asse  galt  2) 

6w  Capua  prägte  im  4  Jahrhundert  ab  selbständige  Gemeinde 
und  seit  dem  J.  338  unter  rOmiscber  Oberhoheit  Gold-  SUber-  und 
Kupfermünzen  nach  demjenigen  kleinasiatischen  Fufse,  welcher,  aus- 
gehend voa  dem  phOnikischen  Systeme,  auf  einer  Drachme  von  3,65 
Gramm  beruhte  und  diese  zu  Didrachmen  und  Tetradrachmen  verriel- 
ßütigte  (§  23, 4).  Nach  Italien  war  diese  Wähioing  durch  Vermittelung 
Phekäas  gelangt  3);  doch  kam  in  Campanien  das  Tetradrachmon  in 


1)  Berechnet  aas  folgenden  Gleichungen :  1  tarentiniscber  SUberetater  ■«  2 
korinthischen  Drachmen  mm  -^  attischen  Drachmen  ««  '  '  römischen  De- 
naren s^t^L^  Sesterzen,  oder  mH  Anwendung  der  S.  610  Anm.  1  ent- 
wickelten Nikerangsformel ««  ^—^  Scsterzen.  Mithin  ist  ein  Sesterz,  d.  i.  das 
Wtrtaquivalent  eines  libraien  Asses  mm  .-^  tarentinischen   SUberstateren  «-« 

•^.^2  ^  ^  Kupferdrachmen. 

9  Dies  btstitigeB  auch  die  effektiven  Gewichte;  denn  1  tarentinisehe  Mine 
Kqtfers  ist  —  43t,  anderthalb  libraler  As  nach  den  höchsten  Gewichten  ({  33,  4) 
Bngefihr  —  450  Gr. 

3)  Mommaen  S.  35  (Tradoct  Blacas  I  p.  44).  Vergl.  aach  oben  S.  178  f.  Doch 
ist  es  nicht  r&ilich,  diesen  Fnfs  den  phokaischen  zn  nennen,  da  unter  diesem 
Namen  sonst  die  Wahnrng  des  schweren  Goldstaters  babylonischer  Wähnmg 
▼entanden  wird  ({  23, 1).  —  Ober  die  Münzen  campanischer  Gemeinden  mit 


678  ITALIEN.  isr.c 

Wegfall.  Die  Hauptmüaze  war  also  ein  Didrachmon  ^),  und  zwar  wurde 
sie  in  Silber  anßinglich  auf  den  hohen  Fufs  von  7,41  Gr.  ausgebracht, 
welcher  an  das  ursprüngliche  asiatische  Nonnalgewicht  von  7,46  Gr. 
sehr  nahe  heranreicht.^)  Die  Goldmünze  erhebt  sich  nicht  über  6,86 
Gr.  3),  und  flhnUch  sinkt  das  Gewicht  des  Silbers  frühzeitig  bis  auf 
6,5  Gr.  und  darunter. 4)  Das  Rupfer  zeigt  schwankende  Gewichte;  es 
finden  sich  Stücke,  die  dem  Nonnalgewichte  nahe  kommen;  im  ganzen 
aber  steht  der  Fufs  des  dem  Gold-  und  Silberstater  analogen  Ganz- 
stückes unter  6  Gramm. 

Es  ist  zu  vermuten,  dafs  diese  auf  gleiches  Normalgewicht  ausge- 
brachten Gold-  Silber-  und  Kupferstücke  auch  in  einem  bestimmten 
Währungsverhflltnisse  zu  einander  gestanden  haben.  Setzen  wir  nach 
der  üblichen  italischen  und  sicUischen  Wertgleichung  den  campa- 
nischen Silberstater  gleich  250  Kupferstücken  desselben  Normalge- 
wichtes und  vergleichen  die  tarentinischen  Hünzverhältnisse  (§  57,  5), 
so  liegt  es  nahe  dem  campanischen  Goldstater  den  Wert  von  12  Silber- 
stateren »3  3000  Kupferstücken  zu  geben.  Nach  griechischer  Bezeich- 
nung bildeten  50  Kupferstücke  eine  Mine  Kupfers,  deren  effektives 
Gewicht  etwa  300  Gramm  betrug,  mithin  dem  Ältesten  Libralas  unge- 
fähr gleich  stand  (§  33,  4).  Auf  den  ganzen  Goldstater  gingen  60,  aitf 
den  halben  30  Minen  campanischen  Kupfers. 

griechischer  Aufschrift,  eine  PräguDg,  welche  demselhen  FnÜBe  folgte,  vergL 
Mommsen  S.113ff.  159 ff.  (Ip.  t59ff.  319  ff.),  Sambon  p.  132 ff.,  Poolep.72ff. 

1)  S.  die  Münzflbersichten  bei  Mommsen  S.  254fi.  (I  p.  365  ff.),  Sambon 
p.  171.  Hälften  des  GanzstAckes  oder  Staters  sind  yerhältnismäfsig  selten.  Stficke 
un  Gewichte  von  V/i  Steter,  d.  i.  nach  griechischer  Benennung  Tridrachmen, 
finden  sich  vereinzelt  nur  in  Kupfer  und  in  legiertem  Silber  (Mommsen  S.  255. 
258  —  I  p.  366.  369). 

2)  VergL  oben  J  43,  2.  Das  thatsachliche  Maximalgewicht  von  7,41  Or. 
weist  Mommsen  S.  254  (i  p.  365)  nach. 

3)  Mommsen  S.  260  (I  p.  371),  d'Ailly  Recherches  sur  la  monnaie  romaiae 
I  p.  192  ff.  Die  übliche  Teilmünze  ist  die  Hälfte,  als  deren  Maximalgewicht 
3,41  Gr.  nachgewiesen  sind.  Dazu  kommt  ein  Zweidrittelstück  von  4^2  Gr. 
mit  dem  Wertzeichen  XXX,  worüber  noch  zu  sprechen  sein  wird.  Spät»  ver- 
schlechtert sich  das  Korn  des  Goldes  zu  Elektron,  und  zwar  findet  sich  daai 
nur  noch  das  Halbstück,  dessen  Gewicht  von  3,10  Gr.  stetig  bis  unter  2,6  Gr. 
sinkt  (d'Ailly  p.  189,  Mommsen  a.  a.  0.).  Den  Elektronmflnzen  von  2,82—2,77  Gr. 

g'iebt  Mommsen  S.  213  (I  p.  264)  den  Wert  von  2  Scrupeln  — >  2,27  Gr.  reiBca 
oldes. 

4)  Nur  in  der  ältesten  Serie  sinkt  das  Gewicht  nicht  unter  7,17  Gr.^  io 
den  nächsten  Serien  steht  es  häufig  unter  7,  in  mehreren  werden  7  Gr.  mdit 
mehr  erreicht,  und  stehen  die  meisten  Stücke  um  6,5  Gr.  Sambon  p.  171  fer- 
zeichnet  als  Maximum  6,85,  als  Minimum  6  Gr.  Aus  den  zahlreichen  von  d'Aillj 
Recherches  sur  la  monnaie  romaine  I  p.  165  ff.  mitgeteilten  Wägungen  ergieM 
sich  ein  Maximalgewicht  von  6,87  und  ein  mittleres  Gewicht  von  6,7  bis  6,6  Gr. 
Mit  Unrecht  teilt  d'Ailly  diese  campanisehen,  unter  römischer  Oberhoheit  gt- 


f  57, 6.  GAMPANISGHER  MONZFUSS.  679 

Allein  die  Römer  haben  zu  einer  Zeit,  wo  der  schwere  Kupferas 
und  seine  Teile  noch  ihr  einziges  Courant  bildeten,  die  Münze  des  von 
ihnen  abh^ingigen  Gemeinwesens  nicht  so  günstig  tarifiert,  als  nach 
der  angeführten  Gewichtsgleichung  zu  erwarten  wäre.  Denn  nicht  die 
Hälfte  des  GoMstaters,  sondern  ein  neugsechaffenes  Zweidrittelstück, 
im  Gewichte  von  4  Scrupeln,  glichen  sie  mit  30  römischen  Assen.  So 
wenigstens  scheint  das  Wertzeichen  XXX  auf  der  Goldmünze  von 
4,52  Gr.  zu  deuten  zu  sein.^)  Nach  diesem  Verhältnis  kamen  auf  das 
Ganzstück  in  Gold  45,  auf  den  Silberstater  3^/4  Asse,  und  das  römische 
Kupfer  verhielt  sich  dem  Werte  nach  zum  campanischen  Golde  wie 
1 :  1980,  zum  Silber  wie  1 :  165,  oder,  wenn  wir  den  As  gleich  10 
Unzen  setzen,  wie  1 :  1800,  bez.  1 :  150. 2) 

Das  Gewicht  des  Silberstaters  wurde  nun  normal  zu  6  Scrupeln 
-B  6,82  Gr.,  das  der  Hälfte  zu  3  Scrupeln  angesetzt  Vergleichen  wir 
damit  den  späteren  römischen  Denar  ältester  Prägung,  welcher  4 
Scrupel  wog  und  4  Libralasse  galt  (§  35,  2.  3),  so  ergiebt  sich,  dafs 
der  um  2  Scrupel  schwerere  Silberstater  noch  ein  wenig  unter  dem 
Kupferäquivalente  des  Denars  tarifiert  war.  3)  Nach  seinem  Abfall  im 
Hannibalischen  Kriege  und  der  Kapitulation  im  J.  211  verlor  Capua 
mir  den  letzten  Resten  früherer  Selbständigkeit  auch  sein  Hünzrecht^) 

Doch  erhielt  sich  der  caropanische  Münzfufs  bei  den  Römern  in 
etwas  veränderter  Gestalt^)  Besonders  seit  dem  J.  229  liefsen  sie  in 


schlagenen  Mflozen  der  haaptstadtischen  Pragang  zn  und  bringt  sie  p.  141  ff. 
mit  dem  angeblichen  nummus  Servianus  ({  35, 1)  in  Verbindung. 

1)  Mommaen  S.  214  f.  (I  p.  265  ff.). 

2)  Nach  dem  normalen  Mfinzverhaltnisse  stand  das  campaniscbe  Kupfer 
znm  Golde  wie  1 :  3000.  Da  das  Kupfer  durchschnittlicb  etwas  niedriger  aus- 
gemünzt wurde,  so  trat  thatsächlich  das  ffir  das  Kupfer  etwas  günstigere  Ver- 
hältnis 1 :  2640  ein.  Das  römische  Kupfer  erhielt  nun,  wenn  man  den  ältesten 
As  zu  11  Unzen  setzt,  das  obige  weit  günstigere  Verhältnis  1 :  1980  und  femer, 
wenn  man  den  As  zu  10  Unzen  annimmt,  1 :  1800.  Für  letzteren  Wert  erklärt 
sich  Mommsen  a.  a.  0.  Da  derselbe  ausserdem  für  Silber  zu  Gold  das  Wert- 
verhältnis 1 :  10  wählt,  so  kommt  der  Silberstater  nach  ihm  auf  den  Wert  von 
4Vi  römischen  Assen. 

3)  Mommsen  S.  343  ff.  (HI  p.  228  ff.)  nimmt  an,  daCs  in  der  Epoche  zwischen 
268  und  211  v.  Chr.  der  campanische  Silberstater  dem  Denar  an  Wert  gleich- 
gesetzt wurde,  was  mit  der  obigen,  auf  den  libralas  gestellten  Berechnung  sich 
wohl  verträgt 

4)  Mommsen  S.  346  (DI  p.  232),  Zobel  bei  Mommsen-Blacas  II  p.  105  f. 

5)  Zobel  a.  a.  0.  p.  106  f.  Die  Münzfunde  zeigen,  dals  im  6.  und  7.  Jahrb. 
der  Stadt  der  Victoriatns  im  nördlichen  Italien,  in  Gallien  und  Spanien  die  ver- 
breitetste  Münze  war.  Den  Anfang  der  römischen  Victoriatenpragun^  setzt  M. 
Bahrfeldt  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1878  S.  39  bereits  in  das  J.  268 
woraus  folgen  würde,  dafs  die  Ausmünzung  von  Anfang  herein  in  Rom,  und  erst 
später  auch  auf  Gorcyra  oder  in  anderen  provinzialen  .Prägstätten  geübt  wurde. 


680  ITALIEN.  |67,e.7. 

der  auf  Corcyra  errichteten  Mttnntätte  die  Hälfte  des  campnifidien 
SBberstaters  in  reichlicher  Menge  aosprägen.  Es  war  d^  Yictonatw 
von  3  Scrupel  Gewicht,  eine  für  den  auswärtigen  Handels? erkdir  be- 
stinimte  und  aufserhalb  der  Denarwährung  stehende  MOnie  ($  36,  2). 

In  der  Art  des  G^^ges  und  der  Form  der  Aufechrift  war  aiMi 
die  nationalrOmisehe  Münze,  der  Denar,  anfttngfich  ganz  nach  dem 
Verbilde  des  canipanischen  Staters  gestaltet  worden.^) 

7.  Nadidem  wir  in  den  beiden  Torhergefaenden  AbschmUen  sol- 
che Mttnzsysterae  Italiens  bebandelt  haben,  welche  eine  geschlosseie 
Währung  in  Gold,  Silber  und  Kupfer  zeigten,  ist  nun  in  Kürze  des 
niittelitalischen  Schwerkupfers  und  seines  Wertverhäkmases 
zum  Silber  zu  gedenken.  Der  im  Jahre  1852  aufgefundene  Scfaati 
von  Cervetri  enthielt  im  ganzen  1734  Stücke  Scfawerkupfers,  und  zwar 
hauptsächlich  rümische  Asse,  1575  an  Zahl,  aufserdem  130  römiscbe 
Semisse  des  libralen  Fufses,  26  Stücke  latinischen  Schwerkupfers  and 
nur  3  reducierte  römische  Asse.  3)  Der  Sdiatz  war  also  zu  eino'M 
geborgen  worden,  wo  das  reducierte  Gewicht  und  also  auch  che  SaXber- 
prägung  erst  seit  kurzem  eingeführt  waren  (§  35, 1.  3).  Zu  jenem  Zeit- 
punkte stellte  demnach  jedes  von  den  vergrabenen  schw^^n  Asstttckes, 
gleichTiel  ob  es  auf  höheres  oder  niedrigeres  Gewicbt  ausgebracht  war, 
das  Wertäquiralent  eines  Sesterzes,  d.  i.  eines  Scrupels  Silbers,  dar. 
Werden  also  die  einzelnen  Stücke  des  Schatzes,  soweit  ihr  Gewicht  be- 
kannt ist,  mit  der  unabänderlichen  Einheit  des  Silberscrupels  ver- 
glichen ,  so  gewinnen  wir  eine  Reihe  von  Zahlen ,  welche  das  durch 
jedes  einzelne  Stück  thatsächlich  dargestellte  Wertverhähnis  zum  Silber 
ausdrücken.  In  seinem  reichhaltigen  Kataloge  stellt  der  Baron  d'AiDy 
unter  der  ersten  Klasse  römischen  Schwerkupfers  675  Asse,  124Semissft 
und  aufserdem  Trienten  und  klemere  Teile  zusammen,  welche  der  lieb^ 
zahl  nach  dem  Schatze  von  Cervetri  entstammen.^  Unter  den  Assen 
stellen  234  Stücke,  also  fast  ein  Drittel  der  Gesamtzahl,  ein  Wertvei^ 
hältnis  des  Silbers  zum  Kupfer  dar,  welches  höher  ist  als  das  seit  dem 
J.  268  T.  Chr.  gesetzliche  von  240:1  (§  35,  4).  Wdter  stdkn  241 
Stücke  die  Verhältniszahlen  zwischen  240  und  230,1:1,  femer  154 
Stücke  die  Verhältniszahlen  zwischen  230  und  220,1 : 1 ,  endlich  die 


1)  M.  BahrfeMt  in  der  BerÜDer  Zeitschr.  fQr  Nnpim.  1878  S.  35.   YcrgL 
anch  de  Blacas  in  der  Übereetsanff  Ton  Mommsens  Gesch.  d.  rim.  Miasw.  n  p.  ttl. 

2)  IVAilly  Recherdies  snr  la  monnaie  romaine  I  p.  47.  56.  YergL  tkn 
S.  258  Anm.  5,  S.  259  Anm.  1,  S.  273  Anm.  2. 

3)  A.  a.  0.  p.  56—76. 


§67,7. 


DAS  MITTELITAUSCHE  SGHWERKUPFER. 


681 


flbrig«B  46  ^  Verhflltniszahlen  zwischen  220  und  180: 1  dar.  Äbnlkk 
stehen  iron  den  124  Semissen  56,  d.  i.  fast  die  Hälfte,  über  240 : 1,  dann 
34  zwischen  240  uod  230,1 : 1,  19  zwischen  230  und  220,1 : 1,  endlich 
15  zwischen  220  und  180 : 1.  Das  Nähere  zeigt  folgende  Übersicht: 


M   280 

:1  stebea 

,    270 

i       tf 

.     260 

*       »• 

,     250 

i                M 

n     240: 

l            W 

„     230: 

*               W 

,     220 

*              » 

r,       2tO 

1              m 

n       200 

*              » 

anter  195 

'■              W 

Asse, 


2  »    1,6>  Semisse 
5-    4,00/0  , 

13  «  10,5  >  „ 

24  =  19,4  Vo  . 

33  «  26,6  >  n 

25-20,2  0/0  , 

12-    9,7>  „ 

5-    4,0>  . 

2-    1,6^  , 

3  =    2,40/0  „     . 


9  —    1,30/0 

25  —    3,70/0 

98  —  14,50/0 

214  —  31,70/0 

218  —  32,30/0 

81  —  12,00/0 

19  —    3,00/0 

7  —    1,00/0 

4  —    0,6  0/0 

Im  gesamten  Durchschnitte  stellen  die  675  Asse  das  Wertver- 
hältnis  235,4: 1  zwischen  Silber  und  Rupfer,  und  die  124  Semisse  das 
Verhältois  238,9 : 1  dar.  Wir  finden  also,  dafs  zu  der  Zeit,  wo  die  Silber- 
prägung in  Rom  eingeführt  wurde ,  das  thatsächliche  Wertverhältnis 
des  im  Umlauf  befindlichen  Schwerkupfers  so  gut  wie  genau  demjenigen 
Verhältnisse  entsprach,  welches  für  den  neuen  trientalen,  und  somit 
auch  fttr  den  alten  libralen  As  damals  gesetzlich  festgestellt  wurde. 

Weiter  aber  ist  es  auch  gestattet  einen  Rückschlufs  auf  frühere 
Zeiten  zu  machen.  Denn  es  ist  anzunehmen ,  dafs  hm  Durchschnitt  die 
schwereren  Asse  auch  älter  sind  als  die  leichteren.  Oberblickt  man  nun 
die  hnge  Dauer  der  römischen  KupferwShrang,  so  steht  es  mit  grofser 
Wahrscheinlichkeit  fest,  dafs  gegen  Ende  des  4.  Jahrhunderts  t.  Chr., 
Termullich  aber  auch  während  einer  langen  Zeit  vorher,  das  thatsäch- 
liche Wertverhältnis  zwischen  Silber  und  Kupfer  250: 1  war. 

Letzteres  Verhältnis  nun  geht  mit  grofser  Genauigkeit  hervor  aus 
dem  Durchschnitt  der  von  Hommsen  zusammengestellten  Stücke  mittel- 
italischen Schwerkupfers. ^)  Die  ersten  beiden  Reihen,  welche  Tibiir 
oder  Präneste  angehören,  zeigen  im  Maximum  den  Zebnunzenfufs; 
dann  folgt  eine  dritte  Reihe  (Ardea)  mit  einem  reichlicben  Zwölfnnzen- 
füfs,  eine  vierte  (unbestimmte)  mit  dem  Elfnnzenfnfs,  eine  fQnfte  (For- 
miae,  Fundi  oder  Fregellae)  mit  dem  Dreizehnnnzenfufs,  eine  sechste 
(Alba  am  Fucinersee)  und  eine  siebente  (unbestimmte)  mit  einem  reich- 
lichen Elfunzenfufs,  endlich  eine  achte  Reihe  vereinzelter  Stücke^ 
welche  zwischen  13  und  9  Unzen  stehen.  Da  wir  nun  annehmen 
dürfen,  dafs  jedes  dieser  Stücke,  nach  römischem  Vorbilde,  den  Wert 
von  1  Scrupel  Silbers  darstellte,  so  müssen  die  Durchschnitte  brauchbare 

1)  Tradaction  Blacas  I  p.  332-343  (Gesch.  d.  röm.  Mdazw.  S.  23t  flf.). 


682 


ITALIEN. 


|S7,7.S. 


Bestinunungen  des  in  HittelHalieD  thatsächlich  beobaditeten  Weitver- 
hähnisses  zwisdien  Silber  und  Kupfer  ergeben.  Wir  yerdeutiichen  dies 
im  einzelnen  durch  folgende  Übersicht : 


WertTerh&ltoiflse  des  SUbers 

zum  Köpfet 

Reihen 

Nominale 

Zahl  der 
Stöcke 

Maximum 

MiDimam 

DnrdischDitt 

I 

As 

6 

240:1 

218 

233:1 

» 

Semis 

9 

278:1 

178 

227:1 

n 

Triens 

9 

240:1 

174 

211:1 

n 

As 

7 

246:1 

162 

216:1 

» 

Semis 

19 

259:1 

178 

223  ;1 

m 

As 

27 

317:1 

197 

276:1 

« 

Semis 

20 

320:1 

225 

273:1 

IV 

As 

7 

253:1 

235 

243:1 

9 

Semis 

20 

304:1 

211 

249:1 

V 

As 

30 

323:1 

249 

283:1 

» 

Semis 

26 

343:1 

228 

277:1 

w 

Dapondias 

9 

274:1 

232 

256:1 

m 

As 

13 

261:1 

217 

238:1 

n 

Semis 

15 

285:1 

202 

240:1 

vn 

As 

2 

270:1 

257 

263:1 

m 

Qnadrans 

9 

285:1 

240 

269:1 

VIU 

As 

11 

267:1 

218 

252:1 

• 

Semis 

15 

311:1 

225 

262:1 

Das  sind  aufserordentliche  Schwankungen  in  den  Extremen ,  und 
immer  noch  bedeutende  in  den  Durchschnitten.  Stellen  wir  aber  die 
acht  Reihen  der  Asse  einerseits,  und  die  sieben  Reiben  derSemisse 
andererseits  zusammen  und  ziehen  aus  jeder  dieser  Gruppen  wieder 
den  Durchschnitt,  so  fahren  die  Asse  auf  das  Wertverhältnis  250,5: 1, 
und  die  Semisse  auf  250,1:1,  eine  Übereinstimmung,  welche  sicher 
nicht  als  zufaillig  betrachtet  werden  darf. 

8.  Ähnliche  Folgerungen  lassen  sich  auch  aus  dem  Übrigen 
italischen  Schwerkupfer  ziehen^«  nur  dafs  die  Gewichte  im 
allgemeinen  noch  gröfsere  Schwankungen  zeigen,  als  im  vorhergehen- 
den beobachtet  worden  ist.  Eine  specielle  Untersuchung  würde  für 
jede  einzelne  Reihe  sowohl  den  zu  Grunde  liegenden  Fufs,  als  das 
durch  das  Durchschnittsgewicht  dargestellte  Wertverhailtnis  des  Silbers 
zum  Kupfer  leicht  erkennen  lassen.  Wir  beschränken  uns  darauf  die 
Kupferwährung  des  nordöstlichen  Italiens  kurz  zu  erläutern.  Einen  vor- 
trefflichen Anhalt  gewähren  die  Reihen  der  alten  Handelsstadt  Hatriif 
welche  zusammen  durch  65  Stücke  vertreten  sind.^)  Im  einzelnen  sind 


1)  Yergl.  die  Cbersichten  bei  Mommsen-Blacas  I  p.  343--362.  389-400 
(Gesch.  des  röm.  Müozw.  S.  239  ff.  272  ff.),  Poole  p.  25  ff.  Ober  etmiisclies  Sckwer- 
kupfer  8.  unten  §  57,  9. 

2)  Mommsen-Biacas  I  p.  355--d57  (S.  247  f.). 


i  67, 8.  DAS  PFUND  VON  HATRIA.  683 

die  Nominale  durchschnittlich  auf  folgende  Währungen  in  römischen 
Uozen  ausgebracht: 


^fAminol 

Zahl  der 

Darcbschnitüiche  Wihrung 

ilCimiual 

Stacke 

in  Tömischeo  Dnzen 

As 

.     13 

13,58 

Quincunx     .    . 

9 

16,83 

Triens     .    . 

.     .       7 

17,43 

Quadrans     . 

.    .    13 

14,77 

Sextans    .    . 

.    .    13 

13,50 

Cncia      .    .     , 

.    10 

15,80 

Im  Durchschnitt  ergeben  diese  6  Reihen  einen  Fufs  von  15,32 
Unzen.  Wenn  wir  nun  diesen  Betrag  vergleichen  mit  dem  durch- 
schnittUchen  Fufse  des  römischen  und  mittelitalischen  Schwerkupfers, 
welchem  als  Norm  das  römische  Pfund  zu  Grunde  liegt,  so  ermitteln 
wir  sofort  die  Norm  des  ohne  Zweifel  schwereren  Pfundes  von  Hatria. 

Wir  setzen  nach  den  früher  gegebenen  Einzelnachweisen  (§  57,  7) 
den  durchschnittlichen  Fufs 

des  römischen  Schwerkupfers  auf  9,88,  und 
des  übrigen  mittelitalischen  auf     10,43  Unzen  i), 
und  gelangen  dadurch  zu  dem  Schlüsse ,  dafs  das  normale  Pfund  von 
Hatria  zum  römischen  Pfunde  zvrischen  15,32:9,88  und  15,32:10,43 
sich  verhielt,  mithin  einen  Betrag  zwischen  507,7  und  481  Gramm  hatte. 

Vergegenwärtigen  wir  uns  nun,  dafs  die  leichte  babylonische  Mine 
im  Normalgewichte  von  504  Gr.  bereits  im  alten  Ägypten  in  dem  etwas 
niedrigeren  Betrage  von  490  bis  486  Gr.,  dann  unter  den  Ptolemäern 
und  Römern  als  Mine  von  491  Gr.  gebräuchlich  war,  femer  dafs  ein 
Gewicht  von  491  Gr.  oder  18  römischen  Unzen  auch  als  italische  Mine 
bezeugt  ist^),  so  werden  wir  ohne  Bedenken  auch  das  Pfund  von  Hatria 
als  ein  Gewicht  babylonischen  Ursprungs  und  als  verwandt  mit  der 
italischen  Mine  betrachten. 

Als  Normalbetrag  wählen  vnr  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  das 
Mittel  zwischen  den  soeben  aus  den  Gewichten  des  Schwerkupfers 
berechneten  Bestimmungen,  d.  i.  494,3  Gr.  Viel  höher  kann  das  Pfund 
kaum  angesetzt  werden,  da  es  schon  im  alten  Ägypten  niedriger  stand ; 


1)  Der  älteste  römische  As  steht,  wie  ans  den  anf  S.  681  znsammengestellten 
MateiiAlien  hervorgeht,  dnrchschnittlich  anf  9,81,  der  Semis  auf  9,95  Unzen,  das 
römische  Schwerkupfer  also  durchschnittlich  anf  9,88  Unzen.  Ähnlich  berechnet 
rieh  der  Fnfe  des  mittelitalischen  Schwerkupf^s  durchschnittlich  auf  10,43  Unzen. 

2)  S.  das  Nähere  §  42, 10.  41,  9.  54,  1.  57,  4.  Ober  das  Vorkommen  der- 
selben Mine  in  Kleinasien  und  Griechenland  vergl.  §  50,  7.  19, 11. 


684  ITAUBH.  ( 57,s.i. 

wiH  flMn  es  aber  niedriger  schätzen,  so  darf  man  nicht  unter  491,2  Gr., 
als  den  Betrag  von  18  römischen  Unzen,  herabgehen. 

Nach  dem  Pfunde  von  Hatria  ist  allem  Anschein  nach  das  Sch^e^ 
kupfer  des  übrigen  nordöstlichen  Italiens,  insbesondere  von  Asculom, 
Firmum  und  Ariminum,  ausgebracht  worden,  i) 

Als  Silberttquivalent  des  Ganzstückes  dieser  Währung  haben  wir 
nach  dem  Verhältnis  250: 1  ein  Gewicht  von  1,67  Gr.  oder  nahezu  Vk 
römischen  Scrupeln  anzunehmen.  Es  wurden  also  vermutlich  via* 
schwere  Asse  von  Hatria  gleich  einem  römisch -campaniscben  Silber- 
stater  von  6  Scrupeln  gerechnet  (§  57,  6).  Da  aber  in  der  obigen 
Durchschnittsrechnung  alle  vorliegenden  Stücke,  mithin  auch  die  relativ 
jüngeren  und  leichteren ,  inbegriffen  sind ,  so  ist  es  wohl  zulassig  das 
Normalgewicht  der  älteren  hatrianischen  Währung  noch  etwas  höher 
anzusetzen  und  entsprechend  auch  ein  etwas  höheres  Silberäquivalent, 
etwa  von  1,8  Gr.,  anzunehmen.  Dies  würde  die  Hälfte  der  phönikischeo 
Drachme  (§  43 ,  2)  sein,  und  es  würden  demnach  4  Asse  gleich  1  Di- 
drachmon,  8  Asse  gleich  1  Tetradrachmon  jener  weitverbreiteten 
Währung  gegolten  haben. 2) 

9.  Die  Gold-  und  Silbermünzen  Etruriens  haben  die  Eigentüm- 
lichkeit, dafs  sie  von  Anfang  an  mit  Wertbezeichnungen  ausgebracht 
worden  sind,  und  somit  einen  deutlichen  Einblick  in  das  älteste  HOnz- 
wesen  dieser  Landschaft  und  in  die  Wertverbältnisse  zwischen  GoM, 
Silber  und  Kupfer  eröffnen.  3)  Denn  zunächst  machen  es  die  aus  späterer 
Epoche  erhaltenen  Stücke  Schwerkupfers  wahrscheinlich,  dafs  die  Ein- 
heit ,  deren  Vielfache  auf  den  Gold-  und  Silbermünzen  durch  Zahlen 
bezeichnet  sind,  aDezeit  das  Ganzstück  in  Kupfer  gewesen  ist,  und  wir 
schüefsen  von  dem  reducierten  Pfunde  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  za- 
rück  auf  ein  volles  Pfund,  welches  von  dem  römischen  nicht  wesentficfa 
abwich,  und  weiter  auf  eine  andere  noch  zu  bestinmiende  Gröfse.  Denn 
wenn  neben  den  Silbermünzen,  deren  Wertbezeichnung  auf  das  Kupfer- 
pfund lautet,  eine  andere  Reihe  auftritt,  die  bei  gleichem  Gewichte 


1)  Yergl.  die  Obersichten  bei  Monmsen-BlacaB  I  p.  359  if.  (6.  d.  r.  M.  9L 
248  fL).   Daza  kommen  die  YestiDi  I  p.  364  f.  (246). 

2)  Yergl.  oben  §  23,  4.  In  Italien  folgten  dieser  WShnrng  aoiser  Garn- 
panien  (S.  677  mit  Anm.  3)  aach  Apnlien  und  Latium:  vergl.  Mommsen  S.2S2C 
ß  p.  362  ff.),  Sambon  p.  120.  124  f.  196  ff.,  Poole  p.  44.  130  ff 

3)  Yergl.  im  aUgemeinen  K.  0.  MdUer  Die  Etmaker,  neu  betrb.  v.  W.  Dae^ 
Stattgart  1877, 1  S.  264  ff.  379  ff.,  Mommsen  &  20  f.  2Xb  ff  260  ft  859  C  (TraiML 
BUcaa  I  p.  24  f.  213  ff.  372  ff.),  W.  Detcke  fitnmkladie  Forscbiugei,  Zweilaa 
HeH:  Daa  etniekiache  Mdozwesen,  Stuttgart  1876,  W.  Gorssen  Die  < 
Mflnzaafschriften  in  der  Berliner  Zeitsdir.  f.  Nomiam.  1876  S.  1  £ 


i57»0.  ETRURISGfflSS  fifONZWESEN.  685 

Btur  halb  so  hohe  Wertzeichen  trägt,  so  mufs  io  dieser  Prftg- 
epcN^he  entweder  das  Kupfer  an  Wert  gegen  das  Silber  doppelt  so  hoch 
gestanden  haben,  oder  die  entsprechende  Kupfereinhelt  mnCs  doppelt 
so  grofs  gewesen  sein  als  das  Pfund.  Da  die  erstere  Alternative  UBbe- 
diogt  abzuweisen  ist  —  denn  der  Kupferwert  ist  nach  anderen  sicheren 
Zeugnissen  in  der  ftltesten  Zeit  durchaus  niedriger  gewesen  und  erst 
später  langsam  gestiegen  — ,  so  bleibt  nur  die  Annahme,  dafs  es  aufser 
dem  Pfunde  in  Etrurien  ein  doppelt  so  schweres  Gewicht  gegeben  hat. 
Wir  nennen  dasselbe  versuchsweise  die  etrur i sehe  Hine.O 

Dafs  die  beiden  Gattungen  noch  vorhandener  Silbermünzen,  deren 
ei-stere  nur  halb  so  hohe  Wertzeichen  trägt  als  die  letztere,  auch  in  der 
Prägungszeit  auf  einander  gefolgt  sind,  läfst  sich  nicht  mit  Sicherheit 
nachweisen.^)  Auch  ist  es  von  vornherein  wahrscheinlicher,  dafs  sie, 
räumlich  getrennt,  nebeneinanderbestanden  haben ^);  andererseits 
aber  steht  es  aufeer  Zweifel,  dafs  die  Reihen  mit  den  niedrigeren  Wert- 
zeichen ihrem  Ursprünge  nach  einer  froheren  Epoche  angehören ,  als 
die  Stlbermdnzen  der  anderen  Gattung. 

Letztere  stellen  eine  Silbereinheit  dar,  welche  von  dem  römischen 
Scrapel  «^  Viss  Plund  nur  unmerkUch  abweicht  Es  darf  also  ange- 
nommen werden,  dafs  das  der  Silbereinheit  entsprechende  Wertäqui- 
valent  in  Kupfer  ursprünglich  dem  römischen^Pfunde  nahegestanden 
bat,  mithin  das  Silber  damals  den  288fachen  Wert  des  Kupfers  hatte. ^) 

Ferner  haben  die  Silbermünzen  der  ersteren  Gattung  Goldmünzen 
neben  sich,  welche  nach  Ausweis  der  Wertzeichen  eine  Goldeinheit  im 
Gewidite  von  Vio  der  Silbereinheit  ergeben.  Das  Gold  war  also  zum 
zehnfachen  Werte  des  Silbers  ausgebracht.^) 

Wir  wenden  uns  nun  diesen  Gold-  und  Silbermünzem  zu,  die  wir 
als  diejenigen  der  ersten  Epoche  bezeichnen.  Ein  Goldstück  im  Ge- 
wichte von  4,67  Gr.  mit  der  Aufschrift  velzpapi,  wahrscheinhch  in  Vol- 
sioU  geschlagen,  tragt  das  Wertzeichen  XX.^)    Dazu  kommen  Viertel 


1)  Deecke  in  Müllers  Etniskera  I  S.  380  behalt  auch  für  das  Doppdge wicht 
4ie  BeBetcbnaDg  Pfnnd  bei  und  bestiniBit  es  zn  etwa  Vs  Kilogr. 

2)  Deecke  Etniskische  Forschungen  2  S.  86  f.  setzt  die  Münzen  der  ersteren 
Gattung  vor  450  v.  Chr.,  die  der  letzteren  in  die  Zeit  von  450  bis  400. 

3)  Vergl.  Mommsen  S.  217  f.  (I  p.  216). 

4)  Deecke  S.  79.  87. 

5)  VergLDeeeke  S.  82f.;  dagegen  schliefst  Lenormant  I  p.  164  auf  ein 
Wertverhältnis  tou  15 : 1. 

6)  Mommsen  S.  216  (I  p.  214  f.),  Deecke  S.  5  Nr.  1  u.  S.  82.  95  £,  Gorssen 
a.  a.  O.  S.  14  ff.  Für  die  von  Deecke  bezweifelte  Echtheit  dieser  Münze  tritt 
ein  A.  t.  Sallet  in  -der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numism.  1878  S.  221. 


686  ITALIEN.  §n,». 

im  Gewichte  tod  1,15  Gr.  mit  der  Aufschrift  vebetL,  d.  L  Vold,  und  dem 
Wertzeichen  für  5,  AJ)  Das  Gewicht  der  Goldeinheit  stellt  sidi  hier- 
nach auf  0,2335  Gr.  Hierzu  gehört  eine  SUbermünze  im  Haxinulge 
Wichte  von  11,38  Gr.  mit  dem  Wertzeichen  A^),  aus  welcher  skh  dem- 
nach eine  Silbereinheit  im  Gewicht  von  2,276  Gr.  ergiebt 

Beide  nach  den  effektiven  Münzgewichten  berechnete  Einbeiten 
vertialten  sich  zu  einander  wie  1 : 9,75,  mithin  normal  gewüs  wie  1 :  10. 
Rechnen  wir  nun  das  Gold  zum  lOfachen  Werte  des  Silbers  und  das 
Silber  zum  288fachen  Werte  des  Kupfers,  so  entwickeln  wir  aas  der 
Goldeinheit  ein  Wertfiqui?alent  in  Kupfer  von  672  Gr.,  und  aus  der 
Silbereinheit  ein  solches  von  655  Gr.  Das  sind  wohlbekannte  GrOfeen, 
denn  die  Mine  von  672  Gr.  ist  als  altäginäisches,  attisches  und  sjriscfaes 
Gewicht  durch  Münzen  oder  Gewichtstücke  nachgewiesen,  and  die 
Mine  von  655  Gr.  ist  der  nach  athenischem  Gesetz  um  ein  gerioges 
herabgesetzte  Betrag  desselben ,  ursprünglich  wohl  phönikischen  Ge- 
wichtes (§  48,  1). 

Da  wir  nun  das  Vertiältnis  dieser  Mine  zu  dem  babytoniscben 
Gevrichte  kennen ,  so  vermögen  vrir  auch  die  titeste  etrurische  MQdi- 
ordnung  in  ihrem  Zusanunenbange  zu  beurteilen.  Denn  es  ist  nichi  la 
bezweifeln,  dais  das  Silberstück  von  11,38  Gr.,  dessen  Effektivgewicbt 
bis  unter  11  Gr.  herabgeht,  nach  babylonischem  Fulse  ausgebraditisl^ 
Die  babylonische  Mine  Silbers  verhält  sich  gemäfs  dem  Systeme  zu  der 
Mine  von  672  Gr.,  welche  wir  soeben  als  etrurisches  Kupfergewidt 
nachgewiesen  haben,  wie  5:6  (Tab.  XXII);  mithin  ist  das  normale  Ge- 
wichtsverhältnis des  babylonisch-etrurischen  Staters  zur  Mine  Kupfers 
=:  1:60,  und  das  Vertiältnis  des  Fünftels  dieses  Staters  zu  dersdbei 
Mine  =  1:300.  Aber  dieses  Fünftel  sollte  als  Einheit  zugleich  die 
Brücke  bilden  zu  der  italischen  Duodecimalteilung,  nach  welche  die 
Mine  Kupfers  in  Zwölftel  oder  Unzen ,  und  weiter  in  VienmdzwaDBg- 
stel  der  Unze  oder  Scrupel  zerfiel.  Deshalb  wurde  das  Münxgewicht 
des  Edelmetalles  um  so  viel  erhöht,  dafs  das  Wertverhältnis  des  Kupü^ 
zum  Silber  >=  1 :288,  und  zum  Golde  «^  1 : 2880  wurde,  und  zwar 
finden  wir,  dafs  hiernadi  das  Goldgewicht  genau  einer  Kupfennne 
von  672  Gr.  entspricht,  während  das  bisher  bekannte  Maximalgewicfat 
der  Silbermünze,  welches  etwas  niedriger  steht,  auf  eine  Mine  foa 

1)  Deecke  S.  6  Nr.  6  a— €.    Die  Aufschrift  deutet  Gomen  S.  1 1  ff.  aU  YokL 
0.  Müller  und  andere  als  Yolsinii. 

2)  Deecke  S.  9  f.  Nr.  5-10  und  S.  78  f. 

3)  Vergl.  oben  $  23,  2.  42,  12.  15,  MommseD  S.  859  f.  (!  p.  218 1),  Deecke 
S.  79.  86. 


f  57, 9.  ETRURISGHES  MÜNZWESEN.  687 

655  Gr.  führt  Mithin  bezeugt  die  Goldmünze  das  ursprungliche,  un- 
mittelbar aus  dem  babylonischen  System  abgeleitete  Gewicht,  die  Silber- 
münze das  etwas  niedrigere,  in  Athen  gesetzlich  fixierte. 

Die  zweite  Epoche  des  etrurischen  Hünzwesens  oder,  wenn  man 
will,  eine  zwar  gleichzeitige ,  aber  räumlich  geschiedene  Hünzordnung 
beruht  auf  dem  gleichen  Silbergewichte  (Goldmünzen  kommen  hier  nicht 
Tor);  aber  die  Silbereinheit  ist  nach  Ausweis  der  Wertzeichen  um  die 
Hälfte  kleiner  und  mithin  das  Wertflquivalent  in  Kupfer  nicht  die  Mine, 
sondern  ihre  Hälfte,  das  Pfund.  Die  Silbereinheit  ist  der  Scrupel  dieses 
Pfandes,  gerade  wie  in  dem  andern  Systeme  die  doppelt  so  grofse  Ein- 
heit als  Scrupel  der  Mine  anzusehen  war.  Demnach  war  das  Wertver- 
hältnis zwischen  Silber  und  Kupfer  in  beiden  Systemen  gleich. 

Auf  solche  Silberscrupel  sind  ausgeprägt  und  durch  die  Wertzahlen 
bezeichnet  worden  ein  Zwjanziger  von  22,5  Gr.  und  ein  Zehner  im 
Maximalgewicht  von  11,5  Gr.^  Das  Gewicht  des  etrurischen  Pfundes 
stellt  sich  hiemach  auf  324  bis  331  Gr. ;  also  war  dieses  Pfund  in  der 
That  sowohl  die  Hälfte  der  vorher  nachgewiesenen  Mine  als  identisch 
mit  dem  römischen  Pfunde  (§  21,  3). 

Diese  Gestaltung  des  etrurischen  Münzwesens  hat  etwa  bis  zum 
Ausgange  des  5.  Jahrhunderts  gewährt,  nur  dafs  schon  im  Laufe  dieser 
Epoche  das  Schwerkupfer,  ähnlich  wie  im  übrigen  Hittelitalien ,  all- 
mählich niedriger  ausgebracht  wurdet),  oder  mit  andern  Worten ,  der 
Kupferwert  dem  Silber  gegenüber  langsam  stieg. 

Mit  dem  Anfange  des  4.  Jahrhunderts  trat  eine  neue  Münzordnung 
nach  dem  attisch-syi'akusanischen  Systeme  ein.  3)  Der  etrurische  As  sank 
auf  2/3  des  Pfundes,  wurde  mithin  gleich  der  syrakusanischen  Kupfer- 
litra  oder  einer  halben  attischen  Mine  gesetzt  (§  56,  4).  Daraus  wurde 
die  Silbereinheit  im  Wertverhältnisse  von  1 :  250  und  die  Goldeinbeit 
im  Veriiältnisse  von  1 :  3750  abgeleitet.  Das  Gold  stand  also  zum  Silber 
dem  Münzwerte  nach  wie  15: 1,  und  die  Einheiten,  welche  die  gleichen 
Werte  darsteUten  und  durdi  die  entsprechenden  Wertzeichen  auf  allen 
drei  Münzgattungen  bezeichnet  wurden,  betrugen 

für  Gold  0,0582  Gr.  «=»  Vi  so  attisches  Didrachmon 

„  Silber        0,873     „    —  Vio         „  „ 

^  Kupfer  218,3         „    -«  25    attische  Didrachmen 
=  V2        »,      Mine. 

1)  Deecke  S.  8  Nr.  1—4,  derselbe  in  Müllers  Etniskem  I  S.  387  ff.;  vergl. 
auch  unten  $  59, 3.  2)  Deecke  S.  87.  3)  Derselbe  S.  61  ff.  71  ff.  87  (vergl. 
auch  Etrasker  I  S.  392  ff.),  Lenormant  I  p.  162  ff. 


688  ITALIEN.  §bi.9. 

Nennen  wir  die  Silbereinheit  nach  syrakusaniBcfaer  Weise  Litra, 
60  wird  das  TetradrachoMn  attischer  Wahrung,  afe  etrunacbe  MOaiae 
mit  dem  Wertzeichen  XX  versehen,  tum  ZwansigUtrenstück,  ond  ent- 
sprechend sind  zu  beseicfaiien  die  Didrachmen,  Drachmen  und  Ftnflel- 
draefamen  mit  den  Wertzeichen  X,  A  und  IJ)  In  Gold  wurden  ausge- 
prägt und  durch  die  Zdden  4 ,  AXX,  >IIX,  X  bezeichnet  Stücke  im  Wert 
Ton  50,  25,  12^/}  und  10  Litren,  im  Gewichte  von  2,85  (statt  normal 
2,91),  1,45,  0,72  und  0,58  Gr.  2)  In  Kupfer  kommen  vor  der  ^ms- 
ciMMS,  duponimi,ü$,  semis,  triens,  quadram^Bextam,  imcta,  vielleicht  anch 
der  dseussis  als  höchstes  und  die  srnnuncia  als  niedrigstes  NominnL^ 
Das  Gewicht  des  Kupfers,  besonders  der  kleineren  Nominale,  sinkt 
gegen  Ende  der  Periode  (Anlang  des  3.  Jahrhunderts)  allnUIhlich  bis 
zur  Haute,  ja  bis  zum  Drittel  des  ursprOnglichen  Gewichtes. 

Seit  der  EinlObrung  der  Silberprägung  in  Rom  im  J.  268  und  der 
gleichzeitigen  Herabsetzung  des  romischen  Asses  auf  den  TrientaUiife 
(S  35,  1.  3)  wurde  das  etrurische  Münzwesen  analog  dem  römischen 
gestaltet  und  es  ging  auch  die  weitere  Herabsetzung  des  Kupferge- 
wichtes in  gleichen  Schritten  wie  dort  vor  sich.^)    Die  GoMpragung 
hörte  auf;  die  Silberstacke  von  20,  10  und  5  Litren  behielten  zwar  die 
gleidien  Wertzeichen,  vmrden  aber  nahezu  auf  die  Hälfte  des  froheren 
Gewichtes  herabgesetzt  und  nach  dem  römischenscnpulum^^  1,137  Gr. 
reguliert    Auf  dieses  Gewicht  nämlich  wurde  eine  Silbermünze  mit 
dem  Wertzeichen  All  »b  2  Va  ausgebracht,  welche  genau  dem  römischen 
$e$tertiu8  entsprach  und,  wie  jener,  gleich  2^2  reducierLen  Kupferassen 
galt  Die  Silberstücke  mit  den  Wertzeichen  X  und  A,  im  Gewichte  von 
4  und  2  Scrupeln ,  waren  also  identisch  mit  dem  römischen  dmarnu 
und  qumahus;  als  eigen tUmUch  etrurische  Silbermünzen  aber  blieben 
nur  der  Zwanziger  und  der  Einer  in  Silber  —  denn  auch  letzteres  Stück 
kommt  vor,  wenngleich  ohne  Wertzeichen. &)  Die  Effektivgeiricfate  des 
Sesterzes  und  Denars  erreichen  die  römische  Norm  von  1  und  4Scni- 
peln;  die  übrigen  Nominale  bleiben  etwas  zurück,  und  zwar  am  aof- 
Migsten  der  Zwanziger,  welcher  als  Doppeldenar  9,10  Gr.  wiegen 


1)  Deecke  S.  68  (vergl.  mit  S.  11  £  unter  Nr.  12'  n.  s.  w.)  und  S.  87. 

2)  G.  F.  Gamurnni  Le  monete  d'oro  etrusche  in  dem  Periodico  di  dqbw- 
matica  herausg.  von  Strozzi  VI  (1874)  p.  47—80,  Deecke  S.  5  Nr.  2  o.  s.  w^ 
S.  70.  87.  Das  kleinste  Nominal  zeigt  das  Normalgewicht  von  0,58  Gr.  effektfr 
in  mehreren  Stücken ;  e  i  n  Stück  wiegt  sogar  0,60  Gr.  (Deecke  S.  7  Nr.  S*). 

3)  Deecke  S.  61  f.  (v^l.  mit  S.  28  ff.  Nr.  16*  u.  s.  w.),  S.  71  f.  87. 

4)  Deecke  S.  64  ff.  83  f.  87  f.  (vergl.  auch  fitmsker  I  S.  406  ff.). 

5)  Derselbe  S.  20  Nr.  37  and  S.  69. 


i  57. 9.  SS,  1.         ETRURISGHES  MÜNZWESEN.    HISPANIEN.  689 

sollte ,  iD  der  That  aber  zwischen  8,6  und  7,2  Gr.  steht.  Ob  hier  nun 
das  ursprüngUche  Gewicht  des  attischen  Didrachmons  =»  8,73  Gr.  von 
Anfang  an  mafsgebend  geblieben  ist  —  in  welchem  FaUe  der  Zwanziger 
niedriger  gestanden  haben  mufs  als  zwei  älteste  römische  Denare  — 
oder  ob  nur  zufälliger  Weise  keine  schwersten  Stücke  von  8  Scrupel, 
sondern  nur  solche,  welche  dem  seit  dem  J.  250  reducierten  Gewichte 
des  römischen  Denares  entsprechen  (§  36,  1),  erhalten  sind,  mufs  vor 
der  Hand  unentschieden  bleiben. 

Seit  dem  2.  Jahrhundert  hörte  die  Silberprägung  auf,  das  Kupfer- 
geld aber  sank  auf  den  Sextantarfufs  und  bald  noch  weiter  herab.  Auch 
wurde  eine  eigentümliche  Decimalteilung  durchgeführt,  deren  Einheit 
"■==  Vi  00  des  sextantaren  Asses  war.  Dieser  erhielt  nämlich  das  Wert- 
zeichen OIC  ae  100,  und  hatte  als  kleinere  Nominale  Stücke  von  50, 
30,  25,  20,  I2V2  und  5  Einheiten  unter  sich.i) 

§  58.  Hispanien. 

1.  Feldmafse.  Für  actus  (§  13,  2) sagten  die  Bauern  in  Bätica 
nach  Columella^)  agnua^  nach  Isidor^),  wie  in  GaUien,  arapennis.  Die- 
selben nannten  ein  Ackermafs  von  40  Fufs  Breite  und  180  Fufs  Länge, 
d.  i.  im  Betrage  von  7200  Quadratfufs  oder  einem  halben  Actus,  porca.^) 
Alle  diese  Benennungen  sind  rustikes  Latein.^)  Nach  Varro  war  das 
Hauptmafs  der  Provinz  Hispania  ulterior  das  iugum  oder  Tagewerk. <) 
Hygin'i)  erwähnt  als  hispanisches  Feldmaus  die  centuria,  ohne  zu  be- 
stimmen ,  ob  sie  mit  dem  römischen  Mafse  dieses  Namens  (§  13,  4) 
identisch  sei. 


1)  S.  das  Nähere  bei  Deecke  S.  85  f.  88  und  in  dessen  Münztabellen  (Tergl. 
auch  Etrusker  I  S.  425  ff.). 

2)  De  re  rust  5,  1,  5  (MetroL  Script.  II  p.  53, 16),  wiederholt  von  Isidor 
Etymol.  15,  15  (Metrol.  Script.  II  p.  108, 10),  wo  die  Form  des  Wortes  zwar  ver- 
derbt, aber  doch  die  Richtigkeit  der  Schreibweise  agnua  (nicht  aenua)  bezeugt  ist. 

3)  Etymol.  15,  15  (Metrol.  Script  II  p.108,4),  vergl.  auch  die  Excerpte  aus 
Isidor  Metrol.  Script  II  p.  137,  9. 

4)  Die  Überiieferung  über  den  Betrag  der  porca  ist  mehrfach  verderbt  Nach 
Columella  a.  a.  0.  (Metrol.  script  II  p.  53, 18)  mafs  sie  30  Fufs  in  die  Breite  und 
ISO  Fufs  in  die  Lange.  Statt  letzterer  Zahl  las  Politian  GLXXV;  Isidor  (Metrol. 
Script  II  p.  108  f.  137, 12)  hat  nur  LXXX,  was  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
verschrieben  ist  statt  GLXXX.  Aber  auch  bei  Columella  ist  die  eine  Zahl  zu 
verbessern.  Denn  in  zwei  gromatischen  Mafstafeln  (M.  scr.  II  p.  125,  8.  130,  3) 
wird  die  porca  zu  7200  OFufs  —  Vs  Actus  bestimmt;  sie  hielt  also  jedenfalls 
40  (statt  XXX)  Fufs  in  die  Breite  zu  180  FuDs  in  die  Unge. 

5)  Rudorff  Gromat  Insüt.  S.  279  f. 

6)  Yarro  de  r.  r.  1,  10 :  in  Hispania  ulteriore  metiuntur  iugis  —  iugum  vo- 
cant,  quod  iuncti  boves  uno  die  exarare  possint    Vergl.  oben  S.  84  Anm.  1. 

7)  De  condic.  agr.  122  (Metrol.  Script  11  p.  60,  6). 
Hmltseli,  Metrologie.  44 


590  lUSPANlEN.  §96,2.3. 

2.  HolilmaTs.  DrciimDaturwissenscbafÜichenHuseuiiizuMadrid 
aufbewahrte  Alabastergeltlbe,  die  bei  Velez  Malaga  aurgefunden  wordeo 
sind,  zeigen  das  Mafs  eines  attischen  Metretes  in  nahezu  normalem  Be- 
trage nebst  dessen  Viertel  und  ZweiundsiebzigsteL  i)  Das  attische  Haupt- 
mafs  für  Flflssiges  hatte  also  auch  in  Hispanien  Eingang  gefunden;  es 
nviirde  aber  hier  zunächst  nicht  nach  dem  attischen  Systeme  (§  15,  2), 
sondern  nach  der  Regel  der  fortgesetzten  Halbierung  geteilt,  wie  wir  m 
auch  im  äginäischen  System  abwärts  vom  Hckteus  oder  Saton  (§  46, 8) 
und  bei  den  Mafsen  von  Gytheion  (§  47,  3)  antreffen.  Die  Hälfte 
des  hispanischen  Metretes  finden  wir  bezeugt  als  afufpo^etg  in  einem 
provinzialen  ägyptischen  Systeme  (g  53,  13),  sein  Viertel  in  dem 
ebenerwähnten  Hafsgef^fse,  sein  Achtel  in  dem  xovg  jenes  ägyp- 
tischen Systems.  Dazu  kam  in  Hispanien  wie  in  Ägypten  der  römische 
Sextar  als  Neuntel  des  provinzialen  Chus. 

3.  Münzen.  Hispanien  wurde  im  J.  206  als  römische  Provinz 
eingerichtet.  Seitdem  wurden  dort  Silberstücke  im  Gewichte  des  da- 
maligen römischen  Denars  von  V84  Pfund  in  grofsen  Massen  geschlagen. 
Solche  hispanische  Denare  sind  unter  dem  argenium  0$een$e  zu  ver- 
stehen, welches  in  den  spanischen  Triumphen  der  Jahre  195,  194  und 
180  aufgeführt  wurde.^) 

In  einigen  Gemeinden,  unter  denen  besonders  Sagunt,  Tarraco 
und  Carthago  Nova  hervorzuheben  sind,  hatte  schon  etwas  früher, 

1)  E.  Hfibner  Die  antiken  Bildwerke  in  Madrid,  Berlin  1862,  S.  234.  Die 
Form  der  Gefafse  ist  die  von  schlanken  Amphoren  mit  verhältnismafeig  kleiBei 
Henkeln.  Die  Messungen  ergaben  nach  Hübner  a.  a.  0.  für  das  gröfste  GeflEi 
38,8,  für  das  nächste  9  J,  für  das  kleinste  0,635  Liter.  Eine  zweite  Aasmessssg 
ist  im  Jnli  1S82  von  Herrn  J.  R.  M^tido  voreenommen  und  darüber  an  Hemi 
Prof.  Hübner  Bericht  erstattet  worden.  Nach  dem  mir  zur  Einsicht  mitgeteUten 
Schreiben  stehen  die  Betrage  der  Reihe  nach  auf  39,0,  9,9  und  0,54  Liter.  Das 
Haupfmafs  steht  also  nur  unmerklich  hinter  der  Norm  des  attischen  Metretes 
n  39,39  Liter  zurück  und  übertrifll  den  Mittelwert  der  früher  besprocbeoea 
Amphoren  attischen  Mafses  ($  16,  3).  Fast  genau  auf  den  normalen  Betrag  führt 
das  Viertelgeßfs.  Das  kleinste  MafegemäC}  mutete  nach  der  zuerst  angefAhrtea 
Messung  als  V««  des  Metretes  im  Normalbetrage  von  0,616  Liter  aufgefaßt  werden 
(vergl.  meine  Bemerkung  bei  Hühner  a.  a.  0);  allein  nach  der  neuesten  Messaag 
ordnet  es  sich  einfach  als  V^Si  d.  i.  als  Sextar,  dem  Hauptmafse  zu.  Weiter  ist 
wohl  der  Qoartarius  (§  17, 3.  53, 17,  VI)  vertreten  durch  eine  kleine  Vase  desselben 
Museums  im  Betrage  von  0,12  Liter,  während  zwei  andere  Vasen  von  ü,15  uad 
0,16  Liter  dem  hippiatiischen  oSvßafov  (§  53, 17,  V)  zu  entsprechen  schdoea. 

2)  Nach  Ut.  34,  10,  4  und  7.  34,  46,  2.  40,  43,  6  wurden  aufgeführt  ia 
J.  195  von  Helvius  119438,  von  Minucius  278000  0$een*i$  argenti^  ferner  in 
J.  194  von  Cato  540000,  endlich  im  J.  180  von  Fulvius  Flaccus  sirnaä  Osem- 
tis  nuwmwn  173200.  Vergl.  Mommsen  S.668f.  tTraduct.  Blacas  111  p.  2421t). 
An  der  zuletzt  angefühlten  Stelle  des  Livius  bedeutet  nummum  das  Stick 
Oscensischen  Silbers,  nicht  etwa  nach  der  gewühnlichen  römischen  Recbnoags- 
weise  den  Sesterz. 


(59,1.  GALUEN.  691 

unmittelbar  nach  dem  Anschlüsse  an  Rom,  die  Silberprägung  be- 
gonnen, i)  Sagunt  halte  in  dieser  Zeit  (214  —  204),  und  auch  schon 
vorher  in  den  Jahren  226 — 218,  hauptsächlich  Victoriaten  ausge- 
bracht. 2) 

§  59.   Gallien. 

1.  Das  gallische  Wegmafs  war  die  leuga oder  leuca,  die  nach  meh- 
reren übereinstimmenden  Zeugnissen  1 V2  römische  Heile  »>  2,22  Kilo- 
meter betrug.  3) 

Neben  der  Vermessung  der  Strafsen  nach  römischen  Meilen  war 
diejenige  nach  Leugen  nicht  blofs  in  Gallien ,  sondern  auch  in  Germa- 
nien allgemein  üblich. 4)  Zahlreiche  Vergleichungen  alter  Entfernungs- 
angaben  mit  heutigem  Schrittmafse  haben  bestätigt,  dafs  die  gallische 
Heile  in  der  That  sich  zur  römischen  wie  3:2  verhielt.^) 

Mit  Recht  hat  man  die  Vermutung  ausgesprochen,  dafs  die  Leuga 
ein  gewisses  Vielfaches  eines  einheimischen  Fufses  dargestellt  haben 
müsse.  Dieser 'gallische^  Fufs,  wie  man  ihn  genannt  hat,  ist  nun  freilich 


1)  Zobel  de  ZangroDiz  Die  Münzen  von  Sagunt  in  den  Gomraentationes 
philo!,  in  honorem  Theod.  Mommseni ,  Berlin  1877,  p.  805  ff.  817  ff.,  und  dazu 
Nachtrage  in  der  Berliner  Zeitschr.  f.  Numisro.  ISIO  S.  261  ff.  Über  spanische 
Kapfermünzen  mit  einer  unbekannten  einheimischen  Aufschrift,  vrelcher  zumeist 
eioe  lateinische  beigegeben  ist,  handelt  derselbe  im  XYll.  Bande  der  Zeitschr. 
der  Deutschen  morgenl.  Gesellschaft.  Über  die  spanisch -phönikischen  Mflnzen 
Tergl.  oben  §  43,  6—9. 

2)  Derselbe  in  den  Gomment.  Mommsen.  p.  806  ff.  817  f.  820  f. 

3)  Hieronym.  in  Joel  c.  3  (tom.  VI  p.  84  D  ed.  Basti.),  Ammian.  Marceil. 
15, 11.  16,  12,  Isidor.  Etym.  15,  16.  Als  ffsUisches  Maus  wird  die  Xevyrj  auch 
bei  Hesychios  erwähnt.  Den  näheren  Nachweis  über  ihren  Betraff  s.  bei  Ideler 
Abhandl.  1812—13  S.  136  f.  und  vergl.  Ducange  im  Glossar,  med.  et  infim.  la- 
tinitatis  unter  leuca  (IV  p.  76  Henschel).  Letztere  Form  kommt  verschiedent- 
lieh  Tor,  doch  ist  let'ga  als  die  richtigere  und  fiblichere  anzusehen.  Bei  Isidor 
(Metrol.  Script.  11  p.  HO,  I.  5.  138,  19)  ist  leuva  durch  die  beste  Überlieferung 
beglaubigt;  dies  ist,  neben  lewa  und  lewia  (Ducange  unter  diesen  Wörtern  und 
unter  leuca),  die  Form,  aus  welcher  unmittelbar  das  französische  Wort  Heue 
herrorgegangen  ist.  Doch  war  der  Betrag  der  Heue  nicht  etwa  der  der  gal- 
lischen tevga^  sondern  ihr  Doppeltes,  also  der  germanischen  rasta  (§  60, 1)  gleich, 
worauf  schon  Ideler  hinweist. 

4)  Eotfernungsangaben  nach  Leugen  sind  fiberliefert  zu  Anfang  des  Itine- 
rarinm  Hiersolymitanum  (p.  549  f.  Wessel.,  261  Parthey-Pinder)  und  in  der  Peu- 
tiogerschen  Tafel,  aufserdem  auf  zahlreichen  Meilensteinen.  Yergl.  G.  Ghrist  in 
den  Jahrb.  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande  Heft  61  S.  10  ff., 
J.  Schneider  ebenda  Heft  60  S.  9  ff.,  61  S.  6ff.,63  S.  9  ff.,  64  S.  23  f.,  66  S.  3  ff. 

5)  Dies  weist  Schneider  mehrfach  in  den  eben  citierten  Untersuchungen 
über  die  römischen  Militärstrafsen  des  linken  Rheinufers  nach.  Er  rechnet  da- 
bei die  Leuga,  die  er  die  'gallische  Meile'  nennt,  zn  3000  (natürlichen)  Schritt 
Ton  Je  0,75  Meter,  die  römische  Meile  zu  2000  Schritt  Für  Obergermanien 
sind  Stationen  von  4  Leugen  »12000  Schritt  oder  6  römischen  Meilen  mehr- 
fach nachgewiesen  (Ghrist  a.  a.  0.). 

44* 


692  GALLIEN.  »M.1 

nicht  der  spätere  französische  Fufs  oder  füd  du  rot  gewesen  i),  wel- 
cher einen  anderen  Ursprung  hatte  und  erst  weit  später  zur  MUing 
gelangte s),  sondern  der  Drusianische  Futs  der  Germanen,  wddi^ 
6750mal  in  der  Leuga  enthalten  ist  (§  60, 1). 

2.  In  dem  Narbonensischen  GaUien  nannte  man  das  Ackermafs 
teils  libra  teils  paraUela.^)  Der  Betrag  dieser  Halse  wird  nicht  an- 
gegeben. 

Ein  anderes  galUsches  Flächenmafs  war  nach  Columella^)  das  con- 
detum:  'Galli  candetum  appellant  in  areis  urbanis  spatium  centum  pe- 
dum,  in  agrestibus  autem  pedum  GL*  (nämlich  ins  Gevierle).  Nach 
demselben  hiefs  das  halbe  Jugerum  oder  der  Actus,  ähnlich  wie  in 
Bätica  (§  58,  1),  arepennis. 

Die  Römer  würden  statt  ihres  Actus  von  120  Fufs  ins  Gevierte 
nicht  ein  Ackermafs  mit  einer  Seite  von  150  Fufs  in  Gallien  zugelassen 
haben,  wenn  nicht  ein  besonderes  provinziales  und  von  früher  übe^ 
liefertes  Mafs  vorgelegen  hätte.  Dies  war  wahrscheinlich  derselbe  Dru- 
sianische Fufs,  den  vrir  soeben  in  Verbindung  mit  der  Leuga  gebracht 
haben.  Denn  150  römische  Fufs  sind  gleich  133  Vs  Drusianischen. 
Es  bildeten  also  9  candeta  von  je  150  röm.  Fufs  ins  Gevierte  ein  Qua- 
drat, dessen  Seite  gerade  400  Drusianische  Fufs  betrug.  Dasselbe  Qua- 
drat enthielt  20  V4t  oder  rund  20  kleinere  candeta  von  je  100  röm.  ¥nb 
ins  Gevierte. 


1)  Dies  ist  die  Ansicht  von  Aar^  Systeme  m^trique  des  Gtulois  in  der 
Revue  arch^l.  1866,  vol.  14  p.  183  fL  Er  kommt  dadurch  zur  Uoterscheidaiil 
von  zwei  verschiedenen  Leugen,  deren  eine,  die  Ueue  ramaine,  von  dem  rö- 
mischen Fufse  "B  V^  ff^^^  äe  Paris  abgeleitet  und  gleich  22'iO  Meter  sei,  wilh 
rend  die  andere  7200  piedi  du  rot »  2338,8  Meter  enthalte.  Die  letztere  sii 
also  um  118  Meter  oder  etwa  V*o  grofser  als  die  nach  dem  romischen  fvh 
normierte  Leuga.  Die  Gleichstellung  des  pied  du  roi  mit  dem  der  größeren 
Leuga  entsprechenden  Fufse,  der  schlechthin  als  pied  gaulois  bezeichnet  wird, 
wiederholt  Aur^s  ebenda  1867,  vol.  15  p.  108  ff.  Der  Verf.  dieses  Handbocbes 
stiflimt  durchaus  der  bändigen  Auseinandersetzung  bei,  durch  welche  A.  Bertraod 
in  derselben  Zeitschrift  1863,  vol.  7  p.  344 ff.,  gegen  die  schon  fräber  aufge- 
stellte Hypothese  sich  ausspricht,  dafs  aus  den  Itinerarien  aufser  dem  atlgcneii 
bekannten  und  festbezeugten  Mafse  der  Leuga  von  1 V«  röm.  Meilen  >»  2,23  Kilon, 
noch  ein  anderer,  gröfserer  Betrag  der  Leuffa  von  2,415  Kilom.  abzuleiten  sei. 

2)  Vergl.  oben  §  53,  8  a.  £.  Dais  für  Karl  den  Grofsen  bei  der  AuswaU 
des  gesetzlich  einzuführenden  Fufsmafses  die  Annäherung  desselben  an  den  der 
Leuga  zu  Grtmde  liegenden  Fuls,  d.  i.  den  Drusianischen,  mit  maÜBgebend  vir, 
mag  gern  zugestanden  werden  (der  pied  du  roi  ist  —  0,325,  der  pes  DrusianMt 
«*  0,333  Meter). 

3)  Hygin.  de  condic  agr.  p.  122  (Metrol.  Script  II  p.  60,  5.  8). 

4)  De  re  rust.  5, 1, 5  (Metrol.  Script.  II  p.  53  f.).  Bei  Isidor.  Etym.  15, 15 
(Metrol.  Script  II  p.  109,  3),  der  dieselbe  Bestimmung  wiederholt,  ist  eamHim 
flberiiefert. 


$59,8.60,1.  GALLIEN.    GERMANIEN.  693 

3.  In  der  einheimischen  Prägung  Galliens  herrschte,  unler  dem 
weitreichenden  Einflufs  der  phokaischen  Pflanzstadt  Massilia,  der  phöni- 
kiscfae  Fufs  Oi  dessen  Einheit  oder  Drachme  in  der  frühesten  Prägung 
noch  vollwichtig  auf  3,77  bis  3,56  Gr.  ausgebracht  wurde,  später  da- 
gegen im  Anschluß  an  die  römische  Provinzialroflnze  auf  das  Gewicht 
des  jüngeren  Victoriatus  von  2,9  Gr.  (S.288)  und  darunter  herabsank.^) 
Das  Dreifache  dieser  Drachme  war  bekanntlich  der  babylonische  Silber- 
stater  von  11,2  Gr.,  entsprechend  einer  Mine  von  560  Gr.^)  Genau  das 
normale  Gewicht  dieses  Staters  ist  vertreten  durch  eine  Reihe  von  Blei- 
gewichten, welche  aus  Südfrankreich  stammen ,  mit  den  durch  Striche 
bezeichneten  Zahlen  von  1  bis  10  versehen  sind  und  das  Ganzstück  mit 
seinen  deciroalen  Teilen  darstellen.^)  Dies  ist  also  dasselbe  System,  wie 
wir  es  bereits  bei  der  etrurischen  Silbermünze  gefunden  haben  (S.  686  f.). 

§  60.   Germanien, 

1.  Nach  dem  Berichte  Cäsars  kannten  die  Germanen  zu  seiner 
Zeit  noch  keine  Wegmafse,  sondern  schätzten  Entfernungen  nur  nach 
Tagereisen  ab.^)  Später  jedoch  erscheint  als  Wegmafs  die  rasta  im  Be- 
trage von  3  römischen  Heilen  oder  2  gallischen  Leugen  ^) «»  4,44  Kilo- 
meter. 

Bei  den  Tungrern  fand  der  Gromatiker  Hyginus  den  pes  Drusia- 
nu8,  der  um  Vs  gröfser  war  als  der  römische. '^)    Er  betrug  demnach 

1)  Vergl.  oben  S.  178  f.,  Mommsen  S.  114.  397  f.  (Tradact.  Blacas  I  p.  161. 
n  p.  97  flf.). 

2)  Mommsen  S.  398  (II  p.  99  0-  Ober  das  ursprüngiiche  Normalgewicht 
der  Drachme  vergl.  oben  S.  178.  417. 

3)  Vergl.  §  23,  2.  42,  10.  12.  15. 

4)  Mommsen  im  Hermes  Dl  S.  299  ff.  Erhalten  sind  gegenwärtig  noch 
S  Stücke,  die  Gewichte  von  1,  2,  5  and  so  weiter  bis  10  Zehnteln  darstellend. 
Das  Stück  im  Betrage  von  4  Zehnteln  war  früher  noch  vorhanden;  es  fehlt  also 
nur  das  Stück  von  3  Zehnteln,  welches  gewüis  einst  die  Reihe  vervollständigt 
hat  Das  Ganzstück  vnegt  11,20  (k.,  die  Teilstficke  zeigen  entsprechende,  zum 
Teil  sogar  verhältnismäÜBig  noch  etwas  höhere  Beträge,  weshalb  Mommsen  den 
Fofs  dieser  Gewichtstücke  für  äginäisch  hält  ond  auf  11,50  Gr.  setzt 

5)  Caea.  Bell.  Galt  0,25:  Hercyniae  silvae  —  latitudo  novem  dierum  iter 
expedito  patet:  non  enim  aliter  finiri  potest,  neque  mensuras  ilineram  novenmt. 

6)  ttierooymus  an  der  S.091  Anm.  3  angeführten  Stelle:  nee  miram,  si  ona 
qaaeqiie  gens  certa  Tiarom  spatia  suis  «ppellet  nominibns,  cum  et  Latini  mille 
wssus  vooent,  Galli  leucas,  Persae  parasangas  et  rastas  universa  Germania. 
Die  Excerpte  aus  Isidor  in  den  Metrol.  script  U  p.  138,  20 :  dnae  leuvae  sive 
■nliarii  tres  apud  Germanos  unam  rastam  efficiunt.  Vergl.  auch  die  von  Du- 
caoge  im  Glossar,  med.  et  inf.  lat  unter  dem  Worte  (Y  p.  592  Henschel)  ange- 
führten Belegstellen,  sowie  Victorius  bei  H.  Kinkelin  in  den  VerhandU  der  Naturf. 
toellseh.  zu  Basel,  Juli  1868  (S.  8  des  Separatabdruckes). 

7)  De  condic  agr.  p.  123  (Metrol.  script  II  p.  61,  6):  item  dicitor  in  Ger- 


694  GERMANIEN.  § ».  i-s. 

332,7  Miliimetcr.  Den  Namen  baue  der  Fufs  jedenfalls  von  Qaudius 
Drusus,  dem  Stiefsohne  des  Augustus,  der  als  Statthaller  das  deutsche 
Mafs  im  Verhältnis  zum  römischen  normiert  haben  mag. 

Dasselbe  Mafs  finden  wir  wieder  in  einer  pertica  der  gromatiscfaen 
Sammlung,  welche,  abweichend  von  der  römischen  decempeda(i  13,  1), 
zu  12  Fufs  von  je  18  Fingerbreiten  bestimmt  wird.i)  Da  der  römische 
Fufs  16  Fingerbreiten  hat,  so  ist  der  hier  erwähnte  provinziale  Fafe 
kein  anderer  als  der  Drusianische ,  und  wir  bestimmen  demnach  die 
provinziale  Pertica  als  das  Zwölffache  dieses  Fufses  zu  3,992  Meter.') 

Nach  dem  Drusianischen  Fufse  war  wahrscheinlich  auch  das  Weg- 
mafs,  die  rasta^  bestimmt.  Denn  13500  Drusianische  Fufs  oder  9OO0 
Ellen  von  je  anderthalb  Fufs  ergeben  4491  Meter,  d.  i.  sdir  nahe  den 
Betrag  der  späteren  lietu  de  France  =  4450  Meter  (§  4,  1),  welcher 
von  den  Römern  als  germanisches  Wegmafs  auf  3  römische  Meilen 
=s  4440  Meter  abgerundet  worden  war.  Die  gallische  Leuga  (§  59,  1) 
enthielt  also  6750  Drusianische  Fufs  oder  4500  entsprechende  EUen.^) 

2.  Cber  die  serrati  bigatique,  Denare  von  republikanischem  Ge- 
präge ,  welche  im  ersten  Jahrhundert  n.  Chr.  in  Germanien  vorzflgiich 
im  Umlauf  waren  und  den  leichteren  seit  Nero  übüchen  Denaren  vor- 
gezogen wurden,  ist  bereits  oben  (S.  287)  gesprochen  worden. 

3.  Zum  Schlufs  mögen  noch  die  sogenannten  ^Regenbogen-SchQs- 
selchen  Erwähnung  finden,  welche  an  verschiedenen  Orten  in  SQd- 
deutschland  und  Böhmen  aufgefunden  worden  sind.  Sie  sind  teib  aus 
Gold  teils,  und  zwar  in  der  Mehrzahl,  aus  Elektron  gemünzt  und  stellen 


mania  in  Tongris  pes  Drusianus,  qui  habet  monelalem  pedem  et  sescaoeiani. 
Über  deo  Zusammeohang  dieses  Furses  mit  orientalischen  und  kleinasiatiscbeB 
Mafsen  vergl.  oben  S.  96  Anm.  3  a.  E.,  $  46,  20.  50,  3. 

1)  MeUoL  Script.  II  p.  125, 6.  129, 27.  Vergl.  ebenda  p.  34.  Deaa  steht  nicht 
entgegen,  dafs  auch  die  Pertica  von  10  röoiischen  Fafs  in  Germanien  Eingang 
gefunden  hat,  wie  F.  J.  Mone  Urgeschichte  des  badischen  Landes,  Karlsnibe  1S4^ 
S.  11  nachweist  Ob  die  ebenda  aus  dem  J.  713  nachgewiesene  perticM  Ugri- 
tima  ad  braehio  mensurata,  die  zehn-  oder  zwölffäfsige  ist,  mofs  dahin  ge- 
stellt bleiben. 

2)  Die  Hälfte  dieses  Mafses  «-  1,996  Meter  steht  dem  Betrage  der  il(- 
französischen  Toise  (§  4, 1) «  1,949  Meter  nicht  fern. 

3)  Hiermit  stimmt  auch  die  obenerwähnte  Reduktion  der  Leoga  anf  300m 
natärliche  Schritt  (S.  691  Anm.  5).  Denn  der  Schritt  kommt  hiernach  aof  Ih 
Ellen  Drusianischen  Mafses  »  0,75  Meter,  was  sowohl  mit  dem  orsprfioglichM 
Systeme  des  Schrittmafses  (S.  364  f.  3S3.  497),  als  mit  anderen  Beobachtaagvt 
stimmt  (vergl.  S.  53  f.  und  was  in  Anm.  3  zu  S.  53  citiert  ist).  Aus  den  kleiaerea 
attischen  und  römischen  Fufsmafse  entwickelt  sich  ein  Schritt  von  2*/:  Faf« 
»■  l^s  Ellen;  dagegen  gehörte  der  ägyptischen  und  babylonischen  Elle  ▼«> 
0,525  Meter  und  der  ihr  nahe  stehenden  Drusianischen  Eile  von  0,50  Meter  «b 
Schritt  von  IVi  Ellen  zu. 


§  60, 3.  GERMANIEN.  695 

ein  Effeklivgewicht  von  7,833  bis  7,40  Gr.  dar,  wonach  mit  grofser 
Wahrscheinlichkeit  sich  ergiebt,  dafs  sie  dem  makedonischen  Philippos- 
Stater  nachgebildet  sind.^  Auch  Viertel  im  Gewichte  von  2,07  Gr.  und 
darunter,  d.  i.  halbe  Drachmen  Goldes,  sind  ausgebracht  worden. 

1)  A.  Maury  in  der  Revae  arch^ol.  1S62,  vol.  6  p.  393  ff.,  W.  Christ  io  Fleck- 
eisens Jahrbüchern  1865  S.  44  t  f.  F.  Streber,  der  in  den  Abliandl.  der  MOnchener 
Akad.,  pbilos.  Klasse,  IX  (1860-63)  S.  167  (f.  549  fr.  aasfflhrlicber  aber  diese 
MSnzen  gehandelt  hat,  führt  (S.  726)  ihre  Wahrung  wohl  mit  Unrecht  auf  ein 
Tetradrachmon  von  14,95  Gr.  zorück,  welches  eine  gesteigerte  phönikische 
Wahning  darstellen  und  dessen  Hälfte  oder  Stater  normal  7,47  Gr.  wiegen 
würde.  Dem  widerspricht  aber  sowohl  das  merklich  höhere  Effektivge wicht 
der  ältesten  Reihen,  als  auch  die  Thatsache,  dafs  wir  es  hier  mit  einer  Gold- 
währung zu  thun  haben.  Für  barbarische  Goldmünzen  haben  wir  von  vorn- 
herein das  babylonisch-euboische  Goldgewicht,  welchem  nach  dem  Vorgange  der 
makedonischen  Könige  (i  31, 2.  3)  auch  keltische  Völkerschaften  folgten  (Streber 
S.  721  ff.),  nicht  aber  phönikisches  Silbergewicht  zu  erwarten,  welches  nur  in 
der  Prägung  der  Ptolemäer  auf  das  Gold  übertragen  worden  ist  ($  54,  2). 


TABELLEN. 

Die  Auireohimiigeii  auf  beatige  Mafse,  Gewichte  und  Geldwerte  nnd  in 
dieien  Tabellen  meist  um  eine  Decimalstelle  weiter  geführt  worden,  als  ftlr  de& 
allgemeinen  Bedarf  es  erforderlich  war.  Bd  der  Entnahme  einzelner  Angabcii 
wird  also  in  der  Begel  eine  Stelle  weniger,  und  iwar  mit  Erhöhung  der  rorher- 
gehenden  Ziffer  um  1,  wenn  die  wegfallende  Zahl  grOlser  als  5  ist,  su  abertrageQ 
sein.  Wo  aber  Multiplikationen  oder  Additionen  eines  oder  mehrerer  Werte  dioer 
Tabellen  rorsunehmen  sind,  da  wird  die  letste  Deoimalstdle  erst  nach  YonafaBe 
dieser  Rechnungen  abzuwerfen  sein. 

Tab.  I.  Das  griechische  Schritt-Stadion  (§  8,  4—8.  9, 1—4). 
A.  Obersiebt  aber  das  sinkende  Schrittmars. 


MoraulmaCs  in 

Hittaldas 

MittaldM 

Sta- 

KiloB. 

effektiTan 
nach  Era- 

8te- 

KUom. 

•ffaktma 
naSlSa- 

diAii 

Sehritt 

nMhdem 

nach  dem 

diftn 

Sehritt 

nachdem 

nachddB 

fUXQWi 

attischen 

fUTQiOi 

toilh«a«t. 

nrjxvs 

FnCse 

KUom. 

nnxvi 

FnCse 

KDm. 

240 

0,19 

0.18 

0,167 

20 

4800 

3,78 

3,70 

3,15 

480 

0.38 

0,37 

0,316 

30 

7200 

6,67 

6.66 

4,7» 

720 

0,67 

0,65 

0,472 

40 

9600 

7,66 

7.40 

6.30 

960 

0,76 

0,74 

0.630 

60 

12000 

9,46 

9,25 

7,h75 

1200 

0.94 

0,92 

0,787 

60 

14400 

11.34 

11.10 

9,45 

1440 

1,15 

1,11 

0,046 

70 

16800 

13,23 

12,96 

11,0» 

1680 

1,32 

1.29 

1,102 

80 

19200 

16,12 

14.80 

12.» 

1920 

1,51 

1,48 

1,260 

90 

21600       17,01 

16,66 

14,175 

2160 

1,70 

1,66 

1,417 

100 

24000      18,9 

18.50 

16,75 

10 

2400 

1.89 

1,86 

1,676 

1000 

240000     189 

184,96 

157.5 

B.  Stadien  zu  240  Schritt  reduciert  nach  Eratosthenes. 


Stadien 

Para- 
sangen 

KUom. 

Stadien 

Fkm- 
sangen 

KUom. 

Stadien 

Pua- 

■angen 

Kikm. 

30 

1 

4,726 

610 

17 

80,326 

1800 

60 

2S15 

60 

2 

9,46 

640 

18 

86,06 

2000 

315.1 

90 

3 

14,176 

670 

19 

89,776 

2100 

70 

330,15 

100 

16,76 

600 

20 

94,60 

2400 

80 

378,0 

120 

4 

18,90 

630 

21 

99,226 

2700 

90 

4S^    • 

160 

6 

23,626 

660 

22 

103,96 

3000 

100 

472.5      1 

180 

6 

28,36 

690 

23 

108.675 

4000 

690,t      , 

200 

31,60 

700 

110,25 

4600 

160 

708.75    1 

210 

7 

33,076 

720 

24 

113,40 

6000 

787.5 

240 

8 

37,80 

760 

26 

118,126 

6000 

200 

•45 

270 

9 

42.626 

780 

26 

122,86 

7000 

11«,5 

300 

10 

47,26 

800 

126.0 

8000 

12SB 

330 

11 

61,976 

810 

27 

127,676 

9000 

900 

1417,5 

360 

12 

66.70 

840 

28 

132,30 

10000 

1575 

300 

13 

61,426 

870 

29 

137,026 

12000 

400 

18M 

400 

63,0 

900 

30 

141.76 

16000 

600 

JJftS 

420 

14 

66,16 

1000 

167,6 

18000 

600 

»35 

460 

16 

70,875 

1060 

36 

166,375 

21000 

700 

vmjk 

480 

16 

76,60 

1200 

40 

189.0 

24000 

800 

rm 

600 

78,76 

1600 

60 

236,26 

27000 

900 

4SX5 

I 


TABELLEN. 


697 


Tab.  II.  Übersicht  über  die  griechischen  Längenmalse  (§  5  u.  6). 

A. 


1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

24 


SaurvXoG  

9dMTvlo&  SS  1  HorSvXos     

9  •• 

»  «■  1  TtaXaiartj  (Bm^ov,  ^oxfifj)      •     •     • 

I»         • 

n  ................ 

»  ................ 

„         SB  2  ncdaunoU  {=  1  Bix^s) 

w  • 

»  • 

,        (""1  i(^69af^) 

^  av  1  cni&afi^  «B  3  neda^aral .... 

9  

n • 

11 

,         XE>  1  nove  a  4  ncdatorai 

»         •• 

•        (=1  nvyftfj) 

»  ..•.•.»....•»••. 

,         SB  1  nvyc^y  »^  5  naXatcrai 

9  1  nrixvi  mm  2  cm&ofitU  ^^  6  naXouffxal 


B. 


1       ÄOVß   

Vjtnodts  —  1  nrixv9 

2V«  »      (*=■  1  /^5/*«  anXovv) 

3  ,      ■■  2  w^«*s 

4Vt  »      -  3      .         

5  ,      («■  1  ßrjfut  9i7tXovv) 

6  .  Ol  1  oi^yvia  «»  4  Ttrixßts    ........ 

tO  .       SS  1  ixcuva  {MaXütftas) 

100  »  -=  1  nXä&^ov  —  16Vs  o^yv$€U  —  66«/«  ^;t««ß 

600  »  a>  1  cxaBiOv  — >  100  oqyviai  *-  400  ^i7X<M    . 

1200  «       «B  1  ^/«xviloff  a  2  ^a^Mt 

2400  9       "*  1  inniMiv  mm  4  araB&a 

7200  »      (—1  BoXixos  —  12  <rra^*a) 


Meter 


0,308 
0,462 
0,771 
0,925 
1,387 
1,541 
1,850 
3,083 
30,83 
184,98 
369,96 
739,92 
2219,76 


698 


TABELLEN. 


Tab.  in.    Die  Vielfachen  des  allisclien  Furses,  der  Elle,  der 
Orgyia  und  des  Pletliron  bis  zum  Stadion  (§  10). 

A.  Ilovg  und  tcU&qov. 


B. 

nijxvG 

• 

nti- 

Meter  1  ^^* 

Meter  h^* 

Meter 

1 

xeia 

XBtü 

100 

0,462 

10 

4,624 

46,24 

2 

0,925 

20 

9,249 

200 

92,49 

3 

1,387 

30 

13,873 

300 

138,73 

4 

1,850 

40 

18,498 

400 

184,98 

5 

2,312 

50 

23,122 

6 

2,775 

60 

27,747 

7 

3,237 

70 

32,371 

S 

3,700 

80 

36,996 

9 

4,162 

90 

41,620 

C.  ^O^yvia. 


7t68e€ 

Meter 

TToSes 

Meter 

noÜK 

Meter 

n(>9si 

nked"^ 

Meter 

1 

0,308 

28 

8,632 

55 

10,956 

82 

25,2St  . 

2 

0,617 

29 

8,941 

56 

17,265 

83 

25,5S9  1 

3 

0,925 

30 

9,249 

57 

17,573 

84 

25,897 

4 

1,233 

31 

9,557 

58 

17,881 

85 

26,205 

5 

1,541 

32 

9,866 

59 

18,190 

86 

26,514 

6 

1,850 

33 

10,174 

60 

18,498 

87 

26,822 

7 

2,158 

34 

10,482 

61 

18,806 

88 

27,130 

8 

2,466 

35 

10,790 

62 

19,115 

89 

27,439 

9 

2,775 

36 

11,099 

63 

19,423 

90 

27,747 

10 

3,083 

37 

11,407 

64 

19,731 

91 

28,055 

11 

3,391 

38 

11,715 

65 

20,039 

92 

28,364 

12 

3,700 

39 

12,024 

66 

20,348 

93 

28,672 

13 

4,008 

40 

12,332 

67 

20,656 

94 

28,980 

14 

4,316 

41 

12,640 

68 

20,964 

95 

29,2SS 

15 

4,624 

42 

12,949 

69 

21,273 

96 

29,597 

16 

4,933 

43 

13,257 

70 

21,581 

97 

29,905 

17 

5,241 

44 

13,565 

71 

21,889 

98 

30,213 

18 

5,549 

45 

13,873 

72 

22,198 

99 

30,522 

19 

5,858 

46 

14,182 

73 

22,506 

100 

1 

30,83 

20 

6,166 

47 

14,490 

74 

22,814 

200 

2 

61,66 

21 

6,474 

48 

14,798 

75 

23,122 

300 

3 

92,49 

22 

6,783 

49 

15,107 

76 

23,431 

400 

4 

123,32    1 

23 

7,091 

50 

15,415 

77 

23,739 

500 

5 

154,15     1 

24 

7,399 

51 

15,723 

78 

24,047 

600 

6 

1S4,9S 

25 

7,707 

52 

16,032 

79 

24,356 

1 

26 

8,016 

53 

16,340 

80 

24,664 

27 

8,324 

54 

16,648 

81 

24,972 

> 

u   > 

Of 

Meter 

oe- 

Met«r 

yviai 

yvuxi 
10 

18,498 

1 

1,850 

2 

3,700 

20 

36,996 

3 

5,549 

30 

55,49 

4 

7,399 

40 

73,99 

5 

9,249 

50 

92,49 

6 

11,099 

60 

110,99 

7 

12,949 

70 

129,49 

8 

14,798 

80 

147,98 

9 

16,648 

90 

166,48 

100 

184,98 

TABELLEN. 


699 


Tab.  IV. 

Das  Stadion  des  attischen  Fufses  (§  10,  2). 

Stadien 

Eilom. 

Stadien 

Kilom. 

Stadien 

Kilom. 

römlMhe 
Meilen 

5X 

1 

0,IS5 

51 

9,434 

120 

22,20 

15 

3 

2 

0,370 

52 

9,619 

160 

29,60 

20 

4 

3 

0,555 

53 

9,804 

200 

37,00 

25 

5 

4 

0,740 

54 

9,989 

240 

44,40 

30 

6 

5 

0,925 

55 

10,174 

280 

51,79 

35 

7 

6 

1,110 

56 

10,359 

300 

55,49 

37,5 

7,5 

7 

1,295 

57 

10,544 

320 

59,19 

40 

8 

S 

1,480 

58 

10,729 

360 

66,59 

45 

9 

9 

1,665 

59 

10,914 

400 

73,99 

50 

10 

10 

1,850 

60 

11,099 

440 

81,39 

55 

11 

11 

2,035 

61 

11,284 

480 

88,79 

60 

12 

12 

2.220 

62 

11,469 

500 

92,49 

62,5 

12,5 

13 

2,405 

63 

11,654 

520 

96,19 

65 

13 

14 

2,590 

64 

11,839 

560 

103,59 

70 

14 

15 

2,775 

65 

12,024 

600 

110,99 

75 

15 

16 

2,960 

66 

12,209 

640 

118,39 

80 

16 

17 

3,145 

67 

12,394 

680 

125,79 

85 

17 

IS 

3,330 

68 

12,579 

700 

129,49 

87,5 

17,5 

19 

3,515 

69 

12.764 

720 

133,19 

90 

18 

20 

3.700 

70 

12,949 

760 

140,58 

95 

19 

21 

3,885 

71 

13,134 

800 

147,98 

100 

20 

22 

4,070 

72 

13,319 

840 

155,38 

105 

21 

23 

4.255 

73 

13,504 

880 

162,78 

110 

22 

24 

4,440 

74 

13,689 

900 

166,48 

112,5 

22,5 

25 

4,624 

75 

13,873 

920 

170,18 

115 

23 

26 

4,809 

76 

14,058 

960 

177,58 

120 

24 

27 

4.994 

77 

14,243 

1000 

184,98 

125 

25 

28 

5,179 

78 

14,428 

2000 

369,96 

250 

50 

29 

5,364 

79 

14,613 

3000 

554.94 

375 

75 

30 

5,549 

80 

14,798 

4000 

739,92 

500 

100 

31 

5,734 

81 

14,983 

5000 

924,9 

625 

125 

32 

5,919 

82 

15,168 

6000 

1109,9 

750 

150 

33 

6,104 

83 

15,353 

7000 

1294,9 

875 

175 

34 

6,289 

84 

15,538 

8000 

1479,8 

1000 

200 

35 

6,474 

85 

15,723 

9000 

1664,8 

1125 

225 

36 

6,659 

86 

15,908 

10000 

1849,8 

1250 

250 

37 

6,844 

87 

16,093 

20000 

3699,6 

2500 

500 

38 

7,029 

88 

16,278 
16,463 

30000 

5549,4 

3750 

750 

39 

7,214 

89 

40000 

7399,2 

5000 

1000 

40 

7,399 

90 

16,648 

50000 

9249 

6250 

1250 

41 

7,584 

91 

16,833 

60000 

11099 

7500 

1500 

42 

7,769 

92 

17,018 

70000 

12949 

8750 

1750 

43 

7,954 

93 

17,203 

80000 

14798 

10000 

2000 

44 

8,139 

94 

17,388 

90000 

16648 

11250 

2250 

45 

8,324 

95 

17,573 

100000 

18498 

12500 

2500 

46 

8,509 

96 

17,758 

200000 

36996 

25000 

5000 

47 

8,694 

97 

17,943 

300000 

55494 

37500 

7500 

48 

8,879 

98 

18,128 

400000 

73992 

50000 

10000 

49 

9,064 

99 

18,313 

500000 

92490 

62500 

12500 

50 

9,249 

100 

18,498 

600000 

110988 

75000 

15000 

700 


TABELLEN. 


Tab.  V.    Das  griechische  Flachenmats  (§  7). 

1  n  Fufs  « 0,0950  D  Meter 

100  DFufs  — 9,50      a  Meter 

10000  D  Fufs  —  1  nXd&^w  — >  0,0950  HekUren. 


nXd&pa 

Hetären 

nXid'^ 

Hektaren 

nXid'^ 

Hektaren 

1 

0.095 

8 

0,760 

60 

5,70 

2 

0,190 

9 

0,855 

70 

6,65 

3 

0,285 

10 

0,950 

80 

7,60 

4 

0,380 

20 

1,90 

90 

8,55 

5 

0,475 

30 

2,85 

100 

9,50 

6 

0,570 

40 

3,80 

200 

19,0 

7 

0,665 

50 

4,75 

300 

28,5 

Tab.  VI.   Übersicht  über  die  römischen  Längenoiake. 


A.  Der  Fufs  nach  der  Duo- 
decimalteilung  (§  11, 1). 


B.  Die  architektonischen  Halse 


Millim. 

sioilicus  .  . 

j^ 

V«! 

Pur« 

6,2 

semunoia  .  . 

■■ 

V«4 

» 

12,3 

uncia  .  .  . 

B3 

•/•« 

1* 

24,6 

seecuncia   . 

BS 

'/• 

9 

36,9 

sextans    .  . 

n 

V» 

9 

49,3 

qoadrana   . 

mm 

•A 

» 

73,9 

triens  .  .  . 

^ 

'» 

n 

98,6 

qninounx  .  . 

mm 

•;.« 

» 

123,2 

■emig   (semi- 

pes)  .  .  . 

=: 

V« 

n 

147,9 

septonx  .  .  . 

SS 

'/•« 

n 

172,5 

bee 

BB 

*/» 

» 

197,1 

dodrana  .  . 

=S 

*/« 

« 

221,8 

dextana  .  . 

S= 

•/• 

» 

246,4 

dennx  .  .  . 

8= 

"llt 

» 

271,1 

pes  (as).  . 

295,7 

dupondius.  . 

■K 

2 

w 

591,4 

pee  sestertlui 

Mxa 

2Vt 

n 

739,3 

1  digitus  a«  \'i6  FüTs  . 

2  digitl 

3 . 

4  9    ■■>  1  palmua  . 

5 

6 

7 

8  n    «B  2  palmi  .     . 

9 

10 

11  » 

12  »    >-  3  palmi  .     . 

13  „ 

14 

15  , 

16  »  «"  l  pes  .  . 
20  „  ■»  1  palmipes. 
24  „     ■»  1  onbitui 


MiQim. 


18,48 

36,96 

55,4 

73,9 

92,4 

110,9 

129,4 

147,9 

166,3 

18M 

203,3 

221,8 

240,2 

258,7 

2n,2 

295,7 

369,6 

443,6 


C.  Die  geodätischen  Mafse  (§11,3. 4). 


D.  Die  Wegmafse  (812).    __ 


Meter 

,    1   pes    

2*/«  P«de8  —  1  gradus   . 

5       ,  -=  Ipassns  .    . 

10      n  aldeoempeda 

120      ,  «t  actus     .     . 

0,296 
0,739 
1,479 
2,957 
35,48 

1  pes 

5pedei«-      1  pasius    .    .    .    . 

625     »     »125     »   —  1  ttadinm  . 

5000    .     >-1000     .   «>lr9Bi.MeiIe 


Uäa 


18i>l  I 
14iS,5 


TABELLEN. 


701 


Tab.  Vn.   Die  Vielfachen  des  Fufees  und  des  Passus  (§  12). 

Fnb  {FaMiis 

Meter 

FuTs 

Pairas 

Meter 

Fiifs    I 

Passus 

Meter 

1    1 

0,296 

51 

15,081 

150 

30 

44,36 

2 

0,591 

52 

15,376 

200 

40 

59,14 

3 

0,887 

53 

15,672 

250 

50 

73,93 

4 

1,183 

54 

15.968 

300 

60 

88,71 

5 

1 

1,479 

55 

11 

16,264 

350 

70 

103,50 

6 

1,774 

56 

16,559 

400 

80 

118,28 

7 

2,070 

57 

16,855 

450 

90 

133,07 

S 
9 

2,366 
2,661 

58 
59 

17,151 
17,446 

500 

100 

147,85 

600 

120 

177,42 

10 

2 

2,957 

60 

12 

17,742 

700 
800 

140 
160 

206,99 
236,56 

11 

3,253 

61 

18,038 

12 

3,548 

62 

18,333 

900 

180 

266,13 

13 

3,844 

63 

18,629 

1000 

200 

295,7 

14 

4,140 

64 

18,925 

1500 

300 

443,6 

15 

3 

4,436 

65 

13 

19,221 

2000 

400 

591,4 

16 

4,731 

66 

19,516 

2500 

500 

739,3 

17 

5,027 

67 

19,812 

3000 

600 

887,1 

18 

5,323 

68 

20,108 

3500 

700 

1035,0 

19 

5,618 

69 

20,403 

4000 

800 

1182,8 

20 

4 

5,914 

70 

14 

20,699 

4500 
5000 

900 
1000 

1330,7 
1478,5 

21 

6,210 

71 

20,995 

22 

6,505 

72 

21,290 

23 

6,801 

73 

21,586 

24 

7,097 

74 

21,882 

25 

5 

7,393 

75 

15 

22,178 

milia 

Eilom. 

26 
27 

7,688 
7,984 

76 
77 

22,473 
22,769 

passunm 

28 

8,280 

78 

23,065 

1 

1,479 

29 

8,575 

79 

23,360 

2 

2,957 

30 

6 

8,871 

80 

16 

23,656 

3 
4 

4,436 
5,914 

31 

9,167 

81 

23,952 

32 

9,462 

82 

24,247 

5 

7,393 

33 

9,758 

'83 

24,543 

6 

8,871 

34 

10,054 

84 

24,839 

7 

10,350 

35 

7 

10,350 

85 

17 

25,135 

8 

11,828 

36 

10,645 

86 

25,430 

9 

13,307 

37 

10,941 

87 

25,726 

10 

14,785 

38 

11,237 

88 

26.022 

20 

29,57 

39 

11,532 

89 

26,317 

30 

44,36 

40 

8 

11,828 

90 

18 

26,613 

40 
50 

59,14 
73.93 

41 

12,124 

91 

26,909 

42 

12,419 

92 

27,204 

60 

88,71 

43 

12,715 

93 

27,500 

70 

103,50 

44 

13,011 

94 

27,796 

80 

118,28 

45 

9 

13,307 

95 

19 

28,092 

90 

133,07 

46 

13,602 

96 

28.387 

100 

147,85 

47 

13,898 

97 

28,683 

200 

295,7 

48 

14,194 

98 

28,979 

300 

443,6 

49 

14,489 

99 

29,274 

400 

591,4 

60 

10 

14,785 

100        20     1 

29.57 

500 

739,3 

702 


TABELLEN. 


Tab.  VUf .  Die  römische  Meile  reduci^  auf  geogr.  Heilen  (§  1 2, 2). 


rOm.M. 

geogr.  M. 

rOm.M. 

geogr.  M. 

iöulM. 

geogr.  M. 

l 

0,1996 

2 

0,399 

20 

3,992 

200 

39,92 

3 

0,599 

30 

5,988 

300 

59,88 

4 

0,79S 

40 

7,984 

400 

79,84 

5 

0,998 

50 

9,980 

500 

99,80 

6 

1,198 

60 

11,976 

600 

119,76 

7 

1,397 

70 

13,972 

700 

139,72 

8 

1,597 

80 

15,968 

800 

159,68 

9 

1,796 

90 

17,964 

900 

179.64 

10 

1,996 

100 

19,96 

1000 

199,6 

Tab.  IX.   Die  röinischen  Flächen mafse  (§  13). 
A.  Übersicht. 


- 

D  Meter 

Hektaren  i 

1  pes  qnadratoi 

1  deoempeda  quadratu  (soripulum)  »100  QFuSs      .     . 

1  clima  —  36  scripula  =»  3600  OFufii 

1  actus  »  144  scripula  »  14400  OFuti 

1  iugerum  ««  288  scripula  =  2  actus  «=  28  800  DFufs 

1  heredium  »■  2  ingera 

1  centuria  »  100  heredia  »  200  iugera 

1  salttts  JES  4  centuriae 

0,087 
8,74 
314,8 

1259,1 

2518,2 

0,126 

0,252 

0,504 

50.364 

201,46 

B.  Die  Teile  des  Jugerum  (§  13, 3).      C.  Die  Vielfachen  des  Jugenun. 


Teile  des  Jug. 

sorip. 

r.DF. 

aMeter 

»/57« 

Va 

50 

4,372 

*.S8§  scripulum 

1 

100 

8,744 

Vl4i 

2 

200 

17,49 

V71  sextula 

4 

400 

34,98 

V48  sicUicus 

6 

600 

52,46 

7t4  semnnoia 

12 

1200 

104,93 

Vii  uncia 

24 

2400 

209,86 

Ve    sextans 

48 

4800 

419,71 

74     quadrans 

72 

7200 

629,57 

Vs     triens 

96 

9600 

839.42 

*;'ia  quinouDX 

120 

12000 

1049,28 

Vi    semis 
Vi»  septunx 

144 

14400 

1259.14 

168 

16800 

1468,99 

Vs    bes 

192 

19200 

1678,85 

^U    dodrans 

216 

21600 

1888,71 

^6    dextans 

240 

24000 

2098,56 

"/itdeunx 

264 

26400 

2308,42 

1     as 

288 

28800 

2518,27 

Jug. 

Hektar. 

Jng. 

Hektaren 

1 

0,252 

30 

7,555! 

2 

0,504 

40 

10,07U 

3 

0,755 

50 

12,591 

4 

1,007 

60 

15,109 

5 

1,259 

70 

17,617 

6 

1,511 

80 

20,146 

7 

1,763 

90 

22,664 

8 

2,015 

100 

25,182 

9 

2,266 

200 

50,36 

10 

2,518 

300 

75,55 

11 

2,770 

400 

100,73 

12 

3,022 

500 

125,91 

13 

3,274 

600 

151,09 

14 

3.525 

700 

176,r 

15 

3,777 

800 

201,«    » 

16 

4,029 

900 

226,64 

17 

4,281 

1000 

251,S2    ( 

18 

4.533 

2000 

503,6 

19 

4,785 

3000 

755,5 

20 

5,036 

4000 

1007,3 

TABELLEN. 


708 


Tab.  X.   Die  griechischen  HohlmaEse  (§  15. 16). 
A.  Die  Mafse  des  Flüssigen.  C.  Die  Mafse  des  Trockeneu. 


Liter 

1  xiaOos 

0,0456 

1  l^ißafov 

0,0684 

1  r,fiixoxiXtO¥ 

0,1368 

1  MOTvXri    . 

0,2736 

1  liVrxJTff 

0,547 

2       . 

1,094 

3       . 

1.641 

4      . 

2,189 

5       • 

2,736 

1  xovfi    ■ 

3,283 

2     , 

6,57 

3     . 

9,85 

4     . 

13,13 

5     • 

16,41 

Ö     . 

19,70 

7      . 

22,98 

8        n 

26,26 

9     . 

29,55 

10     , 

32,83 

11      . 

36,11 

1  lABT^n^r.i      .... 

39,39 

B.  Die  Vielfachen  des  Metretes. 

Liter 

xai 

Hektoliter 

l 

39,39 

30 

11,82 

2 

78,79 

40 

15,76 

3 

118,18 

50 

19,70 

4 

157,58 

60 

23,64 

5 

196,97 

70 

27,58 

6 

236,37 

80 

31,52 

7 

275,76 

90 

35,46 

8 

315,16 

100 

39,39 

9 

354,55 

200 

78,79 

10 

393,95 

300 

118,18 

11 

433,34 

400 

157,58 

12 

472,74 

500 

196,97 

13 

512,13 

.    600 

236,37 

14 

551,53 

700 

275,76 

15 

590.92 

800 

315,16 

16 

630,32 

900 

354,55 

17 

669,71 

1000 

393,95 

18 

709,11 

2000 

787,9 

19 

748,50 

3000 

1181,8 

20 

787,9 

4000 

1575,8 

Liter 

1  xOTxlq 

1     ihÜTTli 

1  ;jo»*''l 

2 

3  ....... 

4  „     =«  1  rjfiiexjov  . 

5  n 

6  « 

7 

8  »     =  1  exrsvs.     . 

9  n 

10 

16       »     —  2  exreXs  .     . 

20 

24       .     «»3ixT£iff.     . 

30 

32       .     —4  Act««.     . 
40      .     -5       ... 
48       .     =  1  fiioifivoi  . 

0,2736 

0,547 

1,094 

2,189 

3,283 

4,377 

5,471 

6,566 

7,660 

8,754 

9,849 

10,943 

17,51 

21,89 

26,26 

32,83 

35,02 

43,77 

52,53 

D.  Die  Vielfachen  des  Medimnos. 

fieSi- 

Liter 

fiiBi- 

Hektoliter 

flVOl 

ftVOi 

1 

52,53 

30 

15,76 

2 

105,05 

40 

21,01 

3 

157,58 

50 

26,26 

4 

210,10 

60 

31,52 

5 

262,63 

70 

36,77 

6 

315,16 

80 

42,02 

7 

367,68 

90 

47,27 

8 

420,21 

100 

52,53 

9 

472,73 

200 

105,05 

10 

525,26 

300 

157,58 

11 

577,79 

400 

210,10 

12 

630,31 

500 

262,63 

13 

682,84 

600 

315,16 

14 

735,36 

700 

367,68 

15 

787,89 

800 

420,21 

16 

840,42 

900 

472,73 

17 

892,94 

1000 

525,26 

18 

945,48 

2000 

1050,5 

19 

998,00 

3000 

1575,8 

20 

1050,5 

4000 

2101 

704 


TABELLEN. 


Tab.  XI.  Die  römischen  Hohlmafse  (§  17. 18). 
A.  Die  Malse  des  Flüssigen.  C.  Die  Mafse  des  Trockenen. 


Liter 

1  ojathos 

1  aoetabolom  .    .    . 

2  cjathi 

3  •     »  1  qoartarios 

4  • 

5  n 

6  .     » 1  hemina    . 

7  ,  " 

8  • 

9  » 

10 

11         n 

1  sextarios 

2  .         

3  .i         

4  «         

5  .         

1  congios 

2  «         

3  ,         

4  9      SB  1  oma  .    . 

6  ,         

6      «         

7 

1  amphora 

0,0456 

0,0684 

0,0912 

0,1368 

0,1824 

0,2280 

0,2736 

0,319 

0,365 

0.410 

0,456 

0,502 

0,547 

1,094 

1,641 

2,189 

2,736 

3,283 

6,57 

9,85 

13,13 

16,41 

19,70 

22,98 

26,26 

B.  Die  Vielfachen  der  Amphora. 


amphorae 

Hektoliter 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

20  —  1  colleos     .    . 

30 

40 

50 

60 

70 

80 

90 

100 

0,2626 
0,5253 
0,7879 
1,0505 
1,3132 
1,5758 
1,8384 
2,1011 
2,3637 
2,6263 
5,253 
7,879 
10,505 
13,132 
15,758 
18,384 
21,011 
23,637 
26,263 

liter 

cjathos 

aoetabolom     .... 

qoartarios 

hemina 

seztarios 

semodioB 

modios 

0,0456 

0,0684 

0,1368 

0,2736 

0,547 

4,377 

8,754 

D.  Die  Vielfachen  des  Modius. 

modii 

1 

Liter 

Tnfy^ii 

HektoUter 

8,75 

30 

2,626 

2 

17,51 

40 

3,502 

3 

26,26 

50 

4,377 

4 

35,02 

60 

5,253 

5 

43,77 

70 

6,128 

6 

52,53 

80 

7,004 

7 

61,28 

90 

7,879 

8 

70,04 

100 

8,754 

9 

78,79 

200 

17,509 

10 

87.54 

300 

26,263 

11 

96,30 

400 

35,017 

12 

105,05 

500 

43,772 

13 

113,81 

600 

52,526 

14 

122,56 

700 

61,281 

15 

131,32 

800 

70,03( 

16 

140,07 

900 

78,79 

17 

148,83 

1000 

87,54 

18 

157,58 

19 

166,34 

20 

175,09 

TABEUEN. 


706 


E.  Die  Vielfachen  des  Sextarius. 


S6Z- 

tarii 

Liter 

80X- 

tarii 

Liter 

sex- 
tarii 

Liter 

86Z- 

tarii 

Liter 

sex- 
tarii 

Liter 

1 

0,547 

21 

11,490 

41 

22,433 

61 

33,376 

81 

44,319 

2 

1,094 

22 

12,037 

42 

22,980 

62 

33,923 

82 

44,866 

3 

1,641 

23 

12,584 

43 

23,527 

63 

34,470 

83 

45,413 

4 

2,189 

24 

13,131 

44 

24,074 

64 

35,017 

84 

45,960 

5 

2,736 

25 

13,679 

45 

24,622 

65 

35,564 

85 

46,507 

6 

3,283 

26 

14,226 

46 

25,169 

66 

36,112 

86 

47,055 

7 

3,830 

27 

14,773 

47 

25,716 

67 

36,659 

87 

47,602 

8 

4,377 

28 

15,320 

48 

26,263 

68 

37,206 

88 

48,149 

9 

4,924 

29 

15,867 

49 

26,810 

69 

37,753 

89 

48,696 

10 

5,471 

30 

16,414 

50 

27,357 

70 

38,300 

90 

49,243 

11 

6,019 

31 

16,962 

51 

27,904 

71 

38,847 

91 

49,790 

12 

6,566 

32 

17,509 

52 

28,452 

72 

39,395 

92 

50,337 

13 

7,113 

33 

18,056 

53 

28,999 

73 

39,942 

93 

50,885 

14 

7,660 

34 

18,603 

54 

29,546 

74 

40,489 

94 

51,432 

15 

8,207 

35 

19,150 

55 

30,093 

75 

41,036 

95 

51,979 

16 

8,754 

36 

19,697 

56 

30,640 

76 

41,583 

96 

52,526 

17 

9,301 

37 

20,244 

57 

31,187 

77 

42,130 

97 

53,073 

18 

9,849 

38 

20,792 

58 

31,734 

78 

42,677 

98 

53,620 

19 

10,396 

39 

21,339 

59 

32,282 

79 

43,225 

99 

54,167 

20 

10,943 

40 

21,886 

60 

32,829 

80 

43,772 

100 

54,715 

Tab.  XII.   Die  attischen  Gewichte  (§  19). 
A.  Die  Teile  des  Talentes.  B.  Die  Vielfachen  des  Talentes. 


Gramm 

1  jfaXaeovS  3=  7^  ißoX6s 
1  rjfutoßSXiov  .... 
1  ißoUs 

\  ■■.■■.■■■.■■:■. 

5 

1  SfOXMV     

in:;::: 

1  :  ;::::: 

10 

1  ^«ra  —  100  öoaxfuU  . 
1  xalavrav  —'  60  fivaX 

0,091 
0,364 
0,728 
1,455 
2,183 
2,911 
3,638 
4,366 
8,73 
13,10 
17,46 
21,83 
26,20 
30,56 
34,93 
39,29 
43,66 
436,6 
26196 

xahjLvxa 

Küogr. 

1 

26,20 

2 

52,39 

3 

78,59 

4 

104,78 

5 

130,98 

6 

157,18 

7 

183,37 

8 

209,57 

9 

235,76 

10 

261,96 

20 

523,92 

30 

785,89 

40 

1047,8 

50 

1309,8 

60 

1571,8 

70 

1833,7 

80 

2095,7 

90 

2357,6 

100 

2619,6 

1000 

26196 

Hmli«e¥,  Mctioloffi«. 


45 


706 


TABELLEN. 


Tab.  XIII.  Die  römischen  Gewichte  (§  20.  21). 
A.  Die  Teile  des  Pfundes. 


Gramm 


1  nüqoa 

1  obolus  OB  3  uliqiue  »^  1  dimidiom  scripulam 

1  •oripulum 

1  dimidia  sextala  *«  2  sor^ola 

1  drtohma  ■«  3  soripula  ■*  6  oboli 

1  Bextnla  ■>  4  acripola 

1  licilioui  ■»  6  sonpola 

1  lemuDoi»  -a  2  noilici 

1  unoia  ■■  4  sicUioi 

1  leecimoia  ss    1 Y«  unoiae 

1  lextaiis     B«2        » 

1  quadrans  s»   3        »      •     •     *. 

1  triens        =-4        « 

1  qainoanx  -«5        „ 

1  semU        —   6        » 

1  leptanx     —7        

1  bes  —   8        , 

1  dodrani     —9        „ 

1  dextana     — 10        „ 

1  deuDX       —11         „ 

1  Ubra         =12        „ 


0,189 
0,568 
1,137 
2,274 
3,411 
4,548 
6,822 
13,644 
27,2^ 
40,93 
54,58 
81,86 
109,15 
136,44 
163,73 
191,02 
218,30 
245,59 
272,88 
300,16 
327,45 


B.  Die  Vielfachen  des  Pfundes. 


librae 

Kilogr. 

librae 

Küogr. 

librae 

Kilogr. 

Ubrae 

Küogr. 

librae 

Küogr. 

1 

0,327 

21 

6,876 

41 

13,425 

61 

19,974 

81 

26,523 

2 

0,655 

22 

7,204 

42 

13,753 

62 

20,302 

82 

26,851 

3 

0,982 

23 

7,531 

43 

14,080 

63 

20,629 

83 

27,178 

4 

1,310 

24 

7,859 

44 

14,408 

64 

20,957 

84 

27,506 

5 

1,637 

25 

8,186 

45 

14,735 

65 

21,284 

85 

27,833 

6 

1,965 

26 

8,514 

46 

15,063 

66 

21,612 

86 

28,161 

7 

2,292 

27 

8,841 

47 

15,390 

67 

21,939 

87 

28,488 

8 

2,620 

28 

9,169 

48 

15,718 

68 

22,267 

88 

28,816 

9 

2,947 

29 

9,496 

49 

16,045 

69 

22,594 

89 

29,143 

10 

3,275 

30 

9,824 

50 

16,373 

70 

22,922 

90 

29,471 

11 

3,602 

31 

10,151 

51 

16,700 

71 

23,249 

91 

29,796 

12 

3,929 

32 

10,478 

52 

17,027 

72 

23,576 

92 

3o,m 

13 

4,257 

33 

10,806 

53 

17,355 

73 

23,904 

93 

30,453 

14 

4,584 

34 

11,133 

54 

17,682 

74 

24,231 

94 

30,7» 

15 

4,912 

35 

11,461 

55 

18,010 

75 

24,559 

95 

31,108 

16 

5,239 

36 

11,788 

56 

18,337 

76 

24,886 

96 

31,436 

17 

5,567 

37 

12,116 

57 

18,665 

77 

25,214 

97 

31,763 

18 

5,894 

38 

12,443 

58 

18,992 

78 

25,541 

98 

32,W 

19 

6,222 

39 

12,771 

59 

19,320 

79 

25,869- 

99 

32,418 

20 

6,549 

40 

13,098 

60 

19,647 

80 

26,196 

100 

32,745 

TABOUSi. 


707 


Tab.  XIV.  Reduktion  der  attischen  Drachme  (§  29) 
(100  Drachmen  ■»  1  Mine). 


Drach- 
men 

llark 

Pfenn. 

Drach- 
men 

Mark 

Pfenn. 

Drachmen 

Mark 

Pfenn. 

1 

79 

41 

32 

22 

81 

63 

66 

2 

1 

57 

42 

33 

Ol 

82 

64 

44 

3 

2 

36 

43 

33 

79 

83 

65 

23 

4 

3 

14 

44 

34 

58 

84 

66 

02 

5 

3 

93 

45 

35 

37 

85 

66 

80 

6 

4 

72 

46 

36 

15 

86 

67 

59 

7 

5 

50 

47 

36 

94 

87 

68 

37 

8 

6 

29 

48 

37 

72 

88 

69 

16 

9 

7 

07 

49 

38 

51 

89 

69 

95 

10 

7 

86 

50 

39 

29 

90 

70 

73 

11 

8 

64 

51 

40 

08 

91 

71 

52 

12 

9 

43 

52 

40 

87 

92 

72 

30 

13 

10 

22 

53 

41 

65 

93 

73 

09 

14 

11 

00 

54 

42 

44 

94 

73 

87 

15 

11 

79 

55 

43 

22 

95 

74 

66 

16 

12 

57 

56 

44 

Ol 

96 

75 

45 

17 

13 

36 

57 

44 

80 

97 

76 

23 

18 

14 

15 

58 

45 

58 

98 

77 

02 

19 

14 

93 

59 

46 

37 

99 

77 

80 

20 

15 

72 

60 

47 

15 

100 

78 

59 

21 

16 

50 

61 

47 

94 

200 

157 

20 

22 

17 

29 

62 

48 

73 

300 

235 

80 

23 

18 

08 

63 

49 

51 

400 

314 

40 

24 

18 

86 

64 

50 

30 

500 

392 

90 

25 

19 

65 

65 

51 

08 

600 

471 

50 

26 

20 

43 

66 

51 

87 

700 

550 

10 

27 

21 

22 

67 

52 

66 

800 

628 

70 

28 

22 

Ol 

68 

53 

44 

900 

707 

30 

29 

22 

79 

69 

54 

23 

1000 

785 

90 

30 

23 

58 

70 

55 

Ol 

2000 

1572 

_ 

31 

24 

36 

71 

55 

80 

3000 

2358 

— 

32 

25 

15 

72 

56 

58 

4000 

3144 

— 

33 

25 

93 

73 

57 

37 

5000 

3929 

— 

34 

26 

72 

74 

58 

16 

6000 

4715 

— . 

35 

27 

51 

75 

58 

94 

7000 

5501 

— 

36 

28 

29 

76 

59 

73 

8000 

6287 

— 

37 

29 

08 

77 

60 

51 

9000 

7073 

— 

38 

29 

86 

78 

61 

30 

10000 

7859 

— 

39 

30 

65 

79 

62 

09 

40 

31 

44 

80 

62 

87 

45'* 


708 


TABBLLEM. 


Tab.  XV.  Reduktioii  des  attischen  Talentes  (§  29> 

TAlante 

Mark 

Talente 

Mark 

Talente 

Mark 

1 

4  715 

41 

193  330 

81 

381950 

2 

9  431 

42 

198  050 

82 

386  660 

3 

14146 

43 

202  760 

83 

391380 

4 

18  862 

44 

207  480 

84 

396090 

5 

23  577 

45 

212190 

85 

400  810 

6 

28  292 

46 

216910 

86 

405  520 

7 

33  008 

47 

221  620 

87 

410  240 

8 

37  723 

48 
49 

226  340 

88 

414950 

9 

42  439 

231050 

89 

419  670 

10 

47154 

50 

235  770 

90 

424  390 

11 

51870 

51 

240  490 

91 

429100 

12 

56  580 

52 

245  200 

92 

433  820 

13 

61300 

53 

249  920 

93 

438  530 

14 

66  020 

54 

254  630 

94 

443  250 

15 

70  730 

55 

259  350 

95 

447  960 

16 

75  450 

56 

264  060 

96 

452  680 

17 

80160 

57 

268  780 

97 

457  390 

18 

84  880 

58 

273  490 

98 

462  UO 

19 

89  590 

59 

278  210 

99 

466  820 

20 

94  310 

60 

282  920 

100 

471540 

21 

99  020 

61 

287  640 

200 

943100 

22 

103  740 

62 

292  350 

300 

1414600 

23 

108  450 

63 

297  070 

400 

1886  200 

24 

113170 

64 

301  780 

500 

2  357  700 

25 

117  880 

65 

306  500 

600 

2  829  200 

26 

122  600 

66 

311220 

700 

3300  800 

27 

127  320 

67 

315  930 

800 

3  772  300 

28 

132030 

68 

320  650 

900 

4  243  900 

29 

136  750 

69 

325  360 

1000 

4  715  400 

30 

141  460 

70 

330  080 

2000 

9  431000 

31 

146  180 

71 

334  790 

3000 

14146  000 

32 

150  890 

72 

339  510 

4000 

18  862  000 

33 

155  610 

73 

344  220 

5000 

23  577  000 

34 

160  320 

74 

348  940 

6  000 

28  292  000 

35 

165  040 

75 

353  650 

7000 

33  008  000 

36 

169  760 

76 

358  370 

8000 

37  723  000 

37 

174  470 

77 

363  090 

9000 

42  439  000 

38 

179190 

78 

367  800 

10  000 

47  154000 

39 

183  900 

79 

372  520 

50  000 

235  770  000 

40 

188  620 

80 

377  230 

100  000 

471540  000 

TABELLEN. 


709 


Tab.  XVI.   Redaktion  des  attischen  Goldstaters  (§  30). 


Staiere 

MitÜerer  Kanwert 
im  Altertum 

Heatiger  MetaUwert 

Mark 

Pfenn. 

Mark 

Pfenn. 

V« 

9 

43 

12 

18 

1 

18 

86 

24 

36 

2 

87 

72 

48   . 

72 

3 

56 

60 

73 

09 

4 

75 

40 

96 

45 

5 

94 

30 

121 

80 

6 

113 

— 

146 

20 

7 

132 

— 

170 

50 

8 

151 

— 

194 

90 

9 

170 

— 

219 

30 

10 

189 

— 

243 

60 

100 

1886 

— 

2  436 

— 

200 

3  772 

— 

4  872 

— 

300 

5  659 

— 

7  309 

— 

1000 

18  860 

— 

24  360 

— 

2000 

37  720 

— 

48  720 

— 

3000 

56  590 



73  090 

— 

» 1  Talent 

Goldes 

Tab.  XYJL  Reduktion  des  libralen  Kupferasses  (§  34). 


Kupfer  zu 

Kupfer  zu 

Kupfer  zu 

Kupfer  zu 

SUbernaoh 

Silber  nach 

SUber  nach 

Sübernach 

dem  alten 

heutigem 

dem  alten 

heutigem 

WertverhÄlt- 

Malsstab  etwa 

Wertverhftlt- 

Malsstab  etwa 

nis  von  1:250 

wie  1:110 

ni»  von  1:250 

wie  1:110 

nneia 

—  M.  2  Pf. 

—  M.  4  Pf. 

20as8e8 

3,9  M. 

8,9  M. 

sextani 

-  .     3    , 

-  «     7   , 

30    , 

5,9    n 

13,4   . 

qnadrans 

-  .     5    , 

-  «   11    . 

40    « 

7,9    n 

17,9   . 

triens 

-  .     7    , 

-  «   15   . 

50      n 

9,8     n 

22,3    . 

semia 

-  «  10    . 

-  »   22  . 

60    , 

11,8     n 

26,8    . 

las 

-  .  20    . 

-  «  45  . 

70    „ 

13,8   . 

81,2    . 

2as8es 

-  .  39    . 

-  «   89  . 

80    . 

15,8     n 

35,7    . 

3     . 

-  •  59    . 

1    .   34  . 

90     „ 

17,7    . 

40,2    . 

4     . 

-«  79    . 

1    ,   79  . 

100    „ 

19,6   „ 

44,6    . 

5     , 

-  .  98    . 

2    .   23  . 

200    . 

39,3    , 

89,3    . 

6     . 

1    .  18    . 

2    «   68  „ 

300    „ 

58,9   . 

133,9   . 

7      n 

1    .  38    . 

3    «   12  . 

400    , 

78,6   . 

178,6    , 

8     . 

1    .  57    „ 

3    .  57  . 

500    » 

98,2    . 

223,2    . 

9    . 

1    «  77    , 

4    ,  02  , 

1000    . 

196      , 

446      , 

10    . 

1    «  96   . 

4   «   46  , 

10  000    , 

1965       , 

4464      , 

710 


TABEUrai. 


Tab.  XYIIL   Reduktion  des  ältesten  Siibergeldes  und  des 
trientalen  Asses  für  die  Jahre  268—217  (§  35, 7). 

A.  Der  trientale  As  im  MflDzwerte  tod  >/5  Sesten  — ^  8,2  Pf., 
im  Vergleich  zu  heutigem  Metallwerte  yod  etwa  17,9  Pf.  auf  8,9  Pf. 

herabgehend. 


Aise 

BeBtene 

Mmixwert 

M^aUwert 

Mark 

Pf. 

Mark 

Vt  bis  Mark    Fl 

V« 

— 

4,1 

— 

8,9    .     -      4,5 

1 

— 

8,2 

— 

17,9   .     -      8,9 

2 

— 

16,4 

— 

35,7    ,     —     17,9 

2*/. 

1 

— 

20,5 

— 

44,6   ,     ^    22,3 

3 

— 

24,6 

— 

53,6   ,     —    26,8 

4 

— 

32,7 

— 

71,4   .      -    35,7 

5 

2 

— 

40,9 

— 

89,3    .     -    44,6  j 

6 

— 

49,1 

1 

07      ,      —    54 

7 

— 

57,3 

1 

25      .     —    62 

Vit 

3 

— 

61,4 

1 

34      „      —    67 

8 

— 

65,5 

1 

43      ,     —    71 

9 

— 

73,7 

1 

61       „     —    80 

10 

4 

— 

81,9 

1 

79      .     —    89 

20 

8 

1 

64 

3 

57      ,        1     79 

30 

12 

2 

46 

5 

36      .       2    68 

40 

16 

3 

27 

7 

14      „       3     57 

50 

20 

4 

09 

8 

93      ,       4    46 

60 

24 

4 

91 

10 

72      ,       5     36 

70 

28 

5 

73 

12 

50      ,       6    25 

80 

32 

6 

55 

14 

29      ,       7     14 

90 

36 

7 

37 

16 

07      ,       8    04 

100 

40 

8 

19 

17 

86      ,       8    93 

1000 

400 

81 

86 

178 

60      „      89    30 

10  000 

4000 

818 

60 

1786 

—      „    893    — 

B.  Der  älteste  Denar  yod  V?«  römischen  Pfund. 


Sestene 

Denare 

Denare 

Mark    Pf. 

Mark  Pf 

1 

—    20,5 

1 

—    82 

2 

—    40,9 

2 

1     64 

3 

-    61,4 

3 

2    46 

4 

1 

—    81,9 

4 

3    27 

5 

1     02,3 

5 

4    09 

6 

l     22,8 

6 

4    91 

7 

1     43,3 

7 

6    73 

8 

2 

1     63,7 

8 

6    55 

9 

1     84,2 

9 

7    37 

10 

2    04,7 

10 

8    19 

100 

25 

20    46,5 

100 

81    86 

1000 

250 

204    65 

1000 

818    60 

TABELLEN. 


711 


Tab.  XIX. 

A.  Das  Silbercourant  der  römischen  Republik  in  den  Jahren 

217— 30  (§36, 6). 

B.  Das  Goldcourant  der  Kaiserzeit  von  Augustus  bis  Septimius 

Severus  (§  38, 6). 


Seeterse 

Denare 

A 

B 

Mark 

Mark 

1 

0,175 

0,218 

2 

0,351 

0,435 

3 

0,526 

0,653 

4 

1 

0,702 

0,870 

5 

0,877 

1,088 

6 

1,052 

1,305 

7 

1,228 

1,523 

8 

2 

1,403 

1,740 

9 

1,579 

1,968 

10 

1,754 

2,175 

12 

3 

2,10 

2,61 

16 

4 

2,81 

3,48 

20 

5 

3,51 

4,35 

24 

6 

4,21 

5,22 

28 

7 

4,91 

6,09 

32 

8 

5,61 

6,96 

36 

9 

6,31 

7,83 

40 

10 

7,02 

8,70 

50 

8,77 

10,88 

60 

15 

10,52 

13,05 

70 

12,28 

15,23 

80 

20 

14,03 

17,40 

90 

15,79 

19,58 

100 

25 

17,54 

21,76 

200 

50 

35,08 

43,50 

300 

75 

52,62 

65,26 

400 

100 

70,16 

87,01 

600 

125 

87,70 

108,76 

600 

150 

105,24 

130,51 

700 

175 

122,78 

152,26 

800 

200 

140,32 

174,02 

900 

225 

157,86 

195,77 

1000 

250 

175,4 

217,5 

2000 

500 

350,8 

435,0 

3000 

750 

526,2 

652,6 

4000 

1000 

701,6 

870,1 

5000 

1250 

877,0 

1087,6 

6000 

1500 

1052,4 

1305,1 

7000 

1750 

1227,8 

1522,6 

8000 

2000 

1403,2 

1740,2 

9000 

2250 

1578,6 

1957,7 

712 


TABELLEN. 


8«ttene 


10  000 
20  000 
30  000 
40  000 
50000 
60  000 
70  000 
80  000 
90  000 


Hark 

1754 
3  508 
5  262 

7  016 

8  770 
10  524 
12  278 

14  032 

15  786 


Mark 

2175 

4  350 

6  526 

8  701 

10  876 

13  051 

15  226 

17  402 

19  577 


100  000 
200  000 
300  000 
400  000 
500  000 
600  000 
700  000 
800  000 
900  000 


17  540 

35080 

52  620 

70160 

87  700 

105  240 

122  780 

140  320 

157  860 


21750 

43  500 

65  260 

87  010 

108  760 

130  510 

152  260 

174  020 

195  770 


1000  000 
1  100  000 
1  200  000 
1  300  000 
1  400  000 
1500  000 
1  600  000 
1  700  000 
1  800  000 

1  900  000 

2  000  000 

3  000  000 

4  000  000 

5  000  000 

6  000  000 

7  000  000 

8  000  000 

9  000  000 
10  000  000 
20  000  000 
30  000  000 
40  000  000 
50  000  000 
60  000  000 
70  000  000 
80  000  000 
90  000  000 

100  000  000 
200  000  000 


:  deciee  .... 
:iindeciet  .  .  . 
:  duodecies  .  . 
:  terdeoiee  .  .  . 
:quater  deoies 
:  quinquies  decies 
:  lexies  deciee .  . 
:  septies  deoies  . 
;  duodeyioies 
:  undeyieies 
iTicies  .  . 
;  tricies .  . 
:  quadragiee 
;  quinqaagies 
;iexagies  . 
:  septuagiet 
:  octogies  . 
:  nonagies  . 
;  oenties 
;  dueenties . 
;  treoenties 
;  qnadringenties  . 
;  qningenties 
:  sezcenties 
:  septiogentiee 
;  ootingenties 
;  nongentiee 
:  inilies .  . 
:  bis  milies 


175  400 

192  940 

210  480 

228  020 

245  560 

263  100 

280  640 

298  180 

315  720 

333  260 

350  800 

526  200 

701600 

877  000 

1052  400 

1  227  800 

1  403  200 

1578  600 

1  754  000 

3  508  000 

5  262  000 

7  016  000 

8  770  000 
10  524  000 
12  278  000 
14032  000 
15  786000 
17  540  000 
35  080  000 


217  520 

239  270 

261020 

282  780 

304  530 

326  280 

348  030 

369  780 

391540 

413  290 

435  000 

652  600 

870100 

1  087  600 

1  305  100 

1522  600 

1  740  200 

1  957  700 

2175  000 

4  350  000 

6  526  000 

8  701000 

10  876  000 

13  051  000 

15  226  000 

17  402000 

19  577  000 

21750  000 

43  500  000 


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1 


714                                           TABELLEN. 

e           1    1    il  1 

:        :       gg-     : 

:    ^1   :• 

1 

i 

1 

r 

s       g      §       s 

ig 

? 

36,45 

18,22 
9,11 

4,56 
0,456 

s 

Epha 

Maris 

Addix 

Kapithe 

Sechiigstel  (Mine) 

CS 

1 

1 

^               ^               OD                                                                        SS 

l4 

SB 
OB 

36,37 
30,31 

4,041 
2,021 
0,505 

1 

:      :  :     ^-  iX-           '■ 

r 

1 

< 

i 

1* 

3 

36,37 

12,12 
9,09 
6,06 
4,55 

3,64 
2,021 

0,505 

1 

1 

CD 

t?                     ^                                   f 

1 

B 

0 

5? 

• 

lO                               CO                                                  O 

i     || 

30,31 

4,55 
1,137 

^       1 

TABELLEN. 


716 


Tab.  XXU.  Üb< 

ersieht 

Über  die  Gewichte. 

11  i 

1 

P' 

▲nf  die  Mine 

Bezeiobnong  der  Mine 
(des  Pfandes) 

(bes.  dM  Pftrnd) 
gehen 

YerhiatniBse 

leichte 

ettisohe 

1 

ä-S* 

Shekä 

Dmck- 
men 

30,24 

A.    Leichte    königliche 

A:B  ^  6:5 

Mine  der  Babylonier 

504 

60 

(11570 

A:C  =  9:10 

25,20 

B.    Babyloniiche   Mine 

A:D  =-  27:40 

Goldes 

420 

50 

96 

A:£  —  3:4 

33,60 

0.    Babylonische   Mine 

A:F  —  5:6 

Sübers 

560 

66«/, 

128 

A:G—  144:125 

44,80 

D.    Phönikische    Mine 

B  :  0  =-  3  :  4 

SUbers    ..... 

746,67 

88«/9 

170«/3 

B:D  =  9:16 

40,32 

£.   Alttfginäische  Mine 

B:E  —  5:8 

(ursprünglich  phOni- 

B:F  —  25:36 

kische   Handelsmine) 

672 

80 

(153»/5) 

B:G  —  24:25 

39,29 

£>.  Älteste  attische  Han- 
delsmine  (nach  Solo- 

C:D  =.  3:4 
C:£  —  5:6 

nisoher  Tarifierong)  . 

654,9 

— 

150 

C  :  F  =  25  :  27 

36,29 

F.  Lyknrgisohe  (lakedll- 
monische)  oder  jün- 

C:G =  32:26 
D  :  £  —  10:9 

gere  tfginttische  Mine 

605 

72 

(138» 

D  :  F  =  100  :  81 

36,16 

F^    Attische  Handels- 

D:G-= 128:75 

mine  ...... 

602,6 

— 

138 

E:F  —  10:9 

26,20 

G.   Attische  oder  Solo- 

£>:G-» 3:2 

nische  Mine    .    .    . 

436,6 

— 

100 

E«:H-  2:1 

20,47 

G^    Attisch- römische 

F»:G=r  69:50 

Mine  der  Kaiseneit . 

341 

__ 

78Vi 

G:G»—  32:25 

— 

H.  Römisches  Pfund    . 

327,45 

— 

75 

G:H=  4:3 
G:I   ^  2:1 

—       I.  SiciUflohe  Kapferlitra  1 

218,3 

•"— 

50 

H:I  —  3:2 

Berlehtisiiiigeiu 

S.  225  Anm.  2  Z.  7  v.  nnten  ist  $  30, 1  statt  §  31, 1  «u  lesen. 
S.  235  Z.  8  ist  Tetrachmon  verdmckt  statt  Tetradrachmon. 
S.  350  Z.  21  ist  Amenemhat  zn  lesen  statt  Amemhat 
8.  583  Z.  15  ist  vor  Meter  das  Zeichen  des  Qaadratmarses  Q  ausgefallen. 
AnCserdem  sind  in  drei  Kolumnentiteln  (S.  194.  196.  372)  die  Punkte  des 
anfangenden  Ä  abgesprungen,  ebenso  S.  369  Z.  8  das  Zeichen  des  Spiritus  in 


Nachträge. 


8.  ^  1  Die  Dimensionen  der  Cella  des  Parthenon  behandelt  auf  Grund 
eigener  Messungen  W.  Dörpfeld  in  den  Mittheilungen  des  deutschen  archäo- 
logischen Institutes  in  Athen  VI,  188t,  S.  295  ff.  Die  Benennung  SxatQftntS&s 
kann  nach  ihm  nur  auf  die  Cella,  nicht  auf  den  ganzen  TemMl  b^ogen  werden. 
Vergl.  auch  denselben  in  der  Archäologischen  Zeitung  XXXIX  S.  266  fld 

8.  76  Ajub.  1.  Die  Belege  E*  und  S^  f&r  ^U  und  V«  Fuls  aus  Cato  de 
r.r.  18  sind  nach  Victorius  angeföhrt  worden.  Der  Stand  der  handschrifUidien 
Oberliererung  ist  jetzt  genau  zn  ersehen  aus  der  Ausgabe  von  H.  Keil  (Catonis 
de  agri  cultura  etc.  toI.  I  fasc.  I,  Leipzig  1882)  p.  30.  Es  scheint  demnach 
weder  quadrantem  noch  dodrantem  hinlinglich  beglaubigt  zu  sein;  sondern 
das  erstere  ist  nach  der  zuTcrlässigsten  Überlieferung  zu  tilgen,  das  letztere 
in  S,  d.  i.  senüssem,  zu  ändern. 

8. 155  Anm«  2.  Über  die  Ubra  of^enti  und  deren  Teile  als  Geschenke 
handelt  auch  W.  Gilbert  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1882  S.  131  f. 

8.  194— 197«  Bestimmung  des  äginäischen  Gewichtes  bei 
Pol  lux.  Im  Numism.  chron.,  third  series,  I  (1881)  p.  281  —  305  behandelt 
Prof.  Percy  Gardner  'Pollux'  account  of  aocient  coins  .  Nach  einer  kurzen  Ein- 
leitung giebt  er  eine  Übersetzung  des  von  mir  in  die  Metrologie!  scriptores 
aufgenommenen  Abschnittes  aus  dem  9.  Buche  des  Onomastikon  und  fbgt  aus- 
ffihrliche  Erläuterungen  hinzu.  Das  von  Pollux  sogenannte  äginiisebe  Talent 
bestimmt  er  p.  301  ohne  erhebliche  Abweichung  von  dem  oben  S.  195  gesetzten 
Werte,  nämlich  zu  43,74  Kilogr.  (»b  675  000  engl  Grains),  entsprechend  einem 
Stater  Ton  14,58  Gramm.  Als  Normalgewicht  (true  weigki)  des  äginäischett 
Talentes  nimmt  er  mit  Guide  37,71  Kilogr.  (»*  582000)  an,  entsprechend  einem 
Stater  Ton  12,57  Gr.  Letzterer  Wert  nähert  sich  dem  üblichen  äginäischen  Stater 
von  12,4  Gr.  (oben  S.  190.  194),  steht  aber  merklich  zurück  hinter  dem  ältesten 
Stater  äginäischer  Prägung  von  13,7  Gr.  (S.  188.  546). 

8«249a«£«  Prägung  der  Tetradrachmen  mit  dem  Typus 
Alexanders  d.  Gr.  auch  nach  dessen  Tode  fortgesetzt.  J.  P.  Six  im 
Anouaire  de  numismatique  1882  p.  31fr.  zeigt,  dafs  Antigonos  auch  nach  dem 
J.  306  bis  zu  seinem  Tode  im  J.  301  die  Alexandertetradraehmen  unTeiindert 
hat  fortprägen  lassen.  Nur  ausnahmsweise  habe  er  durch  seinen  Sohn  Demetiios 
im  J.  303  auch  Tetradrachmen  mit  der  Aufschrift  BAZIAEDI  ANTIPoHoY  im 
Peloponnes  schlagen  lassen ;  dies  seien  die  in  den  Inventar-Urkunden  des  Askle- 
pieion  zu  Athen  mehrfach  erwähnten  rdroaxfiut  'Avrivora&a. 

8*  574«  Zu  dem  Systeme  der  pontischen  flohlmaise  ist  nach  der  syrischen 
Übersetzung  des  Epiphanios  (de  Lagarde  Symm.  11  S.  193)  noch  der  Horrmk 
|^<rTi76  hinzuzufügen.  Er  betrug  4  syrisch-alexandrinische  Sextare,  mithin  das 
Doppelte  der  pontischen  Choinix  oder  das  Sechstel  des  groCsen  Modius.  Zu  be- 
achten ist,  datis  in  dieser  späten  Quelle  ein  MaTs  von  4  syrisch-alexandrinischen, 
d.  i.  5Vs  römischen,  Sextaren  noch  idtntjQ  genannt  wird.  Dieses  Wort  bedeutete 
also  für  den  syrischen  Übersetzer  schlechthin  das  'landesübliche  kleinere  HoU- 
mafs',  mochte  es  auch  den  Betrag  des  römischen  Sextarius  mehrfach  über- 
steigen. Nach  demselben  Sprachgebrauche  ist  an  der  S.  631  Anm.  1  citierten 
Stelle  des  flieronymus  sextarius  nicht  blofs  für  den  attischen  ;i;ow,  d.  i.  6  Sex- 
tare, sondern  sogar  für  das  doppelte  Mafs  gesetzt,  sodals,  wenn  wir  der  Über- 
lieferung folgen,  von  Hieronymus  dasselbe  Mafs  castrensis  sextarius  genannt 
sein  würde,  welchem  nach  S.  630  Anm.  1  a.  E.  neun  S^^f^  ttaar^ie^  d.  L 
12  römische  Sextare,  zukommen. 


Register. 


Die  beiffefftffton  ZaUm  b«ieiobnen  xuiiohst  die  Seiten.  Wo  auf  eine  Seitenathl  hinter 
Komm»  eine  Kleinere  Ziffer  folgt,  ist  die  Anmerknng  gemeint.  Ein  Stern  bei  der  Anmerknnge- 
ttlü  bedeutet,  daCe  die  betreffende  Materie  nur  in  der  Anmerknng,  nicht  auch  im  Texte,  be- 
handelt wird. 


Abdera  in  ThrakieD,  Silbennünze  419. 

AbkdrzoDgen  der  MaCBbezeichnungeD 
107.  122. 

Ableitong  der  griechischen  Mafse  und 
Gewichte  ans  Yorderasien  5.  71. 

Abraham  404.  458.  462. 

Absalom  463  f. 

AbydoB,  Gewicht  482. 

Aeetabuhnn  HohlmaTs  116  f.  118.  122. 
638. 

Achaische  St§dte  GroüBgriechenlands, 
Müozwesen  674. 

Achaischer  Bond,  Silberroünzen  539  f. 

Achiga,  römische  Provinz,  Hohlmafse 
109,4.  537—539. 

Achtne  babylonisches  HohlmaTs  392  f., 
persisches  391. 479  f.,  böotisches  543. 

Acntelobolos,  attischer,  in  Gold:  siehe 
Obolos. 

A^ara^a  persisches  Wegmafs  477, 4*. 

Aehu  Uneenmafe  39.  78  f.,  Flächen- 
maÜB  83  f.  86. 616,  actus  minimm  86. 

Adarkon466.485,2*.  Yergl.  Darkemon. 

Addix  babylonisches  Hohlmab  392, 
persisches  414.  481  f.  557.  559. 

Ädilen,  Aufsicht  über  Mafs  und  Ge- 
wicht 114  f.  156,4*. 

Aebotios.  Fnrsmafsstab  auf  seinem  Mo- 
numente 89, 2*.  s*. 

Aermu  PhiUppeus  322, 3*.  325. 

Ae9.  Kauf  und  Verkauf  per  aes  et 
Hbram  255.  Aes  rüde  255.  257; 
vergl.  Kopfer.  Ae»  signatum  255  f. 
Aes  grave  261  f.;  vergl.  Schwer- 
kopfer.  Rechnung  in  aes  grave  auch 
nach  EinfOhrung  der  Silbennünze 
273,8.  276.  283.  292.  293.  AerU 
bedeutet  den  As  als  Scheidemünze 
^  V^*  Denar  297.  Rechnung  in  aere 


in  der  späteren  Kaiserzeit  324,  &*. 
325. 

Aestimare  255. 

Ägina.  Ältestes  Mfinzg^wicht,  soge- 
nannte altäginäischemine,  5447-547; 
älteste  Silberprägung  188.  Ägpnäi- 
sches  Mafs-  u.  Gewichtsystem  499— 
505.  523  f.  534,  aus  Lakedämon  her- 
geleitet 197.  Äginäisches  Gewicht 
187—190;  Prägung  nach  diesem 
Fur8el90f.  Elektronmünze  188. 199. 
Äginäische  Währung  190—199;  ihr 
Verhältnis  zur  babylonischen  und 
phönikischen  198,  zur  attischen  192 
— 196.  Äginäischer  Münzfufs  vor 
Solon  in  Athen  201  f.;  vergl.  i/«9ro- 
oiKfi  fkva  und  Bline. 

Ägina,  Athenatempel  496. 

Agnua  bätisches  FeldmaCs  689. 

Agoranomen  546.3*.  547,  i*.  556,1. 
576, 4*.  Vergl.  Metronomen. 

Agörath  keseph  460, 5*. 

Agricola  de  mensuris  et  ponderibus  15. 

Ägypten,  Mafee,  Gewichte  und  Münzen : 
s.  Inhaltsverzeichnis  zu  S  41.  53.  54. 

Ah,  ahet,  ägyptisches  Feldmab  360— 
362. 

Alyvnrtos  nr^xy^  des  Herodot  356. 551, 
Aty,  ara&fi6s  in  Rechnungen  des 
athenischen  Staates  645  f. 

"Antuva  Längenmafs  37  f.  39,  verglichen 
mit  qafiu  und  qdneh  385.  444.  Ge- 
meingriechische Akäna  495.  497  f., 
Philetärische  und  Ptolemäische  568. 
607. 609. 61 1—613. 620,  Quadratmafs 
613. 614;  entsprechendes  hebräisches 
Mafs:  s.  Rute. 

^AxQoiqvov  tarentinisches  Hohlmals 
670,8*. 

lAlaßaar^ov  Salbengefäfs  im  Betrage 
von  V>  SexUr  602. 


718 


REGISTER. 


Alba  im  Fadnenee,  Schwerkapfer 
68t  f. 

Alexander  I  von  MakedonieD,  Silber- 
mdnze  565. 

Alexander  derGrofoe,  Goldprägung  243, 
Silberpragung  244  f.  248—250,  per- 
sische Kriegsbeute  494. 

Alexanderdrachme  245.  247  f. 

Alexandreia,  Tempel  der  Aphrodite  607. 

IditiaviqBMi  9^axfiai  245,  ararij^ts 
243, 1*. 

625,3*. 
Alexandriner,  anonymer,  Verfasser  eines 

metrologischen  Traktates,  10. 
Alexandrinische  Mine,  Holztalent:   s. 

Mine,  Talent;  Kotyle:  8.da;  Sextar 

625,3*. 
Amenemhat  HI  350. 
'Auua  ägyptisches  Längen-  und  Feld- 

mafs  38.  358—362.  608.  612  f.  614. 
Amtnak,  ammo,  Elle  359,  i*.  2*,  ammdh 

hebräische  Elle  443,  arnmat  baby- 
lonische Elle  348.  390. 
I4ftv6sy  afivaSf  Übersetzung  Ton  qeHidh 

463,3*. 
'AfinBMQ  jQngeres  provinziales  Längen- 

und  Flächenmars  620. 
Amphipolis  makedonische  Münzstätte 

249. 
Amphora  römisches  Hohlmars  108. 112 

—114.n5f.  117. 118.122.124—126. 

413.414.^ 
lAfifoqivQ  6  ix  Kqrycrfi  556,  a/ufoqevSf 

SroTinzialer,  628  f.  690,  Bezeichnung 
es  attischen  Metretes  101. 

Ii4vrty6vaia  rixqaxf^a  716. 

Antiocheia  in  Syrien,  Hohlmafs  585, 
Gewichte  590 f.,  Gold-  und  SUber- 
prägung  unter  den  Seleukiden  596  f., 
Silberpräffung  in  der  Kaiserzeit  595. 

Antiochos  lU  (der  Grofee)  590, 3. 

Antiochos  lY  und  V  596. 

Jntoninianusy  Silber-,  später  Pseudo- 
silbermfinze :  s.  argenteus. 

Antonius,  der  Triumvir,  305.  313.  314. 

j4pet  ägyptisches  Hohlmafs  369,4*. 

Aphrodisias,  Stadion  566,3*. 

'Atpvifüa  tarentinisches  Hohlmafs  670, 8*. 

Anoq^fta  thebanisches  Hohlmafs  542  f. 

'AqapBQ  601,1*. 

Arados,  Silbermünze  594. 

Arapenm'Sy  arepennüy  bätisches  und 
gallisches  Feldmafs  689.  692. 

Archelaos  von  Makedonien,  Silber- 
münze 565. 


Ardea,  Schwerkupfer  681  f. 

ArgenUus  AureHanus  oder  Antoni' 
niantu  322—326.  334—336,  mui»- 
tulus  322,  PhiUppwsmimttuiu»%7&, 

Argentum  bigatum  269,  3*,  (hemm 
690. 

lAqyvqtovy  aqyvqcvQ,  Bezeichnong  des 
hebräischen  Shekels  oder  phöm- 
kischen  Tetradrachmons  604,  aoyv- 
oiov  bei  einem  Zahlworte,  ebenulls 
den  Shekel  bezeichnend,  604,  &*. 

^AqyvqifffAoVf  xard^  341. 

Ariminum,  Schwerkupfer  nach  den 
Pfunde  Ton  Hatria  684,  nach  den 
libralen  FuCse  274. 

Aristoteles  14.  44.  563.  660.  662  f., 
Polit.  1,  9  emendiert  166,  i*. 

Arkadien,  Silbermünzen  539. 

^AQovqai  8.  Arura. 

Artabe  L  ägyptisches  Hohhnais  366  f. 
391.  392.  394.  409.  410—414.  449, 
Viertel  des  Kubus  der  königticben 
Elle  366.  410,  noch  in  der  Römer- 
zeit als  Ölmafs  erhalten  413,  2. 
unter  den  Ptolemäem  nach  attischer 
Norm  erhöht  und  so  auch  von  den 
Römern  beibehalten  414.  623—625, 
später  die  'alte'  genannt,  nadidem 
8.  eine  *neue'  kleinere  Artabe  von  Vji 
proTinzialen  oder  3 '/s  römischen  Mo- 
dien  eingeführt  worden  war  624,  i*. 
628.  4.  Medische  Artabe  479,  ge- 
wöhnlich die  persische  genannt, 
anderthalbmal  so  grots  als  die  ägyp- 
tische Artabe  99.  412—414.  478— 
482.  515  f.  518.  557.  629.  632.633. 
5.  Artabe  bei  den  Septuaginta  Be- 
zeichnung des  syrischen  Metretes 
585. 

Arura  ägyptisches  Feldmafs  42.  356  t, 
unter  den  Ptolemäem  und  Rdneni 
608.  609.  621  f.;  provinziales  Acker- 
mafs  in  Palästina  599,1*.  600  f. 

Aryandes,  \Aqyav9utcv  rouurfta  380. 

Ärzte,  Gewichts-  und  Malsbestimniiui- 
gen  in  Rezepten  110  f.  117  f. 

As  das  duodecimal  zu  teilende  Gane 
144  f.  148;  vergl.  Bruchrechnung. 

As  Einheit  der  ältesten  rdmiscbcn 
Kupfermünze  257.  258—263.  265, 
nach  dem  genäherten  Betrage  setaes 
Gewichtes  as  HbraHs  oder  Khrtrims 
genannt  258.261,3;  ^^ertTerbaitnis 
zum  Gold  und  Silber  153;  redocicft 
mit  Einführung  der  SUberpräguBg 
(Trientalful8)272— 279;  Attsmfinzoag 


REGISTER. 


719 


des  trientalen  Asses  281.  Dorch  wei- 
tere Reduktion  wird  der  As  sextantar 
279.  282,  dann  oncial  282.  289,  und 
auf  Vi«  d^  Denars  gesetzt  290;  seit 
Ende  des  2.  pun.  Krieges  semoncial 
und  als  Scheidemünze  ansgepr&gt 
291  f.  Wertbestimmungen  des  libralen 
Asses  265  f.,  des  anf  Vi«  Denar  re- 
dncierten  Asses  299.  Der  As  als 
Kapfermünze  in  der  Kaiserzeit  313. 
314;  Münzwert  unter  Diocietian  335 1 
337,  unter  Gonstantin  343. 

As  des  mittelilalischen  Sehwerkupfers 
680—684,  vermutliches  Verhätnis 
zur  Mine  von  Tarent  677. 

As  des  etruriscben  Schwerkupfers  im 
Betrage  einer  Mine  685  f.  686,  oder 
der  halben  Mine,  d.  i.  eines  Pfundes, 
685.  687,  letzterer  seit  4.  Jahrh.  her- 
abgesetzt auf  eine  syrakusanlsche 
Kupferlitra  687  f. 

Ascalon,  Hohlmafs  585,  i*.  Vergl.  Ju- 
Uanus  T.  Asc. 

Asculum,  Schwerkupfer  684. 

Asla  arabisches  Feldmafs  447,  i*. 

lAüaaoiw  der  römische  As  (im  N. 
Testam.)  605,  Bezeichnung  des  De- 
nars seit  Gonstantin  343;  aisaaqiov 
Tov  a(fyv^iov  und  Tifv  xahcoiv  in  der 
späteren  Kaiserzeit  314,3*. 

Assaron  hebräisches  Hohlmafs  450  f. 
452.  456. 

Athen,  Mafse,  Gewichte  und  Münzen: 
s.  InhaltsTerzeichnis  zu  §5—10.  15. 
16.19.25—30.46.  Proyinztalmünzen 
euboischer  Währung  212  f.  241. 

AtUlos  I  bis  ni  567, 4*. 

^yirrtnbv  aovvqiov  204.  208. 

Attische  wahrung  im  makedonischen 
Reiche  240—250,  in  Syrien  596  t, 
im  römischen  Reiche  250—253,  und 
vergl.  Drachme,  Talent  Genesis  des 
attischen  Systems  506—512,  Stel- 
lung zu  anderen  Systemen  512—520. 
Attisch-euboischer  Münzfufe  in  Ky- 
rene  651—653,  in  Sicilien  659.  661  f. 
664  f.  667,  in  Etrurien  687.  689. 

Augustus  begründet  die  Münzordnung 
der  Kaiserzeit  304  f.  310  f.  313;  Gold- 
prägung 308  f.  Yergl.  Julisches  Ge- 
setz. 

Aune  de  Pgris  619,8*.  692,1*. 

Aurelianus,  Kaiser,  822,  s*  gegen  Ende. 
823. 

AureHamUy  Silber-,  spater  Pseudo- 
silbermünze:  s.  argenteus. 


Aurelins,  Marcus,  311.  312. 

Aursum  miHarium  81,  t*. 

Aureui  römische  Goldmünze,  von  GSsar 
eingeführt  302  f.  305.  306.  308,  in 
der  Kaiserzeit  308 — 312.  325,  insbe- 
sondere aureus  AnUnäfdanus  322, 3*. 
325.  Wertbestimmung  317.  Ver- 
schlechterung seitGaracalla  3 19,  Aus- 
prägung unter  Diocietian  320  f.  Gold-  :k 
münze  seit  Gonstantin :  s.  SoHdu$.  — 
Aureus  des  Augustus  in  der  Provinz 
Ägypten  als  Talent  gesetzt  650. 

jhirum  vieesimarium  300. 

Aurum  obry%iatum  329. 

Avit  ägyptisches  Bohlmab  370. 

Azani  in  Phrygien,  Stadion  571. 

B. 

Babylonier,  Mafee  und  Gewichte:  s. 
Inhaltsverzeichnis  zu  §  42. 

BaßvXmviov  xdXavrav.  s.  Talent. 

Babylonische  Elle:  s.  dort. 

Babylonisches  Stadion:  s.  dort. 

Babylonische  Wahrung  des  Goldes  und 
Silbers  3.  181.  398-409.  in  Persien 
486  f.  Vergl  Mine,  Shekel,  Stater, 
Talent. 

Ba9o£,  ßaro9t  ßaxos  iXaüw  587, 3  und 
vergl.  Bath. 

Baktrien,  attisch-makedonische  Wäh- 
rung 250. 

Baibus,  ExpoHUo  et  ratio  omntum 
formarum  12. 

Bccftov  tarentinisches  Hohlmafs  670,8*. 

Barren  Goldes  und  Silbers  cirkulieren 
als  Wertmesser  165. 377.406  f.  457— 
459. 460. 463.  Barren  im  Peloponnes 
üblich,  von  Pheidon  abgeschafft  524  f. 
Barren  von  Schwerkupfer  in  Italien 
256  f.;  vergl.  aes  und  Kupfer.  Gold- 
u.  Silberbarren  im  römischen  Staats- 
schatz 267, 1.  299  f. 

Barsa  babylonisches  Gewicht  397. 

BaailruoQ  n^xv^  Herodots  387.  474. 
Vergl.  Elle. 

Baatlmal  ani&a/iai,  d.  i.  römische, 
615,  !♦. 

BaadMov  Ma(>vov  Hohlmais  638. 639. 

BactXiHos  nov^y  d.  i.  der  Ptolemäische 
oder  Philetärische  in  Ägypten,  607. 
612. 

Bassä,  Apollotempel  496. 

Bath  hebräisches  HoMmaCs  416.  448  f. 
452.  456.  632,  auch  in  Syrien  ge- 
bräuchlich 587.  590;  ßciroQ  ilaiov 


720 


REGISTER. 


602.  D«m  Bath  gleich  nnd  das  btby- 
loDisch-hebiüscbe  Epha  und  dÜe 
ägyptische  Artal»e. 

BaUca,  FeidmtÜB  689. 

Bauelle,  attiache,  68.  527. 

Bauwerke  als  Mittel  xor  BeattauMuig 
der  UmgenmailBe  des  Altertums  7. 45. 

Bd%u  persisches  Langeumafs  475. 

B^fta  LaDgenmab  37.  52  f.,  klein- 
asiatisches  oder  Philetarisches  568, 
Ptolemaisches  oder  Philetarisches 
607 1  611. 612  f.,  in  etnem  jüngeren 
ägyptischen  Systeme  der  Elle  gleich- 
geseUl  620.  VergL  Schritt. 

Bi^futturtcU  50.  62.  607. 

ßeqah  halberMo'8ai8cherShekel460,t\ 

Bemard  de  mensuris  et  ponderibus  18. 
436. 

ßes  mm  >/s  des  as  144,  des  Fufses  76,  i*, 
des  Sextars  1 19 ;  Kupfermünxe  292,1*. 

Beicha  ägyptisches  Hohlmalis  370. 

Bicessit  -->  20  auei  145. 

BtgaU  {denarn)  269.  286.  69|. 

Biiionmünzen  in  der  Provinz  Ägypten 
650  f. 

Binio  doppelter  Aureus  319. 

Bithynien,  attisch-makedonische  Wäh- 
rung 250. 

Böckh,  Metrologische  Untersuchungen 
20. 

Bowxun  maxfjoes  544. 

Böotien,  Hohlmais  542  f..  Gewicht  und 
Münzfufs  543  f. 

Brandis,  Münz-  Mars-  und  Gewichts- 
wesen in  y Orderasien  21. 

Bruchrechnung^,  römische,  d.i. System 
der  duodeomalen  Teilung  des  a«, 
144—149,  angewendet  auf  den  Fufs 
75  f.,  das  Jugerum  84  f.,  den  Sextar 
118  f.,  die  Hemina  120. 

Brundisium,  Kupfermünze  274. 

Budaeus  de  aue  et  partibus  eiue  14  f. 

Byblos,  Silbermünze  594. 

c. 

Cadus  Hohlmafe  113,4*.  Vergl.  koJos. 
Gagnazzi  sui  valorideüe  miture  u.  s.  w. 

19. 
Galigula  309. 
Gampanien,  Feldmafs 671,  Münzwesen: 

8.  Gapua. 
Candetum  gallisches  Feldmafs  692. 
Capellus  de  ponderibus  u.  s.  w.  16. 
CmntoUna  ampkora   114,  8*.    Yergl. 

KapitoL 


Gapponis^er  Fuls  89,2*.»*. 

Gapua,  Münzwesen  677—680. 

GaracalU  309  f.  319.  321  f.  323. 

Carmen  de  ponderibue  13. 

Garthago  Nova,  Silbermünze  690  L 

Gäsar,  Goldprägung  302  f.  305  f. 

Gastor  und  Poilux:  s.  Dioskurea. 

CaetreneU  modimsi  s.  modiui  kadmh 
sie, 

Gensorinus  de  die  nataU  48,  t.  56,4. 

Gensussatze  des  Serrius  257. 

CentemonaUs  nummus  344. 

Centumpondium  römisches  Gewicht 
644.  673. 

Ceniuria  römisches  Feldmals  85  f.  87  f^ 
hispanisches  689. 

Centussis  —=  100  asees  145,  Zächeo 
auf  jüngerer  etrurischer  KnpfermüBtt 
689. 

Gervetri,  Münzfund  680  f. 

ChaUms  Gewicht  in  der  Kaiserzät  IM. 

Ghalkis,  Silbermünze  547—549,  Eiek- 
tronmünze  548. 

XoXkov  vofiiffftaxoQ  xaXavtO¥  648. 

XaXnov  ralawa  icorofuw  650. 

Ghalkus  als  Gewicht  -»  >  des  Obok» 
133  f.,  abgekürzte  Bezeichnnog  143; 
atüsche  Kupfermünze  227  f.  2J0.23dt 
mit  der  Unze  Kupfers  Tergtichea 
153  f.  —  Tarifiening  des  Ghalkus 
des  attisch -römischen  Talentes  m 
Verhältnis  zum  Denar  seit  Diocletiaa 
337.  339. 

Che^  cket,  ägyptisches  Längen-  oad 
Flächenmais  359—361. 

Xsltürrj  äginäische  Silbermünze  19!. 

Xmaj  kleines  Hohlmal^  116,2*.  636. 
Verschiedene  Beträge  derselben  636 
—640,  insbesondere  der  PtoloBÜ- 
schen  Gheme  624  f. 

Cheme  im  Carmen  de  pond,  119. 

Ghios,  Gewicht  552,  Münzen  553-55». 

Gbisda,  Rabbi,  436.  442. 

Xosfk  101,6*. 

Ghoinix,  aUische,  104.  105.  106.  108. 
505.  506.  514,  äginäische  501. 504  L 
559,  böoüsche  542  f.,  kleinastatisehe 
des  Monumentes  tou  Ushak  572  L, 
pontische  573  f.,  provinnile  palästi- 
nische 602,  Ptolemäische  105. 624t; 
Ghoinix  von  Herakleia,  dem  syriidh 
alexandrinischen  Seztare  gleich,  669C 

Gbomer  babylonisches  Hohlnais  39211, 
hebräisches  448.  452.  456,  tciwbI- 
lieh  auch  lydisches  579. 

XM^ov  i^cnjs  572  t 


MGlSflät 


751 


Kor. 
Xovo:  b,  Gfms. 
yp^ifioif  vß^idv  329. 
X^aoik  orarrK^  attisch«  Ooldlirftiize: 

8.  Stater ;  x^vaoU  "Wahi^chttnlieh  B^ 

zeichnang  des  Alexahderstalerd  bei 

Joflephos  604,  kanbagfsche  0(yM- 

münze  492.  433. 
Ciras,  Htttdcher,  tOl.  104.  107  f.  117. 

5(l5.  566;  seine  Beziehvag  zum  atli- 

sehen  Langenmafse  108,  zum  baby- 

lovfischen  Maris  611;  Ghns  tod  Rera- 

kleia,  dem  attischen  gleich,   669  f. 

Laked&monisclier    Ghns    500.    534; 

iginäischer,  dem  laked.  gleich,  504  f. 

559.   Ghas  yon  Gytheion  537  f.  632. 

Ptolemäischer  Ghus  451.  624  f.,  pro- 

TiDzialer  628  f.  690. 
€i«tophorenw§hrting  580 1 
Claudius  309. 
Cüma  Flachenmafs  85  f. 
Glodisches  Gesetz  289. 
06chhär  Hohlmafs   116,2*.  119.  635. 

638. 
Oolotianischer  Tufs  S9,!2*. 
Gcflumella  12^  emendieit  6^9,4*. 
Gottimodus  311.  312. 
Coneuta  Hohltoafs  116,4*. 
Cöngiüt  Hohlmaf^  107.  114. 116f.  118. 

Ve^gl.  ^uch  Faraesischer  Gongiias. 
Cki^i^tbns  1l  326. 
Gotidttotin  I,  MAMordnang  921.  9t6— 

'329.  330—632.  340—344. 
ConsträHu  pet  82. 
Gotcfrt:  s.  Ke^kyra. 
Cornelius  Nepos  110.  539. 
CöSärutfos,    Pufsmarsstab  auf  seinem 

Moiiomeinte  89,  j*.  3*. 
CubitUM  Lädgenm^fs  76  f.  98.    Vergl. 

EHe  15. 
euUeUi  Hohlmirs  115. 
(Vt^MUf  Hohhnaft  tl6f.  118. 119. 122. 

638. 
Cyrenaica,  Peldttalse'621.  Vgl.  Kyrene. 

». 

jden^vXä96x^fl  Ungeomafii  95. 
^c^KTvioc  UDgenmafs  26  f.  84,  Phile- 

Hrf8cher612f.  Vergl.  Pingerbi^ite. 
T^lmaiia,  Feldmafs  671,2*. 
DkiiMrreta  1^,  6*.  483  f.  666. 
*9aattfti^tet<fti    'syrafcQsanIsche    SÜber- 

ttfnle  1)64  f. 
Jav^  sytiMAe  Mbermfittie  592  f. 

Hmltieh,  Metrologi«. 


'Bardkos  p^ische  6«MMMze  ^1 74. 1 76. 
236.  484f.  486  f.  491—494;  Wert- 
glttehang  mit  der  Silbermtfnze  550. 
*64,i?»;  WevtverMlfnfs  m  der  üyri- 
tfcbeti  snber-  oiid'Kupf^nttüiize'51)2r. 

Dbreitls  I  176.  482.  484.  '49t.  49^. 

Daretos  in  49*5. 

-B^rkeiHon  ddfr4dBi»kMi,'h«bHnfleheBe- 
teichnttng  fir  Danrefkos,  ^166.  4)85, 2*. 

David  438.  464.  466. 

D$€€nifhodiä  eörtfttia  lH. 

IhtefHp^da,  nfimtkh  ^MHifiMr,  Unfgen- 
mafe  18.  '6 16,  Flächeamaft  83. 

DecifmpfBdät&r^  78. 

Decehntim  )57  f. 

Decimalsystem  Im  griechi9Chen  'Ge- 
wichte 127,  ite  altitalischen  ih)d 
griechischen  Langen-  und  Feldmdfile 
78.  495.  497.  671,  in  der  etroriseHen 
Mfinze  6S5— 689,  in  der  Teilung  des 
SifberMaters  In  SficHlen  660  f.,  In 
Gallien  693. 

Deeussü  •-  10  asset  145,  HMsdhe 
Kupfermänze  281  f. ,  Nominal  etta- 
rischen  Schwerkupfers  688. 

Dekadrachmon,  attische»,  210. 21^2. 1^, 
AuBprSgiing  217  f.;  makedonisches 
nach  attischer  Wahrung  seit  Alekan- 
der  245;  syrakusantsehes  209,  s*. 
664  f.,  Ptotemüsehes  in  Gold  597; 
karthbgibch^  426.  427. 

Jmtaln^  <rtdt4jp  541.  660. 

J$Ha6^yyiop  ir6»HA^*öv  617. 

Delos,  Drachme  555. 

Jiff»o^ia  fiv&f  diffi6<rufp^fUftr&top  59 1 . 

Denardrachme  252. 

Denarfollis  844.  848. 

JrjvAo*tiVy  der  rOnisohe  Denar  (im 
N.  Testam.)  605,  Beaelcfcntfng  des 
Gewichtes  von  yi^  Pfttnd  'noch  in 
sptter  Kalserzdt  338. 

j^cr^^i^,  «anx,  8tl. 

Denartsrkks  Bezeiehttang  des  Mtlia- 
rense  34H. 

t^^MiiHiKf  ^ilberttOnie.  1.  BedeittuAg 
des  Wortes  und  des  Werlzeiehens  X 
271—274.276.  1  Erste  Jlasprilgüiig 

268  f.,   NormalgeiHcht  SVi  PfMd 

269  f.,  Vergleich  mit  der  atiischen 
(Sölonischen^  Drachnie  270  f.  2i'^. 
509 f.,  Gepri^e  der  campanrisehen 
Mflnze  nachgebildet  680,  Welftbe- 
Mimihung  "282.  6.  Redairttoii  auf 
V  Pfund  284-286.  577,  Geprl^e 
286  f.,  Bedeutung  als  Qoüraotittflnze 

46 


722 


REGISTER. 


287,  RechAUif  nach  DeMuren  293, 4, 
Wcrtbe«tiBMBg299.  4.EtBteilQBg 
d€t  Deotra  in  10,  später  in  16  Asse 
268.  273—276.  290  f.  &.  Der  re- 
pobiikanische  ond  c^ier  der  Nero- 
nitdie  Denar  der  attitelia  Drachme 
ffleicbfetteUt  250  f.  252.  «.  Re- 
daktioD  aof  y»6  Pfund  seit  Nero  311, 
Anaprifnng  in  der  Kaiaeneit  31 1 — 
313,  Wertbeatinuming  317.  7.  Ver- 
schlechterung des  Denars  311—325; 
Versuch  einer  Restitution  330;  der 
Denar  als  kleinste  Rechnungsmünxe 
seit  DiodeUan  324.  326.  333—348. 

8.  Der  Denar  als  Gewicht  in  der 
Kaiseneil  —  ^Iw  Pfund  149.  150, 1. 

9.  Etrorischer  Doiarius  688. 
Defmriui  aureus  308. 
DenarUleot  252. 

Deunw  »  "/is  des  as  145,  des  FuCies 

76,  i*,  des  Sexfars  119. 
Deaetant  a>  ^jt  des  tu  145,  des  Fufses 

76,  i*. 
Mavlor,  PhUetariscbes,  612. 
Jiavlo^  LängonmadB  38. 
Dichalkon  attische  Kupfermünxe  230. 
J^X^i  LängenniaGB  35.  612. 
Dichoinikon,  attisches  und  äginäisches, 

106,1*.  505. 
Didrachmon,  attisches,  210.  218.  235, 

in  Gold  224;  attisch-makedonisches 

seit  Alexander  244;  attiscb-sicillsches 

209,3*;  Ptolemiisches  in  Gold  646; 

Bi9(MX(t<n'  Bezeichnung  des' halben 

hebräischen  Shekels  470.  604  f.  606; 

karthagisches  Didrachmon  425.  426. 

Vergl.  Statcr. 
Didymos  yon  Alexandreia,  Verfasser 

der  /cir^a  fna^fw^v  u.  s.  w.  9.  609. 
Digitus  Langenmau  74. 
JtHawraTor  ftvaxqov  636. 
Dikotylon,   attisches,  505.  506.  509 

(vergl.  sextarius)^  igin&isdies  505. 

574,  kleinasiatisches  572  f. 
Jiftidi/ivov  fi6t(^ov  558. 
Dimidia  seartuia,  dimidium  seripuhtm 

149. 
JlfiS'ow  142.  577. 
Diobolon,  altisches,  144.  210.  211. 219. 

235. 
Diocletian,  Münzordnung   320  f.  324. 

326. 332—338,  Silberpriguog  329  f., 

Kopferprägung  332  f.,  System   der 

Besteuerung  des  Bodens  583.  600  f. 
Diodoros,  der  Geschichtschreiber,  428  f. 
Diodoros  ns^l  üra&ftMv  8. 


Dionystos  der  Altere  430.  662--664. 
667. 

Dionysios  der  Jflngere  665.  667. 

Dioskorides  nt^  f^^mv  »ai  #ra^- 
lutv  11.  638. 

Dioskuren  auf  der  rdmischen  SUber- 
mfinze  268  f. 

Jlnrvov  kyprisches  Hohlmab  559  f. 

JoxfATi  Lanffenmafs  35. 

Dodekadrachmon,  karthagisches,   426. 

JmSmuw^yvtov  ^mna^iop  617,  l*. 

Dodrans  »  74  des  as  144  f.,  des  Fobcs 
29,  e*  75  f.  76, i*.  716;  Kupfemftnae 
im  Semuncialfu&e  292,2*. 

JotufioffTfJQ  Schatzbeamter  m  Athea 
226. 

JoXixoi  LängenmaGs  38.  81. 

Domitian  309. 

Jw^or  LangenmaCs  28.  34  f. 

Drachme,  8^xf*^,  1.  Wortbedeotmg 
131  f.,  sowohl  Gewicht  als  Mänze 
132,  Verhältnis  zu  Talent  und  Ifiiie 
127.  134.  2.  Äginäische  Drachme 
190.  192—195.  502,  in  Böotiea  äh- 
lieh  543  f.  3.  Atüsche  (Soloaiache) 
Drachme  135.  207.  218.  235,  durch 
Alexander  auch  im  makedonischen 
Reiche  eingeführt  244. 245,  Verhält- 
nis zur  karthagischen  MAnzdracfane 
420, 3*  a.  E.  434,  Gidchung  mit  der 
etrurischen  Münze  des  4.  Jahrli.  688. 
4.  Attisch  -  römische  Rechnunn- 
drachme,  dem  Denar  gleichgestellt, 
250^252.  271,  als  Gewicht  im  das 
römische  System  eingereiht  149L, 
Silbergewicht  noch  in  später  Kaiser^ 
zeit  338.  &.  Korinthische  "^ 
541.  •.Rhodi8cheDrachme,8chi 
und  leichte,  562  f.;  der  sAm 
rhodischen  Drachme  wird  die  deUsche 
ffleichgesetzt  555.  7.  Kerkyrüsdfee 
Drachme  556.  8.  InseldnchBie 
563.  9.  Milesische  odereinhdBtsche 
Drachme  579  f.  10.  Pböoikische 
Drachme  178 f.,  in  Tyros  &94,  m 
Paläsüna  603.  604.  606.  Vgl.  Phdoi- 
kische  Währung  a.  E.  IL  Kartha> 
gische  Drachme,  aus  der  phönikisdieQ 
herT<^egangen,  aber  als  Shekd  hc^ 
trachtet  423.  424—429.  430.  433. 
12.  Karthagische  Drachme  Silbers, 
die  Hälfte  der  vorigen,  429,  ihre 
Hälfte  als  kleinste  Silberdnhett  ge* 
braucht  429—431.  IS.  Karthagische 
Drachme  Goldes,  ans  der  pköm- 
kischen  hervorgegangen,  416.  426. 


REGföT£B. 


723 


427. 432. 433,  ihr  Viertel  als  Meinste 
GoIdeiDheit  423.  426  f.  14.  Ptole- 
mäisebe  Drachme  646.  576, 3*,  Nor- 
malgewicht  647,    Goldmflnze   646. 

15.  Ptolemäische  Silberdrachme  Ton 
den  Römern  auf  V«  Denar  und  spä- 
ter noch  weiter  herabgesetzt  65U  f. 

16.  PtolemaiBche  Kupferdrachme 
646.  17.  Drachme  in  der  Tolkstüm- 
licfaen  ägyptischen  Kupferrechnung 
649  f.  18.  Sjrrische  Rechnungs- 
drachme der  spatem  Kaiserzeit  338. 
19.  AbgekOrzte  Bezeichnungen  143. 
566,3*.  576,3*.  636,7*. 

Drusianus  pes  693  f.  Yergl.  Fufs  13. 

Drusus,  Stiefsohn  des  Augustus,  694. 

Duodecimalsystem  im  ffriechischen  Ge- 
wichte 127,  im  Hohlmarse  101.  104. 
505,  im  römischen  FeldmaC^e  78  f. 
83 — 85.   Yergl.  Bruchrechnung. 

Daodeciroalteilung  bei  den  Babyloniem 
382,  bei  den  Römern:  s.  Bruchrech- 
nung. 

Dupondius  -»  2  äste*  145,  Mafe  Ton 
2  Fufo  75  f.,  KupfermOnze  258. 281  f., 
desgleichen  zu  Anfang  der  Kaiserzeit 
313.  605.  606,  später  in  Messing 
ausgeprägt  314.  315;  Nominal  des 
mittel!  ialischen  und  etrurischen 
Schwerkupfers  682.  688. 

Dureau  de  la  Malle,  Eeonomie  poliU- 
que  Q.  s.  w.  20. 

E. 

Eckhel,  Doetrina  numorum  veierum 
18  f. 

Edictum  Diocletians  de  preiiU  rerum 
venalium  333  f. 

Edle  Metalle:  s.  Metalle. 

'Ä#><o<r^/tfom  163,  3*. 

Ehernes  Meer  im  Tempel  Salomos  435. 

Eisen  als  Tauschmittel  164. 

Eisengeld  in  Sparta  und  Byzanz  534 — 
536. 

Eisenlohr,  Ein  majhematisches  Hand- 
buch der  alten  Ägypter  350. 

Eisenschmid  deponäeriöus  et  mmuuris 
18. 

Elsgabal  319.  323.  324. 

^ßXatrj^  xoTvhfj  573. 

*EXaifi^  fUTifTjrtfi  587.  624.  634.  641. 

^EXaiov  ßaioi  602. 

Elektron,  Mischung  von  Gold  und  Sil- 
ber, als  Münzmetail  180—186.  376. 
548  f.  578  L 


Elektronmünze,  enboische  548,  ägi- 
näische  188.  199,  chiische  553  f., 
kleinasiatische  städtische  184—186, 
lydische  179. 182  f.,  kyrenäische  652, 
karthagische  431  f.  433,  syrakusa- 
nische  667,  germanische  694;  Kurs 
der  Elektronmflnzen  durch  das  atti- 
sche Courant  geregelt  513. 

Elle,  1.  königliche  ägyptische  37.  39. 
61.  62.  70.  94  f.  349-355.  356.  366. 
410 f.  496  f.;  ihr  Kubus  fafst  4  Ar- 
taben  im  Wasserffewichte  yon  1600 
Ten  366.  410;  dieselbe  unter  den 
Ptolemäern  606  f.  608.  609  f.  613, 
erhält  sich  zuletzt  noch  als  Holz- 
nnd  Steineile  617  f.;  Elle  des  Nil- 
messers 618;  der  königlichen  Elle 
sind  im  wesentlichen  gleich  die  baby- 
lonische, phönikische,  persische,  sy- 
rische, hebräische,  samische,  Phile- 
tärische:  vcrgl.  unten  Nr.  3—7.  11. 
12;  die  köniffliche  Elle  verglichen 
mit  dem  attischen  u.  römischen  Fufoe 
520,  mit  dem  olympischen  Fufse 
530—533.  2.  Kleinere  ägyptische 
Elle  350—354.  356.  372.  497;  ihr 
Kubus  stellt  ein  Wassergewicht  von 
1000  Ten  dar  372.  3.  Babylonische 
Elle383-393.  410— 414;  ihr  Kubus 
fafst  5  Maris  im  Wassergewichte 
von  5  leichten  königlichen  Talenten 
393;  die  assyrische  Elle  ist  ver- 
mutlich der  babylonischen  gleich 
390,  2.  4.  Phönikische  Eile  415. 
5.  Persische  Elle,  von  Herodot  die 
königliche  genaunt,  414.  474  476. 
«.  Syrische  Elle  415.  582  f.  7. 
Hebräische  Elle  434-443.  597,  ihre 
Einteilung  nach  Epiphanios  602. 
8.  GröC^re  hebräische  Elle  von  547 
Millim.  441—443.  9.  Hebräische 
Gerätschafts-  und  Gebäudeelle  441. 
10.  Kleinere  hebräische  Elle,  der 
anX^  o^ut  Julians  entsprechend 
4H9_44-i.  u.  Samische  Elle  46. 
551  f.  12.  Babylonisch-kleinasiati- 
sche Elle,  im  pergamenischeu  Reiche 
die  Philetärische  genannt,  welcher 
Name  später  auf  die  Ptolemäische 
Elle  in  Ägypten  übergeht,  .S66-  568. 
61 1  f. ;  Schätzung  ihres  Kubikinhaltes 
in  der  Provinz  Ägypten  623,  &.  626,3. 
18.  M^Qtos  TiTjxvey  die  gemein- 
griechische Elle,  4«— 4S.  35«.  H87. 
439.  441.  495.  4H7  f.  552;  ihr  Kubus 
fafst  2  äginäische  Metrelen  imWasser- 
46* 


724 


risästiCR. 


'oewlchte  von  3  igloiiflchen  Talenten 
603  f.  U.  AUische  EUe  73.  510. 
Vergl.  Fufs  &.  15.  Römische  £Ue 
76  f.  98;  ihr  Kobns  in  der  Prorinx 
Ägypten  gleich  3  neuen  proriozialen 
Artaben  gesetzt  und  bei  Scbifi«- 
messnngen  zu  Grunde  gelegt  6*27  f.; 
ihre  RpziehuDg^  zur  proTiozlalen Elle: 
s.  Nr.  lü'  16,  Pro\1»ziale  ägTP- 
Üs-chc  Elle  im  B« trappe  von  2  rö- 
WschfiD  Fufs  H51,  i*\  &72.  618  f. 
17.  ÄgypIi^cK«  Laudi^^elte  seit  Ende 
det  Bötn<?rherrächaft  Biy.  18.  A^ 
bi9(^Hp  »ch  warz^  l^lk  44  2  f.  19.  Ara- 
bi<;cbc  hBSchemai^cbe  Elle  619. 

".^^ii^tirif  f*vä  135.  135.  2ü!.  Ve^L 
Wmt  n. 

EoneoboloQ  karihagi«fh^  Silbermflnze 
426. 

BpeJroif  attisch -makedonbehe  WlUi- 
rung  2^iK 

Eplia  ä^ptlgche«  HohJmari!  368 1  450. 

Epha  baby]onisch4^g  Hohtm^fs  392  L 
394,  409,  4 iL  412.  4ia.  481.  482. 
515  f.  623,  ▼ermutlicb  auch  in  Lydien 
üblich  579;  bebrUscbes  HoblmaCk, 
dem  babylonischen  gleich,  416. 448  f. 
452.  453—456. 

Ephesos,  Artemistempel,  Stadion  57t,  S. 

iEpipbanios  7ia^  fUiQWv  naX  cta^fu^tf 
11  f. 

Eratosthenes  44.  45.  55  f.  60—63. 

Eretria,  Silbermünze  547—549,  Elek- 
tronmünze 548. 

^E^tx^^Müv  vofunfia  55  t. 

Erto  Spanne  der  [ägyptischen  Elle 
351, 1*. 

Erioh  ArUbe  366. 

Erz:  s.  Kupfer. 

Etrurien,  uewicht  und  MünzfuCs  694— 
689. 

Euböa,  Gewicht  und  Mfinzfuft  Si47 — 
551,  iUteste  Münzprägung  206  f. 

Euboische  Währung  bedeutet  ursprüng- 
lich die  fibertragiing  des  G^oldge- 
wichtes  auf  das  Silber  203.  548— 
550;  ihre  Verbreitung  550  f.  651  f. 
695,  und  vergl.  Stater  13—16. 

Bvßoüiov  rSfuifua  551. 

Eule  Wappenbild  von  Athen  21X  213— 
215.  219. 

Eumenes  II  567,  3^ 

Eusebios,  Bischof  Ton  Kaisareia,  12, 
Praepar.  evang.  473  f. 

*EtaYiotf  150.  327,  exagium  gleichbe- 
deutend mit  Solidus  327. 


^Sitlfy&t^  ytaiüU  423,  l^   , 
EUaA  hebrlisc|ne8  Lange&mab  443. 
EzecUel,  Prophet,  440. 4431 459.  KHL 

F. 

Famesischer  Congius  114.  123  L 

Fartakh,  farnaig,  Parasaog  476. 

Feddan  neuSgypUsches  Feldmaß  361. 

Feingebalt  der  alten  Münzen  1691, 
der  persischen  Dareiken  484,  der  at- 
tischen Münzen  233  f.,  der  makedo- 
nischen 248,  der  römüschen  Gold- 
barren 299,  der  SUbermfinxen  298, 
der  Goldmünzeü  316  L  3281 

Fddhermmünzen,  römische,  302.  305. 

Feldweges  in  der  Lutherschen  B&d- 
fibersetzung  446,  i*. 

Fingerbreite,  babylonische  386 1  390, 
hebrSiscbe  439.  443.  602,  perMie 
475,  gemeingriechische  497,  attische 
73,  Philet&riscbe  612 1,  römische  7i 

Firmum.  Seh  werkupfer  nach  demPfoode 
Ton  Hatria  684,  nach  dem  fibnlea 
Fufse  274. 

tocbeomafse^  griechische,  röntsche 
u.  s.  w. :  s.  InhaltsTerz^chnis;  fna- 
zösische,  englische  und  preulsische 
24. 

Flaminisches  Gesetz  2891 

Flaviopolis  in  Phrygien  571 

FolUs  RechnungsmOnze  seit  Coostaa- 
tin  340-34S,  xor'  a^y^f^  ""^ 
uata  StjroDiCfior  Zilj  faUu  ätu- 
riorum  346. 

Formiae,  Fregellae,  Fundi,  Schwer- 
kupfer  681  f. 

Frdrdthni  persische  Elle  475. 

Frathakka  Parasang  476. 

Frontinus,  Gromatiker,  12. 

FünfzehnsUterfuüs  418. 

Fuis,  1.  gemeiogriechischer,  aU  Kwei- 
drittelmafs  dem  fUr^ioe  nrncvQ{ffx^ 
Elle  13)  zugehörig ,  nach  dem  Ye^- 
hlltnis  von  5:3  aus  der  bahyloah 
schen  Elle  abgeleitet,  497. 526.  htli 
551  1  2.  Olympischer  Fob  49fi. 
5261530—533.  t.  Sogenaiffller 
kleinerer  olympischer  Fois  94  L  536- 
530.  532 1  4.  Fu/^  des  metrolor 
sehen  ReUefs  526.  566 1  i.  An- 
scher  Fuis,  bestimmt  nach  Tcnpd- 
bfuten  66—68.  72.  nach  den  flov- 
mafse  701,  im  Vergleich  mit  aodcRi 
Mafsen  71  f.,  insbesondere  Tergücho 
mit  der  königüchea  igyptisckB  BBf 


lUpiSTEEL 


726 


520,  desgleichen  mit  der  Klafter  52$. 
528,  mit  dem  römischen  fuTse  95. 
520,  mit  dem  herakleolischen  nnd 
oskiscben  Fofise  528.  669 ;  sein  Eu- 
bus  hki  9  attische  Ghoen  im  Wasser- 
ffewichte  Ton  1  Vt  Talent  508,  510 1 
i.  Pbiletarischer  Fuls ,  als  Zwei- 
dritteFmab  der  babylonischen  Elle 
zuKehörig,  impergamenischen  Beiche 
löblich,  d90.  567—569,  in  Ägypten 
eingeführt  610 f.  612 f.;  Schätzung 
des  Gebaltes  seines  Kuhns  633,  i. 

7.  'Sogenannter  kleiner  asiatiscber 
oder    ephesischer  Fufs  526.  571  t 

8.  Fufs  von  Usbak  in  Kleinasien  526. 
572.  9.  Ptolemäischer  oder  könig- 
licher Fu&,  als  Zweidrittelmafe  der 
königlichen  ägyptischen  Elle  zuge- 
hörig, 607.  608.  609f.  611  — 6ll 
10.  Ptolemiüscher  Fiifs  in  Gyrenaica, 
4em  attischen  gleich ,  69  f.  65  i. 
IL  Römischer  Fufs,  Einieilunff  74 
-^76,   Bestimmung  88  —  97;  Ver- 

ßeichunff  mit  der  königlichen  agjp- 
Msben  Elle  520,  mit  der  Klafter  der- 
selben Elie  525.  526.  528,  mit  dem 
Ptolemäischen  Fufse  609  f.;  sein  Ku- 
bus falst  1  Amphora  im  Wasserge- 
inchte  Von  80  Pfund  112 f.;  der  iu- 
liscbe  Fufs  dem  römischen  gleich  611. 
12.  Oskischer  oder  campaniscber 
Fufs  96.  671  f.,  vermutlich  auch  in 
Herakleia  flblich  669,  verglichen  nut 
^em  römischen  Fufse  671  f.,  mit  ägyp- 
tischem und  attischem  Langenimuse 
526.  528.  669.  IS.  Drusianischer 
Fufs  in  Germanien  526.  572.  693  f., 
in  Gallien  692.  14.  Französischer 
Fufe  23.  619.  692,  2,  englischer  und 
preufsischer  23. 

Foismafse  aus  der  Klafter  der  könig- 
lichen ägyptischen  Elle  abgeleitet  70. 
94  L  525—528. 

FoismaCsstäbe  aus  dem  Altertum  flber- 
lieCert,  römische  89  f.,  kleinasiatisch- 
griechische  572.  567,  L 

(k. 

Galba  309,  4^ 

Galen,  seine  Angaben  über  Hohlmafse 
und  Gewichte  111.  120.  285;  Mafs- 
und  Gewichtstafeln,  welche  unter 
seinem  Namen  überliefert  sind,  10  f. 

Gallien,  Weg-  und  Feldmäuse  691  L, 
MOnzfufo  und  Gewicht  69l      ' 


Gidlienus  323. 

Gdma  persisches  Längenmals  475. 

raixoß  navs  613  f.  621. 

Geld,  Entstehung  desselben  165.  Vergl. 
Münze. 

Geldrechnung,  attische  142  f.  207  f., 
Ptotemäische  647 — 650,  römische 
292—297,  in  der  Kaiserzeit  317  t 
Vergl.  dmarius  und  setterüus. 

Geldwährung  in  Babylonien  bereits  vor 
Erfindung  des  gemünzten  Geldes  399 
-409. 

Gelon,  König  von  Syrakus,  129,  e*. 

rBafiaT^uctj  ovqyla  598,2.  V«!.  Klafter. 

r^oiMTQixoi  fLöBtoß  Feldmafs  616,  i*. 

(jlera  {girdh)  hebräisches  Gewicht  ^ 
Yio  Shekel  196, 2*.  380,  l*  460.  4,66. 
467.  472  f. 

Germanien,  Fufs-  nnd  Wegmafs,  Münzen 
693-695. 

Gerstenkörner  als  Teile  der  Elle  ge- 
rechnet 434  f. 

Gewicht,  babylonisches,  schweres  und 
leichtes  395  —  398.  Vergl.  Mine, 
Shekel,  Talent. 

Gewichte,  aus  dem  Altertum  erhaltene 
Monumente,  6. 

Gewichte,  griechische,  insbesondere 
attische,  römische,'  ägyptische,  baby- 
lonische u.  8.  w.,  provinziale:  s.  das 
Inhaltsverzeichnis  und  vergl.  Mafs 
und  Gewicht;  Beziehung  des  Ge- 
wichtes zum  Längen-  und  Hohlmafs: 
s.  diese  Worte  und  vergl.  EUe  und 
Fufs;  neuere  Gewichte  24  f. 

Giru  ägyptisches  Gewicht  380,  i*. 

rXavi  Wappenbild  von  Athen,  yXavxas 
yiavoionixai  212, 2*.  4*. 

Gold  als  Wertmesser  bei  Homer  128  f. 
164,  vergL  Metalle.  Gold  in  Barren, 
sein  Kurs,  zuletzt  seine  Ausprägung 
zur  Zeit  der  römischen  Republik  299 
— 303,  Ausprägung  in  der  Kaiserzeit : 
s.  aureus  und  toUdus,  Auspräffung 
des  Goldes  nach  babylonischem, 
euboisch-attischem  u.  phönikiscbem 
Fufee:  s.  Stater  und  x^ovs.  Gold 
in  alten  Silbermünzen  233  f. 

Goldpfund,  römisches,  und  seine  Teile 
300,  als  Talent  gerechnet  unter  Dio- 
detian  321,  oberste  Werteinheit  seit 
ConsUnün  327.  344  f.  347.  348. 

Goldprägung :  s.  Gold. 

GoldsUter:  s.  Stater  2.  5—11. 

GoldUlente,  kleine,  s.  Talent  28—30. 
33-36. 


726 


REGISTER. 


Goldwährung  170—173,  persische  seit 
Dareios  492—495,  römische  seit 
Augustes,  bez.  seit  Nero  305—308. 
315—318. 

r6fu>(f  To  fidya  hebräisches  Hohlmafs 
^  *;i  Chomer  448.  452,  ro  fux^ 
».  Vio  Epha  451. 

Gordian  111  320.  323. 

Gracchus,  Gaius,  570. 

Gradtu  Längenmafs  78. 

r^fifUL  Gewicht  134.  145,3*. 

Greaves,  Discoune  ofthe  Roman  fbot 
and  denarius  17  f. 

Gronov  de  sestertiü  u.  s.  w.  16  f. 

Pvij  Homerisches  Feldmafs  40—42, 
Termutlich  alüakedämonisches  Feld- 
mafs von  48  gemeingriechischen  Ple- 
thren  534,2*. 

rvrjs  FeldmaCs  tod  Tarent  668  f. 

Gytheion,  Hohlmafoe  537—539. 


H. 

Hadrian  309,7*.  312. 

Haliartos,  Silbermdnze  544. 

Handbreite,  babylonische  386  f.  390, 
hebräische  439.  443,  persische  475, 
gemeingriechische  497,  Philet&rische 
612  f.,  attische  und  römische:  Tergl. 
TtaXaunri  und  palmus, 

Handelsgewichte  in  Athen  135—142, 
im  übrigen  Griechenland,  in  Klein- 
asien,  Syrien,  Ägypten,  Italien 
u.  s.  w. :  8.  Inhaltsverzeichnis. 

uinXrj  ov^ia  598, 2.  Vergl.  Klafter. 

jioTtedovaTtTeu  359, 1*. 

Udthra  persisches  Wegmafs  477. 

Hatria,  Pfund  673.  683  f.,  Schwer- 
kupfer 682—684,  dessen  Wertver- 
hältnis zur  SUbermünze  684. 

Hebräische  Mafse,  Gewichte  u.Mönzen: 
s.  Inhaltsverzeichnis  zu  §  44.  52. 

'ExarofintBoi  40,2*.  66.  716. 

'ExarofiTtoBoe  30, 2*.  40, 2*. 

*ÜKkti7  Goldmünze  174. 

Hekteus,  Sechstel  des  Medimnos,  L 
äginäisches  Hohlmafs  504  f.,  mit  dem 
sicilischen  Modius  verglichen  657. 
2.  Attisches  Mafs  104  f.  106.  501. 
505.  506.  3.  Ptolemäisches  Mafs, 
aus  dem  äginäischen  hervorgegangen, 
aber  nach  attischer  Norm  gesteigert 
623.  625. 

'JEXhjviHov  nXSd'^op  609. 

Hellenische  Kotyle:  s.  Kotyle. 


*Bfu8ifipos  tauromenitanisches  Hohl- 
mafs 657. 

'iffUyow^  537,  ^ßUxovs  102,  4*. 

*Hftäavmttov  592  f. 

'Hfumniov  104, 6.  Vergl.  ri/Umctw, 

Hemihekton  —  Y>  Hekteus  »  ^/ii  Me- 
dimnos 1.  äginäisches  Hohlmb 
504  f.,  2.  attisches  104.  106.  505. 
506.  514  f.,  tauromenitanisches,  den 
attischen  gleich,  657.  659,  S.  Pto- 
lemäisches (vergl.  Hekteus  3)  624  f. 
4.  Hohlmafs  von  Gytheion  537  f.  539. 

'HfiUxxov  Goldmünze  174.  186,  L  187. 
226. 

'H/uHOTvhov  102,4*. 

'HfUüvn^op  561. 

'HfUXiT^ov,  fifulit^tov  660. 

'HfiifUBinvov  106, 2*,  17^  fUx^Qw  559. 

*HfU/tvaioy  547,3*.  591. 

*Hfiira  attische  Kotyle  103. 

Hemina  römisches  HohlmaCs,  der  atti- 
schen Kotyle  gleich,  U6  f.  116. 
121, 6*.  122.  638. 

Hemiobolion,  attisches,  207.  210.  211. 
218.  234. 

'HfuneXexxor  Homerisches  Gewicht 
128,3*  a.  E.,  Gewicht  und  Rech- 
nungssumme in  Kypros  560,3*. 

'Hfitfoofuov  107. 

*Hfun6oiw  30,2*.  35. 

^HfuaoHiov  107. 

^HfiMfraTrjQOv  184,5*.  652. 

*Hfuxalavxov  490,  halber  schwerer 
Shekel  Goldes  bei  Homer  128  f. 

Herakleia  in  Unteritalien,  Feld-  oBd 
Hohlmafs  667  —  670 ,  Mnnzwesea 
675—677. 

Herakles  der  Sage  nach  Begründer  des 
Stadions  33. 

Hercules  auf  römischem  Schwerknpfer 
263. 

Heredium  Feldmafs  85  f.  86 1 

Herodot  13.  54.  57—59.  99  f.  176.  356. 
357  f.  413.  480,  482—484.  578  f. 

Heron  von  Alexandreia  8  f.  615, 1*. 
617, 1*.  623,  6*.  626,  i*.  3*.  627,  i*. 
630, 3*.  633,  i*. 

Heron  von  Konstantinopel  115. 

Heronische  MafsUfeln  9.  27.  611.614. 
619  f. 

'JE^axpivueop  fUxftov  501. 

Hexadrachmon  karthagische  Silber- 
münze 425.  426. 

'ESanla&oov  478,  2. 

'ESae,  iSavTiovy  sexUms^  660.  642, 
i^ae  Silbermünze  von  Tarenl  676. 


REGISTER. 


727 


'JSSmtofnei  nowrcL,  9evr$^a  in  der  grie- 
chiscben  SexagenmalrechnDng  38  t. 

Bibn  agyptisehes  Hohlmafo  371,  6'*'. 

Hieronymus  in  Ezech.  63  t,  i*.  716. 

Himera,  Silbermanze  659,  2"'. 

Hin  1.  ägyptisches  Hohlmafs  367  f.  393, 
verglichen  mit  babylonischem  Sech- 
zigste! und  römischem  Sextar  368. 
517^519,  mit  attischem  Mafee  64  t, 
mit  jflngerem  proTinzialen  Mafse  64t, 
unterschieden  von  dem  hebräischen 
Hin  368;  nnter  den  Römern  geht 
die  Benennung  auf  den  Sextar  über 
625.  2.  Hebräisches  Hin,  Mafs  von 
12  Log  (d.  i.  babylonischen  Sechzig- 
stein)  449.450.452.  456,  von  Hiero- 
nymus bezeichnet  als  ludaicus  mx- 
iarius,  d.  i.  eangius,  631 ,  f^.  3.  Hei- 
liges Hin  des  Epiphanios  »»  9  Log, 
d.  i  das  ägyptische  Epha,  369.  450. 
454.  456.  4.  Grofses  Hin  des  Epi- 
phanios «-18  Log,  d.  i.  das  Doppelte 
des  ägyptischen  Epha,  369.  450. 
557.  631. 

Nirty  hiwm,  hun  u.  s.  w.,  ägyptisches 
Hohlma/s  (s.  Hin  t)  367,  3'*'. 

Hipparchos  63. 

Hippiatrische  Mafse  634. 

'InntMov  Langenmafs  38. 

Hispanien,  Feldmafs,  Hohlmafs,  Mfln- 
zen  689—691. 

Hohlmaß  und  Langenmafs  in  Beziehung 
zu  einander  2  f.  7t.  91.  95.  510,  2% 
und  zum  Gewichte  2  f.  112—114. 
1 23—126. 1 57  f.,  vergl.  Elle  und  Fufs. 

Hohlmafse,  aus  dem  Altertum  erhaltene 
Monumente,  6. 

HohUnafse,  attische,  römische,  ägyp- 
tische, babvlonische  u.  s.  w.,  provin- 
ziale:  s.  Inhaltsverzeichnis;  Kleinste 
Hohlmafse  102.  116,  2*.  635—640. 

^OXtai  Boax/tffit  S^XMV  ohc^  u.  8.  w« 
132. 

Holztalent,  antiochisches  590.  591,  ale- 
xandrinisches  643  f. 

Homer:  s.  ywj,  fUxQoy,  ne'kaKvs,  ni- 
X8&^oVf  nerrf^MOvroyvoVf  xaXavrov 
33,  ttxQayvov, 

Honig,  Hohlmafse  nach  Honiggewichte 
bestimmt  118. 

Horerohib,  Horos,  349. 

Hostus,  Hütoriea  antiquitas  rei  num- 
mariae  u.  s.  w.  16. 

Hotep  ägyptisches  Hohlmafs  369,4^  623. 

Hussey,  Euay  on  the  ancient  toei^ht» 
and  money  19. 


Hydria  pontisches  Hohlmafs  574  f. 
Hyginus,  Gromatiker,  12. 
'Ty^ov  caror  587,  1.  3. 
Hypäpa  in  Lydien  577. 
'Tn^^o/wQ  fi68tos  449.  451.  454. 

I,  J. 

Janus  auf  römischem  Schwerkupfer  263. 

Ideler  über  die  Längen-  und  Flächen- 
mafse  des  Altertums  19. 

Illyricum,  Prägstätten  288. 

Jmer  babylonisches  Hohlmais  391,  i"*. 

7i/,  iV«w  103.  367,  2*,  aytor  und  fU- 
ya  tv  369.  450.    Vergl.  Hin. 

Incrementum  Aufgeld  auf  den  Solidus 
329. 

Indien,  attisch-makedonische  Währung 
250. 

"Itfiov:  s.  iV. 

Inseldrachme  563. 

Johannes  Hyrkan  603. 

Josephos,  Archäologie  455,  i.  470  f.  656. 

^lovys^op^  Philetärisches :  s.  lugerum. 

Isidorus,  i^f^mo/o^oe  oder  (>r^'ner  13. 

^IirovofiOv  xcihunf  rodapxa  650. 

Issaron:  s.  Assaron. 

Italieum  ttadium  Langenmafs  von  625 
römischen  Fufs  48,  8*.  81.  3*. 

ItaUeus  eongius,  der  römische,  63t,  1*. 

Italiens  modiuSf  der  römische,  630,  2*. 

Italien,  partikulare  Mafse,  Gewichte  und 
Münzen :  s.  Inhaltsverzeichnis  zu  }  57. 

^IraXixh  Xixqay  das  römische  Pfund,  115. 

'Irahxij/Ava^n.  Vergl.  Mine  4  und  24. 

^IraXixov  Brjvaqtov^  der  römische  De- 
nar, 251,  3*. 

^IxaXixov  xeodfitop,  die  römische  Am- 
phora, 116,  1*. 

^IraXixbv  /i68iov,  der  römische  Modius, 
624,  1*.  ^ 

^IraXixov  vofuHfML,  römisches  Gourant, 
251,2*. 

^IxahxoQ  fwdios,  der  römische  M., 
626,  1*. 

'Irahxos  navs,  der  römische  Fu(^,  61t. 
612. 

Itinerarstadion :  s.  Stadion. 

JudaicuM  stoßtarius^  d.  i.  eongitu^  631,1*. 

lugerum  römisches  Feldmafs  84  f.  86. 
98,  verglichen  mit  dem  italischen 
vorsuM  67  t,  mit  dem  nXä&^ov  40, 
mit  dem  Philetärischen  Jugerum,  d.  i. 
Doppelplethron,  612  f.  615.  620,  ein- 
geführt in  Leontini  654,  in  Ägypten 
620;  Verhältnis  zu  dem  medhanon 


728 


in  CyKi«ki.#ftl;  AatskidiuMaH 
den  proTiwal^  FeMwiftep  Asyp* 
tens  610.  614—617.  6iJKL 

Jugum  DiodeiiaoUch»  Sknorhof^  58). 
509,  i\  «OD.  6lW,  r«14fli«a4«r  Pro- 
Tins  Hispania  ulterior  689. 

Julia  Ciaarea  in  Nordafrika  420. 

Julian,  Mflnzordnung  331.  339.  345  f. 

Jullanoa  you  AaaaWft  437.  §9J. 

JMiadMs  GeaeU  Aber  Pecvtotna  297. 

Julisch-Papiriacte  Gcsttx  258. 

Julias  Africa««8  9^L 

Jano  MoMta  266. 

Jkippiur  a«l  sönischeiD  Sohwcilrapler 
26». 

JMliJiiaft  S28w  329.  349. 

K. 

Kab,  qab^  hebräisches  Hohlmars  39vl 

45 1.  452.  456.  481.  602.  632,  pli6* 

nikiscbes  416. 
Sa^iva  Feldnafe  der  PiotIm  PaU^ 

atiM  599,  t.  600 1 
Xaß0^  Beaeiebnang   fflr   hebiüsches 

Kab,  Ptoltfttäiscbeo  Gh«t8  and  an- 
dere Blarse  451. 
Ka89ixpv  HohkMLte  Ton  Hcrakleia  669  f. 
Ka8o9,  atliacber  Metrei«  101,  kypri- 

scbea  Hohl«a(b  560,  taoroBieMiani* 

sehet  657—659. 
KaXm^»im  gltiehbedevtend  mit  Akiaa 

609,  1*.  612,  böeUaches  Ungeamans 

544. 
Kapeiis  peraiachea  Hoblmafo  476h-4a2. 
ifo^io,  kafnce/L,  KapeOs,  479,  st. 
Kapithe  babylonisches  Hohlmafe  392  L 

394.  481.  482. 
Kapitel  Anfbewahningsort  der  Muster- 

mafee  88.  114.  123. 
Kapitolinischer  Fufs  90,  2^ 
Kappadokien,     atlUfthnmakedoolsohe 

Wahrung  250. 
Karcheniach  418. 

Karthagische  Marse,  Gewichte  und  Mün- 
zen: s.  kthalteverteichnia  zu  §  43. 
Kaqwfv  pontisches  Hohlniars  575,  ßa^ 

eilutov  H.  638.  639. 
Karyatoa,  Silbermfiuise  549. 
Kaqm^  kasbu^  babyloniaehfis  Wegmafe 

885.  399. 
MüHrßtuU  iugerus  616,  2'". 
Katiteniit  modiui:  8.  dort. 
KaOTMCtot  i^amfS  630,  1*. 
Kneradiz'^^  tauromenitanischeB  Hohl- 

mafii  658  f.  670,  2*. 


fii-<o  kypriachtf  Ki^doa  560u 

KaoloniA,  SUbernAnse  674. 

Kß^ifuo»  Efimiaicbe  Ampboc«  115.  \\% 
1%  Ptolemüsckfr  Ambe  624,  Mati 
im  Betrag  von  1  nöaiiacben  Kabik- 
eile  628»  i«l 

Mi^  U%^m0¥  Hoklmafs  120. 

KMlf&%s9r  Gfiwielit  1^4.  150,  SOkr- 
mOiize:  a.  siliqua, 

K9rk0r  igyptiachea  KnpCertaleiit  649 1 

Kerkyia,  SilbermAnie  and  Gewichte 
555  t,  Silberpr&gwg  unter  rM- 
ftpher  Berwchaft  2^ 

Keaita,  qeßüäk,  hebriuadieft  Silbeige 
wicht  460—463.  473. 

K£t  Igypliaches  Gewicht  372-371 
379w  380,  in  dar  T^ikslteOidpee 
Kupferrechnong  der  Ptalemaeaet 
649if. 

fUior^aJMd  995.  396.  398.  l^  404. 

Kün-ath  Mtdr^m  hebnüschea  WegMts 
446. 

Kihyra  562. 

KikkäTy  Hiyx<^,  hebraischea  Talent 
457,  3. 

Kilikieo,  MOiut Währung  582. 

Kilogramm  24. 

Klafter,  ägYptiacbe,  3M36i2.496(vctg|. 
nmi),  Ableitung  der  griechisckcn, 
r4inlachen  und  provinzialen  Fufih 
marse  aus  derselben  525—528. 530; 
hebräische  geometrische  438.  431 
444.  598,  Qoadratklafter  598  f;  he- 
bräische einfache  438. 439. 444. 598; 
persische  475;  gemeingiiechiscbe 
497;  Ptolemäische  oder  Philetäfi- 
rische  in  Ägypten  607.  611—613, 
behufa  Ausgleichung  mit  dem  rö- 
mischen Jugerum  etwas  herabge- 
setzt 615-617.    Vergl.  ifyvuu 

KleiDaslatische  MaCse,  Gewichte  «ad 
Münzen:  s.  Inhaltayerzeicluiia  ta 
§  23.  50. 

Kieopatra,  Verfaaaerin  4er  Ho^ftfjftm 
Ttt^i  ata&fuäp  Kßi  /Uxif»v^  1 U  637. 

£9X^Ui^i«M'  kleinstes  Hohlmara  575^ 
635  f.,  Terschiedene  Beatioumu^tn 
desselben  637  f.  640  f.,  Verhältois 
zum  altägypUachen  Mafae  641. 

Koi^ttVTffi^  quaäransy  römische  Kupler- 
münze  605.  606. 

KoUathon  syrisches  Hohlmafi  413. 575. 
587  f.  590.  632. 

KollekUTer  Kupferfolüs  341.  344. 346. 

K6JJi»ft99  attische  Scheidemflnat  228. 
229.  230. 


B^QlSTm 


729 


^  kkrntß  üohlmaG»  636. 

XMvUias  Langenmafs  34. 

KOnigUclie  Elle,  königlichea  gewicht: 
vgl.  m^j  Mine,  Talent. 

ROoigssUatae,  pe^ische,  vpo  Epbes^^ 
bis  Susa  476. 

KonsUnUa  auf  Kyproa  55S.  6^5. 

KofiPOQ  böotisches  Hohloiars  542  f. 
631. 

Kor  hebralscb^a  HohUnara  448.  452. 
456.  602,  pböBikisch^fi  4t5f. 

Koea*  212,  4*u 

KorinHb,  Mönzfufs  450  f.  Vergl.  Sta- 
ter  13. 

Korkyra:  s.  Kerkjra. 

Ko^xvoaXoi  cxatrjq^s  555,  4*. 

K6^  415.  448.  602.  Y^gl.  Kp^. 

K6n)e^nnatee,  neuere  24,.  Vergl.  ftoW- 
nfafae. 

Ko-to  kypiTiscbe  Kotyle  560. 

Kotyle  L  äginäiscbe  504  f.  635, 
2.  atUscbe  lOl.  103.  104.  105.  1,06. 
107.  108.  IIT.  505.  507.  514.  624  f. 
625,  1*,  Yerhaltnia  zum  altagypU- 
schen  Mafse  641.  8.  Hoblmars  von 
Gytbeion  537.  539.  4.  Thebani- 
scbe  Kotyle  542  f.,  5.  kyprische 
560,  6.  pergameniscbe  573,  3,  7. 
kleinasiatiscbe  dea  Monumentes  von 
Ushak  573,  8.  Ptolemäiacbe  (der 
attiachen  gkicb)  624  f.  6M  f.  637. 
6^9.  9.  prov)aziale628f.  635.  63^ 
Verhältnis  zum  altägyptischen  Marse 
641.  10.  Uelleniache  Kotyle,  die 
Hälfte  des  syrisch -alexandxiniscben 
Sextars,  586 f.  635.  639,  i*  670,  6*, 
11.  hippiatrische  634.  635.  638,  Id. 
alexandrinische  625,  i*.  633—635. 
18.  Kotyle  der  Ärzte,  die  Hälfte  der 
provinzialen  (Nr.  9)  635.  639.  641. 
14.  Tauromenitanische  Kotyl^  (der 
attischen  gleich)  658  f. 

Kooiß4^,  d.i.  Jugum  oder  Steuerhufe, 
599,  X*.  600  f. 

Kreditgeld  169. 

Kreta,  Mafse,  Gewichte  und  Münzen 
524.  556  f. 

K4foür$ws  ctaxrii^  177. 183.  186  f.  578. 

Kröaos  176.  493  f.,  delphische  Weih- 
ffeschenke  180.  181.  187.  577-579. 
Vergl.  Lydiep. 

Kroton,  Silbermünze  674. 

Kupfer  als  Wertmesser  im  ältesten 
Handelsverkehr  169,  insbesondere 
bei  Homer  164,  in  Italien  255—257. 
259—261.  263—265.  267,  im  Klein- 


verkehr im  alten  AgypteA377  t379f., 
unter  den  Ptolemaern  und  Römern 
649—651.  Vergl.  die  folgendep 
Worte.  Wertverbältnis  zu  (^Id  wid 
Silber:  s.  Wertverb. 

I^upferas:  s.  As. 

Kupferdrachme,  Ptoleviaische,  64ß* 

KupferfoUis  34^ 

Kupfermünze,  attische  227—230,  ma- 
kedonische 245,  syrische  593,  pa- 
lästinische 603,  ägyptische  649— 651, 
karthagische  428 — 431,  syrat^aani- 
sche  668  f.,  tarentipische  675-677, 
campanische  678,  altitalische:  s. 
Schwerkupfer.  Ältestes  römisches 
Kupfergeld  257  —  263,  Ausmünzung 
seit  Einführung  des  Trientalfuiaes 
281  f.,  seit  zweitem  puniscb^n  Kriege 
292  (zu  Ende  dieses  (Lrieg)^  ^ird 
das  Kupfer  zur  Scheidemünze  2dl), 
in  der  Kaiserze\t  313—315,  unter 
DiocleUan  332  f. 

S,upferUlent:  s.  Taknt  26.  27.  31.  35. 

Kyathos,  attischer  102.  104.  105L  117, 
attisch-römischer  637.  638.  639,  Pto- 
lemäischer  624  f.,  hippiatriacher  638. 
639. 

Kvfiß06  T^OTtB^^tS   102. 

Kypros,  Insel,  Hohlmafse  557  —  560, 

Gewicht  und  Münzen  560. 
Kypros,  lesbisches  Hohlmafs  561,  klein- 

asiatischea  572  f.,  insbesondere  pon- 

tisches  574  f.  631.  632. 
Kyrene,  Münzen,65 1—653.  Vergl.  Gy- 

renaica. 
Kyros  der  Jüngere  494. 
Kyzikos,  Gewicht  547,  s*,  Gold-,  bez. 

Elektronmünze,  kyzlkenischerStater, 

174.  184  f.  187.  226.  236. 

L. 

Lager,  römisches.  Normales  Mais  des- 
selben 87  f. 

Lakedämonisches  AckecmaCs,  Qphlms^f^, 
Gewicht  und  ISfünzen:  ä.  Sparta  und 
Gyiheion. 

Lampsakos,  Gewicht  552, 3*.  576.Lamp- 
sakenischer  Staler,  £lektronn9ünzja9 
184  f.  187. 

Längenmafs,  Hohlmafs  und  Gewicht  zu 
einander  in  Beziehung  gesetzt:  s. 
Hohlmafs. 

Längenmafs^  attische,  römische,  ägyp- 
tische, babylonische  u.  s.  w.,  pro- 
viozial^:  a.  Inhaltsverzeichnis. 


730 


REGISTER. 


Laodikeia  in  Pbrygien,  Stadion  566, 3*. 

Lateret,  Barren,  267,  i. 

Laurion,  Silberminen  212,  4*.  230. 

Ledergeld,  angebliches  karthagisches, 
432. 

Legierung  bei  sorgfältiger  Pragnng  auf 
ein  Minimom  beschränkt  in  der  per- 
sischen Goldprägung  484,  in  der  atti- 
schen Münze  231—234,  in  der  ma- 
kedonischen 248,  in  der  römischen : 
s.  Feingehalt  Legierung,  absicht- 
liche, bez.  Verschlechterung  des 
MflnzmeUlles  167  f.  168  f.  183—186. 
232.  312.  431  f. 

Lenormant,  La  monnaie  dam  tanti- 
quüi  21. 

Leontini,  Ackermafs  654. 

Anna  Teile  nach  dem  Sexagesimal- 
system  38 1. 

yi97tt6v  Scheidemünze  in  Palästina, 
Hälfte  des  Quadrans,  605.  606,  Be- 
zeichnung des  Denars  seit  Gonstan- 
tin  343,  angebliche  attische  Schei- 
demünze 229. 

Lesbos,  HohlmatiB  561. 

Letech,  U&iH^  hebräisches  HohlmaliB 
448.  452.  456. 

Letronne ,  Contiddration»  g^n&ales 
u.  s.  w.  19.  158  f. 

Lmga,  leuca,  gallisches  Wegmafs  691. 
693  f. 

AwMi  x^aSQ  181.    Vergl.  Elektron. 

Lewa,  lewia,  leuva:  s.  leuga, 

LibeÜa  argerUi  Rechnungsmünze  259. 
260,  1*.  275  f. 

Libra  Gewicht  144.  Vergl.  Pfund  und 
XixQa  ^PfOfidutri. 

Libra  gallisches  Feldmafs  692. 

Libralas:  s.  At. 

Libralfufs  des  römischen  Schwerkupfers 
258  —  265.  VergL  As  und  Schwer- 
kupfer. 

jiixias  Längenmafs  35  f. 

Lxeue  de  France  23.  694. 

Ligula  kleines  Hohlmafs  1 16, 2'*'.  121,6^ 

AioTQtov  kleines  Hohlmafs  636.  637. 
639  f. 

Uter  24.  120,  2*. 

Ai&ixoe  Tt^xv^  617,  3. 

Aixqa  ^Pa>ftaixri  oder  '/raiUic^,  das  rö- 
mische Pfund,  111,  l*.  204.  208. 115. 

Litra,  sicilisches  Kupferpfnnd  »  ^s  atti- 
sche Mine,  261.  275. 660.  661  f.  666 ; 
Silbermünze,  Äquivalent  einer  Utra 
Kupfers  275  f.  661.  Reduktionen 
der  Kupferlitra  662—664.    Berüh- 


rung des  sicilischen  LitrensysteiDs 

mit  der  karthagischen  Prägung  430  f. 

Litra  Kupfers  in  Tarent  Ttrmntli^ 

gleich  1  Obolos  Silben  675.  677. 
AiT(ka  iXaioVf  die  als  Ölhom  dnode- 

cimal  geteilte  Hemina,  111,  i*.  120, 

im  N.  Testam.  ein  Mafs  für  Salben 

602. 
Aix^  Teil  des  Saatenmaßies  («uro^- 

fu>£  fioSios)  599.  616  f. 
Livius  131,  1*   300,2.  422,4.  690,2*. 
Log   hebräisches  Hohlmafs  368.  447. 

449.  451  f.  453.  456.  602,  phoniki- 

sches  416. 
Lona,   Göttin,   auf  römischer   ^bcr- 

münze  269.  286. 
Lupinui  Gewicht  150,  4*. 
Lydien,  Längenmafs  und  Gewicht  577 

—579,  Hohlmafs  579,  Mämsystem 

des  Krösos  176—183.  187. 
Lykien,  Silbermünzen  550,  3. 
Lykurg,  Mafs-  und  Gewicbtsystem  34. 

197.  523  f.  534—536. 
Lysikrates,     choragisches    Momunent 

68,  4* 

H. 

Mah  Elle  359,  2*. 

Maimonides  436.  442. 

Maior  oder  maiarina  pecuma  344. 

Makedonien,  Hohlmafs  563 f.,  Mönz- 
Währungen  564—566.  241  —  250, 
Kupfermünze  245. 

Makkabäer,  Münzprägung  471.  602  f. 
604.  605  f. 

Mavaale  559. 

Mdneh  Mine  392,  l*. 

Marcus  Aurelius  311.  312. 

Maris  babylonisches  Hohlmafs  391  — 
394.  410  f.  412.413.  515.559.  574. 
632.  633,  Fünftel  des  Kubus  der  ba- 
bylonischen Elle  393.410 ;  persisches 
und  wahrscheinlich  auch  syrisdies 
Hohlmafs,  dem  babylonischen  gleich, 
480.  586. 

Maris  pontisches  Hohlmafs  »  V<  babyl. 
Maris  574  f. 

Maris  makedonisches  Hohlmafs  ^  '/m 
babyl.  Maris  564. 

Massilia,  Münzfuts  693,  Drachme  2S8. 

Mafs  und  Gewicht:  oi  ne^i  xmv^rti^ 
fiwv  Koi  fisT^aPv  yi^^atrtes  7 — 12. 

Mafsgefäfse,  aus  dem  A  llerium  über^ 
lieferte  Monumente,  6. 109. 1 14. 123C 
367,  4*.  537  f.  572  f.  690. 


REGISTER. 


731 


Mafsstabe  ans  dem  Altertum  überliefert 
1  f.  5  L  349.  354 1  und  8.  Fufsmars- 
stabe. 

MaximDS,  der  beilige,  12. 

Medaillons  in  Gold  319,  3.  328. 

Medimnon  Feldmafs  in  Gyrenaica  651. 

Medimnos  1.  äginäischer  593—505, 
zugleich  lakedämonischer  500.  534, 
2.  attischer  104.  106.  108.  121.  122. 
413.  414.  505.  515  f.  t.  Provin- 
zialer  M.,  im  Betrage  tou  7  Modien, 
den  Hohlmafsen  von  Gytheion  ent- 
sprechend, 110.  538  f.  4.  Makedo- 
nischer M.,  dem  attischen  gleich, 
563  f.  5.  Kyprischer,  paphischer, 
salaminischer  M.  558 — 560.  6.  Pto- 
lemäischer  M.,  aus  dem  Sginaischen 
hervorgegangen,  623 — 625.  7.  Pro- 
vinzialer  ägyptischer  M.,  der  persi- 
schen Artabe  gleich,  414. 628  f.  8.  Sici- 
lischer  M.,  dem  attischen  gleich,  aber 
in  der  Einteilung  abweichend,  413. 
454.  455,  I*.  516.  654—659  (ins- 
besondere fOrLeontini  bezeugt  554  f.). 
9.  M.  von  Herakleia,  dem  attischen 
gleich,  669  f. 

Medische  Artabe,  medischer  Siglos:  s. 
diese  Worte. 

Mfya  fmcr^ov  636.  637.  639. 

Meile,  römische,  59  f.  65  f.  66.  69.  81. 
98,  geglichen  mit  7  Philetärischen 
oder  mit  l^/t  kleinasiatischen  Sta- 
dien 568.  569—572;  vergl.  fiiXiov. 
Philetärische,  ägyptische  und  he- 
bräische Meile  von  7  */>  Pbilet  Sta- 
dien: s.  fäXtov,  Syrische  M.  von 
angeblich  6000  römischen  Fufs  583  f. 
Geographische  und  englische  M.  23. 

Meilensteine,  römische,  81.  91. 

Melos,  Gewichtslück  547,  3^ 

Men^  d.  i.  Mine  oder  Sechzigstel,  ägyp- 
tisches Hohlmars  371. 

Ment^  fUvTOiy  ägyptischer  Modius  369. 
450.  631. 

Mercurius  auf  römischem  Schwerkupfer 
263. 

Messing  Münzmetall  in  der  Kaiserzeit 
314.  315. 

MeUlle,  edle,  als  Wertmesser  162  f. 
164  f.  166.  169  f.  376  f.  378.  379. 
400—410.  416  f.,  cirkulieren  in  Bar- 
renform: s.  Barren. 

Metapont,  Silbermünze  674. 

Meter  22. 

Metretes  L  äginäischer  501.  502  — 
505.  629,  zugleich  lakedämonischer 


500,  2.  attischer  101.  104.  107— 
110.  112.  413.  414.  505  f.  8.  Pro- 
Tinzialer  M.,  den  Hohlmafsen  Ton 
G3rtheion  entsprechend,  538.  4.  Ma- 
kedonischer M.,  dem  attischen  gleich, 
563  f.  5.  Syrischer  M.  416.  517. 
584  —  587.  633.  6.  Provinzialer 
ägyptischer  M.,  der  Ptolemäischen 
Artabe  gleich,  welche  ihrerseits  die 
altägyptische  Artabe,  jedoch  nach  at- 
tischer Norm  erhöht,  darstellt,  628  f. 
690.  7.  'EXaiijQos  /i8r(nir^,  das 
genaue  Mafs  der  allägyptischen  Ar- 
tabe darstellend,  587.  589.  8.  Hispa- 
nischer M.,  dem  attischen  gleich, 
eingeteilt  wie  der  provinziale  ägyp- 
tische (Nr.  6)  690. 

Mirqios  n^x*^:  s.  Elle  13. 

Metnsche  und  stathmische  Unzen  111, 
1*.  120. 

Metrolog,  sogen.,  der  Benediktiner  8. 

Metrologici  scriptores  21. 

Mix^ov  Hohlmafs,  bei  Homer  und  He- 
siod  vermutlich  dem  Saton  gleich, 
499,  bei  den  Septuaginta  Bezeich- 
nung des  dem  Saton  gleichen  he- 
bräischen Sea  449;  tauromenitani- 
sches  Hohlmafs,  dem  römischen  Sex- 
tare gleich  658  f.  657,  1*. 

Metronomen   100.    Vgl.  Agoranomen. 

MutQov  oder  /nKoat$^of  fivcxQov  636. 
637.  639  f.  642. 

Mil  talmudisches  Wegmafs  445. 

Milet,  Apollotempel  496. 566,  3%  Gold- 
münze 174,  Silbermünze  579  f. 

Miliarejue^  /nXtcL^^iov^  Silbermünze 
seit  Gonstantin  330  f.  341  f.  343. 
344  f.  348. 

Miliarium  81. 

Mlhov  1.  römische  Meile  39;  vgl. 
Meile.  2.  Wegmafs  von  Vj^  Phi- 
letärischen Stadien,  das  Viertel  des 
ägyptischen  Schoinos,  39.  365.  569. 
611—613,  verglichen  mit  der  römi- 
schen Meile  612.  8.  Hebräisches 
Wegmafs,  dem  vorigen  gleich,  445. 
447,  dem  Sabbatwege  Gleichgesetzt 
445.  4.  Provinziales  Wegmafs  von 
4500  römischen  Fufs  620. 

Mine,  Sechzigstel,  Teil  des  babyloni- 
schen Maris  392. 

Mine,  fiva,  1.  Gewicht  127.  131.  134. 
2.  Königliche  babylonische  Mine, 
schwere  und  leichte,  396  —  398. 
407  f.;  schwere  als  Handelsgewicht 
in   Athen    140 f.,   auf  Naxos  561; 


782 


REGISi;«». 


leichte  409,  490,  H^ndelif ewicbt  in 
Athen  139  f.,  auf  Kerkyra  556,  in 
KleioaneD  576,  in  Synen  590,  in 
Ägypten  unter  den  Piolemäern  und 
Römern  642.  643.  644,  inllaUen  643. 
673  (Yersl.  unten  Nr.  24).  8.  AGne 
Goldea,  babvlonische,  schwere  ond 
leichte,  400 1.,  Terglichen  mit  ägyp- 
tischem Gewichte  374  f.,  zu  Salomos 
Zeit  auch  in  Palästina  flblich  465; 
schwere  543;  leichte  als  persische 
Rechoungssurame  492  f. ,  schon  in 
frühester  Zeit  in  Ägypten  eingefilhrt 
375  L,  dieselbe  unter  den  Ptolemäem 
und  Römern  642.  643.  644,  die  Pto- 
lemäische  genannt  642  f.  644,  klein- 
asiatisches Gewicht  577,  Bandels- 
ge wicht  in  Athen  141  L  4.  Klioe 
Silbers,  babylonische,  schwere  und 
leichte  408  f.;  schwere,  kleinasiati- 
sches Gewicht  576,  syrisches  Ge- 
wicht 590  f. ;  doppelte  schwere  Mine 
als  antiochisches  Holzgewicht  590. 
591 ,  leichte  Mine  als  altägyptisches 
Gewicht  375.  379  f.,  desgleichen  un- 
ter den  Plolemäern  und  Römern  642. 
644;  kleinasiatisches  Gewicht  576; 
Bandeisgewicht  in  Athen  141,  in 
Ghios  552,  in  Italien,  zu  20  Unzen 
normiert,  auch  die  römische  oder  ita- 
lische genannt  (und  in  letzterer  Hin- 
sicht zu  unterscheiden  von  der  gleichi- 
namigen  Mine  unter  24)  673,  etni- 
risches  Munzgewicht  6S6f.  5.  Mine 
Silbers  yon  Karchemisch  418.  6. 
Mine  Silbers,. phönikische,  418.419 1 

590.  591,  in  A^pten  unter  den  Pto- 
lemäem und  Römern  642  f.  644  f., 
kleinasiatisches  Gewicht  576,  als 
Bandeisgewicht  in  Athen  137.  139, 
in  Italien  auf  26  Unzen  gesetzt  674. 
7.  Phönikische  Handelsmioe,  der  alt- 
äginäischen  (Nr.  1 1)  gleich, 42'i.  545f. 
547. 592.  &•  Mine  phonikischer Münze 

591.  9.  Karthagische  Mine,  die  Hälfte 
der  phönikischen  (Nr.  6)  421-423. 

10.  Hebräische  Mine,  dem  Mosaischen 
Talente  zugehörig  467  f.,  dieselbe 
seit  der  Makkabäerzeit  604.  606,  zu 
25  römischen  Unzen  geschätzt  674. 

11.  Altäffinäische  Mine,  der  phöni- 
kischen Handelsmine  (Nr.  7)  gleich, 
189.  195  f.  545  —  547,  von  Solon 
als  attisches  Handelsgewicht  regu- 
liert 136  f.  139.  151.  508.  581,  in 
Italien    üblich    und    dort,    gemäfs 


der  Solonischen  Bestimmung,  zu  1 
Pfund  gerechnet  151  ü  673,  ^rnri- 
sches  Gewicht  547. 685—687.  VeigL 
Ägina.  12.  Äginäische  Mine  19L 
199,  Normalbetraff  502,  als  attischcB 
Handelsgewicht  {iuTto^m^  ^tva)  Ton 
$olon  reguliert  135.  138.  139.  509. 
546.  547.  13.  Enboische  Mine  483. 
14.  Attische  Mine  135.  138,  dlesdbe 
als  Becbnungssumme  207  L  235,'al8 
Bandelsgenficht  in  Unterilalien  fib- 
lich  672:  15».  Korinthische  Mine, 
der  enboischen  gleich,  540,  3*.  16. 
Thebanische  Mine,  hervorgegaiwea 
aus  der  schweren  babyloDiscbenlfine 
Goldes  (Nr.  3),  541  17.  Keiky- 
räische  Mine,  der  ä^näischen  ver- 
wandt 556.  IS.  Antiocbische  Mine, 
der  königlichen  leichten  (Nr.  2)  gleich, 
590.  ISi.  Mine  phonikischer  Münze, 
die  Hälfte  der  phönikischen  Mine 
Silbers  (Nr.  6),  591,  als  (yrische  Hine 
zu  12  V^  römischen  Unzen  gesetzt 
591  f.  20.  Alexandrinische  Bline, 
aus  der  leichten  Mine  Silbers  (Nr.  4) 
hervorgegangen,  642.  644. 645.  2L 
Mine  des  alexandrinischen  HoLztalen- 
tes,  aus  der  leichten  Mine  (holdes 
(Nr.  3)  hervorgegangen,  642.  643  f. 
22.  Afüne  Ptolemäischer  Münze,  die 
Mlfte  der  phönikischen  Mine  Sil- 
bers (Nr.  6),  643,  i*.  644.  645.  646. 
28.  Mine  der  volkstümlichen  ägyp- 
tischen Kupferrechnung  649  t  iL 
^IxaXiuff  fiva  von  18  Unzen,  ana  der 
leichten  königlichen  Mine  (Kr.  2) 
hervorgegangen,  643.  67X  2^.  Gam- 
panische  Mine  Kupfers,  vermutlidi 
dem  Libralasse   nahestehend,   678. 

26.  Etrurische  Mine,  der  altäginäi- 
schen  (Nr.  U)  gleich,  547.  685— 6S7. 

27.  Mine  dargestellt  durch  den  An- 
reus  Diocletians  321.  334.  336.  2$. 
Abgekürzte  Bezeichnungen  144. 

Minerva  auf  römischem  Schwakupfer 

263. 
Minimum  actus  86. 
Minuiae  partet  Minuten  381. 
3§irtuhilus  argenteut  322. 
Mva  392,  1*.    Vgl.  Mine. 
Mvaäwv  646.  647,  1*. 
Mvaaior  558. 
Mnasis  kyprisches  Hohlmafs  392,  !*• 

557-559.  633. 
MoSn  hebräiacher  Modius  454,  i*. 
ifodiu*     L  römisches  Hohlnaiii  104. 


idSGlS^iSIL 


788 


105.  116.  121  L  126.413.  631,  !rrfT- 
TMC06  genannt  455,  l"**.  2.  Kastren- 
sis  motUus,  das  Doppelte  des  yori- 
rigen,  Weitverbreitetes  Provinzial- 
mafs,  dem  anS^i/wg  fiodtoi  (s.  da) 
entsprechend,  121.  413.  575.  616. 
629-r631.  63^.  t,  Flachenihaf^, 
und  zwar  entsprechend  dem  römi- 
schen Modias  616,  2*  a.  E.,  oder 
der  Saatfläche  eines  kastrentU  mo- 
ditu  616.  629.  4.  Kyprisches  Hohl- 
mars 557—560.  5.  Kleinasiatischtf 
Modias  des  Monumentes  Von  TJshiak 
572  f.  6.  Grot^er  pöntischer  M. 
413.  574  f.  7.  kleiner  pontisch^ 
Hl.,  die  Hälfte  des  vorigen,  574  f. 
8.  Hebräischer  Modius,  dem  Sea  oder 
Saton  entsprechend,  44S.  449.  454. 
631  f.  9.  Provinzialer,  besonders 
ägyptischer  Modius,  dem  Saton  ent- 
sprechend und  mithin  dem  vorigen 
M.  (8)  gleich,  625 f.  630,  3*.  632, 
jauch  in  äicilieU  üblich  455,  i"".  656, 
10.  Provinzialer  Modius  von  18  Sex- 
taren 631,  als  FlOssigkeitsihars  in  Hi- 
$panien  üblich  690.  11.  Provinzialer 
Modius  von  28  Sextaren  575.  632. 
12.  Übersicht  über  die  verschiede- 
.  nen  provinzialen  Modien  nach  Mafs- 
gabe  einer  Heronischen  Saminliing 
631—633. 

BAommsen,  Geschichte  des  römischen 
.  Münz^esens  21. 

Movai  Benennung  des  Daktylos  29. 

MoneiaHs  pes:  s.  pes, 

Moses  458.  463,  5*,  Mosaische  äe- 
wichtsordnung  457—459. 466  f.  471. 

Münlbeamte,  athenische  222  f.,  römi- 
sche, auf  Münzen  287.  Vgl.  tresviri, 

Münze ,  Erfindung  derselben  3.  165  L 
174,  Bedeutung  167  f. 

Münzen  als  Monumente  zur  Bestim- 
mung der  alten  Gewichtsysteme  und 
Währungen  6  f. 

MünzfoUis  341.  343—345.  348. 

Münzrecht,  römisches,  302  f.  304  f. 

Bünzwähruogen,  neuere,  25  f. 
ustermafse  88.  100.  114.^  . 

MvoTOiop  Nebenform  zu  ftvar^  636. 
637.  640. 

Mvcr^ov  kleines  Hohlinafs  636,  ver- 
schiedene Beträge  desselben  636— 
640,  das  tuK(fOTe^v  ^voxqov  v^- 
glichen  mit  dem  ägyptischen  ro  642. 

Mv<rr^  Ideines  Hoblmars  636. 

Myttrum  desgleichen  119. 


Harbonensiscbes  Gallien,  l'eldmafs  692. 

Naturliche  Matse  1.  30  f.  35—37.  76— 
78,  691,  6*.  694,  1*.  VergL  Schritt 
und  Staclioi[i. 

Kaxos,  Inse^  Gewiclite  561. 

Naxos  in  Sicilien,  Silbermünze  659,  2'". 

Neander,  JSvrorpis  mensurarum  u.  s.  w, 
15  U 

J^ißsl  otvov  hAtmches  HohlmaCs  452. 

Nebel  Schlauch,  Krug,  452,  4^ 

Nemea,  Zeuslempel  496. 

Nent  ägyptische  Klafter  359.  361. 

l^ero  306,  308.  309.  310.  311  f.  315. 

A^^,  ner,  in  der  babylonischen  Sexa- 
gesimalrechnung  381,  2^  382.  384. 

'Nerva  309. 

NrjCMnixri  SiQaxft^  563. 

Ninive  395. 

Komen  ägyptische  Bezirke  357« 

Nofuc/ta  Geld,  Münze,  166,  vofuafM 
Xahtovv  648. 

Nofuafta  Goldmünze,  der  Solidus,  150. 
327. 

NoftüQ  Silbermünze:  s.  povfi/ios, 

Nonussis  ^^  assei  145. 

Noricum,  Gewicht  673,  5. 

Normalmar8e,röiBisdie,  auf  demKapitol 
aufbewahrt,  88.  VergL  MustermaÜse. 

Numa  257. 

NavfiiUav  zu  Consta ntins  Zeit  gleich- 

.  bedeutend  mit  denariut  343. 

Novuuos  oder  rofios  1.  sicilische 
Silbermünje,  das  Wertfiqnivalent 
einer  Litra  kupfers  259.  6^1.  666,  i*, 
2.  tarentinischer  Siiberstater  675  f. 
661, 2*.  . 
Numtnus,  abgalt'!  Let  aus  dem  sicUischen 
^ofiQS  259.  260,  t*.  27  5,  in  der  rö- 
mischen Gelilrechnung  gleichbedeu- 
tend mit  süMiertita  29:)— 297,  aber 
auph  für  denariut  gesetzt  Ü90^i*, 
insbesondere  zu  Goasliinttüs  Zeit 
343 f.;  anderweit  aber  bt  ntimmns 
unter  Constantm  ßezdchuuxig  einer 
KppfernpüiJic  im  Werte  von  -*\  i1c- 
naren  342—344. 
Nummtu  eentenionaUt  344. 
Nummus  aureus:  s.  aureiu, 

0. 

*OßBUs,  hßßXicxoßj  Bezeichnung  alten 
Barrengddes,  betonders  des  sogen. 


734 


REGISTER. 


sptrtanischen  Eiscogeldes,  133. 524  f. 
535. 

Obolos,  ißoioe,  Gewicht  and  Münze, 
L  Wortbedeatong  133,  Verhältnis 
ZOT  Drachme  u.  s.  w.  127.  132.  t34. 
2.  Aginäischer  Obolos  190.  193. 535, 
2*.  eeo,  1*.  S.  Attischer  Obolos, 
Gewicht  135  (vergL  oboius),  Silber- 
inflnxe207.2t0.211.218.234,Kopfer- 
mflnze  229,  ein  Obolos  gleich  Vi  I>«- 
nar,  V«  Obolos  gleich  1  As  gerechnet 
253.  4.  Attischer  Obolos  Goldes 
224,  Wertyerhältnis  zum  libralen 
Kupferas  153;  Achtelobolos  in  Gold 
153.  210.  224,4,  sein  Wertäquiva- 
lent in  Kopfer  549.  &.  Tarenti- 
nische  Silbermünze  676  f.,  6.  ky- 
renäische  652.  7.  Abgekflrzte  Be- 
zeichnung 143  f. 

Obolus  Gewicht  in  der  Kaiserzeit  150. 

Obry%a  auf%  aurum  obryziatum^  329. 

Octavian:  s.  Augnstos. 

OixontSiMCS  nrixvi  360,  4^  613. 

Oifi  ägyptisches  Epha  368. 

Oktadrachmon  attischer  Wahrung,  sy- 
rische Goldmflnze,  596  f.,  phöni- 
kischer  Währung,  Ptolemäische  Gold- 
mOnze,  64H.  647  f.,  karthagische  Sil- 
bermünze 426. 

öl.  Hohlmafse  nach  ölge wicht  bestimmt 

Ölhom  römisches  HohlmaCs  1 1 1 ,  i*.  1 20. 

Oleartus  modius  121. 

Olympia,  Tempelbauten  496.  496,5*. 

525—527.  529-533,  Rennbahn  33. 

530  (vergl.  Sudion),  Nike  des  Päo- 

nios  533. 
Olympischer  Fufs :  s.  Fufs  2.  3. 
Olympisches  Stadion:  s.  Stadion  6. 
Omer:  s.  Assaron. 
"Ooeyfui  Schrittmafis  (Doppelschritt)  in 

Herakleia  (>68f. 
^ÜQyvML   Längenmafs  28.  31.  34.  77, 

vergl.  Klafter;  Flächenmafs  in  einem 

jüngeren  provinzialen  Systeme  620. 
^0^&ooa>fov  Längenmafs  36. 
Oscense  argentum  690. 
Oskisches  Uingen-  und  Feldmafs  671  f., 

oskischer  Fufs:  s.  Fufs  12. 
Olho  309,  4*. 
Outen :  s.  uien, 
^Otvßofov  attisches  Hohlmafs  102. 104. 

116,1'*'.  117,  Ptolemäisches  624  f.; 

andere  verschiedene  Bestimmungen 

desselben  636—639. 
Ox^yxia^  ov^yia:  s.  unter  ü. 


p. 

naxßut  ^ifaxfoj  192. 

Paetns  de  mensuris  eiponderibui  16. 

nalaufTfi  LingenmaGs  28. 29. 34.  If  ergi. 
Handbreite. 

nahu^xffi  und  ntzlaarrh  Nebenfomea 
XU  naXtumxri^  29,  3.  29,4*,  insbe- 
sondere naXatartfi  Phiietäriscbcs 
Mafs  612  f. 

Palästina ,  Blafee  und  Münzen ;  s.  In- 
haltsverzeichnis zu  S  52. 

Pallas  auf  den  Münzen  Athens  211 
213—215,  naXladts  212,  4*. 

Palmipes  Längenmafb  36.  76. 

Palmus  Längenmals  74.  VergL  Hand- 
breite. 

Pangäon,  Silberbergwerke  419. 

Pannonien,  Gewicht  673,  6. 

Paphos  auf  Kypros  558.  65& 

Papirisches  Gesetz  291. 

ParalUla  gallisches  Feldmafe  692. 

Parasang  babylonisches  WegmaCs  383. 
390,  persisches  Wegmal^  39.  51.  55. 
57.  59.  476—478,  dem  ägyptbcben 
Schoinos  gleicbseseUt  569  f.  612, 
im  Talmud  erwähnt  und  mit  der  he- 
bräischen Wegstrecke  verglichen 
446 ;  persisches  Feldmafs  478,  nach 
Herodot  auch  ägyptisches  Feldmafs 
358,  1. 

Parathatiha  Parasang  476. 

Parthenon  zu  Athen  66—68.  527.  716. 

Parthien,  attisch-makedonische  Wäh- 
rung 250. 

Umüov  jüngeres  provinziales  Längen- 
und  Flächenmaß  620.  601, 1*. 

Passus  Längenmate  37.  78.  79  f.  98. 

Paucker,  Metrologie  19. 

Pauclon,  Metrologie  18. 

Urixoi  Längenmaß  28.  30  f^  34.  36; 
vergl.  Elle;  nrtxoi  Xi&iMos:  s.  4oii 
und  Elle  1,  fOrewsi  s.  Elle  13,  «t- 
KoneSiKos:  s.  dort;  JSa/uoQi  8.Ellell. 

Pecunia  254.  256,  bedeutet  in  der 
späteren  Kaiserzeit  die  Kupfermünze 
325 ;  pee.  maior  und  maiortJM  344. 

Pbk  ägyptisches  Gewicht  376. 378. 379. 

mlavoQ  535. 

ndXsxvs  Homerisches  Gewicht  128, 3* 
a.  E.,  Gewicht  und  Rechnungssomme 
in  Kypros  560. 

niXe&^op  Homerisches  Längen-  und 
Flächenmafs  28.  39.  40.  499. 

Peloponnes,  älteste  Mafse  und  Gewichte 
191.  197.   Vergl.  Ägina  und  Sparta. 


R£G1ST£B. 


786 


Ptnd&r€  255. 

Jl^vraroirutotf  106,  2*. 

iJtrrotf^X/u/a  chiische  Silbermflnze 
554  f.  645,  2*. 

Peotadncbmon  attischer  WähroDg,  sy- 
rische Goldmünze  596.  597,  phöni- 
kischer  Währung,  Ptolemäische  Gold- 
münze 646,  karthagische  Potinniflnze 
426.  427 ;  SilbemiQnze  von  Kyrene, 
nach  attischem  Furse  ffleich  4,  nach 
phönikischem  gleich  5  Drachmen  653. 

IlMvraXn^or  66  t,  l'*'. 

Jl9rrdxa£(or  attische  Kupfermfinze  230. 

ntw/iHavTaBoaxfiov  ky  renaische  Gold- 
mdnze  im  Gewichte  von  4  attischen 
Drachmen,  im  Werte  von  10  kyre- 
näischen  Pentadrachmen,  653 ;  nach 
Lenormant  ägyptische  Goldmünze  im 
Gewichte  von  4  Ptolemäischen  Drach- 
men 647, 1^ 

nwxriMOvxahtQov  syraknsanische  Sil- 
bermünze  664,  2. 

JJetmptovTOYViiv  Homerisches  Feidma  rs 
41,  3*.  42. 

Pentobolon  attische  SilbermQnze  210. 
211.  219.  235. 

napr6Ymov,  quineunx^  660. 

Pergamon,  Langenmafs  567  f.,  perga- 
menische  Kotyle  573. 

ÜM^unj  axoivoe  570. 

Persische  Mafse,  Gewichte  und  Münzen : 
s.  Inhaltsverzeichnis  zu  §  45. 

Pertiea  Ungenmafs  39.  78.  98,  vergl. 
deeempeda;  Feldmafs  der  Provinz 
Gennanien  694. 

Pt»  LSngenmaliB  74,  vergl.  Fürs  11; 
p9$  monetaHs  88,  porrectus  82,  oua- 
dratuM  oder  eonstratus,  d.  i.  Qoa- 
dratfufs,  82,  98,  quadratus,  d.  i. 
Kubikfufs,  113. 

Pfund  L  römisches  Gewicht  144, 
Ursprung  und  Ableitung  151—154, 
Einteilung  1 44— 148,  Bestimmung  des 
Gewichtsbetrages  155—161,  Weri- 
bestimmung  des  Pfundes  Silbers  283, 
Goldes  317;  Pfund  Silbers  und  seine 
Teile  als  konventionelle  Geschenke 
1 55.  716.  2.  Gewicht  des  ältesten 
römischen  Asses  258  t,  vergl.  as, 
8.  Latinisches  oder  italisches  Pfund 
261,  etrurisches  687,  beide  dem  rö- 
mischen Pf.  im  wesentlichen  gleich. 
4.  Pfund  von  Hatria:  s.  dort.  6. 
Siciüsches  Pfund:  s.  Litra.  6.  Rö- 
misches Pfund  als  Handelsgewicht 
in  Alben  142. 


Pha  ägyptisches  Epha  369.  392,  2*. 

Pheidon,  König  von  Argos,  191.  197. 
198.  199.  206.  521—525. 

fp$i8i6via  fiixqa  521,  2*.  522  f. 

0uUa«  iltXwv&iQiHai  423,  t*. 

^MnaioMfS  nov£  568. 610. 612.  Vergl. 
Fufe  6. 

<Pilarai^  Beiname  der  Könige  von 
Pergamon  567. 

Philipp  U  von  Makedonien,  Silbermünze 
565  f.  241  f.,  Goldmünze  242  f.  247  f. 

^JUnnetoQ  UToxr,^  243, 2.  247  f.  Vergl. 
SUter  8. 

Phokäa  verbreitet  den  phönikischen 
Silberfuls  nach  dem  Westen  677.  693. 
Phokaischer  Stater,  Goldmünze,  166. 
174.  176.  186.  236,  Elektronmünze 
184.  187. 

Phokis,  Feldmafe  544. 

<P6Xhiy  ^6Xt9,  s.  folHi. 

Phönikische  Mabe  und  Gewichte:  s. 
Inhaltsverzeichnis  zu  §  43.  51  und 
verffl.  Mine  6 — 11. 

Phönikische  Währung.  Genesis  der- 
selben 178.418,  Verbreitung  179,  ins- 
besondere in  Syrien  592.  594  f.,  in 
Kyrene  653,  in  Karthago  420—423. 
424—428.  433,  in  Gallien  693.  Phö- 
nikisches  Gewicht  liegt  der  campa- 
nischen Silbermünze  zu  Grunde  677  f., 
auch  anderen  italischen  Münzprä- 
gungen 684,  2.  Vermutliches  Ver- 
hältnis der  phönikischen  Drachme 
Silbers  zum  oberitalischen  Schwer^ 
kupfer  684. 

^quoQ  106  f. 

Pied  du  rot  23.  619.  692,  2. 

Plattierung  der  Münzen  169. 

Plethron  1.  griechisches  Langenmafs 
28.  32.  34,  Flächenmaf^  40.  42.  2. 
Plethron  des  gemeingriechischen  Fu- 
fses  (verfl.  Fufs  1)  497-499.  534,2*, 
Verhältnis  zum  attischen  PI.  512,  ent- 
sprechendes persisches  Feidma  Cis  478. 
fL  Plethron  des  altisches  Fufes  73, 
Verhältnis  zum  gemeingriecbischen 
PI.  512.  4.  Phokisches  Plethron 
544.  5.  Plethron  des  Philetärischen 
FuOses,  pergamenisches  und  ägyp- 
tisches Feldmafs,  568.  6i0.  612  f. 
614.  620 ;  ihm  gleich  ist  das  PI.  des 
Ptolemäischen  Fubes  607.  609.  6. 
Syrisches  Plethron,  nach  dem  Phile- 
tärichen  FuCse  bemessen,  582  f.  7. 
Hebräisches  Feldmafs  in  der  Tafel 
des  Julianus  von  Ascalon  447.  601. 


736 


REGßfrER. 


Plinius  277  f.  iS4  f. 

PHnthi»  Fddroal^   tn  Gyi^iirf<^  651. 

Pollox  aber  das  äginaische  Talent  194— 
197. 

Polyan  479. 

Pofybioa  13.  53.  56.  64f.*«5,  'eiH<r|fi^t 
die  Ptolemaiflche  Artabe  624.  2.  g'iebt 
an  anderer  Stelle  eine  QüatfttiSt  Gfe- 
treidevielleichtin  syrisehenMe  treten 
an  $S4,  5*  a.  fe. 

Pompeji,  Forsmal^  672. 

Pompejus  302. 

Pondera  iniqua  156. 

IIOVTIHOV  HtL^OV  575. 

Ilovtixbi  iiarrji  716. 
Ponlos,  Hohlmafee  573—575.  716,  at- 
tisch-makedonische Wähi^'ng  250. 
Porea  bätisches  AckermaCs  689. 
Porrectus  pes  82. 
Portis,    Leonardos    de,  ^de  iisdterHo 

tt.  s.  w.  15. 
Poseidonia,  Silbermtin^e  674. 
Poseidonios  64. 
PoUnmün^en,  syraküäanische  663,  i*, 

karthagische  426  f.  432. 
tIov£\  8.  miten. 
Ffqefeciui  urbi  führt  die  Oberaufsicht 

über  Mafs  und  Gewicht  115. 
Prftdestc,  Schwerkupfer  681  f. 
Priene,  Athenatempel  566,  3*. 
Priscianus  de  figuris  numerorüm  13. 
nourrueav  fvJlov  Ttfjx^s  617,  3.    Vergl. 

Elle  1. 
U^oxos   tauromenitanisches  Hohlinafs 

658  f.  657, 1*. 
Prokopios  emendiert  569, 2*. 
Ptolemäer,  System  der  Maße,  Gewichte 

und   Münzen:   s.  Inhaltsverzeichnis 

zu  §  53.  54,  Ptolemaikhes  Langen- 

mafs  61,  Ptolemäische  Währnng  in 
.   Syrien  596  f. 
nioUfia'ütov  taXavxov  643, 1*.  VcrgL 

Taieüt  25. 
t^tolemälscher   (ItxoXofidtHo^)  Ftifs  in 

Ägy{)ten :  s.  Fnfs  9. 
Ptolemäischer   (PloUmeicus)  TdCb  in 

Gyrenaica:  s.  Fnfs  10. 
Ptolemäos  II  Philadelphos  648  f.  607. 
Ptolemlos  Apion  651. 
JIovs  Längenmafs  28.  30.  31,  3.  34, 

vei'g].  Fufs;  no^  yeucos:  s.  ilort 
'hvyfAoto^  37. 
Hvy/irj  Langerimafe  36  f. 
Uvyoiv  Längeomars  28.  36.  351.  612. 
Pyk  belady  619,  i. 
Pythagorals  33.  '45. 


Pythios,  Enkel  des  Krdsos,  191. 
Pythisches  SUdfon:  s.  MdldH^ 

^'      . 

Qa  babylonisches  Holilmats  3)1,  l^ 
392,  5* 

Qab  hebräisches  Hofalmaft  451.  Veigi. 
Kflfb. 

^Rz  arabSsdies  Hohfiteafe  479. 

Qdneh  hebrSiftche  finte  443,1*.  444. 

Qanu  babylonische  Rote  3841  3M. 
'444,  quadratisches  Mafe  390  f. 

Hdt,  Handbreite,  Mbyloufsdi^  Iib 
386  f.  390. 

Quitdh  hebratl/<flieBSnbei:gewfelit460. 
Vergl.  Kesita. 

"Quadrant »  74  des  öm  144. 146  f.  HS. 
des  Fuftes  76,  1*.  716,  de«  Sexti« 
1 1 6,  i'^.  1 18 ;  Kupfermünze  im  UbnI- 
fuüs  262  f.  265,  Ansidün^bAg  Mit  der 
Redaktion  des  Asses  28t.  193,2, 
Wertbestimmung  299,  AusmAozoi^ 
in  der  Kaiserzeit  313.  315,  im  N. 
TesUm.  erwähnt  605.  606;  Nonitkil 
des  italischen  Scbwerkopfen  68t 
683,   des   etnirischen  688.   Vef|i. 

Quadrantal  römisches  Hohhoifls,  der 
Absicht  nach  gleich  demlobns  d^ 
Fobes,  113  f.  116. 

Ouadrattu  pes:  s.  pes. 

ThiadrigaU  (denarü)  286. 

Quartarius  Hohlmafs  104.  1(6  f.  HS. 
121,  «*.  122.  638. 

Quatemio  Viertel  d^s  kram  301 

Qoeipo,  Essai  sur  las  systhMs  nArr- 
4u6s  U.  8.  w.  20. 

^Qtänärius  Silbermünze  268.  Üt.  IST. 
Wertbestimmung  299.  Anmtoxat$ 
in  ider  Kaiserzelt  313.  321,  unfer  W>- 
cletian  330;  etnirische  SilberaABie 
'688. 

ifü(ncuhä;  »  ^11  des  as  145.  \^U 
des  Fufees  76, 1*,  des  Sextars  119; 
Nominal  des  Schwerkupfers  tob  Bi- 
tria 683.   Vergl.  Ttsptoyioap. 

Quineussis  Nominal  des  etmrisekf 
Schwerkupfers  688. 

iUper,  Bnqu&y  üito  Ike  iwaiio^  «^ 

*M«  R<^Un  fooi  18. 
Hästa  germadsches  WegmaCs  6831. 
Ratio  sesterUaria  276, 1*. 


REGISTER. 


787 


Rauduiy  rmtduseukim,  155.  Vergl.  aar. 
Refenbogen-Schflsselchen  Goldmüose 

Rherion,  SflbermAiixe  659,  l*. 

Rhodos,  Mflnzwesen  561—563,  rfao- 
dische  Drachme  288.  562  f. 

^Jhjtri  Zuschlag  bdm  Abwägen  135  f. 

Rinder  dienen  in  ältester  Zeit  rar  Wert- 
bestimmong  163  £  254.  258. 

Ringe  Ton  Gold,  anf  bestimmte  Ge- 
wichte ausgebracht,  drkuUeren  als 
Wertmesser  375.  377,  desgleichen 
Rinffe  Ton  Silber  406,  l*. 

J^  talmudisches,  dem  Philetarischen 
Stadion  entsprechende«  Wegmais  445. 

Bo  ägyptisches  Hohlmafo  370, 37 1,  ver- 
glichen mit  dem  jfingeren  proTin- 
sialen  Malse  642. 

Roma,  G6ttin,  auf  römischem  Schwer- 

'  kupfer263,aufderSUbermflnze268f. 
286,  auf  der  Kupfermünxe  282. 

Rom6  de  llsle,  Mitrologie  18. 

Römische  Mafse,  Gewichte  und  Mfinzen : 
s.  InhaltsTerseichnis  xu  §  U— 14. 
17.  18.  20.  21.  33—40. 

Ru(iBland,Marsstäbe  zur  FeldTcrmessung 
617, 1* 

Rute  hebräisches  Längenmaß  443  f. 
597  f.,   Quadratmab   598  f.    Vergl. 

H. 

Sa  ägyptisches  Hohlmars  369, 4^  370,1'*'. 

Saa  babylonisches  Hohlmars  392,4'*'. 

Saatenmars,  (Mo^^fioe  fto^ios,  Feldmafo 
der  Provinz  Ägyoten  616  f. 

Sabbatweg  hebräisches  Wegmafs  444  f. 
602. 

Sabitha  syrisches  Mafs,  dem  Saton 
gleich,  585  f.  631. 

Sagunt,  Silbermönze  690  f. 

Saigey,  Ttaiti  de  mStrologie  19. 

2eSrri9  thebanisches  Hohlmars  542  f. 

Salamis  auf  Kypros  558.  655. 

Salmasius,  ConftUaUo  u.  s.  w.  17. 

Salomo  458. 464  f..  Salomonischer  Tem- 
pel 443. 

SaUuM  Flächenmafo  85  f.  88. 

JSafMUva  552. 

Samos,  Längenmafe  46.  551  f.,  Mfinzen 
552,  Heräon  496.  527.  551  f. 

Sanherib  465,  7. 

Saqal^  shäqalf  wägen,  zahlen,  405. 

Sargon  404. 

Saros,  itn",  in  der  babylonischen  Sexage- 
simalrechnung  381 — 385. 
Halttok,  Metroloii«. 


Saia  ägyptisches  Feldman  361,  l'*'. 

JSareuor,  ^ofiuO&v,  600,  S'*'.  601,1. 

2axißa  Feldmafs  der  Provinz  Palä> 
stina,  dem  cn6o*fws  fMutt  gleich, 
599,  !♦.  600  f. 

Saton  1.  phönikisches  Hohlmals  412. 
413.  414.  4151  515.  558.  631  f.,  in 
Syrien  gebräuchlich  588.  590,  wahr- 
scheinlich auch  in  Karthago  tiblioh 
416. 656.  2.  Übertragung  desMafoes 
in  das  äginäische  System  504  f.  8. 
Zuordnung  desselben  als  dnes  pro- 
vinzialen  Jiodius  zum  attisch-sicili- 
schen  Modtus  655-^7.  VerffL  Mo- 
dius  9.  4  Hebräisches  HohlmatSs, 
dem  phönUdschen  gleich,  im  N. 
Testam.  erwähnt  602.  Vergl  im 
Obfigen  Sea  und  Modius  8.  6.  JS^- 
vov  bei  Epiphanios  das  Doppdmals 
des  vorigen  455.  ^  ^ror  vy^, 
Bezeichnung  des  Bath,  587.  7.  JSce 
ror  gleichbedeutend  mit  carißa  600. 

Saturn  in  UqtUdU  587.  VergL  aa- 
Tor  6. 

Savot,  Düeaurt  iur  U$  midaHU$  an- 
tifues  17.. 

Scahger  da  re  nummaria  16  f. 

Schafe  dienen  in  ältester  Zeit  zur  Wert- 
bestimmung 254.  258. 

Schiff  Wappenbüd  Roms  263.  282. 

Schoinion  ägyptisches  Längen-  und 
Feldmafs  38.  358  f.  361  f.,  unter  den 
Ptolemäem  und  Römern  608  f.  612  f. 
614—617.  622. 

Schoinos  ägyptisches  WegmaCi  39.  51. 
52.  58.  60  f.  358,  1*.  362—366.  478, 
unter  den  Ptolemäem  und  Römern 
607. 612  f.,  dem  persischen  Parasang 
gleichgesetzt  570,  zu  32  kleinasia- 
tischen  Stadien  bestimmt  570  f.,  auch 
als  hebräisches  Mals  nachweisbar  446. 

^hßos  Feldmafs  von  Herakleia  668  f. 

Schritt,  natarliches  Längenmab,  dient 
zur  Bestimmanff  des  Stadions  52 — 
56,  bestimmt  die  römischen  Weg- 
miise  79— 81.97.  Verschiedene  An- 
sätze der  natOrUchen  Schrittlänge 
53  L  364  f.  383.  437,  4%  insbeson- 
dere nach  gemeingriechischem  Mafse 
497,  nach  philetärischem  607  f.,  nach 
hebräischem  445. 446  f.  60 1,  ^.  Vergl. 
ßl^fta  und,  anlangend  den  zu  der 
syrischen  Meile  gehörigen  Schritt, 
583  f. 

Schrtttstadion:  s.  Stadion  5. 

Schwerkupfer,  römisches  255— 263,  ita- 
47 


788 


RK«STBB. 


litchM  680—684,  etmfMlie«  681. 
686  f.  688,  tidUaciiM  662.  Ver^l 
aes  grave  und  Kapfcr. 

Serijmktmmm  ^m  des  ms  146. 149,  des 
Jagenim  83,  i*.  84.  86.  98,  eioer 
InIbeB  GeBturia  87  f.,  des  Sextm 
119;  Z«iehen  X^lt  JHmldiwm  $eri' 
jmhem  149. 

Se  babylonSschet  Hoblmars  391,  l*. 
39t,  4*. 

Se«  bebraisebes  HoUmafs,  dem  phö- 
nikischen  Saton  gldcb,  449 1  462. 
464.  456* 

Seebzigttel,  ninHeh  des  Mtrit,  baby- 
loniBches  Hoblmafo  392  f.  394.  412. 
413.  452.  466,  persiaehea  Hohlmara 
480.  482,  bildet  die  Norm  auch  für 
daf  syrische  Mafs  685;  Überleitung 
in  das  attiscbe  Sptem  606.  609, 
Yergleieb  mit  dem  Sextar  609. 615— 
517.  518  f. 

Sechzigste!  der  Mnasls,  kyprisches  Hohl- 
mafs,  559. 

Sechzigstel,  nämlich  der  Mine,  baby- 
lonisches Gewicht  397.  398,  schwe- 
res ond  leichtes  400.  404,  schweres 
417.  Vergl.  ShekeL 

Seetmdae  partes  Sekunden  381. 

Seisachthie  in  Athen  200  f. 

^rfHaiuetOy  geeichte  MaGie,  100. 

Seieukeia,  Gewicht  590. 

SeUbra  155. 

Sembeüa  276,  S*. 

SenUcongiui  116.  118. 

Semipes  76,  1*. 

Semi4,  semüHs  ■=?  */>  ^^  ^  ^^  ^^ 
Fofses  76,  1*.  716,  des  Solidns  328; 
Kupfermfinze  im  libralfufii  262  f. 
265,  Attsmflnzung  seit  der  Reduk- 
tion des  Asses  281.  292,  Wertbe- 
Stimmung  299,  Ausmünzung  in  der 
Kaiserzeit  313.  314 f.;  Nominal  des 
italischen  Schwerkupfers  680—682, 
des  etrurischen  688.  Vergl  ^fUL- 
t^p.  Zeichen  der  Hälfte  146.  263. 
288,  auf  etrurischen  Minzen  688. 

Semodius  116.  121.  122.  657,  2*. 

Semuneia  «  ^/u  des  as  146.  148  f., 
des  Fufses  76,  i*;  Nominal  des  etru- 
rischen Schwerkupfers  688.  Zeichen 
147  f. 

SemuncialfuCs  291  f. 

Senat,  Münzrecht  zur  Zeit  der  Repub- 
lik 302.  304,  in  der  Kaiserzeft  be- 
schrankt auf  die  Kapferprigung  304. 
305.  318.  324. 


Scnkerefa,  Ma&tafel  383-387. 

Septkniiis  Sereras  312. 

Septunx ^''/ii  des  as  145,  dts  Sex- 
tars 119,  des  GoUpfuodes,  tepltrnz 
auriy  300,  1*. 

Sereth  hebriische  Spanne  443. 

SerraH  (lienarii)  287.  691. 

Serrios  TuUius  266.  267.  270,  i* 

SeicuneU  mm  ^j%  des  m*  146,  des  Foftes 
76,  1*;  Kspfersunze  im  Senoneial- 
fufse  292,  «♦. 

S9$qu^pei  77,  1*. 

Sestertia,  nämlich  mtlMi,  294. 

Settertium  Rechnunffssomme  zm*  Zdt 
der  Republik  2961.,  in  der  Uier- 
aeit  3U.  824,  b^  326. 

Sesteriiuty  nämlich  numtmus^  Silber- 
mOnze.  Bedeutung  des  Wortes  imd 
des  Wertieiehens  IIS  oder  HS  274. 
276.  296,  Formen  des  Wortes  bei 
der  Geldrechnung  293 — 297.  Erste 
Ausprägung  268.  282,  spätere  seit 
der  HedtÜLtion  des  Deoars  281.  Der 
Sesterz  ist  seit  Einfäluning  des  SU- 
bergddes  der  Vertreter  des  froheren 
Mbralen  Asses  276,  WertbestinuiHiBg 
282.  299,  Einteilung  in  Zehntd  276, 
1.  Seit  Angustus  in  Kupfer  ausfe- 
raüüzt  313 ,  später  in  Messing  314. 
Dem  ältesten  Sesterz  entspricht  eioe 
etrurische  Silbermünze  688. 

SetterUtu  pes  75  f. 

Sesterzrechnung  292—297. 

Set,  iäU,  ägyptische  Gewichte  373, 1*. 

Seyerus  Alexander  319. 

Sexagesimalrechn^ng  der  Babyloinef 
381—387,  der  Ägypter  bei  der  Ten 
lung  des  Hohlmafses  und  des  Ge- 
wichtes 370  f.  374,  l^  dergriechischea 
Astronomen  381. 

Sextant  ^^lü  des  <u  144.  147.  148, 
des  Fuises  76,  l^  des  Sextars  118  f.; 
Kupfermünze  im  Libralfufs  262C  Stt« 
Ausmüozung  seit  der  Redaktion  des 
Asses  281,  Weribesttmmung  299; 
Nominal  des  Schwerkupfers  tob  Ha- 
tria  683,  des  etrurischen  Schwer- 
kopfers  688.  V^ergl.  ^o?. 

Sextam,  Hälfte  der  Elle,  proTiniialei 
Mafs,  621. 

SextanUrfufs  289  f.  282. 

Sextariusy  S^irrrjs,  1.  römisches  Hohl- 
maß 103.  107. 114. 116f.  118.111t  <• 
122. 368. 394, 3. 412.  505. 506. 586 C, 
von  den  Römern  in  Ägypten  eiof^ 
fährt  625,  hispanisches  Ma(^  ^ 


REGISTER. 


739 


Ttrglidien  mit  dem  ägyptischen  Hin 
nnd  babylonischen  Secbzigstel  368. 
509.515 — 519»  mildem  hebriischen 
Log  449.  453.  602.  Einteilong  des 
Sexttrs  118  f.  8.  Syrisch -alexan- 
drinischer  Seitar  454,  l*  585—590. 
683b  670,  in  Pontos  üblich  573— 
575,  BeziehniM^  zum  sicilischen  oder 
pfOTinxialen  Modios  657,  auch  ko- 
ar^tos  genannt  630,  i*.  8.  Hov- 
Tuto^  (icTrjS'»  4  Sjrrisch-alexandrini- 
sehen  Sextaren  716.  4.  Semtartus 
Beieicbnung  des  attischen  Ghus  oder 
römischen  Gongins  und  des  doppelt 
so  groisen  hebräischen  Hin  bei  Hie- 
ronymns  631.  716.  6.  Sd^rtjs  klei- 
nes asiatisches  Hohlmafs  —  V>  ^^ 
tyle  572  f. 

SexhilM'^^lit  des  «#  145.  149,  Zei- 
d^n  147  f. ;  dmae  oder  hinae  sex- 
iuhe  147  f.  149  ;  dimidim  seatmia 
ebenda. 

Shekel,  sheqel^  cIhIoQj  ciyXoe,  L  vor- 
derasiatisches Gewicht  405.  400,  l^ 
als  Zahlungsmittel  in  Barrenform 
165.  406.  VergL  Sechiigstel  und 
Stater.  2.  Bedeutung  des  Wortes 
als  'Doppeltes'  423.  459  f.  487.  8. 
ShekelUoldes,  babylonischer,  schwe- 
rer und  leichter,  405  f.  408  f.  486, 
zu  Salomos  Zeit  auch  in  Palistina 
übfich  465;  der  scbwene  Shekel  Gol- 
des regelt  die  syrische  Silberprigung 
592  f.,  erscheint  bei  Homer  als  %ti- 
Xavxov  128 f.;  der  leichte  Shekel 
wird  in  der  Mfinse  zum  Dareikos  und 
Stater  (eoboiscb- attischen  Fufses): 
TergL  diese  Worte.  4.  Shekel  Sil- 
bers, babylonischer,  schwerer  und 
leichter,  404  f.  408 f.;  der  leichte 
Shekel  halbi^  zum  modischen  Si- 
glos  487 ;  AusmAnsung  des  schweren 
und  leichten  Shekels:  vergl.  Stater. 
5.  ShdLcl  Silbers,  assyrisdier,  dem 
medischen  Siglos  gleich,  46.5 ,  i*,  6. 
Shekel  Silben,  phönikischer,  schwe- 
rer und  leichter,  417,  schwerer  418— 
420.  leichter  423.  7.  Karthagischer 
Sheiel,  der  phdnikiscben  DrMhme 
gleich,  423.  429.  432.  S.  Hebräi- 
scher oder  Mosaischer  Shekel  404. 
457—460. 4671. 468-473,  auch  She- 
kel des  Heiligtums  genannt  459. 460. 
603,  oder  der  heilige  {cüilos  o  Sytot) 

.  466.  470,  Silbermüttze  seit  der  Zeit 
der  Makkabaer  603.  604.  605  f.;  die 


Bezeidinung  Shekel  bei  Zahlenan- 

rben  weggelassen  423.458. 604«  h*. 
Hebräischer  leichter  Shekd  460. 

462,  von  den  Rabbinen  gemeiner 
Shekel  genannt  466.  10.  Shekel 
Goldes,  Mosaischer,  458.  459.  473. 
U.  Shdcel  nach  dem  königlichen  Ge- 
wichte, kleines  hebräisches  Gewicht, 
463  f.  12.  Shekel  vielleicht  auch 
kyprisches  Gewicht  560,  \*.  13.  She^ 
kel  Kopiers,  volkstfimlieher  ägyp- 
tischer, 380.  649  f. 

Shoqel  babylonisches  Gewicht  405,  he** 
bräisches  457,  karthagisches  420,2, 
SUbermteze  der  Makkabaer  603. 
Yergl.  Shekel. 

SidUeus^^l^  des  oi  145.  149,  des 
Fofses76,  i*  des  Sextars  119.  Zeichen 
147  t 

Sidlien,  Mafse  654—659,  Gewichte  und 
M6naen  259f.  275  f.  659-667,  Tem* 
pelbanten  496.  654. 

Sithu  Bezeichnung  des  (schweren)  he- 
bräischen Shdcels469.  Yergl.  tf^W. 

^üfoMos  535. 

Sidon,  Gewicht  417,  i'*'.  546.  592,  Sil- 
berm6nze  594. 

Siebenundeinhalbstaterftifk  418. 

Siglos,  medischer,  persische  Silber- 
mönze,  die  Hälfte  des  leichten  ba- 
bylonischen Silberstaters,  176. 486— 
488.  492  f. 

JSüilorj  0üdo£^  hebräischer  Shdcel, 
schwerer  oder  leichter,  460,  i*.  4*. 

463,  s*.  473  f.;  crAciU»  Bezeichnung 
des  schweren  Shekels  468,  i*.  469  f., 
des  leichten  470. 

SUberfollis  341.  344. 

Silberwährang  in  ihren  Beziehungen 
zur  Goldwährung  179—173.  Silber- 
währung in  Athen  226.  230,  in  den 
Diadochenstaaten  247,  in  dem  Reiche 
Alexanders  neben  der  Goldwährung 
einhergehend  246— 248.  Silberwäh- 
mng  nnd  Kupferwährung  in  Rem 
neben  einander  279—281. 289^291, 
vom  2.  Jahrb.  v.  Chr.  bis  zum  Ende 
der  RmbHk  reine  Silberwährung 
291.    Vergl.  Goldwährung. 

SiHqua  Gewicht  seit  Gonstontin  150. 

SiU^ua  omri  Silbermflnze  seit  Gon- 
stanUn  331t  341—348. 

«lins,  P.  und  M.,  Volkstribnnen,  114. 

Simon  der  Makkabaer  603. 

JSnfj^  fiäBiftPüQ  104. 

Smyma,  Gewichte  575—577. 

47^ 


740 


REGlSTra. 


JSmma^ov  Feldmals  der  ProTinx  Agyp- 
tai  617. 

Sold  der  griechischen  Soldaten  193,  §*, 
dtf  römischen  263.  290  f. 

Sotidm  Qoldmfinie  seit  Gonstantin, 
gleich  >/ti  Pfand,  327-329.  34411 
348,  als  Talent  gerechnet  338.  SoUdi 
obrysiaHZ29,  Solidns  als  Gewicht, 
ehenialU  gleich  Vit  Pfnnd,  IM. 

Solon,  Mafji-  Gewicnts-  und  Mflniord- 
nung  70  C  135-137.  200—207. 173. 
506—514 

Sam  Handbreite  der  ägyptischen  Elle 
351. 

Sossos  in  der  babylonischen  Sexagesi- 
malrechnung  381—386. 

Spanne,  Hälfte  der  Elle,  ägyptisches 
Mals  351,  hebräisches  443.  602,  per- 
sisches 475,   griechisches:   s.  ^nt- 

Sparta,  Ackermafs  sn  Lyknrn  Zeit 
534, 2^  HohlmaCB  nnd  Gewicht  (igi- 
näisches)  191. 499  f.  533--536,  eiser- 
nes Geld  534—636,  Silber  v.  Knpfer- 
prägnng  536. 

.Sni^a/Mfi  Ungenmafo  29  f.  34,  Phile- 
tarische  612  f.  Yergl.  Spanne. 

^6(H/M0S  fw8w£  FeMmafe  der  ProTinz 
Ägypten  —  V>  Jog^nun  699.  616  f. 
619;  seine  Benehnng  »im  koitrmuu 
modhu  616.  629  f. 

Stadialis  ager  81, 3^ 

Stadion  L  griechisches  WennaGB  von 
600  Fnfs,  der  Länge  der  Rennbahn 
entsprechend,  28.  32— 34.  2.  Babj- 
lonisdies  Stadion,  Wegmafo  Ton  3o0 
£Uen  oder  240  SchriH  32  f.  383. 385. 
386.  390,  an  griechischen  Tempel- 
bauten nachgewiesen  389.  S.  Sta- 
dion des  gemeingriechiscfaen  FuOms, 
entwickelt  ans  der  Gleichung  der 
babylonischen  Rote  (■■  6  Ellen)  mit 
der  griechischen  Ak&na  (mm  10  Fufe), 
ebenfalls  gleich  240  Schritt  (der 
Schritt  also  gleich  2>/t  FnCi)  47  f.  53. 
497.  4.  Das  tlbliche  griechische 
Wegmafe,  d.  i.  das  Stadion  schlecht- 
hin, ist  an  kein  besthnmtes  Fnfe- 
maCs  gebunden,  sondern  wird  nur 
nach  dem  nattirlichen  Schritte  mehr 
oder  minder  genau  gemessen  oder 
abgeschitzt42— 45.50--66.  6.  Die 
mittlere Linge  dieses  Schritt-  oder 
Itinerarstadions  lifM  sich  ut- 
nihemd  bestimmen  und  istschon  von 
F^ratosthenes  in  eine   angemessene 


Gleidrang  lum  igyptisch-Ptolcmäi- 
schcn  Halse  gesetet  worden  56—64, 
Stadion  des  Eratosthenes  46. 
62.  64t  60—64.  Beziehung  des 
Itinerarstadions  zum  Parasang  477. 

6.  Olympisches  Stadion,  die  Lrage 
dtf  Rennbahn  Ton  Olympia,  gkidi 
600  olympischen  Fufe,  33.  530;  Tcr- 
schieden  tou  dem  früher  sogenannten 
olympischen  Stadion  mm  ^  dtr  rö- 
mischen  MeUe  (rergl.  Nr.  7)  48  L  66. 

7.  Stadion  des  attischen  FuGms  69, 
aditmal  Inder  rdmiseheoMetleenttial- 
ten,  daher  auch  AchtelmdlenstadioD 
genannt,  49.  63.  64—66,  auch  rtei- 
sches  Entfemungsmafe  (—  626  rö- 
mischen Fnis)  81  L,  von  Gensoria 
Stadium  ItaUeum  genannt  48,1*. 

8.  Pythisches  Stadion,  Ton  Ceosorin 
zu  1000  Fufe  bestimmt,  48,S.  66,4. 

9.  PhUet&risches  und  Ptolematsches 
Stadion,  Wegmafe  Ton  600  ^cich- 
namigen  FoCb  oder  400  babytoatsch- 
igyptischen  Ellen,  668.  607.  612  L 

10.  Persisches  Stadion ,  dem  baby- 
lonischen gleich,  477  L  IL  H^ii- 
iscbes  Stadion,  dem  Philetirisdien 
ffleich,  445.  447.  601  f:  12.  Stadion 
des  sogen,  kleinen  asiatischen  FnfiMs, 
7V*mal  in  der  römischen  MeUe  ent- 
halten, 669.  IS.  Stadion  von  60O 
rdmischen  FuGi  620.  14.  B^yk>- 
nisdies  Feldmafe  390L  16.  Nach 
Herodot  ägyptisches  Feldmab  368»  i. 

JStiywr  150.  327. 

Stater,  atoT^^,  L  ▼ordetagiatiaches 
Gewicht,  gleichbedeutend  mit  Shdttl 
132.  a.  Stater  Goldes,  babyio- 
nischer,  schwerer,  als  Gold-  oder 
Elektronmünze  ausgebracht  174,  ins- 
besondere als  pbokatacher,  kyakcai- 
scher  und  lampsakemscber  Staler: 
s.  Phokfta,  Kysikos,  Lampsakos,aneh 
als  G<^dmfinze  tou  Ghios  653  1; 
leichter  Stater:  vergl. unten  Nr. 6—0. 
S.  Stater  SUbers,  babylonischer,  als 
Silbermünze  ausgebracht,  schwerer 
176. 404,  leichter  176. 176. 186. 404, 
im  nmischen  Reiche  484. 486 1 487, 
nach  dem  Exil  auch  in  Palastiaa 
übUch  466;  schwerer  und  leidder 


Stater  in  der  karthagischen  j 
425;  leichter  St.  in  Kerkyra  655,  4, 
in  Etmrien  686  f.,  als  Gewicht  ia 
GalKen693.  4.  PhöniUscher  Stater 
418,  schwerer  und  leichter  in  4cr 


REGISTER. 


741 


karthtgiseheD  Mfinze  425.  &.  Krd- 
sischer  Goldstater  177.  183.  186  f. 
578.  6.  Penischer  Goldstater  484  f. 
YergL  Dardkos.  7.  Attischer  Gold- 
stater 173.  210.  212.  224.  226  f.,  in 
Syrakns  seit  Agathokles  667,  Glei- 
chmig  mit  der  etmrischen  Mdnse  des 
4.  JahrbQDderU  687  f.  8.  Makedo- 
nicher  Goldstater  attischer  W&hnmg 
236. 242  f.  246  f.,  iotematioiiale  Gou- 
rantmünze  247  f.  250.  300,  s*,  in 
Syrien  ansgeprigt  596  f.,  Vorbild 
aach  für  germanische  Goldmünxen 
695.  9.  Tarentinischer  Goldstater 
attischen  Fufses  675  f.     10.  Gam- 

fanischer  Goldstater  phönikischen 
nbes  677  f.  11.  Karthagischer  Gold- 
stater im  Gewichte  von  10  kleinsten 
Goldeinheiten  427.  433.  12.  Agi- 
näischer  Silberstater  190.  192.  198. 
199.  502.  716.  IB.  Korinthischer 
Stater,  Silbermünse  im  Gewichte  Ton 
2  euboisch-attischen  Drachmen,  aber 
in  3  eigene  Drachmen  n.  s.  w.  einge- 
teilt^ 203.  540  f.  660  f.  14.  ^irr^^ 
datdXir^^  s^rraknsanische  Silber- 
mflnse  im  Gewichte  von  2  attischen 
Drachmen  660.  664,  l*y  Wertäqni- 
Talent  von  10  Litren  Kupfers  661  f. 
664.  15.  SilbersUter  Ton  Tarent 
(vovfifios),  an  Gewicht  dem  Uteren 
korinthischen  Stater  gleich,  675  f. 
676, 1*.  16.  SObersUter  der  ach5i- 
schen  Stidte  Grofogriechenlands,  dem 
korinthischen  Stater  verwandt,  674. 
17.  Thebanischer  und  böotischer  St 
544.  18.  J^ofT^  Bexeichnun|  des 
attischen  Tetradrachmons  212,3*,  des 
Tetradrachmons  phönikischer  V/ih- 
mng  in  Palistina  604  (vgl.  Sbekel  8), 
des  Billontetradrachmons  in  Ägypten 
650.  19.  AaTi7f  Beseichnung  der 
Drachme  in  Kyrene  651—653  (vgl. 
Sbekel  7).  20.  Abgektkrzte  Beieich- 
nung  143. 

SUthmische  Unzen  1 1 1,  l'*'.  Ysl.  uneia. 

StatiHus,  FnCnnaliBstab  auf  semem  Mo- 
numente 89, 2'*'.  S*. 

JSt'«^paf77f>o^ov^^jl/ia/ 135,8*.  201,1*. 

^vBifM  ncvs  113,2*. 

Stier  athenisches  Mfinzbild  200.  207. 

Stiflshfitte  443.  445.  459. 

Strabo  59  f.  65. 

SukkaUu  405,3*. 

Sulla  297.  301 

Sui,  d.  i.  Sossos,  384. 


JSv/iLßoXa  Mustermafse  100. 
Syrakns,  Mflnswesen  659 — 667. 
Syrien,  Ma&e,  Gewichte  und  Mfinzen : 
s.  Inbaltsrerzeichnis  zu  (  51. 

T. 

Tacitus,  Kaiser,  323  f.  ^ 

7lxJlayT0f^:s.  Talent;  rc^ot^a  9ud  Zvyd 
405. 

Talent,  raXopror,  1.  Gewicht  im  all- 
gemeinen, Wortbedeutung,  Einteilung 
127 1  134. 405.  2.  Königliches  ba- 
bylonisches Talent,  schweres  und 
leichtes,  396-398,  leichtes  393. 409. 
410, 1*  als  flandelsge wicht  auch  in 
Persien  fibUch  489  f.  8.  Talent  Gol- 
des, babylonisches,  schweres  und 
leichtes,  400  f.  407-409,  zu  Salomos 
Zeit  auch  in  Palästina  üblich  465, 
leichtes  465.  466.  507  f,  578  f.,  das- 
selbe als  persisches  Gewicht  482— 
485.  489-495.  4.  Talent  Silbers, 
babylonisches,  schweres  und  leich- 
tes, 408 1,  leichtes  465.  466.  486. 
492—495.  5.  Assyrisches  Talent, 
ffleich  der  Balfte  des  leichten  ba- 
bylonischen Talentes  Silbers,  465,7* 
487,  3*.  6.  BaflvXtovtor  raXarrov 
bei  Berodot  205. 482  f.,  bei  Allan  und 
PoUux  488—490,  bei  Diodor  490,  l*. 
7.  Talent  Silbers,  phönikisches,  418. 
419  f.  8.  Talent  Silbers,  kartha- 
gisches, 428.  432.  433.  0.  Talent 
Goldes,  karthagisches,  432.  10.  He- 
bräisches oder  Mosaisches  Talent 
457--459.  465. 468  f.  472—474,  seit 
der  Zeit  der  Makkabier  604.  606. 

11.  Talent  Goldes,  Mosaisches,  473. 

12.  Talent  Goldes,  kleines  hebrä- 
isches, 464.  18.  Äginäisches  Talent 
194—197.  199.  501  f.  503  f.  716.  14. 
Euboisches  Talent,  ursprfinglich  Gold- 
ffewicht  486,  Talent  SUbers  bei  Bero- 
dot 483,  dem  attischen  gleich  203— 
207.  549.  15.  AtÜsches  Talent  135. 
203  f.  207.  208—210,  dasselbe  als 
Rechnungssumme  235 ;  Verhältnis  zu 
dem  babylonischen  Talente  Goldes 
507  f.  519.  16.  Attisch -römisches 
Rechnungstalent  (Denartalent)  205  f. 
252.  595.  605.  646,  als  Rechnungs- 
summe noch  in  später  Kaiserzeit  fib- 
lich  336,  unter  Diodetian  zu  4V> 
Pfund  Goldes  tarifiert  339.  11.  Ma- 
M^doPtHOP    ToXavTov    130/4*.     18. 


742 


REGISTEIt 


Cistophorentalent  581,  s*.  19.  Kili- 
kischet  Talent  583.  M.  Antiochi- 
scbes  Talent  591  594.  2L  An- 
Uochisehes  Holttalent  590.  591.  22. 
Tvrisebes  Talent  591  f.  594  f.  28. 
Alextndrinisches  Holltalent  642. 64  3C 
24.  Talent  Goldes,  Ptolemäisches, 
648.  26.  Talent  Silbers,  Ptolemi- 
isehesy  oder  Talent  Ptolemiischer 
Mfinze  643,  l^  646.  647—649.  26. 
Talent  Knpfers,  Ptolemiisebes,  130. 
648 1,  an  Wert  gleich  8  Ihrachmen 
Goldes  646  f.,  spater  gldcli  1  römi- 
schen Anrens  650.  27.  Talent 
Kupfers,  TolkstaBliches  igypUsches, 
649  f.  28.  Talent  Ton  3  schweren 
ShekelnGoMesl52f.,666.  2».  Ta- 
lent von  3  GoMstatcren  (d.  i.  leich- 
ten Shekeln  Goldes)  oder  yon  6  at- 
tischen Drachmen  Goldes  129  f.  152— 
154.  433  f.  490,  t^  666,  Wertglei- 
chung  mit  Silber  nnd  Kupfer  549  f. 
30.  Sicilisches  Goldtolent,  yieUeicht 
ursprflnglich  gleich  2  Goldstateren 

666,  später  gleich  1  Goldstater  oder 
24  Drachmen  Silbers  665  f.  667, 
WertäqmTalent  des  nächstfolgenden 
Knpfertalentes.  Vermatlich  galt  auch 
in  Tarent  der  attische  Goldstater 
gleich  t  Rupfertalent  675  f.,  vicl- 
leicht  auch  in  Gapna  der  Goldstater 
phönikischen  Fulses  677  f.  Yergl. 
unten  Nr.  34.  9L  Sicflisches  Kupfer- 
talent  tou  120  Litren,  an  Wert  gleich 
12  Didrachmen  Silbers  n.  s.  w.  (yergl. 
Nr.  30)  660i  661  f.  82.  Slciliscbes 
Talent  des  Aristoteles,  altes,  gleich 
24  Nummen  (oder  47»  Drachmen  Sil- 
bers) 660, 1*.  664.  666,  i*,  jöngeres, 
gleich  12  Nummen  660,2'*'.  664. 666,1*. 

667.  88.  Homerisches  Talent,  gleich 
1  schweren  Shekel  Goldes,  128f.  665  f. 
84.  Dareikos  als  Talent  betrachtet 
665.  85.  Der  römische  Aurent  gilt 
als  Wertäquiralent  eines  ägyptischen 
Kupfertalentes  650  (vergl.  Nr.  26). 
86.  Der  Constantinische  Solidos  als 
Talent  des  Denars  388.  87.  Talent 
nach  Diodetians  MOniordnung  dar- 
gestellt durch  das  Goldpfnnd  321. 
334.  336.  88.  Talent  von  130  rö- 
mischen Pfund,  der  phönikischen 
Mine  Silbers  xugehörig,  674  (yergl. 
oben  Nr.  7  und  Mine  6).  88.  Talent 
von  120  römischen  Pfund,  der  alt- 
aginüschen  Mine  xugehörig,  673  (vgl. 


Mine  11).    40.  Abgdtiinte  Beieidh 

nungen  143.  144. 
Talmud  und  seine  Erklärer  43( f.  44tL 

444  f.  446.  45a  4^2.  466. 
Tarent,   vermutliches   Feldaafo  668, 

HohlmaClBe  670,  Mfinzwesen  675- 

677. 
Tarraco,  Silbermflnxe  690 1 
Taurommion,  HohlmaCto  667—659. 
Tauschverkekr  in  edlen  MettHea.-  s. 

Metalle. 
T*€ba  Fingerbreite  derägyptisclien  EUe 

851. 
Teiluuff,  duodecimale,  des  Asses:  i. 

Bmchrechnung. 
Ten  ägyptisches  Gewicht  366.  372r- 

876.  379.  380,  verglichen  mitbtby- 

Ionischem  Gewichte  399,)*.  4091. 

519,  mit  dem.  Mosaischen  Sbekel 

47t  1,  nut  römischem  Gewicäte  618. 

Nominal  der  TolkstOmlichen  aotcr 

den   Ptolemäem   üblichen  Kopfer- 

rechmmg  649  f. 
TVfii  ägyptisches  HohlmaCs  im  Betrage 

von  20  Hin  369,  4*. 
Tenät  kleines  ägypt  Hohlmai8371,s.ll. 
tenedos.  Gewicht  552. 
Teos,  Goldmünzen  174. 
TVrnM  Goldmünse  im  Betrage  von  l 

attr§i  319. 
Teriiarius  HohlmaOs  121,  b*. 
Temneita  145,  i*.    Vergl.  Tfio». 
TB0aa^€at0<rT^  Xia  554  f. 
Tni(^  0W9V  500. 
TVroon?,  r^o^^v,  Yiertelmine  561. 

576. 
Tetartemorion    attische    Silben»öDse 

210.  211.  219.  234. 

T^a^or  Hohlmals  104.  638. 

J^^XfiOP  716,  ieiraekmum  252,  1*. 

Tetradrachmon  1.  attischer  (SoloniBcäer) 

Währung,  Sübermünse,  207. 209. 210. 

211  f.  235,  Ausprägung  213-217. 

220—222,  gleich  3  äfin.  DndiiMi 

Serechnet  536,  s*.  540.  %  Make- 
onische  Silbermünze  seit  Alexander 
244,  siciUsche  SUbermflnze  109,«^. 
424,  in  der  Prägung  von  Himcrt 
n.  s.  w.  in  Drittel  und  Achtzehntel 
geteilt  659,2*,  ähnlich  in  der  jünccfca 
spartanlsdien  Prägung  in  Sedistel 
536,  3,  welche  einerselta  der  korin- 
thischen Drachme,  andererseits  dem 
äginäiscfaen  TriobolM  entoprechea 
541.  536,  s*  a.  E.;  Wertgleichung 
mit  der  etmrischen  Münie  des  4. 


REGISTER. 


743 


Jahrh.  688.  8.  TetradrtelnDon,  das 
Yierfaduft  der  atUsch-röinischeD  Recb- 
niiDffsdrachnie  (vergL  Drachme  4),  in 
der  ProTinz  Asia  zeitweilig  za  nur 
'  3  Denaren  gesehätzt  251  f.,  nngewifs 
ob  noch  zu  Diodetiafis  Zeit  im  Um- 
lauf 338.  4.  Tetradrachmon  at- 
tischer Währuns,  makedonische  Gold- 
münze 243,  synsche  596.  5.  Tetra- 
drachmon phönikiseher  Währung, 
Silbermünze  in  Palästina,  603.  604. 
605,  s*.  6.  Tyrische  Silbermünze 
471. 595  f.,  7.  karthag^che  425. 426. 
8.  Tetradrachmon  Goldes,  Ptolemä- 
isches,  646.  9.  Tetradrachmon  Sil- 
bers, Ptolemäisches,  646,  wird  später 
zur  Billonmünze  650  f. 

IVt^ayvov  Homerisches  Feldmars  41  f. 

TVr^os,  ^lirient,  660,  Silbermünze 
Ton  Tarent  676. 

Ter^ff^Qiov,  d.  i.  Sesterz,  313. 

Trt^a&tem^^ov  Gold-  und  SUbermünze 
in  Kyrene  652. 

Tetrobolon  attische  Silbermünze  144. 
193,  S.  210.  211.  219.  235. 

Theben,  Hohlmafs,  Gewicht  und  Münz- 
fufb  542—544. 

Theodebert  I  329. 

TbeodosittS  328. 

Sd^ftoe  Gewicht  134.  150, 4^ 

Theseus  199  f. 

Thutmosis  m  374.  399, 2.  404. 

Tiberius  809. 

Tibnr,  Schwerkupfer  681  f. 

Timaos  429. 

Timoleon  664.  667. 

Tithraustes  494. 

Titus  309. 

Taphaeh  hebräische  Handbreite  443. 

ToSori^s,  d.  L  Dareikos,  495. 

Tr^au  309.  312.  313.  315. 

Tremissit  Goldmünze,  gleich  V*  ^^ 
Aureus  319  f.,  des  SoDdus  327  f. 

Tressis  a.  3  asses  145,  Kupfermünze 
281  f. 

Tresviri  aere  argmito  auro  ßando 
feriundo  268,  oder  monetales  302. 
305. 

T^ias,  d.  i.  quadrans  oder  ierunoius^ 
660,  Silbermünze  von  Tarent  676  f. 

TricBuis  -■  30  Oitet  145. 

TifiXIidvtMOv  106,1*. 

Tridrachmon  ist  der  leichte  babylo- 
nische SilbersUter  (vergl.  Stater  3) 
dem  ursprünglichen  Systeme  nach, 
und  auch  später  noch  im  Verhältnis 


zur.  phönikischeo  Drachme  (yergl. 
Drachme  10)  175.  178  f.  416  f.  693; 
Tridrachmon  phönikischen  Fofses  in 
Karthago  426. 426.  Der  korinthische 
Stater  (Didrachmon  euboisch -atti- 
scher Währung)  als  Tridrachmon  ein- 
geteiH  541. 

Tnens  «  V*  ^^s  tu  144.  146  f.  148, 
des  Fufiies  76,  i*,  des  Sextare  118; 
Kupfermünze  im  Libralfufs  262  f.  265, 
Ausmünzung  seit  der  Reduktion  des 
Asses  281,  Wertbesiimmung  299 ;  No- 
minal des  italischen  Schwerkupfers 
680.  682.  683,  des  etrurischen  688 ; 
Goldmfidze,  und  zwar  Drittel  des 
Aureus  319  f.,  des  Solidns  327  f. 
Vergl.  rnr^off. 

Trientalfufä  272-^279. 

Trihemiobolion    attische   Silbermünze 

210.  211.  219.  235. 
TgutbXhißov     attische    Kupfermünze 

228,2*   230. 
T^lfAexifOi    tauromenitanisches  Hohl- 

mat^  658  f. 
Trimodium,  trimodia  corbtda,  121. 
Triobolon  äginäische  Silbermünze  190. 

193,  5,  attische  144.  210.  211.  218. 

235;  karthagische  Goldmünze  426, 

Silbermünze  423.  425.  426;  Plole- 

mäische  Goldmünze  646. 
T(tloYB<hf  tarentinisches  Hohlmafs  670, 

8*. 

Tritemorion  attische  Silbermünze  210. 

211.  219.  234. 
T^iTsvS  Hohlmafs  106,2*. 
Triumviri  monetales  268, 2*.   "Vergl. 

tresviri. 
T^ßUov  Hohlmafs,  der  attischen  Ko- 

tyle  gleich,  102.  625,  i. 
TvQtov  vofiuffia  471.  594.  595,8*. 
Tyros,   Gewicht   und  Münzfofs   591. 

594—596. 

r. 

Uban^  Fingerbreite,  babylonisches  Mafs 
386  f.  390. 

Ulna  Längenmafs  77. 

Umbrien,  Feldmafs  671. 

Uncia  »  Vi>  ^^  ^  ^^'  149)  ^^ 
Fufses  75  f. ,  des  Jugerum  85 .  des 
Sextare  119,  der  Heraina,  d.  i.  ovyyUt 
fiBXQixri^  120,  des  Pfundes  144  (vergl. 
&vyxta)y  d.  i.  dyyia  0ta^ft$K^  1 1 1 » 1*» 
verglichen  mit  ägyptischem  Ten  518. 
5 19 ;  Wertverhältnis  der  Unze  Kupfera 


744 


kkiMi  CtUfriftf  UX  U4; 

•eil  icr  BeMdiM  4ct 
A<tce»t,  Wffffcgifi— Mg  »f ;  No- 
■iul  4cf  SchwcrinpCert  tm  Bttria 
663,  4t»  Hnhatkm  Schwerluplm 
668.  ZddM  icr  üase  146— Itö. 
363. 

VtiaHuU  281.  281  289—291. 

OJW«  ia  tidUKhM  Litrcfltjitca  660. 

(Her^  4.i.ifrvMK,  698,1. 
(/mtf  HoUmCü  U6t  118. 
UfiMk  in  Phnrgioi  572. 
Uten  IfypttKbM  Gewicht  372,  l*.  Vgl. 
Ten. 

y. 

VaUotiDiaD  1  328  t 

Valeotinian  IQ  340. 

Valerioi  Flacciia,  Gona.  86  v.  Ghr.,  292. 

Varro  277  f. 

rehpapi^  veUu,  etrariache  Müozaaf- 

achmten  685 1 
Verrina  Flaccaa  277—279. 
Fersus:  a.  vortus, 
VeapaaUn  114.  123.  309, 4^ 
Victoria,  Göttio,  auf  römiacher  Silber- 

m&nie  269.  286. 
FictoriaUu  Siibennünze  283.  287— 

289.  693,  Wertbeatimmang  299,  ver- 

matlicbe  Herleitang  aua  dem  campa- 

niachen  HfQnsfarBe  679  f. 
ViUalpandi  de  Honumis  GraecU  Hebrae- 

iiqu9  ponderibui  u.  a.  w.  16. 
FltapH  peraiache  Spanne  475. 
ViUlUna  309, 4^ 
Volci,  Goldm&nze  685. 
Volainii,  Goldmflnze  685. 
Voiaaioa  Maecianua  13. 
Forsui  altitaliacliea  L&ngen-  und  Feld- 

ma(^  32.  39.  671. 

w. 

Wllirunff:  a.  Ägina,  attiache,  baby- 
ioniaohe  und  phönikiache  Währung, 
Goidw5hrunff,  Süberwlbrnng. 

Wasaer-  und  Weingewieht  zur  Beatim- 
mungder  HohlmaOie  112—114. 124f. 

Wegatrecke  hebrSiachea  WegmaC^  446. 

Weihrauch  129. 

Wein  abgewogen  lur  Beatimmung  des 

PHohlmaC^ea  114.  118.  124  f. 

WeiC^id:  a.  Elektron. 


rktoi 

3»— 32S.  332— U».  337,  m  4ä 
Priguig  43L  Ttql. 


WcrtTcrliiltaia     1.  dea  GeUea  ■■ 
SUbcr:  c  6:t  hia8:l,   iHiHit 
iUeftes  462,  l^  K  9 : 1  leitwcai  ■ 
haue»  361,  e.  16:t,ieQa(aktiadB. 
teib  noMJfnf,  171 2».  2371 291 
461 1  463.  »13,  llanzTcriMitBB  ia 
Iarthaco428L,  m  Btniiei685L 
d.   tl^ :  t  ia  Griechenland  231, 
«.  11,90:1  ia  dea  beiden  letUca 
Jahrhondertea  aerRepvblik  ind  a 
Anfimg  der  KaiMncU  301. 306,  wci- 
cheaVerfaiitaia  daaa,  wdl  daa  Silber 
zur  Scheideaiioze  wird,  zn  10,31  bis 
9,375  :  1   aich   aiodifickrt  313,  f^ 
/.  12 : 1  Tidfitdi  fiblich  in  GriediCD- 
land  and  Itafien  154. 173.338.231. 
402,1*.  403,  in  Sictlicn  6«6t,  !■ 
der  Mftnze  tod  Syrakaa  667,  foo 
Tarent  676,  in  der  MAnae  Jdiaas 
331. 339. 347 ;  ^.  12*^ :  1  TirfMi  ib- 
Uch  in  Griechenland  und  Itabcn  iSOf. 
152 1 173.  239.  246. 306. 473. 549L, 
in  der  Ptolemaiachen  Mdue  647,  h, 
i2^k :  1  im  alten  Ägypten  379,  i 
13 : 1  in  Griedieniand  152. 173.238. 
550,  nach  Herodot  anch  ia  persi- 
schen Reiche  482.  484,  k.  il^l%'X 
das  normale  Yerhaltma  der  babylo- 
niachen  Währung,   152.  173.  176. 
180.  181.  237.  401—404.  486 1 493, 
l.  13,67:1   nach  DiocletiaDS  M4ai- 
Ordnung  337,   m,  13,84 :  i  ia  *« 
Mflnze  von  Chios  553,  n.  13,89:1 
unter  Gonstantin  380,  l*.  339,  o. 
14 : 1,  als  Maximum    f&r  GrieelieB- 
land  nachgewieaen  239,  p*  14,43 : 1 
unter  Gonstantin  und  spiter  330,  i . 
339,  1.  347,  g.  15 : 1  in  der  syriiw- 
sanischen  MOnze  (abwechsdoi  ait 
12 : 1)  667,  in  der  etruriachen  Mftaxe 
687,  r.  15,18: 1  zu  Ende  des  4.  a. 
Anfang  dea  5.  Jahrh.  n.  Chr.  330,  i*. 

.  336.  339  f.,  s.  15V«  :1  ^  ^^^ 
Zeit  25  f.  172,  t  17»^  :  1  in  der  er- 
sten römischen  Goldprigung  303,  «- 
schwankendes  WertTertifitnisjeaic* 
dem  Handelakurse,  in  Athen  tiil 
237—240,  im  makedonischen  Reiche 
seit  Aiezander  246 1  %  WeitTer- 
h&ltnis  des  Goldes  zum  Elektroa. 
4:3  in  Kleinasien  181-183.  187. 
578  f.,  annähernd  anch  in  derXüsie 


REGISTER. 


745 


TOD  Ghios  553,  S.  des  Goldes  zum 
Kupfer:  a.  3750 : 1  (folgend  aof  ein 
älteres  Verhältnis  von  2880:1)  in 
der  etruriscben  Münze  687,  b.  3600 
bis  3000 : 1  im  griechiseh-italischen 
Verkehr  153  fl,  o.  2880: 1  in  Etm- 
rien  154,  l*.  686,  d.  750 : 1  in  der 
Ptolemäischen  Mfinze  647,  e.  700 
bis  750 : 1  in  der  römischen  Mflnze 
der  Kaiserzeit  315,  4.  des  Goldes 
zom  Messing :  350  bis  375 : 1  in  der 
Münze  der  Kaiserzeit  315,  &.  des 
Elektrons  znm  Silber:  10 : 1  in  Klein- 
asien und  Griechenland  181  f.  183. 
187.  548,  annähernd  (10,62 : 1)  auch 
in  der  Münze  von  Ghios  553,  6. 
des  Silbers  znm  Kupfer:  a,  288 : 1 
in  Etrurien  685 — 687 ,  und  vermut-. 
lieh  überhaupt  im  griechisch  -  itali- 
schen Verkehr  153.  b.  250: 1  in  lU- 
lien  undSicilien  154.259.263—266. 
275,  insbesondere  in  Unteritalien 
675—677,  in  Gampanien  678,  in  Sy< 
rakus  662.  664,  c.  250  bis  230:1, 
annähernde  effektive  Verhältnisse, 
am  italischen  Schwerkupfer  nachge- 
wiesen,  680—684,  tf.  240 : 1 ,  nor- 
males Verhältnis  bei  Einführung  der 
römischen  Silberprägung ,  entspre- 
chend der  Wertgleichung  von  1  Scru- 
pel  Silber  mit  1  Ubralas  von  10  Un- 
zen Gewicht,  154. 259. 275,  e.  236 : 1 
in  Athen  am  Ende  des  5.  Jahrb.  v. 
Chr.  264,  l*,  f.  140  bis  120 : 1  in 
der  römischen  Münze  zur  Zeit  des 
Sextantarfufises  280  f.,  f.  112 : 1  des- 
gleichen im  Uncialfufse  281.  290, 
h.  125  bis  100 : 1  in  späterer  Kaiser- 
zeit 347,  t.  120 : 1  in  der  volkstüm- 
lichen ägyptischen  Kupjerrechnung 
650,  k.  80 : 1  im  alten  Ägypten  377, 
L  56  bis  80  :  1  in  der  römischen 
Münze  von  Augustus  bis  Severus 
315,  m.  60 : 1  in  der  Ptolemäischen 
Münze  647,  in  der  karthagischen  431, 
in  der  Münze  Julians  347,  n.  20 : 1, 
vermutlich  in  einer  Gattung  Ptole- 
mäischer  Landesmünze  darffestellt, 
650,  7.  des  Silbers  zum  Messing 
28  bis  40 : 1  in  der  römischen  Münze 
von  Augustus  bis  Severus  315,  8. 
des  Messings  zum  Kupfer  2 : 1  in 
der  römischen  Münze  von  Augustus 
bis  Severus  314  f.,  9.  des  Bilions 
zum  Kupfer  vielleicht  40 : 1  in  der 
Provinz  Ägypten. 


Wertzeichen  auf  Goldmünzen  des  Kö- 
nigs von  Syrien  Demetrios  I  596  f., 
auf  karthagischen  Gold-  und  Silber- 
münzen 427.  428,  auf  etruriscben 
Münzen  684—686. 688  f.,  auf  römisch- 
campanischen  Goldmünzen  679,  auf 
der  römischen  Silbermünze  268. 271  f. 
286,  auf  der  römischen  Kupfermünze 
261.  263.  281  f.  (kommen  seit  Au- 
gustus in  Wegfall  314  und  treten 
nur  vorübergehend  unter  Nero  wieder 
auf  315),  auf  dem  Antoninian  und 
der  späteren  Pseudosilbermünze  322. 
334  fT,  auf  der  römischen  Goldmünze 
unter  Diocletian  320,  seit  Gonstantin 
327,  auf  der  Silber- und  Kupfermünze 
unter  Diocletian  330.  333,  auf  dem 
Denar  noch  in  später  Kaiserzeit  343, 
auf  vandalischen  Münzen  335. 

Wurm  de  ponderum,  nummorumy  men- 
surarum  rationibus  19. 

X. 

Xenophon  51.  54.  59. 

Xerxes  491. 

S^nr^  römischer  Sextar  103. 104. 106. 

108,  Bezeichnung  auch  für  andere 

Mafse:  s.  sewtarius, 
Svlutov  laXavxov  591.  643» 
3t/Jlor  ägyptisches  Längenmaß  37.  52. 

364  f.  607.  611  f.  621. 

z. 

Zahlzeichen,  griechische  143.  556,  3*, 
römische  146.  297  (durchstrichene 
286,  5.  296),  etrurische  685  f.  688  f. 
VergL  Wertzeichen. 

Zankle,  Silbermünze  659, 2^ 

Zehnstaterfufs  418. 

ZehnunzenfuCs  des  römischen  Schwer- 
kupfers 259  f.   Vergl.  Libralfufs. 

Zeichen  für  Mat^  und  Gewichte  76. 
122.  142—144. 146—148,  insbeson- 
dere der  Drachme  576,  3*.  636,  '*y 
der  Hälfte  146, 3^  596,  des  Sestertius 
296.  Verfl.  Wertzeichen. 

Z^XoQ^  vielleicht  Bezeichnung  des 
kyprischen  Shekels,  560,1". 

Zemed  hebräisches  FeldmaGs  447. 

Zinngeld,  syrakusanisches.  662  f. 

Zamvoov  xalavxa  405,6^« 

Zwanzigstaterfnfs  418. 

Zwölftafelgesetz  257  f. 

Zvyov  verglichen  mit  Shekd  405. 


Draok  ▼<»  J.  B.  Hirsokfeld  in  Lfllpdg. 


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