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HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY OF TIIE
Classical Department,
HARVARD HALL.
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GRIECHISCHE UND RÖMISCHE
METROLOGIE
TON
FRIEDRICH HÜLTSCH.
ZWEITE BEAfiBEITUNO.
BERLIN,
WEIDHAimSCHE BÜCHHANDLÜNO.
1882.
HARVARDUNIVERSrrY,
Classteal Department.
Vorwort.
Zwanzig Jahre sind vergangen , seitdem die griechische und rö-
mische Metrologie in erster Bearbeitung erschien. Es war ein kurzer
Abrifs, für welchen die thunlichste Beschränkung nur auf das Alier-
wichtigste Ton Tomherein vorgezeichnet war. Das Buch hat auch in
diesem engen Rahmen und bei aller Knappheit, unter welcher be-
sonders der Anhang ttber die ausländischen und provinzialen Mafse
litt, freundliche Aufoahme gefunden , Grund genug für den Verfasser,
auch bei der erneuten Bearbeitung die frühere Gestalt des kleinen
Werkes im wesentlichen aufrecht zu erhalten.
Doch war es natürlich, dafs die zahlreichen und verdienstvollen
Forschungen, welche während der letzten Jahrzehnte auf dem Gebiete
alter Metrologie veröffentlicht worden sind, zu einiger Erweiterung des
ursprünglichen Hauptteiles, nämlich der Darstellung der attischen und
rOmisclien Metrologie, führten.
Ferner konnte die Frage nach dem Zusammenhange der griechisch-
römischen Mafee, Gewichte und Währungen mit denen des alten Ägyp-
tens und Babyloniens nicht mehr bei Seite gelassen werden. Wenn
nun trotzdem die frühere Anlage des Werkes bewahrt werden sollte,
so blieb nur der eine Ausweg, den Anhang der ersten Auflage der-
gestalt zu erweitem, dafs auf die dort einzufügenden Einzelunter-
suchungen in dem ersten, mehr dogmatischen Hauptteile verwiesen
werden konnte. Die Gliederung des zweiten, gewissermafeen ergänzen-
den Teiles ergab sich dann von selbst, wie in dem zweiten Abschnitte
der Einleitung kurz entwickelt worden bt.
Also nur im Zusammenhange mit dem ersten und hauptsächlich-
sten Teile und in Rücksicht auf die Erfordernisse , welche dort zu er-
füllen waren , bt die zweite Hälfte des Buches entstanden. Wenn die
einzelnen Überschriften das ägyptische, babylonische und andere
IV VORWORT.
Torderasiatische Systeme der Mafse und Gewichte auffuhren , so hat es
durchaus nicht im Plane des Verfassers gelegen einen Umrifs der
betreffenden Gebiete» welcher selbständig für sich gelten sollte, dar-
zustellen , sondern er hat bei jedem Abschnitte nur dasjenige aufge-
nonmien, worauf in dem ersten Hauptteile bei irgendwelchem An-
lasse zu verweisen war.
SelbstverständUch mubten diese letzteren Teile bereits erledigt
sein, ehe die eigentliche griechische und römische Metrologie zur Neu-
beart)eitung gelangte, und so ist eine ziemliche Reihe von Jahren
verflossen, bis das Ganze zum Abschlufs kam. Insbesondere sind
diejenigen Abschnitte, welche den vierten Teil des gesamten Werkes
bilden , in der Hauptsache im Jahre 1878 und dem nächstfolgenden
entstanden, und es konnten deshalb einige Abhandlungen aus dem
Gebiete ägyptischer und babylonischer Metrologie , welche erst später
erschienen oder in Deutschland bekannt geworden sind, nur insoweit
Berücksichtigung finden, als es ohne wesentliche Umgestaltung des
eigenen, bereits abgeschlossenen Textes thunlich war.
Dresden am 22. Juni 1882.
InhaltsYerzeiclmis.
Binleitiiiig.
§ t. Aoffftbe der Metrologie. Emteiluog des Stoffes S. l->5.
1. Allgemeines über Messen und Mause. Gebiet der Metrologie. 2. Ein-
teUnii« nnd Anordnung des Stoffes.
§ 2. QueUen S. 5—14.
t. MaÜBStlbe, Hohlmaiise, Gewichtstflcke , Mflnzen. 2. Metrologische
Schriften der Griechen, 3. der Römer. 4. Andere Schriftsteller des
Altertums. Inschriften.
§ 3. Neaere Litteratur S. 14—21.
1. Litteratur des sechiehnten und siebzehnten Jahrhunderts nebst ihren
Ausläufern im achtzehnten Jahrhundert 2. Periode der exakten Forschung
seit Ende des achtzehnten Jahrhunderts. 3. Böckh, Mommsen, Brandis,
Lenoimant und andere Forscher der jüngsten Zeit.
§ 4. Übersicht der wichtigsten neueren Mafs- Gewicht- und MQnzsysteme
S. 21—26.
Einleitende Bemerkungen. 1. Langen- und Flachenmafse. 2. DieKörper-
maf»e. 3. Die Gewichte. 4. Münzwährungen.
ERSTER TEIL.
IHe Ungern- Fllehem- und flohlmafise.
Erster Abschnitt Die griechischen Längen- und Flachenmafse.
§ 5. Das System der griechischen Längenmafse S. 27 — 34.
1. Allgemeines. 2. JaxrvXo^, naXatarrj, ani&aft^, 3. novs, nrjxv^j oq-
yvtOj 4. nXd&^, axadior»
§ 6. Übersicht der weniger gebräuchlichen LängenmaCBe . . . S. 34—39.
§ 7. Die Flachenmafse S. 39—42.
1. Die Anfange der Feldmeiskunst Die zehnfüflsige oMatvcu 2. Das
nXS&(^. 3. Die Homerische ywj, 4. Die ägyptische a(wv^ 5. Ver-
gleichung des altgriechischen Flächenmaises mit dem heutigen.
§ 8. Bestimmung der griechischen Längenmafee S. 42 — 56.
t. Die Frage über die Einheit oder Verschiedenheit der griechischen
Längenmalse. 2. Das Fuüsmalis. 3. MeT(^to£ n^p;s Herodots, die ge-
meingriechische Elle. 4. Das Stadion. Angaben über verschiedene
Länge der Rennbahnen. Als Wegmafs kennt man nur ein Stadion.
0. Das Stadion durch Ausschreiten oder Abschätzung bestimmt 6. Das
Stadion ist gerechnet worden zu 240 Schritt, der Schritt zu 2^1% Fufs.
7. Vergldchung Terschiedener Stadien nach der Schrittlänge. 8. Ab-
schlufo der Untersuchung über die Abhängigkeit des Stadions vom '
Sdmttmalse. Reduktionen der Stadien bei griechischen Geographen.
VI INHALTSVERZEICHNIS.
§ 9. Das lüneraretadion S. 57—64.
1. Bas Stadion Herodots und 2. Xenophons. 3. Das Stadion zu V10
der römischen Meile geschätzt 4. Das Stadion des Eratosthenes in
seiner Bedeotang als zuverlässiges Durchschnittsmafs. 5. Erläuterungen
zu Tabelle I.
§ 10. Das attische Langenmafs S. 64 — 73.
1. Vergleichung des griechischen Stadions mit der römischen Meile.
2. Der attische FuCs und ^as attische Stadion nach den Bauwerken Athens
bestimmt. 3. Der attische Fnfs unter dem Namen des Ptolemäischen
in Gyrenaica. 4. Definitive Festsetzung des attischen Längenmafses im
Vergleich mit anderen Mafsen. 5. Erläuterung der Tabellen U— IV.
Zweiter Abschnitt. Die römischen Längen- und Flächenmafse.
§ 11. Übersicht des Systems S. 74—79.
1. Der Fufs und seine Teile. 2. Palmipes, culntus, ulna. 3. Der
Schritt 4. Decempeda und actut,
§ 12. Die Wegmafse S. 79—82.
1. Schritt und passus. 2. Meile und Stadium.
§ 13. Die Flächenmafse S. 82—88.
1. Pet quadratus, 2. AcHu und iugemm. 3. Teilung des Jugerum.
4. Die gröfseren Flächenmafse. 5. Bemerkungen über den besonderen
Gebrauch einiger Flächenmafse.
§ 14. Bestimmung des römischen Fufses S. 88—98.
1. Pes monetalit, 2. Fufsmafsstäbe. Verhältnis des Fufses zum Hohl-
mafse. 3. Bestimmung des Futees durch Nachmessungen von Land-
strafsen und Gebäuden. 4. Ursprung des römischen Fufses. Ver-
gleichung desselben mit anderen Längenmafsen des Altertums. 5. Der
römische Fufs seit Ende des 2. Jahrh. n. Chr. etwas herabg^nffen.
Vorkonmien desselben auch nach dem Untergange des römischen Reiches.
6. Reduktion auf neueres Maus.
Dritter Abschnitt Die Hohlmafse.
§ 15. Das attische Hohlmafs S. 99—107.
1. Verschiedenheit der Mafse ffir Flüssiges und Trockenes. Verschie-
denes Hohlmafis in Griechenland. MaCsregeln zur Aufrechterhaltung
richtigen Malzes und Gewichtes. Die Metronomen. 2. Die Flüssigkeits-
mafse. 3. Die Mafse für Trockenes.
§ 16. Bestimmung des attischen Hohlmafses S. 107—111.
1. Bestimmung nach dem römischen Hohlmabe und dem Gewichte,
2. nach dem Längenmafse, 3. nach antiken Mafsffefäfsen. 4. Der
Medimnos von Cornelius Nepos zu 7, statt zu 6 Modien bestimmt.
. 5. Nach einer Hypothese Neuerer soll der Medimnos nur 47^ Modien
gehalten haben, mithin das attische Mafs zu dem entsprechenden rö-
mischen sich wie 3 : 4 verhalten.
§ 17. Die römischen Hohlmafse S. 112—122.
1. Beziehung zwischen Längen- und Hohlmafe und Gewicht 2. Qua-
drantal oder Amphora als das hauptsächliche Hohlmafis der Römer.
Mafisregeln zur Aufrechterhaltunff richtigen MaGses und Gewichtes. Be-
hörden. 3. Die übrigen Flüssigkeitsmafse. 4. Übersicht dieser Mafse
nach den entsprechenden Gewichten. 5. Die Duodecimalteilung des
Sextarius und 6. der Hemina. 7. Die Mafi^ des Trockenen. 8. Ab-
gekürzte Bezeichnungen der Mafse.
§ 18. Bestimmung des römischen Hohlmafses S. 122—126.
1. Bestimmung nach dem Längenmat^ und nach dem Farnesischen
Congius, 2. nach dem Gewichte.
mUALTSYERZEIGHNlS. YII
ZWEITER TEIL.
Die Gewiehte,
§ 19. Das griechische Gewichtsystem ' . . S. 127—144.
1. Die ElemeDte des Systems. Ableitung desselben aus Vorderasien.
2. Talent Ableitung von raXavrav. Das Homerische Goldtalent be-
zeichnet einen schweren Sbekei Goldes. Talente Weihrauchs. 3. Bas
kleine Goldtalent im Gewichte von drei leichten Stateren. Es ist das
Wertaquivalent einer leichten Mine Silbers, welche dem römischen
Pfunde nahe steht. 4. Mine. 5. Drachme. 6. Obolos. 7. Kleinste
Gewicbtteile. S. Übersicht über das griechische Gewichtsystem. Be-
irag des attischen Gewichtes. 9. Das athenische Handelsgewicht. Dessen
Ableitung aus dem jüngeren äginaischen Münzgewichte. 10. Bestim-
mungen eines Volksbeschlusses Ober Zuschlagsgewichte. Es entwickeln
sich daraus die altaginäische und die phönikische Mine. Vorkehrungen
zur Aufrechterhaltung richtigen Gewichtes. U. Übersicht über die
in Athen gebräuchlichen Gewichte, nach Ausweis der noch jetzt er*
haltenen Monumente. 12. Zeichen der Gewichte.
§ 20. Das römische Gewichtsystem S. 144— 155.
1. Übersicht des Systems. Die Duodecimalteilung des Asses. 2. Zei-
chen für die Teile des Assea. 3. Verschiedene Anwendung der Duo-
decimalteilung des Asses. 4. Das römische Gewichtsystem in der
Kaiserzeit. Kleinste Gewichte. 5. Ableitung des römischen Pfundes
aus Torderasiatischem Gewichte. Alte Wertgleichungen zwischen Gold,
Silber und Kupfer. Das Pfund Silber als Wertaquivalent des kleinen
Goldtalentes. 6. Silbergeschirr nach seinem Gewichte bezeidinet. Die
libra argenti als Geschenk.
§ 21. Bestimmung des römischen Pfundes S. 155—161.
1. Besiinmiung nach den. Gewichtstücken, 2. nach dem Längen- und
Hohlmalse, 3. nach den Münzen.
DRITTER TEIL.
Die Mfinzen.
Erster Abschnitt Das griechische Münzwesen.
§ 22. Einleitung S. 162—173.
1. Die ursprünglichen Tauscbmittel. Entstehung der Münze. 2. Be-
deutung des Münzstempels. 3. Verschlechterung der Münze. Geld-
surrogate. 4. Gegenseitiges Verhältnis der Wertmetalle.
§ 23. Die Münz Währungen Kleinasiens S. 173—187.
1. Die älteste Gol^rägung. Der phokaische Stater. 2. Die Silber-
prägung. Der babylonische Stater. 3. Wertverhältnis zwischen Gold
und Silber nach babylonischer Währung. 4. Lydische Prägung. Das
Münzsystem des Krösos. Die Goldmünzen von feinem Korn, der Elek-
tronstater, die SUbermünzen nach babylonischem wie nach phönikischem
FnCse werden in feste Wertverhältnisse zu einander gesetzt 5. Die
älteste Elektronprägnng. Der Stater phönikischen Fnfses an Wert gleich
10 gleich schweren Silberstateren. Teile des Elektronstaters. Ver-
schlechterung des Korns. 6. Die Elektronprägung nach phokaischem
Fofse. Der kyzikenische Stater. Der effektive Wert bleibt von vorn-
herein hinter dem nominalen zurück. Handelswert des Kyzikeners.
7. Wertbestimmungen.
$ 24. Der äginäische Münzfufs S. 187— 199.
1. Die älteste äginäische Währung. Ihre Ableitung aus einer Gewichts-
mine, welche zur königlichen Mine sich wie 4:3 verhielt 2. Das
Münzgewicht sinkt bereits im 7. Jahrh. auf einen niedrigeren Betrag.
Vm INHALTSYIRZBICHNIS.
VerbreitoDg dieser Währung. 3. Die Angaben alter Schriftsteller Qber
den Wert der äginaischen Mänze. 4. Feststellnn^ des Nonnalffewichtes
der jüngeren äginaischen Währung. Ihre Herleitung aus Lakedämon,
£infflhning durch Pheidon. 5. Wertbestimmungen der äginaischen Münse.
§ 25. Die älteste Münzwährung von Athen und d^e Einführung einer neuen
durch Solon S. 199—208.
1. Sagenhafte Tradition über die ältesten athenischen Münzen. 2. Vor
Solon bestand in Athen die äginäische Währung. 3. Verhältnis der
äginaischen Münze zu der Solonischen. 4. Der Solonische Münzfufs
ist der euboische. 5. Beweisstellen dafür. 6. Ursprung der Benennung
euboiscb. 7. System der attischen Währung.
§ 26. Feststellung des Normalgewichts der attischen Münze . S. 208—210.
1. Vergleichung mit dem römischen Gewichte. 2. Bestimmung nach
den Münzen.
§27. Die attische Siiberprägunff S. 21t— 223.
1. Nominale. 2. Pallaskopf und Eule als Gepräge des athenischen
Staates. Daneben ProTinzialmünzen mit verschiedenen Wappen. 3. Die
Perioden der attischen Prägung. 4. Unterschiede im Gewicht. 5. Die
Prägung der übrigen Nominale aulser dem Tetradrachmon. 6. Chro-
nologisdie Abgrenzung der Prägungsepochen.
§ 28. Die Gold- und Kupferprägung S. 223—230.
1. Ausdehnung der attischen Goldprägung. 2. Die Nominale in Gold.
Rechnung nach Goldstateren neben dem Silbercourant , ohne daf^ ein
festes Wertverhältnis zwischen den beiden Metallen bestand. Chro-
nologie der Goldprägung. 3. Kupfer wurde, so lange Athen selbständig
war, nur ausnahmsweise geprägt. 4. Die jüngere Kupferprägung in
der Zeit nach Alexander.
§ 29. Wertbestimmung des attischen Gourantes S. 230—236.
1. Das Silber als alleiniges griechisches Gourant. 2. Die Wertbestimmung
muCs vom Normalgewichte ausgehen. 3. Feinheit der attischen Münzen.
4. Analysen. Definitive Wertbestimmung der attischen SUbermünze.
§ 30. Der Kurs des Goldes S. 236-240.
1. Gewöhnliche Schätzung des Goldes im Verhältnis zum Silber in
Griechenland. 2. Kursverhältnisse. 3. Wertbestimmung des Goldes.
§ 31. Der attische Münzfufs im makedonischen Reiche . . . S. 240—250.
t. Verbreitung der attischen Währung. 2. Einführung des persischen
Goldfufoes durch Philipp. Das Gewicht des Goldstaters folgt der attischen
Norm. 3. Einführung der attischen Silberprägung durch Alezander.
4. Zwischen Gold und Silber bestand vielleicht nach Philipps Münz-
ordnung das Wertverhältnis von 12Vs: 1- Alexander hat, wie es scheint,
Gold- und Silberwert unabhängig neben einander bestehen lassen.
5. Wertbestimmung des makedonischen Geldes. 6. Makedonische Präg-
stätten. Die Prägung nach Alexanders Tod.
§ 32. IHe attische Vvährung in der Römerzeit S. 250—253.
1. Gleichstellung von Denar und Drachme. Das griechisch-römische
Rechnungstalent. 2. Polybios' Gleichungen zwischen griechischem und
römischem Kleingelde.
Zweiter Abschnitt Das Mfinzwesen der römischen Republik.
§ 33. Die älteste Kupfermünze S. 254—263.
1. Ursprüngliche Tauschmittel. Ae$ rüde, 2. Barren mit Marken, aes
signaium, 3. Einführung der Kupfermünze unter den Decemvirn. 4. Ge-
wicht des ältesten Asses. Der Libralfufs. 5. Ausmünzung des Kupfergeldes.
§ 34. Wertbestimmung der libralen Kupfermünze S. 263—266.
1. Das römische Kupfercourant nach dem Wertverhältnis zum Silber
INHATLSVERS^CHNIS. IX
■• 1 : 250 bestimmt 2. Vergleichnng des libralen Asses als Mflnzeinheit
mit dem Sesterz der Silber- ond Goldwährung. 3. Das Koprerconraot
oaeh dem nDgeflbren heutigen Metaliwerte bestimmt.
S 35. Die Einffthning der Silberprägung und die erste Reduktion des
Asses S. 267— 283.
1. Zeitpunkt der ersten Silberprägung. Wertzeichen und Gepräge.
2. Normalsewicht des ältesten Denars. Ableitung dieses Gewichtes aus
dem attischen System. 3. Bedeutung der Wertzeichen. Der trientale
Fb6. 4. Zusammenhang der ersten Silberprägung und der Asreduktion
mit dem sieiiischen litrensystem. 5. Nachrichten der Alten über die
Währung der Silbermtlnze und die Reduktion des Kupfers. 6. Aus-
mtlnzung des Kupfers im Trientalfnfse. 7. Wertbestimmung der Münzen
dieser Epoche.
§ 36. Die römische Silberwährung Ton dem Hannibalischen Kriege bis zum
Ende der Republik S. 284—299.
1. Redaktion des Denars auf V»4 Pfund. 2. Ausprägung der Silbermünze.
Der Yictoriatus. 3. Die weiteren Reduktionen der Kupfermünze. 4. Die rö-
mische Sesterzrechnung. 5. Wertbestimmung des Gourantes der Republik.
§ 37. Die Goldprägung der römischen Republik S. 29^—303.
1. Barrengeld im Verkehr und im Ärar. Kurs des Goldes. 2. Die
Goldmünzen der Republik. 3. Der Aureus Gäsars.
Dritter Abschnitt. Das Münzwesen der Kaiserzeit
§ 38. Die Goldwährung von Augustus bis auf Septimius Severus S. 304 — 318.
1. rie Mfinzordnung der Kaiserzeit 2. Die Goldwährung im Gegen-
satz zu der früheren Silberwährung. 3. Die Goldprägung von Cäsar
bis auf Garacalla. 4. Ausprägung des Silbers. Verringerung des Ge-
wichts und Verschlechterung des Korns seit Nero. 5. Die Kupferprä-
guDg. Sesterz und Dupondius als Scheidemünze in Messing ausge-
bracht Verhältnisse des Messings und Kupfers zu Gold und Silber.
6. Wertbestimmung des Goldcourantes.
} 39. Der Verfall des Münzwesens im dritten Jahrhundert . . S. 318—326.
1 . Die Goldmünze. 2. Der Antoninianus. 3. Übergang der Silber- zur
Kupfermünze. 4. Geldrechnung dieser Periode. 5. Wertbestinunungen.
§ 40. Die Münzordnung Gonstantins S. 326—348.
1. Die Rückkehr zur Wage. Das Goldpfnnd. Der Solidus. 2. Die
Silbermünzen Diocletians und der spätem Zeit. Das Miliarense. Die
Siliqua. 3. Die Billon- und Kupfermünze. 4. Die Rechnungswerte
der Diocletianischen Billon- und Kupfermünze. Einundzwanziger, Denar,
As. Weitere Reduktion des Denars unter Gonstantin und in späterer
Zeit. 5. Die Foilarrechnung. 6. Wertbestimmungen.
VIERTER TEIL
IHe Systeme Igyptens uid TorderadeBs. ÜbertnipiDg der
TorderasUtlselieii Mafse und Oewiehte naeh Orieelieiilaiid.
$ 41. Aitägyptisches Mafs- und GewichtSYStem S. 349—380.
1. Die iprot^ und die kleine Eile und deren Einteilung. 2. Verwendung
beider Matsstäbe. 3. Bestimmung der grofsen Elle. 4. Arura. 5. Geodä-
tische Mafse. 6. Schoinos. 7. Hohlmafse. 8. Gewichte: Ten und Ket.
9. Berübmng des ägyP^^h^i^ Gewichtsvstems mit dem babylonischen.
Provinsiales äthiopisches Gewicht 10. Metalle als Wertmesser, tl. Vei^
ffleichnng der altägyptischen Wertskala mit heutigem Gdde. 12. Ein-
dringen der Torderasiatischen Gold- und Silberwährung. Geldpräguog
unter persischer Herrschaft
X INHALTSVERZEICHNIS.
§ 42. ßabylonisch-assvrisches System . . S. 330—415.
1. Die SexagesimalrechnuDg. 2. LäDgeomafse. 3. Tafel von Senkereb.
4. Teilung der EUe. 5. Bestimmung der babylonischen Eile, von wel-
cher die assyrische nicht verschieden ist. Ursprung des Philetärischen
FuCises. Übersicht und Reduktion der hauptsachlichsten LängenmaTse.
6. Fiächenmafse. 7. Hohlmafse. 8. Betrag des babylonischen Hohl-
mafses. 9. Gewichtsystem. 10. Gewichtstücke. Bestiaunung des Nor-
malgewichtes. 11. die erste Entstehung einer Geldwährung in Baby-
lonien. 12. Darstellung der babylonischen Gold- und Silberwährung.
13. Die ältesten Zeugnisse fOr das Bestehen dieser Währung. 14. Die
Art und Weise des Tauschverkehres vermittelst der edlen Metalle als
Wertmesser. Barren und Ringe, Shekelstücke und deren Teile. Schuld-
verschreibungen und Wechselbriefe. 15. Übersicht über die verschie-
denen Talente und deren Teile. Die Werte der babylonischen Wäh-
rung mit heutigem Gelde verglichen. 16. Yergleichung des ägyptischen
Gewichtes mit dem babylonischen. 17. Die ägyptisch -babylonische
Elle in ihrem Verhältnis zum Hohlmafse und Gewichte. 18. Aus dem
Längenmafse leitet sich eine geometrische Progression von Einheiten
des Hohlmafses ab, in welche alle aus dem Altertum überlieferten Beträge
ungezwungen sich einordnen.
§ 43. Phönikisches, altsyrisches und karthagisches System . . S. 415 — 434.
1. Längenmafs und Hohlmafs. Phönikisches Hohlmafs auch in Karthago
üblich. 2. Gewicht. Syrisch- phönikische Währung. 3. Mine von
Karchemisch. Ältestes Münzgewicht, hinter dem ursprünglichen Nor-
malgewichte zurückstehend. Jüngere Ausprägungen nach phönikischem
Fufee nähern sich wieder dem Normalgewichte. 4. Übersicht über die
Gewichte Goldes und Silbers und deren Werte nach heutigem Gelde.
5—11. Karthago. 5. Karthagische Mine im Betrage einer halben phö-
nikischen. 6. Die karthagische Drachme und die von dieser Einheit
ausgehende Münzprägung. 7. Die Vierteldrachme als kleinste Einheit
in Gold und Silber und das darauf begründete Münzsystem. Wertver-
hältnis zwischen Gold- und Silbermünzen. 8. Wertverhältnis des Goldes,
Silbers und Kupfers in der karthagischen Münze. Die Drachme ist als
Shekel betrachtet worden. Das daraus abgeleitete Talent 9. Die Gold-
münze nähert sich dem Charakter einer Kreditmünze, da sie in Elek-
tron ausgebracht wird. Später tritt auch an die Steile des Silbers in
der Ausmünzung legiertes Metall (Weifskupfer, Potin). Ledergeld.
10. Karthagische Goldtalente und Goldstatere bei griechischen Schrift-
stellern. Wertbestimmung des karthagischen Gourantes. 11. Das kleine
Goldtalent von 3 attischen Stateren auch den Karthagern als Gewicht
für Goldschmuck bekannt
§ 44. Hebräisches System S. 434—474.
1—7. Längenmafs. 1. Kritische Vorbemerkungen. 2. Die hebräische
Elle der königlichen ägyptischen und babylonischen gleich. 3. Die
kleinere durch die Tafel Julians von Ascalon bezeugte EUe ist dem
fiexqioi ni^x^e der Griechen gleich. 4. Die älteste biblische Über-
lieferung kennt nur eine Elle. Daneben erscheint eine kleinere zuerst
bei Ezechiel, dann in den Ghronika. 5. Die talmudische Tradition. Er-
klärung der Elle, welche um eine Fingerbreite gröfser gewesen sein
soll als die althebräische. 6. Einteilung der Elle. 7. Rute von sechs
Ellen. Klafter dem hebräischen System ursprünglich fremd. 8. Weg-
und Feldmafse. 9. System der Hohlmafse. 10. Betrag des hebräischen
Hohlmafses dem babylonischen gleich. 11. Der Mosaische Shekel bnd
sein Talent 12. Der schwere und der leichte Shekel. Die Teile des
Shekels. 13. Die Kesita vermutungsweise als Mine des leichten Shekels
bestimmt 14. Das Goldäquivalent des Mosaischen Shekels als eigene
INHALTSVERZEICHNIS. XI
Gewichtseinheit Dachgewiesen. 15. Eindriagen der assyrisch -baby-
lonischen Währung. Einteilung der Mine nach griechischer Weise.
16. Czechiels Stelle über die Gewichtsordnung. 17. Bestimmung des
hebräischen Gewichtes nach den Normen des babylonischen Systems.
18. Nachweis eines in jüngerer Zeit fingierten kleineren Talentes und der
damit tusammenhangenden Kombinationen über den Mosaischen Shekel.
§ 45. Persisches System S. 474—495.
1. Elle und deren Einteilung. Klafter. 2. Parasang. Flächenmafs.
3. Hohlmafs. 4. Vergleichong der persischen Hohlmafse mit den baby-
lonischen. 5. Gewicht. 6. Herodots Bericht über die persischen Ta-
lente. 7. Ableitung des persischen Gold- und Silbergewichtes und der
Wähmngsverhältnisse aus den Angaben Herodots. Dareikos und Siglos.
8. Yergleichung mit der babylonischen Währung. 9. Nachweis eines
von dem Münztalente abweichenden Handelstalentes, welches mit dem
altbabylonischen königlichen Talente identisch ist und bei griechischen
Schriftstellern als BaßvXeavtov raXarvop (nicht zu Terwechseln mit dem
babylonischen Silbertalente Herodots) erscheint 10. Feststellung des
Nonnalgewichtes. Übersicht über die verschiedenen persischen Talente
und deren Teile. 11. Die Werte der persischen Währung mit heutigem
Gejde yerglichen. 12. Reduktion einiger Angaben der alten Schriftsteller.
§ 46. Übertragung der vorderasiatichen Mafse und Gewichte nach Grie-
chenland . S. 495— 628.
1. Die ältesten nachweisbaren griechischen Ellen- und FuGsmafse.
2. Das griechische Fufsmafs bestimmt nach einer Gleichung zwischen
sexagesimalem und decimalem System. 3. FlächenmaÜB. 4. Das Home-
rische ftirM}r soTiel als das phönikische Saton. 5. Annähernde Be-
stimmung des äginäischen Hohlmafses. 6. Beziehung desselben zum
aginäischen Gewichte. Feststellung der Norm dieses Gewichtes. 7. Be-
stimmung des äginäischen Hohlmafses. Darstellung des gesamten
Systems. 8. Yergleichung der äginäischen Mafse mit den vorder-
asiatischen. 9. Genesis des Teilungssystems griechischen und römischen
Hohlmafses. 10. Genesis des Systems des attischen Hohlmafses. 11. Dar-
stellung des Solonischen Systems in seiner Gesamtheit 12. Verhältnis
des attischen Münzgewichtes zum babylonischen Goldgewichte. 13. Ver-
hBltnis des attischen Hohlmafses zum äginäischen und rorderasiatischen.
14. Die Beziehung des attischen Längenmafses zum Hohlmafse. 15. Son-
derstellung des attischen Systems. Die Bedeutung der attischen Währung.
Die Römer normierten ihr eigenes Gewicht und Längenmafs nach dem
attischen und behielten das Hohlmais unverändert bei. 16. Die ver-
schiedenen Vergleichungen attischer Hohlmafse mit den vorderasiati-
schen. 17. Durch die Römer wurden auch die ägyptischen Hohlmafse
mit den attischen verglichen. Hieraus abzuleitende Gleichung zwischen
ägyptischem und römischem Gewichte. 18. Zusammenhang aller Mafse
und Gewichte des Altertums untereinander. 19. Pheidon, König von
Argos. Seine Mafsordnung und Münzprägung. Der Ursprung des ägi-
näischen Systems ist wahrscheinlich in Lykurgs Zeit zu versetzen. 20. Ab-
leitung der verschiedenen Fufsmalse des Altertums aus der ägyptischen
Klafter und aus der babylonischen Elle.
FÜNFTER TEIL.
Partikiilare Mafse Grieeheiilands und des Ostens.
} 47. Das ffriechische Festland S. 529—544.
1. Die MafiBe der Bauten von Olympia. Königliche ägyptische Elle.
Der olympische Fufs. 2. Spartanisches Maus, und Gewicht. Eisenbarren
statt des Geldes. Münzprägung nach Alexanders Zeit. 3. System der
Xn INHALTSVERZEICHNIS.
flohlmalse, welche das Monument von Gytheion darelellt 4. Die arkt-
disehe and tchäiacbe Silberpragiinff. 5. Der korinthische Manzfufo.
6. Böotieo. Hohlmafe, Gewicht und Münsfurs. 7. Phokis.
S 48. Griechische Inseln S. 544—563.
1. Ägina. Die altaginäische Mine, ursprfinglich phönikische Handels-
mine. Die peloponnesiscb-tginäische Mine. Beide Gewichte auch in
Attika dblich. Verbreitung der altaginäischen Mine. 2. Euböa. Der
euboische Münzfufs. Übertragung des Goldgewiehtes auf die Silber-
pragunff. Wertgleichnngen zwischen Gold, Silber und Kupfer. 3. Samos.
Samische Elle nach Herodot und nach den Dimensionen des Heraon.
Der samische Fnls ist der gemeingriechische. Mflnzen von Samos.
.Sotfuiipcu 4. Ghios. Babylonische Mine durch Gewichtstäcke aufser
für Ghios auch fdr Tenedos nachgewiesen. Mfinze nach phdnikischem
FnCse. Deren Verhältnis zur äginäischen Mine und zum attischen
Couranf. Twaec^axocT^ Xia, JIavr€i9^axfiia, 5.Delos. Delische Drachme.
6. Kerkyra. Gewichte und Münzwahrungen. 7. Kreta. Hohlmals und
Münzfufe. 8. Kypros. Das System der Hohlmafoe in seinen Beziehungen
zu den orientalischen und äginäischen Mafsen. Gewicht und Münzfufs.
9. Lesbos. Hohlmafs. 10. Naxos. Gewicht. 11. Rhodos. Mfinzwährungen.
Die rhodische Drachme (nach der üblichen Bezeichnung) ist der tyrischen
und Ptolemäischen gleich. Drachme von Tenos. 12. Inseldrachme.
§ 49. Makedonien S. 563--566.
1. Hohlmals. 2. Münzwährungen bis auf Philipp IL
§ 50. Kleinasien S. 566—582.
1. Entstehung des Philetärischen Systems der Längenmafse. 2. Auf
die römische Meile ^ehen 7, auf das ägyptische /liXtop Vjt Phile-
tärische Stadien. Beide Meilen werden oft mit einander verwechselt,
desgleichen auch der Schoinos mit dem Parasang. 3. Der kleinere
asiatische Fufs von 329 bis 335 Millim. Sein Stadion ist 7 Vi mal in
der römischen Meile enthalten. 4. Der Fufs des metrologischen Monu-
mentes von Ushak im Betrage von 277,5 Millim. 5. Die Hohlmalse
desselben Monumentes. Pergamenische Kotyle. 6. PonUsches System
der Hohlmafse. 7. Kleinasiatische Gewichte dargestellt nach der Samm-
lung im Museum zu Smyma. 8. Lydisches Langenmafs, Gewicht, Wert-
Verhältnis zwischen Gold und Silber dargestellt in dem delphischen
Weihgeschenke des Krösos. Hohlmafs. 9. Die milesische Drachme.
10. Die Gistophorenwährung. 11. Das kilikische Talent Kilikisch-
babylonischer Stater und Inseldrachme.
§ 51. Syrien und phöoikisches Küstenland S. 582 — 597.
1. Provinziales Längen- und Flächenmafs. Steuerkataster. 2. Weg-
mafse. Angebliche Meile von 6000 römischen Fufs. 3. Hohlmafs. Sy-
rischer oder antiochischer Metretes. Syrischer Sextar im Betrage von
173 babylonischen Sechzigsteln , später von P/s römischen Sextaren.
4. Das Bath zu 50 syrischen Sextaren bestimmt Dazu als Hälfte das
KoUathon. Der syrische Sextar vermittelt eine Gleichung zwischen
ägyptischem und römischem Mause. 5. Gewichte nach babylonischer
und phönikischer Norm. Das antiochische Holztalent 6. Das Wert-
äquivalent eines Sechzigstels des leichten Shekels Goldes (Dareikos)
in Silber dargestellt durch die davaxtj. Syrische Provinzialprägung
in Silber und Rupfer unter persischer Herrschaft 7. Städtische Prägung
nach phönikischem Fufse. Das lyrische und das antiochische oder
syrische Talent Tarifierungen nach römischem Gelde. 8. Königliche
Ftägung nach attischem Fufse unter den Seleuklden.
§ 52. Palästina S. 597—606.
1. Längen- und Feldmafs. Die Tafel des Julianus von Ascalon. Das
Fragment ttb^I fiir^atv ytfi, Wegmab. Hohlmaflk 2. Silberprägung
INHALTSVERZEICHNIS. XHI
nater den Makkabäer Simon. 3. KopferprSgong. Jddische Anfstands-
nuAnzen. 4. Erwäbnong einheimischer und fremder MAnzen bei Josephos
und im Neuen Testament 5. Römische Mensen im Neuen Testament.
6. Reduktion der Gewichte und Mfinzen auf heutiges Gewicht und Geld^
§ 53. Ptolemaisches und ägyptisch -römisches System der L&ngen- und
Hohlmafse S. 606— 642.
1 — 10. Langen- Weg- und Feldmafse 1. Ptolemaisches System der
LSngenmafee. 2. Schoinos und Stadion. 3. Die Feidma fse. 4. Phile-
tarisch-römisches System. 5. Die erste Heronische Tafel. 6. IViKoe
navQ. 7. Die fünfte Heronische Tafel. JSnS^tfios fioStot. Sein Ver-
hältnis zum Jugemm und seine Teile. 8. Die zweifflfsige Elle. 9. Mafse
der siebenten Heronischen Tafel. 10. Altfigyptische Arura in das pro-
Tinziale System aufgenommen. 11 — 18. Hohlmafs. 11. Ptolemaisches
Hohlmafs. 12. Erste Regulierung des Hohlmafses durch die Römer.
Der proTinziale Modius im Betrage des phönikischen Saton. Die alte
und die neue Artabe. 13. Die jprovinzialen Mafse in der Tafel der
Kleopatra. Medimnos von 102 dextaren oder 136 Kotvlen, also pro-
▼inziale Kotyle — ^4 Sextar. 14. Der kastrensU modiui. 15. Ver-
schiedene proTinziale Modien nach der Überlieferung bei Heron. 16. Die
Terschiedenen Kotylen der alexandrinischen Metrologen. 17. Die klein-
sten Hohlmafse nach denselben. 18. Vergleichung mit den altagyp-
tischen Teilmafsen.
§ 54. Ptolemlische und ägyptisch-römische Gewichte und Münzen S. 642—651.
1. Vorderasiatische Gewichte zur Ptolemäerzeit und unter römischer
Herrschaft. 2. Das Münzsystem der Ptolemäer. 'Währungsrerhältnisse
zwischen Gold, Silber und Kupfer. Gewicht der Mflnzdrachme. Wert-
bestimmungen nach heutigem Gelde. 3. Talente Goldes und Silbers.
Das Kupfertalent als ägyptisches Rechnungstalent Das Kupfer sekun-
däres wertmetall neben Gold und Silber. Daneben noch eine auf
Sltester Tradition beruhende landesübliche Kupferrechnung, feonomes
Kupfer. 4. In der Römerzeit wird das Silbertetradrachmon zur Billon-
münze. Die Drachme wird auf V^* später auf V* Denar tarifiert
§ 55. Cyrenaica S. 651—663.
1. Längen- und Flächenmafs. 2. Münzwährungen. Euboischer Fufs.
Die ei£oisch-attische Drachme als Stater betrachtet Später phöni-
kiscber Fufs. Das attische Tetradrachmon Silbers als phönikisches
Pentadrachmon, das Tetradrachmon Goldes gleich 50 phönikischen
Drachmen gerechnet
SECHSTER TEIL
PftrtlkvlJire Mause ItaUeng luid des Westens.
§ 56. Sicilien S. 654—667.
1. Längenmaß. M^tftvoe als AckermafiB. 2. Der siciliscbe Medimnos
und seine Einteilung in 4V< provinziale Modien. 3. Die Mafse von
Tanromenion. KaSos die Hälfte des attischen Metretes. Der 7t(^xf^
dem attischen Chus, das fUxQOv dem römischen Sextar gleich. 4. Die
sidlischen Münzwährungen. Utrensystem. 5. Wertverhältnis des Silbers
zum Kupfer. Sicilisches Talent, im Münzsilber dargestellt durch ein
Gewicht von 24 attischen Drachmen, im Schwerkupfer durch 120 Litren
oder Pfunde im Normalffewichte von je 50 attischen Drachmen. Ver-
schiedene Reduktionen der Kupferlitra. Statt des ursprünglichen Wert-
äquivalentes von V^ attischer SUberdrachme hat dieselbe zuletzt nur
noch ein Wertäquivalent von V^o Silberdrachme neben sich. Das Wert-
Verhältnis zwischen Silber und Rupfer bleibt bis ins 3. Jahrb. v. Chr. im
XIV
INHALTSVERZEICHNIS.
wesentlichen unverändert. 6. Damareteion. 7. WertTerbiltnis des Goldes
zum Silber und Kupfer. Das kleine sicilische Goldtalent Seine Ver-
wandtschaft mit dem Homerischen Talente. 8. Syrakusanische Gold-
prägung seit dem J. 413. Das Mönzrerhältnis des Goldes zum Silber
anfangs 15: 1; seit 344 kehrt man aber zu dem ursprünglichen von
12:1 zurück.
§ 57. Italien S. 667—689.
]. Langen- und Feldmafs ron Herakleia. 2. System der HohlmaCse
von Herakleia. Einiffe Notizen über HohlmaCse von Tarent. 3. Alt-
italisches Feldmafs. Oskischer FnClB. 4. Handelsgewichte. Verschiedene
Minen orientalischen Ursprungs nach römischem Gewichte normiert.
5. Unteritalisches Münzwesen, insbesondere tarentinischer Münzfüfs.
6. Gampanische Währung. 7. mittelitalisches Schwerkupfer. Wertver-
hältnisse zum Silber. 8. Das Pfund von Hatria. Schwerkupfer des
nordöstlichen Italiens. 9. Etrurisches Gewichts- und Münzwesen. Mine
und Pfund. Wertverhältnisse zwischen Gold, Silber und Kupfer. Spätere
Reduktionen des Schwerkupfers.
§ 58. Hispanien S. 689—691.
1. Ackermafoe. 2. Hohlmafs. 3. Silberprägung nach römischer Währung.
S 59. Gallien S. 691—693.
1. Wegmafs. Die Usuga und ihr Verhältnis zum Drusianischen FuGs.
2. Flächenmafse. 3. Münzfüfs und Gewicht.
S 60. Germanien S. 693—695.
1. Wegmafs. Die roiia in ihrem Verhältnis zur leuga und zum pes
Drusiamu. Die pertiea von 12 Drusianischen FuCs. 2. Republika-
nische Denare in Germanien. 3. Währung der sogenannten Regen-
bogen- Schüsselchen.
Tabellen.
S. 696.
S. 697.
S. 698.
S.
S.
S.
s.
s.
L Das griechische Schritt-Stadion . . .
IL Obersicht der griechischen Längenmafse
ID. Die Vielfachen des Fufses, der Orgyia und des Plethi
IV. Das Stadion des attischen Fufses ....
V. Das griechische Flächenmafs
VL Übersicht über die römischen Längenmaße
VH. Die Vielfachen des Fufoes und des Passus
Vni. Die römische Meile
IX. Die römischen Flächenmafse
X. Die griechischen HohlmaGse
XI. Die römischen Hoblmafse
XU. Die attischen Gewichte
Xin. Die römischen Gewichte
XIV. Reduktion der attischen Drachme . . .
XV. Reduktion des attischen Talentes . . .
XVL Reduktion des attischen Goldstaters . .
XVII. Reduktion des libralen Kupferasses . . .
XVIH. Reduktion des ältesten Silbergeldes und des trientalen Asses
XIX. Das Silbercourant der römischen Republik und das Goldcourant
der Kaiserzeit S. 711—712
XX. Übersicht über das vorderasiatische, griechische und römische
Hohlmafs S. 713.
XXL Übersicht über das ägyptische und vorderasiatische Hohlmafs S. 714.
XXH. Obersicht über die Gewichte S. 715.
Nachtrilge S. 716.
Register S. 717—745.
699.
700.
700.
701.
702.
. S. 702.
. S. 703.
704—705.
. S. 705.
. S. 706.
. S. 707.
. S. 708.
. S. 709.
S. 709.
S. 710.
6KIEGHISGHE Olli) BAHISCHE
METROLOGIE
EINLEITUNG.
S 1. Aufgäbe der Metrologie. Einteilung des Stoffes,
1. Der Mensch ist das Mab aller Dinge. Dieser oft angeführte
Ausspruch des alten Protagoras bildet auch den Fundamentalsatz für
die Lehre Ton den Ma&en, die Metrologie. Alles Messen ist eine
Vergleichung. Eine bestiounte GrOfse wird zu Grunde gelegt und
diese als MaJsstab auf alle gleichartigen GröfSsen angewendet Die
daraus herrorgehende Veiiiältniszahl ist das Mafs des gemessenen
Gegenstandes. Zu allererst, denn es labt sich das überhaupt nicht
von dem Begriffe menschlichen Seins und Wirkens trennen, müssen
die räumlichen Ausdehnungen gemessen worden sein. Naturgemäb
bildet hier der me&scUiche Körper selbst die Unterlage. Die Hand-
breite, die Armlänge, die ausgebreiteten Arme, der Fufs, der Schritt
änd Mafse, auf deren Gebrauch die Natur selbst den Menschen hin-
weist; sie sind bei allen Erwachsenen ungeßihr gleich, sie lassen
sich last überall leicht anlegen, und reichen so fUr die Bedürf-
nisse des ersten Kuiturzustandes aus. Die ausgeschrittene Länge
wurde auf dem Ackerfelde zum Flächenmab. Hundert Fufs lang,
soweit als die Pflugstiere in einem Atem getrieben werden konnten,
zog der Pflüger seine Furche, und fügte so vide neben einander
daran, bis die Breite des beackerten Stückes der Länge gleich war.
Dieses Geviert der hundertfübigen Furche war bei Griechen und
Italikem das ursprüngliche Flächenmab.
Von den natürlichen Maben war es nur ein kleiner Schritt zu
der Anwendung von künstlichen, nach einer vereinbarten Norm her-
gestellten Mabstäben. Die Baukunst labt sich ohne dieselben nicht
denken, daher finden wir bei den Ägyptern, den ältesten Baumeistern
der Erde, auch die ältesten genau normierten Mafsstäbe (§ 41, 1—3);
und dasselbe Volk hat auch, wie die Alten, Herodot an der Spitze,
vielfach hervorheben, zuerst die Kunst der genauen Vermessung des
Haltick, Metrologi«. 1
2 EINLEITUNG. § i, t.
des Landes erfunden.^) Alljäbrlich überschwemmte der Nil das frucht-
bare Ackerland und bedeckte mit seinem Schlamme die Marken des
Grundbesitzes, alljährlich wurde daher durch genaue Vermessung
den Besitzern das Ihrige wieder zugeteilt, eine Einrichtung, die jeden-
falls ebenso alt ist, als überhaupt die ägyptische Kultur.
Nicht so leicht wie zu dem Mafsstabe für die Längen- und
FUlchenausdehnung gelangte man zu den Mafsen für das Volumen
und für die Schwere der Körper. Ursprünglich hat der Krug, in wel-
chem Öl oder Wein aufbewahrt wurde, das gröfsere oder kleinere
Geföfs, in welches die Feldfrüchte geschüttet wurden, oder der mit
Getreide gefüllte Sack, den ein Mann auf dem Rücken tragen konnte^},
die Mafse für Flüssiges und Trockenes abgegeben. Aus diesen ein-
fachen Voraussetzungen erwuchs schon frühzeitig ein in sich ge-
schlossener Zusammenhang aller Hafse. Denn wenn das Gefiifs, wel-
ches als Hohlmafs diente, eine regelmäfsige Form erhielt, so war
einerseits die Beziehung zu dem Längenmafse leicht aufzufinden,
anderseits stellte die Wassermenge, welche das Gefäfs füllte, ein be-
stimmtes Gewicht dar. Zum vollendeten Ausdruck ist dieser Ge-
danke erst in dem heutigen, vom Meter ausgehenden Systeme der
Mafse gelangt (§ 4, 2. 3); aber auf ähnliche Anschauungen war die
Menschheit schon in einer sehr frühen Periode der Kultur gekom-
men , nur dafs im Altertum die Systeme nicht ausschliefslich Tom
Längenmafse aus aufgebaut wurden, sondern ein bereits durch den
Gebrauch festgesetztes Gewicht einerseits und die ebenfalls schon
üblichen Hafse des Raums anderseits einander im Hohlmafse begeg-
neten, so dafs dann nur noch eine genauere Regelung der durch die
Praxis bereits gegebenen Hafse stattfand.
Am einfachsten ist, wie es scheint, das System des alten Ägyp-
tens gewesen (§41, 7). Die Babylonier setzten den ftinften Teil
des Kubus ihrer Elle als Einheit des Hohlmafses und teilten sowohl
dieses Hohhnafs als das Gewicht des Wassers, welches das Hohlmafs
füllte, in Sechzigstel; aufserdem hatten sie noch mit dem aus Ägyp-
ten überkommenen Hohlmafse sich auseinanderzusetzen (§ 42, 8).
Die Griechen entlehnten ihre Mafse und Gewichte aus Vorderasien,
entwickelten sie aber mit eigenem Erfindungsgeiste weiter. Noch in
1) Herod. 2, 109, Heran Geom. 106 (p. 138 f. meiner Aumbe). Strabon
17, 1, 3 p. 787 und andere. Yergl. M. Gantor Vorlesungen über Gesch. der
Mathem. 1 S. 47 f. 52 0.
2) F. Ghabas Rechercbes sur les poids, mesnres et monnaies des anciena
Egyptlens, Extrait des Mtooires pr^aent^s ete., Paria 1876, p. 10 f.
fi.i. RAÜMMASSE UND GEWICHTE. S
oäehsterBeciehuDg zu den babylonischen Normen steht das äginäiscbe,
oder viekuehr altpeloponnesische System (§ 46,5 — 9. 19); einen wei-
teren wichtigen Fortschritt stellte die von Solon eingeführte MaCs- und
Gewichtsordnung dar (§ 46, 10 — 15). Auf das attische System grün-
deten weiter die Römer die Beziehung ihres HohhnaTses, welches gleich
dem Kubus des römischen Furses war, zu dem Gewichte von 1 attischen
Talent oder 80 römischen Pfund (§ 17, 1). Hier zuerst, also auf ita-
lischem Boden und in verhältnismäfsig später Zeit, sind uns auch aus-
drücklich die gesetzlichen Formeln überliefert, nach denen Längen-
mafs, Hohlmafs und Gewicht mit einander geglichen wurden, Formeln,
welche wir, der ÄhnUchkeit folgend, mit grofser Wahrscheinlichkeit
zurück auf attisches Mafs und Gewicht, und weiter auf die weit älteren
Systeme Ägyptens und Vorderasiens tibertragen können.
Ebenfalls schon in sehr früher Zeit wurde die Kunst des Wagens
angewendet auf Gold und Silber, in Ägypten auch auf Kupfer, um diese
Metalle als Wertmesser für andere Gegenstände des Besitzes gelten zu
hsseo (§ 41, 10. 42, 14). Hieraus entwickelte sich in Babylonien be-
reits lange vor der ersten Münzprägung eine feste Währung der Ge-
wichte Goldes und Silbers, welche statt des Geldes dienten (§ 42,
11--13). Die Stempelung der auf bestimmtes Gewicht ausgebrachten
kleinen Barren Goldes und Silbers übten zuerst, gegen Anfang des
siebenten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung, die kleinasiatischen
Griechen und wm^den damit zu Erfindern des Geldes im eigentUchen
Sinne (§ 22, 1. 2).
Mit dem Auftreten der Münze entstand gewissermafsen aus dem
Gewichte ein neues selbständiges Mafs. Die Münze ist nicht mehr blofs
ein genau abgewogenes Stück W'ertmetall, sie wird vielmehr das Mafs
fbr alle W^ertschätzung, weshalb sie auch, je weiter Handel und Ver-
kehr sich entwickeln , um so häufiger durch blofse Kreditzeichen ver-
treten wird. Freilich ist sie ihrer Natur nach kein ganz unveränder-
licher Mafsstab , aber doch immerhin der am wenigsten schwankende,
der sich herstellen Uefs. In diesem Sinne hat die Metrologie auch das
Münzwesen der alten Völker zu behandeln. Sie hat vor allem den
Monzfofs zu ermitteln, das Normalgewicht und die Feinheit des Metalls
festzustellen und dann den Wert der Münze im Verhältnis zu dem
heutigen Gelde zu bestimmen. Das Gebiet der Numismatik hat sie nur
da annähernd zu berühren, wo das Gepräge der Münzen, sei es der
Stil der Bilder oder die Beizeichen und Aufschriften, herbeigezogen
werden roufs, um AufschluCs über die Zeit der Prägung zu geben.
k
4 EINLEITUNG. §1,2.
2. Aus den gegebeoen Andeutangen über das Gebiet der Metro-
logie ergiebt sich zugleich die Einteilung und Anordnung des Stoffes.
Das vorliegende Handbuch hat zur hauptsächlichen Aufgabe, einen
Umrifs der griechischen und römischen Metrologie zu bieten. Es ver-
steht sich, dafs die Behandlung nicht etwa in der Weise getrennt wer-
den darf, dafs zuerst die griechische Metrologie für sich und dann die
römische abgethan werde. Beide Völker haben in allem, was Mafse
und Münzen betrifft, vielfachen Wechseleinflufs auf einander ausgeübt
Erst waren es die Römer, die ihr Mafs und Gewicht nach dem grie-
chischen bildeten , und später fahlten die griechischen Mafse und be-
sonders die Münzen den Einflufs der römischen Weltherrschaft Dem-
nach ist der Einteilungsgrund in den eben besprochenen Hauptarten
der Mafse zu suchen. Wir behandeln also in dem ersten Teile die
Langen- und Flächenmafse nebst den Hohlmafsen, die zwar ihre feste
Bestimmung erst durch das Gewicht erlangten, aber als Mafse der räum-
lichen Ausdehnung nicht von den vorhergenannten getrennt werden
durften. Dann folgen im zweiten Teile die Gewichte, im dritten
die Münzen. Beide bssen sich zwar im Gange der Untersuchung nicht
trennen , denn unsere Kenntnis des griechischen Gewichts beruht fast
ausschlieblich auf den Münzen und auch das römische läfst sich nur
durch diese sicher feststellen; allein in der Darstellung müssen sie der
Übersichtlichkeit wegen geschieden werden, woraus zugleich der Vor-
teil hervorgeht, dafs bei den Gewichten vorzüglich auf die Darlegung
des Systems Rücksicht genommen, dieses also bei der ohnedies um-
filnglicheren Darstellung des Münzwesens als bekannt vorausgesetzt
werden kann. Inneiiialb der einzelnen Teile gehen, der Zeitfolge ent-
sprechend, die Griechen den Römern voran, wenngleich bei der
Untersuchung hin und wieder die griechischen Mafse erst auf Grund-
lage der römischen, über die wir meist besser unterrichtet sind, fest-
gestellt werden konnten.
So findet sich in den ersten drei Teilen das Allgemeingültige,
gewissermafsen die noivri der griechischen und römischen Mafse ver-
einigt. Dies war bei den Griechen das attische System, welches daher
fast ausschliefslich berücksichtigt worden ist Nur in dem Abschnitte
über das Münzwesen war mit den Anfängen der Münzprägung, da diese
eine griechische Erfindung ist, zu beginnen und demnach ein Abschnitt
über Kleinasien und die Darstellung der äginäischen Währung, welche
vor Selon auch in Athen galt, vorauszuschicken.
Dagegen wurde alles, was nur beschränkte Geltung gehabt hat,
11,1. QUELLEN. 5
TOD dieser Oberdchtlichent bauptsfichlich auf den handliehen Gebrauch
berechneten Darstellung ausgeschlossen und erst nachträglich in be-
sonderen Abschnitten behandelt In diesem Anhange konnte aber auch
die Frage nach der Ableitung der griechischen und römischen Marse
ond Gewichte nicht TOUig bei Seite gelassen werden. Es wurde daher
m einem vierten Teile das Wichtigste von den Systemen der Ägypter
und der Volker Vorderasiens in Kürze dargestellt und daran die Her-
leitung der griechischen Malse und Gewichte geknüpft Der fünfte
und sechste Teil ist den partikularen Mafsen, Gewichten und Wah-
rungen gewidmet, soweit sie in diesem Handbuche zu berücksichtigen
waren, und zwar sind nach räumlicher Unterscheidung zunächst Grie-
chenland und der Osten, dann Italien und der Westen behandelt
worden.
Dem Charakter eines dogmatischen Handbudies entsprechend ist
eine Obersichtliche Einteilung in Paragraphen und kleinere Abschnitte
dorchgehfart worden, wodurch zugleich die Füglichkeit des Verweisen«
auf das noch Folgende geboten wurde.
Den Schlufs bilden die Tabellen, in welchen die alten Bfafse, Ge-
wichte und Münzen auf die entsprechenden heutigen Werte zurück-
geführt sind. Auch drei vergleichende tibersichten über die Derivation
der Mafse und Gewichte sind zuletzt beigefügt
S 2. QuelUn.
1. Die unmittelbaren Quellen für die Metrologie der alten Volker
sind die Marsstäbe, Hohhna&e, Gewichtstücke und Münzen, die jetzt
noch erhalten sind. Hier ßlllt auf den ersten Blick eine grofse Ver-
schiedenheit in die Augen. Blafsstäbe, Hohlmafse und Gewichte haben
nur in geringer Zahl den Untergang der alten Welt überdauert Ot wäh-
rend die Münzen ein überaus reichliches Material liefern.^) In dem-
t) Es fehlt tD Werken , welche Ihnlich wie die Dunisinttisciien Kataloge
dM auf <KeseBi Felde Erhaltene zusammenstellen. In betreff der Gewichte hat
B. SchUIbaeh in seiner Untersnehnng De pondtfibns aliquot Graecis et Romanis
(Annali ddl' Instit archeoL 1865 p. 160 fl.) den Wctf gezeigt, wie solche Ober-
tickten aniolegen sind. Nnr würde noch eine Robrik hinzuzufügen sein, in wel-
cher bei jedem dnzelnen Monument das fOr die Hanpteinheit (Mine, Pfund u. s. w.)
sich ergehende Gewicht aufgeführt wird.
2) Es ist hier nicht der Ort, die umfangreiche hierher ffehörige Litteratur
aaterahreo. Das Nötige wird im einzelnen bd der Behandlung des attischen
und rdmiscben Münzwesens anff^eben werden. Im übrigen ist anf das Quellen*
rerzeichnis bei Mommsen Geschichte d. römischen Münzw. S. XXI tL (Tradnction
Bbcas I p. C3ni ff.) zu verweisen.
6 EINLEITUNG. f % u
selben Veiiiältnisse steht auch die Wichligkeit, welche diese Quellen
fQr uns haben. Die wenigen aufgefundenen Fufsmafsstäbe oder in
Stein gehauene Abbildungen solcher Mafsstäbe geben keine zuver-
lässigen Werte des Fufses^ welchen sie darstellen, und überdies ist es
fast ausschliefslich römisches Fufsmafs , welches in dieser Weise uns
erhalten ist Noch weniger läfst sich aus den ertialtenen Mafsgeftfeen
eine genaue Bestimmung des römischen und griechischen Hohlmabes
ermitteln. Die Gev^ichtstücke sind zwar ziemlich zaUreich, aber von
sehr schwankendem Betrage. Man braucht nur zu bedenken, dals alle
diese Hafse und Gewichte nicht mit mathematischer Genauigkeit nor*
miert sind, sondern, lediglich für den praktischen Gebrauch bestimmt,
nur ein annähernd richtiges Bild der Normaknafse geben. Und wie es
heute noch, trotzdem dafs wir hierin viel genauer sind, unmöglich sein
würde, aus den in Handel und Wandel gebrauchten HaCsstäben das
Normalmafs mit absoluter Genauigkeit wiederherzustellen , so ist das
noch viel weniger bei den alten Mafsen zu erwarten, wo die Verhält-
nisse noch weit ungünstiger liegen. Also hier ist überall den unmittel-
baren Quellen nur ein bedingter Wert zuzusprechen. Ganz anders ver-
hält es sich mit den Münzen. Sie sind eigentlich unsere einzige Quelle
zur Bestimmung der alten Währungen , denn die Angaben der Alten
geben uns zwar über die Entstehung und das gegenseitige Verhältnis
derselben, aber nicht über ihren Betrag Aufschlufs. Sie sind ferner in
so reicher Zahl vorhanden , dals sie ein vollständiges Bild der wichtig-
sten Prägungen des Altertums dai*bieten. Auch liegt es in der Natur
der Sache, dafs schon im Altertum die Genauigkeit bei der Herstellung
des geprägten Geldes gröfser war als bei Mafsen und Gewichten , und
zwar steigert sich diese Sorgfalt mit dem Werte des Metalls; sie ist bei
den Goldmünzen am gröfsten und diese bilden daher die zuverlässigste
Grundlage. Indes hat auch hier die Forschung mit der gröfsten Vor-
sicht zu verfahren. Die Abnutzung der uns erhaltenen Stücke, die
zunächst geltend gemacht werden könnte, Mt weniger ins Gewicht,
als es vieUeicht den Anschein hat Wir besitzen von den wichtigsten
Prägungen, besonders in Gold, zahhreicbe Stücke, die noch so unver-
sehrt sind, wie sie aus der Münze gekommen, andere sind so gut er-
halten , dafs die Abnutzung auch nicht zu dem mindesten merklichen
Betrag angesetzt werden kann; es ist also in den meisten Fällen
nicht nötig die Berechnung von den abgenutzten Stücken abhängig
zu machen. Aber trotzdem ist die Bestimmung des Gewichts aus den
Münzen noch schwierig genug. Durchschnittsrechnungen, wie sie
f 2, 2. QUELLEN. 7
einige Gelehrte angewendet haben, sind meistens unstatthaft; sie
können nur da Sinn haben, wo anzunehmen ist, dafs es etwa ebenso
fiele QbermQnzte als untermtlnzte Stücke von der betreffenden Sorte
gebe. Und doch ist es natttrlich, dafs die letzteren gewöhnlich weit
zahlreicher sind, also der Durchschnitt zu niedrig ausfallt. Es ist also
in der Regel das Gewicht aus den höchsten Stacken zu bestimmen.
Doch ist das eben nur das Effekti?gewicht, und aulserdem oft noch das
Normalgewicht aufzusuchen. Denn der münzende Staat ging in seiner
Prägung gewOhnUch sehr baU von dem Normalgewichte etwas herab,
und doch darf dieses allein, wenn es sich anders ermitteln lä&t, die
Unterlage für die Feststellung der Währung bilden. Hier muls die
Forschung und Kritik bei jeder einzelnen Währung ihren besondern
W^ gehen, allgemeine Gesichtspunkte lassen sich schwerlich auf-
stellen.
So ermöglichen uns die Münzen die feste Bestimmung der alten
Währungen, sie geben uns damit zugleich den genauen Betrag für die
Gewichte, und wiederum vom Gewicht aus lälst sich die nach den
Umständen möglichst annähernde Bestimmung des Hohlmafses geben.
Für das Längenmafe bilden die zuverlässigste Grundlage die alten
Bauten. Hier haben uns die alten Baumeister ihren Blafsstab, der vor-
aussichtlich genauer war als irgend ein anderer im gewohnlichen Ver-
kdir angewendeter, in hunderten von Dimensionen hinterlassen, und
mit der gehörigen Vorsicht läfst sich aus diesen Monumenten das alte
Längenmafs mindestens ebenso genau wiederherstellen, als es die
Alten selbst hatten.
2. Wir kommen nun zu den geschriebenen Quellen und zwar zu«
nächst zu den aus dem Altertum erhaltenen metrologischen Schriften.
Die nachweislich älteste Erwähnung von metrologischen Schriftstellern
findet sich bei Galen , von welchem ol Ttegl ruiv ara^fiiSv xal ^^
Tfuv yQatpavreg mehrfach angeführt werden. 0 Als Verfasser einer
Schrift ttcqI a%a&(jiiiv wird Dardanios erwähnt.^) Er hat erst
anter dem Kaiser Constantin oder noch etwas später geschrieben, aber
1) De compos. med. p. gen. 5 p. 789 (Kühn). VergL ebenda die weitere Aas-
einandcreetzung Galens p. 789 L, ferner 6 p.893: oi nXtMxot rtSr y^aywyxo9r
n»^ /uT^€9P Mal oxad'fmVf Metrol. scriptores 1 p. 77. 86 und den Ntchweis im
Index zn denselben nuler lUz^v 3.
2) Lyd. de mensibus 4, 9 a. E., MetroL Script. U p. 22 f. Die bei Lvdos
überlieferte Namensform JciifBaviOi wird bestätigt dorch handschriftliche Zeog-
mwe auch bei Priscian. de fig[. numer. 2, 10. In den Ausgaben Priscians lautet
der Name Dardanus,
8 EINLEITUNG. § % s.
gute QueDen benutzt, wie die von ihm aufbewahrte Nachricht über
das Yorsolonische attische Talent zeigt ^) Am Ende des vierten oder
zu Anfang des fünften Jahriiunderts schrieb Diodoros ebenfalls nieql
ata&fiiSv und behandelte besonders das Talent und seine Teile sowie
den Kurs des attischen Silbertalentes im Verhältnis zu dem Solidus
und der kupfernen Scheidemünze jener Epoche. >)
Was wir sonst tou metrologischen Schriften wissen, yerdanken
wir den verschiedenen Fragmenten über Mafse und Gewichte, die uns
noch erhalten sind. Das der Zeit der Abfassung nach älteste ist ver-
mutlich das kleine, zuerst von Montfaucon in den Analekten der Bene-
diktiner verOffendichte Stück tvcqI ^irgtov xal axa^iiwv %al rwy
dfjXüvyrwv amä atifictnov*)^ denn hier erscheint noch die Bestim-
mung des Denars zu i/b4 Pfund, es muls also vor Nero niedergeschrie-
ben sein.^) Wir bezeichnen diesen kurzen Traktat als 'die älteste
Malis- und Gewichtstafer oder eitleren den anonymen Verfasser, vrie
es früher üblich war, als den Metrologen der Benediktiner.
Demnächst kommen in Betracht die unter Her on s Namen über-
lieferten Tafeln über die Langen- und Flachenmafise, sowie über einige
Hohlmatse der römischen Provinz Ägypten. Die Frage nach der Ent-
stdiung dieser Fragmente und ihrer Beziehung zu Heron von Alexan-
dreia, der gegen Ende des zweiten Jahrhunderts v. Qu*, blühte^), ist
Gegenstand vielfUtiger Untersuchungen gewesen.^ Zu einem einiger-
malsen sicheren Ergebnis konnte man jedoch nicht eher gelangen ab
t) H. Kdl QnaestioDes grammat., Leipzis 1860, p. Bf., Moromsen S. 79t
(Tndaet. Blaeas lü p. 82), Metrol. Script. IT p. 23. Ober die ErwähniiDS des vor-
solonisdieD Talentes vergl. unteD ( 25, 2 a. E.
2) S. QDten I 40, 4 nod vergl. Metrol. Script. I p. t56 f.
3) Analecta Graeca sive varia opnscala Graeca haetenns non edita. £x MSS*
codicibiis ememnt monachi Benedictini. Paris 1688. Das erwäbDte FragmeDt ist
ex codiee Regio 3284 (jetzt Cod. Graec. Dr. 1670) eDtoommen UDd p. 393—395
abgedruckt (wiederholt in den Metrol. script. I p. 207 L, erklärt ebenda p. 64 Ä).
4) MetroL script 1 p. 65 ist als Zeit der Abtassang die Epoche von Angnstos
bis Glaadins ermittelt worden. TergL auch unten { 36, 1.
5) Metrol. Script I p. 9 f., BL Gantor Voriesnngen über Gesch. der Matbem.
IS. 313 f.
6) Letronne, Recherches critiques bistoriqnes et g^graphiqiies sur les frag-
ments d'H^ron d*Alexandrie on du Systeme m^triqne cgyptien (nach des Ver-
fassers Tode herausgegeben von A. J. H. Vincent, Paris 1851), H. Martin, Re-
cherches snr la vie et les oovrages d'H^n d*Alexandrie et sur tous les ouvraces
mathtoatiques grecs qui ont ^t^ attribu^ k un auteur nomm^ H^ron. In den
Mtooires pr^sent^ par divers savants k l'Acad. des Inscr. s^e I, tome IV, Paris
1854, Gantor Die römischen Agrimensoren, Leipzig 1875, S. 6 ff., dersdbe Yorks.
I S. 315 f. 321 ff., Hultsch Metrol. Script. I p. 9 ff. und in Fleckeisens JahrbAchem
1876 S. 760 ff.
|i»s. QUELLEN. 9
hk die Reste der Geometrie und Stereometrie, soweit sie auf unsere
Tage gdommeu, veröffentlicht waren, i) Danach hat sich zunächst eine
gewisse relati?e Zeitfolge der einzelnen Mafstafeln festsetzen lassen ^\
und weiter ist der Zusammenhang derselben mit dem ursprünglichen
Werke Herons deutlicher ans Licht getreten. Denn da die Geometrie,
oder wie in ehier anderen Quelle der Titel lautet, die Geodäsie Herons
ab praktisches Lehrbuch diente, welches Heron selbst nach weit Alteren
ägyptischen Quellen abgefafst hatte, so wurde diese Anweisung zum
Feldmessen je nach den Zeit?erhflltnissen anders bearbeitet, so dals
schon die älteste der uns erhaltenen Tafeln einige römische Mafse
erwähnt, während die etwa um ein Jahrhundert jüngere fünfte Tafel
ein unter romischer Herrschaft neu gebildetes System der Feldmafse
darsteDU')
Melu*ere Heronische Fragmente finden sich in den Handschriften
ds Anhang zu einer Schrift des Didymos ?on Alexandreia, welche
HitQa fdaQfiOQtov xal Ttavtoliov ^hav betitelt ist.^) Didymos selbst
fiifrt in seiner Schrift auf demjenigen System der Längenmafse, wel-
ches die Romer, bald nachdem Ägypten Provinz geworden war, einge-
richtet hatten ; er schrieb also noch etwas früher als der Bearbeiter
der eben erwähnten ersten Heronischen Tafel. ^)
Weiter schliefst sich in einigen Handschriften des Heron und
Didymos ein Traktat ne^l raXavrwv an, auch Ttegl fiirQwv xal
atci^ficSy ovofiaalag oder ähnUch überschrieben. <^) Derselbe Ab-
sdmitt, mit einer Vorrede und einigen anderen Erweiterungen yer-
sdien, erscheint in anderen Handschriften unter dem Titel tcbqI
(rro^ficJy'O und dem Automamen des Julius Africanus, womit also
1) Heronis Alezandrini geometriconim et stereom. reliqniae ed. Hnltsch,
Beriiiil8«4.
2) Metrol. Script I p. 23 ff. Die hier anfgestellte Reihenfolge ist iinahhSngig
▼OD der bandschriftlichen Oberliefernng. Gerade die ilteste Tafel, welche ehemals
als die zweite gezählt wurde, findet sich erst am Sehlnls der Geometrie (p. 139 f.
meiner Ansgabe) nachtrSgUch beigefügt.
3) Die ilteste, oder nach der 29ihlnng in den Metrologici scriptores die erste
Tafel gehört dem ersten oder xweiten Jahrhundert n. Chr., die fünfte Tafel dem
dritteo Jahrhundert an. Yergl. MetroL script I p. 19. 24. 37 ff., nnten { 53, 1.
4. 5. 7.
4) Heronis geom. p. 238 ff. , Metrol. script I p. 21 f.
5) Metrol. Script I p. 7. 26. Yergl. nnten { 53, 1. 4.
6) MetroL Script I p. XXII f., 158 f. adnot, 300 ff
7) Heransgegeben von P. de Lagarde Symmicta I S. 167 f. Diese Redaktion
entliilt aniser einer knnen Vorrede nnd dem ans den Scholien znr Ilias 23, 263 ff.
entnommenen Nachweis, dafe das Homerische Talent nur ein kleines Gewicht
sein könne (vergl. nnten { 19,2), noch einige andere Angaben, welche in der
10 EINLEITUNG. |2,2;
die Zugehörigkeit dieses Stackes zu dessen groisem Sammelwerk, den
KeOTolj bezeichnet wird.i) Keinesfalls ist Afiricanus selbst der Ver-
fasser gewesen, ebenso wenig aber auch Heron oder Didymos. Als die
Abfassungszeit des Fragments lälst sich mit grofser WahrscheinUchkeit
das Ende des ersten oder der Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr.,
als Aufenthaltsort des Verfassers Alexandreia ansetzen. 2) Wir citieren
daher den letzteren nach Monmisens Vorgang als den anonymen
Alexandriner.
Weiter schUefst sich an diesen Traktat ein Fragment 7t€ifl fiivQCJv
an ^), welches ebenfalls zu Alexandreia geschrieben sein mag, aber zum
Verfasser weder den Heron noch Didymos noch den eben bezeichneten
Alexandriner, sondern einen anderen Anonymus hat, von dem wir nur
wissen, dafs er mit den Mafsen der Hebräer genau bekannt, also selbst
wahrscheinlich jüdischen Stammes war. 4)
Eine ziemlich umfängliche Sammlung metrologischer Fragmente
findet sich am Schlüsse der Werke Galens angehängt Sie beziehen
sich sämtlich auf Hohlmafse und Gewichte und sind mit Rücksicht
auf die Praxis der Ärzte, welche die Medikamente teils nach dem Hohl-
mafe teils nach dem Gewichte ?erschrieben , zusammengestellt Des-
halb ist besonders die Reduktion des Hohlmafses auf das Gewicht des
darin enthaltenen Weines oder Öles und anderer Flüssigkeiten ausge-
führt, ein Punkt, auf den Galen selbst mehrmals in seinen Werken zu
sprechen kommt. ^) Auch die in den Tabellen durchgeftlhrte Ver-
gleichung verschiedener Mafse und Gewichte, besonders des attischen,
alexandrinischen und römischen, berührt Galen einige Mal, weil er in
seinen verschiedenen Quellenschriften auch verschiedenes Mab und
Gewicht fand.®) Der erste Teil der Sammlung trägt die Überschrift
ersterwähnten Recension fehlen. Doch ist der Text der letxteren von manchen
Fehlern frei, die sich in der langem Bearbeitnng finden. In der lateinischen
Obersetsung, welche von Galvus in der Editio princeps des Hippokrates ver-
öfientlicht worden ist (Metrol. Script, n p. 39 fr. 142 01), erscheint die Vorrede
ähnlich wie bei Lagarde; dagegen fehlt der Bericht über das Homerische Talent
1) Metrol. Script I p. 60 f. vergl. mit p. 20. 158 adn. 2, U p. 39 f. Li der
lateinischen Übersetzung des Galvus (Metrol. script U p. 142) lautet der Titel
*Aphricanus de medelarum ponderibos mensurisque*.
2) Martin Recherches sur H6ron p. 191. 212, Mommsen S. 30. 723 f. (Traduct
Blaeas I p. 37 f., IH p. 334 f.). Metrol Script I p. 159 1
3) MetroL Script I p. XIV. 138. 161. 257 £, 0 p. 144, 18—146, de Lagarde
Symm. 1 S. 168, 52—170, 84.
4) MelroL Script I p. 138 und vergl. unten $ 43, 1.
5) Metrol. Script I p. 77 f. und vergl. unten $ 17, 6.
6) MetroL Script 1 p. 79 f. 121.
|s,s. QUELLEN. 11
rakrivov toi aotpunitov tvsqI fiirftay xal ora-d-fÄiSy öidaoica''
JUa^), dann Mgi eine aus rerschiedenen Quellen geflossene Kompila-
tion Ttegl OfjfAelcav luxl j^a^ofxinj^wy TcJy h ralg avatad-ixlaig xcrl
^£^2 OTa-S-fiiSy xal iJLh((<av% ferner ein Auszug Ix tüv KleoTtazQag
xoafjnjTtxdiy ne^l avad-fidSy xai fiirQioy, also ursprünglich eine Zu-
sammenstellung der Mafse und Gewichte für Salben und wohlriechende
öle, abgeleitet aus einer grOCseren unter dem Namen der ägyptischen
Königin Kleopalra verfafsten Schrift, welche vielleicht den Titel xo/ti-
fKOTtx^ T^yt] geführt hat^) Weiter folgt eine Tafel über Mafse und
Gewichte der Rofsftrzte^), und daran schliefsen sich noch mehrere
andere Mafs- und Gewichtstafeln, deren eine Jioaxoqldov Jte^l fid*
%Q(ay xal arad-fitüy überschrieben ist.^) Alle diese Fragmente sind
erst im vierten oder fünften Jahrhundert in die uns jetzt vorliegende
Form gebracht worden; aber sie beruhen auf ahnlichen älteren Zu-
sammenstellungen, welche im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr.
verfaist worden sind und deren ursprüngliche Form sich noch an-
nähernd wiederherstellen läfst.®)
Aufser dieser so bunt zusammengefügten Sammlung, welche
Galens Namen an der Spitze trägt, ist noch eine grofse Anzahl ähn-
licher Tafeln erhalten^), deren einige noch der Veröffentlichung
harren. Dieselben berühren sidi teils nach der Überlieferung in den
Handschriften, teils auch nach ihrem Inhalte vielfach mit der im J. 392
von Epiphanios, Bischof von Konstantia auf Kypros, verfafsten
Schrift ^Bql fiitQiay xal atad-ficoy ^), in welcher aufser verschiedenen
' 1) Af etrol. Script. I p. 89 ff. 21S ff.
2) Ebenda p. 93 ff. 225 ff.
3) Ebenda p. 108 ff 233 ff., H. Usener im Rheinischen Museum XXVffl (1873)
S. 412f.
4) lietrol. Script. I p. t29 ff. 237 f.
5) Ebenda p. 131 ff. 238 ff.
6) Ebenda p. 85 ff.
7) Ebenda I p. 81 ff 136 f. 244 ff., U p. 36 ff. 126 f. 130 ff., Marcellus Empi-
neos in der Sammlung Medicae artis principes excud. Henr. Stephanus, Paris
1567, tom. n p. 242 f.
8) Am voUstaDdigsten veröffentlicht von P. de Lagarde Symmicta II j Got-
ttncen 1880, S. 152 ff, vorher Ton Petau in Eniphanii opera tom. II p. 158 ff
nnd von G. Dindorf in Epiphanii episc. Gonstantiae opera vol. IV pars. I p. 3 ff.
Die St&cke metrologischen Inhalts, mögen sie nun unmittelbar ans aer genannten
Schrift gezogen oder dnrch spätere Oberarbeitnng mehr oder minder umgestaltet
•ein, sind behandelt in den Metrol. Script. I p. 140 ff. 259 ff., II p. 32 f. 100 ff.,
and von Lagarde Symmicta I S. 21 1 ff. Letzterer hat hier einige Stflcke ans
Handschriften znm Abdruck gebracht, welche in den Metrologid scriptores fehlen;
doch hat sich meine Sammlung, was die Namen und die Bestimmung der Mafse
und Gewichte anlangt, als vollständig und wegen ihrer Obersichtlichkeit und der
12 EINLEITUNG. §2,8*
duronologischen und hermeneutischen ErOrtenuigeD eine ausführliche
Dantellang der Hohlmafse, besonders der hebräischen, sowie eine
kttrzere Übersicht über Gewichte und Feldmafse sich findet.
Wieder andere Fragmente gehen auf den Bischof von Kaisareia
in Patostina Eusebios oder auf den heiligen Maxim us zurück.^
Auch diese enthalten einzehie wertroUe Notizen, welche an den be-
treffenden Stellen dieses Handbuches benutzt und, so weit als nOtig^
besprochen worden sind.
3. Die metrologische Litteratnr der ROmer zerftUt in zwei Haupt-
teile, je nachdem vorwiegend die Längen- und Flächenmafse oder die
Gewichte, und im Zusammenhang damit wohl auch die Hohlmafse, be-
handelt worden sind.
Die Darstellungen der Feldmafse und somit auch der Ltngen-
mafse bilden einen wesentlichen Teil der römischen FekhneMunst
oder Gromatik und hängen ihrem Ursprünge nach eng mit der Hero*
nisehen Geometrie (§ 2, 2) zusammen. Schon zu Anfang der Kaiser-
zeit hat es eine lateinische Bearbeitung jenes in der Provinz Ägypten
allgemein verbreiteten Lehrbuchs gegeben, aus welcher Columella
einige Abschnitte in seine Schrift Ober den Landbau aufgenommen
hat. 3) Um ein Jahrhundert später sdirieb Baibus, ein Offizier von
höherem Range, welcher an einem der dacischen FeldzOge, wdir-
scheinlich unter Trajan im J. 101, teilgenonunen hatte, eine EaoposUi^
«r ratio amnium formamm^ welche sich ebenflills eng an Heron an-
schlofs und demgemäfs zu Anfang auch eine Übersicht fiber die wich-
tigsten Längen- und Feldmafse enthielt') Nächst Baibus sind unter
den Agrimensoren hervorzuheben Frontinus und Hyginus^); aber
auch in ihren jüngsten Austoufem bietet die gromatische Litteratur
beigefügtea genauen Indices als durchaus brauchbar erwiesen, wie die spiteren
betreffenden Abschnitte dieses Handbuchs zeigen werden. VergL auch die Über-
sicht der Fragmente bei Lajmrde Symm. U S. 184 f., wo jedoch bei den Artikeln
af^ov^ iovyor, n^wi der Verweis auf p. 56 f. der Metrol. Script fehlt. — Die Ab*
fassungszeit seiner Schrift giebt Epiphanios selbst p. 177* Petav. (S. 174 Lag.) an.
1) MetroL aeript I p. 149 f. 161 f. 276 E 302 f.
2) S. den niheren Nachweis in meinem Artikel 'Gromatici' in der Allgem.
Encyklopadie von Ersch und Gruber, I. Sektion, XGÜ. Band S. 100 ffl, und bei
Gantor Die römischen Agrimensoren S. 89 ff. 137 f. 201.
3) Allgem. Encyklop. a. a. 0. S. 102 E, Metroi. Script 11 p. 7 ff. 57 ff., Grator
Agrimensoren S. 99 ff., Voriesunffen über Gesch. der Bfathem. I S. 468 E — Ober
die Stellung des Baibus und die Abfassungszeit seiner Schrift handelt Mommsen in
den Schriften der römischen Feldmesser herausgeg. v. Blume u. s. w. II S. 147 f.
4) Metrol. Script If p. 5 f. 56 f. 59 ff., Allgem. Encykl. S. 99, Gantor Agrim.
S.93ff:,Vorles.I $.466 ff.
11.4. QUELLEN. 13
noch bemerkenswerte Reste ftlterer Überlieferung 0; ja selbst Isidor,
der seine Ehfmologiae oder Ori$ine$ zu Anfang des siebenten Jahrhun-
derts schrieb, hat in seiner Bearbeitung der Mafse und Gewichte noch
einxdne wertvolle Notizen aus weit Altern Zeit uns erhalten.^)
Ein zweiter Abschnitt der metrologischen Litteratur der Römer
gruppiert sich um die Darstellung des Asses und seiner Teile, woran
bd einigen Autoren eine Erklärung der Gewichte und Hohlmafise sich
knflpft Mit voller Sachkenntnis geschrieben und auch so gut wie
▼oUstflndig uns erhalten ist die in der Mitte des zweiten Jahrhunderts
abgefafste Dtsf n(ttf to des römischen Ritters Volusius Maecianus.')
Dieser Schrift reihen sich als ebenfalls treffliche Quellen der Liber de
ßsse^) und das Cartnen de fondmlm$ ^) an, deren Verfasse uns unbe-
kannt sind. Auch andere poetische Bearbeitungen dieser Materie sind
erhalten.^) Nicht minder ist hervorzuheben, was Priscianus in
seiner Schrift de figuns numerorum nach guten Gewährsmännern ttber
römische und griechische Gewichte zusammenstellt '')
4. Als Quellen sind selbstverständlich auch alle übrigen Schriften
des Altertums, insofern sie Angaben tiber Mafse, Gewichte und Münz-
währungen enthalten, zu betrachten. Hier hat die Forschung in jedem
einzelnen Falle den Wert der Mitteilung zu prüfen. Selbst Schriftr
steiler, die in anderen Beziehungen wegen der Genauigkeit ihrer Be-
richte gerühmt werden, wie Herodot und Polybios, sind in einigen
Angaben über Mafse und Messungen minder zuverlässig. Doch teilte
1) Metrol. Script U p. 34 ff. 123 ff., Allgem. Encykl. S. 105, Gantor Agrim.
S. 105 ff. (and daia meine Anzeige dieses Werkes in Fleckeisens Jahrb. 1876
S. 765 ff), Vorles. I S. 468 ff.
2) Metrol. sciipt n p. 33 f. 106—123, Gantor Vorles. I S. 704 f. Die wichtige
Angabe fiber das 'gr^^te Talent' von 120 römischen Pfand, welche auf die aft-
äginaische Mine führt (unten f 19, 10. 20, 5. 48, 1. 57, 4, v) scheint zwar, wie
die Fassung der Worte zeigt, ein beiläufiger 2^8atz zu sein (Metrol. Script
n p. XVn. 115, 9), nach ihrem Inhalte aber stellt sie, in ObereinsUmmong mit
Yitnrv, ein vollgültiges Zeugnis dar.
3) Mommsen Abhandl.der sachs.Gesellsch. der Wissensch. 111(1853) S.281ff.,
Metrol. Script. II p. 17 ff 61 ff.
4) MetroL Script U p. 14 ff 72 ff.
5) W. Ghrist Ihis Garmen de ponderibns et mensnris im Rhdnischen Musenm
XX & 64 ff, Metrot. script U p. 24ff. 88 ff.
6) Aisonius behandelt in der Ecloge de raUorie Ubrae p. 154 f. ed. Schenkl
^e DoodeciBMlteilung des Asses in einer gespreizten, an das Rätselhafte strei-
fenden Sprache. Klar und mit Sachkenntnis ist im 5. oder 6. Jahrhundert dn
Gedicht de Höra et parUbtu eitu geschrieben, welches in einigen Handschriften
in drei Theile mit besonderen Titeln ffespalten ist S. Metrol. script II p. Xm ff
31 f. 99 1, Borsian in Fleckeisens Jahrbüchern 1866 S. 784 Anm. 45.
7) Metrol script II p. 22 ff. 82 ff.
14 EINLEITUNG. |8,i.
diesen Mangel an Präcision mehr oder minder das ganze Griecben-
Tolk. Die Gewohnheit in runden Zahlen zu rechnen, die Mafse nur
nach ihrem ungefähren Betrage zu nehmen , ähnliche Mafse verschie*
dener Volker gleich zu setzen, Entfernungen nur nach ungenauer Ab-
schätzung zu bestimmen, war ganz allgemein. Auch darf man nicht
vergessen , dafs die meisten Notizen nur gelegentlich bei Behandlung
anderer Gegenstände gegeben werden , und dafs auch neuere Schrift-
steller in solchen Fällen nicht ängstlich eine absolute Genauigkeit er-
streben.
Von hohem Werte sind alle Angaben , die uns aus den Werken
des Aristoteles, Theophrastos und Polemarchos noch erhalten sind.^)
Vorsichtige PrQfung in jedem einzelnen Falle ist wiederum bei
Benutzung der Lexikographen und Kommentatoren erforderlich. Sie
haben teilweise höchst wertvolle Nachrichten aus alten guten Quellen,
aber auch vieles Ungenaue und Irrtümliche; auch stehen häufig An-
gaben, die sich auf ganz verschiedene Zeiten und Verhältnisse be-
ziehen, ungeschieden neben einander.
Unter den Römern sind Varro und Plinius hervorzuheben, letz-
terer als Sammelschriftsteller, je nach der Autorität seiner Quellen,
bald mehr bald minder zuveriässig.
Die Inschriften bieten für Metrologie verhältnismäfsig weniger als
ftlr andere Teile der Altertumswissenschaft; doch ist gerade in jüngster
Zeit manches neue Material hinzugekommen und, so weit als Äunlich,
bei der zweiten Bearbeitung dieses Handbuches verwertet worden.
§ 3. ßfeuere IdtUratur,
Was bis Ende des vorigen Jahrhunderts von Neueren auf dem
Gebiete der Metrologie geschrieben worden ist, kann für den heutigen
Standpunkt der Forschung kaum noch mafsgebend sein. Immerhin
erscheint es jedoch der Mühe wert die Hauptwerke zusammenzustellen,
da sie bisweilen noch wegen einzelner Angaben angeführt werden
und die meisten wenigstens von historischem Interesse sind.
1. Nicht lange nach dem Wiedererwachen der Wissenschaften ver-
öffentlichte der Franzose Bud6 sein umfängliches Werk über den As:
GuI. Budaei Parisiensis de asse et partibus eius libri Y. Paris 1514, spater
mehnnals wiederholt*) Die Vorrede ist datiert Idibus Martii A. D. M. D. XDII.
t) Metrol. Script I p. 155 f. 163 und dazu, insofern Pollux den Aristoteles
und andere benutzt hat, p. 151 fL
2) Lipsins Bibliotheca nummaria, Leipiig 1801, p. 60. Ich benutzte die vom
Verfasser selbst noch besorgte Ausgabe vom J. 1550.
1 3, t. NEUERE UTTERATÜR. 15
Er sammelte die Stellen der Alten und suchte sie zu einem System zu
Terbinden. Ein Hauptzweck war für ihn die DarsteUung der für seine
Zeit noch rätselhaften Sesterzrechnung. ^) Er versichert Gold- und
Silbermflnzen auf das sorg&Itigste gewogen zu haben, ohne jedoch
dadurch Tor Irrtümern wie vor dem der Gleichstellung von Mine und
römischem Pfund bewahrt zu werden.^)
Dngewifs, in welchem Jahre, wahrscheinlich bald nach Bud^s
Werk, erschienen
Leonard! de Portis de sestertio pecuoiis ponderibus et mensiiris antiqnis
libri doo.') Wiederholt 1524 ond öfter (abgedruckt im Thesanr. Gronov.
Td. IX p. 1433 fH).
Die Bestimmung der alten Mafse glaubte er ad principia naturalia,
quae ftabilia mnt, zurückführen zu müssen. Diese waren ihm bei den
Längenmafsen der natürliche Fufs, den er um Vi 2 kleiner als die Fufs-
mafise seiner Zeit ansetzte, bei dem Gewichte die siliquae^ Schoten-
kömer. Darauf und auf die Wahrnehmung, dafs die alten Denare
ungeföhr eine italienische Drachme wogen , und dafs das römische wie
das neuere italienische Pfund gleiche Einteilung haben , gründete er
die Vermutung, dafs beide einander gleich sein müfsten. Zur Bestim-
mung des römischen Fufses benutzte er aufserdem ein in den Gärten
des Angelus Colotius (§ 14, 2) erhaltenes Fufsmafs, wonach er einen
Mafsstab des halben römischen Fufses abdrucken liefs.^)
Demnächst sind namhaft zu machen
Georg. Agricolae libri quinque de mensuris et ponderibus: io quibus plera-
que a Budaeo et Portio parum animadTersa diligenter excutiuntur. Basil.
1533.
Hierauf folgte eine in ihrer Art ganz vortreffliche Schrift, die in
unserm Jahrhundert fast in Vergessenheit geraten war,
SvvoyfiS mensuraniBi et ponderum, pooderationisque mensurabilium secuodum
Romanos, Alhenienses, vicfoyovs, xal inTioicr^ovs opera Micb. Neandri.
Basil. 1555.
Die Längenmafse sind hier nur kurz, mehr in Form eines Anhangs,
behandelt; ausführlich dagegen die Hohhnafse und Gewichte. Bei
1) P. 132: boc est enim caput eins rei quam agimus, hie cardo totins
operis, haec denique alea andpitis incepti, ut ostendere aggrediamnr vel de-
monstnire potins quid inter sestertia centom et sestertium centies intersit.
2) P. 169. 163.
3) Das Jabr des Erscheinens ist nicht angegeben. Die Seitenzahlen fehlen.
Der Name des Verfassers lautet, abweichend von dem Titel, in der von anderer
Hand beschriebenen Vorrede Portius, wie er gewöhnlich genannt wird. Nach
Agricoia erschien das Werk des Portins erst nach dem Bud^schen, doch hat
er§(erer offenbar keine Kenntnis von dem letzteren.
4) Vergl. p. 1452 f. 1467 f. 1487 f. des Abdrucks im Thesaur. Gronov.
16 EINLEITUNG. |t.l.
jedem einzelnen Abschnitte macht eine Tabelle der betreffenden Malse
den Anfang, wobei die alten Zeichen dafür, die in sptftern Druckwerken
meist entstellt und ungenau erscheinen, sorgfilltig wiedergegeben sind.
Dann folgt die Begrandung der Tabellen aus den Angaben der Alten.
Dabei sind die unter Galens Namen überlieferten Tafeln ($ 2, 2), deren
Text auch als Anhang gegeben wird, mit Einsicht benutzt. Auch ist
mancher Punkt berührt, auf den später erst Böckh von neuem wieder
aufmerksam gemacht bat.
Nachstdem sind zu erwähnen
Lac. Paeti de meDsnris et j^nderibas Romanis et Graecis cum his quae hodie
Romae sunt coUatis libn quinque. Veoei 1573 (abgedruckt im Theeaor.
Graey.Tol.XI p. ISOeflH).
Paetus versuchte zuerst die genaue Bestimmung des römischen Pfundes
nach Gewichtstücken, wobei er dem richtigen Werte ziemlich nahe kam
(§ 21, 1).
Als Sammelwerk war seinerzeit brauchbar
Matth. Hosti Historica antiquitas rei nummariae, mensuraruin, pooderam etc.
Francof. ad Od. 1598 (wiederholt in Historiae rei numm. vet scriptores,
Lipsiae 1693). Zuerst war von demselben Verfasser der erste Teil dieser
Sammlung unter dem Titel 'Historiae rei num. vet etc. libri quinque* in
Frankfurt a. 0. 1580 erschienen.
Es folgen weiter die Werke des siebzehnten Jahrhunderts:
L B. Villalpandi de Romanis Graecis Hebraeisqne ponderibus atoue numis-
matis, secundae partis apparatus Über secundus, m H. Pradi et i. B. Villal-
pandi in Ezechielem explanationes et apparatus urbis ac templi HierosoL
Tol. m, Rom. 1604, p. 329—500.
Er mafs den zuerst von Paetus beschriebenen Farnesischen Congius
(§ 18, 1) und versuchte daraus den römischen Fufs zu bestimmen
(§ 14, 2).
De pondenbus, nummis et mensuris libri V auctore Jac. Ca p ello. Francof. 1606.
Eine unkritische Zusammenstellung der früheren Forschungen ; Be-
achtung verdient jedoch die ziemlich richtige Bestimmung des römischen
Pfundes, die er wahrscheinlich aus Münzwägungen fand ($ 21, 2 a. E.).
Vortrefifliche Arbeiten sind die von Scaliger und Gronov:
Jos. Scaligeri de re nummaria dissertatio, über posthumus: ex bibliothect
Academiae Lugd. Bat (herausgegeben von WUlebord Snell). Leyden 1616
(abgedruckt im Thesaur. Gronov. vol. IX p. 1493 ff.).
J. F. Gronovii de sestertiis seu subsedvorum pecuniae veteris Crraecae et
Romanae libri IV. Amstelod. 1656.i) Die firüheren Bearbeitungen desselben
Themas von Gronovs Hand, die erste ^u Leyden 1619, die andere zu De-
venter 1643 erschienen^, sind weniger vollständig.
1) Nach dieser Ausgabe ist im Folgenden dttert. Das Wtfk wird häufig auch
nach der Kolumnentlberschrift unter dem Titel de peeunia velere angeführt
2) Lipsius Bibliotbeca numaria I p. 161, Labbe Biblioth. nummaria p. 310.
i J, I. NEUERE LITTERATÜR. 17
Ereterer zeigte auch aa diesem Gegenstände, wie auf so vielen anderen
Gebieten der Altertumswissenscbaft, seine reiche Belesenheit in den
Werken der Alten und seine eminente Kombinationsgabe, in welchen
Beziehungen die kleine Schiift noch jetzt ab Muster gelten kann.
Auch lenkte er zuerst die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Fragmente
über Gewichte und Münzen, die er aus einer Heronischen Handschrift
mitteilte. 0 Gronov behandelte, wenigstens far seine Zeit, erschöpfend,
was sich bei den alten Schriftstellern über Münzen findet, und seine
Untersuchungen sind in dieser Beziehung noch jetzt brauchbar, wenn-
gleich die Methode seiner Forschung, die an einen strengen Gang sich
nicht bindet und zu Willkürlichkeiten sich neigt, oft auch blofs am
Äufserlichen haftet, einem hinter uns liegenden Standpunkte angehört.
Etwa dasselbe gih von Saumaises (Salmasius') Streitschriften gegen
Petau, die pseudonym unter den Titeln
Confatatio animadversionum ÄDtonii GercoStii und Refatatio otriasque elenchi
Gercopetaviani
im J. 1623 erschienen sind. 3)
Weitere Fortsehritte in der Metrologie konnten nur yon einer
sorgfältigeren Benutzung der unmittelbaren Quellen, besonders der
Münzen, ausgehen. Hier brach die Bahn der als Arzt wie als Chemiker
ausgezeiehnete
L. SaTot, Diacoars sur lea m^dailks antiques. Pari» 1627.
Er stellte zuerst umfängliche Forschungen über den Feingehalt der
Münzen an (p. 65 ff.), fand dabei, dafs die Münzen der Alten in den
Zeiten sorgfältiger Prägung möglichst fein geschlagen wurden, dafs
sie aber in der Kaiseneit bis Diocletian immer an Güte abnahmen.
Daran knüpfen sich eingehende Untersuchungen über das Gewicht der
römischen Münzen und die hieraus, nicht aus den Gewichtstücken, zu
entnehmende Bestimmung des Pfundes, ferner über das Wertverhält-
nis zwischen Gold und Silber, endlich über die von Paetus und Villal-
pandi ausgegangenen Bestimmungen des Pfundes und des Fufses, die
einer besonnenen Kritik unterworfen und als nicht haltbar erwiesen
werden. Einen weitem Fortschritt machte
J. Greaves, Discouree of the Roman foot and denarius. London 1647 (wieder-
holt in Miacellaneons worka, London 1737, wonach im Folgenden citiert ist).
Er zeigte zuerst den Unterschied zwischen der attischen Drachme und
4&n römischen Denar, und begründete seine Bestimmungen derselben
1) Metrol. Script. I p. 20. 158 und vergl. oben S. 9 f.
2) Ebenda p. 20. 142 f. 158 f.
Hsltteh, Mdtrologi«. 2
18 EWLErrUNG. §3,1.
auf sorgsame Münzwägungen. Viel Schätzenswertes, besonders Mit-
teilungen aus Handschriften, enthalt auch, obwohl schlecht angeordnet
und trocken in der Form, das Werk
Eduard! Bernardide meDsnris et ponderibns antiqais libri tres. Editio altera,
pnrior et duplo locnpletior. Oxoniae 1688.
Ausgezeichnet ist das kleine Werk von
J. G. Eisenschmid, De ponderilms et mensnris veterom RomaDorom, Grae-
conim, Hebraeoram. Argeatorati 1708.
Der Verfasser hatte viele Münzen sorgsam geprüft, zog die Resultate
mit grofser Schärfe und vereinigte alles zu einer vortrefiflichen systema-
tischen Darstellung. Es war das beste bis dahin erschienene Hand-
buch der Metrologie. 1) Weit hinter diesem Werke stehen zurück Ar-
buthnots Tables of the ancient coins weights and measures (London
1727, lateinisch von König, Utrecht 1756), die als Handbuch grofse
Verbreitung fanden, indes keine neuen Resultate, wohl aber viele Un-
genauigkeiten und Fehler enthalten.
2. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts nahmen vorzügUch
firanzOsische Gelehrte die Untersuchung mit Eifer und Erfolg auf. Be-
sonders namhaft zu machen sind Barth61emy und de la Nauze in
verschiedenen Abhandlungen der Acad^mie des Inscriptions, ersterer
auch im Anhang zu seiner Reise des jungen Anacharsis. Voluminös^
aber wenig brauchbar ist das Sammelwerk von
Paneton, Metrologie ou trait^ des mesares poids et moDnaies des andens
peaples et des modernes. Paris 1780.
Rom^ de l'Isle, Metrologie ou tables pour servir k rintelligence des poids
et mesares des ancieos. Paris 1789 (deutsch von Grofse, Brannschweig 1792),
ist schätzbar .wegen der Münzgewichte; aber der Verfasser, der kein
C^lehrter vom Fach war (pr6f. p. XIV) , hat nicht vermocht den Stoff
methodisch zu verwerten.
In derselben Periode erschien in England
Raper, Enqniry into the measnre of the Roman foot, in den Philosophical
transactions vom J. 1760; und Enqniry into the value of the ancient Greek
and Roman money, in den Philos. trans. vom J. 1771,
beides sehr wertvolle Untersuchungen. Seine Bestimmung des romi-
schen FuTses ist bis jetzt die sicherste (§ 14, 3).
Eckhels grofses numismatisches Werk, Doctrina numorum
veterum, enthält nur in den Prolegomenen einiges auf Metrologie Be-
zügliches. Sehr schätzbar wegen der reichhaltigen tibersichten von
Münzgewicbten und der besonnenen Kritik, mit welcher dieselben zur
1) Hnssey Essay on the ancient weights p. 7.
§ 8. J. NEUERE UTTERATIJR. 19
Bestimmong des Gewichtes uod Wertes der rOmiscben Münzen ver-
wendet sind, ist die Schrift von •
Letronne, Gonsid^rations g^D^rales sur T^valuation des monnaies grecques^
et romaines. Paris 1817.^)
Ein seiner Zeit brauchbares, aUerdings ziemlich oberflächlich ge»
baltenes Handbuch war das von
Wurm, De poDdenim, niimmonim, meosnranim ac de anni ordinandi ratio-
Dibus apad Romanos et Graecos. Statgardiae 1820.
Ungleich höher steht das auf gründlichen Studien beruhende, mit
vielem Geschick abgefafste, nur in den Angaben der Mflnzgewichte
nicht immer ganz zuverlässige Werk von
Hussey, Essay on the aneient weights and money, and the Roman and
Greek liquid measures, with an appendix on the Roman and Greek foot
Oxford 1836.
Dazwischen sind noch zu erwähnen die wegen des Materials wert-
vollen Untersuchungen von
Cagnazzi, Su i valori delle misure e dei pesi degll antiehi Romani, desunti
dagli originali esistenti nel real Museo Borbonico di Napoli. Neapel 1825.
Deutsch fibersetzt von A. v. Schönberg. Kopenhagen 1828;
femer der Abrifs von
Saigey, Trait6 de m^trologie ancienne et moderne. Paris 1834,
und die zwar unkritischen, aber als Übersicht brauchbaren Zusammen-
stellungen von
Paucker, Metrologie der alten Griechen und Römer, in den Dorpater Jahrb.
für Literatur, Band Y. 1835.
Die Frage über das griechische und römische Längen- und
Fbchenmafs unterwarf einer sorgfältigen Revision
Ideler, Über die Längen- und Flächenmafse der Alten, in den Abhandlungen
der historisch-phil. Classe der Berliner Akademie von den J. 1812—13. 1825.
1826. 1827,
worin er die Hypothesen früherer Forscher als unhaltbar nachwies
(§ 8, 1) und die Hauptpunkte der so schwierigen und vieldeutigen
Frage mit Umsicht und Besonnenheit feststellte.
Weiter lieferten Fenner von Fenneberg in seinen Untersuchun-
gen über die Längen- Feld- und Wegemafse der Völker des Alter-
thums (Berlin 1859), H. Wittich in verschiedenen Aufsätzen in der
Archäologischen Zeitung und im Philologus, H. Nissen in seinen
Pompejanischen Studien (Leipzig 1877) dankenswerte Beiträge zur
1) Desselben Tabulae octo numorum, ponderum, mensurarum apud Romanos
et Graecos (Paris 1825) sind mir nicht zu Gesicht gekonunen.
2*
20 EINLEITUNG. § 3. 3.
besseren Kenutnis der Längenmabe. Andere Einzeluntersuchungen
sind von mir nach dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Hand-
buches TeröffentUcht worden 0, und es wird danach möglich sein, in
der vorliegenden Neubearbeitung den Zusammenhang der verschiede-
nen Laogenmafee des Altertums darzustellen (S 10» 4. 14, 4. 46, 2. 20).
3. In neue Bahnen wurde die metrologische Forschung gelenkt
durch August BOckhs
Metrologische Untersnchungen über Gewichte, MüozfÜfse und Mafee des Alter-
Ihums in ihrem Zusaminenhaage. Berlin 1838.
Noch waren die Monumente des alten Babyloniens und Assyriens nicht
durchforscht und noch war die Kenntnis der ägyptischen Altertümer
eine kärgliche im Vergleich zu dem Standpunkte heutiger Tage, als
Böckh schon den Zusammenliang aller Mafee der alten Kulturvölker
durchschaute und die Grundzüge eines Gebäudes entwarf, welches in-
folge späterer Entdeckungen zwar in manchen Teilen sich noch anders
gestaltete, aber im ganzen und grofsen nach dem anfänglichen Plane
seines Meisters fortgeführt wurde.
An Bockhs metrologische Untersuchungen schliefsen sich die
hierher gehörigen Abschnitte seiner Staatshaushaltung der Athener
(2. Ausgabe, Berlin 1851) an. Bald nach dem Erscheinen des erst-
genannten Böckhschen Werkes gab Dureau de la Malle in dem
ersten Teile seiner iconomie politique des Romains (Paris 1840) einen
kurzen Abrifs der römischen Metrologie, besonders Bestimmungen des
Gewichtes und Wertes der Münzen. Zu erwähnen ist auch das um-
fiingliche Werk von Vazquez Queipo
Essai sur les syst^mes mitriqaes et mon^taires des ancieos peuples, 3 vol.,
Paris t859,
welches im einzelnen manches Brauchbare bietet, wenn man auch im
ganzen dem Verfasser auf seinen Forschungswegen nicht folgen kann.
Das metrologische Wissen der Gegenwart beruht hauptsächlich
auf zwei Werken, deren jedes in seiner Art epochemachend war 2):
1) Zur Lösung der Frage über den Pliiletäriscben Fufs, in den Jahrb. für
classische Philologie, herausg. v. Fleckeisen (erste Abteil, der Neuen Jahrb. fflr
Philoloffie u. Padag., Leipiig, Teubner) 1863 S. 162 ff.: Anzeige von Brandis'
Münz- Mafs- und Gewichtswesen, ebenda 1867 S. 513 ff.; Das Grundmafis der
griechischen Tempelbauten, in der Archäol. Zeitg., herausg. v. M. Fräokel XXXVni
9. 91 ff. ; Bestimmung des attischen Fofses nach dem Parthenon und Theseion,
ebenda S. 172 ff.; Die Mafse des Heraion zu Samos und einiger anderen Tempei<
ebenda XXXIX S. 97 ff. ; Heraion und Artemision, zwei Tempelbauten loniens,
Berlin 1881.
2) YergL meine Recensionen in Fleckeisens Jahrbüchern 1862 S. 556 ff. und
1867 S. 513 ff.
i 4. DIE NEUEN MASS- GEWICHT- UND MÜNZSYSTEME. 21
Tk. Moamseii, Gesckiebte des römkokeD Mflnswesem, Beriin 1860, ia xwdter
BetrbeitaBg erschieneD unter dem Titel 'HUtoire de la monnaie romaine par
Tbi(odore Hommsen, traduite de rallemand par le duc de Blacas', 4 toI.,
Paria 1866-1876.
J. Braodis, Das Mün»- Mafs- und Gewichtsweaen in Vorderaaien bis auf
Alexander den Grofsen, Berlin 1866.
Was Mommsen auf dem Gebiete des römischen Münzwesens schaff
das hat Francis Lenormant für das gesamte Münzwesen des Alter-.
tiuns zusammenzustellen begonnen in dem grofsartig angelegten Werke
La monnaie dans Tantiquite, tome I— DI, Paris 1878—1879.
Das Ganze zerßdlt in zwei Hauptteile, einen systematischen und einen
historischen. 1) Der erste TeU scheidet sich wiederum in fünf, der
zweite in drei Bücher. >) Von diesen acht Büchern sind bis jetzt das
erste und zweite vollständig, das dritte bis zum ersten Abschnitt des
vierten Kapitels erschienen.
Die Reste der metrologischen Litteratur des Altertums wurden
zusanunengestellt und durch Kommentare erläutert in den
Metrologicorvm scriptonim reliquiae. Goll^l recenauil partim nunc primum
edidit Fr. Hultsch. Ypl. I, Lipsiae 1861. Vol. II, 1866.
Da einige von den letzteren Werken sehr häufig zu citieren waren^
so sind folgende Abkürzungen angewendet worden :
Böckh Hussey Mommsen Metrologici
Brandia Lenormant Queipo scriptorea
Es bezeichnet also der Name des Verfassers kurz dessen hier aufge*
fdhrtes Werk , insbesondere Bockhs Name, wo kein weiterer Zusatz
sich findet, dessen Metrologische Untersuchungen. Die französische
Bearbeitung von Hommsens Geschichte des römischen Münzwesens
ist als Traduction Biocos citiert.
{ 4. Übersicht der wichtigsten neueren Ma/s- Gewicht- und Mün&systeme,
Alle Untersuchungen auf dem Gebiete alter Metrologie hatten bis
auf die jüngste Zeit mit einer besonderen Schwierigkeit zu kämpfen,
welche aufserhalb des zu behandelnden StofiTes lag. Die Mafse und
Gewichte des Altertums mulsten mit neueren entsprechenden Gröfsen
verglichen und nach ihnen bestimmt werden ; in betreff der neueren
Metrologie herrschte aber nach der Verschiedenheit der Staaten oder
aus anderen einmal überlieferten Rücksichten eine grofse Mannigfaltig«
keiL Französicbe Gelehrte rechneten, auch nachdem das metrische
1) Tome I, Pr^facc p. XXI ff.
2) Plan de l'ouvrage, ebenda hinter p. XXXIL
22 EINLEITUNG. 1 4, i.
System festgestellt war, noch yielfach nach dem altfranzösischen Ltfn-
genmafs und Gewicht; in Deutschland wurden aufser dem preufsischen
Systeme hin und wieder andere partikulare Mafse, in Österreich auch
österreichisches Mals, in Italien die verschiedenen Mafse der Einzel-
staaten zu Grunde gelegt. Doch bildete daneben für Mitteleuropa das
altfranzösische Mafs eine willkommene Vereinigung statt der bunten
Menge der verschiedensten Einzelmafse. England folgte und folgt
noch jetzt seinen heimischen Mafsgröfsen, und nur langsam dringt das
metrische System wenigstens in den Kreis wissenschaftlicher Unter-
suchungen ein.
Seitdem die Staaten Mitteleuropas das neuere französische System,^
welches durch den rein decimalen Aufbau und die volle Kongruenz
der Mafse des Raums und der Materie sich auszeichnet, mit erfreulicher
Übereinstimmung angenommen haben , hat die vergleichende Metro-
logie erst sicheren Boden unter den Füfsen gewonnen. Der Meter, der
Absicht nach der zehntmillionste Teil des nördlichen Erdquadranten,
nachträgUch aber, da diese Gröfse nicht genau zu ermitteln ist, auf ein
bestimmtes Verhältnis zum altfranzösischen Mafse gesetzlich fixiert,
mifst teils unmittelbar, teils mittelbar durch die von ihm abgeleiteten
Mafse, alle Gröfsen, welche auf dem Gebiete alter Metrologie in Be-
tracht kommen, und indem so eine absolute Einheit gegeben ist, steht
auch die Thunlichkeit der Vergleichung allerwärts offen, während
früher in den meisten Fällen erst lange Zwischenrechnungen einge-
schoben werden mufsten.
Da die Einzelheiten des neueren französischen Systems allgemein
bekannt sind, so bedürfen nur die abweichenden Systeme, soweit sie
in früheren metrologischen Systemen zu Grunde lagen, einer kurzen
Darstellung. 1)
1. Längen- und Flächenmafse. Die Länge des Meters wurde
durch Vergleichung mit der altfranzösischen Toise (toise du Perou) be-
stunmt und durch Dekret vom 19. Frimaire des J. 8. (10. Dez. 1799)
definitiv zu 443,296 Linien des Pariser Fufses {pied du roi)y welcher
sechsmal in der Toise enthalten ist, festgesetzt 2)
1) Vergl. im aUgemeinen H. W. Dove Über Mafs und Messeo, 2. Aufl., Berlia
1835, Muncke in Gehlers PhysikaUschem Wörterbuch, neu bearb. von Brandes
u. 8. w., Bd. VI, Abteil. 2 (Leipzig 1836), S. 1254 fil, G. Karsten in der Allgemeinen
Encyklopädie der Physik, bearb. von P. W. Drix u. s. w., Bd. I (Leipzig 1869)
S. 442 if., K. W. Knnis MQnz- Mafs- und Gewichtskunde, 2 Bände, 5. Aufl. Leipzig
1879, F. Noback Münz- Mafs- und Gewichtebuch, 2. Aufl. Leipzig 1877, W. Treuber
Münz- Mafs- und Gewichtebuch des Deutschen Reiches, Dresden 1879.
2) Dove S. 12, Karsten S. 448. Der erstere bemerkt S. 13: 'Die Grundlage
I 4, 1. DIE NEUEN MASS- GEWICHT- UND MÜNZSYSTEME. 23
Das Verhältnis des englischen zum französischen Fufse und somit
auch zum Meter ist verschieden bestimmt worden. Da jedoch die Ab-
weichungen erst in der fünften Decimalstelle hinter der Einheit her-
Tortreten, so kommen sie für die Zwecke der alten Metrologie kaum in
Betracht Für die Reduktionen in diesem Handbuch ist als Verhältnis
des engUschen zum französischen Fufse 1 : 1,06575 gesetzt worden, i)
Der frühere preufsische oder rheinländische Fufs war ebenfalls
etwas kleiner als der französische; er mals nach gesetzlicher Bestim-
mung 139,13 Pariser Linien.
Da die Quellenschriften , aus denen die metrologische Forschung
zu schöpfen hat, noch vielfach nach den vom Metersystem abweichen-
den Bfafsen rechnen, so folgt hier eine vergleichende Übersicht:
1 Meter — 443,296 Par. Lin.
— 3,07844 Par. Fufe
-=> 3,28083 engl. Fufs
— 3,18620 preufsische
Fuf8.2)
1 Par. Fuls = 0,324839 Meter
= 1,06575 engl. F.
1 engl Fufs ^ 0,304801 Meter
= 0,938306 Par. F.
1 preuls.Fufs= 0,313854 Meter 2)
Die geographische Meile, welche neben dem Kilometer
noch vielfache Anwendung Ondet, enthält als der fünfzehnte Teil eines
mittleren Breitengrades 7407,4074 Meter
oder 22803,3 französische oder 23601,5 preufsische Fuis.»)
Das frühere französische Wegmafs, die lieue deFra$iee, be-
trug 2283 Toisen ^) » 4449,6 Meter. Soweit sie nach Einführung des
neuen Systems sich noch im Gebrauch erhielt, vmrde sie zum Myria-
meter in das Verhältnis von 4 : 9, mithin gleich 4444,4 Meter gesetzt
Die englische Meile {Statute miU) enthält 5280 Fufs und ist
gleich 1609,31 Meter.
des neaeren französischen Mafses ist daher die Toise geblieben, nur hat das
neue convenüonelle Mais eine bequemere Theiliing als das frühere . Yergl auch
Brandis S. 5 f.
1) So Muncke a. a. 0. S. 1297 nach Bessel, Kater und anderen. Dove S. 176
setzt den französischen Fufs » 1,065761 engl. FuCs (vergL denselben S. 31 ff.).
Nach der älteren Bestimmung Birds vom J. 1758 war das Verhältnis des eng-
lischen zum französischen Fufee 10000 : 10657; danach redudert Id eler, Abhanfi.
1812—13 S. 146. Raper (unten § 14, 3) hat das Verhältnis 10000 : 10654. Aus
beiden letzteren Bestimmungen kombiniert Wurm (p. 6) den willkürlichen Wert
TOD 135,1414 Par. Lin. für den englischen Fufs.
2) So nach Dove S. 176 f.; Muncke a. a. 0. S. 1326 setzt den preufs. Fuls
»> 0,3137946 Meter und den Meter — 3,186798 preufs. Fuls.
3) Ideler a. a. 0. S. 165.
4) Karsten a. a. 0. S. 452. Nach Noback a. a. 0. S. 698 beschränkte sich
die Gültigkeit dieses Ansatzes auf die Normandie und Champagne, während die
normale Bestimmung auf V^s Äquatorialgrad «■ 4451,9 Meter hinausging.
24 EINLEITUNG. 1 4, 2. s.
DieFIäcbenmarse vergleicben sich folgendermafsen^):
1 französ. Arpeot = 48400 DFufs = 0,510720 Hektare
1 englischer Acre = 4840 D Yard — 0,404667 „
1 preufs. Morgen — 180 D Ruten 2) = 0,255332 „
1 HekUre = 10000 D Meter— 1,958020 Arpent
— 2,471170 Acre
— 3,916617 Morgen.
2. KOrpermafse. Der Liter als der Betrag von 1 Kubik-
decimeter oder 0,001 Kubikmeter ist gleich 50,4124 Par. Kubikzoll.
Im preufsiscben Staate war früher das Normalmafs für Flüssig-
keiten das Quart a» 64 preufs. Kubikzoll
= 1,14503 Liter.
Beim Messen des Weines gaben 60 Quart 1 Eimer, 2 Eimer 1 Ohm.
Der preufsische Scheffel, der in 48 Quart geteilt wurde, war gleich
54,96149 Liter.
3. Gewichte. Das Kilogramm oder das Gewicht eines
Kubikdecimeters destillierten Wassers, bei 4<^C., dem Punkte der
gröfeten Dichtigkeit, bestimmt und auf den luftleeren Raum reduciert,
ist gleich 18827,15 Gran des altfranzösischen Gewichtes, mithi»
1 Gramm — 18,827 Gran.
Das Pfund (livre) des früheren französischen Gewichtes (poii$
iemare) war eingeteilt in 16 onces^ die onee in 8 grot^ das gros in
72 protfw.
1 Pfund »= 489,5058 Gramm
1 Gran >» 0,0531 Gramm.
Das englische Reichsgewicht ist das Troypfund, welches in 12
otcttCM, die ounce in 20 pennyweights zu 24 grains geteilt wird. Sein
Verhältnis zum französischen Gewicht ist verschieden bestimmt wor-
den. 3) Nach Weber, dem Dove und Böckh folgen 4), ist
das Troypfund = 373,2484 Gramm
dasGrain = 0,064800 Gramm.
1) Karsten a. a. 0. S. 487.
2) Da 1 lüngennite 12 Fufs, 1 Quadratnite 144 Fofä hielt, so sind die obigen
180 D Buten oder 1 nrenfsischer Morgen gleich 25920 DFnfs.
3) Muncke a. a. 0. S. 1303 setzt das Troypfand nach Ghelins und Hauschild
m» 373,243 Gramm, Karsten a. a. 0. S. 466 mit einer kaum merkbaren Ab-
weichung «s 373,244 Gramm.
4) DoTe a. a. 0. S. 48, Böckh Metrol. Unters. S. 15. Auch die Vergleichungs-
tabellen, welche den Caiologues of the Greek eoins in ihe British Museum
beigegeben sind, folgen demselben Ansatz, indem sie 1 englisches Grain «■
0,06480 Gramm rechnen.
f 4. 4. DIE NEUEN MASS- GEWICHT- UND MONZSTSTEME. 25
In Dentschland war berehs yor Annahme des metrischen Systems
das Gewicht in eine einfache Beziehung zu dem Kilogramm gesetzt
worden. Denn statt der verschiedenen alteren Gewichte war das söge*
nannte Vereinspfund eingeführt^ welches V2 Kilogramm wog und in
30 Lot zerfiel. Ein Lot war mithin «» 16^3 Gramm. Hundert Pfund
biMeten einen Centner.
4. Münzwährungen. Im Deutschen Reiche ist nach dem
'Gesetze betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmttnzen vom 4. Dez.
1871' die Münzeinheit die Mark zu 100 Pfennig, welche den Wert-
ausdruck für ^^^{219 «" 0,358423 Gramm feinen Goldes bildet Aus
einem Pfunde feinen Goldes 0» 500 Gramm) werden demnach 69^4
Stocke zu 20 Mark, oder 139V2 Stücke zu 10, oder 279 Stücke zu
5 Mark ausgebracht, und das Pfund Goldes selbst gilt gleich 1395 Mark,
das Gramm Goldes gleich 2,79 Mark.
Der Feingehalt der Gold- wie auch der Silbermünze ist auf
900 Tausendstel bestimmt Wahrend also das Zwanzigmarkstück oder
die Doppelkrone nach obigem Ansätze 7,16846 Gramm feinen Goldes
enihflU, wiegt dasselbe Stück, wegen der beigegebenen Legierung,
welche V» des Feingewichtes beträgt, 7,96495 Gramm. Entsprechend
wiegt das Zehnmarkstück oder die Krone, bei einem Feingehalte von
3,58423 Gramm, 3,98248 Gramm.
Das Silber wird in Stücken zu 5, 2, 1, Vs und V& Mark zu einem
den wirklichen Wert übersteigenden Nennwerte, d.i. als Scheidemünze,
aasgebracht, und es ist demgemäfs die Verpflichtung, Silbergeld in
Zahlung anzunehmen, gesetzlich auf den Betrag von 20 Mark be-
schränkt.
Neben dem Golde der Markwährung gelten aber als gleichberech-
tigtes Zahlungsmittel die Thalerstücke der früheren Silberwährung,
welche in beschränkter Menge noch umlaufen. Da aus dem Pfunde
feinen Silbers 30 Vereinsthaler ausgeprägt wurden und 1 Thaler das
Wertäquivalent für 3 Mark bildet, so gilt nach der Thalerwährung
1 Gramm Silbers «== 0,18 Mark, und das Wertverhältnis des Goldes
zum Silber, wie es durch das Gold der Markwährung einerseits und
durch den Silberthaler andererseits dargestellt wird, ist gleich 15 V2 : 1.
Über die Frage der reinen Gold- oder Silberwährung oder der
Mischung beider Währungen und über die thatsächlichen Wertverhält-
nisse zvnschen Gold und Silber vrird weiter unten ausführlicher zu
sprechen sein (§ 22, 4).
In Frankreich werden nach dem Münzgesetze vom J. 1803 aus
26 EINLEITUNG. §4,4.
1 Kilogramm Münzgold, welches den Femgebalt von 900 Tausendsteln
bat, mitbin aus 900 Gramm feinen Goldes 310 Stücke zu 10 Francs
oder 155 Stücke zu 20 Francs, aus 900 Gramm feinen Silbers aber
200 Francs gescblagen. Demnacb verbalten sieb gleicbe Gewichte
Goldes und Silbers ibrem Werte nacb wie 3100 : 200 = 15 V2 : 1,
und mitbin ist aucb das Werlverbältnis des Goldes zum Silber in der
französischen Münze gleich 15V2 : 1*
Weiter folgt hieraus, dafs ein Franc den Wert von »/si = 0,29032
Gramm feinen Goldes darstellt, welcher Betrag genau gleich 0,81
Hark ist.
Das engUsche Pfund, als Münze dargestellt durch den $overeigu^
enthält 7,322385 Gramm feinen Goldes und entspricht mitbin einem
Werte von 20,429 Mark. Umgekehrt ist 1 Mark gleich 0,04895 i oder,
da das Pfund 20 Shillings hält, gleich 0,979 s.
Der Gulden österreichischer Währung, welcher in 100 Kreuzer
zerßlUt, unterliegt einem schwankenden Kurse. In dem letzten Jahr-
zehnt bat er ziemlich stetig auf 1,70 Mark oder etwas darüber ge-
standen. Die Mark kann dem entsprechend auf etwa 0,585 Gulden
angesetzt werden.
ERSTER TEIL.
Die Längen- Flachen- und HohlmaGse.
Erster AbBclmitt.
Die grieeliiselieii LSngen- nnd FUchennurse.
§ 5. Das System der grieekischen Längenmarse,
1. Die Griechen haben die Mafse, deren sie sich zum Ausmessen
der Strecken und Flächen bedienten, nicht selbständig geschaffen,
wohl aber die vom Orient Überlieferten in selbstbewufstem volkstüm-
lichen Sinne derart umgestaltet, dafs sie nicht als fremde Einrichtun-
gen, sondern als eigene Erfindungen galten. Das Gefühl, dals die
Längenmalse ursprünglich von dem menschlichen Körper abgeleitet
waren, blieb allezeit lebendig. Allgemein war man der Meinung, dafs
ehedCTD unmittelbar mit den einzelnen Gliedern des Körpers, der Hand-
brette, dem Arme, dem Fufse, dem Schritte gemessen worden sei, wie
es ja aushülfsweise noch in späterer Zeit stets geschah, wenn genau
normierte Mafsstäbe anzulegen unthunlich war oder unnötig erschien.
Eine Tradition aus jüngerer Epoche, welche aber auf den älteren
Heron von Alexandreia zurückgeht i), bemerkt über den Ursprung der
Mafse: %a fiirga i^vQrjvrai i^ av^^Qiofclvwv fÄeXwvy rffovv dmcrv-
Xov, TcovdvXov, TtalaiOTov, artid'afjiijg^ TcrixecDg, ßr/fiaTog, oqyviag
xal loiTtüiv, und flbereinslinunend damit sagt Vitruv^): 'mensurarum
rationes ex corporis membris collegerunt, uti digitum, palmum, pedero,
cubitum'. Indem man nun diese natürlichen Mafse auf die aus dem
t) HeroDis Alex. geom. ed. Hultsch p. 47, 4 (Metrol. Script. I p. 187, 14) und
anlangend die Epoche Herons oben § 2, 2. Vergl. auch die Zusammenstdlnng
von Körpennafsen bei Poll. 2, 157 f. (Metrol. Script I p. 5 f. 179), Ukert Ober
die Art der Griechen und Römer die Entfernungen zu bestimmen S. 6 1,, Ideler,
Abbandl. der Berliner Akad. 1812—13 S. 173.
2) De architect. 3, 1, 5.
28 GRIECHISCHES LANGENMASS. § 6, 2.
Orient überkommeDen Mafsstäbe übertrug und ihnen damit einen
festen, nicht mehr schwankenden Betrag gab, bestimmte man zugleich
ihre gegenseitigen Verhältnisse nach einfachen, abgerundeten Zahlen.
Der Fufs wurde zu vier, der Vorderarm zu sechs Handbreiten, die
Armspanne oder Elafter zu sechs Fufs gerechnet, i) Den Übergang zu
den gröfseren Mafsen , die nicht mehr vom menschlichen Körper un-
mittelbar hergeleitet werden können , bildet naturgemäfs der Schritt,
denn das Ausschreiten ist die einfachste Art, wie der Mensch eine
gröfsere Strecke ausmessen kann. Am deutlichsten haben dies die
Römer in ihrem Passus- und Meilensystem ausgedrückt; aber auch bei
den Griechen ist das Wcgmafs für das feste Land, obgleich es ur-
sprünglich nach dem Fufi»e normiert war, in der Praxis meistens nach
dem Schritte bestimmt worden.
2. Bei Homer finden sich als Längenmafse die Handbreite, düqovy
die Furchenlänge, rtike&Qov^ und in abgeleiteten adjektivischen For-
men aufser dem Fufs auch die Elle, fcvywv.^) Ein förmliches System
der Längenmafse bat erst später nach orientalischem Vorbild sich ent-
vrickelt.3) In sich geschlossen und allgemein üblich war dasselbe schon
geraume Zeit vor Herodot, der die viresentlichen Teile folgendermaben
darstellt^): al ö^ htaror h^yvial dlxautl eiai aradiov k^mrke^Qoif,
k^artidov ^Iv r^g OQyvi^g fierQeo^ivrjg xal rerQOTti^eog, tdv no^
dwv fiiv TeTQaftakalaT€ov iovtiav, rov dh nifiBog k^aftaXalarov,
Er rechnet also auf das Stadion 6 Plethren oder 100 Klaftern, auf die
Klafter 6 Fufs oder 4 Ellen, auf den Fufs 4, auf die Elle 6 Handbreiten.
Indes ist die Handbreite nicht das kleinste Mafs, das tc kennt, denn
es finden sich bei ihm auch Bestimmungen nach dmtvloi^ Finger-
breiten.. Der Daktylos ist der vierte Teil der Handbreite, abo der
sechzehnte Teil des Fufses, v«rie über^nstimmend I^Uux, Hesychios
1) S. die Stelle Herodots unten § 5, 2 und Vitrav. 3, 1, 7. Eiae Überacht Qber
die gegenseitigen Verhältnisse der wichtigsten Teile des menschlichen Körpers
(riebt Vilruv 3, 1, 2. Pafs der Fufs als natürliches Mafs nur etwas über drei
Handbreiten und mithin nicht ganz den sechsten Teil der Armspanne oder Klafter
betragt, femer dafs der Fufs zum Unterarm mit Einschlufs der Band nicht genau
Mie 2 : 3 sich Terhalt, ist mit Recht bemerkt worden. Vergl. H. M^ittich Archäol.
Zeitung XX S. 275 f. und die dort citierten Werke Schadows, femer Ad. Michaelis
Archaol. Zeitung XXXVII S. 177 f. und meine Bemerkungen ebenda S. 178.
2) S. das Nähere § 6 unter Sa^ov und Ttvymv und anlangend Fnfs und
niXed'^ov § 7, 2. Bei flesiod finden sich, wie im folgenden bei den einzelnen
Mafsen gezeigt werden wird, Bci^ovy cni&aftTJ, nav£ und nrjxvs.
3) Brandts S. 4 f.
4) 2, 149. Vergl. auch das von Greaves angefahrte metrologische Fragment
Metrol. Script. I p. 6. 179 f.
I s, 2. F1NG£RBREIT£ BIS SPANNE. 29
und andere 0 beaeugen. Er war das kleinste griechiscbe Längenniais,
daher später, wie in der Heroniscben Geometrie überliefert ist, auch
fiovag genannt; doch wurde er, wo schärfere Bestimmungen nötig
waren, bisweilen noch in Halbe, Drittel u. s. w. geteilt.^)
Das nächst gröfsere Mafs, die Handbreite, naXaiarq — wofdr
erst Spätere ualcuan^g sagen ^) — giebt die Heronische Oberlieferung
abereinstimmend mit Herodot zu V« des Fufses an; sie enthielt, wie
eben bemerkt wurde, 4 Daktylen.^}
Das dritte von der Hand abgeleitete Mafs war die antd^aiiri %
Spanne, die Weile zwischen dem ausgespannten Daumen und kleinen
Finger; sie enthielt 3 Palästen oder 12 Daktylen, betrug also die Hälfte
der EUe.*) Dieses letzlere Verhältnis hat den Geschichtschreiber He-
1) PoU. 2, 157: Boxfi^ cvyHhiC&ivTH oi rixTa^es SdxrvXot — ro 8*
ovT^ xml 7€aXa$üTfi, Fragment vod Greaves Metrol. Script I p. 179, 17, die Hero*
nischeo und andere meiroloRische Tafeln an den im Inaex zu den Metrol. Script,
ooter BaKTvXos und naXatcnj angeführten Stellen, Hesych.: nalatar^' naXa/nj,
xo rma{f{üv BomtvIcdv firt(fovy Etymol. M. unter Soxf^Vi Gustath. zu U, 4, 109,
Suidas unter nove, titjxvs und ardStop, -» Beispiele für das Messen nach Finger-
breiten bieten Herod. ], 178. 7, 1 17, Aristot. Hist. anim. 5, 15, 4 und öfter (s. Index
Ariatotelicus von Bonitz), Theophr. flist. plant 9, 5, 3, Polyb. 27, 11 (9), 3, Bio
Chrys. 64 p. 331. Anderthalb Finger sind t^ia ^fuSattrvXta bei Polyb. 6, 23, 1 1.
2) Heron Geom. p. 47, 7 (Metrol. Script I p. 187, 17, wo der Text nach einer
jüngeren Recension gegeben ist: yergl. praef. p. VIU, H^onis geom. p. 47 adnot):
Tfdvrafr 3i imv iii^qatv iXaxtcroTei^ iart omtrvAos, oarts xcd /lovdi xaXtüxai*
duufelrai ii ^ad"' ort ftirya^ xal §ts i^fiiov xal TQixov xal Xotnd fWQUL,
Ähnlich die VIL Heronische Tafel Metrol. Script I p. 193, 10, kürzer die I. und
n. Tafel p. 182, 8. 184» 15. Eine feine Einteilung der Fingerbreite bis herab
zum Sechzehn tel findet sich auf den altägyptischen Ellenmafsstaben: s. § 41, 1.
3) Ober den Gebrauch der Formen naioucTri und nahturxtii s. Lobeck zu
Phrynich. p. 295; naXaimrfi findet sich zuerst bei den LXX, dann bei Sextus
Empiricus und den Lexikographen. Vergl. auch den Index zu den Metrol. Script
unter nalaufxris.
4) Heron Geom. p. 47, 12 (Metrol. Script I p. 188, 1): ^laAaiar^ xixa(^w
xahnufl xivK 3ta xo xiccaQai tx^iv BtutxvXovs, rj Bid xo ilva* xixa(^x0v xcv
no36s. Die übrigen Belege sind im Index zu den Metrol. Script unter naXaicxr
zusammengestellt. — Messungen nach Palästen geben z. B. Herod. 1, 50, Xenoph.
Cyneg. 2, 4. 9, 13, Polyb. 1, 22, 4. 6, 23, 9. 27, 11 (9), 2, Diodor. 1, 55, Athen. 5
p. 199 F. Die Bauinschrift des Erechtheion vom J. 409 (C. L Attic I nr. 322) hat
die Form naXaax^ nebst der a(Uektivischen Bildung nspxsndXaaxoe.
5) Abgeleitet tou aniZof «i ixxaivof, einer Weiterbildung aus CTtdot. Verjgl.
Lepsius Die altägyptische Elle, Abhandl. der Berliner Akad. 1865 S. 37, G. Gurtius
Griech. Etymol. S. 713 der 5. Aufl.^
6) PoU. 2, 157: ti xois BaxxvXovi dnoxeivaß dno xov fisydXov n^s xov
Mtifoxaxov fitxQoXi, (fntd'afirj xo fiixqov. Damit stimmen überein Hesychios,
Pholios und Etymol. M. unter naXaunri. Die Reduktion zu 3 Palästen und 12
Daktylen eeben Heron Geom. p. 139, 31 und die übrige Heronische Oberlieferung,
sowie andere metroloffisehe Traktate nebst dem Etymol. M.: s. Iudex zu den
Metrol. Script unt d. W. Richtig vergleicht Plinius 7, 2 § 26 die antd'a/irj mit
dem römischen dodrant a> '/4 Fulis (s. unten § 11, 1). — Mafsangaben nach
Spithamen sind sehr häufig, so bei Hesiod. Op. 426, Herod. 2, 106, Xen. Gyneg.
82 GRlEGfllSGHES LÄNGENMASS. f &, 4.
4. Zu dcQ bisher genanntea Mafsea setzten die Griechen die
gröfseren Langenmafse, die nkht unmittelbar vom menschlichen Kör^
per entlehnt werden konnten , dergestalt in ein einfaches Verhältnis,
daüs sie das Hundertfache sowohl des Fubes als der Oi^yia nahmen.
Ersteres ist das nXid^Qov^ letzteres das aradiov. Unter nXid'Qov
verstand man ursprünglich die Länge der Furche, die der Pflugstier
in einem Ansätze zieht, bis er wieder umwendet, eine Strecke, die
gerade wie der altitalische vor$us zu 100 Fufe gerechnet wurde. 0 Es
betrug demnach das Plethron den sechsten Teil des Stadion, wie zahl-
reiche und zuverlässige Quellen ausdrücklich berichten.^)
Das avaÖLOv (na Plural OTccdia und OTadioi) bezeichnete wohl
ursprüngfich die Rennbahn als feststehende, bestimmt vorgezeich-
nete Strecke. 3) Die Länge der Rennbahn aber wurde im Anschlufs
an ein weit älteres, aus Himmelsbeobachtungen abgeleitetes Maus der
0
ftip ya(ff si d4ot avxas rä nHop ooyvtai BUxpvra, ofut noir,<f€Uf ovx ap 8v»
rairro. Die Steile im Etymol. M. lautet: o^yvui arjfiaivu x^ ima<si,v Tmv
fu^mv avp Tif nlarei xov arr,d'ovs, na^fa xo o^iy%w xal ixxsiveip xa yvla,
Üt Ableitung von oi^dytw ist tiditig, unr Hegt in der Endung nicht das Sub-
stantiv yvla^ sondern das Participialsofftx -via wie in ayvia von aym (verffL
G. Gurtius Griech. Etymolosle* S. 185, Wörner in den Sprachwissenscb. Abhandl.
aus Gurtius grammat Gesellschaft, Leipzig 1874, S. 1 18). — Ebenso wie Herodot
2, 149 hat Heren die hoy^^a bestimmt, wie aus Geom. p. 140, 7 hervorgeht. Die
Qbrige Heronische und verwandte Oberlieferung ist im Index zu den Metrol.
Script, unter o^yvtd zusammengestellt.
1) Auf die gegebene Erklärung von nU&dov fOhrt die Homerische Form
niltd'qov^ in der das Verbum niM&at nicht zu verkennen ist. Es ist also
das nlid'Qov identisch mit dem oskischen und umbrischen vorsus oder versus^
welcher ebenfalls ursprünglich die hundertfüfeige Furche, dann erst ein Flächen-
mafs bezeichnete (§ 1 1, 4. 57, 3). So sind auch die beiden Homerischen Stellen,
wo ndke&^ov sich nndet (II. 21,407. Od. 11,577), aufzufassen: Ares und Tityos
bedecken, auf den Boden dahinffestreckt, eine Strecke von 9 Furchenlängen.
2) Die Bestimmungen über den Betrag des nXid'^ geben au(ser Herodot
a. a. 0. die Lexikographen Apollonios, Uesychios und die übrigen (s. MetroL.
Script I p. 310 fll und U Index unter nli&^)y ferner die dem Euklid zuge-
schriebene metrologische Tafel (ebend. I p. 198, 1—3), die Ueronische Oberw
lieferung (Geom. p. 140, 13. 21, MetroL Script. I p. 29. 183, 7. 16. 186, 17. 20),
Eustath. zu 11. 21,407 u. a. Die abweichende Bestimmung des Plethron zu
60 Ellen oder 90 Fufs bei Julianus von Ascalon (Metrol. Script I p. 201, 9) be-
zieht sich auf hebräisches Mafs: s. § 44, 3. 52, 1.
3) Isidor. Etymol. 15, 16 (Metrol. Script U p. 1 10, 9) gfebt folgende Ableitung:
(Herculem) proinde Stadium appellasse, quod in fine respirasset simulque ste-
tisset; sehr unwahrscheinlich, weil nach Isidors eigener Angabe nicht sowohl
das Stehenbleiben als der Lauf die Hauptsache war. Vielmehr ist axaStor^ als
Neutrum von axadios, die feststehende, für den Schnelllauf durch die
Schranken der Rennbahn vorgezeichnete Strecke (vergl. Passow, Handwörterb.
unter d. W.). Nach anderen Voraussetzungen hatten die alten Babylonier das
entsprechende Mafs von 3G0 königlichen Ellen zur Grundlage ihrer Wegmafse
gemacht (s. folg. Anm.).
f s, 4. M^ETHRON, STADION. 83
Babylonier^) nonniert nach der Strecke, die ein rüstiger Mann im
SdinelUaufe zurücklegen kann, ohne dafs er anzuhalten braucht, um
Atem zu schöpfen. Es heifst, Danaos solle den Freiern seiner Töchter
zuerst das Endziel des Wettlaufes festgesetzt und damit das Stadion be-
gründet haben.^) Eine andere Tradition, die uns Isidorus (Etym. 15, 16)
autbewahrt hat, schrieb die erste derartige Bestimmung dem Hercules
zu, der als der Begründer der olympischen Spiele galt: 'hoc (stadium)
primum Herculem statuisse dicunt eumque eo spatio determinasse,
quod ipse sub uno spiritu confecisset\ Eine ähnliche Sage kannte
bereits Pythagoras, der bei der Berechnung der Statur des Hercules
Ton der Voraussetzung ausging, dafs derselbe das olympische Stadion
mit seinen Pulsen ausgemessen und 600 Fufs lang gemacht habe.
Gellins (N. A. 1, 1) berichtet uns darüber nach Plutarch: 'cum fere
constaret curriculum stadii, quod est Pisis apud lovem Olympium,
Herculem pedibus suis metatum idque fecisse longum pedes sescentos,
cetera quoque stadia in terra Graecia ab aliis postea instituta, pedum
quidem esse numero sescentum, sed tamen esse aliquantulum breviora,
facile intellexit (Pythagoras) modum spatiumque plantae Herculis ra-
üone proportionis habita tanto fuisse quam aliorum procerius, quanto
Olympicum Stadium longius esset quam cetera\ Es betrugen also, wie
aus dieser Stelle zugleich hervorgeht, sämtliche Stadien in Griechen-
land ebenso wie das olympische 600 Fufs, und wenn sie in ihrer Länge
etwas hinter jenem zurückstanden, so beruhte das nach Pythagoras'
Ansicht lediglich darauf, dafs bei ihrer Abmessung ein kleinerer Fufs
als der des Herkules, eben der der gewöhnUchtn Menschen, zu Grunde
gelegen habe. Diese Bestimmung zu 600 Fufs galt daher auch ohne
Ausnahme für das Längenmafs, welches man von der Rennbahn ab-
leitete und ebenfalls aradiov nannte. Herodot rechnet, wie bereits
angegeben worden ist, ausdrücklich 100 Orgyien zu 6 Fufs auf das
Stadion, und reduciert in diesem Verhältnisse an zwei Stellen (4,41. 86)
Orgyien auf Stadien; ebenso wird auch von Späteren das Stadion
durchgehends zu 600 Fufs angegeben.')
Fragen vrir nach der Zeit, in welcher das Stadion als Rennbahn
und somit auch als Längenmafs normiert sein mag, so ergiebt sich
1) VergL § 42, 2 and die dort citierten QueUen.
2) EtymoL M. anter araSiov,
3) S. den Nachweis im Index zu den Metrol. seript. unter d. W. Auch die
Reduktion des Stadions auf 625 römische Fufs ist ein indirekter Beweis dafür,
^ dasselbe 600 griechisclie Fufs enthält, da der römische Vuh zu dem grie-
duschen in dem Verhältnis 24 : 25 stellt.
Hsltsek, M«teobffit. 3
34 GRIEGEISGHES LÄNGENMASS. § 1 1. 1
zunächst die zweifellose Abgrenzung, dafs es älter gewesen sein murs
als die Epoche der Olympiaden. Weiter ist es nicht unwahrscheinlich,
dafs das Stadion zu Lykurgs Zeit bereits festgesetzt war; ja es liegt die
Annahme nahe, dafs es durch dessen Staatsordnung ab lakonisches
und später allgemeingriechisches Mafs eingeführt wurde. 0
Wir geben zum Schtulb eine Gesamttibersicht der bisher be-
sprochenen griechischen Längenmabe nach ihren gegenseitigen Ver-
liÄttnissen^):
oräöiov
1
TtXi&QOV
6
1
h^yviä
100
16«/3 1
ft^XvS
400
66»/3 4
1
ftovg
600
100 6
Vh 1
ani&anri
800
133Vs 8
2 l«/s 1
naiMiarfi
2400
400 24
6 4 3
1
ddxTvXog
9600
1600 96
24 16 12
4
{ ((. Überiioht der weniger gehräuchUehen Längenmafte,
Aufser den bisher besprochenen Mafsen kommen zum Teil schon
bei älteren Schriftstellern, zum Teil bei späteren mehrere weniger
gebräuchliche Mafse vor, die der Vollständigkeit wegen nicht Über-
gangen werden dürfen. In die folgende Übersicht sind zugleich einige
ausländische Mafse mit aufgenommen , die von griechischen Schrift-
steilem erwähnt werden.
1. KovdvXog^ nach RuAis von Ephesos^) der mittlere Gelenk-
knochen der Finger, wird in der jüngeren , uns erhaltenen Redaktion
der Heronischen Geometrie als Mafs von 2 Fingerbreiten bestimmt.^)
2. JiS^ov haben als Längenmafs Homer und Hesiod.^) Pollux,
1) In Fleckeisens Jahrb. 1867 S. 519 Anm. 7 habe ich nadizaweisen versacht,
da(s das Stadion gleiehaeitig mit der Begrftndung des sogenannten aginaiscben
Systems fixiert worden ist, wonach das Weitere ans § 46, 19 sich erffiebt.
2) Die untereinander stehenden Zahlen der Tabelle geben die Verhiltnisse
der daneben stehenden Mafee, z. B. 1 aradtov «■ 6 nXid'^a ■«« 100 o^yviai «. s. w.
Die erste Kolumne giebt <tie Reduktion des Stadions, die zweite die des Plethron
u. 8. w., z. B. 1 07H&afiri ■« 3 TtaXtuarcU "—12 iaxTvlo&,
3) De corporis humani partium appellat p. 30 ed. Londin.: rä nocira
a^(fa nQOtUtvovXoif rä 8i ifaf^ MorwhUf rä 9i r8?i^vrtuauiratc6v9vAoi.
4) Heron Geom. p. 47, 11, Metrol. Script. I p. 187, 21. 199, 17. tlber den
HovdvXot bei Pediasimos vergl. ebenda I n. 46, II p. 147 f. 205, Fnedlein Die Geo-
metrie des Pediasimus, Progr. Ansbach 1866 S. 12. und in diesem Htndb. § 53, 7.
5) Hom^ II. 4, 109: xi^ htitat9ttMo>Qa , Hesiod. Op. 426 (ed. Schoem.):
8$Hä9€9^ ofuiietf Nikander Ther. 398: iftl rQla m^a.
KS. RONirAOS BIS AIXAS. 85
die Lexikographen u. a. erklären es für gleichbedeutend mit TtaAert-
(nrjJ) Vitruv2), der dieselbe Bestimmung giebi, fagt die richtige Ab-
kiCang hinzn: ^ddSgov Oraeci appellant pabnum, qudd muneruti datio
graece dtS^ov appellatur, id autem seonper geritur per manus pahnam*.
Bis in die spSteren Zeiten erhielt sich diese Bedeutung von diSifov pbt
BezeichniiBg der Backsteine, von denen eine Art, wie Vitruv bemerkt»
nevtadwQCVy die andere rerfciSio^&v hiefe, je nachdem sie fünf oder
vier flandbräten ins Gevierte hielten.
Gletcbbedeotend mit mxkawn^ waren nach Pollnx^) auch do^^^
und iaxfn^lodoxfir], ersteres kommt in diesem Sinne bei Aristophimes^)
vor. Die diiweichende Erklärung des PhotioB, wonach Soxfiri soviel
ds Ofti&aff^ sein mU, raufe auf einem Irrtum beruhen.^)
3. Die öixag wird in der Heronischen Geometrie als di/i^ii&y
CTtid-a^TJg bezeichnet und demgemäfs zu 2 Handbreiten bestammt.«)
Der AUeituug nach bedeutet dpxA^ woU die HflUte des Fufees, vt^ft^r
die äkeren Schriftsteller, wie oben (S. 30 Anm. 2) bemerkt worden ist,
^fiimdiov gebrandien« Hit der dixcts darf nicht verwechselt werden
die Xix^S^ welche Heron nnd Pollux als den Zwischenraum zwischen
dem Daumen und Zeigefinger erklären 'Of und die in einem von Greaves
1) Poll. 2, 157, Fragin. Greaves. (Meirol. Script. I p. ISO, 1), Apollonios,
Hcsfch., Suid., B. II. (Meirol^seript. ladet unter d^^at^}, Bustaib. ^a D. 4, 100:
T^rov üm&afiTiS ro Bw^ov, o Xt'yrrat xai naXatcrfj &rßvx€äs xal [6] naXatcrrjs
a^tputws- äoTi Si dtacrtifAa reT(fa8d9trvXov, Schol. za Nikander a. a. 0.: ici^ov
2) De archH. 2, 3, 3.
3) 2, 157: Boxf*V ^i üvynXBiüd'arfi oi T^rro^as ^KTviU«, hoI BttfctvXth
^QXfui' T» S* avro ttai naXtttcrri. Ebenso werden crkl&rt BoxM^ und ^mttvio-
^QXftfi im FNgment. Greaves. (Metrol. Script. I p. 179, 20), ^oxfnii bei Hemh.,
Soid. und im Etyro. M., welches letztere zugleich die Ableitung von 94%'^,
iixpfuit giebt.
4) Eqv. 31S.
5) Bei Aristopbanes a. a. 0. helfet es von einem sehlecbten Seb«he, dtls
er, bevor er einen Tag getragen worden sei, fUi^^r ijp Snoir doxfutiv. Suidas,
der die Stelle citiert, erklärt Soxfiirj farirsvi^a/K^; allein richtig bemerkt der
SchoMast : 9to naXaimi^. hxtiv^itwa yai^ ra Usx"^ '^^ Sa^fuirmp ak iMnds
avitrat. Der Schuh wird durch Anatreten nicht zwei Spannen lang, sondern
zwei Hände breit. Auch das Etymol. erklärt die Stelle in diesem Siltne. Es
btfibt also die Angabe des Phoäos unter am&ofMi: ttfv ^nt&ap^ t«yaff xal
B^jmr nalov^tv evr» jCtfarlroc wahrscbeinlieh auf einer Vcrwechsehing. He-
tycbios and Suidat Terbinden mikiitiscb beide Erklärangcn.
6) Horon Geom. p. 47, 17 (Metrol. Script. 1 p. 188, 6): n 9*X^ ^;p naXat^^Q
^a/nis. Die Bestimmung zu 2 Palästen, 8 Daktylen findet sich bereits in der
ältesten Haonischen Tafel, Geom. p. 139, 30 (Metrol. script I p. 182^ 11).
7) Heron Geom. p. 47, 18 (Metrol. Script. I p. 188, 8): Xtjffis 9^ %*va« ro
tmr 9^ 9tmrC^€9p apotjrfuif xov atnix''^^ ^Y^ **^^ ''^'^ hxtttfoiv^ PoU. 2, 158:
3*
86 GRlECmSGHES LANGENMASS. § 6, 4. 5.
▼erOffentlicbten metrologischen Fragmeote und im Etymol. H. zu 10
Daktylen angesetzt wird.i)
4. ^Oqd'odfaqov ist die Länge Ton der Handwurzel bis zu den
Fingerspitzen, wie Pollux^) angiebt. Nach dem Fragmente bei Greaves
enthielt es 11 Daktylen, stand also der aTti^a^rj sehr nahe.
5. IJvyiüv und nvyfxri sind zwei dem nfixvg nahe verwandte
Mafse, da sie ebenfalls von der Spitze des Ellenbogens an gerechnet
werden. Der Ttijxvg reichte von da bis zur Spitze des Mittelfingers,
der Ttvyiiv aber nur bis zu den zusammengebogenen Fingern, wobei
der unterste Teil derselben bis zum ersten Gliede in gleicher Linie mit
der Hand bleibt, also noch mitzählt; die nvyfii^ bis zur zusammenge-
ballten Faust. Diese Bestimmungen giebt im Zusammenhange Pollux'),
womit die Werte, die in dem Fragmente bei Greaves gegeben werden,
recht gut übereinstimmen : i; dh Ttvyinrj (kort) öaxTvlov n^', o dk
Ttvyijjv x', 6 dh nfixvq xi'.*) Höchstens könnte es als etwas zu viel
erscheinen , dafs hiernach von dem ersten Gfiede des Mittelfingers bis
zur Spitze desselben vier Daktylen gerechnet werden; doch erklärt sich
das hinlängUch daraus, dafs auf diese Weise der Ttvydv ebenso wie der
fdlmift$ der Römer gerade fünf Handbreiten erhielt. Ab Mafe kommt
der Ttvydv bereits bei Homer vor, später auch vereinzelt bei Herodot,
Xenopbon und andern^); die nvyfxri finden wir als Längenmafs nur
lieh auch Photios unter ant&a/irj und Etym. M. unter naXeucrrf, Für Lxois
haben die Handschriften bei Heron ^»jtaff, was offenbar auf einer Verwechselnnff
t>eruht. Als Synonymon xn Xixae wird in der Heronischen Geometrie das mwo"
axofiop (mit der Variante ho^vScxo^u^v) erwähnt, während Meletios (bei Gaisford
X. Etym. M. unter nalaicxrj^ wiederholt Metrol. Script. I p. 351) dasselbe MaCs
furaxopdvXiov nennL
1) Greaves Discourse of the Roman foot p. 187 (Metrol. Script. I p. ISO, 1),
Etym. M. unter TtaXaicr^. Ober die Zuverlässiffkeit der im Greavesschen Frag-
ment Oberiieferten Bestimmungen vergl. Metrol. Script. I p. 6.
2) 2y 157: ro ano xaoTtov im£ oH^ofv doMTvla^p, ^ naaa xBip, o^d'oSm^or,
Damit stinunt Hesychios uberein, der allerdings weniger deutlich sagt: o^^o-
Jai^0r /MXqoPf ro oq&ov fffi xsiqoQ ano cac^ov rov xa^ov fUxQ* ''^ SeutrvXov
Swo yielleicht än^ov yor tov oomtvIov zu setzen ist). Was er hinzufügt: oi
^i cm^afifjp^ kann nur auf einer ungenauen Bestimmung beruhen.
3) 2, 158: ano <oXtx^ayov n(fos top ftSaov daxrvlov oh^ov t6 Staarrj/ut^
nrixvs' et 3i frvyxafi^eias rov£ Stuttvlovs, an^ ayxwvos in' avrovs nvymv
rh fUtf^y ii oi ovyMXtüratae nvy/i^. Ober nvyc&p vergl. auch Apollonios
unter nvyovotov, Hesych. uuter nvyovoe und TtvycSv^ Enstath. zu IL 3, 6: TtV'
yownov iaxi dtdozfjfia t6 ano ayxoipos iats rov funqov ^axrvXov $ ual rav
oamvXotp awmiraXfUv€9v,
4) Greaves a. a. 0. (Metrol. Script I p. 180, 3). Den nvymv bestimmt in
gleicher Weise Heron Geom. p. 140, 1 (Metrol. scrioL I p. 182, 16).
5) Homer hat nur das Adjektiv nvyovcum ßo&oov o^v^ai ocop re nvyofO'
9^ov ^&a Kol ip&a Od. 10, 517. 11,25. Herodot hat das Mals nur 2, 175, und
1 e. e-8. OPeOAQPON BIS AKAINA. 37
ID dem Namen des fabelhaften Volkes der Ilvy^alot^ Urdprünglieh
dachte man sich darunter jedenfalls Zwerge von der Gröise einer
TTvyfii]^ also nicht viel hdher als einen Fnis; erst später setzte man,
um der Fabel etwas mehr Wahrscheinlichkeit zu geben, zu ihrer Höhe
einiges hinzu und machte sie zu T^iCTtl&ainoi^)
6. B^fia, Schritt, betrug im Philetärischen und Ptolemäischen
System 2 Vi Fufs «=: l^/s königUche Ellen 2), nach Julianus von Ascalon
3 Fnls oder 2 Ellen ^), endlich in einem jüngeren provinzialen System
2 Fub oder 1 EUe.^) Aufser dem ßijfia otTtloiv^ welches dem römi-
schen gradMM ent^rach, wird in der uns aberlieferten Form der Hero-
nischen Geometrie auch das ßfipia diitXovvy d. i. der römische pastus^
angeführt^) Von Griechen findet sich der Schritt nirgends als eigent-
liches Längenmafs erwähnt, obgleich es sicher ist, dafs bei ihnen die
Entfernungen zumeist nur durch Ausschreiten bestimmt worden sind
(§ 8, 5). Auf das Stadion sind ohne Zweifel 240 einfache oder 120
Doppelschritt gerechnet worden (§ 8, 6. 7).
7. BvXov, ein ägyptisches Mafs, wird nur in der Heronischen
Geometrie angeführt und zu 3 königlichen Ellen bestimmt^)
8. ''4%aiva, eigentlich der Stab zum Antreiben der Tiere, war
bei den Griechen, wie bei den Itaükern, zugleich die Rute zur Ver-
messung der Felder und hatte als solche eine Länge von 10 Fufs
(S 7, 1). In der ältesten Heronischen Tafel und im 2. Jahrb. n. Ohr»
xwar neben dem Tirixu^i i'cea&av to /irjxoe (xfy or^yfi^) dxrtoxaidsxa nfjx^a>v
9ud Ttvyovos, woraus zugleich hervorgeht, dafs die Glosse des Hesychios jtvyovof,
rev n^9€if£ nnffenao ist. Au/serdem erscheint der Ttvytav bei Xen. Gyn. tO, 2,
Theopbr. Hist plant 3, 17, 6, Archestrat. bei Athen. 7 p. 321 A (vergl. 1 1 p. 494 B).
1) Die erste Erwähnung der Pygmäen und ihrer gefährlichen Feinde, der
Kraniche, findet sich bekanntlich bei Homer II. 3, 6, wozu Eustalhios bemerkt :
liyvtai oi ort oi Jlvy/iäUn ovdi Tnjxv^^'^ i*^ /iiy$&6ß tici, na(>atvofiafffidro&
ya^ $i^i Tcvyori. Bei Hesychios werden sie erwähnt als id'vos r^ uey^&at.
narv puu^Sr, olov mjx^äiov. Ktesias bei Phot. Bibl. p. 46 a, der sie nach Indien
versetzt, macht sie etwas gröCser; /itx^l Sä eici Xiav^ oi /ion^arot avxAv
nrixi»v 9vo, oi Bi nXiXcvot Ms %ulo%a}i ytriX90£, und so waren sie auch nach
Mmstbenes bei Strab. 2 p. 70 u. 15 p. 711 x(ftcnid'afiOt, womit Plin. 7, 2 { 26
und Gelllns 9, 4, 10 fiberemsümmen. Im allgemeinen vergl. Greuzer Goroment
Herod p. 154 f. Anm. 128.
2) S. unten § 50, 2. 53, 2. 5.
3) S. S 44, 2, wo in einer längeren Anmerkung nachgewiesen werden wird,
dais die 3 Fnls, welche auf das ßrjfta gerechnet werden, römische sind, mit-
hin das ß^fut selbst Philetärisches Mals ist. Zu vergleichen ist auch die Ober-
eicht im Index zu den Metrol. Script, unter ßrjfta,
4) S. § 53, 9 und vergl. die Anm. zu § 52, 1 a. E.
5) Metrol. Script I p. 44. 46, Heron Geom. p. 4S, 1 (Metrol. scr. I p. 189, !)•
6) S. § 41, 6. 53, 1. 2.
38 GRIECffiSCHES LÄN6ENMAS$. § «, »-12.
auf »Der Inschrift Yon Daulis in Pliokis ersdieint ab synoiymer Aus-
druck xcrAa/iog, eigentlich das Meferohr.i)
9. jififia^ wahrscheinlich Bezeichnung der Mefeschmir, war ein
ägyptisdies Mafs von 40 königlichen Ellen, und wurde später unter
der Benennung oxolvIov in das Ptolemtfische System dhertragen. Aus
diesem Längenmafe leitete sich ein gleichnamiges quadratisches Feld-
«aTs ab (§ 41, 5).
10. Jlavkog ist das doppelte Stadion, denn avlog hatte nach
Athenäoe^) auch die Bedeutung von avadiov. Der diavloöfofiog
hatte das ganze Stadion bis 2«r Säule und wieder zurück zu durch-
laufen , wie der Scholiast zu Aristophanes und nach ihm Suidas an-
geben; der dlavXog enthielt also 1200 Fufs oder 800 Ellen.')
11. ^IftTtixov ist die Strecke, die bein Wettkampf nut Wagen
(ifVftiog dQOfiog) in der Rennbahn zurückgdegt wurde. Als Längen-
mafe kommt das Wort nur in einem Solonischen Gesetze vor, wozu
Plutarch^) die Erklärung giebt: ro l7cn:ix6v didürrjfia r€oaif(»p ^v
0Tadlwv. Damit stimmen die Angaben von Pausanias und anderen
ttberein.^)
12. ^oXixog, der Dauerlauf , wobei das Stadion ursprünglich
siebenmal, später noch öfter bis zu vierundzwanzigmal durchlaufen
werden mufste, ist nadi einer Glosse des Hesycbios^ ebenfoUs ab
Längenmafs gebraucht worden. Doch haben wir über den Beirag
desselben keine andere Angabe als die in dem Fragmente Tte^l TtriXi-
xoTtjTog lühQiDv ^, wonach 12 Stadien darauf gerechnet werden.
1) Heroo Geom. p. 139, 9. 140, 9, Metroi. Script I p. 29. 31. 33 (181, 9. 1S3, 3),
G. I. Gr. I Nr. 1732. Yerg). aack unten § 47, 7 und die betr. Anmerk. zu } 53, 3.
2) 6 p. 189 C: jwty ro Bttttatauipov aig evd^ttixa üjfifia avX^ Halov/Mv,
äcns^ xb oxaBiov. Ahnlich das Et3rinol. M. unter avlk und cr^wv.
8) Sehe), au Av. 292 (und nach ihm Suidas): iiwlos Xiyercu 6 8nrav
jfxatv ror ^i^ouov^ 4v r^^ no^aiq, ro nXij(fc5aM rb araSiov xcU vnovr^ätpcu, —
"AlXcfs. 9ütvÄöS 6 d&ma9toe ronos rj ft^^op nrix9€9v ^ ', wofär nach der Hero-
nitehen Geometrie p. 140, 23 (Metrol. Script. I p. 183, 18. 192, 23), dem Frag-
mente n9^ TrnUxSrrjxos fiirQtav (ebenda p. 200, 8) und Hesychios, welche die
richtige Bestimmung geben, a su lesen ist Als Doppelstadion erklären den
9üwlos auch das Etymel. M. unter avXos und aradtop und Vitruv. 5, 11, 1. Vergl.
Krause Gymnastik und Agonistik der Hellenen I S. 345.
4) Sol. 23.
5) Pausan. 6, 16, 4: 9^ofov eial rov Inniov ^^mos diavXot 8vo. Hesychios:
fnnaiM igofios rtr^aaraSios rts, womit die berichtigte Lesart unter inntnovi
X9%Qa<na8iov zu rergleichen ist Phot p. 111, 4 (Metrol. Script I p. 329, 10):
innetoSt 6 in xacaa^ojv cxaiimv 9^ftos.
6) Johxoi^ fiix^ov yrfi. Ober den Sohxos als Langlauf vergl. Krause Gymn.
i S. 347 ff.
7) Le Moyne Varia sacra p. 502, Metrot Script I p. 52. 200, 11
|6,is-|7,i. AMHA BIß fiXOlNOZ. 89
13. Mlliov bexekhnet teils die rümiscbe Meile, teils das Weg»
mafe von 1000 XyU oder 3000 kOnigUchea EUeD, wie es io der ri^oH-
sehen Profinz Ägypten im AnseUufe an altere Einrichtungen festge*
setzt wurde (§ 53, 5), und ähnlich auch als späteres jttdiacfaes und
syrisches Mab voifcoinnt (f S2, 1 a. E. 51, 2). Als rdmisebe Meile
wurde das liHh&v rednciert auf 8 (auch 8^/s) Stadien des attischen
Fu&es (S 10, 1), oder auf 7 Stadien des ursprttn^cben Philetftrischen
oder kleinasiaüschen FuAes ({ 50, 2), oder endlich auch auf 7V2 Sta«
dien des kleineren asiatischen Futses (§ 50, 3).
14. IlaQa^ayyfj^j das persische Wegmaüs enthielt 30 Stadien
oder 10800 kOnigticbe Blkn ($ 45, 2).
15. Sx^lp^gy das ägyptische WegmaTs, hetrug 4000 Xyla oder
12000 kDnigUche Ellen und wurde später im PtolenOischen System zu
30 Stadien des Philetärischen Pulses festgesetzt ($ 41, 6. 53, 5). Era-
tosthenes rechnete auf diesen Seboinos 40 Stadien saittleren Schritt-
maftes ({ 9, 4).
Eine Oberstchi «her die griechischea Längenmafse giebt Tabelle
UA. B.
{ 7. Die Fläckenmafte,
1. Die Anfänge der griechischen Feldmefskunst verlieren sich zu-
rück in die Urzeit, wo Hellenen und Italiker noch einen vereinigten
Stamm bildeten. Bei beiden Völkern geht die Messimg vom Pub aus,
nicht, wie bei den Ägyptiern und Hebräern, von der Elle. Hundert
Fufs lang wird die Furche auf dem Ackeriand gezogen; sie wurde die
Wende {Ttike^QOv^ varsm) oder der Trieh {actu$) genannt, weil soweit
die Pflugstiere in einem Zug angetrieben und dann wieder gewendet
wurden. ^) Zu der genauem Regelung der Äcker bedurfte man einer
Me&stange. Dazu diente einfach der Treibstecken, mit dem die Tiere
gestachelt wurden , die axaiva (italisch pertica) , die zu 10 Fufe nor-
miert wurde. ^) Sie soll eine Erfindung der Thessaler sein und heifst
1) 8. § &,4. tl, 4. 57,3.
2) Za der Stelle des Apollomos Rbod. 3, 1823: ifyaxitji we rie t« iZi-
ImmyiOi vv^aMw amaivv bemerkt der Scholiast: cauUvVf avxl rov nevr^^, oMotva
ich kurz entwickelt in Fleckeisens Jahrb. 1863 S. 169 f., wozu in diesem Hand-
buch die betr. Bemerkanren § 44, 3. 53, 3 kommen. Als Melsstanse ron 10 Fufs
erscheint die auiuva aich in der Heronischen Überlief erung, in dem Fragment
9CMi rnilmirftro^ fUr(fmv und bei Suid., worüber der Index zu den Metrol.
scnpt. den nahem Ans weif giebt Die Quadrat -Akäna wird ausdrücklich za
40 GRIECHISCHES FLÄCHENMASS. { 7, l. s.
bei eiDem alexandrinischeD Dichter noch die pehsgisdie; beides ein
unTerkennbarer Hinweis darauf, dafs der Gebrauch der Akäna bei den
Griechen für ebenso alt galt, als nur ihre Erinnerung an die früheste
Vorzeit zurückreichte.
2. Das Quadrat der zehnfüfsigen Mefsstange hat wahrscheinlich,
wie bei den Römern (§ 13, 1), die kleinste Einheit des Feldmafses ge-
bildet Hundert solcher Stücke ergaben ein nXi&Qov^ das Quadrat
des gleichnamigen Längenmafses, mithin ein Stück Ackerlandes von
100 Fufs ins Gevierte oder 10000 Quadratfufs.^)
Bei Homer scheint das nli^Qov nur als Lftngenmais vorzukom-
men (S. 32) ; aber auch das entsprechende Flächenmafs kann jenem
Zeitalter nicht unbekannt gewesen sein, denn der Scheiterhaufen, auf
welchem die Leiche des Patroklos verbrannt wurde, war zu 100 Fufe
ins Gevierte bemessen. ^)
Die römischen Schriftsteller, welche griechische Quellen benutzen,
pflegen tcU&qov mit iugerum zu übersetzen , obgleich letzteres über
2V2mal gröfser ist als das erstere^), und umgekehrt geben Plutarch
und Appian die quingenta iugera des Licinischen Gesetzes durch
TtUd-qa TtevTcmooia, ^)
3. Als Feldmafs erscheint bei Homer in den Zusammensetzungen
T€tQayvog und ftevtrpiovTdyvog die yvrjy d. i. die Flur oder das Saat-
feld. ^) Die Oberlieferung über den Betrag dieses Mafses ist in den
Quellen spätester Zeit, welche allein uns vorliegen, bis zu einem kaum
100 (Quadrat-) Fufs bestimmt in dem II. UeroDlschen Fragment p. 185, 22. —
Über die Ableitung des Wortes axatva von Wurzel ak, d. i. scharf sein, vergL
A. Fick Vergleichendes Wörterb. der indogerm. Sprachen Bd. II, 3. Aufl., S. 4,
G. Gurtius Griech. Etymol, 5. Aufl., S. 131.
1) Hesych.: niXed'^ fidr^ov yijs, o waa* ftvqiavQ noBas i^x^tp, womit zu
Terffleicben Frontin. de limit. p. 30 (Metroi. Script. 11 p. 56, 19): priroum agri
modum fecerunt quattuor limitibus clausum, plerumque centenum pedum in
utraaue parte, quod Graeci plethron appeilant, Osci et Umbri vorsum. Eine
Besenreibung des Flächenplethron giebt Euripides Ion 1137 B, Polybios 6, 27, 2
nennt ein Quadrat, dessen Seiten je 100 Fufs yon dem Mittelpunkte entfernt
sind, rsr^dnXed'^',
2) Hom. II. 23, 164: noirjcav Si TtvQrjv ixctro/iTtoSop A^a xal ivd'a. Die
Variante ixaro/ineoov darf kaum auf novs zurückgeführt werden (wie allerdings
das dorische ixaromsBos in der Tafel von Herakleia G. I. Gr. III Nr. 5775
Zeile 42. 47. 54), sondern bedeutet eine nach 100, nämlich Fufs, bemessene
Fläche: 8. Archaol. Zeitung XXX VUI S. 95.
3) Vergl. Tab. V und IX und die dritte Anm. zu § 12, 1 a. E.
4) Plnt. Gamill. 39, Appian b. civ. 1, 9.
5) Pvtty ionisch yvrjf ist Nebenform zu yaJa (vergl. G. Gurtius Etymol.
S. 177); doch ist die Sonderbedentung des bebauten Landes bei yyri unver-
kennbar. Dazu stimmt vvi;^, das Krummholz am Pfluge. Ober yvtjs in der Be-
deutung eines Ackermaises s. unten S. 41 Anm. 3 und $ 57, 1.
17,3. DAEOPON, DTH. 41
glaublichen Grade verwirrt Auszugehen ist von der Notiz, dafs das
TiTQayvov ein Stück Landes bedeute, welches ein rüstiger Arbeiter in
einem Tage bepflOgen könne. ^) Wir htftten also ein dem italischen
Jugerum ($ 13, 2) verwandtes MaTs, und die yvtj würde etwa auf ein
halbes Plethron zu setzen sein. Doch bietet sich statt dessen sofort
die anderweitige Überlieferung, dais die yvtj selbst einem römischen
Jugerum gleich gewesen sei^, und weiter eine dritte Erklärung,
welche zwischen den beiden vorher angefahrten die Blitte hült, indem
sie yvf] und jtki&QOv einander gleichsetzt ^) Wieder eine andere
AnschanuDg von der yvt] hat ofiTenbar jener Sänger gehabt^ der den
Garten des Alkinoos als rer^ayvog bezeichnet und auf diesem Räume
eine stattliche Fülle vei^schiedener Pflanzungen wachsen und blühen
labt *) Dazu kann im Sinne des Dichters unmöglich ein TevQaTtXed'Qoy
ausgereicht haben, wohl aber ein Raum von 48 Plethren, der aus
einem Scholion zu der Stelle sich ableitet ^) und merkwürdiger Weise
gerade mit dem Ackermafse übereinstimmt, welches unter dem Namen
yvrjQ aus Lakonien nach Tarent und von dort nach Herakleia am Siris
übertragen worden ist<^)
1^ Od. 18, 371—74 uod daza die Erklärung des Eastathios: rsrodyyov Sta-
üTTjfui ri, oaov f/v a(Hn^uiv, cjs eixoSy 9i* rj/iif^a^ fovi aya&ovs i^yaxas xal
Xfnftivave ßov^lv oftoloa,
2) Als 50 römische Jugera sind zu deuten die nsv^rptovra itvyrj, welche
Eustathios zu II. 9, 575 und andere (s. Etymol. M. unter yvrjs a. E.) dem rdfitvos
itttmptarroyvor Homers (II. 9, 578 f.) zuschreiben.
.1) Eostatb. zu 11. 9, 575 erklärt n»prfjMOPT6yvor zunächst als Maus von
50 ityyv (s. Torige Anm.), fOgt aber nach anderen Autori^ten hinzu ij ro nnmj-
itoytanAB^pov. Derselbe zu Od. 7, tl3: mgayvoe Si, av iKaanj %av XMca^mv
niev^wr y^v*^ ^h^» ^^^ V '^^QOLjtXid'ifoß waat (es wird also hier, beiläufig
bemerkt, yvije als Furehenlänffe von 200 Fu/s ffefafst). Die Stellen der Lexiko-
mphen, weiche yvtf oder yvrjs als nXid'^ deuten, weist der Index zu den
Metrol. Script nach. Die Nebenform yvwi in der Bedeutung eines Feldmaises
erscheint auch bei Eustathios an der zuletzt angefflhrten Stelle sowie in den
Scbolien zu Homer, während Enstath. zu II. 9, 575 /vi/s, fU(foi a^ifov, und
yvf^, fiirgov yijs auseinander hält.
4) Od. 7, 112 £: iktoifd'ev 9* avi^ /Afyac o^;taTOff ayx^ &vQamv xtXQa-
yvoe u. 8. w.
5) Scbol. zu Od. 7, 113: o 8i yvtjs Svo madia ixBi. Das aroBiov ist hier
offenbar Bezeichnung für 6 Flächeuplethren , d. i. einen Streifen Landes, der
100 Fufs in die Breite und 1 Stadion in die Länge mifst Yergl. § 45, 2 a. E.
6) Vergl. unten § 57, 1. Eine yvtj^ gemäis der Torigen Anm. zu 12 Plethren
gefafet und nach dem älteren griechischen Mafse (§ 46, 3) bestimmt, würde auf
1,19, mithin das xer^yvov des Dichters auf 4,76 Hektaren auskommen. Der yvtiz
in Herakleia hat nach meiner Annahme 50 attische Plethren «« 4,75 Hektaren
gnnessen; es ergiebt sich also eine vollständige Identität, welche unmöglich
auf ZufaU beruhen kann. Wir gewinnen demnach das schone Resultat, dafs
die 50 Plethren attischen Mafses, welche dem yvrii von Herakleia zukommen,
ursprünglich 48 Plethren älteren griechischen Mafses, welches bis auf Lykurg
42 GRIEGHISGBES FLÄGHENMASS. § 7, 4. 5.
Endlich wird auch yi^rj als ein sehr kleines Mafs, im Betrage von
noch nicht 10 Orgyien, gedeutet, i)
Nach allem wird es kaum möglich sein , einen einheitlichen Be-
trag der yvf] für die Homerischen Gesünge nachzuweisen ; woU aber
hat die Annahme einige Wahrscheinlichkeit für sich, dafs die yvt) U.
9, 579 und Od. 18, 374 etwa dem Plethron, dagegen Od. 7, 113 min-
destens 12 Plethren gleichgesetzt werde.
4. Die ÜQOVQa wird als ägyptisches Feldmafs von Herodot näher
bestimmt (§ 41, 4). Sie hielt 100 königliche Ellen ins Gevierte und
erscheint noch in spätrömischer Zeit als provinziales Mafs (§ 53, 10).
5. Das ältere, vorattische Plächenmals der Griechen werden wir
am sichersten mit heutigem Mafse vergleichen , wenn wir die maipa
zu 6 babylonischen Ellen oder 10 Fufs gemeingriechischen Mafses an-
setzen (§ 46, 2). Demnach betrug der älteste Pufs, wie er zuerst zu
Lykurgs Zeit einigermarsen deutlich ans Licht tritt, etwa 32 Centim.,
das Längenplethron 31,5 Meter, das Flächenplethron zur Zeit Ly-
kurgs und wohl auch die kleinere Homerische yvt] 992 D Meier, das
entsprechende TsrQoyvov 39,7 Aren , das nevtifpcovToyvov 4,96 Hek-
taren , endlich das rerQayvov des Dichters des siebenten Buches der
Odyssee 4,76 Hektaren.
Die Reduktion des griechischen Flächenmafses nach attischer
Norm ist in Tab. V zusammengestellt. Danach ist ein Plethron gerade
gleich 9,5 Aren.
§ 8. ßesUmmung der griechUchen Längenmafse,
1. Während wir bei den Römern eine feste Einheit des Längen-
mafses, den Fufs, finden, zu dem alle anderen Mafse in ein unabänder-
sich zarflekTerfolgen lafst (f 46, 19), betragen haben, ferner können wir zwischen
der ^ im 7. Buche der Odyssee und dem yvrii tob Uerakleia das genaae Ver-
hältnis 1 : 4 festsetzen.
1) Zu Hom. II. 9, 579 geben die Scbolien aus Cod. A (nach I. Bekker) sowie
diejenigen, die dem Didymos zugeschrieben werden, dieselben Erklärungen von
nwttinovxoyvw wie Eustathios (S. 41 Anm. 3); aber in den Handschriften BL
findet sich die anderweitige ErlLlärung: yvrj9 9d iaxi ßiir(fov yrjQ, fittt^ raitr
dAea dfyvtäv ikacaov. Aus gleicher Quelle wie letzterer SchoUast hat wahr-
scheinlich auch HesTchios unter rar^a/uj»»' geschöpft, bei dem jedoch das Zahl-
wort leider ausgefallen ist: ifvioi yvtiv ro • o^yv^Sr ^qov. Es läge nahe beim
Scholiasten eine Verwechselung tob 6^vui und auaira zu yermuten, wonach
wir die Definition des Plethron erhielten; allein die Beschränkung fuuQtp —
ilaa^ov läfst auf eine genaue Bestimmung schliefsen, welche wahrscheinlich
auf einem einfachen Verhältnis zu irgend einem andern Flächenmafs beruhte. Die
Vergleichung mit den beiden provinzialen Flächenmafsen späterer Zeit, welche
den Namen o^yvta haben (§ 53, 7. 9), führt zu keinem annehmbaren Resultate.
1 1, 1. BESTiafMUNO DES LAN€ENMASSES. 43
ikhes Veriiälnig geseist sind, und dieser Fub sich mit aUer nur wün-*
schenswerteo Sicherheit bestiauneD läfet, waren wir in betreff der
Griechen lange Zeit nicht einmal darüber in Klarheit, ob sie sich über*
enstinraender oder verschiedener Längenmaße bedienten. Voraus-
sichtlich war auf diese Frage zu antworten , dafs hierin ebensowenig
Obereinstimnuing geherrscht habe ak in den Hohknarsen , Gewichten,
Münzen und selbst in der Zeitrechnung. Dagegen aber sprach, dafs
die griechischen Schriftsteller selbst so gut wie nirgends ron Terschie-
denen Längenmafsen reden und auch bei Römern nur unsichere An-
deotttngen darüber sich finden. Hauptsächlich auf diesen negativen
Beweis gestützt hielten die neuern deutschen Metrologen und Geogra-
phen fast insgesamt an der Ansicht fest, dafs es nur ein gebrauch-
liebes Fubmafs in ganz Griechenland gegeben habe.i) Dagegen waren
franzüeiscbe Gdehrte, unter denen besonders Fröret und Gosselin zu
nennen sind, unter ganz anderen Voraussetzungen dazu gekonunen,
für das hauptsächlichste Längenmafs, das Stadion, sehr verschiedene
Wttle anzunehmen. 2) Von der Bemerkung ausgehend, dafs die An-
gaben der alten Griechen über terrestrische Entfernungen weder unter
einander übereinstimmten , noch viel weniger mit den Daueren Mes-
sungen in Einklang zu bringen waren , fanden sie den Grund davon
nicht in den mangelhaften Bestimmungen der Alten selbst, sondern
sie suchten die abweichenden Angaben dadurch in Übereinstinmiung
1) ManDeri Geogr. der Griechen und Römer I S. 200 ff., UkeK zuerst in
▼. Zachs Monatlicher Korrespondenz Bd. 23 v. J. 18 t t S. 488 ff., dann ausführ-
Udier in der Mono^phie Üher die Art der Griechen und Römer die Entfernungen
ZB beatimmen und ober das Stadion, 1813 (vergl. besonders S. 37). In demselben
Sinne behandelt Ukert die Frage nochmals in seiner Geographie der Griechen
and Romer 1 Abth. 2 S. 51 (T. Ebenso entschied sich för die Einheit des Längen-
nabea Ideler in dem ersten Teile seiner Untersuehungen über die Langen- und
nicheomaise der Alten, AbhandL der Berliner Akad. 1812—13, historisch-philos.
KL S. 181: 'in einem Punkte müssen die Völker Griechenlands mit einander
dbereingekommen sein, in dem Gebrauche des FuCsmafses'. Dieser Ansicht
schlössen sich oabedingt an Wurm p. 95 Ol, Böckh M. U. S. 281, Forbiger Haodb.
der alten Geogr. 1 S. 552 f. ; obgleich Ideler selbst in der Fortsetzung seiner
Untersuchungen in den Abhandlungen der Berliner Akad. Ton 1826 und 1827
so einem abweicbeadea Resultate gekommen war.
2) Fröret Sur les mesures longues des anciens, in M^. de TAcad. des Inscr.
XXIY p. 492 ff., Gosselin Recherches sur la g^ographie syst^matique et positive
des aneiens IV p. 290 fL Vergl. über diese sowohl als mehrere andere Ukert
Ober die Art der Griechen u. s. w. S. 49 ff., Lelronne Recherches sur H^ron
p. 11 ff. Auf relativ besseren Grundlagen fufste d'Anrille in seinem Trait^ des
mesures itin^raires (Paris 1769), der aufser dem olympischen Stadion von >/•
riuL Meile nur noch das kürzere von V>o Meile und das sogenannte Aristotelische
▼00 Yiui Grad <« 100 Meter oder rund Vi» röm. Meile anerkannte. Dafs das
letztere keine Berechtigung hat, wird sich später zeigen.
44 GRIEGBISGHES LÄNGENAIASS. § 8,2.
mit unsern Messungen zu bringen, dafs sie ganz yerschiedene Arten
Yon Stadien aufstellten. Die Berechtigung dazu glaubten sie in den
Terscbiedenen Bestimmungen des Umfanges der Erde zu finden. Alle
diese Angaben, so nahmen sie an, beruhen aufrichtigen Messungen.
Wenn also Aristoteles den Erdumfang zu 400000, Eratosthenes zu
252000 Stadien angiebt, so meinen beide dieselbe Dimension, nur
bedient sich ersterer eines weit kürzeren Stadions als der letztere. Die
Unhaltbarkeit dieser ganzen Hypothese und die Widersprüche, zu denen
dieselbe führt, sind von Ukert und Ideler gründlich und überzeugend
dargethan worden, so dafe sie jetzt als ein für allemal widerlegt gelten
kann.i) Nichtsdestoweniger l\aben sowohl die monumentalen Funde
neuerer Zeit als auch das Nachmessen der Orteentfernungen , welche
Ton älteren griechischen Schriftstellern erwähnt werden , darauf ge-
führt, dals auch die unbedingte Einheit des LängenmaTses, welche
die deutechen Geographen annahmen, nicht aufrecht erhalten wer-
den kann.
2. Bei Erörterung dieser schwierigen Frage mufs vor allem noch
einmal darauf hingewiesen werden , dafs zunächst in dem Systeme der
Längenmafee Übereinstimmung herrschte. Ein Stadion wurde, wie
wir sahen, unter allen Umständen zu 600 Fufs gerechnet, und ebenso-
wenig war das Verhältnis der übrigen wichtigeren Längenmafse ein
schwankendes. Nehmen wir nun dazu, dafs den Griechen die ur-
sprüngliche Herleitung alles Messens von den Gliedern des mensch-
lichen Körpers allezeit in lebendigem Bewufsteein blieb und dafs die
vom normalen Körper entnommenen Gröfsen bis über eine bestimmte
Grenze nicht schwanken können, so werden wir unbedenklich, jedoch
mit der eben angedeuteten Beschränkung, den Satz hinstellen, dafs
die Griechen sich gleicher Längenmafse bedienten. Es kann also z. B.
ein Stadion, dessen Fufs nur 167 Millim., d.i. etwa die Hälfte des natür-
lichen Fufses, beträgt, wie es Fröret und andere aufgestellt haben ^),
niemals in Gebrauch gewesen sein. Die geringen Differenzen aber,
welche sich finden mochten, waren im einzelnen so verschwindend
klein, dafs sie nicht beachtet wurden, zumal da man wohl selten in den
Fall kam, verschiedene Fufsmafse unter einander genau zu verglei-
1) Ukert Geogr. 1, 2 S. 51 if. uod Ober die Art der Griechen u. s. w. S. 46 E,
Ideler Abhandl. der Berliner Akad. 1825 S. 159 fif.
2) Es ist dies das angebliche Stadion des Aristoteles, abgeleitet von dessen
Angabe über den Erdumfang (11 UV» auf den Grad): s. Fröret a. a. 0. p. 507 AT.
In solchen Stadien soll Herodot die Dimensionen des Schwarzen Meeres ange-
geben haben (s. unten Anm. zu § 9, 1 a. E.).
i 8, t. 3. BESTlMfifUNG DES LÄNGENMASSES. 45
eben. 0 Zwar war schon Pythagoras darauf gekommen, daTs das olym-
pische Stadion nach einem grOfeern Fufsmafse errichtet war als alle
Qbrigen damals in Griechenland bestehenden, er hatte dies aber nicht
mmiittelbar aus einer Vergleichung Ton Fufsmafsstflben gefunden,
sondern es erst aus der yerschiedenen Länge der Stadien geschlossen >);
und aufserdem finden wir bei keinem griechischen Schriftsteller ir-
gend eine Erwähnung Terschiedener Fufsmafse, geschweige denn eine
genaue Angabe über die Differenz derselben.
Auch die verschiedenen Maisstäbe der alten Architekten, welche,
wie sich aus den Resten alter Baudenkmäler ergeben hat, sowohl Yon
Tomherein scharf bestimmt, als auch in der Praxis sorgsam beobachtet
wurden ^ , halfen nichts zu einer Unterscheidung der aufserdem üb-
lichen Längen- und Wegmabe, da sie lediglich auf das Gebiet der
Baukunst beschränkt blieben.
Ebensowenig haben die fein durchdachten Normierungen des
Fofsmafses, welche der Ordner des bkonisch-äginäischen Systems
(S 46,7. 19) und später Selon (§ 10, 4. 46, 14) Tomahmen, einen wei-
teren Einflufs auf die Fixierung des griechischen Längenmafses geübt
noch auch nur zur Festsetzung der Differenzen geführt, während doch
die Verschiedenheit von Hohlmafsen und Gewichten tou fhlhester Zeit
an beobachtet worden und in das Volksbewulstsein gedrungen war.
Die ersten Fufsmafse griechischer Benennung, über deren Betrag
eine genaue Überlieferung besteht, sind der Philetärische Fuls im per-
gamenischen Reich und in Ägypten (§ 50, 1. 53, 4) und der Ptolemäische
in Cyrenaica (55, 1); beide wurden aber nicht mit einem andern
griechischen Fufsmafs, sondern mit dem römischen geglichen, und
zwar infolge der Einrichtung jener Länder zu römischen Provinzen.
Die Untersuchungen des Geographen Eratosthenes haben sich
auf die Schrittlänge und auf das Stadion, nicht auf das Fulsmafs ge-
richtet (§ 9, 4), und wenn wir unsrerseits, wie das Eratosthenische
Stadion, so auch den sechshundertsten Teil desselben genau fixieren
können , so erblicken wir darin lediglich einen theoretisch berechne-
ten Wert, nimmermehr aber ein whrkliches griechisches Fubmafe.
3. Weiter dem Ellenmafs uns zuwendend finden wir zwar
t) Vergl. Fenoer ▼. Fenneberff llDteraneb. über die Langen- Feld- o. Wege-
m$bt S. 4 £ Ans der langen Reihe alter Schriftoteller genagt es PoWbios ansn-
Akren, der, wenn aneh in anderen Dingen grfindUch nnd genau, doen twischen
Sriecbischem and römisehem Fafsmafii nirgends einen Unterschied macht.
2) S. £e f 5, 4 angefahrte Stelle des Gellios nnd vergl. nnten f 8, 4.
3) Yergl. { 10, 2. 46, 1. 20. 47, 1. 48, 3. 50, 3.
46 GRIECHISCHES LANGENMASS. f 8, s.
dknsoweaig, wie in betreff des Pulses, irgead ein Zeugnis über <fie
Verschiedenheit griechischer Nafse, aber es kommt uns eine andere
Überlieferung zu statten, deren hohe Wichtigkeit erst in jttngster Zeit
▼olle Anerkennung hat finden können. Herodot ^) nennt ttberhaupi
Tier Ellenmabe mit Namen, das ägyptische , das sannsche, das könig-
liche babylonische oder persische und den ftirgiog ftrjxvg^ d. i. die ge*-
meingriechische Elle >), im gaaien also zwei orientalische und zwei
griechische Mafse. Die ägyptische Elle wird gleich der samischen, die
königliche zur gemeingriechischen in das Verhältnis 9 : 8 gesetzt ^)
Nun befinden wir uns heutigen Tages in der umgekehrten Lage als
einst die Leser Herodots: diesen wurden die ausländischen Hafee ver-
deutlicht durch den Vergleich mit den bekannten griechischen; uns
sind umgekehrt nach langem Forschen zuerst die orientalischen Mafse
näher bekannt geworden und wir versuchen nun die von Herodot er-
wtthsten griechischen Habe danach zu bestimmen. Von der samischen
Elle wird weiter unten die Rede sein (§ 48, 3); anlangend die ge-
meingriechische finden wir sofort den wahrscheinlichen Niherugs-
wert von 471,1 Millim., wenn wir, ausgehend von der persischen Elle
(§ 45, 1 a. E.), das von Herodot bezeichnete Verhältnis benutzen.
Dieser Wert whwankt gemife den Erörterungen, welche an späterer
Steile betreffs der babylonischen Elle folgen werden ^), zwischen den
Greme« voa 473 und 4ö6, 7 MiUim. ^); allein es kommen andere Ver-
gMchungen hinzu, welche es gestatten die Fehlergrenze noch etwas
enger zu ziehen.
1) 2, 168: 6 Aiyvntiot n^x^ x%>y%w%i taos iav rS JSafiit^, Derselbe
giebt 1, 178 die Breite und Höhe der fllauern Babylons in königlichen Ellen
an, wözn er erklärend bemerkt: 6 8i flaatXijtos ^rjxvs rov furolov inrl nrixeoQ
ßiiat^ T^Mi 8anrvXc4ei. Der ßaaüJ^oQ nijxv9 ist die kdnigliclie babylonische
and persische Eile (f 42, 5. 45, 1).
2) Mir^ios n^x^s bedeutet die als Mafs gangbare Elle, d. i. iSianueog xal
fp^M^c, wie sie vom Scholiasten in Lnk. Katapl. 16 ebenfalls im Gegensätze a«
der königlichen Elle genannt wird (vergL Ideler AbhandL 1812—13 S. 181, Böckh
MetroL Unters. S. 213 f.). Ähnlich, wie fur^ios bei Herodot, findet sich ifi/ie-
T^c 9tijx9£ bei Poiyb. 5, 89, 1 zur Bezeichnung der ortsüblicben Elle, wekhe
in dieeem Falle woU die königliche Igrotische war, da die zugleich erwähnten
Artaben Plolemäische sind (§ 53, 11). Zu vergleichen ist auch die Bezeichnung
uvür^av av/ifUrg&v nXij&o£ bei dem Arzte Archigenes, worüber der nähere
Nachweis in Metrol. script I p. 82 adn. 3 sich findet.
3) So als Yerhaltoisiahl ist die in Anm. 1 angeführte AngdE>e Herodots zu
fassen, daÜB 27 Daktylen des fUrfwi n^x^ gleich 1 königlichen Elle seien.
4) Vcrgl. unten { 42, 5 und besondere § 42, 17. Das Maiimirai des kmbfjL
ElleniMÜlea ist 532, das Ifimmoai 525 BfiUira.
5) Die entsprechenden Fufsmafee bezüarn sich auf 315 ond 311,1 Millim.,
worauf später in § 46, 1 zurOckzukommen sein wird.
I 8, t. METPI02 IIHXn:. 47
Za dem fiijQiog Ttijxvg gehörte selbstversUlndlich als Zweidrittel-
■ab ein entsprechender Fufs. Dieser ist am Heräon auf Samos im
Betrage von 314,5 Hilfim. nachgewiesen worden i), und es bebfuft
sich danach die geroeingriechische EUe auf 472 NiHimeter.
Weiter ist es nicht zu bezweifeln, dab das lakonisch-aginäiscbe
System , dessen Gewicht und Hohlmafs wir mit hinreichender Sicher*
beit kennen, dieselbe Norm des Lflngenmafses hatte, nach welcher
auch Herodots piitQiog TcijxvQ gebildet war. Zur Bestimmung dieses
ältesten griechischen LXngenmafses aber stehen zwei zuYerlflssige Wege
uns offen, die Vergleichnng mit der babylonischen EHe und die Be-
rechnung ans dem Hohlmafe.
Die EUe, welche dem ältesten griechischen System zugehört, ver*
hielt sich zur babylonischen wie 9 : 10 (§ 46, 2); wir erhalten dem-
nach far jene, wenn wir Maximum und Minimum der babylonischen
Elle so wie Torfaer ansetzen <), den Wert zwisdien 478,8 und 472,5
Millim., und ferner durch Berechnung aus dem Hohlmafs 478 bis
475 Millim. (S 46, 7).
Indem wir nun die extremen Werte sowohl nach oben als nach
unten hin beseitigen , da dieselben durch das nahe Zusammentreffen
anderer gut beglaubigten und unabhängig von einander berechneten
Werte hinfiillig werden 9), setzen wir den ^hgiog Ttfjxvg zwischen
475 und 471 Millim. und nehmen als den wahrscheinlichen Mittelwert
472,5 Millim. an. 4)
Da, vrie später gezeigt werden wird (§ 46, 2), zehn gemeingrie-
chische Fufs gleich sechs babylonischen Ellen waren, so entsprach
das älteste griechische Stadion genau 360 königlichen Ellen, d. i. dem
Sossos der babylonischen Rute (§ 42, 3), und es waren mithin 30
1) S. 9 48, 3. Andere hierher gehörige Messungen finden sich f 46, 1 sn-
sammenffestellt
2) Oben S. 46 Anro. 4.
3) Zwiseben königlicher and gemeingriechischer Elle sind oben iwei yer-
schiedene VerhSUnisse, nämlich 9 : 8 und 10:9 gesetzt worden. Nun geht aus
desi Zttsanmienbaiig der Untersuchungen in § 42, 5. 17. 46, 20. 47, 1. 48, 3 mit
Wihrsdieinlichkeit henror, dab beide Verhältnisse genaue sind, dafs jedoch
Herodot eine königliche EUe von 530 Afillim., der Ordner des lakonisch- igi-
Düschen Systems eine solche Ton höchstens 625 Millim. TorausgeseUt hat Aus
ersterer erceben sieh dann (naeh dem Terhiltnis 9 : 8) 471, aus letsterer (nach
dem YerUHtnis 10 : 9) 472,5 Millim. flr den /litQiOQ n^x^. Hierzu kommt als
■ögHdhst suTerl&seiff der aus dem HohlmaTse abgeleitete Wert von 475 bis
473 MiRtm. gemlfe der Bereehnung in einer Anm. zu § 46, 7.
4) So auch Lepslus in der Zdtsehr. fttr ägypt. Sprache 1877 S. 6. — Nach
der Btte von 472.5 Millim. sind dfe flbrigen Nominale dieses Systems vom trta-
^Ufv Mb zum ^««ervjloc unten f 46, 2 berechnet.
48 GRIEGfflSGHES LÄNGENMASS. f s, 4.
Stadien gleich einem Parasang (§ 42, 2. 45,2). Während ako Herodot
der Verschiedenheit griechischen und orientalischen Elienmafees mit
Recht sich bewurst war, lag für ihn kein Anlafe vor das Stadion seines
fihQiog fc^vg von dem babylonischen Wegmals von 360 Ellen, noch
auch 30 griechische Stadien von dem persischen Parasang zu unter-
scheiden.
4. Dies führt uns zur Frage über das Stadion.^) Selbst eine
geringe Differenz in der Gröfee des Fufs- oder Ellenmafses mufste
mehrere hundert mal genommen auffällig werden, und dab dieselbe
den Griechen wirklich nicht entging, dafür haben wir das bereits an-
geführte Zeugnis des Pythagoras, dafs das in Olympia errichtete Sta-
dion langer war als alle übrigen in Griechenland. 2) Eben darauf führt
die Angabe eines spätem römischen Schriftstellers, des Censorin, wo-
nach das olympische und das pythische Stadion von verschiedener
Länge waren.') Dennoch sprechen alle Griechen, wo sie Entfemun-
1) Die altere Litteratur über das Stadion ist oben in der ersten Anm. lu
f 8 zusammenffestellt. Weiter behandeln die Frage des Stadions und der Grad-
messnngen H. Martin Examen d'un memoire posthume de M. Letronne in Revue
arch^ol. X« ann^e p. 672 ff. 720 ff., Xle ann^e p. 25 ff. 89 ff. 129 ff^ A. J. H. Vincent
Notices et extraits des manuscrils XIX, deuxi^me parüe, p. 165, H. Wittich Metro-
logische Beiträge im Philologus XXUI S. 260 ff, XXIV S. 588 ff., XXYI S. 644 ff.,
XXVin S. 495 ff , L Posch Geschichte und Svstem der Breitenrndmessungen,
Freysing 1860, W. Abendroth Oarstellang u. Kritik der ältesten Gradmessungen,
Schulprogramm Dresden 1866, H.W. Schäfer Entwickelung der Ansichten des
Altertums über Gestalt und Gröfse der Erde, Schulprogramm Insterburg 1868,
derselbe Die astronomische Geographie der Griechen bis auf Eratosthenes, Schul>
Programm Flensburg 1873, G. Bruhns Ober die Bestimmung der Gröfse u. Fiffur
unserer Erde durch Gradmessnngen im Kalender u. Statist Jahrb. f. das Kdnigr.
Sachsen, Dresden 1876, S. 52 ff., K. Müllenhoff Deutsche Altertumskunde Bd. I,
Berlin 1870, S. 259 ff., R. Lepsius Das Stadium u. d. Gradmessung des Eratosthenes
auf Grundlage der ägyptischen Mafse in Zeitschr. f. ägypt. Sprache 1877 S. 4 ff.,
Yalentiner Ober die Bestimmung der Gröfse u. Gestalt der Erde in Westermanns
niustr. Monatsheften 1877 Juli S. 372 ff. Eine eingehende Revision der schwierigen
Frage war für die zweite Bearbeitunff dieses Handbuches beabsichtigt, mufste aber,
als SU weit fahrend, unterbleiben. Was in den obigen Abschnitten (^ 8, 4—9, 4)
und unten (§ 41, 6) sich zusammengestellt findet, ist die Summe dessen, was
nach langjährigen Untersuchungen als das Wahrscheinlichste sich ergab und
auch bei der Anwendung auf die Gradmessungen der Alten die Probe bestand.
2) Die Ausgrabungen zu Olympia haben erwiesen, dafs der Fufs des dortigen
Stadions 320,5 Millimeter betrug (§ 47, 1), mithin gröfser war als der gemein-
griechische Ton 315 und als der attische von 308 Millimeter.
3) De die natali 13 : nam ut Eratosthenes geometrica ratione coUegit BMixi-
mum terrae circuitnm esse stadiorum ducentum quinquaginta duum miliun,
ita Pythagoras, qnot stadia inter terram et sin^las Stellas essent, indicavit.
Stadium autem in hac mundi mensura id potisaimum intdlegendnm est, quod
Italicum vocant, pedum sescentomm viginti quinque: nam sunt praeterea et
alia loDgitudine diserepantia , ut Olympicum, quod est ^om aescentuni,
item Pythicum pedum m. Es mag diese Stelle als Bestätigung der Angabe
i s, 4. BESTIMMUNG DES STADIONS. 49
gen nach griechischem Matse bestunmen, nur von Stadien schlechthin,
ohne die geringste Andeutung über eine Verschiedenheit derselben zu
geben; und wenn man daraus hat schlieisen wollen , dafs eben nur
ein Stadion als Längenmafe in ganz Griechenland üblich gewesen sei,
80 bleibt doch immer die Schwierigkeit, dafs nirgends gesagt wird,
welche yoo den verschiedenen Rennbahnen die Grundlage für das an-
genommene allgemeine Längenmafs gebildet habe. FreiUch haben daran
die meisten Meirologen wenig Anstofs genommen, indem sie glaubten,
dies könne kein anderes Stadion als das vornehmste in Griechenland,
das olympische, gewesen sein. 0 So hatte man den Namen für das
Längenmafs, die Gröfee desselben ergab sich aus den Angaben des
Polybios, Strabon und anderer, dafs 8 Stadien auf die römische Meile
gehen. Es kann erst weiter unten (§ 10, 4) gezeigt werden, dals das
Achtelmeilenstadion kein anderes als das attische gewesen ist; aber
selbst wenn wir das allgemeine Wegmafs, welches das olympische ge-
nannt zu werden pflegte, dem attischen gleichsetzen wollten, so wäre
die Einheit der griechischen Längenmafse immer noch nicht gerettet,
da die älteren Schriftsteller, besonders Herodot und Xenophon, sich
erwiesenermalsen eines kürzeren Stadions als jenes zu 8 auf die rö-
mische Meile bedient haben.
des Py thagoras Über die verschiedene Lange der grieciiischen Rennbahnen gelten ;
aber welter ist sie schlechterdings nicht zu gebranchen ; denn man mag sie er-
küren und wenden, wie man will, so stöfst man auf Widersprüche. Zunächst
kann das Verhältnis zwischen dem italischen und olympischen Stadion nicht
richtig bestimmt sein, denn Gensorin setzt dabei voraus, dafe der Fufs des ita-
lisdien Stadions, d. h. der römische Fufs (§ 12, 2 g. E. Anm.), dem olympischen
deich gewesen sei. Da aber der Fufe des olympischen Stadions auf keinen
FaU kleiner gewesen sein kann als der attische, welcher 7*4 gröfser ist als der
römische (§ 10, 2 a. E.), so ist es offenbar, dafs Gensorin hierin sich geirrt hat.
In der That besagt seine Angabe über das olympische Stadion durchaus nichts
mehr, als was wir bereits aus den } 5, 4 angeführten Stellen des Gellius und
Indor wissen, daCs das olympische Stadion 600 eigene Fufs enthielt, welche
Gensorin ohne weiteres den römischen gleich setzt. Da nun femer die Aus-
grabungen gezeigt haben, dafe der Fufe des olympischen Stadions gröfiser war
als der attische (f 47, 1), so ist der Fehler des Schriftstellers noch auffälliger.
Ebenso unsicher ist die Angabe über das pythische Stadion. Nach der ge-
wöhnlichen Annahme soll pedum d für m gelesen werden, also das pythische
Stadion 500 Fufs und zwar römische, mithin Vio römische Meile, betragen haben.
Indes fehlt hierfür jede Begründung. Das wahrscheinlichste ist noch, was Krause
Gymnastik I S. 136 annimmt, dafe die Lesart pedum m richtig sei, und es also
zu Gensorins Zeit wirklich ein Stadion von 1000 Fufs in Delphi gegeben habe.
1) Als Längenmafs wird das Stadium Olwrmieum von keinem andern Schrift-
steller als von Gensorin a. a. 0. erwähnt. Pytoagoras bei Gellius an der S. 33
angeführten SteUe spricht nur von der Rennbahn zu Olympia, Libanios in seinem
jiirttoxiKOQ p. 351 (Libanii orat. ed. Reiske I) ebenfalls nur von einem araStov
*Olvfinwov als Bauwerk.
HftUtek, M^trologi«. 4
50 GRIECHISCHES LÄNGENMASS. § 8, 6.
5. Wir werden also immer wieder auf eiae Verschiedenheit der
Längenmafee geführt und müssen Yon neuem fragen, wie es kommt,
dafs die Griechen selbst kein Wort davon erwähnen. Das Rtttsel löst
sich ziemlich einfach, wenn wir bedenken, auf welche Weise bei den
Griechen gröfsere Wegstrecken bestimmt wurden. Zu einem genauen
Ausmessen mit der Mefsschnur unter Zugrundelegung eines festen
Maisstabes kam es nur in den seltensten FäUen^); für gewöhnlich
begnügte man sich damit die Entfernungen durch Ausschreiten zu
bestimmen. Auf diese Weise liefs Alexander der Grofse die Stationen,
welche er auf seinen Heereszügen zurücklegte, ausmessen, und seine
ßrj^ccTiCTal oder Schrittmesser gelangten zu weitverbreitetem Rufe ^\
ja das Schrittmessen galt fUr eine besondere makedonische Einrich-
tung.^) Ebenfalls auf dem Schrittmafs müssen auch die Angaben Xe-
nophons über den Marsch der Zehntausend beruhen, insoweit die Grie-
chen nicht auf Strafsen zogen , die von den Persern bereits vermessen
waren. ^) Neben dieser verhältnismäisig noch immer zuverlässigen
Art der Wegbestimmung ging eine andere her, die noch bequemer,
aber auch weit weniger genau war, nämlich die Schätzung nach der
zu der Zurücklegung eines Weges erforderlichen Zeit. Eine Tage-
reise, der Marsch eines Heeres, die Tagfahrt und die Nachtfahrt eines
Schiffes wurden zu einer bestimmten runden Zahl von Stadien ange-
1) Das bekannteste Beispiel haben wir in der Umwallung und den langen
Mauern Athene (§ 10, 2 a. E.); jedoch ist auch in diesem Falle nach der Ansicht
sachverständiger Autoritäten dSe Genauigkeit nicht aUiu ffrofs gewesen. Daus
der bebaute Boden wenigstens zum Teil genau mit der Mefssdinur ausgenessen
wurde, ersehen wir cunächst aus Herodot 1, 66, wo axoivip Siafiwv^af&a*
sowohl für das Vermessen des eroberten Landes als für das Zumessen des von
den Sklaven zu bestellenden Landes gebraucht wird. Dazu kommt die Angabe
desselben Schriftstellers über die Vermessung des bebauten Landes im persischen
Reich (§ 45, 2 a. E.). Inwieweit im eigentlichen Griechenland die Ackeryer-
messung gesetzlich geregelt war, bleibt ungewifs (Solons Klasseneinteilnng gmg
aus von dem Ertrag des Landes, nicht von der Grundfläche); sicher aber haben
die Kolonieen ihr Neuland von Anfang an vermessen, wofür uns Herakleia am
Siris dn bemerkenswertes Beispiel giebt (f 57, 1).
2) Von Plinius wird 7,2§lleinBaeton als itinerum tnemor Alexanders
des Grofsen erwähnt; ebendenselben nennt Athenäos 10 p»442B l4k$^9p&v
ßrjfiartcrii« und führt von ihm eine Schrift: JSta&ftol t^ j4XBim4^ov no-
^tüt£ an (vergL Ideler Abhandl. 1812—13 S. 172). Em ßiifu^terrfQ r^ l40im6
war Philonides, wie die Aufschrift auf dem Sockel seiner in OlymiMui an%e-
fundenen Statue besagt
3) Hesych.: ßfjuaTliB$Vf rb roU n99l ft9Tcm$f. I<rri 9intH ^ >Ut»£ MaMt-
8oviH^. VergL aicn densdben unter iponoS^siPi no^iisiv yuc rauTfäUt,
4) Verj^L Ideler Abhandl. 1827 S. 123. Dab auch die perrfschen Strafsen-
steine bereits nach dem Schrittmafs gesetzt, mithin die Entfernungen nur an-
nähernd gegeben waren, ist sehr wahrscheinlich (vergL S. 51).
§ 8, 5. e. BESTIMMUNG DES STADIONS. 51
seist, unddaDach berechnete man die zurückgelegten Entfernungen, i)
& bedaof keiner näkem Ausfahrang, wie grofse IrrtOmer dabei
unlcrlMrfen konnten, zumal wenn durch besondere Umstände ein
Fdder Teranlafst wurde, wie wir das am deutlichsten bei den Angaben
Herodots über die Dimensionen des Schwarzen Meeres sehen. ^) Auch
yerbehlen sich die Alten selbst nicht, dafs alle solche Bestimmungen
nur ungeßihre sind, und dafs man sie mit Vorsicht zu gebrauchen hat')
Für kleinere Entfernungen, die nicht ausgeschritten werden konnten,
z. B. die Breite Ton Flossen, genügte wohl häufig genug die Abschät-
zung durch das Auge. Bestimmungen solcher Art finden wir unter
anderen bei Xenophon, der die Breite des Mäander zu 2 Plethren und
die des Enphrat zu 4 Stadien ängiebt. ^) Endlich ist noch zu berück*
siditigen, dafe sehr viele Entfernungsbestimmungen in Stadien aus der
Reduktion ausländischer Mafse, wie des ägyptischen Schoinos oder
des persischen Parasanges, entstanden sind. Auch hierbei erstrebte
man keine absolute Genauigkeit, sondern zog es vor der bequemeren
Berechnmg halber ein möghchst rundes Verhältnis anzusetzen. Neh-
men wir nun noch dazu, dafe bereits die Angaben in jenen fremden
MaDien meistens nach dem Schritt bemessen , zum Teil auch nur un-
gefiAr abgeschätzt waren, so dürfen wir um so weniger in den daraui^
redaderten Stadien genaue Messungen suchen. Noch auffälliger wird
der Fehler, wenn geradezu ein falsches Verhältnis zu Grunde gelegt
wird, wie es Herodot bei der Reduktion der ägyptischen Schoinen thut
(§9,1).
&. Allen diesen mehr oder minder ungenauen Bestimmungen
brauchte aber ein bestimmtes Stadion , d. h. die ausgemessene Länge
irgend einer Rennbahn oder das Sechshundertfache eines exakten
FafiBmafsstabes, gar nidit zu Grunde zu liegen. Herodot setzt keine
1) Den nihern Nachweis giebt Ükert Ober die Art n. b. w. S. 8— 14 und'
Geogr. I, 2 S. 55—65. Herodot 4, 101 schätzt eine Tagereise zu 200 Stadien^
Paosanias 10, 33, 3 lu ISO Stadien. Den Marsch einer Armee giebt Herodot 5, 53
so 150 Stadien an (yergt. Ideler Abband). 1827 S. 120 f.), derselbe 4, 86 die Tag-
fahrt eines Schiffes zn 700, die Nachtfahrt zn 600 Stadien; gewöhnlich nablD
man fBr die 248tflndige Fahrt eines Schiffes in runder Summe 1000 Stadien an^
doch finden sich auch niedrigere und höhere Bestimmungen. Vergl. auTser Ukert
S. 11 f. auch Ideler Abhandl. 1826 S. 9, Forbiger Handb. I S. 550 f.
2) S. unten S. 58 Anm. 3.
3) ükert Geogr. I, 2 S. 65 f.
4) Anab. 1, 2, 5. 4, 11 und anderwärts sehr häufig. Ideler Abhandl. 1827
8. 124 nimmt ohne Not für diese Messungen das sogenannte olympische (d. i.
attehe) Stadion in Anspruch, obgleich er zugiebt, da/s die Zahlen nur auf
ongefSUirer Schätzung beruhen.
52 GRIECmSGHES LÄNGENMASS. S 8, 6.
andere Norm für seio Stadion als das menschliche KOrpermab; Xeno-
phon als Athener mufste doch den attischen Fufs genau kennen« und
trotzdem finden wir bei ihm ein Stadion, das hinter dem Sechshundert-
fachen dieses Fufses weit zurückbleibt. Aber es war ja auch nicht der
Fufs, der dem Wegmafse der Griechen zu Grunde lag, sondern viel-
mehr der Schritt, und die Untersuchung ist deshalb zu der Frage
zuzuspitzen, wie viele Fufs die Griechen auf den Schritt, oder wie viele
Schritt sie auf das Stadion gerechnet haben. Mit Rücksicht auf die
normale Schrittlänge, wie sie besonders bei den schlankeren Völkern
germanischen Stammes beobachtet worden und für die Marschfähig-
keit unserer Truppen festgesetzt ist i) , glaubte man 2 Schritt gleich
einer griechischen Orgyie und mithin 200 Schritt gleich einem Stadion
setzen zu dürfen.^ Ja diese Meinung schien eine Stütze zu erhalten
durch die wohlverbürgte Nachricht, dafs Eratosthenes bei seiner Be-
rechnung des Erdumfang^ den Schoinos zu 40 Stadien genommen
habe (§ 9, 4). Da wir nämlich das Mafs des Ptolemäischen Schoinos
genau kennen (§ 53, 1.2) und diesen Schoinos mit gröfster Wahr-
scheinlichkeit gleich 4000 Doppelschritt zu setzen haben (§ 41, 6), so
ergaben sich unmittelbar 100 Doppelschritte fUr das Stadion des Era-
tosthenes und voraussichtlich auch für das allgemeine griechische Sta-
dion. Der Schritt war hiernach als Mafs von 3 griechischen Fufs an-
zusehen.
Allein bei weiterer Erwägung stellte sich heraus, dafs die Griechen
ihren Schritt nicht anders als zu 2V2 Fufs angesetzt haben können.
Das System der Ptolemäischen Längenmafse, welches aus der ältesten
Heronischen Tafel mit aller möglichen Sicherheit wiederhergesteUt wor-
den ist, kennt mit Ausnahme des ^vkov und a%olvog, welche unver-
kennbar ägyptischen Ursprungs sind, nur rein griechische Mafse, unter
ihnen das ßrjfxa,^) Wir werden also auch die Bestimmung des ß^iia
zu 2 Vi Fuis, welche in der Heronischen Geometrie überliefert ist, für
t) G. A. Henschel Das bequemste Mafs- und Gewichtssystem, Gassei 1855,
S. 6 ff. fand den mittleren Schritt des normalgebildeten erwachsenen Mannes gleich
0,8 Meter, womit die für die deutsche Armee gfiltige Bestimmung in den Ver-
ordnungen über die Ausbildung der Truppen für den Felddienst Tom 17, Juni
1870 (zweiter Abdruck Berlin 1877) S. 15 Anm. übereinstimmt.
2) Dieser von Ideler Abhandl. 1827 S. 112 f. trefflich entwickelten Ansicht
stimmte ich in der ersten Bearbeitung dieses Handbuches S. 46. 50 bei.
3) Es wird unten § 53, 2 gezeigt werden , dafs das ßr^fia , wenn es dem
ägyptischen System zuffehörte, auf 27« Philetarische Fufs hätte normiert sein
müssen, während umgekehrt die Normierung auf 2Vs Fufs auf den griechischen
Ursprung hinführt
I s, «. SGHRITTBIASS UND STADION. 53
die abliebe griechiscbe halten , wie sie insbesondere von den Bema-
tisten Alexanders befolgt worden ist. In gleicher Weise finden wir im
pergamenischen Reiche, dessen Dynastie in der Ordnung derMaTse
sich ebenfalls eng an griechischen Brauch angeschlossen hat, ein ßiifia
von 2 Vi F^ (§ 50, 2). Dagegen erscheint ein Schritt Ton 3 Fufs erst
in romischer Zeit; allein auch diese Reduktion, weit entfernt den grie-
chischen Schritt Ton 2V2 Fufs in Frage zu stellen, giebt sogar ein ge-
wichtiges Zeugnis für denselben ab.^)
Einen indirekten Wahrscheinlichkeitsbeweis können wir auch
aus Polybios' Angaben entnehmen. Wenn dieser Schriftsteller die rö-
mische Meile teils zu 8, teils zu 8^^ Stadien rechnet (§ 10, 1), so er-
klärt sich dies am einfachsten durch die Annahme, dafs ihm das grie-
chische Stadion als ein Schrittmafs galt Da er nun , ausgehend von
dem Schritt als natürlichem Mafse, griechische und römische Schritte
gleichsetzte, so ergaben 8 Stadien erst 960 Doppelschritt oder römische
Passus, und er mufste noch Vs Stadion oder 40 Doppelschritt hinzu-
fllgen, um eine römische Meile zu erhalten. So also reducierte er die
von Griechen gemessenen Entfernungen auf römische Meilen s), wäh-
rend er umgekehrt wenigstens in einem uns überlieferten Falle die
römische Meile glatt zu 8 Stadien (nämlich nach attischer Norm)
rechnete. Sind diese Erwägungen richtig, so folgt zugleich, dafe
nach Polybios das griechische Stadion zu 120 Doppelschritt anzu-
säen ist
Zuletzt haben wir noch die Ableitung des griechischen Maises aus
dem babylonischen in Betracht zu ziehen. Wie sich später zeigen vrird^
sind 10 Fufs des ältesten gemeingriechischen Mafses gleich 6 babylo-
nischen Ellen (§ 46, 2). Wollten vrir nun den griechischen Schritt zu
3 Fufs ansetzen, so eriiielten wir eine Schrittlänge von 0,94 Meter
oder l^/s babylonischen Ellen. Allein weder kann der Schritt je so
hoch normiert worden sein ^), noch ist es glaublich, dafe im babylooi-
1) Dies ist naher eoiwickeli in einer Anm. zu § 44, 2 gegen Anfang.
2) Max Schmidt De Polybii geographia, Dissert inang. Berlin 1875, p. 8 ff.
sacht den Nachweis zu fahren, dals Polybios nur nach diesem ersteren Yer-
kahnis Stadien und römische Meilen gefflichen habe. Wenn dem beizustimmen
ist, so folgt um 80 sicherer, dafs das giiechische Stadion im Sinne des Polybios
lediglich ein Mafs von 240 Schritt war. Die abweichende Angabe bei Polyb.
a, 39, 8 halten Ukert Geogranhie II, 2 S. 49 ff., Schmidt p. 8 und J. Partsch
Göttinger Gel. Ans. März 1881 S. 329 für einen späteren Zusatz. SoUte die Stelle
als echt gelten, so ist eine Schätzung nach abgerundetem Verhältnis anzunehmen.
3) Ihs Maximum der naturgemäfsen Schrittlänge ist nach S. 52 Anm. 1 auf
03 Meter zu setzen. Die Unwahrscheinlichkeit, dafs je im Altertum ein höheres
Sduittmals erreicht worden sei, wird weiter unten in einer Anmerkung zu § 44, 2
54
GRIEGHISGHES LÄNGENMASS.
§8,7.
sehen System der unbequeme Betrag von 1^5 Ellen für den Schritt
je gültig gewesen sei. Nehmen wir dagegen an , dafs bei den Babylo-
niem, gerade wie im alten Ägypten, der Schritt gleich V/i^ der
D9ppelschritt gleich 3 Ellen galt, so erhalten wir nicht nur eine natur-
gemäfse Normallflnge, sondern auch ein glattes und an sich wahrschein-
liches YerbttltBis zum Wegmafse von 360 Ellen , welches demgemlüs
zu 120 Doppelschritt anzusetzen sein würde. Dieses Verhältnis auf
das griechische Stadion übertragen ergiebt dann ebenfalls 27) Fufe
für den Schritt.
7. Wir setzen also das Wegmafe, welches die Griechen oxadiov
nannten, gleich 240 Schritt und erwarten von Tomherein in dem
Stadion kein genau bestimmtes Mals, da es auf einem an sich unsiche-
ren und vielfach schwankenden Einzelmafse beruhte. Insbesondere
werden wir, wenn wir im allgemeinen das griechische Stadion kleiner
finden, als es gemäfs dem attischen oder gar dem gemeingriechischen
Fufe sein sollte, die Ursache lediglich darin suchen, dals die Griechen,
wenn sie gröfsere Strecken durch Ausschreiten mafsen, im ganzen
▼erhältnismäfsig kleine Schritte gemacht haben.
Es möge zunächst eine vergleichende Obersicht folgen :
Sehritt-
llBg«
iaMeUrn
Städten
Mf d»ii
fsa
1. Das gemeingriechische Mafs nach dem
nrixvi furoios Herodoto, identiseh mit dem
babvlonischea mid entsprechend dem Igyp-
tischen Wegmafse
2. Das attische Mafs
3. Mitüeres Wejnaals Herodots (§ 9, 1) . .
4. Ungeiahres Wegmafs Xenophons (§ 9, 2)
5. Weffmafs von >/io römischer Meile (§ 9, 3)
6. Sudion des Eratosthenes (| 9, 4) . . .
189
185
160
150
148
167,6
0,787
0,771
0,667
0,626
0,617
0,666
33,33
34,06
30,87
42
42,67
40
Wir finden hier unter 3 bis 5 eine schnell sinkende Skala des
effektiven Schrittmafses, welche weiter und weiter von jener Norm
sich entfernt, als deren Minimum der Betrag unter 2 zu gelten hat.
Einer der namhaftesten Afrikareisenden der Gegenwart, G. Schwein-
furth, hat, anfangs nicht ohne Bedenken, die von ihm zurückgelegten
Distanzen nach dem Schrittmafse in seine Routenkarte einzutragen
versucht und ist auf diesem Wege schliefslich zu einem überraschend
und in § 63, 2 nachgewiesen werden. VergL auch | 46, 2 die Anmerkoog zu
hdthra.
i 8, 7. 8. SGHRITTMASS UND STADION. 55
genauen, anderweit kontroUierten Ergebnis gekommen, i) SeineSchriUe
?ariierten, ja nach der Beschaffenheit des Pfades, zwischen 0,6 und 0,7
Meter, nie betrag ihre Länge weniger als 0,6 Meter. Als das Mittel-
mafs, nach weldiem in sehr zuTerUsaiger Weise die Zahl der Schritte
auf Kilometer reduciert werden konnte, ergab sich der Ansatz des
Schrittes zu 0,65 Meter. Genau dasselbe Durchschnittsmefs hat, wie die
obige Übersicht zeigt und wie wir später noch des näheren sehen
werden (§ 9, 4), der Geograph Eratosthenes angenommen.
Der römische Fufs war etwas kleiner als der griechiscbe, im
flbrigen aber das System der Wegmessung dasselbe. Ein Schritt von
2 Vi römischen Fufs war gleich 0,74 Meter, das daraus abgeleitete
Stadion gleich 177,4 Meter. Das römische Schrittmafs steht mithin
zwischen Nr. 2 und 3 der obigen Tabelle, oder mit anderen Worten,
die Römer haben von vornherein darauf verzichtet mit ihrem Schritte
die Norm des attischen Fufees, hinter welcher die Griechen selbst
merklich zurückblieben, zu erreichen. Allein anderseits haben sie,
wie die Nachmessung ihrer Landstralsen fast durchgängig ausweist,
die Norm ihres eigenen Fufses, welche immerhin ein ansehnliches
Durehsehnittsmafs des Schrittes darstellt, möglichst genau und konse^
quent aufrecht erhalten. 2)
8. Aus dem bisher Gesagten geht zur Genüge hervor, dals wir
im allgemeinen darauf verzichten müssen, aus den Stadienangaben der
griechischen Schriftsteller genaue Entfernungen zu berechnen. Das
araöiov kann uns nur gelten als der konventionelle Ausdruck für 240
Schritt, und entsprechend der TtaQaaayytjg für 7200 Schritt. Nach
diesem unsichem Mafsstabe wurden teils die Wegstrecken unmittelbar
bestimmt, teils Parasangen und später ägyptische Scheinen und rö-
mische Meilen reduciert, teils. endUch Entfernungen aufs ungefähr
mit dem Auge oder nach der Zeit abgeschätzt. Je ungenauer gemes-
sen wurde, desto mehr mulste der Fehler sich vermdiren, und zwar
kann man als Regel annehmen, dafs mit der steigenden Ungenauigkeit
auch das Plus der abgeschätzten Entfernung über die wirkliche wuchs.
In dieses Gewirre brachte zuerst Eratosthenes einige Ordnung, indem
er die mannigfachen ihm vorliegenden Angaben griechischer Schrift-
steller derartig auf festes Mafs reducierte, dafs er das Stadion gleich
1) Ergebnisse einer Reise naeh Dar-Fertit von Dr. G. Scbweinfurth, Januar
bis Febrvar 1871, in Petermanns MittheUongen über Erforsehungen auf dem Ge-
siMBtgdbiete der Geographie, Bd. 18, Gotha 1872, S. 32. 29t C
2) Vef^ Arehäd. Zeitung XXILVn, 1879, S. 179.
56 GRIECHISCHES LÄNGENMASS. § 8, 8.
300 königUchen EDen, mithin gleich dem vierzigsten Teile des Schoi-
nos setzte. ADein diese Fixierung ist schwerlich zu allgemeiner Gfll-
tigkeit gelangt, und als später die geographische Forschung der Grie-
chen mit dem römischen Wegmals in nähere Berührung kam , da
mochte wohl ein exakter Forscher wie Polybios, dessen geographische
Untersuchungen uns leider nidit erhalten sind, mit umsichtiger Kritik
die verschiedenen Stadienangaben von neuem prüfen und sie mit
den römischen Wegmessungen in Einklang setzen <), aber andere, die
ihm folgten, warfen vrieder alles durch einander. ^)
Im aUgemeinen also glaubten die Griechen wirklich nur ein
Stadion als Lfingenmafs zu haben ; es war ihnen schlechthin die Länge
von 240 Schritt; allein mit welchem Grade von Genauigkeit und unter
welchen Voraussetzungen dieses Mafs in jedem einzelnen Falle be-
stimmt war, liefsen sie unbeachtet Nur einige sachkundige Forscher
des Altertums und, nachdem deren Untersuchungen verloren gegangen
waren, die neueren Gelehrten fanden eine Verschiedenheit der Stadien
heraus. 3) Es würde demnach ein vergebliches Beginnen sein, nach
einem alten Namen für das Schrittstadion zu suchen, und ebensowenig,
wie das Mafs von Vs römischer Heile je olympisches Stadion genannt
worden ist, dürfen wir ein kürzeres pythisches Stadion nach dem
Vorgange d'Anvilles und anderer aufstellen.^) Am besten werden
wir es als Schritt- oder Itinerarstadion bezeichnen.
1) Schätzenswertes Material für diese noch weiterer Untersuchang bedürftige
Fräse bietet Max G. P. Schmidt De Polybii geographia, Inanffuraldissertation
Berlin 1875, p. 5 ff. Wenn derselbe p. 3 t bemerkt 'sed Polybius cur omnes
Eratosthenis numeroa paolo minnerit, eqnidem causam afferre non posaum', so
dürfte der Anlafs hierzu durch die obige Darstellung in Verbindung mit f 9, 4
nun ersichtlich sein. Das genaue Verhältnis zwischen dem Polybianischen und
Eratosthenischen Stadion bietet die von Schmidi a. a. 0. unter ß und E ange-
führte Reduktion, denn das Stadion des Eratosthenes ist 9,26 mai, das des Polybios
entweder 8 oder 8,33 mal in der römischen Meile enthalten ; Jedenfalls also ent-
sprechen in runder Zahl 9 Eratosthenische 8 Polybianischen Stadien.
2) So hat Strabo als Normalmafs das Achtelmeilenstadion, aber daneben
giebt er, wie Ideler Abhandl. 1827 S. 127 nachweist, manche Ortsbestimmungen
nach Eratosthenes und anderen älteren Geographen, welche ein kürzeres Stadion
im Sinne hatten. Vergl. auch unten | 9, 3.
3) In diesem Sinne spricht sich auch Rennel The geographica! system of
Herodotus p. 14 aus: the dilferent resuKs arising from the coroparison of the
numbers of Stades, with the ground on which they were computed, are to be
ascribed to the difiference of judgement amongst the individuals who made the
computations (we say compiäaäons, because it may be supposed that the
distances were, in very few instances, meaaured).
4) Der Name pythisches Stadion stützt sich ledifflicb auf die unsichere
Stelle Gensorins (s. oben S. 48 Anm. 3), ans der sich in dieser Beziehung durch-
aus nichts folgern Ufst. Denn erstlich bestimmt Gensorin das pythische Stadion
§ 9,1. BAS ITINERARSTADION. 57
§ 9. Da$ lUnerarMtadion,
1. Das Stadion, welches Herodot seinen Entfernungsangaben
xn Grunde legt, ist ebenso wenig das genaue vierhundertfache Mafe
seines fÄivQiog nnjxvQj als das Stadion Xenopbons das Secbshundert-
fache des attischen Fufses. Es ist jedenfalls kürzer gewesen. Einen
erwünschten Anhalt dasselbe zu bestimmen würde die Blitteilung über
die Basis der Pyramide des Cheops geben, wonach sich ein Stadion von
170,44 Meter berechnet, wenn nicht der ganz abweichende Wert, der
aus der Bestimmung der Pyramide des Mykerinos hervorgeht, darauf
hinwiese , dafe hier nicht genaue Messungen, sondern nur unzuver-
lässige Angaben, wahrscheinlich aus ägyptischem Längemafse reduciert,
vorliegen. 1) Wir müssen also versuchen das Stadion Herodots ander-
weitig zu bestimmen. Aristagoras, der Tyrann von Milet, beschreibt
(5, 52 ff.) den Weg von der Küste Kleinasiens bis zur Residenz des
Perserkönigs und giebt zuletzt die Entfernung von Sardes bis Susa auf
13500 Stadien oder 450 Parasangen an«^) Herodot läfst ihn dabei
ausdrücklich bemerken , dafs der persische Parasang wirklich 30 Sta-
dien enthalte und dals man die Messung des Weges nach Parasangen
if^ zuverlässig halten müsse. Rennel ') berechnet die Summe der di-
Biclit auf 500, sondern anf 1000 Fnfs nnd zweitens giebt er keine Andentnng,
dafii dasselbe als Lingenmafs je gebrancht worden sei. Dennoch behalt Ideler
naefa Barbi^ du Boccage nnd d*Anville diese Benennung bei. Vergl. Abhandl.
1836 S. 12 ff.
1) Die Basis der Pyramide des Cheops betiigt nach flerodot'2, 124 acht
Plethien anf jeder Seite, nach neueren Messungen 227,25 Meter (v. Zach Monat!«
Gorrespond. Iv S. 79). Dies ergiebt für das Stadion 170,44 Meter, also einen merk-
Beb kflneren Betrag als nach attischem Mafs (§ 10, 2). Aber die Angabe über
die Pyramide des Mykerinos (2, 134) führt zu einem weit gröfseren Stadion.
Die Buis betragt nach Ho^ot 3 Plethren weniger 20 Fnis , nach neueren
Mcssongen 103,10 Meter (Letronne Recherches p. 184); das zu Grunde liegende
Stadion ist also i-r 220,93 Meter, wobei zu beachten, dafs die Pyramide geffen-
wirtig ihre Bekleidunff yerloren, also die neuere Messung noch einen zu niedrigen
Wert geliefert hat Herodots Angaben können daher nicht genau sein; deshalb
hat auch der Versuch Letronnes (Recherches p. 183—193), sie mit den wirk-
lichen Angaben durch Aufstellung verschiedener Hypothesen in Einklang zu
bringen, viel Bedenkliches. Das Ratlichste ist vielleicht 2, 134 ncaiowr für
r^uiff lu schreiben. Weiteres über diese ganze Frage s. bei Wittich Archaol.
Zeitung XXX S. 60 ff und vergl. unten § 14, 4.
2) Im einzelnen behandelt *die persische Königsstrafee durch Yorderasien
nach Herodot' H. Kiepert in den Monatsberichten der Berl. Akad. 1857 S. 123 ff.
Vergl. auch M. Duncker Geschichte des Alterthums IV > S. 544 ff. Wie das hand-
scmtliche Verderbnis bei Herodot 5, 52 nach den Worten iaßaXlovTt is r^
Mttnttfrnr zu verbessern ist, zeigt Kiepert a. a. 0. S. 135 f.
3) The geographica! system of Herodotus p. 16 f. Er addiert für die Krüm-
Bungen des Weges, der schon bei bsos und raossul stark gebogen ist, noch
'/tt zu den 1120 englischen geographischen Meilen, die er als den direkten Ab-
58 GRIEGHISGHES LANQENMASS. § ». i.
rekten Abstände zwischen den von Herodot genannten Stationen auf
2S0 geographische Meilen und kommt dadurch auf ein Stadion von
160 Meter. Indes mufs vielleicht, indem man die Krümmungen des
Weges etwas hoher anschlägt, als es Rennel gethan hat, noch eine
Kleinigkeit hinzugefügt werden; aber man würde immer bei weitem
noch nicht das Stadion des attischen Fufses, das Achtel der römischen
Meile, erreichen. 0 Auf einen noch geringeren Betrag konunt das Sta-
dion Herodots nach seiner Angabe über die Länge des Weges, der
von dem Altar der zwölf Götter zu Athen nach Pisa und zum Tempel
des olympischen Zeus führt. D'Anville ^) berechnet daraus ein Stadion
von etwa 148 Meter.
Eine ganz eigentümliche Bewandtnis hat es noch mit dem Sta-
dion, nach welchem Herodot die Dimensionen Ägyptens bestinunt.
Seine Axigaben darüber beruhen auf Messungen, denen das ägyptische
Wegmafs, der Schoinos, zu Grunde lag. Durch ein Mifsverständnis
nun, dessen Anlafs sich zwar nur vermuten läfst, das aber nichtsdesto-
weniger sicher ist, rechnet Herodot fast um das Doppelte zu viel, näm-
lich 60 Stadien auf den Schoinos.') Es sind daher alle seine Orts-
stand gefaodeD hat, und eriiilt daraus ein Stadion, von dem 695 aaf den Eid-
grad, 46,3 anf die geographische Meile gehen.
1) Ideler Ahhandl. 1827 S. 1 17. Anderer Ansicht ist sowohl in betreff Hero-
dots als Xenojphons Kiepert a. a. 0. S. 126 ff. und derselbe in der Schrift *Beitrige
zur geographischen ErUamng* u. s. w. (unten S. 59 Anm. 3) S. 18 ffl, indem er
ffir alle von beiden Schriftstellern angeföhrten Entfemungsannben dias Stadion
des attischen Fufses (früher das olympische genannt), bez. den Parasang von
30 solchen Stadien voraussetzt
2) Nach der Karte d'Anvilles, dem Rennel p. 16 und Ideler S. 114 f. folgen,
geben die direkten Abstände des bezeichneten Weges, vorausgesetzt, dafs der-
selbe durch Arkadien aber Orchomenos ging, laO römische Meilen. Herodot 2, 7
bat 1485 Stadien. Um diese beiden Zahlen mit einander vergleichen zu können,
mnb von der letzteren noch etwas für die Krümmungen des Weges in Abzog
gebracht werden. D'Anville (Trait^ des mesures p. 175 ff) befolgt bei seinen
geographischen Untersuchungen das Princip, dals er die itinerarischen Distanzen
um V« verkürzt, um die diirekten zu erhalten. Ihm sUnmit Ideler S. 114 bei,
indem er darauf hinweist, dafs bei gröfseren Entfernungen, wo eine Station
die andere kompensiert, dieses Achtel als das Maximum der Verkürzung zu
betrachten ist. Hiernach berechnet sich das der Angabe Herodots zu Grunde
liegende Stadion genau auf '/lo römische Meile •« 147,85 Meter.
3) Da die Schoinen ursprünglich die Stationen für die Schiffszieher am Nil
«nd als solche von verschiedener Lange (30, 40, 60, ja 120 Stadien) waren, so
ist es wohl erklärlich, dafs Herodot durch Mifeveretlindnis den Itinerar-Schoinos
zu 60 Stadien nahm. Man darf aber nicht etwa glauben, dafs er wirklich ein
besonderes kuraes Stadion (von nur 105 Meter) für Ägypten gebraucht habe;
es gab für ihn, wie für alle (rriechen, nur ein Stadion, der Fehler ist also
ledii|lich in seiner irrtümlichen Redaktion des Schoinos zu suchen. Ebenso
wemg ist an ein solches Halbstadion zu denken, wenn man seine Angaben über
die Ausdehnung des Pontos (4, 85 f.) mit den wirklichen Entfernungen vergleicht
§ 9, 1. s. DAS ITINERARSTADION. 69
bestimnHingen Ober Ägypten, die er in Stadien giebt, in dem VerhSdtnis
Ton 60 : 1 auf Scbwien zu reducieren und diesen dann der unten
(§ 41, 6) angegebene Betrag des Scboinos zu Grunde zu legen.
2. Am sichersten l&fst sich das ältere kürzere Stadion bei Xe no -
phon nachweisen. Die Länge des Weges, den das griechische Heer
Ton Ephesos bis zum Scblachtfelde bei Kunaxa zurücklegte, belief sich
auf 535 Parasangen oder 16050 Stadien. >) Nun beträgt die direkte
Entfernung zwischen den einzelnen Stationen, welche Xenophon an-
giebt, nach den sorgfilltigen Untersuchungen von Rennel 2), der hier-
bei alle nur möglichen HUlfsmittel benutzte, zusammen 1321 römische
Meilen, woraus sich, wenn man von den 16050 Stadien V» für die
Krümmungen des Weges abrechnet, ein Stadion von 139 Meter er-
gid>t, ein Betrag, der vielleicht noch bis auf 150 Meter erhobt werden
kann, wenn man den Verlust durch die Wegkrümmungen etwas höher
anschlägt^)
3. Die bei Herodot und Xenophon beobachteten Stadienlängen
stehen dem zehnten Teil der römischen Meile sehr nahe. 4) Einem
ähnlichen Ansätze ist auch Strabo, der sonst die Meile mit 8 Stadien
Er bestimmt hier alles nach Tag- und Nachtfahrten eines Schiffes und setzt
diese SU einer bestimmten Anzahl Stadien an. Da aber die Schiffe auf dem
stürmischeD Schwarzen Meere durchschnittlieh tätlich viel kürzere Strecken
zurflcklegen als anderswo, und auch abgesehen davon die Schätzungen nach
der Zeit der Schiffahrt zu hoch auszufallen pflegen, so dehnt Herodot die Lange
aad Breite des Pontos teilweise zu weit aus (vergl. Heinrich Matzat im Heimes
Vi S. 412 ff.). Diesen Fehler darf man aber nicht dadurch beseitigen wollen,
dafs man ihm ein besonderes kürzeres Stadion zuschreibt. Die ganze schwieriffe
Frage über dieses Halbstadion ist erschöpfend behandelt von Ideler Abhandl.
1826 S. 6 ff ; weitere beachtenswerte Winke giebt K. MüUenhoff Deutsche Alter-
tumskunde I S. 262 f.
1) Es thut nichts zur Sache, dafs die Echtheit der betreffenden Stelle (Anab.
2, 2, 6) bezweifelt worden ist, denn man erhalt dieselbe Summe, wenn man
die einzelnen Angaben, die sich bei Xenophon über den Marsch des Heeres von
Saides bis zum Schlachlfelde finden, addiert («-t 517 Parasangen), und dazu
nach Herodot (5, 54) noch 540 Stadien oder 18 Parasangen für den Weg von
Ephesos nach Sardes hinzuzahlL Die Angabe ist also so genau wie wenige,
die wir aus dem Altertum haben. Den nähern Nachweis giebt Ideler AbhandL
1827 S. 122f.
2) niustrations of the history of the Expedition of Gyrus, London 1816.
3) Das Nähere s. bei Ideler S. 114. 122 f. Rennel selbst (mustr. p. 11) rechnet
das Itinerarstadion zu Vns des Grades «155 Meter. Auch Strecker m der Schrift
'Beiträge cor geomphischen Erklärung des Rückzugs der Zehntausend von
W. Strecker und H. Kiepert, Berlin 1870*, S.4f. kommt zu dem Resultat, dafe
die Distanzangaben Xenophons im allgemeinen bedeutend reduciert werden
4) Der Durchschnitt der in § 9, 1 u. 2 ermittelten Zahlen, nämlich 160, 148,
139 und 150 Meter auf das Stadion, beträgt 149 Meter, das Zehntel der römischen
MeUe 148 Meter.
60 GRIECHISCHES LANGENMASS. f 9. 4.
gleicht (§ 10, 1), mehrfach gefolgt, i) Insbesondere redinet er die
Strecke der Appischen Strafee von Rom nach Aricia, welche 16 ro-
mische Heilen betrugt, zu 160 Stadien 3), mithin genau 10 Stadien
auf die Heile. Da es nun undenkbar ist, dafs Strabo die römische
Vermessung dieser ersten Strecke der ältesten, weitbertthmten und
vielbereisten Heerstrafse nicht gekannt habe, so bleibt nur die An-
nahme übrig, dafs er den Ansatz des Eratosthenes, welcher 40 Stadien
auf den Sdioinos rechnete, in abgerundeter Zahl übertragen habe auf
das Verhältnis des Stadions zur römischen Heile. ^)
4. Wir kommen nun zum Schlüsse zu dem schon mehrfach er-
wähnten Stadion des Eratosthenes. Dieser grofse Hathematiker und
Physiker war aus seiner Vaterstadt Kyrene frühzeitig nach Alexandreia
gekommen, hatte dann längere Zeit in Athen philosophischen und
mathematischen Studien obgelegen und wurde von Ptolemäos III Eu-
ergetes (247 — 222) nach Alexandreia als Vorstand der BibUothek be-
rufen, welches Amt er eine lange Zeit bekleidete, denn er starb im
achtzigsten Lebensjahr um das Jahr 194.^) Sicher war dieser Hann,
wie kein anderer, dazu berufen, bei seinen Untersuchungen über den
Umfang der Erde und über Gestalt und Ausdehnung des festen Lan-
des, die unsicheren Angaben früherer Schriftsteller zu prüfen im Ver-
gleiche mit dem Ptolemäischen Hafse, welches nach dem genauen und
beständigen Hafsstabe der alten ägyptischen Königselle geregelt war
(§ 53, 1). Nach einem zuverlässigen Zeugnis hat Eratosthenes 40 Sta-
dien auf den ägyptischen Schoinos gerechnet.^) Diese kurze Notiz be-
1) S. Ideler an der S. 56 Aom. 2 angeführten Stelle.
2) Itiner. provinc. p. 107, Hieros. p. 612 ed. Wessel.
3) Strabo 6, 3, 12 p. 239. Die Lesart ist ffesichert durch die Parallelstelle
5, 3, 2 (p. 362, 9. 15 ed. Kramer.), wonach Ardea von Rom 160 Stadien, und
der Albanerberg soweit wie Ardea von Rom entfernt ist.
4) Der Schoinos hält nach S 53, 4. 5 einerseits 18000 Philetürische, anderer-
seits 21600 römische Fnfs, mithin das Stadion des Eratosthenes 540 römische
Fufs; es gehen also genau 9,26 Stadien auf die römische Meile. Demgemafs
setzt Strabo, wie Ideler a. a. 0. nachweist, die Entfernung Syenes vom Äquator
in solchen Stadien an, welche OVsmal in der römischen Meile enthalten sind, wih-
rend er an der oben besprochenen Stelle das abgerundete Verh<nis 1:10 wählt
5) Vergl. M. Gantor Vorlesungen über Geschichte der Mathematik I S. 281 ff.
und die dort citierten Specialschriften.
6) Plin. N. H. 12, 14 § 53: schoenus patet Eratosthenis ratione stadia XL»
hoc est et p. t (d. i. passuum milia quinque), aliqui XXXII stadia singulis schoenis
dedere. Die Bestimmung zu 32 Stadien ist eine ganz genaue, wie § 50, 3 nach-
gewiesen werden wird ; also ist von Tomherein kein Anlafe zu bezweifeln, dafe
auch der Ansatz des Eratosthenes ein genauer gewesen sei (nur die Reduktion
des Plinius auf 5 römische Meilen ist irrtOmlich, da er die Eratosthenischen
Stadien als attische nimmt, deren 8 auf die Meile gehen). Zuerst habe ich das
I 9, 4. STADION DES ERATOSTHENES. 61
darf näherer Erklärung. Das Mafssystem, welches unter den Ptole-
mäem in Ägypten eingeführt war, ist uns aus den Überresten der
Heronischen Geometrie genügend bekannt. Insbesondere ist die Länge
des Schoinos, da wir sein Verhältnis sur königlichen Elle kennen,
fest bestimmt (§ 41, 6). Dafs nach dem Ptolemäischen System auf den
Schoinos 30 Stadien von je 400 kOnigUchen Ellen gingen, war natür-
Kch dem alexandrischen Geographen bekannt. Aber dieses Stadion
und der dazu gehörige Ptolemäische oder Philetärische Fuls waren
merklich gröfeer als das attische Stadion und der attische FuDs. Nun
zeigte sich aber von allem Anfang herein, dafs die Stadienangaben
früherer griechischen Schriftsteller insgemein auf ein Grundmafs
führten, welches hinter dem attischen zurückblieb; Eratosthenes
konnte also, wenn er nicht blofs für Ägypten, sondern für die gesamte
gelehrte Welt schreiben wollte, das PhUetärische Stadion, welches den
30. Teil des Schoinos ausmacht, nicht verwenden. Hätte er das attische
Stadion wählen wollen, so würde er leicht gefunden haben, dafs dieses
fast genau 34 mal im Schoinos enthalten ist (§ 8, 7); aber auch dieses
wäre ja noch zu grofs gewesen. Wenn er also, wie überliefert ist, das
Stadion nur als ein Vierzigstel des Schoinos einsetzte, so wich er ab-
sichtlich sowohl vom Philetärischen als vom attischen Malse ab und
entschied sich für einen Ansatz, der dem Durchschnitt der effekti-
ven Stadionlängen Herodots, Xenophons und anderer mögUchst nahe
entsprach und überdies leicht in das einbeimische Hafssystem Ägyp-
tens sich einfügte. Wir nennen diesen von dem grolsen Alexandriner
festgesetzten und bei seinen eigenen weiteren Forschungen beibehal-
tenen Durchschnittsbetrag des griechischen Wegmafses das Stadion
des Eratosthenes.
Dasselbe mafs als Vierzigstel des Schoinos 300 königUche Ellen
oder 450 Philetärische Fufs, und der eigene Fufs dieses Stadions betrug
gerade die Hälfte der königlichen EUe.i) In neuerem Mals ist das
Eratosthenische Stadion auf 157,5 Meter, der Fufs auf 0^2625 Meter
anzusetzen, und diese Werte sind, weil sie von dem gesicherten Mafs-
stabe der altägyptischen Elle abhängen, so zuverlässig wie nur irgend
eine Reduktion partikulärer Mafse der Gegenwart auf das Metermals.
Letzterer Vergleich gilt auch im Sinne des Eratosthenes. Die
aberlieferten Stadienangaben waren schwankend und ungenau und
Kratostbenisehe Stadion festgestellt in der Abhandlung Ober das Gnindmafe der
griechischen Tempelbanten, ArchaoL Zeitung XXXYUl S. 92.
1) So zuerst festgeseUt von K. Müllenhoff Deutsche Altertumskunde I S. 260 f.
62 GRIEGiDSGHES LÄNCUEN1IAS8. f 9, 4.
bdhirften einer scharfen kritischen Sichtung. Um diese schwierige
Aufgabe zu lösen mufste vor allem das Einheitsmafs, in welchem alle
Einzelangaben auszudrücken waren, genau fixiert werden. Erst hier'-
nach war Eratosthenes in der Lage, zunächst einen guten Teil der
überlieferten Angaben ohne Änderung der Zahlen in seine geogra*
friiischen Untersuchungen einstellen zu kdnnen, denn er hatte ja ein
wohl begründetes Durchschnittsmafs gewählt i); ferner hatte er den
Vorteil, anderwärts, wo die überlieferten Zahlen zu berichtigen waren,
den neugefundenen Wert als ein bestimmtes Multiplum der könig-
heben Elle einzufügen , während frühere Forscher wohl die Ziffern
mannigfadi geändert, aber immer das unbestimmte Grundmafs beibe-
halten hatten 2); endUch konnte er die Schrittmessungen, welche er
selbst ausführen heb um den Erdumfang zu bestimmen, in der Weise
reguheren, dab sich ein möghchst sicherer Betrag in Ellen und Schoi-
nen ergab.
Durch königUche Bematisten wurde damals auf Anregung des
Eratosthenes die Wegstrecke von Syene nach Meroe ausgemessen. ')
Es kam also schliefidich eine gewisse Summe von Schritten heraus,
die uns leider ebensowenig überliefert ist als die Zahl der Stadien,
welche Eratosthenes zunächst für den zurückgelegten Weg und sodann
für den direkten Abstand der genannten Orte berechnete. Doch läfst
sich vermuten, dafr er für den effektiven Schritt seiner Bematisten
kein höheres Mafs annahm ab das seinem Stadion entsprechende von
2 V2 Spannen der königlichen Elle — : 0,656 Meter. «)
1) In der ersten Annage dieses Handbuches war das Dnrchschnittsmab des
griechischen Itinerarstadions nach Ideler n. a. auf V^o der geographischen Meile
•« 148,15 Meter angesetzt worden. Seitdem haben beachtenswerte Stimmen
dagegen sich erhoben und den Abzug von dem normalen attischen Stadion für
zu hoch befunden. Wir erkennen also in dem etwas gröfseren firatosthenischen
Stadion einen um so wahrscheinlicheren Mittelwert
2) Eine ungefähre Bestimmung sowohl in betreff der Zahl als des Grund-
mafses war es, wenn Aristoteles n»^ ovoai^ov 2, 14, 15 den Erdumfang auf
400000 Stadien ansetzte, was nach Abeodrom Darstellung und Kritik der iitesten
Gradmessungen S. 7 f. eine Maximalbestimmung sein sollte. Merklich weniger,
nimlieh 300000 Stadien, giebt später Archimedes rpa/ifUr, p. 246 ed. Reib. an.
Fixieren wir in beiden Schatsungen wenigstens das Grundmars, und zww naeh
Eratosthenes, so bemifst sich nach Aristoteles der Erdumfang zu 63000, nach
ArcMmedes zu 47250 Kilometer.
3) filartianus Gapella de nnpt philol. ei Merc 6. 598, Abendroth a. a. 0.
S. 29 f. Über die Erwähnung der 'mensores regis Ptolomaei* bei Gerbert vef|^.
Mflllenhoff Deutsche Altertumskunde I S. 274 f.
4) In Betracht konnten kommen das ßrifia des Ptolem&ischen Mafssystems
r| 53, 2), der alUgyptische Sehritt, die Hllfle des ivlov (% 41, 6), endlidider
Schritt nach dem dgenen Stadion des Eratosthenes. Das erste Mals war enl-^
schieden zu grofs (s. den Maehwels | 53, 2); alleiii auch du zweite konnte, da
f % 4. STADION INES ERATOSTHENES. 63
Soweit fufete Eratosthenes, um deo Umfang der Erde zu bestim-
men, auf Schrittmeesungen. Au&erdem richtete er sich nach astrono-
miscben Beobachtungen, die bei der UnyoUkommenheit der damaligen
Methoden und Instrumente mit mancherlei Fehlem behaftet sein
mufeten. Aber die Alten verstanden es in staunenswerter Weise, die
bei Beobacblungen und Rechnungen unvermeidlichen Fdler durch
eine feine, oft mehr unbewufste Kompensierung auszugleichen, so dafs
das Endresultat häufig ein überaschend genaues wurde. Dies gilt
ganz besonders ftlr Eratosthenes' Berechnung des Erdumfanges, denn
die 252000 Stadien, welche er schlicfslich ansetzte 0, sind so viel als
39700 Kilometer, so dafs nur 300 Kilometer oder Vis2 des Ganzen
hinzuzufügen sind, um den wirklichen Erdumfang zu erhalten. 2)
Hipparchos zählt 700 Stadien auf den Erdgrad 3), d.i. 252000
aof den Erdum&ng, er schliefst sich also sowohl in betreff des Ge-
samtresuUates als auch der Stadienlänge an Eratosthenes an. ^) Die
Nachricht bei Plinius^), dafs er aufserdem eine neue Berechnung an-
gestellt und zu dem Resultate des Eratosthenes etwas weniger als
26000 Stadien , d. i. den zehnten Teil des Ganzen , hinzugefQgt habe,
ersehdat nicht glaublich. ^)
zonast wüste und anwegsame Strecken zu darcbschreiten waren, schwerlich
fiffhaltep werden ; es bleibt also das dritte Mafe, dasselbe, welches der Wfisten-
wanderer Schweinfurth dauernd erreicht hat (§ 8, 7). Mithin würde Eratosthenes
sein theoretisch gefundenes Mafs auch durch die Praxis zu prüfen Gelegenheit
gedulden hahcn.
1) Strabo 2, 5, 6 p. 1 13, Vitruy. 1, 6, 9, Plin. 2, 108 § 247 und andere spätere,
zusammengestellt Ton H.W. Schäfer Die Entwickelung u. s. w. (oben S. 48 Anm. 1)
S. 21 Anm. 4.
2) Zu unterscheiden sind a, die Eratosthenische Berechnung des Abstandes
Too Syene und Alexandreia zu 5000 Stadien und dessen Ansatz dieser Ent-
fernung als 50. Teiles eines gröfeten Kreises der Erde (Abendroth S. 19 ff.), wo-
nach auf den Erdumfang 250000 Stadien » 39400 Kilometer kommen würden,
vod d. die von Eratosthenes zuletzt angebrachte Korrektur, bestehend in der
Hinzul^gung von 2000 Stadien zur Gesamtsumme, woraus sich die obige Zahl
TOD 39700 Kilometer und zugleich die abgerundete Rechnung von 700 Stadien
hm 1 10250 Meter) auf den Grad ergiebt Lepsius in der Zeitschrift fOr ägypt
Sprache 1877 S. 7 (und ihm folgend Gantor Vorlesungen über Gesch. der Mathem.
I b. 2S2 f;^ setzt das Stadion des Eratosthenes zu 180 Meter (« 400 königl. Ellen
zu 0yl6 IL) aod bestimmt danach den toh jenem berechneten Grad zu 126000 M.,
eine Aonahme, nach welcher Eratosthenes den Erdumfong um fast 13,75®/o zu
hodi geacbätzt haben wfirde.
3) Sinbo 2, 7 p. 114, 2, 34 p. 132, Abendroth S. 38, Schäfer S. 21.
4) Veiid. d'Anville Discussion de la mesure de la terre par Eratosth^ne in
den Mte. de l'Acad. t 26 p. 92 ff.
5) N. & 3, 108 i 247.
6) TergL Abendroth S. 38. — Dürfte man annehmen, daüs Plinius seine
XXFI wdHa aus einem nahe liegenden handschriftlichen Verderbnis, nämlich
ß^ stau ,ßx\ abgeleitet oder dafs seine Quelle irrtümlich Vi* s^^t Vio* ^
64 GRiEGHISGHES LANGENMASS.* f 9, 4. &.
Poseidonios hat später (etwa zu Anfang des 1. Jahrb. v. Chr.) auf
Grund weiterer astronomischen Beobachtungen, und indem er die
Entfernung zwischen Rhodos und Alexandreia einerseits zu 5000 Sta-
dien, anderseits als V48 des Erdumfanges annahm, den grOfeten Kreis
der Erde zu 240000 Stadien , also wieder etwas niedriger ab Erato-
sthenes bestimmt^) Denn dals auch Poseidonios nach dem Eratosthe-
nischen Stadion rechnete, geht aus der anderweitigen Nachricht her-
vor, dafs der Erdumfang von ihm zu 180000 Stadien angesetzt worden
sei.<) Beide Zahlen verhalten sich ndmUch zu einander wie 4 : 3, d. h.
wie das Philetärische zum Eratosthenischen Stadion ; die 180000 Sta-
dien sind also nur ein anderer Ausdruck für die 240000 Stadien,
welche Poseidonios gefunden hatte, indem er das Grundmals des Era-
tosthenes beibehielt Übrigens dürfen wir uns nicht wundern, dafs
das Resultat des letzteren weit genauer war; geht doch selbst aus den
sp^lichen Berichten ttber die beiderseitigen Gradmessungen hervor,
daCs Eratosthenes viel sorgfältiger zu Werke gegangen vrar als sein
spaterer Nachfolger.
5. In der am Schlüsse dieses Handbuches folgenden Tabelle I
stellt die Übersicht unter A dar, wie das Stadion von dem ursprüng-
lichen Betrage, welcher aus der Gleichung von 10 griechischen Fuls
mit 6 babylonischen Ellen sich ergab, herabgesunken ist zu dem von
Eratosthenes festgesetzten Mittelbetrag, hinter welchem einzelne Ent-
fernungsangaben, wie gezeigt wurde, immer noch zurückgeblieben sind*
Unter B ist das Itinerarstadion nach Eratosthenes' Ansatz weiter
reduciert, und zwar sind, mit Rücksicht auf Herodot und Xenophon,
zugleich die Parasangen hinzugefügt worden. Letzteres Mafs steht
also, nach Ausweis dieser Tabelle, hinter dem ursprünglichen Betrage
(§42, 5. 45, 2) in demselben Verhältnisse zurück, wie der Schritt
von 0,656 Meter hinter der Norm von 0,787 Meter (§ 8, 7).
§ 10. Das atUsche Längenmafs.^
1. Der erste Grieche, welcher, so viel wir wissen, eine Verglei-
cbung zwischen griechischem und römischem Wegmafse angestellt hat,
Eratostheoischen Summe berechnet hat, so würde ein Zusatz von 2600 Stadien
■« 400 Kilom. sehr wahrscheinlich sein ; denn der ganze Erdumfang würde sich
dann nach Hipparch auf 40100 Kilom. belaufen (also Fehler bei Eratosthenes
minus \iitt, bei Hipparch plus V^oo des Ganzen).
1) Kleomedes Kwlixi^ &s»i>ia 1, 10, Abendroth S. S9 ff., Schifer S. 23.
2) Strabo 2, 2, 2 p. 95, Abendroth S. 44 f.
3) Früher trug dieser Abschnitt die Oberschrift 'Das olympische Stadion',
was deshalb zu erwihnen ist, weil Ideier, Kiepert u. a. dasjenige Stadion, wel-
$ 10, 1. DAS ATTISCHE STAMON. 65
ist P^lybioe. Als die nächstliegende und einfachste Art, das gegen-
seitige Verhältnis des Stadions und der Meile festzustellen, bot sich die
Glddisetzung des griechischen und romischen Pulses dar. So ergaben
sich 5000 : 600 «» 8 Vs Stadien auf die römische Heile, und nach dem
Zeugnisse Strabos, der wahrscheinlich hierbei auf den geographischen
Untersuchungen im Tierunddreifeigsten Buche der Geschichte des
Polybios fufste, hat derselbe wirklich so gerechnet i) Allein an einer
SteÜe des dritten Buches zählt er ausdrücklich nur 8 Stadien auf die
Meile ^, und ebenso reduciert in der Regel Strabo mit dem Bemerken,
dafs dies die allgemeine Rechnungsweise sei. 3) Auch bei Suidas
finden wir das Achtelmeilenstadion, daneben freilich auch zwei andere
grOCsere Stadien ^), und, was wichtiger ist, bei allen romischen Schrift-
ches *k der römischen Meile beträgt, mit diesem Namen bezeichnen. Da das
olympische lüngenmais uns jetzt genügend bekannt (| 47, 1) und ohne Zweifel
Tcrscnleden tou dem früher sogenannten olympischen Mafse ist, andererseits aber
das attische dem letzteren genau entspricht, so haben wir das Achtelmeilen-
stadion, wenn wir eine lokale Benennung für dasselbe suchen, das Stadion des
attischen Pulses zu nennen.
1) Strabo 7, 4 p. 322: (^ ^Bvraxia 686e) jnUcov icti ntyroHOCitov r^ia-
CTadiov, rn^couaxiXiOi av alap craStoi xcU iit* anndiQ 8ta9(6^ioi oyda^tcovra,
w6 8i JloXvßios nQoUTid'als it^ oHxacraSiqf SinXa&Qov, o icri
Tifhor cradiov, TtMHf&er^av äXXovs araSiavi inatov ißdofi^xatnea inra , xb
r^ror rov xmf fuXitov a^t&fiiov, derselbe Fragm. 57 desselben Buches (Polyb.
34, 12, 8): ix üai^iy^ov aU Bv^avriov aiff§v iSaxSifufi TQtaatovxa, anb 3i
"Eß^ov nal Kwpd£tay ais Bv^avx^ov /lixi^i Kvavimv tqiaxiXun ixaror, &i
mric&tf lii^BfUdw^f rb 3i avftnav firjxos anb *Ioriov xoiatav rov xarä *AnoX'
ianfüiy f^X^ Bv^apriov htraauaxlXioi r^iaxbaoi aütoci* n^ocrt&rici 8* 6
Hohoßtoi xal aJUow ^oroy bydorpcopra, rb r^lrov rov uradiov n^aXa/ißd-
vt9r inl rols btnw rov fuXiov cra^ioig. Aus diesen beiden Stellen geht zu-
gleich benror, dafs die Angabe eines weit späteren Schriftstellers, des Julianus
Ton As^on, Metrol. Script. I p. 201 § 9: to fUXiOv xara fUp ^E^aroa&ärfjr nal
^oaßotva rovQ yatoy^^povs ixa$ cradiovQ rj' koI y" ^ anlangend den Strabo,
nicht fichtig sein kann, da der letztere, dem zu seiner Zeit fiblichen Gebrauche
folceud, in der Reffel 8 Stadien auf die Meile rechnet und die Schätzung des
Polybios ansdrflcklich als Abweichung anfOhrt Ebenso irrt sich Julianus auch
in betreff des Eratosthenes, der, im 3. Jahrb. t. Chr. lebend, schwerlich schon
Anlafe hatte, das römische Wegmals zu vergleichen und überdies in seinen
Untersuchungen ein kürzeres Stadion anwandte (§ 9, 4).
2) 3, 39, 8 giebt er die Entfernungen von der Meerenge von Gibraltar bis
zur Rhone an und fügt hinzu : ravra. yäi^ vvv ßaßrj/Aortcrat nal caffrjuakortu
xarä cra9i0v6OMrtb 8ta *Po»/Aaüov in^fteXias, Vergl. Ideler Abhandl.
Igt2— 13 S. 183 f. Andere halten diese Stelle für einen späteren, nicht von
Polybios herrührenden Zusatz (oben S. 53 Anm. 2).
3) S. oben Anm. 1. Eine abweichende Reduktion (10 Stadien auf die Meile)
ist § 9, 3 nachgewiesen.
4) Snid. unter fUXiov und ifradtop, Vergl. Metrol. Script. II Index unter
fUXtotf und in diesem Handbuch § 50, 2.
Haltfleh, Metiolofie. 5
66 GRIEGHISCHES LÄNGENHASS. $ lo, i. 2.
steUern, wekhe griechisches und romisches Hais mit einander ver-
gleichen (i 12, 2 a. E.).
Da das Geschichtswerk des Polybios uns nur teilweise erhalten
ist, so werden wir schwerlich je entscheiden können, ob dieser Schrift-
steller nnr die eine von den beiden angefnhrten Reduktionen oder
auch beide neben einander gebraucht hat i) JedenfoUs aber ist es
sicher, dafs in diesem Falle einmal die schmnbar abgerundete Rech-
nung von 8 Stadien auf die Heile die genauere war, denn wn* können
an zwei verschiedenen Orten ein griechisdbes Fufsmafs nachwetsen,
dessen Sechshundertfaches mit dem Aditelmeilensladion ttberdnstinmit.
2. Der prachtvoUe, von Perikles neuerbaute Tempel der jungfrilu-
Hchen Göttin zu Athen, der Parthenon, wurde von den Athenern
auch hcctrofiTteöog benannt 2) Indem man dieses Wort als dialektische
Form 3) statt iKccrofifCodog deutete, kam man frühzeitig auf den Ge-
danken , dafs damit die Gröfse des Tempels bezeichnet sei.^) Unter
den neueren Reisenden fand zuerst Le Roy ^) die hundertfalsige Di-
mension in der Länge des Architravs wieder auf. Später mafs Stuart ^)
die Seiten der erhöhten Grundfläche, auf welcher die Säulen des Peri-
styk stehen und ermittelte eine Rreite von 101 Fufs 1,7 Zoll und
eine Länge von 227 Fufs 7,05 Zoll englisch. Reide Zahlen verhalten
sich so genau zu einander wie 100 : 225 oder 4:9^), dafs dieses Ver-
1) Yergl. oben § 8, 6 and die dort angeführte Dissertation von Max Schmidt.
2) Plut Perikl. 13, Gato 5, Hesychios unter htar^tm^ioi.
3) Ein hondertfOTsiger Weg, inaro/ineSoß 689Q, wird mehrmals in der In-
schrift von Herakleia G. I. Gr. m Nr. 5775 Zeile 24. 31. 88 n. s. w. erwähnt.
4) So Menekles oder Kallistratos Sv r^ ne^ lAd^mr bei Harpokration
unter hunoftnfSw (vergl. S. 68 Anm. 3 das vollständige Gitat der Stelle).
5) Les mines des plns beanx monuments de la 6r^ p. 49. 51. Seine
Messung des Architravs ergab 94 Par. Fufe 10 Zoll; doch ist das Resultat dea-
weffen nicht ganz sicher, weil er mit einem ungenauen Maftstabe mafs und
nachtraglich erst den Fehler berichtigen konnte. Focherot mafe 95 Par. Fulis.
Da letztere Messung den attischen Fuis etwas grdlser, die erstere etwas kleiner
als nach Stuart ergiebt, so ist es ratlich den Durchschnitt zwischen beiden zu
nehmen, der ffir den attisdien Fuüb 136,68 Par. Linien •« 308,3 Millim. ergiebt.
6) The Antiquities of Athens measured and delineated by J. Stuart and
N. Revett, London 1787, vol. Ü p. 8 f.
7) Nur 0,225 Zoll hat man von den 227 F. 7,05 Z. der Lanffe abzuziehen,
oder nur 0,1 Zoll zu den 101 F. 1,7 Z. der Breite hinzuzuzählen, damit das Ver-
hältnis vollkommen genau werde. Wenn also die längere Seite nur V> Zoll
weniger oder die kArzere Seite nur über V» Zoll mehr betrüge, als sie Stuart
gefunden hat, so würde das Verhältnis von 225 : 100 schon weniger genau
herauskommen, als es sich aus Stuarts Messungen ergiebt. Daraus folgt, dafs
der daraus für den attischen Fufs berechnete Wert so genau ist, daüs der Fehler
nur Viooo Zoll wm 0,025 Millim. betragen kann, vorausgesetzt, dafe die alten
Baumeister mit einem ebenso genauen Mafsstabe gemessen haben, als Stuart
ihn gebrauchte.
§ 10, s. DER ATTISCHE FUSS. 67
Idltnis notwendig in dem Plane der Erbauer gdegen bd[)en mnfe. Wir
baben also in den Dimensionen der Breite und Länge wirklich und
genau 100 und 225 attische Fufs. Danach ergeben sich für den Fufe
aus der Messung der Breite 12,137 engl. Zoll
„ „ „ „ Lange 12,138 „ „
also im Mittel 12,1375 engl. Zoll «- 308,3 Millim.
Mehrere weitere Messungen sowohl am Parthenon als an andern Ge-
bäuden zu AÜien befestigten dieses Besultat mit einem hohen Grade
Ton Sicherheit, da der Durchschnitt genau auf denselben Betrag führte. <)
Auch die späteren Messungen, welche Penrose im J. 1851 ver-
Offenüichte ^ , bestätigten in der Hauptsache das frühere Ergebnis.
Zunächst gelang der Nachweis, dafs der ältere Parthenon, welcher bei
dem EinfaU der Perser zerstört wurde, nach einem Fufse zwischen
308,2 und 308,4 Hillim., also im Durchschnitt von 308,3 Millim. er-
baut war.^) Auch an dem noch vor dem jungem Parthenon errichte-
1) Ins einzelne verfolgt diese Messungen Wann ^. 108 f., doch bedürfen die
Werte, die er p. 109 in Par. Linien aufstellt, noch einer kleinen Korrektion, da
er den englischen Fufs zu 135,1414 anstatt zu 135,1160 Par. Linien annimmt.
I^dorcb ist der Durchschnittswert von 136,687 Linien, den er aus den monu-
mentalen Messungen erhält, um 0,026 Linien zu grofs ausgefallen. Er nimmt
nun aber noch den Wert von 136,61 lin. hinzu, der sich ihm aus der Gleidiung
8 Stadien «t 1 römische Meile ergiebt, und setzt nach dem Durchschnitte den
attischen Fufs definitiv zu 136,65 Lin. » 308,26 Hillim. fest. So stimmt sein
ResuJtat zuftllig sehr nahe mit dem von mir aufgestellten. Meiner Ansicht nach
wird der Durchschnitt aus den Messungen am besten so gezogen, daTs man
zuerst Stuarta Messung der Area des Stylobates als die präsumtiv genaueste für
ach nimmt, und damit die übrigen Messungen vergleicht Nun eingeben nach
Wurm (mit Vornahme der nötigen Korrektionen) für den Fufs:
der Durchschnitt von Le Roys und Focherota Messung 136,68 Par. L.
die 12 weiteren Messungen am Parthenon .... 136,58 „ „
der Durchschnitt der übrigen Nr. 3-~7 zusammenge-
stellten 35 Messungen . 136,668 , ,
das Mittel aus sämtlichen Messungen
Y 136,68X 2 + 136,58 X 12 + 136,688 X 35N 136,66 Par. L.
[^ 49 ) — 308,3 »fillim.,
also flbereiBstimmend mit Stuarts Messung des Stylobates. Zu demselben Re-
sultate gelangt auf ähnlichem Wege Böckh Metrol. Unters. S. 198 f. Ideler S. 199
setzt dai attischen Fufs allein nach dem Verhältnisse zum römischen Fufse au
136,458 Par. Linien >b 307,8 MilUm. an. Paucker Metrologie der Römer und
Gffieefaen in den Dorpater Jahrb. Bd. 5 S. 191 erhält als Durchschnittswert 12,137
engL Zoll -* 308,3 Millim.
2) An bivestigation of the Prindples of Athenian Architacture hy F. G.
Penrose, published by the Society of Dilettanti, London 1851.
31 VergL mdne AuCiBätze über das Grundmaüs der griechisehen Tempelbauten
und über ^e Bestimmung des attischen Fuises nach dem Parthenon und Theseion,
AidAoi. Zeitung XXXVlO S. 94. 175.
5*
68 GRIEGHISGHES IANGENMASS. f lo, 2.
leD Heiligtume, welches man als Tbeseion zu bezeichnen pflegt, liefe
sich ein Fufs von 308,3 IGllim. um so sicherer nachweisen , als die
Hauptdimensionen zugleich nach dem olympischen Fufse (§ 47, 1)
kontrolliert werden konnten. ^
Weiter stellte sich heraus, dafs der Neubau des Parthenon unter
Perikles sich eng anschlofs an den alteren Bau, nur dafs die Dimen-
sionen in dem Verhältnisse von 9 : 10 vergröfsert wurden. Die Grund-
fläche war bemessen nach der Zahl 100, nämlich 100 attischen Fufs in
die Breite und 100 eigentümlichen attischen Bauellen in die Länge,
deren jede 2V4 Fufs hielt. 2) Fufs und Bauelle verhielten sich mithin
im einzelnen zu einander wie die ganze Breite zu der ganzen Länge
(S. 66), und indem nun nach der Bauelle, die ihre eigenen 24 Dak-
tylen hatte, die Hauptdimensionen des Tempels geregelt wurden, zeigte
er in seiner ganzen Gliederung eine schöne Harmonie, welche die
Zeitgenossen selbst andeuteten durch das Wort hcxrofiTtedogy die
Hundertzahl der Fläche und die entsprechende Gestaltung der übrigen
Mafse damit bezeichnend. ') Der Fufsmalsstab, welchem die Baumeister
des jüngeren Parthenon folgten, ist nach Penroses Angaben, wie es
scheint, etwas hoher als nach den früheren Messungen, nämlich
zwischen 308,35 und 308,8 Millim. anzusetzen 4); doch blieb diese Er-
höhung, wenn sie wirklich stattgefunden hat, wohl nur auf den Peri-
kleiscben Tempelbau beschränkt, sodafs virir im allgemeinen an dem
Werte von 308,3 Blillim., unter Feststellung einer geringen Fehler-
grenze, festzuhalten haben (§ 10, 4).
1) Archiol. Zeltung XXXVffl S. 175 f.
2) Ebenda S. 94 ff. ^
3) Harpoki^tion unter ^EHoroftnßBor: Avwolvi^yoi Sv rq imy^a^ftärip
IdTtoMjYUffAOi (ov nenoXixavrat' o Jlaqd'tpwv vn6 tivwv 'EHotOfinadoQ ixa^
XbXxo o$a KtdXos Kol w^^yd'fUaVy ov 3$a fUyB&09, ms Mat^mtX^ ij KaJJLürr(^axos
hf rqf nB(^ lA&fjvmy. Ähnlich Suidas unter htatofist»^, Vergl. L«ike Topogr.
Athens S. 414 Anm. 1 der Übersetzung von Baiter und Sauppe, Archäol. Zeit.
XXXVni S. 95 f. Eine Spur des wirkhchen Sachverhaltes ist geblieben in der
dem Wortlaut nach fehlerhaften^ Notiz bei Bekker Anekd. I p. 247, 24: 'JSWa-
rSfmaBatf rtcSe icri trfi lA&rjvas 7to8Sv htatov ix navtiQ nXiv^* 8ul xovto
yiif mvnfkoa&ri (ähnlich Etymol. M. p. 291, 21). Als die offizielle Bezeichnung
der Gella wird 'Exarofinados, nach dem Yornnge Ton Penrose und anderen,
aufgefaist Ton Ad. Michaelis Der Parthenon, Leipzig 1871, S. 23, der zugleich
eine vollständige litteraturübersicht Aber diese Frage mitteilt
4) ArchaoL Zeit XXXVm S. 172 ff. — Zu erwähnen ist auch, dafe Aur^,
laut einem Berichte von Greuly in der Revue arch^oloffique, nouv. s^rie, 1866
voL 13 p. 212, den Fuls, nach welchem das choragische Monument des Lysikrates
erbaut worden ist, zu 308,6 Millim. ansetzt, wihrend er aus den Dimensionen
des Parthenon nach einer Methode, welche, wie er meint, unabänderlich von
den alten Architekten befolgt worden ist, einen Fnfswert von nur 307,1 MilUm«
ableitet
S 10, 2. 3. DAS ATTISCHE STADION. 69
Das Stadion des attischen Fufses, welches auf 185 Meter heutigen
Maises anzusetzen ist, hat, wie nicht anders zu erwarten, der Renn-
bahn zu Athen zu Grunde gelegen, i) Auch die Umfassungsmauern der
Stadt und die langen Mauern, welche nach den Häfen Phaleron und
Peiraieus fahrten, sind nadi diesem Mafsstabe gebaut worden. >)
Wie der attische, so ist auch der römische Fufs nach den alten
Bauwerken bestimmt worden. Diese beiden unabhängig von einander
ermittelten Werte verhalten sich sehr nahe wie 25 : 24, und demge-
mäß ist das Stadion des attischen Fufses fast' genau achtmal in der
römischen Meile enthalten, s) Hieraus folgt, dafs die griechischen und
römischen Schriftsteller, welche die römische Meile zu 8 Stadien rech-
nen (§ 10, 1), das Stadion des attischen Fulses gemeint haben, welches
seit Alexander, ähnlich wie attische Mttnze und attisches Gewidit, zu
einer weit ausgedehnten Geltung gelangt war.
3. Ein zweites griechisches Fuismafs, über dessen Betrag wir
genau unterrichtet sind, ist der Ptolemäische Fufs bei dem Gro-
1) Fenner t. Fenneberg Unterencb. S. t22 ff. macht es wahrscheinlich, dafs
die wahre lüDge des griechischen Stadions von den Schranken bis xnr Meta
gerechoet werden mflsse, und dafe letztere etwa 25 Fulis Tom Fond entfernt
gestanden habe. Unter dieser Yoraassetznng berechnet er nach den Messungen
Ton Ghandler und Le Roy, die das athenische von Lykurgos angelegte und
500 Jahre spater von Herodes Atticos glänzend ausgeschmückte Stadion 5917*
Par. Fuls lang fanden, den Fufs des Stadions zu 136,3 Par. Lin. » 307,5 Millim.,
mitbin das ganze Stadion zu 184,5 Meter. Dies bestätigt die neuere Aufnahme
des Stadions, welche auf der im J. 1869 erfolgten Ausgrabung b^uht, insofern,
als zwischen den Schranken und der dritten Meta, oder zwischen der ersten
Meta und dem obem Rande eine Entfernung zwischen 184 und 186 Meter an-
genommen werden darf. Vergl. den Grundrifs in Gurtius und Kaupert Atlas von
Athen, Berlin 1878, S. 13. Em Stadion von 190 M. nimmt H. WitUch Archäol.
Zeit. XXIX S. 38 an.
2) Ideler Abhandl. 1826 S. 17 f., Leake Topographie S. 312 f. und derselbe
Die Demen von Athen S. 32 fanden mit Zugrundelegung des frfiher sogenannten
olympischen, d. h. attischen Stadions, dafs die Angaben des Thukydides (2, 13, 6)
über die Länffe der Mauern Athens recht gut den neueren Messungen entsprechen
(wonach in aex ersten Bearbeitung dieses Handbuches das Stadion des attischen
Fnfees, nicht etwa das Itinerarstadion, für diese Dimensionen festgestellt wurde).
Nachdem dagegen E. Gurtius Attische Studien I S. 73 ff. (aus dem 11. Bande der
AbbandL der Gesellsch. der Wissensch. zu (lottingen, 1862) ein kürzeres Stadion,
welches sich zum eigentlichen attischen wie 5 : 6 verhalte, für den Bau der
athenischen Befestigungen angenommen hatte, zeigte G. Müller Fragm. Histor.
Graec. V, 1 p. 8 f. Anm., dafs Thukydides 7, 19, 2. 4, 45, 1. 4, 3, 2. 2, 82 nach
attischen Stadien rechnet, sodals das gleiche Maus auch für die Mauern voraus-
zusetzen seL Die von Müll» angeführten Beweisgründe verfolgt dann weiter
G. Wachsmntb Die Stadt Athen im Alterthum, Leipzig 1874. I S. 314 f. 330 ff.
3) Der attische Fufs von 308,3 Millim. verhält sich zu dem römischen, der
(nach § 14, 3) 295,7 Millim. beträgt, wie 25 : 23,98, also sehr nahe wie 25 : 24.
Die rümiscbe Meile hält 1478,5 Meter, steht also nur um 1,3 Meter hinter dem
Achtfachen des attischen Stadions zurück.
70 GRIECHISCHES LANGENMASS. $ lo. 4.
matiker HygiBUs.^) Nach diesem Fube waren die kOoiglichen Ltnde-
reieo der ProviiE Cyrenaica vermessen, die Ptolemdos Apion im J« 96
V. Chr. dem römischen Volke hinterlassen hatte. Hyginus bestimmt
denselben m 1 Vi4 des römischen Fufses, woraus sich, da der römische
Fufs (nach § 14, 3) 295,7 MUUm. enthalt, 308,02 Millim. ergeben.
Dies stimmt aber so nahe mit dem für den attischen Fufs gefundenen
Werte ttberein, dafs an der Identität beider Fufsmafse nidit gezweifelt
werden kann.
4. So finden wir an einer GrenEstätte griechischer Kultur das
gleiche Fubmals wie in dem Mittelpunkte derselben und sind nach
den Ergebnissen der neuesten Forschungen auch imstande die Ge-
schichte dieses Mafses von dem ersten Ursprung an zu verfolgen.
Auf Grund der Ausgrabungen zu Olympia werden wir weiter
unten (§ 46, 20) eine Übersicht der verschiedenen architektonischen
Verhältnismafse geben, welche, wie sich schwerlich bezweifeln läfst,
aus der Klafter der ägyptisch-babyionischen Elle abgeleitet sind. In-
mitten einer regelmafsigen Reihenfolge findet sich dort ein Modulus,
welcher 6^4 mal in der Klafter enthalten ist, zu dem aus den Bauten
mit Sicherheit ermittelten olympischen Fufse in dem Verhaltnisse 26 :
27 steht und demgemäfs auf 308,7 Millim. anzusetzen ist^) Die Ver-
mutung, dafs dieser Modulus dem Ordner des attischen Systems be-
kannt gewesen und ihm bei der definitiven Feststellung vorgeschwebt
hat, liegt gewils sehr nahe.
Geordnet wurde das attische Längenmafs , wie das Hohlmafs, das
Gewicht und die MQnze, durch Solon. Dafür liegt zwar kein un-
mittelbares Zeugnis, aber ein bis in die fernsten Einzelheiten stim-
mender Wahrscheinlichkeitsbeweis vor.s) Der attische Fufs war der
1) Gromat ed. Lachm. p. 122 f.: in proviacia G3rrenen8iam agri sunt regit,
id est iUi, qaos Ptolemaeas rex popalo Romano reliqoit; — pes eorum, qui
Ptolemeicos appeUatur, habet monetalem pedem et semanciam. Der pes
monetalis ist der römische, wie § 14, 1 nachgewiesen ist — Dafe wir in der
Anffabe Hynns eine zuverlässige und ffenaue Nachricht haben, dafflr bürgt uns
nicht nur der Name dieses Schriftsteuers, eines der bedeutendsten unter den
römischen Feldmessern (Lachmann D p. 136), sondern audi die ffanse Art und
Weise, wie er die Reduktion des Ptolemäisdien Flachenmafses auf das römische
ins einzelne verfolgt (vergl. unten § 55, 1).
2) Alle in der citierten Übersicht aufgeführten nationalgriechbchen und itar
lischen Fufsmafse einschliefelich des von Drnsus normierten germanischen Fufses
sind offenbar aus einer Klafter von 2,084 Meter, entsorechend einer igyptischen
Elle von 0,521 H. abgeleitet Deshalb war hier zur Vergieichung nur der Wert
von 308,7 Millim., nicht der höhere von 311,1 Millim. einzusetzen, weldier letz-
tere dem Normalbetrag der orientalischen Elle (*» 0,525 M.) entspricht
3) Vergl. unten § 46, besonders Nr. 11 a. E., 14 u. 18 a. E.
§ 10, 4. BESTIMMDN6 DES ATTISGBSN BfASSES. 71
Abächt nach die Kante eines Würfels im Volumen von 9 Ghoen. Der
Betrag des attischen Hohhnafses ist uns hinlänglich bekannt durch
ZeogBisse aus römischer Zeit, welche bei Vergleichung mit dem Ägyp-
tischen und vorderasiatischen Mause nicht nur fdr die damalige Zeit ab
genau, sondern auch als gültig für die Anfänge des attischen Mais-
wesens sich erwiesen haben. Wir können daher den Wert des
ursprünglichen attischen Fufses aus dem Werte von 9 Choen mit
Sicherheit ableiten und erhalten auf diese Weise einen Fufs, dessen
Betrag, unter Vornahme einer wahrscheinlichen Korrektur, auf 308,3
MiUim. anzusetzen ist (§ 46, 14).
Die von Herodot überlieferte Vergleichung der persischen Artabe
mit dem ägyptischen Hohlmafs hat sich als eine ungewöhnlich zuver-
lässige erwiesen (§ 42, 18 a. E.). Wie nun aus dieser Angabe ein sehr
annehmbarer Wert der persischen Elle sich herleiten läfst, so kann
umgekehrt, vermittelst der Gleichung der Hohlmafse, aus dem ander-
weit bestimmten Werte der orientalischen Elle geschlossen werden auf
den Betrag des attischen Pulses. Die persische Artabe, nach Herodot
51 Choiniken enthattend, hat dem System nach 1 Vi ägyptische Arta-
ben oder babylonische Epha betragen (§ 42, 7. 45, 3). Geben wir
nun zu, dafs das letztere Blafs viermal genommen den Kubus der orien-
talischen Elle füllte, so gingen 2'/$ persische Artaben, d. i. nach
Herodot 136 Choiniken auf denselben Kubus, und es verhielt sich mit-
hin die orientalische EUe zum attischen FuCs wie yl36 : y¥I ^) »»
2]pT7 : 3 -» 5,14256 : 3. Da nun als sicher angenommen werden
darf, dafs die orientalische EUe mindestens 525 und höchstens 532
Milliffl. betragen hat (§ 42, 5. 18), so berechnet sich aus dem eben
gefundenen Verhältnisse für den attischen Fufs die Limitation , dab
derselbe mindestens auf 306,3 und höchstens auf 310,3 Millim. anzu-
setzen sei Das Mittel zwischen diesen beiden Grenzen ist 308,3 , also
genau der aus den Bauten ermittelte Betrag (§ 10, 2).
Haben wir soeben die orientalische Elle mit dem attischen Fufse
durch Vermittelung des persischen Mafses verglichen, so steht uns
nach einer anderweitigen Kombination noch ein unmittelbar aus dem
babylonischen System hergeleitetes Verhältnis zu Gebote, welches für
den attischen Fufs den Betrag von 308,55 Blillim. ergiebt^
1) Die 9 Ghoen, welche dem attischen Kubikfufs zukommen, sind gleich
27 Choiniken (§ 15, 3 a. E.).
2) Berechnet als Mittel ans den beiden Proportionen 100 : 58,77 »i 525 : ;c
and 100 : 58 » 532 : o;, welche ftir x die Werte 308,54 und 308,56 ergeben.
Das Nihere wird unten § 46, 18 a. E. ausgeführt werden.
72 GRIECHISCHES LÄNGENMASS. S 10, 4. 5.
Versudieii wir endlich den attisdien Fufs nach dem römischen
zu bestimmen, so haben wir entweder das schon besprochene Ver-
hältnis 25 : 24 zu Grunde zu legen, wonach auf den attischen 308,02
Millim. kommen, oder wir gehen aus von der Gleichung der Hohl-
mafse, wonach römischer Fufs zu attischem sich wie y8 : yO ver-
halt i), und erhalten demnach fQr letzteren 307,6 Millim. Zugleich
aber ziehen wir in Betracht, dafs der römische Fufs in jüngerer Zeit
als der attische, mithin auch in einer schon etwas herabgegangenea
Form filiert worden ist, welche letztere wir nur um 0,3, bez. 0,7 fifillim.
zu erhöben brauchen, um daraus rückwärts den normalen attischen
Fufs von 308,3 Millim. zu finden. 2)
Aus alledem ist klar, dafs eben dieser Wert des attischen Fufses,
den wir oben (S. 67 f.) aus den Dimensionen des älteren Parthenon und
des Theseion ermittelt haben, auch nach allen Beziehungen der Mafs-
vergleichung den wahrscheinlichen Mittelbetrag darstellt.
Ebenso sicher ergiebt sich, unter Hinzuziehung der Mafse des
jüngeren Parthenon, die Limitation, dafs der attische Fufs nicht kleiner
war als 308,3 Millim., wenn aber gröfser, gewifs nicht mehr als um
0,4 Millimeter. 8)
5. Eine Übersicht über das griechische Längenmafs und die Re-
1) Das römische Qaadrantal enthält 8 Gon^ien, der attische Kubikfnfs 9
Choen, und Gongins und Ghus sind einander gleich.
2) Anhangsweise ist zu der obigen Vergleichnng des attischen nnd römi-
schen Fufses noch das eigentümliche Zusammentre£ren zu erwähnen, dafs der
Kuhns des attischen Fufses zu dem des römischen sehr nahe wie 10 : 9 steht,
ein Verhältnis, welches Böckh S. 284 ff. för das ursprünglich beabsichtigte halt
Einen sichtbaren Ausdruck fand diese Gleichung später in Ägypten in der jungem
provinzialen Artabe, welche zu 3Vs römischen Modien normiert, mithin zum
römischen Quadrantal in das Verhältnis 10 : 9 gesetzt wurde (§ 53, 12), zugleich
aber auch einem jattischen Kubikfufs nahezu entsprach (Metrol. Script I p. 63).
Allein gerade in Ägypten konnte den Römern nichts femer liegen als die Nor-
mierang irgend eines Hohlmafses nach attischem Längenmafse, und in der That
ist ja jene jüngere Artabe als Ya der römischen Kubikelle gerechnet
worden. Es ist daher die von Böckh angenommene Gleichung wohl zurück-
zuführen auf das zufällige Zusammentreffen, dafs das Verhältnis 25:24 zwi-
schen attischem und römischem Fufs nicht allzufem steht von dem Verhältnis
fTO:f^= 25: 24,137.
3) Die Maximalgrenze von 308,7 Millim. ist gesetzt nach dem Modnlus,
welcher oben (S. 70) aus dem olympischen Fufee abgeleitet ist Dieser Wert,
berahend auf den ältesten griechischen Tempelbauten und gesichert durch eine
systematische Gleichung, hat den denkbar höchsten Grad von Zuverlässigkeit
Ine Minimalgrenze, welche zugleich den wahrscheinlichen effektiven Betrag des
attischen Fufses im 5. und 4. Jahrb. bezeichnet, wird durch die vorhergehende
Darstellung nicht minder gesichert als durch die Übereinstimmung mit den aus
den älteren Bauten Athens abgeleiteten Werten (§ 10, 2).
1 10, b. BESTDOIUNG DES ATTISCHEN AIASSES. 73
duktion desselben nach dem attischen Fufse geben Tab. 11 — IV. In
Tab. n sind alle in § 5 und 6 aufgeführten griechischen Mafse zu-
sammengestellt. Tab. m enthält die Vielfachen Ton Fuls, Elle, Orgyia
und Plethron, Tab. IV die Vielfachen des Stadions. Die Betrage über
100 Stadien sind, aufser auf Kilometer, auch auf römische und geo-
graphische Meilen nach dem abgerundeten Verhältnis 1 : 8 : 40 re-
duciert
Den ungefähren Beträgen nach sind
1 doKTvlog «« 2 Centim.
1 novg — 3 Decim.
1 ^ijx^S — 46 „
1 o^yvid «=18 99
1 TtXi^Qov — 31 Meter
5V2 OTadia — 1 Kilom.
Zweiter Absclinitt.
Ble rVmlscIieii LSngen- und FlSehemnaffle.
§ 11. Überncht des Syttenu,
1. Wie bei den Griechen, so war auch bei den Römern die Tradi-
tion lebendig, dafs ursprünglich die Längenmafse von dem mensch-
lichen Körper abgeleitet worden sind: 'mensurarum rationes ex cor-
poris membris coUegerunt, uti digitum, palmum, pedem, cubitum', wie
Vitruvius (3, 1, 5) bemerkt Das kleinste Mafs war wie bei den Griechen
die Fingerbreite, digüus {dctKTvXog)\ alles was unter dem Digitus
gemessen wurde, wurde nach Teilen desselben bezeichnet.^) Vier
Fingerbreiten geben die Breite der Hand, fctmm {TtaXaLOTfi)^ und
wiederum vier Handbreiten entsprechen der Länge des Fufses, pes, der
demnach 16 Digiti enthält. 2) Diese Einteilung des Fufses war nach
Frontinus in den meisten Gegenden Italiens üblich, sie ist als die
technische zu bezeichnen, denn ihrer bedienten sich die Feld-
messer, die Architekten und wohl überhaupt Künstler und Handwer-
ker.') Daneben jedoch gebrauchte man auch die Duodecimal-
1) Balbns io Gromat ed. Lachm. p. 94 (MetroL Script. II p. 58): minima pars
hanim mensuramm est digitns: si quid enim infra digitum metiamnr, partibos
respondemus, ut dimidiam ant tertiam. Vergl. Isidor Etym. 15, 15 (Metrof. Script
II p. 107): digitns est pars minima agrestiam mensurarum. Beispiele von Mais-
angaben nach Teilen des Digitus finden wir bei Frontinas, der in seiner Schrift
de aquis urhU Romae die Dnodecimalteiinng bis in dem scripulum (« ^1»%)
herab auf den Digitus anwendet, so z.B. 1 § 39: digitos tres SZZ — 8 ffl,
d. L deuneem scripula iria. Vergl. ebend. § 32. 38—63, Gromat I p. 407, 10
(Metrol. Script II p. 135, 18).
2) VitruT. 3, 1, 8: e cubito cum dempti sunt palmi duo, relinquitur pes
quattuor palmorum, palmus autem habet quattuor digitos: ita effi-
citur, ut pes habeat sedecim digitos. Golum. de r. r. 5, 1 (Metrol. Script D p. 53) :
modus omnis areae pedali mensura conprehenditur, quae est digitorum XVL
Frontin. de aquis 24: est digitus, ut convenit, sextadedma pars pedis.
3) Frontin. de aquis 1,24: aquarum modnli ant ad digitorum aut ad uncia-
rum mensuram instituti sunt digiti in Gampania et in plerisque Italiae
f u. 1. DER FUSS UND SEINE TEILE. 75
teilung, wonach der ganie Fufs als as betrachtet in 12 uneiae
zerfiel. Wir finden dann ffir die Teile des Fubes dieselben Namen«
wie sie nach § 20, 1, wo ausführlicher über das römische Duodecimal-
sfstem gesprochen ist, die Teile des Gewichts- und Mfinzasses führten.
So ist z. B. ein d^Arams — ^/4 Fufs, bes »t 2/3, trims »- % quadram »-■
V4, sidUeui^^ V49 Fuls; und dem Münzsystem entsprechend konunt
für 2 Fufs auch der Ausdruck dMpimdms^ für 2V2 Fufs pe$ ieüertnu
Tor.O Diese Duod^cimalrechnung, die nach Frontinus neben der
sonst in Italien üblichen Einteilung in digiti eine lokale Geltung, wahr-
scheinlich in ApuUen, hattet), findet sich auch bei den Schriftstellern,
besonders bei Plinius, ungemein häufig, da sie sich sowohl durch ihre
loci 9, unciae in Apulia (yergl S. 75 Anm. 2) adhuc observantor. F&r deo Ge-
braocb der Einteilung des FuDses in digiti bei Feldmessern und Arehitekten
lesgen die S. 74 Anm. 2 angefahrten Stellen des Golumella und VitraTius; der-
selben Einteilung folgten nach Frontin 1, 25 auch die plumbarii. IMe alten
Fttfaaiafiwtabe haben entweder die Sedecimalteilung aUein, oder diese mit der
Dnodedmalteilung vereinigt, niemals aber letztere allein. Vergl. Ideler Abhandl.
1812—13 S. 128 f. — Nach digiü mals schon dato de r. r. 45: (takae) supra
terram neplus IV digilos transversos emineant; eb. 18 u. ö. Vergl. Gaes. b. civ.
2, 10, 4, VitniT. 5, 6, 3. 10, 2, 8, Plin. 31, 6 § 57 u. ö., Golum. de arbor. 26,
luren. 12, 58. Maßangaben nach palmi sind nicht selten; bei Plinius z. B. 12, 13
§ 48 (7, 2 § 28 hat er die Femininform palma). Keine andere Bedeutung als
die der Handbreite hat paltniu bei Varro de r. r. 3, 7 : colnmbaria singula esse
oportet — intus ternorum palmorum ex omnibus partibus, wo man ganz ver-
kehrter Weise an einen sogenannten palmut maior, der wie die griechische
cic*^afMti */« des Fufses betragen soll, gedacht haL FOr die cmd'afiri haben die
Römer keinen eigenen Ausdruck, sie bezeichnen sie stets nur durch dodrans,
d. 1. V« ^^* ^0 ^%^ Plinius 7, 2 § 26 ausdrücklich: Spithami Pygmaeique
nammtor temas spithamas longitudine. hoc est ternos dodrantes, non ex-
cedentit. In der Bedeutung von cn^d-aurj erwähnt pabnus zuerst der Kirchen-
Tater Hieronymus in Ezech. c 40 (t V p. 522 B ed. Basil.): (palmus) rectius
giaeee dicitur neLXtuatfj et est sexta pars cubiti. alioquin palmus mti&afiirf
soDat, quam nonnulli pro distinctione palmam, porro naXataTtpf palmum ap-
pellare consuernnt. Später freilich wurde dieser Sprachgebrauch der allgemeine
und ging so auch in das Italienische {pabno «» Spanne) über. Vergl Ideler
S. 129. — Aulser digihu und palmus finden sich hin und wieder noch andere
MaJabestimmungen, die ebenfalls vom menschlichen Körper abgeleitet, aber nicht
förmlich in das System der Längenmafse eingereiht sind; so der voUex bei Plin.
13, 23 § 128: polficari crassitudine, 15, 24 S 95: poUicari latitudine, 27, 9 § 73:
poUicari amplitudine. Aber nirgends entspricht der voüex unserm Zoll, wofür
umer ttneia gebraucht wird. Digitus als Fingerlange hat Plin. 15,24 § 95.
(Kekie eigentUche Malsbestimmung mehr ist das sprichwörtliche digitum trans-
vsrsum aui unguem Utum bei Plaut. AuluL 1, 1, 18, vergl. transversum unguem
bei Gic ad Att. 13, 20, ad fam. 7, 25.)
1) Vergl. Tab. VI A, welche die vollständige Übersicht dieser Einteilung
giebt, und 8. die folg. Anm.
2) Die handschriftliche Lesart bei Frontin 1, 24 ist verderbt. Statt der
früheren Yolgata in popularihus rationibus (Dederich) ist wahrscheinlich zu
lesen in ApuHa (Scaliger), oder vielleicht auch in parte Latii (Heinrich).
76 RÖMISCHES LÄNGENHASS. | ii, 2.
Übersichtlichkeit als wegen der Bequemlichkeit und Kürze des sprach-
lichen Ausdrucks empfahl, i)
2. Unter den Mafsen, welche gröfser als der Fufs sind, ist in
aufsteigender Reihe zunächst zu nennen der pabn^ — 1 Fufs und
1 Pahnus, also IV4 Fufs oder 20 Digiti. 2) Der Ellenbogen, cuhüusj
mitJIinschlufs der Hand bis zur Spitze des llittelfingers wurde, wie
der griechische Ttrjxvg (§ 5, 3), zu 1 V2 Fufs oder 6 Palmen (»«s 18 icn-
ciae »« 24 digiti) gerechnet. s) Als Längenmafs diente der Cubitus an-
1) Als Belege daffir mögen hier folgende Beispiele Platz finden:
V48 Fnfs: Plin. 13, 15 { 94: mensam quattnor pedes sextante et sicilico
excedentem. Acta coUegii fratrom Arvalium in Corp. Inscr. Lat VI, ] Nr. 2059
p. 507, 30. 33.
Vs4 Fufs: Hygin. de condic. agr. (Gromat p. 123): pes eorum, qui Ptole-
melciis appellatnr, habet monetalem pedem et semunciam. C I. Lat a. a. 0.
Zeile 30—34. Vergl. Maraoardt Rom. Slaateverwalt 0 S. 49.
Vis Vnts: Plin. 6, 34 { 214: gnomonis G unciae; 18, 16 § 146: altitndine
unciali.
V» Fufs: Plin. 13, 15 § 94: crassitudine sescunciali. Hygin. de eondic
agr. p. 123.
76 Fufs: Plin. a. a. 0.: sextante et sicilico.
74 Fufs: Gato de r. r. 18: p. 1 3 (pedem unum quadrantem). GeU. 3, 10,
11 : pedes duodecim et quadrantem, yergl. 9, 4, 10. G. I. Lat. a. a. 0. Zeile 30.
— drassitndine quadrantali Plin. 13, 15 { 93.
Vs Fufs: G. I. Lat a. a. 0. Zeile 32: PED-VZ = /, d. i. pedes quinque triens
semuncia. Vitruv. 10, 2, 11: de materia trientaii. Plin. 27, 5 $ 34: foliis
trientalibus.
*/is Fufs: Plin. 9, 48: quincunciali magnitudine, 27,11 § 98: berba
quincuncialis.
*/> Fufe: Gato de r. r. 18: p. I S (pedem unum semissem) u. ö. Golum. 3, 13
u. 15: duos pedes et semissem. Plin. 17,21 § 160: sesquipedes in laütudinon,
in longitudinem semisses. G. L Lat a. a. 0. Zeile 30. 31. (Häufiger noch findet
sich semipes, z. B. Gato de r. r. 123, Varro de r. r. 3, 5, Plin. 9, 5 § 11 u. 5.)
'/s Fuls: Yitruv. 5, 10, 2 und 7, 4, 2: laterculis bessalibus.
74 Fufs: Gato de r. r. 18: p. ffl S 3 (pedes tres dodrantem), Vitruv. 3, 4, 4:
tenuiores dodrante. Golum. de r. r. 3, 13: dupondio et dodrante, vergl. 5, 15
U.Ö. Plin. 15, 30 §131: ramos dodrantalis, 18, 19 § 178: sulco dodrantali.
V« Fufs: Vitruv. 3, 4, 4: crassitudines eorum graduum ita finiendas censeo,
ut neque crassiores dextante, neque tenuiores dodrante sint coUocatae.
"/tt Fufs: G. L Lat a. a. 0. Zeile 33: PEDV SZ Z - O, d. h. pedes quinque
d e u n X sicilicus. Vergl. ebend. Z. 33 f.
2 Fufs: Golum. de r. r. 3, 13: dupondio et dodrante altum sulcum, vergl.
3, 15. 4, 1.
2Va Fufs: Leges XU tabul. bei Volus. Maec § 46: lex etiam duodecim tabu-
lamm argumento est, in qua duo pedes et semis sestertius pes vocatur. Golum.
dearb. 1,5: agrum sat erit bipalio vertere, quod rustid vocant sestertium.
2) Vitruv. 5, 6, 3: ffradus spectaculorum ne minus alti sint palmipede.
Als Adjektiv hat das Wort Plin. 17, 20 { 143: palmipedi intervallo; sonst
steht daffir palmipedaUs^ wie bei Varro d. r. r. 2, 4: limen inferius altum palmi-
pedale, Vitruv. 10, 21 § 2 u. 5, Golum. de r. r. 3, 19.
3) Excerpta de mensur. (Gromat ed. Lachm. p. 373, Metrol. Script D p. 138, 3):
cubitus est qui naturaliter a cubito ad digilonim summitatem usque pertendit!
f u. 2. ELLE, 77
statt des sonst üblichen pes in der Sprache des gewöhnlichen Lebens
in den Fallen, wo eine Vergleichung mit der Annlänge nflher lag, ab
die mit dem Fufse; aufserdem findet er sich auch bei denjenigen
Schriftsteilem, welche griechische Quellen benutzen, als Obersetzung
Ton mjxvg; aber in das System der geodätischen MaTse ist er nicht
aufgenommen worden J) Der synonyme Ausdruck fUrCubitus, utnOy
kommt in zwei ganz verschiedenen Bedeutungen als LSngenmafs Tor.
Die Dichter des Augusteischen Zeitalters bezeichnen damit entweder
den Cubitus selbst oder ddch ein demselben nahe verwandtes Mals,
wahrscheinUch die Lange des ganzen Armes, als den dritten Teil der
Hohe des menschlichen Körpers gerechnet. Dagegen gebraucht Plinius
einigemal, wo er den Umfang von Bäumen angiebt, das Wort als Ober-
setzung des griechischen ogyvidy also zur Bezeichnung der Armspanne
oder Klafter von 6 Fufs.^)
vergl. die { 5, 3 angeführte Stelle des Poliux über den nrjxvs. Vitruv. 3, 1, 7:
cabitnm ammadvertemnt ex sex palmis constare digitisque XXmi; eb. ( 8:
e eabito cnm dempti sunt palmi duo, relinquitur pes quattuor palmorum. Baibus
(Gromat. p. 95, 4, Metrol. Script D p. 58, 18): cubitus habet sesquipedem, sex-
tantes duas (d. h. dodrantes duos), palmos VI, undas XVm (vergl. die anderen
Belegstellen im Index zu den Metrol. Script, unter d. W.). — Eine abweichende
Reduktion des cubUus hat GeUius 3, 10, 11 : Herodotus — in primo historiarum
inventum esse sub terra scripsit Oresti corpus cubita (ongitudinis habens
Septem, quae faciunt pedes duodecim et quadrantem. Er nimmt
also den cubitus oder n^x*^ zu l'/4 FuTs anstatt su l'/s Fuds. Dies erklärt sich
daians, dafe er zwar übereinstimmend mit den Griechen 4 cubita (n^x**^) ^^
die Körperlänge, aber abweichend von jenen 7 Fufs (a. a. 0. § 10) auf dieselbe
rechnet; so sind ihm also 4 Tt^a^e «b 7 Fuls und 7 n^x'*^ »»1274 Fufs. — Ober
sesqu^es als Bezeichnung der Elle s, die folg. Anm.
1) Vergl. Ideler Abhandl. 1812—13 S. 130 f. Bei den Griechen stehen die
verschiedenen vom Körper abgeleiteten Mafse neben einander, ohne dals man
sagen könnte, daüs eines auseciüielislich die Grundlage des Systems der Längen-
maße bilde; bei den Römern ist unverkennbar der pes als Einheit der Längen-
maße anzusehen, daher ist der Gebrauch des cubitus, der als das Anderthalb-
fache des Fu&es sich nicht bequem in dieses System einreiht, viel beschränkter,
als bei den Griechen der Gebrauch des nrjxvQ, Anderthalb Fufs werden ge-
wöhnlich durch sesquipes ausgedrückt, z. B. von Plaut. Trin. 4, 2, 58, Yarro de
r. r. 1, 43, Colum. de r. r. 3, 13, 8, Vitruv. 2, 8, 16, Plin. 35, 14 § 170. Beispiele
for cubitus geben Plaut. Poen. 4, 2^ 15 : cubitum longis litteris (vergL Rud. 5, 2, 7),
Gic de leg. 2, 26, 66 : columellam tnbus cubitis altiorem (nach griechischer Quelle),
ad Att. 13, 12, 3: biennium praeteriit, cum ilie KaXkmnÜhji assiduo cursu cubi-
tum nuUnm processerit (vergl. Suet Tib. 38), Suet. Aug. 43: anguem quinqua-
ginta cubitorum, Plin. 7, 2 $ 28: corpora hominum cubitorum quinum et binarum
palmaram, vergl. eb. § 22 und 31. Femer Liv. 24, 34, 9: (Archimedes) murum
ab imo ad summum crebris cubitalibus fere cavis aperuit; Plin. 7, 2 § 24:
in meridianis Indiae viris plantas esse cubitales, 8, 48 S 198, eb. 52 § 212, 12, 12
{ 45 u. ö. — Im Edikt Diocletians de pretiis rerum venaUum wird beim Bau-
holz nach Gnbiti und Digiti, beim Pergament und den Ziegeln nach dem Fuüse
gerechnet Mommsen 6er. der Sachs. Ges. d. Wiss. 1851 S. 58.
2) Sneton erklärte nach Serv. zu Vergil. Ecl. 3, 105 ulna für gleichbedeu-
78 RÖMISCHES LÄMGENBIASS. | ii, s. 4.
3. Ein LfingenmaA, das ausscblieblicb in den Schriften der Feld-
measer vorkommt, ist der graiug^ Schritt Er ist die Hilfte der Fufe-
spanne oder des jMMtcf, also — 2Vs Fufs.!) Zu weiterer Verbrdtung
ist Aeses so bequeme- Mais lediglich aus dem Grunde nicht gelangt,
wdl man sich gewöhnt hatte den Passus (§ 12, 1) als die Einheit der
Wegmafse zu betrachten.
4. Die Lange der Mefsstange, pertteo, deren sich Architekten
und Feldmesser bedienten, betrug 10 Pub, daher sie auch gewöhn-
lich unter dem Namen deeempeda erscheint 2) Sie war die gesetz-
mälsige Mebmte bei allen Landvermessungen , was am dentlichsten
daraus hervorgeht, dafs ihr Quadrat die Grundlage fOr die Flächen-
mafse bildet (§ 13, 1). Deshalb heifsen auch die Feldmesser selbst
deoH^fedatores. Das ZwöUTache der Decempeda war der aehts^ eigent-
lich die Länge der Furche, welche die Pflugstiere in einem Anlaufe
ziehen, und die nach dem altitalischen Decimalsystem wie bei den
Griechen zu 100 Fufs, nach der römischen Duodecimalrechnung aber
tend mit eulnius, und so gebraucht es auch Solinus, der Epitomator des Plinios;
vergl. Meier S. 13t Serrins selbst billigt diese Deutung von ulna zu Vergil.
Georg. 3, 355; aber zu Ecl. 3, 105 giebt er noch eine andere Erktäning: ulna
proprie est spatium, in quantum utraque extenditur manus, dicta ano rBv
tüXirSr, id est a bracchiis. In dieser Bedeutung von Klafter hat das Wort
offenbar Plin. 16,40 {202: arboris eius crassiindo quattuor hominum ulnas
conplectentium implebat, und eb. 32 § 133: (platanus) crassitudine quattuor
ulnarum, womit zu vergleichen § 203: crassitudinis ad trium hominum con-
plexum. — Der Gebrauch der Dichter des Augusteischen Zeitaltere geht deutlich
hervor aus Ovid. Met 8, 748 ff.: Saepe sqb hae Dryades festas duxere Chorea«,
Saepe etiam manibus nexis ex ordine trunci Gircuiare modum, mensuraque ro-
bons ulnas Quinque ter implebat, d. h. fAnf Klaftern, die Klafter oder Arm-
spanne zu drei ulnae gerechnet. Damit stimmt überein Vergi]. Ed. 3, 104 f.:
Die, quibus in terris — Tris pateat caeli spatium non ampfius ulnas. Der
Dichter meint in diesem R&tsel das Grabdenkmal des Mantuanere Gaelius, be-
zeichnet also mit iris non ompHus ulnas die Linge des menschlichen Kdrpera,
welche bekanntlich ebenso wie die Klafter gewöhnlich zu sechs Fufs gerechnet
wird. Bei Horat Epod. 4. 8 (wo Albert Müller Philol. XXVUI S. 116 ff ubta
frieich euHtus erklärt) und bei Vergil. Georg. 3, 355 ist dieselbe Deutung des
Wortes wenigstens nicht unzulässig.
1) Baibus Expositio et ratio mensur. (Gromat. p. 95, Metrol. Script. II
p. 58, 20): gradus habet pedes U S (vergl. die andern Belegstellen im index
zu den MetroL Script unter d. W.).
2) Baibus a.a.O.: decempeda, quae eadem'pertica appellatur, habet
pedes X. Die Bedeutung der pertiea erklärt Isidor. Etym. 15, 15 (Metrol. Script
n p. 107,12): pertiea autem a portando dictum, quasi portica. omnes enim
praecedentes mensurae in corpore sunt, ut palmus, pes, passus et reliqua: sola
Sertica portatur. Als Mefsstange erwähnen die decempeda Gic. Mil. 27, 74, Hör.
arm. 2, 15, 14, Boet Are geom. p. 402, 8 ed. Friedlein, die pertiea Prop. 5, 1 , 130.
Vergl. Rudorff Gromat Instit S. 280, Ideler S. 133. — Deeempedatores hat Gic
PhU.13,18,37.
ii3,i. PASSUS, PERTIGA. DIE WEGMASSE. 79
SO 120 Füfe bestimiiit wurde. ^) So erscheint der Actus noch einige-
mal als Langenmafs'), sonst wird er inun^ als Flachenroafe ge-
hraocht <§ 13, 2).
Eine Oberricht Hber die biriier besprodienen Mafse giebt Tab.
IV A— C.
§ 12. Die fFegmafte.
1. Wahrend fQr die Fekhnafee der Römer die zehnfürsige trag-
bare Hefsstange die Grundlage bildete, so beruhten die Wegmafse
ausschlielslich auf dem Schritte. Um aber das Schrittmafe zu der
Grundeinheit aller Lüngenmafse, dem Fufse, in ein bequemes Ver-
hältnis zu setzen , wählte man nicht den einfachen Schritt, der durch-
schnittlich gegen 2V2 Fufs beträgt, sondern den Doppelschritt, fasm$^
zur Einheit der Wegmafse und normierte ihn ein Ar allemal auf 5
1) Die nreprfloffliclie Bedeutung tod aehu erklärt Plia. 18, 3$9:actü8
(Yocabatnr), in quo boYes agerentnr emn aratro nno impetn insto; bie oat GXK
pedoB ; womit su Tergleichen Golan. de r. r. 2, 2, 27 : snlcum autem docere
loDgiofein qoam pednm eentom Tiginti cootrarimn peeori est, qooniam
plas aequo fat^^tor, abi hane modiim exoessit. Dasselbe warde im Oskisdien
and ümbrisehen bezeichnet doreh vemu oder vortut, nur dafe dort nach dem
mnprünglieh italischen Decimalsystem die Furche 100 Fufe lang gezogen
wurde. Vergl. Front de limit in Gromat I p. 30 (Metrol. Script. U p. 56 f.),
RvdorffGromat Inst. S. 281, Mommsen Rom. Gesch. I S. 204 der 6. Aufl., unten
f 57, 3. Audi das griechische TtUd'oov ist nach Ableitung und Bedeutung damit
Mcotmeh (f 5, 4).
2) Als Lingenmafe nimmt den actut Baibus p. 94 (Metrol. Script U p. 57 f.):
■Mnamra est eonplurium et inter se aeoualium intenrallorum longitudo nnita, ut
pes per undam, per pedem decempeua, per deeempedam actus; und so
wird derselbe auim als Langenmafs erklart m dem Zusätze p. 96, 5 (Bl scr. 124, 4):
actus habet pedes GXX (ebenso m scr. 125, 6. 129, 28). In diesem Sinne sagt
YltniT. 8, 7, 3: putei ita sint facti^ uti inter binos sit actus, und eb. § 7: item
inter actus ducentos non est inutile castella conlocari; ebenso Plin. 31, 6 ( 57:
m biDos actus lumina esse debebunt, Hygin. de limit (Gromat. p. 192): actu-
arios palos — inter centenos Ticenos pedes defigemus. — Dafs auch das
Jugerum ({ 13, 2), und zwar die Breite dessdben, als Langenmafs gedient
habe, könnte man aus Plin. 4, 8 { 31 folgern: in eo cursu Tempe vocant V
nriliam passuum lon^tudlne et ferme sesaniiugeri latitudine. Allein Plinius
thersetzt dies aus einer griechischen Quelle, TidleiGht aus dersdben, welcher
Aelian. Var. bist 3, 1 folgt: ro /Uv fofnoe inl xMcaQaMotna 9tfpttt cradiovs,
x6 y fnjv nXaroe r^ ftiv imi nXi&qor, t^ 8i uai nXtlov iXiytp. Es
ist also das tmquäugerum dnfach auf 150 griechische Fufe (nicht etwa auf
180 römisehe Fnfe) zu reduderen (vergl. über die Verwedisdung von nXd&M»^
waA tugerum den Schlafe der Amn. 3 zu S. 80). Übrigens gebraucht er das
Jugema durchaus nidit als Längenmafe, sondern will nur sagen, dafe das
Tempetiial nickt breiter sd, als 1 71 Jugera Landes in die Brdte sich erstrecken.
Ähnhch wird 9B69 SinXad'^ bei Diodor 2, 7, 5, d. h. eine DisUnz yon 2 Plethren
zwischeo den Stadtmauern und den Gdrfiuden, von Gurtius 5, 1 (4), 26 wieder-
gegeben durch tpatium iugeri uniut.
80 RÖmSGHES LÄNGENMASS. f IM.
römische Fub..^) Dieses Wort, welches in der gewöhnlicheD Sprache
schlechthin den Schritt bezeichnet, ist als technischer Ausdruck, seiner
Ableitung von pandere gemäls , die F u f ss p a n n e. Es ist der Raum,
den beim Gehen der einzelne Puls von dem Punkte, wo er au%dioben
wird, bis zu dem, wo er wieder auftritt, durchmibt, also das Doppelte
des einfachen Schrittes.^ Aus der Einfahrung des fünffüfsigen Passus
erklärt es sich zugleich , dafs die ROmer die Annspanne oder Klafter
von sechs Fufs, die bei den Griechen ein so übliches Mafs war ($ 5, 3),
nicht gebrauchten.^)
1) Golam. de r. r. 5, 1 : passus pedes habet Y; ebenso Baibus p. 95, Isidor.
Etym. 15, 15 (Metrol. Script II p. 53, 10. 58, 21. 107. 11 und vergl. den Index unter
d. W.). VitniT. 10, 14, 4: pedum milia qoinque, id est passos mille. Plin. 2, 23
§ 85: Stadium centum yiginti quinque nostros elficit passus, boc est pedes
sexcentos Tiginti quinque.
2) Dais pasMus als Langeninals nach seiner Ableitung von pandere eigent-
lich die Fufs spanne bedeutet, kann nicht zweifelhaft sein, wenngleich kein
älterer Schriftsteller es ausdräcklich angiebt; denn Gellius an der Ton Ideler
S. 132 angeführten Stelle (15, 15: ab eo quod est pando postum Teteres dixenmt)
meint nicht das Substantiv passus, sondern das Supinum passum. Es fragt
sich nur, wie man sich die Fufsspanne zu denken hat Das Einfachste könnte
scheinen, dafs passus den Raum von der Ferse des einen bis zur Spitze des
andern der ausgespreizten FQfse bezeichne, so dais man als Zwischenraum
zwischen beiden FOÜBen 3 Fulis annehmen müfste. Allein da wir eine solche
Fufespanne beim Gehen niemals machen, der Passus aber augenscheinlich ein
Mafs bezeichnet, welches auf fortgesetztem Ausschreiten beruht, so ist die oben
gegebene Erklärung jedenfalls annehmbarer. Man denke sich den linken Fufs
in gewöhnlicher Schrittsteliung vor den rechten gesetzt, sodafs zwischen beiden
Füfsen iVs Fofs Zwischenraum ist Zieht man nun den rechten FuOb nach und
setzt ihn wieder in Schrittstellung vor den linken, so hat die Ferse des rechten
Fudses von der ersten bis zur zweiten Stellung 5 Fuls durchmessen, dies ist
ein Passus. Bei fortgesetztem Ausschreiten hat man also nur das wiederholte
Auftreten desselben Fufises zu zählen. So heiüst es auch in den Excerpt de
mensuris (Gromat p. 373, MetroL Script U p. 138, 10): passus dicitur, quod
duobus giessibus gradiendo confidtur. In gleichem Sinne nannten die Griechen
in HeraUeia am Suis ein Mals von 4 FuOb ooavfut ({ 57, 1).
3) Die Excerpt de mens. (Gromat p. 373, Metrol. Script II p. 138, 12) geben
dem Worte passus auch die Bedeutung von Klafter: passus etiam dicitur,
quantum ambobus brachiis extensis inter longissimos digitos est; allein es findet
sich nirgends so bei klassischen Schriftstellern. Zwar übersetzt Plinius 5, 9 § 50
die fflnfzig Orgjrien, auf welche Herodot 2, 149 die Tiefe des Sees Moria be-
stimmt (Mfivri Maa ßa&oe netmpeoprS^tos) durch quinquaginta passus \
doch ist dies eben nur eine Ungenauigkeit dieses Schriftstellers, der sich andere
noch viel gröfsere an die Seite stellen lassen. So giebt er, wie Ideier AbhandL
1812—13 S. 130 AuDL und S. 169 f. nachweist, bald durch paimus, bald durch
semipes^ bald durch eubitusy was Dioskorides durch mttd'afi^ ausdrückt; ob«
gleicn er, wie aus 7, 2 ^ 26 hervorgeht (s. oben S. 741 Anm. 3), die richtige
Bedeutung von am&aftv wohl kannte. 12, 25 $ 111 übersetzt er aus Theophr.
Bist pl. 9, 6, 1 stKOCt nM^Qi»v durch iurerum XX, ohne zu beachten, dais das
Jugerum über 2Vanial so grofs ist als das Plethron, denn ersteres hält 2518
(Tab. IX), letzteres 950 D Meter (Tab. V). Vergl. § 7, 2, § 11 S. 79 Anm. 2, Ideler
Abhandl. 1812—13 S. 178 f.
I IS. 3. Bffi WEGMASSE. 81
2. Grdbere Entfernungen drückten die Römer aus in Taugen-
den von Passus (mtZia pa$8uum oder blols milia). In diesen Abständen
setzten sie auch auf ihren MiliUtrstrafsen die Steine, welche die Ent-
fernungen angaben i) und die eben daher mtUaria hieben. So wurden
die tausend Passus zu einem eigenen Wegmabe, der römischen
Heile, wenngleich ein besonderer Name dafür nicht gebildet wurde.
Ein solcher erscheint zuerst beiStrabo in der griechischen Nachbildung
fäidovy viel später erst in dem lateinischen rnUarium.^)
Neben der Heile gebrauchen die römischen Schriftsteller bisweilen
audi das WegmaJs der Griechen, das Stadium ($ 5, 4), welches sie
durchgängig als den achten Teil der Heile, also zu 625 römischen Fufs
rechnen.^) Insbesondere scheinen Entfernungen zur See, da der Pas-
1) Von G. Graeehas berichtet Plntarch in dessen Vita c. 7 : ti^ Si tovtois
diafLtft(frjaaQ xara lUXtav oBbv naaav xiorae hd'ivovs arifiaia tov fter^ov
Mordarij^tr. Doch darf man nicht etwa stauben, dafs Gracchus die erste der-
artige AnsoMssiing von Straften vorgenommen habe. Polybios sagt 3, 39, 8 von
der Straise^ die von der Meerenge von Gibraltar bis zur Rhone führte: ravra
va^ ^rüv ß9ßrifAatiCxat. xai 9a97jfiaii»Tat natä craSiovs ^Ktt» ^la
PvfuUar d3f&»Mk (vergL f 10, 1). Es waren also lu seiner Zeit bereits die
Provinzialstraisen nach Fasans ausgemessen und mit Meilensteinen versehen;
na 80 Mher mulste dies in ItaUen geschehen sein. Die Zählung der Meilen-
steine begann von Born ans in der Weise, daüs an dem Thore, wo die Strafse
ihren Aniang nahm, der erste Stein errichtet wurde. Vergl. Ganina Ricerche suUa
wedsa estensione dell' antico migiio Romano, in dessen Via Appia I p. 233 ff.
später heia Aognstns auf dem Forum das sogenannte aureum miUarium auf-
stellen, weiches als der Ausgangmnnkt aUer Stralsen Italiens gelten sollte,
ohne dais jedoch die bisherige Zählung der Meilensteine von den Thoren an
nändert wurde. Dio Gass. 54, 8, Plut. GaU>a 24, Sueton. Otho 6, Tac. Bist. 1, 27,
Plm. 3, 5 § 66, Eutropius im Fragm. sv«^ ntihnoxriroQ luitqmv MetroL Script. I
p. 200 § 12. Vergl. de la Nauze Remarques sur quelques points de Tancienne
g^ogr. in M^m. de l'Acad. des Inscr. t 28 p. 380 ff., Becker Bandb. der röm.
Altertb. 1 S. 343 f., Ganina a. a. 0. p. 235 f., G. Christ Sieben römische Meilen-
steme in doi Jahrb. des Verans fflr Alterthumsfreunde im Rheinland LXI S. 10 ff.
2) kidor. Etyrnd. 15, 16 (Metrol. script. B p. 109 L): mensuras viarum nos
miliaria dicimiis, Graeci stadia — miliarium mille passibus terminatur, Baibus
p. 95 (MetroL script fl p. 58, 27): miliarium habet passus mille, BoeL Ars geom.
p.402, 1 ed. Friedlein. Miuȴ findet sich zuerst bei Strabo 7 p. 322, dann
öfters bei Spateren (vergL Index xu Metrol. script unter d. W.). Die älteren
römischen Schriftsteller gdtfandien regelmäfsig miUa passuum oder schlecht-
hin wtiHa, z. B. Gic p. Sest 12, 29, ad Att 3, 4, Gaes. b. G. 1, 15, 5. 21, 1, SalL
Jag. 48, liv. 6, 32, 9. 9, 44, 8 u. ö., Suet Nero 31. fläufig finden sich auch An-
piea nach den Meilensteinen, wie bei Gic. Brut 14, 54: ad tertium miliarium,
ad Att 8, 5 u. 9; oder mit lapis bei Nen. Att 22, 4, Varro de r. r. 3, 2, Liv.
5,4, 12, Tac. ab exe 3, 45 u. a. VergL Gronov. die sest p. 33 f., Ruddimann
hsfit 11 p. 287 n. 52.
3) uolom. de r. r. 5, 1 (MetroL script B p. 54 §7): Stadium habet passus
GXXV, id est pedes DGXXV, quae mensura octies emcit oo passus. Plin. 2, 23
{ 85: Stadium centnm viginti quinque nostros efficit passus, hoc est pedes
•eieeirtos viginti qoinque. Baibus p. 95, Isidor. Etym. 15, 16 (Metrol. script U
Hnltieli, Mttrologi«. 6
82 RÖMISCHES FLÄGHENMASS. | is, i.
8U8 seiner Natur nach nur Scbrhimab war, meistens nach Stadien be-
stimmt worden zu sein.^)
Die Übersicht Ober die r<)mischen Wegmafse giebt Tab. VI D. Die
Meile ist auf Kilometer reduciert am Ende Ton Tab. VII, auf geogra-
phische Meilen in Tab. VIII.
{ 13. Die Flächmmaft0.
1. Wie für die Längenmafse so bildet der Fufs auch für die
Plächenmafse die Einheit: 'modus omnis areae pedali mensura
conprehenditnr', wie Columella^) bemerkt. Dies gilt in doppeltem
Sinne, denn teils wird eine Fläche nach dem Längenfufs, pes porrecha,
bestimmt, indem ihre Dimensionen in die Länge und in die Breite an-
gegeben werden, teils dient der Quadratfufs, pes quadratus oder can-
itratusy dazu den Flächeninhalt auszudrücken. ^) Der Mafsstab beim
p. 58, 26. 110, 6), Boet Ars geom. p. 402, 2 ed. Friedlein. Gensorin. de die nat 13
nennt dieses Stadion von 625 römischen Fuls das italische (Tergl. 6 8,4).
Das Ton Golomelia angegebene Verhältnis liegt allen Reduktionen von Stadien
anf Meilen so Gmnde, die sich bei römischen Schriftstellem finden, s. B. bei
Vitmv. 1, 6, 9, Plin. 2, 108 $ 247, Uv. 22, 24, 5 vergl. mit Polyb. 3, 101, 4
rSchweighaoser zn Polyb. 3, 39 t. V p. 576). Doch werden anch einigemal die
Stadienangaben griechischer Quellen beibehalten ohne reduciert zu werden; so
bei Gic. de fin. 5, 1 : sex illa a Dipylo stadia confeeimus, Plin. 19, 3 § 41 : Tim
illam per quaitnor milia stadinm Africae valuisse; vergL eb. 4, 8 § 30. Unter
den Wegmafsen wird das Stadium mit aufgeffihrt Ton Balbns p. 94, 12 (M.
scr. U p. 58), unter den Feidma fsen von Golum. de r. r. 5, 1 (M. scr. II p. 53 f.).
In diesem Sinne erw&hnt Isidor. Etym. 15. 15 (M. scr. II p. 137 § 14) auch einen
Stadialis ager, den er zwar mitten unter den Fläehenmafsen aufrahrt, aber deut-
lich als Langenmafe erklärt: habet passus GXXV, id est pedes DGXXV, cuius
mensura octies computata miliariam fadt
1) Bei Sidon. Apoll. Ep. 2, 2 p. 40 ed. Sirmond, heifst es von einem See:
ipse secundum mensuras, quas ferunt nauticas, in decem et Septem stadia
procedit Auch in dem Itinerarium Antonini werden die Entfernungen lur See
durchgängig nach Stadien bestimmt, während sonst nach Meilen gerechnet wird
(Itineraria ed. Wesseling p. 488 ff. 511 ff., ed. Parthey et Pinder p. 235 ff. 250 ffl).
So erklären sich die Angaben nach Stadien bei Gic. ad Att. 16, 7, ad fam. 16, 2.
Vergl. Ideler Abhandl. 1812—13 S. 135. Doch ist zn bemerken, dafs Vitrav.
10, 9, 7, wo er eine Vorrichtung zur Berechnung der zu Schiffe zurfickgelegten
Strecken beschreibt, von miUaria spaüa rumigationis spricht.
2) De r. r. 5, 1 (Metrol. Script. ll p. 53, 6).
3) Über das Flächenmafs im Gegensatz zum Längen- und Körpermafs sagt
Baibus Gromat p. 97 (Metrol. Script. II p. 59 § 18): planum est, quod Graed
epipedon appellant, nos constratos pedes, in quo longitudinem et latito-
' OS, aedificiorum sola, ex quibus al '
dmem habemus. per quae metimur agros, aedificiorum sola, ex quibus altitodo
aot crassitudo non proponitur, ut opera tectoria, inauraturas, tabulas et bis
similia. Vergl. die Excerpte aus der Geometrie des Boetius, Gromat p. 415 und
Boet Ars geom. p. 403 ed. Friedlein. Der Längenfufs heifst pes pwreetus bei
Baibus p. 95, der Quadratfufs pes quadratas bei Golum. de r. r. 5, 1 u. 2, Plin.
33, 4 § 75, Isidor. Etym. 15, 15, endlich auch in der Schrift de iugeribus methindts
f 13,1 ACTUS UND iUGERUM. 83
Aufimessen der Ländereien war, wie schon oben (§ 11, 4) bemerkt
wurde, die zehnfllbige Meisstange, decempeda; das Quadrat derselben
galt als der kleinste Teil der Feldmalse; darunter wurde höchstens
noch die Hälfte berechnet, da noch kleinere Stücke sich der Schätzung
entzogen. 0
2. DiegrOfseren Flächenmafse der ROmer sind sämtlich Feld-
mafse und stehen als solche in engem Zusammenhange mit dem Land-
baue. Ursprünghch bezeichnete actus, wie bereits oben (§ 11, 4) ge-
zeigt worden ist, die Länge der Furche, welche die Pflugstiere ohne
abertrieben zu werden in einem Anlaufe ziehen können, eine Strecke,
welche nach ältestem italischen Brauche und so auch später noch von
den Oskern und Umbrern zu lOOFufs, von den Römern aber nach
dem Duodecimalsystem zu 120 Fufs oder 12 Decempedae angesetzt
wurde. ^) Aus dem Längenactus bildete sich dann ganz von selbst ein
Flächenmals, indem man das Feld nach den entsprechenden Quadraten
abteilte. So entstand der acttis quadratus, gewöhnUch schlechthin actus
genannt. 3) Zur Bepflügung eines solchen Actus war ungeMr eine
Gromat. p. 354. 356; dagegen haben Baibus p. 95 u. 97 und Boeiius (Gromat.
p. 415, Ars geom. p. 402) dafdr den Ausdruck pes constratus, und pes quadratus
ist bei den Genannten sowie bei Festus unter quadrantal p. 258 MuelL der
Kobikfnls. Verg). auch die Übersicht im Index zu den Metrol. Script unter pet.
Ober die Berechnung der Quadratfulse vergl. Co! um. de r. r. 5, 2, wo er z. B.
ober die Ausmessung des ager quadraiut sagt: cum sit undique pedum totidem,
molüplicaDtiir in se duo latera, et quae summa ex muitiplicatione effecta est,
eam aicemus esse quadratorum^edum. — Das Messen nach Fuüsen heilst pe^r^^
j^e nach dem Fufs gemessene Fläche pedaiura oder podümiu, Rudorlf Gromat.
n p. 281.
1) Varro de r. r. 1, 10 (Metrol. Script. 1! p. 52, 7): iugeri pars minima dicitur
scripulum, id est decem pedes in longitudine et laütudine quadratum. Das-
selbe Maus nennt ausdrücklich decempeda quadrata Pallad. de r. r. 2, 12. Colum.
de r. r. 5, 1 (M. scr. 11 p. 55) beginnt bei der Berechnung der Teile des Jugerum
mit dem halben Scripulum als dem kleinsten Teile: ut a minima parte,
id est ab dlmidio saipulo incipiam, pars DLXXVl pedes elficit L. Unmittelbar
Torher bemerkt er: iugeri partis non omnis posuimus, sed eas quae cadunt in
aesUmationem facti operis. nam minores persequi supervacaneum fuit, pro
quibus nuUa merces dependitur.
2) VergL J. Rubine Beiträge zur Vorgeschichte Italiens S. 12 IT., dessen Ein-
wendungen gegen die erste Bearbeitung dieses Handbuches wohl auf einem Mifs-
Tersländnisse beruhen, da ich mit den Worten 'später nach dem Duodecimal-
system' keineswegs die Zeit nach Roms Gründung gemeint hatte.
3) Ober den Längenactus s. S. 79 Anm. 1 u. 2. Ober die Entstehung des
Quadratactus sagt Frontin. de limit. (GromaL p. 30, M. scr. II p. 56 f.): primum
agri modom fecerunt quattuor limilibus clausum, plerumaue centum pedum in
ntraqne parte, quod Graeci plethron appellant, Osci et Ombri Torsum: nostri
centenos et Ticenos in ulraque parte, cuius ex IUI unum latus, sicut diei XU
horas, XU menses anni, XII decempedas esse voluerunt. Vergl. Varro de r. r.
1, 10 (M. scr. U p. 52, 5): actus quadratus, qui et latus est pedes GXX et
6*
84 RÖmSGKS FLÄGBENBIASS. f is, s.
Iialbe Tagesarbeit eifbrderiich; daher kam es, dafs man den doppeheo
Actus oder das ganze Tagewerk zu einem besonderen Flächenmalse
machte, welches ein längliches Rechteck Ton 240 Fufs LSnge und
120 Fufs Breite (— 28800 D Fufs) bildete. Dies ist das iugemm, das
HauptfeldmaTs der Römer, i)
3. Durch die Erhebung des Jugerum oder Doppelactus zum
Hanptmafee erreichte man zugleich den Vorteil, dafs nun die Teilung
desselben nach dem bei der Bruchrechnung allein üblichen Duode-
cimalsystem^) bis auf das seripuhimj d. i. den 288sten Teil des Ganzen,
sich durchfuhren liefs. Dieses Scripulum ist nämUch nichts anderes
als das Quadrat der Decempeda »«s 100 D Fufs. Danach lassen sich
die übrigen Teile des Jugerum leicht auf Quadratfufs zurückfuhren,
longus totidem; Golam. 5, 1 (M. scr. U p. 53, 14): actus quadratus undique finitur
pedibus GXX; Baibus Gromat p. 95, Isidor. Etym. 15, 15 (M. scr. II p. 58, 24. 108, 3.
137, 1), Beet. Ars geoni. p. 402, 6 ed. Friedlein.
1) Pliu. 18,3 § 9: iugerum vocabatur, quod uno iugo boum in die
exarari posset, actus in quo boves agerentur cum aratro uno impetu iusto. hie
erat GXX pednoi, duplicatusque in longitudinem iugerum faciebat Ver^. 18, 19
§ 178, Mommsen Rom. Gesch. 1* S. 204 Anm. Die von Piinius angedeutete Ab-
leitung des iugerum ist jedenfalls deijenigen vonuziehen, welche Varro und
Golumella geben; ersterer sagt de r. r. 1, 10 (M. scr. II p. 52, 4): iugerum (dicunt),
quod quadratos duos actus habeat (Tergl. de L L. 5, 35, M. scr. 11 p. 51, 14); deui-
hcher Golum. 5, 1 (M. scr. II p. 53, 15): hoc (actus quadratus) duplicatum fedt
iugerum, et ab eo quod erat iurictum, nomen iugen nsur^vit. Etymoloffisch
ist iugerum nur eine Nebenform von iugum, was nach Varro a. a. 0. ein in
Spanien flbliches Ackermab war, welches er ebenso wie Piinius das ingerum
erklärt: iugum Tocant, (juod iuncti boves uno die exarare possint — Die Dimen-
sionen und den Fl&cheninhalt des Jugerum giebt GolumeUa a. a. 0. (M. scr. II
p. 54, 4): duo actus iugeri efficiunt longitudinem pedum GGXL, latitudinem
pedum GXX, quae utraeque summae in se multiplicatae quadratorum faciunt
pedum milia XXVm DGGG. Ähnlich Varro de r. r. 1, 10, Quintil. 1, 10, 42, Isidor.
Etymol. 15, 15 (und vergl. Index zu den Metrol. Script, unter iugerum und (ov-
ya^ov). — Über das Jugerum als Staatsmafs der Römer vergl. Hygin de condic
agr. (Gromat. I p. 122, Metrol. Script II p. 59 f.), Rudorff Gromat. Instit. S. 280.
282 f., Metrol. Script I p. 24. 30, unten § 50, 1 a. E. 52, l. 53, 7. 9. 10.
2) Über die Duodecimalbruchrechnung der Römer vergl. unten § 20, 1 — 3,
Marquardt Rom. Staatsverwaltung 11 S. 47 if., F. G. Savigny Über die Unzialein-
theilung der römischen Fundi, Vermischte Schriften I S. 94 ff. Das scripulum
oder Vs»« des Jugerum wQrde vom Actus V*«« gewesen sein, woffir es in der
römischen Bruchrechnung keinen eigenen Ausdruck, sondern nur die Umschrei-
bungen duo tcripula oder dimidia textula giebt Dies ist ein Grund mehr,
warum das Jugerum und nicht der Actus zum Hauptmafse erhoben wurde. Die
Einteilung des Jugerum in Scripula erwähnt aufser Golumdla noch Varro de
r. r. 1, 10 (Metrol. Script II p. 52, 12): habet iugerum scripula GGLXXXVUI;
ebendaselbst führt er beispielsweise an: unciam agri aut sextantem. Hygin. de
condic agr. p. 123 (M. scr. II p. 61, 4) berechnet das cy renaische medimnon auf
iugerum unum, uneiam, dimidium scripulum (nach Lachmanns Emendation).
Eine Inschrift von Gremona (G. I. Lat I Nr. 1430) erwähnt eine Lokalität, welche
patet agrei sesconciam. Mehrere Beispiele giebt Golum. 5, 2. Vergl. auch Liv.
5,24,4. 8,11,14.
} IS, s. 4. DIE GRÖSSEREN FELDMASSE. 85
die unda z. B. als der zwölfte Teil hält 24 Scripula — : 2400 D Fufs.
Eine vollsUlndige AusrechnuDg dieser Duodecimalteiluog des Jugerum
giebt Columella ^); dieselbe ist in Tab. IX B zugleich mit der Reduk-
tion auf neueres Mafs zusammengestellt
Eine solche Bestimmung des Flächeninhalts der Felder nach
Scripula und Quadratfnfs kam jedoch nur bei förmlichen und genauen
Berechnungen vor; im gemeinen Leben begnttgte man sich mit Decem-
peda, Actus und Jugerum, wozu nach Columella noch das clima
konunt, welches 60 Fufs ins Gevierte hatte, also den vierten Teil des
Actus betrug. 2)
4. Die gröfseren Ackermafse der Römer werden im Zusammen-
hang aufgeführt und erklärt von Varro (de r. r. 1, 10): bina iugera,
quot a Romulo primum divisa dicebantur viritim, quae heredem se-
querentur, heredium appellarunt. haec posita centum centuria. cen-
turia est quadrata in omnes quattuor partes, ut habeat latera longa
pedum HMCD. haec porro quattuor centuriae coniunctae, ut sint in
utramque partem binae, appellantur in agris divisis viritim pubUce
saltus.3) DdAheredium hatte also 240 Fufs ins Gevierte »^ 57600aFufs
oder 4 Actus, die centuria 2400 Fufs ins Gevierte = 5760000 D Fufs
oder 400 Actus, der saltus 4800 Fufs ins Gevierte «= 1600 Actus oder
4 Genturien.
Es sind demnach die Flächenmafse der Römer aufser dem Jugerum
sämtlich Quadrate, deren Seiten sich, wenn man die Decempeda,
d. h. die Seite des Scripulum, als Einheit setzt, verhalten wie
1 : 6 : 12 : 24 : 240 : 480
(Seite des scripalum, clima, actus, heredium, centuria, saltus),
oder die Flächenmalse selbst verhalten sich wie die Quadrate dieser
1) De r. r. 5, 1 (Metrol. Script, n p. 55 f., wo p. 55, 2 eio Zahlzeichen X zu
tilgen ist).
2) Golnm. 5,1: clima quoquo versus pedum est LX; ebeuso Isidor. Etym.
15, 15 und die Exe. de mensuris in Gromat p. 372 (Metrol. Script. II p. 53, 13.
108,1.137,6).
3) Die Stelle ist nach meiner Recension Metrol. Script. 11 p. 52 und der
weiteren Verbesserung in Fleckeisens Jahrb. 1880 S. 263 f. gegeben. Ebenso
wie Varro erklart die eeniuria Frontin. de iimit. (Gromat p. 30, M. scr. p. 57X
doch hat er für heredium die Benennung quadratut ager oder 9or$; haec doo
iugera ioncta in nnmn quadratum agrum efficiunt, quod sint in omnes
partes actus bini — quidam primum appellatom dicunt sortem, et centies
dactom centnriam. An einer andern Stelle (de 1. L. 5, 35, M. scr. p. 51, 15)
bemerkt Varro: centuria primo a centum iugeribus dicta est, post duplicata
retiauit nomen, ui tribus a tribus multiplicatae idem tenent nomen; was von
GduB. 5, 1 und Isidor. 15, 15 (M. scr. II p. 54. 109, und vergl. den Index unter
L W.) wiederholt wird.
86 RÖMISCHES FLÄGHENMASS. § is, 4. 5.
Zahlen. Dies yerdeutlicht folgende Tabelle, in welche zugleich das
Jugerum mit aufgenommen ist:
saltus
1
centuria
4
1
heredium
400
100
1
iugerum
800
200
2
1
actus
1600
400
4
2
1
clima
6400
1600
16
8
4
1
scripulum
230400
57600
576
288
144
36,
Die Reduktion der römischen Flächenmafse auf neueres Mafs giebt
Tab. IX.
5. Über die besondere Anwendung mehrerer Flächenmafse sind
hier noch einige Bemerkungen hinzuzufügen.
Neben dem Actus als Feldmafs wird von Varro, Columella und
Späteren ein actus minimus in der Breite von 4 und in der Länge von
120 Fufs erwähnt. 1) Aus der Vergleichung mit den Angaben der Gro-
matiker über die gesetzliche Breite der Vicinalwege ergiebt sich, dafs
dieser actus minimus denjenigen Flächenstreifen darstellte, welcher
längs einem actus quadratus, mithin 120 Fufs, sich erstreckend und
in der Breite von 4 Fufs hinlaufend von dem Grundstücksbesitzer zu
dem Umes oder der via vicinalis abgetreten werden mufste, so dafe
zwischen je zwei Grundstücken die gesetzliche Wegbreite von 8 Fufs
herauskam. 2)
Das heredium oder Erbland ^) im Betrage von 2 Jugera, d. i. einer
halben Hektare heutigen Mafses, galt von Alters her als der Anteil
(sors) eigenen Besitzes, welcher der einzelnen Familie aufser der
Mitbenutzung des Gemeindelandes zugesprochen wurde.^) Auch bei
1) Varro de 1. Lat 5, 34 (Metroi. Script II p. 51): eios (actus) finis minimus
coDstitotus in latitudinem pedes ^oattuor — in longitodinem pedes centam
Tiginti, ebenso Golnm. 5,1 (der %ich dabei auf Varro beruft), Festus in den
Exe. unter d. W., Isidor. 15, 15, 4 (Metrol. Script II p. 53. 75/107. 136, und be-
treffs der fehlerhaften Lesart GXL bei Isidor ebend. p. 228), Boet Ars georo.
p. 402, 4 ed. Friedlein, M. Voigt Über das römische System der Wege im alten
Italien, Berichte der Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. 1872 S. 42 ff.
2) M. Voigt a. a. 0. S. 43. Von früheren Untersuchungen über den aoius
als Triftweg und als Vidnatstrafse sind die von Ideler Abhandl. 1812—13 S. 142
und Lachmaun im Rheinischen Museum II, 1843, S. 357 f. anzuführen.
3) Varro an der S. 85 angeführten Stelle. Die Deutung als 'Eiffenland',
beruhend auf der Ableitung von herus, welche Mommsen Rom. Gesch. P S. 184
vorzieht, setzt einen Wechsel in der Quantität der Anfangssilbe voraus.
4) Mommsen a. a. 0. S. 183 ff. Nach anderen soll das heredium allein aus-
gereicht haben, um mit seinen Ertragnissen eine Familie zu ernähren; vergl.
G. M. Asher Die bina iugera der römischen Bürger, Festschrift sur Versanml.
I ij, 5. CENTÜRIA. 87
der Verteilung des Koloniallandes wurden in älterer Zeit die Lose
nach diesem Minimalsatz bemessen, seit der Mitte des ftlnften Jahr-
bunderts der Stadt aber etwa auf das Dreifache erhöht. 0
Das Hundertfache des Heredium, die eentwria, war Ton jeher das
Hauptmafs fUr die Verteilung des Ackerlandes und wurde ab solches
nicht nur bei der A^gnation des Kolonialbesitzes angewendet, son-
dern überhaupt in der gromatischen Praxis als oberste Mafseinheit bis
in die spätesten Zeiten festgehalten.^) Ob etwa auch das römische,
Ton Polybios beschriebene Lager, welches nach Form und Ausdehnung
der Centuria nahesteht, nach der Analogie dieser höheren Mafseinheit
geregelt worden ist, und insbesondere ob die Hälfte der Centuria, als
4i$ betrachtet und, bis zum scripulum ^^ 100 Quadratruten geteilt, das
ursprüngliche Schema fUr den mit den Legionaren und Bundesgenossen
deatscher Philologen lu Heidelberg, Leipzig 1865, S. 67 ff., M. Voigt Rhein. Mus.
XXIV, 1869, S. 52 ff., Berichte d. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. 1872 S. 45. 6t.
Vidkicht kann die Entscheidung der ungemein schwierigen Frage einigennalsen
dadurch gefördert werden, dais man die zur Bestellung erforderliche Arbeits-
zeit mit in Betracht zieht Da jedesmal die eine Hälfte des Heredium in Brache
lag (Voigt Rhein. Mus. XXIV S. 64 f.), so hatte der BesiUer alljährlich nur ein
Jugemm zu bewirtschaften, ein winziges Stück Landes, welches sicher, auch
bei Handarbeit, nicht mehr als 30 Tage des Jahres zu seiner Bebauung, ein-
schlielslich des Einbringens der Ernte, erfordern konnte. Rechnen wir also selbst
noch einen Monat ffir die mittelbar mit der Bebauung zusammenhängenden Ar-
beiten und fOr die in die Arbeitszeit fallenden Feiertage, so bleiben immer noch
10 Monate des Jahres, welche der emsige Bauer altrömischen Schlages sicher
zum Erwerbe seiner Lebensbedörfiiisse gut angewendet hat. Die Frage wflrde
also dahin zu wenden sein, ob und wie er die Gelegenheit zu anderweitigem
Erwerbe gehabt hat Für die neugegründete Kolonie wenigstens läfst eine Ant-
wort sich denken. Wenn der Kolone noch als zugehörig zu Haus und Hof einen
mäCiigen Gartenbesitz hatte (Voigt a. a. 0. S. 56) und überdies sein Kleinyieh
auf gemeinschaftlicher Flur weiden lassen konnte, so war er und seine Familie
mit der Besorgung dieses gesamten Hausstandes und mit der Verarbeituns der
gewonnenen Produkte (besonders der Wolle) für das ganze Jahr genügend be-
schäftigt, zugleich aber auch genügend für sich und seine Angehörigen ver-
sorgt
1) Voigt im Rhein. Mus. XXIV S. 53ffl 71 und in den Berichten u. s. w.
8. 45. 61 ff. nimmt als die seitdem festgesetzte Norm 7 Jugera an.
2) Derselbe Rhein. Mus. XXIV S. 53. Spuren ehemaliger Assignation nach
Centurien sind bis auf den heutigen Tag kenntlich in Gampanien, wo Quadrate
mit einer SeitenUnge iron etwa 710 Meter (genauer 710,4 M.), d. L 2400 röm.
FuOi zu 0,296 M., beobachtet worden sind (J. Beloch Gampanien, Topographie
u. 8. w., Berlin 1879, S. 309), femer in Tunis auf dem Boden der unter Ai^ustus
gegründeten Kolonie Garthago, wo allerwärts die Quadrate von 708 M. Seiten-
länge — 2400 röm. FuTs zu 0,295 M. noch deutlich hervortreten (G. T. Falbe
Recherches sur l'emplacement de Garthage, Paris 1833, p. 54 ff.). Auch in der
Enilia und sonst im Norden Italiens kann die einstige Flurteilung in Genturien
■och nachgewiesen werden (Briefliche Mitteilung von H. Nissen, der sich dabei
bezieht auf das Werk des Hydraulikers Lombardini Studi idrologici e storici
sopra U grande estuario Adriatico u. s. w., Mailand 1868).
88 RÖmSGHBS LÄKGENMASS. § 14, u
belegten Teil des Lagere abgegeben bat, schont weiterer Untersuchung
wert ZQ sein.O
Nach den Zeogniasen der Gromaliker ist bei der Kolonisation
unter Umständen die eetUwrm auch grOfiier oder kleiner bemessen
worden als die nrsprOngliche Bedeutung des Wortes besagt In Italien
sind bisweilen Centnrien von nur 50 Jugera cur Terteüung gekommen ;
hiufiger war wohl die Erhöhung des ursprtlnglichen Maises, und swar
auf 210 oder 240 Jugera.*) Augustus wies einer Veteranenlegion
Centurien von je 400 Jugera zu.*)
Einen moUus von 25 (statt 4) Centurien erwähnt der Gromatiker
Siculns Flaccus.^)
I 14. Bestimmung des röwtisehan Pufses,
1 . Der Ausdruck fts monetalüy mit dem der Gromatiker Hyginus ^)
den römischen Fufs im Gegensatz zu ausländischen FuTsma&en be-
nennt, weist deutlich darauf hin, dafs in dem Tempel der Inno
Honeta auf dem Kapitol ebenso wie andere Normalmafse auch ein
Hafsstab des Fufses aufbewahrt wurde. ^) Dies btürgt uns daftUr, da6
der römische Fufe eine feste und konstante Gröfse gewesen ist, und
1) Eine solehe Vennotaiig lag nahe gemlfa der ron Fr. Hankel in Fleck-
eisens Jahrfoflehern (fa claasische Philologie 1880 S. 737 ff. yeranchten Darstellnng
des römischen Lagers. Naehdon jedoch H. Nissen aeine im J. 1869 Teröffent-
lichte Planung (Das Templom S. 23 ff.), welche mit geringen Ahlnderangen tob
J. Maraoardt (RSmische Staatsrerwaltung D S. 391 ff.) beibehalten worden ist,
in FlecLeisens Jalffb. 1881 S. 129 ff. gegen Hankel in eingehender UnterBochnng
aufrecht erhalten hat, kann die Ton mir in denselhen Jahrb. 1880 S. 2^ ge-
legentlich aosgesprochene Hypothese nicht eher Anspruch auf Beachtung machen,
als sie ausfniuiicher dargelegt und begründet worden ist
2) Hyginus de limit in den Gromat p. 170, Siculus Flaccus de conüc agr.
ebenda p. 159.
3) Hygin. de limit. p. 170 f.
4) Gromat p. i58, 20.
5) Gromat ed. Lachm. p. 123: pes eorum, qui Ptolemeicus appellatur, habet
monetalem pedem et semunciam — item dicitur in Germania in Tungris pes
Drusianus, qui habet monetalem pedem et sescunciam.
6) In der Aufschrift des Famedschen Congius (§ 18, 1) heifst es 'maisurae
exactae in Gapitolio*, woraus herrorgeht, dafs das Mormalmafe auf dem
Kapitol aufgestellt war. Dies bezeufft ausdrQcklich Priscian in dem Lehrge-
dichte de panderilms et mensuris (Wemsdorf poet Lat V, 1 p. 494 ff., Metroi.
Script II p. 91) TS. 62: quam (amphoram) ne yiolare liceret, Sacrarere loTi
Tarpeio in monte Quirites. Noch genauer wird der Aufbewahrungsort der
Normalmafse hezeiehnet durch die Benennung pes mtmetalis bei Hygin; es war
dtf Tempel der Inno Moneta auf dem Kapitol, der bekanntlich augletch Mflnx-
stitte war (unten § 35, 1). Li?. 6, 20, 13, Wemsdorf in dem Eicurse xu Prisdaft
6. 605 ff.. Ideler Abhandl. 1812--13 S. 158, Hase Palaeologus S. 5 f., Marquardt
ömische SUatsrerwaltong H 8. 11. 34, dieses Handbuch | 35, 1.
1 14, 2. BESTIMMUNG DES RÖMISCHEN FUSSES. 89
wiriüich finden sich erst in der Kaiserzeit, yon d^n zweiten Jahrhan*
der! an, Spnren einer geringen Verkleinerung desselben (§ 14, 5).
2. Um den Betrag des römischen Fufses genaa zu ermitteln hat
man Terschiedene Wege eingeschlagen , die zwar im allgemeinen zu
einem flhereinstimmenden Resultate führten, aber keineswegs alle
^ich sicher und zuverlässig waren. ^) Am nächsten lag es den Fuls
unmittelbar nach den Malsstäben zu bestimmen, die uns noch erhalten
sind. Dies sind teils wirkliche Fufsmafsstäbe, wie «e zum Messen ge-
braucht wurden, teils Modelle von'Mafsstäben, die auf Monumenten
aDgebracht sind. Von den letzteren sind am bekanntesten und in
froheren Untersuchungen Tielfach behandelt die drei auf den Monn*
menten des Cn. Cossutius, T. Statilius, M. Aebutius gefundenen Mafs-
Stäbe, wozu noch ein vierter nach dem Marchese Capponi benannter
konomt^) Dieselben sind sämtlich in Relief ausgeführt und haben des-
halb an den Enden durch Verwitterung gelitten. Da indes drei der-
selben in Pabnen eingeteilt sind, so hat man den vollen Fufs nach
den mittleren Abteilungen zu bestimmen gesucht. Doch hat das ganze
Verfahren so viel Schwankendes und Unsicheres, dafs man nicht er-
warten kann, dadurch den genauen Wert des römischen Fufses gefun-
den zu haben 3), ganz abgesehen davon, dafs von vornherein bei Er-
1) Eine ausführliche Obenich t über die TenchiedeDen Arten, aof welche
man den römischen Fnüs zu bestimmen gesucht hat, geben Fröret in den M^
mobes de TAcad. des hiscr. XXIV, 1756, p. 483 ff., Ideler Abhandlang. 1812—13
S. 146 ff., Wurm p. 69 ff., Paucker S. 178 ff., HnSsey p. 216 ff., Ganina Ricerehe
talla precisa estensione dell' antico miglio Romano in dessen Via Appia vol. I
p. 233 ff. Aach die Übersicht bei Jomard Exposition du systtee m^iqae in
der Deecription de l'Egypte, ^dit Panckoacke, toK Vn p. 139 f. ist beachtens-
wert. JoBward selbst zieht, nachdem er einige der ron ihm anfgefOhrten Werte
Terworfen hat, das Mittel von 0,2959 Meter. Jomards Tabelle wird mit ge-
ringeB Abweichangen wiederholt Ton G. Karsten in der Allgem. Encyklop. der
Physik Bd. I S. 437 and ans diesen Bestimmungen der strenge Wert* Ton
131,736 Par. Lin. » 0,2972 M. und der Näherungswert von 130,986 Lin. —
04955 M. abgeleitet.
2) Es sind I. der Fuls auf dem Grabmale des Gn. Cossutius (Gruter
inscr. p. 644^ 1), nach dem Besitzer des Grundstückes, in welchem das Mono-
ment aufgefunden wurde, auch der Co lotiani sehe genannt, zuerst erwähnt
Ton Portius (| 3, 1), ü. der Fufs auf dem Biarmor des T. Statilius (Philander
bei Paetus im Thes. Graev. p. 1617 und Revillas in Saggi di dissertazioni aca-
demicbe di Gortonaül p. 116), in. der Fufe auf dem Monument des M. Aebutius
(Fabretti de aquis et aquaeductibus Teteris Romae p. 73), IV. der Gappo-
ntsehe FuÜB, auf einem Monumente ohne Inschrift gefunden und tou dem
Marchese Capponi dem Museo Gapitolino ffeschenkt (Revillas a. a. 0. p. 118).
3) Eine Obersicht über die älteren Messungen der in Toriger Anm. auf-
ruhrteo Fnismafsstäbe giebt Rerillas Sopra Tantico piede Romano in den Saggi
disaert acad. di Cort III p. 111 ff. Die zurerlässigsten Messungen teilt mit
Barthtiemy M^oire sur les anciens monumens de Rome in den Mäi. de l'Acad.
90 RÖMISCHES LÄNGENMASS. § 14, s.
richtung der Monumente eine absolute Genauigkeit in der Nachbildung
des Fufsmarses gar nicht beabsichtigt war. Dasselbe gilt von zwei
Modellen des FuTses, die auf dem Felsen von Terracina eingehauen
sind.i) Kaum ein günstigeres Resultat ergeben die ziemlich zahlreichen
noch erhaltenen Fufsmafsstäbe.^) Denn schon aus den nicht unbe-
deutenden Abweichungen in der Länge derselben geht hervor, dafs sie
mehr oder minder ungenau gearbeitet sind; und da man nicht an-
nehmen kann, dals die Abweichungen nach dem Plus wie nach dem
Minus sich gegenseitig aufheben,' so giebt auch eine Durchschnitts-
rechnung keinen ganz sichern Wert Doch Mst sich aus den in Pom-
peji und Herculanum aufgefundenen Mafsstäben wenigstens so viel
abnehmen , dals der römische Fuls etwa 295,6 BliUim. und höchstens
296 MiUim. gehalten hat.»)
des Inscr. t 28 p. 607 ff. Danach verhält sich der Gapponische Fufis Bum engli-
sehen wie 116: t20,.wa8 für denselben 130,61 Par. Linien » 0,2946 M. er-
giebt (p. 608), der Äbutisclie ist dem Gapponischen fast gleich (p. 609), der
Gossntische v^halt sich zum Par. Fufs wie 1288^*Vi«» : 1440 (p. 610), d. h.
der Gossntische Fofs enthält 128,838 Par. L. *» 0,2906 M.; der Fnüs des Sta-
tilius ist diesem gleich. Revillas p. 125 bringt etwas höhere Werte heraus,
insbesondere giebt er dem SUtilischen Fufs 131,08 Par. L m* 0,2957 M., dem
Gossutischen 130,75 Par. L. » 0,2950 M. Nach Greaves Discourse of the Roman
foot p. 233 ist der Statilische Fufe «— 0,972 engl. Fufs •- 0,2963 M., der Gossn-
tische — 0,967 engl. F. = 0,2947 M. Letzteren Wert hält er für die allein
wahre Bestimmung des römischen Fuises (p. 222 ff.).
1) Letronne Recherches sur H^ron p. 10 berichtet nach Mongez Rapport des
travaux de la troisi^e dasse de Tlnstitut, ann^e 1813, p. 6 f., dals die Lange
der beiden Fufsmafse 0,2921 und 0,2948 M. beträgt
2) Lucas Paetus de mensuris p. 1607 ff. (Thes. Graev. XI) kannte fünf Maü»-
stäbe, Ton denen er di^enigen drei, welche gleich lang waren, als zuverlässige
Moddle des römischep Fufses erklärte (p. 1617). Dieses Mafe liels er anf einer
Marmorplatte Tertieft eintragen und auf dem Kapitol ausstellen; dies ist der
kapitolinische Fuüs. VergL Revillas p. 119, Ideler S. 149, welche letztere
zugleich nachweist, wie das eingegrabene Modell durch häufige Nachmessniu^en
länger geworden ist Nach Paetus' eigener Angabe ist der kapitoUnischeFuIs
um ^IsA kürzer als der Gossntische; Barth^lemy mafs 130,5 Par. L. •-• 0,2944 M.,
spätere Messungen steigen bis zu 130,7 L. -« 0,2948 M. — Barih^emy p. 610
beschreibt einen bronzenen Malsstab aus der vatikanischen Bibliothek, der
gleiche Länge mit dem Gapponischen Fufse «■ 0,2946 M. hat Rom^ de l'Isle
M^trol. pr^f. p. XVm findet seine Berechnung des römischen Fufses bestätigt
durch einen auf dem Berge Ghätelet gefundenen Mafsstab, der 130,6 lin. hält.
Ein MaÜBstab im Kircherschen Museum ist gleich 0,296145 M., ein anderer in
der vatikanischen Bibliothek gleich 0,295070 M. (Ganina Ricerche sulla precisa
estensione dell' antico miglio Romano, in dessen Via Appia I p. 242). Als un-
gefähres Resultat ergiebt sich aus diesen Messungen die Bestimmung des römi-
schen Fufses zwischen 295 und 296 Millimeter.
3) Sechs Mafsstäbe des Museo nazionale zu Neapel sind gemessen von
Gagnazzi (Sui valori u. s. w. S. 12 der Übers.) und zwischen 0,29145 und
0,29630 M. befunden worden. Scheidet man den kleinsten aus, welcher offen-
bar untermäfsig ist, so erhält man als Durchschnitt aus den übrigen fünf
f 14, 2. s. BESTIMBIUN6 DES RÖMISCHEN FUSSES. 91
Noch weniger konnten die Versuche das LängenmaTs aus dem
KOrpennab zu bestimmen zu einem brauchbaren Ergdinis führen. Die
romischen Körpermafse beruhten allerdings dem System nach auf dem
Langenmafse, denn das Quadrantal sollte den Inhalt eines römischen
Kubikfufses haben. Allein in der Praxis wurden, wie unten (fi 17, 1)
gezeigt werden wird, die Hohlmafse nach dem Gewichte. des Wassers
oder des Weines bestimmt, den siefafsten; es kann also aus soldien
Hohlmafsen nimmermehr ein genauer Wert für den römischen Fufs
abgeleitet werden , ganz abgesehen davon , dafe die ROmer bei ihren
Wflgnngen weder die Temperatur berücksichtigten, noch destilliertes
Wasser gebrauchten, also schon deshalb eine sichere Übereinstimmung
des Körper- und LSngenmafses nicht erreichen konnten. ^
3. Auf den Landstralsen, welche die ROmer zuerst in Italien und
dann in den Provinzen bis an die Grenzen des Reiches kunstmftbig
herstellten, waren die Entfernungen durch Meilensteine bezeichnet
Diese Steine sind, wenigstens auf den Hauptstrafsen , mit ziemlicher
Genauigkeit gesetzt worden, so dafs sich aus den Nachmessungen
einiger Distanzen ein annähernd richtiger Wert des römischen Fulses
hat berechnen lassen.^) Allein das Resultat würde schwerlich so gttn-
CL29513 M. im ganzen höhere Mtfse fand Mahmond Bey (Joarnal Aaiatiqne 1873,
VD. 8^e, toine I p. 70) bei 8 Malsst&ben desselben Masenms, welche ans Pom-
peji und Hercolanom herrühren (and zum Teil identisch mit den vorigen sein
mögen). Der kleinste derselben wird angegeben zu 0,2925 M., die fibrigen sieben
stehen zwischen 0,2950 und 0,2970 M. Der gesarote Bnrchschniii stellt sich
anf 0,2956, der Dorchschnitt der sieben letzteren auf 0,2960 M.
1) Ans dem Famesischen Gongius (f 18, 1) leitet YiUalpandi de ponder.
p. 499 f. einen FuCb ab, der mehr als 0,300 M. beträgt, was jedenfalls bu hoch
(st Sicherer noch ist der Weff, den zuerst Eisenschmid p. 101 f. eingeschlagen
hat Er geht von dem römischen Pfände aus und berechnet danadi die Seite
des Quadrantal als eines Knbos, der 80 Pfund Quellwasser hält So erhält er
einen Fnis von 132,45 Par. Lin. — 0,2988 M. Gagnazzi S. 122 rechnet nach
seinem Pfunde 131,3 Lin. — 0,2962 Bi, was Ton Böckh S. 197 mit Recht als
nicht hinlänglich gesicheK bezeichnet wird. Doreau de la MaUe Econ. polit I
p. 29 folfft der Bestimmung des Pfandes durch de la Nauze und Barth^lemy
und erhält danach 0,29642 M., wofür er später (p. 30) nach Gosselin 0,296296 M.
setzt Da aber das römische Pfund in Wirklichkeit noch gröfeer war, aU de
la Name and Barth^lemy es annehmen (s. § 21, 3), so würde auch der Fuüs noch
höber aniMetsen sdn, also der daraus gefundene Wert um so mehr tou der
wahren Unge des römischen Fulses abweichen. — Aus dem unten § 18, 2 be-
rechneten wert der Amphora würde sich ein Fufs von 0,2973 M. ergeben.
2) Die früheren Versuche der Art, welche Gassini, Astruch, Maffei und Re-
Tillas angestellt haben (s. den letzteren p. 121 ff.) sind ohne Wert Zuverläs-
siger ist das Resultat tou d'Anirille M6moire snr le mille Romain in den M^m.
de TAcad. des Inscr. t 28 p. 346 ff., der für die Meile 756 Toisen •- 1473,47 M.,
Ar den Fufs 130,637 Lin. » 0,2947 M. fand. Die Nachmessung einer Distanz
der Appischen Stralse hat für die Meile 1471,233 Meter, für den Fufs 0,29425 M.
92 RÖMISGHES LANGENMASS. § 14.3.
stig awgefaUen sein, wenn nicht der römische Fufe bereits auf anderem
Wege fest bestimmt worden wäre. Man hatte nämlich mit Recht es
ab das zuverlässigte erachtet, den FuÜBonaisstab wieder aufausuchen,
den die alten Baumeister selbst bei Tempeln und anderen öffentlichen
Gebäuden gebraucht haben. Wenn irgendwo, so mufsten bei solchen
Bauten genaue Mesmingen zu Grunde gelegen haben, und es bedurfte
mithin nur einer sorgfältigen Nachmessung mit den Mafsstäben, welche
jetzt ObUch sind. Denn da man die GrOfee des römischen Fufses aus
den oben erwähnten Monumenten und Mafsstäben bereits bis zu einem
gewissen Grade sicher kannte, so liefs sich leicht eriLennen, wie viel
römische Fufs jeder einzelnen Dimension eines Gebäudes zu Grunde
liegen, und hieraus wiederum konnte der Betrag des Fufses genau
ermittelt werden. Diesen Weg hat Raper in seiner Aifutry into the
meä$ure of the Reman foot i) eingeschlagen und mit Zugrundelegung
des Desgodetzschen Werkes ^) für den römischen Fufs, wie er bis zur
Regierung des Titus gebräuchlich war, den Blinimalbetrag von 0,970
engl. Fufs — 295,74 Millim. gefunden, welchen Betrag bis auf
296 Blillim. zu erhöhen zulässig sei.^) Dieser auf einer grofsen Anzahl
ergebeD (LetronDe Recherches sur H^ron p. 10). GaDina endlich berechnete eben-
faUs aus der Messung einer Distanz auf der Via Appia 0,295600 Meter (a. a. 0.
p. 249 ff.). Dieser letztere Wert koaimt der ans den Geb&uden entnonunenen
Bestimmung des Fufses am nächsten. Die zahlreichen in den Rheinlandni wie-
der aufgefundenen Spuren römischer Heeressirafsen bestätigen zwar die That-
sache, dafs die Römer ihre Meile zu 2000 Schritten gerechnet haben (Jakob
Schneider, Jahrb. des Vereins Ton Altertumsfreunden im Rheinlande Heft LXI
S. 7 ff., derselbe Neue Beitrige zur alten Gesch. und Geogr. der Rheinlande,
elfte Folge, Dfisseldorf 1878, S. 7. 11), fahren aber zu keiner Festsetzung des
Fufewertes. Auch die alten Itinerarien beanspruchen, so weit sie erhalten sind,
nur eine Genauigkeit auf Tausende von Passus. Bis zu dieser Grenze ist auch
die Reichsvermessung, welche Aogustus unter Oberleitung des Agrippa anstelleA
liefe, zuverlässig gewesen (vergl. J. Partsch Die Darstellung Europas in dem
geographischen Werke des Agrinpa, Breslau 1875, und meine Bemerkungen
dazu in Fleckeisens Jahrb. 1876 S. 766 f ).
1) Philosophical Transactions 1760 p. 774 E
2) Les Minces antiques de Rome, Paris 1682.
3) Nachdem er a. a. 0. p. 795—819 die Mittel aus den Messungen an ver-
schiedenen Tempeln gezogen hat, kommt er p. 820 zu dem Schlüsse: 'It appears
(rom the measures of these buildings, that the Roman foot before the reign of
Titus exceeded 970 parts in 1000 of the London foot and in the reigns of Se-
vcrus and Dtodetian feil short of 965'. Das sxe^eded bezeichnet die betreffende
Zahl als Minimalbetrag, d. h. der römische Fufs war auf keinen Fall kleiner
als 0,970 engl. Fifa, sondern noch um eine Kleinigkeit grölser, die jedoch aufser
Berechnung faUt, da sie noch nicht 0,001 engl. Fufe — 0,0003 M. betfäfft Da
Raper überdies, wie «r p. 778 bemerkt, den Pariser Fufs zum englischen in
dem Verhältnis 10654 : 10000 anseUt, so sind die 0,970 engL Fufs — 131,10 Par.
Lin. — 0,29574 M., welcher Betrag in Rapers Sinne bis zu 0,2960 erhöht wer-
den darf.
1 14, s. BESTIBIMUNG DES RÖBUSQHEN fUSSES. 93
TOD MesBUBgen basierte Wert wird nur um ein weniges von dem Re-
Silicat ttberschritten, welches Cmina in seinen Untersuchungen ttber
die römische Meile aus der Länge der Säulen Trajans und Marc Aurek
berechnet hat Es ergab sich ihm daraus ein Fuls von 296,85 Hillim.i)
An RaiAsr schUelst sich ideler an ; er bleibt jedoch bei der runden Zahl
von 131 Par. Linien •■» 295,5 MiUim. st^en <), einem Betrage, welcher
in der That beim Flavischen Am{diitheater zur Anwendung gekommen
ni sdn scheint^) Wurm, dem Böckh (S. 198) folgt, fiifst bei seiner
Berechnung ebenfalls hauptsächlich auf Raper, eriiOht jedoch das von
diesem erhaltene Resultat noch um eine Wenigkeit, indem er den Fuls
zu 131,15 Lm. — 295,85 HilhnL ansetzt^)
Dafs indes kein Grund vorlag von der genauen und auch in ihrer
Fassung durdiaus korrekten Raperschen Bestimmung auch nur um
ein geringes abzuweichen , zeigten nachträgUch die Bauten Pompejis.
Nach zahlreichen Messungen ümd Heinrich Nissan ^) als Betrag des
1) Canina a. a. 0. p. 244—248. Beide Säulen sind mit Ausschlufe der Basis
and des obera Aofsatzes 100 römische ¥uk hoch.
2) AbbandL 1812—13 S. 160. Bestätigt findet Ideler dieses Resultat durch
die Vergleichung der Angabe des Plioius (36, 9 § 71) über die von Augustus
n Ron aufgestellten Obelisken mit der Nachmessung Stuarts. Freilich muli
hierbei die handschriftliche Lesart geändert werden (LXXXn für LXXXY). Unter
dieser Voraussetzung ergeben sich 130,97 Par. Lin. «=> 0,29545 M. ffir den Fuls
fS. 161).
3) Aus den Hauptdimensionen berechnet H. Wittich Philologus XXI S. 16
Anm. 5 die Fnfswerte 131,05, 130,98, 130,82 Par. Linien, d. L 0,2956, 0,2955,
0,2951 M.
4) Seine Durehsehnittsrechnung p. 83—85 ergiebt 131,144 Linien, wofür er
8chlie£slicb 131,15 Linien setzt Indes würde er nach seiner eisenen Rech-
Dong noch etwas mehr erhalten haben, wenn er das englische Mals richtiff auf
franiösisehes zurückgeführt hätte. Raper hatte nämlich den Pariser Fofs auf den
englischen in dem Verhältnis 10654 : 10000 redudert (oben S. 92 Anm. 3), Wurm
aba ninunt bei der Zurückrechnung das Verhältnis 10655,5: 10000 (p. 88 Tergl.
nitp. 6). Nicht ganz Terläfslich ist auch das Verfahren Pauckers (S. 178—186),
der das Mittel aus allen ihm vorliegenden Bestimmungen des römischen Fufses
zieht, und so 11,650 engl. Zoll » 0,2959 M. erhält Dabei ist aber die zu hohe
Bestimmung nach dem Farnesischen Gongius mit in Rechnung gekommen, nach
deren Ausscheidung das Ergebnis unter das Wurmsche herabsinken würde
(Böckh S. 198). Hussey p. 230 erhält durch eine ähnliche Durchschnittsrechnung
ans den Bestimmungen nach den Mafsstäben, den Gebäuden und Wegmessungen
11,6496 engl. Zoll = 0,2959 M. Ganina p. 243 berechnet als Durchschnitt aUer
früheren Bestimmungen 0,296240 M. Über Jomards und Karstens Ansätze yergl
oben S. 89 Anm. 1 a. E. Zu erwähnen ist noch die offenbar zu niedrige Be-
stimmung Letronnes (oben S. 91 f. Anm. 2), der aus vier willkürlich gewählten
Elementen den Fafe zu 0,2947 M. und danach die Meile zu 1473,5 M. ansetzt
Den gleichen Fufswert leitet Aur^s £tude des dimensions du grand temple de
Paestum, Paris 1868, aus dem grofsen Tempel von Pästum ab (Tergl. Revue
«reh^ologique, nouv. s^rie, 1869, toI. XX p. 388).
5) Pomncjanische Studien, Leipzig 1877, S. 86. Vergl. auch ebenda S. 225.
390. 585. Sowohl gegen die Messungen als die daraus abgeleiteten Kombina-
94 RÖmSGHES LÄNGENMASS. | 14. s. 4.
rOiniscbeD Cobitus im Mittel nngefidir 445 MiHim. , wonach er den
Fufs auf 296 Millim. setzte. Letzterer Wert ist wiederum ein Maxi-
mum, welches bis auf 295,5 Millim. herabzusetzen statthalt ist^)
Da nun endlich auch ein anderes italisches Mafs, der oskische
Fuls, sowohl aus der Nachmessung yon Monumenten genau bestimmt,
als auch nach seinem Verhältnis zum römischen Fulse bekannt ist
(§ 57, 3), und sich von dieser Gleichung aus genau 295,7 Millim. für den
römischen Fufe ergeben 2), so ist dieser Betrag unbedenklich als der-
jenige wahrscheinliche Blittelwert zu betrachten, bei dessen regel-
mäfsiger Anwendung im Durchschnitt die möglichst geringen Fehler
gemacht werden. Daneben ist es wohl zulässig, auf Grund besonderer
Erwtfgungen , den um ein geringes höheren Betrag von 296 Millim.
einzusetzen, wie auch umgekehrt die Annahme eines um etwas niedri-
geren Betrages zulässig sein kann. Eine merkliche Abminderung des
römischen Fufses hat seit dem zweiten Jahrhundert nach Chr. statt-
gefunden (§ 14, 5).
4. Der Stammbaum des römischen Fufsmafses reicht allem Anschein
nach bis auf die altägyptische KönigseUe zurück. Wenngleich wir
nun, nach dem heutigen Stande der Forschung, noch fern davon sind,
die Geschichte dieses Fufsmafses von den ersten Anfängen bis zur
Blütezeit Roms zu verfolgen, so treten doch schon jetzt einzelne helle
Punkte aus dem Dunkel hervor. Die ägyptische Königselle hatte neben
sich ein dem Gebrauche der Handwerker und auch sonst im Verkehr
dienendes kleineres Mafs, welches zu dem königlichen sich wie 6 : 7
verhielt (§ 41, 1. 2). Vier Handbreiten dieser kleineren Elle, zusammen
im Betrage von 300 Blillim., haben nach griechischer Auflassung einen
Fufs gebildet, welcher zuerst im 8. Jahrb., oder noch etwas früher, in
der Planung des Heräons von Olympia erscheint (§ 47, 1). Wie dort
die königliche Elle bereits ein wenig unter die ursprüngliche Norm
tionen Nissens sind mannigfache und im einzelnen durch Zahlen begründete
Einwflrfe erhoben worden von A. Mau Pompejanische Beiträge, Berlin 1879,
S. 20 ff. Eine vermittelnde Stellung zwischen beiden Gelehrten nimmt K. Schoe-
ner ein in dem Aufsatz 'die neue Pompejiforschungf, Nord und Süd, eine deutsche
Monatsschrift, XVI, März 1881, S. 368 ff. In der Bestimmung des römischen
Pulses, wie er in den Bauten Pomp^is sich zeigt, zu 0,296 M. herrscht zwischen
Nissen und Mau keine Differenz.
1) Aus den von Nissen S. 240 mitgeteilten Grunddimensionen des kleinen
Theaters ergiebt sich ein Fufs zwischen 0,294 und 0,297, also im Blittel von
0,2955 M.
2) Der oskische Fuls beträgt nach § 57,3 0,275 M. und verhält sich zum
römischen Fufs wie 93 : 100. Hiemach ist der Betrag des römischen Fufses
genau — 0,2957 M.
I 14,4. BESTIMMUNG DES RÖMISCHEN FUSSES. 95
herabg^faogen war, so zeigt auch jener olympische Fufs einen Betrag
Ton nur 297,7 Millim. Auf einem Monumente des 5. Jahrhunderts,
welches aus Rieinasien oder den Inseln stammt, finden wir denselben
Fürs in der Ausdehnung von nur 295 Millim., und zwar als Siebentel
der Klafter der kOnigUchen Elle dargestellt (§ 50, 1). Wann und auf
welchem Wege dieser Fufs nach Mittelitalien gelangt ist, wissen wir
nidit; als romischer Fufs wird er zuerst bezeugt durch das Plebiscit
der Tribunen P. und M. Silius (§ 17, 2). Da dieses Gesetz sowohl die
Regelung des Hohlmafses nach dem Gewicht feststellt als auch die
anderweit nachgewiesene Beziehung des Hohlmafses zum Längenmafs
andeutet, und da wir ferner das Verhältnis des römischen Gewichts
zum attischen und die wechselseitigen Beziehungen des attischen Ge-
wichts- Hohl- und Längenmafses genau kennen (§ 10, 4), so leiten
wir durch Vergleichung des attischen und romischen Hohlmafses aus
dem attischen Fufse von 308,3 Millim. einen römischen Fufs yon
296,4 Millim. ab.O Die römische Meile ist sicher zuerst von Strabo
oder, wenn die handschriftliche ÜberUeferung echt ist, schon von Po-
lybios zu SVs Stadien bestimmt worden (§ 10, 1). Vorausgesetzt, dafs
darunter attische Stadien zu yerstehen sind, erhalten wir zwischen
attischem und römischem Fufse das Verhältnis 25 : 24, welches später
ftirdie Geltung attischen Mafses in einer römischen Provinz ausdrücklich
bezeugt wird (§ 10, 3). Für den römischen Fufs berechnen sich
danach 296,0 Blillim. Der Polyhistor Plinius, der um etwas jünger
war als Strabo, giebt die Messungen einiger Bauwerke des Orients in
romischen Fufs an. Nun läfst sich zwar aus seinen Nachrichten über
die Dimensionen der ägyptischen Pyramiden kein zuverlässiger Wert
des romischen Fufses ermitteln 2); um so befriedigender aber ist das
1) Die Elemente der Gleiehnng 308,3 mmixnm f^ : f^T, wonach as ■-
296,43 mm, sind oben § 10, 4 S. 72 dargelegt worden.
2) Die Maise der drei bedeutendsten Pyramiden werden von Plinius 36, 17
I SO ed. Detlefsen in pedes angegeben. Eine Vergleichung mit den neueren
Meaaungen 3Eeigt sofort, dafs der Schriftatelier römische Fufs gemeint hat Doch
lä&t sich daraus nur ein ganz ungeföhrer Wert für den römischen Fufs be-
rechnen, da einerseits die Zahlen bei Plinius abgerundet, zum Teil auch nicht
sicher überliefert sind, anderseits die entsprechenden Dimensionen der Pyra-
miden, trotz verschiedener Nachmessungen, durchaus nicht genügend festgestellt
lind. Veif 1. Bdckh Metrol. Unters. S. 240 f., Queipo Essai I p. 64. 542 ff., Wittich
Arehiol. Zeitung XXX S. 30. 60 ff. Die Basislänge der gröiisten Pyramide wird
Ton Neueren zwischen 227,25 und 233,90 Meter (oben §. 57 Anm. 1 und Queipo
1 p. 542 f.), von Plinius nach der zuverlässigsten handschriftlichen Überlieferuuff
zu 783 Fuis angegeben, was auf einen römischen Fufs zwischen 290,2 und
298,7 Millim. führt. Ahnlich läfst sich aus den Dimensionen der kleinsten von
Plinius erwähnten Pyramide auf einen Fufs von 297,7 Millim. schlieCsen.
96 RÖMISCHES LÄNGENMASS. f 14, 4.
ErgebDis der YergleichuDg Beiner AngabeD Ober das Artemision lu
Efriiesos mit den ursprangiichen Mafisen dieses Tempek^ denn wir er-
halten danach einen Fofs zwischen 295,5 und 295,7 llillim.i)
Gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. yergUch der GrcMna-
tlker Hyginus den römischen Fnfs mit d^n campanischen od^ oski-
sehen. Aus der von ihm hezeugten Gleichung der Flttchenmafoe lafst
sich auf das Verhältnis der Langenmafse zurttckschlieTsea, und da der
oskische Fufs durch Monumente direkt bestimmt worden ist, so ergiebt
sich, wie schon bemerkt^ daraus ein Betrag von 295,7 MiUim. für den
römischen Fufs.^)
Wir haben also ein yon der altägyptischen Elle abgeleitetes Fufs-
mafs auf griechisch-römischem Boden durch den Zeitraum von etwa
9 Jahrhunderten verfolgt. Schon f(lr die erste Hälfte dieser Epoche
liefs sich ein Schwanken des Betrages von reichlich 297 bis heräb zu
295 MilUm. beobachten. Seitdem aber der römische Freistaat dieses
Mafs gesetzUch fixiert hatte, behielt es bis in das erste Jahrhundert der
Kaiserzeit den Betrag von nahezu 296 Millim. so genau bei, dals die
wahrscheinUche Fehlergrenze unserer Beobachtungen noch nicht einen
halben Millimeter beträgt, mitbin nicht weiter sich erstreckt als der
Bereich derjenigen Fehler war, welche die Alten selbst bei ihren Mes-
sungen machten und als verschwindend klein nicht in Betracht zogen.
Gemäfs seiner Ableitung aus dem gemeinsamen Urmafse der
ägyptischen Eile stand der römische Fufs zu den übrigen Ltfngen-
mafsen des Altertums in durchsichtigen, einfachen Verhältnissen.')
1) Vergl. unt^ § 50, 3 und meine Abhandiong Aber 'Die Mafse des Heraion
zu Samos und einiger anderen Temper, Archäol. Zeitung XXXIX S. 113 f. Die
Zahlen bei Plinius 36, 14 § 95 sind abgerundet; offenbar war keine grölsere
Genauigkeit beabsichtigt als bis zur Hälfte der zehnfufsigen romischen Pertica.
So erklärt es sich zunächst, dafs die 425 römischen Fufs der TempeUänge und
die 225 Fufs der Tempelbreite zu einander in dem Verhältnis 17 : 9 stehen,
während das wirkliche Verhältnis 15:8 war. Nehmen wir nun an, dab die
Ungeoauigkeiten bei der Ausmessung der Breite und Länge des Tempels nach
römischen Ruten gegenseitig etwa sich ausgeglichen haben, so dürfen wir
240 + 128 königliche Ellen, jede zu 0,522 Bi, also zusammen gleich 193,1 M.,
vergleichen mit 425 4-225 römischen Fuiis, und erhalten danach fflr den Fufs
0,2955 M. Noch günstiger fällt der Vergleich der Säulenhöhe, also einer kleineren
und ToraussichtUch auch möglichst genau gemessenen Dimension, aus. Die 60
römischen Fulis des Plinius stimmen nämlich mit der Säulenhöhe, welche man
aus dem direkt nachgemessenen Säulendurchmesser (Archäol. Zeit a. a. 0. S. 114)
bestimmen kann, derart überein, dals die planmäfsige Höhe Ton 34 königlichen
Ellen — 17,74 M. den genauen Wert von 0,2957 M. für den römischen Fufs ergiebt
2) S. das Nähere unten § 57, 3 und vergl. oben S. 94.
3) Seinem Ursprünge nadi verhielt sich der römische Fufs zu der könig-
lichen ägyptischen Elle nach § 46, 20 wie 4 : 7 — 16 : 28. Aus der Säuleahöhe
1 14, 5. BESTIMMUNG DES RÖBOSGHEN FUSSES. 97
Seine weityerbreitete Geltung verdankte er nicht blofs der GrOfse und
Macht des römischen Reiches, sondern auch der Sorgfalt, mit welcher
seine Norm aufrecht erhalten wurde, aufserdem aher auch seinem
besonders günstigen Verhältnisse zum natürlichen Schrittmafs, auf
welchem wiederum die Wegmessungen zum grOfsten Teile beruhten
(§ 8, 7).
5. Die sorgfiiltigen Messungen Rapers, nach welchen wir oben
den Wert des römischen Fufses für die Zeit der Republik und das
erste Jahrhundert der Kaiserherrschaft festgesetzt haben , zeigen zu-
0eicb, dafs dieser Fufs unter Severus und Diocletian gesunken ist um
etwa 5 Tausendstel des englischen Fufses i), mithin seit Ende des
zweiten Jahrhunderts n. Chr. etwa gleich 294,2 Millim. zu rechnen ist.
Abgesehen von dieser unbedeutenden Verringening hat der rö-
mische Fufs seine feste Geltung behalten bis in weit spätere Zeiten ;
ja er hat sich nach dem Untergang des weströmischen Reiches sowohl
im Osten ^) als auch in den westlichen Reichen des Mittelalters erhalten ')
am Artemision zu Ephesos ergiebt sieb, dafs die königliche Elle des 6. Jahrb.
T. Chr. einerseits und der römische Fufs des 1. Jahrb. n. Chr. anderseits efiektiv
sich yerbielten wie (16 + 1) : (28 + 2) -» 17 : 30. Wieder anders, nämlich zu
(16~1):(28 — 1) «5:9, gestaltete sich das Verhältnis gemäfs dem Phile-
tärischen System in Kleinasien und Ägypten (§ 50, 1. 53, 4). Weitere Modiiika-
tiooen traten spater noch in der Provinz Ägypten ein (§ 53, 7. 8). Die Ursprung-
lieben Verhältnisse des römischen zum attischen und oskischen Fufse werden
weiter unten ({ 46, 20) dargestellt werden ; sie gestalteten sich sodann um zu
24:25 und 100:93. Zu dem kleineren asiatischen oder ephesischen Fufse,
welcher seinerseits zu der königlichen Elle sich wie 16 : 25 verhielt (§ 46, 20.
50, 3), stand der römische Fufs seinem Ursprung nach wie 25 : 28. Indem man
mter 7* '2 Stadien des asiatischen Fufses mit 1 römischen Meile glich, modi-
Dcierte sich das Verhältnis zu (25 -(- 2) : (28 + 2) « 9 : 10. Aber der asiatische
Fslis war auch nach dem fernen Germanien gewandert (| 60) und wurde dort
Ton den Römern gleich V/t Reichsfufs gesetzt. Das Verhältnis war also ander-
weit umgeschlagen zu (25 — 1) : (28 — 1) — 8:9.
1) Oben S. 92 Anm. 3. Die 0,965 engl. Fufs sind nach Rapers Ansatz ==s
130,42 Par. Linien »= 0,2942 Meter. Diese Bestimmung ist in den Metrol. Script. I
p. 45 und unten $ 51, 1 zu Grunde gelegt, sowie in einer Anmerkung zu § 53, 7
a. E. berdcksichtigt worden.
2) Dies wenigstens ist die Ansicht von H. Martin Recherches sur H^ron
d'Alexandrie p. 280, welcher eine Stelle Herons von Byzanz dabin deutet, dafs
der römische Fufs noch im 10. Jahrb. im byzantinischen Reiche im Gebrauch
gewesen ist
3) S. Boisser6e Geschichte und Beschreibung des Domes von Köln, 2. Aufl.,
Manchen 1842, S. 114 weist nach, dafs der römische Fufs bei den Baumeistern
des Mittelalters sehr gebräuchlich gewesen ist Insbesondere ist ein sehr alter
Plan des Doms zu Köln nach einem Fufs von 130 Par. Linien »- 0,29326 M.
aasgeführt In Frankreich hatte sich der römische Fufs bis zur Revolution er-
halten in der aune de Paris «« 4 röm. Fufs, und 'zwar erscheint hier der
römische Fuls nochmals in seinem früheren Betrag von 0,2955 M., ja vielleicht
gar mit einem Aufiscblag bis zu 0,297 M. (vergl. unten Anm. zu § 53, 8 a. E.).
HiUteb, Metrologie. 7
98 RÖMISCHES L&N6ENMASS. i 14, 6.
UDd seine letzten Spuren sind erst durch das neuere französische:
Mabsystem beseitigt worden.
6. Wie oben (§ 14, 3) gezeigt worden ist, haben wir den römi-
schen Fufs, um die romischen Längen- und FUichenmafse mit den
heutigen zu vergleichen, zu 0,2957 Meter anzusetzen.
Hiernach beträgt
der Cubitus 0,4436 M.
die Pertica 2,957 „
der Passus 1,4785 M.
die Meile 1,4785 Rilom.
Ftlnf römische Meilen«« 7,393 Kilom. sind sehr nahe gleich
einer geographischen Meile, welche als der 15. Teil eines mittleren
Breitengrades 7,407 Kilom. hält. Man kann also ohne grofsen Fehler
die römische Meile = 1 V2 Kilom. = Vs geogr. Meile
setzen.
Ferner ist
der römische Quadratfufs = 0,08744 D>L
das Scripulum = 8,744 „ „
das Jugerum »= 2518,27 „ „
= 0,25183 Hektare.
Man kann also das Jugerum ohne erheblichen Fehler = 1/4 Hektare
setzen.
Die weitere Reduktion der römischen Längen- und Flächenmafse
ist in Tab. VI— IX enthalten. Tab. VI giebt die Übersicht über die
doppelte Einteilung des Fubes und über die gröfseren Mafse bis zur
Meile. In Tab. VII sind die Vielfachen des Fufses und Passus auf
Meter und die milia passuum auf Kilometer, in Tab. VIH die römischen
Meilen auf geographische reduciert.i) Tab. IX A giebt die Übersicht
über die Flächenmafse, B die Teile, C die Vielfachen des Jugerum.
1) Bei Tab. YlII ist zn beaehten, dafs für 0,1996 ohne merklichen Fehler
0,2 «■ Vs) fttr 0,399 0,4 >» '/> d. s. w. gesagt werden kann.
Dritter Abschnitt.
Die Hohlmafee.
§ 15. Da* attUehe Hohlmafi.
1. Seit den ältesten Zeiten sind die Hohlmafse unterschieden wor-
den, je nachdem sie zum Messen von Flüssigkeiten oder yon trockenen
Gegenständen bestimmt waren. Der Grund dieser Erscheinung ist
nicht weit zu suchen. Der Krug oder die Kanne, womit Wein oder Öl
gemessen wurden, war nach Form und meistens auch dem Material
nach verschieden von dem Mafse für das Getreide, und nach dem ver-
schiedenen Bedürfnisse wich auch in seinem Betrage das Mafs für
Trockenes von dem Flüssigkeitsmafse ab. Daher waren, wie bei allen
Völkern des Altertums, so auch bei den Griechen beide Gattungen von
Mafsen nach Gröfse und Benennung verschieden 0; erst bei den klei-
neren Unterabteilungen fand Übereinstimmung statt.
Ebenso wenig wie ein gemeinsames Münzsystem gab es auch
gleiches Hohlmafs in Griechenland. Insbesondere ist uns überliefert,
dafs das lakedämonische Mafs gröfser war als das attische, und nach
dem lakedämonischen richtete sich wahrscheinlich das äginäische Mafs
(S 46) 5 — 9). Indessen mufs das attische Hohlmafs schon frühzeitig
mehr als blofs lokale Geltung gehabt haben, sonst würde Herodot die
persische Artabe nicht nach attischen Medimnen und Choiniken be-
1) Vergl. über die orientalischen Mafse nnten § 41, 7. 42, 7. 43, 1. 44, 9.
45, 3. 4, Tab. XX und XXI, fiber den Zusammenhang des griechischen Hohl-
nafees mit dem orientalischen Brandis S. 29. unten § 46, 4 — 10 und Tab. XX.
Homer (Od. 19, 28) nennt bereits als eigenes Mafs fflr Getreide die xP^vt^\ sonst
freüidi ist bei ihm uHqw das Mafs schlechthin, sowohl für Trockenes als fflr
FlilMiges ($ 46, 4). Besondere Mafse ffir Fittssiges und Trockenes unterscheidet
auidriieklleb der S. 100 angefahrte athenische Volksbeschlufs ; ebenso die Gale-
nisehe Sammlung und andere metrologische Tafeln (s. den Nachweis im Index
zu den Metrol. Script, unter fidrow 2), desgleichen auch Eutokios zu Archlme-
des nt^ c^paiqas nal xvX, toI. III p. 106, 16 Heiberg: rä tc9v vy^cSv fidr^a xai
1*
100 ATTISCHES HOHLMASS. | 15, i.
Stimmt haben (§ 45, 3). Auch in Sicilien herrschte das attische Mafs
und ging Ton da zu den Römern Ober (§ 56, 2. 3).
In Athen wurde die KontroUe über die Aufrechterhaltung von
richtigem Mafs und Gewicht Ton Staats wegen geübt. Darauf läfst
schon der Umstand schliefsen, dafs dafür eine besondere Behörde, die
Metronomen 1), bestand. Den näheren Ausweis giebt ein ziemlich
vollständig erhaltener Volksbeschlufs, der zwar der späteren Zeit an-
gehört, aber zugleich einen Rttckschlufs auf frühere ähnliche Bestim-
mungen gestattet. 2) Danach sollen die Behörden, welche gesetzlich
dazu bestimmt sind, nach besonders dazu vorgerichteten Mustermafsen
{ovußoXa) geeichte Mafse (arjyujifiaTa) für Trockenes und Flüssiges
wie auch Gewichte anfertigen lassen ; wobei die Eichung durch einen
Stempel zu garantieren sei. 3) Die Behörde solle ferner bei Vermeidung
von Geldstrafe darüber wachen, dafe nach diesen Mafsen und Gewich-
ten ohne Ausnahme im Verkehr gemessen werde, und aufserdem solle
noch der Rat der Sechshundert zu Anfang jedes Jahres genaue Kon-
trolle fuhren, dafs Verkäufer sowohl als Käufer richtiges und geeichtes
Mafs gebrauchen.^) Zur Aufrechterhaltung des richtigen Mafses auch
in der Zukunft sollen die Normalmafse und Gewichte von öffentlichen
Sklaven sorgfältig aufbewahrt und jährlich unter genauer Rechen-
schaftsablage den Nachfolgern übergeben werden; andere sollen für
1) Böckh Staatsh. P S. 70, R. Scbillbach De ponderibus aliquot aatiqois Iq
•den Annali dell' Instit. archeol. 1865 p. 187, Carl Gartius Das Metroon in Athen
als Staatsarchiv, Gymnasialprogramm Gotha 1868, S. 22. Diese Metronomen
hatten nach Deinarchos bei Foll. 4, 167 und Aristoteles bei Harpocr. die Auf-
sicht über die Richtigkeit der Mafse, also im wesentlichen den Wirkungskreis,
der den nicht namentlich genannten Behörden in dem Volksbeschlusse vor-
geschrieben wird.
2) Die betreffende Inschrift ist von Böckh G. I. Gr. Nr. 123 veröffentUcht und
in der Staatshaushaltung II* S. 356 ff. eingehend behandelt worden. Ihre Ab-
fassungszeit fällt nach Ol. 152 (172 v. Ghr.), aber auch wahrscheinlich nicht viel
später; auf keinen Fall kann sie in die Kaiserzeit hinabgerflckt werden. Dafs
schon viel früher ähnliche Bestimmungen in betreff der Mafse und Gewichte
bestanden, dafür glebt den direkten Beweis die Inschrift 151 im G. I. vom J. 385
(Ol. 98,4), wo Z. 40 ffta&fua j^o^wä AH, a 6 Srjfios <rtjxc5<rai iynjwüraro, unter
den Schätzen des Hekatompedos aufgeführt werden. Auch das Bestehen der
Behörde der Metronomen zeugt dafür.
3) Die ffvfißoXa und injMoifiara werden § 2 deuUich unterschieden. Vergl.
darüber Böckh S. 358: 'die avfißoka müssen Mustergewichte und Mustermafse
sein, wonach die normierten Mafse (crjxtafiaxa) durch Vergleichung {ß$a
rov avfißaXXsad'ai) bestimmt werden. So erklären Suidas und Phot. vv^ßoXa*
crjfiBia, fiir^a. Von der Stempelung finden sich einige Andeutungen in dem
leider verstümmelten zehnten Paragraphen, wo ein fiitQov xBxaoayfiivov %^
• xf^oKT^» uoXvßBivqf oder ctpQayiCxov fur^av erwähnt wird. Bin nicht ge-
eichtes Mais heifst $ 2 adfißiqxov,
g \ 4) Alle diese Bestinmiungen finden sich in § 2«
S 15.3. MASSE FOR flüssiges. 101
immer auf der Akropolis niedergelegt werden.^) Auch Strafen für die
Ver^scbung der Mustermafse sowie für den Gebrauch falscher Mafse
im Verkehr werden festgesetzt 2)
2. Betrachten wir nun zunächst die Flüssig keitsmaf se. Das
Hauptmafs war der jucr^iyri;^^), auch af4g)0Qevg oder xadog^)
genannt. Die Teilung war duodecimal, denn der Metretes zerfiel in
12 xoeg ^), der Chus in 12 norvlai.^) Das Viertel der Kotyle war das
1) § 5 — 8. Die auf der Akropolis niederzulegenden Nonnalmafse nnd Ge-
wichte sollen als Reserve dienen rar den Fall, daß die übrigen verloren rehen;
nach deigenigen dagegen, welche unter der Obhut der öffentlichen Sklaven
stehen und an drei Orten, in der Tholos zu Athen, im Peiräens und in Eleusis
aufbewahrt werden, sollen andere geeichte Mafse gefertigt und nach Bedfirfnis
an Behörden und andere, die es verlangen, abgegeben werden. So wenigstens
scheint § 5 zu verstehen zu sein. Ba& sich wirklich auf der Burg, und zwar
im Hekatompedos, Gewichte in Aufbewahrung befanden, wissen wir aus den
fJbergab-Urkunden der Schatzmeister des Tempels, G. I. 150 § 25 und 151 Z. 40,
wo cxad'fua xalttja. All, a 6 S^fioe ffrjxtöcat iynjfüraro, erwähnt werden.
2) § 9 enthalt die Vorschriften ober Bestrarnng der Verfälscher der Muster-
mafse; S 1, der nur unvollständig erhalten ist, Bestimmungen über das, was
bd der Entdeckung falscher Mafse geschehen solle.
3) Demosth. Gr. 42, 20, Aristot. Bist. anim. 8, 9 (p. 596« Bekk.) u. Oecon. 2
p. XZhO^ , Hesychios unter ovBqaia u. a.
4) Ein anderer Name für fieT^vrjs war nach Philyllios bei Poll. 10, 70
afLfOQBvQ^ durch Abkürzung aus dem Homerischen ü/upi^^s entstanden,
ein gröfeeres Gefäfs mit Henkeln zum Tragen an beiden Seiten. Nach Philo-
cboros bei Poll. 10, 71 sagten die Älteren (naXatoi), nach Kleitarchos bei Athen. 11
fi473B dielonier für au^oQsvi auch ndSos. In der Tbat finden sich beide
afebenennungen bei Heroa. 1, 51 : (x^arr^^) x<'^Q^o}^ afifooias iSctxoaiovs, und
3, 20: fowtxriiov oXvov nadov, Vergl. auch unten $ 17, 2 die Anm. zu amphora
and Inaex zu den Metrol. Script, unter afitpo^evi und cadus,
5) Erwähnt wird der x<^^ mehrmals von Aristophanes , dann von Aristo-
teles und häufig von Späteren. S. Stephani Thesaur. unter ;^o«vs, wo zugleich
die versebiedenen Formen zusammeuffestellt sind, Bonitz Index Aristotelicus
(Berlin 1870) und Index zu den Metrol. Script, unter ;^ovff.
6) An einem direkten Zeugnisse über die Einteilung des attischen Metretes
fehlt es; doch läfot sich dieselbe leicht kombinieren. Im Carmen de ponderibu»
V. 84 f. heifst es :
Attica praeterea discenda est amphora nobis
Seu cadus, hanc facies, nostrae si adieceris urnam.
Die ylltiea amphora ist der /itr^ttfi, der 1 Urne mehr als die römische Am-
phora (§ 17, 3), d. h. IVs Amphorae beträgt. Nun enthalt die römische Amphora
8 eanßUj der eongius aber ist gleich dem a^ov« (§ 17, 3 geg. E.); also hat der i»e-
T^f/T^ 12 x^^- Basselbe Resultat giebt die Verffleichung mit dem römischen
iextarhu, der als S^crrjs in das griechische Mafssystem übergegangen ist
(1 17, 3). Der x^ enthält nach der übereinstimmenden Überlieferung in den
metrologischen Tafeln (s. Index zu den Metrol. Script, unter xQvs 4) sechs (i-
9raiy der S^cxtis aber ist der achtundvierzigste Teil der römischen Amphora
(s. ebenda i^anji 2), also zugleich der zweiundsiebzigste Teil des Metretes;
Bitbin der xP^ ^^ zwölfte Teil desselben. Die Einteilung des Ghus bezeugt
die älteste Mafstafel (Metrol. Script 1 p. 208, 24): 6 xov« ^t« /nir^op ^Arrutov^
wnvXai lAxTiHai «/^, womit viele andere Zeugnisse übereinstimmen (vergl. Index
unter xov« 2—4, MTvhi 2. 3). Auch das Ptolemäische System der Hobhnafse,
102 ATTISGH£S HOHLMASS. f 16, l.
0%vßaq>ov^ das Sechstel der Kva&og. ^) Als gleichbedeutend mit xarvkr]
kommt in der ältesten , vor Nero verfafsten Mlals- und Gewichtslafel
und vielfach später der Ausdruck tqvßUov vor 2), ferner als Synony-
mon von 6^ßag>ov bei Nikander der xvfißos TQaTte^rjei^^ ein kleiner
Tischbecher. 3)
Als Teihnafise werden aufserdem erwähnt von Herodot die lake-
dämonische Tera^rj oXvov (§ 46,5), von Philochoros bei PoUux (10,71)
das rjiiiaiiq>6Qiov oder TjidixadLov^ in altattischen luschriften sowie
von Aristoteles und anderen der rjfilxoog oder rjfilxovg (in der Mehr-
heit fifxLxoa) und das fifunorvliov.^)
Aufser diesen allgemein griechischen Hohlmafsen finden sich in
den metrologischen Tafeln und anderwärts noch verschiedene andere
BenennuDgen für kleinere Mafse, welche in Ägypten unter den Ptole-
mäern und später unter römischer Herrschaft zu verschiedenen Sy-
stemen zusammengefafst worden sind. Gab es doch in jenem Lande
eine uralte Tradition über kleinste Hohlmafse (§ 41, 7), an welche
dann die alexandrinischen Metrologen und Ärzte anknüpften. Da eine
eingehende Untersuchung über diesen Gegenstand, so wünschenswert
sie auch sein mag, zur Zeit noch nicht vorUegt, so haben wir weiter
unten (§ 53, 17. 18) uns darauf beschränken müssen, wenigstens
einige Hauptpunkte hervorzuheben.
Die Römer haben, wie im Folgenden (§ 17, 3) nachgewiesen
werden wird, ihre Hohlmafse nach den attischen normiert; um so
welches unten § 53, 11 zur Darstellung gelangen wird, bestaUgt die ange-
gebenen Verhältnisse attischer Mafse. — Seinem Ursprung nach bedeutet tco-
rvXrj die Höhlung, also eine Schale oder einen Becher (vergl. A. Fick Ver-
gleichendes Wörterbuch der indogerm. Sprachen P S. 37, G. Gurtius Griech.
Etymolog.^ S. 154), ist also nicht als 'Viertelmafe', nämlich der Ghoinix, zu
deuten, wie Brandis S. 29 Termutete.
1) Den Stellennachweis giebt der Index zu den Metrol. scriptores unter
6Svßa^ov2 und Kva&os 2. Der Ableitung nach bedeutet »cvad'os, ähnlich wie
HorvXriy die Höhlung, und ist nahe verwandt mit lev^, Becher: vergl. Gurtius
a. a. 0. S. 157.
^ 2) Metrol. Script I p. 208, 1: ro di rovßliov XayofiBvov MorvXrj iiniv 14%'
ruc^. Die übrigen Belegstellen sind im fnaex nachgewiesen.
3) Nik. Ther. 526 nebst dem Scholiasten.
4) G. 1. Attic I Nr. 532 in einer Bustrophedon -Inschrift: ^/tixoa, ebenda
Nr. 3, 2 ^/iMotvX, d. i. irgend eine Gasusform von ^/uhotvXiop (vergl. Büttner-
AVobst in Fleckeisens Jahrb. 1881 S. 239). Aristoteles gebraucht, wie Bonitz im
Index Aristotelicus (Berlin 1870) unter vf^xoos nachweist, im Gen. Sing, ^fuxoov
(vielleicht in r^fUxov zu ändern), im Accus, riuixovvy im Piur. VfUxoix, s. Bist
anim. 9, 45 n. 40 (p. 630« a. £. u. 621^ Bekk.), Mirab. ausculL 1 u. 128 (p. 830« u.
842^); derselbe jjfUHozvXtov Bist. anim. 6, 18 (p. 573*), und so auch Spätere.
^Huixovi bei Dioskorides und fifHnarvXtov bei mehreren Ärzten sind nachge-
wiesen Metrol. Script I p. 75. 77.
4 15. 1. MASSE FOR flüssiges. 108
ieidrter konnte es kommen, dafs, seitdem die Herrschaft Romscdeh
nber Griechenland ausgebreitet hatte, auch Mafse des römtscben 6y*
flmns snrOek in das griechische ttbergngen. So geschah es besonders
mit dem Sedistd des r(ttnischen Congins, dem $extarius, den die
Griechen unter dem Namen ^iatrjg in ihr System aufnahmen.
Galen ^) sagt darüber: ^iorov di vofii^io f4e/itt*^a&cu tov ^Hqav rov
*Pu}fiaiKOv ' Ttaga [xhv yag rolg u4^valoig ovre to fxitqov fiv ovre
tovvofia TovTO ' wvl 8h a(p* oi ^Pwfialoi ugatovai rb fxlv ovo/iia
TOV ^iazov Ttaqa naalv Igtl rolg ^Ellrjvixij 8taXixr(ff xQiOfjiivoLg
Auch für die Hälfte des Seitars oder die attische kotvXtj scheint
der Ausdruck fifilva^ trotz seines griechischen Klanges, erst durch die
Römer nach dem Osten sich verbreitet zu haben. Zuerst erscheint
das Wort gegen Ende des fünften Jahrhunderts auf sicilischem Boden
bei den Komödiendichtern Epicharmos und Sophron , dann auch bei
Nachahmern des Epicharmos.^) Seinem Ursprung nach bedeutet es
offenbar die HäUte eines Mafses, welches die Hellenisten späterer Zeit
iv oder tviov benennen, freilich aber mit Rücksicht auf das hebräische
System weit höher als auf den Betrag eines Sextars definieren. s) Es
hat also bereits im fünften Jahrhundert auf Sicilien ein Mafs bestanden,
welches dem römbchen Sextar entsprach und, wie dieser, als Einheit
galt, 80 dafe dieser Einheit wieder eine Hälfte, das ist eben die fi^lva^
untergeordnet wurde. Letztere Mafsbenennung aber konnte erst dann
bei den Griechen des Ostens üblich werden, als mit der römischen
Herrschaft auch das Hauptmafs, der Sextar, allgemeine Verbreitung
eriangt hatte. 4)
Endlich kam auch zugleich mit dem Sextar das Viertel desselben,
1) De compos. medic. p. gen. 1, 16 (K&hn. t. XIII p. 435, Metrol. seript. I
p. 211, 2). Die Worte, die sich bei Galen an die oben cilierte Stelle anschliefsen :
mno Si ro ftär^ov ovm Xcop t^ 'Pcofuüx^, ^eovrcu ya(> aXXos äXltp ^scrutlc^
uit(^(f^ weisen darauf hin, dafs za seiner Zeit verschiedene Xestenmafse ffe-
bräuchlich waren (§ 51, 3. 53, 16), beweisen aber nichts dagegen, dafs der
atiische Xestes dem Sextarins gleich war. Yergl. Böckh S. 205.
2) Epicharmos, Sophron und aof deren Autorität Diodoros iv ^IraXiHaXe
ylmifacu^ Herakleon, Pamphilos, endlich auch oi ra eis ^Enixo^f^ov avcupe^b-
fiwa noiTjfAaTa nsnoir^ores bei Athen. 11p. 479 A und 14 p. 648 D.
3) Yergl. die im Index zu den Metrol. Script unter tV und i'viov eitler ten
Stellen, sowie unten §44, 9 unter Hin. Näher sieht dem römischen Sextar
das ägyptische Hin: vergL § 41, 7. 46, 17 und Tab. XXI. Die Ableitung der
ilfUim Tom ip giebt Brandts S. 28. ^
4) Über das Vorkommen der ^/liva bei den Ärzten nni Metrologen der
Kaiserzeit giebt den Nachweis der Index lu den Metrol. seriptores.
104 ATTISCHES HOHLMASS. § 15, 2. 3.
tita^ov, dem lateinischen quartarius entsprechend, in die Länder
griechischer Zunge.
Nach allem ergiebt sich folgende Übersicht der attischen Hofal-
mafee für Flüssiges, in welche wir zugleich den griechisch-römischen
^iaTfjg mit aufnehmen :
^CT^ijnjg 1
Xovg 12
1
^ianjg 72
6
1
xoTvitj 144
12
2
1
6^ßag)ov 576
48
8
4
1
xva&og 864
72
12
6
IV2.
Die Reduktion auf heutiges Mafs giebt Tab. X A. B.
3. Für das Trockene war das Hauptmafe der fiidcfivog^
auch fiidifAvog aitrjQog genannt i) Die Einteilung desselben und das
Verhältnis des attischen zum römischen Mafee wird kurz und deutlich
in der ältesten Tafel der Mafse und Gewichte dargestellt 2) : 6 dh
fiidifÄVog ^€t fifiiexza iß', to 8h rj^lenTOv xolvixag d\ ^ dh
Xolvi% xoTvlag ^iTZixag ö*' xotvXtj öi iori zo ijiniav rov
^iatov. ÄhnUch sagt der Verfasser der Tafel Tteql ^irqiav ^qwv in
der Galenischen Sammlung^), nachdem er bemerkt hat, dafs der rö-
mische Modius 8 ;^o/i'tx€g, die xolvi^ 2 Sextare beträgt: 6 ^im^
xog fiiidifÄVog ^ei rifxi&ffva iß\ to ök rualeiciov ilx^i xolvixag <J',
iiate Tov /diöifivov %xuv ^odlovg g', x^lvi^ccg firi\ ^iorag <ig\
Andere Zeugnisse für dieselben Benennungen und Verhältnisse finden
sich zahlreich in den erhaltenen Resten der metrologischen Litteratur.«)
Das ri^ieKxov oder ^fdiexriov ^) ist die Hälfle des Sechstels Tom He-
dimnos, des hcrevg^ welcher bereits auf einer attischen Bustrophedon-
Inschrift«), sowie von Aristophanes und Menander erwähnt wird.'O
1) Den fUBtfivos lArriMos erwähnt zuerst Herod. 1, 192, häufig Spätere;
fi^iftvoe mtfiqoi findet sich im Corp. Inscr. Graec. Nr. 123 § 3. — Der Warzel
nach ist /USt^vos gleich mit modius und bedeutet das 'messende' Geflils. Vergl.
Fick Vergleichendes Wörterbach der indogerman. Sprachen 1' S. 706, U' S. 195,
G. Gorüus Griech. Etymol.« S. 243.
2) Metrol. Script I p. 208, 5.
3) Ebenda p. 224, 5 (de Lagarde Symmict 1 S. 173).
4) Die Stellen sind nachgewiesen im Index zu den Metrol. Script, unter
fiidi/ivos 1, ixtavs, ^fiüxtor 1, x^^^^ 2> MorvXrj 2.
5) 'H/imndov haben Aristoph. Nub. 643. 645, der Komiker Piaton bei Athen. 10
p. 441 F, Erotian. Gloss. Hipp. p. 178 (der jedoch die Form tifutttria irrtümlich
als Accus. Ton ^/ueKjtvg aufgefafst za haben scheint), tifAi&nov Demosth. Or.
34, 37 und die Späteren. Vergl. Bdckh Gesammelte kleine Schriften IV S. 409 f.
6) G. I. Attic. I Nr. 532.
7) Aristoph. Ecd. 547, Menander bei Erotian. Gloss. Hipp. p. 178.
1 IS, I. MASSE FOR trockenes. 105
Die alexandrinischen Metrologen gebrauchen gewöhnlich die römische
Benennung ^oöiog ^); doch findet sich kxrevg noch in der Tafel ne^l
fUfQixßv^ sowie bei Grammatikern und Lexikographen. s)
Nach ttbUcher Schätzung hielt die xolvi'^ so viel Weizen, als ein
Mensch zur taglichen Nahrung bedarf. ') Unter dem gleichen Namen
erscheinen mehrere andere, vom attischen abweichende Getreidemalse,
unter denen besonders die Ptolemäische Qioinix, welche 3 attische
Kotylen hielt, mithin zur attischen Choinix sich wie 3 : 4 verhielt, her-
vorzuheben ist. 4)
Zu den Mafsen des Trockenen gehörte, wie bereits oben bemerkt
wurde, nach den alexandrinischen Hetrologen auch die xotvItj. Die
Riditigkeit dieser Überlieferung bestätigt ein ausdrückliches Zeugnis
des Thukydides.^) Schwerlich aber ist, v^e eine weit jüngere Quelle
1) S. den Stellennachweis im Index zn den Metrol. seript unter fi68tos 1.
2) Metrol. Script 1 p. 258, 12 (de Lagarde Symm. I S. 169), U p. 145, 16,
PoIL4, 168. 10, 113, Hesych. unter ^filexrov und andere.
3) Die xolviif als Kommafs schon von Homer Od. 19, 28 erwähnt, gilt
ab das gewöhnliche Bfais der Tageskost für einen Menschen. So schätzt Herodot
7,187 nach diesem Ansätze die Masse von Getreide ab, die das persische Heer
noter Xerxes täglich Terzehrte: et xoivtxa jtv^wv ixaaros ttj€ ^/li^s ildußava
Mal /a]8iy TfUor. Vergl. femer die Berechnung bei Böckh Staatshaush. l* S. 396.
Ba8seli>e Mals der Tageskost für den Mann ergiebt sich auch aus Polyb. 5, 1, 11.
Hier ist zunächst zu /iv^iddee zu supplieren xa&* ixaaiov fit^a (s. meine
Ausgabe). Leiter ergiebt sich aus 4, 37, 7, dafe Philipp ausgezogen war mit
15000 FuTsgängern und 800 Reileru. Diese Macht war zwar durch den Feldzug
Terringert, aber dann wieder ergänzt worden (§ 5, 2, 11). Nun sind 10000 Me-
dimnen monatlich gleich 480000 Ghoiniken; es kommen also auf den Tag 16000
Choiniken, mithin etwa 1 Choinix auf den Mann. Daher heilst die ;com£ jf^,^
T^is bei Athen. 3 p. 98 £. ^fiaotiaios r^^pyj bei Diog. L. 8 § 18 und Suidas
noter üvd'ayS^ xa avfißoia. Yergl. Böckh Staatshaush. I* S. 128. — Eine
xoivti aXcir erwähnt Aristoph. Ach. 780.
4) Ebenso wie von den oben erwähnten Metrologen wird Ton Nikander Ton
Thyateira (bei Harpokr. unter fi^dtfivoe) und Poll. 4, 168 die x^^y^S als der
4Ssle Teil des Medimnos bestimmt Dasselbe Verhältnis geht auch aus der Be-
rechnung bei Herodot (s. vor. Anm.) hervor, die wenigstens in den Zehntausenden
summt (5280000 : 48 « 110000). Ebendarauf führt auch der Name, der dem
^fuatriav, dem Zwölftel des Medimnos, bei Aristoph. Nob. 645 gegeben wird;
es heilst xerQdfiaroov, weil es 4 x^^^^^^ enthält. Ferner stimmt damit die
obige Angabe der Metrologen, wonach 2 Sextare auf die x^'^'^i gehen; denn
da der Medimnos 6 Modien zu je 16 Sextaren enthält, so ist ein Mais von
2 Sextaren der 48ste Teil des Medimnos. Über die Ptolemäische Choinix, welche
der 48ste Teil der Artabe oder der 96ste Teil des Ptolemäischen Medimnos und
gleich 3 attischen Kotylen war, wird unten § 53, 11 das Nähere bemerkt werden.
Aalserdem finden sich noch mehrere abweichende Bestinmiungen, welche auf
andere, zum Teil noch unbekannte Mafssysteme sich beziehen: vergl. unten
L46, 8. 50, 6. Index zu den Metrol. Script, unter ^o^^^S ^—7. Die Bestimmung
s hexM als Mals von' 6, statt 8, Ghomiken bei Aristophanes scheint auf die
iginüsche Choinix sich zu beziehen: s. unten § 46, 5 a. E.
5) Nach Thuk. 7, 87, 2 erhielten die von den Syrakusiern gefangenen Athener
acht Monate lang täglich nur je 1 Kolyle Wasser 0= 0,27 Liter) und 2 Kotylen
106 ATTISCHES HOHLMASS. § ü, |.
angiebt, der yda^og auch ak Mafs des Trockenen im GdH*auch ge-
wesen.*)
Die altischen Marse des Trockenen, einschliefslich des griecbiech*
römischen ^iarrjgj schliersen sich demnach zu folgender Obersicht zu-
sammen:
fiidiftvos 1
kxrevg (fiödiog) 6
1
f^ftlsxtov 12
2
1
XOlvi^ 48
8
4 1
UoT^s 96
16
8 2 1
xotvltj 192
32
16 4 2.
Besondere Geßlfse hatte man noch ftlr den halben Medhnnos, für
das Dritteil desselben, für die dreifache und doppelte, vielleicht auch
für die fünffache Choinix.^)
Nach uraltem Brauche galt der Medimnos auch als das Mafs für
die Quantität Getreides, die ein Mann auf seinen Schultern ohne Cber-
lastung tragen kann.^) Daher war die Tracht Getreides, der g)0Qfi6gj
Getreide («■ 0,55 Liter), also unendlich weniger Wasser, als erforderlich war,
und von fester Nahrung nur die Hälfte des sonst üblichen Mafses (oben S. 105
Anm. 3). Dafs die Kotyle für Trockenes kein anderes Mafs war als die Kotyle
für Flüssiges, weist Böckh S. 201 f. nach. Auffallig ist, dafs Theon von Smyrna,
der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte, in seinen mathemalischen Kommentaren zu
Piaton p. 73, 20 Hiller (verffl. mit p. 74, 3) die xovvXtj nur als Mafs des Flüssigen
kennt und ausdrücklich behauptet, dafs sie mit der Ghoiniz ebensowenig ver-
glichen werden könne, wie beispielsweise das Langenmafs mit dem Gewichte:
oÜ>r Ttrixvs nQOi uvav iq ;ifoTf«i nQoi xorvhjv — aüvyaQiia xcd acvußkr^a.
1) Die Tafel der Galenischen Sammlung nBqi furoatv Srj^äip ^Metrol. Script.
I p. 224) rechnet auf die Hemina als Mafs des Trockenen 8 Kva&oi. Allein
sowohl die Lesart rjdva ist unsicher (andere Redaktionen derselben Tafel haben
fi-fiHODva oder fiva-. Melrol. Script. I p. 92. 246, 2,^ de Lagarde Symm. 1 S. 173),
als auch zeigt die Rechnung von 8, statt 6, xva&oi auf die ijfiiva oder das
ähnlich benannte Mafs, dafs wir es hier weder mit dem ursprünglichen attischen,
noch mit dem späteren attisch-römischen Systeme zu thun haben. Endlich liegt
es in der Natur der Sache, dafs so kleine Quantitäten trockener Gegenstände,
wie sie dem Betrage eines Kyathos entsprechen (>-i 4,6 Centiliter), nicht mehr
gemessen, sondern, besonders bei Rezepten, gewogen werden.
2) Ein fjfiiftioifivov erwähnt Dikäarch bei Athen. 4 p. 141 G und andere
(vergl. Böckh Gesammelte kleine Schriften IV S. 410); als besonderes Gefafs
nennt es Poll. 10, 113, ebenso den T^ixeve derselbe 4, I6S, das T^&x^ivt»cov 1, 246.
4, 168, das dixß^vixof 10,113, ein nepxaxolptxov 4,168.
3) VeEgl. die oben S. 2 Anm. 2 angeführte Schrift von Ghabas. Nach diesem
schwankt das seit ältester ägyptischer Zeit allgemein übliche Getreidemafs nur
in der verhältnismäfsig engen Grenze zwischen 69 und 84 Liter an Fassungs-
kraft oder 55 und 60 Kilogramm an Gewicht. Genau« in dieses internationale
System fügt sich der äginäische Medimnos von 72,3 Liter ein (§ 46, 9 a. E.).
Der attische Medimnos mit seinem Gehalte von nur 52,5 Liter bildete eine ver-
hältnismäfsig leichte Last von 40 bis 45 Kilogramm.
i 16. 1. BESTIMMUNG DES ATTISCHEN HOHLMASSES. 107
ein konventionelles, dem Medimnos annfibernd gleiches Mafs fttr den
Korb oder Sack, in ivelchem der Transport stattfand.^) Aucb das
rinKpoQfxioy und ^^ujaniov werden in dbnlicbem Sinne erwähnt. 2)
Vergleichen wir die attischen Mafse des Flitssigen und des
Trockenen gegenseitig, so leigt sich, dafs in jeder der beiden Abtei-
lungen sowohl die Benennungen als die Beträge verschieden sind,
und erst durch die xorvXnjy später in römischer Zeit durch den ^ioftjg,
eine gleichbenannte Einheit dargesteUt wurde. Die hauptsächlichsten
Mafse verhalten sich folgendermafsen zu einander:
1 fietQrjTi^g =« ^JA fAidifivog
1 fiiöifiivog — « 1 V» iJLBTQrjftctl
1 x^^S ™ ^/8 ^^«Jg
1 k%xevg «-■ 2^3 ^o«?
= 3 xoivixeg
1 xolvil — V3 xovg.
Die Beduktion auf neueres Mafs giebt Tab. X C. D.
€ber die Abkürzungen , welche in späterer Zeit, besonders bei
den Ärzten, für einige Hohlmafse üblich wurden, wird der Nachweis
weiter unten bei Besprechung der römischen Hohlmafse gegeben
werden (§ 17, 8).
{16. Bnünunung des atlUehen Hohlmafses,
1. Die Bestnnmung des attischen Hohlmafses wird am sichersten
aus seinem engen Zusammenhange mit dem römischen Hohlmafse zu
entnehmen sein. Denn wenn auch aus der Thatsache, dafs die Bömer
ihr Hohlmafs nach dem attisch-sicilischen geregelt haben, zunächst
noch nicht folgt, dafs das Solonische Mafs genau gleich gewesen sei
den entsprechenden Beträgen späteren römischen Mafses, so zeigt
doch die Übereinstimmung zuverlässiger Quellen , welche über einen
Zeitraum von mehreren Jahrhunderten sich erstrecken, dafs durchaus
der attische Metretes in der That gleich anderthalb Amphoren, der
Chus gleich dem Congius, die Doppelkotyle gleich dem Sextar gerech-
net worden ist 3) Wir legen also denjenigen Wert der römischen
1) Lysias xara tcöv ütronaXwv 6, und Terffl. Rauchenstein in der Ein-
Idtang zu dieser Rede, Böckh Staatshaosh. der Athener I* S. 116.
2) PolL 10, 169.
3) Über die Gleichung des attischen Metretes mit V/i Amphora und die
entspiecheoden Verhältnisse der Teilmafse s. oben S. 101 Anm. 6. Dafs auf den
acilisdien Medimnos 6 romische Modien gehen, bezeugt Cicero; der sicilische
Me<Umno8 kann aber von dem attischen nicht verschieden gewesen sein (§ 56, 2).
Bas Yerhiltnis des attischen Medimnos zum römischen Alodius und somit zum
Qoadrantal definiert das Carmen de pond. vs. 64 ff. Die zahlreichen Belegstellen
aoä der übrigen metrologischen Litteratur sind zusammengestellt im Index zu
den MetroL Script unter fU8tftvos \, ixreve, fiodtoi 1 u. 2, ;i;oTri£ 2.
1 08 ATTISCHES HOHLMASS. 1 16, i. s.
Amphora zu Grunde, welcher weiter unten (§ 18, 2) festgesteUt werden
wird, und setzen danach
den Metretes «» 39,395 Liter,
den Mcdimnos «« 52,526 Liter.
Zu demselben Ergebnisse worden wir gekommen sein , wenn wir un-
mittelbar nach Solonischer Satzung (§ 46, 11) den Metretes nach dem
Wassergewicht von IV2 attischen Talenten berechnet hätten; denn
die römische Amphora bestimmt sich nach dem Wassergewichte von
80 Pfund, d. i. 1 attischen Talente.
Nach diesen Ansätzen sind die griechischen Hohlmafse in Tab. X
reduciert Dem ungefähren Betrage nach ist
der fiev^ri^g = 39 Liter
derxovg «=. 3 „
der ^iaTTjg = V2 »
die xoTvkrj = V« »
ferner der fiidifAvog = 52 V2 »
die xolvi^ =1 w •
2. Weniger zuverlässig wird die Bestimmung aus dem Längen-
mafse sein. Denn in Wirklichkeit wurde nicht hiemach, sondern, wie
eben bemerkt, nach dem Wassergewicht das Hohlmafs geregelt, und
die Vergleichung mit dem römischen System zeigt, dafs das nach dem
Fufse berechnete Hohlmafs um ein merkliches kleiner herauskonunt,
als es in Wirklichkeit war.^) Indes nehmen wir versuchsweise den
Kubus des attischen Fufses, setzen diesen gleich 9 Cboen (§ 46, 14),
und berechnen danach den Metretes als das Mafs von 12 C3)oen. Der
attische Fufs ist oben mit möglichster Genauigkeit zwischen 308,3 und
308,7 Millim. angesetzt worden (§ 10,4 a. E.); danach würde der
Metretes zwischen 39,07 und 39,225 Liter betragen ^) , und wir ent-
1) Unten § 18, 1, und vergl. § 42, 8. 46, 7. 14.
2) A^ir sind damit, wenn auch von ganz anderen Yoraussetiungen aus-
ffehend, zu einem Resultate gelangt, welches von der Böckhschen Bestimmung
des Hohlmaßes nach dem LangenmaTse nur wenig abweicht S. desselben MetroC
Unters. S. 278 f. 281 f., Staatshaush. P S. 130. Seine Berechnung des griechischen
Hohlmafses beruht auf folgenden Kombinationen: der von ihm angenommene
olympische Kubikfuls ist '% des römischen Kubikfufses oder Quadrantais (S. 285),
der äginäische Metretes betragt 27^ olympische Kubikfufs (S. 281), der attische
Metretes ist '/s des Sginäischen (S. 282), also «* '7^ ^^^ olympischen Kubik-
fuTses, wof&r bei manchen Evaluationen das rundere Verhältnis 4 : 3 statthatte
(S. 279). Nach ersterem Verhältnis beträgt der Metretes 1993,95, nach letzterem
1969,3 KubikzoU, d. i. 39,55 bis 39,06 Liter. Ohne auf eine weitere Erörterung
dieser Hypothese einzugehen, bemerken wir nur, wie es kommen mag, da»
das angenommene Verhältnis so gut pafst Es beruht nämlich im Grunde auf
dem Verhältnis des Metretes zur römischen Amphora »3:2. Denn 1 Metretes
§ 16, 3. BESTIMMUNG DES ATTISCHEN HOHLMASSES. 109
nehmen daraus die Grenzbestimmung, dafs derselbe sicher etwas mehr
als 39 Liter gefafst hat
3. Damit haben wir die erwünschte Kontrolle für diejenigen Werte
gewonnen , welche aus der unmittelbaren Nachmessung einiger Am-
phoren attischen Mafses abgeleitet worden sindJ) Die Beträge beginnen
mit 34,08 und steigen bis 40,34 Liter >), wobei allerdings zu bemerken ist,
dafs die Art der Messung selbst eine unsichere war. Ein wahrschein-
licher Mittdbetrag ist der von 38,70 Liter. 3) Genau damit stimmt
das Mals der drei Alabastervasen im naturwissenschaftlichen Museum
ZQ Madrid , welche auf einen Metretes von 38,8 Liter führen (§ 58, 2).
Noch weit niedriger steht ein mit dem athenischen Pallasbild gestem-
peltes Mafsgefäls im Betrage von 0,906 Liter, welches, als Choinix
aofgefafst, einen Medimnos von nur 43,5, mithin einen Metretes von
nor 32,6 Liter ergeben würde. ^) Wir sehen also, dafs eine Mehrzahl
von alten MaTsgef^fsen niedriger ausgebracht worden sind, als das ge-
scherte Normalmafs verlangt; denn mindestens müfsten sie etwas über
39 Liter betragen , während sie mehr oder weniger darunter stehen.
Nur eines von den erwähnten Gefäfsen erreicht mit seinem Betrage
von 39,31 Liter die wahrscheinliche Norm, wahrend ein anderes, ein
Drittelmetretes, welcher wahrscheinlich einem ganzen Metretes von
38,7 Liter entsprochen hat, zu einem reichlicheren Betrage erst dann
kommt, wenn man das Mafs bis zu dem äufsersten Rande nimmt ^)
ist nach Böekh *V>« olympischer Kubikfafs, 1 olympischer Kabikfafs &=• ^^o
römischer Kabikfafe, also der Metretes » '7^ X h "° V* römischer KubikfuTs
oder Amphora.
1) Zasammengestellt von Böckh Metrol. Unters. S. 279 f.
2) Rednciert aus den 1717,9, bez. 2033,56 Pariser KubikxoU, welche Böckh
angiebt Über den letzteren Maximalbetrag vergl. unten Anm. 5.
3) Oder 1950 Par. Kubikzoll nach den Messungen bei Böckh. Die von
£esem unter Nr. 5^7 aufgeführten Vasen sind in England, und zwar nach
anderer Methode als die Berliner Vasen gemessen^ sie sind auffallender Weise
sämtlich kleiner als diese. Bei den BerUner Vasen scheinen diejenigen Mes-
mmgen annehmbarer zu sein, welche nur bis zum schwarzen innem Rande,
nicht bis zum äufsersten Rande genommen sind. So giebt Nr. 2 1950,89 Kubik-
zoll — 38,70 liter, womit der Drittel-Metretes unter Nr. 4 genau flbereinstimmt
Kr. 1 steigt bis zu 1981,7 Kubikzoll — 39,31 Liter, Nr. 3 sinkt bis zu 1884,8
Kabikzon — 37,39 Liter.
4) A. Bnmont in der Revue arch^ologique 1872, toI. 24, j>. 297 ff. Wahr-
achdolich aber gehört dieses Geflifs, trotz des athenischen Stempels, einem
anderen Mafssysteme als dem attischen an. VergL § 47, 3.
5) Dies ist die bereits erwähnte Tolcentische Vase Nr. 4 bei Böckh S. 280,
welche einen Drittelmetretes darstellt. Bis zum äufsersten Rande ffefüllt milst
sie 677,85 Kubikzoll « 13,446 Liter, was anf einen ganzen Metretes Ton
40,34 Liter führen wfirde. Allein mehr Wahrscheinlichkeit hat die Messung bis
XQiD innem schwarzen Rande für sich, welche 650,30 Kubikzoll «=> 12,90 Liter
crgiebt, mithin auf einen Metretes von 38,7 Liter führt.
110 ATTISCHES HOHLMASS. $ le, 4 5.
4. Wir wiederholen , dafs durch Vergleichung mit dem Längen-
mafs der attische Metretes auf einen Minimalbetrag von mehr als 39
Liter bestimmt worden war. Anderseits sprechen die um ein wenig
niedrigeren Beträge der nachgemessenen Gefäfse dafür, dafs wir anch
über den Ansatz von 39,4 Liter, welcher ans dem römischen Hohl-
mafs ermittelt worden ist, nicht hinausgehen. Wenn also nach einer
beiläufigen Notiz bei Cornelius Nepos^) der attische Medimnos auf 7
römische Modien gesetzt wird , was auf einen Metretes von 46 Liter
führen würde, so steht zunächst fest, dafs damit nicht das normale
at^cfae Mafs gemeint sein kann. Wenn sich also nicht etwa ein Fehler
in die Überlieferung der Zahl eingeschlichen hat ^) , so bleibt nur die
Vermutung übrig, dafs es nach einem nicht näher bekannten lokalen
Brauche ein reichliches Mafs von effektiv 7, statt 6 Modien war, welches
Atticus je als einen Medimnos den athenischen Bürgern spendete.^)
5. Wenn nun auch diese Angabe des römischen Schriftötellers
dem Zweifel und verschiedenartiger Deutung ausgesetzt ist, so viel
bezeugt sie uns doch sicher, dafs das attische Mafs nicht kleiner
gewesen ist, als wir oben (§ 16, 1) angenommen haben. Um so
weniger vnrd also die Annahme einiger neueren Gelehrten Bilhgung
finden können , wonach die griechischen Hohlmafee zu den entspre-
chenden römischen sich wie 3 : 4 verhalten sollen. 4) Der Metretes würde
also nur IVs (statt IV2) Amphora, der Medimnos nur 4V2 (statt 6)
Modien betragen. Diese Ansätze widersprechen so entschieden den
übereinstimmenden Angaben der Alten , dafe dagegen die ungenauen
Bestimmungen, nach welchen griechische Ärzte das Gewicht der
kleineren Hohlmafse abschätzten^), nicht in Betracht kommen können.
1) Atticus 2, 6: uoiversos fhimenio donavit, ita ut singulis Septem modü
tritici dtureniiir» qui modus mensarae medimniis Atheois appellatur.
2) Die Lesart Septem für die Vulgata sese stützt sich auf die besten Hand-
sdiriften (cod. Guelferfo. und Sangall.). Doch ist die Annahme eines Schreib-
fehlers nicht ausgeschlossen, da nicht selten statt der mit Worten ausgeschrie-
heotn Zahlen in noch älteren Handschriften Zahlzeichen sich finden.
3) In attischem Malse würde also ein Hekteus zu jedem Medimnos zuge-
schlaffen worden sein. Das oben (S. 109) erwähnte, mit athenischem Stempel
versehene Mafegefafe von 0,906 Liter erdihet, in Verbindung mit dem System von
Gytheion (f 47, 3), die Möglichkeit, dafs wirklich ein Medimnos von 7 Modien
unter römischer Herrschaft in Athen üblich war.
4) Pftncton M^trdogie p. 239, Rom^ de Tlsle p. XXXXU und 25, neuer-
dings QneipQ Essai I p. 503 ff.
5) Die Arzte verschrid>en in ihren Rezepten flüssige Medikamente teils
nach dem Mafse, teils nach dem Gewichte. Das Gewicht war tou alter Zeit
her die Drachme, und zwar ursprünglich die attische Drachme (Plin. 21, 34
§ 185, vergl. unten ( 20, 4). So verschrieb Heras, der zu Anfang der Kaiser-
j 16, s. BESTIMMUNG DES ATTISCHEN HOHLMASSES. 111
Auch Galen, der an mehreren Stellen griechisches und römisches
Hohhnafs zu vei^leichen versuchte, hat sich dabei in mehrfache Irr-
tümer verwickelt und keinen Ausweg aus den verschiedenen ihm vor-
liegenden Angaben zu finden vermocht. 0 So sehr also auch das Un-
ternehmen des trefflichen Schriftstellers, die überlieferten wider-
sprechenden Mafsangaben mit einander in Einklang zu setzen, unsere
Anerkennung verdient, so wenig dürfen wir anderseits aus seinen
schwankenden Ansichten auf eine Ungleichheit des altischen und rö-
mischen Hohhnafses schliefsen.
teit in Rom lebte, nach Galen de coropoB. medic. p. gen. p. 8t3 (Metrol. seript. I
p. 215) in einem Rezepte 180 Drachmen Olivenöl, wo Herakleides von Tarent,
der dasselbe. Rezept gegeben, 3 Kolylen verordnet halte. Heras rechnete also
die Kotyle Öl zu tH) Drachmen. Nehmen wir an, dafs er hierbei einem älteren
Ansätze folgte, dem die vollwichtige attische Drachme zu Grunde lag, so er-
giebt sich för die Kotyle ein Betrag, welcher der römischen Hemina fast genau
gleiefakommt, also die Identität beider Mafse bestätigt Denn 60 attische Drach-
mtü Olivenöl nehmen ein Volumen von 0,285 Liter ein, während die Hemina (nach
Tab. XI) 0,274 Liter beträgt. Die geringe Differenz erklärt sich daraus , dafs
die Bestimmung eben nur eine annähernde sein sollte. So kam es weiter, dafs
OMD auch das Wasser- oder Weingewicht d^ ^^^^^ ^^^^ demselben Betrage
ansetzte, wie wir dies in mehreren metrologischen Tafeln finden, welche unter
Gaiens und Oribasios' Namen überliefert sind (s. den Stellennachweis im Index
zu den Metrol. script. unter xarvXrj 6). Auch Plinius a. a. 0. und das Carmen
de ponderibus vs. 75 f. stimmen damit uberein. Aber die Abweichung des Ma6-
betrages war inzwischen noch vermehrt worden, indem in jener Zeit die Gewichts-
dracluDe nichts anderes als der damalige Denar von Vo« Pfund oder 3 Skrupel
war. Dadurch kam man zu einer Kotyle, welche nur '/^ des gleichnamigen
attischen Mafses betrug und als Hälfte einer anderen provincialen Kotyle zu
betrachten ist: s. das Nähere unten § 53, 16 vergl. mit § 53, 13.
1) Galen will de compos. medic.. p. gen. p. 813 (Metrol. Script. 1 p. 215 f.)
nachweisen, dafs Heras die Kotyle Öl mit Recht zu 60 Drachmen ansesetzt
habe: nal ya^ ihcst ^ y« *j4mx^ (B^ayf^ai f), d^ ovyyiav ovaa rav IraXi'
xc?v. ilxovai ycL^ al 6^ ovyylat (IraMxai] a* ip xOiS xarajBTfiijfidvoie xe^a-
9w ima xcd rmiguav ovyyiae ciad'iuxas, aiTtves $' BqaxfAai yCvovrai r^fi
^uas avyyias tj' S^axftoß dexofunjs. Das xaxettstfjtfifAivov xs'^ae ist das Ölhorn
(§ 17, 6), welches der römischen Hemina gleich und durch Striche duodecimal
in Unzen getfjlt war. Es fragt sich nun, wie Galen dazu kommt der Kotyle
9 Unzen des Ölhoms, d. h. */4 der Hemina zu geben. Ebenda p. 893 (I p. 217)
sagt er, dafs es verschiedene Kotylen gebe, die attische, alexandrinische, ephe-
nsche nnd andere; dann bemerkt er Qber die Kotyle der Ärzte: oi /ujp ovv
nkdcroi tov yoaynhnofv na^ fiirqanf xal arad'fiwv &' yaciv ovyytwv rtSv
Ar T^ 'Paffiaixfjs Xir^as rrjv vno rav iarqmv iv Tolß iga^/^axirtffi ßißXots
ytv^a^fUrfiv xorvlnr, äXXot Si r^ rSv ip tpaciv ovyyicav vn* avrtov Xaye-
9&at^ itad^BQ i§ß ^^17 t^ Xi'tQav rov iXaürv <rvvfid'ms orofia^ovciv. Nach
to l^tefen Ansicht wurde also die Kotyle der Hemina gleich gesetzt; eben
darauf hinaus geht aber auch die Bestimmung zu 9 Unzen. Galen fügt nach
•nnen QuelleD hinzu dx rws 'Jno/taXmjs Xir^at, womit unzweifelhaft das Ge-
wietofoBd beseidinet ist; höchst wahrscheinlich lagen ihm Bestimmungen nach
deoiOlffewicfate vor, wie in mehreren Tafeln der Galenischen Sammlung (Metrol.
Script I p. 228 f. 239. 241 n. s. w.: vergl. Index unter xorvXij 3), wonach die Ko-
tyle Öl 9 Unzen wiegt Dies auf Wassergewicht reduciert ergiebt 10 Unzen,
112 RÖMISCHES HOHLMASS. § 17. i.
{17. Das römische Hohknafs.
1. Bereits in der Einleitung sind die Gesichtspunkte angedeutet
worden , nach denen im Altertum das Längenmafs einerseits und das
Gewicht anderseits sich gewissermafsen im Hohhnafse berührten
(§ 1, 1). Die Römer bildeten aus dem attischen Metretes ihre Amphora,
welche zu jenem sich wie 2 : 3 verhielt und deren Wassergewicht
demnach gerade 1 attisches Talent betrug (§ 46, 11. 14). Eben dieses
Mafs galt ihnen aber auch als der Kubus eines römischen Fufses.
Leicht liefse sich nun hieran die weitere Folgerung knüpfen , dafs die
Römer, eben durch Vermittelung des Hohlmafses, entweder nach dem
Gewichte das LSngenmafs, oder umgekehrt nach dem letzteren das
Gewicht geregelt hätten ; und da nachweislich das Gewicht eine fest
überlieferte Gröfse gewesen ist, während das Längenmafs innerhalb
enger, aber doch merklicher Grenzen Schwankungen zeigte, so könnte
man weiter behaupten, dafs es das Längenmafs war, welches dem
Hohlmafse, d.i. dem Gewichte, untergeordnet wurde. Doch ist dem
nicht so gewesen. Zunächst waren weder die Theorie noch die Tech-
nik soweit fortgeschritten, dafs es möglich gewesen wäre, die Kante
des Würfels, dessen Wassergewicht 1 Talent oder 80 Pfund beträgt,
mit der erforderlichen Genauigkeit zu bestimmen; aufserdem aber
hatte man keinen Anlafs von demjenigen Werte des römischen Fufses
abzuweichen, welcher als Mafsstab der Architekten Oberliefert war,
und man begnügte sich mit dem leicht zu ermittelnden Resultate, dafs
der Kubus dieses Fufses in der That möglichst nahe ein Wassergewicht
von 80 Pfund darstellte. ^ In der Praxis aber entschied für das Hohl-
das gesetzliche Gewicht der romischen Hemina. Doch wie dem auch sein mag,
die Kotyle der Ärzte hielt 9 Unzen an Gewicht; dafür aber setzt Galen an
der zuerst angeführten Stelle 9 metrische Unzen, welche nur 7 Vs Gewichts-
unzen betragen. Veranlafst dazu wurde er durch die Bestimmung der Kotyle zu
60 Drachmen; denn 60 Drachmen zu 7» Unze, wie er sie rechnet, sind eben 7Vs
Unzen und diese wiederum entsprechen 9 metrischen Unzen (§ 17, 6). Auch an
anderen Stellen nennt er Kotylen von 9 und 12 Unzen neben einander, ohne zu
einer sicheren Entscheidung zu gelangen. Vergl. Metrol. Script I p. 78 ff. und
den Stellennachweis im Index unter Hoxvkri 6. 7.
1) Nach genauer Berechnung ist der Kubus des anderweit bestioimten
römischen Fufses etwas kleiner als deijenige Kubus, dessen Wassergewicfat
80 Pfund beträgt (§ 18, 1), oder umgekehrt fallt der nach dem Gewicht und
Hohlmafe berechnete Fufs etwas gröfser aus als der römische Fufs in Wirklich-
keit war (S 14, 2). Mit Recht sagt daher Böckh MetroL Unters. S. 27 : 'Alle
Versuche, das römische Pfund aus dem römischen Langenfufs oder omgekehrt
zu bestimmen, müssen wir bei Seite liegen lassen'. Vergl. ebenda S. 29. 207.
290 f., Hussey p. 217, meine Recension des Brandisschen Werkes in Fleckeisens
Jahrb. 1867 S. 521 ff.
§17,1 QUADRANTAL. 113
mafs lediglich das Gewicht i) Das runde, bauchige, jedenfalls in seiner
Form weit yon einem regelmftfeigen mathematischen Körper abwei-
chende Gef^, welches eine Amphora halten sollte, wurde nicht darauf
bin geprüft, ob sein Wassergehalt einen Kubikfufs betrage, sondern
ob derselbe 80 Pfund wiege, und auf demselben Wege wurden auch
die Unterabteilungen des Hauptmafses bis herab zu der kleinsten noch
mit der erforderiichen Genauigkeit bestimmt (§ 17, 4).
2. Die Amphora hiefs mit Rücksicht auf ihr Verhältnis zum Län-
genmafe qimdrarUäL Die Entstehung des Namens erkViti Festus: qua-
dra n tal vocabant antiqui, quam ex Graecoamphoram dicunt, quod y as
pedis quadrati octo et XL capitsextarios^); und das Lehrgedicht über
die Mafse zeigt, wie ein solches GeMs zu konstruieren ist. 3) Später
wurde die aus dem Griechischen entlehnte Benennung amphora
übUch.4) Die amüiche Bestimmung über den Betrag des Quadrantal
1) Den direkten Beweis dafür liefern das Silianische Plebiscit und die Auf-
schrift des Fameaischen Gongius, welche nur die Bestimmungen nach dem Ge-
wichte kennen. Über die entsprechende Normierung der übrigen Mafse s. unten
9 17, 4.
2) Fest p. 258 ed. Mueller., und nach ihm Paulus p. 259. Der Sinn von
Festus* Worten ist zwar verständlich; doch ist es klar, dafs der genauere Aus-
druck sein soUte 'weil das Mafs, welches 48 Sextare hält (nämlich die Am-
phora), ein Gefäfs Ton einem Kubikfufs ist'. VergL die in die Exposiüo des
Balbos eingefügte Mafstafel Metrol. Script II p. 124, 12 : pes quadratus concavus
capit amforam, Isidor. Etymol. 25, 16 (Metrol. Script II p. 120): recipit autem
(amphora) Tini vel aquae pedem quadratum. Dieselbe Bestimmung des römischen
cx9f906 novs findet sich mehrmals in der unter Euklids Namen überlieferten
Ma&tafe) und in der Heronischen Stereometrie: s. Metrol Script In. 59 f. 198, 15.
202, 22. 203, 10. 21. 205, 8, Heron Stereom. (in Heronis geom. ed. Hultsch) 1, 48 f.,
n, 8 f. 27 f. 30, Mens. 23, l, Geep. 203, 1. 204, 1. — Über die Benennung atwdlra-
itfffürKnbikfufs s. Baibus Exposit in Metrol. Script n p. 59, 13: solidum est
quod Graeci stereon appellant, nos quadratos pedes appellamus, Gell. 1,
20, 2 (bei Erklärung des Begriffes $oHdum): qualia sunt quadrata undique, quae
wßcvs illi, nos qnadrantalia dicimus.
3) Vs. 59 ff. (Metrol. Script Dp. 90):
Pes longo in spatio latoque altoque notetur,
Angulus ut par sit quem claudit linea triplex,
Quattnor et medium quadria cingatur inane;
Amphora fit cybus hie,
d. h. es soll auf einer Fläche ein Quadrat, dessen Seite einen Fufs beträgt,
gezogen und auf den Seiten desselben vier ebenso grofse Wände perpendiku-
lär aufgerichtet werden; der dadurch entstehende (oben offene) Würfel ist die
Amphora.
4) Amphora ist die latinisierte Form für afupoqevs und bedeutet ebenso
wie jenes (S. 101 Anm. 4) ursprünglich ein grofses zweihenkliges Gefäfs zur
Aofbewahrunff von Wein oder Ol. So bei Gato de r. r. 10. 13. 88 u. ö., der da-
von das Quadrantal als eigentliches Mafs unterscheidet Auch das Silianische
Plebiscit kennt nur den Ausdruck quadrantal In der Bedeutung des bestimmten
Maises scheint amphora zuerst bei Cicero (pro Font 9, 19 u. a.) vorzukommen,
Hvltseli, Matrologie. 8
114 RÖM16GHES HOHLMASS. § n, 2.
und der davon abhängigen Mafee ist in dem Plebiscit der Volkstribunen
P. und M. Silius, welches Festus anfahrt, erhalten: 'ex ponderibus
publicis, quibus hac tempestate populus oetier (lUt) solet, uti coaequator
se (sine) dulo malo, uti quadrantal vini octoginta pondo siet, congius
vini decem pondo siet, sex sextari congius siet vini, IIL sextari qua-
drantal siet vini — , sexdecimque librari (sextarit) in modio sient'J)
Es darf nicht auffallen, dafs die Bestimmungen nicht nach dem Ge-
wichte des Wassers gegeben sind; man nahm eine Flassigkeit, die
wirklich im Handel gemessen wurde, und wählte dazu den Wein, der
dem Wasser an Gewicht gleich galt.>) Ein genaues Modell der Am-
phora wurde, wie wahrscheinlich auch von anderen Mafsen, auf dem
Kapitol aufbewahrt.') Als dieses im J. 69 bei der Bestürmung durch
die Soldaten des Vitellius niedergebrannt war, stellte Vespasian^
ebenso wie das grolse Reichsarchiv, waihrscheinlich auch die Muster-
mafse wieder her. Darauf deutet die Inschrift des Famesischen Con-
ghis (§ 18, 1), wonach dieses Geftifs unter dem sechsten Consulate
Vespasians, d. i. im J. 75, auf dem Kapitole geeicht worden ist.
So lange Rom Republik war, und unter den Kaisem bis ins
zweite Jahrhundert n. (3ir. , war die Fürsorge für richtiges Mafe und
seitdem aber ist dies der herrschende Gebrauch. Vergl. Festus a. a. 0.: qua-
drantal Tocabant antiaui, quam ex Graeco amphoram dicunt; Yolus. Maec.
IHstrib. § 79: quadrantal, quod nunc plerique amphoram Tocant — Ebenso
wenig, wie ursprflnglich die Amphora, ist der cadtu ein fest bestimmtes Maus»
daher die besondere Bestimmung bei Golum. de r. r. 12, 28: in cado duarum ur-
narum (« 1 Amphora). Wo der Gadus als festes Mafo vorkommt, ist meist
der attische Metretes (§ 15, 2) zu verstehen. So unterscheidet Piin. 14, 14 § 97 :
vini Falemi amphoras, GMi cados (vergl. ebend. § 96) und das Carmen de
pond. vs. 84 sagt ausdrücklich: Attica praeterea discenda est amphora nobis Seu
cadus; ebenso Isidor. Etymol. 16, 25, 17 (Metrol. Script. U p. 120): cadus Graeca
amphora est, continens umas Ul.
1) MetroL Script 0 p. 78 f. Ebenda praef. p. YIII sind die QueUen nachge-
wiesen, aus denen die obige berichtigte Lesart geflossen ist
2) Garmen de ponder. ts. 93: Nam librae, ut memorant, bessem sextarius
addit, Seu puros pendas latices sen dona Lyaei; d. h. ein Sextarius wiegt l^a
Pfund, mag er nun mit reinem Wasser oder Wein gefflllt sein. Ebenso die
"Ex&ßciß nsoi ma&fiimr xai ftir^afr in der Galenischen Sammlung (Metrol.
Script I p. 229, 18): ro v9c9^ xcd 6 otros Maxa&fUL Xoyi^ovroUy und vergl.
Metrol. Script I p. 229, 11. 21 ff. 230, 3. 241, 5. 250, 21. Dafs jedoch genauere
Beobachtungen schon den Alten einen Unterschied der Gewichte beider Flflssig-
keiten gezeigt haben, wird in einer Anmerkung zu § 18, 2 (S. 125, 1) nachge-
wiesen werden.
3) Garmen de pond. vs. 62: ouam (amphoram) ne violare liceret, Sacravere
lovi Tarpeio in monte Quirites. Daher CapHoUna amphora bei lul. Capitolin.
Vit Maximin. du. 4, und vergl. oben § 14, 1. Die Inschrift bei OreUi Nr. 4347
meldet, dafs 'mensurae ad exemplum earum quae in Gapitolio sunt' auf kaiser-
lichen Befehl den Stadtprafekten in die italischen Städte versendet worden sind.
§ 17, 1 3. MASSE DES FLÜSSIGEN. 115
Gewicht Sache der ÄdileD.i) Spater ist diese ObliegeBheit dem Stadt«
prafdLten übertragen worden, der im ganzen Bereiche Italiens die
Echtheit nnd Gleichheit der Mafse und Gewichte aufrecht zu erhalten
hatte.))
Die gesetzliche Bestinunung des Hohlmafses bUeb unverflndert
bis in die späteste byzantinische Zeit. Noch Heron Ton Konstant
tinopel, der im zehnten Jahrhunderte lebte, setzt die Amphora (x^^cr-
fjuoy) gleich 1 römischen Kubikfufs und das Wassergewicht derselben
gleich 80 XLTqctt^haXvKaL^)
Die Amphora war, wie aus dem bisher Gesagten deutlich hervor-
geht, das Hauptmals für alle flüssigen Gegenstände. Insbesondere ist
noch zu erwähnen, dafs auch die Tragfähigkeit von Schiffen nach
Amphoren bestimmt wurde.^) Kamen beim Transport trockene Gegen-
stande in Betracht, so bedurfte es nur der Verdreifachung der ange-
gebenen Zahl von Amphoren, um die Summe der modii zu erhalten,
welche geladen werden konnten.
3. Das Zwanzigfache der Amphora war der euUm, das Fafs,
hauptsächlich ein Weinmafs.^) Die Unterabteilungen der Amphora
ergeben sich teils aus dem oben angeführten Silianischen Plebiscit,
tefls aus andern Zeugnissen. Volusius Maecianus^O bemerkt darüber:
1) Mominseii Römisches Staatsrecht II, 1 S. 470.
2) Vergi. aafser der S. 114 Anm. 2 erwähnten Inschrift Amm. Marcell. 27, 9,
10: 'raetextatus praefectnram nrbis sabUmias curaos — pondera per regiones
institiiit aniversas, cum aviditati multomm ex libidine trutinas conponentinm
occarri neqoiref, Marquardt Römische Staatsrerwalt. n S. 75, Mommsen a. a. 0.
3) Nachgewiesen Ton Martin Recherches snr H^ron p. 279.
4) Nach dem Gesets des Volkstribnnen Q. Claudius, welches kurz vor 217,
dem zweiten Gonsulate des Flaminius, erlassen worden ist (Liv. 21, 63), sollte
kein Senator ein Schiff von mehr als 300 Amphoren haben: 'id satis habitnm
ad finnetus ex agris vectandos; qnaestus omnis patribus indecorus visus'. Drei-
hundert Amphoren oder römische Kubikfufo sind gleich 78,79 Hektoliter (»■ 7,88
Kubikmeter), oder nach römischem Mafse für Trockenes gleich 900 Modien.
Wollte man die gesetsliche Bestimmung auf den gesamten Rauminhalt des
Schiffes beziehen, so erhielte man die Dimensionen einer Barke, eben noch grofe
genug um fOr d^e Küstenschiffahrt seetüchtig zu sein. Doch ist es an sich
wafancbeinücher, und indirekt bestätigen es die Heronischen, weit höheren An-
Sben über Schiffsmessungen (Metrol. scripi I p. 202 ff, und vergl. unten § 53, 12),
(s hier der Laderaum für 300 Amphoren oder 900 Modien gemeint war.
5) Carmen de pond. ys. 86 : Est et bis decies quem conficit amphora nostra,
Güllen 8: hac maior nulla est mensura liquoris. Plin. 14, 4 § 52: saepenumero
septenos culleos singula iugera, hoc est amphoras centenas quadragenas, musti
dedere. Vergl. Varro de r. r. 1, 2, 7, €olum. 3, 3. Um ein weniges grölser ist
der Gnlleus bei Gato de r. r. 148: Tini in culleos singulos quadragenae et sin-
gdae umae dabuntur (« 20Va Amphorae).
6) Distributio § 79.
8*
116 ROmSGHES HOHLMASS. i n, s.
quadrantal, quod nunc plerique amphoram vocant , habet urnas
duas, modios tres, semodios sex, congios octo, sextarios quadra-
ginta octo, heminas nonaginta sex, quartarios centum nonaginta
duo, cyathos quingentos septuaginta sex.^) Hierzu tritt noch das
acetabulum, der yierte TeU der Hemina.^) Auch die Hälfte des
Congius ist wahrscheinlich unter dem Namen iemicongiusdis besonderes
Mars vorgekommen. 3) Zur bessern Übersicht möge folgende TabeUe
dienen:
1 ) Mit diesen Angaben stimmt vollständig die unter Dioskorides' Namen
überlieferte Mafstafel (MetroL Script. I p. 239 ff.), welche sich ganz anf das rö-
mische Hohlmafs bezieht (ebenda p. 132 f.). Auch an anderen Belegen fehlt es
nicht Die uma bestimmt als die Hälfte der Amphora auch das Carmen de
pond. vs. 64. Der ean^tu wird als V* der Amphora bezeichnet durch die fai-
schrift auf dem Farnesischen Geftüse: Piando) X, womit das Silianische Pie-
biscit und das Carmen de pond. vs. 70^ übereinstimmen. So auch die Tafel der
Galenischen Sammlung ns^ fUr^wr vy^w (Metrol. Script I p. 222, 7): xo ^Ixa-
haov MQOfuov {^ ampkora) ix^i x^as («■ congios) tj . Der $extaritu wird
als der sechste Teil des Congius erklärt im Carmen de pond. vs. 71 f., von Isi-
dor. Etymol. 16, 25, 9 (Metrol. Script II p. 117) und anderen (s. Index zu MetroL
Script unter iicxrfi 2 und sextarius), oie hemina als die Hälfte des Sextarius
im Carmen de pond. vs. 67 f. und anderwärts (s. Index unter rj/Upa 1 und Ae-
rmnaj und vergL Varro bei Gell. 3, 14, 2). Damit stimmen die Berechnungen bei
Cato de r. r. 57 : heminas in dies, id est in mense congios OS — in dies sexta-
rios, id est in mense congios qninque. Der quartarius heifst als das Viertel
des Sextarius bei Varro de r. r. 3, 14, 4 quadraru; vergl. unten S. 118 f. Mehr-
fach abweichende Angaben finden sich in dem erst aus Isidor geschöpften Frag-
mente de mensuris in liquidis (Gromat ed. Lachmann p. 374 ff., Metrol. Script
H p. 140 fL). Die hier und in anderen Quellen überlieferte spätere Tradition,
welche wahrscheinlich provinziale -Satzungen betrifft, bedarf noch besonderer
Untersuchung.
2) Plin. 21, 34 S 185: cum acetabuli mensura dicitur, significat heminae
quartam. Ebenso Isidor. 16, 25, 7. Dem entsprechend giebt das Carmen de
pond. vs. 76 dem oxybaphon (^ acetabulum) l^a Cya^ Abweichende Be-
stimmungen (nachgewiesen im Index zu den Metrol. Script unter hivBa^ar
und aectabuhim) beruhen auf Milsverständnissen oder beziehen sich auf parti-
kulare Malse. — Noch klein^e Mause als der Cyathus sind die Uguia^ ein
Löffel zum Schöpfen, nach Colum. 12, 21 etwa so viel als V' Cyathus (Ugula
cumulata vel mensura semundae), dann das cochleaty welches nach demselben
V4 Cyathus beträgt (cochlear cumulatum vel simile genus poculi eins, quae est
quarta pars cvathi). Letzteres erscheint als Mafs öfters bei Plinius, z. B. 20, 6,
S 45. 21, 27 § 172. In der Tafel des Dioskorides (MetroL Script I p. 241, 3),
welche die römische Einteilung der Hohlmafse giebt, heifst das Viertel des
Cyathus x^f^Vi ^^ff^!^ nennt das Carmen de pond. vs. 77 das Viertel my-
strumj den dritten Teil von diesem eherne ^ die Hälfte davon erst eoehlear,
Isidor. 16, 25, 3 bestimmt das eoehlear als den dritten Teil der eoneula , von
welcher, wenn seine Angaben übereinstimmen sollen, 6Vs auf den Cyathus
gehen müfsten. Vergl. auch unten § 17, 5 und J. Marquardt Das Privatleben
der Römer I. S. 305 f. Eine systematische Obersicht über die kleinsten Hohl-
mafse werden wir unten S 53, 17 und 18, ausgehend von den provinzialen ägyp-
tischen Mausen, aufstellen.
3) Metrol. Script L p. 133.
S 17, 1. 4. MASSE DES FLÜSSIGEN. 117
ampbora
1
urna
2
1
congius
8
4
1
sextarius
48
24
6
1
bemina
96
48
12
2
1
quartarius
192
96
24
4
2
1
acetabulum
384
192
48
8
4
2
1
cyatbus
576
288
72
12
6
3
1'/»
Es ist leicht zu sehen, dafs das ganze System fast durchaus dem grie-
chischen nachgebildet ist, selbst die Namen sind aufser uma^ sextarius
und quartarius von dort entlehnt. Schon der Umstand, dafs das Ge-
wicht der Amphora gerade ein attisches Talent beträgt, weist darauf
hin, dafe die Übereinstimmung mit den griechischen Hohlmafsen nicht
etwa blols eine zuföUige und ungeßlhre ist. Die Benennung congius
ist aus dem griechischen ycoyxifj , vielleicht mit Anklang an xovg oder
XoevQj hergeleitet 1); das Hafs selbst ist jedenfalls gleich dem griechi-
schen x^^S^'» acetabulum ist Übersetzung von o^vßatpov^ der xva&og
ist unverändert herübergenommen worden. Daneben ist eigentümlich
römisch die Einteilung des Congius in Sechstel, sextarii, und dieser
in Viertel, quartarii. Beide Benennungen sind umgekehrt als ^iari^g
und %i%a^ov zurück in das Griechische übergegangen. EndMch für
die Hälfte des Sextarius, die der attischen xoTvXtj gleich kommt 3), ist
wiederum die zur Hälfte griechische Benennung hemina von den
Romern aufgenommen worden (§ 15, 2). Dies ist das bunt zusammen-
gesetzte Bild der römischen Flüssigkeitsmafse.^)
4. Die gesetzUche Bestimmung der Hohlmafse nach dem Wein-
gewichte hatte, wie schon bemerkt, für die Ärzte noch den besonderen
Vorteil, dafe sie in ihre Rezepte Hohlmafse von kleinsten Beträgen
aufnehmen und ihre Anweisungen mit denjenigen anderer Ärzte,
1) Christ in Fleckeisens Jahrb. 1865 S. 440.
2) Gaimen de pond. ts. 70: Adde dnos, chus fit, vulgo qui est congius
idem. Ebenso die Tafel des Dioskorides p. 240, 18: o xffvs, rovximi xo mSv-
ytor. Andere Belege weist der Index lu den Metrol. Script unter yov£ 4 nacn.
3) Athen. 11p. 479 A: Jt6dc9^ 8i iv ^ftaXixaXe yh^caau xeU HocatXianf^
tk ftjff* UdfiftXos, rrjp HO%vhfiv xalBic&ai xcU f^/tipav. Die Tafel des Dios-
korides p. 240, 21. 241, 14: ^/liva, rovr^riv 17 xarvXf], und ebenso andere
Mafttafeln: s. Metrol. Script I p. 250, 14. 251, 3 (nebst Index unter v/*^*^), <^ar-
men de nonder. vs. 67 f., Isidor 16, 25, 8 (Metrol. script II p. 116).
4) Diese Übertragung griechischer Mafse nach Rom U(st auf einen alten,
lebhaften Handelsverkehr schlieüsen. Verschiedene Spuren weisen auf eine
Entlehnui^ aus Sidlien hin. Vergl. Monunsen Rom. Gesch. P S. 205 f., E Bor-
mann in Gommentat. Mommsen. p. 752, unten § 56, 3.
118 RÖMISCHES HOHLMASS. f 17, 4. 5.
welche etwa die Gewichtsangaben Tonogen, leicht yergleichen konnten.
Aufeerdem führte die Praxis dazu, die Hohhnafse auch nach den Ge-
wichten des Öles und Honigs, bisweilen auch anderer Flüssigkeiten
zu bestimmen. 1) So entstanden in der Kaiserzeit verschiedene Cber-
sichten, welche besonders für die Kenntnis der kleinsten Hohlmafse
von Wichtigkeit sind. Wir beschranken uns darauf die Übersicht der
Weingewichte nach der dem Dioskorides zugeschriebenen Tafel Tce^l
liixqiov xal CTa^fiuiv zu geben, da diese lediglich die in Rom üblichen
Bestimmungen zu enthalten scheint^:
amphora (xeQdfuov) . . . wiegt 80 Pfund
uma (ovgva) „
congius (xovQt xoyyiov) . „
semicongius {rnwnoyyiov) „
sextarius (^ianj^) .... „
hemina {^filvoj xotvIij) . ^
quartarius (teradvoy) . . „
acetabulum {6^vßaq>ov) . „
cyathus (xvad^og) .... „
cochlear (xi7/ti37) „
6. Besonders zu erwähnen ist noch die Anwendung der gewöhn-
lichen Duodecimalteilung (§20, 1) auf den Sextarius.^) Das
Zwölftel desselben, der Cyathus (■» 4,56 Centiliter), war das Hafs für
die kleine Schöpfkelle, mit welcher der Wein aus dem gröberen Ge-
filfse, dem crafer, in die Trinkbecher gefallt wurde. Die Gröise der
Becher und das Mafs des hineinzufflllenden Weines war nach den Um-
ständen verschieden. So gab es trientes^ Drittelsextare zu 4 Cyathi,
etwa im Betrage von 2Deciliter, fuadranies zu 3, sextantes zu 2Cpthi.<^)
Bei Trinkgelagen hatte man grofse Kelche, welche nahezu einen Sextar
1^ Vergl. Metrol. Script. I p. 69 f. 100 f., hidex onter ilcuor, (Uh, ohßos,
2) Metrol. Script I p. 240 f. und vergL ebenda p. 76 f. 132 1
3) Oder l'/s Uoie and dazu 4 Skrupel, wie die Mabtafel angiebt, d. i. lo-
sammen 40 Skrupel.
4) Oder 3 Drachmen und 1 Skrupel, wie die Mabtafel hat, d. L zusammen
10 Skrupel, denn die Drachme hatte seit Nero 3 Skrupel (§ 20, 4).
5) Ideier Abhandl. der Berliner Akad. d. Wiss. 1812—13 S. 126, Becker
OaUus ms S. 282 f., Blarquardt PrivaÜeben der Römer 1 S. 324 fL
6) Über den trimis vergl. Becker a. a. 0. Dals unter Umständen auch der
quadrant als eigenes Gefiüs gebraucht wurde, geht aus Gelsus 3, 15 hervor
(sumere yini quadrantem); und wenn es von Augustus helfet, dafo er niemals
mehr als imo» s^xtantei (S. 119, Anm. 3) trank, so liegt doch wohl nichts naher
als die Annahme, dafo er dazu auch Becher vom Betrage eines Sextans hatte.
40
n
10
w
5
w
1
n
8 Unzen
—
n
10 ff
—
f9
5 ff
—
ff
2Viff
—
w
12/s Unzen»)
—
ff
V12 Unze.*)
§17,5. DUQDEGIMALTEILUNG. 119
oder nach heutigem Mause reichlich einen halben Liter fabten. Man
beieichnete nun die Zahl der Cyathi, die in den Becher geitült wurden,
kurz mit den gebräuchlichen Namen der Teile des As.^) Nur einige
mndae verdünnten Falemerweines zu trinken erscheint bei Martial <)
als Zeichen auffallender Enthaltsamkeit; Augustus überschritt selbst
bei besonderen Anlässen nicht das Mais von sechs $€xtaHt€$^); ein
quadr&ns Wein ist bei Celsus (3,15) die Ration, die einem Kranken
verordnet wird. Bei lustigen Gelagen wurden aus den groben Bechern
natürUch auch gröbere Quantitäten getrunken. Von einem Zecher
heibt es bei Martial«) tepiunce fmUto perdüui stertU; ein anderer
bringt es zu deuneesj er labt sich also den Becher fast bis zum Rande
füllen. Horaz setzt als höchstes Mab Becher von 9 Cyathi, rät aber
denen , die nicht in Hitze kommen wollen , nur einen Trunk von je
3 Cyathi an.^) Den Anlab noch andere Unterabteilungen zu machen
bot die Sitte auf die Gesundheit einer Person so viele Cyathi zu trinken,
als der Name Buchstaben enthält So werden 6 Cyathi zu Ehren
Cäsars getrunken, ein qumeimx für Gaius, ein 6es, d. i. 8 Cyathi, für
Proculu8.<0
In dem Lehrgedicht über die Gewichte wird die duodecimale
Teilung des Sextarius weiter bis herab zum scripuhun durchgeführt.
Diesem Bruchteile soll als Mab das eodear entsprechen. Der Bruch
dmidia sextula (§ 20,2) wird eherne y der siciUcHS wird mystrum ge-
nannt.'0
1) Biarqnardt a. a. 0. giebt die Übersicht aller nachweisbaren Betrage von
der imda ^ 1 Gyatbus bis lum detmx — i 11 Cyathi ^ 0,502 Liter.
2) Epigr. 1, 106: Interponis aquam anbinde, Rnfe, Et si cogens a sodale,
taiam Dilnti bibis nnciam Falemi.
3) Suet Aug. 77 : quotiens lar^ssime se invitaret, senos sextantes non ex-
cessit Ein Sextans ist etwas kleiner als eins unserer gewöhnlichen Wein-
gläser, 6 Sextanten machen noch nicht eine Flasche.
4) Epigr. 3, 82, 29. Vergl. 12, 28: Poto ego sextantes, tu potas, Ginna,
deunces. Et quereris quod non, Ginna, bibamus idem.
5) Garm. 3, 19, 11—16. YergL Marquardt a. a. 0. S. 325 Anm. 14. Von
Mischuogsverhältniflsen, wie bei Aristopn. Equ. 1187 u. a. ist hier schlechter-
dings nicht die Rede.
6) Martial. 11, 36: Quincnnces et sex cyathos bessemque bibamus, Gaius
it fiat loUns et Proculus. VergL 1, 71. 8, 51, 21. 9, 93 ; Bedcer Gallus P S. 200,
Marquardt S. 326.
7) Garmen de pond. vs. 67 f. 73—82, und dazu die Erklärung in MetroL
Script, n p. 28 fiL Dieser Gedanke lag nahe, da, wie eben gezeigt worden ist,
un gewönnlichen Sprachgebrauche der Gyatbus als uncia, d. i. Zwölftel des
Sexlars, und entsprechend die Mehrfachen des Gyatbus bezeichnet wurden.
Doch scheint das Streben, jedem Bruchteile des Sextars ein kleines Hohlmafe
entsprechen zu lassen, zu willkOrlichen Ansätzen veranlaÜBt zu haben. VergL
MetroL Script. II p. 29 und unten § 53, 17. Übrigens sind die Bezeichnungen
120 RÖMISCHES HOHLMASS. § n. «.
6. Auch bei der H em i n a war, besonders im Gebrauch der Ärzte,
die duodecimale Einteilung ttblich. Galen erwflhnt an mehreren
Stellen ein in Rom gebräuchliches GefHis, welches aus durchschei-
nendem Hom gefertigt, und an dessen Aulsenseiten Kreise eingeritzt
waren, nach welchen das hineingegossene Ol oder andere Flüssig-
keiten gemessen wurden. Aus den von ihm gegebenen Andeutungen
geht mit Sicherheit hervor, dab dieses ölhom das Hals der Hemina
hatte, und dafs es in Zwölftel oder Unzen eingeteilt war.i) Danach
hiefs das Ganze Xltga iXalov und seine Teile fierQtxal ovyylai oder
Unzen des ölpfundes, und das Hom selbst wurde als Pfundhorn
bezeichnet. 2)
der Hohlmafse, wie sie das Lehrgedicht nach der Asteilune giebt, nicht ra
Tcrwechseln mit den Gewichten Weins, welche jedem Hommalse zukommen.
Der Gyathus z. B., welcher als Brachteii uncia heilist, wiest nach dem Lehr-
gedicht 10 Drachmen, d. i. nach damaligem Gewichte I74 Unze, nnd ent-
sprechend die fibriffen Mafse.
1) Galen spricht von dem Ol hörne oder Olpfunde und seinen Unzen
an mehreren Stellen, welche in den Metrol. Script 1 p. 209 ff. dbersichtlidi anf-
gefdhrt sind (rergleiche den Nachweis im Index unter k^^os, Xir^a 4, Xit^aior
xi^as). Am deutlichsten bescl^eibt er es p. 213, 2 (de comp^s. med. p. gen.
p. 616 Kühn): l<rr« 8i na^* ccvroie {roie *Po}fiaio^) ft^^ov, tp x6 ilcuov fu-
r^o$v, ipTttftijfidvov y(Htfifiais duu^ovcais ro avfinav sie fiigri ^f* iud xa-
Aetra« fthf t6 oAov fiirqov vre* avrdv XIt(hi, ro imSinarov 0* oirr^ avyyiitn
In diesem Sinne werden auch p. 216, 2 ovyyia$ ^IxaUxai al iv roU xaraT«-
tfirifUvoiQ xä^aaw, und p. 210, 9 u. ö. /ur^ixal ovyyUu erwähnt (Tcrgl. I^dex
zu Metrol. Script unter ovyyla 8). Es war also ein zum Messen des Öles
bestinuntes Gefafe, welches duodedmal in uneiae geteilt war. Den Betrag des-
selben giebt Galen nirgends direkt an. doch läfst sich derselbe aus dem, was
er p. 217, 13 bemerkt, entnehmen. Dort sagt er, er ^ habe durch eigene Ab-
wägung gefunden, dafe die 12 metrischen Unzen des Ölhorns — i 10 Gewichts-
unzen seien, und übereinstimmend damit setzt er p. 216, 2 neun metrische
Unzen *» 7.Va Gewichtsunzen.. Nun scheint das nächstliegende anzunehmen,
dafs er das Ölhom nach dem Olgewichte angegeben habe, allein diese Voraus-
setzung führt auf allerlei Widersprüche. Denn erstlich giebt es unter den uns
bekannten römischen Hohlmafsen keines, dessen Olgewicht 10 Unzen beträgt,
und dann wird auch sonst das Hohlmalis, wenn nicht ausdrücklidi das Gegen-
teil bemerkt ist, regelmäßig nach dem Wassergewicht bestimmt Nach dem
Wassergewicht aber passen die 10 Unzen genau auf die Hemina, denn das
Zwülftache derselben, der Gongios, wiegt 10 Pfund oder 120 Unzen; also war
das Ölhom in seinem Betrage identisch mit der Hemina. Dies bestätigt auch
Oreibasios in der Galenischen Sanunlung p. 224, 7, indem er dem Sextarius,
dem Doppelten der Hemina, 24 metrische Unzen giebt Yergl. Queipo Essai 1
S. 51^, Metrol. Script I p. 79 f. — Böckh p. 18 f. sieht in der metrischen Unze
es Olhoms das Äquivalent einer Unze wassergewicht, was sich schwerlich
erweisen läfst und das Problem nur Terwickelter macht
2) Siehe den Stellennachweis im Index zu den Metrol. Script unter xd^Sf
Xiroa 4, XiT^€uov xä^as, ovyyia 8. Zum Unterschied Ton der metrischen Unze
hieis die Gewichtsunze irra^fitxrj ovvyia: s. ebenda unter ovyyia 7. Dafs das
Ölhom bereits Tor Galens..Zeiten üblich war, beweist die Erwähnung eines
eomu hilibre, d. i. eines OlmaÜBes Ton 2 hemina§ und 24 Unterabteilungen,
i 17, 7. MASSE DES TROCKENEN. 121
7. Das HauptmaTs des Trockenen ^ar der modiuSj nach dem
Süianischen Plebiscit sowie nach vielen anderen Zeugnissen der
dritte Teil des Quadrantal »> 16 Sextarii. i) Schon hieraus ergiebt sich,
dafs die Halse des Trockenen, ebenso wie die des Fltissigen, nach den
attischen normiert waren. Wie die Amphora gleich Vs Metretes, so
war der Modius gleich V« Hedimnos, womit auch die Reduktionen von
Medimnen, die Cicero ^) giebt, Obereinstimmen.
Gröfsere Mafse als der Modius waren das der Amphora ent-
sprechende trimodmm, welches Flautus erwähnt; Columella nennt
onMae trimodiae und decemtnodiae.^)
Der modius kastrenm^ welcher das Doppelte des gewöhnhchen
Modius, ungewifs ob genau oder nur ungefÜir, betrug, ist ledigUch
ein proyinziales Mafs gewesen, welches mit dem jttngern System der
ägyptischen Ackermafse im Zusammenhange stand (§ 53, 14). Der
WMdms oUarha bei Cato ^) ist das Mais für die gesammelten Oliven,
nicht etwa ein Fltlssigkeitsmafs.
Die Hälfte des Modius erscheint als besonderes Mafs unter der
Benennung semodtt» ^) ; die übrigen Unterabteilungen des Modius
stimmen nach Gröfse und Benennung mit den FlUssigkeitsmafsen
flberein.^) Daraus ergiebt sich folgende Tabelle:
bd Borat Sat 2, 2, 61 (dazu Metrol. Script. 11 p. 117, 3. 140, 26). Die iUr^wird als
Mafs för Salben auch Tom Evangelisten Johannes erwähnt (s. unten § 52, 1 a. E.).
Bemerkenswert ist, dafs die französischen Gelehrten, welche das heutige Mals-
system bildeten, den Namen litre offenbar von der Galenischen >Ur^a entlehn-
ten, nur dafs letztere nur etwa den Tierten Teil des hentisen Liters beträgt.
1) Das Silianische Plebiscit (§ 17, 2): sexdecimque librari (^ sextarii) in
modio sient; Baibus p. 96: pes quadratus concavus capit amphoram trimo-
diam, Yolus. Maec. i 79: quadrantal habet modios tres, Carmen de pond. ts. 65,
Isid. 16, 25, 16 (MetroL Script p. 120). hi dem Süianischen Plebiscit wird offen-
bir Hbrariui als Mafs des Trockenen gesetzt, während dasselbe Mafs fdr
Flüssiges dort sextarius heilst. Die altertümliche Benennung bezieht sich
wahrscheinlich auf das Gewicht des Getreides, welches den Sextar füllte, wenn-
^dch die Bezeichnung nicht genau zutrifft, denn 1 Sextar Getreide wiegt etwas
aehr als 1 römisches Pfund.
2) hl Verr. act D, 3, 46, 110. 49, 116. Yergl. oben § 16, 1, unten § 56, 2.
3) Plaut. Men. Prol. 14: nunc argentum Tobis demensum dabo non modio
neqne tri modio. Plin. 33, 1 § 20: trimodia anulorum. Golum. 12, 50, 8: cor-
bolae decemmodiae satoriae, rerffl. 2, 9, 9. 12, 18, 2.
4) De re rast. 144 p. 91, 3 ed. Keil.
5) Volus. Maec. a. a. 0. : quadrantal habet semodios sex. Yergl. Gato de
T. r. 11, 3, Yarro de 1. Lat 5, 171, Golum. 6, 3, 5, Festns unter semis, Didvmos
bd Prisdan. de fig. numer. 18. Anlangend die Wortbildung ist das sicilische
flftäifunti § 56, 3 zu Tergleichen.
6) Der sewtariui erscheint als Mals für das Getreide z. B. bei Golum. 2, 9
t.E., PKn. 18, 13 § 131, die hendna als Mafs für Trockenes bei Gels. 4, 15, Plin.
18, 3 § 9, der quartarhu bei Gato de r. r. 95, 1 (wo zugleich ein teräarius, also
122 RÖMISCHES HOHLMASS. § n. 8. 18, i.
modius
1
semodius
2
1
sextarius
16
8
1
hemina
32
16
2
1
quartarius
64
32
4
2
1
acetabulum
128
64
8
4
2 1
cyathus
192
96
12
6
3 IVj
Die Reduktioa der römischen Hohlmafse giebt Tab. XI, die Verglei-
chung mit den vorderasiatiBchen und griechischen Malsen Tab. XX.
8. Für die üblichsten Hohhnafse gab es, zum Teil schon in
früher Zeit, gewisse abgekürzte Bezeichnungen, meist durch den An-
fangsbuchstaben und einen anderen charakteristischen Buchstaben ge-
bildet, wie m oder griechisch ju, M, M fUr modius. i) Auch für
griechische Hafse kommen ähnliche Abkürzungen Tor, wie ^ für
§ 18. ßMümmung des HHmUckmi Mühi$nüfs$t.
1. Zur Bestimmung der romischen Hohlmalse stehen drei Wege
offen, die Berechnung der Amphora als des Kubus des romischen
LängenAifses, die Nachmessung römischer Hohhnafse, endlich die Be-
stimmung der Amphora nach dem römischen Pfunde.
Es ist bereits oben (§ 17, 1} gezeigt worden, dafs die Amphora
zwar der Absicht nach gleich einem romischen Kubikfufs war, die ge-
nauere Bestimmung ihres Inhalts aber nach dem Gewichte sich rich-
tete. Daher kann man nicht erwarten aus dem romischen Längen-
fufse einen sicheren Wert der Amphora zu erhalten. Gerade wie der
Fufs, den man aus dem Bohlmafse und dem Gewichte hat berechnen
wollen (§ 14, 2), zu grofs war, so wird die Amphora, die man nach
dem Fulse berechnet, zu klein sein.^)
eia DritteUextar, genannt wird), Plin. 18, 3 § 9, das aceiabuium bei Gato de r. r.
102, Gds. 5, 18, 5, PUn. 18, 7 « 73, der cymihus bei Golom. 8, 4, 5, Plin. 14, 9
§ 85, die Ugula (oben S. 116 Anm. 2) bei Golum. 12, 21.
1) Die in der alten metrologiachen Litteratnr überlieferten Abkürzungen
finden sich susammengestellt Metcol. Script. H p. XXIX f. rergl. mit 1 p. 170 f. In
Inschriften kommen Tor das Zeichen Z wahrscheinlich für die Amphora (G. L
LatlVNr. 2760), das durch Maedan überlieferte Zeichen O für den Sextar
(ebenda Nr. 2783. 2806 f. 2811), endlich ein Zeichen ^ , welches Tielleicht die
Hemina bedeutet (ebenda Nr. 3043).
2) Metrol. Script Ip. 170 f.
3) So berechnet Wurm p. 123 nach seinem römischen Fufse von 131,15 Par.
Linien die Amphora zn 1305,45 Par. Kobikzoll ^ 25,895 Liter, während sie
nach dem Faraesischen Gongius 27,02 Liter, nach dem (;ewichte 26,26 liter halt
f 18, 1. BEB FARNESISGHE GONGIUS. 123
Der einfachste und sicherste Weg, sollte man meinen, sei die
Nadunessang alter Hohlmabe, hesonders da uns in dem sogenannten
Farnesischen Congius^) ein Gefiüs erhalten ist, das einen sehr
hohen Grad yon Zuverlässigkeit zu haben scheint Dieser Congius,
der sich ursprünglich in der Sammlung des Kardinals Alexander Far-
nese befand und spater nach Dresden gelangte 2) , ist ein wohlerhal-
tenes Messinggeftfs, dessen Außenseite noch deutliche Spuren von
Vergoldung zeigt Er besteht aus zwei abgekürzten KegeLn , die an
ihren breiten Grundflachen aufeinander gelötet sind; oben herum
läuft ein verbreiterter Rand, der lediglich dazu bestimmt ist das Ver-
schütten der Flüssigkeit zu verhüten , also bei der Bestimmung des
Inhalts nicht in Betracht kommt Auf dem oberen Kegel befindet
sich folgende Aufschrift :
IMP. CAESARE
VESPASVI
T. CAESAVO F. Illioos
MENSVRAE
EXACTAE • IN
CAPITOtIO
P X
Aus diesen Worten UUst sich zwar nicht, was früher angenommen
wurde, folgern , dals der Congius eines der auf dem Kapitole aufge-
stelltai Normahnaise gewesen sei'); wohl aber geht daraus hervor,
dafe er daselbst unter Veqpasian (im J. 75) geeicht worden ist und an
Gewidit 10 Pfund, unbestimmt von welcher Flüssigkeit, enthalten soll.
Nach den sorgfilltigen Messungen Beigeis ^) enthalt der Congius
bei 13<^R. 63460,6 Par. Gran destilliertes Wasser, woraus sich ftlr
1) Haae Ober den f amesischen Congius in der KönigL Antikensammlnng
n Dresden, Abhandl. der Königl. preuis. Akad. 1824, abgedruckt im Palaeo-
logos S. IfL
2) Hase S. 6 ff. Ans der Farnesischen Sammlung erhielt den Congius Lucas
Paetis, der ihn auerst beschrieb und abbildete (de mensur. et ponder. im Thes.
^raev. t XI p. 1634 f.). Spater mafsen ihn Yillalpandi (s. das § 3, 1 ange-
fiUkrte Werk tom. ffl p. II p. 351) und Greaves (MisceUaneous works p. 225). Auf
weiche Weise er nach Dresden ffelangte, ist nicht sicher lu ermitteln. Gegen-
wärtig ist er im in. Saale der Antikensammlung unter Nr. 58 aufgestellt
3) Dieser Meinung ist aufser den italienischen Gelehrten auch Ideler Ab-
kandluncen 1812-13 S. 154. Yergl. dagegen Hase S. 5 f., Bdckh S. 163.
4) Bd Hase S. t4 fL Aus dem Gewicht des Conffins Ton 63460,6 Gran er-
feben sich für die Amphora 507684,8 Gran; ein Par. KubikfuÜB (— 1728 Kubik-
loU) destilliertes Wasser wiegt bei derselben Temperatur 643934,8 Gran, also
othah die Amphora 507684,8 X 1728 : 643934,8 — 1362,4 Par. KubikzoU.
Dies Resultat bestätigte die stereometrische Messung des Congius, wonach für
die Amphora sich 1365,9 KubikxoU ergaben. Das kleine Plus (fOr den Congius
inir 0,44 Kubikzoll) erklart sich leicht daraus, dafo die beiden Hälften des Gon-
fios der mathematischen Kegelform nicht ganz genau entsprechen.
124 RÖMISCHES HOHLMASS. § 18, l. s.
die Amphora der Betrag von 1362,4 Par. Kubikzoll -« 27,025 Liter
ergiebt. Btan soUte meinen hiermit einen gesicherten Wert für das
römische Hohhnafs gefunden zu haben 0 , dennoch aber erheben sich
dagegen gewichtige Bedenken. Der Congius soll seiner eigenen Auf-
schrift gemäfs 10 Pfund enthalten, wofür das Silianische Plebiscit ge-
nauer 10 Pftind Wein angiebt. Lassen wir den unbedeutenden Un-
terschied zwischen dem specifischen Gewicht tou Wein und Wasser
aulser Acht, so ergiebt sich aus dem Congius ein Pfund von 6346,06
Gran <» 337,1 Gramm, was den sicher ermittelten Wert des römi-
schen Pfundes (§ 21, 3) merklich übersteigt. Berechnet man femer
nach dem Inhalt des Congius den griechischen Metretes, der das
Anderthalbfache der Amphora beträgt, so erhalt man 2043,6 Par. Ku-
bikzoll BB 40,54 Liter, was ebenfalls sicherlich zu hoch ist 2) Endlich
führt selbst die künstliche Form des Congius zu einigem Zweifel gegen
den Grad seiner Genauigkeit.' Es ist schwerUch anzunehmen, dafs die
beiden Kegel, aus denen er zusammengelotet ist, so genau konstruiert
waren, dab nicht noch eine ReguUerung, etwa durch einen Eichungs-
strich, nötig gewesen wäre. 3) Wenn demnach der Famesische Con-
gius nicht als zuverlässige Grundlage für das römische Hohhnafs ange-
nommen werden kann, so leisten diesen Dienst noch weniger andere
uns erhaltene Gefäfse, die noch grölsere Abweichungen zeigen.^)
2. Es bleibt also nur noch die Bestimmung nach dem Gewichte.^
Mögen die Hohlmalse, wie sie bei den Alten in Gebrauch waren, auch
1) So Hnssey p. 205, der danach auch das Pfund hestinimt; s. § 21, 2.
2) Keines der bei Böckh S. 279 f. aufgeführten Gefaüse von attischem Maise
erreicht diesen Betrag. Vergl. § 16, 3.
3) Der Congius soU 7« der Amphora oder des römischen Kubikfufses be-
tragen, also jeder der beiden abgekürzten Regel, aus denen er znsammengesetsi
ist, gleich '/lo Kubikfufs sein. Es überstieg aber die mathematischen Kennt-
nisse der Alten einen solchen Kegel genau zu konstruieren ; höchstens konnten
sie ihn empirisch bis zu einem gewissen Grade von Zuverlässigkeit hersteUen«
Dals etwas der Art beim Farnesischen Goneius beabsichtigt worden ist, gebt
aus den Yerhiltnissen einzelner Dimensionen herror. Der Durchmesser der oberen
Grundfläche ist halb so grofs als der der unteren ; der Umfang des Mantels an
der unteren Grundfläche beträgt etwa 2, deijenige an dem oberen Abschnitt
etwa 1 römischen Fufs, die Höhe des Kegels beträgt ziemlich einen halben Fufs.
4) Der Sextarius der Dresdner Sanmilung (Hase S. 9. 16) zeigt noch gröfseres
Malis als der Congius, er hält 29,0!^ Par. Kubikzoll, was für die Amphora 1394,3
Kubikzoll — 27,66 Liter ergiebt. Über andere teils gröfsere teils kleinere Hohl-
mafse Tergl. Paucton p. 131, Böckh S. 167.
5) Unbrauchbar ist die Angabe bei YitruT. 7, 8, 2, wonach 4 Sextare Queck-
silber 100 Pfund wiegen. Dies würde, die Richtigkeit Ton Mafs und Gewicht
Torausgesetzt, für das Quecksilber ein specifisches Gewicht Ton 15 erveben,
was weitaus zu hoch ist YitruT giebt nur ungeflihre runde Zahlen, yielleicht
brachte er auch das Gewicht des ueflifses selbst nicht in Abzug.
f 18, 2. BESTIMMUNG DES RÖMISCHEN HOHLMASSES. 125
Boch so ungenau und schwankend gewesen sein, so können wir doch
iaunerfain nach dem alten Silianischen Plebiscit die normale und
gesetzliche Grobe derselben mit genügender Sicherheit berechnen.
Das Plebiscit bestinunt das Hohlmab nach dem Gewichte des We in es ;
Bach anderen Zeugnissen gilt das Wasser, und zwar das Regen-
wasser, als die sicherste Grundlage für die Abwägung.^) In der That
nähert sich das letztere in seinem specifischen Gewichte am meisten
dem destiOierten Wasser, welches die Neueren bei derartigen Mes-
sungen zu Grunde legen; das Gewicht des Weines schwankt, einige
Sorten sind schwerer, einige leichter als destilliertes Wasser.^) Zu
dieser Unsicherheit kommt noch die andere, welche aus der Nichtbe-
rücksichtigung der Temperatur entspringt Da die Flüssigkeiten wie
alle anderen Körper bei erhöhter Wärme sich ausdehnen , so nimmt
eine nai^h dem Gewicht bestimmte Menge Wasser oder Wein je nach
don Wechsel der Temperatur einen gröfseren oder geringeren Raum
ein. Doch diese Differenzen sind so gering, dafs sie die Alten nicht
berücksichtigten; es kann daher auch nicht verlangt werden, dafs wir
sie in Rechnung bringen. Wir nehmen also, da es doch nur darauf
ankommt einen möglichst genäherten Mittelwert zu finden, destilliertes
Wasser, welches dem mittleren Weingewicht näher kommt als das von
andern benutzte Regen- oder gar Flufswasser, setzen voraus, dafs
dies bei einer Temperatur von 19 Grad C. gewogen werdet), und
legen endlich (nach § 21, 3) fUr das römische PAind den Wert von
327,453 Gramm zu Grunde: so ergiebt sich für die Amphora der
Betrag von 1324 Par Kubikzoll — 26,263 Liter, wobei die Fehler-
1) Gewöhnlich wurden Wein und Wasser an Gewicht einander gleich ge-
achtet (S. 114 Anm. 2), aber genauere Untersuchungen machten schon den Alten
ÜDterschiede bemerkbar. Das Gannen de ponder. ts. 98 ff. bemerkt:
Namqne nee errantes undis labentibus amnes
Nee mersi puteis latices aut fönte perenni
Manantes par pondus habent, non denique vina
Quae campi aut coUes nupenre aut ante tulere.
Daher sagt die dem Dioskorides zugeschriebene Mafstafel (Metrol. scr. I p. 241, 6):
focl di rov hfAßfUov vBaros nXrj^mdijvcu enp8v8i<narov alvai rov arad'^Sv;
ebenso die Tafel na^ fiizqofv iyQÖiv (p. 250, 22) und ähnlich die vierte Tafel
der Galeniscben Sammlung (p. 233,6): arad'fi^ 8i vdaros ofiß^iov, ona^ icxlv
2) Vergl. die Angaben bei Rom6 de l'lsle p. 33, Job. Malier Lehrbuch der
Physik und Meteorologie P S. 15 (ausführlicher als 1^ S. 17). Die meisten Wein-
sorten sind etwas leichter als das Wasser. Die in dem Müllerschen Lehrbuch
▼erzdehneten specifischen Gewichte beziehen sich auf eine Temperatur von
OGrad.
3) Die mittlere Temperatur von Rom betragt 15,4 <^ R. — \9^ G.; auch Böckh
S. 30 nimmt 15« R. an.
126 RÖMISCHES HOHUiASS. $ is, 2.
grenze sich von — 0,04 bis etwa zu -|- 0,31 Liter erstreckt 0 Zu
einem nur wenig abweichenden Resultate sind unter ähnlichen Vor-
aussetzungen Cagnazzi und Dureau de la Malle gelangt 2)
Die römische Amphora beträgt also in mögUchst genähertem
Werte 26,26 Liter, und ist, wenn kleiner, sicher gröfser als 26,22
Liter gewesen; im Maximum aber hat sie allerhöchstens 26,57 Liter
betragen. Das HauptmaTs des Trockenen , der Modius, hält entspre-
chend 8,75 Liter. Daraus ergeben sich die übrigen Mafse, welche in
Tab. XI zusammengestellt smd. Dem ungefähren Betrage nach ist:
die Amphora «= 25 Liter
derCongius >= 3 1,
der Sextarius »-= V2 n
die Hemina «= V4 r,
der Modius «= 9 „.
1) Da die EinzelberechnuDgen, nach denen der Farnesische Gongios einer-
seits and das römische Pfund anderseits bestimmt worden sind, auf dem (irflheren
französischen Mafee beruhen, so scheint es passend auch jetzt noch von diesen
Daten auszugehen. Der Par. Kubikfuis destilliertes Wasser wiegt bei 15® R.
643695,2 Tar. Gran, also enthalt die Amphora von 80 Pfund zu 6165 Gran
1323,995 Par. KubikzolL Die Fehlergrenze ziehe ich so: Wurde mit Regen-
wasser, welches um 0,00011 schwerer ist als destilliertes Wasser bei niedrigerer
Temperatur bis zu 8® R. gewogen, so enthielt die Amphora höchstens 2 Kubik-
zoU -B 0,04 Liter weniger; war dagegen das Pfund bis zu Vs Gramm schwerer
(§ 21, 3) und wurde mit einer etwas leichteren Weinsorte (etwa 0,99) gewogen,
so enthielt die Amphora bis zu 16 KubikzoU «= 0,31 Liter mehr. Trotz dieser
Schwankungen ist das Resultat verhältnismäfsig immer noch genau, denn die
Differenz im Retrag der Amphora, je nachdem man sie nach dem römischen
Langenfufs oder nach dem Famesischen Gongius bestimmt, betr> nicht weniger
als 75 KubikzoU «» 1,49 Liter, und doch ignorierten die Alten diesen Unter-
schied. Eine weitere KontroUe bietet die unmittelbare Rerechnung auf Grund
des metrischen Systems. Achtzig römische Pfund destillierten Wassers fQllen
bei 4® G. einen Raum Ton 26,196 Liter, bei 19® G. einen 1,0016 mal so grolsen
Raum (Wasserrolumen bestimmt nach Hagen und Matthiessen bei MdUer-Pfaundier
Lehrbuch der Physik u. MeteoroL ^^ 2 S. 81), d. i. 26,238 Liter. Da aber die
wahrscheinliche Fehlergrenze weit mehr nach der Seite des Plus als des Minus
hin sich ausdehnt, so lag kein Anlafs Tor, den früher ermittelten, nur um 0,025
Liter höheren Näherungswert abzuändern.
2) Gagnazzi bestimmt S. 122 d. Übers, nach seinem Pfunde von 325,8 Gramm
den Gongius Regenwasser bei 10® G. zu 3250,27 Kubikcentimeter, was 26,00216
Liter für die Amphora ergiebt. Dies stimmt ziemlich nahe mit dem Ton uns
aufgestdlten Werte, und wdrde noch besser stimmen, wenn er eine höhere
Temperatur angenommen hätte. Übrigens sind in seinen Prämissen noch einige
anderweitige Fehler, wie Paucker S. 188 nachweist Dureau de la MaUe behält
Gagnazzis übrige Voraussetzungen bei (p. 29), setzt aber das Pfund um eine
Kleinigkeit höher zu 236 Gramm und erhält daraus eine Amphora Ton 26,012295
Liter (p. 435).
ZWEITER TEIL.
Die Gewichte.
§ 19. Da$ griwkisehe GewiekUyUm.
1. Die Elemente des griechischen Gewichtsystems werden dar-
gesteDt durch die vier Benennungen raXartov, fivä, iqaxiiri und
oßoXog. Ihr Verhältnis zu einander beruht auf einer Verschmelzung
der duodecimalen und decimalen Rechnungsweise. Das Talent hat
I X 10 BT« 60 Minen, die Mine 10 x 10»= 100 Drachmen, die Drachme
^ CS 6 Obolen.i) Noch deutlicher erscheint das duodecimale System,
wenn man, wie sich gleich zeigen wird, die Drachme als Hälfte, mithin
den Obolos als Zwölftel betrachtet. Der Ursprung des Systems ist nicht
in Griechenland selbst, sondern im Orient zu suchen; darauf weist
sowohl die Benennung /uva, welches entschieden Lehnwort aus dem
Semitischen ist, als auch die durchgängige Übereinstimmung mit den
Nonnen hin, welche fUr das Abwägen Ton Gold und Silber in dem
1) Die Hanptquellen fiber das gegeoseitige VerhältDis von Talent, Mine
Ih^chme und Obolos sind Pollnx in seinem Onomastikon, der anonyme Alexan-
driner yte^l taXavTtov, Diodoros ne^ ara&fiSvy der Verfasser des Lehrge-
dichtes de panderibut und andere, deren Fragmente in den Metrologici scrip-
tores zosammengestelU sind. Die Stellen sind im einzelnen nachgewiesen im
Index zu den Metrol. script nnter raXavrov 1—5, fiva 1—3, S^axMtj 1. 2, oßo-
I6s 1—4, talenium, mina, drackma, obohis, Poilux 9, 86 sagt, dafs , obwohl
es Terscfaiedene Talente gab, doch ein jedes in 6000 Drachmen, die Mine in
in 100 Drachmen zerfiel. Diese Bestimmung giebt er zwar zunächst für die
Mflnzen; sie gilt aber ebenso für das Gewicht, wie aus 9, 52 f. hervorgeht. Die
/tpa bezeichnet er § 56 als axa&uov r« ouov xod vofUcfiaros ovofia, und weist
$ 59 ans EirooUs nach, dalis dieselbe 100 Drachmen hielt. Endlich dals auf die
Drachme 6 Obolen gingen, sagt er noch besonders § 60. Übereinstimmend giebt
das Verhältnis von Talent, Mine und Drachme das Carmen de pond. ts. 37 ff.
ond für den Obolos ts. 8 vergl. mit 17. Weitere Belegstellen für diese durchaus
anbestrittenen Verhältnisse hier anzuführen scheint nicht nötig. Abweichende
Angaben beruhen auf Ungenauigkeiten oder Verwechslungen, so z. B. die An-
gabe Phitarchs über die ältere attische Mine, worüber § 25, 2 zu Tergleichen.
180 GRIECmSGIIBS GEWICHT. f 19, s;
mn das Gewicht von goldenen Ehren- und Weihgesdienken, besonders
Ton Kränzen, zu hestiinmen.^) Wahrscheinlich als Wertausdruck für
ein ägyptisches Kupfertalent kommt es gegen Ende des 4. oder zu
Anfang des 3. Jahrhunderts bei dem Komiker Philemon vor. 2) Aufser
diesem geben auch Nikander von Thyateira, PoUux und Eustathios
Wert und Gewicht des kleinen Goldtalentes zu 3 Stateren an.^) Bei
letzterem heifst dasselbe auch, ungewifs aus welchem Grunde, das
makedonische.^) -
Bedeutungsvoll für die Erklärung dieses eigentümlichen Gewichtes
1) Das Gewicht goldener Kranze findet sich nach solchen Talenten be-
stimmt bei Polyb. 21, 30, 1. 21, 34, 4. 28, 22, 3 (citiert nach meiner Ausgabe)
und in dem spater eingeschobenen Aktenstücke bei Demostb. über den Kranz 92.
Häufig findet sich auch die Gewichtangabe nach x^^^h s* Polyb. 23, 1, 7. 30,
5, 4. 32, 3, 3; 5, 1; 6, 1, Athen. 5 p. 202 B, Joseph. Arcbäol. 14, 8, 5, Böckh
Staatshaush. der Athener P S. 40 f. Die Athener bestimmten in den offiziellen
Rechnungen das Gewicht ihrer Kriinze in der Regel nach dem gewöhnlichen
Gewichte (Drachmen und Obolen); vergl. G. I. Gr. Nr. 150^ und Böckh a. a. 0.
2) Etymol. M. unter rdXavtovi xo xaXavxov xaxa xovs naXaiove x^vaovs
glxe x^me* Bu> uai <PiXrjfUOv 6 x<OfHic6Q tpfiüi* 4v* ei XaßoixaXavxa, ;K^vtfüvff
ii ixtov anoicexaiy womit zu vergleichen das Fragment in den Metrol. Script I
p. 306, 23. Philemon schilderte wahrscheinlich, wie jemand 2 Talente, also
nach üblicher Anschauung ein groCses Gewicht und voraussichtlich auch eine
bedeutende Summe, einzukassieren hat und, da es Kopfertalente sind, schliefs-
lieh nicht mehr als 6 Golds lücke einstreicht. Diese Werlgleichung kann sich
schwerlich auf sicilische Verhältnisse beziehen, da zu Ende des 4. Jahrhunderta
dort eine merklich abweichende Kupferwährung herrschte (§56,4); wohl aber
pafst sie vortrefilich, wie Mommsen S. 42 f. (Traduct. Blacas I p. 55) nachweist,
auf die Münze der Ptolemäer in Ägypten. Dort galt das Oktadrachmon Goldes
■K 100 Drachmen Silbers *-> 6000 Kupferdrachmen (§ 54, 2), und es ist wohl
glaublich, dais das Ptolemäische Goldstück (mochte es auch ursprünglich auf
6Vs attische Drachmen gesetzt sein: § 54, 1, V), oder genauer gesagt, das
Ptolemäische Kupfertalent im Handel mit Athen den Kurs von nur 6 altischen
Drachmen Goldes hatte. Dafe Philemon die Münzverhältnisse Ägyptens kennt
und bei seinem Publikum als bekannt voraussetzt, darf bei dem damaligen
reffen Verkehr Atlikas mit Ägypten nicht auffallen, und es braucht nicht erst
geltend gemacht zu werden, da/s der Dichter selbst sich einige Zeit in Ägypten
aufgehalten hat
3) Nikander im Lexic. Seguer. p. 306, 1 (vergl. Böckh a. a. 0. S. 40), PoUux
4, 173. 9, 53, Eustoth. zu II. 9 p. 740, 19 (Metrol. Script. I p. 299, 21). Auch Di-
philos meint mit ßpa^v x$ xaXavxov wahrscheinlich dasselbe Gewicht; vergl.
Schol. Ven. zu IL 9, 122, Eustath. a. a. 0., Meineke Fragm. comic. Graec IV p. 379.
4) Eustath. a. a. 0.: x6 8i MaxadovtKor xahtvxov x^äis tjaav x9va$voin
Meine in den Metrol. Script, angemerkte Konjektur JSutaXixoy ging davon aus,
dafe Philemon nach einer allerdings unsicheren Tradition aus Syrakus stammen
soll, jedenfalls derselbe in seinem JSixehxSs nach Poll. 4, 175 auch Litren er-
wähnt (vergl. Meineke Fragm. comic. Gr. IV p. 25 f.). Mommsen a. a. 0. bezieht
die Bezeichnung 'makedonisch* auf den Ursprung der Dynastie der Lagiden.
W. Christ in Fleckeisens Jahrbüchern (1. Abteil, der Neuen Jahrb. f. Philol. a.
Pädag.) 1865 S. 438 f. denkt an die makedonische Kolonie Thyateira (vergU
Böckh Metrol. Unters. S. 344); doch steht dem die Auffassung Böckhs Staats-
haush. P S. 40 entgegen.
i 10, 4. 6. MINE. DRACHME. 181
ist die Tbatsache, dals es^ wenn mao das Gold zum 12V3facbeD Werte
des Silbers ansetzt, genau gleich 75 attischen Drachmen, d. i. gleich
einem römischen Pfunde Silbers gilt.^) Was daraus noch mit einiger
Wdirscbeinlichkeit zu schlieisen ist, kann erst weiter unten, wenn
wir auf den Ursprung des römischen Pfundes kommen, erörtert werden
(§ 20, 5).
4. Wir kehren zu der regehnäfeigen Gestaltung des griechischen
Gewichtswesens zurück. Das Talent hatte als sechzigsten Teil unter
sich die Mine. Schon dem Klange nach giebt sich iiva als Fremd-
wort zu erkennen , und in der That findet sich eine entsprechende
Form im Hebräischen, welche ihrerseits der assyrischen Form des
Wortes ahnfich gelautet haben muÜB.^) Im assyrisch-babylonischen
System bedeutet Mine sowohl das Sechzigstel des königlichen Talentes
ak das Sechzigstel des Hohhnaftes (§ 42, 7).
5. Der hundertste Teil der Mine ist die Drachme. Die Ablei-
tung des Wortes schwankt Wenig gesichert ist die Zurückführung
auf das Hebräische oder Assyrische s); sehr wahrscheinlich dagegen
die Ableitung von d^orro^at, welche Plutarch und die Grammatiker
geben.^) Danach bleutet dfjoxiiri die Handvoll, so viel als man in
1) Diese WertgleichaDg erkannte zuerst Brandts S. 149, und er konstruierte
danach ein karthagisches Gewicht Ton 37 Va leichten Shekdn Goldes ■■ 315 Gr.
Einen weiteren Hinweis bietet das Mifsyerslandnis bei Lir. 38, 9, 13, wo eine
eorana aurea eentum et quinquaginta pondo dem areq>avoe anb rcLXavrtov
^nntfitarra xal htarov bei Polyb. 21, 30 (22, 13), 1 entspricht und statt des
Goldgewichtes {pondo) der Wert in Pfunden Silbers gemeint sein mufs
(Tergl. Weifsenbom zu Liv. a. a. 0., H. Nissen Kritische Unters, über die Quellen
des LIvius S. 108).
2) Vergl. Böckh S. 34, Brandis S. 26. 35, A. Vanicek Fremdwörter im Grie-
chischen und Lateinischen, Leipzig 1878, S. 34. Das Wort bedeutet wahrschein-
lich nrsprfinglich 'Teil' schlechthin, also im Sexagesiroalsystem das Sechzigstel,
and zwar der Haupteinheit, sei es beim Mafse oder beim Gewicht. Auen im
RIgveda erscheint die tnand als bestimmtes einheitliches Mafs, welches offen-
bar aus Babylon entlehnt ist S. A. Kaegi Anzeige von H. Zimmermann Alt-
indiaches Leben, Fleckeisens Jahrb. 1880 S. 437.
3) Die Ableitung aus dem Hebr&ischen besprechen Hussey p. 182 f., Oppert
L'^talon des mesures assyriennes, Journal Asiatiqne YIL s^ne, tome IV, 1874,
p. 479. Letzterer rerweist, aufser auf die hebrüschen Formen adarkön und
darkemStt, auf das assyrische darag mana^ d. i. ein Sechzigstel der Mine.
4) PluUrch. Lys. 17 spricht von dem alten Eisen- und Kupfergelde, wovon
der Obolos seinen Namen habe, und fdgt hinzu ,^ 6 Obolen habe man eine
Drachme genannt: tocoinatv yao n x'^^ Tta^uSoarraro» Ähnlich geben die
Ablettong Poil. 9, 77, das Etymol. M. und Eustath. zu D. 1 p. 136, 9. Die Be-
ziehung auf das Abwägen, von welcher in den genannten Quellen nichts steht,
crgiebt sich ans der engen Zusammengehörigkeit von B^ajum und araxriq,
VefgL Brandis S. 59, Madden History of Jewish coinage p. 10, G. Gurtius Griech.
EtyBiologie^ S. 492f. Daus die Drachme rein hellenische Schöpfung und dem
Morgenlande fremd ist, behauptet Brandis S. 58.
9*
132 GRffiCmSGHES GEWICHT. $ it. s.
die Hand nünnit um es auf die Wagscbak ku brngen. Daoiit stinuiit
sehr gut, dafe sie ursprünglich nicht ab Ganzes, sondern ds Hälfte
erscheint Wie die Wage z^ei Schalen hat, so ist die i^axfirj oder
Handvoll auch nur die Hfilfte des auf die Wage Gelegten. Das Ganze
ist der atan^Qy die Wage, Übersetzung des hebräischen und assy-
rischen sheqeL^) Als Benennung für das Gewicht hat sich nun freilich
^oTi}^, aulser etwa mit Bezug auf gemünztes Gold, nicht erhalten,
aber seine Bedeutung als Ganzes gegenüber der Hfilfte oder Drachme
hat er deutlich im gesamten Münzsysteme bewahrt Die älteste Wah-
rung des eigentlichen Griechenlands, die figinfiische, nannte ihr Ganz-
stück Stater, die Hfilfte Drachme; und fihnlicb Ififet es «ch bei anderen
Wfihrungen nachweisen. Die Athener änderten das System zwar in
der Silberprägung, behielten es aber beim Golde bei, wo durchaus der
Stater als die Hauptmünze erscheint In diesem Zusammenhange wird
nun auch die Bedeutung des Obolos klar. Der Obolos gilt in dem üb-
lichen Rechttungssystem als Sechstel der Drachme; da diese nun als
Utifte zu betrachten ist, so erkennt man in jenem leicht das Zwölftel
des Staters, also die reine Duodecimalteilung. So sind im aginäischen
Müttzsystem die hauptsächlichsten Teilmünzen Drachme, Triobolon
und Obolos, d. h. die Hälfte, das Viertel und das Zwölftel; und auch
sämtliche übr^en Teilmünzen, besonders der attischen Prägung^,
ordnen sich dem duodecimalen System unter.
Da die Münze ihrem Ursprung nach nichts anders als ein gestempel-
tes Gewichtstück ist (§ 22, 1. 2), so bezeichnet dqaxfiri ebensowohl ein
Geldstück als ein Gewicht Um die letztere Bedeutung hervorzuheben,
kann oXxi;, d.i. Gewicht, hinzugeftlgt werden. Man sagte also bhcfi
iijctififig oder ögoxfirj ohcrjv oder o^^, und daraus entstand der be-
sonders bei Späteren übliche Gebrauch, oht^ selbst für d^axini] zu
setzen.^
1) VergL unten § 19, 11, V a. E. 42, 14. 43, 5. 44, 11 und die Gute, welche
im Index sn den Metrologid script unter ciuMQ und üxar^ lasammengestellt
8ind, ferner Hassey p. 177, Böckh S. 49. 63 f. Der Stater entspricht nrsprilnglidi
durchaus dem Didrachmon. Hieron3rmtt8 zu Ezech. 1, 4 erkl&rt tiehu geradezu
durch itmUr,
2) S. unten {27, 1 und TergL Mommsen S. 45 (Traduct Blacas I p. 59 fj,
BrandiB S. 5S f. Das ganz seltene ytwxd.ßolov (§ 27, 5 Anm.) ist eine Aus-
nahme, die in eine Zeit fallt, wo die Einsicht in das ursprüngüche System
nicht mehr lebendig war.
3) In der allgoneinen Bedeutung 'Gewicht' findet sich ohni häufig auf In-
schriften, bei Galen und sonst in der ärztlichen und metrologischen Utteratur
(s. den Nachweis im Index zu den Metrol. Script unter ohni 1), bei Lukian.
Jup. tr. 7 u. a. Über den mit 9^xf^rf synonymen Gebrauch des Wortes giebt
§ 19, «. 7. DER ODOU>S UND SEOiE TEILE. 183
6. Das Seebstel der Drachme oder Zwölftel des Staters, der
0 b o 1 o Sf hat seine BeBennung sieher iiiebt Ton 6g>iXiM^ wie Aristote-
les Yorsehlägt, wohl aber ist es sehr wahrscheinlich, dafis eine eigentüm-
Itdte Form des ältesten Barrengoldes Anlafs zu der mit oßelog^ Spieft^
identischen Benennung gegeben hat>) Wie das Talent das grofste,
so war der Obolos das kleinste Gewicht 2); doch erscheint schon in
den Urkunden des attischen Staates das Zeichen des halben und des
Viertel-Obolos.8)
7. Eine noch weitere Teilung des Obolos scheinen zuerst die
Ärzte für nötig gründen zu haben ; wenigstens finden wir eine solche
in den metrologischen Tabellen der Kaiserzeit, welche Dioskorides und
Galen zugeschrieben werden. Hier wird d^ Obolos in Achtel zerlegt,
die nach der Kupferscheidemünze der Athener (§ 28, 3) xaXxoZ
heirsen.^) Auiserdem sind daselbst zur Vervollständigung des Systems
der Index zu den MetroL Script a. a. 0. Nr. 2—6 den Nachweis. Yergl. auch
W. Christ in den Sitznngaber. der Mdnchener Akad. 1862, 1 S. 60 f.
1) Nach der allgemeinen Ansicht der Alten ist oßoUs so viel als oBMg
oder ofiaXioxos, was man sich damit erklärte, dais das älteste Geld Ton Eisen
oder Kopfer gewesen sei und die Form von Spiefsen gehabt habe. Vergl.
Aristoteles bei Poll. 9, 77, Phit Lys. 17, Etyraol. M. nnter ^^x^i? und iß0Xk,
Eostatb. zu IL 1 p. 136, 8, Isidor EtymoL 16, 25 (Metrol. Script. II p. 112, 15),
Mommsen S. 169 (Trad.Blac. I p. 173 f.), Brandis S. 60, Madden History of Je-
irish coinage p. 10, und über das älteste Barrengeld unten § 22, 1. 47, 2. Ari-
stoteles a. a. 0. ffigt noch die oben erwähnte Ableitung hinzu: o^^Iovg ovtovs
{xovf oßoXovi) jiats atvOfioM&ai, xov uiv dyiXXeiv Srjlovrros x6 avSsw, ov-
rtir 9i 9tk xh eis ftrptas rfi^&ai ofde xXijd'SpxcDr. Die Etymologien der
neseren Gelehrten schwanken auffällig. A. Fick Vergleichendes Wörterbuch fl'
S. 1 1 setzt als gräco-italische Grundform agalo, Treibstecken, Stecken, W. Christ
hl Fleckeisens Jahrb. 1865 S. 440 denkt an die Wurzel hval und schlägt die
Bedeutung *Kflgelchen' vor, G. Gurtius Griech. Etymol.^ S. 483 vergleicht fldloe
und ßalirrfy J. Oppert im Journal Asiatique IV, 1874, p. 480 und bei Mommsen-
Blacas 1 P. 410 fuhrt ißoXos auf das assyrische apbu, d. i. Gewicht, zurück.
— Bei Nikander Ther. 93. 655. 908, Alexiph. 308. 327. 614 erscheint der Obolos
als Gewicht in der dorischen Form dSaXöe,
2) Garnen de pond. vs. 40 (MetroL Script II p. 90): nam nihil bis (Athe-
irilNis) obolove minus maiusve talento.
3) G. L Gr. Nr. 151 Z. 27, Böckh Staatshaush. der Ath. D« S. 162,22. 165, 32.
172, 25 u. 5.. vergl. auch Böckh ebenda S. 261. Als Gewicht kann gelten auch
das Viertel des Obolos, welches ebenda S. 347 Abteil. 2 Z. 4 erscheint, obgleich
dort von Geld die Bede ist (vergl. Böckh S. 348). Das X auf der Bechentafel
von Salamis (| 19, 12) bezeichnet das Achtel des Obolos als Münze, nicht als
Gewicht Fflr gewöhnlich wird in den attischen Urkunden das Gewicht nach
Talenten, Drachmen und Obolen angegeben; die Mine erscheint selten.
4) S. den Stellennachweis im Index zu den Metrol. Script unter x^lttovt
1 — 3, vod anlangend die abweichende Bestimmuuff zu Ve Obplos ebenda Nr. 4.
Die Angabe bei Plinius 21, 34 § 185, dals der Obolos 10 Ghalkus habe, scheint
auf einoD Tersehen oder auf einer irrtümlichen Lesart in der griechischen
Queue Ö s^^ n) zn beruhen. In der That stand < früher in dem Fragment der
134 GRlBCTWfJfflS GEWICHT. . » 19. 8.
noch andere Gewichte eingefttft, die entsprechend auch im römischen
System sich finden, ttl>er deren Ursprung wir aber nicht näher unter-
richtet sind. Es sind das y^afifia (scriphJMm.tcrifulum)'^ ^/s Drachme,
also dem Diobolon in der Münze entsprechend, das ne^aviov (nUfua)
wm 1/s Obolos und der d^iQfwg {lupinns) — i 2 xegarutA) Was sonst
noch in diesen Tabellen Ton Gewichten erwähnt wird, hat proTin-
liellen, wahrscheinlich ägyptischen Ursprung und kann hier ebenso-
wenig als einige abweichende Angaben Ober die soeben angefahrten
Gewichte berücksichtigt werden.
8. Wir geben nun zur Obersicht eine Zusammenstellung der
griechischen Gewichte vom Talent bis zum Chalkus und verweisen
wegen der übrigen auf das romische System (§ 20, 4) :
ralavrov 1
fiva 60 1
dgccxfi^i 6000 100 1
oßoXog 36000 600 6 1
Xahwvg 288000 4800 48 8.
Dieses gegenseitige Verhältnis der Teile des Gewicht- und Münzsystems
vom Talent bis zum Obolos war ein unabänderlich festes. Talent be-
deutete unter allen Umständen das Secbstausendfache der Drachme,
welchen Betrag auch immer diese haben mochte. Es gab also auch
so viele Talente, als es Handelsgewichte und Münzwährungen gab,
worüber das Weitere erst weiter unten bemerkt werden kann. Hier
konunt es nur darauf an, den Betrag des attischen Gewichtes
(§ 26, 2) vorläufig anzugeben. Es war in neuerem Gewichte :
Benediktiner (Böekh S. 24); es ist aber in den Metrol. ecript I p. 66 adn. t and
S. 208, 4 berichtigt worden. Dab regelmäfsiger Weise durchaas 8 Chalkus auf
en Obolos gehen, weist Böckh Metrol. Unters. S. 24. 32 f. und Arch&ol. Zei-
toog 1847 S. 44C. (Gesammelte kL Schriften VI S. 454 ff.) nach. Anlangend
^e Angabe des Plinins ist noch auf den Erkl&rangsyersach von Brandts S. 293
au verweisen.
1) S. den Stellennachweis im Index lu den Metrol. Script, unter y^oftfutt
msi^iory ^iq/MQ und vergL unten die Anmerkungen lu § 20, 4 a. E. Mut Recht
macht Böckh Metrol. Unters. S. 160 darauf aufmerksam, dals die siliqum eine
ichtrömische Einteilung des Pfundes xu sein scheint, also uaffaxiov Obersetxong
davon ist. Darauf wdst auch an sich der Wert dieses kleinsten Gewichtes
hin, der sehr gut in das römische System, aber nur aexwungen in das grie-
chische pafst. Auch das y^dftfui orunet sich leichter dem römischen als dem
griechischen System unter; doch sprechen snracMiche Grflnde dafftr, dafs der
griechische Ausdruck frfiber da war ab das danach gebildete lateinische ser^
tuhim. Die ursprüngliche Bedeutung ist Täfehhen, ein plattes Metallstackchen,
wie es als Gewicht gebraucht wurde.
f 19, 9. 10. HAND£LSGBW1GHT£ ZU ATHEN. 135
das attische Talent gleich 26,196 Kilogr.
die Mine „ 436,6 Gr.
die Drachme . . « „ 4,366 »
derObolos . . . • „ 0,728 „
Die weitere Reduktion giebt Tab. XII. Dem ungefähren Betrage nach
kann man ohne grofsen Fehler das Talent gleich einem halben Cent-
ner setzen. Die Mine nähert sich einigermafsen dem Betrage eines
halben Kilogrammes.
9. Das eben angegebene Gevricht war das Münzgewichtdes
athenischen Staates seit Solon. Früher hatte ein anderer MQnzfufs
nnd ein anderes Gewicht, nSmlich das äginäisehe, bestanden (§ 25, 1).
Dieses erUelt sich auch noch spater als Handelsgewicht, denn die
ififtoQixfi fivSj über welche wir durch einen athenischen Volksbe*
schlufe >) genau unterrichtet sind, war keine andere als die ttginftische.
Diese Erscheinung büst sich unschwer erklären. Es hatten zwingende
Gründe zu einer Herabsetzung desMünzfufises getrieben, die von Solon
mit aller nötigen Umsicht ausgefllhrt wurde; aber es folgte daraus
nicht, dab auch das im alltäglichen Vericebr bisher übliche Gewicht
abgeschafift wurde. Dieses blieb also unter dem Namen Handelsge-
wicht, und war die gesetzmftfsige Norm bei Kauf und Verkauf, wenn
nidit ausdrückhch das Silbergewicht angeordnet war.^) Nach den Be-
stimmungen des Volksbeschlusses war die Handelsmine gleich 138
Münzdrachmen '); es ist also
das Talent des attischen Handelsgewichts auf 36,156 Kilogr.
die Mine „ 602,6 Gr.
die Drachme „ 6,03 „
anzusetzen.
10. In demselben Volksbeschlusse finden sich noch besondere
BestiauDungen in betreff des Zuschlages (^ttj;), welcher zu dem
1) a I. Gr. Nr. 123, besonders bebandelt von B5ckh SUatsh. der Atb. II<
S. 356 iL Der Beweis, dafs das HandeUgewieht das äginiische war, wird unten
I 25 geführt werden. Die erwähnte Inschrift gehört erst dem 2. oder 1. Jahr-
mindert ▼. Chr. an; allein das Zusammenfallen dieser Handelsmine Ton 138
MAnxdracfaaien mit dem Soloniseben Ablösungsverhältnisse zwischen altem und
waem Gelde (§ 25, 1) zeigt, dafs dieses Handelsgewicht so alt war als die
äginiische Mfinze, wdche vor Solon in Athen gegolten hatte.
2) A. a. 0. § 4: nafXeiroiHrav narrte räXXa navra ravrjj tJ fiv^y n)^
0€a nifos a^yv^top 9ui^frjSfjv atofjrat naXelv.
3) Ebenda : ayiftto rj uva n iftno^itttj JSrtipavfmS^ov Bqax/tas ittaxov t^-
»ty%a xal htna n^ ra cxa&fua ra iv t$ a^/vfo»09re/4'* VogL unten
§25,1 '
186 GBlEGffiSCflKS GEWIGOT. § 19, lo.
Handelsgewicht in die Wagscbaie gdegt werden 6olL>) Zunächst ist
im Sinne des Gesetzgebers davon auszugeben , dafe es sonst wobl Ob-
lieb war so reicbiicb zuzuwSgen, dab die Zunge der Wage merklich
nach der Seite der mit der Ware beladenen Schale ausschlug. Anstatt
dieses Ausschlages sollte nun lieber ein Zittatzgewi<At in die andere
Wagschale gelegt, dann aber auch so gewogen werden, dab die Zunge
genau perpendikuiär stand.
Eine unlösbare Schwierigkeit schien freilich in den merklich
verschiedenen BetrSgen der verordneten Zusehlagsgewichte zu liegen.
Zu der Handelsmine sollten 12 MOnzdrachmen hinzugefdgt werden;
das effektive Gewicht betrug also 150, statt 138 Mttnzdrachmen. Auf
das Talent hatten nach demselben Verhftknis 720 MOnzdraclmien zu-
gelegt werden müssen; allein laut Gesetz war dieser Zuschlag etwas
geringer, nämlidi abgerundet auf 690 Mttnzdrachmen, d« i. 5 Handels-
minen. Ganz anders dagegen stand es, wenn mit einem Fttnfminen-
gewicht gewogen wurde. Denn dann sollte eine ganze Handelsmine
zttgelegt werden ; der Zuschlag betrug also in diesem Falle 20 Prozent,
wahrend er beim Talent auf nur 8,383 und bei der einfachen Mine aof
8,696 Prozent stand.
Zunächst war nun klar, dafs die Zuschlage bei der einfachen Mine
und bdffl Talent, trotz der geringen Differenz, zusammengehörten*
Die Verschiedenheit konnte hier nicht stören , da ohnedies die Preise
beim Verkauf im Groisen anders gestellt sein mufsten als beim Einzel-
verkauf. Allein der weitaus höhere Zuschlag beim Fttnfminengewicht
liefs sich nur durch die Annahme einigermafsen erklären, dafs es
ganz andere Handelsartikel, und zwar verbältnismäfsig weniger wert-
volle, gewesen sein mochten, die von vornherein nach Steinen oder
FOnfjttinengewichten verkauft wurden, als diejenigen, bei denen man
nach Talenten, Minen und Drachmen wog.
Merkwürdiger Weise aber hat sich neuerdings gezeigt, dals die
Zuschlagsgewichte des athenischen Volksbeschlusses vereinigt mit den
erwähnten Stammgewichten zwei eigenartige Gewichte darstellen,
welche ihren besonderen Ursprung und eine selbständige Bedeutung
sowohl neben dem Solonischen Münzgewicht als neben dem gewöhn-
lichen Handelsgewicht Athens haben.
Der Zuschlag zur Mine führt auf eine eigene Mine von 654,9 Gr.,
welche anderseits, gemäfs dem Zuschlage zum Talent, um etwas nie-
1) Diese Bestinmnoi^en sind ebenfalls in § 4 des Beschisses «ithtlten
und von B^ckh a. a. 0. S. 364—66 behandelt worden.
1 19, 10. HAMDBLSGEWIGHTE ZU ATHEN. 187
driger, auf 652,8 Gr. aiiskeiiimt.i) Ans dem gesetzlich geforderten Zu-
schlage zum FfinftDinengewicht entwickelt sich eine Mine von 723,3 Gr.
Nun ist die Mine von rund 655 Gr. offenbar hervorgegangen ans
der Mine von 672 Gr., v?elche als tthestes iginflisches Gewicht durch
die Münzen und durch den Vergleich mit anderweit bezeugten Ge-
wichten gesichert ist.^) Die Mine von 723 Gr. ist keine andere als die
phOnikische, das Fflnfzigfache jenes Staters von etwa 14,6 Gr., welcher
Über Syrien und seine NebenUlnder, über einen grofsen Teil Klein-
asiens und der Inseln, endlich auch tlber Ägypten und die Länder des
Westens verbreitet war.^)
Diese G^ewichte werden gleich im Folgenden uns noch weiter
beschäftigen. Vorher ist aber noch ein Einwand zu berühren, der
betreffs der Mine von 655 Gr. leicht erhoben werden könnte. Die-
sdbe beträgt nämlich genau das Doppelte des römischen Pfundes, und
es könnte deshalb leicht scheinen, dafs der erwähnte athenische Volks-
beschhifs, dessen Erlab kaum über das J. 170 v. Chr. zurückversetzt
werden kann, unter römischem Einflufs entstanden sei. Doch spricht
dagegen sowohl der gesamte Inhalt der Urkunde ^) , ab auch beson-
ders die verschiedenen Abstufungen der Zuschlagsgewichte. Denn hätten
die Athener, indem sie die Handelsmine nebst dem Zuschlage gleich
150 MüniA^chmen setzten, damit zugleich absichtlicher und bewufster
Weise einen Ausgleich mit dem römischen Pfunde hergestellt, so wäre
es sehweriich denkbar, wie sie gleichzeitig das Talent nebst Zuschlag
auf 119>/5 statt auf 120 Pfund hätten festsetzen können. Audi die
TarifieruBg der Mine des Fünftninegewkhts nebst Zuschlag auf 11 Vis
Pfimd wtlrde nicht verständUch sein. Dagegen erklären sich alle diese
Ansätze leicht, wenn wir innerhalb der griechischen Gewichtsbezeich-
nungen stehen bleiben und die anderweit nachgewiesene Thatsache
anerkennen, dals über alle Länder des Mittelmeeres verschiedene Ge-
wichte babylonischen und phönikischen Ursprungs verbreitet waren,
von denen damals in Athen durch jenen Volksbeschlufs zwei der dort
üblichsten, die altäginäische und die phönikische Mine, im Sinne der
1) Diese BÜDe ist als eivenes Gewicht zuerst von W. GhriBt in den Siliungs^
bcriehten der Mäncbeiier Akademie 1862, I S. 68 f. erkannt worden. Ein ent^
sfrecbendes athenisches Gewichtatäck wies zuerst M. Pinder in den Beiträgen
mr alteren Mflnzkmnde heransgegeben von Pinder und Friedlaender, Berlin 1851,
1 S. 66 nach.
2) YergL f 24, 1. 48, 1 and Tab. XXH.
3) Yergl. 1 23, 4. 43, 3 und die anderen dort citierten SteUen.
4) Bödkh StaatshauBh. der Athener II* S. 356: 'fli)rigens fehlen alle Spuren
des rtaischen £inihi88e8\
188 GRIEGHISGHES GEWICHT. f 19, 10. tu
weit älteren SolonischeD GesetzgebuDg derartig fixiert wurden, dafe
als alleinige Normen die Mttnzdrachme und die nach festem Verhältnis
daraus abgeleitete kfiTtoQixfj fiva gelten, die beiden anderen Minen
aber gesetzlich beseitigt und nur ihre Differenzen als Zuschlagsgewichte
geduldet werden sollten.
Lehrreich sind in demselben Volksbeschlusse auch die eingehen-
den Bestimmungen über die Aufbewahrung der Mustergewichte und
Mustermafee, woraus hervorgeht, dafs die Athener mit grofser Sorgfalt
fttr Aufrechterhaltung von richtigem Mafs und Gewicht bedacht waren.
Einiges Nähere ist bereits oben (§ 15, 1) darüber bemerkt worden.
11. Athen war während seiner Blütezeit eine der bedeutendsten
Handelsstädte der alten Welt Es ist daher nicht zu verwundem, dafs
hier fast alle jene Gewichte Aufnahme geftmden haben, welche wir
soeben als ursprünglich babylonische und phönikische bezeichneten.
Das reiche Material von Gewicbtstücken, die zu Athen oder in nächste
Nähe gefunden und durch verdienstvolle VeröffentUchungen zur all-
gemeinen Kenntnis gelangt sind^), ermöglicht es folgende Obersicht
über die zu Athen üblichen Gewichte zusammenzusteUen^), welclie
allerdings noch der Ausführung im einzelnen und mannigfacher Er-
weiterung bedarf.
I. Solonische Mine, das gesetzliche Münzgewicht des athenischen
Staates, im Normalbetrage von 436,6 Gr. (§ 26), seit Alexander etwa
auf 431,7 Gr.^) herabgegangen. Sie ist etwas reichlich erhalten in
einem ganzen Minenstücke von 442,5 Gr. 4) Dazu kommen zahhreiche
Teilstücke von der halben Mine bis zur Drachme, ja bis zum Obolos,
welche auf eine Mine zwischen 440 und 400 Gr. führen.^)
1) M. Finder Attische Gewichte in den Beitragen zur Siteren Mfinkkonde
herauMeg. von Finder nnd Friedlaender, Berlin 1851, I S. 61—69, Foole bei
F. W. Madden Historv of Jewish coinage, London 1864, p. 252—257, Brandig
S. 599, A. S. Morray Greek weights in the British Mosenm im Nomism. chron. VID,
1868, p. 56—73, Mommaen ebenda p. 74, derselbe im Hermes m, 1869, S. 298
bis 301, A. Dumont in der Revue arch^ologique, nouv. s^rie, 1869, vol. 20
p. 192—207, derselbe ebenda vol. 21, 1870, p. 236—248, R. Schillbach De pon-
deribns aliquot antiqnis Graecis et Romanis in den Annali ddl' Instil. arcaeol.
1865 p. 160—211, derselbe Beitrag zur griechischen Gewichtskunde, Frogr. zum
l^inckdmannsfeste, Berlin 1877. Die ebenfalls hierher gehörigen Untersuchungen
von Papadopulos Kerameus werden unten § 50, 7 angeführt werden.
2) Hiermit sind zu vergleichen die ahnlichen Obersichten § 50, 7. 51, 5.
54, 1. 57, 4 und Tab. XXO. Der Zusammenhang der alten Gewichte wird ent-
wickelt werden § 20, 5. 23, 1. 2. 4. 24, 1. 42, 10. 12. 15. 43, 2. 46, 6. 48, 1.
3) Berechnet nach dem effektiven MOnzgewicht § 31, 3.
4) SchUlbach de pond. p. 186. 206 Nr. 76.
5) Derselbe de pond. Nr. 1—16. 20«— 25. 26— 31^ 67 (wohl als halbe Mine
zu fassen), derselbe Beitr. Nr. 13, Finder S. 67, Murray im Numism. ehron. 1868
1 19,11. HANDELSGEWIGHTE ZU ATHEN. 139
IL Attische, aus der ttginäiscben abgeleitete Handelsniine im
NonDslgewicht von 602,6 Gr. (§ 19, d), dargestellt durch ein in Athen
erworbenes Bl^ewicht Ton 152,285 Gr., dessen ursprünglicher Be-
trag Tidleicht auf 151,5 Gr. zu setzen ist.^) Als Viertel gefafst ergiebt
es eine Mine von 609 bis 605 Gr., also reichlich das Normalgewicht.
Andere, aulserhalb Attikas gefundene Gewichtstücke führen auf einen
etwas niedrigeren Betrag derselben Mine ($ 48, 1 a. E. 48, 6).
in. Altäginftische Mine im ursprünglichen Normalbetrag von
672 Gr., in Athen nach der Solonischen Münzordnung auf 655 Gr.
gesetzt >), ist erhalten in einem halben Minengewicht, welches fast ge-
nao den Normalbetrag darstellt, und einigen etwas niedriger stehenden
Gewichten.^)
IV* Die phönikische Mine erscheint in Syrien frühzeitig in dem
hiBter der ursprünglichen Norm etwas zurückstehenden Betrage von
726,5 Gr. (§ 43, 3), womit das Gewidit von 723,3 Gr., welches wir
soeben (S. 137) aus dem athenischen VolksbescUufs ermittelt haben,
so gut wie genau stunmt In Syrien reihte sich jener Mine später
eine andere um die Hälfte leichtere an (§ 51, 5, V), welche deutlich
auch in drei zu Athen gefundenen kleinen Gewichtstücken he)*vortritt,
nindich einem Didrachmon von 7,6, einem Tridrachmon von 12,5 und
einem Tetradrachmon von 14,75 Gr..^) Letzteres führt auf eine
kidite Mine von 369 Gr., welcher eine schwere von 738 Gr. entspre-
chen vTürde. Damit nähern wir uns dem ursprünglichen Normal-
gewicfat der phOnikischen Mine von 746,7 Gr., welches durch das
Didrachmon und Tridrachmon noch überboten wird.^)
y. Die leichte, königliche Mine der Babylonier im Betrage von
p. 65 ff. Nr. 27—30. 42—46. 59—63. Ein in Babylon gefundenes Gewicht attischen
Fofoes, der Anfachrift nach 2 xe^^^ wiegend nnd im J. 65 v. Chr. wahrschein-
lich in Syrien gefertigt, wiegt 17,002 Gr., entspricht also einer Mine von 425 Gr.
S. Dnmont a. a. 0. vol. 20 p. 192. 195.
1) Pinder a. a. 0. S. 66.
2) AoJser oben S. 136 vergl. auch unten § 24, 1. 48, 1, nnd anlangend das
Wertveih<nis des entsprechenden Silbergewichts mm kleinen Goldtalente
§20,5.
3) S. unten § 48, 1 gegen Ende.
4) Schillbach de pond. Nr. 18—20. Auch die Tridrachmen und Tetradrach-
men bei Murray im Nnmism. chron. 1868 p. 65 Nr. 22—26 sind hierher zu
sehen. Das Tridrachmon Nr. 22 ffihrt auf eme leichte Mine von 362, oder auf
dne schwere von 724 Gr. Die drei Tetradrachmen Nr. 24—26 ergeben im
Durduiduiitt eine leichte Mine von 364, oder eine schwere von 728 Gr.
5) WiU man diese beiden Gewichte lieber dem Solonischen System zu-
ordnen, so bleibt doch jedenfalls das Tetradrachmon gesichert fOr das phdni-
lüsche System (vergl. auch in voriger Anm. die Gewichte Mnrrays).
142 GRIEGHISCHBS GEWIGBT. f i», ii. is.
auch ohne jenen Aufflchlag als Uanddsgewicht, freilich aUmählich in
ihrem Betrage sinkend. Von den Römern worde sie in Ägypten auf
15 Unien «« 409,3 Gr. tarifiert (§ 54, 1, II); in Kleinasien scheint sie
noch weiter bis zu 390 Gr. gesunken zu sein (§ 50, 7, IV). L^zterer
Betrag nun erscheint verdoppeU, mithin als schwere Mine, in eineoEi
aus Athen stanunenden AIMNOYN mit Stierkopf im Gewichte von
1560 Gr.^), entsprechend einer Mine Ton 780 Gr.
Vni. Zu diesen Gewichten trat unter römischer Herrschaft noch
das Pfund mit seinen Teilen bis zur halben Unze. 2) Die zahlreichen
erhaltenen Gewichtstttcke überschreiten teils den anderweit festge-
stellten Normalbetrag von 327,45 Gr. Air das ganze Pfund, teils bleiben
sie hinter demselben zurück.
12. Am Schlüsse dieses Abschnittes ist noch einiges über die
üblichen Zeichen für die Gewichte zu bemerken, welche nach grie-
chischer Auffassung zugleich die Zeichen der entsprechenden Münzen
oder Summen von Münzen sind.
Nach dem älteren athenischen Brauche, welcher bis in das Peri-
kieische Zeitalter sich erhalten hat, wurden Münze und Gewicht von
der Drachme an aufwärts, welche letztere somit als die Einheit galt,
schlechthin durch Zahlzeidien bezeichnet, welche von 5 aufwärts den
gesprochenen und geschriebenen Zahlwörtern nadigebildet waren, s)
Au&erdem hatten die oberste benannte Summe von Drachmen , das
Talent, sowie die Teile des Obolos ihre besonderen Zeichen. Der
Obolos selbst wurde als kleine Einheit durch den vertikalen Strich,
die Drachme als die gröfeere Einheit durch den vertikalen Strich nebst
einem kleinen Querstrich bezeichnet.^) Die Mehrheit jedes Zeichens,
1) SchiUbach de pond. p. 179. 189. 204 Nr. 68, Beitr. S. 6 f. (wo das Ge-
wicht zu 1559,72 Gr. angegeben wird). Das Exemplar Nr. 69 ist yerstümmelt.
2) Scbillbaeh de pond. p. 208—211.
3) A. Fabretti Palaographische Stadien, ans dem Italienischen abersetzt,
Leipzig 1877, S. 148 f., V. Gardthausen Griechische Palaographie, Leipzig 1879,
S. 261 f., Eustratiades in der 'Af^xawlay, d^fuois, nt^ioB, ß, t<vx. ^s* S. 418 ff.,
«S' S. 456 ff., Athen 1873 u. 74. Fabretti und Gardthausen föhren nach flerodian
Q. a. als Zeichen der Drachme I, statt t-, auf.
4) Die Belege finden sich häufig in den attischen Inschriften. Auch auf
Gewichtstücken sind die Zeichen V und I, wie R Schillbach in den Annali deU'
Instituto archeol. 1865 p. 164 ff. 194 1 und Murray im Numism. chron. 1868
S. 64 f. 71 nachweisen, nicht selten. Bei der Bezeichnung für mehrere Drachmen
pflegt der Querstrich zusammenhängend durchgezogen zu werden : -H-, -Hf u. s. w.
Aber auch Hl für 3 Drachmen findet sich (Schillbach Nr. 13), während sonst I
der Regel nach Zeichen des Obolos ist (Nr. 4). Für 4 Obolen findet sich das
Zeichen J. oder L (ebenda p. 165. 195). Ober die Zeichen C — > Vi und T —
V4 Obolos vergL Böckh SUaUhaush. der Athener I> S. 17, U> S. 348, Gesam-
1 10, lt. ZEIGHfiN DER GEWICHTE. 148
mithin auch des Talentes, wurde durch sovielnialige Setzung des ein-
fachen Zeichens ausgedrOckt, bis das höhere Zeichen eintrat. So wer-
den 4 Talente durch TTTT, 4 Drachmen durch hhhh, 5 Drachmen
durch n, 8 Drachmen durch Phhh, 8 Talente durch PTTT und so
weiter bezeichnet Die verschiedenen Bezeichnungen stellen sich in
folgender Übersicht dar.
T {rdXarrop) . « . . » 6000 Drechmeii
P {navToxiCxiXiai) . » 5000 »
X (x^Uai) = 1000
P {xMvraxociai) ... s» 500 ^
H {hutTOP) — 100
ßoderf^ (7t9VT^MOPTa)'mm 50 „
A {8aca} — 10 ,
P (nivxB) «B 5 Drachmen
h = 1 Drachme
I «1 Obolos
C ivfu^v) ........ V« ,
X ixalnavs) = >/• .
Wo es nicht auf eine Unterscheidung von dem Zeichen des Obolos
ankommt, findet sich für die Drachme auch der einfache vertikale Ein-
heitsstrich. *)
Als Zeichen des Goldstaters kommt auf Inschriften das Zeichen X
vor, dessen Dreifaches durch SSS, dessen Fünffaches durch f^, und
so weiter, ausgedrückt wird. 2)
Später wird für die Drachme als Gewicht das Zeichen < üblich,
welches wahrscheinlich aus einer Abbreviatur von okxi^ (§ 19, 5) ent-
standen ist. 3)
Das Zeichen für den Obolos wird handschriftlich auch schief ge-
mdte kleine Schriften VI S. 453 ff. Die gesamten Zeichen von T »- Talent bis
X -> Chalkas giebt die Rechentafel von Salamis, über welche aufser dem Ul-
teratomaehweis zu Böckh an der snlelzt citierten Stelle auch M. Gantor Vor-
lesangen über Geschichte der Mathematik 1 S. Ulf. za vergleichen ist. —
Ober abweichende Bezeichnunffen für B^axtiri und rifiuo^ohov vergl. M. Plnder
ia den Beitragen zur älteren IMünzkunde heransg. von Pmder und Friedlaender I
S. 6S, Fabretti a. a. 0. S. t49, Eustraüades a. a. 0. rev^. «^' S. 358 ff.
1) Priscian. de fig. numer. 1 (Grammat. Lat ed. Keü 111 p. 406) führt einige
griechische Hexameter an, in welchen die Zeichen für 5000 bis 5 so beschrieben
werden, wie sie oben graphisch dargestellt sind. Für 1 aber wird der einfache
Vertikalstrich I angegeben. Ausführlicher handelt über dieses ganze Zahlen-
system Herodian nt^ jmv a^td'fiSv im Appendix zu Stephani Thesaurus VIII, 2
p. 345 01 ed. Dindorf., der ebenfalls die Einheit durch I bezeichnet, übrigens
aber ebensoweniff wie Priscian ein Zeichen für Talent anführt. Die Zahl 6000
ist bei ihm aus den Zeichen für 5000 und 1000 zusammengesetzt Als oberstes
Zeichen giebt er M für 10000. Letzteres erscheint auch auf dem Abacus der
Dtretosvise in Neapel, nebst t für 1000, H für 100, A für 10, O für Obolos, < für
V« OboloB (Gardthausen a. a. 0. S. 262).
2) G. L Graec. Nr. 144. 3140, Böckh Staatshaush. der Athener U> S. 45,
Fabretti a. a. 0. S. 149. Die Juxtaposition der Einheit findet sich aber auch
bis zu tUttXt — 7 SUtere durchgeführt (Böckh a. a. 0. S. 34. 45).
3) VerffL Metrol. Script. I p. 166. 171. 207, 14-^16 und an vielen anderen
Stellen, welche im Index unter 8(faxMri 15 und oXktj 8 nachgewiesen sind. Auch
uf mem Gewichtstück findet sich dasselbe Zeichen: s. unten Anm. zu § 50, 7,1.
144 BÖmCHES GEWICHT. iu,u
steUt, oder ganz horiioBtjd gelegt uni dann aoch gewiuidea.O Ifithin
konmen folgende Formen tot /, V — , «v. Das Suißolov wird dnrch
die Verdoppelung des (Nboloszeicliens, das tgitoßolor dnrch das Zei-
ehen der Hälfte S, das Tetfiißolov durch S* ausgedrOckt')
Nach Africanus in den Kearol war das Zeichen flür Talent ein
dnrchstrichenes $.')
Für fiva wird das Zeichen /i^ oder fi angefahrt 4)
§ 20. Doi römisehB Gewiehisystem,
1. Die Römer nannten ihre Gevrichteinheit Ulnraj das auf der Wage
mit der Last gleich schwebende Gewicht^) Die Teilung dieser
Libra fand nach dem eigentümlich italischen Duodecimalsystem statt,
in welchem die gröbere Einheit os, die kleinere Einheit oder das
Zwölftel uneia heibt^ Das Wort a$ hängt etymologisch keineswegs
mit aet zusammen , eine Ableitung, die auf der Vorstellung beruhte,
dab der As ab Münze ursprünglich ein Pfund Kupfer dargestellt habe;
sondern es bezeichnete überhaupt die Einheit, das Ganze gegenüber
sdnen duodecimalen Teilen. "0 Diese Teile sind auber der unda zu-
nächst die Hälfte, semts «« 6 Zwölftel, das Drittel, trieiu -» 4 Zwölftel,
das Viertel, qitadrani «— 3 Zwölftel, das Sechstel, $extan$ :=» 2 Zwölftel
Auberdem bildete man noch eigene Namen für die übrigen Vielfachen
der Uncia: hes ^, zwei Drittel des Ganzen «-« 8 Zwölftel, dodram (eigent-
1) Die Stellen sind nachgewiesen in den Metrol. seript I p. 171 nnd im
Index unter oßoUe 13.
2) Ebenda I p. 171 und im Index unter SimßoX^tfj Totmßolmf^ tc^xf^toßölav.
Verc^. auch Eustratiades in der '^(^xtuoL ifrifu. na^M, ß\ xevx* tS\ Athen
1S70, S. 358 iL
3) P. de Lagarde SymmicU I S. 170, MetroL acript I p. 80 f.
4) MetroL Script I p. 207, 22 (und TergL Montfaucon an der ebenda p. XI
dtierten Stelle). Die übrigen Stellen sind im Index unter firS, 22 nachgewiesen.
5) Das Fragment nt^l raXarrmv Metrol. Script I p. 270, 3: Xir^ nm^
*P»ftaiot£ i^ftfjrwtreu Ußim^ wtts Srvftüloyureu nof* avxoU tcirrfi ijyavr
Uroxayovüt, und ähnlich Isidor Etymol. IS, 25 (MetroL seript II p. 111, 4—6).
Vergl. Brandis S. 1. Nach Momrasen Rom. Gesch. I* S. 203 bedeutet Hkrm die-
jenige Last, welche der Mann mit ausgestrecktem Arm auf der fland zu wiegen
{Hbrare) vermag, oder das 'Gewicht*.
6) Mommsen (resch. des röm. Mfinzw. S. 188 (Traduct Blacas I p. 200),
Marquardt Römische SUatsrerw. 11 S. 47.
7) Die Ableitung des as Ton aes giebt Yarro de L L. 5, 109; dagegen der
Verfasser des über de asse 1 (MetroL seript ü p. 72, 5): quidquid unu m est —,
assem ratiodnatores vocant, Volus. Maec 1 (M. Scr. n p. 61, 20): divisio so-
ll di, id est librae, quod as yocatur, Victorius Argum. calc 1 (M. Scr. n p. 87, 3) :
unitas assis Tocatur. VergL Gronoy. de sestert p. 848, Mommsen S. 188 Anm. 60
(I p. 200), Rubino Beitrige zur Vorgeschichte Italiens S. 9 Anm. 8.
8) Besj wofflr eine altere Nebenform dei ist (wie ämis fOr bis) darf weder
mit Varro de L L. 5, 172 durdi iemipio trienie, noch mit Festas Exe p. 33 Bf.
f M. 1. AS UND SmHE TBII£. 145
lieh deqMdram\ das Ganze weniger ein Viertel »» 9 Zwölftel, dextans
(eigentlich deseoßtans)^ das Ganze weniger ein Sechstel >-» 10 Zwölftel;
eDdlkb durch Zusammensetzung mit utida: dmmWy das Ganze weniger
1 Unze «*B 11 Unzen, teptunx «» 7, qmtuunx «k 5 Unzen. i) Dem
entsprechend heifst auch das Achtel seseunda ^» 1 V2 Unzen.^) Die
kleinere Einheit, die «ntcta, zerfiel wiederum in die Hälfte, semunciti,
das Viertel, sicilicusj das Sechstel, sextula^ und das Vierundzwanzigstel,
icriptulum oder scripulum,^) In Teilen des Asses ausgedrückt ist die
Semuncia «» 1/24 , der SicUicus ^^ V^s 1 die Sextula <» V^ 9 das Scri*
pnlura as Vsss.
Die Vielfachen des Asses werden durch Zusaimnensetzung mit den
Zahlwörtern ausgedrückt: tresm bis nonumir, dectcMts, hiussis, tricessis
bis centussis; für zwei As jedoch gebrauchte man dupomdius^)
dorch bis triens erklärt werden, sondern es bezeichnet iwei Teile, d. i.
Drittel, des As {bi — a#), weshalb es aoch die Griechen richtig mit Siftot^y
wiedergeben. Vergl. MüUer zn Festus a. a. 0., Mommsen t. a. 0.
1) Diese ganze Einteilung geben Varro de l. L. 5, 171 f., Golum. de r. r. 5, 1
(wo er die Einteilung des Jogemm bespricht, vergl. oben § 13, 3 S. 84 Anm. 2),
Vohis. Maec 1 ET., die Schrift de asse 2, Ulpian. Digest 28, 5, 50, Prisdan. de
fig. nnm. 2, 10 f., Carmen de ponder. 41 ff., Ausonins de ratione librae p. 154 f. ed.
Schenk], Anthol. Lat ed. Mayer Nr. 1066, das Fragment in den Gromat. ed. Lachm.
p. 339 f. (vergl. auch den Stellennachweis im Index sn den MetroL Script unter as),
— Die Ableitungen von dodrans, dextans, deunas hat Yarro a. a. 0. — Für qua-
draru findet sich tertmdus bei Gic ad Att 7, 2, 3, Varro de 1. L 5, 174, Festas
QBter nonuncium^ Voius. Maec 74.
2) Die Stellen des Festas, Maedan u. a. sind nachgewiesen im faidex zu
den MetroL script nnter seseuncia. Vergl. auch Gantor Vorlesungen über Gesch.
der Milhem. I S. 445.
3) Varro de 1. L. 5, 171 bezeichnet die MexhUa als aerU minima pars und
erwähnt aufserdem von Teilen der Unze nur die semuncia. Das seriptulum
erwähnt er de r. rust 1, 10 nur als Teil des Ackermafses. Den sicilieus fü^en
Haecian u. a. hinzu: s. den Stellennachweis im hidex zu den Metrol. scnpt
unter diesen Worten und Anthol. Lat Nr. 1067. Sicilieus ist das griechische
2ixtJiuc6£ (Bemard de mens. p. 121, Böckh Metrol. Unters. S. 160), es bezeich-
nete ursprünglich den sicilischen Quadrans in der römischen Silberrechnung
(Mommsen Rom. Münzw. S. 202 » 1 p. 243, Rubino a. a. 0. S. 11). Seriptulum
ist Übersetzung des griechischen yqaiHia (| 19, 7); vergl. das Garmen de ponder.
▼8.9: gramma vocant, scriplum nostri dixere priores. Für seriptulum sind
Nebenformen scripulum, serupulum, spater auch seripulus, scrupulus, worüber
Varro bei Gharis. 1 p. 81: seriptulum, quod nunc vulffo sine t dicunt, Gia ad
Alt 4, 16, 13, Vitruv. 7, 8, die im Index zu den Metrol. Script unter dem Worte
Gitierten, W. Ghrist im Rheinischen Museum XX S. 67 zu vergleichen sind.
4) Varro de 1. L. 5, 169. 8, 83 f., Volus. Maec. $ 49 ff., Festus unter aesti-
M«<a, maximam muUam, sesterH notam. VervL Böckh S. 161, Mommsen
S. 188 (Traduct Blacas 1 p. 200). Die Erklärung der abweichenden Benennung
dtqKmdius giebt Varro 5, 169: dupondius a duobus ponderibus, quod unum
Pondus assipondium dicebatur. id ideo, quod as erat iibra pondus. Die ana-
loge Bildung, welche bes oder bessis gelautet haben würde, unterblieb, weil bes
s^n '/a des As bezeichnete. Mommsen a. a. 0. Anm. 60.
Hultseli, Metrologie. 10
146 RÖMISGHES GEWICHT. f 20, 2.
2. Von froher Zeit hatte man fllr die einzelnen Teile dieses
Systems eigene Zeichen. 0
Der As als die Einheit schlechthin wurde durch den vertikalen
Strich I, die Vielfachen des Asses durch die üblichen Zahlzeichen II, 111,
IUI, V u. s. w., X, ^, C u. s. w. bezeichnet. 2)
Für den halben As hat zu allen Zeiten das Zeichen der Hälfte S
gedient^)
Für das Zwölftel oder die Unze ist die älteste Bezeichnung der
Punkt, auf den Münzen als kleine Halbkugel erscheinend.^) Daneben
tritt frühzeitig der horizontale Strich auf, welcher in der Kurrentschrift
entweder sich schlängelt, f\jj oder nach oben offen sich abrundet, u.^)
Alle übrigen Zwölftel des Asses werden durch Kombination der
Zeichen für Unze und Hälfte ausgedrückt, also z. B. quadram durch
!• oder V oder 3 oder ft^'v oder C^*), trims durch ^''), dodrans
durch S> oder SV oder St. «) oder SE- oder S.^*>j oder S::^^.
1) Yergl. im aUgemeinen Mommsen S. 188 ff. 199 ff. (Traduct Blacas I p. 200 ff.
239 ff.), denselben im Hermes III S. 469 ff., R. Schöne ebenda S. 475 ff. und im
PhUolojrus XXVm S. 369 ff., Marquardt Römische Staatsverw. II S. 47 ff., A. Fa-
bretti Paläographiscbe Studien, ans dem Italienischen flbersetzt, Leipzig 1877,
S. 164 f., Metrol. Script 0 p. XXV ff., G. Zell Handbuch der röm. Epigraphik H
S. 52 ff., femer, anlangend die Zeichen auf MOnzen, die Abbildungen im Aes grare
del Museo Kircheriano, bei Mommsen-Blacas lY pl.V.YI. XXI. XXH. XXI V ff.,
Sambon und d'AUly in den zu § 33, 1 zu citierenden Werken, endlich betreffs
der Inschriften G. Wilroanns Exempla inscript Latin. I Nr. 697, ü p. 737, Marini
Atti de* fratelli arvali I p. 227 ff. 258 ff., Corp. inscript Lat ed. Mommsen an den-
jenigen Stellen, welche in den Indices I p. 613 unter notae numeraUi und lY
p. 247 unter netae pondemm angeführt sind, sowie die Arralinschrift Nr. 2059
in vol. YI pars L Yergl. auch oben § 11, 1 a. E.
2) Mommsen S. 188 (I p. 201), Fabretti a. a. 0. S. 150 ff.
3) Ober die jüngeren Modifikationen dieses Zeichens Tergl. Metrol. script n
p. XX. XXYI, über die abweichende umbrische und etrurische Rezeichnung Fa-
bretti S. 164. — Erw&hnt sei an dieser Stelle auch das Zeichen \t nebst ver-
schiedenen Modifikationen: vergl. Metrol. Script H p. XXIH. 134, 5, W. Watten-
bach Anleitung zur griechischen Paläographie, Leipzig 1877, Anhang S. 31, 10,
J. Friedlaender in der Rerliner Zeitschrift f. Numism. 1879 S. 5, in diesem Hand-
buch § 51, 8, Pappus ed. Hultoch vol. III, 2 p. 128.
4) Lex parieti faciundo im G. I. Lat I Nr. 577 p. 163 f., Wilmanns a. a. 0.
n p. 737, Metrol. Script I p. 1 14 Anm. 1 Nr. 3. Auf den Münzen ist die Rezeichnung
durch das Kügelchen die allein übliche (vergl. die in Anm. 1 angefahrten Werke).
5) Marini a. a. 0. p. 229, Mommsen im Hermes III S. 471, Metrol. script 0
p. XX. XXYII. Das Zeichen ^ kann auch umgewendet werden, z. R. im Aus-
druck für quadransi X^.
6) C. L Lat I Nr. 577, lY Nr. 2063, YI pars I Nr. 5059 p. 506, Marini, Wil-
manns, Metrol. script a. a. 0., meine Abhandlung über die Rruchzeichen bei
Yitruvius in Fleckeisens Jahrb. (1. Abteil, der Neuen Jahrb. f. Philol. u. P&dag.)
1876 S. 257 ff.
7) Marini, Wilmanns, Mommsen a. a. 0.
8) G. 1. Lat I Nr. 577, 2, 2, Oeuvres compl^tes de R. Rorghesi I p. 240 f.»
Wilmanns a. a. 0., R Schöne im Hermes m S. 475 (aus I. R. N. 5).
} 30, 1 ZEICHEN DES ASSES UHD SEINER TEILE. 147
In jüngerer Kurrentschrift verschmilzt das Zeichen = für sextans
zu einer dem griechischen Buchstaben Z oder ^ ähnlichen Form.
Eine einzelne hinzutretende Unze wird dann durch einen kleinen
schiefen Strich bezeichnet, ako z. B. guadrans durch ^\ qutneunx
durch 5?'-0
Eine einzelne auslaufende Unze kann neben mehreren vorher-
gehenden Horizontalstrichen auch durch einen Vertikalstrich bezeich-
net werden, also z. B. guadrans durch =1, quincunx durch ==1.2)
Die Hälfte der Unze, «emuncta, wird durch Z. oder abgerundet 6
oder £ ausgedrückt s)
Das Zeichen des Viertek oder sieilicus ist D, des Sechstek oder
der sextula ^.^) Der Bruch binae sextulae^^ V^e As wird durch Dop-
pelsetzuDg dieses Zeichens gegeben, wobei auch VerschUngung zu
einem Zuge vorkommt^) Die dimidia sexttila erhält einen Querstrich
durch das Zeichen der Sextula: -^.<^)
Der kleinste Teil, das scripulumy wird durch 9 bezeichnet.'') In
Handschriften findet sich auch die Verdoppelung des für die dimidia
sexhda vorher angeführten Zeichens, s)
Es folgt nun eine Übersicht der Zeichen des Asses und seiner
Teile nach der 'Distributio' des Volusius Maecianus.^)
1) Metroi. Script. II p. XX. XXVI f., W. Christ Ober das argumentum cal-
eulandi des Victorias in den Sitzungsberichten der MOnchener Akademie 1S6S
1 S. tOO ff., H. Kinkelin Der ealeulus Fieiorii in den Verhandlungen der Natarl
GeteUscb. zn Basel, 1868 Juli, G. Friedlein Der Galcnlns des Victorias in der
Zeitschr. t Mathem. n. Phys. XVI p. 42 ff., Victorii calcalns ed. G. Friedlein in
Bnoncompagnis Bulletino delle scienze matem. IV, 1871 NoTemb. Bei Victorius
v. a. erseneinen die Zeichen zu zusammenhängenden Federztigen yerschliffen.
2) G. L Lat IV Nr. 1401 (wo die drei Striche =1 zu einem Zeichen Ter-
schmolzen sind), Metroi. Script II p. XXVI.
3) G. 1. Lat I Nr. 577, 2, 4 und 22, IV Nr. 1401. 2029, VI pars I Nr. 2059,
MetroL Script U p. XXVII f., WUmanns a. a. 0.
4) G. L Lat U Nr. 3386 (und dazu Marqnardt Rom. SUatsv. 0 S. 49), IV
Nr. 1175« (cf. add.). 2029. 2055, VI pars I Nr. 2059, 33, Mommsen im Hermes m
S. 470, Metrot Script II p. XXI f. aXVIU, meine Recension von Gantors römi-
schen Agrimensoren in Fleckeiaens Jahrb. 1876 S. 768, Wilmanns a. a. 0.
5) Mommsen a. a. 0., Marquardt II S. 48, Metroi. script a. a. 0.
6) Dieselben wie vorher, und Victorias ed. Friedlein (oben Anm. 1).
7) G. L Lat IV Nr. 2030 und ähnlich Nr. 2029 , Mommsen im Hermes HI
^ 470. 474, Metrol. Script U p. XXI. XXVm.
8) MetroL script. U p. VlL XXI f. XX Vm, die Handschriften des Maeciaa
(MetroL script p. 64, 28), Victorias a. a. 0.
9) Mommsen AbhandL der Sachs. Gesellsch. der Wis8ensch.III, 1853, S.281ff:,
Metrol Script. H p. 17—22. 61—70. Vergl. auch die Bruchzeichen bei Frontinoa
de aqnis ed. Bnecheler. p. 18 ff and bei VitruT nach meiner oben angefahrten
Abhandlang in Fleckeisens Jahrb. 1876 S. 257 ff.
10*
148
RÖBOSGHES GEWICHT.
f 10, 2. S.
As und seine Teile
As
Unzen
Bezeicbnong
1
12
1
"/n
11
S = = —
Vg
10
S= =
•/«
9
S=-
«/3
8
s=
v«
7
s-
V*
6
s
Vi«
5
= = - od*r = - =
V»
4
= =
v*
3
zz —
V«
2
=
«/•
1V2
^-
Vi«
1
—
Vt4
V«
t
V-
V»
11
V4.
V*
:>
Vti
V«
l
Vl44
Vi«
-^
V288
V«4
9
as
deunx . . . .
dextans . . .
dodrens . . .
bes
fleptunx . . .
semis . . . .
quincnnx . . .
triens . . . .
quadrans . . .
sextans • . .
sescuncia . . .
uncia . . . .
semoBcia . . .
binae sextulae .
sicilieua • . .
^xtnla . . .
•dimidia sextula.
«cripulum . .
3. Dieses Systems der duodecimalen Teilung eines Ganzen oder
Asses haben die Römer bekanntlich in der verschiedensten Weise sich
bedient. Im gewöhnlichen Leben fand es am häufigsten seine Anwen-
dung auf die Erbschaftsmasse, daher die Ausdrücke hxrt» ex
4»$e, ex dodratUe u. s. w.^) Im Gebiete des Messens wurden als Asse
diejenigen Gröfsen behandelt, bei denen vorzugsweise das Bedürfnis
einer leichten und bequemen Einteilung sich fühlbar machte^ so be-
sonders der Fufs (§11, 1), das Jugerum (§13,3), der Sextarius
(§ 17, 5), desgleichen das Pfund 2), sowie die Einheit der ältesten
Münze, der Kupferas (§ 33,5). Aber auch jede andere beliebige
Einheit konnte so geteilt werden 3), ja es ist die Duodecimalteilung die
1) Yolos. Maee. 44 vergl. mit der Vorrede (Metrol. Script. II p. 61, 13.
66, 21). Vergl. Gronov. de sestertiis ffl, 11 p. 435 ff.
2) S. den Stellennachweis im Index zu den Metrol. Script, unter JUrga and
Ubra, Eine Teilung des Pfundes Silbers in bei semuncia neüicui sextula «b
i/j ^ iju -|- V48 + Vit = *0Vi44 weist Marquardt Rom. SUateverw. 11 S. 49
aus G. 1. Lat Nr. 33S6 nach. Ober die septunoet auri bei Liv. 23, 19, 16 vergl.
unten § 37, t Anm.
3) So z. B. jedes beliebige, sei es gröfsere oder kleinere Grundstück (Sa-
Tigny an der oben S. 84 Anm. 2 angefahrten Stelle, Marquardt Rom. Staats-
verwalt II S. 47), die attische Mine bei Prise, de fig. numer. 2 § 10 (Böckh
S. 118 f.), der Denar bei Volus. Maec. 48—62 (vergl. Metrol. scriot n p. 17 ff.),
die Hemina bei Plin. 23, 7 § 133, der Digitus bei Frontin (oben S. 74 Anm. 1),
S 20, s. 4. DUODEGIMALTEILDNG. DRACHME UND DENAR. 149
aOein gebräuchliche Art der Bruchrechnung bei den Römern.
Wie bei unsem Decimalbrüchen die erste Steile die Zehntel, die zweite
die Honderstel und so fort einnehmen, so drückten <tie Rdmer gebro-
diene Zahlen durch Reihen von Brüchen aus, deren Nenner Vielfache
der Zwölf sind. Die erste Stelle nehmen die Zwölftel (uncia$) ein, die
zweite <tie Vierundzwanzigstd (semfimäae); dann folgen als besonders
benannte Brüche V48 (ncäicus)^ ^In ($extula) und Vsfts (scnpuhm).
Zwischen sextula und seripulum fehlt eine eigene Benennung für Vi 44*
Dieser Bruch wird ausgedrückt durch dimtdia sextMh (§ 20, 2), und
entsprechend reiht sich dem Scripulum als kleinster Bruch das dimi^
dmm 9cr^pulum s= ^/576 an. Zwischen semuncia und sicäicus wurde
noch die Verdoppelung der sextula unter der Bezeichnung duae oder
bmae uxtulat eingeschoben, i) Wie schwerfällig und unzureichend
diese Rechnungsweise war, ist hier nicht der Ort näher auszuführen.
4. In der Kaiserzeit brachte man das griechische Gewichtsystem
mit dem römischen in Verbindung. Das Gewicht, dessen sich die grie-
duschen Ärzte bedienten, wai* die Drachme. Ursprünglich war es
die attische Drachme gewesen ^); in Rom aber wurde anstatt derselben
der Denar gebraucht und der Name Drachme auf diesen übertragen.
Danach bestimmte sich auch die Einreibung in das römische Gewicht-
system. Der Denar betrug bis auf Nero V84 , nach diesem V96 des
Pfundes. Nach der ersteren Bestimmung nahmen den Denar als Ge-
wicht Cornelius Celsus, Scribonius Largus und Plinius, nach der
letzteren spätere Schriftsteller, s) Dieser letztere Denar erscheint als
der Taf bei Gensorin 20, 10, die Stunde 1>ei Plin. 2, 14 § 58. 18, 32 § 325 o. a.
(TergL Marqnardt US. 49 Anm. 4).
1) Die Belege finden sich in den zu { 20, 2 angeführten Stellen. Fflr die-
jenigen Antoren, die in den Metrologici acriptores znsammengeatellt aind, giebt
den Nachweis die Praefatio voL II p. XXY fir. Das dimidium scripulum wird
als kleinster Bmehteil des Jngerum angefahrt Ton Golumella 5, 1 (Metrol. Script. II
p. 55, 4), worauf eine Übersicht der übrisen Teile folgt (vergL oben § 13, 1 a. E.
und 13, 3). Mehrere Beispiele angewandter Bruchrechnung giebt derselbe 5, 2,
wie: ioferi trientem et sextulam ■■ ^/la -[- V^s, seanncia et scripula tria -»
^ -4- 'JWt, seaeundam scripula duo et dimidium —> Vt% -f- ^/m -f^ V'^^ + V"^*-
Ycrgl. aofe^dem das Jmunenium eaieukmdi des Victorias nebst den oben
S. 147 Anm. 1 citierten Kommentatoren und Friedlein in Fleckeisens Jahrb. 1856
S. 569flL, Marqnardt Rdm. Staatsrerw. II S. 49 f., M. Gantor Vorlesungen über
GesdL der Mathem. I S. 445.
2) PUn. 21, 34 § 185: Et quoniam in mensuris quoque ac ponderibus crebro
Gtaeeis nominibas utendum est, interpretationem eornm semel hoc in loco
ponemos: drachma Attica — fere enim Attica obserratione medici utontar
— deaari argentei habet pondns, eademque.sex obolos pondere effidt
3) Die Belegstellen werden unten § 36, 1. 38, 4 aufgeführt werden.
150 RÖMISCHES GEWICHT. f so, 4.
Drachme bei Galen ^ und ist auch unter diesem Namen von den Me*
trologen derKaiseneit nebst seinem Sechstel, dem Obolus»: i/s Skrupel,
in das Gewichtsystem aufgenommen worden. <) Dazu komm^ als
kleinste Gewichte der ehalcHs ^^ Vs Obolus ') und seit Constantin die
siUqua, griechisch xeQatiov — » V« Skrupel =i Vs Obolus.*) Die Sex-
tula hiefe seit Constantin als Goldmünze und auch als Gewicht 9olidMs^
griechisch vofitafuxy als Gewicht noch besonders exagium^ i^ayiovy
arayiov (§ 40, 1). Hieraus entwick^ sich folgende Obersicht, in
welcher der Chalkus, weil er seit Aufnahme der Siliqua seltener an-
gewendet wurde, weggelassen ist.^)
libra
1
uncia
12
1
sicilicus
48
4
1
sextula (solidus)
1 72
6
IVi 1
drachma
96
8
2 iVs 1
scripulum
288
24
6 4 3 1
Obolus
576
48
12 8 6 2
1
siliqua
1728
144
36 24 18 6
3.
e Reduktion des rtfmischen Gewichts giebt Tab. XIII.
1) Galen, de compos. med. p. ^en. p. 813 Kühn: (al inxa %aX ^ftürsia ovy^
yiai) f ' Bqaxfial yivovxtu ttfi fuaQ ovyylcts tj' S^axftas isxofUptjs, derselbe de
Compos. medic. sec. locos 8 p. 160: n^irjlov 9^ ort B^axfiriv Üyo^Lw wv iv
ToXi Tou^vroie anavrae onB{t 'Po^/ucuoi Srjra^tov ovofia^civ. Diese und andere
Zeugnisse Galens sowie der späteren Metrologen sind in den Metrologie! Script,
•(vergl. den Index unter Sr^a^tov 2 und S^axftr 4) zusammengestellt.
2) S. den Index zu den MetroL Script unter dßoXoe 6 und oboba. Im
Carmen de pond. 6 — 8 (MetroL Script 11 p. 88) wird als kleinstes Gewicht der
semiobohu angeffihrt (erwähnt auch Ton Isidor ebenda p. 112, 11).
3) Ebenda unter x^x^Imov«, ealcuSf calculu$» Über die abweichende Lesart
bei Plinius 21, 34 { 185: obolus (pondere efficit) decem chalcos vergl. oben
S. 133 Anm. 4.
4) W. Christ in den Sitzungsberichten der Münchener Akad. 1862, I S. 47,
MetroL Script I p. 89. Die Belegstellen weist der Index zu den letzteren unter
^tB(Mru>v und nUqua nach. Der bipinui wird im Carmen de pond. 12 f. (MetroL
scnpt U p. 88) zu V« Skrupel » l i/i nUquae, mithin gleich dem &^^f»o6 bei
Oreibasois u. a. (Index unter &i^fios 2) bestimmt Ober den anderweitigen Ansatz
•zu Vs Skrupel «» 2 Hliquae oder xM^$a Tergl. den Index unter &^fio9 1 und
oben § 19, 7.
5) Wenn auch die Angaben der metrologischen Quellen über die kleinsten
Gewichte im wesentlichen übereinstimmen, so treten doch immerhin merkliche
Untersctuede henror, wenn man aus jeder Quelle für sich eine systematische
Übersicht herstellt Besonders lehrreich ist dann die Unterscheidung, welche
kleinsten Gewichte vorkommen und welche nicht. Die Materialien sind in den
Metrologici scriptores bereit gestellt; doch würde eine Bearbeitung derselben
liier zu weit führen.
I 20, 5. URSPRUNG DES PFUNDES. 151
5. Es hat sich eigentümlicher Weise getroffen, dafs unter allen
Gewichten des Altertams das römische Pfund zwar am sichersten be-
stimmt, sein Ursprung aber am wenigsten aufgehellt war. Die Nor-
mieruDg nach attischem Gewichte galt als zweifellos (§ 26, 1); aber die
Herieitung des Pfundes, welches offenbar älter war als die Berührung
Roms mit der Kultur der Athener ^ war damit nicht erklärt Den er-
sten Fingerzeig gab die Thatsache, dafs in Athen Tor der Solonischen
Mflnzordnung nicht blofs eine, sondern zwei verschiedene Gewichts-
minen bestanden haben, und zwar fand sich, dafs die gröfsere von
beiden, welche zugleich die relativ altere war, später auf den Betrag
von 150 Solonischen Drachmen normiert worden ist (§ 19, 9. 10).
Nun vermag im allgemeinen jedes Gewicht des Altertums aus sich her-
aus eine Hälfte zu entwickeln, welche zu einer neuen Gewichtseinheit
wird.)) Das ursprüngUche Gewicht pflegen wu- dann das schwere, das
davon abgeleitete das leichte zu nennen. Das römische Pfund also,
welches gleich 75 Solonischen Drachmen ist, konnte als leichte Mine
der nachweisbar ältesten attischen Handelsmine an die Seite gestellt
werden.
Allein diese Vermutung würde keine besondere Beachtung ver-
jdient haben, wenn nicht in Italien selbst Spuren einer schweren Mine,
des Doppelten des Pfundes, sich gefunden hätten. Noch Vitruv rechnet
jnach einem Talente, welches 120 römische Pfund hält, dessen Mine
mithin gleich 2 Pfund ist (§ 57, 4, IV). Dasselbe Talent meint wahr-
scheinlich auch Dionysios von Halikamass, wenn er 2000 altrömische
Asse, deren Gewicht er zu je 1 Pfund ansetzt, mit 16 Talenten gleicht. 2)
Die Bline dieses Talentes tritt aber auch mit ziemlidier Deutlichkeit
aus dem Dunkel der frühesten etruskischen Münzgeschichte hervor
(§ 57, 9).
Es war nun ferner noch zu fragen, wie jene Mine den Weg nach
Attika einerseits und nach MitteUtalien anderseits gefunden habe ; denn
ihr Alter wiedersprach der Annahme, dab sie erst aus Attika nach
Italien gelangt sei. V^as uns als attisches Handelsgewicht bezeugt ist,
1) Yei^l. onteo § 42, 9. 43, 5. 8. 44, 12. 45, 8. 54, 1, V und anderwärts.
Audi die ncüiscbe Kapferlitrt von V>x» attischem Talent (§ 55, 5) kann als
leichte Mine neben der attischen als der entsprechenden schweren gelten.
2) Dionys. 9, 27, W. Christ in den Sitzungsberichten der Münchener Akad.
1862, I S. 68 f. Genau ausgerechnet riebt die Gleichung ein Kuprertalent von
125 römischen Pfund ({ 44, 17. 57, 4, IV) und mithin eine Mine von 2Vii Pfand
oder 682 Gr. ; wahrscheinlich aber schwebte dem Berichterstatter eine Mine von
nuid 2 römischen Pfunden vor.
152 RÖMISCHES GEWICHT. § }o, b.
war auch flgiiUüsches MünsEgewicht gewesen, and zwar entspricht die-
jenige Mine, deren Hälfte das römische Pfand ist, den Fufse der
firOhesten äginXischen Prdgang (f 24, 1. 48, 1). Da nun auch für Sy-
rien eine leichte Mine, wenngleich aas yerfaäknismftfsig jüngerer Zeit,
nachgewiesen wurde, deren Doppdtes wiederam dar ältesten Sginfti-
sehen Mine fast genau entsprach (§ 6t, 5, VII), und endlich die Ab-
leitung der letzteren Mine aus dem ursprünglichen babylonisch^phö-
nikischen System deutlich sich herausstellte (§ 48, 1), so konnte mit
grofser Wahrscheinlichkeit der Satz aufgestellt werden , dafe das ny-
mische Pfund die Hälfte einer phOn&ischen, frühzeitig nach Griechen-
land und Italien gedrungenen Handelsmine ist, welche später mit dem
Solonischen Gewichte, nachdem dieses bereits mit jener ältesten Mine
nach einfachstem Verhältnisse sich ausgeglichen hatte, in eine unge*
zwungene, gewissermafsen verwandtschaftliche Beziehung trat.
Aber noch andere Erwägungen schliefsen sich an , wdche von
der Vergleichung zwischen Gold und Silber ausgehen und auch auf
die altitalische Kupferwährung sich erstrecken.
Auf rein empirischem Wege ist oben festgestellt worden, da6
nach dem Wertverhältnisse ?on 12V3 : 1 das kleine Goldtalent von 6
attischen Drachmen gleich einem römischen PUmde Silbers ist (§ 19, 3X
und ferner wird sich weiter unten, lediglidi nach Mafsgabe babylo-
nischer Währungsverhättnisse und thatsädilicher Münzgewichte zeigen,
dafs 6 leichte babylonische Goldstatere gleich einer altäginäischen
Mine Silbers gegolten haben ($ 24, 1).
Diese Thatsachen lassen sich versuchsweise in folgende Über-
sieht einordnen.
Drei schwere babylonische Shekel Goldes im Gesamtgewicht von
50,4 Gr. sind nach dem babylonischen Wertverhältnis von 13V3 : 1
das Äquivalent einer altäginäischen Mine von 672 Gr. gewesen.
Diese Mine betrug etwas über 153 attische Drachmen (§ 48, 1),
mithin auch etwas über ebensoviele euboische Drachmen, welche den
attischen im wesentlichen gleich waren (§ 48, 2). Das euboische Sil-
bergewicht ist aus einer geringen Erhöhung des babylonischen Gold-
gewichtes hervorgegangen. Indem nun dieselbe Mine auf 150 euboi-
sche Dradunen (»> 655 Gr.) abgernndet wurde, kam das Gold baby-
lonischen Fufses zum euboischen Silber in das Wertverhäitnis von
13:1 (8 48, 2 geg. E.).
Seitdem in Attika, in Sicilien und im makedonischen Reich das
Gold ebenfalls auf das erhöhte euboische oder Solonische Gewicht
f 2«, 5. KLEINES GOLDTALENT UND PFDND. 158
geschlagen wurde, trat das Gold luin Silber in das Wertveriiftltnis von
12 V2 : 1 y und die Mine Silbers von 150 Drachmen oder 655 Gr. ent-
spradi einem Goldgewicht von 6 attischen Stateren oder 52,4 Gr.
Wenn^ ühnUch wie in Etrurien (§ 57, 9), auf eine solche Mine Silbers
288 gleidi schwere Bfinen Kupfers gingen, so bildete das Goldgewicht
fon 6 Stateren ein eigentümliches Talent von 3600 Kupfereinheitea»
deren jede fOr sidi dem Talent an Gewicht etwa gleich war und als
Wertäqnivalent in Silber einen Viertelobolos neben sidi hatte, i) Diese
Kupfereinheit war das Zwölftel der altitalischen Mine 2), also im eigent-
lichen Snne die kleine 'Einheit', wie der lateinische Ausdruck be-
sagt (§20,1).
Nehmen wir nun statt der schweren Mine von 655 Gr. die leichte
Ton 327,5 Gr., d. i. das etrurische, lateinische und römische Pfand,
so arhahen wir die Wertgleichung von 1 Pfund Silbers mit 3 attischen
Goldstateren, d. i. mit dem bekannten kleinen GokHalente. Da ferner
in Rom 1 ^rupel Silbers oder als Münze 1 sutertiuiy welcher seit
Eanführung der Silberprägung gleich 2V2 reducierten Assen galt,
ehedem den Wert eines libralen Asses dargestellt hatte (§ 36, 4),
so galt das Pfund Silbers, und mithin auch das kleine Goldtalent, gleich
288 librden Assen. Da femer das Goldtalent in 6 Drachmen , die
Drachme in 6 Obolen, der Obolos endlich, wie die attische Goldprä*
gung zeigt (§ 28, 2), noch in Achtel zerfiel, so war dieses Achtel des
Obolos oder Sechsundneunzigstel des Goldstaters nach euboischer
Wahrung (§ 48, 2) zugleich das Wertäquirälent eines libralen Asses.
Weiter geht daraus hervor, dafs der attische xailxotfg, ab das Achtel
des Silberobolos, etwa denselben Wert darstellte wie die italische Unze
1) Die annäkeFnde Wertgldchmig eines euboiseh- attischen rnoi^ftoQuyy
mit dem Zwölftel der altitaliscben Mine oder des Doppelpfnndes geht aus § 48, 2
hervor. — Unter anderen Voraussetzungen entstand in Syrien bereits unter
persiseher Herrschaft ein Goldtalent im Gewicht von 2 Dareiken, welches gleich
3600 Kopfereinheiten war, mithin die babylonische Sexagesimalrechnung in der
reinen fx>rm darstellte. Brandis S. 235, unten § 51, 6 a. E.
2) Sechs attische Statere wiegen, wie oben bemerkt, 52,4 Gr.; das Zwölftel
der Mme von 655 Gr., d. i. 1 ieaUmM des römischen Pfandes, beträgt 54,6 Gr.,
also an wenig mehr. Aber eben diese Mine hatte ursprünglich 672 Gr., mithin
ihr Zwölftel 56 Gr. betragen ; es steht also kein ßedeuKen entgegen, wenn wir
die den Goldtalent an Gewicht entsprechende Knpfereinheit normal su 54,6 Gr.
ansetzen. Überhaupt handelt es sich bei dieser ganzen Frage nur um die Auf-
findung der ursprflnglichen, gewissermafsen ideellen Normen; denn in der Praxis
herrschte beim Kupfergewicht, gemaüs dem relatiT geringen Werte des Metalles,
stets einiges Schwanken; ja man kann sagen, dafs eine Differenz bis zu Vis des
Ganzen ulerwegen toleriert wurde, um wie viel leichter also, wie hier, die
IKSierenz von nur V» des Ganzen.
154 RÖMISGHBS GEWICHT. $ 20, 5.
Kupfers, nur dafis ersierer als Scheidemttiize bei weitem nicht das Ge-
wicht eines Zwölftels in Schwerkupfer hatte.
Solange und insoweit nun in Mittelitalien Asse auf volles Pfund-
gewicht ausgebracht wurden , wofQr noch einzelne Beweisstacke uns
erhalten sind (§ 33, 4. 57, 7), hat das Goldtalent von 288 Assen that-
sttchlich das Wertverkütnis von 3600 : 1 zwischen Gold und Kupfer
dargestellt. Seitdem aber das Gewicht des Asses auf etwa 10 Unzen
sank, verschob sich auch das Wertverhältnis, und die nominelle Glei-
chung des Goldtalentes mit 288 Assen verwandelte sich in die that-
sächliche mit 240 Pfunden Kupfers. Das Kupfer verhielt sich nun
zum Golde wie 1 : 3000 , und wenn man eine Kupfereinheit bildete,
deren Dreitausendfaches den Wert des kleinen Goldtalentes darstellte,
so lag diese der uncia mittelitalischen Gewichtes sehr nahe. Nach
demselben Ansätze stellte das Kupfertalent des Dionysios (S. 151) ge-
rade den halben Wert eines kleinen Goldtalentes dar, und wenn vrir,
was gestattet ist (S. 151), das Dionysische Talent als leichtes setzen,
so haben virir in dem entsprechenden doppelten oder schweren Kupfer-
talent den unmittelbaren und konkreten Wertausdruck far das kleine
Goldtalent.
Das eben gesetzte Wertverhältnis von 240: 1 zwischen Silber und
Kupfer vnrd weiter unten aus dem Befunde der Manzen nachgewiesen
werden (§ 33, 4). Daneben wird eine andere, nur wenig abweichende
Wertschätzung uns entgegentreten, wonach das Gold zum Silber wie
12:1, das Silber zum Kupfer wie 250 : 1 sich verhielt Auch nach
diesem Ansätze kommen 3000 Kupfereinheiten im ungefiihren Gewicht
von je einer Unze auf das Goldtalent:
Das sind im allgemeinen die Normen gewesen, nach denen in
'Hittelitalien und Sicilien die drei Wertmetalle sich ausgeglichen haben.
Im einzehien dies zu verfolgen bleibt Aufgabe einer besonderen Unter-
suchung, i) Das Kupfer pflegte allenthalben, wo das Wertverhältnis ein-
mal festgesetzt war, in seinem Gewichte schnell zu sinken; es mufsten
also unter Umständen neue Ausdrücke für die alte Wertgleichung, an
der man möglichst lange festhielt, gefunden werden. Auf diesem Wege
kam das Goldtalent zu einem Gewichte von nur 2 Drachmen und die
entsprechende Kupfereinheit, nominell ein Didrachmon, wurde zu einer
kleinen Scheidemünze.
1) Yergl. unten § 56, 7. 57, 5. 6. Die ältesten etrurischen MQnzTerhUtnisse
(§ 57, 9) weichen ab, weil dort das Gold za Silber nur wie 10 : 1 stand. Doch
nähert sich das Wertverhältnis von Gold zu Kupfer ^ 2880 : 1 ersichtlich dem
obigen 3000 : 1.
§ 20, e. 21, L BESTIMMUNG DES PFUNDES. 155
6. Noch in einer anderen Beziehung wurde bei den Römern das
Pfund Silbers zu einem konventionellen Wertausdruck. Das Gewicht
silberner Gerate pflegte man nach Pfunden und duodecimalen Teilen
des Pfundes zu regeln und den Gewichtsbetrag auf dem Gerate selbst
durch die ablieben Zeichen anzugeben. 0 In der Umgangssprache
wurde dann ein solches Silbergeßifs schlechtbin nach seinem Grewicht
benannt. Eine oder mdirere librae argentiy oder wohl auch eine
$Mra und noch kleinere Teile wurden als Geschenke an Freunde,
KUenten oder Kinder, besonders zu den Saturnalien, gespendet^ Der
flbliche Gewichtsausdruck deutete lediglich den Silbergehalt des Ge-
sdienkes an, dessen Raufwert wegen der kunstvollen Arbeit bedeutend
hoher sein konnte.') Far gewöhnlich jedoch war der Wert solcher
Gesdienke, besonders wenn sie schon durch viele Hflnde gegangen
und unscheinbar geworden waren, wohl nicht viel gröfser als der
Metallwert ^) Was die Form anlangt, so waren es meist Schalen, die
80 geschenkt wurden.^)
§ 21. BeiUmmung des römischen Pfundes,
1. Nach einem unverdächtigen Zeugnisse®) rührte die feste Be-
stimmung des Mafses und Gewichtes ebenso wie die Einführung des
aes sigmtum (§ 33, 2) von dem Könige Servius her. Ober die Gröfse
des Servianischen Pfundes haben wir zwar keine direkte Nachricht,
aber es weisen sichere Anzeichen darauf hin, dafs es nicht wesentlich
1) Marquardt Rom. Staatsverw. II S. 49 Anm. 2. Ober die Bezeichnungen
auf den Gefafsen des Hildesheimer Silberfundes handeln R. Schöne im Phiioiogus
XXYIII S. 369 ffl, derselbe und Mommsen im Hennes III S. 469 ff:
t) Mariial 8, 71 zählt folgende herabsteigende Reihe von Geschenken auf,
die jemand von einem Freunde nach einander zu den Satumalien erhalten hatte:
1. qaattnor argenti librae, 2. plusve minusve duae, 3. und 4. inferiora (munera),
&. libra Septiciana, 6. bessalis scutula, 7. rasa selibra, 8. ligula minor sextante,
9. cochleare acu leyius. Vergl. denselben 2, 76; 7, 86; 8, 71; 10, 14; 10, 57;
12, 36 u. a., L. Friedlaender Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms IR*
S. 146 fiL
3) Bfartial 3, 62, 4: libra quod argenti milia quinque rapit Solch kunst-
ToU gearbeitetes Silbergeschirr stellte also den dräizehnlachen MeUülwert dar
(das Pfund Silbers zu 96 Denaren »■ 384 Sesterzen gerechnet).
4) Martial 8, 71, 8: rasa selibra, 1, 99, 15: plumbea selibra.
5) Vergl. ausser der seutula bessalis bei Martial 8, 71, 7 die scutellae quai'
t»orpondo quinque, Qber welche Schöne im Hermes III S. 475 handelt Auch die
paterae aureae, Ubras ferme amnes pondo bei livius 26, 47, 7 (vergL unten
{ 43,5), können, was die Form anlangt, hierher bezogen werden. Doch sind
lelbslTerstandlich auch andere Formen vorgekommen, wie Pokale oder Löffel
(nadtfewiesen tou Friedlaender a. a. 0. S. 147).
6) AureL Victor de vir. illustr. 7,8: mensuras pondera dasses centurias-
qae constitnit. Vergl. Böckh S. 162.
156 RÖMISCHES GEWICHT. $ 21, 1.
Terschieden gewesen sei toh dem Münipfande, welches wir als
eine unabttnderlicbe Grölse seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. bis zu
den Zeiten ConstanCins verfolgen können. >) Dals von diesem MOnz-
pfonde, welches sich bis auf eine sehr geringe Fehlergrenze sicher be-
stimmen Vkbij die zahlreichen eriialtenen Gewich tstQcke 2) merkHch
abweichen 9 darf nicht Wunder nehmen. Denn einem Teile dersdben
hegen abweichende städtische und provinziale Pfunde zu Grunde^;
bei weitem die gröfiiere Anzahl aber ist teils aus Nachlässigkeit teils
absichtlich falsch justiert, und zwar finden sich nicht nur Stücke mit
bedeutendem Mindergewicht, pondera iniqua^ sondern auch solche mit
merkUchem Übergewicht^) Es ist daher nicht möghch nach diesen
Gewichten das römische Pfund genau zu bestimmen. Selbst wenn
man diejenigen Stacke ausscheidet, die entschieden einem hohern
Fufs angeboren, so beträgt die Differenz zwischen dem hOchstoi und
niedrigsten immer noch 58,4 Gramm oder über ^e des Ganzen.^) Er-
1) S. unten § 21, 3. Das Senrianische oder älteste römische Pfund wir
sicher nicht kleiner als das uns bekannte MOnzpfnnd, und, wenn gröfiser, stieg
es sicher nicht über 336 Gr. «i V< altaginäisches Pfund (§ 20, 5. 24, 1. 48, 1).
Die Fixierung auf 75 attische Drachmen = 327,45 Gr. HUlt yermutlich in die
Mitte des 5. Jahrhunderts y. Chr. (Decemyiralgesetzgebunff).
2) Eine ausfflhrHche Übersicht Aber römische Gewichtstacke giebt Böckh
S. 170 — 188; aufserdem sind Gagnazzi S. 120 f. (der Übersetzung), J. Sabatier
Poids byzantins de cuivre in der Revue numism. fran^. 1863 p. 15 ff., K Schill-
bach De ponderibus aliquot antionis Graeds et Romanis in den Annali dell'
Instit. archeol. 1865 p. 190 f. 208 n., G. A. Hulsebos Poids romains trouT^ k
Vechten in der Revue beige de numismatique 1877 p. 78 ff., Papadopulos Kerameos
Jl8(fl T^ ohc^ tmv o^j^oAkiy \2fMVQvtxmv crad'/iSp, Smyma 1877, S. 4 ff*.,
derselbe Jle^l tSv Bv^avriv»p cra&fiav u. s. w. , Sonderabdmck aus dem
l4&ftvaiav Rd.VII, Athen 1878, zu yergleichen.
3) Vergl. unten § 57, 4. Eine systematische Übersicht der Gewichtstdcke,
die gemeinhin als römische bezeichnet werden, und die Ausscheidung der pro-
Tinziaien Gewichte ist als Aufgabe einer besonderen, ebenso wanschenswerten
als verdienstlichen Untersuchung zu bezeichnen.
4) Pondera iniqua erwähnt Ulpian. Dig. 19, 1, 32, wie Pers. 1, 130 hmnifuu
iniquas, Vergl. auch Orelli Nr. 144. 4344, Tonini Rimini p. 297: ex iniquitatibus
mensurarum et ponder . . . aedßles) Stateram aerea et, pondera decret decor.
ponenda curaverunt Die bei Böckh S. 170 — 179 zusammengestellten Gewichte
gehen von dem Normalsewicht von 327,5 Gramm bis auf 282,7 Gramm, d. i.
bis auf V^ ^^ Normalpfundes, herab. Über das Übergewicht bei mehreren
Stacken vergl. denselben S. 193; es steigt nach ihm bis zu einem Skrupel auf
die Unze, d. i. bis zu V*^ des Pfundes. In Betracht kommt auch, was Mommsen
zu Borghesis Oeuvres compl^tes I p. 260 bemerkt: Les poids authentiques avec
inscripüon sont tous d*une ^poque bien post^rieure, et aacun ne porte le nom
des questeurs, magistrats qui ne furent jamait charg^ de la virificatioD des
mesures — enfin on sait combien on doit se d^fier des inscriptioiis grav^ sur
des usleasUes d'ua transport facile.
5) Rechnet man mit Böckh S. 193 das vorkommende Übergewidit bis auf
Vs4, 80 ergeben sich als Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten Pfunde
(6422—5322) 1100 Gran » 58,4 Gramm.
{ 21, 1. 1. BESTDOfUNG DES PFUNDES. 157
wägt man nun noch daza, dafs bei weitem mehr Gewichtstücke unter
dem Normalgewicht als solche, die dasselbe (Ibersteigen, vorhanden sind,
so ist leiebt zu sehen, dais eine Dorchschmtisrechnung trotz der grofeen
Anzidil von Exemplaren nur einen sehr unsichem Wert g^ben wttrde.
Immerhin ist es noch rfitlicher einige entschieden gute und zu-
veriässige Stücke auszuwählen, wieesCagnazzi^) gethan hat, der
ans fünf wohl erhaltenen Serpentingewichten das römische Pfund auf
325,8 Gramm bestimmt hat, was sdir nahe mit dem aus den Münzen
gefundenen Werte übereinstimmt Einen nur wenig niedrigeren Be-
trag, nämlich 325,06 und 325,4 Gr. für das Pfund, geben zwei schöne
bei Huete nordwesdich von Cuenca in Spanien aufgefundene Gewicht-
stttcke von 50 und 10 Pfnnd.^} Daran reiht sich der Wert von 325,7
Gr., welcher durch eine Reihe systematischer Gleichungen aus einem
wohl erhaltenen Zehnpfundgewicht der ersten oder italischen Legion
sich berechnet^) Nach allen diesen Monumenten würde man den
Normadwert des Pfundes zwischen 326 und 325 Gr. zu setzen haben,
und es femer nicht aufCÜlig finden, wenn ein Normalgewicht Justi-
nians eine spätere Verringerung bis auf 323,75 Gr. zeigt 4)
2. Aufeer aus den Gewichtstücken hat man das römische Pfund
auch aus dem Längen- und Hohlmafs zu bestimmen versucht.
Dafs dies Verfahren nicht hinreichend sicher sei, ist bereits oben
1) Sd i valori delle misure S. 120 ff. der Übersetzung. Er wählte unter den
Gewichten des frfilMren Museo Borbonieo in Neapel (S. 4) die am besten er-
haltenen Serpentingewichte aus, und zwar 1. ein yollkommen erhaltenes Zehn-
pfundstdck von 3258 Gramm, 2. eines desgleichen von 3285 Gramm, 3. zwei
andere Zehnpfundstücke, Yon denen das eine 3232 Gramm wog, 4. ein Zwei-
pfoodstfick von 652 Gramm, was für das Pfund 326 Gramm giebt. Aus diesen
zieht er den Mittelwert von 325,8 Gramm; bemerkt aber ausdrücklich, dafs er
andere Gewichte, die er aurserdem vorfand, aber nicht für zuverlässig hielt, nicht
beracksichtigt habe. — Nur von historischem Interesse ist die Bestimmung des
Pfundes, welche Lucas Paetus de mens, et pond. (Thes. Graev. XI p. 1618 f.) nach
Gewichtstücken ermittelt hat. Er fand das Pfund gleich 11 Unzen 3 Drachmen
1 Skrupel des nenrdmischen Pfundes » 322,6 Gramm.
2) £. Hühner in den Monatsb. der Berl. Akad. Mai 1861 S. 544. Das eine
Gewichtstück von 50 Pfund, von Serpentinstein mit Bronzehenkel, wiegt 16253
Gr., das andere zehnpffindige von Bronze 3254 Gr.
3) VergL unten | 57, 4, DI. Aus Jenem Gewichtstücke ergiebt sich für die
leichte babylonische flfine Silbers der Wert von 555,805 Gr. Letztere Mine ver-
halt sieb zur Mine Goldes wie 4 : 3, und auf die Mine Goldes gehen 50 Shekel
(§ 42, 12). Aus dem Shekel Goldes ist nach dem Verhältnis 24 : 25 das Soloniscfae
Mdradunon gebildet worden (§ 46, 12). Endlich ein römisches Pfund ist gleich
75 SoloBisehen Drachmen. Es mufs also nach allen diesen Yoraussetaungen
das römische Pfund betragen — ka 4. o oi — ^^' ^'* Ausrechnung ergiebt
325,67 Gr.
4) Vergl. unten S. 160 Anm. 3.
158 RÖMISCHES GEWICHT. i 21, 2. 3.
(§ 17, 1. 18, 1) nachgewiesen worden. Es wurde gezeigte dafs zwar
der Absicht nach das Gewicht durch Vennittelung des Hohhnafses in
einem bestimmten Verhältnis zu dem Lflngenmafs stehen sollte, dafe
aber thatsflchlich der Fufs und das Pfund unabhängig Yon einander
festgesetzt worden sind, mithin aus dem Längenmafs kein genauer
Wert des Gewichtes ermittelt werden kann. Das Hohlmafs aber war
nach dem Gewichte normiert, es kann ako nicht umgekehrt das Pfund
nach dem übermäfsigen Famesischen Congius (§ 18, 1) berechnet
werden. ^) So bleiben nur noch die H tt n z e n übrig. Aufser Betracht
fallen die Kupfermünzen, welche, wie sich unten (§ 33,4) zeigen
wird, von Anfang an eine sehr schwankende Währung gehabt haben.
Ein um so befriedigenderes Resultat gewähreq die Münzen you edlem
Metall, TorzttgUch die Goldmünzen. Diese sind gesetzlich auf einen
bestimmten Teil des Pfundes ausgeprägt worden , und es zeigen die
guten Stücke, die uns zahlreich erhalten sind, in ihrem Gewichte so
geringe Abweichungen, dafs sich daraus durch vorsichtige Rechnung
der Wert des Pfundes so sicher ermitteln läfet, als es nur immer er-
wartet werden kann. Diesen Weg haben mehrere französische Ge-
lehrte, unter denen besonders de la Nauze, Rom^ de l'lsle und
Letronne^) zu nennen sind, eingeschlagen. Da die von dem letz-
teren gefundene Bestimmung gegenwärtig die allgemein angenommene
ist, so scheint es notwendig sein Verfahren in Kürze darzulegen.
3. Letronne fand, dafs die am besten erhaltenen Goldmünzen so-
wohl der Republik als der Kaiserzeit in ihrem Gewichte keine grOfseren
Differenzen zeigen als etwa V2 Pariser Gran auf den Skrupel. Diese
Schwankungen rühren von der unvermeidlichen Ungenauigkeit bei der
Ausprägung her; sie kommen, wenn auch in etwas geringerem Mafse,
auch bei den neueren Münzen vor. Daher ist zu erwarten, dafs eine
1) A08 dem FarneBischen Congius ergiebt sich nach § 18, 1 ein Pfand von
337,1 Gramm, was entschieden zu hoch ist Dennoch folgt Hnssey p. 126 f.
dieser Bestimmung.
2) Den ersten Versnch dieser Art scheint Jac Capelins gemacht zu haben,
denn seine Bestimmung des römischen Pfandes zu ^'/ai Par. Pfund » 321,2 Gr.
Se ponder. 1, 111} beruht wahrscheinlich auf Münzwigungen. De la Nauie
im. de l'Acad. des Inscr. t. 30 p. 365 £ fand aus der Abwägung von Gold-
münzen den Skrupel in 21 Va Par. Gran, das Pfund zu 6144 Gran » 326,34 Gr.
Rom« de Tlsle prif. p. XI f., p. 111. 129 geht auf 21 Gran herab, und giebt
demnach dem Pfunde nur 6048 Gran. Letronne teilt seine Bestimmung des
Pfundes mit in den Considirations ffinirales sur r^valuation des monnaies grec-
ques et romaines p. 4 ff. Bourlier, baron d*Ailly, Recherches sur la monnaie
romaine I p. 41 zieht aus den Bestimmungen Ton Letronne, Cagnaszi und Queipo
den Durchschnittswert you 325 Gramm.
I 21,3. BESTIHMÜNG 1>ES PFUNDES. 159
Durchscbnittsrechnung einen möglichst genäherten Wert des Skmpeb
und des Pfundes ergebe. Letronne nahm nun von den besten Gold-
mflnzen der Republik und den Solidi des Constantin je 27 Stück und
besümmte daraus das mittlere Gewicht folgendennafeen :
1. Consularmttnzen
5 Stück von 1 Skrupel geben für den Skrupel 21,177 Gran
^ 19 ^ ^ n «»» » 21,3 ^
6 „ „ 1 Vi— 3 Skr. „ „ „ „ 21,45 „
12 ^ ,, 6—91/2 n n 19 ri ^ '21,427 ^
27 Stück geben im Durchschnitt für den Skrupel 21,34 Gran.
IL Solidi von Constantin zu je 4 Skrupel
12 Stück von Constantin geben für den Skrupel 21,375 Gran
10 „ desgleichen 21,44 „
5 f, von Faustina, Crispus, Delmatius . . 21,375 „
27 Stück geben im Durchschnitt für den Skrupel 21,396 Gran.
Der Durchschnitt der Consularmünzen und der Solidi endlich ergiebt
für den Skrupel 21,368 Gran, also für das Pfund 6154 Gran oder in
runder Zahl 6160 Gran = 327,18 Gramm.
Gegen diese Durchschnittsrechnung ist zunächst einzuwenden,
dafe die Gruppierung nach Unterabteilungen vielleicht besser unter-
blieben wäre; es scheint rätlicher jedes einzelne Stück für sich in
Rechnung zu bringen. Dies haben mit Renutzung der von Letronne
gegebenen Unterlagen Paucker und Röckh gethan.i) Reide nehmen
den einfachen Durchschnitt der 27 Stücke der ersten wie der zweiten
Klasse, ziehen aus beiden das Mittel und erhalten übereinstimmend
6165 Gran » 327,45 Gramm für das Pfund.
Indes bedarf das Letronnesche Resultat noch einer Kontrolle , da
mehrere der von ihm zugezogenen Goldstücke teils falsch, teils nicht
auf Skrupel gemünzt sind. 2) Einen sehr zuverlässigen Wert liefern die
ältesten campanisch -romischen, auf Skrupelgewicht geprägten Gold-
stücke, welche auf ein Pfund von 327,51 Gramm führen.^) Ähnlich
1) PiQcker S. 189, ßöckh S. 165.
2) MomoMen S. 406 f. Anm. 128 q. 132 (Tradact Blacas II p. 116 £).
3) Ans der ZosaiimieDsteUuDg bei Mommsen S. 260 (I p. 371 f.) dürfte das
Besaltat folgendermalisen zu ziehen sein:
StAck von 6 Skr. im Gew. von 128,4 Par.Gran giebt für das Pf. 327,356 Gramm
. n ^ n n n „ 105,3 engl. . n n n n 327,525 ,
9 ft ^ n » ft n 105,2 9 « 9 9 n » 327,214 »
. 9 ^ n n 9 9 64,25 Par. , , « • , 327,611 ^
• 9 3 9.99 52,7 engl. ^ n » ,> » 327,836 ,
Per Durehsehnitt der 5 Stücke giebt für das Pfund 327,508 Gramm.
160 RÖlOSGfiES GEWICHT. § 21, 3.
ergeben die ältesten römiscben Goldstflcke aus der Hanubiliscben
Zeit ein Pfund von 328,32 bis 325,44, im Mittel von 327,12 Gramm. >)
Weniger brauchbar zur Bestimmung des Pfundes sind die Aurei Cäsars,
deren höchster nur ein Pfund von 326,39 Gramm giebt') Endlich
zeigt die durch Constantin eingeführte Prägung der Solidi von Vn
Pfund, obgleich eine definitive Bestimmung schvrerlich daraus gezogen
werden kann , doch hinlänglich , dafs auch für die spätere Kaiserzeit
das Pfund nicht unter 327,45 Gramm angesetzt werden darf.^) Wir
tragen daher kein Bedenken mit Mommsen^) bei dem von Böckh
Hierbei sind einige etwas minder wiegende Stücke unberücksichtifft geblieben,
dagegen aber auch das merklich höher gemfinste Sechsskmpelstfick von 129,25
Par. Gran nicht mit in Rechnung gebracht worden.
1) Mommsen S.405 Anm. 124 (LI p. 114). Von den dort aufgeführten Sechzig-
sesterzstücken im Gewicht yon 3 Skrupel giebt
1 Stück im Gewicht von 3,42 Gramm fAr das Pfand 328,32 Gramm
1 , » „ n 64,25 Par. Gran, , . 327,61 ,
1 » » » n 3,39 Gramm „ w w 325,44 „ ^
Durchschnitt 327,12 Gramm.
2) Mommsen S. 751 (lU p. 20). Das Gewicht betragt 153^8 Par. Gran.
3) Die höchsten Solidi von Constantin dem Grofsen wiegen von 4,77, 4,76,
4,66, 4,64 n. 8. w. bis 4,55 Gr. (Letronne Gonsid. p. 7, Queipo lU p. 496. 484).
Noch aus dem zuletzt angeführten Gewicht ergiebt sich ein Pfund von 827,6 Gr»
und genau auf denselben Betrag führt auch das Medaillon von Constantius II
im Berliner Kabinett (Friedlaender und v. Sallet Nr. 1112: Gewicht 40,95 Gr.,
Betrag 9 Solidi oder '/i Pfund). Freilich sinkt in der gewöhnlichen Pragang
das Gewicht des Solidus weiter auf 4,5 Gr. (Pfund von 324 Gr.) und darunter.
A^oUten wir nun lediglich nach den allerhöchsten Solidusgewichten (von 4,6 Gr.
und darüber) das römische Pfund bestimmen, so käme dasselbe entschieden
zu hoch (über 331 Gr.) aus. Auch ist zu bedenken, dafs unter der grofsen
Menge übermünzte Stücke vorkommen müssen. >^ie weit abwärts anderseits
das niedrigere Gewicht noch in Rechnung zu bringen ist, dafür giebt es keinen
sichern Anhalt. Es kann mithin allein aus den Solidi kein genau» Wert des
römischen Pfundes gezogen werden; wohl aber geben dieselben eine erwünschte
Kontrolle für die anderweitigen Bestimmungen, indem sie beweisen, dafs der
Ansatz von 327,45 Gramm selbst für die spätere Kaiserzeit auf keinen Fall zu
hoch ist. Gegen Ende des vierten Jahrhunderts scheint freilich eine kleine Ver-
ringerung des Pfundes eingetreten zu sein. Dies beweist sowohl der etwas
sinkende Fufs der Solidi, welche seit Theodosius das Gewicht von 4,50 Gr.
(Pfund von 324 Gr.) nicht mehr übersteigen, als das fast genau dazu sti nunende
exagium oder Normalpfundge wicht Justinians von 323,75 Gr. (J. Sabatier in der
Revue numism. VIU, 1863, p. 17, und vergl. Queipo U p. 65, der nach Saigey als
Gewicht nur 323,51 Gr. angiebt). Bis zu 324 Gr. abwärts zieht auch J. Fried-
laender De la signification des lettres OB, Berlin 1873, p. 15 die mögliche Grenze
für den Betrag des Pfundes.
4) Vergl. Vorr. S. XIX (I p. XXXVIU f.): 'Eine mathematisch scharfe Be-
stimmung ist zwar nicht zu gewinnen, da selbst die aus der sichersten Quelle,
den maximalen Goldmünzgewichten, gezogenen Bestimmungen unter sich selbst
nicht völlig harmonieren, vielleicht auch die Norm selbst im Laufe der Jahr-
hunderte um eine Kleinigkeit herabgegangen ist; indes ist das Schwanken ein
80 geringes, dafs für alle praktischen Zwecke die von Böckh nach dem Vor-
§ 21, 3. BESTIMMUNG DES PFUNDES. 161
aufgeteilten Ansätze stehen zu bleiben und setzen das römische
Pfund auf
6165 Gran — 327,45 Gramm.
Die Fehlergrenze ist dahin zu ziehen, dafs das strenge Normalgewicht
auf keinen Fall geringer, möglicher Weise aber noch um Vs Gramm
höher war. Damit steht nicht in Widerspruch, dafs selbst sorgfältig
geprägte Münzen und gut justierte Gewichte auf ein Pfund zwischen
326 und 325 Gramm führen; ein solches Gewicht hat in der Praxis
noch als vollkommen genau gegolten , darf aber nicht mit der exakten
Norm verwechselt werden.
Nach diesem Ansätze ist Tab. XIII berechnet In rundem Betrage
kann das römische Pfund mit Vs Kilogramm verglichen werden.
gaog anderer Metroiogen aufgestellte Satzung fOfflich als die normale betrachtet,
namentMch aber jede niedrigere mit völliger Sicnerbeit verworfen werden darf*.
Hvltseh, M«trolofi«. 11
DRITTER TEIL-
Die Münzen.
Erster Absclmitt.
Das griechisclie Mttnzwesen«
§ 22. Einleitung.
1. Die Anwendung der sogenannten edlen Metalle als allgemeiner
Wertmesser ist dergestalt mit unsem ganzen Kulturverbältnissen ver-
wachsen und daher für uns etwas so Selbstverständliches^ dafs wir uns
kaum darüber Rechenschaft zu geben vermögen , wie die Schätzung
des Besitzes, die Bestimmung des Preises der Ware bei Kauf und Ver-
kauf ohne die Vermittelung des Geldes möglich sein würde. Indes
lehrt eine einfache Betrachtung, dafs streng genommen alle Gegen-
stände des Besitzes nur relativ unter einander verglichen werden
können. Kein Gut hat einen absoluten Wert; derselbe bestimmt sich
viehnehr im Verhältnis zu dem Werte alles dessen, was im engeni oder
weitern Kreise der menschlichen Gesellschaft teils neu produciert^
teils im Handelsverkehr ausgetauscht, teils dauernd besessen wird.
Eine solche in ihrem relativen Werte zu der Summe aller übrigen
Wertgegenstände schwankende Ware ist eigentlich auch Gold und
Silber; indes haben verschiedene Umstände zusammengewirkt um ge-
rade diesen beiden Metallen eine eigentt&mliche Bedeutung allen übrigen
Waren gegenüber zu verschaffen. Sie sind seltener als die sogenannten
unedlen Metalle und in diesem Verhältnisse auch wertvoller, eignen
sich also um soviel besser für den Handelsverkehr, da sie den mög-
lichst hohen Wertbetrag in möglichst geringem Volumen und Gewicht
darstellen. Sie sind ferner beliebig teilbar, fllgen sich in jede Form
und besitzen grofse Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung durch den
Gebrauch. Auch eignen sie sich am aUerwenigsten zur Verarbeitung
§13,1. TAUSGHVERKEHR. 168
für praktische Zwecke , bleiben also um so ungestörter dem Handels-
Terkehr erhalten, und was an Luxnsgegenständen aus ihnen verfertigt
wird, kann fÜgUch als der Überschuß betrachtet werden, der von dem
dringendsten Bedarfe der Cirkulation übrig bleibt. Sie sind endlich in
einer im ganzen stetigen Quantität vorhanden und selbst, wenn sie
zeitweihg durch überreiche Produktion bedeutend vermehrt werden,
nicht 80 leicht einer auffallenden Entwertung ausgesetzt. Alles dies
hat dazu beigetragen, den genannten Metallen eine Ausnahmestellung
zu verschaffen; sie sollen nicht selbst mdbr Ware sein, sondern als die
Wertmesser für alle übrigen Waren dienen. Inwieweit sie dieser Auf-
gabe entsprechen, ist hier nicht der Ort näher auszuführen ^); es ge-
nügt darauf hinzuwefeen, dafs sie nidit blols gegenwärtig faktisch als
allgemeine Wertmesser dienen, sondern auch seit den ältesten Zeiten,
besonders in Ägypten und Asien, in diesem Sinne benutzt worden sind.
Aber es ist damit nicht gesagt, dafe in den Anftngen der mensch-
lichen Kultur nicht noch andere Arten der Schätzung haben stattfinden
kdonen. Für die Viehzucht treibenden Vorehern der Hellenen und
Itahker lag nichts näher, als das Tier, in welchem ihr Hauptbesitz be-
stand, das Rind, zum Ausdrucke des Wertes auch für ihren übrigen
Beffltz zu wählen. Dafs die Römer noch in verhältnismäisig später
Zeit nach Rindern rechneten, wird unten (§ 33, 1) gezeigt werden; für
die Griechen bezeugt uns Homer deutUch, dafs noch in der Zeit, wo
man bereits Metalle im Handelsverkehr benutzte, die Rinder sowohl
ab Tauschmittel wie auch zur Preisbestinunung dienten. So tauschten
von den Achäern die einen gegen Erz, andere gegen Eisen oder Häute
oder Rinder oder Sklaven Wein ein 2); Eurykleia wurde von Laertes
um den Preis von zwanzig Rindern gekauft s), eine andere Sklavin
wird vier Rinder wert geschätzt.^) Daran reihen sich andere zahlreiche
Wertbestimmangen wie ivvedßoiog, dvwdeKaßoiog , ixarofißoioQ.^)
Ja noch bis in die spätere Zeit hinab bUeb in gewissen Fällen die
Redmung nach Rindern üblich. Drakon bestimmte in seinen Gesetzen,
1) Näheres darüber giebt Mommsen Yorr. S. Y ff. (Tradoct Blacas 1 p. Xm ff.).
fan aUgemeinen suicht tod dem Gegeostande J. G. Hofimaim Lehre Tom Gelde,
BeilinlSdS, S. 4ff.
2) IL 7, 472. YergL auch Paosan. 3, 12, 3.
3) Od. 1, 431: Utxoaaßoia ^ iBwxMp. Der Ausdruck zeigt denüich, dafs
die Rinder hier nicht als wirkliehe substantielle Zahlung, sondern blofs als
'Wcrtaesser gedacht sind.
4) ü. 23, 705.
5) IL 6, 236. 23,703. 2,449. 21,79. Hesychios: iMoroßißotdioy^ ktatov
11*
164 EINLEITUNG IN DAS MONZWESEN. | it 1.
offenbar altem Brauche folgend, eine Bube zum Wert Ton zwaniig
Rindern; itlr die Tötung von Wolfen war ein Rind oder Schaf ak
Belohnung ausgeaetzt, wofür erat Solon ein GeMäquivalent von fünf
oder einer Drachme einffltute; ähnlich wurden nach einer anderen,
allerdings nicht ganz deutlichen Notis bei der Festgesandtscfaaft in
DeloB Rinder als Geschenk ausgerufen, das Geschenk selbst aber ia
attischen Drachmen gezahlt i)
Allein schon Homer kennt neben den Rindern die Metalle ak
Tauschmittel. Und zwar dienten hierzu sowohl die unedlen, wie Erz
und Eisen , als auch das Gold. Wein wird um glänzendes Eisen ge-
kauft 2), Besiegte bieten ihrem Überwinder als Preis f(lr ihr Leben
Gold, Erz und Eisen an 3); Hentes, der KOnig der Taphier, fUirt nach
Temese auf Kypros um Eisen gegen Kupfer einzutauschen^); äk
PhOnikier tausdien Lebensmittel gegen kostbaren Schmuck von Gold
und Bernstein dn.^) Wenn man aber in dieser Weise die Metalle im
Tauschhandel benutzte, so mufste notwendig der Gebrauch der Wage
hinzukommen. Und so wird denn bei Homer das Gold , wo es alieia
seinem Metallwert nach in Betracht kommt, regelmllsig nach dem
Gewicht, dem Talent, bezeichnete^)
Daran hat sich nun in der Folgezeit, was sich allerdings nickt
durch Zeugnisse bdegen läfst, aber nichtsdestoweniger volfliominea
sicher steht, ein Fortschritt in zwiefacher Beziehung geknüpft Zu-
nächst mufste man darauf kommen nicht mehr nach Rindom zu
rechnen, sondern, da man einmal nicht mit Tieren, sondern mit dem
zugewogenen Metalle zahlte, gleich nach den Gewichten Goldes oder
Erzes den Preis zu bestimmen. Wie lange in Griechenland, besonden
im Verkehr mit den überseeischen HandekvOlkern, das Metall gewogen
worden ist und welche Metalle vorzüglich dazu verwendet wurdea.
1) Poli. 9, 61 : xai firjv Kav roU Jpaatortot v&faou i9Tw ^nottpn^ i^
onare Sa^ea t«v» Biöarai, St» ßosi tocovrot Bod^ovrtu avnp, xai 9ioo9&cu
xad"* Sxcunov ßovv Svo 8(faxf*as j4mxas. Die letxtere Bemerkong beruht lof
der Fiktion der alten Graaimatiker. dafii das ilteste attische DidrachmoD den
Stier als Stempel gehabt und zugleich den Wert desselben dargestellt habe.
Die Nachricht Qber die Solonische Bestimmung giebt Demetrios von Pbaiero«
bei Plut Sol. 23.
2) n. 7, 473.
3) n. 6, 48. 10, 379.
4) Od. 1, 184 und dazu Mtzsch S. 36. Rubino Beitrige zur Vorgesdiicfate
Italiens S. 8 Anm. 7.
5) Od. 15, 403 ff. Nitzsch a. a. a
6) S. oben S. 128 Anm. 3 und 5.
$n,i. METALLBARR^. ENTSTEHUNG DES GELDES. 165
darflber fehlen Dfihere NachricfateD; soviel aber ist sicher, dafs die
Griechen frühzeitig von Kleinasien und PhOnikien her noch eine an-
dere Art der Wertmessnng durch die Metalle kennen lernten. Das
ran Taugch dienende Metall war in Vorderasien seit den ältesten Zeiten
in gewisse handliche Formen gebracht worden, welche durch den Ge-
brauch sich festsetzten und zu allgemeiner Geltung gelangten. Gold
und SSber cirkulierte einst in Vorderasien, Ägypten und den Ländern
des Westens, soweit der älteste Handelsrerkehr reichte, in der Form
Ton Ringen, welche auf konventioneUe, leicht kenntliche Gewichte
ausgebracht waren, i) Auch die Form von rundlichen, dicken Scheiben
war von jeher fiblich.^ In Babylonien, Phönikien und Palästina zahlte
nan zu Abrahams Zeiten in kleinen Silberstttcken, welche das Gewicht
eiaes Shekels, des Vorbildes fOr den späteren griechischen Stater, und
Teile des Shekels darstellten. Es waren kugelförmige oder ovale,
jedoch mäfsig abgeplattete Stacke, die Vorläufer der ältesten Münzen. s)
GrOfsere Quantitäten edlen Metalles und allgemein auch die unedlen
MetaHe liefen in der Gestalt länglicher Barren um, welche teils regel-
mälsig oblong, ähnlich den Ziegeln, waren 4), teils, mehr gestreckt,
fast in Spitzen ausliefen. Ein eigentümhcher Beweis fQr die letztere
Form ist vielleiebt in dem griechischen oßoXog zu finden, wenn anders
die Tradition Recht hat, dafs damit das älteste eiserne Geld bezeichnet
worden sei, welches den Spiefsen ähnlich war.*»)
Wenn nun die in feststehende Form gegossenen Barren mit einem
Stempel bezeichnet wurden, der das Gewicht angab, sodafs ein jedes-
maliges Nachwägen erspart wurde, wenn dann ferner die kleineren
1) ßrandis S. 78. 82 f., Lenormant I p. 103 f. Das Nähere s. unten § 41, 9.
4J,14.
2) Dies folgert Brandts S. 78 f. naeh dem Vorgänge Böckhs S. 51 f. ans der
bebrüseben Bezeichnung des Talentes kikkar {% 44, 11) nnd ans den f&oXdes
X^l&v in der Schatzkammer der Athener. S. über die letzteren B^ckh G. I. Gr.
I p. t\%, Staatshaushaltnng der Athener ü* 8. 69^71. 76. Auch der ndXaro^
der Spartaner (4 47, 2) weist deutlich auf dieselbe Form hin.
3) S. das Nähere unten § 42, 14. Die ältesten kleinasiatischen Münzen
liabea genau diese Barrengestalt beibehalten. Yerd. die Abbildungen, welche
B.Y. Head im Numismatic chronicle XV (1875) pl. vll ff. hat herstellen lassen.
Aach die Mheste Prägung der Griechen in Europa zdfft noch deutliche Spuren
derselben Form, welche auch fQr die Shekel oder Goldtalente Homers (§ 19,2)
vorauszusetzen ist
4) Brandis S. 76 ff., Lenoimant I p. 99 ff S. unten § 42, 14.
5) Die Stellen der Alten s. oben S. 133 Anm. 1. Mommsen S. 169 (Traduct.
Bbeas I p. 174) brinfft damit die Erzählung Ton den durch Pheidon in dem Hera-
tenpel zu Argos aufgehängten kassierten Obelisken (Böckh S. 76), sowie von
den spartanischen Eisengeide in Verbindung. Vergl. unten § 47, 2.
166 EINLEITUNG IN DAS MONZWESEN. § n, i.
Gewichtteiie durch rundliche platte, ebenfalls gestempelte Hetalbtttcke
dai^estellt wurden, so ging das bisher nur gewogene Wertmetall in die
Form der Mause über; es wurde, wie Aristoteles trefflich nachweist,
zum Gelde, vofiiafiay weil es den Austausdi aller tibrigen Wert-
gegenstände unter gesetzlicher Geltung yermittelteJ) Diese schone
Erfindung ist eine That hellenischen Geistes; sie hätte aber nicht ins
Leben treten können, wenn nicht viele Jahrhunderte vorbereitender
Entwickelung vorausgegangen wären. Was Aristoteles als die erste
Stufe des Geldwesens bezeichnet, die Festsetzung der Gröfse und des
Gewichtes der Metallstücke, welche den Warenaustausch vermittelten,
das hatten schon mehr als tausend Jahre früher die Ägypter erfunden
und praktisch geübt (§ 41, 10) ; die Babylonier hatten ferner Gold-
und Silbergewicht geschieden, beide zu einander in ein festes Wert-
verhaltnis gesetzt und damit die erste Währung geschaffen (§ 42, 11).
Sie hatten auch von jeher den Gebrauch der Wappen und Siegel ge-
kannt, um Verträge und Dokumente zu beglaubigen 2); nur auf den so
naheliegenden Fortschritt, die kleinen im Umlauf befindlichen, schon
auf ein bestimmtes Gewicht ausgebrachten Barren Wertmetalles durch
den Stempel des Staates zu beglaubigen, waren sie nicht gekommen;
dies wurde zuerst, etwa zu Anfang des 7. Jahrhunderts 3), geübt in den
blühenden Handelsstädten Kleinasiens, zu allererst wahrscheinlich in
Phokäa.4)
1) Aristot Ethic. 5, 8 p. 1133* Bekk.: olor B^ v7taXXay/ia t^ x^iae to
vo/iuTfta yivavev naxa ttw&rptrjV nal 9ia rovro xovvofia k'xBi vofuCfia^ or«
ov fvaei dila vofit^ iitriv, xal itp* ijfuv fiBvaßaXiZv xal noifjaat, ax^rj^ror,
derselbe J^olit. 1, 9 p. 1257*: dto ngos ras alXayag roiovrov rt jtwid'Bwxo
7CQOS ctpSs avxovi BtSovai ual Xaßißavaiv, o rtSv XQV^^f^''^ airro ov alx* trjv
XQ^lar evfuraxei^tcrov nQoe xb tijp, oiov ciirjf^ nai agyvQOS kov ei r»
TOtovror ire^oVf ro fihf n^cjTOv ctnlas ooüfavras fiLByi&ei xctl cra&fuS, x6
8i raXavTaloy ttal xaifctftrij^a inißaXovrtS^ iva anoXturrj rfj9 fUT(f^869£ avrovs'
6 ya^ jKa^ojrr^ M&fj rov noncv crjfutlop. noQtiy&apTOS &w ijSrj voftivfutxoi in
rrfi avayncUai aUayrfi u. 8.W., ebenda p. 1257'>: ro yao vofuafut ctotploit tud
Ttioas T^ff aXXaytfi dariv. In der Stelle p. 1257« sind die Formen o^ttvxK
und ^iflalavree nach Vennntung statt der flberlieferten 6(f$4F&dr und intßaX-^
Uvxatv gesetzt.
2) Brandts S. 228 f.
3) In den Beginn des 7. Jahrb. versetien die erste Müazjpngnng Brandts
S. 202 und Lenormant I p. 128; etwas früher, um das J. 720, B. V. Head Metro-
logical notes etc. im Nnmism. chron. XV (1875), Chronologische Tafel hinter
p. 297.
4) Brandis S. 166 f. 200 ff. Aus dieser Darstellung geht zugleich henror,
dafe, wenn die Priorität der Erfindung als streitig gelten sollte, aufser den
griechischen Kfistenstädten wie Phokäa, noch das lydische Reich in Betracht
kommen kann, eine Alternative, welche Lenormant I p. 92 mit Recht feststellt
Der letztere Gelehrte entscheidet sich dann (p. 125—136) für die Lydier, über-
I SS, 2. DER MtJNZST£MREU 167
2. Es ist noch mit wenigen Worten auszufahren, welche Bedeu-
Umg nich hellenischer Anschauung der aufgedrückte Stempel dem
MelaUstOcke giebt, das er dadurch zur Münze macht ^ Zunächst soll
damit ein bestimmtes Gewicht garantiert und so das AbwSgen ein für
allemal ersetzt werden. Was früher nach Blinen und Teilen der Mine
zngewogeh worden war, das wurde nun in Stateren oder Drachmen
xugesflhlt, sodafs jetzt die Zahl der Münzen dasselbe ausdrückte ab
sonst der zugewogene Betrag. Aber der Stempel kann nur dann das
Gewicht genügend ersetzen, wenn die Garantie dafür eine anerkannt
sichere ist, wenn die Stempelung von der geeigneten Autorität ausgeht
Metallbarren zum Austauschen nach der Wage konnte jeder einzelne
sich giefiien; der Stempel, der das umständliche Abwägen ersetzen soll,
kann nicht von dem einzelnen, sondern mub von der Gesamtheit, der
Staatsgemeinde, ausgehen. Ohne den Begriff des Staates lädst sich das
Münzwesen schlechterdings nicht denken; ja um die Satzungen des
Staates als unverbrüchliche zu wahren , wurde dem Münzwesen sogar
eine religiöse Weihe gegeben. >)
Nicht blob dem Gewichte, sondern auch der Feinheit des Metalles
gilt die Garantie, welche der Münzstempel bezeichnet Das aus den
Flossen und Bergen gewaschene Gold, das durch mühsamen Schmelz-
proxeb gewonnene Silber enthalten bald mehr bald weniger Bei-
mischong; aufserdem lag es zu nahe in betrügerischer Absicht das
einstimmend mit dem Zeugnisse^Herodpts 1, 94, 1 : j,yiv8ol) nadhot itv&i^mnmv
T<vr fifUiQ tSfUP vofucfta x^vüov nal a^yvoav lunpauäyot ix^fjcarro. Derselben
Aasieht folgte nach PoU. 9, 83 anch Xenoplianes. Head a. a. 0. p. 251 lä&t die
Priorititsfrage zwischen Griechen and Lyoiern anentschieden, endärt sich aber
in der beigefQgten chronologischen Tabelle zu Gunsten der Lydier, und zwar
aei die alleiilteste Prägung in Elektron auf Silbergewicht erfolgt, eine Annahme,
welche manches Bedenken gegen sich hat — £s ist hier noch der Ort, die
kleine Abhandlung von £. Grünauer über 'Altniechische Mflnzsorten', Schul-
programm Winterlhur 1877, zu erwähnen, welche eine kurze Darstellung des
ältesten MOnzwesens nebst Abbildungen in Lichtdruck giebt Sie^ soll nach der
aofgesprochenen Absicht des Verfassers nur einen allgemeinen Überblick, be-
•onders ffir Schulkreise, gewähren und erfällt diesen Zweck durch Kürze und
Deatüehkeit, gepaart mit gründlichem Wissen, ganz vortreffUch.
1) Aristoteles an den oben (S. 166 Anm. 1) angeführten Stellen, Isidor. Etym.
tt, 18(17), 12: in nomismate tria quaeruntur, metallum, figura et pondus; si
ex iis aliquid defuerit, nomisma non erit (womit die Definition von noniisma
ebenda { 9 zo vergleichen ist), Mommsen Yorr. S. IX ff. (Trad. ßlac. I p. XIX fi*.),
Brmodis S. 201, Lenormant I p. XXI. 78 f. 91 f., in p. 1 ff. Ober die verschie-
denen Bezeichnungen des Geldes bei den Griechen: vSfufffia, x^/iaray a^-
f»Q9f, Xfwfiop handelt derselbe I p. 72 fi*.
2) E. Gortins Über den religidsen Charakter der griech. Mauzen, Monatsber.
der Berliner Akad. 1869 S. 465 ff., derselbe in der Berliner Zeitschr. f. Numism.
1875 S. 267 f.
168 EINLEITUNG Df DAS MONZWESEN. S n, s.
Metall zu legieren, ab daCs es nicht frühseitig hätte yersucht werden
sollen. Deshalb bürgt der Stempel auch für die Feinheit des von dem
Staat als Münze ausgebrachten Metalles. Im Bereich des eigenen Staates
hat der Stempel zwingende Gekung; die Münze soll nicht mehr, weder
nach Gewicht noch Feingebalt, geprüft werden und auch dann noch
mit ihrem yoUen Werte kursieren , wenn sie in beiden Beziehungen
mangelhaft sein sollte. Prflgt der ausmünzende Staat gewissenhaft
und sorgftlkig, und stehen andere Staaten in politischer und kommer-
zieUer Abhängigkeit von ihm, so erstreckt sich die Gültigkeit seiner
Münze auch auf diese; ja es kann sogar vorkommen, dafs diese fremde
Münze höher geschätzt wird als die weniger sorgfUtig geschlagene
Landesmünze. Aber auch in dem Falle, dafs die Münzen des aus-
prägenden Staates in auswärtigen Staaten nicht ihre volle Geltung
haben, kehrt man deswegen nicht etwa zum Abwägen zurück, sondern
man nimmt sie auch dort als Münzen , jedoch mit einem entsprechen-
den Abzüge. Dies ist der Kurswert der Münze im Gegensatz zu dem
gesetzlichen oder nominellen Werte. Auch ältere Münzen des eigenen
Staates können durch eine Änderung des Münzfufses einen hinter dem
ursprüngfichen Betrag zurückstehenden Kurswert erhalten.
3. Die Bürgschaft für volles Gewicht und feines Korn des MetaUes,
welche der Münzstempel ausspricht, ist von den Staaten des Altertums,
so lange nur immer ihre Verhältnisse wohl geordnet waren, gewi^en-
haft erfüllt worden. Falschmünzerei, von einzelnen in betrügerischer
Absicht unternommen, hat man von jeher mit aller Strenge des Ge-
setzes geahndet. Gefähiiicber für den Bestand des Münzwesens war
eine Verlockung, welche an den Staat selbst nur zu leicht herantrat.
Wenn das ausgeprägte Stück durch seine Geltung als Münze einen
Vorzug gewann vor dem gleichen Gewicht ungemünzten Metalles, so
konnte es im weiteren Verlauf der Ausprägung unbedenklich erschei-
nen, entweder am Gewicht oder am Feingehalt, vielleicht auch an
beiden zugleich, ein weniges zu ersparen. War doch die Abminderung
zunächst nicht merkbar, und selbst wenn sie, um einen Schritt weiter
gehend, nicht mehr verborgen blieb, so hielten die noch in Menge um-
laufenden Stücke älterer Prägung die volle Geltung auch der jüngeren,
minder guten auft*echt. Nun sind zwei Fälle zu unterscheiden. Ent-
weder beschränkte der ausmünzende Staat die Verringerung an Ge-
wicht und Feingehalt auf ein Minimum, dann sank im Laufe der Zeit
der Münzfiifs unmerklich, und bei geeignetem Anlafs wurde das tbat-
sächlich verminderte Gewicht durch eine besondere Anordnung auch
4 n, 3. 4. VERSCHLECHTERUNG DER MÜNZE. 169
gesetibdi aneitaent; oder die GewichtsTenniDderung und besonders
^e BeimisehuAg nriDderwertigeii Metalles wurde zum Bfifsbrauch, der
Staat selbst untergrub den Bestand seines Münzsystems und die allein
riditige Unterlage der Wertmessung, volles Gewicht und gutes Korn,
mufelen schHefeMeh durefa mdir oder minder gewaltsame Mafsregeln
wieder hergestellt werden.
Auch andere Arten der MOnzverschlechterung kommen in Be-
tracht. Es können die Stacke nicht blofs durch tlbermäfsige Legierung
entwertet, sondern sogar nur dem ftufseren Scheine nach echt, im
Innern aber von unedlem Metall hergestellt werden. Dünne PUttchen
echten MetaUes sdbliefsen dann den wertlosen Kern ein, oder das
ganxe Sittck ist aus unedlem MetaU geprägt und durch Vergolden oder
Versilbern einem echten fthnlich gemacht.
Endlich ist es auch hin und wieder versucht worden Münzen
ven unedlem Metall als Kreditgdd statt der WertmOnze in Umlauf zu
setsen.i)
4. Als die eigentlichen Wertmetalle haben seit den ältesten Zeiten
Gold und Silber gegolten. Neben dem Silber hat in Ägypten das Kupfer
fitr den Kleinverkehr gedient und als sekundäres Metall auch in der
Münze der Ptolemäer sich b^auptet; in Italien hat es anfangs den
ganzen Verkehr beherrscht, bis es im 3. Jahrhundert v. Chr. zunächst
in seiner Geltung beschränkt und bald darauf zur Scheidemünze herab-
gedrückt wurde. 2) Die Phönikier, die Griechen und die von ihnen im
Handel abhängigen Völkerschaften haben von Anfang an Silberwährung
gehabt und sind ihr auch treu geblieben selbst bis hinaus über die
Zeiten Alexanders des Grofsen.^) Das Gold hat zuerst in dem baby-
kmisdien Kuhurkreise eine vorwiegende Geltung erlangt und ist dann
im Perserreiche zur herrschenden Münze geworden.^) Auch unter
Alexander, dem Erben der Persermacht, und unter seinen Nachfolgern
1) Alle diese VerhaUmsse konDten, als aufserhalb der Grenzen dieses Hand-
boches Hegend, hier nur angedeutet werden. GewichtSTenninderung und Legie-
rung sind weiter unten Jedesmal an den Stellen, wo sie fOr die lil^rungsfrage
in Betracht kommen, behandelt worden. Über die Plattierung römischer Denare
findet sich der Nachweis in einer Anmerkung zu | 36, 5. Bas Zinngeld der
Syiakuser wird { 56, 5, das angebliche Ledergeld der Karthager § 43, 9 a. E.
erwihiit werdoD. Im übrigen ist auf die ausfflhrlicbe Darstellung im ersten
Bande von Fran^ois Lenoimants 'La momiaie dans l'antiquit^' zu verweisen,
und zwar anlangend die Legierung der Metalle auf p. 187 n., betreffs der Münz-
Surrogate auf p. 207 ff.
2) S. unten $ 41, 10. 54, 2. 3. 34, 1. 35, 5. 36, 3.
3) S. f 43, 2—5. 44, 11. 42, 15. 28, 1. 32, 1.
4) S. §42,12. 45,11.
170 EINLEITUNG IN DAS MONZWESEN. S n. 4.
in den Teibtaaten blieb es das königliche Metall; endlich im römischen
Reiche gewann es durch Cäsar, den Begründer der Monarchie, die
Vorherrschaft vor dem Silber, i)
Sehen wir also von dem Kupfer ab, welches im Werte weit hinter
den edlen Metallen zurücksteht, so beobachten wir im ganzen Verlaufe
der alten Geschichte einen Wettkampf zwischen Gold und Silber, der
zuletzt zu Gunsten des höherwertigen Metalles sich entschieden hat
Auch das Mittelalter und die neuere Zeit haben fthnliche Schwankun-
gen durchgemacht, und besonders in der Gegenwart wogt der Streit
zwischen Gold- und Silberwahrung heftig hin und her. Als das er-
wünschtere mufe es ja erscheinen, dafs beide MetaUe neben einander
in friedlichem Ausgleich den Verkehr beherrschen. Die Anhänger
dieser Richtung, welche man die bimetallistische nennt, gehen Ton
der Voraussetzung aus, dafs zwischen Gold und Silber im ganzen ein
stetiges Wertyerhältnis bestehe, welches nur zeitweilig durch aufser-
ordentliche Umstände, besonders durch Spekulationen des Grolshan-
dels, verrückt werde. Diesen Schwankungen vermöge das Gesetz zu
steuern, wenn ein Staat sein Gold und Silber nach einem festen Wert-
verhältttis auspräge und einen Unterschied zwischen beiden MetaUen
in der Gültigkeit für Zahlungen nicht zulasse.
Dab diese Theorie, konsequent durchgefUhrt, in den Ländern des
Bimetallismus stets zum thatsächlichen Abflüsse desjenigen Metalles
geführt hat, welches zeitweilig im Ausland eine gröfsere Kaufkraft be-
safs, als das im Inland geltende Wertverhältnis besagt, ist genugsam
erwiesen. 2) Doch ist anderseits zuzugeben, und in diesem Sinne wird
die Frage praktisch weiter zu führen sein, dafe ein beschränkter Bi-
metallismus auf lange Zeiten hin für einen Staat, oder besser noch für
mehrere in engem Münzverband stehende Staaten, die förderlichste
Anordnung sein kann. Wird nämlich das eine Metall — und dies wird
voraussichtlich das Gold bleiben müssen — als der primäre Wertmesser
hingestellt, so kann daneben das Silber als sekundäres Wertmetall nach
festem gesetzlichen Verhältnisse, unbeschadet der Schwankungen des
1) S. S 31, 2. 3. 37, 3. 38, 2.
2) Da hier nicht der Ort sein ktnii auf die umßDgliche, den Wfihrungs-
fragen neuerer Zeit gewidmete Litteratar einingehen, so genüge der Hinweis
auf folgende iwei Schriften von A. Soetbeer: Die Wertrelation der Edelmetalle
in Hirths Annalen des deutschen Reichs, Jahre. 1875, Das Wertverhältnis zwischen
Gold und Silber in seinen Yerinderungen bis zur Gegenwart in dem 57. Er-
giniungahefte von Petermanns Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer An-
stalt, Gotha 1880, S. 114 £, ferner auf W. Röscher Betrachtungen Ober die Wah-
rungafrage der deutschen Mflnireform, Berlin 1872.
in, 4. GOLD UND SILBER. 171
fiaadekkursesY etwa unter folgenden Voraussetzungen im Umlauf sich
erhalten. Die Ausmünzung des Goldes wird von dem Staate sowohl
auf eigene Kosten stetig fortgesetzt als auch im Auftrage von Privaten,
ond hier zwar ohne jede Beschränkung, ausgeObt; die Masse des um-
laufenden Silbers dagegen mufs eine beschränkte sein und die Neu-
prägung von Silbermünzen wird nicht weiter ausgedehnt, als es mit
der Geltung des Goldes als primflren Wertmessers sich vertragt Dies
ist wenigstens der Zustand, welcher zur Zeit tbatsächlich in Deutsch-
land wie in Frankreich besteht, in jedem dieser Reiche wieder in einer
besonderen Weise und zunächst nicht auf die Dauer berechnet, aber
doch weiterer Entwickelung und Befestigung fähig.
Hiermit ist schon zum Teil erledigt, was an zweiter Stelle noch
zu erörtern war. Wenn nämlich Gold und Silber nicht in einem festen
und dauernden Wertverhältnis zu einander erhalten werden können,
so entspricht es vielleicht am besten der ursprünglichen Bedeutung
des Geldes (§ 22, 1) und erscheint als die einfachste Auskunft, wenn
nur ein MetaU, sei es das Gold oder das Silber, als Wertmesser aner-
kannt, das andere aber nur als Ware betrachtet vrird. Dann giebt es
also eine unvermischte Währung entweder des Silbers oder des Goldes.
Im ersteren Falle bat die Goldmünze, soweit sie vorkommt, einen
wechselnden Kurs nach ihrem Handelswerte, in letzterem Falle ist
das Silber in Barren lediglich Ware, als Münze aber wird es merklich
über den wirklichen Wert, mithin als Scheidemünze ausgebracht, in
welcher groisere Zahlungen nicht erfolgen dürfen. Der reinen Gold-
währung folgt in der Gegenwart nur England nebst seinen Kolonieen,
jedoch mit Ausschlufs des indfechen Reiches; von anderen Staaten ist
sie wohl hin und wieder erstrebt, aber nicht vollkommen erreicht
worden. Das kommt wohl hauptsächlich daher, weil Gold und Silber
zusammen, gegenüber dem enormen Bedarfe des gesamten Handels-
verkehrs, kaum als Barmittel ausreichen, mithin für andere Staaten,
aufser etwa für einen oder wenige besonders bevorzugte, es nicht
möglich ist eine hinreichende Bereitschaft an barem Golde auf die
Dauer sich zu sichern , wenn sie des minderwertigen Silbers sich ent-
schlagen.
Wir werden also gewifs noch auf lange Zeit Gold und Silber
neben einander als Wertmesser behalten, und haben nun festzu-
stellen, welches Verhältnis zwischen beiden Metallen anzunehmen ist,
wenn es gilt die Ck>ld- oder Silberwährungen des Altertums mit heu-
tigem Gelde zu vergleichen.
172 EINLEITUNG Ol DAS MCNZWESEN. f 22,4.
In den Ländern der FrankenwfthniDg werden Gold und Silber
nach dem festen Wertverhaltnig von 15 V2 : 1 ausgemOnzt {§ 4, 4). Da»
gleiche Verhältnis wurde im Deutschen Reiche zu Grunde gelegt, ak
man die MarkwXhrung einführte. Der Silberthaler erfaieh die Geltung
von 3 Mark, und 3 Zehnmarksttleke wurden das Wertäquivalent von
10 Silberthalern. Wahrend nun das nach MarkwSlhrung neugeprägte
Silber zur Scheidemünze wurde, ist das Thalergeid, freilich in einer
beschränkten, nicht weiter anwachsenden Menge, neben dem Golde
als gleichberechtigtes Zahlungsmittel geblieben. Es unterliegt also
keinem Zweifel, dafs wir das Silber, mag audi sein Handelswert in
letzter Zeit bedeutend gesunken sein , als Mttnze stets nach dem Ver-
hältnis 1 : 15 Vi g^en Gold zu gleichen haben, i)
Im Altertum ist man ausgegangen von einem Verhältnis, welches
für das Silber weit günstiger stand , indem der Wert eines Gewichtes
Goldes schon durdi 10 gleiche Gewichte Silbers dargestellt wurde. Von
dieser Schätzung finden wir Spuren hn alten Babjlonien (§ 42, 12),
und besonders bei den Griechen ist sie aBgemein üblich gewesen
(I 30, 1). Indes auch bei diesen nur als ideelle Norm; denn in Wirk-
lidikeit stand das Gold etwas hoher oder, was dasselbe besagt, das
Silber etwa« niedriger (§ 30, 2). Nach der babylonischen Währung,
1) Nach den sorgfältigen ZusammeBStellqDgeo von A. Soetbeer in Peter-
maoDS Geograph. Mittbeil., Ergänzungsheft 57 S. 1 16 ff., stand das Gold zum Silber
in dem Karolingischen Zeitalter etwa auf 12 (wir bezeichnen hier und im Fol-
genden 80 in Kitfze den Goldwert, wenn der Sil^rweri «« 1 gilt); vom 13. bis
zur Mitte des 16. Jahrhunderts um 11 (mit Schwankungen bis nahe an 10 und
12); von da an steigt es langsam und kommt zuerst im J. 1597 Aber 12, im
J. 1624 über 13. In der Zeit vom J. 1634 bis 1680 steht es ziemlieh fest auf
15,1, Von da bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts halt es sich, mit geringen
Schwankungen, auf 15. Während der vier Decennien von 1749 bis 1789 zeigt
sidi eine etwas sinkende Tendenz bis zum Minimum 14,42 (bezeugt aus dem
J. 1782). Hierauf tritt ziemlich schnell wieder eine Steigerung ein. Im J. 1790
wird 15,05 eneicht, fünf Jahre spater 15,50 zum erstenmal überstiegen, worauf
bis zum J. 1850 der Durchschnitt auf 15,80 steht, ja einigemal sogar 16 nahezu
etYeicht wird. Mach der Entdeckung der ealiforaiseben Goldfelder tritt nun wieder
mit dem J. 1851 eine geringe Abminderung des Goldwertes ein; die Skala sinkt
schnell von 15,70 auf 15,46, und da zu der californischen Ausbeute die australische
kommt, so bleibt die Wertzahl unter 15,60, bis die Abnahme der Goldausbeute»
die Entdeckung reicher Silberminen in Amerika und die Konjunkturen des Welt-
handels seit dem J. 1867 den Goldwert wieder erhöhen. Im J. 1874 wird zum
erstenmal die Zahl 16, im J. 1876 die 17 überschritten; endlich das J. 1878
zeigt die erstaunlich hohe Zahl 17,92. Trotzdem ist aber alle Aussicht vor-
handen, dafs das Verhältnis sich wieder zu Gunsten des Silbers andern und
15,50, die Wertzahl des deutschen und französischen Münzsystems, auch im
Handelskurs wieder zur Geltung gelange (vergl. Soetbeer S. 132 f.). Dafs, nach
dem Münzverhältnis 157^ : 1, 1 Gramm Gold »= 2,79 Mark und 1 Gr. Silber »»
0,18 M. zu setzen ist, wurde bereits oben $ 4, 4 bemerkt.
I 23, t GOLD UND SILBBR. 178
welche weit alter ist als die erste MUnzprtlguiigY uad ebenso nach
persis^er Reichswühruag war. 13 Vs ^ 1 als das normale Verhältnis des
Goldes zum Silber gesettt (§ 42^ 12. 45, 8); bei den Griechen lassen
sich mit einiger Wahrscheinlichkeit die Stttze 13 : 1 und 12Vi : U
letzterer TemaAiÜich als der im Handel mit dem Westen Obliebe Kurs,
nachweisen (S 48, 2); doch kommen vereinzelt auch höhere oder
niedrigere Schfttiungen vor, welche sich zwischen den Grenzen 14 : 1
and 11 Vi : 1 bewegen (§ 30, 2). In Rom hat während der beiden
letzten Jahrhunderte des Freistaates zienüich stetig das Verhältnis 12 : 1
(oder genauer 11,90 : 1) gegolten (§ 37, 1). In der Kaiserzeit können
wir ein allmähliches Steigen des Goldwertes verfolgen. Denn nachdem
Augustus, im Anschlufs an die Mttnzordnung der Ptolemäer (§ 54, 2),
Gdd und Silber nachdem Verhältnis 12,5 : 1 ausgebracht haUe (§ 38,2),
stieg die Wertgleichung zu Gunsten des Goldes unter Diocletian auf
13,67 : 1, unter Constantin und Theodosius auf 13,89: 1 bis 14,40: 1,
bis endlich um das Jahr 400 das Verhältnis 15,18 : 1, mithin nahezu
daqenige der Neuzeit, erreicht wurde.
{ 23. Die MüfiMwährungen KUinasiem,
1 . Als die Römer ihre Herrschajft nach dem Osten über Makedo-
nien und Griechenland ausdehnten, fanden sie die attische Währung
als die am weitesten verbreitete vor. Dies war nicht immer so gewesen.
Der von Solon in Athen eingeführte Münzfufs wich ab von den Wäh-
rungen des Ubrigen Griechenlands, und wenn auch in der Blütezeit
des athenischen Staates seine Münzen bereits durch ganz Griechen-
land kursierten, so gab es doch nur wenige Orte, die in ihrer eigenen
Prägung dem attischen Fufse folgten. Erst seit Alexanders Auftreten
änderte sich das, indem dieser die attische Prägung zunächst in Make-
donien einführte und ihr dann in Kleinasien und den Ländern des
Ostens Geltung verschaffte.
Der Solonischen Drachme Silbers entsprach in der ältesten atti-
schen GoMpräguDg ein Doppelstück, der arcmjQ (§ 28, 2). Dies war
ein aus Asien entlehntes Gewicht, nach babylonischer Währung ein
leichter Shekel Goldes (§ 42, 12. 45, 8), später in der persischen
1) VergL die ZasammeosteHnngr oateo { 40,4. loteresMnt ist die ans
Torigcr Anmerkang benrorgeheDde Tbatsache, dafs vom Anfang des Mittelalters
bis zur Mitte des 17. Jahrhnnders der ganze Prozefs der Erhöhung des Gold-
wertes von dem Minimom bis zam Maximam des Altertoms sieh tarn zweiten
Male abspielt
174 DIE MONZWÄHRUNGEN KLEINASIENS. § 2S, i. 2.
Prtfgting als königliche Münze, JaqeiMg, ausgebracht (§ 45, 7). Nadi
dem gleichen MQnzfufse sind von den Griechen in Kleinasien die
ältesten Goldmünzen, und zwar, wie es scheint, zuerst in Phokäa,
nächstdem in Teos und Milet geschlagen worden, i) Nur bildete hier
nicht der leichte Stater , sondern der doppelt so schwere im Betrage
von 16,8 Gramm die Münzeinheit^) Auch Doppelstücke dieser Ein-
heit sind geschlagen worden.') Die übliche Teihnünze und zugleich
das am häufigsten vorkommende Nominal ist das Sechstel; auCserdem
finden sich Hälften , Viertel und noch kleinere Teile dieses Sechstels,
auch Zweidrittelslücke desselben.^)
Die Griechen nannten das Ganzstück den phokaischen Stater^),
das Sechstel 8cnj, das Zwölftel iJ/u/acTor.«) Gleichem Fufee folgt der
kyzikenische Stater, nur dafs dieser von Anfang herein mit starker
Legierung ausgebracht worden, mithin den Elektronmünzen zuzu-
rechnen ist (§ 23, 6).
Die Zeit dieser ersten Goldprägung und mithin die Erfindung der
Münze überhaupt ist an den Anfang des 7. Jahrhunderts zu setzen.*^)
2. An die kleinasiatische Goldprägung schUefst sich eine ebenfalls
1) Mommsen S. 3 AT. (Traduct Blaeas I p. 1 AT.), Brandis S. 179 AT. 200 fil,
Gnrtius Grieeh. Geschichte I* S. 231. Abweichender Ansicht ist Lenonnant I
p. 125 ff. (vergl. oben S. 166 Anm. 4).
2) Das Gewicht Ton 16,8 Gramm, welches genau mit dem Normalgewicht
babylonischen Fufses ($ 42, 15) übereinstimmt, weist Brandis S. 122 an zwei
Sechsteln Ton 2,80 Gr. nach. Der älteste Goldstater von Teos wiegt 16,57 Gr.
OBrandis S. 397). Das milesische Sechstel von 2,76 Gr. (eb. S. 395) führt auf ein
Ganzstück von 16,56 Gr., welchem Gewichte auch der älteste uns erhaltene, in
Phokäa gemünzte Goldstater von 16,50 Gr. (eb. S. 201. 396) sehr nahe konunt»
Ein milesischer Stater zeigt noch 16,39 Gr.; in anderen Stücken sinkt das Ge-
wicht bis 16 Gr. oder ein wenig darunter.
3) Als ein solches Doppelstück phokaischen Fufses deutet Mommsen S. 4
(I p. 3) das TSTQaSqaxMOv x^fvaovv im Schatze der Athena Parthenos zu Athen,
dessen Gewicht nach G. L Gr. Nr. 339 (Böckh Staatshaush. 1I> S. 169 L) 7 Drach-
men 2Vt Obolen — 32,38 Gr. betrug.
4) Mommsen S. 4 ff. (Traduct ßlacas I p. 3 ff), Brandis S. 387 f. 390 f. 393 fL
5) Thukyd. 4, 52: d&cxMws ararijoae ^Pafxatras, Demosth. 40, 36: T^a-
xoirünfs 9rarijqae ^PafKoats, Vergl. aucii PoU. 9, 93, Hesych. unter ^oxtuU,
Phokaische Statere befanden sich auch unter den Weihgeschenken auf der Burg
von Athen, wie aus der Inschrift im G. I. Gr. Nr. 150 $ 19 hervorgeht. Das
Nähere s. bei Böckh Metrol. Unters. S. 134 ff., StoaUhaush. P S. 35 ff.
6) hl der hischrift G. L Attic. ed. Kirchhoff voL I Nr. 199 u. 207 vom 4. Jahr
der 87. Olymp, werden *Panuu9es itnai x^^^ (P* ^2^) und ein ^»xtuSe (p. 93*)
erwähnt, femer in der Inschrift vom 4. Jahr der 95. Olymp. G. I. Gr. Nr. 150 $ 19
^oMcuMMtf oravijifa : || : ixrai 0atHat9$9 . , ., § 22 iicnj ^amätg; ebenso G. L Gr.
Nr. 152 $ 5 : itncu 4>mHatB86 nach der Vervollständigung von Rofs. Auch das tifU-
»nor x0f<fov bei Poll. 9, 62 ist dieser Währung zuzusehreiben (vergL $ 23, 6 a. E*
und die betreffende Anm. zu $ 28, 2).
7) Brandis S. 202. Vergl. oben S. 166 Anm. 3.
123,2.3. PHOKAISGHER STATER. GOLD UND SDLBER. 175
alte SilberpräguDg an^ deren Ganzstttdi sich zu dem Goldstater
wie 2 : 3 Terhält, nur dafe das (rewicht in ältester Zeit etwas knapp
auf 10,9 Gramm ausgekommen ist, während es später unter dem Ein-
flofe der per»8chen Prägung auf 11,2 Gramm und darüber gesteigert
wurde, mithin das dem Golde entsprechende Normalgewicht voUkom*
men erreichte.^) Dieses Ganzstttck, welches wir nach seiner Herkunft
deniiabylonischen Stater nennen^), ist ursprünglich nie anders
als in Drittel geteilt worden, woran sich weiter Sechstel, Zwölftel
and Viemndswanzigstel schUefsen^); erst nach dem Vorgange der
persischen Reichsprägung (§ 45, 8) ist daneben die Halbierung und
Viertelung üblich geworden.^)
Das Gebiet der Silberprägung nach babylonischem Fufs erstreckt
sich über die ganze Südküste Kleinasiens von Phaseiis an. Es umfafst
abo Lykien, Pamphylien, Kilikien, geht dann weiter an der syrischen
Küste bis Arados und schliefst auch die Insel Kypros ein. Im Westen
folgten Milet und das lydische Reich, im Morden Bithynien und Paphla-
gonien dieser Währung, nach welcher auch die Unterkönige der per-
sischen Satrapien Phönikien, Kilikien und Bithynien münzten. In
Europa war dieselbe Währung über Thrakien, Makedonien, Illyrien,
Epeiros und Ätolien verbreitet^)
3. Das Gewichtsveriiältnis von 3 : 2, welches in der ältesten klein-
asiatischen Prägung zwischen Gold- und Silbermünzen festgehalten
worden ist, kehrte genau so in der persischen Reichsmünze wieder,
wo sowohl in Gold wie in Silber die Hälften der Hauptnominale des
Ueinasiatischen Fufses ausgebracht wurden. Wenn schon hiernach
der Schlofs nahe lag, dafs damit zugleich eine gewisse Wertbeziehung
zwischen Gold und Silber ausgesprochen sei, so wurde dies um so
1) Rrandis S. 153 vergl. mit S. 90. 140. Die Obersichten aber die Effektiv-
gewichte S. 141 ff. zeigen neben einander das ältere mindere Gewicht, welches
▼OD 10,9 Gr. bis 9,3 Gr. herabsinkt, und das j fingere normale Gewicht, welches
regelmäfsig über 11 Gr. nnd im Durchschnitt eher noch ein wenig über als unter
11,2 Gr. steht. Das ursprüngliche babylonische Gewicht des leichten Shekels
Silbers beträgt, wie unten § 42, 15 vergl. mit § 42, 10. 12 gexeigt werden wird,
11,20 Gramm.
2) Das Talent, welches als Dreitausendfaches diesem Stater zugehört, heifst
bei Herodot 3, 89 das babylonische. Vergl. unten $ 45, 6. 7.
3) Monmsen S. 14 f. (1 p. 17), Brandis S. 141 ff.
4) Brandis S. 1^ und dazu die unter 'Hälften' und 'Vierter aufgeführten
Biielbdeffe in den Obersichten S. 141 ff. Der Silberstater des Krdsos ($ 23, 4)
Tcrdnigt das System der Halbierung mit der Teilung in Drittel und Zwölftel.
5) Diese Obersicht ist gegeben nach Mommsen S. 14 ff. (I p. 16 ff.), Brandis
S. HO. 141 tL Ober AiUet Ttfgl. unten § 60, 9, über Lydien § 23, 4.
176 DIE MONZWÄHRUNGEN KLEDfASffiNS. | », s. 4.
wahredieiiilicher durch die Angaben Herodots über das euboiscbe
Gold- and das babylonische Silbergewichi des persichen Reiches. Doch
bedurfte es noch einer zweifachen Verbessemng der in den Hand-
schriften verderbten Überlieferung um klar zu stellen, dafs nach Hero-
dot dn euboisches Goldtalent gleich 10 babylonischen Sikertalenten,
mithin auch die Mine oder der Stater Goldes gleich 10 Minen oder
Stateren Silbers gegolten haben. Durch weitere Erforschung des baby-
lonischen Gewichts- und Rechnungswesens ergab sich dann weiter,
dab das genaue Wertverhältnis zwischen Gold und Silber nicht 13:1,
wie Herodot angiebt, sondern 13^/i : 1 war, mithin der Sitberstater,
dessen Zehnfaches an Wert einem Goldstater gleich kommen sollte,
dem Gewichte nach zum Goldstater sich wie 4 : 3 verhalten mnbte.^)
Hierzu kam endlich noch die Kunde von dem schweren und leichten
Gewichte der Babylonier, welche Grewichte in allen Nominalen wie
2 : 1 sich verhielten.^
Der phokaische Stater stellt schw«*es babylonisches Gewicht dar.
Sein Korrelat in Silber ist rin schwerer Stater im Normalgewicht von
22,4 Gramm, welcher nur selten ausgeprägt worden isf) Zehn
solcher Statere stellen also den Wert eines phokaischen Goldstückes
dar. Aber in der Regel münzte man in Silber das Halbstück, d.i.
einen leichten Shekel im Gewicht von 11,2 Gramm und darunter, und
solcher Statere gingen nun zwanzig auf das phokaische Goldstück.
Wenn dann weiter, wie zuerst im lydischen Reiche, an die Stelle des
schweren Goldstaters der leicMe im Gewicht von 8,4 Gr. trat, so galt
nun der babylonische Stater das Zehntel dieses Goldstückes. End-
lich, wenn statt des Silberstaters von 11,2 Gr. wieder dessen Hälfte
genommen wurde, so gingen zwanzig solcher Hälften auf das leichte
Goldstück. Dies war die Währung des Dareikos und des medischen
Siglos im persischen Reiche (§ 45, 8).
4. Die erste persische. Münzprägung fand unter Dareios statt Als
Vorbild dienten die Einrichtungen des lydischen Reiches; denn hier
hatte Krösos im engsten Anschlüsse sowohl an das babylonische Ge*
Wichtswesen als an die zahlreichen Geldsorten kleinasiatischer Prägung
zuerst ein zusammenhängendes Münzsystem begründet^) Als Haupt-
1) Alles dies wird im ZasaMimeDhange unten § 45, 5—8 Dachgewieseo werden.
2) Vergl. Qoten § 42, 9. 10. 15.
3) Als eiQsiger Beleg erscheint bei Brindis S. 141. 499 eine StadUnAnie tob
Soloi im EffektiTgewicht ron 20,51 Gramm.
4) Braadis S. 71f. lasff. 190 ft, Fr. Lenormant Moanaies royalee de la
Lydie, Paris 1876, Derselbe Monnaie dans l'anUqait^ I p. 194. Vor Krösaswar
1 29, 4. MÜMZSYSTEM DES KRÖSOS. 177
mflize in GoU wählte Krösos den leichten Stater, welcher, wie wir eben
gesehen haben, die HttUte des phokaischen Goldstückes darstellte, i) Er
ikb nach seinem Schöpfer K^laeiog avaviJQ^), eine Art der Be-
Betfiiing, welche später bei der Goldmünze des Dareios, Philippos und
Aleiander sieh wiederholt hat. Als Teiknünzen worden geschlagen
das Drittel, Sechstel und Zwidftel; auch Doppektflcke, also schwere
Statore, hat es Yielleicht gegeben.') Das Münzgewicht, welches auf
8,17 Gr. anzusetzen ist, stand etwas hinter der ursprünglichen baby-
loniscben, später von Dareios wiederhergestellten Norm zurück 4); das
Kom des Goldes war fein.^) An Wert war der Goldstater gleich 10
Silberstateren babylonischer Währung. Dem Gewichte nach verhielt
sieh der Silberstater zum Goldstück wie 4 : 3, war also auf ein Normal-
gewicht von 10,89 Gr. ausgebracht, hinter welchem die uns erhaltenen
Stacke nur wenig zurückstehen.^^) Da nun dieses Ganzstück Silbers
ebenso eingeteilt wurde wie die korrelate Goldmünze, so hatte auch
das Drittel Goldes als Wertäquivalent 10 Drittel Silbers, deren jedes
an Gewicht zum Drittel Goldes wie 4 : 3 stand, neben sich, und ebenso
verhidt es sich mit den anderen Teilen.'')
in Lydiea bereits Elektron nach phöDikischem und babylonischem Fafs ausge-
münzt worden (§ 23, 5); aufserdem waren die verschiedensten Gattungen von
Gold- und Silbemflnsen, nach phokaischein, babylonischem und phöniJriachem
Foüse ausgebracht und mannigfach geteilt, im Umlaufe (Brandis S. 138 f.). Über
die Tradition, wonach die Lydier zuerst die Geldprägung geübt und überhaupt
die Münxe erfunden haben sollen, s. oben S. 166 Anm. 4.
1) Brandis S. 13». 168 f. 386 f. ^
2) Herod. 1, 54: (K^Xaos) JeXfOvs Sof^dsTM — xar* av9(fa 9vo ararrj^i
^uuFTöp x^y^^' ^oll. 3, 87 : evBoHt/tae 9i xed 6 Pvy&^ox x(^^^ ^^^ ^^ K^l'
3) Borrel Numism. chron. II (1840) p. 218, Brandis S. 139.
4) Brandts S. 71. Der Stater nebst Drittel bei Head im Numism. chron.
1875 S. 258 f. steht auf 8,10 Gr. Ober das babylonische Normalgewicht des
leichten Goldstaters («— 8,4 Gr.) vergl. § 42, 15. 45, 10. Setzen wir versuchs-
weise die 8 Talente und 42 Minen, welche der goldene Ton Krösos in Delphi
fewdfate Misehkmg wog, als attiscfaes Gewicht und nehmen als beabsichtigtes
Gewicht 9 Krösisehe Goldtalente an, so erhalten wir ein Goldtalent von 25,32
Kilogr. und einen Stater von 8,44 Gramm.
5) Brandis S. 108. 386. Hierher ist auch die Notiz bei Suidas unter xff^oQ
Kol^^tos xa beaehen: oi KoXofcivioi tov xaXXtvrov xjII'ücov aiffyaaat^o'
Mti yoD TtoXv wcmi Tta^aXXatraw rov aXlov rov KoXo^tavunf Yffv^hv' Mal ra^a
Um oi henacovres t^ olnaias Av9&v (wohl zu X^etkAvSol) na^ S^e^ktiv
Koi Jknyftova x^vaeux, Katicxov fiHaXXa €vr rtaw ^Itopc^v luU kanovoaaav
6) Brandis S. 71. 387, Head a. a. 0. p. 259.
7) Ein Sechstel in Silber ist nach Brandis S. 71. 387, Head a. a. 0. p. 259
«ad Friedlaender Berliner Zeitschr. f. Numism. 1882 S. 2 bisher noch nicht auf-
gefunden. Sollte seine Ausmünzung wirklich nnterblieben sein, so ist das Gold-
ieehstd zn gldchen mit 20 Zwölfteln Silbers.
Hmltieli, lUtioltfffi«. 12
178 DIE HONZWÄHRÜNGEN KLEINASIENS. f 23, 4.
Soweit war die lydiscbe MQnze genau nach den Principien baby-
lonischer Wftbrung und in volikonunener Symmetrie gestaltet Eine
Abweichung drang ein zunächst durch die Halbierung des Silberstaters.
Beim Goldstater die ursprün^che Drittelung aufzugeben schien nicht
zulässig, wohl aber fügte man dem Silberstater auch eine Hälfte im
Gewichte von 5,44 Gr. bei, weil gerade ein solches Stück handlicher
und bequemer für den Umlauf war, als das zu schwere Ganzstück
einerseits und das zu leichte und kleine Drittel anderseits. Auf den
KrOsischen Goldstater gingen mithin 20 solche Hälften des babyloni-
schen Silberstaters, und es war damit diejenige Münzordnung zuerst ins
Leben gerufen , welche bald darauf Dareios für die persische Reichs-
münze, mit Ausschlufs aller übrigen von Krösos noch geprägten Nomi-
nale, einführte (§ 45, 7. 8).
Denn die lydische Münze beschränkte sich nicht auf die bisher
angeführten Stücke in Gold und Silber, sondern es trat noch eine
Hauptmünze in Gold dazu , welche zu dem KrOsischen Stater sich wie
4 : 3 verhielt, mithin an Gewicht dem Silberstater gleich kam. Dies
war eine ganz aufserordentliche Neuerung. Denn nach babylonischer
Währung ist alles Silbergewicht abhängig vom Goldgewicht, und zwar
um so viel höher als das letztere, dafs die Wertgleichung von 10 Silber-
stücken mit dem gleichbenannten Goldstücke gewahrt wird. Es ist
also zunächst undenkbar, dafs eine Goldmünze gleiches Gewicht mit
dem Silber haben könnte. Indes hatte das babylonische System schon
lange vor Krösos in Syrien und Phönikien eine besondere Gestaltung
angenommen, welche ursprünglich darauf beruhte, dafs der schwere
Goldstater, d. i. das Sechzigstel der königlichen Mine (§ 42, 10), wieder
in Sechzigstel geteilt und zu diesem kleinsten Sechzigstel ein Silber-
äquivalent im Normalgewichte von 3,73 Gr. geschaffen wurde (§ 43, 2).
Diese Silbereinheit, welche in der kleinasiatischen Prägung thatsächlich
auf 3,65 Gr. und darunter stand i), stellte sich nach griechischer Auf-
fassung als Drachme dar und entwickelte aus sich heraus als Di-
drachmon einen leichten Stater von 7,3 Gr., als Tetradrachmon einen
schweren Stater von 14,6 Gramm. Wir pflegen diese gesamte Währung
die phönikische, und ihre Einheit, die Drachme, nach der bedeu-
tendsten Stadt Phönikiens die tyrische (§ 51, 7), oder nach der
Münzordnung der Lagiden in Ägypten die ptolemäische (§ 54, 2)
1) Bfandis S. 109. 134 £ In den jüngeren Pr&gangen erhöht sidi teilweise
das Effektivgewicbt wieder, indem die Drachme his auf 3,84 Gr., ja hin ond
wieder noch darüber steigt, sodafs das Tetradrachmon bis üher 15 Gr. auskommt
i 23, 4. MUNZSYSTEM DES KRÖSOS. 179
m nennen. Ihr Gebiet war aufserdem der Westen Kleinasiens mit
seinen blühenden Handelsstädten, dazu die Inseln me Samos, Chios,
Rhodos; weiter hat sie sich dann nach Thrakien, Makedonien und
IDyrien, ja von Phokäa aus auch nach dem fernen Westen, Italien,
Gallien und den Alpenländem verbreitet.^)
Dem Systeme nach ist diese Drachme identisch mit dem Drittel
des babylonischen Staters, welcher sonach als Tridrachmon dem pho-
nikisehen Tetradrachmon an die Seite tritt. Daraus folgt unmittelbar,
dals ein Goldstück, welches an Wert gleich 10 pbönikischen Tetra-
drachmen sein sollte, weil sein Gewicht nach babylonischer Währung
zu einem Tetradrachmon wie 3 : 4 stehen mufste, einem babyloni-
schen Silberstater an C^wicht gleichkam; Das ist das vorher erwähnte
grOfsere Goldstück des Krösos, welches seinerseits wieder in Drittel,
Sechstel und Hälften geteilt wurde. Denn in der kleinasiatischen
Prügung zerfiel der phönikische Silberstater, obgleich er seinem Ur-
sprünge nach halbiert und geviertelt werden mufste, zumeist in Drittel,
Sechstel, Zwölftel, ja auch in Vierundzwanzigstel und Achtundvierzig-
steL^) So bildete der Goldstater von 10,89 Gr. mit seinen Dritteln und
kleineren duodecimalen Teilen das Korrelat zu derjenigen Gestaltung
phOnikisclier Silberwährung, welche, auf dem Boden Kleinasiens ent-
standen, kenntlich war an der Drittelung, anstatt Viertelung, des Ganz-
stOckes.
Derselbe Goldstater von 10,89 Cr. erfüllte aber noch eine andere
Funktion. Wie im Folgenden sich zeigen wird, stellte die auf Silber-
gewicht geprägte Elektronmünze unmittelbar das zehnfache Wertver-
hältnis zu dem gleich schweren Silberstttcke dar. Da nun von der
froheren lydischen Prägung her und aus anderen Münzstätten Klein-
asiens Elektronstatere im Gewichte eines phönikischen Silberstaters
im Umlauf waren, so bildete nach Krösos' Münzordnung der um V4
leichtere Stater von 10,89 Gr. reinen Goldes zugleich das Wertäqui-
▼alent eines solchen Elektronstaters, weil beide den Kurs von 10
Silberstateren hatten.^
Dies die so eigentümlich, so mannigfach gegliederte Münzordnuog
des KrOsos. Wenn ihr nur eine kurze Geltung beschieden war (denn
sie erhielt sich nicht über den Sturz des lydischen Reiches hinaus), so
ist der Grund davon nicht blofs in diesem äufserlichen Umschwung
1) Mommsen S. 32 ff. (Tradnet. Blacas I p. 41 £), Brandis S. 109 f.
2) BniDdis S. 71. 109.
3) Derselbe S. 139. 169 f.
12*
180 DIE MONZWÄHRUNGEN RLEINASIENS. f 23» 4. 5.
der MachtverhSltnisse zu suchen. Sie wollte allen bestehenden Wah-
rungen Rechnung tragen, aUen umlaufenden Münzsorten sich an-
schmiegen, und war daher nicht geeignet diese Massen, welche infolge
nachlä^iger Ausprägung mehr und mehr sich yerwirrten , zu regeln
und zu beherrschen. Sie erwarb sich aber ein bleibendes Verdienst
als Vorgängerin der persischen Währung, welche die Vorzüge des
lydischen Münzwesens aufnahm, dessen Mängel aber ausschied.
Das Wertverhältnis 13 V3 : 1, welches die babylonische Währung
zwischen Ck>ld und Silber setzte, legte KrOsos auch der Würderung
der Weifsgoldziegel zu Grunde, die er dem delphischen ApoUo weihte.
Die Masse dieser Ziegel war derart aus Gold und Silber gemischt, dafe
bei gleichem Volumen ein Weifsgoldziegel zu einem Ziegel von
geläutertem Ck>lde im Gewichte wie 4:5, im Werte wie 3 : 5, bei
gleichem Gewichte aber das Weifsgold zum reinen Golde dem
Werte nach wie 3 : 4 sich verhielt. i)
5. Sowohl dieses Weihgeschenk als die früher erwähnten auf
Silbergewicht geprägten blafsgoldenen Münzen des lydischen Reiches
führen uns auf das eigentümliche Mischmetall, welches in jener Epoche
des Münzwesens eine wichtige Rolle spielte.
Das Elektron, eine Blischung von Gold und Silber, welche als Flufs-
gold oder auch in Bergwerken aufgefunden, später auch durch künst-
liche Mischung hergestellt wurde, cirkulierte schon im alten Ägypten
als WertmetaU in Beuteln oder in Ringen , oder wurde zu Vasen und
anderen kostbaren Gegenständen verarbeitet.') Nach Plinius kam das
Gold in den Bergwerken gemischt mit Vio oder Vs Silber vor; als ein
besonders feines Produkt galt Minengold von nur Vse Beimischung.
Wenn das Mischmetall, so heilst es weiter, in seinem natürlichen Vor-
kommen, oder auch nach künstlicher Daratelhing, ein Fünftel an Silber,
jedoch nicht darüber, enthalte, so heifse es deämm.^) Dies ist abo
das ^JUxT^ov der Griechen , womit diese zugleich den Bernstein be-
zeichneten.^) Nach einer anderweitigen Nachricht, deren frühester Ge-
währsmann allerdings erst dem 4. Jahrhundert n. Chr. angehört, belief
1) Herod. 1, 50. S. das Nähere unten § 50, 8.
2) R. Lepsius Die Metalle in den ägypüschen Inschriften, Abhandinngen der
Berliner Akad. 1871 S. 43—49 nnd 116.
3) Plin. 33, 4 $ 80, Brandts S. 165, Lenormant I p. 193.
4) Die Vermutung von Lepsius a. a. 0. S. 129—143, dafs das Mischmetaü
6 rjXBKTooß, dagegen der Bernstein ro nUxxQOp genannt worden sei, scheint
nicht haltbar, da an der Hauptstelle, Sophokl. Antig. 1037 f., gemirs den Sparen
der ersten Hand im Cod. Laurentianus ranh 2ai^aafv rjXtieti^ von A. Nanck
hergestellt worden ist.
f»,^. MUNZSYSTEai DBS KRdSOS. ELEKTRON. 181
sieh die Zumischung des Silbers auf ein Viertel i) Die genauere Be-
stimmung liegt in der Biitte; denn es muTste das Elektron, wie sich
sogleich zeigen wird, um bei gleichem Gewichte zum Golde das Wert-
Ttffaältnis 3:4, und zum Silber das Wertyerhtfltnis 10 : 1 zu haben,
73 Prozent Gold und 27 Prozent Silber enthalten.^) Gleichbedeutend
mit Elektron war die Benennung Weifsgold, lemcog xQvoog.^)
In der ältesten kleinasiatischen Prägung hat dieses Mischmetall
eine wichtige Rolle gespielt. Seine ursprüngliche Stellung zwischen
dem Golde und dem Silber beruhte ganz auf den Principien der baby*
Ionischen Währung (§ 42, 12). Zwischen Gold und Silber war das
gtdtige Wertverhältnis 13Vs:l9 das Rechnungsverhältnis aber 10:1.
Mithin mufste der Silberstater, welcher an Wert gleich Vio Goldstater
sein sollte , an Gewicht sich zu jenem wie 4 : 3 verhalten (§ 23, 3).
Da nun aber das Wertverhältnis zwischen GoM und Silber als ein festes
galt und überdies die Natur selbst das Gold mit einer mäfsigen Bei-
mischung von Silber den Menschen bot, so lag der Gedanke nahe, dem
reinen Golde auf künstlichem Wege gerade soviel Silber beizumischen
oder auch die in den Minen gewonnene bereits gemischte Masse so zu
regulieren , dafs ein Stater dieses Mischmetalls an Gewicht gleich einem
und an Wert gleich zehn Silberstateren war. Die Weifsgoldziegel,
welche KrOsos dem delphischen Apollo weihte, sind uns ein Beweis, dafs
man* schon in jenen frühen Zeiten imstande war, solche Mischungs-
verhältnisse annähernd richtig herzustellen.^) Die Berechnung nach
den heutzutage ttbUchen Formeln ergiebt, dafs ein Elektrongewicht,
welches den zehnfachen Wert des gleichen Silbergewichts haben sollte,
73<»/o Gold und 27<^/o Silber enthalten mufste. <^) Ob in der That die
1) Servios zu Aen. 8, 402. Isidor. Etymol. 16, 24. LeDormant I p. 195 erklärt
diese Tradition aus einer VerwecbselaDg des Mischungs- mit dem Wertverhält-
niise. Ersteres habe nämlich thatsäcblich auf etwa 60% Gold und 40^0 Silber
S standen (s. S. 182 Anm. 1); also könne Serrius nicht 75 > oder */4 Gold dem
ektron als Mischung zuschreiben, sondern er meine den Wert eines Elektron-
itaters im Vergleich lu dem gleich schweren Goldstater. Gegen diese Erklärung
spricht freilich sowohl der Wortlaut der Überlieferung als das für die Elektron-
aegel des Krdsos nachgewiesene Mischungsrerhältnis ($ 50,8), welches mit
dem ans der babylonischen Währung abzuleitenden normalen Verhältnisse über-
einstimmt und dem von Servius überlieferten sehr nahe steht.
2) S. unten Anm. 5 und § 50, 8.
3) Herod. 1, 50. Dafs der Ausdruck mit filnnoov synonym ist, geht aus
der Gleicbheit der MischungsTerhältnisse hervor (s. die in voriger Anm. citierteu
Stellen),
4) S. unten f 50, 8, Brandis S. 163 f.
5) Gegeben ist das Wertverhältnis von Gold zu Silber ■» ISVs : 1. Wenn
DiD dazu ein aus Gold un^ Silber gemischtes Metall, das Elektron, tritt, dessen
182 DIE MONZWÄHRUNGEN KLEINASIENS. $ 2$, 5.
ältesten Elektronmünzen nach diesem oder eioem äholichen Verhält-
nisse hergestellt sind, darüber fehlt zur Zeit der nähere Nachweis, da
die Seltenheit dieser Stücke es verwehrt hat, eine Mehrzahl derselben
behufs chemischer Analyse einzuschmelzen i), die so nahe liegende
Archimedische Probe aber bisher noch nicht versucht worden ist Und
doch würde dieselbe, ohne die Münzen selbst anzutasten, ihren Gold-
und Silbergehalt hinreichend genau angeben. 2)
In Elektron sind zuerst gegen Anfang des 7. Jahrhunderts in Ly-
dien Statere sowohl auf phönikischen als auf babylonischen Fufs ge-
münzt worden.') Die ersteren standen mithin an Wert gleich 10
phönikischen Silberstateren zu 14,6 Gr., die letzteren gleich 10 baby-
lonischen zu 10,89 Gr. 4) Nachdem die Prägung in dem gemischten
Metalle über ein Jahrhundert bestanden hatte, stellte Krösos dieselbe
ein und führte die Währung auf das reine Gold zurück. An die Stelle
Wertverhältnis zu Silber = 10 : 1 sein soll, so steht ein Goldstater a za einem
gleich schweren Elektronstater b im Werte wie 4 : 3. Wenn weiter a gleich
100 Gewichtteilen feinen Goldes gesetzt wird, so enthält b x Gewichtteile Gold
und 100 — X Gewichtteile Silber, welche letztere im Werte zum Golde wie 3 : 40
stehen. Es ist mithin 100 : ar -j- (100— a?) »/4o = 4 : 3, woraus a? =- 73 sieh
berechnet So viele Prozent Gold und 27®/o Silber enthält also die gesuchte
Mischung, genau übereinstimmend mit der Mischung der Weifsgoldziegel, welche
Krösos als Weihgeschenk nach Delphi sendete (§ 50, 8).
1) Bekannt ist bisher nur der Gehalt eines mUesischen Zwölftels ältester
Prägung, welches Brandis (S. 216) hat einschmelzen und analysieren lassen. Es
enthielt Gold 53,6, Silber 43,8, Kupfer 2,6 ^/o. Ebenfalls dem phönikischen Fufse
gehören an das Viertel von 3,40 Gr. (Typus: Dreifufs) und das Achtd von
1,80 Gr. (Lyra), über deren Analysen Gh. Lenormant Revue numism. I (1856)
p. 91 f. berichtet Ersteres enthielt Gold 58, Silber 39,8, Kupfer 2,2 7o» letzteres
Gold 63, Silber 34,8, Kupfer 2,2 >.
2) Wenn die ältesten Elektronmünzen, wie oben vermutet worden ist, 73 ®/o
Gold und 27^^/0 Silber gehalten haben, so mufs ihr specifisches Gewicht «= 15,7
gewesen sein (vergl. unten § 50, 8). Umgekehrt wird sich aus jedem noch zu
ermittelnden specinschen Gewicht einer Elektronmünze ihr (vehalt an Gold und
Silber annähernd bestimmen lassen, da andere Metalle, z. B. Kupfer, voraus-
sichtlich nur in so geringer Menge beigemischt sind, dafs der daraus resultie-
rende Koefficient als verschwindend klein betrachtet werden darf.
3) Über die Elektronmünzen und Elektronwährung handelt Brandis S. 107 f.
166—179. 215 ff. und aufserdem an vielen Stellen seines umfassenden Werkes
bei der Beschreibung der einzelnen städtischen und landschaftlichen Prägungen.
Eine zusammenhängende, durch neues Material bereicherte, klare und übersicht-
liche Darstellung giebt Barclay V. Read in seinen Metrological notes on tbe
ancient electrum coins, Numismatic chronicle XV (1875) p. 245—297. Aus diesem
Artikel p. 258 ist die obige Notiz entnommen, vergl. auch desselben Notes on
a recent find of staters of Gyzicus, Numism. chron. XVI (1876) p. 277 ff., Ad-
ditional notes on the recent find etc., ebenda XVn (1877) p. 169 ff., The coinage
of Lydia and Persia, London 1877, On the chronological sequence of the «oins
of Ephesus, Numism. chron. XX (1880) p. 90 f.
4) Read Numism. chron. XV p. 254 f., Brandis S. 170.
f»,5.6. BfONZSYSTEM DES KRÖSOS. ELEKTRON. 183
des schwereren Elektronstaters trat der um Vi leichtere Goldstater von
10,89 Gr. (S. 179), und entsprechend haben wir den sogenannten
KrOsischen Stater (S. 177) als Wertäquivalent des leichteren Elektron-
staters anzusehen.
Die Ifdische Elektronprägung verbreitete sich seit dem Anfang des
7. Jahrhunderts über einen grofsen Teil der kleinasiatischen Westküste
und die benachbarten Inseln. Besonders Miletos, Ephesos, Kyme,
Klazomenä, Lampsakos, Abydos und die Inseln Chios und Samos
treten als Prägstätten hervor, i) Die HauptmUnze war der Stater phöni-
kisdier Währung, im Gewicht von 14,26 Gr. 2) Dazu kamen einerseits
Hälften, Viertel und Achtel, anderseits Drittel, Sechstel, Zwölftel, Vier-
undzwanzigstel, Achtundvierzigstel und SechsundneuDzigstel.^) Im
ganzen bestand also eine wohldurchgeführte Duodecimalteilung, ähnlich
der bei den Römern später tlblichen Teilung des Asses (§ 20, 2). Die
Wertausgleichung der Nominale in Elektron mit der Silbermünze war
eine durchgehends leichte und ttbersichtliche. Der Stater in Elektron
galt gleich 10 gleich schweren Silberstateren, die Hälfte gleich 5 Silber-
stateren, das Drittel gleich 10 Silberdritteln und so fort^) ; ja noch das
Sechsundaeunzigstel in Elektron hatte als Äquivalent 5 Achtundvier-
zigstel in Silber neben sich.^)
Zu dem Goldstater phokaischen Fufses (§ 23, 1) verhielt sich der
Eiektronstater dem Werte nach wie 2:3.^
6. Wiederholen wir noch einmal, dafs der Eiektronstater von
14,3 Gr. Gewicht, so lange das Münzmetall nicht über 27 Prozent
Silber zu dem Golde enthielt, gemäfs den eben angeführten Satzungen
als volles Wertgeld zu betrachten war. Aber das Mischmetall trug als
1) Head a. a. 0. p. 260 ff., Brandig S. 170 fL Ober Ghios vergL auch unten
J48,4.
2) Auf dieses Effektivgewicht, über welches das Normalgewicht wahrscheiu-
Kdi noch etwas hinausging, führen abereinstimmend ein Stater von Kyme
(» 220 Grains Head p. 264), ein Halbstater unbekannter Herkunft von 7,13 Gr.
(» 110,1 Head p. 265), mehrere Drittel von Kyzikos, Samos n. s. w. von 4,74
QBd 4,73 Gr. (— 73,1 und 73 Head p. 266).
3) Head p. 263 ff.
4) Vergl. die oben S. 179 aufgeführten Silbernominale. Ein dem babylo-
luschen Silberstater (§ 23, 2) entsprechendes Nominal kommt in dieser Elektron-
pnguDg nicht vor. Aber es glichen sich ja von selbst 3 einzelne Viertel des
Eltttronstaters mit 10 babyionischen Silberstateren, 1 Elektronviertel mit 10
babylonischen Dritteln u. s. w.
5) Weniger wahrscheinlich gleicht Head p. 263 dieses Sechsundneunzigstel
mit Vio Silberstater, was weder dem genauen Wertverhältnis noch der Einteilung
des SUberstaters entspricht
6) Lenormant I p. 195.
184 DIE MONZWÄHRUNGEN KLEINA^IENS. § 28, 6.
solches in sidi die Gefahr der VenGhlechteruiig. Eine etwas sUrkere
Beimischung des minderwertigen Sifters blieb, besonders wenn das
noch wohlfeilere, aber rOtlich scheinende Kupfer hinzukam, fttr das
Auge unbemerkbar; das so hergestellte Metall war blafe von Ansehen,
aber nicht blasser als das vollwertige Elektron. So scheint zunächst
in dem vorerwähnten Gebiete städtischer ElektronprSgung bis zum
Ende des 7. Jahrhunderts das Korn der Münze mehr und mehr ver-
ringert worden zu sein, sodals dieselbe teilweise zum KreditgeMe
wurde. ^)
Seit dem Anfange des 6. Jahrhunderts 2) drang das Elektron auch
in die Goldwährung phokaischen Fufees ein.^) Hier steUte die Bei«
mischung des Silbers von vornherein eine Verschlechterung der Wäh-
rung dar. Denn der Nominalwert des phokaischen Staters, welcher
20 babylonische Silberstatere betrug (S 23, 3), blieb derselbe auch für
den EMctronstater gleichen Fufses. Daher kam das phokaische Gold
in schlechten Ruf 4), und ebensowenig konnten die nach phokaischen
Vorbilde ausgeprägten Münzen anderer Städte, besonders die Kv^i--
nrpfol nnd ^afitpayctjvol cTTcrT^fig*), auf der Höhe ihres Nominal-
1) Ein Elektronstater phönikischen Fufses, welcher so gemischt war wie
das oben S. 182 Anm« 1 analysierte Zwölftel desselben Fafses, hatte niebt mehr
den Wert von 10, sondern nur von T'/a (genaa 7,59) gleich schweren Silber^
Stateren.
2) Read a. a. 0., Chronologische Tafel hinter p. 297.
3) Über die Goldmünzen phokaischen Fufses s. oben § 23, 1. Die älteste
Elektronprägunff nach dem gleichen Fufse behandelt übersichtlich Head a. a. 0.
p. 289 ff. Ais Münzstätten sind hervorzuheben Phokäa, Kyzikos, Zeleia, Teos
und Lesbos; als Maximalgewichte sind für einen Stater von Teos 16,59 Gr.
(» 256 Grains Head p. 291), für einen Stater von Phokäa 16,46 Gr. (» 254)
nachgewiesen; die übrigen Stücke stehen von 16,37 bis 16,07 Gr. Hierzu kommen
Sechstel, Zwölftel, Yierundzwaniigstel und Achtundvierzi^pBtel. Vergl. auch Böckh
Metrol. Unters. S. 134 ff., SUatshaush. I* S. 36 ff., Mommsen S. 7 1 (Traduct.
filacas I p. 6 f.), Brandis S. 121. 126 f. (mit Nachtrag S. 598). 166 f., auIseHem
an zahlreichen anderen Stellen, welche das Register unter Kyzikos, Lampsakos
u. 3. w. nachweist, Lenormant I p. 195 ff., lU p. 7 ff.
4) Hesychios: ^ümaU* ro xaxtarop x(^U)v,
5) Xenoph. Anab. 5, 6, 23 : fu^&o^^t^ na{^8iv K\^t»tfivov atdart^ rov
firivoi^ Demosth. 34, 23: inaxov ««xoa« craxriqas Kviuajv&vs, Vergl. denselben
35, 36, Lys. 12, 11. 32, 6, Hesych. und Phot. unter Kv^unjvoi. In attischen In-
schriften aus den Jahren 433 — 406 werden die kyzikenischen Statere bezädinet
als x^^ Kv^imjvav ararrj^BS (G. I. Attic. ed. Kirchhoff vol. I Nr. 180. 162—84.
197. 201. 207. 210. 223), oder als Kv^Mtrjvol erar^^ts (ebenda 191. 301), wozu
Kv^ixijvov x^vüiav Sxxai (ebenda 199. 203) kommen. X(fvüov «rar^MC Kv^t-
icipH>i und Atifi'waMrivoi erscheinen neben einander auf der Inschrift G. 1 Attic I
Nr. 303. 304. 308—311, x(fvir€^ marrj^BS yiaftrpcmrivoi neben Kv^tteffirol «nra*
TfiQK Nr. 301. Einen CTaxriq Kv^utvivo^ und dazu ein ^fAunAtfjoar (vergl. PolL
9, 62) weist Mordtmann Epigraphische Mitteilungen, Hermes Xul S. 373 ff., in
§»,6. LECUERTES GOLD. 185
wertes sich hahen. Beschränkte üdtk doch ihr Goldgehalt nur noch
auf etwa 40 Prozent^); und sie sanken somit auf einen Silberwert von
wf 9, statt 20, babykmischen Stateren. 2) Gewicht gegen Gewicht ge-
glicben sind diese 9 babylonischen Statere etwa gleich 23 attischen
Draehnen. Es war daher ein ganz günstiger Kars, wenn der Kyzikener
za Demostiienes' Zeit im Pontos gleich 28 attischen Drachmen gah.^)
Damit stimmt auch die Nachricht, dab den Griechen unter Xenophon am
Pontos ein Kyzikener als monatlicher SoM anstatt des sonst flblichen
Dareikos versprochen wurde, welcher letztere nach attischer Silber-
wflhrong gleich 20 Drachmen , im Handel und Wandel aber auf etwa
24 Drachmen stand. 4)
Verhältnismafeig noch niedriger standen, wie leicht erklärlich,
die kleineren Teilstücke, welche wohl noch stärker legiert, jedenfalls
der Abnutzung um so mehr ausgesetzt waren. So mag es ein Zwölftel
einer Inselirift von OUna (etwa zu Ende des 4. Jahrhunderts) nach. Verri. auch
Fr. Lenormant in der Revne numtsm. XU (1867) p. 348 f., Head im Namisni.
chroD. XVI (1876) p. 290. 295 ff. Über den ararrje schlechthin auf Inschriften
TOD HaHkamassos, Kyzikos, Lampsakos und Smyma Tergl. Brandis S. 248 f.
1) Die Ton Gh. Lenormant in der Revue numism. I (1856) p. 89 nur teil-
wdse mitgeteilten Resultate der vom Herzog de Luynes veranstalteten Analysen
erginzt und bereichert um eine weitere Analyse Brandis S. 258 f. (wiederholt
bei Lenormant I p. 196). Von zwei Sechstdn im Gewicht von 2,52 Gr. ergab
ersteres: Gold 41,33, Silber 51, Kupfer 7,67^0 und eine Bleispur, letzteres:
Gold 41,167, Silber 53,94, Kupfer 4,893 <Vo, endlich ein Sechstel von 2,40 Gr.:
GoM 39,5, Silber 48,9, Kupfer ll,6«/o.
2) Nach günstigster Berechnung, wobei das Gewicht des Ganzstöckes ■«
16,5 Gr. und die Mischung zu 41,33^/o Gold und 51^/o Silber gesetzt ist, entspricht
der Wert eines pbokaischen Elektronstaters gerade 9 babylonischen Stateren
von 11 Gr. (letzteres Gewicht aus 16,5 Gr. nach dem Verhältnis von 3 : 2 abge-
leitet), und diese 9 Statere gleichen sich wieder mit 22*/4 attischen Drachmen.
3) Demosth. Rede 34 ( 23. Den gleichen Kurs folgert J. P. Six in Numism.
ehrooide 1877 p. 171 aus der Bemerkung A. Kirchhoffs im G. L Attic. vol. I
p. 160*, dal^ 1 attische Drachme Croldes um das J. 440 etwa gleich 14 Drach-
Bien Silbers gestanden habe; es sei nämlich der Kyzikener an Wert gerade gleich
1 Dardkos oder attischen x^^ovq zu setzen. Bedeutend höher, niunlich auf
31 attische Drachmen, setzt den Kurs des Kyzikeners Head im Numism. chron.
1876 p. 295 n. 1877 p. 176. Fr. Lenormant rechnete in der Revue numism.
1864 p. 3 f. 48, später in seiner Monnaie dans Tantiquit^ I p. 152. 196 jedoch
aar 32 attische Drachmen auf den Kyzikener.
4) Der Qbliche Sold war 1 Dareikos oder nach attischer Währung 20 Silber-
dradHMu (§ 24, 3. 30, 1); der Kurs des Dareikos ist jedoch auf etwa 24 Drach-
■M zu setien (§ 30, 3). Wären die Kyzikener, die bei Xenoph. Anab. 5, 6, 23
den griechisdien Soldaten als monatlicher Sold versprochen werden, von reinem
^Idgehalte gewesen, so whre dies fast einer Yerdoppelung der Löhnung gleich-
gyinncn, was nicht wahrscheinlich ist Legen wir aber den Kurswert bei
veMosthenes zu Grunde, so wurde nur eine mäfsige Erhöhung versprochen,
noch nicht so hoch als Kyros sie gewährte, der nach Anab. 1, 3, 21 statt 1 Da>
reikos später iVt zahlte.
186 DIE MONZWÄHRUNGEN KLEINASIENS. § 23, 7.
eines Elektronstaters phokaischer Wahrung gewesen sein, welches
nach dem Zeugnis eines Komikers in Athen nur 8 Oboien galt^)
7. Es sind nun die kleinasiatischen Münzen noch nach ihren
Werten in heutigem Gelde zu bestimmen.^)
Gold gegen Gold geglichen ist der phokaische Stater nach seinem
Normalgewicht von 16,8 Gr. gleich 46 M. 88 Pf. zu setzen. Da der
Mttnzfufs bald auf 16,5 Gr. und darunter gesunken ist, so ent-
spricht ein Wertansatz von rund 45 Mark vortrefflich der efiektiven
Währung.
Der KrOsische Stater von 8,17 Gr. Gewicht hat den Goldwert von
22 M. 79 Pf., wofür mit Rücksicht auf das etwas niedrigere Effektiv-
gewicht die Abrundung zu 22 V2 Blark rätlich erscheint
Der babylonische Silberstater stand an Wert gleich Vso des pho-
kaischen Staters, der Krösische Silberstater gleich Vio des gleich-
namigen Goldstaters; mithin ist der babylonische Silberstater auf
2 M. 34 Pf., der Krösische auf 2 M. 28 Pf., oder besser beide rund auf
2V4 Mark anzusetzen.
Günstiger vom kulturgeschichtlichen Standpunkte aus wird der
Ansatz des Goldes nach babylonischer Währung sein. Wir gehen
dabei von dem Werte aus, welchen 1 Gramm Silber nach der jetzigen
deutschen und französischen Währung hat 3), bestimmen hiemach
die kleinasiatische Silbermttnze und rechnen die gleichnamige Gold-
münze zum zehnfachen Werte. Hiernach stehen gemäfs den Normal-
gewichten
1 babylonischer (leichter) Silberstater = 2 M. 2 Pf.
1 phokaischer (schwerer) Goldstater == 40 „ 32 „ ,
wofür die Abrundungen zu 2 und 40 Mark vorzuziehen sind.
Ferner erhalten wir für das Münzwesen des lydischen Reiches
folgende geschlossene Reihe von Werten, denen allen der Silberstater
im Gewichte von 10,89 Gr. nebst seinem Korrelat, dem Goldstater von
8,17 Gr., zu Grunde liegt:
1) YergL uiiteD § 28, 2 and Brandig S. 126. 259. Lenormant I p. 152 billigt
swar die Bezlehiing dieses tifuUtetov auf das Elektron phokaischen Foüb^ be-
trachtet aber das Ganzstück von 16,5 Gr. als Doppelstater, so dals das tifUattwov
als Tiemndzwanzigstel des Ganzstückes zu deuten wäre und letzteres somit zu
einem Kurse von 32 Drachmen kommen würde (vgL S. 185 Anm. 3).
2) Ober den Unterschied der Werte, je nachdem man die heutige Gold-
währung oder die babylonische Währung zu Grunde legt, findet sich das Nähere
unten S 45, 11 vergl. mit $ 42, 15.
3) Yergl. oben $ 4, 4. 22, 4.
f 2S. 7. 24. 1. WERTBESTamUNGEN. 187
1 Talent Goldes »« 58 800 M. — Pf.
1 KrOsischer Statcr Yon 8,17 Gr.l _
1 ElektronsUter von 10,89 Gr. j " " "" ly n öu „
1 GoMstater von 10,89 Gr. 1
Gr. j •
= 26 „ 13
»
1 Elektronstater von 14,52
1 Talent Silbers = 5 880
1 phönikischer Stater von 14,52 Gr. . — 2 „ 61 „
1 babylonischer Stater von 10,89 Gr. . = 1 „ 96 „
1 Talent Goldes ....»: 10 Talente Silbers
1 GoldsUter von 10,89 Gr. ^ 1 Elektronstater von 14,52 Gr.
1^ 10 phönikische Statere
1 KrOsischer SUter ...:=» 1 Elektronstater von 10,89 Gr.
SS 10 babylonische Statere.
Ganz nach den Satzungen lydischer Währung war auch die
Mischung der WeiÜBgoIdziegel geregelt, welche KrOsos dem delphischen
Apollo weihte (§ 50, 8). Gold und Silber waren in demselben Ver-
hältnisse gemischt, wie in dem Elektronstater, so lange derselbe voll-
wertig war. üithin war der WeiCsgoldziegel im Gewicht von 2 Talenten
Goldes an Gewicht und Wert gleich 4500 Elektronstateren zu 10,89 Gr.,
milUn an Wert auch gleich 4500 KrOsischen Goldstateren oder 1 ^/t
Talenten Goldes oder 15 Talenten Silbers. 0
Gegen Ende des 7. Jahrhunderts war der Elektronstater phöni-
kischen Pulses durch stärkere Beimischung von Silber in seinem Werte
bis auf etwa 20 Mark oder noch weniger gesunken.
Der spätere phokaische Elektronstater, ingleichen die kyzikeni-
schen und lampsakenischen Statere sind nach ihrem bisher beobach-
teten Gehalt an Gold und Silber (S. 185) gleich 18 Mark zu setzen.
Gflnstiger, nämlich zu 22 Mark, standen sie nach Demosthenes' An-
gabe. Die umlaufenden Zwölftel dieses Fufses haben vielleicht nur den
Kurswert von 1 M. 5 Pf. gehabt.
§ 24. Der äginäüehe Mün»fuft.
1. Die ältesten bisher bekannten Münzen der Insel Ägina sind
teils in Elektron, teils in Silber ausgebracht worden. Für beide Sorten
1) Ein Etektronsieffel hatte mithin einen Wert von 88 200 Alark, ein Ziegel
▼OQ reinem Golde, welcher 2Vt Talente wog, einen Wert von 147 000 Blark,
^ goldene Löwe (»« tO Talente) von 588 000 Mark. Ober die wetteren Re-
duktionen vcrgl. unten § 50, 8.
188 ÄGINÄtSCaER M0MZFUS8. § u. i.
galt das gleiche Normalgewicht, welches thatsüchlkh beim Ekktron-
stater auf 13,42 Gr., beim Ganzstück Silbers auf reichlich 13,7 Gr.
steht 1) Dafs der äginflische Elektronstater deo Wert von 10 Silber-
stateren der gleichen Wahrung gehabt hat, gtht mit Sicherheit aus
dem Vergleiche mit den lydischen Mttnzrerhflltnissen hervor.')
Über die Währung der äginaischen MOnzen sind verschiedene
Vermutungen aufgestellt worden. Zu einer Zeit, wo die ältesten und
schwersten Stücke noch unbekannt waren, sprach die Wahrscheinlich-
keit dafür, in dem äginäischen Gewichte ein gesteigertes babylonisches
zu sehen 3), und in der Thal liefsen sich Reihen von babylonischen Sta-
teren nachweisen, welche möglichst nahe an den üblichen äginäischen
Fufs von 12,4 Gr. herankamen.^) Umgekehrt schien später auf Grund
der höheren Effektivgewichte die Annahme näher zu liegen, dafs das
Maximalgewicht des äginäischen Staters nicht blofs zufUlig identisch
sei mit dem niedrigsten Effektivgewicht der Silbermünze phOnikischer
Währung, mithin der äginäische Fufe ein herabgegangener phOni-
kischer sei.^)
Eine dritte Ansicht, wonach das äginäische Gevrichl als ein selb-
ständiges, neben dem babylonischen und phünikischen Silberfüts gel-
tendes, und die äginäische Währung von vornherein ak ein Mittelglied
zwischen den beiden anderen Silberwährungen erschien*), hat ifcirch
verschiedene Beweisstücke, welche naditräglich sich darboten, einen
hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erlangt
In dem vorigen Abschnitte sind der Reihe nach drei hauptsäch-
1) V. Head im NainiflB. ekron. 187i p. 269 f., Friediacnder m 4er Berliner
ZeiUdir. f. Numism. 1882 S. 2f. Von Elektronmünzen führt Head p. 270 an:
Steter 13,42 Gr. (Tffl. Brandts S. 109. 11 1 mit Anm. 1), Viertel 2,84 (— 43,8 Grains,
also nicht voUwicbtig), Zwölftel 0,764 Gr. («>11,8 Grains, alaa am Vt Unter
dem Normalgewicht xurückstehend). Die Silberstatere im Britischen Moseom
wiegen bis 13,74 Gr., ein Stater des Berliner Kabinetts 13,71 Gr. (Head p. 269,
FHedlaender S. 2).
2) Vergl. oben $ 23, 4 und Head a. a. 0. p. 269. — Brandts S. 111 f. nimmt
ein höheres Elektrongewicht (normal 14,24 Crr.) und ein niedrigeres Silberffe-
wicht (12,65 Gr.) an, und zwar sei das letztere so angesetzt worden, am die
Wertgleichnng von 10 Silberstateren mit 1 Elektroastater darznstellen. Vergl.
dagegen Mommsen im Hermes IH S. 300 Anm. 2.
3) Mommsen S. 45 (Tradnet. Blacas I p. 60). Vergl. anch denselben im
Hennes IH S. 300.
4) Brandis S. 153.
5) Head s. a. 0. p. 269, Friedlaender a. a. 0. S. 2 f.
6) IHese Hypothese stellte ich zuerst in Ersch nnd Gmber Allgem. Encyklop.,
Erste Sektion, LxXXI S. 280 auf nnd veriolgte sie dann weiter m Fleckeisens
Jahrbflcbem (Erste Abteiinng der Jahrb. f. PhiloL a. F&dag., Leipzig, Tenbner)
1867 S. 535 ff.
§14,1. ÄLTERES MONZQEWIGHT. 189
liehe MOnzwährangen Kleinasiens dargestellt worden, welche sämtlich
auf babylonisches Gewicht zarOckgehen. In der Goldprägung hatten
WT einen sogenannten schweren , und einen anderen um die HttUte
leichteren Stater zu unterscheiden. Setzten wir den letzteren ds die
Einheit, so zeigte sich sofort, dafs nach dem Verhältnis Ton 3 : 4 aus
dem Goldstater der babylonische Silberstater, und aus letzterem wieder
der phOnikische Stater sich entwickelt haben. Jeder dieser drei Statere
hat nach griechischer Auffassung, welche unverändert aus der babylo-
nischen Währung abgeleitet ist (§ 42, 12), neben sich eine Mine yon
50 Ganzstflcken oder 100 Halbstücken, d. i. Drachmen (§ 19, 1), gehabt
Die Mine Goldes ist aber nicht das ursprüngliche Gewicht Vorderasiens
gewesen ; sondern es hat schon früher eine andere Mine, die sogenannte
konigUcbe , gegeben , welche nach dem reinen Sexagesimalsystem 60,
fiUtt 50, Ganzstücke Goldes enthielt (§ 42, 10). Diese königliche Mine,
wekhe als Handelsgewicht diente, verhielt sich also zur Mine Goldes,
da die Einheit beider die gleiche war, wie 6 : 5. Wie nun zur Mine
Geldes nach dem Verhältnis 3 : 4 die Mine Silbers, d. i. das Fünfzig-
bche des babylonischen Stators, hinzutrat, so wurde der kOniglidien
Mine, nach dem gleichen Veriiältnisse, eine andere Handelsmine beige-
sellt, welche mithin 60 babylonische Silberstatere an Gewicht hielt
Diese Mine läfst sich als Handelsgewicht nachweisen in Syrien,
Attika, in Italien, besonders in Etrurien; ihre Hälfte ist das mittel-
itahsehe und romische Pfund, i)
Auf dieselbe Mine sind, wie es scheint, die ältesten äginäischen
MtlDzen geschlagen worden. Als griechisches Gewicht konnte sie nicht
anders als in 50 Slatere oder 100 Drachmen geteilt werden. Wir ent-
wickeln daher unmittelbar aus der babylonischen Währung für die
äheste äginäisdie Mine den Normalbetrag von 672 Gr. und für den
Stater den Betrag von 13,44 Gr., und entnehmen ferner aus der Ver-
gkichung der Systeme, dafs der äginäische Stater dem Gewichte nach
»ch zum babylonischen wie 6 : 5 und zum phOnikischen wie 9:10
whielt
Es galt also die älteste äginäische Mine Silbers, welche 50 eigene
Statere enthielt, gleich 60 babylonischen oder 45 phOnikischen Silber-
stateren, mithin auch gleich 6 Goldstateren oder späteren Dareiken,
^dlich auch gleich 5 eigenen Elektronstateren.
So konnte dieser Fufs ganz geeignet erscheinen eine Vermit-
^ 1) S. das Nähere outen $ 48, 1. 51, 5. 57, 4. 9, und anlangend das römische
^fmd i 20, 5.
190 ÄGINÄISGHER MÜNZFÜSS. § 24, 2.
telnog zwischen den ttbrigeo Währungen herzustellen. Doch litt er an
dem Mangel, dafs er an kein bestehendes Silber- oder Goldgewicht sich
unmittelbar anschlofs; und in der Praxis konnten die soeben ent-
wickelten, schon an sich mannigfachen systematischen Verhältnisse
um so weniger allgemeine und dauernde Geltung erlangen, als neben
die Normalgewichte kleinasiatischen Goldes und Silbers eine bunte
Menge mehr oder weniger abweichender Effektivgewichte, überdies
auch neben die reine Goldprägung das Elektron und die verschlech-
terte Goldmünze traten.
2. In der That hat in Ägina die Prägung nach diesem Gewichte
nicht lange bestanden und ist schon im Laufe des 7. Jahrhunderts
auf einen merkUch niedrigeren Fufs herabgesunken. Im ganzen Pelo-
ponnes mit Ausschlufs von Korinth, ferner in einem grofsen Teile von
Mittel- und Nordgriechenland, namentlich in Böotien, Phokis und
Lokris herrschte seit frühester Zeit ein Münzfufs, welchem ein Silber-
stater im Gewichte von 12,4 bis 11,9 Gr. zu Grunde liegt, i) Insbe-
sondere folgen die Münzen der Insel Ägina, mit Ausnahme der vor-
hererwähnten ältesten Stücke, diesem Fufse 2), welcher in den relativ
früheren Reihen durchschnittlich etwas niedriger als auf 12,4 Gr. ge-
standen zu haben scheint, während ein Stater jüngeren Gepräges das
Maximum von 12,60 Gr. aufweist, s) Die Teilmünzen sind Hälften oder
Drachmen, Viertel oder Trio holen. Zwölftel oder Ob ölen und
Vierundzwanzigstel oder Hemi oho lien, wobei zu bemerken ist, dais
diese kleineren Nominale, vne üblich, verhältnismäfsig etwas leichter
ausgeprägt worden sind.^) In einer jüngeren Epoche, nämlich in der
1) Vergl. Mommsen S. 45 f. (Traduct Blacas I p. 60 f.), Brandis S. 129 C 203.
2 t 1. 213 f. Von griechischen Inseln folgten in älterer Zeit die Kykladen, Rhodos,
Kreta, Teos, Kyme, Thasos n. a. diesem Fufse (Brandis S. 122).
2) Wägungen äginäischer Münzen stellen zusammen Hussey p. 60, Böckh
S. 84 f., Prokesch-Osten Denkschr. der Wiener Akad., philos.-histor. Kl., Bd. V
S. 264 f., Mommsen S. 44 Anm. 135. Danach wird das Normalgewicht der
Drachme von Hussey zu 6,22 Gr. («* 96 engl. Grains), von Mommsen zu 6,M Gr.
angesetzt Ein Didrachmon bei Leake Insular Greece p. 1 wiegt 12,40 Gr. (»191,3).
Ptokesch giebt als Gewicht der älteren äginäischen Statere seiner Sammlung
12,43 Gr. (« 234 Par. Gran) bis 11,90 Gr. (» 224), der jfingeren 12,38 Gr. (— 233)
bis 11,90 Gr. (—224). Bei Mionnet p. 104 wiegt ein Didrachmon 12,38 Gr.
(— 233 Par. Gran), 26 stehen zwischen 12,35 (»232,5) und 11,92 Gr. (—224,5),
andere noch etwas niedriger.
3) Brandis S. 131.
4) Böckh S. 84, Mommsen S. 45 Anm. 138 (Traduct. Blacas I p. 60), Brandis
S. 131. Die Maximalgewichte, welche sich vorfinden, sind: Drachme 6,37
(— 120 Prokesch), 5,96 Gr. (— 1 12 V4 Mionnet p. 103); Triobolon 3,12 Gr. («« 58*/«
p. 104); Obolos 1, 17 (— 22 Prokesch), 1,06 Gr. (— 16,3 engl Grains Leake bis.
Gr. p. 2); Hemiobolion 0,64 Gr. (— 12 Prokesch).
Sl4,l. JÜNGERES MÜNZGEWIGHT. 191
Prägung des achäischen Bundes, treten zu dem Hemiobolion hinzu
nnd werden zum Teil durch Wertzeichen kenntlich gemacht das Achtel
oder Trihemiobolion, das Sechzehntel oder Tritemorion und
das Achtuttdvierzigstel oder Tetartemorion.i)
Mit den aus den Münzen gezogenen Resultaten stimmen die An-
gaben der Alten, was die Verbreitung dieser Währung anlangt, toU-
konunen ttberein. Schon in der alten Tradition, nach welcher Pheidon,
König Ton Argos, nicht nur neue Mafee für den Peloponnes eingeführt,
sondern auch zuerst Gold und Silber geprägt haben soll, hegt eine An-
deutung, dafs der äginäische Fufs Yon alters her im Peloponnes ein-
heimisch gewesen ist; denn als Ort der Silberprägung wird Ägina
genannt, was doch nichts anders bedeutet, als dafs die Pheidonische
oder peloponnesische Währung mit der jttDgeren äginäischen zusam-
mengefallen sei. 2) Sicherer noch beweisen dies die Bundesverträge,
welche Argos, Elis und Mantineia im peloponnesischen Kriege mit Athen
schlössen , in denen der Sold für die Bundestruppen nach äginäischen
Drachmen und Obolen bestimmt wird.^) Auch in den dem Jahre 382
angehörenden Vertragsbestimmungen zwischen den Spartanern und
ihren nördlichen Bundesgenossen wird nach äginäischem Gelde ge-
rechnet.^) Ja die Münzen von Ägina, nach ihrem Gepräge ;^eAcJvat
genannt ^), galten geradezu als peloponnesisches Courant^) In Sparta
selbst waren die Beiträge zu den gemeinschafUichen Mahhseiten, wie ein
zuyeriässiger Gewährsmann berichtet '0, nach äginäischen Obolen ange-
setzt, was wahrscheinlich dahin zu erklären ist, dafs die Eisenstücke,
welche statt des Geldes dienten und auf das Gewicht einer äginäischen
Mine ausgebracht waren ^), das Wertäquivalent eines äginäischen Obo-
1) P. Lambros io der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1875 S. 167 ff., Imhoof-
Blnmer ebenda 1874 S. 125. Ueber die Form t^nriftoQtöP oder r^ir€i(^ft6^uH'
(aber nicht r^irara(mnt60tor) vgl. unten § 27, 1.
2) Hossey p. 63, Böckh S. 82, firandis S. 129. S. das Nähere anten § 46, 19
«nd veijri. I 24, 4.
Tip alnneX 0(faxMrfv Alyntfolav,
4) XenoDh. Hellen. 5, 2, 21.
5) IHe Mflnzen ron Agina führen als Stadtwappen auf der Vorderseite die
Schildkröte.
6) PoU. 9, 74: nai fir^y xo IlaXonovtnjaiafp vofuafta xMktovfiv rtvis rj^iovr
MaUh^ 0» ntULM&ai) ino rov Tvntü/iarae. Nach demselben erwähnte auch
Eipolis in den Heiloten iginäisches Geld: hßoXov tov %aXhxiXt»vop, Hesychios
Int: jt^^U^t^ vofita/ia niXoTtovtnjiriaMSp,
7) Dikäarch bei Athen. 4 p. 141 G.
8) I^ut Apophthegm. Lac p. 903 Steph.
192 ÄGINÄISGHER MÜNZFÜSS. § 24, 2. 3.
los Silbers darstellten (§ 47, 2). Neben der Alexanderdrachme (§ 31, 9)
erscheint die dginflische Drachme in einer knn nach Alexander abge-
fafsten argivischen Inschrift, welche Geldbeiträge verschiedener grie-
chischen Städte verzeichnet 1) Die naxeia iqa%fjtri der Achäer ist eben-
falls die äginäische.^) Wie verbreitet der MOnzfuls aoch im übrigen
Griechenland war, erhellt daraus, dafs die Amplnktyonen nach äginäi-
sehen Stat^^n rechneten.^) in Athen befanden sich in den Jahren
398 bis 385 äginflische Statere unter den Weihgeschenken auf der
Akropolis.^) In einer anderen nicht näher bezeichneten Stadt, von der
wir nur wissen, dafs sie den Athenern wohl bekannt war, cirkulierte
im Kleinverkehr äginäisches und attisches Geld neben einander und
die Marktpreise wurden bald in der einen bald in der anderen Münz-
Sorte berechnet.^) Als der entfernteste Ort endlich, wo äginäisdie
Währung herrschte, wird Kreta genannt; dort zahlten die Sklaven einen
.äginäischen Stater zu den Syssitien.^)
3. Weniger zuverlässig sind die Nachrichten, die wir Ober den
Wert der äginäischen Mttnze aus dem Altertume haben. Die äginäische
Drachme war grOfeer als die attische und hieb daher in Athen und
Achäa 7ca%Bia.'^) Nach den erhaltenen Münzen ergiebt sich für die
äginäische Drachme ältester Prägung ein Wert von reichlich 9, itlr die
jüngere ein solcher von 8,7 bis 8,2 attisdien Obolen.^) Genau auf
1) Dies weist Dittenberger im Hermes YII S. 62 ff. nach.
2) Hesych.: naxßiji d^xfiii' '^^ dÜfj^ajcftov !r^;i;aco^; derselbe* XaTtras utd
nax^üts ZaXavxos iv vofAots tob B^xfms, Mnxai /up ras iSoußolovs, naxtiaß
9i ras TtUov ixovcag. Da der attische Stater ein Tetradrachmon, der iarinäische
ein Didrachmon war, so wird an der ersteren Stelle die dicke äginäische Drachme
im Verhältnis zom attischen Gelde als M^axftov bezeichnet. Auch die Athener
nannten, wie P0II. 9, 76 angiebt, die äginäische Drachme naxtta, weil sie sie
aus Hafs gegen Ägina nicht mit ihrem eigentlichen Namen benennen wollten. —
Mommsen S. 112 Anm. 61 (I p. 158) bezieht die Glosse des Hesychios anf die
Prägung der achäischen Kolonieen in Unteritalien.
3) G. I. Gr. Nr. 1688, vergl. Böckh M. U. S. 82.
4) a L Gr. Nr. 150, 43 und 151, 45. VergL Hussey p. 96, Böckh Staatshaush.
n* S. 261. Eine Übersicht der Stellen, an welchen in Inschriften Afytvaim tfva-
T$^ erwähnt werden, giebt Lenormant in der Revue numism. XIII (1868) p. 429 f. ;
vergl auch G. I. Attic. ed. Kirchhoff vol. L Nr. 223 und p. 93^.
5) Diphilos bei Athen. 6 p. 225 A— B.
6) Dosiadas bei Athen. 4 p. 143 B.
7) S. Anm. 2. DaCs das äginäische Geld grölser war als das attische, geht
auch aus der Stelle des Diphilos bei Athen. 6 p. 225 fi, sowie aus Hesych. nnt.
Atyivalor vSfuOfUL und EtymoL M. unt. Atyivcüa hervor.
8) Das Maxhnalgewicht der Silberstotere ältester Prägung— 13,74 Gr. (S. 188
Anm. 1) fahrt auf eine Drachme von 9,44 attischen Obolen, der ElekUoostater
von 13,42 Gr. auf eine solche von 9,22 Obolen. Das Maximum der Prägang d^
zweiten Epoche ■» 12,60 Gr. entspricht einer Drachme von 8,7 Obolen; von da
ab sinkt der Wert derselben bis auf 8,2 Obolen und selbst darunter.
1 14.8. VERHÄLTNIS ZU ANDEREN WÄHRUNGEN. 193
den letzteren Betrag setzte Soion beim Übergang zu der nach ihm be-
nannten Währung die äginäische, bis dahin in Athen gültige Drachme
fest!) Gleicht man die Systeme gegen einander, so kommt die älteste
ägmäische Drachme auf 9,2, die jüngere auf 8,3 Obolen 2), was mit dem
Nflnzbefunde insofern vortrefflich stimmt, als wir hier zwei deutlich
gesdiiedene Normen, dort eine Reihe allmähUch herabgehender Effektiv-
gewichte haben. Den höheren Wert der älteren Drachme bezeugt Ari-
stoteles, indem er die sicilische Litra (§ 56, 4) einmal mit einem ägi-
naischen Obolos, das anderemal mit anderthalb attischen Obolen, also
indirect die äginäische Drachme mit 9 attischen Obolen gleicht.') Wenn
derselbe Schriftsteller aber an einer dritten Stelle auf den korinthischen
Stater 10 äginäische Obolen rechnet, so kommen nach dieser Schätzung,
welche offenbar nur eine ganz ungefähre sein soll, auf ^die äginäische
Drachme nicht mehr als 7,2 Obolen.^) Der Wert der jüngeren äginäi-
schen Drachme stellt sich auf einen dem thatsächlichen Münzfufs wohl
entsprechenden Betrag , nämlich auf 8 Obolen, nach einigen Angaben
Ober die Hohe der Lohnung in den griechischen Heeren ; denn es war
hier üblich etwa 4 attische Obolen gleich 3 äginäischen zu rechnen.^)
1) Berechnet aus dem § 25, 2 dargelegten Ablösungsverhältnisse von 137 : 100.
Das ebenda nachgewiesene Verhältnis des äginäischen Gewichts zum Soloni-
schen ergiebt eine äginäische Drachme von 8,3 Obolen.
2) Nach S. 189 vergl. mit § 46, 12 ist die Formel für die systematische
Oldchong der ägin. Drachme mit attischen Obolen ' ' =39,22 Obolen;
100 * 2tv
ferner nach § 24, 4 o. s. w. die Formel für die Drachme der zweiten Prä^ungs-
3) Aristoteles bei Polluz 4, 174 und 9, 87. Vergl. Mommsen S. 78 (I p. 103)
luid, inlangend die Quellen des Pollux, Val. Rose Aristoteles Pseudepigr., Leipzig
1863, p. 400 L
4) Poll. 4, 175. Dafs unter den Obolen, mit welchen der korinthische
Suter Terglichen wird, äginäische zu yerstehen sind, geht aus dem Zusammen-
IttD^e mit 4,174 hervor. Da der korinthische Stater dem attischen Didrachmon
glo^ stand (§ 47, 5), so gleichen sich 10 äginäische mit 12 attischen Obolen
otler 1 ägin. Drachme mit 7,2 att Obolen.
5) Hussey p. 61 weist darauf hin, dafs nach Thukyd. 5, 47, 8 und Xenoph.
Hell. 5, 2, 21 der gewöhnliche Sold im griechischen Heere 3 äginäische Obolen
täglich betrog. Es ist daher wahrscheinlich, dafs der Sold, welchen Kyros der
Jingere den Truppen des Klearch nach Xen. Anab. 1, 3, 21 anfänglich zahlte,
and den später nach 7, 6, 1 Thibron ebenfalls versprach, nämlich einen Darei-
lu)s den Monat, ungefähr dieselbe Summe bezeichne. Nun stand der Dareikos
Meb üblicher Schätzung gleich 20 attischen Drachmen (§ 30, 1), wir erhalten
^4 attische Obolen als ungefähres Äquivalent för die 3 äginäischen. So erklärt
sidi auch das ttrQOfßoXd^afv in den ^^arwanSts des Komikers Theopompos
^ Poll. 9, 64. Die spätere Silbercourantmfinze des ächäischen Bundes, ein
äginliflches Triobolon, galt zugleich als attisches Tetrobolon (§ 47, 2 a. E. 4 a. E.).
Hiltiek, lUtiologfe. 13
194 AGINÄISGHER MONZFUSS. i 24, 3.
In römischer Zeit endlich ist die äginäische Drachme mit 1 Vi Denaren,
d. i, 7 Vi attischen Obolen geglichen worden.*)
Waren betreffs des Wertes ftginflischen Geldes keine anderen An-
gaben als die bisher erwähnten aus dem Altertume erhalten, so könnte
das Schlufsresultat nicht zweifelhaft sein. Die gesetzliche Tariflerung
Sginaischen Geldes durch Solon stimmt mit dem thatsächlichen Betrage
der uns noch erhaltenen Münzen nahezu ttberein. In runder Zahl
wurden 8 Obolen auf die äginaische Drachme gerechnet. >) Aristoteles
ging nicht darauf aus den Wert des [aginaischen Obolos genau zu be-
stimmen ; er erwähnte ihn nur vergleichsweise um das sicilische Litren-
system zu verdeutlichen; doch bezeugen auch seine Angaben im Mittel
die Gleichung von 8 attischen Obolen mit einer aginaischen Drachme.
Die spatere Schätzung derselben zu 1 V4 romischen Denaren entspricht
der allgemeinen Regel, dafs die Römer fremdes Geld im Vergleich
mit der Reichsmünze etwas ungünstiger ansetzten.
Allein es kommt noch eine vielbesprochene Angabe des PoUux
hinzu, der übereinstimmend an zwei Stellen, einmal die aginaische
Drachme zu 10 attischen Obolen, das anderemal das aginaische Talent
zu 10000 attischen Drachmen bestimmt. ') Hiernach ergiebt sich für
die aginaische Drachme ein weit höherer Wert als nach allen anderen
Zeugnissen zu erwarten war, ja selbst ein höherer, als nach dem höch-
sten bisher bekannten Effektivgewicht herauskommt, und ein aginai-
sches System, welches nach Pollux aufgebaut wird, mub merklich
abweichen nicht nur von der aginaischen Wahrung, welche Solon vor-
fand, sondern auch von den Münzen ältester aginaischer Prägung.
Es ist leicht erklärlich, dafs Vermutungen der verschiedensten Art
1) Der anonyme Alexandriner Metrol. Script I p. 301, 10: ov Xav&avti di
/AB %aX rtSv doaxftw $lvat nXeiovs Sia^^as* rrjv re ya{f Atyivaiar ucd xrpf
* Mlav \f»^v\ T^ nxoX$ftcuKrfi ßlvai navranlaaMv. Hier ist uvav Tf rderbt
statt des Namens einer dritten Art von Drachmen, wie die andere Redaktion
des Traktates t>ei de Lagarde Symmict. I S. 168 zeigt: cv Xav&avu 9d ßta ual
To rSv BQaxftBv nai AfytvcUaitf *Po9lay t« moI JtjhoMrjv rijs DroXe/ieuMi^
dyai navranhtülav. Die Ptolemäische Drachme stand gleich V« Denar (§ 54, 4);
also ist die aginaische auf IV4 Denar anznsetzen. Dieses Verhältnis darf nicht
zu niedrig erscheinen, denn die rhodische Drachme (d. h. das Didrachmon, wie
Mommsen S. 39 »« I p. 50 f. nachweist) wird ebenso angesetzt, obwohl es Im
Normalge wicht noch höher stand (§ 48, 11). Da die attische Drachme in der
Rdmerzeit dem Denar gleich stand ($ 32, 1), so lösen sich die IV4 Denare zu
7Vs Obolen auf (vergl. $ 32, 2).
2) Anfeer dieser gangbaren Schätzung (vergl. auch anten S. 198) lifst sieh
ans den Solonischen Tarifieningen (S. 193 mit Anm. 1), deren Mittel 8,25 ist,
entnehmen, dafs die Iginlische Drachme gleich 87« Obolen oder 8 Obolen und
2 Ghalkus war.
3) Poll. 9, 76. 86.
f 24,3. VERHÄLTNIS ZU ANDEREN WÄHRUNGEN. 195
hieran »eh weiter geknüpft haben. ^ Doch ist die endgültige Entschei-
dung, seitdem wir den Ursprung und die anfänglichen Normen der
griechischen Gewichte und Währungen kennen, nichtmehr so schwierig
ab ehedem. Hat es, wie PoUux berichtet, ein äginäisches Talent von
10000 attischen Obolen gegeben, so kommt der Stater dieses Talentes
auf 14,56 Gr.; ein solcher Stater aber gehört zweifelsohne derjenigen
aus dem babylonischen System abgeleiteten, weitverbreiteten Wahrung
an, die wir die phönikische nennen.') Das äginäische Talent des PoUux
verliert mithin aUen Schein des Geheimnisvollen ; der Schriftsteller be-
zeichnet als äginäisch diejenige Währung, welche wir nach ihrem Ur-
sprung die phönikische oder im einzelnen nach den Gebieten ihrer
Geltung die makedonische, rhodische, syrische, hebräische oder Ptole-
mäische nennen.
Hüten wir uns also den Namen mit der Sache zu verwechseln.
Nach dem bisher Erörterten hat das ei n e Wort 'äginäisch' mindestens
zwei, vielleicht drei verschiedene Bedeutungen. Das äginäische Talent
des Pollux ist das phönikische ; dagegen steUt das äginäische Talent So-
Ions, welches dem üblichen äginäischen Münzgewicht entspricht, einen
nadi Betrag und Ursprung wesentUch verschiedenen Wert dar; end-
1) Haaptslichlich auf Pollux' Zeugnis bat Bdckh sein gesamtes System der
^eciüscheD Mfinzwähningen aufgebaut (s. l>esonders Metrol. Unters. S. 77—81).
iusBey in seinem Essay on the ancient weights etc. p. 31 f. a. 61 versuchte
ans den Widersprächen, zu denen Pollux fflbrt, den Ausweg, dafs er die dort
erwähnte attische Drachme für den Denar der Kaiserzeit (§ 38, 4) erklärte, eine
Ansicht, welcher dann W. Christ in Fleckeisens Jahrb. 1865 S. 438 sich anschlofs.
Allerdings werden von den späteren Schriftstellern Drachme und Denar regel-
mäfsig als identisch gebraucht, Pollux selbst rechnet in anderen Fällen erweis-
lich nach Denardrachmen und könnte auch hier dies gethan haben, da 10 Ne-
roBiscbe Denare Ton 3,41 Gr. dem Gewicht nach ziemlich nahe gleich 6 äginäi-
schen Drachmen von 6,20 Gr. sind. Allein dem steht entgegen, dafs, wenn die
attische Drachme seit Solon von 4,37 Gr. 'Normalgewicht auf 3,41 Gr. gesunken
war, eine verbal tnismäfsig gleiche, wenn nicht stärkere Abminderung auch die
äginäische Mfinze betroffen hatte. In der Kaiserzeit gab es äginäisches Geld
nur noch in verschwindenden Resten, und mögen wir den Fufs auch noch so
gflostlg ansetzen, so konnte doch schwerlich dieselbe Drachme, welche nach dem
Alexandriner nur 1 7« Denare galt, auf l'/s Denare tarifiert werden. Mommsen
8. 48 fil (I p. 63 ff.) vermutet, dafs Pollux unter äginäischer Drachme die Drachme
der Gistophoren Währung (§^50, 10), d. i. das Viertel eines Ganzstückes von
12,6 Gr. verstanden habe. Demnach sei ein attisch-römisches Talent von 6000
Denaren gleich 9600 oder rund lOOüO Gistophorendrachmen (S. 51 «- 1 p. 67),
d. i. im Sinne des Pollux gleich 10 000 äginäischen Drachmen gewesen. Freilich
bengt der Wortlaut bei Pollux umgekehrt, dafs das äginäische Talent 10 OOO
attische Drachmen oder Denare gehallen habe.
2) Vergl. oben S. 178 f. in Verbindung mit § 43, 2. Das ursprüngliche
Normalge wicht des phönikischen Staters betrug 14,93 Gr., das £ffektivgewicht
der ättetten kleinasiatischen Prägung 14,6 Gr.
13*
196 AGINAISGHER MUNZFUSS. 1 24.3.
-lieh das dazwischenliegeode Gewicht der ältesten äginaischen Prügung,
welches zwar von keinem Schriftsteller erwähnt, wohl aber durch die
Yergleichung mit andern Gewichten beglaubigt wird, hat ebenfalls
seinen eigenen, mit der phönikischen Währung nicht zusammenfallen-
den Ursprung aus babylonischem Gewicht
Weiter ist das Wesentliche der Streitfrage folgendermafsen fest-
zustellen. Entweder läfst man das Zeugnis des PoUux wörtlich gelten
und verneint die eben angedeutete Herleitung der beiden anderen ägi-
Däischen Gewichte; dann ist die äginäische Währung keine andere als
die phönikische, und zwar eine Abart der letzteren, welche in unge-
wöhnlicher Weise und ohne recht ersichtlichen Grund im Laufe eines
Jahrhunderts um ein volles Sechstel des ursprünglichen Betrages ge-
sunken ist.i) Oder wir nehmen an, dafs die Nachricht bei Pollux nicht
auf wirkliches äginäisches Gewicht sich bezieht , sondern aus der Ver-
wechselung mit irgend einer Münzsorte phönikischer Währung hervor-
gegangen ist 2); dann haben wir nur noch zu unterscheiden altäginäi-
sches Gewicht, welches auf einer Mine von 672 Gr. beruht (§ 24, 1),
t) Die erste griechisch -kleiaasiatische Münzprägung fallt in den Anfaiig
•des 7., die Mfinzordnnng Solons in den Anfang des 6. Jahrhunderts. Die affi-
naische Drachme des Pollox im Gewicht von 10 attischen Obolen «> 7,28 Gr.
verhält sich zur Solonisch-äginaischen wie 6 : 5.
2) Der phönikische Fofs bestand seit früher Zeit in Makedonien (§ 49, 2).
Noch unter Philipp D war die Hauptmünze ein Tetradrachmon von 14,5 Gr.
Als dann durch Alezander den Grofsen die attische Währung eingeführt wurde,
kann das alte Geld nicht sofort aus dem Verkehr verschwunden sein; es mufe,
da es ebenfalls königliche Münze war, einen festen Kurs gegenüber dem neuen
gehabt haben. Nun ist das Tetradrachmon Philipps von 14,5 Gr. fast genau
ffleich 3Vs attischen Drachmen oder 20 Obolen, welche 14,55 Gr. wiegen; und
dies mag in der That seit Alexander der legale Kurs zwischen altem und neuem
Gelde gewesen sein. Wenn nun der Gewährsmann des Pollux die ältere make-
donische Münz währung dem Verständnis griechischer Leser möglichst nahe rücken
wollte, so konnte er sie überhaupt als eine schwere, d. i. nach griechischem
Sprachgebrauche äginäische (vergl. die nax»la Boaxfifi S. 192) bezeichnen, wie
Ja auch Spätere (G. 0. Müller Dorier U S. 209, Böckh S. 89 f., L. Müller Nomis-
matique d' Alexandre le Grand p. 338) es gethan haben. Dann wurde das Tetra-
drachmon Philipps zu einem äginäischen S tater, und die Hälfte oder Drachme
«rhielt den Wert von 10 attischen Obolen. Dieser in der ersten Auflage dieses
Handbuchs vorgeschlagenen Deutung trat Brandis S. 112 bei, indem er zndeich
die Abminderung des äginäischen Staters auf 1 2,6 Gr. durch den Einfluu des
jdtäginäischen Goldtalentes erklärte. Später habe ich in den Metrologici scrip-
tores I ^. 154 f. darauf hingewiesen, dafis der Gewährsmann des Pollux em
alexandrinischer Metroloff gewesen zu sein scheint, woran sich die ^^.^^^'~
mutung knüpfte, daüs derselbe das äginäische, d. i. das schwere griechische
Münzgewicht wiederzufinden glaubte in dem hebräischen Talente, welches in
der That gleich 100 attischen Minen oder 10 000 attischen Drachmen war, und
dessen Stater dem eigenen Systeme nach in 20 Gerah, jedes gleich 1 >^^^^
Obolos, mithin die Drachme in 10 Obolen zerfiel ($ 44, 17 vergl. mit § 44, u).
f 24, 4. LYKURG UND PH£IDON. 197
und das bald darauf an dessen Stelle getretene , etwas verringerte Ge-
wicht, welches wir schlechthin äginäisches zu nennen pflegen und
dessen Herkunft wir nun noch in Kürze darzustellen haben.
4. Äginaisches Gewicht soll nach zuveriässiger Überlieferung be-
reits zu Lykurgs Zeiten in Sparta gegolten haben (§ 47, 2. 46, 5).
Bringt man damit einige Nachrichten tlber das lakedämonische Hohl-
mafe derselben Epoche und das aus Tempelbauten ermittelte älteste
griechische Fufsmafs in Verbindung, so tritt ein wohlgeordnetes, in
sidi gesdüossenes System ans Licht, welches wir nach dem Gebiete,
in dem es von Anfang an galt, das peloponnesische oder vielleicht auch,
da es einen Teil der Staatsordnung Lykurgs bildete, das Lykurgische
nennen dürfen, i) Es hat also lange vorher bestanden, ehe man an die
Prägung von Münzen dachte, es ist anzusehen als ein Versuch babylo-
nisches Gewicht und Hohlmafs in unmittelbare Beziehung zu setzen
zum griechischen Längenmafs und das fremde System umzugestalten
zn einem nationalgriechischen, es hat seine Hauptbedeutung in der Ge-
staltung der Hohhnafse und ist von entscheidendem Einflufs gewesen
fOr die spätere Entwicklung des attisch-rOmischen Systems.
Dieses peloponnesische Mafs und Gewicht hat dann Pheidon, König
von Arges, in seinem Reiche eingeführt (§ 46, 19). Es ist dies in der
ersten Hälfte des siebenten Jahrhunderts, also nicht lange nach dem
Beginne der Münzprägung auf Ägina geschehen. Dort also fand Phei-
don, als er die Insel in seinen Machtbereich aufnahm, jenes früher be-
schriebene, vom peloponnesischen abweichende Münzgewicht vor. Die
Münzstätte auf Ägina behielt er bei, das Gewicht aber setzte er um ein
weniges niedriger auf denjenigen Betrag an, welcher dem peloponne-
sidien Systeme entsprach, und seitdem hiefs äginäisches Gewicht das,
was ursprünglich lakedämonisches gewesen war.
Nach der Oberlieferung der Alten haben wir an diesem Sprach-
gebrauch festzuhalten. Wir nennen also schlechthin äginäisches
Mais und Gewicht dasjenige, welches zuerst in Lakedämon zu Lykurgs
Zeiten nachweisbar ist; dagegen bezeichnen wir als altäginäisch jenes
etwas höhere Gewicht, welches vor Pheidon in der Münze von Ägina
herrschte und von diesem dann mit dem peloponnesischen vertauscht
wurde.
Da die äginäisch- peloponnesische Mine zur königUchen babylo-
nischen sich wie 6 : 5 verhält (§ 46, 6 a. E.), so kommt auf den Stater
1) Vergl. unten { 46, 6—9. 19.
198 ÄGINÄISGHER MONZFUSS. $ u, 4.
dieser Währung ein Nonnalgewicht von 12,10 Gr. Fast genau nach
dieser Norm wurde von Solon das flginäische Gewicht und Geld in die
neue attische Währung tibergeleitet, i) Der thatsächliche Münzfub stand
etwas höher, etwa auf 12,4 Gr. (§ 24, 2) , was sich zunächst aus dem
Einflüsse erklären mag, welchen der um Vit höhere, vor Pheidon gül-
tige Manzfufs übte. Bei näherer Betrachtung aber wird es wahrschein-
lich, dafs der Pheidonische Stater deshalb so vollwichtig ausgebracht
wurde, um neben den kleinasiatischen Münzen einen gesicherten Kurs
im Handelsverkehr zu erlangen.^) Gehen vrir von der Gleichung der
Systeme aus, so verhielt sich der äginäische Stater zum babylonischen
wie 27 : 25 und zum phOnikischen wie 81 : 100, woraus mit groCser
Wahrscheinlicheit die Näherungswerte 13:12 und 4 : 5 sich entwickeln. ')
Es galt hiernach der äginäische Stater in dem Kreise babylonischer
Währung gleich einem dortigen Stater nebst seinem Zwölftel oder Obo-
los^), und anderseits wurde, wo der phOnikische Stater galt, ein ägi-
näisches Viertel oder Triobolon zum äginäischen Stater zugelegt, um
den Wert des phOnikischen Stators zu erreichen. Nach diesen Ver-
hältnissen läfet sich nun leicht berechnen , welches Gevncht der ägi-
näische Stater gegenüber dem effektiven Gewicht kleinasiatischen Sil-
bers mindestens haben mufste, und wir sehen dann, leicht, wie dieses
ideelle Minimum in der thatsächlichen Ausprägung äginäischer Mttnze
um ein weniges, und zwar nahezu in demselben Verhältnis überschritten
wurde , wie später die Solonische Drachme das entsprechende babylo-
nische Gewicht, und wieder der rOmischeDenar die Solonische Drachme
tibertraf (§ 46, 12).
1) Nach dem § 25, 2. 3 dargelegten Verbältnisse des attischen Handelsge-
wichtes zum Mfinzgewicht kommen auf den äginäischen Stater 12,05 Gr. Bei
der Ablösung der Münze war er freilich etwas niedriger, nämlich za 11,96 Gr.
angesetzt
2) Was ich in Fleckeisens JahrbQchern 1867 S. 535 f. zur Begründung
dieser Annahme bemerkt habe, hat die Billigung Ton E. Gurtius Griech. Ge-
schichte I* S. 237 f. 657 gefunden. Die Bedenken, welche B. BüchsenschüU
In der Berliner Zeitschr. für Gymnasial wesen 1870 S. 266 f. dagegen äulsert,
erledigen sich im wesentlichen durch den Wortlaut meiner Darstellung a. a. 0.
3) Nach § 42, 15. 43, 2. 46, 6 ist das leichte königliche Talent (( 42, 10)
«> ^/lo babylonischem « "I40 phönikischem *- Ve äginäischem Talente. Es ver-
hält sich also das äginäische Talent zum babylonischen wie V>o : */• — 27 : 25,
und zum phönikischen wie 'V^o : V« — 8t : 100 (yergl Tab. XXU). Ersteres
Verhältnis ist — 12*^/is : 12 und rundet sich mithin ab zu 13:12; letzteres
— 4Vso : 5, d. i. rund 4 : 5, wird bestätigt durch den Fufs der chiotischen Vier-
zigste! (§ 48, 4).
4) Dafs dieses Zwölftel als Münze kursierte, ist oben § 23, 2 bemerkt wor-
den. Das Verhältnis von 12 : 13 hat ebenso beim Obergang Tom babylonischen
jxum attischen Hohlmafse Anwendung gefunden (§ 46, 10. 11).
f 24, 4. 5. 25, 1. WERTBESTIMMUNGEN. 199
In der frabesten Prägung nach altdginäischem Gewicht hat dem
SUberstater ein Stater von Elektron von gleichem Gewicht und zehn-
fachem Werte zur Seite gestanden (§ 24, 1), woraus weiter folgt, dafs
in jener Epoche noch die Normen babylonischer Währung für dasWert-
Terhältnis zwischen reinem Gold und Silber mafsgebend waren (§23, 4).
Dieselben Verhältnisse auch für die Pheidonische Währung anzusetzen
scheint nicht rätlich. Dafs Pheidon Elektronmünzen habe schlagen
lassen, ist zu verneinen, solange nicht das Gegenteil erwiesen ist Das
Gold schätzte er wahrscheinlich dem Silber gegenüber in ähnlicher
Weise, wie es später in Athen üblich war (§ 28, 2. 46, 15), also wohl
nach der Grundformel, dais ein leichter Shekel Goldes gleich 15 ägi-
Däischen Drachmen galt.
5. Nach allem, was in diesem Abschnitte erörtert worden ist, läfst
sich der Wert der verschiedenen Gattungen äginäischer Münze ohne
Schwierigkeit bestimmen.
Der altäginäische Silberstater, ausgebracht auf eine Mine von
672 Gr., hatte nach heutigem Gelde einen Wert von 2 Mark 42 Pf., also
das Talent von 7260 Mark. Dazu trat der Elektronstater im zehnfachen
Werte des Silberstaters, mithin gleich 24 Mark. Effektiv steigt die
älteste Silberprägung bis zu einem Werte von 2 M. 47 Pf.
Mit der Herabsetzung des Normalgevrichtes durch Pheidon sank
der Silberstater auf einen Wert von 2 M. 18 Pf.; jedoch stand er nach
doB effektiven Gewicht durchschnittlich noch ein wenig höher, etwa
auf 2 M. 23 Pf.
Das äginäische Talent Silbers hatte nach seinem Normalgewicht
einen Wert von 6530 M., die Mine von 108 M. 85 Pf. Als Solon in
Athen die neue attische Münze einführte , rechnete er das bis dahin
gOltige äginäische Talent zu 6460 M., den Stater zu 2,15M., die Drachme
za 1,08 Mark.
$ 25. Die älteste Münzwährung Athens und die Einführung einer neuen
durch Solon,
1. Die Athener waren gewohnt ihre wichtigsten staatlichen Ein-
richtungen , die hinter der historisch beglaubigten Zeit zurücklagen,
aufTheseus als den mythischen Begründer ihres Staates zurückzuführen.
Daher ist es erklärlich, dafs eine Sage, deren Plutarch gedenkt, auch die
erste Prägung von Geld dem Tbeseus zuschrieb. 0 Das kann schon
deshalb nicht im Ernst genommen werden, weil ja Homer noch nichts
1) Plat. Thes. 25: ixoy/a di hoI rofttafia ßovv iyxoi^as.
200 ATTISCHES AfÜNZWESEN. § tt, 2.
von gemüDZtem Gelde weifs (§ 22, 1); merkwürdig jedoch ist es, dafs
sowohl in dieser Sage als nach anderen Zeugnissen , unter denen das
des Phiiochoros das wichtigste ist 0« als das ursprüngliche Gepräge der
athenischen Münzen der Stier, als das ursprttnghche Nominal das Di-
drachmon im Gegensatze zu dem späteren Tetradrachmon genannt
werden. Also hatte man in Athen eine Tradition von einer unterge-
gangenen älteren Münzwährung, wenn man sich auch wahrscheinlich,
wie erst später gezeigt werden kann , in betreff des angebhchen Ge-
präges irrte. Doch nicht blofs die unsichere und vieldeutige Sage, son-
dern auch die bestimmtesten geschichtlichen Nachrichten ^) belehren
uns, dafs in Athen früher eine andere Währung, als später, bestanden
hatte.
2. Eine der wichtigsten vorbereitenden Mafsregeln, welche Selon
behufs einer neuen Ordnung des Staatswesens durchführte, war be-
kanntlich die Erleichterung der Schuldenlast, unter welcher die Masse
der ärmeren Be?ölkerung schmachtete. Solon wollte nicht den Um-
sturz alles Bestehenden, den eine vollständige Vernichtung der Schulden
herbeigeführt haben würde; er wählte den nach den Umständen am
wenigsten gewaltsamen Ausweg, welcher nach ihm unter ähnlichen
Verhältnissen öfters versucht worden ist, nämlich eine Herabsetzung
des Münzfufses. Die Schulden, welche in der älteren schweren Münze
kontrahiert worden waren, wurden nominell nicht veimindert, aber da-
durch erleichtert, dafs sie in dem neuen leichteren Gelde zurückgezahlt
wurden. Die nähere Auskunft darüber giebt uns eine von Plutarch ^)
erhaltene Angabe Androtions: ixarov yccQ iTtolrjae dqax^üv ttjv ^väy
nqoTeqov ißdoiirjxovra xal tqicjv ovaaV äar^ QQid-iK^ fikv taov^
dvvaiAet d ^Xottov ctTtodidomav wq)eXelad'ai fikv rovg ixTlvovrag
(AeyaXa, firjdh 6k ßXaTtrea&ai rovg xogAc^ofiivotg. Der Sinn dieser
Worte ist insoweit klar, als daraus hervorgeht, dafs eine Schuld von
100 alten Drachmen mit 100 neuen leichten Drachmen, die nur den
1) Scbol. zu Aristoph. Av. 1106: ^ /Aav| inl ;ta^/^aTOff ^ r$r^a9^xM^>v,
tos <PiXoxo(fOS* ixXrj&rj 8i rb vofiiaua to XBXQaBqajuiov rors [fj] yXavS, ^
yao yXavS inlci^fiov xai n^octanov A&rivaS (Dindorf Ad'riva)^ tö/v Tto&rt^y
Bti^X^iov ovTCDv iniCTjfiov Bi ßovv ixotnofv. Poll. 9, 60 : to ytaXaiov xovx
(to Sia^xf*^^) V*' ^-A&fjvaioiS vofiia/ta fiSvov xai ixaXtiro ßovs, ori ßovv tlxfr
ivTBTvntofidvov, Die hiermit Übereinstimmenden Zeugnisse der Lexikographen u. a.
hat Böckh S. 121 zusammengestellt. Ober die Glaubwürdigkeit der Nachricht,
soweit sie das Gepräge betrifft, s. unten § 25, 6 a. E. Auch Beul^ Monnaies
d'Ath^nes p. 9 und Lenormant 1 p. 76 f. sprechen sich dagegen aus.
2) Im Zusammenhang entwickelt von böckh M. U. S. 114—120, Staatsh. \P
S. 362—364.
3) Sol. 15. Vergl. E. Gurtius Gnech. Geschichte !• S. 316 ff.
125,}. 3. SOLONS MÜNZORDNUNG. 201
Wert Yon 73 alten hatten, zurückgezahlt wurde, also eine Erleichterung
TOD 27 Prozent stattfand. Nur im Ausdrucke hat sich Plutarch bei
seinem Berichte versehen. Die alte Mine konnte nicht 73 Drachmen
halten, da sie dann der neuen gleich gewesen wäre, ganz abgesehen
davon, dafs die Mine nie anders als in 100 Drachmen eingeteilt worden
ist; sondern Androtion muTs gesagt haben , dafs 73 Drachmen alter
Währung der neuen Mine von 100 leichten Drachmen gleichgesetzt
worden. Die neue Mine verhielt sich also zur alten wie 100 : 137 (ge-
nau 136''^/78). Hiermit stimmen zwei andere Zeugnisse merkwürdig
genau überein. Nach dem bereits oben erwähnten athenischen Volks-
beschlusse über MaTse und Gewichte i) soll die Handelsmine, fj (ivä ^
ifmo^vKTi^ 138 Münzdrachmen enthalten. Wir haben hier unverkenn-
bar die ältere Mine, welche in der Münzwährung zwar aufgehoben war,
im Handelsverkehr aber fortbestand (§19, 9). Ebenso unterschied
aber auch Dardanios das ältere und das spätere Gewicht Athens, wie
aus einer Notiz bei Priscian 2) hervorgeht : 'talentum Atheniense parvum
nünae sexaginta , magnum minae octoginta tres et unciae quattuor'.
Das kleine Talent von 60 Minen ist wahrscheinlich das gewöhnUche
attische, das grofse dagegen das ältere Mttnztalent und spätere Handels-
gewicht, welches nach Priscian 83 Vs Minen enthielt Dies giebtals
Verhältnis der neueren Mine zur älteren 18 : 25«: lOO : 138^/9, stimmt
also, von dem Bruchteile abgesehen , genau mit dem oben erwähnten
Yolksbeschlufs.3)
3. Da wir nun über den Betrag der neuen durch Solon einge-
f&hrten Mflnzwährung, die keine andere als die bekannte attische ist,
vollkommen sicher unterrichtet sind , so können wir nach den gefun-
denen Verhältniszahlen auf den älteren Münzfufs- zurUckschliefsen.
1) C L Gr. Nr. 123 § 4 : ayireo Si xai rj fivi 17 ifijcoQUtrj J^Sfavrjfo^ov d^ax'
fuis Mtcarov x^tcotovra xal oxrta Tt^os ra ara&fna rä iv r^ a^yv^oxoneit^.
Die JSrefttVT^^^ov B^axfiai sind DrachmeD attischer MOnze, wie aus dem Zn-
satze 9r^ff tcc axad'uitt ra iv t^ a^yvaoxonsie^ deutlich hervorgeht. Nach
Böckhs (Staatsh. 11^ S. 362) sehr wahrscheinlicher Vermutung war die Münz-
stitte in Athen mit einer Kapelle des Heros Stephanephoros verbunden, in
welcher die Mustergewichte für die Münze aufbewahrt wurden.
2) De fig. numer. 2 § 10. Dafs Dardanos (oder wohl nach anderweiter
tberlieferung Dardanios) der Gewährsmann ist, zeigt die Yergleichung mit
3 {14.
3) Obige Auffassung der seit Scaliger und GronoT sehr verschiedenartig
gedeuteten Stelle beruht auf Bdckh S. 115 ff. und ist weiter ausgeführt worden
Ton W. Christ 'Beiträge zur Bestimmung der attischen und anderer damit zu-
nmmenhängender Talente' in den Sitzungsberichten der Münchener Akad. 1862,
I S. 58. 66 f. Auf die mannigfachen Lücken und Unsicherheiten in Priscians
Beweisführung habe ich im Philologus XXll S. 202 ff. hingewiesen.
2a2 ATTISCHES MONZWESEN. § 2S. s.
Legeo wir die attiscbe Drachme von 4,366 Gr. (§ 26, 2) zu Grunde, so
mufs die vorsolonische Drachme nach Androtion 5,981, nach dem
Volksbeschlufs 6,025, nach Dardanios 6,064 Gr. gewogen haben. Unter
diesen Werten ist der zweite, weil er unndttelbar aus einem vom athe-
nischen Volke erlassenen Gesetze abgeleitet ist, voraussichtUch der
genaueste; auch stimmt er gerade mit dem Mittel aus den beiden an-
deren Bestimmungen. 1) Welcher Währung geborte nun dievorsolo-
nische Drachme an? Der verbreitetste Münzfuft in Griechenland war der
äginäische (§ 24, 2), dessen Drachme damals auf etwa 6,2 Gr. stand
(§ 24, 4); es kann also die vorsolonische Drachme von 6,025 Gr. keine
andere als die äginäische gewesen sein. Die geringe Differenz im Ge-
wicht darf nicht aufiTallen. Als Solon bei der Einführung der neuen
Wahrung das Verhältnis des alten Geldes zum neuen bestimmte, mufste
er wohl von dem Durchschnittsgewicht der damals in Athen cirkulieren-
den Münze alterWährung ausgehen, und dieses kann um so unbedenk-
Ucher auf 6,025 Gr. angesetzt werden , als nach wahrscheinlicher An-
nahme das ursprüngUche Normalgewicht auch etwas unter 6,2 Gr.
gestanden hat. 2)
Es hat sich also herausgestellt, dafs die ursprüngUche Münzwährung
Athens, wie fast des ganzen übrigen Griechenlands, die äginäische ge-
wesen ist, wonach sich nun weiter erklärt, dafs gemäls der bereits er-
wähnten Tradition das älteste Geld Athens Didrachmen waren, denn das
Didrachmon war das hauptsächlichste Nominal des äginäischen Fufees,
während es in der nachsolonischen Währung so gut wie gar nicht vor-
kommt. Eine andere, weniger wichtige Frage ist, ob Athen selbst nach
dem äginäischen Fufsc gemünzt hat, oder ob vor Solon blois fremdes
Geld als Courant umlief. Attische Münzen aus der vorsolonischen Zeit
sind allerdings nicht vorhanden; da aber der Bericht bei Plutarch
wohl von einer Änderung des Münzfiifses , nicht aber von der ersten
Einführung einer Geldprägung überhaupt spricht, was schwerlich un-
erwähnt geblieben sein würde, und da ferner die allgemeine Tradition
von einer älteren Prägung wulste, so ist es nicht unwahrscheinlich, dafs
Athen schon vor Solon, wenn auch in beschränkter Weise, gemünzt hat
1) Böckh S. 120 hält die Angabe des Dardanios für die genaueste, wogegen
Mommsen S. 45 (Traduct Blacas I p. 59) mit Recht geltend macht, daib sie
dorch Rechnang aus einer ähnlichen Notiz wie bei Plutarch gefunden zu sein
scheint
2) Vergl. oben S. 197 t, unten § 46, 6. Die Identität der vorsolonischen
und der äginäischen Drachme weist Mommsen S. 43 (L (I p. 56 ff.) nach. Ober
die abweichende Ansicht Böckhs s. S. 203 Anm. 2.
$ 2S, 4. 5. SOLONS MÜNZORDNUNG. 203
4. Es konnte nicht in der Absicht Solons liegen bei der Änderung
der Wahrung willkürlich ein ganz neues Mdnzgewicht zu schaffen, und
dals er es wirklich nicht gethan hat , darauf weist deutlich das unge-
rade und so wenig bequeme Verhältnis zwischen der alten und neuen
Wahrung hin. Vielmehr mufs er an eine schon bestehende Währung
«igeknOpft haben , wobei als nächstes Vorbild wahrscheinlich die Sil-
berprägung von Korinth gedient hat Der korinthische Stater von
8,66 Gr. (§ 47 , 5) ist unverkennbar auf dasselbe Normalgewicht wie
das attische Didrachmon von 8,73 Gr. ausgemünzt worden, er kann
aber nicht von Athen entlehnt sein, da seine abweichende Einteilung
in Drittel und Sechstel den asiatischen Ursprung deutlich erkennen
labt 0 Und in der That finden wir das Gewicht sowohl der attischen
wie der korinthischen Münze in dem babylonischen Systeme wieder.
Der schwere babylonische Shekel wiegt 16,8, der leichte 8,4 Gr. (§ 42,
10. 15). Nach der ersteren Norm waren schon vor Selon von den
kleinasiatiaschen Griechen Goldmünzen geschlagen worden (§ 23 , 1).
Die Übertragung des leichten Goldgevnchtes auf die Silbermünze scheint
zuerst auf Euböa, im Anschlufs an eine noch ältere korrelate Gold-
und Silberrecbnung, um die Mitte des 7. Jahrhunderts, stattgefunden
zu haben (§ 48, 2).
Verbunden mit der Übertragung des Goldgewichtes auf das Silber
war von Anfang herein, wie es scheint, eine geringe Erhöhung der
ursprünglichen Gevrichtsnorm. Diese Steigerung, welche am deut-
lichsten in der Prägung von Eretria hervortritt, hat Selon nach einem
bestimmten Verhältnis geregelt und das so gesebaffene attische Münz-
gewicht auf Grund feinsinniger Berechnungen in das nach ihm be-
nannte System der Mafse und Gewichte eingefügt (§ 46, 11 — 15).
5. Doch die Übereinstimmung des Gewichts zwischen der attischen
und korinthischen Silberwäbning einerseits und dem leichten baby-
lonischen Goldstater oder späteren Dareikos andererseits ist nicht der
einzige Beweis für die Identität beider. Es ist bereits oben erwähnt
worden, dafs bei Herodot das euboische Talent als Bezeichnung
des GoMgewichtes im persischen Reiche erscheint; dieselbe Benennung
war aber auch ein anderer Ausdruck für das attische Talent^) So
1) Mommsen S. 61 (Traduct Blacas I p. 82). B. Y. Head im Numism. chron.
1S75, Chronologische Übersicht hinter S. 297, setzt die erste korinthische Silber-
prigimg unter Periander, etwa um das Jahr 610, an, mithin etwas früher als
Bolons Archontat (594).
2) Der Beweis fflr die Identität des atüschen und euboischen Talentes ist
fiberzeogend geführt worden von Mommsen S. 24—26. 55 (Traduct Blacas I
204 ATTISCHES MONZWESEN. f25,5.
rechnen die Römer in den Verträgen milden Karthagern von 241 und
201, sowie in denen mit Antiochos von 190 und den Ätolem von 189
nach euboischen Talenten.^) In dem Vertrage mit Antiochos insbe-
sondere wird bestimmt, dafs der KOnig ab Kriegsentschädigung im gan-
zen 15000 euboische Talente, und zwar 500 Talente sogleich, 2500
nach der Bestätigung des Friedens durch das Volk, die übrigen 12000
in zwölf jährUchen Raten zahlen solle. In Übereinstimmung damit
nimmt später der römische Prokonsul Manlius die 2 500 Talente in
Empfang 3), in betreff der tlbrigen Summe aber wird bei Abschliefsung
des Traktats nochmals bestimmt ^) : aQyvqlov dotw livrloxog Um-
xov ^PwfiaioiQ aqlarov xaXarta [iVQca dioxLXia Iv ereai diideKaj
didovg xa'9'^ &caOTOv h^ogx^Xca' /^rj ^Xarrov d* ihtiTw to %aXav-
lov XiTQÜv ^Pwfiatxiiv oydoi^xovTa. Die Talente attischen Sil-
ber s können, wie aus der Gewichtsbestimmung zu 80 römischen Pfund
hervorgeht, nichts anderes als attische Talente gewesen sein, wie sie
auch von Livius^) geradezu genannt werden; sie sind aber ferner auch
identisch mit den in dem vorläufigen Vertrage ausgemachten euboi-
schen Talenten ^); es folgt also unzweifelhaft, dafs den Römern das
euboische Talent nur eine andere Bezeichnung für das attische war.
So erklärt es sich nun von selbst, dafs in den Verträgen mit den Äto-
lem die Zahlung in euboischen Talenten und in attischem Gelde ver-
langt wird ®); so vrird es ferner begreiflich, dafs die Römer aberhaupt
nach euboischen Talenten rechneten, was höchst auffallend sein mttfste,
wenn des euboische Gewicht verschieden von dem attischen gewesen
p. 29 ff. 7 3 f.), womit die Darlegung bei Queipo 1 p. 490 ff. im wesentlichen über-
einstimmt. Die Hauptgründe waren schon Ton Hussey p. 28 — 30 geltend ge-
macht worden. Böckh weicht davon aUerdings weit ab. Da er das aginäische
Talent, welches nach ihm dem babylonischen gleich ist, mit Pollux gleich
10 000 attischen Drachmen setzt, so erklärt er das vorsolonische Talent för ver-
schieden von diesem und glaubt darin das euboische zu erkennen, welchem er
den von uns für das aginäische angesetzten Betrag zuschreibt. VergL MetroU
Unters. Abschnitt YIII und IX, besonders S. 108 f. Die wesentlichsten Einwände
dagegen s. bei Mommsen S. 27 Anm. 89 und 92 vergl. mit S. 44 (I p. 33 ff.).
1) Die Belegstellen sind für die Vertrage von 241: Polyb. 1, 62, 9, Appian«
Sic. 2; — 201: Polyb. 15, 18, 7, App. Lib. 54; — 190: Polyb. 21, 17 (14), 4,
Liv. 37, 45, 14, App. Syr. 38; — 189: Polyb. 21, 30 (22, 13), 2 u. 21, 32 (22, 15), 8,
Liv. 38,9, 9. Auch anderwärts rechnete man nach euboischen Talenten; soder
Stoiker Peseidonios (f 51 v. Chr.), der danach den Ertrag der spanischen Berg
werke bestimmte (Strab. 3 p. 147).
2) Polyb. 21,43(22, 24), 8. 12.
3) Polyb. 21,45(22, 26), 19.
4) 38, 38, 13: argenti probi duodecim milia Attica talenta.
5) Mommsen S. 25 (I p. 31 f.) gegen Böckh S. 106.
6) Polyb. 21, 32 (22, 15), 8: oorafcav Atttoloi ä^yv^iov firj xBiQovas *Ax^
Tiitov naqax^fML fiiv taXavta Evßo'ixa But%6cia u. s. w.
1 15, 5. EUBOISGHES TALENT. 205
wSre, dem einzigen , welches sie sonst neben dem ihrigen im Verkdir
mit Griechenland anzuerkennen pflegten.
Auch die Berechnung der persischen Tribute bei Herodot (§ 45, 6)
erbslt nun erst ihr richtiges Licht Fast alle Tribute wurden in baby-
lonischen Talenten Silbers gezahlt, nur die indischen in euboischen
Goldtalenten. Hätte nun Herodot die Gesamtsumme nach persischem
Gewichte geben wollen, so mufste er alles entweder in euboischen
Goldtalenten oder in babylonischen Silbertalenten ausdrücken; er thut
aber keines von beiden, sondern reduciert, da er die Summe für seine
griechischen Leser verständlich machen vrill, alles auf euboische
Silbertalente, d. h. auf attische Währung. So erscheinen auch bei
PoUux 1) in einer unverkennbar aus Herodot geschöpften Notiz anstatt
der 70 euboischen Minen, welche die handschriftliche Überlieferung
bei Herodot dem babylonischen Silbertalente zuschreibt, 70 attische
Minen; es kannte also entweder PoUux selbst oder der Gewährsmann,
dem er folgte, die Identität des euboischen und attischen Talentes. Auf-
fallend dagegen mufs es erscheinen , dafs Appian ^) das euboische Ta-
lent zu 7000 Alexanderdrachmen bestimmt. Da die Alexanderdrachme
die attische ist (§ 31, 3), so könnte man vermuten, er habe den An-
satz Herodots vor Augen gehabt, aber das euboische Talent mit dem
babylonischen verwechselt Doch liegt eine andere Erklärung näher.
Die Alexander- oder attische Drachme ist im Sinne Appians, der im
zweiten Jahrhundert n. Chr. lebte, der römische Denar von 3,41 Gr.
(§ 32, 1), dessen Siebentausendfaches nicht viel hinter dem vollen Be-
trage des attischen Talentes zurückbleibt.
Dies führt zugleich zu einer andern Bemerkung. Bei den Römern
galt infolge der Gleichstellung von Drachme und Denar das attische Ta-
lent im gewöhnlichen Sinne als Rechnungssumme von 6000 Denaren,
es entsprach also nicht mehr dem ursprUngUchen Betrage von 80 rö-
mischen Pfund, sondern stellte vor Nero ein Silbergewicht von 71^/7,
nach diesem von 61 V2 Pfund dar (§ 32, 1). Dagegen behielt'man ver-
mutlich aus dem älteren offiziellen Stile die Benennung euboisches Ta-
lent bei um das vollwichtige attische Talent zu bezeichnen 3), und setzte
1) 9, 86: rb BaßvXtoviov (raXavrov iBvvaxo 9^ax/uie jimxas) inra-
mex*ii<ts und darauf: ro BaßvXmvtov ißBouijxovra Utvas bIxb), wo aus dem
Zosammenhang uozweifelhafl hervorgeht, dafs aitische Miueu gemeint sind.
Über das von PoUux erwähnte babylonische Talent Tergl. unten § 45, 9.
2) Sic. 2. VergL auch Christ in den Sitznngsber. der Münchener Akad.
t862, I S. 86.
3) Hossey p. 31 Anm. /.
206 ATTISCHES MUNZWESEN. § s&, «.
es, wie aus Appian hervorgeht, zu 7000 Deuaren an. Eiue Spur von
dieser UnterscheiduDg zeigt sich auch bei Festus, der das attische Ta-
lent dem allgemeinen Gebrauche gemäfs zu 6 000 Denaren, das euboi-
sche aber abweichend davon bestimmt Freilich sind die Zahlen in der
letzteren Angabe so verderbt, daCs sich etwas weiteres aus derselben
für das euboische Talent nicht folgern Ufsti)
6. Es steht also fest, dab der Fub der persischen GoldmQnze
einerseits, welcher mit dem alteren babylonischen Goldgewichte iden-
tisch ist, und andererseits das von Solon in Athen eingeführte Hünzge-
wicht zusammentreffen in der sogenannten euboischen Währung.
Fragen wir nach dem Ursprung dieser Benennung, so tritt uns zu-
nächst die Oberlieferung entgegen, König Pheidon von Argos habe das
erste Gold in dem unbedeutenden argivischen Orte EubOa prägen
lassen. 2) Dies ist offenbar nur eine sagenhafte Umschreibung der That-
sache, dafs das aus Vorderasien stammende Goldgewicht bei den Grie-
chen das euboische hiefs. Richtiger war es wohl die Insel Euböa als
die Stätte zu betrachten, die der euboischen Währung den Namen gab
und von wo aus dieselbe sich weiter verbreitete. Freilich schien da-
mit der Befund der Münzen nicht zu stimmmen ; denn es herrschte die
Annahme, dafs die Gemeinden von EubOa nach äginäisdiem Pulse ge-
prägt haben. Nur vorübergehend, und zwar in der Zeit nach Solon,
sei unter athenischer Herrschaft Silber nach attischem Fufse gemtlnzt,
und erst viel später die attische Währung dort allgemein üblich gewor-
den.^) Wenn nun trotz der Zuteilung der euboischen Prägung zum
äginäischen Hünzgebiet anderweitige Gründe der Wahrscheinlichkeit
1) Festus p. 359: talentorani non anum genus. Atticum est sex müiam
deoariuiD. Rhodium et cistophonini quatnor milium et quingeDtorum denarium.
Der Denar yerhielt sich also zur CistophoreDdrachme wie 4 : 3 (^ 50, 10). Die
Nachricht über das euboische Talent ist nur im Auszüge p. 78 erhalten: Euboi-
cum talentum numo Graeco Septem milium et quingeutonim cistophorum est,
nostro quatuor milium denariorum. Diese beiden Ansätze stimmen weder unter
sich noch mit dem ersten überein, denn 7500 Gistophorendrachmen mfifsten
nach der ersten Gleichung 5625 Denaren entsprechen, während Paulus nur 4000
hat. Aber auch die Sunune der cUtophori kann nicht richtig sein, da das
euboische Talent doch mindestens dem attischen gleich gesetzt werden mufete,
6000 Denare aber gleich 8000 Gistophorendrachmen sind. Die Erörterung der
yerschiedenen vorgeschlagenen Verbesserungs versuche (vergl. { 50, 10 Aom.) ge-
hört nicht hierher; für die Bestimmung des euboischen Talentes läfst sich auf
keinen Fall etwas sicheres aus der Stelle folgern.
2) Etymol. M. unter EvßotMov voiucfia. Dafs diese Nachricht erdichtet ist,
weisen Böckh S. 104 und Lenormant 1 p. 126 nach. Das Weitere über Pheidon
s. unten { 46, 19.
3) Vergl. Mommsen S. 62 f. 91 Anm. 32 (Traduct Blacas 1 p. 83 ff. 124).
§ 25, «. 7. EUBOISGHER MONZFUSS. 207
daftlr sprachen, dafs die Griechen des FesUandes das besondere, von
jener Prägung abweichende enboische Gewicht zuerst durch Vermitte-
hing der Handelsstädte Chalkis und Eretria kennen gelernt und dem-
gemäfs benannt habend), so wurde diese Vermutung zur Gewifsheit,
als die Reihen alter Silberrottnzen von Karystos, Chalkis und Eretria
bekannt wurden, welche sämtlich dem euboischen Fufse folgen.^)
Dafs den Griechen selbst die Benennung euboisch undeutlich war,
dafür liegt ein Fingerzeig in der zu Anfang dieses Abschnittes erwähn-
ten Sage ttber die älteste Prägung Athens. Man wufste, dafs das attische
Talent aus dem euboischen enstanden sei , brachte damit in Verbin-
dung, dafs das Gepräge der euboischen Münzen der Stier war^), und
Termatete nun in betreff der ältesten Münzen Athens , über die man
genauer nicht unterrichtet war, dafs dieselben das euboische Gepräge,
nämlich den Stier, gehabt haben müfsten, wozu noch das beitrug, dafs
bekanntlich die Rinder ursprünglich anstatt des Geldes zur Wertbe-
stimmung gedient hatten (§ 22, 1).
7. In dem Systeme wurde bei der Einitlhrung der euboischen
Währung im wesentlichen nichts geändert. Die Einteilung des neuen
Talentes und die Benennung der Teile blieb dieselbe. Die grofse Ein-
heit war nach wie vor das Talent, die kleine die Drachme. Nur in den
durch Münzen dargestellten Nominalen trat eine wichtige Änderung
ein , indem ab grOfstes Silberstück ein Tetradrachmon an die Stelle
des äginäischen Didrachmon kam (§ 27, 1). Die öffentlichen Rech-
nungen des athenischen Staates wurden in Talenten, Drachmen, Obolen
und halben Obolen geführt, die Mine erscheint hier nicht 4) Für ge-
wöhnlich rechnete man in runden Beträgen nach Drachmen, nicht sel-
ten auch nach Minen, noch über das Talent hinaus, man sagte also
1) Vergl. Böckh S. 104, Mommsen S. 26. 63 a p. 33. 84 f.).
2) Imhoof-Blomer in den Monatsberichten der Berliner Akad. 1881 S. 656 ff.
Vergl. unten $ 48, 2.
3) Imhoof-Blumer a. a. 0. S. 661 ff. weist als enboische Münztypen nach:
für Karystos Stierkonf, Stier, säugende Kuh, für Eretria Stier und Stierkopf.
4) Die Belege finden sich in den von Böckh Staatshaush. Bd. II und in
xastminenffestellten Inschriften, besonders Bd. II Nr. I (G. I. 147), 11 (Rangab^
Nr. 119), Vn (C. I. 158), VIII (C. I. 157). In den Tributlisten, die unter Nr. XX
zusammengestellt sind, erscheinen in den Quoten, welche '/tso des vollen Be-
trages darstellen <Bdckh S. 620), Drachmen und Obolen, die vollen Beträge
(S. 547 ff.) sind angesetzt nach Talenten und Tausenden von Drachmen, einige
kleinere auch nach Hunderten. Von den Urkunden über das Seewesen geben
besonders Nr. X und XIV mehrfache Beispiele. Wichtige und reichhaltige Er-
giozungen des von Bdckh zusammengestellten Materials bietet das Corpus in-
Script. Atticaruro ; vergl. besonders vol. I p. 226 ff. die Übersicht über die Tribute.
208 ATTISCHES MÜNZWESEN. $ 16. l.
z. B. 10000 Drachmen anstatt 1 Talent 4000 Drachmen, i) Die Be-
nennung Drachme blieb häufig ganz weg. 2)
§ 26. Feststellung des ßformalgeurichtes der attischen Mün%e.
1. Über den Gewichtsbetrag des attischen Talentes haben wir
eine Nachricht aus dem Altertum selbst, der an Zuverlässigkeit wenige
andere im Gebiet der Metrologie gleichkommen. In dem schon er-
wähnten Vertrage der Römer mit dem König Antiochos wurde die
Höhe der noch zu zahlenden Kriegsentschädigung auf 12000 Talente
aQyvQiov^ATTVKOv olqIotov festgesetzt und noch besonders bestimmt:
firi ^iXoTTOv d' iXxiro) t6 TccXavrov XiTQwv^PcjfialTiciiv oydoT^xovra.^)
Der Betrag des römischen Pfundes ist oben (§ 21) bis zu einer kleinen
Fehlergrenze genau festgestellt worden ; also lassen sich auch die im
Vertrage genannten Talente altischen Silbers mit Sicherheit bestinunen.
Dafs es attische Talente sind, wie sie Livius geradezu nennt, ist
bereits (§ 25, 5) nachgewiesen worden. Weiter ist ersichtlich, dafs
die von den Römern festgesetzte Bestimmung des attischen Talentes
auf keinen Fall eine zu niedrige war, denn sie hätten sich dann selbst
benachteiligt; aber sie darf auch nicht als eine absichtlich in die Höhe
getriebene angesehen werden , weil nicht der entfernteste Grund zu
einer solchen Ungerechtigkeit vorlag, indem es ja freistand die Zahlung
einfach in römischen Pfunden zu verlangen.^) Wir haben vielmehr in
dem Ansätze zu 80 Pfund das genaue und gesetzliche Verhältnis zwischen
1) Dem. 19,39: fw^^as d^xf*^ neben r^la und iTtraxatdexa ralarroj
Lys. 19, 42 : oydorptovra fivas neben nivrs raXavrmv, wo man sieht, dafs alle-
mal diejenige Benennung gewählt ist, in welcher der Geldbetrag am kürzesten
sich ausdrücken liefe. So werden Ton den Athenern nach der Seeschlacht bei
Salamis 10000 Drachmen auf die Gefangennahme der Artemisia ausgesetzt (Herod.
8, 93), eine dekadisch abgerundete Summe, die jedoch zu dem äginäischen Talent
(vergl. Stein zu d. Stelle) schwerlich irgend welche Beziehung hat Um eine
Stufe weiter geht diese dekadische Zählung der Drachmen in der Ton den Lake-
dämoniern angesetzten Geldbufse bei Thukyd. 5, 63 : SsMa fivqiaai Bqapu^,
£inige andere Beispiele giebt Gronov de sest. p. 226. 229. Mvas hcaxov hat
Ephippos bei Athen. 4, 146 G.
2) Aristoph. Equ. 829: alXa as nXi7tTov&* ai^riam 'yw rqe'U fiv{f$a9as.
Häufig so bei Rednern 8$ax6atai, xüuat. u. s. w., z. B. Demosth. 22, 21. 24, 3.
36, 15, und in Inschriften, wie G. L Gr. II Nr. 2855. 2859 'Aisias^^aiaL, Af*Jl^
iTMu, 'PoSicu. Ebenso auch bei Späteren, wie Act. Ap. 19, 19: a^yv^icv /nt^taSas
nivxe^ loseph. Arch. 12, 3, 3 p. 80 Bekk. Vergl. auch Gebet im ASviOQ 'Eofitfi I,
Leiden 1866, S. 185 f.
3) Polyb. 21, 45 (22, 26), 19. Uv. 38, 38, 13. Auch Valerius bei Liy. 33, 30, 8
vergl. mit Polyb. 18, 44 (27), 7 setzt das attische Talent gleich 80 römischen
Pfund. Nissen Kritische Untersuch., Berlin 1863, S. 108.
4) Böckh S. 123.
{t^l NORM DBS BIONZGEWIGHTES. 209
dem attischen Talente und dem römiseben Pfunde , ähnlich wie dag
Waseergewicht der Amphora gerade auf 80 Pfund oder ein Tdent an-
)^tzt war (§ 17, 1). Demnach erhalten wir fOr das attische Talent
den Betrag von 80 • 327,45 = 26106 Gr., für die Drachme 4,366 Gr.
Nach demselben Ansätze ist die Mine =» 1 Vs römische Pfund b=; 16 Un-
zen, und so wird sie von Galen und den Metrologen der Kaiserzeit
bestinunt^)
2. Diese Ansätze werden durch den Befund der Münzen voll-
konunen bestätigt Die ältesten Tetradrachmen mit dem Pallaskopf,
welche dem sechsten Jahrhundert angehören, erreichen ein Effektivge-
wicht von 17,47 Gr., stellen also eine Drachme von 4,367 Gr., d. i. den
eben gefundenen Betrag des attischen Gewichtes mit einer nur un-
merklichen Abweichung dar. 2) Dagegen kann nicht in Betracht kom-
men, dais nicht lange darauf, wahrscheinlich noch vor den Perser-
kriegen , diese sorghjtigere Prägung wieder einen kleinen Abbruch
eriiu, der auf höchstens 0,05 Gr. für die Drachme anzusetzen ist,
sodafs nun das Tetradrachmon auf etwa 17,27, der Goldstater auf
8,62 Gr. auskam (§ 27, 4). Dies ist auch der Fufs, nach welchem
durchschnittlich Philipp von Makedonien in Gold, sein Sohn Alexander
in Gold und Silber münzten (§ 31, 2. 3). Aber unter den sicilischen
Münzen , die ebenfalk dem attischen Fufse folgen , finden sich zahl-
reiche Stücke, die das volle Münzgewicht darstellen, ja zum Teil noch
tibersteigen. 9) Endlich bestätigen auch die Wahrscheinlichkeitsgründe,
1) Die BdegsteUen nnd nachgewiesen im bidex zu den Metrologid script
■ater piva 3 und «ma. Yergl. auch ebenda I p. 89 f. II p. 36 £ Ober die Unter-
Mheidung dieser Solonischen Mine von der jüngeren attischen nnd anderen Minen
^«Kl § 54, 1. 57, 4.
2) Prokesch-Osten Über die Münzen Athens, in den Abhandl. der BerL Alcad.
1^ S. 6, fand als Gewicht der ältesten gut erhaltenen Tetradrachmen mit dem
Pillaskopf 329 Par. Gran » 17^7 Gr. Ein Tetradrachmon ans derselben Zeit
«a Mos. Brit p. 125 (abgebüdet Tab. 6, 10), welches 17,67 Gr. (» 272,7) wiegt,
ist etwas übermünzt
3) Dekadrachmen yon Sjrakus wiegen 44,43 Gr. (— 685,6 Gatalogue
ff the Greek coins in the British Mns., Sicily, p. 153 Nr. 63), 44,06 (» 680
I^^ p. 71), 43,45 (— 670 V« Northwick p. 34), 43,38 (— 669,5 Bunter p. 289),
43,34 f» 668,9 Leake p. 72), 43,29 (— 815 Mionnet p. 36 — 668 NorUiw. p. 34),
^orans sich ein Durchschnittsgewicht Ton 4,366 Gr. für die Drachme ergiebt
^Mge Maximalgewichte yon sicilischen Tetradrachmen sind: Agrigent 17,60
(Friediaender u. t. SaUet Königl. Münzkab., BerUn 1877, Nr. 554), 17,57 (»-r 271,2
^tal of the Greek coins, Sicily, p. 10 Nr. 57), 17,47 (— 269,6 ebenda Nr. 59),
Wi 17^8 (— 276 Leake p. 57), 17,53 (— 270,5 Leake p. 57), Himera 17,46
\"i269ViNorthw. p. 29), Leontini 18,11 (-» 279,5 Gatal. of the Greek coins,
Sjcöy, p. S6 Nr. 6), 17,63 (— 272 Northw. p. 29), 17,53 (— 270,5 Pembroke p. 95),
17,48 {mm 269,8 Leake p. 61), 17,47 (— 329 Mionnet p. 32), Messana 17,66
HvUseli, Vetroloffie. 14
»
>9
99
210 ATTISCHES MtNZWESEM. § M, %
welche die vergleichende Metrologie zu bieten vermag', den vollen fttr
das Solonische Gewicht angesetzten Betrag, i) Wir tragen demnach kein
Bedenken das Normalgewicht der attischen Drachme auf 4,366 Gr.^)
und danach das Talent auf 26,196 Kilogr., die Mine auf 436,6 Gr. an-
zusetzen. Hieraus ergiebt sich das Gewicht der verschiedenen attischen
Gold- und Silbermünzen wie folgt:
d&iadqaxiiov 43,66 Gr.
TeTQccdQaxfiov 17,464
öldqaxfiov^ Xqvaeiog atccrrJQ . . . 8,732
dfoxm 4,366
Ttsvrcißolov 3,64
T€TQwß0k0V 2,91
TqiiißoXov 2,18
duißokov 1,45
TQirjiAiwßoXcov 1,09
oßolog 0,73
rQiTrjfÄOQiov 0,55 „
rjfiuoßoXiov . 0,36 „
rerafTrjfiOQiov 0,18 „
Achtelobolos (in Gold) 0,09 „
(— 332 Vs Mionnet p. 32), 17,55 (Pinder S. 24), 17,48 (« 269,7 Gatal. of the Greek
coins, Sicily, p. 100 Nr. 1 1), Panormus 17,46 (» 269Vt Mas. Br. p. 72), Syrakos
17,53 (— 270V« Northw. p. 35), 17,51 (— 270 V4 Northw. p. 35). Ferner Di-
drachmen im Normalgewicht yon 8,73 Gr.: Agrigent 8,96 (» 138,3 Leake
p. 49 — 138,4 Catal., Sicily, p. 6 Nr. 14), 8,84 (— 166*/« Mionnet p. 28), 8J5
(» 135 Mns. Brit p. 58), 8,74 (— 164*/i Mionnet p. 28), Leonüni 8,73 (— 134,7
Leake p. 61), Svrakus 8,81 (-» 135,9 Pembroke p. 110). Dafe die höehsten Stöcke
äbermünzt sind , worauf auch Bnrgon GataL Pembr. p. 110 aufmerksam macht,
mag gern zugegeben werden; es sollte nur nachgewiesen werden, dafs sich
das attische Normalgewicht zu seinem vollen Betrage auch in den Mömen
Siciliens findet
1) Vergl. unten § 42, 16. 46, 12. 18.
2) Auf denselben Betrag bestimmen die attische Drachme Letronne Gonsid^.
p. 93 (— 82 Vt Par. Gran) und Böckh MetroL Unters. S. 124, SUatshaush. 1< S. 21
(— 82,2). Leake Numism. Hell. Europ. Gr. p. 21 giebt den Ansatz um ein merk-
liches höher auf 4,374 Gr. (— 67,5). Hussey , der die schwersten MOnzen des
attischen Fufses noch nicht kannte, berechnet ans den ihm yorliegenden mau-
malen MOnzgewichten eine Drachme Ton 4,31 Gr. (— 66,5 p. 18). Zu niedrig
sind die AnsiUe Ton Beul^ p. 11 f., der den Mittelwert von 17,20 Gr. fSr das
Tetradrachmon oder 4,30 Gr. für die Drachme nimmt, sowie von Qü^po I
p. 460 und 606, der durch eine unkritische Durchschnittsrechnung auf 4,25 Gr.
Ür die Drachme kommt Dnter den älteren Bestimmungen, welche Hossey
p. 19 f. zusammenstellt, kommen der obigen am nächsten die von Greaves Dis-
course of the Roman foot p. 269 und Bernard de mens. p. 105, welche 4,34 Gr.
(«. 67 engl. Gran) fanden, und die von Barth^lemy Voyage VH p. LIV, welcher
4,355 Gr. (-> 82 Par. Gran) berechnete.
F.
f 27, 1. Dl£ SILBERPRÄGUNG. 211
§ 27. JHe attische Silberprägung,
1. Es ist bereits bemerkt worden, dafs, als an die Stelle der schweren
äginäischen Drachme die leichtere euboische trat, das System der alten
Währung nicht geändert wurde. Die Drachme zerfiel nach wie vor in
Hälften oder Tri ob ölen, Sechstel oder Ob ölen und Zwölftel oder
Hemiobolien.i) Doch prägte man aufserdem noch andere TeilmUn-
zen, Dritteldrachmen oder Diobolen^), Vierteldrachmen oder Tri-
hemiobolien und dazu als Hälften Tritemorien = ^/i Obolos.^)
Ja noch weiter bis zum Viertel des Obolos, dem Tetarteraorion^),
giDg die Silberprägung hinab. Seltenere Nominale waren die Zwei-
dritteldrachme oder dasTetrobolon und das ganz vereinzelte P e n t -
obolon.^) Nicht weniger mannigfaltig sind die Nominale der Gold-
prägung, von denen weiter unten gesprochen werden wird. Die
Hauptabweichung von dem System der früheren Währung bestand in
der Einführung eines neuen Silbergrofsstückes anstatt des äginäischen
Staters. DasDidrachmon von 8,7 Gr. war zu klein um passend als
1) Das rquoßoXov and der oßolos werden von attischen Schriftstellern so
J. 409 stammt (vergl. Büttner -Wobst in Fleckeisens Jahrb. 1881 S. 239). Das
ftfumßohop erscheint bei Xen. Anab. 1, 5, 6, Aristoph. Ran. 554 und in der Neben-
form fj/umßihav bei Aristot. Rhet 1, 14. VergL Poll. 9, 62. 64. Dafs noch in
weit späterer Zeit der Obolos als kleine Münze schlechthin galt, beweist Liba-
Dios gegen Tisam. vol. 11 p. 246, 19 ed. Reisk. : fUxQi 9^ax^rje xal oßolov xai
Tc^ ov%c9 iuix(f€av ax^ißoXoyavfievos,
2) Das ^«01/^0 W^ erwähnen Aristoph. bei Poll. 9. 63^ Alexis bei Athen. 3,
117 D, Pollux 9, 63: ^ Si xal XQiwßoMv aal di(6ßoMv aXBri vofita/itarofv lAlr^
3) TmrifiitoßoUov Aristoph. bei Poll. 9, 63. Tg^rtj/w^&ov Deinarchos bei
Phot. unt. d. W. : Sri 3i r^iTTjfWQiop ictw If x^^^ <PiiJifA(ov Sidaaxst; Poll.
9, 65: o fUt^oi oßoXbi oxrto xo-^eHi sixsv, — ol di iS ix*^^^^ T^injfwotoy
{(Dvoua^ero) , ari rä r^ia fiiQt} iarl rat oßolov^ wofür zwei Beweisstellen
ans Pbilemon citiert werden, der überdies die Form TQvttifioi^v gebraucht.
]Qne andere Nebenform war nach Poll. r^ira^rjfAo^ioy,
4) Poll. a. a. 0.: oi fiiv 3vo ;Ka^(oI rsza^ij/wpiop xal xara anoxonriv
Tei^Trj^(f$ov (üvoua^o, ort rjv rov oßolov Tsra^ov, Als die kleinste Münze
nennt es Aristot Pol. 7, 1 ; als Übersetzung des römischen qtiadram gebraucht
es Plnt Publ. 23 vergl. mit Uv. 2, 16, 7. 3, 18, U. Die griechischen Lexiko-
graphen bezeugen sowohl die Form za%a^rjfi6^iov als die verkürzte Ta^rj'
^^uyy (vergl. Metrol. Script. U p. 219 f.).
5) bas ytBvraßolov bei Arist. Equ. 798 ist sicher als Münze, nicht als
bloüser Zahlen wert («» nevre 6ßoXo{), aufzufassen. Dafs es wirklich ausgeprägt
worden ist , wird unten § 27, 5 a. E.^ nachgewiesen werden. Als Zahlenbetrag
Ton 5 Obolen erscheint das nevnoßoXov in der Inschrift G. I. Attic. toI. 1
Nr. 324 a, 45 (p. 170. 173) vom J. 408 u. ö. (Büttner- Wobst a. a. 0. S. 240).
14*
212 ATTISCHES MÜNZWESEN. § 27, i.
allgemeine CourantmüDze zu dieneD, man prägte es deshalb nur sehr
selten. An seine Stelle trat, indem man den Betrag verdoppelte, das
attische Tetradrachmon, die Hauptmttnze des Staates. i) Die Be-
nennung CTon^Q, die ursprünglich nur dem Didrachmon zukommt und
in Athen vorzüglich an der Goldmünze haftete, ist erst von späteren
Schriftstellern dem Tetradrachmon beigelegt worden. 2) Das Tridrach-
mon, welches auch dem äginäischen System fremdartig war, ist in
Athen, wenn nicht alles trügt, niemals ausgeprägt worden. 3) Die gröfste
attische Silbermünze, die in mehreren schönen Exemplaren erhalten
ist, war das Dekadrachmon (§ 27, 5).
2. Die Silbermünzen , welche durch die Aufschrift AOE sich als
athenische zu erkennen geben, haben so gut wie ohne Ausnahme den
Pallaskopf auf der vordem, die Eule auf der Rückseite. 4} Die ältesten
erhaltenen Stücke zeigen in Form und Stempel eine noch so wenig
ausgebildete Technik , dafs man glaubte sie bis in das Zeitalter Solons
hinaufrUcken zu dürfen. Wenn nun auch diese Annahme nicht als
stichhaltig sich erwiesen hat, so ist es doch immerhin das Ende des
sechsten Jahrhunderts, welchem die ältesten uns erhaltenen Münzen
angehören.^)
In die gleiche Epoche und weiter in die Zeit des fünften Jahrhun-
derts gehören verschiedene Reihen von Münzen ohne Aufschrift, welche
Tetradrachmen, Didrachmen, Drachmen, Obolen und noch kleinere
Stücke des euboischen oder attischen Fufses darstellen und als Typen
1) Über das seltene Yorkommen des Didrachmons s. unten § 27. 5 , über
das attische Tetradrachmon die S. 200 Anm. 1 angefahrte Stelle des Philochoros.
2) Der anonyme Alexandriner in den Metrol. Script I p. 301, 16 bestimmt
die attische Mine zu 25 Stateren, gebraacht also craxriQ fär rer^^xf^^*^*
Hesychios erklärt die ylavx^e yiavQianixai des Aristophanes als d^^^oirTa-
%riQ9Qt nachdem er vorher genauer yAovf als v6fuirfUL Adi^ci TaT^aS^a-
Xfiov bezeichnet hat. So erklären auch Photios und Suidas den orar^ als
xexQaS^axMov vofuüfiu (die handschriftliche Lesart rer^ytorov berichtigt von
Letronne Gonsid. p. 90, Böckh Staatsh. P S. 17 Anm. d),
3) Hussey p. 4S, Böckh S. 124. Eine Münze mit attischem Gepräge, 12,51 Gr.
(«s 193 engL Gran) schwer, welche ein Tridrachmon sein möfste, ist unecht.
Leake Numism. Hell. Eur. Gr. p. 24.
4) Den Pallaskopf bezeichnet als Gepräge der attischen Münzen Poll. 9, 75 ;
über die Eule s. oben S. 200 Anm. 1. Daher erklären sich folgende meist scherz-
hafte Benennungen der attischen Münzen : IlaXXddts beim Komiker Eubulos bei
PolL 9, 76 , 9«6^ai bei Hypereides und Euripides (Poll. a. a. 0.) , ylavHt^ Aav^
öiantxcU bei Aristoph. Av. 1106, yXavxts bei Plut Lysand. 16. Eine seltene
uattung älterer athenischer Münzen zeifft zwei vereinigte Pallasköpfe auf der
VordeN, einen auf der Rückseite. BtnU p. 52, Leake p. 25.
5) Beul6 Monnaies d' Äthanes p. 29. 33, Mommsen S. 69 f. (Traduct Blacas I
94), Imhoof-Blumer in d. Monatsber. der Beri. Akad. 1881 S. 656f., A. Rirch>
lolf Studien zur Gesch. des griech. Alphabets, 3. Aufl., S. 81.
l
fr, 3. PROVINZIALMÜNZEN. • 213
auf der Vorderseite das Rad, die Triquetra, den Wttrfe], die Eule in
einem Ring, das Hinterteil oder Vorderteil eines Pferdes, den Stierkopf,
die Amphora, dasGorgobaupt oder verschiedene andere Wappen zeigen,
wahrend die Rückseite, dem Alter der Prägung entsprechend, ein ver-
tieftes Viereck oder Einschläge von ähnlicher Form, und nur ausnahms-
weise ein Tierbild zeigt i) Bei weitem die meisten von diesen Münzen
sind auf dem Boden Attikas gefunden worden, und da auch ihre Wäh-
rung von der attischen nicht verschieden war, so lag es nahe auch ihren
Ursprung nach Athen zu verlegen. 2) Doch sprechen andere Wahr-
scheinlicbkeitsgründe dafür, dafs die Prägstätten viehnebr aufserhalb
Athens in Gegenden, welche den Athenern tributpflichtig waren, be-
sonders auf Euböa, zu suchen sind.^) Es würde also, wenn diese Ver-
mutung sich bestätigt, anzunehmen sein, dafs die Athener auf derselben
Insel, von welcher sie einst ihr Hünzgewicht entlehnt hatten , die alt-
hergebrachte Prägung unter ihrer Oberhoheit fortbestehen lieben.
3. Die Münzen des athenischen Staates scheiden sich der Zeit nach
deutlich in zwei groise Klassen , deren jede wieder ihre Unterabtei-
lungen hat.
Die charakteristischen Merkmale der ersten Klasse sind der
einfache Stil sowie die Abwesenheit von überflüssigen Zieraten bei den
Bildern der Vorder- und Rückseite, dem Pallashaupte und der Eule.
Die Rückseite zeigt ein eingeschlagenes Quadrat, welches erst gegen
das Ende der Periode allmSdüidi wegbleibt; neben der Eule sind die
einzigen Symbole der Oliveozweig und teilweise die Mondsichel, die
einzige Ao&chnft ist AOE in mehr oder weniger altertümUcher Form,
oft auch noch rüdiläufig geschrieben.^) Die ältesten Tetradrachmen
1) Imheof-Blumer a. a. 0. S. 656 f. 670 ff. führt im ganzen 15 verschiedene
Reihen auf. Unter diesen enthält allein die Klasse mit dem Gorgohaupt Tetra-
d^cbmen, wie auch hier allein auf der Rfickseite anfser dem eingeschlagenen
Viereck auch Tierbiider voriiommen. Das Maximalgewicht des Tetradrachmons
ist 17,40, das des weit häufigeren Didrachmons 8,71 Gr. Alle übrigen Reihen
beginnen mit dem Didrachmon (im Maximalgewichte von 8,66 Gr.), oder sind
nor durch Obolos oder halben Obolos oder gar nur durch das Viertd des Obolos
Tertreten.
2) Vergl. Beul^ Monnaies d' Äthanes p. 15 ff., Momnsen S. 52 ff. 856 (Traduct.
Blmcas I p. 69 C), S. Comnos in der Revue numism. 1865 p. 160, Percy Gardner
im Namism. chron. 1873 p. 177, A. y. Sallet in der Berliner ZeiUchr. für Numism.
1876 S. 408 f.
3) E. Gnrtius Studien zur Geschichte von Korinth im Hermes X S. 225 f.,
Imboof-Blomer a. a. 0. S. 656 f.
4) Friedlaender und v. Sallet das Königl. Mfinzkabinet, Berlin 1877, S. 60,
hihoof-Blomera. a. 0. S. 656, Kirchhoff Studien zur Geschichte des griech«
Alphabets, 3. Aufl., S. 81.
214 • ATTISCHES MÜNZWESEN. § 27, s.
dieser Klasse sind klein von Umfang i), dafür aber dick und klumpig.
Der Pallaskopf ist verhftltnismäfsig hoch gehoben , die Nase spitz und
lang, das Auge grofs und nach der Nase zu gerundet, die Haare liegen
in sechs straffen Locken über der Stirn und an der Wange. Der Helm
ist ohne jede Verzierung , hat breite Ohrlaschen und zeigt vom Kamm
nur den Ansatz. Die Eule auf der Rückseite ist plump, das eingeschla-
gene Quadrat fast flach, der Ölzweig im Felde lang, die Schrift AOE
oder rückläufig 30A bei manchen Stücken kaum sichtbar. Auch ist
der Stempel selten rein und zeigt Unebenheiten. 3) Daran reiht sich eine
zweite Abteilung, in welcher ein stufenweises Loslassen vom Si-
teren Stile und der Obergang zu einem feineren und schöneren, sowie
ein grofser Fortschritt in der Prägekunst sichtlich ist Der Helm der
Pallas ist mit drei stehenden Olivenblättem und einem gewundenen
Zweige geschmückt Bei den älteren Stücken läuft das Auge noch ge-
schlitzt zu, aber es wird nach und nach schöner und wahrer gezeichnet,
die Nase verliert die zu scharfe Spitze und sitzt gerader an der Stirne,
die Wangen werden gerundeter und voller. Die Haare sind bei allen
Tetradrachmen dieser Klasse in zwei Flechten über die Stirne ge-
schwungen. Der Helm hat vorne eine diademartige Stülpe; der Kamm
■wird mehr oder weniger sichtbar, die Ohrlappen werden kleiner und
fallen wohl auch ganz weg. Der Hals ist bei den meisten mit einer
Perlenschnur geschmückt Das Viereck der Rückseite , erst tiefer und
sicherer als bei der früheren Klasse, verliert sich nach und nach fast
ganz. Die Eule ist gröfser gehalten und steht manchmal auf einem
keulenartigen, knotigen Aste, der nicht selten gespalten ist Die Blätter
des Zweiges sind breiter, manchmal gerippt und vor denselben ist stets
eine Mondsichel zu sehen. Die Schrift ist stehender, der Umfang der
Münze merklich gröfser.') Hieran schliefst sich als dritte Abtei*
1) Sie haben nach der Mionnetschen Skala reichlich vierte bis fünfte Gröfae,
oder mit heutigen Mfinzen verglichen, den Dnrchmesser eines Zehnmarkstückes.
Doch finden sich aach Stücke sechster Gröfse, die der Beschreibnng nach dieser
ersteren Abteilang zugeteilt werden müssen.
2) Diese Beschreibung giebt Prokesch- Osten Über die Münzen Athens,
Abhandl. der Berl. Akad. 1848 S. 6, etwas weniger ausführlich Leake Europ. Gr.
p. 22 f. Abbildungen bei Prokesch Inedita in den Denkschr. der Wiener Aktdem.
1854 Taf. ü Fig. 03, Mus. Brit. Tab. VI, 10, Beule p. 35, Friedlaender u. t. Sallet
a. a. 0. Taf. 1 Nr. 54. Vergl. auch 0. Jahn De antlquissimis Minenrae simulacris,
Bonn 1866, p. 18 und tab. ü, 4.
3) Die Beschreibung nach Prokesch S. 6 f., womit die des Dekadrachmons
bei Leake p. 23 bis auf wenige Einzelheiten übereinstimmt Abbildungen Mas.
Hunter Tab. 8 n. 7, Mionnet d1. LIV, 1, Prokesch Ined. Taf. 11 Fig. 66—68, Beul«
p. 37 , Friedlaender und t. Sallet S. 61 und Taf. 1 Nr. 60. Die Grö(se ist 5—7,
127,3. DIE SILBERPRAGÜNG. 215
long noch eine besondere Reihe von Tetradrachmen, die die volle Ent-
wickelung des archaischen Stils mit überlegenen Mitteln der Kunst
xeigen 0 ^ der Zeit nach aber nicht hinter denen der vorhergehenden
Abteilung stehen , sondern in dieselbe als eingeschoben zu betrachten
«nd, sodals die weniger kunstvolle Prägung diejenige von der höchsten
kOnstlerischen Vollendung wieder überdauerte. 3)
Deutlich unterscheiden sich davon die Münzen der zweiten
Klasse. Sie sind breiter und dünner ausgeschlagen, also trotz des
verminderten Gevnchts bedeutend gröfser im Umfang, s) Der Helm, mit
Akrostolion und geflügeltem Greif, über der Stülpe aber mit Zähnen
geschmückt, trägt einen hohen, gedoppelten und gefiederten Kamm, die
Haare sind kaum sichtbar und glatt über der Stirn und hängen längs der
Wange in einer Locke; das Ohr hat ein Gehänge, der Hals manchmal
eine Perlenschnur. Das Bild ist mit einem Perlenreif umschlossen. Die
Rückseite zeigt die Eule auf einer liegenden Diota stehend. Unterhalb
der zu beiden Seiten des Eulenkopfes befindlichen Legende A0E er-
scheinen Monogramme oder Magistratsnamen und verschiedene Sym-
bole und Prägezeichen. Alles ist von einem Olivenkranz eingeschlossen,
der an die Stelle des eingeschlagenen Quadrats getreten ist 4) Das E
also zwischen dem Umfang eines goldenen Zehnmark- und eines silbernen Ein-
markstückes.
1) Prokescb S. 7: *Der Kopf, im ganzen kleiner gehalten, läfst Raum für
das flache, besser geebnete und besser gerfindete Feld. Der Helm ist ohne
Zierat mit hohem glatten Kamm und Vorderstulpe. Das Ohr ist frei. Die
Baare liegen in nenn langen Locken, sorgsam geordnet auf der Stirn und an
der Wange. Das Auge, obwohl geschlitzt, ist richtig im Mafs und die Nase
klein und edel. Den Hals schmückt die Perlenschnur. Das Viereck der Rück-
seite ist scharf und tief, auch bedeutend kleiner, die Eule gedrungener, ohne
Unterlage, und sowie Ölzweig und Schrift kleiner. Die Mondsichel ist weg-
gelassen. Gröfse 6.' Ähnlich Benl^ p. 39. Abbildungen bei Prokescb Fig. 74,
Bcnü^ p. 39.
2) Prokescb S. 15. Benl6 klassificiert die Münzen, welche auf die der
dritten Abteilung folgen, als vierte Abteilung.
3) Die Gröise gebt von 7—9, also bis zum Umfang eines Zweimarkstückes
und etwas darüber. Über das Gewicht s. unten S. 217 Anm. 1.
4) Die Beschreibung gleichfalls nach Prokescb S. 7 f. Ahnlich Beul6 p. 81 f.
Abbildungen im Mus. Hunter Tab. 8. 9. 10, bei Mionnet pl. LXXII, 8, Beul^ p. 83.
Die Symbole der Rückseite aufser der Diota sind von der gröfeten Mannig-
faltigkeit; ihre Bedeutung hat sich noch nicht mit Sicherheit bestimmen lassen.
YeigLBeul^p. 117 ff. Aufser den Namen der Magistrate finden sich häufig ent-
weder auf oder unter der Diota oder an beiden Steilen zugleich Buchstaben,
imd zwar auf der Diota nur einer, unter derselben zwei. Die Buchstaben auf
der Diota gehen von A bis M; dies sind Zahlzeichen von 1 bis 12. Aus jeder
der zwölf Pbylen, wdche eine kurze Zeit nach dem J. 307, und dann wieder
seit dem J. 200 bestanden (von 265 — 200 gab es bekanntlich elf Phylen), wurde
Yermntliefa ein die Kontrolle führender Magistrat ernannt und durch die Nummer
216 ATTISCHES MONZWBSEN. | it, 4.
statt H in dem Namen der Stadt ist nach der attertümlichen Sdureib-
weise beibehalten, während in den Magntratsnamen nach der seit 403
V. Chr. gesetzlich eingeführten Orthographie regehnllfing H sich findet.
Nach der Art der aufserdem noch hinzutretenden Aufschrift sind un-
verkennbar zwei Unterabteilungen zu unterscheiden, die der Zeit nach
eine auf die andere gefolgt sein mfltesen. Anfongs erscheinen die Namen
der Magistrate nur in Monogrammen, später in drei, vier und mehr
Anfangsbuchstaben oder auch YollstHndig ausgeschrieben. >)
4. Den Unterschieden in der äufseren Form, wie wir sie soeben
bei den athenischen Münzen in absteigender Zeitfolge verfolgt haben,
entsprechen merkliche Differenzen im Gewicht. Die gut erhaltenen
Tetnidradimen , welche der ersten Abteilung der ersten Klasse ange-
hören, wiegen 17,47 Gr. und darüber 2), erreichen also vollkommen
das Normalgewicht (§ 26, 2). In der zweiten Abteilung sinkt das Ge-
vncht ein wenig bis auf 17,32 Gr. und darunter, doch darf das Zurück-
bleiben hinter dem Normalgewicht nicht höher als auf 0,20 Gr., das
Tetradrachmon also nicht niedriger als 17,27 Gr. angesetzt werden.')
mmtt Phyle angedeutet Benl^ p. tU f. 129 ff. Lenormant m p. 49 ff. Freilich
erscheint einmal (p. 170) auch ein N, was Beul^ für ein Versehen des Graveurs
erklärt. — Die bedentunff der zwei oder drei Bachstaben unter der Diota,
weiche BenU p. 135 f. auf 23 Gruppen zurückführt, ist noch nicht enträtselt
Da dieselben Zeichen in den yerschiedensten Serien, die wahrscheinlich der
Zeit nach weit auseinanderliegen, wiederkehren, so können sie nicht die Namen
Ton Magistraten bezeichnen. Beul6 vermutet, dass es Zeichen der Terschiedeoea
Werkstatten der Münze von Athen sind. Grotefend Chronologische Anordnung
der athenischen Silbermünzen, Hannover 1872, S. 3 stimmt dem bei, halt aber
daneben die Möglichkeit offen, dafs die Münzmeister (also die technischen, aaf
die Dauer angestellten Beamten) damit bezeichnet worden sind.
1) Die Serien mit Monogrammen behandelt Beul^ p. 143 — 184, di^enigen
mit abbrevierten oder ausgeschriebenen Namen p. 186—384. Dafe die ersttfen
Serien der Zeit nach den letzteren vorangehen , halt mit Recht Lenormant Sl
p. 40 gegen Grotefend a. a. 0. S. 2 ff. 13 ff. fest; dasselbe bestaUgt weiter R. Weil
in H. V. Sybels Historischer Zeitschrift, 1881, Bd. 10 S. 108.
2) Dafs das angegebene Gewicht von 17,47 Gr. für die ältesten Tetra-
drachmen von Prokescfa gefunden worden ist, und dals einzelne Stücke noch
darüber hinausgehen, ist bereits oben S. 209 Anm. 2 gezeigt worden. Freilich
stehen auch viele Stücke darunter, was schwerlich der Abnutzung allein zutu-
schreiben ist So finden sich die Gewichte von 17,30 (-> 266,9 Leake p. 2S),
17,15 (» 264,6 ebend.), 17,13 (» 254,3 ebend.), 17,05 f» 321 Blionnet Desa.
113, 19, Poids 96), 16,95 (— 261,5 Leake), 16,85 (» 260 Northwick 74 Nr. 777).
Man münzte also schon in der ersten Periode hfiafig unter dem Normalgewicht,
und es seheint demnach die Verminderung des Münzgewichts um 0,2 Gr. in der
folgenden Epoche um so weniger auffällig.
3) Das besterhaltene Tetradrachmon dieser Abteilung fand Prokesch S. 7
17,32 Gr. (— 326 Par. Gran) schwer. Einen sehr zuverlässigen Wert giebt m
schöne Dekadrachmon von 43,16 Gr. (—666) bei Leake p. 23, welches auf eiae
Drachme von 4,32 und ein Tetradrachmon von 17,27 Gr. führt. Damit stinnt
1 27. 5. DIE SILBERPRÄGUNG. 217
Eine bedeuteade Abminderung aber hat das Gewicht in der Periode
erfahren, welcher die Münzen der zweiten Klasse angeboren. Hier
übersteigt das Tetradrachmon nur noch ausnahmsweise das Gewicht
▼on 17 Gr., meistens steht es zwischen 16,8 und 16,5 Gr., sinkt aber
noch weit herunter bis unter 16 Gr.^)
5. Wir haben die verschiedenen Epochen der athenischen Prägung
bisher an den Tetradrachmen verfolgt, wo sie sich am deutUchsten unter-
sdieiden lassen; es ist nun noch einiges über die übrigen Nominale
hnzuzufügen. Das Dekadrachmon erscheint in der zweiten und
dritten Abteilung der ersten Periode in einigen schönen Exemplaren; die
geiM» 4er schwerste attische Goldstater von 8,64 Gr. and die schwerste Gold-
drmchme von 4,32 Gr. (§ 28, 2 a. E.). Dieses mindesteos mufs das Gewicht ge-
wesen sein, auf welches die damalige Prägung fixiert war; die Drachme kam
aJso anf 0^05, das Tetradrachmon auf 0,20 Gr. unter dem Normalgewicht aus,
eine fär den gewöhnlichen Verkehr schwerlich hemerkhare Verminderung, da
sie nicht viel üher t Procent ausmachte. Freilich stehen die uns erhaltenen
MuBieB teils infolge der Venintxung, teils weil viele weniger sorgfältig aus-
geprägt sein mögen, meist noch etwas niedriger. Die nächst höchsten Gewichte
sind: 17,24 (» d24Vs Mionnet p. 96), 17,22 (» 265,7 Leake 23), 17,21 (» 324
Miomiet), 17,20 (— 323^/4 ebend.), 17,19 (— 265,3 Thomas p. 204), 17,17 (-> 265
Leake Suppl. p. 115), 17,14 (— 264,5 Leake 23), 17,13 (» 264,3 ebend.), 17,10
(— > 322 Mionnet). Mehrere Stücke von noch geringerem Gewicht müssen merk-
lich Terloren haben. Die Tetradrachmen, welche Prokesch unter der dritten
Klasse begreift, während sie nach der obigen Gruppierung in die zweite Abteilung
der ersten Klasse eingeschoben worden sind (S. 214. 215 Anm. 1. 2), wiegen
■ach jenem nicht über 17,04 Gr. (<-r 320 S. 7). Das Dekadrachmon im Berliner
KaUnett (Friedlaender u. y. Sallet S. 61) wiegt 42,65 Gr., entspricht also einem
Tetradrachmon von 17,06 Gr.
1) Ein selten hohes Gewicht eines Tetradrachmons mit Monogrammen,
also der zweiten Klasse angehörig, ist das von 17,14 Gr. (^ 264,5) bei Leake
p. 24; andere stehen auf 16,89 (» 318 Mionnet p. 97), 16,85 (» 260 Northwick
p. 74), 16,81 (— 316 Vs zwei bei Mionnet p. 97) und so stufenweise abwärts
bU 16,00 («= 301 V4 Mionnet p. 97), 15,80 (— 29771 ebend.). Von den Tetra-
Drachmen der zweiten Abteilung, auf denen die Magistratsnamen in gewöhn-
Ikbef Schrift erscheinen, sind die höchsten Gewichte 17,61 (* 271^4 Hunter
p. 53, vergl. Barth^lemy Voyage VII, tabU XI p. LV), ein übermünztes Stück;
17,13 (» 322*/! Mionnet p. 102), 17,11 (-> 264,1 Mus. Brit p. 126), 17,02
(«B 262,7 Leake jp. 24). Dies sind seltene Ausnahmen; die meisten Stücke stehen
weit unter 17 Gr., wie folgende Übersicht der bei Mionnet p. 98—103 aufge-
Ohrten mit Ausschlufs der vemutzten oder verstümmelten zeigt: Das höchste
Gewicht nächst dem eben erwähnten Ton 17,13 Gr. ist 16,86 Gr.; von da bis
16,80 Gr. stehen achtzehn Stücke, bis 16,70 siebzehn, bis 16,60 zweiundzwanzig,
bis 16^ zwanzig, bis 16,00 einundfunfzig, darunter bis 15,38 vierzehn. Ganz
ähnliche Resultate ergeben die übrigen gröfseren Sammlungen, wonach als fest-
fleheod betrachtet werden kann, daJb das Tetradrachmon meser Periode normal
aof rdcfalich 16,8 bis 16,7 Gr., durchschnittlich aber noch niedriger ausgeprägt
wurde; doch so, dafs im ganzen noch mehr Stücke über 16,5 als darunter
ttebeo. So fixiert auch Beul^ p. 105 f., der mehr als 1000 Tetradrachmen der
jüngeren Prägung unter den Händen gehabt zu haben versichert, das Dnrch-
icfcnitlsgewiejfit zwischen 16,6 und 16,5 Gr.
218 ATTISCHES MÜNZWESEN. §27,5.
Prägung desselben begann wahrscheinlich schon kurz vor den Perser-
kriegen, ist aber wohl nie in ausgedehnterem Mafsstab ausgeübt worden,
und hat vor Beginn der zweiten Periode wieder aufgehört, i) Auch das
dufserst seltene Didrachmon ist nur noch in der älteren Zeit bisweilen
geschlagen worden, in der zweiten Periode erscheint es nicht mehr.^)
Die Drachme ist nicht selten sowohl in der ersten als in der zweiten
Periode; das Gewicht entspricht dem des gleichzeitigen Tetradrach-
mons.^) Was endlich die Teilmttnzen der Drachme anlangt, so zeigt
sich die auffallende Erscheinung, dafs sie vollständig nur in der zweiten
und dritten Abteilung der ersten Klasse vertreten sind. In der ersten
Abteilung, also der Zeit der ältesten Prägung, lassen sich mit Sicherheit
nur die Hälfte und das Sechstel der Drachme, Triobolon und Obolos
belegen, aber auch das Zwölftel oder Hemiobolionist ohne Zweifel
schon damals geschlagen worden. 4) Darauf folgte die Periode der man-
1) Zwei Dekadrachmen, welche der zweiten Abteilung der ersten Periode
angehören, beschreibt Leake p. 23; die Gewichte sind 43,16 («666) und 42,70
<« 659,1). Ein drittes Ton 43,03 Gr. (» 664) war in der Thomasschen Samm-
lung (Gatal. p. 203, abgebildet bei Bröndsted Reisen in Griechenland n p. 189).
Ein viertes Ton 42,65 Gr., aus der Sanunlung des Grafen von Prokescb-Osten
stammend, befindet sich, wie Jul. Friedlaender auf ergangene Anfrage mir freund-
lichst bestätigte, jetzt im Berliner Kabinett (Prokesch Ined. 1854 S. 261, Fried-
laender und y. Sallet S. 61). BeuU (p. 47 f.) hat mehrere Stücke in Paris, London
und Athen geprüft und sich von ihrer Echtheit überzeugt; ihr Gepräge gehört
nach ihm der schönsten Epoche der Kunst, also der dritten Abteilung an.
2) Die erhaltenen Didrachmen scheinen samtlich der zweiten Abteilong
anzugehören. Die Gewichte sind 8,50 Gr. (Berliner Kabinett, Friedlaender in
der Wiener Numism. Zeitschr. 1870 S. 20. 27), 8,4t Gr. (— 129*/4 Mus. Hont
p. 56), 8,39 (« 129,5 Leake p. 24), 8,21 (— 126,7 Mus. Brit p. 125). Ein viertes
gleich schweres in der Pariser Sammlung (Mionnet p. 96 « 154Vs)) n>eh der
Abbildung bei Beul^ p. 52 offenbar der zweiten Abteilung zugehörig, ist durch-
löchert. Prokesch S. 8 kennt ebenfalls nur ein Stück, welches am Rande be-
schnitten ist und 7,49 Gr. (<-r 141) wiefft
3) Prokesch S. 8 : *Die Drachme der zweiten und vierten Klasse (nach
unserer Gruppierung Klasse I Abteilung 2, und Klasse II) ist nicht selten; tod
derjenigen der ersten und dritten ist uns keine bekannt'. Doch giebt Beule
p. 52 die Abbildung einer Drachme von ältestem Stil, die demnach der ersten
Abteilung zuzuordnen ist; einige andere, welche p. 54 f. abgebildet sind, ver-
setzt derselbe in die Zeit des Perikles und weiter abwärts; sie müssen also
teilweise der dritten Abteilung angehören. Die höchsten Gewichte sind : Klasse I
Abteilung 2: 4,30 (— 81 Prokesch » 66,4 Leake p. 24), 4,26 (— 65,7 Mus. BriL
p. 125), 4,21 (— 797« Mionnel Descr. II p. 115, 38, Poids p. 97), desgleichen 4,21
(» 65 Leake p. 24, Durchschnitt von vier Stücken); — Klasse D Abteilung 1:
4,06 (— 62,7 Leake), 4,04 (-» 76 Mionnet p. 97), 4,02 (-» 62 Leake); — Ab-
teilung 2 : 4,15 (» 64 Northwick p. 75, Leake Suppl. p. 116), 4,14 (— 78 Prokesch
S. 8, möglicherweise auch der vorhergehenden Abteilung zugehörig), 4,03 («- 62,2
Mus. Brit p. 127).
4) Prokesch S. 10 teilt Triobolen von 2,178 Gr. (— 41) dieser Periode zu.
Ober den Obolos vergl. denselben S. 9, Ined. S. 258. Ein offenbar hierher zu
rechnendes Stück bei Leake p. 25, welches 0,894 Gr. (— 13,8) wiegt, ist etwas
I r„ 5. DIE SILBERPRÄGUNG. 219
nigfaltigsten Siiberprfigung, in welcher aurser den genannten Nomi-
nalen 0 ^as Tetrobolon, Diobolon,' Tribemiobolion, Tri-
temorioD und Tetartemorion^) erscheinen. Auch Pentobolen
siOsseo gegen das Ende dieser Periode gemünzt worden sein. 3) Ganz
anders gestaltete sich die PrSgung zu der Zeit, welcher die MOnzen der
zweiten Klasse angehören. Hier kommt von Teilmünzen der Drachme
«bermlknzt Bei aDdern Oboleo sowie bei einigen Hemiobolien lafst sich wegen
der mangelhaften Beschreibung nicht ausmachen, ob sie dieser Periode cäer
der nächsten angehören.
1) Triobolon 2,138 (»33 Leake p. 25 » 4OV4 Prokeseh S. 10), 2,126
(» 32,8 Leake), 2,093 H 32,3 Leake, Durchschnittsgewicht von sechs Stacken),
2,071 (— 39 Mionnet p. 97, Prokeseh S. 10), 2,058 (= 38«/4 Mionnet) u. s. w.
— Ob Glos 0,717 (» 13*/! Prokeseh S. 10), 0,713 («- 11 Leake p. 25), 0,703
(«. 131/4 Mionnet p. 96) und häufig darunter. Vierzehn Stücke bei Leake wiegen
\m Durchschnitt 0,680 (» 10,5). — Hemiobolion 0,372 (» 7 Mionnet Descr.
np. 114, 28, Poids p. 96, gehört vielleicht der ersten Periode an), 0,350 (— 5,4
Leake) und öfters darunter. Vierzehn Stücke bei Leake geben im Durchschnitt
0,318 (= 4,9).
2) Das Tetrobolon ist daran kenntlich, dafs auf der Rückseite zwei
Eulen erscheinen , wie auch Poll. 9, 63 angiebt Die höchsten Gewichte sind
2,842 (— 53 V» Mionnet p. 97), 2,815 (— 53 Prokeseh S. 10), 2,611 (—40,3 Leake
p. 25). Der Stil des Pallaskopfes weist bei einigen auf die zweite, bei andern
auf die dritte Abteilung der ersten Klasse hin. — Das Diobolon hat auf der
Rückseite zwei Eulen , die in einen Kopf zusammengehen , es wiegt maximal
1,434 (=» 27 Prokeseh S. 10), 1,374 (= 21,2 Mus. Brit. p. 125, Leake p. 25),
1,361 (—21 Leake SuppL 116). — Das Trihemiobolion zeigt die Eule mit
weit geöffneten Flügeln, es gehört der zweiten und dritten Abteilung an und
wiegt 1,050 (— 16,2 Leake p. 25), 1,037 (— 16 Leake), 1,009 (— 19 Prokeseh
S. 11). Ein älteres Stück mit abweichendem Gepräge bei Leake p. 25 wiegt
1,082 (—16,7). — Das Tritemorion hat auf der Rückseite drei, das Te-
tartemorion eine Mondsichel; das erstere wiegt maximal 0,544 («e IOV4
BTionnet p. 97), 0,531 (— 8,2 Leake SuppL p. 116 — 10 Prokeseh S. 11), 0,518
|n> 8 Leake p. 25), das letztere 0,186 (— 3V« Mionnet p. 97, Prokeseh S. 12),
0,168 (— 2,6 Mus. Brit. p. 126). Daneben erscheint noch eine Klasse kleiner
Siibermünzen mit einem cylindrischen Gefäfse auf der Rückseite im Gewicht
von 0,27 (— 5 reichlich, Prokeseh S. 11) und 0,26 Gr. (— 4 Leake p. 26). Sie
sind zu schwer um als Tetartemorien gelten zu können, wofür sie von Leake
gehalten werden; eher könnte man sie als leicht geprägte Hemiobolien be-
trachten. Schwerlich hat es jemals Trihemitartemorien gegeben, welches
bedmkliche Nominal Prokeseh und BeuU p. 13. 54 aufstellen.
3) Leake p. 24 beschreibt eine attische Münze von eigentümlichem Gepräge.
Die Eule auf der Rückseite hält den rechten Flügel offen, der linke bleibt fast
ganz hinter dem Körper verborgen, im Felde nach rechts erscheint eine aufrecht
stehende Diota und eine kleine Mondsichel (abgebildet bei Beul^ p. 56). Das
Gewicht beträgt 3,26 Gr. (— 50,3). Das Stück ist mit Leake jedenfalls als
Pentobolon anzusehen. Ein anderes, welches 3,45 Gr. (»■ 65) wiegt, wird von
Prokeseh S. 19 aufgeführt (abgebildet Inedita 1854 Taf. II Fig. 75). BeuU (p. 57)
kennt überhaupt sechs Pentobolen. Der Zdt nach bilden diese Münzen den
Übergang von der ersten zur folgenden Periode, was am deutlichsten aus dem
Erscheinen der Diota hervorgeht Vergl. Prokeseh S. 19 und Inedita S. 260 f.,
Beuli p. 58. Dafs das Nominal von Aristophanes genannt wird, ist schon oben
(S. 211 Anm. 5) bemerkt worden.
220 ATTISGHES MONZWESEN. | 27, 6.
nur noch das Triobolon, und audi dieses selten, vor i), ein sicherer Be-
weis dafür, dafs seitdem die geringeren Werte durch Kupfermünzen
dargestellt wurden. 2)
6. Die Zeit, welcher die verschiedenen Perioden der Prägung
Athens angehören, Iftlst sich bei dem Hangel an bestinunten Daten nur
annäherungsweise bestimmen. Ein am Berge Athos aufgefundener
Schatz enthielt aufser 300 Golddareiken auch 100 attische Tetra-
drachmen, welche sämtlich der zweiten Abteilung und zwar dem
ältesten Teile derselben angeboren. 3) Das hohe Gewicht der Dareiken
und andere Umstände weisen darauf hin , dafs der Schatz zur Zeit der
Perserkriege vergraben worden ist; wir sehen also, dafs die Prägung
Athens schon zu Anfang des fünften Jahrhunderts auf der Stufe ange-
langt war, welche die Münzen der zweiten Abteilung darstellen.^)
Weiter folgt daraus, dafe die Prägung der Pallasmünzen, wie wir sie in
der ersten Abteilung finden, noch um etwas früher anzusetzen ist. An-
dererseits scheint es festzustehen, dals von den uns erhaltenen Münzen
1) BeuI6 p. 85. Leake Suppl. p. 116 und Enrop. Gr. p. 25 führt zwei Trio-
bolen mit Magistratsnamen auf. Das erstere wiegt 2,074 (»» 32), das andere
2,009 (— 31).
2) Beul^ p. 86. Yergl. unten § 28, 4.
3) Der Fund ist angezeigt von Borreli im Numismatic chronicle VI, 1844,
p. 153. Yergl. auch Prokesch S. 17 Anm.
4) Als nicht stichhaltig hat sich ein anderes, von Leake aufgeführtes Argu-
ment erwiesen. Eine ziemliche Anzahl griechischer Münzen, welche der Zeit der
Perserkönige Dareios und Xerxes angehören, zeigen ein eigentümliches, offen-
bar erst nach der Prägung eingeschlagenes Zeichen. Es ist ein breiter, tiefer Ein-
schnitt, der Ton der Mitte nach dem rechten Rande geht Mehrere so markierte
Stücke hat Leake Num. Hell. Kings p. 1 und 19, Asiat. Gr. 127, Enrop. Gr. 23
und 157 beschrieben. Der Einschnitt befindet sich auf Münzen von Alexander 1
Ton Makedonien, dem Zeitgenossen des Dareios und Xerxes, ferner auf solchen
von Getas, König der Edoner, der um 520 regierte, sowie auf einer derseib^
Zeit angehörenden Münze der Bisalter in Thrakien , sehr häufig auch auf kiii-
kischen Münzen aus der Zeit der persischen Herrschaft. Genau dieselbe Marke
erscheint nun auch nicht blofs auf einem attischen Tetradrachmon mit Pallas-
kopf, welches nach Form und Stil der ältesten Prägung angehört (abgebildet
Mus. Brit. Tab. VI, 10, beschrieben von Leake p. 22), sondern auch auf einem
Dekadrachmon, welches bereits dem zweiten Abschnitte der athenischen Prägung
angehört (beschrieben von Leake p. 23). Indem nun Leake in dem Einschnitte
eine Art Stempel vermutete, den die Perser zur Zeit ihrer Herrschaft in den
betreffenden Gegenden auf den Münzen anbrachten, um anzuzeigen, dals sie
als Gourant gültig sein soUten, und insbesondere nachwies, dafe anlangend die
makedonischen und thrakischen Münzen die Zelt der Stem|>elung in die Perser-
kriege zu setzen sei, so lag der Schlufs nahe, dafs auch die erwähnten atheni-
schen Münzen in dersdben Epoche so markiert worden seien. Dagegen bat
Brandis S. 267 gezeigt, daüs diese Einschnitte,, welche überhaupt nur auf grofsen
Stücken vorkommen, zu den verschiedensten Zeilen gemacht worden sind m
Echtheit und etwa auch Feingehalt der einzelnen Exemplare zu probieren, dau
also ein chronologischer Beweis daraus nicht zu entnehmen sei.
ir,l. CHRONOLOGIE D£R SILBERPRÄGUNG. 221
keine bis in Peisistratos' Zeit, geschweige denn in eine frühere Epoche,
luDaufreiche.i) Es ist also der Ausgang des sechsten Jahrhunderts,
etwa die Regierungszeit der Peisistratiden (527 — 510), als die früheste
bis jetzt bekannte Prägungsperiode anzusetzen.^) Bald darauf, etwa um
das Jahr 500 oder wenig spater, muTs dann die kunstvollere Prägung,
welche nach der obigen Darstellung die Münzen der zweiten Abteilung
leigen, begonnen haben.^ Bei dieser Ausprägung ist der Staat, dessen
€eroeinwesen sich nach den Perserkriegen stetig und geordnet ent-
wickelte, lange Zeit stehen geblieben. Das Gewicht war zwar nicht
mehr das ToUe und normale ?on 17,46 Gr. ftlr das Tetradrachmon,
aber es hielt sich ohne grofse Schwankungen auf dem Fufse von
17,2 Gr. Einmal, wahrscheinlich unter der Regierung des Perikles,
stofsen wir auf eine merkliche Änderung der Pillgung, die aber nur
als eine rorübergehende zu betrachten ist Es sind dies die Münzen
der dritten Abteilung 4), wo Hand in Hand mit der höchsten Vollendung
des StOs eine merkliche Verminderung des Gewichtes geht. Indes
wurde dadurch die gewöhnliche Prägung nur zeitweilig unterbrochen;
im wesentlichen scheint die zweite Epoche bis auf die makedonische
Zeitsich zu erstrecken. &) Dafür sprechen folgende Gründe. Alexander
führte, wie später (§ 31, 3) gezeigt werden wird, den attischen Fufs
in der Silberprägung seines Reiches ein. Nun ist es zwar nicht unge-
wöhnlich, dafs mit der Aufnahme einer neuen Prägung auch eine
kkioe Erhöhung des Münzgewichtes eintritt; aber es wäre doch kaum
gtanbüch, dafs Alexander seine Tetradrachmen auf 17,2 Gr. und darüber
ausgemünzt hätte, wenn die Mehrzahl der kursierenden attischen Tetra-
dracbmen schon das niedrige Gewicht von 16,8 bis 16,5 Gr. gehabt
hätte, welches wir in der zweiten Hauptperiode finden. Dagegen zeigt
sich dieselbe Abminderung des Gewichts auf 16,8 Gr. und darunter in
den Münzen der Reiche, die nach Alexanders Tode aus der Gesamt-
monarchie sich bildeten und den attischen Münzfufs beibehielten.
1) Imhoof-BIomer in den Monatsber. der Berliner Akad. 1881 S. 656.
2) Yergl. oben S. 212 mit Anm. 5.
3) b die Zeit der Perserkriege setxen den Anfang der zweiten Münz-
$o€lie Prokesch S. 14 und Beul^ p. 36. Letzterer denkt sie gleichzeitig mit
TMoustoldes und Kimon.
4) Aocb Prokescb S. 15 und Beul^ p. 38 f. setzen die Münzen dieser Klasse
i« das Zeiultcr des Perikles.
5) Prokescb S. 15, womit auch BeuU p. 41 äbereinstimmt, nur da£s er
^faei der zweiten Abteilung (Zeit vor Perikles) und der dritten (Zeitalter des
rerikies) noch eine vierte, die Zeit nach Perikles bis auf Demosthenes und
Alcttndcre Tod unterscheidet Diese vierte ßllt mit der zweiten bei Prokesch
222 ATTISCHES MÜNZWESEN. §27,6.
Wichtig ist ferner der Umstand, dafs der Stil des späteren Gepräges,
die Aufnahme von accessorischen Typen auf der Rückseite, die mehr
abgerundete und plattere Form der Stücke sich deutlich als Nachahmung
der Münzen Alexanders zu erkennen geben, i) Auch das ist beachtens-
wert, dafs die Buchstaben auf der Diota, welche die Zahlzeichen von 1
bis 12 darstellen und die nur in wenigen Serien fehlen, offenbar den
zwölf Phylen entsprechen, die zuerst eine kürzere Zeit nach dem J. 307
und dann nach Verlauf einer Zwischenperiode, in der es anfangs zehn,
dann elf Phylen gegeben hatte, seit dem J. 200 in Athen bestanden.
Also auch das weist auf die Zeit nach Alexander hin. Freilich wird
dadurch nicht ausgeschlossen, dab die ältesten Tetradrachmen der neuen
Prägung noch gleichzeitig mit Alexander geschlagen sein können, wahr-
scheinlidi ist auch . die Änderung nicht mit einem Male und plötzlich
vor sich gegangen ; jedenfalls aber werden wir der Wahrheit am nächsten
kommen, wenn wir die Epoche, seit welcher die jüngere Prägung die
allgemein herrschende wurde, bald nach Alexanders Tode beginnen
lassen. 2) Die Namen der die Münze beaufsichtigenden Magistrate, über
deren Benennung und Geschäftskreis Genaueres nicht fest steht ^j, er-
scheinen seitdem zuerst in Monogrammen auf der Rückseite; man blieb
aber dabei vermutlich nicht lange Zeit stehen 4), sondern schrieb sie
t) G. 0. Mfiller Handbuch der Kunstgesch. S. 169 (Ausgabe von Welcker^
Beul^ p. 99 f.
2) Beul^ p. 93—100, Lenorinant III p. 39. Abweichend hierron labt Prokesch
S. 15 die jfingere Prägung erst zur Zeit der Eroberung Korinths mit Beginn der
römischen Oberherrschaft anfangen und sie bis in die Hadrianische und nächste
Kaiserzeit bestehen. Grotefend Chronologische Anordnung der athenischen Silber-
mQnzen, Hannover 1872, S. 2. 14 setzt den ^fang der jüngeren Prägung 100
Jahre nach Alexanders Tod.
3) Nach Beul6 p. 109—116, dessen Darstellung von Grotefend a. a. 0. in
mehreren Punkten berichtigt und erweitert ist, und Lenormant 10 p. 39—52
bezeichnet der an erster Steile stehende Name den Magistrat, welcher die oberste
Aufsicht Ober die Münze lediglich als Ehrenamt, in der Regel jährlich, oder
durch Wiederwahl zwei oder mehrere Jahre, führte. Hier erscheinen eioigemal
bekannte Persönlichkeiten, wie der König Mithridates, Antiochos IV, beror er
König war, der Tyrann Aristion u. a. Den zweiten Platz nimmt der Name des
eigentlichen Vorstehers der Münze ein, dessen Amt eine jährlich wechselnde
Leiturgie war. An dritter Stelle erscheinen auf mehreren vollständig erhaltenen
Serien, je nach der Zahl der Phylen, zwölf, zehn oder elf wechselnde Namen,
offenbar eine Behörde, deren Mitglieder, aus den einzelnen Phylen gewählt,
nach den Prytanieen wechselten. Sie führten wahrscheinlich die Kontrolle Ober
die Ausmünzung. Ihre Benennung war vielleicht aoxovras rav aoyvoütv (Leno^
mant lU p. 51).
4) Beul^ p. 143 nimmt für die Epoche der Monogramme nur die kurze Zeit
von 30 bis 35 Jahren nach dem lamischen Krieffe (323) an. Ober die abwei-
chende, aber nicht stichhaltige Ansicht Grolefends, dafs die Serien mit ^^^
grammen, statt an den Anfang, an das Ende der ganzen Periode gehören, vergl.
oben S. 216 Anm. 1.
§3S,i. DIE GOLDPRÄGUNG. 223
sehr bald teils abgekürzt teils vollständig mit den gewöhnUcben Buch-
staben. In dieser Weise prägte Athen noch zwei Jahrhunderte lang
seine Tetradrachmen fort Aber in der Kaiserzeit hat es das Mttnzrecht
lilr Silber, welches der römisdie Staat Oberhaupt nur mit seltenen Aus-
nahmen damals noch bestehen liefs, verloren. Die Beweise dafür sind
zwar nur negativer Art, aber nichtsdestoweniger bindend. i) Ja es hat
wahrscheinlich schon seit der Erstürmung der Stadt durch Sulla i. J. 86
die Silberprägung aufgehört 2)
§ 28. Die Gold- und Kupferprägung.
1. Aus der vorhergehenden Darstellung ergiebt sich, wie man-
nigfaltig und ausgedehnt die Silberprägung in Athen gewesen ist; auch
wird später (§ 29, 1) noch besonders darauf hingewiesen werden, dafs
das Silber daselbst stets das eigentliche Courant des Staates gebildet
hat Dagegen ist das Gold so sparsam ausgeprägt worden , dafs man
lange daran gezweifelt hat, ob es überhaupt athenische Goldmünzen
gebe.^ Freilich miisachtete man dabei das Zeugnis des Pollux ^), der
aosdrOcklich attische Goldstatere erwähnt. Neuerdings ist jeder Zweifel
dadurch gehoben worden, dafs verschiedene Goldmünzen von echtem
attischen Gepräge bekannt worden sind.^) Wie dadurch einerseits die
Thatsache der Goldprägung selbst festgestellt ist, so weist andererseits
die grofse Seltenheit dieser Münzen gegenüber dem so zahhreichen uns
noch erhaltenen Silbergeide darauf hin , dafs die Ausmünzung in Gold
immer nur in sehr beschränktem Mafsstabe stattgefunden hat. Eine
Ausnahme davon machte die Notprägung i. J. 407 , über welche uns
Aristophanes ^) einige Andeutungen giebt. Grofse Rüstungen erfor-
derten damals au fserordentUche Summen Geldes, die, nachdem der Krieg
schon so viel verschlungen hatte, auf gewöhnlichem Wege nicht be-
1) Beal^ p. 100 f.
2) Mommsen S. 692 (Tradact Blacas UI p. 282 f.), R. WeU in H. v. Sybels
Historischer Zeitschrift 1881, Bd. 10 S. 108.
3) Eckhel Doctr. Dom. vol. I p. XU f. II p. 206 f. und nach ihm andere.
VergL Beul6 p. 59.
4) 9, 53 wird das kleine Goldtalent auf r^alc x^irovs \4Trutovi bestimmt.
Aach in den Gitaten ans Aristophanes und Eopolis, die er | 58 anführt, denkt
<r sich offenbar attische Goldstatere. wie die spatere Erwähnnng der Jaoentoi
»».s-w. xeigt Sonst ist wohl an den meisten Stellen, wo Attiker Ton Gold-
^teren reden, persisches oder spater makedonisches Gold gemeint.
5) Zusammengestellt von BeuU p. 60 ff. Die Gewichte sind unten S. 224
^ 4 und S. 227 Anm. 2 verzeichnet. Yergl. auch Friedlaender in der Berliner
Ztttsdmft für Numism. 1878 S. 3 f.
^ 6) Ran. 720 ff. und dazu der Scholiast. Yergl. Böckh Staatsh. P S. 33 Anm. gy
w«le p. 70.
224 ATTISCHES MÜNZWESEN. f 2S, 2.
schafft werden konnten. Es wurden daheranstatt der alten gut justierten
Silbermttnzen Goldstücke ausgeprägt, die freilich so stark legiert waren,
dafs sie Aristophanes geradezu schlechte Kupferstücke nennt Sie
müssen sehr bald beträchtlich unter ihren Nominalwert gesunken und
später wieder aus dem Verkehr verschwunden sein.
2. Das Gold wurde auf dasselbe Gewicht und im ganzen auch auf
dieselben Nominale wie das Silber ausgeprägt. Nur war das Ganzstück
kein Tetradrachmon, sondern eine halb so schwere Münze, nachgebildet
dem leichten Shekel Goldes des babylonischen Systems ^) und deshalb,
abgesehen von der geringen Erh(Vhung des Gewichtes (§ 25, 4. 46, 12),
dem Goldstück des Krösos und dem persischen Dareikos entsprechend
(§ 23, 4. 45, 7). Sie hiefe bei den Athenern Goldstater oder auch
schlechthin S tat er, und galt dem Solonischen System gemäfe als Di-
drachmon.^) AuÜBerdem gab es, wie beim Silber, Drachmen') und weiter
abwärts die fWlher (§ 27, 1) angegebenen Teile derselben ; ja es wurde
beim Gold auch der Viertelobolos noch einmal halbiert. 4) So übertrug
man auch die gewöhnlich nur für das Silber gebräuchlichen Gewichtsaus-
drücke auf das Gold; man rechnete nach Drachmen und Obolen Goldes^),
und ebenso begegnen uns Minen und häufiger noch Talente Goldes.^)
1) Brandis S. 61,^Qod vergl. oben $ 23, 1, unten $ 42, 12. 45, 8.
2) Pol]. 4, 173: o x^ffove craTfj^ 9vo rjy» 9(>ttXfio,i l^trtxas, wonach die
Stelle des Poiemtrch bei Hesych. unter x^covq zu erklaren ist. Die verschie-
denen Ausdrücke für den Goldstater sind : x9^^*^ atarrj^ Aristoph. Flut 616,
Poll. 4, 173. 9, 57; crarriQ x^cCov Eupolis bei PoU. 9, 5S; arartjQ x^^ ^^^^
Euthyd. p. 299 E; häufig inaxrjQ ohne Zusatz, wie bei Arist Nub. 1041, [Piat]
Eryx. p. 400 A, Isokr. 17, 35 u.41. 15, 156. Die Benennung x^cdvi, die nach
HarpokratioD unter Ja^eixos die Attiker ebenfalls gebrauchten, ist besonden
bei Späteren üblich, so bei Polyb. 1, 66, 6. 4, 46, 3, Piut Per. 25 u. ö. Ver^
auch die im Index zu den Metrol. Script unter x^imtovc cranj^ und x^^
nachgewiesenen Stellen, ^ajrj^es schlechthin, wahrscheinlich Goldstatere,
kommen vor im G. I. Attic. I Nr. 185. 191. 214 (p. 93). Die Bezeichnungen fSr
die kyzikenischen und lampsakenischen Statere sind oben S. 184 Anm. 5 «t-
sanunengeslellt.
3) Hesych.: B^axfMj x^^^* ^^^ vofU<tfiaTOi\ oder auch x^cov B^Xf^V
bei demselben unter x^<^ovs und in dem Fragmente Metroi. scripL I p. 307, 4.
4) Die Nominale, welche sich aus der Zusammenstellung bei Beul^ p. 62
ergeben, sind aufser dem Stater die Drachme im Gewicht von 4,32 und 4,29 Gr.,
das Triobolon 2,12 Gr., Diobolon 1,44 und 1,36 Gr., Obolos 0,76 Gr^
Tritemorion 0,55 Gr., Hemioboiion 0,35 Gr. Tetartemorion 0,17 und
der Achteloboios 0,10 und 0,8 Gr. Die vier leUteren Nominale, die Teile
des Obolos, sind Brakteaten und blofs mit der Eule gezeichnet. Auch eine noch
kleinere Münze von 0,02 Gr. hat sich gefunden.
5) C. LGr. Nr. 150 $ 43: Uv9q»v ^BXcuavffiOS anri^tno ^^vvaß: hh: ^^
cvXlo[s Evm]yvftsvs xit^ov' C , d. h. 2 Drachmen und */» Obolos Goldes. S. Bödm
Staateh. U« S. 261, Mommsen S. 57 Anm. 172 (Traduct. BUcas I p. 76). VeigL
auch oben Anm. 3 die 9^<txf*^ x^^^^ oder >;^vtfm;.
6) Polyb. 21, 32 (22, 15), 8: rmv Bina fivav a^yv^iav xe^ciov ft$mr 3t86rttSt
I 28, 1. Dffi GOLM^RÄGUNO. 225
Soweit Daeh den bis jetzt bekannten Zeugnissen zu schlieben i$t,
kat in Alben kein gesetzliches Wertverhttknis zwischen dem allgemein
gOhigen Silbercoorant (S 29, 1) und der weit selteneren athenischen
GoUmfinze, um so weniger also auch zwischen attischem Courant und
fremdem Golde bestanden. 0 Die Übliche Schätzung des Goldstaters zu
20 Drachmen Säbers oder die Gleichung yon 5 Stateren mit einer Mine
Silbers und ähnliches sind lediglich als ein altüberlieferter sprachlicher
Ausdruck, nicht aber als ein im Verkehr wirklich bestehendes Wertver-
hahnis noch auch als ein gesetzliches Münzverbültnis zu betrachten.^
Herod. 3, 94: raXavra w^y/Aotos («=> x^ov)j Menander bei Poll. 9, 76: oiU^
toWtov xe^cühf, Nacn Thuk. 2, 13 waren auf der Burg zu Athen 500 Talente
uMprigten Goldes und Silbers, und nach derselben Stelle wog das Gold an
4er Bildsaule der Göttin 40 Talente, nach Philochoros bei Schol. zu Arist. Pax
605 sogar 44 Talente. Dafs hier die raXarra x^^ nichts anders als das
Gewicht in Gold, nicht etwa das Äquivalent des Silbertalentes beielchnen, lehrt
der Wortlaut bei Thukydides. Vergl. Böckh Staatsh. P S. 592. Oberhaupt ist
ms keine Stelle bekannt, aus der sich nachweisen liefse, dafs je der Ausdruck
Gdldtalent ^e einem Talente Silbers entsprechende Summe Goldes beseiehaet
htbe. Wohl kommt es vor, daTs ein Talent (nämlich Silberwert) in 300 Gold-
stateren gezalilt wird; aber mit raXavrav x^aov oder x^ciov hat man nie
etwu anders als das Gewicht eines Talentes gemeint
1) Gerade aus der Thatsache, dafe in Athen Gold- und Silbergewicht ein-
ttder gldch waren, folgert LenormantI p. 177 (f., dafs der Staat von vornherein
auf die Festsetzung eines legalen Wertverhältnisses zwischen beiden Metallen
verzichtete und die Bestimmung des Wertes der Goldmünze geffenäber dem
iUeio gültigen Silbercourant lediglich dem Handelsverkehr übeniefs. VergL
ooteo §30,2.
2) Der Satz 'zehn Silberstücke gleich einem Goldstück' gilt als die ur-
iprüngliche Norm, auf welche die Wertausgleichung zwischen Gold und Silber
in btbvlonischen System zurückzuführen ist (§ 42, 12). Infolge der Ausprägung
des Silbers nach emem um 7^ höheren Gewicht war in den Euphratlandem
Qod spater in den griechischen Gemeinden Kleinasiens sowie im lydischen und
persischen Reiche das Wertverhältnis ISVa : 1 herausgekommen und lange Zeit
aufrecht erhalten worden. Seitdem aber bei den Griechen ein Schwanken in
dieser Beziehung eintrat ({ 48, 2), muiste es einfacher erscheinen Gold und Silber
Mch gleichem Gewicht zu rechnen. Auch dann noch blieb die Norm 'zehn
Süber^cke gleich einem Goldstück' oder 'zwanzig Drachmen gleich einem
Wdstatei^ unverändert (| 30, 1), und der Handelskurs wurde nun in der ent-
sprechenden höheren Zahl von Drachmen und Teilen der Drachme ausgedrückt
(|30f 2); kurz diese Bezeichnungsweise war ganz analog dem gegenwärtigen
niQcbe, wonach alle Wertpapiere nominell auf so und so viele Hunderte lauten,
Uirem Zeitwerte nach aber zu so und so vielen Prozenten verrechnet werden.
Vena Zahlungen oder Geschenke vom persischen Hofe an griechische Heer-
führer kamen, oder wenn Alexander seinen Soldaten Kampfpreise aussetzte
t|31» 1), so galt zwar jedesmal die Summe von 300 Dareiken schlechthin gleich
1 atüschen Talente Silbers, und 3000 Dareiken oder ein Goldtalent wurden
seUechthin gleich 10 Silbertalenten gerechnet; aber jedermann wufste auch,
d«88 der Empfänger beim Umwechseln gegen Silber noch ein merkliches Auf-
geld auf den Dareikos erhielt Als es früher in Deutschland und Osterreich
^^^ den Silberthalem und Gulden noch Friedrichsdor, Louisdor und Dukaten
P\ bestanden ganz ähnliche Verhältnisse. Beispielsweise hatte eine Zahlung
HaUseh, Mstiologie. 15
226 ATTISCHES MÜNZWESEN. H8.i
Aber es fehlt auch jeder Anhalt dafür, etwa das anderweit vorkommende
Wertrerhältnis von 12Vi ^ 1 oder ein noch höheres als ein fQr die atheni-
sche Goldmünze gültiges anzunehmen, i) Dagegen ist es höchst wahr-
scheinlich, dafs in den Rechnungen des Staates Ober die Einnahmen
und Ausgaben an Gold besonderer Nachweis geführt wurde. Alle regel-
mfllsigen Einkünfte, besonders die Tribute, wurden in Silber gezahlt
Wenn ausnahmsweise Gold in die öffentlichen Kassen flofs, so wurde es
entweder als besonderer Kassenbestand verrechnet und unter ÜmsUln-
den, mit Angabe des Goldgewichtes, vneder ausgegeben^), oder es wurde
als Ware verkauft und der gewonnene Erlös als Einnahme in die Silber-
rechnung übertragen. 3) Auch fremde Goldmünzen, besonders Kyzikener,
wurden als Kassenbestände in besonderer Rechnung geftlhrt^) Ihre
Echtheit und ihr Feingehalt wurden durch einen doxifiaarrjg geprüft^)
Was die Chronologie der attischen Goldprägung betrifift, so genüge
die kurze Bemerkung, dafs sich sowohl Goldmünzen aus der frühesten
Epoche als aus dem Zeitalter des Perikles finden ; ja es scheinen auch
noch nach Alexander Teilmünzen des Staters geschlagen worden zu
von 5 Thalern Gold (— t 1 Friedrichsdor) den Wert von 17 Mark, während
5 Thaler Courant gleich 15 Mark waren.
1) Das Wertverhaltnis 12^1 : 1 ist oben §20, 5 aus dem kleinen Goldtalente
entwickelt worden , and es wird noch einmal bei der eoboischen Währung in
Betracht kommen ($ 48, 2); aber wollten wir es als MünzverhäUnis fQr Athen
annehmen, so wäre das eine Vermutung ohne irffend welchen Beweis. Mommsen
S. 57f. (Traduct Blacasip. 78) stellt die Ansicht auf, dafs das Gold in der
attischen Münze auf den sechzehnfachen Wert des Silbers ausgebracht worden
sei, also ein Stater den Mfinzwert von 32 Drachmen, der halbe Stater von
16 Drachmen u.s. w. gehabt habe. Diese Hypothese stötzt sich auf das Vor-
kommen eines rjftüMTov x^ov beim Komiker Krates (Poll. 9, 62), welches
daselbst acht Obolen gleich gesetzt und von Mommsen als Zwölftel der Drachme
(d. i. als attisches Hemiobolion) gedeutet wird. Allein nach festem griechischen
Sprachgebrauch kann das riftUxrov wohl nichts anders als das Zwölftel des
Ganzstäckes oder Staters sein; auch ist es zweifelhaft, ob diese Benennung je
auf attische Goldmünzen angewendet worden ist Vielmehr ist in dem rnäetcxw
bei Krates, welches nach dem Wortlaut der Stelle offenbar als eine wenig be-
kannte Münze erscheint (rjuleKtav icri xtlV^o^i /iav&dvets, 6kt(ü 6ßolo{)j das
Zwölftel eines Staters phokaischer Währung (§ 23, 1) zu sehen, welches wegen
seiner starken Legierung den allerdings niedrigen, aber nichtsdestoweniger wah^
seheinlichen Kurs yon nur 8 Obolen in Athen hatte. Vergl. $ 23, 6 a. E.
2) Dies geht hervor aus der Rechnung der Schatzmeister der heiligen Gelder
auf der Burg über die Ausgaben Ton Olymp. 90,3 bis 91,2 (417 bis 415 t. Chr.)
bei Böckh Staatshaush. II> S. 33 f. 45. Vergl. femer die Schatzurkunde vom Ende
des vierten Jahrhunderts in den Mittheilungen des Deutschen archäol. Instituts
in Athen, 1880, V S. 277 und dazu U. Köhler S. 274. Auch die unten S. 239
erwähnte Finanzoperation des Lykurg läfst als Beweis sich anführen.
3) G. L Attic I Nr. 301, und dazu Kirchhofi'p. 160.
4) Böckh Staatshaush. P S. 36 f. U S. 45.
5) U. Köhler in den Mittheil, des Deutschen archäol. Instit in Athen V S. 279,
G. Gilbert Handb. der griech. SUatsaltert I, Leipzig 1881, S. 313.
S 28, s. DIE KUPFERPRiGIlNG. 227
sein.^) Das Effektivgewicht des Goldes entspricht darchgttngig dem
des gleichzeitigen Silbergeldes. ^)
3. Der sicherste Beweis dafür, dafs das Kupfer') dem Hünzsys-
teme Athens von y<M*nherein fremd war, liegt in der bis zu den kleinsten
Nominalen herabgehenden Teilung der Silbermünze. Ein Obolos war
gleidi 13 Pfennigen, ein Tritemorion gleich 10, ein Hemiobolion gleich
7, ein Tetartemorion gleich 3 Pf.; es waren also die möglichst kleinen Be-
trage noch in Silber dargestellt. Indes mulste sich frühzeitig das Bedürf-
nis fohlbar machen auch noch geringere Werte durch Münzen auszu-
drücken. So kam man auf die kupferne Scheidemünze , den xahiovq^
der zum halben Werte der kleinsten Silbermünze, also gleich Vs Obolos,
aasgebracht wurde.^) Die erste Erwähnung desselben fällt in die Zeit
vor dem peloponnesischen Kriege. Der Staatsmann und Dichter Dio*
nysios, der um das Jahr 444 lebte, erhielt den Beinamen der Eherne,
weil er den Athenern zuerst den Gebrauch der Kupfermünze anriet^)
Damit stimmt das Gepräge der ältesten attischen Kupferstücise, welche
sicher der zweiten Epoche des älteren Stiles (§ 27, 3) und zwar teil-
1) Die Belege stellt BeoU p. 64 ff. und 80 f. zusammen.
2) Von drei WappenmQnzen (§ 27, 2) wiegt ein Stück mit dem Bade 1,426,
zwei andere mit der Eule 1,36 Gr. (Mommsen S. 54 f. 8= I p. 73); es sind Zwölftel,
die auf Ganzstücke von 17,11 und 16,32 Gr. führen. Aus der Periode vom
Anfang des 5. Jahrhunderts bis auf Alexander wiegt der schwerste Stater B,64 Gr.
(m 162V3 Prokesch S. 18), entspricht also genau den gleichzeitigen Tetradrachmen
({ 27, 4. 6). Daran reihen sich Stücke von 8,61 Gr. (» 132,8 Thomas p. 202,
Leake Suppl. p. 1 16), 8,60 (Beul^ p. 62, Thomas p. 202, Leake p. 22), 8,5S (»161 V»
MioDoet p. 96 , Berliner Kabinett S. 78) und einige leichtere. Die schwerste
Drachme wiegt 4,32 Gr. (BeuU p. 62), stimmt also genau mit dem Stater von
8,64 und dem Tetradrachmon von 17,27 Gr. Auch die übrigen, oben S. 224
Ann. 4 zusammengestellten Nominale sind sorgfällig auf dasselbe Gewicht ge-
prägt, zum Teil etwas übermünzt (vergl. ausser Beul^ auch Friedlaender in
der Berliner Zeitschr. f. Numism. t87H S. 3). Selbst die drei kleineren Stücke,
welche Beul6 p. 86 als der jüngeren Prägung zugehörig aufführt , haben noch
das Tolle Gewicht von 0,54, 0,18 und 0,09 Gr.
3) Cber die Anfinge der Rupferprägung in Griechenland handelt Brandis
S. 287 fr., das Aiünzverhältnis des Kupfers zum Silber erörtert derselbe S. 292.
303 und Lenormantip. 153 fi.
4) Als den achten Teil des Obolos bestimmen den Ghalkus PoU. 9, 65 (mit
BemfiiDg anf eine Stelle des Komikers Philemon), der Metrolog Diodoros bei
Suidis unter talav^ov (nach der von Böckh M. IJ. S. 33 berichtigten Lesart),
der anonyme Alexandriner (Metrol. script I p. 3u0, 14) und andere Metrologen.
Yergl. oben S. 133 Anm. 4 und unten § 40, 4 a. E. — Brandis S. 291 f. fragt, ob
bei x^K^^««^^ als Substantivum ina^r,^ oder dßoloe zu ergänzen sei. Geht man
TOD dem äginäischen System aus (Brandis S. 292), so ist das letztere wahrschein-
tidier. Andererseits spricht für die Ergänzung von arar^^ die S. 153 f. ent-
wickelte Gewichlsgleichung einer dem ;KaiUüt;s entsprechenden Kupfereinheit
Bnt dem kidnen Goldtalente.
5) Athen. 15 p. 669 D, Plut. Nik. 5. Die Zeitbestimmung kombiniert Böckh
Slaat«h.PS.770.
16*
228 ATTISCnS MONZWtCStN. 9»,s.4.
irme dem Anfattge deradheu, also der Zeit Tor dem peUponnesisciieii
Kriege angehören, i) Unentschieden mub die Frage bleiben, ob schon
damals aufeer dem Chalkos noch andere Nominale geprägt wurden.
Ein dlxechiovy welches Pollm and die Lexikographen erwähnen, war
noch nicht ndtig, da fOr diesen Wert das Tetartemorion in Silber dt
war. Wohl aber ist es möglich und der Befund der Minzen ftlhrt darauf
hin, dafe schon frühzeitig Hälften des Chalkus oder Pfennigstflcke,
Tielleicht auch Viertel oder xoXXvßot ^ geschlagen worden sind. Zwar
könnte dagegen eingewendet werden, da(s in der Demoslhenischea
Rede gegen Phänippos') der Chalkus sich ab die geringste Münze er-
wähnt findet; allein es wird an dieser Stelle nur der Gegensatz zwischen
der silbernen Wertmtlnze und der wertlosen Scheidemünze betont, »
eine genaue Bestimmung der letzteren aber nicht gedacht Eine zeit-
weilige Erweiterung derKupferprtfgung hat im J. 406 unter dem Archon
Kallias stattgefunden.^) Es war dies ebenso, wie die im Jahre Torfaer
erfolgte Goldprägung, eine Notmafsregel, wonach das mangelnde Silber
durch die weit über ihren Wert ausgegebene Kupfermünze ersetzt
werden sollte. Bald darauf erklärte der Staat dies Kupfergeld fiir un-
gültig *) und kehrte damit zu dem Silbercourant zurück.
4. Erst in der Zeit nach Alexander, als die Prägung des jüngeren
Stiles begann (§ 27, 6) , wurde das Gebiet der Kupfermünze dauernd
erweitert Die Silberprägung ging damals nur noch bis zum Triobolon
herab (S. 220), die kleineren Nominale müssen also seitdem in Kiq)fer
dargestellt worden sein , und dies bestätigen die zahhreichen Kupfer-
münzen Ton verschiedenster Gröfse und Schwere, die seit jener Zeit sich
finden. Freilich ist eine genaue Bestimmung und Unterscheidung der
Nominale ganz unmöglich. Auf das Gewicht ist wenig zu geben , da
1) Veigl die Abbildungen bei BeM p. 74. Prokesch S. 16 geht in weit,
wenn er die Kupfermnnie bis auf 80I00 zarackversetxt, wogegen die Stelle
^es Athen&os über Dionysios dea Ehernen entschieden spricht.
2) Als kleinste Scheidemünze erscheint der 9t6iXvßos bei Arist. Pax 1200,
Enpolis bei Schol. zn Arist Fax 1176. KaUimachos bei Poll. 9, 72. Poilox selbst
hat die Form noXXvßov, doch ist koIXvSos besser beglaubigt Gegen die Iden-
tificiemng des Kollybos mit dem Ibtcxop wird unten noch das Nötige bemerkt
werden. Die Erwähnung eines r^ucoXlvßoy bei PoU. a. a. 0. macht es wahr-
scheialich, dafs der Kollybos das Viertel des Chalkus war, denn einen noch
kleineren Teil kann der Kollybos doch schwerlich dargestellt haben. Ein 9*-
Mokkvßov citiert Poll. 9, 63 aus Aristophanes.
3) { 22: €v TOivw ^stfov xahtovv iva fiopov aiff xrtv niXt¥ itnjlmak»
4) Schol. zu Arist 725. B6ckh Staatsh. i Sv 770.
5) Dies geht aus dem Gespräche in Arist Ekkl. 8 t Off. herror. Die Aof-
f Abrang der Ekklesiazusen Allt in das Jahr 393, die Vemifnng der Kupfer-
münze also noch vor diesen Zeitpunkt
§ SS, 4 HE KUPFERPBAGÜNG. 229
bei dem Kapfer als ScbeidemttBze mit nur nomtneller Geltung der Me-
taliwert weniger in Frage kam. Selbst das relative Gewichtsvertiältnis
giebt keine Auskunft, denn es lassen sich Reihen ?on 1 bis 4 und von
6 bis 10 Gr. bilden, die ununterbrochen in den kleinsten Abstufungen
aufsteigen 9, ohne dais zu unterscheiden wXre, wo die Mttnze höheren
Wertes beginnt Auch die GrOlse, die ebenfalls mit kaum merklichen
Unterschieden aufsteigt, bietet keinen sichern Anhalt Das Gepräge
endlich zeigt zwar Verschiedenheiten ähnlich wie bei den kleineren
SilbermQnzen , aber eine Klassificierung labt sich auch danach nicht
durchiühren.^) Noch verwickelter ist die Frage dadurch geworden, dab
man die Teilung des Chalkus in 7 leTtTdy welche der Metrolog Diodoros
mit Bezug auf die Währungsverhältnisse des vierten und fünften Jahr-
hunderts nach Chr. erwähnt 3), ohne weiteres auf Athen und das dritte
Jahrhundert vor Chr. übertragen und mit diesem kcTtrov den xoXXv
ßog identificiert hat Aber es ist schlechterdings unglaubUch, dab die
Ithener ihren Chalkus , der den Wert von nur anderthalb Pfennigen
halte, noch so vielfach geteilt hätten; am allerwenigsten aber würden
äe ihn gesiebentelt haben. Damit fallen die bisher aufgestellten Skalen
athenischer Kupfermünzen, in denen Nominale von 1, 2, 3, 4, 5 Lepta
B. 8. w. fingiert wurden 4), in nichts zusammen. Die einzige Möglichkeit
einer wahrscheinlichen Verteilung ist die, dab man die Reihe von oben
herab zu konstruieren versucht Welches war die grObte Kupfermünze,
seitdem man in Silber keine niedrigere als das Triobolon ausprägte?
Dab Diobolen und TrihemioboUen in Kupfer geschlagen wurden, ist
nidit unmöglich, aber nicht gerade wahrscheinlich. Vermutlich stellte
das gröfste Kupferstück den Obolos dar, wie denn auch Lukian^) von
kupfernen Obolen spricht Es wären demnach die schwersten Bronzen
von 14 und 15 Gr. als Obolen, die leichteren als Teilmünzen des Obolos
za betrachten.^) So erwähnt der Komiker Aristophon '^), der gegen Ende
1) Beul6 p. 76. YergL such Brandis S. 292.
2) Einige Stücke zeigen zwei Eulen in der Stellung wie auf dem Tetrobolon
(S.219 Anm. 2), andere zwei Eulen mit einem Rbp^ wie auf dem Diobolon.
Prokesch S. 16, Brandis S. 293.
3) S. das Nähere unten { 40, 4 a. £.
4) Prokesch S. 15 f., Beul* d. 77.
5) Gharon 11. Vergl. auch Synes. Epist 127 und Suidaa unter «rran?^.^ f;|
6) Brandis S. 292 erblickt in der älteren Reihe von 6,5 bis 5 Gr. , deren
£poche er Tor die Ausmflnzung der oben erwähnten schweren Kupferstöcke
setzt, x^i^Xhoi, und in der etwa halb so schweren Reihe uSXXvßot. Als Hemi-
obolien oder rcr^ji^aJUa deutet Lambros in der Berliner Zeitschr. f. Numism.
1^5 S. 172 (nach Beul* p. 18) die mit vier Eulen und einem E versehenen
Kopferm&nzen.
7) Bei PolL 9, 70.
230 ATTISCHES MONZWESEN. | m, t
des vierten JahrbuDderts lebte, ein Ttevtixaixov] jedenCaDs hat es
aucb balbe Obolen oder Stücke von vier Chalkus gegeben. Das Dichal-
kon nennt Pollux aasdrttckUch. Dann würde der einfache Chalkus und
als Teile von diesem vermutlich das TrikoUybon, der doppelte und ein-
fache Kollybos konunen. Auf eine nähere Ausführung der auf diese
Voraussetzungen gegründeten Klassiücieruug kann hier nicht einge-
gangen werden.
§ 29. Werib9ttimmung des attischen Courantes,
1. Es ist schon früher wiederholt darauf hingewiesen worden,
dafs das Courant in Griechenland stets das Silber gewesen ist Den
Beweis dafür liefern die griechischen Prägungen überhaupt und die
athenische insbesondere, i) Oberall finden wir, dafs die Prägung vom
Silber ausgeht, dafs die verschiedenen Nominale des Münzsystems soweit
als möglich in Silber ausgedrückt, und Gold wie Kupfer nur nebenbei,
fast ausnahmsweise, geschlagen werden. Der Bergbau auf Silber reichte
so weit als Menschengedenken zurück 2); für Athen besonders gewähr-
ten die Minen von Laurion eine reiche Ausbeute, sie waren in der
That eine Quelle des Silbers und ein Schatz des Landes, wie Äschylos ^
treffend sagt. So befand sich auch im Schatze zu Athen hauptsächlich
Silber und verhältnismäfsig wenig Gold.^^) Sehr belehrend ist eine
längere Ausführung Xenophons^), in welcher er erst im allgemeinen
über den Wert des Silbers spricht, dann aber schliefst, dafs das Gold
in keiner Weise seine Stelle ab Courantmünze ersetzen könne , weil
sein Wert, wenn es in grofser Menge zuströme, sinke, während der
des Silbers steige. Deshalb möge jeder Staat besondere Umsicht auf
den Silberbergbau verwenden und das Silber als das sicherste Wert-
metall ansehen , wie dies auch seine Vaterstadt Athen schon vor ihm
erkannt habe. Diese Stelle spricht deutlicher als irgend ein Zeugnis
dafür, dafs das Silber das alleinige Courant Athens bildete, und dafs
daher bei der Wertbestimmung des attischen Geldes von diesem Me-
talle ausgegangen werden mufs, während das Gold einen schwankenden
Kurswert hatte, und danach, wie später geschehen wird, sein Wert
relativ zum Silber ermittelt werden mufs.
1) Vergl. im aUgemeiDen Hussey p. 78 — S7.
2) Xenoph. Veclig. 4, 2.
3) Fers. 238. Vergl. Böckh SUateh. P S. 420.
4) Thukyd. 2, t3. Böckh SUatsh. I> S. 591 f.
5) Vectig. 4.
i 29, 1 3. WERTBESTQIMUNG DES ATTISCHEN GOURANTES. 231
2. Ferner ist zu erinnern, dafs bei der Wertbestinunung der
Manze lediglich nur das Normalgewicht berOcksicbtigt werden und
nicht etwa ein Durchschnitt aus den vorhandenen, teils zu leicht ge*
prägten, teils durch Abnutzung verringerten Münzen gezogen werden
duli) Denn auch die unterwichtigen Münzen kursierten sowohl in
Aüien selbst als überall, wohin sein politischer oder merkantiler Ein-
flub reichte, zu ihrem vollen Werte. Und wo ein auswärtiger Staat
zu befürchten hatte, dafe er bei Zahlung einer grölseren Summe durch
itt leichte Münze Nachteil leiden würde, da kehrte man eben wieder
zum Normalgewicht zurück , v?ie dies deutUch aus dem schon erwflhn-
leu Vertrage der Rümer mit Antiochos hervorgeht. Die Bestimmung,
dab das Talent attischen Silbers nicht unter achtzig Pfund wiegen
dttrfe, drückt die Forderung aus, dals in vollwichtigen Münzen gezahlt,
oder, wenn solche nicht vorhanden , das fehlende als Aufgeld hinzuge-
kgt werden müsse.
3. Schwieriger ist die Frage, inwieweit die Legierung in den Mün-
zen berücksichtigt werden müsse. Zum bessern Verständnis möge zu-
oüchst ein Hinweis auf das Münzwesen der Gegenwart dienen. Unsere
Gold- und Silbermünzen sind auf ein gesetzlich genau bestimmtes Ge-
wicht feinen Metalls ausgebracht (§ 4, 4). Nur dieses stellt den Wert
der Münze dar. Aufserdem ist eine Legierung von unedlem MetaU bei-
gegeben, teils um die Ausprägung zu erleichtern, teils um die Abnutzung
der Stücke zu vermindern. Für den Wert der Münze aber bleibt dieser
Zusatz vollständig aufser Betracht. Als'Beispeil zur Verdeutlichung
wählen wir unsern Thaler, der ja noch immer neben dem Golde als
Wertmünze umläuft. Die sogenannten Vereinsthaler tragen die Auf-
schrift ^IXX ein Pfund fein'; dies bedeutet, dals in 30 Thalern em Pfund
=»500 Gramm, also in einem Thaler 16^3 Gramm feinen Silbers
enthalten sind. Das Gewicht eines Thalers aber beträgt wegen der bei-
gegebenen Legierung 18 ^^/s? Gramm. Wäre also der Wert unseres
Thalers unbekannt, so müiste von dem Bruttogewicht zunächst der
zehnte Teil abgezogen werden und erst die übrig bleibenden 16^/s
Gramm dürften als Silberwert in Anschlag kommen.
1) Diesem Satze ist J. Friedlaender in der Berliner Zeitschr. f. Namism.
1875 S. t5 aolafolich einer anderen Untersuehnng beigetreten : *Wenn ich in
einem früheren Aufsatz gesagt habe, die Aurei Diocletians und seiner Mit-
rezenten wögen 5,3 bis 5 Gramm ^— , so war die hierbei und noch jetzt oft
^on anderen angewandte Methode, das Durchschnittsgewicht zu rechnen,
lalscb. Bei Münzen ist das Gewicht der schwersten Exemplare das maüsgebende,
QBd selbst diesem kann man noch ein wenig hinzurechnen, denn wie seltea
^t man eine Münze, die nicht durch Abnutzung etwas verloren hätte'.
232 ATTISCHES MÜNZWESEN. 1 19, 3.
Ganz anders waren die Legieningsverliflltnnse bei den Alten. Die
Staaten, welche am besten prXgten , beabsichtigten vollkommen reines
ISSber zn schlagen, und es ist anzunehmen, dafs die geringe Bei-
mischung, die sich trotzdem auch in den besten Münzen findet, nur in-
folge des unvollkommenen Scheideprozesses darin geblieben ist Denn
es findet sich ja nicht blofs unedles Metall, sondern auch Gold in den
alten Silbermünzen. Überall aber, wo schlechter und weniger sorgM-
tig geprägt vnirde, treffen vrir auch auf stärker legierte Münzen. Hier
ist das unedle Metall absichtlich beigemischt, und es übt insofern der
prägende Staat einen Betrug, als er das schlechte zugesetzte MetaU
fUr Wertmetall ausgiebt. Wenden vrir nun diese allgemeinen Gesichts-
punkte auf die griechische Silberprägung an. Nach einer Äuberung
Solons, welche Demosthenes anführt, war in fast allen griechischen
Staaten auf Verfälschung der Münze Todesstrafe gesetzt, i). Dennoch
aber, meinte Solon, hätten viele Staaten Silbermttnze im Umlauf, welche
offenkundig mit Kupfer oder Blei vermischt wäre. Athen selbst rühmte
sich eine Ausnahme davon zu machen. Unsere alten Silbermünzen,
sagt Aristophanes ^) , indem er über das schlechte damak in Umlauf
gesetzte Gold klagt, waren nicht durch Legierung gefälscht, sondern
die schönsten von allen und allein richtig gemünzt und allenthalben
bei Hellenen vrie bei Barbaren anerkannt. Daraus erklärt sich die
Stelle bei Xenophon ^), der als einen Vorzug Athens anführt, dafs dort
die Kaufleute nicht, wie anderwärts, genötigt sind für Waren , die sie
im Auslande kaufen, andere auszuführen, sondern dafs sie, wenn sie
sonst wollen, nur attisches Geld auszuführen brauchen und dabei gute
Geschäfte machen ; denn die übrigen Staaten haben schlechtes Geld,
und wenn jene daher ihr attisches verkaufen , so erhalten sie überall
mehr dafür, als sie erst hatten. Dies kann nicht anders verstanden
werden, als dafs auf die attische Münze auswärts Aufgeld gezahlt wurde.
Wenn ein athenischer Kaufmann in Korinth Geschäfte hatte, wo der
Silberstater an Gewicht gleich zwei attischen Drachmen war, erhielt er,
wenn er sein attisches Geld gegen korinthisches auswechselte, eine
gröfsere Summe, als er vorher gehabt hatte. Indem er nun das korin-
thische Geld an Ort und Stelle, wo es als Landeswährung Kurs hatte,
wieder in Ware umsetzte, machte er einen gröfseren Geviinn als ein
1) Demosth. 24, 212. ^
2) RaD. 720 ff. Das a^x*'^^ v6fuafta ist die alte gute SilbermtiDse; mit
dem wuvov x^v<r/oy bezeichnet er die damals geprägten schlechten GoldmAnzen,
die er nachher geradem novrata xo^fua nennt. Vergl. oben § 18, 1.
3) Vectig. 3, 2.
f 29,4. WERTBESTIMMUNG DES ATTKGHEN GOURANTES. 283
Kaofinaiui aus eiser anderD Stadt, der kein attisches Geld mitbrachte
mi an seinem heimatlicben GeMe entweder bedeutend verlor, oder es
gar nicht ab Zahlung anbringen konnte, sondern anstatt dessen Waren
nitfllhren mubte. Der Grund dieser von Xenophon so richtig auf-
gefafisten Erscheinung kann nicht allein der sein, dafs die attischen
Mflnxen sorgfältiger im Gewicht ausgebracht waren als die auswärtigen,
sondern es mufs auch die grölsere Reinheit des Silbers zu der Werter-
bohang beigetragen haben. Diesen guten Ruf hatte das attische Silber
Doch zu der Zeit, als die Römer ihre Herrschaft nach dem Osten aus-
breiteteD. In dem Vertrage mit den Ätolern v. J. 189 bedingen sie
sich die Kriegsentschädigung in Silber aus, das nidit schlechter sein
dirfeak das attische i), und Ihnlich bestimmen sie in dem Vertrage
mit Antiocbos, dafs die auferlegten 12000 Talente im besten attischen
Gdde gexahlt werden sollen.^)
4. Volle Bestätigung hat das eben Bemerkte durch mehrere Proben
tiUlen, welche mit attischen Münzen angestellt wurden. Ein Tetra-
dncbnon alter Prägung von ziemlich vollem Gewicht, welches auf
Barth^lemys Veranlassung eingeschmolzen wurde, war beinahe ganz frei
von Legierung, es ergab sich als Feingehalt 0,986.^) Zwei andere Tetra-
dracfamen aus der Zeit nach Alexander zeigten sich stärker legiert, denn
der Feingehalt betrug nur 0,958 und 0,948.^) Hussey teilt die Proben
Toa drei Tetradrachmen mit Das eine, der ältesten Zeit angehörig,
enthielt 0,962 feines Silber einschliefslich einer geringen Quantität
GoM; das andere, ebenfalls von alter, aber weniger roher Prägung, er-
reichte den Feingehalt von 0,983; ein drittes, der jüngsten Prägung
aj^hOrig, hielt nur 0,919 fein , darunter wieder etwas Gold.^) Noch
wichtiger sind die Proben , welche in neuester Zeit Beul6 und andere
baben vornehmen lassen. <^) Beul^ besals in seiner Sammlung 87 Te-
tnidrachmen von neuerem Stil, sämtlich sehr abgenutzt und durch
1) Polyb. 21, 32 (22, 15), 8.
2) Polyb. 21, 45 (22, 16), 19.
3) Barth^emy Voyaffe VII p. UV (3. Ausg., Paris 1790). Der Feingebalt ist
daselbst nacb Teilen der Mark des alteren (ranzösiscben Gewicbtes ausgedrückt
11 dmiers 20 graiiu de ftn sind — ^V« -= 0,986 fein.
4) Ebenda p. LVIf.
5) Bei Hussey p. 45 sind die Legierungsverhältnisse nach Unzen, Penny-
weiffhts und Grains des englischen Troypfundes (— > 5760 grain*) gegeben. Das
M\ in dem ersten Tetradracbmon betrigt 0,0002, in dem dritten 0,0026.
6) Beul^ Monnaies d' Atb^nes p. 103 f., E. v. Bibra Über alte Eisen- und
Silber-Funde, Ndrnberg und Leipzig 1873, S. 36. 40, A. v. Rauch in der Berliner
Zcitschr. f. Numism. 1874 S. 32f. 36. Vei^l. auch Lenorroant I p. 187 f., Grotefend
Cbronologische Anordnung der atben. Sübermünzen, Hannover 1872, S. 13.
234 ATTISCHES M0NZW£S£N. f 2», t
langes Liegen im Erdboden angegriffen. Wenn man also Verdacht
gegen die Reinheit der attischen Münze hegte, so mulste er gerade
durch diese schlechten StQcke am ehesten bestätigt werden. Allein die
Probe ergab im Durchschnitt bei sämtlichen Tetradrachmen :
0,966 Silber
0,002 Gold
0,032 Legierung.
Allerdings ist hier der Silbergehalt etwas geringer als in den besten
Stücken der älteren Zeit; bringt man aber die 2 Tausendstel Gold zu
dem 15 V2 fachen Werte des Silbers in Anschlag, so deckt dieses Plus
gerade den Ausfall, den der Wert der Münze durch die 32 Tausendstel
wertloser Legierung erleidet. Das ist allerdings nur zufilllig, denn die
Alten wufsten nichts von dem Vorhandensein des Goldes; aber es folgt
daraus, dafs wir bei der Wertbestimmung der attischen Münze auf
keinen Fall etwas für die Legierung abrechnen dürfen. Denn ent-
weder folgen wir der Meinung der alten Athener, welche reines Silber
auszuprägen beabsichtigten und die geringe Legierung nicht kannten
oder nicht beachteten ; oder wir betrachten das Münzmetall eines Te-
tradrachmons einfach seinem heutigen Werte nach und dann müssen
wir ebenso wie das Minus der Legierung so auch das Plus des Gold-
wertes in Anschlag bringen, und da beides sich ausgleicht O« so ge-
langen wir auch in diesem Falle zu dem Schlufs, dafs die attische Münze
als vollkommen fein zu rechnen ist.
Wir setzen also das attische Tetradrachmon mit seinem voUen
Normalgewicht von 17,464 Gr. ein (§ 26), und ermitteln nach dem
Wertverhältnisse von 15V3 : 1 zwischen Gold und Silber den Wert der
attischen Münze in heutigem Gelde.^) Hiernach kommt das Tetradrach-
mon auf 3,143(5) Mark, woraus sich weiterfolgende Werte berechnen:
Tetarlemorion = V4 Obolos = — Mark 3 Pf.
HemioboUon = V2 « = — n 7 „
Tritemorion = ^U » = — „10„
Obolos = — „ 13 „
1) Dies wird auch durch die Analyse eines attischen Obolos bei Bibra
a. 8. 0. S. 36 bestätigt Derselbe enthielt 0,980 Silber, 0,0175 Kupfer and Blei,
0,0025 Gold ; sein Metall wert ist also sogar höher, als wenn er aas reinem
Silber bestände. Ein anderer Obolos (ebenda) steht etwas niedriger, da neben
0,9785 Feingehalt und 0,0005 Gold eine Legierung von 0,02t erscheint Bis
Telradrachmon bei Rauch a. a. 0. leigte nur 0,933 Feingehalt an Silber. Ob
in der allegierten Masse auch Gold enthalten war, ist nicht bemerkt
2) VergL oben { 4, 4 und $ 22, 4 S. 172.
IM, 4. WERTBESTIMMUNG DES ATTISCHEN GOURANTES. 235
Trihemiobolion = V* Drachme = — Mark 20 Pf.
DioboIoD = V3 n "" — „ 26 „
Triobolon — V« « =» — « 39 „
Tetrobolon =-2/3 „ = — ^ 52 „
Pentobolon =« ^/e ^ = — >» 65 „
Drachme = — „ 79 ^
Didrachmon ..... as 1 ^ 57 ^
Tetrachmon == 3 » 14 ^
Dekadrachmon =: 7 ^ 86 „
Bline = 78 „ ßO „
Talent =4715 „ — „
Daza kommt als kupferne Scheidemünze der Cbalkus »> 1 Vs Pfennig
oebst Hälfte und Viertel
Nadi diesen Ansätzen sind in Tab. XIV und XV die Reduktionen
der Drachme, der Mine und des Talentes gegeben. Überall, wo es auf
schärfere Bestimmung nicht ankommt, genügt es das Talent rund zu
4500 Mark, die Mine zu 75 Mark, das Tetradrachmon zu 3 Mark, die
Drachme zu 3/4 Mark zu rechnen.
Die früheren Bestimmungen des Talentes stehen der zuletzt ange*
fithrten abgerundeten Summe nahe, also im ganzen etwas niedriger,
ak die genaue Ausrechnung ergiebt^ Dies rührt daher, weil teils das
Normalgewicht geringer angesetzt, teils auf die Legierung ein Abzug
gemacht worden ist. Auch Böckh^) rechnet nur 4500 Mark, obgleich
er dasselbe Normalgewicht annimmt Er zieht aber wohl zu viel für die
1) Barthelemy Yoyage VII p. LIY berechnet 5700 livre* (alter französischer
Währang) ^ 4560 Mark (Noback Mfinz-, MaTs- und Gewichtsbuch, 2. Aufl.,
S.6S3), Wurm p. 56 2171 Vs fl. des Konventionsfufses = 4560 Mark, Hussey
p.48 und 50 4587 Mark (« 243 Pf. St 15 s., der Shilling zu 80,7 Troygrains
(MO ferechnet). Monimsen S. 900 (Traduct Biacas 111 p. 490 f.) setzt das Tetra-
^chmon zu 29,5 Groschen » 2,95 Mark, mithin das Talent zu 1475 Thaler
"" 4425 Mark an. Die nicht unbeträchtliche Differenz erklärt sich daraus, dafe
er den Thaler zu 17^4 statt löVa Gramm Feingehalt rechnet In der franzö-
Mchen Übersetzung setzt J. de Witte für das Tetradrachmon 17,46 feines Silber
in Rechnung und gelangt durch Vergleichung mit der französischen Währung
ZV dem Satze von 3,88 Francs t» 3,143 Mark für das Tetradrachmon. Das
^ebt ein Talent von 4714 Mark, mithin so gut wie genau die oben ermittelte
Sanune. A. t. Ranch in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1874 S. 36 berechnet
tus einem stark legierten Tetradrachmon einen Süberwert von 2,92 Mark, was
nf em Talent von nur 4380 Mark fahren würde.
2) Staatsh. P S. 25. Als Feingehalt des attischen Silbers wird mit Wurm
^1^7 angenommen, was nach dem oben Bemerkten etwas zu wenig ist AuDser-
deai wird noch der Kopferwert in unserem Silber und der sogenannte Präge-
^tz in Abrechnung gebracht
286 ATTISGHES MONZWESEN. f 29, 4. 30, 1.
LegieruDg ab; desD selbst wenn wir diese in Anschlag bringen, würde
das Talent immer noch auf 4635 Mark anzusetzen sdn.
Beachtenswert sind noch diejenigen niedrigeren Ansfltze des Ta-
lentes, welche von dem Effektivgewicht anstatt des Normalgewichtes
ausgehen. In der Zeit Ton der Vertreibung der Peisistratiden bis auf
Alexander ist das attische Tetradrachmon auf 17,27 Gr. (§ 27, 4) aus-
geprägt worden, das Talent hatte also damak den effektiven Wert von
4650 Hark ; nach Alexander sank das Gewicht des Tetradrachmons auf
16,8 Gr. und somit der Wert des Talentes auf 4530 Mark.
{ 30. Der Kurs des Goldes.
1. Nachdem im Vorhergehenden der Wert des attischen Silber-
courantes im Verhältnis zu heutiger Münze ermittelt worden ist, knüpft
sich nun daran die Frage Ober die Wertbestimmung des Goldes. Dabei
darf indes nicht allein die attische Goldmünze berücksichtigt werden,
die, wie wir sahen , immer nur sparsam geschlagen worden ist. Das in
Athen cirkulierende Gold war zum kleinsten Teile attisches, vielmehr
meist ausländisches , anfangs phokaische Statere , Kyzikener , persische
Dareiken , später makedonische Statere. Die persischen und makedo-
nischen Goldmünzen galten an Werte dem attischen Stater gleich ^), und
so brauchen wir, wenn bei attischen Schriftstellern, wie so häufig ge-
schieht, Goldstatere erwähnt werden, nicht danach zu firagen, ob damit
attische oder ausländische gemeint sind, sondern wir müssen die Frage
nach dem Werte der attischen Goldmünze ausdehnen zu der Unter-
suchung, welchen Kurs das Gold überhaupt in Athen hatte, wobei zu-
gleich die übrigen Nachrichten über den Wert des Goldes in Griechen-
land zu berücksichtigen sind. 2)
1) Ans S 25,4 versL mit $ 23, 1. 4; 42, 10. 15; 45, 7; 46, 12 geht berror,
dafs das Mönzgewicht des attischen Goldstiters etwas höher war als das des
babyloDischeo Sbekels Goldes oder persischen Dareikos; indes kam die goinge
Differenz bei diesen Knrsverhiltnissen nicht in Betracht, da sie einerseits bd
der üblichen zehnfachen Wertschätzung verschwindend klein war, andererseits
bei der Festsetzung des Handelskurses in jedem einzelnen Falle die bestimmte
Münzsorte ihren zeitweisen Wertausdruck im Silbercourant erhielt Der make-
donische Stater Philipps und Alexanders war dem attischen an Gewicht gleich
(§31,2).
2) Im allgemeinen sind darüber zu vergleichen Letronne Consid^.p. 104 fil,
Dureau de la Malle Econ. polit. I p. 47 ff., Gh. Lenormant Sur les rapports de
l'or k l'argent chez les anciens, in der Revue numismatique 1855 p. 18 ff., Böckh
Staatsh. P S. 42ff., Brandis S. 85f. 248, Lenormant I p. 146ff. Die wichtigsten
Stellen der Alten hat schon Gronov de sestert. p. 233 ff. zusammengesteUt und
besprochen.
i M, 1. KURS DES GOU^S. 237
Ifaefa der babyloniscbett Wahrung, welche in dar frühesten klein-
asiatischen Prägung und im lydischen und persischen Reiche aufrecht
erhalten wurde, stand das Gold zum Silber in dem Wertverhältnisse von
13 Vs : 1* Da aber das Silbergewicht um Vs hoher war, als das korre-
hle Goldgewicht, so wurde der Wert eines GoMstttckes durch zehn
8il>er8ttcke dargestellt Wir können also sagen, dals im sprachlichen
Ausdrucke das Gold als zehnfach höher galt als das Silber, t) Diese
xehnfacbe Schätzung findet sich nun auch allerwärts bei den Griechen,
ri^leich nach dem euboisch-attischen Fufse das Silbergewicht dem des
GcMes gleichgestellt worden war, mithin dem nominell zehnfachen
Verhaltnisse nicht mehr ein thatsflcUich dreizehnundeindrittelfaches
eitspracb.
Lysias rechnet 5000 GoldsUtere gleich 100000 Drachmen 2),
nithin einen Stater gleich zwanzig oder eine Golddrachme gleich zehn
Siberdrachmen. Xenophon gleicht 3000 Dareiken , d. i. 1 Goldtalent,
mit 10 Talenten Silbers, und wenn auch in jenem Falle babylonische
Sflbertalente gemeint sind, wekhe thatsächlich das WertTerhältnis
1 : 13^/» zu dem GoMtalente darstellen )), so geht doch aus den Wor-
ten, in welche der Schriftsteller seinen Bericht fofst, daitlich hervor,
idh den Griechen zehn Talente Silbers schlechthin als das Wertäqui-
Talent eines Goldtalentes galten. So setzte Alexander bei der Bestür-
mang der persischen Feste in Sogdiana verschiedene Preise in Talen-
ten aus, welche wir ofienbar als attische Silbertalente zu deuten haben ;
er zaUte aber fOr je 1 Talent 300 Dareiken bar. 4) Nach demselben
Ansätze kommen 5 Goldstatere auf die Bfine, wie Polemarch und an-
dere angeben.^) Auch Menander schätzte das Gold zum zehnfachen
Werte des Silbers.®) Am häufigsten findet sich die Bestimmung des
Dareikos oder des attischen Staters auf zwanzig, oder der Drachme
1) Vergl. oben S. 225 mit Anm. 2, unten § 42, 12.
2) Lys. 19, 39 giebt das Verhältnis iwar nicht aosdrflcklieh an, doch läfst
es »ch aus der Gesamtsamme des Vermögens berechnen. VergL Böckh Staatsh.
P S. 33 Anm.
3) Xen. Anab. 1, 7, 18 bezeichnet dieselbe Summe erst durch Ja^ixovs
"rft^xiXiove, dann durch ^ixa xaXovra, Dafe diese letzteren babylonische SUber-
taleote sind, weist Brandis S. 63 nach. VergL auch unten die betreflfende Anm.
m § 42, 12.
4) Arrian Anab. 4, 18, 7 (vergl. Raphelius zu der Stelle und Gurtius 7, 11, 12).
Bafe in dieser Zahlungsmodalitat noch eine besondere Freigebigkeit des Spenders
l*f, ist oben S. 225 Anm. 2 angedeutet worden.
5) Polemarch bei Hesych. unter x^ffovs, Harpokrat und Snidas unter
6) Poll. 9, 76 f.
238 ATTISCHES MONZWESEN. f m, i
Goldes auf sehn Silberdrachmen.^) Dasselbe zehnfache Verhältnis leg-
ten endlich auch die Römer i. J. 189 in dem Vertrage mit denÄtolem
zu Grunde, indem sie diesen nacUiefsen den dritten Teil der aufer«
legten Kontribution in Gold dergestalt zu zahlen, dafs sie für zehn Minen
Silbers eine Mine Goldes lieferten.^)
2. Alle diese Angaben mit Ausnahme der letzteren beweisen
indes nur, dafs im allgemeinen das Gold zum zehnfachen Werte des
Silbers geschätzt wurde; es darf aber nicht etwa daraus gefolgert wer-
den , dafs es im Handel und Wandel wirklich nach diesem Verhältnis
gegen Silber umgetauscht wurde« Im Gegenteil bezeugen die wenigen
uns Oberlieferten Angaben dieser Art übereinstimmend einen höheren
Kurs des Goldes. Nach Herodot (3, 95), der sein Geschichtswerk in der
zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts schrieb , hatte das Gold den
dreizehnfachen Wert des Silbers ^) , und wenn der Schriftsteller auch
bei seinem Berichte zunächst die Verhältnisse des persischen Reiches
vor Augen hatte, so würde er doch schwerlich seine Worte so gefalst
haben , wie wir bei ihm lesen , wenn in Griechenland nicht dasselbe
Verhältnis wirklich im Handel vorgekommen wäre. In der That meldet
uns eine Inschrift, dafs um das Jahr 440 in Athen ein Gewicht Goldes
von etwa 100 Drachmen umgesetzt wurde in 1372 Drachmen Silbers,
sodafs das Gold etwa zum vierzehnfachen Werte des Silbers gerechnet
war. 4) Ein merklich niedrigeres Verhältnis finden wir in dem aus
Piatons Zeitalter herrührenden Gespräche über die Gewinnsucht ^), wo
dem Golde der zwölflache Wert zugesdirieben wird. Höchst wertvoll
ist ein zweites aus einer Inschrift entnonmaenes Kursverhältnis^), weil
1) Hesych. unter x^^xfove: UoXtua^xos yn^üt dvrae&at rov x^^^
na(fa rols jitTixdiQ 8(>axfia6 BvOy r^ Ca rov x^vaov B^axfir/r roulff/utroS' a^
yv^iov 8^aptas 9^a» Zonar. Annal. 10 p. 540B: naca toU "EUapnv mxott
o^axfitäv o J iwv qnjei ro xff^ovv dildüüM&ai vcfiiüfjut. Harpokr. unter
Ja^eiHos und daraus Suidas; Hesycb. unter B^axfirj x^iov (nach der Eneo-
dation Yon Gronov de sestert p. 364) und danach Suidas unter Boaxftri,
2) Polyb. 21, 32 (22, 15), 8, Liv. 38, 11, 8. Um jene Zeit hatte in Rom das
Gold etwa den zwölf fachen Wert des Silbers: unten § 37, 1.
3) S. das Nähere unten §45, 6—8; 48, 2.
4) G. I. Attic. 1 Nr. 301. A. Kirchhoff bemerkt dazu p. 160: 'auri pondos,
quod venditum est, drachmarum fuit 80—99 com obolis quinque (neque eoin
integri videntur servati esse numeri); e qua venditione quum redactae dicaotvr
dr. 1372 argen ti Attici, vix minus drachmis quattuordedm argenteis constitisie
auri drachmam circa haec tempora (01.83,2—86, 3) colligere licet*. Das mdg-
liche Maximum des erwähnten Goldes beziffert sich also auf 99Ve DracbmeD,
was einen Kurs von 13,74 Silberdrachmen ergeben würde. War aber das (kM-
quantum ein geringeres, so war der Goldkurs ein verhältnismälsig höherer.
5) Hipparch. p. 231 D.
6) Zu der von Böckh im a I. Gr. Nr. 157 und vollständiger in der SUats-
I S(K 1 3. KURS DES GOLDES. 239
es eine specielle und YoUstündige Angabe enthält. Danach berichtet
^r Athener Lykurgos in der Rechenschaftsablage über seine zwölf-
jährige Finanzrerwaltnng (338 — 326), dafs er unter anderm eine be-
trachtliche Summe Goldes zu dem Kurse von 22 Drachmen 5V2 Obolen
f&r den Stater angekauft habe. Hieraus ergiebt sich fast genau das
Verhältnis von 11 V2 : 1« und dies mag, wenn auch ein wenig auf- und
abschwankend, der Handelskurs jener Zeit gewesen sein. Wieder etwas
höher erscheint das Gold in Ägypten in der Münze der Ptolemffer, wo
es den 12 Vsfachen Wert des Silbers hat (§ 54, 2); doch ist zu beachten,
dals dies eben ein gesetzlich angeordnetes Verhältnis war, welches den
Handebkurs eher Oberstieg als hinter ihm zurückblieb. Das niedrigste
Verhähnis endlich ist das zehnfache, welches in dem schon erwähnten
BOodnis der Römer mit den Ätolem erscheint. Man sage nicht, dafs
die Römer absichtlich ein zu ungünstiges Verhältnis bestimmt haben,
denn es sollte ja eine Erleichterung für die Ätoler sein ; es ist also
Tomszusetzen , dafs damak das Gold zu diesem Kurse immer noch
leichter beschafft werden konnte als die entsprechende Summe in
Silber. 1)
3. So sehen wir also , wie das Gold bei den Griechen zwisdien
dem ifierzebnfachen und zehnfachen Verhältnis zum Silber geschwankt
hat. Danach wird auch die Destimmung der Goldmünzen keine absolute
sein können; sie läfst sich zunächst nur nach den bezeichneten Grenz-
punkten geben. Suchen wir jedoch einen brauchbaren Mittelwert, so
ergiebt sich mit groiser Wahrscheinlichkeit das zwölf fache Verhältnis,
welches wir unbedenklich als die ungeßihreNorm mit der MalSsgabe ein-
setzen, dafs die üblichen Wertschwankungen zwischen den Grenzen 12 V2
und 11 Vi : 1 sich bewegten, während dieaufserordentUchen Differenzen
bis zu den oben angeführten Extremen, also ebenfalls nach beiden Seiten
hin symmetrisch, sich erstreckten. Aufserdem haben wir aber noch die-
jenigen Werte anzuführen, welche den persischen Dareiken und den
Goldstateren attischen Fufses im Verhältnis zu heutiger Goldmünze
znkonnnen.
iMiubaltang n^ S. Ulf. TeröffeDtlichten Inschrift über die Rechenschaftsablage
des Lyknrgos ist in der j4^x<**^^*9c^ iffjfu^is Nr. 3452 ein weiteres Bmch-
>tM Teröffentlicht worden, wonach Lykni^os mehr als ein Talent Goldes zn
dem oben angegebenen Kurse gegen Silber einkaufte.
t) in neuerer Zeit ist mehrfach zu beobacbten gewesen, dafs der Goldkurs
b«im Ausbruche eines Krieges auffallend steigt und so während des Krieges
>icli htlt, dagegen mit Ende des Krieges plötzlich , und zwar zeitweilig tiefer
sinkt, als der normale Kurs vor dem Kriege gewesen war.
240 ATTISCHES MONZWESEN. | so. 3. 31, t.
Nach mitderem antiken Kurswerte sind sowohl der attiscbe und
makedonische GoldstaCer im Gewicht von 2 Drachmen als der persische
Dareikos auf etwa 24 Drachmen Silbers oder 19 Hark anuse^eu.
Seinem Goldgehalte nach würde dem vollwichtigeii Dareikos in
heutiger MOnze ein Wert von 23 M. 44 Pf. (§ 45, 11) und dem Gold-
stater attischen Fufses ein Wert von 24 M. 36 Pf. zukommen.
Nach diesen Ansätzen ist Tah. XVI herechnet Wo es jedoch nur
auf eine ungeßihre Schätzung ankommt, darf man füglich sowohl Da-
reikos als attischen Goldstater, ohne weiter auf die Kursverhältnisse
einzugehen, gleich einer Doppelkrone oder 20 Mark ansetzen.
§ 31. Der attUehe Mün%fuft im makedonUehen Reiche,
1. Es würde, auch wenn es an einem hestimmten Zeugnisse fehlte,
mit Sicherheit anzunehmen sein, dafs das attische Geld dne weite V^-
breitung in Griechenland gehabt hat; wirkten doch zwei wichtige Um-
stände zusammen es zu einem gesuchten Courant zu machen. Einmal
war das attische Silber anerkanntermafsen vom feinsten Schrot und
der sorgfältigsten Ausprägung; dann aber, was noch mehr ins Gewidit
ßlllty stand der athenische Staat eine geraume Zeit an der Spitze Grie-
chenlands und ein guter Teil desselben war ihm verbündet oder tribut-
pflichtig. Ungeheure Massen von Silber strömten in Athen zusammen,
wurden in seiner Münze zu Tetradrachmen ausgeprägt und verteilten
sich in den Kriegen wieder über Griechenland. So läfst sich aus einer
Erzählung bei Plutarch i) mit Sicherheit schliefsen, dafs die bedeuten-
den Summen Silbergeldes, welche Lysander im peloponnesischen Kriege
nach Sparta schickte, meist in Münzen von athenischem Gepräge be-
standen. Das nicht attische Geld wurde nun zwar dadurch nicht ver-
drängt, dazu war die Masse des kleinasiatischen und äginäischen Silbers
und die Zahl der Münzstätten , die nach diesen Währungen prägten,
zu grofs; aber es sank überall, soweit Athens Einfluls auch nur mittel-
bar reichte, zur sekundären Münze herab y welche im grofsen Verkehr
ihren Kurs nach dem attischen Gelde hatte. Einen zuverlässigen Hin-
weis dafür geben die bereits oben (§ 29, 3) besprochenen Stellen des
1) Nach Vit Lysand. 16 bezeichnet der Sklave des Gylippos die MänseD,
welche sein Heir von der von Lysander nach Sparta geschickten Kriegsbeute
entwendet hatte, als yXavxes, d. h. als attische (S. 212 A. 4). Plutarch versteht
die Stelle nicht ganz richtig, er scheint anzunehmen, dafs die meisten Staaten
Griechenlands damals mit attischem Gepräge gemönit hatten. Vielmehr war
es athenisches Geld, welches in ganz Griechenland kursierte. Vergi. Böckh
Staatsh. P S. 45 und unten § 46, 15.
f 31, 1. 2. VERBREITUNG DES ATTISCHEN GOURANTES. 2il
Aristopbanes und Xenophon, welche beide die ausgedefaflte Geltung des
attischen Conrantes bezeugen. Es darf aber daraus nicht etwa gefolgert
iierden, dafe auch die Prägung nach attischem Gewicht in Griechen-
knd verbreitet gewesen sei. Im Gegenteil konnte es Athen nur er-
wQnscbt sein, wenn die von ihm abhangigen Staaten nicht nach seinem
Fulse münzten. Denn die betreffenden Münzen hatten auf gleiche
Geltung mit den attischen Anspruch gemacht, wahrend sie in der Güte
der Ausprägung wahrscheinlich hinter ihnen zurückgestanden hatten,
and sie v^ürden schlie&lich doch ebenfalls als auslandisches Geld mit
niedrigerem Kurs angesetzt worden sein. Auch Rom machte sein Geld
aflenthalben zum herrschenden Courant, ohne jedoch andere Staaten
tnr Annahme seiner Prägung zu nötigen. Vielmehr hob es entweder
die provinziale Prägung ganzUch auf, oder Uefs sie nach dem dnhei*
mischen Fufse fortbestehen, sodafs dann aufser der römischen Reichs-
nADze noch eine lokale Landesmünze bestand. Einen förmlichen Münz-
iwang hat nun zwar Athen nicht ausgeübt, aber insofern lassen beide
Staaten sich recht gut vergleichen , als auch Athen die Ausmünzung
des Geldes nach attischem Fufse als seine Prärogative betrachtete und
die Verbreitung einer nach gleichem Fufse geprägten Münze neben
der seinigen eher verhinderte als begünstigte.
Daher finden wir im eigentUc^en Griechenland in der Zeit vor
Alexander nur an wenigen Orten aufserhalb Athens attische Prägung.^)
Eine besondere Bewandtnis hatte es, wie wir bereits sahen (§ 27, 2),
mit Euböa. Dort war der euboische Münzfufs, von welchem der at-
tische erst abgeleitet ist, schon vor Solon einheimisch. Wenn also
spater unter athenischer Herrschaft noch Münzen attischen Fufses auf
der Insel geprägt wurden, so war es im Grunde das euboische Gewicht,
irddies man als überliefert fortbestehen Uels. Von dem Gesichtspunkte
der euboischen Wahrung aus ist wahrscheinlich auch die frühzeitige
Verbreitung des attischen Münzfüfses nach Kyrene, Sicilien, Unter-
italien und Etrurien zu beurteilen.^
2. Mit der sinkenden Macht Athens und seiner schUefsUchen
Unterwerliing unter die makedonische Herrschaft würde wahrschein-
lich auch der attische Münzfufs zu blofs lokaler Geltung herabgedrückt
worden sein , wenn nicht gerade die aufblühende makedonische Macht
denselben angenommen hatte. Der Grund dazu wurde von Philipp U
1) MoniDsen S. 62 (Traduct. Blacas I p. 83 f.), Brandis S. 336 f. Ersterer
findet atüschen Fufs vor Alexander nur in Megara, letzterer nur anf der Insel Kos.
2) Mommsen S. 67flE: (I p. 90 ff.), und vergL unten § 48, 2. 55, 2. 56, 4. 57, 9.
Hiltsek, Metcolofie. 16
242 ATTISCHER MOHZFUSS IM MAKEDONISCHEN REICH. f sia
gelegt MakedoDieD folgte damals in seiner Silberprigung dem System
des babylonischen Staters im Gewichte Ton 11 bis anter 10 Gr.,
welcher als Tridrachmon galt Die zu Grunde liegende Drachme
bdiielt Philipp bei, führte sie jedoch aaf ihr ursprüngliches Vollge-
wicht zurüdL und bildete als Ganzstttck, nach dem Vorgange der
riiodischen, ursprün^ch phönikischen Vf ährung ^X ein Tetradrachmon
Ton 14,5 Gr. (§ 49, 2). Dand[>en abw Teranstaltete er eine ausgeddmte
Goldprägung, in welcher fastausschlielslichdasGanzstttck oderderStiAer
erscheint, während die Teihnttnzen, die Hälften, Viertel, Achtel und
Zwölftel, selten sind.^) Das Effektiygewicht dieses PhiUppisdien Staten
beträgt 8,6 Gr., worüber einzelne Stücke noch hinausgehen ^; das Nor-
malgewicht ist ohne Zweifel kein anderes als das des attischen Staten
von 8,73 Gr. Dennodi würde man irren, wollte man die Goldprägung
Philipps ledigUch aus der attischen erklären. Letztere war vid zu un-
bedeutend, als dafs sich der makedonische König allein an sie hatte
anschUefsen können; als Vorbild diente ihm vielmehr die GoldmOnie
des persischen Reiches, der Dareikos. Persisches Gold cirkulierte schon
lange in groCser Menge in Griechenland und war die häufigste GoU-
1) Brandis S. 223 f. 594 und vergl. $ 23, 4. 43, 2. 3. 48, U.
2) Den niheren Nachweis geben L. Müller Nomismatiqne d'AIexandre le
Grand p. 335 noU 3—5 und Brandis S. 544 , wozu noch hinzuzufügen das Tri-
hemiobolion von 1,069 Gr. (— 16,5) und der Obolos von 0,726 (-= 11,2) bei
Leake Suppl. p. 1. Über die Drachmen und Triobolen von barbarischem Ur-
sprung ve^. Müller p. 336 n. 7. 375 n. 9, Mionnet Poids p. 56. Einen Doppcl-
stater im Thorvaldsenschen Museum halt Müller für gefälscht; dagegen scheint
die Echtheit eines anderen Exemplares, welches Fr. Lenormant in der Revae
numism. 1862 p. 397 f. beschreibt, zweifellos lu sein. Dasselbe hat merldich
verloren, da es nur noch 15,20 Gr. statt 17,2 Gr., wie zu erwarten war, wiegt
Vergl. auch Friedlaender u. v. Sallet Königl. Münzicabinett Nr. 352.
3) Die Statere Philipps zeichnen sich ebenso wie die Alexanders durch sorg-
faltige Justierung aus. Die Un^eichheit im Gewicht der uns erhaltenen Müuen
betragt nur etwa 0,13 Gr. Die leichtesten Stücke stehen mit seltenen Aus-
nahmen noch über 8,5 Gr., wobei zu bedenken, dafs diese Goldmünzen fiel
cirkuliert haben, also selten frei von einem kleinen Verloste sind, wie Burfon,
der feine Kenner alter Münzen, in betreff der goldnen Tetradrachmen Alezandefs
in Erinnerung bringt (Gatal. Thomas p. 138). Sehen wir von den leichtestes
Stücken ab, so finden wir in aufsteigender Reihe die Gewichte von 8,55 bis
8,65 Gr. Die Maximalgewichte sind 8,65 (— 133,5 Thomas p. 136), 8,64 (— 162^
Mionnet p. 56), 8,63 (Luynes, Brandis S. 544), 8,62 (» 1^3,1 und 133 ThoBSS
p. 135, Northwick p. 59), 8,61 (— 132,9 Leake p. 3 — 132,8 Thomas p. 135.
186, Pembroke p. 144, Leake j». 3), 8,60 (— 162 Mionnet p. 55 — 132,7 ThoBMS
p. 136 — Friedlaender und v. Sallet Könid. Münzkabinett Nr. 353). Hossey p. 1&
giebt als Durchschnittsgewicht von 14 Stateren der Payne-Knightschen Sams-
fung 8,563 Gr. (— 132,14), Müller Numism. d'Alex. p. 336 als DurchschniU der
ihm bekannten Stücke 8,5 bis 8,6 Gr., Lenormant in der Revue nunusm. 1867
S. 238 bestitigt die oben gesetzte Annahme eines mittleren Gewichtes von 8,6 Gr.
ndere Bestimmungen s. bei Bückh S. 130 f.
131,2.3 PHILIPP n. ALEXANDER. 243
münze, die überhaupt Torkam. Aufserdem ging Philipps ganzes Streben
auf die Eroberung des persischen Reiches, und die Einführung der
Goldprägung nach dem Dareikenfufee war nur eine der vorbereitenden
IhTsregehn zu dem grofsen Unternehmen. 0 Philipp prägte also die
persische KOnigsmttnze nach und übertrug auf das neue Gold seinen
Namen >), gerade so wie das ältere Ton Dareios benannt worden war.
Nor darin wich er ab, dals er an die Stelle des Dareikengewichts Ton
8,4 Gr. den etwas höheren Wert setzte , nach welchem in Athen das
GoU ausgeprägt wurde.
3. Alexander setzte die von Philipp begonnene Goldprägung in
noch grülserem Malsstabe und mit gleicher Sorgfalt fort. Seine Statere
stehen weder an Gewicht noch an Feingehalt denen seines Vaters nach.')
Die kleineren Nominale wurden ebenfalls selten geprägt 4), aufserdem
aber noch Doppelstatere oder Tetradrachmen in Gold geschlagen.^)
Erging aber noch einen Schritt weiter, indem er folgerichtig das at-
1) B6ekh S. 130, Mommsen S. 52 (Tradact Blacas I p. 69).
2) J^ar^(k96 0tMn7Ui4H Dennt PoU. 9, 59 neben den Ja^taioi und ^AUiov
jJptiM, 9, 84 neben den K^Us%iOi und JcL^tmoL 0iXimtBtoi x^ol erw&hnt
Plnt. Tit. FUm. 14, vo^M^a x^ovr ^lUnnttov Diod. 16, 8. Bei den römischen
Schriftstellern hei&t die makedonische Goldmünze, gleichviel ob von Philipp n
oder einem seiner Nachfolger herrfihrend, nummu$ PhtHppeu* (so bei Liv. 34,
52,7. 37, 59, 4. 39, 5, 15. 39, 7, 1, teils mit dem Zusatz atireui, teils ohne den-
selben), oder PkiHppeus schlechthin (liv. 44, 14,3), oder nummus {attreus)
Pkü^pfus (Plant Asin. 1, 3, 1, Irin. 4, 2, 112), oder PhiHppui schlechthin (Horat
Epitt 2, 1, 234, Ulpian. Digest. 34, 2, 27). Die eenium PfdUppeae minae bei
PuBt Rnd. 5, 2, 27) bedenten wohl 500 Goldstticke. Vergl. auch Lenormant I
p.80f.
3) über die Feinheit des Metalles s. nnten 5. Das (vewicht der Statere
Alexanders ist genau dasselbe wie deijenigen Philipps. Maximal erscheinen
8,66 Gr. (FriedUender und v. SaUet Nr. 362), 8,64 (— 162^4 Mionnet p. 58),
8,63 (— 162V> Mionnet), 8,62 (— 133,1 und 133 Thomas p. 139. 155. 156),
8,60 (— 162 Mionnet — 132,7 Thomas p. 165, Leake p. 5 — 132*/4 Northwick
^ 60). M&ller Numism. p. 1 giebt als Gewicht 8,5 bis 8,6 Gr. Unter 8,5 Gr.
ttefaen nur weniffe StAcke.
4) ffiUften oder Drachmen sind selten. Im Pariser Kabinett finden sich nach
IGonDett Poids p. 57 ff. keine. Eine bei Thomas p. 166 von 3,46 Gr. (— 53,4)
ittfon zweifelhafter Authenticitat; echt dagegen ist die aus der Northwickschen
SiBmlung von 4,29 Gr. (>« 66,2 p. 60). Eine andere bei Leake p. 5 wiegt
ZM Gr. (i-i 54,6). MflUer p. 1 vergl. mit 155 und 170 fQhrt zwei aus dem
nrit Mus. an. Hiufiger sind die Viertelstatere oder Triobolen von 2,15 Gr.
(- 40Vt Mionnet p. 59, Queipo DI p. 166), 2,14 (» 33 Pembroke p. 145), 2,125
(•) 40 Miounet p. 59 ■■ 32,8 Thomas p. 166, Leake p. 5) und darunter.
5) Die höchsten Gewichte sind 17,21 Gr. (— 324 Blionnet p. 571, 17,20
(» 265,5 Hussey p. 16, Thomas p. 138, Pembroke p. 144, Northwick p. 60).
17,19 (zwei Exemplare des Berliner Kabinetts , Pinder S. 41, Friedlaender und
▼*Sillet Nr. 360 t), 17,18 (-= 323Vs Mionnet p. 57), 17,17 (— 265 Mus. Brit.
MOl). BSn etwas vemutztes Stück bei Thomas p. 138 wiegt noch 17,165 Gr.
(• 264,9).
16*
244 ATTISCHER JütlNZFUSS IM HAKEDONISGHEN REIGE §31.1
tische Gewicht, Dachdem es eiomal fOr die Goldmttnte ttblich geworden
war, auch in der Silberpjigung einführte. Gerade wie der athenische
Staat prägte auch Alexander vorzugsweise Tetradrachmen und zwar
auf das volle attische Gewicht. Zwar wird dasselbe nur von wenigen
der erhaltenen Münzen erreicht >) ; aber genau dieselbe Erscheinung
fanden wir auch bei den attischen Münzen, ja im Durchschnitt stehen
vielleicht die letzteren noch etwas niedriger als die Münzen Alexanders.
Das Effektivgewicht des gut erhaltenen Tetradrachmons ist genau wie
das des attischen aus der Blütezeit Athens (§ 27, 4) auf 17,27 Gr. anzu-
setzen.^) Aufser dem Tetradrachmon sind am zahlreichsten die Drach-
men.^) Didrachmen sind nicht häufig, Tridrachmen ebenso wenig wie
in Athen geschlagen worden. 4) Das höchste Nominal in Silber war wie
1) Die höchsten Gewichte von Tetradrachmen Alexanders sind 17,92 Gr.
fc> 276,5 Hussey p. 16), 17,61 (271,8 Leake p. 6). Beide Stücke sind Obennftnit.
mnächst folgen ein vollkommen gut erhaltenes Stflck von 17,44 Gr. (» 328V4
Mionnet p. 61) und ein zweites von 17,41 Gr. (=» 327'/« Mionnet p. 68), beide
nnr unmerklich hinter dem Norroalgewicht zurflckstehend. Häofig erreichen das-
selbe die Drachmen. Ein Stück Ton 4,60 Gr. (» 71 Leake p. 9) ist durch Feuer
geschwärzt und hat dadurch wahrscheinlich an Gewicht zugenommen. Dem-
nächst folgen zwei Drachmen aus der Madrider Sammlung von 4,52 und 4,42 Gr.
(Qudpo p. 154) und zwei aus dem Pariser Kabinett von 4,395 Gr. («• 82'/4
Mionnet p. 65), samtlich das Nonnalgewicht noch Abersteigend. Femer 4,36 w.
(— 82 Mionnet p. 71 — 67,3 Pembroke p. 143, Leake p. 7 — 67,2 Hussey p. 16),
4,34 (— 81*A Auonnet p. 65. 66 — 67 Hussey p. 16), 4,32 (81 74 Mionnet p. 62),
4,31 (— 66,5 und 66,6 Thcbas p. 152. 153, Leake p. 8).
2) An die in der vorigen Anm. aufgeffthrten Tetradrachmen scblielseD sich
Stficke von 17,29 Gr. (— 3257« Mionnet p. 64), 17,28 (— 266,7 Leake Suppl. p. 1),
17,27 (— 266,5 Thomas p. 149), 17,26 (» 266,4 Leake p. 5), 17,25 (« 266,2
Thomas p. 150), 17,24 (» 3247« Mionnet p. 59. 60. 67. 69. 70 — 266 Leake
p. 6), 17,22 (— 265,7 Thomas p. 150), 17,21 (» 324 Mlonnet p. 61. 64. 70),
17,20 (— 323'/4 Mionnet p. 67 — 265,5 Northwick p. 63 — 265,4 Leake p. 6 -
Friedlaender und v. Seilet Nr. 364). Danach darf das Effektivgewicht der besten
Stficke nicht unter 17,27 Gr. angesetzt werden. Von 17,20 Gr. sinken die Tetra-
drachmen stufenweise bis auf 16,85 Gr.; yerhältnismafeig wenige stehen noch
darunter. Eine genauere Bestimmung ist unmöglich, weil bei den meisten
Alexandermünzen sich nicht ausmachen iafst, ob sie zu Alexanders Lebseiten
oder erst nach seinem Tode geschlagen worden sind. Nach Müller p. 8 vergl.
mit p. 102 wiegen die ^t erhaltenen Tetradrachmen aus der Zeit Alexanders
und seiner Nachfolger (bis zum J. 306 und kurz danach) durchschnittlich 17 Gr.,
häufig steigen sie bis 17,3 Gr., einige sinken bis 16,5 Gr.
3) Die erhaltenen Drachmen sind ziemlich halb so zahlreich als die Tetra-
drachmen. Die Maximalgewichte sind bereits Anm. 1 aufgeführt. Die meisten
Stücke stehen von 4,3 bis 4,2 Gr. Hussey p. 16 giebt aus 18 Drachmen der
Payne-Knightschen Sammlung den Durchschnitt von 4,26 Gr.; 55 stehen ein
wenig unter 4,21 Gr. AufTalleod niedrige Gewichte sind selten.
4) Die Didrachmen wiegen 8,55 Gr. (» 161 Mionnet p. 65), 8,38 (— \^*^
Thomas p. 152), 8,36 (>- 129,1 und 129 Leake p. 7, Northwick p. 65), 8^
(— 127,7 Leake SnppL p. 2). Ein Tridrachmon von 13,6 Gr. im Kopenbageoer
Kabinett ist nach Müller p. 257 f. zu Alabanda in Kleinasien in der Mitte des
3. Jahrhunderts v. Chr. geschlagen, ein anderes (p. 400 Nr. 1375«) von 12,69 Gr.
$»,3. ALEXANDER. 245
ifl Athen das DekadrachmoD.i) Von Kleingeld finden sich Triobolen,
Uobolen and Obolen, wahrscheinlich auch Trihemiobolien.^)
Die Kupfermünzen, welche zahbeich erhalten sind und in ihrem
Gewichte zum Teil einem Didrachmon attischer Währung nahekommen,
lassen sich nicht mit Sicherheit bestimmen. 3)
Auch Alexanders Münzen wurden nach seinem Namen benannt,
und zwar nicht blofs die Goldstatere, sondern auch das Silbergeld, denn
^e jäXe^ayögeioi oder ^Xe^dvdgeiai d^axfiai, welche von einigen
Schriftstellern und nicht selten in Inschriften erwähnt werden , sind
Alexanderdrachmen, nicht etwa ägyptische, nach der Stadt Alexandreia
benannte.^)
ioArados. Demnach kann auch das Exemplar in der Madrider Sammlung von
12^5 Gr. (Queipo p. 154) nicht zu den Alexandermünzen gehören.
1) Eine grofse Anzahl von Dekadrachmen Alexanders wurde in den Ruinen
von ^yloD gefunden. Die meisten wurden in Bagdad eingeschmolzen, einige
lunen nach Indien. Ein Stück erhielt Leake durch Rawlinson, es wiegt 41,29 Gr.
(«■ 697,2 Leake p. 5). — Eine Erwähnung des Dekadrachmons findet beul^ Mon-
oaies d'Ath^nes p. 49 in der Stelle des Aristot. Oecon. 34: rov cirov naXov
fihm ky rj x^'^Qfi 9ß9to.d(^xMv'y allein dntaSqaxfiov ist hier als Adjektiv zu
^Msen: 'da das Getreide 10 Drachmen hoch verkauft wurde'.
2) Triobolen: 2,11 Gr. (« 32,5 Northwick p. 65), 2,10 (Queipo p. 152),
2,04 H 31,5 Thomas jp. 153), 2,02 (-> 31,2 Leake p. 8) u. s. w. — Diobolen:
1,34 H 20,7 Leake STuppL p. 2), 1,195 (» 227^ Mionnet p. 69). — Obolen:
0,68 (» 12*/4 Mionnet p. 67), 0,65 (— 1274 Mionnet), 0,635 (-i 9,8 ßrit. Mus.
p. 104) und mehrere andere. Erwähnt wird der makedonische Obolos von Lukian
^ nw&ovs 10. — Eine wohl erhaltene Münze von 0,92 Gr. in der Madrider
StnnluDg (Qadpo p. 152) mu£9 ein Trihemiobolion sein.
3) Die Stücke haben meist die Gröfse 4, 3Vs und 3 und gehen selten dar-
äber bis zur fünften oder darunter bis zur zweiten Gröfse. Brandis S. 30 t f.
QBlerscbeidet zwei Nominale, ein gröfseres im Maximalgewicht von 7,4 und ein
Udneres von 2 Gr. (etwas anders stellt sich jedoch das Ergebnis nach der
Mönzfibersicht bei demselben S. 582 f.). Das Gewicht des gröfseren Nominals
entspreche dem Goldstater und dem Silber-Didrachmon, und nach der Wertskala
Wjtii zwischen Gold und Silber, und 60 : 1 zwischen Silber und Kupfer, seien
750 solche Kupferstücke auf den Goldstater und 60 auf ein Silber-Didrachmon
gegangen. Die kleinere Kupfermünze von 2 Gr. habe als Yiertel der gröfseren
fegolten (es würden also 3000 solche Viertel auf den Goldstater gegangen sein).
Wenn dann weiter das gröfsere Kupferstück als Ghalkus betrachtet und nach
l'Un. 21, 34 S 185 als '/lo des Obolos gerechnet wird, so ist zunächst zu be-
nchügen, dafs gemäfs der vorhergehenden Aufstellung dieser Ghalkus als 75,
ndit als 7io, des Obolos gelten müfste. Aufeerdem ist hervorzuheben, dafs
Plinros a. a. 0. lediglich das attische System der Gewichte giebt, mithin die
hadsdffifUiche Überlieferung, welche der anderweitig feststehenden Teilung des
01m>Ios in 8 Ghalkus widerspncht, sehr zweifelhaft ist (vergl. oben S. 133 Anm. 4).
4) App. Sic 2 vergl. mit Pqll. 9, 85. Nach 9^ax/Mti und oßoXol jiXs^av-
^^oi rechnet Polyb. 34, 8, 7. Ober das Yorkomitaen der Alexanderdrachme in
Inicbriften vergl. Mommsen S. 26 Anm. 88 (Traduct Blacas I p. 32), Brandis
S.253, Lenormant in der Revue numism. 1867 p. 180 f., Dittenberger im Hermes
^ (1872) S. 62 tt, liXi^avS^eiM (ohne B(^a%fAaO werden als Gewicht aufge-
flSbrt im C. L Gr. II Nr. 2855. 2858.
246 ATTISCHER BfÜNZFUSS IM MAKEDONISCHEN REICH. $ si, 4.
4. Noch ihrer LösuDg harrt die Frage, ob zwischen Alexanders
Gold- und SilbermOnze ein festes und von Staats wegen bestimmtes
WertTeriiältnis bestanden habe. Die Thatsache, dals PhiUpp II sowohl
die Silbermttnze neu regulierte, als auch fOr die Goldprägung das atti-
sche Gewicht annahm, führt zu der Vermutung, dafe er zugleich zwi-
schen Gold- und Silbermünze das Wertveriiältnis von 12V2 : 1 fest-
gesetzt habe. Denn gemäls dem babylonischen Systeme gehen 7 Vi
Silberstatere phönikischer Währung auf einen Goldstater (§ 43, 2).
Indem nun Philipp den phönikischen Silberstater auf 14,5 Gr., den
Goldstater aber nach attischer Norm auf 8,6 Gr. ausbrachte, standen
TVs Silberstatere, oder sagen wir lieber 30 makedonische Drachmen,
zu 1 Goldstater fast genau in dem Gewichtsverhältnis von 12 Vi : 1t
mithin auch das Gold zum Silber in dem gleichen Wertverhältnis, i)
Alexander führte auch für das Silber den attischen Fufs ein. Wenn
also wirklich unter Philipp das ebengesetzte Wertverhältnis bestanden
hatte und wenn femer dasselbe (was aber ledighch eine Hypothese ist)
von Alexander beibehalten wurde, so mufste ein Goldstater gleich 25
Drachmen , eine Mine Silbers gleich 4 Stateren und ein Talent Silbers
gleich 240 Stateren gelten, oder mit anderen Worten, es bestand
schon unter Alexander in Makedonien im wesentlichen dieselbe Gold-
und Silberwährung, welche wir bald darauf in Ägypten unter den
Ptolemäern finden.^)
Die Bedenken gegen diese Annahme sind, wie es scheint, zahl-
reicher und wiegen schwerer als die Wahrscheinlichkeitsgrttnde , die
dafür beigebracht werden können. Gerade aus der Epoche Alexanders
und der nächstfolgenden Zeit liegen einige Zeugnisse dafür vor, dals
das Gold zum zehnfachen Werte des Silbers, also ein Talent Silbers zu
300, eine Mine zu 5 Goldstücken und ein Goldstück zu 20 Silber-
drachmen geschätzt wurden.^) Es scheint also, dafs Alexander gerade
so, wie es vor ihm in Athen gehalten wurde (§ 28, 2), Gold imd Silber-
wert neben einander gelten und lediglich nach dem Handelskurs sich
1) Dies weist Brandis S. 250 f., ausgehend von einem Silberstater im Ge-
wichte von 14,48 Gr., nach. Siebennndeinhalb solche Statere führen nadi dem
Wertverhältnis von 1 : \2^li auf ein Geldäquivalent von 8,69 Gr.. was sowohl
dem normalen als dem effektiven Gewicht des Philippischen Goldstaters sehr
nahe entspricht
2) Brandis S. 251 und, anlangend die Kupferprägung, S. 301 ff. Indes wird
meines Erachiens gerade die Vergleichung der ägyptischen Knpferwähmiiff und
der wesentlich anders gestalteten makMonischen Kupferschmemünsedarauf
führen die Mfinsordnung Alexanders von der der Ptolemaer abzusondern.
3) S. die Belegstellen oben § 30, 1 und vergl. S. 225 mit.Anm. 2.
|«.4. WERTYERHÄLTNIS ZWISCHEN GOLD UND SILBER. 247
aaBgiekhen liers.^) Dafür q[>ricbt auch der Umstand, daTs das Silber
der Alexanderwahrung so lange Zeit hindurch seine Feinheit und im
wesentlichen auch sein Gewicht behielt, was nicht hätte stattfinden
kosnen, wenn es durch ein festes Manzverhältnis an das Gold gebun-
des gewesen wäre. Ja noch mehr, die Silberrechnung nach attischem
Geide, d. i. die Währung der Alexanderdrachme, bat in den Diadochen-
staaten, mit Ausnahme Ägyptens, ihre feste Geltung behalten und ist
ab solche später Yon den Römern anerkannt worden.^) Wir können
abo auch sagen, dafs die Mttnzordnung Alexanders, anlangend das Ver-
hältnis Yon Gold und Silber, etwa so gestaltet gewesen sein mag, wie
sie später von 'den Römern in Makedonien, Griechenland und Syrien
«bomommen wurde, nämlich Silber attischen Gewichts als das übliche
Gonrant und daneben die königliche Goldmünze , letztere im sprach-
lidien Ausdruck zu zwanzig Silberdrachmen geschätzt, im Handel und
Wandel aber nach dem etwas höheren Kurs von etwa 22 bis 25 Drach-
men umlaufend.
Am deutlichsten wird dieses gemischte System durch zwei Namen
bettiehnet, weil sie genau dem Sachverhalt entsprechen. Die herr-
schende Währung war die des Silbers, welches nach der Alexander-
drachme berechnet wurde; wollte man aber nach Gold rechnen, so
bildete der Philippeer die Einheit') So vererbten sich also die
1) Lenormantl p. 148. 150 stimmt Brandts darin bei, dals unter Philipp
Gold zu Sflber in dem MAnz- und Wertrerhiltnis von 12Ys : 1 gestanden habe,
VM auch Ton Alexander im Anfanff seiner Rc^emng beibehalten worden seL
Iban sagt er p. 180: 'Alexandre le Grand, imitateur fld^le da Systeme des
Mmnaies d* Äthanes, donna anssi ä son er le mtoe poids qn'ä son argent,
sang s'inqni^ter de saToir s'ü en risultait entre les pi^ces des deux m^taux un
npport de valeur eu nombres entiers ou fractionnaires. G'est ainsi qu'il donna
k ton Systeme monitaire une ^lasticit^ teile qne ses monnales de Tun et de
l'ntre m^tal furent copi^es pendant plus de cent ans apr^s sa mort, saus subir,
m dans Tor ni dans l'argent, aucune alt^ration sensible de poids, et cela sur
IM etendue de territoire immense. — Ge qui rendit ce fait posdble, c'est qu'
Akundre s'^tait conform^ au principe nouveau introduit par les Ath^niens,
qvH tTsit fait de son stat^re d*or une pi^ da poids de deux drachmes et
BOD d'nne valeur invariablement determin^e en argent. Son Systeme
■OB^taiie se pritait de eette fa^on, saus trouble dans sa Constitution essentielle,
i tottes les variations dans ie rapport des deux metaux'.
2) Dafo die attische oder Alexanderdrachme durch Alexander zur allge-
■eiaen Rechnungseinheit erhoben und somit die Silberwahrung im makedoni-
tcben Reiche eing el&hrt und auch nach Alexander beibehalten wurde, sagt auch
Bnaffis S. 253.
3) Zum Belege dienen nicht blols die sahireichen Stellen, wo Summen nach
fltOi^ oder mtiUppt^ d. L in Gold, angegeben werden (S. 243 Anm. 2), son-
dern audi die wnhum PkiUppeae minae bei Plaut Rud. 5, 2, 27. Eine mina
^cUedithin waren nach damuigem Sprachgebrauch 100 Silberdrachmen, eine
248 ATTISGHER MOUZFUSS IM BfAKEDONISGHEN RUCH, f 31, 5. «.
Namen der beiden groben makedonischen Könige im Geldwesen, und
zwar der des Vaters, weil er zuerst die königliche persische GoldmOnze
nach Griechenland übertragen, und der des Sohnes, weil er die attische
Silberwähruog zur herrschenden gemacht hatte.
5. Die Wertbestimmung des makedonischen Geldes kann von der
des attischen nicht abweichen. Denn nicht nur das Gewicht ist das
gleiche, sondern es steht auch der Feingehalt der Gold- und Silber-
mttnzen hinter den attischen nicht zurück. Eine Drachme Alexandere
ergab den hohen Feingehalt von 0,991 und nur 0,009 Beimischung an
Blei und Eisen, aufserdem auch eine Spur von Gold.O Eine ander«
zeigte 0,9885 feines Silber, 0,0005 Gold und 0,01 Legierung. >) Noch
andere Proben ergaben einen Feingehalt von 0,97 bis 0,955, daneben
aber 0,0036 bis 0,002 Gold 3), sodafs der Metallwert auch dieser Stücke
jedenfalls so anzusetzen ist, als ob sie von reinem Silber wflren.^) Nicht
weniger fein ist das Gold. Ein Stater von Alexander enthielt nur 0,003
Beimischung von Silber, sonst reines Gold; ähnliche Resultate ergaben
sich aus Proben Philippischer Goldmünzen.^) Es sind also die make-
donischen Gold- und Silbermünzen auf dieselben' Beträge heutigen
Geldes wie oben die attischen (§ 29, 4. 30, 3) anzusetzen.
6. Die makedonische Prägung hatte das Eigentümliche, dafs sie
nicht auf eine Münzstätte beschränkt war , sondern von zahbreichen
Orten teils in Makedonien teils im weiteren Umkreise des Reiches aus-
ging. <^) Die bedeutendste Münzstätte in Makedonien selbst war nicht
mina PhiUppea der Betrag von 5 Goldstücken, welche, in SUber nmgeweehselt,
110 bb 125 Silberdrachmen ergeben konnten.
1) E. V. Bibra Ober alte Eisen- und SUberfimde, Nflmberg o. Leipzig 1873,
S. 41 Nr. XX.
2) Ebenda Nr. XXI.
3) Die Analyse einer Drachme bei Hnsgey p. 71 lautet:
Silber 11 o«. 12 dwU. Z gr».
Gold - , - , 21 .
Legierung — , 7 « — »,
d. i. 0,9674 Silber. 0.0036 Gold, 0,029 Legierung. Drei andere Proben finden
sich bei Bibra Nr. XXn-XXIY.
4) Mit Recht hebt Bibra S. 49 herror, dafs auch in den Mfinzen, welche
relativ am wenigsten fein sind, die Quantität des unedlen Metallet inuneriua
eine zu geringe ist, als dafs man an eine absiditliche Legierung denken könnte.
Das nachgewiesene Blei, Kupfer oder Eisen sind zurdckgeblieben, weil die
Läuterung des Metalls mit den damaligen Mitteln sich nicht vollständig eneidwi
liefe. Tergl. auch Lenormant I p. 190.
5) Hussev p. 109.
6) Der Untersuchung über die Prigstatten der makedonischen Manien ist
der grdÜBere Teil des schon mehrmals erwähnten Werkes von L. MüUer N^
mismatique d'Alexandre le Grand gewidmet Beachtenswerte ¥^inke gieht aoch
Prokesch in den Denkschr. der Wiener Akad. V (1854) S. 242 £
1 31, 6. PRÄGSTÄTTEN. 249
die Residenz Pella 0, sondern Amphipoüs, die reichste Stadt des Lan-
des, vermöge Surer Lage der natflriiebe Sammelpunkt für die Erträg-
nisse aus den Siiberminen des Pangäon und der angrenzenden Metall-
dKtrikte.2) Auch in anderen Städten Makedoniens sowie der angren-
zenden europäischen Länder, die unmittelbar oder mittelbar unter
makedonischer Herrschaft standen, sind königliche Münzen geschlagen
worden.^ Nächstdem erscheinen makedonische Münzstätten im sQd-
Ostlichen Kleinasien , Syrien , Phönikien und Ägypten ^); aufserdem ist
in Asien noch an anderen Orten, wo makedonische Heere längere Zeit
standen, ReichsmUnze geschlagen worden.^} Diese Prägung wurde un-
verändert auch nach Alexanders Tode fortgesetzt, indem man auf den
Namen seines rechtmäfsigen Nachfolgers, des von Roxane nadige-
borenen Alexander, weiter münzte.^) Aber auch nach der Ermordung
des ScbeinkOnigs durch Kassander i. J. 310 müssen die Feldherrn auf
Ateianders Namen fortgeprägt haben, bis sie (vom J. 306 an) den Ko-
nigstitel annahmen. Das Gepräge ist bis zu dieser Zeit so wenig ge-
ladert worden , dafs von den meisten Münzen nicht bestimmt werden
kann, ob sie schon zu Alexanders Lebzeiten oder erst unter den Dia-
docben bis 306 geschlagen worden sind.'') Aber auch nach dieser Zeit,
ab sich aus den Trümmern des makedonischen Reiches neue Staaten
gebildet hatten, deren Könige nun auf ihren eigenen Namen münzten,
sind von Städten Kleinasiens und Phönikiens, aufserdem auch in Thra-
kien , die alten Alexandermünzen ohne wesentliche Abänderung viel-
leicht bis ins zweite Jahrhundert v. Chr. fortgeprägt worden^), ein
1) MfiDzen von Peila bei Malier p. 124 C Nr. 1—22.
2) Strab. 7 fr. 34 (Meineke). Die Minen des Bertiskos, welche Müller p. 12S
mit erwähnt, durften aus leicht ersichtlichen Gründen in diesem Zasammenhange
Bidit geoannt werden.
3) MflUerp. 97ff. 102. 134ff.
4) Derselbe p. 99. 102. 233 £
5) Derselbe p. 60. Auch Babylon scheint makedonische Münzstatte gewesen
ZQ sein. Leake Nnmism. Hell. Kings p. 5.
0) Der sichere Beweis dafür liegt darin . dafs die Münzen des neben dem
jnngen Alexander zum König ausgerufenen Philipp Aridäos sich nur durch die
Namensaafschrift von denen Alexanders des Grolsen unterscheiden, wahrend sie
im Ge|väge ganz identisch sind. Also können die des jungem Alexander, auf
dcisen Namen unzweifelhaft auch geprägt worden ist, gar keinen Unterschied
zeigen. Müller p. 50 f.
7) Müller p. 55. 99. 100. 102.
8) Derselbe p. 101 f. Leake Numism. Hellen. Kings p. 7 geht wohl zu weit,
B er ein zu Askalon geprägtes Tetradrachmon in das J. 1
geprägtes Tetradrachmon in das J. 80 v. C. versetzt.
— Anzuführen ist hier auch die trefilicbe Abhandlung von J. Naue 'die Portrait-
tostellung Alexanders des GroiSsen auf griechischen Münzen des Königs Lysi-
machus von Thracien' in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1881 S. 29 ff.
250 ATTISCHE WÄHRUNG IN DER RÖMERZEIT. i si. 6. st i.
deutlicher Hinweis darauf, dafs die Mttnze Alexanders auch nach dem
Zerfall des Reiches in den meisten Teilen dessdben die herrschende
blieb.
Einigen Anhalt dafdr, die Ciitubtion makedonisdier MQnzen um
das Jahr 200 t. Chr. zu beurteilen, gewahrt ein im J. 1870 bei Lar-
naka auf Kypros gefundener Schatz.^) Derselbe enthielt im ganzen
über 900 MOnzen, darunter 132 Goldstatere, und zwar 29 von Philipp H,
18 von Alexander dem Grofsen und seinen Nachfolgern mit der Auf-
schrift BAZIAEfiZ AAEZANAPoY, 74 dergleichen mit der Auf-
schrift AAEZANAPoY, 11 von Philipp ffl.
Wahrend ii| den meisten Diadochenstaaten, wo die neuen Dy-
nastien eine eigene königUche Prägung einführten , namentlich in Ma-
kedonien, Pergamos und Syrien, der MQnzfufs selbst nicht geändert
wurde, bUeb in Ägypten, das auch in dieser Dezidiung seine Ausnahme-
stellung behauptete, der alte Landesfufs auch in der königlichen MQnze
(§ 54, 2). Anderwärts, wie in Tyros in Syrien, bestand der ältere Fuls
neben der neu eingeführten königUchen Mttnze fort (§51, 7). Zahl-
reich sind auberdem die Staaten, in welche, ebenfalls durch makedo-
nischen Einfluls, die attische Währung gelangte. So finden wir sie in
Epeiros seit Pyrrhos (312), in Pontos seit Mithridates III (302), in Bi-
thynien, Kappadokien, Parthien, Baktrien und Indien. 2)
S 32. Die attische Wäknmg in der RömeneU,
1. Der römische Denar stand seit seiner ersten Ausmtinzung (268
V. Chr.) in naher Verwandtschaft mit der attischen Drachme von 4,37 Gr.
Normalgewicht Sein Gewicht war zwar ursprünglich etwas höher auf
4,55 Gr. angesetzt (§ 35, 2), ging aber bald, noch gegen Ausgang
des dritten Jahrhunderts (§ 36, 1), auf 3,90 Gr. herab und entsprach
seitdem sehr nahe dem Efiektivgewicht von ungeföhr 4 Gr. , welches
die attische Drachme nach Alexander hatte. Daher kommt es, dafs beide
Mttnzen von griechischen wie römischen Schriftstellern durchgängig
1) Beschrieben von R. H. Lang im Nnmism. ehron. 1871 p. 229 £
2) UmfaDgliche Untersuchungen Über die MOnien Ton Alexanden Nicb-
folgern im Osten and veröffentlich worden von Gunningham im Nomism. chron.
1868 p. 93 ff. 181ff. 257 ff., 1869 p. 28 ff. 121 ff. 217ff. 293 ff., 1870 p. 65ff. 20Sffn
1872 p. 157 £, 1873 p. 18701 Ober die ältesten Tetradrachmen der Arsaddeo
handelt A. t. SaUet in der BerUner Zeitschr. f. Nnmism. 1874 S. 305fi; Aber die
MOnsen Ton Baktrien und Indien derselbe ebenda 1879 S. 163 ff., 1881 S.279fi.,
1882 S. 15801, und in dem Werke 'Die Nachfolger Alexanders d. Gr. in Baktrien
und Indien', Berlin 1679. VergL auch Prokesch in der Wiener NumisoL Zeitschr. I
S. 247 ff., Lenormant I p. 7 C 140.
I SS, 1. ATTISCHE WÄHRUNG IN DER RÖHERZEIT. 251
gkkb gerechnet werden. Varro, Plinius und Festus taxieren das atti-
sdie Talent auf 6000 Denare ^), und nach demselben Verhältnis werden
TOD Cicero, Linus und anderen grOlsere oder kleinere Sununen von
Talenten oder Drachmen auf römisches Geld reduciert') Dafe die atti-
sche Drachme dem Denar an Gewicht ^eich sei, wird noch besonders
Ton ninius und den Ärzten und Metrologen der Kaiserzeit ange-
geben.*)
Demgemäls wurde auch in den römischen ProTinzen Makedonien
oad Achaia die attische oder Alexanderdrachme dem Denar an Wert
gesetzlich gleich gesteUt, und ebenso später von Pompejus in Syrien
das königUche Tetradrachmon , welches dem attischen FuTse folgte, zu
4 Denaren tariflert^) Das T^radrachmon, welches trotz der damals
schon sehr herabgegangenen Prägung noch immer um 16,5 Gr. stand,
Terior dadurch allerdings gegen die römische Münze, denn 4 Denare
Tcrtreten nur einen Silberwert von 15«6 Gr.; aber es war Grundsatz
der Römer ihrer Reichsmünze dem ausländischen Courant gegenober
eiaen den Silberwert übersteigenden günstigen Kurs zu geben, oder,
wasauf dasselbe hinauskommt, die Provinziahnünze nur nach einem
niedrigeren Ansatz cirkulieren zu lassen. Hiernach ist es selbst mög-
fich, dafs das Tetradrachmon der Provinz Asia zu nur 3 Denaren an-
gesetzt und somit dem Cistophor (§ 50, 10) gleichgestellt worden ist.
Wenigstens erklärt sich nur unter dieser Voraussetzung die Angabe des
1) Plin. 35, 11 S 136: talentom Atticom % vi (sex milibas denariom) taxat
M. Varro. Festus p. 359 : AtÜcnm (talentom) est sex nüliuin deoariam.
2) Cic p. Rabir. S, 21 berechnet 10 000 Talente auf 240 Millionen Sesterzen
"- 60 MillioDen Denare. LiTins 34, 50, 6 setzt für 500 Drachmen, die an der
▼OB ihm dtierten Stelle des Polybios gestanden haben müssen, 500 Denare
ud rechnet die 100 Talente bei Polybios zn je 6000 Denaren. Gellins 5, 2, 2
setzt 13 Talente deich 312000 Sesterzen. d. L gleich 78000 Denaren, mithin
den Denar gleich der attischen Drachme. Auch Gortins 5, 1 (6), 45; 5, 5 (19), 24
rechnet die Alexanderdrachme dem Denar gleich. Athen. 4. p. 146 G rednciert
4<K) Talente anf ^Itcdutov vofUfffutroQ hf fiv^icun Butno^icus ra^ca^Mioin^a,
ih. 2400000 Denare, nnd gleich darauf setzt er 160 Denare gleich dem eOsten
Teile Ton 100 attischen Minen — 166 Drachmen. VergL auch GronoT. de sestert.
^ 225 1:293.
3) Die Stellen des Plinins, Gelsus und Scribonius Largus s. oben S. 149
An. 2, unten { 36, 1. (ialen. de compos. medic p. gen. 5 p. 813 (MetroL Script.
I^216, 5) und anderwärts (Index zn den Metrol. Script unter B^xfi^r 4) rechnet
5 Drachmen, d. i. Neronische Denare, auf die Uncia des römischen Pfundes.
Btt Aussug ans den Kosmetika des Kleopatra (Metrol. Script I p. 234, 12) sagt
>i|idrücklicli: vo ^Iredtnop Bip^aiHov ixBi Bqaxfniv «', und dem entsprechend
^md Sberall in den Tafeln, die das römische Gewichtsystem behandeln, der
Mhte Teil der ünda nicht Denar, sondern Drachme genannt Tergl. unten die
betr. Anm. zu §38, 4.
4) Mommsen S. 690f. 71f. (Trad. Blacas m p. 280f. I p. OTC), unten $ 51, 7.
252 ATTISCHE WÄHRUNG IN DER RÖMERZEIT. f 3i. i. 2.
Li?itts, der das attische Tetradrachmon 3 Deuaren an Gewicht — er
wollte sagen, an Wert — gleich setst^
kn allgenieinen jedoch galt die Gleichstellung von Drachme und
Denar, ja es wurde sogar in den Östlichen Provinzen der Name der
attischen oder Alexanderdrachme der regelmjlfsige und legale Aasdmck
fOr den römischen Denar, was sich auch dann nicht änderte, als seit
Nero das Gewicht des Denar weiter auf V96 Pfund »= 3,41 Gr. herab-
sank. Die Belege dafür bei griechischen Schriftstellern sind zahlreich.^)
So wurde das attische Talent zur römischen Rechnungsmttnze, eine
Summe von 6000 Denaren bezeichnend, und entsprach als solches
nicht mehr einem Silbergewicht von ^0 romischen Pfund, sondern bis
Nero von nur 71^/7 , nach diesem von nur 62 V2 Pfund. Die Wertan-
sätze bestimmen sich nach dem gleichzeitigen römischen Courant Es
betrug das Talent
4210 Mark nach der römischen Silberwfihrung zur Zeit der Republik,
5220 Hark nach der Goldwährung von Augustus an.
Wir nennen dieses Talent das römische Rechnungstalent oder
kürzer und einfacher Denartalent und die entsprechende Drachme
Denardrachme.
2. Durch die Gleichstellung von Drachme und Denar erklärt sich
1) 34, 52, 6: signati argenti octoginta quattuor milia foere Atticoram:
tetrachma vocant: triam fere denarioram in singnlis argenü est pondns. Die
handschriftliche Lesart trium wird durch Prifcian. de flg. nomer. 13 bestitigt,
und nach demselben Ansätze wird im Garaien de ponder. vs. 30ffl die attische
Mine zu 75 draehmae,^ d. i. Denaren, angesetzt Daher ist die im Text des
Livius vorgenommene Änderung in quattuor nicht wahrscheinlich. AUerdiiigs
begeht der Schriftsteller immerhin anen Irrtum, insofern er vom Gewichte, an-
statt vom Kurse des Tetradrachmons spricht
2) Polyb. 6, 58. 5 setzt anstatt der 300 Denare, die er in seiner Quelle
vorfand (wahrscheinlich derselben, aus welcher Livius 22, 52, 3. 58, 4 schöpfte)
drei Minen, d. i. 300 Drachmen. Dionys. 4, 16 f. reduciert die Servianischen
Gensussatze in der Weise, dafs er fOr 10 Asse einen Denar setzt und nun nach
Drachmen und Minen rechnet. Plut Fab. Max. 4 berechnet die Sunune von
333000 Sesterzen + 3337* Denare auf zusammen 83583V3 Drachmen, d. h.
Denare, und in der biographie des Anton. 4 übersetzt er decies sesierHum durch
fMv^tdSas nwT8 uai tiucoci — ■ 250000 Drachmen oder Denare. Ebenso rechnet
er in der Biogr. des Sulla 1 vier t^ov/Aftoi, d. i. Sesterze, gleich einer d^x/^V
Hrrtxrj. Appian. Sic 2 versteht unter *AX§6av9(f9w$ d^xM^ wahrscheinlich
Denare. Luk. Pseudol. 30 gleicht 30 xf^ol mit ntvrfptoifxa koI hrrtma^tä*,
nämlich S^axfuU, d. h. 30 römische aurei mit 750 Denaren, denn der Aureus
war gleich 25 Denaren. Ebenso Zonaras 10, 36 p. 540 B. Weitere Belege daffir
lassen sich noch in grofeer Zahl aufstdlen. Vergl. Christ in den Sitiungsber.
der Mfinchener Akad. 1862, 1 S. 72f. Noch unter Diocletian und spiter hat wav^
scheinlich das attische Talent als Silbergewicht von 6000 Neromschen Denaren
gegolten (f 40, 4).
1 st 2. ATTISCHE WÄHRUNG IN DER RÖMERZEIT. 253
auch Polybios' Angabe, dafs der Sold des rümischeD Fufssoldateo
2 Obolen auf den Tag, und entsprechend mehr für Centurionen und
Reiter, betragen habe.O Diese 2 Obolen sind lediglich der griechische
Ausdruck für Va Denar, welches in der That der tägliche Sold zur Zeit
der Republik war. 2) Es hegt daher kein Anlafe vor, aus dieser Stelle,
wie vielfach versucht worden ist, eine Wertgleichung zwischen dem
attischen Obol und dem römischen As abzuleiten. Noch weniger kann
Polybios in diesem Sinne erklärt werden, wenn er den halben römi-
schen As gleich V4 Obolos rechnet. 3) Er vergleicht dabei lediglich
römische und griechische Scheidemünze, flen römischen Kupfersemissis
mit dem griechischen Dichalkon. Das ist allerdings ungenau, indem
dabei ^ju Drachme *= V>3 Denar gesetzt wird, aber bei dem kleinen
Betrage ist der Fehler verschwindend klein.
1) 6, 39, 12: ^cjvtov ^' oi fiiv Tradol Xtifißavovci t$« rifiiqas Svo oßo-
live, ol 8i To^Axfx*'* Btnhowy oi ^' InwSe 9oaxf*^'
3) Niebnhr Rom. Gesch. 11 S. 497, Böckh MetroL Unters. S. 426. Marqaardt
Rte. SUatsrerw. II S. 92.
3) 2, 15, 6.
Zweiter Abselmitt
Das Httnzwesen der römischen Bepnbllk.
S 33. Die äUeste KupfermUn%e.^)
1. Viel deutlicher als bei den Griechen lassen sich bei den Römern
die Spuren der Entwickelung verfolgen , welche von dem ältesten ein-
fachen Tauschverkehr allmählich zum Gebrauche der MQnze führte.
Gerade wie den Griechen im Zeitalter Homers, so diente iaiuch den
Romern bis in noch spätere Zeit das Rind und daneben das Schaf
als Tauschmittel. Es war in Wirklichkeit ihr ältestes Geld, weshalb
sie auch diesen Begriff in ihrer Sprache nicht besser als durch eine
Ableitung von pecus auszudrücken wulsten.^ Die ältesten gesetzliehen
Bufsen waren, wie uns sicher bezeugt wird, in Rindern und Schafen
angesetzt und wurden erst viel später in gemtlnztem Gelde ausge-
drückt. 3) Aber das Bedürfnis des Verkehrs und das Beispiel anderer
1) Eine ZasammeDStellnng der älteren meist antiquierten Litteratnr Aber
das römische Knpfergeld zn geben ist hier nicht der Ort Was davon noch jetit
brauchbar ist, wird bei den einzelnen Punkten erwähnt werden. Die folgende
Darstellung beruht im wesentlichen auf Monunsens Geschiehte des römucben
Münzwesens und weicht nur in d» Auffassung des ältesten Asses und dniflfeo
anderen Punkten von demselben ab. Die Forsdinngen Niebuhrs und Boekhs
sind, wo es die Sache erforderte, nicht unberücksichtigt geblieben. Viele wert-
volle Beiträge boten auch die bisher erschienenen Bände von Francis LeBO^
mant La monnaie dans Tantiquit^, Paris 1878 — 1879. Zu erwähnen sind ferner
P. Ph. Bourlier, baron d'Ailly, Recherches sur la monnaie romaine depuis son
origine jusou'ä la mort d'Auguste, tome I Lyon 1864. tome ü Qn 2 AbteiL,
enthaltend Text und Abbildungen) 1866 , N. Dechant Aes grave RoBMuiam et
Italicum, Jahresbericht des Oberg^nasium zu den Schotten in Wien, 1869»
L. Sambon Recherches sur les monnaies de la presqu'ile italique depuis leor
origine jusqu'ä la bataille dActium, Neapel 1870.
2) Yarro de 1. L 5, 19: pecus — a quo pecunia universa, quod in neoore
pecunia tum consistebat pastoribos. Golum. de r. r. 6 praef., Festus p. 213, raulns
p. 23 unter abgregare u. a. Yergl. Marqoardt Rom. Staatsverw. u S. 4, Lenor-
mant I p. 74 ff.
3) Die Hauptstelle ist bei Festus p. 202; aufserdem bezeugen die Sacke
Gic de rep. 2, 9, 16, Varro de r. r. 2, 1, Plin. 33, 1 $ 7. Das Nähere bei Maraoardt
S. 4 Anm. 1. Noch in der lex AUrma Tarpeia v. J. 454 wurden die Bolaeo
in Schafen und Rindern festgesetzt, und dafür erst 24 Jahre später Geldiätse
eingeführt Vergl. Lange Rom. Altert 1' S. 620 ff., Marquardt D S. 6f.
1 3S.1.1 BARREN BOT HARKEN. 255
bereits mehr Yorgeschrittener Volker führte firühzeitig dazn nebea dem
Vieh nodi andere Wertmesser anzuwenden. Dazu ist in Italien allge-
mein das Kupfer gebraucht worden. Das älteste Zeugnis dafür liefert
wiederum die Sprache in dem Ton oei gebildeten Worte aestimare;
auÜBerdem beweisen es verschiedene Mttnzfunde.O Das Metall wurde
zugewogen, der rechtliche Kauf geschah peraeset Ulntm^ eine Form,
die sich synodioliBdi bis in die späteste Zeit hinab bei der Mancipation
and in der feierlichen Zahlungs- und Rückzablungsform des Daiiehns
erhalten hat.^) So hat auch die Sprache die Begriffe für zahlen und
mehrere damit zusammenhängende durch Ableitungen von pendere ge-
bildet.^} Das Stück Erz, womit bei der Mancipation der Käufer an die
Wage schlug, hiefs raudm oder raudmeuhtm^ was mit dem Ausdrucke,
womit man das älteste formlose Kupfergeld bezeichnete, aes nufe^), in
ubem Zusammenhange steht.
2. Diese rohen Kupferstücke cirkulierten als Wertmetall, ohne dafs
dabei zunäclist eine Teilnahme oder Kontrolle des Staates nOtig ge-
wesen wäre. Eine sSlche konnte sich nur auf die Richtigkeit von Wage
und Gewicht beziehen , da der Wert des Kupfers erst durch diese be-
stimmt wurde; das Metall selbst mochte jeder einzelne nach Bedürfnis
sieb gielisen und in den Verkehr bringen.^) Aber auf die Dauer konnte
der Staat sich nicht indifferent gegen das Wertmetall erhalten. Er
sorgte für eine annähernd regehnäfsige Form der in Barren gegossenen
Inpfo^ücke und versah sie dabei mit einer Marke zum Zeichen , dafs
die 80 kenntlich gemachten Stücke allgemeines gesetzliches Tausch-
mitiel sein sollten. Zugleich verbürgte er sich dadurch für die Fein-
beit des Metalls.^) Die Tradition schreibt diese Einführung von gemark-
tem Kupfer, aes iignatum^ dem Könige Servius zu"^, wie sie ihm
neb die Feststellung von Mals und Gewicht beilegte (§ 21, 1). Als
1) Mommsen S. 170 C (Tradnct Blacas I p. 174 £).
2) Derselbe S. 170 (I p. 174). Die Stellen bei Marqaardt II S. 4f.
3) Varro de L L 5» 182 f. leitet ab aen pendendo ab Mtendium, dUpm-
ftUr, expemum^ pernio, dUpendium^ eompendium^ tmpenmum, Vergl. PUn.
4) Pün. 83, 3 f 43: Servios rex primus signavit aes; antea rudi usos Romae
Tisaens tradit
5) Wamm das aes graee gegossen, Mcbt gepriigt wurde, «rläotert Lenor-
■tttlp,273ft
6) Ein robes Knpferstflck der ältesten Zeit entbielt als Beimisebong nur
M63 Zinn. Mommsen S. 170 (I p. 175). Das spatere Kupfer ist weit weniger
KiB ond hat auüser Zinn bedeutenden Zusatz von Blei.
7) Plin. 18, 3 S 12. 33, 3 f 43, Festns p. 246 u. a., Marquardt S. 5. Zu unter-
*diei4en von dem ae* Hgnaium des Servius sind die von späteren Falscbem
icfeitigten angeblieben Münzen dieses Königs. Tergl. unten S. 267 Anm. 1.
256 ÄLTESTE RtalSGflE KUPFKRMONZE. fss.i
Marken dienteB nach den ttbereiottimmendeB Zeugnissen der Alten das
Rind , das Schaf oder das Schwein« i) Zunächst sind diese Nachrichten
mit einigem MiGstraiMn aufEuiehmen, einmal weil bei den Griechen
eine Ähnliche Angabe sich als sdir unsichcHr erwiesen hat (S. 207),
<binn aber auch, weil mehrere mit jener Senrianischen Marke die Ab-
leitung von jMeMiita in Verbindung bringen, indem sie meinen, man hd>e
das Wort wegen der Tierbilder auf den akesten Barren gebildet. Das
ist nicht richtig. Die Römer bildeten das Wort pecuma^ weil ihr haupt*
sächlicher Besitz und das älteste Tauschmittel das Herdenvidi war,
also noch ehe das ae$ sigtuUum entstand. So wird auch die Nachricht
in ihrer Allgemeinheit, als sei sämtliches ältestes Barrengeld mit den
angegebenen Tieii>ildem versehen gewesen, nicht angenommen werden
können, und in der That zeigen die aufgefundenen Barren noch manche
andere Bezeichnung; aber ganz unbegründet ist sie nicht, da das Rind
auf mehreren Stücken ältester Zeit wirklich angetroffen worden ist.^)
Auf ein bestimmtes Gewicht sind diese Barren , da sie den jedes-
maligen Gebrauch der Wage voraussetzten, nicht gegossen wordea;
jedoch zeigt sich selbst bei der geringen Zahl der Stücke, von denen
Wägungen bekannt sind , eine gewisse Übereinstimmung in den Ge-
wichten , die sich leicht aus der Anwendung gleidier oder ähnlicher
Gufsformen erklärt, d) Die schwersten Stücke stehen um 5 römische
Pfund«» 1,64 Kilogr., andere sinken bis auf 4 Vi Pfbnda- 1,49 Küogr.^)
Dazu kommen Bruchstücke von verschiedener Schwere.^)
1) Varro de r. r. 2, 1: aes antiquissimom, qaod est flatum, pecore est no-
tatnm. Pilo. 18, 3 $ 12: Servius rex ovium bomnqne effi^e primns aes 8i|nafH.
Plut. Public. 11: rwv vofuefmwp toU naXtuoravo&s ßow in^xß^of^ov V ^9^
ßarov ri 9vv. Die Übrigen Stellen bei Marquardt S. 5 f.
2) Mommsen S. 173. 229 f. » Traduct. Blacas I p. 176 f. 329 ff., IV pl.^
(auch das Schwein ist S. 230 -■ 1 p. 331 als Marke nachgewieseD). Böckh S. 388
gegen Niebuhr Römische Geschichte 1 S. 506 f. der 3. Ausgabe.
3) R. Lepsios Die Metalle in den ägyptischen Inschriflen, AbhandL der
Berliner Akad. 1871 S. 95f., weist für altagyptische Kupferbarren das durch-
schnittlicfae Gewicht von IS^o Ten (f 41, 8) » 1,72 Kilo|^. nach. Dies sei
offenbar so zu verstehen, dafe das ausgeschmolsene Kupfer m Formen gegossen
wurde, welche, wenn ganz voll gegossen, wahrscheinlich die runde Zahl too
je 20 Ten -> 1,82 Kilogr. enthielten. Da aber die Formen meistens nicht ganz
voll gegossen wurden, um das Überlaufen zu vermeiden, so blieb der Barreo
etwas unter seinem vollen Gewichte. Es sei aber auch wenig darauf ange-
kommen, da die Barren doch wieder nachgewogen werden muDsten. ^Gani die-
selbe Praxis,* sagt Lepsius, 'auch in ungefähr gleichen Mafsen und Formen, wird
noch heut»itage in Silberschmelzen, die ich vor kurzem besucht habe, befolgt
4) Ein Stück von 1467,32 Gr. (Mommsen S. 230 -= I p. 331) ist nicht voli-
st&ndig. Die wahrscheinliche Ergänzung hat sich bis zu dem oben angegebenen
Gewicht zu erstrecken.
5) Mommsen S. 172 Anm. 10 und die Beilage A S. 229 f. (Traduct Blacat I
f »,3. BARREN BIIT MARKEN. ' 257
Überdies darf man nicht annehmen, dafs das aes rüde durch das
gemarkte Kupfer sofort verdrängt worden sei. Beide bestanden viel-
mehr, wie ein bei Volci gefundener Schatz von altem Kupfer beweist,
neben einander. Hier erscheinen die Tierbilder nur auf den grOlseren
barrenförmigen Stücken; dagegen fehlt den kleineren, die teils Wür-
felform teils gedrückt elliptische Gestalt haben und die von einem Pfund
bis zu einer Unze wiegen, jede Bezeichnung, i)
3. Diese nach dem Gewichte genommenen Kupferbarren und
KopferstQcke haben lange Zeit als allgemeines Tauschmittel gedient.
Erst zur Zeit der Decemviralgesetzgebung (451) ist man darauf ge-
kommen, das Kupfer mit Wertzeichen zu versehen, es somit unab-
hängig von der Wage zu machen und ihm dadurch die Geltung der
Münze zu verleihen. Ehe wir tlber das Wesen dieser Münze, deren
Gtnzstflck bekanntlich den Namen os führt, sprechen, muTs zuerst die
d>en gegebene Zeitbestimmuiig' begründet werden. An unmittelbaren
Zeugnissen fehlt es. Was die Tradition über das Alter des gemünzten
Gddes sagt, ist teils erwiesenermaCsen falsch, teils sind die Ausdrücke
der spateren Zeit auf die äheste Periode übertragen. Die Sage von
Nnmas Kupfer- und Eisengeld oder gar von den an Geldes statt ge-
bnnchten Scherben oder Lederstücken bedarf kaum der Erwähnung,
4a sie längst zurückgewiesen ist^) Die Servianischen Censussätze sind
ursprünglich nicht nach gemünzten Assen , sondern nach dem Grund-
besitz in Morgen Landes bestimmt worden ^) ; und was aulserdem noch
▼OD Assen oder Teilmünzen des Asses aus älterer Zeit berichtet wird,
ist ebenfalls entweder irrtümlich, oder es sind die Namen der spateren
Mflnzen auf das älteste Rohkupfer übertragen worden. 4) Erst in den
{. ns. 329 ff.). Vergl. anch denselben in der Berliner Zeitsehr. f. Nnrnism. 1875
9.3731 (Stücke von ca. 10, l^t, 5 röm. Pfand nnd andere kleinere), Fried-
lacnder ebenda 1879 S. 19 (oblonges Aes ffrave von 2408 Gr. — ca. l^/i röm.
^fond), Blacas zn Mommsens Histoire de la mono. rem. I p. 178 f., IV p. 3 ff.
Wr Fond von Volci zeigt aufser ffrölseren Bruchstficken von 2 bis 3 röm.
Pfnid zahlreiche kleinere teils würfelförmige, teils elliptische Stücke im (yewicht
▼OB einem Pfnnd und dnodecimalen Teilen des Pfnndes (vergl. die folg. Anm.).
1) Mommsen S. 171 f. (1 p. 175 f.) und meine Bemerkung dazu in Fleck-
«neos Jahrb. 1862 S. 563.
2) Die Quelle dieser Ton Sp&teren, wie Epiphanios und Isidor nachgeschrie-
!|<neii, zum TeU noch ausgescnmückten Nachricht ist Sueton bei Suidas unier
•990^10. Die Widerlegung nebt Böckh S. 162.
3) Httschke Verfassung des Köniffs Servius, weist mehrmals (S. 111. 164. >
^672) darauf hiu, dafs im Servianischen Gensus ein iugerum agri zu
^ Assen angenommen wurde. Vergl. denselben in Richters und Schneiders
Knt Jahrb. für deutsche Rechtswissenschaft, Jahrg. IX (1845) S. 617, Becker-
■ttqurdt Handbuch der röm. Altert D Abt 3 S. 44 f.
4) Mommsen S. 174f. (Traduct. Blacas I p. 179 ff.).
HvUiok, lUtiolofl«. 17
268 ALTESTE BÖmSCfflE KUPFERMÜNZE. f ts,4.
Gesetsen der zwölf Tafdn erscheinen überall beBtimmte GeMsätxe,
und nicht lange darauf (430) wurden auch die biiher in Rindern und
Schafen normierten Bufeen dinrch dae Juliflch-Pqiiriache Geseti in GeU
umgewanddt >) Redinei man dazu« dafs die annalielische Oberliefenmg
die jüngste gesetiliche Bestimmung über Regulierung der Viehbufsen
unmittelbar in die Zeit vor den DecemTim Tersetzt, so mufs der Schluis
als ein wohlbereditigter erscheiaen, dafs gerade die Gesetzgebung der
Decemrim es gewesen sei, welche anstatt des gewogenen Barren-
kupfers die mit dem Wappen der Stadt und Wertbeieichnung Teneheae
Kupfermünze einflthrte und damit an die Stelle der Wertbezeichoung
nadi Pfunden Rupfers diejenige nach der Zahl der neuen Ganzstttcke
oder ofMf setzte, s)
4. Nach der einstimmigen Erklürung der Alten wog der Kupfens
ursprünglich ein Pfbnd, seit der Reduktion vor dem ersten punischea
Kriege nur Ve Pfund. Gleich als wollte er jedes Mifsverständnis besei-
tigen, sagt Varro ausdrückUch, daCs der alte As Yor dem punischen
Kriege 288 Skrupel, abo ein volles Pfund, gewogen habe^), undii
gleicher Weise behaupten Plinius, Volusii» Maecianus und andere, dab
der As bis zu dem angegebenen Zeitpunkte pfundig (a$ Ubralü oder
Ubrarms) gewesen sei.^) So wurde auch später der doppelte As Ai-
pohdiui, der zweipfündige, genannt ($ 35, 6). Befragen wir dagegen
den Befund der Münzen, so gelangen wir zu Ergebnissen , wdche aar
zum kleinsten Teile mit jener Überlieferung im Einklang stehen. Zwar
hat der reichhaltige zu Cervetri gefundene Blünzschatz eine Aniahl
von ganzen und halben Assen aufbewahrt, deren Gewicht dem römi-
schen Pfunde nahe kommt ^); aber die weitaus grOlisere Masse des
1) Gic de rep. 2, 35, Liv. 4, 30, 3. Vergl. Lange Rom. Altert l* S. 632f.
2) Die nähere Beweisführung giebt Mommsen S. 175 f. (1 p. ISOL).
3) De re mst 1, 10 (MetroL Script. II p. 52, 12): habet iDgemm Mriptoit
GGLXXXYIII, quantum as antiqnos noster ante belium Panicum pendebat Vergt
denselben de ). Lat 5, 169: as erat libra pondos (Mommsen poiuEo), ebend. 174:
libram pondo as valebat, ebend. 182: asses librales pondo erant
4) Die Stellen s. unten S. 277 Anm. 1.
5) Vergl. d'Ailly Recherches snr la monnaie romaine I p. 47. 56£ 68it,
Marquardt Römisehe Staatsverw. II S. 9. Etwa die Hälfte der anfgefondeoeo
Stficke steht zwischen 300 und 273 Gr., d. i. zwischen 11 und 10 römischep
Unzen; einige wenige steigen über 300 Gr. bis zu dem M«Tim^|fi[i ron 312,3 Gr.
■■ ItVt Unzen. Eine ziemliche Anzahl halber Asse steht zwischen 154 nad
136 Gr., d. i. auf einen Fufs von llV* bis 10 Unzen. Ein Semis der römischen
Sammlung (d'Ailly p. 68) wiegt 164,8 Gr., ist also auf den rollen libralen Fafe
ausgebracht. Auch einige Trienten und Quadranten (d'Ailly p. 71 u. 78, woMck
die Bemerkung p. 42 zu berichtigen) entsprechen demselben Fufse. VeigL such
unten f 57, 7.
f SS. 4. hER UBRALFUSS. 259
heutzutage noch erhaltenen Schwerkupfers ergiebt für den As ein Ge*
«iebt zwischen 11 und 9 Unzen , ist also auf einen Mttnzfiiis Ton etwa
10 Onzen ausgebracht 1) Wir müssen also einerseits anerkennen, dafs
das Kormalgewicht des YoUen Pfundes, wenigstens in den ersten
Zdten, noch erreicht worden ist; andererseits finden wir als Regel
du merkliches Zurückbleiben hinter dem Normalgewicht. Wie erklärt
sieli diese auflällige Thatsache, für welche wir im Gebiete der ganzen
Sflb«r- und Goldprägung kein ähnliches Beispiel finden? Mommsen,
dem toer, wie überall wo es sich um römisches Münzwesen handelt, die
erste Stinmfie gebührt, sucht die Eiidarung des niedrig^en Fufses in
einer d^ alten Kupferwährung korrelaten Silberwährung, wonach der
Nfinzas zwar der Absicht nach pfundig, in Wirklichkeit aber das Kupfer-
äqoiTalent eines Silbergewichtes Ton 1 Skrupel gewesen sein soll.
Dieses Gewicht sei dem siciUschen vofiOQy woher das lateinische mim-
SNii, naebg^ildet worden und hd>e seit sehr früh^ Zeit die Einheit
für die Rechnung in Silber gebildet; der Kupferas sei nach dem in Si-
äBeii bestehenden Verhältnisse zum 250 fachen Gewichte des Silbers
auegduracht worden und so der As Ton 10 Unzen entstanden. >) Es ist
hier nicht der Ort auf eine nähere Erörterung dieser scharfsinnigen
and mit Tidem Beifall aufgenommen Hypothese einzugehen; nur ganz
in KOrze seien die Bedenken herrorgehoben , welche, wie es scheint,
dagegen sprechen. Die Rechnung nach nummi und deren Zehnteln,
den UbeOae argmti, ist allerdings aus Sicihen entlehnt und in dem
ogentflmlichen Münzsystem der Insel, welches die griechische Silber-
nnd die italische Kupferwährung Teremigte (§ 56, 4. 5), begründet; sie
1) Der im Museimi OliTieri in Pesaro befindliche As wiegt nach Borghesis
WigQBg (bei MommeeD S. 192 Anm. 70 — I p. 205) 390,30 Gr. oder Aber t4
rtekehe ÜDzen. Doch ist dies eine rereinselle Aasnahme, demi die cnnächst
folfeiideii Stücke wiegen nur etwas Qber 11 Unzen nnd auch diese sind selten.
iKe neiften stehen anf 10 bis 9 Unzen. Dies Resultat ergeben übereinstimmend
& ZnsammeDSteUnngen Ton Arigoni Numism. Mus. Arigon. I Tab. t Nr. 1. 2,
Tib. 2, 6, Tab. 5, 19. 20, Tab. 6, 22. 23; DI Tab. 2, 2, Tab. 4, 7, Tab. 5, 8
geebnet, wie Mommsen Vorr. S. XXII nachweist, nach Unzen «» 25,1025 Gr.
imdiarats — 0,1743 Gr.), Passen Paralipom. in Th. Dempsteri libros p. 195 ff..
Birth Das römische As nnd seine Teile S. 12 f., Bdckh S. 401 f., Gennarelli
Ücneta primitiTa p. 68, Mommsen S. 192 (Tradnct Blacas I p. 206), d'Ailly a. a. 0.
^ea einem nibem Eingeben anf die Wägnngen nnd einer Zusammenstellung der-
Mi^ kann also hier fftglich abgesehen nnd das Mommsensche Ergebnis, dafs
^ EffdiÜTgewicht des ältesten Asses auf 10 Unzen des altrömisohen Pfundes
"■ 273 Gr. anzusetzen sei, nur mit der Einschränkung, dafs nach dem Befunde
Jl^iScbatzes von Gervetri ein Gewicht Ton 11 Unzen ■■ 300 Gr. und darüber
"*>fi|er TOf kommt, als frOher angenommen wurde, unbedenklich beibehalten
werden.
2) S. 196--207 (Traduct Blacas 1 p. 235—254).
17*
260 ÄLTESTE RÖMISCHE KÜPFERMONZE. fss,4.
hat aber schwerlich in Rom zur Zeit der Xltesten Kupferprägang schon
bestaDden , sondern ist erst mit Einftthrung der Silbermünze daselbst
heimisch geworden, i) Überhaupt widerspricht es der WahrscheinUch-
keit, dafs die Römer fast 200 Jahre lang in Silber gerechnet oder we-
nigstens ihr Kupfer nach einem bestimmten Verhältnis zum Silber aus-
gemQnzt hätten, während sie ausschliefslich Kupfermünze und kein
einziges Silberstück besafsen. Und wenn auch das Wertrerhähnis
zwischen beiden Metallen während jener Epoche eine gewisse Stetig-
keit bewahrte (§ 34, 1), so kann es doch nicht derart festgestanden
haben, dafs der Kupferas, als das Äquivalent eines Skrupels Silber, un-
abänderlich auf etwa 10 Unzen ausgebracht worden wäre. Im Gegen-
teil zeigen sowohl die sicilischen , als die späteren römischen Manzver-
hältnisse, dafs das Kupfer, sowie es in ein gebundenes Vertiältnis zum
Silber tritt, unaufhaltsam niedriger und niedriger herabgeht, bis es zur
bloben Scheidemünze wird. Endlich st^t das römische Schwerkupfer
zwar der Regel nach auf dem Zehnunzenfufs; aber die Norm des yoUen
Pfundes ist thatsächlich doch bisweilen noch erreicht worden (S. 258).
Wenn demnach das Gewicht der ältesten Wertmünze der Römer schwer-
lich aus der Gleichung mit einem bestimmten Silberquantum herge-
leitet werden kann, so gelangen wir vielleicht auf einem anderen Wege
zu einer annehmbaren Erklärung. Der Kupferas ist nicht eine eigeo-
tümliche Schöpfung der römischen Gemeinde, sondern er steht im engen
Zusammenhange mit dem in Latium und noch weiter in Mittelitalien
verbreiteten Schwerkupfer, welches zum Teil älter ist als das römische.^)
Auch in Sicilien sind schon im achten Jahrhundert Kupferbarren, nach
1) Die römische Rechnung bemht auf den sioilischen MUnzverfailtniMeo
zur Zeit des Aristoteles (Mommsen S. 84. 203 « I p. 113. 245), sie ist also wenig-
stens 100 Jahre jflnger als die älteste Knpferprlgung ; und dafs sie in anderer
Gestalt schon früher bestanden habe, ist doch kaum anzunehmen. Nach dem
orsprüngiichen sicilischen System serael das silberne Ganzstfick in 10 NanuneD
oder Utren; in der römischen Rechnung sind Ubella und nummus dorchai»
verschiedene Ausdrucke. Wie dies kam, kann erst spiter (§ 35, 4) dargesteln
werden.
2) Die ausfUhriiche Darstellunff dieser launischen , mit der römischen id
nahem Zusanunenhange stehenden Kupferwahrung giebt Monunsen S. 176—184
(Traduct Blacas I p. 182—194), die Obersicht der Gewichte S. 231—246 (I p. 332
bis 354). Weitere Beitrige bieten J. Friedlaender Gampanisches Schweifeld,
Wiener NumisoL Zeitochr. 1, 1869, S. 257 £, F. r. Duhn MUnzfund bei Hoo^
Gasino, Berliner Zeitschr. ffir Numism. 1879 S. 69 ff. Vergl. anch unten § (7, 7.
Der Satz, dars Rom unter allen latinischen Stidten zuerst gemünzt habe, isj«
wie Mommsen S. 184 (Ip. 194) selbst bemerkt, nicht zu erweisen, also an»
die Annahme des Gegenteils berechtigt, sobald dadurch eine anderweitige, sonst
nicht zu lösende Schwierigkeit beseitigt wird.
1 33, 4. DER UBRALFUSS. 261
dem Pftiüde und duodecimalen Teilen des Pfundes ausgebracht, das
übliche Tauschmittei gewesen, i) Die ältesten italienischen Münzen
lehnen sich an ein Pfund an , das wir als das launische oder italische
bezeichnen können, und von wdchem das spätere römische HUnz-
pAind nur der genaue nach dem griechischen Gewicht fixierte Betrag
ist Auf dieses Pfund wurde in Mittelitalien in den verschiedensten
Abstufungen gemünzt. Es findet sich Schwerkupfer nach einem das
römische Pfund übersteigenden Fufse; meistens aber sind die Stücke
anter dem Betrage des Pfundes ausgebracht worden (§ 57, 7). In dem
sicilischen System, dessen Grundlage ebenfalls das italische Pfund war,
ist die Litra Kupfer gleich einer halben attischen Mine oder 2/3 römi-
schen Pfund angesetzt worden (§ 56, 5). So gofs man auch in Latium
(he Asse pfundig, ohne jedoch von vornherein die sonst übliche Ge-
wichtsnorm genau einzuhalten, und zählte im Vei^Lchr diese Asse
anstatt sie zu wägen. Die Römer blieben möglichst lange bei dem Ab-
wägen stehen, da sie diesen ungleich sicherem Wertausdruck nicht gern
anheben mochten. Als sie jedoch der Einführung der Münze sich nicht
mehr verschlielsen konnten, da blieb zwar das römische Pfund die Norm
auch für die neuen mit Wertzeichen versehenen Stücke, aber die Massen
des schon im Umlauf befindlichen italischen Schwerkupfers übten einen
derartigen Einflufs, dafs das wirkliche Gewicht der römischen Münze
nur ausnahmsweise bis auf das volle Pfund kam, und selbst die schwer-
sten Stücke im Durchschnitt auf nur 11 Unzen, die Mehrzahl aber nicht
höher als auf 10 Unzen standen , mithin vom vollen Gewicht der Ab-
zug eines Zwölftels, oder noch gewöhnlicher eines Sechstels, einge-
treten war.
Nachdem nun aber einmal diese neue Münze eingeführt war, wurde
auch vollständig mit der alten Praxis des Wagens gebrochen. Die Wert-
zeichen, welche auf der Kupfermünze niemals fehlen, haben gesetz-
liche Geltung und schliefsen den Gebrauch der Wage aus. Ob noch
im Privatverkehr nach wirklichen Pfunden Kupfers gerechnet wurde,
mag dahin gestellt bleiben ; der Staat kannte ein für aUemal nur den
Xonzas, der unabhängig von dem Gewicht der alleinige Wertmesser
ond das ausschliefsliche Zahlmittel war. Die VorsteUung der Alten,
^s auch die gemünzten Asse noch gewogen worden seien , ist un-
Mmgt zu verwerfen.^) Veranlassung gab dazu die Benennung aes
1) J. Robino Beiträge zur Vorgeschichte Italiens, Leipzig 1868, S. 4£
2) Plin. 33, 3 § 42: libralis, unde etiam nunc libella dicitor et dupondins,
^dpeodebatiir assis. qnare aeris gravis poena dicta. Gai. 1 § 122: ideo autem
262 ÄLTESTE RÖMISGIIE KUPFERMÜNZE. f si, s.
grave^X welche später, nachdem die SilberprSgung eingefQhrt war, dem
alten schweren Libralas im Gegensatz zu dem neuen reducierten As bei-
gelegt wurde. Wie sich weiter unten zeigen wird, war der Sesterz, an
Wert gleich 2 Vi reducierten Assen, das Silberaqnivalent des alten Asses;
es erhielt sich also auch später noch die Rechnung nach ae$ grave^ weil
sie mit derjenigen nach Sesterzen identisch war. Aber falsch war der
Schlufs der Gelehrten der Kaiserzeit, dafs der alte librale As deshdb
der schwere genannt worden, weil er gewogen worden sei.
5. Es ist nun noch das Notige ttber die Ausmünzung des ältestes
Knpfergeldes zu bemerken. Die Münzeinheit hieb, wie jede zu teüende
Einheit bei den Römern, a$. Eine Reziehung auf ae$ oder gar Kbn
aeris liegt darin durchaus nicht, und wenn die libra ihrersdts om ge-
nannt wn*d, so fahrt sie diesen Namen wie jede andere beliebige Einheit
(§ 20). Dieser As war zugleich das höchste Nominal Dafs er effektir
ungeftlhr 10 römische Unzen «: 273 Gr. wog, ist bereits (S. 259) ht-
merkt worden. Um das Einschmelzen und damit den Verlust der Prä-
gekosten für den Staat zu verhüten, war er mit Zinn und noch stärker
mit dem minderwertigen Rlei legiert; von ersterem finden sich reich-
lich 7, von letzterem 20 bis 30, im Durchschnitt 23,6 Prozent <) Voo
Teilmünzen wurden ausgebracht der semis, triens^ quadrans, iextcm,
aes et libra adhibetor, quit oUm aereis tantum nummis utebantur et erant asses,
dopondii, semisses et qnadrantes — : eoramqne Dummoram vis et potestas noo
in nnmero erat, sed in pondere DonuBoniDL Paulus p. 98: grave aea dietas
a pondere. Ihnen folgen die Neueren. So Gronov de sestert 3, 15 p. 534, Peri-
zonius de aere gravi (Dissert YII ed. Heineccius 1740) p. 419ffl, neueniings Bdckh
MetroL Unters. S. 383 f. Die Widerlegung s. bei Mommsen S. 194 f. (Trado«!
Blacas I p. 208ff.).
1) AuDser Plinius und Paulus an den in voriger Anm. citierten Ste Uen bd
Liv. 4, 60 (aus dem Jahre 403 v. Chr.): et quia nondnm argentam signatum enit
aes grave plaustris quidam ad aerarium conveheates spedosam etiam consolt-
tionem faciebant. Summen in aes grave giebt derselbe 4, 41, 10 ans dem
Jahre 420; 4, 45, 2 v. J. 417 ; 5, 12, 1 v. J. 398 ; 5, 29, 7 v. J. 390 ; 6, 82, 9 ▼.
J. 364; 10, 46, 5 und 14 v. J. 293. Ober die Rechnung nach am gr&oe in der
spätem Zeit nach Einführung des Silbergeldes s. unten S. 273 Anm. 3.
2) Wöhler Annalen der Chemie und Pharm. Bd. 81 S. 206 ff. teilt nach der
Analyse von Philipps (ia dem Londoner Ghem. Soc Quaterly Journal IV p. 212)
Proben von drei römischen Libralmflnzen, einem As, Semis und Quadraos wM
(abgedruckt bei Mommsen S. 191 Anm. 69 » I p. 204). Der Zinngehalt betrigt
7,16. 7,66. 7,17 Proient; an Blei fanden sich im As 21,82, im Seaus 29,3t,
im Quadrans 19,56, also im Durchschnitt 23,6 Prozent Nach Mommsen S. 7$2
(III p. 36 f.) und Lenormant I p. 200 betragt während der ganien Epoche toh
Einführung des aee Hgnatum bis sum Tode Gasars die Beimischung an Zinn
zwischen 5 und 8 Prozent und an Blei zwischen 16 und 29 Prozent Diese
Legierungsverhiltnisse, welche eine eigentümlich römische Einrichtung zu sein
scheinen, sind also ziemlich stetig geblieben.
f 3S, 5. 34, 1. DER LIBRALFÜSS. 263
wtm, an Gewicht den Ganzstücken Terhaltnismarsig entsprechend.
Die Wertbezeichnungen sind für den As das Zeichen der Einheit I, für
den Semis das der Hälfte S, für die übrigen Teile Punkte oder Tiehnehr
Kogekhen nach der Zahl der Unzen, vier für den Triens, drei für den
Qnadrans, zwei für den Sextans, eines für die Uncia.i) SAmtliche
Nominale sind gegossen worden, weil ihre GrOfte die Prägung schwierig
nachte; nur die kleinsten Stücke, die Uncia und der Sextans finden
sich auch geprägt^) Übrigens folgten die gegossenen Münzen ganz der
damals schon hoch ausgebildeten Technik der griechischen Prägung.
Beide Seiten wurden durch Bilder von edlem Stil bezeichnet, die eine
Seite regehnflfsig durch das Vorderteil eines Schiffes, welches hier als
das ahe Wappen der Stadt erscheint, die andere Seite durch verschie-
dene GütterkOpfe. Auf dem As erscheint der doppelkOpfige Janus, auf
dem Semis Jappiter, auf dem Triens Minerva, auf dem Quadrans Her-
cules, auf dem Sextans Mercurius, endlich auf der Uncia wieder Minerva,
oder vielleicht die als Göttin personificierte Roma.')
{ 34. fFertbeiUmmung der Hbralen Kupfermütue»
1. Die soeben beschriebenen Münzen bildeten das gesetzliche und
aosschliefshche Courant des romischen Staates seit der Zeit der Decem-
^ bis kurz vor den Anfang des ersten punischen Krieges, also fast
zweihundert Jahre lang. Fragen wir nun, wie hoch dieser älteste rü-
nusche Münzfufs im Vergleich zu heutigem Gelde anzusetzen ist , so
nehmen wir entweder das Kupfer schlechthin als das Metall der damals
auch in anderen Teilen Italiens herrschenden Währung, oder wir ziehen
io Betracht, dafs dasselbe schon in jener Epoche der mannigfachen
Berührung mit dem Silbergeide der Griechen in Unteritalien und St-
rien sich nicht entziehen konnte, bis es im dritten Jahrhundert aus
Miier Geltung als Wertmesser gänzlich durch das Silber verdrängt
1) VergL die Abbildungen bei Mommsen-BUcas lY pL V— Vü, d'Ailly Re-
ckoehes snr It monnaie romaine I pl. HI ff.
3) Mommsen S. t86f. (Tradnct Blacts I p. 197 f.).
^3) Eckhel D. N. V p. 11 f. Mommsen S. 184 (I p. 194f.), der zugleich die Be-
jKatmif der Typen erklärt. Vergl. auch die Abbildungen bei Monunsen-Blacas
^pL Y— YD und die Beschreibung dazu p. 7 ff. Die Deutung des Kopfes auf
Jer Une ist schwankend; er unterscheidet sich nicht wesentlich von dem
l^crvtbaupt auf dem Triens. Doch hat die Ansicht Finders (Antike Münzen
fts lönigL Mus. S. 96) und anderer, dafs es der Kopf der Roma sei, viel ffir
U^ — Das Gepräge des Asses beschreiben von Alten Plin. 33, 3 § 45 und Flui
Qttest Rom. cap. 41 : Janus auf der einen Seite, auf der anderen nach ersterem
IJJffrMii na»U^ nach letzterem n^(iva ^ nqdqou Den Schiffsteil auf dem
■^icQS and Quadrans nennt Flinius ratU, Yergl. auch Festus p. 274.
264 WERTBESTIMMUNG DER UBRALEN KUPFERMÜNZE. { 34. i.
wurde. Es eröffnen sich demgemflrs zwei Wege der Wertbestimmung.
Entweder ermitteln wir annähernd den durchschnittlichen Kupferpreis
gegenwärtiger Zeiten und berechnen danach in unserer Mttnze den
Wert des römischen Libralasses (§ 34, 3), oder wir suchen das Wert-
verhältnis aufzufinden f welches wahrend der Epoche, wo die Römer
der Kupferwährung folgten , zwischen diesem Metall und dem Silber
bestanden hat. Zeigt es sich dann, dals ein solches Verhältnis mit einer
gewissen Stetigkeit in den Ländern , mit denen Rom zunächst in Be-
rUhung kam, geherrscht hat, so wird der hieraus abgeleitete Wertan-
satz der römischen Kupfermünze schon an sich eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit haben. Wenn sich dann weiter herausstellt, dafs die
Römer selbst nahezu dem gleichen Ansätze folgten, als sie neben dem
Kupfer auch Silber auszuprägen anfingen , so gewinnen wir noch den
groben Vorteil, dafs während der Zeit des tiberganges von der einen
zur andern Währung die Wertangaben in einem stetigen Zusammen-
hange bleiben , während bei der Bestimmung der Libralmttnze nach
heutigem Kupferpreise ein auißllliger Sprung in der Höhe der Wertan-
sätze unyermeidlich ist.
In der That haben die neueren Forschungen erwiesen, dafs im
Altertum vom fünften bis gegen die Mitte des dritten Jahrhunderts ein
ziemlich stetiges Wertverhältnis zwischen beiden Metallen stattgefunden
und zwar das Silber etwa 250mal soviel als das Kupfer gegolten bat*)
Wenn wir uns ako in die Zeit des Libralfufses versetzen und nach
römischer Kupfermünze rechnen, so hatte das Silber damals reichlich
einen doppelt so hohen Wert ak in der Gegenwart. 2)
1) W. Christ in seiner Unteranchnng über A^ien und die ältesten Nach-
richten über Iberien n. s. w., Abhandlunffen der Münchener Akad^ L KL, U Bi
I. Abt. S. 187, ermittelt aus der Inschrift ^Ewtift. ä(fxaioL 1860 Nr. 3754, dtls
vor dem Jahre 403 v. Chr. in Athen das Silber zum Kupfer wie 236 : 1 sttod.
Nach der Zusammenstellung bei Lenormant I p. 168, wofür die näheren Beleg«
im Vn. Buche seiner 'Monnaie dans l'antiquit^' folgen werden, stand inr Zeit
der römischen Kupferwälirung in Syrakus, Tarent und Etrurien das Silber xom
Kupfer etwa wie 250 : 1 ; in Etrurien war vielleicht im 5. Jahrb. das Yerbaltois
noch günstiger für das Silber (288 : 1) gewesen. Yergl. unten § 56, 5. 57, 5. 9,
über Gampanien § 57, 6, über italisches Schwerkupfer § 57, 7. 8. Nach Mommsen
(oben S. 259 Anm. 2) ist der Ansatz 250 : 1 mafsgebend gewesen für die Fest-
stellung des Libralasses. Mit der ersten Silberprägung wurde das Silber bereits
um ein wenig niedriger, nämlich wie 240 : l, angesetzt und ging dann in koner
Zeit weiter abwärts nach den Abstufungen 140 : 1, 120 : 1, 112 : 1 (unten $ 35,5
ffegen Ende). In der Zeit der Goldwährung von Auffustus bis Severus wurde
das Kupfer als Scheidemünze merklich über seinen Wert ausgebracht (4 38» $)•
Unter Gonstantin war das Verhältnis des Silbers zum Kupfer etwa dasselbe
wie zu Ende der Republik, nämlich zwischen 125 : 1 und 100 : 1 (§ 40, 5 a. £•)•
2) Das durchschnittliche Wertverhältnis unserer Zeit betragt nach $ 34, 3
1 34, s. WERTVERHÄLTNIS DES KUPFERS ZUM SILBER. 2ft5
Nach dem Verhältnis 1 : 250 entopricht der Libralas hn Gewichte
TOD 10 römischen Unzen »> 272,9 Gramm einem Werte von 0,196
Mari[. Danach sind anzusetzen
1 Uncia — 1,6 Pf.
1 Sextans »» 3,3 „
1 Quadrans «» 4,9 ,,
1 Triens — 6,6 Pf.
1 Semis »= 9,8 ,,
1 As — 19,6 „
Die weitere Reduktion ist in Tab. XVII zusammengestellt
2. Wie später gezeigt werden wird, trat seit dem J. 268 der Sesterz
ak gesetzliches Äquivalent an die Stelle des libralen Asses. Es ist also
gestattet eine fortlaufende Reihe der Werte jener einzigen Münzein-
heit aufzustellen, welche zuerst als as, nämlich aeris gravis, dann in der
Zeit der gemischten Währung als sestertius, d. i. gleich 2 Vi reducierten
Assen (§ 35, 3), endlich in der Epoche der reinen Silber- und Goldwäh-
niDg als sestertius oder numwnus schlechthin bezeichnet wurde (§ 36, 3.
4; 38, 6 a. £.)• Rechnen wir nun daslibrale Kupfergeld nach dem eben
dargestellten Verhältnisse von 1 : 250 in Silber um, so entspricht die
eine römische Münzeinheit der Reihe nach folgenden Werten in heu-
tiger Münze:
Zeit der reinen Kupferwährunff 451—268 v. Chr.: 0,196 Mark.
• » gemischten Silber- und Knpferwähning 268—217 „ „ 0,205 „
» , reinen Silberwähmng 217— 30 , „ 0,175 „
• , Goldw&hmng von August bis auf Sevems 0,218 »
Dies sind verhältnismäfsig geringe Schwankungen. Nur die dritte
Epoche zeigt einen minderen Wert; im übrigen beobachten wir ein
stetiges Steigen des Wertausdruckes. Dies ist eine ganz günstige Skala
ftlr eine zusammenhängende Geschichte der Preise im römischen Reich,
fitr welche bekanntlich, wie für die KuUurentwickelung aller Völker,
das Gesetz gilt, dafs dem gleichen Geldbetrage in den frühesten Zeiten
flcher weniger als 125 : 1. Im alten Rom zeigt also, wenn wir nach heutigen
Werten rechnen, der Übergang von der Kupfer- zur Silberwahrung einen cha-
nkteristischen Unterschied von dem unter Auffustus erfolgten Obergang von
der Silbei^ zur Goldwährung. Zur Zeit, wo die Römer nach libralen Assen
lecbneten, galt ihnen das Silber mehr als doppelt so hoch im Vergleich zum
heutigen Werte. Als sie aber später Silberwährung hatten, schätzten sie, nach
ibrem Süberseld, das Gold weit geringer, als wir es heute rechnen, und nach
diesem niedrigeren Verhältnis fand später der Übergang zur Goldwährung statt.
Setzen wir also den Libralas nach heutigem Kupferwerte an, so sinken die
nach heutigem Gelde ausgedrückten Preise plötzlich um mehr als die Hälfte
xa der Zeit, wo die Kupferwährung durch das Silber abgelöst wird (Tab. XVD,
iwdte Kolumne, vergl. mit Tab. XVm), und wiederum steigen die in heutiges
Gdd umgerechneten Preise um etwa den fEüoften Teil zu der Zeit, wo in Rom
^e Goldwährung eintrat (§ 36, 5. 38, 6). Günstiger für vergleichende kultur-
rhichüiche Betrachtungen, soweit dabei die Preise in Betracht kommen, ist
§ 34, 2 entwickelte Reihe.
266 WERTBESTDIMUNG DER UBRALEN KUPFERMÜNZE. f S4. 9.
die höchste, später eine mehr sinkende Kaufkraft nikommt Indem wir
also fQr drei auf einander folgende, weit verschiedene Wahrungen eine
MQnzeinheit von wenig schwankendem Werte feststellen, werden die
Vergleichungen der Preise um so deutlicher und zuverlässiger.
3. Ein weit höherer Ansatz ergiebt sich dagegen für die älteste
römische CiourantmQnze, wenn wir den Libralas nach demjenigen Werte
abschätzen, welchen er heutigen Tages, ab MetaUmasse verkäuflich,
etwa haben würde. Nach ungeCRhrer Schätzung entsprechen gegen-
wärtig nicht 250, sondern bereits 90 bis 100 Kupfergewichte dem
Werte des gleichen Silbergewicbtes^) welches letztere dann weiter
zu dem geläufigen Wertausdrücke unserer heutigen Wahrung (§ 4, 4)
umzurechnen sein vTttrde. Da jedoch das römische Schwerkupfer,
abgesehen von etwa 7 Prozent Zinn, welches dem Kupfer nahezu
gleichwertig ist, noch eine Beimischung von ungefähr 23 Prozent Blei
enthalt (§ 33, 5), welches letztere dem Kupfer an Werte weit nach-
steht, so ist die Bronzemasse des altrömischen Courantes zu dem Fein-
gehalt an Silber, welchen unser Thaler enthalt, etwa in das Wertver-
haltnis von 1 : HO zu setzen.^) Unter diesen Voraussetzungen würde
der römische Libralas etwa 0,446 Hark heutigen Geldes entsprecheD.
Nach diesem Ansätze, dessen Anwendung unter Umständen er-
wünscht sein kann, ist in Tabelle XVII die zweite Reihe berechnet
worden.
1) ßöckh nimmt in seinen im J. 1838 erschienenen Metrologischen Unter-
snchongen nach dem damals gewöhnlidien Preise des Kupfers im Harte das
Silber zum 96fachen Werte des Kupfers an. J. G. Hoffmann, Die Lehre voni
Gelde, Berlin 1838, S. 4 giebt als das zu derselben Zeit im mittleren Europa
bestehende Preisrerhältots ron Silber zu Kupfer 161 1 Via : 15*/u — 102,6: 1
an. Nach der im Ausland 1859 Nr. 40 S. 960 ans dem Bremer HandeisblaU
mitgeteilten Zusammenstellung hat das Silber zum Kupfer wahrend der Jahre
1851—1858 zwischen den Extremen von 100,9 : 1 bis 70,5 : 1 gestanden; das
durchschnittliche Verhältnis in den Jahren 1821—1858 berechnete sich auf
92,8 : 1. Im sächsischen Staatsbudget für die Jahre 1872 und 1873 wurden
die Erträgnisse der Freiberger Berffwerke, anlangend Silber und Kupfer, derart
abgeschätzt, dafs beide Metalle sich wie 102,9:1 verhielten (berechnet nach
dem Auszug im Dresdener Journal 1871, 10. Dez., Extrabeilage). Spätere An-
ßben sind fflr die Torliegende Frage weniger einschlagend, da in dem letzten
hrzehnt der Silberwert unverhältnismäfsig gegen früher gesunken ist Eine
ausführlichere Erörterung des Wertverhältnisses beider Metalle in dem laufen-
den Jahrhundert erscheint sehr wQuschenswert fflr die Zwecke altrömischer
Metrologie ; doch genfigen vor der Hand die mitgeteilten Angaben um zu zeigen,
da& das Kupfer zum Silber mindestens nach dem Verhältnis 1 : 100 und hödi-
stens nach dem Verhältnis 1 : 90 in runden Zahlen abzuschätzen ist
2) Dieser Ansatz ist, entsprechend den in voriger Anm. gegebenen Unter-
lagen und den Schwankungen der Preise des Bleies, nur ein ungefährer, welchen
auf 1 : 120 herabzusetzen zulässig ist, während die Erhöhung des Verhältnisses
bis auf 1 : 100 einen geringeren Grad von Wahrscheinlichkeit hat.
I 35, 1. VTERTZEIGIIEN UND GEPRÄGE. 267
§ 35. Die Einführung der Silberprägung und die erste Reduktion des Atses.
1. Bei der KupferwähruDg und dem libralen Asse blieb der rö-
mische Staat stehen, so lange der Gesichtskreis seiner PoUtik aur Italien
allein beschränkt war. Silber gab es nur in Barren, nicht als Münze. ^)
Aber als durch die nahe Berührung mit den reichen Städten Grofs-
griechenlands und besonders durch den Krieg mit dem Könige Pyrrhos
die griechische Silberwährung den Römern immer näher gerückt
wurde, da säumten »e nicht ihr altes Schwerkupfer aufzugeben und
ein neues Münzsystem, welches der im Entstehen begriffenen Grofs-
macht besser entsprach, einzuführen. Denn ähnlich wie die Gold-
prägung PhiUpps Yon Makedonien nicht blols zuMig der Eroberung
des Perserreiches voranging, so föilt auch die erste Silberprägung
Roms bedeutungsvoll in die Zeit unmittelbar vor dem ersten punischen
Kriege, in welchem der Staat zuerst die Grenzen ItaUens überschritt
Über den Zeitpunkt dieser wichtigen Neuerung haben wir zwei be-
stimmte Angaben. Plinius^) versetzt sie in das Jahr 485 der Stadt
(ae 269 V. Chr.), die annalistische tfberUeferung bei Livius und an-
deren 3) in das folgende Jahr. Die Abweichung ist wahrscheinUch
damit zu erklären, dals in das erste Jahr das Gesetz Ober die Silber-
prägung, in das letztere die thatsächliche Einführung derselben zu
1) Varro bei Nonius unter lateret p. 356 (Gerlach und Roth): nam lateres
argentei atque anrei prinram conilati atque in aerarinm conditL Im Triamphe
des Jahres 293 worden nach Lir. 10, 46 aufser Schwerkupfer auch 1830 Pfunde
Silbers aufgeführt und dann in das Ärarium niedergelegt. Die Notiz Yarros
(bei Gharis. p. 105 Keil), dafs die älteste Silbermfinze von Senrius Tullius ge-
goasen und 4 Skrupel schwerer als der Denar seiner Zeit gewesen sei (vergl.
unten S. 270 Anm. 1), wird von Mommsen S. 206. 858 f. als irrtümlich nachge-
wiesen und die Echtheit der zwei vom Herzog de Luynes Revue numism. 1859
p. 322 ff. beschriebenen , angeblichen Servianischen Münzen bezweifelt Für
echt wiederum werden diese Münzen von Queipo Revue numism. 1861 p. 180 ff.
and d'Aillv Recherches sur la monnaie romaine Ip. llff erklärt Eine ver-
Bittelode Stellung zwischen Mommsen und den letztgenannten nimmt der Herzog
de Blacas in einer Note zu Monunsens Histoire de la monnaie romaine I p. 250 ff
ein. ^e^L auch Sambon Recherches sur les monnales de la presquisle italique
p. 95 f., Marguardt Römische Staatsverw. n S. 11 1, A. v. Sallet in der Berliner
Zeitochr. f. Numism. 1878 S. 234 ff.
2) Nat Bist 33, 3 § 44: argentum signatum anno urbis GGGGLXXXY
0. Oguloio G. Fabio cos., quinque annis ante primum Punicum bellum.
3) liv. Epit 15: tunc primum populus Romanus argento uti coepit Dafs
die Notiz in das Jahr 486 « 268 gehört, weist Mommsen S. 300 Anm. 33 (Traduct.
Blacas n p. 28) nach. Derselbe ist auch über die Zeugnisse des Zonaras und
der Gbrottisten zu vergleichen. Borghesi Ossenr. numism. dec XYE osserv. 3
(wiederholt in Oeuvres compl^tes de B. Borghesi D p. 297) bemerkt^ dafs nach
dem Fragment des Dionysios Ton Balikamass bei Mai GoUect Vatic. n p. 526
das Metall zur ersten Silberprägung aus dem Verkauf von Lindereien und
sonstiger den Feinden abgenommenen Beute gewonnen worden ist.
268 EINFOHRUNG DER SILBERPRÄGÜNG. f )5. i.
setzen i%U) Gleichzeitig damit wurde eine Münzstätte in dem Tempel
der Juno Honeta errichtet und zur Aufsicht die Behörde der tresviri
aere argento auro flando feriundo eingesetzt^ Die neuen SilbermUnzen
waren Ganzstttcke nebst Hälften und Vierteln , die Namen den darauf
angebrachte^ Wertzeichen X, V, IIS entsprechend denarius, quinarim
und sestertiui. Das Gepräge war in allen Nominalen auf der einen Seite
ein weiblicher Kopf, nach rechts blickend, mit einem Helme, dessen
Kamm ausgezackt ist und in einen Vogelkopf endet und an dessen
Schläfen Flügel angebracht sind. Unterhalb der Flügel, im Nacken des
Kopfes der Göttin, findet sich das Wertzeichen. Auf der andern Seite
zeigen sich, ebenfalls nach rechts, die beiden Dioskuren zu Pferde
mit eingelegten Lanzen und wehenden Mänteln , auf dem Haupt den
runden Schifferhut, neben einander sprengend, über dem Haupte eines
jeden ihr bekanntes Emblem, der Stern des Morgens und des Abends.^)
Unter ihnen findet sich auf einem Täfelchen die Aufschrift ROMA.^)
1) Mommsen S. 300 (Tradoct Blacag II p. 28).
2) Suidas unter Movtfta berichtet, daüs die Römer zum Andenken an den
Beseheid, den ihnen die Jnno Raterin im Kriege gegen Pyrrhos gegeben hatte,
nach Beendigung des Krieges die Göttin dadurch ehrten, dafs sie die Mfinze in
ihrem Tempel wAA\x%tni^Mfi,fj9av^H(^v Morrjxav^ xovriart avßt^avlop, xi
rofiifffia iv T^ ieqi^ avtiqi o^laavxes xaQaxTtft&at, Das Jahr giebt Suidas
nicht an, es kann aber kein anderes sein als das dritte oder vierte nach Be-
endigung des Krieges, in welchem die Silberprägung begann. Damals zuerst
auch scheinen die tresviri aere argento auro flando feriundo als außerordent-
liche Maffistratur eingesetzt zu sein, eine Malsregel, die spater nach Bedarf
wiederholt wurde. Ein regelmäfsiges städtisches Amt entwickelte sich daraus
vermutlich erst zur Zeit des Bundesgenossenkrieges. Nachdem Cäsar zeitweilig
eine vierte Stelle zu dem Kollegium hinzugefügt hatte, kehrte Augustus zur
Dreizahl zurück. Mommsen Gesch. des röm. Mfinzw. S. 366 ff. (Traduct. Blacas
n p. 44 ff.), derselbe Römisches Staatsrecht II Abt. 1 S. 562 f. 596 f., Marquardt
Römische Staatsverwaltung II S. 34, LenormantI p. 82f., II p. 249, m p. 147 ff.
Trewiri oder triumviri monetales ist die kürzere Benennung im gewöhnlichen
Sprachgebranch (Mommsen S. 366 » II p. 45 f.). Triumviratus heilst das Amt
bei Cicero pro Fonteio 3, 4(p. 464), wo eine nähere Bezeichnung nicht nötig
war, da es als ein vor der Quästur bekleidetes Amt erwähnt wird.
3) Die Beschreibung nach Monmisen S. 294 (Traduct Blacas II p. 19) und
den Abbildungen bei Mommsen-Blacas IV pl. XXH, M. Bahrfeldt in der Berliner
Zeitachr. f. Numism. 1878 Taf. IIL
4) Den nähern Nachweis geben J. de Witte und de Blacas in Mommsens
Bist, de la monnaie romaine lY p. 24ff.; die Abbildungen s. ebenda pl. XXII u.
XXm. Die abweichenden Formen des A in ROMA sind ebenda p. 25 ff. und
von Bahrfeldt in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1878 S. 30 ff. genau angegeben.
Vergl. auch d'AiUv Recherches sur la monnaie romaine I p. 106 f. 117. 164. 205,
n p. 16ff. Über me Denare, welche die Aufschrift ROMA vertieft zeigen, vergl.
Bahrfeldt a. a. 0. S. 31 ff. Über die später eintretenden erklärenden Beizeichen
und die Buchstaben, welche die Münzstätte andeuten, vergl. Lenormant II p. 234 ff.,
M. Bahrfeldt in der Beriiner Zeitachr. f. Numism. 1878 S. 40 ff., A. Klögmann
ebenda 1880 S. 61 ff.
$ 35, 2. N0RMAL6EWIGHT DES ÄLTESTEN DENARS. 269
Der weibliche Koff bezeichnet wahrscheinlich nicht, wie fraher ge-
deutet wurde, die Minerva, sondern die Göttin Roma <); die Dioskuren
sind dargestellt als die reisigen Götter, wie sie in der Schlacht am See
Regilhis den Römern Beistand und Sieg brachten. Neben den Dios-
kuren kam sehr bald ein anderes Gepräge auf, die Göttin Luna mit
der Mondsichel, später die geflügelte Victoria auf dem Zweigespann,
wovon der Denar auch den Namen bigatus erhielt s)
2. Das Normalgewicht dieser ältesten Silbermünze ist erst in
neuester Zeit ermittelt worden. Nach mehreren Zeugnissen der Alten,
welche unten (§ 36, 1) noch anzufahren sind, wurde der Denar in der
republikanischen Zeit und weiter bis auf Nero zu i/si des Pfundes
SS S^|^ SJmipel <^ 3,90 Gr. ausgeprägt Allein die ältesten uns erhal-
tenen Denare stehen merklich hoher, sie wiegen von 4,45 bis 4,57 Gr.;
ein anderes, relativ vielleicht jüngeres, aber immer noch der primitiven
Prägung angehOriges Stück steigt bis 4,63 Gr.; die übrigen derselben
Klasse vn^en 4,48 Gr. und darunter.') Daraus ergiebt sich, dafe das
Nonnalgewicbt des ältesten Denars 4 Skrupel oder V72 PAmd »= 4,55
Gr. gewesen sein müsse und demnach der Quinar auf 2, der Sesterz
auf 1 Skrupel anzusetzen sei. Dieses zuerst von Borghesi ^) gefundene
1) Renner Die Roma -Typen in den Sitzangsber. der Wiener Akad. 1857,
Pliil. Bist £1., S. 261 ff., Mommsen S. 287 Anm. 12 (II p. 8 f.), wo zugleich die
frfibere litteratnr fiber diese Frage zusammengestellt ist
2) Mommsen Gesch. des röm. Mflnzw. S. 294. 462. 480 hielt das Yictoria-
geprage fOr das älteste; später wies er in den Annall deli' Instit archeol. 1863
p. 28. 31 nach, dals das Öild der Diana im Zweigespann älter sei als das der
\1ctoria, wonach die französische Übersetzung U p. 19. 182. 262 f. abgeändert
ist Eingehend handelt fiber die bigaii A. Klfigmann 'Die Typen der ältesten
rteüsdien ßigati' in der Berliner Zeitschr. f. Nnmism. 1878 S. 62 ff. Nach ihm
bt der älteste Typus der der Mondgöttin (früher gewöhnlich als Diana ge-
deatet); später erscheint die Victoria, vereinzelt auch Diana und Venus. Erwähnt
wird die biga als Gepräge des römischen Silbers von Plin. 33, 3 § 46, daher
bi^aü bei demselben sowie bei Liv. 23, 15, 15. 34^ 10, 4, Tacit Germ. 5, und
arf^enium bigatum bei Liv. 33, 23, 9. 34, 46, 2. 36, 21, 11.
3) Zusammengestellt nach Mommsen S. 297 f. Anm. 26 u. 27 (Traduct Blacas
n p. 24fll), wozu die Specialfibersicht bei Mommsen-Blacas II p. 216ffl Nr. 2 — 6
und Mommsens Nachträge in der Berliner Zeitschr. für Nnmism. 1875 S. 33 zu
Terglelchen sind. Die sorgfältige Untersuchung M. Bahrfeldts 'Ober die ältesten
Denare Boms' in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1878 S. 30 ff., welche vorzüg-
lich auf dem reichen Ton d*Ailly Becherches sur la monnaie romaine 0 p. 47 ff.
gesammelten Materiale beruht, führt zwar zu etwas niedrigeren Durchschniits-
eewicbten, bestätigt aber das angegebene Normalgewicht Die schwersten Denare
der d'Aillyschen Sammlungen wiegen 4,90 Gr. (p. 50), 4,78 (p. 53), 4,73 u. 4,70
g>.4S), 4,68 (p. 50 n. 53), 4,67 (p. 55), 4,62 (p. 53), 4,57 (p. 49), die schwersten
Studie des Schatzes von La Biccia (Berliner Zeitschr. 1875 S. 33) 4,975 u. 4,77 Gr.
4) Osservazioni numismatiche, decade XVn, im Giomale Arcadico 1840,
tonu 84 p. 174, besonders abgedruckt Bom 1840 p. 9 und später wiederholt
Oenrres h p. 288.
270 EINrÜHRIING WR 8ILBERPBÄGVN6. f u, ^
und durch die Untereudiuogen Monunftens und anderer besUltigte Er-
gebnis 0 bildet den FunduaentalsatB, auf welchem fortan jede Dar-
etdloog der rOmiechen SilberprSgnng zu fu&en bat Allerdings blieb
d^ Staat nicht lange bei diesem Tollen Gewichte stehen. Die Aus-
mttnmng ging sehr bald, vielleicbt schon im Verlauf des ersten puni-
schen Krieges >), etwas herab und kam zu dem Effektivgewicht von
V84 anstatt V72 Pfund, welches dann als das gesetzliche angenoounen
und Ms Nero unveriindert beibehalten wurde (§ 36, 1. 38, 4).
Eine andere wichtige Frage ist, welche frande MQnze den Römern
als Vorbild für ihren Denar gedient habe. Denn da sie nicht sdbstftn-
dig, sondern erst durch die enge BerOhrung mit den Silberwahrungea
der griechischen Staaten auf die Einfahrung des Silbergeldes kamen
und im Gepräge sich ganz an die schon langst zur Vollkommenheit
entwickelte Technik der Griechen anschlössen^, so ist vorauszusetzen,
dafe auch das Gewicht des neuen Silbergeldes nicht ohne Rücksicht
auf eine schon bestehende griechische Währung festgesetzt worden ist
In dem ganzen griechischen Osten war damals infolge der makedoni-
sdien Herrschaft der attische Mttnzfulis verbreitet (§ 31, 5), die Römer
1) Mommsen S. 296fr. (Tradnct Blacas n p. 22 ff.), Christ Beitrage zur Be-
stimmang des attischen und anderer damit xusaDuneDhängeDder Talente in den
Sitzungsberichten der Mfinchener Akad. 1862, 1 S. 51 ff., Hultsch Metrol. Script
1 p. 67 f., J. de Witte bei Mommsen-Blacas lY p. lAf^ M. Bahrfeldt in der Beri.
Nmnisni. Zeitschr. 1878 S. 34f. 42ffl Der Mteste Beleg in der uns erhaltenen
metrologischen Litterator der Griechen nnd Römer findet sich in der ans der
ersten Kaiseneit stammenden Tafel Il9fl ft^(fmr 9uü 0%a&fM9v n. s» w., deren
Verfasser, der Mher sogenannte Metrolog der B^edictiner, verschiedene altere
Quellen sorgfältig benutet hat (Metrol. Script. I p. 64ff.). Seine Worte 17 9i
Uf^ ix*^ ovyyias iß% 6lnas ob', ir alXip (nimlich ßtßXüp) oß' sind saent
von Böckh M. U. S. 24 richtig gedeutet nnd weiter durch Christ a. a. 0. erklirt
und durch zahlreiche Belege aus anderen metrologischen Tafeln best&tigt worden.
Ober Priscian de fig. nnmer. 13 (Metrol. Script II p. 84, 17—26) nnd eine andere
sp&tere Quelle vergl. den Index Metrol. script. II unter denarius. Die Nachricht
Varros in den Annales (bei Gharisios p. 105 Keil) : nummum argmUeum flatum
fHnmum a Servio TulHo dieunJt; is IUI »eripuHi nuüor ftdt quam nunc,
welche von Scaliger n. a. als Beleg fftr den ältesten Denar gedeutet worden
war, ist Ton Mommsen S. 206 (Traduct Blacas I p. 252 f.) gemafs ihrem Wort-
laute erklirt und auf das achiisch-tarentinische Didrachmon bezogen worden
(rergl. unten 9 57, 5).
2) Bahrfeldt a. a. 0. S. 43 settt die Jahre 255—242, die Zeiten der höchsten
finaniiellen Bedrlngnis Roms während der zweiten Hälfte des ersten punisc^en
Krieges, als die wahrscheinliche Epoche der Reduktion des Denars auf */u4
Pfund an.
3) Dem steht nicht die anderweit konstatierte Thatsache entgegen, dafe
der Typus des ältesten Denars dem Vorbilde der campaniscben Prägung folgte
($ 57, 6 a. E.); denn letztere wurde seit dem J. 338 ▼. Chr., mithin schon lange
Tor Beginn der Denarprägung, unter römischer Oberhoheit und fan Anschlws
an griechische Muster geübt
§ s», 1. 3. M0RMALG£W1GHT DES ÄLTESTEN DENARS. 271
hatten ibn durch Pyrrhos und schon firOher durch den Verkehr mit
Skilien, wo er ebenialls herrschte, kennen gelernt Das rOmisohe
Gewicht und HohUnafs war wahrscheinlich schon damals nach dem
attisdien Gewichte normiert. Endlich stimmt das Normalgewicht der
attischen Drachme von 4,37 Gr. so nahe mit dem des Denar von
4,55 Gr. 9 dafs die nahe Verwandtschaft beider nicht wohl bezweirelt
werden kann. Die geringe Differenz aber erklärt sich ungezwungen,
sowie wir sie auf die zu Grunde liegende Proportion zurttckftthren.
Es Terfaalten sich nämlich die angeführten Gewichte der attischen
Drachme und des ältesten Denars genau wie 24 : 25, und dies wiederum
ist das Verhältnis, nach welchem ehedem Solon die attische Drachme
ans dem babylonischen Goldgewichte abgelötet hatte (§ 46, 12). Es
haben abo die Römer, um ihrer neuen SilbennQnze von vornherein
eine möglichst weite Verbreitung auch über die Grenzen ihres Macht-
Weiches binaus zu sichern, genau denselben mäßigen Aufschlag Ober
die ältere Weltmünze, welche als Vorbild diente, eintreten lassen, wie
früher Solon die neue SilbermOnze gegen das allgemein verbrettete
babylonische Gewicht erhöht hatte. Da nun das römische Pfund, ge-
mäb der Gleichung der Systeme, 75 attische Drachmen hielt, so kam
der um V24 schwerere Denar genau auf V72 Pfund i), und es war damit
zogldch der Vorteil erreicht, dafs, von der Drachme ausgehend, der
Dächsthöhere Betrag in ganzen Skrupeln, nämlich 4, auf die römische
Mttnze kam.
Übrigens schwand die Differenz zwischen Drachme und Denar
bald darauf, seitdem der letztere auf Vs« Pfund >» 3,90 Gr. ausge-
mOnzt wurde, ein Gewicht, das dem Effektivgewicht der meisten damals
cirkulierenden Drachmen nahezu gleichkam. So erklärt es sich, daüs
die Römer später die Drachme dem Denar an V^ert gesetzlich gleich-
steUten, und daraus leitet sich dann weiter die Identificierung von
Drachme und Denar bei griechischen und römischen Schriftstellern,
sowie die Entstehung des römischen Rechnungstalentes ab, worüber
bereits früher (§ 32) gesprochen worden ist
3. Es ist nun zu untersuchen, welche Bedeutung die Wertzeichen
auf der Silbermünze haben. Die Silberprägung mufs sich selbstver-
sUndlich an die bisher allein gültige Kupferwährung angeschlossen
baben, und es würde keinem Zweifel unterliegen, dafs die Zahlen X, V
1) Nach § 26, 1 ist das attische Talent — 80 römischen Pfund, mithin
1 Pfand — 75 Drachmen. Das Gewicht der attischen Drachme •» Vts PAind,
«Aöht nm ^Ju dieses Betrages, macht ^jn Pfand.
272 EINFOHRUNG DER SILBERPRÄGUNG. $ ss,3.
und IIS Asse bedeuten, selbst wenn das nicht ausdracklich von den
Alten bezeugt wflrde.^) Aber was für Asse waren dies? Nichts liegt
naher als daran zu denken , es müssen die ältesten bis dahin als Cou-
rant cirkuUerenden libralen Asse gewesen sein, und so finden wir denn
auch von den Gelehrten der Kaiserzeit, zuerst von Varro, dann von
Verrius Flaccus, Plinius und andern diese Meinung einstinunig ausge-
sprochen.2) Und doch ist das entschieden falsch. Der Wert des Silbers
zum Kupfer, den Denar zu 4 Skrupel, den libralen As zu 10 Unzen
gesetzt, würde sich demnach wie 600 : 1 yerhalten , was ganz unmög-
lich ist BOckh 9) versucht einen grOfseren ältesten Denar nachzuweisen ;
aber weder gab es einen solchen, noch hat das von ihm angenommene
Veiiiflknis von Silber zu Kupfer zur Zeit der ersten Silberprägung
bestanden. Es mufs also ein kleinerer As gewesen sein , welcher die
Einheit für die neue Silbermünze bildete. Hiermit kommen wir zuerst
auf die Reduktion des Asses, deren weiterer Verlauf eine so wichtige
RoQe in der C^eschichte des römischen Münzwesens spieh. Die Ge-
lehrten der Kaiserzeit, welche über die ganze Frage nur unzureichend
unterrichtet waren, setzten die erste Reduktion verschiedenartig an ^);
auf die richtige Spur würden sie gekommen sein, wenn sie die Urkun-
den, die ihnen in den alten Münzen selbst vorlagen, zu deuten ver-
standen hätten. So aber fanden sie weder die Erklärung des Wertes
der Silbermünze im Verhältnis zum Kupfergeld, noch waren sie Ober
den Betrag der ersten Reduktion im klaren. Wir müssen also zu-
nächst die Irrtümer Varros und seiner Nachfolger auf sich beruhen
lassen und von dem Münzbefunde als der einzigen sicheren Grundlage
ausgehen. In allen gröfseren Sanmilungen noch ertialtenen römischen
Kupfergeldes folgt auf den Fufs des libralen Asses, welcher thatsäcUich
1) Festns in den Exe p. 98: den! asses — effidebant dentriam, ab hoc
ipso nomero dictum; deredbe p. 347 B: apad antimioa denarii denoram aasiam
erant et valebant decnsaem. Plin. 33,3 §44: placnit denarinm pro decem
libris aeris (»■ assibus) valere, qninariam pro qoinqne, aeatertiaoi pro dapondio
ac semisse. Yoloa. Maec. § 46 (Metrol. Script II p. 67): denarios primo asses
decem valebat, nnde et nomen traxit Apmeios oei Prise Inst 6, 12, 66: tom
sestertius dipondinm semissem, (jninarios quinqnessis, denarios decnssis valebat.
Das allgemeine Princip der römischen Silberpr&Kung wird deutlich von Yolns.
Maec. 4 44 ausgesprochen: (divisio assis) etiam ad pecuniam numeratam refertor,
quae olim in aere erat, postea et in argento feriri coepit ita, ut omnis nummus
argenteus ex numero aeris potestatem haberet.
2) Die Stellen sind unten S. 277 Anm. 1 zusammengestellt
3) Metrol. Unters. S. 452 fr. Ahnlich Qoeipo Essai II p. 18 f. 27 ff. Die Wider-
legung bei Mommsen S. 305 (Traduct Blacas II p. 36).
4) Die Stellen folgen unten S. 277 Anm. 1.
f 35,3. DER TRIENTALE FUSS. 273
auf etwa 10 Unzen steht nnd bis zu 9 Unzen herabsinkt, unvermittelt
ein um die Hälfte leichterer Fufs, der als Vierunzenfufs oder trientaler
zu bezeichnen ist.<) Zwar finden sich einzelne Asse und halbe Asse,
welche noch etwas hoher, auf 5 Vi bis 5 Unzen ausgebracht sind; doch
können diese Ausnahmen nicht in Betracht kommen gegen die über-
wiegende Mehrzahl derjenigen Stücke, welche unverkennbar dem Vier-
unzenfuJse entsprechen, worauf weiter eine stetige Reihe sinkender
Gewichte folgt 3) Es ist also einmal durch eine plOtzUche Änderung
das Gewicht des Asses von etwa 10 Unzen auf 4 Unzen herabgesetzt
worden, sodaGs 1 alter As gleich 2 Vi neuen wurde. Dieser Ansatz er-
ludt noch auf anderem Wege eine unzweifelhafte Bestätigung. Das alte
schwere Kupfergeld verschwand mit der Reduktion des Asses nicht
sofort aus dem Verkehr; es kursierte anfangs noch als aes grave neben
dem Silber und leichten Kupfer, und der schwere As bUeb noch weit
später als Rechnungsmünze. Denn aus der Vergleichung mehrerer ge-
setzlicher Bestimmungen erkennen wir auf das sicherste, dafs bis in die
Kaiserzeit die Rechnung nach aesgrave^ sowie die nach Sesterzen ohne
Unterschied neben einander gebraucht vnirden.^) Es war also der
1) Mommsen S. 283 f. (Traduct Blacas II p. Iff.).
2) Böckb, der ein allmähliches Sinken der Kupfenntinzen annahm (Metrol.
Untere. S. 392), vermochte keinen ganzen As zwischen S^[% nnd 3*/« Unzen und,
abgesehen Ton einem sehr abgenutzten Stocke, keine TeilstOcke zwischen den
Normen Ton 8Vs nnd 5Vs Unzen nachzuweisen (S. 401 f.). Bei Arigoni DI Tab. 2
folgt auf einen As nach dem Neununzenfnise als nächst schwerer ein solcher
toD 125,13 Gr. (a> 6 unc 26 car.) oder reichlich 5Vs röm. Unzen. Im Kircher-
sehen Museum folgt auf einen Semis von 113 Gr. (leichter Neununzenfufs) ein
soldier von nur 74 Gr. (-■ 2 unc 5 dr. Gennardli p. 69), was ebenfalls 5 Vs Unzen-
fals ist Der Schatz Ton Gervetri enthielt 1575 schwere Asse (d'Ailly Recher-
ckes sor la monnaie romaine 1 p. 42. 47), von denen 591 nach Zufall ausgewählte
(^ 56) gewogen worden sind. Dieselben Rehen herab bis auf 207 Gr. >=
Vjt Unzen, entsprechen aber in der grofsen Mehrzahl offenbar dem Libralfufse
^oa 10 bis 9 Unzen. Aufserdem zeigte derselbe Fund nur 3 redocierte Asse
TOD 148, 147,8, 142,9 Gr., d. i. you 5Vs bis nahezu 5 Unzen, entsprechend
ioi schwersten Assen und Semissen des Trientalfufses bei Mommsen S. 348
(DIp. 360 f.). Es ändern daher diese und andere tou d'Ailly I p. 98 ff. aufge-
f&krten Ganz- oder Teilstöcke nichts an den Ergebnissen, welche Mommsen
aai dem ihm bekannten Befunde der MOnzen gezogen hatte. S. die Bemerkung
^ Berzon de Blacas zur französischen Übersetzung 11 p. 2f. und Marqoardt
IS. 10. Damit ist zugleich die Hypothese d'Aillys (p. 84ff. 119 ff.) widerlegt,
^ den libralen As zunächst auf emen Fufs von sechs Unzen, und dann (mit
^MBchlnfe des Trientalfufses) auf einen sofort um die Hälfte niedrigeren Fufs
Wrabgehen läDst Die Belege über das weitere allmähliche Sinken des Gewichtes
><xii in der Periode des Trientalfufses s. bei Mommsen S. 347 f. (UI p. 359 ff.).
3) Die Stellen fiber die Rechnung nach aes grave s. bei Böckh S. 397. 414,
■«qnardt Römische Staatsrerwaltung H S. 14 f. (vergl. oben S. 262 Anm. 1).
^ die Summen von aes grave zur Zeit der Silberwährung nichts anderes als
<iic gleichen Zahlen von Sesterzen bedeuten, erkannte zuerst Huschke Verf. des
Hvltaeli, lUtnlofi«. 18
274 EINFÜHRUNG DER SILBERPRÄGUNG. § ss, s. 4.
Sesterz der Wertausdruck in SQber für den libralen Knpferas, nnd da
femer derselbe Sesterz das Äquivalent für 2V2 neue reducierte Asse
darsteDt, so folgt daraus mit Notwendigkeit, dafs der neue As kein an-
derer als der trientale gewesen sein kann, da 2 V2 As nach diesem Fufee
eben gleich 10 Unzen, dem Betrage des libralen Asses, sind. Ferner
liegt darin ausgesprochen, dafs die erste Reduktion des Asses im engen
Zusammenhange mit der Einführung der Silberprägung stattgeftinden
hat, wie dies auch nicht Mofe die sogleich zu besprechenden Stellen der
Alten, sondern auch die Prägungen der lateinischen Kolonieen beweisen.
Die ältesten Kolonieen folgten dem libralen Fufse. Noch Ariminum,
welches im Jahre 268 gegründet wurde, und in beschränktem Hafse
selbst das vier Jahre später gegründete Firmum haben auf diesen Fufs
gemünzt; aber Brundisium, wohin erst 244 eine Kolonie geftlhrt wurde,
kennt denselben nicht mehr, sondern folgt von vornherein dem Vier-
unzenfufse.i) Es hat also in Rom, nach welchem die Pflanzstädte sich
richteten , die Reduktion des Asses zwischen 268 und 244 stattgefun-
den. Die genauere Bestimmung des Zeitpunktes wird im Folgenden
sich ergeben.
4. Nicht geringe Schwierigkeit bietet die Frage danach, wie man
auf die Reduktion des Asses gekommen sei, da doch der librale As als
Äquivalent des Sesterzes recht gut hätte fortbestehen können. Die Lo-
sung ist nicht anders möglich als durch Heranziehung des sicilischen
Münzsystems, welches hier unverkennbar seinen Einflufs geäufsert
hat. 2) Nach der weiter unten (§ 56, 5) zu gebenden Darstellung sind
Königs Senrius S. 167 Anm.; den bestimmten Nachweis führte Mommsen Rom.
Münzw. S. 326 f. nod Gesch. des röm. Mflnzw. S. 302 (Traduct Blacas U p. 31 f.).
Die Hauptbeweise sind: Die Iiyurienstrafen der zwölf Tafeln von 300, 150 and
25 As (Dirksen Obersicht n. s. w. Tab. Vm fr. 3. 4. 11) werden Ton Paulos €oUat
Mos. et Rom. I tit 2 (p. 619 der Auct luriscous. von Leewius, Lugd. Rat 1671)
in ebenso vielen Sesterzen angegeben; die im Jahre 217 zu Spielen gelobte
Summe betrug nach Uv. 22, 10, 7 aerit trecenta triginta tria näHa treeenÜ
triginta tre$ triens, nach Plut. Fab. 4 ebenso viele Sesterze (nnr setzt der
letztere irrtOmlich anstatt 883Vs nummi d. i. sestertii, die er in seiner Quelle
gefunden haben mufs, die gleiche Zahl Denare); die 100000 Asse des Yoco-
nischen Gesetzes bei Gai. 2, 274 sind bei Dio Gass. 57, 10 25000 Denare —
100000 Sesterzen; für die 10 Asse des Fannischen Gesetzes, das Maximom für
eine gewöhnliche Blittagsmahlzeit, bei Gell. 2, 24, 3 setzt Athen. 6 p. 274 G
273 Denare. Weiteres über die Rechnung nach net grave wird unten € 36, 4
zu Anfang, über die Reseichnung aeris als Scheidemünze, seitdem der As auf
V4 Sesterz redudert war, § 36, 4 a. E. bemerkt werden.
1) Mommsen S. 291 (Traduct Rlacas n n. 15).
2) Diesen Weg zeigt Mommsen S. 196—203. 304—308 (Traduct Blacas I
p. 235—245, n p. 34—40). Auf ihm fufst, abgesehen von einigen geringen Ab-
weichungen, die obige Darstellung.
f35.4. NUMMUS UND UBRA. 275
die beiden Hauptfaktoren dieses Systems die, dais das Pfund Kupfer, die
litra, ein SUberjfquivalent, denNummus, erhält, und dafs das Ganzstück
der Silbermttnze, der Stater von 2 attischen Drachmen, gleich 10 Litrea
ist Beide Sätze finden wir im römischen System angewendet, freiUch
nit einer wichtigen Abweichung. Zunächst war das SUberäquiyalent
fOrdie bisherige Kupfereinheit, den libralen As, auüzustellen. Nach
dem Wertverhältnisse, welches zwischen beiden Metallen zu jener Zeit
du ziemlich stetiges und weit yerbreitetes war (§ 34, 1. 57,7) ergab
sich wie von selbst die Gleichung des libralen Asses von 10 Unzen mit
1 Scrupel oder Vs4 Unze Silber, womit das Silber zum 240fachen Werte
des Kupfers angesetzt war. Insbesondere mochte das sicilischc System
ab Vorbild dienen. Die Ordner des neuen MUnzwesens in Rom mufsten
wissen, dals der sicilische Stater im Gewicht von 2 Drachmen oder
i/sooo Talen I ursprünglich gleich 10 Litren Kupfer, die Litra aber
gleich Vi 30 Talent angesetzt, mithin das Silber zum 250fachen Werte
des Kupfers geschätzt war. Übertrugen sie diese Gleichung auf den
libralen As, so kam wiederum als nächstliegender runder Betrag 1 Skru*
pel Silber heraus. Dies wurde der römische Nummus.^) Konsequenter
Weise hätte nun ein Siberstück von 10 Skrupel geschaffen werden
mQssen. Allein hier entschieden andere Rücksichten. Das Ganzstück
in Silber sollte sich an die attische Drachme anschliefsen ; es wurde
daher auf den vierfachen Betrag des Nummus = 4 Skrupel ausgebracht
(f 35, 2). Nun kommt die Haupteigentümlichkeit des neuen Systents.
Das Ganzstück der Silberwährung wurde, ganz wie in SiciUen, decimal
geteilt. Das Zehntel hiefs libeüa^), offenbar eine Übersetzung von Xlr^ay
1) Dafs der nummus vod Sicilien entlehnt ist, sagen ausdrücklich Varro
de LL. 5, 173, Festns unter d. W. p. 193, PoU. 9, 79. In dem ilteren Sprach-
febraocb kommt das Wort von yerschiedenen Münzen vor (vergL die SteUen
Wi Mommsen S. 198 Anm. 83 «- 1 p. 238), Lenormant I p. 79. Doch wurde schon
n Cilos Zeit vorzugsweise der Sesterz, eigentlich nummus sesterttus, schlechte
Ua als nummus bezeichnet.
2) Varro de 1. L. 5, 174 : nummi denarU decnma libella, quod libram pondo
<s niebat et erat ex argento parva. Hier begeht Varro den doppelten Irrtum,
M er den Denar gleich zehn pfundigen Assen setzt und die Libelle zu einer
Mftnie Bucht Aber die Bestimmung der Libelle selbst ist richtig. Dafis die Be^
sejehnog auch in den gewöhnlichen Sprachgebrauch übergegangen ist, beweist
^ Ausdruck heres ex Ubelia für den Zehntelerben (Gic ad Att. 7, 2, 3). Dazu
^Muit als Hilfte der Libelle die sembella (Varro 5, 174. 10, 38) oder singula
(Volos. Maee. § 67), als Viertel der tsrunciusj Übersetzung des sicilischen rotas
(§ &6, 4). Gewöhnlich findet sich diese Rechnung nicht auf den Denar, sondern
Mf den Sesterz angewendet (s. nächste Anm.). — Ausführlicher über die römische
glberrechnnng spricht Mommsen S. 197—203 (Traduet. Blacas I p. 235—245).
KiaeB weiteren Beleg aus dem Jahre 59 n. Ghr. weist derselbe im Hermes XH
«• 130 f. nach. Das Stück 119 der dort behandelten pompejanischen Quittungs*
18*
276 EINFÜHRUNG DER SILBERPRÄGUNG. § 9S.i
wobei die Diminutivform gebraucht ist um einer Verwechslung mit Ubra
vorzubeugen. Diese Libelle jedoch war keine Sübermünze, sondern
nur Rechnuugsbegriff , sie erhielt aber ihr eigenes Kupfer^iquivalent
Dies ist kein anderes als der neue, auf den Trientalfafe reducierte As.
Hiernach eridärt sich alles Übrige überraschend leicht Das GanzstQck
erhielt den Namen denarius und war gleich 10 reducierten Assen, der
Quinar gleich 5, der Sesterz gleich 2Vs* Ferner 2Vs reducierte Asse
mufsten gleich einem libralen, also der neue As triental sein , weil für
beide Werte der Ausdruck in Silber der Sesterz war. Endlich wird es
nun erst recht deutlich, warum der Sesterz die allgemeine Rechnungs-
münze wurde; er vertritt von Anfang an die alte Münzeinheit, den
libralen As, und die Rechnung nach Nummen oder Sesterzen stellt sich
ledigfich dar als eine Übertragung der Kupferrechnung (aeris grmn»)
auf das Silber.
Die Analogie des sicilischen Systems übte endlich auch dahin ihren
Einflufs, daüs die Silberrechnung nach Ganzen und Zehnteln, welche
ursprünglich dem dmarius angepafst war, auch auf die kleinere Einheit,
den Sesterz, überging und so bis in die Raiserzeit sich erhielt ^
tafeln zeigt nämlich die Summe von 1651 V^ Sesterzen einmal mit den Zahl-
wörtern und dem Bruche Ubeüas quinque ausgeschrieben, das andere Mal mit
dem Zahlzeichen nebst Bruchzeichen S notiert
1) Wenn der oben entwickelte Satz richtig ist, dals nach der ursprflng-
lichen Münzordnung, welche mit dem Beginn der Silberpragung fest^es^tit
wurde, der Denar das GanzstOck war, welches rechnungsmifsig in 10 Libdlea
■erfiel, weil es thatsachlich ffleich 10 reducierten As galt, so lassen sich drd
Hauptabschnitte in der Entwickelung der römischen SiLberrechnung unterscheiden.
Einige vorbereitende Sätze habe ich in den Metrol. Script II p. 17—22 darge-
stellt. Auf die erste Periode, wo der Denar als Einheit galt, welche in Zehntel
und Hälften und Viertel der Zehntel geteUt wurde, mag sehr bald der zweite
Zeitabschnitt gefolgt sein, in welchem dieselbe Rechnung auch auf den Sesten
überffing. Dies erklärt sich zunächst aus der Reduktion des LitrensTstems,
welche in Sicilien bereits unter Dionysios dem Älteren eingetreten war (} 56, 5).
Dadurch war die Litra, welche ursprünglich gleich 1 Nummus war, auf den
zehnten Teil herabgesetzt, mithin die decimale Teilung tou dem Dekalitron auf
den Nummus, d. h. nach römischer Bezeichnung (abgesehen von der Verschiedea-
heit der Münzgewichte) von dem denarius auf den settertius, übertragen wor-
den. Je mehr nun der Sesterz als das Äquivalent des alten Asses zur hanpt^
sächlichen Rechnunffsmünze wurde, desto häufiger mufste die decimale Brach-
rechnung von dem Denar auf dessen Viertel Übergehen, bis sie zuletzt fOr deo
Denar selbst auÜBer Gebrauch kam. Oder mit anderen Worten, die Ordner des
mit Einführung der Silberprägung entstandenen Münzsystems wollten den Denar
zur Hau^tmünze machen und teilten diesen gemäts dem älteren sicilischea
System m Zehntel; in der Praxis aber wurde der Sesterz, weil er den alten
As vertrat, zur Rechnungseinheit und auf ihn ging die für den Zehner ge-
schaffene decimale Teilung über. Als endlich, und das ist die dritte Periode
der römischen Silberrechnuug, der Denar in 16 und der Sesterz in 4 redocterte
Kupferasse zerfielen, da wurde der Denar nur noch doodedmal nach der ge-
i 31, 6. REDUKTION DES KUPFERS. 277
5. Wir haben also gefunden, dais kurz vor Beginn des ersten
pnnischen Krieges die Silberprägung in Rom eingeführt wurde, dafs
wahrscheinlich gleichzeitig damit der librale Fuls auf den trientalen
herabgesetzt wurde, und dafs zur Vermittelung zwischen beiden Wäh-
rungen der Sesterz diente. Sehen wir nun, inwieweit mit diesem Resul-
tate die Nachrichten der Alten ttbereinstimmen. Nach der allgemeinen
schon oft berührten Tradition soll der As bis zur Zeit vor dem ersten
ponischen Kriege pfündig gewesen sein ; der einige Jahre vor demselben
Kriege zuerst geprägte Denar habe 10 solchen pfundigen Assen ent-
q>rochen , endlich sei um dieselbe Zeit der librale As durch Volksbe^
schluis auf den Zweiunzen- oder Sextantarfufs herabgesetzt worden.
Dies lehren Varro, Verrius Flaccus und Plinius. ^) In den Hauptpunkten
wohnlichen römischen Bruchrechnung geteilt (§ 20, 3, MetroL Script II p. 17 f.),
die decimale Teilung aber haftete allein am Sesterz und hiefs daher geradezu
ratio sesUrttaria (Maedan. 64 fL), Auf diese Weise gelangte man in den Rech-
nimgen bis zum halben As >= V^ Sesterz, als dem niedrigsten Bruche (Metrol.
Script n p. 19 f., Marquardt Rom. Staatsverw. n S. 50); weiter hinabzusteigen
wtt kein Bedarf, da der Quadrans als kleinste Scheidemünze nicht in Betracht
kuD, wie auch seine Ausmdnznng seit Trajan aufgehört zu haben scheint
«38,5).
1) Die Belege giebt in übersichtlicher Zusammenstellung Mommsen S. 288 f»
(Tradact Blacas 0 p. Uff.), vergL auch Marquardt Römische Staatsverw. II S. 8.
Die Hauptstellen sind: Varro de r. r. 1, 10, 2 (Metrol. script II p. 52, 12): habet
iogenmi scriptula GGLXXXVin, quantum as antiquos noster ante bellum Puni-
com pendebat; de 1. L. 5, 169: as erat libra pondus; § 174: Ubram pondo as
^ebat; § 182: asses librales pondo erant; § 173 (Metrol. Script II p. 50, 13):
^enarii, quod denos aeris yalebant, quinarii, quod quinos, sestertius, quod semis
teiliQs (dupoodius enim et semis antiquus sestertius est). Verrius Flaccus bei
Paulus p. 98 : grave aes dictum a pondere, quia den! asses, singuli pondo libras,
effidebant denarium ab hoc ipso numero dictum, sed hello Panico populus
Bomanns priessos aere alieno ex singulis assibus librariis senos fecit, qui tan-
tondem ut illi Talerent. Derselbe bei Festus p. 347 : sextantari asses in usu
esse coepenmt ex eo tempore, quo propter bellum Punicum secundum, quod
cam Hannibale gestum est, decreverunt patres, ut ex assibus, qui tum erant
fibrari, fierent sextantari, per quos cum solvi coeptum esset, et populus aere
theoo liberaretur et privat!, quibus debitum publice solvi oportebat, non magno
detrimento adfieerentur. VergL p. 347 unter sesterii, p. 334 unter »Bitertius.
Pün. 33, 3 § 44: argentnm signatum anno urbis GGGGLXXXV, Q. Ogulnio G.Fabio
€08., quinaue annis ante primum Punicum bellum, et placuit denarium pro
^eeön libris aeris valere, quinarium pro ^nque, sestertium pro dupondio ac
senisse. librale autem pondus aeris imminutum est hello Punico prmio, cum
jfljynsis res p. non sufficeret, constitutumque, ut asses sextantario pondere feri-
RÖtur. ita quinque partes lucri factae dissolutumque aes alienum. Dafs auch
^eser Bericht des Plinius aus Verrius geschöpft ist, weist Mommsen a. a. O.
nch. Aafeerdem sind noch zu vergleichen (>elllus 20, 1, 13: librariis assibus
Pppnlns ea tempestate (zur Zeit der Decemviralgesetzgebnng) usus est; Volus.
«*€€.§ 46: denarius primo asses decem valebat, unde et nomen traxit; § 74:
ona onm asses libriles essent et denarius decem asses valeret et decima pars
denarii libram, quae eadem as erat etc. (es folgt die hierher nicht gehörige
Ansehiandersetzung über Denar- und Sesterzbrüche) ; Apulei. bei Priscian. 6,
278 EINFOHRUNG DER SILBERPRÄGUNG. I S5,&.
ist diese Tradition bereits berichtigt worden. Der alte As war zwar der
Absicht nach libral, aber stand effektiv um 2 Unzen niedriger, iec De-
nar war nicht gleich 10 libralen, sondern gleich 10 redacierten Assm
und dieser reducierte As war triental. Also irren sich Verrios und
Plinius auch insofern , als sie angeben , durch die erste Reduktion sei
der As sofort sextantar geworden. Indes ist gerade dieser Fehler leicht
erklärlich, denn der trientale FuCs sank sehr bald und in stetiger Ver-
minderung auf den sextantaren herab, sodafs der Gewährsmann des
Verrius und Plinius den Sextantarfufs, der schon im ersten punischen
Kriege der effektive war, recht wohl als den gleich ursprUnghch tot
Anfang des Krieges eingeführten betrachten konnte. Endlich was die
Zeit anbetrifft, so versetzt Plinius die erste Reduktion in den ersten
punischen Krieg und erklärt sie durch den damals eingetretenen Not-
stand, Verrius Flaccus in den HannibaUschen Krieg. Letzteres ist sicher
ein Irrtum, da zu Anfang dieses Krieges bereits die zweite Reduktion
des Asses, die auf den Uncialfufs, erfolgte. Aber auch Plinius' Angabe
ist nicht ganz genau; Varro hatte unstreitig eine bessere Quelle, indem
er vorsichtig sagt, der librale As habe in der Zeit vor dem ersten
{)unischen Kriege ^), also nicht mehr in demselben bestanden. Den
Ausschlag giebt die Bezeichnung und Benennung der SilbermOozen.
Der Sesterz war von vornherein auf 2V3 As, der Quinar und Denar
verhältnismäfsig dazu ausgebracht; diese Asse können, wie bereits
nachgewiesen, nicht die libralen gewesen sein; also folgt, dafs die Re-
duktion des Asses nicht erst nach der Einführung der Silberprägung
im J. 268 stattgefunden haben kann. Aber sie darf auch nicht wesent-
lich früher angesetzt werden, da der Sesterz, wie ebenfalls nachgewiesen,
sich ja an den libralen As anschlofs. Es bleibt also allein übrig, dafe wir
die Einführung der Silberprägung und die Reduktion des Asses auf den
Triental^fs gleichzeitig, beide in das J.268 (oder 269) setzen. Damit
fällt zugleich die Ansicht des Verrius und Plinius, dafs die Asreduktion
einen grofsen Staatsbankerott, wodurch die Münze plötzlich auf den
sechsten Teil herabgesetzt, also die Gläubiger um Ve ihrer Forderungen
12,66: tum sestertius dipoDdium semissem, quinarius quinquessis, denariosde-
cussis valebat. — Von griechischen Schriftstellern bezeuch das nrspi^ngUche
Pfundgewicht d^ Asses Dien. Hai. 9, 27 p. 181S: ijr Si ro aaca^tor tot« xi^'
MOV vouuFßjM ßa^ hröaXov.
1) Dafs Varro mit den Worten anle bellum Punieum den ersten pani-
schen Krieg meint, ist nicht zu bezweifeln. Bello PuiUoo mag ungenau für
den zweiten pnnischen Krieg gesagt werden, aber doch unmöglich ante beünM
Punieum.
i 35, s. REDUKTION DES KUPFERS. 279
bendchteüigt wurden , bezeichnet habe. Eine solche Gewaltmafsregel
ghttbte man ohne Schwierigkeit in die bedrängte Zeit des ersten pa-
nischen Krieges, oder, wie Verrius Fiaccus, noch besser in diejenige
des zweiten verlegen zu können ; aber für den eben ermittelten Zeit-
punkt ist die Annahme ganz unstatthaft. In der Zeit kurz nach Been-
digung des Krieges mit Pyrrhos, wo Rom siegreich über alle seine
Feinde dastand, wo zugleich der reichliche Zuflufs von Silber zur Ein-
fllhrung der Prägung in diesem Metalle führte , in einer solchen Zeit
kann am allerwenigsten der Staat einen Bankerott gemacht haben, wo-
bei die Gläubiger, selbst wenn wir statt der Angaben der Alten nur das
Veriiältnis vom Zehnunzen- bis zum Trientalfuls setzen, doch noch um
60 Prozent betrogen worden wären. Vielmehr war die Reduktion des
Asses nur eine Veränderung der Währung und des Wertausdruckes,
nicht des Wertes selbst. Anstatt der bisherigen allein herrschenden
Ku(iferwährung wurde eine gemischte Silber- und Kupferwährung ein-
geführt. Das Äquivalent des alten libralen Asses wurde der Sesterz,
dem libralen Asse aber sowohl als dem Sesterz wurden 2Vs neue Asse
gleichgesetzt. VerbindUchkeiten, die in altem Gelde eingegangen waren,
blieben ungeändert Wer auf alte Asse kontrahiert hatte, erhielt die volle
Summe entweder noch in alten Assen, so lange dieselben noch cirku-
lierten, oder in der gleichen Zahl von Sesterzen wieder, i) Die neuen
Verträge mochten in Sesterzen oder in neuen Assen abgeschlossen
werden; aber auf keinen Fall ist rechtlich der alte As dem neuen gleichr
gesdzt worden, vielmehr unterschied man den alten fortwährend durch
die Benennung aes grave.
Eine andere Bewandtnis hat es mit den weiteren Reduktionen des
Asses vom trientalen bis auf den sextantaren Fufs weiter abwärts. Mit
der Einführung der Silbermünze vnirde diese in ein festes Verhältnis
ZDm Kupfer gesetzt. Ein Sesterz von V^ss Pfund sollte gleich sein 2 V2
irientalen Assen, die zusammen ^/6 Pfund wogen, das Silber war dem-
Bach zum 240fachen Werte des Kupfers gerechnet. So etwa stand da-
mals in Mittelitalien thatsäcblich das Verhältnis zwischen beiden Me-
taUen, annähernd so war auch in einer weitfrüheren Zeit in dem älteren
LitrensystemSiciliens das Silber gegen Kupfer geschätzt worden (§34, 1.
1) Mommsen S. 293 (Traduct. Blacas 0 p. 16 £). Nach J. Rubino De Ser-
^nm censos sommis dispotatio, Marburg 1854, hat die Gleichsetzonff des Asses
«fm gratfis mit dem Sesterz nur allmählich sich vollzogen. Nur konnte von
einem Zawagen des Knpfers im dritten Jahrhundert nicht mehr die Rede sein,
ilarqaardt 0 S. 15 nimmt mit Rubino an, daÜB je nach dem Kursverhältnis die
Zahlung in Silber oder in Kupfer vorgezogen werden konnte.
280 EINFÜHRUNG DER SILBERPRÄGUNG. $ », &.
56, 5). Grund genug für die Schopfer der neuen Mttnzordnung, das-
selbe auch für Rom anzunehmen und ihm eine stetige Geltung zuzu-
trauen. Allein sowie die Silbermünze zu gesetzlicher Geltung gelangt
war, wiederholte sich ein merkwürdiger Vorgang in ähnlicher Weise, wie
er schon weit firOher in der syrakusanischen Münze sich vollzogen hatte.
Die beiden Wertmetalle hatten neben einander keinen Bestand, das Sil-
ber gewann die Vorherrschaft und das Gewicht des Schwerkupfers wurde
vermindert Der TrientaUnfs ging stetig bis auf den Sextantarfufs herab,
oder mit anderen Worten, ein Silbersesterz hatte nicht mehr ein Kupfer-
gewicht von 10 Unzen , sondern nur noch ein solches von 5 Unzen
als Wertäquivalent neben sich. Die Anstrengungen, die der erste pu-
nische Krieg erforderte, mögen zu dieser Verringerung mit beigetragen
haben ; ohne die Kriegsnot wäre die Gewichtsabnahme der Kupfermünze
vielleicht langsamer vor sich gegangen, aber erfolgt wäre sie doch.
Denn das Wertverbältnis zwischen beiden Metallen verschob sich wäh-
rend jener Periode auch im Handelsverkehr, nicht blofs in der römischen
Münze, und näherte sich schnell dem in neuerer Zeit üblichen (§ 34, 3).
Das Silber, als das seltenere und von den Ländern der Kupferwähmng
gesuchte Metall, hatte bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts, wenn wir
den Mafsstab heutiger Tage anlegen, gegen das Kupfer ungemein hoch
gestanden ; nachdem die Silbermünze einmal eingeführt war und der
reiche Silbervorrat Griechenlands auch nach Mittelitalien mehr und mehr
einströmte, sank der Silberwert in kurzer Zeit etwa um die Hälfte. 0
Denn im Sextantarfufse stand das Silber zu Kupfer nur noch wie 120: 1
1) AhDlich Niebahr Rom. Geschichte I S. 514 f.; nor kann man ihm darin
nicht beistimmen, dafs der Wert des Kupfers allmählich so gestiegen sei, dafo
sowohl der librale als der sextantare As einem gleichen Silberquantnm ent-
sprachen. Denn beim Obergang vom libralen znm trientalen As änderte sich
nnr der Ausdruck (1 libraler As ot 2 Vi trientalen « 1 sesterUus), nicht aber
das Wertverhältnis; dagegen stellt der Herabgang des trientalen bis zum sex-
tantaren As eine entsprechende Verschiebung des Wertrerhältnisses zwischen
Silber und Kupfer dar. VergL Brandis S. 284 f., der meiner Auffassung bei-
stimmt. Interessant und weiterer Untersuchung wert ist dieser Prozels such
im Vergleich zu gegenwärtigen Verhältnissen. Seitdem das deutsche Reich den
Anlauf zur reinen Goldwährung genommen hat, ist unser früheres Wertmetall,
das Silber, auffallig in seinem Werte gegen das Gold gesunken. Wie unserm
Silber das Gold, so trat im alten Rom dem Kupfer das höherwertige Silber zur
Seite; aber die Folge war dort, dafs das sekundäre und minderwertige Metall
mit dem Obergang von der einen zur anderen Währung im relatiTcn Wertver-
hältnisse stieg. Die Grfinde dieses Gegensatzes sind unschwer aufzufinden. An-
langend römische Verhältnisse ist die ganze Frage zu behandeln in Verbindung
mit der Steigerung der Preise, welche in derselben Epoche stattgefunden bat,
und welche im Durchschnitt mindestens auf das aUerum taniwn anzusetzen
ist, entsprechend dem um die Hälfte gesunkenen SUberwerte (Tergl. § 34, 2).
f 35, e. TREBNTALFUSS. 281
oder 140 : 1 , jenachdem wir den Denar noch zu dem vollen Betrage
von i/rt oder zu dem herabgegangenen von V84 Pfund ansetzen. Als
auch von da an der As immer weiter herabging, yerschob sich das Wert-
verhaltnis noch mehr zu Gunsten des Kupfers, sodafs nun sein Münz-
wert den faktischen meriilich überstieg. Deshalb stellte sich das Be-
dürfnis einer neuen gesetzUchen Bestimmung heraus, die wir gleich
hier vorläufig erwfthnen« Im J. 217 wurde der As, der sich bereits
dem UnciaUiiis näherte, gesetzlich auf diesen Betrag festgesetzt, dafür
aber nun 16 anstatt, wie bisher, 10 Asse auf den Denar gerechnet.
Dadurch war zwischen Silber und Kupfer das Verhältnis 112 : 1 fest-
gestellt und hiermit das letztemal während des Bestandes der Republik
der Versuch gemacht das Wertverhältnis zwischen beiden Metallen zu
fixieren. Denn als nun von neuem der As weiter herabging , wurde
das Kupfer zur Scheidemünze und der römische Freistaat hatte von da
an tbatsächlich die reine Silberwährung (§ 36, 3).
6. Es ist nun noch das Nötige über die Ausmünzung des Kupfers seit
der Einführung des Trientalfufses zu bemerken. Die höheren Nominale
vom As bis zum Quadrans wurden anfangs, wie zur Zeit des libralen
Fubes, noch gegossen, dieUncia und derSextans gewöhnlich geprägt i)
Als der As auf drei Unzen gesunken war, prägte man auch Quadrans
und Triens^); als er sextantar und noch niedriger geworden war, er-
streckte sich die Prägung auch auf den Semis und As, doch kommen
daneben überall noch gegossene Stücke vor.^) Die Bilder auf Vorder-
und Rückseite sowie die Wertzeichen bleiben unverändert wie zur Zeit
des libralen Pulses.^) Neu dazu kamen aber in dieser Epoche drei
höhere Nominale mit den Wertzeichen II, III und X, der dupondiusj
tresM und dt€ussii.^) Die Benennung duf(mdiu$ erinnert noch an die
1) Böckh S. 404, Mommsen S. 285 (Trad. Blac. U p. 5 f.), Lenonnant I p. 274 f.
2) Vaei grave del Museo Kircheriano p. 40.
3) Mommsen S. 285 f. Anm. 8 nod 9 (U p. 6).
4) Vergl. oben § 33, 5, Mommsen-Blacas U p. 214 f. (wo, statt der in Bd. I
p. 195 gegebenen Deutung des Bildes auf Triens und Unze als Kopfes der Mi-
nerva cäer Göttin Roma, die allgemeinere Angabe 'behelmter Frauenkopf' ge-
wählt worden ist). Abbildungen s. ebenda IV pl. XXII fig. 7 und 8, pl. XXIY,
ferner d*Ailly Recherches sur la monnaie romaine 1 pl. XXVlff. XXXVff.^ Cohen
und Ricdo (nachgewiesen von Mommsen-Blacas 11 p. 216 f.).
5) Mommsen S. 286 f. (II p. 7f. 214 f.) und, anlangend die Gewichte, S. 347 f.
(DIp. 359 ff.). Abbildungen finden sich im Aei grave cL I tav. 1. 2, bei d'Ailly
I pl. XXI ff. u. a., ein Dnpondius auch bei Mommsen-Blacas IV pl. XXI fig. 1. Der
Decnaös mit der geflügelten Victoria im Zweigespann bei Arigoni III Tab. 23 f.
ist nach de Blacas zu Mommsen II p. 7 und d'Ailly I p. 88 f. unecht Ein
quüdrussU in Barrenform und von abweichendem Gepräge (Mommsen S. 286.
347 OB n p. 7, in p. 360) gehört demselben Fu&e, aber nicht der Stadt Rom an.
282 EINFOHRUIIG DER SDAERPRÄGUNG. S 3S, e. 7.
ursprüngliche Norm des pfündigeii Asses. Das Gepräge war auf der
«inen Seite, wie auf den übrigen Nominakn, das Schiff, auf der andern
Seite ein behehnter Kopf, ahnlicb wie auf dem Triens und der Unie
des Libralkuplers (§ 33, 5), zuweilen auch dem Typus mit Flügelfaelm
auf den Denaren nachgebildet (§ 35, 1), wahrscheinlich die Darstellung
der Göttin Roma, nicht, wie andere meinen, der Minenra. Die Aus-
bringung dieser Vielfachen des Asses scheint nicht in grofiier Menge
und auch nur während künerer Zeit stattgefunden zu haben. Denn
schon in der Epoche des Seitantarfubes werden die Stücke seltener;
aus der Zeit des Uncialfufses aber ist vereinzelt nur noch ein Dupon-
dius, und zwar geprägt (nicht mehr gegossen) erhalten. ^ Nachdem
die Silberwährung zu voller Herrschaft gelangt war, mu&ten diese
letzten Reste des alten Schwerkupfers verschwinden.
Der Münzfufe sinkt, wie schon öfters bemerkt, stetig von dem
trientalen bis zum sextantaren und uncialen. Nachweise im einzelnea
sind hier nicht nötig; es genügt auf die anderwärts aufgestellten Cber-
sichteu hinzuweisen.^) Über das weitere Herabgehen des Kupfers noch
unter den uncialen Fuls wird später gesprochen werden (§ 36, 3).
7. Endlich ist noch in Kürze die Wertbestinmuing der römischen
Münze seit Einführung der Silberprägung zu geben. Für den Silben-
denar ist das Gewicht von 4 Skrupel «» 4,548 Gr. (§ 36, 2) zu Grunde
zu legen, und das Silber, wie später (§ 36, 5) gezeigt werden wird,
vollkommen fein zu rechnen. Danach ist der
Denar = 82 Pf.
Quinar = 41 „
Se8terz = 20 „
1) Mommsen-Blacas II p. 8, IV pl. XXI fig. 3, Marqaardt II S. 11. Nach
d'Ailiy n p. 131 f. (AbbUduDg I pL XXV, 1) ist dieser Dapondius durch Über-
prägong eines sextantareD Asses hergestellt.
2) Von früheren Zusammenstellongen sind erwähnenswert die von Böckh
S. 401 ff., Gennarelli p. 68 f. Doch sind dieselben weit flberboten worden durch
Mommsens umfassende Behandlung der sinkenden Kupferwahrung. Die Wigungeo
von Assen und Semissen des Trientalfufses finden sich S. 348 (DI p. 360 f.), die
allmähliche Verminderung des Gewichtes S. 421--428 (II p. 155—164) zosas-
mengestellt Weiter folgt S. 429 — 451 eine Obersicht des römischen Konsular-
knpfers, welche von J. de Witte in der franiösischen Übersetiung UI p. 381—441
nach dtti handschriftlichen Notizen des Herzogs de Blacas und nach den Exem-
Slaren der Sanunlungen sowohl des letzteren als des Gabinet de Fnince und
es Barons d'Ailiy vielfach bereichert worden ist. In seinen Recherches sar
la monnaie romaine giebt d'Ailiy die Obersichten über die Gewichte I p. 98 IT.
122 ff., II p. 122 ff. 132 ff. Einiffe früher unedierte oder sehr seltene ifünzen
reducierten Konsularkupfers hat Neudeck in der Wiener Numismatischen Zett-
schrift IV 1872 S. 15-21 veröffentlicht.
136.7. WERTBESTIMMÜNGEN.
anzusetzen. Die weitere Berechnung giebt Tab. XVIII B. Gleich hier
mag noch bemerkt werden , was wegen einiger Angaben des Livius
und anderer zu wissen nötig ist, dafs das römische Pfund Silber, das
Metall fein gerechnet, auf 58 M. 94 Pf. anzusetzen ist. DerVictoriatus,
über den weiter unten (§ 36, 2) gesprochen werden wird, hatte zur
Zeit der ersten Silberprägung den Wert von 61 Pf.
Die Kupfermünze kann in dieser Epoche, wo Silber- und Kupfer-
geld neben einander bestanden und erst allmählich die reine Silber-
währung zur Geltung kam, in doppelter Weise, nämlich sowohl nach
ihrem damaligen Münzwerte als nach heutigem Metallwerte bestimmt
werden. Ersterer richtet sich nach dem Silber und ist deshalb eine
feste Gröfse. Der Kupferas = ^/s Sesterz genommen hat den Wert
Ton 8,2 Pf. Sucht man jedoch gemäfs den oben (§ 34, 3) entwickelten
Gesichtspunkten einen Vergleich mit heutigem Metallwerte, so ist die
Kupfermünze nach dem Verhältnis ihres Gewichtes zu dem des libralen
Asses zu bestimmen, und geht demgemäfs vom trientalen Fufse an stetig
abwärts. Der trientale As = 2/5 Libralas ist dann etwa zu 17,9 Pf.
anzusetzen, der As von drei Unzen ist auf einen Wert von etwa 13,4 Pf.
gesunken; der sextantare As gilt nur noch gleich 8,9 Pf. Damit nähert
sich der heutige Metallwert dem damaligen Münzwert, und da der As
in seinem Gewicht auch unter den sextantaren Fufs stetig herabsank,
so war sehr bald , und noch ehe der unciale Fufs thatsächlich eintrat,
diejenige Stufe erreicht, wo auch nach heutigem Mafsstabe Metall- und
Manzwert sich deckten. In Tab. XVIII A sind diese Werte übersicht-
lich aufgestellt. In der Regel dürfte der Reduktion nach dem Münz-
werte der Vorzug zu geben sein (§ 34, 2).
Auch die Summen in aes grave, wenn damit nämlich wirkliches
Kupfergeld, nicht blofs die Rechnungsmünze gemeint wird, lassen in
dieser Epoche keine sichere Reduktion zu. Der librale As mufste aus
dem Verkehr verschwinden, seitdem der reducierte As unter den trien-
talen Fufs herabging. Man gab also eine Summe reduzierten Kupfers
k der Weise in aes grave an, dals man 2V2 Asse gleich 1 As aerü
grm>i$ rechnete. Im trientalen Fufs hatte diese Rechnungseinheit ganz
denselben Wert wie der librale As = 44,6 Pf., im sextantaren Fufe ist
sie auf die Hälfte herabgegangen und entspricht nur noch 22,3 Pf.
unseres Geldes. Am sichersten geht man also, wenn man auch hier
^Kupfer nach seinem Münzwerte rechnet, indem man anstatt der
Sommen in ats grave überall die gleichen Zahlen von Sesterzen ein-
setzt
284 RÖBOSGHE SILBERWÄHRDNG. § 36, L
§ 36. Die HHnuehe Silberwährung von dem HannibaUsehen Kriege bis %um
Ende der RepubUk,
1. Das volle Gewicht von V^s Pfund = 4,55 Gr., auf welches der
Denar anfänglich ausgeprägt wurde, ist sehr bald herabgegangen.
Denn schon in den älteren Serien macht sich ein Schwanken des Ge-
wichts nach abwärts bemerkbar; einzelne Stücke sind noch voll ge-
münzt, andere sinken bis auf 4 Gr. und darunter. 0 Die Zeiten lassen
sich im einzelnen nicht genau bestinunen; nur soviel steht mit einiger
Wahrscheinlichkeit fest, dafs das Normalge wicht von V?^ Pfund seit
dem Beginn der Silberprägung im J. 268 v. Chr. bis zum J. 254 das
ausschliefsliche war, während des nächsten halben Jahrhunderts aber,
etwa bis 212 oder 204 v. Chr., abwechselte mit dem verminderten von
Vso bis V84 Pfund, bis von da ab das letztere zur alleinigen Anwen-
dung gelangte.^)
Betrachten wir nun zunächst, auf welchen Betrag das verminderte
Gewicht zu fixieren isL Die Ärzte Cornelius Celsus und Scribonius
Largus, die unter Tiberius lebten, geben an, dafs das Gewicht des
Denars V84 Pfund betrage.^) Dasselbe sagt Plinius, zu dessen Zeit
1) Schon die Dioskorendenare ältester Pragong, kenntlich an der Abweseo-
beit des Wappens nnd der Magistratsnamen, zeigen ein auffallendes Schwanken
des Gewichts bis unter 3,50 Gr. (s. die Zusammenstellung bei Mommsen S. 297
Anm. 27 -■ n p. 25 f.). Unter den ältesten Denaren mit Wappen folgen mehrere
Serien noch dem vollen Fufse oder kommen ihm wenigstens nahe, andere zeigen
bereits ein Terringertes Gewicht Yergl. Mommsen-Blacas II p. 153. 206 f. 216 IL
Nr. 2—52, M. Bahrfeldt in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1878 S. 42 f. 51 £
2) FOr diese ganze Periode der römischen Münzprägung bis zum Ende der
Republik ist statt der anfänglichen Darstellung Mommsens in seiner Geschichte
des römischen MOnzwesens ausschliefslich die zweite Bearbeitung zu benutzen,
welche derselbe, namentlich nach den inzwischen bekannt gewordenen spanischen
Denarschätzen, yerfafist und zuerst in den Annali deU* Instit. archeol. 1863 p. 5—80
yeröffentUcht hat Dieses verbesserte Verzeichnis der KonsularmOnzen ist dann,
vom Herzog de Blacas teilweise ergänzt, in die französische Übersetzung auf-
genommen worden und wird hiemach im Folgenden dtiert werden. Weitere
Nachträge nach später gefundenen Denarschätzen giebt Mommsen in der Berliner
Zeitschr. f. Numism. 1875 S. 32 ff. 352 ff. (vergl. auch A. Klflgmann ebenda 1880
S. 62). Die erste Periode der Silberprägung reicht etwa bis zum J. 154 (Mommsen-
Blacas n p. 206 f.), und diese beginnt ihrerseits mit einer ersten Unterabteilniif
bis etwa zum J. 204 (ebenda p. 207. 216—258 Tergl. mit p. 262), mit deren
Abschlufs das Terminderte Gewicht zur ausschliefslichen (vdtung gekommen ist
Etwas früher, um das J. 254 t. Chr., wird die Gewichtsreduktion angesetzt ron
Bahrfeldt in der Berliner Zeitschrift für Numismatik 1878 S. 43. 52 (vergl. oben
S. 270 Anm. 2).
3) Celsus 5, 17, 1: sciri toIo in uncia pondus denariorum Septem esse.
Derselbe ad Pullium Natalem (Medicae artis principes exe Henr. Stepbanus tt
p. 247 f.): Graeci medici pondera medicamentorum ad drachmas redigunt, qnae
quin ad denarium nostmm conyeniunt (octoginta enim et quattuor in libnn
i se, 1. REDUKTION DES DENARS. 285
zwar dieses Gewicht in der Prägung sction nicht mehr bestand, der
aber hier die ältere gesetzliche Bestimmung vor Augen hatte. 0 Der um
ein Jahrhundert später lebende Galen rechnet zwar selbst den Denar
zu dem seit Nero eingeführten Gewicht von Voe Pfund, aber er fand
in seinen Quellen daneben noch die Bestimmung zu V84 Pfund >), die-
selbe, welche sich auch in der ältesten auf unsere Zeit gekommenen
MaTs- und Gewichtstafel erhalten hat^) Es betrug also das Normalge-
wicht des Denars in der ersten Kaiserzeit Vsi Pfund «» 3,90 Gr.; das-
selbe Gewicht aber mufs schon lange vorher bestanden haben, denn
schon die im zweiten punischen Kriege geprägten, sowie überhaupt
die konsularischen Denare entsprechen demselben genau ebenso gut
als diejenigen, welche bis auf die Kaiserzeit herabgehen.^) Da nun zu
Anfang des zweiten punischen Krieges im J. 217 der Kupferas durch
ein eigenes Gesetz auf den Uncialfufs herabgesetzt worden ist, so liegt
die Vermutung nahe, dafs gleichzeitig auch das Gewicht des Denars auf
V84 Pfund normiert wurde. ^) Nur dürfen wir eine solche gesetzliche
iDcnrrtant), pro nota Graecae drachmae, quae est fignra talis Z, notam denarii
Latinam, gnam noaü, posui, id est hanc i, et ad eins pondus Graecas drachmas
rediges. Scriboniiis Largus am Ende der Vorrede (p. 6 ed. lo. Rhodius): erit
antm nota denarii nnius pro Graeca drachma ; aeqoe enim in libra % octoginta
qnattaor apud nos, qnot orachmae apnd Graecos, incurrant
1) Nau Bist a3, 9 § 132: cum sit instum LXXXffll (denarioa) e libris signari.
Übereinstimmend damit 12, 14 § 62: tertiam partem minae, hoe est XxVIII
denarioram pondns, wo er, wie Letronne p. 41 nachweist, die Mine mit dem
Pfund verwechselt
2) De compos. medic p. gen. 5 p. 789 Kühn (MetroL Script I p. 214, 14):
rrjv ovyyiav ot, nXtUnot fiiv inra xal nutasias ooaxfieh^ alvai ^aaiv, i^ioi
9i i' fiöpop, frs(>ot Si ij'. Ähnlich die Tafel na^ fUt(fwv moI ctcL&fAmv in
der Galenischen Sammlung MetroL scrint I p. 106. 232, 8: rj ov^la äyu na^
ßh TOifi l4mKOi6 SpaxMos t\ naga oi rois ^IraXiMoU Sgavßuts ri' ,
ifine gehen, sind römische Denare Ton ^kk Pfand.
4) Es dfiafte hier der Ort sein auf die umfassende Dorchschnittsrechnung
hmziiweisen, welche Letronne Gonsid. g^n. d. 42 ffl mit den konsularischen De-
otren angestellt hat Er wählte von 1900 Denaren des Pariser Kabinetts 1350
▼ollkommen gut erhaltene aus, ordnete sie nach der alphabetischen Reihenfolge
der Familiennamen und zog die Durchschnitte nach Dekaden und Genturien,
und daraus wieder den gesamten Durchschnitt Dieser ergab 73,0597 Par. Gran
>" 3f880 Gramm, blieb also kaum merklich hinter dem Normalgewicht von
Vm Pfund » 3,898 Gr. zurück. Wurm p. 27 zieht aus Letronnes Angaben den
Burchschnitt um einen verschwindend kleinen Betrag geringer auf 72,9836 Par.
Gran — 3,876 Gramm. Hussey p. 134 setzt das Durchschnittsgewicht auf 60
engl Gran »=> 3,888 Gramm. Die älteren Bestimmungen des Denars finden sich
bei demselben p. 135 f. zusammengestellt
5) Dies ist die Ansicht von Mommsen S. 385 (ü p. 77 f.) vergl. mit S. 299
01 p. 26 f. 153 f.).
286 RÖMISCHE SILBERWÄHRÜNG. §96,3.
Regelung nicht yerwechseln mit der Praxis der Ausprägung, wie der
Befund der Münzen sie ausweist Denn beim Beginn des Hannibali-
schen Krieges waren es nahezu schon 40 Jahre, seitdem ein niedrigeres
Gewicht als das ursprüngliche von V72 Pfund in der Prägung mehr
und mehr zur Anwendung gekommen war, und andererseits liefert die
Ansmflnzung der Denare in der Provinz Hispanien den Beweis, dafs
auch nach dem J. 217 noch das ältere und volle Gewicht teilweise bei-
behalten worden ist.^)
2. Das Gepräge des reducierten Denars blieb im wesentUcben
dasselbe wie froher. Der weibliche Gotterkopf mit Flügelhelm, das
Bild der Göttin Roma (§ 35, 1), erhielt sich auf der Vorderseite unver-
ändert bis weit in das siebente Jahrhundert der Stadt hinein ; erst um
diese Zeit treten daneben andere Köpfe, entweder von Gottheiten oder
von berühmten Vorfahren der Münzmeister auf. 2) Auf der Rückseite
war schon vor dem J. 217 dem ursprünglichen Dioskurengepräge die
Gottin Luna, später auch Victoria, im Zweigespann zur Seite getreten.
Gegen Anfang des siebenten Jahrhunderts der Stadt kommt dazu die
Quadriga mit Juppiter oder einer anderen Gottheit, und seitdem er-
scheinen auch in der Biga noch andere Gottheiten als die eben ge-
nannten.') Wie bereits erwähnt, hiefs der Denar nach dem Zwei-
gespann bigatus^ wozu nun die Benennung quadrigatus kam.^) Die
Wertzeichen blieben unverändert; seit dem J. 134 findet sich ftlr X
auch die durchstrichene Form X^); das Zahlzeichen XVI, derAs-
reduktion seit 217 entsprechend, kommt nur ganz vereinzelt im
siebenten Jahrhundert vor. 6) Bis etwa zum J. 114 fehlte das Wert-
zeichen niemals, dagegen vom J. 89 an blieb es regelmäfsig weg, in
der Zwischenzeit wurde es bald gesetzt bald weggelassen.'^ Auch der
Gemeindename ROMA, der ursprünglich niemals fehlt, wird um die-
1) Mommsen-Blacas n p. 207 und vergl. oben S. 284.
2) Mommsen S. 461 f. (Tradoct. Blacas II p. 181 f.).
3) Mommsen -Blacas 11 p. 182 und, anlangend die Deutung der Gdtüo im
Zweigespann als Luna, Klflgmann in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1878 S. 63 f.
4) rlin. 33, 3 § 46: notae argenti fnere bigae atque quadrigae, inde bigaU
quadrigatiqne dicti. LIy. 22, 52, 2 : trecenis nunmiis quadrigatis.
5) Mommsen-Blacas II p. 164. 191 f. Yolns. Maec § 45 giebt aucb f&r die
Wertseichen des Quinare nna Sestenes die durchstrichene Form an, die sich auf
Münzen nicht findet Diese Durchstreichung war überhaupt in späterer Zeit bei
Zahlen üblich (Marquardt Rom. Staatsrerw. II S. 12 Anm. 4). Daher also das
gewöhnliche -H^ oder HS (S. 296) als Bezeichnung des Sesterzes für tlS.
6) Mommsen S. 379 (ü p. 67 f.), und im Münzveneicbnisse n p. 290 81
Nr. 95—99. 221.
7) Monunsen-Blacas n p. 165.
§36,2. AUSPRÄGUNG. 287
selbe Zeit, erst schwankend, später, und zwar vor dem J. 84, regele
mufflig ausgelassen. 1) Wappen von HQnzbeamten finden sich yereinzelt
schon in der ersten Epoche; bald nach 217 erscheinen auch die Namen
der M Qnzbeamten , zuerst in Monogrammen oder Anfangsbuchstaben,
gegen Ende des sechsten Jahrhunderts aber toU ausgeschrieben; seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts verdrängen sie, wie eben be*
merkt, den Stadtnamen.^) Ausgezahnt erscheint der Rand der Münze,
wenn auch nur vereinzelt, bereits in der ältesten Prägung, häufiger im
siebenten Jahrhundert, ein Gebrauch, der sich bis gegen Ende der
Rq>ublik erhielt. ') Daher bezeichnet Tacitus^) die republikanischen
Denare zum Unterschied von den leichteren Neronischen als serrati
higaitque.
Der Denar ist von Anfang an die herrschende Münze in der Silber-
prägnng gewesen, während die kleineren Nominale gleich von vorn*
herein selten geprägt vmrden und bald ganz verschwanden. Der
Quinar wurde von Einführung der Silberprägung an bis nach dem
J. 217 geschlagen, bald darauf aber erscheint er nicht mehr. Die
AnsmünzuDg des Sesterzes nahm schon vor dem J. 217 ein Ende, und
wurde noch einmal im J. 89 oder 88 wieder aufgenommen, ohne sich
jedoch zu halten. Erst gegen Ende der Republik vom J. 49 an wurden
infolge der Reorganisation, welche Cäsar dem Münzwesen gab, der
Qninar und der Sesterz von neuem geschlagen.^)
Aufser dem Denar mit seinem Halb- und Viertelstück gab es noch
eine andere römische Silbermünze, die hier kurz zu besprechen ist,
den vietaruUns.^) Er hatte seinen Namen von der auf der Rückseite
1) Mommsen-Blacas II p. 165 f.
2) Deraelhe p. 171 f.
3) Derselbe ebenda p. 196 ff. und Berliner Zeitschr. f. Nomism. 1875 S. 33.
4) Germ. 5 : (Germanomm) prpximi ob nsum commercioram anram et argen-
tum in pretio habent formasque quasdam nostrae pecuniae agnoscnnt atque
eligont — . pecnniam probant veterem et diu notam, serratos bigatosqne. Vergl.
Mommsen S. 771 (DI p. 51).
5) Mommsen-Blacas II p. 148 ff. 407 ff. (Nr. 212. 213). 532. 539. 543 ff. Vergl.
unten } 38, 4 a. E.
6) Nach der früheren Meinung, welcher noch Böckh M. U. S. 456 folgte,
war der Vietoriatns von Anfang an dem halben Denar gleich gewesen. Dagegen
wies Borghesi in seinen Osservazioni numismaticbe, decade XVII ose. 1 — 5
IGionmle aread. 1840, wiederholt in Oeayres compUtes n p. 283 ff.) nach, dafs
derselbe ursprünglich '/i Denar betrug nnd erst später aof den Wert des Qninars
redndert wurde. Dieses Ergebnis ist dann von Mommsen in seiner Gesch. des
rdm. MüBsw. S. 389—400 nnd in der französischen Bearbeitung II p. 85—103
weiter ausgeführt worden. Vergl auch denselben in der Berliner Zeitschrift f.
Nonism. 1875 S. 32 Anm. . 33 f. Die ältesten noch erhaltenen Vietoriate ge-
boren der ersten Epoche der Silberprigung an und scheinen als Hälften dem
288 RÖMISCHE SILBERWÄHRUNG. i 96, t.
dargestellten Siegesgöttin 0 und wurde seit Beginn der Silberprägung
im J. 268 auf '/4 Denar, also auf 3 Skrupel — 3,41 Gr., spater nach
der Reduktion des Denars auf 2,92 Gr. und darunter ausgebradit Im
Gegensatz zu allem übrigen römischen Gelde entbehrt diese eigentüm-
liche MQnze der Bezeichnung des Wertes; auf dem dazu gehörigen
Halbstücke erscheint eben nur das Zeichen der HflUle S.^) Auch
Doppelstücke sind, freilich wohl nie in grofser Menge, geprägt wor-
den.^) Zu der Abwesenheit der Wertzeichen stimmen vortrefflich die
Angaben des Plinius und Maecianus, wonach diese Münzsorte blofs ab
Ware mit Teränderiichem Kurse in Rom genommen wurde. 4) Andere
Nachrichten bringen den Victoriatus in Verbindung mit Illyricum.^
In der That haben die Römer im J. 229, als Corcyra, Dyrrfaachhim
und Apollonia sich ihnen anschlössen und seitdem als italische Bundes-
genossen betrachtet wurden , auf der erstgenannten Insel eine Präg-
stfttte für Victoriaten errichtet <^) Hauptsächlich hatten sie dabei den
Verkehr mit Griechenland im Auge, Hlr welchen diese Handelsmünze,
da sie der Drachme von Hassilia und Rhodos, sowie der ägyptischen
und syrischen Währung sehr nahe stand, vortrefflich sich eignete. Mit
der Reduktion des Denars sank entsprechend auch das Gewicht des
Victoriatus. '0 Die Prägung dauerte noch fort bis gegen Ende des
campanischeo Silberstater von 6,82 Gr. zu entsprechen. Daher brinffen de BUcas
und Zobel zu Mommsen n p. 104 ff. den Victoriatus in Zusammeohang mit der
campanischen Prigung, welcher Vermutung Bahrfeldt in der Berliner Zeitsehr.
f. Numism. 1878 S. 39 sich anschliefst, indem er zugleich die Anfangszeit der
Prägung feststellt Vergl. auch d'Aiily II p. 93 ff., Marquardt Rom. SUatsvenr.
II S. 20 f., unten § 57, 6 und, anlangend die jüngere Prägung in den Jahren
104—84, A. Klügmann in der Wiener Numism. Zeitsehr. XI, 1879, S. 53 ff.
1) Das Gepräge ist auf der Vorderseite Kopf des Juppiter, auf der Rück-
seite Victoria, ein Tropäon bekränzend. Mommsen-Blacas U p. 86. 184, und die
AbbUdungen IV pl. XXni fig. 1—4. 10.
2) Mommsen-Blacas II p. 86. Erst später findet sich yerelnzelt, wie bei den
Goldmünzen, eine Wertbezeichnung nach Sesterzen, nämlich IS: ebenda p. 101
3) Mommsen a. a. 0. p. 103, Zobel ebenda p. 104 ffl Die Abbildang des
einzigen bisher bekannten, in Spanien gefundenen Exemplars s. IV pl. XXDI fig. !•
4) Plin. 33, 3 § 46: is qui nunc victoriatus appellatur lege Glodia percossos
est antea enim hie nummus ex Illyrico advectus mercis loco habebator.
Volus. Maec 45 (MetroL Script. II p. 66, 29): Tictoriatus nunc tantundem valet
quantum quinarius; olim ut peregrinus nummus loco merds, ut nunc tetrach-
mum et drachma, habebatur.
5) Liv. 41, 13, 7 berichtet tou G. Glaudius, der im J. 177 über die b^
und Ligurer triumphierte: tulit in eo triumpho denarium trecenta Septem milit
et yictoriatum octoginta quinque milia septingentos duos. Vergl. denselben 45,
43, 5: denarium tria milia et centum yiginU milia Illyrii argenti; Plin. a. a. 0.
6) Mommsen-Blacas II p. 92 ff.
7) Derselbe p. 97. Der reducierte Victoriat von 2,92 Gr. war gleich der
korinthisch-achäischen Drachme von 2,91 Gr. (ebenda I p. 80. 85 f.).
f 86, 3. REDUKTION DER KUPFERMÜNZE. 289
sechsten Jahrhunderts; noch einige Zeit länger erhielt sich die Münze
im Umlauf, wie eine Urkunde aus dem J. 117 bezeugt Nicht lange
darauf, etwa um das J. 104 0, wurde der Victoriatus durch das Clodische
Gesetz als besondere Münzgattung abgeschafit und dem Quinar gleich-
gestellt So als die Hälfte des Denars kennen den Victoriatus Varro,
Qcero und die SchriAsteller der Kaiserzeit 2)
3. Doch kehren wir zur Betrachtung des Münzfufses zurück. Kurz
nach Beginn des zweiten punischen Krieges, also etwa zu der Zeit, wo
die Reduktion des Denargewichtes auf V»4 Pfund zur Regel wurde
(§ 36, 1), erlitt das Kupfergeld eine noch bedeutendere Veränderung.
Es ist bereits bemerkt worden , dafs der sextantare As stetig auf noch
niedrigeren Betrag herabging und sich schon vordem zweiten punischen
Kriege deoa uncialen Fufse näherte. 3) Damit hatte das Kupfer im Ver-
bähnis zum Silber einen Münzwert erhalten , der das wirkliche Wert-
verfaältnis weit überstieg, denn während es im sextantaren Fufse nur
Vis« bis Vi 40 des Silberwertes gehabt hatte, stand es jetzt in der Münze
aaf V?«- Dieses Mifsverhältnis stellte, wie Verrius und Plinius be-
zeugen 4), das Flaminische Gesetz vom J. 217 in der Weise ab, dafs der
1) Borgliesi a. a. 0. osseir. lY p. 34 ff. (Giorn. arcad. 1840 p. 190 ff., Oeuvres
n p. 301 ff.), Mommsen S. 399 (Tradact BUcas II p. 101 f.).
2) Varro de 1. Lat. 10, 41: quam rationem dao ad ununi habent, eandem
habeot TigiDti ad decem — , sie est ad nnnm victoriatani denarios, sicut ad
ilternm Tictoriatum alter denarias. Gic pro Font 5, 9 giebt das Verhältnis
zwar nicht an, mufs aber dasselbe meiDen. Ebenso wie Varro bestimmen den
Victoriatus Volns. Maec. § 45 (oben S. 288 Anm. 4) und der anonyme Alexan-
driner (Metrol. Script I p. 302, 4): xo Sfjrd^iop xara *Paf/ioUov6 . . . 1^8« r^
naina ß\ Vergl. auch Hesych. roonai (soll heilsen T(fona'itui)' vo/Uafiaxa xiva,
und Metrol. Script 11 p. 20. 41. Als Gewicht haben den Victoriatus zu Vs Benar
die Ärzte Scribonius Lar^s de compos. med. 14. 23. 26 u. ö. (ed. lo. Rhodius,
PataT. 1655: TergL dessen Kommentar p. 48. 66. 151. 457) nnd Marcellus Empi-
ricQs gegen Ende des Briefes an seine Söhne in Medicae artis principes excud.
Henr. Stephanus, Paris 1567, tom. II p. 242.
3) Als umfänglichste Materialsammlung ist zunächst die chronologische
Übergicht der Konsularmünzen bei Mommseu-Blacas 11 p. 214—525 zu citieren.
Die Hauptdata, welche daraus för das allmähliche Sinken der Kupfermflnze sich
ergeben, stellt Mommsen ebenda p. 153—164 zusammen. Weitere Beiträge bietet
N. Bahrfeldt in der Berliner Zeitschr. für Numism. 1878 S. 45—61. In d'Aillys
Redierches nimmt die nach den Münzzeichen geordnete Übersicht der Wappen-
Bifinzen die zweite Abteilung des U. Bandes p. 245 ff. ein.
4) Festus p. 347 nach einer Lficke: [auctor] est numerum aeris perduc{tum
esse ad XVI asses lege Fla]minia minus soWendi, CQ[m Hannibalis hello pre-
nereltur populus Romanus. Plin. 33, 3 § 45: postea Hannibale urguente Q. Fabio
Maiimo dictatore asses unciales facti, placuitque denarium sedecim assibus per-
Botari, quinarium octonis, sestertium quatemis. ita res p. dimidium lucrata
est Flaminius ist der Gonsul des J. 217, nach dessen Tode bis in den Herbst
desselben Jahres Fabius die Diktatur fahrte. Daher die Zeitangabe bei Plinius,
HiUseli, ]f«tMlogi6. «19
290 RÖBOSGHE SILBERWÄHRDNG. ( se, t
unciale Fofs nun gesetslich sein , fortan aber 16 anstatt 10 Asse auf
den Denar, 4 auf den Sesterz gerechnet werden sollten. Hierdurch
wurde zwischen Silber und Kupfer das Wertverhältnis 112:1, abo
nahezu das des sextantaren Fufses wiederhergestellt, wddies wir
aller Wahrscheinlichkeit nach ab das zu jener Zeit auch anderweit
gültige anzusehen haben J) Die weiteren Konsequenzen des Gesetzes
lassen sich in doppelter Weise denken. Entweder devalvierte das Gesetz
nur die bisherige Kupfermünze, sodafs jetzt erst 4, anstatt wie frQh«r
2V) Asse einen Sesterz machten, und es blieben alle auf die allgemeiD«
Rechnungsmünze, den Sesterz, lautenden Verbindlichkeiten unange-
tastet; oder alle früheren Verbindlichkeiten wurden auf ihren Betrag
in Assen reduciert und nach dem neu angesetzten Verhältnis zwisdiea
Sesterz und As gelöst. Es zahlte also der Schuldner mit jedem Denar,
der ihm nach der alten Währung zu 10 Assen angerechnet war, 16 Asse
seiner Schuld ab und der Gläubiger erlitt eine Einbufse von 37 Vs Pro-
zent Dafs wir das letztere annehmen, dazu nütigt die Bezeichnung des
Flaminischen Gesetzes bei Verrius als lex minus solveniiy sowie die
Erklärung bei Plinius, nur dafs dieser einen falschen Prozentsati an-
giebt.2) Ferner stimmt damit vollkommen überein, dafs die Kriegs-
löhnung der Soldaten ausdrücklich ausgeschlossen wurde. Der Soldat,
dem sein Sold in Assen angesetzt war, durfte keine Einbufse erleiden;
daher wurde hier der Denar, wie früher, zu 10 Assen gerechnet, also
der alte Soldsatz ungeschmälert erhalten.') Dem steht nicht entgegen,
die nur dann auffällig sein wArde, wenn er Fianimus als den Urheber des Ge-
setaes erwähnt hatt^
1) Bdckh 8. 472 und Mommsen S. 379 f. <Tradact Blacas fl p. 67 fl^ sind
abweichender Meinung, indem sie das Wertverhältnls zwischen Silber und Kupfer
von 250 : 1, welches bei der Einführung der Silberpr&gung mafsgebend ffewesen
war (| 34, 1), für das noch im J. 217 ffflltige, das des Flaminischen Gesetses
aber für ein MünzTerhältnis halten, wodurch das Kupfer zum Doppelten seines
wirklichen Wertes angesetzt wurde. Allein wenn jenes Wertverhftltnis 260 : 1
wirklich bis über die Mitte des dritten Jahrhunderts v. Chr. sich erhalten bitte,
so wäre der As schon im sextantaren Fufse, also bereits Tor 217, kein Wert-
Seid mehr, sondern Scheidemünze mit unyerhaltnism&fsigem Münzwert gewesea.
as ist aber nicht der Fall (§ 35, 5). Auch hätte nach jener Annahme das
Flaminische Gesetz keinen rechten Sinn. Denn wenn der As einmal mit einen
Münzwerte, der den wirklichen weit überstieg, cirkulieren sollte, so hätte ja
recht ffut auch der unciale As ein Zehntel des Denars bleiben können. Des
Flaminische Gesetz mufs yielmehr als ein Versuch, und zwar als 6et letzte der
Art, betrachtet werden, das Münzverhältnis zwischen Silber und Kupfer dem
wirklichen damals bestehenden Wertverhältnls anzunähern.
2) A. a. 0.: ita res p. dimidiam lucrata est Er denkt hierbei nur an das
Verhältnis zwischen dem sextantaren und undalen As. Vergl. Bückh S. 472.
3) Plin. a. a. 0.: in militari tamen stipendio semper denarins pro decea
aasibus datus est VergL Marquardt Rümische Staatsrerw. U S. 92 f.
$36,3. SILBER UND KUPFER. 291
dafs der gemeine SoMat zu Anfang von Tiberius' Regierung die Summe
seiner täglichen Lohnung nach gewöhnlichen Assen anzugeben pflegte, i)
Mit dem Flaminischen Gesetz ging der Staat noch nicht sofort zur
reinen Silberwährung Ober. Das Kupfer konnte trotz des^our uncialen
Fttfses nach dem neu angesetzten Verhältnis des Asses zum Denar noch
ab WertmQnze gelten, besonders da das Silber immer noch Terhältnis-
mafsig selten gewesen zu sein scheint. 2) Aber seit dem Ende des zweiten
panischen Krieges gelangte das Silber infolge der reichen Kriegs-
beute, die Ton da an in Rom zusammenströmte, zur alleinigen Herr-
tchaft und drückte das Kupfer zur Scheidemünze herab. Wenigstens
Tom J. 194 an wurde auch vom Staat das Silber als das alleinige Cou-
rant anerkannt.^) Seitdem war auch die weitere Gewichtsverminderung
der KupfermOnze nicht mehr von Belang ftlr die Währungsfrage. Der
As ging allmählich bis auf die Hälfte des uncialen Betrags herab, und
dieser Pu6, der semunciale, wurde dann noch durch das Papirische
Gesetz vom J. 89 ausdrücklich festgestellt.^) Bald darauf, zwischen
84 und 74, hörte die Kupferprägung in der hauptstädtischen Münze so
gut wie gänzlich auf&) und wurde erst nach einem halben Jahrhundert
wieder aufgenommen (§ 38, 5).
t) Percenoius, der FQhrer der Unsufriedenen bei den pannonischen Legionen
(Tadt. ab exe. 1, 17), spricht geringschätzig von den 10 Assen («> V» Denar),
welche der Legionär täglich erhalte, und verlangt Erhöhung des Soldes bis zu
1 Denar.
2) Dies schliefst Mommsen S. 380 (11 p. 69 f.) aus den Mfinzfunden.
3) Die Beweise, welche Mommsen S. 381 f. (II p. 70 ff.) dafür aufstellt,
sind: 1. Noch in den Triumphen vom J. 207 (Liy. 28, 9, 16), 197 (Liv. 33, 23, 7)
md 196 (33, 37, 11) werden ansehnliche Summen Ton Knpfer anfgefflhrt; da-
fegen erscheint in dem Triumph vom J. 201 (Liy. 30, 45. 3) und allen späteren
lein Kupfer mehr; 2. Das Tnumphalgescbenk ist yor dem J. 189 ohne Aus-
oalme in Kupfer, seitdem aber in Silber gesahlt worden; 3. In dem Bestand
der Staatskasse vom J. 157 (Plin. 33, 3 § 35) ist nur yon Gold und Silber
tieRede.
4) Plin. 33, 3 J 46 : lege Papina semunciarii asses facti. Vergl. Borghesi
Della nuoya lapide di un Giunio Silano u. s. w. in den Annali dell* Instit 1849
P. 11 f. (wiederholt in Oeuyres compl^tes I p. 259), Mommsen S. 338. 383. 423
flu p^ 220 f., 11 p. 73. 154. 157. 163), Lenormant I n. 109. Über das Schwanken der
efieitiyen Gewichte der Kupfermfinze, je nach dem Belieben der Mönzbeamten,
nnd über die Ursachen dieser Erscheinung handelt Mommsen in der französischen
tJberselzung II p. 153 ff. Er kommt p. 163 f. zu dem Schlufs, dafs aus dem Ge-
richt des römischen Konsularkupfers keine chronologischen Ergebnisse yon
i^fnid erheblicher Bedeutung gezogen werden können.
5) Mommsen-Blaeas Dp. 163, III p. 8, wodurch der in der Gesch. des röm.
Miizwesens S. 383. 418 (II p. 73 f. 148) ausgesprochene Satz, dafs nach dem
J* 74 bis zum Ende der Republik in der Stadt gar kein Kupfer geschlagen
worden sei , eine Beschränkung erfährt. Aufserhalb Roms ist yon Feldherrn
•iKh während dieser Periode hin und wieder Kupfer ausgemünzt worden (§ 38, 5).
19*
292 RÖMISCHE SILBERWAHRUNG. $ S6, ». 4.
Das Gepräge des Kupfers blieb mit selteDen AusnahmeD unver-
äodert das der früheren Zeit^) Die höchsten Nominale, der Deeussis^
Tressis und Dupondius, verschwanden bald seit der Reduction des Asses
auf den Uncialfufs (§ 35, 6); die kleinsten, Sextans und Uncia, werden
selten. Im Semuncialfufs herrschen As, Semis und Quadrans vor.^)
Die alte Rechnungsweise nach dem libralen As oder dem As aeris
gravis bUeb auch nach dem Flaminischen Gesetze unverändert, nur
dafs fortan 4 Münzasse auf den Rechnungsas gingen. Hieran knüpfte
der Consul Valerius Flaccus an , als er im J. 86 unter Cinnas Gewah-
herrschaft ein Gesetz einbrachte, wonach alle Schulden auf den vierlen
Teil reduciert, mithin die Gläubiger um 75 Procent ihrer Forderungen
betrogen wurden.^) Es sollte nämlich anstatt jedes Rechnungsasses
oder Sesterzes nur ein Münzas «» V« Sesterz gezahlt, oder, wie es bei
Sallust heifst, das Silber durch Kupfer getilgt werden. Das Gesetz be-
traf also nicht sowohl die Münzwährung, welche unverändert fortbe-
stand , sondern es bezeichnete nur die willkürliche Herabsetzung der
Schulden durch Gleichstellung der höheren geschuldeten Mttnzsorte
mit der niedrigeren zurückzuzahlenden. Übrigens war diese Gewalt-
mafsregel nicht von langer Dauer, da Sulla bei seiner Restauration das
Gesetz wieder aufhob.
4. Ehe wir zur Wertbestimmung des Gonrantes der römischen
Republik übergehen, bt noch in Kürze die Art, wie die Römer ihr
Geld zählten, darzustellen. Der Denar, die fast allein kursierende Silber-
mUnze, wird in der Rechnung nur selten gebraucht.^) Die gewöhn-
1) Mommsen-Blacas n p. 184 ff., und vergL die AbbildaogeD lY pl. XXV ff.
2) Derselbe n p. 75 f. 14S. Als vereinzelte AusnahmeD erscheinen der d^
drans and bet des Mfinzmeisters Gassius (II p. 76, in p. 404, IV pl. XXVm fi^.
6. 7), femer eine in Paestum geprägte sescuncia (U p. 76). Der quadrans gilt
als die kleinste flbliche Scheidemünze bei Gic pro Gael. 26, 62, Horat SaU 1,
3, t37, loTen. 6, 447. Yergl. Marqnardt Rom. SUatsrerw. II S. 30, Privatalter-
tamer I S. 280.
3) Vellei. 2, 23: in huius (Marii cos. VII) locum suffectus Valerius Flaccos
turpissimae legis auctor, qua creditoribns quadrantem solvi ius erat(Momm9ea
für fu4ieratj. SaU. GatU. 33, 2: novissume memoria nostra propter magniUi«
dinem aeris alieni — argentum aere solutum est. Vergl. Mommsen S. 383 f.
(II p. 74 f.).
4) Varro de 1. Lat. 8, 7 1 fährt den Ausdruck mille denarium an. Gic. Verr.
11, 2, 45, 137 hat denarii trecenU und denarium XXXIX välia. Ffinfhundeii
bigaü werden bei Liv. 23, 15, 15 als Ehrengeschenk ausgezahlt; ebensoTiele
denarii sind der Preis, um welchen bei Suet Aug. 67 ein kaiserlicher Sklave
zur Auslieferung eines Briefes bestochen wird. Tria denaria als BexeichnoBg
für 3000 Denare findet sich in einem Testamente Digest 31, 88 § 10. Hier ist
denarius, ebenso wie sonst häufig $e$terHut (S. 293 Anm. 4), adjektivisch xu
miHa gesetzt und letzteres dann ausgelassen worden. Häufig rührt die Rech-
§ 3«, 4. SESTERZREGHNUNG. 293
liehe Rechnungsmünze war, wie schon wiederholt bemerkt worden,
der ahe iibrale As, bezeichnet durch den Zusatz aehs oder aeris grämt
zu der Angabe der Zahl <), oder dessen Äquivalent in Silber, der Se-
Sterz, vollständig Hstertiw ntüfimiis, oft auch schlechthin nunrnm ge^
nannt^) Da der Sesterz nur einen sehr geringen Wertbetrag darstellte,
so ftlhrte das Bedürfnis ganz von selbst darauf gewisse Abkürzungen
des sprachlichen Ausdruckes für die Bezeichnung grölserer Summen
anzuwenden.
Bis lausend werden die Sesterze einfach gezählt. 3) Bei den Mehr-
fachen von tausend werden entweder die MUnzbezeichnungen $e$tertiuSj
se$iertiu$ n^tmmus oder blos nummus im Genitiv hinzugesetzt, oder das
Adjektiv $e$tertiu8 tritt nach einem auch sonst vorkommenden Sprach-
gebrauche appositiv zu milia*)^ und milia selbst wird dann bisweilen
QODg nach Denaren daher, da£s griechische Quellen zu Grunde liegen, denarius
also die Obersetzung von S^axfi^ ist (vergl. § 32, 1). So bei Plin. 12 § 28.
36. 41. 43 und anderwärts.
1) liy. 22, 33, 2: aeris gravis Tiginti milia, Gell. tO, 6, 3: aeris gravis vi-
ginti quinque milia, Liv. 40, 52, 1: viginti milia aeris. Derselbe 24, 11, 7 f.
ffihrt nach einander auf die Betrage miHbus aeris L, dann eenium mtHa, ferner
CCC (nämlich miHa), endlich deeiens aeris (nämlich cerUena nälia). Yergl.
auch oben S. 273 Anm. 3. Weitere Belegstellen sind zu finden bei Mommsen
S. 381 Anm. 43 (Traduct Blacas U p. 70), Marquardt Römische SUatsverw. n
S. 15 L FQr die Rechnung nach leichten Assen mittels des Zusatzes aeris
finden «eh Belege seit der letzten Reduktion des Asses auf 7« Sesten. Doch
werden auf diese^ Weise nur kleinere Beträge, deren Zahlung in wirklicher
Sdieidemünze erfolgte, bezeichnet Yergl. unten S. 297.
2) Sestertitu nummus z. B. bei CoIudl 3, 3, 9, Yarro de r. r. 3, 6, 1 ; sehr
häufig sestertio nutnmoi Gic. Rabir t7, 45, Yitr. 1, 4, 12, Liv. Perioch. 55 u. ö.
Das einfache nurmmts bei Gic. Yerr. U, 3, 60, 140, mehrmals bei Golum. 3, 3 u. a.
3) Z. B. bei Golum. a. a. 0.: mille nongentos quinquaginta sestertios num-
mos — sestertüs sexcentis nummis.
A) Gewöhnlich wird der Plural sesterUa so erklärt, dafs aus der Formel
miUß sesterHum, wo sesterUum Genitiv ist, ein neutrales Substantiv gebildet
und dieses in den Plural gesetzt worden sei. AUein es ist zu beachten, dafs
sesiertius ursprflnglich Adjektiv ist. Nun kann zu miUaf worauf schon Sca-
liger de re nummaria p. 69 ff. hinwies, ein adjektivischer Begriff auch appo-
sittT, anstatt im Genitiv, treten. Wie Gäsar sedeeim ndUa expedita und ar-
maia mitia eentum schreibt (Kraner zu B. Gall. 1, 49, 3), so sagen Yarro und
Golnmella duodena nUHa sestertiay sesterUis octo nUtihus (S. 294 Anm. 5),
worauf dann weiter milia auch ausgelassen wird. Dafs sich in diesem Falle
sestertia der substantivischen Bedeutung nähert (man vergl. besonders Juven.
4, 16), mag gern zugegeben werden. — Der Streit über die verschiedenen Be-
deutungen von sestertius ist von früheren Melrologen mit grofsem Eifer geführt
worden. Über Budaeus s. oben S. 15 mit Anm. 1 ; über Scaliger und andere
ist am besten auf die Zusammenstellung bei Salmasius Gonfutatio aoimadv.
Gereoetii p. 250 f. zu verweisen. Neuerdings hat Joach. Marquardt Rom. Staats-
Terw. n S. 41. um den Plural sestertia in der Bedeutung von 1000 Sesterzen
zu erklären, ein pondus sestertium im Betrage von 250 iknaren oder 27* st-
tiKhen Minen (} 32, 1) angenommen, wofür freilich kein direktes Zeugnis sich
294 RÖMISCHE SILBERWÄHRUNG. $ se, 4.
ausgelassen. Wohl nur dichterisch steht auch mtlüi allein ohne Meüertia.
Eine besondere Abkürzung des Ausdruckes ist der Gebrauch des bloüsen
Zahlwortes, x. B. decam, statt decem mlia i$tterti0rum. Daraus ergiebt
sich folgende Übersicht der QbUchen Ausdrucksweisen:
duo milia sestertiorum^)
sestertium decem milia^)
sestertium sexagena milia nummum^)
quinque milia uummum^)
duodena milia sestertia^)
sescena seslertia*)
milia centum^)
scribe decem.^)
findet Didymos bei Prise de fig. nmner. 18 (Metrol. Script n p. 86) kennt nur
ein crjarä(fTiav/i als Mflnze im Betrag von 2Vs Assen und setzt hiernach ra
%iha €tjinä(fTia gleich 250 8ijva(fMi oder 1000 rovfiuoi.
1) Golum. 3, 3, 13. Nach Gic. Or. 47, 157 soll die GenitiTfoni immer
sestertium lauten ; doch es hatte der Sprachgebrauch wohl noch bisweilen die
YoUe Form.
2) Gai. Instit 4, 21. Ebenso ist, yerglichen mit voriger Anm., beispiels-
weise zu lesen das Zeichen HS bei Gic. ijo^Verr. act. sec 4, 6, 12 : HS sex mili-
bns et 10 ; und es ist ebenda 7 § 14 HS XL soviel als sestertium quadraginie
miHhus. Ebenso Plin. 10, 20 § 45: HS aexagena milia, Gic. in Verr. act sec.
1, 36, 92 f.: HS sexcenta milia, und entsprechend oft anderwärts.
3) Varro de r. r. 3, 6, 1. Quintil. 7, 6, 1 1 : sestertium nummum quinque milia.
4) Gic. in Verr. act sec. 3, 60, 140. Ebenso bina out tema miUm mm-
mum, XX miHa nummum derselbe ebenda 50 J 118 f., vieena quatemm müie I
nummum Suet Gaes. 38. Femer in gleicher Weise, nur mit der yoUen Geni- '
tivform, Horat Epist 2, 2, 5: nummorum milibus octo, Golum. 3, S: totidea
milibus nummorum, Suet Aug. 101: singula milia nummorum.
5) Varro de r. r. 3, 17, 3. Derselbe 3, 6, 6 : quadrageoa milia aestertia, 2,
1, 14: sestertiis milibus LX. Golum. 3, 3, 8: sestertiis octo milibus, und ent-
sprechend öfters. Plinius 19, 8 § 152: sestertia sena milia. Macrdi. 2, 4,31:
sestertia centum milia.
6) Gic. Parad. 6, 3, 49 : capit ille ex suis praediis sescena sestertia , ego
centena ex meis. So ist auch bei demselben ad fam. 5, 20, 9 in der Angabe
ista HS centum das Münzzeichen aufzulösen zu sestertia , und entsprechend
vorher § 8 f. de HS centum zu lesen de sestertiis centum; also auch woU in
Verr. act. sec 2, 20, 50 HS ducenta quinquaginta soviel als sestertia u. s. w.
Häufiger findet sich diese abgekdrzte Ausdrucksweise bei Späteren, besonders
Dichtern. Sali. Gatil. 30,6: sestertia ducenta. Suet Gaes. 38: bina sestertia,
Tib. 42: sestertia ducenta, und entsprechend öfters anderwärts. Gell. 5,2,2:
sestertia trecenta duodecim. Seneca bei Prise, de fig. numer. 14: viginti
qnattuor sestertia. Horat Epist 1, 7, 80: Septem sestertia; ebend. 2, 2, 33:
bis dena sestertia nummum. Martial. 6, 20, 1 : mutna te centum sestertia, Pboebe,
rogavi ; ähnlich derselbe 2, 63, 1. 6, 30. 10, 75, 3.
7) Horat Sat 2, 3, 23; viginti und duo milia Martial 10, 75, 1. 5; sex
nttUbus Juven. 4, 15.
8) Horat Sat 2, 3, 69. Desgleichen häufig in den Pandekten: vergL G.
T. A. Krfigers Exkurs zu der angef. Stelle des Horaz.
I s«. 4. SBSTERZRBGHNUNG. 295
Die VerbinduDg Yon mebreren Tausenden mit kleineren Betrttgen mögen
folgende Beiquele zeigen:
sestertia tria milia et quadringenti octoginta nummi
XXXn mflinm quadringentorum LXXX nummorum.^)
In dieser Weise wmtle bis zu 900 000 Sesterzen fortgezählt Die dar-
ober hinausgehenden Zahlen werden im Lateinischen bekanntlich mit
Holfe der Zahladverbien gebildet.^) Demnach heifst eine Million Sesterze
ToDstandig dectet cmUena miUa sesteriium.^) Dafür wird aber in der
Regel kürzer dedes 8€9iertium gesprochen und geschrieben, und so fort
vieks, trkies bis miUe$ und darüber gezählt Die Genitivbedeutung von
$ettertium ging dabei ganz verloren, das Wort wurde als ein sächliches
Substantiv betrachtet und demgemäfe im Singular durchdekliniert. 4) So
bildeten sich die Römer, ähnlich wie die Griechen in ihrem Talent, eine
grofee Rechnungsmünze, deren Betrag, wie später noch zu zeigen,
während der Republik auf 17540, in der Kaiserzeit auf 21 750 Hark
anzusetzen ist. Darauf mufste schon hier hingewiesen werden, weil wir
bei der Lektüre der Alten von derartigen Summen uns keine rechte
Vorstellung machen können, wenn wir nur an die kleine Scheidemünze,
den Sesterz, denken, während wir, sobald wir den Betrag des Sester-
titun gegenwärtig haben, sie leicht verstehen.
1) Golom. 3, 3, 9. Weiter folgen an derselben Stelle noch einige andere
Beispiele der Art. Als Beleg ans Cicero sei angeführt in Verr. act sec. 4, 6,
12: HS sex milibos et 10, d. L sestertium sex nUUbui et qtdngentU (naml.
<er(0rl£u).
2) PUn. 33, 10 § t33: non erat apod antiqnos numerus ultra centum milia,
ittqpe et hodie multipUcantur haec, ut dedes centena aut saepius dicantur.
— lo der Schreibung der Endungen der Zahladverbia ist oben im Text die
öbliche Schulorthographie iu (statt ieru) nach W. Brambach Die Neugestaltung
der lat. (hthographie S. 268 f. beibehalten worden, dagegen in den Belegstellen
die beste handscnrifUiche Überlieferung mafsffebend gewesen.
3) Gic in Verr. act sec. 1, 10, 28: HS decies centena milia. Dichterisch
steht dafür auch deciet centena (Hör. Sat 1, 3, 15, luven. 10, 335) oder dedens
mUa eentum (Martial. 1, 103, 1). Als Beispiel einer höheren, in der Tollen
Form bezeichneten Summe möge dienen nuUens centena milia testertium bei
PHo. 1^18 § 84.
4) Eine reiche Sammlung von Belegen giebt Gronov de sestert p. 146—155.
Du Nötigste findet man auch bei Zumpt Lat Gramm, ft 873. Wie der GenitiT
9ettertium bei centena miHa (s. vorige Aum.), so bleibt auch das substan-
tiviscbe tetUrtUtm bisweilen weg. Suet. Vespas. 16: quadringenties milles
opus esae. liv. 38, 55, 9 : potius quadragiens quam ducentiens quadragiens
jitem aestimatam, ebenda 12: indignantem, quod, cum bis miiliens in aerarium
intolisset, quadragiens ratio ab se posceretur, wo der Reihe nach die Formen
feHertiOy setterUum, sestertii zu ergänzen sind. Macrob. 2, 4, 23 : aes alienum
^ exBolverat numerato quadragies. Horat Sat 1, 3, 237 : sume tibi deciens,
cbead. 240: deciens solidum absorberet. Mart 1, 99, 1 : plenum yiciens habebas,
^»end. 4: optarent tibi centiens amici, und ähnlich 3, 22, 1 f. 4, 66, 17. 9, 82, 5.
296 RÖAUSCHE SILBERWÄHRDNG. f 3«, 4.
Beträge Ober milies sestertinm werden durch davorgesetzte Zahl-
adverbien ausgedrückt, z. B. quaterdmet milm'^ 14 OOOmal ein Sester-
tium, während milk$ et quingetUies nur 1500 mal bedeutet, i) Wie
Beträge von einer oder mehreren Millionen mit kleineren Zahlen zu-
sammengestellt werden, zeigen zwei Beispiele bei Cicero: HS decie$et
octingenta milia und viciei ducenta triginta quinque miUa quadringm"
tos XVII nummos «■ 2 235 417 Sesterzen. In diesem Falle kann selbst
mille fttr dedes (cmtena) stehen: HS miUe sexcmta triginta quinque
milia quadringentos XYII nummos »> 1 635 417 Sesterzen. 2)
In den meisten Fällen wird das Woi*t Sesterz nicht ausgeschrie-
ben, sondern mit dem alten Münzzeichen IIS (§ 35, 1), in den Hand-
schriften gewöhnlich mit der durchstrichenen Form (S. 286), in unsern
Textausgaben durch HS bezeichnet. Wenn dabei die Zahlen ausge-
schrieben wurden, so war eine Verwechselung nicht möglich, denn die
Ausdrücke HS decem, HS decem müia und HS decitt unterscheiden
sich vollkommen deutlich. Diese genaue Bezeichnung sollte überall,
wo etwas darauf ankam, z. B. in Testamenten, angewendet werden.^)
Allein in der Rechnung bediente man sich der Zahbseicben in der
auch sonst ganz üblichen Weise, dafe man die Tausende durch einen
darüber gezogenen Strich, die Hunderttausende aufserdem noch durch
zwei Striche an der Seite bezeichnete. 4) Es sind also
HS X «=B decem sestertii
HS X «s decem milia sestertium ^)
HS |T| = decies sestertium.«)
1) Beide Angaben bei Suet. Ang. 10 i. Daher ist auch vieiet ae tepUei
tniHes sestertium bei Säet. Galig. 37 zu deuten als 2700 Millionen Sesterzen.
Vergl. ebenda Vespas. 16 quadringenties milies ■■ 40 000 Millionen Sesteneo.
2) Gic in Verr. act. sec. 1, 39, 100 and 14, 36.
3) Nach Suet. Galb. 5 hatte Livia Augusta dem Galba sestertium quingen-
ties vermacht, Tiberius aber diese Summe ad quingenta (sestertia) reduciert,
quia notata non perscripta erat summa. Er las also HSD fOr HS[D1.
4) Vergl. Marquardt Römische Staatsverw. II S. 39 f. Die Torkommendea
Ausnahmen behandelt derselbe S. 39 Anm. 2 und Römische Privataltert. I S. 98
Anm. 522. Vergl. auch M. Gantor Vorlesungen Ober Geschichte der Mathe-
matik I S. 444. _
5) So z. B. bei Gic. in Verr. act. sec. 3, 58, 135 ; 60, 140: HSV — sestertium
quinque milibus; Plin 33, 2 J 32 : HSGGGG «= sestertium quadringentis milibos;
ebend. 10, 51 § 141 : BSG und HSVl
6) Vergl. Plin. 36, 15 § 103 HSfäcl «= seslertio milies; HS[GXLVDI|«8e8-
tertio centies duodequinquagies; und über die Zusammenstellung gröDserer und
kleinerer Betrage denselben 33, 3 $ 55 : [LXl]*XXX V*GGGG « 6 135 400 und |XW]
tXX'DGGGXXXl« 1 620831 Sesterzen.
$36,4.5. SESTERZREGHNUNG. WERTBESTIMMUNG. 297
Mehrfache von taasend werden auch durch die gewöhnlichen
Zahlen mit Beifügung ron M oder oo gegeben. ^
Auch die Schreibweise CIO für 1000, CCIOO für 10000,
CCCIOOO für 100000, nebst der entsprechenden Bezeichnung der
halben Sununen, nSmlich 10 für 500, lOO für 5000, 1000 für 50000
findet sich bei der Sesterzrechnung.^)
Betrage unter einem Denar wurden in volkstümUcher Weise nicht
sehen durch das blolse Zahlwort mit dem Zusatz aeris ausgedrückt,
z. B. duodeeim aeris ^ oetoni aeris statt ebenso vieler asses.^ Hier be-
zeichnet also aeris den leichten As, das Viertel des Sesterzes, während
sonst, namentlich bei gröfseren Summen , aeris (nämlich gravis) den
Sesterz selbst bedeutet (§ 35, 4). Dafs man duodeeim aeris und nicht
tres sestertii oder nummi^ octoni aeris und nicht duo sestertii oder qui-
nams sagte, erklärt sich leicht aus dem Zusammenhange der Stellen
bei Gcero und Horatius, da hier offenbar die kupferne Scheidemünze
ab Zahlungsmittel vorschwebt.
5. Die Wertbestimmung des Courantes der römischen Republik
macht, da das Normalgewicht des Denars sicher ermittelt ist, keine
weitere Schwierigkeit. Denn die Legierung in dem römischen Silber ist
ebenso verschwindend klein, wie in der attischen Münze, und darf des-
halb ebensowenig hier wie dort in Rechnung gebracht werden. Der
Absicht nach soUten auch die römischen Münzen vollkommen fein sein.
Sulla setzte durch ein eigenes Gesetz Strafe auf Verßdschung der
Mflnze^); dasselbe Verbot wurde in der Kaiserzeit von Augustus in
dem Julischen Gesetze über Peculalus von neuem eingeschärft^), und
später von Tacitus und den oströmischen Kaisern wiederholt.^) Dafs
1) Gic pro Q. Rose. 10, 28 f.: HSmioc. Marquardt a a. 0. S. 39.
2) Mehrfache Beispiele bietet Cicero pro Q. Rose. 1, 4; 4, 11. 12; 8. 22—24;
10, 28. 29; 11, 32; 14, 40—42; 15, 43; 16, 48-17, 51 ; 18, 55. Das Zeichen 10
» 500 ist bereits oben S. 295 Anm. 1 nachgewieseD worden. Andere Belege
i. bei Marquardt S. 40.
3) Yergl. W. Christ in Fleckeisens Jahrb. (1. AbteU. der Jahrb. ffir Philo-
logie n. Padäg., Leipzig, Teubner) 1865 S. 443. Oetoni aeris wird bezeugt
in der Inschrift bei Orelli-Henzen Nr. 7115, im Censorenedikt aus dem J. 89 v.
Chr. bei Plin. 14, 14 $ 95 und von Horat. Sat 1, 6, 75: octonos referentes idi-
hos aeris. Duodeeim aeris findet sich als winziger Wert mitten zwischen sehr
gro&en Summen bei Cic. pro Q. Rose 10, 28.
4) Dig. 48, 10, 9: lege Cornelia cavetur, ut qui in aurum Titii ^uid ad-
^erit, qui argenteos nummos adulterinos flaverit, falsi crimine teneri.
5) Ulpian. Dig. 48, 13, 1: lege lulia peculatus cavetur, — neve quis in
aorum argenlnm aes publicum quid indat neve immisceat. Dals das Gesetz
^ Aogustos zugeschrieben werden muls, zeigt Mommsen S. 763 (Traduct.
Blicas m p. 37).
6) Script Bist. Aug. ViU Tacit 9. Dig. a. a. 0.
298 RÖMISCHE SILBERWÄHRUNG. $ 3«, 5,
die MüDEbeamten der Republik gewiseeDhaft prXgten, haben die ange-
stellten Proben von SilbermOnien besUtigt Die Deiare vom feinsten
Korn haben nur 2 bis 7 Tausendstel Legierung, die meisten andern
stehen noeh auf dem Feingehalt von 0,99 und 0,98. Freilich finden «ch
auch weniger feine Stücke, doch sinkt der Feingehalt nur ausndunt-
vireise unter 0,96 J) Überdies enthält auch das römische Silber, wie das
attische, etwas Gold, welches den Minderwert der Legierung reiehlidi
deckt 2) Wir bringen also das Metall als vollkommen fein in Rechnung
und bestimmen danach den republikanischen Denar von l^4 Pfund =>-
3,898 Gr. Normalgewicht zu 0,7016 Mark'), woraus sich weiter fol-
gende Cbersicht der Werte des römischen Silbercourantes ergiebt:
1) Darcet (bei Letronne Gonsid. p. 84) fand den Feingehalt in den Silber-
mflnzen der Republik swischen 0,993 und 0,965. Der höchste Feingehalt ist der
Yon Thomson gefundene von 0,998 (bei Schiassi Del ritroTamento di medaglie
— fatto a Gadiiano, Bologna 1820 p. 33). Vier Frohen bei Rauch (MittheiL der
numism. Gesellsch. in Berlin, Heft 3 (1857) S. 295) ergaben 0,990. Diemeistea
Stücke stehen von da an bis 0,98 oder ein wenig darunter, seltener gehen de
bis 0,96, nur ausnahmsweise stehen sie noch niedriger (vergl. die Zusammen-
stellung bei Mommsen S. 385 Anm. 59 -» n p. 78, welchem Lenormant I p. 160
sich anschliefst). Weitere, in den Jahren 1869 und 1870 Teraustaltete Proben
ergaben für 87 römische Faroiliendenare und 8 Quinare den darchschnitÜicbeD
Feingehalt von 0,966. Genau dasselbe Resultat lieferten auch 50 Kaisermünzen.
A. T. Ranch in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1874 S. 33. 34. — Ober die seil-
weilig auch unter staatlicher Garantie ausgegebenen plattierten and ihrem (vebalt
nach- fast ganz wertlosen Silbermünzen vergl. Mommsen S. 385 ff, (U p. 78 ff.)f
Marquardt Römische Staatsverw. n S. 18, Lenormant I p. 221 ff. 227 fil, d'Ailly
Recherches 11 p. 31 ff. (letzterer hält es für unmöglich, dafs solche gefutterte
Studie aus der Münzstatte des Staates hervorgegangen seien).
2) Ein für Hussey (p. 141) analysierter Quiuar der Republik ergab in Talen
des Troypfundes (vergl. oben S. 233 Anm. 5):
Silber 11 02. 11 dwU. Ih grs.
Gold — ,— . 21.
Legierung .... — ^ 7 » 12 »
Die 21 Grains Gold auf Silberwert redudert entsprechen 13 dwU. XZ^/tgn. Silber,
haben also gerade den doppelten Wert des Silberquantums, welches wegen der
Legierung in Abzug zu bringen wäre. Dagegen kann nicht in Betradit kommen
der von £. v. Bibra Über alte Eisen- und Silberfunde, Nürnberg u. Leijpiig 1873,
S. 37 analysierte Denar des Triumvir Antonius, welcher aufser 0,925 Silber und
0,001 Gold noch 0,074 Legierung an Kupfer nebst Blei und Zinn enthält, mitbin
in sdnem gesamten Metall wert merklich von einem gleich schweren Stücke von
reinem Silber überlroffen werden würde. Andere ebenda analysierte Kaiser-
denare zeigen dnen Goldgehalt von durchschnittlich mehr als 0,003 (abgesehen
^ von dnigen Stücken, wdche sogar 0,015 bis 0,02 Gold enthielten), d. 1. mehr
als genug um eine Silbermünze von 0,966 Fdugehalt (s. vorige Anm.) vollwertig
zu machen.
3) Die Berechnunff beruht auf den S. 25 und 172 angegebenen Voraofl-
setzungen, wonach 1 Gramm Silber. — 0,18 Mark ist Von den früheren Be-
stiDunungen des republikanischen Denars mögen hier erwähnt werden die von
$)6,ft.S7a. WERTBESTIMBIUNG. 299
Sestorz — 18 Pf.
Quinar «» 35 ^
Victoriatiis «■ 53 „
Denar — 70 „
Ferner beträgt die grofse Rechnungssumme, das Sestertium, 17540 M.
Das Kupfergeld richtet sich als Scheidemünze nach dem Werte
des Silbercourantes, also konunt der As zum Werte von Vie Denar zum
Ansatz. Somit gik ein
As — 4,4 Pf.
Semis «- 2,2 „
Triens — ^ 1,5 „
Quadrans «■ 1,1 „
Sextans = 0,7 „
Uncia — 0,4 „
Die weitere Reduktion giebt Tab. XIX A.
I 37. Die Goldprägung der Hfmüeken Republik,
1. Schon lange rorher, ehe im römischen Staate das Gold als
Mflnze ausgeprägt wurde, cirkulierte es in der Form von Barren,
wefche nach dem Gewicht genommen wurden. Der Staat hatte hier
nur die Feinheit des Metalles zu kontrollieren , und in der That war
Legierung der Barren gesetzlich ebenso, wie Fälschung der Silber-
mflnze, verpönt.^) Solche Barren befanden sich bereits vor Beginn der
Letroone (Gonsid. g6o. p. 85) . . . . 66,4 Pf. (« 0,82 Francs)
Worm (p. 32) 66,8 • (» 19,099 Kreuzer Konv.)
Huaey (p. 141) ........ 71,9 . (— >«<»/807 Shilling, das Pf. St
zu 20 Mark gerechnet)
Dorean de la Malle (Econ. I p. 46) . 62,9 , (« 0,7763 Francs)
Mommsen (S. 900 -i IH p. 491) . . 66 „
Raoch (Zeitschr. f. Nnm. 1874 S. 34 f.) 60 »
IMe Abweichungen von nnserm Ansatz, dem Marqtiardt Römische Staatsverw. n
S.70ff. sich anschliefst, erkUren sich ans verschiedenen Grfinden. Mommsen
Mtzi, wie bereits oben S. 235 Anm. 1 bemerkt, den Thaler za hoch an. Die
iUmgea machen einen Abzug auf die Legierung und nehmen zum Teil das Ge-
^Hcht etwas niedriger. Der hohe Ansatz Husse^s kommt auf Rechnung der
beotigen englischen Goldwährung; Silber gegen Silber geglichen wäre der Denar
seinem Ansätze gemäft nur »» 67,6 Pf. Am unzuverlässigsten ist der Ansatz
▼Ol Dureau de la Malle, da dieser den Silberwert indirekt aus dem Goldwerte
^ J. 547 der SUdt ableitet
t) S. die oben S. 297 Anm. 4 angeführte Bestimmung aus dem Münzgesetze
SoHas. Den Feingehalt der Goldbarren zu überwachen war, wie der Titel be^
^chnet, Aufgabe der tresviri aere argento auro flando feriimdo (J 35, t).
"^ die durch feriundo bezeichnete Obliegenheit bezog sich bei Einrichtung
^«er Behörde nur auf die beiden erstgenannten Metalle, während anlangend
800 GOLDPRÄGUNG DER RÖMISCHEN REPUBLIK. i 37. i.
SilberprägUDg im römischen Staatsschatz. Es bestand nSmlich seit
dem J. 357 eine Steuer von fünf Procent des Wertes der freigelassenen
SkiaTen, deren Erträgnisse, wenn auch nicht ursprünglich , so doch
bereits in frtiher Zeit in Gold angesammelt wurden (aurum vicemw,"
rinm). Ab man im J. 209 diesen Reservefonds angriff, bestand er aus
4000 Pfund Goldes. 0 Daher eriüärt es sich, daOs um dieselbe Zeit die
Rechnung nach Ganzen und Teilen des Goldpfundes in Mittelitalien
allgemein verständlich war. 2) Seitdem Rom nach der Bezwingung
Karthagos seine Herrschaft über Italien hinaus ausdehnte, wurden
zwar noch immer grofse Massen erbeuteten Silbers, vorzugsweise aber
Goldbarren im Ärarium niedergelegt 3) Der gesetzliche Wert des
das Gold es sieb lediglich um das Eioschmelzen reinen Metalles zq Barren
handelte. VergL Mommsen S. 366 (II p. 46), Lenormant II p. 318.
1) liv. 7, 16, 7. 27, 10, 11. Yergl. Marqnardt Römiscbe Staatsverw. n S. 23,
Mommsen S. 401 (Tradnct. Blacas II p. 108 f.), Lenormant I p. 161. Nach heu-
tigem Geldwerte entsprechen die 4000 Pfund einer Summe von 3654000 Mark
(§ 38, 6).
2) Wie jeder Feldherr auf weitgehenden Expeditionen, so hat auch Hannibal
in seiner Krieffskasse vorzugsweise Gold geffihrt Nach Liy. 21, 48, 9 bestach
er im J. 218 den Präfekten von Glastidinm mit 400 nummi aurei, d. i. wahr-
scheinlich Philippos-Staieren, der damals im internationalen Verkehr fiblidien
Münze (§ 31, 2. 3. 43, 10). Dem entsprechend mufste auch die Erffanzung der
Kasse in Gold erfolgen. Als er im J. 216 Gasilinum durch Übergabe eioDahm,
setzte er nach Liv. 23, 19, 16 das Lösegeld in Gold und zwar in einer Weise
fest, welche sowohl den Italikern verstlndlich als für seine Rechnungen sicher
war; er verlangte nämlich septunces auri in singuhs, d. i. nach heutigem Geld-
wert (§ 38, 6) 533 Mark für den JKopf.
3) Wie Uv. 34, 52, 7. 37, 59, 4 f. 39, 5, 14 und 7, 1, Plin. 33, 11 § 148 be-
richten, flössen dem römischen Staatsschatze allein in den Jahren 194 — 187
folgende Summen in Gold, reduciert auf heutige Münze, zu: 1. durch T. Quinctiut
Flamininus aus dem makedonischen Kriege (aulser einem massiven goldenen
Schilde): 3714 Pfund mm 3393000 Mark und 14514 Philippeer (§ 31, 5 vergL
mit § 30, 3) =x 353500 M., zusammen 3V4 Millionen Mark, 2. durch L Scipio
Asiaticus aus dem Kriege mit Antiochos: 140000 Philippeer *- 3410000 M.
und 1500 Pfund — 1370000 M., zusammen 4*/4 Millionen (so nach Plin. 33
§ 148; nach Liv. 37, 59, 4 f. 234 ffoldene Kronen und 1024 Pfund), 3. durch
M. Fulvius aus dem Kriege mit den Ätolem: 243 Pfund — 222000 M. ond
12422 Philippeer « 303000 M., zusammen reichlich \'i Million (dazu noch 112
goldene Kronen nach einer nicht ganz sicheren Lesart), 4. durch Gn. Manlius
(aufser 212 goldenen Kronen) 2103 Pfund mm 1 921 000 M. und 16320 Philippeer
— 397 500 M., zusammen 2Va Millionen. Nach Plin. 33, 3, 55 enthielt das
Ärarium im J. 157 an Gold in Barren 17410 Pfund » 15905000 M., an SUber
in Barren 22070 Pfund » 7 415520 Sesterze (§ 36,1. 5), in gemünztem (klde
6 135 400 Sesterze, d. i. zusammen In Silber rund 13 551 000 Sesterze ■■ 2 377 000
Mark (Tab. XDL A). Mithin Gesamtbestand an Gold und* Silber nahezu ISV*
Millionen oder, wenn man das Gold nach damaligem Kurs nur zum 12 fachen
(statt 1 5 Vs fachen) Werte des Silbers rechnet, 14^« Millionen. Nach ersterem
Ansätze enthielt also das Ärarium damals nahezu 7mal soviel (Geldwert in Gold
als in Silber, nach dem letzteren Ansätze war der Wertbestand an Gold immer
noch reichlich 5 mal so hoch als jener in Silber (aa 12,3: 2,4 Millionen Mark).
$97,1. KURS DES GOLDES. 801
Goldes war während der beiden letzten Jahrhunderte der RepubUk
wahrscheinhch der zwöUTache (genauer 11,90 fache) des Silbers, indem
das GoMpfund gleich 1000 Denaren oder 4000 Sesterzen gerechnet
wurde. ^) Der Handelswert freiUch war zeitweise infolge besonderer
Umstände bedeutend niedriger. So sank, als gegen Mitte des zweiten
Jahrhunderts v. Chr. die reichen norischen Goldlager entdeckt wurden,
der Goldpreis in ganz Italien plötzlich auf kurze Zeit um ein Drittel ^);
and ein Jahrhundert später brachte Cäsar von der gallischen Beute so
viel Gold auf den Harkt, dafs das Pfund nur zu 3000 Sesterzen oder
nicht ganz zum neunfachen Werte des Silbers in Italien und den Pro-
vinsen verkauft wurde. 3)
Weitere Angaben bei Plin. 33, 3 § 55 f. über die Bestände der Jahre 9 t und 49
lassen zwar keine so genaue Reduktion auf heutiges Geld zu (vergl. Mommsen
S.401 Anm. 108 f. ^ U p. 109), beweisen aber ebenfalls das Überwiegen des
Goldes im Staatsschatze. Darf man vermuten, dafs die Gold- wie die Silber-
barren auf etwa gleiches Gewicht ausgebracht waren, so betrug im J. 49 der
Weribestand an Goldbarren (das Gold wieder zum 12 fachen Silberwerte be-
rechnet) gerade das Sechsfache des Bestandes an Silberbarren, und da noch
30 Millionen Sesterze in gemünztem Silber hinzukamen, so scheint auch damals,
wieTorfaer im J. 157, etwa 5mal soviel Gold als Silber dem Werte nach in der
Staatskasse vorhanden gewesen zu sein. Sullas Triumph im J. 81 hatte nach
PÜQ. 33, 1 J 16 allein 15000 Pfund Gold -» 13 704000 Mark eingebracht (aufser
14000 Pfand, die nach Besiegung des Marius dem Ärar restituiert wurden),
^ge andere hierauf bezügliche Angaben s. bei Marquardt und Mommsen a. a. 0.,
Unormant 11 p. 317 ff.
1) Dies kombiniert Mommsen S. 402 f. (II p. 111 f.) nach Glareanus' Vorgang
ans Liv. 38, 55, 6 ff., wo derselbe nach Yalerius Antias eine Begebenheit des J. 187
▼•Chr. bespricht und dabei im Sinne seiner Quelle 6000 Pfund Goldes Rleich
24 Millionen Sesterzen , also 1 Pfund gleich 4000 Sesterzen rechnet Da zu
jener Zeit 84 Denare, d. i. 336 Sesterze auf das Pfund gingen, so ergiebt sich
daraos als Wert^erh<nis zwischen Gold und Silber U^^fu : 1 oder 11,90: 1,
nutbin das gleiche, wie es später in Gäsars Goldprägung zum Ausdruck gelangte
(I 38, 2). Ein etwa zwölffaches Wertverhältnis ergab sich mit einiger Wahr-
ttbeiolicbkeit aus Plin. 33, 3 § 56 (s. vorige Anm. g. E.). Dasselbe Verhältnis
Üegt aber offenbar auch der Mitteilung desselben Schriftstellers 19, t § 20 zu
Gmnde. Denn, wie Mommsen a. a. 0. nachweist, bezieht sich die dort ange-
^tete Wertgleichung von 4 Denaren mit l Skrupel Goldes lediglich auf die
Verhältnisse zu Plinius' Zeiten; es kann also daraus nicht die Gleichung von
l Skropel Goldes mit ^/m Pfund Silbers, d. i. ein Wertverhältnis von 13,7 : 1
gefolgert werden, wie Letronne Gonsid^rations g6n6r. p. 60—62 annimmt, son-
Jem, indem wir den seil Nero reduderten Denar von '/o« Pfwad (5J 38, 2) zu
Grande legen, erhalten wir 12:1 als dasjenige Wertverhältnis zwischen Gold
QDd Silber, welches dem Schriftsteller als das runde, zu seiner Zeit übliche galt.
Kn Wertverhältnis von 15 : 1 scheint nach Ausweis der etrurischen und sici-
usehen Münze im 4. Jahrb. v. Ghr. in Italien bestanden zu haben : vergl. unten
i,57, 9. 56, 7. Über die Deutung der Werlziffer XXX auf einem römisch-campa-
"*schen Goldstücke von 4 Skrupel, welches gegen Ende des 4. Jahrb. geschlagen
worden ist, vergL Lenormant I p. 161 ff., unten § 57, 6.
2) Polyb. bei Strabo 4, 6, 12 p. 208.
3) Suet Gaes. 54.
302 GOLDPRÄGUNG DER RÖMISCHEN REPUBUK. § S7. 2. s.
2. Ausgeprägt wurde das Gold in der republikanischen Zeit nur
vorübergehend und ausnahmsweise. Die erste Goldprägung Mit nach
Plinius 51 Jahre nach Einführung der Silbermünze, also in das Jabr
217, etwa gleichzeitig mit der Reduktion des Denars auf V84 Pfund
(§ 36, 1). Der Skrupel Goldes wurde damals, wie Plinius ausdrücklich
angiebt, zu 20 Sesterzen, mithin das Gold zu einem sehr hohen MQdz-
werte, dem 17 V? fachen des Silbers ausgebracht 0 Damit stimmen die
wenigen aus dieser Epoche erhaltenen Münzen überein, Stücke von 1,
2 und 3 Skrupeln mit den Wertzeichen von 20, 40 und 60 Sesterzen.^)
Einen langen Bestand kann diese Goldprägung, die in die bedrängten
Zeiten des zweiten punischen Krieges föllt, nicht gehabt haben. Erst
gegen Ende der Republik begegnen wir wieder Goldmünzen. Die sieg-
reichen Feldherrn , deren heimgeführte Beute hauptsächUch in GoM
bestand, fanden es bequemer die Triumphgeschenke an ihre Soldaten,
anstatt wie früher in Silber, in Gold zu zahlen, und schlugen zu diesem
Zwecke eigene Münzen auf Bruchteile des Goldpfundes, Sulla auf Vso*
seltener auf Vse, Pompejus auf Vse, Cäsar auf V40 des Pfundes. ') Der
Münzwert dieser Stücke entsprach der alten Schätzung des Goldpfundes
zu 4000 Sesterzen. So galt Cäsars Aureus 100 Sesterze, und die
24000 Sesterze, die er im Triumph vom J. 46 jedem seiner Soldaten
gab ^), wurden mit je 240 Goldstücken ausgezahlt. Drei Goldstücke von
Vso Pfund waren gleich 400, neun von Vse Pfund gleich 1000 Sesterzen.
3. Eine besondere Beachtung verdient Cäsars Goldmünze nodi
deshalb, weil sie als Vorbild für die darauf folgende kaiserliche Prä-
gung diente. Zur Zeit des Freistaates stand das Münzrecht in der Stadt
nur dem Senate zu, der dazu die tresviri monetales beauftragte (§ 35, 1).
Aufserhalb der Stadt hatten auch die Beamten mit vollem millitärischen
Imperium, die Dictatoren, Consuln, Prätoren, Proconsuln und Pro-
prätoren, oder in ihrem Auftrage die Quästoren, das Recht im Bereiche
1) PliD. 33, 3 S 47 : aureus nummus post annos U percuMus est quam
argenteus, ita nt 8cripulum valeret sestertios Ticenoe, quod efTecit in ubrali
ralione sestertiorum qui tunc erant VBGGLX. Die Stelle ist nach der Bam-
berger Handschrift und Mommsens EmendationeD (S. 404 Anni. 123 « II p. 114)
gegeben.
2) Letronne p. 72 f., Mommsen S. 405 (ü p. 113 ff.), Sabatier in der Revue
de la numismatique beige 1866 p. 322, Madden im Numism. thron. 1867 p. 254 f.,
d*AiI]y Recherches I d. 181 f.
3) Den näheren Nachweis s. bei Mommsen S. 406 ff. (II p. 116 ff.) und Tergl.
d'Ailly Recherches I p. 190 ff. (welcher p. 193 ff. noch besonders den illesteD
Semi-Aureus behandelt).
4) Suet Gaes. 38.
f 37,3. KURS DES GOLDES. 303
ihrer Provinz zu mOnzenJ) Daher schlug Cäsar seine Goldmünzen,
wie SuUa und Pompejus, zunächst als Feldherr kraft seines miUtärischen
Imperiums; allein wie er überhaupt bei der neuen Ordnung des Staates
die Ausübung der vollen imperatorischen Gewalt von dem Feldlager
auf das Stadtregiment übertrug, so liefs er fortan auch seine Münzen
in der Stadt selbst prägen. Der zweite wesentliche Unterschied von
dar frühem Zeit hegt in der Massenhaftigkeit der von ihm herrüh-
renden Prägung. Vorher war Gold nur ausnahmsweise und in kaum
merklichen Beträgen gemünzt worden ; jetzt strömte es so reichlich
att8 der Münze des Machthabers, dafs es bald darauf zum allgemeinen
Gourant wurde. 2)
Der Fufs des Cäsarischen Aureus war offenbar mit Rücksicht auf
die häufigste damals cirkulierende Goldmünze, den makedonischen,
nach Philipp benannten Goldstater (§ 31, 2. 3), gewählt; das Normal-
gewicht betrug, wie bereits bemerkt, V40 Pfund = 8,186 Gramm,
wozu das Effektiygewicht von 8,16 bis 8,03 Gramm sehr wohl stimmt.^)
Auch die Stücke aus der Zeit unmittelbar nach Cäsars Tode, die teils
von Feldherrn , teils im Auftrage des Senats geschlagen worden sind,
folgen diesem Fufse^); doch verringert sich das Gewicht allmählich,
bis es zu Anfang der Raiserzeit den im nächsten Abschnitte (§ 38, 3)
angegebenen Betrag von V42 Pfund erreicht. Seinem Goldwerte nach,
verglichen mit heutiger Münze, ist der Aureus Cäsars auf 22 M. 82 Pf.,
seinem Münzwerte nach, als Stück von 25 Silberdenaren gerechnet,
auf nur 17 M. 54 Pf. anzusetzen.^)
1) S. die eiDgebende DarstelloDg dieses MfinErechtes vnd seiner Aosfibang
bei MoiBBiseD S. 373^77 (U p. 57—63) nnd LenonnaDt U p. 272—322.
2) VergL nnlen S. 306 f.
3) Die Desterhaltenen der von de la Natize in den M4m. de TAcad. des Inscr.
t.30 p. 376f. zasammengestellten Gddsttcke Gasare aus den Jahren 46—44
wiegen 8,16 Gr. (» 153»/i Par. Gran), 8,11 (— 162»/8), 8,10 (— 152Vi), 8.07
(« 1517«). D^r Durchschnitt betragt 8,11 Gramm. iHommsen S. 751 (III p. 20)
lidit aus diesen und einigen andern Stücken den Durebsdinitt von 8,07 Gr.
4) S. die Zusammenstellung bei Mommsen S. 751 f. Anm. 38. 39 (lU p. 21 f.).
5) Vergl. § 38, 6 und Tab. XIX A.
Dritter Abschnitt.
Das Mflnzifesen der Eaiserzelt.
§ 38. Die Goldwährung von Augushu bis auf SepUmius Severus.
1. Der Senat und die Beamten mit Imperium, die beiden Staats-
gewalten, welche in der republikanischen Zeit dergestalt in das Münz-
recht sich geteilt hatten, dafs ersterer in der Stadt, letztere nur aulser-
halb derselben im Bezirk ihrer militärischen Obergewalt prägten, übten
seit Cäsar dieses Recht in der Stadt neben einander aus. Der Senat
münzte nach wie vor in Silber; Cäsar aufser in Silber auch in Gold
(§ 37, 3). Nach dem Tode des Dictators bemächtigten sich nicht nur
die Feldherrn der Senatspartei, sondern auch der Senat selbst der
Goldprägung. Daran änderte Octavian, als er die monarchische Ge-
walt von neuem begründete, zunächst nichts, er liefs die Senatsprä-
gung noch eine Zeit lang neben der kaiserlichen einhergehen. AUeiD
mit dem J. 16 v. Chr. hören die senatorischen Gold- und SilbermOn-
zen auf und an ihre Stelle tritt vom J. 15 an eine regelmärsige Aus-
münzung von Kupfergeld, welches seit einem halben Jahrhundert io
der Hauptstadt nicht mehr geprägt worden war (§ 36, 3 j. Damals mofs
also der Imperator das Recht der Ausmünzung der edlen Metalle dem
Senate entzogen und sich allein vorbehalten, zu einiger Entschädigung
aber jenem die ausschliefsliche Prägung des Kupfers übertragen haben.
Dies ist die Münzordnung der Kaiserzeit, welche von da an bis auf
Aurelian, also fast drei Jahrhunderte lang, Bestand hatte. ^)
Eine wichtige Neuerung der monarchischen Zeit war der Gebrauch
das Bildnis des Herrschers auf die Vorderseite der Münze, die bisher
ein Götterkopf eingenommen hatte, zu setzen. Wie es scheint bat dies
t) Die aasfahrliche Entwickeluog 8. bei Mommsen S. 739—747 (Traduct.
Blacas 111 p. 2— 14), Lenormaot I p. 167. 182 ff., II p. 321—418. Die Uberlassuiif
der Kupferpraguog an den Senat bedeutete nach Mommsen Römisches Staats-
recht II Abt. 2 S. 954 f. den Verzicht auf die Ausgabe von Kreditmünxe sdteo
des Princeps.
§ 38, 1. 2. GOLD- UND KUPF£RPRÄGUNG. 305
zuerst Bach Beschlub des Senats im J. 44, kurz vor Cäsars Tode, und
zwar bei der regelmäfsigen Silberprägung durch die Münzbeamten der
RepubUk, stattgefunden. >) Cäsar selbst vermied es, für seine eigene
Gold- und Silbermünze (§ 37, 3) die gleiche Regel einzuführen 2); we-
niger bedenkUch waren seine Gegner aus der Mitte der republikani-
schen Partei, M. Brutus, S. Pompejus und andere ^), denen dann weiter
die Triumvim Antonius und Octavian , und zwar diese ganz nach dem
Vorbilde orientalischer Herrscher, sowie einige Prokonsuln in Asien
nod Afrika folgten.^) Seitdem die Monarchie zu fester Form gelangt
war, blieb dieses Vorrecht allein dem Princeps und seinen nächsten
Familienangehörigen vorbehalten.^)
Die seit dem J. 15 v. Cht. vom Senat geprägte Kupfermünze ^)
tragt zum Unterschied von der kaiserUchen die Aufschrift S • C (sena-
tus coHiHÜo). Die Leitung der senatorischen Prägung blieb wahr-
scheinlich bei den Dreimännern für das Münzwesen , wie zur Zeit der
Republik.^ Ehe die Kupfermünze ausgegeben wurde, scheint sie einer
Prüfung in der kaiserUchen Münzstätte unterlegen zu haben. ^)
2. Nicht blols durch die neue Hünzordnung scheidet sich das
HOnzwesen der Kaiserzeit scharf von dem der Republik ab , sondern
auch durch die Änderung der Helallwährung. Der Freistaat hatte in
seiner Prägung mit dem Kupfer begonnen und fast 200 Jahre lang
ausscbliefslich Kupferwährung gehabt Dann war die Silbermünze
neben das Schwerkupfer getreten und bald darauf, im Verlaufe des
\) Dio 44, 4, Mommsen S. 739 f. (DI p. 2 f.), und vergl. Anm. 2.
2) Die grolse Menge der heute noch erhalleneo Exemplare setzt es aufser
Zweifel, dafs der Regel nach Cäsar auf seinen eigenen MQnzen sich nicht
abbilden liefs. Ob vereinzelt dies doch stattgefunden hat, ist streitig. Lenor-
nut n p. 328 1 nimmt an, dafs ein Aureus des Pariser Kabineties mit Gäsars
lop/ sowohl echt, als auch zu Lebzeiten des Diktators geprägt ist, während
A. T. Sallet in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1877 S. 133 f. Bedenken gegen
^ Echtheit dieses Stückes erhebt, Mommsen S. 740 (ÜI p. 3) dasselbe in die
Zeit nach Gäsars Tode seUt
3) Mommsen S. 740 (III p. 3), Lenormant D p. 331.
4) Waddington in der Revue numismatiqne 1867 p. 102 ff., Lenormant Dp.
311 £ Letzterer weist im einzelnen nach, wie besonders Antonius auf seinen
Mflnien jede republikanische Tradition bei Seite setzte und sich ganz als Sou-
verän gerierte. Abbildungen s. bei Mommsen-BIacas lY pl. XXXU fig. 12 u. 13
(und dazu Blacas p. 73 f.), pl. XXXIII.
5) Mommsen Römisches SUatsrecht II Abt 2 S. 767 f., Lenormant II p. 374 ff.
392 L AbbUdungen bei Moramsen-Blacas IV pL XXXXIV.
6) Mommsen Gesch. des röm. Münzw. S. 745 f. (HI p. 10 fL), Lenormant II
P- 399 ffl Abbildungen bei Mommsen-BIacas a. a. 0.
7) Mommsen Rom« Staatsrecht D Abt 1 S. 654, Abt. 2 S. 956, Lenormant
n p. 402, und vergl. oben $ 35, 1.
8) Mommsen a. a. 0. Abt 2 S. 956.
Hiilttek, lI«tiologie. 20
806 GOLD WAHRUNG VON AUGUSTUS BIS SEYERUS. §3S.i
zweiten puniscben Krieges, die reine Silberwttbrung zur Geltung ge-
kommen. Mit der Kaiserzeit tritt die Goldwährung ein ; doch war aach
hier, ähnlich wie früher beim AuTgeben der Kupferwährung, der Über-
gang kein plötzlicher. Als Cäsar die massenhafte Goldprägung begaoD,
dachte er nicht daran etwas an der bestehenden Silberwährung zu an-
dern. Sein Goldstück sollte lediglich zum Ausdruck des Silberwertes
von 25 Denaren dienen. Allein thatsächlich änderte sich das Verhält-
nis bald dadurch, dafs die neue Goldmünze den Grofsverkehr immer
mehr beherrschte. Eine Vorstellung da?on mag der Schatz Ton
Brescello geben , der gegen 80000 Goldstücke allein aus den Jahren
46 — 38 V. Chr. enthahen haben soll.^ Ganz von selbst trat damit
das Silber in eine untergeordnete Stellung, wenn es auch die Eigen-
schaft eines WertmetaUes nicht sofort verlor, sodafs in der ersten
Kaiserzeit Gold- und Silberwährung noch neben einander hergeben.
Die unumgängliche Bedingung fttr eine solche gemischte Währung
ist, dafs der gegenseitige Münzwert der beiden Metalle dem wirk-
lichen Wertverhältnisse möglichst nahe entspreche. Cäsar hatte in
seinem Aureus von V^o Pftind Gewicht und 25 Denaren Münzwert
das Gold zum 11,90 fachen Werte des Silbers ausgebracht Dieses
Verhältnis mag dem damaligen durchschnittlichen Handelskurse ent-
sprochen haben; wenigstens scheint das Gold nicht hoher, eher noch
etwas niedriger gestanden zu haben. Aber als nun dasselbe Metall
zur allgemeinen Reichsmünze wurde und somit eine viel weitere Ver-
wendung fand als früher in der schwerftllligen Barrenform , da stieg
auch sein Wert dem Silber gegenüber noch um ein merkliches, sodals
das Verhältnis 11,90: 1 eher zu niedrig als zu hoch wurde. Daraus
erklärt sich ganz natürlich die Verminderung, die das Gewicht des Au-
reus bald nach Cäsar erfuhr. Dasselbe geht nämlich seit Octavians Allein-
herrschaft auf das doppelte Gewicht des Silberdenars, d. i. V42 P^n^
herab und bleibt so in der ersten Kaiserzeit; das Gold kommt also zum
Silber in das Verhältnis von 12,5 : 1. Unter Nero trat eine weitere
wichtige Veränderung ein , indem dieser nicht nur das Gewicht des
Denars von V84 auf V«6 Pfund verminderte, sondern denselben auch
mit stärkerer Legierung ausbrachte. Damit sinkt der Silberwert von
68 auf 51 Pf., und das Silber wird dem Golde gegenüber, gerade so
wie früher das Kupfer gegen nlas Silber, faktisch zur Scheidemünze.^
t) Mommaeo Gesch. des röm. Mfinzw. S. 755 (III p. 26).
2) Vergl. unten $ 38, 4 gegen Ende. — Plinins freilich, der an aner Zeit
schrieb, wo die Legierung des Silbers erat seit karzem begonnen hatte nn^
ISS, 2. GOLDPRÄGUNG. 807
Wenn firüber 25 Silberdeoare vollauf denselben wirklichen Wert wie
ein Aoreus dargestellt hatten, so erreichten sie jetzt diesen Betrag noch
bei weitem nicht, und alle gröfseren Zahlungen niufsten streng
genooimen, wenn der Empfänger nicht benachteiligt werden sollte,
ron nun an in Gold geleistet werden. Doch war es nicht erforderlich
darüber eine gesetzliche Bestimmung zu erlassen, da die kaiserlichen
Kassen, wie die massenhafte Goldausprägung jener Zeiten zeigt, alle
grofseren Zahlungen, insbesondere den Sold für das Heer^), in Gold
leisteten. Dem entsprechend mufsten auch die Eingänge an den kaiser«
lickeB Fiseus vorzugsweise in Gold geliefert werden , und indem der
grofee Handelsrerkehr und die römische Börse bereitwillig der durch
die Goldzahlungen gebotenen Erleichterung sich anschlössen, so wurde
ganz von selbst das Silber mehr auf den Kleinverkehr beschränkt, wo
das ZurOckstehen des Metallwertes hinter dem MQnzwerte nicht em-
pfunden wurde. 2)
wo im ganzen weit mehr Mfinzen älteren Datums von feinem Korn, als jüngere
legierte im Umlauf waren, nimmt mit Recht auf eine Wertverminderung des De-
nars durch die Legierung keine Rücksicht. Dies geht herror aus der Deutung,
welche wir der Stelle 19, 1 § 20 oben S. 301 Anm. t gegeben haben.
1) Sueton Domit 7: addidit et miartum stipendiom mUiti, aureos ternos
St Bedeutung von stipendivm als Einheit des Soldsatzes erklart Marauardt
D. Slaatsverw. II S. 92 f.). Vergl. auch Otho 4, wo eyi aulserordentiiches
Geldffeschenk in aurei gezahlt wird. Dafe die gToCMirtigen Legate des Augustus
an Volk und Heer (Taat. ab exe 1, 8, Suet. Aug. 101) aus den Goldbeständen
des Fiseus flössen, ist wohl nicht zu bezweifeln, wenngleich ein Zeugnis darüber
fehlt Auch wflrde Caligula, der in weniger als einem Jahre 2700 Millionen
Sesterzen rergeudete (Suet. Galig. 37), dies nicht so leicht zustande gebracht
haben, wenn nicht diese Ersparnisse des Tiberins In Gold angelegt gewesen
wären. Andere Wahrscheinlichkeitsbeweise der Art aufzufinden ist nicht schwer.
Die gesamte Menge des im römischen Reich zu seiner Blfitezeit cirkulierenden
Bargeldes in Gold und Silber wird Ton G. G. Zumpt Über den Stand der Be-
▼ölkeruog im Altertum, Berlin 1841, S. 77f. zu 100 Millionen j^ St., d. i. rund
10 000 Millionen Sesterzen ■■ eentiet tnitiet tettertium gescbätzt. Wenn Vespa-
sbn nach Sueton 16 beim Antritt seiner Regierung erklärte, man beddrfe qua-
dringerUies miliei mm AO 000 Millionen Sesterzen, wenn der Staat bestehen solle,
also den Tierfachen Betrag des, wie eben angenommen wurde, überhaupt cir-
kuHerenden Bargeides, so meinte er damit wohl den Sollbetrag der staatlichen
Verpfiichtnngen , welcher erst allmählich aufzubringen war und fiberdles zu
einem grofsen Teile durch Umschreiben an Zahlungs statt beglichen wurde.
2) Die Verbältnisse der Gegenwart bieten hierzu interessante Vergleichuogs-
Miikte. Theoretisch werden bekanntlich unterschieden die reine Goidwähruog,
die reine Sllberwäbrung und die gemischte Gold- und Silberwährunff (§ 22, 4).
England, welches die reine Goldwährung und das Herabdrtlcken des Silbers
ZV Scheidemünze am konsequensesten durchgeführt hat, muls doch in seinem
Soften indischen Reiche das Silber als Wertmetall beibehalten. Das deutsche
neb nahm den Anlauf zur reinen Goldwährung; hat aber bisher des Thalers
als Wertgeldes sich noch nicht entäufsem können. Würde nun die Ausprägung
▼on Tbalem fortgesetzt, ja Tielleicht gar der Privatspekulation gestattet, so
20»
808 GOLDWÄHRUNG VON AUGUSTUS BIS SEYERUS. § S8.2.S.
Wir haben also seit Nero die reiae Goldwährung im rAmischen
Reiche, und müssen demgemfils, wenn wir für das Courant dieser Zeit
den entsprechenden Ausdruck in unserer Hanze suchen , vom Golde
und nicht Yom Silber ausgehen. Aber auch betreffs der vorhergehen-
den Kaiserzeit erscheint, wie später noch zu zeigen sein wird (§ 38, 6),
diese Vergleichung als die passendste.
3. Die neue von Cäsar eingeführte Goldmünze führte den Namen
aureus. Hierbei ist, gerade wie bei den Bezeichnungen für die Silber-
münze, das bisweilen auch ausdrücklich hinzugesetzte mmmui zu er-
gänzen; doch findet sich daneben noch der eigentlich mifsbräuchliche
Ausdruck denariui aureus.^)
Aufeer dem Ganzstück kommen, freilich ungleich seltener, Hälften
vor; Augustus lieb auch vierfache Stücke, ipuUtmiones, schlagen.^)
Die schon ei*wähnte, einfache und bequeme Weiigleichung des Aureus
mit 25 Denaren oder 100 Sesterzen wird vielfach von den Schrift-
stellern der Kaiserzeit bezeugt. 3) Das Gewicht ist seit Augustus' AUein-
wfirde das MifsverhiltDis zwisehen gesetzlichem und effekUvem Silberkars selir
bald in Deutschland das Gold aus dem Verkehr verbaonen. Da aber die Menge
des umlaufeudeD TbalersUbers, welches zur Zeit eineu höheren Mflnzwert ät
den eflektiven hat, auf den Status quo beschränkt ist, so bleibt unsere Gold-
währung ungefährdet. Auch die Länder des Frankengeldes haben thatsachlich
Goldwährung und bewahren sich vor einem Überwuchern des Silbers durch Be-
schränkung der Ausprägung dieses Metalles. Nach diesen Analogien ist es
leicht erklärlich, wie das römische Reich unter den Kaisern, ohne dafis eine
gesetzliche Einführung stattgefunden hat, tkatsächlich zur Goldwährung über-
gegangen ist.
t) j^ureus nummui hat Gic PhiL 12. 8, 20, Plin. 33, 3 § 47. An letxterer
Stelle ist der Ausdruck offenbar die technische Bezeichnung sowohl für die
älteren Goldm&nzen als für das Goldstück Gäsars. Für gewöhnlich findet sich
allerdings das einfache aureus, ähnlich wie für das ursprüngliche denarims
nummuM in der Regel blofs detiarius gesagt wurde. Die Anwendung des Namens
denmrius auf die Goldmünze ist streng genommen ein Mifsbrauch, da das Wort
deutlich genug die Silber münze Ton zehn Assen Wert bezeichnet ({ 35, 3).
Indes hielt man sich in der spätem Zeit nicht so streng daran und trug die
Benennung der Hauptmünze in Silber auf die in Gold über. So sagt Plin. 33,
3 { 42 : ex auro denarium signavit, womit 34, 7 § 37 zu vergleichen, wo denM-
rhu aureus Ton fremder Goldmünze steht Letztern Ausdruck haben audii Fe-
tron. Sat 33 und Spätere. Nur dürfte derselbe schwerlich, wie Mommsen S. 750
Anm. 35 (lU p. 19 f.) annimmt> für die eigentliche technische Bezeichnong tu
halten sein.
2) Eckhel D. N. I p. L; VI p. 116. Mommsen S. 750 (10 p. 19).
3) Sueton. Otho 4 : aureos ezcubanü cohorti Tiritim dividebat, ver^L mit
Tac. Rist. 1,24: cohorti excubias agenti Tiritim centenos nummos divideret.
Lukian Pseudolog. 30 setzt 30 x^^^ (aurti) gleich nstnrittapxa moX ^tct«*
nocKu (9(faxfMU oder denarü), also den Aureus gleich 25 Denaren (vgL § 32, 1).
Femer bezeugen dasselbe Dio 55, 12: x^vcovv xai iya fh t^fu^fta n xas
niv%9 Htd siKoai 3^axfias 9vvautvov naxa xo imx^^^ov 0*^/10(0», Didymos,
der Verfasser der Schnft ns^l rij£ na(fa rois ^Pcsf^aUm artdayias, bei Priscimn.
i 3«. 3. DER AUREUS. 309
herrscbaft nicht mehr das volle Ton V^o Pfund oder 8,18 Granun, son-
dern es geht unter 8 bis auf 7,80 Gr. herab, i) Genau dieser letztere
Betrag ist wiederum das Maximalgewicht fdr die Goldstücke desTiberius,
Caligula, Claodius und Nero. 2) In der Regierungszeit des letzeren, vom
J. 60 an , macht sich eine auffallende Verminderung des Gewichts auf
etwa 7,4 Gr. bemeriLÜch.^) Auf diesen Betrag haben die folgenden
Kaiser bis zu Titus gemünzt^) Domitian versuchte zu dem vollen Ge-
wichte von 7,8 Gr. zurückzukehren; näherte sich aber, vieUeicht in den
spätem Jahren, doch wieder dem minderen.^) Auch Nerva und Tra-
jan in seinen zwei ersten Regierungsjahren haben noch etwas hoher
als auf 7,4 Gr. gemünzt^); aUein die spätem Münzen Trajans sowie
die von Hadrian und Pius erheben sich in der Regel nicht mehr über
dieses Gewicht'') Unter Marcus Aurelius sinkt das Gewicht, einzelne
Stacke abgerechnet, weiter auf 7,3 Gr. und bleibt so bis auf Caracalla,
der eine Zeit lang noch nach diesem Fufse gemünzt hat, gegen Ende
de fig. nnm. 18: rä x^^ <rtj<frä^ia noiM dtanoifta ntvrrjHOvxa 9ijva^ia a^-
yvffa, Siaa 9i x^cä, Zonar. 10, 36 p. 540 B: 9vrarrai na^ 'Pcofiahie al
tucoct xal nhne d^axfial x(n}it6vv vSfJUtffia Sv,
t) Die von Mommsen S. 752 Anm. 4t (HI p. 22) nach Eckhel, de la Naaze
und PiDder zoDammeDgestelllen Maximalgewichte betragen aus der ersten Re-
gierongszeit des Augnstns 7,05. 7,9. 7,85 Gr., ans der Zeit vom J. 27 v. Chr. an
7,90. 7,89. 7,87. 7,84. 7,83. 7,82. 7,80. Noeh höhere Gewichte (8,18. 8,08. 8,06
Q. s. w.) führt Queipo III p. 426 ans der Londoner Sammlung an ; doch sind
rie nicht zu brauchen, da die Zeitangaben fehlen. Der von ihm gezogene
Dordischnitt giebt noch 7,79 Gr.
2) Die Maximalgewichte sind nach dem Pembrokeschen Katalog, dem 'König-
lichen Mfinzkabinet' von J. Friediaender u. A. v. Sallet, Berlin 1877, und Queipo:
Tiberius: Halbstücke von 3,96. 3,93. 3,92, welche Ganzstücken von 7,92 bis
7,84 Gr. entsprechen; femer Ganzstücke von 7,78. 7,75. 7,74. — Caligula:
7,83. 7,78* 7,74. — Claudius: 7,93. 7,85. 7,83. 7,8. 7,77. — Nero: 7,81.
7,72. 7,70.
3) Ein Aureus v. J. 60 bei Pinder wiegt noch 7,65 Gr., dann folgen aus
den spatem Jahren Stücke von 7,3 (zwei), 7,297. 7,39 ; dazu 7,36 bei Pembroke.
4) G alba hat nach Queipo p. 428 f. noch Stücke von vollem Fuüse aus-
gegeben: 7,71. 7,68. 7,64; doch stehen die meisten unter 7,4. Die der folgen-
den Kais«' erheben sich kaum mehr Über letzteren Betrag: Otho: 7,42. 7,4.
736; Vitellius: 7,40. 7,36. 7,35. Von Vespasian stehen bei Queipo die
Tier höchsten Stücke auf 7,65. 7,59. 7.43. 7,41, die meisten (32) zwischen 7,365
bis 7^20, sechs noch daranter;'von Titus die höchsten auf 7,44. 7,41 (zwei),
7,40 (zwei), zwanzig daranter bis 7,20, vier noch niedriger.
5) Die höchsten Stücke von Domitian stehen (bei Queipo) auf 7,80. 7,76.
7,72, elf daranter bis 7,50, vier bis 7,40, siebzehn daranter bis 6,95. Der Durch-
schnitt ist 7,43. wahrend er seit Vespasian und Titus nur 7,30 und 7,29 betragt
6) De la Nauze in den M^ro. de TAcad. des Inscr. t. 30 p. 391. Bei Queipo
tteben rieben Stücke von Nerva zwischen 7,65 bis 7,40, nur zwei daranter.
7) Von Hadrian stehen (bei Queipo) nur vier Stücke über 7,40 (7,42 bis
7,455), die meisten daranter, nämlich neununddreifsig von 7,37 bis 7,20, drei-
vndzwanzig bis 7,06. Ein ganz ähnliches Resultat geben die Münzen von Pius.
810 GOLDWÄHRUNG VON AUGUSTUS BIS SEVERUS. f S8,3.
seiner Regierung aber auf den geringeren Beirag von V&o Pfund »3
6,55 Gr. herabgegangen i&U) Damit beginnt die wirkliehe Verschlech-
terung der Goldmünze, Ober welche weiter unten (§ 39, 1) zu sprechen
sein wird. Oberblicken wir die eben aufgeführte Skala der Gewichts-
beträge, deren Richtigkeit auch durch die Durchschnitlsgewichte be-
sUltigt wird 2), so zeigt sich , dafs von Augustus bis Caracalla wohl ein
allmähliches Abknappen des Gewichts, aber noch nicht eine Änderung
des Münzfufses stattfand. So ist auch Plinius zu yerslehen , wenn er
an der bekannten Stelle 3) sagt: 'postea placuit S XXXX signari ex
auri libris, paulatimque principes imminuere pondus, et novissime Nero
ad XXXXV\ Der ursprüngliche Aureus ist der des Cäsar von V40 Pfund;
von da an trilt eine allmähliche Verminderung ein, die zuerst merklich
unter Nero wird , dessen Münzen sich allerdings dem Betrage vod V^s
Pfund («= 7,28 Gr.) nähern. Aber man darf nicht ohne weiteres diesen
Betrag als den von da an normalen hinstellen , wie deutlich aus der
höhern Prägung sowohl Neros selbst als der darauffolgenden Kaiser
hervorgeht. Es fragt sich also , welches als das Normalgewicht far die
ersten beiden Jahrhunderte der Kaiserzeit hinzustellen ist. Auf den
vollen von Cäsar bestimmten Betrag von V40 Pfund oder 8,18 Gr. zurOck-
zugehen erscheint aus mehreren Gründen nicht rätlich. Der Abstand
des Effektivgewichts der kaiserUchen Prägung wird dann zu grofs;
1) Von Marcus Aurelios wiegen in der Londoner Sammlnn^ (bei Qadpo)
zwölf Stacke von 7,46 bis 7,91 , sechsundzwanzig von 7,30 bis 7,21 , neun
darunter. Ein ähnliches Verhältnis ergiebt sich ffir die Prägungen des Verus
und Gommodus. Unter SepUmius Severus ist ungleicbmälsiger als frAher fe-
mfluzt worden; es kommen ziemlich viele Stücke von 7,4 und darüber, dafür
aber auch zahlreiche unter 7,2 vor, sodaüs der Durchschnitt um 0,02 Gr. nie-
driger ausfallt als bei den vorhergehenden. Von Caracalla stehen (ebenfalls bei
Queipo) noch sechs Stück über 7,3, elf darunter bis 7,M5, endlich lehn von
6,91 bis 6,26. Letzteres ist das verminderte Gewicht, welches von da an das
regelmälsige wird, und das am besten auf Vm Pfund » 6,55 Gr. anzusetzen ist.
Vcrgl. §39, 1.
2) Durchschnittsgewich le geben, wie Mommsen S. 753 Anm. 41 (III p. 22 f.)
mit Recht bemerkt, in der Regel nicht den Betrag des Normalgewichts, welches
yielmehr in den maximalen Gewichten gesucht werden mu£. Doch sind sie
höchst brauchbar, wenn relativ das Verhältnis verschiedener Prägungen dar-
zustellen ist. So wird die folgende Übersicht, welche nach Letronne p. 83,
Dureau de la Malle (Econ. I p. 43), Pinder und Friedländer (Beitr. I S. 12),
Cohen (Descript I p. XV f.) und Queipo p. 426 ff. zusammengestellt ist, ein deut-
liches Bild der verschiedenen Phasen der kaiserlichen Goldprägung geben. Es
wiegt im Durchschnitt der Aureus unter Augustus 7,90 bis 7,78 Gr., Tiberius
7,78 bis 7,74, Claudius 7,70 bis 7,68, Nero 7,45 ; von Galba bis Vespasian 7,^0;
unter Titus 7,29, Domitian und Nerva 7,45, Trajan und Hadrian 7,21, Antonin
7,27 bis 7,21 ; von Aurelius bis Septimus Severus 7,25; unter Caracalla anfangs
7,23, später bis 6,43.
3) Nat bist. 33, 3 $ 47.
f 38. 4. AUSPRÄGUNG B£S SILBERS. 311
ferner erklärt sich das Sinken des Gewichts unter Augustus aus dem
steigenden Wert des Goldes, es war also kein zuMliges; endlich ist zu
beachten, dafs die Schätzung des Courantes der Kaiserzeit infolge des
Übergangs von der Silber- zur Goldwährung ohnedies im Vergleich
zum republikanischen Courant höher ausfallt. Wir nehmen also das
EffektiYgewicht von Augustus' späteren Regierungsjahren zum Normal-
gewichte fttr die folgende Zeit und setzen danach den Aureus gleich V42
Pfund oder 7,80 Gramm.
4. Neben dem neuen Goldstück blieb die Hauptmünze in Silber
fortwährend der Denar, der in der ersten Kaiserzeit ebenso vollwichtig
und fein wie unter der Republik fortgemttnzt wurde. ^) Allein unter
Nero tritt eine Änderung in doppelter Beziehung ein. Einmal vermin-
dert sich das Gewicht, welches bis dahin gleich 784 Pfund oder 3,90 Gr.
gewesen war, um ein merkliches^), sodals der Betrag von ^/ee Pfund
1«K 3,41 Gr.), zu welchem Galen und die Metrologen der Kaiserzeit
den Denar ansetzten 3), in Neros mittlere Regierungszeit, wahrschein-
lich gleichzeitig mit der Verringerung der GoldmUnze (nach dem J. 60),
zu versetzen ist. Auf diesem Fuls hält sich der Denar stetig bis auf
Marcus AureUus.^) Unter Commodus tritt eine merkliche Veiminderung
1) Das Normalgewicht des republikanischen Denars ist (nach § 36, 1) 3,90
Gramm, das effektive Gewicht 3,88 Gr. (ebend. S. 285 Anm. 4). Nach Aker-
man Gatalogae of Roman coins vol. 1 pref. p. XV steht der Denar Gäsars ma-
ximal auf 4,05 Gr., acht Stacke im Durchschnitt auf 3,66; femer der Denar
des Augustus maximal auf 4,08, dreizehn StQck im Durchschnitt auf 3,82, was
noch Toilkommen der republikanischen Prägung enlsprichL Unter Tiberius,
GaUgula und Glandius sinkt das Gewicht durchschniltlich auf 3,70 bis 3,56 Gr.
and bleibt noch so in Neros ersten Regierun^ahren. Das Korn des Denars ist
wihroid dieser Zeit, wie die Proben bei Schiassi p. 35 und A. y. Rauch in den
Miitheilnngen der numism. Gesellsch. in Berlin, Heft 3 (1857) S. 296 und in der
Berliner Zeitschr. f. Numism. 1874 S. 34 beweisen, nicht weniger fein als unter
der Republik (vergl. oben S. 298 Anm. 1).
2) Bei Akerman a. a. 0. wiegen vier Denare mit dem jugendlichen Haupte
Neros 3,69 bis 3,43, im Durchschnitt 3,56 Gr.; dagegen fünf mit dem alten
Haupte 3,40 bis 3,04, im Durchschnitt 3,21 Gr.
3) Galen, de compos. med. p. gen. 5 p. 813 Kflhn: {htrc hcU ^fUireia
ovyyUu) f 8^xf^ yirorttu t^ /uas ovyvias tf 8(faxuas dexofUnje, welche
Beomung für das Pfund 96 Drachmen, a. h. Denare, ergiebt. Ebenso der-
selbe an mehreren anderen Stellen, ferner die Metroloffen der sogenannten
Galttiischen Sammlung, die Fragmente aus Epiphanios und Eusebios, Hesychios
u. a^ eodüch von Lateinern Pnseian und Isidor. S. den ausführlichen Stellen-
na^weis im Index lu den Metrologici scriptores unter StivoMv 2, Soax/ii 4,
iUr^ 2, avyyia 2, denariusy draehma, und vergl. de Lagarde SymmicL I S. 172,
62 Q. ö. Zu beachten ist auch, dafs dieser Denar ganz gewöhnlich als Ge-
widit gebraucht wurde.
4) Die Ton Akerman zoiammengestellten Wagungen Ton 229 Denaren Ton
Galba bis Bfarcus Aurelius zeifen für diese ganze Epoche Maximalgewiehte
▼OD 3,5 bis 3,3 Granmi. Die Durchschnittsgewiehte sind durchgehends noch
812 GOLDWÄHRUNG VON AUGÜSTÜS BIS SEVERÜS. § 88, 4.
des Gewichts ein, während Septimius Severus wieder dem frOhern Fufs
sich nHherti) indes steht die Frage nach dem Gewichte ganz znrOck
gegen die zweite wichtige Änderung, welche Nero mit der SilbermUnze
vornahm. Das Silber war bisher, wie in der republikanischen Zeit, mög-
lichst rein ausgeprägt worden ; jetzt wurde zuerst absichtlich Legierung
von unedlem Metall beigemischt, die anfangs 5 bis 10 Prozent betrug,
später aber in immer steigendem Verhältnis zunahm. Schon unter Tra-
jan um das Jahr 100 erreicht sie die Hohe von 15 Prozent, steigt dann
im Laufe des folgenden Jahrhunderts unter Hadrian auf nahe an 20,
unter Marcus Aurelius auf 25, unter Commodus auf 30, endlich unter
Septimius Severus auf 50 bis 60 Prozent.*) Damit sinkt der Silberwerl
des Denars, der bis dahin 68 Pf. betragen hatte, unter Nero anf 51,
unter Trajan auf 46, unter Severus auf 35 bis 30 Pf.^), woran sich die
weiteren Verschlechterungen der Silbermttnzc in der folgenden Epoche
reihen (§ 39, 2). Trotz dieser auffallenden Verminderung des Metall-
wertes bleibt der Münzwert durchaus der frühere; der Denar gilt nach
wrie vor als V^s des Aureus, nur wird er zu einer nicht mehr voll-
höher als das von Neros jfingerer Prägung; sie betragen fOr Galba 3,80, Otho
3,34, Vitellius 3,30, Vespasian 3,27, Titas und DomiUan 3,30, Nerva 3,39, Trajan
3,37, Hadrian 3,34, Pius 3,37, Alarcns Aurelius 3,30 Gr.
1) Siebzehn Stocke von Commodus wogen im Durchschnitt nur 3,14 Gr.,
vierzehn von Septimius Severus steigen wieder auf 3,22 Gr.
2) Diese allmähliche Verschlechterung des Korns läfst sidi deutlich an den
Analysen von Kaiserdenaren verfolgen, welche Akerman p. XIV, A. v. Rauch
in den Mittheil, der numi<im. Gesellschaft in Berlin, Heft 3 (1857) S. 296 fll,
£. V. Bibra Ober alte Eisen- und SUberfunde, Nürnberg u. Leipzig 1873, S. 37
(vergl. mit S. 46 ff.) zusammenstellen. Daraus sind die oben gegebenen Pro-
lents&tze abgeleitet, welche nur als runde Betrage gelten sollen, denn in den
einzelnen Abteilungen schwankt das Legierungsverhältnis wieder bedeutend.
?i) Es ist hier, um die Vergleichung zu erleichtem, auch bei dem Denar
der Republik und der ersten Kaiseneit der durchschnittliche Gehalt an feinem
Silber (abweichend von der Schätzung § 36, 5) zu Grunde gelegt worden. Sechs
republikanische Denare bei Rauch a. a. 0. haben einen durchschnittlichen Fein-
gehalt von 0,972. Ihr durchschnittlidies Gewicht ■■ 3,86 Gr. steht hinter dem
normalen nur unmerklich zurOck. Indem wir das letztere zu Grunde legen,
erhalten wir den Silberwert von 68,20 Pf. Zehn Denare von Cäsar, Angustus
und Tiberius ergeben den durchschnittlichen Feingehalt von 0,986, was bei
normalem Gewicht auf einen Silberwert von 69,18 Pf. führen würde. Da jedoch
das durchschnittliche Gewicht hinter dem normalen etwas nrflckbleibt, so mag
dieselbe Wertschätzung wie bei dem republikanischen Denar gelten. Die spa-
teren Proben Rauchs (oben S. 298 Anm. 1) haben für zusammen 145 Stficke
einen Feingehalt von 0,966, mithin einen Silberwert von 67,78 Pf. (d. I. weit
mehr als Rauch berechnet) ergeben. Weiter ist oben der Silberwert des Nero-
nischen Denars aus zwei, des Trinani sehen aus vier, des Severischen ans neun
Stücken bestimmt worden. Bei dem Ansätze von 35 Pf. für Severus sind noch
ausnahmsweise gut gemünzte Stficke in Rechnung gekommen; ohne diese sinkt
der Silberwert auf nur 30 Pf.
§38,4.5. KUPFERPRÄGÜNG. 313
werügeD Scheidemünze, bei deren Ausgabe der Staat auf seinen Kredit
das unedle Metall in immer hohem Beträgen beimischte, i)
Aufser dem Denar ist auch der Quin ar, dessen Prägung gegen
Ende des secbstep Jahrhunderts der Stadt aufgehört hatte (§ 36, 2),
zuerst Ton Cäsar und dann in der ganzen Periode, wenn auch stets
Diu* sparsam, ausgemünzt worden.^) Die ebenfalls iWlher aufgegebene
Prägung des Sesterzes wurde zwar gleichfalls von Cäsar wieder aufge-
nommen, aber, wie sogleich zu zeigen ist, nicht lange fortgesetzt.
5. Die Kupferprägung hatte der Staat seit der Zeit zwischen
84 und 74 y. Chr. so gut wie ganz aufgegeben (§ 36, 3). Nur einige-
mal während der Bürgerkriege münzten Feldherm wie Antonius Kupfer
auf ihren Namen.^) Erst im J. 15 v. Chr. begann die städtische Münze,
freilich unter ganz neuen Verhältnissen, wieder Kupfer zu liefern. Da
die Monarchie inzwischen fest begründet war, so sollte der Senat
nicht mehr wie bisher konkurrierend mit dem Kaiser das Münzrecht
f&r die edlen Metalle haben , aber zu einigem Ersatz dafür wurde die
Kupferprägung wieder ins Leben gerufen und diese ihm ausschliefs-
lieh zugeteilt« Doch traten dabei mehrere wesentliche Abweichungen
von der republikanischen Münze ein , mit welchen bereits Antonius
Torangegangen war. Das auffallendste ist, dafs der Sesterz nun nicht
mehr in Silber ausgeprägt wurde, sondern als Vierasstück (rcrpaaaa-
^lov) unter die kupferne Scheidemünze kam. Aufserdem erscheint jetzt
auch der seit langem nicht mehr geprägte Dupondius wieder, dann der
As und der Semis. Doch hat letzteres Nominal nach Pius wahrschein-
lich wieder aufgebort. Auch Quadranten scheinen , jedoch nicht über
Trajan hinaus, geschlagen worden zu sein.^)
1) Die staatsrechtliche Bedeutung dieser MaTsregel, welche den Anfang zu
^ späteren Mfinzwirren bildete, weist Mommsen Rom. Staatsrecht II Abt 2
S. 955 nach. Derselbe zeigt in seiner Gesch. des röm. Mfinzwesens S. 766 ff. (ID
^ 43 IT.), dafs fflr die Zeit von Nero bis Tngan das Gold zum Silber in der Reichs-
niflnze etwa wie 10,31 : 1, femer fflr die Zeit bis Sevenis etwa wie 9,375 : 1
stand, mithin das Silber bedeutend Aber seinen wirklichen Wert ausgebracht war,
was, wie weiter entwickelt wird, ein deutliches Zeichen der reinen Goldwährung
ist Diesen Ansffihrungen schliefst sich Lenormant I p. 170 f. vollständig an.
2) Mommsen-Blacas 11 p. 151 ff. 532 ff., III p. 27 (frfiher in der Gesch. des
rön. Münzw. S. 650 ff. 756).
3) Borghesi bei Gayedoni Numismatica biblica p. 118 ff. (wiederholt in
Oeorres complites II p. 411 ff.), Mommsen S. 760 f. (III p. 33 ff.). Die Nominale
dieser früher rätselhaften Prägung sind Stficke Ton 4, 3, 2, 1, V« nnd V« (viel-
leicht vielmehr '/<) As, teils mit römischen, teils mit griechischen Wertzeichen,
l^s Tierasstflck oder der Sesterz erscheint hier das erstemal in Kupfer. Vergl.
aneh Lenormant II p. 350 ff.
4) Diese Darstellung beruht auf den in voriger Anm. angefahrten Unter-
snchongen Borghesis, denen sich auch Mommsen in allen Hauptpunkten an-
314 GOLDWÄHRUNG VON AÜGÜSTÜS BIS SEVERÜS. § 8S.6.
Eine weiiere Neuerung war, dafs die Wertzeichen, die früher nie-
mals fehlten und die auch Antonius noch gesetzt hatte, in Wegfall kamen.
Die Unterscheidung der einzelnen Nominale beruhte nur auf Gewicht
und Grdlse und noch einem neu dazutrctenden Momente, der Verschie-
denheit des Metalls. Es wurden nämlich, wie Plinius angiebt, der
Sesterz und Dupondius aus Messi ng, der As und Semis aus Kupfer,
beide Arten übrigens ohne Beimischung von wertloserem Metall ge-
prägt^) Der Sesterz hatte das Gewicht von 8 Denaren — 1 Unze oder
27,29 Gr., der Dupondius von 4 Denaren^). Der As war wahrschein-
lich dem Dupondius an Gewicht gleich, unterschied sich also von diesem
nur durch die geringere Qualität des Metalk und die dunklere Faribe.^)
schlieüst. AbbUdoDgen 8. bei Mommsen-Biacts IV pl. XXXIV. Die Ausprigaog
des Semis hat nach W. Christ in den Sitzan^benchten der Münchener Akad.
1865, I S. 126, noch bis in die Bütte des dritten Jahrh. sich erstreckt Dtls
Quadranten auch nach Tngans Zeit noch im Umlauf waren, lilst sich Ter-
mutungsweise entnehmen aus der DUtribuHo des Volusius Maecianus, einer um
das J. 146 yerfalsten Schrift (oben S. 13, MetroL Script II p. 17). Indem niBilich
der Schriftsteller { 67 sagt: 'infra semissem nemo temere rationem sestertia-
riam ducit', scheint er impUciie zuzugeben, dafe eine Teilung bis zur Hälfte
des Semis, d. L bis zum Quadrans, nach den damaligen Münsverhaltnisseo noch
möglich gewesen sei.
1) Plin. 34, 2 § 4: hoc (aes Gordnbense) — cadmean maxime sorbet et
aurichalci bonitatem imttatur in sestertib dupundiarisque, Gyprio suo assibus
contenüs. Ober das Gesetz des Augustus, welches auch beim Kupfer Legierung
ausdrflcklich untersagte, s. S. 297 Anm. 5. Das MischungsTermiltnis für die
Sesterze und BupondJen des ersten Jahrh. ist, wie Mommsen S. 763 Aom. 81
(in p. 38) nachweist, nicht ganz '/» Zink auf reichlich ^/» Kupfer. Die Asse
sind von reinem Kupfer.
2) Die Bestimmung des Gewichts des kaiserlichen Sesterzes geben der ano-
nyme Alexandriner in dem Fragm. J7i^ xaXatr^e^y, MetroL Script I p. 302, 5:
6 vovfAfiOi oiiyyiav i^«i t4' üxa&ftq^ (ahnlich de Ligarde Symmicta I S. 168),
das Fragm. JZe^ 9ra&fimy aus Eusebios (MetroL scr. I p. 278, 13), das Fragm.
*Em rmv Kleonax^as na^l ma&fi&v u. s. w., MetroL scr. I p. 251, 19: HaXälra^
fl ovyyla W0acca(ftop ^IraXtHov, Der Dupondius wird zu 4 Drachmen bestimmt
in drei verschiedenen Fragmenten aus derselben unter Kleopatras Namen gehen-
den Schrift, MetroL scr. 1 p. 235, 5. 237, 15. 256, 19. Vergl. auch ebenda p. 126.
150 adn. 2. 151. Beispielsweise erwähnt als MQnze das rtr^ffofi^ mit den
Bildnissen Neros oder Trigans Arrian Epikt 4, 5 p. 291 Borheck. Die Wagnogen
s. bei Mommsen S. 761 f. (III p. 40).
3) Zu diesem Schlüsse gelangt Pinkerton Essay on medals I p. 146 tL Vergl.
besonders p. 147 : in the imperial times it (the dupondius) did not mean a ooin
of double the weight of the as, but of double the value. Ihm schliefst sich
Mommsen S. 765 (fll p. 40 f.) gegen Borghesi (a. a. 0. p. 129 fL) an. Die metro-
logischen Fragmente aus der spateren Kaiserseit bestimmen allerdings das Ge-
wicht des amcoDtov ftbereinstimmend zu 2 Denaren oder Vi Unze: s. MetroL
Script I p. 97. 126. 228, 20 (vergl. mit Zeile 2 t n. 22). 235, 8. 237, 18. 255, 20.
278, 16. 304, 8. 18. An der letztcitierten Stelle wird dieser As affffo^M tov
oDyvifov genannt und dem acca(ftov rav x<x^Im^» f6XXi»Q xb rira^tor, ffegeo-
üherfesteUt Näher geht auf diese Miasverhiltnisse ein W. Ghrist Sitsangs-
berichte der Mflnchener Akad. 1865, 1 S. 126 f.
§38,5.6. KUPFERPRÄGUNG. 315
Semis und Quadrans scheinen auf Vs und Vi« l^i^ze ausgebracht zu
sein.i) Nur YorQbergehend ist unter Nero ein Anlauf genommen wor-
den, Dupondius, As und Semis durch die alten Wertzeichen II, I, S zu
unterscheiden. Dies hatte keinen Bestand; wohl aber blieb ein anderer
ebenfalls seit Nero eingeführter Unterschied, indem fortan auf dem Du-
pondius der Kopf des Fürsten mit Strahlenkrone, auf dem As dagegen
mit Lorbeerkranz , wie auf den Gold- und Silbermttnzen und auf dem
Sesterz, oder ohne allen Schmuck erscheint 2)
Aus den erwähnten Gewichten des Sesterzes und Dupondius er-
giebt sich, dafs das Messing nach der*Münzordnung des Augustus zum
Golde in dem Wertverhältnis von 1 : 350 ^), d.i. als Scheidemünze bedeu-
tend aber seinem wirklichen Wert, stand. Wenn der in Kupfer aus-
geprägte As, wie soeben als wahrscheinlich hingestellt wurde, dem
Dupondius an Gewicht gleich war, so verhielt sich nach derselben
MQnzordnung das Kupfer zum Golde wie 1 : 700. Da gleichzeitig das
Silber zum Golde wie 1 : 12,5 stand (§ 38, 2), so hatte das erstere zum
Messing das MQnzverhähnis von 28 : 1 , zum Kupfer von 56 : 1. Diese
Ansätze haben sich unter den folgenden Kaisem bis auf Severus nur
wenig geändert In der Zeit von Nero bis Trajan stand das Messing
zum Golde wie 1 : 367, ferner in der Zeit bis Seyerus wie 1 : 375, und
entsprechend das Kupfer zum Golde wie 1 : 733, später wie i : 750.^)
Etwas an&^dliger verschoben sich die Verhältnisse zur Silbermünze, da
diese während derselben Periode ebenfalls mehr und mehr zum Kredit-
geld wurde. In der Zeit von Nero bis Trajan stellte sich das Messing
zum Silber wie 1 : 35,6, das Kupfer wie 1 : 71,1, ferner in der Zeit bis
Severus das Messing wie 1 : 40, das Kupfer wie 1 : 80.
6. Es ist nun noch das Wertverhältnis des Courantes der ersten
Kaiserzeit zu unserm Gelde zu bestimmen. Die hier zuerst aultretende
Frage nach der Währung ist bereits oben dahin entschieden worden,
dab von Augustus bis Nero gemischte Gold- und Silberwährung, von
1) Mommsen S. 765 f. (10 p. 42).
2) Derselbe S. 762 (ID p. 36) und data die Abbildungen Tradact Blacas IV
pL XXXV üf. 4 u. 5. Ebenda fig. 3 n. 6 zeigen Sesterz und Semis das lorbeer-
oekranzte Haupt wie Aureus (flg. l)jind Denar (flg. 2). Vergl. auch F. Kenner
Die Scheidemfinze des Kaisers Nero, Wiener Namism. Zeitschr. X, 1878, S. 230 ff.
3) Vergl. oben ^ 38, 2. Der Aureus ist hierbei zu dem seit Augustus nor-
inleQ Gewicht von ^4% Pfund, welches zugleich dem damals tbatsichlichen Wert-
Terhllinisse zwischen Gold nnd Silber entsprach, angesetzt worden. Mommsen
S.766 (in p. 42) und nach ihm Lenormant I p. 170 behalten das G&sarische Gold-
S^cbt auch (Qr die ganze Zeit bis Nero oei und lassen danach das Messing
San Golde sich wie 1 : 333,33, das Kupfer wie 1 : 666,66 verhalten.
4) Mommsen S. 766 f. (IQ p. 42 f.), Lenormant 1 p. 170 f.
316 GOLDWÄHRUNG VON AÜGÜSTUS BIS SEVERÜS. § m, 6.
Nero an die reine Goldwährung herrschte. In neuerer Zeit stehen be-
kanntlich die beiden Wertmetalle in einem andern Wertverhflltnis zu
einander als im Altertum. Das Gold ging selbst in der Kaiserzeit, wo
es einen hohem Stand als je früher erreichte, nidit viel über den zwolf-
fachen Wert des Silbers hinaus; jetzt gilt es in den I^ändern derFranken-
Währung und in Deutschland mit seiner gemischten Mark- und Thaler-
währung fünfzehnundeinhalbmal so viel, ja sein Handelswert ist im
Verhältnis zum Silber noch um ein merkliches hoher (§ 22, 4). Es
müssen also die Beträge sehr verschieden ausfallen , je nachdem das
Courant der Kaiserzeit nach der Silber- oder nach der Goldmünze be-
stimmt wird. Setzen wir den Denar des Augustus, gleich dem repu-
blikanischen (§ 36, 5), zu 70 Pf. an , so erhält nach diesem Marsstabe
der zu 25 Denaren ausgeprägte Aureus den Wert von 17 V2 Mark.
AUein das Quantum Gold, welches der Aureus darstellt, hat heutiges-
tags im Verhältnis zum Silber einen weit höheren Wert, wir würden
mithin alle grOfseren aus jener Zeit angefahrten Geldsummen , welche
regelmäfsig in Gold gezahlt wurden , zu einem zu niedrigen Betrage
schätzen. Es mufs demnach das Gold des alten Aureus nach dem Münz-
werte, den es heute bei uns haben würde, angesetzt werden, und da-
nach richtet sich wieder die Bestimmung des Denars als des ftlnfund-
zwanzigsten Teiles des Goldstückes. Für die Zeit seit Nero unterliegt
dies keinem Zweifel, da von da an das Silber Scheidemünze war; aber
auch in der vorhergehenden Zeit der gemischten Währung war das
Gold bereits thatsächlich die Hauptmünze des Reichs. Auch begann ja
die umfassende Neugestaltung des Münzwesens nicht mit Nero, son-
dern mit Augustus; es würde also zu den grOfsten Widersprüchen
ftlhren, wollte man den Aureus Neros nach seinem heutigen Goldwerte,
den des Augustus dagegen nach seinem damaligen Silberwerte, mithin
bedeutend niedriger, ansetzen.^)
Die römische Goldmünze sollte ebenso wie das Silber vollkommen
fein sein. 2) Die angestellten Proben ergaben zwar einige Legierung,
aber in ebenso geringen Beträgen wie beim Silber. ^j Es erscheint
t) Auch Francis Lenormant vertritt in seiner 'Monnaie dans Tantiqait^*
die Ansicht, dafs seit Ansustus im römischen Reiche Goldwährung herrschte,
8. 1 p. 175. 182.
2) S. das oben S. 297 Anm. 5 angefahrte Gesetz des Augustos. Festvs
p. 250^ 21 definiert proM (auri): qaod recte ezcoctnm purgatumqoe sit
3) Nach Darcet bei Letronne p. 84 bleibt sich der Feingehalt der Gold-
münze zwischen Angnstns und Yespasian gleich; er schwankt zwischen 0,998
und 0,991. Drei Analysen, Ober welche A. y. Ranch in der Berliner Zeitsdir.
f. Nnmism. 1874 S. 42 berichtet, ergaben für die Goldmünze unter Nero dnen
f SS, 6. VHERTBESTIMMUNG DES GOLDGOURANTES. 317
abo, da der Normalbetrag der römischen Goldwährung gesucht wer-
den soll, als das rätlichste im Sinne der römischen Gesetzgeber das
Gold als ganz ungemischt in Redinung zu bringen.
Da 1 Gramm Goldes nach unserer Münzordnnng den Wert von
2,79 Mark hat (§ 4, 4), so ist das römische Pfun d G old fein, im Ge-
wichte von 327,45 Gr., anzusetzen zu
913,59 Mark;
das Gewicht des Aureus beträgt, wie bereits erörtert, V42 Pfund, also
bestimmt sich sein Wert zu
21 Mark 75 Pf. (genauer 21,752 Mark).^)
Danach erhält der Denar als V25 des Aureus den Wert von
87 Pf. (genauer 0,87008 Hark).
Weiter berechnet sich der Quinar auf 43 V2 Pf. «nd in der Kupfer-
scheidemünze der Sesterz auf 22 Pf., der Dupondius auf 11 Pf., der
As auf 5 Vs Pf.> der Semis auf 3, der Quadrans auf 1 % Pf.
Die gro&e Rechnungssumme, das Sestertium (§ 36, 4), ist nach
der Goldwährung auf 21752 Mark anzusetzen.
Die RechnuDgsweise blieb dieselbe virie zur Zeit der Silberwäh-
ruDg. Es werden zwar bisweilen die in Gold gezahlten Summen auch
Feingehalt voo 0,993, unter Titas 0,996, anter Veras 0,990. Weniger brauchbar
ist & Angabe von Gay-Lussac bei Dnreaa de la Malle Econ. I p. 17 hrergl. mit
p. 41 f.), wonach die Goldmünzen der Republik und der Kaiser nach Vespasian
mindestens einen Feinffehalt von ''/s4 »> 0,958 haben. Zunächst nämlich ist
<fie Bestimmung nach VierundiwanEigsteln bei weitem nicht hinreichend genau,
and überdies leigt die eben angeführte Probe einer Goldmünze des Titus, dafe
wenigstens unter diesem Kaiser noch der gleiche Feingehalt, wie seit Augustus,
angestrebt wurde. Lenormant I p. 202 schreibt der Goldmünze seit Vespasian
^eo Feingehalt von nur 0,938 zu (wo vielleicht 0,958 gemeint ist).
1) Der angegebene Betrag ist fast genau gleich dem von Bureau de la Malle
P. 44 festgesetzten von 26,89 Francs « 21,78 Mark, wobei das Gewicht des
Aareas etwas höber genpnnmen, dafür aber ein Abzug auf die Legierang ge-
macht worden ist Biese Übereinstimmung ist um so willkommener, da Bureaus
Becbnongsweise nach dem Vorgange Marquardts (Handbuch der römischen Alter-
Uiümer m, Abteil. 2, Leipzig 1853, S. 35 f.) bereits früher weitere Verbreitung
fewonnen hatte. In seiner rönaischen Staatsverwaltung II S. 70 f. schlielist sich
Maranardt der ersten Ausgabe meiner Metrologie an. Mommsen Rom. Gesch. I*
S. IV und (veaeh. des röm. Münzw. S. 900 rechnet aus dem oben S. 235 Anm. 1
sngegebenen Grunde das Goldpfund etwas niedriger zu 285 Thaler 28,3 Gr. mm
S57 Mark 83 Pf. und entsprechend den Aureus zu 20 Mark 43 Pf. In der franzö-
nseben Übersetzung HI p. 490 f. stellt J. de Witte die richtiffen Werte her, indem
«r das (vramm feinen Goldes gemäfs der franzödschen Währung zu 3^/o Francs
(genau entsprechend unserem obigen Ansatz zu 2,79 Mark) berechnet Hiernach
i^esttnmt er das römische Pfund Gold fein auf 1127,81 Francs » 913,53 Mark,
«ad den Aureus auf 26,85 Francs (nicht 26,87, wie in der Tabelle steht) «
21,15 Mark, was mit den obigen Werten, abgesehen von einer nicht in Betracht
KommeBden Dififerenz beim Pfunde (welches um 0,02 Gr. niedriger geschätzt
^vd), fibereiaatiaimt.
318 VERFALL DES RÖMISCHEN MONZWESENS. ( M, 6. 39.
Dach Aurei angegebeD ; gewöhDlich aber wird ganz so wie früher nach
Sesterzen gerechnet, nur dafs jetzt je 100 Sesterze der Ausdruck für
einen Aureus sind. Es ist daher die Reduktion des Courantes der Kaiser-
zeit in eine Tabdie (XIX) mit dem republikanischen vereinigt worden ;
die Betrage fdr das erstere sind in der zweiten Kdumne (B) zu suchen.
Für die ungeßihre Schätzung grOfserer Summen von S^terzen,
mögen nun die Angaben aus den letzten Decennien der Republik oder
aus den beiden ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit stammen, läfet sich
eine bequeme Regel aufstellen. Da der Sesterz nach der römischen
Silberwährung gleich 18, nach der Goldwährung gleich 22 Pfennigen
ist, so darf er recht wohl zu rund 20 Pf. geschätzt werden, soweit es sich
niir darum handelt eine überlieferte Geldsunune sofort, und ohne das
Nachschlagen von Tabellen, annähernd in den heutigen Wertausdruck
umzusetzen. Um die Summe in Mark zu erhalten braucht man dann
nur durch 5 zu dividieren. Beispielsweise kommt das so häufig er-
wähnte decies ststertium nach dieser Näherungsmethode auf etwa
200000 Mark.
Das Gewicht von V^s Pfund ^^ 7,80 Gr. ist als der normale Be-
trag des Aureus von Augustus bis Septimius Severus festgesetzt wor-
den (§ 38, 3). Das effektive Gewicht und somit auch der Wert sinken
allmählich. Der verringerte Aureus Neros von 7,4 Gr. hat nur noch
den Wert von 20 Mark 65 Pf.; der des Marcus Aurelius von 7,3 Gr.
sinkt auf 20 Mark 37 Pf. ; endlich das zu V&o Pfund ausgebrachte Gold-
stück Caracallas auf 18 Mark 27 Pf.
$ 39. Der Ferfall des Mün%wesen$ im dritten Jahrhundert^)
Das dritte Jahrhundert des römischen Kaiserreichs bietet ein trau-
riges Bild des Verfalls auch in dem Münzwesen* Das Metall der herr-
schenden Währung, das Gold, wurde nach immer niedrigerem False
1) Diese und die folgende letzte Epoche des römischen Maniweseos haben
nur eine summarische Darstellung erfahren können, da sonst der Umfang dieses
Handbuchs weit über das zulässige Mals angeschwoUen wäre. Nur die Beoar-
frage und die Follarrechnung sind, entsprechend ihrer Wichtigkeit, ausführlicher
behandelt worden. Die Grundlagen waren vorgezeichnet durch Mommsens Ge-
schichte des Mnnzwesens dieser Epoche. Zu weiteren Forschungen gab »eine
Sammlung und Erklärung der Metrologi scriptores Anlafs: s. W. Christ Ober den
FoIIis und Denar der späteren römischen Raiserzeit, Sitzungsber. der Müncheoer
Akad. 1865, I S. 12t ff., Marquardt Böm. SUatsverw. II SL 31. 42 ff., meine Ab-
handlung über den Denar Diocletians in Fleckeisens Jahrbfichern (erste Abt. der
Jahrb. für Philol. u. Pädag.) 1880 S. 27 ff. — Die Darstellungen von Füüay in
dessen Griechenland unter den Römern (deutsch Leipzig 1801) S. 415 fL und
Soetbeer in dessen Beiträgen zur Gesch. des Geld- und Mflnzwesens in Deutsdi-
§ 30, 1. DIE GOLDMÜNZE. 3 1 9
und immer unregelmäfeiger ausgemünzt Die SilbermüDze , die schon
firflher stark legiert ausgebracht worden war, verior mehr und mehr
an Gehalt, bis sie zu wertlosem Weifskupfer herabsank. So wurde dem
ganzen Hünzwesen seine naturgemäfse Grundlage entzogen, und es
brach ein aUgeroeiner fortdauernder Staatsbankerott aus, dem erst Dio-
cletian und mit dauerndem Erfolge Constantin ein Ende machten.
1. Das Gewicht der Goldmünze sank, wie bereits bemerkt,
gegen das Ende der Regierung Caracallas auf V50 Pfund — 6,55 Gr.^)
So blieb es, nachdem Macrinus vorübergehend zu dem n*üheren Pafse
zurückzukehren versucht hatte, unter Elagabal und Severus Alexander. 2)
Unter den folgenden sinkt das Gewicht weiter^ labt sich aber nicht
mehr auch nur annähernd bestimmen , da von da an die grOfste Ver-
wirrung eintritt Es war nämlich seit Elagabal Sitte geworden aufser
dem Ganzstück noch zahhreiche andere Nominale, teils Vielfache, teils
Teile auszuprägen. Elagabal selbst soll Stücke von 2, 3, 4, ja 10 und
100 Aurei ausgebracht haben, von Gallienus giebt es Binionen und
Teraionen, von Diocietian Stücke von 10 Aurei, von diesem und anderen
Kaisern noch andere Multipla, von denen nur etwa die Doppelstücke noch
ab Münzen im gewöhnlichen Sinne betrachtet werden können, während
die höheren Nominale als Schaumünzen oder Medaillons zu betrachten
sind.^) Dazu kommen Drittel, trientes oder tremisses, und Vielfache
Itnd S. 263 ff. beniheD fast ganz aaf Mommsen. De P^tigny Etodes sor Thistoire
moD^tiire do V an VII si^le in der Revue Damiein., douv. serie, II (1857) p. 115 ff.
bot nichts Zweckdienliches. Von Queipos Arbeit waren auch fQr diesen Aoschnitt
mir die Mfinzta bellen verwendbar. Andere noch benotite Schriften werden an
den einzelnen Stellen citiert werden.
1) De la Nanze in M^m. de TAcad. des Inscr. t 30 p. 392 bemerkt, dafe die
Minzen Caracallas Tom 18. Jahre seiner tribonicischen Gewalt an (»215) bei
weitem niedriger ausgebracht sind als di^enigen aus der früheren Regierungs^
leit, die noch dem Fnrse der vorhergehenden Kaiser folgen (§ 38, 3). Die fife-
stiligoBg des oben aufgestellten Normalgewichts geben drei Stacke des Pem-
brokeschen Katalogs vom J. 217, welche 6,60. 6,38. 6,325 Gr. wiegen, woran
sich ein Stack bei Pinder vom J. 215 im Gewicht von 6,225 Gr. reiht. Der
Borcbsehnitt von sechs Stacken mit dem bärtigen Haupte Caracallas, also aus
dessen späterer Regierungszeit, gab 6,66 Gr. (Cohen Descr. 1 p. XVI).
2) Den näheren Nachweis stellt Mommsen in der Tabelle S. 848 ff (Traduct.
Blaeas DI p. 441 ff.) zusammen. Vergl. auch Sabatier in der Revue de la numism.
beige 1866 p. 326 f., Longp^rier in der Revue numism. 1868 p. 323 ff., Lenor-
ntnt I p. 184 f.
3) Mommsen S. 776 (DI p. 59 f.). Ober die Medaillons, d. i. Schaumfinzen,
welche von den Kaisem aus aufserordentlichen Anlässen, besonders zu Schenkun-
Sn, und stets auf ein genau fixiertes Gewicht geschlagen wurden, handelt aus-
krücher Fr. Lenormant in der Revue numism. 1867 p. 129 ff. und in seiner
Monnaie dans Tantiquit^' I p. 8 ff. Wertvolle Materialien bietet H. Grueber
novMn medaillons in the British Museum (Abteilung des (^atalogue of the Roman
coins in the Er. M.), London 1874. Die reichste Sammlung solcher Medaillons
820 VERFALL DES RÖMISCHEN MONZWESENS. § %9, i.
solcher Drittel^) Nun zeigen die erbtUenen MünzeD seit Gordian III
eine so stetig fortlaufende Reibe von Gewichten, dafs selbst, wenn man
Zweidrittel- Vierdrittel- und Acbtdrittelstücke annimmt, eine sichere
Einordnung nicht möglich ist. Hier liegt die einzige Erklärung eben
in der Regellosigkeit der Prägung jener beillosen Zeit Diese Stücke,
welche, abgesehen von den grölseren Medaillons, stetig von 8 bis unter
2 Gramm herabsteigen , können im Verkehr nicht nach dem Äufsern
unterschieden, sondern müssen lediglich nach dem Gewicht genonunen
worden sein.^) Unter solchen Umständen hatten auch die Reformen,
welche Diocletian einzuführen versuchte, keinen dauernden Bestand.
Nachdem er nämlich im Anfange seiner Regierungszeit seine Gold-
stücke noch mit schwankendem Gewichte, jedoch nahezu auf Vto Pftind
ausgebracht hatte, fand zwischen den Jahren 286 und 290 eine Prä-
gung statt, in welcher der Aureus durch die Aulschriit O ausdrücklich
als Vto Pfund bezeichnet wurde.') Hiermit war bereits derjenige MUnz-
fufe vorgezeichnet, welcher später durch Constantin festgesetzt wurde
und auch auf die Dauer vorzüglich sich bewährte, nämlich die Fixierung
enthalt, trotz des Diebstahles im J. 1S31, das Pariser Kabinett; auch Wien und
Berlin haben einige Prachtstücke aufzuweisen: s. A. v. Sallet in der Berliner
Zeitschr. f. Numism. 1875 S. 182. Besondere Erwähnung mögen an dieser Stelle
nur die Medaillons Dioeletians im Gewichte von 53,67 bis 52,82 Gr. (Monunsen
S. 851 — m p. 445, Lenormant Revue numism. 1867 p. 129 f.) finden, welche
es ermöglichen die (ebenda verzeichneten) Stflcke von 14,02 bis 12,975 Gr. als
achtfache Trienten zu erkennen (während J. Friedlaender in der Berliner Zeitschr.
f. Numism. 1875 S. 15 dieselben als Stücke von ^/u Pfund betrachtet). Nach
demselben Fufse hat Gonstantius Ghlorus Stücke tou 4 Aurei und von 8 Trientea
geschlagen. Über Medaillons nach der Solidus -Währung vergl. unten § 40, 1.
1) Vergl. Mommseo a. a. 0. und anlangend die Stücke yon 8 Trienten
den Schlufs der vorigen Anmerkung. Der Verfasser des Liber de asse^ welcher
im dritten Jahrhundert schrieb (NetroL Script II p. 15 f.), bestimmt das Ge-
wicht des tremüsis (ebenda p. 74. 22. 26 f.) zu yi« Unze, was einem Normal-
? gewicht des Aureus von V«« rfund entspricht, d. i. dem Mittel zwischen dem
ruberen und dem späteren Diocletianischen Münzfufs (S. 320 f.). Auf dasselbe
Gewicht sind die drei Medaillons von Gallien (bei Grueber a. a. 0. p. 64) im Ge-
wichte von 23,18. 30,54. 13,26 Gr. (» 357,7. 471,3. 204,6 engl Grains), welche
sich zu einander fast genau wie 7:9:4 verhalten, ausgebracht worden. Dean
da das dritte Stück laut voriger Anm. 8 Trienten darstellt, so ist das osle gleich
4^1, das zweite gleich 6 Ganzstücken von je ^lu Pfund. Alle drei mnammm
stellen also 40 Trienten dar, und es ergiebt sich daraus ein Aureus von 5,013 Gr.,
entsprechend einem Pfunde von 321,5 Gr.
2) Mommsen S. 778 (111 p. 63 f.), Lenormant I p. 185 f., A. Missong in der
Berliner Zeitschr. f. Numism. 1880 S. 265 f.
3) Ober die frühereu Versuche das Normalgewicht des Aureus Diodetinns zn
bestimmen vergl. Mommsen S. 778 AnniL 120 (lU p. 62 f.), Madden im Numism.
Ghron. 1868 p. 25, J. Friedlaender in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1875
S. 15. Die obige Darstellung beruht auf A. Missonff in derselben Zeitschr. 1880
S. 265 f. 294. Missongs Ergebnisse besUUgt Friedlaender ebenda 1882 S. 8 t
§ 39, 1. 2. DIE GOLDMÜNZE. 821
der GoldmOnze auf ein niedrigeres Gewicht, als in der früheren Kaiser-
zeit üblich gewesen war, und ihre feste, auch durch eine Aufschrift
kenntlich gemachte Beziehung zum Goldpfund. Doch Diocletian selbst
blieb bei dem Gewicht von 1/70 Pfund nicht stehen. Folgerichtig hätte
er, wie Constantin es that, den Betrag noch etwas weiter auf Vii Pfund
herabsetzen müssen , um die Teilung des Goldpfundes der römischen
Bruchrechnung anzubequemen ; allein die Verhältnisse der östlichen
Reicbshälfte, welcher ja auch in anderen Beziehungen seine besondere
Fürsorge galt, führten ihn dazu, vom J. 290 ab sein Goldstück wieder
htiier, nämlich auf Veo Pfund, auszubringen und mit dem entsprechen-
den Wertzeichen zu versehen.^) Damit erklärte er das Goldpfund nach
griechischer Rechnungsweise zum Talente, den Aureus zur Mine 3), und
fügte, wie es scheint, weiter die Pseudosilbermünzen jener Zeit (§ 39, 2),
Blmlich den Antoninian, als Vioo Mine oder Drachme, den Denar als
Ve Drachme oder Obol in das System ein (§ 40, 4).
Dafs dieses an sich treffliche System keinen längeren Bestand
batte, erklärt sich aus zwei Umständen. Es war, wie schon bemerkt,
der römischen Rechnungsweise fremdartig; überdies aber konnte nur
ein Goldstück, welches merklich kleiner war, als die noch im Umlaufe
befindlichen Reste der früheren, im einzelnen so verschiedenen Prä-
gungen, dauernd sich behaupten (§ 40, 1). Diesen einzigen noch mög-
lieben Weg, um aus den Wirren herauszukonunen, schlug Constantin
ein, indem er das Goldpfund zur einzigen Norm aller. Münze machte
ond seine Goldstücke genau und konsequent als Zweiundsiebzigstel
des Pfundes ausprägte, alles andere Gold aber, soweit es noch im Um-
lauf und von gutem Gehalte war, nur nach der Wage gelten liefs.
2. Als Silbermünzen wurden Denar und Quinar auch im
dritten Jahrhundert, wenngleich immer seltener, weiter geprägt; dazu
aber kam unter CaracaUa seit dem J. 215 ein neues Nominal, welches
das Bild des Kaisers mit der Strahlenkrone oder das der Kaiserin auf
dem Halbmonde zeigt. 3) Nach dem ofßciellen Namen seines Urhebers
1) Blissong a. a. 0. S. 267 ff. 294, Lenormant H p. 419. 421 ff. Wenn das
Medaillon Diocletians bei Gnieber a. a. 0. p. 79 im Gewichte von 53,Sl Gr. (—
^,5 Grains) anf 10 Anrei ausgebracht ist, so erhalten wir einen Aureus von
&,381 Gr., welcher, als '/eo aufgefalist, ein zu niedriges Pfund von 322,9 Gr. (ahn-
Bch wie S. 320 Anm. 1 a. E.) ergeben würde. Dagegen kommt fast genau das
normale Pfund, nämlich 328,2 Gr. heraus, wenn wir diesen Aureus als % setzen.
3) S. meinen Aufsatz fiber den Denar Diocletians in Fleckeisens Jahrb.
t880 S. 28. 30.
3) Eckhel YD p. 220 f., wo auch das Jahr bestimmt wird. Abbildungen
cbes Antoninianns, Denars (mit lorbeerbekranztem Haupt) und Quinars (mit un-
bedecktem Haupt) s. bei Mommsen-Blacas IV pl. XXTfVI fig. 2—4.
HnUteli, Metrologie. 21
822 VERFAU DES RÖIOSGHEN MONZWESENS. f S9,l
M. Aurelias Antoninus wurde es wrgei^t0M iurdümt» oder AMmimam
genaDDt, und der Denar seitdem ab argmUeiu m^mOulm davon unter-
schieden, i) Das Gewicht schwankt von 5,3 bis 4,7 Gr. ; durchschaittich
steht es auf 5 Gr., normal wahrscheinlich auf ^%^ Pfund »« 5,12 Gr.i)
Als Wertzeichen kommt die Zahl XX oder K, häufiger aber XXI oder
KA vor. Der Hünzwert tobt sich nur Termutungsweise bestiiDmeB.
Moramsen ist der Ansicht, dab der Antoninianus das Doppelte des
Denars gegolten habe; allein mehrere Anzeichen sprechen dafür, di6
derselbe vielmehr nur zu 1 Vi Denar oder ^/so des Aureus ausg^racht
worden sei.^) Damit stimmt zwar das Gewicht nicht, welches zn dem
1) Der argmieus jMotäniamts ersdidnt in eineffl Eriafe AvelitM in
der Vita Bodos. 15 , der argenteu* AumUanui in einem tod Yalerian in der
Vita Prob. 4 ; endlich der argenteus minutuhu ebenfalls in Erlassen YaleritfiS
in der Vita Anrel. 9. 12. Der Zosats PkiHppeus, den der letitere an den xnkdt
angegebenen Stellen fObri, ist in dieser Zeit allgemeine Bezeichnung der Gounni-
mfinze im Gegensatz zur Schaomünze (Mommsen S. 782 »» m p. 68 f., Lenormant
I p. 81). Über die Form PfnHppus rergl. oben S. 243 Anm. 2.
2) Die Gewichte sind bei Akerman p. XYII: 5,31. 5,25. 5,12. 4,86; bei
Rauch S. 300:5.11. 4.93. 4,73 Gramm. Den Betrag Ton Vm Pf und — 5,46 Gf.
als Normalgewicht stellen Pinder und Friedländer Beiträge I S. 24 auf; da|[egen
ist Mommsen S. 783 (Ul p. 70) der Meinung, dals das Normalgewidit m5gb(te-
weise auf ^m Pfund *= 5,12 Gr. anzusetzen sei, was sowohl mit den eflfektivei
Gewichten als mit dem ffleichen, im Liber de asse bezeugten Normalgewicht
des Aureus (oben S. 320 Anm. 1) Tortrefflieh stimmt Zu einem solchen Aveoi,
der allerdings erst dem Ende des 3. Jahrb. angehören kann, würde dann dis
Billon des Antoninian in dem Mflnzverhältnisse von 1 : 20, zu dem Aureus Gan-
callas (« V*o Pfund) Ton 1 : 15Vt stehen.
3) Mommsen S. 829 (DI p. 144 f.) stützt seinen Ansats des AntoBiniam»
auf die Prägung im bosporanischen Reiche, wo diese Münze an die Stelle des
früher geschlaffenen Doppeldenars tritt, sowie auf eine Angabe über den trilm-
nidschen Gehalt in der vita Prob. 4. Allein gerade diese Stelle führt auf das
oben angenommene WertTcrhältnis. Der gewöhnliche tribunidsche Gehalt wird
auf 25000 Sesterze oder 250 Goldstücke angegeben (Mommsen Anm. 335. 333
— m p. 143. 140); an der angeführten Stelle stehen dafür 100 aurei Antwi'
nianiy 1000 argentei AvreUani^ 10000 aerei PhHippei, Unter der Voraoa-
setzung, dafs im ganzen 25000 Sesterze bezeichnet sind, entsprechen 1000
Antoniniane 5000 Sesterzen, also 1 Antoninian VU Denar. Damit stimmt das
Wertzeichen XX, welches auf Antoninianen Aurelians und Spaterer erscbdnt
(Christ Sitzunesber. der Münchener Akad. 1865, I S. 136 f.). Dasselbe findet
sich zwar in der Regel nur auf Münzen, welche ein T als Zeichen der Png-
stätte (ungewils ob Trier oder Tarracona) tragen (Mommsen & 829 ■■ Bl
p. 145, Missong in der Wiener Numism. Zeitschr. I S. 113 ff.), während soast
XXI oder KA vorkommt; aber voraussichtlich enthält die 20 die ursprüaghche
Wertangabe, da 21 zu jeder bekannten Münzgattung jener Zeit inkongrueBt
ist. Zur Erklärung der Ziffer stehen zwei Wege ofiGui; man kann darin ent-
weder das Multiplum einer kleinem Münze oder das Bruchzeichen einer grölseni
Einheit erkennen. Die letztere Art der Bezeichnung findet sich seit Diodetiaa
und Gonstantin bei dem restituierten Silberdenar und dem Solidus, welche durch
die lateinischen oder griechischen Zahlseichen für 96, 70, 60, 72 als die «h
vielten Teile des Pfundes bezeichnet werden. So könnte man auch die Zalil
§39,1. ME SILBERMONZE. 828
damaligen Denar in einem höhern Vwhältnis ab 5 : 4 steht; doch kann
dies kaum in Frage kommen, da sowohl der Antoninianus als der Denar
bei ihrer starken Legierung weit über den Metallwert ausgebracht
sind, also hei dem neuen SilberstQck nur ein Minder des MQnzbetruges
anzunehmen ist. Übrigens wurde dies sehr bald ausgeglichen durch
die weitere Verschlechterung des Feingehaltes, die, wahrend sie bisher
nur am Denar sich geäufsert hatte ^), von nun an in reilsender Pro-
gression auch am Antoninianus sich vollzog. 2) Unter Caracalla betrug
der Feingehalt der Mdnze noch etwas über die Hälfte; schon unter
Elagabal sank er teilweise, spflter regelmäfsig darunter. Seit Gordian
finden sich Stücke, die wenig über Vs feines Silber enthalten. Gallienus
hat wieder besser zu prägen angefangen, ist dann aber in das an-
dere Extrem verfallen, wie der plötzlich auf V5 und weiter bis auf
Vt« sinkende Feingehalt seiner Münze zeigt. Das letztere Mischungs-
verhältnis blieb auch unter den nächstfolgenden Kaisem, trotzdem dafe
Anrelian durch kräftige Malisregeln die bisherigen filifsbräuche beim
Mflnzwesen abzuschaifen versuchte ^) und sein Nachfolger Tacitus die
auf dem ADtoDinian als V>o ^^^ Aureus erklaren. Allein die eben angeführten
ZÜTera beliehen sich nur auf das Gewicht; ohne Beispiel aber würde es sein,
daJb das Mfinzaeichen den Wert der Silbermünze nach der Goldmünze angäbe.
E« bleibt also nur der andere Weg offen. Alle Wertzeichen auf früheren römi-
schen Münzen (mit Ausnahme der ersten Goldstücke) bezeichen Teile oder Mulüpla
der ursprünglichen Münzeinheit, des Asses. Sie hatten sich auf dem Kupfer
teilweise bis in die Kaiserzeit erhalten ({ 38, 5). Bei der Silbermünze waren
sie allerdings langst yerschwunden ; sie waren auch nicht nötig, so lange diese
ihren vollen Wert in sich trug. Doch ist es wahrscheinlich, dafs sie wieder
bervorgesucht wurden um der Kreditmünze ihren Nominalwert zu erhalten.
Aurdian gerade versuchte in verschiedener Weise die Münze zu reformieren;
ts li/st sieh also um so eher auch ein derartiges Anknüpfen an eine alte Form
bei ihm vermuten. So mag also die XX den Nominalwert des Antoninian in
Aaeen — 1^4 Denar oder 5 Sesterzen bezeichnet haben. Dafs daneben auch
XXI sich findet, ist eine Schwierigkeit mehr in der ohnedies verwickelten Frage;
aber auch diese Wertbezeicbnnng erklärt sich am leichtesten als die Zahl von
to vielen Assen, bedeutet also eine kleine Erhöhung des Wertes dieser Kredit-
münze gegenüber der alten kupfernen Scheidemünze (S. 334 f.).
1) Vergl. oben § 38, 4. Die weitere Verschlechterung des Feingehaltes des
Denars zeigen übersichtlich Graf Hundt Fund römischer Denare bei Niederaschau,
Mfinaien 1866, S. 7. 15 f., £. v. Bibra Über alte Eisen- und Silberfunde, Nürn-
berg ond Leipzig 1873, S. 37. In den Tabellen A. v. Rauchs (s. folgende Anm.)
sind die Denare von den Antoninianen nicht seschieden.
2) Die folgenden Angaben beruhen auf den Analysen bei A. v. Rauch in
den Mittbeilungen der numism. Gesellsch. in Berlin Heft 3 (1857) S. 300—306,
wooüt die Übersicht des Grafen Hundt a. a. 0. S. 16. (und Nachtrag dazu) im
wesentlichen übereinstimmt
3) Eiitrop. 9, 14, Suid. /mvito^uh, Mommsen S. 800. 831 f. (111 p. 96. 151),
Marqoardt Rom. Staatsverw. H S. 28.
21*
824 VERFAU DES RÖBUSGHEN MONZWESENS. §39.s.
froheren Verbote gegen Legierung des Hünzmetalls wiederholte.^)
Erst Diocletian nahm die reine SUberprSgung wieder anf (§ 40, 2) und
regelte die im Umlauf befindliche Kreditmünze, indem er den Denar
zur kleinsten Rechnungseinheit herabsetzte, dem Antoninian aber
einen mäfsig erhöhten Münzwert liefs (§ 40, 4).
3. Durch diese malslose Legierung wurde das SiUber tbatsächlich
zur Kupfermünze und unterschied sich von jener nur durch einen
flüchtigen Silberglanz, der durch Weifssieden hervorgebracht war, so-
wie durch das Gepräge und das fehlende $• C, denn die eigentlidie
Kupferprägung wurde, wie früher, vom Senate ausgeübt. Doch wird
sie allmählich beschränkt, bis sie kurz vor Diocletian ganz aufhört >)
Je mehr sich die Silbermünze verschlechterte, in desto grOfseren
Massen wurde sie, da sie der Regierung so biUig.zu stehen kam, aus-
gebracht. In dem Schatze von VeiUon fanden sich unter 30000 Münzen
ungefilhr 20000 Antoniniane von Postumus, in dem Funde von lücon
18500 von Tetricus unter 26000 Stücken.^) Doch konnte dieses Geld,
ab es zuletzt zum weifsgesottenen Kupfer geworden war, unmöglich
auf seinem Nominalwerte sich halten. WahrscheinUch schon seit Ela-
gabal mufsten die Steuern an die Staatskasse in Gold gezahlt werden *\
der Staat nahm also sein eigenes Kreditgeld nicht mehr für voll an.
In welcher Weise die weitere Entwertung vor sich ging, ist, da jede
nähere Angabe fehlt, eine der schwierigsten Fragen. Doch scheint die
Losung möglich zu sein,' wenn man festhält, dab zunächst der Denar
zur kupfernen Scheidemünze hei*absank, während man dem Antoninian
so lange ab mOgUch den Charakter einer über ihren wiridichen Wert
geltenden Kreditmünze zu wahren suchte. &) Etwas genauer sind wir
1) Vita Tac. 9: cavit, ut, si qois argento publice privaUmqae aes miseuisset,
81 qnis aoro argentom, si qois aeri plombam, capital esset com bonorum pro-
scriptione.
2) Mommsen S. 797 f. (DI p. 92 Q. Über die Gewichte der Ropfermanie
des 3. Jahrb. giebt einige Nachweise W. Christ Ober den Follis und Denar der
späteren römischen Kaiserzeit, Sitzongsber. der MOnchener Akad. 1865, 1 S. 124 £
3) Mommsen S. 830 (m p. 147).
4) Dies ist zu schlieTsen aus Lamprid. Alex. Sev. 39, wo tod den hohen
Steuersätzen unter Elagabal und der durch Alexander Sevenis eingetreteoen
Herabsetzung derselben berichtet wird, überall aber nur von Goldmünzen die
Rede ist. Auch Dio 72, 16 erwalint eine von Elagabal eingeführte Steuer tod
zwei Goldstücken.
5) Dafs der Denar bereits unter Valerian (254 — ^260) zur Kupfermünze, und
zwar auf den Wert eines Sesterzes, devalviert war, schliefst Marquardt n S. 31
(gegen Mommsen S. 827 f. » DI p. 143) aus der Vita Aurel. 9: aeris dmurioi
centum, vergl. mit ebenda 12: in aere sesterUum quinquagies, Beispiele für
den argmteus als Kreditmünze finden sich teils oben im Text aufgeÄhrt, tdls
in der folg. Anm. nachgewiesen. Möglich dafs gleichzeitig mit der Reduktion
139,4.5. GELDRECHNUNG. WERTBESTIMMUNGEN. 325
OUT Aber das Ende dieses Entwertungsprozesses unterrichtet , indem
wir das von Diocletian festgestellte Verhältnis des Denars zum Goid-
pAinde kennen und annähernd auch den MQnzwert des Stückes, wel*
ches dem früheren Antoninian entsprach, zu bestimmen vermögen
(§ 40, 4).
4. Die Geldrechnung dieser Zeit ist ebenso Terwickelt als das Mttnz-
wesen selbst Nominell blieb anfangs die Rechnung nach Sesterzen,
deren 4 auf den Denar, 100 auf den Aureus gingen. Da es aber nicht
gleichgültig sein konnte, ob die Sunune in dem werthalten Golde oder
in pseudosilberner Kreditmünze ausgezahlt wurde, so pflegte man die
MOnzsorten ausdrückUch anzugeben. So erhält Probus als tribunici-
schen Gehalt von Valerian 100 awrei Antaniniani, 1000 argentei Au-
rdimi, 10000 aereiPhilippei, ferner ein Consul von demselben zur
Bestreitung der Spiele 300 aurei Antaniniani, 3000 argentei PhiUppei
mmuub', in aere sestertium quinquagiesJ)
Aufser dem Golde unterschied man also damals das Pseudosilber,
crgmUum, und das Kupfer, ae$, welches auch, da die alte Rechnung
nach Sesterzen oder aes grave (§ 36, 3. 4) hier unverändert bUeb,
schlechthin pecunia genannt wurde.')
Seitdem die Silbermünze thatsächlich zur weifsgesottenen Kupfer-
münze geworden, mithin zu einem weit übertriebenen Münzwert aus-
gebracht war, ertiielt das Kupfer der früheren senatorischen Prägung
(§ 38, 5) and das im Osten cirkuUerende provinziale Kupfer, vielleicht
auch der dem Kupfer zugesellte Denar (§ 39, 3) wieder die Eigenschaft
einer Wertmünze, welche dem Pseudosilber vorgezogen wurde, s)
5. Der Wert des Aureus nach der unter Caracalla eingetretenen
Reduktion auf Vso Pfund ist auf 18 Mait 27 Pf. anzusetzen. Der De-
nar erhält danach den Nominalwert von 73 Pf., der Antoninian als 1 V4
des Denars die Geltung von 91 Pf.
des Deoars auf die ReehnungBeinheit in aere der Argenteus gleich 4 reducierten
Benaren, mithin gleich eipem älteren Silberdenar gesetzt wurde (vergl. Borghesi
bd Dorean de la Malle Econ. polit I p. 116 f., W. Christ a. a. 0. S. 132. 134 f.).
Aach der QYATERNIO der Kaiser Valerian and Gallien, welcher das Gepräge
des Antoninian trägt, scheint dies zu bezeugen (Mommsen S. 828 f. >= III p. 145).
1) Vita Probi 4, Vita Aurel. 12. Andere Belege stellt Mommsen S. 827
Aom. 335 (DI p. 143) zusammen.
2) Vita Alex. 33: scaenids numqnam anram, numonam argentum, vix pecn-
nitm donayit. Das scriniuin a peeuniit wird in der Notit. dignit Orient. 13, 31
ed. Seeck. zunächst nach dem scriniutn a miHareruibus (§ 40, 2) erwähnt Vergl.
Moiunsen S. 808 (DI p. 110), Lenormant I p. 77 f.
3) Mommsen S. 769. 775. 815 ff. (Ol p. 47 f. 58. 125 ff.), J. de Witte zn
Moamsen^Blacas m p. 134, Lenormant I p. 172 f. TL p. 420 f.
826 MONZORONUNG GONSTANTINS. f »9, &. 40. i.
Dem Metallwerte nach ist der ÄDtoninianus unter CaracaUa auf
62 Pf., unter Elagabal auf 36 Pf. anzusetzen. Letzterer Wert bleibt
ungefähr unter den Dächsten Kaisern, bis er unter Gallienus von etwa
30 plötzlich auf weniger als 10 Pf., unter Aurelian und Probus auf
etwa 3 Pf. herabsinkt.
Diocletian liefe den Aureus anfangs auf die Norm von V^o Pfund,
jedoch in schwankenden Effektivbetrflgen , schlagen ; derselbe ist abo
für diese Epoche etwa auf 13 Mark (genauer 13,07 Mk.) anzusetzen.
Nach dem später von Diocletian angenommenen Münzfufse von Vfio
Pfund ertiöhte sich der Wert der Goldmünze auf 15 Mark 23 Pf. Der
Einundzwanziger, d. L die dem früheren Antoninian entsprechende
Kreditmünze, wurde wahrscheinlich auf Vioo des Aureus angesetzt
(f 40, 4) und kam danach auf 15 Pf., der Denar endlich als Veoo des
Aureus auf 2 V2 Pf. (§ 40, 4. 6).
$ 41. Die Münzordnung Constantins,
1. Die regellose Goldprägung des dritten Jahrhunderts (§ 39, 1)
führte von selbst zu der ersten Stufe, wovon das Münzwesen Ober-
haupt ausgegangen war, zum Gebrauch der Wage zurück. Der Staat
hatte das ihm ausschlielslich zustehende Recht der Ausgabe derauf ein
bestimmtes Gewicht und fein auszuprägenden Wertmünze ($ 22, 2)
fortdauernd und in der gröblichsten Weise gemifsbraucht. Ein halbes
Jahrhundert hindurch hatte das daraus hervorgegangene trügerische
MUnzsystem notdürfüg sich gehalten; endlich aber mufste das hohle
Gebäude in sich zusammenstürzen. Das schlechte Kreditgeld wurde,
was es schon längst faktisch gewesen war, zur kupfernen Scheide-
münze ; das Gold und in grüfseren Beträgen auch das Silber wurden
nur noch nach dem Gewichte und, wo nötig, mit Prüfung des Fein*
gehaltes genommen. Hieran mufste die Staatsregierung , wenn sie e^
ehrlich mit einer Münzreform meinte und dem Obel gründlich ab-
helfen wollte, notwendig anknüpfen, mit den früheren Verhältnissen
aber vollständig brechen. Das so lange gemibbrauchte Vertrauen der
Untertbanen konnte sich einer neuen Wertmünze nur dann und inso-
weit wieder zuwenden, als dieselbe die jedesmalige Kontrolle durch die
Wage nicht zu scheuen brauchte; der einzige anerkannte Wertmesser
blieb auf geraume Zeit das Goldpfund. Diesen Forderungen trug Con-
stantin Rechnung, nachdem die kurz vorhergegangenen Versuche Dio-
cletians eine Verbesserung der Währung anzubahnen zu keinem be-
friedigenden Resultate geführt hatten.
140,1. GOLDPFUND. 827
Nach der MttnzordBiuig, welche durch ConsUiiüii wahrscheinUch
hn J. 312 eingeführt wurde ^X ^*r das Goldpfund die alleinige Norm
filr jede WertecbauuBg; die Goldmünze sollte nur einen passenden
kleineren Teil Jener für das praktische Bedürfnis viel m groben Werl-
einheit darstellen. Dieser Betrag mufste ein für die Rechnung be-
quemer und zugleich von don Fulse der bisherigen Goldmünze deut-
lich »1 unterscheidender sein. Beiden Anforderungen entsprach das
Gewicht von Vn Pfund «i 4t5& Gr., auf welches Constantin , wie wir
Mwobl aus kaiserlichen Vorordnungen ^j als aus den Wertzeichen
LXXII eder OB ') ersehen, die neue von ihm eingeführte Goldmünze
ansetste^ Auch durch den Namen sollte dieselbe von dem bisherigen
in Müflkredit gekommenen Aureus sich unterscheiden; sie wurde $oU'
Act, d. i. das Ganzstück, genannt Die griechisch redende Bevölkerung
nannle sie Münze {vo^iofia) schlechthin, oder nach dem lateinischen
exgfimm^ als Bezeichnung des Normalgewichtes von ^jit Pfund, i^d-
ywv oder Q%iyiov.^) Die gewöhnliche Teilmünze war der Triens oder
1) Mommsen S. 778 (Traduct Blacas DI p. 64).
2) Eine Verordanng Constantias vom J. 325 (Cod. Tkeod. 12, 7, 1) bestimmt
den SoUdos anfldrfleklich zu 4 Skrupel, rechnet aber keineswegs, wie man fälsch-
lich herausinterpreüert hat, 84 Solidi auf das Pfund (verffL P^ügny p. 139 ff.,
Soetbeer S. 292 ff.). Dieselbe Bestimmung wiederholt Yalentinian f m einem
Erkis vom J. 367 (God.Theod. 12, 6, 13): in septuaginta duos solidos libra feratur.
h einer Pariser Handschrift befindet sich eine Tabelle, vermutlich der spateren
bvzantinischen Zeit angehörig, aber sicher von offiziellem Charakter, in welcher
oa Yiellaehea des Pfundes auf Solidi redudert werden. Der daraus in den
Analeet Benedict p. 392 mitgeteilte Anfang lautet: ra oß' vofUc/utffa notovci
Ut^av fUav, Über die Rechnung nach Goldpfunden u. s. w. vergl. Marqnardt
Rom. Staatsverw. D S. 30 f. Zu V^i Pfand wird der Solidus auch von Isidor. Etvm.
16, 24, 14 (Metrol. Script 11 P. 113, 11—14) und in verschiedenen metrcrfo^schen
Fragmenten (s. Index lu den HetroL seript unter df^va^iop 3, vofucfuc 2, 4favio>'>
Myt9p, namisma) gerechnet Eine grofse Anzahl bvzantinischer Gewichte,
welche auf Betrage von 30 bis 1 vhfiucfui ausgebracht sind, behandelt Panadopulos
ji9iipat9 heuQla»^ Athen 1878, S. 7 E (Sonderabdruck aus ^A&tjrcSoif Bd. 7).
3) Das Zeichen LXXII findet sich einigemal auf Gonstantinischen Münzen;
seit Yalentinian I und Valens kommt die kürzere griechische Bezeichnung OB
In Gebrauck und erschdnt auch auf occidentalischen Münzen. Dies wiesen zuerst
nath M. Pinder mnd J. Friediaender Beiträge zur älteren Münzkunde, Berlin 1851,
1 S. 1—20, auch in französischer Bearbeitunff erschienen unter dem Titel De la
ngnification des iettres OB sur les oAonnaies d'or byzantines, 2. ^dit, Beriin 1873.
Über dieselbe Frage handein auch Friediaender in der Wiener Numism. Zeitscfar.
OL 1871, S. 479 E, derselbe in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1874 S. 205 C,
Innong in derselben Zeitschrift 1880 S. 240 f. Die abweichenden Ansichten
fransöfiscber Gelehrter, welche OB teils als obry%umy teils als Zeichen einer
■ock unbestimmten Münzstätte deuten, werden wideriegt von Friediaender De
la signification p. 29 ff und in der Berliner Zeitschr. 1874 S. 206 E
4) MetroL Script I p. 98 und an den im Index unter vofuc/ia 2, drjpaftov 3,
^iayt^, 0T^ior nachgewiesenen Stellen, Lenormant I p. 82.
S28 MONZORDNUNG CONSTANTIMS. §40,i.
Tremissis von 1,52 Gr., seltener der Semis von 2,27 Gr. Dazu kamen,
jedoch nur unter Constantin, Stücke von IVi Solidi oder 6,82 Gr.O
Als Gelegenheitsmünzen sind sowohl von Constantin und sdnen näch-
sten Nachfolgern als von den späteren ostrOmischen Kaisem verscliie-
dene Vielfache, bemerkensv^ertdurch besonders sorgßdtigeAusprägUDgf
bis zu einem Gewichte von 90 Solidi gesddagen worden. 2) Aber auch
abgesehen von diesen Medaillons war die Ausprägung der GoldmOnse
von Anfang herein, da der Solidus nur insofern galt, als er vollwichtig
war, eine durchaus gewissenhafte und erhielt sich so bis in die spatere
byzantinische Zeit. Die Stttcke Constantins sind zum Teil etwas Ober-
mOnzt 3) ; viele zeigen genau das Normalgewicht; der Durchschnitt steDt
sich noch mit Einschluls solcher Stücke, die wahrscheinlich durch Ab-
nutzung gelitten haben, auf 4,435 Gr., also günstiger als bei irgend
einer früheren Prägung.^) So bleibt die Ausmünzung etwa bb auf
Theodosius, von welchem an der SoUdus das Gewicht von 4,50 Gr.
nicht mehr überschreitet, wie auch das Pfund selbst in dieser Zeit eiae
geringe Herabsetzung erfahren zu haben scheint (§ 21, 1). In der Zeü
nach Justinian, etwa von Constans II (654) an, macht sich eine weitere
Gewichtabnahme auf etwa 4,4 Gr. bemerkbar; doch erhält sich abge-
sehen davon der Münzfufs unverändert bis zum Untergange des Rei-
ches. Mit gleicher Sorgfalt wie das Gewicht wurde auch der Feioge-
halt der Goldmünze behandelt Das alte Verbot gegen Legierung wurde
in den Gesetzbüchern des ostrümischen Reiches aufs neue eingeschärft
Insbesondere wurden von Valentinian I und späteren Kaisem ein-
1) Mommsen S. 779 (DI p. 65), Fr. Trao in der Wiener Nurnism. Zeitsehr.I
S. 439 ff. Das höchste bekannte Stück (Pariser Mus.) wiegt 6,81 Gr.; mehrere
andere kommen mit einem Gewicht von 6,66 und 6,65 Gr. dem normalen Be-
trage sehr nahe.
2) Vergl. oben S. 319 Anm. 3. Den näheren Nachweis geben, aufser deo
dort Gitterten, Mommsen S. 779 (in p. 65), Queipo DI p. 484 ff., Gh. Robert in
der Revue nnmism. 1866 p. 111 ff.. Fr. Trau in der Wiener Numism. Zeitsdir.I
S. 443 f., F. Kenner ebenda XI S. 234 f., J. Fiiedlaender Berliner Blätter fttr Mflu-
künde IV, 1868, S. 148 f. Taf. XLYI. Eckhel Vm p. 153 ff. beschreibt mehrere
grofse Goldstücke des Kaisers Valens im Gewicht Ton 413,56 Gr. (« 118*/t
ung. Dukaten), 219,87 (— 63), 179,7 (— 5lVa), 68,9 (— 19«/4). Sie scheinen
auf die Gewichte von 90, 48, 40 und 15 Solidi geschlagen zu sein. Grueber
a. a. 0. p. 87. 88. 90 publiciert 5 Goldmedaillons von Constantin II, GoDStaM
und Gonstantius 0, deren Gewichte der Reihe nach ergeben: 3 Solidi zu 4,4t Gr.,
4y8 Solidi zu 4,44 Gr., 4Ys Solidi zu 4,52 und 4,50 Gr., V/a SoUdi zu 4,52 Gr.
weiter folgen jp. 97. 99. 100 Medaillons von Valentinian 1, Gratian und Honoriof,
darstellend 3 SoUdi zu 4,35 Gr., 4Vs SoUdi zu 4,44 Gr., 4Vs Solidi zu 4,56 Gr.
3) Vergl. oben S. 160 Anm. 3.
4) Dieses wie auch das Folgende zusammengestellt nach der Tabelle Queipos.
VergL auch die Durchschnittsrechnung bei Mommsen S. 780 Anm. 126 (Ol p. 65f.).
§40,1.2. GOLDPFÜND. SILBERBIONZE. 329
geheode VerordnuDgen erlassen, dals alles Gold Ton verdächtiger Feia-
heit bei Zahlungen an die Staatskasse durch Einschmelzen geprüft
werden solle. Die durch das Schmelzen hergestellte feine Goldmasse
hieb obryxa auri (aurum obryziatum, xqvalov oß^^ov), die wiederum
daraus geprägten Münzen solidi ohryxiaii.^) Auf nicht ganz vollwich-
tige oder feine SoUdi mubte bei Steuerzahlungen Aufgeld (tneremen-
ttm) gegeben werden.
Der Solidus wurde durch Constantin nicht blofs zur aUgemeinen
Reichsmünze, er erlangte bald auch weitere Geltung über die ganze da-
mals bekannte Welt ' la der römischen Goldmünze,' sagt ein Schrift-
steller aus der Zeit Justinians 2), ' treiben alle Völker den Handel und
an jedan Orte von einem Ende der Erde zum andern ist sie gangbar;
▼on jedermann und in allen Reichen wird sie bewundert, weil kein
anderes Reich solche hat.' So kam es, dafs die oströmischen Kaiser
sieh das ausschliefsliche Recht der Ausprägung des Goldes zuschrieben
und dieses Privileg lange Zeit auch thatsächUch genossen.^ Nur die
Sassanidendynastie wagte eine eigene, freilich vom byzantinischen Hofe
niebt anerkannte Goldprägung, die Germanen dagegen fügten sich
lange der hergebrachten Observanz, bis zuerst der Frankenkönig Theo-
debert I unter Justinian Gold auf seinen eigenen Namen schlug. 4)
2. Das Silber^) wurde in gröfseren Beträgen ebenso wie das
Gold nach dem Gewichte genommen und sein Wert im Verhältnis zum
Goldcourant nach dem jeweiligen Handelskurs geschätzt. Die Fest-
setzung eines Wertverhältnisses zwischen beiden Metallen scheint Dio-
detian , der zuerst die Ausprägung reinen Silbers wieder aufnahm ^),
ab«ehtlich vermieden zu haben. Unter ihm erscheinen Stücke sehr ver-
schiedenen Gewichts, von V4, V^o» V^*» V40, Veo Pfund, welche nament-
lich zur Verteilung bei öffentUchen Festen geschlagen wurden. Aufser-
1) IHe betreffenden Stellen giebt im Zusammenhang Soetbeer S. 297 f.
2) Kosmas Indikoplenstes in der Gollectio nova Patmm ed. Montfancon II
M4SA.
3) Prokop. Bell. Goth. 3, 33, Mommseo S. 749 (DI p. 16), Lenormant II
P.424f.
4) Mommsen S. 749 f. (UI p. 16 ff.), Lenormant II p. 426 ff FreUich reichen
4ie ersten Versuche germanischer Heerführer, das Münzrecht in gewinnen, bis
nt Ridmer nnd Odoaker zurück: s. J. Friedlaender in der Berliner Zeitschr.X.
Nomifm. 1882 S. 1 L
5) Mommsen S. 784—792. 836—838 (III p. 72 ff. 158 ff) und dazu die TabeUe
& m f. (m p. 477 ff.). Vergl. auch J. Friedlaender in der Berliner Zeitschr. f.
Mnnsm. 1882 S. 9.
6) Drd Silbeimünien Diodetlans und seines Mitregenten Maximian bei
A. ▼. Rauch S. 306 haben den Fehigehalt von 0,900 bis 0,943. Von Constantin
^ auf Justiiüan steht das Korn auf 0,990 bis 0,980, selten darunter.
880 MONZORDNÜNG GONSTANTINS. iM.i
dem wird die Hauptoilbermttnie, flreiMch unter eiiiem andera Bkht
mehr zu ermittelnden Namen, wieder der Neroniache BeMr von %
Pfund, bisweilen durch die Wertziffer XCVI bezekhnel; auch der
Quinar kommt, wenngleich selten, wieder vor. Aber die Aoaninzimg
aller dieser Stücke ist eine so ungWchmtfsige gewesen — der Deaar
z. B. schwankt zwischen 4 und 2,4 Gr. — , ferner ist das GeUstick
dieser Zeit ebenfalls so regellos geprägt, dafs ein festes MttnzTerfalk-
nis zwischen Gold- und Silbermttnze schweriich bestanden haben, son-
dern nur das Gewicht für beide der Wertmesser gewesen sein kann;
wobei immerhin nicht ausgeschlossen bleibt, dab man bei kieinerai
Betragen gewissen konventionellen Wertansätzen folgte. Constantin
behielt von den mannigfaltigen Nominalen Diocletians zunächst niff
den restituierten Denar bei, der sich auch unter seinen nächsten Naeh-
folgern erhält, aber seit dem Jahre 360 verschwindet Zürich Te^
suchte er wahrscheinlich die Silbermünze in ein festes Verhältnis ima
Goldpftinde zu setzen, indem er 18 Vi Denare auf den Solidus, 1333
auf das Pfund rechnen liefs.^) Doch war dies Verhältnis kein be-
quemes; daher trat bald darauf eine andere Weise der Silberausnflii-
zung ins Leben, die der neuen Goldwährung bessw entsprach.
In gleichem Gewichte nämlich mit dem Solidus liefs Constaatin
ein Silberstück ausbringen, wekhes als Viooo des Goldpfundes gelten
sollte und daher den Namen miUarenie (fuJUa^aiov) erhielt. >) Es
1) Diese GleichiiDg ist nach dem Mflnswerte des Miliarense berechnet. Wenn
das Imliarense von V^t Pfund gleich Viooo Goldpfond ist, so gehen von Sechs-
nndnennzigsteln 1333Vs auf das Goldpfnnd, IS'^/tr auf den Solidus. Bas Gold ist
dabei znm Ufachen (genwi 13V»fnchen) Werte des Silbers genoameii. Nahen
dasselbe Verhältnis (genau das U,4fache) geht ans der im GodL Theod. 13, % i
befindlichen Verordnung rom J. 397 henror, wonach gestattet wird das PftiM
SiU>er mit fünf Solidi abzol6sen. Etwas onffdnsliger ist das Silber gegen Gotf
geschätzt in einer Notiz bei Suid. unter oßolo«, welche wahrscheinlich ans der
Schrift des Diodoros tcm^ ora&ftwv stammt Hier whd nämlich das Talent,
d. i. das jflngere attische, im Gewicht von 6000 Neronischen Denaren « 62Vi
Pfund, geglichen mit 4 Pfund 8 Vi Solidi, was als Wertverhältnis des SAhen
zum Golde 1 : 15,18 ergiebt Vergl. das Nähere unten S. 33i^ f.
2) Die Gründe, welche darauf f&hren, in dem Silberstflck von '/n Ptend
das miHarense zn erkennen, sind flberaengend von Mommsen S. 700 entwickelt
worden. Die nachweislich älteste Erwähnung der Münze findet sich in den Aa§-
Zügen ans der im J. 392 abgefaisten Schrift des Epiphanios über MafiM und
Gewichte (Metrol. Script I p. 266,22), wo /uXut^ürtoy als die römische ^Be^
nennung für Silbermünze angegeben wird: ro 9i aoyvqcvp %tivT6 ^rrir o ^
'PmfMun fuXui^iüv HolovCiv, Vergl auch ebenda p. 269, 17, de Lagarde Swn.
I S. 224. n S. 182. Femer nennt der nm 400 redigierte Staatskalender (NotiL
dignit Orient 13, 30, occid. 11, 96 Seeck) die Abteilung für gemünztes Silber
das serinium a miüarefuihui. Auch Dardanios bei Lydos de mens. 4, 9 (Metrol
Script n p. 23) kennt das fuXut^utv, weils aber frdlich ebensowenig wie Epi-
fM,i SILBERBIÜNZE* 831
sUnd also ein SoUdus genau gleich 13^/» Miliarensien , wofür im Ver-
kdir wohl in runder Sunune 14 gerechnet wurden J) Damit war zu-
gleich von neuem die Unterordnung der Silbermttnze unter das Gold-
coorant ausgesprochen, und wieder daraus folgte die weitere Änderung
der Münzordnung, die unter JuUan eintrat. Denn wenn Constantin,
um gänzlich mit dem früheren Unwesen des Kreditgeldes zu brechen,
nicht blofe die Goldmünze streng nach dem Gewicht geregelt, sondern
auch für die Ausmünzung des Silbers ein Veriiältnis angesetzt hatte,
welches dem damaligen Handelswert möglichst nahe entsprach , min-
destens ungünstiger für das Silber als je ein früheres war (§ 40, 4), so
lag zu einer Zeit, wo die NeuschOpfting des Solidus bereits sich be-
wahrt und festen Boden gewonnen hatte, kein Grund vor, in der
Reichsmünze das Silber noch so niedrig auszubringen, wie Constantin
es angesetzt hatte. Deshalb gab ihm JuUan einen mäfsig erhöhten
MOnzwert, etwa nach dem Verhältnisse wie in neuerer Zeit England und
jüngstens Deutschland ihr Silbergeld ansetzten, als sie zur Goldwährung
Qbergingen. Das schwere Silberstück von V72 Pfund wurde seltener
ausgeprägt % dafür aber die schon früher geschlagene Hälfte zur Haupt-
münze gemacht und dazu wieder ein Halbstück eingeführt Von der
neuen Münze stellten aber nicht, wie nach dem frühem Verhältnis zu
erwarten, 28, sondern bereits 24 Stücke den Wert eines SoUdus dar,
sodafs nun der Münzwert des Silbers den Handelswert desselben etwa
um V« überstieg. Obrigens sollte das Silberstück durchaus nur der
Vertreter des entsprechenden, wegen seiner Kleinheit nicht mehr dar-
zustellenden Goldquantums sein, und erhielt davon auch seinen Namen
Dbanios die Benenniuig genügend zu erklären. Den richtigen Anfschlufo geben
oie GhüM funmeae unter fuXta^üftov (Otto Thes. UI p. 1764, MetroL Script. I
P* 307, 20): ro x*^^^^''^^ '^^ "^^ X^v^ov Xir^s, Mit Hecht versetzt Monunsen
die Entstehung der eigentOmlichen Benennung zurück in die Zeit Constantins,
listet welchem, wie S. 787 Anm. 157 (DI p. 76 f.) nachgewiesen wird, das Silber-
itSck Ton V« I^fund *» 4,55 Gr. zuerst erscheint DaTs in jener Zeit noch eine
ErioBenmg an den ältesten römischen Denar, welcher das gleiche Normalgewicht
gehaht hatte (§ 35, 2), lebendig war, kann schwerlich behauptet werden. Auch
ist das 0>nstantlnische Silberstflck lediglich in Anlehnung an den Solidus ge»
schaflfen, das Gewicht des letzteren aber unabhängig von der ältesten römischen
Silbennünze bestimmt worden.
1) Die letztere Angabe hat die in voriger Anm. angefahrte Glosse unter
lulio^wv (Metrol. Script TL p. 307, 23). Sehr nahe übereinstimmend damit ist
«beada unter ^XXte (p. 309, 1) das Miliarense mit l*/4 Silbersiliqua im Werte
von 7*4 Solidus, also indirekt der Solidus mit 13^7 Miharensien geglichen (vergl
Mten S. 341 f.).
2) Nach derselben Glosse (p. 309, 4) blieben aber die Miliarensien neben
der neuen Siliqua im Umlauf und wurden entsprechend auf Vis Solidus gesetzt
S. das Näheres. 344 f.
382 MONZORDNUNG GONSTANTINS. 140,1.
tiUqua awrij griechisch xe^dtiovy denn der Solidos ist 1/71 desPfoid«
und Vs4 daroD, d. i. Vt7S8 des Pfundes, heilsi im römischen Gewichls-
system (§ 20, 4) tiHqua.^) Damit ist die MOnzordnung ausgesprocheD,
die bis in das siebente Jahrhundert beibehalten wurde: die Siliqiu
nebst ihrer Hfllfte, beide allerdings in stetig sinkendem Gewicht aus-
geprägt^, bleiben das hauptsachliche Silbergeld des Reichs, dieaea
aber, wie ihr vertiflltnismälsig seltenes Vorkommen ^igt, nur ab
Scheidemünze um kleinere Beträge in Zahlungen darzustellen.
3. Es ist nun noch in kurzem Ober die Kupfermünze zu spre-
chen. Als Diocletian nach der langen Zeit der maislosesten MOnzver-
schlechterung die reine Silberprägung wieder herstellte , trat er die
Erbschaft einer endlosen Blasse pseudosilbemer Münze an. Dieselbe
war zu seiner Zeit bereits auf den Grad entwertet, dals sie auch feraer-
hin als Scheidemünze mit einem mäbig erhöhten Nominalwerte im
Umlauf gelassen werden konnte. 9) Ein Teil davon aber mufe aufge-
rufen und als Münzmetall, vielleicht mit einem weiteren Zusatz tod
Kupfer, zu der neuen Prägung verwendet worden sein; denn nur so
erklärt es sich , dals auch in der Diocletianischen Kupfermünze Silber
sich findet^) Dieselbe erschien in zwei Nominalen , einem grötiserai
1) Die tiHaua auri oder sehlechtbin HUqua ist, wie die ZnsaminaisteUDDg
bei Mommsen d. 791 Aom. 171 (DI p. 83) leigt, neben dem Solidos die stehende
Rechnunffsmünze des fünften und sechsten Jahrhunderts. Der Mfinzwert ton
Ys4 Solidos ergiebt sich nicht blols ans dem Namen selbst, sondern auch loi
der Berechnung in der Glosse ip6XXii O^etrol. Script. I p. 809, 3). Denn wie
weiter unten (S. 342) sich zeigen wird, ist das Verhältnis 4 : 7 zwischen Sili<(iia
und Miliarense nur eine Abrundunff des genauen Verhältnisses 125 : 216, nach
welchem 24 Siliquae auf den Solidus kommen. Das Normalgewicht ist okae
Zweifel mit Mommsen S. 787 (in p. 76) auf Vi44 Pfund — 2,27 Gr. m b^
Btimmen, wogegen Queipos Ansatz zu Vi*o Pfand nicht bestehen kann. 0ii
EffekÜTgewicht schwankt, wie die Übersicht des Mtlnzfimdes Ton Holwel bei
Mommsen S. 789 (UI p. 79) zei^ zwischen etwa 2,5 bis 1,7 Gr., was bei der
durchgängigen UnregdmäÜBigkeit der damaligen Silberprägang nicht avChUen
darf (weshalb auch in Queipos Tafeln die Siliaua von den höheren and niedrigere!
Nominalen schwer zu unterscheiden ist). Unter dem Kaiser Phokas (6O2--610)
erscheint aulser der gewöhnlichen SilbermOnze im (rewicht Ton 0,40 (ir. ein
grölseres Silberstflck von 13,95 Gr. (Tauber in der Wiener Numism. Zdtschr. IV
S. 31 ff.). Wenn die kleinere Mfinze als Viertelsiliqua zu fassen ist, so würde
das gröfsere StOck 8 Siliquae oder 4 Miliarensien darstellen.
2) Soetbeer S. 274 schlägt nach den Tabellen Queipos das dorchschniUliche
Gewicht der Siliqua unter Valentinian I auf 2,0, unter Honorias auf 1,7, unter
Justinus und Justinian auf 1,3 Gr. an.
3) Der Antoninianas hat sich bis in die Gonstantinische Zeit im Verkehr
behauptet Mommsen S. 820 (ID p. 132).
4) Diese Annahme liegt sehr nahe. Es konnte nicht die Absicht Diodetians
sein, während er so entschieden auf Wiederherstellang der reinen Silberprägoog
bedacht war, das Unwesen des alten Kreditgeldes in der Weise fortzosetsea,
140,4. KUPFERMONZE. DENAR DIOGLETIANS. 883
▼OD UDgefthr 10 Gr., und einem kleineren von 2,5 bis 2 Gr.; sie wurde
wie das frohere Billon weifsgesotten, und auf der gröberen Sorte er-
scheint bisweilen noch das eigentümliche Wertzeichen des Aureliani-
schen Antoninianus, XXI (§ 39, 2). Unter (Konstantin eiütt das gröfsere
Nominal eine aufiallende GewichtsYerminderung auf 8, später sogar
auf 3 bis 2 Gr.; aber bald nach dem Tode dieses Kaisers wurde die an-
ßngliche Prägung wiederhergestellt und erhielt sich so bis zur Tei-
lung des Reiches.
4. Die Währung dieser Münze und überhaupt die seit dem 4. Jahr-
hnndert übliche Rechnungsweise nach kleinsten Werteinheiten läfst
sich nur zum Teil mit einiger Sicherheit bestinunen. Es ist firüher ge-
zeigt worden, dafs der Denar infolge der fortgesetzten Legierung seine
ficitung als V^^ ^^^ Aureus verloren hatte und als Kupfermünze ge-
rechnet wurde (§ 39, 3). Als eine sehr kleine Scheidemünze, aber zu-
gleich als die alle Preise regelnde Werteinheit, erscheint er in dem
Edikt Diocletians de pretiis rerum venaUum^ welches im J. 301 erlassen
worden ist. ^) Die niedrigsten Beträge, welche hier vorkonunen, stellen
sich immer noch auf das Doppelte der Rechnungseinheit, alle höheren
Betrage sind durch 5 oder 10 teilbar.^ Aus den Ansätzen fQr Ar-
beitslöhne sowie aus den Purpurpreisen ergab sich, dafs der Denar des
Edikts auf etwa 2 1/2 Pfennig heutiger Münze zu bestimmen sei.^) Aber
^ er aoch femerhia von neuem dem Kupfer Silber beimischen und als Pseudo-
Aber ausgeben liefe. Vielmehr benutzte er nur die Masse des umlaufenden,
bereits entwerteten Billons, yielleicht mit weiterer Beimischung von Kupfer
(▼«gl. die Analyse bei Mommsen S. 800 Anm. 218 — m p. 98), als MOnzmetall
uid gib der neu daraus geprägten Münze einen Nominalwert, der zwar den
effektifeo noch fiberstieg — wie dies auch bei unserer Kupferseheidemflnze der
FtU ist — , der aber mit dem hoch übertriebenen Münzwerte des früheren An-
toBJoiaDiis nicht zu yergleichen ist. Vergl. die Wertbestimmungen § 39, 5 a. E.
1) Gorp. Inscr. Lat toI. III pars U p. 801 ff. 841. 1055 ff. 1188 ff., und dazu
OD spiter aufffefundenes und Ton J. Schmidt in den Mittheil, des deutschen
vdiiol bstit in Athen V, 1880, S. 70 ff. veröffentlichtes Fragment, Mommsen
über das Edikt Diocletians de pretiis rerum yenalium in den Berichten d. Sachs.
^lUch. Ul, 1851, S. 50ff., W. H. Waddington Edit de DiocUtien ^tablissant
je naximum dans Tempire romain, Paris 1864, W. Christ Über den FoUis und
veotr der spateren rümischen Kaiserzeit, Sitzungsberichte der Münchener Akad.
IW6,1S. UOf.
2) Christ a. a. 0. S. 141 f.
3) Das Diocletianische Edikt g:iebt einen Maximaltarif (Mommsen S. 57); die
l^eise der Lebensmittel bieten also keinen Anhalt, da sie möglicherweise für
IJCB Fall grolser Teuerung berechnet sind. Der Arbeitslohn aber steigt bei der
reaemog nicht Nun erhalt ein Feldarbeiter aufeer der Kost 25 Denare fOr den
jHy die meisten Handwerker 50, ein Kamel- und Eseltreiber sowie ein Hirt
20 Denare. Hier lehrte der Augenschein, dafs der Denar schwerlich über 2Vs Pf.
*i^|eietit werden dürfe. Aber er konnte auch nicht um vieles niedriger ge-
334 MONZORDNÜNG DIOGLETUN& 1 40, 4.
es fehlte noch die genaue Fixierung nach einer gröfseren und festen
Einheit, welche nach aller Wahrscheinlichkeit keine andere als das
Goldpfiind sein konnte. Als man nun fand, dafs Diocletian nach aa-
ßlnglichem Schwanken schliefslich sein Goldsltlck auf Veo Pfund aus-
gebracht hatte (§39, 1), schlofs sich daran leicht die weitere Folge-
rung, dafs der Denar, welcher dem Edikte desselben Kaisers ta Grande
liegt, als Veoo des Aureus oder Vseoo des Goldpf\indes gegolten habe.^)
Damit ist wenigstens ein fester Anhalt in allen den Wirren ge-
wonnen, welche aufserdem noch obwalten und aus denen nur unsichere
Vermutungen herausfuhren. Die kleinere der von Diocletian geprtgteo
BiUonmttnzen (§ 40, 3) mag der Denar gewesen sein. DiegrOÜBere
giebt durch das Wertzeichen XXI oder KA, anstatt dessen aber nach
frtlherem Brauche auch XX oder K noch vorkommt % als Nachfolgerin
des Antoninianus (§ 39, 2) sich zu erkennen. Beide BezeichnungeB,
jede fttr sich genommen , lassen eine wahrscheinliche Eritlflnmg zn,
allein ihr Vorkommen neben einander noch zu Diocletians Zeit stellt
ein bisher ungelöstes Bätsei dar. 3) Nehmen wir für die Diocletianiscbe
rechnet werden, da die Sätze sonst keine maximalen mehr gewesen waren.
Nach diesen Erwägungen setzte ich im J. 1862 in der ersten Bearbeitang dieses
Handbuches (S. 253) dieselbe Wertbestimmnng an, welche später Marquardt in
der n. AbteiL seiner Römischen PriTataltertfimer, Ldpzig 1867, S. 122, aneh ins
den Purpuroreisen ermittelte. Mommsen a. a. 0. S. 56 schätzte anfangs den
Denar auf 7? Groschen « 8,6 Pf., reducierte aber bald darauf in seiner Ab-
handlung Aber den Ver&ll des römischen Mdnzwesens, ebenda S. 260, diesoi
Ansatz auf Vs Groschen ». 3,33 Pf. Gegen Waddingtons Bestimmung (a. a. 0.
p. 2 f.) zu 6,2 Gentimes — 5 Pf. werden mit Recht Bedenken erhoben von BoisUn
im Liter. Gentralblatt 1864 S. 867. Wie dieser Ansatz zu hoch, so ist afllg^
kehrt wohl zu niedrig die Schätzung von Christ a. a. 0. S. 151, der den Wert
zwischen 0,36 Kreuzer « i,03 Pf. und 0,25 Kr. » 0,7 Pf. seUt
1) S. meinen Aufsatz über den Denar Diocletians in Fieckeisens Jahrb. 1^
S. 27 ff. — L. Friedlaender Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms El'
S. 150 f. stellt mehrere Inschriften Ton syrischen Grabmonumenten, welche dem
4. Jahrhundert anzugehören scheinen, zusammen und berechnet die daselbst aa-
gegebenen Herstellungspreise nach dem obigen Ansätze des Denars. Es ergeben
sich danach Preise zwischen 3300 und 254 Mark, was nach Friedlaender S. 122 f.
wahrscheinliche und nicht etwa zu niedrige Beträge sind.
2) Christ a.a.O. S. 136f.
3) Ausfnhriich handelt fiber die Wertzeichen auf dem Antoninianus A.Mi8S<Hig
Zur Münzreform unter den römischen Kaisem Aurelian und Diodetian, Wiener
Numism. Zeitschr. I, 1869, S. 105 ff. Das Zeichen T auf den Stüdcen mit der
Wertzahl XX schreibt er der Mfinzstätte Tarracona zu (vergl. oben S. 322 Ann. 3);
aufserdem sei in Spanien die Prägung mit der Zahl XXI üblich gewesen (S. 116).
Deshalb und wegen des gleichen Gewichtes der Zwanziger und Einandzwanziger
müsse man beide Ziffern als gleichbedeutend fassen und XXI als XX i« I leses
(S. 117 01). Es sei n&mUch der Antoninian ffleich 20 Assen geseUt worda
(S. 121). Indem Missong hiermit die von mir früher ausffesprochene Tennutung
wiederholt, weicht er allerdings darin ab, dafs er noch eine Berechnimg des
f M, 4. DER DENAR DIOGUTIANS. 885
PrigUBg die Wertzahl XXI ab die Regel an, was indirekt durch die
Wertzeichen XUI und XXI auf spHteren vandaliscben Münzen bestä-
tigt wird Ol so bleiben immer noch zwei Möglichkeiten der Erklärung.
Entweder ist nämlich , wie unter Aurelian und seinen nächsten Nach-
folgern, die Zahl 21 als eine Modifikation der Normalzahl 20 zu deuten,
und dann gilt das Diodetianische Billonstttck dem Systeme nach noch
immer gleich 20 Assen , d. i., da der Denar an die Stelle des Sesterzes
gerflckt war (§ 39, 3), gleich 5 Denaren, und ist demgemäfs weiter
einzufbgen als Vis» des Aureus von V^o Pfund s), oder wir nehmen 21
als die von Diocletian gesetzte Norm an, und dann gilt das gröfsere
BUloDStück , welches wir der Kürze halber als ' Einundzwanziger' be-
zeichnen, fest gleich 21 Assen, der Denar aber gleich SVs* zwei
Denare, das Minimum der Preise in dem Edikte, gleich 7 Assen, end-
Denars zu 10 Asstn voraussetzt, wahrend doch selbst anf den Mdnzen das Zei-
dien X schon seit dem J. 89 t. Chr., weil nicht mehr der Teilung des Denars
in 16 Asse entsprechend, beseitigt war (§ 36, 2). Ober die Auffassung der XX
und XXI als sovielte Teile des Aureus yeigl. Missong S. 117 f., J. Friedlaender
in der Berliner ZeiUchr. f. Numism. 1875 S. 17. Eine fernere Möglichkeit, die
Aurdinisehen Stficke mit XX und XXI troU der verschiedenen Bezeichnung als
gleichwertig zu erklaren, ist folgende. Der MOnzwert des Antoninian war auf
IV4 Denar «» 20 Asse gestellt (§ 39, 2). Da das neue Nominal aber anfangs
noch einen ziemlichen Silbergehalt hatte, so konnte es leicht kommen, dafs
an £e Provinzialkassen kleinere, aber durch die Wiederholung anschwellende
Betrage lieber in Rupfer als in Antoninianen gezahlt wurden. Vielleicht wurden
Bun, um das Zuströmen des Kupfers zu verhmdem, 21 statt 20 Asse verlangt,
80 oft der Wert eines Antoninianus erreicht wurde. Diese Bestimmung konnte
in den Pragstitten ausdrücklich durch das Zeichen XXI angedeutet werden; sie
konnte aber auch, wo man es nicht für nötig hielt, wegbldbeu; galt doch das
Gesetz auch für die nicht besonders bezeichneten Stücke, d. h. ein Zwanziger
war nicht weniger wert als ein Einundzwanziger. Auch die Tarifierung pro-
vinzialen Kupfers kann darauf Einflufs gehabt haben, dafs eine Münze, die
ur^ittaiflieh auf 20 Kupfereinheiten gestellt war, mit 21 abgelöst wurde.
1) Moromsen S. 841 (lU p. 165 f.), Christ S. 137.
2) Für diese Alternative spricht erstlich das Gewichtsverh<nis zwischen
dem pofi^n und kleinen Nominale (§ 40, 3) , demnächst auch die Teilbarkeit
der meisten Preisangaben des Edikts durch 5 (oben S. 333). Dasegen aber erhebt
rieh das Bedenken, dafs dann in der neugeschaffenen Münzordnung schwerlich
die inkongruente Bezeichnung XXI, welche fftr die Epoche Aurelians einiger-
OMlaen eivliriich sein mag (S. 334 Anm. 8), sondern die systemcemalse XX
als Beg el gebraucht worden wäre. Aufserdem aber fallt ins Uewicht, dafs bei
Aesen Ansätze der Umstand, dafs der niedrigste Preis des Edikts 2 Denare
httrigt, nicht so uuffecwungen sich erkllren lälbt, wie bei der zweiten Annahme,
weldie auch noch oue konsequente Durchführung griechischer Bechnungsweise
für sich hat und geffen welche andererseits die Teilbarkeit der Preise des Edikts
durch 5 ni^ angeführt werden darf, da dieselben Ja von der kleinsten Einheit
auf offenbar decimal zu höheren Betriffen aufgebaut sind. Entscheidend für
mscre Deutung der Diocletianischen Zahl XXi als Wertausdruck fQr so viele
Aase, deren 3Vs auf den Denar gingen, ist wohl die S. 336 f. entwickelte Wert-
glcidiung zwischen Goldpfund und attischem Talent
886 MONZORDNUNG DIOGLETUNS. 1 40. 4.
lieh der Einundzwanziger gleich 6 Denaren, und wir haben das
YollsUndige System des griechischen Talentes bis herab nun Obolos
(§ 19, 3):
Goldpfund ... 1
Aureus 60 1
Einundzwanziger 6000 100 1
Denar ...... 36000 600 6
Aus der altrOmischen HUnzrechnung ist geblieben sowohl die ZurQck-
fuhning aller Werte auf die ursprüngliche Httnze, den As, als auch die
unverbrüchlich festgehaltene Tradition, dafs die ausschliefeliche Rech-
nungseinheit diejenige Münze bildet, welche den alten Libralas ver-
tritt. Diese Einheit war seit der ersten Reduktion des Asses (§ 35, 3)
der Sesterz gewesen und war es auch gebheben, seitdem man 4, statt
2Vs, Asse auf den Sesterz rechnete (§ 36, 3. 4). Als das Vierasstflck
gegen Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. Denar genannt wurde,
weil diese Münze ihren Silberwert eingebüfst hatte (§ 39, 3), wurde
es ganz folgerichtig zur neuen Rechnungseinheit, zunächst neben der
Rechnung nach Gold und Silber (§ 39, 4), dann aber, wie wenigstens
Diocletian in seinem Edikt es durchführte, mit ausschliefslicher Geltung.
Der As, damals die kleinste Scheidemünze, trat zu dem Doppeldenar in
das feste Verhältnis von 1 : 7 (statt 1:8), und diese Neuerung fand
ihren Ausdruck in dem Wertzeichen 21 auf dem grOfseren Diocletia-
nischen Billonstück im Werte von 6 Denaren.
Noch aber bleibt die Frage zu beantworten, wie es kam, dak
dem Denar 3 V2 (statt 4) Asse und dem Stücke von 6 Denaren 21 Asse
zugeteilt wurden. Wenn Diocletian die Reichsmünze nach griechiscbem
Systeme regelte, so mufste er auch eine feste Beziehung zu griechi-
schem Silbergewicht, d. i. zu dem attischen Talent, finden. Unter atti-
schem Talent aber verstand man seit Neros Zeiten eine Summe von
6000 Denaren zu Voe Pfund, mithin ein Gewicht von 62 Vi PAmd
(§ 32, 1). Dieses Gewicht ist noch gegen Ende des vierten oderni
Anfang des fünften Jahrhunderts mit einer bestimmten Zahl Solidi g^
glichen , und somit ein Wertverhaltnis zwischen römischem Gold und
attischem Silber festgestellt worden, i) Wenn damals Gold und Silber
ihrem Werte nach wie 15,18: 1 sich verhielten, so sind damit xu-
nachst die Wertverhältnisse früherer Zeiten zu vergleichen. Es stand
Gold zu Silber
1) Vergl. uDten S. 339 f. and oben S. 330 Aam. 1.
I M, 4. OOLDPFUND UND DINAR. 887
unler CMgur wie 11,90 : 1 (§ 37, 1. 38, 2),
„ AvgusHis „ 12,50 : 1 (§ 38, 2),
^ Con«taBÜn „ 13,89 : 1 bis 14^0 : 1 (| 40, 2. 4),
^ 1%6odogFB8 „ 14,40 : 1 (§ 40, 2).
Wir bemerken also ein stetiges Sinken des Silberwertes und werden
demgemKfe mit grofser Wahrscheinlichkeit für die Zeit Diocletians
einen Wert zwischen den Zahlen 12,50 und 13,89, und zwar, den
Zeiträumen entsprechend, naher der letzteren Zahl, einsetzen. Rech-
nen wir mit diesem Näherungswerte weiter, so erhalten wir, indem wir
den Denar nach den obigen Voraussetzungen einerseits»: Vseooo Gold-
pfund, andererseits >« 3V2 Assen rechnen, die glatte Gleichung von 1
attischen Chalkus mit 2 Assen , und gelangen , auf Grund dieser Glei-
chong wieder rückwärts schreitend, zu dem Ergebnis, dafs nach Dio-
cletians Münzordnung 31 Pfund Goldes gleich 7 Talenten Silbers gel-
ten sollten , mithin Gold zu Silber in das Verhältnis von 13,67 : 1 ge-
setzt war. i)
Da nun dieses Verhältnis, wie die obige tibersicht zeigt, an und
ihr rieh den höchsten Grad von Wahrscheinlichkeit hat, so ist damit
fie Gleichung von 1 attischen Chalkus mit 2 Assen gesichert und es
ist zugleich erklärt, weshalb Diocletian seinem Denar 3 Vi Asse, und
dam grofseren Billonstück 21 Asse zuteilte.
Nachdem dies festgesteUt worden, erscheint die gesamte Diocle-
tianiscbe Hünzordnung erst in ihrer vollen Bedeutung. Nicht blofs
äufserlich wurde die Teilung des griechischen Talentes auf das Gold-
pfnnd Hbertragen , sondern es wurde zugleich in innerlichem Zusam-
menhang eine durchgehende Wertgleichung zwischen römischer Münze
und attischem Silbergewicht eingeführt. Ebenso wie das Goldpfund
znm Talent verhielten sich der Aureus zur Mine, der Einundzwanziger
zur Drachme, der Denar zum Obolos, und infolge der eigentümlichen
Zuordnung des Asses gingen diese Wertverhältnisse aus zu den be-
qnemen GleichuBgen des Chalkus mit 2 Asten und des Doppeldenars
(des Minimums der Preise im Edikt) zu 3V2 Chalkus.
1) Ktck Biodor 9r<^ ^a&fUh (miten S. 340 Amn. 1) galt das attische Talent,
ortspreehend dem Wertverhihnis des Goldes zum Silber wie 15,18 : 1, gleidi
4 Pmnd Goldes und 8Vt Solidi. Wurde statt dessen das Constantinische Ver-
UHois 13,89 : 1 eingesetzt, so war zu vernhiten, dafis das attisehe Talent nach
BMeÜürfsdier Ormiiing ttww mehr als 4Vs Pfand Goldes gegolten habe. Hier-
ais b^eehnete sich mit ffröfeter Annäherang der attische Ghalkns zu 2 Assen
"• *h Denaren, und wieder znrflck die genaue Wertgleichong von 4^/7 Pfond
^oUes mit 1 Talent
Hmltteh, Metioloffl«. 22
888 MCNZOKDNUNG DiOCLBTIANS. § i^ 4.
Nach dieser Norm war es dann leicht die im Osten des Reiches
ciriLuliereode, auf Drachmen währnng lautende Münze zu tarifieren. Das
attische Tetradrachmon von reinem Silbergehalt kam normal auf 110
(genau 109^?) Denare. Ob damals noch solche Tetradrachmen um-
liefen, wissen wir nicht, und war ^ der Fall, so hat man sie möglicher-
weise etwas niedriger als zu HO Denaren angesetzt; allein jedenfalb
war die eben erwilhnte Norm geeignet eine Qbersichtliche und in rich-
tigen Verhältnissen stehende Tarifierung aller noch cirkuUerenden grie-
chischen Münzen, sowie des tyrischen Tetradracbmons und des ägyp-
tischen Billons durchzuführen. So werden wir vielleicht auch noch
dazu gelangen, den Wert einer inschrifUich bezeugten syrischen Rech-
nungsdrachme des vierten Jahrhunderts zu ermitteln, welche jedenfalls
weit niedriger gestanden hat als die attische Silberdracbme im Gewicht
von V»« Pfund.*)
Hiernach ist es erklärlich , dals seit Diocletian , trotz der Herab-
setzung des denaritts zu einer kleinen Scheidemünze, im griechischen
Sprachgebrauche drjvaQiov die Bedeutung eines Silbergewichtes im
Betrage von V^e Pfund behielt Es war dies gewissermafsen , da die
attische Silberdrachme diesem Denar gleichgesetzt wurde, ein inter-
nationales Gewicht geworden, welches seine Geltung behielt unab-
hängig von der gleichnamigen römischen, später sich entwertenden
Münze. ^)
Nach Diocletians Regierung sank der Wert des Denars in schneller
Progression weiter abwärts. So kam es, dafs Constantin gleichzeitig
mit der Schöpfung seiner Goldmünze, des Solidus von V?^ Pfund, eine
ganz neue Festsetzung der kleinsten Rechnungseinheit treffen roufste*
Auch er knüpfte dabei an gegebene Verhältnisse an, nämlich an die
ägyptische Provinzialordnung, in welcher von jeher das Goldstück
gleich einem Talent Kupferdrachmen gegolten hatte (§ 54, 2). So
wurden nun 6000 Denare auf den Solidus gerechnet s), mithin der
1) Ver^l. L. Friedlaender Darstellungeo aus der Sittengescb. Roms ID* S, l&O.
Im nDgünstigsten Falle stand diese Rechnunffsdrachme dem Diodetianisdien Denar
gleich; möglicherweise auch noch etwas höher; doch fehlt zur Zeit jeder An-
halt zn einer anch nur ann&heroden Bestimmung.
2) Vergl. die oben S. 311 Anm. 3 aus der metrologischen litteratnr ge-
gebenen Nachweise, femer das auf S. 330 über den Diocietianischen Silberdenar
Bemerkte, endlich unten S. 344 Anm. 2.
3) Dafs der Solidus seit dem 4. Jahrh. normal zu 6000 Denaren angesetst
worden ist, folgert Mommsen S. S40f. (lU p. 164 f.) aus den Wertzeichen auf
der ganzen und halben Siliqua, welche auf 260, bez. 125 (auf der halben Siliq««
iedoich anch auf 120) kleinste Kupfereinheiten, nämlich nummi oder Denare
lauten (§ 40, 5). Einige Stellen griechischer Lexikographen und Metrologen,
f 40, 4. WEITERE ENTWERTUNG DES DENARS. 889
letztere auf Vii desjenigen Wertes herabgesetzt, den er noch unier
Diocietian gehabt hatte, i) Weiter gehörte zu der neuen Mttnzordnung
wahrscheinlich die TariAerung des attischen Talentes Silbers auf 4V8
Pfund Goldes, mithin des Chalkus auf 6 Vs Denare. Zwischen Gold und
Silber war somit, Metall gegen Metall gewogen, das Wertverhältnis von
14,4 : 1 festgesetzt»)
Unter Julian trat in diesen Beziehungen keine Änderung ein.
OeiiB dieser gestaltete nur die Silberprägung neu, sodab das MQnz-
Verhältnis des Silbers zum Golde, welches unter Constantin gleich
1 : 13,89 gewesen war, nun auf 1 : 12 stieg (§ 40, 2). Während also
unter Constantin Münz- und WertverhUltnis der beiden Edelmetalle
sich nahezu noch gedeckt hatten, gingen sie seit Julian aus einander.
Das Verhältnis des Denars aber zum attischen Talente wie zum SoUdus
blieb dasselbe.
Eine geringe Veränderung erfolgte erst gegen Ende des vierten
oder zu Anfang des fünften Jahriiunderts, indem der Kurs des Solidus
auf 6800 Denare gesetzt und zugleich bestimmt wurde, dafs der atti-
sche Chalkus 7 Denare oder Xenta, mithin das attische Talent 4 Pfund
wddie schon irfther von Scaliger und Peiau in gleichem Sinne gedeutet worden
wtfcs, dnd dann weiter behandelt, teilweise auch emendiert worden in den
Metrol. Script 1 p. 165 ff., wozu der Nachweis im Index unter raXarrov 2t zu
Tcrffleichen ist. Weitere Ergänzungen gab Christ a. a. 0. S. 144 ff. (berficksichtifft
in Metrol. Script, n p. 151 f.). Vergl. auch de Lagarde Symm. I S. 213. 224 f.,
Marqaardt Rom. Staatsrerw. II S. 44, Fleckeisens Jahrb. 1880 S. 28 i 31. Die
BfifQhning dieser Wertgleichung der Kupfermünze mit dem Solidus schreibt
Mommsen S. 843 (Ol p. 168 f.) dem Kaiser Julianus (361—363) zu. Allein die
weiter unten (§ 40, 5) folgenden Erörterungen fiber die Follarrechnung zur Zeit
GoBitantins machen es wahrscheinlich, dals schon durch diesen Kaiser der Solidus
auf 6000 Denare gesetzt wurde, eine Ma&reffel, die man wohl' gleichzdtig mit
der Eiofahrang der neuen Goldmünze und des Aliliarense, also in das J. 312,
setzen darf.
t) Nach Diocletians Ordnung gingen 36000 Denare, nach der Erhebunff des
Solidus zum Talent 6000 X 72 » 432 000 Denare auf das Goldpfnnd. vergl.
Fleckeisens Jahrb. 1880 S. 31 und unten § 40, 5.
2) Als spiter der Solidus 6800 Denare galt, kamen auf den Chalkus 7 Denare
(••folgende Anm.); mithin wird bei einem Kurse des Solidus zu 6000 Denaren
«och eine etwas niedrigere Zahl Ton Denaren auf den Chalkus gerechnet worden
Min. Setzen wir yersucbsweise den Chalkus » 6Vs Denaren, so kommt das
«tusche Talent genau auf 473 Goldpfund, und als Wertverhaltnis des Goldes
sau Sflber ergiebt sich 14,42 : 1, mithin dasselbe, welches oben S. 330 Anm. 1
llir das J. 397 nachgewiesen ist Wollten wir das attische Silber nach dem
MüBswerte ansetzen, welchen das Constantinische Miliarense hatte (1 : 13^9)»
Bo würde das attische Talent auf 4V9 Pfond Goldes und mithin der Chalkus
auf 6^/4 Denare kommen. Allein es ist durchaus wahrscheinlich, dafs das nach
dem Grewieht zn nehmende Silber etwas ungünsUcer stand als die Reichssilber»
Aünze, wonach wir von selbst auf die ersteren Ansitze kommen.
22*
a4j0 MÜKZOBDNÜNG OOmTANTINS. S40,4.s.
GoUes mi 8 Vs SoM gelte, i) Das Gold aluid Uemach zum ^ber k
deM WertverhiUaiMe vob 15,18 : 1.
Aueh auf dem Kurse tob «800 konnte der Denar sich nicht e^
halten. Immer höhere Smnmen von Denaren mufsten im GeMvcriubr
aufgezahlt wenlen um ein GoUstOck dafidr einEUweohsehi. DeshA
verordnete Valentinian DI durch ein Edikt vom J. 445, dals der Sdi-
dtts von jedermann fQr 7000 tMcmmt, d. i. Denare <§ 40> 5), zu nehmen
sei, die Wechsler aber nicht mehr als 7200 Denare berechnen dOrften,
wenn rie einen SoMus gegen Kleingeld abgaben.^)
Ab^ auch diese Halsregel vermochte nicht dem weiteren Siaken
des Kupfergeldes Einhalt su thun. Zu Anfong des sedierten Jahrhun-
derts rarlangten die Wechsler sogar 8750 Denare für 4eA GoUitttok,
ein Unfug, dem Justinian dadurch zu steuern suchte, dab er die feite
Taxe von 7500 Denaren anordnete.^)
5. Die hoben Zahlenbetrftge , welche bei der Gleichling der win-
zigen RechnungsmQnze nnt dem GoMstttck angesetzt werden nolsteBf
lassen unmittelbar auf zweierlei scidiefisen. ZunUchst wQrde man in dea
Rechnungen gar nicht auf die Anhäufung selcher Sommen gekomneo
sein , sondern lieber eine höhere Einheit und somit kleinere Zahkn-
ausdrUcke gewählt haben, wenn nicht Kupfermünze von so niedrigem
Fube noch in ansehnlichen Mengen cirkultert hätte. Zweitens nvMe
ein Auskunftsmittel gefunden werden, um die Sammelbeträge kleinster
1) Suid. unter ofloXSc lerlegt den atlisehen Obolos in 6 ygil>««, den jtcuM
in 7 isTtray and fSgt hiozu: t6 9i raXannw xov a^yvqhv Xtr^m^ xm iNt
xmsfta^mf xeU vofut^fMtxiov tf' wüS. Dieeelbe EiDteilang des xalitoiti m 7 hmtifi
findet sieh am Sohliwge einer etwas ausfihriidieren Notiz in 4en Seholien BL n
Homer U. 5, 576 (Metrol. soripl. i p. 299 f.): o 9i JMm^ iv vq ns^ 9ta&fm
'ralopTotf iari ftpwr S'. . .6 9i ifiolos ^^^^^^ v\ ^ ^^ x^t^^t^ AM7fx»v £"•
v6 vaXa$ßTov 9i ro rw Itvofuvap l4wrtM&v. Wir sehen also zaniehst, daCs b«
Snidas die Teilnng des Obolos in 6 x^^<^ auf einem Schreibfehler benriit
(verri. oben S. 183 Anm. 4, S. 227 Anm. 4, Ohrist S. 138), und indem wir beide
SteUen verbinden und XenrSt^ (LndeT Metrol. seript wrvd^toy 4, ita^rror 4) tte
Bezeichnung der kleinsten Rechnungseinheit, d. i. dea Denars, nehmen, erhalle»
wir Ar den Seltdus einen Kurs von 6799, d. i. 6800 I>enaren.
2) Codex Theodos. cum commeat. Gothofredi tom. VI, supplem. p. 12 (Üt
XXV de pretio soüdi): ^o praecesto etiam illud in perpetuum volumus eoa-
tiaeri, ne unquam inira Septem milia nummorum aoUdus distrahatnr, emptv
• coUectario septem miHbus docentis. Mommsen S. 843. 846 (ffl p. 168. 1^
Christ S. 156 (welcher die Verbesserung infra für inira vorschllgt), Marquai«
3) So erkl&rt Mommsen S. 847 (UI p. 175) die Notiz bei Proeop. Hisi aic«
<p. 829 ed. Venet), indem er den dort erw&hnfen fSXte tu 41*/» Den«ren niMt
Merquardt S. 46 rechnet 8400 und 7200 Denare, weil er diesen Foliis noraal
zu 40 Denaren ansetzt Die erstere Ansicht wird durch die § 48, 5 entwickaMe
Übersicht des FoHarsystems betätigt.
f 4«, s. F0LLARREGHNÜN6. 341
EiikeiteD nicht blors reolmungsiuäbig durch hohe ZahleBgroppen^
soBdera andi konkm b« den Banahlungen zosemmenzofassen. Das
Kopfergeid wurde in Beuteln, foüe$ {'9vXaxoi, ßaXavria)^ zusammen-
gikttden.^) Daher kam foUU zunädist zur Bedaotung einer gewissen
Smanae kleinster Kupfereinhaitea, welche in einem Beutel vereinigt
waren, und weiter wurde auch ein klemar Betrag von Kupfereinheiten,
fflr d«sen konkreten Ausdruck eine besondere Mflnze gepiügt war,
fM$ genannt 1) Wir hri>eB also den koUektben Folfis, den Mtlnz-
folhs und auisafdem die kleinste Rechnungseinhait zu untersdieiden
und das VerhftItDia dkser Werte zu einandtr und zum SoKdus zu suiAen.
Nach der Mttnaordnnng Constanlüis war der koUektive Folüs ent-
weder auf Silberrechnung (xcrr' ofyvfiCfwv) oder auf Kupfer (xeva
iripaififffiov) gestellt
Der SilberfoUis entsprach 125 MiliarenMen «» 1/$ Goldpfund
*« 9 SoHdL Das Hiiiarense, ausgebracht ab Wertaqui^ent Ton Vio«o
GoMpfund, war an Gewicht gleich l^/i stttfiMM Silbers, deren jede das
W«rtiquif alent einer iiUqua auri bildete (§ 40 , 2). Auf die SiUqua
banen 12 gemttnzte Folles oder 250 Denare. Der HQnzfoUis war
gleich 21 (genau 20^/6) Denaren.
Der kollektive Kupferfollis hielt 250 Denare oder 12 MOnz-
foHes, war naithin an Wert der SiHqua ^cb.
Damit habe« wir die gesamte MQnzordnung Constantins, wie sie
angedeutet wird in einer sogenannten Glosse, welche aus einem Kern-
mentar zur Gesetzgebung der ostrttmischen Kaiser geflossen ist.^) Doch
bedorfen die einzehien Angaben nach einiger Erläuterung.
Ab feste und anderweit gesicherte Grtffsen haben wir zun&chst
den Solidus ««* Vts Goldpfund, das Uiliarense, im Gewicht dem Soli-
dos gleich, an Wert— Viooo Goldpfünd «> ^1S6 Solidus, endlich das
Ti^atiov, d. L die süiquOt ein kleinstes Gewicht im Betrage von Vi 7 28
Pfand {% 20, 4). Das Gewicht des Uiliarense wird in unserer Quelle
m 1^/4 Siliqua bestimmt 4) Wenn nun gleich darauf 125 Miliarensien
1) Metrcd. Script I p. 144 L 267, 4. 269, 19. 303, tl. 308, 19. 11 p. 151 f.
(m^ die Obenidit im Index unter fSXXiß 1), Christ S. 144£, de Lagarde
SyiMuct I S. 213. 224. n S. 182. 197 £, Marquaidt U S. 42.
2) Marquardt Römische SUatsverw. n S. 42 f.
3) Yeteres glossae verborom iuris qaae passim in BasiKcis reperiaatar ed.
C UttbaeoB, wieteboU von Otto im Tbesaams ioris Rom. vol. Ol p. 1697 ff. Die
ohea heickiHiete Stelle findet sieh auch in den Metroi. Script. I p. 308, 19—309, 8.
4) BletroL Script. I p. 309, 1 : ifx^t 8i ^aarot^ rtip roiovrmp Xmtch^ a^yv"
ifm (d. L dtf MUtorensien) na^tar h^ tifuav rita^op (Tcrgl. aaeh Index nnter
^^^mf 3 and a^^t4fv lanxotf).
342 MONZORDNUMG GONSTANTINS. |40,».
gleich 218 Siliquae u n d 9 nummi gesetst werden 0) so folgt unmittel-
bar, dafs diese 9 nummi gleich ^4 Siliqua sind, mithin 12 mmmi auf
die Siliqua gehen.
Nun ist es sunXchst klar, dafs die SiUqua, welche gleich ^/r Müia-
rense gesetit wird, das Silber3lqui?alent einer täifua mai darstdlt.
Denn das Miliarense ist das Wertaquivalent von Viooe Goldpfund, die
iiUqna mcnt ist— ■ Vf'M Goldpfund, heide Werte T^halten sich mithia
zu einander wie 1728 : 1000 — 216 : 125 , wofOr unsere Quelle das
abgerundete Verhältnis 7 : 4 gesetzt hat Nach dieser AbrunduDg
würden 13^/? MiUarensien den Wert eines Solidus darstellen >), aber
die genaue, systematische Wertgleichung des Solidus mit 13^/» Milia-
rensien findet in derselben Glosse sich ebenfalls ausgedrQckt^)
Weiter ist zu flragen , wie viele kleinste Rechnungseinheiten oder
Denare auf das Miliarense kommen. Wie vielseitig bezeugt wird, ist
der Solidus Constantins zu 6000 Denaren gerechnet worden (§ 40, 4).
Da der Solidus genau gleich 13^/9 MiUarensien vnu*, so kamen auf 1
Miliarense 432 Denare, und weiter auf die Siliqua, welche zum Milia-
rense wie 125 : 216 sich verhielt, 250 Denare. Dasselbe Resultat er-
halten wir, wenn wir im Sinne der Glosse den SoUdus zu 13^7 MiUa-
rensien und das Miliarense gleich ^4 Siliqua ansetzen.
Die Gleichung der Siliqua mit 250 Denaren ist also jedenfalb ge-
sichert Da nun dieselbe Siliqua, wie bereits nachgewiesen, 12 soge-
nannte nummi hatte, so gleicht sich weiter 1 nummu$ mit 20^/« De-
naren, wofQr wir wohl rund 21 Denare setzen dürfen.^)
1) Metrol. Script I p. 309, 3.
2) WeDD 1000 MiliareDsien » 1728 Siliquae — 72 Solidi und 4 SiliqoM ->
7 Miliarensien sind, so kommen auf den Solidus 24 X Vr i-> 13Vt Miliareosieo.
3) Der Betrag von 125 Miliarensien für den Silberfollis ist offenbar gewiUtf
weil diese « V» Goldpfund « 9 Solidi sind, wonach 1 Solidus auf 13'/» Mi-
liarensien kommt Mit einem kleinen Fehler ist aber dieselbe Gleichunf auch
'direkt fiberliefert. Das MUiarense war nimlich seit Julian (§ 40, 2) auf </is SoMos
gesetzt, und der Verfasser des Fragments, weleber naeh Julians Zeit schrieb,
rechnet p. 309, 4 *n^ ro pvp k^otow* 125 Gonstantinische Miliarensien gleich
109 Miliarensien und 9 Nummi, oder gleich 9 Solidi 1 Miliarense 9 NnmW-
Nehmen wir an , dafs vovfi(u>i &' beidemal verschrieben ist statt tfovßfto* * >
d. i. Abrondung für 47« Nummi (wie sicher aus p. 309, 5 vergL mit Z. 4 he^
vorgeht), so erhalten wir, da gemafe unserer Quelle 7 Julianische Miliarensien
gleich 8 Gonsianünischen sind, die genaue Gleichung von 9 Solidi mit 125 Gon-
stantinischen Miliarensien.
4) Die Gleichstellung der Siliqua mit 250 Denaren bestätigen auch, wie
Mommsen S. 840 f. (Ol p. 164 ff.) nachweist, die WerUeichen auf den Mdoaea
Justins I und Justinians I. Dafs der Mflnzfollis genau auf 20*/«» d. i. 21 Deoare
und der doppelte Follis der Vandalen auf 42 Denare stand, weist derselbe eben-
falls aus dem Befunde der Münien nach. Beide Zeugnisse gehören zwar eist
i 40, 6. F0LLARREGHNÜN6. 343
In wekhem Metall dieser Niunmiis ausgeprägt war, kann nicht
zwetfelhaft sein. Das Miliarense, d. i. ein Silbergewicht Ton Vii Pfund
«»4,55 Gramm, war das Wertflquiralent fOr Vtooo GoMptund. Also
entspricht die säiqua aicrt »a i/nsg Pfund einem Silbergewicht von
2,65 Gramm. Der zwölfte Teil hierron kann nicht mehr in Silber aus-
geprägt worden sein. Wir haben demnach in dem Nummus eine
Kiq)f6rmttnze zu erkennen, welche an Wert gleich 21 (genau 20^6)
Denaren oder kleinsten Kupferstttcken war.
Ersichtlich ist nun die Analogie mit der Httnzordnung Diocletians
(§ 40, 4). Was dort der Einundzwanziger war, hiefs unter Constantin
ntMitiHtt (vavfifiog) oder, wie sich^ gleich zeigen wird, /bß», was dort
der As gewesen, hiels nun Denar. Mithin war der letztere, wie früher
zom Sesterz (§ 39, 3), so jetzt zum Asse herabgesetzt worden, d. h. die
Entwertung des Denars fand symboUsch auch im MQnzsystem ihren
Ausdruck, wenngleich das wirkliche Sinken des Wertes ein ungleich
bedeutenderes war, als, lediglich im Bereiche des Systems, die Stufen-
leiter vom Denar zum Sesterz und weiter zum As es darstellt.
Hieraus erklärt sich weiter, dafs der Denar seit Constantin auch
aaaafiov genannt wurde, i) Aufserdem behielt er in Erinnerung an
die Zeit, wo er dem Sesterz gleich gewesen war, die Benennung num-
«ms oder griechisch vovfifilov bei.^) Endlich insofern das attische
Talent Silbers zum römischen Pfund Goldes in eine feste Wertgleichung
gesetzt wurde, hiefs er als ein bestimmter Teil der kleinsten attischen
MQnze Xentov.^) Aufser der Benennung dmama ist auch die Bezeich-
nung durch S noch nachzuweisen.^)
Der grOfsere Constantinische nummu$ aber, auf welchen 21 De-
nare gingen, hat auch den Namen foüis (q)6XXi^) geführt.^ Wir haben
4ea 6. Jahrh. an; allein sie haben anch ffir das 4. Jahrb. einige Beweiskraft,
da die Siliqna seit Constantin onab&nderlich das Wertaquivalent von ^jn» Gold-
pfoad geblieben war.
1) S. den Nachweis im Index zn den Metrol.* Script unter atca^ufp 4.
2) Nummui im Edikte Yalentinians HI de pretio solidi (a. oben S. 340 Anm. 2),
99itfifUop (die Handschrift tfOvfUov) Metrol. script I p. 253, 1.
3) S. den Nachweis im Index zn den MetroL Script anter Xanrar 4 und
nrgl oben § 40, 4.
4) Corp. Inscr. Ut toL V Nr. 1888. 1973. 2046. 8724, Marqnardt H S. 44
Ana. 3. Vergl. auch Doreau de la Malle Econ. polit I p. 116 f., Eustratiades
«I dem oben S. 144 Anm. 2 angefahrten Orte S. 358 ff. 376.
5) Die griechische Bezeichnung vovfiftos findet sich in der mehrfach er-
Hhnten Gloase Metrol. script I o. 309, 3. 5. 0, foUis nicht selten im Codex
'VlModosianas und anderwärts, und zwar werden in den Verordnungen aus den
Hbren 320, 340, 356 (Cod. Theod. 7, 20, 3. 6, 4, 5. 9, 23, 1) Summen von so
vid Bo vielen mäia folHum angeführt; doch kommen auch kleinere Beträge
344 MONZORBM ÜNG GOMSTANTINS. § 4a» 5.
dafOr, um Verwechsliuigeo zu veimeide», scIumi 6b€A MattzCoUis
gesagt SuHUDen ymi solchen Falles hsUaett kolfektir pmmm wmtr
oder maiarima^ wahrend der Denar als fUMwniif cmUrnuanaUs, audi mit
dtfm BeisMse e$mm%am erscheint 0
Endlich die Summe von 250 Denaren, ab deren Wertiquivaltoi
in Silber die Siliqua nachgewtesen wurde, mufe idantisdi sein mit dem
fiokUg^ weicher in der Glosse , allerdings mit eiser Ungenaaigk«it im
Ausdrucke, zu 250 dr]va(fia bestimmt wird. 2) Wir nennen diesen
kollektiven Wert den Dennrfollis.
Es schüebt sich demnach das Constantiniaehe Mttnssystem zu fol-
gender Übersicht zusammen , in welcher die auf Abrundung benriien-
den Veiiiälinisse dnrch einen Sdem bezeicbnet und die in der Präzis
wahrscheinlich nicht üblichen Reduktionen in Klammem gesetzt sind.
Goldpfund .... 1
SUherfoUis .... 8 1
SoUdus 72 9 1
Miliarense 1000 125 (Id^/o) 1
Siliqua oder
DeoarfoHis . . . 1728 216 24 l^A* 1
Nummus oder
MflnzfoHis . . . (20736) (2592) 288 21« 12 1
Denar 432000 54000 6000 432 250 21*(20»/i).
Tor, wie 6 folUs als Preis fOr 1 Pfimd Schweinefleisdi 14, 4, 3 in der Ver-
ordDUDg Tom J. 363. Einige andere Belege giebt Marqnardt ü S. 43. Das ins
Griechische aufgenommene ^XXiS wird als identisch mit dem rov^fiOQ der Glsose
besengt in der JJtdoia Xoya^udi *^ jdvywcrav Xaiffo^, insofern allenthalben
288 ^oXhiQ auf das vS/ncfia gerechnet werden. Dieses zuerst Ton Montfaucon
in den Analecta Graeca ex mss. cod. eruerunt monachi Benedictini, Pftris 16fi^
p. 321 ff., dann Ton Zachariae ▼. Lingenthal in seinem Ins Graeco-RoBMomn,
Leipiig 1857, vol. DI p. 386 £t herausgegebene Rescript ist iwar erst im J. 1004
ergaageo, beruht aber ersichtKch auf alteren gesetsUdien Vorschriften (tct^
Marquardt S. 46 f.).
1) Die peeunia maiorma wird im Cod. Theodos. 9, 21, 0 und augleich mit
dem mtmmtis eenUnUnaiu oder cemtenionaHi emnmmnU 0, 23, 1 f. crvihnt
Den Nachweis, dafe unter diesen Benennungen das Kupfergeld der daiMdigai
Zeit SU verstehen sei, führt Mommsen S. 805 f. (Dl p. 105).
2) Die Reste der metrologischen Utteratur, welche anlangend den koUcifr>
tivea KupierfoUis xumeist auf Epiphanios xurOckgehen (s. den Nachweis im bdex
au den Hetrol. seript. unter fSiXts 4, «od vergL Christ S. 145 f., de Lagafdo
Svmm. I S. 213. 216 f. U S. 182. 107 f., Marquardt n S. 45), lassen in ihrer ver-
wirrten Form nur so viel erkennen, dais es einen wolXio von 250 Denaren gegeben
hat Die Glosse sagt (Metrol. seript. I p. 308, 19): f^Uts ^rmdpit Ist* Am4-
#MM»€ mal ßalarrt0P, iXx9$ Si Sfpfo^iovQ 9$aMOCi&99 mwi'JJMOPra^ %mmrmm
Xt€(fm£ T«^' mtl 09yyia6 Ig» ^ Jf^cßPröS htaarmf itiimofov Xirpmtf a nai miy-'
fim y\ Hier gflt dem Wortlaute nach (und ebenso MeUol. seript. I p. 305,3)
im^b. FOLLARRECHNUNG. 845
In diesen SyBlem ordnet sieh zwar das Miliartnge sehr bequem
im 6MftvmA wäi dem I^UmrfoHis unter, aber zum Solkk» und mit-
hin msh zur SiUqua und dem Manzfellis steht es in spröden, der Ab-
nmduig bedttrftigen Verhältnissen. Diese Beobachtung, verbunden
flst der Tendenz das Silber, unter milsif erhöhtem Mftnswert, zur
ScheidenaDBe m machen (§ 40, 2), mag den Kaiser Julian dazu ge-
Akrt haben, das Hifiarense auf den Wert von Vi» Solidus zu heben
ond als Halbstock dazu die Iffiber-Süicpia auszuprügen, wonach nun
iu gesamte System folgende weit einfühere Gestaltung erhielt i)
GoMpfünd 1
Solidas 72
1
MSiareRse 864
12
1
SiUqua 1728
24
2
1
MüMfoUis (20736)
288
24
12 1
Denar 432000
6000
500
250 21* (206/6).
Dies die Ergebnisse, welche nach dem gegenwärtigen Stand-
paukte der Forschung als gesichert gelten können. Vieles andere ist
Bod) zu erörtern, mufs aber speciellen Untersuchungen, welche aufser-
halb des Rahmens dieses Handbuches liegen, vorbehalten bleiben. Wir
scbKefsen daher diesen Abschnitt mit einigen kurzen Bemerkungen.
Ein Hauptvorzug des Julianischen Systems war, wie gesagt, die
Leiehtigkeit, mit welcher die Rechnungen in Gold, Silber und Kupfer
neben einander hergingen. Wurde das GoldpAind als as betrachtet und
hierauf die übliche Bruchrechnung angewendet (§ 20, 4), so halte die
lA'fia, d. i. Vi 7 28 , als Äquivalent in Silber die gleichnamige Mttnze,
in Kupfer den FoUis von 250 Denaren (oder 12 Httnzfolles) neben
^ hpm^io9 alt ein Kopfcrgewicbt von 1 V^ Pfand, wahrscheinlich aber ist der
ttocktianische SUberdenar oder die attische Drachme im Gewicht von Vm Pfand
gCMehit (oben S. 83S), and mit diesem SUbergewickt ein Knpfergewicht von
1^4 Pfuid gegiichen, woraus sich ein Wertverhiltnis des Kaplers zum Silber
wie t : 120 ernebt Wenn nun andi dieses Yerbaltais anderweit besUUgt wird
(nq^ imten ». 347), so scheint doch in nnserer Qaelle, was die Erklarong
^ fiXXti anbahnst, eine Yerwechsdnaff zwischen dem Siiberdenar und der
Usastea Rechnangsmilaze vorzaliegen. Yergl. Christ S. IM). — Nicht zu ver-
vcchsehi ist der Beaarf^is Gonatantins mit dem gleichnamigen, aber um das
Wpfdte höheren Wert seit Jnhan (unten S. 346).
1) Alle diese Verhältnisse sind direkt and aazweidentig beseugt in der
vtrhtterw4hnten lova^utfi der Benediktmer (s. besonders S. 321. 325. 366). Der
Btasr wird xwar nicht erwihnt, aber als die kleinste Reehnnngseinheit in der
^Wchong mit dem MiUarease durchgeftthrt. So ist (p. 317) ^, d. i. 500, —
1 HHiwense, .ö, d. i 1060, — 2, ,af -■ 3 Miharensien u. s. w. Als Doppel-
a^aa hci6t das MUiarense aadi Smi^cenv (ebenda n. 322 u. 5.). Dafe dasselbe
gMch 2 MteoTm war, geht auch aus der Glosse Metroi. scr. 1 p. 309, 3—5 bervor.
346 MONZORDNUNG GONSTANTINS. |40A
sich; ja noch die halbe Siliqua Goldes fand den korrekteik Ausdruck in
dem kleinsten seit Julian geprägten Silberstttck i) sowie in der Summe
von 125 Denaren. Wurde der Solidus als Einheit glommen, so war die
gleichschwere Silbennünze, das Miliarense, die unda des Solidus, und
wurde schlechthin audi de$iarinms genannt, weil sie gleich 500 De-
naren war.^ Eine zu diesem Satxe ausgeworfene Steuer wurde im
J. 428 auf 1000 Denare erhöht, für welche Summe der Aus^buck der
Silberrechnung, nämlich 4 Siliquae, d.i. 2Miliarensien, Qberliefertist*)
Die Summe von 500 Denaren als das Wertäquiralent des Milia-
rense scheint seit Julian auch den tthlichen kollektiven Follis, mithin
das Doppelte das Clonstantinischen Follis, dargestellt zu haben. Der
Julianische Follis würde also identisch sein mit dem eben erwähnten
denammus, und auch der in Inschriften vorkommende folUs äeMm-
tum dürfte lieber zu 500 als zu 250 Denaren anzusetzen sein.^)
t) Über die Ausmünzang der halben Siüqna vergL oben § 40, 2. Dafs die-
selbe in den Fragmenten aus Epiphanios (S. 344 Anm. 2) erwähnt werde, konnte
man vermuten, wenn man den ipoXXiQ dieses Schriftstellers als Summe tob
250 Denaren auffofste, wonach der ä^^ovq^ welcher als Hälfte des Follis an-
gegeben wird, mit der halben Silbersiliqua identisch sein mufote. Allein es wird
unten AnnL 4 gezeigt werden, dafe jener vielmehr gleich 500 Denaren, mithin
der aoyvoovi des Epiphanios gleich der Siliqua war.
2) Cod. Theodos. 12, 1, 107. 123, Blarquardt U S. 45.
3) Cod. Theodos. 12, 4, 1, Marquardt a. a. 0.
4) In dieser schwierigen Frage ist wohl zun&chst festzuhalten, dab der
Gonstantinische Follis nicht auf 500 Denare gesetzt werden darf. Das Ghaiik-
teristische der Follarrechnung ist ihre leichte Auflösung zu Ausdrflcken der
Silber- und Goldrechnung; zu 500 Denaren aber gab es in der Gonstantinischen
Ordnung kein Korrelat in Silber, und wennschon diese 500 Denare in einen
Goldbruch sich umsetzen lielsen, so fehlte doch immerhin die Teimittelaag
durch das Miliarense, welches ersichtlich das ganze System beherrscht Anch
hätte die Tradition Aber den Follis von 250 Denaren (oben S. 344 Anm. 2)
nicht entstehen können, wenn es von vornherein nur einen solchen von 500
Denaren gegeben h&tte. Dagegen ist letzterer Ansatz, für welchen Maraiiaidt
n S. 44 f. sich entscheidet, in der That wahrscheinlicher für die Mfinzofdmmg
Julians. Denn erstens kann der denarürmu des Godex Theodosianus. wekber
sicher 500 Denare enthält, nicht wohl verschieden sein von dem tpMM naxa
dtjva^icftor des Epiphanios (Metr. scr. I p. 267, 6. 11 p. 151 f., Lagarde Symnu 1
S. 213. 216 f. D S. 182. 197). LeUterer aber wird so entschieden in seiner Eigen-
schaft als 'Doppeltes* betont, dafs man den Wortlaut im God. Paris. 2665 (dtkft
nach Ghrist S. 145 vergl. mit Metrol. Script li p. 151): fSXXtQ o ual ßmXitniof
HaXwtai ort Smlovreu' 9vo yao tU&v a^yv(^ o yivwxtu ov' Sspo^ho, nicht
wohl anders verstehen kann als Marquardt es thut: der Follis ist der doppelte
Wert eines Silberstfickes, welches gleich 250 Denaren gilt Der a^/w^rniQ ist
also die Siliqua, die gewöhnliche RechnungsmOnze in Silber im 5. und 6. Jah^
hundert (§ 40, 2). Damit stimmt endlich auch die Rechnungsweise der Uvm^
(oben S. 345 Anm. 1), welche schlechthin die Zahl 500 (also vermutlioi eine
konventionelle Rechnungseinheit, welche nur der Follis sein kann) gleich 1 Mi-
liarense setzt Demnach werden wir zwar in den Verordnungen aus (kMMtantias
Zeit (God. Theodoi. 11, 36, 2. 3. 14, 24, l u. a.: s. Mommsen S. 639 — 10 ^ 163)
|40,s. FOLLARREGHNUNG. 347
Auch das Goldpfand scheint ab folUi gerechnet worden zu sein.
Zwei solche Beutel stellten den nieckigsten Satz für die Senatoren-
Steuer dar, wriche weita* je nach Rang und Vermögen auf vier und
uad acht Pfund CMdes stieg, i)
In den bisher besprochenen Anstftzen des Bfiliarense, der Siliqua,
des Mflnsfollis und des Denars finden wir zugleich die Münzverhält-
nieee des SSbers und Kapfers ausgesprochen. In dieser Hinsicht stand
seit Julian das Silber zum Gold, wie bereits bemerkt, gleich 1 : 12,
und das Kupfer zum Silber, wenn wir das Miliarense von 4,55 Gramm
mit dem MOnzfollis von 10 Gr. (§ 40, 3) vergleichen , etwa vrie 1 : 60.
Anders verhielten sich die Werte, nach denen ungemttnztes oder nicht
ab ReichsmQnze ausgebrachtes Silber und Kupfer gegen Gold zuge-
wogen wurden. Das Silber verhielt sich in diesem Falle zum Golde
wie 1 : 14,4 (S. 339), das Kupfer stand zum Silber vrie 1 : 125 bis
1 : 100, mithin zum Golde wie 1 : 1800 bis 1 : 1440.2)
fliemach labt sich vermutungsweise derjenige Follis, welcher
nach zuverlässiger Angabe ab Kupfergewicht von 3127% Pfund ange-
setzt wird, bestimmen ab Wertäquivalent von 12 Solidi oder V« Gold-
pfünd.))
einen Follis tod 250 Denaren, dagegen seit Julian einen solchen von 500 Denaren
tnnuiehoien haben , und auch der denariorum foUis im Corp. Inscr. Lat. V
Nr. 1888. 1973. 2046, sowie nach wahrscheinlicher Ergänzung ebenda Nr. 8724,
wifd XQ 500 anzusetzen sein.
1) Heaychios von Milet in der Glosse ^XLs (Metrol. scriot. I p. 309, 9): Ifffri
li mU Hb^os ^XXiS Sutfo^ovs l[%(ov nocavrjras* ano ya^ ovo x^vclov Xtr^Sr
ti^fieroQ $is Sma n^o^u naxa rrjr &Hav tuU vnv Bvnof^p x&¥ aneurav-
f^intv. Yergl. auch ebenda p. 308, 10—18. Wie Mommsen S. 838 f. Anm. 354
(Ol p. 162) bemerkt, sind zu unterscheiden foiUs als Bezeichnung der Abgabe
s|dbit, möge sie nun zwei Pfund oder mehr betragen haben, und foliis als
Aqnlralent eines Goldpfundes, wonach also z. B. der niedrigste Steuersatz zu
2 ffÜMy d. i. 2 Pfund, angesetzt wurde.
2) Die Glosse ^XXiS (oben S. 344 Anm. 2) setzt >/•• Pfand SUber — IV«
Pfand Kupfer, also das Silber zum Kupfer in das Yerhutnis von 120 : 1. Nach
^Terordnung vom J. 396 im Cod. Theodos. 11, 21, 2 soll das an die Staats-
kiflse zu zahlende Kupfer dergestalt mit Gold abgelöst werden können, dafs
f^ 25 Pfund 1 Solidus gegeben wird. Dies giebt ein Verhältnis von 1800 : 1.
Briacen wir damit die Verordnung vom J. 397 (Cod. 13, 2, 1) in Verbindung,
wo die Ablösung von 1 Pfund Silber mit 5 Solidi gestattet wird, so stellt sich
^ Silber zum Kupfer wie 125 : 1. Im Cod. lustin. 10, 29, 1, wo die Verord-
■ug Aber die Kupferablösung wiederholt ist, werden anstatt der 25 Pfund 20
>af den Solidus gerechnet Danach verhält sich das Gold zum Kupfer wie
1440:1, das Silber zum Kupfer wie 100 : 1.
3) Berechnet nach der in voriger Anm. angeführten Glosse. Wenn, wie
^«notet wird, Ve Goldpfund denselben Wert darstellte, wie die 2>V4t Pfund
SOber und 312>^ Pfund Kupfer der Glosse, so stand das Silber zum Gold etwa
wie 1 : 15, du Kupfer zum Gold wie 1 : 1875, endlich das Kupfer zum Silber
etwa wie 1 : 125.
348 MtNZORBNUÜG GOMSTANTINS. 1 40,6.
6. Fragen wir nach den Werten, wekhe dien diesen so verschie-
denen Httnzen des vierten und der nädulen Jahrhunderte, ver^dieo
mit heutigem Gelde, sukommea, so hahei wir sunftchsi als unvwiB-
derliche Gröfse seit Diocletian das Goldpfund, welches bereits obeo
(§ 38, 6) zu 913,59 Ifaurk beeCimittt worden ist
Auf das Goldpfund gingen nach Dtecktkns Httnzordnung 60
GoldBtttcke m 15,216 Hark oder 36000 Denare lu 0,02538 Ifaffk.
Die kleinsle ScheideMttnze, der As, hatte den Wert von 0,7 PI
Seit Coostantin kamen aniser den Goldpfund folgende Werte zur
Geltung (vgL oben & 344):
SilberfoUis — 125 MiUarensien -» 114 M. 20 Pf.
Soiidas — V72 Goldpfund — 12 „ 68,9 „
Hiliarense «-> Viooo Goldpfund «« — „ 91,4 „
Siliqua oder Denarfollis — Vi7«8 Goldpfund —» — „ 52,» „
Nummus oder HünzfoUis — ■ Vi« Sil — ■ — „ 4,41 ,>
Denar«-» V«ooo S<*dus — — „ 0,2tl5„
Julian hob den Hünzwert des Bfiliarense auf das Doppelte der Siliqua
*-B V864 GoldpAind oder Vi 2 Solidus, mithin auch auf 500 Denare.
Es sind also seit Julian
der Solidus = 12 M. 68>9 W.
das Hiliarense oder der Follis von
500 Denaren =« 1 „ 5,7 „
die Siliqua «= — „ 52,9 „
die halbe Siliqua *>-* — „ 26,45 „
der Htlnzfoüis = — » 4,41 „
der Denar — ~ „ 0,2115 „
Um das Jahr 400 sank der Denar weiter auf V«8oo des Solidus >-=
0,1866 Pf. ; im J. 445 suchte Valentinian III wenigstens den Kurs von
1/7200 — 0,1762 Pf. festzuhalten; Justinian endlich setzte den Denar
auf V^m Solidus — > 0,1692 Pf. an.
VIERTER TEIL.
Die Systeme Ägyptens nnd Yorderasiais.
Übertragung der yorderasiatisclien MaDse und Gewichte
nach Sneclienland.
( 41. AÜägyptiiehei Mafi- und Gewiehtsyst&m,
1. Die Kunde von dem Ellenmafse der alten Ägypter ist durch
eine Reihe tod Denkmälern uns überliefert, welche sowohl ihrem Alter
Bach als wegen der inschriftlich beigefügten Erläuterungen einzig in
ihrer Art dastehen. Zuerst im J. 1822 veröffentlichte Jomardi) die
Beschreibung eines aus Holz gefertigten Ellenmafsstabes, der aus der
Nekropolis von Memphis stammt. Er enthält eine sehr feine Einteilung
der Elle nicht blofs in Fingerbreiten, sondern auch in Teile der letzteren
bis herab zum Sechzehntel. Aufserdem sind drei Seiten des Hafsstabes
mit hieroglypischer Inschrift versehen , aus welcher man zunächst er-
nuttelle, dafs die EUe einem gewissen Amon-em-apet unter der Re-
gieruDg des Königs Horemhib (oder Horos, wie griechische Zunge
mit einem Götternamen ihn nannte), gegen Ende des 15. Jahrhunderts
V. Chr. ins Grab gelegt worden war.^) Ein anderer, ebenfalls in Mem-
phis aufgefundener, hölzerner Mafsstab ist nach Ausweis der Inschrift
einem königlichen Schreiber und Hofbeamten ersten Ranges namens
Mail in das Grab mitgegeben worden , und zwar unter einem Könige
*r 19. oder 20. Dynastie, also zwischen 1400 — 1100 v. Chr.») Hierzu
^ eine ziemliche Anzahl ähnlicher, teils ebenfalls aus Holz, teils aus
Stein oder Bronze angefertigter Mafsstäbe , aus deren Zusammenstel-
lung sich zunächst ein ziemlich gescherter Wert für die Normallänge
^I^SgyptiBchen EHe ergab, wahrend die Deutung der Unterabteilungen
1) Desoiption d'un ^talon m^triqae oni^ d'hi^roglyphee, Paris 1822.
2) GbampoHioB-Figetc im Bulletin des Sdencee historiqiies I p. 281 ff. n
l'll C, Lcpäos Die allifyptisehe EUe und ihre EiniheUnog, AbhandlaDgen der
BerUoer Akad. aus dem J. 1865, Phiios.-Mstor. Klasse, S. 14 n. 19. Dar KMg
gmahib (Horot) regierte nacli Bmgsch, Bistoire d'Egypte I p. 124, von 1476
■V 1464, lach demselben, Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen, Leipzig
1877, S. 768, von 1466—1433.
. 3) Lepsins 1. 1. 0. S. 19. Die Zeitbesthnmong ist nach Bmgsch Geschichte
Ägyptens S. 768 f. gegeben.
360 ÄGYPTEN. |4i.L
de8 Mafisstabes sowie der hieroglypbischen Aufsdiriften noch lange Zeit
verschiedenen Irrttlmern unterlag. *) Erst durch Lepsius' scharfsinnige
Deutung sind diese Schwierigkeiten in befriedigender Weise getost wor-
den. Als Grundlage dienten die beiden zuerst genannten, ihrem Alter
nach bestimmten Hafisstflbe, welche nicht nur am sorgßdtigsten ausge-
führt, sondern auch die vollständigsten sind. Eingetragen sind auf
denselben und durch Aufsdiriften ausdrücklich bezeichnet eine 'könig-
liche EUe' und eine 'kleine Elle'. Die Länge des ganzen Stabes giebt
das Hafs der königlichen Elle, welche ihrerseits gleich 28 Fingerbreiten
der kleinen Elle ist, also zu dieser in dem Verhältnis von 7 : 6 steht
Hiemach lag die Vermutung nahe , dafs die königliche Elle nicht blob
mit sieben Handbreiten der kleineren Elle gegUchen worden, sondern
dafis dies auch ihre systematische und gesetzUche Einteilung gewesen
sei. Diese Annahme, welcher mehrere namhafte Gelehrte folgten 2), hat
neuerdings ihre Bestätigung durch das von August Eisenlohr heraus-
gegebene mathematische Handbuch der alten Ägypter gefunden.') Der
Papyrus des britischen Museums, welcher uns den überaus wichtigen
Text aufbewahrt hat, ist um 1700 v. Chr. geschrieben, der Heraus-
geber hat aufserdem noch nachgewiesen , dafs das Original , welches
der Schreiber des Papyrus vor sich hatte, unter einem Könige der
zwölften Dynastie, Amemhat HI, also um das Jahr 2300 v. Chr.^) ab-
gefafst worden ist. Allein mit nicht minderer Sicherheit hat sich durch
Lepsius* Untersuchungen herausgestellt, dafs zu den Zeiten, wo die
oben erwähnten EUenmafsstäbe angefertigt worden sind, also einige
Jahrhunderte nach dem Ende jener Epoche, welche für das mathema-
tische Handbuch ermittelt worden ist, die grofse oder königliche ägyp-
1) Saigey Tnit^ de m^trologie p. 9 ff., Böckh MetroL Unten. S. SSSfll,
Qaejpo Essai 1 p. 44 ff. Nach der ZusammensteUung bei Lepsias S. 14—18 und
Nachtrag S, 64* sind bis jetzt ffinrzehn, oder, mit Weglassung der eigenüich
Dicht hierher gehdrigen Malerpalette (Nr. 13 bei Lepsios), viersehn EUenmals-
Stäbe bekannt. Vergl. auch P. Bortolotti Del primitive cabito egisio, Atti della
FL Accademia in Modena, Sezione dl Lettere, t XYIO (1878) p. 63 ff. (anch in
einem Sonderabdmck erschienen, dessen Seitenzahlen wir im folgenden ^eren).
2) Girard Memoire snr le nilom^tre d'El^phantine (DescripUon de l'Egypte,
edit. Panckoncke, vol. VI p. 24 ff.), Böckh Metrol. Unters. S. 223—226. 228—230,
Qaeipo Essai I p. 43 f. 57—63.
3) Ein matnematisches Handbneh der alten Ägypter (Papyms Rhind des
British Mnseum) übersetzt und erklärt Ton August Eisenlohr, Leipzig 1877, I S. 9
Tergl. mit S. 139 f. 144 f, 146. Wenn es S. 144 heilst: 'Es ist nun eine Elle
Ton 7 Handbreiten*, womit der ähnliche WorÜaut der anderen Stellen zu Ter-
gleichen ist, so scheint mir darin ein stillschweigender Hinweis auf eine andere
gleichzeitige Elle von 6 Handbreiten p liegen.
4) So nach Brugsdi Geschichte Ägyptens S. 768. Eisenlohr a. a. 0. S. 7
Tersetzt mit Lepsius die Regierung dieses Königs in die Jahre 2221—2179.
HM. EINTEILUNG DER ELLE. 351
likbt Elle ihre homogene, dem allgemeiDen Brauche des Altertums
enteprechende Eiateilung in 2 Spannen, 6 Handbreiten ($op)y 24 Dak-
tylen (febd) gehabt hat.O Das Eigentümliche ist nur, dafs auf dem
HaTsstabe beide EUenmafse zusammen in einer Rubrik verzeichnet
sind. Von links nämlidi sind 4 Finger «= 1 Handbreite der grofsen
Elle aufgetragen, von rechts dagegen 16 Fingerbreiten der kleinen
EOe. Dazwischen bleibt ein neutraler Raum , der zwar der Vollstän-
digkeit halber auch in Fingerbreiten geteilt ist, aber der Natur der
Sache nach ein normales Hals nicht enthalten kann. Von den 16
Fingerbreiten der kleinen Elle, welche Ton rechts an aufgetragen sind,
enthalten die 15 ersten Fächer die stufenweise Teilung der Finger-
breite in Hälften, Drittel, Viertel u. s. w. bis zu den Sechzehntehi.
Alle Qbrigen noch verzeichneten Mafsbestimmungen sind von links an
ZQ lesen. Zuerst kommt, vne bereits bemerkt^ die in 4 Daktylen ge-
teilte Handbreite der grofsen oder königlichen Elle, dann da, wo der
eben bezeichnete neutrale Raum endigt, das Mafs der kleinen Spithame
oder halben kleinen Elle, denn 28 weniger 16 sind 12 Fingerbreiten.
Ferner findet sich um zwei Fingerbreiten weiter das Mafs der grofsen
Spithame, denn 14 Finger der kleinen Elle sind gleich 12 Fingern der
grorsen Elle. Dann kommen um je 4 Finger oder eine Handbreite
weiter nach rechts unter besonderen Benennungen die Abteilungen
von 2/$ und Ve der kleinen Elle, also zwei Mafse, deren ersteres dem
griechischen ^tavg^ letzteres dem nvydv entspricht. Endlich folgt das
ToDe Mafs der beiden Ellen, welche, wie bereits bemerkt, ausdrücklich
durch die Beiwörter, 'kleine' und * königliche* Elle von einander un-
terschieden werden.2)
1) Lepsins a. a. 0. S. 44 — 53 und insbesondere, was den Nilmesser von
Bcphantine betrifft, S. 53 f. Einen fernem Beweis, dsfs die königliche Elle 24,
>icit 28 Finger halte, bieten die Angaben in Brüchen der Elle nnd in teb in
der ArdütraTinschrift von Edfu: s. Lepsins in der Zeitschr. fftr agypt Sprache
1865 S. 105—109. Damit stimmt die Teilung der Elle in >/> V» % welche
Bnigsth in der Zeitschr. für agypt. Spr. 1875 S. 114 ans einer neugefnndenen
Burarkonde von Edfu mitteilt Freilich kann andererseits der Einwand erhoben
Verden, dais diese Bannrkunden, als der Ptolemäerzeit angehörig (Dümichen
Zcilscbr. f. agypt. Spr. 1870 S. 1 E), nicht fOr ältere Zeiten maßgebend seien. --
l^ie Benennungen der Teile der Elle behandelt Lepsins S. 31—44, wobei er
fib die Spithame die koptische Bezeichnung erto anwendet Der oben ange-
ttbrte Name f&r Handbreite findet sich auch im mathematischen Handbuch (oben
S.350 Anm.3).
2) Die ausfuhrliche Darstellung alier dieser Benennungen und Einteilungen
gebt Lepsins a. a. 0. S. 19—51. Dazu kommen die Namen 'Elle des Gottes
rbolh', oder 'ausgezeichnete Elle', welche Brugsch Bau und Mause des Tempels
TOD Edfu, Zeitschr. f. agypt. Spr. 1870 S. 158 nachweist Angefahrt sei auch
CBodenlMcher Revue arch^logique, nouv. s^rie, 1868, vol. XYu p. 314 ff., Ton
3&2 ilGYPTEN. fii.i
2. Noch UMVteokiedeD ist die Frage soweU nach den Urspraige
der beiden Ellen ah naob deren Untendieidlnig in €M>nMMiiedei%
liohen Lebens. Jedoch lifot sieb iumni beeweifeln, dab im IgyptiadnB
Reiche die Anwendung der beiden Mafee anftngiich eine rimnlicli ge^
scfaiedene war, dafs dann in Laufe der Jahrfamderte aUmahhch eiie
Annäherung eintrat i), und dafs endlieh, ab die beiden Mafiie nebei
einander in geaetxlichem Gebrauche waren, jedes Mals fflr sich beMi-
deren Zwecken diente.^ Die grofse oder königliche Elle ist ie
den die Beseidmung der kletoeB Ette als 'grabet Schritt des Ibis* getefSB wM,
und Bortolotü a. a. 0. p. 16 ti Der ägyptische Name degenigeD Abteilnog der
kleinen Elle, welche dem griechischen Fufs entspricht, hat sich noch nldit
mit Skheriieit denten lassen. Doch steht soviel fest, dab sowohl das Wut
als das hieroglyphische Zeichen daffir die Beziehung auf den Fuls ausschUeliea,
während die Deutung auf ein vom Anne entnommenes, also dem um eine Hand-
breite länser«! TtpytAr verwandtes Mafe nicht unwshrschäBliöh ist (UfAn
S. 37). Also war die Einrühmng des TtovQ in der Bedeutung, wekhe diCMi
Mars im griechischen System hat, eine Neuerung des ersten Ptolemaers, woher
auch die ausdrOddiche Benennung als Ttovt i IFroXefuünSs sich erldärt (Lepsiis
S. 45 L und vergl. unten i 53, 1). Mit Recht weist ferner Lepdos S. 38 die
Lesung und Deutung zurück, nach welcher die Hälfte oder Spithame der EUe
als ägyptischer Fnft betrachtet worden ist Diese mehrfach schon früher und
neuerdings von Brugsch in der Zeitsehr. f. ägypt Sprache 1S64 S. 42 (veisl. auch
1863 S. 53) aufgestellte Ansicht, welche gelegentlich von Christ (FleckeiBeDi
Jahrb. 1865 S. 451) gebilligt worden ist, würde das ganze auf festen natflriicheii
Vefhältttissen beruhende und tm flbri^ so unzweideutig beglaubigte Syste«
der Mafse des Altertums umstürzen. Eme zweifüüuge BUe erscheint zum erstoh
male im 2. oder 3. Jahrb. n. Chr. in der römischen Provinz Ägypten ($ 53,8),
und zwar eingeführt mit Rücksicht auf eine einheitliche Ordnung d«r kAtt-
mafse (§ 53, 7, BletroL 6cri|>t I p. 43). Wo irgend in früherer Zeit da« hilhe
Mafs der ägyptisch -babylonischen Elle anscheinend selbständig vorkommt, ist
es als Spanne aufzufassen, nicht als Fuls. Zu diesem Ergebnis ist, ansgeheod
von anderweitigen Voraussetzungen, auch K. Mülienhoff Deutsche AUertan»-
kunde I S. 260 f. gelangt, indem er ein Stadium supponiert, welches durch Gleich-
Setzung des griechischen Pulses mit der ägyptischen Spanne oder halbes EUe
entsUnden sei (verffl. oben} 9, 4). Bads endlich Plinius nicht etwa als Gewährs-
mann für die zweifüfsige äle angeführt werden darf, wird unten in der he^
treffenden Anmerkung zu ( 58, 8 gezeigt werden.
1) Wenn es gestattet ist als eine Art von Axiom den Satz aufsustiUes,
dais die ursprüngliche und natürliche Einteilung der EUe diejenige in 6 Hand-
breiten gewesen sei, so kann in der Elle von 7 Palmen, welche das amthem
tische Handbuch nachweist, füglich eine Obergangsstufe cefnnden werden. Ifit
einer kleineren, durch den Gebrauch bereits gegebenen Elle wurde eine grdfMre,
ebenfelU überlieferte in der Weise geglichen, dafe man zu den 6 Pshnea der
kletneren Elle einen siebenten hinzusetzte, d. h. die totale Elle nach dem üher-
lieferten grdfseren, ihre Teile aber nach dem kleineren Mafsstabe noraierle.
Leicht erklärlich ist es dann auch, dals man auf die Dauer das UnbeqaeaK der
Rechnung nach 7 Palmen nicht beibehielt, sondern lu der duodedniMen föa-
teilung in 6 Palmen und 24 Fingerbreiten Überging.
2) Lepsius a. a. 0. S. 13. 44. 51 f. Neuerdings tufeert sieh derselbe jedoch
in der Zeitsehr. für ägypt. Sprache 1877 S. 3 u. 6 dahin, dafo er in betreff der
grofsen ägyptischen Elle zu einer von seinen früheren Untersudiongen abwci-
1 41, 1 GROSSE um KIjEINE ELLE. 858
uralte Noim fOr die Hotakntrse gewesen (§ 41, 7); ifieselbe IhiI, wie
wir aitt der ikesten HeroDischen TaM entnehnen ($ 41, 5), 4em
SjBten der geoditischeii Ha6e zu GroDde gelegen; ferner md aller
Wabnoheinliobkeit nach die Wegraafee von ihr abgeleilet worden
(f 41, 6); endlidiihat sie auch ak kOnigfiche Bauelle gedient; tlenn «ee
lUirt sich noch ihenle nachweiseD, »dafs die grofsen monumentalen Bau-
ten Ägyptens nach diesem Mafastalw i), vicfat, wie andere annehmen,
nach der kleineren EUe^) errichtet worden sind. Hiennit stimmt sehr
cbeoto iüMioht gelangt sei. dafe jene EUe, wie aech .in Aden, nar königlidie
Baoelle irewesen, in allen anderen Beziehungen aber die kleine EUe Ton 6 Palmen
nd 24 Daktylen (im Betrage yon 450 flfillim.) üblich gewesen sei. Yergl. auch
Biftolotli a. a. 0. p. 29 ff.
1) Lepsius Die altagrpt Elle S. 1—13. 52, derselbe Zeitecbr. f. agypt Spr.
IST! S. 6 (yergl. die vorige Anm.), Brugsch Bau und Marse des Tempels von
Ufa, Seitaebr. f. igypt Spr. 1870 4. 157 ff., 1«71 S. U ff. Einen triftigen «e-
wdsgnind dafür, dais die gidlsere Elle beim Baue der Pyramiden au Grunde
gdefeo habe, bietet das mathematische Handbuch (oben S. 350 Anm. 3); denn
■iconnd wird wohl behaupten wollen, dafis die kleinere Elle je in 7 Hand-
Micn eingeteilt worden aeL Von hdcbater Wichtigkeit Ist der fi^hwek, welr
dMD Dflmichen, Zeitschr. f. ägypt Snr. 1876 S. 35, in einem an Lepsius ge-
ridrteten Schreiben giebt, dessen Schlufe wir (mft einigen Kürzungen) hier im
^^ardaut folgen lassen: 'Es wird Sie gewife interessieren, aus den Bauinsohriflen
SB ersehen, wie die in denselben angegebenen altagypt EUenmaafse, welche sich
in Denderatempel an den Qberall noch stehenden Mauern kontrolieren lassen,
Ar das Maafs von 0b,525 so bestätigend eintreten. Das Zutreffen in den An-
giben der Lange, Breite und H5he bei lüeineren R&umen wird hier veraws-
wdse maarsgebend sein, bei gröüseren Maafisangaben scheinen die alten Archi-
tMleo auf ein paar Centimeter mehr oder weniger kein besonderes Crewicht
^^ SU haben. In Bezug auf das hinterste MitteUsimmer der Sekasraume wird
n der Inschrift I angegeben, daüs es an den 4 Seiten an Ellen 8 messe, was,
^ BDe zu 0^,525 gerechnet, 4^,20 erffiebt, welches, nach meiner Messung,
Ml GcBümeter genau mit dem Maafse dteses quadratiachen Ziauners übereln-
>tiBBt Das rechte Seitenzimmer dieses (lemaches giebt die Inschrift auf 8 Ellen
W« ind 6 Ellen Brette an, was, zu 0»,525 die Elle gerechnet, 4b,20 Tiefe
aad 3>i,i5 Breite eigiebt, wiederum flbereinslimaiend mit nur 5 Gentimeter Ab-
]>[^iiäg in der Breitenan^abe mit den Zimmennaafsen von 4n,20 tief und 3^,20
mt Von dem anstofsenden Eckzimmer heifst es dann an Ellen 8 V* 'Ao *^ ^i
*is 4b,51 und 4^,20 ergiebt, übereinstimmend ebenso, bis auf die kam in An-
^ig zu brinaende Abweichunff von einem Gentimeter, mit den Maafsen dieses
n>MMs, in welchem die von imr angestellte Messung 4n,5e und 4b,20 ergab.'
^ 2) Die Hypothese Ober die durdigingige Anwendung der kteinen Eile bei
jnwerken hat Jomard in sdner Exposition du Systeme mitricine des anciens
BSyptiens (Descripüon de FEgypte, ^t. Panekoucke, vol. VH p. 25—163) durch
dae aosiahrlidie Untersuohunff zu begrfinden ffesucht Die (yrundmalse, welche
et dabei fand, waren eine Elle von 461,8 Milliro. und ein dazugehöriger FuDs
^ 307,9 Milihn., also fast genau die attischen Mafse (s. S. 156 des angeführten
Werkes). An Jomards Ansicht scfalols sich in der Hauptsache Böckh, Metrol.
l^Bters. S. 334^240, an. Dagegen hfilt Lepsius, obgleich er der kleinen Elle
CB mSgliefast weites Gebiet der Anwendung zuzuschreiben geneigt ist (S. 352
^ni. 2), doch daran fest, dafs die königlichen Bauten nach der gröfiseren Elle
oiiditet worden sind.
Htlti«ii, Mfltiologi«. 23
854 ÄGYPTEN. f4M.l.
gut überein, dals auf den uns erhaltenen Btafisstäben als UnterabUi-
lungen der groben Elle nur die HflUte oder Spithame und eine Hand-
breite mit ihren vier Daktylen eingetragen sind. Dagegen findet sich
auf denselben Blafsstäben die kleinere Elle nicht nur in alle dem
griechischen System entsprechenden Unterabteilungen zeriegt, son-
dern es ist noch eine überaus feine Einteilung bis herab zum sech-
zehnten Teile der Fingerbreite hinzugefügt 9i woraus sich mit grotser
Wahrscheinlichkeit entnehmen Iflfst, dafe dieser so eingeteilte Halisstab
für feinere Handwerke und fUr das Messen bestimmter Gegenstände
und Waren, wo es auf ein schärferes Mafs ankam, in Gebrauch warJ)
Ein authentisches Zeugnis hierfür ist in den Nilmessern enthalten,
welche in älteren Zeiten sämtUch in kleine Ellen von 450 Millim. und
entsprechende Hand- und Fingerbreiten geteilt waren. 3) Aufserdem
Utfst sich nach Analogie römischer Messungen und gewisser Spuren
in den Fragmenten der Heronischen Geometrie vermuten, dals die
Weite der Wasserleitungsrohren schon im alten Ägypten auf das ge-
naueste gemessen wurde , wobei es ebenfalls näher liegt an den eben
beschriebenen kunstvollen Teilungsmafsstab als an die grOfsere Elle
zu denken. Im Laufe der Zeit aber mufe die kleinere, gewissermaTsen
industrielle Elle mehr und mehr zurückgetreten sein gegen die könig-
liche und offizielle Elle, welche den königlichen Bauten und dem Lan-
deskataster zu Grunde lag. Denn wie wäre es sonst möglich gewesen,
dafs der erste Ptolemäer, als er die ägyptischen Malse mit dem grie-
chischen System in Einklang setzte, einzig und allein die königliche,
von der attischen oder gemeingriechischen aufiUlig abweichende Elle
berücksichtigte, während sich ihm in der kleinen ägyptischen Elle ein
dem attischen sehr nahe stehendes Mafs dargeboten hätte?
3. Bereits die frühesten Untersuchungen neuerer Gelehrten über
die normale Länge der königlichen ägyptischen Elle haben zu dem
Näherungswerte zwischen 525 und 527 Millim. geführt^), und dieses
1) Noch weit später kannte der Bischof Epiphanios tod Konstantia (Salmui)
auf Kypros, offenbar nach ägyptisch -heronischer Tradition, die EinttthiBg der
Fiogerbreite bis xom Achtel (s. die syrische Obersetziuig der Schrift nt^
puT(f€^ Mal ara&fi»p bei de Lagirde Symmicta II S. 201 1).
2) Lepsins Die altagyptische EUe S. 52, Bortolotti a. a. 0. p. 12 fil
3) Lepsius S. 53. Anderer Ansicht ist Mahmoud Bey im Joamal Asiatique
1873, VlI. s^rie, tome 1 p. 94 ff.
4) In seiner Dissertatio de sacro ludaeorom cubito etc. (Opusc. matb. philoi.
et philoi. lU p. 495) stellte Newton die Vermutung auf, dafs die königliche Gftb-
kammer der grölsten Pyramide Ton Gizeh 20 ägyptische Ellen in die LInce und
tO in die Breite messe, wonach er die EUe auf 1,719 enri. FuTs ■■ 524 Millioi*
ansetzte. Doch ergab eine spätere Messung (Girard fiii^m. sur le nilom^tret
|4i,s. BESTIMMUNG DER ELLE. 855
Resultat ist durch die von Lepsius und Dümichen mitgeteiUen Mes-
sungen voUkoinmeD bestätigt worden. Als die zuveriisägsten Messun-
gen sind, wie wir meinen, folgende auszuwählen und tabellarisch zu-
sammenstellen:
Lioge der Elle des Amon-em-apet 523,5 na
linge der Elle des Maia yorn 523 ,
» » » » hinten 525 „
Dorehschnitt der übrigen Ellen 525 „
DnrcbgiDgige Breite der Gänge und EingangssehSchte in den drei
ersten nnd der f&nften Pyramide Ton Gizeh, desgleichen zum Teil
in der zweiten Pyramide Ton Dahschur (Lepsius S. 7) 3 Fufs
5Vt ZoU engl 527 ,
Länge der Elle berechnet aus den Dimensionen des hintern Mittel-
zimmers der Sekosraume im Denderatempel (oben S. 353 Anm. 1) 525 „
tofiM Elle des Nilmessers yon Elephantine (i-i 1 Ve kleine EUe) nach
Gimrd 527 »
Desgleichen nach Wilkinson (Lepsius S. 52) 524 ,
Ziehen wir nun noch in Betracht, dafe die babylonische Elle,
deren Grundmals identisch mit dem ägyptischen gewesen ist, den Be-
trag zwischen 525 und 530 Millim. gehabt hat (§ 42, 5), ferner dafe
die TOD den Römern festgestellte Gleichung zwischen königlicher Elle
und römischem Fufs, als absolut genau vorausgesetzt, 532 Millim. für
die ägyptische Elle ergiebt (§ 53, 4), so läfst sich mit aller nur mög-
lidien Sicherheit der Schlufs ziehen , dafe die Norm dieser Elle jeden-
falls nicht unter 525 Millim. , vielleicht aber bis auf 527 Millim. anzu-
setzen ist Erstere Bestimmung ist in diesem Handbuch überall, wo
nidit ausdrücklich eine Abweichung angegeben wird, zu Grunde gelegt
Bescript de ll^gypte vol. VI p. 35 f.) etwas mehr, nämlich volle 525 Alillim. fOr
die Elle. Wiederum etwas weniger, nämlich 522 Bfillim. (■■ 1,713 engl. Fufe)
cnniudte aus vielen Dimensionen der Pyramiden Perring bei Bunsen Ag^tens
Stelle in der Weltgeschichte II S. 363--374, welchen Betrag Wittich Zeitschr.
ftr allgem. Erdkunde, Neue Folge, Bd. 4, Berlin 1858, S. 402--405, auf 524,2
Müfim. (» 1,7198 engl. Fufs) erhöht Girard selbst (a. a. 0. S. 13) berechnete
aus dem NUmesser von Elephantine eine NormallSnge der Elle von 527 Millim.,
B5ckh Metrol. Unters. S. 227 zog aus sechs EUenmaÜBStaben den Durchschnitt
von 524,587 Millim., Saigey Trait^ de m^trologie p. 17 berechnete aus der Elle
des Nilmessers, vier MafsstSben und Newtons Bestimmung den Durchschnitt von
525 Millim., Letronne Becherches sur fl^on p. 116 kombinierte Saigevs und
Girards Resultate mit der Bestimmung der königlichen Elle auf 530,4 Millim.,
welche sich ihm aus fleron Geom. p. 139, 10 (meiner Ausgabe «> Metrol. Script
1 p. 182, 15) ergab, und ermittelte daraus einen Durchschnitt von 527,5 Millim.
Qieipo Essai I p. 47 kehrte auf Grund ähnlicher Voraussetzungen wie Saigey
tu dem Mittelmals von 525 Millim. zurdck, womit auch Bortolotti Del primitivo
cabito egizio p. 61 übereinstimmt Gegenflher allen diesen Autoritäten erscheint
es einigermaisen bedenklich, wenn Mahmoud Bey im Journal Asiatique a. a.O.
p. 94 IT. nach den Nilmessem zu Edfu und Elephantine und nach den Kammern
«■d anderen Teilen des Tempels zu Edfo den mittleren Wert der Elle auf 0,530 M.
ansetzt
23*
856 ÄGYPTOf. MU14.
Me kleiaare ägypüaehe Ette betrog damgemArs 450 HillioBL, ihre
Haadbreile 1^ JliUiinelar.
4. Nach Herodot wafin Ägypleo dDem jaden Krieger väimust
Familie ein Ackerbeeitz von 12 Araren, deren jede 100 ägyptische £llta
ins Gevierte enthielt, steuerfrei zugeteilt. 0 'Diese optische EBe^
fflgt flerodot hinzu, 'ist der samischen gleich^ woraus zunächst soriei
hervorgeht', dab beide von ihm erwähnten Habe i^erachieden sarai
von der gemeingriechisdien Elle, dem Ttrjxvg pixQiog (§ 8, 8). Weiter
aber läfst sieh aus den Worten des SchrifLBleUers leider nichts über den
Betrag seines Ttfix^q AlfiTttiog entnehmen, und es ist daher «icht
zu verwundern, dafs die Ansichten der neuern Gelehrten in dieser
Frage geteilt sind.^) Indessen sfurechen naoh unserer Ansicht über-
wiegende Gründe der Wahrscheinlichkeit dafür, dafe Herodot nicht die
kleinere, im vorhei^gehenden von uns beschriebene ägyptische Elle,
sondern die gröbere gemeint habe, jenes königliche und staatliche
Mab, dessen verschiedenaiüge Anwendung wir ebenfaUs an früherer
Stelle (§ 41, 2) dargelegt haben. Hiernach enthielt die Arura 0,2756
Hektare neueren Habes. Zu dem Quadratschoinion , dem Mafse der
ägyptischen Feldmesser (§41, 5), stand dieselbe in dem Verhältnisse
von 25 : 4.
Wie Herodot aufser der Arura andere ägyptische Flädienmarse
nicht erwähnt'), so spricht auch Strabo schlechthin ,von einer Eio-
1) Herod. 2, 168: yi^Ma 9d a^t ijp toBt i^ai^ou^/tiva ftovvotvt Avfvnti^
na4fBi rciv iffictv^ a^av^eu iial^not Bvi&Saxa ixcump araXies' 17 9ia^ov^
htaxov nrjxi»y ^^i Jttyvmrüfr nanfTff. Hiermit stimoien flbereio Phik) Im.
(opera « Tarnebo et Hoetpheiio edita, Francof. 1691) p. 244 E: ^ ^ t^^
aifav(fa ft^naws nffxcäv avaa htwtov uai nlavßve rmt^ Xamv Mcva xii^ «•«
selbe a. t. 0. p. 527 emendkrt danach bei Saidas: ^ a^av^ noöma lx«i ^\
wie bereits Metrol. acript. I p. 3ft4, 14 bemerkt ist. YergL anoh ebeod. p. 342, 21
2) Die STobe oder kdoigüehe Elle von 525 Bfillim. betrachtete als fluft-
gebend für die Antra, and zwar nach Letroanes Vorganffe, I4ep6ia8 Übar eae
hieroglyphisohe Inaehrift am Tempel von Edfn, Abhandl. der Berliner Akad^
fihilo6.-hl8tor. Klasse, 1855, S. 99. Dieselbe Ansicht acheint er sp&ter in aciaer
^ntersuchang Aber die alt&gyptische Elle festgehalten zn haben (rersL S. 52
dieser Schrift). Neuerdings j^ooh hat er aich, wie ans dem oben S. 35lAnB.2
mitgeteilten Gitate zu ersehen iat, fflr die kleinere ägyptische Elle entecUedea,
wonach also die Amra einen Betrag von 2025 D Meter haben würde. DaMü
hält Eisenlohr, Ein mathem. Handboch der alten Ägypter I S. 10, an der grAMcrea
EUe fest and giebt demnach der Arara einen Flächeninhalt von 27&6 Q Meter.
3) An der später (S. 358) anzufOhrenden SteUe 2, 6 redet Herodot aar von
Längenmafsen.
§ü,Lh. ARURA. GEODÄTISCHE BIASSE. 367
teüoDg de» gansen Laides in Kreise, Kantone, Berirke und Aruren^
wekhe letztere die kleineten Teile des Reichskatoters bildeten. 0 Über*
eiiistiBBneDd biertnh erscheint auf mehreren fnsebriften derPtolemttcs^
Mit^ iHe Aruraaisdtogesetsmarsq^Pddniafe, und zwar naeb Um*
ständen' geleilt inHidIten, Viertel und Achtel, abo ohne besonders
benannte Uifterabtmbnigen. Insbesondere kcdirt der Konplefx Ton
12 Amren»iB3,Si Hektaren mehrfach wieder, also derselbe Betrag
bebauten Landes, wddier nach Herodot schon in aller Zeit das Gut
enies Kriegers badete« Nachdem die Verwaltung Ägyptens von den
PtelaiiMm dm die Himier übergegangen war, wurde die Einteilung
des Landes in Nomen und Bezirke, sowie die bis in das einzelnste woU
organisierte FtArung des SteueiiLatasters nach Aruren beibehalten.^
5; Indes war die Antra als ein Mafs, welches von dm* Quadratdle
ak der Einheit crfme HKtlelglied auf das Zehntansendfache derselben
steigt, wohl fdr die Besteuerung und Verwaltung des Landes^), nicht
aber flir die Praxis des Feldmessers bequem. Deshrib ist, und zwar
sdiofl in ältester Zeit, ein anderes Systmn der Feidmafee neben der
LandesBufnoiime nach Aruren in Gebrauch gewesen. Herodot sagt,
1) Nachdem Sirabo 17, 1, 3 p. 787 die Einteilung des ägyptischen Reiches
hr 36 Nomen erwfiAmt hat, fiUirt er fort: naht^ 9^ oi wmoi rouat aXXas lbrj|nM>*
eift ya^ xoTULifxiaA oi nXaUnot 9tfiqfivT9y xal aSnou S eis aXXae roßidß' ilor
Xt9%(u S* ai a^tv^ai, fi8qi8$ß, Vergl. aach das Ton Schow angeführte metro-
logische Fragment Metrol. sciipt. II p. 153: a^ov^a tcn (i^^ yrjs — Aiyv-
jsrtop' iv a(fov(fq ya^ fux^ovmv oi AiyvTtnoi nacav rttv yrjv avrmv,
2) Zusammengestellt von Leptios Ober eine hierogl. Inschr. S. 109. Vergl.
aaeb S. 98. Die hieroglyphisehe Bezeiefanimg der a^av^a lautet in einigen In-
sdntfteB, welche ebenfalls der Ptolemlerzeit angehören, ar (nicht zu Terwechseln
nit cA' § 41, 5), ein Wort, welches nach Lepsins S. 109 nicht ans dem Grie-
cMsdlen entlehnt, sondern dnheimisch ägyptisch ist and das Fddmafs yielleicht
als dvch Ausschreiten bestimmt bezeichnet.
3) Rudorff Gromat 11 p. 288, Marqnardt Römische Staatsrerwaltnng I (Hand-
buch der röm. Alterth. lY) S. 288 ff. Über die Normen, nach weichen, wie es
lehehit, diese alte Arora spater in das römisdie Steuersystem eingefOgt wurde,
rergl nnten | 53, 10.
4) Wo eine rechnnngsmftfsige Teilung der Arara erforderlich war, bediente
man sich der üblichen Stammbräche V> 'A V" <>• 9* ^-J ^^^* Lepsins a. a. 0.
S. 109. 111 f. Eine andere Einteilung, nämlich in 100 Langenstreifen Ton je
100 Ellen Linge nnd 1 Elle Breite, wflrde aas den Tariner ffriechiscben Papyraa-
bagdschriften zu folgern sein (Lepsins S. 98), wenn man den griechischen Aas^
druck ntixvt wörtiich nehmen wollte; es scheint aber yielmehr der entsprechende
Ungenstreifen des QnaAratschoinion gemeint zu sein (unten S. 360 Anm. 4).
Dafe da» rein declmale Mals der Arura weniger fttr die Praxis des Feldmessens
geelgiiet wur als das Schoinion, ist deutlich aus Lepsius' Darstellung S. \^^
105. 108 zu ersehen. Die Umrechnung der nach Klaftern und Schoinien ver-
measenen Bodenflache in Aruren erfolgte nach einer einfachen und sicheren
Methode, wie derselbe Gelehrte an mehreren Beispielen S. 111 f. zeigt
858 AGYPTW. i 4t. i.
dals die ärmsten Feldpächter in Ägypten ihr Laod nach Klaftern ver-
messen , die minder armen und die reichsten nach anderen grörseren
Mafsen. Wenn nun auch dieser Bericht wegen des Irrtums, wdcher
in betreff der Stadien und Parasangen als angeblicher FeldmaTse ob-
waltet 0) Auofa anlangend den Gebrauch der Klafter zu Zweifeln An-
lafs gab, so ist doch durch anderweitige Zeugnisse bestätigt worden,
dafs das geodätische System der Ägypter in Wirklichkeit ein de^ grie-
chischen oQyvui entsprechendes Mafs zur Grundlage hatte.
In der Heronischen Geometrie beruht die gesamte praktische An-
weisung zur Flächenberechnung auf der Orgyia von 4 Ellen, dem
Schoinion von 10 Orgyien und den hieraus abgeleiteten quadratischen
Mafsen. Dieses System kann nicht etwa erst durch die spätere Re-
daktion in das Lehrbuch hinein gdiracht worden sein — wollte nm
dies behaupten, so mübte man die jetzt glücklich erwiesene Zurflck-
ftlhrung der Geometrumena auf den altern Heron von neuem in Enge
stellen — es gehört sicher schon dem Zeitalter Herons, also dem Ende
des zweiten Jahrhunderts v. Chr. an , von wo aus der Rttckschlttb auf
noch weit frohere Zeiten sehr nahe liegt In der ältesten Heronischen
Tafel *) heifst die Mefsschnur nicht axocvlov, sondern afifia. Die Deu-
tung dieses Wortes ist zweifelhaft. Es liegt ja sehr nahe, mit einer
kaum merklichen Abweichung von den überlieferten SchrifLzUgen, das
griechische afifia herzustellen und an die aus einzelnen Stäben zu-
1) In der Angabe HerodoU 2, 6: tavnjs aip ano oi iyjnatfra cx/bIwoi tuaL
ocoi fiir ya^f yoMtüvai tiat ar&(^€M€»Pf oqyvtfici fUfmffriKaai rritf x^^t
ocot da Sm&v ywPTtsXviu, araSiotvi, oi 8i noXir^v IJ^ovo'», na^afrayyfjcif 9iti
wp&ovov XifjVy ^xoiiHMH, dvvarcu 8i 6 fUt^ ntt^tcufay/rjs t^trptavxa ctütOi
6 8i ^xolvoQ iuaaroSj fUv(HPv iov AiyvTtrtatf, iirjttopra aroBta, ist erwiesener-
rnaüsen die Bestimmung des Schoinos irrtümlich (§ 41, 6); femer würde die E^
w&hnuDg des Parasanges aar so. zu schütien sein, dafs man in betreff dieses
Maises von der Bezienung auf Ägypten absähe. Aber Überdies war ja der
Parasang ebensowenig wie der Sehoinos ein Feldmafs. Hiemach schwindet auch
jeder Anhalt dafür das Stadion anter die ägyptischen Feldmalse za rechnen. Ab
Längenmals würde es das Zehnfache des Schoinion sein (Metrol. script I p. 28);
aber ein von diesem Stadion abgeleitetes FlächenmaXs würde aller sonstigen
Analogie widersprechen, und überdies wurde das in Schoinien vermessene liod
behufs des Steuerkatasters auf Aruren umgerechnet, es war also auch insofern
ein anderes größeres Feldmaus unnötig. Die andere Stelle Herodots (2, 149;
vergL oben § 5, 2), in welcher anläßlich der Beschreibunff der Pyramideu das
System der Längenma(ise vom Stadion bis zur Handbreite kurz dargelegt wird,
kann ebenfalls nicht in dem Sinne gedeutet werden, dafe alle dort aufgeführten
Malse ägyptische seien. Der Fufs ist es sicher nicht; also wird auch das Stadion
nicht eher zu einem altä^tischen Mafse gestempelt werden kdonen, als bU
anderweitige Zeugnisse hmzukommen.
2) Heron Geom. p. 140, 17 (Metrol. Script 1 p. 183, 5).
H1.&. GEODÄTISCHE MASSE. 359
sammengefügte Hefekette zu denken i); allein wahrscheinlicher wird
iffliner die HerieHong aus dem Ägyptischen bleiben.^) In der Thai hat
sich herausgestellt, dafs che (auch ehei), ein Wort welches ursprüng-
lich das Hob, dann den Meisstock, endUch auch ein grOfseres Feld-
mafs bezeichnet, und als solches bereits um 2300 v. Chr. in Gebrauch
wir, nichts anderes sein kann als das afiifia oder axoivlov der Hero-
Dischen Tafeln, s) Nicht minder ist die altägyptische Bezeichnung der
Klafter, fiattf , ermittelt und der Gebrauch der Quadratklafter als Acker-
rnaCs nachgewiesen worden.^) Femer kann nach der scharfsinnigen
1) Lepsins a. a. 0. S. 105 f.: 'a/tfia pflegt Letronne (Rech. p. 253. 257)
mmah tu schreiben und scheint dabei an das semitische SlTJfit ammahj S3rr.
mmo, athio]^. emmat, die Elle, tn denken. Doch dürfte diese Vergleichnng
sehr kühn sein. Vielleicht ist vielmehr a/ifia zn schreiben und als Band im
Gefensati zu den Malisstöcken zu erklären'. Ähnlich deuten das Wort anch die
engliscben Herausgeber des Thesaor. Graec lingoae. Eine andere Kombinatton,
Bidi welcher das a/nfta mit den a^Bdayanrai (Gantor Vorlesungen Aber Gesch.
d. Math. I S. 55 ff.) in Verbindung gebracht werden könnte, ist niherer Unter-
SBckung zu empfehlen.
2) Das Mafs des Heronischen Amma ist dem griechischen und römischen
Systeme fremd; alles aber, was in der ältesten Heronischen Tafel weder grie-
dbch noch römisch ist, darf voraussichtlich als ägyptisch gelten. Vergi. Metrol.
Kript I p. 27 adn. 3. Sollte vielleicht zu x'^t Holz, Rute, einst das Determi-
Bativom moA, Elle, also wohl anch Längenmafs überhaupt, gefflgt worden
and daraus 'afifia entstanden sein? Dem wflrde nicht widersprechen, dafs die
gleichlautenden semitischen Bezeichnungen ammah^ ammo (s. vorige Anm.) und
mcmat (§ 42, 3) die Elle selbst, nicht deren Vierzigfaches bezeichnen, denn
ladh mehrere andere gleichlautende Mafsbenennungen selten nach dem Unter-
sdUede der Zeiten und der Ortlichkeiten fflr sehr verschiedene Mafse. So habe
idk Metrol. Script. I p. 27 adn. 3 vergleichsweise die Verschiedenheit der Mafee
ufeföhrt, welche durch die stammverwandten Wörter anawa und aenua be-
leidiDet werden. Näher noch liegt der Hinweis auf die verschiedenen Mafse,
wekhe der Name hin umfafet (s. Böckh Metrol. Unters. S. 203, MetroL Script. D
p. 18t unter tv und tviov, endlich in diesem Handbuch § 41, 7), desgleichen
auf den Unterschied zwischen dem ägyptischen und hebräischen Epha (§ 41, 7).
3) b der Zeitschr. f. ägynt. Spr. 1865 S. 96—98 wies Lepsius darauf hin,
dali einige Dimensionen von Bergen in dem Todtenbucbe nadi einem ehi be-
BauiteD Malse angefahrt werden, und glaubte, dafs damit die altägyptische
Klafter im Betrage von 4 königlichen Ellen gemeint seL Nachdem Ebenlohr,
Mathem. Handbuch S. 118, Bedenken gegen diese Deutung erhoben hatte, be-
richtigte Lepsius (Zeitschr. 1877 S. 7 Anm. 1) seine frohere Ansicht dahin, dafs
4ie8e9 Mafe, welches nach Eisenlohr xet lautet und identisch mit der Bezeich-
Hang fflr Holz x9 oder x^^ ist, nicht der Orgyie, sondern vielmehr dem nxowior
eatspreche, also nicht 4, sondern 40 Ellen betrage. Dieser Ansatz hat sich mir,
tb ich die betreffenden Beispiele des mathematischen Handboches (nach dessen
Epoche auch die obige Zeitbestimmung gegeben ist: vergl. S. 350 nebst Anm. 4)
laehrechnete, als der wahrscheinlichste erwiesen. Das Nähere ist S. 360 Anm. 2
xosammengestellt Brugsch im Hierogl^phisch-demotischen Wörterbuch VI S. 883
ttkUrt xa als 'die zum Vermessen dienende Schnur, den Meisstrick'.
4) Eisenlohr Ein mathem. Handbuch der alten Ägypter I S. 119. Im grofisen
^yrus Harris erscheinen unter anderm Messungen von Ackern in den Beträgen
▼00 160084*/« (Zeitschr. f. ägypt. Sprache 1873 S. 101), 10 154 (ebend. S. 156),
860 IGTPTEN. i 4U5.
DeuluDg, welche LepeiuB den ZaUen und MaTgen der Tenptliiischnft
¥00 EdAi gegeben bal, nicht bezweiiall werdeiH dafii unter PbDleiDftee H
Alexander I (lr07 — 89 v. Chr.) ei» reicher TempeibesitB nach eben dem
Mabe, welehee bei Heron a/M/io benannt wird, auf das genaoeale ?tf-
mesaen war.*)
Dieaes Lflngenmab von 40 EUen bildete im Quadaat ein Feldmail,
ab dessen Name uns ah^ TieUeicht auch okef, ttberliefert ist.^) Daaaeibe
wurde in den Reehnnngen der FeMmeser entweder in Hüllten, Vieflel,
Achtel tt. s. w.s), oder decimal geteilt In letiterem Falle war die kWo-
ste Einheit ein Quadrat, dessen Seite Vioo chet mafe; hundert solcher
Quadrate wurden als Längenstreifen gedacht und berechnet, deren
100 ein yolles oA ausmaditen.^)
aeOU (Zeilsehi; 1874 & 38) atgyieo, eadlich als Totalbelraf der Schealnaf
RaBseaT m an die ▼erachiedaneii Teaqiel AgypCcDa 1 071 78e Orgyien, abo
OnadfatUaftcm (ebtnd. S. 28). Letsterer Be&ag ent^rieht 472 666 Hektuta
beetigen Maftes..
1) LepBias Über eine hierogL Inschrift am Tempel von Bifii S« 8S--10S.
2) Die BenennnDff des dem Quadratachoinioo enisprecbendta Aeköauifoes
las Lepahis, Über eine hierogl. Insebr. u. s* w. S. 74, oAf , oder als Feminin tket,
im Plaral aku (S. 95). Eiaenlobr, Bfathem. Handbuch & 9 f. 118—121. 251, Bert
ah nuA citiert ans Demiehen Histor. Inschriften ^t Lesung äa/^; er liliit aber
nnentsefaieden, ob die daneben yorkommende Form ahef dasselbe Bf als wie du
ahy oder das Zehnfache desselben (yergL 361 Anm. 1) betrage. Dafs das VU»
des oA im mathematischen Papyms kein anderes als das Heienische Qoadnt-
schoinion sei, wird zunächst wahrscheinlieh durch die bereits Ton Eisenlohr
S. 119 herrorgehobene Korrespondens swischen den 12700 äa^ und 13200«li
zweier Ton einander unabhingiaen Edfuinschriftea. In den Beispide Nr. 50 des
mathem. Handbadies ist unter dieser Voraussetzung das Feld von 64 ah glekh
2,82 Hektaren, was offenbar annehmbarer ist als diejenigen Betriffe/ wMehe
nach andern yersuchsweisen Ansetzunsen (ah ■■ Arura, oder » q Uafter, oder
— 10 D Schoimen) sich ergeben. Das Feld in*Nr. 49 u. 51 halt dann 0,88 Hekteie,
da^enige in Nr. 52 0,44 Hektare. Auch die Felder in Nr. 54 und 55 Ton 0,31
und 0,13 Hektare sind nicht allzu klein, wenngleich es hier niher lige an dea
zehnfachen Betrag (S. 361 Annu 1) zu denken, da ja das ganze Feld noch in 7,
bez. 3 Teile parzelliert wird. Vergl. auch Brugsch HieroglyphiscIt-deBotisdwi
Wörterbuch I S. 107, V S. 122. 124 f.
3) Die Einteilung des Quadratschoinion geht in den Inschriften Ton Bif«
bis zum ZweiunddreiMgstel, d. i. einem Betrage von 50 D BUen herab (LqMS
a. a. 0. S. 108). Also werde selbst noch das Vierundsechsigstd eine ganze Zahl
von Ouadratellen ergeben. Im mathematischen Handbuch (Eisenlohr S. 10) sind
die Brüche V* V« V* nachgewiesen. In der Heronischen Geometrie werden die
Sehoinien nach der bei den Griechen fiblichen Bruchrechnung einffeteill, welche
übrigens der ägyptischen nahe verwandt ist. Vergt. Lepsius in der Zeitsdir. (.
ägypt Spr. 1865 S. 109 f., Brugsch ebend. 1871 Sw 33. 37 u. d., Eisenlohr Mathem.
Handbuch Tafel H zu S. 8, femer S. 10—12 und aUerwSrts in den BecheaeulgaleB,
wo Brüche vorkommen, Gantor Die röm. Animensoren, Leipzig 1875, S. 51—55.
4) Diese Einteilung des ah geht deutlich aus den betreffenden Recbenaaf-
gaben des mathem. Handbuches hervor, wie Eisenlohr S. 119 f. nachweist In
einzelnen ist leider noch vieles unsicher. Die in voriger Anmorkung geachilderle
Einteilung war sowohl für die Praxis bequem (indem selbst Mdae Teile noch
f 41, 5. GEODÄTISCHE MASSE. 801
Das Zehnfache des oft, welches ungefthr 5 griechischen' PIsthren
oder 2 romischen Jugeni entspricht, hat unter einem eigenen', bisher
Dodi nicht) mit Sicherheit ermittelten Nunen ebenfUls ris< PeMkntb
gedient und vielleicht als ftddan bis auf Imitigen Tag sich «rhalten.O
Hiemach ergiebt sich das Syelem der altägyptischen geodätischen
Hafse, wie folgt.
Im Längenmabe wav
die Klafter (iMiU) «» 4 hönigüehen Ellen /
das AoMBoa oder Schoinion (ckt, thtt) «-» lO Klaftem. »■ 40 Ellen ;
itt ganzea Qtndratellen aosgedrttclit werden konnten), ab auch f9r den Bedarf
las arilhflieliachen ReebneDs anwendbar. Allein dis dedmle Anlage des neBScb-
licben Zahlensystems, welche die Ägypter besser als andere Völker des Alter-
toms beobachtet Haben, machte auch m der Bmchrechnnng sich geltend. Man
diokle neb sanachst die Ltegeoaeite des> Qnadratashoinion. in 100' Bfaheitaa
teteilt. ohne jedoch damit ein eigenes kleines Langenmals bilden an wollen
(dasselbe würde nimlich 2'/6 Palästen der ägyptischen Elle i» 0,21 Meter be-
tngeai Diese Re4dMaineinbelt im Qaadrat war also der sebntcasendste Teil
dM oi^ Um nnn eine Zwischenstufe fftr die Aosrechnnng sn erlangen, nahm
man den Längenstreifeo, welcher 100 kleinste Einheiten in der Länge nnd 1 in
der Breite hatte, als besonderes Mafs, dessen Benennung xst pn^ Rote des
Hanses (Eisenlobr S. HO), gewesen m sein sdieint Dieses eig^Oadiehe Maus
Dan ist, wenn nicht alles trfigt, in den von Peyron herausgegebenen Tariner
Papymshandsdliiften durch rnixoi olxonB^tMSQ bezeichnet (womit der yunii yaütiQ
S 53, 6 Terglichen werden kann). Bs würde also «rifxvc eine nicht gans kon-
gniente Übersetzung Ton xi^t sein, was weniger anstöfsig erscheint, wenn man
in Betracht zieht, da(is der Zusatz oiMontduäs und die Geltung des MafiMS als
?läehenmafses eine Verwechselung mit ntfxvf sls Ellenmals ausschlois.
Setzen wir also den nrjw oUtofuSmoQt als handertsten Teil des a^ oder Qoadcat-
sdioinion, auf 4,41 O Meter, so geben 16 Tt^)^ eine kleine Grundfläche Ton
70,6 0 Meter (Eisenlohr S. 121 schwankt zwischen 441 und 44, resp. 324 and
32 D Meter), und die too Lepsius S. 98 zum Vergleich herbeigezogenen Paizellea
▼00 IV4 2Vt 37» nrixfits belanfen sich auf 5,5 11 14J Q Meter, was yielleicht
passeader erscheint, als wenn man den nrtxui eUontotMoe als hundertsten Teil
der Afura ninunt und somit 6V4mal so hohe Beträge (441 M 69 92 D Meter)
criuUt Unter der ersteren Voraussetzuna müfste das von Eisenlohr S* 120 f. mit
m Betracht gezogene Mab xfi^ ärp, welches der griechische Text des Dekrets
TOO Rosette durch ä(^^ wiedergiebt, synonym mit o^ oder Quadratschoinion
ieio. — Als ein weit grölseres Mals, nämlich als identisch mit der Amra Herodots
(141,4), wird der mixüi angesetzt von E. Revillout in der Zeitschr. f. ägypt
Sprache 1879 S. 133 ff.
1) Brugsch Zeitschr. f. ägypt Sprache 1871 S. 86 erwähnt gelegentlich als
imtisches Feldmafs das $aia und setzt dies dem Feddan gleich,, während
äms Rechercbes sur les poids, mesures et monnaies des andens Egyptiens
p. 44 nnd Lenormant I p. 105 diese Schätzune fflr zu hoch halten. Das ge-
adnhin Abliebe Feddan hält 5929 O Meter, dagegen das ebenfalls aus einem
ilten einheimischen Mause hergeleitete, dem Steuersystem zu Grunde liegende
Feddan 4459,1 O Meter; letzteres steht also dem zehnfachen Betrage des alt-
«yptiscben ah oder Quadratschoinion «> 4410 Q Meter sehr nahe. Im matiiem.
HMdbuch erscheint als gröfstes Feldmals fiberall das Zehnfache des ah\ doch
ist noch nicht ermittelt, ob afißt dieses zehnfache Mais bezeichnet oder s^no-
pyii mit o^ ist Ober das Verhältnis zwischen dem zehnfachen ah und einer
jtiogeren provinzialen Arura Tergl. unten § 53, 10.
862 ÄGYPTEN. §4i,6.
tener im Fläcbenmalse
die Klafter — 16 D EUen
das Amma oder Scboinion (ak) — 100 D Klaftern — 1600 D EUen.
In jetzigen Maben betragen
als Langemnafs alg Flichenmals
die Klafter 2,10 Meter 4,41 D Meter
das Scboinion 21 „ 441 „ „
das zebnfacbe Quadratscboinion 4410 „ „
6. Das grölste ägyptische Wegmafs war bei den Griechen seit
Herodot unter der Benennung axolvog bekannt 9 Wie dieses Wort,
welches ursprOnglicb die Binse, dann das aus Binsen geflochtene SeO
bedeutet, zu der Bezeichnung eines Wegmaises kommen konnte, er-
kblrt Hieronymus^): 'in Nilo flumine sive in rivis eins solent naves
funi bus trabere certa habentes spatia, quae appellant funiculos,
ut labori defessorum recentia trahentium coUa succedant'. NachStrabo,
der Artemidoros von Ephesos als Gewährsmann anführt, war die Länge
dieser Stationen je nadi der Lokalität und dem Gefälle des Flusses sda
▼erschieden; es fand sich, dafs dieselben bald 30, bald 40, bald 60,
ja sogar (was wohl eine irrtümliche Angabe ist) auch 120 Stadien be-
trugen.^) Insbesondere erstreckten sich, wie Artemidoros angiebt, die
1) Ans HieroglypheniDschriften wird [der einheimische Name eines Weg-
maises atur angeführt. Bnigsch erwähnt das Mals gelegentlich in seiner ffi-
stoire d' EfYjfit I p. 115 und bemerkt über dasselbe in der Geographie des alteo
Ägyptens 1 ä. 17f., dafs das Wort teru ebensowohl als seine Varianten aUru
und atur ein gröfseres L&ngenmafs ansdrficke, entsprechend etwa dem Su-
dion der Alten oder dem Schoinos der Ägypter. Die Angabe auf der Stele too
Samneh, welche sich auf die Entfernung zweier Negerländer bezieht: 'tod der
Station des Landes Beki an bis zur Station des Landes Taij, welches dne liofe
ist Ton 52 airu^ (Brugsch Geogr. II S. 9) weist mit Wahrscheinlichkeit aaf eii
ffrödseres Mafs als das Stadion hin; denn die Hauptorte (das sind doch wohl
die Stationen) zweier noch so kleiner Länder können schwerlich blofs 9Vi Kil^
meter von einander entfernt gedacht werden. Die Deutung von atur als Schoi-
nos, welche ich yermutungsweise setzte und danach die angegebene Entfernof
auf 328 Kilometer schätzte, bestätigt neuerdings Brugsch im Hieroglyphisch-
demolischen Wörterb. Y S. 164 yergl mit I S. 146.
2) In Joel. c 3 tom. VI p. 84G edit Basil.
3) Strabo 17, 1, 24 p. 804: fi^l S' 6 lAl^e/iiSm^s axp^vltov axtdf lud
eueoifi rar avanMw, rovro 9^ ttlvai fnaBiavß hxraitöclovi raxTaDcutottm, h-
fi^fftjf X^iOßtavot tav ir%olvc9v anäl^ocav ra Btam^fiara, wnca koI rtrra^
Hovraaraiiovi xcU fc$ fiBC^ovß xara ronavs oftoXoyHcd'cu na^* «evreär, noi
Biort 7t€L^ roU Atyrrnrlo^Q affrar^ den ro t^ ifxolvcv /urgor, cevros o yif*
xtfuiimgoß Sv ToU ipfi 9fjloi, anb ftir yäg Mifmpttoi fux^i 0rjßat9o6 x^
ffX^lvov incurrrjv (priclv elvai axaSlatv ixarbv tSuociv^ ano 9i rijs 0tjßaßwi
fuxgl .Svfj%rrjß i^rptovra^ ano 9i Ilrjlavclav n^e rrjr ovri^v (xov JiXxa) ava-
nÜovci nodvfprfif cxoirovi ftiv nirra kcU uhuhsI iprifSi ax(wUruß 9i inxttM€io^
141,6. SGHOmOS. 363
Scboinen zu 60 Stadien durch ganz Oberägypten Ton dem Kastell bei
EtrmofohsCEiffWTtoXtfriiK^ 9)t;Aaxi})bisSyeneundElephantine.^) Aus
den Beobachtungen, welche Herodot auf dieser langen Strecke über
die Länge der FluTsstationen machte, mag sich seine irrtümliche Mei-
Dong herschreiben, dafs der Schoinos als Wegmafs 60 Stadien ent-
halten habe (§ 9, 1). Aber auch die anderweitigen zahlreichen Angaben
alter Schriftsteller über die Länge des ägyptischen Wegmafees führen
an und für sich zu keiner festen Definition desselben. Eratosthenes
and einige andere rechneten den Schoinos zu 40 Stadien 3), Artemi-
doros und mit ihm die Mehrzahl der Geographen, ingleichen die Hero-
nische Überlieferung erkennen demselben nur 30 Stadien zu '); wieder
andere geben ihm 32 Stadien, Plinius endUch 5 römische Meilen.^)
Bei diesen schwankenden Bestimmungen konnte es zunächst fraglich
erscheinen , ob die Länge des in Ägypten gebräuchlichen Wegmabes
in allen Teilen des Landes und zu allen Zeiten dieselbe gewesen sei,
and ob nicht viebnehr ebensogut verschiedene Arten von Längen-
malsen, die den Namen axoivog führten, wie von Stadien angenommen
werden mttlsten. Doch finden sich nur bei einzelnen, wie bei Jomard &),
AtTT^KOf^ra, r^ avx^ fur^ip x^^^H*^^ (er rechnet also hier wiederam wie
ZQ Anfeng dieser SteUe den Schoinos als WegmaÜB, nicht als StaÜonslänge, sn
30 Stadien). Aach 11, 11,5 p. 518 spricht Strabo Ton der verschiedenen Länge
der Flofsstationen. Nach Lepsius Zeitschr. f. ägypt Spr. 1877 S. 7 brachte es
die geschichtliche Entwickelang mit sich , dafs der Schoinos in Unteragjrpten
ZQ 30, in Mittelägypten zu 40, in der Thebats zn 60 Stadien gerechnet wurde,
liegen habe es einen Schoinos von 120 Stadien nie und nirgends gegeben.
1) Strabo an der in voriger Anm. angeführten Stelle und p. 813 z. Anf.
2) Plin. N. E 12, 14 § 53 : schoenus patet Eratosthenis ratione stadia XL,
hoc est p. y (d. i. passunm milia qninque), aliqui XXXII stadia singulis schoenis
dedere. Dafs auch Hipparchos und Poseidonios bei der Bestimmung des Erd-
nmüiDges 40 Stadien auf den Schoinos rechneten, ist oben (§ 9, 4 a. E.) bemerkt
worden. Demselben Ansätze folgte Theophanes nach Strabo 11, 14, 11 p. 530.
3) Ober Artemidoros siehe oben S. 362 Anm. 3. Ptolemäos Geogr. 1, 11,
14 rechnet 876 Scboinen gleich 26280 Stadien, derselbe 1, 12, 3 achthundert
Scheinen gleich 24000 Stadien, also einen Schoinos gleich 30 Stadien; ebenso
Agathemeros Geogr. 2, 1 a. E., Heron Geom. p. 140, 29, Geodäs. p. 141, 15 (Metrol.
Kript I p. 184, 1. 193, 3). Der Verfasser des Uovrov Evielvov neQinlovs rech-
net 7Vs Stadien auf das fUXtov, meint also damit das Ptolemäische, welches
der Tierte Teil des Schoinos ist Bei den Angaben Diodors, Plinius' u. A. ist
in jedem einzelnen FaUe der Quellenschriftsteller zu ermitteln, wenn man Aber
das zu Grunde liegende Mafs mit Sicherheit urteilen will ; yergl. Plinius 6, 26
f 124: inconstantiam mensurae diversitas auctorum facit, cum Persae quoque
*dioeno8 et parasangas alii alia mensura determinent
4) Plinius an der oben Anm. 2 angeführten Stelle. Ober die Bestimmung
ni 32 Stadien s. unten $ 50, 3.
5) Description de 1' Egypte voL VII p. 154 ff. werden ein grofser Schoinos
des Artemidor von 11 080 Meter, ein Schoinos des Herodot von 6000 Meter und
ein kleiner Schoinos oder ägyptischer Parasang von 5541^8 Meter unterschieden.
864 ' ÄOTPTEN. |4i,e.
deniitige HypatbeMn^ m aügMMiiiMn eDtochied man sich Ar die Ein-
\mi des SehoinoB and' entwickfüe inhi aus den dienaBgeftlttrteiiiA»'
gaben ^enridor» und'andlsrii KoifllriBaCionen eine flnCaunUclM'Viet-
heit Ton Stadien; Um nun, ge^endber stfchen nosidieni- VemrotnafeB,
einen festen Anhalt m gewinnen, Tei^glichen d'Anville und nadi um
HeieF einige Angaben ttber die Mnensionen Ägyptens teib hei Bcm^
dot, teib im Itinerarium Antonini i), nnd folgerten danras, dab dar
Schoinos nngeMr 4 rOmiefche Meilen beU*agen habe.^ Das geafoere
Reanltat konnte sich erat ans der riditigen Deotung der Heraaisdwii
TaMn ergeben, ans wefehen snerst Letronne') nachwies, dafe der
Scboinos 17000 k<)nigliche EUen enthalten hat.
In d^ ältesten Beroniachen Tafd erscheint ein lbli9 ^an 3 BHMi
welches tmCe seiner griechischen Benennung ^lov nur ab eigeotfla*-
Uch agyptiscJies Hafs gedeutet werden kann. Es iat, wie der Name' «a-
giebt, ursprOnglich wohl ein hobemer Mafisstoch gewesen^), hat A«t
seine übliche Anwendung behn Ausmeeeen der Straußen gefunden, mf
dasselbe nnn, was in Ägypten gewib vielfiach gescheben ist, durdrdie
Mefekette oder weniger genau durch Anschreiten erfolg« sein. la lett-
terem Falle mula der Doppelschritt, also dasselbe Bfafe, welches
wir weit spftter im rämischea pitssus ^PHederfinden, ab ^Aov gerednci
worden sein.^) Viertausend Doppebcbritte' oder ^Xa bildeten den
ägyptischen Scboinos, welcher hiernach auf 6300 Meter ansuseUen ist*)
1) Pag. 152 ed. Wesseling, p. 69 ed. Partbey et Finder.
2) D*ADYille Memoire sur la mestire du schene ^g^tien in den flän. öe
TAcad. t. 26 p. 82 ff., and Discussion de la mesure de Ik terre par Eratosth^
ebend. d. 92ff.; Ideler Abbandl. t826 S. 3 ff.
3) Kecherches p. tOI f.; Tergl. auch Metrol. Script 1 p. 37 f.
4) DhTs das ägyptische Wort x^, x^ (oben S. 350 Ann. 3) fBr die griedüNk
Bezeichnnnr bestimmend gewesen sei, ist trotz der yerscbMeafaelt der Msfte
nicht unwahrscheinlich und wird auch von P. Tannery in der Revne aitli^
Tol. 41 (1881) p. 159 angenommen. Es geneigte ein deterannatiTer ZbsatidlerAii
wie sfe oben 9. 300 Amn. 4 erwähnt worden sind^ am den Halistab von 3B^
ZQ unterscheiden Ton dem Feldmafse welches sehkehfhin x^ genannt wnide.
5) Setzt man den nonnalen Schritt, wie frfiber (| 8, 6) aagegebea wofdca
ist, anf 0,8 Meter, also den Doppdschritt auf 1,0 M., so entgeht dem die
LSnge des gvlovmm 1,575 M. yortrefflich. Die gldche Schrittlinge haben walff-
scbeinlich die Babylonier und in ältester Zeit auch die Griechen als Noni an-
gesetzt ; allein das wirkliche Schrittm«fe sank bei den Griechen schnell bertb,
während die Römer von Tomherein eine kleinere Norm^fDappelsciiritt rm 1,48 1-)
annahmen, diese aber in der Ptwds genau innehielten. Yergl. f 8, 7.
6) Diesen Ansatz best&tigen neuere Messungen so gut als nw inuaer ra
erwarten ist fan Philologus XXm S. 265 vergleicht Wittich fOnf Eatremaac»'
angaben Herodots und Artemldors mit den Messungen Jomards« UoterZngrande-
legung eines Schoinos Ton 6300 Meter ergeben sich folgende geringfügige BU^
renzen, welche insofern sogar willkommen sind, als eine absohite Überdntti*-
Wenden wir uns juin zu den vedier angefUhrten ^erBcUedenen
Angnhftn 'Oker die Lioge des SdioiiM» zuriokt se ergiebt rieh, dab die
BfBtJBWiang eu 4(0 £lB4ien diejenige ist^ welche genau der von den
enlen Ptoleontter jn Ägypten eingeffdirten Maleordniing eot8|uriobt;
denn 12000 königliche £Uen sind gleich 30 Stadien deaPhiletftriflobeo
Fuftes (§ 63, 2. 5). Ob die>ZahleMbteBung von 1000 Syb bereits im
Ägypliflchen eine besondere Benennung gebebt hat, mufe dalungestellt
bkiben; eidier.ist, dafs spSter unter röOMSober Herraohaft difOr die
Beaeichaung fälUay ttblich <war.^) Hieraus erUtfrt sich von seihst die
Gleichsetzung des Schoinos mit 4 filXia^ welche ansammen gleieh 4 Vs
iMiiecheB Meilen aind % womit die Bestimmung lu 32 (nftmlich klein-
«AÜscbeiiO Stadien im Einklang steht fi), wMireAd PUnras mit unge-
nauer Abrundnng ]b Jßikmische Meilen «etat Endlioh der Ansatz -des
Scboinosjsu^O Stadien beciebt sieh auf das gemeingirieQhisohe Itinecar-
Stadion, wie frtther nachgewässen worden ist ({ 8, 7. 9, 4).
Vergleicht man 4lie ägyptischen WegmaCie Xykm und Schoinos
mit den Jbabylonischan System (§ 42, 2), so zeigt sich, inA beide in
gleieber Weise von der königlichen Elle und dem Deppekchrkt aus-
giagen, das erstere aber yon dem Doppelschritle jrein decimal sich auf-
baute^ iwArend das letatere seiagesimal sich entwickelte, a) Mit den
attisehen und allgemein igriechischen Wegmafaen fand ein systema-
tiscber Zusammenbang jiicbt statt ^), wie denn auch die Ptolemllisohe
Dumg der aog enonuDenen lünge des ScboiDos mit den neueren Messungen, in
Anbetracht Atr weiten Fehlergrenze, die erstere Annahme nur verdächtig machen
alte Annbe neue Messung
1) 157,5 Kilom. 155 Kilom.
2) 167,4 . 178
3) 252 . 240 •
4) 378 , 360
5) 510,3 , 490,4 „
1) Die Belegstellen giebt fiberslehtlich der indöc an den MetroL Script
■nttt fUXtop 2 und 3.
2) Da das ägyptische tUltor später zu 4500 Philetärischen ■- 5400 römi-
schen Fufs angesetzt worden ist, so kommen auf den Schoinos genau 4,32
rdmiscbe Meilen.
3) Das jüngere kleinasiatische Stadion ist nach § 50, 3 in der römischen
Mdle 7 Vtmal enthalten; mithin sind 32 solcher Stadien i«4l27 römischen Meilen.
4j Dieser Vergleich ist in meiner Receosion von Brandts, Fleckeisens Jahrb.
1867 S. 520, darffelegt worden.
5) Das aus dem babylonischen System organisch entwickelte griechische
Stadion bat einen Fufs von 315 Millim. zur Voraussetzung (f 46, 2), und ist
demgemaliB auf 189 Meter anzusetzen; das Stadion, welches auf dem attischen
Fols ¥on 308 Millim. beruhte, ist herabgegangen auf 185 Meter, endlich das
itincraisiadion auf 160 bis 148 Meter (f 8, 7. 9, 1—3).
3M ÄGYPTEN. |4i.i.
Mafsordnung, auf einen Anschlufs an die attischen Mafse yeniditeDd,
lediglich die alUlgyptische Elle berQcksichtigte. Jedoch ist es nieht zu
yerwundern , dafs die Dürftigkeit und Unsicherheit der uns OberBefer-
ferten Nachrichten auch zu abweichenden Auslegungen, und zwar
noch in jüngster Zeit, geführt hat. Insbesondere darf nicht onerwlbnt
bleiben, dafs einer der namhaftesten Forscher auf ägyptischem Gebiete
auf Grund specieller Untersuchungen dem Schoinos den Charakier
eines feststehenden Wegmafees abspricht und dagegen ein Stadion tod
400 kleinen Ellen (§ 41, 3 a. E.), mithin im Betrage von 180 Meter, ak
ägyptisches Wegmab aufstellt, i)
7. Durch die Aufdeckung und Entzifferung uralter Schriftdenk-
male hat sich herausgestellt, dafs das System der ägyptischen Hohl-
mafse ein überaus reiches und mannigfach gegliedertes gewesen iA
Wir beginnen zunächst mit denjenigen Mafsen, über weldie griechi-
sche Schriftsteller Andeutungen uns hinteiiassen haben.
Als hauptsächlichstes ägyptisches flohlmafs erscheint bis in die
späte Römerzeit die A r t a b e. Die Ptolemäer hatten die Hohfanafse ihres
Reiches nach dem attischen System normiert (§ 53, 11); jedenftBs
aber ein der Ptolemäischen Artabe entsprechendes einheimisches Hais
bereits vorgefunden. Diese an sich wahrscheinhche Vermutung wird
durch zuTcrlässige Tradition bestätigt Die Excerpte aus dem metro-
logischen Traktat des Epiphanios >) sagen ausdrücklich , dafs affoßri
in der ägyptischen Volkssprache i^oß gelautet habe^ und in der That
hat sich diese Wortform noch im Koptischen erhalten. 3) Das Hals der
alten ägyptischen Artabe läfst sich nach folgenden Ton einander ob-
abhängigen und doch merkwürdig übereinstimmenden Ansätzen mit
Wahrscheinlichkeit berechnen :
die Ailabe betrachtet als vierter Teil des
Kubus der ägyptischen königlichen Elle,
je nachdem man diese zu 525 oder 527
Bfillim. ansetzt 4) 36,18 oder 36,59 Liter
dieselbe berechnet aus dem Wassergewicht
von 400 Ten») 36,45 bis 36,54 «
1) Lepsins Zeitschr. f. irvpt Sprache 1877 S. 3—8.
2) De Lagarde Symm. II S. 186, 37, und ähnlich Metrol. Script I p. 272, H;
Tcrgl. ebend. p. 146. 262, 21 (und hierzu praef. p. XVI). 334, 22, ferner meine
Reeenston von Brandis* Mfinzwesen in Fleckeisens Jahrb. 1867 S. 529.
3) Lepsins in meinen MetroL 8crii>t. I praef. p. XYI.
4) MetroL Script. I p. 61 f., Recension Ton Brandts a. a. 0. S. S27.
5) In der Recension von Brandis S. 527 f. habe ich unter Yoranssetziiog
einer Temperatur you 25^ G. und 90,717 Gr. als dem von Ghabas angenommeaeB
141,7. HOHLMASSE, 867
dieselbe nach dem babylonischen System
(§ 42, 8) bestimmt 36,37 Liter
dieselbe nach späterer römischer Bestim-
mung betrachtet als das Raummals fttr
100 romische Pfund Öles (§ 46, 17.
53, 16) 36,47 „
wonach mit hinreichender Sicherheit 36,45 Liter als der möglichst ge-
näherte Normalbetrag angesetzt werden kann. 0*
Da die Artabe in altägyptischen Schriftwerken bisher noch nicht
nachgewiesen worden ist, so haben wir uns zunächst einem andern,
weit kleineren Habe zuzuwenden, welches in einer zuverlässigen grie-
chischen Quelle als ägyptisch bezeichnet und seinem ungefUiren In-
halte nach bestimmt wird 2), dessen genauer Betrag aber, sowie seine
Bedeutung für das gesamte System der ägyptischen Hohlmafse erst aus
eioheimischen Papyrushandschriften und noch erhaltenen MafegefSfsen
klar gestellt worden ist. Es ist das H i n , d. h. dasMafsgeftlfs schlechthin,
geformt als kleine bauchige Amphora ohne Fufs und Henkel, aber mit
merklich abstehendem oberen Rande behufs des^Ein- und Ausgiefsens
Terseben.') Dieses Hin hatte den Betrag von 0,456 Liter^), stand also
Normalgewichte des Ten den Betrag von 36,36 Liter für die Artabe berechnet,
b Anbetracht jedoch, dafs seitdem sowohl Ghabas als Lepsios das ägyptische
Gewicht, und ersterer auch das Hohlmafs etwas höher anzusetzen Teranlafist
worden sind, lege ich jetzt das § 41, 8 ermittelte Gewicht des Ten zu Grunde
ond stelle die Grenzen der Berechnung auf eine Temperatur von 20 bis 30® G.,
wonach sich die obigen Betrage ergeben.
1) Ans den von Ghabas (unten Anm. 4) ermittelten Betragen des Hin er-
geben sich 36,4, bez. 36,8 Liter für die Artabe; nach den Ansätzen von Eisen-
lohr, Zeitscbr. f. agypt Spr. 1875 S. 42 f. und der dazu gehörigen Tafel, sowie
Mathcm. Handb. S. 11 worden 36,0 Liter, nach DOmichen Zeitschr. 1875 S. 96
wieder etwas mehr, nämlich 36,8 Liter auf die Artabe kommen. Vergleichen
wir diese Ans&tze mit den oben im Text zusammengestellten, so darf wohl der
Nihemngswert von 36,45 Liter, welchen wir zugleich als Norm fflr die übrigen
ägyptischen Hohlmalse benutzen, als annehmbar erscheinen.
2) Die. unter Kleopatras Namen Aberlieferte metrologische Tafel, deren Ur-
sprung in Ägypten zu suchen ist (Metr. script. I p. 109. 123f. 127 f.), sagt p. 235,
19: xaXdxai 9i naoa AtyvTSxiiHS o Säffrijs iV«or, und diese Notiz kehrt in
einer anderen noch jüngeren Tafel (p. 256, 5) mit der Variante ^iav, womit
der Schreiber doch wohl ifiar meinte, wieder.
3) Diese Gefälsform zeigen Abereinstimmend die ägyptischen Schriftdenk-
Aäler. Die einheimische Wortform war hin (Ghabas RMtherches sur les poids,
meswes et monnaies des anciens Egyptiens, Extrait des M^moires pr^nt^s
etc, Paris 1876, p. 5) mit den Varianten kan (Ghabas a. a. 0.), Aon, hun (Ghabas
Determination etc. p. 13 L).hinnu (Eisenlohr Math. Handb. S. 268), h^rmu, l^Snnu^
kun^ d. i. vas, crater (Stern im Glossar zum Papryos Ebers II S. 16). Das
koptische Ano, d. i. vas, ist von Lepsius in Metrol. script. I praef. p. XVI zum
Verißeiebe henngezogen worden.
4) Den Betrag des Hin berechnete Ghabas in seiner Determination m^tri-
868 iöTPTON. |4i,i.
dem babylonischen Sechngstel und dem hebrftisohen Log, uwl^oimt
später 4em grieduBch-rOmischen Sextare nahe. Zu dem tettteren ver-
hielt es sich fast genau wie 5 : 6 , sodals die ROmer spater dieses Ver-
hältnis als das legale setzen und die Artabe mit 06*^ Seitaren gleichen
konnten. 1) Zum babylonischen Sechzig^el und hebräiscben Log stand
es wie 9 : 10; weit yerschieden aber war es yon dem hebräiscbeii Hin,
welches 12 Log \ML^
Ein drittes ägyptisches Mafs, dessen Name uns sdion bekannt ifw,
ehe die unmitteibapen Quellen zugänglich wurden, ist das Epha. Diese
aus dem Hebräiscbett geläufige Benennung lautet bei den Septnagiita
uttd anderen t^l^); ebenso bezeichnet aber auch Hesychios ein ägyp-
tisches Mail, dessen GehaH er zu 4 Ghöniken angidit.«) In der TM
entq[>rechen 4 «ttisobe ChOsiken, d. i. 8 Sextare, ziemlich nHhe 10 ägyp*
«nie 4e deox mesnres iSgyptienne«, Paris 1867, p. 7—13, ebenso in seinen Be-
cherches (s. vorige Anm.) p. 5, teils nach dem Wassergewichte teils nach an-
tuen MaTsgefifeen auf 0,455 Liter, wotfAr er den abgerandeten Betraf tob
Oiiiß üter MtsUL Hieimit stimmt genau das 18^40 Jiter balteade llai^gefltt
von 40 Hin, welches derselbe in den Gomptes rendus de l'ann^e 1876, Aead^
mie des inscriptions et belles-lettres, p. 21 2 ff. behandelt Der Gbabasscbeo Be-
stimmai^ folgt Dümieben Zeitschr. f. igypt. Spr. 1875 S. 961 k deoMdbea
Jahrgange der Zeitschrift S. 42 setzt Eisenlohr das Hin nach dem Waseene-
wicht« 0,45229 Liter (besser 0,4523 Uter, Matbem. Handb. S. 207), randet
aber diesen Betrag in der beigefflgteo Tabelle der Hohlmafee auf 0,45 Ütoi^
Das von Eisenlohr Zeilsdlr. S. 42 und Matbem. Handb. S. 2061 erwähnte Hw-
geftfis des Berliner Mosemis, weldies laut Aufschrift 11 Hin fassen seH, &V^
0,47 Liter für das Hin. Mit Recht wast «babas D^terminaUoa p. 121 daraal
hin, dafs man bei Nachmessung antiker Hohlgefifse einen flanm de nen-rs^
pUsioge in Abzag bringen mAsse, dessen Betrag im eimelnen Farlle leider steh
iMit genau fiximn lifst Ein anderes von Obabas in der ZeÜsehr. 1 igypt
Spraehe 1870 S. 1221 besehridbenes Gef&fs von 9 Hin ergab f&r das Hm iv
0^416 Liter, ist also ungenau geeicht; auch ein Gef&fs des Bulaqer Meseiiw
(Eisenlohr Math. Handb. S. 2061) ans der Epoche ThutflMs' IH, im Betrage ^
21 Hin, ist ein wenig lu knapp ausgefaUen, da es auf ein flin von nur 0,441$
Uter fahrt
1) YergL $ 46, 17. 51, 4. 53, 16. 58, 18 gegen Ende, und, anlangend die aas
dem Hofalmafs abceieiteten «leichungen des altigyptiscben Gewichtes mit den
babylonischen und rOmischen, f 42, 16. 46, 17 a. E.
2) Das Yerbähnis des Hin sum bfli>Yloni8chen Sechsigstel ist ehi ^^
matisehes, da die Artabe von 80 Hin gleich dem Epha von 72 Sedhsigsteln
gilt (§ 42, 7). Diesen Ansatz bestätigt auch Epipbanioe, wenn wir anders sem
a/MM/ tv richtig als Mafs von 9 Log gedeutet und dem ägyptischen jpA« oder
0pha (» 10 igypt Hin) gleichgeseUt haben. Sowohl Ober dieses heilige, au
Aber das allgemein Obliche hebräische Hin vergl. unten % 44, 9. 10. Ans vm
Verhältnis 9 : 10 iwiscben ägypt Hin und hehr. Log eraiebt sieh f fir das ne
bräische Hin der Betrag ron 13 Vs ägyptischen Hin, d.i. nahesu 11 Soctaren.
3) Vergl. Steph. thes. linguae Graecae unter oUpi, Me^l. script II p. l^l«
10 und Index unter UfL ^
4) Oifw ftdx(>av %$ xa^oaxolvtHav Aiyinvrtor. Die koptische Form des
Mafses lautet otne (Eisenlohr Zeitschr. 1875 S. 46).
tä,i. EOfOMASiE. 869
tischen Hin. Fttr diesen Betrag erscheint denn auch in den einheimi-
sehen Schriftwerken ein Mafszeicben , weichee yermatungsweise pha
oder ^ha gelesen worden ist. 9
Wie das ägyptische Hin kleiner ist als das hebräische, so steht
auch das agyptisdie Epha hinter dem Betrage des hebräischen zurück,
welches letztere achtmal so grofs ist. ^)
Das ägyptische Epha erscheint als hebräbches Mab in den Ex-
cerpten aus Epiphanios, wo es ayiov iV genannt und zu 9 Sextaren,
d. L Log, bestimmt wird (§ 44, 9). Hierzu kommt nach derselben Quelle
das 'grobe' Hin (Iv vo fiiya) als Doppehnais des yorigen, also gleich
20 ägyptischen Hin, von Epiphanios an einer anderen Stelle unter dem
Namen lUvrot (im Koptischen mmU) ausdrücklich als ägyptisches Mafe
beseichnet und als modhis gedeutet S) Dadurch wird das Ment, da der
rtaiische Hodius 16 Sextare hält, ebenso annähernd bestimmt wie seine
Hüfte, das Epha, durch die eben erwähnte Angabe des Hesychios. Die
genauere D^nition giebt wiederum Epiphanios, da die 18 Log, die er
dem Soften' Hin zut^t , wie aus dem Obigen sich ergiebt, gleich
30 ägyptiscben Hin sind.
Vergleichen wir die bisher ermittelten Hafse, welche sich, nach
itffer Gröfse geordnet, verhalten wie 80 : 20 : 10 : 1, so haben wir da-
mit die Grundzüge eines Systems, welches laut den ägyptischen Quel-
kn aufgebaut gewesen ist in der Stufenfolge Ton 10 20 40 160 Hin.^)
Der in der dinheimischen Oberlieferung bisher nicht mit Sicherheit
1) Eisenlohr Zeitschr. f. ägypt Spr. 1875 S. 44—46, wogegen allerdings
IHtanichen ebend. S* 93 f. Bedenken erhebt und für die Aussprache ba sich
ach entsdieidet.
2) Hebräisches Epha — 72 Log — 80 i
in Betraffe ron 10 Igypt Hin— V* hebr.
3) Metrol. Script i p. 262, 10, wonit \
ägyptische Hin; also 1 ägypt Epha
. Epha.
Kpb
ZQ TergL p. XVI der Vorrede.
4) Ein geschkiesenes System ägyptischer HoUrnafse nach den Betragen von
160 40 und 20 Hin ist Tersnchsweise Ton mir in der Zeitschr. f. agypt Sprache
1872 S. 124 aufgesieüt worden. Ich setzte Torans, dals zwei MaÜBe, deren hiero-
flypische Beseichnnngen einander ähnlich sind, nnd von denen man das eine
M, das andere of^t zu lesen vorgeschlagen hatte, identisch seien, eine Ver-
■otaog, welche spater ron Eisenlohr Zeitschr. 1875 S. 45 gegen Ende, Ton
l^ftnüchen ebend. S. 96, 2 and von Ghabas Recherches p. 7 gebilligt worden
ist Vergl. anch A. Aar^ Metrologie ^gyptienne, Nimes 1880, p. 101 f. Nach
1^'cben a. a. 0. S. 96 f. ist das System in Benennungen nnd Betragen zn-
mamuizngteUen wie folgt:
Aoiep (nadi Ghabas p. 8 L grande iMiure, nach früheren
, Lerngsrersadien iam oder tama) 160 Hin — 72,90 liter
^ (nach Ghabas nnd anderen apet) 40 « «* 18,22 «
ünm, d. i das Halbe (bei Epiphanios mmt^ d. i. modius) 20 » — 9,11 „
Hierzn tritt nach Eisenlohr das Epha im Betrage Ton 10 Hin, wie oben be^
merkt worden ist
Hiltfttl^, Metrokfi«. 24
870 .ÄGYPTEN. §4i,i.
nachgewiesene Betrag von 80 Hin ^ wird durch die Artabe repräsen-
tiert, durch deren Einfügung dieses System der Hohfanaise zu einer
regelmflfsigen geometrischen Reihe sich gestalten würde. Doch ist
ebenso auch die Annahme zulässig, dals man sich mit den Benennungen
für 10 40 und 160 Hin begnügte und den Betrag von 80 Hin ebenso
als die Hälfte des groben Mafses, wie das Mafs Ton 20 Hin als Halbes
desjenigen Ton 40 Hin, bezeichnete.^)
Das grofse Mafs von 160 Hin entspricht, wie aus dem Früberei
hervorgeht, dem halben Kubus der königlichen oder grossen Elle.
Ein weiteres Eingehen auf die Vielheit der aulserdem noch flber-
lieferten altägyptischen Hohlmafse hegt den Zwecken dieses Hand-
buches fem. Als eine RechnungsgrOfse, nicht etwa als ein wirkliches
Hafsgefilfs, ist der Betrag von 20 ägyptischen Kubikdlen (-«6400 Hin)
zu betrachten, welcher im mathematischen Papyrus behufs der Aosr
messung von Getreidespeichern Anwendung zu finden scheint^) Eän
anderes System baut sich rein dekadisch auf und hat als oberstes Mab
den 'Malter' von 1000 Hin (>=456 Liter), denmächst den'Scheffd'
von 100 Hin, und unter der Benennung bescha oder avü ein demEpba
gleiches Mafs von 10 Hin. ^) Von dem Bescha abwärts entwickelt sich
eine mannigfadi gegliederte Reihe, deren Einheit das ro, d.i. der
Becher, gleich dem dreihundertzwanzigsten Theile des Bescha ist^),
mithin Vss d^ Hin »» 1 ,41 Centiliter beträgt und in weit jüngerer
Zeit noch als Teihnafe einer provinzial* römischen Kotyle erscheint
(§ 53, 18).
Die sexagesimale Teilung, welche im babylonischen System die
Regel bildet, ist in der Getreiderechnung von Medinet-Habu ange-
1) Zd beachten ist, dafo nach Dfimiehen Zeitschrift 1870 S. 45 in eiiics
Teile der dort behandelten Inschrift mehremal das doppelte sa (d. i. apHi^ »Im
ein Mafs von 80 Hin, genommen werden mnfs, wo nur das einfache Yeraeichiiet
m sein scheint, aber ein Irrtom in der Lesung leicht vorgekommen sdn kam.
2) Die Benennung des Maises von 20 Hin als * Halbes' ist S. 369 Anm.4
nachgewiesen worden. Die GetrdderechniiDg von Medinet-Habu (Dflmichen Eine
vor 3000 Jahren abgefaßte Getreiderechnong, Berlin 1870) kennt nur das
Mafs von 160 und von 40 Hin und teilt letiteres sexagesimaL
3) Eisenlohr Zeitschr. 1875 S. 49 f., derselbe im Mathem. Handbuch S. 99.
Die zu Grunde liegende Elle ist, wie im ganien mathematischen Papyros, die
grolse königliche.
4) Eisenlohr Zeitschr. 1875 S. 47—49, wogegen Dflmichen ebend. S. 92—94
einige Einwendungen erhob. In aUen Teilen verbessert konnte Eisenlohr nach
Herausgabe des mathem. Papyrus in seinem Kommentar (Bd. I des matheou
Handbuches) S. 11 dieses System aufstellen.
5) Eisenlohr Zeitschr. 1875 S. 43, Mathem. Handbuch S. 11. 78. 266. VeigL
auch P. Tannery in der Revue arch^oL vol. 41 (1881) p. 168 f., der, alleidings
weit abweichend, das ro lu 0,06 und das Hin zu 1,92» liter anaeliti
i4i,7. HOHLMASS£. 871
wendet auf das Maus von 40 Hin. i) Das einzelne Sechzigstel betrug also
30,4 CentiL Wiederum die Hälfte dieses MaCses, mithin ein Drittel des
Hin ("B 15,2 Centil.) erscheint als besondere Maiseinheit, welche man
nach Ausweis des hieroglyphischen Bildes als 'Tasse' bezeichnet hat. 2)
Ebenfalls als Sechzigstel ist wohl das Hohlmais der Inschrift Thut*
mosis' ni in Karnak, welches in«n, d. i. die Mine, gelesen und von
Bmgsch durch 'Kanne' übersetzt wird , anzusehen. 3) Nimmt man es
ab Sedizigstel der Artabe^), so betrug es 60,8 Centüiter und war iden-
tisch mit dem Einheitsmaise der R^epte im Papyros Ebers, welches
tmat genannt wird. ^)
Als Teilmafs ist unter besonderer Benennung noch das Viertel
des Hin nachgewiesen, o) Aufserdem kommen im Gebiete der Hohl-
mafse die yerschiedensten Bruchrechnungen bis zu aufserordentlich
kleinen Beträgen vor''), von denen wir besonders erwähnen die Tei-
long des Hin in Dreihundertsechzigstel, d. i. 0,13 Centil.^), des Bechers
(ro) bis zum Zweiundvierzigstel, d. i. 0,3 Centil.^), des tenat in Hälften,
Driltel und SechsteL^«»)
1) Dfinichen Eine vor 3000 Jahren abgefafste Getreiderechnnng, Berlin
1870, S. 4ff:
2) Ghabas Determination p. 15 ff., Recherches p. 6. 14.
3) Brandis S. 34 f. fafst das men als Sechzigstel des babylonischen Maris;
von mir ist es in der Zeitsehr* f. agypt Sprache 1872 S. 123 venpatnngsweise
als Sech2igst€l der Aitabe angesetzt worden. Eine dritte Schätzung würde
nf ein Sechzigstel des hotep hinausgehen (nnten Anm. 5). Den betreffenden
Teil der Inschnft von Karnak behandelt de Rong^ Revue arch^logique, non-
▼eile s^rie,. 1860, toI. II p. 287—312, die Lesung mm giebt derselbe p. 299
Anm. 2; die Übersetzung 'Kanne' kehrt häufig wieder bei Brugsch Geschichte
Ägyptens S. 308—322.
4) Zeitschrift 1872 S. 123.
5) Papyros Ebers I S. 19. Unter Beiufung auf 'Dümichens wohlbestätigte
Combination' setzt Ebers das tenät auf 0,6 Liter an. Wenn die Form fenät
ab synonym mit ienä (S. 369 Anm. 4) d. i. als ' Halbes' gefafst werden' darf,
so w^e das entsprechende Ganze ein Sechzigstel des grofsen Mafses von 160
ffin sein. Doch bemerkt Ghabas Recherches p. 14, dafs tena überhaupt 'Teil,
Teihuig' bedeute und in sehr verschiedenen Beziehungen vorkomme, sodafs
SM der Benennung allein kein sicherer Vergleich lu entnehmen ist.
6) Ghabas Recherches p. 6. 14 giebt als Namen des Mafses Mbn und als
dessen Betrag 0,115 Liter an.
7) Vergl. Dfimichen Zeitschrift 1875 S. 98: 'die uns vorliegenden Angaben
äMr «ese Ma6e in Teilungen durch Brüche sind endlos', worauf eine Obeirsicht
Act einschlägigen Utteratur folgt Vergl. auch denselben ebend. 1879 S. 108 C
Aafeerdem sind zu berücksichtigen die Übersichten der kleinsten ägyptisch-pro-
vboiakn und römischen Ma&e unten § 53, 17. 18, oben § 17, 4.
8) Lepshis Zeitschrift 1866 S. 109, Ghabas Recherches p. 5 f. Rein sexa-
^nnal würde die Teilung verlaufen sein, wenn man nicht das Hin, sondern
en Viertel (oben Anm. 6) als Einheit gewählt hätte.
9) Eisenlohr Zeitsehr. 1875 S. 43, Mathem. Handb. S. 12.
10) Papyros Ebers I S. 19. .
24*
872 ÄGYPTEN. §41,1.8.
Eine vergleidiende Obersicht des Systems des grofseo Habes
(S. 369 f.) mit den vorderasiatischen Mausen ist am Sehlufise dieses
Handbaches in Tab. XXI ausammengestellt.
8. Das ägyptische Gewichtsystem i^ ebenso durch seise
Originalität ab seine Einfachheit bemerkenswert. Wahrend die Seia-
gesimalteilung des babylonischen Systems von Anfang herein sowoU
auf ein schweres als ein um die Hälfte leichteres Talent Anwendung
gefunden, und dann weiter Gold- und Silbergewicht eine wesentlich
abweidiende Gestaltung empfangen hat, sodafs wir bereits vorEin-
führung der Goldprägung es mit sechs verschiedenen Talenten, Blioeo
und deren Teilen zu thun haben, kannten die Ägypter von alters ber
nur eine Gewichtseinheit, das fen, nebst dessen Zehntel, dem käA) Ais
die Durchforschung der alten Denkmäler die erste Kunde von dieseii
eigentümlichen Gewichten brachte, denen nichts ÄhnUches aus den
Systemen der übrigen alten Völker an die Seite gestellt werden konnte,
versuchte man die Einheit Pfund und deren Zehntel Unze oder Lot
oder Drachme zu nennen, ohne jedoch damit den Betrag des Gewichtes
auch nur annähernd bestinunen zu wollen. ^) In der That stellte sich
heraus, nachdem man mehrere wohlerhaltene Gewichtstttcke aufge-
funden hatte, dafs das Ten, der Absicht nach gleich Viooo des Wasser-
gewichtes des Kubus der kleineren EUe^), möglichst nahe 90,96 Gramm
1) Die gröfsere Einheit wurde von Ghabas (Note sur an poids ^gyptieo»
der Revue arch^logiqne lS6t vol. 3 p. 12 f.) uien, später von Brogsch m
aitigypUsches Recheneieropel in der Ztschr. für ägypt Spr. 1865 S. 66t) <m
von Lepsius (ebenda S. 109) änu gelesen. Letztere Formen bexeichnen 4k
Mehrzeit; für den Singular ist jetzt von den meisten Ägyptologen die Usonf
und Aussprache ten (oder auch &en gemäfe den Vereinbarungen des LondoMr
Orientalisten-Kongresses v. J. 1874: Zeitschr. 1875 S. 2, Eisenlohr Mathem. Ptp
S. 157) angenommen, Doch hält Ghabas in seinen späteren Publikationen fipff
diese Frage (Determination m^trique de deux mesures ^ptiennes de capicUc
Paris 1867 , Recberches sur les poids, mesures et monnaies des anciens £0?*
tiens, Extrait des m^moires pr^seut^s etc., Paris 1876) an der Form ouUn M
welche von einer ägvptlschen Wurzel mit der Bedeutung petanteuTf ImtrSf»
abzuleiten sei. Die kleinere Einheit wird von Ghabas, Harris o. A. kai, tob
Brugsch, Lepsius undPoole im Numism. chron. 1867 p. 197 f. ket gelesen, wdche
Aussprache als die bei deutschen und englischen Gelehrten recipierte geltea ina|>
Ober das Vorkommen des Ket in koptischen Texten vergl. Poole a. a. 0.
2) Die von Brogsch Histoire d*Egypte I p. 99ff. vorgeschlagene Übersetzotf
'Pfund' und *ünze' behielten Roug^ und Ghabas bei. Brandis sagt Pfnad m
"Lot (ebenso Brugsch in seiner Geschichte Ägyptens, Leipzig 1877, S. 831).
Das Zehntel, kei, verglich Brugsch in der in voriger Anmerkung angeßlirt^
Abhandlung (Ztschr. 1865) zunächst mit der griechischen Drachme, wofür er
später iu seiner Geschichte Äpptens (1877 S. 832) die genauere Bezdchoaii
als Didrachmon oder Stater einsetzte, welches griechiscne Gewicht in Kop-
tischen durch kiti oder kite fibertragen werde.
3) P. Bortolotti Del primitivo*cubito egizio, Modena 1878, p. 95 fr.
141,8. GEWICHTE. 873
betrug J) Wohl mag es glaublich erscheinen, dafsder Gebrauch des
Handels und Verkehrs für das Abwägen schwerer und Terhältnismfifsig
wenig wertvoller Gegenstände irgend ein decimales HuHiplum des Ten
mit besonderer Benennung anwandte >); allein anlangend die edlen
Metalle, Gold, Elektron, Silber, ja selbst Kupfer steht es fest, dab noch
so grobe Beträge lediglich in Ten vorwogen worden sind. 3) Als Teil-
1) Die erste Bestimmuog des Normalgewiehtes des Ten versuchte Ghabas
io der oben (S. 372 Anm. 1) zuerst angerohrten Abhandlung. Ein Serpentin-
gewicht in der Sammlung des in Alexandrien verstorbenen Engländers Harris,
vdches SOS dem alten Theben stammt, tragt die Aufschrift '5 Ket, Schatz-
kammer Ton On (Heliopolis)*. Es zeigt noch die ursprüngliche Politur und ist
kram an den Rindern ein wenig vemutzt. Die Wägung ergab 698 Gran engL
Troygewicht (>»> 45,230 Gramm), woraus Cbabas, mit Zurechnung von nur 2 Gran
Inf die Yemutzung, als Normalgewicht des Ten 90,717 Gramm berechnet. Dies
so, bemerkt er in seiner Determination m^trique etc. p. 2, eine minimale Be-
^'^i^'^^i wogegen, wenn man 5 Gran mehr auf die erfolgte Abnutzung rechne,
dcrMaximalbetiag von 91,375 Gramm für das Ten sich ergebe. In J. 1872 Ter-
öffentlichte E. t. Bergmann fWiener Numism. Zeitschr. IV S. 165—169) die Ge-
wiekte der k. k. ägyptischen Sammlung in Wien aas der Zeit der 26. Dynastie
(666-527), in den Betragen von 5, 1 und '/> Ten -> 455, 94,65 und 46,3 Gr.,
wa^ fAr das Ten den Minimalwert von 91 Gramm ergiebt Fast gleichzeitig hat
Lepans in den Abhandl. der Berliner Akad. aus dem J. 1871 S. 41 nach bisher
noch nidit veröffentlichten Untersuchungen und allgemeineren Vergleichungen
^ Ten auf 90,959 Gramm, d. i. 3 Vs römische Unzen (vergl. § 46, 17 a. E.), fest-
fetetzt, welcher Bestimmung Brugsch in der Geschiente Ägyptens S. 831 sich
UttcfaUefet. Bortolotti a. a. 0. p. 98 f. bestimmmt den theoretischen Wert des Ten,
»bteleitet tou dem Gewicht des Nilwassers, welches den Kubus der kleineren Elle
mi (oben S. 372) auf 91,125 bis 90,994 Gr., und setzt, indem er das Harrissche
Oewichtstfick hinzuzieht, das Ten definitiT auf 90,920 Gr. Einen weit weniger
XDTerUasigen Wert liefern zwei in den Ruinen des nordwestlichen Palastes von
«Vimmd gefundene kubische Gewichte ägyptischer Fabrik« Nach Layard Nineveh
and Babylon p. 196 wiegt das gröfsere 8,264 Unzen (Troygewicht?), das kleinere
&»2M Duzen *- 257,04 und 164,82 Gramm. Brandis S. 76 Anm. 1 giebt an nach
eigeaer Wägung die Beträge von 265 und 174,7 Gramm gefunden zu haben,
woDich das Ten auf nur 88 Gramm auskommen würde. Wiederum weit höher,
oimJidi auf 94 bis 96 Gr., ndvant les ^aues, setzt Lenormant I p. 94 das Ten
aach ttUreichen Norma^^ewichten' des Museums von Bulaq an: s. das Nähere
^ Bortolotti p. 156 ff. — Der Versuch Liebleins in der Zeitschr. f. agypt. Spr.
1M9 S. 28ff. eine grofee Zahl von Skarabäen in eine regeUnäfsige, von 5 zu
S Dedgrammen aufsteigende Gewichtskala einzuordnen und darauf ein abwei-
ekcndes GewichUystem aufzubauen, welches sich um eine Einheit von 12Vs
Crunm drehe, hat, wohl mit Becbt, keinen weiteren Anklang gefunden.
2) Unsicher ist die Vermutung G. Vf. Goodwins in der Zeitschrift f. agypt.
%. 1873 S. 16 f., dafs es ein Gewicht namens iet im Betrage von 5 Ten ge-
lben habe. Soll man damit das $ää in Verbindung bringen, welches Eisenlohr
llithem. Handbuch der alten Ägypter I S. 155—157 und im Wörterbuch ebenda
S* 279 als ein Stück Metall von bestimmtem Gewicht, und somit als ein Aqui-
nleot der Münze deutet?
3) Lepaus stellt m seiner Abhandlung über die Metalle in den ägyptischen
faadiiiften, Abhandlungen der Berliner Akad. aus dem J. 1871 S. 41, 45 und 95
»Mammen die Wägungen von Gold in den Beträgen von 12 bis zu 3144 Ten,
▼on Elektron hn Maximalbetrag von 36692 Ten » 3337 Pogramro, von Kupfer
874 ÄGYPTEN. |4i,8.9.
gewicht genügte in den meisten FaDen das Zehntel oder Ket im Be-
trage von 9,096 Gr.; wo aber noch feinere Abwägung erforderüch
war, wurde das Ket als Einheit gemUfs der ägyptischen Bruchrechnung
in Hälften, Drittel, Viertel und so weiter bis zu so kleinen Teilen ^ als
nur immer wünschenswert war, geteilt ')
Das Medicinalgewicht, welches der Verfasser des Papyros Ebers
seinen Rezepten als Einheit zu Grunde legt^), scheint zwei Dritteltet
>B 6,064 Gramm betragen zu haben.
9. Zu allgemeinerer Kenntnis gelangte das ägyptische Gewicht-
system zuerst durch die Inschriften des Ammontempels zu Ramak^
welche den Bericht über die Eroberungszüge des Königs ThutmosisID
(Anfang des 16. Jahrb. v. Chr.) und die genauen Listen der von den
unterworfenen Völkerschaften gezahlten Tribute sowie der sonstigen
Kriegsbeute enthalten. 3) Die Wägungen nach Ten und Ket, deren
skrupulöse Genauigkeit noch nach 3500 Jahren der erwähnte inscbrift-
liehe Bericht uns bezeugt, geben die Effektivbestände der eingegange-
nen Tribute, wie sie in die Rechnungen des königlichen Schatzamtes
eingetragen waren. Die Auflage der Kontributionen aber war bei den
asiatischen Völkerschaften mit einer einzigen Ausnahme, wo genau je
100 Ten Silber und Gold eingingen^), in Minen babylonischen Gofal-
und Silbergewichtes (§ 42, 12) erfolgt, wie sich, nachdem der Betrag
im Betrag von 2040 Ten. Im Papynis Harris erscheinen unter anderm Beträge
Goldes und Silbers von tOlO Ten 6V4 Ket (Zeitschr. f. ägypt. Spr. 1873 S. 65).
undTon 18252 Ten lV4Drachme,d.i.wohlKet(ebendaS.72). Aber auch Oata-
titäten von Getreide nnd Mehl bis nahe, an den Betrag von 400000 Ten »» 36S80
Kilogramm finden sich verzeichnet (Ghabas Recherches sar les poids etc. p. 8).
1) Nach Lepsins, Zeitschr. t ägypt Spr. 1865 S. 109, ging die Bmcht^oBf
bis zu Vs^o herab. Ghabas a. a. 0. rahrt beispielsweise ans den Rechniuigen
von Edfu die Bmchreihe Vs + V« + V»o + V4» — •/• *n- Bas Nähere wdst
Dfimichen, Zeitschrift 1879 S. 108 ff., besonders S. 118, nach.
2) G. Ebers bringt im I. Bande der Ausgabe seines Papyros, Leipzig 1875,
S. 18 das altagyptische Medicinalgewicht in Verbindung mit dem späteren art-
bischen Dirfaem oder Drachme im Betrage von 47 >/• bis 48 engL Gran — 3,086
bis 3,110 Gramm. Als Einheit habe der Verfasser des Papyros die DoppeldndiBi^
gebraucht und dieselbe nach Brüchen, deren Zahler 1 und deren Nenner Po-
tenzen von 2 sind, eingeteilt.
3) Birch The annals of Thotmes ül in der Archaeologia vol. 35. p. 116—166,
Brugsch Histoire d'Egypte I p. 95—104 (Geschichte Ägyptens S. 294-3)7i
Roug^ Revue arch^ologiqoe 1860 vol. 2 p. 287—312 (oder p. 3—28 des Separat-
abzuffes), Brandis Mflnz- Mafs- nnd Gewichtswesen S. 75 f. 80 f. 91—93, L^os
Die MeUlle S. 27, Duncker Geschichte des Altertums, 5. Aufl., D S. 119 f. 128 L
4) Brandis S. 91. Doch können nach der am Schlufs der folgenden An-
merkung vermuteten Norm auch diese Beträge mit je 18 königlichen Minen, voA
weiter nach der babylonischen Währung (§ 42, 12) mit Minen Silbers n. w^
f geglichen werden, nur dafs bei der Abnahme des Tributes das volle Gewicht
n Ten gewahrt wurde.
i
141,9. GEVnOITE^ 375
des ägyptischen Ten ermittelt worden ist, mit Sicherheit nachweisen
tibO) SchwerUch hatten die Ägypter dieses babylonische Gewicht erst
auf ihren Eroberungszttgen kennen gelernt, sondern gewifs schon um
Jahrhunderte früher bei den friedlichen Beziehungen des Handelsver^
kehrs durch Vermittelung der PhOniker^), Beziehungen, welche auch
nach den erwähnten Kriegszügen stetig und lebendig fortdauerten. Es
ist uns eine Anzahl kleiner Goldringe ägyptischer Fabrik erhalten,
welche als Voi4äufer der Goldmünzen zu betrachten sind und dem Fufse
eines Goldsechzigstels von 8,1 Gr. folgen. 3) Das leichte Sechzigste!
babylonischen Gewichts stand normal auf 8,4 Gr. und sein Sechzig-
{aches oder die leichte königliche Bfine auf 504 Gr. (§ 42, 10); da-
gegen würde dem Fufse der ägyptischen Goldringe mit der Einheit von
8,1 Gr. eine leichte Mine von nur 486 Gr. entsprechen. Nun ergiebt
1) Die Redaktion des ägyptischen Gewichtes auf babylonisches hat Brandis
S.91— 93 mit Glück versncht nnd scharfsinnig dorchgeffihrt. Nnr dOrfte es
aageaiesaen ada die Betrige allenthalben auf Minen Goldes nnd SUbers (die
Mine Goldes i« 50 Sechzigstel, die Mine Silbers a- 50 Fünfnnd vierzigste!) zu re-
doderen, wonach sich ergiebt: Tribut der assyrischen Städte Innuamu, Anangas
und Hoamkl (Bmgsch Geographie S. 34) 156 Minen Silbers; Tribut der Retennu
oder Rutennu, eines mesopotamischen Volkes (Meltzer Geschichte der Kartbager
I S. 17 f.), 124 Minen Silbers; Tribut des Königs von Zahl (Brogsch a. a. 0. S. 36)
10 Minen Goldes (ich rechne also 500 Sechzigstel zu 8,17 Gr., Brandis 485 zu
8,42 Gr.); zweiter Tribut von Anaugas 11 Minen Goldes und 25 Minen Silbers;
jährlicher Tribut der Rutennu 12 Minen Goldes und 240 Minen Silbers; Tribut
der Gheta, welche nördlich von den Rutennu ihre Sitze hatten, 20 Minen (joldes;
der früher von demselben Volke in 8 silbernen Ringen gezahlte Tribut 48
Minen Silbers (—2400 Silbershekel zu 11,40 Gr., dagegen Brandis 2450 Silber-
eiahdten zu 11,14 Gr.). Behufs Ausgleichung zwischen ägyptischem und asia-
tischem (lewicht hat yielleicht die Norm: 1000 Ten »^ 3 königlichen leichten
Tileaten >-> 162 babylonischen Minen Silbers »216 Minen Goldes Torgeschwebt
({42,16). Hiernach würde 1 Ten »^ 8V10 oder rund » 8 babylonischen Sil-
bmhekeln anzunehmen sein. Lenormant I p. 105 setzt vermutungsweise 600
hel»r§i8che Shekel gleich 90 Ten, also 1 Ten — 6*/3 hebräischen oder 87» baby-
lonischen Shekel.
2) 0. MelUer Geschichte der Karthager I, Beriin 1879, S. 12—17.
3) Die Gewichtskala dieser Ringe untersuchte zuerst Brandis S. 82 f., der
tls Einheit ein schweres Sechzigstel von 16,2 Gr. ermittelte (auf dieses Normal-
fewicht führen die drei am sorsfältiffsten ausgebrachten Stücke) und die Teil-
ttficke zu Vis* Vis* V>Ot V^} /m, 740 mit Rücksicht auf die Nominale der
«{Mteren vorderasiatischen Goldprägung ansetzte. Lenormant I p. 103f., dem
wir im Obigen gefolgt sind, entscheidet sich für das leichte Sechzigstel und
weist als Teilstücke die Beträge von 10, 8, 6, 5, 4, 3 Sechzigsteln dieser Ein-
^t nach. Weitere Aufschlüsse werden sicher sich ergeben, wenn es möglich
sein wird die Spuren einer kleinen Goldeinheit vorderasiatischen Gewichtes in
ägyptischen Rechnungen, welche Lenormant p. 107 andeutet, weiter zu ver-
folgen (vergl. unten S. 380 Anm. 1). — Zweifel gegen die babylonische Gewichts-
aorm dieser Ringe erhoben Lepsius Die Metalle S. 122, der an der Ungenauig-
Iteit der Einzelgewichte Anstofs nahm, und E. v. Bergmann Wiener Nomism.
Zeilsehr. IV S. 172-174,
376 ÄGYPTEN. i 41, 9. 10.
sich aus einem späteren Zeugnisse, dafs die Ptolemfler eine Mine von
nahezu gleichen Beirage ab einhehnisch Ägyptisches Gewicht yorge-
funden und in ein bestimmtes Verhältnis zu dem von ihnen eingefübr-
ten Münz- und Gewichtsystem gesetzt haben. Hit Hinzunahme der
gesetzlichen Gleichung, welche noch spflter die Römer über diese ägyp-
tische Mine erlassen haben, nehmen wir als wahrscheinlich an, dafe die
leichte königliche Bline des babylonischen Systems nicht etwa erst zur
Zeit der persischen Eroberung, sondern schon weit früher von Asiea
her Eingang gefunden hatte und dafs dieselbe als ägyptisches Gewicht
auf den Betrag von ungefUir 490 Gr. anzusetzen ist^
Laut der Inschrift auf der Stele Ton Barkai, im Museum Ton Bolaq,
bestand in Äthiopien ein proyinziales Gewichtsystem, als dessen Nomi-
nale aufser dem Ten und seiner Hälfte ein kleinstes Gewicht namens
pek im Betrage von Vi 38 Ten ■» 0,71 Gr. bisher nachgewiesen wor-
den ist 2)
10. Die edlen Metalle, Gold und Silber, und vielleicht als drittes
das Elektron, eine Mischung aus Gold und Silber, waren seit dem
25. Jahrhundert vor Chr. reichUch in Ägypten vorhanden, und zwar
strömten dieselben nicht blofs als Kriegsbeute nach siegreichen Erobe-
rungszügen (§ 41, 9), sondern stetiger noch und ergiebiger durch den
Bergbau und die Ausfuhr der eigenen Landesprodukte zu. ^) Berflck-
1) Diese Mine keifet in drei metrologischen Tafeln die Ptolem&ische und
wird 18 römischen Unzen (»> 491 Gr.) gleichgesetzt: s. Metrol. Script. I p. 109 t
und unten § 54, t. Die von mir Metrol. Script a. a. 0. Anm. 4 ansgesprocheoe
Vermutung, dafs dieselbe Mine von den Ptolemiem auf 13& Ptolemäische Drach-
men gesetzt worden sei, führt zwar gemals dem fiblichen Ansätze dieser Drachme
zu einem Gewichte von nur 482 Gr., erleichtert aber die Identificierung dieser
Mine ndt der aus den Goldringen gefundenen im Betrage von 486 Gr. — Ober
die anderweitige Verbreitung, welche die Mine von 490 Gr. von Vorderaaien tos
nach Griechenland und Italien gefunden hat, vergl. f 19, 11, V. 50, 7. 57,4 8.
2) Lepsius in den Abhandl. der Beriiner Akad. aus dem J. 1871 S. 41—43,
Ghabas Recherches sur les poids etc. p. 21. 38. Lepsius weist noch besondert
auf die Gewichtsgleichheit zwischen dem pek und attischen Obolos hin, und
vermutet, dafs das Ten im äthiopischen System in 8 Ket zu je 16 Pek geteilt
worden sei (also Oberhaupt wohl nach Stammbrüchen, deren Nenner Potenien
von 2 waren). Weiteres über dieses Goldgewicht und sein Wertverhältnis zum
Silber s. bd Bortolotü p. 116 S.
3) Lepsius Die Metalle in den ägyptischen Inschriften, Philos.-histor. AbhandL
der Berliner Akad. aus dem J. 1871 S. 27—143, und hierzu verschiedene Zu-
sätse in der Zeitschr. fOr ägypt Sprache, nämlich Jahrg. 1872 S. 42-46 and
98—107 von Dflmichen, S. 113—118 von Lepsius, Jahrg. 1873 S. 21*23 tob
Kuhn, S. 46—49 von Dfimidien, S. 119—123 von P. le Page Renouf, Jahrg. 1874
S. 1—3 von Ghabas. Femer Ghabas Recherches sur les poids, mesures et mon-
naies des andeps Egyptiens, Paris 1876, p. 15— 462E. v. Bergmann Die Anfänge
des Geldes in Ägypten, Wiener Numiam. Zeitschr. IV S. 161—180, Dunckcr Ge-
schichte des AlterthumS) 5. Aufl., I S. 217 ff.
f 41,10. METALLE ALS WERTMESSER« 877
aditigen wir ferner die hocbeDtwickelte Kultur des alten Ägyptens,
das staunenswerte Verwaltungssystem, welches über das ganze Land
ausgebreitet war, die grofse Genauigkeit der inschrifUicben Aufzeich-
Bungen in allein was Zftblen , Rechnen und Messen betraf, so ist es
wohl begreiflieb, dab die edlen Metalle, sei es in der Hülle von Beu-
teb, sei es in der Form von Barren oder Ringen, genau abgewogen
nach Ten und Ket (fi 41, 8), zugleich als Wertmesser fUr den Waren-
aastausch dienten, i) Die Operation des Abwägens findet sich httuflg
auf den Denkmälem dargestellt; wir erblicken einen Mann ror einer
Wage stehend odor knieend, in deren einer Schale Metallringe oder
darehlöcherte Sdieiben liegen, während die Gewichte, welche teils in
der andern Wagschale teils daneben auf dem Erdboden sich befinden,
die Form von Stieren oder Stierhäuptem, oder auch von GazeUen, Nil-
pferden und anderen Tieren zeigen. ^) Fttr den Kleinverkebr ist als
Taittchmittel zu den edlen Metidlen das Kupfer hinzugetreten'), welches
zum Silber in dem Wertveriiältnis von 1 :80 gestanden hat^) Hiermit
stimmen sehr gut die wohlv«rbQrgten Nachrichten, dals in Ägypten
▼OB alters her ein reger Verkehr in kleineren Stücken von Wertme-
taDen stattfand und eine gesetzUche Ordnung sowohl darüber als über
den Abschluß von Schuldvertrflgen, Eintreibung rückstündiger Schul-
den, Erhebung der Zinsen u. s. w. wachte.^) Aus kleinen Betrtfgen
1) Lepsius a. a. 0. S. 33. 44 f. 50.
2) Lepdoa Denkmiler Abt 3 Bd. 5 Blatt 39 a und d, Abband), a. a. 0. S. 40
nebst Tafel 1. Ober die Sitte Gold und Sflber behufs des Tanschverkehres in
Hisfen auszubriDgen vergl. Brandis S. 77 ff.
3) Ghabaa Recherches p. 16—20, Lenonnant I p. 94—99. Letzterer stellt
ncbtif dar, wie das Kupfer den gesamten Kleinverkebr beherrschte, geht aber
woU la weit, wenn er (p. 97 f.) dieses ägyptische aes rüde z«r herrschenden
WahroDg macht
4) Rrogsch, Geschichte Ägyptens, bemerkt S. 832 hinter der Tabelle der Wert-
^esthmniingen des altSgyptischen ungemfiniten Silber- nnd Knpfergeldes: *Yer-
Uiltiis des Silbers xmn Knjpfer wie t : 80' und S. 833: 'Vorstehende Angaben
l^enilien anf Auszügen von Inschriften, welche über die Sicherheit der Auslegung
k^ Zweifel CÜi>rig lassen'. Lenonnant I p. 106 ist geneigt dem Silber im Ver-
bütius tum Kupfer einen weit hdhem Wert (vermutungsweise einen 260lachen)
zamichreiben, fügt aber hinzu, da/s man sich in Emiangelung bestimmter An-
Sibcn jeder Hypothese enthalten müsse. Unter Zugrundelegung des Brugsch-
*d^ Wertansatzes würde der von Lenormant a. a. 0. ermittelte Prozentsatz auf
<tn 6<^/« zu erhöhen sein, was von vornherein wahrscheinlicher ist als ein
Srti von 3 oder 2*/o.
5) YergL Herodot 2, 126. 136, IKodor 1, 78, 3, und über Schuldvertrage n. s. w.
Herodot 2, 136, Diodor 1, 79, 2 f. : 94, 5. Den Irrtum Diodors, welcher 1, 78, 3
Ja alten Ägyptern geprigtes Geld zuschreibt, teilt Movers Phönizier ID, 1. Abt
^'^IL (vercl. mit S. 57), indem er bei der übrigens richtigen Darstellung des
fcga Tauschverkehrs mit Phönizien und Palastina wiederholt von Silbergeld
^ eigentlichen Sinne spricht
378 ÄGYPTEN. »4Uio.
war unter anderem ein TeU der Kosten der PyramidenbauteB unter
Cheopg zusammengekommen i), und die 1600 Talente Silbers, welche
nach Herodot nur ftlr die Zukost der bei diesen Bauten beschäfügten
Arbeiter verwendet worden waren^), fonden sich auf d^ Inschrift, aus
welcher der Geschichtschreiber diese Angabe sich flbersetzea liefs,
jedenfalls als eine entsprechende Zahl ägyptischer Ten verzeiduiet
Hierzu sind in jüngster Zeit mehrere direkte Zeugnisse ägyptischer
Schriftreste gekommen , aus welchen hervorgeht, dafs um das Jahr
1000 vor Chr. die Preisbestimmung von Sklaven, Ackerland, Getreide,
Honig, also überhaupt von wertvolleren Gegenständen nach dem Silber-
gewicht in Ten und Ket, dagegen die Schätzung minder wertFcdkr
Gegenstände des tägUchen Bedarfs nach Kupfergewicht in Ten und
HsÄften oder Vierteln desselben stattfand. 3)
Nach dem provinzialen System Äthiopiens {S. 376) scheinen Preis-
bestimmungen in Ten Goldes, Hälften des Ten und kleineren Teü-
gewichten bis zum Pek «= Vi 28 Ten üblich gewesen zu sein.^)
Unaufgeklärt ist bis jetzt die Gleichung von 3 Stücken Goldes mit
5 Stücken Silbers, welche in einem hieratischen Papyrus des Museune
von Bulaq, der dem 14. Jahrhundert vor Chr. anzugehören scheint,
aufser vielen einzelnen Preisbestimmungen in Gold und Silber sich
aufgezeichnet findet ^) Wollte man hier gleiches Gewicht für beide
Metalle voraussetzen, so käme ftlr das Gold im Vergleiche zum Silber
nur ein Wertverhältnis von l'/a heraus, was ganz unglaublich ist^)
Jedenfalls haben die Silberstücke ein weit höheres Gewicht gehabt als
1) Herod. 2, 126.
2) Herod. 2, 125, oder TtXeüa xw %ikU»v xal i^axoffiafv nach Diodor 1,64,^
also zwisehen 460000 und 480000 ä^ptischen Ten Silbers; je nachdem m»
den genauen Betrag des attischen Talentes oder die ungeßihre Gleichung: 1 atti-
sches Talent » 300 Ten zu Grunde legt (in deutschem Gelde gegen 7^/s)fi^-
lionen Mark).
3) Bragsch Zeitschr. f. ägypt Sprache 1871 S. 85 f., derselbe Gesch. AffP-
tens S. 831—833, Ghabas Recherches p. 16—20 u. 37—46, Bortolotti p. 15! il
Einige allerdings noch unsichere Spuren derartiger Wertbesümmung hatte be-
reiU im Jahrg. 1868 der agypt. Zeitschrift S. 37 ff, Birch yerSffentlicht Aocn
E. y. Bergmann in der Wiener Numism. Zeitschrift lY S. 175 ff, versuchte eineB
Torlaufigen Einblick in dieses Gebiet zu eröffnen.
4) Ghabas a. a. 0. p. 21. 38. Lenormant I p. 100 bemerkt, dalis in dieses
äthiopischen Pek die ursprüngliche Norm für das Gewicht Ton 0,764 Gr. lo e^
kennen sei, auf welches die Goldringe ausgebracht sind, die noch beotigen
Tages in Gentralafrika als Geldäquivalent cirkulieren.
5) Ghabas a. a. 0. p. 21—37, Bortolotti a. a. 0. p. 126 ff.
6) Die Annahme Lenormants I p. 98, dafs dieses niedrige VerhÜtnit wiffc*
lieh bestanden habe, ist ebenso unwahrscheinlich als der Graiid, weickea ef
dafUr anführt, eine angebliche ganz auliserordentliche Seltenheit des Silbers in
alten Ägypten.
f 4i,u.is. METALLE ALS WERTMESSER. 379
jene GcUJeinheiten , auf welche sie im Verhältnis von 5 : 3 reduciert
werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Lösung des Rätsels
auf Grund fihnUcher Nonnen gefunden werden, wie sie bei der baby-
lonischen Währung (§ 42, 12) mafsgebend gewesen sind, i)
11. Mit heutigem Gekte verglichen vertritt ein Ten Silber den
Wert von 16 Mark 37 Pf., und das Ket als Zehntel den Wert von 1 Mark
64 Pf.; das Ten Kupfer berechnet sich aus demWertverfaältnisse von
1:80 auf 20,5 Pf.
Indem wir den Wert des Ten Goldes annähernd auf das ZwOlfund-
einhalbfache des gleichen Silbergewichtes, also auf 205 Mai^, setzen,
ergiebt sich für das äthiopiscl^e Pek Goldes ein Wert von 1 M. 60 Pf.
Selbstverständlich war die Kaufkraft dieser Geldäquivalente eine
weit höhere als zu unserer Zeit Aus einer Vei^leichung zwischen dem
damaligen Monatslohn eines Arbeiters und dem Preise des Getreides
kommt Chabas^) zu dem Schlufs, dafs das Ten Kupfer mindestens einem
heutigen Werte von 9 Francs »> 7,28 Mark entspreche. Es würde also
die gleiche Summe Geldes im alten Ägypten etwa die 35 fache Kauf-
kraft gegen heute gehabt haben, s)
12. Seitdem die Ägypter mit dem babylonischen Gewichtsystem
in Berührung gekommen waren, mufste notwendig auch die eigen-
tOmliche babylonische Gold- und Silberwährung (S 42, 12) in ihren
Gesichtskreis treten. Dies beweisen nicht blofs die oben erwähnten
Kontributionen in. Minen Goldes und Silbers und der Umlauf von klei-
nen Goldringen babylonischen Gewichtes (§ 41, 9) , sondern auch die
Rechnungen in Silbereinheiten, welche ein hieratischer Papyrus des
Louvre aufweist^) Wenn hier die Einnahmen in Shekeha Silbers, also
vermutlich phönikischen Stateren von 14,53 Gr. (§ 43, 3), verzeichnet
and fOr das Wechseln auf den Shekel ^/4 Ten Kupfer gerechnet wer-
1) Wenigstens der Betrag der Goldeinheit ist bereits vermutungsweise be-
•tinnt worden. VergL oben S. 375 Anm. 3 nnd unten S. 380 AnuL 1). Borto-
lotti p. 118. 139 f. yermutet, dafs 1 Pek Gold gleich 1 Ket Silber gegolten,
■ithin Gold zu Silber dem Werte naeh sieh wie 12* jt : 1 verhalten habe.
2) Reeherches p. 41.
3) Nach diesem Verhältnis würde, indem wir die Preisliste bei Brugsch
tochichte Ägyptens S. 832 f. zn Grunde legen, der Preis eines Rindes auf
&7 Mark (»o 8 Ten Kupfer), einer Ziege auf das Viertel « 14 Mark, eines Paares
Esten auf 1,75 Mark sich belaufen. Verhältnismäfsig teurer wfirden metallene
hdustriegMrenstande gewesen sein, z. B. ein Messer 21'/« Mark, ein Barbier-
• nesaer 7 Mark (»> 1 Ten, s. Ghabas Reeherches p. 18, wogegen Lenormant I
p. 95 lehn Ten liest, was sicher zu yiel ist). Erwähnt sei zuletzt noch der
Preis eines Fächers im Betrage tou V« Ten »o 1,75 Mark.
4) Lenormant I p. 106.
880 BABTLONISGHES SYSTEM. f 41, a ai.
den, 80 sehen wir darin ein deatliches Zeugnis des Eindringens der
vorderasiatischen Währung in den Handelsverkehr, ein Zeugnis, zu
welchem sicher noch zahlreiche andere hinzukommen werden, je mdir
man die erhaltenen Reste alUlgyptischer Litteratur in dieser lUchUmg
durchforschen vrird.^) Auch die unter den Ptolemäem noch aufrecht
erhaltene Redinungsweise nach Ten, Ket und Shekeln Kupfers ({54,3)
wird, je mehr sie selbst unserem Verständnis sich erschliebt, um so
wertvoUere Rttckschlttsse auf die ältere Zeit an die Hand gehtn.
Mit der persischen Herrschaft gelangte wahrscheinlich die baby-
lonische Währung auch zu gesetzlicher Geltung. Gemünztes Gold und
Silber aber gab es erst, seitdem Dareios den nach ihm benannten Gold-
stater als Reichsmttnze eingeführt und daneben das Fortbestehen oder
Aufleben einer mannigfachen Silberprägung in den Provinzen gestattet
hatte. Doch wurde in Ägypten nur zeitweilig von dem Satrapen Arjan-
des geprägt, der zwar nach der allgemeinen Münzordnung des Reiches
hierzu das Recht hatte, aber sein Silbergeld so fein ausbrachte, da(s er
in den Verdacht kam mit der Goldmünze des Grofskönigs wetteifern
zu woUen und deshalb unter anderweitigem Verwände zum Tode ve^
urteilt wurde. ^) Seitdem ruhte die Geldprägung, um erst dann wieder
aufzuleben, als Ägypten unter dem ersten Ptolemäos eine eigene Lan-
desroünze erhielt Ü 54, 2).
S 42. Babylofdteh-asiyrUehBs System,
1. Durch unablässige und sorgfältige Beobachtungen des Him-
melsgewölbes gelangten die alten Babylonier zu einer für jene Zeiten
erstaunlichen Hohe astronomischer Kenntnisse. Insbesondere wurden
sie bei ihrem Streben die Ergebnisse der einzelnen Beobachtungen lo
festen Regeln und zu wissenschaftlicher DarsteUung zusammenzufas-
sen auf ein eigentümliches Zahlen- und Rechnungssystem gefohrt,
welches durch Vermittelung der Griechen teilweise bis auf unsere Tage
1) Eine kleine Goldeinheit von 0,405 Gr., d.L '/lo des leichten habyloniadieo
Sechzigstels oder der kleinste Betrag unter den oben (S. 375 mit Aobl 3} e^
wähnten Goldrlngen, wird von Lenormant I p. 107 vermutungsweise den ^itdbr
nungen des hieratischen Papyrus von Bulaq (S. 378) su Grande gelefft und ab
Lesung fUr dieses Zwanzigstel §iru empfohlen unter Jlinweis auf das hebrüache
gerah^ welches ebenfalls ein Zwaniigstel seiner Einheit, allerdings in Silber, war.
2) Herod. 4, 166. Die richtige Deutung dieses Vorgangs hat zuerst Monunan
S. 12 angebahnt und dann Brandis S. 219 u. 239 weiter ausgefUirt Das 'Jfh
w8if(6p r6ßu9fUL kursierte noch zu Herodots Zeit Auüser von Herodot wird
dasselbe noch von PoUuz 3, 87. 7, 98 und Hesychios, von letitereni in der fotm
Ifi^avdiHory erwähnt
I «, L SEXAGESIMALREGHNIJNG. 381
skb erhalten hat. Indem sie nämlich zu dem decimalen System, welches
in gleicher Weise wie bei aUen anderen Kulturvölkern in ihrer Sprache
und in ihrer Zahlenbezeichnung ausgeprägt war, die duodecimale Rech-
nung wegen der vielfachen Teilbarkeit der Zwölfeahl hinzutreten liefsen,
biMeten sie nach Mafsgabe der scheinbaren täglichen wie jtthiiichen
Bewegung der Sonne diesexagesimale Rechnungsweise aus. 0 ^on
der gegebenen Einheit also stiegen sie zu dem Sechzigfachen derselben
als der nächsthöheren Einheit auf, woran wiederum das Sechzigfache
der letzteren als höhere Einheit zweiten Grades sich schlofs, ein Ver-
fahren, welches nach Bedarf auf jede folgende höhere Potenz von
sechzig als Einheit dritten, vierten Grades u. s. w. sich ausdehnen liefs.
Andererseits teilten sie die Einheit zunächst in Sechzigstel, diese Teile
wieder in Sechzigstel zweiten Grades und so fort Die Rechnung nach
Schocken, welche noch jetzt im gewöhnlichen Sprachgebrauch hin
und wieder vorkommt, sowie die allgemein flbUcbe Teilung der Stunde
in 60 Blinuten , der Hinute in 60 Sekunden machen uns jene uralte
Rechnungsweise leicht verständlich. Nach Angabe griechischer Quel-
len hiefs das Sechzigfache der Einheit adSaaog^ das Sechzigfache des
Sossos aagog; die Teile der Einheit wurden unterschieden als erste
Sechzigstel, ^gtSra i^rixoCTccy auch schlechthin leTcrd (minutae parta)
benannt, ferner zweite Sechzigstel, devre^a i^oara (secundae partes)
und so fort 2) Diese ÜberUeferung ist durch die Entzifferung der ein-
1) Die aosffihrliche Darstellung dieses Systems giebt auf Grund der Einzd-
fonchnngen, welche bis zum J. t86S erschienen waren, Brandis S. 7— 19 (nebst
Nachtrag S. 595 f.). Spätere Monographieen werden, soweit es für die Zwecke
Nietes Handbuches erforderlich ist, in den folgenden Anmerkungen citiert werden,
^oa mathematischen Standpunkte aus und unter Benutzung auch der neuesten
litteratur wird das Sexagesimalsystem behandelt von M. Gantor Vorlesungen
t^ Geschichte der Mathematik t Leipsig 1880, S. 72 ff. Im Zusammenhange
Bit den ältesten griechischen Tempelmafsen habe ich die Genesis desselben
Systems darzustellen yersucht in 'Heraion und Artemision', Berlin 1881, S. 25 fL
2) Synkellos 30, 6 (Eusebii^ chronic ed. Alfr. Schoene toI. I^col. 8): aXV 6.
My Bnom9co£ 9ml ira^ofp ntä vrjffmv ual irtoirirmr a$^(fa^faro' to¥ 6 ßur ca^o£
^^^t^xßUaty Hol iioMOHÜav ircav x^^^ crjficUrM, 6 oi vriqoi ireäv iianoaiofv,
0 di ffÄ^ffos iS^Kovroj der Ghronogniph bei Mai ad Enseb., scriptorum yet. nova
collect e Yatic. coddL voL VIU p.l: iv jovs rijsßaatXaias x^opovs i%fnjficarro
XaXdaUn TOT« xara ro iyx<aqiov Mti nttT(ftov Ttfi rtar x^^f^ (so lese ich statt
TONT xf^ittptov Mal XifKi¥€9v) ovoftouTias 8Ul xb ca^€9v x<ü vriqatv nal ffi»Ciro9V, eis
oi nao avxolQ iaxo(fioyff6ufOi fAa^TV(>ovittv — %al rov uiy cd^av Bt^rjMoaw
^«* (hfl ,yx', TOP di ptfoov ihrj x\ '^^ ^^ ffSiccor Iftfj 5', Suidl unter tfo^oi,
Brandis S. 11, DeliUsch Zeitschr. f. agypt Spr. 1878 S. 56. Ober die Teihing
der Emheit in iirjKOCra n^dha, devts^a und so weiter bis ixra vergL in der
Zdtschr. für Mathem. u. Physik (Leipzig, Teubner), Hist-Utter. Abteilung, XXIV
S. 200 ff. meine Bemerkungen zu dem anonymen Traktat über die sexagesimale
Multiplikation und Division, der auf Pappos oder Diophantos zurückzufahren
882 BABYLONISCHES SYSTEM. 1 41.1.1
heimischen Urkunden vollkommen bestätigt worden. Dem aoQog ent-
spricht eine ahnlich lautende assyrische Bezeichnung, welche "Schar,
Masse' bedeutet; ouiaoog ist die gräcisierte Form des assyrischen Zahl-
wortes für sechzig; beide Benennungen werden verwendet sowohl um
die Vielfachen der Einheit als um deren Teile zu bezeichnen. 0 Esg^
staltete sich also das System, wenn man sich auf je zwei Stufen be-
schränkte (was ja für den gewöhnlichen Bedarf ausreichte), folgender-
mafsen:
Saros Sossos Einheit Sechzigstel Sechzigstel des Sechzigste^
(Minute) (Sekunde)
60X60 60 1 ^ .^^.
Eine Mittelstufe zwischen Saros und Sossos bildete das Zehnfache
des letzteren, der r^^o^, dessen einheimische, ähnlich lautende Be-
nennung ebenfalls nachgewiesen worden ist^
Neben dem sexagesimalen System blieb jedoch die rein duodeci-
male Teilung, auf welche vor allem die Zahl der Monate des Sonnen-
jahres führte, ebenfalls in Anwendung. ')
2. Eine sinnreiche Kombination, deren Zusammenbang sich leider
nicht bis in alle Einzelheiten verfolgen läfst, hat die alten Babylonier
darauf geführt die scheinbare Bewegung der Sonne am Himmelszelt
mit den irdischen Wegmafsen zu vergleichen und das System der
letzteren nach dem astronomischen Malse zu gestalten. Aus den An-
ist, ferner Nessehnann Die Algebra der Griechen S. 68. 91 f. 136—148, Brandb
S. 18 Anm. 2, Gantor in der Zdtschr. f. Mathem. u. Physik, hist-Utter. Abt, XX
S. U7— 162. Der ganie Kreis, weldier seit Ptolemäos regelmaisig in 360 Gn4e
zerfallt, sodafs die strenge Sexagesimaltdlnng erst vom Grade abwärts beginnt,
wurde von den Alteren, besonden von Eratosthenes, in Sechzigstel geteilt.
Noch Hipparchos bedient sich dieser Methode, daneben aber auch der gewöhn-
lichen Gradteilnng nach ägyptischem nnd babylonischem Vorgang. VergL Abend-
roth Darstellung n. Kritilc der ältesten Gradmessnngen, Schulprognmm Dresden
1866, S. 22 ff.
1) Friedr. Delitzsch Zeitschr. f. igypt Spr. 1878 S. 56—70. welcher S. 6S
besonden betont, dals die allan richtige Daratellnnff der Schrirtzdchen Ar 60
600 3600 die von Lepsins in seiner Tafel von Senkereh S. 108 gegebene sei.
Die assyrischen Benennungen lauten nach Delitzsch S. 65 u. 70 io-or, nent,
htÜ {hiiu). Oppert L'^talon etc., Journal Asiatique 1872. VL s^e, tone XX
p. 164 sagt, dais susu sowohl sechs als sechzig bedeute, und dals jctn
etwas wie Kreis, Umfang bezeichne.
2) Brandis S. 11, Lepsius Tafel von Senkereh S. 108, Oppert a. a. 0. S.164f.
Delitzsch a. a. 0. S. 56. 61. 65. 70, Gantor Vorlesungen über Gesch. der Mathen.
I S.80f.84ff.
3) Letronne Journal des Savants 1817 p. 742 f., Brandis S. 17. 24; mgi
auch meine Recension des letzteren Werkes in Fleckeisens Jahrbfichera 1867
S. 514. M7.
j4S,s.3. LÄNGENMASSE. 383
deotnngen , welche Achilles Tatius hierüber giebt i), Iftfst sich abneh-
men, dafe sie die Bahn, welche die Sonne während eines Äquinoktial-
tages am Himmel beschreibt, nach dem Haiise des scheinbaren Sonnen-
durchmesders bestimmten, und da sie fanden, dafs die Sonne während
einer Äquinoktialstunde nahezu drei&ig ihrer Durchmesser, also einen
in zwei Minuten zurücklege ^), so verglichen sie diesen kleinsten Teil
der Sonnenbahn mit der Strecke, welche ein rüstiger Fufsgänger in
gleicher Zeit zu durchschreiten pflege. Dieses Mab des irdischen Rau-
mes nun, welches uns unter der griechischen Bezeichnung aradiov
bekannt ist, normierten sie auf ebensoviele Ellen, als die Sonne Ton
einem Aufgange bis zum andern Grade am Himmel zurücklegt, also
360, und gelangten Ton da aus weiter zu dem Mafse von 30 Stadien
oder dem Stundenwege eines rüstigen Fufsgängers, als dessen Benen-
nung nach dem Vorgange griechischer SchriftsteUer Ttagaaayyrjg uns
geläufig ist. 3)
3. Nach dem Sexagesimalsystem , wie es zu Anfang dieses Ab-
schnittes geschildert worden ist, betrug das Stadion 6 aaiaaoc^ der
Parasaug 3 aagoi Ellen, und in der Tbat finden wir diese Beträge auf
der Tafel von Senkereh in der fortlaufenden Reihe der Längen-
maße mitverzeichnet. Dieses hochwichtige Schriftstück, auf dessen
ndhere Besprechung einzugehen hier nicht der Ort ist, enthält je in
der rechtsstehenden Reihe seiner drei Kolumnen die reine Darstellung
des babylonischen Sexagesimalsystems, angewendet auf die Längen-
malse, während die linksstehenden Reihen verschiedene benannte
Halse, welche aller Wahrscheinlichkeit nach als assyrische zu bezeich-
nen sind, in ihrem gegenseitigen Verhältnis verzeichnen und in das
babylonische System einordnen.^) Aufsteigend von den kleinsten Teil-
1) Achilles Tatins Et^aymyh '^^ '^^ ji(w.TOv wiuvofAtvay Uranoloffion ed.
Petay., Paris 1630, p. \ZliXaJMaioi Bi nB^ts^orarot v»r6fupo& iroXfiijcay
^ov ^Mov ror B^ftop xal ras äqai Btoifüreur&tu, rrjv ya^ ir reus i^/teoüus
»f«ty KVTOv, Ma&^^ icatQ Btiffxnai top nSlav^ bU X o(>ovs fu^i^pvcir, annB
rov riMov, Xfyowrt 8i naXt§f avBüoß no^iav firit» r^j^orroff ufj^B fj^ua ßa-
yS^J^o«, ptrpcB ydifovroQ fi^e naidoe, xrjv no^iar dpcu rov ^mov moI i' üva-
9imv Ma&a^wr tlrai, Letronae a. a. 0. p. 739 f., Brandis S. 17.
2) LetroDne a. a. 0. p. 73801, Brandis S. 17 f. Die Angaben des Aristar-
^08 und Archimedea tU>er die scheinbare Gröfse der Sonne behandelt Letronne
^ 741. Ptdemaeos JSupx. 4, 9. 5, 14. 15 schätzt den scheinbaren Durchmesser
aai 31' Wf; spätere Astronomen haben durch genauere Messongen för die
grdftte Erdnähe 32' 31'', f&r die Erdfeme 3t' 31" gefunden.
3) YergL mdne Dtrstellnng in Fleckeisens JahrbAchem 1867 S. 514 ff. und
m diesem Handbucbe die betreffende Anm. su § 44, 8.
4) George Smith Zeitschrift fär ägypt Sprache 1872 S. 109 f., J. Oppert
884 BABYLOIOSGBES SYSTEM. lat
mabeuj über welche später noch zu sprechen ist ($ 42, 4), gebngei
wir KU der EUe, ammMtj ab der ersten Einheit für die nun folgeBdeft
gröberen Längenmalse. Der kleinste auf der (teilweise yerstammeltea)
12
Tafel Terzeichnete Teil der Elle ist ^ gewesen , und entsprechend
erscheint als höchstes Multiplum 12 X 60^. Praktisch gelangte dieses
System in ähnlicher Weise zur Verwendung, wie unser heutiges System
der Längenmalse sich gestaltet hat. Wir kennen nur eine Einheit,
den Meter, und bezeichnen dessen Teile oder Vielfache nach der Reibe
der dekadischen Potenzen; wir sind aber nicht gewohnt alle Benen-
nungen des Systems zu gebrauchen, sondern begnügen uns etwa mit
Millimeter, Centimeter und Kilometer, wir fahren endlich als Reste
der früheren Mafssysteme geographische und Seemeilen selbst in wis-
senschaftUchen Werken noch fort Analoge Verhältnisse mögen einst
im babylonisch-assyrischen Reiche obgewaltet haben. Der Umfang der
Mauern von Khorsabad wird in den Inschriften des Königs Sargon^
wiederholt angegeben auf
4 s ar 3 n^r 1 sui 3 qani 2 ammat^ d. i.
4X60« + 3X600 + 60 + 3X6 4-2 Ellen,
mithin im ganzen auf 16280 Ellen.') Wir finden also hier die^iel-
L'^taloo des mesures assyrieimes fix^ par les textes can^ifcnines, Jonnial Anaü-
que ann^e 1872, VI. s^rie, tome XX p. 157—177, ann^ 1874, VH sirie, tome
IV p. 417—438 (diese Abhandlung ist im J. 1875 unter gleichem Titel besofi-
dere tierausgegeben worden), R. Lepsins Die babylonisch -assyrische Ungcih
malstafel von Senkereh, Zeitschr. f. agypt Spr. 1877 S. 49—58, derselbe Die
babylonisch - assyrischen Längenmafse nach der Tafel von Senkereh, Abhtndl
der Berliner Akademie, nhüos. histor. Klasse, 1877 S. 106—144, J. Oppert Die
Maafee von Senkereh und Khorsabad, Monatsbericht der Berliner Akademie tob
6. Dezember 1877 S. 741—746, R. Lepsius Weitere Erörterungen über das bt-
bylonisch-assyrische Langenmaftsystem , ebendaselbst S. 747 — 758, woran sieb
noch im Monatsbericht vom 4. Febr. 1878 S. 87—04 eine Entgegnung Oppffts
und eine zweite Erwiderung Ton Lepsius schliefsen. Der Verf. dieses Hand-
buches hat die Frage in einer Specialuntersuchung revidiert und dabei die B^
sultate der Lepsiusschen Forschungen in allen Hauptpunkten best&tigt aefttadea.
Das wenige, was er seinerseits beitragen zu können glaubte, hat er teus ia 4cr
Anzeige der Lepsiusschen Akademieschrift im Literarischen Gentralblatt, h^^
1877, Spalte 1659—1661, teils in der obigen Darstellung angedeutet Die i}b-
tersuchung über Soss, Ner, Sar von Friedr. Delitzsch, weicher ebenfalls Lepsias
beistimmt, ist oben S. 382 Anm. 1 erwähnt worden. Über die Bruchbeadcteff-
gen auf der Tafel yon Senkereh vergl. auch E. Schrader Zeitschr. 1878 S.110f.
1) Nach Duncker Geschichte des Altertums U* S. 323 ff. regierte Sargen voa
722—705. Die Beschreibung der Feste Sargon (Dur Sarrukin) und der neoea
SUdt (Khorsabad) siehe a. a. 0. S. 331 f.
2) Lepsius ZeiUchr. S. 56, derselbe Abhandl. S. 132 ffl, Monatsberidit 1877
S. 749, 1878 S. 91, Delitzsch S. 61 (vergl. die ausffihriichen Gitate in vori«[er Ann.}.
Oppert L'^talon, Journal Asiatique 1872 p. 170, berechnet nach weit abweicbea-
den Voraussetzungen 12880 (oder 12370) Ellen.
142,3. LANG£NA1ASSE« 885
facfaen der Elle nach dem sexagesimalen System gruppiert, auTserdem
aber das Sechsfache der EUe oder die Rute als besonders benanntes
Mars aufgeführt. Dasselbe erscheint als qanu (hebräisch qdnehy griechisch
axaiva) auf der Tafel von Senkereh , und ist seinerseits wieder zur
Einheit in einem besondern Systeme der Wegmalse geworden, denn
sein oiSaaog oder Sechzigfaches ist das oben beschriebene Stadion ^),
sein Saros oder Dreitausendsechshundertfaches das kaspu (oder kasbu)
der Tafel von Senkereh, das Doppelte des oben erwähnten Para-
sanges.
Wir werden im folgenden (§ 42, 9) sehen , daüs die babylonisch-
assyrischen Gewichte durchgehends in zweifacher Reihe, als leichte
and schwere erscheinen, deren letztere je das Doppelte der ersteren
betragen. Ebenso ist in der Tafel von Senkereh das System des ein-
hthen Qanu und Kaspu tibergesprungen in das Doppelte. Nachdem
oSmlich das Qanu als Rute von 6 Ellen und das Doppelqanu als Mab
▼OD 2 Qanu ^) ausdrücklich aufgeführt worden sind , wird weiter nach
Doppelqanix bis zum 3600 fachen Betrage desselben, dem Doppelkaspu,
gezählt. Jenes Doppelqanu aber ist seinerseits das 3600 fache des
kleinsten in der Tafel aufgeführten Mafses, dessen Betrag wir bereits
auf i^/seoo Elle angegeben haben. Im ganzen also kommen wir viel-
leicht der Absicht jenes Gelehrten, welcher die Tafel von Senkereh zu-
ttmmenstellte, möglichst nahe, wenn wir folgende Lesarten aus der-
selben entnehmen: 1. legen wir die ebenerwähnte kleinste Einheit für
die ganze Tafel zu Grunde, so ist das reine Sexagesimalsystem bis zu 60
in 4ter Potenz oder bis zum zweiten Saros fortgeführt; 2. stellen wir
das Doppelqanu als Einheit in die Mitte, so haben wir seinen 3600 sten
Teil zu Anfang der Tafel und sein 3600faches zu Ende derselben;
3. betrachten wir die bestimmten Benennungen qanu und kaspu ^ und
zwar in ihren einfachen Beträgen, als mafsgebend, so haben wir das
rein seiagesimale System der Wegmafse, Rute, Stadion, Zweistun-
denweg in den Verhältnissen 1:60:60^; endlich 4. nehmen wir die
Elle als Einheit, wie in der Tafel ebenfalls angedeutet ist und wie es
durch die Inschrift des Sargon bestätigt wird, so finden wir die Teilung
und Vervielfachung der Elle, sowie die Vergleichung dieser Teile und
, 1) So bestätigt sich also die bisher rätselhafte Angabe des Hesychios:
^0€6O€y ij Btonrqa* moI ro axoBuuop Buufnifta,
2) Als eigene Benennung für das Doppelqann erscheint in mehreren Exem-
plaren der vorerwähnten Sarffonsinschrift Ja, indem iVi la an der Stelle stehen,
wo nach der anderen Redaktion 3 qani angegeben sind. Lepsius Monatsberichte
1877 S. 749.
Haltsek, Metrolofie. 25
886 BABYLONISCHES SYSTEM. § a s. 4.
Vielfachen mit den laDdesflbltehen MafsbenennuDgeii soweit durchge-
fahrt, als es nur immer für den praktischen Bedarf erforderlich war.
Die Angaben des Ktesias und Kleitarchos Ober die Dimensionen
Babylons lassen sich einfach und ungezwungen, soweit es sich mn
grOfsere Strecken handelt, auf babylonische Stadien, d. i. awaaoi tod
Ruten, und soweit kleinere Dimensionen in Betracht kommen, auf
babylonische Ellen oder awaaoi, solcher Ellen reducieren.^)
4. Ober die Teilung der babylonischen Elle lassen sich Dach
dem bisherigen Befund der Quellen nur Vermutungen aufstellen. Je-
doch geht aus der Tafel von Senkereh, welche an dieser Stelle ver-
stümmelt ist, wenigstens soviel mit Sicherheit hervor, dafs der kleinste
benannte Teil der Elle der Finger, uban (hebr. hohen, arab. 'ibhmn)
war und derselbe in das sexagesimale System sich bequem einfügte.
Wahrscheinlich hatte auch die babylonische Elle 6 Handbreiten, qat,
jede Handbreite aber 5 Pinger, also die ganze Elle 30 Finger. Als
kleinster Teil ist vermutlich das Zehntel der Fingerbreite in der Tafel
Terzeichnet gewesen.^ Nach dem Sexagesimalsystem ist die Handbreite
gleich 10 Scehzigstel, der Finger gleich 2 Sechzigstel, endlich dessea
Zehntel, wie schon oben bemerkt wurde, gleich ^^/seoo der Elle. Der
Betrag von 36 Sechzigsten ins Geviert ist vielfach als das Normahnafe
von Backsteinen konstatiert worden ; allein es ist kaiun glaublich, dafe
diese Dimension von drei Fünfteln der Elle eine besondere Abteilung des
Mafssystems, einen sogenannten babylonischen Pufs, gebildet habe.^
1) Dies geht anmittelbar ans den toh Brandis S. 23 xusainnieogesteUteo
Aoffsben hervor. Die oben erwähnleo Berichte des Ktesias und Kleilarclios
finden sich bei Diodor 2 cap. 3. 7, S.
2) Lepsius Zdtschr. S. 52—55, Abhandl. S. 118—122. Die goldene und die
silberne Platte von Khorsabad, welche Qoeipo I p. 283 f. beschreibt (vergL. ( 42,
13), ergeben folgende Dimensionen : a. 80 Miilim. -> ^/eo babyl. Elle ; b, 40 Blulioi.
».»/ISO b. E.; c. 120 Miilim. »s7isob.E.; d, 61 MUlim. » »/s4o b. E.; was
einer Teilung des Fingers bis zu V* gleichkommt, oder, nach dem Sexagesimal-
system ausgedrückt, über die Sechzigstel hinaus bei b und c zu dem aosbn-
f enden Bruche ^, bei <^ zu ^ führt. Weit abweichend von Lepsius werden
die Teile der Elle konstruiert von Oppert Journal. As. 1874 lY p. 420—435.
Neben dem einfachen Qat nimmt Lepsius noch ein Doppelqat (entsprecheBd
dem doppelten Qanu und Kaspu) an. Der kleinste in der Tabdle verseielMiet
gewesene Teil entspricht 1,75 Millimetern unseres Mafises, womit zu Tergleicbeo
ist die feinste Abteilung der kleineren ägyptischen Elle (S. 351. 354), welche tof
-i^ «=1,17 Miilim. sich beliuft.
3) Die Aufstellung eines eigenen babylonischen Fuises, welcher ^ der
EUe betragen habe, Ist von J. Oppert zuerst in den J. 1853 u. 1854 in ▼e^
schiedenen brieflichen Mitteilungen (vergl. Queipo I p. 279 f., Bdckh Monats-
bericht der BerUner Akad. 1854 S. 77. 107f., Zeitschr. für allgem. Erdkunde
$4S,4.5. LÄNGENMASSE. IHE ELLE. 387
Wenn irgend die Voraussetzung zulässig ist, dafs die im ganzen
Altertum übliche Teilung der Handbreite in vier (nicht fünf) Finger
auch im Bereiche des babylonischen Systems ursprünglich geherrscht
hatO) so wird sich die Einführung der aus der sexagerimalen Rechnung
geflossenen Teilung in fünf Finger am ungezwungensten durch An-
nahme einer einst landesüblichen kleineren Elle erklären. Die kleinere
ägyptische Elle erreichte erst mit 28 ihrer Fingerbreiten das Mais der
groisen königlichen Elle; dem ersteren Hafse würde also eine kleine
assyrische Elle sehr nahe stehen, deren 30 Fingerbreiten mit der
grofsen babylonischen Elle wenn auch nicht von vornherein sich
deckten, so doch durch gesetzliche Normierung nachträglich geglichen
worden.
5. Herodot (1, 178) giebt bei der Beschreibung der Mauern von
Babylon die Höhe und Breite derselben in königlichen Ellen an
(§ 8, 3). Wenn nun auch ^königlich' im Sinne Herodots nichts anderes
ab persisch bezeichnet, se liefs doch der ganze Zusammenhang der
angeführten Stelle schlielseD, dafs unter jenen königlichen Ellen das-
jenige landesübliche Hafs zu verstehen sei, welches ursprünglich den
babylonischen Bauten zu Grunde gelegen hat, also die königliche per-
ascbe Elle keine andere als die alte babylonische sei. 2) Diese Annahme
hat durch neuere Entdeckungen volle Bestätigung gefunden. Gehen
wir nochmals von der Stelle Herodots aus und setzen seinen fxitQtog
ftrjxpg versuchsweise der attischen Elle gleich, so ergiebt sich für die
babylonische Elle eine Länge von 520 BfiUimeter. Hierbei ist jedoch
in Betracht zu ziehen, dafs der attische Fufs aus einem älteren, etwas
gröfseren griechischen Hafse hervorgegangen ist (§ 46, 1), mithin die
Gleiduing Herodots, auf dieses ältere Hafs zurückgeführt, voraussicht-
lich auch ein höheres Hafs (etwa 530 Hilhm.) für die babylonische Elle
1^ n, Berlin 1854, S. 253) ausgesprochen nnd spiter von demselben in seinem
Etelon des mesures assyriennes, Jonmal As. 1872 XX p. 157 f., 1874 IV p. 435
wiederholt worden. Ihm stimmten bei Böekh Monatsbericht 1854 S. 83 ff., Wittich
Phyok>fii8 XX S. 431, Brandis S. 21 u. 25, während der Verf. dieses Handbuchs
hl seiner Recension des Brandisschen Werkes, Fleckeisens Jahrbücher 1867
S.il7f., Bedenken gesen dieses Fufsmafe erhoben hat. Obereinstinunend da-
ant ist ebenda S. 521 f. die Dimension, welche Qneipo filr 'A seines (von dem
O^pertscben ein wenig abweichenden) babylonischen Pulses ansidit, vielmehr
<n */«o der babylonischen Elle gedeutet worden (vergL vorige Anm.).
1) Brandis ».17 und 24 erklart gewiüs mit Recht die Einteilung der grie-
^isehen Elle in 24 Fingerbreiten ffir altbabylonisch. Eine damit fibereinstim-
mcnde Tradition aus der dMldaiscben Astronomie habe ich nach Letronne (vgl.
«bcD S. 382 Anm. 3) in meiner Recension des Brandisschen Werkes S. 517
km bmrochen.
2) Vergl. Bdckh Metrol. Unters. S. 213 f.
25*
388 BABYLONISCHES SYSTEM. Mts.
ergeben wird. ^) In der Thal bat die Nachmessung verschiedener Dimen-
sionen in den Ruinen Babylons, insbesondere auch ein häufig wieder-
k^rendes Mafs der zu den Bauten verwendeten Backsteine gezeigt,
dafs die babylonische Elle den Betrag zwischen 525 und 530 Hillim.
gehabt hat^X ^omit der aus dem babylonischen Hohlmalse berechnete
1) Geht man toq dem in $ 46, 20 und 48, 3 ermittelten Betrage des g^
meingriechisehen Fnfses aus , so erhalt man eine gemeingriechische EUe tob
472 Millim. and mit Hinzurechnang von 3 Fingerbreiten dieser Elle ^ 59 MUlin.
eine babylonische Elle von 531 Millim. Von fraheren Bestimmaogen hebea
wir diejenige Böckhs hervor, welcher in seinen MetroL UntersnchnngeD S. 213
—220 ans dem Hohlmalse einen Wert von 234,654975 Par. Iinien«529^
Millim. fflr die babylonische Elle berechnete. Später, nachdem die Messongei
Opperls bekannt geworden waren, modificierte er, unter gleichzeitiger BerildL-
sichtigung des agvptischen EUenmafses, dieses Resultat auf 233,21325 Pv.
Linien » 526,09 Süllim. : siehe Monatsberichte der Berliner Akad. 1854 S. 7S
(Gesammelte Schriften VI S. 254).
2) Oppert fflhrt zd Anfang seines Etalon des mesures assyriennes (Jovml
Asiati^ue 1872, VL s^rie, tome XX p. 157 L) die 'neuen Resultate', zu welchei
ihn die Prfifung mehrer hundert babylonischer Backsteine und einer grofsea
Zahl von Steinplatten geführt habe, in folgenden fünf Hauptsätzen an: 1. Das
Originalmais der Backsteine ist ein babylonischer Quadratfufs; 2. derselbe bil-
dete ^l§ der Elle; 3. diese Elle ist der königlichen ägyptischen gleich vU
kleiner als die assyrische (la coudSe de Niräve) und die persische; 4. dasbi-
bylonische Stadion hatte 360 Ellen oder 600 Fu£s; 5. der babylonische Fi£(
betrug 315 Millim., die Elle 525 Millim. Hiemach beruft er sich auf die too
Bdckh im Monatsbericht der Berliner Akad. 1854 S. 76 fL (Gesammelte Schriflea
VI S. 252 ff.) gegebene Darstellung, von welcher also auch heute noch aosn-
gehen ist, da eine nähere Begründung dieser Angaben, welche ich bereite ia der
ersten Auflage dieses Handbuches S. 274 als wünschenswert bezeichnete, nir
nicht zur Kenntnis gekommen ist Bezug nehmend auf ein Schreiben Opperti
an Alezander von Humboldt (welches teilweise in Gumprechts Zeitschrift fär
allgemeine Erdkunde, 1854 Bd. 2 S. 251 ff. zur Veröffentlichung ffelaagt ist)
führt Bdckh (Monatsber. S. 77) zunächst an, dafs Oppert aus den Steinplatteo
den Wert der babylonischen Elle zu 525 Blillim. bestimme; dann leitet tf
(S. 78) aus der Angabe Opperts, dafs die Seite der Königsburg 380 Meter, d. L
2 Stadien, messe, einen Wert von 527,78 Millim. für die Elle ab. Einen noA
höhern Wert, nämlich 533,33 Millim. ergeben Nachmessungen am Birs-Ninrad
(S. 79)| was darauf zu führen scheine, daft die Elle ursprünglich etwas fröü^r
war. Auch das Fulsmais, welches Oppert nach den Bacluteinen auf 315 MiUim.
bestimmt, könne wohl etwas höher angesetzt werden; wenigstens ergebe eii
in Berlin befindlicher Backstein mindestens 322 Millim. für den Fufs (S. 83 1).
Hieran schliefet sich (S. 108) die aus einem zweiten Briefe Opperts entnomBeae
Angabe, dafs er seinen babylonischen Fufe aus der Messung von 550 Ziegela
so, wie vorher bemerkt, bestimmt habe. Aus alledem geht hervor, dift eine
streng wissenschaftliche Bestimmung des babylonischen Ellenmafees uns nock
fehlt, wie denn auch Brandis S. 36 aus denselben Oppertschen Angaben ^
Wert von 530 Millim. für die Elle deduciert, und andererseits Qneipo I p. 281«
um seinen Fufo von 320 Millim. (entsprechend einer Elle von 533 Millim.) w
begründen, auf die in Ninive von Botta und Place vorgenommenen Messoogea
sich beruft« Anderweitige Zweifel gegen Opperts Annahmen und zugleich gegefl
die Angaben Herodots über die Mauern Babylons erhebt Job. BrfiU HerodoU
babylonische Nachrichten, Programm des K. Gjmnas. zu Aachen 1878, ohie
jedoch die Bestimmung der babylonischen Elle zu 0,525 Meter anzutasten. Aacä
I 4S, 5. BESTIMMUNG DER ELLE. S89
Wert der Elle so nahe übereinstimmt, als nur immer erwartet werden
kaon.i)
Sehr zuverlässige Werte der babylonischen EUe lassen sich auch
aus einigen Tempelbauten Joniens und Griechenlands entwickeln, da
der Umfang der ältesten Tempel nach dem babylonischen Stadion be-
messen worden ist^, einige Tempel Kleinasiens auch ganz nach baby-
lonischem Mafse gebaut worden sind.') Der Zeustempel zu Olympia
und der altere Parthenon zu Athen zeigen den Umfang eines baby-
lonischen Stadions von 189,2 und 189 Meter, woraus sich eine Elle
Ton 525,5 bis 525,0 Millim. ergiebt. ^) Andere Tempel führen auf ein
etwas gröfseres EUenmafs von 531 bis 533 Millim.^)
Hiemach ist nicht zu bezweifeha, dafs die babylonische Elle mit
der königlichen ägyptischen, welche 525 bis 527 Millim. betragen hat
(S 41, 3), identisch war.^) Die Übertragung des Mafses hat höchst wahr-
scheinlich von Ägypten aus nach Babylonien, nicht umgekehrt, statt-
gefunden.
Gerade wie für das ägyptische, so setzen wir auch für das baby-
«UB der Goldplatte Ton Khorsabad, welche Queipo I p. 283 L behandelt (yergl.
ndne Recensioo Yon ßrandis S. 521 f. und oben S. 386 Anm. 2) kann ein Wert
von 533 Millim. für die Elle entnommen werden. Doch führt besonders die
Rücksicht auf den weit schärfer bestimmten Betrag der ägyptischen Elle dazn,
das wahrscheinliche Maximum für die babylonische Elle nicht über 530 Millim.
in setzen.
1) Aus dem babylonischen Hohlmafs haben mit Herbeiiiehung des SUberge-
Wichtes Queipo und Brandis einen Fufs yon 320 Millim. abgeleitet, während
Bödkh bekanntlich nach anderen Voraussetzungen ebenfalls aus dem Hobimafse
einen Fois yon 353 Millim. « Vs babyl. Elle berechnete. Abweichend yon
bdden Hypothesen habe ich in der Recension des Brandisschen Werkes S. 521
—527 nachzuweisen yersucht, dals das babylonische Hohlmafs mit dem Kubus
der nnzen Elle in Beziehung gesetzt worden ist. Der aus dem Hohlmafs fQr
die Elle berechnete Betrag yon 532,8 MilUm. (a. a. 0. S. 526) durfte, wie yon
mir nadigewiesen ist, nicht als absolut maisgebend angesehen werden; wohl
aber bestätigte er hinreichend den anderweitig ermittelten Wert der Elle von
525 bis 530 Millim. Die weiteren Untersuchungen, weiche am Schlüsse dieses
Absdmittes (§42, 17. 18) Platz finden werden, scheinen zu erweisen, dals die
babylonische Elle keinesfalls entweder niedriger als auf 525 oder höher als auf
532 Millim. angesetzt werden darf, und daCs ihr Normalmafs als persische Elle
sehr nahe 530 Millim. betrug.
2) Dies habe ich nachgewiesen in der Schrift 'Heraion und Artemision,
zwd Tempelbauten loniens', Berlin 1881, S. 25 ff. 44 ff.
3) VergL den Aufsatz 'Bestimmung der EUenmalse Herodots', welcher in der
Arehäol. Zeitung nächstdem erscheinen wird.
4) Heraion und Artemision S. 44 ff
5) Ebenda S. 45 f., Bestimmung der EUenmafise (vergL Anm. 3).
6) Die IdenUat beider EUenmafse hat bereits Saigey Trait^ p. 44 ange-
deutet und nächstdem Bockh MetroL Unters. S. 227 f. bestimmter ausgesprochen.
Gleicher Ansicht sind Oppert, Brandis und Lepsius.
S90 DABTLONISGHES STSTEBi. $ a s. «.
Ionische Mab, soweit dasselbe von der EUe abhXngt, deo Nonnalbetrag
der letzteren auf 525 Millim. fest.^)
Die assyrische Elle ist, wie aus der Tafel von Senkereh her-
vorgeht, nicht verschieden gewesen von der babylonischen.')
Der Philetärische Fufs im pergamenischen Reiche ist nichts an-
deres als das nach griediischer Weise aus der babylonisch-persischeD
Elle abgeleitete Zweidrittehnafs (§ 50, 1).
Wir fügen nun eine Übersicht der hauptsttchlichsten bisher be-
sprochenen babylonisch-assyrischen Hafse bei:
BabyL Elle Meter
uhan, Finger V3o 0,0175
qat, Handbreite .... Ve 0,0875
ommof, EUe 1 0,525
^aittt, Rute 6 3,15
Stadion {ovicaog der Rute) . 360 189
Parasang (Stundenweg) . . 10800 5670
üreupu (Saros der Rute) . . 21600 11340
6. Es ist aufMig, dafs in den babylonisch-assyrischen Denk-
mälern die Grundflächen von Gebäuden oder ganzen Städten wieder-
holt nach Länge und Rreite oder nach dem gesamten Umfang, nicht
aber in Flächenmafsen, angegeben werden.^) Indes weisen andere ur-
kundliche Spuren darauf hin, dafs auch quadratische Flächen-
mafse in Gebrauch gewesen sind. Ziemlich gesichert scheint die
Annahme eines Quadratstadions, abo eines Feld- und Baumafsesvon
60 Ruten ins Gevierte , dem vielleicht als Teilmafse eine Fläche von
60 Ellen ins Gevierte (entsprechend dem griechischen Plethron) und
das Quadrat der Rute zugehörten.^) Vermutungsweise kann also fol-
1) Ebenso Oppert (S. S88 Aom. 2), Lepsius Abhandl. S. 131. Brandis S. 21
und 36 halt den schwankenden Betrag zwischen 530 und 525 Millim. anfreckt.
2) Lepsius Zeitschr. S. 58, Abhandl. S. 131—138. Dagegen stellt Oppert
(S. 388 Anm. 2) eine eiffene assyrische EUe auf, welche er auf 548,5 MiUiB.
bestimmt (Etalon a. a. 0. S. 159. 172), aus welchem prundmalse er femer eiie
lange Reihe anderer assyrischer Mafse entwickelt (Etalon etc. im Joomal As.
1874, Vn. s^rie, tome IV p. 434 f., und vergl. vorher p. 425 01).
3) Yergl. die Zusammenstellung bei Oppert Journal As. 1874 IV p. 440—442.
4) Ober das Quadratstadion, dessen Benennung nach Oppert ammmii^^^
gelautet hat, vergl. a. a. 0. p. 439 f., Aber das Quadratplethron denselben p. 44^
irandis S. 25 und in diesem Handbuche $ 44, 8 z« £nde nebst der betreftnda
Anmerkung. Die Quadratrute fü^i Oppert p. 452 in das System ein. Aufserdea
nimmt derselbe p. 443—453 noch folgende Mafee an: u, 36 Ellen ins Gerierte
— 357 D Meter, Acker — 2143 D Meter, Arara — 8811 O Meter. — Die $uat
Frage bedarf noch specieller Untersuchung, für welche auch die } 45» 2 a. £.
gegebene Erklärung des persischen Steuerkatasters in Betracht ra »eben ist-
141.7. FLÄGHENMASSE. HOHLMASSE. 8^1
^ndee System der babylonisch -assyrischen Flächenmarse aufgestellt
werden:
Babyl. D Ellen Q Meier
Quadralrute ... 62= 36 9,92
Plethron .... 60^= 3600 992
Quadratstadion . . 360^=129600 35700
7. Ober babylonisch-assyrische Hohlmafse sind aus dem klas-
sischen Altertum keine direkten Angaben auf uns gekommen. Auf
einheimischen Inschriften haben sich, wie es scheint, die Zeichen für
drei Hohlmafse gefunden, deren Lesung man vermutungsweise versucht
hat, während über ihren Betrag aus der inschrifllichen Quelle selbst
eine Folgerung nicht gezogen werden konnte.^) Indes treffen die zu-
rerlässigen Plachrichten, welche uns ttber persisches, hebräisches, phö-
Dikisches und ägyptisches Hohlmafs, und zwar aus verschiedenen, von
einander unabhängigen Quellen vorliegen, derartig zusammen, dafs es
gehiDgen idt, daraus das babylonische Mafssystem in allen Hauptpunk-
ten wiederherzustellen. 2) In den Rechnungen der persischen Hofhai-
tdog erscheint als Mafs fUr Flüssiges der Maris, welcher 10 attischen
Choen, d. i. 60 Sextaren, gleich gesetzt wird (§ 45, 3); ebenfalls als
persisches Mafs wird uns die Achane genannt und ihr Betrag auf
45 attische Hedimnen, d. i. 60 X 72 SexUre, bestimmt (§ 45, 3). Ferner
begegnen vnr sowohl in Ägypten als in Palästina einem Mafse, welches
deoQ attischen Metretes, d. i. 72 Sextaren, gleichgesteUt wird; dasselbe
hiers in Ägypten zur Ptolemäerzeit Artabe schlechthin (§ 53, 11), zur
Römerzeit die alte Artabe (§ 53, 12), bei den Hebräern als Mafs für
FlQsriges Batb, für Trockenes Epha (§ 44, 9). Da nun zwischen Ägyp-
ten und Syrien einerseits und Persien andererseits die Euphrat- und
Tigrisländer für alle kulturgeschichtlichen Beziehungen das vermil-
1) Oppert L'^talon des mesures assyriennes, Journal Asiatique 1874 tome IV
p. 454, liest das gröfste von den drei Mafsen imer und deutet es als bebr.
dutmer^ phdnik. Aror; das zweite, qa^ identificiert er nacb Lenormants Vorgang
nit dem Bath oder Epba; endlich das dritte, dessen Zeichen als Zabl gefafst
▼ier bedeuten würde, liest er te und hält es für gieichgrods mit dem hebräischen
ffin (vergl. unten S. 392 Anm. 4).
2) Diese WiederhersteUunff des Systems der babylonischen Hohlmafse ver*
Banken wir Brandis (vergl. Münz- Mafs- und Gewichts wesen S. 29—38 und
meine Recension S. 522 f.). Hierzu hat der Verfasser dieses Handbuches (vergL
Rccendon S. 523—529) die Normierung des Hohlmafses nach der babylonischen
EDe nnd dem königlichen Talente (statt nach einem supponierten babylonischen
Fife Qod dem Silbergewicht) und demgemäfs die Unterscheidung des babylo-
nischen Sechzigstels von dem ffriechisch-rSmischen Sextar beigetragen. Lets^tere»
so ftberaus wichtige Frage wird im Znsammenhang unten % 46, 10. tl. 13. 15—17
behandelt werden.
392 BABYLONISCHES SYSTEM. i 41 7,
telnde Glied bilden, und überdies die Wiederkehr der Zahl 60 im per-
sischen System auf Babylonien hinweist, so bedurfte es nur noch des
Nachweises, dafs alle diese Hohlmafse mit dem babylonischen Gewicht-
system in Einklang stehen, um ein zusammenhängendes System der
Hohlmafse und den babylonischen Ursprung dieses Systems klar zu
machen.
In der That hat sich die Übereinstimmung der genannten Hohl-
mafse mit dem altbabylonischen Gewicht deutlich ergeben. Der Maris,
als babylonisches Mafs aufgefafst, steUte das Wassergewicht eines leich-
ten königlichen Talentes (§ 42, 10) dar und entsprach dem fÜnfteD
Teile einer babylonischen EubikeUe. Dieses Hauptmafs wurde nach
dem einheimischen Zahlensystem in Sechzigstel geteilt, welche wahr-
scheinUch, ebenso wie die Sechzigstel des Talentes, Minen hiefseD.^
Als Mafs für Trockenes wurde die ägyptische Artabe (§ 41, 7), welche,
wie bereits bemerkt, auch bei den Hebräern Eingang gefunden hatte,
beibehalten und auf 72 Sechzigstel normiert. Wir nennen sie als ba-
bylonisches Mafs mit dem hebräischen Namen E p h a.') Hierzu kommt
als Zehnfaches des Epha das Chomer^) und als Sechzigfaches die
A Chane. Als Teilmafs ftlr Trockenes fand Xenophon in Kleinasien
die TcaTtl-^Ti Tor, welche er zu 2 attischen Choiniken bestimmt Offen-
bar war dieses Mafs identisch mit dem hebräischen Kab und betrog
4 babylonische Sechzigstel oder Vis des Epha. 4) VieUeicht gehörte
auch die addi^ im Betrage von 2 Kapithen dem babylonischen Systeme
zu (§ 45, 4).
1) Brandis S. 34 f. Die assyrische Wortfonn maff dem hebridscheo mAttk
Sleich oder sehr ahnlich gelautet hahen. Zur BezeicbDnng des Gewichtes bil-
eten die Griechen die Form fiva ({ 19,4); unter den Hohlmafsen erinnert die
kyprische Benennung fivaüis noch an den babylonisch -assyrischen Urspnif
(S 48, 8). Wir behalten den Ausdruck Sechzigstel bei um einer Yerwechsehnf
mit der Mine als Gewicht Torzubeugen.
2) Wenn die Lesung qa (S. 391 Anm. 1) richtig ist, so haben wir b der
babylonisch-assyrischen Benennung gewifs eine mit epha, ägyptisch pha (§ 41,7)
stammverwandte Benennung.
3) Yergl. S. 391 Anm. 1.
4) Xenoph. Anab. 1, 5, 6, Brandis S.^ 30. Die Bestimmuuff bei Hesychiot
nanld^' ayyMv, %mij;otvv ^Atiuml^ Mnvhxa dvo beruht wohl auf rerdeibtCT
Lesart {tunvlas statt ;to/y«iras, vergl. die AbbrcTiaturen Metrol. Script I p. 170 f.);
wo nicht, so ist mit dem gleichen Namen das Viertel der Ton Xenophon e^
wähnten Kapithe, also das Sechzigstel des Maris gemeint. Wenn das Zeiebea,
welches Oppert (yergl. S. 391 Anm. 1) #e liest, als Tier aufeefafst werden kiaOt
so bitten wir damit inschriftlich das Mafs von 4 Sechxigsteln, d. i. die Kapithe,
bezeugt. Qneipo I p. 360 ordnet dem assyrisch -persischen Systeme das «m
zu, welches er auf 2,72 Liter, also annihemd wie ich die Kapithe (S. S94V
ansetzt
1
10
1
12
IVs 1
180
18 15
1
720
72 60
4
MS. 7. 8. HOHLMASSE. 393
Das System der hauptsächlichsten babylonischen Hohhnafse war
abo folgendes:
Achane ... 1
Chomer ... 6
Epha .... 60
Maris .... 72
Kapithe . . . 1080
Sechzigstel . . 4320
8. Um den Betrag des babylonischen Hohlmafseszu bestim-
men, hat man zunächst Ton den ?orerwähnten Angaben griechischer
QueDen auszugehen, wonach der Maris zu 60 Sextaren = 32,83 Liter
und die Artabe zu 72 Sextaren = 39,39 Liter i), mithin das Verhältnis
beider Mafse zu einander gleich 5 : 6 anzusetzen ist Wie wir aber für
die ägyptische Artabe teils aus dem einheimischen Längenmafse teils
ans dem Gewichte teils aus Nachmessungen ägyptischer Mafsgeßirse den
Betrag von 36,45 Liter mit aller nur möglichen Sicherheit ermittelt
haben ($ 41, 7), so wird auch betreffs des babylonischen Hohlmafses
za fragen sein, welche Beträge aus dem landesüblichen Längenmafs
und Gewicht sich ergeben. Wenn die ägyptische Artabe ein Viertel
des Kubus der königlichen ägyptischen Elle war, so betrug der baby-
lonische Maris Toraussichtlich ein Fünftel des Kubus der babylonischen
EOe. Sucht man dann weiter das diesem Raummafse entsprechende
Wassergewicbt, so wird man mit Notwendigkeit auf das leichte könig-
liche Talent geführt Mithin ergeben sich folgende Ansätze:
der Maris betrachtet als fünfter Teil des
Kubus der babylonischen Elle, je nach-
dem man diese zu 525 oder 530 Millim.
ansetzt 28,94 oder 29,775 Liter
derselbe berechnet aus dem königlichen
Talente von 30,24 Kilogr. 2) . . . 30,31 Liter,
derselbe nach dem ägyptischen Hin be-
sUmrot«) 30,00 bis 30,40 Liter.
1) Diese Betrage nimnit Brandis S. 29—38 fQr das babyloDische Mafs in
ADSBrncb, wie zwar Dicht ausdrücklich bemerkt wird, jedoch ans dem Zasam-
JBeiriiaiiffe seiner Darstellnn^ hervorgeht Nach den Voranssetznnffen , welche
vdeipo 1 p. 322 behnfs Ableitung des babylonischen Gewichtes ans dem Langen-
^^ aufstellt, kommen auf den Maris 32,768 Liter.
2) Hierbei ist mit Brandis S. 37 die mittlere Temperatur von 23® G. vor-
»^esetztj sodafs der Gewichtbetrag des babylonischen Talentes mit 1,00244
>n Biritiplicieren ist um das Yolnmen n erhalten.
3) Yergl. S. 367 f., wo der Betrag des Hin ans Messungen alter Gefifse direkt
894 BABYLONISCHES SYSTEM. MtB.
Ziehen wir nuo in Betracht, dafs auch das römische Hoblmafs,
dessen BestimmuDg nach dem Gericht und dessen Beziehung zum rö-
mischen Kubikfufs mit voller Sicherheit uns überliefert ist, wenn man
es lediglich nach dem Längenmafs rekonstruieren wollte, nicht so hoch
herauskommen würde, wie es in Wirklichkeit war^), so werden wir
auch die soeben aus dem babylonischen Längenmafs abgeleiteten An-
sätze als etwas zu niedrig ansehen , andererseits aber nicht über den
höheren aus dem Hin ermittelten Betrag hinausgehen dürfen, sodaC»
der mittlere, aus dem Gewicht berechnete Ansatz, welcher schon an
sich den meisten Anspruch auf Genauigkeit hatte, mit alier Wahr-
scheinlichkeit als der Normalbetrag angesehen werden kann.
Noch in spätrömischer Zeit hat der Maris als provinziales Hafs
bestanden und ist Ton den Römern zu 55 Sextaren, seine Htflfte zo
28 Seitaren, sein Drittel zu 1 8 Sextaren angesetzt worden (§ 53, 15 z. E.).
Da nun das Mittel aus der zweiten und dritten Schätzung genau mit
der zuerst angeführten zu 55 Sextaren «» 30,10 Liter stimmt, so bietM
letzterer Wert in überraschender Weise eine Kontrolle itlr die relaÜTe
Genauigkeit des von uns berechneten Normalbetrages.
Es enthielt also in Babylonien und Assyrien
das Epha (die ArUbe) . . . 36,37 Liter
der Maris 30,31 „
die Kapithe 2,021 „
das Sechzigstel 0,505 „
Das babylonische und ägyptische System begegnen sich in der Artabe.
Die Abweichung zwischen dem hier und dem für Ägypten (S. 366 f*)
ermittelten Betrage ist eine so geringe, dafs sie in der Praxis kaun
jemals bemerkt worden ist. Aber auch später, als das attische, nach
einem gesteigerten Gewicht normierte Hohlmafs ^) in den Orient ein-
drang, wurde der Unterschied sowohl bei dem Sechzigstel, welchem im
attischen System das Mafs von zwei Rotylen (&» 0,547 Liter), später
im römischen der Sextar entsprach, als auch bei den Vielfachen des
Sechzigstels vielfach unbeachtet gelassen.^)
ermittelt worden ist Begnügen wir uns, um ganz sicher za gehen, nit Aer
Ghabasschen Bestimmang auf 2 Decimalen, nämlich zu 0,45 Liter, so erkattei
wir nach dem Verhältnis 80 • 5 : 6 den oben zuerst angegebenen Wert des Mari»»
Dagegen erfolgt der andere angegebene Wert aas dem Ansatz des Hin ta
0,456 Liter.
1) Vergl. meine Recension von Brandis S. 525 — 527 und oben S. 122.
2) Ebenda S. 523. 531. 537 f. und unten § 46, 10. 11. 15^17.
3) Diese Gleichstellung der orieattlischen und attisch-römischen HoUaiafse,
weiche wir am kürzesten dm-ch die Formel 'Sechzigstel -• Sextar' beaeicliDen,
H2.9. HOHLMASSE. GEWICHTE. 395
Eine Tergkichende Übersicht der babylonischen Hohhnafse mit
den Ägyptischen, hebräischen und persischen ist am Schlosse dieses
Handbuches in Tab. XXI zusammengestellt
9. Die genaue Kenntnis des babylonisch-assyrischen Gewi cht -
Systems Terdanken wir den zahlreichen Gewichtstttcken, welche teils
in den TrOmmem Ton Ninive und nördlich davon in dem Palaste von
Khorsabad, teils auf der Stätte des alten Babylon gefunden worden
sind.') Zunächst ist als eigentttmlich hervorzuheben, dais in diesem
System zwei Gewichtskalen neben einander hergehen, deren eine ge-
rade das Doppelte der anderen beträgt^ Verschiedene Spuren weisen
findet sich sowohl in der ohigen Angabe Xeoophons über den Betrag der Kapithe
als in der AristoteUschen Schätzung der Achane (Receoston von Brandis S. 529
Aom. 15) and in vielen anderen Bestimmongen orientalischer Malse, welche
{43fC, jedesmal mit der entsprechenden Erklärung, aufgeführt sind. Einer
ffeaaueren Angabe begegnen wir zuerst in der auf Nachmessung beruhenden
Schätzung der persischen Artabe bei Herodot 1, 192, wonach jenes Mais, welches
108 babylonisctie Sechzigstel hielt, auf 102 Sextare attisch-römischen Systems
anxnsetzen ist (§ 45, 3. 46, 16). Dies giebt im Sinne Herodots das Verhältnis
17 : 18 zwischen Sechzigstel und Sextar und es berechnet sich daraus für den
btbyloQischen Maris der Wert von 31,01 Liter, welcher dem oben (S. 394) er-
mittelten wirklichen Betrage offenbar viel näher kommt als der aus der deich-
•tdlang von Sextar und Sechzigstel abgeleitete Wert von 32,83 Liter. Das
Weitere ergiebt sich aus den hierher gehöngen Abschnitten von § 46, besonders
aus den Verweisen, welche zu § 46, 16 beigefügt sind.
1) Eine kurze Beschrdbung der zu Nimrud gefundenen Gewichte gab zuerst
Uyard Discoveries in the ruins of Nineveh and Babylon, London 1853, p. 600 f.
Die Unterscheid ang des schweren und leichten Gewichtes und die Bestimmung
^ Gewichtstdcke nadi beiden Systemen führte Norris im Journal of the Royal
Aaitie Society of Great Britain vol. XVI, Jahrgang 1856, p. 215—226 durch,
onteretätzt durch die p. 218 mitgeteilte Entdeckung von Hincfcs über die Teilung
^er Mine in Sechzigstel u. s. w. Unter den übrigen Bearbeitungen derselben
Materie sind hervorzuheben die Darstellungen von Levy Gesch. der jüdischen
Mäazen, Breslau 1862, S. 147—152, Mommsen 'Das Geld' in den Grenzboten,
ZeHschr. f. Politik u. Literatur, XXn, 1, Leipzig 1863, S. 381 ff., Mommsen-Blacas
' p. 401 £, Madden History of Jewish coinage, London 1864, p. 259—266, Brandis
S.44— 52. 596 f., G. Smith On Assyrian weiffhts and measures, Zeitschr. f. ägypt.
Spr. 1872 S. 110—112, E. Schrader Die Keilinschriften und das Alte TesUment
& 53—55, dmelbe auch in Riehms Handwörterbuch des bibl. Altertuns unter
^ Wort Mine.
2) Dieses Nebeneinander einfiicher und doppelter Beträge scheint dem ge-
«ttiten vorderasiatischen Mafssystem eigentümlich gewesen zu sein. Die baby-
l<Hii8chen Feld- und Wegmafse sind als doppelt nachgewiesen worden S. 385.
^ persischen Kapetls entspricht im babylonischen System das Doppelte , die
Kapithe (§ 45, 4). Der syrische oder antiochische Metretes ist das Doppelte des
Itvylonischea Maris (§ 5t, 3), letzterer wiederum das Doppelte des pon tischen
Muts ({ 50, 6). Das Doppelte des römischen Modius ist der kastrmuis modius,
toer aber seinerseits die Hälfte des Epha oder der Artabe ({ 53, 14). KaSos
besdchnet einerseits sowohl den attischen Metretes als die Hälfte (§ 56, 3),
Mdcrersdls sowohl die römische Amphora als deren Hälfte, die Uma (Metrol.
Script. H Index mter xa^oQ vergL mit ne^fuov). Anlangend die Gewichte ist
aoch auf die hrbräischeo Shekel ({ 44, 12) und auf das karthagische System
396 BABYLONISCHES SYSTEM. ( a 9. lo.
darauf hin , dafs das leichtere Gewicht entweder in Babylonieo ein-
heimisch oder wenigstens dort ToraQglich im Gebrauch war^), wie denn
auch Ton griechischen Schriftstellern teils das leichte Talent selbst,
teils das daraus abgeleitete Silbertalent als babylonische bezeiciuet
werden (§ 45, 9. 6). Aber andererseits ist sicher, dafs beide Gewkbte
im assyrischen Reiche mit gesetzlicher Geltung neben einander be-
standen haben. Sind doch die meisten der aufgefundenen Gewicht-
stücke sorgfUtig justierte Normalgewichte, versehen mit dem Namen
des Königs, unter dem sie angefertigt wurden, und der Angabe des
Betrags, den sie darstellen. Wir b^eichnen nach Anleitung dieser
Aufschriften beide Arten des assyrisch -babylonischen Gewichtes ab
königliche mit dem unterscheidenden Zusätze leicht und schwer,
sprechen also beispielsweise von einem schweren königlichen Talente,
einer leichten königlichen Mine, und vermeiden dadurch jede Ver-
wechselung mit den Talenten und Minen Goldes oder Silbers, von
denen bald die Rede sein wird.
I 10. Die Gewichtstücke des schweren Systems sind aus Bronze ge-
fertigt und stellen einen auf einer Basis ruhenden Löwen, teils mit
teils ohne Handhabe, dar. Das gröfste Stück ist das in Khorsabad ge-
fundene, zwar ohne Aufschrift, aber durch Nachwägung als Gewicht
von 60 Minen «« 1 Talent erkannt. 2) Die übrigen kleineren Nominale
stellen nach Ausweis der Aufschriften 'fünfzehn, fünf, drei, zwei Minen
des Landes' oder 'fünf, drei, zwei, eine Mine des Königs', femer ?on
Teilen der Mine ein Zweidrittelstück, 'ein Viertel des Landes', ^»n
Fünftel des Landes', endlich drei Sechzigstel (»> y^o Mine) dar. Die
Gewichtstücke, welche zu dem System der leichten Mine gehören, sind
aus Stein gefertigt und zeigen das Bild einer Ente; doch beweisen drei
noch erhaltene Löwengewichte von Bronze, welche dem gleichen Sy-
steme angehören, dafs auch die leichtere Mine unter dem gleichen
Symbole königlicher Oberhoheit stand, wie die schwerere. Von den
ZQ verweisen (} 43, 8). Vergl. auch Qneipo I p. 359: les andeDS ^crivains eoa-
fondaieni parfois sons nn mAme nom, comme le fönt encore les Arabes mo-
dernes, les mesures donbles les unes des antres.
1) Norris a. a. 0. p. 217 f., Brandis S. 45. 596 f., Oppert L'^Ulon etc. Joana)
Asiatiqne 1874 tome IV p. 469.
2) Brandis S. 48. Das Gewicht des im Masenm des Louvre infbewahrteB
Löwen beträgt nach der Wagnng Longp^riers 60,400 Kilogr. Davon, daüs das
Gewichtstdck voUkommen gnt erhalten ist, habe ich mich im J. 1863 durch
eigene Anschauung überzeugt. Später war Professor W. Helhig so freondlich die
das Monument betreffende Notiz in den Akten des Museums fAr mich einiuseheo.
Sie lautet, nachdem Fundort und Gewicht angegeben sind: il est en fort boo 6tat
de conserration, mais compl^tement oyxde, sans croüte et sans corpa ^trangcrs.
§42,10. GEWICHTE. 897
baden schwersten Steingewichten wird durch die Aufschrift das eine
einem babylonischen, das andere einem assyrischen Könige zugeschrie-
ben ; beide stellen 30 Minen oder ein halbes Talent dar. Demnächst
kommen die drei ebenerwähnten bronzenen Löwengewichte/zwei Mi-
nen des Königs' und 'eine Mine des Königs' Tertretend. Die übrigen
Steingewichte scheinen gemäfe den Aufschriften , mit denen die Nach-
wägung der Monumente nahezu übereinstimmte, auf sechs Fünfzehntel,
acht Dreifsigstel, zwei Fünfundvierzigstel der leichten Mine ausgebracht
zu sein.i) Dagegen wird die genaue sexagesimale Teilung bekundet
durch eine Reihe von kleinen Eisengewichten, deren eines die Form
eines Eberkopfes, die übrigen ebenfalls die Gestalt Ton Enten zeigen.^)
Sie stellen 10, 2 und 1 Sechzigstel der leichten Mine und weiter
herabsteigend, wie es scheint, 18, 10 und 4 Dreifsigstel des
leichten Sechzigstels, mithin ebensoviele Sechzigstel des schweren
Sechzigstels dar. Zufalge der Aufschrift, welche das kleinste Gewicht
tragt, ist der dreitausendsechshundertste Teil der schweren Mine noch
ia 10 harsa oder Körner geteilt worden.')
t) Brandis S. 47 f. Doch erhebt hiergegen E. Schrader in der Zeitschr. f. ägypt.
%. 1878 S. 111£ Einweadongen, da die Aufschriften aof den Entengewichten
Kr. Ol— V nicht */i> nnd Vso» sondern V« vuid Vs« nämlich der schweren Mine,
n lesen seien. Freilich ergeben sich dann für die schwere Mine der Reihe nach
die Effektivg^ewichte Ton 1140, 1066 and 1022 Gr., welche mit der Norm von
1008 Gr. schwerlich in Einklang zu setzen sind. Nach Brandis' Hypothese ist das
Gewicht Nr. IV, als zo leicht ausgebracht, auszuscheiden, und es ergeben die bei-
den anderen eine effektive leichte Mine Ton 475 bis 480 Gr. (vergl. oben S. 375 f.).
2) Auf Grund der von Longp^rier mitgeteilten Wägungen stellte Brandis
S. 596 f. folg^ende Reihe der leichten Gewicbtskala auf: 10 Sechzigstel, 1 Sech-
zigstel, 18, 6 und 4 Dreifsiffstel des Sechzigstels. In der Übersetzung von
MönuBsens Gesch. des röm. Münzwesens I p. 402 fflgte der Herzog de Blacas
^ genauere Beschreibung und Wägung dieser Gewichtstücke des Mus^e du
l'OOTre binza, wonach sich folgende Reihe tou Teilen der leichten Mine ergiebt:
Gewichtstück im Betraff tou 81,98 Gramm — 10 Sechzigstel, 16,50 Gr. » 2 Sech-
zigstel, 8,00 Gr. — 1 Sechzigstel, 4,66 Gr. — 18 Dreifsigstel des Sechzigstels,
2,65 Gr. >• 10 Dreifsiffstel, 0,95 Gr. » 4 Dreiüsigstel. Das letzte der hier aufge-
fiUirten Gewichte stellt also nach Brandis' Vermutung den 75ten Teil des ersten
Gewichtes dmr, und dieses erste Gewicht von 10 Sechzigsteln ist geteilt ge-
wesen In 3000 bona (s. folg. Anm.). Abweichend hiervon betrachtet Oppert
hd Mommsen- Blacas I p. 410 das kleinste Gewichtstflck als den OOsten Teil
^ gröfeien, welches letztere hiemach 3600 bona, also das leichte Sechzigstel
360 barsa enthalten würde. Noch ist zu erwähnen, dafs Aur^ in der Revue
vcb^l., nouvelle s^rie, 1878 vol. 36 p. 279 ff. die vorher angeführten Gewicht-
^catimmungen als nicht ganz genau erklärt und insbesondere dem zweiten
Gewicht 16,62 Gr. statt 16,50 Gr. zuschreibt. Die oben gegebene Deutung der
Gewichte wird dadurch nicht geändert
3) Oppert a. a. 0. liest die AuÜBchrift des kleinsten der in voriger Anm.
Mfgeführten Eisengewichte 20 doublet barsa und erklärt bona als Wachholder-
kom {grtäne du 'gen^wier, Juniperm exoeUa). Nach Brandis' Auffassung sind
tiao 10 barea » Yso des leichten Sechzigstels oder »■ Vssoo der schweren Afine.
898 BABYLONISCHES SYSTEM. itt.io.il.
Das Normalgewicht des schweren Talentes istimMini-
mum auf 60,40 Kilogr., im Maiimiun auf 60,60 Kilogr. anzusetzen,
zwischen welchen Grenzen
60,48 Kilogramm
als wahrscheinlicher Mittelwert sich ergiebt^ Es betragt demnach
das leichte königliche Talent 30,24 Kilogr.
die schwere königliche Mine 1008 Gramm
dieleichte „ „ 504 „
das schwere Sechzigste! . • . 16,8 99
das leichte „ ... 8,4 „ .
11. Aus der bisherigen Darstellung ergiebt sich unmittelbar, Ms
dieses einfache und wohlgegliederte Gewichtsystem für jeglichen Be-
darf des täglichen Lebens Tortrefflich anwendbar war. Also liegt die
Vermutung nahe, dafs nicht blofs die Waren und Verbrauchsgegfn-
stande, sondern vor aUem die edlen Metalle, welche ja ihrerseits den
Ausdruck für den Wert der Waren längst vor Erfindung des gemünzten
Geldes bildeten, nach diesem Gewichte bestimmt worden seien. Diese
1) Das Minimiim giebt der Löwe Ton Khoraabad (S. 396 Adb. 2) mit 1
Effektivgewichi von 60,400 Kilogr. Fast genati der Reiche Betrag leitet ach
aus dem Legionsgewicht { 57, 4, HI ab. Denn da die dort zu Grunde liegende
Mine babylonisches Silbergewicht darstellt, so führt sie auf einen leichten Shekd
Goldes Ton 8,387 Gr. und auf ein schweres königliches Talent toh 60,39 £ilo^-
Weiter hat man aufzusteigen zu 60,48 Kilogr., wenn man von dem Nomal-
gewicht der ältesten persischen Dareiken ({ 45, 10) ausgeht. Wieder etwa»
höher, nämlich auf 60,54 Kilogr., kommt man nach dem effektiven Gewicht dei
Löwen Nr. 2 (Brandis S. 49). Hierzu ffigt Brandis, wohl Ton der Annahme aof-
gehend, dals auch bei diesem Gewichte ein geringer Verlust durch Venratsaag
anzunehmen sei, yielleieht auch mit Rücksicht auf die steigende Tendern der
an den Dareikenfsfs sich anschlielsenden Gold- und Silberprägung in Vo^ie^
asien und Griechenland (S. 52 u. 66), 60 Gramm auf das Talent oder 1 GfiBB
auf die Mine, gelangt also zu 60,6 Kilogr. (S. 52 f.), womit Lenormant 1 p. 11^
der das Sechzigstel in Gold zu 8,415 Gr., also das schwere königliche Taleat
zu 60,588 Kilogr. rechnet, nahezu übereinstimmt. Indes ist es kaum ritlick
unter so yielen sorgfältig gearbeiteten Gewichten nur das Maximaoa des Effektiv*
gewichtes zu berücksichtigen und dies noch um einen wenn auch kleinen Be-
trag zu erhöhen. Kann doch ebensogut, wie einige jener Gewidite etwas n
niedrig aus der Hand der Yerfertiger hervorgegangen sind , auch eines etwas
zu hoch ausffekommen sein. Auch würde zu fragen sein, wie grofs die Gewiektr
zunähme infolge der Yerrostung anzuschlagen ist. Ferner führt BMOche Rick-
sicht der komparativen Metrologie dazu, deigenigen Mittelwert als den wah^
scheinlichsten anzunehmen, welchen die Vergleichung der beiden besy«stierteo
Löwengewichte und des Normalgewichtes der persischen Goldprägung ergieht
Endlich warnt vor einer allzuhohen Schätzung des Nqrmalgewidbtes die voa
Queipo I p. 283 £. u. 292 beschriebene, in den Fundamenten des Palastes von
Khorsabad gefondene Goldplatte. Diese ist auf 10 Sechzigstel der schweiea
Mine justiert und wohl erhalten; ihr Gewicht von 167 Gr. führt auf ein Ttleot
von 60,12 Kilogr.
|4tii. GOLD- UND SILBERWÄHRUNG. 899
Erwurtui^g wird zwar durch die ältesten Zeugnisse historischer Über^
lieferung in einem Hauptpunkte bestätigt, tlbrigens aber in höchst
Oberraschender Weise modificiert
Die Tributlisten des ägyptischen Königs Thutmosis III (§ 41, 9)
zeigen uns, dafs bereits zu Anfang des 16. Jahrhunderts t. Chr. in
Babyfonien und den Nachbarländern Gold und Silber in der Regel
nicht nach königlichen Talenten und Minen Terwogen worden sind,
sondern nach eigentümlichen Gold- und Silbergewichten, welche nach
festen Vertiältnissen und mit strengster Konsequenz aus dem könig^
Geben Gewichte abgeleitet wurden. Wir haben in diesen gesonderten
Gold- und Silbergewichten eine der gröfsten Thaten des menschlichen
Geistes anzuerkennen, die erste Einführung einer Geldwährung.
Drei Stufen sind es offenbar, welche in mehr als tausendjähriger
EntWickelung eine nach der andern zur Schöpfung dessen , was wir
Geld nennen, geführt haben. Die Ägypter wogen die edlen Metalle
nnd dazu das Kupfer nach dem allgemeinen Landesgewicht; kleine
Stocke ?on Silber und Kupfer Ton genau fixiertem Gewicht wurden als
Wertmesser ftlr die übrigen Bedarfsgegenstände gebraucht (§ 41, 10);
sie waren Geldäquivalente, aber noch kein GekJ.i) Auch die Babylonier
haben Geld im eigentlichen Sinne noch nicht gekannt, aber indem sie
fOr die edlen Metalle, soweit diese in Handel und Wandel als Wert-
messer dienen sollten ^) , eine von dem sonst gültigen Gewicht abwei-
1) Das Specielle ist in den betrefTenden Abschnitten des { 41 behandelt
worden; im allgemeinen ist noch zu verweisen anf Ghabas Recherches p. 15—44,
UBomaDt I p. 94^110. Der leUtere p. 109 f. schildert die noch heatigestags
in China best^enden Normen des Tauschverkehrs in Kupfer, Gold und Silber,
welche deutliche Analogieen mit den ffir Ägypten vorauszusetzenden Verhilt-
Diasen leigen.
2) Biesen beschränkenden Zusatz haben wir hinzugefügt, um anzudeuten,
M man allenthalben darauf ffefafst sein mufe neben der eigentlichen Gold- und
^uberwährung noch vereinzelte Zeugnisse der Anwendung des landesüblichen
Mbylonischcn Gewichtes, d. h. des königlichen Talentes mit seiner streng sexa-
gMimalen Einteilung anzutreffen. Oberhaupt zeigen sich im Altertum die An-
wendungen der sexagesimalen Rechnung in demselben Grade verschieden und
J»ttiu£fach, wie das ursprüngliche System einfach und gleich angemessen für
Wmale wie duodecimale Zahlengruppieruog ist. Auch das Nebeneinandergehen
^weren und leichten Gewichtes erleichterte die verschiedensten Kombinationen,
jo finden wir in den Keilschrifttafeln, welche G. Smith in der Zeitschr. f. ägypL
^he 1S72 S. 111 behandelt, das Talent zu 30 Minen gerechnet, mithm
wrere königliche Minen dem leichten Talente zugeordnet. Leider finden sich
>uKr der Hälfte keine Unterabteilungen der Mine angegeben; doch spricht alle
w Arecheinlichkeit dafür, daüs die hier verrechneten Minen in Sechzißstel, nicht
^Fft^zigstel geteilt waren. £ine andere Spur der Anwendung königlichen
^Wichtes zur Abwägung edler Metalle dürfen wir vicUeicht in dem Tribut
«wen, welchen Thutmosis Hl von den S. 375 Anm. 1 zuerst aufgeführten drei
»«ßynschen Städten eingebracht hat. Es scheint die Absicht des Siegers ge-
400 BABYLONISCHES SYSTEM. i a il
€hende Ordouog, und fttr das Silber gar eine erst aus dem Wen?er-
hältnis zum Gold abgeleitete Norm festsetzten , yerschafflen sie den
beiden Metallen eine Geltung , welche mehr besagte als das blofse Ge-
wicht, sie schufen die erste Geldwährung. Hiernach bedurfte es nur
noch der AufdrQckung des staatlichen Stempels, um zur Geldmflnze
zu gelangen , welchen letzten Schritt bekanntlich die Griechen gethan
haben (§ 22, 1 a. E.).
12. Unter den Terschiedenen Ursachen, deren Zusammenwirken
den edlen Metallen von alters her ihre Stellung als Wertmesser ver-
schafft hat, ist in einem früheren Abschnitte (§ 22, 1) die Leichtigkeit
und Bequemlichkeit des Transportes hervorgehoben worden. Ein ver-
hältnismäfsig kleines Gewicht kann als Äquivalent grofser LaduDgeo
von Handelswaren dienen. Also ist zu erwarten, dafs in den Zeiten,
wo die ersten Anfänge einer Gold- und Silberwährung sich heraus-
bildeten, auch ein kleiner Gewichtsbetrag als Einheit zu Grunde gelegt
wurde. Eine solche Norm hat in Vorderasien das Sechzigste! in Gold
abgegeben, und zwar sowohl das schwere im Betrag von 16,8 Gr^ als
das leichte von 8,4 Gr. Dieses Sechzigstel wurde, wo nur immer der
Ausdruck eines Wertes, nicht die Bezeichnung eines Gewichtes ge-
geben werden sollte, von der Einheit aufwärts zunächst nicht sexage»-
mal, sondern zu Hunderten und Tausenden gezählt Hundert leichte
Sechzigstel oder fünfzig schwere bildeten eine schwere Mine Goldes;
die leichte Mine wiederum hatte ihre fünfzig Einheitstücke oder bandert
Halbstücke. 1) Dreitausend Sechzigstel, schwere oder leichte, bildeten
wesen zu sein 1000 Ten =« 90,96 Kilogr. SUber zu erheben, üieser SoUbetrt?
muTste zunächst in babylonisches Gewicht umgesetzt werden. Am DiehsleD
liegt der Betrag von 3 königlichen Talenten (§ 42, 9. 16). Diese wiederon ib
Siibergewicht umgerechnet (1 Mine Silbers »> 50 Fflnfundvierzigstel) ergebea
162 Minen Silbers oder 54 Minen für jede einzelne Stadt Effektiv gingen ^^
im ganzen 966 Ten 1 Ket *=> 156 Minen Silbers, also im ganzen 6 Minen wesiger
ein. Auch Lenormant I p. 111 f. sagt, nachdem er das System des leichten
königUchen Talentes (» 60 Minen »- 60 X 60 Shekel zu 8,415 Gr.) dirgesteUt
hat: on mesurait fr^quemment Targent au m^me poids que Tor, surtoat qiDDiod
11 s*agissait de grandes quantit^s, compt^es par mines ou par talenis. ^^>^
der Schuldverschreibung, welche derselbe p. 114 erklärt, ist die Mine SilbcR
zu 60 Shekeln gerechnet, wenn der Prozentsatz von jährlich 25^0, welcher nacb
Lenormant a. a. 0. note 2 in jenen Zeiten der normale gewesen ist, kcrtus-
kommen soll. Wollte man dagegen 50 Shekel auf die Mine rechnen, so würde
ein jaihrlicher Zins von 30^0 sich ergeben.
1) Brandis S. 53—57. 68 f. 99 f. In dem Eindringen des decimalen Systes»
erblickt Meltzer Geschichte der Karthager I S. 12 wohl mit Recht SOT^jJJJi
phönikischen Einflnfs. Die Hebräer kennen von alters her nur das Talent von 3000
Shekeln (§ 44, II) und die Mine von 50 Shekeln ($ 44, 13), welche letztere, «w
Doppelstocke aufgefafst, 100 Einheiten (nach griechischer Bezeichnung DrachiaeD)
11^12. GOLD- UND SILBERWÄHRUNG. 401
ein schweres oder leidites Talent Goldes. Die Bliae blieb also dem
System nach unverändert das Secbzigstel ihres Talentes, sie hatte abei:
nicht y wie im ursprünglichen System, sechzig, sondern nur fünfzig
Einheiten unter sich.^) So scheidet sich die erste Währung in Gold
Ton vornherein durch eine eigene Rechnungsweise und ein eigenes
Talent von dem System der Gewichte scharf und kenntlich ab; nur die
kleine Einheit, das Secbzigstel der Gewichtsmine oder das Fünfzigstel
der Mine Goldes, ist beiden Systemen gemeinsam.
Noch eigentümlicher gestaltete sich die Währung des Silbers. Es
mub im frühesten Altertum eine Epoche und einen Kulturkreis ge-*
geben haben, wo bei gleichem Gewicht das Gold zum zehnfachen Werte
des Silbers gerechnet wurdet); denn von den Zeiten an, wo auf dem
Boden Vorderasiens die ersten Quellen der Tradition uns fliefsen, bis
zum AuCblflhen griechischen Staatslebens läfst sich ungeändert die
entsprechen (§ 44, 15). Wie im arsprünfflichen babylonischen System das könig-
liebe Gewicht neben sich durchgangig das um die Hälfte leichtere hat, so kann
jede Einheit des letzteren Gewichtes unter Umständen wieder ein anderes um
4ie Hälfte leichteres Gewicht aus sich erzeugen. Zu dem Silbertalent, welches
tos dem schweren königlichen Talent abgeleitet ist, gehört ein Stater oder
Sbekel von 22,4 Gr., zu dem leichten ein solcher von 11,2 Gr. (S. 404); wiederum
aber konnte ein um die Hälfte leichteres Talent gedacht werden (Brandis S. 69),
welchem nun ein Shekel tou 5,6 Gr. entsprach. Dies ist der ffiylos MijSixos der
Griechen, von dem also 100 auf die leichte Mine Silbers gingen.
1) Brandis S. 53 f. 56. 68. 99 f.
2) In einer kurzen Abhandlung *Über das babylonische und euboische Talent
^ Herodotos' in den Jahrbüchern für Philologie u. Pädagogik 1862, Bd. 85,
S. 387 ff. habe ich das in der persischen Münzprägung bestehende Verhältnis
zwischen Gold und Silber unter dem Gesichtspunkte einer Währungsfrage zu
bleuten gesucht Damals lagen Brandis' Untersuchungen, welcher bald darauf
^ eigentümliche babylonische Gold- und Silbergewicht so anschaulich darge-
itellt hat, noch nicht Tor. Ich irrte also insofern, als ich den persischen Macht-
haben, welche die Münzprägung übten, Mafsregeln und Anordnungen zuschrieb,
die sdion lange Tor aller Münzprägung im Bereiche der babylonischen Wäh-
niog bestanden hatten. Aber abgesehen davon glaube ich die Vermutung auf-
recht erhalten zu müssen, daüs in Zeiten, welche noch vor der Feststellung der
babylonischen VITährung zurückliegen, das zehnfache Wertverhältnis zwischen
Gold und Silber faktisch und zwar lange genug bestanden hat, um dann als
<Üe Norm für den Ausdruck der Währung beibehalten zu werden. Ob etwa die
Absonderung einer Mine Goldes zu 50 Shekeln von der könislichen Mine zu
60 Shekeln ausgelegt werden darf als ein Versuch, das allmählich eingetretene
swölflache Wertverhältnis zwischen Gold und Silber auszudrücken, mufs dahin-
gestellt bleiben. Genug, von den ersten Anfängen der im obigen dargestellten
babylonischen Währung an begegnen wir dem festen Verhältnis, dafs der Mine
iioldes von 50 Shekeln nicht mehr eine Mine Silbers von 60 solcher Shekel,
sondern eine um noch '/» höher normierte Mine im Gewicht von 66Vs Shekeln
entsprach. Wurde nun dieser Gewichtsbetrag analog mit der Goldmine in 50
Sbekel Silbers zerlegt, so stand 1 Shekel Goldes im Gewicht ffenau gleich,
l*^ Shekel Silbers, im Werte aber, wie von jeher, gleich 10 Shekeln Silbers,
welche zusammen IdVsmal soviel wogen als 1 Shekel Goldes.
Hnltfloli, Metrologie. 26
402 BABYLONISCHES SYSTEM. f^a
Schätzung nachweisen, dafs auf ein GoMstück 10 Silberetücke, auf ein
Goldtalent 10 Silbertalente gehen, i) Allein nicht minder steht es fest,
dafs seit dem Auftreten des babylonischen Wahrungssystems, dessea
Anfänge wir an die Schwelle des zweiten Jahrtausends t. Chr. zu setzen
berechtigt sind (§ 42, 13), das Gold gegenüber dem Silber einen hohera
Wert als den zehnfachen hatte. Es trat also an die damalige Mensch-
l
1) Die Obersicht der nenereo litteratur ist bereits § 30, 1 S. 236 Ann.!
gegeben. Wenn die Sabäer, wie Strabo 16 p. 778 berichtet, wirklich das Gold
nnr zum dreifachen Werte gegen Kupfer und mm doppelten gegen Silber ms-
getauscbt haben, so sind sie damit weit von den Satzingen der alten Kalt»^
Völker Vorderasiens entfernt gewesen. Den Wertansatz l'/s: 1 zwischen Gold
Dnd Silber, welchen scheinbar altagyptiscbe Quellen bezeugen, haben wir oben
({ 41, 10 S. 378 f.) zurfickgewiesen. Doreau de la Malle Economte polit I p. M
setzt als ältestes Verhältnis 6 : 1 bis 8 : 1. Anlangend die zahlreichen Zeugnisse
über das zehnfache Verhältnis zwischen Gold und Silber warnt Lenoroiaot I
149 f. mit Recht Tor der Verwechselung zwischen Aneabea Ober das wirk*
iche Wertverhältnis, wobei also gleiches Gold- und Silbergewicht vorausge-
setzt werden, und solchen Angaben, welche sich beziehen auf vorderasiatiidie
Währungs- und Manzverhältnisse, wo wegen des höheren Silbergewichtes das
nominell zehnfache Verhältnis thatsächlich ein dreizehnundeindrittelfaches tsL
Aus unserer obigen Darstellung ist ersichtlich, dafs die weite Verbreitung des
nominell zehnfachen Verhältnisses und das zähe Festbalten an demselben oidit
erklärlich wäre, wenn es nicht früher zugleich das thatsächliche gewesen wäre.
In diesem Sinne weisen wir also hier in Kürze auf die Zeuniisse aus dem B^
reiche Vordtrasiens hin, während griechische und römische Verhältnisse bereits
oben § 30, 1. 37, 1. 38, 2 behandelt worden sind. In der Zeitschrift für agyft
Sprache 1872 S. 1 1 1 f. bespricht George Smith 20 keilinschrifUiche Kontrakttafeln,
laut welchen für verschiedene in Silber geschuldete Summen die Zahlung in
Gold stipuliert wird. Elf von diesen Tafeln verlangen für 10 Minen Silbers eine
Mine Goldes, bezeugen also, freilich ungewife in welcher näheren Beziehung,
ein ideelles zehnfaches Verhältnis. Eine Tafel veHangt für 1 Talent Silbers
5 Minen Goldes, was, bei gleichem Gewichte, einem zwölffachen Wertverbalt-
nisse entsprechen würde. Demnach haben wir in den je zweimal vorkommee-
den Gleichungen zwischen 10 Minen Silbers und 2 Minen Goldes oder t Talest
Silbers und 10 Minen Goldes fQr Silber das schwere, für Gold das leichte Ge-
wicht vorauszusetzen. Sind im ganzen 16 Zeugnisse unter 20 fSr das zehn-
fache, bez. zwölffache Verhältnis. Bleibt zunächst eine Tafel, wo auf 5 Mine«
Silbers 2 Minen Goldes gerechnet werden, aber das Zeichen für 2 vielleicht als
V« zu lesen ist Wenn in den drei noch übrigen Tafeln das Gold zweimal nor
im doppelten, einmal sogar in ffleichem Verhältnis gesetzt ist, so haben wir in
der Schlufsfordemng einen Aufschlag von 400 ®/o, bez. 900^0 (oder ebenfalls
400 7of wenn wir schweres und leichtes Gewicnt annehmen) über die anfinf-
liche Schuld zu erkennen, was bei besonderem Risiko und für entsprechende
Zeitdauer wohl erkläriich ist. Die Zeugnisse griechischer Schriftsteller behandelt
Brandis S. 63 f. 68. 70 f. 97 f.; wobei Insbesondere Harpokration nni» Jo^t»^^
Xenoph. Anab. 1, 7, 18 (ein Talent gerechnet zu 300 Dtreiken. d. i. zu 300i>
Silberstateren), Kfesias bei Nicol. Damasc Fragm. bist. Graec ed. C Müller vol. DI
p. 363 erklärt werden. Die Stelle Xenophons hat zuerst Qudpo 1 p. 300—392
richtig gedeutet, welchem sich, nächst Brandis a. a. 0., auch Lenormant 1 p. 160
anschliefst. Über Aelian Var. bist. 1, 22 vergl. unten } 45, 9. Endlich erscheint
das zehnfache Wertverhältnis als das normale auch in dem Münzwesen Karthagos
(§ 43, 8. 10).
in, 12. GOLD- UND SILBERWAHRUNG. 408
heh zuerst das Problem heran , die Gehung der beiden Metalle zu
einer geschlossenen Währung zu vereinigen. Die fertige Lösung de»
ProUems liegt uns im babylonischen Systeme Tor, und zwar ist sie so
fein durchdacht, so wohlgelungen, dafs bis zum Verfall alles Münz-
wesens zu Ende des römischen Reiches die Grundztige dieser Aus-
gleichuDg mafsgebend geblieben sind. Das zehnfache Wertverhaltnis
zirischen Gold- und Silberstttck wurde im sprachlichen Ausdruck bei-
kehallen; allein jedes Nominal des Silbers gegenüber dem gleichen
Nominale Goldes um so viel höher ausgebracht, dafs das wirkliche
Wertverhältnis nicht nur erreicht, sondern auch zu Gunsten des Goldes
auf alle Fälle der Schwankung gesichert wurde. Das faktische Wert«
Verhältnis zwischen Gold und Silber hat bei Griechen und Römern,
soweit wir die Spuren verfolgen können, ziemlich konstant dem Zwölf»
focben nahe gestanden. Setzen wir ein ungefähr gleiches Verhältnis
auch für frühere Zeiten und für die vorderasiatischen Reiche voraus, •
so lifet es sich vfohl denken, dafs die Herrscher dieser Reiche, welche
möglichst viel Gold in ihren Schatzhäusern anzuhäufen trachteten, in
Virklichkeit aber die meisten Tribute in Silber empfingen, dem Golde
^e Priponderanz gegenüber dem Silber sicherten, indem sie dem
emeren einen etwas höheren Wert als den zwölffachen des Silbers
verliehen. Dieser Kurs, den wir einen gesetzUchen insofern nennen
<iflrfen, ak er seinen Ausdruck im Silbergewichte fand, ist der dreizehn-
Hodemdrittelfache gewesen. Wir wissen nicht, wann und in welchem
Staate Vorderasiens er zuerst festgesetzt worden ist; aber er hat, wo
nnr immer zuerst entstanden, aUgemeine Anerkennung gefunden.
Sicher hat auch der Grofshandel, der sonst nicht leicht an solche staat-
liche Anordnungen sich bindet, diese Währung gern acceptiert, weil «e
^willkommene Norm zur Ausgleichung der in den einzelnen Staaten
vmcUedentlich gestalteten Währungen diente, in jedem einzelnen
f^ der Preisbestimmung aber keinen nachteiligen Zwang ausübte,
^ ja die Kontrakte und Verschreibungen auf so und so viele Minen
^dShekel entweder Goldes oder Silbers, unter Umständen auch auf
'Talente Kupfers zu lauten pflegten, also eine Schädigung durch will-
^MUbe Wahl des Metalles bei der schUefslichen Auszahlung ausge-
flossen blieb, i)
1) Wie ^e Stipulationen auf Silber und Gold abeeschlossen wurden, ist
^eatongsweise in der Torigen Anm. aus keilinschrifi liehen Kontrakttafeln dar-
9^^i worden. Die von Lenormant I p. 1 13— 122 behandelten Obligationen
^<1 Geldanweisungen (vergl. unten § 42, 14) lauten auf Minen und Shekei Silbers,
26*
404 BABTL(»aSGHES SYSTEM. i tt. ii u.
Es ist nun blofs noch in Kürze festzustellen , in welcher Fom
dieser dreizehnundeindrittelfadie Kurs seinen Ausdruck fand. Wenn
unTerändert 10 Silberstücke auf ein Goldstück gehen sollten, so mulste,
um zu dem Wertverhflltnis von 13Vs zu gelangen, das Silberstflck um
ein Drittel höher als das gleiche Nominal in Gold ausgebracht werden,
oder mit andern Worten, da die Einheit in Gold durch das Sechzig-
ste 1 der Gewichtsmine dargestellt wurde, so mulste die Einheit io
Silber das Fünfundvierzigstel derselben Mine sein. Diesistdie
besondere Silbereinheit, welche wir, im HinbUck auf die spätere Silber-
prägung, den babylonischen Stater oder Shekel nennen dOrfeo. ,
Es gingen also 10 Shekel Silbers zu 22,4 Gr. auf den schweren Shekel
Goldes Ton 16,8 Gr., und 10 Shekel Silbers zu 11,2 Gr. auf defl
leichten Shekel von 8,4 Gr., oder, wie später die Griechen sagten, 20
medische Siglen (jeder gleich einem halben leichten Shekel Silben)
auf den Dareikos (§ 45, 7).
Dies ist die uralte Ordnung für den Wechselverkehr in edleo
Metallen, welche wir als babylonische Währung bezeichnen.
13. Bereits aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts haben wirii
den Annalen des Königs Thutmosis III (S. 374) mehrfache Zeugnisse
für babylonisches Gold- uud Silbergewicht , mag nun der ägypüflche
Eroberer die Tribute in Minen Goldes und Silbers (S. 375 Anm. 1)
oder nach Vielfachen von Gold- und Silbershekeln auferlegt haben.
Demnächst kommt in Betracht die Gewichtsordnung, welcher die
Stämme Canaans schon zu Abrahams Zeiten folgten. Die Shekel Sil-
bers, wie sie im Kaufe gäng und gäbe waren i), sind zwar nicht selbst
babylonisches Gewicht; aber dieses Gewicht bildet die notwendige Yer-
auyetzung für die hebräische Silberwährung. 2) Von besonderer Wich-
tigkeit sind die Platten von edlem Metalle, welche nebst ähnlich g^
stalteten Tafeln von Kupfer, Blei, Zinn, Alabaster und Marmor in deo
Fundamenten des Palastes von Khorsabad gefunden worden sind.')
Der Palast ist unter König Sargon in den Jahren 712 — 706 gebaot
worden ; der König selbst hat, vne die Aufschrillen bezeugen, die He^
Stellung dieser Monumente angeordnet Die goldene und die silberne
Platte (denn mit diesen beiden allein haben wir es hier zu thun) steDe&
eine einzige auf Talente Kupfers. In den oben S 41, 12 erwähnten ägyptisch
Rechnungen wird der Zins auf Silbershekel in Ten Kupfers ausgewoma.
1) 1 Mos. 23, 15 f., Levy Gesch. der jüdischen Münzen S. 8 f., Brandts S. 71
2) Brandis 8. 87 und vergL unten § 43, 2. 44, 11.
3) Queipo I p. 283 f. 292, Brandis S. 90 f., Duncker Geschichte desAllcf
tums II, 5. Aufl., S. 332.
1 41. 13. 14. EDLE METALLE ALS WERTMESSER. 405
sowohl in ihren Dimensionen ab in ihrem Gewicht und in ihrem Wert
eine fein berechnete Synmietrie dar. Ihre Kanten, welche auf sexagesi-
male Teile der £lle normiert sind (S. 386 Anm. 2), Terhalten sich wie
2:3, ihre flachen Seiten also wie 4:9, ihre Gewichte sollen stehen
wie 3 : 8 (die Silberplatte ist verhflltnismüfsig etwas zu leicht ausge-
kommen), ihi*e Werte nach babylonischer Währung entsprechen sich
wie 5:1, die Zahlen ihrer Gewichtseinheiten endlich, nämlich 10
schwere Shekel Goldes zu 16,7 Gr. und 20 Shekel Silbers zu 21,931
Gr., wie 1 : 2. Die Kombination der beiden letzteren Verhältnisse er-
giebt die babylonische Währung, wie wir sie oben (§ 42, 12 a. E.) dar-
gelegt haben.
BedQrfte es noch weiterer Zeugnisse für diese Währung, so würden
dieselben in reichster Anzahl aus allen erstmaligen und Ton einander
unabhängigen Münzprägungen babylonischen Fufses im ganzen Ge-
biete Vorderasiens entnommen werden können. ^
14. Die Zahlung des Preises, mochte er nun für ein liegendes Gut
oder eine Ware oder eine Leistung ausbedungen sein, erfolgte durch
Zq wägen. Das Wort saqd (shaqat) bedeutet in den Keilinschriften
gerade so wie in den heiligen Büchern der Hebräer sowohl wägen
ab zahlen.^) Das Gewicht, sheqelj ist zugleich die Bezeichnung
für die Einheit, auf deren Vielfaches der Ausdruck der zu zahlenden
Samme lautet s); kleinere Gewichtstttcke, wie sie der Kleinverkehr er-
fordert, gelten als Teile dieses Shekels.*) TaXavra xal ^vyd^ d. i.
'Talente und Shekel von gutem Gewicht' etwa in dem Sinne von
*barer Münze' im Gegensatz zu eitelen Vorspiegelungen , lautete noch
io späterer Zeit die griechische Übersetzung eines aus dem Oriente
überkommenen Sprichwortes.*)
Das Zuwägen entschied endgültig die Richtigkeit der Zahlung bei
1) VergL Brandis S. 61 ff. 87 f. 138 ff.
2) Lenormant I p. 111. Smith Zeitschr. f. ä^pt. Sprache 1872 S. 112 deutet
^ Form nikkaUu als Veighinff', in dem Sinne, 'that for eyery certain sum
of aher failed in, a snm of gold shoald be weighed er paid*. Die Stellen des
>Iten Testamentes, wo von der Wage and dem Zuwägen des Geldes die Rede
'^ werden behandelt von Gavedoni Biblische Numismatik, dbersetzt von A. t.
^erlbof, S. 9 — 14, Levy Geschichte der jüdischen Münzen S. 10, Schrader in
Biduns Handwörterbuch des biblischen Altertums unter dem Worte Geld.
3) S. das Nähere unten ( H tti nnd vergl. Levy S. 8. 10, Brandis S. 72 f.
78 mit Anm. 5.
4) Lery S. 13 f., Brandis S. 59.
5) Obige Deutung habe ich aus den lückenhaften Notizen bei Hesychios,
'^tios und Suidas unter Ztonv(fov raXapta in Verbindung mit Herod. 3, 157:
f^^^opTK Si fiiv oi BaßvXfovun roUn inea ra ^^ya ntt^BXOfuvov ofAoXa
««abinicrt
406 BABYLONISCHES SYSTOL fi is. 14.
allen gröberen Sununen, im Falk des Zweiiek auch bei UeinereB.
Aber der gewOfanlicbe Verkehr bat in Vorderasien, ganz ähnlich wie
in Ägypien (S. 377), frühzeitig von dieser umständlichen Formalitit
sich befreit GrOJaere Barren Ton konventioneller Form i) mOgea oft
genug auf Treu und Glauben aus einer in die andere Hand gewandert
sein, ohne jedesmal nachgewogen zu werden. In noch weiterem Um-
fange gilt dies von deigenigen Barren, welche Shekel und Teile des
Shekels darstellten, kleinen MetallstQcken, die wir uns als fast kugel-
förm^ oder oval, jedoch mftisig abgeplattet zu denken haben. ^) Sicher
genug wurde das Stück von der Hand des Empfängers gewogen; flbe^
dies war sein Auge durch immer wiederholte Übung wunderbar ge-
schärft für alle die feinen Merkmale, an denen trotz des mangelndei
Stempels das echte und gute Stück von dem gefälschten ad^ minder
1) Cber Barren in Gold und Silber, Kupfer, Blei und Eisen handeln Btn&
S.76— 80, Lenormant I p. 90—102. tOS— tll. 112 f., nnd insbesoodere Aber die
Barren in Ringform Brandts S. 80—83. Lenormant p. 100—108. Die Qbliche
Form der Barren wird sehr gut durch die Beieicnnnng *Ziegel' angedeutet
(Lenormant p. 00); treffend fttr einen klekieren Barren ist auch die Ideneana^
jffoldene Zonffe, fAnfzig Shekel wert am Gewicht' Jos. 7, 21. Die assyriscka
Könige, welche seit Beginn des 9. Jahrhonderts Syrien und seine Nebenlioder
immer Ton neuem mit bieg Aberzogen, fahren in ihren Siegesberidileo Sflbch
Gold- Blei- und Kupferbarren auf, ffanz ihnlieh wie frfiher die igyptiadNa
Könige (MelUer Gesch. der Karthager 1 S. 23. 423 f.). Den Gewichtsfufo der Silber
ringe, welche wiederholt in den &g3rptischen Tributlisten erscheinen, hat raerst
Brandis S. 80 f. zu bestimmen versucht. Er fand, indem er xugleidi das Gewicht
der Eisenbarren berflcksichtigte, für letztere einen Puls von 200 Sedizigiteb
der leichten babylonischen Mine, und f&r die SUberringe den doppdten Mtnf.
Doch sind diese 400 Sechziastel in babylonisches Silbergewicht mnioreeiiBCi,
nach welchem sich 300 FOnfundvierzigstel, also gerade 6 Minen Silbers fttr des
Barren ergeben (yergl. S. 375 Anm. 1). Anders Lenormant p. 103, der, ausgehesi
Ton seiner höheren Eyaluation des ägyptischen Ten, 5 Minen phöoinselwa
Silbergewichtes (-• 250 Shekel zu 14,53 Gr.) herausbringt Wenn wir beita
Ansätzen das von uns oben { 41, 8 bestimmte Gewicht des Ten zu Qnak
legen, so erhalten wir im Sinne von Brandis eine babylonische Mine Sübeit
von 570,4 Gr. und im Sinne. Lenormants eine phönikische Mine von (HM,4 Gr.,
also im ersteren Falle ein Übergewicht, im letzteren ein bedeutendes Manko
jgegen die normalen Ansätze § 42, 15 und § 43, 2. Der Gewichtsfnfs derOoU-
ringe ist bereits oben (S. 375) besprochen worden.
2) Lenormant I p. 112 f. begrenzt mit Recht das Umlaufsgebiet der Bairca
in Ringform; dasselbe habe aufser Ägvpten (nebst Afrika und den Landern des
' fernen Westens) nur noch Syrien, und zwar letzteres blofs während der ägyp-
tischen Yorherrschaft, umfafst Für den Kreis der babylonisch-assyrischen Kmtor
gelte ^e massige, fast kogelfSrmige Gestaltung der Barren von kleinem Gewicht,
quelque choie d'anälogtie aum ÜngoU de forme ovotVfe Ug^rement apiatie cif
nau* renconiroTu ä Vorigine du monnayage de la Lydie, Dafs diese Shw
und ihre Teilstücke nicht bei jedem einzelnen Kauf gewogen, sondern hinge-
zählt wurden, weist derselbe p. 108 f. aus mehreren Stellen des alten Tests-
mentes nach. Dazu kommt die Analogie der ägyptischen Verhältnisse 0^41, 10)^
und der Vergleich mit der Metalldrkulation, wie sie noch heutigen Tages in
China herrscht (Lenormant p. 109f.; vergl. oben S. 399 Anm. 1).
I a 14. 15. ÜBERSICHT DER GEWICHTE. 407
gaten unterschieden werden konnte; endlich sah man sich nicht blofs
das empfangene Geld, sondern auch den, der es zahlte, an, und wurde
durch den Satz 'ein guter Kunde zahlt in gutem Gelde' ebensowenig
getäuscht, als es seit Erfindung des gemünzten Geldes und der Geld-
wertzeicben bis auf den heutigen Tag der Fall ist
Wie zahlreiche Keilinschriften auf Backsteintäfelchen von abgo-
jriatteter cyHndertfhnlicfaer Form bezeugen, bestand bereits in der
Epoche vom 9. bis zum 7. Jahrhundert, wdu^heinlich aber schon
weit firQher, in ausgeddmtester Weise der Gebrauch von Schuldver-
Schreibungen mit genauer Zinsenberechnung , GeManwetsungen und
selbst Wechselbriefen. 0 Der fortgeschrittene Handelsverkehr hatte abo
bereits zu einem genau geregelten Kreditwesen geführt und von der
Umständlichkeit der OberfUhrung der baren Kaufsumme von einem
zom andern Platze sich befreit, was sicher nicht möglich gewesen
wäre, wenn nicht die Normen der babylonischen Währung das in
Stücken bestimmten Gewichtes ausgebrachte Wertmetall so vollkom-
men, als vor Erfindung der Münze nur immer möglich war, zu einem
Äquivalente des Geldes gemacht hätten.
15. Wir lassen nun eine Übersicht des babylonischen Gold- und
oad Silbergewichtes 2), sowie eine Vergleichung jener alten Werte mit
beutigem Gelde folgen.
Das Talent Goldes war aus dem Sechzigstel der königlichen Mine
mit der Modifikation abgeleitet, dafs bereits 50 Sechzigstel eine Mine
Goldes und 60 solcher Minen ein Talent GoMes bildeten.
Es veiiiielt sich also das Talent Goldes zum königlichen Talent
wie 5 : 6, uad ebenso die Mine Goldes zur königlichen Mine.
1) Unter Hinweis auf eine Untersuchung Opperts über die Imcriptions cam-
nerciales atsyriennes in der Revue Orientale et am^ricaine behandelt Lenor-
iMDt 1 p. 113 — 122 eine Aniahl keilinschriftlicher Dokumente, d^en mehrere
▼OD ihm zuerst übersetzt werden. Oberhaupt ist biijetzt nur ein vorläufiger
Anblick in dieses interessante Gebiet eröffnet, dessen weitere Durchforschung von
Oppert, Lenormant und Menant in den von letzterem in seiner Biblioth^que du
puait de Ninive, Paris 1880, p. 66 ff. angeführten Werken gefördert wird. Lenor-
.mint unterscheidet sechs Arten von Yerschreibungen, welche von der einfachen
Obligation zu der auf einen Dritten übertragbaren Yerschreibung, zu der auf
dnen anderen gezogenen Zahlungsanweisung, endlich zum förmlichen Weclisel
taisteigen. Die altigyptischen Quittungen mit Zinsenberechnung, welche eine
entfernte Ähnlichkeit mit diesen babylonisch -assyrischen Dokumenten haben,
nad oben J 41, 12 kurz erwihnt worden. Nach Ausweis der früher zugäng-
lichen Utteratur war bekanntlich als ältestes Beispiel einer SchuldverschreUNm^
die im Buche Tobias 1, 17 und 4, 21 erhaltene Überlieferung aus assyrischer Zeit
anzuführen.
2) Vergl. auch die allgemeine Übersicht über dit Gewichte in Tab. XXIL
Gewicht
Goldes
schweres:
Talent 50,40 Kilogr.
9
Mine 840 Gramm
n
Shekel 16,8
9
Veo Shekel 0,28 ,
Talent 25,20 Kilogr.
leichtes:
it
Mine 420 Gramm
9
Shekel 8,4
9
Vto Shekel 0,28 „
'408^ BABYLONISCHES SYSTEM. fais.
Aus dem Sechzigstel der kOnigUcheii Mine wurde im Verhiitnig
ron 3:4 der Silbershekel abgeleitet, von welchem 50 auf die Mine
Silbers, 3000 auf das Talent Silbers gingen.
Es verhielt sich also das Talent Silbers zum Talent Goldes wie
4:3, zu dem königlichen Talent wie 10 : 9, und ebenso die Mme
Silbers zur Mine Goldes und zur königlichen Mine.
Dem Gewichte nach gingen also auf das königliche Talent 60
königliche Minen oder 72 Minen Goldes oder 54 Minen Silbers; ferner
auf dasselbe 3600 Shekel Goldes oder 2700 Shekel Silbers.
Diese Verhältnisse gelten selbstverständlich sowohl für das schwere
als das um die Hälfte leichtere Gewicht.
Silbers
67,20 KUogr.
1120 Gramm
22,4 .
33,60 Kilogr.
560 Gramm
1^2 ,
Wenn man Gold gegen Gold gleichen wollte, so würden sich als
Wertausdrücke nach heutigem Gelde ergeben für das leichte Talent
Goldes 70 310 Mark, für die Mine 1172 M., für den Shekel 23 M.44Pf.
Indes ist zu erwägen, dafs nach den verschiedensten Zeugnissen
nicht nur bei den Phönikem und Hebräern, sondern auch im übrigen
Vorderasien das Silber vorherrschte, ferner, dafs sowohl für die frühere
Kultur Ägyptens als für die spätere der Hellenen die Silberwährung
allein mafsgebend ist, also der bequemeren Vergleichung halber —
und auf eine solche relative Bestimmung der Preisverhältnisse kommt
es ja allein an — auch fUr die babylonische Währung das Silber zu
Grunde zu legen ist.
Wir gleichen demnach babylonisches Silbergewicht mit dem-
jenigen Silberwerte, welchen in deutscher Münze der Thaler, in franzö-
sischer Währung das schwere Silbergeld darstellt (§ 4, 4), und fQgen
den Ausdrücken nach babylonischem Silbergewicht zugleich die gleich-
wertigen Bezeichnungen nach Goldgewicht bei, welche, wie wir oben
(§ 42, 12) gesehen haben, auf einem idealen Verhältnisse des Goldes
zum Silber wie 10 : 1 und auf einer dem damals faktischen Kurse an-
genäherten Währung von 13 Vs ' 1 beruhen.
Es wird genügen die Werte nach dem leichteren Gewichtsystero
.aufzuführen: .
»42,16. BABYLONISCHES UND ÄGYPTISCHES GEWICHT. 409
10 Talente Silbers »« 1 Talent Goldes = 60480 Hark
1 Talent „ = 6 Hinen ^ = 6048 ^
10 Minen „ =1 Mine ^ »» 1 008 ^
IMine „ = 5 Shekel „ — 100 „ 80 Pf.
lOShekel „=1 „ „=- 20„16„
1 „ „ ™ Vio « „ = 2 „ 2 „
Vs J) » = V30 „ w == — „ 67 „ .
16. Zum Schlüsse berflbren wir noch zunächst die Gleichung
zwischen ägyptischem und babylonischem Gewicht, welche aus dem
Hohhnafse sich entnehmen läfst. Wenn die Annahme richtig ist, dafs
sowohl Ägypter als Babylonier ihr Hohlmafs nach dem Gewichte be-
stimmt haben (§ 41, 7. 42, 8), und wenn ferner das babylonische Epha,
welches ohne Zweifel von der ägyptischen Artabe abgeleitet ist, der
letzteren als absolut gleich gesetzt werden darf, so erhalten wir gemäfs
den früheren Angaben den Ansatz
400 Ten »» 1 Vs leichten königUchen Talente,
d. i. 1000 Ten »« 3 königlichen Talenten =: 180 königlichen Minen,
oder 1 Ten « lO^/» leichten Shekeln Goldes.^
Es ist schon früher angedeutet worden, dafs diese oder eine ähn-
lich ausgedrückte Vergleichung den ägyptischen Eroberem vorge-
schwebt haben mag, wenn sie Kontributionen und Tribute nach baby-
lonischem Gewicht auferlegten 2); insofern jedoch eben diese ältesten
1) Die weiteren Gleichungen: 1000 Ten » 216 Minen Goldes » 162 baby-
lonischen Minen Silbers, nnd 1 Ten « SVio babyl. Silbershekeln sind bereits
oben S. 375 Anm. 1 angeführt worden. Die dort ebenfalls entwickelte Lenor-
nantsche Gleichung: 1 Ten «=> S'/o babylonischen Shekeln rundet sich ab zu dem
Satte: 1 Ten «: 9 babyl. Shekeln » 12 Shekeln Goldes, wenn man mit Brandts
S. 37 das Wassergewicht des babyl. Maris => 1 leichten babyl. Silber talente,
mithin 1000 Ten « 3 Silbertalenten « S'/s königl. Talenten setzt. Nichtsdesto-
weniger sind diese verlockenden Ansätze zurückzuweisen. Denn, ausgehend von
dem Ten ^ 90,96 Gr. erhält man nach Brandis* Annahme für das Silbertalent
oor 30,32 Kilogr. statt 33,60 Kilogr., wie oben § 42, 15 berechnet ist, oder
statt 32,7 bis 33,6 Kilogr., wie Brandis S. 160 annimmt, und der babylonische
SUberstater kommt auf nur 10,11 Gr., das königliche Talent auf nur 27,28S
Kflogr., der Shekel Goldes endlich auf nur 7,58 Gr. aus, was alles mit dem
Befand der ältesten Gewichtstücke und Münzen in entschiedenem Widerspruche
steht (1 42, 10). Legt man dagegen zur Fixierung des babylonischen Gewichtes,
tasgehend von dem eben angeführten Gewichte des Ten, die von mir ange-
genommene Bestimmung des Maris zu 1 königlichen Talente Wassergewicht
ZD Grande, so ergeben sich für das königliche Talent 30,32 Kilogr., d. i. fast
Renan der von Brandis demselben zugeschriebene Betrag von 30,30 Kilogr. (oben
9* 398 Anm. 1), welcher in diesem Handbuch mit Rücksicht auf die erhaltenen
Gewiehtstücke nur um eine Kleinigkeit geringer, nämlich auf 30,24 Kilogr., an-
gesetzt worden ist.
2) Vergl. S. 375 Anm. 1 und S. 399 Anm. 2.
410 BABYLONISCHES SYSTEM. f a 11.
Tributlisleo die eingegaDgeneii Scbiltze ledigHch in agypüschem Ge-
wicht und xwar 10 Betragen aufführten, welche keineswegs genau mit
dem soeben vorausgesetzten Verhältnisse stimmen, warnen sie zugleich
vor dem Versuche, etwa das babylonische Gewicht nach dem ägyp-
tischen, oder umgekehrt, fixieren zu wollen. Vieknehr mOge esdaki
sein Bewenden haben, dafs, wie in diesem Handbuch geschehen ist,
jedes Gewichtsystem fttr sich nach den eigenen, uns noch eriiiltenen
undvoraussichüich zuverlässigsten Monumenten festgestellt wird. Nach-
träglich mOgen dann die aus anderweitigen Kombinationen berechneteD
Werte zur Kontrolle herbeigezogen werden. 0 In diesem Sinne werdet
wir auch weiter unten (§ 46, 12. 18) das babylonische Gewicht mit dem
von Solon festgesetzten attischen vergleichen.
17. Aufserdem ist anhangsweise zu diesem Abschnitte noch ia
Kürze festzustellen, dafs aus der Vergleichung der ägyptischen mi
babylonischen Hohlmafse nicht etwa auf einen wesentlichen ünte^
schied der beiderseitigen Ellen geschlossen werden darf. Wir haben
früher dem Kubus der ägyptischen Elle 4 Artaben Inhalt und eia
Wassergewicht von 1600 Ten, dem Kubus der babylonischen EDe
5 Maris Inhalt und ein Wassergewicht von 5 kOnigL Talenten zugeteiit
(§ 41, 7. 42, 8). Schliefeen wir von diesen Ansätzen zurück auf das
LängenmafSs, so erhalten wir zwischen ägyptischer und babylonischer
Elle nach dem Inhalte der Kuben das Verhältnis ^^145,80 : "^151,55,
nach den Wassergewichten "^145,53 : ]^151,20, mithin, reduciert aof
die ägyptische Elle ab Einheit, übereinstimmend das Verhältnis 1 : l,0i3i
und berechnen hiemach, ausgehend von den 525 Mfllim. der ägyp-
tischen Elle, für die babylonische Elle einen Betrag von 532 KiDiDk
Das ist aber ein so geringer Unterschied (er macht nur Vs derFingef'
breite einer alten Elle aus) , dals er in der Praxis schwerlich in 6^
tracht kam.
Nun könnte man aber einwenden , die soeben fUr Hohlmals und
Gewicht gesetzten Werte seien nicht hinreichend sicher und es rntte»
1) Je nachdem wir das Sgyptiscbe Ten mit Ghtbaa ni 90.717 oder! 1,375 (iC«
oder mit Lepaius zu 90,9&9 Gr. ansetien (S. 373 Aom. 1), erhalten wir nach des
oben angenommenen YerblltnEs ein leichtes kdnifflidiea Talent v»n 90M ^
30,46 oder 30,32 Gr. und eatnebmen daraus, indem wir den höheren Ghabt**
sehen Wert als weniger gesichert aneh rdativ weniger in Rechnaog lieh^^
dafs das babvlonisdM Gewiehi nach igyptiacher Norm wahcscheiBliek aic»
unter 30,30 lülogr. sesetst werden darf. Umgekehrt berechnen sich aas aen
S. 398 Anm. t aufgeführten Werten des grofsen königlichen Talentes der Bcifte
nach folgende Betr&ge des Ten: 90,60 Gr., 90,72 Gr., 90,81 Gr., 90,90 Gr.
.1 4t, 17. 18. ELLE UND HOHLMASS. 411
«ur Ermittelung des Verhältnisses eine systematisdie Yergleicbung ge*
«ncht werden. Wenn wirklieb die ägyptische Knbikelle 4 Artaben und
die babylonische 5 Maris enthalte, so können die beiden entsprechen-
den Längenmalse nicht genau gleich sein, denn eine Artabe enthalte 72
Secbiigstel des Maris (§ 42, 7, Tab. XXI), also die ägyptische Kubikelle
288, die babylonische 300 Sechxigstel; die Ellen müssen sich also ver*
halten wie f^288 : f^300. Ganz richtig; rechnen wir aber dieses Ver-
hältnis aus und setzen wiederum die ägyptische Elle als Einheit, so
erhalten wir 1 : 1,0137, und weiter für die babylonische Elle ebenfalls
den Betrag von 532 Millim.
Es ergiebt sich also, mögen wir nun ägyptische Artabe und baby-
lonisches Epha als absolut gleich setzen, wie soeben geschehen ist,
oder mögen wir die geringen Differenzen annehmen, welche in diesem
flandbuche zwischen den beiderseitigen Mafsen gesetzt sind, dafs in
jedem Falle das Längenmafs in gleicher Weise herauskommt, nämlich
eine babylonische Elle, welche rechnungsgemäfs um 7 Millim. gröfser
ist als die ägyptische, in der Praxis aber nicht merklich von der letz-
teren sich unterschied.
18. Ja es ist noch eine weitere, in ihren Konsequenzen über-
raschende Kombination hinzuzufügen, welche einerseits die wesent-
liche Identität der ägyptischen und babylonischen Elle bestätigt, an-
dererseits zeigt, inwieweit die beim Längenmafs nicht bemerkbare
Differenz dennoch beim Hohlmals hervortrat
Wir behaupten nämlich, dafs in gleicher Weise der Kubus der
EUe von 525 MÜlim. wie derjenige von 532 Millim. sowohl in 288 als
in 300 Teile zerlegt worden ist und daraus drei verschiedene Mafsein-
heiten in der regelmäfsigen Progression 24 : 25 differenziert wor-
den sind.
Einzuschieben ist zunächst die Begriffseiiclärung der Einheit,
welche wir der Deutlichkeit halber einführen. Wenn man, wie vorher
geschehen, die Artabe, sei es genau oder sei es möglichst nahe, gleich
iV& Maris setzt, so ist das Zweiundsiebzigstel der Artabe gleich dem
Sechzigste! des Maris, und dieses Mafs nennen wir die Einheit Diese
Einheit ist in der vorhergehenden Darlegung teils 288-, teils SOOmal
genommen, und es sind aus dem so gebildeten Raummafse zwei um
^n geringes verschiedene Längenmafse abgeleitet worden. Umgekehrt
bilden wir nun aus jedem dieser beiden Längenmafse den Kubus und
leiten aus jedem der beiden Kuben sowohl Vsss als Vsoo als Einheit
412 BABYLONISCHES SYSTEM. fdl.
ab. Es ist klar, dafs wir auf diese Weise 3 verschiedeDe Einheiten
erbalten, die wir nacb ibren Beträgen in aufsteigender Reibe ordnen:
(A) Der Kubus von 525 MiUim. —i 144,70 Liter wird in 300 Teile
zerlegt; dies ergiebt eine Einheit im Betrage von 0,482 Liter.
(B) Der Kubus von 525 Hillim. wird in 288 Teile, oder der Knbns
von 532 Hillim. — 150,63 Liter in 300 Teile zerlegt; dies ergiebt ab
Einbeit 0,502 Liter.
(C) Der Kubus von 532 Millim. wird in 288 Teile zerlegt; dies
ergiebt als Einbeit 0,523 Liter.
Es folgt unmittelbar, dafs sowobl die Einbeiten A : B als B : C zu
einander sieb verbalten wie 24 : 25, also B um V34 grofser ist ab A,
C um V24 gröfser als B, endlicb C nabezu um 7t 2 gröfser als A.
Die Einbeit B ist keine andere als das babylonische Seebzigstel,
welches in diesem Handbuch nach dem Gewichte 0 und im Vergleich
mit dem ägyptischen Mafse auf 0,505 Liter gesetzt ist. Die geringe
Differenz mit dem eben berechneten Betrage kommt nicht in Betracht,
wie bereits früher (S. 394) gezeigt worden ist.
Legen wir den Wert B »= 0,505 Liter zu Grunde, so entwickeb
sich aus den Einbeiten A, B, C folgende drei Reihen von Mafsbeträgen,
die wir der Obersichtlicbkeit wegen nach der festbestinunten GrOfse
des römischen Sextar (= 0,547 Liter) ausdrücken. Auch fügen wir
versuchsweise eine vierte Reibe D hinzu, deren Einheit als das vierte
Ghed derselben Progression zu denken ist.
A B G D
Persische Artabe 96 100 (104) — Seitare
Ägyptische Artabe, babyl. Epha 64 66^/3 (69V3) 72 „
Maris 53Vs 55V2 — 60 „
Saton 2IV3 222) _ 24 ^
1) Es mag hier beiläufig bemerkt werden, dafs nur die Einheit B und die
im Folgenden hinzuzufOgende Einheit D in organischer Beziehung zu den Ge-
wichten stehen. Denn ein Maris nach der Einheit A entspricht einem köniff-
lichen Talente von nur 320 Ten (statt 333V3 nach { 42, 16), und weiter wMe
ein solches Talent -> ^^/9 attischen Talenten «-> 29,107 Kilogr. sein, und das
aus diesem königlichen abzuleitende Goldtalent würde 24,256 Kiloffr. betrageo.
Das ist aber entschieden zu wenig, denn der dazu gehörige Goldstater liltte
ein Gewicht von nur 8,085 Gr. (sUtt 8,4 Gr. nach § 42, 10. 45, 10). h den-
selben Verhältnis würde die Einheit G zu hohe Gewichte ergeben. Ja auch
dann noch, wenn man in der obigen Beihe G der HohlmaÜBe statt der 104 Sextait
der persischen Artabe 102 Sextare (gemafs Herodots Bestimmung) setzt, erbilt
man ein wohl zu hohes Goldgewicht, nämlich 25,7 Kilogr. für das Talent und
8,57 Gr. für den Goldstater (vergl. § 45, 10).
2) Abgerundet statt 22 Vs; ahnlich in der Zeile Torher 55>/t statt 55*/t.
I ai8. ELLE UND EINHEITEN DES HOHLMASSES. 413
Die Reihe uater A ist durchgängig in griechischen Quellen be-
xeugt Auf 96 Sextare kommt die persische Artabe nach der Schätzung
Polyäns (§ 45, 3. 46, 16, U). Einem Epha von 64 Sextaren entspricht
als Hälfte der grofse Modius der Pontiker (§ 50, 6), ferner das syrische
tolhxd^ov nach der Schätzung zu 24 alexandrinischen Sextaren (§51,4)
und der modius kastrmm der Römer (§ 53, 14). Der Maris von 53 Vs
Sextaren erscheint als jüngere Artabe in der römischen Provinz Ägyp-
ten (§ 53, 12 a. E.); endlich das Saton von 21 1^ Sextaren ist der weit
verbreitete sicilische oder provinziale Modius (§ 46, 16, II).
Nach derselben Einheit A gerechnet war die persische Artabe dem
attischen oder sicilischen Medimnos gleich, wie sie auch geradezu sici-
lischer Medimnos genannt wurde (§ 56, 2). Nach orientalischer Ober-
lieferung hatte dieser Medimnos unter sich 4 Vi Sata oder Modien, nach
griechisch-römischem System gehörte ihm zu als Dreiviertelmafs der
attische Melretes, als Hälfte die römische Amphora, als Drittel der
modius kattrensis, als Sechstel der römische Modius.
Die Reihe unter B hat, wie schon bemerkt, den genauen aus dem
Gewicht abgeleiteten Betrag des Sechzigstek zur Einheit. Ihr gehören
alle normalen ägyptischen, babylonischen, phönikischen und hebräi-
schen Mafee zu. Sie ist zugleich diejenige, in welche die Römer die
ahägyptische Artabe als Ohnafs von 66^/3 Sextaren, desgleichen das
phOnikische Bath, femer den Maris als provinziales Mafs von 55 bis 56
Sextaren eiogeordnet haben, welchem letzteren als Hälfte ein Modius
TOD 28 Sextaren, als zwei Fünftel oder Saton ein Modius von 22
Sextaren entsprach (§ 51, 4. 53, 15. 16). Die Vergleichung der per-
sischen Artabe mit 100 Sextaren ist zwar nicht direkt überliefert, wohl
aW indirekt bezeugt durch den provinzialen Modius von 25 Sextaren
(153,15).
Nach der Einheit C müfste die persische Artabe 104 Sextare oder
52 attische Choiniken enthalten; Herodot teilt derselben aber niur 51
Choiniken zu (§ 45, 3). Das persische Mals überstieg also nicht ganz
in demselben Verhältnis das normale babylonische, wie die Mafse der
Einheit A hinter den normalen babylonischen zurückblieben. Dafs
die Bestimmung der persischen Artabe nach attischem Mafse , welche
Herodot bei seinem Aufenthalte in Babylon , sei es auf eigene Veran-
staltung durch Nachmessen, sei es nach sicheren Berichten ermittelte^),
1) Zu der Zeit, als Herodot in Babylon war, gingen dem Satrapen Tritan-
tichmes täglich Silbertribute im Betrage einer fuartf aozaßfj ein (Herod. 1, 192).
IHese aoÜBerordentlich hohe Summe veranlalste offenDar den gewissenhaften
414 BABYLONISCHES SYSTEM. f tt. i».
eine luveiiäMige war, beweist die Exitteoz eines provinzialenHedimnos
▼OD 102 SexUreo noch in epfltrömiscber Zeit (§ 53, 13). Ja wir luJbei
nun weiter der persischen Artabe zuzuordnen nicht blofs ein Viertd,.
entsprechend dem zur Reihe B erwähnten Modius*), sondern auch ein
Sechstel von genau 17 Seitaren und ein Zwölftel von S'/s Seitaren.^
Letzteres Mafs ist nichts anderes als die persische Addix, deren Ein-
ordnung in das System als Mafs von 9 babylonischen Secbzigstdn
(§ 45, 4) durch die eben angestellten Vergleichungen bestätigt wird.
Wenn die persische Artabe, wie Uerodot bezeugt, 51 attische
Choiniken enthielt und aufserdem, wie im babylonischen und attischen
System, eine geregelte Beziehung zwischen Lungen- und Hohlmals be-
stand, so betrug die persische Elle gegen 529 Millim., und setzt man
weiter dieses Ergebnis in Beziehung zu der ebenfalls von Herodot her-
rührenden Vergleichung zwischen königlicher und gemeingriechischer
Elle, so erhalt man fttr die persische Elle den möglichst gesicherten
Mittelwert von 530 Millimeter. »)
Die Reihe unter D entspricht, wie auf den ersten BUck zu er-
sehen ist, dem attischen System. Die zu Grunde hegende Einheit ist
im Vergleich zur Einheit B um Vi 2 gesteigert. 4) Aus der ägyptischen
Artabe ist also geworden der attische Metretes, später die Ptolemäische
Artabe (§ 46, 16. 53, 11), aus dem Maris ein Mafs von 10 Choen, aus
dem Saton das Anderthalbfache des Hekteus oder Modius. Das Doppelte
des Saton hat sich umgestaltet zur römischen Amphora, das Vierfoche
zum attischen Medimnos.
Forscher zur genauen Feststellung des persischen Aflafses, welches dem onge-
flhren Gehalte nach ihm schon aus seiner Heimat bekannt war.
1) Dieses Viertel, welches gemäfs der Einheit B als Maus von 35 Sextaren
bezeugt ist, würde als gesteigertes persisches Mafe gleich 25 Vs Sextaren oder
51 attischen Kotylen sein.
2) Vergl. § 45, 3 a. E. 48, 8. 53, 15 a. E.
3) Nach dem oben § 10, 4 entwickelten Verhältnisse konunen 136 Ghoinikeo
a 148,8 Liter auf den Kubus der orientalischen Elle, wonach für die Elle selbst
529,9 Millim. sich ergeben. Oder wir eehen aus Ton dem anderweit bestinrntea
attischen Fulse von 30S,3 Millim. und berechnen nach dem a. a. 0. nachge-
wiesenen Verhältnis 3: 2f^ für die persische Elle 528,5 Millim.; also wah^
scheinlicher Durchschnittsbetrag nach dem Hohlmafs gegen 529 Millim. An-
dererseits sind oben S. 388 Anm. 1 aus dem gemeingrieehischen Längennafte
für die persische Elle 531 Millim. berechnet worden; also sind 530 Millim. ein
möglichst zuverlässiger Mittelwert.
4) Das Nähere wird weiter unten § 46, 13 entwickelt, auch in einer An-
merkung am Schlüsse jenes Abschnittes noch besonders gezeigt werden, daft
das Verhältnis zwischen den Einheiten B und D, welches gemälis der Feststel-
lung der obigen Reihen mathematisch genau 24* : 25* lautet, nach einer festen
Näherungsformel vereinfacht wurde zu 12: 13.
f 42. 18. 43. 1. PHÖNIiOSGHES SYSTEM. 416
Weiter wird die Vergleichung der Hohlmafse des Altertums, und
mr nach Mafsgabe des attischen Systems, in einem späteren Ab-
schnitte (S 46, 1&— 18) ausgeführt werden.
I 43. PhönikUchei, alUyrUchei und karthagisches System,
1. Ober das phOnikische Längenmafs ist keine Kunde auf uns
gekommen. Da jedoch feststeht, dafe die königliche ägyptische und die
babylonische Elle einander gleich waren, und es femer wahrscheinlich
ist, dais dieses Mafs von Ägypten nach Babylonien, nicht umgekehrt,
gewandert ist (§ 42, 5), so haben wir die PhOniker als die Vermittler
der Übertragung uns zu denken 0, mithin ihnen selbst das gleiche
EUenmals zuzuschreiben. Auch Syrien hat von alters her dieselbe Elle
gehabt, wie aus dem Zeugnisse eines späteren Schriftstellers hervor-
gehl (§*51, 1). Aber auch in Hinsicht der übrigen Längenmafse ist es
nicht denkbar, dafs die PhOniker abgewichen seien von den Normen,
welche dem babylonischen und dem hebräischen Mafse gemeinsam
sind. Wo etwa diese beiden Systeme sich trennen, haben wir Über-
einstimmung zwischen Hebräern und PhOnikem vorauszusetzen.
Ein Schriftsteller jüdischer Abkunft, der unter römischer Herr-
uft, sei es zu Alexandreia, sei es sonst in einer Stadt griechischer
ZuDge lebte (S. 10), hat in einem kurzen Traktate Tte^l (xhqiav aufser
anderen wertvollen und zuverlässigen Angaben auch die Bestimmung
zweier phönikischen Mafse uns aufbewahrt. Der sogenannte phöni-
Usche Koros, sagt er, hältSOSata, das Sa ton lV2Modios.2) Mit
Hinzuziehung einiger anderen Notizen bei hellenistischen Schriftstel-
lern und in metrologischen Tafeln ^) hat sich als sicher herausgestellt,
dab das phönikische System der Hohlmafse mit dem hebräischen im
wesentlichen übereinstimmte, also auch mit dem babylonischen in
ebenso naher Verwandtschaft stand wie das hebräische.
t) 0. Meltzer Geschichte der Karthager I S. 12. 42 t. Die Berechnung von
pdufisfrachten nach dem Elienmars in der Heronischen Geometrie leitet W. Christ
in den Jahrbflchem fdr Philol. u. Pädag., 1. Abteil, heraus^eg. von Fleckeisen,
tS6S S. 453, aus den 'phönikischen Anfängen der Rhederei' ab.
^ 2) Böckh Metrol. Unters. S. 259, MetroL Script I p. 139. 258, 21 (de Lagarde
Symmicla I S. 170, 77).
3) Ans den Angaben des Josephos (Archäol. 9, 4, 5), TOeronymos und anderer
(vtfgl die kritische Sichtung derselben durch Böckh Metrol. Unters. S. 259 f.)
S^bt mit Gewifsheit hervor, dafs das acetov^ welches der dreifsigste Teil des
Pj^mkischen xoms war. in römischer Zeit zu 24 Sextaren angesetzt worden ist.
^nit stimmen die Angaben des Epiphanios (unten | 44, 9) und andere Zeugnisse
iMetrol. Script. I p. 277, 19—22. 279, 11. 342, 12. 11 p. t45, 29). Substituieren
^ min für den Sextarius das hebräische Log oder babylonische Sechzigste!,
^ crgiebt sich von selbst das oben aufgestellte System.
416 PHÖNIKISGHES SYSTEM. § 4S. L l.
Wir setzen demnach, unter Bmfügung der für das bebräkche
System (§ 44, 10) ermittelten Betrüge, als pbOnikische Hohlmalse an:
Koros B» 30 Sau t» 363,7 Liter
Saton = 6 Kab = 12,12 „
Kab — 4 Log = 2,021 „
Log (Sechzigstel) »= 0,505 ^ .
Der syrische Metretes (§ 51, 3), als phnnikiscbes Mab gefafst,
fügt sich ebenfalls leicht in das System ein, da er als Doppeltes des
baJt)ylonischen Maris 120 Log, mithin 5 Sata enthalt und dem sechsten
Teile des Koros entspricht.
Das hebräische Bath oder Epha (§ 44, 9), im Betrage tod
72 Log, würde sich einordnen als zehnter Teil des Koros und seiner-
seits 3 Sata halten.
Dals die Karthager das phönikische System der Hohlmafse bei-
behalten haben, würde selbst bei dem Mangel aller Nachrichten hier-
über wahrscheinUch sein. Doch fehlt es nicht an einem , wenn aadi
nur indirekten Zeugnisse. Nach Diodor 20, 79, 5 erhielt nSmlich der
Syrakuser Agathokles im J. 306 von den Karthagern 300 Talente and
200 000 Medimnen Getreide, d. i. 90 000 Drachmen Goldes (§ 43, 8. 10)
und 900000 Sata; denn 4V2 Sata gingen auf den sicilischen Medimnos
(§44, 10 F. 56,2).
2. Alles, was wir früher bei Besprechung der babylonischen Wlh-
rung (§ 42, 11 — 14) über das hohe Alter des Tauschverkehrs in edlen
Metallen, über die wohldurchdachten und bewährten Normen, nach
welchen dieser Verkehr geregelt war, kurz über die Verwendung der
edlen Metalle als einer Art ungemünzten Geldes bemerkt haben, gib
in ahnlicher Weise und in gleich frühen Zeiten für das alte Syrien
und seine Nebenländer Palästina und den phOnikischen Küstenstrich.
Silber war in reichlicher Menge Tortianden , es kursierte in genaa be-
stimmten, dem Bedarf angepafsten Gewichtteilen, es vermittelte ab
Vorläufer des gemünzten Geldes allen Handelsverkehr. <) Daneben
fehlte es an Gold weder in Syrien noch in den phönikischen Handeb-
städten.^) Der Fufs der altsyrischen und phönikischen Währoog ist
uns teils aus der späteren Münzprägung, teils aus Gewichtstacken,
teils aus Vergleichung mit dem hebräischen System hinreichend be-
1) MoTers Phönizier m Abt. 1 S. 28—57, MelUer Geschichte der Kartliagtf
IS. 16f.
2) Movere a. a. 0. S. 44 f. 53 and besondere, anlangend den phönikiMket
Taoschverkehr in Gold, MelUer I S. 13f. 422.
$41.2. GEWICHTE. 417
hanU) Im Vergkicfa zu der babylonischeo Wahrung, in welcher die
decimaleRechnungsweise ein entschiedenes Übergewicht ttber die sexa-
gesimale gewonnen hat, finden wir im syrisch -phönikischen System,
wenigstens was die Grundeinheit anlangt, einen engeren Anschlufs an
die altbabylonische Sexs^esimalrechnung. Denken wir uns das schwere
babylonische Sechzigstel Goldes (§ 42, 10) wiederum sexagesimal bis
herab zum Sechzigstel, also bis zu einem Betrage ?on 0,28 Gramm ge-
teilt oBd suchen das dazu gehörige Silberäquivrient, so ist dies gemäfs
der Norm, welche wir beim babylonischen System kennen gelernt
haben (§ 42, 12), der dreizehnundeindrittelfache Betrag, also ein Ge*
wicht von 3,73 Gramm. 2) Dieses Gewicht war zu niedrig, um fttr den
Verkehr als Ganzstack zu gelten. Das Doppelte hätte eher diesem
Zwecke dienen können; doch hat sich der Verkehr von alters her für
dag Vierfache, mithin für einen Stater im Normalbetn^ von 14,93 Gr.^)
eatschieden. Sokher Stücke nun gingen, dem Werte nach, 15 auf den
schweren, 7 Vi auf d^ leichten Shekel Goldes, und die Rechnungen
konnten in Gold wie in Silber wechselseitig entsprechend durdi alle
Stufen der sexagesimalen Teilung geführt werden.^)
1) Brandis S. 87— 89. 94—99. 104 f. 156 f. An der zuletzt citierten Stelle
werden zwei Gewichtstücke der Luynesschen Sammlung beschrieben (vergl. anch
Qvipo 1 p. 423), welche der Epoche 151—30 v. Chr. angehören. Ste schwerere,
wahrscheinlich in Sidon angefertigt, tragt griechische Aufschrift, wiegt 678 Gr.
ood fuhrt, da es als Boppelminenstück bezeichnet ist, auf einen leichten Stater
▼OB 6,78 Gr., dem ein schwerer Ton 13,56 entsprechen würde. Diese Doppel-
■une ist identisch mit der altaginäischen Mine (§ 48, 1) und verlialt sich zur
Mine des anderen Gewichtstückes wie 9:10. Das letztere trägt phönikische
Aofecbrift, Jedoch ohne Nominalbezeichnung. Da es 1497 Gr. wiegt, so stellt
tt als Boppelmiiie üast gentn die urspründiehe Norm des phöBikischea Staters
im Betrage von 14,93 Gr. dar. — Absichtlich haben wir nicht in Betracht ge-
zogen die Silberringe der Inschrift von Kamak (vergl. oben S. 406 Anm. 1), voti
deaeo es streitig ist, ob sie auf 6 Minen babylonischen Silbergewichts, welche
hl phdnlkisches Gewicht umgesetzt A^ji Minen, die Mine zu 760>5 Gr., ergeben
wftrden, oder auf 5 phönikische Minen im reducierten Gewicht von je 684,4 Gr.
ttzosetzen sind.
2) Das Sechzigstel des schweren Shekels Goldes ist oben f 42 S. 408 als
kleiostes Goldeewichi aufgeföhrt worden. Das dazu gehörige Süberäquivilent
>^ die TabeUe S. 409, nur dafs dort dasselbe Gewicht als Dreflsigstel des
witen Shekels, wie auch bei Brandts S. 87, erscheint
3) Das Normalgewicht von 14,93 Gr. ist berechnet aus dem oben S. 398
cnnHtelten Werte des schweren königlichen Talentes. Etwas höher, n&mlich
14,96 Gr., rechnet Brandis S. 87, woran sich in der Tabelle bei demselben
S. 160 als Gewicht der sogenannten jüngeren Form des phönikischen Fufees der
Betrag von 14,92 Gr. schliefst Das oben Aran. 1 erwähnte phönikische Gewicht-
<Mt entopricht einem Stater von 14,97 Gr.
4) Die Verhältnisse, welche wir für die ältere Zeit vorauszusetzen haben,
^egeb sich deutlich wieder in der eigentümlichen Prägung syrisch-persischen
Provinzialgeldes, welche Brandis S. 226 ff. behandelt Vergl. unten § 51,6.
HuUicli, Metrologie. 27
418 PHÖNIKISGHES SYSTEM. 1 43, 3. s.
Selbstverständlich bildete sich aus der neugewonneoen Siiberein-
heit wiederum eine Hine im fün&igfochen Betrage (>-■ 746,67 Gr.) und
ein Talent von 60 solcher Minen (»■ 44,80 Kilogr.).
Wir nennen diese Wahrung die syrisch-phOnikische, oder
kürzer die phönikische schlechthin.^) Die anderweitig Torge
schlageoe Bezeichnung als Fttnfzehnstaterfufs ist an sich, wie
wir soeben dargestellt haben, sachgemäß , führt aber leicht zur Ver-
wirrung, wenn daneben die babylonische Wahrung Zehostaler-
fufs genannt wird.^) Denn wenn die phönikische Währung Fttnbdui-
staterfuTs ist, so mufs die babylonische als Zwanzigstaterfufs gelteo;
oder umgekehrt, soll die letztere Zehnstaterfufs sein, so gelte die
erstere — immer die gleichen Nominale vorausgesetzt — als Sieben-
undeinhalbstaterfuls.
Zu dem leichten babylonischen Talente Silbers verhielt sich das
phönikische wie 4 : 3, zu dem schweren babylonischen wie 2:3, uod
ebenso Mine zu Mine, Shekel zu Shekel. Zu dem leichten königlichen
Talente (§ 42, 10) stand das phönikische Talent dem Gev^chte nack
wie 40 : 27.3)
3. In den oben (S. 407) erwähnten keilinschriftlichen Schuldver-
schreibungen findet sich die ausdrückliche Bezeichnung von Minen
Silbers nach dem Gewichte von Karchemisch in Obersyrien. Damit
ist aller Wahrscheinlichkeit nach keine andere als die eben festgestellte
phönikische Mine im Normalgewicht von 746,67 Gr. gemeint^) Nach
Ausweis der ältesten Silberprägung, welche in Syrien und Phönikien
unter persischer Herrschaft geübt worden ist, mag das damals gültige
Gewicht dieser Mine auf 726,5 Gr. und das des Shekels auf 14,53 Gr.
angesetzt werden.^) In der Ausprägung ging das Gewicht dann noch
1) Verffl. Ersch u. Gruber Allgem.Encyklop&die, Erste Sektion, LXXXl S.m
2) Beide Benennungen werden genetisch entwickelt von Brandis S. 89 no^
dann in der ganzen folgenden Darstellung beibehalten. Um im einzelnen ob
beliebiges Nominal des FünfEehnstaterfufses mit dem gleichen des ZebntUter-
fufses zu vergleichen, mufs man jedesmal, wie oben angedeutet ist, ans den
leichten in das schwere Gewicht, oder umgekehrt, überspringen. Erat dann \uma^
das richtige Verhältnis heraus, dafs 4 Nominale des Zehnstaterfufses aUeolbalbea
gleich stehen müssen 3 gleichlautenden Nominalen des Fünfzehnstaterfoüies.
3) Yergl. auch die allgemeine Übersicht üder die Gewichte in Tab. XXD.
4) Lenormant I p. 112, wo diese Mine ganz richtig als Gewicht tod 50
phönikisehen Shekein gefafst wird. Dagegen wird für die Prozentberechnunf in
der ebenda S. 114 erwähnten Obligation eine Mine von 60 Shekdn voTvaaft-
setzt Wir haben auf diese Differenz, welche auszugleichen späteren Foracbeni
gewifs gelingen wird, bereits S. 399 f. am Ende von Anm. 2 hingewiesen.
5) Die Prägung mehrerer Städte des phönikisehen Küstenlandes unter dcf
Acbämenidenberrschaft behandelt Brandis S. 116 f. 373—378. 511—516, feroer
»4S.S.4. GEWICHTE UND MONZEN. 419
weiter herunter, entsprechend der ebenfalls immer weiter fortschrei-
tenden Verringerung des babylonischen Staters, dessen Teilstttcke mit
Teilen des phOnikischen Staters vielfach sich derart berührten, dafs
daraus eine Art gemischter Währung entstand. 0 Daneben aber ist die
Erionerung an das volle und ursprüngliche Gewicht nicht verloren ge-
gangen. Dies beweist die auf phOnikischen Einflufs zurückzuführende
trüfung der Gemeinde Abdera in Thrakien und des Bezirkes der pan-
gäischen Bergwerke, welche mit Anfang des fünften Jahrhunderts be-
gonnen hat 3) Hier haben wir ein Grolsstttck im Maximalgewicht von
29,50 Gr., entsprechend einem Stater von 14,75 Gr., ja in Abdera
schliefst sich bald die Prägung eines Staters im Maximalgewicht von
15,17 Gr. an , offenbar Ausbringungen , welche dem ursprünglichen
und noch durch spätere Gewichtstücke bezeugten Normalgewichte so
nahe stehen, als nur immer erwartet werden kann.
4. Dem Normalge wichte nach, welches wir oben (S. 417 f.) für
Talent, Mine und Stater ermittelt haben, stellen sich die Werte im
Vergleiche zu beutiger Münze wie folgt:
1 Talent Silbers = 8 leichte Minen Goldes — 8064 M.
1 Mme „ = 62/s leichte Sechzigstel „ = 134 „ 40 Pf.
1 Shekel „ — 4/30 „ „ „ = 2 „ 69 „
V* » J» = V30 „ n ») ™ — » 67 „ .
Gehen wir dagegen von dem altsyrischen und phOnikischen Münz-
gewichte aus, welches für den Stater nicht höher als auf 14,53 Gr. ange-
setzt werden kann, so erhalten wir folgende Gewichte und Silberwerte:
^e PriguDg des syrischen Provinzialsilbers, ebenfalls unter persischer Herr-
^, derselbe S. 177 f. 226—228. 597. Das höchste Effektivgewicht dieser
l^ngOBgen, welche einer schnell sinkenden Tendenz folgen, betr§gl 14,40 Gr.
w den Stater. Doch scheint es ratlich mit Lenormant I p. 106. 112 das zn
Grande liegende Normalgewicht etwas höher, nämlich anf 14,53 Gr., anzusetzen.
1) Dem uraprflnglicben Systeme nach Terhält sich der phönikische Stater
jwn babylonischen im Gewicht und Wert wie 4 : 3, ersterer ist das Vierfache,
Witerer das Dreifache der Silbereinheit Ton 3,73 Gr., welche das Wertaquivalent
OBcr Goldeinheit Ton 0,28 Gr. bildet (§ 42, 15. 43, 2). In dieser Silbereinheit,
|"^elcbe weiter in Viertel und Achtel geteilt wird, haben sich beide Wahrungen
« wirklichen Gebrauch vielfach berührt, sodafs das Kleingeld der einen zu-
f^ Dir das Gebiet der anderen diente. Daraus folgt mit Notwendigkeit, dafe
^ sinkende Gewicht des babytonischen Staters auch eine Verringemnff des
PMoikischen Mflnzgewichtes nach sich zog. Vergl. Brandis S. 116 f. 120 r
2) Brandis S. 118 f. 517. 530. Die Maximal gewichte sind ffir das Grofs-
*tM[ 29,50 bis 29,26 Gr., für den Stater von Abdera 15,17 Gr. Letzteres die
^rtogliche Norm übersteigende Münzgewicht kehrt auch noch später ander-
^M wieder, wie zur Diadochenzeit in Arados, wo der Stater auf 15,29 Gr.
^t, und seit Augustus in Antiochia mit einem Stater Ton 15,28 Gr. (Mommsen
ö.>5. 38, BrandiB S. 115, unten | 51, 7).
27*
1 Talent
m^
43,59
1 Mine
:s
726,5
1 Shekel
—
14,53
V« »
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7,26
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420 PflÖNIKISCHES SYSTEM. § tt, 4. s.
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43,59 Kilogr. -» 7846 H.
Gramm >» 130 „ 77 Pf.
» =■* 2 91 o2 »
n ^ 1 » 31 „
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n "** — » 08 ^ .
5. Aufgabe einer besoDderen llDtersnchung wOrde es sein, dk
Gewicbtsnormen zu ermiUelu, deren die PbOniker im HandekTerkdir
mit dem fernen Westen und später die pbOnikiscbe Pflanzstadt Ka^
thago, die Beherrscherin des Westens, sich bedient haben. <) Da jedoch
die Lösung dieser schwierigen Frage aufseriialb der Grenzen dieses
Handbuches liegt, so begnügen wir uns mit einer kurzen Darstellung
derjenigen Ergebnisse, welche betreffs des Gewichts- und Httazwesess
Karthagos mit hinlän^cher WahrscheinUchkeit festgestellt werden
konnten.
Wir beginnen mit dem in Jol (oder Sch^^hel), dem ehemaligei
Julia Cäsarea, in Nordafirika gefundenen kreisförmigen Bronzegewichtef
dessen punische Au&chrift hinter dem Namen des Agoranomen die
Angabe enthält, dafs der Betrag des Gewichtes 100 sei, wozu nach
Analogie zahlreicher Bibelstellen (§ 44, 11) das Nominal skeqd (oder
seqd) zu suppUeren bt'^) Das Metall ist vom Meerwasser angefiressen,
dann behufs der Beinigung nicht unbeträchtlich abgerieben worden;
auJserdem zeigt es in der Mitte , wo einst die Handhabe eingelötet ge-
wesen ist, eine Öffnung. Es war daher sehr gewagt in dem jetiigeB
Effektivgewichte von 321 Gr. ein Normalge wicht sehen zu wollen,
welches dem römischen Pfunde (»= 327,45 Gr.) entsprochen habe.')
1) Vergl. oben S. 417 Anm. 1, Meltzer Gesch. der Karthager 1 S. tO fil 36fL
2) A. Judas Sur un monumeat ponique in der Revue arch^L, XVI« annee,
1859, p. 167—169, Levy in der Zeitschrift der deutschen morgenläDdischen Ge-
sellschaft, Bd. XIV, 1860, S. 710— 7t 2, Poole bei Madden History of Jevisk
coinage p. 278 f., Brandis S. 598 f., P. Schröder Die phdniaische Sprache, Halle
1869, S. 258. Die punische Aufschrift enthilt den Namen des AgoraBomea «a^
dahinter die Gewichtangabe müqalSm mit dem Zahlseichen 100, d. i. mm (des
GewicfatstOckes) Gmoicht oder stine Schwere (ist) lUO (Sekel): Schröder a. a. 0.
S. 156 f. und, anlangend die Aussprache des Pronominalsuffixes, S. 15dl« —
Ph. Berger Les ex-voto du temple de Tanit ä Garthage, Paris 1877, p. 28ff.
sieht in dem Monument den Teü eines Leuchters, oder ist geneigt, unter Be-
rufung auf Fränkel in der ArchaoL Zeitung 1876, S. 28, dasselbe fOr ein Becken
(eiftnhaUi) su halten.
3) Ausgehend von der Deutung mUqal mdnek^ d. i. 'das (ve wicht, eine Miae*,
welche Levy (vergl. vorige Anm.) den beiden letzten Worten der puniscken Auf-
schrift gegeben hatte, bemerkte Brandis S. 598 L: 'Da diese Mine «ngefihr auf
$43,&. KARTHAGISCHES GEWICHT. 421
Vielfliebr ist ein Veriust von 40 bis 50 Gr. aller Wahrscheinlichkeit
Dach aniunehmen, womit wir zu einem ursprünglichen Betrage von
361 bis 371 Gr. gelangen, d. i. der HäUte der phöoikischen Mine,
wekhe gemäfe der Norm des babylonischen Systems 746,67 Gr. be-
trug (§ 43, 2), dann unter persischer Herrschaft auf 726,5 Gr. stand
(§ 43, 3), endlich von den Römern in Ägypten und Italien wahrschein-
lich auf 2V6 Pfund — 710 Gr. tarifiert wurde (§ 54, 1, IV. 57, 4, V).
die Hälfte der althebraischen Silbermine auskommt, so wird man sie wohl als
4ie alte karthagische Gewichtsmine betrachten dfirfen, die zu irgend einer Zeit
nach dem römischen Pfunde, oder wie dieses nach dem attischen Talent reguliert
worden ist. Die letztere Annahme ist um so wahrscheinlicher, da, wie es scheint,
aadi bei den Karthagern das kleine Goldtalent gültig war, das drei attischen
Stiteren genau entsprach. Von dem letzteren gingen W/t auf die karthagische
Gewichtsmine, und der 100 Talente schwere goldene Kranz, den Bamareie von
den Karthagern empfing, wog mithin genau 8 karthagische Gewichtsminen.'
Hiennit war die karthagische Mine dem römischen Pfunde genau gleichgestellt,
Qod den Zusammenhang mit der karthagischen Münzdrachme, über welchen zu
entscheiden Brandis a. a. 0. abgelehnt hatte, schien Poole bei Madden Jewish
ooinage p. 279 gefunden zu haben, indem er bemerkte: Hhis snm (nämlich 321 Gr.)
is divisible by the weights of all the Chief Garthaginian silver coina, except the
decadrachm, bot only as sevenths — a System of division we do not know to
ka?e obtained in any ancient talent*. Es kam also zu der aus der karthagischen
Mhie abzuleitenden Drachme von 3,27 Gr., d. i. dem hundertsten Teile des
römischen Pfundes, eine karthagische Münzdrachme von 3,90 Gr., welche genau
dem Tierundachtzigsten Teile desselben Pfundes, d. i. dem republikanischen
Denare, entsprach. Auf Grund dieser Kombinationen hielt ich selbst längere
Zeit es für wahrscheinlich, dafs karthagische Mine und römisches Pfund gleich
gewesen seien, nur dafs die Normierung der ersteren direkt nach dem römischen
Gewicht unannehmbar erschien. Doch lag ein anderer Vergleich nahe. Wie in
dem sicilischen Litrensystem das Gewicht des Kupferpfundes auf die Hälfte einer
aUisehen Mine normiert war, so konnten die Karthager ihre Mine normiert haben
aach der Hälfte jener ältesten attischen Handelsmine, welche seit'Solon auf
150 MüDzdrachmen »> 654,9 Gr. tarifiert war (§ 19, 10), während sie Ursprünge
lieh als phönikische Handelsmine und aginäisches Gewicht etwas höher, nämlich
auf 672 Gr., gestanden hatte (§ 24, t. 4S, 1). Alle diese Kombinationen jedoch
worden hinßlllg, nachdem einerseits der Text der punischen Aufschrift richtig
gedeutet (S. 420 Anm. 2), andererseits das hebräische System eingehender be-
handelt war (§ 44, 11. 12. 52, 4), und es blieb nur übrig die weniger ins Auge
fallende, aber vielleicht um so gesichertere Gleichung von 28 karthagischen
MüBzdrachmen mit 25 attischen Drachmen. Nach dem babylonischen Systeme
atmlich Terhält sich das Sechzigste! der königlichen Mine zum Silberstater wie
3:4, letzterer zum phönikischen Stater ebenfalls wie 3 : 4, also das Goldsechzigstel
tarn phönikischen Stater wie 9 : 16. Ferner ist dem Systeme nach die attische
Drachme die Hälfte des Goldsechzigsteis, die karthagische Drachme das Viertel
des phönikischen Staters, %l80 attische zu karthagischer Drachme » 9 : 8 » 27 : 24.
Aottatt dieser systematischen Gleichnng haben die Karthager nach Ausweis der
EfEektiTgewichte ihrer Münzen, welche teils nach attischem teils nach phöni-
kiscbem Fofoe geschlagen sind, die nur wenig abweichende Proportion 28 : 25
Kcsetzt, oder mit andern Worten, sie haben aus der attischen Mine 112 Münz-
vaduaen karthagischer Währung geschlagen und, wie das Gewicht des Kranzes
derBtmarete beweist (§43, 11), 100 kleine Goldtalente von je 6 attischen Drach-
men gleich 672 karthagischen Drachmen gerechnet.
422 PHÖNKISGHES SYSTEM. f «s, 5.
Gestaut wird diese Annabme durch die Aubchrift des Gewicht-
Stückes, deren Fassung genau der hebräischen Bezeichnungsweise ent-
spricht 1); also wird die Einheit, deren Hundertfaches das GewichtslOck
darstellt, wohl auch phOnikisch- hebräisches Gewicht gewesen sein.')
Es bleibt demnach nur noch die Frage, ob wir die Hälfte der eben
erwähnten phönikischen Mine oder das Hundertfache der karthagischen
Manzdrachme (§ 43, 6), mithin entweder einen Betrag zwischen 373
und 360 Gr. oder, um ein merkliches hoher, 390 Gr. als das Normal-
gewicht der karthagischen Mine (so nennen wir nach griechischer
Weise dieses Gewicht Ton 100 Einheiten) ansetzen sollen. Die Ent-
scheidung dürfte kaum zweifelhaft sein, sobald zugegeben wird, dafs
wir es mit einem Handelsgewicht zu thun haben. Dieses kann nidit
nach dem über das ursprüngliche System erhöhten Münzgewichte der
karthagischen Drachme, sondern nur nach den allgemeinen Verkehrs-
normen sich gerichtet haben, und wir nehmen hiemach an, daüs in
Karthago, statt der phönikischen Mine, deren Hälfte im Betrage von
etwa 363 Gr.») gebräuchlich war.
Ob die Karthager auch die andere phOnikische Mine, welche als
Handelsgewicht über Syrien , Griechenland und ItaUen sich Teri>rritet
hat (§ 24, 1. 48, 1), aus dem Mutterlande mit herübergenommen haben,
bleibt in Ermangelung sicherer Zeugnisse ungewifs. In Neukarthago
erbeuteten die Römer 276 goldene Schalen, libras fertne omnespondo^)
Waren dieselben als Hälften der ebenerwähnten Mine ausgebracht, so
wogen sie je 336 Gr., übertrafen also 1 römisches Pfund um weniger
als 8 Skrupel oder Vs Unze. Solche geringe Differenzen pflegen von
alten Geschichtschreibem nicht in Anschlag gebracht zu werden; es
ist daher fast wahrscheinlicher, dafs diese Schalen auf die Torher be-
zeichnete karthagische Mine ausgebracht waren, mithin bei einem Ge-
1) Die beiden ponischen Worte, welche, wie eben angeführt (S. 420 Aom. 2),
sein Gewicht ist hundert bedeuten, lauten ganz ähnlich wie der Bibeltext 1 Mos.
24, 22, Jos. 7, 21 und anderwärts. Ebenfalls mit hebräischer Weise stimmt es,
dafs 100 Gewichteinheiten gezahlt sind, also das Nominal Mine Tennieden ist
Endlich betreffs der Auslassung der Bezeichnung Shekel ist ebenfalls oben
(S. 420) der Verffleich gezogen worden.
2) Die Annahme, dafs das Gewichtstück ein römisolies Pfund darsteUe, fdhrt
zu einer Drachme von 3,27 Gr., die in keinem ursprünglichen Systeme des Alter-
tums zu finden ist.
3) Als wahrscheinlichen Mittelbetrag zwischen der ursprünglichen Norm roa
746,7 Gr. und dem jüngeren Ansatz von 710 Gr. wählen wir das ans der Pcfser-
zeit bezeugte Efiektivgewicht von 726,5 Gr., wonach die karthagische Mioe auf
363,25 Gr. auskommt
4) Liv. 26, 47, 7.
$43.5. KARTHAGISCHES GEWICHT. 423
Wichte TOQ 363 Gr. je um 1 Vs Unze schwerer waren als 1 römisches
Pfand 1)
Hundert nicht näher bezeichnete Einheiten enthält das im vorigen
besehriebene Gewichtstück. Nach griechischer Benennung würden
diese Einheiten Drachmen sein; nach orientalischem Brauche aber, der
aus den Schriften der Hebräer hinreichend bekannt ist, haben wir das
Nominal Shekel zu ergänzen. Der Unterschied zwischen schwerem
and leichtem Gewichte, welches letztere je die Hälfte des ersteren be-
trägt, beschränkt sich nicht auf die Fälle, welche früher bei Darstellung
des babylonischen Systems angegeben worden sind (§ 42, 9. 10), son-
dern es kann, je nach Bedarf und besonderen Anlässen, ein schweres
Gewicht selbst als leichtes betrachtet und ihm ein anderes doppelt so
schweres zugesellt werden , häufiger noch umgekehrt das leichte Ge-
wicht, als schweres angesehen, ein anderes leichtes Gewicht aus sich
erzeugen. Im babylonischen System finden wir aufser dem schweren
SUbershekel Ton 22,4 Gr. und dem leichten von 11,2 Gr. noch die
Hälfte des letzteren, den medischen Siglos, von 5,6 Gr. (§ 42, 12. 45, 7);
im phOnikischen System ist nach der oben gegebenen Auffassung die
Einheit ein Gewicht von 3,73 Gr., mithin der Shekel ein solches von
7,46 Gr., aus welchem ein doppelt so schwerer Shekel sich herausbildet
(S 43, 2. 44, 12). Wollte man die Teilung weiter nach abwärts fort-
setzen, so hinderte nichts, die Hälfte des leichten phOnikischen Shekels,
welche wir nach griechischer Weise Drachme nennen , wiederum als
Shekel zu betrachten, sodafs die dazu gehörige Einheit (denn jeder
Shekel. ist ein Doppeltes) nun eine halbe Drachme, griechisch rQui-
ßolovy war.
Dafs die Karthager in der That die Drachme als Shekel gefafst
haben, wird aufser durch die Aufschrift des Gewichtstttckes durch ihre
Münzordnung wahrscheinlich gemacht Ja es ist dieser kleine Shekel,
der als Einheit ein Triobolon neben sich hatte, infolge der Berührung
mit dem sicilischen Litrensystem noch einmal halbiert worden, sodafs
als aulserste und kleinste Einheit eine Vierteldrachme erscheint.
In der nun folgenden Darstellung des Münzwesens behalten wir,
um Verwechselungen vorzubeugen, überall die griechischen Nominale
bei. Die Deutung dieser Nominale nach punischer Auffassung fügen
1) Vergleichsweise können auch die ^$odai iSeXMv&e^iHcU im anvertnder-
lieben Gewicht von 1 attischen Mine «s 437 Gr. herbeigezogen werden, über
belebe U. Köhler in den MittheÜungen des deutschen archaol. Instituts in Athen
m, 1S78, S. 172 ff. handelt.
424 PHÖMKISGHES SY8T£M. f4S.<L
wir soweit ak thunlich hinzu , ohne jedoch zu beanspruchen diese
schwierige und dunkle Frage vollständig aufgehellt zu haben.
6. Karthago hat die Münzprägung nicht früher als zu Asfang
des 4. Jahrhunderts begonnen <) und dieselbe ebenso woU in d^ Haupt-
stadt 2) als in den Provinzen, hauptsächUch in Sicilien und Spanien,
auiserdem aber auch in Sardinien, Malta und den afrikanischen Kolo-
nieen geübt. 3)
Nach attischem Fu&e und im engsten Anschlufs an diesyra-
kusanischen Münztypen hat Karthago in Sicilien Tetradrachmen ge-
prägt.^) Die Maximalgewichte im Betrage von 17,50 und 17,47 Gr.^
übersteigen noch das attische Normalgewicfat (17,46 Gr.); sonst stehen
die gut geprägten Stücke um 17,30 Gr.; bald aber macht eine sinkeiule
Tendenz sich geltend, infolge deren ganz ähnUch, wie nach Alexander
in den Diadochenstaaten (§ 32, 1), das Durchschnittsgewicht bis gegen
16,5 Gr. herabgedrückt wird.
Daran schliefst sich eine Prägung nach phönikischem Fulse,
welche vorwiegend in der Hauptstadt und in Spanien in verschiedenen
Modalitäten geübt worden ist.
Die ursprüngliche phOnikische Silbereinheit, welche vrir oben
(§ 43, 2) als Äquivalent des Sechzigstels des schweren Goldstaters auf
3,73 Gr. angesetzt haben , wird mit einer merklichen Erhöhung auf
ein Nörmalge wicht von 3,90 Gr. ausgebracht.®)
1) L Müller Numismatiqoe de Fancienne Afriaae vol. II, Paris, Leipzig und
Kopenhagen 1861, p. 83. Der später za citierende Supplementband ist im J. 1874
erschienen.
2) Die Litteratnrfibersicbt über diesen lange Zeit streitigen Punkt giebt Maller
a. a. 0. p. 70—72. Derselbe versucht p. 73 f. HO. 141 f. die Kriterien für die-
jenigen Reihen aofzustellen, welche in Karthago selbst geprägt zo sein scbdneo.
3) MüUer a. a. 0. anlangend Sicilien p. 78—84 u. Supplementband p. 46—48,
Sardinien p. 108 f., afrikanische Kolonieen und Malta p. 109, Spanien p. 109 ood
Snppl. p. 50 f. Weitere Ausführungen und Berichtigungen betreffe der hispani-
schen Prägung giebt Zobel de Zangroniz in den Monatsberichten der Berliner
Akademie 1863 S. 248—262, derselbe Die Münzen von Sagunt, Gommentationes
Mommsenianae, Berlin 1877, S. 819 Anm. 10 u. 11. Noch ist zu erwihneo die
von Müller vielfach abweichende, jedoch nicht durchgangig zu billigende Kliaai-
fikation der karthagischen Münzreihen, welche Vaux im Numism. chronicle IQ,
1863, p. 73 fr. aufstellt Diese Untersuchung ist, wie der Verfasser p. 73 be-
merkt, geschrieben, ehe der IL Band der Mflllersehen Numismatik (vergL oben
Anm. 1) erschien.
4) Verffl. die Obersicht nebst Abbildungen bei Müller n p. 74—78, Fried-
laender und v. Sallet Das K. Berliner Münzkabinet S. 215 f.
5) Müller ü p. 74. 185 Nr. 1. 2. 13, Zobel de Zangroniz in den Monatsber.
a. a. 0. S. 251.
6) Mit Recht erklärte Böckh Metrol. Untersach. S. 332 die Nom dtf in
Sicilien nach nicht- attischem Fufse für Karthago geprägten Münsen als 'aas
f 4t,«. KARTHAGISCHER MÜNZFUSS. 425
Um nun die GrundzQge der vielgestaltigen Prdgiing festzustellen,
beginnen wir mit den aus Spanien stammenden Reiben , welche auf
der Vorderseite den Herakleskopf, auf der Rückseite das Pferd oder
den schreitenden Elefanten zeigen.^) Da stellt es sich denn heraus,
dafs nach den ursprünglichen Normen sowohl des babylonischen wie
des phOnikischen Systems, und zwar sowohl leichte als schwere Statere
geschlagen worden sind. Der leichte babylonische Stater entspricht,
wie früher gezeigt worden ist, drei solchen Silbereinheiten, deren der
phdnikische Stater vier enthält (§ 43, 2). Wir haben also, indem yrir
ZQ dem leichten babylonischen Stater den schweren , zu dem pbüni«
kischen Stater seine Hälfte und endlich zu der Einheit selber die Hälfte
hinzufügen, nach griechischer Ausdrucksweise folgende Mttnzgattungen
mit den beigefügten Normalgewichten zu erwarten:
Hexadrachmon 23,39 Gramm
Tetradrachmon 15,59 „
Tridrachmon 11,69 „
Didrachmon 7,80 „
Drachme 3,90 „
Triobolon 1,95 „ .
vnd finden dieselben in Wirklichkeit dergestalt in der spanischen
Prägung vertreten , dafs die Reihe mit dem Pferd vom Triobolon zum
Didrachmon normal aufsteigt, dann aber gleich zum Hexadrachmon
überspringt, während die Reihe mit dem Elefanten ohne Lücke vom
Beiadracbmon zum Tridrachmon herabsteigt und von da zum Trio-
bolon überspringt, oder mit andern Worten, es ist beiden Reihen das
höchste und das niedrigste Nominal gemeinsam, von den dazwischen
Kartbagischeni Gewicht entstanden, welches von Tyros herstammte'. Ans den
Maxhnalgewichten der ihm bekannten Münzen entwickelte er S. 334—336 eine
l^nchffle von 7,67 bis 7,39 Gramm. Nach der obigen DareteUung ist dieses Ge-
vidit als .Didrachmon zu fassen, entspricht also einer Drachme von 3,83 bis
3,70 Gr. Ähnlich ermittelte Queipo I p. 414f. aus Mflnsgewichten eine kartha-
Ke Drachme von 3,72 Gr. Das höchste Effektiygewicht zeigt unter den von
T verzeichneten Mänzen, abgesehen von kleineren, mehrfach flbermfinzten
NomioileD (Zobel S. 261), die Golddrarhme im Betrage von 3,92 Gr. (MüUer II
p. 85 Nr. 58). Dieses Gewicht nehmen Brandis S. 148 und Zobel S. 259 (nebst
ttr am Schlafe folgenden Übersicht) als das normale an. Das maximale Ge-
^ht in Silber, nimlich 3,90 Gr., ergiebt das Hexadrachmon bei Zobel S. 249 A,
wonach derselbe S. 258 die Reihe der zu diesem Grofsstfick gehörigen Silber-
■^ozen feststellt. Da auch die obige Annahme eines gesetztichen Wertverh&U-
u«€fl der karthagischen Drachme zur attischen auf ein karthagisches Mfinz-
fewicht von 3,90 Gr. (genauer 3,898 Gr.) führt (S. 421 Anm.), so setzen wir
te hn Folgenden als Normalgewicht.
1) Zobel de Zangroniz a. a. 0. S. 254 ff.
426 PHÖNIKISGHES SYSTEM. f 4S. i. 7.
siebenden Nominalen aber sind je zwei auf einander folgende nur in
der einen Reihe vorhanden.
Wenden wir uns nun denjenigen Silbermttnzen zu, welche teils
in anderen karthagischen Provinzen, teils in der Hauptstadt selbst ge-
prägt worden sind, so erscheinen in gleicherweise hintereinander
Triobolon, Drachme und Didrachmon; dazu kommt zwischen beiden
letzteren Nominalen ein Enneobolon oder Stück von 1 Vt Drachme;
weiter aber fehlen sowohl das Tridrachmon als das Tetradrachmon,
welche nur in Potin ausgeprägt worden sind; dann folgt das Hext-
drachmon und darüber hinaus ein
Octadrachmon im Normalgewicht von 31,18 Gramm
Dekadrachmon » „ n 38,98 „
Dodekadrachmon im „ „ 46,78 „ «0
Die Goldprägung nach diesem Fufse ist vertreten durch eine
Drachme mit dem Zahlzeichen 20 und durch ein häufig vorkommen-
des Triobolon; dagegen ist es nicht wahrscheintich, dafs Didracbmen
ausgemünzt worden sind. 2)
7. Von dem Dekadrachmon in Silber nehmen wir den Obe^
gang zu den Potinmünzen , in deren Reihe aufser den Nominalen tob
6, 4, 3, 2, 1 V2 Drachmen noch ein Pentadrachmon erscheint Vir
haben also im Dekadrachmon und Pentadrachmon die Hauptgüeder
einer dekadischen Reihe, in welche sich ungezwungen die merkwflrdi-
gen Gold- und Silbermünzen mit dem Ceres- oder Proserpinakopf und
dem Pferd einreihen , welche die Maximalgewichte von 9,56 und 4,82
Gramm zeigen.^) Wenn wir nämlich als Einheit nicht die karthagische
Drachme selbst, sondern deren Viertel im Normalgewicht von 0,975 Gr.
setzen^), so haben wir in dem Goldstater von 9,56 Gr. das Zehnfache, Ib
dessen Hälfte das Fünffache, in dem ebenfalls vorkommenden Viertd^)
1) Vergl. die Obersicht am Schiasse der Abbandlnng Zobels.
2) Müller II p. 85 f. Nr. 58. 59. 62. 67—69, Zobel S. 259. 26U und anliBfeiA
das angebliche Didrachmon in Gold, welches vielmehr zu den ElektronrnftaseB
gehört, Müller p. 136 Anm. 1. Die anderweitigen aus dem System der kartki-
gischen Prägung abzuleitenden Gründe, welche gegen die Annahme eines GoM-
didrachmonn sprechen, sind ans dem Folgenden (S. 427. 432) ersichlUcb.
3) Müller II p. 84 Nr. 45—47 und 54—55 Terzeichnet die MaximaliewichU
9,56, 9,46; 9,36, 4,82 in Gold, derselbe p. 88 f. Nr. 93 und 106 die Maxina 9,36
und 4,53 in Silber.
4) Das Viertel einer karthagischen Drachme hat zuerst Bdckh MetroL
Unters. S. 336 vermutungsweise als eine Art Einheitsgewicht aufgestellt Dock
ist seine punische Drachme das Doppelte unserer karthactschen, mithin das
Viertel von Jener das Doppelte der von uns gefundenen Münzeinheit
5) Müller II p. 87 u. 186 Nr. 78 verzeichnet 6 Exemplare in den Gewichteo
von 2,52 Gr. (1), 2,33 Gr. (2), 2,31 Gr. (2), 2,30 Gr. (1).
f 4S. 7. KARTHAGISCHER MÜNZFUSS. 427
das Zweiundeinhalbfache dieser Einheit, woran sich endlich die Einheit
selbst schliefst 0 Fügen wir hinzu die oben erwähnte C^lddrachme
und deren Hallte und deuten vermutungsweise das auf der Drachme
angebrachte Zahlzeichen als Wertausdruck für 20 halbe Silberdrach-
meo, d. i. für 40 Silbereinheiten, so gelangen wir zu folgender Reihe
der Goldmünzen:
Nomina) ^
Gewicht in
Wert io
loldeinheiten
Silbereinheiten
1 Stater
10
100
Vi Stater
5
50
1 Drachme
4
40
Vi Stater
2 Vi
25
Vs Drachme
2
20
1/4 Drachme
1
10.
Die 10 Silbereinheiten, welche wir als Äquivalent der Goldeinheit
bezeichnet haben , sind dargestellt durch eine Silbermünze, deren bis-
jetzt bekanntes Maximalgewicht (9,37 Gr.) hinter dem Normalgewicht
(9,75 Gr.) nur wenig zurückbleibt 2) Das aufgeprägte Zahlzeichen 25
scbeint das Wertverhältnis zur Kupfermünze auszudrücken , worüber
noch zu sprechen sein wird. Hierzu kommt eine Hälfte, welche also
5 Silbereinheiten hält, im Effektivgewicht von 4,53 Gr., ebenfalls hinter
dem Normalgewicht (4,87 Gr.) nur wenig zurückstehend. ')
In diese dekadische Reihe gehört nun sicher auch das oben er-
wähnte Dekadrachmon als ein Stück von 40 Silbereinheiten. In Potin
ist, wie bereits erwähnt, auch das Pentadrachmon «» 20 Einheiten
vertreten.*)
Ohne Schwierigkeit lassen auch die übrigen oben erwähnten Sil-
bennüDzen als Stücke von 48, 32, 24, 16, 12, 8, 6, 4, 2 Einheiten in
1) Müller II p. 87 o. 186 Nr. 82—83. Das Nonnalgewicht ist sehr nahe in
dem Stöcke von 0,95 Gr. vertreten, dem sich 6 andere (zum Teil aas Elektron)
▼on etwa 0,90 Gr. anschlief^en. Unter Nr. 79—80 ist eine zahlreiche Reihe von
etwas höherem Effektivgewicht (Maxima l,t5 bis 0,95 Gr., dann aber Stücke,
welche bis 0,66 Gr. herabsinken) aufgeführt, welche durch das Fehlen von Kugel-
eben sich unterscheidet von der vorher aufgeführten mit 3 Kü^elchen bezeich-
neten Reihe.
2) Müller II p. 88 u. 186 Nr. 93 glebt als Maximum 9,36 Gr., Mommsen
8.89. 122 nach Mionnet 9,37 Gr. (— 1767« ^«ni).
3) Müller 11 p. 89 Nr. 106. Aus einer verwandten Serie weist Mommsen
S. 123 das Effektivgewicht von 4,89 Gr. nach.
4) Als Pentadraehmen fafst Zobel de Z^ngroniz in der mehrfach erwähnten
Übersicht mit Recht die Potinmünzen auf, welche Müller II p. 89 Nr. 100—102
>Is assyrische (?)Hexadrachmen bezeichnet Das Maximalgewicht von 19,02 Gr.
steht dem normalen von 19,50 Gr. so nahe, als man nur immer erwarten kann.
428 PHÖNIKISGHES SYSTEM. ftt,a.
dieses System sich einreihen; doch ergiebt sich unmittelbar ans ebea
dieser Zahlenreihe, dafs wir es hier viehnehr mit binären und temSren
Vielfachen oder Teilen der Drachme zu thun haben, während in der
anderen Reihe die Einheit zuerst dekadisch sich venielfocht und erst
das Zehnfache der Einheit gedoppelt und vervierfacht wird.
8. So wenig auch von Anfang herein Aussicht vorhanden schiea,
so ist es doch gegttlckt die Wertverhältnisse aufzufinden, nach
welchen sowohl Gold und Silber als das Schwerkupfer in der kartha-
gischen Münze ausgeprägt worden sind. Auszugehen ist von den be-
reits erwähnten Zahlzeichen 20 auf der Golddrachme und 25 auf dem
Silberstack von 10 kleinen Silbereinheiten. Da das Gewicht dieser
kleinen Einheit viermal in der Golddrachme enthalten ist, so läfet sich
unter der Voraussetzung, dafs die aufgeprägten Zahlzeichen Wertaus-
drücke je für Stücke des niederen Metalls sind , vermutungsweise fol-
gende geschlossene Skala der Werte aufbauen, in welcher wir das
unbekannte Nominal der Kupfermünze aus später noch zu bezeicbneu-
den Gründen als 'KupferfUnfter aufführen:
1 Golddrachme :=» 20 halben Silberdrachmen
= 40 kleinen Silbereinheiten,
10 Silbereinheiten = 25 KupferfUnfleln (im Gewichte
von je 6 Drachmen), also
] Golddrachme =100 Kupferfünfteln.
Hiernach findet zunächst der Bericht Diodors seine Erklärung,
dafs Agathokles von den Karthagern im J. 306 als Preis des Friedens-
schlusses aufser einer beträchllichen Lieferung an Getreide 'Gold nach
dem Verhältnisse des Silbers im Betrage von 300 Talenten' erhalten
habe »)» d- h. es waren 300 Talente Silbers mit der Vergünstigung be-
willigt, dafs dieselben nach dem gesetzlichen Silberkurse in 30 Talenten
Goldes auszuzahlen seien, wobei die Karlhager als gute Kaufleute recht
wohl wufsten , dafs nach dem Handelskurse das Gold etwas höher als
im zehnfachen Wertverhältnisse zum Silber stand.
In ähnlicher Weise mag auch sonst das gesetzliche zehnfache
Wertverhältnis mit dem faktischen Handelskurs ausgeglichen worden
sein, indem man in jedem einzelnen Falle auf Gold oder Silber stipu-
lierte oder beim Umspringen von einem zum anderen Metall das Mehr
oder Minder als Prozentsatz in Anschlag brachte. 3)
1) Diodor 20, 79, 5: «yri 3i rovranf ifXaße^ naoa Ka^xV^ovimv xiM^
fiiv bU a^yv^iov Xovop roiaxodc^v ralavratv, <os 8} Tißiaioß fijfftv, itarop
navniMovra, üixov oi /laoiftvofr bXkoci ßivotaoas,
2) Vergl. $ 42 S. 402 Anm. 1, S. 403 mit Anm. 1, S. 407.
f4).8. KABTHAGISGaER BIÜKZFUSS. 429
AUtta die eben angeführte Stelle Diodors giebt noch zu einer
anderen Betrachtung Anlafis. Auf 300 Talente wurde die Höbe iw
bewilligten Summe von dem ungenannten Gewährsmanne angegeben,
aus welchem, ab der Hauptquelle, Diodor diese ganze Partie der sici-
liscben Geschichte geschöpft hat^; Timäos aber setzte stattdessen, wie
Diodor hinzuftigt, nur 150 Talente. Sollten hier wirklich verschiedene
Summen gemeint sdn und die eine Quelle gerade das Doppelte wie die
andere angeben? Wahrscheinlicher ist wohl, dafs beide Berichte die*
selbe Summe meinen, mithin zwei verschiedene Tafente zu Grunde
liegen. Timäos, auch in scheinbaren Nebendingen ein genauer und
kiitischer Historiker, fand in dem Vertragsdokumente dieselben 300
Talente, welche der andere Gewährsmann unverändert abschrieb, er
selbst setzte sie aber zu 150 Talenten um, weil er vnifste, dafs die Kar-
thager nach einem um die Hälfte kleineren Talente gerechnet haben.
Mit einem Worte, das karthagische Teilgewidit, welches wir nach
griediischer Weise Drachme nennen, galt in Karthago selbst als Doppel-
gewicht oder Shekel, mithin die Hälfte als Drachme. Daher das Wert-
zeichen 20 (nämUch kleine Silberdrachmen) auf der Golddrachme, d. i.
dem karthagischen Shekel; daher auch die Aufechrift 100 (nämlich
Shekel) auf dem Gewichtstück, welches nach griechischer Auffassung
zu 100 Drachmen anzusetzen ist {% 43, 5); daher endlich auch der
symmetrische Aufbau der Wertskala von diesem kleinen Shekel aus,
auf welchen 20 (kleine) Silberdrachmen ^) oder ebensoviele grobe
Kupferstücke oder 100 KupferfUnftel gerechnet wurden.
Das zu diesem Shekel gehörige Talent betrug 11,69 Kilogr., d. i.
dem Systeme nach das Viertel des phönikiscben Talentes (§ 43, 2. 4)
oder die Hälfte des tyrischen und ptolemäischen Talentes ($ 51, 7.
54, 2), wie es auch von Timäos nur als die Hälfte eines Talentes ge-
rechnet worden ist.
Wie schon früher angedeutet wurde, ist die kleine Silberdrachme
(■» 1,95 Gr.) nochmals zu zwei kleinsten Silbereinheiten halbiert wor-
den. Letzere haben wir nun weiter in der Erörterung über das Wert-
verfaältnis der Kupfermünze zum Silber zu Grunde zu legen. Wir
1) Yo^l. MelUer Geschichte der Karthager I S. 410. 529. Dem geaaMiteii
Verfasser verdanke ich aoch den ersten Hinweis auf die metroiogisch so wichtige
Stelle Diodors.
2) DaÜB dem Goldshekel oder Goldstater nicht 10 Silbershekel oder Dtdrach-
mea, sondern 20 um die Hälfte leichlere Münzen zugeordnet sind, finden wir
ebeuo auch im persischen und attischen System ($ 45, 7. 30, 1). Die Auffissang
der Drachme als eines Shekels tritt ähnlich im ältesten kyrenäischen Mansvesen
benror (| 55, t).
480 PHÖNIKISGHE6 SYSTEM. f 4S. 8.
wiederholen , dafs diese Silbereinheit das Viertel des Gewichtes tod
3,90 Gr. ist, welches wir fortan wieder nach dem gewöhnlichen Sprach-
gebrauche Drachme nennen.
Wenn das Stück von 10 Silbereinheiten im Werte gleich 25 noch
näher zu bestimmenden Kupfermünzen steht, so gehen auf die Silber-
einheit selbst 2V2) auf die Silberdrachme 10 solcher Kupfennünzen.
Warum hat man also statt der Silberdrachme eine besondere kleioe
Silbereinheit geschaffen, da die Drachme selber das schon beun GoM
beobachtete dekadische Wertverhältnis rein und glatt ausdrückte?
Sicher hat hier das siciliscbe Litrensystem eingewirkt, in welchem ur-
sprünglich ein kleines Silbergewicht im Betrage von Vft attischer
Drachme das Äquivalent eines Kupfergewichtes von 50 Drachmen
bildete. 0 Allein schwerlich wird es gelingen, unter BerOcksichtigaDg
des überlieferten Wertzeichens 25, ein ähnliches System Itlr karthagi-
sches Silber- und Kupfergeld zu konstruieren. >) Dazu kommt, dä&
unter der Herrschaft des älteren Dionys, also gerade in der Epoche, wo
Karthago anfing zu prägen, der Münzwert der Litra bereits auf das
Fünffache erhöht, mithin das Wertverhältnis zwischen Silber und
Kupfer wesenthch verschoben war. Wir werden uns also damit be-
gnügen müssen zu sagen : die Karthager ftlhrten nach dem VorbiMe
des ursprünglichen sicilischen Litrensystems eine kleine Silbereinheit
in ihre Prägung ein, vielleicht um das Schwerkupfer in einigen sicili-
schen , ihnen unterworfenen Städten danach zu tarifieren ; sie haben
aber ihre eigene Kupferprägung nicht nach dem Wertverhältnis der
1) Vergl. $ 56, 4. 5. Die karthagische kleinste Silbereinheit hat zuerst mit
der sicilischen Litra verglichen und in karthagischen Gold- und Silbeimflnzen
nachgewiesen Mommsen S. 89 f. 856 (Tradoct Blacas I p. 120 ff.).
2) Folgende Kombination möge, wenn sie auch Dicht hiDlänglich befriedigt,
als Versuch zur Lösung des Probiems Plats finden. Die Aufschrift 20 auf der
Golddrachme ist oben gedeutet worden als Wertausdruck für soviele halbe
Silberdracbmen. Sieht man aber die kleine Silbereinheit «» *U Drachme sdbst
als Drachme an, so ist ihr Stater die ebengenannte halbe Silberdrachme, and
die dazu gehörige Mine vertritt ein Gewicht von 25 ganzen Drachmen. Aiwe-
nommen nun, eine solche kleine Mine (■« 97,5 Gr.) wäre in Kupfer die Ge-
wichtseinheit gewesen, nach welcher der Wert dieses Metalles gegen Silber
ausgedrückt wurde, so würden nach Maisgabe des ursprünglichen sicilischeB
Wertverhältnisses von Silber zu Kupfer (— i 250 : 1) zwei und eine halbe solcher
Kupfereinheiten auf die Silbereinheit gehen, und es wäre damit die Zahl 25 auf
dem Silberstück von 9,75 Gr. erklärt. Weiter müfete man annehmen, da/is später
das Kupfer weniger ungünstig gegen das Silber tarifiert wurde, sodals in der
ältesten Münzprägung mcht das 250fache, sondern bereits das OOfache Kopfei^
f gewicht das Wertäquivalent des Silbers bildet, worauf bald die letzte dtafe
ölgte, nämlich die Ausbringung des Kupfers als Scheidemünze mit Tiel höhereni
nominalen als wirklichen Wert. — Auch der Umstand, daCs die supponierte Bfine
von 97,5 Gr. dem ägyptischen Ten ($ 41, 8) nahe steht, scheint beachtenswert
i 43, 8. 9. KARTHAGISCHER MONZFOSS. 481
sicilischeD Litra, ja nicht einmal mit strenger Aufrechterhaltung der
Silbereinheit gettht. Die schwersten karthagischen Bronzemünzen
stehen ndmlich um 121 — 100 Gr., und es schliefst sich daran, ohne
Zwischenglieder, eine Gattung im Gewicht von 26 — 18 Gr., also ver-
fflDtlich das Fünftel des Nominals der ersten Reihe darstellend; die
Masse des übrigen Kupfergeldes entzieht sich jeder näheren Bestim-
mung betreffs des absoluten oder relativen Wertverhältnisses, i) Setzen
wir nun versuchsweise f(lr Karthago die gleiche Schätzung des Kupfers
gegen Silber an, wie sie etwa zu derselben Zeit von den Ptolemäem
in der ägyptischen Prägung durchgeführt worden ist 2), so würden der
Ideinen Silbereinheit von 0,975 Gr. 2V2 Kupferstücke von je 23,4 Gr.
entsprechen, also genau diejenigen Kupfermünzen, welche wir eben
als Fünftel des schwersten Kupferstückes in der karthagischen Prä-
gung vorgefunden haben. Das fünffache Grofsstück würde demnach
2 Silbereinheiten , und fünf dieser Grofsstücke 10 Silbereinheiten ge-
golten haben. Mithin haben wir in dem Kupferfünftel die Werteinheit,
welche auf dem Silberstück von 9,75 Gr. durch die Zahl 25 bezeichnet
ist Auf dfe Golddrachme gingen 100 solcher Kupferfünftel, wie oben
(S. 428) gezeigt worden ist.
9. Die karthagischen Gold- und Silbermünzen sind, so lange die
Macht des Staatswesens noch ungebrochen war, ohne Legierung aus-
gebracht worden, d) Allein seit dem Verluste Sioiliens mit Schlufs des
ersten punischen Krieges ftihrte die Not der Zeiten zunächst zur
Verschlechterung der Goldmünze. Die Beimischung des Silbers mag
anfangs eine mäisige und um so weniger störende gewesen sein, als
das Gold seinem Münzwert nach nur auf das Zehnfache des Silbers
(S. 428) gesetzt war; später scheint die Zuthat an Silber (einschliefs-
lich etwa 2V2 ®/o Kupfer) auf 40<>/o gestiegen zu sein.<) An Stelle des
Goldes war also das Elektron (§ 23, 4. 5) als Münzmetall getreten.
Es ist leicht erklärhch, dafs die reinen Goldmünzen mehr und
1) Vergh MüUer II p. 139 f.; doch nimmt dieser die leichtere Mfinzgatlung
% ein Sechstel der schwereren.
2) Yergl. § 54, 2. Diesen Hinweis auf die Ptolemaiscbe Silber- nnd Kapfei^
pfägQDg giebt Müller II p. 140.
3) Malier II p. 131 E Der Probierstein hat für die ältesten Goldmönzen
Ons herab zun J. 241) 98 bis 92<»/o und für die Sübermfinzen 97 bis 94 > Fein-
gehalt ergeben.
4) Diese Schätzung gründet Müller II p. 131 auf den Vergleich mit ana-
lysierten syrakusanischen Goldmünzen, und fügt hinzu, dafs dem Aussehen nach
£e kartbagisehen Münzen nicht bis zur Legierung des Kyzikeners, der nur noch
40 ^/o Gold hält, herabgesunken zu sein scheinen. Dem stinunt auch Lenormant
1 p. 198 f. bei.
432 PHÖNnaSGHES SYSTEM. §4i.9.i*.
mehr am dem Verkehr schwaDden, seitdem das minderwertige Ekk-
troD gleichen gesetzlichen Kurs hatte. Daher die Seltenheit der Exem-
plare in den MOnzsammlangen der Gegenwart.
Das Silber erhielt sich in der Ausmttnzung ung^nischt, solaage
die reichen Erträgnisse der spanischen Silberminen die nodi so hohea
Ausgaben deckten. Aber als mit der unglüdüichen Wendwig das
Hannibalischen Krieges und dem Vertust Neukarthagos die Zeit der
Bedrtingnis hereinbrach, wurde das Silber zu Weifskupfer oder
Potin mit wenig über Vio Feingehalt. i) Der karthagische Staat hat
also seit der Beendigung des zweiten punischen Krieges bis zu seineiD
Untergang ahnliche Münzverhifltnisse gehabt wie das sinkende rft*
mische Reich im dritten Jahrhundert nach Chr. (§ 39).
Unsicher ist es, ob die Karthager, wie eine nicht ganz zuverlässige
Tradition meldet, neben dbm gemünzten Gelde auch Ledergeld ab
Kreditmünze gebraucht haben. ^)
10. Geldbetrage nach karthagischer Währung werden von attei
Schriftstellern nur selten erwtfhnt. Die im J. 306 dem Syrakoser
Agathokles bewilligten 300 Silbertalente haben wir oben (428 f.) ak
solche von je 3000 Drachmen gedeutet und des weiteren wata^
scheinlich gemacht, dafe sie mit 30 Talenten Goldes, d. i. 90000 Gold-
drachmen ausgezahlt worden sind.
Demgemflfs ist auch anzunehmen, dafs die Bufse von QOOO xQv<fol,
zu welcher Hanno nach dem Verluste Agrigents im J. 262 verarCeik
wurde '), nach dem punisdben Wortlaute des Gerichtsbesdilusses auf
6000 (Shekel) Goldes «}, d. i. 6000 Golddrachmen ») festgesetzt war.
1) In die Notzeiten des Haanibalischen Krieges wird der Anfang der Potio-
Sragnng Terlegt von Zobel de Zangroniz Commentationes Mommsenianae S. S19
.■m. 10. Dae Mischangsrerhältnis von ll*/i> Silber, 86^0 Knpfer, S«/« Soi,
Blei und Eisen weist Müller II p. 133 nach; in anderen Stücken soll (p. itl)
das Blei einen höheren Prozentsatz abgeben.
2) [Platon-Aeschines] Eryxias 17 p. 399 E— 400 A Ste|^h. nnd dazu der Kobh
mentar Fischers in dessen Ausgabe von Aeschinis Socratici dialogi, Leipzig 17S6,
B. 78f., Aristid. n^ DlofKcava vni^ xmv rtvta^afv (XLYl), ton. D p. 19&
indorf (tom. III p. 241 Ganter), A. H. L Heeren Ideen über die Politik, den Ve^
kehr and den Handel der Völker der alten Welt, Gesammelte Werke XIII (1S25)
S. 151 f., Lenormant I p. 220 f.
3) Diodor 23, 9, 2.
4) Wir nehmen also für Summen in G«1d eine analoge Fonmüfennf lOt
wie sie für Silber aus Bibelstellen hinreichend nachgewiesen ist (f 44, 1 1). Aof
den Formeln für Silber sind bei den Septuaginta ä^/v^ bei Matthias «tf/^^*
geworden (| 52, 4); entsprechend also auch wohl xiP>^oi bei Diodor.
5) So auch Brandis S. 148, nnr mit dem Unterschiede, dals er die 6000
XgvcoX auch im Sinne panischer Münzordnung als Drachmen, nicht als Shekel
(S. 429), ninunt und die Summe als ein karthagisches Talent deutet.
$43.10.11. KARTHAGISCHER MÜNZFUSS. GOLDTALENTE. 483
Wie Polybios (1, 66, 6) berichtet, erhielten nach Beendigung des
ersten panischen Krieges die karthagischen Söldner, welche aus Sici-
b'eo nach Afrika gebracht waren, auf ihre bedeutenden noch rückstän-
digen Forderungen eine vorläufige Abschlagszahlung von einem xQv-
aovg Air den Mann. Im Sinne des Berichterstatters, der auch derartige
Nebenumstände ebenso verständlich für seine Leser darzulegen be-
strebt war, wie wir es oben (S. 429) bei Timäos gefunden haben,
war dies ein Goldstück von 2 Drachmen schlechthin , also etwa im
Betrage eines Alexanderstaters (as 2 att. Drachmen =^ 8,73 Gr.) oder,
wie diese Weltmünze früher hiefs, eines Dareikos. Soviel betrug hn
5. Jahrhundert die Löhnung eines Söldners (S. 193), unter Umständen
auch bis etwa um die Hälfte mehr (S. 185). Also haben wir wohl
aacb in der damaligen Abschlagszahlung den Satz einer monatlichen
Lohnung und in dem %Qvoovg einen karthagischen Stater von 10
kleinen Goldeinbeiten oder 2V2 Drachmen (= 9,75 Gramm) zu ver-
muten J)
Vergleicht man die karthagische Golddrachme ihrem Gewichte
nach mit heutigem Gelde, so kommt sie auf 10 M. 88 Pf., mithin das
Goldtalent von 3000 Drachmen auf 32600 M. und der Stater von
21/1 Drachmen auf 27 M. 20 Pf. zu stehen. Im allgemeinen aber wird
es rätlicher sein, für karthagische Verhältnisse die einheimische Silber-
wahmng zur Vergleichung der Wertausdrücke zu Gnmde zu legen,
wonach die Silberdrachme zu 70 Pf., das Talent von 3000 Drachmen zu
2100 M. (mithin das doppelt so grofse Talent des Timäos zu 4200 M.),
femer Goldstater und Goldtalent, welche seit dem J. 240 durch Elek-
tronmOnzen repräsentiert wurden, ersterer zu 17 M. 50 Pf., letzteres
m 21 000 M. (resp. 42000 M.) anzusetzen sind.
11. Damareta, die Gemahlin des Königs Gelon , wurde von den
Karthagern im J. 480 mit einem Kranze von 100 Talenten beschenkt. 2)
Damit ist das kleine bei den Goldarbeitern übliche Talent von 3 attischen
Stateren gemeint, welchem in Sicihen ein noch um Vs kleineres Gold-
gmcht zur Seite stand. s) Dafs die Karthager, als sie die Schwere des
zn schenkenden und in einer sicilischen Werkstatt auszuführenden
Kranzes festsetzten, kein anderes als jenes attisch -sicilische Gewicht
1) Einen solchen Stater erblickt in dem x^ü€w9 des Polybios auch Müller
0 p. 138, nar dafe er denselben jenem Systeme zuteilt, welches er nach Queipo
1 p. 259. 416 f. mit Unrecht das olympische nennt, wahrend es in Wirklichkeit
^ System der kleinen Goldeinheit von 0,975 Gr. ist: s. oben S. 427.
2) Biodor tl, 26, 3. Vergl. oben S. 129 mit Anm. 6.
3) Vergl. I 19, 3. 20, 5. 56, 7.
Hvltfeh, Mttroloffit. 28
434 HEBRÄISGH£S SYSTEM. i u, u
Tor Augen hatten, ist unmittelbar aus der Abnindung zu 100 Talentoi
zu entnehmen. Die Obertragung eines griediischen Gewichtes ia
karthagische Rechnungen machte um so weniger Schwierigkeit, ak dk
eigene Münzdrachme zu der attisch -siciKschen in dem festen Verhdt-
nisse Ton 100 : 112 stand. <) Der Kranz der Damareta wog dannadi
672 MUnzdrachmen karthagischer Wahrung a^ 2,62 Kilogr.^
I 44. HebräiiehBi SyHem,
1. Bei der Untersuchung über das hebräische LängenmaTs ist aus-
zugehen Ton der Bestimmung der E 1 1 e, oder Tiehnehr der Terschiedenen
Ellen, welche in den Quellen Erwähnung finden. Ausnahmsweise nOtigt
uns die Schwierigkeit der Frage dazu, die sonst in diesem Handbuche
befolgte Art der Darstellung aufzugeben und mit einigen kritisches
Vorbemerkungen zu beginnen. Denn die berechtigten Klagen Böckhs
(iber das Chaos, welches Neuere durch unkritische Forschungen herbei-
geftlhrt haben'), sowie die anderwärts ausgesprochenen Wünsche nach
einer streng methodischen Behandlung der hebräischen Malse^) haben
bis jetzt keine Erledigung gefunden. Ja die seit BOckh ersdiieneoe
Litteratur ^) hat nur neue Wirren zu den alten hinzugefügt
Zunächst sind als unwissenschaftlich zurückzuweisen alle Vtf-
suche, das Mals der Elle aus neben einander gelegten Gerstenkörnern
1) VergL oben S. 420 f. Anm. 3 am Ende.
2) Weit abweichend ist der AnsaU Ton Tb. Bergk in den Yeikandlnaaei
der 25. Versammlnn^ deutscher PhUologen, Leipzig 1868, S. 29 fil, welcher dem
Kranze ein Gewicht von 100 Solonischen Talenten — i 2620 Kilogr., mithin eiacs
Wert von etwa 5Vs Millionen Mark, und dem Ton Gdon geweihten goldeaeo
DreifniiBe (oben S. 129 Anm. 6) ein Gewicht von 50 Solonischen Talenten and
einen Wert von nahezu 3 Millionen Mark giebt VergL dagegen unten § 56, 6. 7.
3) MetroL Untersuch. S. 271.
4) MetroL Script 1 p. 54 f.
5) 0. Thenius Die althebraischen Langen- und Hohlmalse in den Tkeol.
Studien und Kritiken tou Ulimann und Umbrett, 1846, I S. 73—144. 297—341
Queipo Essai sur les syst^mes m^triques etc., tome I, Paris 1859, p. 70— 90,
Herm. Müller Ober die heiligen Mafse d. AlterUiums, Freiburg i. Br. 1859, S. llSft,
Fenner Ton Fenneberg Untersuchungen über die L&ngen- Feld- und WegeanlK
der Völker des Alterthoms, Beriin 1859, S. 90—113, L Henfeld Meliologiidi«
Voruntersuchungen zu einer Geschichte des ibraischen resp. alüüdiscben HandeU«
2. Heft, Leipzig 1865, S. 6—28, B. Zuckermann Das jüdische MaaÜB-Systea oad
seine Beziehungen zum griechischen und römischen, Breslau 1867, S. 5—21
(rergL meine Recension Liter. GentralblaU 1867 Nr. 47 Sp. 1307). — b kdraertf
Obersichten wird das hebriische Längen- und Hohlmais behan^lt von C F. Keil
Handbudi der biblischen Archäolone, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1875, S. 602— 60^^
E. Schrader in Riehms Handwörterbuch des biblischen Altertums u. d. W. MaaJKi
£. Leyrer in der Realencyklop. f. protest Theologie herausg. Ton Henog o. s. v.
IX, Leipzig 1881, S. 376 AT.
f^L LÄNGENMASS. 435
zu rekoDStruieren. Man ging dabei aus von rabbinischen Bestim-
muDgen , wonach die Fingerbreite der arabischen Elle zu 6 Gersten-
körnern, die Fingerbreite der gesetzlichen hebräischen Elle zu 7 Ger-
stenkürnem gerechnet wird. Damit wollten die mittelalteiüchen Tal-
moderklärer nur das Verhältnis beider Ellen bezeichnen , nicht aber,
wie es später Eisenschmid und andere gethan haben, ein genaues
Mab der Elle festsetzen, i)
Nicht zuverlässiger sind die Bestimmungen aus dem Hohlmab.
Da der Betrag des hebräischen Hohlmafses nicht sicher überliefert ist
nnd überdies die Angaben über das 'eherne Meer' im Tempel Salo-
mos, aus welchen eine Gleichung zwischen Längen- und Hohlmafs
ermittelt werden sollte , schwankend und vieldeutig sind 3), so ist es
nieht zu verwundern, dals, je nachdem man einen der Hypothese
entsprechenden Betrag griechisch-römischen Hohlmafses oder eine von
den vielen arabischen oder talmudistiscben Ellen virählt, jede beliebige
Kombination eine scheinbare Begründung finden kann. Etwas der
1) Yergl. die Darstellung bei Böckh Metrol. Untersoch. S. 267^270. Eisen-
Mhnids aas GersteiikornbreiteD wiUküiüch berechnete EUe beträgt 537,8 Bliilün.
bentigen MaTses, die von Thenius teils nach Gerstenkörnern, teils nach dem
Hohlmafse bestimmte 483,9 MilKm. (vergl. unten S. 437); endlich Zuckermann
S. 20f., der sich enger an den WorÜaut bei Maimonides anschliefst, findet
glücklich eine Eile von 560,7 Millim., welche mit der von ihm anderweit er-
mittelten so genau übereinstinunt, dais nur die Differenz eines halben MilU-
mettts sich zeigt
2) Nach dem 1. Buch der Könige 7, 23—26 gingen 2000 Bath in das 'Meer,
grossen, zehn Ellen weit von einem Bande zum andern rund umher, und fünf
Hleo hoch, und eine Schnur dreifsig Ellen lang war das Mafs ringsum'; nach
2 Chroo. 4,2 — 5 fafste das in ^nz gleicher Weise beschriebene Gefals 3000
Bath. Die Gestalt des Meeres ist offenbar die einer mehrfach ausgebogenen,
der Form eines Lilienkelches sich nähernden Kugelcalotte gewesen (Queipo I
P' 137; ganz willkQrlich ist es dagegen die Form einer Halbkugel anzunehmen);
alleiD die überlieferten Dimensionen lassen, je nachdem man das Becken tiefer
oder flacher, oder mehr oder weniger ausgebogen (vergL Keil Handbuch der bibl.
Ardiaol. S. 141 f.) sich denkt, einen so weiten Spielraum, dals es weder mö^>
lieh ist nach den Langendimensionen das HohUnafs, noch aus dem Betrage m
Bath die hebräische Elle zu konstruieren. Um aufser denuenigen, was Böckh
& 261—263 anf&hrt und kritisch beleuchtet, noch ein Beispiel von den Will-
wichkeiten anzufahren, zu welchen jene Hypothese zuletzt fdhrt, verweisen
vir auf die von Zuckermann S. 3 f. nach dem Talmud gegebene und durch eine
Abbildung erläuterte Darstellung des Meeres, welche der Oberlieferung im alten
Testament durcbaus widerspricht. Über die hierbei angenommene Schätzung der
Zahl ^ — 3 vergL Gantor in der Zeitschr. f. Math. u. Phys., hist.-lit Abth., XX
S. 162—165, XXm S. 89—91, Vorlesungen über Gesch. d. Mathem. 1 S. 91. Es
ist klar, dali, wenn schon die Bildner des ehernen Meeres dieses ungeßhre, von
de« wahren Werte weit abweichende Verhältnis im Auge hatten, um so weniger
▼OB einer genauen nnd wissenschaftlich brauchbaren Ableitung des Längenmafses
aas dem Hohlmafse, oder umgekehrt, die Rede sein kann.
28*
486 HEBRÄISCHES SYSTEM. f 44 1.
Art haben wohl bereits die rabbinischen ErUluterer der al^Qdischcn
Tradition gefühlt und deshalb den Gleichungen zwischen Lungen- und
Hohlroais eine festere Basis zu geben yersucht Die Ausführungen des
Rabbi Chisda^) und des Maimonides^), welcher letztere zur Bestim-
mung des HohlmaTses auch das Gewicht herbeizieht, führen über-
einstinunend zu der Gleichung, dafs eine hebrflische KubikeDe 320 Log
fasse und mithin ein Log den Betrag von 43 V5 Kubikfingerbreiten der
Elle habe. Und doch lassen sich aus diesem einfachen Verhältnis immer
noch merklich verschiedene Werte für die Elle ableiten. QueqK)')
berechnet 555,55 Millim., Zuckermann 4) findet, indem er das Log dem
Xestes gleich setzt und Böckhs Bestimmung des attischen HohknaCws
zu Grunde legt, 560,2 Millim., welcher Betrag auf 559,4 Millim. herab-
zusetzen bt, wenn man von der in diesem Handbuch festgesetzten
Normierung des attisdi - römischen Maises ausgeht. Legt man aber
endUch den im babylonischen System gefundenen Wert des Log ra
Grunde (§ 42, 8), so gelangt man zu einer Elle von nur 544,74 MiDim.,
worüber später noch zu sprechen sein wird (§ 44, 5. 10). Auch an-
langend die Ansätze Saigeys und Opperts, welche mehr das Hohlmaß
ab das Lüngenmafs betreffen, ist auf die nachfolgende Darstellung zu
verweisen.^)
Ebenfalls unhaltbar sind zahhreiche andere Berechnungen des
hebräischen Längenmafses, welche auf die verschiedensten, dodi im
einzelnen gleich willkürlichen Kombinationen sich stützen.^) Wir heben
hervor die Bestimmung des vielbelesenen Metrologen Bernard "O, der die
sogenannte Elle der Gemara zu 18,594 engl. Zoll «» 472,3 Millim. an-
setzt, aufserdem aber noch drei andere hebräische Ellen zu. 5, 6 und .
7 Palmen annimmt Demnächst ist zu erwähnen Thenius^), welcher
1) Vergl. Zockermann S. 9.
2) S. die DarstellaDg Qaeipos I p. 133—136.
3) I p. 77—79. 135.
4) A. a. 0. S. 20.
5) S. unten S. 453 Anm. 1.
6) Da es nicht thonlich ist eine vollstindige Übersicht zu geben, so sä
hier zur Verrollstandigang der oben im Text angeführten Beispiele verwieMB
auf Böckb S. 272 f., Queipo I p. 72^77, Thenins a. a. 0. S. 114f^ Fenner tM
Fenneberg S. llOf.
7) De mensuris et ponderibus antiqnis, Oxoniae 1688, p. 215—217. Vcffl
die Kriük Böckhs S. 270—272.
8) Die althebrüschen Langen- und Hohlmafse a. a. 0. S. 75—112; ebeofo
Schrader in Riehms Handwörterbuch des bibL Altertums unter d. W. EUe. D^
hauptsächlichen AnssteUongen, welche gegen diesen Versuch der Lingenmifi-
bestimmung zu erheben sind, hat kurz und treffend Zuckermann S. 3f. m-
sammengestellt.
f44,;. LANGENBIASS. 437
drei gleich unsichere Voraussetzungen , nftmlich die Bestimmung des
Log nach Eiern, die Berechnung des ehernen Meeres und die Fixierung
der Elle nadi GerstenkOmerbreiten, mit den Maben der ägyptischen
EOen kombinierte und danach zu einer hebräischen Elle von 214,512
Par. Linien»» 483,9 Millun. gelangte. Endtich Fenner von Fenneberg i)
setzt den der hebräischen EUe entsprechenden Fuls gleich dem Phile-
tsrischen, und berechnet danach die sogenannte mittlere Elle zu
490,6 Millim. und die kleinere oder gemeine Elle zu 438,1 MiUim.
2. Die einzige zuverlässige Bestimmung des hebräischen Längen-
maises, welche allerdings erst in byzantinischer Zeit in die jetzt über-
lieferte Form gebracht worden ist, finden wir in der metrologischen
Tafel des Julianus von Ascalon.^) Diese auf guten Quellen beizende
Zusammenstellung , welche in Palästina gesetzliche Gültigkeit gehabt
hat 9), enthält teils die Vergleichung des palästinischen mit dem römi-
schen Malse^), teils ein in sich geschlossenes provinziales System
1) UntersachuDgen S. 105. Der Philetarische Fuls ist von demselben S. 82
Inf 145,55 Par. Linien ->■ 328,3 Millim. angesetzt worden ; er rechnet aber für
das hebräische Mals abRerandet 145 Par. Linien >« 327,1 Millim., woraus sich
eine EUe von 490,6 Millim. ergiebt
2) Metrol. Script. 1 p. 54 f. 200 f.
3) Die Eingangsworte der Tafel lauten ^EnqLQXMa dno r^ rov ^Ac%aX<otftr
wv ^lovhavov rov of x^r^rrof^off in %C9¥ vo/m^p ijtoi i&09¥ ^»v iv IlaXouarivn.
Als hebräisch hat diese Mafse zuerst Fenner von Fenneberg a. a. 0. S. 90^1 ($4
nachgewiesen.
4) DaÜB die hebräische Klafter in § 5 der Tafel nach römischen am&aual
uul iaanvloi bestimmt ist, wird unten § 52, 1 erwiesen werden. Desgleichen
iind es römische Ellen und Fuls, deren 2, resp. 3 auf den Schritt (ßrifw) ebenso-
wohl in der Tafel des Jnlianus (§ 4, Metrol. Script p. 201) als in den EvtdtiSav
d^fUT^ucd (§ 7, Metrol. Script, p. 197) gerechnet werden. Der mittlere Schritt
<leg erwachsenen Mannes betragt etwa 0,8 Meter (oben S. 52); damit stimmt
genaa das altagyptische Mafesystem, welches eine Schrittlänge von iV» Ellen
-» 0,79 Meter verlangte (( 41, 6). Das gleiche Schrittmalis haben wir fflr die
Btbylonier vorausgesetzt und daraus die griechische Gleichung 'l Schritt ■»
2Vi Folg' entwickelt (§ 8, 6). Diese Gleichung ist dann auch auf das Phile-
tinsehe Blafe übertragen worden, dessen Schritt sonach von IVs Ellen, d. i.
274 FuÜB, auf 1*1$ EUen, d. i. 2Vs Fuls — 0,875 Meter erhöht wurde (§ 53, 2).
Die Römer, welche Philelarisches Mafs mit römischem im Verhältnis von 6 : 5
gUchen, kamen hiemach zu der Bestimmung des Phiietarischen Schrittes gleich
3 römischen Fuüb oder 2 römischen Ellen ->■ 0,887 Meter (der römische Schritt
Mlbst beträgt nur 27« eiffene FuDs ->■ 0,74 Meter). Diese Besthnmunff ist auch
b die zu Anfang dieser Anmerkung erwähnten metrologischen Tafeln überge-
ben. Denn an einen grölseren Fuls als den römischen darf man nicht denken,
« 3 römische Fufs bereits ein sehr hohes Mafe für den Schritt ergeben. Wollte
MB aber die kleinere hebräische Elle des Julianus zu Grunde legen, so würde
BtB einen Schritt von 0,945 Meter, ja von der grölseren Elle aus sogar einen
Schritt von 1,05 Meter, also in beiden Fällen zu viel erhalten. Dafe in einerund-
^jerselben Quelle heterogene Malse ohne ausdrückliche Unterscheidung vereinigt
aiad, kommt auch anderwl^ts vor: vergL MetroL Script I p. 33 f. 52.
438 HEBRÄISCHES SYSTEM. §>l
<§ 52, 1), in welchem als besonders bemerkenswert zwei Tersdiiedene
Klaftern hervortreten. Die gröfsere helfet die geometrische, die
kleinere die e i n f a c h e ; als ihr gegenseitiges Verhältnis wird 112:100
angegeben. Nun läfet sich aus den für Palästina getroffenen Provinziil-
Einrichtungen spätrömischer Zeit, insbesondere im Vergleich nut Agyp*
ten (S 53, 4 — 7), ein so sicherer Rückschlufs auf diejenigen Verfadt-
nisse machen, welche die Römer bei der ersten Übernahme der
Provinz antrafen, dafs das ursprüngliche hebräische Hab der geo-
metrischen Klafter, also auch das der entsprechenden Elle, unzweifel-
haft als identisch mit dem altägyptischen sich herausstellt
Es ist uns also durch eine glaubwürdige Überiieferuug das bezeugt,
was vnr von vornherein nicht anders erwarten konnten. Das babyio-
nische EUenmafs ist erwiesenermafsen das gleiche wie das ägyptische.
Palästina ist eine der vnchtigsten Etappen auf der groben Heeres-
und Verkehrsstrafse, welche zvnschen dem Euphrat- und Nilthaleseit
grauem Altertum bestanden hat. Die Hebräer haben übrigens mehr
als 200 Jahre im ägyptischen Grenzlande unter pharaonischer Heir-
schaft verbracht. ^) Das alles spricht für Übertragung der ägyptischeo
Elle nach dem Lande Israel. Will man aber die hauptsächliche ROck-
«icht auf den Zusammenhang mit den Hohhnalsen und Gewichten
nehmen, welche beide mit den babylonischen und phönikischen flbe^
einstimmen, so kommt man wiederum, wie soeben bemerkt wurde^
auf das gleiche EUenmafs.
Von ähnlichen Erwägungen ausgehend haben bereits früher
Saigey und Böckh, und andere die ihnen gefolgt sind, die hebräische
Elle der ägyptisch-babylonischen gleichgestellt und sie zu 525 MAIhB'
angesetzt.^) Als in jüngster Zeit ein althebräisches Grab, welches man
für das des Josua hält, ausgegraben wurde, erwiesen sich die hauptsäch-
lichsten Dimensionen desselben als genau nach eben diesem Habe ge-
nommen.^)
1) Nach Duncker Geschichte des Alterthanw I, 5. Aufl., S. 385 L ooi 40(1
w&hrend der Zeit von 1550—1330 v. Chr.
2) Saigev Tratte de m^trologie p. 17 f., B5ekh MetroL UBieisndL S. 266 t
verglichen mit S. 227 u. 271, Bertbetn Zur Geschichte der Israeliten, GöttiBge«
1842. Letzterer hat, wie de Wette in seinem Lehrbnch der hebrlisch-JftdiidMt
Archäologie, 4. Aufl., Leipsiff 1864. S. 242 bemerkt die Böekhschen üntenachiit-
gen, soweit sie die Hebräer betreffen, in grofser Klarheit dargesteUt nod mehrere
rte Bemerkungen und ErlSuterongen hinsugefGigt Bfit Bertheau setzt de Wette
244 die hebräische Elle auf 234,333 Par. Linien — 528,7 Mülhn.
3) Aur^ Gtude des dimensions du tombean de Josni in der Revue arehto-
logique, nouv. s^e, 1866, voL XIY p. 225 ff.
$44,1 LÄNGENMASS. 439
3. Wenn von der ägyptischen Elle schlechthin die Rede ist, so
ist damit die gröG»ere oder königliche gemeint (§ 41, 1); dieser also
eoUpricht diejenige hebräische Elle, welche aus Julians von Ascalon
geometrischer Klafter sich herleitet. Zu diesem Hauptmafse, dessen
elDbeimische Bezeichnungen wir im folgenden anführen werden, sind
die verschiedenen aufserdem noch erwähnten hebräischen EUenmafse
in Beziehung zu setzen.
Zunächst haben wir es mit derjenigen kleineren Elle zu thun,
welche der einfachen Klafter der Julianischen Tafel entspricht Die-
selbe verhält sich, wenn man das Verhältnis der Klaftern auf die zu-
gehörigen Ellen überträgt, zu der gröfseren Elle wie 100:112. Das
gleiche Verhältnis findet sich, obschon versteckt, noch einmal in der-
selben Tafel. Jede Akäna hat 10 eigene Fufe^); wenn also bei Julianus
der Akäna 1 Vs Klaftern oder 6 Ellen oder 9 Fufs zugeteilt werden,
so müssen zwei verschiedene Mafee verglichen sein , oder mit anderen
Worten, die 10 eigenen Fufs der Akäna sind gleich 9 Fuls eines anderen
Maises. Es steht aber dem obigen Verhältnis 100: 112 dasjenige von
9 : 10 ^ 100 : 1 11 V» so nahe, dafs wohl ohne Zweifel das letztere als
der abgerundete Ausdruck für das erstere angesehen werden darf.
Nach dem Verhältnis 9: 10 ist bekanntlich das gemeingriechische
Maus aus dem babylonischen abgeleitet werben. Die kleinere hebräische
Elle JuUans ist also dem fihgioQ mjxvg der Griechen gleich (§ 46,2).
Zur genauen Festsetzung des hebräischen Maises wählen wir das Ver*
bältnis 100: 112, welches als das gesetzUche gegolten hat, und berech-
nen danach, ausgehend von der grofsen Elle, ads Betrag der kleineren
Elle 469 Millim.2)
Für diese beiden Ellen ist in gleicher Weise die Einteilung in
Hand- und Fingerbreiten vorauszusetzen (§ 44, 6), worüber wir zu-
nächst eine kurze Übersicht, nebst Beifügung der Klafter, geben :
gröCseres Mab
kleiDcres Maft
Fingerbreite
0,022 Meter
0,0195 Meter
Handbreite
0,088 „
0,078 „
Elle
0,625 „
0,469 „
Klafter
2,10 „
1,875 „ .
1) Vefg^. I 7, 1. 53, 3. Speciell fOr die Akana der Julianiseben Tafel fOhrt
^ Nachweis Ghriat, Fieckeisens Jahrbücher 1865 S. 453 Anm.; derselbe weist
^ach darauf bin, dafs diese Akana gemeingriechisches Mafe und die 9 Fub,
welche darauf gerechnet werden, PhUetarisches Mafe siod.
2) Zieht man das andere aus der Tafel Julians sich ergebende Verhältnis,
i^äniUch 9: 10, vor, so kommt die kleine EUe etwas höher auf 472,5 MUlioL»
UO HEBRÄISCHES SYSTEM. f u, t. 4
Hieraus folgt unmittelbar, dals keine der beiden Ellen in mtr
ganzen Zahl von Fingerbreiten der anderen Elle sich ausdrücken läist^)
4. Die älteste biblische Tradition kennt nur die Elle scUechthiD.
Wenn im 5. Buch Mose (3, 11) das Bett des Riesen Og als 9 Ellen lang
und 4 EUen breit 'nach eines Mannes Ellenbogen' angegeben wird, so
ist damit nur die dem Berichterstatter wohlbewuCste Ableitung der
ttbUchen Längenmalse von den natOrtichen Mafsen des Körpers, nicht
aber irgend welche Unterscheidung eines bestimmten Ellenmafses tod
einem anderen bezeichnet
Erst der Prophet Ezechiel berührt in einer Vision, welche im
vierzehnten Jahre nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnenr
geschrieben ist, den Unterschied der zu seiner Zeit übUchen EDe too
jener Elle, nach welcher einst der Tempel zu Jerusalem wieder aof-
gebaut werden soll. 2) Übereinsthnmend damit wird in den etwa 200
Jahre nach Ezechiel abgefafsten Büchern der Chronica angegeben, daß
Salomo den Grund zum alten Tempel in 'Ellen nach dem frühereD
Mafse' bemessen habe.^)^ Die Bauelle des künftigen Tempels sdl nach
Ezechiel eine Handbreite gröfeer als die gemeine Elle sein. Der Siim
dieser Bestimmung kann nicht zweifelhaft sein , sobald wir einerseits
die Analogie der gröfeeren und kleineren ägyptischen Elle, anderersäs
die eben eridärten Angaben der Julianischen Tafel in Betracht ziehen.
Die Tempelelle im Sinne Ezechiels mnk dieselbe sein , nach welcher
einst der Salomonische Tempel gebaut worden ist. Also war im 6. Jah^
hundert v. Chr. bei den Israeliten eine kleinere Elle übUch, deren
Mafs, um eine Handbreite vermehrt, die Salomonische, d.i. zugleich
d. 1. auf den ursprünglichen vollen Betrag des fUr^toQ nijxvs, heraus. Auch
Böckh Metrol. Untersuch. S. 266 sieht in der kleineren hebräischen Elle dea
udr^ioe ntix^ des Herodot, den er als identisch mit der sogenannten agyptiacbea
Bauelle, welche ihrerseits der attischen gleich sei (ebenda S. 234), ansetxt auf
462 bis 463 Millim.
1) Drei Fingerbreiten der kleineren Elle, za dieser hinzngeffigt, ergebea
528 Millim., d. i. um V« Fingerbreite mehr als das normale Maus. m% nlchsi'
einfache Verhältnis ist, dafs 27« Fingerbreiten der grofsen Elle, von dieser ab-
gezogen, das Mafs der kleineren Elle im Betrag von 470 Millim., also mit eiaer
kaum bemerkenswerten Differenz, ergeben. Noch weniger als die Pingerbrette
kann selbstverständlich die Handbreite zur gegenseiUgen Vergleichung der betdea
Julianischen Ellen verwendet werden.
2) Ezech. 40, 5. 43, 13. Die 'gemeine' Elle, womit Luther dem Sinne oKb
richtig das zu Ezechiels Zeit fibliche Mafs bezeichnet, steht nicht im Tot;
sondern an beiden Stellen wird der Tempel vermessen nach *Ellen (welche) eine
Elle und eine Handbreite (halten)'.
3) 2 Ghron. 3, 3 : ammöth bammidddh häri*sh6ndk. Die OberseUong Lnthers
ist lückenhaft.
$44,4.5. LÄNGENMASS. 441
die Oberhaupt in der älteren Zeit übliche, ergab. Wir würden demnach
alsHafs der kleineren Elle 450 Millim., also genau den für die kleinere
ägyptische Elle ermittelten Betrag (§ 41,3) erhalten.
Dieser Schlufs ist sicher, wenn wir die von dem Propheten ge-
setzte Differenz einer Handbreite wörtlich zu nehmen berechtigt
sind; und es würde dann weiter folgen, dafs die Julianische kleinere
Elle ( as 469 Millim.) in einer weit späteren Zeit nach griechischem
Vorbild zur Einführung gelangt sei.
Andererseits aber dürfen wir eine zweite Möglichkeit nicht aufser
Acht lassen, dafs nämlich der Prophet in dem dichterischen Schwünge
seiner Sprache eine genaue Vergleichung beider Ellen gar nicht beab-
sichtigt und das Mehr einer Handbreite nur als ungefähre Schätzung ge-
setzthabe. In diesem Falle würde die Annahme zulässig sein^ dals jene
kleinere Elle, welche im Verhältnis von 10:9 aus der babylonischen
sich entwickelt hat und von den Griechen dem dekadischen System
zu Liebe gewählt worden ist , bereits im 6. Jahrhundert auch bei den
Israeliten übUch war. Allein dem steht wieder entgegen, dafs den
Israeliten der Puls, d. i. das Mafs von ^3 EU® 9 damals noch fremd
wari); und doch ist es nur der Fufs, vermittelst dessen bei den Grie-
chen die dekadische Gruppierung der gröfseren Mafse hervortritt.
5. Hier bleibt also einige Dunkelheit, welche auch durch die
tahnodische Tradition nicht aufgehellt wird. 2) Zunächst tritt die irr-
tümliche Annahme uns entgegen , die kleinere Elle habe nur 5 Hand-
breiten gehabt, offenbar eine falsche Interpretation der Worte Eze-
chiels. Mit dieser fünfjpahnigen Elle sei das Tempelgerät gemessen
worden, und sie heifst davon die 'Gerätschaftselle\ Der Tempel selbst
sei nach der gröfseren Elle, der 'Gebäudeelle', errichtet worden. Letz-
tere Elle aber wird nun weiter zu einer 'mittleren^ denn in dem nach
dem Exü wieder aufgebauten Tempel seien an bestimmten Stellen
noch zwei Mafsstäbe niedergelegt worden, deren einer um eine halbe
Fingerbreite, der andere um eine ganze Fingerbreite gröfeer war als
die Gebäudeelle.
Diese letztere Angabe über eine Elle von 525-f-22BB547 Millim.
ist mit aller Vorsicht zu prüfen, da die Julianische Tafel keine gröfsere
1) Fenner von Fenneberg Untersachungen S. 91 weist mit Recht darauf
kin, daüB der Fnis in hebräischen Schriften niemals erwähnt wird und erst durch
Sriechisch- römischen Einfluds (wie die Tafel des Julianus zeigt) Eingang ge-
fnoden hat
2) Vergl. die übersichüiche und, wie es scheint, in der Hauptsache er-
Impfende Darstellung von Zuckermann Das jOdische Maais-System S. 16— 21.
442 HEBRÄISCHES SYSTEM. f 44, s.
Elle als die von 525 Millim. kennt Und in der Tbat zeigt sich bei
näherer Untersuchung, dafs jene gröfeere Elle nichts weiter als eine
etwas unbeholfene Ausdnicksweise deejenigen Verhältnisses zwiacbea
gröfserem und kleinerem Mafse ist, welches die Julianische Tafel uns
aberliefert hat Denn wie die geometrische zur einfadien Klafter, so ver-
hält sich auch die gröbere EUe zur kleineren und ebenso ihre Finger-
breiten. Reducieren wir nun das Verhältnis 112:100 auf 28:25, so
durchschauen wir sofort den Anlafs, welcher die Gelehrten des Talmud
dazu führte eine EUe anzunehmen, welche um eine Fingerbreite gröber
gewesen sei als die Salomonische. Denn wenn man auf einem Halsstabe
die Fingerbreiten sowohl der gröfseren als der kleineren Julianiscbeo
Elle in zwei Reihen nebeneinander auiigezeichnet sich denkt, so trifft
der ftinfundzwanzigste Abschnitt der gröfseren Fingerbrdte mit dem
achtundzwanzigsten der kleineren zusammen. Stellte man also eioea
besonderen Mafsstab im Betrag von 25 Fingerbreiten der gröGseren
Elle auf, so hatte man damit zugleich, ausgehend von der kleineren
Elle, den genauen Betrag des Mafses von einer Elle und einer Hand-
breite, welches der Text des Ezechiel verlangte.
Auch noch anderweitig scheint die tahnudische Elle von 547 Milli-
metern in der Tradition der Rabbinen verwendet worden zu sein. Dens
die Gleichung, welche Chisda und Maimonides zvrischen Längen- und
Hohhnafs aufstellen (§ 44, 1), fahrt nur unter Zugrundelegung eben
dieser Elle auf einen annehmbaren Betrag des Hohlmafses, nämlich auf
36,82 Liter für das Epha (§ 44, 10).
Unter den verschiedenen arabischen Ellen, deren relative Betrag«
uns genau überliefert sind^, verdient die sogenannte ^schwane\
weldie der Nilmesser des Meqkj^s in Kairo aufweist, besondere Beach-
tung. Dieselbe hat sicher vom Anfang des achten Jahiimnderts bis zur
Mitte des neunten im Khalifenreiche, besonders in Ägypten, gesetzliche
Geltung gehabt^); sie beträgt 541,4 Millim. und ist offenbar durdi eine
mäfsige Steigerung aus der altägyptischen hervorgegangen. Da es nui
nicht zweifelhaft sein kann, dafs den jüdischen Gelehrten, sei ei
unter römischer Herrschaft in Alexandreia, sei es unter den Khalifea
in Ägypten oder einer anderen Provinz, diese EUe bekannt war, so
erklärt es sich um so leichter, vrie sie darauf kamen, auber der Sato-
1) Böckh MetroL Untersuch. S. 245 ff., Queipo ff p. 106, G. Kanten Mmä
und MesMn in der AUgem. Eocyklop. d. Physik, Bd. I S. 429 ff.
2) Queipo II p. 89 f. Etwas niedriger, nimlich cn 0,5404 M., wird die Elle
des NUmessert der 'Insel Rodah, gegenüber dem alten Kairo' angegebei von
Mahmoad Bey im Journal Asiatiqne 1873, YD. s^e, tome I p. 89. 99.
144, 6.7. LiNGENMASS. 448
moDischeD, d. i. altägypüschen, Elle noch zwei andere etwas grüfeere,
Damticb yon 24 Vi Fingerbreiten «» 536 MiUim. und von 25 Finger-
breiten ^ 547 MilUm., zu suppouieren, deren Mittel genau gleich der
arabisdien schwarzen E31e ist
6. Die Einteilung der Elle, ammdk, folgt dem natürlichen und
im Ahertum allgemeinen Systeme. Erwähnt werden die Fingerbreite,
txbdh, von Jeremias 52, 21, die Handbreite, taphaeh, von Ezechiel 40, 5.
43, 13, die Spanne, serethy im 2. Buch Mose 28, 16. 39, 9 und an-
derwärts. 0 Dt» Verhältnis dieser Mafse untereinander und zur Elle
wird zwar im alten Testamente selbst nicht angegeben; allein die
Tradition sowohl bei Josephos^) als im Talmud bezeugt hinlänglich die
Obereinstimmung mit dem ägyptischen und griechischen System. Nur
die tahnudische Einteilung der kleineren Elle in fttnf Handbreiten
OHi&ten wir zurückweisen (§ 44, 5). Auch dafe der Fufs, wie überhaupt
den altorientalischen Systemen, so auch dem hebräischen fehlt, ist
bereits bemerkt worden (S 44, 4).
Wir teilen also der althebräischen Elle, und ebenso der späteren
kkinen, je 2 Spannen, 6 Handbreiten, 24 Fingerbreiten zu.
7. Untersuchen wir nun weiter, welche Längenmafse aufwärts
TOD der Elle bei den Hebräern ttbUch waren, so ist vor allem das reich-
liche Material Ton Messungen zu verwerten , welches in den Berichten
Ober den Bau der Stiftshtttte 3) und des Salomonischen Tempels ^X ^o*
daan in der Vision Ezechiels über den künftigen neu zu erbauenden
Teaipel^), endlidi auch in dem zwar interpolierten, aber für das System
der HaCse nicht minder beachtenswerten Berichte der Chronika über
dea Sabmonischen Tempel ®) niedergelegt ist Da zeigt sich unyer^
kennbir die dekadische Gruppierung der Vielfachen der Elle und
demnächst der Rute. Immer und immer wieder erscheinen die Mafse
^on 100, 50, 20, 10 und 5 Ellen; auch die Dimensionen von 90, 75, 40
EUen kommen yor; nächstdem erweisen sich die häufig erwähnten
Mafse Ton 60 und 30 Ellen als Beträge von 10 und 5 Ruten, woran
äch die Rute selbst^ und 3 Ellen als halbe Rute scUiefsen. Die
1) Vergl. ZackermanD a. a. 0. S. 1 1 —13. 22 f., Leyrer io der Realeneyklop&die
w Protestant Theologie herausg. ycd Herzog u. s. w. IX S. 37S, and übtr die
«ymologie yon ammdh denselben S. 377.
2) Josepbos Arcbaol 8, 6, 5 giebt die Dimensionen der Bandeslade, weldie
■>di 2 Mos. 25, 10 Vk, 1 V» und 1 V« EUe betragen, za 5, 3 and 3 Spithamen an.
3) 2 Mose 25-27. 36—38. 4) 1 Könige 6 a. 7.
5) Exech. 40—43. 6) 2 Ghron. 3 u. 4.
7) Ezech. 40, 5—8 anter der Benennung qänBh^ oder ohne eigene Benennung
US IHmeniion yon sechs Ellen ebenda 40, 12. 41, 3. 8 and anderwirtt. Der nach
444 HEBRÄlSCHfiS SYSTEM. § 44, i. 6.
Mauer, welche bei Ezechiel (42, 16-^20) den Tempel umschUebt, soll
500 Ruten ins Gevierte betragen.
Die Rute und ihr Zehnfaches weisen bestimmt auf das babylo-
nische System hin.^) Dafs die Rute, qänek (babylonisch qanu, grie-
chisch axaiya)y 6 Ellen hatte, berichtet ausdrOckUch Ezechiel 40, 5.
Auch die metrologische Tafel Julians Ton Ascalon hat diese uralte und
vom griechischen Mals abweichende Bestimmung aufbewahrt >); es e^
folgt aber aus dem Zusammenhang der Tafel, dals dieselbe Rute von 6
alten Ellen später unter griechisch-römischem Einfluls zu 6 Vs klemeren
Ellen (d. i. 10 griechischen Fub) gerechnet worden ist. Im heutigen
Mafs betrug die hebrflische Rute, wie die babylonische, 3,15 Meter.
Eine Klafter hat in diesem System keinen Plalz, und in der
That erscheint nirgends eine Benennung für das Mals von 4 EUen. Ja
auch diese Dimension selbst konunt in den vorerwähnten Berichten
verhältnismälsig selten vor.^) Selbst die Verfasser des Talmud nebst
den Konunentatoren, denen die griechisch-römische Klafter wohl be-
kannt ist, bezeichnen dieses Mafs durch die Umschreibung 'vier EUen'.^)
Erst in der Julianischen Tafel erscheint die Klafter sowohl der grofisea
als der kleinen Elle ($ 44, 2). Die Beträge dieser beiden Klaftern io
heutigem Mals sind bereits oben (S. 439) angegeben worden.
8. Die Wegmafse entsprechen genau dem Ptolemäisdi-Philetl-
rischen Systeme (§ 23, 1. 5), welches seinerseits, abgesehen von don Sta-
dion, unmittelbar aus dem altägyptischen entldint ist Das ägyptische
Mab von 1000 Doppelschritt (41,6) ist vermutlich erhalten in dem
Sabbat weg, aaßßdrov odog (Apostelgesdi. 1, 12), d. h. der Strecke,
welche, unter Dispensation von dem Gebote vollständigen Ruhens
auch am Sabbat vom Hause aus und wieder zurück zu gehen gestattet
war. Noch ist im Talmud die Tradition (»rhalten, dafs der Sabbatweg
dem babylonischen Exil verfafete Bericht Ober die Sintflat (1 Mos. 6, 15) giebl
der Arche Noahs 300 Ellen — 50 Ruten Lange, 50 Ellen Weite, 30 Ellen ->
5 Ruten Höhe. VergL Gantor Vorlesunffen über Gesch. der Mathem. I S. 79 and
meine Anzeige dieses Werkes in Fleckeisens Jahrbftchern 1881 S. 574.
1) Vergl. oben § 42, 3, Fenner Ton Fenneberff Untersuchungen S. 96, Bnaä»
S. 23. Ober das aus dem Maüie von 60 Ruten abgeleitete Feldmais siehe anteo
§ 44,8.
2) Metrol. Script I p. 201 ^ 6. Die Reduktion derselben Akina aaf 6^
griechische EUen findet sich in BvnX»i9ov avdvftt^ifta ebenda p. 197 § 9. VeiiP.
oben S. 437 Anm. 4 die aus der gleichen Bestimmung des ß^fut sieh erfebea«
Verwandtschaft der JulianiscfaeD und Euklidischen Tafel.
3) Ich habe aufnotiert 2 Mos. 26, 2. 8 (Mals der Breite von TeppidwaX
1 Kön. 7, 19. 27. 38, Ezech. 41, 5.
4) Zuckermann das jfldische Maals-System S. 24—26.
1 44, 8. FELD- UND WEGMASSE. 445
2000 Schritt betragen habe.^) Dagegen bemifst ihn freilich die Mehr-
zahl der AutoriUlteD auf nur 2000 Ellen >), denn soweit, beifst es, war
eiost die Stiflsbtttte vom äufsersten Rande des Lagers entfernt s), und
es stimmt damit die Angabe des Josephos (Archäol. 20, 8, 6), dafs die
in der Apostelgeschichte auf einen Sabbatweg angegebene Entfernung
des Ölbergs von Jerusalem 5 Stadien betragen habe. Allein wenn
wir bedenken, dafs im Talmud regebntffsig Schritt und EUe einander
gleichgestellt werden ^), dafs ferner die Priester ein Interesse daran
hatten die gestattete Strecke möglichst zu verkOrzen ^), also möglichst
kleine Schritte yorzuschreiben, dafs endlich 2000 Ellen, nach dem ur-
sprünglichen Ansatz von 1 V2 Ellen auf den Schritt, keine runde Zahl
in Schritten geben, so wird es höchst wahrscheinlich, dafs im Sabbat-
weg, wie auch sonst bei den Wegmafsen, ägyptisches Hafs vorUegt.
Dazu kommt ein anderes gewichtiges Zeugnis. Dem Sabbatweg wird
imTaknud gleichgesetzt das fnÜ% welches offenbar dem Philetäri-
schen filXiov (^=3000 Ellen) entspricht und demgemafs zu 7V2 SU-
dien bestimmt wird.'O Angaben nach solchen Stadien finden sich im
Neuen Testament und bei Josephos.^) Im Talmud heilst dasselbe
Mafs rw.»)
1) Rabbi Nachman bei Zockennann S. 28: Wenn jemand auf einer Reise
die Ui^e des Sabbatweges nicht weifs, so gehe er 2000 mittlere Schritte, und
diese sind dem Sabbatwege gleich.
2) VergL die Belegstellen bei Zackermann S. 27.
3) De Wette Lehrbuch der hebraisch-jadischen Archäologie, 4. Aufl., S. 308
<aater fierafang auf Stellen des Talmud und Maimonides. Der Weg zum Gottes-
hans rnnfste gestattet sein trotz der Gesetzesvorschrift 2 Mos. 16, 29, welche
Dach strengster Auslegung das Verlassen des Hauses am Sabbat ganzlich verbot.
4) Dies geht mit Sicherheit hervor aus der Vergleichung der von Zucker-
a»nn S. 27 f. unter I — L citierten Stellen.
5) Doch bemerkt Zuckermann S. 27, dafs in gewissen Fällen ein Sabbat-
veg Ton 2800 Ellen nachgelassen ist, worin eine Wiederannäherung an das
orspruDgliche Mafs zu liegen scheint.
6) Zuckermann S. 27.
7) Tafel Julians von Ascalon Metrol. Script I p. 201 Zeile 15 vergl. mit
I P* 184, 1. 198, 5, n p. 195, sowie mit ( 53, 5 dieses Handbuches. Bemard
^ mensuris et pondenbus p. 246 f. ffihrt viele jftdische Autoren, freilich nach
"eiaer Preise ohne Angabe der betreffenden Stellen, an.
8) Lucas 24, 13, Joseph. Bell. Jud. 5, 2, 3. 7, 6, 6 und anderwärts, derselbe
^^^' 20, 8, 6. An letzterer Stelle wird, wie bereits oben bemerkt, die Ent-
fernung des Ölbergs von Jerusalem auf 5 Stadien angegeben. Dafe nach Bell.
Jai 5, 2, 3 ein Lager auf dem Ölberge 6 Stadien von der Stadt entfernt auf-
S^aehlagen war, steht offenbar in keinem Widerspruch zu voriger Angabe.
9) Fenner von Fenneberg S. 101, Zuckermann S. 29 f. Die daneben sich
"B^de Lesart rüs ist wohl einer kabbalistischen Zahlenspielerei zu verdanken,
Yddie überdies auch darin verfehlt ist, dafs sie den Schritt und die Elle ein-
ander gleich setzt
446 HEBRÄISCHES SYSTEM. §44,8.
Die Wegstrecke!), kibrath lufdrex, 1 Mos. 35,16. 48,7,
2 Kön. 5, 19, wird in der syrisdien and arabischen Cbersetznng mit
dem Parasaoges yergtichen.^) Dieses Mals, im Talmud jNirMtt be-
nannt^), ist nicht sowohl der attbabylonische und persische Parasaog
(§ 42, 2. 46, 2), als vielmehr der alUlgyptiscbe und dann Ptolemaische
Scboinos (§ 41,6. 53, 2), welchem der Parasang nadi übereinsUfflmeii-
der Angabe der alexandrinischen Metrologen und der Lexü&ograpbeo
gleichgestellt wird. 4) Dem Zeitbetrage nach ist die hebrftische W^-
strecke ein starker Stundenweg. ^)
Aus dem, was bisher tlber die Wegmalse gesagt worden ist, ergiebt
sich unmittelbar, dafe im ursprünglichen hebräischen System, gerade
wie im ägyptischen und später im Philetärischen , der Schritt zu Vji
Ellen gerechnet wurde, also nicht zu zwei römischen »= 12/3 hebrai-
sehen Ellen, wie filr weit spätere Zeit die Julianische Tafel bezeugt«),
ebensowenig aber auch zu nur einer EUe, wie der Tahnud an-
nimmt.''j
Wir haben demnach die hebräischen Wegmalse in CbereinstiiB-
mung mit dem ägyptischen, beziehungsweise Philetärischen System an-
zusetzen wie folgt:
1) Luther übersetzt bekanntlich sowohl dieses alttestamentliche Mafs dorck
*ein Feldweses' als auch die 60 Stadien bei Lucas 24, 13 durch *8echzif Feld-
weees'; es ist ihm also 'Feld' mit dem Zusatz im Genitiv 'Weges' ein Schntt-
mafs; nur ist der alttestamentliche 'Feldweges' dreilaigmal so grofs alt der
neutestamentlicbe.
2) Vergl. de Wette a. a. 0. S. 245, Keil Handbuch der biblischen Archäo-
logie, 2. Aufl., S.602f.
3) Zuckermann S. 30.
4) Vergl. Metrol. Script I p. 184 i 24 u. 25, sowie II p. 208 die Obersckl
der Belegstellen im Index unter naQacayyije. Diese Gleichstellung ist, anlaogeid
den Ihirasang, ungenau (§ 50, 2), wahrend der cxch^os genau nach dem ars]Miaf'
liehen ägyptischen System 4000 Doppelschritt — 12000 Ellen, mithin nach den
Ptolemäisch-Philetarischen System 30 Stadien halt
5) Der babylonische Parasang im Betrage von 3600 DoppelschriU — IdSOO
babylonischen Eilen -» 5,67 Kilometer gilt als Stundenweg (§ 42, 2K Dis »^
eine reichliche Schätzung, da schon 5 Kilometer in der Stunde eine tAchtife
Marschleistung darstellen. Die 6,3 Kilometer des ägyptischen Schoiaos oder
der hebräischen Wegstrecke würden demgemäfs dem Wi^e von IV4 Stunde eat-
sprechen. Sieht man dagegen tod der förmlichen Vergleichung des Schrittes mit
dem EUenmafse ab und fordert nur, unter Anwendung einer Zeitgleiehung, IM
Schritt auf die Minute, so ist der Parasang bequem in einer Stunde, der SchoiaM
in wenig mehr als einer Stunde zu erledigen.
6) S. oben S. 437 Anm. 4.
7) Vergl Zuckermann S. 28 in Verbindung mit S. 27, 1, unten f 52, 1 die
Anmerkung zu den Wegmalsen. In der VO. Beronischen Tafel wird die tpü-
römische Elle, welche 2 römische Fufs beträgt (( 53, 8), als Schrittmaft ge-
rechnet: s. ( 53, 9.
{44,8.9. HOHLMASS. 447
Schritt = 1 Vi EUen 0,79 Meier
Stadion *-» 400 Ellen — 2/^5 Meile 210 y,
Meile (Sabbatweg) «» 3000 EUen «» 7V2 Stadien . 1575 „
Wegstrecke (axol^og) »> 12 000 EUen «« 4 Meilen 6300 „ .
Als Feldmafs wird im 1. Buch Sam. 14, 14 und yon Jesaias 5, 10
das %emed erwähnt Der Betrag desselben ist nicht bekannt Im baby-
lonischen System (§ 42, 6) gab es wahrscheinlich ein Feldmafs yon
60 Ellen oder 10 Ruten ins Gevierte; sicher erscheint dasselbe als nki"
9qov in der Julianischen Tafel ^) Ob dieses Mafs selbst oder ein Viel-
faches desselben dem Zemed entspreche, läfst sich nicht bestimmen.')
9. Hohlmafse werden in den heiligen Bachern der Hebräer
häufig erwähnt^) und zum Teile nach ihrem gegenseitigen Betrage
bestimmt Unter Hinzunahme der Angaben des Josephos, Epiphanios
und anderer griechisch schreibender Schriftsteller, mit denen die Über-
lieferung im Talmud im wesentlichen übereinstimmt^), ist es gelungen,
dasSystem der hebräischen Hohlmafse vollständig wieder herzustellen.^)
Die in jüngster Zeit hinzugetretenen Aufschlüsse über das ägyptische
und babylonische System haben die früheren Aufstellungen über die
gegenseitigen Verhältnisse der hebräischen Mafse bestätigt, überdies
aber es auch mögUch gemacht, den absoluten Betrag derselben schärfer
zu bestinmien.
Wir führen zunächst die einzelnen Mafse vom grOfsten abwärts der
Reihe nach auf und fügen die Zeugnisse über ihr gegenseitiges Ver-
hältnis oder über ihren Betrag nach griechischem Mafse bei. In letz-
terem Falle wird vorläufig, wie es bei den hellenistischen Schriftstellern
allgemein üblich war, das hebräische Log dem griechisch-römischen
Sextar gleich gesetzt werden.
1) Metrol. Script I p. 201 § 7. Das nXi&Qov ist zwar hier nur als Längen-
mafs definiert; diese Bestimmung gUt aber bei diesem Mafse stets zugleich für
ifn quadratischen Inhalt. Auf das atla von 60 arabischen Ellen, welches Bemard
de menanris et ponderibus p. 226 als chaldiisches und persisches Mals erwähnt,
beziehen sieh aaüserdem noch Fenner von Fenneberg S. 96 f. , Brandis S. 23 f.
2) Mit dem Piethron gleicht das Zemed Fenner ▼. Fenneberg S. 96; Zucker-
nunn S. 32 zieht das doppelte, also dem römischen Jugerum entsprechende
Mab vor.
3) Die alttestamentlichen BelegsteUen werden tou Zuckermann Das jüdische
MaaiB-System S. 37 — 50 unter jedem einzelnen Mafse zuerst zusammengestellt.
4) S. Znckermann S. 36—57, Herzfeld Metrologische Voruntersuchungen zu
dner Geschichte des ibräischen Handels S. 44—51. 69—82. 100—102.
5) Bdckh MeUol. Untersuch. S. 259—261, Brandis S. 29—33. 39, de Wette
Uhrbacfa der hebräisch-jfidischen Archäologie, 4. Aufl., Leipzig 1864, S. 245—248,
Keil Handbuch der biblischen Archäologie, 2. Aufl., Frankfurt a. Bi 1875, S. 605,
Zadermann a. a. 0. S. 37—50. 55 f.
448 HEBRÄISCHES SYSTEM. §44,9.
Cho mer , Dach Ezechiel 45, 11 das Hauptmafe sowohl fUr Trocke-
nes als Flüssiges, im Gehalte tod 10 Epha oder Bath. Kun darauf
(45, 14) erwähnt Ezechiel das K or als Öbnafs, dessen Zehntel das Bath
sei, wozu er noch ausdrücklich bemerkt, dafs Kor und Chomer eiDander
gleich sind. Epiphanios^) nennt das hebräische Mais xoQ und gebraucht
dafür die hellenistische Form xoQog, Wenn er das Mab zu 30 (ioim
bestimmt, so meint er damit hebräische Scheffel, welche der Verfasser
des Traktates ne^l fiir^iov genauer aaza nennt, deren er 30 auf den
Ooivixtxog 'Mqog rechnet (§ 43, 1). Josephos (Archäol. 15, 9, 2) teilt
irrtümlich dem %6qog 10 attische Medimnen zu; er hat Metreten ge-
meint, wie seine unten noch zu erwähnende Definition des Bath zeigt ^)
Eine auf wirklicher Ausmessung beruhende Vergleichung zwischen
dem hebräischen Kor und dem römischen Modius ist wahrscheinlich
in der Archäol. 3, 15, 3 erhalten (§ 44, 10).
Letech, bei Epiphanios ked^ix^ von Hosea 3, 2 als Mafs für
Trockenes erwähnt, wird übereinstimmend von Epiphanios und in dem
Traktat aus Eusebios, sowie von Hieronymus ^) und im Talmud ^) ab
Hälfte des Chomer bezeichnet Bei Epiphanios und Späteren heifst das-
selbe Mafs yoiJLoq^ und zwar mit dem Zusätze xb f^iyaj um es von dem
kleinen Gomor oder Assaron zu unterscheiden.^)
Epha {iphdh) und Bath, nach Ezechiel a.a. O.von gleichem Betrag,
ersteres Mafs für Trockenes, letzteres für Flüssiges. Der ßddog wird
von Josephos (Archäol. 8, 2, 9) zu 72 Sextaren — 1 attischen Metretes
t) Bei den Schriftstellern, welche in die Sammlung der Metrologid wn^
tores aufgenommen sind, unterlasse ich hier und im folgenden die Einxeldtate
und verweise ein fär allemal auf den griechischen Index im IL Bande, welcbtf
för jedes Mafs und dessen verschiedene Beziehungen zu anderen MaCiseo die
vollständige Übersicht giebt. Aufserdem ist zu berücksichtigen der Nachweis
der Stellen aus Epiphanios in P. de Lagardes Ausgabe, Sjrmmicta II S. 184 f.
2) Vergl. Böckh Metrol. Untersuch. S. 259 und die Übersicht aber Josephos'
Hohlmafsbestimmungen in dem Fragment Metrol. Script. I p. 279.
3) Gomment. in Osee cap. III, tom. VI p. t2 A der Frankfurter Ausgabe (Fnnco-
furti ad M. et Lipsiae apnd Chr. Genschium). Als die übliche griediische Obe^
Setzung von letech wird hier rjfiiMOQo^ angeführt (vergl. ^fuxo^iov bei Hesychios,
wie schon Stephanus im Thesaurus für ^fiixoXktov emendiert hat) und als media
pars cori quae facit quindeeim modios erklärt
4) Zuckermann S. 45.
5) Vergl. die Übersicht im Index der Metrol. Script, p. 168. 237. 241 unter
yofio^ 1 und 3, corus, gomor. Der unter yS/w^ 2 angeführte Ansatz auf 12
(Statt 15) Modien bezeichnet wohl schwerlich ein besonderes Mafs, sondern ist
zurückzuführen auf die irrtümliche Annahme, dafs die 15 von Epiphanios au
das grofse Gomor gerechneten Modien römische seien, welche weiter geniß
Epiph. p. 261, 17 (Symm. II S. 176) auf 12 /wSmi vns^o/ioi umgerechnet seio
mögen. Es würde also p. 260, 25 statt SwSena herzustellen sein i^MTfln^ £ ' t
wie p. 263, 6 richtig angegeben ist. Vergl. auch Symmicta II S. 175,12. 1S0,&
(44,9. HOHLMASS. 449
besümmt^ woraus sich die Ableitung dieses hebräischen Maises aus der
ägyptischen Artabe ergiebt (§ 41, 7. 42, 7). Wenn dagegen Epiphanios
uod der Traktat aus Eusebios dem Bath 50 Sextare zuteilen, so meinen
sie damit, me später nachgewiesen werden wird (§ 51, 4), syrische
Sextare und bestimmen demnach das Bath genau zu seinem ursprttng-
lichen Betrage; aufserdem aber ist die mit Josephos übereinstimmende
Schätzung an mehreren anderen Stellen bei Epiphanios erhalten, wo
die Artabe als hebräisches, aus dem ägyptischen stammendes Mals
bezdchnet und auf 72 Sextare oder 10 Gomor von je 7V5 Sextaren
angesetzt wird. 1)
Die Gesetzesvorschrift im 3. Buche Mose 19, 35. 36 ttber richtiges
Mab und Gewicht nennt als das tlbliche Hauptmafs für Trockenes das
Epha, fttr Fhlssiges das Hin.
Sea (sedh), hellenistisch aarov, wird Ton Epiphanios^) erklärt als
fioiiog vTviQyofiog (oCTe TtlrjQova^ai (xhv %6v fiodiov, delv di %tc
ineqylvea&ai to tkraqrov %ov fioölov. Das zugegebene Viertel ist
ein abgerundeter Betrag, welcher noch etwa um Vs erhöht werden
mnls, um das wiritliche Mals des Saton zu erhalten; denn dieses enthält,
^ aus der Vergleichung mit dem babylonischen Mafs und aus ander-
weitigen Angaben bei Epiphanios und Josephos hervorgeht, sehr nahe
l'/s romischen Modius = 22 Sextaren (§ 44, 10.) Dagegen kommen,
nach der fiblichen Gleichstellung von Log und Sextar, 1 Vs Modien —
^ Sextare auf das Saton , wie wir bei Josephos (Archäol. 9, 4, 5) und
t^ den Metrologen und Lexikographen angegeben finden.^) Bei den
Septuaginta erscheint es unter der Bezeichnung pthqov^ d. i. das
Hab schlechthin (wofür die späteren Provinzialen Modius sagten), als
1) Die Bdege ffir den enteren Ansatz (Bados ->■ 50 Sextaren) s. Metrol.
^t n p. 167 (Symm. I S. 211. 223, II S. 175, wonach zu Aofang von I S. 222
^M^ ZQ korrigieren statt ^aros, wahrscheiDlich auch S. 215 coo. foL 90B, 10
^0 ßaray iatfrav v' vnaqm statt tforor und imsx&v ¥ S). Der andere Ansatz
^rd io der ausführlichen Form des Traktates Metrol. Script I p. 262 f. (Symm.
u S. 180. 186) eingeleitet durch die Bestimmung der ägyptischen Artabe zu
'2 Seztaren, worauf p. 263 J 16 bemerkt^ wird: ro ^i yofioq Sdxarav ^ rav
ßtyaiov fuhr^oVf rovr^ri rrfi aoraßfjs, o ylvartu htra S^rcu nal nifiittov,
? der kürzeren Form desselben Traktales p. 272 1 11—18 heifot es geradezu:
y^^ ncLQ *Eßifaiots iecrrny oS\ worauf dann wieder der Ansatz des Gomor
>u zehnten Teiles der ArUbe und zu 7'/» Sextaren folgt (die verderbte Lesart
P* 272 Zeile 16 ist unter Vergleichung mit ( 13 im Index p. 169 unter y6fio^ 3
^»bessert),
2) MetroL Script. I p. 261 ( 8 und vergL Index II p. 212 f.
3) Metrol. Script ne^ /lix^mv I p. 258, 22, Evceßiavj. 277, 19—22, Hesych.
P*325,4, Suidas p. 342, 12 f. VergL auch Christ in Fleckeisens Jahrbüchern
1865 S. 455 Anm. 11 und S. 457.
Hiltttk, lUtiDlogl«. 29
450 HEBRÄISCHES SYSTEM. §14,9.
Drittel des Epha. ^) Desgleichen ist nach der Überlieferung im Tahnud
das Sea der dritte Teil des Epha, mithin der dreifeigste des Chomer.^)
Ebenfalls nach Zeugnis des Talmud gilt das Sea sowohl als Mafs für
Flüssiges als Trockenes, wahrend die heUenistischen Quellen es nur
als Körnermafs definieren.
Hin (Mn), als ttbliches Hauptmafs fttr Flüssiges im 3. Buch Mose
19, 36 bezeichnet, wird yon Josephos und Hieronymus ') zu 2 attischen
Choen, d. i. 12 Sextaren bestimmt, betrug demnach den sechsten Tal
des Bath, die Hälfte des Sea, d. i. 12 Log, welcher letztere Ansatz im
Talmud mehrfach sich findet.^) Das dem Hin entsprechende Mafs für
Trockenes wird voit Ezechiel 45, 13. 46, 14 ab sechster Teil desEpba
bezeichnet, führte also keine eigene Benennung.
Als Teile des Hin kommen die Hälfte, das Viertel, das Drittel and
das Sechstel vor.^)
Die Excerpte aus Epiphanios und Eusebios erwähnen aufeerdem
ein heiliges Hin (aytov IV) im Betrage Ton 9 ^iarai und ab Doppekna^
dazu das grofse Hin (iv ro fiiya) von 18 ^iatai.^) Nun bt es bei aDen
solchen Angaben zunächst zweifelhaft, ob die ^iarai römische Seitare
oder hebräische Log sein sollen. Da jedoch die beiden ebengenannteo
Hin zu dem gewöhnlichen Hin in einem einfachen Verhältnb stehen,
so werden dem gewöhnlichen Hin ebenso 9 Log (und dem grotsen
Hin 18), wie dem heiligen Hin 12 Log, zuzuteilen sein. Dazu komoat,
dafs das ebenfalls von Epiphanios erwähnte Hin von 16 Sextaren, weno
man darin römisches Mafs sieht, dem Betrage von 18 Log, also das
fiiya tv^ ziemlich nahe steht. Entscheidend aber bt der Vergleich mit
dem ägyptischen System, in welchem das Epha von 10 ägyptischen Hin
offenbar dem ayiov Xv des Epiphanios, sovrie das Ment dem lifya h
entspricht (S. 369).
Assaron oder Issaron, d. i. das Zehntel, oder mit eigenem
Namen Omer, wird häufig im Alten Testamente ab Mafs für Trocke-
1) Jes. 5, 10 haben die Septuaginta fidr^a r^ia statt des iphdh des bebrü-
schen Textes.
2) Zuckermana S. 42 f. 44.
3) Joseph. Archaol. 3, 8, S. 9, 4 (Metrol. seript I p. 279. 4), ffieroDymai ia
Ezechiel. 4, 9 p. 324 H edit Francof.
4) Zackennann S. 49.
5) 2 Mos. 29, 40, 3 Mos. 23, 13, 4 Mos. cap. 15 n. 28 öfters, Eiech. 4, n.
Alle diese Beträge stimmen offenbar su der anderweitigen Einteilmif des vm
in 3 Kab, 12 Log.
6) MetroL seript. H p. 181 anter Xv l und 2, and anUngend das Hia von
16 Sextaren ebenda 3.
$44,9. HOHLMASS. 451
Des erwähot.^) Als Zehntel des Epha wird dasAssaron ausdrücklich
4 Hos. 28, 5 und ebenso das Omer 2 Mos. 16, 36 bezeichnet Epipha*
nios nennt dieses Mafs yofxog und bestimmt es zu 7V5 Sextaren, also
ebenfalls gleich dem zehnten Theile des Epha. In runder Zahl giebt
der Verfasser des Traktates aus Eusebios 7 Sextare an. derselbe unter-
scheidet dieses Gomor auch durch den Zusatz ro fxixQov von dem
grofsen Gomor, welches die Hälfte des Chomer beträgt. Josephos
(Archäol. 3, 6, 6) giebt dem Assaron 7 attische Kotylen, begeht also eine
ähnliche Verwechselung in der Mafsbenennung ^) wie oben bei der
Bestimmung des Kor.
Kab (qab)^ ein Mafs sowohl für Trockenes als Flüssiges'), wird im
2. Buche der Könige 6, 25 erwähnt Der hier angeführte Betrag von
V4 Kab wird von Josephos (Arcbäol. 9, 4, 4) durch ^iattjg wiederge-
geben. Also war das Kab gleich 4 Log, d. i. der sechste Teil des Sea,
der dritte des Hin, wie auch der Talmud ausdrücklich angiebt.^) Die
Überlieferung der hellenistischen Metrologen ist in Verwirrung ge-
raten, wei], sie den Ptolemäischen x^^S ^^^ 6 Sextaren ebenfalls
taßog nannten.^) Wenn daher Epiphanios®) das Kab als Viertel des
Modius bestimmt, so bleibt es ungewifs, ob er den römischen Modius
oder den (xodioq VTtiqyofxoq (p. 261 § 8) oder endlich den Modius
TOD 24 Sextaren meint; im ersteren Falle würden 4, im zweiten 5, im
dritten 6 Sexlare auf das Kab kommen. In der That wird im Talmud
ein Blafs von 5 Viertelkab als 'grofses Kab' erwähnt '0 Merkwürdiger-
weise werden alle diese drei Bestimmungen neben einander angeführt
in der kürzeren Bearbeitung des Epiphanischen Traktates (p. 271 § 8),
wo es heifst, dafs der %ctßog bald als Viertel des Modius (zu 24 Sex-
taren), d. i. gleich 6 Sextaren, bald als Fünftel, d. i. gleich 5 (genau 4^/5)
Sextaren, bald endlich als Sechstel, d. i. gleich 4 Sextaren, gerechnet
werde.
Als Teile des Kab werden im Talmud erwähnt die Hälfte, das
Viertel und das Achtel. 8)
Log, als Olroafs im 3. Buche Mose Kap. 14 mehrfach erwähnt,
1) Assaron: 2 Mos. 29, 40. 3 Mos. 14, 10 a. 21. 23, 13 a. 17. 24, 5. 4 Mos.
ca^ 15. 28. 29 öfters; Omer: 2 Mos. cap. 16 mehrmals.
2) Yergl. Böckh MelroL Untersuch. S. 261, Qaeipo I p. 121.
3) Pbotios nennt es fur^ov ciriKoif, Hesychios /Urf^y cixtHor xal oUfMt6v,
4) Zackermann S. 37. 40.
5) So der Verfasser des Traktates tibqI ftdr(f«tfr p. 258, 1, das Fragment
m Eosebios p. 277, 1.
6) Metrol Script. I p. 262 ( 11 (Symm. H S. 180. 186).
7) Zackennann S. 37. 8) Derselbe a. a. 0.
29*
462 HEBRÄISCHES SYSTEM. 144.1.
im Talmud hfloflg vorkommend und hier weiter in Hälften, Viertel,
Achtel, Sechzehntel und Vierundsechzigstel geteilt <), wird ebenfalls im
Talmud seinem Betrage nach dahin bestimmt, daTs ein Sea 24, ein
Hin 12 Log halte. >) Hieraus folgt, dafs es mit dem oben erwSluiteo
Viertelkab identisch bt und demgemäls von Josephos richtig mit dem
Sextar verglichen wird. Allein seinem ursprünglichen Betrage Dach
gehört es dem babylonisdien Systeme an und entspricht genau dem
Sechzigstel oder der Mine des babylonischen Haris.')
Wir lassen nun die bisher besprochenen Malse in vergleichender
Obersicht folgen, und zwar zunächst diejenige Gruppe, welche streng
dekadisch aufgebaut ist. Sie enthalt nur Mafse des Trockenen
Chomer (Kor) 1
Epha 10 1
Assaron (Omer) 100 10.
Anderweitig sind die hebräischen Mafse (mit Ausnahme des As-
saron) zu gruppieren, vrie folgt:
(]homer(Kor) .... 1 •
Letech (grofises Gomor) . 2 1
Bath (Epha) 10 5 1
Sea(Saton) 30 15 3 1
Hin (Sechstelepha) ... 60 30 6 2 1
Kab 180 90 18 6 3 * 1
Log (Viertelkab) ... 720 360 72 24 12 4.
Von diesen Mausen waren das Letech und Epha nur fOr Trocke-
nes, das Bath und Hin nur fOr Flüssiges, das Chomer oder Kor (xo^).
Sea (aoTov), Kab und Log sowohl fQr Trockenes als Fltlssiges im
Gebrauch.
Zu erwähnen ist schliefslich noch das vißeX oXvov^ welches die
Septuaginta bei Hosea 3, 2 anstatt des Letech C^rste, wie die hebräische
Vijdgata besagt, eingesetzt haben. Epiphanios und die Excerpte aus
Eusebios rechnen das Nebel zu 150 Sextaren, d. i. vermutlich zu 3 Batb,
was fireilich mit dem System der übrigen Hohlmafse nicht wohl zu ?er-
einigen ist^)
1) ZuckeimanD S. 48.
2) Derselbe S. 37. 49.
3) Brandig S. 31 und rergl. oben M2, 7.
4) fan hebrüschen Text kommt nS>el 1 Sam. 1, 24 und anderwirU in dea
Sinne von Schlauch oder Krug (lagena fietiÜSy testacea), besonders als Behtu«
für Wein ror: 8. Gesenius im Thes. lidff. hebr. Als bestimmtes Ma/s baba e«
nur die Septuaginta Hos. 3, 2 (vergL meronymus zu der Stelle). Die BcsUb-
144,10. HOHLMASS. 45S
10. Die VergleicbuDgen des hebräischen HoUmalses mit dem
griechisch-römischen sind so zahhrei'ch und so wohl beglaubigt, dafs
wir zunächst von ihnen auszugehen haben, wenn wir den genauen
Betrag des hebräischen Mafses zu bestimmen unternehmen.
Log und Sextar und demgemäfs Bath und Metretes, welche gleich
?iel Log oder Sextare enthalten, desgleichen der xaßog von 6 Log und
Atrxovg werden einander gleich gesetzt, andere, welche verschiedene
Vielfache des Einheitsmafses enthalten, dem entsprechend miteinander
verglichen. Wir haben also nach griechisch-römischem Mafse das Epha
anzusetzen auf
(A) 72 Sextare — > 39,39 Liter
und sofort alle anderweitig versuchten Bestimmungen, wonach das
hebräische Mals etwa um die Hälfte oder sonst aufßUig kleiner ange-
setzt wird, zurückzuweisen. 1)
Aber ein wenig kleiner, als eben angegeben, ist das hebräische
HoUmafs doch gewesen. Da seine Ableitung aus dem babylonischen
und sein naher Zusammenhang mit dem ägyptischen System nicht
xweifelhaft sein kann, so ist zunächst als wahrscheinlich auszusprechen,
dafs auch der wirkliche Betrag von der babylonisch-ägyptischen Norm
nicht merklich verschieden gewesen sei. Wir setzen demnach ver-
suchsweise das hebräische Epha dem babylonischen gleich, nämlich auf
(B) 66,5 Sextare «) — 36,37 Liter.
Versteckt in der griechischen metrologischen Litteratur und bis-
BNmg dieses vißaX owav zu 150 Seztaren bei Epiphanios und Eosebios (Metrol.
Script n p. 199, Symm. I S. 211. 215. 221 a.E. 223, 14, 11 S. 181. 189) und im
£tymoL öad. anter d. W. ist in Yerbindang zu briiigen mit dem Ansätze des
Btih u 50 syrisch-alexandrinischen Seztaren ({51, 4). Auch Saigey Trait^p. 22
ood Oppert L'^talon etc., Joum. As. 1874 IV p. 455, geben dem Nebel 3 Bath.
flierdacn würden 3 Vi Nebel auf das Ghomer ^ehen.
1) Saigey Trait^ de m^trolof^e p. 20 und ihm folgend Oppert L'^talon des
iBcsnres assyriennes, Journal Asiatique 1874, VIL s^rie, tome iV p. 454 f. lassen
<ltt eherne Meer nach Joseph. Arch. 8, 3, 5 als Halbkugel, deren Kadius 5 Ellen
(▼ogl. oben S. 435 Anm. 2), und berechnen daraus ein Bath von 18,088 Liter.
IKes sd der Kubus der halben hebräischen Elle und zugleich die Einheit der
l^briüschen Hohlmalse, welche hiemach durchgehends um die Hälfte kleiner ans-
&UeiL als oben angegeben ist Nach ähnlichen Voraussetzungen findet Thenius
Ke althebräischen Längen- und Hohlmalse S. 90—102 fOr das Bath den Betrag
von 1014,39 Paris« KubikzoU — 20,122 Liter. Ganz willkOrUch setzt Queipo
1 p. 137--140 eine chaldäisch-hebräische Elle von 640 Blillim., deren Hälfte zum
Kobos erhoben sowohl das Blals der ägyptischen Artabe (nämlich der jflngeren,
▼OB den Römern auf 3 Vi Modien normierten: } 53, 12) als des hebräischen Bath
dantdle und auf 29,376 liter zu setzen sei
2) Die Beträfe nach Sextaren sind hier und im folgenden nach dem Vor-
ginge der alten Metrologen überall abgerundet gegeben. Die genauere Berech-
Dug ist in der Reduktion auf Liter mnzugefftgt
454 HEBRÄISCHES SYSTEM. $ 41, lo.
her kaum beachtet finden sich in der That mehrere BestimmuDgen,
welche diesem Ansätze sehr nahe kommen.
Am wenigsten genau, doch immerhin erwähnenswert isl die De-
finition des fxodtog vniQyoftog beiEpiphanios^wdche wir oben (S. 449)
angeführt haben. Dieser Modius, als Saton aufgerafst, würde hiernach
20 Sextare betragen, mithin für das Epha ergeben
(C) 60 Sextare = 32,82 Liter.
Da der Traktat des Epiphanios uns nur in einer fragmentarischen
und vielfach verwirrten Form vorliegt, so ist es erklärlich, dafs un-
mittelbar auf die eben erwähnte Definition des Saton als hebräischen
Modius eine abweichende Erklärung desselben Mafses folgt Oi weldies
nun fiodiog schlechthin benannt und gleich 22 Sextaren gesetzt wird.^)
Somit erhalten wir für das Epha
(D) 66 Sextare = 36,11 Liter.
Eine Vergleichung mit dem ägyptischen Mafse hat Epiphanios in
seiner Erklärung des hebräischen heiligen Hin uns überliefert Das-
selbe ist, wie wir gesehen haben (§ 41, 7. 44, 9), gleich 10 ägyptischen
Hin, mithin das hebräische Epha, als das Achtfache dieses Mafses nach
ägyptischer Norm bestinunt, gleich
(E) 66,6 Sextare = 36,45 Liter. J^)
Wenn die Lesart Smekol bei Epiphanios^) richtig ist und der
daselbst erwähnte Medimnos als der sicilische, dem attischen gleiche,
betrachtet werden darf (§ 56, 2), so ist der Modius, welcher 4^'iiMl
genommen einen Medimnos ergiebt, nichts anderes als das phOnikisch-
hebräische Saton, mithin letzteres anzusetzen auf 21 Vs Sextare, nrA
sonach das Epha auf
(F) 64 Sextare = 35,02 Liter.
1) M. 8cr. I p. 261 (Symm. H S. 176): rov fto9iav x6 ovofia S*a noXXris ot^
ßsias vno rtSr 'Eß(>eUafv tv(fi&r} gtxoai Bifo ^aarotv vnoQxo^ . • . o /o^ iixM^
fioStoe, xa&<as tXm&ev 6 vomos X^etv, kotcc to ft^ffop ro ayiov ifUxM^i
BämUch nach der Zahl 22, wie im folgenden durch mehrere Beispiele erlittieft
wird, worauf p. 262, 8 (Symm. S. 179) der Abschlufs folgt: /^£0v 17/ür fytff^
2) M. scr. I p. 261, 23. 262, 8. 271, 19, ü p. 101, 8 (Symm. U S. 176). D»
Weitere ober diesen provinzialen Modius yon 22 Sextaren s. unten § 53, 15.
3) Hiemach ist also das Epha der ägyptischen Artabe absolat gleichgesetit
Auf derselben Voraussetxung beruht bekanntlich bei Epiphanios die BestiminaBl
des Bath zu 50 syrisch-alexandrinischen, d. i. 66*/« römischen Sextaren (§ 51, 4^
Da wir diese Gleichung bereits bei der Bestimmung der Artabe in Ansati ge-
bracht haben (| 41, 7), so war sie hier für das Bath nicht nochmals als be-
einflussender Faktor anzuführen.
4) M. scr. I p. 261, 12 (Symm. U S. 176). 271, 14, U p. 101, 4. 151.
144,10. HOHLMASS. 455
Endlich wird bei Epiphanios ein Uafs, welches ebenfaUs den Na-
men oarov fuhrt, zu SVs Gomor bestimmt, deren jedes 13 Sextare
hake, also das Saton zu 43 Vs Sextaren. Das ist offenbar das doppelte
Mals zu dem gewöhnlichen Saton« und wir setzen letzteres hiernach auf
21^8 Sextare und das Epha auf
(G) 65 Sextare — 35,56 Liter.
Besondere Beachtung verdient die merkwürdige, offenbar auf
wiridicher Ausmessung beruhende Gleichung des Koros mit 41 atti-
schen, d. i. römischen, Modien, welche, nach Verbesserung der ver-
derbten Ueberlieferung, aus der Archäologie des Josephos zu entneh-
men ist.1) Das Epha kommt demgemälis auf
(H) 65,6 Sextare — 35,89 Liter.
Zum Schluls haben wir noch die oben (S. 436) erwähnte rabbi-
nische Vergleichung zwischen Längen- und Hohlmals in Betracht zu
ziehen. Zunächst ist zu wiederholen , dafs, gemäfs jener Bestimmung
der KubikeUe zu 320 Log, aus dem vorher aufgefOhrten Werte A des
Epha eine Elle von 559,4 Millim., und aus dem Werte B eine solche
TOD 544,74 MiUim. sich herleitet. Nun ist weiter (S. 442 f.) gezeigt
worden, dafs die einzige anderweit bezeugte Elle, welche zu einem
dieser beiden Werte, und zwar zu dem kleineren, pafst, die rabbinische
von 25 Fingerbreiten »s 547 Millim. ist Legen wir nun diese behufs
Berechnung des Epha zu Grunde, so erhalten wir
(I) 67,3 Sextare — 36,82 Liter.
Es ist nun aus diesen verschiedenen Ansätzen das wahrscheinliche
Resultat zu ziehen. Auszuscheiden sind zunächst, als auf nur ober-
flächlicher Schätzung beruhend, die Werte A und C, welche Qbrigens
1) Arcb. 3, 15, 3 p. 181, 20 Bekker.: Kou^cd-erros a^^ov xazä xrjp io(nriv
ik Kai Tqi&icovTat Arrtxol 8i tecaa^axopra ak) avSüs MXfiriat zdtv U(t8afy
n^iftvoy Sy ^aytüv, Dals die überlieferte Lesart verderbt ist, zeigt der Augen-
schein, denn 70 hebräische Kor können in keiner Weise mit 41 attischen rae-
dinmen, welche wiederum 31 siciiischen gleich sein sollen, verglichen werden,
>He Herzfeld MetroL Voruntersuch. U S. 64 richtig bemerkt. Es braucht aber
loch nur ovToc als Einschiebsel erkannt und xal zu x6(^ verbessert zu wer-
<ien, um weiter zu sehen, daCs Josephos nicht fiiStfiyot, sondern nur uoStoi
Eaeint haben kann (vergl. die einander so ähnlichen Kompendien dieser neiden
Cse Metrol. Script 1 p. 170). Ich lese also fioSiot di JSixtXol fUy dctv ek
*6(fOi r^icatovra, jivtixol Si rsaaa^axovra ak. Der ^ixaXixos ftoBtos ist
^ hebräische Saton, der j^xTixoe der römische Modius. Die aus Vergleichung
des phönikisdi-hebraischen und des attischen Systems hergeleiteten Wahrschein-
lichkeitsgründe, welche noch besonders für diese Verbesserung sprechen, sind
>Q8 der späteren Auseinandersetzung über den siciiischen Medimnos zu ent-
nehmen (§ 56, 2).
456
HEBRÄISCHES SYSTEM.
144,1«. IL
gegenseitig zu dem Mittelbetrage von 66 Sextaren, d. i. zu dem Werte
D, sich ausgleichen. Hieran schlielsen sich als Modifikationen dessdbes
Wertes die Beträge F und G. Im Vergleiche mit D ist dann der Wert
H als Minimalbetrag anzusehen, d. h. das Epba war schwerlich kleiner
als 65,6 Sextare, wahrscheinlich aber nodoL etwas grOfiser. Aach der
Werth I kann zu Gunsten des höheren Betrages, wenn auch nur mit
bedingter Gültigkeit, herbeigezogen werden. Die Entscheidung aber
liegt in der Vergleichung mit dem ägyptischen Malse unter E. Wenn
das heilige Hin des Epiphanios zum gewöhnlichen hebräischen Hin in
kein anderes Verhältnis ak 9: 12 gesetzt werden kann, und daserstere
als Betrag von 10 ägyptischen Hin angesehen werden mufs, so folgt
mit Notwendigkeit, dafs das letztere 12babylonischeSechzi gstel
gehalten habe, mithin das Log und entsprechend die grörseren hebrih
sehen Mafse nicht blors dem Ursprünge nach, sondern auch im späteren
wirklichen (^brauche der babylonischen Norm entsprochen haben.
Wir setzen also den Wert B, welcher durch den Wert E in ähn-
licher Weise kontrolliert wird, wie es oben (§ 42, 8) gezeigt worden ist,
als den faktischen Betrag des hebräischen Epha, vorausgesetzt, daß
dasselbe sorgfältig geeicht war, und bestimmen die Fehlergrenze zwi-
schen 36,59 Liter (nach S. 366 höchster Betrag der ägyptischen Artabe)
und 36,11 Liter (Mab von 66 Sextaren).
Es folgt hiernach die Gbersicht der hebräischen Mafse in ab-
steigender Reihe. Das genaue Mafs giebt die Rubrik unter Liter, wäh-
rend die Beträge in Sextaren zu dem eben aufgeführten Minimalsatze
abgerundet sind.
Log
Sextare
Liter
Ghomer, Kor .
Letech . . .
Epha, Bath .
Sea, Saton . .
Hin ... .
Heiliges Hin .
AssaroQ, Omer
Kab ... .
Log ... .
720
360
72
24
12
9
7,2
4
1
660
330
66
22
11
363,7
181,85
36,37
12,12
6,06
4,55
3,637
2,021
0,505
Eine vergleichende Übersicht der hebräischen Hohlmalse (rom
Epha abwärts) mit den ägyptischen, babylonischen und persischen ist
am Schlüsse dieses Handbuches in Tab. XXI zusammengestellt
11. Obgleich über die hebräischen Gewichte und im Zusam-
menhang damit über die makkabäischen und späteren MOnzen eine
144,11. GEWICHTE. 457
reiche Anzahl von Voruntersuchungen , und darunter mehrere von
kster Autorität, vorliegen^), so stellte sich doch, ähnlich wie bei dem
Längen- und HoUmafse, die Notwendigkeit einer ausführlicheren Dar-
stellung heraus. Dabei haben, wenn wir nicht irren, mehrere wesent-
liche Berichtigungen und Nachträge sich ergeben.
Das hebräische Wort für Gewicht, sheqd, bezeichnete schon zu
Abrahams Zeiten im engern Sinne das bestimmte Gewicht Silbers,
welches als Einheit den Preisbestimmungen zu Grunde lag (§ 42, 13).
Dieser Gewichtsbetrag war das Vierfache einer kleineren Einheit. Denn
gemäis dem schon damals in Vorderasien gültigen Wertv^hältnisse
zwischen Gold und Silber, nämlich 13 V3 : 1 9 bildete das Viertel eines
hebräischen Silbershekels das Äquivalent des sechzigsten Teiles eines
schweren babylonischen Goldshekels (§ 43, 2). In halben Shekeln
Silbers war die Kopfsteuer ausgeschrieben, welche das Volk Israel zur
HersteUung der silbernen Fttfse und der Säulenknäufe der Stiftshütte
ao&abringen hatte. ^) Da die Zahl der steuerpflichtigen Gemeindemit-
glieder auf 603 550 und der eingekommenen Summe auf 100 Talente
und 1775 Shekel angegeben wird, so berechnet sich hieraus 3000
ab die Zahl der Shekel, welche auf ein Talent gingen. Das Talent
hiels kikkdr, die Scheibe, so genannt von der kreisrunden , scheiben-
formigen Gestaltung, welche die entsprechenden Metallbarren im Gu(s
erhielten.»)
Die Einteilung des Talentes in 3000 Shekel ist aus der babyloni-
schen Währung herttbergenommen (§ 42, 12); eigentümlich jedoch
1) Böckh S. 51—65, dem Wioer im Biblischen Realwörterbuch und Buosen
in der Vorrede seines Bibelwerkes I S. GGGLXXn ff. folgen, Queipo I p. 90—118,
Brandig S. 55—57. 59. 95—99. 102—104. 160, Lenormant I p. 108 f., G. Gayedoni
NuDusaiatiea biblica, Modena 1850, derselbe Biblische Numismatik, aus d^m
Italienischen übersetzt und mit Zusätzen versehen von A. v. Werlhof , 2 Teile,
Htnnover 1855 u. 56, M. A. Levr Geschichte der jüdischen Münzen, Breslau 1862,
B. Zuckermann Über talmndische Gewichte und Münzen, Breslau 1862, L. Herz-
feld Metrologisehe Voruntersuchungen zu einer Geschichte des ibraischen resp.
»itifidischen Handels, I.Heft, Leipzig 1863, F.W. Madden History of Jewish
Zulage, London 1864, W. M. L. de Wette Lehrbuch der hebräisch-jüdischen Ar-
düologie, 4. Aufl., Leipzig 1864, S. 248—254, G. F. Keil Handbuch der biblischen
Archäologie, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1875, S. 599—602. 607—613. — Erw&hnt
^ auch A. Hager Die Münzen der Bibel, Stuttgart 1868, der jedoch kaum irgend
etwas Brauchbares bietet und Tiele Irrtümer sich zu Schulden kommen läfet
(man kontrolliere z. B. S. 5 die für Mine und Talent angeführten Belegstellen).
2) 2 Mos. 38, 25—28 yergl mit cap. 30, 13. 15.
^ 3) Josephos Archäol. T
^ ixovca fAvas inoftov^
J«w?v fteraßaXlSfUPOtf yX( ,,
S* 12, Zuckermann S. 7, Brandis S. 78 f.
458 HEBRÄISCHES SYSTfilL i 44. u.
ist dem altbebräischen Systeme, welches wir im folgenden das Mo-
saisch e nennen, zunächst das Fehlen der Mine. Abraham kauft
Ephrons Acker für 400 Sbekel Silbers, er empfilngt als Entschädigung
von Abimelech 1000 (Sbekel) Silbers; Benjamin erhält von Joseph
300 (Sbekel) Silbers als Geschenk; Moses ninmit, aufser der eben
erwähnten Steuer von 100 Talenten und 1775 Shekeln, bei anderem
Anlais ein Lösegeld von 1365 Shekeln ein; eine männhche Person,
die sich dem Heiligtum gelobt hat, desgleichen ein Acker, der ein Ctio-
mer Gerste trägt, werden nach dem Mosaischen Gesetz zu 50 ShekelB
Silbers geschätzt; Achan unterschlägt von der Beute 200 Sbekel S3-
bers; Abi Melech, der Sohn Jerub Baals, ertiält von seinen BrQden
70 (Sbekel) Silbers; die Fürsten der Philister versprechen Delilahein
jeder 1100 (Sbekel) Silbers, wenn sie den Verrat an Simson voUf&hren
würde; Micha steUt seiner Mutter 1100 heimhch entnommene (Sbekel)
Silbers zurück, und von dieser Summe werden 200 Silberstacke vu
Anfertigung eines Götterbildes verwendet; David bezahlt eme Tenne
und ein Rind mit 50 Shekeln Silbers; Salomon läfst ägyptische Wagen
für je 600 und Pferde für je 150 (Sbekel) Silbers kaufen; König Meni-
hem legt den Begüterten eine Kopfsteuer von je 50 Sbekel Silben auf,
um eine vorher gezahlte Kontribution von 1000 Talenten Silbers wie
der einzubringen; endUch im Hohen Lied vrird das Erträgnis, wekhes
ein Weinbergshüter abzuUefem hat, auf 1000 (Sbekel) Silbers und der
Hüterlohn auf 200 (Sbekel) geschätzt i)
Aber nicht blofs bei Zahlungen und Preisbestimmungen hat die
Mosaische Ordnung, unter Verzichtleistung auf die Mine, mit Taleotea
und Shekeln der Silberwährung sich begnügt, sondern genau nach
demselben Fufse und nach denselben Nominalen das Abwägen aller
1) Die Belegsteüen sind nach der Reihenfolge obiger Angaben: 1 Mon.2S, Ut
20, 16. 45, 22; 4 Mos. 3, 46-50; 3 Mos. 27, 3. 16; Jos. 7, 21; Rieht 9,4. 16,1.
17, 2—4; 2 Sam. 24, 24; 1 Kön. 10, 29; 2 Kön. 15, 19 f.; Hohes Lied 8, tlf
Auch 2 Sam. 18, 11 f. kann passend angefahrt werden, wo ein MaiiB am 4m
Volke auf das Angebot von 10 (Shekeln) SUbers für die T6tung AbsakMBi e^
widert, dafs er nicht am 1000 Shekel die Band an den Sohn des Kövip lege*
wQrde. Die hier gegebene Übersicht macht nicht den Anspruch auf VoUstiiäg-
keit, da nur das Wesentlichste hervorgehoben werden sollte. Kleinere SaauMfi
von Shekeln, welche unterhalb des Betrages einer Mine bleiben, werdeo nicht
minder häufig erwähnt. Vergl. Madden p. 2 nnd die hierher gehörigen Angakfl
in dem summarischen Stellennachweis bei Hager Die MQnzen der Bibel S. 11
— Das Wesen dieses ältesten Tauschverkehres in Silber ist bereits von MoTd^
(Phönizier II, 3 S. 20 ff. 56 f.) richtig beurteilt worden; nur irrt er (wie aad
neuerdings wieder Hager a. a. 0. S. 2 f.) in der Annahme gestempdteo, d. l ge-
mflnzten, Geldes.
141,11.12. GEWICHTE. 469
Metalle, ja überhaupt aller Waren geregelt Zur AusschmQckung der
Stiftshütte wurden im ganzen dem Gewicht nach verwendet ^)
29 Talente 730 Shekel Goldes
100 „ 1775 „ Silbers
70 „ 2400 „ Erzes.
Ausdrücklich wird hier für Gold und Silber das gleiche Gewicht,
Dämlich der Shekel des Heiligtums (§ 44, 12) angegeben, nicht minder
in dem ausführlichen Berichte über die Opfergaben, welche die Fürsten
der 12 Stämme, im Gesamtbetrage von 2400 Shekeln Silbers und
120 Shekeln Goldes 'nach dem Shekel des Heiligtums^ darbringen 2),
iogleichen auch für Spezercien in den Vorschriften zur Bereitung des
heiligen Salböles je zweimal 500 und 250 Shekel des Heiligtums. ^)
Hieran reiht sich die Vorschrift des Ezechiel, der in allem die alte
Mosaische Ordnung wieder herzustellen bestrebt ist, dafs die tägliche
Speise auf das Gewicht von 20 Shekel beschränkt sein solle. ^) Nicht
minder ist es wahrscheinlich, dafs in dem Berichte über die von Jakob
der Rebekka überreichten Geschenke, nämlich einen Nasenring, einen
halben Shekel schwer, und zwei Armringe, 10 Shekel schwer, das
Mosaische Gewicht zu verstehen ist.^)
Dagegen ist wohl anzunehmen, dafs die 'goldene Zunge' aus der
Beate Jerichos, welche 50 Shekel wog ^), nach babylonischem Gold-
gewichte justiert war; immerhin aber beweist die Zählung von 50 She-
keln, dafs die Israeliten in jenen Zeiten Gewichtsangaben nach Minen
▼ermieden.
Auch in dem eigentümlichen System eines kleinen Talentes und
Sbd^els, welches weiter unten zu besprechen ist (§ 44, 14), fehlt die
Mne.
12. Shekel bedeutet allerwärts das Doppelte einer Einheit; doch
1) 2 Mos. 38, 24—31. losbesondere wird noch 1 Talent feinen Goldes
ebenda 37, 24 erwähnt Anlangend das Silber zei^t 38, 27, dafs die 100 Talente,
wdche kurz vorher als Geldsumme aufgeführt sind, dann als Gewicht genom-
iMD werden. Nicht beizastimmen ist dem Josephos Archioi. 3, 8, 10, der 10
Dardken setzt, wo der Bericht im 4. Buche Mose 7, 14 ff. je 10 Shekel Goldes,
und zwar nach dem Gewichte des Heiligtums, wie Vs. 86 ausdrücklich steht,
ugiebt Das Doppelte des Dareikos, n&mlich das Sechzigste! der schweren
babylonischen Mine im Betrage von 16,37 Gr., nimmt Brandis S. 102 als das
Gewicht des Mosaischen Shekels Goldes an.
2) 4 Mos. 7, 10—88.
3) 2Mo8. 30, 23f.
4) Ezech. 4, 10. Vergl. Gavedoni S. 148 f.. Hager Die Münzen der Bibel
S. 13 Anm. 2.
5) 1 Mos. 24, 22. 47.
6) Jos. 7, 21.
460 HEBRÄISCHES SYSTEM. f u. iiis.
kaoD dieses Doppelte selbst wieder zur Einheit werden und aus sich
heraus einen doppelt so schweren Shekei bilden, ganz ähnlich wie im
babylonischen System das leichte Gewicht inuner ein doppeltes neben
sich hat Der Mosaische Shekei oder, wie er im Pentateuch wiederholt
genannt wird, der 'Shekei des Heiligtums* i) war das Vierfache der nr-
sprQnglichen Silbereinheit, mithin eine Verdoppelung zweiten Grades;
aber daneben ist die Erinnerung an den entsprechenden leichten Shekei
nie ganz geschwunden. Der Einheitssatz der Kopfsteuer war ein solcher
leichter Shekei, nur dafs er unter strengem Festhalten an der einmal
eingeführten Währung als halber Shekei des Heiligtums bezeichnet
wird. 2) Durch nochmalige Halbierung kam man zum Viertelshekei,
einem ebenfalls bereits in ältester Zeit im Umlauf befindlichen Silber-
stücke.')
Decimal wurde der leichte Shekei in g&äh (eigentlich BohneD,
Kömer) geteilt Mithin hatte der schwere Shekei 20 Gera, und zwar
schon nach der Mosaischen Ordnung.«) Auch diese Teilstücke, so kleiB
sie waren, sind jedenfalls in Silber ausgebracht worden.^)
13. Ein Silbergewicht, dessen Betrag bisher nicht näher hat be-
stimmt werden können, ist die quUdh. Und doch liegt eine auf Limi-
tation beruhende Schätzung nicht aufser dem Bereiche der MöglichkeiL
Zu Hiob kommen, nachdem Jahve ihm seine Gnade wieder zugewendet
1) 2 Mos. 30, 13. 24. 38, 24-26; 3 Mos. 5, 15. 27, 3. 25; 4 Mos. 3, 47 n. 50.
7, 13—86.^18, 16. Ver^l. Böckh S. 60 f., der die ObereetiuogeD der Septnaginta
cixioe 6 ayicß, ürad'ftos o ayios, ma&fUa rä ayut zusammeiisteUt
2) 2 Mos. 30, 13. 38, 26. Als eigene BenennoDg für den halben Shekei findet
sich beqah 1 Mos. 24, 22; 2 Mos. 38, 26, an leUterer Stelle mit der nachtrighch
beigefügten Erklirunff *Htlfte des Shekels nach dem Shekei des Heiligtotf*.
3) 1 Sam. 9, 8. VerffL Gayedoni S. 8, Brandis S. 78 Anm. 5.
4) 2 Mos. 30, 13; 3 Mos. 27, 25; 4 Mos. 3, 47. 18, 16. Brandis S. 97 (M
den Mosaischen Shekei als V> des schweren babylonischen Silbtfstaters taf
(§ 42, 12), welcher letztere, entsprechend dem Goldshekel, in DreiCsigstel geteOt
worden sei; daher habe der hebräische Shekei 20 Gera erhalten. Auch die
Glosse bei Suidas cüeXov a^/v^lofr «'* Mofva^ frjciy ip t^ naXeuq s^eut
ebenfalls die Teilung des Shekels in 20 Gera zu meinen; nur dafs ein ify»-
qiov mm 4 Gera bisher noch nicht nachgewiesen ist (ein kleines o^yiMOf hi
Gewicht von \^U HHqua — 0,331 Gr. ist Metrol. Script U p. 164 angenhrt).
5) Der Schlufs ex silenäo ist hier in Anbetracht der Genauigkeit, mit wel-
cher die mosaische Gewichtsordnung uns überliefert ist, wohl anwendbar. Die
Ausbringung in minderwertigem Metall würde, wenn sie stattgefunden bitte,
sicher erwähnt worden sein. Dazu kommt die Analoffie der ältesten Silber*
Prägungen, welche selbst noch kleinere Teilstücke als die hebräische Gera
{mm 0,75 Gr.) repräsentieren. Yergl. Brandis S. 116. 131—137. 141—143. 145.
147. 151 f., und in diesem Handbuch S. 190. 218 f. Als Gera ist wahrschein-
lich die 1 Sam. 2, 36 erwähnte Agora Silbers (agSrath keseph) zu cfkliren.
Über die verschiedenen Ableitungen dieses Wortes vergl. Herzfeld Metrologtiche
Voruntersuchungen I S. 7.
144,18. GEWICHTE. 461
bat, alle seine Brüder, Schwestern und Bekannten und jeder giebt ihm
eine Kesita und einen goldenen ReifJ) Diese Geschenke sind nach
dem Charakter der Dichtung typisch zu nehmen. Wir haben also zu
fragen, welcher Betrag für ein solches, auch sonst übliches Ehren- und
Freundschaftsgeschenk yorauszusetzen sei. Die Deutung der Kesita
als Shekel ist von yomherein ausgeschlossen; denn ein Almosen woll-
ten weder noch durften dem wieder begüterten Hiob seine Verwandten
und Freunde anbieten. Es ist ein althergebrachter orientalischer
Brauch, dafs, wenn Geschenke in Gold und Silber gegeben werden,
der Wertbetrag in beiden Metallen annähernd der gleiche ist>) Setzen
wir eine solche Übereinstimmung auch betreffs der an Hiob über-
reichten Gaben voraus uud vergleichen v?ir den Wert der Geschenke,
welche Jakob der Rebekka darbrachte (S. 459), so wird das Gewicht je
eines dem Hiob geschenkten Goldreifes zwischen einem halben und
fünf Shekeln Goldes^) zu begrenzen sein. Dazwischen liegt noch
1) Hiob 42, 11. FOr 'Reif steht im Urtext dn, was bekaontlich 1 Mos.
24, 22 vergl. mit Vs. 47 und Jes. 3, 21 (tjKrr *«mn lOs 'Nasenriog' zu fassen ist.
Doch ist es keineswegs ausgemacht, dals das Wort an allen fibrigen Stellen,
wo es sich ohne näheren Beisatz findet, diese engere Bedeutung habe; viel-
mehr scheint ebensowohl auch ein Ohrring, vielleicht auch ein Stirnreif, darunter
Tentanden worden zu sein (verffl. Gesenius im Thesanr. s. v.). Wie dem auch
sei, jedenfalls dürfte die obige Vergleichnng jedes einzelnen dem Hiob darge-
bnehten Goldgeschenkes mit dem Gesamtgewicht der der Rebekka überreichten
Oabe nicht unberechtigt sein.
2) YergL Brandts S. 70 f., unten } 45. 9, und als Beweis, dafs diese Tradition
bis in spätere Zeiten sich fortgepflanzt hat, oben } 39, 4. Natfiriich kommen
andi anderweitig, abgesehen von Schenkungen, Ansätze dieser Art vor. Sanherib
legt dem Hiskiah 30 Talente Goldes und 300 Talente Silbers als Tribut auf.
Es wird sich unten (f 44, 15) zeigen, dafe die 300 Silbertalente hebräische sind,
also 400 babylonischen ent^recben. Nun würden schon dreihundert baby-
loniiehe Talente dem legalen Werte von 30 Goldtalenten entsprochen haben.
KoDtribationen aber werden m der Regel nach der bei dem besiegten Volke
nbUdien Währung auferlegt. Indem nun auch in diesem Falle das zehnfache
Noninil in Silber verlangt wurde, ergaben sich zum Vorteile des Siegers noch
100 Talente mehr, als bei babylonischer Währung herausgekommen sein worden.
Der Bericht über Davids angeblidien Schatz 1 Ghron. 23, 14 (hunderttausend
Talente Goldes and eine Million Talente Silbers) ist bereits von Brandis S. 71
dünkterisiert worden. Selbst in dem Berichte über die von den Fürsten der
12 Stimme dargebrachten Opfergaben (4 Mos. 7, 10—88) dürfte ein analoges
Verhältnis zu erblicken sein, wenn man berücksichtigt, dals in den goldenen
Kellen von je 10 Shekeln Gewicht kostbares Räucherwerk enthalten war. wäh-
rend die silbernen Schüsseln und Schalen von zusanunen je 200 Shekdn Ge-
dieht nur mit Opfermehl und Ol gefüllt waren. Über die hohen Preise seltener
Arome und Salben noch in späterer römischer Zeit, denen in früherer Zeit wahr-
^teudich eine noch höhere Wertschätzung vorangegangen ist, vergL Movers
Wnizier H, 3 S. 100 f. Die Anwendung eines kleinen Goldtalentes beim Ab-
^vigen Yon Räucherwerk ist oben 1 19, 2 besprochen worden.
3) An der S. 459 Anm. 5 angeführten Parallelstelle werden zwei Armbänder
462 HEBRÄISCHES SYSTEM. §44,u.
ein weiter Spielraum; aber wir haben zunächst doch so viel gewon-
nen, dafs wir nun wissen, die Kesita müsse mindestens 5 Shekd
Silbers (das Gold zum zehnfachen Werte des Silbers gerechnet) g^
halten haben, nach aller Wahrscheinlichkeit aber noch mehr. Die Be-
grenzung nach unten wie nach oben können wir noch etwas enger
ziehen nach Mafsgabe des Preises von 100 Kesita, welchen Jakob fUr
Erwerbung eines Stackes Land, auf dem er sich sefshaft machte,
zahlte. 0 Dieser Grundbesitz kann kein kleiner gewesen sein, jeden-
falls war er weit gröfser, als der Begräbnisplatz, welchen Abraham
Yon Ephron für 400 Shekel kaufte. 2) Wir haben also in der Kesita
der Patriarchenzeit einen Silberbetrag, der 4 Shekel merklich über-
stieg. Andererseits aber mag die von Jakob gezahlte Summe weniger
als ein Talent betragen haben, da sonst dieses Nominal schwerlich na-
erwähnt geblieben wäre. Auch dürfen wir nicht einen für die paui-
archaüsche Zeit unverhältnismäfsigen Betrag baren Silbers als zu dem
Ankauf verwendet voraussetzen. ^) Nehmen wir nun vermutungsweise
das Sechsfache des einst von Abraham gezahlten Preises an, so kommt
die Kesita auf den Betrag von 25 Shekeln, d. h. einer Mine des loch-
ten Shekels (§ 44, 12), und entsprechend die Hiob dargebrachten Ge-
schenke auf je 25 Shekel in Silber^) und 2V2 Shekel in Gold, was
durchaus annehmbare Mittelbeträge sind.
Sicherlich würde es weniger wahrscheintich sein , die Kesita auf
50 mosaische Shekel und somit die von Jakob für den Landankauf ge-
zahlte Summe auf 5000 Shekel = l^/a Talent anzusetzen.
Die Bestimmung im 3. Buch Mose (27, 16), dafs ein Acker voo
1 Chomer Aussaat für die ganze Periode des Jobeljahres auf 50 Shekel
Ton zasammen 10 Shekeln Gewicht erwähnt Wir setzen aber zar Berechmtaf
des Maximums nur die Hälfte dieses Betrages ein, weil wir den Gesamtwert
jeder einzelnen dem Hiob dargebrachten Gabe (zor Hälfte Goldes- zor Hälfte
Silberwert) mit dem erwähnten Geschenke Jakobs vergleichen. Bei AbscbätziBf
des Minimums war ein dem Hiob dargebrachter Goldreif ungeteilt mit dem S. 459
erwähnten Nasenring zu vergleichen.
1) t Mos. 33, 19, Jos. 24, 32.
2) 1 Mos. 23, 15 f. (vgl. oben j( 44, 11). Gesenius im Thesaurus unter ^^Vp
stellt diese Preisangabe mit der in voriger Anmerkung citierten gleich ond ge-
langt dadurch zu dem Ansätze der Kesita auf etwa 4 Shekel.
3) In einer weit späteren Epoche (im J. 899) kaufte der König Omri itn
Berg, auf welchem er dann die Stadt Samaria gründete (der vermutlich toiher
nur als Weide gedient halte), für 2 Talente Silbers (1 Kön. 16, 24).
4) Dieser Betrag (— 373 Gr.) ist zu vergleichen mit der Ubra argemä
(a. 327,5 Gr.), welche in weit späterer Zeit in Kom ein fibliches Freundscbafls-
geschenk war (} 20, 6). Als verwandtes Gewicht kommen hi Betiacbt die
punischen, etwa 363 Gr. schweren goldenen Schalen, über welche oben { 43, 5
gesprochen worden ist.
§44,18.14. GEWICHTE. 463
zu taxieren sei, kann nach der Verschiedenheit der Verhältnisse und
Zeiten schwerlich in Beziehung zu dem Kaufe Jakobs gesetzt werden.^)
Doch zeigt ein ungeßAirer Vergleich wenigstens so viel, dafs wir dem
begüterten Patriarchen kaum eine zu grofse Zahlung aufbürden, wenn
wir sie auf das Fttnfzigfache jener Mosaischen , auf die Verbähnisse
des gemeinen Mannes berechneten und überdies aufserordentlich nie-
drigen Schätzung ansetzen.
Die Kesita war nicht, wie zumeist die babylonische Mine, wo von
Zahlungen die Rede ist, blofs der Inbegriff einer gewissen Zahl von
Teilstflcken, sondern, wie aus dem Buche Hiob zu ersehen ist, ein
Silberbarren von dem entsprechenden Gewichte 2) und wahrscheinlich
durch ein in die Gufsform eingefügtes Bild verziert.^) Sie war also die
Vorgängerin der späteren Schaumünzen und Medaillons, ähnlich wie
die Shekel und ihre Teilstücke die Vorläufer der später kursierenden
Münzen sind.
14. Ein Yon dem Mosaischen abweichendes Gewicht wird in einem
eigentümlichen Zusammenhange erwähnt in der bekannten Erzählung
TOD Absaloms üppigem Haarwuchs. Wenn ihm sein Haupthaar ge-
schoren wurde, was gemeiniglich alle Jahre geschah, denn es war ihm
zu schwer, so wog das Abgeschnittene 200 Shekel nach dem könig-
lichen Gewichte. 4) Wenn auch die lebendige HaarfüUe das Haupt noch
so sehr belasten mag, so ergiebt sie doch, wenn sie losgeschnitten ist,
nur ein geringes Gewicht^) Will man nun weder die überlieferte Zahl
1) Vergl. Schrader in Riehms Handwörterbueh des biblischen Altertums II
S.484.
2) Die 25 Shekel, welche nach unserer Vermutung eine Kesita ausmachen,
eatsprechen nach den unten (} 44, 17) gegebenen Reduktionen einem Gewichte
▼OD 373,3 Gr. und einem SUberwerfe Ton 67 Mark.
3) Madden Jewish coinage p. 6 f. bemerkt, anknüpfend an die Septuaginta,
welche qwädh durch a/iv6e oder ofivas, Lamm, übereetzen, dals zwar die als
Belege dafür angefahrten Mflnten erst aus dem 5. Jahrb. v. Chr. stammen und
wahneheinlleh nach Kypros gehören, dals aber, wie auch Poole meine, die
Tradition der Septuaginta, welche so TortrefiFlich mit den ägyptischen, assy-
rischen und wahrscheinlich auch persischen Löwen- Stier- und Entengewichten
mid mit der Ableitung des lateinischen peeunia stimme, nicht ohne weiteres
abgewiesen werden dflrfe. Damit wflrde ferner auch Tortrefflich stimmen, dafs
in den historischen Bfichem seit Moses, der alle Tierbilder verpönte, die Kesita
Mt mehr vorkommt
4) % Sam. 14, 26 (wörtlich: 200 Shekel nach dem Steine des Königs).
5) Winer Biblisches Realwörterbuch unter Absalom setxt als Maximum eines
jibttchen Haarwuchses 16 Lot (wohl altes Leipziger Gewicht), d. i. 234 Gr.,
^ Wette Hebr.-jOd. Archiol. S. 249 sehn Lot (ohne anzugeben, welche Art von
Gewicht gemeint sei). Thenius im exeg. Handbuch zu 2 Sam. 14, 26 vermutet
«statt der Zahl 200 das Zahlzeichen für 20 und berechnet unter dieser Yoraus-
•etzong 18 Lot (altes Dresdner Gewicht) — 263 Gr., einen, wie er beinerkt,
464 HEBRÄISCHES STSTEBL 1 44, u. u.
200 SDderD noch eine UngeDauigkeit oder ObertreibaDg in dem Be-
richte annehmen, was beides nicht wahrscheinlich ist, so bleibt nur der
Ausweg übrig, die erwähnte Gewichtseinheit als eine sehr kleine za
deuten. Da bietet sich denn ungesucht dasjenige Goldgewicht dar,
welches im phönikischen System gemäls der babylonischen Norm einem
Silberstater dem Werte nach entsprochen hat ({ 43, 2), d. i. der fünf-
zehnte Teil des schweren babylonischen Sechzigstels Goldes im Be-
trage Ton 1,12 Gr., wonach Absaloms jährlicher Haarwuchs auf 224 Gr.
sich berechnet
Demnach ist also anzunehmen , dafs der Shekel nach dem kOni^
liehen Gewicht, von einem Nachbarvolke entlehnt und ursprQngiich ab
feines Goldgewicht dienend, dann auch anderweitig, etwa bei Abwägung
von Juwelen und überhaupt da, wo es auf eine recht genaue Gewichts-
bestimmung ankam, verwendet wurde. Auch zu diesem Shekel gehörte
als Dreitausendfaches ein Talent im Betrage von 3,36 Kilogr.; denn
dies ist sicherlich das Gewicht der goldenen Krone gewesen, wekbe
David dem KOnig der Ammoniter von dem Haupte nahm und dann auf
sein Haupt setzen liefs. ^)
15. Die Erfolge, welche David in fast ununterbrochenen Kämpfen
erreicht hatte, machten es möglich, dafs unter seinem Nachfolger
Salomo der israelitische Staat aus seiner flrüheren Abgeschlossenheit
heraustrat Ein Anzeichen des seitdem lebendigen Verkehrs mit den
Nachbarländern erblicken wir auch in den Währungsveriiältnissen.
sehr starken, jedoch nicht nnglanblichen Haarwuchs. Epiphanios hestinuate d«
Gewicht von Absaloms Haar anf 125 ciulo* m 2 Drachmen (d. i. Neronisdiei
Denaren), mithin, wie ansdrficklich hinzngef> wird, auf 81 V« römische Uniei
— 753 Gr. (Metrol. Script I p. 265, 15—24, U p. 104, 14—20, SymmicU I S. 2»,
U S. 181. 195 f.), und ebenso anch Galmet bei Winer a. a. 0.
1) 2 Sam. 12, 30. Ein gewöhnliches hebräisches Talent von 125 rönusches
Pfund » 40,93 Kilogr. nimmt trotz Gesenins' Bedenken Cavedoni S. 1 38 d Ann. 1 13
als Gewicht dieser Krone an; ähnlich Thenins im Kommentar m der Stelle cii
Gewicht von SSVi Dresdner Pfund — 38,99 Kilogr. Das sind offenbar so bobe
Betrage, während eine sehr passende Parallele, wenn auch ans viel späterer Zeit,
das Gewicht des Kranzes bietet, welchen die Karthager der Damareta schenkten
(S 43, 11), nämlich 2,62 Kiloffr. — Beiläufig erwähnen wir noch die AngibM
über Goliaths Ausrüstung. Sein Schuppenpanzer wog nach 1 Sam. 17,5.7 fllDf-
tausend Shekel und die eiserne Klinge seiner Lanze sechshundert ShekeL Wollte
man für diese Beträge das oben ermittelte königliche Gewicht zu Grunde legen,
so erhielte man 5,60 Kilogr. für den Panzer und 672 Gr. für die Lanzenspitie.
Das wären aber durchaus nicht aulserordenüich hohe Gewichte, wie man oe
doch nach dem Charakter der ganzen Erzählung zu erwarten hat Anderersati
aber wird man auch die Reduktion nach Mosaischem Gewichte (Panzer •> 74,tt
Kilogr., Lanzenspitze 8,96 Kiloffr.) nicht wahrscheinlich finden können. Fasses
wir also dabei Beruhigung, dafs der Berichterstatter durch die Zahlen 5000 nad
600 überhaupt die YorsteHung eines sehr grofsen Gewichtes erwedien woUte.
1 44, 15. GOLD- UND SILBERWÄHRUNG. 465
Zwar sind schon die ältesten Berichte über Saiomons Einkünfte und
Aasgaben sagenhaft übertrieben ^); allein soweit die Überlieferung das
System der Gewichte Goldes und Silbers betrifift, ist ihre Zuverlässig-
keit nicht anzuzweifeln , da sie genau den Normen der babylonischen
Wahrung folgt >) Die jährlichen Einkünfte des Königs sollen 666 Ta-
lente Goldes betragen haben.') Da das hebräische Talent Silbers, ganz
wie das phOnikische (S.419), das Wertäquivalent von 8 leichten Minen
Goldes darstellte (§ 42, 10), so ergiebt sich, dafe die Salomonischen
666 Talente Goldes, je nachdem wir sie dem leichten oder schweren
babylonischen Gewicht zuordnen, reduciert sind aus 5000 oder aus
10000 hebräischen Silbertalenten. Als Teile des Talentes werden er^
wahnt der ShekeH) und die Mine.^) Letztere mufs notwendig 50 (nicht
etwa 60) Shekel enthalten haben, da es sich um Talente Goldes, nicht
om kOnighches babylonisches C^wicht handelt (§ 42, 12. 15).
Demnächst ist zu erwähnen, dafs König Hiskiah an Sanherib
30 Talente Goldes und 300 Talente Silbers als Tribut zu zahlen hatte.«)
Die Silbertalente sind wohl sicher hebräische, entsprechen also 400
l^ten babylonischen Silbertalenten (S. 418). Weiter würde dann an-
zunehmen sein, dafs die 30 Talente Goldes ebenfalls leichte baby-
lonische sind. Die assyrischen Annalen des Königs Sanherib scheinen
die gleichen Angaben über diesen Tribut zu enthalten. ^
Als den Juden durch Kyros die Rückkehr aus dem Exil gestattet
1) 1 KöD. cap. 9 und 10. Insbesondere werden Beträge in Gold erwähnt
cap.9,14. 28, cap. 10, 10. 14. 16. 17, in Silber cap. 10, 29. Des Silbers war za
jener Zeit soviel wie die Steine (10, 27) und man achtete desselben nicht (10, 21).
2) Vcrgl. Brandis S. 73. 97 f.
3) 1 Kön. 10, 14.
i) 1 Kön. 10, 16 (Gold), 10, 29 (SUber). Da es 200 Schilde waren, zu deren
jedem 600 Shekel Gold verwendet worden, so berechnet Brandis S. 97 daraus
die Gesamtsamme zu 120000 Shekeln -■ 40 Talenten.
5) 1 Kön. 10, 17 (Gold). Der Gesamtaufwand für 300 Schilde zu je 3 Minen
^tmg 15 Talente (Brandis a. a. 0.).
6) 2 Kön. 18, 14. .
7) Brandis S. 74 Anm. 4 erwähnt die zuerst von Oppert gegebene (Jber-
Setzung, wonach der Tribut in Silber vierhundert Talente betragen habe,
^^ Oppert spater ffir einen 'Druckfehler' erkl&rt und mit der Zahl 800 ver-
Uiseht hat Letztere Lesart bestätigt G. Smith Historv of Sennacherib, London
1878, p. 63 f. Daraus folgert Brandis S. 10t, dafs bereits im assyrischen Reiche,
?je s^ter in der persischen Prägung, die Hälfte des leichten babylonischen
^ekeis im Normalbetrage von 5,61 Gr., welche die Griechen als medischen
^os bezeichnen ($ 45, 7. 8), als Einheit eines eigenen 'assyrischen* Silber*
j^Jentes, der Hälfte des leichten babylonischen, verwendet worden seL Da das
Reichte babylonische Silbertalent sich zum Mosaischen wie 3:4 verhält, so steht
^ 'assyrische' zum Mosaischen wie 3 : 8, wie auch die Lesart 800 ausweist.
Also auch nach dieser Lesart sind die 30 Talente Goldes leichte, wie oben
angenommen worden ist
Bnlttek, lf«trologie. 30
46« HEBRÄISCHES SYSTEM. § 44, 15.
worden war und die VoHtögeiBeinde sieb langsam und unter mancherlei
Noten neu ordnete, wurden die Rechnungen Über die Wiedererbauiuig
des Tempels wahrscheinHcb ganz naeh persiecber Wahrung geführt
Erwähnt werden aus der Bauperiode 536 — 516 Beitrage Ton 61000
Darkemon, d. i. Dareiken, und 5000 Minen Silbers, aus der Zeil tob
458—444 Einnahmen von 650 und 100 Talenten Silbers, 100 Talen-
ten Goldes, 100 Adarkon, d. i. wiederum Dareiken, endlich weitere
Beitrage Ton 1000 und zweimal 20000 Darkemon, 2200 und 2000
Minen Silbers J) Eine jahrliche Kopfsteuer zur Aufbringung 4&r Be-
dürfnisse des Gottesdienstes wurde auf einen Drittelshekel festgesetzt')
Die Wiedererbauer des Tempels rechneten also nicht blofs nach per-
sischen Dareiken und Talenten Goldes tou 3000 solcher Dareiken, son-
dern Termutlich auch nach babylonisch -persischen Talenten Silbers
und babylonischen Stateren, welche der Regel nach in Drittd geteilt
wurden.
Die Angaben des ersten Buches der Cbronika Ober Davids Staats-
haushak sind noch weit mehr übertrieben 3) als die vorerwähnten Nach-
richten von Salomons Sdiätzen. Doch ist bemerkenswert, dafs der
Verfasser der Cbronika 3 Minen Goldes zn 300 Shekeln rechnet^), also
die griechische Einteilung der Mine in 100 Drachmen auf hebillisciM
Verhältnisse überträgt. Auch das Silber ist spater so gerechnet worden.
Minen Silbers werden zuerst von Esra (2, 6Qf) und Nehemia (7, 71. 72)
erwähnt. Der hundertste Teil einer solchen Mine ist die Hälfte des
Mosaischen oder heiligen Shekels und wird von den Rabbinen
der gemeineShekel genan n t. ^) Da der Mosaische Shekel ursprüng-
lich 4 Silbereinheiten enthielt und in 20 Gera geteät war, so war die
Annahme eines leichten Shekels von 2 Silbereinheiten, d. h. nach ^
terem Sprachgebrauche von 2 tyrischen oder attisch-römiscfaen Drach-
men, d. i. von 2 Denaren (§ 44, 17), wohlberechtigt; nur bat man nicht
etwa ein dem Mosaischen System entgegengesetztes Gewicht oder gar
1) Esra 2, 69. 8, 26, Nehemia 7,70—72. Yergl. Gavedoni Bibl. NomiaiB. fibei^
setzt von A. y. Werlhof S. 91 f., Levy Geschichte der jödisehen Manien S. 17-tt.
Madden Jewish eoinage p. 16—20. Auch 1 Ghroa. 29, 7 werden Adarkoo, nad
zwar im Betrage von 10000, erwähnt
2) Nehem. 10, 33. Yeivl. Brandts S. 06. 104. Spater ist die Hdligtnmsteoer
wieder auf einen halben Mosaischen Shekel erhöht worden: s. unten $52,4»
3) 1 Ghron. 22, 14. 29, 4. 7, Brandis S. 71. 97. Das Nähere s. onten { 44, IS.
4) 2 Ghron. 9, 16 vergl. mit 1 Kön. 10, 17, de Wette Hebr.-jddische ArdOkh
k>gie S. 248 f., Keil Biblische Archäologie S. 601.
5) Vergl. Böckh S. 61 f., de Wette a. a. 0. S. 249, Keil a. a. 0., Zllcke^
mann Talmudische Gewichte und MQnzen S. 9 f. 24.
IHie. GEWICHTE. 467
eine besondere Silbennünze, sondern lediglich eine dem griecbischea
Vorbild anbequemte Ausdnicksweise darin zu suchen. Die erste natio*
nak Silberprflgung unter den Makkabäern brachte denn auch kein
anderes Gewicht als das Hosaisehe zum Ausdruck (§ 52, 2).
16. Die Tendsenz, nach einer Zeit der Verwiming und des Ein-
dringens fremdländischer Einfltlsse die alte Hosaische Ordnung mdg-
Uchst wiederherzustellen, hegt offenbar auch vor in der vielbesprochen
oen Stelle des Propheten Ezechiel (45, 12) über die Gewicl^. Es
ist hier nicht der Ort, über alle die Terschiedenen Deutungsversuche
11 berichten, zu welchen sowohl der verderbte masoretiscbe Text als
die ebenlalb aus getrübter Quelle geflossenen alten Obersetzuiigen
Ankfs gegeben habend); genug, es kann keine der biäierigen Erklfl-
iUDgen ab befriedigend bezeichnet werden. Sieber ist vor aUem, daf»
Exechiel betreffs der Gewichte nicht etwa in dunkelem Orakelton, so»-
dera ebenso klar und zutreffend, wie tiber Lflngen- und Bohlmafee
(( 44, 4. 9) , sich geäufsert hat. Zweitens folgt aus der Definition des
Shekels zu 20 Gera mit Notwendigkeit, dafs er den mosaiseben Shekel
($44, 12) afe alleiniges Gewicht dieses Namens wieder eingeführt wis-
sen will Die Mine, welche er aufserdem erwflhnt, konzediert er der
im babylonischen Exil eingebürgerten Gewohnheit; aber diese Mine
kann keine andere sein als der sechzigste Teil eines Mosaischen Ta-
lentes Silbers (§ 44, 11). Daraus folgt weiter ab unumstOfeUch, dafs
Ezechieb Mine 50 mosaische Shekel gehalten haben mufs, und nicht
etwa eine Mine von 60 Shekeln aus dem verderbten Texte hergeleitet
werden darf, kh habe meinerseits alle die verschiedenen Möglichkeiten
der Emendation und Erklärung nach einem niatbematiseb angeordneten
Schema zusammengestellt und gegen einander erwogen, und bin nach
allem zu der Überzeugung gekommen , dafs der Prophet zugleich den
Betrag der Mine und die Nominale der Gewichtstücke, welche auf
die Wagsebale zu setzen sind, hat regeln wollen. Im Handel und l/?an-
del genügte für den gewöhnlichen Bedarf das Fünfsbekelgewicht als
kleinste Einheit (womit nicht ausgeschlossen sein soll, dafs für Aus-
oabmefälle auch kleinere Gewichte bereit standen). Es ist nun die
uralte und später bei ähnlichen Kombinationen oft wiederholte Frage
1) Die Übereicht Aber die wichtigstea bisberigen ErklaruDgen und zugleich
den Dihercn LitteraturDacbweis geben Böckh S. 54f., Cavedoni S. 142*144,
de Wette S. 248, KeU Arebad. S. 600 und Kommentar zu Ezecb. 45, 12, Levy
HtL MtettD S. 14*16, Poole bei Madden Jewish coinage p. 2801., Brandts
S. 56. 103. Der Brandisseben Definition der Mine Ezecbieb folgt Schrader in
Riehms Handwörterbuch des bU>liscben Altertums U S. 509 f., lY S. 1000.
30»
468 HEBRÄISCHES SYSTEM. S u. 17.
aufgeworfen worden: welches ist die geringste Zahl von untemDander
verschiedenen Gewichtstücken, mit welchen man alle Beträge von 1 bis
zu einer beliebigen Zahl von Einheiten darsteUen kann , und welche
Einzelbeträge haben diese Gewichtstücke? Antwort für die Summe
▼on 10 Einheiten: es sind 4 Gewichtstücke in den Beträgen von 1 2 3
und 4 Einheiten. Also wird der unverfälschte Text Ezechiels den Sinn
gehabt haben: Gevrichtstücke von 20 15 10 und 5 Shekel sollen für
das Abwägen angefertigt werden und diese sollen zusammen eine IGne
ausmachen. Waren einmal die beiden letzten Zahlen 10 und 5 durch
Mifsverständnis verschmolzen zu 15, so ist es leicht erklärlich, dalsdie
vorhergehende 15 geändert wurde zu 25, dem Betrage der halben Mine.
17. Obgleich aus dem Zusammenhange der vorhergehenden Dar-
stellung mit aUer Wahrscheinlichkeit sich ergiebt, dafs der Betrag des
hebräischen Gewichtes nicht wesentlich verschieden gewesen sein kann
von jenem unmittelbar aus dem babylonischen System hergeleiteten,
welcher in Syrien und PhOnikien Gültigkeit gehabt hat (§ 43, 2. 3),
so sind doch die uns erhaltenen Vergleichungen mit griechischem und
römischem Gewicht noch besonders zu besprechen, und es ist dabei
zugleich noch nachzutragen , was die spätere hellenistische Tradition
über das System der hebräischen Gewichte meldet.
Ähnlich wie oben bei der Bestimmung des Hohlmarses werden
verschiedene mehr oder minder genaue Ansätze neben einander in
stellen sein. Der leichteren Obersicht wegen reducieren wir alle An-
gaben auf das Gewicht des Shekels.
Josephos bestimmt das hebräische Talent auf 100 attische Minen,
die hebräische Mine auf 2V2 römische Pfund, den aUJLoQy vofiiaiia
^EßQdiov^ auf 4 attische Drachmen.^) Da diese Angaben unter einander
merklich abweichen, so bedarf es noch besonderer Untersuchungt
1) Archäol. 3, 6, 7. 14, 7, 1. 3, 8, 2. Die zuletzt angeführte Bestimmong
wiederholt Hesychios: nixXoi xsx^Qaxftov ^Axxihov. Aach die im Index n
den Metrol. scriptores anter cxarriq 6 verzeichneten Erklämogen des Photios,
Suidas und Hesychios : xexqaBQaxfiov vofuCfMt und rarQaSqaxuov gehören hie^
her. Ebenso Philon (vergl. Böckh S. 62 f., Merzbacher in der Berliner Zeitschr.
f&r Namism. V S. 152 f.). Da jedoch derselbe mit den Septnaginta (Poole in
Numism. chron. 1867 p. 199) den Siklos auch als Didrachmon bezeichnet , so
mag hieraus die Verwirrung in den Fragmenten aus Epiphanios entstanden sein,
welche vielfach den fflxlos schlechthin nur zur Hallte des eben bezeichneten
Wertes bestimmen (Index zu Metrol. Script. <rixXoQ i, de Lagarde Symmicta I
S. 225, 61 vergl. mit S. 224, 54, H S. 181. 195, Böckh S. 63 f.). Ober die Be-
stimmung der Mine zu 2Vs Pfnnd vergl Böckh S. 52, Christ in den Sitzungs-
berichten der MAnchener Akad. 1862, I S. 87 f. (letzterer sucht diesen Ansatz
dadurch in nähere Übereinstinnmung mit Josephos' übrigen Angaben zu bringen,
dafs er 50 Minen auf das hebräische Talent rechnet).
144,17. ÜEWICHTE. 469
welche von den dreien die zuverlässigste ist Ja es spaltet sich die
erste Angabe wieder in drei Möglichkeiten, je nachdem man in der
attischen Mine die Solonische, oder 100 römische Denare aus der Zeit
Tor Nero, oder endlich 100 Neronische Denare erbUckt. Bei der Be-
stimmung des Siklos zu 4 attischen Drachmen , welche mit der eben-
falls von Josephos gegebenen Definition des tyrischen Geldes überein-
stimmt, kann zwar an die Solonische Drachme nicht gedacht werden >);
wohl aber bleibt das Schwanken zwischen dem republikanischen und
Neronischen Denare. Es berechnen sich also der Reihe nach folgende
Betrage fQr den Shekel:
(Aa) 14,553 Gr. (B) 16,372 Gr.
(Ab) 12,994 „ (Ca) 15,593 ^
(Ac) 11,37 „ (Cb) 13,644 ^ .
Zu bemerken ist noch, dafs der erste hier aufgeführte Betrag für das
Talent 133Vs römische Pfund, der vorletzte nahezu 143 P^d, der
letzte genau 125 Pfund ergiebt
Dieser Ansatz auf 125 Pfund wird zunächst bestätigt durch ein
von Montfaucon beschriebenes steinernes Gewichtstück, dessen Auf-
schrift lautet PONDO. CXXV. TALENTVM SICLORVM lll.^)
Ob dieser Gewichtstein gerade für Palästina oder für eine syrische oder
phOnikische Stadt angefertigt worden ist, mag unentschieden bleiben;
jedenfalls bezeugen der Traktat des Epiphanios und die daraus ge-
flossenen Quellen mit aller Bestimmtheit, dafs das hebräische Talent
genau so, wie die Aufschrift des Gewichtsteines besagt, von den Römern
geschätzt worden ist 3) Weiter stimmt damit die Ansetzung des aixXog
auf Vs Unze 4) oder 3 arayia^ auch e^ayia'^), sowie diejenige Deu-
1) Brandts S. 96 Anm. 1.
2) Antiquit^ expliqu^e par Montfaucon toI. m p. 169 pl. XGIY, Böckh S. 151,
Brandts S. 157, Metrol. Script. I p. 118.
3) Die Belegstellen sind übersichüich aufgeföhrt im bdex zn den MetroL
Script unter raXatn^op 17. Besonders ist hinzuweisen auf die Notiz p. 255, 25
(▼ergL mit p. 137 adn. 1): to rodavroy ayst Xir^ ^<', vofUafiaxa ,&, da die
SenialiB der Müuzordnnng Gonstantins (Solidus ■> V* Pfnod) gegebenen Defini-
tionen in der Begel sorgfaltige und genaue sind. Eine arg verderbte Lesart
bietet de Lagarde Symm. II S. 181 (zu verbessep nach S. 194).
4) Ilt^ ftär^fr xal ata^fiwv inmwtotHav Metrol. Script. I p. 238, 10:
TO eUhtv ayat olyyiag xo S, aufserdem die betreffenden unter ^xwtriq 6 und 8
im Index anfgefflhrten Stellen. Ebenso Epiphanios bei Me Lagarde S^ounicta I
S. 216, oder auf Skrupelg^ewicht zurückgeführt S. 224, 54: cUthn av$o9 ayat
y^fouftaxa ScuBexa, cxaxri(^ ay9i> y^fifiaxa dMexa, oder nach Obolen zu je
3 Skrupel S. 225, 60: Sstxvvu xbv cütlov X8xxa^c9v hßoX^. 6 dßoXos ayu
Yfiftfiaxa xqUu Yergl. auch Symm. II S. 181. 195.
5) Metröl. scripU I p. 231, 7. 245, 8 wird so das üImXov, p. 231, 5. 245, 6
der 9xaxri(^^ letzterer auch p. 303, 9 auf 3 vofikffiaxa bestimmt. Bekanntlich
470 HEBRÄISCHES SYSTEM. f 44,17.
tttng der obigen Angabe des Josephos, wonach der Siklos auf Nero-
nische Denare tariflert ist, denn 4 solche Denare betragen eben eine
halbe römiscbeUnze. Ferner geht auf dasselbe hinaus die Bestimmung
des abcXog 6 a/iog auf zwei (gewöhnliche) oUloi^ deren jeder gleich
einem dlÖQcexfiov gesetzt wird, sowie die Angaben, dafe der heilige
Siklos 12 römische Skrupel, der gewöhnliche Siklos 2 Denare <«
Vi Unze «■ 6 Skrupel =- 1 */i avayiov wiege. *) Wir erhalten also für
den Sbekel
(D) V24 römische Pfund — 13,644 Gr.
Wenn femer der aUXog oder axarriQ zu 20 Obolen gerechn<A
wird^), so erkennen wir darin dieselbe Beziehung auf die altattische
Währung, welche wir bei Josephos' Bestimmung des Talentes auf 100
attische Minen an erster Stelle (Aa) vorausgesetzt haben; denn die
20 Obolen, die auf einen Siklos gehen, sind 3V3 Drachmen, nuthiii
1 Talent 10000 Drachmen.
Nichts für unsere Zwecke Brauchbares bieten zwei Parailebtdki
des Josephos zu Angaben der Bibel. In der Archäologie (3, 8, 10)
werden die im 4. Buche Hose 7, 14 ff. mehrfach erwähnten 10 Shekei
Goldes zu je 10 Dareiken gestempelt, und an einer anderen SteHc
(14, 8, 5) die im 1. Buche der Makkabäer 14, 24 und 15, 18 aufge-
führten 1000 Minen Goldes wiedergegeben als 50000 XQ^^^'^ ^^
letztere Gleichung bestätigt lediglich die allgemeingültige Eint^ong
der Mine in 50 Statere^), während die erstere Parallele aufs Gerate-
sind vofuCfjM sowohl als araytov oder iSayiov BenenouDgen des Solidns Gob-
stontins — ^fti Pfuod (§ 40, 1).
1) S. die Belege im Index zu den Metrol. scriptores unter ^bdos 4.5.6
(wozu noch berichtigend zu bemerken ist, dafs mit ßourihxoG einlas io i»
Terwirrten Notiz ^.275,24—27 nicht der ^gewöhnliche Shekel, sondernder
heilige gemeint sem mufs; ja es ist wohl aysos als die ursprdngiiebe Lesart
anzunehmen, deren Kompendium leicht mit der AbkAnung für ßaadmk ftt-
wechselt werden konnte). Vergl. auch die Excerpte aus einer armenischen Sckrifl
des 7. Jahrb., mitgeteilt von B6ckh S. 151 f. Anm. k, welche im wesenüidwa
aus Epiphanios geschöpft zu sein scheinen, und de Lagarde SymoL II a. a. 0.
2) Metrol. Script. I p. 154 adn. 6, und s. die Belege in Index unter vinkt^
<rrarriQ 9 (wo sielus Hebraeorum vulgarii zu Terbessem ist in uanet*^
oßoXSQ 8, XeTTTOV 2.
3) L. Mendelssohn De senati consnlti Romanorum ab Josepho tntiqn. XIV
6, 5 relati temporibns, Inauguraldissertation, Leipzig 1873, bemerkt, nachdes er
5. 28 f. den Text des Makkabäerbuches, des Josephos und der lateinischen Versioa
es letzteren übersichtlich zusammengestellt hat, weiter p. 35, dafs die voa
Josephos erwähnten x9'^^^ nicht aure^, sondern HeU, quormn quinqtMgitUi
minam tfßdebant, seien, was soviel bedeutet, als dafe der ffoldene Kranz nach
dem Gewichte von 50000 Shekeln oder 1000 hebräischen Minen Silbers be-
stimmt worden sei. Dem entgegen ist wohl die Annahme, dafs die Makkabier
für diesen Kranz die Bestimmung nach dem Gewicht des ^iU|cb^^«iM #rcfi9f
§44,17. GEWICHTE. 471
wohl die seit der Perserzeit üblichste vorderasiatische Goldmünze für
deo Mosaischen Shekel Goldes, der jedenfalls weit schwerer als ein
Dareikos gewesen ist, einsetzt, i)
Ebenso wie der hebräische Siklos wird das Tuqiov vofiiafia von
Josephos bestimmt (§ 51, 7), und zofolge der gleichen Tradition wird
aach im Tahnud ausdrücklich ids Regel aufgestellt, alle im PenUteuch
angeführten Summen Silbergeldes seien nach tyrischem Gelde zu be-
rechnen.^) Wir setzen also dasEffeküvgewicht der phünikischen Silber-
pragung (f 51, 7) mit als mafsgebend für den hebräischen Shekel ein :
(E) 14,40 bis 13 Gr.
Weiter gehen wir zurück auf das ursprüngliche babylonische (Ge-
wicht, und setzen darnach, wie oben bei Bestimmung des phOnOüschen
Gewichtes (§ 43, 2), für den Shekel als Normalbetrag an
(F) 14,93 Gr.,
wozu noch das Gewicht der ältesten syrisch-phOnikischen Silberprä^fhng
(§43, 3) beizufügen ist:
(Ga) 14,53 Gr. (normal) (Gb) 14,40 Gr. (effektiv).
Nächstdem kommt in Betracht das Gewicht, welches die Makka-
bler, offenbar im Anschlüsse an das altüberlieferte Mosaische Gewicht,
ihrer Silberprägung zu Grunde legten. Dasselbe wird weiter unten
(§ 52, 2) festgestellt werden auf
(Ha) 14,50 Gr. (normal) (Hb) 14,30 Gr. (effektiv).
Endlich ist noch ein wichtiger Vergleich zu ziehen. Der Einflufs
optischer Verhältnisse, welcher in betreff der Längen- und Hohl-
maße genügend nachgewiesen worden Ist, hat aller Wahrscheinlich-
keit nach auch auf das Gewicht sich erstreckt. Wie die Ägypter, im
Gegensatz zu der Mannigfaltigkeit des babylonischen Systems, für alles
Abwägen und alle Preisbestimmungen nur zwei Gewichte, das Ten
and das Ket, kannten (§ 41, 8), so hat auch Moses von den sechs baby-
lonischen Talenten nur eines, und von den Unterabteilungen des
Talentes nur den Shekel in seine Gewichtsordnung aufgenommen,
letzteren aber, ebenfalls nach ägyptischer Weise, decimal geteilt
(§ 44, 12). Wenn wir nun das Äquivalent einer phönikischen Mine,
gewählt haben, vorzuzieheo, da dieses Gewicht auch in Syrien gesetzlich und
den Römern wohl bekannt war. Für Josephos mnfste der xe^^^^ schlechthin
der römische aureus sein, weicher dem Alexanderstater -» y^i« attischer Mine
eotsprach.
1) VerffL oben S. 459 mit Anm. 1.
2) Zuekermann Talmudische Gewichte S. 5. 15.
472 HEBRÄISCHES SYSTEM. § 44, n.
d. i. 50 Mosaische Shekel, mit 8 ägyptischen Ten gleichen, so erhaltea
wir für den Shekel
(I) 14,553 Gr.
Ein ÜberbUck über aUe diese Ansfttze ergiebt zunächst, dafe das
Effektirgewicht des althebräischen Shekels zwischen 14,93 Gr. (F) und
13,644 Gr. (Cb, D) zu suchen ist Mit Rücksicht aber auf die Werte
G, H und I kann die Limitierung noch enger, nämUch bis zur Minimal-
grenze Yon 14,50 Gr., gezogen werden. Wir tragen also kein Bedenken
den aus dem babylonischen System abgeleiteten Normalbetrag, gerade
wie für das Hohlmafs, so auch für das hebräische Gewicht einzusetzen,
Jedoch mit dem Bemerken, dafs der Shekel mügUcher Weise noch
bis zu 0,43 Gr., mithin das Talent bis zu 1290 Gr. niedriger gestan-
den hat.i)
Es folgen die Übersichten, und zwar zunächst des Mosaischen Ge-
wichtes, nach dem Normalbetrage, während der niedrigere Betrag, bis
zu welchem herab das Eflektivgewicht möglicher Weise gegangen ist
weiter unten (§ 52, 6) aufgeführt werden wird:
Talent 44,80 Kilogr.
Shekel 14,93 Gramm
Halber Shekel 7,46 „
Viertelshekel 3,73 „
Gera 0,746 „ .
Für die Wertbestimmungen ist, anlangend die älteste Zeit, durch-
aus das Silber mafsgebend, sodafs das Gold zum 137$ fachen Betrage
desselben zu schätzen ist. Seit Salomo gilt für Beträge in Gold die Be-
rechnung nach der babylonischen, später persischen Währung (§42, 15.
45, 11). Die Mosaischen Gewichte Goldes und Silbers vergleichen sich
mit heutiger Münze etwa folgendermafsen :
1) Da das Shekelge wicht, welches oben S. 469 Aa aus Josephoe' Angabe
abj[eleitet worden ist, ziemlich genau mit dem Effektivgewicht der Makkabaer-
pragnnff übereinstimmt, so ist es erklärlich, dafs die neueren Metrologen so*
meist das hebräische Normalgewich t auf ungef&hr denselben Betrag festffesetxt
haben. So Bockh S. 52 (vergL mit S. 48 u. 77): Shekel — 14,553 Gr., Qoeipo
I p. 104. 106: 14,16 Gr., Ghnst Sitzungsberichte der Mfinchener Akad. 186}, 1
S. 88: 14,55 Gr., Levy S. 16: 14,55 Gr., Poole bei Madden p. 281 f.: 14,266 Gr.;
hingegen niedriger Gavedoni S. 138: V< römische Unze -» 13,64 Gr. (vergl. ob»
S. 470 D), Zuckermann S. 5: 11,95 Gr. (vergl. oben S. 469 Ac). Brandis S. 95 1
102 f. hält ebenfalls den Ansatz Aa für mafsgebend und bestimmt danadi das
schwere babylonische Sechzigste! Goldes, aus welchem der hebräische Sbekel
abgeleitet sei, auf 16,37 Gr. (während S. 52 als Normalgewicht 16,80 Gr., als
höchstes Effektivgewicht 16,57 Gr. gesetzt worden sind), mithin den hebräischen
Shekel Silbers auf 14,55 Gr„ die Mine auf 727,5 Gr., das Talent auf 43,65 Rlk^gr.
$44,17.18. GEWIGfiT£. 473
Gold Silber
Talent 107500 Mark 8064 Hark
50 Shekel (Mine) 1792 „ 134,40 „
Shekel 35,84 „ 2,69 „
Halber Shekel . . 17,92 „ 1,34 „
Viertelshekel . . 8,96 „ 0,67 „
Gera 1,79 „ 0,13 „ .
Die Kesita ist gemars der oben aufgestellten Vermutung (§ 44, 13)
anzusetzen auf etwa 67 Mark.
Im allgemeinen geht aus den früheren Angaben (§ 44, 11) hervor,
dafs bei den Israeliten , wie tiberhaupt im Altertum, die Kaufkraft des
Geldes eine höhere war als in neuerer Zeit. Doch sind bei näherer
Untersuchung die ältesten Zeiten bis etwa zur Begründung des König-
tums zu trennen von den hochentwickelten Kultur- und Verkehrsver-
hältnissen unter David und mehr noch unter Salomo, später wieder
mhige und friedliche Zeiten von solchen der Kriegsnot und Teurung.^)
18. Anhangsweise ist zuletzt noch eine Frage zu berühren, welche
vonBOckh anläfslich einer Notiz bei Eusebios aufgeworfen worden ist. 2)
Eingeschoben in einen Bericht des Eupolemos') über Salomos Tempel-
bau findet sich hinter der Erwähnung von 10 Shekeln Goldes der Zu-
satz To dh TaXarfov elvai alxXov. Kleine Talente kommen bekannt-
lich auch anderwärts vor 4), und so liegt es nahe eine Deutung des
Mosaischen Shekels als Talent zu versuchen im Zusammenhang mit
den übertriebenen Angaben, welche über Davids Einnahmen und Aus-
gaben im ersten Buche der Chronika sich finden. Nach der älteren
Quelle (2 Sam. 24, 24) kauft David unter anderem eine Tenne zur Er-
richtung eines Altars und ein Rind zum Brandopfer für fünfzig
Sbekel Silbers; daraus macht der jüngere Berichterstatter (1 Chron.
21,25) sechshundert Shekel Goldes, er vervielfältigt also die
vgprongliche Summe nicht blofs mit 12, sondern aufserdem noch,
indem er Gold statt Silber setzt, mit der Ziffer des Wertverhältnisses
beider Metalle, welches sowohl in der Prägung Philipps von Makedonien
als im Ptolemäerreiche das 12V2fache war. Im ganzen ist also, immer
unter der Voraussetzung gleichen Shekelgewichtes, die in der älteren
1) Yergl. Gavedoni S. 147—158, Duncker Geschichte des Alterthoms, 5. Aufl.,
u S.147f., Schrader in Riehms Handwörterbuch des bibl. Altertums 11 S. 484 f.
2) Eusebii Pamphili Praeparatio evangelica 9, 34, p. 451 ult der Ausg. von ■
'rancYlgems, Goloniae 1688, Böckh Metrol. Untersuch. S. 65.
3) S. den Anfang des betreflenden Abschnittes bei Eusebios p. 447.
4) Yergl. in diesem Handbuche das alphabetische Register unter Talent
474 PERSISCHES SYSTEM. § K ift. u. t
QueUe überlieferte Summe tod dem Chronisten mit 150 mulüpticiert
worden. 0 Da nun der Shekel 20 Gera hält, so könnte man leicht
zu der Vermutung kommen , der Chronist habe den alten Shekel der
Mosaischen und königlichen Zeit als eine Summe von 3000 Gen
(o: 2,24 Kilogr.), d. h. als ein kleines Talent, dessen Stater die Gen
gewesen wäre, angesehen und dem entsprechend die in ältereD Quellen
überlieferten Beträge auf Shekel seines Zeitalters umgerechnet Indes
findet sich hierfHr kein weiterer Anhalt Da nun überdies der Worünä
der aus Eusebios angeführten Notiz und der Zusammenhang, in wel-
chen dieselbe mit dem übrigen Berichte zu setzen ist, nicht in nuii-
desten eine Bestinrnning des Shekels ab Talentes (das mOfste heifai
Tov dh ülxXov elvat raXtgvtov), sondern nur eine Definition des Ta-
lentes zu einer gewissen Zahl Shekel erwarten läfst, so kann es km
zweifelhaft erscheinen, dafs die bei Eusebios überlieferte Lesart ver-
derbt ist aus TO dk %aXawov elvai iflKk(oy,yjA.i, 3000.
{ 4S. Ptrtuehn System.
1. Die persische Elle, welche Herodot die königliche nennt, ist
keine andere als die babylonische gewesen. )) Ihr einheimischer Name
1) unter ZagrandeAegong des babylonischen WahrangSTerhiltaisseB xwisdNi
Gold und Silber, statt dessen wir mit Rflcksicht auf die Abfassuogsieit 4ec
Ghronika das Philippische und Ptolemäische (§ 31, 4. 54, 2) gesetzt haben, oitfit
Schrader in Riehms Handwörterbuch des bibl. Altertums II S. 484 eine ItOfKlK
Yenrielfaltigung an.
2) Herodot erwähnt die 'königliche Elle* 1, t78 bei der Beschreibaog ^
Mauern Babylons und 7, 117 bei Angabe der Körperlänge eines romehmen Peneri
Wenn nun die königliche EUe an ersterer Stelle als die alte babyloniieke
nachgewiesen ist (§ 42, 5), so liegt der SchluTs nahe, dals die offenbar persisch«
Elle, welche unter gleicher Benennung an der zweiten Stelle angeführt wbi
keine andere als jene babyloniseke gewesen seL Ans diesem und anderen M*
den erklärt auch Lepsius Zeitschr. f. ägypt Sprache 1877 S. 58 beide EUeo ßf
identisch. Der direkte Beweis wird sich aus den Resten der Bauwerke tob
Persepolis führen lassen, welche Gh. Texier in seiner Description de TAniiHiief
la Perse etc., deuxi^me partie (zugleich 2. Band), Paris 1852, zum Teil geaetMs
hat. Vorläufig sei die evidente Thatsache angefahrt, dafs die Höhe der Tkore
im Thronsaal 5,25 Meter, d. i. genau 10 persische Ellen zu 0,525 M., betrifft
Die Fl&che des Thronsaales (68,54 zu 67,92 Meter) stellt annibernd 130£U«i
ins Gevierte dar. In der Archäol. Zeitung XVI S. 146 berechnet Wittich die
Länge des Weges vom Rande des Plateaus der Hofburg bis zu dem Pnokte.
wo der We» im rechten Winkel sich direkt auf die Eingangspforte des TIroo-
saales wendet, zu 189,31 Meter »> 860 Ellen zu 0,526 (genauer 0,5259) Meier.
— Von weit abweichenden Voraussetzungen ausgehend setzt Oppert L'^talon de«
mesures assyriennes, Journal Asiatiqne, annie 1872, VI. s^rie, tome XX p. 1?^
und ann^e 1874, VIL s6rie, tome IV p. 437 u. 460, die persische Elle (voo Hm
arasni genannt) anf 0,5467 Meter, ihre Hälfte (vitaftti) auf 0,17355 oder aaci
dem HohlmafiB auf 0,272 Meter. Das persische bd»m fafst er als Armeslioge tob
S46.1. LÄNGENMASS. 475
war frdnUhni; deren Hälfte, also die Spanne, tuefs tU^ti.^) Aller
WafarscheinlicULeit nach hat, QbereinstimmeBd mit dem allgemeinen
Brauche des Altertmns, die Spanne 3 Handbreiten zu 4 Fingern, die
ganze Elle also 6 Handbreiten, 24 Finger gehabt. >)
Das altpersische häzu wird erklärt als die Entfernung zwischen
den Spitzen der ausgestreckten Hände; es entspricht mithin der Klafter.
Der FuTs hiefs gäma^ wohl nur als Glied des Körpers, nicht als Hafs.
Eher konnte die andere Bedeutung, welche gäma hat, nämlich 'Schritt'
darauf führen ein entsprechendes Hafs anzufinden und in das System
einzuordnen; doch reicht die Analogie mit dem griednschen ßfjfna
nicht aus um eine Vermutung darauf zu gründen.^)
Aus dem nächstfolgenden Abschnitte geht hervor, dafs es ni^
iHtUch ist den Parasang hoher als nach der Norm der ägyptisch-baby-
lonischen Elle Ton 525 Hillim. zu bestimmen; wir werden demnach
mit Wahrscheinlichkeit auch die kleineren Mafse ansetzen können,
wie folgt:
die Klafter »« 4 Ellen «- 2,10 Meter
die Elle <— 2 Spannen »- 0,525 ^
die Spanne »■ 3 Handbreiten «- 0,263 ,,
die Handbreite »« 4 Finger — > 0,088 „
dea Finger =» 0,022 „
Wie aber bei dem Gebrauche der babylonischen Elle lokale Ver-
schiedeoheitea bis zu einem Mehr von höchstens 7, wahrscheinlich
aber nur 5 ftfillim. nachweisbar sind, so scheint auch die persische
Elle, wie Herodot sie im Handelsverkehr vorfand, einen etwas höheren
2 EUeD. Den Fufs, gdma, setEt er auf */» Elle — 0,928 Meter an. Die Spanne
soll io 10 Finger, anguita^ der Finger in 6 Gerstenkörner, yava^ geteilt ge-
weacQ sein.
1) Den Nachweis über diese nnd die folgenden Benennungen hat mir ans
ioiti Handbuch der Zendsprache, Leipiig t864, und Yullers Lexicon Persico-
UtioQtt, Bonn 1S55. 64, Dr. Eugen HnlUsch in Wien vermittelt. Auch die
QaeUentngaben Aber den hdthra verdanke ich ihm.
2) Der Perser Artachaes war nach Herodot 7, 117 nur um 4 Daktylen, also
om eine Handbreite, kleiner als 5 königliche Ellen (er mafs also, beiläufig be-
nerkt, 2,537 Meter, mithin Immer noch etwas weniger als die Biesen bei Joseph.
Areh&oL 18, 4, 5, Plin. Nat Bist. 7, 16 p. 20, 13—22 ed. Detiefsen). Auch die
Aosetanng der mensclilichen Körperlänge auf 8 vita^t im Bundehesch 63, h und
^e Definition des bdzu als Klafter sorechen dafür, dafs das System der per-
^Hen Uingenmafse den natürlichen Dimensionen entlehnt, mithin die Elle und
Spinne so geteilt waren, wie wir oben annehmen.
3) Gdna Ist Masculinum (von Wurzel gd)y entspricht also nicht direkt dem
{[iechitchen ßrifta^ und auch letzteres ist erst durch römischen Einflufs tu eUier
HiIsbeBennnag geworden.
476 PERSISCHES SYSTEM. ( 4S.t
Betrag, nSmlich 530 MiUim., gehabt zu haben. >) Jedoch darf, wie schon
angedeutet, nicht etwa danach der Parasang hoher angesetzt werden,
ak es im folgenden Abschnitte geschdien ist ')
2. Das königliche Wegmaf s war nach Herodot (6, 42) der na^a-
aayyrjg^ altpersisch paraihanha oder fraihakha^)^ neupersisch /orsatt
oder farsang. ^) Der Parasang wird von Herodot durchgebends zu 30
Stadien bestimmt und ebenso von Xenophon gerechnet^)*
Es ist oben (§ 42, 2. 3) gezeigt worden, dafs im babyloniscben
System der Stundenweg eines rüstigen Fubgängers zu 360X30 könig-
lichen Ellen »B 5670 Meter angesetzt wurde. Nach direkten Messungen
und Abschätzungen, unabhängig Ton irgend welcher Hypothese Ober
den Ursprung des Mafses, bestimmte Ideler<^) den neupersischen Far-
sang zwischen 3Vs und 3^4 englischen Meilen, d. i. zwischen 5633
und 6035 Meter. Femer bat Kiepert "0 nach den Angaben Herodots
und unter der Voraussetzung, dafs der altpersische Parasang zu30 atti-
schen Stadien «= ^Ia geographische Meile (oder 5550 Meter) zu reeb-
nen sei, die persische Königsstralse von Ephesos bis Susa rekonstruiert
und damit, wie es scheint, zugleich erwiesen, dais das ursprüngliche
MaTs von 10800 königlichen Ellen ««5670 Meter auch für den alt-
persischen Parasanges die Norm gebildet hat s) Wie nun das griechi-
sche Stadion als Wegmafs in seinem wirklichen Betrage merklich ge-
1) Vergl oben $ 42, 5 und besonders § 42, 18 gegen Ende.
2) Das Mehr Ton 10 800 > 0,005 — 54 Meter ffir den Partsang ist xwar ao
sich, im Vergleich mit der Lange des ganzen Mafses (« 5670 Meter nach §45,2),
nicht bedeutend, doch aber insofern bedenklich, als der letztere Betrag sdm
ein Maximum darstellt, welches auf den wirklich Termessenen Stralaoi woU
selten erreicht worden ist.
3) Oppert L'^talon des mesures assyriennes, Joum. As. 1874, tome fV p. 437.
4) Farsakh nach Oppert a. a. 0., far^ng nach VuUers Lexicon Peraico-
Latinum, fer$enk nach Ideler Abhandl. der Berliner Akad. 1827 S. 119.
5) Herod. 2, 6. 5, 53. 6, 42, Xenoph. Aoab. 2, 2, 6. 5, 5, 4.
6) Abhandl. der Berliner Akad. 1827 S. 119 f.; vergL auch meine RecensioB
von Brandis in Fleckeisens Jahrbüchern 1867 S. 520. Zu gleichem Resultate
gelangt auf anderem Wege G. Smith in der Zeitschrift fUr agrpt. Sprache 1873
. 110, indem er das babylonische kaipu (§ 42, 3) als den Weg von 2 StoodeB
auf 7 englische Meilen ansetzt, was fUr den Parasang ebenfalls 3Vt engj* ^
ergiebt.
7) Monatsberichte der Berliner Akad. 1857 S. 123 ff. Dreifsig attische Stadien
(ein Stadion als V4o der Meile gerechnet) ergeben für den Parasang 5555,5 Meiert
wovon die genaue Berechnung nach dem attischen Pulse' ■■ 5549 Meter aar
unmerklich abweicht.
8) Allzuhoch erscheint die Schätzung Opperts a. a. 0., der das persifdie
Stadion zu 196,812 Meter und den Parasang zu 5904,36 Meter ansetzt Noch
weniger wahrscheinlich ist die Hypothese von Queino I p. 271 ff., der auiser der
von Herodot erwähnten eine grölsere königliche Elle Ton 640 Mlio. aufitellt
und den Parasang als das lOOOOfache derselben — 6400 Meter annimnt
I u, 1 LANGEN- UND FLÄGHENBIASS. 477
sunken ist (§ 8, 6 — 8) , so haben wir aulser dem normalen Parasang
TOD 5,67 Kilom. zu unterscheiden den effektiven von 5,5 Kilom. (gemäfs
der Bestimmung Kieperts) und ferner ein durch die Fehler beim Aus-
schreiten oder bei der Abschätzung der Entfernungen noch weiter
reduciertes Mafs von 5 bis 4,7 KilouL, d. i. das Dreilsigfache des Itine-
rarstadions bei Xenophon und Herodot.^
Im Avesta kommt mehrfach ein hdthra als Wegmafs vor, welches
im Bundahish als ein Parasang von 1000 Doppelschritt erklärt und von
den Kommentatoren zu ^4 des eigentlichen Parasanges bestimmt wird. 2)
Da der Parasang 10 800 königliche Ellen enthält und auf den Doppel-
schritt 3 Ellen zu rechnen sind (§ 8, 6), so kommen auf den häthra
genau 900 Doppelschritt oder 2700 Ellen »» 1420 Meter. Es wurde
daher in einer jüngeren Zeit, wo die römische Meile auch im Orient
bekannt war, das persische Wegmafs nicht unpassend mit der letzteren
verglichen, obgleich sie, auf 1479 Meter bemessen, um ein weniges
gröfser war.^^)
Wenn die Perser aufser dem Parasang und seinem Viertel auch
ein dem griechischen Stadion entsprechendes Mafs gehabt haben^), so
1) Vergl. oben § 9, 1. 2. Nach Anab. t, 2, 23 und 4, 1 setzte Ideler AbhandL
1827 S. 118 f. den Parasang zu 3 römischen Meilen » 4436 Meter, nach 2, 2, 6
za nur 2,8 Meilen »> 4140 Meter an. D'Anvilie Trait^ des mesures d. 95 entr
Kreidet sich ffir die Bestimmung zu 3 römischen Meilen, und diese nält auch
Ueler für die walirscheinlichste. Die Angaben bei Herodot 5, 52 f. fQhren nach
U^ S. 180 auf einen Parasang von ungefähr 3,4 römischen Meilen >« 5027
Meter. Wir haben also den effektiven Parasanges anzusetzen zwischen 5,5 Kilom.
(nach attischem Mause) und 4,7 Kilom. (gemäls dem Eratosthenischen Stadion
M,4). — YöUig haltlos ist die Annahme Witüchs im PhUologus XXm S. 261 ff.,
piV^S. 589ff., dafs der Parasang 10000 £llen oder 40 babylonische Stadien
^tragen habe und gleich 5280 Meter gewesen sei.
2) Pahlavi texU translated by E. W. West, part I, The bundahis etc., er-
x^enen als 5. Band der Sacred books of the East edited by Max Müller, Oxford
1880, p. 98, Jnsti Altbaktrisches Wörterbuch unter hdthra. Die Pahlavi-Form
mieihäsar. Mit der Tradition im Bundahish stimmt West, Old Pahlavi glossary,
^^^^ereiD: a Häsar on the graund U a Parasang' of one thoutand steps of the
^0 feeL Hier ist Parasang in der allgemeineren Bedeutung 'Wegmafs* ffe-
braucht; dagegen in dem eigentlichen Sinne Bundahish 16, 7: the length of a
««fe (hdsar), which is one fourth of a league (parasang), Justi Wörterbuch
OQter d. W. giebt dem hdthra die Lange von 1 Parasang und 1000 Schritt, ein
HifsTerstandnis, welches auch in die Übersetzungen Ton Spiegel (I, 74 Anm. 1)
Dad Harlez (AvestA traduit, 2. idit, Paris 1881, p. 20) übergegangen ist
3) Setzt man versuchsweise den hdthra von 1420 M. im Sinne der jüngeren
vkUrer genau gleich 1000 Doppelschritt, so erhält man eine Schrittlänge von
^Jl Meter, welche die Mitte hält zwischen dem römischen Gradus (■» 0,74 M.)
and dem mittleren Schrittmafs bei Herodot (nach § 8, 7 — 0,67 Bi).
4) Nach Oppert a. a. 0. hiefs der dreifsigste Teil des Parasanges oder das
Panische Stadion a^paraga. Die entsprechende Wegeslänge hat WitÜch inPerse-
PoUa nachzuweisen versucht (oben S. 474 Anm. 2).
478 PERSISCHES SYSTEM. § tt, i s.
ist dasselbe auf 360 königliche Elleo »> 189 Meter, also ^icb dem
Secbiigfacben der babylonischeD Rute aozusetzen.
Dafe der ägyptische Schoinos verschieden war von dem Pan-
saag, geht sowohl aus dem Zeugnisse Herodots (2, 6) als aus dem (Ir-
q>nuig beider HaTse (§ 41, 6. 42, 2) hervor. Freilich betrug der
Schoinos nicht das Doppelte des Parasanges, wie Herodot angiebt, sob-
dem stand zu demselben in dem Verhältnisse 10 : 9 und übertraf ihn
nur um 1200 kOnigUche Ellen — 630 Meter. Wenn dagegen in der
ältesten Heronischen Tafel (§ 53, 5) dieser Unterschied ganz auiser
Acht gelassen und der persische Parasang dem Schoinos gleichgerecb-
net vrird , so erklärt sich dieser in so viel jüngerer Zeit verzeihlicbe
Irrtum aus der Zusammenwerfung des babylonischen und später |^
meingriechischen Stadions mit dem eigentümlichen Philetänscken SU-
dion (§ 50, 2. 53, 1. 2).
Die Vermessung des Landes nach Parasangen ergab im persiflcheo
Reiche auch die Unterlage für den Steuerkataster, i) Aller Wahrscfaeio-
Uchkeit nach bildete, wie in Babylonien und Assyrien (§ 42, 6), ein
Ackermafs von 60 königlichen Ellen ins Gevierte «« 992 D Meter
die Grundeinheit, welche ideeU zu Längenstreifen aneinandergereät
und in dem Hauptkataster jeder Provinz nach Parasangen aufgeflAit
vrurde. Ein Parasang Steuerlandes enthielt demnach 180 Grund-
einheiten, oder ebensoviele PJethren griechischen, oder 17,86 Hekttfen
heutigen Maises. Wie Herodot (6, 42) andeutet, war die nächste IJnlw-
abteilung dieses Parasanges sein Dreifsigstel ^^ 59,5 Aren , ein Ackcf-
mafs von 60 Ellen Breite und 360 Ellen Länge, oder nach griechischtf
Auffassung ein i^aTtXe&Qov von 1 Plethron in der Breite und 1 StadioB
in der Länge. ^)
3. Um das System und den Betrag der persischen Hohlm«^^
aufzufinden haben vnr auszugehen von der Angabe Herodots (It 192):
Xolvi^i TQicl Idmycflai. Hiemach würden 51 attische ChoiiAw
— 55,81 Liter auf eine persische Artabe gehen. Das ist ein elwa^
reichlicher Betrag; denn es läfst sich kaum bezweifeln, dafsdasg^ |
nannte persische Mafs ursprünglich das Anderthalbfache des babjiooi*
1) Herodot 6, 42, Duncker Geschichte des Alterthvnis lY, 5. Aat., S.&S6.
2) Die Obertngttng voa eSanXe&^ov, womit Herodoi 2, 149 leclw Ujg*
plethren beseichnet, auf ein Maus toq 6 Fläcbenplethreo, ist ntcli Sn^^^^STl^
Sprachgebrauch unbedeuklich (dasselbe Fläcbenmafs Deont ein Sch^liast n Hoa^
irra8tov: oben S. 41 Anm. 5). Ober die Entstehung des griecbiscbca Flewe>
aus dem Sechzigfachen der babylonischen Elle s. unten } 46, 3. 1
(46,3. HOHLMASS. 479
scheu Epba, welches seinerseits aus der ägyptischen Artabe hergeleitet
war (9 42^ 7), mithin 108 babylonische Sechzigste! >» 54,&6 Liter be-
trag. Identisch mit der persischen war offenbar die medisehe Ar-
tabe, welche Polyän (4, 3^ 32), Hesychtoe und Suidas gkieh 1 atti-
sdien Hedunnos oder 48 Choiniken setzen. ^) Wie aus dem Berichte
Polyans hervorgeht, welcher als seine Quelle eine 'in der Königsburg
der Perser^ von Alexander vorgefundene Säuleninschrift anführt, war
die Artabe in Drittel, Viertel, Achtel, Vierundzwanzigstel und Achtund-
Tjerzigstel teilbar 2), und zwar führte der achtundvierzigste Teil eine
eigene Benennung, welche der griechische Schriftsteller durch xaftirig
wiedergiebt.5)
Als persisches Hafs für Getreide erwähnt Ariatophanes (Acham.
108 f.) die A c h a n e. Dieselbe betrug zufolge einer dem Aristoteles zu-
gedchriebeneii Nachricht, di» deren ältester Gewährsmann dei* Gram-
matiker Didymos ermittelt worden ist 4), 45 attische Medimnen, d. i.
60 babylonische oder 40 persische Artaben.^) GefornU war die Achane
ab grofise Ki«te ^) , passend zur Verwendung in Magazinen und auf
SeUffen.
Das System der persischen Mafse für Trockenes war dem-
naeh folgendes:
Achane 1
Artabe 40 1
-- Kapetis 1920 48.
1) Das Nähere betreffs dieser Abweichung der jüngeren Quellen von der
infibe Herodots ist § 42, 18 dargelegt worden.
2) Poly&n a. a. 0. p. t41, 25. 27. 30; 142, 3. 4 ed. Woel£Elin. ffieno kommt
Wihncheinuch die Addix als Zwölftel
3) Polyän a. a. 0. p. 142, 3. Oppert, Journal Asiatioue 1874, tome lY p. 459,
ffibt als neapersische Benennung kapüek, als arabiscne gafi% an, de Lagarde
Anaenisehe Studien, Abhandl. der Göttinger Gesellsch. der Wissenscb. XXU, Mai
1877, S. 74 weist als armenische Form Aoptc nach und giebt den Überblick
tto 4z9 Vorkommen des Wortes in anderen vorderasiatischen Sprachen, hält
andi bei Polyan die Änderung xansXiS statt des Aberhelerten ttanins fftr 'durch-
tos lötig'.
4) Valent. Rose Aristoteles Pseudepigr. p. 512, PoUnx 10, 164 L, Sehoiiast
n Affiit Ach. 108, Hesyehios unter axa^au und axavri^ Suidas, Eustath. zu Odyss.
M854,10.
5) Die Enordnuog der Achane in das babylonische System hat Brandis
S. 3ef. festgestellt Dals nach dem peraschen Systeme 40 Artaben auf die Achane
S' »gen, habe ich in der Receasion Ton Brandis S. 529 f. nachgewiesen. Auch
pert, Journal Asiaüque 1874, tome lY p. 459 f. (verglichen mit p. 456 f. 458 f.),
mmt das gleiche Verhältnis an. Das Wort ax/ovri findet er wieder im neu-
persischen khaneh, une grande quantitS de bU; das altpersische Wurzelwort
^ vielleicht yakhanä, provision,
6) Phanodeaos bei Besychios, PoUux, Sehoiiast zu Aristoph., Suidas und
Ewtelh. a. a. 0.
480 PERSISCHES SYSTEBL (45.S.
Als Mafs fQr Flüssiges oeent Polyän den fiaQig, welcher ^/e des
babylonischen Epha, d. i. ^/9 der persischen Artabe, betrug and in
Secfazigstel geteilt wurde J)
Entsprechend der Torhergehenden Dariegung über den Ursprung
der persischen Artabe dürfen wir, ausgehend Ton dem früher gefun-
denen Werte des babylonischen Maris (§ 42> 8), die persischen Mause
ansetzen wie folgt ^):
Achane 2182 Liter
Artabe 54,56 ^
Maris 30,31 „
Kapetis 1,137 „
Sechzigste! 0,505 „ .
Das Viertel der Artabe betrug demnach 13,64 Liter, d. i. genai
25 römische Sextare >), auf welchen Betrag noch in spXtrümischer Zeit
ein provinzialer Modius normiert worden ist (§ 42, 18. 53, 15).
Wenn unsere Vermutungen über den Zusammenhang zwischeo
dem äginäischen und Solonischen System einerseits und dem persisch«
andererseits richtig sind ($ 46, 8. 16), so folgt, dafs das leUtere, ood
zwar normiert zu den eben aufgeführten Betragen , bereits Tor B^
gründung der persischen Herrschaft in Vorderasien Geltung gehabt hat
Aufserdem aber hat sich herausgestellt, dafs Herodot in seiner
Angabe über die persische Artabe denjenigen Betrag derselben, welcher
zu jener Zeit in Babylon , und wohl auch anderwärts im persischetf
Reiche, üblich war, mit einem hohen Grade von Genauigkeit uns übe^
liefert hat. 4) Wir lassen demnach eine zweite Übersicht der persische«
Hohlmafse, jedoch beschränkt auf die Artabe und ihre aus PolySns Be-
richt sich ergebenden Unterabteilungen , gemäfs dem Zeugnisse Hero-
dots folgen:
•:: 1) PolySn a. a. 0. p. 141, 20, Brandig S. 30 f. Bei Epiphanios ^ ^ff
Mal cra&fnor ist als pontisches Mafe die Form /toüijs überliefert (de Lagai««
Symmict II S. 175, 98. 182, 31, Metrol. Script I p. 268, 8. 264, 13). Im ^
nischen lautete das Wort mac, wie de Lagarde in seinen Armenischen StadJea,
AbhandL der Gdtünffer Gesellsch. d. Wissensch. XXII, Mai 1877, S. 101 Mfkw^
2) Ein weit abweichendes System der persischen nnd überhanpC Tordtf*
asiatischen HohlmaOse stellt Qneipo I p. 358 ff. aaf, indem er (p. 368) in der aBg^
fahrten Stelle Herodots rQuatorra fflr xQtffi schreibt Oppert, Jonmal Asiatiqiie
1874, tome IV p. 457, bestimmt Achane und Artabe fast ^au so, wie die oMgea
Ans&tie lauten, niralich zu 2170 und 54,26 Litern; allem in betreff der flbnge*
persischen und babylonischen Mafise folgt er ganz anderen Voraussetimr*
(vergl S. 452 f. Anm. 4 u. 1). -
3) 25 Sextare sind — 13,68 Liter; die Differenz von 0,04 Liter i« ^^
gleich zu dem oben angegebenen Betrage kommt nicht in Betracht
4) S. das Nähere oben $ 42, 18 in Verbindung mit § 10, 4.
14», 9. 4. HOHLMASS. 481
Artabe 55,81 Liter
Vs 18,60 n
V4 13,95 ^
Vs 6,98 „
V24 2,33 „
V48 (Kapetis) 1,16 „ .
Hierzu kommt als Vis der Artabe (§ 45, 4) die Addix «« 4,65 Liter,
TOD den Römern spflter auf 8 Vs Sextare, d. i. genau auf denselben Be-
trag normiert, wozu als Doppeltes ein Hodius von 17 Sextaren —» V«
der Artabe hinzutrat (§ 42, 18. 53, 15 a. E.).
4. Vergleichen wir die persische Kapetis mit der babylonischen
Kapilhe (§ 42, 7), so tritt die Ähnlichkeit der Benennungen und die
Verwandtschaft mit dem hebräischen Kab unTerkennbar hervor. Kapithe
und Kab decken sich dem Betrage nach; sie stellen beide das Vierfache
des babylonischen Sechzigstels dar. Anders die persische Kapetis. Sie
betrog der Absicht nach die Hälfte der Kapithe; aber um in das System
der persischen Artabe (-» 108 babylonischen Sechzigsteln) als Acht-
ondrieRigstel sich einzufügen, mufste ihr Betrag auf 2V4 (statt 2)
Sechzigstel erhöht werden. Sowohl aus diesen Zahlenverfaflltnissen als
m dem Umstände^ dafs man statt der babylonisch-ägyptischen Artabe,
welche Vso der Achane betrug, als persische Artabe den Betrag von
V40 der Achane wählte, geht wohl genugsam hervor, dafs das baby-
lonische Vorbild in dem persischen Systeme der Hafse fUr Trockenes
aufgegeben war.
Vngewifs bleibt es, ob die addi^, welche nach griechischen Quellen
4 Choiniken «» 4,38 Liter betrugt), dem babylonischen oder dem per-
sischen Systeme zuzuordnen ist« 2) Im ersteren Falle haben wir sie auf
1) Eostathios zu Odyss. 19, 28 p. 1854, 10 erw&hnt als UsMrtHct fUtQa die
Achane und Artabe und knüpft unmittelbar daran die Notiz: ipf ^i^Hctl o88ti
I^QOv ri, fnurt, mQaxoirixoy, l4(nino<pa!tnj9' ahplrofv (Mlea^atp oBB^xa, Die
gldche Bestimnrang, und zwar auch in dem Auaonick fidx(^ xn^axo^wov
äl^ereinatimmeod, geben Pollnx 4, 168, Hesychios, Photios, Etymol. M. p. 16, 54.
t7f46, weshalb die bei Hesychios überlieferte Form a98tSt8, welche auch im
^^enpmcbe steht mit dem Aecosativ oBBtxa bei Aristopbanes, mit Recht zu
Mii Terbesaert worden ist
2) Als persisches MaOs habe ich die Addix in der 1. Auflage dieses Hand-
ies S. 275 aufgefafst. Bestimmter noch Brandis S. 28: 'so mab man in den
hellenischen Hafenstädten persisches Korn nach der Addix und Achane'. Oppert
\ t. 0. p. 458 spricht ebenfalls Ton der addix des Perses. Wenn er jedoch mit
j^eaer ein babylonisch -assyrisches MaüB, welches er as liest und gleich einem
«Ihen Kor, d. i. nach seinem babylonischen System (p. 457) gleich 108 Liter
<etxL zu identifideren versucht, so stellt er sich damit in Widerspruch zu der
^ediischen Tradition.
Httlttek, ICetiologle. 31
Pen. System Seduigsltl
Artabe
. . 1 108
Addix
. . 12 1 9
Kapetis
. . 48 4 2''4
482 PERSISCHES SYSTEM. S i^ «-&
2 Kapithen -i* 4,04 Liter, im letzteren auf 4 Kapetis -i* 4,55 Liter an-
zusetzen. Möglich auch , dafe die gleiche Mabbenennung beiden Sy-
stemen angehorte, welche hiernach zu vergleichen sein wtlrden, wie
folgt:
Babyl. System Sechiigstel
Epha . . 1 72
Addix ..91 8
Kapithe . 18 2 1 4
Sechzigstel 72 8 4 1
Einen weiteren Vergleich auch mit den ägyptischen und hebrti-
scben Uafsen bietet Tab. XXI am Schlüsse dieses Handbuchs. Aus
Tab. XX ergiebt sich die Übereinstimmung der persischen Artabe oüt
dem äginäischen Metretes und der Addix mit dem Chus (§ 46, 8).
5. Die Untersuchung über das System der persischen Gewichte
ist im Zusammenhang mit dem Mttnzfuis zu erledigen. Ein io Abydos
gefundenes Bronzegewicht, welches einen LOwen darstellt und unter
persischer Herrschaft, wahrscheinlich im 6. Jahrhundert, angefertigt
worden ist, wiegt in seinem jetzigen Zustande 25,657 Kilogramm. <)
Da es ein wenig verstümmelt ist, so mag der ursprüngliche Betrag et-
was höher, jedoch nicht über 26 Kilogr., angesetzt werden.^ Wir habeo
es hier ofienbar mit einem persischen Gewichte zu thun, weldies dem
altbabylonischen leichten Talente Goldes entsprach (§ 42, 12. 15),aIleiB
etwas höher als jenes ausgebradit war. Nach Analogie der babyloni-
schen Währung ist ferner vorauszusetzen, dafs auch das persische GoM-
talent in 60 Minen oder 3000 Shekel, mithin die Mine in 50 Shekd
oder lOQ HalbsUUcke zerfiel.
6. Nach Herodot (3, 89 ff.) gab es im persischen Reiche zwei Te^
schiedene Geldgewicbte, das babylonische Talent für Silber
und das euboi sehe für Gold. Freilich ist der Bericht, den er an der
genannten Stelle über die Tribute der zwanzig von Dareios eingerich-
teten Provinzen giebt, nicht unverfälscht überliefert Die 360 GoM-
talente, welche Indien steuerte, finden sich nach dem Ansätze, daß das
Gold den dreizehnfiichen Wert des Silbers habe, richtig auf 4680 ei-
1) De Voffai Notice bot un talent de brooie txonH k Abydos, Btrvt
areh^L, MQvelle s^rie, 1862, V p. 80 ff., Levy Geschichte der jüdischen Mflaica
S. 163, Brandis S. 54f:
2) De Yog«^ a. a. 0. p. 30. 89. — BeUiofig sei hier bemerkt, dafs ai^
Lepsius, Abfaaodl. der Berünor Akad. 1871 S. 128, aus Herodot 1,50 (Benckt
Aber die yon Krösos nach Delphi geschickten Weibsescbenke) keine BesüMMf
des persischen Gewichtes an entnehmen ist. Vergl. jedoch oben S. 180 ia vo*
bindang mit S. 176 f., unten § 50, 8.
$45,«. GEWICHT UND MfiKZFÜSS. 488
boische SilberUdente reduciert. Dagegen stimmen die übrigen Zahlen
Dicht. Addiert man die einzelnen Beträge der neunzehn Satrapien, so
erhalt man 7600 babylonische Talente ^ ; rednciert man diese nach
dem Ansätze, wddien die handschriftliche ÜberUeferung giebt, dafe
ein babylonisches Talent gleich 70 euboischen Minen sei, so erhält man
nur 8866^^ euboisdie Talente anstatt der von Herodot berechneten
9540. Endhch stinmit auch die Totalsumme, die nach Herodot 14 560
Talente beträgt, nicht mit dem übrigen. Diese Verderbnisse in der Über*
lieferung sind von Mommsen dahin berichtigt worden , dafs Herodot
nicht 70, sondern 78 euboische Minen auf das babylonische Tatent
rechnete, und danach die Summe der Silbertribute, in euboischen Ta-
lenten ausgedrückt, 9880 statt 9540 betrug, worauf die von Herodot
gegebene Totalsumme als richtig sich erweist.^
Aus der Darstellung Herodots ist nun zunächst henrorzuheben,
dafs er als persische Gewichte ein euboisches Goldtalent und ein
babylonisches Silbertalent nennt, beide aber auf euboische Silber-
talente reduciert. Letztere bezeidmen kein persisches Gewicht, son-
dern ledigUch das attische Silbertalent. 3) Da nun Herodot überdies, wie
1) Bei der yierten Satrapie Eilikien sind nicht, wie Böckh n. a. wollen, die
ToDen 500 Talente in Rechnung zu bringen, sondern nur die 360, welche dem
Unig bar eingingen {Ja^U^ ifoira),
2) Der wahrscheinliche Fehler findet sich am sichersten dnrch Znr&ckreehnen«
Die Totalsumme ist nach Herodot 14560, die beiden Posten, durch deren Ad-
^ÜOD sie entstanden, 9540 und 4680. Die letzte Zahl ist sicher, da sie aus
der richtigen Reduktion der 360 Goldtalente entstanden ist; es ist also entweder
^ Totalsumme oder der erste Posten unrichtig. Nun ist oben gezeigt worden,
dib die Zahl 9540 schon anderweitig verdächtig ist; nehmen wir also an, die
Hanptsomme sei richtig, so erdebt sich 14560 — 4680 — 9880 sUtt der im
Texte stehenden 9540, eine Änderung, die auch paläographisch sehr wahrschein-
lieh ist Setzen wir nun diese 9880 euboischen Silbertalente gleich den 7600
)xt|Tloiiischen Talenten, welche die Summe der einzelnen Steuerquoten büdeten,
so iol|t, daüs das babylonische Talent 78 euboische Minen gehabt hat Wena
also die Rechnung bei Herodot stimmen soll, so sind die Zahlen 70 und 9540
in der angegebenen Weise zu ändern. Den näheren Nachweis hat Mommsen
in seiner Gesch. des röm. Münzw. S. 22 IL (Traduct. Blacas I p. 28 ff.) gegeben
and später am Schlüsse des Aufsatzes 'Das Geld', Grenzboten, Zeitschr. f. Polit.
«.Literatur, XXIL Jahrgang, 1863, 1. Semester S. 395 ff. (Traduct. Blac. I p. 401 ff.)
■ekrfadi ergänzt. Die Angabe Herodots, dafs das Gold im Perserreiche den
^Kizehftfachen Wert des Silbers gehabt habe, ist yon mir in Fleckeisens Jahrb.
1B62 S. 387 ff. zu einem Lösungsversuche benutzt worden, dessen Schlulssatz
>v« durch spätere Forschungen keine Bestätigung gefunden hat, dessen Beweis-
ftbnog im einzelnen aber teilweise noch jetzt aufrecht zu erhalten ist Den
^gemein befriedigenden Abschluls hat die schwierige Frage durch Brandts Münz-
Mais- und Gewichtswesen S. 61 ff. gefunden.
3) VergL oben § 25, 5 und meinen Aufsatz über das babylonische und
eoboische Talent des Herodotos, Fleckeisens Jahrbücher (Neue Jahrb. f. PhiloL
^ Pädag., Leipzig Teubner, Bd. 85) 1862 S. 388 f.
31*
484 PER^SGHES SYSTEM. f4»,7.
bereits bemeriLt, den Goldwert im persiflcben Reiche ab das Dreizebn-
ftdie des Süberwertes ansetzt ^), so mub aus seinen, von den f ehkrn
der Oberiieferung geliuterten Angaben sowohl das Gewicht ab die
Währung der persischen MOnze annähernd sich bestimmen lassen.
7. Gehen wir von dem attischen Silbertalente als einem hinbng-
lieh gescherten Werte aus, so erhalten wir zunächst laut dem Zeugnisse
Herodots ein persisches Goldtalent ?on 26,20 Kilogr. nebst einer Hiiie
von 437 Gr. und einem Shekel oder
Goldstater von 8,7 Gr.,
femer ein Silbertalent von 34,06 Kilogr. nebst einer Hine von 568 &•
und einem läiekel oder
Silberstater von 11,3 Gr.
Die beiderseitigen Talente, Blinen und Shekel verhalten sich im
Gewicht wie 10 : 13. Da nun, ebenfalls nach Herodot, ein persisches
Goldtalent den Wert des dreizehnfachen Silbergewichtes hat, so folgt
unmittelbar, dals nach persischer Währung 10 Silbertalente gkidi
1 Goldtalente, 10 Silberstatere oder 20 Halbstücke gleich 1 Goldstater
gegolten haben.
Diese Ansätze erhalten ihre Bestätigung durch den Befund der
persischen Mttnzen ; nur ist das persische Gewicht nicht ganz so hoch
gewesen wie das Solonisch-attische, welches letztere zwar ebenfalls tos
der altbabylonischen Norm abgeleitet, aber dabei um ein weniges ge-
steigert worden ist.^)
Aus dem Gewirre der vorderasiatischen Gold- Elektron- und Sil-
berprägung treten seit Dareios zwei Münzen, die eine in Gold, &
andere in Silber, hervor, welche sowohl durch feine Ausbringung Qi^
genaues Gevricht, als durch stetiges Gepräge sich auszeichnen. Die
Goldmünze im Gewichte von 8,4 Gr. (§ 45, 10), so rein ausgebracht, wie
es nur immer in jener Zeit möglich war^, zeigt den knienden Kooig
in nationaler Tracht, die Krone auf dem Haupte, den Köcher auf dem
Rücken , mit der Lanze in der rechten , mit dem Bogen in der ausge
1) Die Worte Herodots 3, 95: ro x^vciov XMaxtuiataaraffiOw hrf^ofum
besagen zonftchst, daCs ein b^timmtes, in enboiscben Goldtalenteo ansgeärtdEles
Gewiebt 13mal ffenonimen werden mnfiB, wenn man den Wert in attischei Ta-
lenten Silbers erhalten will; sie deuten aber zngleieh auf den Fundaneataliati
der babyionischen und späteren persischen Wliunng hin, dais 1 Noniaal ii
Gold ffleieh 10 entsprechenden (abor im Gewicht höhten) Nominalen in Silber
gut Yergl oben § 42, 12 nnd Fieckeisens Jahrb. 1862 S. 398.
2) Yergl. oben { 25, 4, unten S. 487 Anm. 1, femer § 46, 12. 48, 1
3) Herod. 4, 166: Ja^&ioQ fthf ya^, xfvciar na^a^maray ant^p^as k^
9waxcrtaxo¥^ v6fna/Mt iuoufito. Letronne Gonsidtoüons p. 108 weist ciaea
Feingehalt von 0,97 naeh. Yergl. auch Brandis S. 244, Lenonnant I p. 187.
f 4S. 7. GEWICHT UND MONZFUSS. 485
streckten linken Hand.^) Die Griechen nannten dieses Goldstück nach
dem Namen des PerserkOnigs, der es zuerst schlagen liefs, CTctr^Q
Ja(}€ix6g oierJaQeixog schlechthin 2), nach dem Gepräge auch woU
to^otrjg.^ Auch Doppeldareiken kommen vor «), nicht aber TeilstUcke
des Stater.^) Dreitausend Dareiken bildeten ein persisches Talent
Goldes ^ im Gewichte von 25,2 Kilogr., also nahezu demselben Betrage,
wekhen das Bronzegewicht von Abydos darstellt (§ 45, 5).
Neben dem Dareikos erscheint als Silbermünze nicht der entspre-
chende Stater von 11,2 Gr., welcher in der kleinasiatischen Prflgung
1) Yergl. Brandig S. 244. 420, Friedlaender und y. Sallet Das KönigL Mfinz-
kabinet, Berlin 1877» S. 207.
2) Herod. 7, 28; Thnkyd. 8, 24, 4; Xenoph. Anab. 1, 1, 9, eb. 3, 21. 5, 6, 18,
Cyrop. 5, 2, 7; Lys. 12, 11 ; Demosth. 24, 129; Arist. Ekkl. 602; Plut Apophthegnu
Lac 40, Arrian Anab. 4, 18, 7, Diodor 17, 66, Poll. 7, 98. 9, 59, die Lexikographen
unter Ja{f»ix6s (zu den im Index zu den Meirol. scriptores znsammengeBteilten
Gitaten ist noch hinzuznffigen Lexic Seguer. p.237, 17), G. I. Aitic. ed. Jürchhoff
ToLI Nr. 199. 207. Verd. Böckh Staatsh. I S. 32, Mommsen S. 9. 51 (Traduct.
Blacu I p. 8 ff. 68), Fr. Lenormani Revue nomism. XU (1867) p. 357 ff. (deraelbe
führt p. 358 die Schriftsteller und p. 363 die Insdiriften an, welche den Dareikos
mrahnen), Brandis S. 62. 244 ff. Die Ableitung yon Joi^xos war lange Zeit
streitig. Einige suchten darin die gradsierte Form eines semitischen Wortes,
welches im Hebriischen als darkemon oder adarkon erecheint, aber wohl Tiel-
mebr seinerseits von JaoBsuSe oder nach andren yon S^x(^^ abgeleitet ist
(Tergi. Hnssey p. 102 f. 181 ff., Gayedoni Biblische Numism. üoers. von Werlhof
S.S8ff., Uadden fiistory of Jewish coinage p. 16 ff.). Die zunächst liegende
ond achon frfiher vielfach aufgestellte Deutung, daCs der Name von Dareios, dem
Sohne des Hystaspes, herkomme, ist neuerdings bestitigt worden durch Mommsen
(Tndoct. Blacas I p. 12 f., woraus hervorgeht, dafs der Nachtrag zur Gesch. des
röB. Mfinzw. S. 855 zurflckgenommen ist) und Brandis (S. 247. 420, vergl. mit
$•386 f., wo die älteren Mfinzen nachgewiesen sind, welche der Solonischen
IHgimg als Yorbild gedient haben mögen). ^ In diesem^ Sinne ist auch Diodor
17,66: hfOHurxi^o, xiXavra x^vffov x«t^asrr$^ JoDsutov ifxovxa zu verstehen.
Aaaonias Ep. 5, 23 (p. 163 Schenkl) bezeichnet die Goldstücke unmittelbar mit
dem Pereonennamen als Darii (wie Horaz die Goldstücke Philipps PhiHppi
oenot: 8. S. 243 Anm. 2). Entschieden zurüdizuweisen ist eine dritte Hypothese,
velebe, wie Harptokration, Suidas u. a. berichten, schon im Altertum auligestellt
lud dann von einigen Neueren gebilligt worden ist, dafs ein vermeintlicher
ilterer Dareios dem Goldstücke den Namen gegeben habe. Levy endlich in
scioer Gesch. der jüd. Münzen S. 19 f. leugnet den Zusammenhang zwischen
^a^tmos und adarkon und erklärt letzteres aus dem Hebräischen als Bogen-
schfitze (Tof^TiTc), wogegen Madden p. 19 wohl mit Recht Einspruch erhebt.
3) Plut Ages. 15 a. E. (Apophthegm. Lac. 40 n. 211 B).
4) Brandis S. 244. 246. 420, Poole und BorreU bei Madden p. 273.
5) Die fifu^a^tMt bei Xenoph. Anab. 1, 3, 21 gehören nicht der persischen
Königamünze an, sondern sind nach Mommsen S. 11 (Traduct Blacas I p. 11 f.)
▼OD tvrischen Satrapen als Viertel eines State» phokaischen Fufses (§ 23, 1)
geschlagen worden.
6) Ein solches Goldtalent ist in der häufig bei Schriftstellern vorkommen-
^ Summe von 3000 Dareiken zu erkennen, wie bei Xenoph. Anab. 5, 6, 18,
Eapolis bei PoIL 9, 58, Suidas unter Jommos, Der zehnte Teil dieser Summe
stellte den Wert eines Silbertalentes dar (vergl. S. 225. 237. 494).
486 PERSISCHES SYSTEM. { 4&. 7. 8.
weit yerbreitel und von einer groben Mannigfaltigkeil von Teiimttiiieii
begleitet iai (| 23, 2), sondern die Htifte im Gewidit von 5,6 Gr.^), be-
kannt unter dem Namen aiyXog Sbjdtxog.^) Im Gepräge entsprich
dieser leichte Shekel gani der Goldmünze )); im Feingehalte sieht er
niedriger, aber immeriiin so hoch wie die Silbermünien der G^enwart^
Weder Vielfache noch TeilmOnzen kommen vor.
Nach persischer Wahrung sind, wie bereits angedeutet, 20medi8che
Siglen auf den Dareikoe gerechnet worden.^)
8. Diese Müni- und Gewichtsveriialtnisse, wie sie nadi dem Be
richte Herodots und nach dem Befunde der persischen ReichsmOnzen
ermittelt worden sind, stimmen offenbar mit der babylonischen Wäh-
rung (} 42, 12) sehr nahe Oberein. Das euboische Talent HerodoU
ist ein leichtes Talent Goldes, das babylonische ein leichtes Taleit
Silbers. Der Dareikoe entspricht dem leichten, der DoppeUareikos
dem schweren Shekel Goldes, der Siglos der Hälfte des leichten b^
bylonischen Shekels. Das Wertverhaltnis zwischen Gold und Silber,
welches Herodot gleich 13 : 1 setzt, ist demnach genauer auf 13V) ^^
zu fixieren , woraus sich weiter bestätigt, dafs das Verhältnis zwischen
1) Brandis S. 62. 69. 247. 421 ff. Das Ton Brandis aiH|eBommeBe Noiml'
gewicht Ton 5,60 Gr. wird erreicht von drei Stöcken bei firandie S, 42 f. (von
einem 'ganz unförmlichen' sogar noch überboten). Mommten S. 13 (Tn^
Blac. I p. 14) Bellt das Effektivgewicht auf 5,57 Gr. Die drehmdzwnniig höcbtcfi
Stacke bei Blionnet Poids p. 193—195 wiegen im Dorcfaschnitt 5^56 Gr. (■■
104,6 Gran). Damit stimmt sehr wohl die Angabe bei Xenophon Anab. 1, ^ 6,
daÜB der Siglos den Wert von l^t attischen Obolen, die ein Gewicht von 5,46 Gr.
darstellen, gehabt habe. Weniger genau ist die Gleichung des Siglos mit 8 atti*
sehen Obolen (■■ 5,82 Gr.) bei Photioe und Hesydüos.
2) Corp. Inaer. Gr. Nr. 150 § 20 (Bdckh Staatshaush. H S. 254), Rangab^ Aati-
quit^ hell^niques II Nr. 843 (wo ZW erhalten, Xot Mij^mol nebst der Z^
nach Yemratung hinsugefQgt ist; lediglich auf Vermutung beruhen die tf^i«
Mrfiatoi Nr. 836. 837, wo beidemal in nächster NIhe i(gyv^X folgt). Sif^
schlechthin sagen Xenophon a. a. 0. und die Lexikographen. Das Wort ist die
gracisierte Form für $heq$l^ welches im hebraisch-hdlenistischen Dialekt dnitb
^UloQ (oben S. 468, MetroL Script. Index unter cütlot), im Griediiaeben aelM
durch «Yoeri;^ ({ 19, 5) gegeben wird. Über die Übertragong der Benewiaif
Shekel, 0fyXoß, vom GansstAck (dem kleinasiatiflchen SUter) auf das Halttflftck
von 5,6 Gr. vergL { 45, 8.
3) Brandig S. 421 f. Daher ist es eiklarlich, dads die Benennung ^«Pf«^
welche ucspranglich nur der (yoldmünse xukommt, auch auf das persiadie SUbtf-
geid Obergegangen ist.^ Plut Kim. 10 a. E.: f$aXas 9vo, xyr fär %*^«^
4fi9€Xijcau9rop JoDtmmp, tifv Si xnvcmv,
4) £. V. Bibra Über alte Eisen- und Silber-Funde, Nürnberg u. Ldpsg IS?^
S. 41 fand in einem Sifflot von 5,60 Gr. 88,40 Prozent Silber, 10,53 K^
0,72 Blei und Nickel, aber auch 0,35 Gold.
5) Darauf hat luerst Queipo I p. 302 hingewiesen. Yergl. auch Braiif
S. 63. 69, Duncker Geschichte des Alterthums IV, 5. Aufl., S. 553 ff. (NJdi<*
von Belang bietet Ferd. Justi Geschichte des alten Persiens S. 64 f)
§4S,8. PERSISCHE WÄHRUNG. 487
dem Gewichte des Dareikos und des medischen Sig^os, nämlich 3 : 2,
unmittelbar aus der babylonischen Währung abgeleitet ist, in welcher
der Shekel Goldes zum Shekel Silbers im Gewichte wie 3 : 4 stand, i)
Nur in einer Hinsicht weicht die persische Währung von der
babylonischen ab. Anstatt des babylonbchen Shekels erscheint als
königliche HUnze dessen Hälfte, nach griechischer Ausdrucksweise also
anstatt des Staters die Drachme, nach orientalischem Brauche, wie der
Name alylog beweist, ein leichter Shekel, so zu sagen, zweiter Ordnung.
Denn im allgemeinen konnte, soweit der praktische Bedarf dazu fahrte,
jeder Shekel sowohl als Hälfte eines doppelt so schweren ^ekels gel-
ten als audi aus sich heraus einen wieder um die Hälfte leichteren
Shekel erzeugen (§ 43,8. 44, 12). Und in der That scheint anderweitig
ein Talent, welches dem medischen Siglos entsprach, in Gebrauch ge-
wesen zu sein.^ Dafs man nun für die persische Reichswährung nicht
den so nahe liegenden babylonischen Shekel, dessen Zehnfaches
den Wert eines Dareiken darstellte, sondern die Hälfte von jenem
wählte, ist zunächst zu erklären aus dem Bestände an ProTinzialmünzen,
welcher bei Schaffung des Reichsgeldes bereits gegeben war. Der
Stater un Gewichte von etwa 1 1 Gr., zum Teil sehr niedrig ausgebracht,
war nächst dem Tetradrachmon phönikischen Fufses die verbreitetste
Monze (§ 23, 2) und seine tlbliche Teilung war die Drittelung. Wäre
nun daneben eine gleichartige ReichsmUnze, diese jedoch mit genauem,
1) Dafs der Dareikos zum Siglos mathematisch genau in dem Verk<nisse
3:2 steht, erkannte Mommsen S. 13 (Trad. Blac. I p. 14) aus den MQnzgewichteo
and folgerte daraus die Erklärang der oben erwähnten Stelle Herodots. Nach-
dem die altbabylonische Währang bekannt geworden ist, ergiebt sich die Yer-
IttltnUzahl IS bei Herodot als Abrnndnng statt W/s. Die Ton demselben öber-
Üeferte Bestimmung des babylonischen Silbertalentes zn 78 attischen Minen
(* 34,06 KUogr.) entspricht nicht nur sehr nahe dem anderweitig ermittelten
Verte desselben (»> 33,6 Kilogr.), sondern bedeutet auch, wie Mommsen S. 24
(Tnd. Blac. I p. 30) bemerkt, dafs 78 attische Drachmen (>» 340,6 Gr.) ungefähr
80 Tid wiegen als 40 Dareiken («« 336 Gr.). Alle diese Bestimmungen sind
80 genau, wie sie sonst nur selten bei alten Schriftstellern sich finden. Minder
ntreffend, aber mit BQcksicht auf den Brauch der Alten leicht erklärlich ist
die Gleichstellung des attischen mit dem Dareikentalent Dafs beide Talente
gleidiermafsen ans einem altasiatischen Gewicht abgeleitet seien, war bekannt,
and die Gewichtsdifferenz war bei den landläufigen Münzen zu wenig aufMig,
tls dafs sie zu einer Unterscheidung yeranlafst hätte. Wollen wir einen solchen
l^oterscltied, weiter bauend auf den Bericht Herodots, nachträglich aufstellen,
80 ergeben sich nach dem Ansätze 13^3 : 10, d. i. 4 : 3 i« 78 : a; für das persische
Goldtalent 58 ^/s attische Minen » 25,5 Kilogr., also wiederum sehr nahe der
anderweitig festgestellte Betrag dieses Talentes (§ 45, 10).
2) Brandis S. 101 weist nach, dafs ein Talent Ton 3000 Shekeln zu je
Ml Gr. in Ninive üblich war und nennt dasselbe deshalb das assyrische. VergL
«ach oben S. 465 Anm. 7.
488 PERSISCHES SYSTEM. f 4&, 8. 9.
also im Durchschnitt weit höherem Gewichte, ausgebracht worden, so
würde sie leicht mit dem unterwertigen Provinzialsilber sich gemischt
und dadurch selbst an Wert eingebttlst haben. Dagegen hatte die Hälfte
des babylonischen Staters, welche bereits im lydischen Reiche unter
Krösos sich bewahrt hatte (§ 23,4), von Yornherein die beste Aus-
sicht, eine gesonderte Stellung zu behaupten , wie es auch in der That
geschehen ist Dazu kommt, dafs die Silbermünze, welche das Zwan-
zigstel des Wertes eines Dareikos darstellte, für den allgemeinen Ge-
brauch entschieden handlicher war als die doppelt so schwere. Denn
die auffällige Thatsache, dafs durch alle folgenden Kulturperioden hin-
durch bis auf die neueste Zeit in den verschiedensten Gebieten ge-
schlossener Gold- und Silberwahrung das Gewicht des Dareikos wie
des Siglos und die Gleichung von 20 Silberstttcken mit 1 Goldstück im
wesentlichen beibehalten worden ist^), kann doch wohl nur so gedeutet
werden, dals die persische Mttnzordnung in dieser Hinsicht wirkBcb
das denkbar Beste geschaffen hat.
9. Nachdem die Ableitung des persischen Gold- und Silberge-
wichtes aus der babylonischen Währung nachgewiesen worden ist,
bleibt noch zu untersuchen, ob auch die Gewichte für Handel nod
Wandel gleichen Ursprung und entsprechende Gestaltung hatten. Die
babylonische Mine Goldes hatte 50 Shekel; daneben aber bestand ab
Landesgewicht die königliche Mine von 60 Shekeln (§ 42, 9. 10). Bei-
den Minen gehörte als Sechzigfaches ein entsprechendes Talent xa.
Das Talent Goldes verhielt sich also zum königlichen Talente wie 5:6.
Wenn nun Älian ^) in einer kurzen Notiz über die Geschenke, welche
1) Die athenische Müoie (§ 30, 1) behielt den yorderasiatischen Goldstttcr
mit geringem Gewichtsauf schlag hei und geseUte ihm als Zwanzigstel die attisdie
Drachme zu. Dabei war das Gold niedriger angesetzt, als es in Wirklichkeit
galt; es hätte also das Zwanzigstel in Silber eigentlich höher ausffepragt seil
sollen. Die erforderliche Korrektur wurde durch die Ptoleraäische Mfinzordooag
($ 54,2) dahin ausgesprochen, dafs bei gleicher Gewichtseinheit 25 SilberdraduBea
auf 2 Drachmen Goldes gingen, welchem Vorbilde die Prägung der römisdiefl
Kaiserzeit folgte ({ 38, 2). In neuer Zeit stellte die französische Währang die
Rechnung von 20 Silbereinheiten auf das Goldstück wieder her; das Gewicht
des letzteren blieb aber hinter dem römischen Aureus und persisch -attischen
Goldstater etwas zurück. Fast genau entsprechen dem alten persischen GoU-
und Silbergewicht der englische Soyereign und die deutsche Doppelkrone nüt
ihren Zwanzigsteln, dem Shilling und der Mark. Die karthaffische Hüoiord-
nung (§ 43, 8) folgte zwar einem niedrigeren Gewichte, sprach aber ausdrücklidi
die Gleichung von 20 Silberstücken mit dem ihr eigentümlichen kleinen Gol4-
stater aus.
2) Var. bist 1, 22. Die Hauptschwierigkeit bei Deutung der Stelle liegt
darin, dafs zuerst ein BaßvXavwv raXavrov hn^rifiov a^nt^iov, also TOitoi''
sichtlich ein Silbertalent, welches nach Herodot 78 attische Minen hilt, dana
$45,9. HANDELSGEWIGHT. 489
der PerseriLönig fremdeD Gesandten zu spenden pflegte, das babylo-
nische Talent anf 72 attische Minen ansetzt, so ist dies offenbar nur
ein anderer Ausdruck desselben Verhältnisses, da 60 attische Minen
gleidi einem persischen Goldtalent gelten (§ 45, 6). Auch das Gewicht,
welches nach derselben Angabe für das persisch-babylonische Handels-
talent sich berechnet (»b 31,4 Kilogr.), stimmt annähernd mit dem
froher (§ 42, 10) ermittelten Werte des babylonischen königlichen
Talentes (»= 30,24 Kilogr.). Ja es liegt sogar die Vermutung nahe,
dafs Pollux 1) und der Interpolator, welcher an der oben (§ 45, 6) be-
sprochenen Stelle Herodots 70 statt 78 Blinen als Wert des babylo-
zwei silberne Schalen, jede 1 Talent an Gewicht, erwähnt werden nnd hierauf
die Erklärung Svvaxai 8i to rdXavrov ro Baß, Svo xal ißSo/irpcovra fivas
^AvTutaSj mithin eine Wertangabe statt einer Gewichtbestimmung folgt Allein
da im Sinne eines griechischen Schriftstellers das Gewicht einer attischen Mine
nnd deren Wert einander decken, so ist die stillschweigende Substitution von
flicet, statt .^vATOi, unbedenklich. Da es nun nicht wahrscheinlich ist, dafs
die Qaelle Allans yerschiedene Talente Silbers angegeben habe, so werden wir
ZQnächst die drei Talente mit 216 attischen Minen Silbers gleichen, und erhalten
daneben als Wertbetrag des Geschenkes an Goldschmuck und Waffen 20 attische
Mmen Goldes nebst einem kostbaren medischen Gewand, also im ersten Falle
etwa zehnmal so viel Minen Silbers als im zweiten Falle Minen Goldwertes
(▼er^ oben S. 402 mit Anm. 1, S. 461 mit Anm. 2). Die weitere Bestätigung
dafär, dafe Älian mit seinem babylonischen Talente ein Gewicht bezeichnet
t^ welches zum persischen Goldtalente im Verhältnisse yon 6 : 5 stand, er-
S^ben die in Ninive aufgefundenen GewichtstQcke. Danach habe ich in Fleck-
eisens Jahrb. 1862 S. 390f. das babylonische Talent Allans rekonstruiert und
snf 30,6 Kilogr. (die babylonische Mine auf 510 Gr.) gesetzt Auch Mommsen
Greniboten 1863 I S. 396 (Traduct. Blacas I p. 405 f.) erklärt Allans Talent in
gleieliem Sinne und setzt dessen Mine auf 505,5 Gr., während Brandts S. 68
dasselbe Talent trotz der Alianischen Schätzung zu nur 72 Minen mit dem
^ylonischen Silbertalente Herodots .identificiert. — Setzen wir definitiv (nach
$42,10) das babylonische Talent Allans auf 30,24 Kilogr., so stellte das in
Silber an die Gesandten verabreichte Geschenk des Perserkönigs ein Gewicht
^OD 90,72 Kilogr. dar, d. i. genau 162 Minen Silbers (— 16200 medischen Sigleu
'^ 16330 Mark), und die außerdem geschenkten Schmuckgegenstände entsprachen
«nem Goldwerte von 8,40 + x Kilogr. Setzen wir letztere Summe versuch»-
weise auf 9,072 Kilogr. (den zehnten Teil des obigen Silbergewichtes), so war
^ nedische Gewand zu 672 Gr. Goldwert, d. i. genau 80 Dareiken geschätzt,
^ die zweite Abteilung der königlichen Geschenke entsprach zusammen einem
Werte von lOSO Dareiken, d. 1. nach heutigem Goldwerte von 25300 Mark, oder
nadi babylonischer Währung ({ 45, 11) von 20 160 Mark. Der fOr das medische
makgewand vermutete Wertansatz würde 1875 Mark heutiger Groldwährung
oder 1613 Mark babylonischer Währung betragen.
1) Onom. 9, 86 : ro BaBvh&viov {taXavrov) iTtramcx^Xiai (iBvvctxo Sf^ax'
;i«s Wttmhis), also ebenfalls eine Wertschätzung anstatt einer Gewichtangabe
(▼ergL die vorige Anm.), und weiter to BaßvMarutt^ (raXavTar ttlx^) ißSo^
M*»tfra {fnfa9 AxT^xai), Es ist klar, dafs diese Notiz allein für sich nicht
geeignet sdn würde das babylonische Handelstalent zu bestimmen. Wohl aber
Konnte sie accessorisch herbeigezogen werden, nachdem das letztere aus anderen
Qaellen bekannt geworden ist.
490 PERSISGHES SYSTEM. { «s. o. a
nischen Talentes eiagesetzt bat, in einer uns unbekannten Quelle eine
Bestimmung des babyloniscben Handektalentes vorgefundeD hab«,
welcbe auf 70 attiscbe Minen -« 30,56 Kilogr. lautete, mitUi den
anderweit gesicberten Werte desselben moglicbst genau entsjHraelL End-
lich ist auch die Bezeichnung uns überliefert, durch welche daspersisdi-
babylonische Handelstalent von dem Talente Goldes unterscUedeB
wurde. Denn wenn PolySn (4, 3, 32) in seinem aus dem persische!
Original entlehnten Bericht über die königliche Hofhaltung die G^
Wichte verschiedener Lieferungen nach den Nominalen talanof,
fi(ii,taXavTov und ju^a, und zwar mit dem Zusätze axad'iitfiy angiebt,
so bezeugt er damit offenbar den Gebrauch eines von dem Mttnzgewidit
abweichenden Talentes, welches kein anderes als das akbabylonüche
königliche Talent gewesen sein kann. Weiteres Nachforschen bei grie
chischen Schriftstellern wnrd gewifs noch manche andere Spur dieses
Talentes aufdecken. <).
10. Suchen wir nun den Betrag der im persischen Reiche tlbücbei
Gewichte möglichst genau festzustellen, so haben wir offenbar von den
Talente Goldes als demjenigen, welches schon wegen der Kostbarkeit
des Metalles am schärfsten bestimmt sein mufste, auszugehen. Als
Grenzen dienen uns zunächst das babylonische Talent Goldes einer-
seits (§ 42, 15) und das Solonische Talent andererseits (§ 26, 2); das
persische Goldtalenl hat also zwischen 25,20 und 26,20 Kilogr. und
sein Shekel, der Dareikos, zwischen 8,4 und 8,7 Gr. gestanden. Hiem
kommt der bronzene Löwe von Abydos (§ 45, 5) im Effectivgewicht
von 25,66 Kilogr., welches ursprünglich vielleicht noch etwas biriicr
gewesen ist.
Herodot setzt zunächst das persische Goldtalent dem attischen vob
26,2 Kilogr. gleich; allein aus seiner Bestimmung des Silbertatentcs
läfst sich für das Goldtalent der voraussichtlich genauere Wert fon
1) Nicht hierher lu zidien ist die Angabe Herodots 6, 97, dals der persiseke
Heerführer Datis 300 Talente Weihrauch auf dem Altare so Delos autgehii^
und als Raudiopfer verbrannt habe. Das sind der Natur der Sache nach weder
habylonitche Gewichtstalente (-> 9072 Kilogr.) noch attische (— 7859 Oofr.K
sondern wahrscheinlich kleine Talente oder Shekel ({ 19, 2) gewesen. ^^
aber haben wir leichte königliche Talente von je 30,24 Kilogr. lu eikenaea is
den Gewichtangaben nach 'babylonischen Talentan' bei Diodor % 9, 5— S. FVetlick
darf dieses letatare Zeugnis nicht unmittalbar för die hier voiileraide Fnge
herbeigesoffen werden, da Diodor vom alten Babylon spricht; aUdn niiletttf
ist es gewifs fOr die VerfaSltnisse des Perserreiches insoweit gdtend la maches.
dars, wenn Diodors BaSvlt^rtar toXoptov wirklich das leichte köoifflidhMy-
Ionische ist, der gldche Name auch bei AUan dasselbe Gewicht beieichoet
müsse.
S ^ 10. N(»UilAL6EWIGHT. 491
25,545 Kilogr. aUeiten i). In Allans Bestimmung des peraschen Han-
dektalentes (§ 45, 9) ist zugleich eine Schätzung des (roldtalentes zu
26,2 Kilogr., also die ungefähre von Herodot gegebene, enthalten.
Einen weit genaueren Wert, nämlich 25,47 Kilogr. fUr das Goldtalent,
ergiebt die allerdings nicht hinlän^ch gesicherte Gleidiung des per-
sischen Handelstalentes mit 70 attisdien Minen (§ 45, 9).
Die definitive Festsetzung des Gewichtes haben wir aus der Gold-
prägung des Dareios und Xerxes zu entnehmen. Die Münzen dieser
Periode sind ungewöhnlich sorgfältig und gleichmäfsig ausgebracht,
überdies in nicht unbeträchtlicher Anzahl erhalten und nachgewogen.
Die seltenen Doppeldareiken zeigen als höchstes bisher bekanntes Ge-
wicht 16,70 Gr. 2)^ d. i. 8,35 Gr. für den Dareikos. Dagegen ergiebt sich
für die Ausprägung letzterer Münze ein etwas höheres Gewicht, näm-
lich im Maximum 8,50, im Minimum nach einer aufserordentlich zu-
verlässigen IfVägung 8,385 Gr. 3) Hiernach ist das Normalgewicht des
Dareikos auf mindestens 8,40 Gr. festzusetzen ^), woraus zugleich folgt,
dafs das altbabylonische Goldgewicht (§ 42, 10. 15) im persischen Reiche
imverändert sich erhalten hat.^)
1) Vergl. oben § 45, 6 --8 und besonders S. 487 Anm. 1.
2) Mommsen S. 9 (Trad. Blac I p. % Brandis S. 420, Poole und Borrell bei
Madden History of Jewish coinage p. 272. Die Maximalgewichte sind: 16,70 Gr.
(Mos. Lnynes). 16,69 Gr. (»> 257,5 engl. Gran, Bank von England), 16,65 Gr.
9n. Mas., 2 StOck), nichstdem noch mehrere Stfick (darunter eines im Berliner
Ktb.) bis herab zu 16^0 Gr., zuletzt einige, welche um 16,40 Gr. stehen.
3) Mommsen und Brandis a. a. 0. Das Maximalgewicht von 8,50 Gr. zeigt ein
Eieoplar der Sammlung Luynes'; nächstdem folgen in der Übersicht bei Brandis
2 Stücke Ton 8,40 Gr., dann andere toh 8.38 bis 8,30 Gr. (abor nicht darunter,
abgesehen von vemutzten Exemplaren). Am Fufse des Berges Athos in der
^^nd, wo Xerxes seinen Kanal gezogen hatte, wurde ein Schatz Ton 300
l>«eiken, also das Wertaquivalent eines Silbertalentes, ausgegraben. Von diesen
vog Borrell (Nnmism. chron. VI p. 153) 125 Stücke und fand als Durchschnitts-
gewicht 8,385 Gr. (= 129,4 engl Gran).
4) Etwas zu hoch, nimlich auf 8,63 Gr. (^ 133,2 engl Gran), setzt das
Nomalgewicht des Dareikos Poole bei Madden History of Jewish coinage p. 274.
^ofois Lenormant Bevue numism. XII (1867) p. 361 nimmt als ursprüngliches
Normalgewicht 8,576 Gr. an; dies habe sich erniedrigt unter Artaxerxes Longi-
BNoos auf 8,350 Gr., spater auf 8,250 Gr. Oppert L'^talon, Journal Asiat 1874,
tone lY p. 485, setzt die drackme faibky d. i. den Dareikos, auf 8,417 Gr.
Brandis S. 65 1 218. 244 erklärt sich für 8,40 Gr. (mit dem Bemerken, dafs die
Norm Tielleicht noch um ein geringes höher, etwa auf 8,50 Gr., angesetzt werden
kömie), Mommsen a. a. 0. für 8,385 Gr. Ein Normalge wicht yon 8,57 Gr. ist
oben S. 412 Anm. 1 a. E. aus der persischen Artabe beiläufig abgeleitet, aber
tigleich als nicht recht wahrscheinlich bezeichnet worden.
5) Will man den in voriger Anm. aufgeführten Zeugnissen für ein höheres
^nisches Gewicht beistimmen, so wird man wenigstens die Distinktion bei-
rogen müssen, dafs dafijenige yorderasiatiscbe Croldgewicht, aus welchem Solon
«üz vor Begründung des Perserreiches sein Münztalent ableitete ({ 46, 12), noch
492 PERSISCHES SYSTEM. f 4&, lo. iL
Eine weitere Begtitigung dieses Ansatzes bietet die Ausprägung
der Silbersiglen , für welche das Normalgewicht nicht unter 5,60 Gr.
angenommen werden darf (S. 486); denn da der Siglos zum Dareikos
nach babylonisdier Währung im Gewichte wie 2: 3 stand, so gelangea
wir auch in diesem Falle zu einem Dareikengewicht von 8,40 Gr.
Wir setzen hiemach die persischen Gewichte, Obereinstimmend mit
den altbabylonischen, folgendermafsen fest:
Goldgewicht Silbergewieht Haodelsgewieht
Talent .... 25,20 Rilogr. 33,60 Kilogr. 30,24 Kilogr.
Mine .... 420 Gr. 560 Gr. 504 Gr.
Shekel .... 8,4 „ 11,2 „ 8,4 „
Der Shekel des Handelsgewichtes ist 60mal, der Shekel Goldes lud
Silbers 50mal in der zugehörigen Mine enthalten. Anstatt des Sbekeb
Silbers erscheint in der Prägung das HalbstQck, der Siglos von 5,6 Gr.
11. In ganz Vorderasien war von jeher das Silber das vorhen^
sehende Metall gewesen, und daran wurde durch die Anfönge der Uein-
asiatischen Münzprägung im wesentlichen nichts geändert. Ausschliefe-
lich der Silberwährung folgten die PhOniker, Hebräer und später die
Griechen. Doch zeigte sich schon frühzeitig teils in einigen blühenden
Handelsstädten , teils in dem emporstrebenden lydischen Reidie eine
Hinneigung dazu, das Gold auf Kosten des Silbers zu bevorzugen. Eines
Schritt weiter ging Dareios, indem er durch massenhafte Ausprägung
seiner Goldstücke und Unterordnung sowohl der königlichen als der
provinzialen Silbermünze unter das edlere Metall die ausschUeMcbe
Goldwährung einfahrte, welche dann bis zum Untergange des
Reiches aufrecht erhalten vmrde und vielfach selbst auf griecbiscbe
Verhältnisse ihren Einflufs ausübte, i)
Wir haben demnach den Wert der persischen Münze zonXcbst
nach heutiger Goldwährung zu bestimmen, und zwar das Talent Goldes
zu 70310 Mark, die Mine zu 1172 M., den Dareikos zu 23 M. 44 Pf.,
und würden ferner das Talent Silbers als Vio des Wertes des GoU-
talentes zu 7031 Mark, den Siglos als Vso des Dareikos zu 1 M. 17 Pf^
zu rechnen haben , obwohl der Silberwert des Talentes nur 6048 H.,
des Siglos nur 1 M 1 Pf. beträgt
der uraprdngUchen babylonischen Norm folgte, also die Eriiöhong des pefsiscbea
Gewichtes erst später, and iwar «igleich mit der Goldpr&gang eiogetreten, übcf^
dies aber nicht von Dauer gewesen ist, da die Pragong in ihrer Gesanüidt
offenbir die genaue babylonische Norm, nicht eine höhere, darstellt
1) Dies weist im einzelnen nach Brandis S. 247 ff., Tergt auch unten §46} IS«
Brandts S. 196. 218, Lenormant I p. 173 f. 176, ü p. 7.
f 4», 11. 12. PERSISCHE WÄHRUNG. 493
In den mewten FälleD aber wird es sich Tielmehr darum haDdeln,
im ZnsammenhaDge der kuUurgeschichÜicheii Teriiältnisse des Aiter-
tnms einen vei^leichenden Malsstab zur Bestimmung der Werte zu
gewinnen, und dann haben wir auch das persische Courant nach den
Nonnen der babylonischen Währung (S. 408 f.) anzusetzen , oder mit
anderen Worten , wir betrachten zwar ebenfalls das Gold als das herr-
schende und malsgebende Metall, setzen aber seinen Wert weder nach
dem Vorbilde modemer Verhältnisse als den 15 Vs fachen des Silbers,
noch auch etwa nach verschiedenen Zeugnissen der Alten als den zwolf-
oder minderfachen, sondern nach altasiatischer Ordnung genau als den
13^3 fachen an und erhalten demnach
das Talent Goldes «= 60 480 M. — Pf., Silbers 6048 M. — Pf.
die Mine „ „ — 1008 „ — «,„„ 100 „ 80 „
den Dareikos . . »= 20 „ 16 „ — — —
den Siglos . . . . = 1 „ Ol „
Behufs ungefährer Schätzung empfiehlt es sich den Dareikos zu
20 H. («, 25 Francs »» 1 Pfund Sterl.), den Siglos zu 1 M. (— 1,25 Fr.
«> 1 Shilling) anzusetzen.
12. Um die persischen MUnz- und Währungsverhältnisse recht zu
verdeutlichen, lassen wir zum Schlufs noch einige Reduktionen der An-
gaben alter Schriftsteller folgen.
Die Summe der Tribute, welche nach Herodot aus den 20 Pro-
tzen des Perserreiches jährlich eingingen (§ 45,6), betrug in Gold
21773000 M., in Silber 45965000 M., zusammen nahezu 68 Millionen
Mark.1)
Die Schätze des Krösos sind spruchwörtlich geworden. Er spen-
dete davon mit freigebigen Händen an verschiedene Heiligtümer der
Griechen.^) Von den enormen Summen, welche allein für die delphi-
schen Weihgeschenke, eiuscbliefslich der Goldverteilung an alle Del-
phier^), aufgewendet wurden , läfst sich auch nicht annähernd eine
Berechnung anstellen. Nur das wissen wir, dafs ein Teil dieser Weih-
1) In der ereteD Auflage dieses Handbuches setzte ich nach den damals
^9^gl]chen Materialien das persische Goldtalent auf 25,075 Kilogr. nnd seinen
^ert auf 68100 M., das babylonische Silbertalent auf 33,42 Kilogr. und seinen
jvert auf 5820 M., und berechnete hiernach die Gesamtsumme der Tribute auf
^V« Millionen Mark, also abgerundet auf die gleiche Zahl wie oben. Auch
US Vermögen des Pythios kommt nach den ebenerwähnten Ansätzen auf nahezu
*2 Millionen Mark, also in der Abrundung ebenfalls übereinstimmend mit der
owgen Berechnung, heraus.
2) Herodot 1, 50—52. 92.
3) Derselbe 1, 54. Vergl. oben { 23, 4.
494 PERSISCHES SYSTEM. ftt.ii
gescbenke, oimlich der gokkne Löwe, die goMenen und wäfegoldeneD
Ziegel und der goldene Mischkmg, zusamnen einen Wert von naheso
12 Millionen Mark hatten (§ 50, 8) An Gewicht, und mithin auch an
Wert, kamen die Weibgesehenke für den Apollotempel zu Müet den
delphiachen gleich*
Der Enkel des KrOsos, der schwerreiche Pythios, gab dem Kanig
Xerxes den Bestand seines BarvermOgens auf 3993000 Dareiken und
2000 Talente Silbers an. 0 Er besaCs also, auTser seinen Landgflten
und Sklaven, 1331 Talente Goldes — 80 499 000 M. und 12 096 000 M.
in Silber, zusammen reichlich 92 Vs Millionen Mark.
Der Satrap Tithraustes sandte, um Agesilaos aus Kleinasien xu
entfernen, Golddareiken im Betrage von 50 Talenten Silbers zur Ver-
teilung an die einflufsreichsten Männer in Theben, Korinth und Argos.^
Da 1 Talent Silbers das Wertäquivalent für 300 Dareiken bildet, so be-
trug die Besteehungssumme 15000 Dareiken oder 5 Talente Goldes ^
— 302400 Mark.
Zur Anwerbung griechischer Hülfstruppen übergab Kyros der Jon-
gere dem Klearchos ein Handgeld von 10000 Dareiken »s 201600lLi
derselbe zahlte dem Opferschauer Silanos die ihm versprochene Sunune
von 10 Talenten (Silbers) in Gold, also mit 3000 Dareiken *=^ 60480
Mark aus. 4)
Als Alexander Persepolis einnahm, fand er die Schatzkammer der
königlichen Burg reichlich gefüllt mit den seit Kyros' Zeiten ange-
häuften Schätzen Goldes und Silbers.^) Indem das vorhandene GoU
nach dem Gewichte von je 300 Dareiken einem Talente Silbers gleich
gerechnet vnir()e<^), ergab sich die Gesamtsumme des Schatzes auf
120000 Talente oder 725^/4 Millionen Mark. Kurz vorher hatte die
Siegesbeute in Susa mehr als 40000 Talente an ungemünztem GoU
1) Herodot 7, 28 f. Zu dem Barbestande an Gold schenkte ihm der KöMg
noch 7000 Dareiken « 141 000 M., damit er gerade 4 MUlionen Dareiken besito
2) Xenoph. Hellen. 3, 5, 1 : 9ovs x^iav *k nwrfptavra ralewxa ii^yv^
Dafs die Sendung ans Dareiken bestand, erhellt aus Flut. Ages. 16 a. E.
3) Agesilaos (nach Plut. a. a. 0.) wufste nur von 10000 DareikeB, ^oßs
die spätere TradiÜon in den Apophthegm. Lac 40 p. 211 6 30000 Dareiken, «uo
das Doppelte der von Xenophon angegebenen Summe setst Brandls S. U«
ffiebt den Betrag 1000 mal so hoch an als Xenophon, was offenbar anf eiiea
Versehen beruht
4) Xenoph. Anab. 1, 1, 9; 1, 7, 18, Brandis S. 249. _,
5) Diodor 17, 71. Yergl. J. G. Droysen in den SiUnngsber. der Berliner Aw
1882 (XI) S. 209 ff. , , , _K
6) IHodor a. a. 0.: sU a^yvifiav Xoyov dyofi^yov rov j^^vff^v. Veii^twb
Brandts S. 249 f. und oben S. 428 mit Anm. 1.
{ 4«, 1. URSPRUNG DER GRIECmiSGHEN SYSTEME. 4d5
imd Silber, d. l Ober 242 Millionen, und daxa noch 9000 Talente an
gemünztem Golde betragen. 9 Rechnet man letztere Summe, wie es
aogemeesen erscheint, ebenfalls als das Wertäquivalent der gleichen
Zahl von Silbertalenten 2), so ist sie auf etvira 54 Va Millionen und der
ganze Schatz in Susa auf etwa 300 Millionen anzusetzen. Die Kriegs*
kasse Dareios' HI., welche Parmenion nach der Schladit bei Issos in
Damaskos erbeutet hatte, betrug an gemOnztem Gelde 2600 Taleate,
an ungemOnztem Silber 500 Talente 3), mithin zusammen 18^4 Millio-
oen Mark.
$ 46. Übertragung der vorderasiatücken Mafee und Gewichte nach
Griechenland,
1. Das ursprüngliche System der griechischen Weg- und Feld-
mafse ist, wie die Vergleichung mit den altitaUschen Ackermafsen er-
kennen läfst, ein decimales gewesen und vom Fufse ausgegangen.^) Zu
10 Fufs wurde die axatya, der Treibstecken, bestimmt, welcher zu-
gleidi die älteste Mefsrute abgab; 10 Ruten oder 100 Fub bildeten
dasPlethron.
Das älteste Zeugnis eines griechischen Schriftstellers über den
Betrag des griechischen Längenmafses ist die Angabe Herodots
über den fii%Qiog mjxvQj woraus sich für den griechischen Fuis ein
B^rag zwischen 315 und 311,1 MiUim. ergab (S. 46).
Aus den Nachmessungen alter Bauten wurde zuerst das Mafs des
attischen Fubes gefunden und auf 308,3 MiUim. festgeseUt (§ 10, 2),
eine Bestimmung, welche durch das sicher überlieferte Verhältnis des
attischen zu dem römischen Längenmafee sowie durch andere Ver-
gleichungen bestätigt wird (§ 10, 4).
Aber an anderen Orten Griechenlands ist nach einem anderen
1) Biodor 17, 66: ev^er a^/wv 'xj^tü xal äi^yv^ov nXeito töar Ter^a-
X<^«wVq^ JoüetMov i%ov%a,
2) Anian \ 16, 7 und Gurtius 5, 2, 11 geben den Gesamtbetrag rund auf
^000 Takate an, recbDen also Diode» Talente von Bareiken gleich den Ta-
lentea oBgemfinzten Metalls. Wollte man entere zu je 3000 Bareiken ansetzen,
M käme man auf 544 Millionen M. an gemflnztem Golde und auf einen Gesamt-
Wtrag des Schatzes in Sosa von melir als 786 Millionen, was weder nach dem
Zwammenhange des Berichtes bei Biodor noch nach inneren Grfinden wahr-
scheinlich ist
3) Gnrtius 3, 13, 16. Bie 2600 Talente peouniae eignatae bestanden, wie
BrudU S. 260 Tcrmutet, ausscblielsUch in Goldmünze, stellten also eine Summe
▼on 780000 Bareiken dar.
^ 4) Verg^. oben { 7, 1, Fleckeisens Jahrbflcher 1863 S. 169 f., 1867 S. 518,
Bündig S. 26.
496 URSPRUNG DER GRIEGHKGHEN STSTEHE. f 46. l i
Fube gebaut, also wohl auch im Handel und Wandel nadi aaderen
Mausen gemessen worden.
Den ältesten Bauten des Festbesirkes ron Ol3fmpia haben zwd
verschiedene Grundmabe, ein grosseres von 320,6 bis 321 Millim. niid
ein kleineres von 297,7 Millim. zu Grunde gelegen (§ 47, 1), wdche
nach einfachen Verhaltnissen aus der Klafter der ägyptisch-babyloBi-
schen Elle abgeleitet sind (§ 46, 20).
Der Tempel des Apollon Epikurios zu Bassä bei PhigaUa ist nick
einem Fufse von 314,3 Millim. errichtet worden 0? womit der bei den
Heräon zu Samos beobachtete Fulls Obereinstimmt (§ 48, 3). Ebentalb
etwa 315 Millim. betragt das Fufsmafs des Athenatempels zu Ägiia,
nur dafs daselbst auch eine etwas grOfsere Norm bis zu 317 Miüini.
hervortritt^), welche beim Zeustempel zu Nemea als Mab von 31$
Millim. 3) und ahnlich beim Tempel des Apollon Didymaos zu Mikt^)
erscheint.
Auch nach dem Westen hat sich dieses Fufsmafs verbreitet, nor
dafs es dort, wie aus verschiedenen unteritalischen und dciiiscbei
Tempelbauten geschlossen worden ist, allmahUch bis nahe zu Amit-
trage von 308 Millim. herabsinkend erscheint, welcher als attischer
Fu&oder alsFufs des von den Römern recipierten griechischen Stadions
langst bekannt ist.^)
2. Alle diese einander so nahe stehenden Einzelmabe mflsseo
wohl einen gemeinsamen Ursprung gehabt haben. Nach mannig-
fachen, mehr oder minder lockenden Kombinationen bin ich sddieb-
1) Von mir im einzelnen nachgewiesen in der Archiol. Zeitung TßSi,
1881, S. 109 f.
2) Ebenda S. 111 ff.
3) Der nähere Nachweis wird in der Archaol. Zeitung nSehstdem enchana.
4) Vergl. den oben S. 389 Anm. 3 a. E. angekündigten Aufsatz.
5) Nach Wittich, Archäol. Zeitung XIX (nicht XVUI, wie zu Anfaof der
einzelnen Nummern irrtümlich gedruckt ist), 1861, S. 177 ff., zeigen die Tendüe-
denen Tempelbauten von Pästum einen Fulis von 314, später 312 ACUim. Aa
den TempcJn yon Selinus weist derselbe nach, daÜB dieses Mafs wdter auf 310
Millim. herabging, und nimmt von da den Übergang zu dem FuCse Ton 309 WXSm^
den er an einigen Dimensionen des Parthenon beobachtet bat, und ^^"[
dem Mafse des attischen Fufees Ton reichlich 308 Millim. — Redit deatfach
zeigt sich auch der sinkende Fufe am Philippeion zu Olympia (AnsgraboBf^
m Taf. XXXY). In den Fundamenten sind vom Gentrum bis zum Aofiiaf «kt
inneren kreisrunden Grundmauer genau 10 Fufs zu 0,315 M., die Dkke oer
äufseren Grundmauer beträgt genau 77» Fufs desselben Mafses; aber Ton 9^*^
bis zum äufiseren Rande dy Mauer sind es 25 Fulis von nur 0,310 Bi Die Dicke
der inneren, und der Zwischenraum zwischen innerer und äulserer GfmidiMn<^
entsprechen nur ungenau der zu erwartenden Dimension Ton je Z*U, "'"
7 V« Fufs.
f4«,i LÄIIGBNMAS& 497
lieh lu der TenmrtdDg gekenunen , idA das ikeate griechische Ldn-
genmafe nachgebildet sein mag der kleineren lgyptischeiiEne(9414*2),
dafs aber die grOAere ägjtitische EUe^ wdebe zagleich die phOnikische
und babylonische ist, rön Tomherein einen eigentttmlicheo Einfluds
aof das kleiae Mtfs flirte, TW)rmis yersdriedette Versclohe der Ansglei-
chong entstanden rind (f 46», 20), und dals endlich unler den ver-
schiedenen lokalen Mafsen dasjenige zuerst eine aUgenseinere Geltung
gewann, welches durch Umwandlung der sexagesfanalen babylonischen
Reehnungswdse in die decimale griechische sowetd eine einfiaudie und
befoeme Ausgleiohung zwiachen beiden Systemen herstdlie als auch
gMek passend auf das Kleinmals des tägHchen Verkehrs wie aof Weg-
imd FeMmafse sich anwenden ließ.
Ein direkter Beweis fOr diese Hypothese wird schweriich sich je
«ikringen lassen; aber seitdem ich sie in ihren Haupizügen stierst aiü^
gestellt habe 0, ist sie an allen anderen einschlXg^n Fragen der ver-
gleichenden Metrologie von mir geprüft worden und hat dabei als
(hnrchans annehmbar skh bewährt
Die Akäna ven 10 griechischen Fufs wurde normiert nach dem
IhTse der babylonischen Rute von 6 Ellen (| 42, 3), der Sossos oder
«hs Sechiigfocbe dieser Hute wurde zum grieehisdieQ Stadion von
600 Pub, dos Plethron oder die zehnfach Akttna ordnete sich dem
Sudisn als dessen Sechstel unter.
Zu dem Fufse gehörte als Zweidrittehnafs die Elle, der fdir^iog
ft^ Berodets (f 8, 3)« Dieselbe verindt sich also der Absieht nach
zorinbyloniscben Elle wie 9 : 10.
In Ägypten wurde von akers her der Schritt des Feld- und Weg^
n^essers zu IVs kOnigUchen Ellen angesetzt (§ 41,6). Nach diesem
Verhlhnis gingen auf 60 babylonische Ruten 240 Schritt, eine Norm,
welche wahrscheinlich die Griechen beibehalten haben (§ 8, 6).
Setsen wir die königliche Elle mit dem Normalbetrage von 525
Ifflini. ein, so erhalten vnr für <fie gemeingriechischen MaTse folgende
SoDbeträge:
atadiov 189 Meter
nki^Qov . . . . 31,5 „
«tflftyc 3,15 „
OQyvia 1,89 „
mjxvg fiitQtog . . 0,4T2 Meter
Ttovg 0,315 n
TtaXaian^ .... 0,079 „
daxTvkoQ 0,0197 „ ,
ttnd dazu endlich einen Schritt von 0,787 Meter.
1) FkdttiscQs Jahrbacher 1S67 S. 518 £
Httltt«]k, Matroloffi«. 32
496 URSPRUNG DER GRIEGHISGHEN SYSTEME. f 46.11
Die in den eioselnen Gemeinden wirklich üblichen Betrlge leigen
ein geringes Schwanken t^ aufwärts, teils abwärts von dieser Nora
(§ 46, 1). Im ganzen nagte die frühere Zeit zu einem hdheren, die
spätere zu einem immer mehr Terringerten Betrage.
In noch schnellerem Verhältnis ab die Länge des konkret darge-
stellten Mafestabes ist wahrscheinlich die an sich minder besüminte
Schrittlänge gesunken (§ 8, 7).
Nach unserer Annahme Teriiält sich der fc^x^g fiitQiog lur ba-
bylonischen EUe wie 9 : 10 — 100 : 111 V» « nach HeixMlot wie 8:t
— 100 : 1 12 Vs. In der Mitte steht die aus der Tafel Julians von AsUto
abgeleitete Bestimmung einer Elle, welche sich zur babylonischen wie
100 : 112 Terhielt (§ 44, 3. 5. 52, 1). Aber auch die Gleichung m
10 Ellen griechischen Bfafees mit 9 babylonischen ist versteckt in der-
selben Tafel enthalten. 0 Wenn nun auch ein unmittdbarer Zusam-
menhang zwischen der viel ^äteren, von Julian angedeut^n ProTin-
zialordnung und dem geneingriechischen Mals nicht nachweisbar ist,
so zeigt doch die jüngere Quelle deutlich genug, wie nahe es lag, die
babylonische Rute von 6 EHen für griechisch redende BevOlkenug
auszudrücken als eine äxaiva^ d. h. ab ein Mab von 10 Puls; ^
lediglich aus dieser einfachen Gleichung heraus deAnieren wir ja dea
lii%Qiog rtifxvg Herodots und die anderen dazu gehörigen Habe.
3. Auf das Plethron als Flächenmafs kommen nach obiger
Bestimmung 992 DMeter, mithin derselbe Betrag, welchen wirIQr
das entsprechende babylonische und persische Feldmals angenonuneD
haben (§ 42, 6. 45, 2 a. E). Dieses altgriechische Plethron stand u
dem späteren attischen in dem Verhältnis von 25 : 24. >)
1) Giebt man zu, dalli jede griechische autuva iO Fnfit, mitkin 6*/s EU«
enthalte, so folgt das obige VerhälUiis sowohl aus § 6 der Tafel Jalians, weldie
Stelle oben S. 439 erklärt worden ist, als auch aus 1 7 (Metrol Script I p. 20l|9|»
wo dem Plethron 10 Akänen einerseits und 60 Ellen andererseits sugetcüt wer-
den. Mit der Bestimmung At% Stadions zu 60 Akanen und 400 Ellen (sUttM^)«
wie nach dem vorhergehenden zu erwarten) geht dann der Kompilator tu 4cr
allgemeingriechischen Auffassung Ober, wonach die Akäna gleich 10 Fds oto
6>/s Ellen gerechnet wird.
2) Die Voraussetzungen, welche zur Auffindung dieses Verhältnisses ffthrtcs,
sind oben S. 41 Anm. 6 angedeutet worden. Genetisch können wir daiMlbe
auch aus der Übersicht in § 46, 20 entwickeln. Fügt man niadich dort ieo
gemeingriechischen Fufs in die Tabelle A ein, so erädt er eine MitlelsteUiaf
zwischen dem olympischen und dem attischen Fufse. Setzt man weiter filr dieie«
Mittel einen Zaiuenwert, so ergiebt sich als Yeriiaitnis des gemeingriechiscki
zum attischen FuA»e etwa 27 : 26 V« — ^^ •' ^3. Weiter müssen nach der in Ana. t
zu S. 510 entwickelten Naherungsformel die entsprechenden Quadrate sich mheii
verhalten wie 55 : 53, d. i. wie 25 : 24,09 oder rund wie 35 : 24. Aach das Te^
f 46,9-6. HOHLBIASS. 499
dab nnter dem fcih^fovj welches bei Homer Torkommt, kein
genau bestimmtes Hafs za Terstehen sei, ist oben (S. 31) bemerkt wor-
den. Dem steht aber nicht entgegen, dalls schon in der Zeit, wo die
homerischen Gedichte entstanden, oder mindestens bald danach die
Acker fest yermessen wurden, i) Jenes älteste griechische Plethron aber
ist gewifs kein anderes gewesen als das eben definierte ¥on 992 OMeter.
4. Als allgemeine Bezeichnung des Hohlmafses sowohl für
Trockenes als Flüssiges erscheint bei Homer der Ausdruck fiiT(fov.
Dieses 'Hals' schlechthin war sicherlich dem phOnikischen Saton nach-
gebildet und betrug demnach, sei es genau oder nur annähernd, 12,12
Liter.2)
Das phOnikische Saton hat auch die Grundlage abgegeben nir die
Ueineren Teihnafse des ältesten uns bekannten Systems griechischer
Hohlma&e, des aginäischen (§ 46, 8).
5. Zunächst ist über den Betrag des äginflischen Mafses Ge-
naueres nicht überliefert; nur soviel ist als wahrscheinUch ermittelt
worden, dafs es gfOfser gewesen sei als das attische.') Aulserdem
dOrfen wir als sicher voraussetzen , dals es nach dem aginäischen Ge-
wichte normiert war.^) Wenn sich nun erweisen läfst, dafs das 1 a k e -
dämonische Hohlmals, über dessen annähernden Betrag wir durch
zwei zuverlässige Zeugnisse unterrichtet sind, mit dem äginäischen Ge-
wicht in einem unverkennbar beabsichtigten Zusammenhange gestan-
den hat, so liegt die Folgerung nahe, dals das äginäische Hals nach
Iiiltnis der anderweit berechneten effektiTcn Betrage des altgriechischen nnd
ttüsehen Plethron stimmt damit so nahe, als nur immer zn erwarten: denn es
ist 992:050— 25:23,95.
1) VergL S 7, 3. 5 in Verbindung mit | 46, 19. 57, 1.
2) Dieser Ansatz bot sich ungesncht dar bei einer Znsanunenstellnng der
Homerischen Zahlen von ^ir^o. Der X4ßtjs ti^ca^fa uH^ utxavSek fi. 23,
268 hält unter dieser Voraussetzung 48,5 Liter; die tixo^i ^^f« fivhjfaTov
oif/Tov Od. 2, 355, welche Telemach zu einer kurzen Meeresfahrt mit sich
Dinunt, entsprechen 242 Litern. Ein zu Schiffe yerfrachtetes Ehrengeschenk an
Wdn fftr die Atriden ist 11. 7, 471 auf 1000 fti%^ — 121 Hektoliter bemessen.
Anders ist zn beurteilen Od. 9, 209, wo '1 Becher Weins auf 20 (gleich grofse)
Maise Wassers' lediglich das Mischunffsverhäitnis bezeichnet Dagesen haben
wir noch aus weit späterer Zeit, bei den Septuaginta, ein Zeugnis dafür, dafs
h% fUxMv als das Maus schlechthin dem Saton gleichgalt (} 44, 9 Sea). Endlich
nag auch das ftit^or, nach welchem bei Hesiod 'E^. 350 in jeglichem Hause
femessen wird, ein Mafs von 12 Litern oder nach spaterer Bezeichnung ein
igioäischer Hekteus gewesen sein.
3) Bdckh Metrol. Unters. S. 275 f.
4) In Fleckeisens Jahrbflchem 1S67 S. 531 ff. habe ich diesen Nachweis aus-
lebend Ton der B^ckhschen Voraussetzung geführt, dafis das lakedämonische
Hohlma£s dem äginäischen gleich gewesen sei. In der obigen Darstellung ist,
wie leicht zu ersehen, eine noch bflndigere Fom des Beweises versucht worden.
32*
600 URSraUNG DER GRSCillSCHEM SYSTEME. f tt.i
gMcheii Ansltxen normiert, ako tuA dem lakedXmoniscben Habe gleich
gewesen sei.
Herodot (Mut ab eigeotttmüche kkoniscbe MaÜM den fUdiiivog
ihhI die reraftt] olrav^ letztere offenbar das Viertel eines Metreles,
dtwtJ) Ferner trag neck «ner Notii bei Phitarcfa^) jeder S|i«1iale
menaüicb einen Ifedimnos Gerste und acbt Oioen Wein eq den ge-
meinsdiaftlichen Mahlzeiten bei. Dies ist ebenfalls lakedamonisches
Mab, dessen ungefthres Verhältnis zum attisdien aus der Aegabe dee
Dikiarchos^) hervorgeht, dafe der Beitrag etwa anderthalb attisehe
Medimnen und etf bis zwOlf Ghoen betragen habe. Es ut also der lake-
dämonische Medimnos etwa gleich 1 Vs attischen , der lakedämoniscfe
Gbus gleich 1 ^g bis 1 Vs attischen anzusetzen, oder mit anderen Wortes,
das lakedämonische Hohlmafe verhielt sich zum attischen zwischeo
12 : 8 und 11:8. Setzen wir nun Tensuchsweise das Mittel aus beidn
Verhältnissen, näraUch 1 1 Vs : 8 »> 143,75 : 100 ein, so ergiebC sich so-
fort, dab lakedämonisches Hddmab nun attischen sich so verhielt wie
äginäisches Gewicht zum attischen ; denn nach dem Befunde der Mauea
stehen diese Gewichte zu einander wie 142 : 100.^)
Da wir nun rioher wissen, dab der attische Metretes einem Wa88e^
gewichte von 1 V2 attisd^n Talenten entsprach (§ 46, 11), so erfaaileB
wir vorläufig eine annähernde Bestimmung des lakedämonischen üe-
treies ^), wenn wir seinen Gehalt an Wassev zu 1 Vs äginäisehen Tilea-
ten, gemäb dem wohlbekannten Gevrichte der äginäisehen MQnze, «a-
setzen, und schlieben dann weiter, dafs, wenn lakedämonisches Hohl-
mab nach äginäischem Gewichte bestimmt war, um so mehr auch das
eigene äginäische Hohlmafs in gleicher Weise normiert sein mubte.
Äpnäisches Mab hat vielleicht auch Aristopbanes bezeichnet, ab
er in einer jetzt verloren gegangenen Komödie durch einen Auftreten-
1) Herodot 6, 57: dii^a&eu in rov SrifLöciov i^^toy rdXa^v iumei^ (f#r
ßaaiMtov) is jinhÜMva nai fi^iftvor aiiplxwv %!u o£koo xnAqttffv Awtm*"
M^. Dafs zu fUStfwotf za erginzen ist jimmvucof^y zeigt der Zusammeolian^
2) Lyknrg. 12. VergL unten § 46, 19 S. 523 f.
3) Bei Athen. 4 p. 141 G.
4) So berechnet in Fleckeiaens Jahrbfiehem 1867 S. 632 unter Anoahae
einet Gewichtes von 6,20 Gr. för die äginäische Drachme (§ 24, 2) und toi
4,366 Gr. fOr ^e atüscfae Drachme (§ 26, 2).
5) Ans dem Zeugnisse Dikäarchs in Verbindung mit der Angabe bei Pln-
tarch geht hervor, dafe der lakedamonisehe Ghus im eigenen System dieseibe
Stellung hatte wie der attische Ghus im attischen System. Es ist also oabedeok-
Uch statt des Ghus den Metretes einzusetzen. Nicht minder hat der MedimM»
im lakedämonischen und äginäisehen System offenbar dasselbe YerhälUus nn
Metretes gehabt wie im attischen.
1 4«, &. «. Aginäisches hass und gewicht. 601
deo den itnevg ab i^axolvüiov ^qov erklären liers.^) An die attisdie
Choinix kann hier sicheriich nicht gedacht werden , denn dafs diese
der achte, nicht der sechste, Teil des Hekteus war, ist anderweit ge-
nagend festgestellt (9 15^ 3). Hit Recht hat man also die Worte des
Komikers als scherzbiAe, mit dem wirklichen Sadrrerhalt in Wider*
gpmch stehende gedeutet.^ Der Scherz wird aber dann erst recht ei^
sichtlich, wenn dem Mifererständnis etwas Wirkliches zu Grunde lag«
Wie eben bemerkt wurde, Terhielt sich äginäisches Mab zu attischem
zwischen 12:8 und 11:8. Das genaue Verhältnis war 18:13>->
llVi3 : 8, wie sich weiter unten zeigen wird (§ 46, 10. 12). Ein atti«
scher Hekteus von 8 eigenen Choiniken hielt demnach genau 5^9 oder
rund 6 llginflische Choiniken ; er war also für den Peloponnesier, der
Dteh Athen kam, in der That ein i^olvtxov pUjqov. Ob dieses
Verhältnis zugleich eine wirkliche Geltung in Athen gehabt hat, dafür
bietet uns das kurze Fragment keinen Anhalt; an sich aber ist diese
Vermutung nicht unwahrscheinlich, weQ hiernach das attische Mafs
etwas günstiger angesetzt war als das auswärtige ttginflische« Dazu
komn^ dalls auch die agmäiache Münze, wdche zum äginäischen Hohl-
mab dieselbe Beziehung hatte wie die attische Münze zum attischen
HohhnaTs, nach dem entsprechenden Verhältnisse, nämUch 4:3, gegen
attische Münze gerechnet worden ist (§ 24, 3).
6. Nach dem effektiven Gewichte der dgintischen Münze ergeben
sieh für den äginaischen Metretes 553d Liier'), also fast genau der-
Mtte Betrag, den wir oben (§ 45< 3) nadi der Angabe Herodots für die
persische Artabe gefunden haben. Wenn schon hiemach die Identität
beider Mabe fiir widirscheinlich gelten mabt «• wird diese Vermutung
ZOT Gewifsheit durch die Feststellung des äginäischen Normal-
gewichtes.
Des ägioäische Talent beläuft skh nach dem effektiTen Münzge-
wichte auf 37,2 Kilogr.4); allein ein etwas niedrigerer Betrag ist ander-
weit 80 sicher, als irgend m^glidi, ttberlief^srt Denn äginäisches Ge-
wicht war es, welches vor der Sdonischen Seisachthie in Athen alleinige
1) Erotian Gloas. Hipp. p. 178, Mehieke Fragm. comie. Graec. fl, 2 p. 1198^
A. Naodk im PhUologas Vi S. 415. Nach leUterem lautete der Vera: !ßcr«ut %i
^U¥; 'JS(axßipmot^ fiHaop. Er nimoit also eine Wechselrede an, wihread die
wbcriiefenmg ^i sUtt t? bietet.
2) Meineke a. a. 0.: 'comicas praeter morem hiserit in re ficta necesse est.
eft. Fritssch. ad Tbesmoph. p. 602'.
3) So berechnet in FleckeiseDs Jahrbflehem a. a. 0.
4) Berechnet nach der Drachme von 6,20 Gr. (% 46, 5. 24, 2).
502 URSPRUNG DER GRIEGHISGHEN SYSTEME. § M. 1 7.
Geltang hatte, und aus den Solonischen Maßregeln ergiebt sich qd-
mittelbar, dafs das damals Qbliche äginflische Gewichtstalent auf bOch*
stens 36,15 Kilogr. angesetzt werden darfJ)
Nun ist oben ({ 42, 8) nachgewiesen worden, dab der babylo-
nische Maris im Betrage von 30,31 Liter normiert war nach dem Ge-
wichte eines leichten königlichen Talentes im Betrage yoq 30,24 K3o-
gramm. Das nächst höhere Mab im babylonischen Systeme, die Arttbe
oder das Epha, yerhielt sich zum Maris wie 6:5, entsprach also M
einem Gehalte von 36,37 Liter einem Gewichte von 36,29 Kilogramm.
Die persische Artabe war das Anderthalbfache des babylonischen Epba
({ 45, 3) ; der aginaische Metretes ist einerseits als ungefiOur gleich der
persischen Artabe, andererseits als normiert nach dem (Gewichte von
IV2 äginäischen Talenten erkannt worden; es kann also wohl keia
Zweifel sein, dafs das dginflische Talent, dessen Betrag soeben zwiscbes
37,2 und 36,15 Kilogr. ermittelt worden ist, ursprflnglich das Wasse^
gewicht eines babylonischen Epha darsteUte und somit gleich 72 kOoig-
Uchen Minen oder 36,29 Kilogr. zu setzen ist
Wir erhalten demnach folgende Normalbeträge des ffginäiscbefl
Gewichtes:
Talent — 36,29 Kilogr.
Mine a- 605 Granun
Stater — 12,1 „
Dradime »■ 6,05 „ .
Zu dem leichten königlichen Talente der Babylonier verhielt sich
das aginäische Talent wie 6:5, zu dem leichten Talente Goldes m
36 : 25, zu dem babylonischen Talente Silbers vne 27 : 25, endlich lua
phönikischen wie 81 : 100, oder rund wie 4 : 5.^)
7. Aus dem eben festgestellten Betrage des Gewichtes folgt aa-
mittelbar die Norm fOr das Hohlmafs. Denn wenn ein Volum Wasser
im Gewicht eines aginäischen Talentes ein babylonisches Epha da^
stellte, so mufs der üginäische Metretes mögliclüst nahe 1 Vs Epha «•
54,56 Liter ') betragen haben. Und da aus dem oben angefilhrten Zeag-
1) Berechnet nach der iginäischen Drachme des athenischen VolksbescfaliMe«!
welcher oben S. 201 f. besprochen worden ist Nach dem Ton Androtion tbe^
lieferten Verhältnis kommen gar nur 35,9 Kilogr. auf das Talent Vergi. aadi
oben S. 198 mit Anm. 1, wo dieselben Proportionen auf den Sginiiaclien StaUr
angewendet worden sind.
2) Yergl. ä 42, 10. 15. 49, 2. 24, 4 und Tab. XXH
3) In Fleckeisent Jahrbflchem 1867 S. 533 habe ich unter Yoraossetisaf
einer Temperatur Ton 15* R. fflr den Metretes 54,52 Liter, fOr den Medinios
72,69 Liter und fOr die aus dem Hohlmafs abzuleitende Elle 477,7 Millim. ge-
f 41, 7. NORM DES ÄGINÄISGHEN HOHLMASSES. 503
DisM Dikaarchs hervorgeht, dah auch im äginäischen Systeme, wie im
attischen , der Medimnos zmn Metretes sich wie 4 : 3 verhielt i), so er-
haken wir weiter fOr den flginäischen Medimnos den Betrag von 2 Epha
— 72,74 Liter.
Denken wir uns das Mafs von 2 äginflischen Metreten in der Form
eines WOrfels, so erhalten wir als Dimension der Kante 477,9 MiUim.
und schliersen weiter nach Analogie der anderweit bekannten Ausglei-
chungen zwischen Langen- und Hohlmars sowie nach dem Malsstabe,
den die olympischen Bauten uns an die Hand geben, dafs die dem
aginaischen System entsprechende Elle höchstens 475 MiUim. betragen
hat 2), mithin von dem fiirgiog ftijxvg (§ 46, 2) nicht wesentlich ver-
schieden gewesen ist
Wir sind demnach berechtigt zu sagen, dafs nach der Absicht des
Ordners des aginaischen Systems die gemeingriechische Elle zur baby-
knischen sich verhielt wie die Kante eines Würfels von 2 aginaischen
Metreten zur Kante eines Würfels von 5 babylonischen Maris (§ 42, 8),
d. i. wie 6 : 1/300 ■> 6 : 6,694 , womit das früher angenommene Ver-
hältnis 9 : 10 so nahe übereinstimmt als nur immer zu erwarten ist.^)
Es ist schwer in wenigen Worten alle die Vorzüge dieses eigen-
tflmlichen Systems hervorzuheben. Dasselbe ist nicht minder in sich
geschlossen als das babylonische, überdies aber nach noch einfacheren
Verhältnissen aufgebaut Das Hauptmafs des Flüssigen doppelt ge-
nommen stellt den Kubus der üblichen griechischen Elle dar, welche
zur babylonischen Elle in einem Verhältnis stand, ^ie es einfacher und
sachgemafser nicht gedacht werden kann. Zwei Drittel dieses Kubus
rechnet AUein nachdem der Betrag des babylonisehen Hohtmafses mit hinl&ng-
Hcher Sicherheit ermittelt war, schien es ritlich die gleiche Norm auch fQr das
^inüaehe Hohlmafs, nnbeschadet etwaiger in der Praxis ehigetrelenen Ab-
weiehmigen, festkahalten.
1) Vera, oben S. 499 f. in Verbindung mit Anm. 5 xn S. 500.
2) In Fleckeisens JahrbAchem a. a. 0. S. 525 f. habe ich darsestellt, am
welche Betrage etwa Im babylonischen nnd römischen System das ans dem
Hohlmab berechnete Längenmals höher aosfUlt als das direkt bestimmte Ellen-
oder Fufsmafs. Noch genauer werden diese Differenzen nnten bei Besprechang
des attischen Fafees formoliert werden (| 46, 14). Dort findet sich ingleicb
der flinweis anf die Skala der Modnli, welche § 46, 20 ans dem VerhiUnis
der beiden olympischen Fofsmafse znr Klafter der ägyptischen Elle konstruiert
worden ist Hiemach darf der Fnfs, welcher dem iginüschen Hohlmafs zu
Grunde lag, schwerlich höher angesetzt werden als auf S15 MUllm., d. i. das
Mittel zwischen den aus der Klafter von 2,084 Meter abgeleiteten Beträgen des
olympischen und attischen Fnfses, womit auch der aus dem Heriion von Samos
(1 48, 3) abgeleitete Fufe flbereinstimmt
3) Ver^. die nähere AusfQhmng in Fleckeisens Jahrbflchem a. a. 0. S. 533 ff«
inVerhiodung mit S. 526.
504 UasraCÜG BBR GfOBCnSCIEN SYSTEME. i «. B.
bädelen das Havptmab des Trockenea, ein Drittel enlepiM^ geniii
dem babyloftisehen Epha eifteneite und dem Waesergevidble eines 8gi-
nHischen Talentes andereradls. Letsteres Talen! stand zu dem kdiig-
lichen babylonischen, wie bereits bemerkt, in dem VerhaUtnisse fon 6:&
8. Es ist nun weiter die Vecgieichung der Sgintischen Hohlmbe
mit den yorderasiatischen uftd ttgypUschen auszufbhren.^)
Der Hetretes ist gleich der persischen Artahe >) oder 1 Vi babf *
Ionisch- phiHiikischen Epha. Sein Zwölftel, der Chus, entsprieht ia
persiselien Addix (f 45, 4) und dem hdUgea Hia der Hebräer (§ 44, %
mittiiB auch dem ügypüschen Kpka (§ 41, 7). Der Chus Bä»st Kotjle')
sind noch weil spStter erhalte^ in einem eigeatttmlichen promzbiai
System, nur dafs dort die Beträge nach attischer Norm gesteigert M
(§ 53, 13). Dagegen ersoheiixt in demselben System ein Medimnos,
welcher den ursprüngliehe« Betrag des äginäischen Metretes fast ■■*
verändert bewahrt hat. Auch Mi anderen proyinzialen VUbm stehea
die äginäischen wegen ihrer nahen Verwandtschaft mit den babylo-
nischen in einfachen Verb^Itnissen.^)
Der Medimnos als Mals yoQ 2 babylonisch-phOnikischen Epha eat-
sprichjt zugleich dem ägyptische];! g^ofsen Mause (§ 41,7). Sein hftig
oder Sechstel ist nichts anderes als das phönikische Saton ^), sein ^//i-
€XTov oder Zwölftel nichts an4^res als das gewöhnliche hebräische Bio.
Endlich findet aui^h die Choinix nebst ihrem Viertel, der KotfK
sofort die passende Stellung z,um vorderasiatischen Mafse, wenn wir an-
nehmen , dals im Handelsgebrauch, was sicher das aUereinfachste und
1) Eine Obersicht dieser Vergleichangen ist zu entnehmen aus Tab. XI,
wobei Jedoch ra beaehteo^, da£i die den igialisehta AÜfscn betgefOgtei Vo-
haltniszahien die Secbaigstel des babylonischen Systems beseichnea, alsota
äginäischen System fremd sind. Um m Zahl der aginiischen Kotyitn i« fiailca»
welche auf jäes einzelne Mals gehen, ist der beigedruckte Betrag von Sedoif-
stein je mit ^jt zu multipUeieren. Der Vergleich mit den ägypliachea Bfata
ergiebt sieh, soweit das Betreflende nicht beieits in Tab. XX boneikt ist, ans
Tab. XXI.
2) 'PeESisehe' Artabe nenaen wir das AfaA, welches l^/t babylonische 4hi
oder ägyptische Artaben beträgt» weil Herodot es ausdrücUioh ak i7«fCiMr
udt^ov beaeiehnet (§ 46, 3). Sicher aber bestand dasselbe, worauf auch dM
Beneomiag 'medische* Artabe hinfifthrt, längBi ver der persischen MeniehafI,
insbesondere bereits vor BcgrOndonip des ägmäischen Systems.
3) Erwähnt wird eine Motvlii AlvwaU ti^ der unechten HIppdcraiisdMa
Schrift %B^ vütmofr Toi XXD p. 2St KOhn (MetroL scripC I p. 75). Gewi£i iü
damit die proTinsalis i(otyle (§ 53» 13) geaieint
4> Ve^sl. Aber das Verhältnis, zu den kyprischen Blaben § 53,15 a.£^ n
dem provinzialen Olmals % 53, 16.
. 5) AlsMafaTeneSnta ist der lakedämonische Medimnos gedeutet wordea
Ton Christ m Fleckeisens Jahrbflchem 1865 S. 457.
^9,$.».
ÄfilNÄlSGBBS SYSTEM.
605
natarliclisle war, dag Salon durch fortgeaelzte Halbiemiig in kleineres
MaCs umgeseUt wurde. 0 Es ergiebt uch demnach folgende Übersicht:
SttMimd
Moadnaledes
Uter
SitOB oad
Noninate de« j..,^
eeioeTefle
i«iB.8K8Un»
seilte TeiU
1
Hekteus
12,12
v»
Cboinix 1,515
V»
HeBHhektQD
6,06
Vi«
Dikotylon 0,758
V4
DkheinikQD
3,03
V»2
Kotyle 0,379v
9. Dlaioit ist eigeQtlieh aUea evkton, was bisher noch dunkel war.
luden statt im. babyleniscbeii Seehzigstels, welches den iwrundawa»*»
sigsten Teil d^ Saton bildete, dessen zweimnddreilsigsler Teil ab Ein*
Mtsmafe genoownen und durch fortgebende Verdoppelung bis aunt
Saton aufgestiegen wurde, \m übrigen aber die überlieferte Einteilung
der Hanptittarse naeh dem Duodecimalsystem aufrecht erbauen bKeb,
lom man zu f<^gei«deni Syst^ne der IfaGse Air Trockenes und Flüsaigesv
welches nacUbker für di# gesamte grieehBeh-röHüsche Kultur mafis-
sebend gewesen ist.
Malte Aea TiodKnen
Mabe de« Fltarigcn
Hedimoos 1
Metretee 1
Hekteus 6 1
Chus 12 1
Henüheklon 12 2 1
Dikolflo« 72 6 1
Ghoinix 48 8 4 1
Kotyle 144 12 2.
Dikotylon 96 16 8 2
1
Kotjle 192 32 1& 4
2
Wir laaaenk nun noch die Betsage dieser MaGie in der Reihenfolge
iiuier GfObe. sowohl nadi agindischer als attischer Norm folgen. Im
^ttiieben System ist das Diketylon dasselbe Haft wie später der römische
Seitar.
äginäisch
atüscb
Medimnos . *
. 72,74 Liter
52,53 Liter
Metretes • .
. 54,56 ,
39,39 „
Hekteus . . .
. 12,12 „
8,75 „
Henihekton
. 6,06 „
4,38 „
Chus. . . •
. 4,55 „
5,28 ff
Choinix . . .
. 1,515 „
1,094 „
Dikotylon . .
. 0,758 „
0,547 „
Kotyle . . .
. 0,379 „
0,274 „ .
^elcÜ«9 zwar Tom babylonischen Maris« nicht Tom Saton, aesgeht, als letzte
^^i aber nicht das Sechzigste! , sondern das Yienugstd des babylonischen
wig, a. L das Sechzehnte^ des Saton, hat (§ 50, 6).
506 URSPRUNG DER GRIEGHISCHEN SYSTEME. fu^ioit
10. Um die Genesis des attischen Systems der Hohlmibe voD-
sUlndig yerstehen zu können , haben wir zunächst zu unterscheiden
zwischen den wu-kUchen Betrügen, wie sie lediglich nach demMUiu-
gewichte, mithin nach fern abliegenden, finanziellen Rflcksicbten fest-
gesetzt waren (§ 46, 11), und zwischen dem gewissermalsen ideeDen
Verhältnis des attischen zum äginaischen Hohhnarse. Ziehen wir nUH
Uch in der vorhergehenden Obersicht von einem beliebigen attischei
Mafse Vis seines Betrages ab, so verhält sich der Rest zu dem daoebes
stehenden äginäischen Malse genau wie 2:3. Das heifst mit anderes
Worten, Solon behielt die Nominale und relativen Werte des äginSischeD
Systems bei , nahm aber ab Einheit der Teilmafse nicht die aginSische
Kotyle «■ Vss Saton «■ ^ji babylonisches Sechzigste!, sondern die
Hälfte des Sechzigstels. Das attische Dikotylen war also un-
mittelbar dem babylonischen Sechzigstel nachgebildet, während es in
ganzen äginäischen System kein entsprechendes Nominal gab.
Wie praktisch diese Mafsregel war, haben nachträglich die Rmkt
bewiesen , indem sie alle Mafse ihres Reiches nach dem Sextar, d. L
der Solonischen Doppelkotyle, regulierten.
Hätte nun die Solonische Kotyle zur äginäischen genau wie 2:3
sich verhalten , so wäre der Sextar genau gleich dem babylonischea
Sechzigstel geblieben und die gesamten Mafse des Altertums wflrden
unendlich leichter sich erklären lassen, als es in der That der Fd ist.')
11. Dafs das attische Hohlmals nach attischem Gewichte normiert
war, läfst sich nicht bezweifeln. Die römischen Mafse sind genau des
attischen nachgebildet (§ 16, 1. 17, 3), das römische Quadrantalwx
bestimmt nach dem Gewichte des attischen Talentes; also mufsde«
attischen Metretes, welcher das Anderthalbfache des Quadrantal betnti.
ein Wassergewicht von 1 Vs Talenten, dem Medimnos ein Gewiclit ^
2 Talenten entsprochen haben. Auch auf die kleineren Mafse bis vm
Dikotylon oder Sextar entfallen durchaus abgerundete Gewichtsbetrigt
nämlich auf Hekteus .... 2000 Drachmen
Hemihekton
Chus . .
Choinix .
Dikotylon
. 1000 „
• 750 „
. 250 ^
.125 „ ,
18 atUsche System der komparaüTet 3I^
troloeie bereitet hat^ habe ich näher ausgeffihrt am Schlafs der Recensioa ▼<•
Brandia* Mfinz- Mafa- und Gewichtaweaen in Fleckeiaena Jahrb. 1S67 S. 53^
Das dort Gesagte ist auch vorausgesetzt fOr die Abfassuoff von | 46, 11* ^
die Vergleichaog der Hohlroafse im einzelnen ist auf ( 46, 16 lu rerveiMS.
1 1«. 11. ATTISCHES SYSTEM. 507
woran sich die Kotyle mit 62 Vi Drachmen schliefet, eioe Bestimmung,
welche genau zwar nur in der Formel des römischen Gewichtes ^) sich
erhalten hat, annähernd aber bezeugt wird yon den griechischen Ärzten,
welche die Kotyle gleich 60 Drachmen Öles rechneten.^)
Fragen wir nun weiter, welche Rücksichten bei Bestimmung des
attischen Gewichtes mafsgebcnd waren, so bedarf es nur des Hinweises
auf die besondere wirtschaftliche Lage, durch welche Solon zu seinem
Gesetze über Schiddenentlastung reranlafst wurde, um zu zeigen, dafs
es dabei in erster Linie auf möglichst billige Anordnung des Kompro-
misses ankam, dergestalt dab weder den Gläubigem mehr an ihren
Forderungen gekürzt wurde, noch die Schuldner mehr erleichtert wur-
den, als unbedingt durch die Verhältnisse geboten war. Das von Solon
gesetzlich bestimmte Verhältnis des Schuldennachlasses hat nach un-
serer Ausdrucksweise 27 Prozent betragen (§ 25, 2); in dieser einen
Verhältniszahl mufs aber aulser der gesetzUchen Gleichung zwischen
altattischer oder äginäischer und Solonischer Silbermünze annähernd
anch enthalten sein die Gleichung sowohl zwischen äginäischem und
attischem Gewicht, als auch zwischen äginäischem und attischem Hohl-
mals. Femer wird wahrscheinlich auch das attische Längenmafs zu
dem nach dem Gewicht bestimmten Hohlmafse in einer leicht erkennt-
lichen Beziehung gestanden haben. Endlich wird auch die Steigerung
des uralten Torderasiatischen Goldgewichtes (§ 42, 12. 15) auf den Be-
trag des Solonischen Münzgewichtes voraussichtlich nach einer ein-
fachen Verhältniszahl erfolgt sein.
Dies soll im einzelnen sofort nachgewiesen werden. Wir stellen
aber das Schlufsresultat schon hier in Kürze zusammen.
Mit Einführung eines neuen Münzfufses, d. h. einer finanziellen
Maßregel zu Gunsten der argverschuldeten ärmeren Bürgerschaft, ver-
band Solon zugleich die Schöpfung eines feindurchdachten , wohlge-
schlossenen Systems der Längen- und Hohlmafse und der Gewichte,
indem er
1. als neues Münzgewicht zu Grunde legte den um V24 erhöhten
Betrag des babylonischen Goldgewichtes,
U. jedes Nominal äginäischen Hohlmafses sich erhöht dachte um
1) Dt 1 attisches Talent « 80 römischen Pfund ist, so kommen auf die
tue 6V4 attische Drachmen; mithin sind 10 Unzen -« 62 Vt Drachmen. Die
Belegstellen fOr die Schätzung der attischen Kotyle zu 10 Unzen Weingewicht
sind ha Index zu den Metroi. Script II unter Horvhj 3 aufgefQhrt.
2) VergL oben § 16 S. HO Anm. 5, unten § 53, 16, MetroL Script. I p. 72.
508 URSPRUNG DER «RIEGDSCHEN SYSTEME. f is^iLii
Vii seines Betrages, und aus diesem gesteigerten Betrage in dem Vor-
luhnis Yon 3 : 2 je das entsprechende attische Nonioal abtötete,
ID. den attischen Fnfs der Absicht nach gleich setiie der Kante
des Würfels, welcher 9 attische Oioen oder ein Vohiin Wasser oi fi^
wicht TOB 1 Vt Talent aittielt,
IV. die altflginSische Mine, deren Gewicht nach der ursprangüehn
Norm 153V» neue Drachmen hätte betragen mOssen, auf 150 DraduRi
setzte (§ id, 4. 48, 1).
12. Das ieiehte babylonische Talent Goldes ist oben ($42, fl 1§)
auf 25,20 Kilogr. angesetzt worden; es Terhalt ndi also za den atti-
schen Talente ?on 26,196 Kilogr. ({ 26) wie 96,2 : 100, d. i. nahen wie
24 : 25. Noch sicherer ab«r ergiebt sich die letztere VerhUtniazdiir
wenn wir setzen als
A das Verhältnis zwischen dem Maiimum des GoMtalentes, i>ft-
ches, entsprechend dem Manimiim des königlichen Tafentes, 254$
Kilogr. beträgt (f 42, 10), und dem attischen Talente,
B das Verhältnis zwischen dem Uinimura desselben GoMtakato,
welches laut eben angeftiirtem Nachweise 25,167 Kilogr. beträgt, ai'
dem attisdien Tafente,
C das Verhältnis, wdches sich ergiebl, wenn wir nach den adieai-
schen Volksbeschlufa (f 25, 2) das Verhältnis zwischen äginäisdMi foi
attisdiem Gewichte gleich 138 : 100 setzen und das l^äische liM
gemäfs seinem Ursprünge (f 46, 6) >■> ^/u des Goidtalentes rechiA
D das Verhältnis, welches sich ergiebt, wenn wir nadi derFonMl
der Solonisdien Seisachthie (^ 25, 2) 73 äginäische Talente gMck 100
attischen, und wieder, wie Torher, 25 äginäische Tafente gleich 36GiM-
talenten setze». Wir erhdten demnach
A«96,4 :100 € — 9533:100
B ^ 96,07 : 100 D — 95,13 : tOOL
Das Mittel aus diesen Verhältnissen beträgt 95,86 : 100, und diea vt
sammengehalten mit dem zuerst berechneten Verhältnis 96,2: 100 Akrt
wohl unzweifelhaft zu dem genauen Verhältnis 96 : 100 -« 24 : 35.
Auf noch kürzerem Wege und nicht minder zuterllBsig wärdaa
wir dassdbe genaue Verhältnis geAmden haben, wenn wir aus den xB"
erst berechneten Verhältnis der effektiven Gewichte und dem obiges
quellenmä(sig überlieferten Werte C, welcher genauer ist als D, <hs
Mittel gezogen hätten.
Gerade wie Solon das babylonische Gewicht, so erhöhten die K^
mer bei Einführung der Siiberprägung das attische Gewicht um ^/s4t
f 49, IS. ATTISGBBS STSTEBL 609
um Ton der Drachme auf die rdmische Hauptmttnze, den Denar, zu
kommen.^)
13. Das ftginAiscbe HoUmafe haben wir oben (§ 46, 7) nach dem
faakybniaohea bestinunt Fügen wir nun m einem beliebigen Nomi*
nal des ägmäisdiea Systems Vis seines Betrages hinzu, so erhalten
wir jedesmal nach dem Verhältnis 3 : 2 das entsprechende Nominal
des attischen Systems 2), und die gleklien Nominale beider Systeme
verhalten sich zu einander wie 18 : 13« Diese unmittelbar aus den Be-
trägen des Hohfanafises berechneten Verhältnisse finden ihre Bestäti*
gong in der überlwferten Gleichung der Gewichte. Denn wenn nach
dem athenischen Volksbeschlufe 138 Solonische Drachmen gleich einer
Iginäischen Mine sind ($ 25, 2), so mOss^ auch die gleichen Nominale
äginäischen und attischen Hohlmafaes sich zu einander verhdten wie
138 : 100; dieses Verhältnis aber stimmt so nahe mit dem eben gefun-
denen 18: 13 e» 138,46 : 100 ttberein, dafs beide fQr der Absicht nach
gleich zu erachten sind. Ja die Differenz, so unerheblich sie an sich
ist, erklärt sich sofort, wenn wir bedenken, dafs bei dem Gewichte
nach dekadischem System Yon der Grundzahl 100 ausgegangen wurde,
während das Hohlmafs nach duodecimaler Rechnungsweise zu verglei-
chea war.
Weiter haben wir hiemach das Verhältnis zwischen dem Sechzig-
^ des babylonischen Maris (§ 42, 8) und dem attischen Dikotylon oder
späteren romischen Sextar festzusetzen auf 12 : 13, und es bedarf nur
eines kurzen Hinweises auf die früher g^«bene Definition des aUischen
Hohhnarses einerseits (§ 16) und des babylonischen Blaris andererseits,
(un klar zu stellen , dafs die Auffindung dieses glatten und einfachen
Verhältnisses ungesucht aus den anderweit bestimmten Beträgen sich
dai^geboten hat, nicht etwa umgekehrt bei unseren Untersuchungen
Aber die Festsetzung jener Beträge von Einflufs gewesen ist.
Da bei dieser ganzen Erörterung die durchgängige Normierung
^ Bohlmafses nach dem Gewichte vorausgesetzt ist , so mufs unsere
Hypothese, wie wir sie oben ($ 46, 11, 1. II) formulirt haben, noch die
^be bestehen, dafe die Solonische Gleichung der Gewichte identisch
sei mit seiner Gleichung der Hohhnafse. In der That zeigt eine leichte
Ausrechnung, daCs, wenn das babylonische Goidtalent zum Solonischen
1) Da das attische Talent -« 6000 Drachmen — 80 rteischen Pfund, und
^ älteste Denar auf das Noimalgewkht von ^n Pfand ausgeprigt war, so
▼erWdt ücfa Draclune zu Denar wie 80 • 72 : 6000 — 24 : 25. VergL oben S. 27 t.
2) VergL die Übersieht § 46, 9 a. E.
510 URSPRUNG DER GRIECmSCHEM SYSTEME. |4i.ii
Mttnztalent sich Terfaielt wie 24 : 25, das babylonische Secbiigslel vm
attischen Dikotylon stehen mufi>te wie 12 : 13.0
14. Dafe Solon auch das attische Längenmafs mit dem leuge-
schaffenen Hohhnafse und Gewichte in Beziehong gesetzt habe, mekfet
keine Cberlieferung. Da aber einerseits sicher bezeugt ist, dalsdie
Römer ihr oberstes Hohhnafs als Kubus des Fuises definiert haben, und
andererseits die enge Wechselbeziehung des LXngen- und HoUfflafes
im ägyptischen, babylonischen und äginäischen System schweriich k-
zweifelt werden kann, so hat eine gleiche Annahme für die Soloniscbe
Mabordnung einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit^
Nur ist zunächst fraglich , ob Solon von der Elle oder von den
Fufse ausgegangen sei, um einen Kubus zu bilden, wdcher eineDg^
wissen Betrag des HohlmaCses dai*stellen sollte.
Der Kubus der attischen Elle hält 98,87 Liter, seine Hälfte 49,435
Liter. Der attische Hedimnos beträgt 52,53 Liter, der Metretes 39,39
Liter; es stimmt also keines von beiden Ha£>en, noch auch irgend eiie
Unterabteilung bequem mit dem Kubus der Elle.')
1) Nehmen wir zunächst an, dafs dts babylonische GoldUleot voA ^
Solonische MOnztalent einander gleich waren, so entwickelt sich ans den Fona^-
'Maris normiert nach dem Wassergewicht von 1 >/& GoldUlenten' (§ 42, 8. 15), ■*
'Dikotylen normiert nach dem Wasseraewicht von 1 ^4 attischen Minen' (§ *^^h
indem wir ferner statt des Maris das Sechziffstel nna statt des Talentes die Jub<
setzen, zwischen Sechzigstel des Maris nnd attischem Dikotylon das Tohttl*^
24 : 25. Da aber das babylonische Talent nicht gleich dem Soloniscki vti?
sondern sich zu demselben verhielt wie 24 : 25, so ist das Verhältnis xwisckes
Sechzigste! nnd Dikotylon aaznseUen anf 24* : 25*, d. i., da 25 — 24 + ^
24«:(24« + 2.24 + lX
oder, indem wir darch 2 • 24 dividieren,
12:(12 + 1 + V4.),
d. i. mit Weglassnng des geringen auslaufenden Bruches das gesuchte Terhiltatf
12 : 13. Dieselbe Niherungsfurmel hat sich oben | 42, 18 a. £. aus etaer ft**
metrischen Progression, in welcher je zwei Nachbarglieder sich wie 24 : 25 vo-
halten, ergeben, indem das Verhältnis eines Gliedes zu dem abemachsteD f^
sucht wunde.
2) Vergl. Brandis S. 34. Die exakte Formel für Vergleichung des Bm>:
mafses mit dem LaUgenmalSse giebt Eotokios zu Archimedes »t^ cfoi^*'^
KvUv9(H>v ni p. 106. 16 ed. Heiberg: dwijco/ud'a 9i ual %a teur iyqwf ^f*,
ual ^^(fwr iify» oi clor fm^rtitf ^ fiÜ^fnvop) §ts Kvßor $ta&iffta€\hu "^
Sia Tijfi Tovtav nXtv^Q avafitj^lv %a TOv%a>r dtxjuta tyyütt, ^^^ ff^
"Weiter zurückgehend finden wir, dafs schon Hippokrates Ton Chios und Pn|^
in ihren Untersuchungen fiber das so^nannte uelische Problem die B^*^^*}^
zwischen Längen- und Körpermafs wissenschaftlich erörtert hatten: t. F{^'
eisens Jahrbücher 1873 S. 493 £, Cantor Vorlesungen über GescL der Matfe^
1 S. 139 f. 180 f. 200. Vor der wissenschaftlichen Behandlung der Frage JaMO
sicher empirische Vergleichunffen zwischen Längen- und K({rpenna£< ittnf^
funden, welche unbedenklich bis in Solons Epoche zurückverlegt werden l^^J*^
3) Gewifsheit darüber kann man sich leicht verschaffen, wenn nu *^
$46,14. ATTISCHES SYSTEM. 511
Es wird demnach zu Tersachen sein, ob Solon ebenso wie spitter
die Romer ?om FulsmaTse aus die Verbindung mit dem HoUmarse her-
gestellt hat Die Amphora, der Kubus des römischen Fu(ses, ist gleich
8 attischen Choen. Da nun der römische Fufe zum attischen sich wie
24 : 25 Terhftlt (§ 10, 2 a. E.), so mufs aus der Proportion 24^ : 25'
■B 8 : fl? der angenäherte Betrag des attischen Kubikfurses sich ableiten
lassen. Die Ausrechnung ergiebt 9,07, also rund 9 Choen oder 54 Sex-
tare, d. i. mögUchst genähert den Betrag des babylonischen Maris, i)
Wir können demnach uns leicht vergegenwärtigen, wie Solon bei
Yergleichung des Längen- und Hohlmafses Terfuhr. Er ging von eben-
denselben Hohhnafs aus, welches im babylonischen System die Ver-
mittelung herstellte; nur konnte er nicht, wie dort geschehen ist, ein
einfaches Multiplum dieses Maises nehmen, um auf den Kubus der atti-
8chen E 11 e zu kommen, fand aber dafttr, dafs das Mals selber nur einer
geringen Modifikation bedürfe, um unmittelbar den Kubus des attischen
Fofses zu ergeben. So wurde nun an Stelle des Maris, welcher nach
der Solonischen Gleichung der Hohlmafse nahezu 111 Kotylen betrug,
das Mab von 108 Kotylen, d. i. 9 Choen, gesetzt und bestimmt, dafs die
Kante des Würfels, welcher soviele Choen fafsle, die Norm fUr den
attischen Fufs abgeben soUte.
Damit war das Solonische System geschlossen, denn 1 attischer
Kobikfofs entsprach zugleich einem Volumen Wasser im Gewichte von
1^8 Talenten.
Diese Beziehung zwischen Längen- und Hohlmafs und Gewicht
konnte auch ausgesprochen werden durch die Formel: 6 Metreten im
Wassergewichte von 9 Talenten sind gleich dem Kubus von 2 Fufs.
Gehen wir von dem anderweit ermittelten Betrage des attischen
Uohhnalses aus, so erhalten wir als Kante eines Würfels von 9 Choen
(«= 29,55 Liter) einen Längenfufs von 309,1 Millim., werden aber zu-
gleich sagen müssen, dafs das elfektive Längenmafs, aus welchem der
betreffende Würfel konstruiert war, nach gesicherter Analogie min-
destens um V^oo kleiner war als der soeben aus dem Hohlmafse be-
wie viele Kotylen auf den Kubus der £Ue gehen. Die Ausreehnang enriebt
361,4. Wie wenig passend aber dieser Betrag ist, ergiebt sich onmittelbar,
^ean man vergleichsweise ausrechnet, daüs auf den Kubus des aus den Bau-
werken berechneten attischen Fulses 107,1 Kotylen gehen. Denn da der aus
«a Bauwerken berechnete römische Fuls etwas kleiner ist als der dem Hohl-
^ entsprechende, so erkennt man sofort in der berechneten Zahl 107,1 den
Betrag Ton 108 Kotylen — 9 Choen.
1) Vergl. oben { 42, 18 S. 412 f., unten ( 46, 16 S. 516.
512 URSPRUNG BBR ORSGHISGHEII SYSTEME. f a ii. ii.
rechnete Betrag, i) Wir erhalten also a«ch ans den HoUmtbe eines
Fttfs TM 8083 MilUnL, d. L den anderweitig festgestellten Being des
attisdien Fufees (f 10, 2—^.
Das Flichenplelhren, welches Ten dieseoi Fufse sich abbüete, ler-
bielt sich sn den Plethron des iginlischen oder gemeingriechischeo
gystein wie 24 : 25 (§ 46, 3). Es steht woU krin Bedenken entgegn
aodi üeee Satsung als eine Solonische anzusehen.
15. In den Torbergebenden Abschnitten sind die Normea ent-
wickelt worden , nach denen Sokn sein System aus dem asistischeo
nad aginftischen Mals und Gewicht ableitete. Ein fauner CbetUck
tlher alle diese VeriOltnisse seigt, dals die Solonische Ordnung eine
ganz eigentttmliche Stellung in dem Kreise der Iheren Systeme ein-
nahm, und dab die Vei^gleichung attisdier Werte mit InÄyloniechei
oder ftginflischen in der Praxis weit sditmriger war, ds die dene^
schiedenen Werte babyhminchen Systems mit einander oder nut den
lginäisehen.2)
Indes führte gerade diese Sonderstdung im Verein mit dem son;'
samen Festhalten an der einmal au^esteHten Nenn und spater der wdt-
gebende Einflufe des athenischen Staates dazu, dem attischen SysM
1) Wie aus § 42, 18 ia Verbindng mit | 46, 16. 17 hervorgeht, htkB^
Römer bei der Vergleichaiig des attitch-römisoheD mit dem agyptisob« M^
mafse diejenige Norm der ägyptischen Elle Toraasgesetzt, welche Uat § 4l,i^*
auf 525 Millim. za definieren ist Allein die aus der Artabe tod 36,4& IM
(6 41, 7) berechnete EUe betragt trotz der grofsen Genauigkeit der ImtiidKi
Marse etwas mehr, nämlich 526,3 Millim., d. i. ein Mehr Ton V^m des anto-
ireit ermHteken Betrages. Über das babylonische Maß ist in fieser BeM«f
an der S. 503 Ann. 2 dtierten Stelle aespioehen worden. Nach des aeM^
Untersuchunffen, die in diesem Handbuch hinsuffekonunen sind, können wir w
BifTerenz auf nur 2 MiHim. beschränken, d. i. ^fito des letzteren Betrages. Bfl
der mn&iscken Elle (f 46, 7) kommen wbr too 477,9 MUlim. toab aif etil
475 Millim. (entsprechend einem Fufte Ton 317 Millim., dem Mittel am ^
S. 526 B anfgestellten Werten); der aus dem Hohlmals gefundene Mmj'^
Eile differiert also um etwa ^ku tob dem anderweit gedeherten Werte. Aia
beim römischen FuÜBe macht die entsprechende Differenz ^/tvo aas (P^{i^f|'
Jahrbacher 1867 S. 526). Wir gehen also ganz sicher, wenn wir die Diflm<
beim atöechen Foüb auf nur V^oo ansetten und demgemilb die oben hmttvi
Korrektur eintreten lassen.
2) Vergl. Fleckeisens Jahrbacher 1867 S. 535 ff Wenn ich dort S. 537^
attische System als inkongnient mit den Sbrigen bezeidmet habe, «o fitt M
auf Grund der obigen Untersudmuffen, awar nicht Hwfar fflr den Drspnmy
Systems, wohl aber fflr die Erscheinung desselbeB im intcmatioBalea Yeivp
Mch den Verhiltnissen 24 : 25 und 12 : 13 konnten weder MiBsea aebei ar
ander kursieren noch Hohhnalae neben einander in Gelnaneh sein. IN]4^
aber lag gerade in dieser Sprödigkeit des Systeau die Gewilv dafSr, im «
sich ung^dert erhalten, andere Werte regulieren und schUeüilich eiae lU««-
mein rermittelnde Stdlong gewianea konnte.
1 40, 15. ATTISCHES SYSTEM. 513
eine hohe Bedeutimg mitten in dem Gewirre der übrigen Mafse und
Wahrungen zu verschaffen, ein Vorzug, den die Römer sehr wohl zu
würdigen wufeten und ausgiebig f&r ihre Provinzialordnungen ver-
werteten.
Auch das darf kaum als zuföllig gelten, dafs die Römer, anlangend
das Gewicht und LängenmaTs, zwar die attischen Normen genau über-
trugen, jedoch ihre eigenen Gewichte und Mafse nicht aufgaben, dafs
sie ab^ das Hohlmais, abgesehen von einigen Abweichungen in den
Nominalen, unverändert beibehielten.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Gewichts- und Münz-
ordnung Solons. Das etwas erhöhte Gewicht verschaffte den auf diesen
Fu(s geschlagenen Münzen von vornherein eine günstige Stellung im
Handelsverkehr, und diese befestigte sidi inmier mehr, je stetiger die
Prägung sowohl in ihren Typen, als in den Nominalen und in dem Ge-
wichte blieb. Dazu kam, dais es das uralte Goldgewicht war, welches
Selon auf die Silber prägung übertrug. Das bedeutet, in die Sprache
der MOnzwährung übersetzt, dals 20 Drachmen Silbers gleich gelten
sollten 2 attischen Drachmen Goldes, d. i. einem leichten asiatischen
Goldstater oder, wie er später hiefs, einem Dareikos. Das Gold war
ako nur zum zehnfachen Werte des Silbers angesetzt. Mochte nun
auch der Handelskurs davon abweichen, so war doch wenigstens eine
feste Norm gegeben, und zwar eine solche, von welcher aus leicht der
sprachliche Ausdruck für den jeweiligen Kurs gebildet werden konnte,
wahrend die komplizierten Formeln des babylonischen und phönikischen
Staters schon an und für sich der griechischen Auffassung fem lagen,
vollends aber unhandlich wurden , sowie das Wertverhältnis zwischen
Gold und Silber abwich von der Satzung babylonischer Währung. ^
Wie geschaffen war ferner das Solonische Silbergeld, um den Kurs
derin groisen Massen undaufenden Elektronmünzen von sehr verschie-
denen Metaliwerten festzustellen.
Endlich hatte auch, Silber gegen Silber geglichen, die attische
Wahrung von vornherein eine klare und markierte Stellung in der bun-
ten Mannigfaltigkeit von Münzen babylonischen, äginäischen und phö-
1) Was oben S. 403 f. zu Gunsten der babylonischen Währung gesagt ist,
kann nicht fl&r das bewegliche griechische Kulturleben nnd insbesondere nicht
^ dn Volk gelten, welches vorwiegend decimal, nicht sexap^esimal, rechnete,
über den Unterschied zwischen dem zehnfachen Wertverhaltnis des Goldes zum
Silber, wie es der sprachliche Ausdruck der Griechen ansetzt, und dem that-
siehlicfaen, nach den Umstanden wechselnden Handelskurse ist § 28, 2. 30, 1. 2
mutiges bemerkt worden.
H«Utek, Mvtrologie. 33
514 URSPRUNG. DER GRlECfliSCHKN SYSTEME. f 46. u. i^
nikischen Pulses. Daraus entwickelte nch baM eine entschiedene Pr3-
ponderanz der attischen Münze Ober die beiden erstgenannten Wah-
rungen, während gegenOberdem phönikiscben Fu&e es zu einer Teümig
der Herrschaft kam. Weit in den Westen drang attisches Gewicht tot
und wurde auch von den ROmem bei Normierung ihres Pfundes und
des Gewichts ihrer Silbermttnze zu Grunde gelegt; nidit minder bidt
die attische Währung mit Alezander ihren Siegeszug durch den Osten,
bis sie endlich langsam entartete, aber immer noch Lebenskraft genog
behielt, um in etwas veränderter Form von den Römern in den Pro-
vinzen griechischer Zunge fortgeftihrt zu werden.
Dais auch das Längenmals einen Einflufs tlbte, welcher weit Ober
die Grenzen des athenischen Staates hinausging, ersehen wir nicht bloft
aus den Ackermafsen von Kyrene, sondern besonders auch aus der
Thatsache, dafe die Romer sowohl ihr Fufsmab dem attischen nachbil-
deten, als auch ihre Meile nach dem attischen Stadion regulierten.
16. Dafs das Hohlmafe, wenn man die genauen Beträge berOdL-
sicbtigt, weder zu den babylonischen noch zu den äginäischen MaiM
in bequemen Verhältnissen stand, geht aus der früheren DarsteUuag
zur Genüge hervor. Doch ist schon dort als wichtig hervorgehoben
worden, dafs Solon in der attischen Kotyle ein Mafs schuf, welches fast
genau die Hälfte des babylonischen Sechzigste^ darstellte, mithin bener
als die äginäische Kotyle zum asiatischen Systeme pafste (^ 46, 10).
Demgemäfs verhielt sich auch die attische Choinix günstiger ab die
äginäische zur Kapithe oder dem Kab; denn erstere stellte sehr nabe
die Hälfte, letztere drei Viertel des asiatischen Maises dar. i) Ver^eichea
vnr dieselbe attische Choinix mit der Hälfte des Kab einerseits und der
persischen Kapetis^) andererseits, so hält das attische Mafs gerade die
Mitte zwischen den beiden asiatischen.') Nicht minder erscheint das
Hemihekton deutlich als das Mittelmafs zwischen babylonischer nad
persischer Addix^); ja auch in dem eigentümlichen syrischen System
1) Die Betr&ge sind: Kapithe oder Kab 2,02 Liter, attische Choinix 1,09 LUec,
Iginlische Choinix 1,515 Liter. Anfserdem ist fftr alle diese Yergleicbnogcfi tvf
Tab. XX und XXI zu verweisen.
2) Ahnlich wie ohen S. 504 Anm. 2 ist hier zu bemerken , dals die Be-
nennung 'persische' Kapetis keine chronologische Beschränkung enthalten mO.
Das System der Hohlmafse, welches wir als persisches kennen, ist ans im
medischen Reiche herübergenommen worden und hat gewifs bereits tot der
medischen Herrschaft proyinziale Geltung gehabt
S) Das halbe Kab betrigt 1,01, die Choinix 1,09. die Kapetis l,14Liter-
4) Die Betrage sind: babylonische Addix — 8 Sechiigstel — 4,04 IM».
Hemihekton -« 8 Sextare -« 4,38 Liter, persische Addix — 9 Sechiigstd «
4,55 Uter.
|M,i«« ATTISCHES UND VORDERASIATISCHES HOHLMASS. 615
ist es ein nach attischer Norm gesteigertes Mafs, welches die Vermitte-
hing bildet zwischen dem Sechzehntel des Saton oder 2 ägindischen
Kotylen und dem Achtzehntel oder alten syrischen Sextar.i)
Endlich gesellte sich vielleicht der attische Medimnos, insofern er
das Hauptmals des Trockenen war, leichter als das äginäische Flttssig-
keitsmais, der Metretes, zu der persischen Artabe, trotzdem dafs der
Hedimnos nur ungefähr, der äginäische Metretes dagegen genau mit
der letzteren übereinstimmte.
Ein Gesamtüberblick über alle die verschiedenen Berührungen
attischen Mafees mit orientaUschem lälst sich, gemäfs dem Stande der
Überlieferung, nur in der Weise geben, dafs zugleich die aus römischer
Zeit bezeugten , zum Teil gesetzlichen Vergleichungen mit in Betracht
gezogen werden. Da hier nun nicht der Ort ist eingehender zu unter-
suchen, inwieweit jede einzelne aus jüngerer Zeit überlieferte Ver-
gleichung auch fUr frühere Zeiten vorausgesetzt werden darf, lassen
wir es bei einer summarischen, nach den mathematischen Verhältnissen
geordneten Darstellung bewenden.
Als Einheit für die Vergleichungen wählen wir den römischen
Sexlar, das Blafs von 2 attischen Kotylen.
I. Nach dem systematischen Verhältnis 12:13 zwischen Sechzigste!
und Sextar, welches implicite in der Solonischen Mafsordnung ent-
halten ist (§ 46, 13), kommen auf die persische Artabe 100 Sextare ^),
mithin auf das babylonische Epha 66^8 * auf den Maris 55 Vi 9 anf das
Saton 22 Sextare. 3) Diese Gleichungen haben die Römer, wie später
gezeigt werden wird, mehrfach angewendet. 4)
n. Da die persische Artabe im Betrage von 100 Sextaren dem
attischen Hedimnos von 96 Sextaren ziemHch nahe stand, so werden
beide Mafse von Polyän und den Lexikographen als gleich geschätzt
(945, 3), und insbesondere bei Teihnafsen konnte der Unterschied
leicht aulser Betracht kommen. In der That ist mit Sicherheit über-
liefert, da£s, wie 4 Vi phönikische Sata auf die persische Artabe gingen,
1) Vergl. f 51, 3 and ebenda 4 zu Ende.
2) Den 108 Sechzigsteln der persischen Artabe (§ 45, 3) entsprechen nach
don Verb<niB 12:13 genau 99'/i8, also mit einer Abrundung, deren Fehler
tU vecschwindend klein nicht in Betracht kommt, 100 Sextare.
3) Letxterer Betrag abgerundet statt 22^9» oder, wie vielleicht richtiger zu
sagen, abgeleitet aus einer Artabe die zu 99 Sextaren (statt 99%s: ».vorige
Anm.) gerechnet ist.
4) Vergl. anlangend das Epha oder Bath und dessen Hälfte f 51, 4, femer
in betreff des Maris, Saton und verwandter Mafse § 53, 15. Auch auf § 42, 18.
44, 10 und die bereits oben citierte Tab. XX ist zu verweisen.
33*
516 URSPRUNG DER GRIECHISCHEN SYSTEME. f «.16.
80 der attische Medimoo« in SicUien und anderwärts in 4 Vi provimiak
Mafee zerfiel, deren jedes 21 Vs Sextare enthielt (§ 56, 2. 53, 12 a. E.).
Auch Bestimmungen des Saton zu 2lVs und 2P/& Sextaren, entspre-
chend einer Artabe von reicUich 97 Sextaren« sind bezeugt (§ 44,100.
53, 12). Nur auf ungefährer SchäUung beruht das Saton von 20 Sex-
Uren bei Epiphanios (§ 44, 9. 10 C. 53, 15).
Am Schlüsse des Abschnittes über das babylonische System
(§ 42, 18) haben wir eine Vermutung darüber aufgestellt, wie sowohl
diese etwas niedrigere, als die unter III folgende höhere Ausbringung
der Artabe und rerwandter Mabe aus dem Längenmalse abgeleitet
werden kann.
m. Während nach den Gleichungen unter II das asiatische Mdk
etwas niedriger stand als gemäls den normalen Verhältnissen unter 1,
so mufe dasselbe anderwärts auch einen etwas reicUicheren Betrag als
den normalen gehabt haben. Denn nach der Gleichung der persischen
Artabe mit 102 (statt 100) Sextaren, welche aus Herodots Zeugnis
hervorgeht O9 haben die Römer noch in weit späterer Zeit einen pro-
Tinzialen Medimnos bestimmt (§ 53, 13).
Wenn wir mit Herodot 51 Cboiniken auf die Artabe rechnen, so
würden nach gleichem Ansätze 34 Cboiniken auf das babylonische Epha
gehen. Doch ist uns nirgends eine solche Gleichung bezeugt; vielmehr
spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, dafs nach dem Verhältnis unter I
das Epha rund zu 33 Cboiniken (» 66 Sextaren), das ihm gleiche Btth
zu 11 Choen, das Saton zu 11 Cboiniken, endlich nach dem Ansatz
unter II der Maris zu 9 Choen (»■ 54 Sextaren) gerechnet worden i^
War es doch ein Mafs von 9 Choen, aus welchem Solon den attischen
Fufs ableitete (§ 46, 14).
IV. Oberwiegend zu Gunsten des asiatischen Maises fielen alle die
ungeßihren Schätzungen aus, welche von der Annahme ausgingen, dals
Sechzigstel und Sextar einander gleich seien. Die hierher gehörigeD
Zeugnisse des Xenophon und Aristoteles sind früher besprochen wor-
den 2); häufiger erscheinen solche Angaben bei Schriftstellern, welche,
wie Josephos und Epiphanios, ganz auf dem Boden des Orientes stehen
und das ursprüngliche asiatische Mafs mit dem syrischen oder Ptole-
maischen hin und wieder verwechseln, während sie an anderen Stellen
genaueren Vergleichungen folgen. ')
1) Vergl. 6 45, 3 und S. 394 Anm. 3.
2) S. 391 f., 394 Aoin. 3, 479 mit Anm. 4 und 5.
3) Das Nihere ist aas den betreflfendea Angaben in $ 44, 9 a. 10, wo la-
gleich die weiteren Gitate gegeben sind, zu ersehen.
5 46, le. 17. ATTISCHES UND ÄGYPTISCHER HOHLMASS. 517
V. In den Staaten , welche aus Alexanders Reich hervorgingen,
ist mehrfach das einheimische Mafs beibehalten , aber nach attischer
Norm gesteigert worden. Wir verweisen hier nur auf den syrischen
Metretes von 120 Sextaren, welcher ursprünglich als Doppeltes des
Maris 120 Sechzigstel hielt (§ 51, 3), und auf die Ptolemäische Artabe
TOD 72 Sextaren (§ 53, 1 1). Gerade in Ägypten aber läfst sich deutlich
Terfolgen, wie die alten, von dem attischen System abweichenden Mafse
durch die ganze Ptolemäerzeit sich erhielten und noch viel später
von den Römern durch gesetzliche Gleichungen anerkannt wurden
(§ 53, 12 ff.).
17. Eine Vergleichung mit dem ägyptischen Mafse hat der Soloni*
sehen Ordnung gewifs fern gelegen. Da aber zwischen der ägyptischen
Artabe und dem babylonischen Epha ein wesentlicher Unterschied nicht
bestand (S. 367. 394) und hiernach Hin und Sechzigstel zu einander
fast genau in dem Verhältnis 9 : 10 standen, so ist zu erwarten, daft
später die Römer, als sie das von ihnen angenonmiene attische Hohl-
mafs auch mit dem ägyptischen zu vergleichen hatten, unmittelbar zwi-
schen Hin und Sextar ein einfaches Verhältnis herzusteUen versuchten.
Wenn Hin zu Sechzigstel sich verhielt wie 9: 10 und unsere obige
Vermutung über die Ableitung des attischen Hohlmafses aus dem baby-
lonischen richtig ist (§ 46, 13), so ergiebt sich als das unmittelbare
Verhältnis zwischen Hin und Sextar 54 : 65 -» 100 : 120,37, d. i. mit
Weglassung des auslaufenden Bruches 5 : 6.
Ja wenn wir die fQr Hin und Sechzigstel froher berechneten, den
wirklichen Beträgen möglichst angenäherten Werte zu Grunde legen,
so erhalten wir als das Verhältnis zwischen beiden 9 : 9,9786 0 * und
weiter nach der eben angeführten Voraussetzung als das Verhältnis
zwischen Hin und Sextar 100:120,11, also noch näher wie voriier
das glatte Verhältnis 5 : 6.
In der That haben die Römer 6 Hin gleich 5 Sextaren gerechnet,
wie aus folgenden später noch nachzuweisenden Formeb hervorgeht:
1 Artabe (d. i. 80 Hin) «= 100 Pfund Olgewicht -» 66^8 römische
Sextare (§ 53, 16),
1 Bath (d. i. die semitische Benennung der Artabe als Olmafses) »*
50 syrisch -alexandrinischen Sextaren, deren jeder gleich IVa
römischen Sextaren ist (§ 51, 4),
Vi 00 Hin «: Veo attische Kotyle (§ 53, 18).
1) Aus den in € 41, 7 nnd 42, 8 festgestellten Beträgen der Artabe und des
Miris berechnet sich Hin zu Sechzigstel = 36,45 • 60 : 30,31 • 80 >» 9 : 9,9786;
518 URSPRUNG DER GRIEGfflSGHEN SYSTEME. $ 4«, n. t9.
Aus diesen VerhlltnisseD der Hohlmabe bat sich auch die merk-
würdige Gleichung ergeben , dafs das uralte ägyptische Gewicht, das
Ten (§ 41, 8), möglichst nahe 3V8 romischen Unzen entspricht i)
18. Hiermit war zwischen allen Hafsen und Gewichten Ägyptens,
Vorderasiens, Griechenlands und des romischen Reiches eine wohlge-
gUederte Kette einfacher Verhältnisse hergestellt, fest genug um den
gegenseitigen Zusammenhang zu wahren, und doch nicht so eng ge-
schlossen , dafe nicht je nach dem praktischen Bedarf das Verhdtnb
zwischen zwei sich berührenden Mafsen ein wenig hätte modificiert
werden können.
Wenn Herodot die persische Artabe zu 51 Choiniken rechnet, so
entspricht dies dem Verhältnis 8,5 : 9 zwischen Sechzigstel und Sex-
tar.2) Dagegen bedeutet die Gleichstellung von Artabe und attischen
Medimnos und die Schätzung des Saton zu 21 Vs Sextaren (§ 46, 16,0)
nichts anderes als die Annahme des Verhältnisses 8 : 9. Beide Verhib-
nisse aber sind naheliegende Modifikationen des normalen VerhXhnisses
12 : 13 — * 8,33 : 9, begründet auf lokale Verschiedenheiten der To^de^
asiatischen Malse ') und geregelt nach den Erfordernissen des inter-
nationalen Verkehres.
Das systematische Verhältnis 12:13 zwischen Sechzigste! uDd
Sextar, welches, wie bereits bemerkt, aus der Solonischen Mafsordnuag
zu entnehmen ist (§ 46, 13. 16), mufs ferner noch die Probe bestehen,
dafs möglichst nahe dasselbe Verhältnis herauskommt, wenn wir das
ägyptische Hin einerseits als Mafs von ^/lo Sechzigstel (§ 41, 7), aDdere^
seits als solches von Ve Sextar (§ 46, 17) auffassen. In der Tbat veriiltt
1) Meine firflher ausgesproclieneyermataoi, dafe der Wassergebalt der Arttbe
dem Gewichte Ton 400 Ten entsprochen hat (Fleckeisens Jahrb. 1867 S. 627 U
ist durch Lepsius' Ansatz des Ten zu 90,959 Gr. (oben S. 373 Anm. 1) bestätigt
worden. Denn da der Sextar ein Wasser- oder Weingewicht von 50 rftmiscfc«
Urnen darstellt (§ 17, 4), so entwickelt sich aas der oben nachgewiesenen Be
Stimmung der Artabe zu 66'/» Sextaren und der Annahme eines der Artabe eit-
sprechenden Wassergewichtes von 400 Ten die Gleichung 1 Ten -• 3Vt UoicOi
und letzterer Betrag ergiebt (das römische Pfund nach ft 21, 3 zu 3|7,45 Gr.
gerechnet) genau 90,959 Gr., wie Lepsius das Ten bestimmt. Ein OberWid|
aber die S. 373 Anm. 1 nachgewiesenen Näherungswerte des Ten zeigt, dau
der Ansats desselben zu 3Vs römischen Unzen TonussichtUch dem vs^riif-
lichen Werte ebenso nahe kommt, als die entsprechende Gleichung des HoU-
mafses, wonach die Artabe -« OO'/s Sextaren, oder 6 Hin — 5 Sextaren geltes.
2) Vergl. S. 394 Anm. 3.
3) (venetisch aus dem Langenmaüse sind diese Differenzen entwickelt wordes
§ 42, 17. Absichtlich haben wir die dort aufffestellte Hypothese hier in ) 46
nicht in die Beweisführung hineingezogen, sondern uns lediglich auf griechische
ond römische Quellen beschränkt.
1 4«, 18. ZUSAMMENHANG DER MASSE UND GEWICHTE. 519
sich dann Sechaigstel zu Sextar wie ^% : «/s =« 25 : 27 = 12 : 12,96,
also sehr nahe wie 12 : 13. Oder mit anderen Worten, das Verhältnis
26 : 27 zwischen Sechzigste! und Sextar, weldies sich ergieht aus der
Gleichung von 9 Sechzigsteln mit 10 Hin einerseits und 5 Sextaren
mit 6 Hin andererseits, ist nichts anderes als ein modificierter, aus
römischen Anordnungen abgeleiteter Ausdruck des älteren und histo*
risch nachgewiesenen Verhältnisses 12 : 13 zwischen Sechzigste! und
Sextar.
Ähnlich ist zu urteilen über die Proportionen der Gewichte, wenn
wir die Kette vom ägyptischen Ten his zum attischen Talent und
römischen Pfund geschlossen uns denken. Das ägyptische Ten stand
einerseits dem Betrage von 3V3 romischen Unzen (S. 518) sehr nahe,
andererseits waren 1000 Ten zu vergleichen mit 3 königlichen haby-
lonischen Talenten (S. 409). Setzen wir nun versuchsweise diese Nähe-
rungswerte als absolut genau, so erhalten wir folgende Reihe von
Gleichungen, deren Anfangs- und Endglied sich zusammenschUefsen
müssen zu der anfänglich gesetzten Gleichung 1 Ten »b 31/3 Unzen ^^
^/i8 Pfund:
1000 Ten »» 3 leichten kOnigl. Talenten »= 3^6 leichten Talenten
Goldes — Z^Vu attischen Talenten =» 2777/» römischen Pfund.
Hiernach würde das attische Talent zum königlichen babylonischen
sich verhalten wie 108 : 125, zum babylonischen Talente Goldes wie
648:625. Letzteres Verhältnis ist ein so künstliches, dafs es in Wirk-
lichkeit, wenn es sich um eine Vergleichung zwischen attischem und
Geldtalente handelte, nimmermehr angewendet sein kann. In der That
steht dasselbe, wie die Reduktion 100:96,45 zeigt, dem von Solon
gesetzten Verhältnisse 25 : 24 so nahe, dafs wir das letztere aus dem
ersteren auch dann hätten entnehmen können, wenn anderweitige
Zeugnisse über Solons Gewichtsordnung mangelten.
Nach dem Solonischen Verhältnisse berechnet sich aus dem atti-
schen Talente ein babylonisches Goldtalent von 30,18 Kilogr., nach
dem durch Rechnung gefundenen Verhältnisse ein Goldtalent von
30,32 Kilogr. Das Mittel aus beiden Zahlen stimmt fast genau mit
demjenigen Betrage des leichten Goldtalentes, welchen wir froher aus
den bestjustierten Gewichtstücken und der persischen Goldprägung
hergeleitet haben. ^
1) Yerri« anlangend die Festsetsnng des babylonisehen Gewiehtes S. 398
Anoi. 1 und über das Verhältnis zwischen babylonischem und attiseheoi Gewicht
^ linüteücnsrechnang § 46, 12.
520 URSPRUNG DER GRIECHISCHEN SYSTEME. §46, la.
Endlich müssen aus den Hohlmafsen annähernd auch die Ver-
hältnisse der Längenmaüse nch ergeben. Wie wir oben (§ 46, 7) ge-'
zeigt haben , dals die aus dem babylonischen Maris und ägtnSiscfaeD
Metretes abgeleiteten Beträge der babylonischen und der gemeingrie-
chischen Elle hinreichend mit den anderweit gesicherten Werten dieser
Längenmafse stimmen, so müssen femer annähernd sich rerhalten
(A) ägyptisch-babylonische Elle zu attischem Fufs wie f^266 : 'phi,
ferner _
(B) attischer Fufs zu römischem Fufs wie i/bi : f^ = 3^2: if^
endUch
(C) römischer Fufs zu ägyptischer EDe wie f^ : f'266,67.*)
Ausgerechnet ergeben sich die Verhältnisse
(A) 6,431:3,780 =100:58,77
(B) 3,780 : 3,634 = 25 : 24,04
(C) 3,634 : 6,4366 — 56,46 : 100.
Damit sind zu yergleichen die Verhältnisse, welche aus den anderweit
bestimmten Längenmafsen sich ergeben
(A) 525:308,3 = 100:58,72
(B) 308,3 : 295,7 = 25 : 23,98, d. i. 25 : 24 (§ 10, 2 a. E.)
(C) 295,7:525 = 56,33:100;
mithin finden wir überall so nahe Übereinstimmung, als nach den zu
Grunde liegenden Voraussetzungen nur erwartet werden kann.^
1) Der Radicand 266, 67 bedeotet 4 ägyptische Artaben, deren jede glekk
66Vs römischen Sextaren gesetxl ist, desgleichen der Radicand 266 in der Glei-
chung A 4 babylonische Epha, deren jedes zum attischen Metretes eemils der
Solonischen Ordnung in dem Verhältnis 12: 13 steht Entsprechend ist ntcb-
her in der GIdchnng A der Langenmafise die babylonische Elle zu 525 Millhi.
gesetzt worden. Aus der näheren Darstellung in § 42, 18 geht hervor, daft,
wenn man in der Gleichung A der Hohlmafse die Kubikelle zu 5 Maris «> 300
Sechzigsteln setzt, in der nachfolgenden Gleichung der üjigenmafse eine EUe
von 532 Millim. in Betracht kommen mnfs. Dann sind die Verhältnisse bdai
Hohlmafs 100:58,00, beim Längenmafs 100:57,95, also die Differenz in den
zweiten 4jliede genau dieselbe wie oben im Text bei den Verhältnissen 100:58,77
und 100 : 58,72. DaÜB dieselbe verschwindend klein ist, zeigt die folgende Abb.
2) Nochmals ist hier, wie bereits früher S. 503 Anm. 3, auf die nähere
Ausfahrung in Fleckeisens Jahrbfichem 1867 S. 533 ff. in Verbindung mit S. 526,
außerdem aber noch auf S. 512 Anm. 1 zu verweisen. Der Unterschied der Ver*
hältnisse A ist ein verschwindend kleiner; denn wenn man aus den HohlmafeeB
den attischen Fufs nach der Elle von 525 Millim. berechnet, so erhält mia
308,5, also nur 0,2 Millim. (oder 7i»oo des Fufses) mehr als anderweit bcrechaei
ist; oder man zieht den Durchschnitt aus den beiden in voriger Anmerkung ver-
glichenen Verhältnissen und bekommt auch dann, wie berate § 10, 4 bemerkt
ist, nur ein Mehr von 0,25 Millim. (oder Visoo des FnÜBes). Auch die Difiereat
bei B kann nicht in Betracht kommen, vereinigen sich doch die bdden Vt^
i4M9. PHEmON. 521
19. Um die volle Bedeutung der SolonischeD Mafs- und Gewichls-
ordnung ku erkennen, ist es nötig gewesen, ihre Geschichte Yom An-
fange bis in die spate ROmerzeit zu verfolgen. Wenn wir nun dabei
gelernt haben, unter welchen Voraussetzungen dieses System entstan-
den und aus welchen Grundbedingungen heraus es zu so umfassender
Gehung erwachsen ist, efi gelingt es vielleicht auch über den Ursprung
desjenigen Xlteren griechischen Systems, aus welchem Solon sein eigenes
entwickelte, etwas Näheres zu ermitteln.
Nach altertberhrferung und fast einstunmiger Ansicht der Neueren
hat der KOnig Pheidon, der in der ersten Hllfte des siebenten Jahrhun-
derts oder, wie andere annehmen, um ein Jahrtiundert früher in Argos
herrschte ^), nicht nur die griechischen Mafse geordnet, sondern auch
zuerst griechische Münzen sowohl in Gold als in Silber, und zwar
letztere in Ägina, geprägt. Was nun zunächst das Gold anbelangt, so
haben wir es sicher mit einer späteren Sage zu thun, welche die schwer
Terständliche Benennung'euboisches Talent' zu erklären suchte (S. 206).
Dagegen sind die Nachrichten über die Silberprägung wohl begründet
und stimmen vortirefllich mit dem Befunde der Münzen überein. 2) Auch
hlltoisse 25 : 24,04 und 25 : 23,98 in dem wahrseheinlich ffesetzlichen von 25 : 24;
fiberdies aber steht der römische Fufs als jüngeres Man verhältnismafsig auch
an wenig niedriger als der attische (§ 10, 4). Um so weniger ist tu verwandem,
^b der ans den Bauten der Kaiserzeit ermittelte Wert des römischen Fufses
(§ 14, 3) im Vergleich m dem ältesten Mafse, der ägyptischen Elle, stärker ab-
weicht, als man nach dem Verhältnis der Hohlma&e erwarten sollte. Ja wir
bnuehen nnr demjenigen Betrag der ägyptischen Elle, welchen die Bauten von
Ohrnpia nachweisen (f 47, 1), zu Grunde sn legen, um statt des obigen Ver-
biltnhwes G der LängenmaÜBe zu erhalten 295,7 : 521 «> 56,75 : 100, also ein für
den römischen Fufe sogar günstigeres Verhältnis als das aus den flohlmaTsen
bfrechneCe ist.
1) Die Nachrichten über Pheidon finden sich sosammengestelit bei 0. Müller
Aegbetica p. 55 CT., Böckh S. 76 f., Lenormant I p. 125 fil 6ie Epoche Pheidons
^ nach H. Weissenboms Vorgange von K. Fr. Hermann Griech. Staatsalterth.
§33 S. 164. 166 der 5. Aufl. nnd £. Gurtius Griech. Gesch. I> S. 238 f. 656 f. in
<Ke erste Hälfte des 7. Jahrb. versetzt (insbesondere seine Feier der olympischen
Spiele in das J. 668, sein Tod etwa in das J. 660). Damit stimmt überein das
^^e der ältesten auf den Fnfs ron 12,4 Gr. geschlagenen äginäischen Slatere,
welches nach Lenormant I p. 132 f. unstreitig derselben Epoche angehört. Um
an Jahrhundert früher (775—745) herrschte Pheidon nach Duncker Gesch. des
Altcrttinms V* S. 388 fi*. G. F. Unger kommt in einer ausführlichen Untersuchung
^ *Die ZeitTtf hältnisse Pheidons', Philologus XXVUI S. 399 fi*. XXIX S. 245 ff.,
^<k auf die schon früher rersuchte Unterscheidung eines älteren und eines
J^sgeren Pheidon, nnd setzt den ersteren in die erste Hälfte des 8., den letz-
teren in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts.
2) Epboros bei Strabo VHI p. 358: koI fUr^ Siti^a rä ^iBtivui fudoy-
JJ»«« «toi ara&/ioif£ xal v6/itü/ui^ xtxaifayfiivov r6 r« aAAo xal roa^yv^ovv,
**nBor Parinm ts. 4 5 f.: ^eide^v o uä^eXos iBrifitvaa rä fUxifa xal avWKBvaag
^ vofufffui &^yv(faw kv jity^vr^ inoirjoip, Etymol. M. unter oßaXicuos: nay
522 URSPRUNG DER GRIECHISCHEN SYSTEBIE. f 46,1».
die Ortsfrage darf zu keinem Bedenken Anhfs geben. Gewife hab»
Regenten zu allen Zeiten zunächst in ihrer Hauptstadt gonOnzt AUein
die Verhilltnisse des damaligen Handelsverkehrs waren so eigeatOmlich
gestaltet, dafs im nordlichen Peloponnes ein Herrscher des BinoeB-
landes kaum eine andere Münzstätte als Ägina oder Korinth wählen
konnte. Korinth aber stand spröde, zuletzt feindlich dem Könige Phei-
don gegenüber, während Ägina ebenso wie die ganze Ostküste bis xar
Insel Kythera zu seinem Machtbereiche gehorte, i)
Nun ist femer überliefert, dals Pheidon auch neue Madse einge-
führt habe, welche, nach seinem Namen benannt, bis auf weit spätere
Zeiten sich erhielten.^) Gewifs gab es in den einzelnen Gemeindeii,
welche Pheidon zu einem engeren Staatsverbande zu Tereinigeo suchte,
Mafse und Gewichte der verschiedensten Art und darunter gar vide
ungenaue und durch Mifsbrauch gefälschte. Wenn er also die ahen
TA»v di Tt^t^oQ 4>$lBav 'j^oyeTöt rSfiuffta ttunfftv ip Atyivfj. Zweifelni) ob
Pheidon oder andere flrnechische Staaten zuerst gemfipzt haben, aoÜBertBck
Pollax 9, 83. Nach AUan Var. bist 12, 10 waren es die Ägineten (ohne Nenoonf
eines einzelnen Urhebers), welche n^ehrot vouurfta tntyifHWTo if avrSv xl^
[vSfuff/Mt] jiivwaiov, Madden History of Jewish coinage p. 10 äolsert siek,
nachdem er aie Stelle der Chronik Ton Paros angeführt hat, folfendenaatea:
Bat this chronicle only declares that Pheidon Btanped silrer coins, noithit
he was the first who did so, and that he Struck them in Aegina, bot ii ie Mt
Said that this was not also done elsewhere or at an earlier date, aor does H
determine that the Aeffinetans had not coined money before Pheidon. Uoo^
mant I p. 125—186 gelangt nach einer längeren Untersaehnng so den ScUn^
ergebnis, daüB Pheidon in der That die erste grieehische Prägong, und iwar ii
Silber, gedbt habe, während die erste Mflnspragnng flberhaapt von den Lyte
ausgegangen sei (vergl. jedoch § 22, 1 a. EL). Die kultorhistorische Bedrätaag
der Pheidonisehen Prägung weist Gurtius Griech. Gesch« P S. 23601 657 naci
1) Gurtius a. a. 0. S. 235. 238 f.
2) Auszugehen ist Ton Herod. 6, 127: ^MiSm^o^ rov xa fUt^ mt^t^nt^
n»lo9towfjiriotat. Dafs Herodot damit nicht gemeint haben kann, Pbeidon w
die Mafse erfunden, oder auch nur, er habe die ersten Mafse im Peiopovet
eingeführt, wird sofort klar, wenn wir Tergleiehen, wie genau Herodot Ä*
die weit älteren ägyptischen «id babylonischen Maise und deren ZnaaMMt-
bang mit den griecfdschen unterrichtet war (wofflr die Belege in diesemjvsf*
Abschnitt $40—46 vielfach angefahrt sind), hi speichern Shine wie Heiodet
hat Aristoteles in der l4^»imr noXvfia naca Pdl. 10, 179 die ^9t9mna fii^
d. h. die von Pheidon regulierten, behandelt Auch Ephoros an der S. 521 Am* '
angefahrten Stelle spricht nicht von einer Erfindung der Malse fiberhaopti •o>'
dem nur der ^aiS&via wdov/u^ti^ wozu die Ghronik tob Paros a. a. 0. ie
Erläuterung giebt, daÜB nämlich Pheidon die alten Mafse eingezogen aod aese
dafOr habe anfertigen lassen. Aus einem Mifsverständnis der Worte des Ep^ff^
ist die Tradition bei Plin. Nat. hbt. 7, 56, 198: meosoras et pondera PMM
ArgiTus (invenit) entstanden, welche bei Isidor Etym. 16, 24 vom hibeUniate>
Standpunkt aus berichtigt ist Js. Metrol. Script D p. 110, 20 u. PraeC ^ Vflly
Ober die anderweit rerwirrte Tradition in den Schollen su Pindar veigL UBe^
mant I p.l27.
141,11. PHEIDON. LYKURGS MASSORDNUNG. 523
Halse einzog und dafür andere nach einheitlicher Norm angefertigte
und wahrscheinlich geeichte einführte, so war diese weise und wohl-
tbatige Neuerung an sich Grund genug fUr Zeitgenossen und Spätere,
seinen Namen eng mit diesen Mausen zu verknüpfen, und es bedarf,
um die Oeidwpia fiitga zu erklaren , durchaus nicht der Annahme,
da6 dieselben einem neuen, von ihm erst erfundenen Systeme ange-
hörten. Die weitere Erörterung dieser schwierigen Frage ist in jüng^
ster Zeit durch die Entdeckung eines ältesten HUnzgewichtes der Insel
Agina wesentlich gefördert worden (§ 24, 1. 48, 1). Dasselbe unter-
scheidet sich deutUch Ton dem gewöhnlich so genannten äginäischen
Gewichte, welches wir in seinem Zusammenhang mit altpeloponnesi-
schem Längen- und Hohhnalse früher dargestellt haben (§ 46, 5 — 9).
Wir haben es also mit drei Voraussetzungen zu thun, welche nach
Zeit, Ort und Benennung genau zu unterscheiden sind. Die ersten An-
füge griechischer Münzprägung fallen in den Beginn des siebenten
Jahrhunderts ($ 22, 1 a. E.). Aus dieser Zeit rühren allem Anschein
nach die ältesten Münzen der Insel Ägina her, welche auf eine Mine
von 672 Gr. ausgebracht sind. Dies ist die altäginäische Mine, welche
sicher schon lange vor der ersten Münzprägung als Handelsgewicht
bestanden hat. Der äginäische Münzfüfs sinkt bald um ein merkliches
herab. Die jüngere Mine ist etwa um ein Zwölftel leichter; die Münzen,
die nach dieser Norm geschlagen worden sind , müssen relativ jünger
sem ab die vorher erwähnten, allein sie gehören ebenfalls dem sieben-
ten Jahrhundert an. Endlich finden wir in Sparta bereits im neunten
Jahrhundert ein System der Längen-, Flächen- und Hohlmafse (§ 46, 7«
47, 2), zu welchem wir das entsprechende Gewicht mit grofser Wahr-
scheinlichkeit konstruieren können. Dieses ahspartanische oder Ly-
korgische Gewicht aber nennen die Alten äginäisch (§ 47, 2), und zwar
hat sich herausgestellt, dab dasselbe mit dem eben bezeichneten jün-
geren Münzgewicht äginäischer Prägung identisch ist
Werfen wir nun zunächst einen RückbUck auf die Genesis dieses
peloponnesischen Systems, so zeigt sich sofort, dab seine hauptsäch-
lidie Bedeutung im Hohlmafse lag. Dasselbe ist ganz dem babylonisch-
phOnikischen nachgebildet; die einzelnen Malse sind beibehalten , wie
«e aus Asien kamen, und nur griechisch benannt und zu einer ge-
schlossenen Reihe zusammengefügt Weiter ist aus dem so überlieferten
Qod dann griediisch gewordenen Hohlmafse das Gewicht nach einem
einlachen Ansätze abgeleitet Dafs letzteres von dem vorderasiatischen
ßold- und Silbergewichte abwich, slinunte sehr wohl zu der Tendenz
524 URSPRUNG DER GRIECHISCHEN SYSTEME. f4e,if.
der gparUnischen Verfassung, den Verkehr mit dem Auslande und b^
sonders die Cirkulation von Edelmetallen möglichst zn beschränken.
Nach alledem ist nicht zu bezweifeln, dafis dieses eigentttmlicbe
griechische System in seiner Gesamtheit, nicht etwa blofs die HoUmaCse
für sich, bis in Lykurgs Zeiten zurOckreidit und von diesem, soweit
nötig, in seine Gesetzgebung aufgenommen wurde. Sollen wir nin
weiter rückwärts nach dem Staate oder dem Manne sudien , der das-
selbe zuerst auffand und einführte? Die Wurzeln stecken ohne Zweifel
in Kreta, welches ganz von phOnikischer Kultur erfüllt war i); die Zn-
sammenstellang aber der einzelnen Elemente und damit die SchOpfuo;
des Systems ist wohl sicher auf griechischen Boden und speciell in den
Kreis der Lykurgischen Gesetzgebung zu veriegen , mag nun Lykurg
selber oder einer der ihm befreundeten Ratgeber der Erfinder g^
Wesen sein.
Pheidon, der Ordner eines jüngeren Staatswesens, fand also d»
peloponnesische System d^ Hafse und Gewichte in den Hauptxdgei
bereits als gegeben vor; er hatte keinen Anlafs neue Mafse zu erfindest
erwarb sich aber ein Verdienst durch genaue Regulierung der bereits
überlieferten, er brachte femer auch das Gewicht des Lykurgischeo
Systems zur einheitlichen Durchführung. Keine Nachricht ist uns dl^
über erhalten, aber es ist kaum anders denkbar, alsdafsdasrelatirjOD-
gere Münzgewicht der ttginäischen Prftgung von Pheidon eingeftbrt
wurde, seitdem er, wie überliefert wird, das Silbergeld seines Reiches
in Ägina schlagen Uess. So ging die Benennung äginäisch auf das B^
sprünglich lakedämonische Gewicht über (§ 24, 4).
Mit der Einführung des gemünzten Geldes imPheidonischenReicbe
kamen auch die Metallbarren in Wegfall, welche nach Lyknrgiscbcf
Tradition bisher Oblich gewesen waren. Der K^nig zog sie m na'
legte einige derselben als Weihgeschenke im Tempel der Hera nieder ^X
1) Vergl. Curtius Griech. Gesch. I» S. 62 f. und insbesondere S. 177 £, wo
die Regelang der Agrarrerhältnisse nach kretischem Vorbilde nacbgewieseo wiH.
Über den aginlisehen MAnzfnfs auf Kreta vergl. nnten § 48, 7. Die Verwia't'
Schaft der Hohlmafse würde gewüs ganz deutlich hervortreten, wenn die Über-
liefemng wenigstens insoweit erhalten w&re wie in betreff der ETprischen HoU-
mafse (§ 48, 8). Diese sind einerseits nnz ans dem orientalischen Syste"
hervorgegangen, andererseits bieten sie nberraschende Analogieen mit dei ig)-
niischen Mafsen.
2) Etymol. M. unter oßsUffxoe, Vcrgl. Döckh S. 76, Cnrtins Griech. Gesch.
1* S. 238. Dafis unter den geweihten Rarren auch eiserne 6ߧll€xot^ wie «^
in Sparta umliefen, sich befunden haben, ist wohl anzunehmen; aber äiOt
können nicht die alleinigen Weihgeschenke gewesen sein, da das BaireagHa
überhaupt, also besonders das silberne, abzuschaffen war.
14«, 20. ABLEITUNG DER VERSCHIEDENEN FUSSMASSE. 525
womit er den älteren Brauch noch ausdrücklich als eine geheiligte
SatzuDg anerkannte, an deren Stelle nun nach dem Willen der obersten
Gottin die Münze unter Gewähr des Staates treten sollte. Das Nähere
über die Silberprägung nach dem Pheidonischen oder jüngeren ägi-
näischen Fufse ist bereits oben (§ 24, 2) bemerkt worden.
20. Zu den verschiedenen Untersuchungen , welche sich an die
Frage nach der Ableitung der griechischen Mafse knüpften, ist am
Schlüsse dieses Abschnittes noch ein kurzer Hinweis auf die Verhält*
nisse der Fuismaise zur Klafter der ägyptisch-babylonischen EUe beizu-
filgen.
Gehen wir aus von den sicher erwiesenen Thatsachen, dafs in
Kleinasien oder im Bereiche der naheliegenden Inseln bereits im 5. Jahrb.
^. Chr. ein Mafsstab bekannt war, welcher siebenmal in der KlafLer der
königlichen Elle enthalten war (§ 50, 1) und später als römischer Fufs
zu weitester Verbreitung gelangte (§ 14, 4), ferner, dafs die Tempel-
bauten zu Olympia, aufeer diesem Siebentelmaisstab, einen etwas gröfse-
ren Fuls aufweisen, welcher 6 V2 m^ auf dieselbe Klafter ging (§ 47, 1),
so entwickelt sich ganz von selbst die folgende Übersicht, welche die
Ableitung aller Fufsmafse des Altertums aus einer gemeinschaftlichen
Quelle nach möglichst einfachen Verhältnbsen zeigt (S. 526). Von den
beiden neben einander aufgeführten Beträgen der Klafter beruht der
erstere auf der königlichen Elle von 525 MiUun.^), der letztere auf dem
etwas herabgegangenen Mafsstabe, welchen die Bauten von Olympia
mit grofser Genauigkeit darstellen.
In dieser Zusammienstellung ist zunächst der Schlüssel enthalten '
zu einer deutlicheren Auffassung der Mafse der älteren Tempelbauten.
Noch ganz abhängig vom orientalischen Mafse ist das Heräon zu
Olympia geplant. Die Oberstufe mifst 24 zu 9 Klaftern, die lichte Cella-
l>reite beträgt 4 Klaftern, die Säulenhühe 27^ Klaftern, die übrigen
INmensionen sind nach dem Mafsstabe, welcher 7 mal, einige vielleicht
such nach jenem, welcher 6V2 mal in der Klafter enthalten ist, be-
messen. 2) Die Dimensionen des etwas jüngeren Zenstempels bekunden
. 1) TergL § 41, 3 ond betreffs der babylonischen Elle § 42, 5. Letztere hat
^ von der königlichen ägyptischen EUe, mit der sie orsprfinglicb identisch
^^, spater um ein geringes geschieden (s. § 45, 1. 48, 3 a. £.). Dafs die grie-
chischen Architekten den Rlaftermafsstab , nach welchem die Tempelbanten
'^Niert worden, aus Ägypten und nicht aus Babylonien überkommen hatten,
■we ich in dem Aufsatze Ober das Grundmais der griechischen Tempelbauten,
^Khäol. Zeitung XXXVÜI S. 91 f., darzulegen rersucbt.
2) Vergl. i 47, 1 und Archäol. Zeitung XXXYOI S. 93.
526
URSPRUNG DER GRIECHISCHEN SYSTEME.
§46.20.
Übersicht der Fuisinafse.
A. Ableitung aas der Klafter der ägyptischen Königselle.
Auf die Klafter
dM kftoiffL EU«
werdem gerechnet
0. FnCi Ifr. FftUetei
^ I
HL
Fnlsiiiarse
der inaOer
24 n Ptolemäischer Fufs, spä-
ter Ton den alexandri-
niscbeo Metrologeo der
Philetärische genannt
(§ 50, 1. 63, 4) 360
25 Kleiner asiatischer Fofs
(§60,3) I 336
Drosianischer Fu& (§ 60)
26 I Olympischer Fufs (S 47, 1) 11 (323)
27 I Attischer Fofo (§ 10) . . [ (311)
28 II KleiDer olympischer FaCi I
(§47,1) I (300)
Fnfs des metrologischen f
Reliefs (§50, 1) . .
Römischer Fafs (§14)
30 FuCs von Ushak in Klein- 1
asien (§ 50, 4) .... 1 (280)
Pub T.Herakleia(§ 67,1)
Oskischer Fufs (§ 67, 3) |
FoCb des Eratostheni*
sehen Stadions (§ 9, 4) jj 262,5
Horml-
betrag in
EffektiTMlbli
imlGIliB.
6
6V4
6Vi
6V4
7
V|^
333,4
*
320,6
308,7
298
277,9
354,6 biittO
335bi6 32M
332,7
321 bis 320,4
308,3
297,7
296
295,7
277,5
277,7
275,0
262,5
B. Ableitung ans der babylonischen Elle.
Aafdiebabyl.EUe|
werden gereoknet I
a. Fofe b. Pelirten[
FafomaCse
Nomudbetrag
in Millim.
EflfelÜTer Be-
trag in Villi»
IV«
1*/«
6 y Philetärischer FnCs (§ 60, 1) . . U 365 bis 360
6'/s I Gemeingriechischer FaCs (§ 8, 3. D
46, 2. 48, 3) g 319 bis 315
356 bis 349
320 bis 311
deutlich das Streben, das nationalgriechische Mafs, den Fuls, mehr ber-
Yortreten zu lassen, ohne daCi jedoch die ahdberlieferte Klafter beseitigt
wird. In sinniger Auffassung wurde der Ausgleich zwischen beiden
Mausen dahin geregelt, dafs die eine Hauptdimension fUr einen ruiideB,
und zwar decimalen Betrag von Fufs in Anspruch genommen wurde,
die andere aber der Klafter der königlichen Elle verblieb. Die Ober-
§46,M. ABLEITUNG DER YERSCfflEDENEM FUSSMASSE. 527
Stufe mifst 200 gröfeere olympbche Fufs in die Länge; die Unterstufe
ist wahrscheinlich zu 14 Klaftern in die Breite und 31 Vt Klaftern in
die Länge geplant gewesen ; die durchschnittliehe Axenweite der Säulen
beträgt 2V2 Klaftern.^) Wieder in anderer Weise ist der Ausgleich
zvrischen griechischem und orientalischem Hafse vollzogen worden am
Artemision zu Ephesos. Der ephesische Fnis war 6V4 mal in der Klafter
enthalten, und 200 solcher Fufs stellte die Breite des Tempels dar,
wahrend die Länge auf 60 Klaftern geplant war. Die Beziehung zwi-
schen beiden Hafseinheiten ist wechselseitig, indem einerseits die 200
Fnfo 32 Klaftern, andererseits die 60 Klaftern 375 Fufs entsprachen.^)
Unyerkennbar ist auch, dafs die 100 Doppelfufs der Breite und die 60
Klaftern der Länge dea Ausgleich zwischen dem griechischen decimalen
und dem babylonischen sexagesimalen System in ähnlicher Weise aus-
drOcken, wie in der Formel des gemeingriechischen Maises 100 Fufs
gleich 60 babylonischen Ellen gesetzt worden sind (§ 46, 2).
In Athen ist bereits der ältere Parthenon, welcher beim Einfalle
der Perser zerstört wurde, nach dem attischen Fufee erbaut gewesen,
der 6^4 mal in der Klafter enthalten ist Der Stylobat mafs in der
Breite 13 Vs Klaftmi -» 90 Fub, in der Länge 30 Klaftern, die Säulen-
h5he betrug 4 V2 Klaftern. Als dann Perikles den Tempel neu aufbauen
liefe, erweiterte er den Stylobat in dem Verhältnis von 9 : 10, sodals
nun die Breite 100 Fufe und die Länge den dritten Theil von 100
Klaftern betrug. Die meisten Einzeldimensionen aber des älteren wie
des jQngeren Parthenon lassen sich am flberaiehtlichsten darstellen,
wenn man eine besondere Bauelle annimmt, wetehe ein Drittel der
Klafter mafs und 2V4 attische Fu£s «» 9 Palästen hielt, selbst aber in
24 eigene Daktylen eingeteilt war.')
Wieder in anderer Weise zeigt das Heräon zu Samos, soweit dies
die erhaltenen Reste erkennen lassen, als Grundmafs die Klafter der kö-
niglichen Elle, wie auch die Ausgleichung mit dem gemeingriechischen
Fu&maise, welches der babylonischen Elle zuzuordnen ist (§ 48, 3).
Da babylonische und ägyptische Elle ursprünglich identisch sind,
so bedeutete in der römischen Provinz Ägypten der Übergang von dem
Ptolemäischen zum Philetärischen Fnfse nur einen Wechsel der Be-
nennung. Nicht so leicht ordnete sich der gemeingriechische Fufs in
1) S. das N&bere onten 1 47, 1 und Arch&ol. Zeitang a. a. 0.
2) S. die betr. Anm. zu § 50, 3 ond Archäol. Zeitung a. a. 0. S. 93 f.
3) Alles dies ist naher nachgewiesen und im einzelnen ansgefflhrt in der
Archäol. Zeitung a. a. 0. S. 94 ff.
528 URSraUNG DER GRIEOmSGHEN SYSTEME. »4e.io.
das System der aus der Klafter abgeleileten Fulsmafse ein. Versucht
man ihn in die Obersicht A einzuft^en, so erhält er seine SteOe offen-
bar zwischen dem grdfseren olympischen und dem attischen FuCse.^)
Hit beiden Alafsen berQhrt er sich sehr nahe; ja es gelingt yielleidit
noch zu erweisen, dafs beide Mafse nur Modifikationen des einen ge-
meingriechischen Fufses sind, hervorgegangen aus dem Streben, den
letzteren in Einklang mit dem überlieferten architektonischen Ha&e
der ägyptischen Klafter zu bringen.
Die obige Übersicht kann uns auch dazu dienen , die anderwäüg
bekannten Verhältnisse zwischen den einzelnen Fulsmaben zu koB-
trollieren, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dals das relativ jüngere
Mab in der Regel auch etwas herabgemindert und dadurch das Ve^
hältnis zu einem älteren etwas modificiert sein wird.
Der attische Fufe verhält sich gemäfe der obigen Übersicht zum
gröfseren olympischen wie 26 : 27 =» 96,3 : 100; dem effektiven Be-
trage nach ist er indes herabgegangen zu dem Verhältnis 96,16:100,
d. i. fast genau 25 : 26.
Der römische Fufs sollte gemäfs der Übersicht zum attischen sicfa
verhalten wie 27 : 28 »» 96,4 : 100; als das jüngere Mals aber ist er
mehr herabgegangen als der attische, sodafs die Römer selbst das Ver-
hältnis 24 : 25 — 96 : 100 setzten.
Der attische Fuls verhält sich zum Fufs von Herakleia gen^ der
Übersicht wie 10 : 9 a> 111,1 : 100, womit das anderweitig nachge-
wiesene Verhältnis 111 : 100 (§ 57, 1) fast genau übereinstimmt Der
oskische Fufe ist um ein merkliches herabgegangen , sodafs sein Ve^
hältnis zum römischen Fufs von dem normalen 14 : 15 >» 93^/i : 100
sich modificiert hat zu 93 : 100 (§ 57, 3).
1) Vergl. oben S. 498 Anm. 2, S. 503 Anm. 2. In diesem Sinne hatte i^
in die Cbersicht der Fofsmafse, Archaol. Zeit. XXXYin S. 92, zwischen olympi-
schen und attischen Fufe ein 'Korrelat* des samiachen, d. i. gemeingriediiMheB,
Fufees eingestellt
FÜNFTER TEIL.
Partikulare Mause ftrieohenlands und des Ostens.
§ 47. Dm griechuche FetÜaruL
1. Wie Dicht anders zu erwarten war, haben die vom deutschen
Reiche ?eranstalteten Ausgrabungen zu 0 ly m p i a auch unsere Kennt-
nis des griechischen Langenmafses wesentlich bereichert. Anfangs
schien es, als habe den Ältesten Bauten ein Fufsmafs von 316,8 Hillim.
zu Grunde gelegen i); dann glaubte man ein weit kleineres von 297,7
Millim. annehmen zu mQssen, welches besonders zu den Hauptdimen-
sionen des Herflon trefflich pafete und mit 4 Handbreiten der in 7 Pal-
men geteilten ägyptischen Königselle zu gleichen war^); endlich kam
ein drittes Fufsmafs von 320,6 bis 321 Ifillim. hinzu, welches zuerst
am Zeustempel beobachtet wurde, aber auch als anwendbar auf das
Heräon sich herausstellte. S)
Das gröfete und bedeutendste unter den Bauwerken von Olympia
war bekanntlich der Zeustempel. Die bis heute erhaltenen Reste zei-
gen, dafs er einem ersten Neubau im 6. Jahrb. v. Chr. und dann einem
teilweisen Umbau nach der Mitte des 5. Jahrb. unterlegen hat. 4) Da
die Grundmafse des ursprünglichen Baues jedenfalls ähnliche gewesen
1) Diese VermaluDg sprach F. Adler in der Vorrede zu den Ausgrabangen von
(Mympit, herausgeg. von £. Gurtios, Adler und Hirsch, I S. 20 aus und behielt
sie auch in der Vorrede zu Bd. U S. 15 beL Doch traten schon damals einige
Bedenken hervor. Ein olympischer Fufs von 316,8 Millim. war von H. Wittich
oach einigen Messungen Blouets zneret im Phllologus XXIV S. 599 und später
in der Archäol. Zeitung XXIX, 1871, S. 40, XXX, 1872, S. 103 f. aufgestellt
worden. Als Sanlendurchmesser wurden anfönglich 7V<s Fub, zuletzt (Arch&ol.
Zeitung XXX S. 103) 7 Fuüs angenommen; in letzterer Annahme steckt aber
bereits der olympische Fufs von 320,6 Millim., nicht mehr der anfanglich ge-
letzte Betn^ von 316,8 Millim.
2) W. Dörpfeld bei Adler in der Voirede zu Ausgrabungen von Olympia,
benusgeg. tod E. Gurtius, Adler und Treu, DI S. 28 f.
3) Adler a. a. 0. UI S. 26. 29.
4) Derselbe i S. 20.
Hiltf «k, Mctiologi». 34
580 GRIECHENLAND. §47.1.
sind wie die des ersteo Neubaues, so dQrfen wir die Entstehung des
olympischen Fufsmafses wohl mit Recht in die Anfangszeiten griechi-
scher Baukunst zurückversetzen.
Wir werden fortan das Mafs ?on 297,7 Blillim. den kleineren
olympischen Fufs und dasjenige von nahezu 321 Millim. den
gröfseren oder den olympischen Fufs schlechthin nennen.
Beide Mafse verhalten sich zu einander wie 13 : 14.^) Da nun
andererseits konstatiert ist, dafs der kleinere Fufs ^/r der ägyptischen
Königselle betrug, so ergiebt sich 8 : 13 als das Verhältnis des gröberen
olympischen Fulses zu dersdben ägyptischen Elle.
Von der olympischen Rennbahn sind Anfang und Ende ausge-
graben und die Kalksteinschwellen noch an Ort und Stelle aufgefunden
worden , welche die Schranken fttr den Ablauf und fttr das Ziel be-
zeichneten. Die Gesamtlänge von Schrankenmitte zu Schrankenmitte
beträgt nach genauen Messungen 192,27 Meter. 2) Dies ist also die
definitive Länge des olympischen Stadions, und der daraus abzuleitende
Fufe von 320,5 Millim. ist identisch mit dem am Zeustempel und an-
deren Bauten beobachteten Fufsmalise.
Es milst nämlich der Stylobat des Zeustempels in der Länge 64,10
Meter, d. L 200 olympische Fufs zu 320,5 filiUim.s) Nach der Absicht
des Baumeisters war damit zugleich ein Mab von 123 königUchen
1) Adler a. a. 0. in S. 29: 'In Folge der Auffindasg des Gmadmalses an
Zeustempel mit 0,3206 m glaubt Herr Dörpfeld auch ffir den Bau des Heraon
diesen olympischen Fufs als Mafseinheit annehmen zu mfissen, wodurch z. B. die
Stylobatbreite als &8Vt ol. F., die Stylobatlänge ak 156 F. und die Gellabrcite
als 26 F. sich ergeben. Beide Mafseinheiten, der Fufs von 0,2977 m und der
von 0,3206 m verhalten sich, was weitere Untersuchung verdient, wie 13:14*.
2) Bereits in dem IB. Btnde der Ansgrabongen S. 26 scUtste Adler die
Lange des olympischen Stadions zu 192,4 bis 192,5 Meter. Nach den Resultatei
der spateren Ausgrabungen haben Adler Bd. V S. 23 und Dörpfeld S. 37 diese
Linge definitiv auf 192,27 Meter und den entsprechenden Fufs auf 320,4 HUlim.
festgestellt (Dörpfeld rechnet mk unerheblicher Abweichung 320,5 Milüm.; doch
ist In 'Olympia und Umgegend*, zwei Karten u. s. w. gezeichnet von Kaipert
und Dörpfeld, heransgeg. von E. Gurtius und F. Adler, Berlin 1882, 6. 29 L der
Weart von 820,4 Millim. festgehalten.) Auch die Ostballe des Gymnafloas n
Olympia hat nach Adler eine Rennbahn von 600 olvmpisehen VaS$ enthalten.
VergL den Situationsplan in 'Olympia und Umgegend*.
3) Ausgrabungen m Bhitt XXXL In der Vorrede S. 26 bemerkt Adler, dals
das effektive Haft von 64,10 statt 64,12 Meter (letzteres entsprechend ctees
Fuise von 320,6 Millim.) als Absteckungafehler gelten könne. In der V<»rre^
zu Bd. I S. 20 waren als Lange der Area (in der Oberstufe gemessen) 63,40 Meter,
d. i. 200 angeblkhe olympische Fols zu 316,8 Millim., und als Breite 27,53 Meier,
d. i. 87 solche Fufs angegeben. Blan sieht, wie der falsche olympische Fvfe
beinahe dazu geführt bitte, die effektiven Nachmessungen der Teropelreste '
vornherein in Verwirrung zu bringen.
f47a OLYMPISCHES LÄNGENMASS. 581
Ellen aasgedrttckt 0, woaach wir für die Elle den Betrag von 521
Millim. erhalten.
Derselbe Stylobat hat eine Breite von 27,73 Meter ^), d. i. 86 Vi
olympische Puls zu 321,5 MilUm. oder 53 königliche Ellen 3) zu
523,2 MüUm.
LUnge und Breite ?erbalten sich nach dem Fufamafse genau, nach
dem EUenmaCse sehr nahe wie 160 : 69.
Die erhaltenen Reste haben es ermöglicht den uraprfln^chen
Baarife in aUen Einzelheiten mit grober Wahrscheinlichkeit wieder
herzustellen.^) Zu dem Tempel fahrten von allen Seiten drei Stufen,
deren unterste sowohl in der LUnge als in der Breite ein Mehr von
etwa 2 Meter Ober die Dimensionen der Oberstufe ausweist Nehmen
wir an, dafs nach der Absicht des Baumeisters die Unterstufe je um
3 königliche Ellen «» 1,56 Meter langer und breiter sein sollte als die
Oberstufe, so erhalten wir ab Dimensionen der Baufläche 126 EUen in
die Lflnge und 56 Ellen in die Breite, d. i. 9 : 4 als Verhältnis der Länge
rar Breite.^)
Die durchschnittliche Axenweite aller Säulen beträgt 5,21 Meter^),
d.i. 10 königliche EUen zu 521 Millim., oder 16 1/4 Fufs zu 320,6 Millim.
Die aufserdem noch beobachteten Dhnensionen, nämlich 50 Fufs
Gesamthöhe des Tempels, 9 Fufs Geisonlänge, 80 zu 10 Fufs Tympa-
nongröbe, endlich die Säulendurchmesser von 7, 6^8, 5^8 vmd 4^/4
Folg, welche einzuordnen sind in die um je IVs Fufs sinkende Pro-
1) Abgeroodet statt 8 • 200 : 13 — 123Vi8.
2) Ausgrabungen U BlaU XXXV.
3) Wieder abgerundet sUtt 8 • 867« : 13 — 58Vib*
4) Blatt XXXV des U. Bandes zeigt die resUorierte Ost- nnd Vorderseite,
Blatt XXXI des HL Bandes den GnuidriliB.
5) Das Verhältnis 9:4 zwischen Linge nnd Breite kehrt wieder beim alteren
«d jüngeren Parthenon sowie beim Tbeseion zu Athen (| 10, 2, Arehaol. Zeitong
nxviu S. 94 ff. 175 f.), nnd zwar zeigt das Theseion eine zwiefache nahe Ver-
wandtschaft mit dem Zeustempel zu Olympia, indem sowohl die Grunddimensionen
noch nach olyrapischea Fuüs bemessen sind, als auch das Grundveihaltnis in
^ tateren Stufe den genauen Ausdruck gefunden hat, wahrend dasselbe beim
Uteren nnd jüngeren Parthenon in der Oberstufe dargestellt ist. Betrachten wir
^ letztere Modalitat als die RegeL so ist locht ersichtlich, warum beim Zeus-
tcapel eine Ausnahme stattfand. Denn einerseits sollte die Zahl von 100 grie-
ddseben Doppelfnüs dargestellt, andererseits aber auch der Zusammenhang mit
te fiberiieferten Made der königlichen Elle gewahrt werden. So wurde die
Hatefttafe noch nach Ellen und genau nach dem Grundverhaltnis bemessen,
Ehrend dieses Verhältnis in der Oberstufe eine unerhebliche, ffir das Auge des
Beschauers kaum merkbare Abandernag erfuhr, um die Hauptdimension dedmal
*ad nach griechischem Mafse darstellen zu können.
6) Adler lU S. 26 nnd TcrgL Blatt XXXL
34*
582 GBOSCHENLAKD. f 47. l
portion von 56 : 47 : 38 halben Paläiten 0« leigen nur entferntere Be-
ziehungen zum EUenmaCse.^)
Dem Zeustenqiel steht an GrO&e zunitohet daa Heiligtum der Hera,
ttbertriflt aber jenen an AUer insofern, als der ursprüngliche flobbaa
nicht mit einemmale durch einen Neubau beseitigt, sondern die hober-
nen Pfosten (mit Ausnahme eines einzigen) nach und nach durch stei-
neme Säulen ersetzt wurden '), sodafs an den anftnglichen Dimenfiia-
nen, welche bb tlber das & Jahrhundert zurückreichen mögen ^), im
wesentlichen nichts geändert wurde.
Die Oberstufe des Herflon ist angelegt nach der Norm ? on 96
königlichen Ellen in die Länge und 36 in die Breite^); Lange aal
Breite verhielten sich also zu einander wie 8 : 3. Die nachgemessenea
Ausdehnungen ergeben eine Elle ?on 521 Millim.
Nach dem kleineren olympischen Mause erhalten wir 168 Fuls ii
die Länge und 63 in die Breite % nach dem gröberen 156 Fufe ia die
Länge und 58 Vi Fufs in die Breite^), und berechnen aus der Länge
der Oberstufe als lilafs des kleineren Fufses 297,7, des gröberen
320,6 Millim.
Die Säulenhöhe beträgt 10 Ellen zu 521 Millim*, oder 17 Vi Ueiae
oder endlich 16 V4 grobe Fub.
Die lichte Gdlabreite ist bemessen auf 16 Ellen zu 521,2 MUlim^
d. i. 28 kleine oder 26 grofse Fub ^).
1) Adler a. a. 0.
1) Die 50 FoTs oder (nach Bd. II Blatt XXXV) 16,17 Meter der Höhe üni
nahezu gleich dO'A (genau 30>*/i8) königl. Ellen. Die Höhe betrag also, aack
in Ellen aasgedrflckt, den vierten Teil der Styiobatlange. Die Getsonlänge tob
90 Fab lafst sich Tergleichen mit dSVt (genan 55Vi8) Ellen, die 80 Fob des
Tympanon mit 497« (genau 49^13) Ellen. Der Durchmeaser der Sialea aa da
Frontseite — 2,25 Meter steht zwischen 4V3 nnd 47« Ellen; der Siolendvch-
messer an den Langseiten «■ 2,21 Meter entspricht dem genauen Beträte tm
474 Ellen tu 521 Millim., nämüch 2,214 Meter. Endlich kann die Höhe des
Tempels bis sur unteren Kante des Geb&lkes (nach dem Aufrib 16,17 —0,575 «
15,595 Meter) betrachtet werden als Dimension von 30 EUen lu 520 Millim.
B) Pausan. 5, 16, t, Friedr. Thiersch Die Ausgrabungen von Olympia ia
Westermanns illustr. deutsehen Monatoheften, Juni 1880^ Bd. 48 S. S96. 398.
4) Nach der Tradition bei Pausan. a. a. 0. ist die Grflndung des HerioQ ia
den Anbng des 11. Jahrh. zu setzen. Soweit zurück auch deigenigen Baiplin
zu datieren, den die jetzt erhaltenen Reste nachweisen, würde wenig wahr-
scheinlich sein; aber wohl ist die Annahme gestattet, dab ein Tempd voa
96 zu 36 königlichen Ellen bereits dastand zu der Zeit, von welcher ah die
Olympiaden gezahlt werden. Welche Dimensionen etwaice noch Sltere Tempel-
banten hatten, wissen wir nicht; vermutlich lag aber auch ihnen dasselbe SUen-
mab zu Grunde.
5) Adler m S. 27—29. 6) Dörpbld bei Adler m S. 28.
7) Adler Ul S. 29.
8) Ffir das Mab von 26 grofsen Fub entscheidet sich Dörpfeld bei Adler a. a. 0.
947. 1. 1 OLYMPISCHES LiNGENMASS. 583
Die übrigen noch beobachteten Dimensionen sind wahrscheinlich
Dach dem kleineren olympischen Pulse gephrnt^)
Der wohlgehingene Versnob die Nike des Pflonios zu restaurie-
ren >), tafst schlielsen auf eine ursprfln^che Höbe des Piedestals von
18 gröberen olympischen Fufs und auf eine Höhe der Statue nebst Basis
von 9 Fufs'), sodafs unterer und oberer Teil des ganzen Monuments
sich wie 2 : 1 verhielten.
Aus allen diesen Vergleichungen, welche, wenn weiter ausgeführt,
gicher auch noch weitere bemerkenswerte Resultate liefern worden,
ergiebt sich mit grofser Wahrscheinlichkeit, dafs das Grundmafs der
beiden wichtigsten Tempel von Olympia die königliche ägyptische Elle,
oder, wie Herodot sie nennt, die samische (§ 48, 3) in dem Betrage von
521 Nillim. war 4), femer, dafs die griechischen Baumeister aus dieser
Elle zunächst einen Fufs ableiteten , welcher den siebenten Teil der
Klafter der königlichen Elle betrug, aulserdem aber auch ein Fulsmafe
anwendeten, welches 6V3 dmI in dieser Klafter enthalten war.
Den Mafisstab von V? Klafter werden wir auch in Kldnasien wieder
finden (§ 50, 1).
Ehie Vergieichung der beiden olympischen mit anderen Fuls-
mafsen des Altertums ist am Schlüsse des vorigen Abschnittes (§ 46, 20)
angestellt worden.
2. Über das Hohlmafs, welches von alters her in Sparta tlblich
war, ist bereits früher gesprochen worden (§ 46, 5. 6). Die Satzungen
1) Nach Dörofeld a. a. 0. beträgt die lichte Gellabreite 93Vs kleine Fufs,
^ Sinlenaxenweite 11 Fuis, die Wandstärke 4 Fufs, das Sfldpteroo 9 Fols, das
Ostpteron 12 Fols, das Westpteron 10 Fub, Yersncht man die entsprechenden,
iB aeaerem Mause ansgedrückten Dimensionen anf Ellen m redncieren, so erhält
man allerwärts auslaufende Brttche mit dem Nenner 7, ein sicheres Kennzeichen
des kleineren FuCsmafees. Dasselbe läfet sich anch auffassen als der zur klei-
neren ägyptischen Elle (| 14, 4. 41, 1. 2) gehörige Fufs; es steht also seinem
Vorkommen schon im 8. Jahrhundert v. Chr. kein Bedenken entgegen. Später
ist diseelbe Mafs, nur um ein weniges verringert, als römischer Fufe in Olympia
illgemein üblich geworden: s. Dörpfeld Ausgrabungen V S. 37.
2) Ausgrabungen n Blatt XXXIV.
3) Über den Befund der erhaltenen Bruchstflcke der Basis s. Adler in der
Voirede S. 19. Die Zeichnung von Steinbrecht nimmt an als Höhe des ganzen
Mosmnentes 8,90 Meter, als Höhe der Statue bis zum oberen Ende des Kranzes
MO— 5,80 — 3,10 Meter, d. i. 9Va FuGb zu 321 Millim. Ehi Blick auf das be-
treffende Blatt zeigt, daCb das von dem Wiederhersteller angenommene Verhältnis
18 : 9'/» perspektiTisch so wirkte als wäre es 2 : 1.
4) Dies ist ein Minimalbetrag, welcher ohne Bedenken noch bis auf 523
Millim. erhöht werden kann. Vergl. oben S. 531 das aus der St)rlobatbreite des
Zcnstempels entnommene Ellenmats und unten S. 552 die Definition der sami-
leken EDe.
584 GBOEGHENLAND. f 47. s.
aber die Betrige an LebeDsmiUebi und Weia , welche m den gemein-
schaftlichen Hahlzeüen zu liefern waren ^X bildeten einen integrieren-
den Teil der Gesetzgebung Lykurgs; es mflssen abo Hohbnais und Ge-
wicht schon damals genau geregelt gewesen sein. Aber auch feste
Ackermafse sind notwendig vorauszusetzen 2), und diese wiederum
Itlhren auf ein bestimmtes Lftngenmals, dessen Betrag einige Tempel-
bauten des Peloponnes teils genau, teils annähernd nachweisen. AUe
diese Elemente, Langen- Flachen- und Hohbnafs und Gewicht, ver-
einigen sich nun zu einem geschlossenen Systeme, welches wir das
'Sginaische nennen, weil der eine Teil desselben, das Gewicht, nach
ausdrücklicher Überlieferung diesen Namen führte. 3)
Nach den Normen dieses Systems ist der Medimnos anzusetzen zu
72,7 Liter, der Chus zu 4,55 L., die Mine zu 605 Gramm (S 46, 6. 9);
nuthin waren von jedem Spartiaten monatlich zu liefern an Gersten-
schrot rund 73 L., an Wem 36 Vs L., an KSse 3 Kilogr., an Feigea
1 Vs Kilogr.^) Auch das sogenannte eiserne Geld der Spartaner, dessen
Einftlhrung ebenfalls dem Lykurg zugeschrieben wird ^X war nach dem-
' 1) Flut. Lykurg 12: i(p§^§ Si SnoffroQ uara ßii^pa rmv awririrafr aXfivmp
fUBifMHfitff ottum j^a£ hunoiy tv^ nivr^ mfae, cvx^r vnUfumm, nim, VeigL
A. Blelsehowtky De Spartanorum syssitUsJuaiiciinldiss. Breslsa 1869, p.24— 27.
2) Yergl. Gurtius Griech. Geschichte P $.177 ff. Ein yvrii im Betrage tob
50 attischen nXd&^a ist vielleicht schon im 8. Jahrh. in Lakonien flUidi ge-
wesen, da er in Herakleia am Siris, der Pflanzstadt Tarents, nachzuweiBeB ist
(§ 57. 1). Ja es wird ans anderweitigen Kombinationen sehr wahrscheinlich,
daCB der lakonische yvrjs zur Zeit Lykurgs 48 nXi&^a ilteren griechischen Blata
hielt: s. oben S. 41 Anm. 6. Jedenfalls haben wir das nXd&^or Lykurgs nach
§ 46, 3 zu 992 D Meter anzusetzen.
3) Das eiserne Geld der Spartaner hatte das Gewicht einer iginilsdieB Kae
(unten S. 535 Anm. 5), die Geldbeiträge zu den Syssitien waren in igraasebea
Obolen, d.i. in AquiTslenten eines Obolos Silbers festffesetzt (S. 535 Abb. 2k»
die Mftnzen, welche Pheidon auf Agina schlagen Hefs, sind nadi einem Gewicht
ausgebracht, welches dem laked&monischen Hohlmafs entspricht
4) Auf den täglichen Verbrauch eines Spartiaten wurden also «uCmt 4cr
Zukost, fOr welche der Beitrag in Obolen gezahlt wurde, gerechnet etwa 2^
Liter Mehl, 1»/« Liter Wein, 100 Gr. Käse, 50 Gr. Feigen.
5) Xenoph. Staat der Laked. 7, 5, Polyb. 6, 49, Plut Lyk, 9 und Lys. 17,
Apophthegm. Lacp. 902 f., PolL 7, 105; 9, 79, [Piaton] Errz. p. 400B. VergL
0. Müller Dorier IT S. 201 ff., Böckh Staatshaush. P S. 772 f., K. Fr. Hemm
Griech. Staatsalterth. $ 27 S. 141 (5. Aufl.), dessefben Griech. PrfvaUlterth., dritte
Bearb. ron H. BlQmner, S. 451, Schömann Griech. Alterth. P S. 284 f. 361 £,
H. Stein über das Eisengeld der Spartaner in den Jahrbfichem für dass. PkBoL«
Leipzig Teubner, 1864 S. 332 ff., Lenormant I p. 217 ff. Letzterer weist ioshe-
sondere nach, dafe der flberlieferte Ausdruck e$dfjocvr vifuvfta (Polyb. Plai ■.«-«
v6fitcfia schlechthin Xenoph.) irrtflmlich ist, da die Spartaner auch, BacMcaa
die Mftnzprägung im übrigen Griechenland eingefthrt war, ihre Efeenbarren bei-
behielten oder auswärtigen Geldes sich beiHenten. Hervorzuheben ist die Aa»-
drucksweise im Eryxias: ir AaxtieUuopi etdngS üra&mS rouitav€i, 'te L«kfr-
damon ist Eisen nach dem Gewicht in BraucIT.
1 47.3. SPARTANISGHBS MASS UND GEWICHT. 585
«elben Gewichte ttormiert. Keio Bürger sollte sich Schfttze anhäufen.
Deshall) wurde der Gd)rauch der edlen Metalle uad selbst des Kupfers
als Tauschmittel untersagt und dafür Eisenstttcke im Gewichte einer
Mine eingeführt, welche teils längliche, fost stabähnUche, teils mehr
kreisrunde Form hatten und hiernach teils oßelog oder oßeXlaxog^
teils rtiXcLVOQ (d. i. Ttikavog^ Opferkuchen) benannt wurden J) Dem
Werte nach stellten diese Barren sicher das Äquivalent eines Obolos in
Silber oder den sechshundertsten Teil der Silbermine dar^), würden
also in beutiger Münze einem Betrage von 0,18 Mark entsprechen.')
Teilstücke sind gewifs voriianden gewesen , und zwar mindestens bis
herab zum Achtel, wie die oidd(feocj die ^tt der xcthcol in Bfzanz
zur Zeit d«s peloponnesischen Krieges als Scheidemünze geschlagen
wurden.^) Wenn dem niXavoq m Gewichte einer Mine ein Wert von
nur 4 xahtol oder Vs Obolos zugeschrieben wird ^), so kann damit nur
eise spätere Schätzung des effektiven Wertes eines solchen Eisen-
barrens gemeint sein, wobei das Eisen zu Slber in das Werlverhältnis
von 1 : 1200 gesetzt wurde, während es nach der eben dargestellten
Lykurgischen Ordnung wie 1 : 600 , also um das Doppelte günstiger,
gehen sollte. Eisenbarren im Gewichte von je 1 Mine zusammenge-
bSufl bis xum Werte von 10 Minen Silbers wogen 3630 Kilogr.,
machten also eine gute Wagenladung aus, wie ausdrücklich berichtet
wird.<^) Diese Verhältnisse wurden selbst dann, als in den übrigen
1) 'Oß9JU€9t0t bei PittU Lys. 17, ißtloQ bei PoU. 7, 105 (auch 9, 77 vefgi.
nit Plut a. a. 0.), nikctvo^ bei Hesych., nUapM bei Nikand. AI. 488 mit Soholioo,
Photiot and Soidas. Yergl. oben S. 133 Anm. 1.
2) Dikäarch bei Athen. 4 p. 141 G giebt den Geldbeitrag za den Syssitien
m^ ühta riras jiiy^vcUovs ißoMti an. Da das nicht SUberobolen gewesen
•ein kdonen , so rnnCt das Wertäqui Talent in SUber ffir einen Eisenobolos ge-
meint sein. YergL oben S. 191, unten Anm. 5.
3) IMe lakedamonisehe und spatere aginäische Bline ({ 46, 6) im Gewicht
Ton 605 Gr. stellt einen Silberwert von 108,9 Mark dar (§ 24, 5).
4) Aristoph. N«b. 249 u. Scfaoliast dazu, PoU. 7, 105; 9, 78, Böckh Staats-
haash. P S. 774, Lenormant 1 p. 216 f. Bafs das Jüngere bysanünlaeke Eisen-
tö, welches als Scheidemünze für den inneren Verkehr bis zu sehr kleinen
werten ausgebracht wurde, ein AbbUd der alteren spartanischen Yerhiltnisse
darstellt (nur dafe hier nicht Scheidemünze, sondern femm rüde eirknlierteX
wird mit Recht von Lenormant hervorgehoben.
5) BesTch.: niXaro^, ro warQoiMxotf. Aima>¥9i, Plut Apophth. Lac p. 903:
Wo ffOfi^Ofyv v6fu9put) 4€r$ fu^m oAim Aiynmia^ 9wwLfUi S$ xaXmX tiaaafH.
Der SchoUast zu Nikand. AI. 488, Ftoties nnd Sttidas ideatificieren ndXa$^
mit 6ßoi68,
6) Xem^h. SUat der Leked. 7, 5, Plut Lyk. 9. Nach den Apophth. Lae.
iß, vor. Anoa.) hat das üdtffövr v6fM€fMiL, womit dem Zasammenfaang nftch nur
der ^U§ gemeint sein kann, bei einem Gewicht von 1 aginaischen Mine nur
'/s Obolos Wert, wie der seinem Gewichte nach nicht bestimmte ndleum^ bei
536 GRIECHENLAND. i47.t.
Staaten Griechenlands der Gebrauch gemanzten Silbers allgemein ge-
worden war, in Sparta noch einige Zeit anfirecbt erhalten. Seitdem
aber der Staat seine Ohnmacht aufserhalb des Peloponnes ausdehnte,
brauchte er notwendig GoM- und Silbergeld. Dies lieferten teils die
auferiegten Tribute, teils persische Subsidien und Geschenke, teils die
reiche Kriegsbeute, und die entgegenstehenden Bestimmungen der Ly-
kurgischen Verfassung kamen seitdem nicht nur anlangend die Staats-
bedttrfnisse, sondern auch in betreff des privaten Besitzes in WegfaLO
Ja es trat die Sucht nach reichem Goldbesitz, welche die alten Gesetze
hatten austreiben wollen, recht aufßlUig als ErbDbel Spartas herror
und einzelne strenge Hafsregeln, wie die Hinrichtung des Thorax, des
Freundes Lysanders, yermochten dagegen nichta auszurichten.^
Erst in der Zeit nach Alexander hat Sparta angefangen eigenes
Silbergeld auszuprägen. Die vorhandenen Httnzen sind teils Tetra-
drachmen nach dem jungem attischen System , teils halbe Drachmen
oder Triobolen nach einem herabgegangenen äginSischen Fube, das
übliche Silbercourant des achäischen Bundes, welches zugleich als
Tetrobolon oder Sechstel des Alexander- Tetradrachmons bequem in
die allgemein herrschende attische Wahrung sich einordnete, s) Sdir
ergiebig ist aufserdem in dieser Epoche die Kupferprägung gewesen.
Hesychios. Dafs aber das HaaptDoroinal der Eisenbarren beim ganzen Obok»
(«. i/eoo Silbermine), nicht beim halben, anfing, ist sowohl an sieb, als aock
wegen des hieraus sich ergebenden Wertverhältnisses der beiden Metalle (s. obea)
wahrscheinlich. Cberdies worden Eisenbarren im Gewichte von je l Mine, ite
nur V> Obolos Wert, im Gesamtbeirage von 10 Silberminen ein Gewicht fw
7260 Kilogr. ergeben, offenbar in viel für eine Wagenladung nach gewölui-
licber Sch&tzong.
1) Polyb. 6, 49, 6—10. Die Zeugnisse dafür, dafs groÜBe Summen in dea
Besitz einzelner Bfirger gelangten, sind zusammengestellt ron 0. MOUer Doicr
n S. 202 f., Böckh Staatshausb. P S. 44 f. u. 772 f. Von den Schätzen, wdcbe
Lysander nach Sparta sendete, spricht im allgemeinen PluL Lys. 16 f. (tcti^
auch denselben Lyk. 30, Athen. 6, 24 p. 233 F); auf 1000 Talente bestimmt die
Summe Plut. Nik. 28, auf 1500 Diodor 13, 106; als einen Teil der gesamten
Beute fahrt Xenojph. Hellen. 2, 3, 8 470 Talente Silbers an.
2) H. Stein, Fleckeisens Jahrb. für class. Philol. 1864 S. 334 ff., fiUirt dies
näher aus und erweist besonders aus den gerichtlichen Verurteilnngea zn Geld-
strafen, dafs der Besitz von Gold den Privaten mindestens seit dem Ausgang
des 5. Jahrhunderts nicht untersagt sein konnte.
3) Die Grofsstücke wiegen 16,42 Gr. (— 253,4 Leake Eur. Gr. p. 55), 16,01
(— 247 Northwick p. 79), dazu ein Stück von Kleomenes 16,61 (— 309 MiooaeC
p. 1 15). Dies sind Tetradrachmen nach dem attischen Systeme mit dem Müm-
gewichte aus der Zeit nach Alexander. Das chronolo^sche Moment liegt aber
nicht bloCs in diesem Gewichtsbetrage, sondern auch uk der Thatsacbe an sid^
dafs spartanische Münzen auf attischen Fufs geschlagen sind. Dies kann erst
seit der makedonischen Herrschaft geschehen sein, wie ans { 31 bermrgekt
Ein weiteres Sinken des Gewichtes zeigen Stücke wie das von 15,49 Gr. bei
f47,s. MONZEN VON SPARTA« HOHLHASSE VON GTTHEION. 587
3. In der Kaiserzeit hat in Lakonien , und wahrscheinlich auch
weiter in der Provinz Achaja, ein eigentflmliches System der Hohfanafse
Geltong gehabt Ein inGytheion anfgeftindenes, von einem Agora-
Domen geweihtes Monument aus Marmor enthält fünf regelmftfsige,
oben kreisförmige, unten zum Ablassen der Flüssigkeit eingerichtete
Vertiefungen, welche offenbar als Normabnafse gedient haben. i) Das
gro/ste dieser MaTse, welches 15,26 Liter fafet^), wird durch die Auf-
sdirift des Randes als xovg bezeichnet. Dazu kommt eine Hälfte, wahr-
scheinlich fifi,l%cvv benannt '), ein Viertel im Betrag von etwa 3,8 Liter,
wekhes ^qi^lexrov hiefs, endlich, durch zwei Aushöhlungen vertreten,
ein Sechzehntel namens TunvXrj im Betrage von 0,94 Liter. Es ist klar,
dds die Betrage aller dieser Mafse sowohl von den gleichnamigen ägi-
nlischen als attischen verschieden sind (§ 46, 9). Betreffs der Art der
Tdlang findet jedoch eine leicht erkennbare Ähnlichkeit mit dem ägi-
Dftischen Systeme statt (46, 8). Dort ist es der ixfrevg^, d. i. das phOni-
kische Saton, hier der xovg^ welche fortgesetzt halbiert werden. Aufser-
dem sehen wir, dafs der Aginäische htrevg zum gytheischen xovg sich
sehr nahe wie 4 : 5 verhält. Setzen wir versuchsweise einen gyüieischen
Doppel-Chus, so würde der äginäische Hekteus zu diesem sich wie 2 : 5
verhalten. Damit ist die Brücke zum babylonischen Systeme sicher
Northwick p. 79, 14,89 im Maseum Hunt. p. t63, 13,32 bei Leake p. 55. Die
kleineren SilbermCinzen, welche Sparta als Mitglied des achäischen Bundes ge-
sehlagen hat, stehen iwischen 2,68 (— 4t,3 Mos. Br. p. 14t) nnd 2,12 (— 40
Mionnet p. 115). Vergl. Mommsen S. 63 f. (Tradnct. Blacas 1 p. 85 f.), R. Weil in
der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1882 S. 206. 271. Mit Recht teilt man dieses
spartanische Silberconrant sowie das gleichstehende des gesamten achäischen
^des der Iginlischen Wahning zu. Es sind halbe Drachmen im Normalge-
wicht Ton etwa 2,9 Gr., entsprechend einem herabgegangenen Didrachmon von
11,6 oder einer Mine ron 580 Gr. (vergl. S. 190 Anm. 2 und 4, | 48, 1 a. E.).
Shenso richtig ist aber auch die Bemerkmig von Mommsen a. a. 0., dafs diese
Stftcke als Drittel dem korinthischen Stater, mithin als Sechstel oder attische
Tetrobolen dem Alexander- Tetradrachmon zugehören, in welcher Beziehung
Omen ein Normalgewicht von 2,88 Gr. zukommt (| 31, 3). Es war dnrch diese
jöDgere Prägung jenes Kursverhältnis von 4 : 3 zwischen äginäischem und atti-
schem Gelde thatsächlich herffestellt, welches schon weit früher, damals freilich
etwas zu Ungunsten der noch vollwichtigen äginäischen Mflnze, gegolten hatte
(S. 193).
1) C. Gnrtias im Philologus XXIX S. 700 ffl, Eustratiades in der ji^x^*^^
hnF't ntDio3. ß\ ravx. »^ , Athen 1870, S. 378 ff., A. Dumont in der Revue
VfkM. XnV (1872) p. 298 ff.
2) Nach der Messung bei Eustraüades S. 380 15,262 Uter, bestätigt von
Bmiont p. 299. Curtius erhielt durch eine ungefähre Messung etwas mehr,
näalich 15^7 Uter.
3) Die geringen Reste der Aufschrift (Gurtius a. a. 0. S. 701 u. dazu Tat U)
B^BiMo mit dieser Annahme und beweisen andererseits, dals die Mafsbenennung
nicht iüT&vQ gelautet haben kann.
588 GRIEGBENLAND. fi47.s.
hergeetellU Der flginäwche Hekteus ist Uentiscfa mit dem Saton; das
babylonische Mab aber, welches zum Saton sich wie 5 : 2 TerbaU, ist
der Maris. 1) Also ist der gytbeische Chus die Hfllfte des babylonischeB
Maris, wie auch der effektive Betrag mit möglichster Genauigkeit be
weist 5)
Das System der FlOssigkeitsmalise von Gytbeion benibt abo wä
einem monumentalen grOfeten Malse, welches die Hdfte des babyk-
nischen Maris betragt, und weiter durch fortgesetite HaUriening im-
den die Teilmafee gebildet
Auch das Hauptmafs von Gytbeion lälst sich mit grober Wdn^
scheinlichkeit bestimmen. Für das Viertel des xovg ist die Benennang
^ju/fiXTov bezeugt Dies war also in diesem FaUe ein Fldssigkeilsniaft»
nicht, wie in den Übrigen griechischen Systemen, ein Mab für Trock^ei.
Das dazugehörige Ganze wird also woU fAet^fjn^g geheiben haben.')
Dieses gytheiBcheHauptmab betrug also 3 Chus oder 1 Vi babylonisdieB
Maris, d. i. normal 45,46 Liter. Es ist gestattet, diesem Hetretes nadi
dem ttblichen Verhältnisse von 3 : 4 versuchsweise einen /aid^n^
zur Seite zu stellen. Dieser betrug mithin 60,6 Liter und war gleich
4 Chus oder 2 Maris.^)
Wenn wir die systemgemäfee Vermittelung zwischen äginiischeD
und gytheischem Mabe gefunden haben, so unterliegt, nach dem frOber
Bemerkten (§ 46, 10), auch die Beziehung zum attischen Mafse keinen
Zweifel. Der gytheische Metretes («» 3 Chus) verhäU sich zum ägi-
näischen Metretes (-» 4V2 Hekteus) wie 5:6, mithin zum attisdieB
Metretes wie 5 • 18 : 6 * 13 »» 15 : 13. Da aber das gytheische Mab
effektiv ein wenig tlber die babylonisdie Norm gestiegen war, so moS-
flcierte sich das Verhältnis zu der Näherung 14 : 12 «■ 7 : 6. Abo
wQrde der supponierte Medimnos des Systems von Gytbeion 7 attische
Hekteus oder ebensoviele römische Modien enthalten, mithin jenen
Betrag darstellen, welchen Atticus nach dem Berichte des Nq>os jadeai
1) Dies zeigt Tab. XXL Der filnselnacbweis findet sich { 41, 7. 43, 1.
45, 8. 51, 3.
2) Nach der BesÜmmuDg iD | 42, 8 kommt die Hälfte des babyluiiirhfi
Marit auf 15,15 Uter. Der Cbw tod Girtheion milst effektiv 15,26 liür, der-
selbe nach dem effektiven Mals der Koivie, welches anf dem Monoaesle lüei
mal vertreten ist und iwei genau |leiehe Betr&ge, n&mlich 0,938 Liter, «fjabc
15,01 Liter. Letsteren Betrag setzt Dumoat p. 801 als den DormaleD. Das Juttd
aus beiden Effektivbetrigen — 15,185 Liter stimmt fast gcnaii mit der teb]«-
Ionischen Norm >■ 15,15 Liter.
3) Weniger wahrscheinlich nennt Dumoni 6. 299. 301 dieses Mab /hÜm"»««.
4) Von gleichem Betrage war die syrische Artabe vor Alexa&4«is 2cit:
s. § 51, 3.
f4T,s.4. HOHLMASSE VON GTTHEION. ARKADIEN, AGHAIA. 589
atheniscben Bürger spendete (§ 16, 4). Bei der Besprechung des atti-
schen Hohlmaises (§ 16, 3) haben wir auch ein provinziales Hafs im
Betrage von 0,91 Liter erwähnt. Dieses war offenbar gleich der Kotyle
yon Gytheion und ordnet sich als V64 dem durch Nepos bezeugten
Hedimnos von 7 Modien , d. i. dem supponierten Medimnos von Gy-
theion, zu, andererseits aber war es um ein merkliches kleiner als die
attische Choinix. Sein Normalbetrag kommt nach dem babylonischen
Maris auf 0,95, nach dem römischen Modius auf 0,96, nach dem Monu-
aeot von Gytheion auf 0,94 Liter. Also stellt die zuerst angeführte
Zahl, als das Mittel aus den beiden anderen, den voraussichtlich sicher-
sten Wert dar, und es bestätigt sich auch in diesem Falle unser Ansatz
des babylonischen Mafses (§ 42, 8).
Mag auch die Beziehung des Medimnos von 7 römischen Modien
«"112 Sextaren zu dem Chus von Gytheion vor der Hand nur den
Wert einer Hypothese haben; jedenfalls sind wir berechtigt, diesen
Chus mit 28 römischen Sextaren zu gleichen und' ihn demgemäfs in
die römischen Provinzialtarife einzureihen ($ 53, 1 5 geg.E.). Das Viertel
oder ri^l&cvov hielt demnach 7, die xotvhfi l^/i Sextare. Verwandt
mit dem gytheischen Chus war der pontische Kypros (§ 50, 6) und
wahrscheinlich auch der Kypros von Dshak ($ 50, 5).
4. Die C^meinden Arkadiens folgten in ihrer Silberprägung
dem aginSischen Fufse. Drachmen sind selten; zumeist wurden, vrie
der Befund der erhaltenen Münzen zeigt, Hälften, Viertel, Sechstel und
Zwölftel der Drachme, oder nach griechischer Benennung Triobolen,
Trihemiobolien, Obolen und Hemiobolien geschlagen, i) Daneben wurde
von der zweiten Hälfte des sechsten bis zum Ende des fflnften Jahr-
hunderts eine gemeinsame arkadische Prägung, ebenfalls nach ägi*
Däischem Fufse, geübt >) Die vorkommenden Nominale sind Triobolen
und Obolen; als Grofssilber waren die Didrachmen und Drachmen von
Agina in Umlauf.') Das Gewicht dieser Teilstücke steht etwas unter
dem normalen ($ 24, 4), einer Drachme von etwa 5,9 Gr. entspre-
chend.^) Auch die Städte des achäischen Bundes schlössen sich in
1) R. Weil Ariudisehe Mfinzen in der Berliner Zeitschr. fflr Nomism. 1882
S. 18 f. Vcrgl. auch bnhoof-Blamer id derselben Zeitachr. 1874 S. 117 fL (iosbe-
flonderc über die Nominale S. 125), 1876 8. 288 £, P. Lanbros in derselben
Zeitschr. 187& S. 168 1 172, Imboof-Blomer in der Wiener Nomism. Zeitschr. IX,
1877, S. 49. Das Trihemiobelion von Heria bei Laaüm>s S. 172 fdhrt auf eine
«Sioütebe Drachme von 6,04 Gramm.
2) WeU a. a. 0. S. 19 ff.
3) Derselbe S. 20, and vergl. oben § 42, 2.
4) Dm TrioboloB bei WeU & 26, im Gewichte von 2,96 Gr., fahrt auf eine
540 GRIECHENLAND. iii.s.
ihrer Silberprägnng, welche ebenfalb auf Triobolen und kleinere TeB-
stOcke sich beschränkte, der liginflischen Wahrung an. ^) DasTrioboloa
oder die halbe aginSische Drachme galt zugleich ab attisches Tetroboloi
oder Sechstel des Alexander-Tetradrachmons.^)
5. Die Erwähnung einer korinthischen Drachme bei ThukydideB')
läfst darauf schliefsen , dafs der korinthische Mflnzfufs Ton don
damals in Griechenland am weitesten verbreiteten, dem Sginäischeii
(§ 24, 2), abwich. In der That zeigen die Münzen, welche das Wappee
der Stadt, den Pegasos 4), und den Anfangsbuchstaben 9 führen, Ük
Korinth einem eigentdmhchen Fufse folgte. Das Ganzstack stdit in
der ältesten Zeit um 8,40 Gr.^) und steigt später auf 8,50 bis 8,66 Gr.*),
steht also dem euboischen Silbergewichte (§ 48,2) und dem daraus ak-
geleiteten attischen MOnzfube (§ 25, 4 — 6) so nahe, dafs auf eineii
innerlichen Zusammenhang dieser Währungen zu schliefsen ist. Doch
würde man irren, wenn man den korinthischen MOnzftils aus dem
attischen ableiten wollte t); vielmehr ist derselbe unmittelbar aia Kleis-
asien und etwa zu gleicher Zeit wie der euboische, spätestens zu An-
fang des siebenten Jahrhunderts, entlehnt worden.^)
Drachme von 5,9 Gr., die aoderea Stflcke stehen Doch etwas niedriger. Ycifl.
oben S. 536 Anm. 3.
1) P. Lambros tn der Berliner Zeitachr. f. NrnniaiD. 1875 S. 160 ff., R Wdl
Das Manzwesen des achaischen Bandes, ebenda 1882 S. 199 ff. Den MfiasM
stellt Weil S. 206 fest Die Mfinzverzeichnisse folgen bei demselben S. 239 IL
2) Oben S. 536 mit Anm. 3.
3) 1, 27 in einem öffentlichen Erlats des korinthischen Staates. Aifterdcn
erscheint korinthisches Geld noch in der Inschrift von Kerkvra G. I. Gr. Nr. 184&:
a^yvoiav Kooiv&lov fival § 1 und 2, Ko^iv&iai fiväi } {.
4) Den Pegasos als korinthisches Gepriae erwähnt auch PolL 9, 76.
5) Prokesch Denkschr. der Wiener Akad. 1854 S. 267 giebt dieser Hasse
158 Par. Gran -» 8,39 Gr., Mommsen S. 59 (Tradact Blacas I p. 79) 8,40 Gr.
Doch finden sieh auch schwerere Stflcke.
6) Mommsen a. a. 0. (Traduct. Blacas 1 p. 79 f.). Imhoo^Blumer im NomisB.
chron. 1S73 p. 6 f. unterscheidet einen korinthischen Stater ron 8,60 Gr. nebst
einer Hilfte Von 4,30 Gr. (vergl. S. 541 Anm. 1) nnd das besondere System der
Drachme von Korinth, Leukas n. a. mit einem Normalgewiehte von 2,91 Gf. St
die Drachme, entsprechend einem Stater ron 8J3 Gr.
7) Dies Xhnt Hnssey p. 55. Die von Böckh S. 94 vertretene Ansicht Gronots
n. a., dafs der korinthische MflnzfuCb nrsprflnglich äginlisch sei, wideriegt äck
durch das oben Bemerkte von selbst. Den Gegenbeweis fahrt Mommsen a. a. 0^
dessen Ausfahrung der obiffen Darstellung hauptsachlich zu Grunde liegt —
Die vielbesprochene Stelle des Gellius (1, 8, 5), wonach auf ein koriDtUschcs
Talent von 10 000 Drachmen geschlossen worden ist (Gronov de sestert p. 297,
Böckh S. 94), kommt wtKt Betracht, da der Zosats rj rdiarnn^ tn /nf^tf
9^ax/ias sicher unecht und jetzt nach handschriftlicher Autoritit ans dem Teite
entfernt ist.
8) Die Entstehung des euboischen Silbergewicbtes fillt vermutlich gegen
Ende des 8. Jahrb. ({ 48, 2); nicht viel spater ist die Fiiienmg des korintUschea
i
147,5. KORINTH. 541
Es stellte also der koriBthische Stater, ebenso wie das euboische
Didrachmon , die Obertragung des Goldgewicbtes auf die SUbermünze
dar, und zwar knüpft die korinthiscfae Münze unmittelbar an die älteste
kleioasiatische Goldprflgung an (§ 23, 1), nacb deren Vorbild auch die
Einteilung des Ganzstttckee stattfand. Denn der korinthische Stater
zerfiel nicht, wie das attische Didrachmon , in Hälften 0« sondern ent-
wickelte nach dem ursprünglichen babylonischen System und der
ältesten Goldprägung aus sich heraus ein Drittel, welches nach grie-
chischer Auffassung als Drachme galt und weiter Tetrobolen, Triobolen
und kleinere Teilstücke bis zum Hemiobolion unter sich hatte. ^)
Das Gewicht des Staters war ursprünglich das normale babylo-
nische von 8,4 Gr. für den leichten Shekel (§ 42, 10), ^ter wurde es,
ähnlich wie in Athen, noch etwas erhöht; ja die Drachme von 2,91 Gr.
entspricht genau dem Solonischen Normalgewichte, welches einen Zu-
schlag von V2« zu dem babylonischen Goldgewichte darstellte (§ 25, 4.
46, 11. 12).
Eine abweichende Einteilung erfuhr der korinthische Stater in
Sicilien, wo das dieser Insel eigentümliche Litrensystem (§ 56, 4) mit
demselben in Verbindung gebracht wurde. Er wurde dort in zehn
Litren Silbers eingeteilt, und hiefs davon, wie uns Aristoteles berichtet.
Bei der Wertbestimmung des korinthischen Staters ist in Anschlag
zu bringen, dafs das Effektivgewicht dem der besten attischen Münzen
nicht ganz gleichkommt, aufserdem auch die Legierung stärker gewesen
zn sein scheint^) Wir bringen demnach von dem § 29, 4 ermittelten
Werte des attischen Didrachmons eine entsprechende Abminderung in
Rechnung und setzen
den korinthischen Stater «. 1 Mark 50 Pf.
die Drachme = — „ 50 „ .
Silbergewichtes tu setzen (E. Gortius im Hermes X S. 223). Die erste korinthische
I^rägang hat nach B. V. Head im Namism. chroa. 1875, Gbronol. Tafel hinter
p. 297, am das Jahr 620 stattffefuDdeD. Vergl anch Brandis S. 202.
1) Mommsen S. 60 L (TraducL Blacas I p. 80 £). Erst in spiterer Zeit ist
^ 6anz8tück auch halbiert, also ein der attischen Drachme gleiches Stück
Seschlacen worden.
2) Mommsen S. 60. 109 (I p. 80. 157), Brandis S. 60, fanhoof-Blumer a. a. 0.
3) Bei Poll. 4, 174; vergl. unten § 56, 4.
4) Die von Hossey p. 53 mitgeteilten Proben korinthischer MOnzen sehen
eioea Feingehalt von 0,96t nnd 0,936, stehen also beide hinter dem höchsten
Feingehalte der attischen Münse >■ 0,983 (| 29, 4) zurück. Rechnen wir dazu,
w die korinthische Münze durchschnittlich etwas niedriger ausgeprägt wurde
tls die attische, so scheint der Abzug Ton 5 Prozent, welchen Hnssey annimmt,
^ ein hinlänglich gesicherter Minimalsatz.
542 GRIECHENLAND. § 4T, 6.
6. Böotien. Zur KennlDis des böotiscben Hohlmafses 'sind
uns folgende einzelne Daten überliefert Das iftoQfVfia war nach
Epipbanios ^) ein bei den Thebanem allein übliches Mafs im Betrage
von 11 Sextaren «« 6,02 liter. Wir erkennen darin sofort den Nor-
malbetrag von 12 babylonischen Sedisigsteki -« 6,06 Liter (§ 42, 8X
d. i. das hebräische Hin (§ 44, 10) oder nach phönikischem System
das Bbfe von V? Saton oder 3 Kab (§ 43, 1). Demnach entspricht der
oatTifjgj welcher nach dem Zusammenhange des Berichtes bei Ejnpha-
nios ebenfalls als thebanisches Mafs zu betrachten ist 2), dem pbOni-
kischen Saton -— 12,12 Liter« Ferner folgt daraus, dafs die bOotisdM
Choinix, welche nach Teophrast merklich gröfser gewesen sein mafe
als das gleichnamige attische Mafs '), identisch war mit der äginaischea
Choinix >»> 1,515 Liter (§ 46, 8. 9), mithin auf den tbebaniscbai
aattrfi 8, und auf das anof^fia 4 böotische Choiniken gingen. Eod«
lieh ist aus diesen Voraussetzungen zu schlieben , dais derxoqp»^
ein Mafs sowohl fUr Flüssiges wie für Trockenes, welches zu 3 (atti-
schen) Choen bestimmt wird ^), genau 9,09 Liter hielt Nach allem er-
halten wir folgende Übersicht des thebanischen Systems der HoUmaise,
in welche wir nach Analogie des äginflischen Systems (§ 46, 8) Ter-
mutungsweise auch die notvltj «-* V4 Choinix einfügen :
1) Metrol. Script. I p. 261, 3, de Lagarde Symm. I S. 216. 223, ü S. 181;
ähnlich das Fragment ans Eusebios Metrol. Script I p. 278, 7. In einer andefci
Bearbeitung des Traktates des Epipbanios (Lagarde Synun. I S. 212) wird das
anooyiia (so lautet hier die Form übereinstimmend mit Metrol. Script I p. 278, 7)
als Hälfte des carov, und letzteres zu 22 Sextaren bestimmt
2) MetroL Script I p. 264, 4, de Lagarde Symm. U S. 181. Christ in Fleck-
eisens Jahrb. 1865 S. 456 Anm. 13 hält catxtii für verstümmelt aus cafiittfi^
d. i. dem syrischen aaßi&a oder ca^id'a (§51, 3).
3) Theophrast Bist plant 8, 4, 5 erwähnt, dafs ein Athlet in Böotien 1
lys Gboiniken Wdzen täglich verzehre, in Athen aber ohne Mühe lägUdi 2^
Choiniken. Böckh Slaatshaush. P S. 128 setzt ffir beide Angaben attisches Mab
voraus und meint, dafs der böotische Weizen um so viel schwerer und lahr-
hafter war, dafs ein an drei Sextare böotischen Weizens gewöhnter AtUet in
Athen 5 Sextare dortigen Weizens brauchte um satt zu werden. Dieser Uoler-
sehied ist wohl zu grofs. Wenn wir bedenken, dafs sonst eine attisehe Choinix
als Tageskost ausreichte (f 15, 3), werden wir die An^be auf den Scherz eiaes
attischen Komikers zurückfuhren, der die Efslust eines böotischen Athleten
geifselte. Ein solcher habe schon in seiner Heimat weit mehr verzehrt a)i ein
attischer Athlet zu brauchen pflegte, nämlich 1 Vi Choiniken äginäisch4>öotischeB
Mafses — > 2,27 Uter, in Athen aber verbrauche er 27« Choiniken attiaeboi
Maises «- 2,74 Liter.
4) StratUs bei Poll. 4, 169, Hesych. unter dem W. Nach attisdieBi Mafre
würden also auf den niipiiuoQ 9,85 Liter kommen; allein die YergleichoDg mi^
den übrigen Mausen zeifft, dafs das thebanische Hohlmals von der Steigerung
des attischen Systems (| 46, 10. 12) finei war.
147,6. BÖOTIEN. 543
1
IV« 1
2 IVi 1
8 6 4
1
32 24 16
4.
12,12 Liter aatttig . .
9,09 „ yi6q>ivog .
6,06 n mtoq^na
1,515 „ xolvil . .
0,379 „ xorvkti .
Der cattTjg war also, wie dem phOnikisdieii Saton, so auch dem
äginaischen iyfzevg gleich, und anderweit identisch mit der syrischen
Sabitha (§ 51, 3). Der Ttofpiyog bat sein Analogon im ^grofsen Hin'
desEpiphanios, welches wiederum mit dem Slgyptischen Ment identisch
ist!) and in der Heronischen Oberliefemng noch als Modius von 18 Set-
taren erscheint (§ 53, 15).
Ab böotisches Getreidemafs erwähnt Hesychios auch die a%otvri^
welche höchst wahrscheinlich mit dem gleichnamigen persischen Mafse
identisch war.^ Wir werden sie also gleich 30 höotischen Medimnen,
den höotischen Medimnos aber gleich dem äginäischen setzen und ihm
mithin den Wert von 6 aatrat — 8 7c6q>ivoc = 72,74 Liter geben.
Die Achane kommt, wie die persische, auf 21,82 Hektoliter.
Als Gewicht wird in einem Fragmente aus Epiphanios^) eine
thebanische Mine im Betrage von 2 Vi römischen Pfund •»= 819 Gr. er-
wähnt Es war also in Böotien die schwere babylonische Mine Goldes
mit einer geringfügigen Abminderung erhalten. 4)
Nachdem die nahe Verwandtschaft des thebanischen Hohlmafses
mit dem äginäischen nachgewiesen worden ist, wird es um so leichter
erklärlich, dafs in Böotien der dginäische Münz fufs herrschte, an
dessen Stelle erst nach Alexanders Tode der attische trat.^) Die ältesten
erhaltenen Münzen, der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts ange-
1) S. § 41, 7. 44. 9, S. 450 und unten Tab. XXI.
2) Die handSchrirtliche Lesart bei Hesychios : axavrj, fUt^ov üirov iv Bona-
\{qt x»eovw fiä^i^ffov $p kann nicht riehtiff sein, da nach zuvorlassiger Über-
Üeieranff (§ 45, 3) die äxatfTj ein weit gröJseres Mals ist. Es wird also nach
Aristoteles nnd Didymos wohl fiadi/iv^^ fiB\ d. i. 45 Medimnen, zu lesen sein.
Bas weitere ergiebt sich aus § 45, 3.
3) MetroL Script. I p. 269, 13, und yerffl. ebenda p. 147.
4) Das Nonnalgewicht der schweren babylonischen Mine Goldes (■« 840 Gr.)
ist oben f 42, 12. 15 nachgewiesen. Die Abminderung des Normalgewichtes findet
sich in nnz gleicher Weise in Alexandreia (J 54, 1, ü), wo die entsprechende
^idMe Mine 409,3 Gr., mithin genau die Hälfte der thebanischen Mine, betrug.
V«rgi. auch ( 19, 11, Vü. 50, 7, IV.
5) Hutsey p. 64, Boclch Metrol. Unters. S. 84, Mommsen S. 46. 66 (Traduct.
Blaeas 1 p. 60. 89), Imhoof-Bluner Zur Mamkunde und Pallographie Bdotiens
in der Wiener Numism. Zeitschr. IH S. 321, derselbe Zur Mfintkuade Bdotiens
^ des peloponnesiscben Argos, ebenda IX S. 1 ff., Barclay V. Head On the
diroaolo(pcal aequence of the coins of Boeotia, London 1881 (Sonderabzug aus
Numiim. chron., ihird series, I p. 177—280).
546 GRIECHISCHE INSELN. § 4S, i.
dieser Mine heraas nach demselben V^bähDisse 10:9 sein Handek-
gewicht, d. i. die Mine von 672 Gr.
Noch im zweiten Jahrhundert v. Chr. hatte sich diese pbOnikiscbe
Mine in Sidon erhalten , nur dafs sie damals, wie die griechische AuT-
schrift besagt, als Doppehnine aufgefabt wurde.!) Das Gewichtstück,
welchem wir diese Kunde Terdanken, wiegt 678 Gr., stellt also fast
genau den ursprünglichen Normalbetrag dar.
Die ältesten Münzen der Insel Agina ($ 24, 1) bezeugen für die-
selbe Mine ein Gewicht von 685 bis 670 Gramm.
Vor Solon hat in Athen äginaisches Gewicht gegolten, welches
auch später noch als Handelsgewicht sich erhielt ($ 19, 9). Die attische
Handelsmine {ifiTtofix:^ (xvS) entsprach dem jüngeren aginaiscben
Münzgewichte ($ 24,4); aufserdem aber hatte sich die Tradition des
altflginäischen Gewichtes noch deutlich erhalten. Denn ein Zuschlag
von 12 Solonischen Drachmen sollte beim Abwägen zur Handekmine
in die Wagschale gelegt werden ($ 19, 10), und so erhielt man eine
Mine im Gewichte von 150 Solonischen Drachmen *» 655 Gr., d. i. die
altaginaische Mine in einem nur wenig abgeminderten Betrage.^)
Aber nicht blofs durch die jüngere Sginaische oder attische Han«-
delsmine nebst dem Zuschiagsgewichte wurde die altäginäische Hine
dargestellt, sondern auch durch eigene Gewichtstücke. Ja es scheint,
dafs die kfiftoQix^ fivä Solons, welche dieser offenbar zum alleinigen
Handelsgewichte machen wollte, im Laufe der Zeiten wieder zurückge-
treten ist gegen das altere pbOnikiscbe Gewicht Wenigstens stellen
weit mehr noch erhaltene C^wichtstücke die altäginäische, als die So*
lonisch-äginaiscbe Mine dar. Ein zu Athen aufgefundenes Bleigewicht,
durch die Aufschrift bezeichnet ab 'halbe Mine der Harktmeister\
wiegt 335,4 Gr.>), ergiebt also für die altflginaische Mine 670,8 Gr^
d. i. so gut wie genau das Normalgewicht. Daran schliefsen sich andere
teils ganze teils halbe Minengewichte, welche für die Hine 665 bis
1) S. oben S. 417 Anm. 1.
2) Auch das entsprecheode Talent hat, wie oben (§ 19, 10) gezei^ wurde»
eine gesetiliche Regdung erfahren. Wenn zu 1 Handeistalent 5 HanddsBinea
als Zuschlag aufgelegt wurden, so war damit das altigin&ische Talent auf 39,17
Kilogr. heutigen Gewichtes, und die Mine auf 653 Gr. geseilt Die geriage
Differenz beruhte lediglich auf dem Streben nach Abrundung.
3) M. Pinder in den Beitragen sur älteren Münzkunde herausgeg. too Piader
und Friedlaender I S. 64 f., Brandis S. 599, R. Schillbach De ponderibus tliqaot
antiquis Graecis et Romanis in den Annali deli* Instituto archeol. 1865 p. 199
Nr. 35. Die Aufschrift ist zu erganzen zu HhWiß^vatot^) ArOPANO0u»r). VergL
Schillbach p. 186 f., A. S. Murray Greek weighU in tbe British Moseum im
Mumism. chron. 1868 p. 69.
i4«,i,2. Ä6INA. EDBÖA. 547
645 Gr. ergeben O9 also mehr dem durch Solon festgeaetzten Beü^ge
«eh DllherD.
Die Haute des letstereo Betrages stdlt nuD wiederum genau das
römische Pftmd dar (§ 20, 5). Wenn wir ako in Italien noch in der
Kaserzeit eine Mine vorfinden , welche gleich 2 römischen Pfund ist
(% 57, 4), so erkennen wir darin sofort die alttfginflische Mine.
Auch nach Etrurien ist dieses phOnikische Handelsgewicht in
frflhesten Zeiten gedrungen. Das älteste uns bekannte etrurische
Hitnzsystem bezeugt mit einer überraschenden Genauigkeit als Gewicht
der Mine Kupfers 672 Gr.^) Spttter ist statt der Mine die Hfilfte, d. i.
das etrurische Pfund, ttbHch geworden, welches dann mit dem römi-
schen zusammenfiel (§ 57, 9).
Die jüngere äginäisdie Mine oder Solonische Handelsmine ist,
aufser in dem früher besprochenen Viertelminengewichte (§ 19, 1 1, U),
TieUeicht noch erhalten in einigen anderen Teilstücken , welche auf
ein Effektivgewicht von 697 bis 580 Gr. für die ganze Mine führen, s)
2. Im achten und siebenten Jahrhundert v. Chr. nahmen Chalkis
und Eretria auf Euböa eine hervorragende Stellung unter den ioni-
1) Die hierher sehörigeo Gewich tsiücke siod: eine halbe Mine in Würfel-
form hn Gew. von 332,24 Gr. (Murray a. a. 0. p. 70 Nr. 147), eine ganze Mine mit
Anfscbrift MNA ArOP{atßCfn»v), im Gew. von 645,08 Gr. (ebenda p. 69 Nr. 122),
ein Bleigewicht des Berliner Museums im Gew. von 643 Gr. (Schillbach p. 196
Nr. 32). Unterwichtig sind ausgebracht eine Mine von 632,64 Gr. (Murray p. 69
Nr. 123) and ein Zwölftel einer schweren Mine (ebenda p.72 Nr. 08), entsprecaend
einer leichten Mine von 635 Gr. Ein anderes Minengewicht (ebenda p. 70 Nr. 139)
wiegt in seinem jetzigen Zustande 60S,8 Gr.; es hat aber ursprünglich eine
eiserne Handhabe gehabt, von welcher nur noch die Ansitze Torbanden sind.
Es kann also ohne Bedenken das Tollstandige Gewichtstück dem ali&ginäischen
Systeme zugeteilt werden. Nicht etwa hierher zu rechnen ist die Doppelmine
bei Schillbach p. 179. 204 Nr. 69, im Gewichte von 1310 Gr. Sie ist verstümmelt
und bat ursprünglich etwa 1560 Gr. betragen. Yergl. $ 19, 11, VII.
2) Das Goldstück im Gewichte von 4,67 Gr. mit der Aufschrift XX ist das
Wertäqoiyalent von 20 Kupfergewicbten, welche zusammen 2S80mal so schwer
•ein müssen als Jenes Goldstück. Daraus ergiebt sieb eine Knpfermine Ten
672 Gr. Der Terbältnismäfsig etwas niedriger ausgebrachte Silberstater von
22,5 Gr., ebenfalls mit dem Wertzeichen XX versehen, führt auf ein Kupferpfund
von 324 Gr. und indirekt auf eine Mine yon 648 Gr. S. das Nähere unten f 57, 9.
3) Ein Gewiehtstück des Museums des Louvre, welches von Ägina stammt,
wiegt 59,70 Gr., ergiebt mithüi, als Dekadrachmoa aufgefafst, eine Mine von
597 Gr. Dem entspricht genau ein Pentadrachmon von Kyzikos im Gew. von
29,80 Gr. (ein anderes kyzikenisches Gewicht von 18,70 Gr. ist wahrscheinlich
m Tridrachmon). Ein Hemimnäon, welches vielleicht nach Melos gehüft. wiegt
292,30 Gr.^ Vergl. A. de Longp^er in den Annaii deir Institnto archeoJ. 1847
p. ^6 f. 346, der jedoch über das System, welchan diese Gewichte luzuteileD
sind, sich nicht Sufsert Die unten (§ 59, 3) zu erwähnenden, aus GraUien
stammenden Gewichtstücke scheinen der babylonischen, nicht der agin&ischen,
Mine zozngehüren.
35»
548 GBttCmgCHB DMELN. f M. U
achen G«iiieittdeii KleÖMmoB «Mi dkr IiimIb «ilI) Mil ihren Kolo-
DieeD besetzten sie die thrakischen Landzungen; spater deiaten sich
ihre AnsMhingieB nadi Sicilini und Dntcrilslien aei. Ihr fiandelsrer-
fcehr reichte weil nach dem Wetlts, und beBoaders war es evMsdns
Kupfer, welches eie nach KlewasieB, Thrakieo, Sicilien und itafan
ausführten, die Prodnkte jener Lfinder dafür eintauacheoid. So strdmie
das Gold des Orients, das WeiTsgoM Lydieas, das Silber des chilki-
tischen Berglandes, mit deseen Gewinnung mehr ab dreifsig Stadtt,
alles Kotonieen Ton ChaHm, beachäftigt waren, anf EubOa losammeo.
Zuerat in diesem blübenden Handdseeotrum isl allem AoscheiM
nadi das Silber auf altbabylonisches Geldgewicht ausgemtazt worden.')
Zwar scheint der Silberprägung auf EubOa und in einigen tob ifaii
abhängigen PUtzen die Ausrnfinzung von Elektron, ebenfalls nach
Goldgewicht, vorausgegangen zu sein; aber eben dieser Umstand legt
mit dafthr Zeugnis ab, dafs frttkzeitig das Goldgewicht auf dw Säber
übertragen war. Denn wo immer in den Anfilngen griechisch -klein-
asiatischen Mttnzwesens Elektron geprägt worden ist, bat das Silber-
gewicht zu Grunde gelegen, da ja das erstere bei gleichem Gewichte
allemal den zehnfachen Wert des Silbers darstellen sollte (§ 23, 5).
Wir nennen nun euboischen Fufs diejenige eigenUUnlicbe
griechische Wahrung, welche zuerst das babylonische Goldgewicht «if
das Silber übertrug und mithin alle drei Müozmetalle, einschlie&lich
des Elektrons, na^ gleidiem Gewichte beraafs.
Mit der Schöpfung dieser Währung, welche in das achte Mir-
hundert ftllt, abo bereits bestand, ehe die ersten Münzen geschbgsn
wurden, war eine an sich zwar geringe, immerhin aber merkUcfae Er-
höbung des Gewichtes für Elektron und Silber verbunden. An SteUe
des schweren babylonischen Goldstaters von 16,8 Gr. trat ein Elektron*
stater von 1743 Gr., und was in Gold ein leichter Stater von 8,4 Gr.
war, das vnirde in Elektron und später in Silber ansgebcacht ds M*
dracbmon von 8^0 bis Bfib Gramm.^ Diese Effektivgewichte eat-
1) B.y. Hetd Bfetrelogioal netes ob the «ndent decbram coins im Nmaisai.
ehron. 1875 p. 271 ff., M. Bancher Getdiicbte des Altertknms ¥• S. 460C
2) E. Gortins im Hermes X S. 223 f. weist aach, dali dss babsrle«8cheG«U-
taleni Ac Beaennung 'euboisch^ vor 4em IdantiseheB Kriege (Bade 4e8 S. JaM-)
erbtltea ktben mufi^ und i^h v«nmtlkii GkaUds inemt das GaMgewicfct anf
das Silber flbeitragea habe.
S) lead a.a.O. ^278f., P. Lambroa in der Beriiacr Zeitachr. f. Ni '
hnlMor-r
1876 S. 217 f., hnlMor-Blamer Die euböisehe Siiberwfthnuig hi den
riditta der BerUner Akad. 1881 S. 661 ff, derselbe U syattee mon^
qne im Annuaire de nomism. 1882 p. 89 ff. Die MaximaigewiGbCe der
$49,2. EUBOIfiCBBS OBWIQHV. 54»
8|Hrediett fatH geiia« der voA Soloa fttr Aäfeeii< eiD^tthrteti Norm
(846,12)-
BubwclMfl ttsd MtbokeB Gewicht «ild dto idantiBcht and die
eoboiMheii Takttte, toa denen 4ben die Rede m^tt (i 25, 5)» befceichden
dMdbe Crewicht dem Ursprünge nach, weklMe in Bändel und Wendel
soDM ab atUeebcs GtvrkM gtlU
Die noch erhaltenen Silbennümen der enboitcben demeinden
Karystee» ChaUtis und Eretria ecbeinen nkbt über dae Ende des 6. Jahr«
boddortg zurttckinreichen.i) Gewib bat es auch altere gegehean; aber
auch abgesehen hierron darf ab sicher geUen, d$A nadi demselben
Gewidite, nach welchem Elektren gemOnst, auch l^ber gewogen wurdet,
Bdthin jedenfalls seit Mitte des 7. Jahrhunderts, wen* nicht schon früher.
Über die ProTinziafanünzen des athenischen Staates, von denen
m Teil auf EukOa geschlagen zu sein scheint, ist früher gesprochen^
wwden (§ 27, 2X
Die doppelte Thatsaehe, dab schon in früher Zeit das Goldgewicht:
aaf das Silber ttbertragen, dabei aber das Gewieht des Silbers und
lailhiii auth dee Elckftreos um ein weniges erhöbt wurde, erklärt sich
wohl am einfochsten aus der Wertgkichung, welche auf dem kleinen
Gsidtaleate ton 3 GoldsUteren berobt (§ 20, 5). Diesem stand sow^
eis Silbergewicht Ton 7& Drachmen ab ein Kupfergewicbt von 288
leichten Minen oder italischen Pfunden an Wert gleich. Das Sechs-
vndneumigstcl des Gddstaters, d. i. in der attischen Prägung der
Achleküralos in Gold, entsprach mithin nach euboischer Währung an
Wert dem Pfunde Kupfers, und wenn man den Silberobolos ebenfalls
in Aditel zerlegt — wobei es nicht ¥#n Belang ist, dab diese Achtel
wegen ihrer Kleinheit nicht mehr in Silber, sondern in Kupfer darge-
stellt wut^en — , so kommen auf das G<iUtaleot 3600 Aohtebbolen
Silbers, deren jeder nahem dem Zwölftel des italischen Pfundes ent*
spricht«
bt die früher gesetste Wertgieichnng einer leichten Mine von
75 attischen Drachmen mit dem kleinen Goldtalente richtig, so steht
das Gold zum Silber, wenn man genau gleiches Gewicht veraussetzt,
Sflbemigmig sind nach hnhoe^Blinier: Dldnclinu)n von Karyslts S^ Gr., von
GhaüdiB 8,50 Gr., Britiel des Torigea (nach attisober BescbhnMg vn^tLftolor)
y^ GMiris 2,88 Or., entsprechend dnem Giyuntftcke v«a 8,64 Gr^ TegadracK-
noD TOD Eretria 17,45 Gr., IHdrachmoe 8,50 Gr., Draehne 4,28 Gr. Über die
eoboische ^^ahning in den Städten der GhalkiAke, insbesondere aber ein Tetra-
drK^iBon ¥on Olynth, welches auf das bobe Gewiebt von 17,68 Gr. ansgebracht
itt, vergl. Head im Numism. chros. 1878 p. 85 IT.
1) laihooMkitter Moaatsber. 8. 657. 661^-664, Annnalre ^ »1. e&-e9.
560 CmgCHISGHB INSBLN. § 4S, i
in dem WertverfaAltnu toh 12^2 : 1 (9 90, 5); Der attischeD Drachme
entspricht die euboische Drachme Silbers; neben den SilbermOnien
dieses Fuises ciriralierten aber im siebenten und sedisten Jahiiuindert
nicht Goldstaiere eoboisofaeii, sondern babylonisdien Fuises, oder mit
anderen Worten, die Gewichtserhöbong wir nur beim Silber, noch
nicht aber beim Gold eingetreten. Nun ergeben 3 babylonische GoU-
statere oder spatere Dareiken von je 8,4 Gr., verglichen mit 75 Drach-
men erhöhten euboischen Silbergewichtes von je 4,36 Gr., gerade dag
Wertverhaltnis 13:1, d. h. das Gold war nach ältester euboiscber
Wahrung gegen Silber TQioxaideKaütaaiov gerechnet, wie Herodot
sagt (S 45, 6). Wir darfett also wohl annehmen , dals das euboische
Silbergewicht diejenige Modifikation des babylonischen Goldgewichtes
darstellte, welche für griechische Verhältnisse und für den Verkdir
mit dem Westen den Kurs des Goldes zum Silber in der geeignetsten
Weise regelte. Denn zunächst änderte man das überkommene Torder*
asiatische Wertvertiältnis nur unmerkUch 0; spXter aber, ab auch das
Gold auf den erhöhten euboischen Silberfufe ausgebracht wurde, saik
der normale Kurs des Goldes etwas mdir, namüch von 13:1 aaf
12Vs : I9 und dies ist das Verhältnis, welches wir wahrscheinlich in
der MUnzordnung Philipps 11 von Makedonien, sicher bald darauf im
Reiche der Ptolemder und einige Jahrhunderte später unter den römi»
sehen Kaisern yorftnden.')
Eine Geschichte des Ursprungs und der Verbreitung der euboischen
Währung zu schreiben ist Tielleicbt nach den bis jetzt Torliegendea
MateriaUen noch nicht mögMch; immerhin aber möge auf diese Auf-
gabe als eine solche hingewiesen werden , deren Lösung dringend za
wünschen ist Beachtenswerte Gesichtspunkte bietet Brandis in der
Darstellung verschiedener Reihen von kleinasiatischen, besond«^ l;ki-
sehen SilbermOnzen , deren Eigentümlichkeit ebensowohl in der Er-
höhung des ursprünglichen Goldgewichtes als in einer bestimmten
Kursgleichung mit dem persischen Dareikos liegt') Aufserdem werden,
1) Die Dififereoi zwischen den Yerhiltaisien l$Vs : 1 and 13 : 1 ist so fein,
dafs die Frage nahe lieft , wie sie aberhanpt in concreto dargesldlt weiiea
konnte. Die Antwort gd^t ans der anderwirts nachgewiesenen ThatwMhe her»
vor, dafo die sogenannte ahiginaiacbe Mine von 672 Gr. «■ 153'^ Diieham
(Wertverhaltnis 137» •' U «piter anf 655 Gr. — 150 Drachmen (^TertTerhiltus
1^3 : 1) herabgesetzt worden ist VergL ( 20, 5. 24, 1. 48, 1.
2) Yerg). § 3t, 4. 54, 2. 38, 2.
3) Brandis S. 151 f. Das lykische Silberstfick von 9,89 Gr., welches lidi
in einem Silberetater euboischen Gewichtes von 8,7 Gr. wie 10 : 9 verhilt, scheint
nach dem WertverhIHnis 13V» ' 1 ^n Zwölftel des Dareikos gegolten za haben.
148.13. EUBOISGHES GEWICHT. SAMOS. 551
um TOD anderem zu schweigen, die korinthische Silberpiügung, die
sicilischen und ilaUschen Währungen , soweit sie dem attischen , d. i.
euboischeUf Münzgewichte folgen , ja auch die Pi*agungen Ton Kyrene
und Karthago in den Kreis dieser Untersuchung zu ziehen sein.
üakaidv yo^taixa^EqBTqiiwv wird, wie Kirchhoff vermutet, in
einer attischen Inschrift aus dem 4. Jahre der 87. Olympiade (429/8)
erwähnt 0 Das Evßolxbv vQpiiafxa wird nach einer jüngeren Quelle
einem Orte Eubüa in Argolis zugewiesen, ein Irrtum, der mit der Sage
über die Goldprägung Pheidons zvsanunenhängt.^}
3. Samos. Die samische Elle war nach dem Zeugnisse Herodots
(2, 168) der ägyptischen gleich. Da in Ägypten zwei Ellenmalse, das
sogenannte königliche und ein anderes kleineres, neben einander in
Gdbrauch waren (§ 41, 1. 2), so fragte es sich, welches von beiden
Herodot als ^lyv/cziog mjxvg bezeichnet habe. Die Entscheidung zu
Gunsten des größeren Hafsstabes, welche schon früher aus mannig-
fachen Gründen wahrscheinlich war, wurde aufser Zweifel gesetzt
dorch die jüngsten Ausgrabungen einiger Reste des alten, nächst der
Stadt Samos gelegenen Heräon.^) Dieses Heiligtum, das grülste, wel-
ches Herodot kannte 4), ist durchaus nach einer Elle erbaut worden,
welche etwas über 524 Millim. betrugt), also mit der ägyptischen
Königselle identisch war. Indem nun diese Elle, deren frühzeitige Ein*
fähning ungezwungen durch den phöniJkischen Handelsverkehr sich
erklärt, zu einem griechischen Mafse wurde, entwickelte sie aus sich
heraus als Betrag von 2 Dritteilen einen Fufs, welcher in weit späterer
Zeit unter dem Namen des Philetärischen erscheint ($ 50, 1). Aulser-
dem aber kannten die Samier, wie am Heräon ebenfalls nachweisbar '
ist, einen kleineren Fufs von 314,5 Millim., der zu der samisch-ägyp-
tischen Elle sich wie 3 : 5 verhielt ^), mithin kein anderer ist als jener
Fu(s, welcher als Zweidrittehnafs der gemeingriechischen Elle zugehört
(§ 8, 3. 46, 2). Da nun aber Herodot nach der gemeingriechischen
1) G. I. Atüc I Nr. 208 p. 9t. 93 vergl. mit p. 243.
2) Eiymol. M. unter dem Worte. VergL § 25, 6. 46, 19.
3) S. das Nähere in meiner Abhandlung über 'die Ma/se des Heraion zu
Samos und einiger anderen Tempel*, Arcbäol. Zeitung XXXIX, 1881, S. 97(r.
4) Herod. 3, 60. Vergl. meine Scbrift 'Heraion und Artemision, zwei Tempel-
btttten loniens', Berlin 1881, S. 6 ff. 35 f.
5) Arcbäol. Zeitung XXXIX S. 99.
6) Vergl. H. Witüch ArchäoL Zeitunff XV, 1857, S. 97 f.. meine Abhandlung
ebenda XUIX S. 107 f. Die von Wittich zuerst aufgestellte Annahme, dau
<&e8er Tuta beim Heräon von Samos angewendet worden ist, bleibt gesichert,
mag nun der Tempel 7 oder 8 Säulen (Tergl. über die letztere Zahl W. Ddrpfeld
Arcbäol. Zeitung XXXIX S. 263) in der Front gehabt haben.
562 cmiECBlSOBe mSELN. |4i.i4.
Ette die kttnigücM p^k^rische bMütettit ($ 8, S. 45, 1), WekSt« Hi^t^hs
ali8 dei* blAiylotii§eh«ii tth^MtH M, M> kttbtien Wit* letztetie ^ttiA Stttkt
ttüt def Mnhdik-^fjpü^hetk t^ifleicheti. Ürsprünpdi w^ü^ bdde
Mafse etiiflfld^ ^teidi, *l^r %te falAtteü Sich schon tot llek'odots Zeiten
Mal Mtemifzktt, mt) t*^ar «rs^hdiM die babylötiheh-pefsiM^ Elle
MeM tA ekieM etwas boliet-eti ßetrligi^ , wflhl'efitl die ^Miiübbe ttm eia
Wettfg^s kleitier ist tis die a^pti^he. GehM wir mib äud tdü dem
9iMiiftc%eti, ttm HeWHOft beobachteten Pa&e Ubd definieren danach dea
fiiTQiog nijxvg Heriodöte 2U 471,7 ffiinm., so leitet sith itafatts nach
deM vm RenHlot gejgebelieh VerhfiltniB 8 : d eitie Mnigfidbe pertische
EMe Ton 581 MiUhn. hby wistcbe die sumiscfa^^^tiscfae mi ^^ Ddttylos
übei'Mgte. If^odot wühlte also ittt BestimnniDg der sami^lien tUk
ilMel*t)eti beiden ifato bekunnteta orienll9iIisclieti Maften, öerwt)hl gmnSfe
der Übetüeferteing ris nach dem effektiten Betrage, die ägyptische
KtttoigseHe aus, während dientn ein weniges grtfsere peitsche oto*
b^ytonische Elle mit der än^ ihr abgeleiteten gemeingriecUscben in
Vergleich gestettt wurde.
fak seiner Mantprigung folgte Samos dem pfaonikisichen Pobe
(f 18, 4). Das Tetrtidk^aelmion kam anfangs auf etwa 13,3 Or. , spSto*
nach dem Vorgänge der sorgVäHigeren rikodisciien Pfttgung (§ 48, 11)
anf i5,4B 6r. aus. Obelen in Öilber und Rupfermonzen führen da$
md des den Samiem etgentnteliehen Schiflfles, der a&ßoivä, woron
diese Hunden seH)St so be2^hnet Wtirden.^)
4. Als HMdeldgewiobt War fn Ghios die leichte t)äbytoAisehe
Mitte Hblieh, defren normalek' Betnsg (g 42, 15) durch eiü chiisches
Doppehninettgewicfat von 1124,1 G^. noch mit ehiem kleinen Über-
stihulse dtil^esten Wird. Bin anderes Gewidit, der AoßN^htfft nach
eine Mine, wiegt nut* 547 Oh, bleibt also hinter der Norm {*i^ 500 Gr.)
efwi» isüHiek.3) Dem leüst^en niedrigeren Fufse folgte auch fenedes,
wie ^ von di^^er Ibsel herrMi^endes Hatbrnineitgewicht zcSgt^
1) Pkt. Perikl. 26, Snidas Saulw 6 drjfn>s, Bfaadrs S. 331-^3)4.
2) YewL A. de LoiKpMer in den Annali deil* Itrstit archeol. 1S47 p. 334
346, Met^oS. Mript 1 f. m, Brandts S. 154 f.
d) K Bdiillbseh miu«g sor griechlsehen Gewiehtssknade, Beriih 187t, S. 13.
Das 6ewi«bt betrSgt 2t2,l Gr., inhrt also atrf ehie Mine Von &44,i Gr. Aach
eine Halbmine Ton Lampsakos, beaehriebea toa Loagperier a. a. 0. p. 338,
scheint hierher zu gehören. Dieselbe ist nSihlidi iritht nrit ibrtta eff^ktlreil Ge-
wkhie WM ^90.2 Gt. (oder 290,9 aadi fimtKÜs S. 155), sondem nach Altfechamig
eines nftehlHigftch aagelQgten Hettkels att 15^20 Gr. diedri]^ elazttsfelfteli,
woaach Brahdift eine Mine rön 545 Gr. beredmet Efaien Detrag iwisehen 5^3
utod 533 Gr., also hn Mmd 543 Gr., ergebea ftr die babylonisehe Mine TcR-
gewichte Ton Smyma fS 5*5, 7, H).
9ift>4- GHIOS. 658
hl speittem Httnzw^^eh sthlöl^ ikb Chios tunät^hst «d^ uü die
kkittdälatl^he PrS^tig Hfl, ukid 4i^ gleichztitige AusprSgübg too GtM,
Elektron und Sflber macht es wahrscheinlich, dafs At WshlDflg^teN
MttnSsse dmn kteina^ätischeti lÜttd^sydtem des 7. und 6. Jahrhunderts
^f^r^en, itrie es sim deutlicteten im lydi^cheti Reiche hefvt>rtrftt.^)
Dds Oiohl mit dem Mäxtmalgetvfchte V6n 16,6 Gr. rar den sehwek^u
Stater^) ibigi genau def bäb}l(yaiseheti Notm (9 42, 15). Auf dieses
Goldstflck gehen gemMls demsefben Systeme 15 Statere phOnikischer
Währung im Normalgewiefate Vön 14,93 6f. H 43, i). Atis Gründen,
welche tooth tM erörtetm sind, tmrde deir Statcf von Chios, de^seti
PrJgting bis itt Bareros* Zeitett xurftckreicht, big m !54!9 Gf.^), ja die
aodi ifhj^ten Halb^tatera bis tn 7,97 Gr. ausgebracht, einem Ganzstücke
ton 15,94 Gr. entspreehend.^ 2ehn solche Statere gahen nach klein^
adatischei' Währung gleich einem Elektronstater des^lben Pnfses;
I«lzt«t%r aber %it, soweit sich ttadi den noch erhaltenen Hünien ur-^
teilen läfst, yerhältnismäfsig niedriger ausgebracht worden als Gold
und Silber; denn das Ihatsächliche Gewicht geht nicht über 14,60 Gr. &)
Hiernach lassen die Währungsverhältnisse sich annähernd bereohnen.
Wsren nämlich Elektron und Silber genau auf den dem Golde ent-
sprcdiendeii Fufs vom 14,93 Gr« gescbbge« werden, so wäre damit das
normale Werlvef hähni* Von GoM ru Silber zu Elektron ^s** 13 1^ .- lo : 1
ausgedrückt gewesen; da aber die ElektrMi- und Siibergewichte ab-
weichen, sö eUttrtckelt öich aus tief WeMgleichung
1 GoUstater v«n 16,8 Gr. ^ IVi Elektroastater yon 14,6 Gr.
:^ 15 Sflberstatere von 15,5 Gr.
zwischen Gold und EHektron das WertverbäUnis 13,04 : 10, zwischen
GeM ttnd SHfcer 18,S4 : 1 , zwischen Elektron und l^ber 10,62 : 1.
Diese für Gold und Elektron ungemein günstigen, mithin für das
Silber Ungttttatigen Wertterfaättnisse, müssen sich spSIter, seitdem das
attSsdie Münzwesen seinen fiinflufe übte, 2um Vorteile des Silbers ver-
t) Vergl. ob€fil § 23, ft, Bfanais p. 1T5.
, Berechnet titth dewi Sechstel von t^ö 6f. bei Äraadls S. 4W, Dte
sehwertrte bisher bekannte 'GsotstihA -wUifti mir t6»te ^r.
5 Vefg!. Brandls S. 171. 381. 400. mt hi der ersten IVriode, welche
mom Tör Bareias ^etkt, gesellen sich den flaTb^tateren Drittd von 2,60 Gr.
zo. Oe^n Bade dieser Periode trHt das Oatnstack von 15,29 Gr. nebst einem
Viertel von 3.81 Gr. ein. Da letzteres als Drachme zu betrachten ist, so galt
8«ftAMn di^ Ftater als Tettadra<;hmoa.
4) BrMdis S. 172. 400.
5) Berechnet nach dem Viertel ton B,'65 Gr. bei Bfsndis S. 400. Die schwersten
()«ftsUI[cl:e wiegen nnr 14,06 Gr. rHead Im Ifnmfsm. ehron. fB75 n. 264) und
14,0^ (&r. (Btandis 5. 396).
654 GRIECmSGHE INSELN. § 48. i.
schoben haben. Der Elektroostater kam aoCser Eure; der GoldsUter
kann, soweit er leidliches Korn behielt 0» kaum Ober 12 Silbenstatere
gestanden haben. 2)
Das Teiiiflltnismäfeig höhere Gewicht der chüscben SilbermOnie
erklärt sich ungezwungen aus der Berührung mit dem aginSiscben
MUnzfurse, welcher nicht nur über einen groben Teil des griechisches
Festlandes, sondern auch über die Inseln verbreitet war,^) Vier Silber-
statere von 15,5 Gr. sind an Gewicht genau gleich fünf äginftischen
Stateren von 12,4 Gr. ^), ein chiischer Silberstater ist also V4«<ler
aginäischen Mine und hiefs daher in der Zeit des peloponnesischen
Krieges Tecaa^cmooTri XLa.^) Eine andere Bezeichnung chiotischea
Geldes, die von Xenophon erwähnte nevradqa^la^^ bezieht sich
aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Tarifierung nach der damak
herrschenden attischen Währung.^) Denn da das äginäische (ield gegen
attisches nach dem Verhältnis von 4 : 3 geschätzt wurde (§ 24, 3), so
1) Bei weitem die meisten der von Brandis S. 400 sasammengestellten
MüDzen phokaischen Fufses siod aos blassem Golde geschlagen, also voran»-
sichtlich stark legiert
2) Die häufigste Goldmünze, das Sechstel tod 2,80 Gr., wörde danach gleich
2 chüscben Silberstateren gegolten haben. Auf den Dareikos kommen nach
demselben Verhftltnisse 6 Silberstatere, d. i. gemifs der unten zu entwidMlBdea
Gleichung 20 attische Drachmen Silbers, d. i. der normale Kurs nach Solons
System.
3) Brandis S. 122, und vergl. oben § 24, 2.
4) Hierbei ist der Silberstater von Gbios, wie bereits vorher, mit Rfiekadit
auf das hohe Gewicht der Halbstücke, etwas über das Effektivgewicht des
schwersten Ganzstückes angesetzt worden, wahrend für den äginüschen SCater
das § 24; 2 ermittelte Gewicht genommen ist. Will man den ersteren Wert
niedriger wählen, \o ist entsprechend an das Normalgewicht des aginaisches
Staters -» 12,1 Gr. zu erinnern (§ 24, 4). Das Verhältnis 5 : 4 zwischen chüsdief
und äginaischer Münze, welches Brandis S. 122 f. nachgewiesen hat, bleibt also
jedenfalls gesichert. Vergl. auch Fleckeisens Jahrbücher 1867 S. 536 und obea
S. 198. Hnssey Essay on the ancient weights p. 73 deutete zuerst die Ta«va-
Doxoctai als Vierzigstel der Mine, Mommsen S. 17 (Traduct Blacas 1 p. 20)
führte sie auf die attische Bline zurück. Doch steht dieser Erklärung die
Thatsache entgegen, dafs Gbios keine babylonischen Statere zu 10,9 Gr. (so Tiel
beträgt 1 Vierzigstel der attischen Mine), sondern nur Statere phünikiseheii
Fufses, und zwar in der ersten Münzperioue nebst Hälften und Sechsteln, später
nebst Viertehi oder Dradunen geschlagen hat (Brandis S. 400 f. 332. 465 Q*
5) Thuk^d. 8, 101 : 6 3i MivSa^e ip rovxtp moU aiix r^ Xiov xAf J2ci#-
noppfjaüav rtja£ — XaßSrraQ na{fa tcay Xlofv t^Zb rtaca^aoto^rai imtmx9S
Xias u. 8. w. Je 3 Vierzigstel entsprechen nach unserer Erklärung den Werte
von 10 attischen Drachmen.
6) Hellen. 1, 6, 12: Xa^top 8i vavra inalpos ftai iu Xiov nmnaifojt/Umf
inoaxa^ t&p ravrt^ i^/>oiuuFdfuros inXavir» u. s. w. Dieser Beirag ist £e
Hälfte des in voriger Anmerkung angeführten.
7) Brandis & 123 sieht in der nevroB^xi^a eine Rechnungsmünze nack
äginaischer Währung, mithin das Äquivalent von 2 chiischen Vierzigstdn.
M8,4-«. GHIOS. DSLOS. KERKYRA. 555
hatte ein SUberstater von Cbios, weil er gleich 1 V4 dgiDäischen Stateren
galt, den Wert von l^s attischen Didraehmen oder 20 Obolen, und
anderefBeits waren 5 attische Dradimen, d. i. eine fcerrad^axfila^
gleich 1 Vs chiischen Stateren, d. i. gleich 6 einzdnen Drachmen, dem
damals gewOhnlidien Courant von Chios.^) Zu diesem Kurse konnte
das chiische Geld auch neben dem attischen Silber, welches den ganzen
Verkehr beherrschte, in Geltung sich erhalten. Denn 5 attische Drach*
men wiegen 21,83 Gr., 6 chiische Drachmen aber 22,86 Gr.; die parti-
kulare Manze hatte mitbin ein mSifsiges Übergewicht über den ent*
sprechenden Wertbetrag attischen Geldes.
Die chiische Drachme gehört demselben Systeme an wie die BiUnze
der Ptolemfl^ in Ägypten. Auch dort ist die Landesdrachme zur atti-
schen oder Alexanderdrachme wahrscheinlich in das gesetzliche Wert-
verhsltnis von 5 : 6 gebracht worden (§ 54, 1, V).
Nach dem effektiven M ttnzgewichte ist der Stater oder das Vierzigstel
von Chios auf 2 Marie 75 Pf., die Drachme auf 69 Pf. anzusetzen. Nach
dem Wertausdrucke in attischem Courant sind 6 chiische Drachmen
oder eine TtevradQoxfila gleich 3 H. 93 Pf.« mithin 1 Drachme gleich
65,5 Pf., 1 Stater oder Vierzigstel gleich 2 M. 62 Pf.
5. Del 08. Die ddische Drachme wird von dem anonymen Alexan-
driner^ der rhodischen Drachme gleichgestellt, über welche weiter
unten zu sprechen sein wird (§ 48, 11).
6. Kerkyra. Auf eine ftlteste Elektronprägung nach euboischem
Fufse^) folgte gegen Anfang des sechsten Jahrhunderts die Silberprägung
nach äginäischem Fufse, welche nach nicht zu langer Zeit durch die
etwas niedrigere Währung des babylonischen Silberstaters abgelöst
wurde. 4)
Sowohl dieser Wechsel der Währungen als die Handelsbeziehungen
Kerkyras machen es erklärlich, dafs verschiedene Gewichte dort üblich
1) Nach Brtndis S. 382 ist die chiische Drachme (vergl. oben S. 553 Anm. 3)
Ton Dareios ab bis zam Ende des 5. Jahrhunderts die Haupt- und vieUeicbt die
ODzige GoorantBianze gewesen.
2) Traktat trtM^ üxa&fnw bei de Lagarde Symmicta 1 S. 168, 3S, Metrol.
wript n p. 41. 143, 22.
3) Head im Numism. cfaron. 1875 p. 273 und chronologische Tafel hinter
^ 207. Erhalten sind aus dieser Periode eia schwerer Stater von 17,43 Gr.
(« 269 engl. Grains) and ein leichter Stater von 8,62 Gr. (<— 133,1).
4) Brandts S. 129 f. 147. 273. Der schwerste Stater der älteren Reihe wiegt
1 137 Gr., zeigt also ein knappes äginäisches Gewicht. Die Jüngere Reihe des
mylonisdien Silberetaters beginnt mit einem Maximalgewichte von 11,0 Gr. —
^^0fKv^atb« tfTOT^M werden erwihnt in der Inschrift G. 1. Attic. ed. Kirchhoff
l Nr. 223 vergl. mit p. 93>».
566 OMfiGUBGU IMELlf. f 4ft.«.7.
gewesen sim). Ein Brontegcrwitlit ton 226^08 €rr. stdlt gemäta i
AilAM^krifl ^n ton im Bfarkuneteleni gtprofles Gewicht von 40 Dradn
m^n dar 9; wir ertiaheii miüiiii eifte kerkyriiiohe Drachme vob 5,67}
Gf. und «ine Hifie von 567 Gr. Der eBtapv^hende Stator wflrde
11,85 Gr* wiegen; es aeheint alae seit der ältesten SBberpragvng igi*
daieehes Gewiebt nadi etwas abgeminderteoi Betrage In Oettnng ge-
büehen m sein.^ Ein anderes Brontemcnrament wiegt 194^ Gr. imd
Stent genafs der Anfsdwift 75 Drachmen dar s); wir erhalten denmaeh
eine Drachme von 111,59 nnd eine Wne Ton 269 Gr., weteh letzten
etwas schwerer ist als die Halfle der Mehlen knni^ichca Mine in
Nermalgewichte von 504 Gr. <9 42, 10). Ein drittes Brensegnwicht,
weidies ehien Defekt an haben scheint, wiegt 120,53 Gr.«) nnd kennls
als Vierlei der leichten königlichen Mine angesehen werden. Unsicher
ist die Zuordnung eines mit 1(11 bemchneten Blrigewiditoe ven 82,94
Gr. nnd zw^r fileigewiehie nnt eiaemen fihndfaaben vnn 609,1 und
381,45 Gr.»)
7. Kreta. Von Philostratos^O werden alsWeinmafe afufoq&^
öl hc K(fi^trig offenbar mit dem Nebengedanken erwähnt, daA dies
ein grOfseres Mafs sei als das sonst üMidie attische. Der Gedanke an
agintisches Mafs hegt um so näier, je wahrscheinlicher ihe Vemmtuag
ist, dafs die ersten An()Mge des sogenannten aginkiscken, d. i. ah-
peloponnesischen Systems aus Kreta kerrcAren (9 46 S. 524).
Sicheriidh war der Mttnafufis ttgtealsch. Dies bezeugt Dosiadas^
1) G. Wschsmuth im Rheinischen Mus. XVm (1863) S. 556 nach Mastoxjfis
(rerg). ebenda S. 5S7). I>le Gewichte dieses und der fotgesden Montmeite aiiid
in englisehen todns angeseben, «h! twor das des i^blgen z« 3603 Grai]i&
2) Vergl. oben § 48, 1 a. £. Weniger wahrscheinlich dfirfte die AnoabiDe
sein, dafs hier babylonisches Silbergewicht in etwas erhöhtem Betrage vorHegt;
deaa die kabyleniseh« Mine Silkers im Normdffewiclile ron MO Qr. <| 42, IS)
erscheint in spaterer Zeit meistens nm ein merkliches herahgegaDgen.
3) Nach Mustoxydis a. a. 0. 3000 Grains. Als 2ahlbezeicnniing Ist ange-
geben FIBBn.
4) Gewicht 1800 Gnrtna. Ifnstoxydlt siaimt einen Tatest von üb Grain»
-« 3,ea Gramm an.
5) Doch ist klar, dafe das Gewicht von 82,94 Gf. («» ISM Gr«hi8| mmm
des Yiertel des Stfidkes von aSl,4» Gr. {»^ 5115) beViigt. Bie AofiKkrift Uli
auf dem ersteren wird also wohl als 'A zu deuten sein. Ob Wie $e dem Gsih-
sttkke die Hilfle der altSginäiaeheo Mine (f 48, 1) oder «twa thiea henbge»
gangeaen Betrag der attiseh-rtaiiseheii Mi«e dar KaAscneit <§ 32, 1) haben, diHlt
schwer zu entscheidee sein. Vergl. die Übersteht der Gewichte in Tab. Xn.
Eatfich das GewIchtstOck ten 6e9,t Gr. <^ $400) kdantc far eine etwas »iek-
licke IgfnfiiscKe Bfline gelten.
6) Heroic p. 289 der grdfeeren oder p. tao, 22 der kkhieKn Aufgabe von
Kaiser.
7) Bei Alben. 4 p. 143 B.
141.8. KRCTA. KYFROa. 657
und b«»tllligeii die Mao^an, welche in den früberea R^b«» d«9 nprmrie
Igistiidie Gewicht (§ 7A, 4) vpU oder aoiKiherod zeigen. 0 SpHtor i|t
der lbtiizfiij& merklich gesunken und, wie auf Kypros und Kiei^^yrf)
sur Wtfhrang de« babylonischen Silber^Uters Übergegangen.')
8. Kypros« Das System der Hohlm^fse war eng mit dem
pUmikiiohen und babylonischen verwandt, zeigte jedoch in dem
HaupUnafee eine Eigentümlichkeit, we|(^e von hohem Interesse Cor
d» YensUUidnii des tf hündischen Systems ist l^9ch Epipbanios niimbch
Imb das grorse Getreidemars ftvwf^ und xerfiel in 10 Untfrabteilwi-
gen, welche Epq>hanios kyprische Modien nennt und w je 17 rOmi-
sehen Sextaren mm 9«30 Litcur baitimmt.^) Nehmen wir das Naiä von
17 Sextaren sechsfach, so erbalten wir den Betrag d^ persiscben
Artake^) und erkennen ferner in dem kyprischen Modins ein dem
groben Hin des Epiphanios (S. 450) entsprechendes Mab, d, i. das
Doppelle der persischen Addiic (§ 45, 4) oder des h^ligen Hin des Epir
ph^nios, Daoach definieren wir nun weiter den ursprOngUchen Betrag
dieses kyprischen Modius auf IS babylonische Sechzigstel (§ 42, 7. 8)
«9,09 Liter, und erhalten somit für die Mnasis das normale Mafs von
1) MMumsea S. 46 (Tradoct Blaoas I p. M), Brandis 8. ISl. 303, Imhoof-
Blvuer io den Mooatfber. der Berliaer Akad. lS8t S. 657 (aäheree Ausweis werden
desselben ^Moonaies grecques' geben, deren YeröflenÜichviDff durch die f[. Akad.
der Wissensch. in Amsterdam fBr das J. t683 in Aussicht steht). Nach Imhoof-
Bhimer gehi&ren alle alten Münzen aginitsehea Gewichtes, welehe frfiher Älr
euboiscbe Prägungen gehalten wurdea, der Insel Kreta, und zwar, ibrtr
Mehrzahl nach, Gortyna an.
2) MomiBsen a. a. 0., Brandis 6. 273. Die in der Kaiseneit erwIbBte Insd-
drachnie (| 48, 12) bezieht Mommaen apf kretisches Gauraat berabgegangeq^
igioäiscben und babyionischen Fufses.
S) Epiph. nt^i ftHQtov nal 0ra&/id>p (de Lagarde Symm. II S. 17S, Metroi.
»cript. 1 p. 261, 61; (ivß^H^ %9iwv Ttaifa Svn^e Mr^Ufn x«i na^* iXI^s
fd^Wiv, »ial 8s Biiia fiodtot clrov ^ xoi&mv us rov rtSv 9Aca ptcU inxa
b^w naoa Kvn^iots /w8toy. Die Zahl iäna, welche ich anstatt der früheren
Volgata «eoi (so auch G. Dindorf in Epiphanii opera lY, 1 p. 26, 2S) hergestellt
habe, ist gesichert dnreh rwei aadere Redaktionen der Swift des ^iphanios
(VetroL Script. I p. 2?!, t2. 274, 1) und darch die lateinische Übersetzung (ebenda
U p. tOO, 19), sodafs weder aiHOiri bei JU^arde Synun. n S, 176, 19 nach a<
ebenda 1 S* 2 t t» A, 11 richtig sein können. Aufeer der Foria /^ra#^ff ist W £pi-
»baaies auch fwv^^iis aberliefert (Piadoff ». a, 0. praef. p. ^Y, Metrol soript«
' P- 291, 6), und ans der syrischen Transscriptioa ist sowohl 9uf eiae Form
iumatif aU auf vmam au s^efi^n ()4igMe au $vmai, U S, l7fL 16). Oafs
t^{9 deo Griephe« als Feminiaum galt, geht aus BtetroL 9^pt. I p. 273, 26
oervor, und dagegen darf nicht etwa die Form fiavaarjg angeführt werden, 4e
dieselbe, wie auch das Syrische zeigt, nur statt /»«ro^^ yeiaebriebea i9t.
4) Vergl «afMr | 4(>, 3 auch § 42, 1«. ^. U, 53, 16 i^ «. nad Tab. XX.
Anf den Ziuiammeobang des Mafaes von t7 Mediep mit der A^rtabe wies a«e»t
^. Christ in Fleckeisens Jahrbachern 1865 S. 456 Aam. 15 h|n.
558 GRIECHISGHE INSELN. f M, s.
90,9 Liter. Es war dies also eia grober fiidifivog, wie er aach io der
Oberlieferung bezeichoet wird Oi den grOfeten unter den griechiBcheD
Medimnen , den flginflischen , noch merklich übersteigend.^ Das mag
wohl auch dazu geführt haben , dafe man ihm ein klein»^ Mab zur
Seite setzte. Denn der Medimnos, so fllhrt Epiphanios fort, sei bei den
Kypriern von Terschiedenem Gehalte; bei den Bewohnern von Sabflus
oder (wie es zu Epiphanios' Zeit hiefs) Konsiantia gebe es einen Me-
dimnos von 5 Modien , bei den Paphiem einen sdchen von 4 ^/s Me-
dien. <) Da nun Hesychios fivaalov durch iiixqov ri difiidififot
erklart, so steht es wohl aufeer Zweifel, dals die 5 Modien, welche
Epiphanios auf den salaminischen Medimnos redmet, identisch 8104
mit jenen Modien von 17 Sextaren, deren 10 auf die Mnasis gehen,
oder mit anderen Worten , dafe der salaminische Medimnos die Hllfte
der Mnasis ist^) Dies mufste besonders erörtert werden, weil aller-
dings der paphische Medimnos, welcher dem sicilischen Medimnos
gleichgesteUt vrird, vermutlich in 4V2 gröfsere Modien zerfiel, wdche
aus dem phOnikischen Saton hergeleitet waren und spflter zu 21 V»
Sextaren bestimmt wurden (§ 56, 2).
Denken wir uns nun in die Zeit zurück, wo die kyprischen Hobt-
mafse noch nicht nach den attisch -römischen reguliert waren, so
finden mr zunächst in Paphos die persische Artabe im Betrage voo
472 phönikischen Sata oder 108 babylonischen Sechzigsteln »=54,56
Liter. &) Dafs daneben auch die Einteilung des Medimnos in 6 kyprisdie
Modien den Paphiem bekannt war, ist kaum zu bezweifeln, und es
schliefst sich daran die weitere Vermutung, dafs auch andere duodeci-
male Teile, ähnlich wie im persischen Systeme (S. 481 f.), übfich waren.
Aufserdem ist uns für Kypros überhaupt, und insbesondere fdr
Salamis, das System der Mnasis bezeugt, welches wir zunächst übe^
sichtlich zusammenstellen :
1) Metro). Script I p. 273, 26: nt^l firaci9oe ^ fieBi/trcv^ p. 261, 4: formgli
rj ftJduivoe (so auch Dindorf a. a. 0.; doch ist an letsterer Stefle ual die haad-
schriftlich besser beglaubigte Lesart).
2) Die kyprische Mnasis hielt 180, der igin&ische Medimnos 144 bahr-
Ionische Sechzigstel; beide MaGse Terhielten sich also tu einander wie 5:4. &
der persischen Artabe und mithin auch zu dem Sgin&ischen Metretea (Tab. XX)
Terhielt sich die Mnasis, wie aus d*em obigen unmittelbar herTorgehf, wie 5 : ^
3) MetroL script. I p. 261, 4. 271, 14, ü p. 101, 3, de Lagarde Syiam. U
S. 176, 20.
4) Vergl. Christ a. a. 0. ^^
5) "Wenn der paphische Medimnos, wie aus Epiphanios herroraagehai
scheint, später dem sicilisch- attischen gleichaesteilt wurde, so kam er damit
auf den etwas niedrigeren Betrag Ton 52,53 Liter.
{48,8. KYPRISGHES HOHLMASS. 559
Secfasigstel "*«'
180 90,9 Blnasis 1
90 45,46 Salaminischer Medimnos .... 21
18 9,09 Kyprischer Hodius 10 5 1
9 4,55 HUlfte desselben (persische Addlx oder
agintischer Cbus) 20 10 2 1
3 1,515 Sechzigstel der Mnasis (agin. Choinix) 60 30 6 3.
In dem Worte jtivaalg oder fiavaalg liegt yermatlich eine inner-
liche Verwandtschaft mit mäneh, fxvä, d. i. SeohzigstelJ) Auch in
dem kyprischen Worte werden wir eine Beziehung zur Sechzigzahl zu
suchen haben. War die Mnasis dem Ursprünge des Wortes nach viel-
leicht der Sossos, d. i. das Sechzigfache, ihrer Mine? Dann war das
Sechzigstel oder die Mine nichts anderes als die spätere äginäische
Choinix (§ 46, 8. 9), und wenn wir auch dem salaminischen Medimnos
ein eigenes Sechzigstel an die Seite stellen , so war dieses gleich dem
agin&ischen Dikotylon oder 1^2 babylonischen Sechzigsteln. Wir wür-
den also hier im kyprischen Systeme zuerst die Umbildung des baby-
loBisehen Sechzigstels zu dem anderthalbfachen Mafse, welches für das
ägmSische System charakteristisch ist, vor uns haben. Dafs femer der
kyprische Modius gerade das Doppelte des ftginäischen Chus enthielt,
dafs das Zehntel des salaoninischen Medimnos dem Chus gleich war,
endlich dafs der paphische Medimnos ttbereinstinunte mit dem ägi-
näischen Metretes, das alles darf wohl nicht f(lr zufälliges Zusammen-
treffen gelten.
Die Beziehungen zum babylonisch-phOnikischen Systeme sind zum
Teil schon erwähnt worden. Hinzuzufügen ist noch, dafs die Mnasis
das Dreifache des babylonischen Maris (§ 42, 7. 8) darstellt. Das Ton
uns angenommene Sechzigstel der Mnasis erscheint als konkretes Mafs,
aofser im äginäischen, auch in dem poutischen Systeme (§ 50, 6), und
das ebenfalls vorausgesetzte Sechzigstel des salaminischen Medimnos
verkörpert sich in dem pontischen Sextar.^)
Hesychios bemerkt zu dlTtrvov: KvTtqioi (xitqov^ ol di ro '^fni'
liiii(Avov.^) Das Diptyon war also entweder die Hälfte der Mnasis und
1) Veigl. S 19,4. 42, 8. 10, Christ in Fleckeisens Jahrbfichem 1865 S. 440.
i) In f 50,6 wird nachgewiesen werden, dafs der den Pontikern eigen-
tMidie Sextar urspränglich Y^o des babylonischen Maris betragen hat Er
vir mithin <» Viio Mnasis i-i 7^ salaminischer Medimnos.
3) Zo Metrol. Script I p. 816, 14 habe ich die Lesung Kvnqiav fiixQov vor-
geschlagen.
560 Gmmscm mwa. f ^ i
somit identisch mit dem salaminischen Medimnos, oder es bild^ was
nach dem Wortlaute der Glosse auch möglich ist, seinerseits die Hllfte
des salaminischen Medimnos und enthielt 2^/i kyprisehe Modien «
22,73 Liter.
Auf kyprischen Vaseninschriflen erscheinen als MadbeDenattogeD
ka-to, d. i. xadog, und ko-to, Tielleicht soviel als TunvXrj.^)
Die Gewichts- und Wfihrungsverhflitnisse bedürfeD noch
weiterer Aufklärung. Aus der Bronzetafel von Idalion geht herror, dals
die BauptrechBUftgwamiiie, wie allgeMein in V^rderaaleB mdGne-
ebenland, das Talent war^ welches iA tteliiuiQ und, wie es schabt,
Sbfkel MtfieL«) hmc ftÜMvg, offenbar ursprOngiich Benridmui
eines Gewichtes, indet als ftecfanungaBunme bei Hesyehlas') aidä
weniger ak vier Ferachiedenß BestimBiungen, nimlich su 12*10,1
und 6 Minen. Die Zahlenreihe 12, 8, 6 acbeint eine allmäblidw S^
duklion dieser Rechnimgssumme darzustellen; betreffs der ZiUlt
liegt die gleiche AnBabme nahe; doch ist es auch mOgKch, dilidtf'
selbe Talent teils in 10 fteihmg m 6 MiiiM, taib in 6Mlkm^
10 Minen eingeteilt wurde. <)
Auf die Mtinzen von Kypros einzugehen ist hier nicht te Ort
Die «Iteste PrOgung scheint den ttgintfischeft Fube sich aiigeiGUsMi
zu haben ^); doch bat diese Wahrung sich frtthseitig mit der mtwmt
oiedrigereo des babylonischen Silberstaters genuecht, wekhe das
allgemein sich verbreitete. <^)
1) R. Nenbaner in den *Gommentationes in honorem Th. MowMeai m^
m^\ Berlin 1877, p. m, 18. ^ ^,-
2) H. L. Ahrens Zo d^n kyprischen Inschriften, Philologns XXXY, S.66ln
Th. Bergk in Fleckelsens Jahrb. 18T8 8. 5t8 ff. Letiterer Best in KeHe 16 ^
Halisckta lotphrift, wo Akrm aach Hesyohio» Sffvtrm d, i, igaMßih ^^^*^
hattf, vielmehr t#«, d j, htnii^vs ■— C^^f oder Shekel.
3) unter niXexve nnd ^fUTtiXexicov, Ober dieselben Benennangen bii low^
vergl. oben S. 128 Aubl I.
4) Dies vermqtet Bergl^ ^ a. Q. $, 519. Außerdem 8cbl?i^ er die ViAa-
Scheidung eines schweren kyprischen Gewichtstalentes von 6 nilintts oder
3600 Shekeln und eines jQnfferen Gold- und SllbevtflMtes von 18 mih^ "
je 300 Sh*eln vor, 4«4e«&Ui bafu 4a« MtiuUJeal ^m SMuü 00^
nnd war eUi Silbertalent, sei es nun babybnischer oder Ijnnal^cher Wikm^-
5) Braadis S. 129. 132. 203. 360 A
6) Derselbe S. 142 f. 360 ff. Nur die Wahmng des babyloniscbM SUUr^
staters IjMsea ftr ICynrw gcltw Mompaen S, W- ^4 (TradndL 6)ai. I p, 1». «l^
und B. VL Um im Äowiw, chron, Jl (iS7i) p, i fc -- <l*er d|t PW« 7
griechisuhen Ednige a^f Kyproa ist, aiMser aul Bjrandis, an verwela^f^f
V. Saliet in der Berliner T^iacbr. fOr N4W«m. 1S75 S. 130 ff. DeraeQM ^
Jabfg. 1^13 S. 184 weist die Aanabme einer PtoIenOascben Goldprlgnaa «aC W^
znrflck. über die Ptolemaische Silberpragung auf Kypros handelt C. W. nnv
148,9-11. LESB08. NAXOS. RHODOS. (^1
9. Lesbos. Bei dem Dichter Alkäos tod Mytilene findet sich
oach PoUux (4, 169. 10, 113) als Hohhnals der xvuQog^ bei Hipponax
nach demselben das ^fxUvrcifov. Die letxtere Notiz weist auf Klein*
asien hin. Aller Wahrscheinlicbkeit nach war der lesbische Kypros
nicht verschieden yon dem gleichnamigen pontischen Mafse und ebenso,
wie jenes, phOnikischen Ursprui^s (§ 50, 6). Vermutlich wurde auch
in Pontos der halbe Kypros, welchen Ejuphanios nur mit dem allge-
mänen Namen fi6d$og bezeichnet, '^fiinvrcQov genannt.
Einen xvTtQog erwtthnt auch Hesychios, ohne jedoch, aufser der
Erklärung piixqot amiQiov^ Näheres Ober seinen Ursprung oder sei-
nen Beirag anzugeben. Eine Beziehung zur Insel Kypros scheint dieses
Hoblmals nicht zu haben, da die dortigen Hc^mafse, soweit sie uns
bekannt, einem abweichenden Systeme angeboren ($ 48, 8).
10. Zwei inNaxos aufgefundene Gewichtstacke ^ zeigen, dab
dort ein aus der schweren königlichen Mine abgeleitetes Handelsge-
wicht, wie in Athen (S 19, 11, V), üblich war. Das eine Monument^
trägt als Zeichen die Amphora und ist den athenischen Drittehninen-
stacken dieser Gattung (S. 140) ähnUch; doch ist sein Gewicht weit
niedriger, weil es nicht unversehrt erhalten ist Das andere Stück, mit
derSchiHkröte und der Aufschrift TETAPTH bezeichnet >), fuhrt auf
eine Mine von 944 Gr., welcher eine athenische Mine von 979 bis unter
900 Gr. entspricht (S. 140 f.).
11. Die günstige Lage der Insel Rhodos, ihr blühender Handel
und zeitweise ihr poUlischer Einflufs machen es erklärlich, dafs die Ge-
schichte des rhodischen Münzwesens im kleinen ein Abbild der Ent-
Wickelung des gesamten vorderasiatischen und griechischen Münz-
wesens bietet.^) Da es zu weit führen würde, auf die Darstellung dieser
Geschichte einzugeben, so begnügen wir uns mit dem Hinweis, dafs
1o der Wiener Namism. Zeitschr. 1 (1869) S. 216 ff. Beitrage rar kypriotischen
Münakande giebt 0. Blau in der8ell>en Zeitschr. V S. 1 ff.
1) R. ScbUlbach De ponderibaa aliquot aatiquis in den Annali deir Instit.
ardieol. 1865 p. 198. 200.
2) Bei Scbillbach Nr. 36^. Sein Gewicht beträgt 1&5,& Gr.
3) Ebenda Nr. 42. Beide Gewichte sind von Blei.
4) Nach Brandia S. 132 f. folgte die älteste rhodische Silberpriiffung, mit
einem Stater von 11,68 und einer Drachme yon 5,90 Gr., dem äginaischen Fufee,
an deaaen Stelle etwa zur Zeit des Dareios der schwere Stater phönikischer
Währung trat (§ 43, 2. 23, 4). Daneben kam einzeln und vorübergehend noch
die Prägung nach dem FuTse des medisohen Siglos oder halben babybnisehen
Staters tot (Brandis S. 145, oben % 45, 7). Auch nach Alexander setzte Rhodos
die Prägang nach phönikischem FuTse fort, und erst yerhältnismälsig spät sind
Drachmen nach attischem Fufee geschlagen worden (Brandis S. 268. 485). Ober
die weite Verbreitung des rhodischen Fufses handelt Brandis S. 223 f. 382 f.
Haltcek, Xetnlogl«. 36
562 GRIECmSCHC INSELN. f4S,ii.
seit der Zeit der Perserkriege bis lange nach Alexander der herrschende
Httnzfufs in Rhodos der phOnikische war. i) Das Ganzstttck im Maximal-
gewichte ron 14,60 Gr. galt als Stater und hatte neben sich HälfteD,
Viertel und Achtel, oder nach griechischer Bezeichnung Drachmen,
Triobolen und Trihemiobolien.^) Diese rhodische Drachme im Effektrr-
gewicht von 6,92 Gr. , mithin yerhdtnismXfsig etwas niedriger ans-
gebracht als der Stater, wurde in der Zeit nach Nero, wie aus einer
Notiz des anonymen Alexandriners hervorgeht, zu 1 V4 römischen De-
naren tariflert^) Damit stimmt eine Inschrift von Kibyra vom Jahre
71 n. Chr. tiberein, laut welcher die rhodische Drachme den Kurs von
10 Assen, d. i. ^/s Denar, hatte.^) Hier ist nämlich als ^Pöila d^ccxfoi
die Haute der zuerst erwähnten Drachme bezeichnet In der Tliat
herrscht in der zweiten Periode der rhodischen Prägung phOnikischen
Fufses ein SUlck im Gewichte von 3,36 bis unter 3 Gr. vor, nd>en
welchem Doppelstücke von 6,78 Gr. und darunter, sowie Vierfache
von 13,77 Gr. und darunter, verhältnismärsig selten sind.^) Esgah
also das Ganzstack als Tetradrachmon , seine Hflifte oder die größere
rhodische Drachme als Didrachmon, und das Viertel als Drachme, d. h.
die Bezeichnung war dieselbe wie beun syrischen und Ptolemaischen
Gelde, welches derselben phönikischen Währung folgte. <^) Solche leichte
rhodische Drachmen sind es wohl auch, die in einigen Inschriften er-
wähnt werden.*^)
1) Brandis S. 113 f. 138. 480 fL Vergl. oben § 23 S. 178 f.
2) Vergl. das Münzverzeichnis bei Brandis S. 480 f. Brandis selbst setzt
S. 112 f. das Normalgewicht des Ganzstflckes anf 14,50 Gr. an. In der ältestes
syrischen Silberprägung stand es anf 14,53 Gr. (§ 43, 3).
3) Traktat nt^ cra&ftSv bei de Lagarde Symm. I S. 168, 34: 4>v Xav&nm
9i fu Hai xo tmv OQax/KOVf xal AtytvcUav 'Fo^iav ra xai JriXuotfjy t$« nnlf
fiaüajs atvat narranXairiittff i^anXaaiobv 9i rijv vijaMnut^ ovrof n^fo^ayü^
ofUtnriv, Ähnlich Metrol. Script. I p. 301. Das Ptolemäische Talent ist ToriMf
in derselben Quelle (Metr. scr. I p. 300, 18, während bei Lagarde S. 167, 17 üb*
mögliches ediert ist) auf V4 des attischen, d. h. des römischen Rechnungstalentet
(4 32, 1), mithin die Ptolemäische Drachme auf V^ Denar angesetzt worden.
Vergl. Mommsen S. 39 (Traduct. Blac. I p. 49 f.), Brandis S. 114, Metrol. Script
I p. 160, oben S. 194 Anm. 1.
4) C. I. Gr. Nr. 4380 a (DI p. 1167): tov "Ptofiaiitol hfvcL^iov iexvatnrüs
ia<ra£ta SexaiS ^ *Po8Ca Sqaxfitj rovtov tov ^riyaqUro icx^»* hf Kiftv^ a#v»^
^«a oixcL
5) Brandis S. 481 ff. Über die Teilstücke dieser Drachme yergl. densdbes,
aufser an der citierten Stelle, auch S. 343.
6) Vergl. § 23 S. 178, 5 51, 7. 54, 2.
7) Die Inschrift von Kibyra (oben Anm. 4) und einige andere MonuBBeole,
in denen die rhodische Drachme erwähnt wird, behandelt Fr. LenomaDt in der
Revue numism. XIII, 1868, p. 14 ff. Aus C. I. Gr. n Nr. 2334 geht hervor, daft
die Drachmen rov 'PoSiov o^yvQiov zu den Drachmen von Tenos in einen
i
§48,11.12.49,1. INSELDRAGHME. MAKEDONIEN. 563
Etwas hoher als ia der iDschrift von Kibyra, Dämlich zu s/4 Denar
oder 12 Assen, wird die rhodische Drachme bei Festustestimmt, dessen
Angabe Tennailich auf die der Kaiserzeit vorangehende Epoche, etwa
auf den Ausgang des sechsten Jahrhunderts der RepubUk, sich bezieht ^)
12. Die Inseldrachme (vtjaKarirq) wird von dem anonymen
Alexandriner an der bereits angefahrten Stelle, wo er die rhodische
Drachme mit IV4 Denar gleicht, zu IVs Denar bestimmt 2) Da die
rhodische Drachme des Alexandriners die schwere von 6,92 Gr. ist,
so mufe die Inseldrachme, welche zu jener sich vrie 6 : 5 verhält, ein
Silberstttck von mindestens 8,3 Gr. bezeichnen. Da es sich aber um
eine Tarifierung nach römischer Reichsmünze handelt, so können auch
Stücke von einem noch höheren Gewichte gemeint sein. Es ist kaum
zu bezweifeln, dafs es Didrachmen von herabgegangenem äginäischen
Fuise und Silberstatere babylonischer Währung waren, welche im ersten
Jahrhundert der Kaiserzeit im durchschnittlichen Gewicht von kaum
10 Gr., vielleicht besonders in Kreta^), noch cirkulierten und von den
Römern auf den angegebenen, den Verhältnissen nach nicht allzu un-
günstigen Kurs gesetzt wurden.
S 49. Makedonien,
1. Hohlmafs. Aristoteles giebt die Quantitäten von Futter und
Wasser, die ein Elephant zu sich nimmt, nach makedonischen
Medimnen und Metretenan. Dabei erwähnt er auch ein eigen-
tümliches makedonisches Mafs für Flüssiges, den fna^igy den er zu
6 Kotylen, wahrscheinUch attischen, bestimmt. 4) Leider giebt er nichts
über den Betrag des makedonischen Medimnos und Metretes an. Falsch
ist die Ansicht von Wurm (p. 126), dafs das makedonische Mafs viel
kleiner gewesen sein müsse als das attische, weil nach dem letzteren
gftngtigen Kurse standen, indem die Wechsler bis 105 Drachmen von Tenos,
obgleich diese auf gleichen Fufs ausgeprägt waren, für 100 rhodische forderten
(Mommsen S. 40 Anm. 120 » 1 p. 51, Lenormant a. a. 0.). Ebenda Nr. 2855
erscheinen 'HBun (so, ohne 9^xf*^i) als Gewicht neben ItiXBidt^^etai und
3f«^Mc#. In Nr. 2693 e und f werden verschiedene Summen a(mf^iov 'PbBlcv
Xenrdv (zuerst 7000, dann 300 Drachmen u. s. w.) erwähnt Nach Brandis S. 254
Anm. S nat die rhodische Drachme auch in Halikarnass (G. I. Gr. Nr. 2656) die
Werteinheit gebildet.
1) Festus p. 359: Rhodium et Gistophorum (talentum est) quatuor milium
et qungentorum denarium. VergU Mommsen S. 39 f. (Traduct Blac I p. 50 f.).
2) Yergl. oben S. 562 mit Anm. 3.
3) Mommsen S. 47 f. (Traduct. Blac. I p. 62 f.).
4) Bist. anim. 8, 9 (p. 596« Bekk.). Vergl. Pol!. 4, 168. 10, 184, Hesychios
imter fia^is,
36*
564 MAKEDONIEN. § 49, 1 1
die Angaben dee Aristoteles auf zu grobe Quaatitfiten führen. Wenn
Aristoteles sagt, ein Elefant habe 14 Metreten Wasser auf einmal ge-
trunken und noch 8 dazu am Abend, was nadi attischem Malse zu-
sammen 8,67 Hektohter oder etwa 12 Vi prenlsische EioMr betragt,
so ist das keineswegs zu nel, denn nach Oken tranken Elefanten im
Sonuner bis an 30 Eimer. i) Es ist also wohl möglich, woftlr £e
sonstige weite Verbreitung des attischen Hohtanalses spricht, dafe das
makedonische Mab diesem gleich war. Auch das darf nicht dagegen
angefahrt werden , dab Aristoteles an einer andern Stelle 2) ein pei^
sisches Mab nach attischen Medimnen bestimmt Auch beiPoly-
bios^) erscheinen neben einander attische und sikelische Medinuen
als Bezeichnung eines und desselben Mabes.
Ein Mab ron 6 Kotylen ist V24 des attischen Metretes (§ 15, 2).
Der makedonische Maris betrug also das Doppelte der Choinix des
Ptolemaischen Systems ($ 53, 11). Sdien wir ab von der Stdgeraig
des Betrags dar einzelnen Mafse um 1/13, welche mit Solons Mab-
ordnung verknüpft war ($ 46, 10. 13), und lassen das attische Diko-
tylon gleich dem babylonischen Sechzigste! (§ 42, 7) gelten, so ^t-
spricht gemäb dem babylonischen Systeme der makedonische Maris
der äg^näischen Choinix ($ 46, 8. 9; Tab. XX), und derselbe stdh sich
ferner dar als V20 des babylonischen Maris (Tab. XX), womit zugleich
der Unterschied dieser beiden gldchnamigen Mabe erklärt ist.
Auch zu dem pontischen Systeme der Hc^mabe (§ 50, 6) zeigt
sich deutlich eine verwandtschaftliche Beziehung. Der pontische Maris
ist die Hälfte des gleichnamigen babylonischen Mabes; es worden dso
10 makedonische Maris auf einen pontischen Maris gehen, und in der
That finden wir im pontischen System ein Mafs, welches Vi« ^^ ^^^'
tigen Maris darstellt, nämlich die pontische Choinix. Diese war also,
. wie der äginäischen Choinix, so auch dem makedonischen Maris gMch.
2. Mttnzfufs. Die älteste Silberprägung der makedonjacben
Könige reicht bis in das sechste Jahrhundert zurück. Sie ging aus
von einem Ganzstück von 9,8 Gr., welches neben sich Zweidrittelstocke
oder äginäische Drachmen von 6,1 Gr. und Neuntel von 1,08 bis 0,87 Gr.
hatte. ^) Letzteres Nominal ist zu betrachten als Drittel einer Drachme,
welche in der gleichzeitigen städtischen Prägung Makedoniens vor-
1) Allgem. Natorgesch. VII, AbteU. 2, S. 1152. Setsen wir tls Betrag 4«
hier bezeichneten Eimers nur ein übliches HandoMfe von etwa 30 Liter, so
ergeben sich insgesamt 9 Hektoliter.
2) SchoL zu Aristoph. Ach. 108. 3) S. unten { SO, 2.
4) Brandis S. 211. 537 f. 540.
f4»,3. HOHLMASS. MfiNZFUSS. 565
kommt und nach 3irem thatsSchlichen Gewichte dem Systeme des
babyloniechen SUb^rstaters Yon 11,2 Gr. zugehört (§ 23, 2).
Unter Alexander I (498—454) kam die phOnikische Währung Eur
Geltung, welche, ausgehend von der eben bezeichneten Drachme, d. i.
dem Drittel des babylonischen Staters, ein Tetradrachmon als Ganz-
stock biMete ($ 23,4). Alexander I brachte das Doppelte eines solchen
Silberstückes im Gewichte Ton reichUch 29 Gr., und dazu HüUten,
Sechstel und Zwölftel aus.^) Die Hälfte, d. i. der phönikische Stater,
wurde also hier ausnahmsweise nicht geviertelt, sondern gedrittelt.
Archelaos (413 — 399) und seine Nachfolger fllhrten den Fufs des
babylonischen Silberstaters ein, und zwar steht das Ganzstück dieser
Prägung regelmäfeig unter 11 Gr. und die Drachme oder das Drittel
unter 3 Gr. Ja die Drachme sinkt noch weiter bis auf 2 Gr. und
darunter. 2)
Philipp II (359—336) kehrte wieder zu dar früheren Tradition
zurück , indem er sowohl die Drachme auf das ihr zukommende volle
Gewicht von 3,6 Gr. brachte'), als auch ein Ganzstück von 14,5 Gr.
schuft), welches genau dem halben Gewichte des Doppelstaters Alexan-
ders I enisprach. Ebenso bemerkenswert wie diese Analogien sind die
Abweichungen von Alexanders Prägung; denn unter jenem war die
Hälfte seines Ganzstückes nur nach dem niedrigen Fufse von etwas
über 13 Gr. ausgebracht ^) und diese Hälfte gedrittelt worden, während
Philipp die frühere Hälfte zur Hauptmünze machte, und ihr sowohl
1) Die GrolMtficke wiegeo 19,26 Gr. (— 7 gro$ 47 graim Mionnet p. 54),
29,15 (Qoeipo p. 150), 29,03 (— 448 Leake p. 1), 28,97 (^ l-AV/t Mionnet)
und weiter abwärts bis 28,45 (^-i 439,1 Northwiek p. 62). Das Normalgewicht
darf nicht unter 29 Gr. angesetzt werden. Dazu findet sich eine leichter ge-
prigte Hüfte von 13,07 Gr. (— 3 • 80 fifionnet) und Sechstel von 4,09 Gr. (» 77
Ifkmet), 4,04 (— 62,4 Leake p. 1), 3,89 (« 73V4 Mionnet). Auch Zwölftel von
1,83 Gr. {^ 28,3 Leike), nnd eine noch kleinere Teilmünse von 1,03 Gr. (« 15,9
Leake), vielleicht ein Vierandzwanzigstel, kommen vor. Vergl. auch Brandis
S. 118 f. nnd dessen MOnzverzeichnis S. 541. Dieser eigentflmliche Mönzfofs
ist wahrscheinlich identisch mit der alten von Mommsen S. 18 ff. (Tradnct Blac.
1 p. 21 ff.) besprochenen Goldwähmng, welche durch ein Ganzstfick von 14,076 Gr.
nnd ein Drittel von 4,74 Gr. repräsentiert wird. Dieses Gewicht ist auch ander-
wärts auf die Silberprägung übergegangen, und dabei in Makedonien das Ganz-
stAck auf den doppelten Betrag ausgebracht worden.
2) S. das Mflnzrerzeichnis bei Brandis S. 541 ff.
3) Daus das Effektivgewicht der ältesten Silberprägungen nach phönikischem
Fafw diesem Betrage nahesteht, ist § 23, 4. 43, 3 bemerkt worden. Für die
Silberprägung Philipps 0 weist Brandis S. 545 als Maximalgewicht 3,60 Gr. nach.
4) Brandds S. 250. 382. 544 f., Friedlaender u. v. Sallet Königl. Mflnzkabinet
Nr. 354—356.
5) Oben Anm. 1.
666
KLEIN ASIEN.
f 49. 1 Mt I.
das normale Gewicht als die regelmftfsige Teilung in Viertel gab. Aach
die Hälfte des Philippischen Staters oder das Didraebmon ist geschbgen
worden, und zwar ebenfalls auf ToUes Gewicht i)
Nachdem dieser Mttnzfufs einmal festgestellt und daneben die
Goldmünze in häufige Cirkulalion getreten uar, behielt nur das Ganz-
stück in Silber sein normales Gewicht, während das DidracLmon nnd
besonders die Drachme und deren Hälfte — denn auch dieses Nominai
kommt vor — auffallend niedriger ausgebracht wurden und somit der
Geltung als Scheidemünze sich näherten. 2)
Über die Goldprägung Phihpps H. nach attischem Pulse und die
Einführung dieser Währung auch für die SUbermünze durch Alexander
ist oben ($ 31, 2 — 4) gesprochen wordeir.
$ 50. Kleifuuien,
1. Es durfte Ton Tomherein als wahrscheinlich gelten, dabdie
ägyptisch-babylonische Elle auch von der griechisch redenden Bevölke-
rung Kleinasiens vielfach angenommen worden ist Denn wenn auf
einer Insel, wie Samos, infolge des phönikischen Handelsverkehrs diese
Elle, welche Herodot mit der ägyptischen gleicht, auch dann noch äch
erhielt^ als schon ringsum die Griechen ihr kleineres nationales Mafs
gebrauchten (§ 48, 3), so konnten noch weniger die Bewohner des
Festlandes von Rleinasien gegen dasselbe Mafs, welches nach Herodot
zugleich das königliche persische war, sich abschliefeen. Verschiedene
noch erhaltene Denkmäler bezeugen die Anwendung einer Elle ?oa
522 bb 532 BliUim.^) Zur Klafter dieser Elle trat als siebenter Teil
1) Das Maximalgewicht bei Brandis S. 545 stellt sich auf 7,13 Gr.
2) Die zahlreichen Stficke mit dem Apollokopf auf der Vorderseite nnd des
jugendlichen Reiter und der Aufschrift ♦lAIPPOY auf der Rückseite, wdcbe Toa
einigen auch dem Philipp Aridäos zugeteilt werden (Brandis S. 545 fiL), sieh»
um 2,5 Gr., maximal auf 2,775 Gr. (Brandis S. 546), ihre Hälften auf 1,24 lad
1,19 Gr. (ebenda S. 547 f.). L. Muller Numismatique d'Alezandre le Grand p. 336 ff.
(vergl. auch denselben Den macedoniske Konge Philip Us Mjrnter S. 3 f.) ommi
sie fOr Diobolen und betrachtet das Ganzstfick von 14,5 Gr. als Didrackmon
aginäischen Pulses (rergL oben S. 196 Anm. 2). Meiner Ansicht, wonach das
Ganzstack ein Tetradrachmon und das TeilstQck von 2,77 Gr. eine leichter aus-
gebrachte Drachme ist, tritt Brandis S. 594 bei.
3) Eine Elle tou 522 Millim. ist nachgewiesen worden am Artemision la
Ephesos (Archäol. Zeitung XXXIX S. 113 f.), eine EUe von 525 MlUhD. an der
Rennbahn von Aphrodisias (Wittich Archäol. Zeit XX, 1862, S. 277), tod 532
Millim. an der Rennbahn von Laodikeia in Phrygien (Fenneberg UnteraidniB|ea
S. 125), Ton 531 Millim. und darüber an den Tempeln des Apolloo Didymio*
zu Milet und der Athena Polias zu Priene (Wittich a. a. 0. S. 276 f., ob«n & 389
Anm. 3). Vergl. auch Böckh Gesammelte kleine Schriften VI S. 267 f. Über den
Altar Eumenes' U s. S. 567 Anm. 3.
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A*^ '
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$50,1. LÄNGENMASS. 567
ein kleinerer Mabstab Yon 295 Miliim. hinzu ^), über dessen Verwendung
in der Architektonik die Bauten von Olympia in Griechenland nähere
Auskunft geben (§ 47, 1).
Anderweit haben wir schon aus den Zeiten vor Alexander Zeug-
nisse dafür, dafs nach griechischer Weise der orientalischen Elle ein
Fufs als Zweidrittelmais zugesellt wurde. 2)
Ein vollständiges System griechischer Mafse wurde jedoch erst
im pergamenischen Reiche von der persischen Elle aus aufgebaut.')
Ähnlich wie die Ptolemäer in Ägypten führten in Pergamon die Nach-
folger des Philetäros (283 — 263) neben ihrem eigenen Namen den-
jenigen des Begründers der Dynastie als Beinamen fort 4), und es ist
1) Die Anindel-SammloDg zu Oxford enthalt ein Relief welches den Ober-
körper eines Mannes mit ausgestreckten Armen nnd im Felde eine Fnissohle
darstellt Dasselbe ist neuerdings von Ad. Michaelis in der Archäol. Zeitung
XXXVn, 1879, S. 177 flf. behandelt worden. Nach der Qualität des Marmors 2u
schliefsen scheint es ans Kleinasien oder den Inseln zu stammen; in seiner Aus-
fahroDg tragt es den Stiicharakter der ersten Hälfte des 5. Jahrh. t. Chr. oder
einer wenig davon entfernten Epoche. Die dargestellte Klafter mifst 2,06 bis
2,07 Meter, der kleinere, durch die Fufssohle dargestellte Mafestab 0,295 Meter,
d. h. genau den 7. Teil von 2,065 Meter, dem Mittel aus den eben angefahrten
Messungen der Klafter. Meine in der Archaol. Zeitung a. a. 0. S. 178 f. ausffe-
sprocbene Vermutung, dafs das kldnere Mafs als Mcdulus nicht blofe in der
Skolptur, sondern auch ba Bauten Anwendung gefunden habe, ist durch die
oben gegebene Darstellung der Mafse des Herion zu Olympia (§ 47, 1) bestätigt
worden. Über das Verhältnis dieses Mafsstabes zu anderen im Altertum fiblichen
8. $ 46, 20, fiber die Verwandtschaft desselben mit dem römischen Fufee { 14, 4.
2) Beim Heräon zu Samos erscheint ein solcher Fufs neben dem gemein-
griechischen (oben S. 551). Der Bau des Tempels der Athena Polias zu Priene
hat Tor Alexanders Zug nach Asien begonnen (Wittich Archäol. Zeit XX S. 277).
Die Ins^rift, welche dies bezeugt, findet sich in den lonian Antiquities published
by the Society of DiletUnti, London 1769, toI. I p. 15, G. I. Gr. toL II Nr. 2904.
Über das Fufsmafs dieses Tempels vergl. Wittieh Archäol. Zeit XX S. 276 f. und
die oben S. 389 Anm. 3 angekündigte Abhandlung.
3) In Verbindung mit dem Ptolemäischen System der Längenmafise ist diese
Frage ausführlicher m Fleckeisens Jahrbflchem für dassische Philologie (Erste
AbteUung der Neuen Jahrb. für PhUol. u. Pädag.) 1863 S. 162—169, sodann in
den Metrologici scriptores I p. 24r— 26 Ton mir behandelt worden. Den Ursprung
des Philetärischen Fufses hat zuerst Böckh Metrol. Unters. S. 215 f. nachgewiesen.
Monumental bezeugt ist der Philefärische Fufs im Betrage von 350 Millim. durch
den prächtigen Altarbau Eumenes' ü: s. R. Bohn in den Ergebnissen der Aus-
grabungen zu Pergamon, Torläuf. Bericht von A. Gonze u. s. w., Berlin 1880,
S. 45. Auch der pergamenische Augustustempel folfft demselben Malse, wie die
initiiere Axenweite Ton 3,50 M. « 10 Fufs, die Säulenhöhe Ton 9,80 M. ^
28 Fufs, die Untermauer Ton 3Vt M. Höhe «» 10 Fufs zeigen (vergL ebenda
S. 90. 92).
4) Die Tetradrachmen der Tier pergamenischen Könige von Attalos I bis
Attalos ni tragen in gleicher Weise die Aufschrift ♦lAETAIPOY. Vergl. v. Pro-
kesch- Osten Denkschriften der Wiener Akademie 1859 S. 320 L und Archäol.
Zeitung XXV, 1867, S. 19, Friedlaender und t. Sallet Das Königl. Münskabinet,
Berlin 1877, S. 138 f.
568 KLEINA8IEII. f M, 1. 1.
demnach leicht erkUürUch, dafs der Fufs, welcher ab ZweidrHtdmals
aus der königlichen Elle abgeleitet und bei der Aufnahme des Landes-
katasters zu Grunde gelegt worden war, unter der Benennung fcovg
0iX€talQ€iog erscheint 1) Von diesem Fufse aus wurden dann die
fibrigen bei Griechen üblichen Längenmafse, wie cxadiov^ nlid^ofy
axaiva^ und ebenso auch die kleineren Mafse normiert Nachdem die
Römer im J. 133 die Erbschaft des letxten Attalos angetreten hatten^),
behielten sie die ttbeiüeferte Benennung des Fufses bei, ja fibertrugeii
sie später auch nach Ägypten, wo sie bei der Obemahme des Ptolemder*
reiches das gleiche Fulsmafs Torfanden (§ 53, 1. 4).
Da die babylonische Elle 525 bis 530Millim. betragen hat ($ 42,5),
so kommen auf den entsprechenden Fufe 350 bis 353 HiUim. oder
nahezu 1 V» rönüscher Fiils (-» 354,8 Millim.). Indem nun die Römer
das letztere Verhältnis zum gesetzlichen machten, rechneten sie je
2 jtli^Qa des pergamenischen Landeskatasters als 1 römisches Juge-
rum. Dies wird zwar nirgends direkt bezeugt, aber wir folgern es,
rückwärts schliefsend , mit grölster Wahrscheinlichkeit aus den laa-
logen , uns näher bekannten Maisregeln , welche die Römer bei Ein-
richtung der Provinz Ägypten trafen (§ 53, 4. 5).
2. Wenn die Vermutung richtig ist, dafe eine unter byzantinischen
Herrschern redigierte, aber aus guten älteren Quellen geflossene Mals-
tafel, welche den Titel ne^l TftjXixoTtjTog fxivi}wv führt, auf klein-
asiatische Verhältnisse Bezug hat 3), so gewinnen wir eine Obersieb
sowohl über die Teile der kleinasiatischen Elle und des dazu gehörigen
Fufses, als auch über die gröfseren Mafse, unter denen zunächst d»
ßijfia von 2 Vi Fufs (— 0,875 Meter) und die aKaiva von 10 Fufe
(oe 3,5 Meter) hervorzuheben sind. Von besonderer Wichtigkeit aber
ist die Bestimmung der Meile zu 7 Stadien. Denn da der römische
Fufs zum Philetärischen sich wie 5:6 verhielt, so entsprechen 7 Pbi-
letärische Stadien 5040 römischen Fufs, übersteigen also nur um
40 Fufs oder um Vi 25 des Ganzen den genauen Betrag einer römiscbeii
Meile. ^) Da nun sowohl in Ägypten als in Syrien und Palästina
1) S. die erste Heronische Tafd Metrol. Script. I p. 182 § 9, p. 183 C § 15-21.
2) Borghesi Deir era efesina (Oeuvres compl^tes n p. 444 — 47) weist ntciit
dafs der Tod Attalos' m in des Sommer des Jahres 620/134 l&llt Bas Ttfta-
ment wurde von Eudemos im Frölgahr 133 nach Rom überbracht und in itm-
selben Jahre Tom Vollie angenommen. Die definitive Einrichtung der Pipotwi
erfolgte nach zweijährigem Kriege im J. 129 (Monunsen Rom. Gesch. n* S. §^
3) Vcrgl. Metrol. Script I p. 52—54. 198—200.
4) Noch geringer wird die Difierenz, wenn man deiyenigen Betng des
Philetärischen FuTses, welcher der Elle von 525 Blillim. entspricht, als den i
f 50,3. HEILE ZU 7 UND T'/s STADIEN. 569
7V2 Philetarische Stadien auf das filXiov gerechnet worden sind, wel-
ches letztere hiemach als ein Ton der römischen Meile verschiedenes
Mars sich herausstellt i) , so haben wir Qberall, wo die Meile zu 7 Sta-
dien definiert wird, die römische Meile im Betrage von 4200 klein-
asiatischen Fufs vorauszusetzen.')
Wo hingegen die Meile zu 7Vs Stadien angesetzt erscheint, da
»nd entweder Philetärische Stadien gemeint, und dann ist das filXior
ein ursprünglich ägyptisches Mafs im Betrage von 3000 königlichen
Eilen oder 1000 Doppelschritt (§ 41, 6), welches später zu 4500 Phi-
letärischen , d. i. 5400 römischen Fufs angesetzt wurde , oder es sind
ungenauer Weise das ägyptische Wegmafe und die römische Meile ein-
ander gleichgesetzt worden, oder endlich, es hat wirklich ein drittes
Stadion zu Grunde gelegen, welches die Mitte hielt zwischen dem Sta-
dion des attischen und des Philetärischen FuTses (§ 50, 3).
Die Verwechselung zwischen dem ägyptischen Wegmafse, welches
1000 Doppelschritt hielt, und der römischen Meile wurde dadurch be-
günstigt, dafs einerseits der ägyptische Sehoinos gemäfs dem eigenen
Systeme 12000 Ellen (§ 41, 6), mithin nach späterer Ausdrucksweise
4 filXia zu je 7 Vi Philetärischen Stadien hielt (§ 53 , 5), andererseits
der persische Parasanges, gemäfs dem ursprünglichen Systeme gleich
10800 Ellen (§ 42, 2), nach gemeingriechischem Mafse auf 30 Stadien
gesetzt wurde (§ 45, 2). Daher betrachteten die alexandrinischen und
andere hellenische Metrologen Sehoinos und Parasang als gleich und
teflten der Meile schlechthin, ohne zu fragen, ob die ägyptische oder
römische gemeint sei , 7 V2 Stadien zu.^) Ja es wurde der Parasang
malen setzt (vergl. | 53, 1. 5). Dann sind 7 Stadien ^^ 1470 Meter oder fast
genau 1 römische Meile von 1478,5 Meter.
1) Yergl. $ 53, 5. 52, 1 geffen Ende und § 51, 2.
2) Der älteste Beleg fttr die Meile von 7 Stadien ist wohl die auf den
Bischof Epiphanios Ton Kypros zurückffefährte Notiz in dem Fragmente Metrol«
Script. I p. 275, 13: to ftiJUov Itxß^ maha htra, Hienm kommt das schon er-
wähnte Fragment n§ol ntjXix&tijTiK fUr^afv ebenda p. 199, 25: ro fUXtcv I^m
miSuL £' |vow nXi&fa fiß' — rjy&vr 7t63a£ ,3c*, femer Hesychios (MetroL
Script I p. XXni. 322, 3) und Suidas. Dasselbe Stadion habe ich bei Prokop.
bdl. Gotn. 1, 11 durch die Emendaüon r^tU xal rqtawvra xal htaxw statt
roui xal 9ixa nal ixaxw hergestellt, wonach 19 römische Meilen mit 133
Stadien reglichen werden, während die dberlieferte Gleichung von 19 Meilen
mit 113 Stadien in jeder Beziehung unwahrscheinlich war. Epiphanios a. a. 0.
oDd Hesychios erwähnen zugleich die Meile von 4500 Philetärischen i-i 5400
r^iwSschen Fufs, d. i. 7Vs PhiL Stadien. Suidas unter tilXutv hat neben dem
kleinasiatischen Stadion {mm y? Meile) das attische (*» ^^ Meile), unter aradior
definiert er das Philetärische und daneben wieder das attische Stadion. Vergl.
Fenneberg Untersuch. S. 114.
3) Die Belegstellen finden sich im Index zu den Metroi. Script unter ftihov.
570 KLEINASIEN. f50,s.
geradezu zur JT^^tx^ axolvog und umgekehrt der Schoinos zu eiaem
3. Lagsen wir fortan dag ägyptische pilXiov bei Seite, so bleiben
zwei genaue Bestinimungeu der römischen Meile übrig, die eine zu
8 attischen, die andere zu 7 Philetiirischen Stadien (§ 12, 2. 50, 2).
Es hat aber in späterer Zeit noch ein drittes Stadion bestanden, wel-
ches die Hitte zwischen den beiden eben genannten hielt, dessen Futs
also zwischen 308 und 350 HiUim. anzusetzen ist Auf die Spur dieses
eigentümlichen Wegmaises ftihrte zuerst Plutarch, indem er in der
Biographie des C. Gracchus da, wo er über dessen Strafsenhauten und
StrafseuTermessungen spricht, hinzufügt, dafs die römische Meile etwas
kleiner sei als 8 Stadien. 2) Er hatte hierbei jedenfalls das Stadion tot
Augen, welches nach einer Stelle des Castus Dio TVimal in der
römischen Meile enthalten war. Dieser Schriftsteller sagt nämlich, dals
sich die Gerichtsbarkeit des Stadtpräfekten bis auf 750 Stadien im
Umkreise der Stadt erstrecken sollte'), und bezeichnet damit unr^-
kennbar dieselbe Entfernung, welche in den Digesten^) auf 100 römische
Meilen bestimmt wird. Allen Zweifel löst die bisher yerkannte Notiz
bei Plinius^), dafs beachtungswerte Gewährsmänner {aUqai) 32 Stadien
na^cayyn^ und cxpivoi suaBammengestellt Die wichtigsten derselben werta
nnten { 52, 1 gegen Ende, § 53, 2 a. E. und ebenda 5 behandelt werden. Ao£Mr
den Lexikographen Hesychios und Soidas (s. S. 569 Anm. 2) ist noch Photios
nnter irra9u>v m eitleren. Andere Zeugnisse aus spaterer Zeit s. bei Letromie
Recberches p. 49, y. Fenneberff Untersuch. S. 114 f., Beraard de meosiuis p. 235.
1) VU. Heronische Tafel Metrol. Script I p. 193, 15, Et3rm. M. unter ex9iwiov,
2) G. Gracch. 7 : n^bs 8i rovroiQ Biafisr^^as xara fdhov oSor nacar (r»
8i ftlXiov OMTt^ axadlmv oXiyor anodaX) kIovos Xtditfove €^/uSa Tti
fiär^av Mardcxfjirav, Ideler Abb. 1812 — 13 S. 187 bezieht diese Angabe anf dw
Seringe Differenz von 8 Fufs, um welche nach seiner Berechnung die r5miiehe
[eile hinter dem Achtfachen des attischen Stadions zurückstdnt. Alleio die
Differenz war höchst wahrscheinlich noch unbedeutender (nach S. 69 Aan. 3
nur 1,3 Meter), und es ist ganz unglaublich, dafs Plutarch einen so fdoeB
Pnterschied. der nur durch die genauesten Messuniren sichtbar werden koanfte,
bemerkt habe. Die genaueste Vergleichung zwischen römischem und griccU-
achem Längenmafse, die wir aus dem Altertum haben, ist die des Hyno (S. 70
Anm. 1); aber auch nach dieser entsprechen 8 Stadien gerade einer Meile. Da-
gegen ist es sehr wahrscheinlich, daCs Plutarch dasselbe Stadion wie Dio, «nd
ganz sicher, dafs er eines, welches zwischen dem Dionischen und dem attischefl
in der Mitte steht, gemeint habe. Wir werden also den Fuis des PlutardüflcheB
Stadions wahrscheinlich zu 328,6, sicher aber zwischen 328,6 und 308,3 MÜUai.
anzusetzen haben. — (Sprachlich und sachlich uomöglidi ist die Erklinug,
welche t. Fenneberg Untersuch. S. 34 von der Stelle Plutarchs giebt.)
3^ 52, 21: noMo^x^ — anodstxvva&m , — tra rat Sduae — uSe zm ite
oirxovüi Koirv.
4) 1 tit. 12, 4.
5) N. H. 12, 14 § 53. Yergl.'oben S. 60L
i so,t. JONGERER KLEINASIATISGHER FUSS. 571
auf den ägyptischen Schoinoä gerechnet haben. Da das letztere Mab
uns mit voller Sicherheit bekannt ist (§41,6. 53,5), so berechnen wir
daraus ein Stadion von 196,9 Meter und einen Futs von 328,1 Millim.,
woraus die Gldchung von 7V2 solcher Stadien mit 1 römischen Meile
uamittelbar sich ergiebt
Wenn wir nun berücluichtigen, dafs seit dem zweiten Jahrhundert
n. Chr. bei griechischen Schriftstellern, abgesehen von zwei kurzen
Notizen bei Suidas^), keine Spur des attischen oder Achtehneilen-
sladions mehr sich findet, dagegen seit PUnius' Zeit vielfache Nach-
weise eines Stadions, welches 7^2 mal in der Meile enttialten war, bis
hinab in das zehnte Jahrhundert erhalten sind , so ist die Vermutung
wohl berechtigt, dafe das letztere Stadion , ani^nglich von nur lokaler
Geltung, später allgemeine Anwendung, besonders im byzantinischen
Reiche gefunden habe.
Legen wir die Gleichung von 7 V2 Stadien mit 1 römischen Meile
zu Grunde, so kommen 197,1 Meter auf dieses Stadion der Kaiserzeit,
mithin auf dessen Fufe 328,6 Millim. Nun läfet sich aus den Ruinen
des Stadions von Äzani in Phrygien auf einen Fufs von 332 MiUim.^),
aus Bauwerken von Ephesos auf einen Fufs von 334 bis 335 Millim.^)
1) Oben S. 569 Anm. 2.
2) V. Fenneberg Untersuch. S. t21f. 125. Die Länge des Stadions betraf
nach dem Plane in Voyage arch6olog!qae en Gr^ce et en Aste Mineure etc.
pobU^ par Le Bas 207,50 Meter, worans sich, wenn man auf die Entfernung
to Meta vom Fond 25 Fufs rechnet, ein Fufs von 332 Millim. ergiebt. Da»
dieser Fufs dem Stadion zugehört, welches TV^mal in der römischen Meile ent-
halten ist, hat ebenfalls Fenneberg S. 125 bereits bemerkt Wenig wahrschein-
lich ist die Annahme Wittichs Archäol. Zeitung XXIX, 1871, S. 38 f., dafs die
dgentUche Rennbahn nur 190 Meter betragen habe und nach dem von ihm
angenommenen samisehen Fufse von 316,7 Millim. angelegt sei.
3) Der Tempel der Artemis zu Ephesos hatte nach Plinius 36, 14 § 95 eine
Breite von 225 und eine Lange von 425 Fufs. Mit Recht erblickte Wittich Archäol.
Zeitung XXX, 1872, S. 29 ff. hierin römische FuCis; diese sind aber schwerlich,
wie derselbe Gelehrte vorschlägt, auf gemeingriechische ($ 46, 2) zurfickzuführen,
von denen 210 zu 316,8 Millim. auf die Breite gehen würden, während für die
Linge keine hinlänglich wahrscheinliche Zahl sich ergiebt, sondern die 225,
bes. 425 römischen Fuüs entsprechen 200, bez. 375 kleinasiatischen Fufs zu
954 Millim. Vergl. den näheren Nachweis in Archäol. Zeit XXXIX S. 113 ff:
Da dieser kleinasiatische Fub 6Y4mal in der Klafter der königlichen Elle ent-
halten ist (§ 46, 20), so kommt die Länge auf 60, die Breite auf 32 Klaftern aus.
Aof denselben kleinasiatischen FuCs, und zwar zum Betrage von 335 Millim., ist
nach Fenneberg Untersuch. S. 125 auch das Stadion von Ephesos errichtet ge-
wesen, da die von Ghandler zu 687 engl. Fufs (^ 209,4 Meter) gemessene Länge,
durch 625 dividiert (s. vorige Anm.), auf einen Fufs von 148,5 Par. Linien (d. i.
33& Millim«) fahre. Doch hat die spätere Nachmessung durch Fr. Adler (Ab-
baDdlauffen der Berliner Akad. 1872 S. 38) gezeigt, dafs das gesamte Stadion
229,50 M. lang war, davon aber ein spätrömischer Einbau nur 190 M. als Länge
572 KLEINASniN« f M, 4. 6.
sehliersen ; also wird das Stadion, welches 7 V2 mal in der MeUe endnlten
ist, ebenso aus Kleinasien stammen wie das Philetarische oder Siebentd-
meilenstadion. Der Fufs dieses jOngeren Ueinasiatiseben Stadions btt
gerade die Mitte zwiscben dem attiscben und Pbiletiriscben ^) und steht
dem Drusianiscben in Germanien nahe.^) Endlicb finden wir mit nur
geringer Abweicbnng das Doppebnafe dieses Fnfses in der bascbe-
maiscben arabischen Elle wieder ($ 63,8 a. E.).
4. Zu Ushak in Pbrygien, bei dem alten FlaviopoUs, ist ein Mab-
stab aufgeftmden worden, welcher, in Marmor eingemei&elt, ane Ge-
samtlänge von 555 MilUm. zeigt. Aoberdem sind bezeichnet die Hdfte,
und je einmal das Viertel und das Achteides ganzen Malsstabes.') Wir
haben es also offenbar mit einem Modulus zu thun, welcher, abweichend
Ton der Üblichen Einteilung der Elle, durch fortgesetzte Halbierung in
Teilmafse zerlegt ist Indes hindert uns nichts die Hälfte des ganzen
Maisstabes ■» 277,5 Millim. als einen Fufs zu betrachten, welcher, Shn-
lich wie der oben erwähnte Sieben tehnafsstab ($ 50, 1) und wie die
Fufsmarse von Olympia (§ 47, 1), aus der Klafter der königlichen EBe
abgeleitet ist. Wir finden dann sofort, dafs der Fufs von Udiak 7^/%
mal in dieser Klafter enthalten und mit dem oskischen Fnfse identisch
ist (S 46, 20. 57, 3). Auch der Doppelfufs von 555 Millhn. kehrt ao
anderer Stelle, nämlich in der spätrOmischen Landeselle von Ägypten,
wieder (§ 53, 8 a. E.).
5. Der Harmorbiock, auf dessen oberer Fläche der eben erwähnte
Hafsstab eingegraben ist, enthält sieben, oben kreisrunde Vertiefungen,
welche in der Form von abgestumpften K^dn ausgehöhlt sind und
der Gröfsenreihe nach folgende durch Beischriften kenntlich gemachte
Mafse enthalten: ywnQog, fiodiog, xolvf^, xov[dQov] $4^tijs], dixi-
der RennbahD fibrig gelassen hat, woraus allerdiDgs ein Schlub auf deo iUcren
ephesisehen FuGs nicht gezogen werden kann.
1) Das arithmetische Mitt^ zwischen dem attischen Fnfee (— 306,3 Ifiüini.)
und dem Philet&rischen (» 350) betragt 329,1 MSUim., stimmt also fast genaa
mit dem oben ans der römischen Meile berechneten Werte. Der voUere, mn
den Bauwerken entnonunene und zugleich iltere Betrag von 332 bis 335 KIliB.
verhält sich zum Philetarischen Fufse nahezu wie 24:25, und zum attii^Ma
wie 27 : 25 (vergl. die TabeUe S. 526).
2) Derselbe betragt, wie { 60, 1 gezeigt werden wird, 332,7 MiUiii.
3) Böckh Monatsbericht der Berliner Akademie 1854 S. 85 (wiederhalt in
den Gesammelten kleinen Schriften VI S. 261 f.), E. Egger Observatioiis crHiq«ea
sur divers monuments relatifs k la metrologie in den Bii^oires de la Sod^l^ des
Antiquaires de France, tome 25, 1857, p. 90 ff. Maanifffache VermntniigcB flind
schon aus diesem Monumente geschöpft worden, worftber aufto Böckh a. m. O.
Fenneberg Untersuch. S. 126 fr., Wittich Philologus XXI S. 16 ff., Wageoer bei
Egger a. a. 0. p. 91 f. verglichen werden können.
IM,«. 6. MASSE VON USHAK. PONTISGHES HOHLBIASS. 5VS
Tvkay, xoTvlrj iXaifi[^], ^iarrig.^) Das Monument reidit nicht ttber
das erste Jahrb. n. Chr. zurück, stellt aber MaCse von weit hdherem
Alter dar, wie eine Vergleichung mit dem pontischen Kypros und seinen
TeilmaTsen (§ 50, 6) zeigt Der Kypros und Hodios ?on Ushak waren
wahrscheinlich den gleichnamigen pontischen Marsen gleich , ersterer
14,6 Liter, letzterer halb so viel haltend. Das Verhältnis der Cboinix
zum Modios harrt noch genauer Feststellung; die Cboinix ihrerseits
scheint das Doppelte des xovdQotP^iarrjg und dieser das Doppelte des
Dikotylon betragen zu haben. Entsprechend ordnete sich dem Diko-
tylon als Hälfte die Kotyle und letzterer wieder als Hälfte der kleine
Xestes zu.
Ungewils ist es, ob mit der ebengenannten rtorulti kXairi(fa die
pergamenische Kotyle Öls verwandt war, welche in einem me-
trologischen Fragment neben der attischen Kotyle erwähnt wird.^)
Nach der dort gegebenen Bestimmung verbiß sich die pergamenische
Kotyle zur attischen wie 12 : 7^), war also nahezu doppelt so grofs
wie jene.
6. Pontes. Die Überlieferung über die Hohhnafse der Pontiker
ist bei Epiphanios arg verderbt^) Doch hat bereits die alte lateinische
Obersetzung einen geläuterten Text hergestellt^), aus welchem sich er-
giebt, daCs gleiches Mafs ftlr Flüssiges und Trockenes, jedoch unter ver-
schiedenen Benennungen sowohl des Hauptmafses als der dazu gehörigen
Hälfte bestand, fenier, dafs die Mafseinbeit durch den syrisch-alexan-
drinischen Sextar (§ 51, 4) gebildet wurde, zu welchem in der Reihe
der Getreidemafee eine doppelt so grofse Choinix geborte, endlich, dafs
1) Egger an der S. 572 Anm. 3 angefahrten Stelle; A. Dumont Revne arch^o-
logiqne, nonv. a^rie, voL 24 (1S72) p. 300, vol. 26 (1873) p. 45. Die Lesiuijr iXtM^],
welm ich vorschlage, beseitigt die Schwierigkeit einer A^jektivlom iXaifi,
wie sie Egger p. 91 annimmt
2) Dncbesne et Bayet Mission au mont Atbos, Archives des missions scienti-
Aqnea et iitttoires, 3« sMe, ipmt 3«, Paris 1876, p. 385.
3) *£r 9i nt^ctufjyrj motvXij rov iXaiov avai Xir^p a\ ^ Si jivgat^
ft^Tvhq rov iXaiov avM i^ax^as v^'' ylvovra f» F g'.
4) Der hanptsaelüiehite Fehler in der früheren Vnlgata des Textes (Eoi-
Dhanii op. ed. G. Bindorf. toI. IV pars I p. 33 f., Metrol. script I p. 264) war die
Bestünmang der Choinix in 5 Sextaren, wofür bei de Lagarde Svnnn. U S. 198, 86
nnd in der anderen Redaktion MetroL Script I p. 270, 1 richtig 2 Sextare sich
finden. Bei de Lagarde Symm. I S. 218 steht ebenfalls richtig itffncwf- Bvo,
dagegen aber falsch na^ ra^ftn^iyüis «S ftoiriDr statt na^ roU avrois $'
5) Metrol. Script II p. 160. Nicht blofe die in Toriger Anmericnng bemerkten
FeUer sind Termieden, sondern es ist anch die gesamte Darstellnag darch eine
▼crst&ndige Redaktion Terdeutlicht Dem Übersetser hat ein Text vorgelegen,
welcher dem von mir in Metrol. Script I p. 269 f. verMfentlidit^ nahe stand.
574 KLEINASIEN. § M, 8.
das Zwölffache dieser Choinix einen 'grofsen Modius' bydete, wie
folgende Cbersicbt zeigt:
Liter ^••^ ^^
"^*' Flflssiget Trockenes
17,51 — Grofger Modius ... 1
14,59 Maris 0 Kypros — 1
7,29 Hydria kleiner Modius^) ..— 21
1,46 — Choinix 12 10 5 1
0,729 syrisch -alexandrinischerSexUr 24 20 10 2.
Offenbar ist dieses System phOnikischen Ursprunges, wie ja auch
anderweit erwiesen ist, dafe die Phöniker bis zu den Küsteiiländeni
des Pontos gedrungen sind. 3) Der pontisehe Maris von 14,6 Liter
giebt sidi kund als der etwas herabgegangene Betrag der Hälfte des
babyionischen Maris^) «» 15,15 Liter; die Hydria oder der kleine Mo-
dius betrug denmach ursprünglich 7,58 Liter, die Choinix 1,515 üter.
Letztere stimmte also genau mit der Sginäischen Choinix (§ 46, 8), wie
der Sextar von 0,758 Liter mit dem äginäischen Dikotylen. Demge-
mäfs mufs endlich auch der grofse Modius ursprünglich dem syrischen
Kollathon von 25 alexandrinischen Sextaren oder 36 babylonisdiea
Sechzigsten — 18,23 Liter entsprochen haben (§ 51, 4 a. E.).
Während also in Syrien dasjenige Teilmab, welches ^ter der
alexandrinische Sextar hieb, ursprUnghch V45 des Maris >» 0,674 Liier
betrug und später auf 0,729 Liter erh<yht wurde (§ 51, 3), war d»
pontisehe Teilmafs von Anfiing herein Vso des eigenen , d. i. Vi« ^
babylonischen Maris => 0,758 Liter, und wurde ^ter, vermutlich toi
den Römern, auf 0,729 Liter, d. i. den Betrag des syrisch-aleiandri-
1) Die Form /uä^is ist gesichert durch Metrol. Script. I p. 269, 21. 277, 12,
II p. 106, 1 f., Symm. I S. 218; nur die Yiilgttt hat /tamfi (IMndorf p. 26, 7-
33, 31, Symm. U S. 175, 98. 182, 31, Metrol. Script. I p. 260, 8. 264. 13).
2) Dieses MaCs heifst bei Epiphtnios ftoStoQ schleehthio, in der lateiiiisdttft
Übersetzung minus modium; die eioheimische Bezeichoang war jedenfalls q^
wnooPy wie in Lesbos <f 48, 9).
3) Movers Die Phdmzfier H, 2 S. 297 ff., derselbe in dem Artikel üioDiiiaii
in Ersch u. Gmber AUgera. Encyklop., DI. Sekt., Bd. 24 S. 348, Kiepert Lehikd.
alten Geographie S. 21, Meltzer Geschichte der Karthager S. 28. 424, Ghriit im
Fleckeisens Jahrb. 1866 S. 455 (letzterer setzt jedoch das pontisehe Mais sa wfio^
an, da er die alexandrinischen Sextare des Epipbanios fflr römische niaMat]^
4) Wir finden also hier unter gleicher Benennung ein Mafe, welches
die Hälfte des ursprünglichen bildete, ganz so wie im babylonischen Sjitf»«
von den ältesten Zeiten her schweres und leichtes Gewicht neben einander k^--
ffingen. Yergl. oben S. 395 Anm« 2. Der makedonische Maris (6 49, 1) betnyj«^
Systeme nach wahrscheinlich Vio des babylonischen, mithin 710 des poati**^""
Maris. Weiter folgt daraus, oaib der makedonische Maris, wie mit der '
näischen, so auch mit der pontischen Choinix identisch war.
|M,ft.7. PONTISGHES HOHLMASS. ELEINASIATISGHE GEWICHTE. 675
nischen Sextares, herabgesetzt, woraus dann weiter folgte, dafs pon-
tischer Maris, Kypros, Hydria, grofser und kleiner Modius entsprechend
voo ihren ursprünglichen Beträgen herabgingen. ^)
Von gleichem Betrage wie der grofse Modius war das syrische Kol-
lathon nach der Sdiätzung zu 24, statt 25 Sextaren (§ 51, 4). Da diese
24 syrischen Sextare gleich 32 romischen sind, so ist damit zugleich
die Entstehung des späteren modius kastrensis (§ 53, 14) erklärt.
Der Kypros stellt nach der Schätzung zu 20 alexandrinischen Sex-
taren ein Mafs von 26^/8 römischen Sextaren dar, mithin genau die
Hälfte der jtlngeren ägyptischen Artabe (§ 53, 12 a. E.); setzen wir
jedoch den ursprünglichen Betrag von 30 babylonischen Sedizigsteln
ein, so erhalten wir 27 ''/o römische Sextare 2), d. i. den Heronischen
Modius von 28 Sextaren (§ 53, 15).
Auch anderwärts in Kleinasien und auf den Inseln, insbesondere
auf Lesbos (§ 48, 9), war ein xvTtQog nebst seiner Hätfte gebräuchlich.
Als kleines Rezeptmafs wird von Ärzten das IIovTütdv xagvov
erwähnt und sein Gewicht von den alexandrinischen Metrologen zu
1 Drachme bestimmt. 3) Es scheint somit dem kleinsten aller Hohl-
mafse, dem noxXiaqiov der Kleopatra, gleich gewesen zu sein (§ 53,
17, IV. 18).
7. Das archäologische Museum von Smyrna enthält eine statt*
liehe Sammlung von kleinasiatischen, athenischen, römischen und by-
zantischen Gewichten, deren Fundstätten jedoch nur teilweise bekannt
siDd.4)
1) Gemäfs der EntwickeloDg der MaCseinheiteD § 42, 18 ordnet sich der grofse
Modius im nrsprdnglichen Betrage von 18,23 Liter — 33 V* röm. Sextaren als
Hüfte dem Mans in der dortigen Reihe B in und entsprechend die anderen oben
genannten kleineren Mafse. Dagegen gehört der Modins von 24 alexandrinischen
» 32 römischen Sextaren nebst seinen Unterabteilongen der Reihe A an (S. 412).
2) Dem Bath von 72 Sechzigsteln entsprechen ÖO^s römische Sextare (§ 51, 4),
also dem pontischen Maris von 30 Sechzigsteln 2779 Sextare.
3) S. den Stellennachweis im Index zn den Metrol. Script anter ica(tvov,
4) Die Kenntnis dieser Sammlang hat Papadopulos Kerameas, ^SnifuXrjrijs
^^9, in Terschiedenen kleinen Abhandlangen erschlossen, von aenen ans rol-
lende vorliegen : Tei a^aia ^ftv^aitta ara&fta rov Movcslov n. s. w., Smyrna
1875, Ile^l T^ hhifi^ tmv a^%alayif 2iivqv. axad'fiwv n. s. w., ebenda 1877,
^9oi rtroQ fi^Qae ffrad'fuSv at^axaleyd'Biffijs fikv iv 'TTtainois n. s. w., ebenda
1877, Uapl rmv Bv^avtlvtov 9ra&fnov tov Mcvcsiov u. s. w., Sonderabdrack
aasdfem l^&nvaioy, Bd. 7, Athen 1878. Nach der erstgenannten Schrift S. 17
enthält das Maseom fiberhanpt 157 Gewichtstdcke, welche aas verschiedenen
Teilen Kleinasiens stammen. Eine Anzahl, heifst es weiter, rühre aas der Samm-
Inng des Schweizers Gonzenbach her, welcher leider Ober die Provenienz der
einzelnen StQcke nichts anfgezeichnet habe.
578 KLEINASIEN. { 5d. 7.
Die dem aUischen Systeme EUgehOrigen GewichtsUleke leigen zum
Teä, ähnMeh wie einige in Athen und Salamis aufgrfnndene Musen,
ein höheres Gewicht ab das normale J)
Das babylonisch-phtfnikisehe System ist in drei hauptsächlichen
Betragen vertreten, die wir in derselben Reihenfolge auffuhren, wie
sie in ftuheren Abschnitten aus der ursprünglichen Gewichtsönheit
entwickelt worden ist>)
L Leichte kOnigUdie Mine der Babylonier im Normalgewicht Ton
504 Gr., in Ägypten schon frühcetüg auf einen etwas niedrigeren Be-
trag herabgegangen (§ 41, 9. 54, 1). Sie ist im Museum ?on Saiym
vertreten durch Teilgewichte von 2 und 4 Drachmen ^), welche für die
ganze Mine 492 bis 500 Gr. ergeben.
IL Schwere babylonische Mine Silbers, im Normalbetrage vo«
1120 Gr. (§ 42, 15X als syrisches Gewicht nachgewiesen im Betrage
von 1070 Gr. ($ 51, 5), ist vielleicht dargestellt durch ein Teilstfick
von 107 Gr. mit der Aufschrift AI, d. i. d^fxxfial dhccc^) Der leichten
babylonischen Mine im Normaibetrage von 560 Gr. scheinen drei kleitte
Gewichte zuiuteikn zu sein, welche 16,6, 16 und 5,5 Gr. wiegen and,
aufgefadst als Stücke von 3 Drachmen und 1 Drachme, auf eine Hme
von 553 bis 533 Gr. führen.^) Eine Mine von Lampsakos im Betrage
von etwa 545 Gr. ist früher nachgewiesen worden.^
IIL PhOnikische Mine im Normalbetrage von 746,7 Gr., im eSA-
tiven Gewichte herabgegangen auf 726 bis 710 Gr. (§ 43, 2. 54, IK
wird dargestellt durch zwei Bleigewichte , welche Reste der Aufschrift
TETAPTON tragen und 180 und 178 Gr. wiegen. 7) Die volle Mine
kam also in Smyma auf 720 bis 712 Gr. aus.
1) iZi^ T^ oAk^6 S. 2 vergL mit Schillbach De ponderibus in den Anafi
dell* lostituto trcheoL 1865 p. 196 Nr. 33 IL Doch ist za bemerken, dsb dft»
smyrnische Gewicht Nr. 87 neueren Ursprungs za sein scheint, wenn^eich stck
einer alten Stanze gegossen. Auch Nr. 97. 106. 95. 96 dad unecht Das (Ge-
wicht Nr. 63, im Betrage von 910 Gr., zeigt Defekte, welche spater erciast
worden sind. Es ist also wahrscheinlich dem babylonischen Systeme (oben Nr. W^
zuzurechnen.
2) Vergl. oben § 42. 10. 12. 15. 43, 2 und Tab. XXU.
3) lUifl 'tffi 6hl^9 S. 2 f. Das Gewicht Nr. 121 ist bemerkenswert »t^^m
des Drachmenzeichens < (vergl. MetroL Script I p. 169. 171), welches SchiObcicia
(a. a. 0. p. 165) noch auf keinem alten Gewichte gefunden hatte. Das Gewldü
Nr. HO (bei Schillbach p. 210 Nr. 95) wird iron Papadopulos fOr ein He^ta»
draehmon, von Schillbach für eine Unze gehalten. Wahrscheinlich stellt c«
10 Drachmen Ptolemaischer Währung (§ 54, 1) dar.
4) ÜMi T^ oAicJT« S. 6; doch bemerkt der Verfosser, dafs die AaMHifi
auch als abgekürzter Name des Marktmeisters gefafst weiden könne.
5) Ebenda S. 3.
6) S. oben S. 552 Anm. 3. 7) iZi^ t^ oXkffi S. 4.
§50,^.8. LTDISGHES MASS UND GEWICHT. 577
Wir abergehen die rOmisehen und byzantinischen Gewichte der-
selben Sanunlung, welche einer besonderen Untersuchung bedürfen,
und heben nur noch hervor
IV. das eigentümliche Gewicht im Betrage von 390 Gr. nebst
Hälfte von 195 Gr., welches aus einer zu Hypäpa in Lydien aufgefun-
denen Guisform vriederhergestellt worden ist^ Es liegt nahe hierin
eine Mine zu erblicken, welche unter römischer Herrschaft als Hundert-
faches des republikanischen Denars gebildet sein könnte, denn das
Nonnalgewicht dieser Münze betrug seit Ende des dritten Jahrhunderts
▼. Chr. bis in das erste Jahrhundert der Kaiserzeit 390 Gr. (§ 36, 1).
Allein das Gewicht von 390 Gr. ist viehnehr die Hälfte einer Mine von
780 Gr., vrie ein aus Athen stanunendes di^vovv von 1560 Gr. beweist,
und es scheint, dafe vnr es hier mit einem herabgegangenen Betrage
der babylonischen Mine Goldes zu thun haben. ^)
8. Eine Übersicht Ober das Längenmafs und Gewicht des lydischen
Reiches unter Krösos, und zugleich eine Bestätigung des früher nach-
gewiesenen babylonischen Wertverhältnisses^ zwischen Gold und Silber,
welchem Krösos in seiner Münzprägung folgte (§ 23, 4), entnehmen
wir aus der Beschreibung des ansehnlichsten unter den Weihgeschenken,
welche Krösos dem delphischen Apollo widmete. 3) Ein Löwe, aus
reinem Golde gefertigt, im Gewichte von 10 Talenten, erhob sich auf
einem Unterbau von 117 Ziegeln, deren jeder 1 Elle lang, V2 Elle
breit und V^ EU^ hoch war.^) Vier von diesen Ziegeln waren aus
reinem Golde getrieben und wogen jeder 2V2 Talente, zusammen also
1) IIb(>1 riros /ii^Toas cta&fiSiv S. 3 ff.
2) S. oben § 19, 11, YH, 6 47, 6 S. 543 und vergl. § 54, 1, IL Da aus der
leichten babylonischen Mine Goldes die attische Solonische, und aus der atti-
schen Drachme der römische Denar hervorgegangen ist, so wQrde eine etwaige
qiätere Tarifierung zu 100 republikanischen Denaren «» 390 Gr. nur ein ver-
jäogter Ausdruck des uralten Systems gewesen sein.
3) Herodot 1, 50 und Abicht xu der Stelle, Brandis S. 1651., Lepsius Die
Metalle in den asypt Inschriften in den Abhandl. der Berliner Akad. 1871 S. 123.
4) Über die Verteilung der Ziegel zur Herstellung des Postamentes s. H. Stein
zu der Stelle Herodots. Unmittelbar unter dem Löwen lagen die vier goldenen
Ziegel, die längere Seite parallel der Lauge des Löwen, sodafs jeder FuDs des-
selben auf einem Ziegel ruhte. Sie bedeckten zusammen ein Oblongum von
1 xa 2 Ellen. Dann kamen drei sich yerbreitemde Schichten, gebildet aus den
WeiCigoklziegeln, welche ebenfalls mit der längeren Seite parallel der Länge
des Titfbildes lagen. Die oberste Schicht zeigte in der Front 5, in der Flanke
3 Ziegel und hielt 272 zu 3 Ellen; die zweite Schicht zeigte 7 und 5, die
unterste 9 und 7 Ziegel, und es bedeckte die mittelste Schicht einen Raum tou
3 V> zu 5, die unterste von 47« zu 7 Ellen. Die Höhe des gesamten Posta-
meotes betrug ^s Ellen. Das Volumen eines Ziegels betrug Via» <las des ganzen
Postamentes 9*/4 Kubikellen.
Hultsoli, Metrologi«. 37
578 KLE2NASIBN. fM»s.
80 Tiel als der Löwe ; die ttbrigen Ziegel^ im Gewichte von je 2 Tdenten,
waren aus Weibgold hergestellt Die sorgfthigeB Aogabea Herodote
ermöglichen es uns, sowol GrOfse und Gewicht der Ziegel als das Ge
wicht des LOwen, desgleich^ auch den Wert der Gescbmike nach
heutigem Mafs, Gewicht und Geld darzustellen. Die Palästen, nach
welchen Herodot die Dimensionen der Ziegel bestimmt, kOnnea keinen
anderen Mafee als der königlichen Elte zugehOren (§45,1). Die Ziegel
maTsen also 525 Hiltim. in die Länge, 263 Millim. in die Breiu und
88 Millim. in die Hohe, und nahmen ein Volumen von 12,13 Kid>ik-
decimeter ein. Das angegebene Gewicht ist ohne Zweifel, da esäcii
um goldene Geschenke handelt, das Talent Goldes und zwar das leichte
(§42, 12. 15), entsprechend einem Shekel Ton 8,17 Gr., d. i. dem KrO-
sischen Stater (§23,4). Wären nun die aus reinem Golde hergestellten
Ziegel massiv gewesen, so hätte jeder 233,81 Kilogr. wiegen mOasen^);
da aber das Gewicht nach Herodot nur 2Vs Talente »-> 61,3 Kilogr.
betrugt, so waren die Ziegel, die ja ausdrttcklich als getriebene Aiheit
bezeichnet werden 3), nicht massiv, sondern hatten im Innern einen
Hohlraum von fast drei Vierteln ihres Volumens. Da nun auch das
Gewicht der Hohlziegel von Weifsgold, welche gleiches Volumen battn,
überliefert ist, so ergiebt eine einfache Berechnung, dafs das verven*
dete Hischmetall zu etwa 7 Gewichtteilen aus Gold und 3 Gewiehtteflen
aus Silber bestand, femer, dafs ein Zi^l aus Weifsgold gerade '/s des
Wertes eines Ziegels aus reinem Golde darstellte. 4)
1) Berechnet aas dem Yolomen ■« 12,127 cbdm und dem specifisdien G^
Wichte des Goldes — 19,28.
2) Nach dem Krösischen Stater von 8,17 Gf. ist das Talent ala das Diö-
tansendfache auf 24,51 Kilogr. m setzen. Dieser Wert ist ein Mioimnm; denn to
lydische Goidtalent stand wahrscheinlich dem Normalgewichte von 25,2 Kilogr.
(I 45, 15) noch näher. Yergl. oben S. 177 Anm. 4.
3) Herodot a. a. 0.: MecraxBOfuvoe x^vor anXarop munXitf&ta iS '^
iS^Xavrs. Stein and Abicht lu der SteUe, Lepsius a. a. 0. Die BerechaaagM
F. Kenners Die Anßinge des Geldes in den Sitiangsberichten der Wiener Am
1863 S. 412 konnten xu keinem branehbaren Resultate führen, da die 23cge)
als massiv angenommen wnrden. Dafs auch der Löwe in getriebener Arbeit
hergestellt war, ist deshalb anzunehmen, weil er auf den 4 Goldxiegehi staai,
zn denen er, wenn massiv gegossen, in der Grölse nicht proportional f^
wesen wire.
4) ^n Hohlziegel von Weifsgold, an Volumen dem Ziegel aus reinen G«Me
gleich, wog 2 Talente *=» 49,02 Kilogr., und sein spedflsches Gewicht vcrhicft
sich zu dem des Goldes wie 4 : 5. Das dem Golde beigemischte Metall war Süter
(§ 23. 5). dessen spedflsches Gewicht *» 10,48 ist WSr berechnen alao tm
der Gleichung 19,28 x + 10,48 (1 — o;) 1 19,28 — 4 : 5, dab die Masse des Oi^
0,5618 reines Gold und 0,4382 Silber enthielt Dies sind Voivmenteile vn
specifische Gewicht des verwendeten Weiftg^oldes ist <— 15,42. Teüeii wir vm
den Weifsgoldziegd in 1542 Gewichtteile, so kommen 56,18- 19,18 «*1^
|6A,8.9. LYDISGHES MASS UND GEWICHT. MILESISGHE DRACHME. 579
Bieniach ist es auch mi^glich, den gesamten Wert des Weih-
geschenkes zu berechnen. Der Lowe wog 10 Taknte GoMes, die
4 Ziegel Yon reinem Golde zusammen ebensoviel. Jeder Ziegel von
Weilsgold w(^ 2 Talente und entsprach an Wert einem Goldgewicht
von 1 Vs Talenten, nuthin sind die 113 Weilsgoldziegel gleich einem
Gddgewichte von 169 Vs Talenten zu setzen. Also beziffert sich der
Gesamtwert auf 189 V2 Talente Goldes, d.i., da das KrOsische Goldtalent
gleich 58 800 Mark zu setzen ist (§ 23, 7), auf 11 142 600 Mark.
Der ebenfalls nach Delphi gesendete goldene Mischkrug scheint
9 KrOsische Talente gewogen zu haben, und hat demnach einen Wert
von 529 000 Mark dargesteUt 0
Der silberne Mischkrug, welcher 600 afiq)Ofelg fafste, war wahr-
scbeinlich auf 600 Epha babylonischen Mafses (§ 42, 7. 8), d. i. auf
60Chomer, ausgebracht und hielt sonach 218 Hektoliter. 2) Überhaupt
haben wir uns die Hohlmafse des lydischen Reiches als nahe verwandt
mit den babylonischen und persischen zu denken.
9. Die milesische oder einheimische Drachme, welche in
der Zeit nach Alexander auf Inschriften erwähnt wird 3), gehört sicher
Gewichtteile Goldes und 43.82 • 10,48 — 459 Gewichtteile Silbers heraus, d. i.
70,23^0 Gold und 29,77 Vo Silber dem Gewichte nach (so festgestellt nach freund-
itciier Mitteilung des Professor Abendroth in Dresden). Hiernach enthielt der
Weits^oldziegel, da er 2 Talente wog, an Gold l^/s und an Silber '/^ Talent.
Reducieren wir letztere nach dem Verhältnis 1 : ISys auf Goldwert, so ergiebt
sich für den Wdlsgoldzi^el ein Goldwert von 1,445 Talenten. Beabsichtigt
war wahrscheinlich ein Wert von 17s Talenten Goldes, mithin zwischen dem
Ziegel von reinem und jenem von gemischtem Golde ein Wertverhältnis von
5 : 3, während das Gewichtsverh<nis — 5:4 war. Nehmen wir versuchsweise
1*/» Talente als den ffcnauen Wert des Weüsgoldziegels an, so mutete derselbe
7370 Gold und 27 > Silber enthalten, d. i. an Gewicht Goldes 1,46 Talent,
^hers 0,54 Talent, zusammen 2 Talente, was mit der anfanglichen Voraus-
setzung übereinstimmt. Bei gleichem Gewichte verhielt sich dann das
Weüsgold zom reinen Golde im Werte wie 3 : 4, was wieder der Münzordnung
des Krösos (§ 23, 5) genau entspricht. Diese Mischung von 73 und 27 Prozent
war also jedenfalls den Werkmeistern als Norm aufgegeben. Wurde sie genau
eingehalten und wog dann der Weifsgoldziegel genau 2 Talente, wie der Gold-
liegel 27« Talente, so war das beiderseitige Volumen nicht mehr genau, wohl
aber immer noch annähernd gleich; die geringe Differenz entzog sich aber des-
halb der Beobachtung, weil die Ziegel aus getriebenen Platten zusammengelötet
and inwendig hohl, mithin im auDseren Volumen jedenfalls gleich waren.
1) HerocL 1, 51. Vergl. oben S. 177 Anm. 4. Sind jedoch die von Herodot
angegebenen 8 Talente und 42 Alinen Rrösisches Goldgewicht (entsprechend dem
Stater von 8,17 Gr.) gewesen, so kommt demMischkrug immer noch ein Wert
von 511600 M. zu.
2) Auch dies ist eine Minimalschätzung, denn nach attischem Mause würden
236,4 Hektoliter herauskommen.
3) Corp. Inscr. Graec n Nr. 2855: tpUthriy o^x^ ayovca AUlijcias ivtrrj»
icopxa^ Nr. 2858 : fiaXtj — oXxri inix^qiai iwrjflwma,
37*
580 ' KLEINASIEN. ffo,ii.
der Währung des kleiDasiaüflcheii Suten hd (§ 23, 2); mir ist es an-
gewifg, welches Stück der milesischen Prägung als Drachme gegoUen
habe. Das Ganzstück im Effektivgewicht von 10,59 Gr. ist nämlich ia
Zwölftel geteilt worden , und zwar sind bis jetzt TeilstQcke von 9, 8,
6, 4, 3 und 2 Zwölfteln nachgewiesen worden.^) Wenn nun diese
Zwölftel, wofür alle WahrscheinUchkeit spricht, alsObolen znbe-
trachten sind, so erkennen wir die milesische Drachme in der Hälfte
des Ganzstückes ^) und geben ihr mithin ein Normalgevricht tob
5,6 Gramm.3)
10. Zu der Währung des babylonischen Silberstaters und des
davon abgeleiteten Tetradrachmons phönikischen Pulses (§ 23, 2. 4)
kam seit Alexander dem Grolsen der attische Münzftils, der auch nach
dem Zerfall des makedonischen Reiches sowohl in den KönigsmOnzeii
von Pergamos, Bithynien, Kappadokien, Pontos, als in der Prägung
vieler Städte Kleinasiens sich eiiiielt (§ 31, 6). Als nun L J. 129 ü^k
dem Tode des letzten Attalos Kleinasien zur römischen Provinz wurde«),
fanden es die Römer für gut anstatt dieser verschiedenen WähruDgeo
ein allgemeines Provinzialcourant einzuführen. Das attische Tetra-
drachmon war zu ungleichmäfsig ausgeprägt und im ganzen zu wdt
herabgegangen , ab dafs es sich auf den vollen Betrag hätte hersteUeo
lassen; und da man einmal weiter abwärts gehen mu&te, so lag es
näher ein kleineres Ganzstück zu wählen. So kam man zu einem Ge-
wichte, das die Mitte hielt zwischen dem Tetradrachmon phönikischer
Währung, welches besonders als rhodische Münze, nebst Hälften und
Vierteln, im Umlauf war, und dem babylonischen Silberstater.^) Dies
sind die Ci stop hören, so benannt von der Bacchischen cisia my^tu»
mit der sich daraus hervorwindenden Schlange, welche das regel-
1) Brandts S. 143 f.
2) So Brandis a. a. 0. Dagegen faCst Monunsen S. 15 (Traduct. Blacai 1
p. 17 f.) das Ganzstück selbst als Drachme, die kleinste Teilmünze im Gewirk
von 1,75 Gr. als Obolos auf, wonach das von Brandis nachgewiesene Stdck
von 2,50 Gr. ein Trihemiobolion sein würde. Lenormant in der Revue wm»-
matique XID, 1868, p. 13 setzt die müesische Drachme auf 3,53 Gr., mithin giei^
dem Drittel des GanzstOckes.
3) Auf dieses Gewicht, welches genau der ursprünglichen babvtonischeB
Norm entspricht (§ 23, 2. 42, 15. 45, 7), führen in gldcher Weise die Stickt
von 8,39 und 3,64 Gr. bei Brandis S. 144.
4) Yergl. oben S. 568 Anm. 2.
5) Finder Über die Gistophoren in den AbhandL der Beriiner Akid. 1855
S. 533 ff., Mommsen S. 48 f. 703—705 (Traduct Blac I p. 63 Sl, m p. 301 fL),
Brandis S. 114. 266 f., Fr. Lenormant in der Revue numism. XU, 1867, p. 182 IL.
Marquard^ Römische SUatsverw. fl S. 37 ff.
1 60. 10. aSTOPHORENWÄHRUNG. 581
mäfrige Gepräge der Vorderseite dieser Münzsorte ist.^ Das Gewicht
gteht maximal auf reichlich 12,7 Gr. und geht nicht leicht unter 12,4 Gr.
herab.') Eingeteilt wurde der Cistophorus ab Tetradrachmon; im Ver-
hältnis zur romischen MOnze hatte er nach einer Angabe des Festus
den gesetzlidien Kurs Ton 3 Denaren.^)
Danach ist der Silberwert dieser Münze auf ungefthr 2 Mark
30 Pf., der römische Kurswert auf 2 Mark 10 Pf. anzusetzen.
Betrachtet man den Cistophorus als Stater, so entspricht ihm eine
Mine von 635 Gr., welche der ältesten attischen Handelsmine von
150 späteren Solonischen Drachmen «» 655 Gr. ziemlich nahe steht 4)
Dafs aber hiernach das von den Römern beabsichtigte Normalgewicht
auf 13,10 Gr. anzusetzen wäre&), ist deshalb kaum wahrscheinlich,
weil die neugeschaffene Münze eine Vermittelung zwischen verschie-
denen Gattungen unregelmäfsig geprägten oder abgenutzten Silber-
courants bilden sollte und von vornherein elv?as unter ihrem effektiven
Werte tarifiert wurde. Denn ihr Silbergewicht von 12,7 Gr. wurde
nur zu 3 Denaren oder 11,7 Gr. Silber gerechnet.
1) Pinder S. 354f.
2) Ein Stück bei Mionnet p. 140 wiegt t2,71 Gr. (— 3 -2374); dann folgen
Stücke von 12,68 (— 3 • 22V4 p. 139), 12,67 (= 3 • 22«/» Mionnet p. 167 = 195,5
Head Nomism. chron. XX p. 147), dann mehrere von 12,64 (— 3 • 22 p. 139 f. 147)
and weiter abwärts. Bei Head a. a. 0. p. 147. 150 wiegen die nächst schweren
Stücke 12,56 (— 193,9) und 12,57 (— 194) Gr. Nach Pinder S. 549 wiegen die
meisten Stücke der Berliner Sammlung zwischen 12,5 und 12,4 Gr. Vns von
Qaeipo ID p. 234 anffefOhrte Maximalgewicht von 12,72 Gr. beruht auf einem
Irrtum, wie auch andere Zahlen der betreffenden Tabelle (p. 233 ff.) nicht ganz
zuTerlässig sind.
3) Festus p. 359: talentomm non unum genus. Atücum est sex müiam
denarinm, Rho^um et cistophorum quatuor milium et quingentorum denarium.
Das talentum cistophorum bedeutet 6000 Gistophorendrachmen, also 1500
ganze Giatophoren. Demnach war ein Gistophor »- 3 Denaren, wobei, wie ge-
wöhnlich, das ausländische Geld ungünstig gegen das römische angesetzt war
(Mommsen S. 50 -b I p. 66). Die Angabe des Festus wird bestätigt durch eine
hschrift von Kibyra, in welcher die rhodische Drachme, welche nach Festus
der Gistophorendrachme gleich ist, zu V* Denar, also nur um ein unmerkliches
niedriger angesetzt wird (§ 48, 11). Damit stinunt freilich nicht die Notiz in
den Excerpten aus Festus p. 78: Euboicum talentum nummo Graeco Septem
milium et quingentomm cistophorum est, nostro quattuor milium denariomm,
wonach der Gistophor auf wenig mehr als 2 Denare anzusetzen wäre. AUein
die Stelle ist unzweifelhaft yeroerbt und man hat sie auf verschiedene Weise
zu Terbessem gesucht. Verffl. Finder S. 550 f., Mommsen S. 72 (Traduct. Blac.
I p. 98 f.), Brandis S. 266 Anm. 3. Jedenfalls kann durch dieselbe weder das
obige Zeugnis des Festus noch die früher besprochene Bestimmung des euboischen
Talentes (§ 25, 4. 5) berührt werden.
4) Vergl. f 19, 10. 20, 5. 48, 1. 57, 4, IV und Tab. XXH.
5) Dies folgt aus den Annahmen von Queipo I p. 483 ff. und Christ in den
Sitzungsberichten der Münchener Akad. 1862, 1 S. 69 Anm. 32.
582 KUmSGHES TALraT. STRIEN. f u, u. M. l
11. Das kilikische Talent wird von Pollnx (9,86) auf 3000
attische Drachmen, d. i. romische Denare, angesetzt In Kiiydeo waren
zu Anfang der Kaiseneit nodi Silberstatere babyionischen Fiifes m
Gewidite von 1 1 bis 9 Gr. im Umlauf, i) Wollte man diese ab Didndi-
men betrachten, so worden 3000 auf das kilikische Talent gdien, mit-
hin das Ganzstück nur 1 Denar gegolten haben. Dies ist an akh un-
wahrscheinlich, und aulserdem spricht dagegen die zoreriassige Ober-
lieferung, dafii der Stater derselben Währung ab 'InseUracbiie' zn
1 Vs Denaren tarifiert worden ist (§ 48, 12). Versucht man weiter diesen
Stater als ein Tetradrachmon aufzufassen, so würde man ein Talent
Ton 1500 solcher Stücke, und für den Stater den Wert Ton 2 Desarai,
also aufMig mehr als nach dem eben erwähnten Ansätze, erhalten.
Zwischen beiden MOglidikeiten liegt in der Blitte die in jeder BeziehiiBf
wahrscheinliche Annahme , dafs der Gewährsmann des PoDui den
babylonischen Stater, gemäb seinem Ursprünge 2)^ als Tridrachnon
aufbfste und demnach 2000 Ganzstttcke auf das kilikische TUent
rechnete. So erhält der in Kilikien umlaufende Stater denselben Kvs
von 1 1/2 Denaren wie die der gleichen Währung zugehörige Insel-
drachme 3), und es bedarf nur noch des erklärenden Hinweises, dafe
dieselbe Münze babylonischen Fufses, im Gewicht von 11 bis 9 Gr^
in der einen Quelle als Tridrachmon, in der anderen als Drachme be-
zeichnet worden ist.
§ 51. Syrien und pküni/asehes Kütteniand.
1. Dafs die ägyptisch-babylonische Elle von alters her die Grund-
lage des phönikischen Längenmafses gebildet habe, ist früher gezeigt
worden (§ 43, 1). Dieselbe hat sich in Syrien unverändert erbahei
bis in die späte ROmerzeit. Ein syrischer, aus griechischer QneDe ft-
flossener Traktat, im J. 501 n. Chr. geschrieben, enthält, eingeftlgtiA
die Darstellung des damals geltenden römischen Rechtes, eine Gbe^
^cht über Längen- und Ackermafse, wie sie seit Diocletian festgesetit
waren. 4) Das Plethron wird einerseits als Hälfte des römischen Juge
rum, andererseits als Feldmafs von 10 Ruten ins Gevierte, die Rute
1) Vergl. MommseD S. 47 (Traduct Blac I p. 62), Brandis S. $54.
2) S. { 42, 12 10 Verbindang mit { 43, 2 and vergl. § 23, 2.
3) Dies ist die Ansicht Mommsens a. a. 0., der aagleieh auf das x^fmf^
In der Obersicht der MOnzbezeichnungen bei PolL 9, 60 faioweist
4) Mommsen im Hermes HI, 1869, S. 429 ff. Auch Bndorff in den MoBitibef.
^er Berliner Akad. 1869 S. 379 f. ffiebt einen konen Ansang ans der spiiehefl
Überliefemng und bespricht die (Urans an erkennenden StenerverhaltaiMe.
1^,1.1 LÄNGENMASS. 583
SU 8 Ellen beslimmt. Daraus geht henror, dafe leUtere Ellen römische
sind (denn 8 • 10 Ellen — > 120 Fuis bilden die Seile des adus oder
halben Jugenun), woraus weiter folgt, dals das syrische Provinziahnals
auf dem Philetflrischen Systeme beruht (§ 50, 1. 53, 1), dessen Fufs,
henrorgegangen als Zweidrittehnab aus der ägyptisch -babylonischen
Elle, hundertmal genommen die Seite des Plethron ausmacht
Hundert Philetärische Fulls standen im Betrage sehr nahe 120 rd-
fflischen Fab (53,4). Dieses Verhältnis erscheint in der uns rorliegen-
den Quelle in der gesetzlichen Gleidiung, dafs die Rute, der zehnte
Teil des Längenplethron, 8 römische Ellen betrage. Das sind, je nach-
dem man den römischen Fufs zu 0,2057 oder nach späterer Fixierung
zu 0,294 Meter ansetzt (§ 14, 5), 3,548 oder 3,53 Meter. Es wurde
ako das syrische Plethron, welches nach Philetärischem Fube nur
1225 DMeter hielt, durdi die Diocletianische Ordnung deflniti? auf ein
halbes Jugerum — > 1259 (bez. 1250) Meter festgeseUt.^ Sein hun-
dertster Teil war die Quadratrute —»144 römische DFufe — > 12,59
(bez. 12,50)0 Meter.
Je nach der Tragfähigkeit des Bodens und nach der Art der
darauf angelegten Kulturen gingen 5, 20, 40, 60 Jugera oder je die
doppelte Zahl Ton Plethra auf ein »u^ifm, d. L auf die Steuerhufe des
Reichskatasters, welcher ein abgeschätzter Kapitalwert von 1000 SoUdi
entsprach.^ Bemerkenswert ist, dafe in dem erwähnten Traktate die
AbschatiuDg der Steuereinheit auf 10 Jugera, welche anderwärts als
die Regel für die Ansetzung des Saatlandes erscheint (§ 52, 1), nicht
sich vorfindet, sondern von den 5 Jugera der Weinpflanzung sofort zu
20 Jugera des Saatlandes tibergesprungen wird. Wenn hier nicht etwa
eine Lücke in der Überlieferung vorliegt, so ist anzunehmen, dafs die
Tragfähigkeit der Äcker in Syrien um die Hälfte niedriger zu schätzen
war als in anderen Gegenden von gröfserer Fruchtbarkeit
2. In demselben syrischen Traktate wird auch die Vermessung
der Landstrafsen durch Meilensteine nach den Abständen von je
1000 Doppelschritt erwähnt Ausdrücklich heifst es dabei, dafs eine
Meile 500 Ruten von je 8 (römischen) Ellen enthalte. Das würde für
die Meile 6000 römische Fufs, fttr den Doppelschritt 6 Fufs ergeben.
Nun findet sich zwar mehrfach in dem Bereiche Philetärischen Mafses
1) Das Nähere ist ans der Darstellong des provinzialeii ägyptischen System»
§ 53, 4 u. 7 SU ersehen.
2) Mcrqutrdt Römische Staatsverwaitnng II (Handbach der röm. Alterth. V>
S. 2t7 S,j Rüdorff a. a. 0. S. 390, Mommsen a. a. 0. S. 431.
584 STRIEN. isi.ii
ein Doppebchritt tod 6 uod ein einfadier Schritt ?on 3 Fub 0; aO^in
die dazu gehörige Meile wird nirgends hoher ab zu3000(PhiieUlri8diea)
Ellen oder 1800 Schritt zu je 2 Vi PhileUrischen Fuls oder endlich m
5400 romischen Pub bestinunt. Da nun den syrischen Ackennabeo,
wie eben gezeigt worden ist, der Philetflrische Fufs zu Grunde hg, so
ist es wohl möglich, dafe nach der flgyptisch-rOmischen Meile (§ 53, 5),
welche für Palastina ebenfalls nachgewiesen ist ($52, 1), auch in Syrien
von den Provinzialen gerechnet wurde; aber unglaubUch mu£s es er-
scheinen, dafs man dieses Wegmais noch um 600 rOmisdie Fuft erhöht
und danadi die Landstrafsen vermessen habe. 3) Der syrische Schrift-
steller hat also, ganz wie wir es bei vielen anderen metrologischen
Traktaten bemerken 3), zwar richtige Einzelbestimmungen voriiegen
gehabt, dieselben aber teilweise falsch kombiniert Denn richtig ist
die Bestimmung der Meile, nämlich der römischen, nach welch«' die
syrischen Straben zu des Verfassers Epoche vermessen waren «), zo
1000 Passus; ein Fehler aber ist es, statt der 5 romischen Fuls, weldie
auf den Passus gehen , 5 Philetärische einzusetzen , woraus eben die
6000 FuÜB fllr die angebUche syrische Meile gekommen »nd.
3. Den Schlüssel zum Systeme der Hohlmafse bietet die woU-
beglaubigte Cberlieferung, dafs der syrische oder antiochische
Metretes 2V2 römische Amphoren oder 120 Sextare gehalten habe.^
1) Vergl. oben S. 437 Anm. 4. Überhaupt ist jedes ß^fut, welches n
2Vs Philetärischen FnTs bestimmt wird (s. den Stellennachweis MetroL scri|»t D
p. 167), Remäls dem Svsteme gleich 3 römischen FnCs zu setzen.
2) Mommsen a. a. 0. S. 433 ff. hebt hervor, dafs die syrischen Stralsen nadi
römischen Meilen vermessen worden sind und dafs, wenn man daneben ene
S Tische Meile von 6000 römischen «> 5000 Philetärischen Fuüs annehmen wölk,
es nur dne provinziale Rechnungsweise gewesen sein könne, die ziemlidi ifi
der Luft stehe und deren eigentliche Bestimmung rätselhaft erscheine. Ich selbst
habe, im Hinblick auf die Angabe des Syrers, alle mir bekannten metrologischea
Tafeln von irgend verwandtem Inhalte nochmals geprflft und die Bestimmungen,
welche irgend fQr jene syrische Meile zu sprechen schienen, durch Rechnung
weiter verfolgt (wobei besonders die Eventualität der späteren zweif&feigen EUe
ins Auee zu fassen war), bin aber bei allen diesen Yersuchen schließlich zn
einem handgreiflichen absurdum geführt worden.
3) Vergl. oben S. 437 Anm. 4, unten § 52, 1. 53, 9 und manches andere,
was gelegentlich in den Metroloffici scriptores bemerkt ist.
4} Dies weist Kiepert bei Mommsen a. a. 0. S. 435 wenigstens Ulr die
syrische KüsteUstralse nach.
5) ''EK&8C19 ns^i arad'fimv nai fiitQcov Metrol. Script Ijp. 230, 9: ^ ^
TOfirrjs S^rras iß^Off^xopra ^vo, xara 9i JSv^ovS ixcerop mmoc$v, Tafel der
Kleopatra p. 236, 17: 6 Si Korä ^qovs /itTfnfxtiS Smrrcöp ^' (nach Ghartitf,
statt ff'), 'IraXtxAv ^\ Fraffment ns^ /Ur^mv p. 258, Z: 6 Bi l/irrmx"^
fißjmrjs rov ^Ircdtteov ivxt 9$nlaatoe uai S. VergL Böckh MetroU Uotertuch.
S. 258, Queipo Essay I p. 359, Brandis S. 3t. 39, Metrol. Script. I p. 101. 124 f^
§&i,8. HOHLMASS. 585
Die von Yornherein wahrscheiDliche Annahme, dafs diese 120 Sextare
ursprünglidi ebenso viele babylonische Sechzigste! gewesen sind und
demgemafs der Metretes als Doppeltes des babylonischen Maris (§ 42, 7)
in das vorderasiatische System einzuordnen ist, wird bestätigt durch
die Gleichung eines anderen syrischen Mafses, der aaßi&d oder aa-
(fiS'dj mit 22 Sextaren. ^) Denn auf denselben oder einen annähernd
gleichen Betrag ist von Griechen und ROmem das phOnikische Saton
geschätzt worden ^), sodafs die Sabitha, wie das Saton, gleich 24 Sech-
zigsteln oder Log (§ 43, 1. 44, 9) und der syrische Metretes als das
FflnJfTache des Saton anzusetzen ist
Das Saton beträgt, wie anderweit festgestellt worden ist (§ 43, 1.
44, 10), 12,12 Liter, 22 Sextare aber, d. i. die eben erwähnte Sabitha,
sind gleich 12,03 Liter; also ist auch hiemach die Identität beider
Mafee zweifellos. Wir setzen demnach den Metretes zu 60,62 Liter an.
Als Kömermafs erscheint der syrische Metretes unter dem Namen
afvaßrj bei den Septuaginta, welche dieses Mafs, Übereinstimmend mit
dem eben geftindenen Betrage, als V« des Chomer oder Kor rechnen 3),
femer als Medimnos von 5 Modien oder Sata in Salamis oder dem spä-
teren Konstantia auf Kypros (§ 48, 8).
Wie in dem Hauptmafee, so zeigt auch in der weiteren Einteilung
das syrische System seine EigentttmUchkeit; denn die Sabitha zerfiel
hier nicht in 24 Sechzigstel, sondem in 18 Teile, welche wir unter
Christ in Fleckeisens Jahrbüchern 1865 S. 457 f. — Syrische Metreten sind viel-
leicht zu snppUeren zn den cirov stxoc» /tvota^as Polyb. 5, 89, 8.
1) Die Fragmente ans Epiphanios und Ensebios Metrol. Script I p. 264, 6
(Symm. I S. 216, n S. 181): aaß»&a, ravro ^^uutSr {trv^iarixov STymm. U,
i€aoa XML Vergl. auch Svmm. II S. 193. Das Etymol. Gad. unter ca^id'a wie*
deniolt die zuerst angeführte Stelle des Epiphanios. Die bestbeglaabigte Lesart
9aBt&<A (vergl. auch p. 260, 7), statt deren Scaliger (nach G. Dindorf zu Epiphan.
Toi rv pars I praef. p. XVH) xaßi&a vermutete, wird bestätigt durch den theba-
mschen cattri^^ d. i. ursprünglich eaßirfjs^ wie Christ a. a. 0. S. 456 meint.
2) Das Saton erscheint als hebräischer Modius von 22 Sextaren bei Epi-
phanios (§ 44, 10 D) , als sicUischer Modius von 21 Va Sextaren bei demselben
(f 44, 10 F. 56,2), wiederum nach einer anderen Angabe bei Epiphanios als
Ma& von 21*/* Sextaren (§ 44, 10 G), ^Is provinzialer Modius zu 21*/b oder
22 Sextaren in der römischen Provinz Agvpten (§ 53, 12. 15).
3) Jes. 5, 10 a^aßas iS statt des chomer des hebräischen Textes. Das
hebräische Chomer oder phönikische Kor hat 30 Sea oder Sata (§ 43, 1. 44, 9).
Da nun der syrische Metretes als Maus von 5 Sata nachgewiesen ist, so kann
die Artabe, welche V« des Chomer hält, kein anderes Maus als eben dieser Me-
tretes sein. Das Saton selbst heifst an derselben Stelle bei den Septuaginta
ßh^oy — >/> Sphai (§ 44, 9 Sea).
586 SYRIEN. i&U3.
der beilenistischen BenennUDg S^atrjg kennen.^) Wir nennen dieses
Mafs den syrischen Sextar, nm es von dem römischen Sextare xn
unterscheiden, zu welchem es sich (in seinem nach attischer Nona ge-
steigerten Betrage) wie 4 : 3 verhielt
Nach griechischer Weise hatte auch dieser Sextar eine HsUte oder
Kotyle, welche zur attischen sich ebenfalls wie 4 : 3 vertiielt und ak
hellenische Kotyle in einem jüngeren provinzialen MaÜBSfstem
erscheint (§ 53, 16).
Der Maris entsprach, wie bereits bemerkt, der Hlllfte des Metretes
und war wahrscheinlich ebenfalls in Syrien üblich. >)
Wir gehingen demnach zu folgender Übersicht des syrische&f
vor Alexander üblichen Systems nebst den beigesetzten Beträgen ia
neuerem Mafse:
Liter altsyrisches System
60,62 syrischer Metretes (syr.Artabe) 1
30,31 Maris 2
12,12 Sabitha (Saton) 5
0,674 syrische Sextar 90
0,337 Hälfte dazu (Kotyle) 180
Wie aus den anfangs erwähnten Gleichungen mit der rOmischea
Amphora und dem Sextar hervorgeht, sind diese Mafse spater, und
zwar wahrscheinlich zu Anfang der Seleucidenära, nadi attischer Norm
gesteigert worden. Endlich kam unter Roms Herrschaft der römische
Sextar hinzu. In der folgenden Übersicht fuhren wir nur diejenigen
Mafse auf, über welche direkte Nachrichten vorliegen. Die Sabitha
von 22 römischen Sextaren pafste nicht mehr in dieses System; viel-
2V»
1
45
1«
1
90
36
2.
t) Im EtymoL Gad. folgjui aof die oben S. 585 Anm. 1 bemerkte Erkünag
der ffaß$&a die verderbten Worte: nal rl a^^mci. nal n€i^* aXlots m/' wÜ
iv 9j ans welchen, wie es scheint, die TeUong der Sabitha in 18 SYriseb-alncin-
drinische oder 24 römische Sextare in folgern ist Dagegen wird an der oben
S. 584 Anm. 5 angefahrten Stelle der Tafel der Kleopatra nach der AberliefBrtea
Lesart der syrische Metretes in sechs Sextare geteilt, welche 120 rteiaebea
Sextaren entsprechen sollen. Diese von B5ckh S. 258 gebilligte Angabe wird
von Christ a. a. 0. S. 457 f. mit Recht bezweifelt und nach Ghartiers Voigaig
(vergl. Adnot zu Metrol. Script I p. 236, 17) eine Teilung des syrischen Metretes
in 90 eigene Seitare angenommen, deren jeder als Doppelmais zu der andkr-
weit bezeugten hellenischen Kotyle gehört
2) In den Excerpten aus Epiphanios Metrol. Script I p. 263, 12 wird cia
aarov ohne nähere Bezeichnung als Maus von 56 Sextaren ■- 36,64 Liter be-
stimmt, was dem wirklichen Betrage des Maris (— 36,31 Liter) nahe geang eaA-
Spricht Dafs aarov ein solches Finssigkeitsmafs bezeichnen könne, ist aadi
em § 51, 4 Bemerkten nicht gerade unwahrscheinlich. Über die genaaere
SchäUuDg des Maris zu 55 Sextaren vergl. § 53, 15 gegen Ende.
f8M.i. HOHLMASS. 587
hiebt trat an ihre Stelle ein Hekteus von 20 römischen oder 15 syrischen
Sextaren.
Liter Seieocidisches System
65,65 syrischer Metretes 1
0,729 syrischer Sextar 90 1
0,547 römischer Sextar 120 iVs 1
0,365 hellenische Kotyle 180 2 IV2.
4. Noch wird als syrisches Mafs bei Epiphanios das xolXa&ov
erwähnt und ihm als Doppeltes ein vy^ov aarov beigefügt; ersteres
soll 25, letzteres demnach 50 Sextare gehalten haben, i) Nun geht aus
der anderweitigen Überlieferung bei Epiphanios hervor, dals dieses
iyifbv aoTOv oder $atum in UquidiSy wie die alte lateinische Übersetzung
besagt 2), also ein von dem gewöhnlichen Saton, dem Getreidemalse,
verschiedenes Flttssigkeitsmals, identisch war mit dem ßadog oder ßa-
Tog^ d. i. dem hebrdischen Bath, welches wiederholt, und zwar mit be-
sonderer Beziehung auf das Messen des Öles, zu 50 Sextaren bestimmt
wird.3) Da nun aber anderweit feststeht, dafs das Bath 72 Sechzigstel
oder Log ($ 44, 9), oder nach römischer Schätzung 64 bis 66 Sextare
($44, 10) enthielt, so mufs das Bath von 50 Sextaren entweder ein
abweichendes kleineres Mafs, oder die Sextare, nach denen es bestimmt
ist, mtlssen ein gröfiseres Mafs als der römische Sextar sein.
Nun ist anderweitig tiberliefert, dafs in der römischen Provinz
Ägypten ein ilaifiQdg ^erQTjrqg noch in später Zeit bestand, welcher
genau der alten Artabe entprach und nach dem Gewichte des seinen
Raum füllendes Öles auf 100 römische Pfund normiert war (§ 53, 16).
Als Metretes zerfiel er in 144 Kotylen, welche alexandrinische, zum
Unterschied von den attisch-Ptolemäischen , hiefsen. Aber nach Epi-
phanios gehörte zu diesem ölmafse noch ein eigener Sextar, welcher
ebenfUls der alexandrinische genannt wird, und zu 2 Pfund ölgewicht
t) Die Fragmeote aas Epiphanios Metrol. script. I p. 264, 21 (Sjmm. I S. 218,
n S. 182): M6XXa&6tf Sax* nci^ toTs ^(hhs ro l^fuiv rov vyqov vaxov. I<rr«
^i {arrcSr m', desgleichen ans Ensebios p. 277, 10 (Symm. I S. 222): xoXa&os
2) Metrol. seript II p. 106, 14.
3) S. den Stellennachweis im Index in den Metrol. Script unter ßaSos,
ßitoQ, aa'€ov 4. Als vy(fov edrop erscheint das Bath aach im EtymoL Gpd.:
HßaX tXvav fUt(fov ^tcnor qv\ ofMöutv vy^av T(H<fl ffarose (statt roia <rara)
ood hei Soidas (Metrol. Script I p. 342. 12), wo jedoch die Zahlen verderbt shid
(vielleicht zu lesen Saarmv v' ijrot MroSv SmotSp), Als Variante zu ß^iros
Metrol. Script I p. 277, 9 ist daselbst in der Anm. ffaros angeffibrt, wie auch
de Lagarde Symm. I S. 222 heransgM^ben hat. Eine andere Nebenform ist 9(d8os
4iM/ov ebenda p. 277, 8 (Symm. I S. 221 f.). Insbesondere als Olmafe wird das
Batti erkl&rt p. 259, 23. 260, 26—261, 3. 273, 21—25.
588 SYRIEN. iu.i
■» V&0 des Hauptmalses bestimmt wird.^) Da nun der romische Sextar
als Raummars fllr öl zu 1 V2 Pfund geschätzt wurde , so ?erhidt ach
der alexandrinische Sextar zum römischen wie 4 : 3.
Wir haben also hier auf anderen Wegen dasselbe Mals gefunden,
welches kurz vorher als dem syrischen System eigentümlich nach-
gewiesen ist, aufeerdem aber auch in Herakleia in Unteritalien als xoh
vi^ vorzukommen scheint (§ 57, 2).
Weiter ergiebt sich unmittelbar, dafs die 50 Sextare, welche Epi-
phanios dem Bath zuteilt, da sie syrisch -alexandrinische sind, 66^/3
römischen Sextaren («» 36,47 Liter) entsprechen , also fast genau mit
dem anderweit festgestellten Betrage des Bath («» 36,37 Liter) Ober-
einstimmen.^ Ferner ist die Hälfte des Bath, im syrischen Systeme
TtoXla&ov benannt, zu 25 syrischen oder 33 Vs römischen Sextaren
anzusetzen.
Nach demselben Verhältnis kommt, beildufig bemerkt, das Saton
BB t/3 Bath auf 16 ^s syrische oder 22^/9 römische Sextare. Der letztere
Betrag ist, wie bereits bemerkt (§ 51, 3), in der Abrundung zu 22 Sei-
taren mehrfach überliefert. Setzen wir weiter, ebenfalls mit Weglas-
sung des Bruches, 16 syrische Sextare ftir das Saton an, so entsprechen
diese 21 Vs römischen Sextaren, d. h. der gewöhnlichen Schätzung des
sicilischen und provinzialen Hodius.^ Ja es wird nun um so erktar^
lieber, wie das Saton im Sprachgebrauche der Provinzialen zum Modius
schlechthin werden konnte; war es doch ein Drittel des Bath wie der
römische Modius das Drittel der Amphora, und hielt es doch 16 eigene
Sextare wie der römische Modius 16 römische.
1) Metrol. Script. I p. 264. 1 (Symm. n S. 181): £i<mfS o jiXsSavd^vüi dvo
Ux(f69v wii^B^ oXxrfy iv r^ iXai(^, Yergl. auch Symm. U S. 193.
2) Es ist bereits frflher (S. 454 Anm. 3) duraof hingewiesen worden, dafe
die absolute Glachsetzung von Epha und Artabe demjenigen Metrologen der
Römerzeit bewnfst vorschwebte, welcher das Bath einerseits zu 50 syiisdn
alexandrinischen Sextaren, andererseits den iXattf^ utr^rfx^ zu 100 Pfand
Olgewicht bestimmte. DaÜB die Fragmente ans Epiphanios an mehreren SteUen
(p. 261, 2. 264, 14. 191. 22. 271, 11. 273, 21. 24. 277, 7—10 and anderw&ris) den
syrischen Sextar schlechthin als S^cnjs bezeichnen, sodafs eine Verwechselsag
mit dem römischen Sextar naheliegt und zahllosen weiteren HypotfaMnen (indem
man auch an anderen Stellen syrische Sextare einfähren kann) ThAr and Thor
geöffnet ist, mufs als eine neue Erschwerung der mühseligen Pfade komparativer
letrologie erscheinen, ist aber in der obigen Darstellung mit möglichsttf Vor-
sicht ms Gleiche gebracht worden.
3) Vergl. die Gitate oben S. 585 Anm. 2. Direkt fflr syrisches Mafs ist ^ese
Abrandung überliefert in der lateinischen Übersetzung des Epiphanios MetroL
Script, n p. 166, 14: (eollathwf) est sextariorum XXIIIl, sowie bei fiesycfcte
unter ßAüoCy wo jedoch irrtümlich 48 XixQat, d. i. 24 syrische Sextare, aif das
ganze Bath, statt auf dessen Hilite gerechnet sind.
§61.4. HOHLMASS. 589
Den Ursprung dieses Sextares, der sich zum römischen wie 4 : 3
verhielt, haben wir jedenfalls nach Syrien zu setzen, wenngleich er
bei Epiphanios der alexandrinische heilst. Die Römer hatten in Ägypten
gerade genug mit den yerschiedensten überlieferten Hafsen zu thun,
welche sie möglichst nach dem römischen Sextare normierten, um
fern zu bleiben von dem Gedanken einen besonderen Sextar yon 2
Pfund Ölgewicht neu einzuführen. Wenn also doch ein solches Mafs
als alexandrinisches erscheint, so mufs die Rücksicht auf einen be-
stehenden Gebrauch daraufgeführt haben; dieser kann aber in Ägypten
nicht von alters her einheimisch gewesen, sondern mufs durch den
Seehandel dahin gelangt sein. Den Ursprungsbeweis bietet unmittel-
bar die eigentümliche Gestaltung des syrischen Systems. Dasselbe
Hafs, welches als Voo des Doppelmaris oder syrischen Hetretes nach-
gewiesen ist, gesellt sich zugleich, nach attischer Norm gesteigert, als
V50 dem Bath zu und vertritt endlich auch das System der fortgesetzten
Halbierung des Saton, welches dem äginäischen Mafse zu Grunde lag^),
bildete also für den Handelsverkehr und für die Berührungen zwischen
den verschiedenen Systemen der Länder am Mittelmeer ein vorzüglich
geeignetes Teilmafs.
Als ölmafs mufs das Bath schon zu früher Zeit in Ägypten mit
der Artabe sich vereinigt und eine so feste Stellung gewonnen haben,
dafs die Ptolemäer dasselbe ungeändert bestehen hefsen , während sie
die Artabe als Getreidemafs nach attischer Norm erhöhten. So dürfen
wir in dem iXatrjQog f^erQrjvi^gj welchen die Römer nach dem ölge-
wichte zu 100 Pfund ansetzten, das luralte Hafs der Ai*tabe erbUcken,
haben aber seine Teilung in 50 eigene Sextare auf das syrisch-phöni-
kische System zurückzuführen.
Wir schliefsen mit einer yergleichenden Übersicht:
1) Nach seinem uraprüngUchen Betrage, als V^o ^^ Doppelmaris, ist der
syrische Sextar »> 0,674 Liter. Derselbe berührte sich im HandelsTerkehr gewils
vielfach mit dem Sechzehntel des Saton oder äginaischem Dikotylon (§ 46, 8)
» 0,758 Liter. Zwischen beiden Beträgen bildet der jüngere, nach attischer
Norm erhöhte s^rnsche Sextar = 0,729 Liter gerade so die Vermittelang wie
das attische Hemihekton zwischen persischer und babylonischer Addix oder die
Choinix zwischen der Kapetis und dem halben Kab (§ 46, 16). Das attische
System zeigte also aach in diesem FaUe seine Torzfigliche Brauchbarkeit ffir die
Vereinigung kleinerer, nahe sich berührender Mause; denn nicht zwar nach dem
arsprüDglichen, wohl aber nach dem gesteigerten Betrage konnte der syrische
Seirtar mit dem Sechzehntel des Saton rerschmelzen, wie es zur Römeneit
erwiesenennalsen geschehen ist (S. 587). Auch das pontische System (§ 50, 6)
beruht auf dieser Ausgleichung; nicht minder scheint der siciUsche Modius einen
solchen Sextar als TeUmafe gehabt zu haben (§ 56, 2 a. £.).
690 SYRIEN UND PHÖMUISCflBS KÜSTENLAND. f u,4.&
Btbjh SjriMhe RtaiiMhe
Sechsfgstel Sextare SexUre
Ut«T<)
Bath (Arube)
72 50 66«/»
36,47
KoUathon
36 25 33 V»
18,23
Saton
24 16»/»(16) 22(21 «/»)
12,16(11,67)1
5. Von den verschiedenen aus gemeinsamer Quelle entsprungenen
Gewichtsnormen, welche die alte Welt beherrschten ($ 48, 1), sind in
Syrien und Phönikien bis jetzt nachgewiesen die schwere babylonische
Mine Silbers (§42, 12. 15) nebst ihrer Verdoppelung, demantiochischeD
Holzgewichte, die phönikische Mine Silbers nebst ihrer Hälfte, endlich
jenes eigentümliche Gewicht, welches wir als altaginäisches kennen,
aber zugleich als phönikisches Handelsgewicht uns zu denken haben
(§ 48, 1).
Wir lassen es bei einer kurzen Übersicht bewenden , da die Ein-
zelheiten schon anderwärts genügend behandelt sind. 2)
L Leichte kOnigUche Mine im Normalgewichte von 504 Gr. (§ 42,
10), dargestellt durch ein unter Antiochos Epiphanes gefertigtes Blei-
gewicht der Luynesschen Sammlung in dem reichlichen Betrage Ton
516 Gr.s), femer durch ein aus Athen stammendes Gewicht des Ber-
liner Museums mit der Aufschrift ANTIOXEIA MNA, angefertigt im
J. 194 T. Chr. unter Antiochos dem Grofsen, im Betrage Ton 498,2 Gr.^
Hierzu gehört eine Viertelmine von Antiocheia yon 122 Gr. und eine
andere von Seleukeia von 113,85 Gr., welche auf eine ganze Mine von
488 bis 455, 4 Gr. führen. &)
U. Schwere babylonische Mine Silbers im Normalgewichte von
1120 Gr., in Syrien aber nach Ausweis der ältesten Silberprägung auf
etwa 1080 Gr. herabgesetzt <^), dargestellt durch eine AHM02IA
1) Die Betrage sind nach römischen Sextaren berechnet
2) S. Metrol. Script. I p. 117—120, Brandis S. 155 f. 600, B. Schillback Bet-
trag snr griech. Gewichtaknnde, Berlin 1877, S. 7ff., und vergL io diesem Hand-
bnche §19, 11. 24, 1. 42, 10. 12. 15. 43, 2. 3. 50, 7. 54, 1. 57, 4. Tab. XXO.
3) Brandis S. 158. Die Aufschrift lautet BAIIAEQI ANTIOXOY eEOY
EPI^ANOYZ MNA. Auch ein Bleigewicht derselben Sammlung von 1005 Gr.
rechnet Brandis S. 45. 158 hierher.
4) Schülbach a. a. 0. S. 7 f. Der Beirag des GewichtstQckes wird S. St
zu 498,6, S. 17 zu 498,22 Gr. angegeben.
5) A. de Louffp^rier Description de craelques poids antiques in den Annafi
dell' Instit archeol. 1847 p. 339 f. 346, SchiUbach a. a. 0., Brandis S. 158.
6) Die älteste SilberprSgung von Arados zeigt einen babylonischen Steter
von 10,67 Gr., dessen Nonnalgewicht im Verrieich mit der korrekten, dem
phdnildschen Systeme folgenden Pr&gung von Byblos auf 10,80 Gr. zu actaea
18t (Brandis S. 117). Über die Verbreitung dieses Münzfnfsee, an dessen Ste^
später ein etwas erhöhtes Gewicht tritt, yergl oben § 23, 2, Brandis S. 140 ff.
fM,&. GEWICHTE. 591
MNA TOD Antiocheia nebst einem AHMOZION HMIMNAION, so-
wie durch eine Viertelmine von Berytos.^) Die effektiven Beträge sind
der Reihe nach 1068,2, 535,15, 267,8 Gr., entsprechend einer Mine
von 1068,2 bis 1071,2 Gr., sodafs als Mittelbetrag 1070 Gr. ange-
nommen werden können. Das antiochische Gemeindetalent betrug
demnach im 1. Jahrii. v. Chr. 2) 64,2 Kilogr.
in. Das Doppelte des letzteren Talentes wurde in derselben Stadt
zmn WSgen des Holzes und vermutlich auch anderer Gegenstände ver-
wendet, welche bei verhältnismäfsig niedrigem Preise ein hohes Ge-
wicht haben und deshalb auch nach einer höheren Einheit ausgewogen
werden. Es wird bezeichnet als das ^kiTtov ivuimoxslf Takavrov ^)
und ist auf 128,4 Kilogr. anzusetzen.^) Von den Römern scheint es
später zu 375 Pfund «« 122,8 Kilogr. tarifiert worden zu sein.^) Seine
Mine betrug demnach 2140 bis 2047 Gr.
IV. Die phönikische Mine im Normalgewichte von 746,7 Gr. ist
vertreten durch ein Bleigewicht mit phönikischer Aufschrift, welches
1497 Gr. wiegt, mithin, als Doppelmine aufgefafet, eine Mine von
748,5 Gr. ergiebt«)
V. Die phönikischen Küstenstädte, besonders Tyros, behielten
in ihrer Münze das landesübliche Gewicht auch dann noch bei, als in
Syrien durch die Seleukiden die attische Währung eingeführt worden
war. Wir haben demnach die Mine phönikischer Münze nach der ur-
sprünglichen Norm zu 373,3 Gr. und nach dem effektiven Münzge-
wichte zu 360 bis 340 Gr.''), d. i. gleich der Mine Ptolemäischer Münze
(S 54, 1, V), anzusetzen.
VI. Mit der Herabsetzung des Denars auf ^9« Pfund (§ 38,4) sank
die tyrische Mine definitiv auf ein Gewicht von 12 V2 römischen Unzen
■« 341 Gramm, und das tyrische Talent wurde gleich dem jüngeren
1) Longp^rier a. a. 0. p. 341 f. 346, Metrol. Script. I p. 119, Brandts S. 156,
Schillbach S. 8.
2) IMe erwähnten Gewichte ans Antiocheia sind in den Jahren 57 und 30 v. Chr.
geeicht worden.
3) Der anonirme Alexandriner Metrol. Script I p. 301, 1 und vergl. ebenda
S. 118 f.
4) Berechnet nach dem Talente unter U. Diese Bestimmung h< zugleich
die Mitte zwischen dem aus dem babylonischen Systeme abzuleitenden Normal-
gewichte Yon 134^4 Kilogr. und der römischen Schätzung zu 122,8 KUogr.
5) MetroL scnpt I p. 119. Die Schätzung zu 6 römischen Rechnungstalenten
«" 375 Pfund ■■ 122,8 Kilogr. wird von dem anonymen Alexandriner nur als
ungefähre bezeichnet.
6> Brandis S. 157, rergl. auch oben S. 417 Anm. 1.
7) Berechnet nach dem Tetradrachmon von Byblos (Brandis S. 117) und
dem unten § 51, 7 angegebenen Mflnsgewichte der j fingeren Prägung.
592 SYRIEN UND PHÖNKISGHES KOSTENLAND. $ m,5.6.
attischen oder römischen Rechnungstalente J) Gleiches Gewicht, aber
einen geringeren Kurs, hatte auch das antiochische Talent, nach wd-
chem in der Kaiseneit in Antiochia gemünzt wurde (§ 51, 7).
VII. Das Älteste MOnzgewidit von Ägina hezeugt uns die Existenz
einer Mine im Normalbetrage von 672 Gr., welche zur königlichen
Mine sich wie 4 : 3 verhielt (§ 48, 1). Die Vermutung, dalis dieselbe
phönikischen Drqirungs sei, wird bestätigt durch ein wahrscheinlich
aus Sidon stammendes Gewicht,' dessen griechisdie Aufschrift zwar
auf eine Doppelmine lautet, dessen Betrag von 678 Gr. aber jener alt-
äginäischen , altattischen und etrurischen Mine sehr nahe entspridit^
6. Das Eigentümliche der phönikischen Silberrechnung ($ 43, 2}
bestand darin, dafs das Sechzigstel des Shekels Goldes als Werteinbdt
gedacht und diese Einheit selbst oder ihr Doppeltes, Vierfaches, ja
auch Achtfaches konkret in Silberstücken dargestellt wurde. Nad
diesem System ist unter persischer Herrschaft, wahrscheinlich in Syrien,
eine Reihe provinzialer Silbermünzen geschlagen worden , welche mit
einem Ganzstück im Effektivgewichte von 26 Gr. anhebt und weiter
Viertel von 6,96 Gr., Achtel und noch kleinere durch fortgesetzte
Halbierung gebildete Teilstücke zeigt 3) Das Normalgewicht des Ganz-
stückes hat ursprünglich mehr als 28 Gr. betragen ^) und den Wert
von 2/i5 des schweren Shekels Goldes oder von Vi& ^^ Dareikos dar-
gestellt.^) Das Zweiunddreifsigstel des grofsen Silberstückes, im Nor-
malgewichte von 0,9 Gr. oder reichUdi einem attischen Obolos, hieb
davaKt)^) und hatte neben sich noch als kleinste Silbermünze ein
Vierundsechzigstel oder fi^tdavocKLOv.'^ Setzen wir die persische
Reichsgoldmünze, den Dareikos, ab Einheit, so entspricht diesem nach
babylonischer Währung (§ 42, 12) als gleichwertig ein Silbergewidt
von 112 Gr. Das Sechzigstel hiervon oder ein Silbergewicht von
1,87 Gr. findet sich dargestellt durch die syrische Doppeldanake, femtf
1) MetroL Script. I p. 117. SOO, 16—19. Vcrffl. unten f 61, 7. 54, 1, VL
2) S. das Nähere olnm S. 417 Anm. 1 und S. 545 f.
3) Brandis S. 226 £L 234.
4) Das Viertel von 6,96 Gr. fahrt auf ein Effektirgewicht von 27,8 Gr. ftr
das Ganzstück. Nach dem babylonischen System ist das Normalgewicfat atf
29,9 Gr. (§ 43, 2), nach der ältesten syrisch-phönikischen SUberprägung ($43,3)
auf 29,06 Gr. zu setzen.
5) Dies geht hervor aus § 43, 2 in Verbindung mit $ 42, 12. 45, 7. 8. ^
6) PoU. 9, 82: xai fujv nai to¥ Savatapf bIvcU xiriQ ^mec« titu^pi f>
naqatMov^ Hesychios (Metrol. Script I p. 315, 14): 9a$fmaK voputimtiv n fi^
ßa^utov^ Swafiepov nXiov oßolov hüyq^, YergL auch Suidas und EtyiaoL «•
unter dem Worte, Brandis S. 235.
7) Hesychios: tjfi^BavoMtoVf rofu^fta no^ov.
$ 51, 6. AANAKH. 598
das Hundeftundzwanzigstel »-> 0,9 Gr. durch die Danake selbst. Da
nun femer das Silbergewicht von 112 Gr. gleich 20 persischen Siglen
ist (§ 45, 7. 8), so folgt unmittelbar, dafs 6 Danaken auf den Siglos,
d. i. auf die königliche Silbermtlnze des persischen Reiches, gingen.
Nach griechischer Auffassung also hatte die Danake die Geltung eines
Obolos.^
Unter den letzten Achflmeniden trat nach griechischem Vorbilde
zu der Silbermttnze eine korrekte Kupferprägung. 2) Das gröfste
Kapferstttck scheint auf gleiches Gewicht mit dem Viertel in Silber
(-» 8 Danaken) ausgebracht zu sein ; die Teilstttcke »nd durch Hal-
bierung hergestellt und entsprechen dem Achtel in Silber («« 4 Da-
naken) und dem Zweiunddreifsigstel, d. i. der Danake selbst Dies die
Beziehungen der Gewichte; dem V\^erte nach galt natürlich die Silber-
mttnze eine bedeutende Anzahl von gleichschweren Kupferstacken.
Setzt man ab oberste Einheit den schweren Shekel Goldes, d. L ein
Gewicht von 2 Dareiken, so wird der V\^ert des Sechzigstels dieser
Einheit, wie bereits bemerkt, dargestellt durch ein Silbergewicht von
3,7 Gr., d. i. durch die phönikische Drachme oder in syrischer V\^äh-
ning das Vierdanakenstück. Weiter wurde, wie Brandis annimmt, das
Sechzigstel dieser Silberdrachme dargestellt durch ein gleichschweres
Kupferstück, und das Goldgewicht von 2 Dareiken galt somit als ein
Talent von 3600 solchen Kupferstttcken.^)
1) Hesychios a. a. 0., Oppert L'^talon a. s. w. im Journal Asiatique 1874,
VO. »bie, tome IV p. 484 f.: le nom de Tobole, dänaka en perse, a sarr^cu
presqne daoa l'arabe däniq^ le persan ddnek; on en forme le n^osansGrit tanka,
2) Brandis S. 235.
3J Brandis a. a. 0. nennt, ausgehend von dem gröüsten Siiberstficke der
arrisehen Prägung (S. 592), das Vierdanakenstück 'Achtel in Silber*, statt dessen
die obige Bezeichnung als ^phönikische Drachme deutlicher sein dürfte. Die
Annahme einet Wertverhällmsses 60 : 1 zwischen Silber und Kupfer stützt sich
lediglich auf die Analogie der etwas spiteren Ptolemäischen Prägung. Jeden-
falls aber ist es wahrscheinlich, dafs der Doppeldareikos als Talent von 3600
Kapferstücken gerechnet wurde. Nach dem ursprünglichen babylonischen Systeme
(§ 42, 10) war also die Mine dieses Talentes das Vierdanakenstück, und wieder
das Sechzigstel dieses Silberstückes irgend ein Kupferstück, welches als Shekel
sn bezeichnen ist und als solcher eine Hälfte unter sich haben mufis. Setzt
man Termntungsweise das Wertverhältnis zwischen Silber und Kupfer auf 120 : 1
an (entsprechend dem you J. G. Droy^n in den Sitzungsberichten der Berliner
Akad. 1882, XI, S. 215. 235 auch für Ägypten nachgewiesenen Kurse), so wurde
der Shekel dargestellt durch das gröfste oben erwähnte KupferstüdL Solcher
Knpferstücke gingen also 3600 auf das Talent von 2 Dareiken, 60 auf das Vier-
damkenstück, 15 auf die Danake, und endlich entsprachen der kleinsten Silber-
mfinze, dem fjfuBavcm$ov, als Wertäquivalent 60 kleinste Kupferstücke, deren
jedes das Gewicht tod 1 Danake hatte. Auch die Möglichkeit, dafs statt des
doppelten der einfache Dareikos als Talent galt, ist scÜielslich in Betracht zu
Httltseh, Metrologie. 38
594 SYRIEN UND PHÖMUOSGHES KOSTENLAND. f&i.7.
7. Mit Ausnahme von Arados, welches nach babylonischem Fuise
münite^), folgten die phönikischen ROstensUidte sowie Syrien der
phOnikischen Währung, welche, ausgehend von dem Sechzigsiel des
schweren Shekeb Goldes, diesem das gleichwertige Silbergewicht zur
Seite setzte und letzteres in der Ausmünzung teils verdoppelte, teik
vervierfachte. 2) Das einfache SilberstQck ist von den Griechen
Drachme genannt worden, eine Bezeichnung, welche für Tyros und
Antiocheia insofern ausdrücklich überliefert ist, als das sogleich zu er-
wähnende tyrische und antiochische Talent nichts anderes als das
SechstausendÜMdie dieser Silbereinheit und das Tvqiov vo^Ofia des
Josephos nichts anderes als das Vierfache derselben, d. h. ein Tetn-
drachmon, sein kann.
Wir haben oben (§ 43, 2) das ursprüngliche Normalgewicht der
syrisch-phönikischen Drachme zu 3,73 Gr. bestinunt, aber bereits in
früher Zeit ein etwas niedrigeres Effektivgewicht von 3,63 Gr. ange-
troffen.») Im Verlaufe der Münzprägung ging auch dieses Gewidit,
ähnlich wie das des babylonischen Staters, welcher als Tridrachmon
desselben Fulses angesehen werden kann (§ 23, 2. 4), noch meiUich
herab. Denn während der Drachme von 3,63 Gr. ein Tetradrachmon
von 14,5 Gr. ent8pridit,so gehen die Münzen von Byblos von 14,40 Gr.
herab bis auf 13 Gr., und eine ähnliche Erscheinung bieten die Prä-
gungen von Sidon, Tyros und anderen Münzstätten.^) Es ist demnach,
abgesehen von den niedrigsten Stücken, das Effektivgewicht des syrisdi-
phönikischen Tetradrachmons zwischen 14,4 und 13,6 Gr. anzusetzen,
woraus sich für das tyrische Münztalent ein Gewicht von 21,6
bis 20,4 Kilogr., für die tyrische Drachme von 3,6 bis 3,4 Gr. ergiebL
Mach dem anonymen Alexandriner^) galt das tyrische Talent gegen
ziehen. Dann war die Mine das Zweidanakenstück, der Shekel das Knpfentfick
im Gewichte von 4 Danaken. Freilich fehlt dann die Hälfte des Skekds ab
besondere Mönze.
1) Nach Brandia S. Il7. 514 f. sUnd der Stater auf 10,80 Gr. und hatte alt
Teilstficke Drittel von 3,60 Gr. und Zwölftel von 0,90 Gr. LeUteres deckt sich
mit der vorher ({ 51, 6) besprochenen Danake.
2) Vergl. f 43, 2. 3. 48, 11. 54, 2.
3) Abgeleitet aus der § 43, 3 ermittelten Mine von 726,5 Gr.
4) Brandis S. 117 f. 270 f. 511 ff. (zu vergleichen auch 226 f. 597), MoMmsea
S. 35 f. (Traduci Blacas I p. 45 ff.), J. P. Six Observalions sur les BOBMles
phinidennes im Numism. chron. XYU, 1877, p. 177 ff., Reichardt in der Wieaer
Numism. Zeitschr. I S. 381 f.
5) Metrol. Script 1 p. 300, 15 (de Laprde Symm. I S. 167): tq ^rraasr
%aXavx9¥ Ufocraator /tiv r^ IlxoXsftaüup utü jivxtox*»^^ *t^ M^&ft^tf ^
Ttcurt, SwofUt 8i rav ftMV äroXBfiaiicav uata ro rSfuffma m^^anlourt^r, iMk*
x^ixov di Tov lApxtoxutoVf t4> oi Tüqlq^ Ufw, Ober die Epoche des Alexan*
f 51, 7. TYRfiSGHeS TALENT. 595
Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. gleich dem römischen Rech-
nungstalente yon 6000 Neronischen Denaren, welche ein Silberge-
wicht von 20,47 Kilogr. darstellen. Es war also die tyrische Münze
gerade nach demjenigen Ansätze tarifiert, welchen wir als unterste
Grenze des Effektivgewichtes aufgestellt haben. Dem entsprechen die
Wertausdrücke in heutigem Gelde; es stellte nämUch nach dem Effek-
tivgewichte die tyrische Drachme einen Wert von 0,65 bis 0,61 Mark,
das Talent von 3900 bis 3660 Mark dar, und die römische Tarifierung
ergiebt für die Drachme 0,61, für das Talent 3680 Hark. LeUtere
Schätsung beruht, wie es des Vergleichs halber erforderlich war, auf
dem Silbergewichte des Neronischen Denars. Wählen wir statt dessen
den Wertausdruck nach damaUger Goldwährung (§ 38, 6), so erhalten
vrir 5220 Mark , was wegen der Vergleichung mit dem antiochischen
Talente zu erwähnen ist
Noch in der Kaiserzeit gingen nämlich aus der Münze von An-
tiocheia Tetradrachmen phönikischen Fufses hervor, welche den Kurs
von 3 römischen Denaren <« 2,61 Mark (nach der Goldwährung)
hatten. 0 Die antiochische Drachme ist demnach auf 0,65 Mark, das
Talent, welches auch als syrisches bezeichnet wird ^), auf 3900 Mark
anzusetzen.
Der jüdische Geschichtschreiber Josephos^), zu dessen Zeit der
Denar nodi nicht das seit Nero reducierte Gewicht hatte, rechnet das
lyrische Tetradrachmon gleich 4 attischen Drachmen, d. i. gleich 4
Denaren von je Vs« Pfund oder einem Silbergewichte von 15,6 Gramm,
Dies ist wohl nur eine ungefähre Angabe, welche darauf hinausgeht,
dab die Drachme phönikischer Währung im Sprachgebrauche mit der
griechisch-römischen Rechnungsdrachme zusammengeworfen wurde;
schwerlich aber kann darin ein legaler Tarif nach römischen Denaren
gesacht werden; denn mit 15,6 Gr. römischen Denarsilbers konnte
im günstigsten Falle das syrische Tetradrachmon attischer Währung
driners vergl. oben S. 9f., über das 'attische Talent' jener Zeit | 32, 1, über
seine Einordnung in die Reibe der syrischen Gewichte § 51, 5, VI.
1) Der anonyme Alexandriner an der in voriger Anm. angeführten Stelle,
Poll. 9, 86: rb ^(>wp (raXavrov) ntproacoitias %nl reroaxt^x^^^^ {iSvparo
9oaxjaa£ lAxTuta^). Die richtige Deutung des syrischen oder antiochischen Ta-
lentes giebt Mommsen S. 37 f. 715 f. (Traduct. Blacas I p. 48 f., III p. 319 f.).
YergL auch meine Abhandlung über den Denar Diocletians in Fleckeisens Jahrb.
1880 S. 29.
2) Pollux a. a. 0.
3) Bell. Jud. 2, 21, 2: rov Tv(^iov vofiiüfiatoi, o rdcaa^as i/ärrixas Bvvaxai.
VcrgL oben § 44, 17, unten § 52, 4.
38*
596 SYRIEN. ATTISCHE WÄHRUNG. f&i.s.
(f 51, 8), nicht aber ein lyrisches Tetradrachmon, welches effdair bis
unter 14 Gr. hinabging, geglichen werden, i)
8. Hit der Herrschaft der Seleukiden wurde eine königliche HOnxe
nach attischem Fufse in Syrien eingeführt, welche in ihren GewichU-
yerhältnissen Slhnliche Erscheinungen wie die gleichzeitige Prägnog
in anderen Diadochenstaaten und in Griechenland zeigt Das Tetra-
drachmon von Silber steht bis auf Antiocbos IV maximal auf 17,20 Gr.,
kommt also der guten attischen und makedonischen Prägung (§ 27, 6.
31,3) nahe. Jedoch sinkt es schon in dieser Periode oft unter 17 Gr.
Von Antiochos V an geht das Gewicht, übereinstimmend mit der spiten
attischen Prägung ($ 27, 6), nur mit seltenen Ausnahmen noch Ober
16,85 Gr. hinaus und sinkt häufig bis 16,5 Gr., zuletzt oft noch dar-
unter.')
In Gold kommen aufser dem Stater von 8,6 bis 8,5 Gr. auch grOfsere
Münzen im Gewichte von 4 5 und 8 attischen Drachmen vor.') Auf
dem Goldstücke von 4 Drachmen ist das Wertzeichen B, d. 1. 2 Statere,
auf demjenigen von 5 Drachmen die Bezeichnung BK, d. i. 2 Vs Statere,
nachgewiesen. 4) Da sonst auf griechischen Münzen , besonders auf
Goldmünzen, Wertzeichen nicht üblich sind, so hat man anzundim^
dafs diese Goldstücke, aufser nach dem attischen Fufse der küniglicbefl
syrischen Münze, auf weichen sie besonders gestempelt waren, einen
anderen weit geläufigeren Kurs hatten , fUr welchen eine BezeidmuDg
nicht erforderlich war. Dies ist die Ptolemäische Währung gewesen.^)
Es galt nämlich das Oktadi*achmon von 33,87 Gr.<^), welches einer
1) Mommsen S. 71 f. (Tradact Blac. I p. 97 f.) ist der Meinung, dafs sowohl
die syrischen Tetradrachmen königlicher Prägnn^, welche dem attischen Fnise
folgte, als die stadtischen Tetradrachmen phöniktschen FoDses, und swar waltf-
scheinlich nach Pompejus' Anordnung, zu 4 römischen Denaren, die städtischen
Tetradrachmen mithin erheblich über ihren Silberwert, tarifiert worden stkü.
2) Diese Angaben beruhen auf den Tafeln von Mionnet p. 172 — 184, North-
wick p. 127 — 135, Queipo lU jp. 17—28, und finden ihre Bestätigung in dem
trefflichen Verzeichnis von P. Uardner, welches unter dem Titel *The Seleodd
Kings of Syria* als Abteilung des Gatalogne of the Greek coins in the British
Museum, London 1878, erschienen ist.
3) Queipo I p. 29, Gardner a. a. 0. p. 1. 25, J. Friedlaender in der Berfiaer
Zeitschr. f. Numism. 1879 S. 2 ff.
4) Friedlaender a. a. 0. Beide Münzen sind unter Demetrios I geschlagen.
Über das Zeichen der Hälfte vergl. oben S. 146 Anm. 3.
5) Derselbe S. 6: Man war gewöhnt, dafs solche grofse icyptische Gold-
stücke nach Ptolemäischem FuTs geprägt waren, man wuÜBte, dals sie das Ge-
wicht von 8, 6, 5 und 4 Ptolemäischen Drachmen hatten; als nun Denetrias
diese beiden Stücke von 6 und 5 prägte, schrieb er zur Erklärung für die Syrer
darauf, dafe es 2Vt und 2 attische Statere sind.
6) Gardner a. a. 0. p. 25 führt zwei OkUdrachmen dieses Gewichtes von
Antiochos dem Grofsen an.
f 52, 1. PALASTINA. LANGEN- UND FELDMASS. 597
altischen Drachme von 4^23 Gr. entspricht, zugleidi als Ptolemäisches
Dekadrachmon, auf eine Drachme von 3,39 Gr. lautend. 0 Ent-
sprechend hat das Goldstttdi mit der Wertbezeichnung von 2 attischen
Stateren auch den Kurs von 5 Ptolemflischen Drachmen gehabt^)
Nach demselb^i Verhtthnis würde das Stück mit der Wertbezeichnung
Yon 2 Vi attischen Stateren gleich 6 Vi Ptoleroftischen Drachmen sein;
doch spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, dais in diesem Falle 5
attische Drachmen rund gleich 6 Ptolemäischen gerechnet wurden ^)
und somit dasjenige Verhältnis durch eine Goldmünze konkret ausge-
drückt war, welches vermutUch als das legale zwischen attischem und
Ptolemflischem Gewichte bestand (§ 54, 1, V). In Ptolemäischer Wäh-
rung galt also das syrische goldene Oktadrachmon 125, und dasPenta-
dracbmon 75 Drachmen Silbers.
f 52. PaUUHna.
1. In der Tafel des Julianus von Ascalon (§ 44, 2) haben wir ein
Zeugnis aus spfltrOmischer Zeit über das System der provinzialen
Langen- Weg-undAckermafse. Dasselbe war nach Analogie der
ägyptischen Einrichtungen (§ 53, 7) in dem Sinne eingeführt worden,
dafe ein aus der Klafter abgeleitetes Feldmals in einem genauen und
einfachen Verhältnisse zum römischen Jugerum stand. Nachdem nun
die verschiedenen Stufen der ägyptischen proYinzialen Mafsordnungen
mit hinlänglicher Sicheiiieit ermittelt worden sind, läfst sich hier-
aus auch auf die anßinglichen Einrichtungen in Palästina ein Rück-
schlnfs machen.
Zunächst wurde die ahhebräische Elle, gerade wie in Kleinasien
(§ 50, 1) und später in Ägypten (§ 53, 4), zu l^/» römischen Fuls und
entsprechend die Rute von 6 Ellen (§ 44, 7) zu IOV5 Fufs angesetzt.
Ferner wurde nach griechischem Vorbilde in das hebräische
1) Friedlaender a. a. 0. S. 6 giebt dieselbe YergleichuDg nach den Normal-
gewiehten beider WährnngeD.
2) Da dieses Stflck (nach Friedlaender S. 5) 17,t2 Gr. wiegt, so führt es
anerseits auf eine attische Drachme von 4,28 Gr., andererseits auf eine Ptole-
mliscbe Drachme von 3,42 Gr.
3) Dies ist die Ansicht Friedlaenders S. 6. Gegen die Annahme einer Tarifie-
rang ZQ 6V4 Ptolemäischen Drachmen Goldes spricht hauptsächlich der Umstand,
dafe dann der Wertansdnick in Ptolemäischem Silberconrant 75*/t Drachmen
gewesen w&re (§ 54, 2), woffir doch gewifs 75 Drachmen Silbers, d. i. 6 Drach>
men Goldes gesetst worden sind. Da das betreffende Goldstöck 21y47 Gr. wiegt,
so entgeht es dnersdts, lant der Wertbezdehnung, 5 attischen Drachmen zu
4,29 Gr., andererseits, der Wahrscheinlichkeit nach, 6 Ptolemüschen Drachmen
SU 3,58 Gr.
598 PALÄSTINA. |si.l
System eiogefagt die Klafter yod 4 EDen, welche wahrscheiBlkfa
schon unter der Byriscben Herrschaft tlbbch geworden war. Ako
hatte die hebiüische Rute 1 ^'2 Klaftern, i) Da aber die Rute Dach grie-
chischer Auffassung 10 Fufs, d. i. 6^3 gemeingriechische EUen hieh
(§ 44, 3), so fanden die Römer neben der ebenerwahnten Klafler eine
andere kleinere vor, welche sie zu der gröfseren in das gesetzlicbe
Verhältnis von 100:112 setzten.^) Die kleinere hiefs die einfache
(a/rJl^, die gröfeere die Klafter der Feldmesser (yewfieT^txtj ovqyia).
Wenn die hebräische EUe gleich 1 V& romischen Fu& gak, so be-
trug die Quadratrute 116*^/25 römische OFufs und ihr Hundertfaches,
das hebräische Plethron (S. 447), verhielt sidi zum römischen Jugemm
wie 81 : 200. Nach demselben Ansätze kam die Quadratklafter nif
51^V2& römische DFufs, und 555V9 Quadratklaftem gingen auf d»
Jugerum. Das waren keine für die Umrechnung bequemen Verfallt-
nisse; deshalb ist, ungewife zu welcher Zeit, eine ähnliche Neugestal-
tung wie in Ägypten eingetreten (§ 53, 7). Es wurde nämlich die
Klafter, welche anfänglich mit 7Vft römischen Fufs geglidien worden
war, soweit herabgesetzt, dalb ihr Quadrat genau 4S römische DFo6
betrug. 3) Hiernach kam das Quadrat der Rute, da diese im Ling»-
1) Jalianus Ascal. in Metrol. Script. 1 p. 201 § 6. ^
2) ii^ianns ebenda p. 201 § 10: «ti 9b yivm^HBiv nk ro vv»^ pUX»$tfjim
rwv ^' S araBiiov ov^yiae ftev ysonfisTQtMaQ ^ m i^fuv, ixat t^\ anUs '<
a}f*\ al ycLQ q* ov^ylai yetOfitrQixal qiß' amnaXovctv anMiS ov^ylas. Da die
Meile von 7V« SUdien oder 8000 Ellen keine andere aU die des Ptofteaaia^
römischen Systems sein kann, welches auf der aitagyptischen Elle beruht, to
Ist auch die geometrische Klafter ursprfinglich das Blafs von Tier althebraiscben
Ellen (i~ 240 Meter) gewesen, und das Verhältnis, welches Julian awlacki
den beiden Klaftern setzt, mufs auch gältig gewesen sein für die beiden dan-
gehörigen Ellen. Auf dieser Voraussetzung beruht was wir oben { 44, 3 und 5
Aber das Mafs der kleineren hebräischen EUe erörtert haben. Bern steht niete
entgegen, dafs später in dem Systeme des proTinzialea AckermafMB die geo-
metrische Klafter auf einen minderen Betrag (nach ^ 53, 7 auf 2,05 statt 2,10
Meter) herabgesetzt worden ist. Bestand damals die kleinere EUe noch, so
mufste auch sie entsprechend niedriger gesetzt werden, nämlich auf 0,457 Bieter
(statt 0,469 Meter, wie oben § 44, 3 berechnet worden ist). Aber wahisdieiii-
lich war die kleinere hebräische Elle gar nicht mehr im Gebrauch, als die ge^
metrische Klafter so bestimmt wurde, wie es Julian angiebt.
3) Julian p. 201 5 6: 17 av^yUt ix^i — ntix^is d\ (jtot n69as r', VT*^
üTtt&a/iaQ &' ooKtvXovs S\ das ist abgesehen von einer geringen Abweidiang
die8el>e Bestinuiiung wie in der ^eronischen Geometrie p. 48, 6 (MetraL acrij»!.
I p. 189 § 12): Tj äfyvia fu&' rfi fitr^Mtrmt y wno^fios y^ I^m 0n»d^V^
flavtXixae &' y. Da nun das Mafs der Julianischen Klafter durch die io, der-
selben Quelle fiberlieferten Verhältnisse zur autura und zum fUXtar soweit tkker
bestimmt ist, dafe wir den urqirflngUchen Betrag der Klafter auf 4 bebriiaeb-
ägyptiache Ellen festsetzen mnfsten, so sind die tob Julian hier erwähate*
anJ^afULl ebenso sicher römische, als die ßtufüunml cni&ofiuU der HeroaiscbeB
Geometrie ({ 53, 7). Fraglich ist nur, was fiber die Abweichung in den Bre^
f %% 1. LÄNGEN- UND FELDBfASS. 599
mafs anderthalb Klaftern hielt, anf 108 römische DFufs, und das
hebräische Plethron hielt nunmehr 106 teripula des Jugerum, oder,
mit anderen Worten , es stand zum Jugerum in dem Verhältnis von
3 : 8. Die Quadratklafter, welche in Ägypten die Grundeinheit des
neuen Vermessungssysteros bildete, war 225 mal, ihr Fünffaches oder
die JÜTQa der Heronischen Geometrie 4&mal, der üTtoQcfiog /aodiog
1 i/s mal in dem hebräischen Plethron enthalten.
Auberdem ergeben sich aus einem Fragmente Tte^l fxiwQCJv yijg,
welches zu einer der vielen unter Epiphanios' Namen kompilierten
Sammlcmgen gebort i), noch fönende provinziale Einrichtungen.
teilen der Spanne zn urteilen ist. Nach der Heronischen Geometrie hSlt die
Klafter 9^Ia römische Spannen <-> 9 Spannen nnd 3 Fingerbreiten, wogegen in
der Jnlianischen Tafel 9 Spannen und 4 Fingerbreiten überliefert sind. Nun
liefise sich yielleicht yermnten, daüs die Klafter von Julian in abgerundetem
Betrage zu 7 römischen Fufs gerechnet worden wäre; aber schwerlich würde
dafür die ungeschickte Wendung 9 Spannen und 4 Fingerbreiten gebraucht worden
sein. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, dafs ein Irrtum sich eingeschlichen
hat, sei es nun, dafs von einem Abschreiber statt des ursprünglichen Soxtv-
jlavs y' verschrieben worden ist SaxrvXovs S\ sei es, dafs in dem Texte der
Julianischen Tafel einst, wie in der Heronischen Geometrie, hinter amd'a/ias &'
das Bruchzeichen S" stand und dieses später irrtümlich als Saxtvlovg S' ge-
lesen wurde.
1) Zuerst veröffentlicht in Metrol. Script. I p. 56 f^ dann von P.^de Lagarde
Symmicta I S. 218 f., womit desselben Übertragung der syrischen Übersetzung
S7mm.U S. 200 f. zu vergleichen is(. Mein erster versnch die hier Überlieferten
AuDse zu erklären (Metrol. Script. U p. 153 ff.) ging aus von der Kombination
der handschriftlichen Lesart ro nXid'Qov ^x'* ^^ firptos nrjx'iS ttg' mit der eben-
Calls handschriftlichen Notiz im Fragment neol fUtqoiv nai ara&uwr (Metrol.
Script, n p. 153), wonach die ä^fvoa, ein Ackermais von 1337* EUen ins Ge«
vierte, xs' nXd&^a haben sollte. Doch traten bei erneuter Durcharbeitung der
Frage so gewichtige Bedenken auf, daCs sowohl xg' im ersteren Fragment als
xs' im zweiten als fehlerhaft oder mlfsverstanden angenommen werden roufsten.
Den Schlüssel zur richtigen Lösung bildete die Beobachtung, dafs die Acker-
mafee des ersteren Fragmentes xo^lßa^ ca%ißa^ xaßUsa zu einander sich gerade
9p verhalten wie die hebräisch-phönikischen Hohlmafse Kor, Saton, Kab. Diese
Übereinstimmung sowohl in den Verhältnissen als in den Benennungen (letztere
auch von Lagarde Symm. U S. 201 bemerkt) konnte nicht zufällig sein, und es
ergab sich hiemach mit Notwendigkeit zunächst folgende Restitution des Frag-
mentes nBnijuhQmv y^^ wobei ich da, wo der Verfasser runde Zahlen setzt,
die genauen Zahlen in Einschlnfs beifüge: To tovyop ifx'* a^^as a\ carlßas^ X\
fl aifow^ Hx^i 0aTa ff'* ix*& Si ais fi^os nrixui ^X' (1337*) m«e^ «^^ to nlaxoe
weavrt99. $9rip rj a^^a vnfxt^ ^X' {13373)* to nXS&^tr ^i eis /»iptoe
ntiXBi» I' (statt xg') xai eis r^ nXecros aaavxcH. i^e« t} carißa xaßüfa9 s\
xoQißa xo iovyov Xfyetcu aaxißthf X\ ^e« Bi ^ xo^ißa iovyB^ fiut^ «/'(l^/s).
Ferner war der entsprechende Abschnitt des Fragmentes ^e^ fiir^»y xal üxa&-
ftmf (MetroL Script H p. 153) nunmehr mit der einzigen Änderung axalvas statt
catawa folgendermafsen zu lesen: IJi^m Bi tj oQOv^a^ tt} f^^V tov xakofunj
%if ixpvri ^tnxßiS s' itai Biftoi(>0Vf o xaXeixcu Tta^ ytio/Ut^cus y axaivas x'
knl x', a' nXi^0a, wo c' die abgerundete Zahl statt b*/9 ist. Die syrische Über-
setzung (Symm. H S. 201) hat 'eya^ nX^(ui9v 17 a^ov^a Landes erster Klasse^
e 8i nXä&^wv Landes zweiter Klasse'.
600 PALÄSTINA. Isti.
Wie das PhileUrkcbe PleChron als Doppelmals das Jugemm neben
sich halte, so bildete man auch zu dem hebrtisdien Plethron eis dqn
pelt so grofses Rechteck, wdcbes als kleines Jugerum von de«
gleicfanamigMi romischen Habe unterschieden wurde. Das erstere ver-
hielt sich zu dem letzteren wie 3 : 4.
Behufs Aufstdlang des Steuorkatasters wurden zwei römische
Jugera zu einer provinzialen a^avqa vereinigt, welche somit 240 rö-
mische Fttls odw, wie der Verfasser des Fn^mentes rc^ql fiir^wy yffi
andeutet, 133 Vs Philettfrische Ellen ins Gevierte enthielt Die Redak-
tion der proYinzialen Flächenmafse auf dieses Doppeyugerum (lud,
wie oben (S. 598) nachgewiesen ist, nach dem System der neueren
Orgyia statt; es kamen also auf die Arura 6 Saatenmafse {oTtoQt^oi
^odioi) oder 5Vs hebräische Plethra (oder 2^8 kleine Jugera).
Fünf Aruren oder 10 römische Jugera wurden auf das Jugunif
die Diocletianische Steuerhufe, gerechnet. i) Mithin gingen auf das
Jugum 30 Saatenmaüse oder 26^3 hebräische Plethra oder 13 Vs Ueine
Jugera. Letztere Zahl ist in abgerundetem Betrage überliefert in dem
Fragmente Tteql iiirqmv y^g.^).
Jugum und Saatenmals verhielten sich also gerade so zu einandw
wie die hebräischen Hohlmafse Kor und Saton (§ 44, 9). Daher er-
klären sich die von diesen Hohlmafsen abgeleiteten Benennungen, xo-
Qlßa für das Jugum und aarißa für das Saatenmafs.') Letzteres wird
auch geradezu aarov genannt. Endlich wie das Saton als Hohhnab
6 Kab hielt, so teilte man das Saatenmafs in 6 xaßlaai.^)
Beachtenswert ist der Unterschied, dafs auf ein ägyptisches Saaten-
mafs aller Wahrscheinlichkeit nach 32 Sextare Aussaat kommen^),
während das hebräische Saton , welches einem dem Saatenmafse gld-
1) Vergl. oben f 51, 1.
2) Oben S. 599 Anm. 1.
3) Die Form Mo^ißa ist an der ersten Stelle, wo sie im Präsente TorkoBflit,
hinlänglich gesichert, an der andern in hov^uz verderbt, die synscbe Überaeteuif
hat die Pluralform no^utXa (de Lagarde Symm. n S. 201); vaxißa kommt im
ganzen yiermal and zwar mit verschiedenen Varianten vor, wdche aber alle
anf die von mir angenommene Form hinzudeuten scheinen. Auch maxeiwr oder
caftMiiov (unten S. 601) ist eine mit caxifia verwandte Ableitnngsfonn tm
9aTov (vergl. de Lagarde Symm. 11 S. 201 Anm.). Die Analogie der semitifchei
Bildungen no^ißa und xaßi^a gestattet kaum aarißa als saUva (nämlich pm*
agriy oder nach Metrol. Script U p. 126, 7 terra) zu erklären, wie ich ebenda
p. 154 angenommen hatte.
4) Oben S. 599 Anm. 1 gegen Ende des Fragments na^ ftiw^mv yffi. Die
syrische Übersetzung (Symm. U S. 201) gebraucht auch für das Ackernaft die
Form des Hohlmafses 9taßos,
5) Metrol. Script. I p. 40 f. und vergl. unten § 53, 7.
I tt,i. LÄNGEN- UND FELDMASS. 601
dien AckennalBe die Benennungen aarlßa oder aatov gegeben hat,
nur 22 Sextare hSllt (§ 44, 10). Es konnte eben in dem fruchtbaren
Nildella der gleichen Ackerfläche eine weit stärkere Aussaat zugemutet
werden, als yermutlich in Palästina üblich war.i)
In einem andern Fragmente aus der Schrift des Epiphanios Ttegl
fiivqiav xal ara&fiwv^) wird ein aaralov oder aarialov als in Palä-
stina und Arabien gebräuchlich erwähnt Aus der syrischen Über-
setzung geht hervor, dals dieses Ackennafs identisch war mit der cxa-
rlßa; doch scheinen, je nach der Güte des Landes, yerschiedene Be-
träge der Aussaat gegolten zu haben.
Das ahe hebräische Plethron (S. 447) betrug als das Quadrat von
60 babylonischen Ellen (§42,6) 992 D Meter. Nach der anfänglichen
rOoiischen Schätzung, welche auf dem Philetärischen Systeme beruhte
(S. 598)> galt es gleich 11 664 röm. OFufs «. 1020 D Meter; endlich
nach dem Systeme der neueren Orgyia (S. 599) wurde es definitiv auf
10 800 röm. DFufs «« 944^85 DMeter gesetzt. Demgemäfs kommen
auf die übrigen vorher erwähnten Malse folgende Beträge
xoQlßa (iugum) 25183 DMeter
aqovQa 5036,5 ^
acctlßa (adrovj üfco^tfiog fiodiog) 839,4 „
xaßlea 139,9 „ .
Ähnlich wie im Ptolemäisch-rOmischen Systeme (§ 53, 1. 5) ist
das Stadion alsWegmafs von 400 althebräischen Ellen oder 100
geometrischen Klaftern und die Heile von iy% Stadien unter die pro-
vinzialen Malse Palästinas aufgenommen worden, s) Im Neuen Testa-
1) Weiter kommt hier in Betracht, was die syrische Übersetzung des' Epi-
phanios (Symm. 0 S. 201) über den Betrag der Aussaat fOr das Land zweiter
Klasse bemerict
2) Mitgeteilt von Schow zu Hesych. p. 648 (Metrol. Script U p. t53). Im
ghsammenhang mit der oben S. 599 Anm. 1 a. E. angeführten Stelle folgen die
Worte: ro Si TtXä&^arx* inl %' an^th^as Mxß^ x^ f^PfP '^ov nalaftov, ona^
na^ IIaX€uarif^oi9 xai *!A(^toptv üaxuuov ttaXävtat, Ähmich die syrische Über-
setzQDg bei de Lagarde Symm. II S. 201. Unter äucura ist hier vielleicht das-
selbe Mals verstanden, welches in der YD. Heronischen Tafel (§ 5S, 9) n^aov
holst und zu d Ellen bestimmt wird; denn zwanzig solcher Passa ergeben,
wenn man die Ellen als Philetarische falst? die Seite des hebräischen Plethron.
Allein caraiotf bleibt auch bei dieser Erklärung rätselhaft, da die Wurzel des
Wortes auf jenes hebräische Aekermafs hinweist, welches wir dem ägyptischen
€nc^f*os fi6Stos gleichstellen mufisten.
3) Julianus Ascal. in Metrol. Script I p. 201 § 8—10. Diesem Stadion,
welches dem Ptolemäischen Ton 400 Königlichen EUen gleich ist, werden 200
ßrjfutra zugeteilt Wenn das nicht auf einem MiOsrerständnisse beruht (da 400
römische Ellen gleich sind 200 Schritten Ptolemäischen Mafses: s. oben S. 437
Anm. 4, unten § 53, 5), so ist dieses ßijfta nicht mehr als natflrliches Schritt-
602 PALÄSTINA f o. 1. 1
mente werden ab Wegmafse das Stadion und der Sabbatweg emlhnt
(§ 44, 8).
Die Einteilung der hebräiacben Elle verfolgte Epi|^aiÜM in
seiner Schrift Ober Mafee und Gewichte bk zum Achtel des daxxvlog.^)
Die üTtid-apiri ist bei ihm ein Mafs von 2 Pausten oder 8 Finger-
breiten.
Dafs die Hohlmafse unter der rOmbchen Herrschaft keine er-
hebliche Abänderung erfahren haben, geht aus den firOberen aos-
ftthrlichen Erörterungen hervor (§ 44, 9. 10). Erwähnt finden skli
im Neuen Testamente der xoQog alxov (Luc. 16, 7), der ßa%og ihabm
(Luc. 16, 6) und entsprechend dem Epha, welches das gleiche Mi&
für Trockenes wie das Bath für Flüssiges war (§ 44, 9), der Betrag
von aXevQOv adra rgla (Matth. 13, 33). Hierzu kommen die ;ro2yf|
(Offenb. 6, 6), d. i. die Hälfte des Kab (S. 451), und das aiaßan(Of
(Marc. 14, 3, Luc. 7, 37), ein Salbengef^fe, welches auch ab Ikfa
(Job. 12, 3) bezeichnet wird, mithin gleich einem halben rönuKhen
Sextar, oder nach hebräischem Systeme gleich einem halben Log n
setzen ist^
2. Zu der Zeit, als die Münzprägung in Vorderasien aufkam,
standen die Juden unter fremder Oberherrschaft und entbehrten des
eigenen Münzrechtes. Erst vom Jahre 141 an begann unter den HA-
kabäern eine nationale Silber- und Kupferprägung.') Die Hauptmflnie
mafs, sondern als konTentionelles Wegmafs su betrachten, etwa als ein ^er*
S. 201 f.
2) Ober die Xh^a ilaiov oder Xlx^ fur(nicri s.- oben f 17, 6. Dif ^
stimmte tJberlieferung, dafs das aXaßamoov 7s römischen Sextar Mt, ist ifi
den metrologischen Traktaten aus Epiphanios nnd Euaebios erhalten; derStdlen-
nachweis findet sich im Index zu den Metrol. Script II p. 162 (de Laftrde Sym-
micta I S. 212. 215). Ober das hebr&ische Log s. oben f 44 S. 451 f.
3) Anfser den oben S. 457 Anm. 1 citierten Werken tob Gavedoni, Ury>
Herzfdd nnd Madden sind im allgemeinen zn yerffleichen F. de Sanicy Rechtf-
ehes snr la numismatiqne JudaTqne, Paris 1854, Derselbe Nomisnatiqve 4e U
Terre Sainte, Paris 1874, F. Madden Jewish coinage, Nnnrism. chronide 1874 p.
281 ff., 1875 p. 41 ff. 101 ff. 169 ff. 258 ff., 1876 p. 45 ff. 81 ff. 177 ff., R. St Pook
im Nnmism. chron. 1867 p. 199, E. Merzbacher Untersuchungen Aber alt-W*
br&ische Mfinzen, Berliner Zeitochr. fflr Nomisnatik Ol S. 183 £, 1VS.354L,
V S. 151 ff. 292 ff. Hierzu kommen yerschiedene Specialnntersuchungen wid ffB
Teil Streitschriften von Gavedoni, Madden und de Sanicy, sowie »eitrige ▼oa
Reichaidt und Garrucd, welche ron Merzbacher Berliner Zeitschr. Ol S. 184 >>>'
sammenffestellt sind. — Den Anfang der Siktenprigmig hat Merzbacher in ^
vierten Abschnitte seiner Untersnchnnffen dnrch dne sorgflltige Erörtervif ^'
gestellt, deren Schlnfsresultat in der Berliner Zeitschr. V S. 318 sich indet
152,1.3. HOHUtfASS. MÜNZEN. 603
war der Aeqd jmd4l^ im Nomialgewiehte von etwa 14,50 Gr.i), wel-
cher das alte Shekelgewicht des Heiligtums darstellte^) und dem-
gemäfs gleicher Wshrung mit dem tyrischen Tetradrachmon war
(§ 44, 17. 51, 7).
Die einzige TeilmOnze war der halbe Shekel ^), der Betrag der
jährlichen Heiligtumssteuer (§ 52, 4).
3. Der Befund dieser ältesten hebräischen Silbermünzen , soweit
sie uns erhalten sind, zeigt eine ToUstflndige Reihe entsprechend den
fdnf ersten Regierungsjahren Simons von 141 bis 136, während fUi*
dessen letztes Regierungsjahr ein Beleg durch Münzen zur Zeit noch
nicht beigebracht worden ist. 4) Von Johannes Hyrkan (135 — 108)
und semen Nachfolgern besitzen wir nur Kupfermünzen.^) Die Be-
schränkung auf die Kupfermünze wurde gesetzlich, als Palästina unter
römische Herrschaft kam.^)
Während der beiden jüdischen Aufstände unter Nero und Hadiian
wurde als Zeichen der angestrebten Unabhängigkeit sofort die Silber-
prägung wieder erneuert.'') Auch der alte Mflnzfufs wurde, wenn auch
mit knapperem Gewichte % beibehalten ; doch erschien das Ganzstück
nicht mehr als alter heiUger Shekel mit seiner Hälfte, sondern als
landläufiges T^radrachmon phönikischen Fufses mit der Drachme als
einzigen Teilstücke. ^)
1) Da die höchsten, von de Saulcy Rech, sur la num. Jud. p. 17 ff. mitge-
teiiten Shekelgewichte, nämlich 14,65 und 14,50 Gr., nicht ganz zuverlässig za
sein scheinen (rerffl. Merzbacher Berliner Zeilschr. f. Namism. V S. 151 Anm. 4),
80 kann das gesicnerte EffekÜTgewicht der ältesten Shekelprägong nicht über
14,30 Gr. gesetzt werden (Merzbacher a. a. 0. S. 151. 173). Im Vergleich aber
mit den anderweitig ermittelten Normen (§ 43, 3. 44. 17) wird man das gesetz-
liche Gewicht der Makkabäisohen Prägong ohne Bedenken auf mindestens 14,50 Gr.
ansetzen können (so auch Merzbacher S. 153, und vergl. oben S. 472 Anm. 1).
2) Vergl. Gavedoni Bibl. Nomism. S. 43—46, Levy S. 155 f.
3) Merzbacher, Berliner Ztschr. f. Numism. HI S. 189 f., V S. 151—154. 173 f.
4) Derselbe Y S. 292-319.
5) Madden History of Jewish coinage p. 51—133, Levy S. 49, Merzbacher
fli S. 190—216.
6) Mommsen S. 719f. (Traduct. Blacas DI p. 326).
7) Madden History p. 154—171. 198—209, Levy S. 83—108, Mensbacher in
4er Berliner Zeitschr. I S. 219—237, lY S. 350—362, A. v. Sallet ebenda Y S.
110—114. Auch Kupfer ist in beiden Perioden als nationale Mönze geschlagen
worden.
8) Das schwerste Ganzstück, und zwar ein während des zweiten Anfstandes
geschlagenes, wiegt 14,10 Gr.; die übrigen, allerdings nicht zahlreichen Stücke
stehen zwischen 13,89 nnd 13,38 Gramm. Aus der schwersten Drachme (3,57 Gr.)
ergiebt sich für das Ganzstück der Betrag von 14,28 Gr. Im ganzen zeigen
aber auch die Drachmen sinkende Tendenz und gehen selbst unter 2,50 Gr.
herab. Vergl. Merzbacher Y S. 174—176.
9) Merzbacher Y S. 151. 174—176.
604 PALÄSTINA. §51,4.
4. Anlangend die Erwähnung einheimischer oder fremder Mllnien
ist zunächst ans der Zeit der Makkabäer herrorzuheben die Angabe
über einen nach Rom als Geschenk übersendeten Schild von 1000
Minen Goldes oder, wie Josephos dasselbe Gewicht bezeichnet, ?ob
50 000 x^aol^ womit wohl der Fnfs des attischen oder Alexander-
Staters, mithin ein Gewicht Ton 436,6 Kilogr. Goldes gaoneint ist>)
Silbertalente, sicherlich hebräisch -tyrischer Wahrung >), werden er-
wähnt 1 Makk. 15, 31. 85, nämlich 1000 Talente als Entschädigung»-
forderung des Königs Antiochos VII und 100 Talente als die Summe,
welche Simon dagegen bietet, femer ein T^ent 2 Makk. 8, 11 ab
der Erlös, den man aus dem Verkaufe von je 90 Kriegsgefangenen er-
wartet. Derselben Währung geboren an die ebenfalls im 2. Budie der
Makkahäer vorkommenden 300 Drachmen (4, 19), 7000 DracfaüeB
(10, 20), 2000 Drachmen (12, 43).
Wo im Neuen Testamente Talente, Minen und Dradmien voikom-
men ^), ist allenthalben jene im Osten des römischen Reiches gesetz-
liche Währung zu verstehen, welche auf Gleichstellung der reduderteo
attischen Drachme und des römischen Denars beruhend (§ 32, 1) auch
in den Provinzen, wo der phönikische Fuls herrschte (§44, 170.51,7),
Eingang £sind. Das Tetradrachmon des phönikischen Fufses, d. i. der
alte Mosaische, spätere Makkabäische Shekel wird erwähnt unter dea
Benennungen otarriq^) oder aqyvqiov ^) im Sinne des sonst Oblicheo
a^yv^vg. Die Hälfte des Staters heifst ölö^axf^ov, auch damals, wie
1) 1 Makk. 14, 24. 15, 18, Joseph. ArchaoL 14, 8, 5. YergL oben § 44 S. 476
mit Anm. 3.
2) Vergl. Gavedoni S. 97 f. 140.
3) Talent: Matth. 18,24. 25, 15—28 (überhaupt grofees Gewicht bedenlcai
in der YerbindoDg x^^^ fnwahj m rahntnunia Offenb. 16, 21), Mine: Lac
19, 13—25, Dradime: Luc. 15, 8. 9, a^yv^iov ftvßsaStQ nivxt ApostelgesdL 19, 19.
Vergl. GaTedoQi S. 98. 101 1 141. 145 f.
4) Matth. 17, 27. Der Beweis, dafs dieser Stater kein anderer als der ahe
heilige Shekel ist wird in der Eraihlimg selbst gegeben, da Torber die Hilite
dessdben als M^axf*ov erwähnt ist Vergl. Böckh S. 63, Gavedom S. 9%
Brandis S. 96.
5) Matth. 26, 15. 27, 3. 5. 6. 9. Aus Matth. 27, 9 yergliehen mit Zachar. II,
12 f. geht hervor, dafe die r^uotovra a^^ta Übersetzimg des hebiaischeB
dreiprig [Stficke] Silber» sind, wie ja das Nominal »h&qBl hinfig weggelasseD
wird (vergl. die Zusammensteiliing § 44 S. 458). Die genauere Übenetao^f
w&re T(^JiMovxa a^yv^iav und entsprechend bei anderen Zahlen (vergl. i^j^
oiav fivfi^BS nivxe Anm. 3); doch setzten schon die Septoaffinta d^ Pural
a^yvaoi, statt dessen im griechischen Texte des Matthäus o^/v^ sich MeC
— Madden p. 240 f. giebt unter Berufung auf Poole in SmiUi Dict of thefiihle
s. V. Piece of sihjer dieselbe Erklärung der a^yv^w des Matthins und betoat
noch besonders, dafs das damals übliche Gourant durchaus syiisch-phönüBKhe
Tetradrachmen waren.
f 52, 4-«. GEWICHTE UND MÜNZEN. 605
schoD nach Moses Anordnung (§ 44, 12), der Betrag der jährlichen
Heiligtumsteuer 1), welcher nur zeitweilig nach dem ExU auf das Drittel
eines babylonischen Staters, d. i. auf die Hälfte der Mosaischen Steuer,
ermäfsigt worden war (§ 44, S. 466).
Auch Josephos meint wohl reducierte attische oder Denartalente
allenthalben, wo er die Verhältnisse seines Heimatlandes unter rö-
mischer Herrschaft bespricht und dabei Geldsummen erwähnt^)
5. Von romischen Münzen werden im Neuen Testamente erwähnt
das ÖTjvaQiov^), das aaaaqiov und aaaaqia 8vo^\ d. i. os und iufon-
diuBj der xoÖQdvrrjg ^), d. i. quadransj und als dessen Hälfte das XsTt-
%6v.^ Die beiden letztgenannten Kupferstücke gelten ab die kleinste
Scheidemünze.*^
6. Bei der Darstellung des althebräischen Systems haben wir das
Mosaische Gewicht nach einem Normalbetrage von 14,93 Gr. f(ir den
Shekel bestimmt (§44, 17), jedoch zugleich bemerkt, dafs dasselbe
möglicherweise bis zur Grenze von 14,50 Gr. für den Shekel niedriger
gestanden habe. Dieser letztere Betrag ist wiederum als der normale
für die Makkabäische Silberprägung (§ 52, 2) und überhaupt für die
Gewichte und Münzen , welche von da an bis zur Zeit Jesu und der
Apostel üblich waren, anzunehmen.
1) Matth. 17, 25, Joseph. Archäol. 18, 9, 1. Vergl. Gavedoni S. 99 f., Brandis
5. 96 Anm. 4.
2) Vergl. Archaol. 17, 11, 4 und oben } 51, 7. Da der hebräische Shekel,
welcher ursprünglich SlS^xf^^ ^Bt, in der tyrischen und späteren oströmischen
Währong als rar^Si^axfiop aufgefafst wird, ist das Talent des Josephos etwa
auf die Hälfte des eigen Üichen hebräischen zu setzen. Die Grenzbestimmungen
sind 1500 makkabäische Shekel »■ 3900 Mark einerseits und 6000 republika-
nische Denare sa 4*200 Mark andererseits, wonach man den Mittelbetrag von 4000
Mark als hinlänglich gesichert nehmen kann.
3) Matth. 18, 28. 20, 2. 9. 22, 19 f., Luc 10, 35. 20, 24, Job. 6, 7. 12, 5, Offenb.
6, 6. VergL Gavedoni S. 105—110.
4) Matth. 10, 29, Luc 12, 6. VergL Gavedoni S. 110—112, Madden p. 302 f.
5) Matth. 5, 26, Marc 12, 42. Vergl. Gavedoni S. 112, Madden p. 296—
301. 304.
6) Marc 12, 42, Luc 12, 59. An die Worte des Marcus ifßaXa Xtnw 9vo,
o iffri xod((a$rrfii hat sich eine umfängliche hermeneutische Litteratur geknüpft.
'Wir begnügen uns hervorzuheben, dafs Gavedoni S. 75—81 mit vielem Scharf-
sinne und hauptsächlich auf dem Befunde der Münzen fuGBcnd das XtTtrSv dem
woSMunffi gleichgestellt hat, während Madden p. 296 — 302 auf Grund der ihm
Torhegenden Münzen nachweist, dafs das XaTvrov die Hälfte des Quadrans ffe-
wesen seL Damit stimmt sowohl die ung^ünstelte Auslesung der Worte des
Evangelisten, als die Überlieferung der hellenistischen Metrologen, welche über-
einstimmend 2 }jB9€ta auf den xoS^vnjs rechnen. S. Metrol. Script. I p. 166.
305, 1. 306, 19. 26 f. 313, 22. 320, 6 f. 12.
7) Matth. 5, 26, Luc 12, 59, Metrol. Script I p. 303, 13. 305, 1.
606 ÄGYPT^. |&i,i»,i.
Es sind also die Gewichte folgeodermabea anzuseUen:
Talent .... 43,5 Kilogr.
Mine .... 725 Gramm
Shekel .... 14,50 „
halber Sbekel . 7,25 ,, .
Hiernach berechnet sich die nationale Silberwahrnng, welche vob
dem EffekÜTgewichte der kursierenden MOnzen phönikischen Puls«
nicht wesentlich abwich, nach heutigem Gelde, wie folgt:
Talent 7830M.O — W.
Mine 130 „ 50 „
Shekel, aran^Q, agyvQiov ... 2 „ 61 n
halber Shekel, öLdqax^ov ... 1 „ 30 »
Viertelshekel (nur als Aufstands-
mttnze geprägt), dqaxuri . . — „ 65 „
Die im Neuen Testament erwähnten drjvdQia sind nach ungeßhrer
Schätzung als Drachmen, wie in der eben gegebenen Obersicht , zu
rechnen, während sie nach römischem Fufse genauer mit 70 Pf. z«
gleichen sind (§ 36, 5. 38, 4). Bei den Kupfermünzen verschwindet
dieser Unterschied, und es sind anzusetzen der 8., 16., 64., 128. Teil
des Denars oder der Drachme, wie folgt:
zwei aaaaQia, dupondius — M. 8 Pf.
aaoaQiov, as . . . . — » 4 „
xoÖQavrrjgy guadrans . . — » 1 »
XeTtrov — jj V2 »
§ 53. PtolenUUsckes und ägyptUeh-^ömüchet System der Längen- FVU^
und ßohlmafse.
1. Als das Ptolemäische Reich in Ägypten gegründet wurde, Bcfs
die neue Dynastie das alte Längenmafs unverändert bestehen, tmg
aber das griechische System auf dasselbe über.*) Die Elle, welche
auch jetzt noch unter dem Namen der königlichen erscheint 5),
hatte nach wie vor 2 Spannen, 6 Handbreiten, 24 Fingerbreiten; neu
hinzu aber kam als das Mafs von zwei Dritteilen der Elle der Fufs,
1) Mit immerklicher Abweiehong settt Schrader in Riehms Handwörterboch
des biblichen Altertums U S. 484 das Silbertalent (and iwar schon das aÜM-
brüsche) auf 7857 M., den Shekel auf 2,62 M.
2) Letronue Recherches snr les fragments d'H^ron p. 209 ff., MeUoLscnpt
3) Didymos in Heronis geom. p. 241, 24, MetroL scr. I p. 25, 2«. 180, 16, U-
Ober die alUgyptisehe königliche Eile 8. oben } 41, 1.
163,1.1. PTOLEAIÄISCHES LÄNGENMASS. 607
der den Namen des Ptolemäischen oder königlichen eiiüeltO«
und daraus entwickelte sich ganz nach griechischer Weise die Rute
(oMtiva) von 10 Pub, das Plethron von 100 Fürs, das Stadion von
600 Fufs oder 400 Ellen.^)
Aurserdem wurden von altägyptischen Längenmafsen herUber-
genonunen das ^Xov von 3 königlichen EUen ^) und die Klafter von
4 Ellen.4)
Da die altägyptische Elle, wie früher nachgewiesen worden ist
(§ 41, 3), 525 MUUm. betrug, so kommen auf den Ptolemäischen Fuls
350 MiUim. Genau nach dieser Norm ist, wie spätere Nachmessungen
ergeben haben, unter Ptolemäos Philadelphos der Tempel der Aphro-
dite Arsinoe bei Alexandreia aufgeführt worden.^)
Eine Gbersicht der Ptolemäischen Längenmabe findet sich weiter
unten zugleich mit den ägyptisch-rOmischen (§ 53, 5).
2. Viertausend Xyla oder 12 000 königliche Ellen bildeten, wie
früher, das grofse Wegmals, den cr^o^vog (§ 41, 6), dessen dreifug-
8ter Teil nun das Stadion war.
Da aber die Griechen das Stadion zumeist nur nach Schritten aus-
mafsen oder abschätzten (§ 8, 6), so ist es wohl glaublich, dals die aus
griechischer Schule hervorgegangenen Bematisten auch auf ägyptischem
Boden den Schritt schlechthin zu 27^ Fufs, und 240 Schritte auf das
Stadion rechneten. Wenigstens finden wir, ähnlich wie in Kleinasien
(§ 50, 2), bereits in der ältesten Heronischen Tafel ein ßijiaa von
2 Vi FufjB SS 12/3 königlichen EUen, welches griechischen Ursprungs
zu sein scheint, da es weder ägyptisch noch römisch ist Denn nach
ägyptischem Systeme kamen auf den Schritt nur 1 V2 Ellen ; die Römer
aber hätten das Ptolemäische ßrjfia nicht auf 3 römische Fuls ansetzen
können (§ 53, 5), wenn sie nicht bereits die Definition desselben
Maises zu 2 Vs Ptolemäischen Fufs vorgefunden hätten.
Dieses Mafs ist inkongruent mit dem ^lov oder ägyptischen
1) Didymoe MetroL Script 1 p. 180, 10. 11. 15, Heronische Tafel ebenda
P. 182, 13 (oder Heronis geom. p. 241. 139) Vergl. die oben S. 567 Anm. 3 ange-
führte TIntersachang in Fleckeisens Jahrb. 1863 S. 163. 164 f., Metrol. scripL I
p.7, Lepains Die alt-ägyptische Elle, Abhandl. der Berliner Akad. 1865, S. 45f.
2) Metrot- Script. 1 p. 29. 183 § 18—21 (die entsprechenden Verweise aof
Herons Geometrie lassen wir der Kürxe wegen hier und im folgenden ans).
3) Oben | 41, 6, Meürol. Script. I p. 27. 182 § 14, ü p. 13.
4) Oben i 41, 5, Metrol. Script I p. 28. 183 f 15.
5) Aiirte Etnde des dimensions du temple qne Ptol^m^ Philadelphe a fait
coDstmire siir le cap Z^phyriom etc. in Revue arch^ol., nouv. s^ie, vol. XX,
1869, p. 377—391.
608 ÄGYPTEN. |Äa.s.
Doppekchritte, und insofern auch mit dem axolvog. Denn wenn nadi
alUigyptiBcher Cbung die ansehnlidie und Ton den Giiecben niemals
erreichte Sdirittlange Ton 0,787 Meter achttausendmal genommen
werden murste, um einen Scboinos zu erfüllen, so konnten nimmer-
mehr 30 griechische Stadien, d. i. 7200 Schritt der Bematülen, die-
selbe WegeslUnge ergeben. Für die Praxis der Wegmesser dürfen wir
also schwerlich ein genau bemessenes ß'qiaa von 2V2 Ptolemaischen
Fuls —3 0,875 Meter voraussetzen, sondern mflssen uns mit der An-
nahme begnügen , dafs nur theoretisch, dem griechischen Brauche zu
Liebe, der überlieferte ägyptische Scboinos in 30 Stadien zu 240 ßf-
ficera geteilt wurde, wonach auf das ß^fia, statt 1 Vs, nun l^/s könig-
liche EUen kamen und die Beziehung auf das Xylon aufgegeben wurde.
Es sind demnach in Quellen, welche auf die Ptolemaerzeit zurück-
gehen, die Angaben nach Stadien (oder römischen Meilen) voraussicbt-
Uch genau, soweit sie reduciert sind aus alten Messungen in Xyh und
Scheinen , dagegen haben wir verhähnismäfsig kleinere Dimensionen
zu erwarten, wo immer unter den Ptolemäern Wegstrecken durch
Ausschreiten neu bestimmt worden sind, mögen nun die Angaben auf
Stadien lauten oder aus dem Schrittmafs auf Schoinen reduciert wor-
den sein.O
3. Das System der Feldmafse wurde genau so beibehalten, wie
es weiter oben (§ 41, 5), unter Berufung auf die authentische Ober-
lieferung durch Inschriften und die Heronische Geometrie, darge^dtt
worden ist. Das zehnfache Mafs der Klafter hiefs mit dem alten Namea
a^ujua^ wofür bald die griechische Bezeichnung axoivloviXhücik wurde.^
Aus diesen Längenmalsen wurden die gleichnamigen Feldmäuse ge-
bildet, die Quadratklafter «s 4,41 O Meter und das Schoinion *
4,41 Aren.
Daneben blieb die Aufnahme des Steuerkatasters nach Aruren von
je 100 königlichen Ellen ins Geviert («b 27,6 Aren) unverändert be-
stehen, wie bereits oben bemerkt worden ist (§ 41, 4 a. E.).
Zu diesen beiden Systemen, deren ersteres die Klafter, letzteres
die Elle zur Einheit hatte, kam nun als dritte Gattung von Feldoiafeen
1) Nach Kiepert im Hermes 111 S. 435 stlnunen die meisten Annbes des
Itioertrium ADtODini bezflglich der nrofeea Strafsen an der Ost- imd WeflieHe
des Nils, nach dem gewöhnlichen Miliarium berechnet (1 BfiL ■■ S aUitcki
Stadien), genau mit den wirklichen Entfernungen überein. Ober die Scbritt-
messungen des Eratosthenes s. oben } 9, 4.
2) Die Übersicht der hierhergehörigen Stellen ist in den Indices ii flcroot
Geometrie und zu den Metrol. Script unter afifia und axowiov gegeben.
I S3, 9. 4. PHILETÄRISGH-RÖMISGHES SYSTEM. 609
das griechische jtlid-Qoy hinzu, wekhes den Fub zur Grundbge hat
und Ton diesem aus, mit der zehnffifsigen axaiva ab Zwischenstufe,
decünal sich aufbaut. <) Seinem Ursprünge gemafs heifst es in einer zu-
▼erbssigen QnelWEXXrjvixdv Ttli&Qov^); der Fufs aber, nach welchem
es normiert war, ist kein anderer als der Ptolemäische, wonach sein
Betrag auf 12,25 Aren heutigen Mafses zu setzen ist
Arura, Schoinion und Plethron yerhiellen sich zu einander wie
25 : 4 : llVo; das neue Ptolemäische Feldmafs war also zu keinem der
beiden ägyptischen kongruent und beschränkte sich in seiner prak-
tischen Anwendung gewils auf solche Fälle, wo eine Kollision mit alten
Satzungen und Urkunden nicht stattfand.
4. Als die Römer Ägypten zur Provinz einrichteten, liefsen sie im
wesentlichen das Ptolemäische System der Längen- undWegmafse be-
stehen , setzten dasselbe aber in eine gesetzliche Gleichung zum römi-
schen Fufse. Hierbei wurden allenthalben die Normen zu Grunde ge-
legt, welche sich in Kleinasien seit Übernahme des pergamenischen
Reiches (§ 50, 1) bereits bewährt hatten. Didymos, der Verfasser der
Schrift über Stein- und Holzmafse (§ 2, 2), hat die Bestimmungen über
das Verhältnis der königlichen Elle zum römischen Fufse nicht blofs
dem sachlichen Inhalte nach, sondern wahrscheinlich auch im Wort-
laute aufbewahrt: ^Die Elle hat 1^2 Ptolemäische Fufe und l^/s
romische Fufs; der römische Fufs verhält sich zur königlichen
Elle im Längenmaße wie 5:9, im Flächenmafse wie 25:81, im
Rörpermafse wie 125 : 729; der römische Fufs hat im Längenmafee
373 (Ptolemäische) Handbreiten oder Palästen, im Flächenmafse llVo
Qaadratpalästen, im Körpermafse 37 Vit Kubikpalästen% woran sich
noch andere Angaben der Art anschlieisen.') Der Proportion 5 : 9
zwischen römischem Fufs und königlicher Elle entspricht das Verhält-
nis 5 : 6 zwischen römischem und Ptolemäischem Fufs. Der Betrag
des letzteren ist oben sowohl nach dem altägyptischen Mafee als nach
einem Tempelbau der Ptolemäerzeit auf 350 Miilim. festgesetzt worden
($ 53, 1); dagegen würden nach dem anderweitig ermittelten Mafse
1) Metrol. Script I p. 29. 33, erste HeroDische Tafel p. 183 } 18 f. fai der-
selben Tafel § 16 nat ursprfinglich auch meatva gestanden (vergl. p. 33); doch
ist dieses Wort in der jetzt Torliegenden Redaktion durch die synonyme Be-
zeichnung 9cdXafto£ (vergL p. 181, 9) yerdrangt worden.
2) Zweite Heroniscne Tafel in Afetrol. script. I p. 185 {11, wosu ebenda
p. 33 ZQ Tergieichen ist
3) Didymos in Heronis geom. p. 241 f. } 12. 27. 14, Metrol. Script I p. 180
(wo Zeile 14 >IC' zn korrigieren statt le%
Hilttek. Mctrolofie. 39
610 ÄGYPTEN. IM. 4.
de« rOoiischen Fubes («» 295,7 MiUim.), mit Zugrundelegong der
eben angegebenen gesetzlichen Gleichung, etwas mehr, nämlich 355
Hillim., auf den PtoJemäischen Fuls oder 532 MUlim. auf die könig-
liche Elle kommen. Diese Differenz kann nun zwar dadurch herab-
gemindert werden , dals man , wie der Sachverhalt gestattet, einerseits
die königliche Elle ein wenig höher, andererseits den römischen FuTs
ein w^ig niedriger ansetzt; immerhin aber wird das von den Römern
gesetzte Verhältnis sich nicht als ein absolut genaues ergeben. Und in
der That war es von vornh^ein nicht anders zu erwarten. Man be-
gnügte sich ein derartig angenähertes Verhältnis zu wählen , da6 es
fortan als gesetzUches gelten und neuen Ausmessungen zu Grunde ge-
legt werden konnte, ohne andere altüberkoounene Festsetzungen zu
stören.
Indes war bei den Feldmalsen die Differenz von Anfang an merk-
Ucher. Zwei Philetärische Plethra betragen 2450 DMeter und gelten
gleich einem römischen Jugerum, obgleich sie hinter dessen genauem
Betrage um mindestens 50 OMeter zurückstehen. >) Das muiste der
Käufer bei dem Erwerbe solchen Landes, das nach Plethren vermessen
und etwa in Jugera ausgeboten war, in Rechnung ziehen , und audi
im Steuerkataster konnte der Unterschied nicht auf die Dauer aulser
Betracht bleiben.^) Genug , diese Satzung palste vortrefflich für die
erste, möglichst schonende Regelung der Provinzial Verhältnisse; wich
aber später, da sie den wirkUchen Mausen nicht genau entsprach, einem
andern System, in welchem das Provinzialmafs streng abhängig von
dem römischen wurde (§ 53, 7).
Der provinziale Fufs hiei's nach der vorhergegangenen Dynastie,
wie gezeigt worden ist, der Ptolemäische. In der Praxis der römischen
Verwaltung wurde jedoch bald die Bezeichnung ^Philetärischer
Fufs^ eingeführt, mit welcher die Beamten seit der pergamenischen
J^ndesvermessung vertraut waren. 3) Demgemäfs finden wir in der
1) Das römische Jugerum hält 2518 oder 2500 DMeter, je nachdem b»
dem römischeii Fnfoe 0,2957 oder 0,294 Meter giebt (§ 14, 3. 5).
2) VergL unten § 53, 10.
3) Vergl. im allgemeinen Letronne Recherches sur les fragments d'H^ron
p. 104--t08 und 118, Hase Über das ptolemäische und das philetärische Fofi^
mafs im Palaeologus S. 20 ff., Martin Recherches sur 1a vie et les oumgcs
d'H^ron p. 203, Queipo Essai I p. 146 ff., Lepsius Die alt-ägyptische Elle, A^
handlungen der Rerliner Akad. 1865, S. 46, Hultsch in Fleckeisens JahrbödieRi
f. Philol. an der oben zu S. 567 Anm. 3 citierten Stelle. Ebenda ist auch bereits
auf Böckh verwiesen. Was dagegen Fenneberg Untersuch, über die Längen- FeJd-
und Wegmafse S. 76 ff. über das Philetärische System vermutet, scheitert dtrmn,
daüs der italische Fufs kein anderer als der römische sein kann {S. 611 Abb» ^U
153,6. PHILETÄRISGH-RÖMISGHES SYSTEM. 611
ältesten uns erhaltenen Form der Heronischen Mafstafeln genau die-
selben Verhältnisse angegeben, wie sie Didymos überliefert hat; allein
der firühere Ptolemäische Fufs erscheint nunmehr als '^der königliche,
der auch der Philetärische genannt wird'.^) In Anlehnung an provin-
zialen Sprachgebrauch heifst ferner der Fufs des herrschenden Volkes
nicht der römische, wie bei Didymos, sondern der italische.^)
5. Die eben erwähnte erste Heronische Tafel ist gegen Ende des
ersten oder zu Anfang des zweiten Jahrhunderts n. Chr. abgefafst
worden (§ 2, 2). Das System der Malse, welche darin aufgeführt und
ihren gegenseitigen Verhältnissen nach bestimmt werden, ist auf der
nächstfolgenden Seite übersichüich zusammengestellt Wo in dieser
Tabelle ein horizontaler Strich gesetzt ist, fehlt die Angabe des betref-
fenden Verhältnisses in der griechischen Quelle.
Zunächst finden wir hier das übliche System der kleineren Längen-
mafse bis zum 7tfff;vg^ welche sämtlich nach Finger- und Handbreiten
bestimmt sind. Allenthalben sind die Ptolemäischen Mafse gemeint.
Benannt ist nur der Fufs dieses Systems in der bereits erwähnten Weise
(S. 610 f.), und dazu kommt der italische Fufe. Sowohl nach dem Phile-
tärischen als dem italischen Fufs und aufserdem noch nach der Elle
werden alle Mafse von der Klafter an bis zum fxLhov definiert.
Eine gesonderte Stellung nehmen ßijiia und ^lov ein. Beide
werden nach Ellen, Hand- und Fingerbreiten, letztere auch nach Phi-
letärischen Fufs bestimmt. Blicken wir nach den gröfseren Mafsen, so
finden wir das ^Xov bei keinem derselben, das ßfi^a nur beim ^Z-
Xiov wieder. Nach römischem Mafse hält das ßrifia 3 Fufs oder 2 Ellen,
eine Bestinunung, die zwar nirgends in den Heronischen Überresten,
wohl aber in der Euklidischen Tafel und bei Julianus von Ascalon er-
scheint^)
Die Zusammengehörigkeit von oqyvta und a^^a (§ 53, 3) wird
gewissermafsen negativ durch die Tafel bestätigt, wenn wir vergleichs-
weise die Gruppe der axatva nach den höheren Mafsen hin verfolgen.
Doch ist die oqyvia nicht lediglich Feldmafs, sondern sie wird auch
1) MetroL Script. I p. 25 f. 182 } 9.
2) Seit Strabo, der hierin gewifs dem Sprachgebrauche seines Heimatlandes
folgt, wird ^HaXtxos ganz gewöhnlich für *Pa}fiaXx6s gebraudit. Besonders gilt
dies von Mafsen und Gewichten, worüber Bureau de la Malle Econ. polit. I p. 116,
Letronne Recherches p. 105 f., Metrol. Script. I p. 67. 106 und die zahlreichen
Stellen zu vergleichen sind, auf welche im Index unter YraiUxoe verwiesen ist.
3) Metrol. script. I p. 197,. 23. 201, 3. Vergl. oben S. 437 Anm. 4, S. 601
Anm. 3, } 53, 2.
39*
612 ÄGYPTEN. §»,5.
Seunvlos 1
nalMTfji 4 1
^«X<>^ 8 2
cnt&a/u^ 12 3
ncvs ßasüünoQ (^i-
XtraiMOS) .... 16 4 1
'lTaX^9 nav£ 13Vi — — 1
nvy(6v 20 5 — —
nnx^ 24 6 — — 1
ßnfia 40 10 — — 1«/» l
HXor 72 18 4«/« — 3 —
coyvui — — 6 7V» 4 — 1
axawa (naXa/ws) . . [160] — 10 12 6«/« — — 1
ofi/ta (üxo^iov) ...— — 60 72 40 — — —
nXi&0ov — — 100 120 66«/» — — 10 1
iavYtoov — — ») >) 133V3 — — 20 2
üxaBuiv — — 600 720 400 — — 60 6 1
SlavXov — — 1200 1440 800 — — 120 12 3
lUhov ........— — 4500 5400 3000 1800 750 450 45 Vji \
axolvo£{na^ctadyyTj£) — — — — — — — — — 30 4
zum Wegmafse, dem ^IJuov, in Beziehung gesetzt, gerade wie in der
Tafel des Julianus.
Die maiva erscheint deutlich in ihrem Zusammenhange mit nU-
d'Qov und iovytqov. Die Einfügung des römischen Jugerum in das
Ptolemäische System ergab sich von selbst durch Feststellung des Vtf-
hältnisses 6 : 5 zwischen Ptolemäischem und römischem FuCs; denn ein
TtXi&Qov von 100 Philetärischen Fufs entsprach hiernach dem utus
von 120 römischen Fufs. Zu beachten ist aufserdem, dafs auch bä den
Wegma&en bis zum ^LXtov die Beträge nach der zehnfüfsigen Rate
angegeben werden.
Das gröfste Wegmafs, der axolvog^ und der ihm gleichgestellte
persische Parasang werden nur nach Milien und Stadien bestimmt
Das (jlLXlov ist genau als ägyptisches Wegmafs hingestellt und dem-
gemäfs von der römischen Meile zu unterscheiden. Es werden ihm
nach altägyptischer Satzung 3000 königliche Ellen zugeteilt, wogegen
die dem römisch-hellenistischen Namen des Mafses entsprechende Be-
stimmung zu 1000 Xyla bei dem Verfasser der Tafel in Vergessenheit
geraten ist Aus der weiteren Definition zu 4500 Philetärischen oder
5400 römischen Fufs geht die Verschiedenheit von der römischen
Meile deutlich hervor.
Es ist nun noch die Reduktion des Philetärischen Systems wi
1) An dieser Stelle erklärt die Tafel das Jogerum als Fiächenmais tm
200 Philetärischen Fufs in die Länge und 100 Fuls in die Breite.
2) Desgleichen Erklärung des Jugerum als Fiächenmaises nach itafiichen
Fufs, 240 in die Länge, 120 in die Breite, mithin 28800 aFuds.
f 69,5.6.
PHQJSTÄRISGH-RÖBIISGHES SYSTEM.
613
heutiges Längenmals beizufügen. Zu Grunde gelegt ist die königliche
Elle von 525 Millimeter.
öaxTvXog
TtaXatavfig
Ttovg . .
n^g .
Meter
Meter
0,022
OQyvux .
. . . . 2,10
0,088
axacva .
3,50
0,263
afifia .
21
0,350
nkiS-Qov
. 35
0,525
OTaöiov
. 210
0,875
ftlklOV . .
1575
oxolvog
. 6300.
se:
D Meter
• •
4,41
Hierzu als Flächenmafse
OQyvtd .
axaiva 12,25
Sfifia 441
TtXi&QOV 1225
iovyeqov 2450.
Die Differenz zwischen den Halsen des Philetärischen lovyeQov
und des römischen Jugerum ist oben (S. 610) besprochen worden.
6. Als Teile hatte das Jugerum nach Philetärischem Malse 200
Qoadratakänen, jede zu 100 Philetärischen Quadratfufs, nach römischem
Brauche 288 Scripula, jedes zu 100 römischen Quadratfufs (§ 13, 3),
unter sich. Beide Einteilungen sind, wie ein Fragment der Hero-
nischen Sammlung zeigt 9 ? von den römischen Beamten in Ägypten
folgendermafsen mit einander vereinigt worden. Man liefs als Haupt-
teil die Philetärische Quadratakäne, teilte diese aber weiter nach rö-
mischen Fufs, und zwar in 12 Streifen von je 1 Fufs Breite und 12
FufsLang€.2) Dieser kleinste Teil des Jugerum hiefs yelxog novg;
er war offenbar dem Ttrjxvg oinoTtedtxog nachgebildet, welcher als
Längenstreifen den hundertsten Teil eines altägyptischen Feldmafses
darstellte (S. 360 Anm. 4), und erfüllte trefflich den Zweck jeden be-
Gebigen Teil des Philetärischen Plethron, ohne die überlieferten Ver-
1) "Hömpos uixoix& in Heronis geom. cap. 221 (Geep. cap. 95), oder IV. Hero-
oische Tafel in Metrol. scripL I p. 186f.
2) Dies hat xnerst A. J. H. Vincent zu Letronne Reclierches p. 67 richtig
erkaoDt: le pied de snrface agraire est nn rectangle d*ane ac^ne de long sur
nn pi€d de large. Doch ist diese Akana nicht, wie Lepsios Über eine hierogl.
Inschrift am Tempel von Edfu, Abhandl. der Berliner Akad. 1855, S. 97 annimmt,
als Mafs von 10 Philetärischen, sondern Ton 12 römischen Fufs zu fassen, sodafe
tnf die Breite des viXkoq novs 1 römischer Fafs kommt Vergl. Metrol. Script.
!p.36f.
614 ÄGYPTEN. J58,«.7.
messuDgen zu stören, in duodecimale Teile des Jugerum umzurechDen.
Denn mulUpliciert mit 8 Vs ergiebt der yelxog Ttovg das wrifuhm des
Jugerum, mit 100 die nemundaA)
Eine weitere Ausbildung dieser Rechnungsweise nach Streifen,
welche alle eine Akäna lang, aber von verschiedener Breite, und zwar
nach dieser Breite benannt sind , Anden wir in der siebenten Hero-
nischen Tafel (§ 53, 9).
Als zwölfter Teil des Quadrates der Akäna, welche gleich 12 r<)-
mischen Fufs gilt, mithin ak zweitausendvierhundertster Teil des Juge-
rum, hält der ye'Uog Ttovg in neuerem Malse 1,05 D Meter.
7. Die Regelung der Verhältnisse zwischen altägyptischen, Ptole-
mäischen und römischen Längen- und Ackermafsen , welche auf der
Gleichstellung von 6 römischen mit 5 Philetärischen Fufs beruhte, war
mit weiser Schonung der bestehenden Satzungen eingeführt worden^);
sie war gewifs, wie einmal die Sachen bei erster Übernahme der Pro-
vinz lagen, die denkbar beste. Auf die Dauer aber mufste das BedQrfhis
nach einer mehr einheitlichen Ordnung und nach Beseitigung der
DifTerenzen zwischen dem älteren und dem römischen Mafse sich fühl-
bar machen. Wann die Neugestaltung vor sich gegangen ist, lälst sich
nicht bestimmen ; nur so viel kann als wahrscheinlich gelten, dals die-
selbe im dritten Jahrhundert bereits vollkommen sich eingebürgert
hatte. Denn sie liegt der auf unsere Tage gekommenen Form der
Heronischen Geometrie zu Grunde 3), wogegen die erste römische Pro-
vinzialordnung als die alte bezeichnet wird.^)
Die Tendenz der neuen Ordnung ging dahin die Vielheit der
Mafse thunlichst zu beschränken und alles Provinziale, wenn es beibe-
halten vnirde, nicht mehr neben dem römischen nach früherem Mafs-
stabe bestehen zu lassen, sondern ein für alle mal unter das römische
zu stellen. Zunächst ist hervorzuheben , dafs das griechische System
der Akäna und des Plethron, welches auf ägyptischem Boden nie recht
heimisch geworden sein mag, vollständig beseitigt, dagegen aber das
uralte Amma oder Schoinion , das Quadrat der zehnfachen Klafter, ab
1) YergL am SehluÜB dieses Werkes Tabelle IX B.
2) Im allgemeinen sind die Grundsätze, nach welchen die Römer in de»
Provinzen Mafe, Gewicht und Münze regelten, mit wenigen Worten auf dtf
trefflichste dargelegt worden von Mommsen im Hermes m S. 436.
3) Metroi. Script I p. 18 f. 37 ff*., Heronis geom. cap. 4 (p. 47 fi) verfL nit
der in folgender Anm. citierten Stelle.
4) Heron Geom. cap. 106, 26: aXla. rovra fuv xara rrjr naltumf Mtft^'
rtjr 9i tfvv xqaxovcav Bvvafuv ip roU Tt^ootftiotS TOtJ layov (cap. 4) vniriS^"
fuv, Vcrgl. Metrol. Script I p, 33.
$ 53, 7. SPÄTERES PROVINZIALSYSTEM. 615
die Einheit gewählt wurde, Termittekt deren das einheimische Mafs
mit dem römischen Jugerum in feste Beziehung trat.
Entsprechend der Gleichung zwischen königlicher Elle und rö-
mischem Fufse, auf welcher das Philetärische System heruhte, rerhielt
sich, wie früher gezeigt worden ist (§ 53, 3), das Quadratschoinion zum
Plethron wie 4 : 11 Voi also das Philetärische iovytqov (§ 53, 5) zum
Schoinion wie 6: 1,08. Das römische Jugerum stand zu demselben
ägyptischen Hafse wie 6 : 1,05. Die tiherschüssigen Hundertel in diesen
Proportionen drücken die relative Inkongruenz zwischen den genannten
Mafsen aus, vorausgesetzt dafs man das einfache Verhältnis 6:1 als das
wtiDschenswerte betrachtet. Die Neuordnung erfolgte also am ein-
fachsten, wenn man das Schoinion soweit abminderte, dafs es genau
den sechsten Teil des Jugerum ausmachte. Die Seite des Schoinion
hiek 10 Klaftern altägyptischen Mafses; demnach galt es dieses Längen-
mafs auf denjenigen Betrag herabzusetzen, welcher dem einzuführen-
den Verhältnis des Feldmafses zum Jugerum entsprach. Dafs diese
Rechnung oieisterlich von den römischen Feldmessern geführt worden
ist, beweist das uns vorliegende Resultat. Es wurde nämlich die o^-
yviiy welche nach Ptolemäischem Hafse 2,10 Meter, nach römischer
Sehätzung TVs römische Fufs »»2,129 Meter betrug, herabgesetzt
auf jenen Betrag in römischen Fufs und nicht allzufeinen Bruchteilen
dieses Fufses, welcher der Wurzel aus 48 römischen Quadratfufs (=»
6,9281 röm. Fufs «= 2,0486 Meter) am meisten sich näherte, d. i. auf
6^5/16 Fufs.^ Das ist eine Abrundung der Art, wie sie im Altertume
allgemein üblich waren 2); indem man sich aber bewufst blieb, dafs die
abgerundete Zahl ein wenig zu grofs sei, berechnete man ihr Quadrat
nicht zu 48^^256, sondern glatt zu 48 Quadratfufs und ordnete ent-
sprechend jeden vorkonunenden Betrag von Orgyien dem Jugerum
von 28 800 römischen Quadratfufs unter.
Dies die Methode der Umrechnung; es bleibt nun nur noch übrig
die Benennungen und Beträge anzugeben , welche für das provinziale
Mafs und seine Teile eingeführt wurden.
1) Heron Geom. j^. 48, 6 (Mctrol. Script. I P-^t89j,8);^ rjJfQyyta /!£&* rjs fiB*
T^etrcu 17 cno^fioi ytj ifx^i an&&auae ßaatXixas &' o\ ^ nodag If xcd am,-
^aftffv a 8". Statt 6*Vi0 Pufs sind also, nm einen bequemen Ausdruck för
die geprochene Zahl zu haben, 6 Fufs und X^/a Spannen oder 9V4 Spannen ge-
setzt, und letztere ausdrücklich bezeichnet als ßaaiXMal, d. h. kaiseriich rö-
mische (Metrol. Script. I p. 39). Mit einer kleinen Abweichung in der Über-
neferuug kehrt derselbe Ansatz der oQyvia in der Tafel Julians von Ascalon
wieder (S. 598 mit Anm. 3).
2) Tergl. S. Günther üi dem lY. Hefte der Abhandl zur Gesch. der Mathem.
616 ÄGYPTEN. i 53. 7.
Die Seite des Quadratgchoinioo mals 10 Orygien« wie der rOmiscbe
actus 10 decempedae. Nua bildete man, wie aus dem actus das iugerum^
so aus dem Schoioion eio doppelt so grofses Rechteck^ als dessen Name
die griechische Bezeichnung anofifiog fiodiog^ d. h. etwa 'das Ein-
heitsmals für die Aussaat' uns überiiefert ist i) Wir werden dafür kurz
'das Saatenmafs' sagen können. In der späteren gromatischen Litle-
ratur finden wir die Benennungen modius kastrensü oder modius
schlechthin.^)
Dieses Hauptmafs, das Drittel des Jugerum^), wurde nun nach
der eigentümlichen römischen Bruchrechnung eingeteilt, für welche
der Ausdruck Uhella, d. i. Vio des Sesterz oder V^o des Denar, einge-
führt war. 4) Die einzelnen Teile wurden griechisch JUt(faL benannt
Eine UtQa war, entsprechend dem ungefilhren Gewichte der auf diese
Saatfläche zu verwendenden Aussaat^), der vierzigste Teil des angfi^
fiog fioöiog und enthielt demnach 5 Quadratorgyien ^) oder 240 ro-
mische Quadratfufs.
1) Heron Geom. p. 48, 90, MetroL script. I p. 39 f. (p. t90, 17). PediasiiDos
in seiner Geometrie, welche ganz aas Heron geflossen ist, hat dafdr den Aas-
dmck yeoffttro^xoe fi6S$os. Vergl. unten Anm. 6.
2) Die Schrift De ivgeribus metiundü in den Gromatici I p. 354 ff. fingt
an mit einer Definition des ktutrensü iugerus, d. i. des gesetzlichen römisclieo
Jogemm (Mommsen in den Berichten der Sacfaus. Gesellsch. der Wissenscbafiea
1851 S. 59, Metrol. script. H p. 34 f.), und läTst bald darauf (Gromat I p. 354,
10, Metrol. script. H p. 126, 3) die Worte folgen: itaque kastrensis iugeras capH
k. modios HL Schlecbtbin als modius erscheint im SaatenmaC^, vk ChMt ia
Fleckeisens Jahrb. 1865 S. 452 richtig erkannt hat, in dem späteren. Zusatie ni
Balbus Expositio et ratio omninm formarum, Gromat I. p. 96, 14 (Metrol. scripf.
n p. 34. 124, 14): in centnria agri iugera CG, modii DG. Ebenso erklärt den
Modius als das Drittel des Jugerum das Fragment De mensuraUone ivgeriy
Gromat I p. 359 (Metrol. script n p. 126). — Der römische Modius findet sieb
als Fläcbenmafs, und zwar merkwürdiger Weise fftr Waldland, bei Pallata
6, 4 (Mommsen a. a. 0.).
3) Vergl. aufser Metrol. script I p. 38 ff. die in Toriger Anm. ci Herten Stdkn.
Bemerkenswert ist, dafs dasselbe Yerbiltnis wiederkehrt in der NomieraK 4er
jfingeren römisch-ägyptischen Artabe auf ein Drittel der römischen Knbiielle
(8 53, 12).
4) VergL oben S. 276 und MetroL script I p. 41 f.
5) Auf ein römisches Jugerum wurden in Sicilien und Gyrenaica etwa 1
Medimnos ■■ 6 römische Modien gerechnet (Metrol. script I p. 40, unten § 55, 1.
56, 1). Nach diesem Verhältnis kommen 2 römische Modien auf den «jMfi^
fwSios, Nun wird durch kastreruU modius sowohl dieses provinziale Acker-
mafs als ein HohlmaÜB von 2 römischen Modien (| 53, 14) bezeichnet Also
wird vermutlich auch der cno^ifiog /uoSioe Ton Anfang an xu 2 Modien Aus-
saat, welche einem Gewichte von etwa 40 römischen Pfund entsprechen (Qoeipo
I p. 220 f. 567 f., Metrol. script I p. 41), gerechnet worden sein.
6) Heron Geom. p. 48, 30 (Metrol. script I p. 190, 17): xe^ 8i ytt^tinsat
xal rovro, ort 6 cno^i/ios fwSios ivn Xix(fai TBüaaQoaunrta' fiim. oi twtv^
Ut^a omi^$$ yi^ h^yvimv nivxs^ T^it Geometrie des Pediasimus*, herwsf.
$S8,7.8. SPÄTERES PROYINZIALSTSTEM. ZWEIFOSSIGE ELLE. 617
Die Mefsschnur von 10 Orgyien, welche der Breitendimension
des Saatenmalses entsprach, hiels nun nicht mehr axoivlov, sondern
Oüncd^iov mit dem Zusätze deKaoQyviov.^)
Ausgehend von dem Jugerum «> 2518,27 D Meter erhalten wir
für das provinziale Saatenmafs und seine Teile folgende Beträge 2):
Felämabe: anoQifiog fiodiog S39,42 O Meter
UrQa 20,986 „ »
oQyviä 4,1971 „ »
Längenmafse: ounuxQiov ö^nao^yvtov . . 20,486 Meter
Oifyvia 2,0486 „ .
8. Gleichzeilig mit dieser Ordnung der Feldmafse wurde auch
eise durchgreifende Änderung im Längenmafse vorgenommen. Der
altehrwttrdigen königlichen Elle liefs man nur eine beschränkte Geltung
im Bereiebe der Technik; sie blieb als Elle der Steinmetzen und der
Arbeiter, welche das Nutzholz zuschnitten ^); auch die Ellenabteilungen
von 6. Friedlein, Projp-amin Ansbach 1866, S. 11,20: alvai xov ya(ouet^tHop
/aoStav rwcaoaxomaAvtqovy xal rrjv Xiroav itfiiv o^yvtae ytivxB. (Kurz vor-
htr, ehe FriedleiaB Programm ersehien, hatte ich dea betreffenden Abschnitt
aus einer ^olfenbfittler Handschrift ediert in Metrol. Script U p. 147 f.).
1) In der Heronischen Geometrie p. ^B (Metrol. Script. I p. 189 f.) wird aus-
fiUirlich angegeben, wie ans der i^yvta fu&* rjs /Mr^elxa» 17 cno^&fioe ytj an-
sofertigen ist ein <r;(o<Woy ^ow centa^ov SsHadqyvtov, wonach weiter be*
toi;
*«^
/Uta Tov Soföaxaooyviov axotviov Bul to evQUtasa&cu Saof&ev xmv nt^i»
o^/imr ctvTtSv noAXantg iriQOXß^fmq^ovs xal iyanai xal Xoxfiae xal axfi^ravi
ronavs. Es war also ^e Mefsschnnr von 10 Orgyien das gesetzliche Mafs für
das Saatland und überhaupt für ebene und enger umgrenzte Flächen. Daneben
wurde die Melisschnur von 12 Orgyien nicht sowohl als besonderes Mafs, sondern
als Korrektiv für die Schätzung des nutzbaren Landes in dem Sinne angewendet,
dafs auf 12 Orgyien in die Lange je 2 Orgyien als nicht nutzbar unberechnet
blieben. Waren die unnützen Stücke verhältnismäTsig geringer, so hatte man,
wie an derselben Stelle hinzugefügt wird, noch zwei andere Schätzungen, man
ma/s zwar mit der zehnklaflngen Mefsschnur, liefs aber je nach der Art des
vermessenen Bodens entweder im Längenmafs oder im Flächenmafs 10 ^o aniser
Rechnung. Noch jetzt bewahrt man in Rufsland heilig gehaltene Mafsstäbe auf,
welche zu der nach je 10 oder 15 Jahren erfolgenden Neuvermessung des Ge-
meindelandes dienen, und nach Verhältnis für den guten Boden kürzer, für den
schlechteren länger sind: vergl. Graf Moltkes Briefe aus Rufsland, Beriin 1877,
S. 165 t
2) Hierbei ist der römische Fufls zu 0,2957 Meter gesetzt. Da derselbe
jedoch vom 3. Jahrhundert an vielleicht etwas verringert worden ist (§ 14, 5), so
sind eventuell diejenigen Beträge einzusetzen, welche in Metrol. script. I p. 45 f.
nach dem Fafse von 0,294 Meter berechnet worden sind. *
3) Heron Geom. p. 48, 3: 0 ntix^so Xtd'ixds fx^t am&afiäs (nämlich Phile-
tärische) ß', fj ttovv iva nqoi rtp ^/aIcbi — (oaavrtoi xal 6 rov 7f(ftaTixov
618 ÄGYPTEN. §58,8.
an den Nilmessern liefs man unverändert i); im übrigen aber galt fort-
an römisches Mafs, der Fufe mit seinen üblichen Teilen, der Schritt
und Doppelschritt. Nur die römische Elle von 1 Vi Fuls wurde aus-
geschlossen und dafür in Anlehnung an die alle königliche EUe («
0,525 Meter), mit einer geringen Erhöhung dieses Mafses, eine neue
Landeselle von 2 römischen Fufs (■= 0,591 Meter) geschaffen.*)
Betrachten vnr diese Neuerung etwas näher sowohl im Vergleich
mit den früheren Verhältnissen als auch mit einem Hinblick auf spätere
Zeiten. Die orientalische Elle kannte keinen Fufs; derselbe wurde erst
von den Griechen in das System der Längenmafse eingeführt, um das
babylonische Sexagesimalsystem in das decimale überzuleiten (§46,2).
Wo nur immer Orient und Occident im Gebrauche der Lfingenma^
sich berührten, da kam es zu einer Art von Kampfe zwischen Fufsuod
Elle. Unter den Ptolemäern schien es, als soUte der aus der könig-
lichen Elle abgeleitete Fufs das Übergewicht gewinnen über das vst-
sprüngliche Mafs, und auch die Römer fanden zunächst keinen Anlals,
die Vorherrschaft des Philetärischen Fufsmafses einzuschränken. Und
doch wurde aus den vorher dargelegten Gründen eine Abändening
nötig, welche anzusehen ist als ein Kompromifs der Art, dafsderrö-
^Xov; ebenda p. 140, 2: xcdeirai Si xal SvXo7t0^<micoe nl^xv^. Vcrgi. Melrol
Script. I p. 45 (p. 189 § 11. 182 § 12). Christ in Fleckeisens Jahrb. 1865 $.4^
citiert aufiser den Messongen nach Ellen in der Heronischen Geometrie noch dis
Edictum Diocletiani de pretiis renim venalium cap. 12 (Mommsen im Berickt
der Sachs. Geselisch. der Wissensch. 1851 S. 31 f. 58), wo verschiedene Arten
Von Bauholz nach römischen Ellen bestimmt werden.
1) Es wird genfigen auf die Bemerkungen von Lepsias fiber den Nümes«r
von Elephantine (Abband), der Berliner Akad. 1865 S. 52 ff.) hinzuweisen. Solde
alte königliche oder Philelärische Ellen sind sicher gemeint in dem Edikt^
Cod. Theodos. 9, 32, 1 : si quis posthac per Aegyptum intra duodecimum cobitoffl
fluminis Nili (d. h. so lange der Flufs die 12. Eile des Nilmessers noch oicht
fiberstiegen hat) ulla fluenta de propriis ac Tetustis usihus praeter fas praeter-
que morem antiquitatis usurpaverit, flammis eo loco consumatar.
2) Metrol. Script. I p. 42 ff. Der Betrag dieser neuen Elle ist gemifs den
S. 617 Anm. 2 Bemerkten eventuell auf 0,588 Meter herabzusetzen. Die Epoche
der Einführung ist annähernd bestimmt worden Metrol. Script. I p. 43 f. ^erfl
mit p. 19. 24. Die Angaben des Plinios Nat Hist 36, 17, 80 ober die Seiten-
länge der grofsen Pyramide sind vielfach hin und her gedeutet worden: TergL
Böckh Metrol. Untersuch. S. 240 f., Queipo Essai I p. 64. Man vermutete unter
anderem auch, dafs Plinius 883 vedes gesetzt habe statt der gleichen Zahl toi
Spannen der altagyptischen Elle, woraus femer leicht der Schlufs gezoges
werden konnte, dafs er die zweiffifsige römisch-ägyptische Elle bereits gektnot
und sie mit der altägyptischen verwechselt habe. Doch erledigen sich lÜe
diese Vermutungen auf Grund der nunmehr handschriftlich festgestellten Lesart
DCCLXKXIII pedes; denn 783 römische Fufs ergeben fast genau dieselbe
Dimension der Pyramide, welche durch neuere Messungen festgestellt worden
ist. Vergl. oben S. 95 Anm. 2.
$53,8.9. ZWEIFÜSSIGE ELLE. ANDERE JÜNGERE SYSTEME. 619
mische Fufs sein genaues Mafs, dagegen die orientalische Elle ihre
Geltung behielt. Die Hauptteilung der orientalischen Elle war von
jeher die in Spannen oder Hälften. Nun setzte man als Spanne den
romischen Fufs, und damit war die Elle von zwei Fufs erfunden, welche
seitdem für die Systeme aller Kulturvölker Vorderasiens, Nordafrikas
und Europas mafsgebend gewesen und erst in neuester Zeit durch das
Metermafs teilweise verdrängt worden ist.
Die Weiterverbreitung der zweifüfsigen Elle ist ein wichtiges
Stück Kulturgeschichte, das des sachverständigen Bearbeiters noch
wartet. Merkwürdiger Weise ist es nicht direkt das Mafs der neuen
Elle, welches sich fortpflanzt, sondern zunächst, indem die alte ägyp-
tische Elle nochmals ihre unverwüstliche Lebenskraft zeigt, das Mittel
zwischen ihr selbst und der neuen römischen Elle, der pyk helady oder
die ägyptische Landeselle im Betrage zwischen 0,56 und 0,58 Meter, i)
Hierzu kommt das Doppelmafs eines kleinasiatischen Fufses (§ 50, 3)
als Elle von 0,64 Meter. Das ist die haschemäische arabische Elle 2),
deren Fufs später als pied de roi (= 0,3248 Meter) von Karl dem
Grofsen in den Bereich christlicher Kultur eingeführt wurde. 3)
9. Am Schlüsse der Heronischen Geometrie ist, wie bereits er-
wähnt, dasjenige provinziale System, welches die Römer zuerst in
Ägypten einführten (§ 53, 4), als die alte Ordnung bezeichnet. Dann
folgt das jüngere System des CTtoQCfxog fioöiog (§ 53, 7), welches
aUenthalben in der auf unsere Tage gekonmienen Form der Heronischen
Geometrie angewendet wird; endUch ist in einem Zusätze von späterer
Hand, der am Schlüsse der Heronischen Definitionen sich findet *), ein
drittes provinziales, den Zwecken der Besteuerung dienendes
1) Jomard In der Description de l'ägypte, ^dit Panckoucke, vol. VII p. 41,
giebi 0,5775 Meter als das Mafs des pyk belady an. Mahmond Be^ im Jonmal
Asiatiqne 1873, VII. s^rie, tome I p. 67 nennt die jetzt übliche einbeimische Elle
dtdräa baladi and giebt ihr 0,5826 M. Den weiteren Litteratumachweis s. bei
Qneipo Essai 11 p. 106. 381. . Nach Greaves (bei Qneipo I p. 82) betragt der pyk
helady nur 0,556 M.; Qneipo selbst I p. 239 C 570 fixiert ihn auf 0,555 Meter.
Eine andere Zwischenstufe zwischen altagyptischer^nd zweifQfsiger Elle, näm-
lich das Mittel der ersteren und des pyk belady, vertritt die arabische Elle des
Milmessers in Kairo «-■ 0,54 Meter (oben S. 442). Über den zweifQlsigen Mafis-
stab Ton üshak in Phrygien vergl. oben § 50, 4.
2) Saigey Trait^ p. 78, Qneipo 11 p. 91.
3) Saigey p. 109. Beiläufig sei erwähnt, dafs die zweiffifsige römische Elle
im wiederum verdoppelten Mafsstabe sich erhalten hat in der aune de Paris,
deren Betrag Saigey p. 111 auf 1,182 Meter, Aur^ in der Revue archiologique,
nooveUe s^rie, 1866, vol. XIV p. 168 f. auf 1,188 Meter festsetzt.
4) Cap. 130 — 133 in Heronis geom. p. 38 ff. (oder siebente Heronische Tafel
in Metrol. Script. I p. 193 ff.), Letronne Recherches p. 59 ff., M. scr. I p. 48-^50.
620 ÄGYPTEN. . |ss.9.
System skizziert, welches ebenfalls auf der zweifQfsigen EDe beruht
Dieser Elle wird der Schritt ißijfia) gleichgesetzt. Die oQyvcd ist nicht
mehr ein Mafe von 6 Fufs, sondern von 6 Spannen, also von 4^/s Fufe.
Was im romischen Systeme fOMiUi ist, heifst hier aftTteXog ("-> 5 Fnfs);
dagegen erscheint ein ndaoov von 6 Fuls (ursprünglich offenbar der
Philetärische Doppelschritt von 5 Fufs). Auch die Sxaiva ist dem
Philetflrischen System entnommen, denn sie hat 12 (römische) Fub.
Aus ihr entwickeln sich ganz der Regel gemftls das TcXi&gov von 100
und das lovyefoy von 200 (Quadrat-)AkAnen.
Hiemach sollte man erwarten, dals auch A^soTadiov von 600 Fnb
und das ^IXiov von 4500 Fufs Philetärisch sein würden; doch bildet
für beide Maise, wenn nicht ein Irrtum des Zusammenstellers der Tafel
vorliegt, der römische Fufs die Grundlage, und das pilXtov ist das
Tausendfache nicht des Doppelschrittes, sondern der Klafter. Letztere
beträgt in heutigem Halse 1,331 bis 1,323 Meter i)t mithin das in der
Tafel definierte aradiov 177,41 bis 176,4 Meter und das filXt4)v 1330,6
bis 1323 Meter.
Das Jugerum und seine Hälfte, das Pletbron, sind, wie bereits be-
merkt, als Flächenmafse nach Quadratakänen bestimmt Wenn nun
nach dem Wortlaute der TafeP) beide Mafse doppelt so viele ftaaaa
als Akänen enthalten, so mufs das Ttdooov^ welches als Längenma/s
halb so grofs ist als die Akäna, als Flächenmafs gedacht werden als dn
Rechteck, dessen eine Seite 1 Akäoa, die andere die Hälfte davon be-
trägt Entsprechend ist die Flächen- Ampelos, welche 240mal im Ple-
thron enthalten ist, ein Rechteck von einer Akäna Länge und einer
Ampelos Rreite (= 60 DFufs), ferner die Flächen-Orgyia ein Streifet
von gleicher Länge und einer Orgyia Breite (*=» 54 DFuls), mithin
266Vsinal im Pletbron enthalten, und in gleicherweise sind alle fol-
genden kleineren Mafse in ihrer Beziehung zu Pletbron und Jugenim
zu denken als Streifen von 1 Akäna Länge und von derjenigen Breite,
welche ihr Nominal als Längenmafs angiebt^) Dabei ist zu bemerken,
1) YergL oben S. 617 Annu 2.
2) Anlangend das Flächen-Passon und die entsprechenden kleineren Mafse
ist anf die Übereicht in Metrol. Script I p. 49, und iwar auf die Qneneilen
nXd&^fov und tavyt(^ zu verweisen.
3) In den Metrol. script I p. 48 wies ich als uninöglich nach, die Fliehen-
mafoe der Tafel als Quadrate zu denken und setste einen Irrtum des VerisMers
voraus. Auf der richtigen Spur war Letronne, als er Recherches p. 61 beoiefflile,
daft die Zahlen in den beiden Arükeln Plethron und Jugerum sehnnMl la grafr
seien. Die Erkl&rung wollte er am Schlüsse des Werkes geben, ist aber »cht
dazu gekommen. Die Lösung des schwierigen Problems ergab sich tob tdbtt
durch den Vergleich mit n^s ottu>nt9tHoi (S. 360 f.) und «cow ytM^ (S. 613 t).
i 63, 9. 10. JONGERE SYSTEME. 621
dafs die kleinsten Flächenstreifen , Dflmlich OTCc&afirj, Ttalaum^ und
dancfvXog wohl nur der Vollständigkeit wegen von dem Verfasser der
Tafel mit ausgerechnet, in der Praxis aber schwerlich Torgekom-
men sind.
Der TtovQ als Streifen von 12 Fufs Lflnge und 1 Fufs Breite,
welcher 2400mal im Jugerum enthalten ist, erweist sich nunmehr als
identisch mit dem früher besprochenen yelxog Ttovg (§ 53, 6).
BeiläuOg ist hier noch zu erwähnen, dafs eine Spur des altägyp-
tischen Xylon (§ 41, 6. 53, 2) in der Litteratur der römischen Gro-
matiker sich erhalten hat, indem die Hälfte der Elle unter der Benen-
nung sextam erscheint i)
10. Wenn es gestattet ist, in Ermangelung aller direkten Nach-
richten , ledigUch nach Analogie derjenigen Mafsregeln einen Schlufs
zu ziehen, nach welchen das hebräische Plethron und das ägyptische
Schoinion dem römischen Jugerum untergeordnet wurden , so ist die
alte ägyptische Arura von 100 königlichen Ellen ins Gevierte
(§ 41, 4) zu der gleichen Zeit, wo das Doppel-Schoinion zum Saaten-
mafee im Betrage von Va Jugerum wurde (§ 53, 7) , angesetzt worden
zu 1 V24 Jugerum. 2)
Nach dem Mafse der alten ägyptischen und späteren Ptolemäischen
Eile betrug die Arura 2756 D Meter; dagegen kommt sie nach der
eben angenommenen Schätzung auf nur 2623,2 D Meter. Wie ist
dieser auffällige Unterschied zu erklären?
Die auf der ägyptisch-babylonischen Elle beruhenden Ackermafse
Ägyptens und Palästinas sind von den Römern zu verschiedenen Zeiten
verschieden geschätzt worden. Nach der anfängUchen Schätzung, die
wir kurz diejenige des Philetärischen Systems nennen können, wurden
die provinzialen Mafse sämtüch fUr gröfser genommen, als sie in
Wirklichkeit waren. 3) Wollte man nach dem oberflächlichen Scheine
urteilen, so Uefse sich sagen, dafs diese höhere Schätzung zum Vorteile
der Steuererhebung beliebt wurde, da ja die geringere Ackerfläche,
1) Balbns Expositio et ratio omnium formaram in den Gromatici I p.94, 19
(MeiroL Script n p. 58 $ 6). Die nähere Erklärung ist Metrol. Script, u p. 13
gegeben.
2) Es ist ohne weitere Darlegung klar, dafs dieses Verhältnis ebenso gut
ZQ der Einteilung des Jagenim in seine duodecimalen Teile bis zum Scripnlnm,
als zu den Litren und Quadratorgyien des Saatenmafses pafste.
3) Es kam nämlich gemäfs der Philetärischen Schätzung das hebräische
Plethron von 992 auf 1020 Q Meter (S. 601), das Doppel-Schoinion von 882 auf
SM>6,3 a Meter, das Ptolemäische Doppelplethron Ton 2450 auf 2518 Q Meter
(S. 610). Die Arura würde in demselben Verhältnis von 2756 auf 2S33 Q Meter
gestiegen sein.
622 ÄGYPTEN. «58. 10.11.
wenn sie in römischem Malse zu höherem Betrage gerechnet wurde,
auch entsprechend höher besteuert ward. Allein die Nachteile, welche
sich aus der ungenauen Schätzung in allen Transaktionen des BesiU-
Standes tagtäglich ergeben mulsten, waren viel wesentlichere, als jener
gewissennafsen erschlichene Vorteil Gewinn bringen konnte, um so
mehr, da es ja frei stand die Höhe der Steuer durch direkte Quoti-
sierung so zu bestinunen, wie es den Verhältnissen der Besteuerten
und dem Vorteile des Reiches entsprach. Und in der That haben die
Römer bei Feststellung des späteren Systems der Ackermafse, welch«
wir das der neueren Orgyia nennen (§ 53, 7), die provinzialen Halse
auf mindere Beträge römischen Mafses herabgesetzt, indem sie einer-
seits in Betracht zogen, dals die alten Vermessungen vielfach ungenau
und insgemein wohl eher zu hoch als zu niedrig waren, andererseits
eine Art von Prämie auf die Neuvermessung des Privatbesitzes setzten,
der dadurch zu höherem Wert kommen muJste, als wenn die alte Ve^
messung nach der Norm der Orgyie in neuem Habe ausgedrackt
wurde. Wenn wir nun ganz genau wissen, auf welchen Betrag ge-
mäfs dem eben erwähnten Systeme das alte Schoinion, d. h. ein Quadrat
von 40 königlichen Ellen, herabgesetzt wurde, und feiner sehen, dals
nach ebendemselben Verhältnisse das hebräische Plethron , d. h. ein
Quadrat von 60 Ellen, auf den Betrag von ^/s Jugerum kam (S. 599),
so kann schwerlich ein Zweifel obwalten , wie ein Quadrat von 100
königUchen Ellen, also die alte ägyptische Arura, in dem jüngeren
Provinzialsystem angesetzt worden ist. Und dieser aus sicherer Ana-
logie hervorgehende Betrag ist eben der von 1 V24 Jugerum =s 2623
Quadratmeter.
Wir finden hier eine merkwürdige Analogie mit den Münzver-
hältnissen. Das provinziale Geld wurde in jedem einzelnen Falle genau
entsprechend den thatsächlich gegebenen Verhältnissen tarifiert, dem
Reichsgelde aber der nicht minder sachgemäfse und den Provinzialen
nur willkommene Vorteil vorbehalten, dafs es bei etwas minderem Ge-
wichte im Werte einem höherem Gewichte von provinzialer Mfloze ent-
sprach. Ebenso hatte im Bereich der Feldmafse das Jugerum (und was
nach ihm normiert war) als das Reichsmals, so zu sagen, einen gtmstigea
Kurswert über die überlieferten und mit aller Schonung beibehaltenen
provinzialen Hafse.
11. Wie bisher bei den Längen- und Feldmafsen, so haben wir
auch bei den Hohlmafsen die Ptolemäischen und die römiscbefl
Ordnungen zu unterscheiden.
$53,11. PTOLEMAISGHES HOHLMASS. 623
Von den altägypüscheo Blafsen haben die Ptolemäer das grofse
Hals von 160 Hin und dessen Hälfte die Artabe (§ 41, 7) aus dem
Grunde beibehalten, weil beide Beträge, das eine als doppeltes, das
andere als einfadxes Epha, zugleich dem babylonischen System ange-
hörten 0> welches sowohl in den vorderasiatischen Staaten und Stadt-
gemeinden als auch im weitesten Bereiche des Seehandels verbreitet
war (§ 56, 2). Aus gleichen Rücksichten führten sie auch von den
griechischen Haissystemen nicht das attische , sondern das aginäisch-
lakonische ein , dessen Hedimnos dem altägyptischen grofsen Hafse,
sowie der Hekteus dem phönikischen Saton entsprach.^)
Alle Hohhnafse wurden aber nach der attischen Norm festgestellt
und demgemäis ihre Beträge gegen die ursprünglichen nicht unerheb-
lich erhöht. Denn der Hedimnos kam hiernach auf 78,8 Liter, wäh-
rend das entsprechende altägyptische Hals nur etwa 73 Liter hielL
Ferner wurde die Artabe erhöht von 36,45 auf 39,39 Liter, d. i. auf
den Betrag des attischen Hetretes ^); endlich das Saton von 12,12 Liter
wurde zu einem ixTSvg von 13,13 Liter. ^) Hiernach kam die Artabe,
welche ursprünglich der vierte Teil des Kubus der königlichen Elle
gewesen war (§ 41, 7), annähernd zum Betrage eines Philelärischen
Kubikfufses.»)
1) Vergl. oben § 42, 7. 43, 1 und am Schiasse Tab. XX!. Die Sgyptische
Artabe heiftit bekaDnÜich im hebräischen Systeme als Mafs für Trockenes Epha,
für Flüssiges Bath (| 44, 9). Wahrscheinhch war das gleiche Mals auch bei
den Phönikern üblich; wo nicht, so trat das Saton als Drittel der Artabe in
das Ptolemaische System ein.
2) Yergl. oben $ 46, 8 und am SchluTs Tab. XX. XXI.
3) Der wohlunterrichtete Verfasser des Fragmentes na^l /Mr^atv bestimmt
die Artabe zu 4Vs römischen Medien (s. S. 624 Anm. 1), d. i. 72 Sextaren, wie die
Excerpte aus Epiphanios Metrol. Script I p. 262, 22. 263, 5 angeben. Dafs die
Artabe dem attischen Metretes gleich war, geht sowohl aus diesen Bestimmungen,
als aus ihrem Verhältnisse zum Plolemäischen Medimnos (S. 624 Anm. 1) hervor;
wird aber überdies noch ausdrücklich bemerkt in den Excerpten aus Epiphanios
Metrol. Script I p. 146. 262, 27. Die Zeugnisse jüngerer, lateinisch geschriebenen
Quellen sind Metrol. Script II p. 231 zusammengestellt Vergl. außerdem Metrol.
Script 1 p. 61 f. n p. 42.
4) Dies weist in Kürze Christ in Fleckeisens Jahrb. 1865 S. 457 nach. DaCs
der ^tvs in dem XV. Kapitel der Galenischen Sammlung (unten S. 624 Anm. 3)
nicht erscheint, spricht nicht gegen seine Zugehörigkeit zum Ptolemäischen
Systeme, da jedes ri^iexrov selbstversländlich einen Sxrsvs voraussetzt
5) In der 19. Aulgabe der Heronischen /lar^ceis (Heronis geom. p. 193, 21)
wird der jtovSy d. i. offenbar der Phüetärische Kubikfufs, dem fAer^rrjs von
"2 Sextaren gleichgestellt Nun fafst 1 Phile tärischer Kubikfufs 42,87 Liter,
während die Ptolemaische Artabe, d. i. der attische Metretes, nur 39,39 liter
hält; allein für die ungefähre Schätzung der Fassungskraft eines nach dem Fuls-
mafs berechneten Hohlraumes pafste diese Gleichung hinlänglich. Vergl. unten
S. 626 Anm. 3.
624 ÄGYPTEN. iÄiL
Das Hauptmafs des Trockenen hiefs nun Plolemäischer He-
d i m n 0 8 and war gleich anderthalb Medünnen oder 2 Metrelen atüschen
Mafses.!)
Die Artabe wird als Ptoleniflisches Mafs von Polybios, aufserdein
auch in der Inschrift von Rosette erwähnt^ Das xefdfiiov Weines,
welches in derselben Inschrift erscheint, ist wohl mit Sicherheit als
Bezeichnung des gleichen Hafses fflr Flttssiges zu deuten, wie es die
Artabe für Trockenes war.
Dagegen hat sich der ursprüngliche Betrag der Artabe in Be-
rührung mit dem syrischen Bath (§ 51, 4), wahrscheinlich Infolge
des Einflusses, welchen der phOnikische Handel einst geübt hatte,
als Öhnafs {iXairjQog fierQTjti^g) bis in die römische Zeit erfaahen
(§ 53, 16).
Zu Hedimnos und Artabe kommen als Teilmafse nach dem Zeugnis
einer zuverlässigen Quelle noch iJ^/exToy, xovQf xolvtl^ xoTviij, o^
ßaq)Ov, xva&og, xnf^r].^)
Als Mafse für Trockenes sind zu betrachten der Medinmos nebst
iyrevg, fifileKtov und ^fo^yt?, als Mafee für Flüssiges der xovq and die
kleineren vom o^ßacpov abwärts, endlich als gemeinsam für Trodenes
und Flüssiges die agraßt] und xozvkrj.
Von demselben Betrage wie die gleichnamigen attischen Malse
1) Fragment ns^l fäxQtov Metrol. Script I p. 258 $ 5 : o IlrohfMiao^ It
fu9ifAvoi rjiuoXios icri rov 'Amxtnf xal mviarmesv i^ a^aftSv ^ ^^
naiatmv ß ' ijv ya(> ^ a^aßrj fwdCatv 9* S. vvv oi 8ta rvjv *JP»fiaMtriv XW**
^ a^aßfi ;t^^T^£i y' y" (nach abweichender Redaktion wiederhoit toü r.^
Lagarde Symmicta I S. 169 f. mit folgenden Varianten: nxoXafAouLnos — oMußiv
rcJv fUv nttXcuiSvy wofür der Heransg. to fUv naltubv setzt — ft^^uL hwm
ricca^a rjfucv — x^fiari^at fiodia r^Ca, also ohne den BruchteU V^i f^
hiernach die jQnffere Artabe der römischen Amphora gleich wäre). Rieht % ^
stimmte den Ptolemäischen Medimnos und die beiden Artaben bereits B5cih
Metrol. Untersuch. S. 202. 242 f., Staatshaushaltung der Athener P S. 130.
2) Nach Polyb. 5, 89, 1. 4 verspricht Ptolemäos IV Philopator den Rbodieni
unter anderem zu liefern airov ftv^idSas a^aßSnf htatov^ dann zu den Sjpi^
und Opfern a^aßas eirov ftv(fias Sufx^UaSy endlich als Proviant fflr die Be-
mannung Ton 10 Trieren 20000 Artaben. Aus letzterer Angabe folgert Böen
Staatsliaushaltune I' S. 396 f. durch eine scharfsinnige Berechnung, daCi ^
Artabe keine andere als die Hälfte des Ptolemäischen Medimnos, also di^eiii(|e,
welche später die alte hiefs, gewesen sei. Die inschriftlichen Belege am ^
Zeit Ptolemäos' V Epiphanes weist Lepsins Über eine hieroglyphische Insekrin
am Tempel von Edfu, AbhandL der Berliner Akad. 1855. S. 109 nach.
3) Diese Mafse werden aufgeführt und nach ihren Verhältnissen iobi Ik-
dimnos und zu einander bestimmt in der zehnten Tafel (cap. XV) der sogenaniileB
Galenischen Sammlung, Metrol. Script 1 p. 123 f. 242. DaC^ der an der Siitoe
stehende Medimnos kein anderer sein kann als der PtolemSische, geht aus seneB
Verhältnisse zum Sextar und zur attischen Kotyle hervor.
I sa, 11. a RÖMISGH-PROYINZIALES HOHLMASS. 625
sind der xovs ufid die xarüXri^)^ während Ixir^t;^ und rj^Una^ov, ent-
sprechend dem bereits nachgewiesenen Verhältnisse der M edimnen,
UkderthaU>mal so grob sind als die gleichnamigen attischen Blaise. Die
%olvi^ endlich ist um eine Kotyle kleiner als die attische. <)
Wir lassen nun die Übersicht dieses Ptolemtiechen Systems nebst
den Beträgen in neuerem Hafse folgen :
Uta
Ptolemiisches Mab
78,79
ftidtfivog 1
39,39
o^<i^j/ 2
1
13,13
imevg 6
3
1
6,565
^fii&nov 12
6
2
1
3,283
Xovg 24
12
4
2
1
0,821
Xoivt^ 96
48
16
8
4 1
0,274
xoTvXr} 288
144
48
24
12 3.
Hierzu kommen das b^ßatpov oder Viertel der Kotyle ->» 6,84 Centi-
liter, der xva&og oder Sechstel »= 4,56 CentiL, die x^/ui; oder Vier-
undzwanzigstel *=B 144 Centiliter.
12. Die Romer liefsen bei Obernahme der Provinz das Ptole-
mäische System unangetastet und fügten demselben nur ihren uxtarius
(^iGtr]g) als Mafs von 2 Kotylen hinzu. s) Im provinzialen Sprachge-
brauch ging dann, wie es scheint, auf den Sextar die Benennung Hin
Ober, da das entsprechende altägyptische Mafs in seinem Betrage nur
wenig hinter dem römischen zurückstand (§ 41, 7).
Nächstdem wurde durch gesetzliche Anordnung eine Ausgleichung
mit dem phönikischen Hafse getroffen , welche in der Praxis des Ver-
kehrs TieUeicht schon unter den Ptolemäern üblich gewesen war.
1) Der x^^ wird in der Torher angeführten Tafel ausdrücklich zn 12
atiischen Kotylen bestimmt, und wiederum die xotvXij als Hälfte des S^mtfg
oder römischen Sextahns definiert und dem Mabe, welches bei den Attikem
tifvßXiov heilst ($ 15 S. 102), ffleichgestellt. Letiteres aber ist keüi anderes als
wie attische Kotyle, wie ans der Zusammenstellnnff unter rnvßUov 1 und 2 im
Index zu den MetroL Script, hervorgeht. Etwas kleiner als die attisch -Ptole-
BMische war die alexandnnische Kotyle, d. i. ^jiaa der altagyptischen Artabe:
1. § 53, 16.
2) Dies ergiebi sich auch aus der ältesten ärztlichen Mafstafel (Metrol. script
1 p. 73. 208, 25). Die übrigen Belegstellen sind im Index zu den MetroL scripL
unter x9*^*i 3 zusammengestellt
3) Dies geht hervor aus der S. 624 Anm. 3 angeführten MaÜBtafel, womit
die Tafel der Kleopatra MetroL script I p. 235, 18. 256, 3 übereinstimmt An
der zuletzt ciUerten Stelle heilst der rümische Sextar iiaxtii 6 lAlsiotyd^irfjQ,
zu unterscheiden von dem SJarrjs o lAXaSarBinroQ bei Epiphanios ({ 51,4. 53, 16).
Zahlrdeh sind die Stellen, wo nach römischen Sextaren provinzial-ägyptisches
Mals bestimmt wird, worüber der Nachweis im Index zn den MetroL Script
nter Sdarti^ u. s. w. sich findet
Hnltsek, Ketxologie. 40
62C ÄGYPTEN. |si,ii
Dmd da iu PlolcMäiaclieliafe n$(ch attiocker Nonn bestimmt umA so-
mit aufsorfaalb des pb^niksscheB Syslems getret^ war, amfiUe Ar dk
BedürfbiBse des Handeb, besendem mit Getreide, eiae Vermittefamg
gesucht werdea. In Sicilies larftel der attisehe Hedimsos in 4^/s MaJs,
ivekhe eiacehi den Betrag des plKhiikischeo Saton darsteUten (§ 56, 2).
Im belleDistischen Spracbgebrauch hiefe dieses Mab schlecbthto fiodiaSj
obgleich es vom rOmischeo m0dim merklich verschiedeii war. Wir
werden es passend den hebräisch -pbönikischen oder, anlangend
Ägypten, den provinzialen Hodius aemien. Ein solcher Hodius
enthielt gemflfs dem sieiliscben System 1 1^ römische Modien «= 21 ^/»
Sextare; also warden, wenn wir für Ägypten genau die gleiche
Schätzung veraussetzen woSten, auf die PtolemäisÄe Artabe S^/s pro-
vinziale Modien geben. Statt dessen haben die Römer, wie mit hin-
länglicher Sicherheit beaeugt ist^), Vlz provinnale Nodien gerechnet,
deren jeder mithin gleich 21 ^6 Sextaren «»11,82 Liter anzusetzen ist
Diese Schätsong fand ihre praktische Anwendong beim Ver-
frachten des Getreides zur See. Aus den hatiptsäcUioliBten DioMii-
sionen des Schiffes wurde annähernd dessen Kubikiiihalt bestinunt^,
nad nun, um der Fassungskraft des Schiffes jedenfalls eicher im sein,
die Pbiletäriscbe KubikeUe, welche in genauem Hafee 144,7 Liter ent-
hielt, nur zu 3 Ptolemäiscbea Artaben, d. L zu 10 pr^viniialen eä^
13 Vs römischen Modien «» 118,2 Liter gerechnet. 3)
1) Die Heronischen /mt^cac (Heronis geom. p. 19S, 19, Hetrol. seriK I
p. 204, 18) rechnen den mjx^s su d Artabeo, 10 (*h9t4H^ 13 'lTaJU»#2 ftätöt.
Diese Ansätze haben bisher eine allseitig befriedigende Erklärung nicht |[dini4ai
(Tergl. Metrol. Script. I p. 63 f.), was um so begreiflicher erschdnt, 4a uunitta
teaelben noch die BettinnMUig der Artabe jm 2, oder nach aadei«r Lesart n
4 Modien, eingeschoben ist statt 37' c>der 4V8 Modien, wie man nach den Vc^
h<Btszablen 3 : 10 : 13 erwarten sollte. SUU 13 hat eine aaderweitige Ül^
Ueferang 13*/s. Da nnn der ^Iraltte^s f69ios kein anderer als der römische ada
kann, eo halt das andere MaGi, welches schlechthin /MtoG genannt wird, l'/t«.
bez. 1'/m römische Mocien, oder 20>, bes. 21>/i Sextare; es ist also sicfaeiich
damit der hebräisch- phöeikisehe Modius ($ 43, 1. 44. 10. 56,2) gemeint, der
hieraach zugleich als proTindal-ägyptischer sich heraoaetellt Ferner fol^ am
diesen Yerhältnissen, «als die hier definierte Artabe keine andoe als die riole-
maische ist, welche 47« römische Modien (oben S. 623) enthielt, Demnachcnl-
halten 3 Artaben IS^a rlnisclie Modien (dies also ist die neblige Lesart) oder
10 provkisiale Modien, deren jeder 21^6 Sextare fafst, «nd 373 prevtnziale Modiei
gehen auf 1 Artabe, wie auch Hieronymus zu Daniel 11, S und tu Estia 5,1*
leefanet (aein Medhis ist mm 7« Eor, also der hebräisdi-phönikiscbe). Eodlick
kann der an obiger Stelle erwähnte n^x^ mir die Philetärisehe KubikeUe seia,
wrniSber unten Anm. 3 im Tergleichen ist.
2) Tergl. Christ in Fiedceieens Jahrbdchem 1^66 S.464.
3) Also mcbt auf ein besonderes EUenmafs reu 0,49S6 Meter ist aas d«
Kubikinhalte tob 3 Artaben oder W/t römischen Modien lurflcksnsrhttefafn (dae
Annahme, welche bereits Metrol. Script I p. 64 ds inzulässig beseicfanet wofdei
1 63, 11. RÖMISGH-PR0V{NZ1AL£S HOHLMASS. 627
Später, uad zwar lieUeiebt gleiebjMitig mit d^ Emfithrjung des
SattemDaftes (§ 53, 7), sind folgende Eiarichtupgen getroffen worden,
welche wir im Zusammenhange mit dem vorher Ermittelten und nach
surerUfwiger Überiieferung 0 folgetdermalsen nisammensteUen.
Um zu berechnen, wdcheFassangakraCt ein Frachtschiff oder ein
Lagerraum für Getreide habe, wurde statt der Philetärisfifaen die rö-
mische Elle zu Grunde gelegt, deren Eubus lOVs romische Ifodien
<«: 88,63 Liter beträgt So viele KubikeUen nun aus der üblicjbtf n Be-
rechnung der Hauptdimensionen sich ergaben, so vielmal wurden
10 römische Modien «=» 87,54 Liter als Fassungsraum gerechnet, d. h.
die Schätzung nach dem Längenmaise deckte sich nun faat genau mit
dem entsprechenden Betrage des Hohlmafses.^) Diese Bechnungsein-
ist), sondern der durch Rechnung gefundene Kubikinhalt des Schiffes wurde,
statt mit dc^ vollen Betrage, nur etwa mit */e als Fracbtraum in ÄDapruch ge-
nommen. Abnlich wird in der Stereometrie (Heronis geom. p. 169, 3) bei dcyr
Ausmessung einer Getreidekammer die berechnete (Philetarische) Kubikelle ge-
glichen mit 11 V» (proviasialen) Modieo oder, da man diese Modien ofienbar zu
22 Sextareh zu rechnen hat (§ 53, 15), mit 243 Sexiaren « 132,9 Liter. Auch
die Schätzung eines Kubikfufses zu 30,10 Liter (§ 53, 15 gegen Ende) ist wahr-
scheinlich ebenso zu beurteilen wie der Ansatz der KirinkeUe ^y 113,2 Liter.
iEndlich bei der Ausmessung eines Bottiches (Heronis geom. p. 193, 21) wird,
wie bereits oben S. 623 Anm. 5 gezeigt worden ist, auf den (Philetärischen)
Kubikfufs, welcher 42,87 Liter hMt, 1 Artabe » 39,39 Liter gerechnet.
1) Die Steile des Fragmentes nt^ ftir^mv jst oben S. 624 Amn. 1 ange-
fahrt worden. Der in betreff der Mafse wohl unterrichtete Verfasser unterscheidet
offenbar zwei verschiedene Artaben; es wflrde also unstatthaft sein seine An-
fiben so zu interpreüeren, als habe er nur eine Artabe und zwei verschiedene
inteilungen derselben, einmal in römische, das anderemal in pxovinziale Modien
Remeint (vergl. S. 626). Ebenso unzweideutig wird die kleinere Artabe in dem
Carmen de ponderibus ts. 89 f. (Metrol. Script. H p. 93) bestimmt. In gleichem
Sinne wie der Verfasser na^ fi^^ofv^ wenngleick weniger genau, sagt das
Fra§^ent aus Eusebios Metrol. Script. | p. 277, 2 (de Lagarde Symm. I S. 222):
o(naßfj fioSUav $'• vvv di y\ Endlich ist wohl auch die Überlieferung in den
Heronischen uar^^CBiG p. 193, 13: ixet 17 a^aßm ftSSta ß (so die älteste Hand-
schrift, der Vaticanus Graec. 1038) dahin zu deuten, dafs mitten in die Definition
der alten Artabe (oben S. 626 Anm. 1) eingeschoben ist die Schätzung der
neuen Artabe zu 2 (genauer 2 Vs) provinzialen Modien, d. i. 37» römischen Modien.
Über die Verhältnisse des neuen Mafses zum Ptolemäischen und römischen ist
MetroL Script. I p. 62 f. eine kurze Zusaounenstellung gegeben; die Vergleichung
Biit anigen anderen Mausen geht aus { 53, 15 hervor.
2) EbeAso sind die Messungen nach römischen Fnfs, welche in den
Heronischen slereometrischen Aufgaben sich finden, allenthalben genau auf das
BohlmaJs reduciert: s. MetroL Script. I p. 59 f. Auch Vitruvius hat auf einem
ganz anderen Gebiete; dem der BalUstik, M^sfiongen und Gewichtsangaben fiber-
uefert, welche ans Beronisch-alexandrinischen umgesetzt sind in römische, tmd
zwar in der Weise, dafs die römische Berechnung um ein merkliches schärfer
ist als die griechische: s. meinen Aufsatz Aber .die Brudizeichen bei Vitruvius
m Fleckeisens Jahrb. 1876 S. 254. — SelbstTerstandlich nehme ich an, daXs bei
Schiffismessungen eine genügende Bordhöhe von vornherein abgezogen wurde,
ehe man die Formeln für Berechnung des Fassungsraumes in Anwendung brachte.
40*
628 ÄGYPTEN. {5S«iS.
beit von 10 römischen Modien i) wurde ferner glächgesetzt 7Vs pfo-
yinziakn Modien (oder phOnikischen Sata), deren jeder mithin, genau
wie in Sicilien, 1 V3 romische Modien hielt; endlich ab ein Drittel de^
selben Einheit oder als Mab Ton 2Vs provinaalen Modien wurde eine
neue Artabe gebildet, welche 3Vs römische Modien (»■ 29,18 Liter)
hielt, dem römischen Quadrantal sehr nahe stand und, wie letzteres
zum Pulse, so zur römischen Elle eine feste Beziehung hatte.^)
13. Das Ptolemäische System der Hohhnafse war, wie wir gesehen
haben, in seinen HauptbetrSgen dem äginäischen nachgebildet, dessen
Abteilungen je anderthalbmal so grols waren als die gleichnamigen
attischen Malse (S. 623). Nur xovg und xorvXtj waren ohne Ändemng
ihres Betrages dem attischen Systeme entnommen. Dagegen finden wir
den aginllischen xovg nebst xotvIt] erhalten in einer eigentümfichen
Beihe provinzialer Malse, welche in der unter Kleopatras Namen Ober-
lieferten TafeP) folgendermafsen beschrieben wird: iv dh rolgyt(o(f
yiKoig evQOP t^v xorvXrjy xqla viraQTa ^iavov ' rov dk xovv ^€(rw
^', xoTvlcSv di iß'' xai tov aficpoqia ^earcSv Xg\ TtotvixSf fit}'
%6v dh fieTqfjTTjv SearfSv oß', norvhav qg'' %bv di fiidifivov ^BOfdf
Qß\ KOTvliSv (}lg\ Damit stimmt die in einer Aufgabe der Heronisdiei
Messungen 4) überlieferte Angabe: o dh fUtqriT^g x^j^Q^I X^oQ ^' ^
di x^^QX^Q^^ ^iatag &\ Wir entnehmen daraus folgende Obersicht
welcher wir zugleich die Beträge nach heutigem Malse hinzufQgen:
Liter Provinaales Mab
55,81 fiidiftvog 1
39,39 ^CT^i^TT-g [l»/ij] 1
19,69 a(ig)Ofeve [2W 2
1
4,92 xovg [11V»] 8
4
1
0,547 ^iaTtjg 102 72
36
9
1
0.4103 xoTvltj 136 96
48
12
IV».
1) In der Schiflsmessunff Stereom. I eap. 54 (Heronis geom. p. 171, 4, MetroL
Script. I p. 60. 202. 10) wird der Inhalt einer Kublkelle oder das Mtis too 10
Modien geradezu xBqa/uov genannt
2) Dies die Beziehungen der jOngeren Artabe znm römischen oder pro-
Tinzialen Mafse; dieselbe ist aber nicht minder mit den ältesten TorderasiiUmM
Mafsen verwandt Denn da SVs römische Modien «^ 53'/* Sextaren sind, io
Tertritt diese Artabe zugleich einen nach bestimmter Norm geringer ausgebracktei
Betrag des babylonischen Maris (§ 42, 18, S. 412 f. Reihe A) oder das Doppelte
des pontisehen Kypros ($ 50, 6 a. E.). — Dafis die jOngere Artabe einen atttsdiei
Knbikfurs habe darstellen sollen, ist oben S. 72 Anm. 2 als unwahisdieiBficfc
nachgewiesen worden.
3) Metrol. script I p. 236 { 9 Tergl. mit p. 128 f.
4) Heron Geom. p. 193, 21 (Metrol. Script I p. 205, 1). MH unrecht kibe
ich MetroL script I p. 60 die Zuverlässigkeit dieser Stelle bezweifelt; ri<*t«
aber hinzugefügt: eadem ita comparata, nt a nobis mutari non debeant
i »3, 18. 14. RÖmSGH-PROYlNZULES HOHLMASS. 629
Diese Mafse waren nach dem römischen Sextare gesetzUch nor<-
miert, mithin xovs und xorvXtj je um Vi) grofeer als die gleichnamigen
aginäischen Haise (§ 46, 8. 10). Der f^idifiyog aber, der nach dem ur-
sprOnglichen Systeme 108 Sextare enthalten sollte (denn er entspricht
offenbar dem aginäischen Metretes), ist gemäfs dem wirklichen Betrage
zn 102 Sextaren angesetzt worden, gerade wie in weit früherer Zeit
die persische Artabe nach dem Zeugnisse des Herodot.^) Endlich der
fierfrjn^g ist die Ptolemäische, dem attischen Metretes gleiche Artabe
(§ 53, 11), welcher eine Hälfte unter dem Namen afiq}OQ€vg zuge-
ordnet ist (a: 3/4 der romischen Amphora). Wir finden also, genau
genommen, drei verschiedene Systeme in einander gemischt, nämlich
das attisch-römische mit Metretes (nebst dessen Hälfte) und Sextar, das
äginäische mit dem Aufschlage des attischen Blafses, vertreten durch
Xovg und xorvktjj endlich das ursprüngliche äginäische, erhalten im
Medimnos, d. h. aginäischen Metretes, nur dafs ersterer statt 144 Ko-
tylen ursprünglichen Mafses nun 136 Kotylen gesteigerten Betrages,
mithin 102 Sextare hält. Damit hängt zusammen, dafs dieser Medimnos
in keiner glatten Beziehung zum attischen Metretes steht, wie die in
obiger Übersicht eingeklammerten Zahlen deutlich zeigen.
In Tab. XX sind diejenigen unter den hier besprochenen Mafsen,
wekbe vom Ptolemäischen System abweichen, als provinzialer Medim-
nos, Chus und Kotyle aufgeführt werden. Das Doppelte des Chus ist
als Hafs der Provinz Hispanien nachgewiesen (§ 58, 2).
Eine besondere Wichtigkeit kommt dieser provinzialen Kotyle
noch insofern zu , als sie ungezwungen sich als die Einheit ergiebt,
welcher die bunte Mannigfaltigkeit der verschiedenen kleineren Hohl-
mafse unterzuordnen ist (§ 53, 17. 18).
14. Bei der Besprechung des provinzial-ägyptischen Saatenmafses
(S. 616) ist gezeigt worden, dafs die griechische Benennung aTCOQtfiog
Hodiog und die lateinische kastremü modius einander decken. Es
steht aber anderweitig fest, dafs der kastrensis nicht blofs eine Abtei-
lung des Flächenmafses, sondern auch ein weitverbreitetes Getreide-
mab war, welches 2 römische Modien =»17,51 Liter betrug. 2) Der
1) Yergl. oben § 45, 3. 46, 16. Ein ähnliches MaCs war auch in Kypros
noch in späterer Zeit erhalten, wie § 48, 8 (S. 558) gezeigt worden ist
2) Der Beweis für diesen Ansatz ist so sicher, ais es nur hei der Spärlich-
keit der Quellen möglich ist, von Mommsen in den Berichten d. Sachs. Gesellsch.
der Wissensch. 1851 S. 58 ff. geffihrt worden. Das einzige ausdrückliche, aber
leider durch ein MilsTerständnis getrübte Zeugnis findet sich bei Hieronymus
in Eieeh. 4, 9 (vergl. unten S. 631 Anm. 1). Weitere Bestätigung kam hinzu, als
das System des ägyptischen ^Ttoi^iftos fto^toQ und die syrische Übersetzung des
630 ÄGYPTON. §55,14.
Name mag dem römischen Lagerleben seine Entslehung verdanlien
•^ es war der Doppelmodius vielleicht das llbliche Mals für die Ver*
teilung der Rationen; der Ursprung aber ist in weit frohere Z^teii ind
nach Vorderasien za Tersctren.*) Seine weite Verbreitung*) be-
günstigten besonders die ägyptischen Vermessungsrerbllltnisse, dwch
weiche er als anoQi/iog fiodiog in eine feste Beziehung zum rmnischen
und provinzialen Ackermafse trat.
Einige Spuren weisen darauf hin , dais nach lokalem Brauche,
freilich ungewifs in welchen Teilen des Reiches ^ der kaMtrtmU etwas
niedriger, nämlich auf etwa 30 Seitare — 16,41 Liter stand. •) Dieser
Betrag entsprach fast genau 8 babylonischen Kapithen (S. 394) oder
ebensoTielen phönikisch-hebräischen Kab (S. 416. 456).
Epiphanios bekannt wurden. Die Gründe, welche für eine niedrigere Schätzung
des kaitrentU moditu angeführt werden können, sind unten Anm. 3 zasamBen-
gesteUt.
1) Die uralte ägyptische Artabe, welche als Epha in das babylonisch-
hebräische System übergegangen ist, hat ans sich heraus nach vorderasiatisehett
Brauche (S. 895 AnoL 2) eine Hälfte als eigenes Mafs entwickelt nad dicaes,
eigentlich gleich 33 Vs römischen Sextaren, ist als Kollathon in Syrien (S. 575.
588 a. E.) und als grofser Modius in Pontos (§ 50, 6) herabgesetzt worden auf
den Betrag von 24 S3rri6ch^lexandriiuscheD, d. i. 32 römischen Sextaren. Der
Ursprung der Schätzung zu 32 statt 33 Va Sextaren ist S. 412 f. nachge wiesen
worden. Als Vierundzwanzigstel des kastrensit modius führt der s}Tisclhalexan-
driuisdie Sextar in der 63rrlschen Übersetzung des Epiphanios (de Lagarde Symm.
11 S. 193) auch die Benennung %aa%qf}9ioi Sicnjs.
2) Im Edictum Diocletiani de pretiis rerum Tenalium erscheint der Ftalietu,
d. i. der römische, modius nur au zwei Stellen (VI, 23. 25), sonst überaD to
küitrensiii Mommsen a. a. 0. S. 58.
3) Das Mafs der Weizensaat für ein Jugerum betrug zwar im Gebiet von
Leontini 6 Modien (§ 56, 1), wonach der kastrensis modius, als Aussaat für
ein DritteUugerum gefafst, genau auf 32 Sextare konunt. Allein scfaoa die
Schätzung des medimnon in Gyrenaica (} 55, 1), nämlich 6 Modien Aussaat auf
etwa IVis Jugerum, führt auf einen kastrensis von knapp 30 Sextaren, und
wenn Yarro de r. r. 1, 44 und Palladins 12, 1 nur 5 Modien, Goiumella 11,3
p. 440 ed. Bipont. nur 4 — 5 Modien Weizensaat auf das Jugerum rechnen, so
würde entsprechend auf einen kastrensis von etwa 27 Sextaren gescUosaen
werden können. In der 17. Aufgabe der Heronischen fur^tis (Herom's ffeoB.
p. 192 f.) werden, wie Ghrist in Fleckeisens Jahrbüchern 1865 S. 454 f. aniüiHit,
19200 modii kastrenses mit 24320 provinzialen modii von je 24 Sextaren ge-
glichen. Statt 24320 hat die älteste Handschrift, der Vaticanus Graec 1038,
den ich im J. 1866 nachträglich Terglichen habe, B ö^, mit einer Kon^tv
in o, welche als Andeutung eines J aufgefafst werden kann. Beide Lesarten
sind dann in jüngere Handschriften übergegangen, wie in meiner Ausgabe an-
gemerkt ist Ist die Zahl 24 320 die richtige, so kommen auf einen Maar^^i^
ft68io9 30Vb Sextare, wofür Ghrist im Vergleich mit Kap. 203 des ymptm^ucar
ßtßlCov (Heronis geom. p. 233, 9) glatt 30 Sextare setzt Rechnet man ferner
mit Plinius Nat. bist 18, 12 § 66 den römischen Modius alexandrinischen Ge-
treides im Gewichte zu 20^« römischen Pfund, so kommen auf den 0ii6ftm$
fiSBiOQ Ton 40 Pfund ($ 53, 7) nahezu 3074 (genau 30,72) SeXtare, also OBgeakr
dasselbe wie in der Heronischen Aufgabe, deren Zweck hiernach eine migefikre
I S3, 14. 15. RÖMISGH-PROYINZIALCS HOHLMASS. 631
Wie der kathrmsis wodius^ so war auck der kastrenm imgius das
Deppehe des glekhiiainigeii rOnrischeii Hafeee. Dieser Ckingins er«
giebt sidi Uemdi gleichfaUs ab ein prorinziales Mafs, welches den
bebraiacben Hin (§ 44, 9) gleieh war. Sein Drittel ist das bebrSiscbe
Kab, sein Sechstel die attische Choinix«i)
15. Za E»de einer der Heronischen Saaunhmgen finden sich, an«
fongend vom römischen Modins, versdiedene provinziale Getreide«
mafee übersichtlich zusammengestellt, deren jedes ^Isfiodiog bezeichnet
aad nach seinem Betrage in Sextaren, sowie nach seinem Verhältnisse
zum romischen Kobikfufs bestimmt wird. 2) Indem wir diese Obersicht
Uer wiederholen, fügen wir, soweit als thnnlich, diejenigen anderweit
bekannten Mafse hinzu, welche gleiche oder «hnUcbe Beträge ze^en.s)
Auf den römischen Modius, der als dritter Teil des römischen
Kubikfülses und als Hafs von 16 Sextaren bestimmt wird, folgt zu-
Blebst ein Modius von 18 Sextaren, d. h. das ägyptis^e ment (§ 41
S. 369) oder das grofse Hin des Epiphanios (§ 44 S. 450). Dasselbe Mals
findet sich auch in Böotien, wo es x6q>ivog biefs (§ 47, 6). Die Be-
trage in heutigem Mafse sind nach ägyptischer Norm 9,11, nach baby-
lonisch-hebräischer 9,09, nach attisch-römischer 9,85 Liter.
Modius von 20 Sextaren >« 10,94 Liter erscheint bei Epiphanios
akder nngefthre Betrag des hebräischen Modius (§ 44, 9. 10 C). Ver-
schieden davon ist der pontisdie Kypros von 20 alexandrinischen oder
26>;3 römischen Sextaren (§ 50, 6).
Modius von 22 Sextaren ist das phönikisch-hebräbche Saton oder
die syrische Sabilha (§ 43, 1. 44, 9. 51, 3). Zu seinem voUen Betrage
erscheint dieser Modius in der Heronischen Stereometrie^); von den
Berecbninig des Getreidegewichtes zo sein sebtint. Selbst der Unstand, dals
im Edikt Diodetians der kastrensU modius neben dem römischen erscheint,
kann zn Gunsten der niedrigeren Schätzung angefahrt werden; denn war der
kattrwuiB genau ein Doppelmodins, so war die Aufstellung dieses besonderen
MaTses entbehrlich, im anderen Falle notwendig.
1) Alle diese Verhältnisse gehen deutlich hervor aus einer Stelle des Hiero-
nymus (in EaKch. 4, % p. 924 H edit Francof.), sobald man statt sextarim, wel<
CMS offenbar irrtümlich, sei es von dem Verfasser selbst sei es durch Fehler
eines Abschreibers, dreimal statt congius gesetzt ist, letzteres Wort einfügt:
porro hin duos x^ Atticos facit, <^uo8 nos appellare possumus duos congiot
Italicos, ita ut hin mensura sit ludaici eongii nostrique castrensis, cuins seita
pars facit tertiam partem con^it Italici.
2) Geepon. 203 (Heronis geom. p. 232 f.).
3) Zuerst ist die Bedeutung dieser Tabelle der Modien erkannt und die
Verglelehung mit verschiedenen provinzialen Mausen durchgeffthrt worden von
Christ in Fleckeisens Jahrbflchem 1S65 S. 455 f.
4) Geep. 200 f. (Heronis geom. p. 232, 1. 8), Stereom. I, 47 (p. 109, S). An
632 ÄGYPTEN. (u,i5.
Römern wurde er ab proTiDsiales Mafs zu 21^/6 oder 21 ^^ Seztaren
geschätzt (53, 12. 56, 2). Das gleiche Maus ist ferner der in der Hero-
nischen Tabelle nflchsifolgende Hodius von 24 Sextaren, nur dafe hier
der Betrag nach attischer Norm gesteigert ist (§ 44, 9. 10 A). Ii
neuerem Mafse haben wir mithin 12,03, bez. 13,13 Lit^ zu setzea.
Vergleichen wir die Systeme, so gehiVrt dieser Modius mit don genauen
Betrage von 12,12 Liter (§ 44, 10) oder 22^/9 Sextaren (§ 51, 4) ab
Drittel zum hebräischen Bath, und 2V« solcher Hodien sind ^&A
dem babylonisch -syrischen Hans (§ 42, 8. 51, 3). Gemäfe der rö-
mischen Schätzung zu 2P/5 oder 21 Vs Sextaren gingen 3^/i solcher
Modien auf die Ptolemäische, 2 Vi auf die jüngere Artabe (§ 53, 12>
Dagegen gehört der gesteigerte Hodius von 24 Sextaren als Drittel zur
Ptolemäischen Artabe und als Fünftel zum Seleucidischen, qiäter pro-
vinzial-syrischen Hetretes (§ 53, 11. 51, 3).
Hodius von 25 Sextaren «= 13,68 Liter ist das Viertel der per-
sischen Artabe, und zwar desjenigen Betrages derselben, welcher nach
babylonischer Norm bemessen war (§ 42, 18. 45, 3). Ein anderes
Hafs ist das xolla&ov von 25 syrischen, d. i. 33 Vs römischen Sex-
taren (51, 4).
Von 25 Sextaren steigt die Heronische Übersicht sofort zu 28
auf. Höglich , dafs ein Fehler in der Oberlieferung vorliegt und da-
zwischen der Hodius von 27 Sextaren ausgefallen ist, der in Pootos
üblich war i), und dessen Doppelmafs die jünjfere ägyptische Artabe
ist (§ 53, 12 a. E.).
Hodius von 28 Sextaren e» 15,32 Liter entspricht sehr nahe der
Hälfte des babylonischen Haris ($ 42, 8), welclie nach heutigem Ma6e
15,15 Liter hält. DasHittel zwischen beiden Beträgen »» 15,26 Liter
ist das effektive Mafs des Chus von Gytheion (§ 47, 3), dessen Tari-
fieruDg zu 28 römischen Sextaren danach gesichert ist Auch der vor-
her erwähnte pontische Kypros hatte ursprünglich denselben Betrag
dargestellt, war aber auf 27 Sextare herabgegangen.
Modius von 30 Sextaren ist der kastrensis, nach lokal-proviozialem
Brauche das Hafs von 8 Kab, während nach anderweitigen Kombina-
tionen dem kastrensis der Heronische Hodius von 32 Sextaren als
Doppelmais des römischen Hodius entspricht (§ 53, 14).
letzterer Stelle werden aof die Kabikelle It V» Modien, also, wie der aoslaiifesde
Bruch andeutet, solche von 22 Sextaren gerechnet Vergl. oben S. 626 Abil 1
1) Vergl. S 50, 6, wo als genauer Betrag 26V9 Sextare «> 14,59 Liter r "
gewiesen sind.
(S3,i5.ii. KLEINSTE HOflUlASSE. 638
Hierzu kommt in derselben Übersicht i) ein Kubikfufs im Betrage
Ton 55 Sextaren, das sind in heutigem Mafse 3040 Liter, also fast
g^au der Betrag des babylonischen Maris (§ 42, 8). Dais dieses Zu-
sammentreffen nicht etwa blofs ein zuMliges ist, lehrt ein Vergleich
mit den voiiier aufgeführten M odien von 18, 22 und 28 Sextaren. Denn
das Mals von 18 Sextaren (= 9,85 Liter) ist sehr nahe das Drittel,
das Ton 28 Sextaren, wie bereits gezeigt worden ist, die Hälfte des
babylonischen Maris, und 2V2 Modien von 22 Sextaren ergeben genau
den Betrag von 30,10 Liter, den wir zu Anfang gefunden haben.
Nicht erwähnt ist in der Heronischen Übersicht der Modius von
17 Sextaren (»» 9,30 Liter), der auf Kypros gebräuchlich war (§ 48, 8).
Zu diesem Modius gehört nicht blob als Zehnfaches die kyprische
Mnasis, sondern auch als Sechsfaches, d. h. als Mafs von 102 Sextaren,
die persische Artabe , der äginäische Metretes und der provinziale Me-
dimnos der Kleopatra.^)
16. Zum Schlüsse dieses Abschnittes sind in Kürze nodi einige
kleinere provinziale Hohlmafse zusammenzustellen.
Der wohlunterrichtete Verfasser der ältesten uns erhaltenen Mafs-
uod Gewichtstafel, welcher vor Nero schrieb, bestimmt eine helle-
nische nnd eine alexandrinische Eotyle nach ihren Verhält-
nissen zum römischen Sextare, mithin auch zur attischen Kotyle.^)
Nach seinen Angaben verhält sich die hellenische Eotyle zum römischen
Sextare wie 2 : 3, mithin zur attischen Kotyle wie 4 : 3, und hat neben
sich als Doppelmals einen eigenen Sextar, bei Epiphanios der alexan-
drinische genannt, der seinerseits zum römischen sich wie 4:3 ver-
hält 4) Neunzig solcher Sextare bilden den syrischen Metretes, wie
oben gezeigt worden ist (§ 51, 3). In heutigem Malse beträgt die
hellenische Kotyle 0,365 und der dazugehörige Sextar 0,729 Liter.
Galenos erwähnt Bestimmungen der Kotyle zu 16 oder 16^/s
1) Geep. cap. 205, 2, wo wohl hinter anonouii zo lesen ist /uv iicnai ve\
wie durch die nächstfolgende Zeile bestatifft wird. Einem Kabikfaüse dieses
Inhalts wfirde ein LängeofuTs von 0,31107 Meter entsprechen. Einen solchen
hat 68 aber in Ägypten ebensowenig gegeben, wie eine Elle von 0,4906 Meter,
welche ans den Heronischen Schiffsmessangen berechnet werden könnte (S. 626
Anm. 3). Vielmehr ist der Fnfs, dessen Kubas zu 30,10 Liter geschätzt wird,
der PhUetarische im YoUbetrage von 42,87 Liter, und beide eben angeführten
Zahlen yerhalten sich etwa ebenso zu einander wie oben (S. 626) der Inhalt
Ton 13Y« römischen Modien zum Vollbetrage des Kubus der Philetarischen Elle.
2) Vergl. oben { 42, 18. 45, 3. 46, 8. 53, 13, unten Tab. XX. XXI.
3) Metrol. script. I p. 208, 14. 233, 13, U p. 148.
4) Vergl. Christ in Fieckeisens Jahrbüchern 1865 S. 458 und oben { 51,4.
684 UsmEH. 151,16.
Unien des ÖUranis, d. k zu 1 Vs Heaiiiia, womit abo ebenfalk die kelle-
nische Kotyle gemeiot ist^)
Id d^ Tafel tiber Habe und Gewidit« der Rcdrtnte erschtiBt
eine Kotyle, welche gieh zur attiBcheii wie 6 : 5 ?ertillt, mitliiii ft,33&
Liter beiragt 2) Wir nennen ne im folgenden die hippiatriscbe.
Die alexandriniscbe Kotyle wird in der znerst angeftdule» Hafr-
und Gewiehtotafel zu 8 Unzen öl oder 9 Unzen Wein bestimmt, wo-
nach ihr Verhältnis zum römischen Sextar, welcher nach denelbeB
Quelle 18 Unzen Ol oder 20 Unzen Wein entlMth, zwischen 1 : 2,5 und
1 : 2,22 steht. Nach einer anderweitigen Angabe *) darf man Termuten,
dafs die altdgyptische Artabe von den Römern als iXatrj^g fu^ftiti^
auf das Gewicht eines Centners, mithin die alexandrinische Kotyle auf
8 Vs Unzen Öles gesetzt worden ist, wonach sie sich zom Sextar wie
1 : 2,16 Terbahen hat Ans letzto'er Bestimmung ergiebt sich für dieie
Kotyle der Betrag von 0,2533 Liter, und auf den dasug^onge» He-
tretes kommen 36,47 Liter. Während also die akagyptinebe Artabe
(§ 41, 7) von den Ptolemaem als Getreidemais um ein erhdilicbcs
über den ursprünglichen Betrag erhöht wordm war (i 53, IIX blieb
sie ab öhnafs ohne Abänderung bis m die Römerfeit erhahen, md es
wurde ihr nach griechischer Weise ab ^lu eine Kotyle zugeorteet,
welche nun in demselben Verhältnisse kleiner ab die attische sen
mnfete, wie die älteste Artabe kleiner war ab die Ptolemäische.
Im Gebrauche der Ärzte bt, wie oben (9 16, 5) gezdgt word»
ist, die attische Kotyle ab Raummab ftir 60 attische DradMien öks
>= 0,285 Liter angesetzt werden. Tragen wir die römisdien Normea
auf das attische System über, so mubte das Weingewidit der geM
fixierten attischen Kotyle, d. i. eines halben Seitars, 62 Vs attdsdie
1) Galen ^ compos. med. p. gen. p. 8 1 3 f. 662 Gkart (Metr. Script. I p. 217, 8.
210, 28) und dazu die Erklärung Ghnsts a. a. 0.
2) Ile^i fiirpc9P koI ara&fiaJv InniarptHav Metr. Script I p. 130 f. 217, U,
Index unter xoruhj 10.
3) nepijUx^r Metrol. Script. I p. 258, 9—12, II p. 42, de Lagarde Synm. I
S. 169. Die Ktelle ist schwer verderbt; doch konnte ich bereits Metrsl. striat
n p. 42 feststeUen, dtfs der Verfasser ein dem attiseheo Metretea, d. l der Ploie-
maischen Artabe, entsprechende]; provinziales Mafs gemeint haben misse, wd*
ches ZB 100 römischen Pfund Öles (statt 108, welche a«f die Ptole». Ariahe
kommen) angesetzt worden sei und neben sich ein Doppelmafe gehabt habci
Ungesucbt fand sich dann, dafe das OlmaDi Toa 100 PninA («■ 66^ Seit««
nach f S3, 18 a. E^ kein anderes als die ahagyptische Artabe sein köane, dessen
Doppeltes (72,94 Liter) sich nun ferner ergiebt als gleich dem igiaüsdMB Mc-
dimnos (72,69 Liter) oder 6 phdnikischen SaU (72,74 U^. Die aaderea Tei^
gleiche mit Torderasia tischen und griechischen Ma Ilsen, welche bieraii sich
nOpfen, sind | 46, 16. 17 und 51, 4 besprochen wordea.
f tt, 16. 11. KLEINSTE HOHLMASSE. 685
Draehmen Solonisther Wthrnng betragen. Indem nun dafür die Ärzte
sptter 60 Drachmen Weingewidit setzten , kamen sie auf eine Kotyle
TOtt 0,263 Liter, und weiter, indem an Stelle der Soleniseben Drachme
der republikanische Denar (§ 36, 1) trat, auf eine Kotyle ?on 0,234
Liter. Endlich, seitdem der Neronische Denar auch als Gewichts-
drachme Terwendet wurde (§ 38, 4), kam man zu einem Malse, welches
jfenau ^/4 der attischen Kotyle ■» 0,205 Liter betrug und als Hälfte
sich jener grofsen Kotyle zuordnete, die wir ans der Tafel der Kleopatra
kenüen gelernt haben (§ 53, 13).
Es scheint angemessen, zum Schlüsse noch eine nach den Be-*
tragen geordnete Übersicht der verschiedenen griechischen und pro-
Tinialen Kotylen folgen zu lassen.
I. Provinziale Kotyle nach der Tafel der Kleopatra
(§ 53, 13) — »/4 Sextar 41,03 Centiliter
IL Äginäische Kotyle (§ 46, 8) «-» 'A babylonische
Sechzigstel 37,88 „ „
IIL HeUeniscbe Kotyle (S. 633 f.) — > ^3 Sextar . 36,47 „ „
1?. Hippiatrische Kotyle (S. 634) «» ^/s Sextar . 32,83 ,, „
V. Attisch -Ptolemäische Kotyle (§ 15, 2. 53, 11)
— V« Sextar 27,36 „ „
VI. Alexandrinische Kotyle (S. 634) 25,33 „ „
VII. Kotyle der Ärzte als RaummaTs für 60 Nero-
nische Drachmen Weines (S. 634 f.) «« ^/4 der
altischen Kotyle 20,52 „ „ .
17. In den Mafs- und Gewichtstafeln der Alexandriner erscheinen
als kleinste Teilmafse nicht blofs die oben erwähnten gemeingriechischen,
das o^ßaq>ov und der Kva&og (§ 15, 2X sondern auch daneben noch
mehrere andere, und zwar zu sehr rerschiedenartigen Systemen zu-
sammengestellt. Wir haben uns hier auf einen kurzen Überblick zu
beschränken.
Das xox^io^Qi'Ov j offenbar die griechische Diminutivform zu dem
lateinischen cocklear(% 17, 3), wird an zwei Stellen, wahrscheinlich
infolge eines Mifsverständnisses, der Kotyle gleichgesetzt i), in einer
anderen Quelle auch als ^^ derselben erklärt 2); sonst hat es allerwärts
1) Metrot. Script 1 p. 91. 182. 222, 9. 13. 246, 11. 14. In Etymol. Oo^amun
wird es sogar zu 2 Sextaren bestimmt, also mit der xf^^ oder, genauer ge*
tagt, mit dem Moyyt^tor Terwechaelt; denn die Redaktion der Stelle athnmt
im ganzen mit MetroL Script I p. 264 § 33 dberein.
2) Metrot. aeript I p. 231, 13. 245, 14. Die hier angeführte Gewichtsbe-
Stimmung führt auf ein Mafa, welches 7 V^mal , d. i. 8mal , in der Henina eaU
686 ÄGYPTEN. §u,i7.
die Bedeutung des kleinsten Mafses.^) Ab synonymer Ausdruck wird
UatQiov angeführt^, welches seinerseits die Formen fiwnqtov und
fdargog neben- sich hat 3) und somit dem fivOTQov verwandt ist
Letzterem Halse wiederum werden sehr yersdiiedene Beträge zuge-
schrieben , und zwar sowohl dem fivoTQov schlechthin als auch dem
piiya und (ii/ulqov oder (ivkqotbqov oder dtxatorctvov fivOTQov.^) Die
%6yx^^ d. i. Muschel^ als bestimmtes und, wie aus dem Zusanunenhange
hervorgeht, sehr kleines Mab von Plinius erwähnt &), wird ab IXmwß
xoyxrj in der Tafel der EJeopatra gleichgesetzt der Hälfte des xvadi^g^
während die fieydXt] xoyx''] ^^ dem 6^ßaq>ov zusammengestellt wird.^
Endlich die x^f^V'» ^benfalb ab grofse und kleine unterschieden, er-
scheint verschiedenartig bestimmt und allenthalben dem ßva%qow
nahestehend in den metrologischen Tafeln.^)
Um einen deutlichen Überblick über die bunte HannigCahigkeit
dieser Teihnabe zu gewinnen, sind zunächst die verschiedenen Systeme
in gesonderten Übersichten aufzuführen.
I. System der unter Galens Namen überiieferten Tafel itegl fti-
tQWv vQydiv.^) Dasselbe ist der attbch-PtoIemäischen Kotyle angepaftt
halten ist, mithin als Doppelmafs dem fifya fiv<rr^ov der Kleopatra (unten Nr. DQ
sich zugeseUt.
1) S. den Stellennachweis im bdex zu den Metrol. Script, wo jedoch die
drei kleinsten Mox^^ia noch nicht so genau ffeschieden sind, als es in den
hier nachfolgenden Obersichten Nr. II. lY. Y und ^ 53, 18 geschehen ist
2) Phryn. App. sophist. p. 51, 9: Xüfroiop rb vno rmr noXX&r xedovfui>w
xox^^tOTf derselbe Ed. p. 321 und dazu Lobeck. Auch in den metrologiscka
Tafeln ist dieses Mafs erhalten; denn p. 321, 3 und 245, 3 ist, wie Chiist ii
Fleckeisens Jahrbfichem 1865 S. 460 mit Recht vermutet, rb ftiya XiatfMor n
schreiben. Laut der beiffefflgten Gewichtsbestimmung soll dieses XI^tmop zwar
etwas kleiner sein als das ttoxhaQtovy welches soeben in Änm. 2 zu S. 63» be-
stimmt worden ist; allein nach dem Zeugnis des Phrynicbos wird man unbe-
denklich beide Mafse einander gleichstellen können.
3) ÜBQi /aHq(ov Metrol. Script I p« 258, li^fiiat^ia d', a 3^ Xlarffui «r»-
ftd^ovffiv, und unmittelbar darauf 6 uvcr^oe rirot ro Xlcxqtov,
4) S. den Stellennachweis im Index zu den Metrol. scnpt und vergl. nten
Nr. L U. IlL Y und § 53, 18.
5) Nat hist 12, 25 § 117: Alexandro Magno res ibi gereute toto die aestiro
unam concham (opobalsami) impleri iustum erat, omni Tero -fecunditate e laaiore
horto congios senos, e minore singulos.
6) Unten Nr. III und Tergl. Index zu den Metrol. Script
7) Unten Nr. L lY. YI und Index, wie vorfier. Zu xAt»n Nr. 1 des Wei
kommt als Beies noch das Gitat aus Kriton bei Galen de compos. med. per
locos 5 p. 825 Kflhn: hd'a^qcv tfll*^ V^^ <Y% wenn man anninnt, wk
mit ijtot 9oaxfiaß y das Wein- oder Wassergewicht der m^y nicht das Ge-
wicht des Bleiglanzes (tpuma argenU) bezeidhnet sei. Und in der That wiid
in dem unmittelbar vorhergehenden Rezept ein xia&os attiachen Honigs dvck
den Zusatz ^ro« < tß' nach dem Wein-, mcht nach dem Honiggewichte (VetroL
Script I p. 100 f. 230. 241 f.) besUmmt 8) Metrol. Script i p. 91. 232 C
169,17. KLEINSTE HOHLMASSE. 637
Gentil
27,36 xoTvXfj^ T(fvßXlov .... 1
942 ^a fjivarQov 3 1
6,48 6^ßaq>ov 4 IVs 1
4,56 xva^og 6 2 IV2 1
2,28 xni^V f^^^y ftvoTQOv fiiXQOv 12 4 3 2.
II. System der in derselben Galenischen Sammlung befindlichen
h^eaig negl avad'fiuiv xal fiivQtov axQißeOTaTr]^)^ ebenfalls der
attischen Kotyle angepafst.
GentiL
27,36 xoTvXrjj tqvßXlov .... 1
13,68 6^ßag>ov, fiiya (avotqov ..21
4,56 yva^g 6 3 1
1,14 (AOLQov fiva%QOv 24 12 4 1
0,57 xoxXiaQiov 48 24 8 2.
Identisch damit ist die Zusammenstellung in dem Fragmente Tte^l
fihftov^^ nur dafs hier die Hälfte der Kotyle nur 6^ßaq)0v (nicht
fiiya fivuTQOv) und das Vierundzwanzigstel fivOTQiov oder Xlarqtov
heifst»)
in. System der Tafel ix rcSv KXeoTcarQag TtoOfitjTüciSv *), eben-
falls der attischen Kotyle zugeordnet.
Gentil.
27,36 xoTvXrjy TQvßXlov .... 1
6,84 o^ßatpov, fieyaXrj xoyx'] ••41
4,56 xva^og 6 IV« 1
2,28 IXavciav xoyxn 12 3 2
1,71 (Jiiya (xvgtqov 16 — —
\j24A ^iXQOTSQOV flVOTQOV ... 22 — — .
Die beiden zuletzt aufgeführten Mafse stehen zu den übrigen in
einem auffälligen Verhältnisse, worüber noch weiter unten zu sprechen
sein wird. Doch ist, wie eine jüngere Quelle berichtet, das fiiya
fivoTfoy anderweitig mit einer geringen Abminderung auf Vs des
xva&og oder Vis der Kotyle »> 1,52 Gentil. gesetzt und somit in das
attisch -römische System eingefügt worden.^) Dasselbe Hais heifst in
1) MetroL Script I p. 99. 229.
2) Ebenda p. 139. 258, 5—9.
3) Vergl. oben S. 636, wo auch die Nebenform fwct(H>s erwähnt ist.
4) M etrol. Script. I p. 127. 235 f. und insbesondere anlangend das fU9c^e^ap
(anch St9c€uoTarov) fdcr^ov p. 134 adn. 1.
5) Ebenda p. 134 adn. 1. 243, 1. 252, 9.
688 A6¥PTEN. f5),n.
zwei anderen Tafeln pivatQov schlechthin Oi und wird daaelbst zq
3 Solidi Gewicht, d. i. ebenfalls zu Vis der attischen Kotyie geschätzt >)
IV. System der kleinsten Mafee, in emem besonderen Abschnitte
der Tafel der Kleopatra zusammengestellt und nach Drachmengewicht
bestimmt 3) Dem Gewicht einer Drachme entspricht, wie aas anderen
Angaben in derselben TaM herrorgeht, ein kleinstes HoUnals im Be-
trage von Ve» altiaeher Kotyie mm 0,456 Ceatiliter.
CentU.
1,824 ßaaiktudv xagvov = ^^ att Kotyie
1,368 xijfiTf ij /Aeydkrj . = »/eo „ „
0,912 xn^t] r) lAVK^a . . *= ^/eo ^ „
0,456 nox^'f'ß^i'OV •#.#>=«« Vfto f9 99 .
V. System der hippiatrischen Kotyie 4), welches in sdnen Ver-
hältnissen mit der Iht^d'BaiQ negl ara^fuav acal fiivQoiv (oben Nr. II)
stimmt, in seinen Beträgen aber, weil einer gröüseren Kotyie zuge-
ordnet, abweicht
CenUI.
32,83 xoTvXt]
1
2 1
6 3
1
24 12
4 1
48 24
8 2.
16,41 6^ßaq)ov
5,47 xva&og .
1,37 lÄVOTQOV.
0,68 xoxi'i^Qiov
Auch in der oben erwähnten hLd'enig findet sich das TtogJiiaQiof
der hippiatrischen Kotyie, also irrtümlich in das dort dargelegte System
eingefügt.^)
VI. In der unter Dioskorides' Namen überlieferten Mafs- und Ge-
wichtstafel ^) ist das romische System der HohhnaTse mit grieduschea
Bezeichnungen gegeben und als kleinstes Mals die x^*?« ^* >* ^
cochleoTy gesetzt
Centn.
27,86
xoTvKt], hemina .... 1
13,68
riraQTov., guarturius . 2 1
6,84
o^ßa<pov, aeetabulum 4 2
1
4,56
xvad^og, tyathtts ... 6 8
l^/i 1
1.14
Xi^m, eodikar 24 12
6 4
1) Metrol. Script I p. 231, 6. 245, 7, wo fwarpw statt /ta>r,ct^ ta keen
18t, wie Christ in FleckeiseDS Jahrb. 1865 S. 459 emeadiert
2) Pies geht baF¥«r ans den Vergleiche nit p. 23«, JIO. 23. 24i, 19. 21
3) JSbeiMi p. 127. 235, ^—0, uiid anlaDgend das ßcutdmkp m^^
p. 134 adD. 1. 2. 4) Ebenda p. 130 f. 237 f. und vetf^ obea f 53, IC
5) Ebenda p. 99 adn. 1, p. 131. 299, L 6) Ebenda p. 133. 240 C
$68,18.
KLEINSTE HOHLMASSE.
639
18. Aufgabe einer besonderen Untersuchung wUrde es sein, diese
yerscbiedeaen Systeme und Einzebfnafse, und unter letzteren besonders
die gleichnamigen, zu vergleichen und den Zusammenhang mit den
älteren orientaltscben Hafsen nachzuweisen. Da dies auszuführen hier
nicht der Ort ist, so mögen einige kurze Andeutungen gentigen.
Das fiixQOTSQOv fivar^ov Nr. III kann dem ursprünglichen Sy-
steme nadi nicht zur attischen Kotyle geboren; wohl aber erklärt es
sich ungezwungen als V32 der aus der Tafel der Kleopatra bekannten
proyinzialen Kotyle (§ 53, 13). Zu derselben Kotyle gehört dann als V24
das fiiya fiiatqov Nr. III, ferner als V12 das xexXcaQcov S. 635 Anm. 2
und vermutlicli auch das fiiya XIgtqiov S. 636 Anm. 2. Hieran reiht
sieh ungezwungen eine grofse Zahl der Qhrigeo vorher angefahrten
Teilmafse, indem sie als Drittel ^Sechstel, Neuntel u. s.w. derselben
Kotyle aufgefaist wenden können, ja es ei^ebt sich schliefslich das
iWraschende Resultat, dafe fast ohne Ausnahme ^) alle diese kleinen
Mafse bestimmte, abgerundete Beträge von Dreihundertsecfazig-
steln dersett^en provinzialea Kotyle darsteUen.
Das Nähere geht aus der nun folgenden Übersicht hervor.
der pro-
Kotyle
■/•
Vi
^»
V«
Vi>
7«
Drei-
hundert-
seohxigttel
der f rov.
Kotyle
180
144
120
80
60
46
40
30
20
16
CentiUter
20,52
16,41
U,68
9,12
6,84
5,47
4,56
3,42
2;28
1,824
Mafsbenennung nach § 53, 16. 17.
Kotyle der Ärzte § 53, 16
hiv߀upiHß i 53, 17 Nr. y
iSvßmwor oder ftfya /ivar(fov Nr. U, tixai^ov
fUya fw0irgov lüf. I
Nr.J
Nr. In
jrtJtt^oc Nr.Y
m^a^M Nr. L II. IL VI
xox^Qiov S. 635 Anm. 2, fUya Xiar^iov S. 636
Anm. 2
X^/tif ftwfa odar uvaw^09f f*u(fi6y Nr. I, ilav
xmv itoypi Nr. DI
i&fßamov Nr. L VI, 6Svßay>ov o^ifUByaJii icoy^tj
ßamUnov HcL^ov Nr. IV
1) 1d besonderer Reitie steht, wie hn folgenden gezeigt werden wfifd, das
tmmik. erwäJbate /uh^*^ pilatt^w. ferner pafet nicht in die Skala der Drei-
hnndertsechzigstel der oben S. 637 bemerkte herabgeminderte Betrag des fiiya
ftvcrgor Nr. III » '/is der attischen Kotyle. Wieder anders rerliäU es sich mit
den uiya, pm^r&9v Nr. I. Ikm werai dlases aoeh leichter der hellenischen
Kotyle Xdaren Viertel es ist) als der provinzialen Kotyle sieh snordnet, so wird
doch dadorch die Evidenz der oben gegebenen Übersicht in ihrer Gesamtheit
nicht beeinträchtigt.
640
ÄGYPTEN.
(»tts.
Bruchteile
der jpro-
vinxialen
EotjU
Vl4
Drei-
hondert-
seebzigstel
der proT.
Kotyle
15
12
10
8
6
5
4
CentOiter
1,71
1,37
1,28
1,14
0,912
0,68
0,67
0,456
Mafsbenennung nach { 53, 16. 17.
ftiycL fivoxifotf Nr. HI
xfiftq ri foyalri Nr. IV, ftv9r(foy Nr. V
/uHQoxB^ov fivaxMv Nf. DI
peiaxqiov oder motoiov oder immmv mv^xöot
Nr. U, xhtm Nr. VI ^
xfjfirj Ti /uuqa Nr. IV
Hox^ta^iop Nr. V
xoxXioqtov Nr. n
xox^Uaqtor Nr. IV.
Offenbar sind in dieser Tabelle folgende Teilungsarten neben
einander ?ertreten : •
1. die rein dyadiscbe in den Brüchen 1/2 und i/ss«
2. die gemischte Halbierung und Drittelung, d. h. das dnodeci-
male System, in den Brüchen i/s Ve Via Vis V«4 Va« Vti»
3. das dekadische System, ausgeprägt in den Beträgen ^/so Vai
^m V90 , welche je den zehnten Teil der Beträge Vs V» Ve 1/9 bilden.
Die Verbindung aber der dekadischen mit der duodecimalen Teüong
nennen wir die sexagesimale; also ist auch dieses System unzweifelhaft
in der Tabelle dargestellt, und insbesondere weisen die Brüche ^ i>
V45 u. s. w. bis 1/90 darauf hin , dais ak kleinster Bruch j^ »> ^lu%
vorauszusetzen ist
Wenn nun als feststehend angenommen werden darf, dafs das ge-
samte System des griechischen und römischen Hohlmafses auf Halbie-
rung und Drittelung und überhaupt auf duodecimaler Gruppierung be-
ruht, und ferner nachgewiesen ist, dafs die alten Ägypter ihre kleinsten
Hohhnafse teils durch fortgesetzte Halbierung, teils durch Teilung in
Sechzigstel und Dreihundertsechzigstel gebildet haben (§ 41, 7), so
haben wir in der vorstehenden Tafel und mithin auch in den früher
aufgeführten Einzelsystemen eine bewuftste und planmäfsige Dmreck-
nung der altägyptisdien Mafse in griechisches duodecimales Teifanafa.
Was zu solcher Umrechnung veranlagt haben mag, ist leicht n
erkennen« Die erstaunliche, bis in alle Einzelheiten ausgebildele
Rezeptkunde der alten Ägypter ist von den alexandriniscben Äntea in
die griechische Heilwissenschaft übertragen worden, und zwar ebenso
sorgfältig und systematisch wie die ägyptische Geodäsie durch Heroii
und seine Nachfolger, von deren Thätigkeit die erhaltenen Reste der
Heronischen Geometrie genugsam zeugen.
i 63. 18. KLEINSTE HOHLMASSE. 641
Die Methode der Umrechnung sei zum Schlufs noch mit wenigen
Worten angedeutet
Die Teilung durch Halbieren ist zunächst vertretet in der Kotyle
der Ärzte, welche hiernach ihren festen Platz im ganzen Systeme er-
hält 0; d^DQ stehen aus die Beträge V4 = 10,26 Centil., Vs »= 5,13
Centil., Vi 6 = 2,56 CentiL; aber erhalten ist der Bruchteil V32 '^
1,28 CentiL, oder V22 der attischen Kotyle, wie die Überlieferung an-
giebt. Es stellt sich nämlich dieser Betrag, welcher genau V32 der pro-
yinzialen und ungefähr V22 der attischen Kotyle ist, heraus als nahezu
V36 des altägyptischen Hin. Die Umrechnung in griechisches Mals
erfolgte also nach den Verhältnissen
Hin : prov. Kot : att Kot — 18 : 16 : 11
oder nach Umständen wohl auch genauer = 36 : 32 : 21 V2.^)
Eine noch genauere Gleichung ist durch das kleinste uns über-
lieferte Hohlmafs, das xoxhdfcov Nr. IV, ausgedrückt Nach allem,
was früher bemerkt worden ist, und besonders im Hinblick auf die
vier Teilmafse, welche je ein Zehntel eines gröfseren Maises bilden,
kann es unmöglich als ein zufälliges Zusammentreffen gelten, dafs
dieses kleinste Mafs, welches als Veo der attischen Kotyle nachgewiesen
ist, auch genau Vioo des altägyptischen Hin beträgt Dieses xo^^tta-
(jiov ist demnach gewissermafsen die Verkörperung der Verhältnisse
Hin : prov. Kot : att. Kot — > 10 : 9 : 6,
und stimmt genau mit dem rOmmcfaen Ansätze der alten Artabe, wo-
nach 80 Hin als ötanafs zu 100 Pfund Gewicht, d. i. zu 66^/3 Sextaren
-» 133V3 attischen Kotylen, gerechnet werden. 3)
Endlich in den zahlreichen Fällen , Wo es auf Genauigkeit bis auf
die kleinsten Brüche nicht ankam, oder wo, wie meist bei Rezepten,
nur die Verhältnisse zu übertragen waren, sind wahrscheinlich die
Tdle des Hin den gleichnamigen der provinzialen Kotyle gleich ge-
1) Absichtlich bin ich nicht eingegangen auf die Teilnog dieser Kotyle,
welche ja auch ihre Viertel, Sechstel u. 8. w. gehabt hat, wie solche bei der
nrtprfinglichen attisch-Ptolem&ischen Kotyle aufgeführt sind. Ersichtlicherweise
p«a«en alle Torher aufgefOfarten MaÜM auch zu dieser kleinsten Kotyle, da jede
dort Forkommende Brucbbezeichnnng nur im Nenner verdoppelt zu werden
braucht, um den entsprechenden Teil der kleinsten Kotyle darzustellen.
2) Eigentlich 21*/b oder 21Vs) je nachdem man vom Hin nach dem Yerhält-
oisse 5 : 3 oder von der provinzialen Kotyle nach dem Verhältnisse 3:2 ausgeht.
3) Yergl. oben S. 634, wo diese Gleichung mit Bezug auf die alexandrinische
Kotyle durchgeführt ist Dafs 100 Pfund ölge wicht (^rf^i färoojp p. 258, 10)
einem RaummaGse von 66^* Sextaren entsprechen, geht auch direkt aus dem-
selben Fragmente p. 259, 2 hervor.
Hultseb, Mctrolofie. 41
642 Ägypten. §h,i.
rechnet worden , wonach die Umsetzung des ägyptischen HaÜBes io
attisches nach dem Verhältnis von 3:2 erfolgte. Nach dieser Rech-
nungsweise war das fiix^oregoy (ivaxQov der Kleopatra das uomittel-
bare Äquivalent des altägyptischen ro (S. 370).
§ 54. Ptolemäüehe und ägypUteh-römUchß Gewichte und Mänsen.
1. In den uns noch erhaltenen Resten der metrologischeD Litte-
ratur der Kaiserzeit finden sich einige wertvolle Notizen über die G^
Wichte der römischen Provinz Ägypten. Eine genauere Untersuchung
zeigte zunächst, dafs alle diese verschiedenen Gewichte bereits uoter
den Ptolemäern bestanden, und weiter stellte sich dann heraus, da&
ihr Ursprung in die frühesten Zeiten babylonischer Kultur zurOck;
reicht^) Ja die vorderasiatischen Gewichte haben derart den ganzfifi
Veriiehr Ägyptens beeinflufst, dafs von dem ältesten und eigentfloh
liehen Gewichtsysteme dieses Landes (§ 41, 8) zur Ptolemäeneit m
noch Spuren in der Berechnung der Kupfermtlnze erhalten sind
(S. 649 f.).
Die königliche Mine der Babylonier enthielt 60 Shekel, deren 50
wiederum eine Mine Goldes bildeten. Aus dem leichten Shekel GoUes
entwickelte sich weiter nach ganz bestimmten Regelo der babylonische
Silberstater im Gewichte von 11,2 Gr. und der phOnikische StaterTon
14,93 Gr. 2) Alle diese vier Gewichte haben von Vorderasien aus nach
den übrigen am Mittelmeere gelegenen Ländern sich verbreitet, und
zwar lassen sie am sichersten für Ägypten sich nach weisen, da se
hier mit anderen uns bekannten Gewichten verglichen und diese Ve^
gleichungen bis auf unsere Zeit überliefert worden sind.
Die Minen, welche in Betracht konunen, geboren sämtlich dem
sogenannten leichten Gewichte an (§ 42, 9. 15). Die ursprfloglicfaeo
Normalbeträge sind für die königliche Mine 504 Gr. , für die Min«
Goldes 420 Gr., für die babylonische Mine Silbers 560 Gr., fflr(Be
phOnikische Mine 746,7 Gr. Bei den Metrologen der Kaiserzeit wird
das erste Gewicht als die Ptolemäische, das zweite als die Mine des
alexandrinischen Holztalentes, das dritte als die alexandrinische IGoe
bezeichnet. Betreffs des vierten ist keine besondere Benennung flbe^
liefert, was leicht erklärlich ist, da es unmittelbar dem gültigen Mona-
1) S. das Nähere in den Metrol. Script. I p. 109 ff. and die Einzelnachweiic
im Index unter ßtra 9. 10, ferner Fleckeisens Jahrb. (I. Abteil, der Nenen Jahrb.
f. Philol. u. Padag., Leipzig, Tenbncr) 1876 S. 253 f., R. St Poole im " '"
chron.Vn, 1867, p. 183 ff.
2) Vergl. oben § 42, 10. 12. 15. 43, 2 und Tab. XXII.
fM,i. GEWICHTE. 648
Systeme entsprach, i) Wir lassen nun das Wichtigste in kurzer Über-
sicht folgen.
I. Die königliche Mine erscheint in Ägypten schon in einer Periode,
weiche dem 16. Jahrhundert v. Chr. vorangegangen ist, in einem abge-
minderten Betrage. Die früher erwähnten Goldringe fahren auf eine
Mine von 486 Gr. (§ 41, 9), und ähnUch erhalten wu*, wenn wir die
Drachme der Ptolemäer nach dem ttbUchen MOnlgewichte zu 3,57 Gr.
ansetzen, eine Mine von nur 482 Gr. 2) Allein noch in römischer Zeit
mrde dieselbe Mine zu 18 Unzen «» 491,2 Gr. bestimmt (§ 67, 4),
und diesen Betrag, welcher einer Ptolemäischen Drachme von 3,64 Gr.
entspricht , haben wir als wahrscheinliches Mittel zwischen den effek-
tiven, bald etwas höheren, bald niedrigeren GewichtstUcken festzu-
hatten.3) In drei metrologischen Tafeln heilst dieses altbabylonische
Gewicht die Ptolemäische Mine 4), offenbar nicht, weil die Ptolemtfer
sie neu eiDgeftthrt, sondern weil sie ein schon vorhandenes Gewidit
gesetzUch reguliert haben. Identisch mit der Ptolemäischen ist die
sogenannte itaUsche Mine (§ 57, 4, II).
II. Dafs die babylonische Mine Goldes von allen vorher genannten
Gewichten verhältnismälsig die geringste Verbreitung gefunden hat,
darf nicht auffallen, da dieselbe durch Solons Münzordnung, um ein
geringes erhöht, zur attischen Mine wurde (§ 46, 12) und als solche
ein um so weiteres Gebiet der Geltung sich eroberte. In Ägypten ist
ans dem Goldtalente, nach welchem einst der Perserkönig münzte,
ein unscheinbares alexandrinisches Holztalent geworden, wel-
ches zum Ptolemäisch- römischen Talente sich wie 5 : 6 verhielt und
dessen Mine mithin gleich 15 römischen Unzen war.^) Da nun die
1) Der anonyme AlexaDdriner (MetroL Script. I p. 300, 15) nennt ganz mit
Recht das Talent Plolemäischer Mflnie ro JltoXifiaiKov , oder kurz daranf
(p. 301,4), wo er sich auf dasselbe bezieht, ro imxc&^toy. Die entsprechende
Mine, d. i. 100 Ptolemäische Drachmen, wfirde also mit Recht die Ptolem&ische
belGsen; doch ist dieser Ausdruck bereits für die erste von den oben erwähnten
Minen in Anspruch genommen. 'Wir können zum Unterschiede das Gewicht Ton
100 Ptolemäischen Drachmen die 'Mine Ptolemäischer Mfinze' nennen.
2) Vergl. oben S. 376 Anm. 1. Die systematische Gleichung der königlichen
Mine mit 135 Ptolemäischen Drachmen, welche ich zuerst Metrol. Script. I p. 110
adnot 4 ermittelt habe, ergiebt sich auch unmittelbar aus Tab. XXIl. Denn die
königliche Mine, welche 60 eigene Shekel hält, mufo (nach dem Verhältnis B: D)
— 1^ phönikische Statere, mithin 4mal so Tiele Ptolemäische Drachmen, d. L
135, enthalten.
3) Vergl. § 19, 11,V. 50, 7, 1. 57, 4, ü.
4) Metrol. Script. 1 p. 109 f. 228, 26. 234, 1. 236, 24. 254, 11. 256, 16.
5) Ebenda p. 120 f. 301, 3. 238, 15. 257, 5.
41*
844 ÄGYPTEN. |s4,t
unter I. erwfthnte PtAlemaisdie Mine Yon den Römern anf 18 Dnzea
angesetzt war, ao ?erhielt sich dieselbe zur Mine des Holstaleiites wie
6:5, gerade wie die königliche Mine der Babylonier ewt Mine Goldes
(I 42, 15). Und wie die erstere in Ägypten Yon 504 auf 491 Gr. ge-
sanken war, so hatte die Mine Goldes ?on 420 Gr. als aiexandrinische
Mine des Holztalentes nur noch ein Gewicht von 409,3 Gr.^)
III. Der babylonische Silberstaiter ist das DreiflBiche derselben Ein-
heit, wekbe in phOnikisdien Stater viermal enthalten ist.s) Diese Em-
heit aber war in der Mttnze der Ptolemfier die Drachme. Mithin gingen
dem Systeme nach 37 Vs j^Onikische Statere, d. i. 150 Ptolemüsche
Drachmen, anf die bab^nische Mine. Bei Galen und in zwei metro*
logisdien Tafeln heifst sie die aleiandrinische und vnrd, aofeer
zu 150 Ptolemäischen Dradimen, auch zu 20 Unzen bestinmits) Zw
Ptolemifischen Mine (Nr. I) von 135 Drachmen oder 18 Unzen verhieit
sie sich mithin wie 10:9, zur Mine des Holztalentes (Nr. H) wie 4 : 3,
also ganz entsprechend dem babylonischen Systeme (Tab. XXII, A—€).
Von dem ursprttngUchen Betrage von 560 Gr. war sie auf 545,8 Gr«
gesunken; ja eine anderweite Angabe scheint anzudeuten, dabauch
eine Schätzung zu nur 539 Gr. vorgekommen ist 4) GemSls dem An-
sätze zu 20 Unzen ist das Talent dieser Mine der römische Centoer
»57, 4, HI).
IV. Die babylonische Mine vertiielt sich, wie eben bemerkt wonie,
zu der phonikischen dem Systeme nach wie 3 : 4. Wir müssen Ao
erwarten, dafs die letztere, wenn sie in Ägypten vorkam, auf 200 Ptoie-
mtfische Drachmen und spater auf 26^/3 Unzen gesetzt worden ist Die
Gleichung mit 200 Drachmen ergiebt unmittelbar das Münzsystem der
Ptolemäer; denn indem diese den Stater zu 4 Drachmen ausbrachte,
mufsten 2 Minen Ptolemftischer Münze ^j auf 50 Statere, d. i auf
1 phönikische Mine, gehen. Nach dieser Mine scheinen Heron und
Phiion in ihren Schriften über den Geschützbau das Gewicht der fon-
zuschleudemden Steine bestimmt zu haben.^ Auch in Italien kommt
dieselbe Mine vor und ist dort vermutlieh auf 26 Unzen fixiert worden
(8 57,4,V).
1) Berechnet nach Metrol. Script I p. 121 mit Anm. 1. VerffL auch W. Christ
in den Sittnngsberichten der MOnchenef Akad. 1862, 1 S. 82 1
2) Vergl. § 23, 4 (S. 178 f.). 43, 2.
3) Metrol. Script. I p. 11 1 ffl und weiter an den im Index unter ^a 9 dticxtea
Stellen.
4) Metrol. Script I p. 113.
b) Vergl. oben S. 643 Anm. 1.
6) S. Fleckeisens Jahrbacher 1876 S. 253 f.
fM,i. GEWICHTE. «46
Entsprechend der alexandrinisehen IGne ist dieses ptonikisch-
ägyptische Gewicht nicht nach der ursprünglichen Norm zu 746,7 Gr.^
sondern nuv zu 728 Gr. anzusetzen. So ?iel betragen nämlieh 200
Ptolemitische Drachmen Ton je 3,64 Gr., und ebensoviel ergiebt im
VeihaltBis 4:3 zur alexandrinischen Mine von 546 Gr. Nach dem
flUicben Httnzgewichte der Ptolemäischen Drachme Icommen nur 714
Gr., nach der Schätzung zu 26 Unzen nur 709,5 Gr. auf diese Hise.i)
V. Die Mine Ptolemftischer Münze ist die Häifte der vorigen. Es
ist zwar lieht direkt überliefert, aber aus vielen Gründen wahrschein-
Mdi, dafs sie von den Ptolemäem zur attischen Mine in das Veiiiättnift
Tdn 5 : 6 gesetzt wurde. 2) Da nmi <fie irische Mine gleich 16 r5mi->
sehen Unzen ist, so mufe die Ptoleroäiscbe Bline zu 13Vs Unzen ge<-
recboet worden sein. Dies wird bestätigt sowohl durch das systema*
tische Verbflltnis von 2 : 3 zur alexandrinischen Mine, welche zu 20
Unzen tarifiert worden ist, als durch eine metrologische Überlieferung,
wonach 7 Vi Drachmen auf die Unze gezählt zu wwden pflegten.^) Wir
setzen hiemach das Normalgewicht dieser Mine zu ISVs römischen
Unzen «> 364 Gr., und der Drachme «» 3,64 Gr.
Nach dem übUchen Effektivgewichte Ptolemäischer Münze ist die
Mine um ein wenig niedriger, zu 357 Gr., nach einer Anzahl noch
erhaltener Gewichtstücke sogar nur zu 353 Gr. zu rechnen. Diese Ge-
widitstücke zeigen zugleich, dafs die Ptolemäische Mine unter romi*
scher Herrschaft als provinziales Pfund betrachtet und duodecimal in
Unzen und Hälften und Achtel der Unze geteilt wurde. 4)
Am Ausgange des vierten Jahrhunderts v. Chr. wird in einer,
attischen Inschrift ein araS'fiog AiyvTttiog erwähnt, in welchem
damals zu Athen die Materialien für Segel und Taue zur Schifisaus-
rOstung verwegen und berechnet wurden.^) Welches von den vorher
1) Nach der äitestea syrisch-pbönikischeD Silberprigang kommen 726,5 Gr.,
ntch einem bereolanischen Gewichte 712 Gr. auf die phönikisehe Mine (f 4S,3.
W,4,V).
2) Meirol. Script. I p. 112. 121 adnot. 3. Weitere Stützen erhält diese An-
nähme durch die firkiämnff d^ nstnad^xfiia von Ghios (oben § 48 S. 554 f.)
und die Deutang des syrischen Goldstflckes von 2Vt attischen Statten als eines
Ptoiemaischen nexadrachmons (§51, 8).
3) Meirol. Script I p. 121 f. Die Drachme, welche Vjimii in der Unze ent»
hilten ist und mithin einer Mine von 13Vs Unzen entspricht, kann weder die
attische Drachme noch ein römischer Denar sein. Dieser Ansatt palst nur auf
die phdaikisohe oder Ptolemäische Drachme.
4) Ebenda p. 114f.
5) U. Köhler in den MittheUungen des deutschen archäol. Instituts in Athen
VI, 1881, S. 424 ff:
646 ÄGYPTEN. fsiui
erwähnten Gewichten damit gemeint ist« bedarf noch der Erörte-
rung. ^
VI. Seitdem unter Nero der römische Denar auf ^/s der Duze ge-
sunken war (§ 38, 4), wurde demselben die Ptolemäiscbe Dradüne
gkichgesetzt. Demnach kam die Ptolemäische Mine auf 12V2 0nzen
»B 341 Gr., und das Ptolemäiscbe Talent wurde gleich dem jQDgeren
attischen oder romischen Rechnungstalente. >)
2. Ägypten war unter den Diadochenstaaten , die aus der make-
donischen Monarchie hervorgingen, der einzige, in welchem der Ton
Alexander eingeführte attische Münzfufs keinen Eingang fand. Ue
Ptolemäer prägten ihre Münzen sowohl in Gold als in Silber nach pho*
nikischer Währung, in Überstimmung mit dem MQnzfufse der syrischen
Küstenstädte, besonders Tyros (§51, 7). Wie dort, so wurde auch is
Ägypten die kleine Silbereinheit als Drachme bezeichnet, und es
wurden danach in Gold unter dem ersten Ptolemäer Stücke Ton fÖBf?
zwei oder halben Drachmen, seit Ptolemäos II gewöhnUch Tetra-
drachmen, aber auch Oktadrachroen , Didrachmen und Drachmea, m
Silber meistens Tetradrachmen gemünzt^) Dazu gab es eine Kupfer*
drachme, welche im Normalgewichte vermutUch der Gold- und SOber-
drachme gleichstand. Alle drei Metalle waren in ein festes HOnzTer-
hältnis zu einander gesetzt Es galt nämhch das goldene Oktadrachmon
soviel als eine Mine Silbers (daher auch fivaelov benannt) und als m
1) Die iDSchrifÜiche OberlieferoDg bezeugt nur, da£s das System die»
ägypüsehen Gewichtes identisch war mit dem attischen (Köhler a. a. 0. S. 426).
Ffir welches ägyptische Gewicht man sich auch entscheiden möge, jedeofoUs
wird man es fOr Athen anmittelbar dorch Gewichtstücke bezeugt finden (§ 19, 11^
2) So sind zu erklären die Worte des anonymen Alexandriners Metrol soipt
I p. 300, 15 (de Lagarde Symmict I S. 167): ro l^rttxov taXavrov tco^asm
fiiv rf UxoXBfiaixt^ — %ai ica^t&fiov iv noffi; Tcrgl. ebenda p. 116C vd
oben § 32, 1.
3) Mommsen S. 40 f. (Traduct Blacas I p. 52 f.). HerTorzuheben sind aodi
das goldene Dekadrachmon der Berenike, Gemahlin tou Ptolemäos DI, welches
nach J. Friedlaender in der Berliner Zeltschr. für Numism. 1879 S. 7 35,52 Gr.
wiegt, sowie die silbernen Dekadrachmen der Arsinoe Philaddphos, deren Ge-
wichte G. W. Huber in der Wiener Numism. Zeitschr. I S. 12f. mitteilt Die Maxiiia
sind 35,40 und 35,00 Gr. Auf die zahlreichen und umfänglichen Spedalichfüten
über die Münzen der Ptolemäer einzugehen, ist hier nicht der Ort; wir begnüget
uns daher mit dem Hinweis auf die Untersuchung Ton R. St. Poole *Tbe coiai
of the Ptolemies' im Numism. chron. 1S64 p. 7fL 159 01 231 £, 1S65 p. 13« C
321 fi., 1866 p. Iff., 1867 p. 161 ff., ferner auf Huber im Numism. chron. 1861
p. 162 und in der Wiener Numism. Zeitschr. I S. 1 ff. 201 ff., n S. 389 ff., M. Pmte
in den Beiträgen zur älteren Münzkunde, herausg. von Pinder und Friedlaeadcr,
S. 199 ff., Friedlaender in der Wiener Numism. Zeitschr. HI, 1871, S. 73ff. ood
in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1879 S. 5 ff., Friedlaender und v. Sallel Das
Königliche Münzkabinet, Berlin 1877, S. 148 ff.
«54,2. MONZWESEN. 647
Talent Kupfers 0, oder es verhielt sich das Gold zum Silber me 100: 8,
zum Kupfer wie 6000 : 8; d. h. das Gold hatte den 12 Vs fachen Wert
des Silbers und den 750 fachen des Kupfers, das Silber den 60 fachen
Wert des Kupfers.
Das Normalgewicht der Ptolemäischen Münze ist nach Ausweis der
am sorgßUtigsten geprägten Stticke auf 3,57 Gr. fttr die Drachme festzu-
setzen.)) Das Ptolemäische Talent Silbers wog demnach 21,42 Kilogr.
und stellte einen Wert von 3855 Mark dar. Die Drachme kommt ent-
sprechend auf 0,64 Mark. Da jedoch als Äquivalent der Mine Silbers
das goldene Oktadrachmon galt, so ist nach dem Goldwerte, verglichen
1) Leiroime Papyrus grec du r^goe d'Everg^te U, conteuant Tannonce d'une
r^eoMpense promise k qui d^couvrira ou ram^nera deux esciaves, Extrait du
Jounial des savants, Fans 1833, MommscD S. 41ff. (Traduct Blacas I p. 53fil),
Brandis S. 254. 290, Poole im Numism. chron. 1867 p. 163 ff., Lenormant I p. 7.
154. 181, F. Rfihi Der Schatx des Ptolemaios U PhUadelphos, in Fleckeisens
Jahrb. 1879 S. 621 ff. (vergl. besonders den Schluis S. 628). Lenormant (Revue
numism. XIII, 1868, p. 18) sieht in dem von Poll. 9, 60 erwähnten und den
Kyrenäern zugeachriebenen ntvripcortad^jQuov (unten S. 653) die Hälfte des
Ptolemäischen fivouMv, Wie weiter unten rS. 650) gezeigt werden wird, ging
neben dieser für die königliche Münze gültigen Ordnung eine landesübliche
Bechnungsweise her, nach welcher das Kupfer gegen Silber etwa um die Hälfte
niedriger stand als in der Münze der Ptolemäer. Andererseits scheint (etwa
seit Anfang des 2. Jahrb. v. Chr.) eine Ausgabe königlichen Kupfergeldes zu dem
hohen Münzwerte von 1 : 20 gegen Silber erfolgt zu sein (S. 650).
2) Das höchste der von Mionnet Poids p. 201 angeführten Pentadrachmen
von Ptolemäos I wiegt 4 Gros 48 Grains =■ 17,847 Gr., woran sich andere kaum
merklich niedriger ausgebrachte Stücke schliefsen. Aus diesen und aus den
Exemplaren der Thomasschen Sammlung, deren höchstes bis auf 17,86 Gr. steigt,
bestimmt Mommsen S. 40 (Trad. Blac. 1 p. 52) das Normaigewicht der Drachme
Ptolemäischer Prägung auf 3,57 Gr., womit Friedlaender in der Berliner Zeitschr.
f. Numism. 1879 S. 5 f. übereinstimmt (nur dafs er den Betrag um eine Decimal-
stelle weiter auf 3,569 Gr. ausrechnet). Das oben § 51, 8 a. E. erwähnte syrische
Goldstück von 21,47 Gr. ergiebt, als Hexadrachmon gefafst, eine Drachme von
3,58 Gr. Poole a. a. 0. p. 161 setzt als volles Gewicht des Silbertetradrachmons
220 Grains = 14,256 Gr., d. i. für die Drachme 3,564 Gr. Das Berliner Gold-
Pentadrachmon von Ptolemäos l im Gewichte von 17,84 Gr. (Huber Wiener
Nomism. Zeitschr. I S. 28, Katalog S. 149) bestätigt den Ansatz von 3,57 Gr.
Die oben S. 646 AnnL 3 angeführten Dekadrachmen ergeben eine Drachme von
3,55 bis 3,50 Gr. Das goldene Oktadrachmon der Arsinoe IH (Huber a. a. 0.
S. 241 f.) im Gewichte von 27,75 Gr. führt auf eine Drachme von 3,47 Gr. Die
Dtdrachmen der Berenike U (Huber S. 226 f.) sind zumeist auf eine Drachme
von weniger als 3,50 Gr. geschlagen, wogegen zwei Maximalprägungen von
3,73 und 3,69 Gr. für die Drachme die Ausnahme bilden. Dafs die Ptolemäische
Gewichtsdrachme wahrscheinlich auf 3,64 Gr. normal anzusetzen ist, wurde oben
S. 645 bemerkt; allein die Norm für die Münzprägung hat wohl von Anfang an,
entsprechend dem etwas verringerten attischen Gewichte der Alexandermünzen,
auf dem Betrage von 3,57 Gr. gestanden. Im Fortgange der Ptolemäischen
PHigung hat sich zuerst eine geringe Gewichtsabminderung beim Golde gezeigt
(Brandis S. 254), später, besonders in den Zeilen des Verfalls, sinken die Münz-
gewichte im allgemeinen.
648 ÄGYPTEN, Sais.
mit heutiger Mttnie, das Talent auf 4780, die Drachme auf 0,80 Mark
anzusetzen.
Demg^qi^Gs ergeben sich auch für das Ptolemäische Kupferialeal
zwei verschiedene Wertbestimmungen nach heutigem G^lde. D^oi
insofern es 1 M^ne Silbers galt, ist es mit 64,2 Hark zu yergleidieii,
während es als Äquivalent von 8 Drachmen Goldes auf 79,7 Mark aus-
kommt Der Komiker Philemon setzte wahrscheinlich dasselbe Taknt
zu einem Werte von 3 attischen Goldstateren 0» d. L auf 73,1 Mark, an.
3. Aulser dem Talente Kupfers gab es unter den Ptolemäem, mt
nicht anders zu erwarten, auch Talente Silbers und Goldes. Denn durch
den Fundamentalsatz der Ptolemäischen Währung, dafs sowohl 8 Dncb-
men Goldes als 1 Mine Silbers gleich einem Kupfertalente gelten, wurde
die Summierung von Drachmen Goldes und Silbers bis zur Zahl 600t,
d. h. bis zum Talente, nicht ausgeschlossen. Ptolemäos II hinteriie]^
aufser anderen Schätzen eine Summe von 740000 Kupfertalentea ^
ofifenbar war die Absicht gewesen 750 000 solcher Rechnungstaleute,
d. i. 1000 Talente Goldes, aubu^eichern. Effektiv bestand derScbaU
wahrscheinlich zum grOfseren Teile aus GoldmQnzen; aulsenkmwar
Silber'), gewifs aber kein Kupfer niedergelegt Das PUdemSische
Talent Silbers ist mehrfach bezeugt^); es galt, wie aus dem Voito^
gehenden unmittelbar folgt, gleich 60 Kupfer- oder RechnungstaleuteB.
Das Kupfertalent selbst wurde bezeichnet durch den Zusatz ;(aiUot
vofilafictTog , dtiicli voiJilafiaroQ iTttoriiiov xaXxov% oder hiefe auch
schlechthin ägyptisches Talent.^)
1) Oben S. 130 Addi. 2.
2) Appian. prooem. 10, Niebuhr in den Abhandl. der Berliner Akad. 1820—31
S. 97, Letronne a. a. 0. p. 20, Rühl a. a. 0. Dagegen siebt J. G. Drovsefl Za
Finanzwesen der Ptolemäer, Sitzungsberichte der Berliner Akad« 1882 (XI} S.207C
in den Aiyvnrm rdXavra Appians Ptolemäische Silbertalente.
3) Die überlieferte Zahl 740000 legt die Yennatong nahe, dafis etwa 240000
Rechnungstalente effektiv in Silber niedergelegt waren. Dies würden also 4000
Silbertalente gewesen sein. Der Rest in effekUvem Golde betrug dann 50 My-
riaden Drachmen. Yergl. Bieronymus in der folgenden Anm.
4^ Polyb. 5, 89, 1 : intjyysiXaro Ji xcU UtoXs/uucs (4>$lomtm^) «Wj
{xoU PoBloii) a^yv^iov Takavra TQiaxoaiay wovon nach § 5 der dritte Teil
sofort ausgezahlt wird. Auch die 100 a^yv^iov raXavrcu welche nach { OAnti-
gonos schenkte, waren wohl auf die gleiche Währung, die ja mit der rfaodischcs
identisch war, gestellt Rierooym. in Daniel. 11, 5, tom. V p. 506G edit. FrancoL.
(Ptolomaeum Philadelphum habuisse) auri quoque et argenti grande poodus, iti
ut de Aegypto per singulos annos quattuordecim milia et octingenta talett^
argenti acceperit Vergl. Droysen a. a. 0. S. 218 f.
5) Polyb. 5,89,2. 22, 12 (23, 9), 4. Dazu kommt das bemerkenswerte Cltl
bei Suidas unter vo/uarsvofuytDv: x^^ov rav iv IdXsSavS^ftiq v0fuaxtvmit^
raXavra TBr^axiax^Xia, 6) Appian a. a. 0.: xffnf^'^otv S* iv xol& ^«^
T^aatx^ae xtü ißSofirpcovra fiv^tadss raXttProfv Atytmxiotv,
§54,3. BIÜNZWESEN. 649
Die jährlichen Einkünfte Ägyptens betrugen unter Ptolemäos 11
14800 Talente Silbers, d. i. nach heutigem Geide 57 Millionen Mark,
erreichten also nahezu die Summe der Tribute, welche aus dem ge-
samten Perserreiche an Dareios eingingen (S. 493). Der hinterlassene
Schatz des Ptolemdos beUef sich, wenn man die überlieferte Summe
auf Silbertalente reduciert, auf 47 V2 Millionen Mark.^
Es bedarf wohl kaum besonderen Nachweises, dafs der Münzwert
desPtolemäischen Kupfertalentes den wirklichen Wert des entsprechen-
den Kupfergewichtes merklich überstieg. Andererseits aber würde map
fehlgehen, wollte man das ägyptische Kupfergeld schlechthin, als
Scheidemünze betrachten. Dagegen spricht sowohl die ziemlich genaue
Aofirechterhaltung des normalen Gewichtes auch bei der Kupferprä-
gong^), als auch die Zusammenzählung der Kupferdrachmen zu Ta-
lenten und Summen von Talenten, d. h. die Schöpfung eines Rech-
Dungstalentes in Kupfer, nach welchem, da die Wertverhältnisse
zwischen den drei Metallen gesetzlich fest standen, auch die grOfsten
Sammen Goldes oder Silbers bezeichnet werden konnten. Am zu-
treffendsten werden wir wohl sagen, dafs das Kupfer, neben dem voll-
wertigen Golde und Silber, als sekundäres Wertmetall hauptsächlich
für den inneren Kleinverkehr diente, aber auch nach auswärts, soweit
Ptolemäischer Einflufs reichte, seine Geltung behauptete. ')
Neben dem durchaus griechischen Systeme der königlichen Münze
der Ptolemäer ging eine volkstümUche Kupferrechnung, in welcher
das uralte ägyptische Gewicht (§ 41, 8. 10) mit dem Talente und der
Drachme in bequeme Beziehungen gesetzt war. Das ägyptische Ten,
welches auch damals noch als Zehntel das Ket unter sich hatte, wurde
als Mine betrachtet Sein Sechzigfaches, also das landesübUche Talent
Kupfers, biefs kerker. Das Ket, das Zehntel des Ten, hatte unter sich
wieder 10 Drachmen. Zwischen Ten und Drachme stand der Shekel
es 4 Drachmen.^ Es bestand also folgendes System:
1) Appian und Hieronymne a. a. 0. Rühl S. 628 redaciert die 740 000 ägyp-
tischen Tafente Appians ebeofalls auf 12333V3 Silbertalente und vergleicht mese
Spnme mit 48561650 Mtfk. Nach Droysen a. a. 0. S. 208 kommt, da dieser
Silbertalente berechnet, das Sechzigfache obiger Summe, nämlich 2850 Millionen
Mark, heraus.
2) Brandis S. 290.
3) Aus den S. 648 Anm. 5 angegebenen Stellen des Polybios geht hervor,
dafs 1000 Talente Ptolemäischer KujpfermOnze den Rhodiem, und 200 solcher
Talente den Achaem willkommene Subsidien waren.
4) E. Revillout in der Zeltscbr. für ägypt Sprache 1879 S. 129 f., Droysen
a.a.O. S. 230 ff.
660 ÄGYPTEN. 1*4.8.4.
Kerker 1
Ten 60 1
Ret 600 10 1
Shekel 1500 25 2 Vi 1
Drachme 6000 100 10 4.
Wie diese LaDdeswährung dem Kurse nach zum Silberwert, und
femer, wie sie gesetzlich zur königlichen Münze der Ptolemaer stand,
ist noch nicht vOUig aufgeklärt Doch treten ziemlich deutlich die Kurs-
verhältnisse 1 :106V3 und 1: 120 zwischen Kupfer und Silber herror-O
Die mehrfach erwähnten xcchcov rdXavTa laovo/nov scheinen Talente
einer königlichen Kupfermünze zu sein , welche zu dem hohen Mflnz-
werte von 1 : 20 gegen Silber ausgegeben war und nach welcher fer-
mutlich die Masse des anderweit umlaufenden, weit niedriger ge-
schätzten Kupfergeldes reguliert wurde. 2)
4. Nachdem Ägypten römische Provinz geworden war, horte die
Goldprägung auf und das Silbergeld ging in BUlonmünze über. Es
wurde nämlich an die Stelle des grofsen Ptolemäischen Oktadrachmoos
der Aureus des Augustus von nur 7,80 Gr. gesetzt, auf diesen aber,
ebenso wie auf das alte fast viermal so schwere Goldstück, 25 Tetra-
dracbmen im Gewichte von je 4 Denaren gerechnet. Die ägyptische
Drachme hatte ako, wie auch ausdrücklich bezeugt wird, nur den Wert
von V4 Denar. 3) Dabei konnte sie nicht von reinem Silber sein; ?iel-
mehr wurde das Tetradrachmon seit Tiberius in Billon mit einem noch
weit niedrigeren Silbergehalte als dem von 1 Denar ausgebracht <)
Noch bis in das zweite Jahrhundert der Kaiserzeit wurde dieses
Tetradrachmon, wie in der landesüblichen Kupferrechnung als Shekel
(§ 54, 3), so griechisch als ararqQ ^), d. i. ab Fttnfzigstel einer HGne,
bezeichnet. Es blieb also bis in so späte Zeit die Erinnerung daran,
dafs dieses Fttnfundzwanzigstel der Ptolemäischen Mine (§ 54, 1, V)
ursprünglich der doppelt so schweren phOnikischen Mine untergeordnet
war (§ 54, 1, IV).
Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts scheint die Ptolemäisefae
Drachme, welche nun die ägyptische hiefs, auf Ve des Denars herab-
1) F. Robiou in der Revue arch^ologique, 1873, vol. 26 p. 98ft, Droyw»
a.a.O. S.214f. 235.
2) Droysen S. 215. 230 ff., besonders S. 235 t
3) Der anonyme Alexandriner Metrol. Script I p. 300 (vergl. oben S. 594
Anm. 5).
4) Mommsen S. 723 f. (Traducl. Blacas Ui p. 333 flf.).
^ 5) Metrol. Script I p. 122 f. 126, nnd vergl ebenda den Index unter «^«r^ ^-
f6S,i.r GYRENAIGA. 651
gesetzt worden zu sein.^) Sie wurde also, da der Deuar als attische
Drachme galt, dem Obolos gleich. Gewüs ist damals auch derjenige
Betrag ägyptischer Kupfermünze festgesetzt worden, welcher einem
attischen Chalkus »» i/t^oo des römischen Aureus entsprach. Das
Fttnftel dieses Betrages war dann vermutlich eine neue Kupferdrachme,
welche den Aureus als Talent übersieh hatte und gegenüber der Billon-
drachme, unter Voraussetzung gleichen Gewichtes, ein Wertverhältnis
von 1 : 40 darstellte.
S 55. Cyrenaiea,
I.Längen- und Fächenmafs. Die königlichen Ländereien
der Provinz Cyrenaica, die Ptolemäos Apion im J. 96 v. Chr. den Rö-
mern hinterlassen hattet), waren nach Hygin^)in plinthides geteilt
Die plinthis hatte 6000 Fufs ins Gevierte und enthielt 1250 medimna.
Das medimnon bedeutete die Aussaat eines Medimnos Getreide und
entsprach in seinem Betrage ziemlich nahe dem römischen Jugerum,
denn es enthielt nach dem von Hygin gegebenen Verhältnisse gerade
wie dieses 28800 DFufs (36000000 : 1250 = 28800). Der Unter-
schied zwischen Medimnon und Jugerum beruhte nur auf der ver-
schiedenen Gröfse des zu Grunde liegenden Fufsmafses. In Cyrenaica
galt nämlich der attische Fufs, welchen Hygin den Ptolemäischen
nennt ^) und zu 1 V24 des römischen bestimmt. Demnach enthielt die
plinthis 1356^^/288 römische Jugera, wofür Hygin in runder Zahl
i356V3 rechnet; das medimnon 1^^/576 Jugera = 31250 römische
Quadratfufs.^) Somit beträgt das Medimnon 0,273, die Plinthis 341,6
Hektaren.
2. Münzen. Die Landeswährung von Kyrene war in der ältesten
Zeit die euboisch-attische, nur mit der Abweichung, dafs die Drachme
dieses Systems nicht als Einheit, sondern als Doppelstück oder S tat er
aufgefalst wurde. ^ Die dem attischen Tetradrachmon entsprechende
1) Meirol. Script. I p. t26 mit Anm. 2, p. 234, t2~15, Mommsen im Hermes
V S. ia5 ff.
2) VergL Borghesi Sali' etä in eni la Girenaica divenne provincia romana,
Oeuvres II jp. 395 f., W. Rodsberg Qaaestiones de rebus Gyrenarum, Frankenberg
1875, p. 5 ff.
3) De condic. agr. in den Gromat. ed. Lachmann p. 122 f. (Metr. scr. U p. 60 f.).
4) Vergl. oben § tO, 3.. Nicht zu Terwechseln ist dieser Ptolemäische Fafe
mit dem gleichnamigen in Ägypten (§ 53, 1), der später der Philetarische ge-
nannt wurde (§ 53, 4).
5) Hygin a. a. 0.: quo apparet medimnon eorum iugerum habere I, monetali
anlem mensura unum, unciam, dimidium scripalum (nach Laehmanns Emenda-
tion). VergL Rudorff Gromat. Instit S. 288. 421, Metrol. Script. II p. Vi f.
6) Brandis S. 124 f. Vergl. Aristoteles in der folgenden Anm.
6^3 CYBENAIGA. (».t.
NjUnze hiefe demnach m Kyrene TerifaOTctrfjQOjf^ und die hdlMaUiBcbe
Drachme wurde zum i^fiiarmijifov^ d. L zur kyrendiacheD Dradme.^)
i;^ ViersUtereDstUck wurde sowohl in Gold ala in Silber aisg^diit.^
In Gold finden sieh aufeerdem, wenn auch erst in der Doduaer-
wahnendeo zweiten Epoche, Stocke von 1 und V« Stater.') OasZn«-
staterenstück ist bereits in der ersten Epoche durch eine Elektrot-
mttKEe vertreten ^) und erscheint häufig in der zweiten Epoche ia dor
stadtischen Prägung von Kyrene.^) Dafs aber die Nominale von 4, 1
und V2 Stater von Anfang an der kyrenäischen Prägung angehörten,
geht aus dem Zeugnisse des Aristoteles hervor. <0 In Silber sind die
Vierstaterenstücke häufig; dazu kommen Stücke von % 1, ^/s» ^/siuid
Vi 2 Stater.*^) Letzteres Nominal ist mithin, wie es im Gewichic dem
attischen Hemiobolion entspricht, nach dem kyrenäischen System da
Obolos.
Diese älteste kyrenäische Münzprägung hat wahrscheinlich mit
der Herrschaft der Batliaden (640 v. Chr.) begonnen und bis xmn
Übergänge zur republikanischen Staatsform (450) fortgedauert^) Ve^
schiedene Spuren weisen darauf hin, dafs das System nicht von Athen,
sondern unmittelbar aus der Heimatstätte der euboischen Wshniag
entlehnt war. 9) Doch ist die genaue Regelung des MOnzfuJses jeden-
falls attischem Einflüsse zuzuschreiben.
Wie in Kyrene die attische, so galt in Karthago (§ 43, 8) die phft-
nikische Drachme als Stater; es war also hier wie dort die Hälfte der
Einheit des ursprüngUchen Systems zu einer einheimischen Drachme
gemacht worden.
1) Aristoteles bei Poll. 9, 62: ^ J^v^WÜ '^^ 'ux^aawamj^av fuU 9r^
xal fjfiustattjoov XjipHSi vo/iiäficeta.
2) L. Mmler Nnniisiiiatiqae de rancienne Afirique toL I: MoDOBiesdeli
Gyr^naTqne (Kopenhageo 1860) p. 9 f. 20 f. 48. 78, Supplement (18r4) p. 1. !)•
Das Goldstück wiegt 17,3 Gr., die Silberstdcke gehen von 17,7 \m 17,2 Or^
in der stadtischen Prägnog bis 17 Gr. und darunter.
3) Müller a. a. 0. Suppl. p. 5. 19. Über andere Teilstüeke vergl. deüdka
p. 7. 19, wobei zu beachten, dafs die Ton Müller als V^* ^"^ 'A* Statir ^
zeichneten Nominale im kyrenäischen Systeme Sechstel (Diobden) und AcMei
des Staters sind.
4) Ebenda p. 1. Gewicht 8,64 Gr.
5) Müller I p. 48 ff., SuppL p. 10. Das Maximalgewicht von 8,63 bis 8,60 Gr»
entsprechend dem Vierstaterenstück von 17,2 Gr., ist durch eine ziemliche Aar
zahl von Exemplaren Tertrelen.
6) Oben Anm. 1.
7) Müller I p. 9ff., Suppl. p. If.
8) Müller 1 p. Ifil, Brandis & 124.
9) Müller I p. 21. 117, und vergl. oben § 48, 2.
»66,3. BfÜNZWESEN. 653
Seit der Blitte des fünften Jahrhunderts wurde das Silber zum
Teil zwar immer noch nach dem attischen , zumeist aber nach dem
phönikischen Fufse ausgemünzt. Das Ganzstück im Gewichte von 13,5
bis 12,4 Gr. entsprach am nächsten den Währungen von Samos und
Rhodos. 1) Da nun daneben noch die einheimischen und andere ein-
geführte Münzen nach attischem Fufse cirkulierten , so ward das Vier-
staterenstück oder attische Tetradrachmon als TtevradQoxfxov , d. i.
gleich 5 Drachmen phönikischen Fufses, gerechnet ^), und das kyre-
näische goldene Vierstaterenstück galt gleich 50 solchen Drachmen
und hieft davon nevtriKonadifcixiiov.^)
Unter ägyptischer Herrschaft seit dem J. 322 wurde zwar der
frohere Münzfuß, der ja mit dem Ptolemäischen identisch war (§ 54, 2),
beibehatten , allein das Münzgewicht etwas erhöht, sodafs das seitdem
Übliche Didrachmon Silbers bis 8 Gr. oder nahe daran reichte.^) Frei-
lich ist auch diese sorgfältigere Prägung nicht allgemein auft*echt-
erfaalten worden, sondern wieder bis zu dem Fufse von 13,2 Gr. für
das Ganzstück herabgegangen.
1) Vergl. oben $ 48, S a. E. und 11. Brandis a. a. 0. nimmt an, dals dieser
M&nzfoGs ttninittelbar von Samos aus eiagefflhrt worden sei. Die Gewichte des
Gtnxstückes stehen nach Maller I p. 23 f. 43 f. und Suppl. p. 4. 8 f. in der Pragnng
ohne Stadlnamen zwischen 13,42 and 12,58 Gr., in der stidtischen Prägung
xwiachen 13,47 und 12,44 (k.
2) Poll. 9, 60: 1^ Bi ov B^xf^ vofAUifAa fi6yvy alXa, wd navrfjxopra'
o^axftov MoZ nevrad^axfAOv na^ Kv0ij^cUoi6j Müller I p. 121, Brandis S. 125.
3) So wird dieses von Poll. a. a. 0. erwähnte Nominal am einfachsten ge^
deutet Das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber war unter dieser Voraus-
setion^, abgesehen von dem etwas zu niedrigen Effeküvgewichte der MOnze
phtaikischen FutSses, 10 : 1. Genau nach diesem Verhältnisse muüste 1 Silber-
dnchme, deren Fünfkigiaches ein Goldstück von 17,3 Gr. galt, 3,46 Gr. wiegen.
Nachdem unter Ptolemäischer Herrschaft das Münzge wicht fOr Silber erhöht war,
stiegdasVerhältnis der Goldmünze zum Silbercourant auf llV'^t» näherte sich
also mehr dem in Ägypten üblichen ($ 54, 2).
4) Müller I p. 66. 119. Brandis S. 125 setzt als Normalgewicht der Drachme
dieser Prägong 3,95 Gr., mithin für das Didrachmon 7,9 Gr. an.
SECHSTER TEIL.
Partikulare HaÜM Italiens und des Westens.
§ 56. Sieiiim.
1. Es bedarf noch der Unlersuchung, ob die griechische Be?ölke-
ruDg der Insel eines gemeinsamen oder verschiedener Längen-
mafse sich bediente. Die zahlreichen noch erhaltenen MonumeDte
könnten wenigstens darüber Auskunft geben , welches die Maisstibe
der Architekten gewesen sind. Doch genügt es, um diese Frage zu
lösen, nicht einzelne Dimensionen beliebig herauszugreifen, soadern
es müssen alle erreichbaren Messungen mit einander verglicbeox ^
verschiedenen Möglichkeiten der Reduktion auf das Fufsmafs durchge-
probt und die letzten Folgerungen nur nach strenger kritischer Sicb-
tung gezogen werden. Soweit es sich jetzt übersehen Idfst, schwanken
die Malsstäbe zwischen dem gemeingriechiscben (§ 46, 2) and ^
attischen Fufse.^)
In Leontini und wohl auch anderwärts wurde das Ackermafs
wie in Cyrenaica durch die Aussaat eines ^^^i^vo^ bestimmt. So ent-
stand ein Flächenmafs, welches ungefähr dem römischen mgenm ent-
sprach. 2)
1) Das Material för die Untersuchnng findet sich naehgewiesen bei HoIb
Geschichte SiciUens I S. 170 ff. 288 ff. 405 ff. 437 ff., H S. 325 ff. 502 ff., AiehäoL
ZeituDff XXXn, t874, S. 143 (L Die MessuDgen, soweit sie nach Pahnen oid
deren Unterabteilungen gegeben sind, müssen vor allen Dingen auf das Met^
mafs reduciert werden, um übersichtlich sich vergleichen zulassen. H.Vittia
Archäol. Zeitung XV, 1857, S. 98 deutet die Unterstufe des Olyrapieion nAgn-
?ent zu 360 attischen Fufs Lange und 180 Fnfs Breite (1 attischer Fufo — 1^^
BT. Linien -i 308,3 Millim.). Derselbe im Philologus XXIV S. 602 bcreehad
aus dem Altar Hierons 11 einen Fufs von 316,8 Millim. Das allm&hliche Befliß
gehen des sicilischen Fulses Ton 315 auf 308 Millim. sucht er in derArcki^
Zeitung XIX, 1861, S. 179 und S. 180 Anm. 10 nachzuweisen: vergL oben S.49I
Anm. 5.
2) Gic. in Verr. m, 47, 112: in iugero Leontini agri medimnum fere tntto
seritur perpetua atque aequabili satione. Andere Schätzungen der auf eia K-
1 56, 2. LÄNGEN^ UND HOHLMASS. 655
2. HoblmaTs. Poiybios nennt aufser dem attischen auch den
SineidTidg fiidifivog. Nach attischen Medimnen bestimmt er (6, 89,
13 f.) die Rationen, welche die römischen Soldaten erhielten ; den sici-
lischen Medimnos erwähnt er an mehreren Stellen , wo er die Preise
des Weizens in GalUen, Rom und Lusitanien angiebt.^) Danach könnte
es scheinen, dafs der siciUsche Medimnos verschieden von dem attischen
gewesen sei; wofür auch das als Beweis sich anführen iierse, dafs Cicero
auf den leontinischen Medimnos 6, Nepos auf den attischen 7 römische
Medien rechnet 2} Allein das Verhältnis, welches Cicero zwischen
dem Medimnos der Leontiner und dem Modius ansetzt, ist demjenigen
gleich, welches nach anderen übereinstimmenden Zeugnissen der at-
tische Medimnos zu dem römischen Mafse hatte (§ 16, 1). Es unter-
liegt also keinem Zweifel, dafs der sicilische Medimnos dem attischen
gleich war. 3) Die Verbreitung dieses ftlalses in Italien und dem Westen
lernen wir aus dem ebenangeflihrten Zeugnisse des Poiybios kennen;
aber nicht minder war dasselbe auch im Osten bekannt Denn in helle-
Dislischen Quellen erscheint ebenfalls ein sicilicher Medimnos und ein
dazu gehöriges Teihnafs, und zwar in nächster Berührung mit dem
phOnikisch-hebräischen System. Die Excerpte aus Epiphanios, welche
fast durchaus zuverlässige Angaben , freilich in sehr verwirrter Form
enthalten , erwähnen unter anderem auch verschiedene kyprische Me-
dimnen 4): Tov yctQ fiidifivov 2akafilvioi drovv KiovaravTioi. hc
TtivTB fiodlcjv ix^vai, naq)ioi dh xai 2ix€kol xeaaaqiov ri^laeog
fiodliov avTov fi€TQOvaiv. Es lag nahe, da hier nur von kyprischen
Gemeinden die Rede zu sein scheint, 26lioi statt Sixekol zu ver-
muten ^) , allein die letztere Lesart kehrt auch in einer zweiten Bear-
stimmtes Flachenmafs entfallenden Aussaat sind oben S. 630 Anm. 3 zusanunen-
J «stellt. Weiter wird diese Materie mit ROcksicht auf die Ertragnisse eines
Dgemm und auf Gewicht und Nahmnffswert der geemteten Getreidearten be-
bandelt von M. Voigt im Rhein. Mus. XXIV, 1869, S. 57 ff. 66 ff., Mommsen R6m.
Gesch. l^ S. 184 ff.
1) 2, 15, 1. 9, 44, 3. 34, 8, 7 (nach Schweighänsers Emendation).
2) Cic. in Verr. ü, 3, 46 § 110: agri Leonüni decnmae veniemnt tritici mc-
dimnum XXXVl, hoc est tritici medium CG et XVI milibus, 49 § 116: ad tritici
medimnum XG. id est mod. DXL Über die Stelle des Nepos s. oben § 16, 1.
3) Dies nehmen auch BCckh Staatsh. I S. 129 und Mommsen Rom. Gesch.
I* S. 205 f. an.
4) Metroi. Script. I p. 261, 10—13, de Lagarde Symmicta 11 S. 176, 21—23.
5) So habe ich Metrol. Script. II p. 151 vorgeschlagen, jedoch mit dem Zu-
sätze *8ed cum JStxBXoi tueantur reliaua fragmenta Epipbaniana, nihil mutare
aasus sqid'. Nichtsdestoweniger brachte Th. Bergk in Fleckeisens Jahrb. 1878
S. 520 ^Xioi nochmals als seine eigene Verbesserung vor.
656 SIGEIEN. I S6, i.
beitung des Traktates des EpiphaDios^) und bei Josepbos wieder, und
Hberdies löst gerade der Text des Epiphaoios das Rätsel, wie der
sicilische Medimnos, wennschon dem attischen gleich, seine eigene
Benennung bewahrt und mitten unter vorderasiatischen Hafsen in
Kypros und Palästina Boden gefafst hat Die 4V2 Modien nämlich,
welche laut Epiphanios auf diesen Medimnos gehen, sind nicht ro-
mische, sondern phOnikisch-hebräische.^ Die Benennung 'siciliscber
Medimnos^ bedeutet also nicht einen Unterschied dieses Maises vom
attischen, sondern eine von der attischen abweichende Einteilung,
welche eben wegen des Ausgleiches mit dem vorderasiatischen Sys-
teme, welcher in dieser Benennung seinen Ausdruck fand, die weite
Verbreitung des sicilischen Medimnos veranlafste.
Mit dieser Auffassung stimmt auch eine Angad)e des Josepbos ^
tlbereib. Nach der überlieferten Lesart nämlich reduciert der Schrift-
steller hebräische Kor sowohl auf attische als sicilische Medimnen, oder
vielmehr, wie sicher zu verbessern ist^)^ auf attische, d. i. römische,
und sicilische Modien. Als gegenseitiges Verhältnis dieser beiden
Mafse setzt er 30:41, also nahezu 16:22, wie anderweit bezeugt
ist (§ 44, 10), und da sowohl der römische Modius als das hebräische
Kor ihren Beträgen nach genügend bekannt sind, so ergiebt sich, daß
die sicilischen Modien des Josepbos dasselbe Mala sind , welches laot
Epiphanios A^l^tnd. genommen einen Medimnos ausmacht
Auch die Nachricht Diodors über die Schenkung, welche Aga-
thokles im J. 306 von den Karthagern empfing, bestätigt indirekt dieses
Verhältnis; denn wenn man die 200000 Medimnen Getreides afe
900000 Sau auffafst, so entspricht der letztere Betrag vortefflich deo
900000 Drachmen Silbers oder 90 000 Drachmen Goldes, welche als
bare Zahlung bewilUgt wurden (§ 43, 1. 8. 10).
Es ist also der siciUsche Modius unmittelbar von dem phönikischea
Saton hergeleitet, nur dafs er gemäfs einer auch anderwärts üblidwB
Norm etwas unter seinem ursprünglichen Betrage, nämlich auf 21^
Sextare, geschätzt worden ist^) Andererseits entsprach der Medimnos
1) Metrol. Script I p. 271, U. Die lateinische Übereetiung U P- iOl.4 W
aus der ersten Form des TrakUtcs geflossen, kann also nicht als sclbsliadifes
"^2)Vw«r*oben $ 43, 1. 44, 9. 10. Diese Beziehung auf das phönitodi-
hebräische Mafs hat zuerst Christ in Fleckciscns Jahrb. 1865 S. 456 richü j ertonH-
3) Archäol. 3, 15, 3.
4) VcTffl. oben § 44, 10 S. 465. ^ « ^ , ^^
5) Vergl. § 42, 18, insbesondere S. 412 A, ferner $ 46, 16, H und mIm«»«
den provinzialen Modius der Römer § 53, 12.
|M,s.t. HOHLHASS. 657
sehr nahe der persischen Artabe, von welcher er jedoch in der Ein-
teilttsg abwich (§ 45, 3).
Auch die VerwandUchaft mit dem IginSischen System ist leicht
lu erkennen. Denn wenn das Saton in seinem vollen Betrage genau
dem tfginäiscben Hekteus entsprach (§ 46, 8), so ist der sicilische Mo-
dius XU betrachten als ein etwas zu niedrig geschätzter Hekteus. Und
wie dieTeihnafise des äginäischen Hekteus durch fortgesetzte Halbierung
gebildet wurden, eine Einteilung, welche dann auch auf den attischen
Hekteus und römischen Modius überging (§ 46, 8. 0), so finden wir
in dem syrisch-aleiandrinischen Sextar ein späteres provinziales Mals,
welches als Vie dem sicilischen Modius sich zuordnete, gerade wie der
römische Sextar dem romischen Modius. i)
3. Das attische System finden wir mit geringen Abweichungen
vertreten in den Hohlmafsen von Tauromenion, welche durch
inscfariftliche Oberlieferung uns näher bekannt sind. Als Mafse des
Trockenen waren der fiidifivog nebst seiner Hälfte, dem fifiidi^vog^
und das rifilcKvov in Gebrauch. >) Ferner bezeugen ausführliche amt-
liche Rechnungen, welche etwa in die Jahre 191 — 163 v. Chr. zu ver-
setzen sind 3), dafs das Hauptmafs des Flüssigen der xadog war, und
1) S. das Nähere § 51, 4 und vergl. S. 514 f. Dagegen hat eine andere,
anfangs sehr lockende Kombination, nach welcher der syrisch -alexandrinische
Sextar auch in das System von Tauromenion ($ 56, 3) sich einiuf&gen schien,
nicht als stichhaltig sich erwiesen. Setzte man nämlich versachsweise den
tanromenitani sehen itadoi der römischen Amphora gleich und bestimmte die
aginiischen Malse abwärts vom Metretes nach der oben angedeateten Formel
'Hekiens »i sidlischer Modias', so erhielt man folgendes g^chlossene proYin-
aale System:
ägmäischer Metretes »i aicilischer Medimnos «> 96 römische Sextare
halber ägin. ^ -. ^ näSoQ — i 48 » ,
ägioäiscber Hektens » . Modius «» 21'/» » »
Chus — y, nooxos — 8 » ,
äginäisches Dikotylen »i sicilisches fter^ov «» 1 ^a „ „
iginäiscbe Kotyle ■■ sicilische Kotyle -■ »/t „ , ,
oder syriscb-alexandrinische Sextare auf den Medimnos 72, auf den nodos 36,
anf den Modius 16, auf den n^xos 6, auf das ftjiroov 1, auf die xorvilf/ 7s.
Allein dem Systeme von Tauromenion ist der sicilische Modius fremd (} 56, 3);
■ithiB sind auch ^e anderen Mafse unmittelbar aus den attischen abzuleiten.
Wohl aber ist die Möglichkeit offen zu halten, dafs anderwärts noch provinziale
Ma(M sich finden werden, welche in das eben aufgestellte System einzu-
ordnen sind.
2) G. I. Gr. lU Nr. 5640 und dazu Franz p. 643. Über die Form ^fiädifipoe^
welche in ihrer Bildung dem lateinischen semodius entspricht, vergL Böckh
Gesammelte kleine Schriften IV S. 410 und die im Index zu den Metrol. Script,
onter ^fUSifirov nachgewiesenen Stellen.
3) G. L Gr. in Nr. 5641. 5642, Eug. Bormann De mensuris Tauromenitanis
io den Gommentationes philologae in honorem Th. Mommseni scripserunt amici,
Berlin 1877, p. 750—52.
HuUieli, Metioloffle. 42
658 SiCüJEN. fse«!
dieser in 6 nq6%oiy der ftQoxog in 6 fiktqa^ das fiirQov in 2 xottflai
geteilt wurde. Etwa seit dem J. 172 kommt das fiitQov in den Rech-
nungen nicht mehr vor, sondern dafür sein Dreifadies, dtr tQlfitt^og,
also die HsUte des ^Qoxog.^) Nimmt man an, dafs die lanvhj^ot
Tauromenion der attischen gleich gewesen ist, so ergiebt sich der
Ttqoxog ab identisch mit dem attischen Chus^, und der xa^ab
HxUto des attischen Metretes.^) Diese Vermutungen werden zunicbst
dadurch bestätigt, dafs zwar nicht %adog und 7tQ6%og^ wohl aber die
doppelt so grofsen Mafse unter den gleichen Benennungen anderweit
nachzuweisen sind^); aufeerdem aber beweist die Analogie der lb6e
des Trockenen ^), dafis wir für Flüssigkeiten auch nur attische Ma6e
Ton der xon^Ai; aufwärts zu erwarten haben. Trefflich stimmt scfaliefc-
hch zu alledem das Zusammentreffen des fiitQov mit dem römischeB
Seitar, wodurch sich weiter bestätigt, dafs die Römer das attische Jbk
zuerst in Sicilien kennen gelernt und von dort entnommen babeo.*)
Eine andere jüngst entdeckte Inschrift von Tauromenion ffligt zu
den Mafsen des Trockenen das xcnadlxiov^ d. i. die Hälfte des rffiUxfW
hinzu. ^ WahrscheinUch fehlte auch die xolviS ^^^^^^ '^^ ^^^ Systeme,
1) Sowohl diese Verhältnisse als die Zeit, von welcher an der r^^^
auftritt, weigt Borraann a. a. 0. p. 751 nach.
2) So Frani za C. I. Gr. III p. 649 nnd Bormann a. a. 0.
3) Bormann p. 751 f. Irrtflmlich setzte Franz a. a. 0. den mo^ dem Me
tretes gleich.
4) Ckidui findet sich als Benennung des attischen Metretes nn Ctmea k
fonderibns vs. 84 f. (Metrol. Script. 11 p. 93), womit der hoSos iltUmt ia ta
ragmente Metrol. Script. 1 p. 277, 8 (de Lagarde Synunicta I S. 221 f.) Aberdi-
stimmt: 8. oben § 51, 4, insbesondere S. 587 Anm. 3. n^x^f wird als Hak
Ton 12 Sextaren in zwei metrologischen Fragmenten bezeugt, worftber der hte
zu den Metrol. Script, unter n^oxP^ den Ausweis giebt (statt der TerdcrMeB
Lesart ß(>6xovs I p. 257, 25, welche bereits durch Hinweis auf die lateini«^
Obersetzung II p. 144, 21 von mir auf n(f6xovs surückgefflhrt war, eraehoBt
jetzt bei de Lagarde Symm. I p. 169, 54 n^xßvt mit der Variante nfh^^
Wir haben also hier einen ttdBos und n^oxoSy welche je das Doppelte der glck^
namigen sicilischen Mafee ausmachen, eine Erscheinung, deren häofigeret Vah
kommen im Altertum oben S. 395 Anm. 2 nachgewiesen ist
5) Der sicilische Medimnos ist, wenn auch in phönikische Sata geteilt, ^
attisdien gleich (§ 56, 2); um so mehr mufs der fiä9ifiroe too TanroaieBifla
nebst seiner dem attischen Systeme gemiüsen Unterabteilung, dem Ij/Umnt^
auch attisches Mafs sein.
6) Mommsen Rom. Gesch. I* S. 205 f., Bormann a. a. 0. S. 752. AufiMrta
liefse sich vielleicht noch die Analogie anführen, da(b, wie die attisch-sidUscbea
Hauotmafse des Flüssigen ein fisr^t^ und dessen Hälfte, der MoOj siad, »
die Römer als Hauptmafs ihre amphora und dazu als Hälfte die ainu^ dL L ««^
bildeten (vergl. Index zu den MetroL Script unter 9ta9o£ i. q. ^ßuttftfoft^r).
7) S. das Nähere bei Gomparetti in Fleckeiseos Jahrb. 1869 S. 305 £ Dk
Inschrift ist im J. 1868 entdeckt worden. Dafe Karadix^or die Hälfte, ^
( 56x8.4. HOHLMASS. MONZSYSTEME. 659
sei es nuo, dais sie der attischen oder der herakleotischen (§ 57, 2)
gleich war.
Es ergiebt sich demnach folgende Übersicht der tauromenita-
Dischen Mafee:
Liter Mafse des Trockenen
52,53 fiidiiAvog 1
4,377 ^filexTov 12 1
2,189 xaradlxiov 24 2 1
Liter Mause des Flüssigen
19,70 xadog 1
3,283 TtQoxog 6 1
1,641 TQliiierQog 12 2 1
0,547 lA^TQov 36 6 3 1
0,274 xoTvXti 72 12 6 2.
4. Eine Behandlung der sicilischen Münzwahrungen würde
die Grenzen, in welchen dieses Handbuchsich zu halten hat, weit über-
schreiten. Ja es kann selbst die Mttnzgeschichte von Syrakus i), als
der gröfsten und mächtigsten Stadt der Insel, nur insoweit hier be-
rührt werden , als die Vergleichung mit der attischen Währung und
der Zusammenhang mit den italischen Mttnzrerhältnissen es erfordern.
In ganz Siciiien mit Ausnahme der nordöstlichen Küste von
Himera bis Naxos herrschte von Haus aus die euboisch-attische Wäh-
rung. 2) Das Grofsstttck war in einigen Städten das Didrachmon , in
anderen das Tetradrachmon. Diese Silberwähnmg wurde in eigentüm-
licher Weise mit der italischen, auch in Siciiien von ältester Zeit an
zwar des vuUmtov^ bedeuten müsse, weist Gomparetti S. 309 nach. In Herakleia
bieis ein Mafs gleichen oder ähnlichen Betrages xa88ixov ($ 57, 2).
1) Eine vorzügliche und allgemein anerkannte DarsteUung der verschiedenen
Epochen der syraknsanischen Prägung ffiebt B. V. Head On the chronological
sequence of the coins of Syracuse im Numism. chron. XIV, 1874, p. Iff., und
vergl. dazu die Bemerkungen von A. y. Sallet und Ad. Holm in der Berliner
Zeitschr. für Numism. 1875 S. 184 ff. 334 ff., J. P. Six un Numism. chron. 1875
P.26ff., W. Deecke Etruskische Forschungen, 2. Heft, Stuttgart 1876, S. 73 ff.
iKe Übersicht über die einschlägige Litteratur giebt Head p. 5 f.
2) Mommsen S. 68. 77 (Traduct Blacas 1 p. 92. 102), Ad. Holm Geschichte
Sidliens im Alterthum I S. 159. 402, 0 S. 337 f., Gatalogue of the Greek coins
in the British Museum, Sicilv edit. by R. S. Poole, London 1876. Auf attische
Wahrung, nämlich auf Drittel und Achtzehntel des Tetradrachmons, waren nach
Imhoof-Blumer in den Monatsberichten der Berliner Akad. 1881 S. 658 ff. (Systeme
monitaire enbolqne im Annuaire de numism. 1882 p. 92 f.) auch die ältesten
Münzen von Naxos, Zankle und Himera, sowie von dem Zankle gegenüber liegen*
den Rhegion geschlagen. Doch nimmt J. Friedlaender in der Berliner Zeitschr.
f. Numism. 1882 S. 99 ff. für diese Prägungen den äginäischen Fufis (welchen er
mit Böckh den euboischen nennt) in Anspruch und setzt das Normalgewicht
der Drachme auf 6,067 Gr.
42*
660 SlCaiEN. i M, 4.
eiDbeimischen Kupferwibning ferkDOpft. Die Einheil dertelbea war
iD Italien das Pfund Kupfer mit seinen duodecimalen Teilen. Die Be-
neniHingen im Griediiselien , die gani den lateinischen naehgebildet,
sind, lauten :
Pfund UT(fa — libra
®/is '^filliT^v (fifuXlxifiov) -« semis
*/ii Ttevxoyiuov . . . . = quincunx
*/ij XB%Qag = triens
^/i3 %((iaq as quadrans (terancios)
*/iJ i§ag (l^cfvrtoy) . . . — ■ sextans
Vi« ovyKla = uncia.O
Diese Kupferwährung vereinigte sich zunSclist in der Weise mit dem
griechischen Systeme, dafs die Litra auf die Hälfte der attischen IGne
normiert und statt der letztem als Gewicht eingefügt wurde. Das
Kupfertalent enthielt also 120 Litren. Femer wurden die Werte
der Kupferwähmng in ein festes Verhältnis zur Silbermünze gesetxt
Aristoteles, dessen Angaben über das sicilische System uns glücÜicher-
weise der Hauptsache nach erhalten sind 2), sagt, dafs der korinthische
Stater in Sicilien dexdXiTQog geheifsen, weil er 1 0 Litren gegolten habe.
Korinthischer Stater ist hier nur ein anderer Ausdruck für das attische
Didrachmon, welches bekannllich gleiches Gewicht mit jenem hat (§ 25, 4.
47, 5); Aristoteles gebraucht den Namen nur deshalb, weil es zu seiner
1) Diese Beseichnongen giebt Aristoteles bei Poll. 4, 174 f. 9, 80, EpichanM»
bei PoU. 9, 82, Hesyeh. onter i£cfe, T&tQavxet^ t^vtoc. AoffilUg ist die Tcr-
änderte Bedeutung too t^mcs und xexqas; es sind die Nachbildangea Ton Uieu
uod quadrans, aber r^tas beseiehnet S Unzea (-■ terunciut)^ xnifos 4 Doicl
Vergl. Böcldi S. 292 ff., Mommsen S. 82 f. (Tradact. Biacas I p. 110 f.). Das tob
Epicharmoe bei PolL 9, 82 (Mekrol. seript. I p. XX. 292) erwähnte jcin»/Ma»
a^iftay wird von Read a. a. 0. p. 80 gedeutet auf eine kleine syrakusawsdM
Silbermünze des 5. Jahrhunderts im Gewichte von 0,36 Gr. a- ^^ att Obok«.
Vergl. unten S. 661 Anm. 1.
2) Poll. 4, 174 f. : ji^i/^rarähjs ip^ fUv lAMQayavtüfmv nol^Miq, arffuri^r
ms i^/ilew nevTTptovra XiT(fa6, Mayei' n & Xir(fa dvvareu oß9Mv Aip-
vtuoVf iv 8i *Ift9Qaic9P nohfiq ^clv di oi JSixaXiwra* rovQ fniw iio j^cjUmc
i^vra xalovcif tov 8i Sva avytciar, rifvs di xqbU t^mcvth, xovs $i IE V^
Xir^oPf ror di oßaXar Xix^avt rov Si Ko^r&iov arax^ffa ^tanJUrf»', «t»
d^Ma ^ßaiovs dwara$. Dasselbe wird mit ähnlichen Worten 9, 80 f. wiederitok.
An einer dritten Stelle, 9, 87. heifst es: rb fUrrot JStKaXtxar raXartor iÄ^cmr
tex^f^f To fUtf OifXfittöv, «k A^xatiXrii Aeyst, xäxxa^ xiä 8uto€$ xovß vti/t^
fiOvQ, x6 8i vifxsQOv 9voKaiÜHa' d'Craa&Oi Si xov vovfifwp x^ia ^fumfliht
Schol. BL lu IL 5, 576: xo xakavxop Sa x6 vw Xayouuyav jäxxmw' nm^9i
fu>£ xQia fifumßhXutf ats iv xole nsifl ^io^dovoQ jinoXioBw^o^ Nach V. Rise
Aristoteles Pseudepigraphus, Leipzig 1863, p. 400f. hat PoUox diese nod i "^
Notizen aus Didymos geschöpft Vergl. auch Metrol. Script 1 p. 153 f.
9 M> 4. 5. UTRENSYSTEM. 661
Zeit iB der Münze Athens keine Didrachmen gab, in Sicilien aber das
Didrachmon in mehreren StMten einhrimisch war, und daneben der
durch den Handekyerkehr hanfige korinthische Stat^ cirknlierte. Es
wurde also der korinthisch-sicilische Stater im Normalgewichte Ton 2
attischen Drachmen (««8,73 Gr.) decimal eingeteilt Mithin war das
Zehntel desselben von 0,87 Gr., weldies besonders in der syrakusani-
schen Prigung lange Zeit die gewöhnliche kleine Silbermünze bliebt»
das Silbertfqmvalent für eine Litra Kupfers. Der eigentümUche Name
dafür, den uns Aristoteles d)enfolls überliefert, ist yovfifiog, eigentlich
das griechische vofiog, dann latinisiert zu numti« oder wwmnw und in
dieser Form in das Griechische zurückgenommen; doch UUst sich auch
das ursprüngliche vo^og noch nachweisen. 2) N6fJLog^ eigentlich die
Satzung, die Abteilung, bezeichnet im sicilisch-italischen Systeme die
Rechnnngsmünze, welche den gegenseitigen Wertausdruck von Silber
und Kupfer Termittelt, das SilberäquiTalent fUr die Rechnungseinheit
in der Kupferwährung. Damit ist zugleich das charakteristische Merkmal
dieses Systems ausgesprochen : es steUt eine Kupferwahrung dar, deren
höhere Nominale durch Silbertnünzen ausgedrückt sind.
5. Es fragt sich nun, in welchem Verhältnis mit der Vereinigung
beider Währungen das Kupfer zum Silber angesetzt worden ist. Das
Pfund Kupfer oder die Litra wurde, wie bereits bemerkt, auf eine halbe
Mine =» Vi 20 attisches Talent s) gesetzt, das silberne Dekalitron hatte
1) Mommsen S. 81 (Traduct Blac. I p. 108 f.), Lenormant I p. 79. Ffir AgrU
gent weist Imhoof-Blnmer Monnaies greeqnea, Italic et Sidle, Amsterdam 1882,
p. 14, aolser der litra im Maximalgewichte von 0,80 Gr. aneh ein P€H(TaXixoo¥)
im Gewichte einer attischen Drachme nach. Als doodecimale Teile der Süher-
litra wnrden nach Head p. 80 im 5. und 4. Jahrhundert in Syrakns ansgeprigt
das doppelte und das einfache Pentonkion, der Tetras nnd der Trias. Da das
attische Didrachmon nach dem eigenen Systeme in 12 Oholen und nach sicilischer
WUunng in 10 Litren, die Litra in 12 Unien zerfiel, so war das doppelte Pen-
tonkion gleich 1, das einfache gleich V< attischen Obolos.
2) Novfifio£ Aristoteles bei Poll. 9, 79 f. 87 nnd ApoUodor in den Schollen
6L zn Homer U. 5, 576, vSftos in der Inschrift von Herakleia G. I. Gr. Nr. 5774
(vergl. unten § 57, 5). Üher die Frage, oh etwa povu/we ursprünglich nicht die
Silherlitra, sondern das Zelinfache, den mortis Bexodtr^, bedeutet habe, also
dem tarentinischen t^ov/i/uoe gleich gewesen sei, Tergl. unten S. 666 Anm. 1.
3) Dafe 120 Litren auf das Talent gerechnet wurden, weisen Böckh S. 294 ff.
und D. Gomparetti in Fleckeisens Jahrbflchem 1869 S. 305 ff. aus Inschriften
nach. Vergl. auch Böckh Index Lect. 1843/4 (Gesammelte kleine Schriften IV
S. 534 ffX Franz zu G. I. Gr. m Nr. 5640 p. 641, Nr. 5641 p. 649. Da das
attische Talent 60 eigene Minen hat und gleich 80 römischen Pfund ist, so
folgt unmittelbar, dafs die Litra als Kupfergewicht in ihrem normalen Betrage
auf i/s attische Mine «- 50 attische Drachmen «- '/s römisches Pfund stand
(vergl. Mommsen S. 80 >= I p. 106). Vom Standpunkte der vergleichenden Me-
trologie aus ist die litra nichts anderes als eine leichte Mine, welche sich der
doppelt so schweren attischen zuordnet (s. S. 151 nnd die dort in Anm. 1 dtierten
662 SIGIUEN. fM,5.
das Gewicht von 2 Drachmen-» ^/sooo Talent und gah gleich 10 Pfund
Kupfer; mithin galten 12 Didrachmen Silbers soviel als 1 TalentKupfere,
d. h. das Silber stand in seinem Werte zum Kupfer wie 250 : 1.0
Wir können die Entwickelung der syrakusanischen Silberpiügnng
vom 6. Jahrhundert an verfolgen. In (äesem und noch in dem folgenden
Jahrhundert hat es sicilisches Schwerkupfer gegeben. Die Litra wog
BormaU als Hfllfte der attischen Mine, 218 Gr., die Unze 18 Gr., die
Doppelunze 36 Gr. 2) Allein im Laufe der Zeit sind auch in Syrakos,
wie überall, wo Schwerkupfer und Silber neben einander kursi^teB,
starke Reduktionen des minderwertigen Metalles eingetreten. Norblid)
hier bei diesen Änderungen zunächst das Wertverhähnis zwischen Silber
und Kupfer unberOhrt, indem eine entsprechend grOfsere Zahl von
reducierten Kupferstücken auf das gleiche Silbergewicht gerechnet wor-
den. Thatsächlich war damit ein gewaltsamer Umsturz der bisherigei
Kreditverhtfltnisse, also ein Staatsbankerott, verbunden s), vrieudi sofort
zeigen wird.
Dionysos der Ältere (405 — 367) ergriff verschiedene von seoea
Zeitgenossen getadelte und bespöttelte Hafsregeln um seine Kassen zu
fallen.^) Unter anderem soll er das Silber eingezogen und dafQrZinn-
geld ausgegeben haben. i^) Vermutlich bestand die neue MOnze nkbt
durchaus aus dem im Verhältnis zum Silber so geringwertigeD HetaUe,
Stellen). Auf dasselbe Gewicht von '/s römischen Pfund wurde im 4. Jtbii
in Etrurien der Kupferas ausgebracht (| 57, 9 gegen E.). Eine urspiilngBdie
Gleichheit der siciiischen Litra mit dem römischen Pfunde vermutet W. Chmt
in den Sitzungsberichten der Münchener Akad. 1862, I S. 69.
1) Mommsen S. SO (Traduct. Blacas I p. 106), Brandis S. 274. 277, Lenor-
mant 1 p. 160, Head a. a. 0. p. 12 f., Deecke a. a. 0. S. 73, J. Rubino Beiträge
zur Vorgeschichte Italiens S. ö ff.
2) Head p. 12 f., Brandis S. 277. Letzterer S. 21h fL versucht for diese
Periode geprägte Doppelunzen von 33,74 bis 28,97 Gr. und Unien von 18,17 bis
14,80 Gr. nachzuweisen; doch sind diese Stücke nach Head p. 30 ff. in die Zeit
des Timoleon, also in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts, zu Tersetieo, nsA
ihr Münzwert hat den Metallwert etwas überstiegen. YergL unten S. 664 Ania. l
3) Mommsen S. 83 f. (Traduct Blacas I p. 112 f.), Head p. 13 f. LeUterer
weist gegen Brandis S. 278 f. (der ein Steigen des Münz wertes des Kupfers gegea
Silber auf 1 : 125 und weiter bis 1 : 50 annimmt) nach, dafs das WertTcrhiltnis
1 : 250 zwischen Knpfer und Silber in Syrakus bis in die ersten Jahre der
Regierung Hierons U, entsprechend den italischen Münzverhältnissen, uiTtr-
ändert blieb.
4) S. den ausführlichen, allerdings aus einer tendenziös gefärbten OaeUc
stammenden Bericht bei Aristoteles Oecon. 2 p. 1349 f. Bekk., und vergl. flol*
Geschichte Siciliens H 8.^443 ff.
5) Aristoteles a. a. Ö. p. 1349*: ovx evTtOQmr 3i d(fyv^iav rofufffui hoft
xafmriQOv xcU awayay&v katkriitiav nolXoL tov xeK0fif*i9H>v vofiUfftat^ vm^
Mtetf oi 8i i\fnj(plcavTO 9 xtü f/Lri ßovXofuvoi, ixairroi o ar tSlaxo ixß^v tH
»(fyv^ovv aXla firj HaTrtrd^ivov,
$56,5. * REDUKTION DER KUPFERLITRA. 663
sondern sie enthielt immer noch einen Teil Silber , war aber stark mit
Zinn und vermutlich auch mit Kupfer legiert. ^ Noch weniger war der
Münzbetrug verhüllt bei einer anderen Habregel, die ihm zugeschrieben
wird. Er habe, und zwar nach dem Berichte bei Aristoteles in einer
späteren Zeit, nachdem das Zinngeld bereits ausgegeben war, Silber-
geU von den Borgern geliehen und dasselbe dann mit neuem Stempel
versehen, sodals der Wert von je 1 Drachme auf 2 Drachmen zu
Gunsten seiner Kasse erhöht wurde. >) Diese und andere Willkürlich-
keiten müssen zuletzt zu dem Resultate geführt haben, dafs die Valuta
dauernd herabsank, und zwar geht aus dem früher angeführten Zeug-
nisse des Aristoteles über das sicilische Talent in Verbindung mit einer
anderwdtigen Notiz des Pollux über das Zinngeld hervor, dafs das Gewicht
der Kupferlitra auf V& des früheren Betrages sich abminderte. 3) Sie
wog also nur noch 43,6 Gr., und auf das attische Didrachmon, welches
vorher 10 Litren gegolten hatte, gingen nun 50 reducierte Litren. In
demselben Verbültnisse verschoben sich aber auch alle Wertbezeich-
nungen, da für je 10 Litren der ursprüngUchen Schuldverpflichtung
1) Yergl. oben §43, 9 geffcn E. Aber die PoünmOnzeD der Karthager, and
{ 39, 2. 3 fiber die Pseudo-SUbermtlBseD der Römer im dritten Jahrb. n. Chr.
^Venig wahrscheinÜGh ist die von J. P. Six im Numism. chron. 1875 p. 28 ff.
aufgestellte Hypothese, dafs das Zinngeld des Dionysios erhalten sei in den
syraknsanischen BroniemflnzeD mit PaUaskopf im Gewichte Ton nahezu 8 atti-
schen Drachmen -=» 34,9 Gr., welche Head p. 30 ff. io die Epoche Timoleoos
versetzt und als Zweilitrenstücke erklärt (unten S. 664 Anm. 1).
2) Arislot. a. a. 0. p. 1349^, 27: daretca/iepoß r» net^a xc^v noXixciv xifV"
funa in anoB6c%i — imuSyias {rtp i^yv(füp) xa^^x'ftri?^ iidBamt rrjr BQax"
fufp Svo dwofiivriv S^axfiae,
3) PoU. 9, 79: rove /lävroi ^gattovciovi xamrägq^ nori avx* ägyvgiov
«06 iffxv^ avxl /itae. Indem Mommsen S. 84 (Traduct Blac I p. 1124.) diese
Nachricht mit dem oben S. 660 Anm. 2 citierten Zeupis des Aristoteles über
das &^x^Tar SucaXuiav xalavrov von 24 (statt 120) Nummen zusammenbringt,
unterscheidet er mit Recht die Ausgabe von Pseudo-Silbermfinze durch Dionysios
den Älteren und die Reduktion der Kupferlitra, welche nach Aristoteles auf '/s*
nach der obigen Stelle des Pollux auf 'A des früheren (lewichtes herabgesetzt
worden sei. vielleicht lassen auch beide Angaben dahin sich vereinigen, dafs
Dionysios einerseits den von frflher umlaufenden Silberlitren den Wert von 5
rednderten Kupferlitren gab, andererseits aber legierte Silberstficke im Gewichte
von 1 attischen Drachme (vergL flead p. 80) zum MOnzwerte von 20 reducierten
Litren ausgab. Wenn man nun, nach Mafsgabe des alten Münzsystems, 5 Litren
jedenfalls gleich 1 attischen Drachme rechnete, so ffalt die legierte Drachme
des Dionysios 4 Drachmen, wie Pollux berichtet, und 1 Drachme alten Silbers
(d. i. 5 iHiwiA/»o$) galt 5 Drachmen, was dem von Aristoteles angegebenen Re-
dnktionsverhaltnis entspricht Abweichend von Mommsen erklart Holm (lesch.
Sidliens n S. 444 ff. das a^^x^'^^ rdXarrop des Aristoteles für das ursprüng-
liche sicilische, welches, wie 120 Litren, so 24 vovuftoty d. i. Drachmen, ge-
halten habe. Es sei also der vovfiftot ursprünglich nickt gleich 1, sondern gleich
5 Litren gewesen.
ee4 SIGIUEN. SM.ft.6.
nicht mehr 1 Didrachmon Silbers •4er 10 Nrnnuen, sondcm nur 2
Nummen, das Äquivalent von 10 redncierten Utren, ausgesaUt wurden.
Das Knpfertalent galt also seitdem 24 Numnoen. Dies wird von
Aristoteles als das alte sicifisohe Talent beieichttet, denn zu seiner
Zeit war auf die orste Reduktion bereits eine zweite grfolgt, dvch
wekhe die Litra weiter auf die HäMe des vorigen Wertes herabsask,
sodafs das Talent nun nur noch 12'Nummen galt Seitdem war abo
nicht mehr, wie unpritagüch, der Stater im Gewichte toh 2 attisdieD
Dradunen, sondern der Nununos der Wertausdruck fttr 10 Litrei.
Dies ist wichtig fttr die römische Silberrechnung, in welcher soweU
das Ganzstück der Silbermünze, der Denar, als der Sesterz, wddier
dem sicihschen Mummos entspricht, in 10 UhdUm («» Itr^ai) getelt
wurde (f 35, 4).
Wenn die Litra zu Aristoteles' Zeit, wie wahrscheinlich ist, nach
das entsprechende Vollgewicht, nämhch das halbe Gewicht der Dieoy-
siscben Litra »■ 21,8 Gr., hatte, so war auch damals noch das Wertfer-
hältnis des Silbers zum Kupfer, wie ehedem, 250: 1; denn 120 sokhe
Litren im Gewichte von 2620 Gr. galten gleich 12 Nummen im Gewichte
von 10,48 Gr. Auch nach der Wiederherstellung der denftdLratischea
Verfassung durch Timoleon (344 v. Chr.) scheint das Gewicht des
Kupfers noch nahe dem normalen Betrage sich gehalten zu babea^);
spflter aber mag das Kupfergeld mehr und mehr zur Scheidemünze ge-
worden sein.
6. Das Damareteion, welches Diodoros ron Sicilien erwähnt, war
ein Dekadrachmon attischer Wahrung und hatte als das POnfTacbe des
sicUischen Stater den Wert von 50 Litren.^) Den Namen führte es
1) Head p. 14 f. 30 ff. fahrt aus, dais die oben S. 662 Anm. Z erwahatM
Kapferstücke, welche Brandis för DoppeloDsen uod Unzen des oraprünsikhai
Litrengewichtes hält, nicht wohl früher als in der iweiten Hälfle des 4.Jah^
hunderte gemünxt sein können, mithin aller Wahrscheinlichkeit nach Mübmb
der zweiten Reduktion, also doppelte und einfache Litren, darstellen. Die effek-
tiven höchsten Gewichte von 33,74 und 18,17 Gr. würden in nicht sn anfialUger
Weise hinter den normalen von 43,6 und 21,8 Gr. sorückstehen.
2) Diod. 1 1, 26 : {JufULqirri) €refav»&sT0a yn* «vr«^ (T«ir Kofjn^vpim)
ixenbr ralaprots j^fviriov vofutfua i^iwoyw ro ulrfd'itf ax* ixtü^ ^^H^
reue ano rov ara'^ßuA ntvrrjHovraXvs^, YersL auch Schd. tu Pindar. OL 1, M
p. 64 ed. ßoeckh. Der Wortlaut bei Diodor, besonders der AnsdrudL innr
w>vxaXix((ov verglichen mit «rrccr^^ Btttahx^ führen darauf, in dem DaBlr^
teion eine Silbermünze zu erkennen. Für ^ne solche wvrde es zaertt toi
K. Otfr. Müller und vom Herzog de Luvnes gehalten, eine Ansicht, die iv
allgemeinen geworden ist, seitdem die Münzprägung von Syrakus genauer be-
kannt und das sicilische Utrensystem klar gel<^ worden ist S. das Nahcft
|5«,i. DAAIARETEION. KLEINES GOLDTALEMT. 665
von Damareta, der Gemahlin Gelons, die es nach dem Friedensschlüsse
mit den Karthagern im Jahre 480 Euerst hatte schlagen lassen. Weiter
ist diese ansehnhcbe SilbermOnze, deren Stempel besonders durch
Eaflnetos nnd Kimon in^ höchster Kunstrollendung dargestellt wurden,
noch bis an das Ende der Regierung Dionysios' des Jüngeren (345)
geschlagen worden, i)
7. In der ältesten uns bekannten Gestaltung beruhte das sicilische
System auf einem Kupferpfunde, welches Vi 20 Talent t» 50 attische
Drachmen wog und als Wertflquivalent ein Silbergewicht Ton Vio Stater
oder 1/5 Drachme neben sich hatte (§ 56, 4). Mithin stellten 12 Silber-
statere im Gewicht von 24 attischen Drachmen den Wert eines Kupfer-
talentes dar, welches wir mit Aristoteles kurz das sicilische nennen
nnd damit den Wert Ton 24 Solonischen Drachmen «» 18,86 Mark be-
leichnen, mag nun das Talent in Silbermünze oder in Schwerkupfer
zur Zahlung gekommen sein.
Fragen wir nun, ob dieses Talent auch ein Wertäquivalent in Gold
gehabt habe, so bietet sich von selbst der babylonische leichte Shekel
Goldes, d. i. der persische Dareikos oder attische Goldstater, dar^), wobei
das Gold zum zwölffachen Werte des Silbers gesetzt sein würde. So-
wohl die Tbatsache, dafs dieses Wertverhftltnis, sei es genau, sei es an-
nähernd, bei Griechen und Römern Jahrhunderte hindurch das übliche
gewesen ist^), als auch die wohlbeglaubigte Oberlieferung, dafs der
Dareikos ein Talent gebildet habe^), sprechen für diese Annahme.
Das gleiche Goldgewicht haben wir früher als halbes Homerisches Talent
iB Di^er Abban^Dff De Damareteo argeoteo Syracasanomm nnmmo, Dresden
1862 (Programm des Gymnasiums s. h. Kreuz), und vergl. Head au den in folg.
Anm. citierten Stellen, Fr. Lenormant in der Revue numism. XIII (1868) p. tl.
BanclMn b^tand freükh von alters her eine andere, von Poli. 9, 85 und Hesyeh.
unter J^K^iffc^ov aufbewahrte Tradition, wonach das Damareteion eine Gold-
münze gewesen sein soU. Auch Diodor a. a. 0. hat, nach dem Zusammenhange
Bu sehlielsen, vielleicht diese Ansicht gehabt, also die von ihm benutzte QueUe
anders, als eben von uns geschehen ist, verstanden. Daher hielten Böckh S. 305
nnd andere nach Scaligers Vorgang das Damareteion iQr eine Goldmünze im
Werte von 10 Drachmen Silbers und im Gewichte von 1 (oder '/•) Drachme.
Yergl. De Damareteo p. 11 f., Tb. Bergk in den Verband], der 25. Versamml. deut-
scher Philologen, Leipzig 1868, S. S5£L und dazu meine Gegenbemerkungen
ebenda S. 37 ff. — Über den Kranz, welchen Damareta von den Karthagern
eibalten hatte, venrl. oben § 19, 3 (S. 129 Anm. 6) nnd 43, 11.
1) Head a. a. 0. p. 8 f. 21. 80, derselbe im Gatalogue of Greek coins, Sicily,
p. 153. 171 f. 175 f. Über die Gewichte vergl. oben § 26, 2.
2) VergL § 42, 10. 15. 45, 7. 10. 25, 4. 28, 2.
3) Veifl. I 22 S. 173, J 30, 2. 37, 1.
4) De Damareteo p. 17 CT, Verbandlungen der 25. Versamml. u. s. w. S. 38 f.,
Metrol. Script I p. 158. 301, 6, oben S. 128 Anm. 5.
666 SIGIUra. §M,7.
kennen gelernt (§ 19, 2); es liegt also die weitere Vermotang aahe,
dafs dem sicilischen Talente im Silberwerte von 24 attisdien Dnchmea
ein anderes, doppelt so schweres Talent Toraosgegangen sei, deasen
Wert in Gold durch einen schweren Shekel (<=» 2 Dareiken oder Gold-
statere), in Silber durch eine leichte Mine Ton 50 enboischen Dracbaieii,
in Kupfer wahrscheinUch durch 288 Minen oder Pfunde von dienMs'
50 euboischen Drachmen yertreten war. Das ZwdUtel oder die Unze
dieses Kupferpfundes war der obersten Einheit, dem Goldtalente, aa
Gewicht fast genau gleich. <)
Wie dieses vorausgesetzte älteste sicilische Talent in aUem ähnlich
war dem dreimal so grofsen Talente von drei schweren Shekeln, wekjies
wir an anderer Stelle (§ 20, 5) entwickelt haben, sodafs alle Einzelwerte
des sicilischen und des anderen gröfseren Talentes sich durchgeheads
wie 1 : 3 verhielten , so entspricht das historisch bezeugte ädlische
Talent von 1 Goldstater>— 24 attischen Silberdradunen in seinen Wih-
rungsverhältnissen und Unterabteilungen sehr nahe dem dreimal so
grofsen Goldtalente von 3 Stateren. 2) Nur behielt in Sicilien das Pfand
oder die Kupferlitra das soeben entwickelte Gewicht von 50 Dradnea
bei, sodafs nun 120 Litren auf ein Goldgewicht von 1 Steter oder eia
Silbergewicht von 24 Drachmen gingen. Ähnliche Währungsverhill-
nisse haben vom 6. bis über das 4. Jahrhundert in Unteritalien und
wahrscheinlich auch in Campanien bestanden (§ 57, 5. 6).
1) Dies alles ergiebt sich aas der Analogie der § 20. 5 entwickelten Normet
für die Wertausgleichnng zwischen Gold, Silber und Kupfer im griechisch-ita-
lischen Verkehr. Die oberste Einheit im Betrage von 2 Goldstatereo scbeist
Polemarch (Schol. A zu IL 23, 269) gemeint zu haben, indem er ein ^nJump
ralavrov 9' 9^axfiMp erwähnte. Nahe lige auch die Yermatung, daÜB Aristo-
teles an der bereits angeführten Stelle bei Poll. 9, 87 (oben S. 660 Anm. 2} nit
dem a^x^tov ^imXucov raloprov von 24 vovfifiot das Silberaquivalent dessdhea
Talentes gemeint habe, indem er den sicilischen ifovuftoe gleich dem tareati-
nischen <§ 57, 5), mithin auch gleich dem crar^ eaxaliToos setzte. Dann
würden nämlich die 24 vovfifwi, d. i. 48 attische Drachmen Silbers, eotspredMi
4 Drachmen Goldes. Allein in demselben Fragmoite folgt unmittelbar die Be-
stimmung des sicilischen vovfifwi zu 1 V« (attischen) Obolos «« V^ Dracfane. Seil
it^XCLiov raXavxov hatte also höchstens das Gewicht Ton 6 Drachmen Silben,
war also jedenfalls berdts eine reducierte Gröfse. Hätten wir die Stelle ii
ihrem vollen Wortlaute und im Zusammenhange yor uns, so würden wir sicherer
urteilen können. Möglich, dafs Aristoteles das Goldtalent Ton 3 Statereo (( 19, %)
als das alte sicilische betrachtete und in ein Silbertalent von 6 Drachniai m-
setzte. Auf alle Fälle bleibt die von Mommsen gefundene Identität des nciüsdicii
Nummos mit der Silberlitra gesichert; denn dieser Nummos wird von Aristotelet
zu 1 Vi attischen, die Litra zu 1 äginäischen Obolos bestimmt Beide Aosätie
sind ungefähre und gelten derselben Gröfse, nämlich der als Münze aas erhal-
tenen Silberlitra im Gewichte von iVs attischen Obolos.
2) S.§19, 3. 20,5. 43,11.
fM, 7. 8. 57,1. GOLDPRÄGUNG. ITALIEN. 667
Zu Aristotdes'Zeit, wo das skilische Talent auf 12 Nummen, deren
jeder an Gewicht der ursprünglichen Silberlitra gleich stand , herab-
gesetzt war, betrug sein Wert nur noch 2,4 attische Silberdrachmen
«- 1,89 MariK.
8. Das Weriyerhftltnis ron 12:1 zwischen Gold und Silber hat in
Sicilien lange vorher bestanden, ehe in Syrakus Goldmünzen ausgeprägt
wurden. Dies geschah erst seit dem J. 413 ▼. Chr., und zwar wurde
das Gold gegen Silber anftnglich za dem Münzwerte ron 15:1 ausge-
bracht i), mithin höher, ab der übUche Handelskurs stand. Nach diesem
Ansatz hatte die kleine Goldmünze , welche das Wertäquivalent eines
Tetradrachmons in Silber darstellte, das Gewicht von 1,16 Gr.iind den
Wert von 20 Litren ; femer entsprach dem ebenfalls ausgeprägten at-
tischen Obolos Goldes (-» 0,72 Gr.) eine Silbermünze von 10,9 Gr.
im Werte von 12V2 Litren, und zu dem üblichen Silberstater im Werte
von 10 Litren wurde als Äquivalent die Hälfte der zuerst erwähnten
Goldmünze geschlagen. Unter der Dionysischen Dynastie kamen dazu
Stücke im Werte von 100 und 50 (unreducierten) Litren, also im Ge-
wichte von 5,8 und 2,9 Gr. Das oberste Nominal von 100 Litren galt
also, wie auch durch Zeichen angedeutet sich findet, 2 silberne Dama-
reteieo.^) Nach der Wiederherstellung der Demokratie durch Timoleon
(344 V. Chr.) kehrte man zu dem alten Wertverbältnisse von 12:1 zu-
rück, und zwar wurden hiernach zunächst Elektronstatere von 7,28 Gr.
im Werte von 100 (unreducierten) Litren oder 10 Silberstateren, sowie
Hälften und Viertel, ja auch Stücke von 30 und 10 Litren ausgebracht.
Seit Agathokles (317 v. Chr.) trat aber wieder die reine Goldprägung
sin, ohne dafs das Wertverhältnis von 12: 1 abgeändert wurde. Ja es
wurde nun auch, in Erinnerung an die ursprünglichen Währungsver-
hältnisse, der Goldstater selbst, d. i. das sicilische Talent (§ 56, 7), im
Normalgewicht von 8,73 Gr. und im Wert von 120 (unreducierten)
Litren ausgebracht, wozu zunächst Hälften, Drittel und Sechstel, später
auch Zweidrittcl- und Viertelstücke kamen.
§ 57. Italien,
1. Ein eigentümliches System der Feldmafse, gemischt aus
gnechischen und itahschen Elementen, war in Herakleia einge-
1) Diese und die folgeode Darstellang beroht hauptsächlich auf Head a. a. 0.
P. 16ff. 79. Das yon Head für die Zeit von 413—345 festgestellte MdDzverhiltnis
1&: t Dehmen auch Deeeke a. a. 0. S. 75 f. und Lenormant I p. 162 an.
2) Head p. 20 Anm. 28, A. t. Sallet in der Berliner Zeitsehr. fdr Nomism.
1876 S. 105.
068 ITALISN. §&7,i.
fUirt 0 Di« Inscfariften, wdebe uns dtTOD Nacbricbi geben, stammen
aus dem Ende des 4. Jahrh. t. Chr., beliehen sieh aber ofibnbir auf
äbcre Emricfatungen, welche, soweit sie griechischen Urspmiiga aiad,
von den Herakleoten aus der MuUerstadt Tarent herObergenomm^
sein mögen. ^) Die Xhere Vermessung des KoloniaHandes hat nach einer
grOfiieren Einheit, dem yvtiQy stattgefunden, welcher wahrscbeiniidi
auf 100 griechische Fufs in die Breite und 5000 in die Lange normiert
war, mitbin einen Landstreifen von 50 Plethren darstellte. >) Später,
nnd das ist die im 4. Jahrhundert besDehende Einrichtung, wurde au
dem TcHd-QOf Ton 100 Fu£i ins Gevierte ein acfus von 120 Fuia, wei-
eher oxoTufog hiels, eine Benennung, die ebenso wie fcli&fof md
aehiM ursprUnglicb eine Llngenausdehnung, dann aber auch das oit*
sprediende Quadratmäls bezeichnete. Ab Mittelglied iwischen oyoüpog
und Fu£s hatten die Herakleoten nicht die Hute von 10 Fob, son-
dern ein dem italischen pastui verwandtes Mafs von 4 Fufa, namess
1) G. L Graec Ifl Nr. 5774. 5775 (vom rarachüehen Gssichtspttniite ni,
nebst Abdruck des Textes, behandelt von R. Meister De diaJecto Heracliensiiiii
Italicomm in Gurtins* Studien IV, Leipzig 1S72, S. 355 ft). Anfter den Eritote-
mgen von Franz im G. 1. Gr. ED p. 706 fiL, der auf den GomnMnt ia HeroL
musei tabnlas Heracleenses von Mazzochi, pars I n. II, Neapel 1754 o. 55, fvbi
und dieselben teilweise berichtiet, ist zu vergleichen R. Lepsius Über eine hicfo-
glyphisdie Inschrift am Tempd von Bdfu, AbhandL der Beiüner Akad. 1^
S. 96 f. Den vtW der Herakleoten vergleicht M. Voigt Über das rönüsche STStoa
der Wege, Benchte der Sachs. GeselTsch. der Wissenscb. 1872 S. 64, nut da
sori9$ frflhester rtaisohen Assignationen im Betrage zwisdien 5 bis 10 «ei»
(S.6U).
2) Lenormant I p. 131 vermutet im Anscblnfs an Brandis S. 25, dafe o^jm
und 9X0WO9 bereits von den Grflndem Tarents, mithin im Jahr 708, aas «n
Peloponnes mitgeffihrt worden seien. Dagegen spricht aber die Venmdtsckft
des oo(ty/ia mit dem passus, des ffraivas mit dem actus. Femer würde ba
dieser Voraussetzung der Betrag der Mafee von Herakleia schwerlich iigeodwie
in befriedigender Weise sich definieren lassen. Wohl aber mag der yvifi eia
schon im 8. Jahrhundert übliches Mafs gewesen sein, welches ap&ter, sei es ia
Tarent oder in Herakleia, nach attischer Norm reguliert wurde. S. das Nihere
S. 41 Anm. 6.
3) Aus Tab. II vs. 31 u. 37 geht hervor, dafe Stücke Landes in der Am-
dehnung von 3 yvou das eine zu ISS^ii, das andere zu 139 <rxoivoi neu Ter-
messen wurden. Ein ywjs mafe also in einer Dimension 46,09 bis 46,25 9]ca^
d. i. 5530,8 bis 5550 Fufs des jüngeren Maises, wofür wir versuchsweise 5060
Fufs des Siteren Mafses zu setzen haben. Nun ist leicht zu sdien, daft der
y^ nicht ein Quadrat von 5000 Fufs ins Gevierte i-* 2500 Plethren gevesea
sein kann. Da er aber jedenfalls ein Ackermals dargestellt hat, ao bleibt aar
die Annahme, dafs wir es mit einem Streifen, und zwar von 50 Plethren, n
thuB haben. Ähnliche Modalitaten der LandvermesauiM^ sind oben S45,2a.E>
und 53, 6. 9 nachgewiesen worden. Nur unter dieser Yotaussetznag erkürt cf
sich auch, dafs der ältere ywjs schlechthin in cg^ütoi, neueren llafses aage*
Sehen wird, indem man die Breite von 100 Fufs Uteren Mafses gleich schitste
er Breite des üxoUfoe, d. i. 120 Fufs jüngeren Maises.
I »7, i. 3. HBRAKLEIA. 660
ofeyfia, weiches wohl als Pufsspaone und mithin als Doppelschritt zu
fassen istJ).
Nach der inschrifUichen Überlieferung verhielt sich der yiijg in
seiner Längenausdehnung zum axolvog etwa wie 46: 1. 2) Wenn nun
OBsere Vermutung, dafs der yvtjg 5000 eigene Fufs hielt, riditig ist,
so niuDs dieser letztere Fufe zum Fufse des jüngeren axolvog »ch Ter-
bähen wie 111 : 100.^} Nun steht dieses Verhältnis dem des attischen
Pulses zum oskischen so nahe^), dafs wir aus dieser Übereinstimmung
unbedenklich auf den Betrag der Mafse von Herakleia zurückschliefsen
und den älteren Fulsgleichdem attischen zu 308,3 Mlim., den jüngeren
nach dem aus der Inschrift entwickelten Verhältnis zu 277,7 BGllim.
ansetzen. Es betrug demnach in heutigem Mafse
der yuriQ (= 50 attische nXi&Qa) .... 4,75 Hektaren,
der axolvog als Quadratmafs 11,105 Aren,
derselbe als Längenmafs 33,32 Meter,
^9&0QeYiAa{=^ ^Iz^ axolvog) 1,111 „
der herakleotische Fufs 0,2777 „
2. Als Hohlmafse erscheinen in denselben Inschriften fiiÖL-
[ivog, xovg, xaddixov, ;cotvt^, und zwar geht aus den angeführten Be-
trägen hervor, dafs der ^idifivog mehr als 15 Kaddtx^, der^otJ^ und
das xaddixov mehr als 2 xolvcTceg enthielten^), sowie dafs die Angaben
nach xovg und xdddtxov dergestalt neben einander hergehen, dafs die
Mehrfachen des letzteren auch über den Betrag von 1 Chus hinaus ge-
zählt, oder mit anderen Worten, dafs das Nominal xovg nicht allent-
halben aufgeführt wird , wo eine gewisse Zahl von Tcdddixa so und so
viele Choen und dazu einen Rest von Tcaddixa ergeben haben würde. ^)
1) Vergl. obea § 12, 1. Brandis S. 25 deutet cxoivas als Rate und o^fia
als Sebritt Allein selbst mit Zagrandelegang des kleinen oskischen Fufses er^
halten wir ein ogtyfia von 1,11 Meter, also offenbar zn viel för einen EinzelschritL
2) Genauer wie 46,25 oder 46,09 : I, wie S. 6^ Anm. 3 nachgewiesen ist.
3) Berechnet aus der Gleichung 5550 jflngere =«> 5000 Utere Fufs (S.668 A. 3).
4) Der attische Fufe von 308,3 MilHm. verhält sich zu dem aus jüngerer
Zdt nachgewiesenen Werte des oskischen FuCses von 275 Millim. (§ 57, 3) wie
112 : 100. Allein nach § 46, 20 belief sich die ursprüngliche Norm des oskischen
FoÜBes etwas höher bis nahe an 278 Millim.; mithin sind wir berechtigt für
den Fufs von Herakleia aus der Proportion 111 : 100 >• 308,3 : x den Wert von
277,7 Millim. zn entnehmen.
5) Dies geht hervor aus Tab. 11 vs. 86. 50. 57. 64. 79. 86. 93. 99. 106.
6) WoUte man annehmen, dafs in der Inschrift jeder Betrag von xa8d$x^j
wo es dem Systeme nach möglich war, auf xo^ reduciert worden sei, so mfifete
der xovs mindestens 16 xoBSixa^ mithin mindestens 48 ;(o^«N£ff gehabt haben.
Da nun aber der xovs von dem Betrage des atüschen nicht wesentlich abwei-
chend gedacht werden kann, so würden wir unter der eben angeführten Vor-
670 ITALIEN. fn,i
Obrigens ist der x(^S volbUUiiUg ein Mab fttr TrockraeB.^ Nimmt
man nun an, dafe /nidi/iivog und x^vQ attisches Mafs darsteltten, fenief
daÜB das xaddixov, wie in Tauromenion (§ 56, 3X die HtfUte desHani-
hekton, d. i. V24 des Mediranos betrugt), so folgt, dafs diexotri^
welche mindestens dreimal imTcaddixor enthalten war, hinter demBe
trage des gleichnamigen attischen Mafses zurOckblieb. Setzen wir dob
die herakleotische x<^^^^ versuchsweise gleich dem syrisch- akxin-
drinischen Sextare'), so erhalten wir folgende Übersteht^)
Liter Malse des Troekenen
52,53 iiidiixvog 1
3,283 ;COv$ 16 1
2,189 xadcJtxöv 24 1 »/a 1
0,729 xotve^ 72 472 3.
Hieraus erklärt sich nun auch ungezwungen der Wechsel in den
Nominalen x(^£ und 7ia68txov> ZwOlf ;^o/ytx€^ z. B. reduciertea sidi
am einfachsten auf 4 xa^dt^cr, acht xolvi^eg auf 2 xadötxo und 2xoi'
vixeg^); dagegen war allenthalben, wo Hälften der xoivi^^ in Betracht
kamen, die Reduktion auf xoeg bequemer als diejenige auf xaidtxa.'^
Bei Besprechung der Ackermafse von Herakleia haben wir Tonus-
gesetzt, dafs dieselben wenigstens zum Teil aus der Mutterstadt Tareot
entlehnt waren. Dieselbe Vermutung liegt nahe in betreff der Hohl-
mafse ; doch gestatten die kurzen Notizen , welche bei Hesychios Aber
tarentinische Mafse aufbewahrt sind^), keinen Schlufs weder auf das
System noch auf den Betrag derselben.
aussetznDg eine xoif'tS erhalten, die nur V^ der attischen Kotyle, d. i. nur Vi<
der attischen Ghoinix betragen hätte, was unmöglich ist
1) Dies zeigt aufiser Tab. II, 36. 67 besonders Tab. I, 103.
2) Hesychios erklärt tta99ixov als ^uiexror, Dafs dies nicht ffir das Srslai
Yon Herakleia gelten kann, zeigt das Vorkommen von 15 MaS8*xa als betrag
unter 1 Medimnos. Da nun xaSSixov jedenfalls die Hälfte bedeutet oad dai
uoftaBlxior in Tauromenion Unterabteilung des ^fiimnw ist (§ 56, 3), so ist der
obige Ansatz durchaus wahrscheinlich.
3) Derselbe betrug, wie ( 51, 3. 4 gezeigt worden ist, 1 Vs römische Sextar^
ist also im attischen Medimnos 72mal, mithin im HaB9ixi9v 3mal eathatleiL
4) Die früheren Versuche die einzelnen Mafse zu deuten (TergL Frau CL
Gr. ni p. 707, Gomnaretti in Fleckeisens Jahrbüchern 1869 S. 309 f.) fühites la
keinem wahrscheinlichen Abschlüsse des Systems.
5) S. die Belege Tab. U, 50. 79. 93. 64.
6) Sicher hatte die herakleotische xo^wt( ebenso eine Hälfte wie der syiiick-
alexandrinische Sextar, deren Name *EXXtit^tttij HtnvXij (§ 5t, 3. 53, 16) auf &
weite Verbreitung dieser Mafsordnung hindeutet.
7) So würden Zeile 36 und 57 zu deuten sein 1 x<^6 2 xP^rtuti » 6^
XQiPtM$£, 1 x«w« «■ 4*/« tpi$^UC86,
8) Es wird erklärt au^S^vov als niaj^ f^^e^t afv^ca (auch afUt^
als wnvhff, ßcupiov als oivßaftov, r^iayiov als fUi^ov t«. Die vS^9ia geMrt
157,8. ALTITAUSGHES FELDMASS. OSKISGHER FUSS. 671
3. Unteritalisches Langen- und Feldmafs. Das altitalische
Decimalgystem hatte sich bei den Oskern in Campanien und den
Umbrern bis in die Zeiten Varros und Frontins erhalten. Nicht die
120füisige Furche, wie bei den Römern (§ 11, 4), bestimmte die Acker-
malse, sondern die lOOfÜfeige, der vortus oder versus y der ursprüng-
lichen Bedeutung und dem Betrage nach mit dem griechischen 7r>U-
&fov (§ 5, 4) identisch. Wie femer TtXi-d'Qov und aüMS nicht blols ein
Längenmafs, sondern auch das entsprechende Quadrat bezeichneten^
so war varsm zugleich die Benennung des Ackermafses von 100 Fufs
ins Gevierte. >)
Den Betrag desFufsmafses, nach welchem der caropanische und
gleicherweise wohl auch der umbrische Vorsus normiert war, ent-
nehmen wiB^aus der wertvollen Notiz des Gromatikers Hyginus, dafs
3Vs Vorsus auf das römische Jugerum gingen und 1 Vorsus gleich
8640 römischen Quadratfufs war. 2) Da letztere Zahl dem Quadrate von
93 («s 8649) sehr nahe liegt, so dürfen \nv zunächst voraussetzen,
dafs die Römer nicht blofs, vrie eben angeführt wurde, das Flächenmafs
Campaniens in einfachen Verhaltnissen auf römische Jugera und Qua-
dratfufs zurückführten, sondern dafs sie auch einen glatten Ausdruck für
das Verhältnis der Läugenmafse feststellten. Dies zugegeben, haben wir
100 campanische Fufs gleichzusetzen 93 römischen und gewinnen dar-
aus die genaue Besthnmung des campanischen Fufses zu 0,27 50 Meter. ^)
nach Pontos, nicht, wie in einer Recension der Fragmente ans Epiphanios über-
liefert ist, nach Tarent. S. oben S. 573 Anm. 4.
1) Varro de r. r. 1, 10, t : in Gampania (metiantor) versibus — versum dicant
centum pedes qnoqiio versom qaadratum. Frontin. de limit p. 30: primom agri
modam fecenint quattnor limilibas ciaasnm, pleromque centom pedum in utraque
parte, qnod Graeci pletbron appellant, Osci et Umbri vorsum. Vergl. Rndorff
Gromat. Inst. S. 281, Mommsen Rom. Gesch. 1* S. 21. 204, Nissen Das Templnm
S. S^, und besonders denselben in seinen Pompejanischen Studien S. 75 n.
2) De condic agr. p. 121, 25: hoc quoqne non praetermittam, quod pleris-
qne locis inyeni, ut modom agri non iugerum, sed aliqiio nomine appellarent,
nt pQta in Gampania qnod Tersns appellant. idem versus habet p. VIU DGXL.
ita iuffero snnt versus nnmero III ^^. Die Bestimmung des Versus zu 8640
röffliacbeD DFufs findet sich auch in der Übersicht Gromat. I p. 339, 19. Die
Stelle HygiDs ist nach dem Cod. Gudianus gegeben (die Rezension nach dem
Arcerianas ist durchgfBhrt in Metrol. Script u p. 59 f.). Statt Campania hat
der Arcerianas Dahnaüa, wie auch Lachmann herausgegeben hat Dafs erstere
Lesart die allein richtige ist, hat Nissen Templnm S. 95 Anm. durch eine Pa-
rallelstelle, dann mit voller Evidenz durch seine Untersuchungen über den os-
kisehen Fufs nachgewiesen.
3) Zo 0,93 römischen Fufs war der zum Voraus gehörige Fufs bereits in
der ersten Auflage dieses Handbuches bestimmt worden. Dies sind, berechnet
nach dem tou uns angenommenen Werte des römischen Fulses, 0,2750 Meter
(vergl. Tab. VR unter 93).
672 ITAIiBN. fH,t.i.
Diese Berechnung ist ToUkomiiien beeUUigt worden durdi die sorg-
ftlügen und umflngUcheB Untersuchungen Nissens Ober des Betrag
desjenigen FuTsmafiies, welches den Bauten in Pompeji bfe zum Bundes-
genossenkriege, von welcher Zeit an römisches Mab in Geltung kam,
zu Grunde gelegen hat. >) Dieser Fufs, von Nissen der oskiscbe genuiiil,
ist als das nationale Mafs der SOdhtifte Italiens zu betrachteD^); auber
für Pompeji ist er nachgewiesen auch für die griechische POaiiistadl
Herakleia (§ 57, 1), und es steht nicht zu besweUelB, dafe noch andere
zahlreiche Spuren desselben in Unterilalien »ch werden aufBndea
lassen. 3)
Über die Ableitung des oskisdien Fulses aus der Klafter der kOnig-
hchen ägyptischen Elle ist oben gesprodien worden (§ 46, 20). Im
Hinblick auf dieses uralte, weitverbreitete Ifals ist es Wil erkUM,
dafs wir auch in Kleinasien ein Teilmafs vorfinden, welches nach glei-
chem Verhältnis aus der Klafter entstanden ist, mithin dem oskisdM
Fufse nahe steht (§ 50, 4).
4. Die in Italien einst gebräuchlichen Gewichte nach den UDle^
schieden der Zeiten und Landschaften zu behandeln, ist Aufgabe eiaer
besonderen Untersuchung, welche aufeerhalb des Rahmens diesesBand-
buches liegt. Nach dem gegenwärtigen Standpunkte der Foncfaiuig
steht zweieriei fest, zunächst, dafs die wichtigsten aus i&r babjlooisciieB
Währung abgeleiteten Gewichte auch in ItaUen üblidi waren, daon,
dafs dieselben von den Römern auf bestimmte und abgerundete Betrüge
von Unzen gesetzt worden sind.^) Wir folgen diesen römischen Be-
stimmungen in aufsteigender Reihe.
I. Mine von 16 Unzen oder 1 V3 römischen Pfund «» 436,6 Gr^
d. i. die Selon isch-attische Mine, nachgewiesen an heriiuIaniscbeB
und pompejanischen Gewichtstücken. ^)
1) H. Nissen Pompejaniscbe Stadien, Leipsig 1877, weist znniebst S.70i
den Unterschied zwischen römischem und oskischem Mafse nach , seist dtfi
S. 74. 93 f. die Epoche, in welcher das römische Mafs soerst fßr die öffeal-
lichen Bauten und dann allgemein gtlUig wurde, auf die Zeit vom Blill4ag^
nossenkriege an bis mm dritten Jahrzehnt v. Chr., und bestimmt endlich S. S&&
nach zahlreichen pompganischen Messungen und kritischer Festaetznng ^
Fehlergrenze den oskischen Fuls zu 0,275 Meter. Diesem Ansatse tretea bd
A. Mau Pompejaniscbe Beitrage, Berlin 1879, S. 20 (soTiele Einwendungea 9
auch gegen die Messungen und Deutungen Nissens im einzelnen erhebl: nt^
oben S. 93 Anm. 5) und Mommsen im Hermes XVI S. 3 19.
2) Nissen Pompcjanische Studien S. 92. 3) Derselbe a. a. 0. weist w
die Ruinen von Pietrabbondante (Bovianum yetus) in Samnium hin.
4) S. das N&here Metrol. Script I proleg. § 61 (p. 103 ff.).
5) Metrol. Script. 1 p. 104, Mommsen im Hermes XVl S. 317 ff. Die von Bodth
M. U. S. 183 angeführten Gewichtstöcke wiegen 424 und 452 Gr., im Dn ' ' "^
157,4. HANDELSGEWIGHTE. 678
II. Mine von 18 Unzen oder 1 V2 römischen Pfund »=491,2 Gr.
Sie heifsl in einer metrologischen Tafel ^iTakixi] /nvä oder fdva xava
^v^lTalixiiv tqijci^. ^ Ursprünglich betrug sie als leichte Mine könig-
licben babylonischen Gewichtes 504 Gr.; sie war aber schon frühzeitig
ifl Ägypten auf ewen etwas niedrigeren Betrag herabgegangen. 2) Als
Pfund von Hatria hat sie wahrscheinlich 494,3 Gr. betragen (§ 57, 8).
Mehrte noch erhaltene Gewichtstücke sind verhältnismäfsig jüngeren
Ursprungs und ergeben eine Mine von höchstens 482 Gr. 3)
III. Mine von 20 Unzen oder 1^/3 römischen Pfund »» 545,8 Gr.,
die römisch'e oder auch die italische genannt.^) Sie verhält sich
zur vorigen Mine wie 10:9, und das ist zugleich das ursprüngliche
systematische Verhältnis, denn sie ist hergeleitet von der babylonischen
leichten Mine Silbers (§ 42, 15). Der ursprüngliche Betrag von 560 Gr.
wird fast genau dargestellt durch ein in der Donau bei Rustschuck auf-
gefundenes Normalgewicht LEGIONIS PRIMAE. ITALIC{ae) mit
dem Zahlzeiohm X und dem Namen des l^aten, welcher das Gewicht
prüfen und beglaubigen liels.^) Es wiegt 5558,05 Gr., und ergiebt
mithin eine Mine von 555,8 Gr., oder 10 Gramm mehr, als die übliche
zu 20 Unzen geschätzte italische Mine hatte. Das Talent dieser letzteren
war gleich dem romischen Centumpondium.
IV. Mine von 24 Unzen oder 2 rOmdschen Pfund «= 654,9 Gr.
Sie entspricht einem Talente von 120 römischen Pfund , welches von
Vitruv und Isidor bezeugt wird.®) Über den Zusammenhang dieser
also 438 Gr. Unter den von Mommsen behandelten Monumenten sind besonders
^ejenigen hervorzuheben, welche durch ihre Aufschriften ortsübliche Verhalt-
nisse der attischen Mine zum römischen Pfunde andeuten, nämlich 50 : 37 und
33:25 (statt des normalen Verhältnisses 50:37Vt und 337«: 25 — 4:3).
1) Metrol. Script I p. 103 f. 228, 25. 240, 12, und vergl. den weiteren Stellen-
nachweis im Index unter fiva 7.
2) S. § 42, 10. 41, 9. 54, 1 und vergl. unten § 57, 8 gegen Ende.
3) Metrol. scrint. I p. 104 f.
4) Index zu MetroU.script unter ft,va 8, oben § 54, 1, IIL
5) Vergl. Schimko Über ein pannonisch-norisches Gewicht im k. k. Münz-
nod Antiken -Gabinete, in den Sitzungsberichten der Wiener Akad. XI, 1853,
S. 606 — 63t. Prof. E. Hfibner in Berlin, dem ich den Nachweis dieser Publi-
kation verdanke, teilte auch die oben gegebene genaue Fassung der Aufschrift
mit Auf den beiden Bandern des Gewichtstückes steht LVCIVS • IVLIVS . LVCl-
tlANVS LEO{atu8) A/OVSTI LEO l ITAL PONDERA EXAI^INATA SlO(nata).
Mit Recht weist Schimko S. 622 darauf hin, dafs dieses Gewicht wahrscheinlich
weit in den Donauländem Terbreitet war, wie denn auch das frühere öster-
reichische Handelspfund im Betrage von 560,01 Gr. (Schimko S. 612) genau diesem
italischen, und somit auch dem uralten babylonischen Gewichte entsprach.
6) Vitruv. 10, 21 a. E., Isidor Etymol. 16, 25 (Metrol. Script II p. 115,.ll),
W. Christ in den SiUungsberichten der Münchener Akad. 1862, I S. 67 f. Über
Dionys. Halle. 9, 27 vgl. oben § 20, 5.
Hnltsoli, Metrologi«. 43
674 ITALIEN. §n,i.i.
Mine mit aU-ttgiDflischem und phönikischem Gewichte, nüthin auch
mit der hier zunächst folgenden Mine, ist früher gesprochen worden
(§ 19, 10. 20, 5. 48, 1). In der Mitte steht die hebräische Mine ?on
25 Unzen, deren Talent gleich 125 romischen Pfund ist (§ 44, 17).
V. Mine von 26 Unzen oder 276 römischen Pfond, dargestellt in
einem herculanischen Talente von 42,73 Kilogr. , woraus sieb für die
Mine 712 Gr. ergeben ^), während 26 Unzen *» 709,5 Gr. sind. Das
ursprüngliche Normalgewicht, nämlich das der phöniiuschen Mine SI-
bers, betrug 746,7 Gr.; dasselbe ist aber schon frühzeitig auf 726,5
und weiter bis auf 710 Gr. herabgegangen.^) Das Talent dieser IGne
betrug nach römischer Schätzung 130 Pfund.
Eine Übersicht über die Ableitung und die Normalbeträge dieser
Minen bietet Tabelle XXII. Die soeben unter II besprochene Hine
hat ihren Ursprung in dem dort unter A verzeichneten Gewichte, nnd
entsprechend die anderen italischen Gewichte.
5. Von den partikularen Münzwährungen Italiens können
nur die wichtigsten hier in Kürze behandelt werden. Wir beginnen
mit Unteritalien. Anknüpfend an den korinthischen Stater (§ 47, 5}
münzten die achäischen Städte Grofsgriechenlands, unter denen
Rroton , Kaulonia , Metapont und Poseidonia besonders hervorzuheben
sind, ein Grofsstück in Silber im Gewichte von 8,29 Gr. 3), wekhesak
Stater oder Didrachmon betrachtet und demnach in Hälften oder Drach-
men, Drittel oder Tetrobolen , Viertel oder Triobolen, Sechstel odo*
Diobolen, Achtel oder Trihemiobolien , Zwölftel oder Obolen, endlich
auch in Vierundzwanzigstel oder HemioboUen geteilt wurde. ^) Dem
1) Böckh S. 182, Metrol. Script I p. 104.
2) S. oben § 43, 2. 3. 5. 54, 1, IV.
3) Das unteritalische MQozwesen hat eine specielle Bearbeitung gefsBÖei
durch L. Sambon, der zuerst Recherches sur les anciennes moDuaies de lltalie
m^ridiooale, Neapel 1863, und dann in weit umfänglicherer Gestalt Rechercki
sur les monnaies de la presqulle italique depuis leur origine josqu' i la bt-
taille d' Actium, Neapel 1870, veröffentlichte. Demnächst bietet reichliche Mate-
rialien der Gatalogue of the Greek Goins in the British Museum, Italy, Londoo
1873, von R. St. Poole. Die beiden letztgenannten Werke werden im folfea-
den kurz nach ihren Verfassern citiert werden. Das Maximalgewicht Ton 8,29 Gf.
(— 128 Grains) weist Poole p. 336 nach. Einzelne Teilstücke fahren noch höher
auf etwa 8,4 Gr. Mommsen S. 107 (Traduct Blacas I p. 149) nimmt 8,23 i|s
effektives und gewissermafsen normales Gewicht an. Sambon führt als Maii-
mum der Ganzstficke 8,21 Gr. auf.
4) Entnommen aus den Münzübersichten bei Sambon p. 264 ff. 274 fil 3191-
324 ff. und Poole p. 238 ff. 334 ff. Vergl. auch Mommsen S. 106 ff. (I p. 148C),
der aufser Dritteln, Sechsteln und Zwölfteln, als den gewöhnlichen TeilmiUiicBi
noch Zweidrittel- und Fünftelstücke annimmt, die Existenz einer Drachme aber
bezweifelt.
f 67, 6. ÜNTEWTAUSCHES MONZWESEN. 675
gleichen FiiTse folgten Tarent und Herakleia; nur kam das Drittel
als Teilstück in Wegfall. Am häufigsten wurde das Zwölftel oder der
Obolos, häufig auch das Sechstel oder Diobolon, seltener die übrigen
vorher genannten Teilstücke geschlagen.^) Der Obolos von Tarent
scheint als Äquivalent einer Kupferlitra gegolten zu haben , wie seine
Teilung nach dem Systeme des Asses und die Bezeichnung der Drittel
und Viertel durch 4 und 3 Kügelchen andeutet. 2)
Das Ganzstück hiefs nach Aristoteles vov^ixogy nach den Tafeln
von Herakleia voftog.^)
Seit der Zeit Alexanders des Grofsen wurden in Tarent Goldstatere
Dach makedonisch-attischem Fufse im Normalgewicht von 8,62 Gr. ge-
schlagen.'*) Als Teilstücke kommen Hälften, Drittel, Viertel, Sechstel,
Achtel, Zwölftel, aber auch Zehntel und Zwanzigstel vor.^) Gleichzeitig
kam die Kupferprägung auf, deren Ganzstück dem Goldstater an Ge-
wicht genau gleich stand. ^) Die Teile in Rupfer waren Hälften, Drittel,
Viertel, Sechstel und Achtel.
Nehmen wir an, dafs in Tarent dasselbe Wertverhältnis zwischen
Silber und Rupfer, welches fUr Sicilien (§ 56, 5) und Hittelitalien
(§ 34, 1) nachweisbar ist, nämlich 250 : 1, gültig war, so ergiebt sich
eine Reihe bemerkenswerter, unter sich wohl übereinstimmender
Folgerungen. Das Rupferstück war dem Goldstater an Gewicht gleich;
das Gewicht des letzteren verhält sich zum Silberstater wie 25 : 24,
d. h. gerade so wie das Solonische Didrachmon zum Dareikos und der
1) Dies geht aus den iMdDsübersichten bei SamboD p. 238 ff. 286 ff. und
Poole p. 165 ff. 225 ff. hervor. Doch bedürfen einzelne Punkte noch besonderer
Erörterung. Mommsen S. tOl ff. (I p. 140 ff.) halt das TeUstöck im effektiven,
zuweilen etwas überschrittenen Gewichte von 0,7 Gr. (vergl. Sambon p. 238—40)
für das Zehntel des Staters und entwickelt daraus ein dem sidlischen ähn-
liches Litrensystem.
2) Nachzuweisen sind das Teilstflck von 9 Unzen (der lateinische dodrans),
femer die Hälfte (diese ist verhältnismälsig am häufigsten), das Drittel oder
Stack von 4 Unzen, d. i. der sicilische xsr^ (§ 56, 4), kenntlich in mehreren
Exemplaren an den 4 Kügelchen (Sambon p. 243, der dieses Nominal mit Un-
recht -B '/s Obolos setzt), endlich das Viertel, d. i. der siciliche t^mcc, und das
Sechstel, d. i. der iScis. Bei dem letzteren Stücke blieben die Wertzeichen wohl
wegen seiner winzigen Form weg; der charakteristische Typus ist das Rad
(Monmisen S. 102 » I p. 142. Sambon pl. XVU, 1. 3, Poole p. 168).
3) PoU. 9. 80 : uiiftaroräXrjß iv r^ Ta^vrlvafv noXiraüf naJLäUr&al frict
vofuofia n€i{f avroXe vov/tfioVf itp^ ov ivrarvTfcac&ai Ta^avra rbr üoifbi'
Sofvog Sei^lvt ircowvfiwov. G. I. Gr. lU Nr. 5774 Z. 123 : xaxsdixair&BP — dAca
ro/iOfS aoyvqia — ovo fivns aoyvQiw,
4) Sambon p. 246. 252, Poole p. 160 ff., Friedlaender und v. Sallet Das
Königliche Münzkabinet, Berlin 1877, S. 188 f.
5) Sambon p. 247. Für Herakleia ist nur ein Yiertelstater (p. 288) nach-
gewiesen. 6) Derselbe p. 248. 252.
43*
676 rrALDBN. fi7,i.
älteste römische Denar zur attischen foiichme.O Demnadi stauten
240 Kupferstttcke das 250 fache Gewicht eines SBberstaters dar, md
es ist auch die Annahme zulässig, dab der Silberstater gleich i40
Kupferstttcken galL Der GoMsMer aker hat Termutlidi d«n Wert ron
3000 Kupferstücken, mithm von 12 ^/s Süberstaieren gehabt, und
letztere wiederum stellen genau das 12fBidie Gewidit ihres Wertäqui-
valentes, des Goldstaters, dar. Es standen abo bei gleichem Gewichte
die drei MünzmetaHe in folgender Wertskala:
Gold Silber Kupfer
1 12 3000
1 250.
Um nun auch die übrigen in Gold, Silber und Kupfer ausge-
münzten Stücke ihren Werten nach neben einander zu stellen , haben
wir zunächst zu wiederholen, dals der dem Kupferstttck an Gewicht
gleiche Goldstater ein Didrac^mon war, mithin es gestattet ist das
Ganzstttck in Kupfer ebenfalls gleich zwei Drachmen, nämlich Kupfers,
zu setzen. Der Goldstater war also an Wert gleich einem Kupferta-
lente, und alle einzelnen Nominale der tarentinischen Prägung ordaen
sich nun leidit in folgende Übersicht ein :
Oold Silber K^la
1 Stater — 25 Drachmeo » GOOO Dradunen '^ 1 Takflt
Vs , — 12 Dr. 3 Ob « 3000 , — 30 Milien
Vs n =-8,2, = 2000 , — 20
1/4 „ — 6 , l»/i - 1600 , . U
V« „ - 4 „ 1 „ «1000 , - 10
V» » - - - 7W , - 7Vt
Vio , — 2 „ 3 — 600 , — 6
i/i« , — 2 , i/t , - 500 . .5
— 2 Dr. — 1 SUbereUter . 480 , —
Vm Stater <- 1 Dr. iVs Ob — 300 , « S
— 1 Drachme «240 , —
— 1 TrioboloD -=120 , —
— 1 DioboloD « 80 , —
— 1 Trihemiobolioii ...»-» 00 , ~
— 1 Obolos -=40 , —
— »/* Obolos -= 30 ^ —
— 1 Hemiobolion ....—> 20 , —
— 1 retfcis « 137» » —
1 TfiOC — » 10 ^ —
— . . . . . . \ iias — ev» • — .
war. Die Effektivgewichte des tarentinischen Goldes — 8,62 Gr. und des Silbo*
»8,26 Gr. (— 127^ Poole p. 166) verhalten sich zu einander wie 25:23,97.
d. i. wie 25 : 24. Die ursprdnglichen Normalgewichte waren fftr das Gold S,73
und ffir das Silber 8,4 Gr.
J67.6.6. TARENT. CAPUA. 677
Die klemeren Nominale in Kupfer gehen sämtlich ohne Rest in
dtr ?orietzten Sübermttnze, mithin um so mehr in den gröberen, auf»
Denn da der Obolos gleich 20 Ganzstücken in Kupfer galt, so kommen
anf das Viertel des Oholos oder den TQuig 5 GanzstUcke oder 10
Stiften oder 15 Drittel oder 20 Viertel oder 30 Sechstel oder 40
Achtel Der kleinsten Silbermünze entsprechen in Kupfer 10 Drittel
oder 20 Sechstel
Als Wertäquivalent des Obolos setzten wir oben eine Kupferlitra
voraus. Hat es eine solche gegeben, so ist sie in ihrem Gewicht etwas
reduciert gewesen ,. denn sie wog nur 20 Ganzstücke in Kupfer «>
172 G^ramm oder reichlich ein halbes römisches Pfund. Die Unze
dieser Litra wurde dargestellt durch 5 Drittel desselben Ganzstückes.
Auch nach der Wertatisgleichung mit dem gleichzeitigen italischen
Schwerkupfer lohnt es sieh zu ferschen. Dem Systeme nach ist 1 Sesterz
ältester Prägung an Wert gleich 65 tarentinischen Kupferdrachmen, i)
Es ist also die Vermutung zubfssig, dafs der mittelitalische librale As^
das WertäquivaleBt de» späteren Sesterzes, welcher reichlich 10 rO-
misdie Unzen gewogen hat, dem Werte nach zur tarentinischen Mine
Kapiers wit 2 : 3 stand, mithin die Mine 1 V2 schwere Asse galt 2)
6w Capua prägte im 4 Jahrhundert ab selbständige Gemeinde
und seit dem J. 338 unter rOmiscber Oberhoheit Gold- SUber- und
Kupfermünzen nach demjenigen kleinasiatischen Fufse, welcher, aus-
gehend voa dem phOnikischen Systeme, auf einer Drachme von 3,65
Gramm beruhte und diese zu Didrachmen und Tetradrachmen verriel-
ßütigte (§ 23, 4). Nach Italien war diese Wähioing durch Vermittelung
Phekäas gelangt 3); doch kam in Campanien das Tetradrachmon in
1) Berechnet aas folgenden Gleichungen : 1 tarentiniscber SUberetater ■« 2
korinthischen Drachmen mm -^ attischen Drachmen «« ' ' römischen De-
naren s^t^L^ Sesterzen, oder mH Anwendung der S. 610 Anm. 1 ent-
wickelten Nikerangsformel «« ^—^ Scsterzen. Mithin ist ein Sesterz, d. i. das
Wtrtaquivalent eines libraien Asses mm .-^ tarentinischen SUberstateren «-«
•^.^2 ^ ^ Kupferdrachmen.
9 Dies btstitigeB auch die effektiven Gewichte; denn 1 tarentinisehe Mine
Kqtfers ist — 43t, anderthalb libraler As nach den höchsten Gewichten ({ 33, 4)
Bngefihr — 450 Gr.
3) Mommaen S. 35 (Tradoct Blacas I p. 44). Vergl. aach oben S. 178 f. Doch
ist es nicht r&ilich, diesen Fnfs den phokaischen zn nennen, da unter diesem
Namen sonst die Wahnrng des schweren Goldstaters babylonischer Wähnmg
▼entanden wird ({ 23, 1). — Ober die Münzen campanischer Gemeinden mit
678 ITALIEN. isr.c
Wegfall. Die Hauptmüaze war also ein Didrachmon ^), und zwar wurde
sie in Silber anßinglich auf den hohen Fufs von 7,41 Gr. ausgebracht,
welcher an das ursprüngliche asiatische Nonnalgewicht von 7,46 Gr.
sehr nahe heranreicht.^) Die Goldmünze erhebt sich nicht über 6,86
Gr. 3), und flhnUch sinkt das Gewicht des Silbers frühzeitig bis auf
6,5 Gr. und darunter. 4) Das Rupfer zeigt schwankende Gewichte; es
finden sich Stücke, die dem Nonnalgewichte nahe kommen; im ganzen
aber steht der Fufs des dem Gold- und Silberstater analogen Ganz-
stückes unter 6 Gramm.
Es ist zu vermuten, dafs diese auf gleiches Normalgewicht ausge-
brachten Gold- Silber- und Kupferstücke auch in einem bestimmten
Währungsverhflltnisse zu einander gestanden haben. Setzen wir nach
der üblichen italischen und sicUischen Wertgleichung den campa-
nischen Silberstater gleich 250 Kupferstücken desselben Normalge-
wichtes und vergleichen die tarentinischen Hünzverhältnisse (§ 57, 5),
so liegt es nahe dem campanischen Goldstater den Wert von 12 Silber-
stateren »3 3000 Kupferstücken zu geben. Nach griechischer Bezeich-
nung bildeten 50 Kupferstücke eine Mine Kupfers, deren effektives
Gewicht etwa 300 Gramm betrug, mithin dem Ältesten Libralas unge-
fähr gleich stand (§ 33, 4). Auf den ganzen Goldstater gingen 60, aitf
den halben 30 Minen campanischen Kupfers.
griechischer Aufschrift, eine PräguDg, welche demselhen FnÜBe folgte, vergL
Mommsen S.113ff. 159 ff. (Ip. t59ff. 319 ff.), Sambon p. 132 ff., Poolep.72ff.
1) S. die Münzflbersichten bei Mommsen S. 254fi. (I p. 365 ff.), Sambon
p. 171. Hälften des GanzstAckes oder Staters sind yerhältnismäfsig selten. Stficke
un Gewichte von V/i Steter, d. i. nach griechischer Benennung Tridrachmen,
finden sich vereinzelt nur in Kupfer und in legiertem Silber (Mommsen S. 255.
258 — I p. 366. 369).
2) VergL oben J 43, 2. Das thatsachliche Maximalgewicht von 7,41 Or.
weist Mommsen S. 254 (i p. 365) nach.
3) Mommsen S. 260 (I p. 371), d'Ailly Recherches sur la monnaie romaiae
I p. 192 ff. Die übliche Teilmünze ist die Hälfte, als deren Maximalgewicht
3,41 Gr. nachgewiesen sind. Dazu kommt ein Zweidrittelstück von 4^2 Gr.
mit dem Wertzeichen XXX, worüber noch zu sprechen sein wird. Spät» ver-
schlechtert sich das Korn des Goldes zu Elektron, und zwar findet sich daai
nur noch das Halbstück, dessen Gewicht von 3,10 Gr. stetig bis unter 2,6 Gr.
sinkt (d'Ailly p. 189, Mommsen a. a. 0.). Den Elektronmflnzen von 2,82—2,77 Gr.
g'iebt Mommsen S. 213 (I p. 264) den Wert von 2 Scrupeln — > 2,27 Gr. reiBca
oldes.
4) Nur in der ältesten Serie sinkt das Gewicht nicht unter 7,17 Gr.^ io
den nächsten Serien steht es häufig unter 7, in mehreren werden 7 Gr. mdit
mehr erreicht, und stehen die meisten Stücke um 6,5 Gr. Sambon p. 171 fer-
zeichnet als Maximum 6,85, als Minimum 6 Gr. Aus den zahlreichen von d'Aillj
Recherches sur la monnaie romaine I p. 165 ff. mitgeteilten Wägungen ergieM
sich ein Maximalgewicht von 6,87 und ein mittleres Gewicht von 6,7 bis 6,6 Gr.
Mit Unrecht teilt d'Ailly diese campanisehen, unter römischer Oberhoheit gt-
f 57, 6. GAMPANISGHER MONZFUSS. 679
Allein die Römer haben zu einer Zeit, wo der schwere Kupferas
und seine Teile noch ihr einziges Courant bildeten, die Münze des von
ihnen abh^ingigen Gemeinwesens nicht so günstig tarifiert, als nach
der angeführten Gewichtsgleichung zu erwarten wäre. Denn nicht die
Hälfte des GoMstaters, sondern ein neugsechaffenes Zweidrittelstück,
im Gewichte von 4 Scrupeln, glichen sie mit 30 römischen Assen. So
wenigstens scheint das Wertzeichen XXX auf der Goldmünze von
4,52 Gr. zu deuten zu sein.^) Nach diesem Verhältnis kamen auf das
Ganzstück in Gold 45, auf den Silberstater 3^/4 Asse, und das römische
Kupfer verhielt sich dem Werte nach zum campanischen Golde wie
1 : 1980, zum Silber wie 1 : 165, oder, wenn wir den As gleich 10
Unzen setzen, wie 1 : 1800, bez. 1 : 150. 2)
Das Gewicht des Silberstaters wurde nun normal zu 6 Scrupeln
-B 6,82 Gr., das der Hälfte zu 3 Scrupeln angesetzt Vergleichen wir
damit den späteren römischen Denar ältester Prägung, welcher 4
Scrupel wog und 4 Libralasse galt (§ 35, 2. 3), so ergiebt sich, dafs
der um 2 Scrupel schwerere Silberstater noch ein wenig unter dem
Kupferäquivalente des Denars tarifiert war. 3) Nach seinem Abfall im
Hannibalischen Kriege und der Kapitulation im J. 211 verlor Capua
mir den letzten Resten früherer Selbständigkeit auch sein Hünzrecht^)
Doch erhielt sich der caropanische Münzfufs bei den Römern in
etwas veränderter Gestalt^) Besonders seit dem J. 229 liefsen sie in
schlagenen Mflozen der haaptstadtischen Pragang zn und bringt sie p. 141 ff.
mit dem angeblichen nummus Servianus ({ 35, 1) in Verbindung.
1) Mommaen S. 214 f. (I p. 265 ff.).
2) Nach dem normalen Mfinzverhaltnisse stand das campaniscbe Kupfer
znm Golde wie 1 : 3000. Da das Kupfer durchschnittlicb etwas niedriger aus-
gemünzt wurde, so trat thatsächlich das ffir das Kupfer etwas günstigere Ver-
hältnis 1 : 2640 ein. Das römische Kupfer erhielt nun, wenn man den ältesten
As zu 11 Unzen setzt, das obige weit günstigere Verhältnis 1 : 1980 und femer,
wenn man den As zu 10 Unzen annimmt, 1 : 1800. Für letzteren Wert erklärt
sich Mommsen a. a. 0. Da derselbe ausserdem für Silber zu Gold das Wert-
verhältnis 1 : 10 wählt, so kommt der Silberstater nach ihm auf den Wert von
4Vi römischen Assen.
3) Mommsen S. 343 ff. (HI p. 228 ff.) nimmt an, daCs in der Epoche zwischen
268 und 211 v. Chr. der campanische Silberstater dem Denar an Wert gleich-
gesetzt wurde, was mit der obigen, auf den libralas gestellten Berechnung sich
wohl verträgt
4) Mommsen S. 346 (DI p. 232), Zobel bei Mommsen-Blacas II p. 105 f.
5) Zobel a. a. 0. p. 106 f. Die Münzfunde zeigen, dals im 6. und 7. Jahrb.
der Stadt der Victoriatns im nördlichen Italien, in Gallien und Spanien die ver-
breitetste Münze war. Den Anfang der römischen Victoriatenpragun^ setzt M.
Bahrfeldt in der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1878 S. 39 bereits in das J. 268
woraus folgen würde, dafs die Ausmünzung von Anfang herein in Rom, und erst
später auch auf Gorcyra oder in anderen provinzialen .Prägstätten geübt wurde.
680 ITALIEN. |67,e.7.
der auf Corcyra errichteten Mttnntätte die Hälfte des campnifidien
SBberstaters in reichlicher Menge aosprägen. Es war d^ Yictonatw
von 3 Scrupel Gewicht, eine für den auswärtigen Handels? erkdir be-
stinimte und aufserhalb der Denarwährung stehende MOnie ($ 36, 2).
In der Art des G^^ges und der Form der Aufechrift war aiMi
die nationalrOmisehe Münze, der Denar, anfttngfich ganz nach dem
Verbilde des canipanischen Staters gestaltet worden.^)
7. Nadidem wir in den beiden Torhergefaenden AbschmUen sol-
che Mttnzsysterae Italiens bebandelt haben, welche eine geschlosseie
Währung in Gold, Silber und Kupfer zeigten, ist nun in Kürze des
niittelitalischen Schwerkupfers und seines Wertverhäkmases
zum Silber zu gedenken. Der im Jahre 1852 aufgefundene Scfaati
von Cervetri enthielt im ganzen 1734 Stücke Scfawerkupfers, und zwar
hauptsächlich rümische Asse, 1575 an Zahl, aufserdem 130 römiscbe
Semisse des libralen Fufses, 26 Stücke latinischen Schwerkupfers and
nur 3 reducierte römische Asse. 3) Der Sdiatz war also zu eino'M
geborgen worden, wo das reducierte Gewicht und also auch che SaXber-
prägung erst seit kurzem eingeführt waren (§ 35, 1. 3). Zu jenem Zeit-
punkte stellte demnach jedes von den vergrabenen schw^^n Asstttckes,
gleichTiel ob es auf höheres oder niedrigeres Gewicbt ausgebracht war,
das Wertäquiralent eines Sesterzes, d. i. eines Scrupels Silbers, dar.
Werden also die einzelnen Stücke des Schatzes, soweit ihr Gewicht be-
kannt ist, mit der unabänderlichen Einheit des Silberscrupels ver-
glichen , so gewinnen wir eine Reihe von Zahlen , welche das durch
jedes einzelne Stück thatsächlich dargestellte Wertverhähnis zum Silber
ausdrücken. In seinem reichhaltigen Kataloge stellt der Baron d'AiDy
unter der ersten Klasse römischen Schwerkupfers 675 Asse, 124Semissft
und aufserdem Trienten und klemere Teile zusammen, welche der lieb^
zahl nach dem Schatze von Cervetri entstammen.^ Unter den Assen
stellen 234 Stücke, also fast ein Drittel der Gesamtzahl, ein Wertvei^
hältnis des Silbers zum Kupfer dar, welches höher ist als das seit dem
J. 268 T. Chr. gesetzliche von 240:1 (§ 35, 4). Wdter stdkn 241
Stücke die Verhältniszahlen zwischen 240 und 230,1:1, femer 154
Stücke die Verhältniszahlen zwischen 230 und 220,1 : 1 , endlich die
1) M. BahrfeMt in der BerÜDer Zeitschr. fQr Nnpim. 1878 S. 35. YcrgL
anch de Blacas in der Übereetsanff Ton Mommsens Gesch. d. rim. Miasw. n p. ttl.
2) IVAilly Recherdies snr la monnaie romaine I p. 47. 56. YergL tkn
S. 258 Anm. 5, S. 259 Anm. 1, S. 273 Anm. 2.
3) A. a. 0. p. 56—76.
§67,7.
DAS MITTELITAUSCHE SGHWERKUPFER.
681
flbrig«B 46 ^ Verhflltniszahlen zwischen 220 und 180: 1 dar. Äbnlkk
stehen iron den 124 Semissen 56, d. i. fast die Hälfte, über 240 : 1, dann
34 zwischen 240 uod 230,1 : 1, 19 zwischen 230 und 220,1 : 1, endlich
15 zwischen 220 und 180 : 1. Das Nähere zeigt folgende Übersicht:
M 280
:1 stebea
, 270
i tf
. 260
* »•
, 250
i M
n 240:
l W
„ 230:
* W
, 220
* »
r, 2tO
1 m
n 200
* »
anter 195
'■ W
Asse,
2 » 1,6> Semisse
5- 4,00/0 ,
13 « 10,5 > „
24 = 19,4 Vo .
33 « 26,6 > n
25-20,2 0/0 ,
12- 9,7> „
5- 4,0> .
2- 1,6^ ,
3 = 2,40/0 „ .
9 — 1,30/0
25 — 3,70/0
98 — 14,50/0
214 — 31,70/0
218 — 32,30/0
81 — 12,00/0
19 — 3,00/0
7 — 1,00/0
4 — 0,6 0/0
Im gesamten Durchschnitte stellen die 675 Asse das Wertver-
hältnis 235,4: 1 zwischen Silber und Rupfer, und die 124 Semisse das
Verhältois 238,9 : 1 dar. Wir finden also, dafs zu der Zeit, wo die Silber-
prägung in Rom eingeführt wurde , das thatsächliche Wertverhältnis
des im Umlauf befindlichen Schwerkupfers so gut wie genau demjenigen
Verhältnisse entsprach, welches für den neuen trientalen, und somit
auch fttr den alten libralen As damals gesetzlich festgestellt wurde.
Weiter aber ist es auch gestattet einen Rückschlufs auf frühere
Zeiten zu machen. Denn es ist anzunehmen , dafs hm Durchschnitt die
schwereren Asse auch älter sind als die leichteren. Oberblickt man nun
die hnge Dauer der römischen KupferwShrang, so steht es mit grofser
Wahrscheinlichkeit fest, dafs gegen Ende des 4. Jahrhunderts t. Chr.,
Termullich aber auch während einer langen Zeit vorher, das thatsäch-
liche Wertverhältnis zwischen Silber und Kupfer 250: 1 war.
Letzteres Verhältnis nun geht mit grofser Genauigkeit hervor aus
dem Durchschnitt der von Hommsen zusammengestellten Stücke mittel-
italischen Schwerkupfers. ^) Die ersten beiden Reihen, welche Tibiir
oder Präneste angehören, zeigen im Maximum den Zebnunzenfufs;
dann folgt eine dritte Reihe (Ardea) mit einem reichlicben Zwölfnnzen-
füfs, eine vierte (unbestimmte) mit dem Elfnnzenfnfs, eine fQnfte (For-
miae, Fundi oder Fregellae) mit dem Dreizehnnnzenfufs, eine sechste
(Alba am Fucinersee) und eine siebente (unbestimmte) mit einem reich-
lichen Elfunzenfufs, endlich eine achte Reihe vereinzelter Stücke^
welche zwischen 13 und 9 Unzen stehen. Da wir nun annehmen
dürfen, dafs jedes dieser Stücke, nach römischem Vorbilde, den Wert
von 1 Scrupel Silbers darstellte, so müssen die Durchschnitte brauchbare
1) Tradaction Blacas I p. 332-343 (Gesch. d. röm. Mdazw. S. 23t flf.).
682
ITALIEN.
|S7,7.S.
Bestinunungen des in HittelHalieD thatsächlich beobaditeten Weitver-
hähnisses zwisdien Silber und Kupfer ergeben. Wir yerdeutiichen dies
im einzelnen durch folgende Übersicht :
WertTerh<oiflse des SUbers
zum Köpfet
Reihen
Nominale
Zahl der
Stöcke
Maximum
MiDimam
DnrdischDitt
I
As
6
240:1
218
233:1
»
Semis
9
278:1
178
227:1
n
Triens
9
240:1
174
211:1
n
As
7
246:1
162
216:1
»
Semis
19
259:1
178
223 ;1
m
As
27
317:1
197
276:1
«
Semis
20
320:1
225
273:1
IV
As
7
253:1
235
243:1
9
Semis
20
304:1
211
249:1
V
As
30
323:1
249
283:1
»
Semis
26
343:1
228
277:1
w
Dapondias
9
274:1
232
256:1
m
As
13
261:1
217
238:1
n
Semis
15
285:1
202
240:1
vn
As
2
270:1
257
263:1
m
Qnadrans
9
285:1
240
269:1
VIU
As
11
267:1
218
252:1
•
Semis
15
311:1
225
262:1
Das sind aufserordentliche Schwankungen in den Extremen , und
immer noch bedeutende in den Durchschnitten. Stellen wir aber die
acht Reihen der Asse einerseits, und die sieben Reiben derSemisse
andererseits zusammen und ziehen aus jeder dieser Gruppen wieder
den Durchschnitt, so fahren die Asse auf das Wertverhältnis 250,5: 1,
und die Semisse auf 250,1:1, eine Übereinstimmung, welche sicher
nicht als zufaillig betrachtet werden darf.
8. Ähnliche Folgerungen lassen sich auch aus dem Übrigen
italischen Schwerkupfer ziehen^« nur dafs die Gewichte im
allgemeinen noch gröfsere Schwankungen zeigen, als im vorhergehen-
den beobachtet worden ist. Eine specielle Untersuchung würde für
jede einzelne Reihe sowohl den zu Grunde liegenden Fufs, als das
durch das Durchschnittsgewicht dargestellte Wertverhailtnis des Silbers
zum Kupfer leicht erkennen lassen. Wir beschränken uns darauf die
Kupferwährung des nordöstlichen Italiens kurz zu erläutern. Einen vor-
trefflichen Anhalt gewähren die Reihen der alten Handelsstadt Hatriif
welche zusammen durch 65 Stücke vertreten sind.^) Im einzelnen sind
1) Yergl. die Cbersichten bei Mommsen-Blacas I p. 343--362. 389-400
(Gesch. des röm. Müozw. S. 239 ff. 272 ff.), Poole p. 25 ff. Ober etmiisclies Sckwer-
kupfer 8. unten § 57, 9.
2) Mommsen-Biacas I p. 355--d57 (S. 247 f.).
i 67, 8. DAS PFUND VON HATRIA. 683
die Nominale durchschnittlich auf folgende Währungen in römischen
Uozen ausgebracht:
^fAminol
Zahl der
Darcbschnitüiche Wihrung
ilCimiual
Stacke
in Tömischeo Dnzen
As
. 13
13,58
Quincunx . .
9
16,83
Triens . .
. . 7
17,43
Quadrans .
. . 13
14,77
Sextans . .
. . 13
13,50
Cncia . . ,
. 10
15,80
Im Durchschnitt ergeben diese 6 Reihen einen Fufs von 15,32
Unzen. Wenn wir nun diesen Betrag vergleichen mit dem durch-
schnittUchen Fufse des römischen und mittelitalischen Schwerkupfers,
welchem als Norm das römische Pfund zu Grunde liegt, so ermitteln
wir sofort die Norm des ohne Zweifel schwereren Pfundes von Hatria.
Wir setzen nach den früher gegebenen Einzelnachweisen (§ 57, 7)
den durchschnittlichen Fufs
des römischen Schwerkupfers auf 9,88, und
des übrigen mittelitalischen auf 10,43 Unzen i),
und gelangen dadurch zu dem Schlüsse , dafs das normale Pfund von
Hatria zum römischen Pfunde zvrischen 15,32:9,88 und 15,32:10,43
sich verhielt, mithin einen Betrag zwischen 507,7 und 481 Gramm hatte.
Vergegenwärtigen wir uns nun, dafs die leichte babylonische Mine
im Normalgewichte von 504 Gr. bereits im alten Ägypten in dem etwas
niedrigeren Betrage von 490 bis 486 Gr., dann unter den Ptolemäern
und Römern als Mine von 491 Gr. gebräuchlich war, femer dafs ein
Gewicht von 491 Gr. oder 18 römischen Unzen auch als italische Mine
bezeugt ist^), so werden wir ohne Bedenken auch das Pfund von Hatria
als ein Gewicht babylonischen Ursprungs und als verwandt mit der
italischen Mine betrachten.
Als Normalbetrag wählen vnr mit einiger Wahrscheinlichkeit das
Mittel zwischen den soeben aus den Gewichten des Schwerkupfers
berechneten Bestimmungen, d. i. 494,3 Gr. Viel höher kann das Pfund
kaum angesetzt werden, da es schon im alten Ägypten niedriger stand ;
1) Der älteste römische As steht, wie ans den anf S. 681 znsammengestellten
MateiiAlien hervorgeht, dnrchschnittlich anf 9,81, der Semis auf 9,95 Unzen, das
römische Schwerkupfer also durchschnittlich anf 9,88 Unzen. Ähnlich berechnet
rieh der Fnfe des mittelitalischen Schwerkupf^s durchschnittlich auf 10,43 Unzen.
2) S. das Nähere § 42, 10. 41, 9. 54, 1. 57, 4. Ober das Vorkommen der-
selben Mine in Kleinasien und Griechenland vergl. § 50, 7. 19, 11.
684 ITAUBH. ( 57,s.i.
wiH flMn es aber niedriger schätzen, so darf man nicht unter 491,2 Gr.,
als den Betrag von 18 römischen Unzen, herabgehen.
Nach dem Pfunde von Hatria ist allem Anschein nach das Sch^e^
kupfer des übrigen nordöstlichen Italiens, insbesondere von Asculom,
Firmum und Ariminum, ausgebracht worden, i)
Als Silberttquivalent des Ganzstückes dieser Währung haben wir
nach dem Verhältnis 250: 1 ein Gewicht von 1,67 Gr. oder nahezu Vk
römischen Scrupeln anzunehmen. Es wurden also vermutlich via*
schwere Asse von Hatria gleich einem römisch -campaniscben Silber-
stater von 6 Scrupeln gerechnet (§ 57, 6). Da aber in der obigen
Durchschnittsrechnung alle vorliegenden Stücke, mithin auch die relativ
jüngeren und leichteren , inbegriffen sind , so ist es wohl zulassig das
Normalgewicht der älteren hatrianischen Währung noch etwas höher
anzusetzen und entsprechend auch ein etwas höheres Silberäquivalent,
etwa von 1,8 Gr., anzunehmen. Dies würde die Hälfte der phönikischeo
Drachme (§ 43 , 2) sein, und es würden demnach 4 Asse gleich 1 Di-
drachmon, 8 Asse gleich 1 Tetradrachmon jener weitverbreiteten
Währung gegolten haben. 2)
9. Die Gold- und Silbermünzen Etruriens haben die Eigentüm-
lichkeit, dafs sie von Anfang an mit Wertbezeichnungen ausgebracht
worden sind, und somit einen deutlichen Einblick in das älteste HOnz-
wesen dieser Landschaft und in die Wertverbältnisse zwischen GoM,
Silber und Kupfer eröffnen. 3) Denn zunächst machen es die aus späterer
Epoche erhaltenen Stücke Schwerkupfers wahrscheinlich, dafs die Ein-
heit , deren Vielfache auf den Gold- und Silbermünzen durch Zahlen
bezeichnet sind, aDezeit das Ganzstück in Kupfer gewesen ist, und wir
schüefsen von dem reducierten Pfunde des 4. Jahrhunderts v. Chr. za-
rück auf ein volles Pfund, welches von dem römischen nicht wesentficfa
abwich, und weiter auf eine andere noch zu bestinmiende Gröfse. Denn
wenn neben den Silbermünzen, deren Wertbezeichnung auf das Kupfer-
pfund lautet, eine andere Reihe auftritt, die bei gleichem Gewichte
1) Yergl. die Obersichten bei Monmsen-BlacaB I p. 359 if. (6. d. r. M. 9L
248 fL). Daza kommen die YestiDi I p. 364 f. (246).
2) Yergl. oben § 23, 4. In Italien folgten dieser WShnrng aoiser Garn-
panien (S. 677 mit Anm. 3) aach Apnlien und Latium: vergl. Mommsen S.2S2C
ß p. 362 ff.), Sambon p. 120. 124 f. 196 ff., Poole p. 44. 130 ff
3) Yergl. im aUgemeinen K. 0. MdUer Die Etmaker, neu betrb. v. W. Dae^
Stattgart 1877, 1 S. 264 ff. 379 ff., Mommsen & 20 f. 2Xb ff 260 ft 859 C (TraiML
BUcaa I p. 24 f. 213 ff. 372 ff.), W. Detcke fitnmkladie Forscbiugei, Zweilaa
HeH: Daa etniekiache Mdozwesen, Stuttgart 1876, W. Gorssen Die <
Mflnzaafschriften in der Berliner Zeitsdir. f. Nomiam. 1876 S. 1 £
i57»0. ETRURISGfflSS fifONZWESEN. 685
Btur halb so hohe Wertzeichen trägt, so mufs io dieser Prftg-
epcN^he entweder das Kupfer an Wert gegen das Silber doppelt so hoch
gestanden haben, oder die entsprechende Kupfereinhelt mnCs doppelt
so grofs gewesen sein als das Pfund. Da die erstere Alternative UBbe-
diogt abzuweisen ist — denn der Kupferwert ist nach anderen sicheren
Zeugnissen in der ftltesten Zeit durchaus niedriger gewesen und erst
später langsam gestiegen — , so bleibt nur die Annahme, dafs es aufser
dem Pfunde in Etrurien ein doppelt so schweres Gewicht gegeben hat.
Wir nennen dasselbe versuchsweise die etrur i sehe Hine.O
Dafs die beiden Gattungen noch vorhandener Silbermünzen, deren
ei-stere nur halb so hohe Wertzeichen trägt als die letztere, auch in der
Prägungszeit auf einander gefolgt sind, läfst sich nicht mit Sicherheit
nachweisen.^) Auch ist es von vornherein wahrscheinlicher, dafs sie,
räumlich getrennt, nebeneinanderbestanden haben ^); andererseits
aber steht es aufeer Zweifel, dafs die Reihen mit den niedrigeren Wert-
zeichen ihrem Ursprünge nach einer froheren Epoche angehören , als
die Stlbermdnzen der anderen Gattung.
Letztere stellen eine Silbereinheit dar, welche von dem römischen
Scrapel «^ Viss Plund nur unmerkUch abweicht Es darf also ange-
nommen werden, dafs das der Silbereinheit entsprechende Wertäqui-
valent in Kupfer ursprünglich dem römischen^Pfunde nahegestanden
bat, mithin das Silber damals den 288fachen Wert des Kupfers hatte. ^)
Ferner haben die Silbermünzen der ersteren Gattung Goldmünzen
neben sich, welche nach Ausweis der Wertzeichen eine Goldeinheit im
Gewidite von Vio der Silbereinheit ergeben. Das Gold war also zum
zehnfachen Werte des Silbers ausgebracht.^)
Wir wenden uns nun diesen Gold- und Silbermünzem zu, die wir
als diejenigen der ersten Epoche bezeichnen. Ein Goldstück im Ge-
wichte von 4,67 Gr. mit der Aufschrift velzpapi, wahrscheinhch in Vol-
sioU geschlagen, tragt das Wertzeichen XX.^) Dazu kommen Viertel
1) Deecke in Müllers Etniskera I S. 380 behalt auch für das Doppdge wicht
4ie BeBetcbnaDg Pfnnd bei und bestiniBit es zn etwa Vs Kilogr.
2) Deecke Etniskische Forschungen 2 S. 86 f. setzt die Münzen der ersteren
Gattung vor 450 v. Chr., die der letzteren in die Zeit von 450 bis 400.
3) Vergl. Mommsen S. 217 f. (I p. 216).
4) Deecke S. 79. 87.
5) VergLDeeeke S. 82f.; dagegen schliefst Lenormant I p. 164 auf ein
Wertverhältnis tou 15 : 1.
6) Mommsen S. 216 (I p. 214 f.), Deecke S. 5 Nr. 1 u. S. 82. 95 £, Gorssen
a. a. O. S. 14 ff. Für die von Deecke bezweifelte Echtheit dieser Münze tritt
ein A. t. Sallet in -der Berliner Zeitschr. f. Numism. 1878 S. 221.
686 ITALIEN. §n,».
im Gewichte tod 1,15 Gr. mit der Aufschrift vebetL, d. L Vold, und dem
Wertzeichen für 5, AJ) Das Gewicht der Goldeinheit stellt sidi hier-
nach auf 0,2335 Gr. Hierzu gehört eine SUbermünze im Haxinulge
Wichte von 11,38 Gr. mit dem Wertzeichen A^), aus welcher skh dem-
nach eine Silbereinheit im Gewicht von 2,276 Gr. ergiebt
Beide nach den effektiven Münzgewichten berechnete Einbeiten
vertialten sich zu einander wie 1 : 9,75, mithin normal gewüs wie 1 : 10.
Rechnen wir nun das Gold zum lOfachen Werte des Silbers und das
Silber zum 288fachen Werte des Kupfers, so entwickeln wir aas der
Goldeinheit ein Wertfiqui?alent in Kupfer von 672 Gr., und aus der
Silbereinheit ein solches von 655 Gr. Das sind wohlbekannte GrOfeen,
denn die Mine von 672 Gr. ist als altäginäisches, attisches und sjriscfaes
Gewicht durch Münzen oder Gewichtstücke nachgewiesen, and die
Mine von 655 Gr. ist der nach athenischem Gesetz um ein gerioges
herabgesetzte Betrag desselben , ursprünglich wohl phönikischen Ge-
wichtes (§ 48, 1).
Da wir nun das Vertiältnis dieser Mine zu dem babytoniscben
Gevrichte kennen , so vermögen vrir auch die titeste etrurische MQdi-
ordnung in ihrem Zusanunenbange zu beurteilen. Denn es ist nichi la
bezweifeln, dais das Silberstück von 11,38 Gr., dessen Effektivgewicbt
bis unter 11 Gr. herabgeht, nach babylonischem Fulse ausgebraditisl^
Die babylonische Mine Silbers verhält sich gemäfs dem Systeme zu der
Mine von 672 Gr., welche wir soeben als etrurisches Kupfergewidt
nachgewiesen haben, wie 5:6 (Tab. XXII); mithin ist das normale Ge-
wichtsverhältnis des babylonisch-etrurischen Staters zur Mine Kupfers
=: 1:60, und das Vertiältnis des Fünftels dieses Staters zu dersdbei
Mine = 1:300. Aber dieses Fünftel sollte als Einheit zugleich die
Brücke bilden zu der italischen Duodecimalteilung, nach welche die
Mine Kupfers in Zwölftel oder Unzen , und weiter in VienmdzwaDBg-
stel der Unze oder Scrupel zerfiel. Deshalb wurde das Münxgewicht
des Edelmetalles um so viel erhöht, dafs das Wertverhältnis des Kupü^
zum Silber >= 1 :288, und zum Golde «^ 1 : 2880 wurde, und zwar
finden wir, dafs hiernadi das Goldgewicht genau einer Kupfennne
von 672 Gr. entspricht, während das bisher bekannte Maximalgewicfat
der Silbermünze, welches etwas niedriger steht, auf eine Mine foa
1) Deecke S. 6 Nr. 6 a— €. Die Aufschrift deutet Gomen S. 1 1 ff. aU YokL
0. Müller und andere als Yolsinii.
2) Deecke S. 9 f. Nr. 5-10 und S. 78 f.
3) Vergl. oben $ 23, 2. 42, 12. 15, MommseD S. 859 f. (! p. 218 1), Deecke
S. 79. 86.
f 57, 9. ETRURISGHES MÜNZWESEN. 687
655 Gr. führt Mithin bezeugt die Goldmünze das ursprungliche, un-
mittelbar aus dem babylonischen System abgeleitete Gewicht, die Silber-
münze das etwas niedrigere, in Athen gesetzlich fixierte.
Die zweite Epoche des etrurischen Hünzwesens oder, wenn man
will, eine zwar gleichzeitige , aber räumlich geschiedene Hünzordnung
beruht auf dem gleichen Silbergewichte (Goldmünzen kommen hier nicht
Tor); aber die Silbereinheit ist nach Ausweis der Wertzeichen um die
Hälfte kleiner und mithin das Wertflquivalent in Kupfer nicht die Mine,
sondern ihre Hälfte, das Pfund. Die Silbereinheit ist der Scrupel dieses
Pfandes, gerade wie in dem andern Systeme die doppelt so grofse Ein-
heit als Scrupel der Mine anzusehen war. Demnach war das Wertver-
hältnis zwischen Silber und Kupfer in beiden Systemen gleich.
Auf solche Silberscrupel sind ausgeprägt und durch die Wertzahlen
bezeichnet worden ein Zwjanziger von 22,5 Gr. und ein Zehner im
Maximalgewicht von 11,5 Gr.^ Das Gewicht des etrurischen Pfundes
stellt sich hiemach auf 324 bis 331 Gr. ; also war dieses Pfund in der
That sowohl die Hälfte der vorher nachgewiesenen Mine als identisch
mit dem römischen Pfunde (§ 21, 3).
Diese Gestaltung des etrurischen Münzwesens hat etwa bis zum
Ausgange des 5. Jahrhunderts gewährt, nur dafs schon im Laufe dieser
Epoche das Schwerkupfer, ähnlich wie im übrigen Hittelitalien , all-
mählich niedriger ausgebracht wurdet), oder mit andern Worten , der
Kupferwert dem Silber gegenüber langsam stieg.
Mit dem Anfange des 4. Jahrhunderts trat eine neue Münzordnung
nach dem attisch-syi'akusanischen Systeme ein. 3) Der etrurische As sank
auf 2/3 des Pfundes, wurde mithin gleich der syrakusanischen Kupfer-
litra oder einer halben attischen Mine gesetzt (§ 56, 4). Daraus wurde
die Silbereinheit im Wertverhältnisse von 1 : 250 und die Goldeinbeit
im Veriiältnisse von 1 : 3750 abgeleitet. Das Gold stand also zum Silber
dem Münzwerte nach wie 15: 1, und die Einheiten, welche die gleichen
Werte darsteUten und durdi die entsprechenden Wertzeichen auf allen
drei Münzgattungen bezeichnet wurden, betrugen
für Gold 0,0582 Gr. «=» Vi so attisches Didrachmon
„ Silber 0,873 „ — Vio „ „
^ Kupfer 218,3 „ -« 25 attische Didrachmen
= V2 », Mine.
1) Deecke S. 8 Nr. 1—4, derselbe in Müllers Etniskem I S. 387 ff.; vergl.
auch unten $ 59, 3. 2) Deecke S. 87. 3) Derselbe S. 61 ff. 71 ff. 87 (vergl.
auch Etrasker I S. 392 ff.), Lenormant I p. 162 ff.
688 ITALIEN. §bi.9.
Nennen wir die Silbereinheit nach syrakusaniBcfaer Weise Litra,
60 wird das TetradrachoMn attischer Wahrung, afe etrunacbe MOaiae
mit dem Wertzeichen XX versehen, tum ZwansigUtrenstück, ond ent-
sprechend sind zu beseicfaiien die Didrachmen, Drachmen und Ftnflel-
draefamen mit den Wertzeichen X, A und IJ) In Gold wurden ausge-
prägt und durch die Zdden 4 , AXX, >IIX, X bezeichnet Stücke im Wert
Ton 50, 25, 12^/} und 10 Litren, im Gewichte von 2,85 (statt normal
2,91), 1,45, 0,72 und 0,58 Gr. 2) In Kupfer kommen vor der ^ms-
ciMMS, duponimi,ü$, semis, triens, quadram^Bextam, imcta, vielleicht anch
der dseussis als höchstes und die srnnuncia als niedrigstes NominnL^
Das Gewicht des Kupfers, besonders der kleineren Nominale, sinkt
gegen Ende der Periode (Anlang des 3. Jahrhunderts) allnUIhlich bis
zur Haute, ja bis zum Drittel des ursprOnglichen Gewichtes.
Seit der EinlObrung der Silberprägung in Rom im J. 268 und der
gleichzeitigen Herabsetzung des romischen Asses auf den TrientaUiife
(S 35, 1. 3) wurde das etrurische Münzwesen analog dem römischen
gestaltet und es ging auch die weitere Herabsetzung des Kupferge-
wichtes in gleichen Schritten wie dort vor sich.^) Die GoMpragung
hörte auf; die Silberstacke von 20, 10 und 5 Litren behielten zwar die
gleidien Wertzeichen, vmrden aber nahezu auf die Hälfte des froheren
Gewichtes herabgesetzt und nach dem römischenscnpulum^^ 1,137 Gr.
reguliert Auf dieses Gewicht nämlich wurde eine Silbermünze mit
dem Wertzeichen All »b 2 Va ausgebracht, welche genau dem römischen
$e$tertiu8 entsprach und, wie jener, gleich 2^2 reducierLen Kupferassen
galt Die Silberstücke mit den Wertzeichen X und A, im Gewichte von
4 und 2 Scrupeln , waren also identisch mit dem römischen dmarnu
und qumahus; als eigen tUmUch etrurische Silbermünzen aber blieben
nur der Zwanziger und der Einer in Silber — denn auch letzteres Stück
kommt vor, wenngleich ohne Wertzeichen. &) Die Effektivgeiricfate des
Sesterzes und Denars erreichen die römische Norm von 1 und 4Scni-
peln; die übrigen Nominale bleiben etwas zurück, und zwar am aof-
Migsten der Zwanziger, welcher als Doppeldenar 9,10 Gr. wiegen
1) Deecke S. 68 (vergl. mit S. 11 £ unter Nr. 12' n. s. w.) und S. 87.
2) G. F. Gamurnni Le monete d'oro etrusche in dem Periodico di dqbw-
matica herausg. von Strozzi VI (1874) p. 47—80, Deecke S. 5 Nr. 2 o. s. w^
S. 70. 87. Das kleinste Nominal zeigt das Normalgewicht von 0,58 Gr. effektfr
in mehreren Stücken ; e i n Stück wiegt sogar 0,60 Gr. (Deecke S. 7 Nr. S*).
3) Deecke S. 61 f. (v^l. mit S. 28 ff. Nr. 16* u. s. w.), S. 71 f. 87.
4) Deecke S. 64 ff. 83 f. 87 f. (vergl. auch fitmsker I S. 406 ff.).
5) Derselbe S. 20 Nr. 37 and S. 69.
i 57. 9. SS, 1. ETRURISGHES MÜNZWESEN. HISPANIEN. 689
sollte , iD der That aber zwischen 8,6 und 7,2 Gr. steht. Ob hier nun
das ursprüngUche Gewicht des attischen Didrachmons =» 8,73 Gr. von
Anfang an mafsgebend geblieben ist — in welchem FaUe der Zwanziger
niedriger gestanden haben mufs als zwei älteste römische Denare —
oder ob nur zufälliger Weise keine schwersten Stücke von 8 Scrupel,
sondern nur solche, welche dem seit dem J. 250 reducierten Gewichte
des römischen Denares entsprechen (§ 36, 1), erhalten sind, mufs vor
der Hand unentschieden bleiben.
Seit dem 2. Jahrhundert hörte die Silberprägung auf, das Kupfer-
geld aber sank auf den Sextantarfufs und bald noch weiter herab. Auch
wurde eine eigentümliche Decimalteilung durchgeführt, deren Einheit
"■== Vi 00 des sextantaren Asses war. Dieser erhielt nämlich das Wert-
zeichen OIC ae 100, und hatte als kleinere Nominale Stücke von 50,
30, 25, 20, I2V2 und 5 Einheiten unter sich.i)
§ 58. Hispanien.
1. Feldmafse. Für actus (§ 13, 2) sagten die Bauern in Bätica
nach Columella^) agnua^ nach Isidor^), wie in GaUien, arapennis. Die-
selben nannten ein Ackermafs von 40 Fufs Breite und 180 Fufs Länge,
d. i. im Betrage von 7200 Quadratfufs oder einem halben Actus, porca.^)
Alle diese Benennungen sind rustikes Latein.^) Nach Varro war das
Hauptmafs der Provinz Hispania ulterior das iugum oder Tagewerk. <)
Hygin'i) erwähnt als hispanisches Feldmaus die centuria, ohne zu be-
stimmen , ob sie mit dem römischen Mafse dieses Namens (§ 13, 4)
identisch sei.
1) S. das Nähere bei Deecke S. 85 f. 88 und in dessen Münztabellen (Tergl.
auch Etrusker I S. 425 ff.).
2) De re rust 5, 1, 5 (MetroL Script. II p. 53, 16), wiederholt von Isidor
Etymol. 15, 15 (Metrol. Script. II p. 108, 10), wo die Form des Wortes zwar ver-
derbt, aber doch die Richtigkeit der Schreibweise agnua (nicht aenua) bezeugt ist.
3) Etymol. 15, 15 (Metrol. Script II p.108,4), vergl. auch die Excerpte aus
Isidor Metrol. Script II p. 137, 9.
4) Die Überiieferung über den Betrag der porca ist mehrfach verderbt Nach
Columella a. a. 0. (Metrol. script II p. 53, 18) mafs sie 30 Fufs in die Breite und
ISO Fufs in die Lange. Statt letzterer Zahl las Politian GLXXV; Isidor (Metrol.
Script II p. 108 f. 137, 12) hat nur LXXX, was aller Wahrscheinlichkeit nach
verschrieben ist statt GLXXX. Aber auch bei Columella ist die eine Zahl zu
verbessern. Denn in zwei gromatischen Mafstafeln (M. scr. II p. 125, 8. 130, 3)
wird die porca zu 7200 OFufs — Vs Actus bestimmt; sie hielt also jedenfalls
40 (statt XXX) Fufs in die Breite zu 180 FuDs in die Unge.
5) Rudorff Gromat Insüt. S. 279 f.
6) Yarro de r. r. 1, 10 : in Hispania ulteriore metiuntur iugis — iugum vo-
cant, quod iuncti boves uno die exarare possint Vergl. oben S. 84 Anm. 1.
7) De condic. agr. 122 (Metrol. Script 11 p. 60, 6).
Hmltseli, Metrologie. 44
590 lUSPANlEN. §96,2.3.
2. HolilmaTs. DrciimDaturwissenscbafÜichenHuseuiiizuMadrid
aufbewahrte Alabastergeltlbe, die bei Velez Malaga aurgefunden wordeo
sind, zeigen das Mafs eines attischen Metretes in nahezu normalem Be-
trage nebst dessen Viertel und ZweiundsiebzigsteL i) Das attische Haupt-
mafs für Flflssiges hatte also auch in Hispanien Eingang gefunden; es
nviirde aber hier zunächst nicht nach dem attischen Systeme (§ 15, 2),
sondern nach der Regel der fortgesetzten Halbierung geteilt, wie wir m
auch im äginäischen System abwärts vom Hckteus oder Saton (§ 46, 8)
und bei den Mafsen von Gytheion (§ 47, 3) antreffen. Die Hälfte
des hispanischen Metretes finden wir bezeugt als afufpo^etg in einem
provinzialen ägyptischen Systeme (g 53, 13), sein Viertel in dem
ebenerwähnten Hafsgef^fse, sein Achtel in dem xovg jenes ägyp-
tischen Systems. Dazu kam in Hispanien wie in Ägypten der römische
Sextar als Neuntel des provinzialen Chus.
3. Münzen. Hispanien wurde im J. 206 als römische Provinz
eingerichtet. Seitdem wurden dort Silberstücke im Gewichte des da-
maligen römischen Denars von V84 Pfund in grofsen Massen geschlagen.
Solche hispanische Denare sind unter dem argenium 0$een$e zu ver-
stehen, welches in den spanischen Triumphen der Jahre 195, 194 und
180 aufgeführt wurde.^)
In einigen Gemeinden, unter denen besonders Sagunt, Tarraco
und Carthago Nova hervorzuheben sind, hatte schon etwas früher,
1) E. Hfibner Die antiken Bildwerke in Madrid, Berlin 1862, S. 234. Die
Form der Gefafse ist die von schlanken Amphoren mit verhältnismafeig kleiBei
Henkeln. Die Messungen ergaben nach Hübner a. a. 0. für das gröfste GeflEi
38,8, für das nächste 9 J, für das kleinste 0,635 Liter. Eine zweite Aasmessssg
ist im Jnli 1S82 von Herrn J. R. M^tido voreenommen und darüber an Hemi
Prof. Hübner Bericht erstattet worden. Nach dem mir zur Einsicht mitgeteUten
Schreiben stehen die Betrage der Reihe nach auf 39,0, 9,9 und 0,54 Liter. Das
Haupfmafs steht also nur unmerklich hinter der Norm des attischen Metretes
n 39,39 Liter zurück und übertrifll den Mittelwert der früher besprocbeoea
Amphoren attischen Mafses ($ 16, 3). Fast genau auf den normalen Betrag führt
das Viertelgeßfs. Das kleinste MafegemäC} mutete nach der zuerst angefAhrtea
Messung als V«« des Metretes im Normalbetrage von 0,616 Liter aufgefaßt werden
(vergl. meine Bemerkung bei Hühner a. a. 0); allein nach der neuesten Messaag
ordnet es sich einfach als V^Si d. i. als Sextar, dem Hauptmafse zu. Weiter ist
wohl der Qoartarius (§ 17, 3. 53, 17, VI) vertreten durch eine kleine Vase desselben
Museums im Betrage von 0,12 Liter, während zwei andere Vasen von ü,15 uad
0,16 Liter dem hippiatiischen oSvßafov (§ 53, 17, V) zu entsprechen schdoea.
2) Nach Ut. 34, 10, 4 und 7. 34, 46, 2. 40, 43, 6 wurden aufgeführt ia
J. 195 von Helvius 119438, von Minucius 278000 0$een*i$ argenti^ ferner in
J. 194 von Cato 540000, endlich im J. 180 von Fulvius Flaccus sirnaä Osem-
tis nuwmwn 173200. Vergl. Mommsen S.668f. tTraduct. Blacas 111 p. 2421t).
An der zuletzt angefühlten Stelle des Livius bedeutet nummum das Stick
Oscensischen Silbers, nicht etwa nach der gewühnlichen römischen Recbnoags-
weise den Sesterz.
(59,1. GALUEN. 691
unmittelbar nach dem Anschlüsse an Rom, die Silberprägung be-
gonnen, i) Sagunt halte in dieser Zeit (214 — 204), und auch schon
vorher in den Jahren 226 — 218, hauptsächlich Victoriaten ausge-
bracht. 2)
§ 59. Gallien.
1. Das gallische Wegmafs war die leuga oder leuca, die nach meh-
reren übereinstimmenden Zeugnissen 1 V2 römische Heile »> 2,22 Kilo-
meter betrug. 3)
Neben der Vermessung der Strafsen nach römischen Meilen war
diejenige nach Leugen nicht blofs in Gallien , sondern auch in Germa-
nien allgemein üblich. 4) Zahlreiche Vergleichungen alter Entfernungs-
angaben mit heutigem Schrittmafse haben bestätigt, dafs die gallische
Heile in der That sich zur römischen wie 3:2 verhielt.^)
Mit Recht hat man die Vermutung ausgesprochen, dafs die Leuga
ein gewisses Vielfaches eines einheimischen Fufses dargestellt haben
müsse. Dieser 'gallische^ Fufs, wie man ihn genannt hat, ist nun freilich
1) Zobel de ZangroDiz Die Münzen von Sagunt in den Gomraentationes
philo!, in honorem Theod. Mommseni , Berlin 1877, p. 805 ff. 817 ff., und dazu
Nachtrage in der Berliner Zeitschr. f. Numisro. ISIO S. 261 ff. Über spanische
Kapfermünzen mit einer unbekannten einheimischen Aufschrift, vrelcher zumeist
eioe lateinische beigegeben ist, handelt derselbe im XYll. Bande der Zeitschr.
der Deutschen morgenl. Gesellschaft. Über die spanisch -phönikischen Mflnzen
Tergl. oben § 43, 6—9.
2) Derselbe in den Gomment. Mommsen. p. 806 ff. 817 f. 820 f.
3) Hieronym. in Joel c. 3 (tom. VI p. 84 D ed. Basti.), Ammian. Marceil.
15, 11. 16, 12, Isidor. Etym. 15, 16. Als ffsUisches Maus wird die Xevyrj auch
bei Hesychios erwähnt. Den näheren Nachweis über ihren Betraff s. bei Ideler
Abhandl. 1812—13 S. 136 f. und vergl. Ducange im Glossar, med. et infim. la-
tinitatis unter leuca (IV p. 76 Henschel). Letztere Form kommt verschiedent-
lieh Tor, doch ist let'ga als die richtigere und fiblichere anzusehen. Bei Isidor
(Metrol. Script. 11 p. HO, I. 5. 138, 19) ist leuva durch die beste Überlieferung
beglaubigt; dies ist, neben lewa und lewia (Ducange unter diesen Wörtern und
unter leuca), die Form, aus welcher unmittelbar das französische Wort Heue
herrorgegangen ist. Doch war der Betrag der Heue nicht etwa der der gal-
lischen tevga^ sondern ihr Doppeltes, also der germanischen rasta (§ 60, 1) gleich,
worauf schon Ideler hinweist.
4) Eotfernungsangaben nach Leugen sind fiberliefert zu Anfang des Itine-
rarinm Hiersolymitanum (p. 549 f. Wessel., 261 Parthey-Pinder) und in der Peu-
tiogerschen Tafel, aufserdem auf zahlreichen Meilensteinen. Yergl. G. Ghrist in
den Jahrb. des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande Heft 61 S. 10 ff.,
J. Schneider ebenda Heft 60 S. 9 ff., 61 S. 6ff.,63 S. 9 ff., 64 S. 23 f., 66 S. 3 ff.
5) Dies weist Schneider mehrfach in den eben citierten Untersuchungen
über die römischen Militärstrafsen des linken Rheinufers nach. Er rechnet da-
bei die Leuga, die er die 'gallische Meile' nennt, zn 3000 (natürlichen) Schritt
Ton Je 0,75 Meter, die römische Meile zu 2000 Schritt Für Obergermanien
sind Stationen von 4 Leugen »12000 Schritt oder 6 römischen Meilen mehr-
fach nachgewiesen (Ghrist a. a. 0.).
44*
692 GALLIEN. »M.1
nicht der spätere französische Fufs oder füd du rot gewesen i), wel-
cher einen anderen Ursprung hatte und erst weit später zur MUing
gelangte s), sondern der Drusianische Futs der Germanen, wddi^
6750mal in der Leuga enthalten ist (§ 60, 1).
2. In dem Narbonensischen GaUien nannte man das Ackermafs
teils libra teils paraUela.^) Der Betrag dieser Halse wird nicht an-
gegeben.
Ein anderes galUsches Flächenmafs war nach Columella^) das con-
detum: 'Galli candetum appellant in areis urbanis spatium centum pe-
dum, in agrestibus autem pedum GL* (nämlich ins Gevierle). Nach
demselben hiefs das halbe Jugerum oder der Actus, ähnlich wie in
Bätica (§ 58, 1), arepennis.
Die Römer würden statt ihres Actus von 120 Fufs ins Gevierte
nicht ein Ackermafs mit einer Seite von 150 Fufs in Gallien zugelassen
haben, wenn nicht ein besonderes provinziales und von früher übe^
liefertes Mafs vorgelegen hätte. Dies war wahrscheinlich derselbe Dru-
sianische Fufs, den vrir soeben in Verbindung mit der Leuga gebracht
haben. Denn 150 römische Fufs sind gleich 133 Vs Drusianischen.
Es bildeten also 9 candeta von je 150 röm. Fufs ins Gevierte ein Qua-
drat, dessen Seite gerade 400 Drusianische Fufs betrug. Dasselbe Qua-
drat enthielt 20 V4t oder rund 20 kleinere candeta von je 100 röm. ¥nb
ins Gevierte.
1) Dies ist die Ansicht von Aar^ Systeme m^trique des Gtulois in der
Revue arch^l. 1866, vol. 14 p. 183 fL Er kommt dadurch zur Uoterscheidaiil
von zwei verschiedenen Leugen, deren eine, die Ueue ramaine, von dem rö-
mischen Fufse "B V^ ff^^^ äe Paris abgeleitet und gleich 22'iO Meter sei, wilh
rend die andere 7200 piedi du rot » 2338,8 Meter enthalte. Die letztere sii
also um 118 Meter oder etwa V*o grofser als die nach dem romischen fvh
normierte Leuga. Die Gleichstellung des pied du roi mit dem der größeren
Leuga entsprechenden Fufse, der schlechthin als pied gaulois bezeichnet wird,
wiederholt Aur^s ebenda 1867, vol. 15 p. 108 ff. Der Verf. dieses Handbocbes
stiflimt durchaus der bändigen Auseinandersetzung bei, durch welche A. Bertraod
in derselben Zeitschrift 1863, vol. 7 p. 344 ff., gegen die schon fräber aufge-
stellte Hypothese sich ausspricht, dafs aus den Itinerarien aufser dem atlgcneii
bekannten und festbezeugten Mafse der Leuga von 1 V« röm. Meilen >» 2,23 Kilon,
noch ein anderer, gröfserer Betrag der Leuffa von 2,415 Kilom. abzuleiten sei.
2) Vergl. oben § 53, 8 a. £. Dais für Karl den Grofsen bei der AuswaU
des gesetzlich einzuführenden Fufsmafses die Annäherung desselben an den der
Leuga zu Grtmde liegenden Fuls, d. i. den Drusianischen, mit maÜBgebend vir,
mag gern zugestanden werden (der pied du roi ist — 0,325, der pes DrusianMt
«* 0,333 Meter).
3) Hygin. de condic agr. p. 122 (Metrol. Script II p. 60, 5. 8).
4) De re rust. 5, 1, 5 (Metrol. Script. II p. 53 f.). Bei Isidor. Etym. 15, 15
(Metrol. Script II p. 109, 3), der dieselbe Bestimmung wiederholt, ist eamHim
flberiiefert.
$59,8.60,1. GALLIEN. GERMANIEN. 693
3. In der einheimischen Prägung Galliens herrschte, unler dem
weitreichenden Einflufs der phokaischen Pflanzstadt Massilia, der phöni-
kiscfae Fufs Oi dessen Einheit oder Drachme in der frühesten Prägung
noch vollwichtig auf 3,77 bis 3,56 Gr. ausgebracht wurde, später da-
gegen im Anschluß an die römische Provinzialroflnze auf das Gewicht
des jüngeren Victoriatus von 2,9 Gr. (S.288) und darunter herabsank.^)
Das Dreifache dieser Drachme war bekanntlich der babylonische Silber-
stater von 11,2 Gr., entsprechend einer Mine von 560 Gr.^) Genau das
normale Gewicht dieses Staters ist vertreten durch eine Reihe von Blei-
gewichten, welche aus Südfrankreich stammen , mit den durch Striche
bezeichneten Zahlen von 1 bis 10 versehen sind und das Ganzstück mit
seinen deciroalen Teilen darstellen.^) Dies ist also dasselbe System, wie
wir es bereits bei der etrurischen Silbermünze gefunden haben (S. 686 f.).
§ 60. Germanien,
1. Nach dem Berichte Cäsars kannten die Germanen zu seiner
Zeit noch keine Wegmafse, sondern schätzten Entfernungen nur nach
Tagereisen ab.^) Später jedoch erscheint als Wegmafs die rasta im Be-
trage von 3 römischen Heilen oder 2 gallischen Leugen ^) «» 4,44 Kilo-
meter.
Bei den Tungrern fand der Gromatiker Hyginus den pes Drusia-
nu8, der um Vs gröfser war als der römische. '^) Er betrug demnach
1) Vergl. oben S. 178 f., Mommsen S. 114. 397 f. (Tradact. Blacas I p. 161.
n p. 97 flf.).
2) Mommsen S. 398 (II p. 99 0- Ober das ursprüngiiche Normalgewicht
der Drachme vergl. oben S. 178. 417.
3) Vergl. § 23, 2. 42, 10. 12. 15.
4) Mommsen im Hermes Dl S. 299 ff. Erhalten sind gegenwärtig noch
S Stücke, die Gewichte von 1, 2, 5 and so weiter bis 10 Zehnteln darstellend.
Das Stück im Betrage von 4 Zehnteln war früher noch vorhanden; es fehlt also
nur das Stück von 3 Zehnteln, welches gewüis einst die Reihe vervollständigt
hat Das Ganzstück vnegt 11,20 (k., die Teilstficke zeigen entsprechende, zum
Teil sogar verhältnismäÜBig noch etwas höhere Beträge, weshalb Mommsen den
Fofs dieser Gewichtstücke für äginäisch hält ond auf 11,50 Gr. setzt
5) Caea. Bell. Galt 0,25: Hercyniae silvae — latitudo novem dierum iter
expedito patet: non enim aliter finiri potest, neque mensuras ilineram novenmt.
6) ttierooymus an der S.091 Anm. 3 angeführten Stelle: nee miram, si ona
qaaeqiie gens certa Tiarom spatia suis «ppellet nominibns, cum et Latini mille
wssus vooent, Galli leucas, Persae parasangas et rastas universa Germania.
Die Excerpte aus Isidor in den Metrol. script U p. 138, 20 : dnae leuvae sive
■nliarii tres apud Germanos unam rastam efficiunt. Vergl. auch die von Du-
caoge im Glossar, med. et inf. lat unter dem Worte (Y p. 592 Henschel) ange-
führten Belegstellen, sowie Victorius bei H. Kinkelin in den VerhandU der Naturf.
toellseh. zu Basel, Juli 1868 (S. 8 des Separatabdruckes).
7) De condic agr. p. 123 (Metrol. script II p. 61, 6): item dicitor in Ger-
694 GERMANIEN. § ». i-s.
332,7 Miliimetcr. Den Namen baue der Fufs jedenfalls von Qaudius
Drusus, dem Stiefsohne des Augustus, der als Statthaller das deutsche
Mafs im Verhältnis zum römischen normiert haben mag.
Dasselbe Mafs finden wir wieder in einer pertica der gromatiscfaen
Sammlung, welche, abweichend von der römischen decempeda(i 13, 1),
zu 12 Fufs von je 18 Fingerbreiten bestimmt wird.i) Da der römische
Fufs 16 Fingerbreiten hat, so ist der hier erwähnte provinziale Fafe
kein anderer als der Drusianische , und wir bestimmen demnach die
provinziale Pertica als das Zwölffache dieses Fufses zu 3,992 Meter.')
Nach dem Drusianischen Fufse war wahrscheinlich auch das Weg-
mafs, die rasta^ bestimmt. Denn 13500 Drusianische Fufs oder 9OO0
Ellen von je anderthalb Fufs ergeben 4491 Meter, d. i. sdir nahe den
Betrag der späteren lietu de France = 4450 Meter (§ 4, 1), welcher
von den Römern als germanisches Wegmafs auf 3 römische Meilen
=s 4440 Meter abgerundet worden war. Die gallische Leuga (§ 59, 1)
enthielt also 6750 Drusianische Fufs oder 4500 entsprechende EUen.^)
2. Cber die serrati bigatique, Denare von republikanischem Ge-
präge , welche im ersten Jahrhundert n. Chr. in Germanien vorzflgiich
im Umlauf waren und den leichteren seit Nero übüchen Denaren vor-
gezogen wurden, ist bereits oben (S. 287) gesprochen worden.
3. Zum Schlufs mögen noch die sogenannten ^Regenbogen-SchQs-
selchen Erwähnung finden, welche an verschiedenen Orten in SQd-
deutschland und Böhmen aufgefunden worden sind. Sie sind teib aus
Gold teils, und zwar in der Mehrzahl, aus Elektron gemünzt und stellen
mania in Tongris pes Drusianus, qui habet monelalem pedem et sescaoeiani.
Über deo Zusammeohang dieses Furses mit orientalischen und kleinasiatiscbeB
Mafsen vergl. oben S. 96 Anm. 3 a. E., $ 46, 20. 50, 3.
1) MeUoL Script. II p. 125, 6. 129, 27. Vergl. ebenda p. 34. Deaa steht nicht
entgegen, dafs auch die Pertica von 10 röoiischen Fafs in Germanien Eingang
gefunden hat, wie F. J. Mone Urgeschichte des badischen Landes, Karlsnibe 1S4^
S. 11 nachweist Ob die ebenda aus dem J. 713 nachgewiesene perticM Ugri-
tima ad braehio mensurata, die zehn- oder zwölffäfsige ist, mofs dahin ge-
stellt bleiben.
2) Die Hälfte dieses Mafses «- 1,996 Meter steht dem Betrage der il(-
französischen Toise (§ 4, 1) « 1,949 Meter nicht fern.
3) Hiermit stimmt auch die obenerwähnte Reduktion der Leoga anf 300m
natärliche Schritt (S. 691 Anm. 5). Denn der Schritt kommt hiernach aof Ih
Ellen Drusianischen Mafses » 0,75 Meter, was sowohl mit dem orsprfioglichM
Systeme des Schrittmafses (S. 364 f. 3S3. 497), als mit anderen Beobachtaagvt
stimmt (vergl. S. 53 f. und was in Anm. 3 zu S. 53 citiert ist). Aus den kleiaerea
attischen und römischen Fufsmafse entwickelt sich ein Schritt von 2*/: Faf«
»■ l^s Ellen; dagegen gehörte der ägyptischen und babylonischen Elle ▼«>
0,525 Meter und der ihr nahe stehenden Drusianischen Eile von 0,50 Meter «b
Schritt von IVi Ellen zu.
§ 60, 3. GERMANIEN. 695
ein Effeklivgewicht von 7,833 bis 7,40 Gr. dar, wonach mit grofser
Wahrscheinlichkeit sich ergiebt, dafs sie dem makedonischen Philippos-
Stater nachgebildet sind.^ Auch Viertel im Gewichte von 2,07 Gr. und
darunter, d. i. halbe Drachmen Goldes, sind ausgebracht worden.
1) A. Maury in der Revae arch^ol. 1S62, vol. 6 p. 393 ff., W. Christ io Fleck-
eisens Jahrbüchern 1865 S. 44 t f. F. Streber, der in den Abliandl. der MOnchener
Akad., pbilos. Klasse, IX (1860-63) S. 167 (f. 549 fr. aasfflhrlicber aber diese
MSnzen gehandelt hat, führt (S. 726) ihre Wahrung wohl mit Unrecht auf ein
Tetradrachmon von 14,95 Gr. zorück, welches eine gesteigerte phönikische
Wahning darstellen und dessen Hälfte oder Stater normal 7,47 Gr. wiegen
würde. Dem widerspricht aber sowohl das merklich höhere Effektivge wicht
der ältesten Reihen, als auch die Thatsache, dafs wir es hier mit einer Gold-
währung zu thun haben. Für barbarische Goldmünzen haben wir von vorn-
herein das babylonisch-euboische Goldgewicht, welchem nach dem Vorgange der
makedonischen Könige (i 31, 2. 3) auch keltische Völkerschaften folgten (Streber
S. 721 ff.), nicht aber phönikisches Silbergewicht zu erwarten, welches nur in
der Prägung der Ptolemäer auf das Gold übertragen worden ist ($ 54, 2).
TABELLEN.
Die Auireohimiigeii auf beatige Mafse, Gewichte und Geldwerte nnd in
dieien Tabellen meist um eine Decimalstelle weiter geführt worden, als ftlr de&
allgemeinen Bedarf es erforderlich war. Bd der Entnahme einzelner Angabcii
wird also in der Begel eine Stelle weniger, und iwar mit Erhöhung der rorher-
gehenden Ziffer um 1, wenn die wegfallende Zahl grOlser als 5 ist, su abertrageQ
sein. Wo aber Multiplikationen oder Additionen eines oder mehrerer Werte dioer
Tabellen rorsunehmen sind, da wird die letste Deoimalstdle erst nach YonafaBe
dieser Rechnungen abzuwerfen sein.
Tab. I. Das griechische Schritt-Stadion (§ 8, 4—8. 9, 1—4).
A. Obersiebt aber das sinkende Schrittmars.
MoraulmaCs in
Hittaldas
MittaldM
Sta-
KiloB.
effektiTan
nach Era-
8te-
KUom.
•ffaktma
naSlSa-
diAii
Sehritt
nMhdem
nach dem
diftn
Sehritt
nachdem
nachddB
fUXQWi
attischen
fUTQiOi
toilh«a«t.
nrjxvs
FnCse
KUom.
nnxvi
FnCse
KDm.
240
0,19
0.18
0,167
20
4800
3,78
3,70
3,15
480
0.38
0,37
0,316
30
7200
6,67
6.66
4,7»
720
0,67
0,65
0,472
40
9600
7,66
7.40
6.30
960
0,76
0,74
0.630
60
12000
9,46
9,25
7,h75
1200
0.94
0,92
0,787
60
14400
11.34
11.10
9,45
1440
1,15
1,11
0,046
70
16800
13,23
12,96
11,0»
1680
1,32
1.29
1,102
80
19200
16,12
14.80
12.»
1920
1,51
1,48
1,260
90
21600 17,01
16,66
14,175
2160
1,70
1,66
1,417
100
24000 18,9
18.50
16,75
10
2400
1.89
1,86
1,676
1000
240000 189
184,96
157.5
B. Stadien zu 240 Schritt reduciert nach Eratosthenes.
Stadien
Para-
sangen
KUom.
Stadien
Fkm-
sangen
KUom.
Stadien
Pua-
■angen
Kikm.
30
1
4,726
610
17
80,326
1800
60
2S15
60
2
9,46
640
18
86,06
2000
315.1
90
3
14,176
670
19
89,776
2100
70
330,15
100
16,76
600
20
94,60
2400
80
378,0
120
4
18,90
630
21
99,226
2700
90
4S^ •
160
6
23,626
660
22
103,96
3000
100
472.5 1
180
6
28,36
690
23
108.675
4000
690,t ,
200
31,60
700
110,25
4600
160
708.75 1
210
7
33,076
720
24
113,40
6000
787.5
240
8
37,80
760
26
118,126
6000
200
•45
270
9
42.626
780
26
122,86
7000
11«,5
300
10
47,26
800
126.0
8000
12SB
330
11
61,976
810
27
127,676
9000
900
1417,5
360
12
66.70
840
28
132,30
10000
1575
300
13
61,426
870
29
137,026
12000
400
18M
400
63,0
900
30
141.76
16000
600
JJftS
420
14
66,16
1000
167,6
18000
600
»35
460
16
70,875
1060
36
166,375
21000
700
vmjk
480
16
76,60
1200
40
189.0
24000
800
rm
600
78,76
1600
60
236,26
27000
900
4SX5
I
TABELLEN.
697
Tab. II. Übersicht über die griechischen Längenmalse (§ 5 u. 6).
A.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
24
SaurvXoG
9dMTvlo& SS 1 HorSvXos
9 ••
» «■ 1 TtaXaiartj (Bm^ov, ^oxfifj) • • •
I» •
n ................
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„ SB 2 ncdaunoU {= 1 Bix^s)
w •
» •
, (""1 i(^69af^)
^ av 1 cni&afi^ «B 3 neda^aral ....
9
n •
11
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» ••
• (=1 nvyftfj)
» ..•.•.»....•»••.
, SB 1 nvyc^y »^ 5 naXatcrai
9 1 nrixvi mm 2 cm&ofitU ^^ 6 naXouffxal
B.
1 ÄOVß
Vjtnodts — 1 nrixv9
2V« » (*=■ 1 /^5/*« anXovv)
3 , ■■ 2 w^«*s
4Vt » - 3 .
5 , («■ 1 ßrjfut 9i7tXovv)
6 . Ol 1 oi^yvia «» 4 Ttrixßts ........
tO . SS 1 ixcuva {MaXütftas)
100 » -= 1 nXä&^ov — 16Vs o^yv$€U — 66«/« ^;t««ß
600 » a> 1 cxaBiOv — > 100 oqyviai *- 400 ^i7X<M .
1200 « «B 1 ^/«xviloff a 2 ^a^Mt
2400 9 "* 1 inniMiv mm 4 araB&a
7200 » (—1 BoXixos — 12 <rra^*a)
Meter
0,308
0,462
0,771
0,925
1,387
1,541
1,850
3,083
30,83
184,98
369,96
739,92
2219,76
698
TABELLEN.
Tab. in. Die Vielfachen des allisclien Furses, der Elle, der
Orgyia und des Pletliron bis zum Stadion (§ 10).
A. Ilovg und tcU&qov.
B.
nijxvG
•
nti-
Meter 1 ^^*
Meter h^*
Meter
1
xeia
XBtü
100
0,462
10
4,624
46,24
2
0,925
20
9,249
200
92,49
3
1,387
30
13,873
300
138,73
4
1,850
40
18,498
400
184,98
5
2,312
50
23,122
6
2,775
60
27,747
7
3,237
70
32,371
S
3,700
80
36,996
9
4,162
90
41,620
C. ^O^yvia.
7t68e€
Meter
TToSes
Meter
noÜK
Meter
n(>9si
nked"^
Meter
1
0,308
28
8,632
55
10,956
82
25,2St .
2
0,617
29
8,941
56
17,265
83
25,5S9 1
3
0,925
30
9,249
57
17,573
84
25,897
4
1,233
31
9,557
58
17,881
85
26,205
5
1,541
32
9,866
59
18,190
86
26,514
6
1,850
33
10,174
60
18,498
87
26,822
7
2,158
34
10,482
61
18,806
88
27,130
8
2,466
35
10,790
62
19,115
89
27,439
9
2,775
36
11,099
63
19,423
90
27,747
10
3,083
37
11,407
64
19,731
91
28,055
11
3,391
38
11,715
65
20,039
92
28,364
12
3,700
39
12,024
66
20,348
93
28,672
13
4,008
40
12,332
67
20,656
94
28,980
14
4,316
41
12,640
68
20,964
95
29,2SS
15
4,624
42
12,949
69
21,273
96
29,597
16
4,933
43
13,257
70
21,581
97
29,905
17
5,241
44
13,565
71
21,889
98
30,213
18
5,549
45
13,873
72
22,198
99
30,522
19
5,858
46
14,182
73
22,506
100
1
30,83
20
6,166
47
14,490
74
22,814
200
2
61,66
21
6,474
48
14,798
75
23,122
300
3
92,49
22
6,783
49
15,107
76
23,431
400
4
123,32 1
23
7,091
50
15,415
77
23,739
500
5
154,15 1
24
7,399
51
15,723
78
24,047
600
6
1S4,9S
25
7,707
52
16,032
79
24,356
1
26
8,016
53
16,340
80
24,664
27
8,324
54
16,648
81
24,972
>
u >
Of
Meter
oe-
Met«r
yviai
yvuxi
10
18,498
1
1,850
2
3,700
20
36,996
3
5,549
30
55,49
4
7,399
40
73,99
5
9,249
50
92,49
6
11,099
60
110,99
7
12,949
70
129,49
8
14,798
80
147,98
9
16,648
90
166,48
100
184,98
TABELLEN.
699
Tab. IV.
Das Stadion des attischen Fufses (§ 10, 2).
Stadien
Eilom.
Stadien
Kilom.
Stadien
Kilom.
römlMhe
Meilen
5X
1
0,IS5
51
9,434
120
22,20
15
3
2
0,370
52
9,619
160
29,60
20
4
3
0,555
53
9,804
200
37,00
25
5
4
0,740
54
9,989
240
44,40
30
6
5
0,925
55
10,174
280
51,79
35
7
6
1,110
56
10,359
300
55,49
37,5
7,5
7
1,295
57
10,544
320
59,19
40
8
S
1,480
58
10,729
360
66,59
45
9
9
1,665
59
10,914
400
73,99
50
10
10
1,850
60
11,099
440
81,39
55
11
11
2,035
61
11,284
480
88,79
60
12
12
2.220
62
11,469
500
92,49
62,5
12,5
13
2,405
63
11,654
520
96,19
65
13
14
2,590
64
11,839
560
103,59
70
14
15
2,775
65
12,024
600
110,99
75
15
16
2,960
66
12,209
640
118,39
80
16
17
3,145
67
12,394
680
125,79
85
17
IS
3,330
68
12,579
700
129,49
87,5
17,5
19
3,515
69
12.764
720
133,19
90
18
20
3.700
70
12,949
760
140,58
95
19
21
3,885
71
13,134
800
147,98
100
20
22
4,070
72
13,319
840
155,38
105
21
23
4.255
73
13,504
880
162,78
110
22
24
4,440
74
13,689
900
166,48
112,5
22,5
25
4,624
75
13,873
920
170,18
115
23
26
4,809
76
14,058
960
177,58
120
24
27
4.994
77
14,243
1000
184,98
125
25
28
5,179
78
14,428
2000
369,96
250
50
29
5,364
79
14,613
3000
554.94
375
75
30
5,549
80
14,798
4000
739,92
500
100
31
5,734
81
14,983
5000
924,9
625
125
32
5,919
82
15,168
6000
1109,9
750
150
33
6,104
83
15,353
7000
1294,9
875
175
34
6,289
84
15,538
8000
1479,8
1000
200
35
6,474
85
15,723
9000
1664,8
1125
225
36
6,659
86
15,908
10000
1849,8
1250
250
37
6,844
87
16,093
20000
3699,6
2500
500
38
7,029
88
16,278
16,463
30000
5549,4
3750
750
39
7,214
89
40000
7399,2
5000
1000
40
7,399
90
16,648
50000
9249
6250
1250
41
7,584
91
16,833
60000
11099
7500
1500
42
7,769
92
17,018
70000
12949
8750
1750
43
7,954
93
17,203
80000
14798
10000
2000
44
8,139
94
17,388
90000
16648
11250
2250
45
8,324
95
17,573
100000
18498
12500
2500
46
8,509
96
17,758
200000
36996
25000
5000
47
8,694
97
17,943
300000
55494
37500
7500
48
8,879
98
18,128
400000
73992
50000
10000
49
9,064
99
18,313
500000
92490
62500
12500
50
9,249
100
18,498
600000
110988
75000
15000
700
TABELLEN.
Tab. V. Das griechische Flachenmats (§ 7).
1 n Fufs « 0,0950 D Meter
100 DFufs — 9,50 a Meter
10000 D Fufs — 1 nXd&^w — > 0,0950 HekUren.
nXd&pa
Hetären
nXid'^
Hektaren
nXid'^
Hektaren
1
0.095
8
0,760
60
5,70
2
0,190
9
0,855
70
6,65
3
0,285
10
0,950
80
7,60
4
0,380
20
1,90
90
8,55
5
0,475
30
2,85
100
9,50
6
0,570
40
3,80
200
19,0
7
0,665
50
4,75
300
28,5
Tab. VI. Übersicht über die römischen Längenoiake.
A. Der Fufs nach der Duo-
decimalteilung (§ 11, 1).
B. Die architektonischen Halse
Millim.
sioilicus . .
j^
V«!
Pur«
6,2
semunoia . .
■■
V«4
»
12,3
uncia . . .
B3
•/•«
1*
24,6
seecuncia .
BS
'/•
9
36,9
sextans . .
n
V»
9
49,3
qoadrana .
mm
•A
»
73,9
triens . . .
^
'»
n
98,6
qninounx . .
mm
•;.«
»
123,2
■emig (semi-
pes) . . .
=:
V«
n
147,9
septonx . . .
SS
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n
172,5
bee
BB
*/»
»
197,1
dodrana . .
=S
*/«
«
221,8
dextana . .
S=
•/•
»
246,4
dennx . . .
8=
"llt
»
271,1
pes (as). .
295,7
dupondius. .
■K
2
w
591,4
pee sestertlui
Mxa
2Vt
n
739,3
1 digitus a« \'i6 FüTs .
2 digitl
3 .
4 9 ■■> 1 palmua .
5
6
7
8 n «B 2 palmi . .
9
10
11 »
12 » >- 3 palmi . .
13 „
14
15 ,
16 » «" l pes . .
20 „ ■» 1 palmipes.
24 „ ■» 1 onbitui
MiQim.
18,48
36,96
55,4
73,9
92,4
110,9
129,4
147,9
166,3
18M
203,3
221,8
240,2
258,7
2n,2
295,7
369,6
443,6
C. Die geodätischen Mafse (§11,3. 4).
D. Die Wegmafse (812). __
Meter
, 1 pes
2*/« P«de8 — 1 gradus .
5 , -= Ipassns . .
10 n aldeoempeda
120 , «t actus . .
0,296
0,739
1,479
2,957
35,48
1 pes
5pedei«- 1 pasius . . . .
625 » »125 » — 1 ttadinm .
5000 . >-1000 . «>lr9Bi.MeiIe
Uäa
18i>l I
14iS,5
TABELLEN.
701
Tab. Vn. Die Vielfachen des Fufees und des Passus (§ 12).
Fnb {FaMiis
Meter
FuTs
Pairas
Meter
Fiifs I
Passus
Meter
1 1
0,296
51
15,081
150
30
44,36
2
0,591
52
15,376
200
40
59,14
3
0,887
53
15,672
250
50
73,93
4
1,183
54
15.968
300
60
88,71
5
1
1,479
55
11
16,264
350
70
103,50
6
1,774
56
16,559
400
80
118,28
7
2,070
57
16,855
450
90
133,07
S
9
2,366
2,661
58
59
17,151
17,446
500
100
147,85
600
120
177,42
10
2
2,957
60
12
17,742
700
800
140
160
206,99
236,56
11
3,253
61
18,038
12
3,548
62
18,333
900
180
266,13
13
3,844
63
18,629
1000
200
295,7
14
4,140
64
18,925
1500
300
443,6
15
3
4,436
65
13
19,221
2000
400
591,4
16
4,731
66
19,516
2500
500
739,3
17
5,027
67
19,812
3000
600
887,1
18
5,323
68
20,108
3500
700
1035,0
19
5,618
69
20,403
4000
800
1182,8
20
4
5,914
70
14
20,699
4500
5000
900
1000
1330,7
1478,5
21
6,210
71
20,995
22
6,505
72
21,290
23
6,801
73
21,586
24
7,097
74
21,882
25
5
7,393
75
15
22,178
milia
Eilom.
26
27
7,688
7,984
76
77
22,473
22,769
passunm
28
8,280
78
23,065
1
1,479
29
8,575
79
23,360
2
2,957
30
6
8,871
80
16
23,656
3
4
4,436
5,914
31
9,167
81
23,952
32
9,462
82
24,247
5
7,393
33
9,758
'83
24,543
6
8,871
34
10,054
84
24,839
7
10,350
35
7
10,350
85
17
25,135
8
11,828
36
10,645
86
25,430
9
13,307
37
10,941
87
25,726
10
14,785
38
11,237
88
26.022
20
29,57
39
11,532
89
26,317
30
44,36
40
8
11,828
90
18
26,613
40
50
59,14
73.93
41
12,124
91
26,909
42
12,419
92
27,204
60
88,71
43
12,715
93
27,500
70
103,50
44
13,011
94
27,796
80
118,28
45
9
13,307
95
19
28,092
90
133,07
46
13,602
96
28.387
100
147,85
47
13,898
97
28,683
200
295,7
48
14,194
98
28,979
300
443,6
49
14,489
99
29,274
400
591,4
60
10
14,785
100 20 1
29.57
500
739,3
702
TABELLEN.
Tab. VUf . Die römische Meile reduci^ auf geogr. Heilen (§ 1 2, 2).
rOm.M.
geogr. M.
rOm.M.
geogr. M.
iöulM.
geogr. M.
l
0,1996
2
0,399
20
3,992
200
39,92
3
0,599
30
5,988
300
59,88
4
0,79S
40
7,984
400
79,84
5
0,998
50
9,980
500
99,80
6
1,198
60
11,976
600
119,76
7
1,397
70
13,972
700
139,72
8
1,597
80
15,968
800
159,68
9
1,796
90
17,964
900
179.64
10
1,996
100
19,96
1000
199,6
Tab. IX. Die röinischen Flächen mafse (§ 13).
A. Übersicht.
-
D Meter
Hektaren i
1 pes qnadratoi
1 deoempeda quadratu (soripulum) »100 QFuSs . .
1 clima — 36 scripula =» 3600 OFufii
1 actus » 144 scripula » 14400 OFuti
1 iugerum «« 288 scripula = 2 actus «= 28 800 DFufs
1 heredium »■ 2 ingera
1 centuria » 100 heredia » 200 iugera
1 salttts JES 4 centuriae
0,087
8,74
314,8
1259,1
2518,2
0,126
0,252
0,504
50.364
201,46
B. Die Teile des Jugerum (§ 13, 3). C. Die Vielfachen des Jugenun.
Teile des Jug.
sorip.
r.DF.
aMeter
»/57«
Va
50
4,372
*.S8§ scripulum
1
100
8,744
Vl4i
2
200
17,49
V71 sextula
4
400
34,98
V48 sicUicus
6
600
52,46
7t4 semnnoia
12
1200
104,93
Vii uncia
24
2400
209,86
Ve sextans
48
4800
419,71
74 quadrans
72
7200
629,57
Vs triens
96
9600
839.42
*;'ia quinouDX
120
12000
1049,28
Vi semis
Vi» septunx
144
14400
1259.14
168
16800
1468,99
Vs bes
192
19200
1678,85
^U dodrans
216
21600
1888,71
^6 dextans
240
24000
2098,56
"/itdeunx
264
26400
2308,42
1 as
288
28800
2518,27
Jug.
Hektar.
Jng.
Hektaren
1
0,252
30
7,555!
2
0,504
40
10,07U
3
0,755
50
12,591
4
1,007
60
15,109
5
1,259
70
17,617
6
1,511
80
20,146
7
1,763
90
22,664
8
2,015
100
25,182
9
2,266
200
50,36
10
2,518
300
75,55
11
2,770
400
100,73
12
3,022
500
125,91
13
3,274
600
151,09
14
3.525
700
176,r
15
3,777
800
201,« »
16
4,029
900
226,64
17
4,281
1000
251,S2 (
18
4.533
2000
503,6
19
4,785
3000
755,5
20
5,036
4000
1007,3
TABELLEN.
708
Tab. X. Die griechischen HohlmaEse (§ 15. 16).
A. Die Mafse des Flüssigen. C. Die Mafse des Trockeneu.
Liter
1 xiaOos
0,0456
1 l^ißafov
0,0684
1 r,fiixoxiXtO¥
0,1368
1 MOTvXri .
0,2736
1 liVrxJTff
0,547
2 .
1,094
3 .
1.641
4 .
2,189
5 •
2,736
1 xovfi ■
3,283
2 ,
6,57
3 .
9,85
4 .
13,13
5 •
16,41
Ö .
19,70
7 .
22,98
8 n
26,26
9 .
29,55
10 ,
32,83
11 .
36,11
1 lABT^n^r.i ....
39,39
B. Die Vielfachen des Metretes.
Liter
xai
Hektoliter
l
39,39
30
11,82
2
78,79
40
15,76
3
118,18
50
19,70
4
157,58
60
23,64
5
196,97
70
27,58
6
236,37
80
31,52
7
275,76
90
35,46
8
315,16
100
39,39
9
354,55
200
78,79
10
393,95
300
118,18
11
433,34
400
157,58
12
472,74
500
196,97
13
512,13
. 600
236,37
14
551,53
700
275,76
15
590.92
800
315,16
16
630,32
900
354,55
17
669,71
1000
393,95
18
709,11
2000
787,9
19
748,50
3000
1181,8
20
787,9
4000
1575,8
Liter
1 xOTxlq
1 ihÜTTli
1 ;jo»*''l
2
3 .......
4 „ =« 1 rjfiiexjov .
5 n
6 «
7
8 » = 1 exrsvs. .
9 n
10
16 » — 2 exreXs . .
20
24 . «»3ixT£iff. .
30
32 . —4 Act««. .
40 . -5 ...
48 . = 1 fiioifivoi .
0,2736
0,547
1,094
2,189
3,283
4,377
5,471
6,566
7,660
8,754
9,849
10,943
17,51
21,89
26,26
32,83
35,02
43,77
52,53
D. Die Vielfachen des Medimnos.
fieSi-
Liter
fiiBi-
Hektoliter
flVOl
ftVOi
1
52,53
30
15,76
2
105,05
40
21,01
3
157,58
50
26,26
4
210,10
60
31,52
5
262,63
70
36,77
6
315,16
80
42,02
7
367,68
90
47,27
8
420,21
100
52,53
9
472,73
200
105,05
10
525,26
300
157,58
11
577,79
400
210,10
12
630,31
500
262,63
13
682,84
600
315,16
14
735,36
700
367,68
15
787,89
800
420,21
16
840,42
900
472,73
17
892,94
1000
525,26
18
945,48
2000
1050,5
19
998,00
3000
1575,8
20
1050,5
4000
2101
704
TABELLEN.
Tab. XI. Die römischen Hohlmafse (§ 17. 18).
A. Die Malse des Flüssigen. C. Die Mafse des Trockenen.
Liter
1 ojathos
1 aoetabolom . . .
2 cjathi
3 • » 1 qoartarios
4 •
5 n
6 . » 1 hemina .
7 , "
8 •
9 »
10
11 n
1 sextarios
2 .
3 .i
4 «
5 .
1 congios
2 «
3 ,
4 9 SB 1 oma . .
6 ,
6 «
7
1 amphora
0,0456
0,0684
0,0912
0,1368
0,1824
0,2280
0,2736
0,319
0,365
0.410
0,456
0,502
0,547
1,094
1,641
2,189
2,736
3,283
6,57
9,85
13,13
16,41
19,70
22,98
26,26
B. Die Vielfachen der Amphora.
amphorae
Hektoliter
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
20 — 1 colleos . .
30
40
50
60
70
80
90
100
0,2626
0,5253
0,7879
1,0505
1,3132
1,5758
1,8384
2,1011
2,3637
2,6263
5,253
7,879
10,505
13,132
15,758
18,384
21,011
23,637
26,263
liter
cjathos
aoetabolom ....
qoartarios
hemina
seztarios
semodioB
modios
0,0456
0,0684
0,1368
0,2736
0,547
4,377
8,754
D. Die Vielfachen des Modius.
modii
1
Liter
Tnfy^ii
HektoUter
8,75
30
2,626
2
17,51
40
3,502
3
26,26
50
4,377
4
35,02
60
5,253
5
43,77
70
6,128
6
52,53
80
7,004
7
61,28
90
7,879
8
70,04
100
8,754
9
78,79
200
17,509
10
87.54
300
26,263
11
96,30
400
35,017
12
105,05
500
43,772
13
113,81
600
52,526
14
122,56
700
61,281
15
131,32
800
70,03(
16
140,07
900
78,79
17
148,83
1000
87,54
18
157,58
19
166,34
20
175,09
TABEUEN.
706
E. Die Vielfachen des Sextarius.
S6Z-
tarii
Liter
80X-
tarii
Liter
sex-
tarii
Liter
86Z-
tarii
Liter
sex-
tarii
Liter
1
0,547
21
11,490
41
22,433
61
33,376
81
44,319
2
1,094
22
12,037
42
22,980
62
33,923
82
44,866
3
1,641
23
12,584
43
23,527
63
34,470
83
45,413
4
2,189
24
13,131
44
24,074
64
35,017
84
45,960
5
2,736
25
13,679
45
24,622
65
35,564
85
46,507
6
3,283
26
14,226
46
25,169
66
36,112
86
47,055
7
3,830
27
14,773
47
25,716
67
36,659
87
47,602
8
4,377
28
15,320
48
26,263
68
37,206
88
48,149
9
4,924
29
15,867
49
26,810
69
37,753
89
48,696
10
5,471
30
16,414
50
27,357
70
38,300
90
49,243
11
6,019
31
16,962
51
27,904
71
38,847
91
49,790
12
6,566
32
17,509
52
28,452
72
39,395
92
50,337
13
7,113
33
18,056
53
28,999
73
39,942
93
50,885
14
7,660
34
18,603
54
29,546
74
40,489
94
51,432
15
8,207
35
19,150
55
30,093
75
41,036
95
51,979
16
8,754
36
19,697
56
30,640
76
41,583
96
52,526
17
9,301
37
20,244
57
31,187
77
42,130
97
53,073
18
9,849
38
20,792
58
31,734
78
42,677
98
53,620
19
10,396
39
21,339
59
32,282
79
43,225
99
54,167
20
10,943
40
21,886
60
32,829
80
43,772
100
54,715
Tab. XII. Die attischen Gewichte (§ 19).
A. Die Teile des Talentes. B. Die Vielfachen des Talentes.
Gramm
1 jfaXaeovS 3= 7^ ißoX6s
1 rjfutoßSXiov ....
1 ißoUs
\ ■■.■■.■■■.■■:■.
5
1 SfOXMV
in:;:::
1 : ;:::::
10
1 ^«ra — 100 öoaxfuU .
1 xalavrav —' 60 fivaX
0,091
0,364
0,728
1,455
2,183
2,911
3,638
4,366
8,73
13,10
17,46
21,83
26,20
30,56
34,93
39,29
43,66
436,6
26196
xahjLvxa
Küogr.
1
26,20
2
52,39
3
78,59
4
104,78
5
130,98
6
157,18
7
183,37
8
209,57
9
235,76
10
261,96
20
523,92
30
785,89
40
1047,8
50
1309,8
60
1571,8
70
1833,7
80
2095,7
90
2357,6
100
2619,6
1000
26196
Hmli«e¥, Mctioloffi«.
45
706
TABELLEN.
Tab. XIII. Die römischen Gewichte (§ 20. 21).
A. Die Teile des Pfundes.
Gramm
1 nüqoa
1 obolus OB 3 uliqiue »^ 1 dimidiom scripulam
1 •oripulum
1 dimidia sextala *« 2 sor^ola
1 drtohma ■« 3 soripula ■* 6 oboli
1 Bextnla ■> 4 acripola
1 licilioui ■» 6 sonpola
1 lemuDoi» -a 2 noilici
1 unoia ■■ 4 sicUioi
1 leecimoia ss 1 Y« unoiae
1 lextaiis B«2 »
1 quadrans s» 3 » • • *.
1 triens =-4 «
1 qainoanx -«5 „
1 semU — 6 »
1 leptanx —7
1 bes — 8 ,
1 dodrani —9 „
1 dextana — 10 „
1 deuDX —11 „
1 Ubra =12 „
0,189
0,568
1,137
2,274
3,411
4,548
6,822
13,644
27,2^
40,93
54,58
81,86
109,15
136,44
163,73
191,02
218,30
245,59
272,88
300,16
327,45
B. Die Vielfachen des Pfundes.
librae
Kilogr.
librae
Küogr.
librae
Kilogr.
Ubrae
Küogr.
librae
Küogr.
1
0,327
21
6,876
41
13,425
61
19,974
81
26,523
2
0,655
22
7,204
42
13,753
62
20,302
82
26,851
3
0,982
23
7,531
43
14,080
63
20,629
83
27,178
4
1,310
24
7,859
44
14,408
64
20,957
84
27,506
5
1,637
25
8,186
45
14,735
65
21,284
85
27,833
6
1,965
26
8,514
46
15,063
66
21,612
86
28,161
7
2,292
27
8,841
47
15,390
67
21,939
87
28,488
8
2,620
28
9,169
48
15,718
68
22,267
88
28,816
9
2,947
29
9,496
49
16,045
69
22,594
89
29,143
10
3,275
30
9,824
50
16,373
70
22,922
90
29,471
11
3,602
31
10,151
51
16,700
71
23,249
91
29,796
12
3,929
32
10,478
52
17,027
72
23,576
92
3o,m
13
4,257
33
10,806
53
17,355
73
23,904
93
30,453
14
4,584
34
11,133
54
17,682
74
24,231
94
30,7»
15
4,912
35
11,461
55
18,010
75
24,559
95
31,108
16
5,239
36
11,788
56
18,337
76
24,886
96
31,436
17
5,567
37
12,116
57
18,665
77
25,214
97
31,763
18
5,894
38
12,443
58
18,992
78
25,541
98
32,W
19
6,222
39
12,771
59
19,320
79
25,869-
99
32,418
20
6,549
40
13,098
60
19,647
80
26,196
100
32,745
TABOUSi.
707
Tab. XIV. Reduktion der attischen Drachme (§ 29)
(100 Drachmen ■» 1 Mine).
Drach-
men
llark
Pfenn.
Drach-
men
Mark
Pfenn.
Drachmen
Mark
Pfenn.
1
79
41
32
22
81
63
66
2
1
57
42
33
Ol
82
64
44
3
2
36
43
33
79
83
65
23
4
3
14
44
34
58
84
66
02
5
3
93
45
35
37
85
66
80
6
4
72
46
36
15
86
67
59
7
5
50
47
36
94
87
68
37
8
6
29
48
37
72
88
69
16
9
7
07
49
38
51
89
69
95
10
7
86
50
39
29
90
70
73
11
8
64
51
40
08
91
71
52
12
9
43
52
40
87
92
72
30
13
10
22
53
41
65
93
73
09
14
11
00
54
42
44
94
73
87
15
11
79
55
43
22
95
74
66
16
12
57
56
44
Ol
96
75
45
17
13
36
57
44
80
97
76
23
18
14
15
58
45
58
98
77
02
19
14
93
59
46
37
99
77
80
20
15
72
60
47
15
100
78
59
21
16
50
61
47
94
200
157
20
22
17
29
62
48
73
300
235
80
23
18
08
63
49
51
400
314
40
24
18
86
64
50
30
500
392
90
25
19
65
65
51
08
600
471
50
26
20
43
66
51
87
700
550
10
27
21
22
67
52
66
800
628
70
28
22
Ol
68
53
44
900
707
30
29
22
79
69
54
23
1000
785
90
30
23
58
70
55
Ol
2000
1572
_
31
24
36
71
55
80
3000
2358
—
32
25
15
72
56
58
4000
3144
—
33
25
93
73
57
37
5000
3929
—
34
26
72
74
58
16
6000
4715
— .
35
27
51
75
58
94
7000
5501
—
36
28
29
76
59
73
8000
6287
—
37
29
08
77
60
51
9000
7073
—
38
29
86
78
61
30
10000
7859
—
39
30
65
79
62
09
40
31
44
80
62
87
45'*
708
TABBLLEM.
Tab. XV. Reduktioii des attischen Talentes (§ 29>
TAlante
Mark
Talente
Mark
Talente
Mark
1
4 715
41
193 330
81
381950
2
9 431
42
198 050
82
386 660
3
14146
43
202 760
83
391380
4
18 862
44
207 480
84
396090
5
23 577
45
212190
85
400 810
6
28 292
46
216910
86
405 520
7
33 008
47
221 620
87
410 240
8
37 723
48
49
226 340
88
414950
9
42 439
231050
89
419 670
10
47154
50
235 770
90
424 390
11
51870
51
240 490
91
429100
12
56 580
52
245 200
92
433 820
13
61300
53
249 920
93
438 530
14
66 020
54
254 630
94
443 250
15
70 730
55
259 350
95
447 960
16
75 450
56
264 060
96
452 680
17
80160
57
268 780
97
457 390
18
84 880
58
273 490
98
462 UO
19
89 590
59
278 210
99
466 820
20
94 310
60
282 920
100
471540
21
99 020
61
287 640
200
943100
22
103 740
62
292 350
300
1414600
23
108 450
63
297 070
400
1886 200
24
113170
64
301 780
500
2 357 700
25
117 880
65
306 500
600
2 829 200
26
122 600
66
311220
700
3300 800
27
127 320
67
315 930
800
3 772 300
28
132030
68
320 650
900
4 243 900
29
136 750
69
325 360
1000
4 715 400
30
141 460
70
330 080
2000
9 431000
31
146 180
71
334 790
3000
14146 000
32
150 890
72
339 510
4000
18 862 000
33
155 610
73
344 220
5000
23 577 000
34
160 320
74
348 940
6 000
28 292 000
35
165 040
75
353 650
7000
33 008 000
36
169 760
76
358 370
8000
37 723 000
37
174 470
77
363 090
9000
42 439 000
38
179190
78
367 800
10 000
47 154000
39
183 900
79
372 520
50 000
235 770 000
40
188 620
80
377 230
100 000
471540 000
TABELLEN.
709
Tab. XVI. Redaktion des attischen Goldstaters (§ 30).
Staiere
MitÜerer Kanwert
im Altertum
Heatiger MetaUwert
Mark
Pfenn.
Mark
Pfenn.
V«
9
43
12
18
1
18
86
24
36
2
87
72
48 .
72
3
56
60
73
09
4
75
40
96
45
5
94
30
121
80
6
113
—
146
20
7
132
—
170
50
8
151
—
194
90
9
170
—
219
30
10
189
—
243
60
100
1886
—
2 436
—
200
3 772
—
4 872
—
300
5 659
—
7 309
—
1000
18 860
—
24 360
—
2000
37 720
—
48 720
—
3000
56 590
73 090
—
» 1 Talent
Goldes
Tab. XYJL Reduktion des libralen Kupferasses (§ 34).
Kupfer zu
Kupfer zu
Kupfer zu
Kupfer zu
SUbernaoh
Silber nach
SUber nach
Sübernach
dem alten
heutigem
dem alten
heutigem
WertverhÄlt-
Malsstab etwa
Wertverhftlt-
Malsstab etwa
nis von 1:250
wie 1:110
ni» von 1:250
wie 1:110
nneia
— M. 2 Pf.
— M. 4 Pf.
20as8e8
3,9 M.
8,9 M.
sextani
- . 3 ,
- « 7 ,
30 ,
5,9 n
13,4 .
qnadrans
- . 5 ,
- « 11 .
40 «
7,9 n
17,9 .
triens
- . 7 ,
- « 15 .
50 n
9,8 n
22,3 .
semia
- « 10 .
- » 22 .
60 ,
11,8 n
26,8 .
las
- . 20 .
- « 45 .
70 „
13,8 .
81,2 .
2as8es
- . 39 .
- « 89 .
80 .
15,8 n
35,7 .
3 .
- • 59 .
1 . 34 .
90 „
17,7 .
40,2 .
4 .
-« 79 .
1 , 79 .
100 „
19,6 „
44,6 .
5 ,
- . 98 .
2 . 23 .
200 .
39,3 ,
89,3 .
6 .
1 . 18 .
2 « 68 „
300 „
58,9 .
133,9 .
7 n
1 . 38 .
3 « 12 .
400 ,
78,6 .
178,6 ,
8 .
1 . 57 „
3 . 57 .
500 »
98,2 .
223,2 .
9 .
1 « 77 ,
4 , 02 ,
1000 .
196 ,
446 ,
10 .
1 « 96 .
4 « 46 ,
10 000 ,
1965 ,
4464 ,
710
TABEUrai.
Tab. XYIIL Reduktion des ältesten Siibergeldes und des
trientalen Asses für die Jahre 268—217 (§ 35, 7).
A. Der trientale As im MflDzwerte tod >/5 Sesten — ^ 8,2 Pf.,
im Vergleich zu heutigem Metallwerte yod etwa 17,9 Pf. auf 8,9 Pf.
herabgehend.
Aise
BeBtene
Mmixwert
M^aUwert
Mark
Pf.
Mark
Vt bis Mark Fl
V«
—
4,1
—
8,9 . - 4,5
1
—
8,2
—
17,9 . - 8,9
2
—
16,4
—
35,7 , — 17,9
2*/.
1
—
20,5
—
44,6 , ^ 22,3
3
—
24,6
—
53,6 , — 26,8
4
—
32,7
—
71,4 . - 35,7
5
2
—
40,9
—
89,3 . - 44,6 j
6
—
49,1
1
07 , — 54
7
—
57,3
1
25 . — 62
Vit
3
—
61,4
1
34 „ — 67
8
—
65,5
1
43 , — 71
9
—
73,7
1
61 „ — 80
10
4
—
81,9
1
79 . — 89
20
8
1
64
3
57 , 1 79
30
12
2
46
5
36 . 2 68
40
16
3
27
7
14 „ 3 57
50
20
4
09
8
93 , 4 46
60
24
4
91
10
72 , 5 36
70
28
5
73
12
50 , 6 25
80
32
6
55
14
29 , 7 14
90
36
7
37
16
07 , 8 04
100
40
8
19
17
86 , 8 93
1000
400
81
86
178
60 „ 89 30
10 000
4000
818
60
1786
— „ 893 —
B. Der älteste Denar yod V?« römischen Pfund.
Sestene
Denare
Denare
Mark Pf.
Mark Pf
1
— 20,5
1
— 82
2
— 40,9
2
1 64
3
- 61,4
3
2 46
4
1
— 81,9
4
3 27
5
1 02,3
5
4 09
6
l 22,8
6
4 91
7
1 43,3
7
6 73
8
2
1 63,7
8
6 55
9
1 84,2
9
7 37
10
2 04,7
10
8 19
100
25
20 46,5
100
81 86
1000
250
204 65
1000
818 60
TABELLEN.
711
Tab. XIX.
A. Das Silbercourant der römischen Republik in den Jahren
217— 30 (§36, 6).
B. Das Goldcourant der Kaiserzeit von Augustus bis Septimius
Severus (§ 38, 6).
Seeterse
Denare
A
B
Mark
Mark
1
0,175
0,218
2
0,351
0,435
3
0,526
0,653
4
1
0,702
0,870
5
0,877
1,088
6
1,052
1,305
7
1,228
1,523
8
2
1,403
1,740
9
1,579
1,968
10
1,754
2,175
12
3
2,10
2,61
16
4
2,81
3,48
20
5
3,51
4,35
24
6
4,21
5,22
28
7
4,91
6,09
32
8
5,61
6,96
36
9
6,31
7,83
40
10
7,02
8,70
50
8,77
10,88
60
15
10,52
13,05
70
12,28
15,23
80
20
14,03
17,40
90
15,79
19,58
100
25
17,54
21,76
200
50
35,08
43,50
300
75
52,62
65,26
400
100
70,16
87,01
600
125
87,70
108,76
600
150
105,24
130,51
700
175
122,78
152,26
800
200
140,32
174,02
900
225
157,86
195,77
1000
250
175,4
217,5
2000
500
350,8
435,0
3000
750
526,2
652,6
4000
1000
701,6
870,1
5000
1250
877,0
1087,6
6000
1500
1052,4
1305,1
7000
1750
1227,8
1522,6
8000
2000
1403,2
1740,2
9000
2250
1578,6
1957,7
712
TABELLEN.
8«ttene
10 000
20 000
30 000
40 000
50000
60 000
70 000
80 000
90 000
Hark
1754
3 508
5 262
7 016
8 770
10 524
12 278
14 032
15 786
Mark
2175
4 350
6 526
8 701
10 876
13 051
15 226
17 402
19 577
100 000
200 000
300 000
400 000
500 000
600 000
700 000
800 000
900 000
17 540
35080
52 620
70160
87 700
105 240
122 780
140 320
157 860
21750
43 500
65 260
87 010
108 760
130 510
152 260
174 020
195 770
1000 000
1 100 000
1 200 000
1 300 000
1 400 000
1500 000
1 600 000
1 700 000
1 800 000
1 900 000
2 000 000
3 000 000
4 000 000
5 000 000
6 000 000
7 000 000
8 000 000
9 000 000
10 000 000
20 000 000
30 000 000
40 000 000
50 000 000
60 000 000
70 000 000
80 000 000
90 000 000
100 000 000
200 000 000
: deciee ....
:iindeciet . . .
: duodecies . .
: terdeoiee . . .
:quater deoies
: quinquies decies
: lexies deciee . .
: septies deoies .
; duodeyioies
: undeyieies
iTicies . .
; tricies . .
: quadragiee
; quinqaagies
;iexagies .
: septuagiet
: octogies .
: nonagies .
; oenties
; dueenties .
; treoenties
; qnadringenties .
; qningenties
: sezcenties
: septiogentiee
; ootingenties
; nongentiee
: inilies . .
: bis milies
175 400
192 940
210 480
228 020
245 560
263 100
280 640
298 180
315 720
333 260
350 800
526 200
701600
877 000
1052 400
1 227 800
1 403 200
1578 600
1 754 000
3 508 000
5 262 000
7 016 000
8 770 000
10 524 000
12 278 000
14032 000
15 786000
17 540 000
35 080 000
217 520
239 270
261020
282 780
304 530
326 280
348 030
369 780
391540
413 290
435 000
652 600
870100
1 087 600
1 305 100
1522 600
1 740 200
1 957 700
2175 000
4 350 000
6 526 000
8 701000
10 876 000
13 051 000
15 226 000
17 402000
19 577 000
21750 000
43 500 000
IM
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^ «© r-x» e^w ■«
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5^ i§-i
1
714 TABELLEN.
e 1 1 il 1
: : gg- :
: ^1 :•
1
i
1
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ig
?
36,45
18,22
9,11
4,56
0,456
s
Epha
Maris
Addix
Kapithe
Sechiigstel (Mine)
CS
1
1
^ ^ OD SS
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SB
OB
36,37
30,31
4,041
2,021
0,505
1
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1*
3
36,37
12,12
9,09
6,06
4,55
3,64
2,021
0,505
1
1
CD
t? ^ f
1
B
0
5?
•
lO CO O
i ||
30,31
4,55
1,137
^ 1
TABELLEN.
716
Tab. XXU. Üb<
ersieht
Über die Gewichte.
11 i
1
P'
▲nf die Mine
Bezeiobnong der Mine
(des Pfandes)
(bes. dM Pftrnd)
gehen
YerhiatniBse
leichte
ettisohe
1
ä-S*
Shekä
Dmck-
men
30,24
A. Leichte königliche
A:B ^ 6:5
Mine der Babylonier
504
60
(11570
A:C = 9:10
25,20
B. Babyloniiche Mine
A:D =- 27:40
Goldes
420
50
96
A:£ — 3:4
33,60
0. Babylonische Mine
A:F — 5:6
Sübers
560
66«/,
128
A:G— 144:125
44,80
D. Phönikische Mine
B : 0 =- 3 : 4
SUbers .....
746,67
88«/9
170«/3
B:D = 9:16
40,32
£. Alttfginäische Mine
B:E — 5:8
(ursprünglich phOni-
B:F — 25:36
kische Handelsmine)
672
80
(153»/5)
B:G — 24:25
39,29
£>. Älteste attische Han-
delsmine (nach Solo-
C:D =. 3:4
C:£ — 5:6
nisoher Tarifierong) .
654,9
—
150
C : F = 25 : 27
36,29
F. Lyknrgisohe (lakedll-
monische) oder jün-
C:G = 32:26
D : £ — 10:9
gere tfginttische Mine
605
72
(138»
D : F = 100 : 81
36,16
F^ Attische Handels-
D:G-= 128:75
mine ......
602,6
—
138
E:F — 10:9
26,20
G. Attische oder Solo-
£>:G-» 3:2
nische Mine . . .
436,6
—
100
E«:H- 2:1
20,47
G^ Attisch- römische
F»:G=r 69:50
Mine der Kaiseneit .
341
__
78Vi
G:G»— 32:25
—
H. Römisches Pfund .
327,45
—
75
G:H= 4:3
G:I ^ 2:1
— I. SiciUflohe Kapferlitra 1
218,3
•"—
50
H:I — 3:2
Berlehtisiiiigeiu
S. 225 Anm. 2 Z. 7 v. nnten ist $ 30, 1 statt § 31, 1 «u lesen.
S. 235 Z. 8 ist Tetrachmon verdmckt statt Tetradrachmon.
S. 350 Z. 21 ist Amenemhat zn lesen statt Amemhat
8. 583 Z. 15 ist vor Meter das Zeichen des Qaadratmarses Q ausgefallen.
AnCserdem sind in drei Kolumnentiteln (S. 194. 196. 372) die Punkte des
anfangenden Ä abgesprungen, ebenso S. 369 Z. 8 das Zeichen des Spiritus in
Nachträge.
8. ^ 1 Die Dimensionen der Cella des Parthenon behandelt auf Grund
eigener Messungen W. Dörpfeld in den Mittheilungen des deutschen archäo-
logischen Institutes in Athen VI, 188t, S. 295 ff. Die Benennung SxatQftntS&s
kann nach ihm nur auf die Cella, nicht auf den ganzen TemMl b^ogen werden.
Vergl. auch denselben in der Archäologischen Zeitung XXXIX S. 266 fld
8. 76 Ajub. 1. Die Belege E* und S^ f&r ^U und V« Fuls aus Cato de
r.r. 18 sind nach Victorius angeföhrt worden. Der Stand der handschrifUidien
Oberliererung ist jetzt genau zn ersehen aus der Ausgabe von H. Keil (Catonis
de agri cultura etc. toI. I fasc. I, Leipzig 1882) p. 30. Es scheint demnach
weder quadrantem noch dodrantem hinlinglich beglaubigt zu sein; sondern
das erstere ist nach der zuTcrlässigsten Überlieferung zu tilgen, das letztere
in S, d. i. senüssem, zu ändern.
8. 155 Anm« 2. Über die Ubra of^enti und deren Teile als Geschenke
handelt auch W. Gilbert in Fleckeisens Jahrbüchern 1882 S. 131 f.
8. 194— 197« Bestimmung des äginäischen Gewichtes bei
Pol lux. Im Numism. chron., third series, I (1881) p. 281 — 305 behandelt
Prof. Percy Gardner 'Pollux' account of aocient coins . Nach einer kurzen Ein-
leitung giebt er eine Übersetzung des von mir in die Metrologie! scriptores
aufgenommenen Abschnittes aus dem 9. Buche des Onomastikon und fbgt aus-
ffihrliche Erläuterungen hinzu. Das von Pollux sogenannte äginiisebe Talent
bestimmt er p. 301 ohne erhebliche Abweichung von dem oben S. 195 gesetzten
Werte, nämlich zu 43,74 Kilogr. (»b 675 000 engl Grains), entsprechend einem
Stater Ton 14,58 Gramm. Als Normalgewicht (true weigki) des äginäischett
Talentes nimmt er mit Guide 37,71 Kilogr. (»* 582000) an, entsprechend einem
Stater Ton 12,57 Gr. Letzterer Wert nähert sich dem üblichen äginäischen Stater
von 12,4 Gr. (oben S. 190. 194), steht aber merklich zurück hinter dem ältesten
Stater äginäischer Prägung von 13,7 Gr. (S. 188. 546).
8«249a«£« Prägung der Tetradrachmen mit dem Typus
Alexanders d. Gr. auch nach dessen Tode fortgesetzt. J. P. Six im
Anouaire de numismatique 1882 p. 31fr. zeigt, dafs Antigonos auch nach dem
J. 306 bis zu seinem Tode im J. 301 die Alexandertetradraehmen unTeiindert
hat fortprägen lassen. Nur ausnahmsweise habe er durch seinen Sohn Demetiios
im J. 303 auch Tetradrachmen mit der Aufschrift BAZIAEDI ANTIPoHoY im
Peloponnes schlagen lassen ; dies seien die in den Inventar-Urkunden des Askle-
pieion zu Athen mehrfach erwähnten rdroaxfiut 'Avrivora&a.
8* 574« Zu dem Systeme der pontischen flohlmaise ist nach der syrischen
Übersetzung des Epiphanios (de Lagarde Symm. 11 S. 193) noch der Horrmk
|^<rTi76 hinzuzufügen. Er betrug 4 syrisch-alexandrinische Sextare, mithin das
Doppelte der pontischen Choinix oder das Sechstel des groCsen Modius. Zu be-
achten ist, datis in dieser späten Quelle ein MaTs von 4 syrisch-alexandrinischen,
d. i. 5Vs römischen, Sextaren noch idtntjQ genannt wird. Dieses Wort bedeutete
also für den syrischen Übersetzer schlechthin das 'landesübliche kleinere HoU-
mafs', mochte es auch den Betrag des römischen Sextarius mehrfach über-
steigen. Nach demselben Sprachgebrauche ist an der S. 631 Anm. 1 citierten
Stelle des flieronymus sextarius nicht blofs für den attischen ;i;ow, d. i. 6 Sex-
tare, sondern sogar für das doppelte Mafs gesetzt, sodals, wenn wir der Über-
lieferung folgen, von Hieronymus dasselbe Mafs castrensis sextarius genannt
sein würde, welchem nach S. 630 Anm. 1 a. E. neun S^^f^ ttaar^ie^ d. L
12 römische Sextare, zukommen.
Register.
Die beiffefftffton ZaUm b«ieiobnen xuiiohst die Seiten. Wo auf eine Seitenathl hinter
Komm» eine Kleinere Ziffer folgt, ist die Anmerknng gemeint. Ein Stern bei der Anmerknnge-
ttlü bedeutet, daCe die betreffende Materie nur in der Anmerknng, nicht auch im Texte, be-
handelt wird.
Abdera in ThrakieD, Silbennünze 419.
AbkdrzoDgen der MaCBbezeichnungeD
107. 122.
Ableitong der griechischen Mafse und
Gewichte ans Yorderasien 5. 71.
Abraham 404. 458. 462.
Absalom 463 f.
AbydoB, Gewicht 482.
Aeetabuhnn HohlmaTs 116 f. 118. 122.
638.
Achaische St§dte GroüBgriechenlands,
Müozwesen 674.
Achaischer Bond, Silberroünzen 539 f.
Achiga, römische Provinz, Hohlmafse
109,4. 537—539.
Achtne babylonisches HohlmaTs 392 f.,
persisches 391. 479 f., böotisches 543.
Acntelobolos, attischer, in Gold: siehe
Obolos.
A^ara^a persisches Wegmafs 477, 4*.
Aehu Uneenmafe 39. 78 f., Flächen-
maÜB 83 f. 86. 616, actus minimm 86.
Adarkon466.485,2*. Yergl. Darkemon.
Addix babylonisches Hohlmab 392,
persisches 414. 481 f. 557. 559.
Ädilen, Aufsicht über Mafs und Ge-
wicht 114 f. 156,4*.
Aebotios. Fnrsmafsstab auf seinem Mo-
numente 89, 2*. s*.
Aermu PhiUppeus 322, 3*. 325.
Ae9. Kauf und Verkauf per aes et
Hbram 255. Aes rüde 255. 257;
vergl. Kopfer. Ae» signatum 255 f.
Aes grave 261 f.; vergl. Schwer-
kopfer. Rechnung in aes grave auch
nach EinfOhrung der Silbennünze
273,8. 276. 283. 292. 293. AerU
bedeutet den As als Scheidemünze
^ V^* Denar 297. Rechnung in aere
in der späteren Kaiserzeit 324, &*.
325.
Aestimare 255.
Ägina. Ältestes Mfinzg^wicht, soge-
nannte altäginäischemine, 5447-547;
älteste Silberprägung 188. Ägpnäi-
sches Mafs- u. Gewichtsystem 499—
505. 523 f. 534, aus Lakedämon her-
geleitet 197. Äginäisches Gewicht
187—190; Prägung nach diesem
Fur8el90f. Elektronmünze 188. 199.
Äginäische Währung 190—199; ihr
Verhältnis zur babylonischen und
phönikischen 198, zur attischen 192
— 196. Äginäischer Münzfufs vor
Solon in Athen 201 f.; vergl. i/«9ro-
oiKfi fkva und Bline.
Ägina, Athenatempel 496.
Agnua bätisches FeldmaCs 689.
Agoranomen 546.3*. 547, i*. 556,1.
576, 4*. Vergl. Metronomen.
Agörath keseph 460, 5*.
Agricola de mensuris et ponderibus 15.
Ägypten, Mafee, Gewichte und Münzen :
s. Inhaltsverzeichnis zu S 41. 53. 54.
Ah, ahet, ägyptisches Feldmab 360—
362.
Alyvnrtos nr^xy^ des Herodot 356. 551,
Aty, ara&fi6s in Rechnungen des
athenischen Staates 645 f.
"Antuva Längenmafs 37 f. 39, verglichen
mit qafiu und qdneh 385. 444. Ge-
meingriechische Akäna 495. 497 f.,
Philetärische und Ptolemäische 568.
607. 609. 61 1—613. 620, Quadratmafs
613. 614; entsprechendes hebräisches
Mafs: s. Rute.
^AxQoiqvov tarentinisches Hohlmals
670,8*.
lAlaßaar^ov Salbengefäfs im Betrage
von V> SexUr 602.
718
REGISTER.
Alba im Fadnenee, Schwerkapfer
68t f.
Alexander I von MakedonieD, Silber-
mdnze 565.
Alexander derGrofoe, Goldprägung 243,
Silberpragung 244 f. 248—250, per-
sische Kriegsbeute 494.
Alexanderdrachme 245. 247 f.
Alexandreia, Tempel der Aphrodite 607.
IditiaviqBMi 9^axfiai 245, ararij^ts
243, 1*.
625,3*.
Alexandriner, anonymer, Verfasser eines
metrologischen Traktates, 10.
Alexandrinische Mine, Holztalent: s.
Mine, Talent; Kotyle: 8.da; Sextar
625,3*.
Amenemhat HI 350.
'Auua ägyptisches Längen- und Feld-
mafs 38. 358—362. 608. 612 f. 614.
Amtnak, ammo, Elle 359, i*. 2*, ammdh
hebräische Elle 443, arnmat baby-
lonische Elle 348. 390.
I4ftv6sy afivaSf Übersetzung Ton qeHidh
463,3*.
'AfinBMQ jQngeres provinziales Längen-
und Flächenmars 620.
Amphipolis makedonische Münzstätte
249.
Amphora römisches Hohlmars 108. 112
—114.n5f. 117. 118.122.124—126.
413.414.^
lAfifoqivQ 6 ix Kqrycrfi 556, a/ufoqevSf
SroTinzialer, 628 f. 690, Bezeichnung
es attischen Metretes 101.
Ii4vrty6vaia rixqaxf^a 716.
Antiocheia in Syrien, Hohlmafs 585,
Gewichte 590 f., Gold- und SUber-
prägung unter den Seleukiden 596 f.,
Silberpräffung in der Kaiserzeit 595.
Antiochos lU (der Grofee) 590, 3.
Antiochos lY und V 596.
Jntoninianusy Silber-, später Pseudo-
silbermfinze : s. argenteus.
Antonius, der Triumvir, 305. 313. 314.
j4pet ägyptisches Hohlmafs 369,4*.
Aphrodisias, Stadion 566,3*.
'Atpvifüa tarentinisches Hohlmafs 670, 8*.
Anoq^fta thebanisches Hohlmafs 542 f.
'AqapBQ 601,1*.
Arados, Silbermünze 594.
Arapenm'Sy arepennüy bätisches und
gallisches Feldmafs 689. 692.
Archelaos von Makedonien, Silber-
münze 565.
Ardea, Schwerkupfer 681 f.
ArgenUus AureHanus oder Antoni'
niantu 322—326. 334—336, mui»-
tulus 322, PhiUppwsmimttuiu»%7&,
Argentum bigatum 269, 3*, (hemm
690.
lAqyvqtovy aqyvqcvQ, Bezeichnong des
hebräischen Shekels oder phöm-
kischen Tetradrachmons 604, aoyv-
oiov bei einem Zahlworte, ebenulls
den Shekel bezeichnend, 604, &*.
^AqyvqifffAoVf xard^ 341.
Ariminum, Schwerkupfer nach den
Pfunde Ton Hatria 684, nach den
libralen FuCse 274.
Aristoteles 14. 44. 563. 660. 662 f.,
Polit. 1, 9 emendiert 166, i*.
Arkadien, Silbermünzen 539.
^AQovqai 8. Arura.
Artabe L ägyptisches Hohhnais 366 f.
391. 392. 394. 409. 410—414. 449,
Viertel des Kubus der königticben
Elle 366. 410, noch in der Römer-
zeit als Ölmafs erhalten 413, 2.
unter den Ptolemäem nach attischer
Norm erhöht und so auch von den
Römern beibehalten 414. 623—625,
später die 'alte' genannt, nadidem
8. eine *neue' kleinere Artabe von Vji
proTinzialen oder 3 '/s römischen Mo-
dien eingeführt worden war 624, i*.
628. 4. Medische Artabe 479, ge-
wöhnlich die persische genannt,
anderthalbmal so grots als die ägyp-
tische Artabe 99. 412—414. 478—
482. 515 f. 518. 557. 629. 632.633.
5. Artabe bei den Septuaginta Be-
zeichnung des syrischen Metretes
585.
Arura ägyptisches Feldmafs 42. 356 t,
unter den Ptolemäem und Rdneni
608. 609. 621 f.; provinziales Acker-
mafs in Palästina 599,1*. 600 f.
Aryandes, \Aqyav9utcv rouurfta 380.
Ärzte, Gewichts- und Malsbestimniiui-
gen in Rezepten 110 f. 117 f.
As das duodecimal zu teilende Gane
144 f. 148; vergl. Bruchrechnung.
As Einheit der ältesten rdmiscbcn
Kupfermünze 257. 258—263. 265,
nach dem genäherten Betrage setaes
Gewichtes as HbraHs oder Khrtrims
genannt 258.261,3; ^^ertTerbaitnis
zum Gold und Silber 153; redocicft
mit Einführung der SUberpräguBg
(Trientalful8)272— 279; Attsmfinzoag
REGISTER.
719
des trientalen Asses 281. Dorch wei-
tere Reduktion wird der As sextantar
279. 282, dann oncial 282. 289, und
auf Vi« d^ Denars gesetzt 290; seit
Ende des 2. pun. Krieges semoncial
und als Scheidemünze ansgepr>
291 f. Wertbestimmungen des libralen
Asses 265 f., des anf Vi« Denar re-
dncierten Asses 299. Der As als
Kapfermünze in der Kaiserzeit 313.
314; Münzwert unter Diocietian 335 1
337, unter Gonstantin 343.
As des mittelilalischen Sehwerkupfers
680—684, vermutliches Verhätnis
zur Mine von Tarent 677.
As des etruriscben Schwerkupfers im
Betrage einer Mine 685 f. 686, oder
der halben Mine, d. i. eines Pfundes,
685. 687, letzterer seit 4. Jahrh. her-
abgesetzt auf eine syrakusanlsche
Kupferlitra 687 f.
Ascalon, Hohlmafs 585, i*. Vergl. Ju-
Uanus T. Asc.
Asculum, Schwerkupfer 684.
Asla arabisches Feldmafs 447, i*.
lAüaaoiw der römische As (im N.
Testam.) 605, Bezeichnung des De-
nars seit Gonstantin 343; aisaaqiov
Tov a(fyv^iov und Tifv xahcoiv in der
späteren Kaiserzeit 314,3*.
Assaron hebräisches Hohlmafs 450 f.
452. 456.
Athen, Mafse, Gewichte und Münzen:
s. InhaltsTerzeichnis zu §5—10. 15.
16.19.25—30.46. Proyinztalmünzen
euboischer Währung 212 f. 241.
AtUlos I bis ni 567, 4*.
^yirrtnbv aovvqiov 204. 208.
Attische wahrung im makedonischen
Reiche 240—250, in Syrien 596 t,
im römischen Reiche 250—253, und
vergl. Drachme, Talent Genesis des
attischen Systems 506—512, Stel-
lung zu anderen Systemen 512—520.
Attisch-euboischer Münzfufe in Ky-
rene 651—653, in Sicilien 659. 661 f.
664 f. 667, in Etrurien 687. 689.
Augustus begründet die Münzordnung
der Kaiserzeit 304 f. 310 f. 313; Gold-
prägung 308 f. Yergl. Julisches Ge-
setz.
Aune de Pgris 619,8*. 692,1*.
Aurelianus, Kaiser, 822, s* gegen Ende.
823.
AureHamUy Silber-, spater Pseudo-
silbermünze: s. argenteus.
Aurelins, Marcus, 311. 312.
Aursum miHarium 81, t*.
Aureui römische Goldmünze, von GSsar
eingeführt 302 f. 305. 306. 308, in
der Kaiserzeit 308 — 312. 325, insbe-
sondere aureus AnUnäfdanus 322, 3*.
325. Wertbestimmung 317. Ver-
schlechterung seitGaracalla 3 19, Aus-
prägung unter Diocietian 320 f. Gold- :k
münze seit Gonstantin : s. SoHdu$. —
Aureus des Augustus in der Provinz
Ägypten als Talent gesetzt 650.
jhirum vieesimarium 300.
Aurum obry%iatum 329.
Avit ägyptisches Bohlmab 370.
Azani in Phrygien, Stadion 571.
B.
Babylonier, Mafee und Gewichte: s.
Inhaltsverzeichnis zu § 42.
BaßvXmviov xdXavrav. s. Talent.
Babylonische Elle: s. dort.
Babylonisches Stadion: s. dort.
Babylonische Wahrung des Goldes und
Silbers 3. 181. 398-409. in Persien
486 f. Vergl Mine, Shekel, Stater,
Talent.
Ba9o£, ßaro9t ßaxos iXaüw 587, 3 und
vergl. Bath.
Baktrien, attisch-makedonische Wäh-
rung 250.
Baibus, ExpoHUo et ratio omntum
formarum 12.
Bccftov tarentinisches Hohlmafs 670,8*.
Barren Goldes und Silbers cirkulieren
als Wertmesser 165. 377.406 f. 457—
459. 460. 463. Barren im Peloponnes
üblich, von Pheidon abgeschafft 524 f.
Barren von Schwerkupfer in Italien
256 f.; vergl. aes und Kupfer. Gold-
u. Silberbarren im römischen Staats-
schatz 267, 1. 299 f.
Barsa babylonisches Gewicht 397.
BaailruoQ n^xv^ Herodots 387. 474.
Vergl. Elle.
Baatlmal ani&a/iai, d. i. römische,
615, !♦.
BaadMov Ma(>vov Hohlmais 638. 639.
BactXiHos nov^y d. i. der Ptolemäische
oder Philetärische in Ägypten, 607.
612.
Bassä, Apollotempel 496.
Bath hebräisches HoMmaCs 416. 448 f.
452. 456. 632, auch in Syrien ge-
bräuchlich 587. 590; ßciroQ ilaiov
720
REGISTER.
602. D«m Bath gleich nnd das btby-
loDisch-hebiüscbe Epha und dÜe
ägyptische Artal»e.
BaUca, FeidmtÜB 689.
Bauelle, attiache, 68. 527.
Bauwerke als Mittel xor BeattauMuig
der UmgenmailBe des Altertums 7. 45.
Bd%u persisches Langeumafs 475.
B^fta LaDgenmab 37. 52 f., klein-
asiatisches oder Philetarisches 568,
Ptolemaisches oder Philetarisches
607 1 611. 612 f., in etnem jüngeren
ägyptischen Systeme der Elle gleich-
geseUl 620. VergL Schritt.
Bi^futturtcU 50. 62. 607.
ßeqah halberMo'8ai8cherShekel460,t\
Bemard de mensuris et ponderibus 18.
436.
ßes mm >/s des as 144, des Fufses 76, i*,
des Sextars 1 19 ; Kupfermünxe 292,1*.
Beicha ägyptisches Hohlmalis 370.
Bicessit --> 20 auei 145.
BtgaU {denarn) 269. 286. 69|.
Biiionmünzen in der Provinz Ägypten
650 f.
Binio doppelter Aureus 319.
Bithynien, attisch-makedonische Wäh-
rung 250.
Böckh, Metrologische Untersuchungen
20.
Bowxun maxfjoes 544.
Böotien, Hohlmais 542 f.. Gewicht und
Münzfufs 543 f.
Brandis, Münz- Mars- und Gewichts-
wesen in y Orderasien 21.
Bruchrechnung^, römische, d.i. System
der duodeomalen Teilung des a«,
144—149, angewendet auf den Fufs
75 f., das Jugerum 84 f., den Sextar
118 f., die Hemina 120.
Brundisium, Kupfermünze 274.
Budaeus de aue et partibus eiue 14 f.
Byblos, Silbermünze 594.
c.
Cadus Hohlmafe 113,4*. Vergl. koJos.
Gagnazzi sui valorideüe miture u. s. w.
19.
Galigula 309.
Gampanien, Feldmafs 671, Münzwesen:
8. Gapua.
Candetum gallisches Feldmafs 692.
Capellus de ponderibus u. s. w. 16.
CmntoUna ampkora 114, 8*. Yergl.
KapitoL
Gapponis^er Fuls 89,2*.»*.
Gapua, Münzwesen 677—680.
GaracalU 309 f. 319. 321 f. 323.
Carmen de ponderibue 13.
Garthago Nova, Silbermünze 690 L
Gäsar, Goldprägung 302 f. 305 f.
Gastor und Poilux: s. Dioskurea.
CaetreneU modimsi s. modiui kadmh
sie,
Gensorinus de die nataU 48, t. 56,4.
Gensussatze des Serrius 257.
CentemonaUs nummus 344.
Centumpondium römisches Gewicht
644. 673.
Ceniuria römisches Feldmals 85 f. 87 f^
hispanisches 689.
Centussis —= 100 asees 145, Zächeo
auf jüngerer etrurischer KnpfermüBtt
689.
Gervetri, Münzfund 680 f.
ChaUms Gewicht in der Kaiserzät IM.
Ghalkis, Silbermünze 547—549, Eiek-
tronmünze 548.
XoXkov vofiiffftaxoQ xaXavtO¥ 648.
XaXnov ralawa icorofuw 650.
Ghalkus als Gewicht -» > des Obok»
133 f., abgekürzte Bezeichnnog 143;
atüsche Kupfermünze 227 f. 2J0.23dt
mit der Unze Kupfers Tergtichea
153 f. — Tarifiening des Ghalkus
des attisch -römischen Talentes m
Verhältnis zum Denar seit Diocletiaa
337. 339.
Che^ cket, ägyptisches Längen- oad
Flächenmais 359—361.
Xsltürrj äginäische Silbermünze 19!.
Xmaj kleines Hohlmal^ 116,2*. 636.
Verschiedene Beträge derselben 636
—640, insbesondere der PtoloBÜ-
schen Gheme 624 f.
Cheme im Carmen de pond, 119.
Ghios, Gewicht 552, Münzen 553-55».
Gbisda, Rabbi, 436. 442.
Xosfk 101,6*.
Ghoinix, aUische, 104. 105. 106. 108.
505. 506. 514, äginäische 501. 504 L
559, böoüsche 542 f., kleinastatisehe
des Monumentes tou Ushak 572 L,
pontische 573 f., provinnile palästi-
nische 602, Ptolemäische 105. 624t;
Ghoinix von Herakleia, dem syriidh
alexandrinischen Seztare gleich, 669C
Gbomer babylonisches Hohlnais 39211,
hebräisches 448. 452. 456, tciwbI-
lieh auch lydisches 579.
XM^ov i^cnjs 572 t
MGlSflät
751
Kor.
Xovo: b, Gfms.
yp^ifioif vß^idv 329.
X^aoik orarrK^ attisch« Ooldlirftiize:
8. Stater ; x^vaoU "Wahi^chttnlieh B^
zeichnang des Alexahderstalerd bei
Joflephos 604, kanbagfsche 0(yM-
münze 492. 433.
Ciras, Htttdcher, tOl. 104. 107 f. 117.
5(l5. 566; seine Beziehvag zum atli-
sehen Langenmafse 108, zum baby-
lovfischen Maris 611; Ghns tod Rera-
kleia, dem attischen gleich, 669 f.
Laked&monisclier Ghns 500. 534;
iginäischer, dem laked. gleich, 504 f.
559. Ghas yon Gytheion 537 f. 632.
Ptolemäischer Ghus 451. 624 f., pro-
TiDzialer 628 f. 690.
€i«tophorenw§hrting 580 1
Claudius 309.
Cüma Flachenmafs 85 f.
Glodisches Gesetz 289.
06chhär Hohlmafs 116,2*. 119. 635.
638.
Oolotianischer Tufs S9,!2*.
Gcflumella 12^ emendieit 6^9,4*.
Gottimodus 311. 312.
Coneuta Hohltoafs 116,4*.
Cöngiüt Hohlmaf^ 107. 114. 116f. 118.
Ve^gl. ^uch Faraesischer Gongiias.
Cki^i^tbns 1l 326.
Gotidttotin I, MAMordnang 921. 9t6—
'329. 330—632. 340—344.
ConsträHu pet 82.
Gotcfrt: s. Ke^kyra.
Cornelius Nepos 110. 539.
CöSärutfos, Pufsmarsstab auf seinem
Moiiomeinte 89, j*. 3*.
CubitUM Lädgenm^fs 76 f. 98. Vergl.
EHe 15.
euUeUi Hohlmirs 115.
(Vt^MUf Hohhnaft tl6f. 118. 119. 122.
638.
Cyrenaica, Peldttalse'621. Vgl. Kyrene.
».
jden^vXä96x^fl Ungeomafii 95.
^c^KTvioc UDgenmafs 26 f. 84, Phile-
Hrf8cher612f. Vergl. Pingerbi^ite.
T^lmaiia, Feldmafs 671,2*.
DkiiMrreta 1^, 6*. 483 f. 666.
*9aattfti^tet<fti 'syrafcQsanIsche SÜber-
ttfnle 1)64 f.
Jav^ sytiMAe Mbermfittie 592 f.
Hmltieh, Metrologi«.
'Bardkos p^ische 6«MMMze ^1 74. 1 76.
236. 484f. 486 f. 491—494; Wert-
glttehang mit der Silbermtfnze 550.
*64,i?»; WevtverMlfnfs m der üyri-
tfcbeti snber- oiid'Kupf^nttüiize'51)2r.
Dbreitls I 176. 482. 484. '49t. 49^.
Daretos in 49*5.
-B^rkeiHon ddfr4dBi»kMi,'h«bHnfleheBe-
teichnttng fir Danrefkos, ^166. 4)85, 2*.
David 438. 464. 466.
D$€€nifhodiä eörtfttia lH.
IhtefHp^da, nfimtkh ^MHifiMr, Unfgen-
mafe 18. '6 16, Flächeamaft 83.
DecifmpfBdät&r^ 78.
Decehntim )57 f.
Decimalsystem Im griechi9Chen 'Ge-
wichte 127, ite altitalischen ih)d
griechischen Langen- und Feldmdfile
78. 495. 497. 671, in der etroriseHen
Mfinze 6S5— 689, in der Teilung des
SifberMaters In SficHlen 660 f., In
Gallien 693.
Deeussü •- 10 asset 145, HMsdhe
Kupfermänze 281 f. , Nominal etta-
rischen Schwerkupfers 688.
Dekadrachmon, attische», 210. 21^2. 1^,
AuBprSgiing 217 f.; makedonisches
nach attischer Wahrung seit Alekan-
der 245; syrakusantsehes 209, s*.
664 f., Ptotemüsehes in Gold 597;
karthbgibch^ 426. 427.
Jmtaln^ <rtdt4jp 541. 660.
J$Ha6^yyiop ir6»HA^*öv 617.
Delos, Drachme 555.
Jiff»o^ia fiv&f diffi6<rufp^fUftr&top 59 1 .
Denardrachme 252.
Denarfollis 844. 848.
JrjvAo*tiVy der rOnisohe Denar (im
N. Testam.) 605, Beaelcfcntfng des
Gewichtes von yi^ Pfttnd 'noch in
sptter Kalserzdt 338.
j^cr^^i^, «anx, 8tl.
Denartsrkks Bezeiehttang des Mtlia-
rense 34H.
t^^MiiHiKf ^ilberttOnie. 1. BedeittuAg
des Wortes und des Werlzeiehens X
271—274.276. 1 Erste Jlasprilgüiig
268 f., NormalgeiHcht SVi PfMd
269 f., Vergleich mit der atiischen
(Sölonischen^ Drachnie 270 f. 2i'^.
509 f., Gepri^e der campanrisehen
Mflnze nachgebildet 680, Welftbe-
Mimihung "282. 6. Redairttoii auf
V Pfund 284-286. 577, Geprl^e
286 f., Bedeutung als Qoüraotittflnze
46
722
REGISTER.
287, RechAUif nach DeMuren 293, 4,
Wcrtbe«tiBMBg299. 4.EtBteilQBg
d€t Deotra in 10, später in 16 Asse
268. 273—276. 290 f. &. Der re-
pobiikanische ond c^ier der Nero-
nitdie Denar der attitelia Drachme
ffleicbfetteUt 250 f. 252. «. Re-
daktioD aof y»6 Pfund seit Nero 311,
Anaprifnng in der Kaiaeneit 31 1 —
313, Wertbeatinuming 317. 7. Ver-
schlechterung des Denars 311—325;
Versuch einer Restitution 330; der
Denar als kleinste Rechnungsmünxe
seit DiodeUan 324. 326. 333—348.
8. Der Denar als Gewicht in der
Kaiseneil — ^Iw Pfund 149. 150, 1.
9. Etrorischer Doiarius 688.
Defmriui aureus 308.
DenarUleot 252.
Deunw » "/is des as 145, des FuCies
76, i*, des Sexfars 119.
Deaetant a> ^jt des tu 145, des Fufses
76, i*.
Mavlor, PhUetariscbes, 612.
Jiavlo^ LängonmadB 38.
Dichalkon attische Kupfermünxe 230.
J^X^i LängenniaGB 35. 612.
Dichoinikon, attisches und äginäisches,
106,1*. 505.
Didrachmon, attisches, 210. 218. 235,
in Gold 224; attisch-makedonisches
seit Alexander 244; attiscb-sicillsches
209,3*; Ptolemiisches in Gold 646;
Bi9(MX(t<n' Bezeichnung des' halben
hebräischen Shekels 470. 604 f. 606;
karthagisches Didrachmon 425. 426.
Vergl. Statcr.
Didymos yon Alexandreia, Verfasser
der /cir^a fna^fw^v u. s. w. 9. 609.
Digitus Langenmau 74.
JtHawraTor ftvaxqov 636.
Dikotylon, attisches, 505. 506. 509
(vergl. sextarius)^ igin&isdies 505.
574, kleinasiatisches 572 f.
Jiftidi/ivov fi6t(^ov 558.
Dimidia seartuia, dimidium seripuhtm
149.
JlfiS'ow 142. 577.
Diobolon, altisches, 144. 210. 211. 219.
235.
Diocletian, Münzordnung 320 f. 324.
326. 332—338, Silberpriguog 329 f.,
Kopferprägung 332 f., System der
Besteuerung des Bodens 583. 600 f.
Diodoros, der Geschichtschreiber, 428 f.
Diodoros ns^l üra&ftMv 8.
Dionystos der Altere 430. 662--664.
667.
Dionysios der Jflngere 665. 667.
Dioskorides nt^ f^^mv »ai #ra^-
lutv 11. 638.
Dioskuren auf der rdmischen SUber-
mfinze 268 f.
Jlnrvov kyprisches Hohlmab 559 f.
JoxfATi Lanffenmafs 35.
Dodekadrachmon, karthagisches, 426.
JmSmuw^yvtov ^mna^iop 617, l*.
Dodrans » 74 des as 144 f., des Fobcs
29, e* 75 f. 76, i*. 716; Kupfemftnae
im Semuncialfu&e 292,2*.
JotufioffTfJQ Schatzbeamter m Athea
226.
JoXixoi LängenmaGs 38. 81.
Domitian 309.
Jw^or LangenmaCs 28. 34 f.
Drachme, 8^xf*^, 1. Wortbedeotmg
131 f., sowohl Gewicht als Mänze
132, Verhältnis zu Talent und Ifiiie
127. 134. 2. Äginäische Drachme
190. 192—195. 502, in Böotiea äh-
lieh 543 f. 3. Atüsche (Soloaiache)
Drachme 135. 207. 218. 235, durch
Alexander auch im makedonischen
Reiche eingeführt 244. 245, Verhält-
nis zur karthagischen MAnzdracfane
420, 3* a. E. 434, Gidchung mit der
etrurischen Münze des 4. Jahrli. 688.
4. Attisch - römische Rechnunn-
drachme, dem Denar gleichgestellt,
250^252. 271, als Gewicht im das
römische System eingereiht 149L,
Silbergewicht noch in später Kaiser^
zeit 338. &. Korinthische "^
541. •.Rhodi8cheDrachme,8chi
und leichte, 562 f.; der sAm
rhodischen Drachme wird die deUsche
ffleichgesetzt 555. 7. Kerkyrüsdfee
Drachme 556. 8. InseldnchBie
563. 9. Milesische odereinhdBtsche
Drachme 579 f. 10. Pböoikische
Drachme 178 f., in Tyros &94, m
Paläsüna 603. 604. 606. Vgl. Phdoi-
kische Währung a. E. IL Kartha>
gische Drachme, aus der phönikisdieQ
herT<^egangen, aber als Shekd hc^
trachtet 423. 424—429. 430. 433.
12. Karthagische Drachme Silbers,
die Hälfte der vorigen, 429, ihre
Hälfte als kleinste Silberdnhett ge*
braucht 429—431. IS. Karthagische
Drachme Goldes, ans der pköm-
kischen hervorgegangen, 416. 426.
REGföT£B.
723
427. 432. 433, ihr Viertel als Meinste
GoIdeiDheit 423. 426 f. 14. Ptole-
mäisebe Drachme 646. 576, 3*, Nor-
malgewicht 647, Goldmflnze 646.
15. Ptolemäische Silberdrachme Ton
den Römern auf V« Denar und spä-
ter noch weiter herabgesetzt 65U f.
16. PtolemaiBche Kupferdrachme
646. 17. Drachme in der Tolkstüm-
licfaen ägyptischen Kupferrechnung
649 f. 18. Sjrrische Rechnungs-
drachme der spatem Kaiserzeit 338.
19. AbgekOrzte Bezeichnungen 143.
566,3*. 576,3*. 636,7*.
Drusianus pes 693 f. Yergl. Fufs 13.
Drusus, Stiefsohn des Augustus, 694.
Duodecimalsystem im ffriechischen Ge-
wichte 127, im Hohlmarse 101. 104.
505, im römischen FeldmaC^e 78 f.
83 — 85. Yergl. Bruchrechnung.
Daodeciroalteilung bei den Babyloniem
382, bei den Römern: s. Bruchrech-
nung.
Dupondius -» 2 äste* 145, Mafe Ton
2 Fufo 75 f., KupfermOnze 258. 281 f.,
desgleichen zu Anfang der Kaiserzeit
313. 605. 606, später in Messing
ausgeprägt 314. 315; Nominal des
mittel! ialischen und etrurischen
Schwerkupfers 682. 688.
Dureau de la Malle, Eeonomie poliU-
que Q. s. w. 20.
E.
Eckhel, Doetrina numorum veierum
18 f.
Edictum Diocletians de preiiU rerum
venalium 333 f.
Edle Metalle: s. Metalle.
'Ä#><o<r^/tfom 163, 3*.
Ehernes Meer im Tempel Salomos 435.
Eisen als Tauschmittel 164.
Eisengeld in Sparta und Byzanz 534 —
536.
Eisenlohr, Ein majhematisches Hand-
buch der alten Ägypter 350.
Eisenschmid deponäeriöus et mmuuris
18.
Elsgabal 319. 323. 324.
^ßXatrj^ xoTvhfj 573.
*EXaifi^ fUTifTjrtfi 587. 624. 634. 641.
^EXaiov ßaioi 602.
Elektron, Mischung von Gold und Sil-
ber, als Münzmetail 180—186. 376.
548 f. 578 L
Elektronmünze, enboische 548, ägi-
näische 188. 199, chiische 553 f.,
kleinasiatische städtische 184—186,
lydische 179. 182 f., kyrenäische 652,
karthagische 431 f. 433, syrakusa-
nische 667, germanische 694; Kurs
der Elektronmflnzen durch das atti-
sche Courant geregelt 513.
Elle, 1. königliche ägyptische 37. 39.
61. 62. 70. 94 f. 349-355. 356. 366.
410 f. 496 f.; ihr Kubus fafst 4 Ar-
taben im Wasserffewichte yon 1600
Ten 366. 410; dieselbe unter den
Ptolemäern 606 f. 608. 609 f. 613,
erhält sich zuletzt noch als Holz-
nnd Steineile 617 f.; Elle des Nil-
messers 618; der königlichen Elle
sind im wesentlichen gleich die baby-
lonische, phönikische, persische, sy-
rische, hebräische, samische, Phile-
tärische: vcrgl. unten Nr. 3—7. 11.
12; die köniffliche Elle verglichen
mit dem attischen u. römischen Fufoe
520, mit dem olympischen Fufse
530—533. 2. Kleinere ägyptische
Elle 350—354. 356. 372. 497; ihr
Kubus stellt ein Wassergewicht von
1000 Ten dar 372. 3. Babylonische
Elle383-393. 410— 414; ihr Kubus
fafst 5 Maris im Wassergewichte
von 5 leichten königlichen Talenten
393; die assyrische Elle ist ver-
mutlich der babylonischen gleich
390, 2. 4. Phönikische Eile 415.
5. Persische Elle, von Herodot die
königliche genaunt, 414. 474 476.
«. Syrische Elle 415. 582 f. 7.
Hebräische Elle 434-443. 597, ihre
Einteilung nach Epiphanios 602.
8. GröC^re hebräische Elle von 547
Millim. 441—443. 9. Hebräische
Gerätschafts- und Gebäudeelle 441.
10. Kleinere hebräische Elle, der
anX^ o^ut Julians entsprechend
4H9_44-i. u. Samische Elle 46.
551 f. 12. Babylonisch-kleinasiati-
sche Elle, im pergamenischeu Reiche
die Philetärische genannt, welcher
Name später auf die Ptolemäische
Elle in Ägypten übergeht, .S66- 568.
61 1 f. ; Schätzung ihres Kubikinhaltes
in der Provinz Ägypten 623, &. 626,3.
18. M^Qtos TiTjxvey die gemein-
griechische Elle, 4«— 4S. 35«. H87.
439. 441. 495. 4H7 f. 552; ihr Kubus
fafst 2 äginäische Metrelen imWasser-
46*
724
risästiCR.
'oewlchte von 3 igloiiflchen Talenten
603 f. U. AUische EUe 73. 510.
Vergl. Fufs &. 15. Römische £Ue
76 f. 98; ihr Kobns in der Prorinx
Ägypten gleich 3 neuen proriozialen
Artaben gesetzt und bei Scbifi«-
messnngen zu Grunde gelegt 6*27 f.;
ihre RpziehuDg^ zur proTiozlalen Elle:
s. Nr. lü' 16, Pro\1»ziale ägTP-
Üs-chc Elle im B« trappe von 2 rö-
WschfiD Fufs H51, i*\ &72. 618 f.
17. ÄgypIi^cK« Laudi^^elte seit Ende
det Bötn<?rherrächaft Biy. 18. A^
bi9(^Hp »ch warz^ l^lk 44 2 f. 19. Ara-
bi<;cbc hBSchemai^cbe Elle 619.
".^^ii^tirif f*vä 135. 135. 2ü!. Ve^L
Wmt n.
EoneoboloQ karihagi«fh^ Silbermflnze
426.
BpeJroif attisch -makedonbehe WlUi-
rung 2^iK
Eplia ä^ptlgche« HohJmari! 368 1 450.
Epha baby]onisch4^g Hohtm^fs 392 L
394, 409, 4 iL 412. 4ia. 481. 482.
515 f. 623, ▼ermutlicb auch in Lydien
üblich 579; bebrUscbes HoblmaCk,
dem babylonischen gleich, 416. 448 f.
452. 453—456.
Ephesos, Artemistempel, Stadion 57t, S.
iEpipbanios 7ia^ fUiQWv naX cta^fu^tf
11 f.
Eratosthenes 44. 45. 55 f. 60—63.
Eretria, Silbermünze 547—549, Elek-
tronmünze 548.
^E^tx^^Müv vofunfia 55 t.
Erto Spanne der [ägyptischen Elle
351, 1*.
Erioh ArUbe 366.
Erz: s. Kupfer.
Etrurien, uewicht und MünzfuCs 694—
689.
Euböa, Gewicht und Mfinzfuft Si47 —
551, iUteste Münzprägung 206 f.
Euboische Währung bedeutet ursprüng-
lich die fibertragiing des G^oldge-
wichtes auf das Silber 203. 548—
550; ihre Verbreitung 550 f. 651 f.
695, und vergl. Stater 13—16.
Bvßoüiov rSfuifua 551.
Eule Wappenbild von Athen 21X 213—
215. 219.
Eumenes II 567, 3^
Eusebios, Bischof Ton Kaisareia, 12,
Praepar. evang. 473 f.
*EtaYiotf 150. 327, exagium gleichbe-
deutend mit Solidus 327.
^Sitlfy&t^ ytaiüU 423, l^ ,
EUaA hebrlisc|ne8 Lange&mab 443.
EzecUel, Prophet, 440. 4431 459. KHL
F.
Famesischer Congius 114. 123 L
Fartakh, farnaig, Parasaog 476.
Feddan neuSgypUsches Feldmaß 361.
Feingebalt der alten Münzen 1691,
der persischen Dareiken 484, der at-
tischen Münzen 233 f., der makedo-
nischen 248, der römüschen Gold-
barren 299, der SUbermfinxen 298,
der Goldmünzeü 316 L 3281
Fddhermmünzen, römische, 302. 305.
Feldweges in der Lutherschen B&d-
fibersetzung 446, i*.
Fingerbreite, babylonische 386 1 390,
hebrSiscbe 439. 443. 602, perMie
475, gemeingriechische 497, attische
73, Philet&riscbe 612 1, römische 7i
Firmum. Seh werkupfer nach demPfoode
Ton Hatria 684, nach dem fibnlea
Fufse 274.
tocbeomafse^ griechische, röntsche
u. s. w. : s. InhaltsTerz^chnis; fna-
zösische, englische und preulsische
24.
Flaminisches Gesetz 2891
Flaviopolis in Phrygien 571
FolUs RechnungsmOnze seit Coostaa-
tin 340-34S, xor' a^y^f^ ""^
uata StjroDiCfior Zilj faUu ätu-
riorum 346.
Formiae, Fregellae, Fundi, Schwer-
kupfer 681 f.
Frdrdthni persische Elle 475.
Frathakka Parasang 476.
Frontinus, Gromatiker, 12.
FünfzehnsUterfuüs 418.
Fuis, 1. gemeiogriechischer, aU Kwei-
drittelmafs dem fUr^ioe nrncvQ{ffx^
Elle 13) zugehörig , nach dem Ye^-
hlltnis von 5:3 aus der bahyloah
schen Elle abgeleitet, 497. 526. htli
551 1 2. Olympischer Fob 49fi.
5261530—533. t. Sogenaiffller
kleinerer olympischer Fois 94 L 536-
530. 532 1 4. Fu/^ des metrolor
sehen ReUefs 526. 566 1 i. An-
scher Fuis, bestimmt nach Tcnpd-
bfuten 66—68. 72. nach den flov-
mafse 701, im Vergleich mit aodcRi
Mafsen 71 f., insbesondere Tergücho
mit der königüchea igyptisckB BBf
lUpiSTEEL
726
520, desgleichen mit der Klafter 52$.
528, mit dem römischen fuTse 95.
520, mit dem herakleolischen nnd
oskiscben Fofise 528. 669 ; sein Eu-
bus hki 9 attische Ghoen im Wasser-
ffewichte Ton 1 Vt Talent 508, 510 1
i. Pbiletarischer Fuls , als Zwei-
dritteFmab der babylonischen Elle
zuKehörig, impergamenischen Beiche
löblich, d90. 567—569, in Ägypten
eingeführt 610 f. 612 f.; Schätzung
des Gebaltes seines Kuhns 633, i.
7. 'Sogenannter kleiner asiatiscber
oder ephesischer Fufs 526. 571 t
8. Fufs von Usbak in Kleinasien 526.
572. 9. Ptolemäischer oder könig-
licher Fu&, als Zweidrittelmafe der
königlichen ägyptischen Elle zuge-
hörig, 607. 608. 609f. 611 — 6ll
10. Ptolemiüscher Fiifs in Gyrenaica,
4em attischen gleich , 69 f. 65 i.
IL Römischer Fufs, Einieilunff 74
-^76, Bestimmung 88 — 97; Ver-
ßeichunff mit der königlichen agjp-
Msben Elle 520, mit der Klafter der-
selben Elie 525. 526. 528, mit dem
Ptolemäischen Fufse 609 f.; sein Ku-
bus falst 1 Amphora im Wasserge-
inchte Von 80 Pfund 112 f.; der iu-
liscbe Fufs dem römischen gleich 611.
12. Oskischer oder campaniscber
Fufs 96. 671 f., vermutlich auch in
Herakleia flblich 669, verglichen nut
^em römischen Fufse 671 f., mit ägyp-
tischem und attischem Langenimuse
526. 528. 669. IS. Drusianischer
Fufs in Germanien 526. 572. 693 f.,
in Gallien 692. 14. Französischer
Fufe 23. 619. 692, 2, englischer und
preufsischer 23.
Foismafse aus der Klafter der könig-
lichen ägyptischen Elle abgeleitet 70.
94 L 525—528.
FoismaCsstäbe aus dem Altertum flber-
lieCert, römische 89 f., kleinasiatisch-
griechische 572. 567, L
(k.
Galba 309, 4^
Galen, seine Angaben über Hohlmafse
und Gewichte 111. 120. 285; Mafs-
und Gewichtstafeln, welche unter
seinem Namen überliefert sind, 10 f.
Gallien, Weg- und Feldmäuse 691 L,
MOnzfufo und Gewicht 69l '
Gidlienus 323.
Gdma persisches Längenmals 475.
raixoß navs 613 f. 621.
Geld, Entstehung desselben 165. Vergl.
Münze.
Geldrechnung, attische 142 f. 207 f.,
Ptotemäische 647 — 650, römische
292—297, in der Kaiserzeit 317 t
Vergl. dmarius und setterüus.
Geldwährung in Babylonien bereits vor
Erfindung des gemünzten Geldes 399
-409.
Gelon, König von Syrakus, 129, e*.
rBafiaT^uctj ovqyla 598,2. V«!. Klafter.
r^oiMTQixoi fLöBtoß Feldmafs 616, i*.
(jlera {girdh) hebräisches Gewicht ^
Yio Shekel 196, 2*. 380, l* 460. 4,66.
467. 472 f.
Germanien, Fufs- nnd Wegmafs, Münzen
693-695.
Gerstenkörner als Teile der Elle ge-
rechnet 434 f.
Gewicht, babylonisches, schweres und
leichtes 395 — 398. Vergl. Mine,
Shekel, Talent.
Gewichte, aus dem Altertum erhaltene
Monumente, 6.
Gewichte, griechische, insbesondere
attische, römische,' ägyptische, baby-
lonische u. 8. w., provinziale: s. das
Inhaltsverzeichnis und vergl. Mafs
und Gewicht; Beziehung des Ge-
wichtes zum Längen- und Hohlmafs:
s. diese Worte und vergl. EUe und
Fufs; neuere Gewichte 24 f.
Giru ägyptisches Gewicht 380, i*.
rXavi Wappenbild von Athen, yXavxas
yiavoionixai 212, 2*. 4*.
Gold als Wertmesser bei Homer 128 f.
164, vergL Metalle. Gold in Barren,
sein Kurs, zuletzt seine Ausprägung
zur Zeit der römischen Republik 299
— 303, Ausprägung in der Kaiserzeit :
s. aureus und toUdus, Auspräffung
des Goldes nach babylonischem,
euboisch-attischem u. phönikiscbem
Fufee: s. Stater und x^ovs. Gold
in alten Silbermünzen 233 f.
Goldpfund, römisches, und seine Teile
300, als Talent gerechnet unter Dio-
detian 321, oberste Werteinheit seit
ConsUnün 327. 344 f. 347. 348.
Goldprägung : s. Gold.
GoldsUter: s. Stater 2. 5—11.
GoldUlente, kleine, s. Talent 28—30.
33-36.
726
REGISTER.
Goldwährung 170—173, persische seit
Dareios 492—495, römische seit
Augustes, bez. seit Nero 305—308.
315—318.
r6fu>(f To fidya hebräisches Hohlmafs
^ *;i Chomer 448. 452, ro fux^
». Vio Epha 451.
Gordian 111 320. 323.
Gracchus, Gaius, 570.
Gradtu Längenmafs 78.
r^fifUL Gewicht 134. 145,3*.
Greaves, Discoune ofthe Roman fbot
and denarius 17 f.
Gronov de sestertiü u. s. w. 16 f.
Pvij Homerisches Feldmafs 40—42,
Termutlich alüakedämonisches Feld-
mafs von 48 gemeingriechischen Ple-
thren 534,2*.
rvrjs FeldmaCs tod Tarent 668 f.
Gytheion, Hohlmafoe 537—539.
H.
Hadrian 309,7*. 312.
Haliartos, Silbermdnze 544.
Handbreite, babylonische 386 f. 390,
hebräische 439. 443, persische 475,
gemeingriechische 497, Philet&rische
612 f., attische und römische: Tergl.
TtaXaunri und palmus,
Handelsgewichte in Athen 135—142,
im übrigen Griechenland, in Klein-
asien, Syrien, Ägypten, Italien
u. s. w. : 8. Inhaltsverzeichnis.
uinXrj ov^ia 598, 2. Vergl. Klafter.
jioTtedovaTtTeu 359, 1*.
Udthra persisches Wegmafs 477.
Hatria, Pfund 673. 683 f., Schwer-
kupfer 682—684, dessen Wertver-
hältnis zur SUbermünze 684.
Hebräische Mafse, Gewichte u.Mönzen:
s. Inhaltsverzeichnis zu § 44. 52.
'ExarofintBoi 40,2*. 66. 716.
'ExarofiTtoBoe 30, 2*. 40, 2*.
*ÜKkti7 Goldmünze 174.
Hekteus, Sechstel des Medimnos, L
äginäisches Hohlmafs 504 f., mit dem
sicilischen Modius verglichen 657.
2. Attisches Mafs 104 f. 106. 501.
505. 506. 3. Ptolemäisches Mafs,
aus dem äginäischen hervorgegangen,
aber nach attischer Norm gesteigert
623. 625.
'JEXhjviHov nXSd'^op 609.
Hellenische Kotyle: s. Kotyle.
*Bfu8ifipos tauromenitanisches Hohl-
mafs 657.
'iffUyow^ 537, ^ßUxovs 102, 4*.
*Hftäavmttov 592 f.
'Hfumniov 104, 6. Vergl. ri/Umctw,
Hemihekton — Y> Hekteus » ^/ii Me-
dimnos 1. äginäisches Hohlmb
504 f., 2. attisches 104. 106. 505.
506. 514 f., tauromenitanisches, den
attischen gleich, 657. 659, S. Pto-
lemäisches (vergl. Hekteus 3) 624 f.
4. Hohlmafs von Gytheion 537 f. 539.
'HfiUxxov Goldmünze 174. 186, L 187.
226.
'H/uHOTvhov 102,4*.
'HfUüvn^op 561.
'HfUXiT^ov, fifulit^tov 660.
'HfiifUBinvov 106, 2*, 17^ fUx^Qw 559.
*HfU/tvaioy 547,3*. 591.
*Hfiira attische Kotyle 103.
Hemina römisches HohlmaCs, der atti-
schen Kotyle gleich, U6 f. 116.
121, 6*. 122. 638.
Hemiobolion, attisches, 207. 210. 211.
218. 234.
'HfuneXexxor Homerisches Gewicht
128,3* a. E., Gewicht und Rech-
nungssumme in Kypros 560,3*.
'Hfitfoofuov 107.
*Hfun6oiw 30,2*. 35.
^HfuaoHiov 107.
^HfiMfraTrjQOv 184,5*. 652.
*Hfuxalavxov 490, halber schwerer
Shekel Goldes bei Homer 128 f.
Herakleia in Unteritalien, Feld- oBd
Hohlmafs 667 — 670 , Mnnzwesea
675—677.
Herakles der Sage nach Begründer des
Stadions 33.
Hercules auf römischem Schwerknpfer
263.
Heredium Feldmafs 85 f. 86 1
Herodot 13. 54. 57—59. 99 f. 176. 356.
357 f. 413. 480, 482—484. 578 f.
Heron von Alexandreia 8 f. 615, 1*.
617, 1*. 623, 6*. 626, i*. 3*. 627, i*.
630, 3*. 633, i*.
Heron von Konstantinopel 115.
Heronische MafsUfeln 9. 27. 611.614.
619 f.
'JE^axpivueop fUxftov 501.
Hexadrachmon karthagische Silber-
münze 425. 426.
'ESanla&oov 478, 2.
'ESae, iSavTiovy sexUms^ 660. 642,
i^ae Silbermünze von Tarenl 676.
REGISTER.
727
'JSSmtofnei nowrcL, 9evr$^a in der grie-
chiscben SexagenmalrechnDng 38 t.
Bibn agyptisehes Hohlmafo 371, 6'*'.
Hieronymus in Ezech. 63 t, i*. 716.
Himera, Silbermanze 659, 2"'.
Hin 1. ägyptisches Hohlmafs 367 f. 393,
verglichen mit babylonischem Sech-
zigste! und römischem Sextar 368.
517^519, mit attischem Mafee 64 t,
mit jflngerem proTinzialen Mafse 64t,
unterschieden von dem hebräischen
Hin 368; nnter den Römern geht
die Benennung auf den Sextar über
625. 2. Hebräisches Hin, Mafs von
12 Log (d. i. babylonischen Sechzig-
stein) 449.450.452. 456, von Hiero-
nymus bezeichnet als ludaicus mx-
iarius, d. i. eangius, 631 , f^. 3. Hei-
liges Hin des Epiphanios »» 9 Log,
d. i das ägyptische Epha, 369. 450.
454. 456. 4. Grofses Hin des Epi-
phanios «-18 Log, d. i. das Doppelte
des ägyptischen Epha, 369. 450.
557. 631.
Nirty hiwm, hun u. s. w., ägyptisches
Hohlma/s (s. Hin t) 367, 3'*'.
Hipparchos 63.
Hippiatrische Mafse 634.
'InntMov Langenmafs 38.
Hispanien, Feldmafs, Hohlmafs, Mfln-
zen 689—691.
Hohlmaß und Langenmafs in Beziehung
zu einander 2 f. 7t. 91. 95. 510, 2%
und zum Gewichte 2 f. 112—114.
1 23—126. 1 57 f., vergl. Elle und Fufs.
Hohlmafse, aus dem Altertum erhaltene
Monumente, 6.
HohUnafse, attische, römische, ägyp-
tische, babvlonische u. s. w., provin-
ziale: s. Inhaltsverzeichnis; Kleinste
Hohlmafse 102. 116, 2*. 635—640.
^OXtai Boax/tffit S^XMV ohc^ u. 8. w«
132.
Holztalent, antiochisches 590. 591, ale-
xandrinisches 643 f.
Homer: s. ywj, fUxQoy, ne'kaKvs, ni-
X8&^oVf nerrf^MOvroyvoVf xaXavrov
33, ttxQayvov,
Honig, Hohlmafse nach Honiggewichte
bestimmt 118.
Horerohib, Horos, 349.
Hostus, Hütoriea antiquitas rei num-
mariae u. s. w. 16.
Hotep ägyptisches Hohlmafs 369,4^ 623.
Hussey, Euay on the ancient toei^ht»
and money 19.
Hydria pontisches Hohlmafs 574 f.
Hyginus, Gromatiker, 12.
'Ty^ov caror 587, 1. 3.
Hypäpa in Lydien 577.
'Tn^^o/wQ fi68tos 449. 451. 454.
I, J.
Janus auf römischem Schwerkupfer 263.
Ideler über die Längen- und Flächen-
mafse des Altertums 19.
Illyricum, Prägstätten 288.
Jmer babylonisches Hohlmais 391, i"*.
7i/, iV«w 103. 367, 2*, aytor und fU-
ya tv 369. 450. Vergl. Hin.
Incrementum Aufgeld auf den Solidus
329.
Indien, attisch-makedonische Währung
250.
"Itfiov: s. iV.
Inseldrachme 563.
Johannes Hyrkan 603.
Josephos, Archäologie 455, i. 470 f. 656.
^lovys^op^ Philetärisches : s. lugerum.
Isidorus, i^f^mo/o^oe oder (>r^'ner 13.
^IirovofiOv xcihunf rodapxa 650.
Issaron: s. Assaron.
Italieum ttadium Langenmafs von 625
römischen Fufs 48, 8*. 81. 3*.
ItaUeus eongius, der römische, 63t, 1*.
Italiens modiuSf der römische, 630, 2*.
Italien, partikulare Mafse, Gewichte und
Münzen : s. Inhaltsverzeichnis zu } 57.
^IraXixh Xixqay das römische Pfund, 115.
'Irahxij/Ava^n. Vergl. Mine 4 und 24.
^IraXixov Brjvaqtov^ der römische De-
nar, 251, 3*.
^IxaXixov xeodfitop, die römische Am-
phora, 116, 1*.
^IraXixbv /i68iov, der römische Modius,
624, 1*. ^
^IraXixov vofuHfML, römisches Gourant,
251,2*.
^IxahxoQ fwdios, der römische M.,
626, 1*.
'Irahxos navs, der römische Fu(^, 61t.
612.
Itinerarstadion : s. Stadion.
JudaicuM stoßtarius^ d. i. eongitu^ 631,1*.
lugerum römisches Feldmafs 84 f. 86.
98, verglichen mit dem italischen
vorsuM 67 t, mit dem nXä&^ov 40,
mit dem Philetärischen Jugerum, d. i.
Doppelplethron, 612 f. 615. 620, ein-
geführt in Leontini 654, in Ägypten
620; Verhältnis zu dem medhanon
728
in CyKi«ki.#ftl; AatskidiuMaH
den proTiwal^ FeMwiftep Asyp*
tens 610. 614—617. 6iJKL
Jugum DiodeiiaoUch» Sknorhof^ 58).
509, i\ «OD. 6lW, r«14fli«a4«r Pro-
Tins Hispania ulterior 689.
Julia Ciaarea in Nordafrika 420.
Julian, Mflnzordnung 331. 339. 345 f.
Jullanoa you AaaaWft 437. §9J.
JMiadMs GeaeU Aber Pecvtotna 297.
Julisch-Papiriacte Gcsttx 258.
Julias Africa««8 9^L
Jano MoMta 266.
Jkippiur a«l sönischeiD Sohwcilrapler
26».
JMliJiiaft S28w 329. 349.
K.
Kab, qab^ hebräisches Hohlmars 39vl
45 1. 452. 456. 481. 602. 632, pli6*
nikiscbes 416.
Sa^iva Feldnafe der PiotIm PaU^
atiM 599, t. 600 1
Xaß0^ Beaeiebnang fflr hebiüsches
Kab, Ptoltfttäiscbeo Gh«t8 and an-
dere Blarse 451.
Ka89ixpv HohkMLte Ton Hcrakleia 669 f.
Ka8o9, atliacber Metrei« 101, kypri-
scbea Hohl«a(b 560, taoroBieMiani*
sehet 657—659.
KaXm^»im gltiehbedevtend mit Akiaa
609, 1*. 612, böeUaches Ungeamans
544.
Kapeiis peraiachea Hoblmafo 476h-4a2.
ifo^io, kafnce/L, KapeOs, 479, st.
Kapithe babylonisches Hohlmafe 392 L
394. 481. 482.
Kapitel Anfbewahningsort der Muster-
mafee 88. 114. 123.
Kapitolinischer Fufs 90, 2^
Kappadokien, atlUfthnmakedoolsohe
Wahrung 250.
Karcheniach 418.
Karthagische Marse, Gewichte und Mün-
zen: s. kthalteverteichnia zu § 43.
Kaqwfv pontisches Hohlniars 575, ßa^
eilutov H. 638. 639.
Karyatoa, Silbermfiuise 549.
Kaqm^ kasbu^ babyloniaehfis Wegmafe
885. 399.
MüHrßtuU iugerus 616, 2'".
Katiteniit modiui: 8. dort.
KaOTMCtot i^amfS 630, 1*.
Kneradiz'^^ tauromenitanischeB Hohl-
mafii 658 f. 670, 2*.
fii-<o kypriachtf Ki^doa 560u
KaoloniA, SUbernAnse 674.
Kß^ifuo» Efimiaicbe Ampboc« 115. \\%
1% Ptolemüsckfr Ambe 624, Mati
im Betrag von 1 nöaiiacben Kabik-
eile 628» i«l
Mi^ U%^m0¥ Hoklmafs 120.
KMlf&%s9r Gfiwielit 1^4. 150, SOkr-
mOiize: a. siliqua,
K9rk0r igyptiachea KnpCertaleiit 649 1
Kerkyia, SilbermAnie and Gewichte
555 t, Silberpr&gwg unter rM-
ftpher Berwchaft 2^
Keaita, qeßüäk, hebriuadieft Silbeige
wicht 460—463. 473.
K£t Igypliaches Gewicht 372-371
379w 380, in dar T^ikslteOidpee
Kupferrechnong der Ptalemaeaet
649if.
fUior^aJMd 995. 396. 398. l^ 404.
Kün-ath Mtdr^m hebnüschea WegMts
446.
Kihyra 562.
KikkäTy Hiyx<^, hebraischea Talent
457, 3.
Kilikieo, MOiut Währung 582.
Kilogramm 24.
Klafter, ägYptiacbe, 3M36i2.496(vctg|.
nmi), Ableitung der griechisckcn,
r4inlachen und provinzialen Fufih
marse aus derselben 525—528. 530;
hebräische geometrische 438. 431
444. 598, Qoadratklafter 598 f; he-
bräische einfache 438. 439. 444. 598;
persische 475; gemeingiiechiscbe
497; Ptolemäische oder Philetäfi-
rische in Ägypten 607. 611—613,
behufa Ausgleichung mit dem rö-
mischen Jugerum etwas herabge-
setzt 615-617. Vergl. ifyvuu
KleiDaslatische MaCse, Gewichte «ad
Münzen: s. Inhaltayerzeicluiia ta
§ 23. 50.
Kieopatra, Verfaaaerin 4er Ho^ftfjftm
Ttt^i ata&fuäp Kßi /Uxif»v^ 1 U 637.
£9X^Ui^i«M' kleinstes Hohlmara 575^
635 f., Terschiedene Beatioumu^tn
desselben 637 f. 640 f., Verhältois
zum altägypUachen Mafae 641.
Koi^ttVTffi^ quaäransy römische Kupler-
münze 605. 606.
KoUathon syrisches Hohlmafi 413. 575.
587 f. 590. 632.
KollekUTer Kupferfolüs 341. 344. 346.
K6JJi»ft99 attische Scheidemflnat 228.
229. 230.
B^QlSTm
729
^ kkrntß üohlmaG» 636.
XMvUias Langenmafs 34.
KOnigUclie Elle, königlichea gewicht:
vgl. m^j Mine, Talent.
ROoigssUatae, pe^ische, vpo Epbes^^
bis Susa 476.
KonsUnUa auf Kyproa 55S. 6^5.
KofiPOQ böotisches Hohloiars 542 f.
631.
Kor hebralscb^a HohUnara 448. 452.
456. 602, pböBikisch^fi 4t5f.
Koea* 212, 4*u
KorinHb, Mönzfufs 450 f. Vergl. Sta-
ter 13.
Korkyra: s. Kerkjra.
Ko^xvoaXoi cxatrjq^s 555, 4*.
K6^ 415. 448. 602. Y^gl. Kp^.
K6n)e^nnatee, neuere 24,. Vergl. ftoW-
nfafae.
Ko-to kypiTiscbe Kotyle 560.
Kotyle L äginäiscbe 504 f. 635,
2. atUscbe lOl. 103. 104. 105. 1,06.
107. 108. IIT. 505. 507. 514. 624 f.
625, 1*, Yerhaltnia zum altagypU-
schen Mafse 641. 8. Hoblmars von
Gytbeion 537. 539. 4. Thebani-
scbe Kotyle 542 f., 5. kyprische
560, 6. pergameniscbe 573, 3, 7.
kleinasiatiscbe dea Monumentes von
Ushak 573, 8. Ptolemäiacbe (der
attiachen gkicb) 624 f. 6M f. 637.
6^9. 9. prov)aziale628f. 635. 63^
Verhältnis zum altägyptischen Marse
641. 10. Uelleniache Kotyle, die
Hälfte des syrisch -alexandxiniscben
Sextars, 586 f. 635. 639, i* 670, 6*,
11. hippiatrische 634. 635. 638, Id.
alexandrinische 625, i*. 633—635.
18. Kotyle der Ärzte, die Hälfte der
provinzialen (Nr. 9) 635. 639. 641.
14. Tauromenitanische Kotyl^ (der
attischen gleich) 658 f.
Kooiß4^, d.i. Jugum oder Steuerhufe,
599, X*. 600 f.
Kreditgeld 169.
Kreta, Mafse, Gewichte und Münzen
524. 556 f.
K4foür$ws ctaxrii^ 177. 183. 186 f. 578.
Kröaos 176. 493 f., delphische Weih-
ffeschenke 180. 181. 187. 577-579.
Vergl. Lydiep.
Kroton, Silbermünze 674.
Kupfer als Wertmesser im ältesten
Handelsverkehr 169, insbesondere
bei Homer 164, in Italien 255—257.
259—261. 263—265. 267, im Klein-
verkehr im alten AgypteA377 t379f.,
unter den Ptolemaern und Römern
649—651. Vergl. die folgendep
Worte. Wertverbältnis zu (^Id wid
Silber: s. Wertverb.
I^upferas: s. As.
Kupferdrachme, Ptoleviaische, 64ß*
KupferfoUis 34^
Kupfermünze, attische 227—230, ma-
kedonische 245, syrische 593, pa-
lästinische 603, ägyptische 649— 651,
karthagische 428 — 431, syrat^aani-
sche 668 f., tarentipische 675-677,
campanische 678, altitalische: s.
Schwerkupfer. Ältestes römisches
Kupfergeld 257 — 263, Ausmünzung
seit Einführung des Trientalfuiaes
281 f., seit zweitem puniscb^n Kriege
292 (zu Ende dieses (Lrieg)^ ^ird
das Kupfer zur Scheidemünze 2dl),
in der Kaiserze\t 313—315, unter
DiocleUan 332 f.
S,upferUlent: s. Taknt 26. 27. 31. 35.
Kyathos, attischer 102. 104. 105L 117,
attisch-römischer 637. 638. 639, Pto-
lemäischer 624 f., hippiatriacher 638.
639.
Kvfiß06 T^OTtB^^tS 102.
Kypros, Insel, Hohlmafse 557 — 560,
Gewicht und Münzen 560.
Kypros, lesbisches Hohlmafs 561, klein-
asiatischea 572 f., insbesondere pon-
tisches 574 f. 631. 632.
Kyrene, Münzen,65 1—653. Vergl. Gy-
renaica.
Kyros der Jüngere 494.
Kyzikos, Gewicht 547, s*, Gold-, bez.
Elektronmünze, kyzlkenischerStater,
174. 184 f. 187. 226. 236.
L.
Lager, römisches. Normales Mais des-
selben 87 f.
Lakedämonisches AckecmaCs, Qphlms^f^,
Gewicht und ISfünzen: ä. Sparta und
Gyiheion.
Lampsakos, Gewicht 552, 3*. 576.Lamp-
sakenischer Staler, £lektronn9ünzja9
184 f. 187.
Längenmafs, Hohlmafs und Gewicht zu
einander in Beziehung gesetzt: s.
Hohlmafs.
Längenmafs^ attische, römische, ägyp-
tische, babylonische u. s. w., pro-
viozial^: a. Inhaltsverzeichnis.
730
REGISTER.
Laodikeia in Pbrygien, Stadion 566, 3*.
Lateret, Barren, 267, i.
Laurion, Silberminen 212, 4*. 230.
Ledergeld, angebliches karthagisches,
432.
Legierung bei sorgfältiger Pragnng auf
ein Minimom beschränkt in der per-
sischen Goldprägung 484, in der atti-
schen Münze 231—234, in der ma-
kedonischen 248, in der römischen :
s. Feingehalt Legierung, absicht-
liche, bez. Verschlechterung des
MflnzmeUlles 167 f. 168 f. 183—186.
232. 312. 431 f.
Lenormant, La monnaie dam tanti-
quüi 21.
Leontini, Ackermafs 654.
Anna Teile nach dem Sexagesimal-
system 38 1.
yi97tt6v Scheidemünze in Palästina,
Hälfte des Quadrans, 605. 606, Be-
zeichnung des Denars seit Gonstan-
tin 343, angebliche attische Schei-
demünze 229.
Lesbos, HohlmatiB 561.
Letech, U&iH^ hebräisches HohlmaliB
448. 452. 456.
Letronne , Contiddration» g^n&ales
u. s. w. 19. 158 f.
Lmga, leuca, gallisches Wegmafs 691.
693 f.
AwMi x^aSQ 181. Vergl. Elektron.
Lewa, lewia, leuva: s. leuga,
LibeÜa argerUi Rechnungsmünze 259.
260, 1*. 275 f.
Libra Gewicht 144. Vergl. Pfund und
XixQa ^PfOfidutri.
Libra gallisches Feldmafs 692.
Libralas: s. At.
Libralfufs des römischen Schwerkupfers
258 — 265. VergL As und Schwer-
kupfer.
jiixias Längenmafs 35 f.
Lxeue de France 23. 694.
Ligula kleines Hohlmafs 1 16, 2'*'. 121,6^
AioTQtov kleines Hohlmafs 636. 637.
639 f.
Uter 24. 120, 2*.
Ai&ixoe Tt^xv^ 617, 3.
Aixqa ^Pa>ftaixri oder '/raiUic^, das rö-
mische Pfund, 111, l*. 204. 208. 115.
Litra, sicilisches Kupferpfnnd » ^s atti-
sche Mine, 261. 275. 660. 661 f. 666 ;
Silbermünze, Äquivalent einer Utra
Kupfers 275 f. 661. Reduktionen
der Kupferlitra 662—664. Berüh-
rung des sicilischen LitrensysteiDs
mit der karthagischen Prägung 430 f.
Litra Kupfers in Tarent Ttrmntli^
gleich 1 Obolos Silben 675. 677.
AiT(ka iXaioVf die als Ölhom dnode-
cimal geteilte Hemina, 111, i*. 120,
im N. Testam. ein Mafs für Salben
602.
Aix^ Teil des Saatenmaßies («uro^-
fu>£ fioSios) 599. 616 f.
Livius 131, 1* 300,2. 422,4. 690,2*.
Log hebräisches Hohlmafs 368. 447.
449. 451 f. 453. 456. 602, phoniki-
sches 416.
Lona, Göttin, auf römischer ^bcr-
münze 269. 286.
Lupinui Gewicht 150, 4*.
Lydien, Längenmafs und Gewicht 577
—579, Hohlmafs 579, Mämsystem
des Krösos 176—183. 187.
Lykien, Silbermünzen 550, 3.
Lykurg, Mafs- und Gewicbtsystem 34.
197. 523 f. 534—536.
Lysikrates, choragisches Momunent
68, 4*
H.
Mah Elle 359, 2*.
Maimonides 436. 442.
Maior oder maiarina pecuma 344.
Makedonien, Hohlmafs 563 f., Mönz-
Währungen 564—566. 241 — 250,
Kupfermünze 245.
Makkabäer, Münzprägung 471. 602 f.
604. 605 f.
Mavaale 559.
Mdneh Mine 392, l*.
Marcus Aurelius 311. 312.
Maris babylonisches Hohlmafs 391 —
394. 410 f. 412.413. 515.559. 574.
632. 633, Fünftel des Kubus der ba-
bylonischen Elle 393.410 ; persisches
und wahrscheinlich auch syrisdies
Hohlmafs, dem babylonischen gleich,
480. 586.
Maris pontisches Hohlmafs » V< babyl.
Maris 574 f.
Maris makedonisches Hohlmafs ^ '/m
babyl. Maris 564.
Massilia, Münzfuts 693, Drachme 2S8.
Mafs und Gewicht: oi ne^i xmv^rti^
fiwv Koi fisT^aPv yi^^atrtes 7 — 12.
Mafsgefäfse, aus dem A llerium über^
lieferte Monumente, 6. 109. 1 14. 123C
367, 4*. 537 f. 572 f. 690.
REGISTER.
731
Mafsstabe ans dem Altertum überliefert
1 f. 5 L 349. 354 1 und 8. Fufsmars-
stabe.
MaximDS, der beilige, 12.
Medaillons in Gold 319, 3. 328.
Medimnon Feldmafs in Gyrenaica 651.
Medimnos 1. äginäischer 593—505,
zugleich lakedämonischer 500. 534,
2. attischer 104. 106. 108. 121. 122.
413. 414. 505. 515 f. t. Provin-
zialer M., im Betrage tou 7 Modien,
den Hohlmafsen von Gytheion ent-
sprechend, 110. 538 f. 4. Makedo-
nischer M., dem attischen gleich,
563 f. 5. Kyprischer, paphischer,
salaminischer M. 558 — 560. 6. Pto-
lemäischer M., aus dem Sginaischen
hervorgegangen, 623 — 625. 7. Pro-
vinzialer ägyptischer M., der persi-
schen Artabe gleich, 414. 628 f. 8. Sici-
lischer M., dem attischen gleich, aber
in der Einteilung abweichend, 413.
454. 455, I*. 516. 654—659 (ins-
besondere fOrLeontini bezeugt 554 f.).
9. M. von Herakleia, dem attischen
gleich, 669 f.
Medische Artabe, medischer Siglos: s.
diese Worte.
Mfya fmcr^ov 636. 637. 639.
Meile, römische, 59 f. 65 f. 66. 69. 81.
98, geglichen mit 7 Philetärischen
oder mit l^/t kleinasiatischen Sta-
dien 568. 569—572; vergl. fiiXiov.
Philetärische, ägyptische und he-
bräische Meile von 7 */> Pbilet Sta-
dien: s. fäXtov, Syrische M. von
angeblich 6000 römischen Fufs 583 f.
Geographische und englische M. 23.
Meilensteine, römische, 81. 91.
Melos, Gewichtslück 547, 3^
Men^ d. i. Mine oder Sechzigstel, ägyp-
tisches Hohlmars 371.
Ment^ fUvTOiy ägyptischer Modius 369.
450. 631.
Mercurius auf römischem Schwerkupfer
263.
Messing Münzmetall in der Kaiserzeit
314. 315.
MeUlle, edle, als Wertmesser 162 f.
164 f. 166. 169 f. 376 f. 378. 379.
400—410. 416 f., cirkulieren in Bar-
renform: s. Barren.
Metapont, Silbermünze 674.
Meter 22.
Metretes L äginäischer 501. 502 —
505. 629, zugleich lakedämonischer
500, 2. attischer 101. 104. 107—
110. 112. 413. 414. 505 f. 8. Pro-
Tinzialer M., den Hohlmafsen Ton
G3rtheion entsprechend, 538. 4. Ma-
kedonischer M., dem attischen gleich,
563 f. 5. Syrischer M. 416. 517.
584 — 587. 633. 6. Provinzialer
ägyptischer M., der Ptolemäischen
Artabe gleich, welche ihrerseits die
altägyptische Artabe, jedoch nach at-
tischer Norm erhöht, darstellt, 628 f.
690. 7. 'EXaiijQos /i8r(nir^, das
genaue Mafs der allägyptischen Ar-
tabe darstellend, 587. 589. 8. Hispa-
nischer M., dem attischen gleich,
eingeteilt wie der provinziale ägyp-
tische (Nr. 6) 690.
Mirqios n^x*^: s. Elle 13.
Metnsche und stathmische Unzen 111,
1*. 120.
Metrolog, sogen., der Benediktiner 8.
Metrologici scriptores 21.
Mix^ov Hohlmafs, bei Homer und He-
siod vermutlich dem Saton gleich,
499, bei den Septuaginta Bezeich-
nung des dem Saton gleichen he-
bräischen Sea 449; tauromenitani-
sches Hohlmafs, dem römischen Sex-
tare gleich 658 f. 657, 1*.
Metronomen 100. Vgl. Agoranomen.
MutQov oder /nKoat$^of fivcxQov 636.
637. 639 f. 642.
Mil talmudisches Wegmafs 445.
Milet, Apollotempel 496. 566, 3% Gold-
münze 174, Silbermünze 579 f.
Miliarejue^ /nXtcL^^iov^ Silbermünze
seit Gonstantin 330 f. 341 f. 343.
344 f. 348.
Miliarium 81.
Mlhov 1. römische Meile 39; vgl.
Meile. 2. Wegmafs von Vj^ Phi-
letärischen Stadien, das Viertel des
ägyptischen Schoinos, 39. 365. 569.
611—613, verglichen mit der römi-
schen Meile 612. 8. Hebräisches
Wegmafs, dem vorigen gleich, 445.
447, dem Sabbatwege Gleichgesetzt
445. 4. Provinziales Wegmafs von
4500 römischen Fufs 620.
Mine, Sechzigstel, Teil des babyloni-
schen Maris 392.
Mine, fiva, 1. Gewicht 127. 131. 134.
2. Königliche babylonische Mine,
schwere und leichte, 396 — 398.
407 f.; schwere als Handelsgewicht
in Athen 140 f., auf Naxos 561;
782
REGISi;«».
leichte 409, 490, H^ndelif ewicbt in
Athen 139 f., auf Kerkyra 556, in
KleioaneD 576, in Synen 590, in
Ägypten unter den Piolemäern und
Römern 642. 643. 644, inllaUen 643.
673 (Yersl. unten Nr. 24). 8. AGne
Goldea, babvlonische, schwere ond
leichte, 400 1., Terglichen mit ägyp-
tischem Gewichte 374 f., zu Salomos
Zeit auch in Palästina flblich 465;
schwere 543; leichte als persische
Rechoungssurame 492 f. , schon in
frühester Zeit in Ägypten eingefilhrt
375 L, dieselbe unter den Ptolemäem
und Römern 642. 643. 644, die Pto-
lemäische genannt 642 f. 644, klein-
asiatisches Gewicht 577, Bandels-
ge wicht in Athen 141 L 4. Klioe
Silbers, babylonische, schwere und
leichte 408 f.; schwere, kleinasiati-
sches Gewicht 576, syrisches Ge-
wicht 590 f. ; doppelte schwere Mine
als antiochisches Holzgewicht 590.
591 , leichte Mine als altägyptisches
Gewicht 375. 379 f., desgleichen un-
ter den Plolemäern und Römern 642.
644; kleinasiatisches Gewicht 576;
Bandeisgewicht in Athen 141, in
Ghios 552, in Italien, zu 20 Unzen
normiert, auch die römische oder ita-
lische genannt (und in letzterer Hin-
sicht zu unterscheiden von der gleichi-
namigen Mine unter 24) 673, etni-
risches Munzgewicht 6S6f. 5. Mine
Silbers yon Karchemisch 418. 6.
Mine Silbers,. phönikische, 418.419 1
590. 591, in A^pten unter den Pto-
lemäem und Römern 642 f. 644 f.,
kleinasiatisches Gewicht 576, als
Bandeisgewicht in Athen 137. 139,
in Italien auf 26 Unzen gesetzt 674.
7. Phönikische Handelsmioe, der alt-
äginäischen (Nr. 1 1) gleich, 42'i. 545f.
547. 592. &• Mine phonikischer Münze
591. 9. Karthagische Mine, die Hälfte
der phönikischen (Nr. 6) 421-423.
10. Hebräische Mine, dem Mosaischen
Talente zugehörig 467 f., dieselbe
seit der Makkabäerzeit 604. 606, zu
25 römischen Unzen geschätzt 674.
11. Altäffinäische Mine, der phöni-
kischen Handelsmine (Nr. 7) gleich,
189. 195 f. 545 — 547, von Solon
als attisches Handelsgewicht regu-
liert 136 f. 139. 151. 508. 581, in
Italien üblich und dort, gemäfs
der Solonischen Bestimmung, zu 1
Pfund gerechnet 151 ü 673, ^rnri-
sches Gewicht 547. 685—687. VeigL
Ägina. 12. Äginäische Mine 19L
199, Normalbetraff 502, als attischcB
Handelsgewicht {iuTto^m^ ^tva) Ton
$olon reguliert 135. 138. 139. 509.
546. 547. 13. Enboische Mine 483.
14. Attische Mine 135. 138, dlesdbe
als Becbnungssumme 207 L 235,'al8
Bandelsgenficht in Unterilalien fib-
lich 672: 15». Korinthische Mine,
der enboischen gleich, 540, 3*. 16.
Thebanische Mine, hervorgegaiwea
aus der schweren babyloDiscbenlfine
Goldes (Nr. 3), 541 17. Keiky-
räische Mine, der ä^näischen ver-
wandt 556. IS. Antiocbische Mine,
der königlichen leichten (Nr. 2) gleich,
590. ISi. Mine phonikischer Münze,
die Hälfte der phönikischen Mine
Silbers (Nr. 6), 591, als (yrische Hine
zu 12 V^ römischen Unzen gesetzt
591 f. 20. Alexandrinische Bline,
aus der leichten Mine Silbers (Nr. 4)
hervorgegangen, 642. 644. 645. 2L
Mine des alexandrinischen HoLztalen-
tes, aus der leichten Mine (holdes
(Nr. 3) hervorgegangen, 642. 643 f.
22. Afüne Ptolemäischer Münze, die
Mlfte der phönikischen Mine Sil-
bers (Nr. 6), 643, i*. 644. 645. 646.
28. Mine der volkstümlichen ägyp-
tischen Kupferrechnung 649 t iL
^IxaXiuff fiva von 18 Unzen, ana der
leichten königlichen Mine (Kr. 2)
hervorgegangen, 643. 67X 2^. Gam-
panische Mine Kupfers, vermutlidi
dem Libralasse nahestehend, 678.
26. Etrurische Mine, der altäginäi-
schen (Nr. U) gleich, 547. 685— 6S7.
27. Mine dargestellt durch den An-
reus Diocletians 321. 334. 336. 2$.
Abgekürzte Bezeichnungen 144.
Minerva auf römischem Schwakupfer
263.
Minimum actus 86.
Minuiae partet Minuten 381.
3§irtuhilus argenteut 322.
Mva 392, 1*. Vgl. Mine.
Mvaäwv 646. 647, 1*.
Mvaaior 558.
Mnasis kyprisches Hohlmafs 392, !*•
557-559. 633.
MoSn hebräiacher Modius 454, i*.
ifodiu* L römisches Hohlnaiii 104.
idSGlS^iSIL
788
105. 116. 121 L 126.413. 631, !rrfT-
TMC06 genannt 455, l"**. 2. Kastren-
sis motUus, das Doppelte des yori-
rigen, Weitverbreitetes Provinzial-
mafs, dem anS^i/wg fiodtoi (s. da)
entsprechend, 121. 413. 575. 616.
629-r631. 63^. t, Flachenihaf^,
und zwar entsprechend dem römi-
schen Modias 616, 2* a. E., oder
der Saatfläche eines kastrentU mo-
ditu 616. 629. 4. Kyprisches Hohl-
mars 557—560. 5. Kleinasiatischtf
Modias des Monumentes Von TJshiak
572 f. 6. Grot^er pöntischer M.
413. 574 f. 7. kleiner pontisch^
Hl., die Hälfte des vorigen, 574 f.
8. Hebräischer Modius, dem Sea oder
Saton entsprechend, 44S. 449. 454.
631 f. 9. Provinzialer, besonders
ägyptischer Modius, dem Saton ent-
sprechend und mithin dem vorigen
M. (8) gleich, 625 f. 630, 3*. 632,
jauch in äicilieU üblich 455, i"". 656,
10. Provinzialer Modius von 18 Sex-
taren 631, als FlOssigkeitsihars in Hi-
$panien üblich 690. 11. Provinzialer
Modius von 28 Sextaren 575. 632.
12. Übersicht über die verschiede-
. nen provinzialen Modien nach Mafs-
gabe einer Heronischen Saminliing
631—633.
BAommsen, Geschichte des römischen
. Münz^esens 21.
Movai Benennung des Daktylos 29.
MoneiaHs pes: s. pes,
Moses 458. 463, 5*, Mosaische äe-
wichtsordnung 457—459. 466 f. 471.
Münlbeamte, athenische 222 f., römi-
sche, auf Münzen 287. Vgl. tresviri,
Münze , Erfindung derselben 3. 165 L
174, Bedeutung 167 f.
Münzen als Monumente zur Bestim-
mung der alten Gewichtsysteme und
Währungen 6 f.
MünzfoUis 341. 343—345. 348.
Münzrecht, römisches, 302 f. 304 f.
Bünzwähruogen, neuere, 25 f.
ustermafse 88. 100. 114.^ .
MvoTOiop Nebenform zu ftvar^ 636.
637. 640.
Mvcr^ov kleines Hohlinafs 636, ver-
schiedene Beträge desselben 636—
640, das tuK(fOTe^v ^voxqov v^-
glichen mit dem ägyptischen ro 642.
Mv<rr^ Ideines Hoblmars 636.
Myttrum desgleichen 119.
Harbonensiscbes Gallien, l'eldmafs 692.
Naturliche Matse 1. 30 f. 35—37. 76—
78, 691, 6*. 694, 1*. VergL Schritt
und Staclioi[i.
Kaxos, Inse^ Gewiclite 561.
Naxos in Sicilien, Silbermünze 659, 2'".
Neander, JSvrorpis mensurarum u. s. w,
15 U
J^ißsl otvov hAtmches HohlmaCs 452.
Nebel Schlauch, Krug, 452, 4^
Nemea, Zeuslempel 496.
Nent ägyptische Klafter 359. 361.
l^ero 306, 308. 309. 310. 311 f. 315.
A^^, ner, in der babylonischen Sexa-
gesimalrechnung 381, 2^ 382. 384.
'Nerva 309.
NrjCMnixri SiQaxft^ 563.
Ninive 395.
Komen ägyptische Bezirke 357«
Nofuc/ta Geld, Münze, 166, vofuafM
Xahtovv 648.
Nofuafta Goldmünze, der Solidus, 150.
327.
NoftüQ Silbermünze: s. povfi/ios,
Nonussis ^^ assei 145.
Noricum, Gewicht 673, 5.
Normalmar8e,röiBisdie, auf demKapitol
aufbewahrt, 88. VergL MustermaÜse.
Numa 257.
NavfiiUav zu Consta ntins Zeit gleich-
. bedeutend mit denariut 343.
Novuuos oder rofios 1. sicilische
Silbermünje, das Wertfiqnivalent
einer Litra kupfers 259. 6^1. 666, i*,
2. tarentinischer Siiberstater 675 f.
661, 2*. .
Numtnus, abgalt'! Let aus dem sicUischen
^ofiQS 259. 260, t*. 27 5, in der rö-
mischen Gelilrechnung gleichbedeu-
tend mit süMiertita 29:)— 297, aber
auph für denariut gesetzt Ü90^i*,
insbesondere zu Goasliinttüs Zeit
343 f.; anderweit aber bt ntimmns
unter Constantm ßezdchuuxig einer
KppfernpüiJic im Werte von -*\ i1c-
naren 342—344.
Nummtu eentenionaUt 344.
Nummus aureus: s. aureiu,
0.
*OßBUs, hßßXicxoßj Bezeichnung alten
Barrengddes, betonders des sogen.
734
REGISTER.
sptrtanischen Eiscogeldes, 133. 524 f.
535.
Obolos, ißoioe, Gewicht and Münze,
L Wortbedeatong 133, Verhältnis
ZOT Drachme u. s. w. 127. 132. t34.
2. Aginäischer Obolos 190. 193. 535,
2*. eeo, 1*. S. Attischer Obolos,
Gewicht 135 (vergL oboius), Silber-
inflnxe207.2t0.211.218.234,Kopfer-
mflnze 229, ein Obolos gleich Vi I>«-
nar, V« Obolos gleich 1 As gerechnet
253. 4. Attischer Obolos Goldes
224, Wertyerhältnis zum libralen
Kupferas 153; Achtelobolos in Gold
153. 210. 224,4, sein Wertäquiva-
lent in Kopfer 549. &. Tarenti-
nische Silbermünze 676 f., 6. ky-
renäische 652. 7. Abgekflrzte Be-
zeichnung 143 f.
Obolus Gewicht in der Kaiserzeit 150.
Obry%a auf% aurum obryziatum^ 329.
Octavian: s. Augnstos.
OixontSiMCS nrixvi 360, 4^ 613.
Oifi ägyptisches Epha 368.
Oktadrachmon attischer Wahrung, sy-
rische Goldmflnze, 596 f., phöni-
kischer Währung, Ptolemäische Gold-
mOnze, 64H. 647 f., karthagische Sil-
bermünze 426.
öl. Hohlmafse nach ölge wicht bestimmt
Ölhom römisches HohlmaCs 1 1 1 , i*. 1 20.
Oleartus modius 121.
Olympia, Tempelbauten 496. 496,5*.
525—527. 529-533, Rennbahn 33.
530 (vergl. Sudion), Nike des Päo-
nios 533.
Olympischer Fufs : s. Fufs 2. 3.
Olympisches Stadion: s. Stadion 6.
Omer: s. Assaron.
"Ooeyfui Schrittmafis (Doppelschritt) in
Herakleia (>68f.
^ÜQyvML Längenmafs 28. 31. 34. 77,
vergl. Klafter; Flächenmafs in einem
jüngeren provinzialen Systeme 620.
^0^&ooa>fov Längenmafs 36.
Oscense argentum 690.
Oskisches Uingen- und Feldmafs 671 f.,
oskischer Fufs: s. Fufs 12.
Olho 309, 4*.
Outen : s. uien,
^Otvßofov attisches Hohlmafs 102. 104.
116,1'*'. 117, Ptolemäisches 624 f.;
andere verschiedene Bestimmungen
desselben 636—639.
Ox^yxia^ ov^yia: s. unter ü.
p.
naxßut ^ifaxfoj 192.
Paetns de mensuris eiponderibui 16.
nalaufTfi LingenmaGs 28. 29. 34. If ergi.
Handbreite.
nahu^xffi und ntzlaarrh Nebenfomea
XU naXtumxri^ 29, 3. 29,4*, insbe-
sondere naXatartfi Phiietäriscbcs
Mafs 612 f.
Palästina , Blafee und Münzen ; s. In-
haltsverzeichnis zu S 52.
Pallas auf den Münzen Athens 211
213—215, naXladts 212, 4*.
Palmipes Längenmafb 36. 76.
Palmus Längenmals 74. VergL Hand-
breite.
Pangäon, Silberbergwerke 419.
Pannonien, Gewicht 673, 6.
Paphos auf Kypros 558. 65&
Papirisches Gesetz 291.
ParalUla gallisches Feldmafe 692.
Parasang babylonisches WegmaCs 383.
390, persisches Wegmal^ 39. 51. 55.
57. 59. 476—478, dem ägyptbcben
Schoinos gleicbseseUt 569 f. 612,
im Talmud erwähnt und mit der he-
bräischen Wegstrecke verglichen
446 ; persisches Feldmafs 478, nach
Herodot auch ägyptisches Feldmafs
358, 1.
Parathatiha Parasang 476.
Parthenon zu Athen 66—68. 527. 716.
Parthien, attisch-makedonische Wäh-
rung 250.
Umüov jüngeres provinziales Längen-
und Flächenmaß 620. 601, 1*.
Passus Längenmate 37. 78. 79 f. 98.
Paucker, Metrologie 19.
Pauclon, Metrologie 18.
Urixoi Längenmaß 28. 30 f^ 34. 36;
vergl. Elle; nrtxoi Xi&iMos: s. 4oii
und Elle 1, fOrewsi s. Elle 13, «t-
KoneSiKos: s. dort; JSa/uoQi 8.Ellell.
Pecunia 254. 256, bedeutet in der
späteren Kaiserzeit die Kupfermünze
325 ; pee. maior und maiortJM 344.
Pbk ägyptisches Gewicht 376. 378. 379.
mlavoQ 535.
ndXsxvs Homerisches Gewicht 128, 3*
a. E., Gewicht und Rechnungssomme
in Kypros 560.
niXe&^op Homerisches Längen- und
Flächenmafs 28. 39. 40. 499.
Peloponnes, älteste Mafse und Gewichte
191. 197. Vergl. Ägina und Sparta.
R£G1ST£B.
786
Ptnd&r€ 255.
Jl^vraroirutotf 106, 2*.
iJtrrotf^X/u/a chiische Silbermflnze
554 f. 645, 2*.
Peotadncbmon attischer WähroDg, sy-
rische Goldmünze 596. 597, phöni-
kischer Währung, Ptolemäische Gold-
münze 646, karthagische Potinniflnze
426. 427 ; SilbemiQnze von Kyrene,
nach attischem Furse ffleich 4, nach
phönikischem gleich 5 Drachmen 653.
IlMvraXn^or 66 t, l'*'.
Jl9rrdxa£(or attische Kupfermfinze 230.
ntw/iHavTaBoaxfiov ky renaische Gold-
mdnze im Gewichte von 4 attischen
Drachmen, im Werte von 10 kyre-
näischen Pentadrachmen, 653 ; nach
Lenormant ägyptische Goldmünze im
Gewichte von 4 Ptolemäischen Drach-
men 647, 1^
nwxriMOvxahtQov syraknsanische Sil-
bermünze 664, 2.
JJetmptovTOYViiv Homerisches Feidma rs
41, 3*. 42.
Pentobolon attische SilbermQnze 210.
211. 219. 235.
napr6Ymov, quineunx^ 660.
Pergamon, Langenmafs 567 f., perga-
menische Kotyle 573.
ÜM^unj axoivoe 570.
Persische Mafse, Gewichte und Münzen :
s. Inhaltsverzeichnis zu § 45.
Pertiea Ungenmafs 39. 78. 98, vergl.
deeempeda; Feldmafs der Provinz
Gennanien 694.
Pt» LSngenmaliB 74, vergl. Fürs 11;
p9$ monetaHs 88, porrectus 82, oua-
dratuM oder eonstratus, d. i. Qoa-
dratfufs, 82, 98, quadratus, d. i.
Kubikfufs, 113.
Pfund L römisches Gewicht 144,
Ursprung und Ableitung 151—154,
Einteilung 1 44— 148, Bestimmung des
Gewichtsbetrages 155—161, Weri-
bestimmung des Pfundes Silbers 283,
Goldes 317; Pfund Silbers und seine
Teile als konventionelle Geschenke
1 55. 716. 2. Gewicht des ältesten
römischen Asses 258 t, vergl. as,
8. Latinisches oder italisches Pfund
261, etrurisches 687, beide dem rö-
mischen Pf. im wesentlichen gleich.
4. Pfund von Hatria: s. dort. 6.
Siciüsches Pfund: s. Litra. 6. Rö-
misches Pfund als Handelsgewicht
in Alben 142.
Pha ägyptisches Epha 369. 392, 2*.
Pheidon, König von Argos, 191. 197.
198. 199. 206. 521—525.
fp$i8i6via fiixqa 521, 2*. 522 f.
0uUa« iltXwv&iQiHai 423, t*.
^MnaioMfS nov£ 568. 610. 612. Vergl.
Fufe 6.
<Pilarai^ Beiname der Könige von
Pergamon 567.
Philipp U von Makedonien, Silbermünze
565 f. 241 f., Goldmünze 242 f. 247 f.
^JUnnetoQ UToxr,^ 243, 2. 247 f. Vergl.
SUter 8.
Phokäa verbreitet den phönikischen
Silberfuls nach dem Westen 677. 693.
Phokaischer Stater, Goldmünze, 166.
174. 176. 186. 236, Elektronmünze
184. 187.
Phokis, Feldmafe 544.
<P6Xhiy ^6Xt9, s. folHi.
Phönikische Mabe und Gewichte: s.
Inhaltsverzeichnis zu § 43. 51 und
verffl. Mine 6 — 11.
Phönikische Währung. Genesis der-
selben 178.418, Verbreitung 179, ins-
besondere in Syrien 592. 594 f., in
Kyrene 653, in Karthago 420—423.
424—428. 433, in Gallien 693. Phö-
nikisches Gewicht liegt der campa-
nischen Silbermünze zu Grunde 677 f.,
auch anderen italischen Münzprä-
gungen 684, 2. Vermutliches Ver-
hältnis der phönikischen Drachme
Silbers zum oberitalischen Schwer^
kupfer 684.
^quoQ 106 f.
Pied du rot 23. 619. 692, 2.
Plattierung der Münzen 169.
Plethron 1. griechisches Langenmafs
28. 32. 34, Flächenmaf^ 40. 42. 2.
Plethron des gemeingriechischen Fu-
fses (verfl. Fufs 1) 497-499. 534,2*,
Verhältnis zum attischen PI. 512, ent-
sprechendes persisches Feidma Cis 478.
fL Plethron des altisches Fufes 73,
Verhältnis zum gemeingriecbischen
PI. 512. 4. Phokisches Plethron
544. 5. Plethron des Philetärischen
FuOses, pergamenisches und ägyp-
tisches Feldmafs, 568. 6i0. 612 f.
614. 620 ; ihm gleich ist das PI. des
Ptolemäischen Fubes 607. 609. 6.
Syrisches Plethron, nach dem Phile-
tärichen FuCse bemessen, 582 f. 7.
Hebräisches Feldmafs in der Tafel
des Julianus von Ascalon 447. 601.
736
REGßfrER.
Plinius 277 f. iS4 f.
PHnthi» Fddroal^ tn Gyi^iirf<^ 651.
Pollox aber das äginaische Talent 194—
197.
Polyan 479.
Pofybioa 13. 53. 56. 64f.*«5, 'eiH<r|fi^t
die Ptolemaiflche Artabe 624. 2. g'iebt
an anderer Stelle eine QüatfttiSt Gfe-
treidevielleichtin syrisehenMe treten
an $S4, 5* a. fe.
Pompeji, Forsmal^ 672.
Pompejus 302.
Pondera iniqua 156.
IIOVTIHOV HtL^OV 575.
Ilovtixbi iiarrji 716.
Ponlos, Hohlmafee 573—575. 716, at-
tisch-makedonische Wähi^'ng 250.
Porea bätisches AckermaCs 689.
Porrectus pes 82.
Portis, Leonardos de, ^de iisdterHo
tt. s. w. 15.
Poseidonia, Silbermtin^e 674.
Poseidonios 64.
PoUnmün^en, syraküäanische 663, i*,
karthagische 426 f. 432.
tIov£\ 8. miten.
Ffqefeciui urbi führt die Oberaufsicht
über Mafs und Gewicht 115.
Prftdestc, Schwerkupfer 681 f.
Priene, Athenatempel 566, 3*.
Priscianus de figuris numerorüm 13.
nourrueav fvJlov Ttfjx^s 617, 3. Vergl.
Elle 1.
U^oxos tauromenitanisches Hohlinafs
658 f. 657, 1*.
Prokopios emendiert 569, 2*.
Ptolemäer, System der Maße, Gewichte
und Münzen: s. Inhaltsverzeichnis
zu § 53. 54, Ptolemaikhes Langen-
mafs 61, Ptolemäische Währnng in
. Syrien 596 f.
nioUfia'ütov taXavxov 643, 1*. VcrgL
Taieüt 25.
t^tolemälscher (ItxoXofidtHo^) Ftifs in
Ägy{)ten : s. Fnfs 9.
Ptolemäischer (PloUmeicus) TdCb in
Gyrenaica: s. Fnfs 10.
Ptolemäos II Philadelphos 648 f. 607.
Ptolemlos Apion 651.
JIovs Längenmafs 28. 30. 31, 3. 34,
vei'g]. Fufs; no^ yeucos: s. ilort
'hvyfAoto^ 37.
Hvy/irj Langerimafe 36 f.
Uvyoiv Längeomars 28. 36. 351. 612.
Pyk belady 619, i.
Pythagorals 33. '45.
Pythios, Enkel des Krdsos, 191.
Pythisches SUdfon: s. MdldH^
^' .
Qa babylonisches Holilmats 3)1, l^
392, 5*
Qab hebräisches Hofalmaft 451. Veigi.
Kflfb.
^Rz arabSsdies Hohfiteafe 479.
Qdneh hebrSiftche finte 443,1*. 444.
Qanu babylonische Rote 3841 3M.
'444, quadratisches Mafe 390 f.
Hdt, Handbreite, Mbyloufsdi^ Iib
386 f. 390.
Quitdh hebratl/<flieBSnbei:gewfelit460.
Vergl. Kesita.
"Quadrant » 74 des öm 144. 146 f. HS.
des Fuftes 76, 1*. 716, de« Sexti«
1 1 6, i'^. 1 18 ; Kupfermünze im UbnI-
fuüs 262 f. 265, Ansidün^bAg Mit der
Redaktion des Asses 28t. 193,2,
Wertbestimmung 299, AusmAozoi^
in der Kaiserzeit 313. 315, im N.
TesUm. erwähnt 605. 606; Nonitkil
des italischen Scbwerkopfen 68t
683, des etnirischen 688. Vef|i.
Quadrantal römisches Hohhoifls, der
Absicht nach gleich demlobns d^
Fobes, 113 f. 116.
Ouadrattu pes: s. pes.
ThiadrigaU (denarü) 286.
Quartarius Hohlmafs 104. 1(6 f. HS.
121, «*. 122. 638.
Quatemio Viertel d^s kram 301
Qoeipo, Essai sur las systhMs nArr-
4u6s U. 8. w. 20.
^Qtänärius Silbermünze 268. Üt. IST.
Wertbestimmung 299. Anmtoxat$
in ider Kaiserzelt 313. 321, unfer W>-
cletian 330; etnirische SilberaABie
'688.
ifü(ncuhä; » ^11 des as 145. \^U
des Fufees 76, 1*, des Sextars 119;
Nominal des Schwerkupfers tob Bi-
tria 683. Vergl. Ttsptoyioap.
Quineussis Nominal des etmrisekf
Schwerkupfers 688.
iUper, Bnqu&y üito Ike iwaiio^ «^
*M« R<^Un fooi 18.
Hästa germadsches WegmaCs 6831.
Ratio sesterUaria 276, 1*.
REGISTER.
787
Rauduiy rmtduseukim, 155. Vergl. aar.
Refenbogen-Schflsselchen Goldmüose
Rherion, SflbermAiixe 659, l*.
Rhodos, Mflnzwesen 561—563, rfao-
dische Drachme 288. 562 f.
^Jhjtri Zuschlag bdm Abwägen 135 f.
Rinder dienen in ältester Zeit rar Wert-
bestimmong 163 £ 254. 258.
Ringe Ton Gold, anf bestimmte Ge-
wichte ausgebracht, drkuUeren als
Wertmesser 375. 377, desgleichen
Rinffe Ton Silber 406, l*.
J^ talmudisches, dem Philetarischen
Stadion entsprechende« Wegmais 445.
Bo ägyptisches Hohlmafo 370, 37 1, ver-
glichen mit dem jfingeren proTin-
sialen Malse 642.
Roma, G6ttin, auf römischem Schwer-
' kupfer263,aufderSUbermflnze268f.
286, auf der Kupfermünxe 282.
Rom6 de llsle, Mitrologie 18.
Römische Mafse, Gewichte und Mfinzen :
s. InhaltsTerseichnis xu § U— 14.
17. 18. 20. 21. 33—40.
Ru(iBland,Marsstäbe zur FeldTcrmessung
617, 1*
Rute hebräisches Längenmaß 443 f.
597 f., Quadratmab 598 f. Vergl.
H.
Sa ägyptisches Hohlmars 369, 4^ 370,1'*'.
Saa babylonisches Hohlmars 392,4'*'.
Saatenmars, (Mo^^fioe fto^ios, Feldmafo
der Provinz Ägyoten 616 f.
Sabbatweg hebräisches Wegmafs 444 f.
602.
Sabitha syrisches Mafs, dem Saton
gleich, 585 f. 631.
Sagunt, Silbermönze 690 f.
Saigey, Ttaiti de mStrologie 19.
2eSrri9 thebanisches Hohlmars 542 f.
Salamis auf Kypros 558. 655.
Salmasius, ConftUaUo u. s. w. 17.
Salomo 458. 464 f.. Salomonischer Tem-
pel 443.
SaUuM Flächenmafo 85 f. 88.
JSafMUva 552.
Samos, Längenmafe 46. 551 f., Mfinzen
552, Heräon 496. 527. 551 f.
Sanherib 465, 7.
Saqal^ shäqalf wägen, zahlen, 405.
Sargon 404.
Saros, itn", in der babylonischen Sexage-
simalrechnung 381 — 385.
Halttok, Metroloii«.
Saia ägyptisches Feldman 361, l'*'.
JSareuor, ^ofiuO&v, 600, S'*'. 601,1.
2axißa Feldmafs der Provinz Palä>
stina, dem cn6o*fws fMutt gleich,
599, !♦. 600 f.
Saton 1. phönikisches Hohlmals 412.
413. 414. 4151 515. 558. 631 f., in
Syrien gebräuchlich 588. 590, wahr-
scheinlich auch in Karthago tiblioh
416. 656. 2. Übertragung desMafoes
in das äginäische System 504 f. 8.
Zuordnung desselben als dnes pro-
vinzialen Jiodius zum attisch-sicili-
schen Modtus 655-^7. VerffL Mo-
dius 9. 4 Hebräisches HohlmatSs,
dem phönUdschen gleich, im N.
Testam. erwähnt 602. Vergl im
Obfigen Sea und Modius 8. 6. JS^-
vov bei Epiphanios das Doppdmals
des vorigen 455. ^ ^ror vy^,
Bezeichnung des Bath, 587. 7. JSce
ror gleichbedeutend mit carißa 600.
Saturn in UqtUdU 587. VergL aa-
Tor 6.
Savot, Düeaurt iur U$ midaHU$ an-
tifues 17..
Scahger da re nummaria 16 f.
Schafe dienen in ältester Zeit zur Wert-
bestimmung 254. 258.
Schiff Wappenbüd Roms 263. 282.
Schoinion ägyptisches Längen- und
Feldmafs 38. 358 f. 361 f., unter den
Ptolemäem und Römern 608 f. 612 f.
614—617. 622.
Schoinos ägyptisches WegmaCi 39. 51.
52. 58. 60 f. 358, 1*. 362—366. 478,
unter den Ptolemäem und Römern
607. 612 f., dem persischen Parasang
gleichgesetzt 570, zu 32 kleinasia-
tischen Stadien bestimmt 570 f., auch
als hebräisches Mals nachweisbar 446.
^hßos Feldmafs von Herakleia 668 f.
Schritt, natarliches Längenmab, dient
zur Bestimmanff des Stadions 52 —
56, bestimmt die römischen Weg-
miise 79— 81.97. Verschiedene An-
sätze der natOrUchen Schrittlänge
53 L 364 f. 383. 437, 4% insbeson-
dere nach gemeingriechischem Mafse
497, nach philetärischem 607 f., nach
hebräischem 445. 446 f. 60 1, ^. Vergl.
ßl^fta und, anlangend den zu der
syrischen Meile gehörigen Schritt,
583 f.
Schrtttstadion: s. Stadion 5.
Schwerkupfer, römisches 255— 263, ita-
47
788
RK«STBB.
litchM 680—684, etmfMlie« 681.
686 f. 688, tidUaciiM 662. Ver^l
aes grave und Kapfcr.
Serijmktmmm ^m des ms 146. 149, des
Jagenim 83, i*. 84. 86. 98, eioer
InIbeB GeBturia 87 f., des Sextm
119; Z«iehen X^lt JHmldiwm $eri'
jmhem 149.
Se babylonSschet Hoblmars 391, l*.
39t, 4*.
Se« bebraisebes HoUmafs, dem phö-
nikischen Saton gldcb, 449 1 462.
464. 456*
Seebzigttel, ninHeh des Mtrit, baby-
loniBches Hoblmafo 392 f. 394. 412.
413. 452. 466, persiaehea Hohlmara
480. 482, bildet die Norm auch für
daf syrische Mafs 685; Überleitung
in das attiscbe Sptem 606. 609,
Yergleieb mit dem Sextar 609. 615—
517. 518 f.
Sechzigste! der Mnasls, kyprisches Hohl-
mafs, 559.
Sechzigstel, nämlich der Mine, baby-
lonisches Gewicht 397. 398, schwe-
res ond leichtes 400. 404, schweres
417. Vergl. ShekeL
Seetmdae partes Sekunden 381.
Seisachthie in Athen 200 f.
^rfHaiuetOy geeichte MaGie, 100.
Seieukeia, Gewicht 590.
SeUbra 155.
Sembeüa 276, S*.
SenUcongiui 116. 118.
Semipes 76, 1*.
Semi4, semüHs ■=? */> ^^ ^ ^^ ^^
Fofses 76, 1*. 716, des Solidns 328;
Kupfermfinze im libralfufii 262 f.
265, Attsmflnzung seit der Reduk-
tion des Asses 281. 292, Wertbe-
Stimmung 299, Ausmünzung in der
Kaiserzeit 313. 314 f.; Nominal des
italischen Schwerkupfers 680—682,
des etrurischen 688. Vergl ^fUL-
t^p. Zeichen der Hälfte 146. 263.
288, auf etrurischen Minzen 688.
Semodius 116. 121. 122. 657, 2*.
Semuneia « ^/u des as 146. 148 f.,
des Fufses 76, i*; Nominal des etru-
rischen Schwerkupfers 688. Zeichen
147 f.
SemuncialfuCs 291 f.
Senat, Münzrecht zur Zeit der Repub-
lik 302. 304, in der Kaiserzeft be-
schrankt auf die Kapferprigung 304.
305. 318. 324.
Scnkerefa, Ma&tafel 383-387.
Septkniiis Sereras 312.
Septunx ^''/ii des as 145, dts Sex-
tars 119, des GoUpfuodes, tepltrnz
auriy 300, 1*.
Sereth hebriische Spanne 443.
SerraH (lienarii) 287. 691.
Serrios TuUius 266. 267. 270, i*
SeicuneU mm ^j% des m* 146, des Foftes
76, 1*; Kspfersunze im Senoneial-
fufse 292, «♦.
S9$qu^pei 77, 1*.
Sestertia, nämlich mtlMi, 294.
Settertium Rechnunffssomme zm* Zdt
der Republik 2961., in der Uier-
aeit 3U. 824, b^ 326.
Sesteriiuty nämlich numtmus^ Silber-
mOnze. Bedeutung des Wortes imd
des Wertieiehens IIS oder HS 274.
276. 296, Formen des Wortes bei
der Geldrechnung 293 — 297. Erste
Ausprägung 268. 282, spätere seit
der HedtÜLtion des Deoars 281. Der
Sesterz ist seit Einfäluning des SU-
bergddes der Vertreter des froheren
Mbralen Asses 276, WertbestinuiHiBg
282. 299, Einteilung in Zehntd 276,
1. Seit Angustus in Kupfer ausfe-
raüüzt 313 , später in Messing 314.
Dem ältesten Sesterz entspricht eioe
etrurische Silbermünze 688.
SetterUtu pes 75 f.
Sesterzrechnung 292—297.
Set, iäU, ägyptische Gewichte 373, 1*.
Seyerus Alexander 319.
Sexagesimalrechn^ng der Babyloinef
381—387, der Ägypter bei der Ten
lung des Hohlmafses und des Ge-
wichtes 370 f. 374, l^ dergriechischea
Astronomen 381.
Sextant ^^lü des <u 144. 147. 148,
des Fuises 76, l^ des Sextars 118 f.;
Kupfermünze im Libralfufs 262C Stt«
Ausmüozung seit der Redaktion des
Asses 281, Weribesttmmung 299;
Nominal des Schwerkupfers tob Ha-
tria 683, des etrurischen Schwer-
kopfers 688. V^ergl. ^o?.
Sextam, Hälfte der Elle, proTiniialei
Mafs, 621.
SextanUrfufs 289 f. 282.
Sextariusy S^irrrjs, 1. römisches Hohl-
maß 103. 107. 114. 116f. 118.111t <•
122. 368. 394, 3. 412. 505. 506. 586 C,
von den Römern in Ägypten eiof^
fährt 625, hispanisches Ma(^ ^
REGISTER.
739
Ttrglidien mit dem ägyptischen Hin
nnd babylonischen Secbzigstel 368.
509.515 — 519» mildem hebriischen
Log 449. 453. 602. Einteilong des
Sexttrs 118 f. 8. Syrisch -alexan-
drinischer Seitar 454, l* 585—590.
683b 670, in Pontos üblich 573—
575, BeziehniM^ zum sicilischen oder
pfOTinxialen Modios 657, auch ko-
ar^tos genannt 630, i*. 8. Hov-
Tuto^ (icTrjS'» 4 Sjrrisch-alexandrini-
sehen Sextaren 716. 4. Semtartus
Beieicbnung des attischen Ghus oder
römischen Gongins und des doppelt
so groisen hebräischen Hin bei Hie-
ronymns 631. 716. 6. Sd^rtjs klei-
nes asiatisches Hohlmafs — V> ^^
tyle 572 f.
SexhilM'^^lit des «# 145. 149, Zei-
d^n 147 f. ; dmae oder hinae sex-
iuhe 147 f. 149 ; dimidim seatmia
ebenda.
Shekel, sheqel^ cIhIoQj ciyXoe, L vor-
derasiatisches Gewicht 405. 400, l^
als Zahlungsmittel in Barrenform
165. 406. VergL Sechiigstel und
Stater. 2. Bedeutung des Wortes
als 'Doppeltes' 423. 459 f. 487. 8.
ShekelUoldes, babylonischer, schwe-
rer und leichter, 405 f. 408 f. 486,
zu Salomos Zeit auch in Palistina
übfich 465; der scbwene Shekel Gol-
des regelt die syrische Silberprigung
592 f., erscheint bei Homer als %ti-
Xavxov 128 f.; der leichte Shekel
wird in der Mfinse zum Dareikos und
Stater (eoboiscb- attischen Fufses):
TergL diese Worte. 4. Shekel Sil-
bers, babylonischer, schwerer und
leichter, 404 f. 408 f.; der leichte
Shekel halbi^ zum modischen Si-
glos 487 ; AusmAnsung des schweren
und leichten Shekels: vergl. Stater.
5. ShdLcl Silbers, assyrisdier, dem
medischen Siglos gleich, 46.5 , i*, 6.
Shekel Silben, phönikischer, schwe-
rer und leichter, 417, schwerer 418—
420. leichter 423. 7. Karthagischer
Sheiel, der phdnikiscben DrMhme
gleich, 423. 429. 432. S. Hebräi-
scher oder Mosaischer Shekel 404.
457—460. 4671. 468-473, auch She-
kel des Heiligtums genannt 459. 460.
603, oder der heilige {cüilos o Sytot)
. 466. 470, Silbermüttze seit der Zeit
der Makkabaer 603. 604. 605 f.; die
Bezeidinung Shekel bei Zahlenan-
rben weggelassen 423.458. 604« h*.
Hebräischer leichter Shekd 460.
462, von den Rabbinen gemeiner
Shekel genannt 466. 10. Shekel
Goldes, Mosaischer, 458. 459. 473.
U. Shdcel nach dem königlichen Ge-
wichte, kleines hebräisches Gewicht,
463 f. 12. Shekel vielleicht auch
kyprisches Gewicht 560, \*. 13. She^
kel Kopiers, volkstfimlieher ägyp-
tischer, 380. 649 f.
Shoqel babylonisches Gewicht 405, he**
bräisches 457, karthagisches 420,2,
SUbermteze der Makkabaer 603.
Yergl. Shekel.
SidUeus^^l^ des oi 145. 149, des
Fofses76, i* des Sextars 119. Zeichen
147 t
Sidlien, Mafse 654—659, Gewichte und
M6naen 259f. 275 f. 659-667, Tem*
pelbanten 496. 654.
Sithu Bezeichnung des (schweren) he-
bräischen Shdcels469. Yergl. tf^W.
^üfoMos 535.
Sidon, Gewicht 417, i'*'. 546. 592, Sil-
berm6nze 594.
Siebenundeinhalbstaterftifk 418.
Siglos, medischer, persische Silber-
mönze, die Hälfte des leichten ba-
bylonischen Silberstaters, 176. 486—
488. 492 f.
JSüilorj 0üdo£^ hebräischer Shdcel,
schwerer oder leichter, 460, i*. 4*.
463, s*. 473 f.; crAciU» Bezeichnung
des schweren Shekels 468, i*. 469 f.,
des leichten 470.
SUberfollis 341. 344.
Silberwährang in ihren Beziehungen
zur Goldwährung 179—173. Silber-
währung in Athen 226. 230, in den
Diadochenstaaten 247, in dem Reiche
Alexanders neben der Goldwährung
einhergehend 246— 248. Silberwäh-
mng nnd Kupferwährung in Rem
neben einander 279—281. 289^291,
vom 2. Jahrb. v. Chr. bis zum Ende
der RmbHk reine Silberwährung
291. Vergl. Goldwährung.
SiHqua Gewicht seit Gonstontin 150.
SiU^ua omri Silbermflnze seit Gon-
stanUn 331t 341—348.
«lins, P. und M., Volkstribnnen, 114.
Simon der Makkabaer 603.
JSnfj^ fiäBiftPüQ 104.
Smyma, Gewichte 575—577.
47^
740
REGlSTra.
JSmma^ov Feldmals der ProTinx Agyp-
tai 617.
Sold der griechischen Soldaten 193, §*,
dtf römischen 263. 290 f.
Sotidm Qoldmfinie seit Gonstantin,
gleich >/ti Pfand, 327-329. 34411
348, als Talent gerechnet 338. SoUdi
obrysiaHZ29, Solidns als Gewicht,
ehenialU gleich Vit Pfnnd, IM.
Solon, Mafji- Gewicnts- und Mflniord-
nung 70 C 135-137. 200—207. 173.
506—514
Sam Handbreite der ägyptischen Elle
351.
Sossos in der babylonischen Sexagesi-
malrechnung 381—386.
Spanne, Hälfte der Elle, ägyptisches
Mals 351, hebräisches 443. 602, per-
sisches 475, griechisches: s. ^nt-
Sparta, Ackermafs sn Lyknrn Zeit
534, 2^ HohlmaCB nnd Gewicht (igi-
näisches) 191. 499 f. 533--536, eiser-
nes Geld 534—636, Silber v. Knpfer-
prägnng 536.
.Sni^a/Mfi Ungenmafo 29 f. 34, Phile-
tarische 612 f. Yergl. Spanne.
^6(H/M0S fw8w£ FeMmafe der ProTinz
Ägypten — V> Jog^nun 699. 616 f.
619; seine Benehnng »im koitrmuu
modhu 616. 629 f.
Stadialis ager 81, 3^
Stadion L griechisches WennaGB von
600 Fnfs, der Länge der Rennbahn
entsprechend, 28. 32— 34. 2. Babj-
lonisdies Stadion, Wegmafo Ton 3o0
£Uen oder 240 SchriH 32 f. 383. 385.
386. 390, an griechischen Tempel-
bauten nachgewiesen 389. S. Sta-
dion des gemeingriechiscfaen FuOms,
entwickelt ans der Gleichung der
babylonischen Rote (■■ 6 Ellen) mit
der griechischen Ak&na (mm 10 Fufe),
ebenfalls gleich 240 Schritt (der
Schritt also gleich 2>/t FnCi) 47 f. 53.
497. 4. Das tlbliche griechische
Wegmafe, d. i. das Stadion schlecht-
hin, ist an kein besthnmtes Fnfe-
maCs gebunden, sondern wird nur
nach dem nattirlichen Schritte mehr
oder minder genau gemessen oder
abgeschitzt42— 45.50--66. 6. Die
mittlere Linge dieses Schritt- oder
Itinerarstadions lifM sich ut-
nihemd bestimmen und istschon von
F^ratosthenes in eine angemessene
Gleidrang lum igyptisch-Ptolcmäi-
schcn Halse gesetet worden 56—64,
Stadion des Eratosthenes 46.
62. 64t 60—64. Beziehung des
Itinerarstadions zum Parasang 477.
6. Olympisches Stadion, die Lrage
dtf Rennbahn Ton Olympia, gkidi
600 olympischen Fufe, 33. 530; Tcr-
schieden tou dem früher sogenannten
olympischen Stadion mm ^ dtr rö-
mischen MeUe (rergl. Nr. 7) 48 L 66.
7. Stadion des attischen FuGms 69,
aditmal Inder rdmiseheoMetleenttial-
ten, daher auch AchtelmdlenstadioD
genannt, 49. 63. 64—66, auch rtei-
sches Entfemungsmafe (— 626 rö-
mischen Fnis) 81 L, von Gensoria
Stadium ItaUeum genannt 48,1*.
8. Pythisches Stadion, Ton Ceosorin
zu 1000 Fufe bestimmt, 48,S. 66,4.
9. PhUet&risches und Ptolematsches
Stadion, Wegmafe Ton 600 ^cich-
namigen FoCb oder 400 babytoatsch-
igyptischen Ellen, 668. 607. 612 L
10. Persisches Stadion , dem baby-
lonischen gleich, 477 L IL H^ii-
iscbes Stadion, dem Philetirisdien
ffleich, 445. 447. 601 f: 12. Stadion
des sogen, kleinen asiatischen FnfiMs,
7V*mal in der römischen MeUe ent-
halten, 669. IS. Stadion von 60O
rdmischen FuGi 620. 14. B^yk>-
nisdies Feldmafe 390L 16. Nach
Herodot ägyptisches Feldmab 368» i.
JStiywr 150. 327.
Stater, atoT^^, L ▼ordetagiatiaches
Gewicht, gleichbedeutend mit Shdttl
132. a. Stater Goldes, babyio-
nischer, schwerer, als Gold- oder
Elektronmünze ausgebracht 174, ins-
besondere als pbokatacher, kyakcai-
scher und lampsakemscber Staler:
s. Phokfta, Kysikos, Lampsakos,aneh
als G<^dmfinze tou Ghios 653 1;
leichter Stater: vergl. unten Nr. 6—0.
S. Stater SUbers, babylonischer, als
Silbermünze ausgebracht, schwerer
176. 404, leichter 176. 176. 186. 404,
im nmischen Reiche 484. 486 1 487,
nach dem Exil auch in Palastiaa
übUch 466; schwerer und leidder
Stater in der karthagischen j
425; leichter St. in Kerkyra 655, 4,
in Etmrien 686 f., als Gewicht ia
GalKen693. 4. PhöniUscher Stater
418, schwerer und leichter in 4cr
REGISTER.
741
karthtgiseheD Mfinze 425. &. Krd-
sischer Goldstater 177. 183. 186 f.
578. 6. Penischer Goldstater 484 f.
YergL Dardkos. 7. Attischer Gold-
stater 173. 210. 212. 224. 226 f., in
Syrakns seit Agathokles 667, Glei-
chmig mit der etmrischen Mdnse des
4. JahrbQDderU 687 f. 8. Makedo-
nicher Goldstater attischer W&hnmg
236. 242 f. 246 f., iotematioiiale Gou-
rantmünze 247 f. 250. 300, s*, in
Syrien ansgeprigt 596 f., Vorbild
aach für germanische Goldmünxen
695. 9. Tarentinischer Goldstater
attischen Fufses 675 f. 10. Gam-
fanischer Goldstater phönikischen
nbes 677 f. 11. Karthagischer Gold-
stater im Gewichte von 10 kleinsten
Goldeinheiten 427. 433. 12. Agi-
näischer Silberstater 190. 192. 198.
199. 502. 716. IB. Korinthischer
Stater, Silbermünse im Gewichte Ton
2 euboisch-attischen Drachmen, aber
in 3 eigene Drachmen n. s. w. einge-
teilt^ 203. 540 f. 660 f. 14. ^irr^^
datdXir^^ s^rraknsanische Silber-
mflnse im Gewichte von 2 attischen
Drachmen 660. 664, l*y Wertäqni-
Talent von 10 Litren Kupfers 661 f.
664. 15. SilbersUter Ton Tarent
(vovfifios), an Gewicht dem Uteren
korinthischen Stater gleich, 675 f.
676, 1*. 16. SObersUter der ach5i-
schen Stidte Grofogriechenlands, dem
korinthischen Stater verwandt, 674.
17. Thebanischer und böotischer St
544. 18. J^ofT^ Bexeichnun| des
attischen Tetradrachmons 212,3*, des
Tetradrachmons phönikischer V/ih-
mng in Palistina 604 (vgl. Sbekel 8),
des Billontetradrachmons in Ägypten
650. 19. AaTi7f Beseichnung der
Drachme in Kyrene 651—653 (vgl.
Sbekel 7). 20. Abgektkrzte Beieich-
nung 143.
SUthmische Unzen 1 1 1, l'*'. Ysl. uneia.
StatiHus, FnCnnaliBstab auf semem Mo-
numente 89, 2'*'. S*.
JSt'«^paf77f>o^ov^^jl/ia/ 135,8*. 201,1*.
^vBifM ncvs 113,2*.
Stier athenisches Mfinzbild 200. 207.
Stiflshfitte 443. 445. 459.
Strabo 59 f. 65.
SukkaUu 405,3*.
Sulla 297. 301
Sui, d. i. Sossos, 384.
JSv/iLßoXa Mustermafse 100.
Syrakns, Mflnswesen 659 — 667.
Syrien, Ma&e, Gewichte und Mfinzen :
s. Inbaltsrerzeichnis zu ( 51.
T.
Tacitus, Kaiser, 323 f. ^
7lxJlayT0f^:s. Talent; rc^ot^a 9ud Zvyd
405.
Talent, raXopror, 1. Gewicht im all-
gemeinen, Wortbedeutung, Einteilung
127 1 134. 405. 2. Königliches ba-
bylonisches Talent, schweres und
leichtes, 396-398, leichtes 393. 409.
410, 1* als flandelsge wicht auch in
Persien fibUch 489 f. 8. Talent Gol-
des, babylonisches, schweres und
leichtes, 400 f. 407-409, zu Salomos
Zeit auch in Palästina üblich 465,
leichtes 465. 466. 507 f, 578 f., das-
selbe als persisches Gewicht 482—
485. 489-495. 4. Talent Silbers,
babylonisches, schweres und leich-
tes, 408 1, leichtes 465. 466. 486.
492—495. 5. Assyrisches Talent,
ffleich der Balfte des leichten ba-
bylonischen Talentes Silbers, 465,7*
487, 3*. 6. BaflvXtovtor raXarrov
bei Berodot 205. 482 f., bei Allan und
PoUux 488—490, bei Diodor 490, l*.
7. Talent Silbers, phönikisches, 418.
419 f. 8. Talent Silbers, kartha-
gisches, 428. 432. 433. 0. Talent
Goldes, karthagisches, 432. 10. He-
bräisches oder Mosaisches Talent
457--459. 465. 468 f. 472—474, seit
der Zeit der Makkabier 604. 606.
11. Talent Goldes, Mosaisches, 473.
12. Talent Goldes, kleines hebrä-
isches, 464. 18. Äginäisches Talent
194—197. 199. 501 f. 503 f. 716. 14.
Euboisches Talent, ursprfinglich Gold-
ffewicht 486, Talent SUbers bei Bero-
dot 483, dem attischen gleich 203—
207. 549. 15. AtÜsches Talent 135.
203 f. 207. 208—210, dasselbe als
Rechnungssumme 235 ; Verhältnis zu
dem babylonischen Talente Goldes
507 f. 519. 16. Attisch -römisches
Rechnungstalent (Denartalent) 205 f.
252. 595. 605. 646, als Rechnungs-
summe noch in später Kaiserzeit fib-
lich 336, unter Diodetian zu 4V>
Pfund Goldes tarifiert 339. 11. Ma-
M^doPtHOP ToXavTov 130/4*. 18.
742
REGISTEIt
Cistophorentalent 581, s*. 19. Kili-
kischet Talent 583. M. Antiochi-
scbes Talent 591 594. 2L An-
Uochisehes Holttalent 590. 591. 22.
Tvrisebes Talent 591 f. 594 f. 28.
Alextndrinisches Holltalent 642. 64 3C
24. Talent Goldes, Ptolemäisches,
648. 26. Talent Silbers, Ptolemi-
isehesy oder Talent Ptolemiischer
Mfinze 643, l^ 646. 647—649. 26.
Talent Knpfers, Ptolemiisebes, 130.
648 1, an Wert gleich 8 Ihrachmen
Goldes 646 f., spater gldcli 1 römi-
schen Anrens 650. 27. Talent
Kupfers, TolkstaBliches igypUsches,
649 f. 28. Talent Ton 3 schweren
ShekelnGoMesl52f.,666. 2». Ta-
lent von 3 GoMstatcren (d. i. leich-
ten Shekeln Goldes) oder yon 6 at-
tischen Drachmen Goldes 129 f. 152—
154. 433 f. 490, t^ 666, Wertglei-
chung mit Silber nnd Kupfer 549 f.
30. Sicilisches Goldtolent, yieUeicht
ursprflnglich gleich 2 Goldstateren
666, später gleich 1 Goldstater oder
24 Drachmen Silbers 665 f. 667,
WertäqmTalent des nächstfolgenden
Knpfertalentes. Vermatlich galt auch
in Tarent der attische Goldstater
gleich t Rupfertalent 675 f., vicl-
leicht auch in Gapna der Goldstater
phönikischen Fulses 677 f. Yergl.
unten Nr. 34. 9L Sicflisches Kupfer-
talent tou 120 Litren, an Wert gleich
12 Didrachmen Silbers n. s. w. (yergl.
Nr. 30) 660i 661 f. 82. Slciliscbes
Talent des Aristoteles, altes, gleich
24 Nummen (oder 47» Drachmen Sil-
bers) 660, 1*. 664. 666, i*, jöngeres,
gleich 12 Nummen 660,2'*'. 664. 666,1*.
667. 88. Homerisches Talent, gleich
1 schweren Shekel Goldes, 128f. 665 f.
84. Dareikos als Talent betrachtet
665. 85. Der römische Aurent gilt
als Wertäquiralent eines ägyptischen
Kupfertalentes 650 (vergl. Nr. 26).
86. Der Constantinische Solidos als
Talent des Denars 388. 87. Talent
nach Diodetians MOniordnung dar-
gestellt durch das Goldpfnnd 321.
334. 336. 88. Talent von 130 rö-
mischen Pfund, der phönikischen
Mine Silbers xugehörig, 674 (yergl.
oben Nr. 7 und Mine 6). 88. Talent
von 120 römischen Pfund, der alt-
aginüschen Mine xugehörig, 673 (vgl.
Mine 11). 40. Abgdtiinte Beieidh
nungen 143. 144.
Talmud und seine Erklärer 43( f. 44tL
444 f. 446. 45a 4^2. 466.
Tarent, vermutliches Feldaafo 668,
HohlmaClBe 670, Mfinzwesen 675-
677.
Tarraco, Silbermflnxe 690 1
Taurommion, HohlmaCto 667—659.
Tauschverkekr in edlen MettHea.- s.
Metalle.
T*€ba Fingerbreite derägyptisclien EUe
851.
Teiluuff, duodecimale, des Asses: i.
Bmchrechnung.
Ten ägyptisches Gewicht 366. 372r-
876. 379. 380, verglichen mitbtby-
Ionischem Gewichte 399,)*. 4091.
519, mit dem. Mosaischen Sbekel
47t 1, nut römischem Gewicäte 618.
Nominal der TolkstOmlichen aotcr
den Ptolemäem üblichen Kopfer-
rechmmg 649 f.
TVfii ägyptisches HohlmaCs im Betrage
von 20 Hin 369, 4*.
Tenät kleines ägypt Hohlmai8371,s.ll.
tenedos. Gewicht 552.
Teos, Goldmünzen 174.
TVrnM Goldmünse im Betrage von l
attr§i 319.
Teriiarius HohlmaOs 121, b*.
Temneita 145, i*. Vergl. Tfio».
TB0aa^€at0<rT^ Xia 554 f.
Tni(^ 0W9V 500.
TVroon?, r^o^^v, Yiertelmine 561.
576.
Tetartemorion attische Silben»öDse
210. 211. 219. 234.
T^a^or Hohlmals 104. 638.
J^^XfiOP 716, ieiraekmum 252, 1*.
Tetradrachmon 1. attischer (SoloniBcäer)
Währung, Sübermünse, 207. 209. 210.
211 f. 235, Ausprägung 213-217.
220—222, gleich 3 äfin. DndiiMi
Serechnet 536, s*. 540. % Make-
onische Silbermünze seit Alexander
244, siciUsche SUbermflnze 109,«^.
424, in der Prägung von Himcrt
n. s. w. in Drittel und Achtzehntel
geteilt 659,2*, ähnlich in der jünccfca
spartanlsdien Prägung in Sedistel
536, 3, welche einerselta der korin-
thischen Drachme, andererseits dem
äginäiscfaen TriobolM entoprechea
541. 536, s* a. E.; Wertgleichung
mit der etmrischen Münie des 4.
REGISTER.
743
Jahrh. 688. 8. TetradrtelnDon, das
Yierfaduft der atUsch-röinischeD Recb-
niiDffsdrachnie (vergL Drachme 4), in
der ProTinz Asia zeitweilig za nur
' 3 Denaren gesehätzt 251 f., nngewifs
ob noch zu Diodetiafis Zeit im Um-
lauf 338. 4. Tetradrachmon at-
tischer Währuns, makedonische Gold-
münze 243, synsche 596. 5. Tetra-
drachmon phönikiseher Währung,
Silbermünze in Palästina, 603. 604.
605, s*. 6. Tyrische Silbermünze
471. 595 f., 7. karthag^che 425. 426.
8. Tetradrachmon Goldes, Ptolemä-
isches, 646. 9. Tetradrachmon Sil-
bers, Ptolemäisches, 646, wird später
zur Billonmünze 650 f.
IVt^ayvov Homerisches Feldmars 41 f.
TVr^os, ^lirient, 660, Silbermünze
Ton Tarent 676.
Ter^ff^Qiov, d. i. Sesterz, 313.
Trt^a&tem^^ov Gold- und SUbermünze
in Kyrene 652.
Tetrobolon attische Silbermünze 144.
193, S. 210. 211. 219. 235.
Theben, Hohlmafs, Gewicht und Münz-
fufb 542—544.
Theodebert I 329.
TbeodosittS 328.
Sd^ftoe Gewicht 134. 150, 4^
Theseus 199 f.
Thutmosis m 374. 399, 2. 404.
Tiberius 809.
Tibnr, Schwerkupfer 681 f.
Timaos 429.
Timoleon 664. 667.
Tithraustes 494.
Titus 309.
Taphaeh hebräische Handbreite 443.
ToSori^s, d. L Dareikos, 495.
Tr^au 309. 312. 313. 315.
Tremissit Goldmünze, gleich V* ^^
Aureus 319 f., des SoDdus 327 f.
Tressis a. 3 asses 145, Kupfermünze
281 f.
Tresviri aere argmito auro ßando
feriundo 268, oder monetales 302.
305.
T^ias, d. i. quadrans oder ierunoius^
660, Silbermünze von Tarent 676 f.
TricBuis -■ 30 Oitet 145.
TifiXIidvtMOv 106,1*.
Tridrachmon ist der leichte babylo-
nische SilbersUter (vergl. Stater 3)
dem ursprünglichen Systeme nach,
und auch später noch im Verhältnis
zur. phönikischeo Drachme (yergl.
Drachme 10) 175. 178 f. 416 f. 693;
Tridrachmon phönikischen Fofses in
Karthago 426. 426. Der korinthische
Stater (Didrachmon euboisch -atti-
scher Währung) als Tridrachmon ein-
geteiH 541.
Tnens « V* ^^s tu 144. 146 f. 148,
des Fufiies 76, i*, des Sextare 118;
Kupfermünze im Libralfufs 262 f. 265,
Ausmünzung seit der Reduktion des
Asses 281, Wertbesiimmung 299 ; No-
minal des italischen Schwerkupfers
680. 682. 683, des etrurischen 688 ;
Goldmfidze, und zwar Drittel des
Aureus 319 f., des Solidns 327 f.
Vergl. rnr^off.
Trientalfufä 272-^279.
Trihemiobolion attische Silbermünze
210. 211. 219. 235.
TgutbXhißov attische Kupfermünze
228,2* 230.
T^lfAexifOi tauromenitanisches Hohl-
mat^ 658 f.
Trimodium, trimodia corbtda, 121.
Triobolon äginäische Silbermünze 190.
193, 5, attische 144. 210. 211. 218.
235; karthagische Goldmünze 426,
Silbermünze 423. 425. 426; Plole-
mäische Goldmünze 646.
T(tloYB<hf tarentinisches Hohlmafs 670,
8*.
Tritemorion attische Silbermünze 210.
211. 219. 234.
T^iTsvS Hohlmafs 106,2*.
Triumviri monetales 268, 2*. "Vergl.
tresviri.
T^ßUov Hohlmafs, der attischen Ko-
tyle gleich, 102. 625, i.
TvQtov vofiuffia 471. 594. 595,8*.
Tyros, Gewicht und Münzfofs 591.
594—596.
r.
Uban^ Fingerbreite, babylonisches Mafs
386 f. 390.
Ulna Längenmafs 77.
Umbrien, Feldmafs 671.
Uncia » Vi> ^^ ^ ^^' 149) ^^
Fufses 75 f. , des Jugerum 85 . des
Sextare 119, der Heraina, d. i. ovyyUt
fiBXQixri^ 120, des Pfundes 144 (vergl.
&vyxta)y d. i. dyyia 0ta^ft$K^ 1 1 1 » 1*»
verglichen mit ägyptischem Ten 518.
5 19 ; Wertverhältnis der Unze Kupfera
744
kkiMi CtUfriftf UX U4;
•eil icr BeMdiM 4ct
A<tce»t, Wffffcgifi— Mg »f ; No-
■iul 4cf SchwcrinpCert tm Bttria
663, 4t» Hnhatkm Schwerluplm
668. ZddM icr üase 146— Itö.
363.
VtiaHuU 281. 281 289—291.
OJW« ia tidUKhM Litrcfltjitca 660.
(Her^ 4.i.ifrvMK, 698,1.
(/mtf HoUmCü U6t 118.
UfiMk in Phnrgioi 572.
Uten IfypttKbM Gewicht 372, l*. Vgl.
Ten.
y.
VaUotiDiaD 1 328 t
Valeotinian IQ 340.
Valerioi Flacciia, Gona. 86 v. Ghr., 292.
Varro 277 f.
rehpapi^ veUu, etrariache Müozaaf-
achmten 685 1
Verrina Flaccaa 277—279.
Fersus: a. vortus,
VeapaaUn 114. 123. 309, 4^
Victoria, Göttio, auf römiacher Silber-
m&nie 269. 286.
FictoriaUu Siibennünze 283. 287—
289. 693, Wertbeatimmang 299, ver-
matlicbe Herleitang aua dem campa-
niachen HfQnsfarBe 679 f.
ViUalpandi de Honumis GraecU Hebrae-
iiqu9 ponderibui u. a. w. 16.
FltapH peraiache Spanne 475.
ViUlUna 309, 4^
Volci, Goldm&nze 685.
Volainii, Goldmflnze 685.
Voiaaioa Maecianua 13.
Forsui altitaliacliea L&ngen- und Feld-
ma(^ 32. 39. 671.
w.
Wllirunff: a. Ägina, attiache, baby-
ioniaohe und phönikiache Währung,
Goidw5hrunff, Süberwlbrnng.
Wasaer- und Weingewieht zur Beatim-
mungder HohlmaOie 112—114. 124f.
Wegatrecke hebrSiachea WegmaC^ 446.
Weihrauch 129.
Wein abgewogen lur Beatimmung des
PHohlmaC^ea 114. 118. 124 f.
WeiC^id: a. Elektron.
rktoi
3»— 32S. 332— U». 337, m 4ä
Priguig 43L Ttql.
WcrtTcrliiltaia 1. dea GeUea ■■
SUbcr: c 6:t hia8:l, iHiHit
iUeftes 462, l^ K 9 : 1 leitwcai ■
haue» 361, e. 16:t,ieQa(aktiadB.
teib noMJfnf, 171 2». 2371 291
461 1 463. »13, llanzTcriMitBB ia
Iarthaco428L, m Btniiei685L
d. tl^ : t ia Griechenland 231,
«. 11,90:1 ia dea beiden letUca
Jahrhondertea aerRepvblik ind a
Anfimg der KaiMncU 301. 306, wci-
cheaVerfaiitaia daaa, wdl daa Silber
zur Scheideaiioze wird, zn 10,31 bis
9,375 : 1 aich aiodifickrt 313, f^
/. 12 : 1 Tidfitdi fiblich in GriediCD-
land and Itafien 154. 173.338.231.
402,1*. 403, in Sictlicn 6«6t, !■
der Mftnze tod Syrakaa 667, foo
Tarent 676, in der MAnae Jdiaas
331. 339. 347 ; ^. 12*^ : 1 TirfMi ib-
Uch in Griechenland und Itabcn iSOf.
152 1 173. 239. 246. 306. 473. 549L,
in der Ptolemaiachen Mdue 647, h,
i2^k : 1 im alten Ägypten 379, i
13 : 1 in Griedieniand 152. 173.238.
550, nach Herodot anch ia persi-
schen Reiche 482. 484, k. il^l%'X
das normale Yerhaltma der babylo-
niachen Währung, 152. 173. 176.
180. 181. 237. 401—404. 486 1 493,
l. 13,67:1 nach DiocletiaDS M4ai-
Ordnung 337, m, 13,84 : i ia *«
Mflnze von Chios 553, n. 13,89:1
unter Gonstantin 380, l*. 339, o.
14 : 1, als Maximum f&r GrieelieB-
land nachgewieaen 239, p* 14,43 : 1
unter Gonstantin und spiter 330, i .
339, 1. 347, g. 15 : 1 in der syriiw-
sanischen MOnze (abwechsdoi ait
12 : 1) 667, in der etruriachen Mftaxe
687, r. 15,18: 1 zu Ende des 4. a.
Anfang dea 5. Jahrh. n. Chr. 330, i*.
. 336. 339 f., s. 15V« :1 ^ ^^^
Zeit 25 f. 172, t 17»^ : 1 in der er-
sten römischen Goldprigung 303, «-
schwankendes WertTertifitnisjeaic*
dem Handelakurse, in Athen tiil
237—240, im makedonischen Reiche
seit Aiezander 246 1 % WeitTer-
h<nis des Goldes zum Elektroa.
4:3 in Kleinasien 181-183. 187.
578 f., annähernd anch in derXüsie
REGISTER.
745
TOD Ghios 553, S. des Goldes zum
Kupfer: a. 3750 : 1 (folgend aof ein
älteres Verhältnis von 2880:1) in
der etruriscben Münze 687, b. 3600
bis 3000 : 1 im griechiseh-italischen
Verkehr 153 fl, o. 2880: 1 in Etm-
rien 154, l*. 686, d. 750 : 1 in der
Ptolemäischen Mfinze 647, e. 700
bis 750 : 1 in der römischen Mflnze
der Kaiserzeit 315, 4. des Goldes
zom Messing : 350 bis 375 : 1 in der
Münze der Kaiserzeit 315, &. des
Elektrons znm Silber: 10 : 1 in Klein-
asien und Griechenland 181 f. 183.
187. 548, annähernd (10,62 : 1) auch
in der Münze von Ghios 553, 6.
des Silbers znm Kupfer: a, 288 : 1
in Etrurien 685 — 687 , und vermut-.
lieh überhaupt im griechisch - itali-
schen Verkehr 153. b. 250: 1 in lU-
lien undSicilien 154.259.263—266.
275, insbesondere in Unteritalien
675—677, in Gampanien 678, in Sy<
rakus 662. 664, c. 250 bis 230:1,
annähernde effektive Verhältnisse,
am italischen Schwerkupfer nachge-
wiesen, 680—684, tf. 240 : 1 , nor-
males Verhältnis bei Einführung der
römischen Silberprägung , entspre-
chend der Wertgleichung von 1 Scru-
pel Silber mit 1 Ubralas von 10 Un-
zen Gewicht, 154. 259. 275, e. 236 : 1
in Athen am Ende des 5. Jahrb. v.
Chr. 264, l*, f. 140 bis 120 : 1 in
der römischen Münze zur Zeit des
Sextantarfufises 280 f., f. 112 : 1 des-
gleichen im Uncialfufse 281. 290,
h. 125 bis 100 : 1 in späterer Kaiser-
zeit 347, t. 120 : 1 in der volkstüm-
lichen ägyptischen Kupjerrechnung
650, k. 80 : 1 im alten Ägypten 377,
L 56 bis 80 : 1 in der römischen
Münze von Augustus bis Severus
315, m. 60 : 1 in der Ptolemäischen
Münze 647, in der karthagischen 431,
in der Münze Julians 347, n. 20 : 1,
vermutlich in einer Gattung Ptole-
mäischer Landesmünze darffestellt,
650, 7. des Silbers zum Messing
28 bis 40 : 1 in der römischen Münze
von Augustus bis Severus 315, 8.
des Messings zum Kupfer 2 : 1 in
der römischen Münze von Augustus
bis Severus 314 f., 9. des Bilions
zum Kupfer vielleicht 40 : 1 in der
Provinz Ägypten.
Wertzeichen auf Goldmünzen des Kö-
nigs von Syrien Demetrios I 596 f.,
auf karthagischen Gold- und Silber-
münzen 427. 428, auf etruriscben
Münzen 684—686. 688 f., auf römisch-
campanischen Goldmünzen 679, auf
der römischen Silbermünze 268. 271 f.
286, auf der römischen Kupfermünze
261. 263. 281 f. (kommen seit Au-
gustus in Wegfall 314 und treten
nur vorübergehend unter Nero wieder
auf 315), auf dem Antoninian und
der späteren Pseudosilbermünze 322.
334 fT, auf der römischen Goldmünze
unter Diocletian 320, seit Gonstantin
327, auf der Silber- und Kupfermünze
unter Diocletian 330. 333, auf dem
Denar noch in später Kaiserzeit 343,
auf vandalischen Münzen 335.
Wurm de ponderum, nummorumy men-
surarum rationibus 19.
X.
Xenophon 51. 54. 59.
Xerxes 491.
S^nr^ römischer Sextar 103. 104. 106.
108, Bezeichnung auch für andere
Mafse: s. sewtarius,
Svlutov laXavxov 591. 643»
3t/Jlor ägyptisches Längenmaß 37. 52.
364 f. 607. 611 f. 621.
z.
Zahlzeichen, griechische 143. 556, 3*,
römische 146. 297 (durchstrichene
286, 5. 296), etrurische 685 f. 688 f.
VergL Wertzeichen.
Zankle, Silbermünze 659, 2^
Zehnstaterfufs 418.
ZehnunzenfuCs des römischen Schwer-
kupfers 259 f. Vergl. Libralfufs.
Zeichen für Mat^ und Gewichte 76.
122. 142—144. 146—148, insbeson-
dere der Drachme 576, 3*. 636, '*y
der Hälfte 146, 3^ 596, des Sestertius
296. Verfl. Wertzeichen.
Z^XoQ^ vielleicht Bezeichnung des
kyprischen Shekels, 560,1".
Zemed hebräisches FeldmaGs 447.
Zinngeld, syrakusanisches. 662 f.
Zamvoov xalavxa 405,6^«
Zwanzigstaterfnfs 418.
Zwölftafelgesetz 257 f.
Zvyov verglichen mit Shekd 405.
Draok ▼<» J. B. Hirsokfeld in Lfllpdg.
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