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Grillparzers
Sämmtliche Werte
in zehn Banden.
Dritte Ausgabe,
Ueunter Bans,
Stuttgart,
Derlag der I. 6, Eotta’fchen Buchhandlung,
18 80,
Tıud vun Mebrüder Kröner in Stuttgart.
Studien
zur
Bhilofophie und Religion.
Grillparzer, Berte, 1X, \
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Zienn Jemand alaukz, eine neue Nree (metarbenike,
moraliite, antbressiezüite) gefunden zu baten, do kanı er
4 unter kunberrmal tarzuf säblen, dab fie Fatih ie; denn
e3 haben Eis jeg: To viel geikeite, ja ausgegwicnee Men:
fen gelebt, tab tie mabren (bei vielen alien) iden wieber:
holt getaht, gelagt und geichrichen merben And. SHieven
maden nur die naturmiitenjaftlihen eine Ausnahme, da ibr
Aeld unbegränze ift und vanelbe erit seit etwa drei Nabrkun:
berten zwedmäßig bebaut wird,
6 Eındien zur BHiisfophie und Refigion.
äußerliher Beziebung zum Hörner tehenees Seelmzirg, ’za:
tern mit dem Körner turk tie Einseir tes Hescite: inze::
ch verkuncen.
83 wir Gerühldrermägen zomen, ir riellsise Cine:
und TIafielbe mit tem Tenfrermisen Tem wäre ter Ge
danke eine Mare Berit:lung, tas Gerici eins runde Ierer
Gerante wirft tten al Yeiıkung cter Vemeizung, fs
Steigerung cder Herzkttimmung ter Teriönliklei: auf tes
Bemrsiiein (Beriike) Tieie Birkuns it recrlit um fe
flärter, je mer Geramfen auf einen und tentelben Turk
evincitiren. Klare Veritellungen können aber ibrer I&arf ge:
zogenen Scängen wegen nur weriser Aicciatienzberübrungen
haben; bei tunkeln Terftellungen aber laufen, eben te$ Un:
begränzten wegen, tie Berübrungen mie an einer eleftriiten
Kette ins Unermeslihe fort, und jete ter nadk- und mitklin
genden trägt ihren Theil zur Nerwenmwirfung kei; «3 fanı
daher, wenn fie auf ein meitausgreifendes iselt gerarben,
mohl eine Cscillatien tes ganzen BWejens entiteben, Die ie
mädtig ift, tab fie fih nicht tem Grate, jenzern ber Gut:
tung nad von der Pirkung tes Gedanfenz zu unteriheiten
und al3 Gefühl abgejondert tazuftehen jkeint. Mie ver
(Gedanke auf das jogenannte Bhyfijhe wirkte, mu man frei:
ih nicht fragen, fonvdern er wirkt, und das ift genug.
Man hat von dem Gemiffen auf die wunderlichite Art
geiprohen, ja es geradezu für eine göttlihe Stimme erklärt.
Nun hat aber 3. B. da3 point d’honneur, die läderlichite
Empfindung, die je in eines Menfhen Bruit Bla genommen,
ein eben fo lebhaftes Gewilien, al3 da3 Moralgejeg, und der
Offizier, der in einem Streithandel eine Obrfeige betommen,
bietet alle innern Erjheinungen des Todtjhlägers eder Betrü-
ger3 und drol. Das Gemifien ift eine angebilvete Empfin-
Dung, beißt bas: im beiten Einne des Wortes; und jteht in
10 Studien zur PHilofophie und Religion.
Und wenn die Menden einen Gott denfen fünnen, fo
ift diefer Gedante fchon ein Gott; vielleiht aber auch 'Tein
anderer Gott als diefer Gedanke. i
63 if höchft wahrfcheinlich ein Mittelpunkt und Compler
des Söttlichen, wohl gar ein Anordnendes, Schaffendes, dem
wir aber vielleicht näher kommen, wenn wir fagen: e3 ift
fein Gott, als wenn wir nad unfern Begriffen augfprechen:
es ift ein Gott.
Könnte nicht ein Mtheift fagen: die Jpee der Gottheit fei
eine vein formale? Obne Anhalt, bloß dur die Technik in
der Auribtung Des menfoblichen Verftandes bevingt? Wenn
der menjebliobe Weift fo eingerichtet ift, daß er feiner Ratur
nad von Wirkung auf Arfade fihließen, von der Mantigfal:
türkei zur Winbeit dringen mu, jo tmüre ja mohl möglich,
Ba er ned fertiiblieht und fortjubjumirt, wenn er, ihm
undennkt, in cine Epbilre gerütd, we andere Grundlagen
any were Reutte bedingen, we ibm aarıı eigentlich ber
ER AED md Jene mabanihb Tertacbenten AZunftionen
UHR NaR Benin etes Arten Wanens, oder einer Müble,
Bo ehralon a vipe Tianablt wern audb alfes Getreide
rs varndieten und Fin enos auigehdätter werten if.
Da dan u Dany Ka a wlrinztis getait fein,
LS EN ua PL REED BET ra SO! Be x ge i2. alt wenn
Wehen as bogen sa, zul ie jenit
Ru Main oeudı vage INSun
Du Weder ed yyerzifigee Uinäuns aller
Vor ER ERBE wer de Selig SANT;
Male se ige Ti al zur Man
Kane RP wenn PS Yhepati oa NEL RN
Wachen WS en SO Yysinsnfuen ad y AERE AUQUE IR:
Auer dal Wh yes Punkt and sul MUT
12 Ernie jur Biiltoske op Religise
und io ta3 eigemtlihe Ting:an:iih Filden, nikt allein
unierm 2oritellen, iontern telbit unterm Dorfen unerreidt.
Spinesa may ah wenten, mie er will: er bat ih feinen
Get vch geittig geratı Seine Shörtung hängt immer
vom Neritante Sorte ab, und menm er Ade auf motus und
quies reducirt, to find Rube um Bewegung Eigenibaften,
vie aus tem Begriffe jelbit mım tem Tenten, ter Materie
aber nur aus ter Erfabrung cter aus einer Abhängigkeit
vom Tenfen zufommen können Seine Müterie iR dpaber
fein Attribut, iendern nur ein, wenn aub neibwendig mit
ter Zubitanz verbuntener Mevus, alleniall? ein Aufereinan-
der des Hegel.
Kant ikilanirt ten Ariftoteles ceifenbar mit jeinem Tadel
gegen teten Aufitellung und Begrüntung ter Kategerieen.
Ariftoteles ftellte aber jeine Kategorieen turdaus zu feinem
transfcendentalen, jentern zu einem rein legiiben Zwede auf.
Eie jprehen ihm die yerm der Prätifate in allen möglichen
Urtheilen aus, ohne daß er jih um ibre Herftammung gerade
beionders befümmerte. Ja, jeltit die Genauigkeit der Ein-
theilung liegt ihm nicht gar jo jehr am Herzen. Er will lieber
ein Cintheifungsgliev zweimal in zwei Gattungen aufführen,
al3 daß e3 der Schüler vermifjen follte, wie er «8 felbft bei
Erwähnung jener Gränzlinien ausfpridt, wo die Rp0G Te
und die #0: zujammenlaufen.
Gerade für Menjchen, bei denen das Gemüth vorberrfct,
find Kants Echriften hödft nüglih. Da fie von dem Jhrigen
«da anzuftüäden vermögen, wo Kant aufbört, inveß er ihnen
Ordnung maden hilft in der Sphäre, die in feinem Bereich
liegt. Trodene Verftandesmenfhen müjfen dur Kants Phis
lofophie nothwendig ganz austrodnen.
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rau, 228, ira
weitem Suizmmerbary > = ont Sein} zelebrt,
ezoen RE in den Isecieler Tokrinen zeigen
müsım. Sie for aber timmelit auf ter Sure geblieben,
auf ter fe vcr Hegel waren Tie Nosbrentigteit bat auf
tie Zufiüigteiten feinen Einflub geübt, unt um tie Zufällig
feiten eben wäre eö ur zu ikun.
i- iel,;£-
. [7
Far=ta
un
zz Orte md don
Zie Hezel’ihe Bbilcierbie, Die menitrofeite Ausgeburt 0:3
menidlihen Cigentüntel, ikeint al3 Pbileierbie endlich abs
geihan, fie iruft aber ncch immer al& alma in penas in
den meiften Zweigen des menichlihen Riffenz fort; namentlich
in ver Geihichte und in der Nejtberil. Die eritere rüpft
noch immer Alles an den fich jelbit entwidelnden Begriff, an
die nadmeisbare Nothwendigkeit, an den inmermwäbrenden
Aortihritt, indeß die Nejtbetit mit ihren Lürftigen Begriff3s
beftimmungen fih den unerllärten Wundern des menjclichen
wi di. teilta u, DEZE
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Ad ©
» mi
wende Ward
I. Abtheilung.
Bolitifhe Studien.
II. Abtheilung. -
Arkipetifthe Studien. db
Zur Malerei. 159
der Mutter, mas dem Tüfternen Geift Urfache gebe, in
fen fih zu beluftigen, weldhe ver Seele beim Anblid
Bildes, das das Heiligfte in irvifchen Geftalten zeigt,
13 fremd fein müflen.” Clender! für Leute deines
n hat Raphael nit gemalt, Ja freilich, wer bei dem
: diefer Madonna an fo etwas nur benfen kann, hat
nöthig, religiöfe Gefinnungen au in der Kumft zu
‚ denn Schufte brauchen Religion, damit fie im Zaume
n werben,
Zur Malerei. 159
Bufen der Mutter, mad dem lüfternen Geift Urfadhe gebe, in
Gebanten fih zu beluftigen, welche ver Seele beim Anblid
eines Bildes, das das Heiligfte in irdifchen Geftalten zeigt,
durhaus fremd fein müllen.” Glender! für Leute deines
Bleihen hat Raphael nicht gemalt. Ya freilih, mer bei dem
Anblid: diefer Madonna an fo etwas nur denken kann, hat
wohl: nöthig,. veligidje Gefinnungen auch in ver Kunft zu
fugen, denn Schufte brauden Religion, damit fie im Zaume
gehalten werben.
164 11. Aptbeilung. Wehbetifik: Srudien.
nie den Glel überwinden wird, ver eine icke nichtsiagende
Getrüre mir fih führe. Ein Dichter aber, ımt ein iolder
idmeichle id; mir zu fein, vürfte mwehl, mir Vernachläfigma
des Einzelnen, ieine Meinung über ven allgemeinen Stanp:
puntt abgeben vürien.
Gigentlih ift Geihichte der Gegenwart ein Wiberjpruch.
Die Gegenwart ift ein YAugenblid, ein Net, das im nächiten
Augenblid in die Bulunft übergeht, von der wir nichtS willen,
anvererfeits aber fih an die nächite Bergangenbeit Inüpft, die
man wohl unter dem Namen der Gegenwart auf ein joge-
nanntes Dlenfchenalter ausdehnen Tann: joweit Die egtleben-
den fih zurüderinnern, und zwar um jo mehr, menn biejer
Beitverlauf zugleih einen Wendepunkt in fi fchließt, wo er
dem zur Spoche wird. Gin folder Wenbepuntt hat nun in
der deutfchen Poefie allerdings ftattgefunden, und er bürfte
fo zientlih mit Schillers Tode zufammentreffen; ber große
Goethe hat ihn zwar um viele Jahre überlebt; aber an ber
Voefie zulegt fait nur durch den Wechjelverfehr mit jeinem
Freunde jeitgebulten, gab er fi von ba an immer mehr und
mehr den Naturwirienicaften bin, un feine fpätern poetiichen
Erzeugnine haben, bei Diefem geteilten Interefle, dem Berfalle
der PBorfie eher Thür und Thor geöffnet, al3 ihr einen wirt:
fünen Damm eutgegengefegt. Hievon, fo frevelbaft e3 Llin-
gen mag, vielleidyt Ipater mehr.
Die erjte Erjpeinung diefer neuen Epoche: bie Abnahme
des Tulents, mit einem immer fi) mehrenden Beiihmad von
Talentlofigteit, darf uns, was die bloße Abnahme betrifft,
were wunbeın wach beihämen. Die unmittelbar vorausge-
gangene Prrtwde war eben das goldene Zeitalter ber deutichen
Borfie, u der beuijchen Viteratur überhaupt. Alle Literaruren
haben Juice Wlanyperioden, deren Grunde zum Theil erflärs
bar, thrile Jo uneilläcich find, als alle Grjeinungen ber
grlıyen und bvipuliben Natur. Nach einigen anregerben
Borldupion vongetiiin Bin, gewohnlich aber jmei große Dichter,
welde div PBortv it Bien Wu auf cine bis dahin nicht
182 II. “btheilung. Weftbetiihe Studien.
1822.
Dazjenige, wa die neuere Welt von der Altern unter
cheibet, ift vornehmlich das Gefühl einer unbeftimmten
Sehnjudt, das ber erftern eigen ift und leßterer beinahe
ganz unbefannt war. Die erfte Duelle biefeg Gefühls ift ein
Thätigfeitstrieb ohne Wirfungsfreis. So lange &
nod einen Staat gab oder vielmehr ein Volf, hatten alle
Fähigkeiten des Körpers und Geiftes ihren Zwed, oder wenig-
ftens ihre Richtung, und won Zeit zu Zeit eintretende, außer
orbentlihe Vorfälle gaben auch der Begeifterung ein sfogo.
Ma der Verbraudy nad) außen aufhörte, wendete fidh die befte
Thätigfeit des Geiftes nad) innen. Wer aber einmal die Süßig-
teit de8 Umgangs mit fi) felbft genofien bat, Zehrt nicht mehr
zurüd. Wie der fi felbit Befledende zulegt die Weiber flieht,
flieht der fich felbft Befhauende die Welt. In jeinem Innern
ift er Herr und König. Alles fügt fi nad jeinem Gimme,
und felbft was fi nicht fügt, wa ihm widerfteht, ihn quält,
ift noch wenigftens fein Gebante, fein eigene? Wert. Au
Selbftverbammung ift nod) immer jüß; den wirb baburd
der Menich al3 Vervammter erniedrigt, fo ift ja doch der bach
jtebende Verbammende wieber er jelbft. So Iebt er in einer
‘eigenen Welt, unmiderfprodhen, Alles gebietend, Alles nad
eigenen Gejepen denkend. Diejes füge Schalten führt num
endlich zum eigentliben, unmittelbar legten Duell des Uebels:
dem PBepürfniß ftarker Einprüde.
Mit einer unendlich erhöhten Reizbarkeit haben vie joge:
nannten gemeinen Genüffe ihr Anziebenves verloren, und ber
Menic findet zulegt nit& mehr, mas ihn befrienigt. Dhme
Thattraft voll Thatendurft, voll Reiz zum Genuk ohne Sinn
dafür; voll Gevanfen ohne Wollen, Das ift der Zujtand
eines jelben Menicen, einer folhen Zeit, daher jene Gebn-
fubt nad etmwa& Unbeitimmiem, dem man zu viel Ehre an-
thut, wenn man c& aufs Meligiöje bejicht, da e& eigentlich
nichts it ale die Sebnjubt nad einem neuen Reiz, der im
©tanvpe wäre, den Ueberreizten zu reizen. Die Deutichen
aa |]
Zur Literargefhiähte, 183
appficiren ich alle zehn Zahre ein neues Zugpflafter und werben
barin jo lange fortfahren, bis fie ein äußeres praftiiches In-
terefje befommen haben, wie bie Engländer, die von jener
zomantishen Sehnjuht am Entfernteften geblieben finn, eben
weil fie praftifche Sntereffen haben. Daher meh jenem Nolfe,
das ih mit der beutjchen Literatur befaßt. Sie wird ihre
eigene verjhlingen, und Aadler und Uuerföpfe werben bie
Fruht fein. Die deutfche Literatur ift die de gegenwärtigen
Sahrhunderts. Schon ijt die englifhe davon angeftedt, bie
franzöfifhe im Begriffe zu folgen. Die deutfhe Literatur ent:
nervt. Für uns ift fie die befte, weil mir feine andere haben
tönnen; aber jeder rembe foll fih davor hüten. Gebt aber
ein den Deutfchen rein praftijhes Interefje, und fie werben
nad außen und nad) innen fein, was fie follen und was fie
fönnen,
Deutfhland hat angefangen, fib auf daS praftifbe Ins
terejle zu werfen. €3 ijt mit der Kunft nichts mehr anzu:
fangen, fie fängt an, nachdem fie theoretifch geworden, bivaf-
tifch werben zu wollen, und Das war immer ihr, wenigftens
momentaner Untergang.
Deutihland bat fih) mit Phantafie den Magen überlaven
und mödhte nun die Einfalt als diätetifhe Kur brauden. Wir
haben Philojophie und Religion zur Poefie gemacht unn möchten
nun bafür aus der Poefie Philofophie und Religion maden.
Das Streben nad Realität in der Kunft, vie Religions:
ichwärmereien und bie politiichen Umtriebe entfpringen aus
Einer Duelle, dem erwacten Sinn, ver aber noch nicht weiß,
moran er fi halten und mic weit er gehen foll.
Die Leiden ver legten Zeit haben vie Deutjchen ins Leben
gezogen und jenen Sinn fürs Praftifhe gemedt. Geit ben
Rejormationsfriegen war cs das erjte Mal, da den Deutihen
eine herrjchende Zbce ward, deren Realifirung zugleih Bebürf:
nik war.
Sch table diefes Streben der Deutihen niht: & un
214 II. Abteilung. Aefhetifche Glubien.
Gunft, wornady denn doc eigentlich vie Liebe ftrebt, fo fchmer
verpönte. Wie mweih ein foldhes Verlangen und PVerfagen
einen fräftigen Ritter, bejonder3 in den heißen Ländern,
maden mußte, läßt fi wohl venfen. Auch hat fi die Ga:
lanterie in Spanien und im fürlihen Franfreih am Erften
gezeigt. Nah Deutihland kam fie in ihrer vollen Augdeh:
nung wohl erft mit der provenzalifchen Poefie, und fie fteht
daher den Leuten auch nicht recht zu Gefihte. Im Nibelungen
liede ift davon noch feine Spur. Ueberhaupf laflen fi wohl
alle Eigenheiten der romantifchen Poefie aus der durch das
Chriftenthbum bewirken einfeitigen Verkehrung des Verhältnifies
zrifhen Körper und Geift erklären, woburd ber erjtere nit
feinen Anforderungen al3 fünvlich abgetwiefen und durch den
daraus entjtehenden Kampf ver Grund zu all ven melandolis
{hen Orübeleien gelegt wurde, an denen die neuere Zeit krant
liegt. Wann wird der medius terminus da gefunden werben!
Sseffing.
Friedrich der Große und Lefling.
(Ein Geipräh im Elyfium.)
Sriedrid. Lefling, fomm herab!
Leffing. Seid Jhr &8, Gire?
Sriedrih. Ich ennuyire mich und habe Luft, zu plaudern.
Lefiing. Und wenn ih meines Theil nun feine Luft
dazu hätte?
Sriedrid. Du mußt dich eben fügen. Denk, ich war
ein König.
Leffing. Und ich ein deutfcher Gelehrter. Ich füge mich.
Sriedrid. Das währt lange! — Ah! Willlommen!
Mas gilt'S, du baft gefhrieben?
Leffing. Grrathen, Site.
Sriebrid, Und was? Anmerkungen zu den Wolfen:
£üttler Sragmenten etwa?
218 I. Abtheifung. Wefthetiide Studien.
babt ihr, vielleicht mehr al3 Andre, aber Empfindung? Ge:
fühl ift nur der unartikulirte Auffchrei des Innern, der fid
nidt3 bemußt ift, al3 feines Buftandes im Ganzen, bie
Empfindung erfennt aber aud) die einzelnen Beitanbtheile des
Eigdruda, daher fie vor Allem dem Schriftiteller nöthig if,
der jeinen Zuftand "Anvern begreiflih maden, auf Andere
übertragen mil. Auch die Thiere haben Gefühl, aber nur
der Menfh hat Empfindung, weil nur er Berftand hat. Die
Empfindung fteht der Erfenntnißfraft eben fo nah, als ber
Gefühlsgabe. PVerzeih, dap ich dir Das vordemonftrire, der
du c& beiler verftehit, als ih; ih bin aber einmal im Zuge.
Leffing. Man lernt immer, menu man mit vernünftigen
Leuten jpricht. Und überbieß: der Philofoph von Sansfouci —
Stiedrid. Lafien wir Das! Aljo eure fhöne Literatur
taugt nidht2.
Leffing. Und pod wird fie gegenwärtig von ganz Europa
bewundert.
Friedrid. Weil die Andern chen gar nichts haben.
Zudem ift eure Literatur von geftern und befriedigt daher dir
Berürfnifje von heute. Die Olanzepocdhen der übrigen Nationen
fallen in eine fo frühe Zeit, daß ihre Herporbringungen auf
viele Zuftände der Gegenwart feine Anwendung leiden. Gic
müffen mit Abftraftion genojjen werben, indeh Die eure das
Grobzeug rebt im Kernihuß trifft. Auch verhalten fi Die
andern Nationen zur deutihen Literatur, wie man jonft ven
der Weisheit der Negpptier fpradh. Man lobt, mas man nicht
fennt. Um wieder auf Goethe zu fommen: jeine früben Werle
find zu natürlih und feine jpätern zu künftlih. Alm Beiten
no gefällt mir fein Milhelm Meifter. Cs ift der deutjche
Don Duirote und fteht an Werth dem jpanijcen nichts nad.
Leffing. Aber ver Schluß!
Stieprid. Er wollte eben aufhören. — Schiller it gut.
Er ift der Deutibe Nacine.
Leffing. Tas wäre mir nicht eingefallen.
drievdrid. Lies feine Ucberjegung der Phäpra, und du
Tr EEE ‚5
228 DI. Abtheilung. Weflhetifhe Studien.
werben, weld ungeheuer Unterfhieb bei den einfachften Gegen:
ftänden zwifen einem finnigen Betrachter fei und einem
Dummtopf.
s Mie Goethe im Wilhelm Meifter die tieferen, gemaltigeren
Leidenfhaften und Empfindungen gewifiermaßen doh nur
effleurirt. Das Wunder, immer über feinem Stoffe zu ftehen,
vermindert fi) Doch etwas, wenn er fi) weigert, in bemjelben
unterzutauden. Shatefpcare thut e8 und beberrfäht ihn doc,
er fteigt in den Ehadt hinab und erzählt, wa3 er darin ges
feben; Goethe fhaut, oben ftehend, hinunter, ohne darum
meniger davon zu mwiffen. Nicht, ala ob ich der innigen Ber:
chrung für Goethe dadurd eine Beichräntung beifügen mollte;
6 ift nur, um Erjdeinungen zu erklären und den Armen
einigen Troft zu geben, die, nur in den Stoff jelbit eingebent,
etwas daraus zu masben mwifien und fi io leicht darin ver-
lieren.
Mande mollen annehmen, das Wilhelm Meiiter wirt:
lid ein des Neiteng und Arüchtebrinaens fähiger Kuritzalent ae *
babe und fh nur in den Wegen, in den Mitteln aeirr habe;
dat er aber ein folbes nidr bat, üt chen der Raben. ver
das Ganze sufammenbält,
Wer lacht, Dak Meiiter perh Xehre, Purd Suruztub.
rıma art moraliihe Nehalirunite su bailen gemesen mäzc.
aergz man Dabor Shi Eharakere ass miöz kreis Ichre
Fahr Kemer zofer ine Winzer und Örebein. Auer Ne
nur dor Du ; Tphazıeteis Tabın IE pad
ride.
ei!
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m prakt ms Nobm oniugrfim. omern
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242 IL Ubtheilung. Wefrherifche &iubien.
aub, wenn gleibe Gründe für ımb gegen eine Saubkung
fpreben, vormehmlich aber, wenn Aufforberung zur Thktigfeit
da ift, aber fein beitimmtes Ziel Da arbeiten jich alle Sräfte
ab ımb erlahmen enblik. Eme ielbe Sage war jene Sem:
let3 vor ber Erf&beinung bes Geife!, Nah ver Erthetmung
ift jener Zuftann einmal na, un bei wem je Derielbe eimmal
babituell gemerden if, ber meif, wie Jhmer mir ihn ob
fdünelı, nene darum zerane Ihmah zu ten Mr en ur
gemiihzet, rein beftemmende: Ihzartühl Lern heroudrerken;
ren welher Mr ik aber tie Ihr, zu der Samla much das
Grperkt aufaeirrperı mim? Wie mie] irn: Dasceger? Welde
Arzereten unb Gefühle werben varurk ridr verlor?
inpes Inäistezzgiel um einen Scimermiihizer mir be
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944 IL Aftkat Uchketii Enbi
Eranmer zu Rathe ziehen. Aud) if e3 eine wunterlide Edimei-
&elei für Glifaberh, ihre Murter al3 ein alltiglihes Crihörf
in jener Ecene mit einer alzen Tame binzuftellem. Und eine
Stmeidele ift ja im füniten Akte gemeint, vie wabrieinlich
erft iriter auf König Jakob auszerekn wurte. Crer war eb
von vorne herein auf Yalck abgeichen, wie Micbeh? Zaun
erllärte id; vas Ganze viel leichter.
Tie Iuftigen Weiber von Rintier ftchen in feinem kefew
dern Krerit bei den ShaleiveureBewunteren. Ih finne &&
nidt3 teito weniger ein jehr Iuitiges Etüd und mandem be
wunderten vorzuziehen. Dieje Mae von Icmiiken Figuren,
wie er die beiden Chemänner im Gegentag zu halten gewußt,
mit dem jyeenauftritte die Sache ind Beetiihe gezogen und
enzlih die wahre Liebesintrigue in den Erpak vermwebt bat,
Das alles ift befler ald manches Andere.
Ein engliiher Kunftrihter hat da3 icheinbare Faradoron
aufgeitellt: Falitaff jei nit feige. Er if’3 eigentlih aud
niht. Gr war gewiß in feiner Jugend berzbaft, jo wie er
kei feinem Verftande gewiß neh mande andere gute Eigen:
fhaft beiaß; aber die Lebenzluft hat Alles verihlungen Der
moraliihe Sped, mit dem phyfiihen zugleih wachjenn, bat
ihn ganz in Behaglichkeit und Genuß eingehüllt. Seine melans
boliihe Laune, von der er öfter jpriht, if nichts ala das
halbunbemußte Gefühl feiner Verkehrtheit. Hierin liegt wohl
mit ein großer Theil der Urfahe, warum uns Yalitaff, er
mag thun, wa3 er will, nie verlegt und fo jehr unjer Lieb
ling bleibt, daß der Schluß des zweiten Theil3 von Heinrid IV.
beinahe nicht befriedigt. Webrigens ift au gewiß, daß über
die Hälfte Ddiejes legten Srüdes hinaus die erfte Sıärle der
Begeiiterung etwas von Shafejpeare gewichen if. E3 ift aud
bier Alles vortrefflih, aber Shalejpeare hätt? e8 noch beiler
maden können.
250 I. Abtheifung. Wefthetifhe Stubten,
fein, aber ihn nöthigte der Schaufpieler, fi) mit den Per-
fonen und Situationen zu iventificiren und aus ihnen heraus:
zubichten, ftatt in fie hinein. Er hat feine Perfonen gelebt,
als er fie fehrieb, und er war eben fo fehr der Gefammt-
fchaufpieler feiner Stüde, als ihr Dichter, welches Tegtere Amt
er der Gefchichte oder der Novelle, meiftens fogar einem frit-
beren Schaufpiele überließ, von denen er faum abmwidh und
fie nur im Sinnern bereicherte und erfüllte Mie wenig er
ein Dichter im gewöhnlichen Sinne des Wortes war, zeigen
feine erften Iyrifch epifhen Verfuhe, die durchaus verfehlt find;
Venus und Aponis, bei einzelnen Schönheiten, plump bis
zum Wiverlihen, die Lucrezia fpigfindig und gemadt. Erit
als er al Schaufpielvireftor anfing, Stüde für fein Theater
zuzurihten, fam unbemußt fein eigentlicher Genius über ihn,
und er warb der größte Dichter der neuern Zeit, inveß er
glaubte, nur fein Brod zu verbienen.
Inhalt.
Studien zur Philofophie und Religion .
I. Abtheilung. PBolitifche Studien
Zürft Metenid . .. .
Zur Lehre vom Staate .
Zur Gefchichte im Allgemeinen . .
Zur Zeitgefchichte
Zur Gefchichte einzelner Berfönlichteiten s
II. Abtheilung. Wefthetifche Studien
Zur Aefthetit im Allgemeinen
Zur Poefie im Allgemeinen . h
Zur Dramaturgie . » » 220.
Zu Nfl . . 2 2220.
Zur Malerei .
Zur Literargefchichte
Aphorismen .
110
124
147
157
160
2bl
\
Grillparzers
Sämmtliche Werke
in zehn Bänden.
Dritte Ausgabe.
Zehnter Band
Stuttgart.
Derlag der J. 6. Cottajhen Buchhandlung.
1880.
Drud von Gebriider Hröner in Etuttgart.
Inhalt.
Selöftbiographie . . . -»
Anhang zur Serbftbiographie
Reife: ge an Rom und Neapel .
Rom. A
Neapel . ö
Tagebuch aus dem Jahre 1836
Beiträge zur Selbftbiographie .
Ein Erlen. . . . .
Erinnerungen an Beethoven .
Selbfibingraphie.
1791-1836.
@riljparzer, Bert, X.
ge s n
262 II. Abteilung. Weftyetiihe Stubien.
Stauenzimmer haben in ver Regel feinen Sinn für ven
Scherz, fie goutiren ihn nur, wenn fie gerabe in Iuftiger
Stimmung find.
Die Frömmelei des einen Theil ver vornehmen Weiber
fließt aus bderjelben Duelle, wie bie Kofetterie des andern
Theile: Müpiggang und Langeweile. Sie vertröbeln den Tag
an ber geiftlihen Zoilette, wie die andern an ber leiblichen.
Der Beichtvater ift ihr Marchand de modes, vie Beichte
ihr Anfleipfpiegel, Kirhgänge ihre Rendezvous, Haß und
Verfolgung Anveröventenver ihre Eiferfühteleien und depite
amoureux.
Warum die Drientalen vorzug3weije Räthfel Lieben? Weil
fie weniger denten, als wir, und es ihnen daher mwohlthut,
die Denkkraft manchmal aufzuregen, ohne fie zu ermüben. &s
ift eine Commotion de3 Verftanves, wenn er lange gerubt hat.
Sin einem falten Zeitalter zu leben, ift fein Unglüd, Denn,
indem man fid der Kälte entgegenftellt, ergreift man noth:
wendig da3 Entgegengefete: die Begeifterung. Begeifterung
aber ift die Mutter alle Großen. Unbeilbringend ift aber
eine faljch-begeijterte Zeit, denn um fi nicht mit fortreißen
zu laflen, wird man auf die Kälte hingewiefen. Kälte jenod
fihtet und jcheidet, bringt aber nichts hervor,
Auf die Mafje jol und muß jeder Dichter wirken, mit
der Majje nie.
Sch halte e3 mit der Gelehriamfeit, wie die Fürften mit
der Verrätherei. Ich ehre die Gelehrjamkeit und veradhte die
Gelehrten, vie eben nidht3 al3 Gelehrte find.
_—_—-
Inhalt.
Stubien zur Philofophie und Religion . . . . 2. . 1
I. Abtheilung. Politiiche Stwien . . - 2.2... 8
Füft Mitten . . 2» 200er 7
Zur Lehre vom Stade . . 2 2 2 2 2 nn 4
Zur Gefcichte im Allgemeinen . . ». ..... 5
Zur Beitgefhihte . . . en euer OL
Zur Gejcdichte einzelner Berföntichteiten a ee TR
II. Abtheilung. Aefthetifche Studien . . . » 2...
Zur Uefthetif im Allgemeinen . -. » 22.2... %
Zur Boefte im Allgemenen . . » 2.2... 1100
Zur Dramaturgie - - 2 2 2 20 nenn. 124
Bu ifl 2. 2.2 2 22er nee 1
Zur Wale. . 2 2 20 2 een ne. 157
Zur Literargeihihte - » 2 2 2 2 002020..160
Aphorismen - - 2 2 2 2 2 en nennen 2bl
\
Grillparzers
Sämmtliche Werte
in zehn Bänden.
Dritte Ausgabe.
Schnter Band.
Stuttgart.
Derlag der J. 6. Cotta’fchen Buchhandlung.
1880.
Fred don Sortiere Krim in Sxunzer
Inhalt.
Selbftbiographie . 5
Anhang zur Seibftbiograpbie
Reife: ee an Rom und Neapel .
Rom. 0%
Neapel . ;
Tagebuch aus dem Jahre 1836
Beiträge zur Selbftbiographie .
Ein Erleniß. . - .» . »
Erinnerungen an Beethoven .
Selbfibiographie.
1791—1836,.
Griljparzer, Bet X,
30 Selbfibiographie.
vor Schred, als ih e3 ihm vorlad, machte mir vie ein
prinaliciiten Norftellungen, wie mein ganzes künftiges Schidfal
durd dieie Nerje in Gefahr gejegt werden könnte, und band
mir auf Die Seele, nicht, e8 zu zerreiken (mad benn bod
eine acwilie Befriedigung vorausjegt), wohl aber, eö Niemand
jeben zu lafien. Das habe ich treulicy gehalten und es Nie
manben gezeigt, demungeadhtet Tam jchon des andern Tages
mein Vater ganz beftürzt aus dem Gafthaus zurüd, wo -er
mandınıal des Abends ein Glas Bier zu trinfen pflegte, rief
mid) bei Seite und fagte mir, daß das Gedicht mit allgemeiner
Billigung von einem der Gäfte vorgelefen worden fei. Das
Zeug machte gerade feiner plumpen Derbheit wegen Die Runde
durdy Die ganze Gtabt; glüdlicherweife errieth aber Niemand
den Berfafier. (Siehe Anhang 1.)
Das ift einer ver beiben Fälle in meinem Leben, wo ein
von mir forgfältig verborgen gehaltene Gebiht ven Weg,
das erfte Mal zur Deffentlichleit, das zweite Mal an jeine
bejondere Adrefje fand.
Sch will aud den zweiten Fall hier anführen, obwohl er
nit in die Beitfolge gehört, aber für fi) vereinzelt baiteht,
teine EntwidlungSperiode bezeichnet und id) ihn an feiner Stelle
leicht vergefjen könnte.
Mehrere Jahre fpäter hatte ih mid in eine Theater:
jängerin verliebt, die al Cherubin in Mozarts Figaro in
der doppelten Verklärung der herrlihen Mufif und ihrer
eigenen frijhen jugenvlihden Schönheit fi meiner ganzen
mbildungskraft bemäctigte. Sch jchrieb ein Gebidht an fic,
das man wohl gut nennen Tann, obwohl die Gluth darin
en wenig an das Verrüdte, wohl gar Unfittlihe ftreifte.
"aa ihr jelbft zu nähern, tam mir nicht in den Sinn. Ad
wer Damals in den bürftigjten Umjtänven, jelbit meine Garde:
tes iegte davon Zeugnik ab, inbeh Die Öefeierte, von reidien
Yrbabern ummorben, Gold und Seide als tägliher Dpier
u Auch Die Reize meiner Perjon liegen Leinen ainitiace
Waacet worauslegen. Jd fehle Daher mein: Verje mit einem
u Seibhinorropbt:
a Eeuerr ee Waeii m pie Gene 2 zu
zum zu denen Sue wöllsir mir Ges Imer
a ER mise Ämmer vario. Deren: TIiem ze
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le un Jun ll mi nr 2 z22e, Mit
2, mai einer Smüreigite
4, mie, auch mit Mmisteren andern Sardaleuten
ven Paula stazutellen. 2 mar immer ein &eind folder
lerıcı haantellungen, betungers aber, wie ich geitehen muB,
fette andy wir zum verbundene Berbinplichfeit des Hands
fuifer yuief. Sch Lehe Duher ab und jollte jegt beftraft
werten sunein cch zum legten Dal die Bererölirche bejehen
weilte, Inge ub einen Srafen Schaffgotiche, einem inner
Tb me nperth weblbenhaffenen, liebenswürbigen jcdhlefe
ben Wretmanm, Abs Nutbelit in einem großentbeil3 proter
Hantihben Yanır war er dent ‘Papfte vorzugsmweile interejlant,
und st Batte Daher fiben mebrere Male Unterredungen mit
Man ebadt. Aept augen ein großes Baker unter dem Arme.
"aoansen Metentinge, Diese gelauft und der Pazit ch
SS RT:
rl au DZ ara te
. mw Tr HTeegee meer
balten - — binzu, dak ich auf meiner dermaligen Stei
Archivspireftor der Hoffammer unentbehrlih jei. St
Arhivspireftor der Hoflammer unentbehrlidh: für einen ?
mag das einen guten Spaß gegeben haben.
Damals nun fuhte ih den mir vom Finanzminif
theilten Urlaub aufs Beite zur Vollendung meines dur
italienische Reife unterbrochenen goldenen Vliekes zu bei
Über e3 zeigte fih ein trauriger Umjtand. Durh vd
fhütterung beim Tode meiner Mutter, die gewaltigen
eindrüde in Stalien, meine dortige Krankheit, die Wir
feiten bei der Rüdfkehr war Alles, was ih für bieje
vorbereitet und vorgedacht, rein weggewijcht. Ic) hatte
vergefien. Vor Allem den Standpunft, aber au allı
zelnheiten dedte völlige Dunkel; Iektered um jo meh:
ih mid nie entihließen konnte, verlei aufzufchreiben.
Umriffe müjlen im Voraus Zar fein, die Ausfüllung
ih während der Nrbeit erzeugen, nur fo verbindet fich
und Form zur völligen Lebenvigleit. Während ih in ı
Erinnerung fruchtlos juchte, ftellte fih etmad Wunde
ein. Ich hatte in der legten Zeit mit meiner Mutter
Selöfibiographie. 185
bie drei: erften Afte begeifterten Beifall, die zwei Iegten gingen
leer aus. Erft nach mehreren Jahren gelang e3 einer begab:
ten Schaufpielerin, das Ganze zu Chren zu bringen, ohne
übrigens: meine Webergeugung von den Gompofitionsfehlern
viefer Ießtern Alte aufzuheben.
:&m Deutihland wurde e3 nirgenvs gegeben. G& fehlte
nämli, wie an Dichtern, fo auch allgemad) an Schaufpielern
mb endlich fogar an einem Publikum.
Anhang zur Selbfibiographie.
1.
Diefes Gedicht des fünfgehnjährigen Griliparzer ift für denjelben zu
Garalteriftifh, als daß wir e3 nicht vollinhaltig hierher fegten:
Shleht und Ned.
Mit frechen Feinden kriegen
Und fie au ftet3 befiegen,
Das wär fehon reht;
Doch ohn’ ein Schwert zu ziehen,
Noh immer mehr zu fliehen,
Ei! das ift fchlecht.
Mit einem Anvdern kämpfen,
Der Feinde Radıgier vämpfen,
Das wär’ fhon redt;
Doh Pläne, die nicht3 taugen
Und nur das Land ausfaugen,
Ei! das ift Schlecht.
Dak Schurken fidh berathen
Und Fürft und Land verrathen,
Das ift nicht tet;
Do fie zu penfioniren,
Gtatt fie zu arquebufiren,
Ei! das ift fchlecht.
210 Anhang zur Geltfibiographie.
Beichwerlichteit des Gejhhäftes. Auf Ertheilung biefer Zulage
ift aud für mich von Seite der hohen Hoflammer bei Geiner !
Majeftät bereits der Antrag geftellt worden. Da burhans
fein billiger Grund denkbar ift, daß biefe Zulage mir wer :
weigert werben follte, fo werde ich nad Herablangung der
A. H. Entfliegung an Gehalt 2000 fl. und ein Uuartier
geld von 300 fl. beziehen, was im Entgegenhalt der Biblio:
thefaröbefoldung won 2000 fl. und 150 fl. Duartiergelv einen
reinen DVerluft von jährlichen, 150 fl., darftellt. Aber felbk
wenn Seine Majeftät befinden follte, mir gegenwärtig allen
fall3 nur die größere Hälfte jener Zulage zu verleihen, ven
andern Theil aber in Zukunft vorzubehalten, fo würde aud
dann der augenblidlihe Mehrbetrag der Bibliothelargenüfle
nur ein Außerft unbebeutender, ein laum in Rednung zu
bringender jein. ee .
Alles Diefes zufammengensmmen, hoffe ih zuverfichtlih
auf gnädige Gewährung meiner Bitte,
Neife- Erinnerungen
on +
om und Heapel.
1819.
RETTET
Engebud aus dem Iahre 1836,
Paris und London.
8 u - “
ER ne $ ..-o-
Pre zen
= .. -
.. -
5 .
pr sr
. Beiträge zur Zelbftbiographie,
EEE nn
Bl,li) Beiträge zur Solbfibiographie.
Ah babe fell dem Blick eine eigene Ginneigung zu groben,
aufammengelegten, ind Weite gehenden Compofitionen. Da:
wor m Kb ih hüten, Das ift nicht meine Sadhe. Wenn
meine Peantalte Die Sehranlen nicht fühlt, geht fie aus dem
Michten ind Meitere, und ermattet fie bei ber Länge des
Meges mu Fir einen Munenblid, fo faßt bie Hppochondrie
Fee und gaadıe mit (bier Gelbfttritit alles Gemwonnene
wister Man orgablt von einen: General, daß er gefagt
Raben dell Gino Aımee von Vierundjmangigtauifend Mann
Kann ide Trumandisen eine von bunderttaufend fommantirt
wie Das tellie eb alle Deodier gelagt fein, vernebmlic
sa Am Der Adetsas Surube, das muren meine
wire
We die mm m ua
“neh hu) Mm bo ze Yu vn rt
"end onma ehren Duo Far Ep} m nIror
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a heben Saiopmeai er dem gaduuhin Au DIGEr 88
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Mi, beoo man mir fagl m dire der Belize Str ee
Zara geunın Bst Tor m em
Srmuu me Usmert dee Tan, Bit. i: ion
nm, umiser ex Der: gı werlierem, Berz "m ıuzere: Diet
Beiträge zur Gelbftbiographie. 393
Wenn damals eine mädhtige Hülle des Göttlihen, der
Tugend, vielleicht auf lange zu Grunde ging: die Religion
als pofitive Anftalt, jo beginnt dafür ein neues Vehikel ver
Tugend, virtus, fih zu bilden in dem Streben ver Völfer
nad Freiheit, nad) bürgerlicher und politifher Freiheit. Schon
ift der Menjh niht mehr auf fein enges Selbft bejchränft,
Schon nimmt er wieder Theil an einem Allgemeinen, die Be:
geifterung erwadht, und die Tugenden haben ja Das gemein
mit den Laftern, daß, wenn man einer die Thüre öffnet, fi
die andern ungerufen miteindrängen. Land! Land! Armer
Säiffer!
Ein Erlebniß. 399
Frau eitvad geziert und outrirt in ihren Empfindungen ge
tannt habe, fo Tonnte ic doch eines unangenehmen Gefühles
nicht 103 werden, obgleich bittre Thränen die Wahrheit ihrer
Reden nur zu fehr beurkundeten.
Verftändige Männer haben es nicht für fhlehthin un-
möglich gehalten, daß Abgefchiedenie nad) ihrem Tode den Rüd-
gebliebenen erfcheinen können, Ich habe an dem Gegentheile
wohl nie im Exnfte gezweifelt, halte e8 aber jegt für apobit:
tif unmöglih. Denn wäre e3 möglih, Marie P. würbe mir
gewiß erfchienen fein.
Unter Griliparzer’3 Papieren fand fi folgende, für jenes Mäbchen
Marte P. entivorfene Grabfhrift: „Jung ging fie auß der Welt, zwar ohne
Genuß, dafür au ohne Reue“