THE LIBRARY
OF
THE UNIVERSLTY
OF CALIFORNIA
RIVERSIDE
Die
Diplomatischen Akten
des Auswärtigen Amtes
1871-1914
Herausgegeben
im Auftrage des Auswärtigen Amtes
Die
Grosse Politik der
Europäischen Kabinette
1871-1914
Sammlung der Diplomatischen
Akten des Auswärtigen Amtes
Im Auftrage des Auswärtigen Amtes
herausgegeben von
Johannes Lepsius
Albrecht Mendelssohn Bartholdy
Friedrich Thimme
1
DEUTSCHE VERLAGSGESELLSCHAFT FÜR POLITIK
UND GESCHICHTE M. B. H. IN BERLIN W 8
\^r « \ X^ x t>- x-%. «y . ' — —
12. Band:
Alte und
neue Balkanhändel
1896-1899
Zweite Hallte
l
DEUTSCHE VERLAGSGESELLSCHAFT FÜR POLITIK
UND GESCHICHTE M. B. H. IN BERLIN W 8
&-¥f
z
2. Auflage
Alle Rechte, besonders das der Übersetzung, vor-
behalten/Für Rußland auf Grund der deutsch-
russischen Übereinkunft / Amerikanisches Co-
pyright 1923 by Deutsche Verlagsgesellschaft
für Politik und Geschichte m. b. H. in Berlin
W8, Unter den Linden 17/18 / Amerikanische
Schutzzollformel: Made in Germany / Gesetzt
und gedruckt in der Buchdruckerei F. E. Haag
in Melle i. H.
Inhaltsübersicht des zwölften Bandes (2. Hälfte)
KAPITEL LXXX
Der Griechisch-Türkische Krieg 1897 307
KAPITEL LXXXI
Die Kretafrage 1898. Dissonanzen im Europäischen Konzert ... 479
KAPITEL LXXXII
Die Mazedonische Reformfrage 1898—1899 513
KAPITEL LXXXIII
Deutschlands Einfluß am Goldenen Hörn 1898—1899 555
Anhang:
Die Orientreise Kaiser Wilhelms und die Protektoratsfrage
1898—1899 587
Namenregister zu Band VII — XII 639
Berichtigungen zu Band VII— XII 699
Ein ausführliches Namen- und Sachverzeichnis erscheint zum Schlüsse
des gesamten Werkes
Kapitel LXXX
Der Griechisch-Türkische Krieg 1897
20*
Nr. 3132
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 23 Berlin, den 10. Februar 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 44*.
Die Gefahr des Augenblicks entspringt aus der früheren Haltung
der Türkei und der jetzigen Haltung Griechenlands. Wir werden uns
solchen Vorschlägen anderer Mächte, welche geeignet scheinen, die
allgemeine Kriegsgefahr zu vermindern, gern anschließen. Eine eigene
Initiative mit selbständigen Programmvorschlägen würde der Lage
Deutschlands als der einzigen Großmacht, welche keinen Giebel nach
dem Mittelmeer zu hat, nicht entsprechen.
Marschall
* Seit Anfang Januar 1897 waren auf der Insel Kreta neue Aufstände aus-
gebrochen, die die panhellenische Begeisterung in Griechenland noch stärker
als 1896 entfachten. In Athen fanden viele Demonstrationen statt, um die Re-
gierung zu zwingen, für die aufständischen Kreter Partei zu ergreifen. Die
griechische Regierung, außerstande, die Bewegung zu zügeln, entsandte zu-
nächst am 6. Februar ein Kriegsschiff und ein Transportschiff nach Kreta,
angeblich zur Rettung der griechischen Einwohner; sie schritt aber schon am
8. Februar zur Mobilisierung ihrer Flotte und ließ am 10. den ersten Schiffen
die Torpedobootsdivision unter dem Befehl des Prinzen Georg folgen. Die
Großmächte, die ihrerseits ihre maritimen Streitkräfte in den kretensischen Ge-
wässern verstärkten — auch deutscherseits erhielt am 8. Februar S. M. S. „Kaiserin
Augusta" die Order, von Wilhelmshaven nach Kreta abzugehen — , bestrebten
sich nach Kräften, den entstehenden Brand zu löschen. Die Botschafterkonferenz
in Konstantinopel war von Anfang an bemüht, die Türkei von der Entsendung
von Truppenverstärkungen nach Kreta zurückzuhalten, andererseits befürwortete
sie eine Mahnung der Mächte in Athen zur Rückberufung der nach Kreta ent-
sandten Kriegsschiffe (Telegramm des Freiherrn von Saurma Nr. 44 vom
9. Februar 1897). Der deutsche Standpunkt möglichster Zurückhaltung bei
möglichster Aufrechterhaltung der Einigkeit der Mächte erhellt aus einer Auf-
zeichnung des Vortragenden Rats von Holstein vom 8. Februar 1897
über eine Unterredung mit dem russischen Botschafter Grafen von der Osten-
309
Nr. 3133
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 10. Februar 1897
De»- russische Botschafter* ließ heute bei Besprechung der kreten-
sischen Frage eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Haltung seiner
Regierung durchblicken. Er meinte, auf die griechische Regierung
bezw. auf die griechische Aktionspartei würde nur einzig und allein die
Blockade des Piräus Eindruck machen; für eine solche aber das Ein-
verständnis der Mächte zu erlangen, erscheine wenig aussichtsvoll.
Über die Haltung seiner eigenen Regierung sei ihm in den letzten
Tagen keine bestimmte Direktive zugegangen. Zweifellos würden von
Seiten des dänischen Hofes die größten Anstrengungen gemacht, um
die Lage des schwerbedrängten Königs von Griechenland möglichst
zu erleichtern**.
Marschall
Sacken. Es heißt darin u. a. : ,,lch bemerkte, daß Rußland und Frankreich ihrer
respektiven Interessen wegen die leitende Rolle hätten unter denjenigen Mäch-
ten, denen eine Beruhigung der Orientfrage erwünscht sein würde, und daß es
darum natürlich sei, Vorschläge von ihnen zu erwarten. Vielleicht werde eins
dieser beiden Kabinette den Vorschlag machen, daß das griechische Geschwader,
welches soeben mit Nichtbeobachtung der internationalen Etikette in Kanea ein-
gelaufen sei, ohne die türkische Flagge zu salutieren, aufgefordert werde, ent-
weder jene Unterlassung nachzuholen oder seinen Aufenthalt in dem Hafen tun-
lichst abzukürzen. Graf Osten-Sacken erwiderte, für einen solchen Vorschlag
werde man schwerlich die nötigen Stimmen erhalten. Die englische Stimme werde
schon mal jedenfalls entgegen sein. Der Botschafter sprach dann noch von der
Sendung der .Kaiserin Augusta' nach Kreta. Ich sagte ihm, es gebe auf Kreta
fast keine Deutschen. Fürst Hohenlohe habe beim Kaiser die Sendung des
Schiffes nur zu dem Zwecke beantragt, um die Einigkeit der Kontinentalmächte
in dem Bestreben für Erhaltung des Friedens zum Ausdruck zu bringen und so
der vermittelnden Tätigkeit der europäischen Konsuln auf Kreta einen ver-
stärkten Rückhalt zu geben."
* Graf von der Osten-Sacken.
** Bekanntlich war König Georg I. von Griechenland ein Sohn König Chri-
stians IX. von Dänemark und zugleich Bruder der Kaiserin-Witwe Maria Feo-
dorowna, der Mutter Kaiser Nikolaus' II. von Rußland. Auch zwischen dem
englischen Hofe und dem griechischen bestand insofern ein nahes Verwandt-
schaftsverhältnis, als die Gemahlin des Prinzen von Wales eine Schwester König
Georgs I. war. Aber während die Gradlinigkeit namentlich der russischen Politik,
wie die folgenden Aktenstücke zeigen, vielfach durch diese Verwandtschafts-
verhältnisse beeinträchtigt wurde, hat die deutsche Politik sich in ihrem grund-
sätzlichen Streben, Griechenland von einer kriegerischen Verwicklung mit der
Türkei, die leicht einen Kontinentalkrieg hätte entfesseln können, zurückzuhalten,
durch keinerlei persönliche Rücksichten — auch Wilhelm II. stand durch seine
Schwester Sophie, die Gemahlin des griechischen Kronprinzen Konstantin, in
einem nahen Verwandtschaftsverhältnisse zum griechischen Königshause — be-
irren lassen.
310
Nr. 3134
Aufzeichnung des Vortragenden Rats im Auswärtigen Amt
von Holstein
Reinschrift
Berlin, den 10. Februar 1897
Der griechische Gesandte* las mir heute ein Telegramm seiner
Regierung vor, wo betont war, daß die letztere angesichts der auf
Kreta begangenen türkischen Greuel sich in der Notwendigkeit be-
finde, den dort befindlichen Untertanen des griechischen Königreichs
sowie überhaupt den griechischen Stammesgenossen Hülfe zu leisten.
Als ich darauf hinwies, daß die letzterwähnten Stammesangehörigen
Untertanen des Sultans seien, und daß die auf sie bezügliche Rede-
wendung in dem Telegramm auf die Absicht schließen lasse, Kreta
zu annektieren, erwiderte der Gesandte, allerdings könne man nicht
umhin, die Annexion zu wünschen.
Holstein
Nr. 3135
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 10. Februar 1897
Der französische Botschafter** teilte mir heute eine Reihe von Tele-
grammen aus Kreta mit, welche bezüglich der dortigen Situation etwas
wesentlich Neues nicht enthielten. Ferner las er mir ein Telegramm des
Ministers Hanotaux an den französischen Gesandten in Athen*** vor, worin
dieser beauftragt wird, im Verein mit seinen Kollegen der Großmächte
gemeinschaftliche Schritte bei der griechischen Regierung zu tun, um
des resolutions preeipitees zu verhindern. Marquis de Noailles frug
mich, ob ich beabsichtige, ähnliche Instruktion nach Athen ergehen
zu lassen. Ich habe dem Herrn Botschafter erwidert, daß, nachdem
Griechenland durch Entsendung seiner Kriegsschiffe nach Kreta bereits
eine „resolution preeipitee" gefaßt habe, ich mir von einem Zusammen-
wirken in Athen im Sinne der Instruktion des Herrn Hanotaux wenig
verspreche. Nach meinem Dafürhalten enthalte das griechische Vor-
gehen eine schwere Gefährdung des europäischen Friedens, die in-
solange nicht aufhören würde, als die griechischen Kriegsschiffe sich
an der kretischen Küste befänden. Wir seien nicht in der Lage, die
* C. A. Rangabe.
** Marquis de Noailles.
*** F. A. Bouree.
311
Initiative in der kretischen Frage zu ergreifen, würden uns aber allen
Vorschlägen, die auf Erhaltung des Friedens abzielten, anschließen.
Marquis de Noailles las mir dann ein Telegramm des Grafen Monte-
bello an Herrn Hanotaux vor, welches meldet, daß Graf Murawiew
ebenfalls Instruktion nach Athen gegeben habe, der griechischen
Regierung ernste Vorstellungen über die Erschwerung der Lage zu
machen, welche durch die Entsendung griechischer Schiffe an die
kretische Küste entstanden sei.
Marschall
Nr. 3136
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 31 St. Petersburg, den 10. Februar 1897
Graf Murawiew nahm mit Dank Inhalt des Telegramms Nr. 23*
entgegen. Er hat bereits heute früh unter Mitteilung eines Telegramms
von Herrn von Nelidow über beabsichtigte Absendung türkischer Ver-
stärkung nach Kreta ein Zirkulartelegramm an sämtliche russische Bot-
schafter geschickt, in welchem er hervorhebt, daß neue Truppensendung
bedenklich wäre. Er schlägt dagegen vor, zunächst unverzüglich den
Konsuln auf Kreta und dann den Gesandten in Athen die allerstreng-
sten Weisungen zu geben, sich gegen weitere Ausschreitungen aufs
energischste ins Mittel zu legen und griechische Regierung verant-
wortlich zu machen.
Graf Murawiew findet der Kürze halber Anwendung simultaner
Noten, die dem Sinne, wenn auch nicht der Form nach gleichbedeutend
wären, genügend, um volle Eintracht der Mächte zu konstatieren.
Kollektivnoten würden unnütz zeitraubend sein.
Seiner Ansicht nach ist es schwer, vorhandene griechische Kriegs-
schiffe zurückzuziehen, türkische Truppenverstärkung wäre gefährlich.
Um so energischer müßten die Konsuln und Gesandten einmütig
auftreten.
Er ist zurzeit entschieden gegen Abtretung Kretas an Griechen-
land. Um dies zu dokumentieren, schlägt er vor, erst die Konsuln
in Kreta mit Weisungen zu versehen und unabhängig davon die Ge-
sandten in Athen.
Radolin
* In Telegramm Nr. 23 vom 9. Februar war die deutsche Bereitwilligkeit aus-
gesprochen, Graf Murawiew vor allem in Wien und Rom zu unterstützen, falls
er Maßregeln vorschlagen wolle, die geeignet seien, der aus der Haltung der
griechischen Aktionspartei sich ergebenden ernsten Gefährdung des europäischen
Friedens zu begegnen.
312
Nr. 3137
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
London, den 11. Februar 1897
Zu gestern abgegangenem Zifferbericht Nr. 86*.
Wenn Lord Salisbury nicht gestern Komödie gespielt hat, muß
ich aus seinen Äußerungen schließen, daß ihm eine Demarche der
Mächte in Athen bezüglich der nach Kreta gesandten griechischen
Schiffe, über deren Tragweite man sich unverzüglich verständigen
müßte, nicht unerwünscht sein, und daß er sich anschließen würde,
wenn sie ihm von anderer Seite vorgeschlagen wird.
Es scheint mir von höchster Wichtigkeit, daß dem Vorgehen der
Griechen auch jetzt noch, wenn möglich, ein Riegel vorgeschoben
wird. Wird das Anschneiden des Kuchens in Kreta gestattet, so wird
die Autorität der Mächte in Konstantinopel eine bedenkliche Einbuße
erleiden, und die Folgen für die weitere Entwicklung der Dinge
dort wären unberechenbar. Ich vermag nicht abzusehen, welches Be-
denken im Wege steht, daß wir in diesem Falle die Initiative zu
einem entsprechenden Vorschlage ergreifen, da darin keine Partei-
nahme unsererseits für die eine oder die andere der Mächte in der
orientalischen Frage selbst liegen würde.
Hatzfeldt
Nr. 3138
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Paris Grafen Münster
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 17. Berlin, den 11. Februar 1897
Der französische Botschafter kam heute früh, um mir zu eröffnen,
Herr Hanotaux habe mit Bedauern in Erfahrung gebracht, daß man
in Deutschland der Ansicht zuneige, er nehme für die Kretenser Auf-
ständischen Partei. Dem sei nicht so, vielmehr sei er bereit, sich
* Nach dem Hatzfeldtschen Berichte Nr. 86 vom 10. Februar hätte sich Lord
Salisbury zu dem deutschen Botschafter dahin geäußert: „Er teile auch ganz
die Ansicht der anderen Mächte, daß, nachdem die griechische Regierung ohne
Rücksicht auf die Remonstrationen fast aller Mächte dennoch Schiffe ab-
geschickt habe, eine entsprechende Demarche in Athen geschehen sollte, um
den Griechen einen Verweis über ihr Verfahren zu erteilen. Bisher wolle aber
keine andere Macht in dieser Angelegenheit die Initiative nehmen, und England
könne dies ebensowenig tun."
313
weitgehenden Maßnahmen anzuschließen, um zu verhindern, daß der
Aufstand eine den Frieden Europas kompromittierende Bedeutung
gewinne. Er stehe aber mit einiger Verlegenheit der Frage gegen-
über, wer die Initiative für Anregung einer Kollektivaktion über-
nehmen solle.
Ich nahm Akt von den Erklärungen des Botschafters und erwiderte
ihm in der Hauptsache, es sei nicht anzunehmen, daß eine Aktion,
von welcher die Ruhe Europas abhänge, an einer Etiquettenfrage
scheitern werde.
Der Kaiserliche Gesandte in Athen* ist beauftragt, sich auch mit
den Vertretern von Rußland und Frankreich über die Art und Weise
zu verständigen, wie der griechischen Begünstigung des den Frieden
von ganz Europa gefährdenden kretensischen Aufstandes entgegen-
zutreten ist.
Ew. pp. wollen Herrn Hanotaux gegenüber nicht verhehlen, daß
nach Ansicht Seiner Majestät des Kaisers die Mächte entweder wirk-
sam eingreifen oder aber sich zur einfachen Zuschauerrolle und dem
tatsächlichen Bekenntnis ihrer Ohnmacht resignieren sollten. Für uns,
die wir weit vom Mittelmeer abliegen, kommt weniger Kreta als
der Präzedenzfall in Betracht, wonach ein Staat dritten Ranges wie
Griechenland in direktem Widerspruche mit den Intentionen der
Mächte eine Frage würde anschneiden können, welche die ernstesten
Gefahren für den Frieden von Europa in sich birgt.
Marschall
Nr. 3139
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 22 Berlin, den 11. Februar 1897
Antwort auf Ew. pp. heutiges Privattelegramm** zu vertraulicher
Information.
Nachstehendes Telegramm geht soeben an Graf Münster ab: pp. ***.
Offenbar ist Graf Murawiew behindert durch die dänischen Sym-
pathien der Kaiserin-Mutter, und er würde es, nach den Äußerungen
des hiesigen russischen Botschafters zu urteilen, freudig begrüßen,
wenn von Frankreich aus eine energische Initiative käme. Meines
Wissens wird von russischer Seite bereits ganz geheim in der Richtung
* Freiherr von Plessen.
** Siehe Nr. 3137.
*m Folgt Nr. 3138.
314
gearbeitet. Wenn Herr Hanotaux sich überhaupt trotz des franzö-
sischen Philhellenismus zu einer antigriechischen Aktion bringen läßt,
so wird er es am ersten den Russen zu Gefallen tun, Hingegen
fürchte ich, daß eine etwaige deutsche Initiative dem Vorgehen gegen
Griechenland in Frankreich ein doppelt schweres Odium aufladen
würde. Ohne uns voranzustellen, sind wir jedoch ernstlich in anti-
griechischer Richtung tätig und werden es unseren Bemühungen zu-
schreiben können, wenn überhaupt etwas Wirksames vereinbart wird.
Nach Wien hin, welches sich am abgeneigtesten zeigt, hat sich der
Herr Reichskanzler heute recht scharf geäußert*.
Marschall
Nr. 3140
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 11. Februar 1897
Dem russischen Botschafter teilte ich, als derselbe heute zur
Besprechung der kretensischen Angelegenheit kam, den Inhalt des
Petersburger Telegramms Nr. 30** mit, wonach Graf Murawiew die
Türkei an der Sendung von Truppen nach Kreta hindern und die
griechische Regierung durch gemeinsame ernste Vorstellungen und
durch den Hinweis auf ihre Verantwortung einschüchtern will. Graf
Osten-Sacken war nicht der Ansicht, daß auf letzterem Wege etwas zu
erreichen sei. Die Mächte müßten, wenn sie nicht den Piräus blockieren
wollten, wenigstens den Verkehr der griechischen Kriegsschiffe mit der
kretensischen Küste verhindern. Dabei aber stellten sich ihm zwei
Schwierigkeiten dar: 1. die Schwierigkeit, mit der Graf Murawiew am
Petersburger Hofe wegen der dänischen verwandtschaftlichen Ver-
hältnisse zu kämpfen habe; 2. die Schwierigkeit bezw. Gefahr, welche
sich aus der unklaren Haltung Englands ergebe. Wie werde England
sich stellen, wenn Rußland und Frankreich dem griechischen Ge-
schwader gegenüber zu gewaltsamen Abwehrmaßregeln schritten?
Ich erwiderte, daß zunächst mal, wenn die Mächte den Sultan
verhinderten, die türkische Besatzung von Kreta zu verstärken, sie
dadurch zweifellos die Verpflichtung übernähmen, daß kein Dritter,
* Telegramm an Graf Eulenbiug Nr. 36 vom 11. Februar. Es hieß darin, daß
die einseitige Schärfe der Äußerungen Graf Goluchowskis gegen die Türkei und
die Betonung des Zutrauens zu den friedlichen Absichten Griechenlands ihn,
Hohenlohe, nötige, mit der unerfreulichen Möglichkeit zu rechnen, daß für
Österreich-Ungarn das Interesse des europäischen Friedens nicht das in dieser
Frage Maßgebendste sei.
** Im Text steht versehentlich Nr. 30, es muß Nr. 31 heißen. Siehe Nr. 3136.
315
also Griechenland, sich die Schwäche der in Kreta vorhandenen
türkischen Militärmacht zunutze mache, um die Insel dem Sultan zu
entreißen. Was England anlange, so flöße dieses mir keine Besorgnisse
ein, weil dasselbe gegenwärtig ein zu schlechtes Gewissen Deutschland
gegenüber habe und deshalb ohne allen Zweifel mit der Möglichkeit
rechne, daß Deutschland im psychologischen Moment bei der franko-
russischen Aktion wegen Kreta als Freund des Friedens und Gegner
Englands sich beteilige.
Der Botschafter zeigte sich für diesen Gedanken durchaus zu-
gänglich und vervollständigte ihn, indem er sagte, wenn Deutschland
nicht wäre, würde die englische Regierung vielleicht schon der Mittel-
meerflotte den Befehl erteilt haben, nach dem Bosporus zu dampfen.
Er meinte dann, ob es indiskret von ihm sein würde, wenn er in dieser
für Rußland so schwierigen Konjunktur ganz vertraulich um unsern
Rat bäte.
Ich erwiderte, für uns würde der Rat an Rußland, bei irgendeinem
Einzelpunkte der Orientfrage voranzugehen, deshalb peinlich zu erteilen
sein, weil wir dadurch denen, die uns mißtrauten, Anlaß zu der Ver-
dächtigung geben würden, daß wir Rußland in kriegerische Ver-
wickelungen hineinschieben wollten. Wir könnten da also nicht füglich
weiter gehen als bis zu unserer vorgestrigen Erklärung, daß wir
Rußland zu unterstützen geneigt seien, falls dieses von sich aus
vorginge, um die kretensische Kriegsgefahr zu vermindern.
Für den Fall jedoch, daß die Bedenken der russischen Staatsleitung
weniger durch Kriegsgefahr als durch natürliche dynastische Erwä-
gungen veranlaßt wären, gäbe es wohl einen Rat, den wir erteilen
könnten, ohne uns damit der Verdächtigung auszusetzen, als trieben
wir Rußland in den Krieg: den Rat nämlich, daß das Petersburger
Kabinett die Dinge derart fingere, daß die französische Regierung vor
die Notwendigkeit gestellt werde zu erklären, ob oder ob nicht sie
für wirksame Maßnahmen zur Beseitigung der kretensischen Gefahr zu
haben sein würde. Daß das Pariser Kabinett in dieser Angelegenheit
dem Petersburger Kabinett einen Korb geben sollte, sei bei den Be-
ziehungen dieser beiden nicht anzunehmen. Es sei vielmehr wahrschein-
licher, daß Herr Hanotaux eine Antwort gebe, welche den Grafen
Murawiew in den Stand setzen werde, den dynastischen Bedenken
unter Hinweis auf die Aktionsbereitschaft Frankreichs erfolgreich ent-
gegenzutreten. Wenn andererseits Herr Hanotaux wider Erwarten
eine unüberwindliche Abneigung gegen jede Aktion mit einer gegen
Griechenland gerichteten Spitze zeige, so sei die russische Regierung
dadurch wenigstens über eine wichtige Zukunftsfrage aufgeklärt.
Graf Osten-Sacken sprach darauf die Absicht aus, daß er dem
Grafen Murawiew telegraphieren wolle, dieser möge versuchen, von
der französischen Regierung eine Erklärung gegen die Haltung Griechen-
316
lands zu erlangen, welcher sich Rußland formell dann nur anzuschließen
haben würde.
Unmittelbar nach dem Grafen Osten-Sacken erschien der fran-
zösische Botschafter mit der bereits verzeichneten Erklärung, daß die
französische Regierung durchaus geneigt sei, sich bei solchen Maß-
nahmen zu beteiligen, durch welche der aus der Haltung Griechen-
lands sich für ganz Europa ergebenden Kriegsgefahr vorgebeugt werden
könne, und daß Herr Hanotaux lediglich wegen der Initiative Bedenken
formaler Natur hege*.
Ich ließ alsbald den Grafen Osten-Sacken von dieser Stimmung des
Pariser Kabinetts verständigen und ihm andeuten, daß es unter diesen
Umständen nicht schwierig sein werde, angesichts der zwischen den
auswärtigen Ministern in Petersburg und Paris herrschenden Über-
einstimmung auch die formale Schwierigkeit der Initiative zu beseitigen.
Graf Osten-Sacken sprach die Absicht aus, sofort in dem Sinne
mit dem französischen Botschafter sich zu besprechen.
Marschall
Nr. 3141
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Gesandten
in Athen Freiherrn von Plessen
Telegramm. Reinkonzept
Nr. 2 Berlin, den 11. Februar 1897
Die Kabinette von Petersburg, Paris und Rom lassen hier mitteilen,
daß ihre Vertreter in Athen der dortigen Regierung wegen deren
Ermutigung des kretensischen Aufstandes Vorstellungen machen sollen.
Ew. pp. sind hiermit beauftragt, das gleiche zu tun. Bezüglich Form
und Inhalt Ihrer Erklärung — z. B. ob schriftlich oder mündlich —
wollen Sie sich zunächst mit den Vertretern von Rußland, Frankreich
und Italien verständigen und bei der Diskussion für den energischeren
Modus Stimmung machen.
C. Hohenlohe
Nr. 3142
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 12. Februar 1897
Der russische Botschafter suchte mich heute abend auf und las
mir das anliegende Telegramm des Grafen Muravview** vor. Ich
erklärte dem Grafen Osten-Sacken, daß die Regierung Seiner Majestät
bereit sei, analogen Befehl an den Kommandanten des deutschen Kriegs-
* Vgl. Nr. 3138.
** Siehe Anlage.
317
schiffs zii geben, das in wenigen Tagen an der kretischen Küste anlangen
werde. Wir seien der Ansicht, daß die Kommandanten der Geschwader
der Großmächte sich untereinander darüber verständigen müßten, jedes
aggressive Vorgehen der griechischen Flottille zu verhindern. Unter
aggressiven Akten würde alles zu verstehen sein, was geeignet erscheint,
die Revolutionäre direkt oder indirekt zu unterstützen, also z. B. auch
die Ausschiffung von Waffen und Munition. Die Regierung Seiner
Majestät des Kaisers sei auch damit einverstanden, daß im Notfalle
Marinesoldaten an bedrohten Plätzen gelandet werden müssen, um im
Verein mit den türkischen Autoritäten Ordnung und Ruhe wiederher-
zustellen. Unsere Bereitwilligkeit, in dieser Richtung an den Komman-
danten unseres Schiffes Befehl ergehen zu lassen, hätten wir bereits
den übrigen Mächten mitgeteilt. Was die in dem Telegramm des Grafen
Murawiew am Schlüsse befindliche Bemerkung bezüglich der Lösung
der ,„kretischen Frage" betreffe, so sei die Kaiserliche Regierung der
Ansicht, daß der „kretische Zwischenfall", denn um etwas anderes
handle es sich hier nicht, nur auf der Basis des territorialen status
quo und der Integrität des Ottomanischen Reiches erledigt werden
könne und selbstverständlich die Eventualität einer Annexion Kretas
durch Griechenland vollständig ausgeschlossen bleibe.
Marschall
Anlage
Der russische Minister des Äußern Graf Murawiew an den
russischen Botschafter in Berlin Grafen von der Osten-Sacken
Telegramm. Abschrift, unsigniert und undatiert. Vom russischen Botschafter am
12. Februar mitgeteilt
L'escadre russe dans la Mediterranee — Commandant Amiral
Andrew — a regu Tordre de se rendre en Crete et de s'entendre avec
les Chefs des forces navales des Grandes Puissances pour defendre
une agression de la part de la flotte hellenique. Pour le cas urgent,
les commandants seraient ä meme de mettre ä terre leurs detachements
et cooperer avec les autorites turques au retablissement de la tran-
quillite dans l'ile, qui serait ainsi gardee en depot par des forces
europeennes jusqu'ä ce que les Grandes Puissances resoudraient, d'un
commun accord, la question cretoise.
Nr. 3143
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Saurma an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 54 Pera, den 12. Februar 1897
Meine Kollegen haben, gestützt auf Meinungsäußerungen der
Konsuln in Kanea, heute übereinstimmend an ihre Regierungen tele-
318
graphiert, daß folgende Maßnahmen die Lage in Kreta noch retten
könnten:
1. Abberufung der griechischen Kriegsschiffe.
2. Zurückhaltung türkischer Truppen.
3. Provisorische Okkupierung von Kanea, Kandia und Rethymno
durch Besatzungsmannschaften der fremden Kriegsschiffe.
4. Sofortige Organisation der fremden Gendarmerie und Inkraft-
setzung der übrigen Reformen.
Die Botschafter haben hinzugefügt, daß mittels einer starken Pres-
sion in Athen die griechische Regierung gleichzeitig zu verhindern
sein dürfte, den Aufständischen auf der Insel irgendwelche Unter-
stützung an Waffen und Munition zukommen zu lassen*.
Saurma
Nr. 3144
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in Petersburg Fürsten von Radolin**
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schvvarzenstein
Nr- 34 Berlin, den 13. Februar 1897
Die hier eingegangenen Äußerungen sämtlicher großen Kabinette
lassen keinen Zweifel darüber, daß diese sich zusammenfinden in dem
Wunsche, einer als Folge des kretensischen Zwischenfalls zu ge-
wärtigenden Störung des europäischen Friedens vorzubeugen. Es wird
deshalb beabsichtigt, die kommandierenden Offiziere der respektiven
Seestreitkräfte dahin zu instruieren, daß dieselben gemeinsam handeln,
um die griechischen Schiffe an allem zu hindern, was zur Förderung
oder Ermutigung des Aüfstandes dienen könnte. Von einzelnen Seiten
ist auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, zur Wiederherstellung
der Ruhe einzelne Punkte der Insel durch Schiffsmannschaften fcis
nach Austrag der Angelegenheit besetzen zu lassen.
Die Regierung Seiner Majestät des Kaisers ist bereit, sich bei
den vorstehenden Maßnahmen zu beteiligen, und zwar lediglich und
* Das Telegramm Saurmas wurde vom Auswärtigen Amt am 13. Februar durch
Zirkulardepesche den hauptsächlichen Missionen mitgeteilt. Eine eigene Stellung-
nahme des Auswärtigen Amtes zu den vier Punkten, die russischerseits als „sehr
annehmbar" bezeichnet wurden (Telegramm Saurmas Nr. 67 vom 15. Februar),
erfolgte zunächst nicht; nachträglich stellte sich auch die deutsche Regierung
auf ihren Boden. Vgl. Nr. 3183.
** Dasselbe Telegramm erging gleichzeitig an die Botschafter in London, Paris,
Wien und Rom, sowie Abschrift davon an den Botschafter in Konstantinopel
und die Gesandten in Brüssel, im Haag, in Kopenhagen. Athen, Belgrad und
Bukarest.
319
ausschließlich im Interesse des Friedens, demgegenüber bei der Ent-
scheidung Seiner Majestät alle anderen Erwägungen, selbst solche
dynastischer Natur, zurückgetreten sind. Dem Frieden nützt aber
die beabsichtigte Aktion der Mächte nur dann, wenn dieselbe mit
dem festen Programm unternommen wird, Kreta im Rahmen des tür-
kischen Staatsverbandes zu belassen. Für den Fall, daß Kreta jetzt
vom Ottomanischen Reiche abgetrennt werden sollte, ist, wie wir
wissen, bereits genügender Zündstoff anderswo angesammelt, um einen
Konflikt in großem Maßstabe in sichere Aussicht zu stellen. Vielleicht
würde dann im psychologischen Augenblick der Vorschlag gemacht
werden, daß als Versuch zur Vermeidung oder Beschränkung eines
solchen Konfliktes ein europäischer Kongreß sich versammeln und
über eine weitere Verteilung türkischen Gebietes beraten soll. Nach
meiner Ansicht würde aber die Möglichkeit der Erhaltung des Friedens
gegenüber den durch die Lostrennung Kretas geweckten mannigfachen
Leidenschaften eine so geringe sein, daß die deutsche Regierung sich,
um nicht mitverantwortlich für die Folgen zu werden, in dem Augen-
blick von jeder weiteren Beteiligung an der Aktion der Mächte zurück-
ziehen wird, wo erkennbar wird, daß die Belassung der Insel beim
Ottomanischen Reich nicht mehr Teil des europäischen Programmes
bildet.
Ew. wollen bei geeignetem Anlaß diese unsre Auffassung außer
Zweifel stellen
C. Hohenloh'e
Nr. 3145
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in Petersburg Fürsten von Radolin
Telegramm. Konzept
Nr. 37 Berlin, den 14. Februar 1897
Graf Osten-Sacken teilte hier gestern ein Schreiben des Grafen
Murawiew mit. Der russische Minister sprach darin zunächst von seinen
sympathischen Reiseeindrücken*, welche in ihm die Überzeugung von
dem Fortbestande der intim-kordialen Beziehungen zu Frankreich und
der gutnachbarlichen und freundschaftlichen zu Deutschland befestigt
hätten. Sodann kam er auf die kretensische Angelegenheit, betonte
die Gefährlichkeit der exigences intolerables der Griechen, jedoch unter
gleichzeitigem Hinweis auf die Schwierigkeit, welche für die russische
Politik, insbesondere für eine russische Initiative sich aus den ver-
wandtschaftlichen Beziehungen zwischen Petersburg und Athen ergebe.
In Übereinstimmung sowohl mit der in letzterem Hinweis ent-
haltenen Andeutung wie auch mit dem Interesse des schwerbedrohten
• Vgl. Bd. XIII, Kap. LXXXV, Nr. 3425 ff.
320
europäischen Friedens richtete ich heute nachfolgendes Telegramm
an den Grafen Münster:
„Ich bitte, Herrn Hanotaux zu fragen, ob die in meinem Telegramm
Nr. 24 erwähnte Beschießung eines türkischen Transportschiffs durch
ein griechisches Kriegsschiff sich bestätigt, und ob der Minister ge-
neigt ist, Ew. pp. den Inhalt der Instruktion mitzuteilen, welche in-
folge dieses griechischen ballon d'essai, und um etwaigen Wieder-
holungen wirksam entgegenzutreten, an den kommandierenden Of-
fizier des französischen Geschwaders in den kretensischen Gewässern
ergangen ist. Wir sind bei dieser Frage direkt interessiert, weil die
, Kaiserin Augusta', deren Instruktion nicht außer Zusammenhang mit
den seitens der anderen Großmächte erteilten Instruktionen zu denken
ist, bereits am 20. in Kreta ankommt.
Ich halte von vornherein und selbstverständlich für ausgeschlossen,
daß die in Kreta versammelten imponierenden Seestreitkräfte der Groß-
mächte eine analoge Bestimmung haben können wie die englischen
Kriegsschiffe, welche vor jetzt 37 Jahren die Ausschiffung der „Tau-
send" bei Marsala deckten, indem sie sich zwischen Garibaldiner und
Neapolitaner schoben. Das Verhalten, welches damals von englischer
Seite die zielbewußte Förderung der italienischen Einheit bedeutete,
würde heute bei der Wiederholung durch Europa lediglich Ohnmacht
bedeuten und vor der Welt wie vor der Geschichte den Beweis
liefern, daß Europa in seiner heutigen Gruppierung außerstande ist,
den europäischen Frieden selbst nur gegen Griechenland zu schützen.
Daß die Regierung Seiner Majestät des Deutschen Kaisers nicht
gewillt ist, in einer solchen Rolle mitzuwirken, wissen Ew. pp. durch
mein gestriges Telegramm Nr. 25*. Wenn wirklich, was ich zunächst
noch kaum für möglich halte, die Absicht besteht, dem Tun der Grie-
chen ruhig zuzusehen, so wird der allerhöchsten Willensmeinung ent-
sprechend die , Kaiserin Augusta' je nach Umständen entweder zurück-
berufen werden oder zum Schutze der Reichsangehörigen im östlichen
Mittelmeer da, wo etwa als Folge der politischen Niederlage Europas
anarchische Zustände in Küstenorten eintreten sollten, Verwendung
finden."
Mit dieser Eröffnung hat Deutschland entgegen seiner Gewohn-
heit in orientalischen Dingen eine Initiative ergriffen, ohne sich dabei
zu verhehlen, daß der praktische Erfolg dieses Schrittes lediglich von
dem Grade der Entschiedenheit der Mitwirkung des Petersburger Ka-
binetts abhängt.
Ew. pp. bitte ich, das Vorstehende mit dem Grafen Murawiew
persönlich eingehend und ganz vertraulich zu besprechen mit dem
Hinzufügen, daß ich bezweifle, ob sich nach dieser gegenwärtigen
* Identisch mit Nr. 3144.
21 Die Große Politik. 12. Bd. 321
noch eine weitere Gelegenheit zur wirksamen Wahrung des euro-
päischen Friedens für uns ergeben wird.
C. Hohenlohe
Nr. 3146
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Wien Grafen zu Eulenburg
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 44 Berlin, den 14. Februar 1897
Der österreichisch-ungarische Botschafter hat hier mitgeteilt, daß
Graf Goluchowski auf die letzte russische Zirkularnote*, betreffend die
Beseitigung der dem europäischen Frieden infolge der kretensischen
Unruhen drohenden Gefahr, durch Gegenfragen mit Bezug auf Einzel-
punkte geantwortet hat. Ew. wollen, falls Graf Goluchowski die An-
gelegenheit Ihnen gegenüber erwähnen sollte, demselben keinen Zwei-
fel darüber lassen, daß wir im gegenwärtigen Augenblick die Lage
für zu bedenklich halten, um unter den Mächten irgendetwas anderes
zu erörtern als die Frage, welche allgemeinen Instruktionen den vor
Kreta allmählich eintreffenden Seestreitkräften der Mächte zu erteilen
sind, damit die kommandierenden Offiziere derselben nach Verständigung
über die Einzelfragen in möglichst rascher und wirksamer Weise den
vom Königreich Griechenland her unternommenen völkerrechtswidrigen
Einbruch abwehren können.
Marschall
Nr. 3147
Der Botschafter in Paris Graf Münster an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 28 Paris, den 14. Februar 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 27**.
Die Nachricht der Beschießung eines türkischen Transportschiffs
durch ein griechisches Kriegsschiff ist bestätigt. Der türkische Bot-
schafter hat es hier angezeigt und es als Kriegsfall bezeichnet.
Die Nachrichten aus Athen und aus Kreta beunruhigen Herrn
Hanotaux sehr. Er ist aufgebracht darüber, daß die griechische Re-
gierung über 30 Stunden die offiziellen Telegramme von und nach
Paris aufhielt. Er hat es durch das Telegraphenamt bestimmt kon-
• Vgl. Nr. 3136.
•* Vgl. Nr. 3145, wo das Telegramm Nr. 27 inseriert ist.
322
statiert und hat dem griechischen Gesandten* die heftigsten Vor-
würfe darüber gemacht. Er fragte mich, ob uns gegenüber dies auch
geschehen sei**.
Was die Instruktionen an den französischen Geschwaderchef be-
trifft, so gehen sie dahin, daß die Griechen verhindert werden sollen,
zur See oder durch Truppenlandung in Kreta einzugreifen. Über das:
wie das geschehen könne, sollen sich die Kommandanten der Kriegs-
schiffe verständigen. Herr Hanotaux sagt mir, von russischer Seite
sei der Vorschlag gemacht, daß Kanea durch ein kombiniertes Lan-
dungskorps besetzt werden solle. Herr Hanotaux wird zustimmen,
sobald das Einverständnis der anderen Mächte erreicht sein wird. Nach
den Berichten des Marquis de Noailles rechnet er auf unsere Zu-
stimmung. Italien und Österreich zögerten anscheinend noch, und
würde er dankbar sein, wenn wir dort unseren Einfluß geltend machen
wollten.
Sowie diese Frage entschieden sei, werde er erst imstande sein,
noch nähere Instruktionen zu erteilen.
Herr Hanotaux hat mir schon wiederholt sein Bedauern über
das Fehlen deutscher Schiffe in jenen Gewässern ausgesprochen, freute
sich aber zu hören, daß die „Kaiserin Augusta" bald eintreffen wird.
Baron von Mohrenheim traf ich im Vorzimmer; er war sehr auf-
geregt, indem er mir sagte, der Krieg ist da.
Münster
Nr. 3148
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr- 10 Athen, den 14. Februar 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 2***.
Sämtliche Vertreter der Mächte haben Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten f soeben einzeln nachstehende gleichlautende Erklä-
rung ff abgegeben:
„Apres Tenvoi des bätiments de guerre helleniques en Crete
suivis de Fexpedition des torpilleurs nous n'avons pas dissimule au
* N. P. Delyannis.
** Das war in der Tat geschehen.
••* Siehe Nr. 3141.
f Skuzes.
ff Die vom 1./13. Februar 1897 datierte Note ist bereits abgedruckt aus dem
englischen Blaubuch „Turkey" in: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 125- die
griechische Antwort vom gleichen Tage ebenda.
323
gouvernement royal la desapprobation que rencontraient de la part
des puissances des actes aussi contraires ä leurs communs desirs de
maintenir la paix de l'orient.
Nous apprenons aujourd'hui que les choses prennent une tournure
autremenl grave; que des troupes regulieres de la Grece se dispo-
seraient ä penetrer ä mains armees sur un point du territoire
ottoman. Si cette nouvelle est fondee notre devoir dans de telles
conjonctures en attendant [les] Instructions qui ne peuvent manquer de
nous arriver ä bref delai est d'insister sur la desapprobation1 que
des actes semblables rencontrent de la part de tous nos gouvernements
et de declarer2 au gouvernement hellenique que les puissances ne
peuvent que laisser peser sur lui les consequences d'une action qui
eveille ä juste titre la vive anxiete des cabinets europeens."
Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat darauf fol-
gendes erwidert:
„Les evenements qui ont eu lieu en Crete ont amene une anarchie
dans laquelle les familles chretiennes ont ete exposees ainsi que leurs
fortunes ä la merci et au pillage de la populace fanatique et sans freins.
Le gouvernement royal ne pouvait plus supporter cet etat lamen-
table dans lequel se sont trouves les habitants de l'ile auxquels nous
sommes lies par la religion3 et par des liens sacres.
II a pris par consequent la decision d'envoyer des troupes pour
occuper l'ile et ramener l'ordre et la paix la bas."
Ein Bataillon Infanterie, ein Bataillon Jäger, zwei Batterien sind
bereits in Piräus für die Abfahrt nach Kreta eingeschifft*.
Zwei Jahrgänge der Reserve werden einberufen, angeblich gegen
20 000 Mann.
Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten sagte ferner, daß
türkische Truppen nach Kreta unterwegs seien.
Die Regierung entsende auch Verstärkungen an die Grenze auf
die Nachricht, daß die Pforte Albanesen, Kurden und andere Volks-
stämme gegen die Grenzen dirigiere.
Plessen
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Da Pfeifen die Athener drauf
2 das declariren und desapprobiren nutzt nichts Kanonen vor den Piräus das ist
die richtige Antwort
3 Heiliger Pobedonostzeff
Schlußbemerkung des Kaisers:
Das ist Krieg! Schnell die Flotten vor den Piräus ehe es zu spät ist. W.
* Tatsächlich landete am 16. Februar der Flügeladjutant des griechischen Königs
Oberst Vassos mit ca. 1500 Mann regulärer Truppen auf Kreta und kündigte
durch eine Proklamation vom gleichen Tage die Besetzung der Insel im N;
des Königs an.
324
Nr. 3149
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Wien Grafen zu Eulenburg
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 45 Berlin, den 14. Februar 1897
Der Kaiserliche Gesandte in Athen meldet, daß der Auswärtige
Minister den Vertretern der Mächte in Erwiderung auf deren gemein-
same Vorstellungen eröffnet hat, Griechenland sehe sich genötigt,
Kreta zu besetzen.
Nach dieser offenen Verhöhnung scheint uns der Augenblick ge-
kommen, wo die Mächte durch gemeinsame Kraftanstrengung den
Friedensstörer in seine Grenzen zurückzuweisen haben würden. Das
erste unzweideutige Zeichen wirklichen Ernstes auf Seite der Mächte
dürfte dazu genügen.
Marschall
Nr. 3150
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Saurma an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 62 Pera, den 14. Februar 1897
Sir Ph. Currie hat von Lord Salisbury die Ermächtigung erhalten,
„an jederlei diplomatischer Aktion teilzunehmen, welche von seinen
Kollegen in betreff der kretensischen Frage vereinbart werden sollte/'
Infolgedessen beschlossen wir, unseren Regierungen folgende Vor-
schläge zu unterbreiten:
„Um Kreta allen völkerrechtswidrigen Gewalttätigkeiten Griechen-
lands zu entziehen, hätten die vor Kreta liegenden 26 Kriegsschiffe
Marinedetachements in den hauptsächlichen Städten und sonstigen
passenden Punkten auszuschiffen und auf diese Weise die Insel in
eine Art von Depot der Großmächte zu nehmen, welcher Akt ihnen die
nötige Zeit zur Beratung über eine ihnen genehme Lösung der kre-
tensischen Frage gäbe*.
Diese Entschließung würde der griechischen Regierung mit der
Weisung bekanntzugeben sein, sich jeder aggressiven Handlung zu
* Wirklich besetzte schon am 15. Februar mit Zustimmung der türkischen Be-
hörden ein Detachement, welches aus 100 Russen, 100 Franzosen, 100 Eng-
ländern, 100 Italienern und 50 Österreichern bestand, die kretische Stadt Kanea.
Am 21. Februar landete auch der inzwischen vor Kreta angelangte deutsche
Kreuzer „Kaiserin Augusta" 95 Mann bei Kanea.
325
enthalten, sowie gleichzeitig der Pforte als Antwort auf ihre Zirkular-
depesche mitzuteilen sein, in welcher sie die Mächte um Intervention
angegangen."
Saurma
Nr. 3151
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in Wien Grafen zu Eulenburg*
Telegramm. Konzept
Nr. 46 Berlin, den 15. Februar 1897
Der Kommandant von S. M. S. „Kaiserin Augusta"** erhält folgende
Instruktion: „Verständigung mit den kommandierenden Offizieren der
Seestreitkräfte der übrigen Großmächte in den kretensischen Gewässern
über diejenigen Maßnahmen, welche geeignet sein würden, jedem
aggressiven Akt seitens der griechischen Schiffe ent-
gegenzutreten oder vorzubeugen. Als aggressiver Akt
würde nach diesseitiger Auffassung alles anzusehen sein,
was geeignet ist, den Aufstand zu fördern oder zu ermu-
tigen, also Landung von Munition oder Mannschaften,
sowie jeder Akt der Bedrohung oder Feindseligkeit durch
griechische Schiffe gegenüber türkischen Fahrzeugen
oder Stellungen. Die Verständigung wird sich auch darauf er-
strecken, daß im Notfalle Mannschaften gelandet werden, um die Ord-
nung wiederherzustellen und Blutvergießen zu verhindern."
Ich bitte, diese Instruktion unverzüglich dort zur Kenntnis zu
bringen mit dem Hinzufügen, daß nach der beispiellosen Abfertigung,
welche die Vorstellungen der vereinigten Großmächte soeben durch
Griechenland erfahren haben, ich es selbstverständlich als unter unserer
Würde erachte, für jetzt noch weitere diplomatische Schritte in Athen
zu tun, außer etwa in unmittelbarer Verbindung mit dem materiellen
Eingreifen unserer Seestreitkräfte, pp.
C. Hohenlohe
Nr. 3152
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an Kaiser Wilhelm II.
Immediatbericht. Eigenhändige Ausfertigung
Berlin, den 15. Februar 1897
Euere Kaiserliche und Königliche Majestät wollen mir allergnädigst
gestatten, daß ich im Anschluß an die mir von Euerer Majestät ge-
* Ein wesentlich gleiches Telegramm ging an die Botschafter in Paris, Rom,
London, Petersburg, Konstantinopel.
** Kapitän z. S. Koellner.
326
machten Mitteilungen* nach Durchsicht der eingelaufenen Telegramme
noch einige Bemerkungen über die schwebende Frage vortrage. Aus
der Gesamtheit dieser Telegramme ergibt sich, daß die Hauptgsfahr
darin liegt, daß die griechische Flotte Feindseligkeiten gegen Kanea
oder Kandia unternimmt. Da wird also ein Eingreifen der Mächte
an Ort und Stelle1 das einzig Wirksame sein. Ich halte für mög-
lich, daß schon das erste Zeichen von unzweideutigem Ernst seitens der
Großmächte in Form von vielleicht nur wenigen Kanonenschüssen schon
genügt, um die Griechen zur Vernunft zu bringen. Für jetzt verlassen
sich die Griechen noch immer auf die Wirkung teils von Eifersucht,
teils von Familiengefühlen an den großen Höfen. Wenn diese Illusionen
durch etwas Pulverdampf zerstört sind, wird wahrscheinlich der grie-
chische Minister des Auswärtigen eine andere Sprache führen als die
Euer Majestät bekannte im Telegramm Nr. 10**. Indessen ist der Fall
nicht ausgeschlossen, daß die Schiffskommandanten vor Kreta ihren
Regierungen empfehlen, einen Teil der dort versammelten Geschwader
im Piräus zu verwenden. Ich möchte mir jedoch erlauben, dringend
zu empfehlen, daß die ohnehin nicht sehr große Aktionslust der Ka-
binette nicht dadurch vermindert werde, daß unsererseits vor Beginn
der kretensischen Aktion auf der Blockade des Piräus als dem einzigen
wirksamen Mittel insistiert wird. Die Hauptsache ist, daß nur einmal
angefangen wird. Nachdem die Aktion vor Kreta einmal begonnen
hat, ist die Gefahr, daß das eine oder andere Kabinett abspringt,
geringer.
Die vorstehenden Erwägungen sind, da ich' mich nicht auf das
militärische Gebiet begeben möchte, ausschließlich politischer oder viel-
leicht psychologischer Natur.
* Die Mitteilungen des Kaisers dürften sich bezogen haben auf Besuche, die er
im Laufe des 14. Februar dem englischen und dem österreichischen, anscheinend
auch dem russischen Botschafter machte, und bei denen er eine gemeinsame
Blockade des Piräus in Vorschlag brachte. Der Kaiser will diesen Vorschlag
nach Rücksprache und im völligen Einverständnis mit Hohenlohe getan haben
(vgl. Nr. 3169), was aber angesichts des obigen Immediatberichts etwas zweifel-
haft erscheint. Über den Besuch Kaiser Wilhelms II. bei dem österreichischen
Botschafter vgl. das folgende Schriftstück. Ober den Besuch bei dem eng-
lischen Botschafter hat dieser am 14. Februar an seine Regierung berichtet:
„His Majesty expressed the strongest opinion that the Powers should adopt
vigorous measures against the Greek ships, and that the Piraeus should be
blockaded if such a step was necessary". „Das Staatsarchiv", Bd. 62, S. 127.
Über die Unterredung des Kaisers mit Graf Osten-Sacken vgl. Nr. 3165. Russi-
schcrseits hat man die Initiative Wilhelms II. in der Blockadefrage nur als
persönlichen Schritt des Kaisers, nicht als Vorschlag der deutschen Regierung
aufgefaßt. Tatsächlich ist der Reichskanzler erst am 17. Februar mit einem
offiziellen Blockadevorschlag, und zwar nicht in bezug auf den Piräus allein,
sondern in bezug auf „griechische Häfen" hervorgetreten. Siehe Nr. 3154.
** Siehe Nr. 3148.
327
Euer Majestät erlaube ich mir in der Anlage den politischen Teil
der von Euer Majestät inhaltlich genehmigten Instruktion für den
Kommandanten der „Kaiserin Augusta" alleruntertänigst zu unter-
breiten*.
C. Fürst v. Hohenlohe
Randbemerkung Kaiser Wilhelms IL:
1 Das Eingreifen an Ort und Stelle steht ja bereits in allen Instruktionen an die
verschiedenen Admirale drin. Es ist aber eben nicht geschehen, daher das freie
Bewegen der Griechischen Schiffe, daher der ungehinderte Landverkehr. Jetzt
sind Griechen schon auf die Insel gekommen, und wird die Aktion zu Wasser
nur dann einen Sinn haben wen[nj statt weniger Kanonenschüsse ein scharfes
Seegefecht der Griechischen Flotte ein jähes Ende bereitet. Denn sie hat scharfe
Torpedoos an Bord und könnte in der Nacht zum Dank für „wenige Kanonen-
schüsse" mit wenigen Torpedos die Schiffe erledigen
Nr. 3153
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 46 Wien, den 15. Februar 1897
Graf Goluchovvski las mir den Bericht Szögyenyis über den ge-
strigen Besuch Seiner Majestät des Kaisers und Königs bei ihm**
vor. Die Vorschläge Seiner Majestät wird der Graf heute nachmittag
zum Vortrag bei Kaiser Franz Joseph bringen. Er sagte mir, daß
er seinerseits freudigst zustimmt und die Initiative Seiner Majestät für
die friedliche Entwickelung der Dinge von entscheidender Wirkung
halte. An einer Blockade des Piräus würde sich Österreich sofort
beteiligen, und sei daher bereits nach Pola telegraphiert, um zwei
Schiffe fertigzustellen. Allerdings könne Griechenland nur durch eine
gemeinschaftliche Blockade des Piräus durch alle Mächte — also auch
bei Teilnahme deutscher Schiffe — von seinen Tollheiten zurück-
gehalten werden***. Die griechische Regierungschiene von einem Fieber
ergriffen zu sein, denn der dortige Minister der Auswärtigen An-
gelegenheiten habe gestern dem österreichischen Geschäftsträger f er-
klärt, die 300 0C0 griechischen Einwohner Konstantinopels könnten auf
ein gegebenes Zeichen die Stadt in Brand stecken.
• Vgl. Nr. 3151.
•* Vgl. Nr. 3152, Fußnote.
**• Ähnlich äußerte sich der Österreich-ungarische Botschafter in Berlin am
16. Februar gegenüber Freiherrn von Marschall dahin, Österreich wolle sich
gern an der vom Deutschen Kaiser vorgeschlagenen Blockade des Piräus be-
teiligen, „unter der Voraussetzung, daß außer Deutschland auch die übrigen
Großmächte mit Schiffen sich an dieser Aktion beteiligen würden". Aufzeich-
nung Marschalls vom 16. Februar 1897.
f Graf Szechenyi
323
Graf Goluchowski hat den Eindruck, daß die Haltung Rußlands
jetzt ganz korrekt ist. Gestern von Graf Kapnist gemachte Mitteilungen
über die Ansichten des Grafen Murawiew bestärken ihn in dieser An-
sicht. Allerdings hat Graf Goluchowski die Befürchtung, daß Rußland
in Anbetracht seiner Verwandtschaft im letzten Augenblick von der
Aktion zurücktritt
Eulenburg
Nr. 3154
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in Wien Grafen zu Eulenburg
Telegramm. Konzept
Nr. 53 Berlin, den 17. Februar 1897
In Ergänzung meines Telegramms vom 15. d. Mts. Nr. 46* erhalten
die Botschafter bei sämtlichen Großmächten** noch die folgende tele-
graphische Instruktion:
Nach den gestern und heute eingetroffenen telegraphischen Mel-
dungen über die durch die griechische Regierung erlassene amtliche
Erklärung, daß sie von Kreta Besitz ergreife, sowie angesichts der
fortdauernden Truppensendungen nach der Insel ist zwischen Griechen-
land und der Türkei der tatsächliche Kriegszustand eingetreten. Um
der griechischen Regierung die ihrem Vorgehen zugrundeliegende
Überzeugung zu nehmen, daß sie im Notfall doch auf Unterstützung
einiger Mächte rechnen kann;
um andererseits die Alternative zu beseitigen, daß entweder die
türkische Regierung die kriegerische Herausforderung annimmt, oder
daß der muselmännische Fanatismus sich in einem Ausbruche von un-
berechenbarer Wirkung Luft macht, —
sind die in meinem eingangs erwähnten Telegramm besprochenen
Einzelmaßnahmen ungenügend. Wenn es den Mächten Ernst damit
ist, einen Brand zu verhüten, werden sie bei ihrem gemeinsamen Han-
deln schärfer und näher an den Mittelpunkt der griechischen Bewegung
herangehen müssen. Unter den Maßnahmen, welche eine ausreichende
Wirksamkeit versprechen, halte ich eine gemeinsame Blockade grie-
chischer Häfen für die einfachste und relativ wenigst gewalttätige.
Selbstredend würde hierdurch bei der großen Anzahl der verfüg-
baren Kriegsschiffe die wirksame Ausführung der für die kretensischen
Gewässer und Küsten in Aussicht genommenen Maßnahmen von mehr
lokaler Wirksamkeit nicht behindert werden.
* Siehe Nr. 3151.
** Die Instruktion mit dem Blockadevorschlag ging auch an die Botschafter in
London (Nr. 45), Rom (Nr. 39), Paris (Nr. 36) und Petersburg (Nr. 44).
329
Bei der Besprechung des Vorstehenden werden Ew. pp. zugleich
Gelegenheit haben, einen Eindruck darüber zu gewinnen, ob die
Belassung von Kreta im Rahmen des türkischen Staatsverbandes nach
wie vor einen integrierenden Teil des Aktionsprogrammes der dor-
tigen Regierung bildet. Dieser Punkt ist, wie Ew. pp. aus meiner
Zirkularinstruktion Nr. 41 * wissen, eine conditio sine qua non unserer
weiteren Beteiligung.
C. Hohenlohe
Nr. 3155
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in London Grafen von Hatzfeldt**
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 41 Berlin, den 16. Februar 1897
Der Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel meldet, daß nach
amtlicher Mitteilung griechische Truppen bei Sitia auf Kreta gelandet
sind und unter Beteiligung der aufständischen Bevölkerung die benach-
barten Ortschaften geplündert und die darin vorhanden gewesenen
Muselmänner massakriert haben. Aus dem Telegramm des Freiherrn
von Saurma ergibt sich ferner, daß die Botschafter der Pforte geraten
haben, auch angesichts dieser Sachlage ihre bisherige zuwartende
Haltung nicht aufzugeben.
Ich habe folgendes telegraphisch nach Konstantinopel geantwortet:
„Wenn auf Kreta die Muselmänner unter Beteiligung griechischer
Truppen massakriert werden, während die Pforte durch die Mächte
bewogen wird, die Sendung türkischer Truppen nach Kreta zu unter-
lassen, wird man sich darauf gefaßt machen können, daß der tür-
kische Fanatismus sich auf dem Festlande, vielleicht in Konstantinopel,
durch Massakers von Europäern Luft macht.
Ew. pp. werden gut tun, diesen Zusammenhang von Ursache und
Wirkung Ihren Kollegen eindringlich vorzuhalten.
Die Landung der griechischen Truppen kann doch nur dadurch
möglich geworden sein, daß die zahlreichen Kriegsschiffe der Mächte,
anstatt sich an verschiedenen Punkten zu verteilen und zu kreuzen,
ruhig still gelegen haben. Zwar ist an Bord des russischen Flagg-
schiffs von allen kommandierenden Offizieren vereinbart worden, die
Griechen eventuell mit Gewalt an folgenden Handlungen zu ver-
hindern:
• Identisch mit Nr. 3144.
•* Ein gleiches Telegramm ging an die Botschafter in Paris, Petersburg, Rom
und Wien.
330
Bombardement von Städten; Ausschiffung von Truppen, Waffen
und Munition; Angriff auf türkische Kriegs- oder Handelsschiffe. So-
lange aber diese Vereinbarung nicht wirksamer ausgeführt wird als
bei Gelegenheit der jüngsten griechischen Landung, werden Regie-
rung und Volk in Griechenland diese Maßnahmen lediglich als ein
glücklich gewähltes Mittel betrachten, um der europäischen Diplomatie
Sand in die Augen zu streuen, und werden somit nur noch weiter zu
unverzagtem Vorgehen ermutigt werden.
Angesichts dieser naheliegenden Gefahren ist es doppelt an-
gezeigt, daß Ew. pp. die in Ihrem Telegramm Nr. 67* gemeldete In-
struktion des Grafen Murawiew an Herrn von Nelidow, insbesondere
was die Wegweisung der griechischen Schiffe von Kreta anlangt, nach-
drücklich unterstützen. Ew. pp. wollen hierbei namentlich betonen, daß
es nicht auf die Abmachungen allein, sondern darauf ankommt, daß
die Schiffskommandanten auch zur Ausführung derselben veranlaßt
werden."
Die in vorstehendem Telegramm in Bezug genommene In-
struktion des Grafen Murawiew weist Herrn von Nelidow an, für die
von den Konsuln in Kreta vorgeschlagenen vier Punkte (c'f. Erlaß
vom 13. d. Mts.**) und speziell für Wegweisung der griechischen Schiffe
(Punkt 1) nach einer der Kreta benachbarten Inseln und Überwachung
daselbst durch Schiffe der Mächte zu wirken.
C. Hohenlohe
Nr. 3156
DerBotschafterinLondon Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr- 27 London, den 17. Februar 1897
In einer längeren Unterhaltung, die ich eben mit Lord Salisbury
vor Eingang des Telegramms Nr. 45*** hatte, habe ich mich schon un-
gefähr im Sinne des letzteren ausgesprochen, alles angewandt, um ihn
von der Richtigkeit unserer Auffassung zu überzeugen, und schließlich
versucht, wenigstens zu ermitteln, was er in bezug auf Griechenland
und Kreta zu tun beabsichtigt.
Zunächst stellte Lord Salisbury die Behauptung auf, daß wir viel
zu eilig seien, daß eine Blockade des Piräus bei der gerade jetzt in
Griechenland herrschenden Aufregung nur die Folge haben werde,
die Griechen nunmehr auch zum Vorgehen nach Mazedonien zu
treiben, und daß man deshalb besser täte, etwas zu warten, bis sich
die Gemüter mehr beruhigt hätten. Als ich dieser Auffassung unter
Geltendmachung aller in Frage kommenden Gründe entschieden wider-
* Vgl. Nr. 3143, Fußnote.
** Vgl. Fußnote *.
*** Vgl. Nr. 3154, Fußnote **.
331
sprach und schließlich die Frage stellte, was denn nach seiner Auf-
fassung bis zu der angeblichen Beruhigung der Gemüter in Athen
überhaupt geschehen solle, erwiderte der Premierminister, daß man
die Zeit benutzen könne, um mit den Griechen weiter zu verhandeln.
Ich entgegnete ihm, daß wir bekanntlich mit den Griechen vorläufig
nicht mehr verhandelten, daß es mir aber im Interesse der weiteren
Verständigung unter den Mächten sehr erwünscht sein würde zu
wissen, was er sich bei einer Verhandlung unter den jetzigen Um-
ständen denke. Der Eintritt in Verhandlungen sei meines Erachtens
nur denkbar mit der gleichzeitigen Annahme, daß beide Teile etwas
gewinnen und etwas nachgeben könnten. Was wir von den Griechen
zu verlangen hätten, wisse ich, nicht aber, was wir ihnen zugestehen
könnten, und ich hielte das letztere überhaupt für ausgeschlossen.
Auf meine weitere Bemerkung, daß die Dinge zu weit gediehen
wären, und daß es mir deshalb sehr erwünscht wäre, jetzt endlich
zu erfahren, was er eigentlich in Kreta wolle, sagte der Minister, daß
er den Fall für ausgeschlossen hielte, Kreta eventuell den Türken
mit dem einzigen Vorteil der bisher vom Sultan bewilligten Kon-
zessionen wieder auszuliefern. Sein Gedanke sei, aus der Insel eine
privilegierte Provinz zu machen, die, ohne von der Türkei los-
getrennt zu werden, unter einem von den Mächten sorgfältig aus-
zuwählenden Wali stehen würde, der weder Türke noch Grieche sein
dürfe und nicht unter der Autorität des Sultans stände. Auf mein
weiteres Drängen kam heraus, daß Lord Salisbury sich die künftige
Stellung Kretas wie diejenige Bulgariens vorstellt. Auf meine Frage,
ob er denn auch eine Art Battenberg als Wali im Auge habe, bestritt
Lord Salisbury dies keineswegs.
Als ich schließlich alle in der Sache begründeten Erwägungen
gegen seine Auffassung geltend gemacht und namentlich die drei-
fache Gefahr des alsbaldigen griechisch-türkischen Zusammenstoßes
in Mazedonien, des Ausbruchs von türkischem Fanatismus in Kon-
stantinopel oder anderwärts und schließlich des Auseinandergehens
des europäischen Konzerts dringend und ausführlich hervorgehoben
hatte, stellte Lord Salisbury keine dieser Gefahren in Abrede, ging
aber dazu über, mir die außerordentlichen Schwierigkeiten seiner
Stellung zu schildern, über die man sich in Berlin kein klares Bild
zu machen schiene. Es sei ihm heute bestimmt versichert worden,
daß mehr als die Hälfte der Kammer griechisch gesinnt sei, und diese
Gesinnung solle in den hiesigen gebildeten und namentlich gelehrten
Kreisen vorherrschen. Wenn die Kaiserin-Mutter in Rußland die
Griechen unter ihren Schutz genommen habe, so gebe es auch hier
hochgestellte Damen*, die ihm manche Schwierigkeit bereiteten.
* Anspielung auf das Geschwisterverhältnis zwischen König Georg I. von
Griechenland und der Gemahlin des Prinzen von Wales, geb. Prinzessin von
Dänemark.
332
Als ich mich vom Minister verabschiedete, bemerkte ich, daß es
mir außerordentlich leid tue, meiner Regierung keine erfreulichere
Nachrichten über unsere heutige Unterhaltung geben zu können. Auf
seinen Wunsch mußte ich ihm ungefähr angeben, was ich darüber zu
sagen beabsichtigte. Von besonderem Interesse war dabei eine Be-
merkung des Premierministers, als ich die Absicht aussprach, in Berlin
zu melden, daß man hier nichts tun wolle. Lord Salisbury bemerkte
dazu ungefähr folgendes: „Ganz so verhält sich die Sache nun doch
nicht. Wenn man mir die Versicherung geben könnte, daß die
anderen Mächte das Programm der privilegierten Provinz annehmen
wollen, würden wir uns über die weiteren Maßnahmen verständigen
können, da meine Stellung hier dadurch wesentlich erleichtert würde.
In England würde jeder mit dieser Lösung zufrieden sein, und ich
würde dann auch den Griechen gegenüber eventuell anders auf-
treten können."
Lord Salisbury bat mich, von seiner Äußerung in bezug auf den
für Kreta erwünschten, vom Sultan möglichst unabhängigen Wali in
Berlin noch nichts zu erwähnen, und ich stelle anheim, diesen Punkt
vorläufig Sir F. Lascelles gegenüber nicht zu erwähnen.
Hatzfeldt
Nr. 3157
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 28 London, den 18. Februar 1897
Im Anschluß an Telegramm Nr. 27*.
Dem österreichischen Botschafter gegenüber, der ihn gleich nach
mir gesehen und beauftragt war, ihm die rückhaltlose und warme Zu-
stimmung des Grafen Goluchowski zu dem in Wien mitgeteilten Vor-
schlag Seiner Majestät des Kaisers zu erklären, hat der Premierminister
sich im ganzen in demselben Sinne wie gegen mich ausgesprochen
und dabei zunächst anerkannt, daß dieser Vorschlag der beste sei,
wenn man die Griechen zum Einlenken nötigen wolle. Er hat dann
ausdrücklich zugegeben, daß er sich eventuell dabei beteiligen könnte,
wenn er die Zusicherung erhielte, daß die künftige Stellung von Kreta
seinem in meinem Telegramm Nr. 27 wiedergegebenen Gedanken ent-
sprechend gestaltet werden solle. Dabei hat Lord Salisbury aber, wie
mir Graf Deym bestimmt versichert, diesen Gedanken in zwei Punkten
wesentlich modifiziert, und zwar
1. solle der künftige Wali kein Prinz sein (damit soll offenbar
der Verdacht ausgeschlossen werden, als denke der Premierminister
an eine Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland);
* Siehe Nr. 3156.
333
2. Solle die künftige politische Stellung von Kreta nicht derjenigen
Bulgariens, wie der Minister mir gesagt hatte, sondern der beschei-
denen Stellung der Insel Samos entsprechen.
Auf die Frage des Grafen Deym, was bezüglich Mazedoniens
geschehen solle, wenn es dort zum Ausbruch käme, hat Lord Salisbury
erwidert, die Türkei sei vollständig stark genug, um sich dort selbst
zu verteidigen.
Hatzfeldt
Nr. 3158
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Privat für Baron von Holstein London, den 18. Februar 1897
Ich glaube nicht, daß hier mehr zu erreichen ist, als Lord Salis-
bury mir und Graf Deym zugegeben hat. Ist auf dieser Grundlage
Verständigung möglich, so bitte ich mit Rücksicht auf Wankelmut
Lord Salisburys, der von jeder Schwenkung der öffentlichen Meinung
abhängt, um baldmöglichste Nachricht.
Hatzfeldt
Nr. 3159
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall*
Reinschrift
Berlin, den 18. Februar 1897
Der englische Botschafter suchte mich heute vormittag auf und
gab mir Kenntnis von einem Telegramm Lord Salisburys folgenden
Inhalts:
Das Londoner Kabinett habe den Vorschlag der deutschen Re-
gierung bezüglich der Blockade griechischer Häfen erhalten. Lord
Salisbury ist der Ansicht, daß dieser Vorschlag nur dann mit Nutzen
in Betracht gezogen werden kann, wenn die Mächte vorher sich über
das zukünftige Schicksal der Insel Kreta geeinigt hätten. Man könne
nach den letzten Ereignissen nicht daran denken, einfach den früheren
Zustand auf Kreta wiederherzustellen, müsse vielmehr in Erwägung
ziehen, der Insel unter Beibehaltung der Oberhoheit des Sultans eine
privilegierte Stellung nach Art der Insel Samos einzuräumen. Der Bot-
schafter ist beauftragt, hier anzufragen, ob die Kaiserliche Regierung
in der Lage sei, in dieser Beziehung eine Meinung zu äußern.
• Die Aufzeichnung wurde sofort am 18. Februar den Botschauern in London,
Wien, Petersburg, Rom und Paris telegraphisch mitgeteilt.
334
Ich erwiderte dem Botschafter, wir seien bereit, in dem Augen-
blick die Frage der zukünftigen Gestaltung der Verhältnisse auf Kreta
mit den Mächten zu diskutieren, sobald der gegenwärtigen militärischen
Aktion Griechenlands ein Ende gemacht worden sei. Solange Grie-
chenland fortfahre, in flagranter Verletzung des Völkerrechts, in Miß-
achtung der ernsten Ratschläge der Mächte die begonnene militärische
Aktion gegen Kreta weiterzuführen, sei es nach Ansicht der Kaiser-
lichen Regierung unmöglich, die Lösung der kretischen Frage in einem
mehr oder minder griechenfreundlichen Sinne mit den Mächten zu
diskutieren, ohne den Anschein zu erwecken, daß die Mächte unter
der Pression der völkerrechtswidrigen und herausfordernden Haltung
Griechenlands handeln. Dadurch würde ein im hohen Grade gefähr-
licher Präzedenzfall geschaffen werden. Wenn es genüge, daß ein der
Türkei benachbarter Staat türkisches Gebiet völkerrechtswidrig über-
falle und die einmütigen Ratschläge der Großmächte mißachte, um
die letzteren dazu zu veranlassen, in Diskussion darüber einzutreten,
inwieweit die Wünsche des angreifenden Staates zu erfüllen seiend
so werde unfehlbar dieses Beispiel in kürzester Frist Nachahmung
finden und damit die ganze orientalische Frage in der allerbedenk-
lichsten Weise aufgerollt werden. Bei Vorschlag einer Blockade der
griechischen Häfen habe die Regierung Seiner Majestät des Kaisers
gerade das Ziel im Auge gehabt, durch wirksame Verhinderung der
militärischen Aktion Griechenlands möglichst rasch eine Situation her-
beizuführen, die eine ruhige Diskussion über das zukünftige Schicksal
Kretas ermögliche. Dies sei, wie ich wiederholen müsse, nicht der
Fall, insolange Griechenland eine militärische Aktion fortsetze, die
nicht allein gegen die Türkei, sondern jetzt auch direkt gegen die
Großmächte gerichtet sei.
Marschall
Bemerkung des Freiherrn von Marschall am Kopf des Schriftstücks:
Von Seiner Majestät genehmigt mit dem Bemerken: der Grundsatz der Kaiser-
lichen Regierung sei: „erst handeln, dann verhandeln".
Nr. 3160
Der Botschafter in Rom Bernhard von Bülow an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 44 Rom, den 17. Februar 1897
Als ich den Inhalt des hohen Telegramms Nr. 39* mit Marquis
Visconti Venosta besprach, hatte ich den Eindruck, daß aus Gründen
* Siehe Nr. 3154, Fußnote ~.
335
inneritalienischer Politik der Gedanke einer Blockade der griechischen
Häfen an und für sich dem Minister des Äußern nicht sympathisch
ist, dem die oppositionelle (und insbesondere die Crispinische) Presse
mit zunehmender Heftigkeit den Vorwurf macht, sich im Widerspruch
mit den nationalitätenfreundlichen und liberalen italienischen Tradi-
tionen in zu schroffen Gegensatz zu den griechischen Aspirationen zu
stellen. Im Laufe zweier längerer Unterredungen gelang es mir unter
nachdrücklicher Verwertung auch der dortseitigen Telegramme Nr. 40,
41 und 43, von Visconti Venosta die Zusicherung zu erlangen, daß er
den Blockadevorschlag im Sinne unserer Gesichtspunkte Seiner Maje-
stät dem König Humbert vortragen und mit dem (im Hinblick auf
die bevorstehenden Neuwahlen gegenüber der öffentlichen Meinung
zurzeit etwas ängstlichen) Ministerpräsidenten* besprechen werde. Ich
werde morgen, Donnerstag, abend selbst Gelegenheit haben, König
Humbert zu sprechen.
Als ich im Laufe meiner heutigen Unterredungen mit dem Minister
des Äußern nochmals hervorhob, wie die Belassung von Kreta im
Rahmen des türkischen Staatsverbandes eine conditio sine qua non
unserer weiteren Beteiligung an der Aktion der Mächte sei, erwiderte
mir der Minister des Äußern, daß die italienische Regierung im gegen-
wärtigen Stadium der orientalischen Frage nicht daran denke, die
Belassung der Insel beim Ottomanischen Reiche in Frage zu stellen.
(„Le gouvernement italien ne songe pas ä contester que la Crete
reste dans le cadre de Pempire turc.") Der Minister fügte hinzu:
„Dans ces conditions il ne peut y avoir ä ce sujet de divergence entre
nos deux gouvernements**."
Bülow
Nr. 3161
Der Botschafter in Paris Graf Münster an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 31 Paris, den 18. Februar 1897
Das Blockieren Griechenlands hält Herr Hanotaux für eine sehr
ernste Maßregel, deshalb bitte er, eine Äußerung darüber sich bis
frühestens Montag vorbehalten zu dürfen. Er wolle darüber im Mi-
nisterrat auch mit dem Präsidenten der Republik beraten und müsse
vor allem die auf Montag anberaumte Debatte abwarten. Im Laufe
des Gesprächs betonte der Minister wiederholt, daß er nach wie vor
* Marquis di Rudini.
** Am 19. Februar sagten Rudini und Visconti Venosta zu Bülow, sie glaubten,
bevor sie Stellung zu der Blockadeangelegenheit nähmen, die Antwort der
übrigen Kabinette abw zu sollen. Telegramm Bülows Nr. 48 vom 19. Fe-
bruar 1897.
336
an der Integrität der Türkei festhalte, und daß die Loslösung Kretas
von der Türkei jetzt nicht zugegeben werden dürfe. Bis der Frage
der Blockade nähergetreten würde, sollten die Instruktionen der Schiffs-
kommandanten streng ausgeführt werden.
Für den Augenblick sei der Zustand Kretas verhältnismäßig nicht
zu schlecht. Die Städte würden durch die fremden Flotten beschützt,
und da, wo die Griechen seien, schienen sie die Ausschreitungen von
beiden Seiten zu verhindern.
Diesen Äußerungen lag die Ansicht zugrunde, daß periculum in
mora nicht vorhanden sei. Über die Stellung Rußlands und Englands
zur Blockadefrage sagt Herr Hanotaux, noch nicht unterrichtet zu sein.
Er glaubt, daß es sehr wichtig sei, in Konstantinopel jetzt mehr als
bisher auf die Annahme und Ausführung der Reformen zu drücken.
Rücksichtlich der Debatte der Deputiertenkammer und der öffent-
lichen Meinung scheint mir Herr Hanotaux ängstlicher zu sein als
bisher.
Münster
Schlußbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
Hanotaux kneift
Nr. 3162
Der Vortragende Rat im Auswärtigen Amt von Holstein an den
Botschafter in Paris Grafen Münster
Telegramm. Eigenhändiges Konzept
Privat Berlin, den 18. Februar 1897
Zu Ew. Telegrammen Nr. 31 und 32*.
Mit den bloßen Redensarten kommt Herr Hanotaux nicht weit.
Der Kaiser, welchem der Staatssekretär das Telegramm 41 ** vor
dessen Abgang unterbreitete, war vollständig mit diesem sowie nament-
lich auch damit einverstanden, daß der deutsche Panzerkreuzer dem-
nächst zurückberufen werde, falls sich herausstellt, daß infolge der
meisterhaften Untätigkeit von Frankreich und England das europäische
Konzert einem Fiasko entgegengeht.
Die Haltung Frankreichs, welches weder blockieren noch selbst
in Kreta die Abmachung der Schiffskommandanten aus-
führen helfen will, wäre nur dann erklärlich, wenn es Aussicht
hätte, für die entente cordiale mit Rußland diejenige mit England
einzutauschen. Aber Frankreich wird die erstere kalt werden lassen,
während Lord Salisbury seinerseits nichts tut, als kaltlächelnd zuzu-
* Telegramm Nr. 31 siehe Nr. 3161. In Telegramm Nr. 32 vom 18. Februar be-
richtete Münster über griechenfreundliche Demonstrationen in Paris.
** Identisch mit Nr. 3159.
22 Die Große Politik. 12. Bd. 337
sehen, wenn der von ihm längst erstrebte orientalische Konflikt all-
mählich losbricht. Die Wahrnehmung, daß durch Herrn Hanotaux'
Griechenpolitik Frankreichs Verhältnis zu Rußland und gleichzeitig
der europäische Friede kompromittiert ist, wird viel sicherer
zu einer französischen Ministerkrisis führen als irgendeine Demon-
stration griechenfreundlicher Studenten.
Holstein
Nr. 3163
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 19. Februar 1897
Der österreichische Botschafter gab mir heute ganz vertrau-
lich Kenntnis von einem Telegramm des Grafen Goluchowski und
bat mich, dasselbe zur Kenntnis Seiner Majestät des Kaisers zu
bringen:
„Die österreichisch-ungarische Regierung ist bereit, die gemein-
same Blockade der griechischen Häfen mitzumachen, wenn die Betei-
ligung aller Mächte an dieser Aktion zu erlangen ist.
Wenn dies nicht zu erreichen wäre, so würde Griechenland durch
die Meinungsverschiedenheit der Mächte ermutigt werden und ein
fait accompli schaffen, welches für die Autorität der Mächte gegen-
über den Balkanstaaten die größte Gefahr involvieren würde1. Nach-
dem Österreich-Ungarn ebenso wie Deutschland die Erhaltung des
status quo für unbedingt notwendig erachte und in dieser Beziehung
auf das einmütige Zusammenwirken aller Mächte2 das größte Gewicht
lege, so möchte die k. und k. Regierung der Erwägung der Kaiserlich
Deutschen Regierung anheimstellen, ob die Lösung der kretensischen
Schwierigkeiten nicht etwa auf Grund der nachfolgenden Idee durch
die Kooperation aller Mächte bewerkstelligt werden könnte.
I. Einwirkung auf den Sultan, damit er auf seine absoluten Herr-
scherrechte in Kreta zugunsten der europäischen Mächte verzichte3
und mit Reserve der Wahrung seiner eigenen Oberhoheit den Mächten
die Regelung der tatsächlichen Stellung der Insel überlasse.
II. Die Mächte übernehmen die Herstellung der Ordnung auf
Kreta4 und die Einleitungen zur Schaffung einer selbständigen Ver-
waltung der Insel unter einem zum Sultan im Vasallenverhältnis ste-
henden Fürsten5.
III. Kreta würde jährlich einen Tribut an die Türkei zahlen, dessen
Höhe nach Maßgabe der wirklichen Verwaltungskosten zu bestimmen
wäre.
338
IV. Die Mächte erklären dem Sultan, daß sie die Garantie gegen
eine Beeinträchtigung seines europäischen Besitzstandes übernehmen6
und zu diesem Zwecke die Türkei in der Unterdrückung jeder Be-
wegung nicht nur nicht behindern, sondern behufs Erhaltung des status
quo auf der Balkanhalbinsel mitwirken werden. Die Mächte wollen
durch ihre gemeinsame Einflußnahme Bulgarien, Serbien, Montenegro
im Zaume halten, die griechischen Häfen, falls Griechenland ähnliche
Streiche wie in Kreta auch in Thessalien unternehmen wollte, durch
die vereinigten Flotten blockieren7.
V. Die obigen Verpflichtungen der Mächte müßten zur Voraus-
setzung haben, daß die von der Botschafterkonferenz empfohlenen Re-
formen* durch die Türkei loyal und aufrichtig durchgeführt werden8.
Die Vorteile einer derartigen Lösung wären folgende:
a) Es wäre die Zustimmung auch jener Mächte, die aus verwandt-
schaftlichen Rücksichten auf Griechenland schärfer nicht vorgehen wol-
len wie z. B. Rußland und England leichter zu erreichen.
b) Eine Gebietsvergrößerung Griechenlands würde hierdurch ver-
hindert9.
c) Die Autorität Europas wäre gegenüber dem unverantwortlichen
Auftreten Griechenlands gewahrt.
d) Für die Erhaltung der Ruhe und Ordnung am Balkan werden
gewisse Garantien geboten10.
e) Kreta würde im Rahmen des türkischen Staatsverbandes ver-
bleiben und das gegenwärtige Gleichgewicht der Balkanstaaten nicht
verrückt und ihnen dadurch jeder Anlaß zur Klage über eine Schä-
digung ihrer Interessen benommen10.
f) Die Mächte hätten hierdurch ein Pressionsmittel in den Händen,
um die Durchführung der Reformen in der Türkei nach Tunlichkeit zu
sichern.
Da die K. und K. Österreichisch-ungarische Regierung sich zuerst
versichern wolle, ob ihre Vorschläge die Zustimmung Seiner Majestät
des Kaisers und Königs Wilhelm und der deutschen Regierung finden,
so werden dieselben vorläufig nach keiner anderen Seite hin mitgeteilt."
Ich bemerkte darauf Herrn Szögyenyi, daß ich selbstverständlich
über so wichtige und einschneidende Vorschläge eines unserer Ver-
bündeten die Befehle Seiner Majestät des Kaisers und des Herrn
Reichskanzlers einholen müßte. Meines persönlichen Erachtens würden
die Beratungen der Mächte über diese Vorschläge eine geraume Zeit,
vielleicht Monate, in Anspruch nehmen u, bis eine Einigung darüber auch
nur im Prinzip erzielt sei. Wenn während dieser Zeit nicht wirk-
same Maßregeln gegen die griechische Aktion unternommen würden,
so werde Griechenland genügend Zeit haben, um das fait accompli
* Vgl. Kap. LXXVIII.
22- 339
zu schaffen11, welches Graf Ooluchowski zu vermeiden suche, auch sei
mir zweifelhaft, ob der Sultan darauf eingehen werde, eine so radikale
Veränderung in dem staatsrechtlichen Zustande Kretas zu konzedieren
auf die bloße Zusicherung der Mächte hin, daß sie in Montenegro,
Serbien und Bulgarien vor der Wiederholung des griechischen Bei-
spiels warnen würden. Ich könne mich nicht ganz der Besorgnis ent-
schlagen, daß, wenn jetzt auf der Basis der Vorschläge des Grafen
Goluchowski in Verhandlungen eingetreten werde, die ohnehin nicht
sehr energische Aktion an der kretischen Küste noch mehr erlahmen
würde11. Seine Majestät der Kaiser werde dann voraussichtlich befehlen,
daß die „Kaiserin Augusta" zurückzuberufen sei.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Ist bereits erfolgt
2 England macht nicht mit
3 ! Das ist sehr schwer klarzustellen
4 vor allem das Hinauswerfen der Griechischen Soldaten
5 kein Griechischer Prinz
6 geht nicht! Das thut England auch nicht
auch Rußland nicht.
Das muß Effendimis allein besorgen, sonst ist es mit ihm vorbei
7 macht England und Italien nicht mit
8 Diese sind noch nicht einmal übergeben. Brauchen Jahre, ehe nur ein Anfang
gemacht werden kann, weil keine Beamten vorhanden
9 das will ja England grade
10 v
n ja
Schlußbemerkung des Kaisers:
Richtig
Das ist alles zu spät! Die Weisheit hätte vor l1/» Jahren erwogen werden
sollen anstatt der Jagd nach dem Glücke von Englands gunst seitens Wiens.
Jetzt sind die Vorschläge todtgeboren, da sie stets zur Voraussetzung haben daß
alle Mächte einig, währendem es nicht so mehr ist. Es fragt sich blos ob
man nicht Prinz Georg als Geisel aufgreift und ihn behält bis Vassos ein-
geschifft und das Geschwader abgefahren ist. W.
Nr. 3164
Der Vortragende Rat im Auswärtigen Amt von Holstein an den
Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept
Berlin, den 19. Februar 1897
Der Hauptzweck unseres Blockadevorschlags*, die einzelnen Ka-
binette zur Demaskierung ihrer wirklichen Stellung zu nötigen, ist
erreicht. Die Antworten lassen erkennen, daß der englische Gegen-
• Vgl. Nr. 3154.
340
Vorschlag*, aus Kreta ein zweites Samos zu machen, nicht nur in
Paris und Rom, sondern auch in Wien eine sympathische Fiber be-
rührt hat. Graf Goluchowski, der noch vor zwei Tagen bereit war,
mit uns zusammen scharf zu schießen, telegraphiert jetzt** ein dem
englischen Vorschlage aufgepfropftes detailliertes Projekt, dessen Durch-
beratung Monate in Anspruch nehmen würde. Die Hauptpunkte sind
1. der Sultan genehmigt, daß Kreta Samos wird;
2. Herstellung der Ordnung und Schaffung einer selbständigen Ver-
waltung unter einem zum Sultan im Vasallenverhältnis stehenden
Fürsten durch die Mächte;
3. Kreta zahlt Tribut;
4. die Mächte übernehmen es, den Sultan gegen die Beeinträch-
tigung seines europäischen Besitzstandes durch Serbien, Bulgarien,
Montenegro, sowie auch durch Griechenland zu schützen;
5. aus Erkenntlichkeit und als Gegenleistung führt der Sultan
die von der Botschafterkonferenz empfohlenen Reformen loyal und
aufrichtig durch.
Der Reichskanzler erbittet die Genehmigung des Kaisers, um diese
Anregung in folgendem Sinne zu beantworten:
Deutschland hat, was Initiative betrifft, seine reichliche Schuldig-
keit als Mitglied des europäischen Konzerts getan und wird daher
bis auf weiteres keine Vorschläge mehr machen oder befürworten,
ist aber bereit, im Interesse der Erhaltung des Friedens alle vorkommen-
den Vorschläge mit zu beraten, vorausgesetzt, daß alle Mächte darüber
einig sind,
1. daß Kreta im Rahmen des Türkischen Reiches bleibt und ins-
besondere nicht in die Gewalt von Griechenland kommt, und
2. daß der völkerrechtswidrigen Aktion Griechenlands gegen die
Türkei in wirksamerer Weise als bisher Einhalt getan werden muß.
Wie die Mächte oder einzelne derselben sich zu Nr. 2 stellen
werden, darauf bin ich neugierig.
Bezeichnend ist, daß Petersburg bisher den Blockadevorschlag
unbeantwortet ließ, offenbar weil Murawiew nur bei Einstimmigkeit
gewagt haben würde, den Vorschlag beim Kaiser zu befürworten.
Ich denke mir, daß der obige Entwurf der Antwort nach Wien***
das Programm unserer weiteren Haltung in der kretensischen Frage
abgeben wird. Nach kaiserlicher Genehmigung bekommen Sie amt-
liche Mitteilung davon. Bitte, telegraphieren Sie mir aber gleich jetzt,
wa3 Sie davon halten mit Rücksicht auf die von Ihnen dort gemachten
lokalen Wahrnehmungen.
Holstein
* Vgl. Nr. 3159.
** Vgl. Nr. 3163.
•** Vgl. Nr. 3166, 3167.
341
Nr. 3165
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Für Baron von Holstein St. Petersburg, den 21. Februar 1897
Vor Eintreffen Telegramms Nr. 44* sprach mir Graf Murawiew
beiläufig von Unterhaltung des Kaisers mit Osten-Sacken**, die er
ausdrücklich nicht als amtliche Äußerung und Vorschlag der Regie-
rung, sondern als Ideenaustausch des Kaisers auffassen wollte. Er
bezeichnete sogar die Auffassung des Grafen Goluchowski und des
Herrn von Szögyeny, es liege ein direkter Vorschlag der deutschen
Regierung vor, als unangebracht und ihren Charakteren entsprechend
als übereifrig.
Da ich noch keinerlei Nachricht und Instruktion in der Sache
hatte, enthielt ich mich jeder Stellungnahme. Nach Eintreffen Tele-
gramms Nr. 44 nahm ich sofort Veranlassung, mit Graf Lamsdorff,
an den wir generell von Graf Murawiew bei seiner Verhinderung ge-
wiesen sind, genau nach Wortlaut und Vorschrift die Sache zu be-
sprechen.
Graf Lamsdorff hob mit Befriedigung hervor, daß Fürst Hohen-
lohe gerade das Wort gebraucht hat: „Unter den Maßnahmen halte
er gemeinsame Blockade für das einfachste und wenigst gewalttätige
Mittel."
Die Entscheidung über die Anwendbarkeit der Blockade schob
er und Graf Murawiew den Geschwaderchefs zu.
Auf meine Bemerkung, daß eine direkte Verständigung mit dem
hiesigen Marineoberkommando leichter zum Ziel führen würde, ent-
gegnete mir Graf Lamsdorff bezeichnenderweise, daß dies dem Brauch
nach untunlich sei. Direktive für weitere Maßnahmen des Geschwaders
müsse von Botschafter in Konstantinopel ausgehen.
Daß der Minister selbst keine Entscheidung treffen will und die-
selbe von sich abwälzt, scheint mir mit anderen Anzeichen darauf hin-
zudeuten, daß die russische Regierung die Verantwortung für Blockade
gegen Griechenland nicht gern übernehmen möchte. Radolin
Nr. 3166
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 21. Februar 1897
Dem österreichisch-ungarischen Botschafter Herrn von Szögyeny
• Vgl. Nr. 3154, Fußnote**.
** Vgl. Nr. 3152, S. 327, Fußnote».
342
habe ich' heute mitgeteilt, die jüngsten Vorschläge des Grafen Golu-
chowski* hätten Seiner Majestät dem Kaiser vorgelegen, und sei ich
in der Lage, folgendes darauf zu erklären:
Die Vorschläge des österreichisch-ungarischen Ministers über die
zukünftige Gestaltung Kretas sowie einer festen Ordnung der Dinge
auf der Balkanhalbinsel seien nach unserem Dafürhalten durchaus der
Beachtung wert, und werde die Kaiserliche Regierung seinerzeit sehr
gern bereit sein, nach näherer Verständigung mit dem Wiener Kabinett
auf der Grundlage jener Vorschläge zu verhandeln und diejenigen
Wünsche, bei denen es sich um ein speziell österreichisches Interesse
handele, wie beispielsweise IV, bei den anderen Mächten zu unter-
stützen. Die Zeit zum Verhandeln sei aber noch nicht gekommen,
im Gegenteil sei es in diesem Augenblick die höchste Zeit zu han-
deln. Die militärische Aktion Griechenlands gegen Kreta dauere fort,
bereits hätten reguläre griechische Truppen ein von regulären tür-
kischen Truppen besetztes Fort angegriffen und nach lebhaftem Kampf
eingenommen. Damit sei zwischen Griechenland und der Türkei der
faktische Kriegszustand eingetreten. Wenn nicht sofort mit aller
Energie gegen das völkerrechtswidrige Vorgehen Griechenlands ein-
geschritten werde, so könne sich die orientalische Frage in wenigen
Tagen in der für Österreich-Ungarns Interessen gefährlichsten Weise
aufrollen. Der Blockadevorschlag Seiner Majestät des Kaisers habe
den Erfolg gehabt, die englische Politik zu demaskieren1. England
mache kaum mehr ein Hehl daraus, daß es den alsbaldigen Zusammen-
sturz des Türkischen Reiches gern sähe und daraus Vorteile für seine
Sonderzwecke erwarte. Die Haltung der italienischen Regierung sei,
wie das anliegende Telegramm des Botschafters Graf Eulenburg be-
weise, der englischen Auffassung zugeneigt, und sei von dieser
Seite ein energisches Auftreten gegen Griechenland nicht zu erlangen.
Vermutlich hoffe das römische Kabinett, daß bei der bevorstehenden
Teilung der Türkei auch ihm ein Teil der Beute zufalle2. Anderer-
seits habe sich die russische Regierung durchaus auf unsern Stand-
punkt gestellt, daß gegenüber der Provokation und der steigenden
Insolenz Griechenlands ein sofortiges energisches Vorgehen das ein-
zige Mittel zur Erhaltung des europäischen Friedens sei. Der rus-
sische Botschaftsrat Baron Budberg, der während einer zweitägigen
Abwesenheit des Grafen Osten-Sacken die Geschäfte führe, habe mir
soeben brieflich nachstehendes weiteres Telegramm des Grafen Mu<
rawiew mitgeteilt:
„L'Empereur notre auguste Maitre trouvant indispensable de
mettre fin aux provocations de la Grece en Crete, il est urgent que
• Vgl. Nr. 3163.
343
les amiraux s'entendent sans le moindre retard pour intervenir, afin
d'unpecher tout debarquement et eloigner troupes et bätiments grecs3."
Ich sagte Herrn von Szögyeny, daß ich Baron Budberg heute vor-
mittag noch sehen und ihm erklären würde, daß die Regierung Seiner
Majestät des Kaisers bereit sei, für den Kommandanten unseres
SchLfes eine diesem Telegramm entsprechende Instruktion zu erwirken4,
und daß ich die Erteilung gleicher Instruktion bei dem Wiener Kabinett
unter der Voraussetzung dringend befürworten würde, daßi Rußland
eine gleiche Einwirkung auf das Pariser Kabinett ausübt4.
Die Frage habe sich in diesem Augenblick dahin zugespitzt, ob
Österreich-Ungarn, Rußland, Frankreich und Deutschland zusammen
stark genug seien, ihren Willen, den europäischen Frieden zu wahren,
auch gegen den Widerstand Englands durchzusetzen, oder nicht5, ob
die Integrität des Ottomanischen Reiches aufrechterhalten werden
könne oder den Völkern, die auf ein Stück jenes Reiches gierig seien,
gestattet werden solle, ihrer Begehrlichkeit Genüge zu leisten5. Die
Kaiserliche Regierung glaube, bei ihrem Vorgehen in der kretischen
Frage gleichzeitig die wichtigsten Interessen Österreich-Ungarns ver-
treten zu haben, und wir erwarteten bestimmt, daß das Wiener Kabinett
eine Entscheidung in unserem Sinne treffe; eine sofortige bestimmte
Entscheidung aber sei unumgänglich notwendig5, denn in wenigen Tagen
könne die ganze Situation so unheilbar kompromittiert sein5, daß irgend-
welche weitere Verhandlungen über die kretische Frage unter den
Mächten überhaupt keine Aussicht auf Erfolg mehr gewährten.
Herr von Szögyeny, der meine Auffassung zu teilen schien, ver-
sprach mir, in diesem Sinne an den Grafen Goluchowski zu tele-
graphieren..
Dem russischen Geschäftsträger Baron Budberg, der mich un-
mittelbar nach Herrn von Szögyeny besuchte, habe ich in dem oben
angegebenen Sinne Eröffnungen gemacht5.
Marschall
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf einer Abschrift:
Einverstanden. 22/2. 97. W.
Randbemerkungen des Kaisers:
1 Richtig! das war auch meine Absicht
2 ist ihm natürlich von Salisbury, wahrscheinlich auf Kosten Oesterreichs bereits
versprochen worden.
3 wörtlich beinahe mein Vorschlag vom Htei^ welch kostbare Zeit ist durch Ver-
handeln verloren gegangen!
4 ja
5 richtig
Randverfügung des Kaisers:
Dementsprechend würde Commandant d[er] Kaiserin Augusta dahin zu in-
struiren sein, vor allem in Gemeinschaft mit dem Russischen und Oester-
reichischen Admiral zu handeln, und die schärfsten Mittel — inclusive
Scharf-Schießens — nicht zu scheuen, wenn dem Drohen seitens Griechenland
nicht Gehör geschenkt wird.
344
Nr. 3167
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in Wien Grafen zu Eulenburg
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 64 Berlin, den 21. Februar 1897
Lord Salisbury verlangte in seinem Gegenvorschlag, daß die
übrigen Mächte sich zu einer bestimmten Politik Kreta gegenüber ver-
pflichten. Danach würde dann England seinerseits erwägen, ob
es vielleicht in der Lage sei, hinsichtlich Griechenlands den Wünschen
der übrigen Mächte und den Bedürfnissen des europäischen Friedens
entgegenzukommen. Verpflichtungen auf unserer, Erwägungen bei
freier Hand auf englischer Seite, das war wie in allen früheren Fällen
so auch diesesmal der tote Punkt, an dem der Weg zur Verstän-
digung endete.
Der österreichische Vorschlag dagegen basiert auf Gegensei-
tigkeit der Verpflichtung en: einerseits das Zurückdrängen Grie-
chenlands, andererseits Herstellung einer zivilisierten Organisation auf
Kreta unter türkischer Oberherrschaft und endlich im Interesse nicht
nur Österreichs, sondern auch des allgemeinen Friedens Eindämmung
der unruhigen Balkangelüste. Wir sind bereit, uns an dieser zwei-
seitigen Obligation zu beteiligen, und glauben auch, daß von den-
jenigen Mächten, welche wie wir vor allem die Erhaltung des Frie-
dens im Auge haben, keine Meinungsverschiedenheit darüber sein
kann, daß unter den vorstehend erwähnten drei Hauptpunkten der
dringendste, weil in seiner Fortdauer für den europäischen Frieden
gefährlichste, sich auf den griechischen Garibaldinismus in Kreta bezieht.
Hier muß nach unserer festen Überzeugung die Aktion der Mächte
einsetzen, denn in kurzer Zeit wird es zu spät sein, und wird der
Brand sich auch auf das Festland verbreiten.
Daß für die englische Politik ein Balkanbrand eher erwünscht
sein würde, diesen Gedanken habe ich im Sommer 1895 dem Grafen
Goluchowski gegenüber schon kurz angedeutet, weil gerade damals
allerlei Anzeichen dafür vorlagen*. Englands heutige Haltung läßt
nicht erkennen, daß seitdem eine Änderung in seinen Anschauungen
eingeireten sei.
Was Italien anlangt, so regen sich dort die garibaldinische'n
Erinnerungen, und selbst unter der italienischen Diplomatie ist Graf
Nigra keineswegs der erste und einzige, welcher durchblicken läßt,
daß das westliche Balkangebiet, also Albanien, für Italien ein Gegen-
stand von lebhaftem Interesse ist.
Vgl. Bd. X, Kap. LXI, Nr. 2105.
345
Der politische Nihilismus Englands und die garibaldinische Le-
gende in Italien veranlassen diese beiden Länder, die kretensische
Frage und ihre Folgen mit anderen Augen anzusehen, als die vier
übrigen Großmächte es tun, welche trotz mancher politischer Diver-
genzen doch in dem Wunsche einig sind, den Frieden zu erhalten.
Von der mehr oder weniger energischen Betätigung dieses Wunsches
wird es abhängen, ob der Friede wirklich erhalten bleibt oder nicht.
Er wird davon abhängen, ob die vier Kabinette von Berlin, Wien,
Petersburg und Paris sich für genügend stark halten, um die kreten-
sische Frage unter sich und in Frieden zu lösen, oder ob sie glauben,
dazu der Genehmigung Londons zu bedürfen, welche in diesem Falle
die Genehmigung Roms mit einschließt. Falls die vier Kabinette oder
einige derselben letzterer Anschauung zuneigen sollten, dann würde
also der Friede Europas von der Entscheidung Englands abhängen,
derjenigen Macht, deren friedlichen Absichten alle Welt mißtraut. Es
steht zu hoffen, daß die vier Kabinette zielbewußt und energisch genug
sein werden, um die Politik Europas nicht auf diese Bahn zu lenken.
Der österreichisch-ungarische Botschafter ist heute hier in diesem
Sinne verständigt worden*. Ew. pp. bitte ich, das Vorstehende zur
Kenntnis des Grafen Goluchowski zu bringen, der, wie ich nicht
zweifele, über den Ernst des Augenblicks und die Notwendigkeit, den
Frieden durch schleunige und energische Maßregeln zu retten, ebenso
klar sieht wie ich.
Ich möchte meine Anschauung in dem Worte Seiner Majestät zu-
sammenfassen, „erst handeln, dann verhandeln". An die Möglich-
keit der Beteiligung Englands bei einer wirksamen Pazifizierungsaktion
glaube ich nur für den Fall, wo das Londoner Kabinett die Über-
zeugung gewinnt, daß die Aktion auch ohne seine Beteiligung in
Gang kommt.
C. Hohenlohe
Nr. 3168
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an Kaiser Wilhelm IL,
z. Z. in Hubertusstock
Telegramm. Entzifferung
Berlin, den 22. Februar 1807
Der russische Geschäftsträger** hat soeben im Auftrage seiner
Regierung hier nachstehende Mitteilung gemacht:
„Nous pensons que PAngleterre se derobant ä toute action contre
la Grece, sous pretexte que grandes puissances devraient determiner
d'avance sort ulterieur de la Crete, les grandes puissances continen-
* Vgl. das voraufgehende Schriftstück.
** Baron von Budberg.
346
tales1 pourraient, sans surseoir ä des mesures energiques pour reprimer
les provocations Grecques, tomber spontanement d'accord sur les
principes suivants:
1. En aucun cas2 la Crete ne pourrait etre annexee ä la Grece
dans conjoncture presente.
2. Turquie ayant remis application des mesures et reformes con-
venues, celles-ci ne repondent plus ä la Situation actuelle et des lors
puissances sont resolues de doter la Crete d'un regime autonome, tout
en maintenant integrite de Pempire Ottoman3.
Ces deux points devraient etre notifies solidairement ä Athenes
et ä Constantinople.
Simultanement4 Gouvernement Grec devrait etre somme par
Ultimatum de retirer incontinent ses navires et ses troupes de l'ile
occupee par les puissances. En cas de resistance, menace serait suivie
de mesures rigoureuses indiquees ce matin5.
Nous croyons que c'est le seul moyen, en presence d'initiative
philanthropique dont l'Angleterre cherche se couvrir, de sauvegarder
la paix generale et le concert europeen6.
signe: Comte de Murawiew."*
Ich habe Baron von Budberg geantwortet, daß ich zunächst die
Befehle Euerer Majestät einholen würde, aber nach bisherigen Äuße-
rungen Euerer Majestät annehmen zu dürfen glaube, daß Euere Maje-
stät mit dem russischen Vorschlage einverstanden seien 7, immer voraus-
gesetzt, daß die Mächte ohne Zögern Anstalten träfen, um die auch
nach übereinstimmender Ansicht sämtlicher vor Kreta kommandierender
Offiziere notwendige Entfernung der griechischen Truppen und Schiffe
von der Insel zu bewirken8.
Euere Majestät bitte ich um huldreiche telegraphische Mitteilung
der Allerhöchsten Willensmeinung. Hohen lohe
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Sehr gut
2 bravo non!
3 bien
* oui
5 oui
6 tres juste
7 ja unbedingt
8 ja das ist die Voraussetzung
Randverfügung des Kaisers:
Teleg-amm Antwort an S[eine] Dfurchlaucht] den Reichskanzler:
Bin völlig einverstanden Es geht auch ohne England Der Continent muß endlich
mal den Briten zeigen daß sie denselben nicht zum Besten haben. Ich nehme als
selbstverständlich an daß Russland dafür sorgt daß Frankreich unbe-
dingt mitgeht. Wilhelm I. R.
* Die gleiche Mitteilung wurde auch der englischen Regierung gemacht, vgl.
„Das Staatsarchiv", Bd. 62, S. 137 f. Daselbst die Antwort Salisburys vom
24. Februar.
347
Nr. 3169
Kaiser Wilhelm IL, z. Z. in Hubertusstock, an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Telegramm. Entzifferung
Hubertusstock, den 23. Februar 1897
In der gestrigen Rede* des Staatssekretärs Freiherrn Marschall
von Bieberstein steht der Satz, daß derselbe vom Reichskanzler beauf-
tragt wäre, dem Reichstag zu erklären, daß er, sobald die Zeit ge-
kommen, gern bereit sei, über das, was von Deutschlands Seite in
der kretensischen Sache unternommen, dem Hause nähere Aufschlüsse
zu gewähren. Dieses dürfte ohne Befehl meinerseits und ohne vorherige
Anfrage bei mir ausgeschlossen sein. Der entscheidende Schritt zur
Lösung dieser Frage ist von mir persönlich nach Rücksprache mit Euerer
Durchlaucht und mit Euerer Durchlaucht vollständigem Einverständnis
direkt getan worden**, und bin ich daher der Einzige, der dem Reichs-
tag darüber Aufklärung zu geben hat. Ich hatte ferner Euerer Durch-
laucht vorgeschlagen, in der Erwägung, daß in einer Frage von so
einschneidender politischer wie prinzipieller Bedeutung von mir aus
eine Orientierung des Reichstags erfolgen müsse, denselben noch vor
meiner Abreise hierher zu dem Zweck ins Schloß zu berufen. Euere
Durchlaucht fanden die Idee in jeder Hinsicht richtig und billigten
dieselbe, meinten jedoch, es sei noch zu früh, den Reichstag zu orien-
tieren. Nun ist das ohne mein Vorwissen und Zustimmung trotzdem
* In der Reichstagssitzung vom 22. Februar hatte sich Staatssekretär Freiherr
von Marschall auf eine Anfrage des Abgeordneten Hasse wegen der kretischen
Frage darauf beschränkt, kurz die Tatsachen anzuführen und Deutschlands Auf-
gabe dahin festzulegen, „nach unseren Kräften einzutreten zur Erhaltung des
Friedens"; im übrigen hatte er Mitteilungen über die zurzeit zwischen den
Mächten schwebenden Verhandlungen abgelehnt und auf spätere Mitteilungen
des Reichskanzlers verwiesen. Auf eine weitere Frage des Abgeordneten Schmidt
nach dem Stand der Frage der griechischen Gläubiger, welche die deutsche
öffentliche Meinung stark zu Ungunsten Griechenlands beeinflußte, wiederholte
der Staatssekretär die Zusage, daß die Regierung nach Kräften für die be-
drohten Rechte der griechischen Gläubiger eintreten werde. Nach Marschalls
Angabe „haben wir ungefähr 200 Millionen von diesen griechischen Anleihen
im Lande, und ich habe mich leider überzeugt, daß ein großer Teil dieser
Anleihen in den Händen von kleinen und mittleren Leuten ist, und daß viele
Leute ihre ganzen Ersparnisse in solchen griechischen Anleihen angelegt haben".
Daß übrigens die durch die Frage der griechischen Gläubiger erregte öffentliche
Meinung in Deutschland die Griechenland wenig günstige Haltung der deutschen
Regierung beeinflußt hätte, ist aus den Akten nicht zu entnehmen; erst später
bei den Friedensverhandlungen spielt das Moment der griechischen Finanzen
(vgl. Nr. 3248ff.) eine Rolle. Maßgebend war und blieb für Deutschlands
Haltung von Anfang an der Grundsatz, um jeden Preis eine allgemeine Kon-
flagration zu verhindern.
•• Vgl. Nr. 3152, Fußnote *.
348
doch geschehen, und ich muß darüber mein Erstaunen aussprechen.
Alle Interpellationen oder Verhandlungen betreffend Kreta, bei denen
Orientierungen des Reichstags erwünscht sind, sind mir zu melden
unter Angabe der beabsichtigten Antwort. Nach meiner Rückkehr nach
Berlin wird der Reichstag nach dem Schloß befohlen und demselben
durch mir vorher zu unterbreitende kaiserliche Botschaft die Haltung
meiner Regierung in der Kretafrage in toto verkündigt werden.
Über das Datum des Tages werde ich mich mit Euerer Durch-
laucht ins Benehmen setzen. Ich habe mit vollem Bewußtsein den
Schritt persönlich unternommen, der Europa den Frieden noch einmal
erhalten soll, und bin fest entschlossen, persönlich die Angelegenheit
weiter zu leiten. Inwiefern von Zeit zu Zeit außer durch inspirierte
Preßartikel das Land über das Fortschreiten der Frage zu infor-
mieren sei, darüber erwarte ich von Euerer Durchlaucht einen jedes-
maligen Vortrag oder Mitteilung. Mit den bisherigen Abmachungen
und Antworten an die Botschafter bin ich in jeder Beziehung vollkommen
einverstanden, und bitte ich, in dem Sinne fortzufahren. Ich hege
keinen Zweifel, daß es mir mit Gottes Hülfe gelingen wird, wo-
möglich einem Weltenbrand nochmal vorzubeugen.
Wilhelm I. R.
Nr. 3170
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an Kaiser Wilhelm IL,
z. Z. in Hubertusstock
Telegramm. Eigenhändiges Konzept
Berlin, den 23. Februar 1897
Antwort auf Euerer Majestät heutiges Telegramm*.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes hat seine gestrige kurze
Erklärung im Reichstage nach Rücksprache mit mir und in meinem
Auftrag abgegeben. Da gerade der Etat des Auswärtigen Amtes zur
Beratung stand und eben die Nachricht eingetroffen war, daß am
Tage zuvor eine kriegerische Aktion unter Teilnahme des deutschen
Schiffes stattgefunden hatte, war es parlamentarisch und politisch un-
möglich, jede Auskunft zu verweigern.
Eine Darlegung der Haltung von Euerer Majestät Regierung und
insbesondere des persönlichen Eingreifens Euerer Majestät in der
kretischen Frage in der Form einer Allerhöchsten Botschaft ist schon
deshalb ausgeschlossen, weil die Darlegung ihrer Natur nach formell
und materiell der öffentlichen Kritik unterliegt, die der Krone schul-
dige Rücksicht aber verbietet, Euerer Majestät Person und Handlungen
• Siehe das voraufgehende Schriftstück.
349
in den Bereich dieser Kritik zu bringen. Meine Pflicht ist, dies, so-
lange es von mir abhängt, zu verhindern.
Ich werde, wenn die Zeit gekommen ist, dem Reichstage über
die Haltung der Regierung Euerer Majestät und deren Bedeutung für
die Wahrung des europäischen Friedens Mitteilung machen und nicht
ermangeln, vorher von dem, was ich zu sagen gedenke, Euerer
Majestät Vortrag zu erstatten.
C. Hohenlohe
Nr. 3171
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Paris Grafen Münster
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 50. Berlin, den 23. Februar 1897
Das Petersburger Kabinett schlägt vor*, daß, da England sich
einer Aktion gegen Griechenland entzieht, große Kontinentalmächte —
ohne deswegen energisches Vorgehen gegen griechische Heraus-
forderung zu unterbrechen oder aufzuschieben — sofort ihre Über-
einstimmung über folgende Punkte erklären:
1. Die Ausschreitung Griechenlands darf nicht die Annexion
Kretas zur Folge haben.
2. Da aber Türkei die Einführung der ihr vorgeschlagenen Re-
formen verzögert hat, sind diese nicht mehr zeitgemäß. Die Mächte
werden daher Kreta ein autonomes Regime verschaffen, jedoch unter
Aufrechterhaltung der Integrität des Ottomanischen Reichs.
Diese beiden Punkte würden solidarisch in Athen und Konstan-
tinopel notifiziert, und gleichzeitig würde die griechische Regierung auf-
gefordert werden, unverzüglich ihre Truppen und Schiffe von Kreta
zurückzuziehen. Im Falle der Weigerung würde mit energischen Maß-
nahmen vorgegangen werden.
Rußland bezeichnet vorstehenden Vorschlag als einziges Mittel
für Sicherung des europäischen Friedens.
Nach Einholung der allerhöchsten Genehmigung habe ich soeben
dem russischen Botschafter eröffnet, daß die deutsche Regierung auf
den Vorschlag ohne Vorbehalt eingeht**.
Marschall
* Vgl. Nr. 3168.
** In Wien erregte es lebhafte Mißstimmung, daß die deutsche Regierung die
russischen Vorschläge glatt akzeptierte, nachdem sie einige Tage vorher die
wesentlich gleichlautenden österreichischen Vorschläge abgelehnt habe. Privat-
brief Graf Eulenburgs an Fürst Hohenlohe dd. Wien, 6. März 1897. In seinem
Antwortschreiben vom 10. März wies der Reichskanzler nachdrücklich darauf
hin, daß die russischen und die österreichischen Vorschläge keineswegs gleich-
350
Nr. 3172
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 36 London, den 23. Februar 1897
In einer vertraulichen Unterhaltung, die ich eben mit Lord Salis-
bury hatte, sprach er sich dahin aus, daß ihm die gestrige Rede des
Herrn Staatssekretärs im Reichstag* in bezug auf die künftige Kon-
stitution Kretas sehr befriedigend erschiene, wie auch die Rede des
Herrn Hanotaux in der französischen Kammer**, und daß hiernach unter
den Mächten in dieser Hinsicht kaum noch eine Differenz bestehe.
Hieran anknüpfend sagte mir der Minister streng vertraulich,
daß er die Absicht habe, etwa übermorgen eine Erklärung über seine
Stellung zur kretensischen Frage hier in der Kammer abzugeben und den
Wortlaut derselben vorher dem auf morgen angesetzten Ministerkonseil
zur Beratung vorzulegen. Es liege ihm aber daran, in seiner Erklärung
möglichst alles zu vermeiden, was bei uns Anstoß erregen könnte,
und er wolle mir daher schon jetzt den ungefähren Gedankengang der-
selben angeben. Mit Rücksicht auf die Stimmung in der Kammer
müsse er aussprechen, daß die Politik des englischen Kabinetts nach
wie vor darauf gerichtet sein werde, für die Insel eine Autonomie
zu erwirken, durch welche dieselbe aber keineswegs aus dem Rahmen
des türkischen Staatsverbandes gerissen werden solle. Hieran an-
knüpfend würde er auf das unberechtigte Vorgehen der Griechen über-
gehen und die Absicht aussprechen, sich mit der griechischen Regie-
lautend seien, sondern sich im einzelnen wie im ganzen, im Beweggrund wie
in den letzten Zielen wesentlich unterschieden. Für den russischen Vorschlag
sprach außerdem nach Hohenlohes Auffassung, „daß auch aus naheliegenden
diplomatischen Opportunitätsrücksichten mir ein russischer Vorschlag aussichts-
voller zu sein schien als ein österreichischer oder deutscher, weil Frankreich,
Regierung und Volk, sich zu einer russischen Anregung ganz anders stellt als zu
einer Anregung, die von einem Dreibundsstaate ausgeht". Der russische Vor-
schlag hätte übrigens trotz Deutschlands Eintreten für ihn wenig Aussicht gehabt,
da namentlich Italien die lebhaftesten Bedenken geltend machte, in der Kretafrage
ohne oder gar gegen England vorzugehen. Telegramm Bülows vom 21. Februar.
Durch das Einlenken der englischen Regierung (vgl. das folgende Schriftstück),
die schließlich sich den russischen Vorschlag im wesentlichen aneignete, wurde
die Schwierigkeit aus der Welt geschafft.
* Vgl. Nr. 3169, Fußnote*. Freiherr von Marschall hatte nur hingewiesen auf
eine „definitive dauernde Ordnung der Dinge auf Kreta, auf eine Befriedigung
berechtigter Forderungen der christlichen Bevölkerung, die sehr wohl möglich
sei, ohne die Integrität des Ottomanischen Reichs anzutasten".
** Hanotaux hatte sich in seiner Kammerrede vom 22. Februar dahin aus-
gelassen, daß die Besetzung Kretas durch die Flotten der Mächte im voraus
die Autonomie Kretas sichere.
351
rung über die sofortige Evakuation der Insel durch' die griechischen
Truppen in Verbindung zu setzen. Im Falle der Weigerung werde
England sich an den von anderer Seite vorgeschlagenen Zwangsmaß-
regeln (Blockade des Piräus) auch seinerseits beteiligen.
Ich erwiderte dem Minister auf seine Frage, daß ich ohne Ge-
nehmigung meiner Regierung über die von ihm beabsichtigte Er-
klärung keine Meinung aussprechen könne. Nur über einen Punkt
könne ich die allerdings nur persönliche, aber bestimmte Ansicht aus-
sprechen, daß derselbe bei uns keine Billigung finden würde, und dies
sei die anscheinend noch von ihm festgehaltene Absicht, mit den
Griechen über die Evakuation Kretas zu verhandeln. Nach unserer
Auffassung sei jede weitere Verhandlung ausgeschlossen, und es könne
sich also, wenn selbst dies, was ich nicht wisse, bei uns noch an-
nehmbar erscheinen würde, doch höchstens um eine Sommation
der Mächte handeln, deren Nichtberücksichtigung die sofortige Ver-
hängung der Blockade zur Folge haben müßte. Auf meine Frage, ob
er in diesem Falle auch wirklich bereit sei, sich ohne weiteres an
der Blockade zu beteiligen, sprach sich Lord Salisbury zustimmend aus.
Schließlich kam der Minister noch mit einem Punkte heraus, den
er vor der Kammer nicht gut mit Stillschweigen übergehen könne,
welche unzweifelhaft Wert darauf legen würde, daß auch während der
Blockade des Piräus einige englische Schiffe vor Kreta bleiben
würden. Auch in diesem Punkte wünsche er aber allen Anstoß bei
uns zu vermeiden und beabsichtige, etwa zu sagen, daß die große
Zahl der englischen Schiffe im Mittelmeer der Regierung gestatten
würde, die für die Blockade des Piräus erforderlichen Schiffe heran-
zuziehen und gleichzeitig einige Schiffe vor Kreta liegen zu lassen.
Als ich mich verabschiedete, sprach Lord Salisbury den Wunsch
aus, den Wortlaut seiner Erklärung, nachdem derselbe morgen im
Konseil beraten worden, noch mit mir besprechen zu können. Es ist
anzunehmen, daß er mich zu diesem Zweck morgen nachmittag rufen
lassen wird, und ich bitte bis dahin um telegraphische Weisung,
ob und welche Ansicht ich auf die von ihm zu erwartenden Fragen
aussprechen soll.
Von dem im Telegramm Nr. 63 bezeichneten russischen Vor-
schlag* wußte der Minister offenbar nichts und bemerkte nur im
allgemeinen, daß er von den anderen Regierungen, auch von Paris
und Petersburg, fortgesetzt liebenswürdige Äußerungen erhalte. Eine
gewisse Unruhe schien ihm die Frage zu bereiten, ob zwischen Ruß-
land und dem Sultan bereits ein Vertrag abgeschlossen sei.
Hatzfeldt
• Vgl. Nr. 3168.
352
Nr. 3173
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Botschafter
in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept
Nr. 67 Berlin, den 24. Februar 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 36*.
Es gereicht mir zu aufrichtiger Befriedigung, nunmehr auch die
Verständigung mit Lord Salisbury angebahnt und auf gutem Wege
zu sehen bei einer Aktion, wo für Deutschland lediglich das Motiv
der Beseitigung einer unmittelbaren Kriegsgefahr maßgebend war und
bleibt. Deshalb weil hier durch positive, zum Teil sogar amtliche Aus-
lassungen bekannt war, daß die Angliederung Kretas an Griechen-
land den Erwerbstrieb in weitem Umkreise entfesseln würde, sind
wir dieser Angliederung entgegengetreten, und haben wir von dem
Verbleiben Kretas im türkischen Staatsverbande unsere weitere Be-
teiligung an der Pazifikationskampagne der Mächte abhängig gemacht.
Abgesehen hiervon ist uns die zukünftige politische Gestaltung Kretas
in den Einzelpunkten gleichgültig.
Nach allem, was ich aus Petersburg erfahre, war auch für den
Kaiser von Rußland der entschiedene Wunsch, den Frieden zu wahren,
maßgebend, um ihn zu einer Haltung zu veranlassen, welche den
Familieninteressen direkt zuwiderläuft. Ich erwähne dies ausdrück-
lich, weil ich aus der Art und Weise, wie Lord Salisbury Ihnen gegen-
über das weitere Verbleiben englischer Kriegsschiffe vor Kreta erwähnt
hat, entnehme, daß er möglicherweise glaubt, die eine oder andere Macht
sei geneigt, sich dort festzusetzen. Deutschland steht, wie ich glaube,
in dieser Hinsicht über dem Verdacht. Es sind aber auch hinsichtlich
keiner andern Macht irgendwelche Verdachtsmomente bisher zu mei-
ner Kenntnis gekommen. Das Verbleiben englischer Kriegsschiffe würde,
sobald dieselben aufhören, wohlwollende Zuschauer der griechischen
Bewegung zu sein, nur mit Genugtuung begrüßt werden können.
Ew. pp. haben den Standpunkt der Kaiserlichen Regierung genau
präzisiert, als Sie Lord Salisbury erklärten, daß wir uns bei einer
Aktion, wo noch Verhandlungen mit Griechenland in Frage kom-
men, nicht würden beteiligen können. Eine Notifikation der Mächte
an Griechenland, daß diese eine Annexion Kretas nicht dulden, dagegen
unter Wahrung der türkischen Oberhoheit eine regime autonome dort
einzuführen beabsichtigen, und gleichzeitig mit dieser Notifikation
eine Sommation, der die sofortige Verhängung der Blockade zu
folgen hätte, das ist nach diesseitiger Auffassung der einzige Schritt,
welcher die Griechen zum Nachdenken wird bringen können. Und zwar
* Siehe Nr. 3172.
23 Die Große Politik. 12. Bd. 353
müßten außer dem Piräus auch noch einige andere Häfen blockiert
werden, um grade den wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung,
welche einen Teil ihrer Lebensbedürfnisse vom Auslande beziehen,
die Folgen ihres Tuns fühlbar zu machen.
Falls Ew. pp. nächste Unterredung mit Lord Salisbury noch andere
als die vorstehend erwähnten Punkte berührt, wollen Ew. pp. sich
nach Maßgabe des Ihnen bekannten deutschen Programms äußern,
welches sich dahin zusammenfassen läßt: Erhaltung des Friedens durch
möglichste Niederhaltung der Begehrlichkeiten.
C. Hohenlohe
Nr. 3174
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Gesandten
in Athen Freiherrn von Plessen
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 8 Berlin, den 24. Februar 1897
Die russische Regierung hat hier den Vorschlag gemacht, in Kon-
stantinopel und Athen zu erklären, daß Kreta unter keinen Umständen
an Griechenland fallen dürfe; daß aber die Mächte, welche die Pazi-
fizierung Kretas in die Hand genommen hätten, entschlossen seien,
der Insel unter Aufrechterhaltung der türkischen Oberhoheit ein auto-
nomes Regime zu verschaffen. Gleichzeitig mit dieser Mitteilung sollen
die Vertreter der Großmächte in Athen die griechische Regierung
mittels Ultimatum auffordern (sommer), innerhalb drei bis vier Tagen
(im Ultimatum würde selbstredend nur der eine oder andere Termin,
besser der kürzere zu setzen sein) ihre Schiffe und Truppen von
Kreta zurückzuberufen, widrigenfalls die Mächte „des mesures d'ex-
treme vigueur soit d'un blocus du Piree soit d'une action directe
sur les vaisseaux et troupes grecques" ergreifen würden.
Ew. pp. sind ermächtigt, nach Maßgabe des Vorstehenden gemein-
schaftlich mit den sämtlichen übrigen Vertretern der Großmächte
eine Kollektivnote oder auch identische Note an die dortige Regierung
zu richten. Suchen Sie dahin zu wirken, daß, wie wir der russischen
Regierung in unserer Erwiderung vorgeschlagen, anstatt „blocus du
Piree" „blocus de ports grecs" oder „des cotes grecques" gesetzt
werde, um den Admiralen größere Aktionsfreiheit zu lassen, doch
ist dies nicht conditio sine qua non unserer Beteiligung.
Ob Notifikation und Ultimatum in einer oder in zwei getrennten
Noten zur Kenntnis der Regierung zu bringen sind, kann der Ab-
354
machung der dortigen Vertreter überlassen bleiben. Entscheidend für
uns ist die Gleichzeitigkeit der Überreichung*. Drahtbericht.
C. Hohenlohe
Nr. 3175
Das Oberkommando der Marine an den Staatssekretär des
Auswärtigen Amtes Freiherrn von Marschall
Ausfertigung
Ganz geheim Berlir]) den 6 März 18g?
Euerer Exzellenz beehre ich mich ganz ergebenst mitzuteilen,
da!Lauf meinen Befehl> welchen ich infolge Euerer Exzellenz sehr
gefälligen Schreibens vom 2. d. Mts. dem Kommandanten SMS
„Kaiserin Augusta" gegeben hatte, derselbe durch Telegramm von
gestern abend aus Suda meldet, daß die kommandierenden Offiziere
nach vollkommener Übereinstimmung folgende Vorschläge machen-
1. Blockade des Piräus und der hauptsächlichsten griechischen
Hafen; to
2. Blockade von Kreta;
3. die Blockade wird von den Regierungen angesagt-
4. jedes griechische Kriegsschiff, welches angetroffen wird, soll nach
Milo eskortiert und dort blockiert werden;
5. jeder Akt der Feindseligkeit eines griechischen Schiffes gegen
ein Schiff der sechs Mächte wird als Kriegserklärung gegen diese
Machte betrachtet;
* ES udaUCite 1?^ n0Ch bis Anfan£ März> daß eine vo»e Übereinstimmung
nhPrChehn ?" Jf*,?,*? ^ die.Semeinsam ^ Athen und Konstantinopel zu
übergebenden Kollektivnoten erzielt wurde. Das Nähere darüber erhellt aus
d«n englischen f Blaubuche „Turkey", bzw. den daraus in: Das Staatsarchiv
Bd 62, S. 139 ff. abgedruckten Schriftstücken. Daselbst S. 143 f. die beiden am
2. März in Athen und Konstantinopel übergebenen Kollektivnoten der Groß-
machte, in denen auf der einen Seite die Zurückziehung der griechischen Schiffe
und Truppen aus Kreta bei Vermeidung äußerster Zwangsmittel - von einer
Blockade oder einem direkten Vorgehen gegen die griechischen Streitkräfte war
jedoch nicht ausdrücklich die Rede -, auf der anderen die Autonomie Kr ras
verlangt wurde. Ferner daselbst die türkische Antwortnote vom 7. März
im in d- dle oe, Pf°rte die Autonomie Kretas bewilligte, die dann
am 18. März von den Befehlshabern der vor Kreta vereinigten Kriegsschiffe
1 °sr °ß™ ch*e proklamiert wurde, und (S. 145ff.) die griechische Antwortnote
vom 8. März, die das von den Mächten durchgesetzte autonome Regime für
tetdl^-V^'^ dCr Vereinigu"S Kretas mit Griechenland
bestand und die Zurückziehung der griechischen Truppen ablehnte, dagegen die
erß2e|; Kriegsschiffe in Aussicht stellte, über die Koerzitivnfaßregeln,
die die Befehlshaber der vor Kreta vereinigten Marinestreitkräfte in Voraussicht
dt SSSSIS^SSE*" Antwort ihren Regierungen vorschlugen- siehe
355
6. jedes griechische Torpedoboot, welches in Schußweite eines
Schiffes kommt, wird durch Kanonen vertrieben;
7. wenn nötig, wird der Telegraph von Syra gewaltsam besetzt;
8. die Blockade wird zur Folge haben, daß die Zahl der zum
Schutze der Küstenstädte auf Kreta verfügbaren Schiffe vermindert wird.
Daher wird gebeten, daß jede Macht 600 Soldaten bereithält, um diesen
Schutz zu unterstützen.
Kapitän zur See Koellner fügt hinzu, daß er präzisere Ab-
machungen nicht erreichen konnte, die Verteilung der Schiffe noch
ausgearbeitet wird, „Kaiserin Augusta" bei den Admiralschiffen ver-
bleibt.
Ich habe Seiner Majestät dem Kaiser hierüber Meldung erstattet.
Der Kommandierende Admiral
Im Auftrage
Baran do n
Nr. 3176
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Kommandierenden Admiral von Knorr
Konzept
Geheim Berlin, den 6. März 1897
Ew. pp. beehre ich mich ganz ergebenst davon in Kenntnis zu
setzen, daß ich nach eingeholter Zustimmung des Herrn Reichskanzlers
Seiner Majestät dem Kaiser und Könige heute über den Inhalt des
geneigten Schreibens Euerer Exzellenz vom heutigen Tage, betreffend
die Vorschläge der vor Kreta kommandierenden Offiziere*, Vortrag
gehalten habe.
Seine Majestät haben allerhöchstsich mit diesen Vorschlägen ein-
verstanden erklärt und zu bestimmen geruht, daß dem Kommandanten
von S. M. S. „Kaiserin Augusta" hiervon mit dem Bemerken Kenntnis
gegeben werde, daß derselbe nach Maßgabe dieser Vorschläge zu
verfahren habe, sobald auch den übrigen kommandierenden Offizieren
seitens ihrer Regierungen entsprechende Weisung zugegangen sei**.
Bezüglich der Bereitstellung von 600 Soldaten zum Schutze der
Küstenstädte in Kreta haben Seine Majestät geäußert, daß solche nicht
zur Verfügung ständen und daher deren Entsendung diesseits nicht
ins Auge gefaßt werden könne. Wie ich zu Ew. pp. streng ver-
* Siehe Nr. 3175.
** Auch russischer- und österreichischerseits wurde das „Programm der Admi-
rale" pure angenommen, französischerseits unter der Voraussetzung, daß alle
Mächte zustimmten. Über die englische Stellungnahme siehe das folgende
Schriftstück.
356
traulicher Kenntnis bemerke, habe ich, nachdem in dem Vorschlage
der kommandierenden Offiziere zunächst nur von einem „ Bereitstellen"
der 600 Mann die Rede ist, vorderhand Abstand genommen, den übrigen
beteiligten Regierungen gegenüber diesen Punkt zu erwähnen, um nicht
durch Reserven unsererseits das Einvernehmen der Mächte gleich zu
Beginn einer etwaigen Aktion zu gefährden.
Für den Fall, daß es zu einer Blockade des Piräus kommen
sollte, haben Seine Majestät allerhöchstsich damit einverstanden er-
klärt, daß alsdann S. M. S. „Kaiserin Augusta" sich bei dieser Blockade
beteilige, nachdem vorher das in Kanea gelandete Detachement wieder
an Bord genommen worden sei. Bei diesem Anlasse stellten Seine
Majestät zur Erwägung, ob vielleicht ein Detachement von einigen
Mann mit der Flagge in Kanea verbleiben solle. Die Entscheidung
hierüber darf ich dem Ermessen Ew. pp. ganz ergebenst anheimstellen.
Marschall
Nr. 3177
Der Botschafterin London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 56 London, den 8. März 1897
Lord Salisbury, welcher mich schließlich noch heute abend empfan-
gen hat, sprach sich im allgemeinen dahin aus, daß es sich nach seiner
Ansicht als praktisch empfehlen würde, mit der Blockade der Insel
Kreta1 den Anfang zu machen, was nicht verhindern würde, die
Blockade der griechischen Häfen folgen zu lassen2, sobald sich dies
als wünschenswert herausstelle. Wenn die .anderen Mächte diese An-
sicht teilten, so könne er in dem Programm der Admirale kein Hinder-
nis sehen, diesen Weg einzuschlagen; denn es handele sich dabei
nicht um formelle Vorschläge, sondern um eine von russischer Seite
angeregte Äußerung fachmännischer Ansichten, welche die Re-
gierungen sich nicht gleich in allen Punkten anzueignen brauchten.
Als ich dem Minister entgegenhielt, daß eine englischerseits an-
geregte Beschränkung der Aktion auf Blockade von Kreta nicht nur
die Griechen ermutigen, sondern, wie ich ihm nicht verheimlichen
wolle, in Europa den Eindruck hervorrufen würde, daß England vor
allem griechische Sympathien betätigen wolle3, erwiderte mir Lord
Salisbury, daß dies keineswegs bei ihm zutreffe, und daß er nament-
lich keine besondere Sympathie für Griechenland hege. Er würde
daher, wenn die anderen Mächte dies wollten, an seinem rein prak-
tischen Standpunkt nicht eigensinnig festhalten und sich namentlich
nicht von den anderen trennen.
Streng vertraulich fügte Lord Salisbury hinzu, ich könne über-
zeugt sein, daß das Mißtrauen, welches man auf dem Kontinent gegen
357
ihn hege, durch nichts begründet sei: er wolle weder den Griechen helfen,
noch eigene Zwecke verfolgen, er kenne aber seine Landsleute und
wisse, daß er, wenn er jetzt zu schnell und zu heftig vorgehen wolle,
die öffentliche Meinung, die sich in bezug auf Griechenland bereits
kalmiert habe, wieder im höchsten Grade aufregen und gegen sich
haben würde4. Unser Zweck sei und bleibe derselbe, und er habe nur
den einen Wunsch, daß ihm eine etwas langsamere Gangart gestattet
würde5.
Inzwischen hat Rußland hier wieder eine neue Proposirion ge-
macht, welche aber von St. Petersburg abgegangen war, ehe dort
das Programm der Admirale bekannt sein konnte. Hauptpunkt der-
selben anscheinend Zernierung der griechischen Truppen in Kreta.
Lord Salisbury hat dies ebenfalls im Prinzip akzeptiert.
Es wird, wie ich glaube, jetzt zunächst abzuwarten sein, ob Lord
Salisbury, nachdem der Wortlaut der griechischen Note* hier ein-
gegangen ist, einen Versuch macht, ein Verhandeln mit Griechenland
über irgendeinen der darin enthaltenen Punkte zu befürworten. In
diesem Fall würde ich ihm nochmals auf das bestimmteste erklären,
daß wir uns auf keine Verhandlung mit Griechenland einlassen können6.
Macht er dagegen keinen derartigen Versuch, so wird, wie ich glaube,
angenommen werden können, daß er sich von den anderen Mächten
nicht trennen und nur ein etwas langsameres Tempo einschlagen will.
Hatzfeldt
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Die ist ja schon im Gange!
2 i
3 richtig
4 hat er ja doch!
6 wegen Salisbury würde überhaupt, wenn es gegangen wäre, gar keine Gangart
angeschlagen worden sein! das sind Ausflüchte!
6 richtig
Schlußbemerkung des Kaisers:
Richtig
Nr. 3178
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 90 Wien, den 9. März 1897
Die griechische Antwort** befriedigt den Grafen Goluchowski in
keiner Weise1. Er sagte, daß man in logischer Konsequenz des Ulti-
matums zu Zwangsmaßregeln übergehen müsse, jedoch könne seine
Haltung keine leitende sein. Er werde abwarten, was die Kabinette
* Vgl. Nr. 3174, Fußnote.
** Vgl. Nr. 3174, Fußnote.
358
sagen, in erster Reihe das russische. An Rußland sei es jetzt, hervor-
zutreten1, nachdem es doch einmal die Führung übernommen habe.
Eulenburg
Randbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
1 Richtig
Nr. 3179
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Privat für Baron von Holstein. London, den 9. März 1897
Die hier wieder eingetretene größere Abneigung gegen sofortige
und energische Aktion gegen Griechenland ist nach meiner Über-
zeugung zum nicht geringen Teile auf die Haltung Frankreichs zurück-
zuführen, und die Entscheidung liegt deshalb meines Erachtens in
St. Petersburg. Bleibt man dort fest und besteht in Paris auf gleichem
Verfahren, so wird Frankreich vor die ihm höchst unbequeme Aussicht
gestellt, sich von Rußland zu trennen und außerdem eine noch größere
Annäherung zwischen Rußland und Deutschland selbst herbeizuführen.
Es wird jetzt offenbar eine gewisse Zeit vergehen, bis sich die
Situation klärt und zu übersehen ist, ob noch eine Einigung der
Mächte zustandekommt oder nicht. Wir müssen dies, wie ich glaube,
wenigstens eine Zeitlang abwarten, indem wir gleichzeitig an dem
Standpunkt festhalten, daß wir uns auf keine Verhandlung mit Griechen-
land einlassen werden. Ein einseitiges Vorgehen der Drei-Kaiser-
Mächte scheint mir abgesehen von der geringen Aussicht auf Erfolg
an Ort und Stelle schon deshalb nicht wünschenswert, weil es zum
europäischen Kriege führen kann.
Lord Salisbury hofft offenbar und mehr denn je, daß Griechenland
doch noch einlenken wird. Er wiederholte mir gestern zweimal: „La
Grece demande encore un coup de pieds pour ceder." Als solchen
betrachtet er die Blockade von Kreta, und es ist, wie die Dinge
liegen, wohl möglich, daß Frankreich und Italien dafür leichter zu
haben sind als für eine gleichzeitige Aktion gegen die griechischen
Häfen.
Am Schluß unserer gestrigen Unterhaltung sagte ich Lord Salis-
bury, daß ich ihm den voraussichtlichen ungünstigen Eindruck seiner
Äußerungen in Berlin nicht verheimlichen könne und nicht verstände,
weshalb er nicht wenigstens Sir Frank Lascelles beauftrage,
die Beweggründe seines Verhaltens dort vertraulich und offen zu
erklären. Er zeigte sich damit einverstanden, und Sie haben also wohl
den Besuch von Sir Frank Lascelles zu erwarten, mit dem Sie ganz
offen reden können. Hatzfeldt
339
Nr. 3180
Der Botschafter in Paris Graf Münster an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 50 Paris, den 10. März 1897
Herr Hanotaux sagt mir, er halte ganz fest an dem Einvernehmen
der Mächte und werde die Koerzitivmaßregeln nach Vorschlag der
Admirale ausführen, da es von allen Mächten geschehe. Er habe noch
keinen Anhalt dafür, wie weit das geschehen werde, fürchte aber,
daß England den blocus von Piräus nicht mitmachen wolle, und höre
von Berlin aus, daß auf ein deutsches Kontingent von 600 Mann
schwerlich zu rechnen sei. Sollten dadurch die Vorschläge der Ad-
mirale etwas modifiziert werden, so hoffe er doch, daß es gelingen
könne, über wirksame Mittel sich zu verständigen, um Griechenland
zu zeigen, daß die Mächte ihren Willen durchzusetzen entschlossen
seien. Es müsse das aber so bald als möglich geschehen1.
Herr Hanotaux rechnet sicher auf die Majorität der Kammer,
wünscht aber, die jetzige den Griechen feindliche Stimmung zu benutzen.
Münster
Randbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
1 Ja
Nr. 3181
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 69 St. Petersburg, den 11. März 1897
Graf Murawiew hat heute ein neues Zirkular erlassen*, betreffend
Stellungnahme der Mächte der griechischen Antwort gegenüber. Er
nimmt zunächst Akt von der griechischen Bereitwilligkeit der Zurück-
ziehung der Schiffe, was die nicht zugegebene Evakuation der grie-
chischen Truppen anlangt, so schlägt er vor1, um diese zu ermöglichen
und die Ordnung zu halten, daß jede Macht ein Kontingent schicke,
welches zusammen etwa 9000 Mann ausmache2. Wie er mir ver-
traulich hinzufügte, habe er nach Berlin und Paris den besonderen
Vorschlag gemacht, daß Frankreich und Italien delegiert würden,
dieses Kontingent zu Zweien zu liefern3**. Beim Eintreffen der Kon-
* Siehe den Text des vom 10. März datierten Zirkulars im englischen Blaubuch
und daraus in „Das Staatsarchiv", Bd. 62, S. 149.
** Auch Graf Goluchowski hatte schon am 8. März gegenüber Graf Eulenburg
eine Mandatserteilung entweder an Italien und Frankreich oder auch an Rußland
und England angeregt.
360
tingente würden die griechischen und türkischen Truppen entfernt
werden. Er ist der Ansicht, daß diese Kontingente auch im Innern
zur Verwendung kommen könnten. Graf Murawiew, wenn er von der
bisher erhofften Anwendung äußerster Zwangsmittel absteht, läßt sich
dabei von der Idee leiten, daß vor allem die Eintracht der Mächte
aufrechterhalten werden müßte. Deshalb, meint er4, müßten die drei
Kaisermächte den drei übrigen vom Volkswillen mehr abhängigen
Mächten durch mildere Vorschläge5 entgegenkommen, wobei er haupt-
sächlich wohl die Schonung des Herrn Hanotaux im Auge haben wird5.
Von neuem fällt mir der Optimismus des Grafen Murawiew auf,
mit dem er auch heute wieder trotz der zu überwindenden ernsten
Schwierigkeiten die Kretafrage als im Verblassen befindlich5 darstellte.
Diese Äußerungen des Ministers, in denen sich manche Widersprüche
und Unklarheiten dokumentieren, lassen mich vermuten, daß er be-
strebt ist, durch eine Verkleinerung der ganzen Kretasache die Be-
deutung auch eines eventuellen Zurückweichens der Mächte6 in der
Frage abzuschwächen. So behauptet er, liege eine viel größere Gefahr
in möglichen Ereignissen an der thessalischen Grenze, wiewohl er das
Eingreifen Bulgariens und Serbiens selbst bei Ausbruch eines tür-
kisch-griechischen Krieges entgegen seiner früheren Behauptung für
durchaus unwahrscheinlich hinstellt. Er denkt sich den Verlauf so,
daß die Türken die Griechen schlagen, und daß Europa erst vor den
Mauern Athens Halt gebietet.
Graf von Montebello *, den ich im Ministerium traf, hatte ein Tele-
gramm von Herrn Hanotaux erhalten, in dem letzterer besonders
hervorhob, daß das Einvernehmen unter den Mächten durchaus auf-
rechterhalten werden müßte7.
Radolin
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Und wo bleibt die von ihm vorgeschlagne und von allen im Prinzip an-
genommne Blockade des Piräus? Das einzige was noch hilft nach ansieht der
Admirale?
8 also eine Division
3 einverstanden
4 ist ja ganz unglaublich!
5 i
6 dann ziehe ich mich zurück
7 ja aber nicht auf Kosten ihrer Würde und unter Antreten eines Rückzuges vor
Griechenland!
Schlußbemerkung des Kaisers:
Mit der Beauftragung von Italien und Frankreich einverstanden. Aber unter
dem Hinzufügen, daß wir als selbstverständlich erwarteten, daß mit dem Ein-
treffen der Besatzungstruppen umgehend die Marine Mannschaften eingeschifft
und zur Blockade des Piräus übergegangen wird, falls die Griechischen Truppen
nicht zurückgezogen werden.
* Französischer Botschafter in St. Petersburg.
361
Nr. 3182
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes' Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Petersburg Fürsten von Radolin
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 97 Berlin, den 11. März 1897
Seine Majestät der Kaiser hat zu Ew. Telegramm Nr. 69*
Randvermerke gemacht, welche keinen Zweifel über die Absicht lassen,
sich von der Aktion der Mächte zurückzuziehen, sobald diese einem
Zurückweichen vor Griechenland ähnlich sieht.
Ew. wollen vorstehendes vertraulich zur Kenntnis des Grafen
Murawiew bringen zu dessen rechtzeitiger Orientierung.
Marschall
Nr. 3183
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Petersburg Fürsten von Radolin
Telegramm. Konzept
Nr. 95 Berlin, den 11. März 1897
Zu sofortiger Verwertung.
Der russische Botschafter teilte mir mit, daß die französische
Regierung in Petersburg erklärt habe, sie würde zu sofortigen Zwangs-
maßregeln bereit sein, stoße sich jedoch daran, daß Deutschland ab-
gelehnt habe, die von den Admiralen geforderten 600 Soldaten nach
Kreta zu senden. Tatsächlich hat die deutsche Regierung, um nicht
die Einigkeit der Mächte wegen eines Nebenpunktes zu stören, das ganze
Programm der Admirale angenommen, ohne einen Punkt auszunehmen.
Allerdings haben wir Zweifel an dem praktischen Nutzen, den jene
sechs kleinen Trupps würden haben können. Wir halten die von
Rußland vorgeschlagene Mandatserteilung an irgendwelche zwei Mächte
für den allein richtigen Modus zur Erledigung der Pazifikationsfrage.
Übrigens sind die Maßnahmen für die innere Pazif ik'ation
der Insel zwar auch eilig, um den fortgesetzten Metzeleien Einhalt
zu tun; sie sind aber im Interesse des europäischen Friedens nicht
so unmittelbar dringend wie die Zwangsmaßregeln zur Be-
seitigung der von Griechenland drohenden Gefahren.
Denn nach unseren neuesten Nachrichten ist angesichts der Untätig-
keit der Mächte der Übermut der Griechen in den letzten Tagen er-
heblich gewachsen, und man beschäftigt sich in Athen ernstlich mit
dem Gedanken, nunmehr auch im Norden die türkische Grenze zu
* Vgl. Nr. 3181.
362
überschreiten. Die Zvvangsmaßregeln gegen Griechenland müssen also,
wenn sie noch nützen, den Frieden erhalten und den Triumph der eng-
lischen Diplomatie verhindern sollen, unverzüglich zur Ausführung
kommen. Die Annahme des englischen Vorschlages, daß griechische
Truppen als „Polizei" in Kreta bleiben sollen*, würde die Mächte,
wenigstens diejenigen, welche nicht als Anhänger Englands gelten,
dem Gelächter Europas aussetzen.
Marschall
Nr. 3184
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 11. März 1897
Der englische Botschafter teilte mir heute vertraulich ein Tele-
gramm Lord Salisburys an den englischen Botschafter in St. Peters-
burg mit des Inhalts:
Angesichts der Schwierigkeiten, welche die Pazifikation Kretas
biete, sei die Frage zu erwägen, ob es nicht nützlich sei, einen Teil
der griechischen Truppen auf der Insel zu belassen und sie unter
dem Kommando der fremden Offiziere als Polizei zur Wiederherstellung
von Ruhe und Ordnung zu benutzen. Der Vorschlag empfehle sich
einmal, um die griechische Eigenliebe zu schonen, sodann aber, weil
es für die Mächte schwierig sein würde, eine genügende Truppen-
zahl auf der Insel zu versammeln, um eine vollkommene Pazifizierung
durchzuführen.
Ich erklärte dem Herrn Botschafter, daß ich, auch ohne erst nähere
Instruktionen einzuholen, mich für ermächtigt halte, diesen Vorschlag
als für die Kaiserliche Regierung nicht annehmbar zu bezeichnen1. Es
sei eine von allen kommandierenden Offizieren der Großmächte fest-
gestellte Tatsache, daß gerade das Erscheinen griechischer Truppen
auf der Insel die dort bestehende Anarchie vermehrt habe2, daß diese
Truppen ein Element der Unordnung und ein Signal zur Verübung
von Massakers geworden seien. Unter diesen Umständen auch nur
einen Teil der griechischen Truppen dort zu belassen und sie zur
Herstellung der Ordnung zu verwenden, erscheine mir so unpraktisch
wie möglich, denn es sei mit Sicherheit anzunehmen, daß die Insur-
genten in der fortdauernden Anwesenheit der griechischen Truppen
und in der Genehmigung dieser Anwesenheit seitens der Mächte eine
* Lord Salisbury hatte diesen Vorschlag in einer Unterredung mit Graf Hatz-
feldt vom 10. März entwickelt; siehe darüber den mit Salisbury vereinbarten
Bericht des Botschafters vom 10. März in: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 151.
Vgl. auch das folgende Schriftstück.
363
weitere Ermutigung erblicken müßten und damit der endliche Erfolg
der Pazifizierung ernstlich in Frage gestellt würde. Die Kaiserliche
Regierung sei umgekehrt der Ansicht, daß die Anwendung der an-
gedrohten Koerzitivmaßregeln, in deren vorderster Reihe die Ent-
fernung aller griechischen Truppen2 von der Insel stehe, die notwen-
dige Voraussetzung für die Pazifizierung bilde, und daß es hohe Zeit
sei, die angedrohten Koerzitivmaßregeln sofort und in vollem Umfange
ins Werk zu setzen. Zur Bestätigung dieser Auffassung bezog ich
mich auf das gestrige Telegramm des Gesandten Baron Plessen, wonach
das Ausbleiben der angedrohten Koerzitivmaßregeln der griechischen
Kriegslust neue Nahrung zugeführt habe*.
Marschall
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopfe einer Abschrift des Schriftstücks:
Einverstanden 12/HI. 97. W.
Randbemerkungen des Kaisers auf der Abschrift:
1 Richtig
2 ja
Nr. 3185
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Wien Grafen zu Eulenburg
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 113 Berlin, den 12. März 1897
Der russische Admiral vor Kreta hat nunmehr, wie Graf Osten-
Sacken mitteilt, den kaiserlichen Befehl erhalten, ohne weitere Rück-
frage zur Blockade der griechischen und kretensischen Häfen vorzugehen,
sobald die anderen kommandierenden Offiziere gleiche Ermächtigung
erhalten. Unser Schiffskommandant ist bereits in gleichem Sinne in-
struiert**. Lord Salisbury hat dem Grafen Hatzfeldt gegenüber eine
* Auch die russische Regierung lehnte den englischen Vorschlag einer Ver-
wendung der griechischen Truppen in Kreta als Polizeitruppe ab, worauf Lord
Salisbury erklärte, auf diesen Punkt, der ohnehin nur ein hingeworfener Ge-
danke, kein formeller Vorschlag gewesen sei, nicht insistieren zu wollen. Tele-
gramm Hatzfeldts Nr. 60 vom 11. März 1897.
** Auch der österreichische Admiral war in gleichem Sinne verständigt worden.
Wie der englische Botschafter Sir F. Lascelles Freiherrn von Marschall am
15. März mitteilte, wäre auch der englische Admiral vor Kreta angewiesen
worden, an der Blockade Kretas teilzunehmen, sobald gleiche Ordres für die
anderen Admirale eingetroffen seien. Tatsächlich wurde der griechischen Re-
gierung am 18. März von den Gesandten der Großmächte die bevorstehende
Blockade Kretas angekündigt, worauf die griechische Regierung am 21. März
mit Gegenvorstellungen antwortete.
364
persönliche Abneigung gegen die Blockade des Piräus, welche er als
nutzlos bezeichnete, erkennen lassen, dagegen aber sich für die Nütz-
lichkeit der Blockade von Volo ausgesprochen. Ich war daher einiger-
maßen überrascht, daß Sir Frank Lascelles heute hier nur von der
Blockade von Kreta sprach und auf meine Frage erklärte, sein Auftrag
beziehe sich nicht auf griechische Häfen.
Hierbei kann italienische Einwirkung im Spiele sein. Der hie-
sige italienische Botschafter ist beauftragt, von einer Blockade grie-
chischer Häfen abzuraten, weil das eine punition de la Grece sein
würde. Die russische Regierung ihrerseits, welche von Paris aus
erfahren hat, daß England den Gedanken erwägt, von seiner Be-
teiligung an der Blockade die Häfen Griechenlands auszuschließen,
verhehlt nicht ihr Mißtrauen gegen diesen Versuch einer Sonderstellung,
und ich fürchte, daß eventuell die ganze Aktion hierdurch in Frage
gestellt werden könnte.
Fragen Sie Graf Goluchowski, ob er mit uns gemeinsam in London
darauf hinwirken will, daß Lord Salisbury zur Blockierung, wenn auch
nicht des Piräus so doch anderer griechischer Häfen, etwa Volo
und Arta, durch englische Schiffe neben anderen einwilligt.
Marschall
Nr. 3186
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 70 St. Petersburg, den 12. März 1897
Während Graf Murawiew vorgestern, Mittwoch, Neigung zeigte,
mildere Saiten aufzuziehen, einzig und allein, um Einvernehmen aller
Großmächte aufrechtzuerhalten, ist eine plötzliche Wendung zum
aktiveren Vorgehen bei ihm eingetreten, wahrscheinlich wohl infolge
Hanotaux' festerer Sprache. Er sagte mir gestern, Donnerstag, abend,
daß er, von der Notwendigkeit der Anwendung der Koerzitivmaß-
regeln durchdrungen, dem russischen Admiral die gemessensten Be-
fehle habe zugehen lassen, unverzüglich zu Zwangsmaßregeln vor-
zugehen, sobald die anderen Geschwaderchefs analoge Weisungen
erhalten haben würden. Der Minister ist von Mißtrauen gegen Eng-
land erfüllt, glaubt aber sicher, daß es sich der Beteiligung an
bereits zugesagten gemeinsamen Zwangsmaßregeln nicht entziehen
kann. Die englischen Schiffe nur bei der Blockade von Kreta zu ver-
wenden, hält der Minister für gefährlich, weil bei ihrer Überzahl
dann Parteilichkeit für Insurgenten und Verfolgung von Sonderinteressen
nicht ausgeschlossen. Durchaus unannehmbar findet er den englischen
Vorschlag der Anwendung griechischer Truppen als Polizei.
365
Graf Murawiew teilt durchweg Anschauungen der Kaiserlichen
Regierung, nämlich schleunigste Anwendung von Zwangsmaßregeln
zur Beseitigung der von Griechenland drohenden Gefahr in Thessalien
sei dringender als die innere Pazifizierungsaufgabe der Insel. Da
Frankreich die Besetzung der Insel zu Zweien abzulehnen scheine,
müsse an die Besetzung durch Truppen aller Großmächte geschritten
werden; er hoffe, daß die Durchfuhr russischer Truppen durch die
Meerengen auf Transportschiffen auf keine Schwierigkeiten stoßen
werde.
Graf Murawiew ist nach wie vor besorgt wegen des drohenden
türkisch-griechischen Konflikts an thessalischer Grenze, hat durch den
griechischen Geschäftsträger die griechische Regierung für die dar-
aus erwachsende Gefahr eindringlich verantwortlich gemacht und ihm
erklärt, daß, während die Kretafrage eine internationale sei, der tür-
kisch-griechische Konflikt die Mächte nichts angehe und zwischen
beiden auszutragen sei. Die Mächte würden die Türkei nicht ver-
hindern, ihren wahrscheinlichen Sieg in Griechenland auszunutzen,
auf Unterstützung Bulgariens und Serbiens habe Griechenland nicht
zu rechnen. Griechenland müsse die Folgen seiner aggressiven Haltung
allein tragen.
Der Minister versicherte mich nochmals aufs entschiedenste, daß
Rußland unter keinen Umständen einem Zurückweichen vor Griechen-
land beistimmen werde.
Radolin
Nr. 3187
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 67 London, den 16. März 1897
Als Ergebnis der heutigen Kabinettssitzung* hat mir Lord Salis-
bury schriftlich den Inhalt eines Telegramms mitteilen lassen, welches
noch heute an den englischen Botschafter in St. Petersburg** abgeht
und gleichzeitig den anderen Mächten durch die bezüglichen englischen
Vertreter mitgeteilt werden soll:
* Vor der Kabinettssitzung vom 16. März hatte Lord Salisbury mit dem öster-
reichischen, dem russischen und dem deutschen Botschafter Rücksprache ge-
nommen und mit ihnen verabredet, daß sie ihm noch vor der Sitzung eindring-
liche Vorstellungen im Sinne einer wirksamen Kooperation Englands in Form
von Privatbriefen zustellen sollten, mit deren Hilfe der englische Premier den
Widerstand seines Kollegen zu überwinden hoffte. Das Privatschreiben Graf
Hatzfeldts vom 16. März ist abgedruckt im englischen Blaubuch „Turkey"
und daraus in: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 153.
** Sir N. R. O'Conor. Den Wortlaut des Telegramms siehe in: Das Staats-
archiv, Bd. 62, S. 154.
366
„Die englische Regierung erkennt an, daß die meisten Mächte
den Vorschlag der Verwendung griechischer Truppen für die Wieder-
herstellung der Ordnung in Kreta verwerfen, aber bis Maßregeln durch
die Mächte selbst zu diesem Zwecke ergriffen sind, erscheint die grie-
chische Behauptung, daß ohne griechische Truppen keine Mittel zur
Herstellung der Ordnung vorhanden sind, nicht unbegründet, und es
ist schwierig, Griechenland dafür zu bestrafen, daß es an dieser Auf-
fassung festhält. Es ist daher unerläßlich, daß einige Maßregeln zu
diesem Zweck ergriffen werden.
Graf Murawiew hat Ihnen am 10. d. Mts. mitgeteilt*, daß er an
die russischen Vertreter ein Zirkular gerichtet habe, welches die mili-
tärische Okkupation Kretas namens der Mächte durch eine Macht
von 10—12000 Mann vorschlage, daß Frankreich und Italien zusammen
diese Truppenzahl stellen könnten, und daß die Mächte dann auf die
allmähliche Zurückziehung der griechischen und türkischen Truppen
bestehen sollten, wodurch sie den Vorwand der Griechen für die Be-
lassung ihrer Truppen in Kreta beseitigen würden, daß die Berufung
auf ein Plebiszit auf großen Widerspruch stoßen würde und unter
den gegenwärtigen Umständen außer Frage sei. Die englische Re-
gierung stimmt vollständig dem vorstehenden Vorschlag zu; sollte
jedoch der Plan einer Okkupation aufgegeben werden, so würde die
englische öffentliche Meinung ihr nicht gestatten, sich an der Blockade
griechischer Häfen auf dem Festlande zu beteiligen. Deutschland und
Österreich scheine unwiderruflich der Entsendung einer größeren deut-
schen und österreichischen Truppenmacht abgeneigt zu sein. Aber
die englische Regierung ist bereit, sich mit einer Besetzung von
Kreta einverstanden zu erklären durch 5000 Franzosen und 5000
Italiener oder durch 10 000 Mann einer dieser Mächte allein; oder mit
einer solchen durch 5000 Russen und 5000 Engländer oder durch
10 000 Mann jeder dieser Mächte allein. Für den Fall einer Einigung
über eine Besetzung dieser Art wird die englische Regierung, wenn
nötig, sich einer Blockade des Piräus anschließen. Wenn nicht, wird
sie gezwungen sein, sich auf eine Blockade von Kreta allein zu
beschränken/' H atzfei dt
Nr. 3188
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Boschafter in Petersburg Fürsten von Radolin
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 104 Berlin, den 17. März 1897
Der englische Botschafter hat hier heute die Antwort auf den
* Vgl. Nr. 3181.
367
russischen Vorschlag vom 10. d. Mts. * zur Kenntnis gebracht. Lord
Salisbury ist mit jenem Vorschlage einverstanden, auch damit, daß
Kreta durch Frankreich und Italien gemeinsam besetzt werde. Der
englische Minister würde auch nichts gegen eine gemeinsame nis-
sisch-englische Okkupation haben, noch auch dagegen, daß eine der
vier Mächte Frankreich, Italien, Rußland, England allein Kreta besetzt.
Solange aber keine Art von Okkupation vereinbart und ins Werk gesetzt
sei, könne man es den Griechen nicht verdenken, wenn sie ihre
Truppen als ein Element der Ordnung auf Kreta ansähen und sich
weigerten, dieselben zurückzuziehen. Deshalb werde England an der
Blockade griechischer Häfen sich erst dann beteiligen, wenn man
in der Lage sein würde, den Griechen zu eröffnen, daß ihre Truppen
auf der Insel überflüssig seien, da eine oder zwei Großmächte, je
nachdem, die Besetzung und Herstellung der Ordnung übernähmen.
Vorher, d. h. solange keine Okkupation durch eine oder zwei Groß-
mächte vereinbart sei, werde England sich nur bei der Blockade von
Kreta, nicht bei der von Griechenland beteiligen.
Ich habe dem englischen Botschafter geantwortet, wir müßten
zunächst „prendre les ordres de Sa Majeste" und würden, da es uns
ziemlich gleichgültig sei, wer in Kreta Ordnung mache, hierbei in
erster Linie den Wünschen unserer Freunde Rechnung tragen.
Bei Besprechung des Vorstehenden bitte ich dem Grafen Murawiew
zu sagen, daß ich nicht wissen kann, welche Punkte ihm sympathisch,
beziehungsweise welche von den genannten Mächten erbötig sind,
die Aufgabe der Pazifikation von Kreta zu übernehmen. Ich glaube
aber, daß Graf Murawiew die Überzeugung mit mir teilt, daß es
dringend erwünscht ist, aus den englischen Vorschlägen irgendetwas
Durchführbares herauszusuchen, um zu verhindern, daß die englische
Diplomatie auf Kosten des europäischen Friedens einen ungeheuren
Triumph feiert.
Marschall
Nr. 3189
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 79 St. Petersburg, den 17. März 1897
Graf Murawiew sagt mir, als nächste Schritte in der Kretafrags
denke er sich jetzt die Proklamation der Blockade von Kreta und
* Siehe Nr. 3181.
368
zugleich der Autonomie dieser Insel seitens der Geschwaderchefs.
Der russische Admiral habe heute dahingehende Instruktion erhalten.
Ob und in welcher Weise entsprechende Notifikation in Athen und
Konstantinopel zu erfolgen habe, könne den Geschwaderchefs über-
lassen werden.
Von besonderer Wichtigkeit sei die Verhinderung von Unruhen
an der thessalischen Grenze. Da England nicht geneigt scheine, an
einer Blockade des Piräus sich zu beteiligen, dagegen die Blockade
von Volo befürworte, um den Griechen ihre Aktionsbasis zu entziehen,
so habe er diesen auch ihm praktisch erscheinenden Gedanken auf-
gegriffen und nach London telegraphiert, er stimme zu, daß die Blockade
von Volo womöglich sofort und als prophylaktische Maßregel unab-
hängig von den übrigen Zwangsmaßregeln durchgeführt werde.
Herrn von Nelidow habe er heute angewiesen, sich mit denjenigen
seiner Kollegen, deren Staaten Militärattaches in Athen unterhielten,
zu besprechen, ob nicht die Entsendung dieser letzteren nach Volo
und an die griechisch-türkische Grenze als Sicherheitsmaßregel an-
gezeigt erschiene.
Radolin
Nr. 3190
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 80 St. Petersburg, den 17. März 1897
Bezüglich Durchführung der Pazifizierung und weiteren Gestaltung
der Dinge auf Kreta ist Graf Murawiew der Ansicht, daß, nachdem
Besetzung der Insel durch Delegierung von Italien und Frankreich
am Widerstand letzterer Macht gescheitert, gemeinsame Okkupation
in der Weise stattfinden könne, daß zunächst die jetzt von Marine-
mannschaften besetzten Punkte von den allseitig konzedierten je 600
Soldaten okkupiert würden, um den Flotten Aktionsfreiheit wieder-
zugeben. Dann hätte jede Macht weitere 1000 Mann zu entsenden,
mit denen die eigentliche Pazifizierung der Insel vorgenommen werden
könnte. Die Kosten könnten repartiert werden. Aufgabe der Bot-
schafter in Konstantinopel sei es dann, einen Plan für die Autonomie
zu entwerfen, pp.*.
Radolin
* Der Rest des Telegramms handelt von der Frage der Einsetzung eines üencral-
gouverneurs für Kreta, die erst später akut wurde.
24 Die Große Politik. 12. Bd. 369
Nr. 3191
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Geschäftsträger
in Petersburg von Tschirschky
Telegramm. Konzept
Nr. 106 Berlin, den 18. März 1897
Antwort auf Telegramme Nr. 80 und 79*.
Hinsichtlich einer Durchführung der Pazifizierung und weiteren
Organisation von Kreta stimmen alle übrigen Nachrichten darin mit
der Auffassung des Grafen Murawiew überein, daß die von den Ad-
miralen ursprünglich bezeichneten Kontingente von je 600 Soldaten
für irgendwelchen praktischen Zweck nicht ausreichend sind, daß
vielmehr Nachschübe von erheblich größerer, heute noch nicht genau an-
zugebender Stärke erforderlich sein würden, um diese Aufgabe zu
Ende zu führen.
Wir haben vom ersten Anfang dieser Krisis an unentwegt an dem
Bestreben festgehalten, die Sache des europäischen Friedens, als deren
Hauptvertreterin wir in diesem Falle die russische Politik ansehen,
nach Möglichkeit zu fördern. Wir haben deshalb auch jenen Vor-
schlag der Sendung von 600 Soldaten nicht abgelehnt, obschon dieser
Entschluß nicht nur wegen der Tradition unserer Nichteinmfschungs-
politik, sondern auch wegen der ganzen Organisation unserer Wehr-
kraft ein schwerer war und an sehr maßgebenden militärischen Stellen
auf Widerstand stieß.
Aber nachdem jetzt feststeht, daß außer jenen 600 Mann noch
Nachschübe in infinitum erforderlich sein würden, übersteigt jene An-
forderung das äußerste Maß dessen, was die Regierung Seiner Maje-
stät des Kaisers dem Inlande gegenüber würde vertreten können. Auf
Deutschlands Mitwirkung bei diesen Truppensendungen wird danach
also nicht weiter zu rechnen sein. Ich zweifle auch, daß Österreich-
Ungarn geneigt sein wird, über das ursprüngliche Maß von 600 Mann
hinaus sich zu verpflichten. Die hieraus sich ergebende Ungleich-
heit der Beteiligung würde vielleicht und sogar wahrscheinlich der
einen oder anderen unter den übrigen Mächten einen plausiblen Anlaß
geben, um sich von der ganzen Aktion zurückzuziehen. Bei dieser
Sachlage bietet der Plan der Pazifizierung von Kreta durch Kontin-
gente aller Mächte ein ziemlich sicheres Mittel, um dem bisher mühsam
erhaltenen europäischen Konzert ein Ende zu machen. Um dieser
Gefahr zu begegnen, bleibt nur übrig die Verständigung über den
zuerst von Graf Murawiew angeregten, dann von Lord Salisbury weiter
entwickelten Plan einer Okkupation Kretas durch zwei Mächte oder
durch eine einzelne Macht. Sollte diese Verständigung nicht zu er-
reichen sein, so steht Europa großen Gefahren gegenüber.
* Siehe Nr. 3190 und Nr. 3189.
370
Ew. pp. wollen das Vorstehende in Umstellung dem Grafen Mura-
wiew vorlesen und ihm noch dazu sagen, daß nach einer ganz zu-
verlässigen Privatmitteilung Lord Salisbury nächste Woche nach der
Riviera reist und damit zeitweilig aus dem englischen Kabinett der-
jenige Faktor ausscheidet, welcher bisher das Zusammengehen mit
den Kontinentalmächten befürwortet hat. Nach der Abreise des Pre-
miers würde voraussichtlich eine Verständigung noch schwieriger
werden.
C. Hohenlohe
Nr. 3192
Der Botschafter in London Graf von H atzfei dt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 69 London, den 17. März 1897
Im Anschluß an Telegramm Nr. 68*.
Lord Salisbury, welchen ich heute nur kurze Zeit sprechen konnte,
sprach sich sehr offen über die gestrige Konseilsitzung und das Er-
gebnis derselben aus. Diejenigen Minister, die wie Goschen, Balfour
und mehrere andere griechische Sympathien hätten, wären auch dies-
mal unerschütterlich geblieben, und er hätte dagegen nicht aufkommen
können. Der prinzipielle Standpunkt dieser Herren, die von auswär-
tiger Politik sehr wenig verständen, und mit welchen er schon längst
zu kämpfen habe, sei der, daß England sich an keinerlei Maßregel
beteiligen dürfe, welche hier als eine tatsächliche Unterstützung der
Türkei ausgelegt werden könnte.
In bezug auf seine gestrige Depesche nach St. Petersburg** bemerkte
er auf meine Frage, wie das im vorletzten Satz des diesseitigen Tele-
gramms Nr. 67*** enthaltene „wenn nötig" aufzufassen sei, damit
sei durchaus nicht gemeint, daß England sich unter Umständen die
Entscheidung über die Notwendigkeit der Blockade des Piräus noch
vorbehalten wolle. Wenn die Mächte sich über eine der von ihm
vorgeschlagenen Alternativen für die militärische Besetzung der Insel
verständigten und die Griechen dennoch nicht nachgeben wollten,
würde man hier bereit sein, zur fraglichen Blockade zu schreiten,
* Nach Telegramm Nr. 68 vom 17. März hatte Lord Salisbury bei früheren
Unterredungen mit Graf Hatzfeldt über die Okkupationsfrage stets dahin sich
ausgesprochen, daß weder von England noch von Rußland die Rede sein könne:
ersteres würde unzweifelhaft von den Russen ausgeschlossen werden, und er
nehme an, daß England das gleiche in bezug auf Rußland tun würde. An-
gesichts der Äußerungen Salisburys neigte der deutsche Botschafter der Auf-
fassung zu, daß dessen innerster Wunsch dahin gehe, selbst und allein ein
Mandat zur Besetzung zu erhalten.
** Den Wortlaut siehe in: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 154.
*•* Siehe Nr 3187.
24*
371
auch ohne auf die Ausführung der militärischen Besetzung zu warten.
Im gleichen Sinne hat sich der Minister über diesen Punkt gegen den
Grafen Deym ausgesprochen.
Als ich nun auf die von ihm vorgeschlagenen Alternativen überging,
von denen die zweite mich insofern überrascht habe, weil er sich
früher in einem verschiedenen Sinne gegen mich geäußert, sagte Lord
Salisbury folgendes: Er könne auch keine andere Erklärung dafür
geben, als daß man eben nicht mehr wisse, was man tun solle, und
deshalb auf expedients zurückgreife; die Situation sei jetzt so, daß
nach seinen Nachrichten die Franzosen und Italiener die Besetzung
nicht übernehmen wollten. Es bleibe also nichts übrig als Rußland
und England. Auf meine Frage, wie sich voraussichtlich die hiesige
öffentliche Meinung zu der in seiner Note eventuell in Aussicht ge-
nommenen ausschließlichen Besetzung durch Rußland stellen würde,
erwiderte der Minister zunächst, daß dies, wie er glaube, hier auf
keinen besonderen Widerspruch stoßen würde. Er fügte aber dann
hinzu, er glaube nicht, daß Rußland sich zu einer militärischen Be-
setzung verstehen werde, weder allein noch im Verein mit England,
und es werde letzterem dann nichts anderes übrigbleiben, als die
Aufgabe selbst zu übernehmen.
Als ich den Minister nochmals auf die nach den heutigen Zeitungen
sehr naheliegende Gefahr eines Konflikts an der türkisch-griechischen
Grenze aufmerksam machte und daran die Frage knüpfte, was nach
seiner Meinung dann noch geschehen könne, schwieg er einen Augen-
blick und sagte dann: „Dann werden wir voraussichtlich Zuschauer
bleiben."
Der französische Botschafter hat heute nachmittag eine sehr lange
Unterredung mit Lord Salisbury gehabt und, wie mir letzterer selbst
erzählte, die Ansicht vertreten, daß es völlig genüge, wenn einige
der Mächte noch einige Mannschaften expedierten, welche wie bis jetzt
in den Küstenstädten blieben, und daß weitergehende Maßregeln über-
haupt überflüssig seien. Baron de Courcel hat, wie es scheint, auch die
Frage angeregt, weshalb der Premierminister nicht auch die Alter-
native Rußland-Frankreich vorgeschlagen habe, und Lord Salisbury
will ihm, wie er mir vertraulich sagte, hierauf erwidert haben, daß
doch etwas zu wenig Unterschied zwischen den beiden sein würde.
Lord Salisbury nimmt an, daß er in etwa drei Tagen eine Ant-
wort aus St. Petersburg erhalten werde.
Meines Erachtens würde es sich jetzt dringend empfehlen, daß wir
und Österreich in St. Petersburg nach Kräften darauf hinwirken, daß
Rußland sich entschließt, die Besetzung Kretas entweder selbst zu über-
nehmen oder, wenn es dagegen unüberwindliche Bedenken hat, die
gemeinschaftliche Besetzung mit England zu akzeptieren. Graf Mura-
wiew wird für die Erwägung gewisses Verständnis haben, daß es dem
russischen Interesse nicht entspricht, wenn Kreta den Engländern
372
in die Hände fällt, welche schwerlich der Versuchung widerstehen
würden, sich dort einen neuen und starken Stützpunkt für künftige
Eventualitäten im Mittelmeer zu schaffen.
Hatzfeldt
Nr. 3193
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 70 London, den 18. März 1897
Im Anschluß an Telegramm Nr. 69*.
In einer längeren vertraulichen Unterhaltung, die ich eben mit
dem russischen Botschafter** hatte, sprach derselbe sich zunächst dahin
aus, daß man nach seinem Gefühl in St. Petersburg schwerlich darauf
eingehen würde, Kreta in Gemeinschaft mit England oder auch allein
militärisch zu besetzen. Vielleicht werde man nicht von vornherein
entschieden ablehnen und höfliche Redensarten machen, an eine Zu-
stimmung seiner Regierung glaube er aber vorläufig nicht.
Als ich darauf aufmerksam machte, daß nach dem englischen Vor-
schlag im Fall der russischen Ablehnung dann die Eventualität ein-
treten würde, daß England sich zur militärischen Okkupation allein
bereit erkläre, erwiderte mir mein russischer Kollege mit großer Be-
stimmtheit, daß Rußland dies unter keinen Umständen zugeben könne
und seine Ansicht hierüber wahrscheinlich unverblümt aussprechen
werde.
Ich erwiderte dem russischen Botschafter, daß ich meinerseits noch
ganz ohne Instruktion aus Berlin sei und daher nur meine persön-
liche Ansicht aussprechen könne. Diese gehe dahin, daß, wenn Ruß-
land nicht nur die gemeinschaftliche Besetzung mit England, sondern
auch die Besetzung allein ablehne, kein Mittel mehr übrig bleibe, die
Griechen zum Rückzug zu nötigen und einer Krisis im Orient vor-
zubeugen, deren Vermeidung dem Interesse von ganz Europa ent-
spreche. Herr von Staal stimmte mir hierin vollständig zu und meinte
dann, daß man sich in St. Petersburg vielleicht eher zur Besetzung
entschließen würde, wenn man sicher wäre, daß man dabei auf die
Zustimmung aller Mächte rechnen könnte. Auf meine Frage, was
er sich dabei denke, da wir und Österreich wohl zustimmen würden
und England die ausschließliche Besetzung der Insel durch Rußland
selbst als Alternative vorgeschlagen habe, erwiderte der Botschafter,
daß es für Rußland nach seiner Meinung von besonderer Wichtig-
keit sein würde, auch darüber informiert zu seinr daß Frankreich
gegen die russische Besetzung kein Bedenken haben würde. Als
* Siehe Nr. 3192.
** Baron von Staal.
373
ich eine gewisse Verwunderung zeigte, daß er an der Zustimmung
der mit Rußland befreundeten französischen Regierung zweifele, er-
widerte mein russischer Kollege, daß es der russischen Regierung
vielleicht nicht erwünscht sein würde, deshalb in Paris anzufragen,
und daß die Aufgabe, einen Entschluß bezüglich der Besetzung zu
fassen, der russischen Regierung vielleicht erleichtert werden würde,
wenn die anderen Mächte in Paris auf die Zustimmung
Frankreichs hinwirken wollten.
Diese Äußerung des russischen Botschafters scheint mir insofern
sehr bemerkenswert, als sie erkennen läßt, daß schon heute kein Ein-
verständnis mehr zwischen Rußland und Frankreich in bezug auf den
Orient besteht, umsomehr möchte ich es aber für dringend angezeigt
halten, daß wir und Österreich in Paris auf die Zustimmung Frank-
reichs zur militärischen Besetzung Kretas durch Rußland hinwirken.
Der österreichische Botschafter, welchen ich eben gesehen habe,
sprach mir vertraulich die Überzeugung aus, daß Österreich die ge-
meinschaftliche Besetzung durch England und Rußland am liebsten
sehen, aber auch jeder anderen Kombination, also auch der militäri-
schen Besetzung durch Rußland allein zustimmen würde. Hiernach
darf angenommen werden, daß Graf Qoluchowski sich dazu verstehen
würde, mit uns in Paris auf die Zustimmung Frankreichs hinzuwirken.
Der russische Botschafter ist telegraphisch angewiesen worden,
hier nochmals auf die Blockade von Volo hinzuwirken. Diese Schwie-
rigkeit ist aber insofern schon erledigt, als Lord Salisbury gestern
dem russischen und österreichischen Botschafter erklärt hat, daß er,
wenn eine Einigung der Mächte auf Grund seiner letzten Vorschläge
zustandekomme, nichts dagegen haben würde, daß der Piräus durch
englische Schiffe und Volo durch die Schiffe anderer Mächte gleich-
zeitig blockiert würde.
Nach einer heute dem österreichischen Botschafter zugegangenen
telegraphischen Meldung des Freiherrn von Calice stehen heute 80 000
Mann Türken an der griechischen Grenze, und die türkische Aufstellung
wird in etwa zwölf Tagen vollendet sein. H atzfei dt
Nr. 3194
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept
Nr. 122 Berlin, den 18. März 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 70*.
Wir haben nach Eingang der letzten englischen Mitteilung zu-
nächst in Wien angefragt, wie man sich dort stelle; die englischen
* Siehe Nr. 3193.
374
Vorschläge, soweit sie die Okkupation von Kreta durch zwei Mächte
oder durch eine einzelne Macht behandeln, würden von unserm
Standpunkte aus alle ohne Ausnahme annehmbar sein. Wir würden
aber zunächst abwarten, wie das befreundete Wiener Kabinett die Sache
ansehe. Gleichzeitig haben wir darauf hingewiesen, daß Österreich,
wenn es sich etwa dazu hergebe, den Gedanken einer Besetzung
von Kreta durch Rußland zurückzuweisen, damit vielleicht schon einen
Hauptzweck des englischen Vorschlags erfüllen werde.
Eine Antwort ist aus Wien bisher nicht eingegangen. Wir müssen
uns daher, wie das auch in dem Ew. pp. unter Nr. 121 mitgeteilten Tele-
gramm nach Petersburg* am Schluß geschehen ist, vorläufigin allgemeinen
Redewendungen bewegen. Ich halte jedoch die in Telegramm Nr. 70
wiedergegebene Auffassung Ew. pp. für durchaus zutreffend und bitte
daher, daß Sie auf den österreichischen Botschafter energisch ein-
wirken, um durch ihn das Wiener Kabinett zu bestimmen, daß es sich
in Paris für die Zulässigkeit der ausschließlich russischen Okkupation
ausspricht. Von hier aus wird das gleiche geschehen, sobald wir
wissen, daß Wien sich in diesem Sinne entschieden hat. Frankreich
wird seine Zustimmung kaum versagen können, wenn Deutschland
und Österreich zusammengehen, aber allerdings gibt es Anzeichen,
welche dafür sprechen, daß Frankreich am liebsten die Okkupation
durch alle Mächte auf die Tagesordnung setzen würde, und daß Graf
Murawiew auf diesen gänzlich unpraktischen Gedanken infolge einer
Anregung von Paris aus zurückgekommen ist. Frankreich verfolgt
dabei das Ziel, irgendeinen modus procedendi vorzuschlagen, bei wel-
chem Deutschlands überaus lästige Begleitung endlich wegfällt. Durch
eine Äußerung des Kaisers zum italienischen Botschafter, welche über
Rom sofort nach Paris telegraphiert wurde, haben die anderen Kabinette
erfahren, daß Deutschland, sobald es sich um Sendung von Land-
truppen nach Kreta handelt, mit den übrigen Mächten nicht gleichen Schritt
halten kann oder will. Diese Äußerung war dann auch sofort von Paris
nach Petersburg telegraphiert worden mit dem Zusatz, daß das euro-
päische Konzert Gefahr laufe, an dieser Frage zu scheitern. Hiernach
ist der Grund klar erkennbar, weshalb Frankreich gerade an diesem
unbrauchbaren Projekt festhält, welches allerdings von Paris aus be-
trachtet den doppelten Vorteil hat, Deutschlands fernere Beteiligung
an der Aktion auszuschließen und die unwillkommene Eventualität
der ausschließlich russischen Okkupation zu beseitigen. Ich stelle
anheim, ob und wie weit Ew. glauben, das Vorstehende auch beim
russischen Botschafter verwerten zu können.
Marschall
• Identisch mit Nr. 3191.
375
Nr. 3195
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 123 Berlin, den 19. März 1897
Die Hauptpunkte der eben eingehenden österreichischen Erwide-
rung auf die jüngst von hier angeregte Besprechung des letzten eng-
lischen Vorschlags lauten:
Eine Besetzung Kretas durch Frankreich und Italien wäre dem
Wiener Kabinett sympathisch gewesen. Nachdem dieser Gedanke an
dem Widerstände Frankreichs gescheitert sei, bleibe das Projekt einer
englisch-russischen Okkupation übrig. England sei dazu bereit, und
Rußland werde seine Zustimmung kaum versagen können, da ja von
ihm der Gedanke einer Pazifikation zu Zweien ausgegangen sei.
Der Gedanke der ausschließlich russischen Okkupation, dessen
Vorzüge von hier aus betont worden waren, bleibt unerwähnt. Von
hier aus werden wir diesen Punkt zunächst nicht von neuem in Wien
anregen, was jedoch nicht ausschließt, daß Ew. je nach Ihrem
Ermessen die Frage mit dem österreichischen Botschafter weiter er-
örtern.
Es würde noch übrig bleiben zu erwägen, ob Lord Salisbury auf
Zureden sich vielleicht zu einer russisch-französischen Okkupation ver-
stehen würde. Für uns würde natürlich die russisch-englische durch-
aus annehmbar sein, ob aber für Rußland, das werden Ew. viel-
leicht durch Herrn von Staal erfahren.
Schließlich will ich noch erwähnen, daß in der österreichischen
Mitteilung gesagt ist, Österreich werde eine Pazifikation Kretas durch
alle Mächte mit gleichen Kräften nicht mitmachen, werde vielmehr
über die ursprünglich von den Admiralen vorgeschlagene Sendung von
600 Mann keinesfalls hinausgehen. Infolge dieser Erklärung bleibt die
Okkupation durch eine Macht oder durch zwei Mächte als einziges
praktisches Hülfsmittel bestehen. Marschall
Nr. 3196
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 71 London, den 19. März 1897
Vorläufig zu Telegramm Nr. 122*.
Ich werde natürlich beim Österreicher nichts unversucht lassen,
habe aber im ganzen wenig Hoffnung auf günstige Entscheidung in
* Siehe Nr. 3194.
376
St. Petersburg. Rothschild sagt mir auch eben, daß nach seinen Nach-
richten Graf Murawiew bereits abgelehnt habe. Ist dies richtig, oder
kommt es dazu, so dürfen wir meines Erachtens auch deshalb noch
nicht die Flinte ins Korn werfen, wenn es sich darum handelt, einen
europäischen Krieg abzuwenden. Dazu kann es aber leicht kommen,
wenn Rußland nicht nur die eigene Aktion versagt, sondern auch der
nach dem englischen Vorschlag allein übrig bleibenden ausschließlich
englischen Aktion sein Veto entgegensetzt. Es bleibt dann tatsäch-
lich, so unerwünscht dies wäre, nichts anderes übrig, als auf eine
gemeinsame, aber materiell wesentlich verstärkte Besetzung der Insel
zurückzugreifen, und zwar so, daß wir und Österreich uns auf die
angebotenen 600 Mann beschränken, Frankreich und Italien ebenfalls
ihren Teil beitragen, England und Rußland aber ersucht werden, zu
gleichen Teilen gutzumachen, was an den erforderlichen 10 000 Mann
fehlt. Rußland würde dies vielleicht akzeptieren, und ich hoffe —
garantieren kann ich es bei den unglaublichen Zuständen im hiesigen
Kabinett nicht — , daß man hier auch darauf eingeht und, was die
Hauptsache ist, an der Blockade des Piräus festhalten würde.
Ich behalte diesen Gedanken natürlich ganz für mich pour ne pas
faire le jeu de la France, möchte aber doch anheimstellen, ihn schon
jetzt in Erwägung zu nehmen.
Die Komödie von Graf Murawiew, welcher hier gestern erklärt,
daß er Volo annimmt, nachdem er durch den englischen Vorschlag
längst weiß, daß dies hier ausdrücklich zurückgezogen und durch
den Piräus ersetzt ist, erscheint recht sonderbar und ist kein Zeichen
besonderer Aufrichtigkeit.
Hatzfeldt
Nr. 3197
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 73 London, den 19. März 1897
Ich fand den Premierminister auffallend mißgestimmt, und auf
meine Frage nach dem Grunde erwiderte er mir, daß alles schlecht
gehe. Graf Murawiew habe ihm gestern abend sagen lassen, daß
er den Vorschlag, entweder mit England zusammen oder allein Kreta
zu besetzen, nicht annehmen könne und überhaupt dagegen sei, daß
eine oder zwei Mächte zu diesem Zweck ein Mandat von Europa er-
hielten. Lord Salisbury bemerkte hierzu, daß er jetzt keinen Ausweg
mehr sehe, wenn man nicht, auf den ebenfalls von Rußland gemachten
Vorschlag einer internationalen Okkupation, aber unter gleichzeitiger
Verstärkung der dafür bestimmten einzelnen Kontingente, zurück-
zugreifen, als Basis für eine Verständigung betrachten wolle. Er
377
sehe aber noch nicht, wie selbst dies praktisch ausführbar wäre,
da wir und Österreich über sechshundert Mann nicht hinausgehen woll-
ten und noch nicht einmal feststehe, mit wieviel Truppen Frankreich und
Italien sich beteiligen würden.
Auf meine Frage, wie er sich zu einer solchen Kombination stellen
würde, antwortete der Minister, er glaube, daß man hier darauf ein-
gehen könnte, aber immer unter der Voraussetzung, daß England
sich nur an der Blockade des Piräus beteiligen, der Blockade von Volo
durch andere Schiffe aber nicht entgegen sein würde.
Als ich schließlich die Frage stellte, ob er eventuell, falls, was
ich natürlich nicht wüßte, auch andere Mächte diesen Vorschlag unter-
stützten, ihn ohne Rückfrage bei seinen Kollegen amtlich annehmen
oder vorher noch eine Entscheidung des Kabinetts darüber einholen
würde, erwiderte Lord Salisbury, daß morgen früh ein Ministerkonseil
stattfinde, und daß er diese Gelegenheit benutzen werde, um sich
der Auffassung seiner Kollegen für alle Fälle zu versichern.
Hatzfeldt
Nr. 3198
Der Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 82 St. Petersburg, den IQ. März 1897
Telegramme Nr. 104 und 106* vorschriftsmäßig verwertet.
Graf Murawiew nahm Akt von unserer Ablehnung, mehr (als
600 Mann nach Kreta zu entsenden. Er bemerkte, diese Frage, in
der übrigens Österreich die gleiche Haltung einnehme wie wir, er-
scheine ihm im Augenblick weniger wichtig als diejenige, Unruhen
an der griechisch-türkischen Grenze vorzubeugen. England, von dem
der Gedanke ausgegangen, Volo zu blockieren, weigere sich unter
nichtigen Vorwänden jetzt, nachdem dieser Vorschlag von Rußland
und den anderen Mächten angenommen worden sei, an der Aus-
führung desselben teilzunehmen.
Die Bereitwilligkeit Englands, einer Okkupation Kretas durch
zwei Mächte zuzustimmen, sei in einem Augenblick erfolgt, als Eng-
land wissen mußte, daß eine solche nicht mehr durchführbar sei.
Frankreichs Ablehnung mußte in London bekannt sein, Deutschland
und Österreich ständen außer Betracht, es bliebe also nur eine gemein-
same Okkupation durch England und Rußland übrig. Daß Rußland
einer solchen bei der Ungleichheit der beiderseitigen Operationsbasen
(England mit Malta und Zypern in nächster Nähe, während Rußland
* Siehe Nr. 3188 und Nr. 31Q1.
378
die Erlaubnis der Durchfahrt durch die Meerengen vom Sultan für
jedes Schiff erbitten müsse) nicht zustimmen werde, habe man in
England wohl voraussehen müssen. Somit bliebe schließlich nur die
Besetzung Kretas durch 10000 Mann englischer Truppen übrig, und
wenn England die Blockade von Volo jetzt von der vorherigen Pazi-
fizierung und Besetzung der Insel abhängig mache, so könne man den
Gedanken nicht von der Hand weisen, daß England die einseitige Be-
setzung als Ziel im Auge habe. Eine solche aber sei seiner Ansicht
nach „inadmissible".
Rußland seinerseits werde, obwohl er des Kaisers Meinung hier-
über noch nicht eingeholt, schwerlich sich entschließen, allein Kreta zu
pazifizieren.
Ohne England die Blockade von Volo durchzuführen, würde aber
kaum möglich sein, weil in diesem Fall auch von Kontinentalmächten
einige abschwenken würden.
Ein griechisch-türkischer Krieg sei, falls Volo nicht blockiert wird,
wahrscheinlich und dessen Folgen nicht zu übersehen. Er habe in
Anbetracht des Ernstes der Sachlage an Herrn von Staal telegraphiert,
eindringlich dem englischen Kabinett vorzustellen, welche Verant-
wortung es durch seine Haltung auf sich lade, und er habe heute früh
auch Herrn O'Conor gleich ernste Vorstellungen gemacht. Antwort
aus London sei noch nicht eingetroffen, und er hoffe noch immer, daß
Lord Salisbury sich in letzter Stunde besinnen werde.
Graf Murawiew war sichtlich in gedrückter Stimmung, und es
entfuhr ihm im Laufe des Gesprächs, als ich ihn wiederholt im Sinne
des Schlußsatzes Euerer Durchlaucht Telegramm Nr. 104* darauf hin-
wies, daß man der englischen Diplomatie den Triumph nicht lassen
sollte, das europäische Konzert und damit den Frieden zu zerstören,
die Bemerkung: diesen Triumph würde England wohl feiern ,,pourvu
qu'elle n'en aura pas d'autres".
Tschirschky
Nr. 3199
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Geschäftsträger
in Petersburg von Tschirschky
Telegramm. Konzept
Nr. 107 Berlin, den 20. März 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 82**.
Graf Murawiew wird bereits durch den russischen Botschafter
in Wien erfahren haben, daß man sich dort von dem Plane der Pazi-
fizierung Kretas durch Truppen aller Großmächte ein günstiges Er-
* Siehe Nr. 3188.
** Siehe Nr. 3198.
379
gebnis nicht verspricht. Es war dies auch von Anfang an die eigenste
Ansicht unseres allergnädigsten Herrn, welcher deshalb dem Gedanken
der Sendung von 600 Landsoldaten nach Kreta stets mißtrauisch gegen-
überstand. Nachdem nun aber von allen Seiten, auch von russischer
wie von englischer, volle Übereinstimmung bekundet ist hinsichtlich
der Überzeugung, daß jene 600 Mann immer nur den geringeren Teil
des Kontingents bilden würden, welches Deutschland bei fortgesetzt glei-
cher Beteiligung aller Mächte für die Pazifikation von Kreta zu leisten
hätte, hat Seine Majestät der Kaiser gestern beim Vortrage des Kom-
mandierenden Admirals seine endgültige Entscheidung dahin getroffen,
daß jene 600 Mann nicht geschickt werden sollen. In diesem
Falle eine Umstimmung der allerhöchsten Willensmeinung zu ver-
suchen, würde um so schwieriger sein, da letztere die Logik
der Verhältnisse für sich hat. Denn als wirksames Kampfmittel
sind jene 600 Mann ungenügend, als sichtbarer Beweis aber und
Demonstration für die fortdauernde Solidarität Deutschlands mit
der Aktion der übrigen Mächte sind sie überflüssig; für letzteren Zweck
sind 50 oder selbst 15 Matrosen, welche die auf Kreta gehißte deutsche
Flagge bewachen, vollkommen ausreichend. Überdies würde selbst
nach Sendung der 600 Mann für diejenigen Mächte, welche vielleicht
glauben, ihre Sonderzwecke nach Sprengung des europäischen Kon-
zerts leichter erreichen zu können, ein genügender Vorwand zum
Abspringen immer noch durch die Tatsache geboten sein, daß außer
Deutschland auch Österreich die Forderung etwaiger späterer Nach-
schübe von vornherein ablehnt.
Unter diesen Umständen erscheint die Eventualität der Pazifi-
kation Kretas durch eine Macht oder durch zwei Mächte als die
aussichtsvollere. Die Regierung Seiner Majestät des Kaisers glaubt die
Initiative positiver Vorschläge den näher interessierten Kabinetten über-
lassen zu sollen; sie ist jedoch gern erbötig, solche Kombinationen,
welche der russischen Regierung als annehmbar erscheinen, tunlichst
durch Sondierung oder Unterstützung zu fördern.
Ew. pp. wollen das Vorstehende dem Grafen Murawiew inhaltlich
mitteilen oder umgestellt vorlesen.
C. Hohenlohe
Nr. 3200
Der Vortragende Rat im Auswärtigen Amt von Holstein an den
Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Eigenhändiges Konzept
Privat und ganz vertraulich Berlin, den 20. März 1897
Der Kaiserliche Geschäftsträger in Petersburg* hat vom fran-
zösischen Botschafter erfahren, daß Graf Murawiew die Ermächtigung
* von Tschirschky.
380
vom Kaiser nachsuchen will für eine Zirkularnote, deren Hauptpunkt
der Vorschlag sein würde, daß die vier von England bezeichneten
Mächte Rußland, England, Frankreich, Italien Kreta gemeinsam be-
setzen.
Ich sehe kein Bedenken. Wie denken Sie? Die Vorbedingung
für die griechische Blockade wäre damit erfüllt. Höchstens könnte
Österreich empfindlich sein, aber daran würde die Sache nicht scheitern,
denn Kaiser Franz Joseph hat bereits erklärt, daß von den 600 Soldaten,
die nach Kreta bestimmt sind, nicht ein Mann für die Pazifikation oder
überhaupt im Innern verwandt werden soll.
Holstein
Nr. 3201
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 47 Wien, den 20. März 1897
Das letzte Zögern Rußlands, zu einer Aktion zu schreiten, ver-
anlaßte den Grafen Goluchowski zu folgenden Äußerungen: „Ich bin
auf die ersten Vorschläge Rußlands sofort eingegangen und habe
damit dokumentiert, daß ich gegen die Übernahme der Führerschaft
Rußlands nichts einzuwenden hatte. Ich erwartete nach der von Graf
Murawiew eingenommenen Haltung die schnelle und energische Aktion,
welche zur Lösung der Schwierigkeiten notwendig war, und die sich
logisch an die einzig richtige Anregung Seiner Majestät des Deutschen
Kaisers angereiht hätte. Statt dessen versinkt alles ins Schweigen,
und es taucht nach dem inzwischen von England gemachten Vorschlag
der russische Gedanke auf, allen Mächten zugleich das Mandat
zur Pazifikation Kretas zu übergeben. Dieses Aufgreifen eines längst
erwogenen und total unmöglichen, unpraktischen Gedankens ist mir
unverständlich. Was soll er bezwecken? Der Schluß wird sein, daß
alles in Versumpfung gerät und das Konzert der Mächte sich un-
sterblich blamiert. Ich bin der Ansicht, daß Rußland, wenn es die
Führung übernahm, die Verpflichtung hat, für die Pazifikation in
einer möglichen Form zu sorgen. Österreich nimmt nicht an
einer solchen Pazifikation teil, Deutschland auch nicht. Im Notfall
muß daher Rußland allein das Werk übernehmen, wenn sich keine
andere Kombination findet, der ich blindlings zustimmen würde. Das
Logische wäre, wenn Rußland mit England die Sache übernähme, denn
beide sind jetzt zu den leitenden Faktoren geworden. Tritt aber Eng-
land zurück, so obliegt unzweifelhaft Rußland die Verpflichtung, selbst
und allein zu der Pazifikation zu schreiten. Wer die Führung über-
nimmt, hat die Verpflichtung, in einer so heikein Frage die gemachten
381
Vorschläge durchzuführen. Auf einen ernsten Widerstand ist bei dem
allgemeinen Wunsch, den Frieden zu halten, nicht zu rechnen."
Ich erwiderte dem Grafen, daß, was uns logisch schiene, noch
nicht brauche russische Logik zu sein. Was gedächte Österreich zu
tun, wenn Rußland nicht die Konsequenzen seiner Führerschaft zöge?
Graf Goluchowski zuckte mit den Achseln. „Gar nichts. " sagte
er, „Mir soll es schließlich einerlei sein, was da unten geschieht. Wir
begeben uns unter keinen Umständen in irgendeine Lage, die
mehr ist, als Schiffe hinzusenden und die von allen Mächten zuge-
standenen 600 Mann zur Besetzung der kretischen Hafenplätze
zu liefern. Mögen sich die mehr als wir interessierten Mächte ver-
ständigen, wie sie wollen. Mir ist es einerlei. Man hat getan, was
man kann. Ich sehe schon Kreta an Griechenland fallen und mit der
Blamage Europas den Übermut aller kleinen Kläffer der Erde wachsen.
Mag Rußland dafür die Verantwortung übernehmen !"
Merkwürdigerweise stimmt diese gelangweilte Sprache genau mit
derjenigen meines russischen Kollegen* überein. Er sagte: „Die Po-
litik Murawiews ist keine Politik. Der Kaiser will selbst führen, und
Murawiew laviert einerseits mit diesen Wünschen, andererseits hat
er weder Fähigkeiten noch Kraft, Vorschläge zu machen, die der
Kaiser annimmt. So bleibt alles stehen! Wir gehen einer großen Bla-
mage entgegen, und wenn der Sultan schon früher beabsichtigte, die
neuen Reformen nicht einzuführen, so ist er jetzt angesichts der Hal-
tung der Großmächte fest entschlossen, nichts zu tun. Er hat ja
auch vollkommen recht."
P. Eulenburg
Nr. 3202
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 127 Berlin, den 21. März 1897
Russisches Zirkular eben hier übergeben.
Vorschläge:
Energische Blockade von Kreta.
Blockade von Volo, eventuell mit gleichzeitiger Mahnung an die
Türkei, Frieden zu halten.
Falls England durchaus nichts mit Blockade von Volo zu tun
haben will, meint Graf Murawiew, daß die fünf Kontinentalmächte
dieselbe würden unternehmen können.
* Graf Kapnist.
382
Pazifikation Kretas könnte allmählich besorgt werden. Es
würde nicht nötig sein, daß hierbei alle Mächte gleichzeitig mitwirken.
Wenn jetzige Land- und Seestreitkräfte nicht genügen sollten, könnten
drei oder vier Mächte mit Zustimmung der übrigen ihre Streitkräfte
verstärken. Dagegen erachtet Rußland für unzulässig, daß eine ein-
zelne, allzu direkt interessierte Macht mit der Okkupation der Insel
beauftragt werde. —
Soweit das Zirkular.
Frankreich wird sich ungern von England trennen, Italien gar
nicht. Es könnte sich also nur um eine Blockade ä quatre handeln.
Allerdings wäre diese Aussicht ein gutes Mittel, um die Engländer
vorwärts zu drängen. Es würde mich aber wundern, wenn Baron
Courcel für die Blockade ohne England zu gewinnen wäre.
Eher praktisch durchführbar erscheint der Vorschlag, die Pazi-
fikation in der Art herbeizuführen, daß die nötigen Nachschübe zu
Wasser und zu Land von drei bis vier Mächten geleistet werden.
Ist das einmal vereinbart, und blockiert dann England den Piräus
mit, so wird die Blockade von Volo durch die andern Mächte doch
zu erreichen sein.
An den hiesigen russischen Botschafter ist ein Wink gegeben
worden, daß es besser sein würde, ein paar Tage auf Lord Salisburys
Wiederherstellung zu warten. Stelle anheim, in gleichem Sinn mit
Herrn von Staal zu sprechen, der übrigens nicht Vertrauensperson beim
Grafen Murawiew sein soll. Letzterer scheint besonders nervös wegen
Beschleunigung der Blockade von Volo.
Marschall
Nr. 3203
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 131 Berlin, den 24. März 1897
Der englische Botschafter überreichte heute Mitteilung folgenden
Inhaltes:
„Um die Erhaltung des Friedens an der mazedonischen Grenze
zu wahren, wird Admiral Harris den Befehl erhalten, sich an einer
Blockade der griechischen Küste zu beteiligen, falls die Admirale eine
solche beschließen. Bei Durchführung dieser Maßnahme wird jedoch
die Blockade von Volo nicht durch unsere Schiffe, sondern durch die-
jenigen der Kontinentalmächte ausgeübt werden. Gleichzeitig wird
Großbritannien sich mit den Großmächten vereinigen, um die Zurück-
ziehung der griechischen wie der türkischen Streitkräfte auf eine
383
geeignete Entfernung (convenient distance) von der Grenze zu ver-
langen. Großbritannien seinerseits wird (außerdem) der Pforte mit-
teilen, daß es die Überschreitung der Grenze durch türkische Streit-
kräfte als einen feindlichen Akt ansehen wird."
Ich bemerkte Sir Frank Lascelles, daß ich nach dem Wortlaute
dieses Telegrammes den Unterschied zwischen diesem und dem frü-
heren englischen Vorschlag in folgenden zwei Punkten erblickte:
Einmal, daß die Blockade der griechischen Häfen nicht mehr davon
abhängig sein soll, daß Griechenland zuvor auf die Aufforderung,
sich von der Grenze zurückzuziehen, eine ablehnende Antwort erteilt
habe, sondern daß die Blockade sofort ins Leben tritt, und daß
gleichzeitig hiermit die Mächte an Griechenland und die Türkei
die Aufforderung zur Entfernung der beiderseitigen Truppen von der
Grenze richten ;
zweitens darin, daß der englische Admiral beauftragt ist, nach
Maßgabe des Beschlusses der anderen kommandierenden Offiziere an
der Blockade der griechischen Küste teilzunehmen (to concur), wobei
nur die Blockade von Volo den Schiffen der Kontinentalmächte allein
anheimfallen würde.
In der Voraussetzung, daß hiermit der Inhalt des englischen Vor-
schlags richtig interpretiert ist, und daß namentlich die Aufforderung
an Griechenland und die Türkei nicht früher als die effektive Er-
klärung der Blockade erfolgen soll, werden wir kein Bedenken haben,
die Annahme des Vorschlages zu empfehlen, da unser Bedenken gegen
den früheren englischen Vorschlag gerade darin bestand, daß die Aus-
führung der Blockade von einer ablehnenden Antwort Griechenlands
auf eine weitere Aufforderung abhängig gemacht wurde.
Marschall
Nr. 3204
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 78 London, den 24. März 1897
Der russische Botschafter hat nach seinen Äußerungen den Ein-
druck, daß das im gestrigen Ministerrat beschlossene und in Berlin
wohl schon bekannte Zirkular an die englischen Botschafter* auf den
Wunsch der englischen Regierung schließen lasse, zu einer Verstän-
digung zu gelangen.
In bezug auf den Punkt des Zirkulars, welcher Ausdehnung der
Blockade auf griechische Häfen von Verständigung der Admirale über
Notwendigkeit derselben abhängig macht, hat der Unterstaatssekretär
eben dem österreichischen Botschafter gesagt, daß englische Schiffe,
* Vgl. Nr. 3203.
384
falls die Admirale sich dafür aussprächen, sich an Blockade griechischer
Häfen beteiligen würden, mit Ausnahme von Volo, welches durch
Schiffe anderer Nationen blockiert werden könnte. Auf die Frage des
österreichischen Botschafters, wie es dann mit dem Piräus stehe, hat
Sir Th. Sanderson erwidert, er habe diesen Punkt ausdrücklich bei
Lord Salisbury zur Sprache gebracht und von ihm die Antwort er-
halten, daß er auch darauf eingehen würde, wenn die Mächte es ver-
langten.
Bezüglich der auch in diesem Zirkular beibehaltenen Aufforderung
an beide Teile, ihre Truppen auf eine geeignete Entfernung von der
Grenze zurückzuziehen, versichert mir Herr von Staal, daß dieser
Punkt in St. Petersburg wohl kaum auf eine ernste Schwierigkeit
stoßen werde. Graf Murawiew habe sich schon vor dem letzten Zir-
kular gegen den englischen Botschafter dahin geäußert, daß die Zu-
rückziehung von je 50 Meilen zu weit gehe, und daß 10 Meilen für
jeden genügen würden. Hiermit habe man sich hier bereits ein-
verstanden erklärt. Gegen den dritten Punkt (Erklärung in Konstan-
tinopel durch die englische Regierung allein, daß sie die Über-
schreitung der Grenze durch die Türken als acte d'hostilite betrachten
würde) scheint der russische und österreichische Botschafter kein Be-
denken zu haben.
Hier wünscht man, wie bereits gemeldet, noch immer dringend
die Ernennung eines provisorischen Generalgouverneurs*. Sir Th. San-
derson hat persönlich angeregt, ob man nicht, um Zeit zu gewinnen,
einen der vor Kreta stationierten Admirale, etwa den Doyen derselben,
dazu ernennen wolle. Der Doyen ist bekanntlich der italienische
Admiral.
Es scheint festzustehen, daß Lord Salisbury morgen nach der
Riviera abreist, ohne die Botschafter vorher zu sehen und ohne einen
anderen Vertreter als den Unterstaatssekretär zu bestellen, welcher wie
gewöhnlich nur etwaige Mitteilungen zur Weiterbeförderung an ihn
entgegennehmen wird. Die weitere Tätigkeit der hiesigen Botschafter
ist damit so gut wie lahmgelegt.
Hatzfeldt
Nr. 3205
Der Geschäftsträger in Paris von Müller an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 61 Paris, den 25. März 18Q7
Graf Wolkenstein hat bei seinem gestrigen Besuch im Ministe-
rium, wie er mir heute vertraulich sagte, vorher Herrn Hanotaux
* Vgl. die englische Zirkulardepesche vom 27. März. „Das Staatsarchiv" Bd. 62,
S. 159.
25 Die Große Politik. 12. Bd. 385
sehr erregt gefunden und führt dies auf die vorangegangene lange
Unterredung mit dem englischen Botschafter zurück. Sir Edmund Mon-
son hatte dem Minister die in Euerer Durchlaucht Telegramm Nr. 85*
enthaltenen Mitteilungen gemacht. Herr Hanotaux sieht in der Ab-
sicht Großbritanniens, gegebenenfalls „der Pforte außerdem zu er-
klären, daß es die Überschreitung der Grenze durch die türkischen
Streitkräfte als einen feindlichen Akt ansehen werde"**, das traditionelle
Bestreben dieser Großmacht, unter Benutzung des günstigsten Mo-
ments sich von einer gemeinsamen Aktion zurückzuziehen, um per-
sönliche Politik zu treiben. Der Minister äußerte dem Grafen Wolken-
stein gegenüber in Verbindung damit geradezu: „C'est la fin du
concert europeen!"
In der kurzen Unterredung, die ich zu Ende seines Empfangs mit
dem Minister hatte, kam dessen pessimistische Auffassung der Lage
nicht zum Ausdruck.
von Müller
Nr. 3206
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schwarzenstein
Nr. 135 Berlin, den 26. März 18Q7
Der letzte Vorschlag von Lord Salisbury hat in Petersburg und
in Paris eine ungünstige Aufnahme gefunden. Daß immer im letzten
Augenblick vor einer Aktion England mit neuen Bedenken und Be-
dingungen kommt, wird an beiden Orten aufgefaßt als ein Bestreben,
jede Aktion zu hindern. Herr Hanotaux äußerte zum Grafen Wolken-
stein: „C'est la fin du concert europeen."*** Graf Murawiew stieß
sich an dem Ausdruck „Blockade griechischer Küste". Auf Befragen
erklärte der englische Botschafter: „Qu'il n'y comprenait rien." Ins-
besondere wisse er nicht, ob und welche griechischen Häfen gemeint
seien. Von der Blockade des Piräus und der Häfen enthalte die De-
pesche Lord Salisburys nichts.
Auf diese Erklärung hat Graf Murawiew zur Mitteilung nach Lon-
don geantwortet, Rußland sehe sich nicht veranlaßt, auf eine so vage
Proposition überhaupt eine Antwort zu geben. Er ersuche das
englische Kabinett, zunächst seinen Vorschlag zu präzisieren, sich
hierauf der Zustimmung aller übrigen Mächte zu versichern und dann
* Telegramm Nr. 85 vom 24. März 1897 übermittelte Nr. 3203 nach Paris.
** Vgl. Nr. 3203.
•** Vgl. Nr. 3205.
386
das Projekt dem russischen Kabinett zu unterbreiten, welches das-
selbe alsdann seinerseits prüfen werde. England werde Rußland wie
bisher stets bereit finden, wirklich ausführbaren praktischen Maß-
nahmen zuzustimmen.
Graf Murawiew ist besonders darüber gereizt, daß infolge der
englischen Verzögerung die Griechen alle ihre Nachschübe haben über
Volo heranbringen können.
Durch das vielleicht übertriebene Mißtrauen gegen England, wel-
ches sich in Rußland und Frankreich zeigt, wird ein günstiges End-
resultat erschwert. Zunächst dürfte jetzt wohl das Ergebnis der Unter-
redung zwischen Salisbury und Hanotaux* abzuwarten sein.
Marschall
Nr. 3207
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 27. März 1897
Der russische Botschafter übergab mir heute die anliegende Ab-
schrift eines Telegramms des Grafen Murawiew vom gestrigen Tage**.
Sodann las er mir eine Zirkulardepesche des Grafen Murawiew vor,
die heute morgen hier eingegangen war. Der Inhalt derselben ist
folgender:
Das europäische Konzert habe sich kundgegeben durch die Blockade
von Kreta, welche zur Folge gehabt, daß die griechischen Schiffe von
der kretischen Küste entfernt worden und gewisse Indizien für einen
definitiven Verzicht Griechenlands auf den Gedanken einer willkür-
lichen Annexion Kretas zutage getreten seien.
Graf Murawiew gibt sich der Hoffnung hin, daß der Rückzug
der Truppen des Oberst Vassos demnächst vor sich gehen, und daß
dann eine wohltätige detente eintreten werde. Die Zögerung ver-
schiedener Mächte, an der Blockade griechischer Häfen teilzunehmen,
habe zur Folge gehabt, daß jetzt eine Blockade von Volo verspätet
erscheine. Nachdem die griechischen Truppen sich an der thessa-
lischen Grenze versammelt hätten, werde eine Blockade des letzt-
genannten Hafens sogar den gegenteiligen Effekt haben, indem dadurch
den Truppen die Lebensmittel abgeschnitten und sie dadurch gezwun-
gen würden, durch Überschreiten der Grenze sich an anderer Stelle,
zu verproviantieren. Dazu komme, daß England sich fortdauernd
* Am 26. März hatte Lord Salisbury in Paris eine Zusammenkunft mit Hanotaux
** Siehe Anlage.
25*
387
weigere, an der Blockade von Volo teilzunehmen, und daß Deutsch-
land, welches von Anfang an entschieden für die Blockade griechischer
Häfen eingetreten sei, nur ein Schiff zur Verfügung habe. Dem Ge-
danken, die Türkei und Griechenland aufzufordern, ihre Truppen von
der Grenze zurückzuziehen, stehe die russische Regierung nicht ent-
gegen, erwarte aber keinerlei praktische Resultate davon, zumal keine
Garantie dafür gegeben sei, daß, wenn man auf das erste Ultimatum
ein zweites folgen lasse, die englische Regierung, wenn es zur prak-
tischen Durchführung der angedrohten Maßregeln komme, wiederum
Schwierigkeiten bereiten werde.
Unter diesen Umständen bleibe der russischen Regierung nichts
anderes übrig als eine expectative prudente bis zu dem Augenblick,
wo die Absichten der Großmächte sich klarer übersehen ließen, als
dies heute der Fall sei.
Marschall
Anlage
Der russische Minister des Äußern Graf Murawiew an . den
russischen Botschafter in Berlin Grafen von derOsten-Sacken
Telegramm. Abschrift, vom russischen Botschafter am 27. März
Freiherrn von Marschall übergeben
Secret St. Petersbourg, le 14/26 Mars 1897
Nous pensons qu'en prenant en consideration la reserve Anglaise ä
Fegard du blocus de Volo, il ne reste qu'ä prendre acte au sujet
de Tassentiment du Cabinet Anglais de bioquer le littoral Grec au cas
oü les amiraux le trouveraient necessaire. En effet on a laisse echap-
per le temps1 auquel le blocus de Volo aurait ete efficace ainsi que
l'a reconnu Lord Salisbury.
Aujourd'hui Farmee Grecque est assemblee sur les frontieres de
la Thessalie et le blocus propose ne saurait atteindre les resultats que
Fon s'en promettait.
Au surplus Fabstention de FAngleterre d'une part et le contin-
gent insuffisant maritime de FAllemagne2 pour bioquer les cötes
de la Grece et de la Crete nous ferait craindre qu'une action separee
de quatre grandes Puissances seulement pourrait faire naitre des
doutes soit ä Constantinople, ä Athenes ou ailleurs sur Faccord general
et complet des Puissances si indispensable pour le maintien du prestige
de l'Europe.
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Oui depuis le 14 Fevrier!
2 Das ist doch bisher nicht als ., insuffisant" angesehn worden und hat jeden-
falls am Besten getroffen beim Schießen! Eine schöne Blamage für die eben
erfolgte Kreuzer Ablehnung im Reichstage
388
Nr. 3208
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 84 London, den 27. März 1897
Telegramm Nr. 135* erhalten.
Der russische Botschafter, welcher die russische Antwort eben
im Auswärtigen Amt mitgeteilt hat, sagte mir vertraulich, daß die-
selbe nur folgendes enthalte:
„Die Blockade von Volo habe heute, nachdem die Griechen mit
Hülfe dieses Hafens ihre Aufstellung beendigt hätten, kaum noch einen
Nutzen. Von der Bereitwilligkeit Englands, sich an einer Blockade
der griechischen Küsten zu beteiligen, nehme die russische Regierung
Akt/'
Nach der ganz vertraulichen Versicherung meines russischen Kol-
legen erwähnte die russische Antwort mit keinem Wort die vor-
geschlagene Zurückziehung der griechischen und türkischen Truppen
von der Grenze, und es ist nicht daraus zu entnehmen, ob die russische
Regierung noch irgendwelche Maßregeln gegen Griechenland für an-
gezeigt hält.
Sir Tri. Sanderson, den ich vor dem russischen Botschafter ge-
sehen habe, versicherte mir ausdrücklich, daß man hier mit dem Aus-
druck „Blockade der griechischen Küsten" gemeint habe, daß England
sich an der Blockierung jedes Hafens mit Ausnahme von Volo be-
teiligen würde, welche die Admirale etwa für notwendig hielten.
Nach den sonstigen Äußerungen des Unterstaatssekretärs glaube
ich mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß er, falls Herr von
Staal eine hierauf bezügliche Frage stellt, ihm dieselbe Versicherung
auch amtlich wiederholen und gleichzeitig die Versicherung geben
würde, daß England vollständig bereit ist, an der Blockade des Piräus
teilzunehmen, wenn die Admirale dies für angezeigt halten.
Über seine Unterredung mit Herrn Hanotaux** hat Lord Salisbury
hierher nur mitgeteilt, daß der erstere die Ernennung eines provi-
sorischen Generalgouverneurs für Kreta wünsche und sich vorbehalte,
einen geeigneten Kandidaten, der einer neutralen Nationalität an-
gehören soll, in Vorschlag zu bringen. Lord Salisbury ist damit ein-
verstanden, würde aber auch der Ernennung eines der Admirale zu-
stimmen und eventuell auch damit einverstanden sein, daß den sämt-
lichen Admiralen zusammen administrative Befugnisse übertragen wer-
den, wie sie sonst einem Belagerungszustand entsprechen würden. "
Hatzfeldt
• Siehe Nr. 3206.
•* Vgl. Nr. 3206, S. 387, Fußnote *.
389
Nr. 3209
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldtan das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Privat für Baron von Holstein London, den 27. März 1897
Zu Telegramm Nr. 84*.
Sie sehen, daß die russische Antwort den Ihnen zugegangenen
Mitteilungen durchaus nicht entspricht. Sie ist viel schlimmer, weil
sie weder eine Präzisierung verlangt noch erkennen läßt, ob Rußland
überhaupt weiter mittun will, selbst wenn ihm die erwünschten Auf-
klärungen gegeben werden.
Mein Eindruck aus den heutigen Äußerungen des Unterstaats-
sekretärs war, daß man hier den Russen die Aufklärungen, die sie ver-
langen können, gern geben würde. Was man aber hier auf die Rück-
äußerung Rußlands antworten wird, von welcher Herr von Staal mir
selbst im Vertrauen gesagt hat, daß er nicht wisse, ob sie eine
definitive Ablehnung und den Entschluß bedeute, sich auf nichts mehr
einzulassen, das läßt sich allerdings schwer berechnen.
Ob die Blockade von Volo noch praktischen Nutzen hat, ob selbst
der Piräus viel helfen wird, das sind meines Dafürhaltens nebensächliche
Fragen für den Zweck, den wir verfolgen, nämlich die Erhaltung des
europäischen Friedens. Die Blockade griechischer Häfen ist
jedenfalls das einzige Mittel, der griechischen Bevölkerung zu zeigen,
daß es den Mächten ernst damit ist, ihren Willen durchzusetzen, während
heute die griechische Regierung und die Nation annehmen, daß keine
Verständigung unter den Mächten zustandekommt, und daß sie daher
nicht nachzugeben braucht. Dann bleibt auch der Konflikt an der
Grenze nicht aus, und wir müssen uns auf den europäischen Krieg
gefaßt machen. Ist das die Absicht der russischen Regierung, so hat
sie recht, die Aufklärungen und Zusicherungen abzulehnen, die man
hier über die angeblich vagen Punkte zu geben bereit ist.
Ich bitte dringend, Herrn von Staal nicht zu kompromittieren,
der mir außer der angeführten Äußerung noch sagte, er verstehe
nicht, wie man den Ausdruck „griechische Küsten" im englischen Vor-
schlag vage finden könne, da kein Zweifel darüber bestehe, daß die
englische Regierung damit gemeint habe: Blockade derjenigen Häfen
an der griechischen Küste, mit Ausnahme von Volo, welche die Ad-
mirale für notwendig halten würden.
Hatzfeldt
• Siehe Nr. 3208.
390
Nr. 3210
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 85 London, den 29. März 1897
Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß Frankreich den Um-
stand, daß wir weder ein zweites Schiff noch wie Österreich wenig-
stens ein Bataillon entsenden wollen, in St. Petersburg ausgenutzt hat1,
um Mißtrauen zu erregen und namentlich uns von den Russen ab-
zudrängen. Nach meinen Ermittelungen muß ich auch annehmen, daß
unsere Enthaltung auch hier Mißtrauen und großes Mißvergnügen
verursacht hat, schon deshalb, weil man es nicht für unbedenklich hält,
mit den Russen und Franzosen in Kreta allein zu bleiben. Ich halte
keineswegs für ausgeschlossen, daß Lord Salisbury dadurch veran-
laßt worden ist, den Versuch einer persönlichen Verständigung mit
Hanotaux zu machen und die Franzosen in einen gewissen Gegen-
satz zu Rußland zu bringen.
Wie die Dinge heute liegen, glaube ich auch, daß schließlich ein
friedlicher Ausweg gefunden werden wird, da nach meiner Über-
zeugung nicht nur Frankreich und Rußland, sondern auch England
den Krieg zu vermeiden wünscht. Mit Rücksicht auf die von Graf Mura-
wiew angenommene Reserve sehe ich aber keinen anderen Weg mehr,
eine baldige Verständigung herbeizuführen, als daß die Mächte sich
ohne Zeitverlust auf der Basis der letzten englischen Vorschläge über
ein bestimmtes Programm verständigen und dasselbe dann, nach-
dem es von allen akzeptiert ist, den Russen zur Annahme vorlegen2.
Diese Auffassung teilt Graf Deym vollständig und wird voraussicht-
lich in diesem Sinne nach Wien berichten. Es ist aber unerläßlich,
wenn dieser Weg eingeschlagen werden soll, daß eine der Mächte die
Initiative ergreift, und es scheint mir nicht zweifelhaft, wenn wir uns
nicht in den Vordergrund stellen wollen, daß diese Aufgabe nur von
Österreich mit Aussicht auf Erfolg übernommen werden kann1.
Hatzfeldt
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopfe des Schriftstücks:
Einverstanden.
Randbemerkungen des Kaisers:
1 Richtig
2 ja
391
Nr. 3211
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 30. März 18Q7
Der russische Botschafter teilte mir heute die anliegende Abschrift
eines Telegramms des Grafen Murawiew mit, in welchem derselbe
unsere Ansicht bezüglich des jüngsten Vorschlags der Admirale er-
bittet i*.
Ich habe dem Grafen Osten-Sacken darauf erklärt, die Regierung
Seiner Majestät des Kaisers billige die Vorschläge der Admirale auf
sofortige Blockierung des Golfs von Athen; nur die Admirale seien
in der Lage, sich ein kompetentes Urteil darüber zu bilden, was die
gegenwärtige Lage erheische. Solange Griechenland nicht bestimmt
erkläre, daß es sich dem Willen der Großmächte unterwerfe, den
Obersten Vassos zurückrufe und für die Insel Kreta die Autonomie
akzeptiere unter Verzicht auf den Annexionsgedanken, solange werden
nach unserer Ansicht alle Bemühungen der Großmächte, die Insel
Kreta zu pazifizieren, fruchtlos bleiben2, auch wenn man das Kon-
tingent der Großmächte verdoppele oder verdreifache. Aus der Mit-
teilung der Admirale gehe hervor, daß dieselben die gegenwärtige Lage
an der kretischen Küste für unhaltbar erachteten, wir teilten diese
Auffassung, zumal nach den Erklärungen des Unterstaatssekretärs Cur-
zon im englischen Unterhause** kein Zweifel mehr darüber bestehe,
daß der griechische Oberst Vassos die Operationen der Insurgenten
leite3 und somit einen offenen Krieg gegen die Großmächte führe.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Einverstanden
2 richtig
3 ja
* Die Eröffnung der Admirale an ihre Regierungen ging laut Schreibens des
Oberkommandos der Marine an das Auswärtige Amt vom 29. März 1S97 dahin:
„Die Lage wird alle Tage schlimmer, die Zeit für halbe Maßregeln ist ihrer
— der Admirale — Überzeugung nach vorbei, sie beschließen daher einstimmig,
ihre Regierungen zu bitten, die Blockade Athens zu erklären mit allen Folgen
des Krieges. Sie werden zuerst die griechischen Kriegsschiffe aufsuchen und
sie wenn nötig mit Gewalt zwingen, nach dem Piräus oder Koluri (Salamis)
einzulaufen." Das Telegramm Murawiews vom 29. März an Graf von der Osten-
Sacken schloß mit den Worten: „Veuillez nous communiquer avis du Cabinet de
Berlin sur la decision [des amiraux]." Nach der deutschen Zustimmung folgte
auch die der übrigen Mächte; doch wurde der Beginn der Blockade auf Vor-
schlag der Admirale bis zum Eintreffen der erbetenen Verstärkungen hinaus-
geschoben. Der Beginn der griechisch-türkischen Feindseligkeiten machte die
ganze Blockadefrage illusorisch.
** Vom 29. März. Vgl. Schultheß' Europäischer Geschichtskalender, Jg. 1897,
S. 238.
392
Nr. 3212
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 121 Wien, den 30. März 1897
Vertraulich
Zu den gestern durch Herrn von Szögyeny gemachten Mitteilungen
über den Schritt des Grafen Goluchowski in St. Petersburg* beehre
ich mich folgendes zu melden:
Wie ich berichtete, machte die veränderte Haltung des Grafen
Murawiew hier einen ärgerlichen Eindruck. Mit einem Hinweis auf
seine zurückgewiesenen Vorschläge sagte Graf Goluchowski, daß jede
Übernahme einer Führung die moralische Verpflichtung auferlege,
dieselbe bis an die Grenze der Möglichkeit energisch durchzuführen.
Das Erlahmen Rußlands sei ein Schlag ins Gesicht dem Prestige der
Großmächte. Sei er sogar sehr zufrieden gewesen, die Führung der
Aktion in Rußlands Hände übergehen zu sehen, so lasse er sich jetzt
doch nicht an der Nase herumführen. Es sei Zeit, eine Entscheidung
zu fällen. Österreich werde nicht die Blamage mitmachen, der sich die
Großmächte auszusetzen im Begriff ständen. Ich erwiderte einiger-
maßen überrascht über die Plötzlichkeit seines Vorgehens, daß
das an Rußland gestellte Ansinnen dort möglicherweise einen ver-
stimmenden Eindruck machen könne. Ob Graf Goluchowski daran
gedacht oder gar beabsichtigt habe, Graf Murawiew zu bevormunden?
Der Minister wies dieses von sich. Er sagte, seine Beziehungen zu
Rußland seien ausgezeichnet und würden nicht durch sein Auftreten
leiden. Graf Kapnist habe geäußert, daß sein, Graf Goluchowskis,
Vorgehen hoffentlich die fehlende und notwendige Anregung geben
werde, energisch zu werden. (Graf Kapnist hat den Ausdruck „le
coup de fouet" gebraucht.)
Ich fragte weiter, wie sich Graf Goluchowski praktisch Öster-
reichs Haltung weiter dächte, wenn Rußland nicht auf das etwas
drastische Vorgehen Österreichs reagieren wolle? Ob die österrei-
chische Eskader nebst Truppen als Antwort direkt nach Triest zurück-
kehren würde? Graf Goluchowski antwortete: „Wenn es in meiner
Macht stände, j a. Doch werde ich erst die Befehle Seiner Majestät
einholen müssen. " Auf meine weitere Frage, wie sich der Graf unter
solchen Umständen die Gruppierung der Mächte im Mittelmeer und
das Ende der griechischen Wirren dächte? Darauf blieb mir Graf
• Nach einer Aufzeichnung Marschalls vom 29. März hatte ihm der öster-
reichische Geschäftsträger von Velics (nicht der Botschafter von Szögyeny)
mitgeteilt, daß Graf Goluchowski seine weitere Mitwirkung an der Pazifizierung
Kretas in Petersburg von ganz bestimmten Voraussetzungen abhängig gemacht
habe, und zwar in erster Linie von der unverzüglichen Ausführung der von den
Admiralen proponierten Zwangsmaßregeln.
393
Goluchowski die Antwort schuldig. Er kam darauf zurück, mir zu
sagen, daß es ihm im Grunde völlig einerlei sei, wem Kreta gehöre.
Es handele sich allein um die Würde des europäischen Konzerts.
Er habe es satt, sich würdelos vor der ganzen Welt zu zeigen. Ent-
weder — oder. Entweder sofort Blockade, Autonomie, Gouverneur —
oder sofort ein Ende des jetzigen würdelosen Zustands in anderer Form.
Ich halte es für ausgeschlossen, daß in dem Vorgehen des Grafen
die Absicht liegt, näher an England heranzurücken. Das Vorgehen
erklärt sich psychologisch damit, daß der etwas lebhafte Minister die
Geduld verloren hat. Ich erwartete längst, daß die Stimmung der
letzten Zeit zu einem politischen Ausdruck kommen werde.
Eulenburg
Nr. 3213
Der Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 97 St. Petersburg, den 30. März 1897
Der jüngste Vorschlag der Admirale bezüglich der sofortigen
Blockade des Piräus ist von Graf Murawiew unter der Bedingung
angenommen worden, daß er von allen anderen Mächten akzeptiert
werde1. Der Minister bezweifelt aber2, daß solches bei England der
Fall sein werde.
Herr O'Conor hat bei einem Gespräch, welches ich soeben mit
ihm hatte, jenen Vorschlag der Admirale mit keinem Worte erwähnt,
dagegen davon gesprochen, daß der König Georg sich neuerdings
dahin geäußert habe, daß jede Blockade griechischer Häfen den Be-
ginn von Feindseligkeiten an der thessalischen Grenze zur Folge
haben müsse3.
Tschirschky
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Wir haben schon
2 Der Zweifel kommt aus Paris
8 leeres Geprahle
Nr. 3214
Der Geschäftsträger in Wien Prinz von Lichnowsky an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 128 Wien, den 2. April 1897
Graf Goluchowski sagte mir soeben, daß, nachdem alle Mächte
den Vorschlag der Blockade des Busens von Athen angenommen, nur
noch Frankreich seinem Admiral keine Instruktion bisher erteilt habe.
394
Auch macht Herr Hanotaux Schwierigkeiten wegen der Ernennung
des Admirals Canevaro* zum provisorischen Gouverneur von Kreta.
Ihm sei jeder andere auch recht, und habe er hereits Freiherrn von
Calice instruiert, an den Beratungen der Botschafter über diesen Punkt
sich zu beteiligen.
Der Herr Minister erklärte, auf dem seinerseits eingenommenen
Standpunkt zu verharren und sich von der Aktion gänzlich zurück-
zuziehen, falls nicht ehestens seinen Bedingungen entsprochen werde;
dann solle man die beiden Gegner einander überlassen und nachher
zugunsten des Besiegten eingreifen. Der Graf ist sehr ruhig, aber
bestimmt. Auch will er keinenfalls das Truppenkontingent erhöhen.
Für den Fall eines Krieges zwischen Griechenland und der Türkei
müsse aber die Blockade aufhören, da dies sonst gegen das Völker-
recht verstoßen würde.
Beim Hinausgehen traf ich Grafen Kapnist, welcher meinte, aus
der ganzen Aktion würde nichts hervorgehen, auch von der Blockade
verspricht sich der Herr Botschafter wenig Erfolg.
Der hiesige griechische Vertreter** sagt mir, die Regierung würde
angesichts der Blockade und der überlegenen türkischen Truppen gern
zurückweichen, wenn sie nicht innere ernste Gefahren befürchten müßte.
Daher sei ein unglücklicher Feldzug immer noch besser als eine
Revolution. Lichnowsky
Nr. 3215
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 105 Athen, den 28. März 18Q7
pp. Die Haltung der Großmächte gegenüber Griechenland wird
hier bis jetzt nicht sehr ernst genommen, und die Hoffnung, daß das
Einvernehmen unter ihnen im Grunde doch nicht vorhanden sei, nach wie
vor gehegt. Die Blockade Kretas wird eigentlich nicht als eine Zwangs-
maßregel gegen Griechenland angesehen und, da seit der ablehnenden
Antwort der griechischen Regierung auf das Ultimatum*** nunmehr
bereits drei Wochen 1 verstrichen sind, ohne daß die durch die iden-
tischen Noten vom 2. Märzf für diesen Fall in Aussicht gestellten
„moyens de contrainte" gegen das Königreich angewandt worden
wären, ferner aus den Preßberichten sowie anderen Mitteilungen her-
vorzugehen scheint, daß betreffs der Anwendung derselben Meinungs-
• Der italienische Admiral Canevaro war der rangälteste unter den vor Kreta
befehlenden Admiralen.
** G. Manos.
•*• Vom 8. März. Vgl. Nr. 3174, Fußnote.
f Daselbst.
" 395
Verschiedenheiten unter den Kabinetten obgewaltet haben, so läßt
sich die öffentliche Meinung nicht davon abbringen, daß das Einver-
nehmen unter den Mächten nicht in der Weise gesichert sei, wie
es offiziell zum Ausdruck gelange.
Ich bin auf der anderen Seite fest davon überzeugt, daß viele be-
sonnene Politiker hier und auch Seine Majestät der König im Grunde
ihres Herzens den Mächten aufrichtig dankbar gewesen wären, wenn
sie durch effektiven Zwang dem gegenwärtigen Ministerium oder
einem anderen die Gelegenheit geboten hätten, von einer Bahn ein-
zulenken2, die doch hauptsächlich nur aus dem Grunde betreten worden
ist, um den im Innern drohenden Gefahren vorzubeugen, und die
Griechenland finanziell noch weiter ruiniert.
Jetzt, wo bei der vorgeschrittenen, für alle Unternehmungen sich
immer günstiger gestaltenden Jahreszeit militärisch sämtliche Vor-
bereitungen getroffen sind und sich die allgemeine Stimmung immer
mehr in die Richtung der nationalen Begeisterung mit dem Kriegs-
geschrei gegen die Türkei verrannt hat, wird es für ein jedes Mini-
sterium höchst mißlich und vielleicht ganz unmöglich sein, unverrich-
teter Sache die Umkehr anzutreten.
Griechenland ist meines gehorsamsten Dafürhaltens kein Dienst
dadurch erwiesen worden, daß die Mächte mit der Anwendung effek-
tiver Zwangsmittel gezögert haben. L. PI essen
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Es ist schlagrührend!
2 natürlich! daher mein Vorschlag zur sofortigen Blockade von Athen am
14. Februar
Schlußbemerkung des Kaisers:
Man sieht hieraus wieder wie schwer Deutschland den Mangel einer star-
ken Flotte empfindet, da es sich im Conzert nicht durchschlagend fühlbar
machen kann. Hätten wir statt eines Schiffs eine starke Kreuzerdivision mit
Panzerkreuzern bei Creta gehabt, so hätte Deutschland ungesäumt auf eigne
Faust im Februar allein gleich Athen blokiren können, und dadurch die
anderen Mächte nolens volens zum Mitthun fortgerissen und gezwungen. So
ist schließlich nichts geschehen und derjenige der alle Pläne durchkreuzt, alle
Thotkraft lähmt und auf den schließlich darum Rücksicht genommen wird ist
England! Und warum? Weil es die stärkste Flotte hat! Uns helfen
unsre 1000 000 Grenadiere dabei nichts!
Nr. 3216
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an Kaiser Wilhelm II.
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Berlin, den 1. April 1897
Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät melde ich allerunter-
tänigst, daß der hiesige englische Botschafter mir im Auftrage Lord
396
Salisburys heute mitgeteilt hat, die englische Regierung habe nach-
stehende Mitteilung nach St. Petersburg gelangen lassen:
1. Die englische Regierung ist bereit, mit den übrigen Groß-
mächten zusammen den Golf von Athen zu blockieren.
2. Die englische Regierung ist einverstanden mit der sofortigen
Ernennung eines Gouverneurs für Kreta, der der Marine angehören
könne oder auch nicht.
3. Die englische Regierung ist bereit, die Zahl ihrer nach Kreta
entsandten Truppen entsprechend dem Antrage der Admirale zu erhöhen.
Marschall
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf der Ausfertigung:
Einverstanden 1/IV. 97. W.
Nr. 3217
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 63 Athen, den 2. April 1897
Hier herrscht bei meinen Kollegen die Ansicht vor, daß Griechen-
land im Fall der Blockade griechischer Häfen der Türkei den Krieg
erklären werde. Englischer Gesandter scheint anzunehmen, daß im
Kriegsfall Griechenlands mit der Türkei Blockade griechischer Häfen
nicht erfolgen würde.
Plessen
Nr. 3218
Der russische Minister des Äußern Graf Murawiew an den
russischen Botschafter in Berlin Grafen von derOsten-Sacken
Telegramm. Unsignierte Abschrift.
Vom russischen Botschafter in Berlin am 3. April mitgeteilt.
21 Mars
Secret St. Petersbourg, le tt~ ~r — q- 1897
En vue du prochain anniversaire du 28 Mars*, qui gräce ä l'exal-
tation des esprits en Grece pourrait conduire ä de nouveaux exces et
ä cause de la mise en execution du blocus projete les Grandes Puissances
devraient charger leurs representants ä Constantinople et ä Athenes
de declarer qu'en cas de conflit ä la frontiere greco-turque, l'agresseur
* Alten Stils = 9. April neuen Stils. Gemeint ist wohl der 6. April, der Jahres-
tag der Unabhängigkeitserklärung Griechenlands.
397
serait rendu responsable du trouble qui pourrait en resulter pour la paix
generale que TEurope est absolument intentionnee de sauvegarder. De
declarer en outre expressement que Pagresseur ne retirerait aueun
avantage quelle-que soit l'issue de la lutte.
Le Cabinet Imperial est d'avis que cette declaration devrait etre
livree ä la presse et faite ouvertement aupres des deux Gouvernements
ä Constantinople et ä Athenes*.
Nr. 3219
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Privat für den Herrn Staatssekretär London, den 11. April 1897
Infolge des griechischen Vorgehens**, dessen Folgen sich noch
nicht übersehen lassen, tritt die Frage, was jetzt geschehen kann, um
europäischen Verwickelungen vorzubeugen, immer mehr in den Vorder-
grund, und Euere Exzellenz werden mich hoffentlich entschuldigen,
wenn ich auf diesem Wege auf einige Punkte aufmerksam mache,
die sich vielleicht nicht alle für amtliche Berichterstattung eignen.
Nach meinen Beobachtungen scheint festzustehen, daß die Blockade
Griechenlands, das einzige den Mächten noch zur Verfügung stehende
Mittel, eine wirksame Pression in Athen auszuüben, im letzten Moment,
nachdem alle Mächte einig schienen, durch zwei Umstände vereitelt
worden ist. Diese Umstände sind abgesehen von der inneren Ab-
neigung einiger Mächte gegen energische Maßregeln folgende:
1. Der unglaublich unpraktische Vorschlag der Botschafter in Kon-
stantinopel bezüglich Wahl des Generalgouverneurs***, welcher allen Be-
* Deutscherseits wurde der Vorschlag Murawiews unter der Voraussetzung an-
genommen, daß auch alle übrigen Großmächte zustimmten. Ein gleiches geschah
österreichischerseits, dann auch seitens der übrigen Mächte. Am 6. April über-
reichten die Gesandten der Großmächte in Athen die von Rußland vorgeschlagene
Note. Eine gleiche Eröffnung wurde auch der Türkei gemacht. Den Wortlaut
der Note siehe in: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 163.
** Am 10. und 11. April hatten irreguläre griechische Truppen teilweise unter
Führung griechischer Offiziere die Grenze in Thessalien überschritten und damit
das griechisch-türkische Kriegsfeuer entzündet.
*** Am 2. April hatten die Botschafter in Konstantinopel ihre Meinungen über
die Kreta zu gewährende Autonomie ausgetauscht. „Sie waren der Ansicht, daß
für die Insel ein Zustand in Aussicht genommen werden könnte wie etwa der
von Bulgarien mit der Wahl des Generalgouverneurs resp. des Fürsten durch
die Volksvertretung unter Zustimmung der Mächte." Es wurde sogar auf die
Möglichkeit einer Wahl des Prinzen Georg von Griechenland zum Süzeränen
Fürsten von Kreta hingewiesen, „welche Kombination dem russischen Botschafter
besonders sympathisch zu sein schien". Telegramm Saurmas Nr. 167 vom
2. April 1897.
398
Stimmungen und Intrigen zugunsten Griechenlands wieder Tür und Tor
geöffnet hat. Wenn ich auch nach allen meinen Ermittelungen annehmen
muß, daß dieser Vorschlag ursprünglich vom Grafen Murawiew ausge-
gangen ist und auf einem Kompromiß desselben mit der Kaiserin-Mutter
beruhte, so darf doch angenommen werden, daß er sich damit nur per-
sönlich decken wollte, und daß er dabei nicht den Zweck im Auge
h'aite, die Wahl des Prinzen Georg und die unvermeidlich damit zu-
sammenhängende griechische Annexion zu fördern.
2. Die Erklärung Österreichs, außer den bewilligten 600 keinen
Mann mehr nach Kreta zu schicken, und die deutsche Erklärung,
weder Truppen noch weitere Schiffe bewilligen zu wollen. Diese Er-
klärungen, so gerechtfertigt sie durch innere Rücksichten gewesen
sein mögen, haben unzweifelhaft der französischen Regierung die
Handhabe für den außerordentlich geschickten letzten Schachzug ge-
boten, durch welchen sie die ganze Blockade zu vereiteln, die Ver-
antwortung für den Mißerfolg auf uns und Österreich abzuladen und
uns gleichzeitig mit Rußland und England in Gegensatz zu bringen
suchte, ohne selbst durch Ablehnung der Blockade den russischen
Wünschen entgegenzutreten und eine den russischen Interessen wider-
sprechende Politik im Mittelmeer erkennen zu lassen. Wie richtig diese
Annahme ist, geht meines bescheidenen Dafürhaltens daraus hervor,
daß die russisch-französischen Beziehungen dadurch in keiner Weise
getrübt worden sind, während, wie ich aus guter Quelle höre, gerade
die russische Regierung wegen unserer Nichtbeteiligung, die nach ihrer
Auffassung alles in Frage stellt, verstimmt und gereizt ist. Ebenso-
wenig zweifelhaft ist mir aber, daß die österreichische Regierung,
welche sich infolge der französischen Erklärung sofort zur Entsendung
von mehr Schiffen entschlossen hat, unsere Enthaltung tief beklagt,
wenn sie dies auch in Berlin vielleicht nicht aussprechen will. Diese
Auffassung wird hier vollständig geteilt, und man darf dabei nicht
übersehen, daß es der englischen Politik, deren Unaufrichtigkeit und
Verzögerungen die jetzige Situation tatsächlich zur Last fällt, erwünscht
sein muß, anderen die Verantwortlichkeit dafür zuzuschieben. Die
Gereiztheit gegen uns erklärt sich andererseits daraus, daß England
unter keinen Umständen jetzt zu einem Konflikt mit Rußland gedrängt
werden und deshalb trotz seiner unzweifelhaften Überlegenheit im
Mittelmeer vor allem vermeiden will, dort mit Rußland allein gelassen
zu werden. Dieselbe Auffassung scheint aber auch in St. Petersburg
vorzuherrschen, wo man sich, nachdem man die Führung übernommen,
jetzt jeder Initiative enthält, offenbar weil man sich nicht sicher fühlt,
daß man nicht eventuell von den anderen Mächten, vielleicht auch von
Frankreich, im Stich gelassen werden und dem zur See übermächtigen
England dann allein gegenüberstehen wird.
Wenn wir unter solchen Umständen, zu welchen noch die steigende
Abneigung des Sultans gegen Konzessionen tritt, noch einen Versuch
399
machen wollen, den offenbaren Gefahren für den europäischen Frieden
vorzubeugen, so wird dies meines unmaßgeblichen Erachtens nur
möglich sein, wenn wir in Petersburg jedes Mißtrauen gegen unsere
dauernde Mitwirkung beseitigen und den Grafen Murawiew, welcher
sich heute im Hinblick auf eine erneute Verständigung zwischen dem
Kaiser und der Kaiserin-Mutter in äußerst schwieriger Lage befindet,
zu neuer und kräftiger Initiative ermutigen, ohne welche nach meiner
Überzeugung nichts geschehen wird. Ob der erste Teil dieser Auf-
gabe zu lösen ist, ohne daß wir wenigstens noch ein Schiff zur grie-
chischen Blockade bewilligen, scheint mir im hohen Grade zweifel-
haft. Ob wir dies können, selbst um einer ernsten Gefahr für den
Frieden vorzubeugen, vermag ich nicht zu beurteilen, nach meinem
Eindruck liegt aber die Chance, ob die Blockade überhaupt noch zu
erreichen ist, heute ganz gleich. Kommt es nicht dazu, so würden wir
durch das Anerbieten eines zweiten Schiffs zum mindesten jedes
Mißtrauen in Rußland beseitigt und den Franzosen jeden Vorwand
genommen haben, uns für den Mißerfolg verantwortlich zu machen,
sowie neue Verstimmungen gegen uns in St. Petersburg und auch
in Wien hervorzurufen.
In zweiter Linie würde es die Aufgabe des Grafen Murawiew mit
Rücksicht auf die Kaiserin-Mutter wesentlich erleichtern, wenn wir
in St. Petersburg mitteilen, daß wir die Kandidatur eines griechischen
Prinzen als unbedingt ausgeschlossen betrachten und unseren Bot-
schafter in Konstantinopel zu entsprechender Erklärung in der Kon-
ferenz angewiesen haben.
Hier liegt die Sache vorläufig so, daß man zunächst abzuwarten
wünscht, ob sich aus dem Übertritt der Insurgenten der Kriegszustand
zwischen der Türkei und Griechenland entwickelt. Im letzteren Falle
wird es, wie Sir Donald Wallace* mir kürzlich versicherte, dem eng-
lischen Kabinett nicht leicht werden, die Blockade hier noch annehmbar
zu machen. Deshalb wäre es von der äußersten Wichtigkeit, daß wir
und Österreich den Sultan mit Aufbietung unseres ganzen Einflusses
und ohne Zeitverlust überzeugen, daß seine Truppen zwar jeden
Angriff griechischer Freischaren zurückschlagen, vorläufig aber die
Grenze auf keinen Fall überschreiten müssen, solange nicht außer
Zweifel steht, daß die reguläre griechische Armee den Angriff be-
gonnen hat.
Hatzfeldt
* Redakteur der „Times".
400
Nr. 3220
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Eigenhändiges Konzept
Privat für Graf Hatzfeldt Berlin, den 11. April 18Q7
[abgegangen am 12. April]
Euer Exzellenz sage ich für das gefällige Privattelegramm * meinen
verbindlichsten Dank; ich bitte mir zu gestatten, daß ich mit dem-
selben Freimute auch meine Auffassung über die gegenwärtige Situation
darlege.
Ob die Blockade des Golfs von Athen oder anderer griechischer
Häfen heute noch imstande ist, eine wirksame Pression in Athen
auszuüben, erscheint mir zweifelhaft. Als Deutschland vor zwei Mo-
naten einen bezüglichen Vorschlag stellte**, war die Blockade zu-
gleich ein mechanisches Mittel, um den Obersten Vassos mit
seinen Truppen im Piräus festzuhalten und die Verschiffung der grie-
chischen Armee über Volo nach der thessalischen Grenze zu hindern.
Heute würde die Blockade nur noch ein moralisches Pressionsmittel
sein, welches bei der durch die jüngsten Vorgänge gesteigerten Über-
reizung der griechischen Gemüter um so wahrscheinlicher versagen
dürfte, als die Griechen genau wissen, daß einige der Mächte jeder
ernstlichen Aktion abgeneigt sind. Dazu kommt, daß seit der Er-
öffnung der Feindseligkeiten an der thessalischen Grenze die vom
Grafen Goluchowski lancierte juristische Spitzfindigkeit über die völker-
rechtliche Unvereinbarkeit der Blockade mit dem Kriegszustande***
sicherlich begeisterte Anhänger finden wird.
Daß diejenigen Mächte, welche durch ihre schwankende Haltung
jede energische und wirksame Aktion bisher hintertrieben, geneigt
sind, die Schuld für den Mißerfolg andren Mächten zuzuschieben,
überrascht mich nicht. Ich habe dies mit solcher Sicherheit vorher-
gesehen, daß ich schon seit sechs Wochen auf Grund der Akten ein
Weißbuch vorbereitet. Daraus wird sich ergeben, daß der deutsche
Blockadevorschlag an dem Widerstände Englands gescheitert ist, daß
späterhin nach Ablauf des Ultimatums England zunächst nur Kreta,
nicht aber die griechischen Häfen blockieren wollte, dann aber sein
eigener Vorschlag, Volo zu blockieren, in dem Augenblicke von Lord
Salisbury zurückgenommen wurde, als es erkennbar wurde, daß die
Griechen dieses Hafens zum Aufmarsch ihrer Armee bedurften, daß
* Siehe Nr. 3219.
" Vgl. Nr. 3152, S. 327, Fußnote •.
*** Vgl. Nr. 3214.
f Dieses Weißbuch ist nicht ausgegeben worden.
26 Die Große Politik. 12. Bd. 401
der spätere englische Vorschlag, das griechische Litoral ohne Volo
zu blockieren, an dem Mißtrauen Rußlands scheiterte, und daß wäh-
rend dieser ganzen Periode die französische Politik zu keinem Ent-
schlüsse kam, sondern unter Bezugnahme auf ihre parlamentarischen
Verhältnisse jede bestimmte Stellungnahme vermied. Will
Frankreich, nachdem es vor etwa zehn Tagen erstmals seine
Teilnahme an einer Blockade zugesagt und entsprechende Instruk-
tion an seinen Admiral erteilt hat, jetzt den Versuch unternehmen,
das Scheitern der Blockade der Nichtsendung weiterer Schiffe und
von Truppen seitens Deutschlands zuzuschreiben, und damit uns die
Verantwortung zuschieben, so könnte ich darin nicht einen außer-
ordentlich geschickten Schachzug, sondern nur einen recht kläglichen
und aussichtslosen Versuch erblicken, die Dinge auf den Kopf zu
stellen. Die Erklärung Deutschlands, nur ein Schiff zu schicken und
sich an der Entsendung von Truppen nach Kreta nicht zu beteiligen,
ist doch nicht erst vor zehn Tagen erfolgt. Dieser Entschluß ist seit
mindestens sechs Wochen juris publici in Europa; ich habe dem Mar-
quis Noailles und dem Grafen Osten-Sacken seit Anfang März mehr
als zehnmal unter eingehender Begründung gesagt, daß ein Schiff
die äußerste Grenze unserer aktiven Beteiligung sei, ich habe Graf
Münster in diesem Sinne wiederholt instruiert, Graf Osten-Sacken
hat in einem Berichte, den er Mitte März an den Grafen Murawiew er-
stattet, ausführlich die Gründe dargelegt, die uns zu dieser Haltung
bestimmen, ich habe am 18. März im Reichstage unter dem Beifalle des
Hauses die bestimmte Erklärung abgegeben, daß wir nur ein
Schiff und nicht mehr senden, Mr. Curzon hat eine analoge Mitteilung
im Unterhause gemacht, — Herr Hanotaux hat also die Grenzen der
deutschen Beteiligung gekannt, längst bevor er seine Betei-
ligung an der Blockade zusagte — will er jetzt den Über-
raschten und Enttäuschten spielen, so kompromittiert er sich selbst,
nicht uns.
Daß in Rußland unter französischen Einflüsterungen unsere Ent-
haltung unliebsam empfunden wird, ist möglich; als gewiß nehme
ich mit Euer Exzellenz an, daß man in Wien darüber verstimmt ist.
Letzteres ist keine neue Erscheinung. Seit bald zwanzig Jahren wird
in gewissen Perioden von Österreich-Ungarn aus der Versuch gemacht,
uns in der Orientfrage zu engagieren, bald durch das direkte An-
sinnen, bei Erneuerung unseres Bündnisvertrags gewisse Garantien
im Orient zu übernehmen, bald indirekt, indem man bei schwebenden
Fragen eine konkludente Handlung von uns verlangt. Wir haben
alle diese Versuche jederzeit a limine zurückgewiesen und werden
auch in Zukunft desgleichen tun, entschlossen, die kleinen oder grö-
ßeren Verstimmungen in den Kauf zu nehmen, welche jede derartige
Absage erfahrungsgemäß bei den leitenden österreichisch-ungarischen
Staatsmännern hervorruft. —
402
Alle andren Mächte, vor allem England und Frankreich, Italien,
in der vorliegenden Frage aber auch Rußland, pflegen sich zur Recht-
fertigung ihrer Politik auf ihre öffentliche Meinung und die Rück-
sicht, die sie ihr schulden, zu berufen, ohne sich allzuviel darum zu
kümmern, ob sie anderwärts Verstimmung erwecken oder nicht. Warum
soll Deutschland allein seine Politik den Stimmungen der andern
Mächte unterordnen? Die öffentliche Meinung in Deutschland ist
in dieser Frage äußerst empfindlich; das eine Schiff als Maximum
unserer Beteiligung vermag ich zu rechtfertigen; jede weitergehende
Aktion aber würde im Lande einen Sturm der Entrüstung hervorrufen.
Schon heute erheben sich gewichtige Stimmen des Tadels, welche in der
Entsendung der „Kaiserin Augusta" einen Bruch mit der bewährten
Orientpolitik des Fürsten Bismarck erblicken. —
Gegen die Entsendung eines zweiten Schiffes spricht aber ent-
scheidend ein weiterer Umstand. Unsere bisherige Haltung stützt
sich auf das Präzedenz des [Jahres] 1886; bei der damaligen Blockade
Griechenlands haben sich zahlreiche Schiffe anderer Mächte und nur
ein deutsches Schiff beteiligt. Niemand hat dies beanstandet. Ver-
lassen wir dieses Präzedenz, so verlieren wir jeden Boden. Das An-
gebot eines zweiten Schiffes wird man in Petersburg und Paris als
ein Zeichen der Schwäche oder mindestens als einen Rückzug auf-
fassen und darnach verwerten. Und wenn das zweite Schiff dort
nicht genügt, wenn ein drittes, ein viertes verlangt wird? Soll das
zweite Schiff das unwiderruflich letzte Angebot bilden oder nicht?
Die Gründe für Entsendung des zweiten können auch für das dritte
ins Feld geführt werden, und so weiter. Und welche Gründe soll ich
im Parlamente und in der Presse geltend machen, um den direkten
Widerspruch mit den früheren Erklärungen zu rechtfertigen? Soweit
mir die öffentliche Meinung in Deutschland bekannt, würde sie eine
solche Prozedur nicht ertragen. Daß die Autorität der verantwort-
lichen Regierung dadurch einen schweren Schlag erhielte, wäre noch
das geringere Übel. Viel schwerer wiegt der andere Umstand, daß
jede unvermittelte und unerklärte Schwenkung heutzutage in unserer
öffentlichen Meinung Stimmungen und Kritiken hervorruft, die weit
bedenklicher sind, als die vorübergehenden Launen einzelner Mächte
und die durchsichtigen Versuche, dem andern aufzubürden, was die
eigene Schwäche verschuldet hat. Marschall
Nr. 3221
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 137 Wien, den 14. April 1897
Botschafter Prinz Liechtenstein telegraphiert Inhalt eines Gesprächs
zwischen Graf Murawiew und englischem Botschafter, worin Graf
26»
403
Murawiew erklärte, er bedauere, daß sich Rußland überhaupt in die
leidige griechische Angelegenheit eingelassen habe1. Schließlich sei
es ihm einerlei, wenn Griechenland Kreta annektiere2.
Graf Goluchowski äußerte, es schiene ihm daraus der Wunsch
zu blicken, die ganze Frage versumpfen zu lassen. Er werde daher
heute noch Graf Murawiew sagen lassen, daß Österreich nicht lange
mehr auf die Blockade Griechenlands warten könne. Er schlage an-
gesichts der scheinbar unausführbaren Blockade vor, den Türken die
Aktionsfreiheit in Thessalien zu lassen und die Blockade griechischer
Häfen aufzugeben3. Kreta bleibe natürlich in den Händen der Mächte.
Der Graf meinte, Graf Murawiew werde gezwungen werden,
Farbe zu bekennen4. Auch sei es ja selbstverständlich, daß die Mächte
eine Vernichtung Griechenlands nicht zugeben würden. Er, Graf Golu-
chowski, sei entschlossen, die Versumpfung länger nicht mitzumachen5.
Eine Entscheidung müsse nunmehr in irgendeiner Form herbeigeführt
werden 6.
Eulenburg
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Also er streicht die Flagge und läßt alles fallen!
2 IM
3 ja
4 das ist unbedingt nöthig
5 ich auch nicht
6 richtig
Nr. 3222
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 196 London, den 14. April 18Q7
Der geschäftliche Stillstand, den ich bei der Abreise Lord Salis-
burys vorhergesehen hatte, ist hier jetzt so vollständig eingetreten,
daß die Vertreter der Großmächte darauf beschränkt sind, den Unter-
staatssekretär zwei- oder dreimal in der Woche aufzusuchen und sich
die bei ihm eingegangenen Nachrichten, soweit er dies für angezeigt
hält, mitteilen zu lassen1. Auch unter den Botschaftern hat der frühere
rege Verkehr beinahe aufgehört, da ihnen weder Nachrichten noch
Aufträge von ihren Regierungen in der griechischen Frage mehr zu-
gehen und sie daher mehr oder weniger darauf angewiesen sind,
sich über die augenblickliche Lage der Dinge durch die Zeitungen
belehren zu lassen. Diese Stagnation der Geschäfte wird in den
nächsten Tagen noch vollständiger werden, da manche der englischen
Minister während der Feiertage die Stadt verlassen und einige der
fremden Vertreter diesem Beispiel voraussichtlich folgen werden.
404
Wenn es überhaupt zu einer solchen Stagnation in der griechischen
Frage gekommen ist, so muß dies, soweit ich mir von hier ein Urteil
darüber bilden kann, wohl in erster Linie der bekannten Erklärung
des Herrn Hanotaux* zugeschrieben werden2, welche der bereits
von allen Mächten akzeptierten Blockade der griechischen Küsten den
Todesstoß versetzte. Ob diese Erklärung mit Lord Salisbury verein-
bart war oder nicht, habe ich bis jetzt nicht ermitteln können. Soviel
weiß ich aber, daß der Unterstaatssekretär, welcher mir kurz vorher
die Überzeugung ausgesprochen hatte, daß das Inkrafttreten der
Blockade eine Sache von wenigen Tagen sei, nach Eintreffen der
bezüglichen Nachrichten aus Paris kein Hehl daraus machte, daß
er jetzt überhaupt nicht mehr an die Ausführung glaube, und daß
dieses Projekt, wie er es bezeichnete, sich immer weiter am Horizont
entferne. Gleichzeitig hatte ich aber Gelegenheit zu konstatieren,
daß unsere Enthaltung in bezug auf die Entsendung weiterer Schiffe3
geradezu bei ihm eine erhebliche Gereiztheit hervorgerufen hat, wenn
er auch vermied, derselben Worte zu verleihen. Diese Gereiztheit
besteht auch heute noch, obwohl ich mir wiederholt Mühe gegeben
habe, ihm klarzumachen, daß unsere Entschlüsse in dieser Hinsicht
begründet und gerechtfertigt seien.
Nach allen meinen Beobachtungen läßt sich überhaupt nicht leug-
nen, daß Frankreich oder doch wenigstens der überaus fähige und
eifrige Vertreter der Republik Baron Courcel sich seit längerer Zeit
und mit Erfolg bemüht hat, eine, wenn auch nur vorläufige und be-
grenzte Annäherung zwischen den beiden Regierungen vorzubereiten
und uns gleichzeitig von den Engländern möglichst abzudrängen, eine
Aufgabe, die um so einladender erscheinen mußte, als die Beziehungen
zwischen Deutschland und England infolge vorhergegangener und
wiederholter kolonialer Friktionen ohnehin nicht die besten waren.
Mit demselben Schlage hat Herr Hanotaux, welchem unsere
steigende Verständigung mit Rußland im Orient unbequem sein mußte,
offenbar den Zweck verfolgt, auch Rußland gegen uns mißtrauisch zu
machen4 und die frühere Intimität zwischen Paris und St. Petersburg
herzustellen. Wie weit dies den französischen Bemühungen gelungen
ist, darüber werden Eure Durchlaucht, wie ich annehmen darf, durch
die Berichte der Kaiserlichen Botschaft in St. Petersburg informiert sein.
Die übereinstimmende Demarche des englischen und französischen
Botschafters in Wien, über welche ich heute auf anderem Wege zu
berichten** die Ehre hatte, dürfte inzwischen als ein neuer Beweis
* Am 3. April hatte der französische Minister des Äußern Hanotaux sich in der
Deputiertenkammer in dem Sinne geäußert, als ob eine Blockade griechischer
Häfen noch in weitem Felde liege.
** Es handelte sich dabei um ein von den Botschaftern in Konstantinopel aus-
gearbeitetes Autonomieprojekt für die Insel Kreta und namentlich um die Frage,
ob über das künftige Schicksal der Insel auf dem Wege eines Plebiszits ent-
405
zu betrachten sein, daß die Zusammenkunft Lord Salisburys mit Herrn
Hanotaux* nicht so erfolglos geblieben ist, als dies von manchen
Seiten angenommen worden ist. Wenn auch manche und unlösbare
Streitpunkte zwischen Frankreich und England übrig bleiben, die später
wieder zu gespannteren Beziehungen führen müssen, so scheint doch
für den Augenblick soviel erreicht zu sein, daß beide Regierungen
sich vorläufig in der griechischen Frage auf einem gemeinsamen Boden
zusammengefunden haben. Ganz abgesehen von der griechischen Frage
wird Lord Salisbury, wie ich ihn kenne, dabei aber auch den Zweck
verfolgt haben, Frankreich von Rußland abzuziehen und dem letzteren
klarzumachen, daß es bei einer feindseligen Politik gegen England
auf französische Hülfe nicht rechnen könne. Weniger erklärlich scheint
mir die Absicht des Herrn Hanotaux, indem er sich den Anschein
einer steigenden Intimität mit England gibt, in bezug auf Rußland
zu sein. Während er sich wahrscheinlich der Hoffnung hingibt, daß
Rußland, um dieser wachsenden Intimität vorzubeugen und Frankreich
wieder an sich zu fesseln, demselben noch größeres Entgegenkommen
zeigen wird, ist die Möglichkeit keineswegs ausgeschlossen, daß Graf
Murawiew darin einen Grund mehr sehen wird, sich mit den beiden
anderen Kaisermächten, von welchen solche Seitensprünge nicht zu
befürchten sind, auf guten Fuß zu stellen5.
Von irgendeiner Äußerung der russischen Regierung in bezug
auf die griechische Frage ist hier in der letzten Zeit nichts bekannt
geworden, und der russische Botschafter, welcher sich nur selten auf
dem Foreign Office blicken läßt, gibt auch seinen Kollegen, wenn
sie ihn nicht speziell deshalb aufsuchen, keine Gelegenheit zu ver-
traulicher Besprechung der Frage. Das Eingreifen Rußlands hätte
aber, nachdem es die Führung in der Sache übernommen hatte, allein
dazu führen können, die Blockade der griechischen Küsten noch zur
Wirklichkeit zu machen. Ob die Enthaltung Rußlands auf sein Miß-
trauen gegen die englische Politik oder auf die Besorgnis zurück-
zuführen ist, daß die Blockade heute überhaupt keinen praktischen
Nutzen mehr haben würde, dürfte an sich von keiner besonderen
Wichtigkeit sein2. Tatsächlich hat die russische Passivität, wenn mich
nicht alle meine Beobachtungen täuschen, dazu geführt, daß jenes
Zwangsmittel heute als überhaupt aufgegeben zu betrachten ist4.
Mein österreichischer Kollege, welcher mich heute aufgesucht
hat, teilt diese Auffassung vollständig und sprach mir gleichzeitig
ganz vertraulich die Überzeugung aus, daß es, wie die Dinge jetzt
liegen, nur noch eine Aussicht für die schnelle Beendigung der grie-
chischen Krisis gebe, und dies sei das militärische Vorgehen der
schieden werden solle. Nach Berlin gemeldet durch Telegramm Hatzfeldts
Nr. 108 vom 14. April.
■ Am 26. März. Vgl. Nr. 3206, S. 387, Fußnote.
406
Türken * bei der ersten nachweisbaren Provokation 6 durch die Griechen.
Ich darf gehorsamst hinzufügen, daß ich nach gewissenhafter Erwägung
der heutigen Situation sehr geneigt bin, diese Auffassung meines
österreichischen Kollegen für eine durchaus richtige zu halten.
P. HatzfeMt
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 England hat es erreicht daß Russland ins Mauseloch kriecht, und Frankreich
nicht mitmacht. Also ist die Sache damit lahmgelegt
2 richtig
3 die Briten müssen denken wir hätten eine heimliche Flotte in Reserve von der
„Niemand nichts weiß"
4 ja
5 hoffentlich
6 auch ohne diese
Schlußbemerkung des Kaisers:
Einverstanden
Nr. 3223
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Konzept
Nr. 596 Berlin, den 16. April 1897
Die veränderte Haltung des Grafen Murawiew dürfte nicht auf
unsere ihm schon vorher bekannte Minderbeteiligung bei der mili-
tärischen Aktion, sondern auf steigendes Mißtrauen wegen der Ab-
sichten Englands auf Kreta zurückzuführen sein. Das Mißtrauen, daß
England Absichten auf die Sudabai habe, war, nach Äußerungen
des Grafen Osten-Sacken zu urteilen, von Anfang an vorhanden. Es
ist jetzt durch die wiederholt ausgesprochene Bereitwilligkeit der Eng-
länder zur Absendung stärkerer Truppenkontingente offenbar gesteigert
worden. Die russische Apathie gegen das Plebiszit und gegen einen
griechischen Prinzen als Oberhaupt von Kreta erklärt sich vielleicht
dadurch, daß Rußland hierin das geringere Übel und ein Mittel zu
baldmöglicher Exmittierung des englischen Elements erblickt.
Es wird interessant, aber wohl kaum festzustellen sein, ob das
Wiener Kabinett in seiner ungewöhnlich bestimmt gehaltenen Er-
klärung, daß Kreta bis auf weiteres auch während eines griechisch-
türkischen Krieges in den Händen der Mächte bleibe, von dem Wunsche,
den Engländern angenehm zu sein, oder ausschließlich von der Ab-
neigung gegen eine plebiszitäre Lösung geleitet war.
Für die deutsche Regierung hat die Zukunft Kretas keine solche
Bedeutung, daß wir deswegen uns vom Standpunkte der absoluten
Verneinung des Prinzips der Volksabstimmung entfernen sollten.
407
Unabhängig von den subjektiven Auffassungen der einzelnen Re-
gierungen je nach ihren Interessen hat nun aber noch objektiv der
Gedanke eine berechtigte Geltung, daß ein durch die griechische
Majorität erwähltes Staatsoberhaupt nicht in der Lage sein wird, bei
Verwaltung der Insel diejenige strenge Unparteilichkeit zu erzwingen,
welche für den Schutz der muselmännischen Minorität notwendig ist.
Die Vergewaltigung der türkischen Bevölkerung würde unter einer
Regierung, welche dem griechischen Elemente ihre Existenz verdankt,
unvermeidlich sein und würde auf die Stimmung des türkischen Fest-
landes eine Rückwirkung üben, welche die Sicherheit der dort lebenden
einheimischen Christen und Europäer ernstlich gefährden müßte.
Ich will nicht unterlassen hinzuzufügen, daß nach einer eben ein-
gehenden Meldung des Kaiserlichen Geschäftsträgers in Rom Herr
Visconti Venosta sich nach Kenntnis der Erwägungen, auf Grund
deren sich die Kaiserliche Regierung gegen ein Plebiszit oder Wahl
des Gouverneurs durch Notable erklärt, gleichfalls dahin ausgesprochen
hat, daß er gegen ein Plebiszit sei, weil letzteres keine Gewähr für
gerechte Behandlung der muselmännischen Bevölkerung bieten würde.
Marschall
Nr. 3224
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Freiherrn von Marschall
Reinschrift
Berlin, den 17. April 1897
Heute nachmittag hatte ich eine längere politische Unterredung
mit dem Unterstaatssekretär Mr. Curzon*. Soweit dieselbe sich auf
die griechische Frage bezog, brachten die Äußerungen des Unter-
staatssekretärs nichts erheblich Neues. Er suchte eingehend die schwan-
kende Haltung zu rechtfertigen, welche das Londoner Kabinett zu
der Frage der Blockade griechischer Häfen eingenommen hat. Gerade
bezüglich dieses Punktes habe Lord Salisbury mit der philhellenischen
Strömung im Lande zu rechnen gehabt, die wohl eine Aktion Englands
gegen Griechenland, nicht aber eine solche für die Türkei ge-
stattet hätte. Von diesem Standpunkt aus sei die Blockade von Volo,
die Lord Salisbury selbst momentan im Auge gehabt habe, unmöglich
geworden, da über Volo die griechischen Truppenansammlungen und
die Lieferung von Munition und Proviant sich vollzogen haben. Auf
meinen Einwand, daß die jetzige Aktion an der kretischen Küste doch
noch viel mehr für die Türken sei als eine Blockade der griechischen
Küste, indem dort die englischen Schiffe auf die griechischen Insur-
* Curzon weilte Mitte April 1897 zu kurzem Besuch in Berlin.
408
genten schössen, um die Türken zu beschützen*, gab Mr. Curzon dies
mit dem Bemerken zu, die ganze Lage sei dort so unerquicklich ge-
worden wie nur möglich. Meine weitere Frage, wie man sich in
England die weitere Entwickelung der Dinge denke, beantwortete er
mit der Bemerkung, es sei ihm unverständlich, warum die Türken an
der thessalischen Grenze nicht endlich Ernst machten und auf Larissa
marschierten, pp.
Marschall
Nr. 3225
Aufzeichnung des Vortragenden Rats im Auswärtigen Amt
von Holstein
Reinschrift
Berlin, den 19. April 1897
Aus den neuesten Mitteilungen des Kaiserlichen Geschäftsträgers
in Petersburg ist zu ersehen, daß Graf Murawiew die Frage erwägt,
ob die Angliederung Kretas an Griechenland schließlich doch nicht
das geringere unter mehreren Übeln sein würde.
Falls das Petersburger Kabinett sich entschlösse, Kreta an Griechen-
land zu übergeben, würde es weder hierin noch sonstwo in Orient-
fragen auf diplomatische Opposition Deutschlands stoßen. Wir würden
selbst dann, wenn Rußland eine Aktion einleitete, welche nach dies-
seitiger Ansicht den Interessen des europäischen Friedens nicht ent-
spricht, uns aller Einwendungen enthalten und uns lediglich auf das-
jenige beschränken, was erforderlich ist, um die Verantwortung für
die Folgen von uns abzuwälzen.
Deutschland hat sich bei der Aktion der Mächte bezüglich Kretas
beteiligt, um die Gefahr eines Balkankrieges abzuwenden. Solange
die Möglichkeit bestand, daß Kreta von Griechenland annektiert würde,
hielten Bulgarien und Serbien nicht zurück mit der Absicht, diese Ver-
stärkung der griechischen Macht als Anlaß zu benutzen, um auch
sich aus türkischem Gebiete Kompensationen zu verschaffen. Erst
als die Haltung der Mächte die Eventualität einer Vergrößerung Grie-
chenlands in die Ferne rückte, ließen sich auch die Kabinette von
Sofia und Belgrad dazu herbei, ihre eigene Friedensliebe selbst für
den Fall eines griechisch-türkischen Krieges zu erklären. In dem
Augenblick, wo die Frage der Annexion Kretas durch Griechenland
wieder aktuell wird, werden auch die anderen Balkanvölker Gebiets-
erweiterungen verlangen, und die bulgarische wie die serbische Re-
gierung sind nicht stark genug, um sich einer lebhaften Volksströmung
entgegenstellen zu können.
* Am 25. März hatten die europäischen Schiffe vor Kreta kurze Zeit die Auf-
ständischen beschossen.
409
Was Montenegro anlangt, so kommen gerade von dort in neuester
Zeit beunruhigende Nachrichten hinsichtlich der diplomatischen Tätig-
keit des Fürsten in und außerhalb der Balkansphäre.
Hiernach ist die Gefahr eines Balkanbrandes kaum zu trennen
von der Annexion Kretas durch Griechenland, gleichviel ob
sich letztere sofort vollziehen oder durch Wahl eines griechischen
Prinzen zum Oberhaupt der Insel nur anbahnen würde.
Hingegen kennzeichnet sich alles, was in letzter Zeit über die
Möglichkeit einer Annexion von Kreta durch England und einer
sich daraus ergebenden Kriegsgefahr diplomatisch und publizistisch
ausgestreut wurde, als tendenziöse Erfindungen, deren Ursprung in
England selbst zu suchen ist.
Daß England in Wirklichkeit einen solchen Annexionsplan ver-
folgen sollte, ist aus zwei Gründen ausgeschlossen:
1. Weil England durch die Wegnahme von Kreta sich die un-
versöhnliche Feindschaft des hellenischen Elements zuziehen würde,
welches auf alle Weise zu stärken und an sich heranzuziehen doch
im Interesse der englischen Mittelmeerpolitik liegt.
2. Weil England, dessen Politik sich gegenwärtig darauf richtet,
größere Bruchstücke von Südafrika und Ostasien sich anzueignen,
nicht um Kretas willen die Gefahr eines Krieges herbeiführen würde,
bei welchem England die Hauptrolle zu spielen hätte.
Wohl aber würde ein Balkan krieg, welcher die Kontinental-
mächte entweder in Mitleidenschaft zöge oder doch zeitweilig in der
Erwartung kommender Dinge an der Behandlung anderer Fragen
hinderte, es den Engländern ermöglichen, in Südafrika und Ostasien
frei zu schalten. Daß England sich auf diese Eventualität für den
kommenden Winter einrichtet, darüber liegen allerlei Nachrichten vor,
und sind eben auch deshalb die Besorgnisse wegen eines englischen
Vorgehens in Kreta grundlos.
Der Krieg, den England wünscht, ist nicht ein solcher, wo es
selber in erster Reihe stände, vielmehr ist es bestrebt, den Kontinen-
talkrieg, welcher seit fast zwei Jahren das Ziel seiner diplomatischen
Tätigkeit bildet, jetzt in der Weise herbeizuführen, daß es durch die
Vergrößerung Griechenlands ähnliche Vergrößerungsgelüste in und
außerhalb der Balkanhalbinsel wachruft. Diese Vergrößerung Griechen-
lands aber glaubt England am besten dadurch herbeizuführen, daß
es sich bemüht, bei den übrigen Mächten die Besorgnis zu erregen,
als strebe es selber danach, sich in Kreta festzusetzen. Nur so er-
klärt sich das Anerbieten von Lord Salisbury, Kreta allein mit eng-
lischen Streitkräften zu pazifizieren — ein Vorschlag, dessen Zurück-
weisung durch Rußland und Frankreich für den englischen Minister*
Präsidenten doch wohl keinen Augenblick zweifelhaft gewesen sein kann.
Holstein
410
Nr. 3226
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept
Nr. 80 Berlin, den 20. April 1897
Ganz geheim
Im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers habe ich heute dem tür-
kischen Botschafter zur ganz geheimen Übermittelung an Seine Maje-
stät den Sultan nachstehende Eröffnung gemacht:
Seine Majestät der Kaiser habe sich der Erkenntnis nicht
verschlossen, daß angesichts der provozierenden Haltung Grie-
chenlands der Sultan keine andere Wahl gehabt habe, als
den ihm von Griechenland aufgedrungenen Krieg zu akzep-
tieren*, um mit Waffengewalt die griechische Armee und die grie-
chischen Freiwilligenbanden von dem türkischen Gebiete zurück-
zudrängen. Indessen stehe wohl zu erwarten, daß im ferneren Ver-
lauf des Kriegs, insbesondere nach einer größeren Niederlage des
griechischen Landheeres, von europäischen Großmächten der Versuch
gemacht werden würde, zwischen den Streitenden zu intervenieren.
Um einer solchen für die Türkei immerhin peinlichen Intervention
vorzubeugen, stelle Seine Majestät der Kaiser dem Sultan zur Er-
wägung, ob es sich nicht, nachdem eine größere Entscheidung
zugunsten der Türkei gefallen, also etwa nach der Ein-
nahme Larissas oder nach dem Gewinn einer größeren Feld-
schlacht für den Sultan empfehlen würde, seinerseits die Initiative zu
ergreifen und eine Erklärung folgenden Inhalts an die Mächte zu
richten:
Seine Majestät der Sultan habe einen ihm aufgedrungenen Krieg
aufgenommen, bei dem er nur die Verteidigung seines Gebiets und
keinen Zweck der Eroberung verfolge. Nachdem die erste Entscheidung
zugunsten der türkischen Waffen ausgefallen, wolle er einen neuen
Beweis seiner friedlichen Gesinnung geben, indem er sich bereit
erkläre, mit Griechenland auf folgender Grundlage Frieden zuschließen:
1. Griechenland ruft sofort den Obersten Vassos mit den grie-
chischen Truppen von der Insel Kreta zurück.
2. Griechenland erkennt formell das autonome Regime für Kreta
an, über welches sich die Pforte mit den übrigen Großmächten ver-
ständigt.
Auf die Zahlung einer Kriegsentschädigung verzichtet die Türkei.
* Am 18. April war die Kriegserklärung der Türkei an Griechenland erfolgt.
Der Krieg nahm von Anfang an die denkbar ungünstigste Wendung für die
Griechen. Larissa fiel bereits am 25. April in die Hände der Türken.
411
Ew. pp. wollen die gleiche Mitteilung bei sich bietender Gelegen-
heit Seiner Majestät dem Sultan machen.
Marschall
Nr. 3227
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr von Marschall
an den Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 141 Berlin, den 1. Mai 1897
Der russische Botschafter hat gestern nachstehendes Telegramm
des Grafen Murawiew zu meiner Kenntnis gebracht:
„La Reine d'Angleterre s'est adressee ä l'Empereur, notre Auguste
Maitre, en suggerant Pidee de faire amener conclusion d'un armistice
entre les belligerants par les trois Puissances garantes de la Grece
(Russie, France et Angleterre). Sa Majeste serait tout disposee ä
appuyer une demarche dans le but indique, mais eile estime, que
cette derniere devrait etre faite par toutes les Grandes Puissances. —
II nous semblerait indispensable de sonder prealablement les dispo-
sitions du Gouvernement Grec qui pourrait encore ne pas vouloir
d'une mediation. D'un autre cöte, nous apprenons par Nelidow que
le Sultan ne serait pas dispose ä accueillir une mediation des Grandes
Puissances, mais prefererait une demarche aupres de lui de la part
du Gouvernement Hellenique."
Ich habe heute nach eingeholter Zustimmung Seiner Majestät des
Kaisers erwidert, daß eine Vermittelung nur dann Aussicht habe, wenn
die Griechen vor Eintritt der Waffenruhe und vor Eintritt der Ver-
mittelung erklärten, daß sie sich den längst bekannten Vorschlägen
der Mächte bezüglich der Autonomie Kretas und der Rückberufung
von Vassos fügten. Jede Vermittelung, bei der diese Vorbedingung
fehle, sei unseres Erachtens aussichtslos, und wir sähen keinen Zweck,
uns bei einer solchen zu beteiligen. Wir würden es aber ohne Neid
und Eifersucht sehen, wenn andere Mächte anderer Ansicht sein
sollten und dementsprechend ihrerseits einen Versuch zur Vermittelung
machen wollten. Marschall
Nr. 3228
Der Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 214 St. Petersburg, den 1. Mai 1897
Vertraulich
Die jüngste Separataktion, die England hier unternommen hat, —
der Vorschlag einer Konferenz der drei Mächte England, Frankreich
412
und Rußland zur Regelung der griechischen Frage — hat hier, wie
natürlich, in eingeweihten Kreisen großes Aufsehen gemacht, wie
er denn auch auf die politischen Resultate der Kaiserbegegnung*
nicht ohne Wirkung geblieben ist.
Der Versuch Englands, über den Kopf Österreich-Ungarns hinweg1
mit Rußland und Frankreich Fragen zu lösen, bei denen gerade das
Kaiserreich an der Donau mit am meisten beteiligt erscheint, dieser
am Tage vor der Ankunft des Kaisers Franz Joseph in Petersburg
vollführte hinterlistige Schlag, der die Staaten des Dreibundes einfach
aus dem europäischen Areopag hinaus eskamotieren sollte, wird —
nach dessen Abwehr seitens des Kaisers Nikolaus und der russischen
Regierung — in dem österreichisch-ungarischen Staatsmanne die letzten
anglophilen Regungen, die vom Beginn seiner Amtstätigkeit noch
vorhanden gewesen sein sollten, erstickt2 und ihn um so geneigter zu
rückhaltloser Verständigung mit Rußland gemacht haben.
Frankreich und seinem hiesigen Botschafter, denen die Kaiser-
begegnung schon an sich nicht sympathisch sein konnte, ist die Abwehr,
die der englische Vorstoß hier erfahren hat, — der wohl schwerlich
ohne Wissen Frankreichs erfolgt sein dürfte — sicherlich sehr un-
gelegen gekommen. Die üble Laune des Grafen Montebello ist denn
auch äußerlich hervorgetreten, indem weder er noch einer der Sekre-
täre der französischen Botschaft der großen Parade zu Ehren des
österreichischen Kaisers beigewohnt hat, und mehrere Augenzeugen
haben mich versichert, daß der Botschafter auf dem Diner beim Grafen
Murawiew in übelster Stimmung gewesen sein soll3.
Wenn einerseits Frankreich durch die Weigerung Rußlands, dem
englischen Vorschlage beizutreten, diesmal gezwungen worden ist,
offen gegen England Stellung zu nehmen, eine Eventualität, die man
bisher an der Seine geflissentlich und mit so viel Geschick vermieden
hatte, so wird es die andere Wirkung des englischen Vorgehens, die
Förderung des Einvernehmens Rußlands einerseits und Österreichs
und Deutschlands andererseits in allen orientalischen Dingen, mit um
so scheeleren Blicken betrachten. Es wird für die nächste Zukunft
wohl die hauptsächlichste, aber nicht leichte Aufgabe des russischen
Ministers des Auswärtigen bilden, Frankreich diesen Schmerz ver-
gessen zu machen. Herr Hanotaux wird ihm dabei gewiß nach Mög-
lichkeit entgegenkommen, und das Verhältnis wird voraussichtlich wie-
der — äußerlich wenigstens — jede Trübung verlieren. Em Stachel
wird aber doch zurückbleiben, und diesmal dürfte dieser Stachel vielleicht
tiefer im französischen Fleische sitzen als alle diejenigen, die seit den
Tagen von Kronstadt schon schmerzlich in Paris empfunden wurden.
Graf Montebello sprach mir gegenüber möglichst ungezwungen
* Vom 27. bis 29. April 1897 weilte Kaiser Franz Joseph in Petersburg. Vgl.
Kap. LXXIX, Nr. 3121.
413
über die Sache, machte aber unter öfterem Achselzucken eine be-
kümmerte Miene. Er tadelte besonders das taktlose Vorgehen Sir
Nicholas O'Conors, der Seine Majestät den Kaiser direkt mit dieser
politischen Frage angefallen habe. Dann sprach er über das als
Antwort von hier nach London ergangene Telegramm und bezeich-
nete es als durchaus korrekt. Hiermit hat Graf Montebello, der,
indem er ebenso wie Graf Vauvineux* für möglichst baldige Intervention
in Athen selbst ohne vorheriges Ersuchen Griechenlands eintrat,
schwerlich ohne Instruktion aus Paris gehandelt hatte, auch in dieser
Frage der russischen, von uns und Österreich gestützten Ansicht nach-
geben müssen.
Prinz Liechtenstein gestand mir in vertraulichem Gespräche, er
sei im ersten Augenblicke, als er von dem englischen Vorstoß Kenntnis
erhielt, nicht ohne Sorge gewesen. Er habe sich gesagt, es werde
eine gar starke Anforderung an die Willenskraft des jungen russischen
Herrschers gestellt4, angesichts dieses Briefes der hochbetagten bri-
tischen Königin und der Bitten und Einwirkungen seiner eigenen
Mutter und deren ganzer Familie die nötige Festigkeit zu bewahren,
um diesem politischen Überfalle nicht zu unterliegen. Um so größer
sei seine Genugtuung jetzt, nachdem der Coup mißglückt und sich
als ein grober Fehler erwiesen habe. Es sei fast unbegreiflich, wie
England, ohne vorher das Terrain irgendwie sondiert zu haben5,
diesen Schritt habe unternehmen können. Prinz Liechtenstein sagte
mir ausdrücklich, daß sowohl Graf Goluchowski als sein kaiserlicher
Herr sehr mißgestimmt gegen England gewesen seien.
Sir Nicholas O'Conor selbst stellte mir gegenüber die Sache so
dar, als habe England von Anfang an eine Konferenz aller Groß-
mächte im Sinne gehabt, und versicherte mich, der Vorschlag sei von
Rußland bereits akzeptiert gewesen, habe aber an anderer Stelle —
vielleicht in Berlin oder in Wien6 — Widerstand gefunden. Jetzt sei die
Sache erledigt, und es komme nun darauf an, die Athener Regierung
möglichst bald dazu zu bewegen, die Intervention der Mächte anzurufen.
Ich habe mich dem englischen Botschafter gegenüber auf bloßes Zu-
hören beschränkt, ohne die Widersprüche, die zwischen seiner Dar-
stellung und derjenigen seiner Kollegen bestehen, zu berühren.
Für Deutschland dürfte meines gehorsamsten Erachtens der Zwi-
schenfall nach zwei Seiten hin günstige Folge haben. Einerseits wird
er in Österreich den irrigen Glauben an eine eventuelle Unterstützung
Österreich-Ungarns durch England und eine Gemeinsamkeit der In-
teressen beider Länder im Orient zerstören7 und damit in Österreich
eine anderweite Orientierung in der Orientpolitik unter Zurück-
drängung des Gedankens eines vermeintlich unversöhnlichen Anta-
gonismus mit Rußland ermöglichen. Andererseits hat er — wenn auch
* Französischer Botschaftsrat in Petersburg.
414
vielleicht nur vorübergehend — Frankreich gezwungen, sein Schaukel-
spiel zwischen England und Rußland aufzugeben, sich in der Orient-
politik an Rußland fester anzuschließen und damit England vollkommen
zu isolieren.
von Tschirschky
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Ist nicht neu!
2 hoffentlich?!
3 wat den ihnen sin Uhl, is den andern sin Nachtigal
4 es ist eine Haltung die einem Jeden von uns die höchste Achtung vor der
Loyalität und dem gesunden Urtheil des Kaisers abnöthigen muß.
5 der alte Uebermuth die alte Selbstüberhebung
6 Prosit!
7 das habe ich lange genug gepredigt!
Schlußbemerkung des Kaisers:
Sehr gut geschrieben
Nr. 3229
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Gesandten
in Athen Freiherrn von Plessen
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 46 Berlin, den 3. Mai 1897
Die russische Regierung teilt hier mit, daß der griechische Mi-
nister der Auswärtigen Angelegenheiten die Notwendigkeit eines Waffen-
stillstandes eingesteht, jedoch dringend bittet, daß der erste Vor-
schlag dazu von den Großmächten ausgehen möge als Mittel zur Be-
festigung der Dynastie.
Der russische Gesandte in Athen ist infolgedessen beauftragt,
diesen Schritt mit seinen Kollegen zu besprechen, weil nach Ansicht
der russischen Regierung die Vertreter zunächst eine möglichst wenig
verletzende Art zu vereinbaren haben würden, um der griechischen
Regierung die Notwendigkeit verständlich zu machen, daß sie, um
den guten Absichten der Mächte entgegenzukommen, deren Empfeh-
lungen bedingungslos annimmt.
Ew. wollen sich bei Besprechungen Ihrer Kollegen dann
beteiligen, wenn dieselben im Rahmen Ihrer von Seiner Majestät dem
Kaiser genehmigten Instruktion bleiben, d. h. wenn seitens der Mächte
das bisherige Programm, Anerkennung der Autonomie von Kreta durch
die griechische Regierung und die Zurückberufung des Obersten Vassos
durch dieselbe, als Voraussetzung für jede vermittelnde Tätigkeit fest-
gehalten wird. Auf einer anderen Grundlage zu verhandeln, sind Ew.
nicht ermächtigt, weil nur auf diesem Wege eine Beendigung des
jetzigen Beunruhigungszustandes erreichbar scheint.
C. Hohenlohe
415
Nr. 3230
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 135 Athen, den 6. Mai 1897
Unter Bezugnahme auf Telegramm Nr. 46*.
Der russische, englische, französische und italienische Gesandte
haben in Übereinstimmung mit den ihnen erteilten Instruktionen die
nachstehende Redaktion vereinbart, die nach eventueller Genehmigung
seitens der verschiedenen Regierungen dem Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten** von dem russischen Gesandten in Form eines Prome-
moria zugeschickt werden soll unter der Voraussetzung, daß die sämt-
lichen hiesigen Vertreter der Mächte sich an dem Schritte beteiligen:
„Les representants de etc. confient ä leur collegue et doyen qui
veut bien s'en charger de proposer au Gouvernement Hellenique tant
en leur nom qu'au sien la mediation des puissances en vue obtenir
la conclusion aussi prompte que possible entre la Grece et la Turquie
d'un armistice qui serait un acheminement vers la Solution pacifique
et definitive des difficultes.
Monsieur Onou en prendra occasion pour demontrer ä Monsieur
le Ministre des Affaires Etrangeres que dans des conjonctures aussi
critiques et aussi pressantes la Grece ne saurait mieux repondre ä
l'initiative amicale et pleine de sollicitude des puissances qu'en leur
abandonnant le soin de ses interets et en adherant sans reserve ä
leurs conseils et ä leurs recommandations."
Ich habe bei unserer soeben stattgefundenen Vereinigung erklärt,
daß ich mich nicht beteiligen könne1, da ich nur ermächtigt sei, auf
der Grundlage zu verhandeln, daß Griechenland die Autonomie von
Kreta anerkennt und seine Truppen von dort zurückberuft, bevor
die Mächte sich ins Mittel legen.
Der österreichische Geschäftsträger***, der noch keine diesbezüg-
liche Weisung hatte, telegraphiert den Text nach" Wien mit der Bitte
um Weisung.
Plessen
Randbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
1 Richtig
* Siehe Nr. 3229.
*• Skonlondes im Kabinett Rallis seit 29. April.
*** Graf Szechenyi.
416
Nr. 3231
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an Kaiser Wilhelm II.
Eigenhändige Ausfertigung
Berlin, den 7. Mai 1897
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät unterbreite ich aller-
untertänigst das Telegramm Nr. 135* aus Athen, in welchem Euerer
Majestät Gesandter meldet, daß der russische, englische, französische
und italienische Vertreter die Vermittelung eines Waffenstillstandes
seitens aller Mächte angeregt haben. Dabei ist jedoch die Anerkennung
der Autonomie von Kreta durch die griechische Regierung und die
Zurückberufung der griechischen Truppen von dort, welche beiden
Punkte Euerer Majestät Regierung als Voraussetzung jeder Vermitt-
lungsaktion hinzustellen hatte, nicht als Vorbedingung der Vermittlung
erwähnt; es wird vielmehr seitens der oben erwähnten Vertreter ledig-
lich die Hoffnung ausgesprochen, daß die griechische Regierung aus
Dankbarkeit für die erfolgte Vermittlung jene Forderungen später be-
willigen werde.
Euerer Majestät glaube ich ehrfurchtsvoll raten zu sollen, daß
Allerhöchstdieselben im Interesse des europäischen Friedens auf Ihrem
bisherigen Standpunkte feststehen bleiben und auch auf den öster-
reichisch-ungarischen Botschafter in diesem Sinne ein-
wirken1. Denn es ist außer aller Frage, daß die griechische Re-
gierung jene Forderungen der Mächte nicht anders als unter dem
Druck der unmittelbaren Kriegsgefahr bewilligen wird. Ist diese ein-
mal beseitigt, so wird die griechische Regierung erklären, daß sie mit
Rücksicht auf die Stimmung des griechischen Volks sich in der Un-
möglichkeit befindet, auf Kreta definitiv zu verzichten. Die Mächte
kommen dann in eine Lage, die man vielleicht schon als lächerlich
würde bezeichnen können. Falls andere Kabinette sich dem aussetzen
wollen, können Euere Majestät das ja in aller Ruhe mit ansehen. Für
Euerer Majestät Regierung bitte ich alleruntertänigst die Direktive
als maßgebend ansehen zu dürfen, daß Deutschlands Beteiligung bei der
Vermittelungsaktion abhängig ist von der vorherigen Anerkennung
der Autonomie Kretas durch die griechische Regierung und von dem
Versprechen der Zurückziehung der griechischen Truppen von dort.
C. Fürst v. Hohenlohe
Randbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
1 Ja unbedingt
Bemerkung des Kaisers am Kopf des Schriftstücks:
Mit dem Botschafter in unten angedeuteter Weise gesprochen und ganz unzwei-
deutig, keinen Zweifel gelassen, daß ich nicht anders mich beteiligen werde
* Siehe Nr. 3230.
27 Die Große Politik. 12. Bd. 417
als bis Griechenland zu Kreuz gekrochen und Rückberufung von Truppen aus
und Autonomie für Creta unbedingt versprochen hat, sowie sich dem Macht-
spruch der Großmächte auf Gnade und Ungnade ergeben hat. W.
Schlußbemerkung des Kaisers:
Einverstanden W.
Nr. 3232
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 142 Athen, den 9. Mai 1897
Für Seine Majestät den Kaiser.
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät melde ich aller-
untertänigst, daß ich soeben von Ihrer Königlichen Hoheit der Frau
Kronprinzessin* den Befehl erhalten habe, Euerer Majestät das nach-
stehende Telegramm höchstderselben zu übermitteln:
„Würde Dir unendlich dankbar sein, wenn Du weiteres Blut-
vergießen verhindern könntest und mir zuliebe die Mediation, welche
von den Mächten vorgeschlagen, beschleunigen würdest, um diesem
elenden Zustand ein Ende zu machen. Brief folgt. Herzliche Grüße."
,i. Plessen
Nr. 3233
Der Rat im Kaiserlichen Gefolge Gesandter von Kiderlen,
z. Z. in Urville, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 2 Urville, den 9. Mai 1897
Auf allerhöchsten Befehl soll folgendes an den Kaiserlichen Ge-
sandten in Athen telegraphiert werden:
„Zur Mitteilung an Ihre Königliche Hoheit die Frau Kron-
prinzessin:
,Ich bin mit Dir eins in dem Wunsche, daß weiteres Blutvergießen
verhindert werde, kann dazu aber nichts tun, solange Griechenland
nicht Mediation der Mächte nachsucht und sich dabei zum voraus der
Bedingung unterwirft, durch Anerkennung der Autonomie Kretas und
Zurückziehung der Truppen von dort das verletzte Recht wiederher-
zustellen. Es liegt also vollkommen an Griechenland, den von Dir
beklagten Zuständen ein Ende zu machen.
Mit herzlichem Gruß Dein Bruder
Wilhelm' "
Kiderlen
* Schwester Kaiser Wilhelms II.
418
Nr. 3234
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Geschäftsträger
in Petersburg von Tschirschky
Telegramm. Konzept
Nr 148 Berlin, den 10. Mai 1897
Zu der Überzeugung, daß ein ausdrücklicher Verzicht der grie-
chischen Regierung auf Kreta die notwendige Voraussetzung für die
Wiederherstellung friedlicher Zustände sei, ist die Regierung Seiner
Majestät des Kaisers durch folgende Erwägungen rein praktischer
Natur geführt worden.
Am 1./13. Februar d. Js. erteilte der griechische Kriegsminister
dem Obersten Vassos den Befehl, die Insel Kreta im Namen des
Königs der Hellenen Georg I. in Besitz zu nehmen. Am 2./14. Februar
brachte Oberst Vassos diesen Befehl durch eine Proklamation zur Aus-
führung, wo er den Kretensern erklärte, er ergreife Besitz von der
Insel im Namen des Königs.
Die Wirkungen der Rechtsverletzung, welche in diesen Erklärungen
liegt, können nicht anders als wiederum durch eine ausdrückliche Er-
klärung der griechischen Regierung beseitigt werden. Jene Wirkun-
gen machen sich fühlbar nach zwei Richtungen hin, beim Sultan und
bei der kretensischen Bevölkerung.
Dem Sultan liegt an Kreta nichts, ihm kann jedoch nicht un-
bekannt sein, daß die Oberhäupter und Regierungen verschiedener
Balkanstaaten rückhaltlos und wiederholt erklärt haben, sie würden,
falls Kreta an Griechenland falle, außerstande sein, die Kompensations-
gelüste ihrer Völker zurückzuhalten. Wenn heute, wo von einer kampf-
fähigen griechischen Armee kaum noch die Rede sein kann, der wenig
kriegslustige Sultan gleichwohl mit kriegerischen Rüstungen fortfährt,
so ergibt sich daraus, daß er die Gefahr der sich für ihn aus einer
Angliederung Kretas an Griechenland ergebenden Rückwirkungen noch
nicht für beseitigt hält.
Unter diesen Umständen würde ohne einen ausdrücklichen Ver-
zicht der griechischen Regierung auf Kreta vom Sultan die Einstellung
der Feindseligkeiten kaum zu erlangen sein, selbst dann, wenn die
Garantie sämtlicher Großmächte dem mangelnden griechischen Ver-
zichte substituiert würde; denn der Sultan hat während der letzten
Monate beobachten können, daß das vereinigte Europa der Hetärie
gegenüber machtlos war.
Was die kretensische Bevölkerung anlangt, so können
die sogenannten Insurgenten ohne den griechischen Verzicht nicht
der Verbindlichkeiten ledig werden, die sie seit der Landung und der
Besitzergreifungsproklamation des Obersten Vassos naturgemäß Grie-
419
27* ^
chdnland gegenüber eingegangen sind. Die Unterlassung des Ver-
zichtes würde den gegenwärtigen unklaren Zustand verlängern, und
die Hetärie würde nicht verfehlen, ihn auszunutzen, um die Kretenser
unter Hinweis auf die bisherige Wirkungslosigkeit der europäischen
Einmischung zur Ausdauer zu ermahnen und gegen die pazifizierenden
Mächte zu hetzen. Hiernach würde, falls es den Griechen gelingt, ohne
Aufhebung der Besitzergreifungserklärung des Obersten Vassos die
Einstellung der griechisch-türkischen Feindseligkeiten durch die Ein-
mischung von Großmächten zu erzwingen, das Ergebnis des Krieges
sich als eine Niederlage des griechischen Heeres, aber als ein Sieg
der Hetärie kennzeichnen, — ein Ergebnis, welches gleichbedeutend
wäre mit einer nahen Kriegsgefahr für den Orient und selbst für
Europa.
Ew. pp. wollen das Vorstehende zur Kenntnis des Grafen Mura-
wiew bringen. Aus der durch Ew. pp. Telegramm Nr. 138 übermittelten
Erklärung des Grafen, daß von Griechenland — vom Könige oder
vom Ministerpräsidenten — die bindende Erklärung zu verlangen sei,
ohne Vorbehalt alle „Ratschläge" der Mächte anzunehmen, er-
sehe ich mit lebhafter Befriedigung, daß wir im Grundgedanken
einig sind. Auf die Form der Durchführung desselben — d. h. ob
Griechenland die Autonomie von Kreta anerkennt oder durch irgend-
einen anderen Modus die kretensischen Insurgenten von ihren dem
Vertreter des Königs Georg gegenüber eingegangenen Verbindlich-
keiten befreit — ist kein Gewicht zu legen, ein um so größeres aber
auf die Tatsache, daß eine derartige Erklärung erfolgt, und zwar
vor Einstellung der Feindseligkeiten, denn nachher würde die grie-
chische Regierung erklären, daß die Rücksicht auf die öffentliche Mei-
nung, d. h. auf die Hetärie, ihr jenen Verzicht unmöglich macht. Der
Waffenstillstand würde unter diesen Umständen nicht die Bedeutung
eines Abschlusses der Feindseligkeiten, sondern nur die einer Pause
vor dem Beginn größerer Kämpfe1 haben. Stark in dieser Über-
zeugung, hat Seine Majestät, mein allergnädigster Herr, wie Ew. pp.
dem Grafen Murawiew streng vertraulich mitteilen wollen, vor-
gestern und gestern zwei direkte Vermittelungsgesuche, ein englisches
und ein griechisches*, im Sinne obiger Darlegung beantwortet.
C. Hohenlohe
Randbemerkung Kaiser Wilhelms II. auf einer Abschrift:
1 Guirilla
Schlußbemerkung des Kaisers:
Einverstanden W. 12/V. 97.
• Vgl. Nr. 3231 nebst den Bemerkungen des Kaisers, sowie Nr. 3232 und 3233.
420
Nr. 3235
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr 144 Athen, den 10. Mai 1897
Der Ministerpräsident und der Minister der Auswärtigen Ange-
legenheiten waren soeben bei mir und haben mir im Namen der grie-
chischen Regierung die nachstehende Erklärung mündlich abgegeben,
die mittelst offizieller Note heute an sämtliche Vertreter der Mächte
gelangen wird:
„Apres la notification faite ä Votre Excellence par mon office en
date'duj 8 mai* annee courante de la decision prise par le Gouvernement
Hellenique de se conformer au desir des Grandes Puissances en pre-
nant l'engagement formel de rappeler ses troupes en Crete, j'ai l'hon-
neur de faire part ä Votre Excellence qu'au moment d'effectuer ce
rappel, je prends acte de la declaration des Grandes Puissances en
date du 2 mars** d'apres laquelle elles sont resolues ä doter la Crete
d'un regime autonome, absolument effectif, et vous declare au nom
du Gouvernement Hellenique qu'il prend l'engagement de reconnaitre
le dit regime/'***
Bin ich ermächtigt, mit meinen Kollegen, die entsprechende In-
struktion bereits erhalten haben, Mediation der Mächte zu verein-
baren und unmittelbar eintreten zu lassen? Erbitte dringend Draht-
antwort. Plessen
Nr. 3236
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an den Gesandten
in Athen Freiherrn von Plessen
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr 55 Berlin, den 10. Mai 1897
Sobald Ew. die in Ihrem Telegramm Nr. 144f angemeldete schrift-
liche Erklärung der griechischen Regierung erhalten, und wenn die
Erklärung inhaltlich, namentlich in betreff der Anerkennung der Auto-
• Siehe den Text in: Das Staatsarchiv, Bd. 61, S. 143.
** Vgl. Nr. 3174, Fußnote.
*** Der Text der griechischen Note ist bereits veröffentlicht in: Das Staats-
archiv, Bd. 61, S. 143.
t Siehe Nr. 3235. Tatsächlich wurde die in diesem Telegramm angekündigte
griechische Note noch am 10. Mai den Gesandten der Großmächte überreicht,
worauf diese sofort ihre Bereitwilligkeit zu einer Vermittlung zwischen den
beiden kriegführenden Mächten aussprachen, jedoch nur unter der Bedingung,
„daß die griechische Regierung erklärt, daß sie zur Abberufung ihrer Truppen
421
nomie von Kreta, den Ihnen gemachten Angaben genau entspricht, sind
Sie ermächtigt, in Besprechungen mit Ihren Kollegen und der grie-
chischen Regierung wegen Herbeiführung einer Waffenruhe einzu-
treten nach Maßgabe des zweiten Absatzes in Ihrem Telegramm
Nr. 135*, von „Les" bis „difficultes". Das Ergebnis Ihrer Bespre-
chungen, welches uns und den anderen Mächten eventuell die Unter-
lage für Ratschläge an den Sultan liefern soll, wollen Sie telegraphieren.
C. Hohenlohe
Nr. 3237
Der Gesandte in Athen Freiherr vonPlessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 148 Athen, den 12. Mai 1897
Telegramm Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin
für Seine Majestät den Kaiser:
„Verzeih, daß ich Dich wieder belästige, aber es ist dringend
notwendig, daß ich Dir mitteile, Griechenland hat sich sofort allen
Bedingungen unterworfen, welche auf Deine Antwort** unbedingt not-
wendig waren, um die Mediation der Mächte zu erhalten. Ich bitte
Dich nun innigst und herzlichst, die große Güte zu haben, die An-
nahme derselben auch in Konstantinopel beschleunigen zu wollen,
damit jetzt die Feindseligkeiten sofort aufhören, und dem weiteren
Blutvergießen ein schnelles Ende zu machen. Ein neuer Angriff der
Türken droht unmittelbar, er wird jeden Augenblick befürchtet. Dann
wäre alles verloren. Deine Schwester Sophie"
Plessen
Nr. 3238
Der Rat im Kaiserlichen Gefolge Gesandter von Kiderlen,
z. Z. in Urville, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 5 Urville, den 12. Mai 1897
Für die Kaiserliche Gesandtschaft Athen.
Zur Mitteilung an Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin:
von Kreta schreiten werde, der Autonomie Kretas formell beistimme und ohne
Vorbehalt die Ratschläge annehme, welche die Mächte ihr im Interesse des
Friedens erteilen würden". Die verlangte Erklärung wurde am 17. Mai von
der griechischen Regierung abgegeben. Am 19. Mai erfolgte dann der Ab-
schluß eines siebzehntägigen Waffenstillstandes, der Anfang Juni für die Dauer
der Friedensverhandlungen verlängert wurde. Über den Verlauf der Friedens-
verhandlungen siehe zusammenfassend Nr. 3248.
* Siehe Nr. 3230.
- Vgl. Nr. 3233.
422
„Es freut mich, Dir mitteilen zu können, daß meine Vertreter in
Athen und Konstantinopel bereits angewiesen sind, mit den Vertretern
der anderen Mächte sich wegen Mediation zu besprechen.
Dein Bruder Wilhelm"
Kiderlen
Nr. 3239
Der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe an Kaiser Wilhelm II.
Ausfertigung
Berlin, den 12. Juni 1897
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät überreiche ich alier-
untertänigst in der Anlage ein Promemoria*, dessen Inhalt der tür-
kische Botschafter** in der von ihm erbetenen Audienz vorzutragen
angewiesen war. Es wird in dem Schriftstück die Hoffnung des Sul-
tans zum Ausdruck gebracht, daß Euere Majestät ihm zu einer mög-
lichst hohen Kriegsentschädigung und zum Rückerwerb wenigstens
eines Teiles von Thessalien verhelfen werden.
Euerer Majestät huldreiche Ermächtigung möchte ich erbitten, um
durch Galib Bey sowie durch Euerer Majestät Botschafter in Konstan-
tinopel an den Sultan folgende Antwort gelangen zu lassen: Zunächst
dürfte die Kriegskostenfrage kurz zu berühren sein, etwa mit der
Bemerkung, daß gegenwärtig die Frage der finanziellen Leistungs-
fähigkeit Griechenlands einer Prüfung unterzogen werde, um Forde-
rung und Leistung in ein gewisses Verhältnis zu bringen: daß Euerer
Majestät Vertreter angewiesen sei, auch in dieser Frage die Interessen
der Türkei sich nach Möglichkeit angelegen sein zu lassen.
Die Territorialfrage dürfte in höflichster Form und mit folgender
Motivierung abzulehnen sein: Der glückliche Ausgang des Krieges,
die Tatsache, daß die Lage des Sultans und der Türkei #iach außen
hin sich heute günstiger als seit Jahren darstelle, sei nicht allein auf
die allerdings vortreffliche Haltung der türkischen Truppen, sondern
auch auf die diplomatische Tätigkeit Europas zurückzuführen, an wel-
cher Euere Majestät sich einen gewissen Anteil zuschreiben könnten,
* Hier nicht abgedruckt, weil inhaltlich bereits genügend charakterisiert. Über
die weitgehenden, von den Botschaftern der Großmächte alsbald stark redu-
zierten Ansprüche der Türkei siehe die türkische Denkschrift vom 3. Juni und
die Rückantworten der Botschafter vom 5. Juni in: Das Staatsarchiv, Bd. 62,
S. 189 ff., 192 ff. Der in seinen Erwartungen enttäuschte Sultan wandte sich
nun zunächst an den Deutschen Kaiser (siehe oben), dann im Juli erneut an
die Staatsoberhäupter der Großmächte, wurde indessen von diesen auf die von
den Botschaftern in Konstantinopel formulierten Friedensbedingungen (vgl.
Nr. 3248) verwiesen.
** Galib Bey.
423
und welche verhindert habe, daß zunächst noch andere Balkanländer
in den Kampf eingriffen. Ein Teil der soweit glücklich gelösten diplo-
matischen Aufgabe — und nicht der wenigst schwierige — habe aber
darin bestanden, einer effektiven Betätigung der Sympathien vor-
zubeugen, die sich in einigen großen europäischen Staaten zugunsten
der Griechen geltend machten. Diese Sympathien beständen heute
noch fort, wenn auch in vermindertem Maße, dieselben würden aber
in einem für den Weltfrieden gefährlichen Grade wieder zunehmen,
sobald bekannt werde, daß christliche Bevölkerungen mit Zustimmung
christlicher Mächte der mohammedanischen Herrschaft von neuem
unterworfen werden sollten. Für die eine Hälfte der Großmächte,
deren Regierungen von der Volksstimmung abhängen, sei es aus Grün-
den innerer Politik einfach unmöglich, einer solchen Ausbreitung
der muselmännischen Herrschaft zuzustimmen; durch diesen Umstand
werde aber die Haltung auch der übrigen Kabinette festgelegt, weil
diese eine Spaltung des europäischen Konzerts, die fast gleichbedeutend
mit einem europäischen Kriege sein würde, vermeiden wollten. Das
größte Interesse an dessen Vermeidung habe aber der Sultan. Seinem
klaren politischen Blick werde die Gefahr nicht entgangen sein, daß
auf seine Kosten die Kriegführenden sich schließlich vertragen werden.
Euere Majestät könnten deshalb Allerhöchst Ihrer guten Gesinnung für
den Sultan keinen praktischeren und zeitgemäßeren Ausdruck geben
als durch den Rat, daß der Sultan sein Augenmerk ausschließlich auf
die Erhaltung seines gegenwärtigen Besitzstandes sowie auf mög-
lichste Abstellung solcher Mißstände im Innern richte, deren Fortdauer
sonst binnen kürzester Frist seinen Feinden neuen Anlaß für Auf-
reizungen und Vorwände für Anzettelung von Unruhen bieten würde.
Diesem Gedankengange folgend rieten Euere Majestät insbesondere
auch auf das dringendste, während der Dauer der unter allen Um-
ständen nur provisorischen Okkupation Thessaliens die türkischen Be-
fehlshaber verantwortlich für eine unnachsichtige Handhabung der
Disziplin zu machen, namentlich auch dafür, daß nicht etwa noch im
letzten Augenblick bei der Rückkehr der türkischen Truppen in die
Heimat Ausschreitungen begangen würden, deren Rückwirkungen in
Europa geradezu unberechenbar seien.
Euere Majestät seien weit entfernt, die Schwierigkeiten zu ver-
kennen, welche dem Sultan nach dem erfolgreichen Kriege durch die
Stimmung eines Teiles seiner mohammedanischen Untertanen bereitet
würden, nach Allerhöchstdero Ansicht fielen diese Schwierigkeiten
jedoch für die Entscheidungen des Sultans bedeutend weniger ins Ge-
wicht als die vorstehend kurz angedeuteten Gefahren.
Fürst v. Hohenlohe
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Einverstanden 13/VI 97 W.
424
Nr. 3240
Aufzeichnung des Stellvertretenden Staatssekretärs des
Auswärtigen Amtes Freiherrn von Rotenhan
Reinschrift
Berlin, den 4. Juli 1897
Der russische Botschafter überbrachte heute endlich die Ant-
wort auf die vor acht Tagen von uns gestellte Anfrage betreffend die
Haltung der Mächte in der Abgrenzungsangelegenheit.*
Die russische Regierung erklärt sich dafür, daß der letzte von
den militärischen Spezialisten ausgearbeitete und von den Botschaftern
an die Pforte übermittelte Abgrenzungsentwurf energisch von sämt-
lichen Mächten unterstützt, und daß die Pforte kategorisch aufge-
fordert werde, den Verhandlungen nicht ferner Hindernisse in den
Weg zu legen. Graf Sacken ließ durchblicken, daß die russische Re-
gierung 'die Hoffnung hege, der deutsche Botschafter werde mög-
lichst bald in diesem Sinne instruiert werden.
Rotenhan
Nr. 3241
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Rotenhan an den Botschafter in Konstantinopel
Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept
Nr. 176 Berlin, den 4. Juli 1897
Ew. ersuche ich ergebenst, gemeinsam mit Ihren Kollegen kate-
gorisch dem von der Pforte neuerdings befolgten Obstruktionsver-
fahren entgegenzutreten und endgültig zu erklären, daß der letzte
Abgrenzungsentwurf** das äußerste denkbare Maß europäischen Ent-
gegenkommens darstellt.
Gleichzeitig können Ew., falls Sie sich davon einen Nutzen ver-
sprechen, dem Sultan auf vertraulichem Wege mitteilen lassen, daß
Seine Majestät der Kaiser, auf dessen Bemühungen manches in der
heutigen unerwartet günstigen Lage der Türkei zurückzuführen sei,
* Bei der Friedensvermittlung durch die Botschafter der Großmächte bereitete
die größte Schwierigkeit von Anfang an die Frage der von der Türkei ge-
forderten Gebietsabtretung in Thessalien, die die Botschafter nur in der Form
einer strategischen Grenzregulierung zugestehen wollten. Die Militärattaches
der Mächte arbeiteten darüber mehrere Projekte aus (vgl. „Das Staatsarchiv"
Bd. 62, S. 202 f., 209 f.), deren letztes von den Botschaftern eindringlichst am
3. Juli der Pforte zur Annahme empfohlen wurde.
•• Vgl. Nr. 3248.
425
die Ansprüche der türkischen Unterhändler für gänzlich unerfüllbar
halte und den Sultan nicht weiter unterstützen könne.
Rotenhan
Nr. 3242
Der Botschafter in Rom Bernhard von Bülow*, z. Z. in Semmering,
an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Semmering, den 8. Juli 1897
Ich teile vollkommen die Ansicht, daß orientalisches Problem für
uns nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck ist und unter gegen-
wärtigen europäischen Verhältnissen vor allem dazu dienen soll, den
Russen zu zeigen, wie wir in orientalibus größere Bewegungsfreiheit
haben als die Franzosen und in dieser oder jener Richtung weiter
mit ihnen gehen können als andere. Schon deshalb dürfen wir meines
Erachtens unsere Orientpolitik nicht gegen Rußland festlegen, auch
nicht im türkenfreundlichen Sinne. Es würde dies nicht nur Herrn
Hanotaux, sondern auch dem englischen Hofe und der Kaiserin-Mutter
von Rußland die Möglichkeit bieten, Kaiser Nikolaus mißtrauisch gegen
uns zu machen, und könnte bei den selbst in Rom und Wien vorhan-
denen antitürkischen Velleitäten, und wo die europäische öffentliche
Meinung überwiegend die Unterwerfung christlicher Bevölkerungen
unter mohammedanische Herrschaft perhorresziert, die Keime einer
künftigen europäischen Koalition gegen uns legen.
Bülow
Nr. 3243
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Rotenhan an den Botschafter in Konstantinopel
Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept
Nr. 190 Berlin, den 12. Juli 1897
Der russische Botschafter hat hier folgende Note des Grafen Mu-
rawiew mitgeteilt:
„En reponse ä la notification qu'est venu me faire 1' Ambassadeur
de Turquie de la nouvelle circulaire turque**, je lui ai declare que
la Turquie, en presence des nombreux temoignages des dispositions
amicales de la Russie, ne pouvait en douter, le Cabinet Imperial etait
d'autant plus autorise ä ne pas lui cacher que dans la question de la
* Botschafter von Bülow war am 19. Juni „zur stellvertretungsweisen Wahr-
nehmung der Geschäfte des Staatssekretärs" designiert worden; die Er-
nennung erfolgte aber erst am 6. August, die Übernahme des Amts am
14. August.
" Vom 7. Juli. Siehe: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 213ff.
426
frontiere en Thessalie, l'Empereur etait fermement resolu ä maintenir
Paccord etabli entre les Grandes Puissances et formule dans la noti-
fication faite solidairement par les Ambassadeurs ä Constantinople.
Apres avoir, en toute circonstance et dans la mesure du possible, sou-
tenu la Turquie, nous ne saurions lui donner actuellement que le
conseil sincere et reellement amical de se conformer sans retard aux
vceux des Grandes Puissances, — toutes les resistances et lenteurs
devant infailliblement entrainer les consequences les plus dangereuses
pour l'Empire Ottoman. Veuillez communiquer cette reponse au Ca-
binet de Berlin."
Die russische Regierung bittet, daß Euer pp. angewiesen werden
möchten, diese Sprache des russischen Vertreters zu unterstützen. Nach
eingeholter allerhöchster Genehmigung habe ich diese Anregung dahin
beantwortet, daß es zu dem von der russischen Regierung verfolgten
Zweck keiner neuen Instruktion an Ew. bedürfe, sondern nur der ein-
fachen Bezugnahme auf die Instruktion, die Ew. am 14. v. Mts. * und
zwar auch damals mit ausdrücklicher allerhöchster Genehmigung er-
halten hätten.
In der Tat deckt jene Direktive vom 14. v. Mts. sich mit dem
Inhalt der neuesten russischen Äußerung. Ew. ersuche ich daher,
im allerhöchsten Auftrage nochmals dem Sultan in der Ihnen geeignet
scheinenden Form ernste Vorstellungen zu machen und ihm keinen
Zweifel zu lassen über die Gefahren, denen er sich durch Aufrecht-
haltung seiner übertriebenen Ansprüche aussetzen würde. Ew. wollen
dabei hervorheben, daß diese allerhöchste Direktive ergangen ist,
nachdem der Inhalt des neuesten türkischen Zirkulars zur Kenntnis
Seiner Majestät gebracht worden war.
Rotenhan
Nr. 3244
Der Vorfragende Rat im Auswärtigen Amt von Holstein an den
Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept
Privat Berlin, den 12. Juli 1897
Das heutige Telegramm 190** ist geeignet, dem Sultan eine etwa
noch vorhandene Hoffnung, daß unser Kaiser zugunsten der türkischen
Ansprüche diplomatisch intervenieren könnte, endgültig zu nehmen.
Der Kaiser hat jetzt wieder positiv erklärt, daß er sich von Ruß-
land in dieser Frage nicht trennt. Wenn Rußland im äußersten Fall
* Vgl. die Immediateingabe Hohenlohes vom 12. Juni (Nr. 3239), auf deren
Grund die Instruktion für Saurma vom 14. Juni aufgesetzt wurde.
** Siehe Nr. 3243.
427
Ernst macht — was nach heutigem Petersburger Telegramm Graf
Murawiew dem türkischen Botschafter bereits angedeutet hat — , so
geschieht das, weil die russische Regierung fest überzeugt ist, daß
wir sie dabei nicht hindern werden.
Der Sultan hat niemals Anlaß gehabt, aus unserer Haltung die
Vermutung herzuleiten, daß wir uns mit ganz Europa würden ent-
zweien wollen, um die Unterwerfung christlicher Bevölkerungen unter
die Türkenherrschaft durchzusetzen. Durch sein Festhalten an einer
Territorialforderung, die ihm der Kaiser von Anfang an dringend wider-
riet, weil sie nach der Anschauung von ganz Europa unzulässig ist,
hat der Sultan seine Stellung schon wieder verschlechtert; aber eine
viel größere Verschlechterung ist in nächster Zukunft vorauszusehen,
wenn er jetzt nicht schnell nachgibt. Der Sultan hat die politische
Möglichkeit, Widerstand zu leisten, nur in solchen Fragen, wo Europa
geteilt ist und die Mächte sich gegenseitig hindern. Jetzt aber hat
der Sultan den bei einem sonst weitsichtigen Staatsmann überraschenden
Mißgriff getan, eine Frage zum Widerstände auszuwählen, wo von
Anfang an kein Zweifel über die Einigkeit Europas bestehen konnte.
Der Deutsche Kaiser, der wahrscheinlich von allen Herrschern Europas
die meiste Sympathie für den Sultan hegt, hat dieselbe dadurch
betätigt, daß er von Anfang an wiederholt und dringend vor diesem
Ausbreitungsprojekte warnte.
Vorstehendes sind praktische Betrachtungen zu eindringlicher Ver-
wendung für Sie. In zweifelhaften Fällen gehen Sie immer am sichersten,
wenn Sie das Petersburger Regierungsprogramm unterstützen. Gegen
die persönlichen Ideen des Herrn Nelidow hat Seine Majestät
einiges Mißtrauen. Am schlechtesten ist aber Currie angeschrieben.
Holstein
Nr. 3245
Aufzeichnung desVortragenden Rats im Auswärtigen Amt von Holstein
Reinschrift
Berlin, den 13. Juli 1897
In der Frage der türkisch-griechischen Friedensverhandlungen
herrscht unter den Mächten Einigkeit darüber, daß den Türken nur
eine Grenzberichtigung von höchstens ein paar Quadratmeilen etwa
bis zum Nezerosee zu bewilligen ist. Die türkischerseits geforderte Pe-
neusgrenze ist einstimmig verweigert worden. Der Kaiser von Ruß-
land hat dem Sultan, welcher sich an ihn wie auch an andere Sou-
veräne gewandt hatte, geantwortet, die gewünschte Gebietserweiterung
sei unmöglich, und durch ein Festhalten an derselben würde der
Sultan ernste Gefahren über die Türkei heraufbeschwören.
Die russische Regierung teilte hier den Wortlaut der Antwort
428
mit und bat, daß der deutsche Botschafter in Konstantinopel ange-
wiesen werde, die gleiche Sprache zu führen. Nach eingeholter aller-
höchster Genehmigung haben wir zustimmend geantwortet mit dem
Hinzufügen, daß hierfür keine neue Instruktion, sondern lediglich eine
(Bezugnahme auf diejenige Direktive erforderlich sei, welche Herr
von Saurma bereits am 14. v. Mts. bekommen habe*. Schon damals
sei er angewiesen worden, den Sultan in eindringlicher Sprache darauf
hinzuweisen, wie sehr er seine Lage durch übertriebene Territorial-
ansprüche gefährden würde.
Unser allergnädigster Herr glaubt, daß der Sultan, von einer dem-
selben feindlichen Seite insgeheim zum Widerstände ermutigt, schwer-
lich nachgeben werde, solange er nicht die Überzeugung gewonnen
habe, daß eine oder mehrere Mächte das europäische Programm nötigen-
falls mit Gewalt durchdrücken würden.
Falls bei Besprechung etwaiger Gewaltmaßregeln Graf Goluchowski
fragen sollte, wie wir uns zu denselben und zu einer etwaigen Fest-
setzung Rußlands in den Meerengen stellen, würde wohl die Antwort
genügen,
1. daß wir selber keine maritimen Machtmittel zur Stelle haben,
welche bei Forcierung der Meerengen verwendbar sein würden, daß
auch zur aktiven Beteiligung die Frage eine für uns zu fernliegende ist,
2. daß wir aber keinenfalls diejenigen Mächte, welche dem euro-
päischen Programm Achtung verschaffen wollen, darin behindern werden,
3. daß eine Festsetzung der Russen in den Meerengen durch den
Inhalt der in Petersburg zwischen Graf Goluchowski und Graf Mura-
wiew vereinbarten Abmachung** außer Frage gestellt ist. Auch stimmen
alle uns bekannten Nachrichten und Anzeichen darin überein, daß die
russische Politik gegenwärtig sich nicht auf eine Balkanaktion
von größerem Umfange richtet, pp.
Holstein
Nr. 3246
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Rotenhan an den Botschafter in Konstantinopel
Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 195 Berlin, den 14. Juli 1897
Die in Ew. Telegramm Nr. 394 erwähnte Eröffnung an die Pforte***
ist in der schließlich vereinbarten Form kaum geeignet, für sich allein
* Vgl. Nr. 3243, S. 427, Fußnote *.
** Vgl Kap. LXXIX, Nr. 3126.
*** Nach Saurmas Telegramm Nr. 394 vom 13. Juli wäre unter den Botschaftern
ursprünglich eine Eröffnung an die Pforte vereinbart gewesen, wonach sie, falls
429
dem Sultan den Ernst seiner Lage klarzumachen. Ew. wollen daher
dem Sultan vor der nächsten Sitzung nochmals sagen lassen, daß in
der Beurteilung der Grenzfrage alle Mächte einig sind, daß er daher
für den Fall eines gegen ihn gerichteten navalen oder militärischen
Einschreitens auf keinerlei Unterstützung, selbst nicht diplomatische,
zu rechnen hat. Die Tatsache, daß Ew. diese Vorstellung gemacht
haben, brauchen Ew. Ihren Kollegen nicht zu verheimlichen.
Rotenhan
Nr. 3247
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 185 St. Petersburg, den 14. Juli 1897
Heute Graf Murawiew im Sinne des Telegramms Nr. 194* ge-
sprochen. Derselbe hat die Empfindung, daß England darauf aus-
gehe, Anwendung von Koerzitivmaßregeln gegen die Pforte zu pro-
vozieren. Er seinerseits habe dem türkischen Botschafter bezüglich
der Zirkularnote der Pforte** in zwar sehr ernster und nachdrücklicher,
aber dabei in durchaus wohlwollender Weise und als Freund der
Türkei gesprochen. Er habe indes nichts gesagt, was auf eine Mög-
lichkeit von Koerzitivmaßregeln schließen lassen könnte, wie es die
Engländer scheinen interpretieren zu wollen.
Durch Anwendung von Koerzitivmaßregeln werde das Aufrollen
der ganzen orientalischen Frage und eine allgemeine Konflagration
unvermeidlich werden.
Radolin
Nr. 3248
Aufzeichnung des Vortragenden Rats im Auswärtigen Amt
Mumm von Schwarzenstein
Eigenhändig. Unsigniert
Berlin, den 16. August 1897
Als es sich um die Einleitung der Friedensverhandlungen zwischen
der Türkei und Griechenland handelte, erteilte letzteres den Groß-
mächten das bindende Mandat, den Friedenspräliminarvertrag im Na-
die Pforte nicht bis zu einem bestimmten Termin eine zufriedenstellende Ant-
wort hinsichtlich der Friedensbedingungen geben sollte, ihren Regierungen raten
würden, mit Koerzitivmaßregeln gegen die Türkei vorzugehen.
* Durch Telegramm Nr. 194 vom 12. Juli war Radolin von den an den Bot-
schafter in Konstantinopel ergangenen Direktiven (vgl. Nr. 3243) verständigt
worden.
•• Siehe: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 213ff.
430
men Griechenlands mit der Türkei abzuschließen. Der türkische Mi-
nister des Äußern seinerseits stellte als Bedingung, sei es für Ein-
stellung der Feindseligkeiten zum Zwecke des Abschlusses eines
Waffenstillstandes, sei es für den Friedensschluß selbst, nachstehende
fünf Punkte auf:
„1. Die Einstellung der Feindseligkeiten ist abhängig von einem
vorher abzuschließenden Waffenstillstand sowie von der sofortigen
Öffnung der Häfen von Prevesa und Volo für alle für die kaiserliche
Armee bestimmten Zufuhren zur See.
2. Wiederherstellung der türkisch-griechischen Grenze vor dem
Berliner Kongreß.
3. Zahlung einer Kriegsentschädigung von 10 Millionen Pfund
türkisch.
4. Da durch den Kriegszustand die Verträge mit Griechenland auf-
gehoben sind, wird deren Erneuerung nach den allgemeinen Grund-
sätzen des internationalen Rechts stattfinden (d. h. Aufhebung der
Kapitulationen für Griechenland).
5. Abschluß eines Auslieferungsvertrags für gemeine Verbrechen. "
Die Hauptschwierigkeit bei den Verhandlungen, welche Mitte
Mai ihren Anfang nahmen, bildete die Feststellung der Grenze, da
die Türkei darauf bestand, das von ihr besetzte Thessalien zu behalten,
während die Mächte ihr nur eine strategische Grenzregulierung zu-
gestehen wollten. Durch starken politischen Druck wurde die Türkei
schließlich bewogen, sich dem Willen der Großmächte zu fügen.
Eine zweite größere Schwierigkeit bildete die Kriegsentschädigungs-
frage, da die türkische Regierung auf der Gewährung ausreichender
Garantien bestand. An diesem Punkte setzte unsere Politik ein, um
zu verhindern, daß die Lage der ohnehin schon so schwer geschädigten
deutschen Gläubiger Griechenlands noch mehr verschlechtert wurde.
Von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß nur durch Einführung einer
internationalen Finanzkontrolle sowie durch Herbeiführung eines Aus-
gleichs mit den alten Gläubigern für Griechenland die Aufbringung
einer neuen Anleihe ermöglicht werden könne, bestand der Kaiser-
liche Vertreter in Konstantinopel auf der Einfügung einer Klausel in
den Friedenspräliminarvertrag, welche den alten Gläubigern die Prio-
rität ihrer Ansprüche sicherte und für die zum Dienste der alten und
der neuen Schuld bestimmten griechischen Staatseinnahmen die Kon-
trolle durch Delegierte der Mächte einführte. Da Freiherr von Saurma
die Aufnahme dieser Klausel als conditio sine qua non unserer fer-
neren Beteiligung an den Friedensverhandlungen hinstellte, gelang
es, wenngleich unter großen Schwierigkeiten, den Widerstand der
übrigen Großmächte zu überwinden und die Finanzkontrolle durch-
zusetzen.
Außerdem verlangte aber die Türkei als weitere Garantie für die
prompte Zahlung der Kriegsentschädigung das Recht, Thessalien so-
431
lange besetzt zu halten, bis die Kriegsentschädigung gezahlt oder in
unantastbarer Weise sichergestellt sein würde. Die erste Fassung,
welche die Botschafter dem betreffenden Artikel VI gaben, und die
in Abschrift hier beigefügt ist, genügte der Pforte nicht*. Hierauf
wurde von den Botschaftern — anscheinend unter Mitwirkung des
englischen — eine neue Fassung vereinbart, welche Tewfik Pascha
mit dem Anheimstellen übergeben wurde, zunächst die Zustimmung
seiner Regierung beizubringen. Diese zweite Fassung** ist von der
türkischen Regierung angenommen worden, während von den Groß-
mächten alle Regierungen außer der englischen bisher zugestimmt
haben. Über die Haltung der letzteren gibt das hier beigefügte Tele-
gramm des Freiherrn von Saurma*** Aufschluß. Die Kaiserliche Regie-
rung, welche keinerlei Interesse hat, die türkische Regierung unter
Preisgabe der Früchte ihres Siegs zu einer voreiligen Räumung Thes-
saliens zu drängen, ist in der Lage, die Weiterentwickelung der An-
gelegenheit mit Ruhe abzuwarten, und kann es der englischen Re-
gierung überlassen, ob und wie dieselbe es unternehmen will, ohne
Unterstützung der übrigen Großmächte die türkische Regierung zur
Nachgiebigkeit zu zwingen. Diesseits ist dem Freiherrn von Saurma auf
seine Meldung von der Haltung der englischen Regierung erwidert
worden, daß sich schwerlich eine kontinentale Macht bereitfinden lassen
würde, Koerzitivmaßregeln gegen die Türkei zu empfehlen, nachdem
die Annahme des von allen Kontinentalmächten und vom Sultan an-
genommenen Artikels VI lediglich durch die von Sonderzwecken ge-
leitete englische Politik verhindert worden sei. f
In der Anlage ist ein Abdruck des Friedensvertrags (mit der
neuesten, von England bisher nicht angenommenen Fassung des Ar-
tikels VI ff), sowie ein Bericht des Freiherrn von Saurma mit der Be-
schreibung der geplanten neuen Grenze beigefügt.
Nr. 3249
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 239 St. Petersburg, den 18. August 1897
Graf Murawiew teilte mir seine gestrige Euerer Durchlaucht be-
reits bekannte Zirkularnote mit, in welcher er zum Schluß ttt»
* Vorschlag und Gegenvorschlag siehe: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 231 f.
" Siehe: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 230, 234, 235.
•** Nach dem Telegramm Saurmas Nr. 440 vom 14. August hätte sich der eng-
lische Botschafter Sir Philip Currie kategorisch geweigert, der neuen Fassung
des Artikels VI zuzustimmen.
t Vgl.: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 235 (Nr. 11911).
tt Siehe: Das Staatsarchiv, Bd. 62, S. 235 (Nr. 11910).
ftf Gruppe fehlt; vermutlich: ausführt.
432
daß wenn England in seiner isolierten Haltung* verharren sollte, die
übrigen Großmächte ohne Englands Beteiligung die Friedensprälimi-
narien unterzeichnen könnten. Der Minister legt den größten Wert
auf unverzügliche Unterzeichnung des Präliminarvertrags, da sonst
auch schon durch die unvermeidliche Verlängerung der Besetzung Thes-
saliens der Wiederausbruch von Feindseligkeiten nicht unmöglich
wäre und die Folgen unabsehbar werden könnten. Er hat den Ver-
dacht Englands Bemühen ist, den Friedensschluß nach Möglichkeit
zu hindern oder in die Länge zu ziehen. Graf Murawiew meint aber,
daß, wenn die Kontinentalmächte fest blieben, England wohl schließ-
lich nachgeben würde.
Radolin
Nr. 3250
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard
von Bülow an Kaiser Wilhelm II., z.Z. in Wilhelmshöhe
Telegramm. Entzifferung
Berlin, den 20. August 1897
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät melde ich bezüg-
lich der türkisch-griechischen Friedensverhandlungen alleruntertänigst,
daß ich Euerer Majestät Allerhöchstem Befehle entsprechend die rus-
sische Regierung noch von Wilhelmshöhe aus davon verständigt hatte,
daß Euere Majestät gewillt seien, dem russischen Vorschlag — Unter-
zeichnung der Friedenspräliminarien ohne England — beizutreten, so-
fern, wie Euere Majestät dies hofften, derselbe auch von den übrigen
Kontinentalmächten akzeptiert würde.
Über die Haltung der anderen kontinentalen Kabinette liegen po-
sitive Meldungen bisher nicht vor. Dagegen hat der englische Bot-
schafter im Auftrage seiner Regierung heute ein Memorandum ** hier
übergeben, worin die Befürchtung ausgesprochen wird, daß Griechen-
land vielleicht nicht in der Lage sein würde, die ausbedungene Kriegs-
entschädigung zu zahlen, und daß alsdann die türkische Besetzung von
Volo und Larissa einen endgültigen Charakter annehmen wurde. Ehe
daher die englische Regierung der vorgeschlagenen Fassung des die
Räumung regelnden Artikels 6 zustimmen könne, lege dieselbe Wert
darauf, die Zustimmung der griechischen Regierung zu der vor-
>*»*
* Vgl Nr. 3248, S. 432, Fußnote'
** Siehe: Das Staatsarchiv, Bd. 62, Nr. 11911, S. 235 f.
28 Die Große Politik. 12. Bd.
433
geschlagenen Finanzkontrolle zu erhalten und hiernach durch Be-
fragung finanzieller Autoritäten festzustellen, ob auf Grund der Finanz-
kontrolle das zur Tilgung der Kriegsschuld erforderliche Anlehen
werde aufgebracht werden können.
Da eine allzu schroffe Ablehnung der englischen Anregung nach
einer neuerlichen Meldung von Euerer Majestät Botschafter in Lon-
don möglicherweise Lord Salisbury zu dem Versuch bestimmt haben
würde, in Gemeinschaft mit einer oder zwei anderen Mächten eine
griechische Anleihe zu garantieren1 — ein Versuch, dessen Gelingen
unsere für die Aufnahme der Finanzkontrolle in den Friedensvertrag
geltend gemachten Gründe hinfällig gemacht haben würde — , habe ich
Sir Frank Lascelles erwidert, daß ich mir eine endgültige Antwort
bis nach genauerer Prüfung seines Vorschlags vorbehalten müsse. In-
zwischen könne ich dem Botschafter aber nur meine Befriedigung dar-
über ausdrücken, daß die englische Regierung nunmehr auch ihrerseits
endlich unsere Auffassung von der Notwendigkeit der Finanzkontrolle teile.
Bezüglich der von England vorgeschlagenen Anfrage bei der grie-
chischen Regierung könne ich mich indessen des ernsten Bedenkens
nicht erwehren, daß es bei dem Nationalcharakter und der Stimmung
des griechischen Volkes einer griechischen Regierung schwer fallen
würde, die Finanzkontrolle ausdrücklich zu akzeptieren, da bei einer
solchen Erklärung König Georg für seinen Thron, die Minister für
ihre Portefeuilles und Herr Delyannis für seine Stellung als Leiter
der oppositionellen Kammermehrheit fürchten würden. Wichtiger
scheine es mir, wenn die Mächte in Athen nicht anfragten, sondern
auf Grund des ihnen seinerzeit zum Abschluß des Präliminarfriedens-
vertrags erteilten Mandats die Annahme des gesamten Friedenspräli-
minarvertrags einschließlich der Finanzkontrollklausel von der grie-
chischen Regierung verlangten2. Dann sei die bittere Pille der
Kontrolle in die Kapsel des Friedensvertrags eingewickelt und da-
durch leichter verdaulich. Sir Frank Lascelles wird vorstehendes so-
fort zur Kenntnis seiner Regierung bringen.
Im übrigen kann Euerer Majestät Regierung, wie ich glaube, mit
Ruhe die weitere Entwicklung der Ereignisse abwarten. Daß Grie-
chenland ohne Einführung der Finanzkontrolle Geld zur Bezahlung
der Kriegsschuld finden sollte, ist wenig wahrscheinlich. Solange aber
die Kriegsschuld nicht gezahlt oder absolut sichergestellt ist, werden
die Türken schwerlich Thessalien räumen. Mit ihrem Widerspruch
gegen die Unterzeichnung des Präliminarfriedensvertrags erreicht also
die englische Regierung vorderhand lediglich das Gegenteil dessen,
was sie zu wollen vorgibt2, indem der Termin der Räumung hinaus-
geschoben wird. Es ist sonach, wenn die übrigen Großmächte i —
insbesondere Rußland — fest bleiben, nicht ausgeschlossen, daß die
englische Regierung ihren Widerspruch, welchen sie nach einer ver-
traulichen Äußerung von Sir Frank Lascelles in erster Linie mit Rück-
434
Sicht auf die öffentliche Meinung 3 des eigenen Landes erhoben haben
dürfte, allmählich abschwächen wird.
B ü 1 o w
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Ist bereits erfolgt und mißlungen.
2 richtig
3 immer das alte Lied. Das geht uns andre gar nichts an! Wir haben auch
unsre öffentliche Meinung und die unsrer Gläubiger und die haben Anspruch
auf unsre Berücksichtigung!
Nr. 3251
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
St. Petersburg, den 20. August 1897
Ich habe dem Grafen Murawiew Mitteilung von dem Inhalt des
Telegramms Nr. 258* gemacht.
Derselbe glaubt jetzt nicht mehr, daß alle Kontinentalmächte bei-
stimmen würden, England auszuschließen, und fügte vertraulich hinzu,
daß er Grund habe anzunehmen, daß Italien und in zweiter Linie
Österreich sich dieser Idee nicht anschließen würden. Er habe von
privater Seite, wie er mir sagt, aber ohne sich dafür verbürgen zu
wollen, aus Paris die Nachricht, französische Geldleute seien bereit,
sofort eine Million Pfund Sterling Griechenland vorzustrecken. Er
glaube, England leite unzweifelhaft eine Campagne ä outrance gegen
Deutschland ein und setze alles daran, um die Annahme unserer Vor-
schläge zu vereiteln (er habe auch das Gefühl, daß England selbst
die Kontrolle durch die Regierungen nicht akzeptieren würde), und
sagte dann wörtlich: „Je crois qu'il serait de Tinteret et de la dignite
de l'Allemagne de faciliter aux Grecs de trouver de Targent n'im-
porte oü."
Gegenüber dem bisherigen Optimismus des Grafen Murawiew
fällt es meinen Kollegen und mir auf, wie besorgt er die Entwickelung
der Dinge im Orient in den letzten Tagen ansieht. Die neuerdings
zutage getretenen Unruhen in Armenien, die Bombenattentate in Kon-
stantinopel**, sowie die systematisch vorgenommenen Verstärkungen
der Garnisonen Englands in Kreta bestärken den Minister in dem Ver-
dacht, daß England aufs neue versucht, Unruhen hervorzurufen und
* Durch Telegramm Nr. 258 vom 19. August war Radolin von der Zustimmung
des Kaisers zu dem russischen Vorschlag (vgl. Nr. 3243), „sofern derselbe von
den übrigen Kontinentalmächten akzeptiert wird", verständigt worden.
** Siehe Kap. LXXIII.
28*
bei Verfolgung seiner Sonderinteressen andere in den Krieg zu ver-
wickeln. Schon deshalb halte er den möglichst schnellen Abschluß des
Friedens für dringend wünschenswert.
Radolin
Nr. 3252
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard
von Bülow an Kaiser Wilhelm II., z.Z. in Koblenz
Telegramm. Entzifferung
Berlin, den 31. August 1897
Euerer Majestät Botschafter in St. Petersburg telegraphiert von
gestern abend:
„Ich habe heute nochmals Gelegenheit genommen, den Grafen
Murawiew im Sinne meiner früheren Weisungen darauf aufmerksam
zu machen, daß jede unsere Gläubiger schädigende Abweichung von
dem ursprünglichen Programm und von der einzuführenden Kontrolle
unsere Nichtweiterbeteiligung zur Folge haben würde. Auch
habe ich ihm deutlich durchblicken lassen, daß sein neuestes Verhalten*
im Widerspruch mit seinem Vorschlage stehe, gegebenenfalls ohne
England die Friedenspräliminarien zu unterzeichnen. Er versicherte
mich, daß ihm nichts ferner läge, als im Widerspruch mit uns zu
handeln. Die ganz private und vertrauliche Demarche in Athen** hätte
nur den Zweck, England eine goldene Brücke x zu bauen und ihm den
Vorwand zu nehmen, sich zu isolieren, was, wie er wiederholte, manche
Gefahr namentlich für die Mittelmeerstaaten haben könnte, so zum
Beispiel die Besetzung der Sudabai. Er hätte sich übrigens mit Herrn
Hanotaux auch dahin verständigt, daß, wenn dieser vertrauliche Schritt
keine Wirkung hätte, sowohl Frankreich wie Rußland bereit wären2,
ohne England die Präliminarien zu unterzeichnen. Graf Murawiew
glaubte, nicht gegen die Intentionen der Kaiserlichen Regierung zu
handeln, indem er versucht habe, die englische Empfindlichkeit ohne
nachteilige Folgen für die anderen Mächte zu schonen3. Graf Mura-
wiew fügte hinzu, er glaube, daß die französische und russische De-
marche, die eigentlich eine versteckte mise en demeure enthält, in
Athen gut gewirkt hätte, denn die Meldungen von dort ließen erkennen,
* Vgl. Nr. 3251.
** Vgl. „Das Staatsarehiv" Bd. 61, Nr. 11 634, S. 207 f. Es handelte sich, nach-
dem England wiederholt darauf bestanden hatte, daß zunächst Griechenland
wegen der Einrichtung der Finanzkontrolle befragt werden solle (vgl. „Das
Staatsarchiv" Bd. 62, Nr. 11911 und 11914, S. 235 f., 237), um eine offiziöse
Anregung dieser Angelegenheit in Athen durch Rußland und Frankreich. Die
Anregung führte dann am 7. September zur Annahme der Finanzkontrolle durch
Griechenland, die die deutsche Regierung als conditio sine qua non der Unter-
zeichnung der Friedenspräliminarien bezeichnet hatte.
436
daß dieselbe von Griechenland günstig aufgenommen worden sei.
Eine weitere Folge derselben wäre, daß Lord Salisbury einer wei-
cheren Stimmung gefolgt sei und immer mehr einlenke. — Der rus-
sische Geschäftsträger* schreibt etwa folgendes:
,Lord Salisbury ä qui j'ai parle ne voit pas d'objection ä la com-
munication privee de la France et de la Russie ä Athenes, il aurait
prefere cependant une action commune des six Puissances. Lord Salis-
bury ajouta si la Grece refuse et ne se soumet pas ä la volonte des
Puissances, PAngleterre sera degagee de toute responsabilite vis-ä-vis
de la Grece et que la Grece n'aura plus ä compter sur PAngleterreV
Lord Salisbury hätte auch die Idee gehabt, daß, wenn Griechen-
land im gewünschten Sinne nachgibt, eine Kommission von drei Dele-
gierten zur Kontrolle einzusetzen sein würde. Rußland und Frankreich
sollen ein, England und Italien ein zweites und Deutschland und Öster-
reich ein drittes Mitglied dieser Kommission entsenden. Der Minister
schien sich nicht äußern zu wollen, welche Stellung er hierzu nimmt.
— Graf Montebello aber, den ich kurz darauf sah, hält die Idee der
obigen Gruppierung für nicht praktisch. Graf Murawiew äußerte sich
mir gegenüber streng vertraulich, daß England jetzt bestrebt sei, sich
Deutschland möglichst zu nähern5. Seine bisherige oppositionelle Stel-
lungnahme führe er nach seinen letzten Beobachtungen weniger auf
direkten Antagonismus gegen Deutschland als auf Rückendeckung
gegen zukünftige parlamentarische Angriffe zurück6."
Ich habe mich hier gegenüber Graf Osten-Sacken gestern mittag
nochmals nachdrücklich nach Maßgabe und im Sinne Euerer Majestät
Allerhöchster Befehle über die Frage der Friedenspräliminarien und
der Finanzkontrolle ausgesprochen7.
B ü 1 o w
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Unsinn! sondern weil Hanotaux es so gewollt hat
2 Russland war es schon! Da von ihm der Vorschlag ausging. Hanotaux hat
also versucht Mourfawiew] zu einem Sondervergnügen mit England einzufangen,
was soweit geglückt war, bis wir ihm vor die Schienbeine getreten. Nun macht
e r m i t und damit Gallia auch.
3 warum that er das nach seinem Vorschlage? weil er unser Jawort London
gegenüber verwerten wollte um uns mit England ganz zu brouilliren. Der
Fuchs! Radolin soll ihm offen und derb die Wahrheit wie jetzt, sagen und
sich durch nichts imponiren lassen. Wird unsre bereits von Allen gebilligte
Haltung nicht von ihm respektirt, dann treten wir zurück! Und lassen ihn
solotanzen.
4 ist jedenfalls ein sehr offenes Eingeständnis der kräftigen Unterstützung die
Albion seither an Athen hat angedeihen lassen.
ö So? Na da hat es kuriose Wege eingeschlagen
6 ! Mourawiew lügt wie bezahlt weil wir ihn in der letzten Affaire ertappt
haben! Denn den Unsinn glaubt er selbst nicht
7 gut.
* P. M. Lessar.
437
Nr. 3253
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard
von Bülow, z. Z. in Budapest, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 35 Budapest, den 20. September 1897 >,
Ganz geheim
Seine Majestät der Kaiser und König haben aus Bellye nachstehen-
des Telegramm an Seine Majestät den Kaiser Franz Joseph nach
Budapest gesandt:
„Auf die erfreuliche Nachricht aus Stambul hin kann ich mir es nicht
versagen, Dir meine Freude über den Abschluß der Präliminarien* aus-
zudrücken. Nicht zum geringsten ist es Deinen weisen Ratschlägen zu
danken, daß das Werk gefördert ward. Vor allem aber hat sich unser
Bund in vollster Stärke bewährt; und haben die Großmächte des Kon-
tinents Europa zum ersten Male der Welt das Bild des geschlossenen
Eintretens für ihre Interessen und die des Friedens gezeigt. Möge es
immer so bleiben! Das walte Gott!"
An Seine Majestät den Kaiser von Rußland hat unser allergnädig-
ster Herr das nachfolgende Telegramm nach Spala gerichtet:
,,Let me express to You my sincerest congratulations on the
signing of the preliminary peace. Thanks to Your loyal and strait forward
policy, the Continental powers have shown that they are seriously bent
upon keeping the peace of Europe undisturbed and they have prevailed.
Best love to Alix. I killed 6 remarkable fine stags."
Seine Majestät Franz Joseph hat geantwortet: „Sehr gerührt über
Dein soeben erhaltenes Telegramm versichere ich Dich, daß ich nicht
nur Deine Befriedigung über den Abschluß der Präliminarien in Kon-
stantinopel teile, sondern mich auch aus ganzem Herzen Deinem
Wunsche anschließe, daß mit der Hülfe des Allmächtigen unser Bund
im Verein mit den übrigen Mächten sich stets im Sinne seiner fried-
lichen Tendenzen erfolgreich bewähren möge."
Seine Majestät der Kaiser von Rußland hat nachstehendes erwidert:
„Also congratulate You warmly on the signing of the preliminary
peace, I hope this will be a good proof and example in the future how
usefull and necessary it is for the continental powers to stand firmly
upon their own opinion. Your shooting in Bellye was splendid. Weid-
mannsheil."
Bülow
* Der Text des Präliminarfriedens ist abgedruckt in: Das Staatsarchiv, Bd. 61,
S. 214ff. Der definitive Friede zwischen Griechenland und der Türkei wurde
am 4. Dezember in Konstantinopel unterzeichnet.
433
Kapitel LXXXI
Die Kretafrage 1398
Dissonanzen im Europäischen Konzert
Nr. 3254
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 323 Pera, den 25. Dezember 1897
Vertraulich
Bei der Kürze meines Hierseins wird es begreiflich erscheinen,
daß meine bisherigen Eindrücke über politische Dinge und politische
Personen vornehmlich den Wahrnehmungen entstammen, zu denen mir
die zahlreichen und regelmäßig langandauernden Botschafterkonferenzen
Anlaß gegeben haben. Da wir bisher fast ausschließlich die griechische
und die kretische Frage* behandelten und bei der vielfach akademi-
• Durch den Abschluß des griechisch-türkischen Friedens (4. Dezember 1897)
hatten weder die griechische noch die kretische Frage (vgl. Kap. LXXVII und
Kap. LXXX) ihre definitive Erledigung gefunden. In bezug auf erstere
erhoben sich sofort neue Schwierigkeiten wegen der Räumung Thessaliens
durch die türkischen Truppen. Nach Artikel II und VI des griechisch-türkischen
Präliminarfriedens sollte die Räumung nach der Bezahlung der Kriegsent-
schädigung im Betrage von 4 Millionen türkischer Pfund eintreten; doch
machten sich auf französischer und russischer Seite Bestrebungen geltend, die
auf eine Umgehung dieser Bestimmung abzielten. Anlaß dazu bot der griechi-
scherseits geäußerte Wunsch nach einer teilweisen Räumung Thessaliens, nach-
dem die Ottomanbank und die Deutsche Bank vorschüssig etwa den vierten
Teil der Kriegsschuld an die von den Mächten eingesetzte Internationale Kom-
mission entrichtet hatten. Die Pforte lehnte indessen diese Zumutungen völlig
ab, nicht zuletzt auf Grund eines deutschen Ratschlags, sich nicht auf eine
Abweichung von den klaren Bestimmungen des Friedensvertrags einzulassen.
Telegramm Bülows an Marschall Nr. 384 vom 29. Dezember 1S97.
Bei der kretischen Frage, die im Dezember 1897 durch neue Unruhen auf
der Insel kompliziert wurde, handelte es sich einmal um die Einsetzung eines
Generalgouverneurs nach Maßgabe des von der kretischen Nationalversamm-
lung am 2. September 1896 akzeptierten Iradees des Sultans über die Verwal-
tung der Insel, sodann um den Verbleib der türkischen Truppen auf der Insel.
Die Durchführung jenes Statuts, nach dem der Sultan einen christlichen Gouver-
neur für fünf Jahre mit Zustimmung der Mächte ernennen sollte, war auf
Schwierigkeiten gestoßen. Am 3. Dezember 1897 hatte daher die Botschaf ter-
441
sehen Natur unserer Besprechungen der Äußerung- individueller Mei-
nungen ein weiter Spielraum gegeben ist, so war es nicht schwer, bei
meinen Kollegen die verschiedenartigen Stufen der „Qriechenfreund-
lichkeit" zu erkennen, die ja heutzutage ein ziemlich zuverlässiges
Symptom für die politische Gesamtauffassung bildet.
Man hätte glauben sollen, daß der russische Geschäftsträger, Herr
von Jadowski, der eine griechische Frau besitzt und in den intimsten
Beziehungen mit dem Hause Mavrocordato* steht, in dieser Beziehung
unbestritten die Palme davontragen müßte. In der Tat hat der genannte
Herr sich als ein überzeugter Philhellene bekundet; er hat uns dar-
gelegt, wie die griechische Regierung, auch wenn Thessalien vor Er-
füllung der in Artikel II der Friedenspräliminarien enthaltenen Ver-
pflichtung geräumt werde, den letzteren aufs loyalste und gewissen-
hafteste nachkommen werde; seine Auffassung der kretischen Frage
läßt sich dahin zusammenfassen, daß die kretischen Christen, des langen
Haderns müde, keinen dringenderen Wunsch besitzen, als die Musel-
manen zu ihren ländlichen Besitzungen zurückzuführen, die Waffen
niederzulegen, Ordnung, Ruhe, Sitte zu pflegen, und daß das einzige
Hindernis die Anwesenheit der türkischen Truppen bilde. Und trotzdem
hat der französische Geschäftsträger, Herr de la Bouliniere, seinen
russischen Kollegen insofern distanziert, als ersterer gelegentlich der
Besprechung der auf das Anlehen der Ottomanbank bezüglichen tür-
kischen Note unter Berufung auf seine Instruktion den im griechischen
Sinne weitgehendsten Antrag dahin stellte, in der Antwortnote aus-
drücklich die Bedingung zu stellen, daß die Räumung Thessaliens sofort
nach Auszahlung des Darlehens zu beginnen habe. Erst als ich diesem
Antrage unter Bezug auf Artikel II und VI der Friedenspräliminarien
widersprach, trat als lebhafter Befürworter des französischen Antrags
der Herr von Jadowski auf, der in seinem Eifer sich bis zu der Be-
konferenz in Konstantinopel vorgeschlagen, zunächst nur für eine Übergangszeit
ein provisorisches Gouvernement in Kreta einzurichten, an dessen Spitze ein
von den Mächten zu ernennender provisorischer Gouverneur treten
sollte. Nach einem weiteren Vorschlag der Botschafterkonferenz vom 7. Dezem-
ber sollte dieser provisorisch zu ernennende Gouverneur in Gemeinschaft mit
zwei Delegierten der Botschafterkonferenz eine Organisationskommission bilden,
um ein definitives organisches Verwaltungsstatut an Stelle desjenigen vom
September 1896 auszuarbeiten. Die Grundzüge für ein solches definitives
Statut brachte die Botschafterkonferenz gleich selbst in Vorschlag. Telegramm
Freiherrn von Marschalls vom 19. Dezember 1897. Über die Persönlichkeit
des künftigen Gouverneurs hatte man sich schon seit 1896 den Kopf zerbrochen.
Nacheinander waren der frühere Schweizer Bundespräsident Numa Droz,
der luxemburgische Oberst Schaeffer und der montenegrinische Woiwode
Petrowitsch in Frage gekommen; auch die Kandidatur des Prinzen Georg von
Griechenland, die jetzt zu einer diplomatischen piece de resistance wurde, hatte
schon 1896 gespukt, war aber damals gerade vom Grafen Murawiew nach-
drücklich bekämpft worden.
* Fürst Mavrocordato, der griechische Gesandte in Konstantinopel.
442
hauptung verstieg, daß es allen Grundsätzen der Humanität wider-
spräche, das Wohl einer ganzen Bevölkerung als Unterpfand für eine
Oeldforderung hinzugeben. Ich beschränkte mich auf die Gegen-
bemerkung, daß dieses Unterpfand in den Friedenspräliminarien aus-
drücklich bestimmt sei und ich es für ausgeschlossen erachte, daß die
Botschafter der Mächte, einschließlich des russischen, ein Dokument
unterzeichneten, dessen Inhalt mit der Humanität in Widerspruch stehe.
Als mich Herr von Jadowski dann frug, ob ich auch eine vorzeitige
Räumung Thessaliens par acte de generosite seitens der Türken für un-
zulässig erachte, lehnte ich es ab, über eine so unwahrscheinliche zu-
künftige Eventualität irgendeine Meinung kundzugeben. Dieser Vorgang,
der sich übrigens in den höflichsten Formen abspielte, ist dann in einer
hiesigen Korrespondenz des „Temps" vom 9. Dezember mit vieler Ent-
rüstung und der kleinen tendenziösen Fälschung wiedergegeben, ich
hätte die Okkupation Thessaliens als „le gage des anciens creanciers
de la Grece" bezeichnet, während ich selbstverständlich nur von dem
Unterpfand für die Kriegsentschädigung gesprochen habe.
Der Eifer der französischen Regierung, eine vorzeitige Räumung
Thessaliens herbeizuführen, ist um so mehr charakteristisch, als die
griechische Regierung bisher kein besonderes Empressement bekundet
hat, die Thessalier von dem türkischen Joch zu befreien. Wenn Herr
Hanotaux Anträge formuliert, welche dahin zielen, die kaum verab-
redeten Friedensbedingungen in wichtigen Punkten zu durchlöchern,
und zudem eine erhebliche Schädigung der französischen Gläubiger
Griechenlands in Aussicht nahm, so muß er die Gewißheit besitzen,
dadurch an maßgebender Stelle in Petersburg sich angenehm zu
machen1; vielleicht liegt auch einer der Fälle vor, daß das Petersburger
Kabinett gewisse Wünsche, zu deren Vertretung es sich selbst zu vor-
nehm dünkt, durch seinen minder skrupulösen Freund an der Seine
lancieren läßt2.
Ich erwähne diese Dinge mit einer gewissen Breite, weil die fran-
zösisch-russischen Beziehungen wohl kaum anderwärts in so drastischer
Weise in die äußere Erscheinung treten wie hier. Herr de la Bouliniere,
ein jüngerer, offenbar sehr strebsamer Mann, pflegt in Geltendmachung
russisch-griechischer Desiderata die Note so stark zu forcieren, daß
dabei die Vertretung Frankreichs vollkommen verschwindet3. Sein
russischer Kollege hört ihm meist andächtig und beifällig zu; seine
Versuche, unterstützende Argumente vorzubringen, sind nicht immer
glücklich. Als neulich Herr de la Bouliniere sich sehr besorglich und
abfällig über den griechischen Antrag auf Verlängerung der Ratifi-
kationsfrist äußerte, pflichtete Herr von Jadowski ihm nicht nur bei,
sondern teilte in dem Tone höchster Entrüstung mit, die Pforte habe
die „unerhörte" Forderung gestellt, Griechenland solle sich verpflichten,
innerhalb der verlängerten Ratifikationsfrist auch die Finanzfrage par-
lamentarisch zu erledigen; wie könne man einer Regierung zumuten,
443
eine Verpflichtung bezüglich eines Votums des Parlaments zu über-
nehmen? Baron Calice erwiderte ihm in seiner trockenen Weise, daß
dies täglich vorkomme, da jede Regierung eines konstitutionellen Staates
bei Abschluß eines internationalen Vertrags die Verpflichtung über-
nehme, denselben innerhalb einer gewissen Frist parlamentarisch zu
erledigen.
Meinem englischen Kollegen Sir Philip Currie würde ich unrecht
tun, wenn ich ihn als „Philhellenen" im gewöhnlichen Sinne bezeichnen
wollte. Er vertritt vielmehr in der kretischen Frage die Richtung, welche
der Durchschnittsengländer zu nehmen pflegt, wenn es sich um die
Pazifizierung eines aufständischen Landes handelt, welches nicht eng-
lischer Besitz ist, nämlich: Schwächung der geordneten Regierungs-
gewalt, Konnivenz mit den Aufständischen, Verwerfung aller Gewalt-
mittel und Rekonstruktion der Regierung auf der Grundlage der weit-
gehendsten freiheitlichen und parlamentarischen Rechte, mit einem
Worte, das direkte Gegenteil von dem, was England tut, wenn es einen
Aufstand im eigenen Besitze zu bewältigen hat4. Dazu kommt bei
Sir Philip neuerdings noch ein tiefgehendes Mißtrauen gegen Bozo
Petrowitsch*, den er mit einem ganzen Heer von conseillers und con-
tröleurs umgeben möchte, um ihn vor Torheit und Mißbrauch der
Amtsgewalt zu schützen. In einem Privatgespräch drückte er mir direkt
die Besorgnis aus, der russische Kandidat könne „a fool" sein, gegen
den Garantien nötig seien. Ich erwiderte ihm, daß, wenn die Mächte
einen unfähigen Mann an die Spitze der Insel stellten, es ein ganz
aussichtsloses Bemühen sei, diesen Mißgriff durch Garantien und Kon-
trollen wieder gutzumachen. Charakteristisch bei Sir Philipp Currie ist
die Ängstlichkeit bezüglich der Einhaltung seiner Instruktionen, eine
Eigenschaft, die ich bisher noch niemals an einem englischen Botschafter
wahrgenommen. Diese Ängstlichkeit ist insofern nicht ganz unbegrün-
det, als es dem Botschafter erkennbar an der Fähigkeit mangelt, neu
hervortretende Anregungen in ihrer Tragweite zu beurteilen; er be-
kämpft Vorschläge, die durchaus in seiner Richtung liegen, und be-
fürwortet solche, die er von seinem Standpunkte aus verwerfen sollte.
Vielleicht rührt diese Ängstlichkeit auch von dem Gefühle des eigenen
Mißerfolgs her, und dieses Gefühl würde ein wohlbegründetes sein.
Die schwächste Seite bei Sir Philip ist, daß er vom Sultan und vom
Palais nicht sprechen und nichts hören kann, ohne Ruhe und Haltung
zu verlieren. Ein Botschafter, der den Namen des Souveräns, bei dem
er beglaubigt ist, nicht hören kann, ohne einen roten Kopf zu be-
kommen, ist jedenfalls ein Unikum. In diesem Umstände liegt meines
Erachtens der vornehmliche Grund, daß Sir Philip, wie man zu sagen
pflegt, hier abgewirtschaftet hat. Denn daß dies der Fall ist, darüber
* Bozo Petrowitsch, ein Verwandter des Fürsten von Montenegro, war von
Rußland als Generalgouverneur für Kreta in Aussicht genommen.
444
besteht in diplomatischen Kreisen und, wie ich höre, auch in der eng-
lischen Kolonie kein Zweifel. Persönlich habe ich mich über den Bot-
schafter in keiner Weise zu beklagen; er ist mir mit ausgesuchter
Artigkeit entgegengetreten, und unsere Beziehungen sind die allerbesten.
Der italienische Botschafter, Herr Pansa, ist persönlich ein liebens-
würdiger und auch ein nicht ungescheiter Mann, nur entwickelt er in
der kretischen Frage eine erstaunliche Unzuverlässigkeit; er geht durch-
aus seine eigenen Wege, und es ist unmöglich vorherzusehen, welche
Stellung er zu irgendeiner Anregung nehmen wird. Wie Herr Numa
Droz* für Herrn Hanotaux ist für Herrn Pansa der Admiral Canevaro**
Autorität. Der letztere mag ein ausgezeichneter Offizier sein, er ist
aber ein recht bedenklicher Politiker, und es besteht kaum ein Zweifel
darüber, daß die fortdauernde Verschlechterung der Zustände auf der
Insel zu erheblichem Teile der Tätigkeit dieses Mannes zur Last fällt.
Admiral Canevaro hat nicht nur den Insurgenten die bestimmte Zu-
sage gegeben, daß die türkischen Truppen demnächst von der Insel
würden entfernt werden, sondern er hat sogar einen Plan ausgearbeitet,
wie die letzteren durch eine Kooperation der fremdländischen Kon-
tingente mit den Insurgenten zerniert und gewaltsam zur Übergabe
gezwungen werden könnten5. Die Unsicherheit der italienischen Re-
gierung in der Frage des Rückzugs der türkischen Truppen liegt offen-
bar in dem Streben, den Admiral nicht allzusehr bloßzustellen.
In Baron Calice habe ich einen vortrefflichen, dem Dreibunde treu
ergebenen Kollegen gefunden; er leitet die Botschafterkonferenzen in
durchaus musterhafter Weise und widmet sich der Lösung der kre-
tischen Frage mit einem im Verhältnis zu der Schwierigkeit und Un-
dankbarkeit der Aufgabe wahrhaft bewunderungswürdigen Fleiße. —
In vertraulichen Gesprächen mit einzelnen meiner Kollegen ist
mir wiederholt die Frage entgegengetreten, welchem Umstände wir
es eigentlich verdanken, daß man seitens der Mächte gerade uns Bot-
schaftern das ehrende Vertrauen zuwendet, zur Lösung der kretischen
Frage und Neuordnung der Dinge auf der Insel in besonderer Weise
befähigt zu sein. Die Frage ist nicht ganz ungerechtfertigt. Denn die
bisherigen Botschafterkonferenzen haben mir die beruhigende Gewiß-
heit gegeben, daß über die sozialen, wirtschaftlichen und politischen
Zustände Kretas meine Kollegen nicht mehr wissen als ich selbst, und
meine eigenen bezüglichen Kenntnisse beschränken sich auf das, was
in Deutschland ein akademisch gebildeter Mann aus der Bibel, der
Geschichte und teilweise aus dem Kommersbuch über die Insel und
ihre Bevölkerung allmählich gelernt und zum erheblichen Teile auch
wieder vergessen hat. Jedenfalls war ich imstande, Herrn von Jadowski
* Vormaliger Schweizer Bundespräsident, ebenfalls für den Posten des General-
gouverneurs von Kreta in Aussicht genommen.
** Befehlshaber der italienischen Seestreitkräfte in Kreta.
445
über die geographische Zugehörigkeit Kretas aufzuklären, als dieser
den Gedanken, dem Gouverneur von Kreta vier Nicht-Kretenser als
Ratgeber beizugeben, in die Worte „quatre conseillers europeens"
formuliert hatte.
Ich glaube auch keinem meiner Kollegen zu nahe zu treten mit
der Behauptung, daß nicht ein einziger von uns in seinem Vorleben
eine Tätigkeit zu verzeichnen hat, aus welcher er für die Pazifizierung
aufständischer Inseln eine Art Befähigungsnachweis ableiten könnte.6
Trotzdem erkenne ich gern die Nützlichkeit der Botschafterkonferenzen
in gewisser Richtung an. Es gibt zweifellos Fragen und Differenzen,
die in derartigen mehr zwanglosen Besprechungen leichter gelöst
werden können als durch Verhandlungen der Kabinette. Auch bietet
die Einrichtung den nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß der Zu-
sammentritt der Botschafter nach außen hin das europäische Konzert,
d. h. den gemeinsamen Willen dokumentiert, schwierige Fragen durch
gegenseitige Verständigung zu lösen. Endlich übt die Nachricht von
der Verhandlung der Botschafter auf die öffentliche Meinung in Europa
dieselbe beruhigende Wirkung wie auf den sollizitierenden Diplomaten
die Worte des auswärtigen Ministers: „la question est ä l'etude". —
Man glaubt, daß etwas geschieht, und dieser Glauben hat, auch wenn
er grundlos ist, in politischen und anderen Dingen seinen Wert und
seine Bedeutung7.
Allerdings hat der kurze Aufenthalt hier meine frühere Vermutung
vollkommen bestätigt, daß aus dem Gesichtswinkel Seiner Majestät
des Sultans die hiesigen Botscnafterkonferenzen als der wenigst impo-
nierende Ausdruck des europäischen Konzerts erscheinen. Bei der
hier herrschenden Indiskretion bietet jene Einrichtung dem Palais eine
leicht zugängliche Quelle von Informationen über die Differenzen der
einzelnen Mächte, und auf diesen Informationen beruht zum erheb-
lichen Teil das politische Kartenspiel, welches der Sultan in meister-
hafter Weise zu führen versteht. Der einzelne Botschafter hat im Pa-
lais ein erhebliches Prestige, aber als ein Ganzes flößen wir Bot-
schafter Seiner Majestät dem Sultan weder großen Respekt noch große
Furcht ein8.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Bei der Kaiserin Mama
2 möglich
3 die Satrapie Gallien!
1 sehr gut
5 t
G sehr gut
7 ut aliquid fieri vide[a]tur
8 richtig was ich immer behauptet habe
Schlußbeinerkung des Kaisers:
Sehr gut
446
Nr. 3255
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Petersburg Fürsten von Radolin
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats
Mumm von Schvvarzenstein
Nr# 347 Berlin, den 25. Dezember 1897
Der russische Botschafter hat hier gestern mitgeteilt, daß, nachdem
der Fürst von Montenegro sich geweigert habe, seine Zustimmung zur
Kandidatur von Bojedar Petrowitsch* zu geben, der russische Vertreter
in Konstantinopel beauftragt worden sei, der Botschafterkonferenz die
Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland für den provisorischen
Gouverneurposten von Kreta zu unterbreiten.
Unser allergnädigster Herr hat daraufhin befohlen, der russischen
Regierung zu eröffnen, daß er zu seinem tiefen Bedauern außerstande
ist, die Mitverantwortung für die Folgen zu übernehmen, welche eine
Unterstützung dieser griechischen Kandidatur für die Ruhe im Orient
und den europäischen Frieden nach sich ziehen würde. Dieselbe hätte
längst alle Stimmen auf sich vereinigt, wenn nicht stets befürchtet
worden wäre, daß sie auf der ganzen Balkanhalbinsel alle Begehrlich-
keiten entfesseln würde. Gegenüber einem Balkanbrand würde aber
die Lage Europas heute weit ungünstiger sein als zu Anfang des Jahres:
Erstens weil am Balkan die Regierungen und die Völker Zeit gehabt
haben, sich für einen Krieg vorzubereiten; zweitens weil die Autorität
Europas durch seine mangelhaften Erfolge in Kreta vermindert ist
und jedermann sich sagt, daß im psychologischen Moment die Ruhe
am Balkan doch noch schwerer als in Kreta herzustellen sein würde;
drittens weil unsere und des Weltfriedens Feinde nach den neuesten
ostasiatischen Vorgängen eintretendenfalls mit absoluter Sicherheit auf
die aktive Mitwirkung Japans würden rechnen können, welches zwar
nicht mit der eigentlichen Orientfrage, wohl aber mit denjenigen
Mächten Fühlung hat, die sich mit ihr beschäftigen.
Seine Majestät der Kaiser ist daher überzeugt, daß die Kandidatur
Georg, welche gleichbedeutend ist mit der Angliederung Kretas an
Griechenland, heute noch mehr als früher den Ausgangspunkt einer
letzten gewaltsamen Phase der Orientfrage bilden würde. Jene An-
gliederung wird vielleicht die naturgemäße Folge der Ereignisse sein,
welche seinerzeit die frühere oder spätere Zerstückelung der Türkei
begleiten werden. Unser allergnädigster Herr möchte aber nicht die
Mitverantwortung dafür übernehmen, daß schon jetzt um jener An-
gliederung willen Ereignisse, welche von unberechenbarer Wirkung
* Vgl. Nr. 3254, S. 444, Fußnote.
447
auf die Gestaltung des ganzen Erdteils sein können, vorzeitig und
ohne zwingende Notwendigkeit provoziert werden*.
Unsere schriftliche Antwort wird heute dem russischen Botschafter
übergeben und mit nächstem Kurier Ew. mitgeteilt werden. Zu-
nächst haben wir aber aus Konstantinopel noch keine Nachricht, daß
die Kandidatur Georg bereits den dortigen Vertretern mitgeteilt worden
ist. Solange letztrer Punkt nicht feststeht, wollen Ew. die ganze An-
gelegenheit nur mit dem Grafen Murawiew oder dessen Vertreter,
sofern dieselben die Rede darauf bringen, sonst aber mit niemandem
besprechen.
Ew. werden dann füglich einfließen lassen können, daß eine Über-
windung des vom Fürsten von Montenegro der Kandidatur Petrowitsch
entgegengesetzten Widerstandes doch immerhin noch denkbar ist.
Die Kandidatur des mit einer Prinzessin von Montenegro ver-
mählten Herzogs von Leuchtenberg** könnte vielleicht auch in Betracht
kommen, jedoch erachtet die Kaiserliche Regierung es nicht als ihre
Aufgabe, Kandidaten vorzuschlagen.
Bülow
Nr. 3256
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 480 St. Petersburg, den 28. Dezember 1897
Nachdem ich Graf Murawiew einige Tage nicht hatte sehen können,
benutzte ich ein Diner, das ich ihm gestern abend gab, um einige ge-
schäftliche Fragen mit ihm zu besprechen.
Er teilte mir aus eigener Initiative mit, daß zu seinem aufrichtigen
Bedauern der Fürst von Montenegro absolut nicht zu bewegen sei,
den Bojedar Petrowitsch gehen zu lassen und ihm die Erlaubnis zu
geben, die Stellung des Gouverneurs von Kreta zu übernehmen. Ge-
rade mit Rücksicht auf die Abhängigkeit des Fürsten von Montenegro
von Rußland wolle der Kaiser aus Zartgefühl keinen schärferen Druck
auf die Entscheidung des Fürsten ausüben.
Graf Murawiew gab mir die Versicherung, daß er alles in Be-
wegung gesetzt habe, um den Starrsinn des Fürsten zu brechen. Da
nun aber in dieser Richtung nichts zu machen sei, ständen die Mächte
vor einem neuen Dilemma.
* Von dieser ablehnenden Stellungnahme wurde am 30. Dezember der eng-
lische Botschafter Sir Frank Lascelles verständigt, als dieser im Auswärtigen
Amt die russische Befürwortung der Kandidatur Prinz Georgs zur Sprache
brachte.
** Georg Fürst Romanowski, Herzog von Leuchtenberg, vermählt mit Prinzessin
Stana von Montenegro.
448
Die Proposition des Prinzen Georg von Griechenland, die auch ihm
an sich nicht recht sympathisch sei, wäre von den Botschaftern in Kon-
stantinopel aus gemacht worden, Rußland hätte sie nicht vorgeschla-
gen, er, Graf Murawiew, wäre aber schließlich auf die Idee eingegan-
gen, da eben niemand anders zu finden sei. Das einzige Gute an der
Kandidatur wäre, daß der Prinz mit Rücksicht auf die nahen Beziehun-
gen zum englischen Hof es verhindern werde, daß England die von
ihm begehrte Sudabai nehme. Übrigens frage es sich sehr, ob der Sul-
tan sich mit diesem Kandidaten einverstanden erklären würde, wenn
letzterer auch als Vasall des Padischah ihm den Eid der Treue zu
leisten hätte.
Nachdem der Graf Murawiew den Gegenstand einmal berührt
hatte, habe ich ihm gegenüber energisch im Sinne des hohen Erlasses
Nr. 347 vom 25. d. Mts.* die ernsten Bedenken der Kaiserlichen Regierung
vorgehalten und ihm keinen Zweifel darüber gelassen, daß Seine
Majestät der Kaiser und König diesen Kandidaten im Interesse des
Friedens auf der Balkanhalbinsel nicht billigen könne und werde.
Graf Murawiew sagte mir, er kenne bereits durch Graf Osten-
Sacken die Auffassung der Kaiserlichen Regierung und werde darauf-
hin morgen, Dienstag, die weiteren Befehle seines kaiserlichen Herrn
einholen. Radolin
Nr. 3257
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr> 342 St. Petersburg, den 30. Dezember 1897
Antwort auf Telegramm Nr. 347**.
Nachdem Graf Murawiew dem Kaiser die Ansicht der Kaiserlichen
Regierung über die Kandidatur des Prinzen Georg zum Vortrag ge-
bracht hatte, sagte mir der Minister in Ergänzung seiner vorläufigen
Äußerung (cf. Bericht Nr. 480***), er müsse auf die Kandidatur des
Prinzen Georg zurückkommen, da bei der absoluten Weigerung des
Fürsten von Montenegro keine andere passende Persönlichkeit zu
finden sei.
Herzog von Leuchtenberg oder Prinz von Battenberg f seien
ausgeschlossen. Die Wahl des Prinzen Georg würde manches Gute
haben. Sie könnte nicht als Erfolg der Revolution angesehen werden,
die Kretenser, die keine Annexion wollten, würden ebenso wie die
• Siehe Nr. 3255.
** Siehe Nr. 3255.
*** Siehe Nr. 3256. .
t Prinz Franz Joseph von Battenberg, vermählt seit 1897 mit Anna, Tochter
des Fürsten von Montenegro.
29 Die Große Politik. 12. Bd. 449
Griechen befriedigt sein, nicht minder England, das keinen Grund mehr
hätte, in Griechenland Unruhe zu schüren. Die Mächte würden übri-
gens für die Aufrechterhaltung des status quo und der Ordnung Sorge
tragen, in Serbien und Bulgarien sei nichts zu befürchten, außerdem
würde Rußland und Österreich die Balkanstaaten in Ruhe halten.
Auch der Sultan würde sich gewiß fügen, wenn der Prinz als
Vasall ihm den Eid der Treue schwört.
Kürzlich gemeldete Ausschreitungen in Kreta machen die baldige
Einsetzung eines Gouverneurs dringend nötig, um so mehr, als durch
den beabsichtigten Ersatz türkischer Truppen neue Metzeleien zu
befürchten seien.
Auf alle diese nicht stichhaltigen Einwendungen hielt ich dem
Minister alle unsere Bedenken nochmals eindringlich vor und erklärte
ihm, daß Seine Majestät die Mitverantwortung jedenfalls nicht über-
nehmen werde, worauf er mir entgegnete, Rußland wäre ja anfäng-
lich sogar mehr als die anderen Mächte gegen diese Kandidatur ge-
wesen, wie die Sachen aber lägen, wisse er sich aber keinen andern
Rat. Der Kaiser könne und wolle aus Zartgefühl nicht weiter auf den
Fürsten von Montenegro einwirken, vielleicht könnte es eine andere
Macht. R a d o 1 i n
Nr. 3258
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an das Auswärtige Amt
Telegramme. Entzifferung
Nr. 2, 3 und 4* Wien, den 1. Januar 1898
Nachdem Graf Kapnist bisher die Kandidatur Prinz Georg von
Griechenland als einen „oberflächlichen Fühler" bezeichnet hatte, er-
hielt er heute den Auftrag, sie als ernsthaften Entschluß mitzuteilen
und die Ansicht der hiesigen Regierung zu hören. Graf Goluchowski
hat sich in seiner Antwort genau an die Argumente gehalten, welche
ich den Auftrag hatte, ihm gegen diese Kandidatur anzuführen. Auf
meine Bitte, nunmehr als Gegenzug auf den Fürsten von Montenegro
einzuwirken, um die Kandidatur Petrowitsch zu ermöglichen, erwiderte
mir der Graf folgendes: „Ich kann nicht mit gutem Gewissen die Ver-
antwortung auf meine Schultern nehmen, einen Kandidaten zu ermög-
lichen, den ich für den denkbar schlechtesten halten muß, und dessen
Kandidatur ich nur zustimmte, um die Übereinstimmung der Mächte
nicht zu stören.
Nach zwei Monaten würde auch Herr Petrowitsch fertig sein,
und die Kandidatur des Prinzen Georg mit erneuter Kraft wieder auf-
treten. Aber ich weiß auch, daß der Fürst von Montenegro angesichts
• Die drei Telegramme sind vom Chiffrierbureau zusammengefaßt vorgelegt
worden.
450
der von Rußland aufgestellten neuen Kandidatur meine Bemühungen
glatt abweisen würde. Um so mehr, als ich vor kurzem gezwungen
war, ihm ,den Kopf zu waschen* (in finanziellen Dingen). Er boudiert
und würde es für eine gute Gelegenheit ansehen, mich zu ärgern. An-
gesichts dieser Aussichtslosigkeit komme ich zu der Auffassung, daß
am wirksamsten die Ablehnung der neuen Kandidatur durch Deutsch-
land und Österreich zugleich mit der Türkei sei. Wenn auch England
und Frankreich zustimmen und Italien wohl auch diesen Weg gehen
wird, wie Graf Nigra annimmt (der persönlich sehr gegen diese Kan-
didatur eingenommen ist), so werden diese Mächte doch nicht gegen
unseren festen ausgesprochenen Willen auftreten können oder wollen.
Ich bin meinerseits nach meiner Rede in den Delegationen* gar
nicht in der Lage, von den bereits vereinbarten Grundsätzen be-
züglich Kretas abzugehen. Gegenüber einer völlig unlogischen und will-
kürlichen Politik Rußlands ist es auch nötig, fest zu bleiben."
Ich sagte, daß die Schwierigkeit der Situation sich noch durch die
Absicht des Grafen Murawiew kompliziere, welcher anscheinend seinen
Frieden mit der Kaiserin-Mutter zu machen beabsichtige. Auch aus
Andeutungen meines englischen Kollegen gingen mir ziemlich deutlich
fremde Einflüsse hervor, die sich bei einem Erfolg in der auf die
Annexion Kretas gerichteten Politik vielleicht bald noch in anderen
Fragen fühlbar machen könnten. Graf Goluchowski stimmte mir zu
und meinte, wenn ihm auch die Annexion Kretas in diesem Augenblick
als sehr großer Fehler erscheine, so sei sie doch noch besser als die
Kandidatur des Prinzen Georg, welche die Annexion im Gefolge hätte
und bis dahin Unruhe bedeute. Die Annexion bedeute zum wenigsten
Klarheit — wenn auch eine unerwünschte Klarheit.
Eulenburg
Nr. 3259
Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes
Bernhard von Bülow
Reinschrift
Berlin, den 2. Januar 1898
Zu dem Schlußsatz des Wiener Telegramms Nr. 2** bemerkten
Seine Majestät:
Er betrachte die Annexion von Kreta an Griechenland als ge-
radeso völlig ausgeschlossen wie die Ernennung des Prinzen Georg zum
* Am 20. November 1897 hatte Graf Goluchowski im auswärtigen Ausschuß
der Ungarischen Delegation eine Darstellung der politischen Lage gegeben, in
der er als das gemeinsame Ziel der Mächte mit Bezug auf Kreta „weitgehende
Autonomie unter Wahrung der Souveränität des Sultans mit Garantien für die
Muhammedaner" hinstellte.
** Siehe Kr. 3258.
29*
451
Gouverneur der Insel. Durch die Zulassung der einen wie der anderen
Eventualität würden sich die Mächte in schreienden Widerspruch zu
ihren vor dem griechisch-türkischen Kriege abgegebenen Erklärungen*
setzen und damit jede Autorität gegenüber der Pforte wie den Balkan-
staaten einbüßen. Der Eintritt beider Eventualitäten würde durch die
Diskreditierung der Mächte, Sprengung des europäischen Konzerts
und Entfesselung der Beutegier aller Balkanvölker auf der Balkan-
halbinsel den bellum omnium contra omnes entfesseln und damit den
europäischen Frieden ernstlich gefährden. Seine Majestät rechneten
darauf, daß Graf Goluchowski den Standpunkt, den er zur Genug-
tuung unseres allergnädigsten Herrn sofort gegenüber den Versuchen
eingenommen habe, direkt oder indirekt die völkerrechtswidrige und
friedensgefährliche Angliederung von Kreta an Griechenland herbei-
zuführen, auch fernerhin mit Festigkeit wahren und vertreten werde.
Bei Übermittelung dieser allerhöchsten Bestimmung an Graf Eulen-
burg wäre auch noch zu erwähnen, wie nach unseren Nachrichten ohne-
hin Gefahr vorliegt, daß sich die mazedonische wie die albanesische Frage
wieder mehr zuspitzen. In beiden Richtungen wäre viel Zündstoff auf-
gehäuft. — Lediglich zur Direktive des Botschafters und ganz geheim
könnte demselben noch gesagt werden: Es entspräche unseren Inter-
essen, daß das Wiener Kabinett der Kandidatur Georg von Griechen-
land und vollends der sofortigen und direkten Annexion von Kreta an
Griechenland mindestens ebenso entschieden in St. Petersburg
entgegentritt wie wir.
Bülow
Nr. 3260
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 2 Wien, den 2. Januar 1898
Vertraulich
Die Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland erfährt bei
meinem russischen Kollegen** die denkbar schärfste Verurteilung1. Er
macht kein Hehl aus der Verlegenheit, in welche ihn der Auftrag seines
Chefs gesetzt hat, und empfindet peinlich die Wandlungen, die inner-
halb der letzten Zeit die russische Politik durchgemacht hat in den
Fragen der kretensischen Organisation und des Gouverneurs.
Mein italienischer Kollege*** sieht — obgleich auch er persönlich
der Kandidatur des Prinzen Georg abgeneigt ist — in den Schwan-
Vgl. Kap. LXXX, Nr. 3218, nebst Fußnote*, S. 398.
' Graf Kapnist.
" Graf Nigra.
452
kungen der russischen Vorschläge die eigentliche Gefahr. Er behauptet,
daß alles in Frage gestellt werden könne, wenn ein Machtfaktor wie
der russische zu dem Bewußtsein käme, daß ihm im Grunde alles
erlaubt sei, und die hohen Damen dabei noch mitsprächen2.
Sir Horace Rumbold* nimmt die Kandidatur des Prinzen Georg
sehr leicht, „denn es ist diejenige Englands" und zugleich seine eigene,
weil er von seiner Athener Zeit her die Königsfamilie verehrt. Er sagte
mir: „England hat von Anfang an den einzig richtigen Standpunkt ver-
treten, eine Sache zu wollen, welche sich nicht aufhalten läßt: die
Vereinigung Kretas mit Griechenland3". Ich habe ihm genügend Ar-
gumente entgegenhalten können, die jedoch kaum so viel Eindruck
auf ihn gemacht haben werden als diejenigen des Grafen Goluchowski,
dem die Haltung des englischen Vertreters durchaus unsympathisch ist.
Und er pflegt in solchen Fällen nicht mit seiner Verstimmung hintan-
zuhalten.
Alles in allem ist man hier der ewigen Wiederholung müde, und
die Tendenz einer Vereinigung der Insel mit Griechenland nimmt des-
halb allmählich zu.
P. Eulenburg
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Natürlich! aber ein heiterer Zustand!
2 sehr wahr!
Nr. 3261
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 7 Pera, den 9. Januar 1898
Geheim
Wie ich Euerer Durchlaucht bereits gemeldet habe, ist die Nachricht
von der Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland meinen Kol-
legen durch den bisherigen russischen Geschäftsträger, Herrn von Ja-
dowski, bekannt geworden, der, unfähig, die Freude seines Herzens
zu bewältigen, seinen politischen und persönlichen Freunden ganz
vertraulich von dem Bevorstehen eines dahinzielenden russischen
Vorschlages Kenntnis gegeben hat. Während Herr de la Bouliniere
das Geheimnis wahrte, erzählte Herr Pansa die Sache an Sir Philip
Currie, von dem sie wahrscheinlich die englische Presse, jedenfalls
aber Baron Calice erfuhr, der wiederum mich mit dem Bemerken da-
von verständigte, die russische Botschaft scheine späterhin die Parole
Englischer Botschafter in Wien.
453
ausgegeben zu haben, die Kandidatur sei aufgegeben. Da die Nach-
richt hiernach mehr in der Form einer diplomatischen Klatscherei an
mich gelangte und der Weg, den sie genommen, erkennen ließ, daß
die russische Botschaft samt Anhang die Kandidatur mir gegenüber
als eine Art pudendum betrachtete, habe ich den Unwissenden ge-
spielt, meinen Kollegen die Nachricht von dem in Berlin gestellten
und dort abgelehnten russischen Vorschlag vorenthalten und mich
darauf beschränkt, die Meinungen anzuhören, die mir bei gelegent-
lichen Gesprächen bereitwillig kundgegeben wurden. Dieselben waren
der russischen Anregung von dem Gesichtspunkte aus vorwiegend
ungünstig, daß durch die Aufstellung der Kandidatur des Prinzen Georg
von Griechenland die ganze bisherige mühselige Arbeit der Bot-
schafter in der kretischen Frage mit einem Schlage zunichte gemacht
werden würde1.
Das ist ja zweifellos richtig, trifft aber doch nur einen nebensäch-
lichen Punkt. Ich habe in meinem politischen Leben so viele weit wich-
tigere Geisteswerke im Papierkorb verschwinden sehen, daß ich es
mit Fassung ertragen könnte, wenn dem provisorischen und definitiven
Statut* ein gleiches Schicksal bevorstände. Einigermaßen erstaunlich
war mir, daß selbst im vertraulichen Privatgespräche von keinem meiner
Kollegen der eigentliche Kern der Sache berührt wurde. Ich erinnere
mich, daß, als England gleich nach der Absendung der griechischen
Flotte in die kretischen Gewässer den Vorschlag** machte, Kreta
eine Autonomie nach Art von Samos, d. h. mit einem Fürsten griechi-
scher Nationalität zu gewähren, ich Sir Frank Lascelles die Entschei-
dung Seiner Majestät des Kaisers dahin kundgab: wenn die Mächte
die völkerrechtswidrige Unterstützung, welche Griechenland der kre-
tischen Insurrektion gewähre, dadurch prämiierten, daß sie die grie-
chische Präponderanz in Kreta direkt oder indirekt zuließen, so werde
dadurch ein für die Ruhe des Orients und den europäischen Frieden
außerordentlich gefährlicher Vorgang geschaffen. — Die Unmöglich-
keit, ein solches Präzedens zu gestatten, ist nach anfänglichem Schwan-
ken einiger Kabinette das Leitmotiv der Gesamtpolitik der Mächte in
der kretischen Frage geworden1; die militärische Aktion an der kre-
tischen Küste, die diplomatische Aktion in Athen und schließlich die
Zulassung des griechisch-türkischen Krieges waren nur der Ausfluß
jenes Grundgedankens, den zuerst Deutschland scharf formuliert hatte.
So wenig erfolgreich nun auch die Mächte in der Lösung der Aufgabe
der Pazifikation Kretas gewesen sind, so hat das europäische Konzert
doch dank dem Festhalten an jenem Grundgedanken das höhere Ziel
erreicht, d h. das Übel lokalisiert und die allerorts latenten Begehr-
* Statut über die Einführung von Reformen auf der Insel Kreta (vom 2. Sep-
tember 1896).
•• Vgl. Kap. LXXX, Nr. 3156 und 3157.
454
lichkeiten niedergehalten; die durch den thessalischen Krieg geschaffene
Türkenfurcht hat mit ihrer abschreckenden Wirkung das übrige getan.
Angesichts dieser Vorgänge kann sich die russische Regierung kaum
verhehlen, daß sie mit der Anregung der Kandidatur eines griechischen
Prinzen als Oberhaupt von Kreta ein Ansinnen an die Mächte stellt,
das man im gemeinen Leben „eine starke Zumutung" zu nennen pflegt.
Der leitende Gedanke der bisherigen europäischen Politik soll ver-
leugnet, in Athen und vor der ganzen Welt ein reuiges pater peccavi
gesagt und ein Präzedens zugelassen werden, das nach dem Kriege
noch viel gefährlicher ist als vorher. Denn es ist klar, daß, wenn selbst
eine so vernichtende Niederlage, wie sie den Griechen durch die
Türken bereitet wurde, schließlich zur Erreichung griechischer Wünsche
führt2, weithin die Überzeugung Platz greifen muß, daß bei Aufstand
und Krieg gegen die Türken nichts zu verlieren, aber alles zu ge-
winnen sei. Die damit gegebene Parole, zuzugreifen, würden die un-
ruhigen und unzufriedenen 'Elemente Mazedoniens, Serbiens und Bul-
gariens sich nicht zweimal sagen lassen.
Es steht zu hoffen, daß auch der neueste russische Vorschlag zu
denjenigen gehört, die in Petersburg lediglich deshalb gemacht werden,
um nach gewisser Seite hin diligentiam zu prästieren. Aber ich fürchte,
daß das bloße Bekanntwerden dieses Vorschlages bei der nervösen
Erregung, in der sich ein erheblicher Teil der christlichen Bevölke-
rung der Balkanhalbinsel befindet, eine den Interessen der Ruhe und
des Friedens wenig günstige Wirkung üben wird. Und darum wird
sich das Petersburger Kabinett, auch wenn es auf die Kandidatur ver-
zichtet, nicht völlig von dem Vorwurf eines etwas unvorsichtigen Spiels
mit dem Feuer reinigen können1.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Ja
2 richtig.
Nr. 3262
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 6 Athen, den 12. Januar 1898
Als ich gestern den Ministerpräsidenten besuchte, kam das Ge-
spräch auf die von Rußland angeregte Kandidatur des Prinzen Georg
von Griechenland als Generalgouverneur von Kreta. Herr Zaimis be-
gann damit, sich diesbezüglich in ganz analoger Weise zu äußern, wie
er es schon öfter mir gegenüber mit Bezug auf die Haltung Rußlands
zu Griechenland getan, indem er sogar auf seine früheren Äußerungen
455
verwies und sagte, er kenne die Russen, fortwährend kämen sie mit
neuen Kniffen *, und man könne nie sicher sein, was sie eigentlich
bezweckten. Was solle man jetzt hierzu sagen? Vor einem Jahre
habe Rußland in entschiedener Weise den Standpunkt vertreten, daß,
wenn Kreta an Griechenland fiele, die größten Gefahren herauf-
beschworen werden würden, indem die Vergrößerungsbestrebungen
der anderen Balkanstaaten dadurch neue Nahrung erhielten2. Damals
habe Griechenland noch keinen unglücklichen Krieg geführt. Jetzt
nach allen Katastrophen, die dieses Land betroffen, komme Rußland
mit einem Vorschlage, der, wenn er nicht geradezu die Vereinigung
Kretas mit Griechenland bedeute, derselben doch sehr nahe komme.
Was würden jetzt die Balkanstaaten dazu sagen3?
Herr Za'imis fuhr fort, die Sache sei ihm so merkwürdig erschie-
nen, daß er vor einigen Tagen den russischen Gesandten gefragt habe,
ob der Vorschlag Rußlands ernst gemeint sei. Als Herr Onou dies be-
jahte, habe er gesagt, dann sei wohl nur eine Liebenswürdigkeit für
die königliche Familie damit bezweckt, worauf der russische Gesandte
in nachdrücklicher Weise erwiderte, es sei mehr als das, Rußland habe
die Kandidatur des Prinzen Georg aufgestellt, weil es hierin eine ge-
eignete Lösung der kretensischen Frage erblicke und hoffe, derselben
zum Erfolge zu verhelfen4.
Herr Za'imis sagte mir, er könne sich noch kein abschließendes
Urteil bilden. Er neige eher zu der Ansicht, daß es sich um eine
russische Intrige handele, die bezwecke zu verhindern, daß Ruhe ein-
trete. Sei seine Annahme richtig, und werde durch diese Kandidatur
die Regelung der kretensischen Angelegenheiten um einige Wochen
verzögert, so habe er die feste Überzeugung, daß in Kreta die Un-
ruhen wieder anfangen würden; der gegenwärtige Zustand der Insel
könne nur als Anarchie bezeichnet werden.
Sei es wider Erwarten Rußland mit seinem Vorschlage ernst, so
glaubt Herr Za'imis, daß es denselben werde durchführen können. Er
würde sich im Interesse der Sache um so mehr darüber freuen, als er
diese Lösung für die einzige halte, die einigermaßen für die Aufrecht-
erhaltung von Ruhe und Ordnung in Kreta eine Gewähr biete. Er
habe Nachrichten, denen zufolge der russische Vorschlag von England,
Frankreich und Italien5 unterstützt werde. Von dem Sultan würde nach
seiner Ansicht ein ernstlicher Widerstand nicht zu erwarten sein; denn
er habe die Erfahrung gemacht, daß die Türkei sich wohl dem Willen
Rußlands oder Englands widersetze, wenn dieselben entgegengesetzte
Ansichten vertreten, sich aber immer füge, wenn von Rußland und
England gemeinschaftlich ein Verlangen an sie gestellt werde. Treffe
dieser Fall ein, so glaube er, daß auch von Seiten Deutschlands und
Österreichs keine unüberwindlichen Schwierigkeiten zu erwarten
seien 6. pp.
L. P 1 e s s e n
456
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Das ist der angebliche Enthusiasmus der Griechen für Georg
2 richtig
3 sehr gut gesagt! wörtlich dasselbe wie wir!
4 !
5 Ei! das ist ja sehr intressant
6 So richtig seine anfängliche Beurtheilung des Falles war, so unlogisch ist
hier die Schlußfolgerung.
Nr. 3263
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Entzifferung
Nr. 31 London, den 13. Januar 1898
In gestriger Unterhaltung berührte Lord Salisbury Kreta nur
flüchtig, indem er zunächst vertraulich bemerkte, daß die Kandidatur
des Prinzen Georg von Griechenland, welche übrigens infolge unseres
und des österreichischen Widerspruchs aufgegeben zu sein scheine,
vom Grafen Murawiew wohl deshalb aufgestellt worden sei, weil er
gehofft habe, sich dadurch wieder das Wohlwollen der Kaiserin-Mutter
von Rußland zu erwerben. Ich hatte dabei den Eindruck, daß Lord
Salisbury den Erfolg dieser Kandidatur gern gesehen hätte, daß ihm
aber auch der Woiwode Petrowitsch recht gewesen wäre. Er wird
jedoch seinerseits nichts tun, um die Zustimmung des Fürsten von
Montenegro zu erwirken, und meinte, daß England in Cetinje keinen
Einfluß habe. Schließlich ließ er die Bemerkung fallen, von irgend-
einer Seite sei der Gedanke angeregt worden, durch die kretensische
Nationalvertretung einen Kandidaten bezeichnen zu lassen, und dies
werde, wenn die Mächte sich über keine Persönlichkeit einigen könn-
ten, vielleicht der einzige Ausweg sein.
Als wir darauf Icamen, daß nach den Zeitungen Österreich Schiffe
aus Kreta zurückziehe, daß Italien es ebenfalls anscheinend müde sei,
für die Unterhaltung seiner Schiffe in Kreta große Summen auszu-
geben, warf der Minister plötzlich die Frage auf: Was wird man aber
sagen, wenn die Mächte sich allmählich alle zurückziehen und Eng-
land dann allein in Kreta übrigbleibt? Ich fühlte mich nicht
berufen, obgleich Lord Salisbury offenbar mit einer gewissen Span-
nung meine Antwort erwartete, hierüber eine Ansicht auszusprechen.
Als ich schließlich erwähnte, daß der Sultan auf unsern Rat die
Sendung von Truppen nach Kreta zum Ersatz ausgedienter Mann-
schaften vorläufig verschoben habe, und gleichzeitig die Bemerkung
fallen ließ, daß es auf die Dauer vielleicht unausführbar sein werde,
ausgediente Mannschaften dort festzuhalten, obgleich die türkischen
Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht entbehrt werden
457
könnten, erwiderte mir Lord Salisbury, daß er darin keine Schwierig-
keit erblicken könne. Die Admirale hätten erklärt, daß sie keine neuen
Truppensendungen zulassen würden. Wenn die ausgedienten Mann-
schaften zurückgezogen werden müßten oder allmählich dort aus-
stürben, so würde eben nur der durchaus nicht unerwünschte Fall ein-
treten, daß sich dann keinenfalls türkische Truppen mehr auf der
Insel befinden würden.
Hatzfeldt
Nr. 3264
Aufzeichnung des Vortragenden Rats im Auswärtigen Amt
von Holstein
Reinschrift
Berlin, den 15. Januar 1898
Ein Telegramm des Grafen Eulenburg vom 9. Februar v. Js. mel-
det, daß der türkische Botschafter den Grafen Goluchowski im Auf-
trag des Sultans bat, in Athen darauf hinzuwirken, daß Griechenland
seine Schiffe von Kreta zurückziehe. Graf Goluchowski antwortete,
„daß Österreich keine Veranlassung nehmen könne, Griechenland zu
hindern, bedrohte Landsleute zu schützen, um so mehr als König Georg
versichert habe, daß ihm jede feindliche Aktion gegen die Türkei
fernläge".
Als dies dem Grafen Osten-Sacken mitgeteilt wurde, erwiderte
derselbe lebhaft und gereizt, diese Antwort des Grafen Goluchowski
sei nur natürlich, denn in Petersburg wisse man durch Familien-
korrespondenzen ganz genau, daß der König Georg gerade bei
seinem letzten Besuche in Wien zum Vorgehen gegen Kreta ermutigt
worden sei.
Zu jener Zeit machte das Petersburger Kabinett eine national-
russische Politik, indem es einem allmählichen Anwachsen Griechen-
lands zum Kaisertum Byzanz entgegentrat, während bei der Haltung
des Grafen Goluchowski der schon früher von ihm geäußerte Ge-
danke zum Ausdruck kam, „daß Griechenland der einzige unter den
Balkanstaaten sei, zwischen welchem und Österreich keinerlei Inter-
essenkonflikt bestehe".
Seitdem hat sich die Lage trotz des ungünstigen Krieges zum
Vorteile Griechenlands insofern geändert, als heute Graf Murawiew
nicht Nationalpolitik, sondern Familienpolitik macht im Sinne der
Kaiserin-Mutter. Zwischen seinem neuen Programm und dem gleich-
gebliebenen Programm des Grafen Goluchowski besteht nur ein un-
bedeutender Unterschied hinsichtlich der Ausführung: Graf Murawiew
möchte die Angliederung Kretas an Griechenland in zwei Etappen er-
reichen, während eine Etappe dem Grafen Goluchowski genügt. Dieser
458
unbedeutende Unterschied ist sachlich ungenügend, um die hoch-
gradige Gereiztheit zu erklären, welche Graf Goluchowski dem Grafen
Eulenburg gegenüber zur Schau getragen hat. Es kann ja sein, daß
der österreichische Minister aus einem persönlichen Grunde gegen
seinen russischen Kollegen gereizt ist, weil dieser ihm sein Programm
eskamotiert habe. Näher aber liegt der Gedanke, daß jene Gereizt-
heit nur eine scheinbare war, darauf berechnet, uns die Tatsache zu
verschleiern, daß Graf Goluchowski mit der jetzt vertraulich hierher
übermittelten Anregung* einen großartigen, lange nicht dagewesenen
Erfolg für die österreichische Diplomatie und für sich persönlich er-
zielen will, und zwar auf Kosten der deutschen Politik und insbeson-
dere des Deutschen Kaisers.
Graf Goluchowski hat, wie es in dem Briefe** heißt, Kenntnis von
den innersten Ansichten und Gedanken des Grafen Kapnist und hat
„vielleicht" auch seine eigenen Ansichten diesem mitgeteilt. Wir wer-
den da also ohne weiteres annehmen können, daß der österreichische
Minister dem russischen Botschafter zu verstehen gegeben hat, er
werde jetzt versuchen, Berlin zugunsten Griechenlands umzustimmen.
Vom österreichischen Standpunkte aus liegt es nahe, daß Graf Golu-
chowski Vorsorge trifft, um uns die Möglichkeit zu nehmen, eher als
Österreich dem Zaren aus einer schwierigen Lage zu helfen. Wenn
wir morgen durch Fürst Radolin in Petersburg erklären lassen, daß
wir der Annexion Kretas an Griechenland in zwei Etappen oder einer
zustimmen, so wird Graf Goluchowski in der Lage sein, dem Grafen
Kapnist zu sagen: „Da sehen Sie das Ergebnis meiner Bemühun-
gen." Hiermit wird vor dem Petersburger Kabinett — und vor der diplo-
matischen Welt überhaupt, welcher es Graf Goluchowski nicht vor-
enthalten wird — der Beweis erbracht sein, daß in Berlin mehr zu
erreichen ist auf dem Umwege über Wien als direkt, daß die Schlüssel
von Berlin in Wien aufbewahrt werden. Nach dieser Leistung würde
Graf Goluchowski, wenigstens in seinen Augen, zum politischen Leiter
und Österreich-Ungarn zur Vormacht des Dreibundes aufrücken.
Dieser Erfolg wäre nur denkbar, wenn es gelänge, lange genug
zu verdecken, daß die deutsche politische Leitung und insbesondere
der Deutsche Kaiser die Kosten desselben tragen. Deutschland hat von
Anfang an bis heute unentwegt an dem Standpunkte festgehalten, daß
die Kandidatur des Prinzen Georg nur der Übergang zur Annexion,
und daß letztere der Ausgang allgemeingefährlicher Verwickelungen
sein würde. Der Kaiser hat diese Auffassung zu der seinigen gemacht
und dieselbe so offen und entschieden vertreten, daß in dem feindlichen
Teile der europäischen Presse, wo man keine sachlich berechtigten
Beweggründe gelten lassen wollte, [man] ihm persönliche Motive, nämlich
Haß gegen das griechische Königshaus unterschob. Unser allergnä-
* Vgl. das folgende Schriftstück.
** Ein Brief, wie ihn Holstein zitiert, liegt nicht bei den Akten.
459
digster Herr hat bis in die neueste Zeit hinein sich gegen die grie-
chische Kandidatur wie gegen die griechische Annexion stets mit der
gleichen Entschiedenheit ausgesprochen, d. h. er hat ebenso wie die
deutsche Diplomatie erklärt, daß Deutschland dafür eine Mitverant-
wortung nicht werde übernehmen können. Wenn er nun schließlich
aber doch, der Anleitung des Grafen Goluchowski folgend, die Annexion
Kretas an Griechenland fördern hilft, so bedarf es weiter keiner Aus-
führung, um darzutun, wie Triumph und Niederlage sich verteilen
werden.
Und weshalb sollten Deutschland und sein Kaiser diese Nieder-
lage auf sich nehmen, welche Beweggründe, sachliche oder per-
sönliche, würden sich für diesen Durchmarsch durchs kaudinische Joch
geltend machen lassen?
Als einziger sachlicher Beweggrund die unbewiesene und unbe-
weisbare Behauptung des Grafen Goluchowski, daß in einigen Jahren
die Annexron Kretas an Griechenland sich ohne Gefahr für den euro-
päischen Frieden werde bewerkstelligen lassen;
Als persönlicher Beweggrund die Rücksichtnahme auf sogenannte
Versprechungen des Zaren, die sich jedoch nach der in dem Briefe
wiedergegebenen eigenen Äußerung des Kronprinzen von Griechen-
land nicht weiter als bis zu der Zusicherung erstreckt haben, „nichts
gegen eine Annexion Kretas durch Griechenland einwenden zu wollen,
vielmehr die Sache eher zu fördern als ihr zu widerstreben''. Die Äuße-
rung des Zaren wird sich bei der Wiedergabe durch den griechischen
Kronprinzen keinenfalls zuungunsten Griechenlands verändert haben,
gleichwohl läßt sie aber in der uns vorliegenden Form noch erkennen,
daß es dem Zaren darauf ankam, nach längerer Quälerei einen unbe-
quemen Bittsteller endlich loszuwerden. Wirkliche Sympathie würde
selbst bei einem vorsichtigen Politiker einen anderen, wärmeren Aus-
druck gefunden haben.
An der Richtigkeit dieser Auffassung ändert es nichts, wenn der
König von Griechenland jetzt in groben Briefen oder Telegrammen
den Zaren an dessen vorgebliche „Verpflichtungen" erinnert. Wir
haben da den im Leben und auf der Bühne immer wiederkehrenden
Onkel panier perce, welcher ausfallend wird, wenn der Majoratsneffe
nicht mehr Schulden bezahlen will. Zeigt sich die Grobheit wirksam,
so wird sie fortgesetzt. Im Interesse des Neffen liegt es daher, daß
der chantage ohne sein direktes Zutun durch außerhalb stehende)
Freunde ein Ende gemacht werde. Wenn freilich die Freunde aus-
fallen oder versagen, wenn der Neffe zwischen einem unbequemen
Gutsagen oder einem direkten „Nein" mit obligatem großen Familien-
ärger zu wählen hat, wird er geneigt sein, dem näherliegenden Übel,
d. h. dem Ärger auszuweichen, selbst auf die Gefahr hin, daß dadurch
später sein Vermögen geschädigt werde.
In dieser Lage ist übrigens der Zar im Verlaufe der kretensischen
460
Wirren schon mehrfach gewesen. Die Familie hat schon öfter ge-
stürmt, bisher aber hat der Zar in der richtigen Erkenntnis, daß die
Familie auf der einen, der Friede auf der anderen Seite stehe, sich
die deutsche Unterstützung zunutze gemacht, um seiner Überzeugung
zu folgen und den europäischen Frieden dem Familienfrieden voran-
zustellen. Wenn der jetzige Ansturm zugunsten der Annexion eine
größere Heftigkeit und vielleicht auch Ausdauer zeigt als die früheren,
so ist der Grund vorwiegend in der gesteigerten Angst des Grafen
Murawiew und wahrscheinlich auch in einem heute noch nicht fest-
zustellenden Grade in dem Bestreben des Grafen Goluchowski zu
suchen, bei dieser Gelegenheit als politischer Lebensretter des Grafen
Murawiew die längst geträumte russisch-österreichische Annäherung
auf Kosten der politischen Stellung Deutschlands mit einem Schlage
zu erreichen.
Bei dieser Sachlage wird die deutsche politische Leitung zu er-
wägen haben, auf welche Weise sie unter möglichster Schonung der
russischen wie der österreichischen Empfindlichkeiten einer Konjunktur
am besten wird vorbeugen können, welche sich als ein Niedergang
des deutschen wie des deutsch-kaiserlichen Ansehens schon im voraus
charakterisieren läßt. W a s zu geschehen hat, scheint nicht zweifel-
haft: Deutschland verharrt einfach auf seinem alten Standpunkt, die
Mitverantwortung für eine Politik abzulehnen, welche nach unserer An-
sicht den europäischen Frieden gefährdet. Die Schwierigkeit aber liegt
in der Form, die wir unserem non possumus geben. Hierbei bietet die
in dem gestrigen langen Telegramm Marschalls wiedergegebene abso-
lute Weigerung des Sultans eine unvergleichliche Unterlage. Es kommt
darauf an, diese Unterlage nicht zu verlieren, d. h,. wir müssen ver-
hindern, daß der Sultan aus Mutlosigkeit nachgibt. Dazu wird es ge-
nügen, wenn Marschall beauftragt wird, dem Sultan zu sagen, daß er,
der Sultan, besser als wir in der Lage sein muß zu beurteilen, ob und
welche Gefahren ihm eventuell infolge der Kandidatur des Prinzen
Georg oder einer sich daran etwa schließenden Annexion Kretas an
Griechenland bevorstehen können, daß wir, eben weil uns die Lage
unklar ist, die Mitverantwortung für solche Folgen und deshalb auch
für einen Rat nicht übernehmen können.
Holstein
Nr. 3265
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Wien Grafen zu Eulenburg
Konzept
Nr. 44 Berlin, den 18. Januar 1898
Der österreichisch-ungarische Botschafter hat mir gestern eine Mit-
461
teilung seiner Regierung vorgelesen, deren Inhalt sich in folgendem
zusammenfassen läßt:
Graf Goluchowski besorgt, daß die kretensische Frage in einen
Zustand der Versumpfung zu geraten drohe, und daß Rußland, falls
die Kandidatur des Prinzen Georg scheitere, sich demonstrativ von den
kretensischen Dingen zurückziehen und zu verstehen geben werde,
daß es unter den Umständen nichts weiter gegen eine Annexions-
bewegung der Kretenser einzuwenden habe. Die Annexion aber würde
Graf Goluchowski heute als eine europäische Kriegsgefahr ansehen,
während man doch vielleicht hoffen könne, daß in einigen, vielleicht
vier bis fünf Jahren die Lage sich zum Besseren geändert haben und
die Annexion alsdann unbedenklich sein werde. Um über diesen schwie-
rigen Zeitabschnitt hinwegzukommen, schlägt Graf Goluchowski vor,
einen provisorischen Gouverneur durch eine kretensische National-
versammlung wählen zu lassen und ihm zwei adjoints an die Seite zu
setzen, von denen der eine durch den Sultan, der andere durch die
Botschafter in Konstantinopel ernannt werden würde. Graf Golu-
chowski betonte dabei mit einem Nachdruck, welcher von mir nicht
unbemerkt blieb, daß er zu der Wirksamkeit dieses Auskunftsmittels
kein besonderes Vertrauen hege, daß er es jedoch den Bedenken der
Lage gegenüber als seine Pflicht erachtet habe, eine Besprechung der-
selben mit der deutschen Regierung herbeizuführen. Den Gesamt-
eindruck des österreichischen Schriftstücks möchte ich dahin zusam-
menfassen, daß dasselbe eher eine Klarstellung als eine bestimmte
Anregung bezweckte.
Ich beeilte mich, dem Wunsche, welchen ich als den Grundgedanken
der österreichischen Mitteilung zu erkennen glaubte, zu entsprechen,
indem ich über die heutige unveränderte Stellung der deutschen Re-
gierung zur kretensischen Frage rückhaltlosen Aufschluß gab. Die
Regierung Seiner Majestät des Kaisers steht nach wie vor auf dem
Standpunkt, daß die Annexion Kretas an Griechenland bezw.
die Kandidatur des Prinzen Georg, welche man nur als ein Vorstadium
der Annexion betrachten kann, eine Erschütterung der Gemüter im
ganzen Balkangebiet herbeiführen würde, und daß die Balkanregierun-
gen vielleicht die Absicht, aber nicht die Kraft haben, eine solche
hochgradige Erregung einzudämmen. Die Kriegsgefahr, welche sich
aus dem durch eine Vergrößerung Griechenlands erweckten Neide
ergeben müßte, hat im Laufe der letzten zwölf Monate eher zu- als
abgenommen; die freie Zeit ist am ganzen Balkan zu Vorbereitungen
benutzt worden, auch hört man neuerdings zum erstenmal seit dem
Verschwinden des Prinzen Alexander von Battenberg wieder von der
Tätigkeit panslawistischer Agitatoren reden.
In der Überzeugung von der gegenwärtigen Gemeingefähr-
lichkeit einer Annexion Kretas sind wir zu meiner großen Freude mit
dem Grafen Goluchowski eines Sinnes. Aber auch hinsichtlich der
462
Zukunft trennt uns nur eine Nuance. Denn auch Graf Goluchowski
hegt keineswegs die Zuversicht, daß in fünf Jahren die Verhältnisse
günstig für eine friedliche Durchführung der Annexion liegen werden,
er glaubt nur, daß man den Versuch wagen und einen parlamentari-
schen Gouverneur nehmen sollte, welcher doch vielleicht im Vergleiche
mit der sonst zu befürchtenden Versumpfung das geringere Übel sein
würde.
Hier laufen die Ansichten scheinbar etwas auseinander, denn der
Regierung Seiner Majestät des Kaisers bieten sich leider bis heute
keine Anhaltspunkte, um die von ihr im vorigen Sommer geäußerte
pessimistische Auffassung von den Wirkungen einer Majoritätsherr-
schaft auf Kreta modifizieren zu können. Indem Graf Goluchowski vor-
schlug, dem von den Vertretern der Majorität gewählten Oberhaupte
zwei adjoints als Vertreter des Sultans und der Mächte beizugeben,
hat er, wie ich Herrn von Szögyeny sogleich gern zugegeben habe, das
denkbar Erreichbare in der Heranziehung praktischer Kautelen ge-
leistet, ohne jedoch — dies beweist mir der ganze Ton, den er
seiner schriftlichen Äußerung gegeben hat — selber im Zweifel zu
sein über das ungleiche Stärkeverhältnis, welches zwischen dem Gou-
verneur als dem ad hoc berufenen Vertreter der nationalen Leiden-
schaften einerseits und andererseits den Vertretern der Vergangenheit
und der Uneinigkeit bestehen würde. In Anbetracht dieses Mißver-
hältnisses zwischen Bewegungstrieb und Hemmvorrichtung glaube ich
nicht, daß die Einwirkung der adjoints den Gouverneur würde nötigen
können, die Erklärung der Annexion zu verzögern; vielmehr würde
diese Erklärung dadurch, daß sie im Beratungssaale der Nationalver-
sammlung erfolgte anstatt auf freiem Felde, nur um so mehr einen
autorisierten Charakter bekommen.
Im weiteren Verlaufe der Besprechung, bei welcher ich ebenso
wie vorher bei dem Anhören der österreichischen Mitteilung die Wahr-
nehmung zu machen glaubte, daß es weniger auf eine Verschiebung als
auf eine genaue Definierung unserer gegenwärtigen Stel-
lung zur kretensischen Frage und zu dem neuesten russi-
schen Vorschlage ankam, konnte ich darauf hinweisen, daß die deut-
sche Regierung seit Beginn der kretensischen Frage es an Beweisen ihrer
Objektivität und Sachlichkeit nicht hat fehlen lassen. So haben wir z. B.,
obschon unsere Beziehungen zu den einzelnen großen Kabinetten doch
hinsichtlich des Wärmegrades recht verschieden sind, gleichwohl seiner-
zeit rückhaltlos erklärt, wir würden es mit Freude begrüßen, wenn
irgendeine Großmacht, welche auch immer, die unglückliche Insel
zeitweilig unter ihre Obhut nehmen und sie den Bahnen der Zivili-
sation und der Ordnung zuführen wollte. Daß weder eine einzelne
Macht noch zwei Mächte zusammen sich für diese Aufgabe bereit-
finden ließen, hat die Regierung Seiner Majestät des Kaisers im all-
gemeinen Interesse aufrichtig bedauert, ohne jedoch etwas daran ändern
463
zu können. Denn jedes Insistieren unsererseits würde in noch ver-
stärktem Maße Anlaß zu den Verdächtigungen gegeben haben, welche
schon vorher der konsequenten und zielbewußten Haltung unseres
allergnädigsten Herrn rein persönliche Motive unterzuschieben ver-
sucht hatten. Deutschland fühlt sich im Mittelmeer weniger als an-
derswo berufen, Vorsehung zu spielen und die Verantwortung einer
leitenden Rolle zu übernehmen, namentlich dann, wenn der Erfolg
unsicher scheint. In gleicher Weise aber möchte es sich vor jener
anderen ebenso schwerwiegenden Verantwortung wahren, welche dann
erwächst, wenn man wider besseres Erkennen Gefolgschaft leistet
auf Wegen, die zum Unheil führen. Die Regierung Seiner Majestät
des Deutschen Kaisers wird also auch hinsichtlich der Kandidatur des
Prinzen Georg ihre bisherige Politik nicht ändern.
Hier warf Herr von Szögyeny die Frage ein, ob das Wiener Ka-
binett sich darauf verlassen könne, daß in der Tat die deutsche Politik
bei dieser Frage unverändert bleiben werde. Die Art, wie der Bot-
schafter diesem Gedanken Ausdruck gab, verwandelte eine Vermutung,
die ich schon vorher gehabt hatte, zur festen Überzeugung, daß näm-
lich Graf Goluchowski Klarheit darüber haben will, ob die ostasiati-
schen Vorgänge * eine Rückwirkung auf unsere Behandlung europä-
ischer Fragen geäußert haben. Ich kann dem Grafen die Versicherung
geben, daß dies nicht der Fall ist. Ich würde die freien, freundschaft-
lichen Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg für unsicherer
halten, als sie in Wirklichkeit sind, wenn ich glauben müßte, daß sie
in ihrem Bestände abhängig wären von einem sacrificium intellectus
des einen oder des anderen Teils. Die Sicherheit dieser Beziehungen
sehe ich im Gegenteil darin, daß sie fortdauern können, ohne daß
einer der beiden Beteiligten die Aufgabe aus den Augen verliert, das-
jenige zu tun, was im eigenen Interesse das Richtige ist. Zu den
eigensten Interessen Deutschlands aber rechne ich in erster Reihe die
breiteste Erfüllung unserer Bundespflichten gegen Österreich-Ungarn.
Und zu dieser würde es gehören, daß wir von einer etwaigen Änderung
unserer Politik in der kretensischen Frage das Wiener Kabinett so
früh in Kenntnis setzen, daß dasselbe ohne Anstrengung mit uns
gleichen Schritt halten und niemals auch nur eine Minute das Gefühl
des Zurückbleibens haben kann. Deutschland und Österreich aber,
gleichen Schrittes nebeneinandergehend, können mit Ruhe und Be-
dächtigkeit allem entgegensehen, was das Schicksal an sie heranbringt.
Ew. wollen bei Mitteilung des Vorstehenden dem Grafen Golu-
chowski sagen, daß diese von ihm herbeigeführte Aussprache mir eine
wahre Befriedigung gewährt.
Bülow
• Siehe Bd. XIV, Kap. XC.
464
Nr. 3266
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr- 11 Pera, den 16. Januar 1898
In dem Berichte des Kaiserlichen Botschafters in St. Petersburg
vom 28. v. Mts.* ist mir die Äußerung des Grafen Murawiew aufge-
fallen: „Die Proposition des Prinzen Georg von Griechenland, die ihm
an sich nicht recht sympathisch sei, wäre von den Botschaftern in
Konstantinopel ausgemacht worden". Diese Behauptung ist ja in
dieser Form nicht zutreffend; würde aber der Minister sie dahin modi-
fizieren, daß jene Kandidatur hier in Konstantinopel von Herrn von
Jadowski im Einverständnis mit dem Prinzen Mavrocordato lanciert,
von Herrn de la Bouliniere gebilligt, von Herrn Pansa jedenfalls nicht
gemißbilligt worden sei, so könnte ich aus meinen persönlichen Ein-
drücken kaum einen erheblichen Widerspruch dagegen erheben.
Wie Herr von Jadowski, der nunmehrige russische Gesandte in
Belgrad, sich in erster Reihe die Vertretung griechischer Interessen
angelegen sein ließ und dabei stets gleichen Schritt mit dem griechi-
schen Gesandten und dem französischen Geschäftsträger zu halten be-
strebt war, habe ich bereits in früheren Berichten dargelegt. Dabei
muß ich freilich bekennen, daß ich den genannten Herrn anfangs
einigermaßen unterschätzt habe. Nicht als ob ich jetzt von seiner
geistigen Befähigung, seinem Bildungsgrade und diplomatischen Ge-
schick eine günstigere Idee hätte. Das ist in keiner Weise der Fall.
Aber Herr von Jadowski gehört zweifellos zu jenen russischen Diplo-
maten, welche durch Beziehungen in Petersburg und vielleicht auch
anderwärts einen Einfluß besitzen, den selbst der leitende Minister
zu respektieren hat. Und er war so sicher, durch die Nominierung des
Prinzen Georg die Gunst hoher Persönlichkeiten zu gewinnen, daß
er dessen Kandidatur betreiben konnte, obgleich sie seinem Chef
„nicht recht sympathisch" war. Die Tatsache, daß die englische Presse
die Nachricht von jener Kandidatur zuerst aus Konstantinopel empfing,
bestätigt meine Kombination, nicht minder der Umstand, daß Herr
von Jadowski einem meiner Kollegen, der ihn nach der Stellung des
Sultans zu jenem Vorschlag frug, wörtlich erwiderte: „Le Sultan
acceptera tout". Herr de la Bouliniere, für den jedes Wort Jadowskis
eine Art Offenbarung ist, hat dies zweifellos nach Paris telegraphiert
und damit Herrn Hanotaux Gelegenheit zu der Behauptung gegeben,
• Siehe Nr. 3256.
30 Die Große Politik. 12. Bd. 465
daß Rußland bereits die Genehmigung des Sultans zu jener Kandidatur
in der Tasche habe. Ich erinnere mich endlich des Schicksals, welches
der griechische Antrag auf Verlängerung der Ratifikationsfrist des
Friedensvertrages hier erfuhr. Herr von Jadowski hat ihn aufs äußerste
bekämpft, Prinz Mavrocordato in einer Weise vertreten, daß die Pforte
gezwungen war, ihn abzulehnen. Die Annahme jenes Antrags würde
ja Herrn von Jadowskis Schlußeffekt verdorben haben, den er seiner
hiesigen Tätigkeit zu geben gedachte; man konnte doch die Preisgabe
eines dem Sieger gehörigen Gebietsteils an den Besiegten nicht wohl
in Vorschlag bringen, bevor der Friedensvertrag perfekt war. Nach
Verlauf der verlängerten Ratifikationsfrist wäre aber Herr von Jadowski
längst seiner hiesigen Wirksamkeit entzogen gewesen.
Neuerdings taucht die Kandidatur des Herrn Numa Droz wieder
auf. Herr Pansa hat ein Telegramm aus Kreta — wahrscheinlich von
Herrn Canevaro — erhalten, die Nationalversammlung beabsichtige,
den genannten Herrn zum Gouverneur zu ernennen.
Marsch all
Nr. 3267
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Konzept
Nr. 59 Berlin, den 17. Januar 1898
Geheini
Ew. pp. Mitteilung*, daß Lord Salisbury plötzlich die Frage auf-
warf, „was man sagen würde, wenn England schließlich allein in Kreta
übrigbliebe", scheint mir ernstester Erwägung wert zu sein.
Der Gedanke einer Festsetzung Englands auf Kreta ist im Laufe
der kretensischen Wirren schon wiederholt zum Ausdruck gekommen,
teils als russische Befürchtung, teils als gleichgültig hingeworfene Be-
merkung Lord Salisburys. In jenen früheren Phasen der kretensischen
Angelegenheit** konnte man an die Möglichkeit glauben, daß Lord
Salisbury die Russen durch die Aussicht auf eine englische Okkupation
Kretas oder wenigstens eines wichtigen Hafens der Insel ängstigen
wollte, um das Petersburger Kabinett für den Gedanken einer allmäh-
lichen Angliederung Kretas an Griechenland fügsam zu machen. Dieser
Interpretation ist heute, wo Graf Murawiew den russischen Familien-
interessen entsprechend griechische Politik macht, der Boden entzogen.
Wenn also Lord Salisbury gerade jetzt, wo die griechische Kandidatur im
Zenit steht, das Alleinbleiben Englands auf Kreta plötzlich zur Sprache
• Vgl. Nr. 3263.
•* Vgl. Kap. LXXVII und LXXX.
466
bringt und die Antwort, wie Ew. pp. mit geübtem Auge erkannt
haben, mit Spannung erwartet, so dürfen wir danach mit der Wahr-
scheinlichkeit rechnen, daß Kreta in den Gedanken Lord Salisburys
den Gegenstand direkter englischer Aspirationen bildet. Auch die
„Spannung" des englischen Ministers wird dann erklärlich, denn in
dieser wie den meisten Fragen, welche die europäische Welt bewegen,
würde Deutschlands Haltung voraussichtlich das entscheidende
Moment sein.
Selbstredend kann für uns nicht die Frage in Betracht kommen,
mit dem Londoner Kabinett etwa eine Abmachung über Kreta zu
treffen, da das bloße Durchsickern der Tatsache, daß eine solche Ab-
machung besteht, oder auch nur, daß deswegen verhandelt wird, schon
genügen würde, um unsere Beziehungen zum Petersburger Kabinett
ernstlich zu kompromittieren.
Hingegen kann niemand etwas darin finden, wenn Ew. pp. mit
Bezug auf die neuerliche Äußerung von Lord Salisbury ihm im Auf-
trag Ihrer Regierung offen und einfach ungefähr folgendes sagen:
„Für Deutschland, welches keine territorialen Interessen im Mittelmeer
hat, ist Kreta keine Territorialfrage, sondern eine Friedensfrage. Wir
wollen, soviel an uns liegt, zur Erhaltung des Weltfriedens beitragen.
Die Hereinziehung Kretas in die griechische Einflußsphäre, sei es durch
Annexion, sei es durch die Kandidatur des Prinzen Georg, welch letztere
wir als die Einleitung der Annexion betrachten, würde bei der heutigen
Stimmung der übrigen Balkanstämme gleichbedeutend sein mit dem
Anfachen eines Balkanbrandes, dessen Ausdehnung niemand vorher-
sehen, niemand im voraus umschreiben kann. Man weiß, wo ein Krieg
anfängt, aber man weiß nie, wo er aufhört. Deshalb, weil wir das Her-
anschieben Kretas an Griechenland als gemeingefährlich betrachten,
würden wir es als förderlich für die Sicherung des europäischen Friedens
ansehen, wenn irgendeine Großmacht, gleichviel welche, Kreta — sagen
wir zeitweilig — unter ihre Obhut nehmen und in die Bahn der Ordnung
und der Zivilisation lenken wollte. Wir haben diesen Gedanken schon
früher ausgesprochen und bedauern im Interesse des europäischen
Friedens, daß er bisher bei den Mittelmeermächten anscheinend keinen
Boden gefunden hat. Denn der europäische Friede läuft bei der Ver-
wirklichung dieses Gedankens keinerlei Gefahr, weder von Seiten der
Balkanvölker, denen jeder Vorwand zum Kriege genommen wird, wenn
Griechenland leer ausgeht, noch von einer der europäischen Mächte,
deren schon jetzt vorhandene friedliche Tendenzen
noch stärker hervortreten werden, sobald sie sich
überzeugen, daß auch Deutschland aus der Be-
obachterrolle bei diesem Anlaß nicht herauszutreten
beabsichtigt. Die deutsche Regierung sieht keine Bedenken da-
gegen, die Art, wie sie die kretensische Frage und deren Lösung be-
trachtet, offen auszusprechen; irgendeine Lösung jedoch direkt zu be-
30* 467
fürworten, würde nicht im Einklang mit dem bisher von uns fest-
gehaltenen Grundsatze stehen, in Mittelmeerfragen keine leitende Rolle
zu übernehmen."
Indem ich Ew. pp. ermächtige, das Vorstehende ganz oder teil-
weise je nach Ihrem Ermessen zum Gegenstande einer Besprechung
mit Lord Salisbury zu machen, bin ich mir der Schwierigkeit der Aus-
führung völlig bewußt. Ein Auftrag dieser Art kann nur einem, Staats-
manne erteilt werden, welcher das unbeschränkte Vertrauen besitzt,
welches Ew. pp. sich bei Seiner Majestät dem Kaiser und bei Seiner
Majestät Regierung erworben haben. Wie gesagt, ist es Ew. pp. an-
heimgestellt, ob und in welchem Umfange Sie diesen Auftrag er-
ledigen wollen. Zu einer vollständigen Erledigung würde ge-
hören, daß Ew. pp. dem englischen Minister die Überzeugung bei-
bringen,
1. daß man Deutschland positive Vorschläge oder die Befürwor-
tung von Vorschlägen in Mittelmeerfragen ebensowenig zumuten kann,
wie man England einen Allianzvertrag zumuten würde. Es paßt dies
eben nicht in den Rahmen der deutschen bezw. englischen Politik —
2. daß Deutschland aber keinen Finger und keine Feder rühren
wird, um zu hindern, daß Kreta, da die europäische Gesamtvormund-
schaft sich nicht zu bewähren scheint, ganz oder teilweise unter die
Vormundschaft einer einzelnen europäischen Macht kommt —
3. daß, wenn Deutschland jene Maßnahme nicht hindert, niemand
sie hindern, dieselbe vielmehr friedlich sich vollziehen wird. In diesem
Punkte, falls die Erörterung so weit gelangt, werden Ew. pp. dem Ver-
dacht des englischen Ministers zu begegnen haben, daß wir England
mit Rußland und Frankreich in einen Krieg bringen wollen. Diese
Absicht haben wir nicht, sind vielmehr fest überzeugt, daß die Fest-
setzung Englands auf Kreta, sei es auf der ganzen Insel, sei es in der
Sudabai, sich unter den gegebenen Umständen friedlich vollziehen
würde, da Frankreich sich niemals bei einem Kriege gegen England
beteiligen wird, solange Deutschland beobachtend in der Reserve
bleibt. Es ist eine Konjektur, aber keine fernliegende, wenn man an-
nimmt, daß Frankreich, vor die Wahl gestellt, England zu bekriegen
oder sich mit England abzufinden, das letztere wählen wird. Als
Abfindungsobjekt wäre im Mittelmeer Syrien denkbar. Frankreich
würde auf Syrien eingehen, wenn es die Überzeugung gewönne, daß
an der Straße von Gibraltar nichts ohne Krieg mit England zu er-
werben ist. Euer pp. werden Syrien keinenfalls nennen dürfen, Lord
Salisbury wird aber von selber darauf kommen, wenn Euer pp. ihm
sagen, daß die Interessen des uns und England gleich befreundeten
Italiens keinenfalls beeinträchtigt werden dürfen. Durch diese Ein-
schränkung wird Tripolis dem Bereiche einer englisch-französischen
Kompensationsverhandlung entrückt, worauf wir besonderes Gewicht
legen müssen, solange wir die Fortdauer des Dreibundes wünschen,
468
dessen Aufrechterhaltung für absehbare Zeit unserm Vorteile ent-
spricht. Da man andererseits sicher sein kann, daß Lord Salisbury die
eigenen englischen Interessen an der Straße von Gibraltar nicht außer
acht lassen wird, so bleibt dann für die Entschädigung Frankreichs
wenigstens im Mittelmeer kaum etwas anderes als Syrien übrig, wir
brauchen also nicht das Odium dieses Vorschlages auf uns zu nehmen.
Falls dank der Neutralität Deutschlands die Engländer sich wirk-
lich dauernd in Kreta festsetzen könnten, so wäre dadurch nicht nur
Englands Machtstellung im Mittelmeer verstärkt, sondern auch sein
Ansehen in der ganzen Welt bedeutend vergrößert. Deutschland aber
würde seinen Zweck, die kretische Frage ohne Krieg lösen zu lassen,
gegen mancherlei Widerstand durchgesetzt haben.
Euer pp. bitte ich aber noch einmal, bei der Besprechung dem
englischen Minister keinen Zweifel darüber zu lassen, daß, abgesehen
von der ungeheuren Unterstützung, welche die Neutralität Deutsch-
lands — die für diesen Fall als völlig gesichert hinzustellen ist — der-
jenigen Großmacht gewähren würde, welche zum Zweck einer Wieder-
herstellung von Ordnung und Frieden die Insel Kreta okkupierte, keinerlei
sonstige Förderung, diplomatische Befürwortung oder dergleichen von
uns zu erwarten ist. Wir bleiben damit nur konsequent bei dem Grund-
satze, der uns während der ganzen Dauer der kretensischen Krisis
verhindert hat, eine Initiative zu übernehmen, z. B. einen geeigneten
Kandidaten für den kretensischen Gouverneurposten vorzuschlagen.
Euer pp. Rückäußerung sehe ich mit lebhaftem Interesse entgegen.
Bülow
Nr. 3268
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 13 Pera, den 18. Januar 1898
In den Kreisen meiner Kollegen wird begreiflicherweise in diesem
Augenblick kein Thema mit größerem Eifer erörtert als die russische
Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland. Im Vordergrund des
Interesses steht die Frage, ob die russischen Bestrebungen, den Sultan
zur Genehmigung dieses Vorschlags oder gar zu einer eigenen Initia-
tive in der Sache zu bewegen, von Erfolg sein werden oder nicht.
Bei diesen privaten Besprechungen pflege ich eine gewisse Zurück-
haltung zu beobachten und mich bei Äußerung von Zweifeln und Be-
denken in Ton und Inhalt auf gleicher Linie mit meinen Kollegen zu
bewegen. Ich will nicht ohne Not hier den Anschein erwecken, als
ob der russische Botschafter und ich in dieser Frage die direkten
Antipoden seien.
469
Zweifel und Bedenken gegen die Kandidatur des griechischen
Prinzen hegen selbst diejenigen meiner Kollegen, welche im Herzen
gut griechisch und antitürkisch gesinnt sind. Allgemein wird der Ein-
wand als berechtigt und unwiderleglich angesehen, daß der russische
Vorschlag zu spät und zu früh kommt. Wenn für die Mächte die
Herrschaft eines griechischen Prinzen über Kreta eine mögliche und
zulässige Lösung war, so wird alle Welt fragen: Warum habt Ihr dies
nicht gleich, d. h. vor einem Jahre, gesagt1, als der kretische Aufstand
ausbrach? Warum habt Ihr Griechenland diplomatisch und militärisch
bedroht, die Flotte des Prinzen Georg aus den kretischen Gewässern
vertrieben, einen griechisch-türkischen Krieg zugelassen, der eine blü-
hende Provinz verwüstete und einen Zustand schaffen half, der sich
von dem früheren nur dadurch unterscheidet, daß zu dem gegenseitigen
Totschlagen noch die Hungersnot getreten ist? Wie immer man die
Antwort auf diese Frage gestalten mag, wird die Zulassung der Kan-
didatur des Prinzen Georg für die Mächte ein Geständnis der eigenen
Unfähigkeit bedeuten, dem Herrn Delyannis* aber mit seinem Anhang
der Ethniki Hetairia, die schon vor einem Jahre jene Lösung der kre-
tischen Frage betrieben haben, den Ruhm wahrer und weitblickender
Staatsmänner eintragen.
Die Kandidatur des Prinzen Georg kommt aber insofern zu
früh, als man doch mindestens die Ausführung des Friedensvertrages
hätte abwarten sollen. Die Zumutung, daß ein Monarch in einem
Augenblick, wo seine siegreichen Truppen noch im Felde stehen und
noch kein Pfennig der Kriegsentschädigung bezahlt ist, den Sieges-
preis, um den man gekämpft, ohne Gegenleistung dem Besiegten über-
lassen soll, ist an sich so ungewöhnlich, daß man sie nach allgemein
menschlichen Grundsätzen als indiskutabel bezeichnen sollte.
Trotzdem sind einige meiner Kollegen der Ansicht, daß der Sultan
dem Drängen Rußlands schließlich nachgeben werde. Sie berufen
sich dafür auf die Erfahrung, daß in der Türkei alles möglich und das
Unmögliche sogar das Wahrscheinliche sei2. Ohne die Richtigkeit
dieses Erfahrungssatzes im allgemeinen bestreiten zu wollen, behaupte
ich, daß er in diesem Falle nicht zutrifft. Der Sultan wird, wenn er
nicht direkt mit Gewalt bedroht wird, nie eine Konzession machen,
welche sein Ansehen als Kalif schädigt, ja vernichtet3. Und diese
Folge würde unfehlbar eintreten, wenn er Kreta und dessen musel-
manische Bevölkerung an Griechenland preisgibt nach einem sieg-
reichen Kriege, der das Selbstbewußtsein der ganzen muhamedani-
schen Welt außerordentlich gehoben hat . — Mit Drängen auf Zahlung
der alten Kriegsentschädigung und ähnlichen Trakasserien wird Ruß-
land das gewünschte Ziel nicht erreichen, und daß es schärfere Mittel
* Führer der Opposition in der griechischen Kammer.
470
anwenden sollte, um den Widerstand des Sultans zu brechen, scheint
mir bei der heutigen politischen Gesamtlage sehr wenig wahrscheinlich.
Das sicherste Mittel, um die Gefahren wenigstens vorläufig zu
beseitigen, die noch immer aus der kretischen Frage erwachsen können,
wäre freilich, wenn es endlich gelänge, einen für alle Mächte annehm-
baren Kandidaten zu finden. Meine Berichterstattung würde lücken-
haft sein, wollte ich nicht erwähnen, daß der hiesige Klatsch seit
einigen Tagen den General von Höbe* als einen ernstlichen Bewerber
um den Gouverneurposten für Kreta bezeichnet.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Ja
2 solange die Würde des Thrones und des Landes es verträgt
3 richtig
Nr. 3269
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 15 London, den 19. Januar 1898
Geheim
Vorläufige Antwort auf Erlaß Nr. 59**.
Aus heutiger vertraulicher Unterhaltung, in welcher auch Kreta
eingehend besprochen wurde, hatte ich den Eindruck, daß Lord Salis-
bury vorläufig wenigstens nicht den Mut haben würde, die Insel ganz
oder teilweise in irgendeiner Form für England zu beanspruchen. Im
Vertrauen sagte er mir, er habe seinerzeit dem französischen Bot-
schafter gegenüber wiederholt den Gedanken angeregt, daß Frankreich
die Insel nehmen, oder daß dieselbe zwischen Frankreich und England
gleichmäßig geteilt werden könnte. Baron de Courcel habe aber beides
für Frankreich abgelehnt, und England könne ebensowenig daran
denken, die Insel ganz oder teilweise zu nehmen.
Dieser Haltung des Premierministers gegenüber habe ich ver-
mieden, irgendeinen Auftrag erkennen zu lassen, und mich auf aka-
demische Besprechung der kretensischen Frage beschränkt, indem ich
die Gründe für unsere bisherige Politik in der Frage rekapitulierte,
auf die in der Kandidatur des Prinzen Georg liegende Gefahr für
den Frieden im Orient hinwies und hieran die Bemerkung knüpfte,
daß uns nach meiner persönlichen Überzeugung alles recht sein könne,
was von den Mächten oder von einer einzelnen Macht unternommen
* General von Höbe Pascha, preußischer Offizier in türkischen Diensten.
** Siehe Nr. 3267.
471
würde, um dem jetzigen bedenklichen Zustand der Unsicherheit im
wohlverstandenen Interesse des Friedens ein Ende zu machen.
Der Premier sagte mir schließlich, er sei durch die Stim-
mung in England genötigt, für die Kandidatur des Prinzen Georg
Partei zu ergreifen, glaube auch nicht, daß derselbe daran denken
würde, die Insel an Griechenland abzutreten. Außerdem sei es hohe
Zeit, daß diese unerquickliche Frage endlich zu einem Abschluß komme.
Hatzfeldt
Nr. 3270
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 25 Berlin, den 20. Januar 1898
Geheim
Antwort auf Telegramm 15*.
Einverstanden, daß Ew. keinen Auftrag erkennen ließen und auch
nicht weiter insistierten. Immerhin bleibt das Ergebnis der Unter-
redung beachtenswert. Dies ängstliche Bestreben Lord Salisburys,
die Fühlung mit Frankreich nicht zu verlieren, kontrastiert mit der
drohenden, vorwiegend gegen Rußland gerichteten Sprache der letzten
Ministertoaste. Vielleicht waren diese auf die Nervosität des Grafen
Murawiew berechnet.
Was die Kandidatur des Prinzen Georg anlangt, so wird Deutsch-
land, wie ich zunächst zu Ew. persönlicher Orientierung bemerke, sich
auf die Zuschauerrolle zurückziehen, falls andre Mächte Entschließun-
gen fassen, welche ohne Vergewaltigung des Sultans und ohne Kriegs-
gefahr nicht durchzuführen sind.
Bülow
Nr. 3271
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 52 London, den 20. Januar 1898
pp. Mr. Chamberlain äußerte über die kretensische Frage**.
„Bei allen unseren Verhandlungen mit der Türkei haben wir uns
zur Richtschnur genommen, das europäische Konzert aufrechtzuerhal-
* Siehe Nr. 3269.
" In einer Rede zu Liverpool am 19. Januar; vgl. Schultheß' Europäischer
Geschichtskalender, Jahrgang 1898, Nr. 250.
472
ten . . . Wir haben die europäischen Großmächte dazu gebracht, die
Autonomie von Kreta anzunehmen, und mit Hülfe der Großmächte
haben wir die Zersplitterung von Griechenland verhindert, welche
außerdem die Folge des unsinnigen Krieges gewesen wäre, zu wel-
chem dieses Land verleitet worden ist . . . Ich gebe aber gerne zu,
daß dies nicht genug ist. Ich gebe denjenigen recht, welche behaup-
ten, daß dieses große internationale Tribunal unfähig ist, Frieden und
Ordnung in Kreta herzustellen und eine gerechte und geordnete Re-
gierung für die Armenier einzurichten. Die sämtlichen europäischen
Mächte haben sich diskreditiert, aber es ist dies nicht die Schuld un-
seres Landes oder unserer Regierung1. Es ist wohl bekannt, von wo-
her die Hauptschwierigkeiten gekommen sind. Ich gehe aber noch
weiter und sage, daß viele Leute zu der Überzeugung kommen mußten,
daß der gegenwärtige Zustand unerträglich ist und nicht ins Un-
endliche fortdauern kann. Es ist allgemein bekannt, daß eine gewisse
Gefahr damit verbunden ist, einen anderen Kurs einzuschlagen. Aber
es kann kommen — ich hoffe nicht, daß es dazu kommt — daß wir
unsere Rechte und unsere Aktionsfreiheit in Anspruch nehmen müssen
und für uns allein vorgehen (take isolated action) 2. Man wird zugeben,
daß jede Regierung einen solchen Entschluß nur dann fassen dürfte,
wenn alle anderen Möglichkeiten vorher erschöpft sind." pp.
P. Hatzfeldt
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.
i Hypokrit!
2 Jawohl Suda bay!
Nr. 3272
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 28 Pera, den 23. Januar 1898
Sir Ph. Currie hat vor zwei Tagen den Auftrag erhalten, die Ab-
haltung einer Botschafterkonferenz anzuregen, um darin die sämtlichen
bisher aufgestellten Kandidaten für Kreta einer nochmaligen Be-
sprechung zu unterziehen. Nachdem Freiherr von Calice ihm erklärt
hatte, daß er zwar an sich keinen Anlaß finde, eine solche Konferenz
einzuberufen, jedoch dazu bereit sei, wenn die übrigen Botschafter
übereinstimmten, hat sich Sir Ph. Currie an Herrn Cambon gewandt,
der seine Teilnahme in Aussicht stellte, und dann an Herrn Sinowiew,
der ihm sagte, daß er ohne Instruktion seinen Wünschen nicht ent-
sprechen könne, aber bereit sei, in Petersburg anzufragen.
473
Heute früh hat Herr Sinowiew Sir Ph. Currie mitgeteilt, er sei
außerstande, an der angeregten Botschafterkonferenz teilzunehmen;
seine Regierung erachte nach wie vor den Prinzen Georg von Griechen-
land für die geeignetste Persönlichkeit für den Gouverneurposten in
Kreta und halte dessen Ernennung für die einzige mögliche Lösung
der kretensischen Frage; falls die Mächte diese Auffassung bei dem
Sultan nicht unterstützten, so bleibe der russischen Regierung nichts
übrig, als den Ereignissen ihren Lauf zu lassen und die Verantwortlich-
keit für den weiteren Gang der Dinge abzulehnen l,
Marschall
Randbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
1 Das können wir auch ebenso den Russen sagen wenn sie auf Georg bestehen
Nf. 3273
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 30 Pera, den 26. Januar 1898
Sir Ph. Currie hat gestern dem russischen Botschafter mitgeteilt,
er sei beauftragt, die Kandidatur des Prinzen Georg von Griechen-
land zu unterstützen.
Durch diese Tatsache sowie durch Gerüchte, daß der Prinz dem-
nächst in Kreta landen werde, ist der Sultan beunruhigt und ließ mich
heute gleich fragen, ob ich ihm etwas über die Haltung der Kaiser-
lichen Regierung bezüglich jener Kandidatur mitteilen könne? Ich
ließ Seiner Majestät sagen, daß die Kaiserliche Regierung in der
kretensischen Frage fortfahre, die Politik zu verfolgen, die sie von
Anfang an im Interesse des Friedens eingehalten habe.
Es ist klar, daß England nunmehr die Kandidatur des Prinzen
Georg vor die Botschafterkonferenz bringen will, um die Kontinental-
mächte zu trennen1: vielleicht überzeugt man sich jetzt in St. Peters-
burg, daß man mit der Aufstellung jener Kandidatur vornehmlich eng-
lische Politik getrieben hat2.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.
i Richtig
2 ja
Schlußbemerkung des Kaiser
Es bleibt bei meiner Instruktion
474
Nr. 3274
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm. Konzept *
Nr. 32 Berlin, den 31. Januar 1898
Für Deutschland, welches keinen Giebel nach dem Mittelmeer hin-
aus hat, ist die kretensische Frage keine territoriale, sondern lediglich
eine Friedensfrage. Wir haben deshalb keine Kandidaten für den
Gouverneurposten vorgeschlagen, sondern haben nacheinander den
Kandidaturen des Obersten Schaeffer und des Woiwoden Petrowitsch
zugestimmt. Beide waren hier unbekannt, blieben jedoch in dem Rah-
men, innerhalb dessen nach diesseitiger Ansicht das zukünftige Ober-
haupt der Insel gesucht werden sollte, denn sie waren weder Griechen
noch Zivilisten. Die jetzt zur Beratung stehende Kandidatur eines
griechischen Prinzen bedeutet eine öffentliche Demütigung nicht nur
des Sultans, sondern des ganzen Islam. Man würde daher wegen der
sich daraus für die Türkei und den Sultan persönlich ergebenden Ge-
fahren auf die gutwillige Zustimmung dieses letzteren nicht rechnen
können. Der Gedanke der Einschüchterung des Sultans durch das Ein-
laufen europäischer Seestreitkräfte in die Meerengen würde dann also
von neuem erwogen werden müssen, würde aber, wie wir schon jetzt
zu wissen glauben, ebensowenig wie seinerzeit bei der armenischen
Frage zur Durchführung gelangen. Die Regierung Seiner Majestät des
Kaisers ist nicht in der Lage, sich an einer Aufgabe zu beteiligen, die
sich, wenn überhaupt, nur durch Anwendung oder Androhung von Ge-
walt zu Ende führen läßt, und die überdies gerade dann, wenn sie wider
Erwarten wirklich zu dem erstrebten Ende geführt wäre, den Ausgangs-
punkt neuer und sehr bedenklicher Verwickelungen bilden müßte, bei
welchen die verminderte Autorität des Sultans, die Empörung der Mo-
hammedaner und die gesteigerte Raublust der übrigen Balkanstämme,
jedes zu seinem Teile, auf ein höchst unerfreuliches Endergebnis hin-
wirken würden.
Ew. stelle ich anheim, das Vorstehende in der Ihnen geeignet
scheinenden Weise zu verwerten. Vertraulich bemerke ich dazu noch
für Ew. pp. persönlich, daß dieser Standpunkt den Anschauungen Seiner
Majestät des Kaisers durchweg entspricht, allerhöchstwelcher auch ins-
besondere meine Ew. pp. bereits bekannte Auffassung teilt, daß Deutsch-
land am besten fährt, wenn es bei Mittelmeerverwickelungen, namentlich
solchen, die ohne unser Zutun und sogar gegen unsern ehrlichen Rat
hervorgerufen werden, Zuschauer bleibt und dann lediglich auf seine
eigenen Interessen Bedacht nimmt. Bülow
* Ein wesentlich gleiches Telegramm ging an den Botschafter in Rom (Nr. 21).
475
Nr. 3275
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in London Grafen von Hatzfeldt
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schvvarzenstein
Nr. 37 Berlin, den 2. Februar 1898
Ganz geheim
Selbst entziffern. Zu Ew. pp. persönlicher Orientierung-.
Am Schlüsse einer längeren Unterredung über Kreta ließ Seine
Majestät gestern gegenüber dem englischen Botschafter die Bemerkung
fallen, daß es allerhöchstihm gleichgültig sei, was aus Kreta werde.
Als der Botschafter darauf entgegnete: „So, ist das Euerer Majestät
wirklich gleich?", erwiderte der Kaiser: „Ja, ich mache mir nichts
daraus, if your fellows take the Sudabav".
Bülow
Nr. 3276
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 32 London, den 2. Februar 1898
Vorläufige Antwort auf Telegramm Nr. 32*.
Aus früheren gelegentlichen Äußerungen des Premierministers habe
ich den Eindruck, daß er die Kandidatur des Prinzen Georg unter allen
Umständen fördern wird, nicht weil sie ihm besonders sympathisch ist,
sondern weil er fest überzeugt ist, daß das englische Kabinett mit
Rücksicht auf die hiesige öffentliche Meinung nicht anders handeln
kann1. Die Gefahren, die aus einer Demütigung des Sultans und aus
der gesteigerten Raublust der Balkanstaaten für den Frieden hervor-
gehen können, sieht Lord Salisbury ebenfalls, sie kommen aber für
die englische Regierung erst in zweiter Linie in Betracht2. Außerdem
glaubt der Premierminister noch an die Möglichkeit, daß Österreich
und Rußland nach wie vor mit Erfolg bemüht sein werden, Serbien
und Bulgarien im Zaume zu halten 3.
Ganz vertraulich bemerke ich, daß es mir zum mindesten zweifel-
haft erscheint, ob der Ausbruch von Verwickelungen im Orient dem
englischen Kabinett besonders unerwünscht wäre4. Eine Demütigung
des Sultans oder sogar die Absetzung desselben wäre eine nachträg-
liche Satisfaktion für die von England in der armenischen Frage er-
littene Niederlage. Der Ausbruch von Verwickelungen zwischen Öster-
• Siehe Nr. 3274.
476
reich und Rußland würde England die nach hiesiger Auffassung vorteil-
hafte Wahl lassen, die Sache durch die beiden anderen Mächte aus-
fechten zu lassen oder, wenn ihm dies vorteilhafter scheint, das Ge-
wicht seiner Macht auf eine Seite zu werfen und eine Entscheidung
im Orient in seinem Sinn und mit besonderer Berücksichtigung der
eigenen Interessen herbeizuführen.
Ich behalte mir weitere Berichterstattung vor, nachdem ich dem-
nächst Gelegenheit gehabt, mich hier im Sinn des Telegramms Nr. 32
auszusprechen. Hatzfeldt
Bemerkungen Kaiser Wilhelms II. beim mündlichen Vortrag, niedergeschrieben
vom Staatssekretär Bernhard von Bülow:
1 Ja
2 natürlich
3 wirklich?
4 im Gegenteil, sehr erwünscht
Schlußbemerkung Bernhard von Bülows:
Seine Majestät autorisierten mich endlich, an Hatzfeldt sehr geheim zu tele-
graphieren, er habe nichts dagegen, daß die Engländer in irgendeiner Form
Kreta bzw. die Sudabai nähmen.
Nr. 3277
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 46 Pera, den 8. Februar 1898
Freiherr von Calice, welcher den Sultan am letzten Freitag sah,
fand denselben fest entschlossen, die Kandidatur des Prinzen Georg
für Kreta nicht zuzulassen. Noch bevor der Botschafter dieses Thema
berührt hatte, sprach sich der Monarch in diesem Sinne mit der Be-
gründung aus, daß er es vor seiner Armee und seinen Untertanen nicht
würde verantworten können, die Insel Kreta, welche den Anlaß des
letzten Krieges gebildet habe, den besiegten Griechen auszuliefern.
Er könne Kreta überhaupt nicht aufgeben, da dies mit der Zeit den
Verlust auch der übrigen Inseln herbeiführen und damit den Zugang
zu Konstantinopel für eine feindliche Flotte erleichtern werde.
Marschall
Nr. 3278
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 38 St. Petersburg, den 9. Februar 1898
Die mir vom Grafen Murawiew gemachte Mitteilung, daß für ihn
jetzt kein Grund vorliege, die Kandidatur des Prinzen Georg aktiv zu
477
betreiben, und er jede Zwangsmaßregel vermieden wissen wolle, wird
in einem heutigen offiziellen Artikel im Regierungsanzeiger dargelegt.
Ra dolin
Nr. 3279
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 50 Pera, den 9. Februar 1898
Der Sultan läßt mich soeben bitten, in Berlin anzufragen, ob, wenn
türkischerseits für den Waliposten in Kreta ein türkischer Untertan
vorgeschlagen werde, er auf die Zustimmung und Unterstützung der
deutschen Regierung rechnen könne. Ich ließ Seiner Majestät ant-
worten, daß nach meiner Überzeugung ein türkischer Untertan auf
die Zustimmung der Mächte nicht werde zählen dürfen.
Marschall
Nr. 3280
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 49 Berlin, den 10. Februar 1898
Die im Schlußsatz von Ew. pp. Telegramm Nr. 46* wiedergegebene
Äußerung des Sultans, „daß er Kreta nicht aufgeben könne", ist ge-
eignet, Zweifel darüber zu erwecken, wie der Sultan sich sein Ver-
hältnis zu Kreta in der Zukunft denkt. Jeder türkische Versuch, dem
künftigen Zusammenhang Kretas mit dem Türkischen Reiche einen
anderen Charakter als den eines rein formalen Vasallenverhältnisses
zu geben — welches das Maximum des Durchführbaren darstellt — ,
würde gänzlich aussichtslos sein.
Ebenso aussichtslos wäre aber auch der Versuch des Sultans, einen
türkischen Untertanen unter gleichviel welcher Form oder Benennung
zum Oberhaupt von Kreta durchzusetzen.
Ew. wollen vorstehendes vertraulich an den Sultan gelangen und
dabei einfließen lassen, daß auch die wahren oder falschen Angaben,
welche neuerdings von Athen aus über eine angebliche Ausdehnung
des türkischen Okkupationsgebiets verbreitet worden sind, ungünstig
für die Interessen des Sultans wirken. So völlig wir anerkennen, daß
* Siehe Nr. 3277.
478
die Okkupation Thessaliens für den Sultan unerläßlich ist, um die
Durchführung des Friedensvertrages zu sichern, ebenso klar sind wir
uns darüber, daß eine nachträgliche Ausdehnung der türkischen Be-
satzungszone gegen den Sultan bei den europäischen Kabinetten
ausgenutzt werden wird.
ßül ow
Nr. 3281
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstein
Nr. 50 Berlin, den 10. Februar 1898
Graf Eulenburg telegraphiert:
„Graf Goluchowski hatte gestern abend nach eingegangenen Be-
richten den Eindruck eines langsamen Rückzugs der russischen Politik.
Graf Kapnist war sehr impressioniert durch die Mitteilung aus
London, welche ihm Graf Goluchowski machte, daß der Prinz von
Wales den Botschafter Herrn von Staal fast mit Heftigkeit angefeuert
habe, zu der energischen Durchführung der russischen Wünsche in
Kreta nach Möglichkeit beizutragen. , Rußland würde sich um sein
Prestige bringen, wenn es nicht seine Wünsche bezüglich des Prinzen
Georg von Griechenland durchsetze/ Graf Goluchowski hat diese Mit-
teilung an Graf Kapnist mit dem Hinweis begleitet, daß sie deutlich
zeige, welche Macht es eigentlich sei, die aus der entstandenen Lage
Vorteil zu ziehen beabsichtige.
Graf Goluchowski kam darauf zurück, daß man nunmehr die Durch-
führung des Botschafterelaborats* ins Auge fassen müsse. Er wieder-
holte, jeden nur irgend annehmbaren Kandidaten zum provisorischen
Gouverneur — soweit er nicht Muselmann oder Prinz von Griechen-
land sei — akzeptieren zu wollen. Ich machte die Bemerkung, daß
ein orthodoxer Kandidat Rußland den Rückzug erleichtern würde,
was Graf Goluchowski zugab. Graf Nigra war der Ansicht, den
Botschaftern die Wahl und Sendung eines Kommissars zu über-
lassen, der mit den Gouverneursfunktionen betraut werden könnte."
Vorstehendes zu Ew. Orientierung.
Der Gedanke des Grafen Nigra scheint mir entwicklungsfähig zu
sein, und wir würden jedenfalls einen seitens der Botschafter an uns
gelangenden Vorschlag ernster Erwägung unterziehen, immer voraus-
gesetzt, daß der Vorgeschlagene ein Militär und kein Grieche ist.
Da es zum wesentlichen Nutzen der Sache gereichen würde, wenn
diese Persönlichkeit, falls sie sich bewährt, als definitiver Gouverneur
Vgl. Nr. 3254, Fußnote.
479
bleiben könnte, so wird es eine Persönlichkeit sein müssen, gegen
welche der Sultan keine gegründeten Einwendungen machen kann.
Andrerseits werden Ew. pp. nötigenfalls den Sultan namens Ihrer Regie-
rung in ernster Weise darauf hinzuweisen haben, daß er seine Stellung
schädigt, wenn er Einwendungen erhebt, deren Begründung nicht, wie
das in der Frage des Prinzen Georg durchaus der Fall war, vor einem
unparteiischen politischen Urteil bestehen kann.
Ew. wollen sich natürlich jeder Initiative hinsichtlich des Vor-
schlags Nigra wie hinsichtlich jedes anderen Vorschlages enthalten
und lediglich abwarten und referieren, was von anderer Seite vor-
geschlagen wird.
B ülow
Nr. 3282
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Rom Freiherrn von Saurma
Telegramm. Konzept
Nr. 33 Berlin, den 12. Februar 1898
Der italienische Botschafter* war beauftragt, die „persönliche
Überzeugung" des Herrn Visconti Venosta** hier zur Kenntnis zu brin-
gen, daß, nachdem Rußland die Kandidatur des Prinzen Georg einmal
vorgeschlagen habe, es unmöglich sein werde, der kretensischen Be-
völkerung eine andere Kandidatur annehmbar zu machen, daß es daher
vielleicht ratsam sein werde, wenn die Mächte, um eine Durchführung
der Kandidatur auf revolutionärem Wege zu verhindern, dieselbe mit
nützlichen konservativen Garantien umgeben wollten. Der Botschafter
fügte hinzu, daß ihm dieses Thema lediglich als Unterhaltungsgegen-
stand, nicht als Gegenstand eines Vorschlages übermittelt worden sei.
Ew. wollen dementsprechend auch Ihrerseits „lediglich gesprächsweise"
Herrn Visconti Venosta das Nachfolgende in weiterer Ausführung der
bereits zur Genüge bekannten Anschauungen der deutschen Regierung
mitteilen.
Unsere Bedenken gegen die Wahl eines Griechen, insbesondere
eines griechischen Prinzen, gründen sich auf die Überzeugung, daß
einerseits seine Regierung tatsächlich nichts anderes als eine Partei-
regierung würde sein können, gegen welche den unterdrückten Musel-
männern nur der Verzweiflungskampf übrigbliebe; daß andererseits
das Oberhaupt dieser Parteiregierung außerstande sein würde, die
Angliederung Kretas an Griechenland, und zwar schon in der nächsten
Zukunft, zu verhindern, woraus sich dann wiederum die bekannten
* Graf Lanza.
** Minister des Äußern im Kabinett di Rudini.
480
Rückwirkungen auf der Balkanhalbinsel ergeben müßten. Diesen Ge-
fahren einer jeden griechischen Kandidatur würde nach Ansicht von
Seiner Majestät Regierung nicht durch verschiedenartige Mittel, son-
dern nur auf eine einzige Art zu begegnen sein, nämlich dadurch, daß
eine oder zwei Großmächte, gleichviel welche, sich der doppelten Auf-
gabe unterziehen, die Ordnung auf Kreta herzustellen und dieselbe
auch fürs erste ebenso wie die Autonomie der Insel aufrechtzuer-
halten. Hierin würden wir die einzige denkbare Garantie gegen die
Gefahren erblicken, welche eine griechische Kandidatur anderenfalls
in sich birgt, und es sollte auch nicht schwierig sein, unter den Mäch-
ten, die sich für Kreta interessieren, eine oder zwei zu finden, welche
erbötig wären, zeitweilig einige Opfer zu bringen, um dem ihnen sym-
pathischen Plane eine gefahrlose Durchführung zu sichern. Ohne diese
Garantie müssen wir jedoch nach wie vor jede griechische Kandidatur
als ein gemeingefährliches Experiment ansehen, dem wir alsdann
fernbleiben werden.
B ü 1 o w
Nr. 3283
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 62 Wien, den 14. Februar 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 55*.
Graf Goluchowski ist mit dem Gedanken durchaus einverstanden,
glaubt aber, daß keine Macht ein Mandat annehmen werde. Österreich
werde es unter keinen Umständen allein noch in Gesellschaft
tun. Rußland werde keinenfalls annehmen, England würde man nicht
wünschen, Frankreich befinde [sich] in zu schwerer Krisis, um anzu-
nehmen, bliebe vielleicht Italien.
Bezüglich der Haltung Rußlands hat vielleicht folgendes Inter-
esse: Graf Kapnist sagte mir gestern, daß ihm persönlich der Gedanke
des Grafen Goluchowski, auf die Botschafterbeschlüsse zurückzukom-
men und vorläufig einen Kommissar zu ernennen, praktisch erschiene.
Aber Rußland werde weder hierauf noch auf irgendetwas an-
deres eingehen. Er könne mir vertraulich mitteilen, daß seine
letzte Instruktion trotz der Erklärung im Regierungsorgan ** so laute.
Kaiser Franz Joseph sprach mir bei Erzherzog Otto den Gedanken
aus, daß vielleicht Prinz von Battenberg, dessen Gemahlin von Monte-
*' Mittels Telegramm Nr. 55 vom 13. Februar war Graf Eulenburg von dem
Telegramm an Freiherrn von Saurma vom 12. Februar (siehe Nr. 3282) in
Kenntnis gesetzt worden.
** Vgl. Nr. 3278.
31 Die Große Politik. 12. Bd. 481
negro wenigstens orthodox sei, ein Kandidat sein könne. Graf Golu-
chowski sagte mir diesbezüglich (und Graf Kapnist bestätigte dies
später bei einer anderen Frage), daß Rußland einen Orthodoxen, der
nicht Russe sei, verlange, das könne eben nur ein Grieche sein, da
Montenegro ausfiele.
Eulenburg
Nr. 3284
Der Botschafter in London Graf von Hatzfeldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 39 London, den 16. Februar 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 48*.
In heutiger vertraulicher Unterhaltung mit mir sagte Lord Salis-
bury, er habe von einem Vorschlag der Kaiserlichen Regierung ge-
hört, wonach zwei Mächte die Administration in Kreta übernehmen
sollten. Er bemerkte dazu, daß dies der sicherste Weg sein würde,
zwischen den betreffenden beiden Mächten Streitigkeiten herbeizu-
führen. Ich habe erwidert, daß wir keinen Vorschlag gemacht,
sondern lediglich die Ansicht ausgesprochen hätten, daß eine solche
Kombination die Erhaltung des Friedens im Orient am besten ver-
bürgen würde. Dies sei, wie er, Lord Salisbury, wisse, dort unser
einziger Zweck, und deshalb könne man gerade bei uns am wenigsten
den Hintergedanken vermuten, zwei Mächte durch gemeinschaftliche
Übernahme Kretas aneinanderzuhetzen. Dies ergebe sich auch schon
daraus, daß wir in den bisherigen gelegentlichen Besprechungen über
diese Frage die Übernahme der Insel durch eine oder zwei Mächte
im Auge gehabt hätten.
Hatzfeldt
Nr. 3285
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Entzifferung
Nr. 68 St. Petersburg, den 16. Februar 1898
In einer Unterhaltung, mit welcher der Kaiser Nikolaus beim
gestrigen Hofball mich beehrte, kam die Rede auf die jüngste Aus-
einandersetzung der deutschen auswärtigen Politik im Reichstage.
• Inhaltlich identisch mit Nr. 3282.
482
Der Kaiser billigte die Rede des Herrn Staatssekretärs von Bülow *
mit Anerkennung1 als eine klare Darlegung der Verhältnisse.
Ich hatte Gelegenheit, Kaiser kurz, aber präzis unseren Standpunkt
in der Kretafrage darzulegen.
Der Kaiser hörte aufmerksam zu, kam aber immer wieder darauf
zurück, daß schließlich doch wohl Prinz Georg nach Kreta gehen würde,
die Sache brauche Zeit, „wir können ja warten 2", meinte er.
Ich ließ hierbei die Bemerkung fallen, daß, wenn ich mich recht
erinnere, von St. Petersburg aus vor etwa einem Jahre die Idee an-
geregt worden sei, daß zwei Großmächte die Aufsicht über Kreta
übernehmen sollten. Die Sache wäre damals meines Wissens jeden-
falls nicht an uns gescheitert. Demgegenüber entgegnete der Kaiser,
eine Aktion zu Zweien scheine ihm nicht gut tunlich, vielleicht wäre
eine Aktion zu Dreien, d. h. der Garantiemächte leicht durchführbar3.
Diese Bemerkung war als im Ton einer flüchtigen Konversation hin-
geworfen, und ich möchte nicht diesen Worten des Kaisers irgendeine
bindende Bedeutung beilegen. Im Laufe des Gesprächs erwähnte ich,
daß die Kandidatur des Prinzen Georg vor allem und sogar ausschließ-
lich den englischen Interessen dienen würde. Ohne englisches Geld
würde er sich nicht halten können, England aber würde sich als Äqui-
valent für die finanzielle Unterstützung Kompensation suchen. Bevor
Seine Majestät die Unterhaltung abbrach, versicherte mich der Kaiser,
daß im europäischen Orient keine Komplikation eintreten würde, dort
müsse es ruhig bleiben.
Sein Augenmerk sei auf Ostasien gerichtet. Das beschäftige ihn
ausschließlich. „Gerade deshalb4', erlaubte ich mir zu erwidern, „wird
die Kretafrage von England aufgerollt, und werden in der Türkei
* Gemeint ist die berühmte „Flötenrede" Bülows vom 8. Februar im Deutschen
Reichstage, in der er u. a. sagte: „Es ist ja nicht nötig, daß in einem Konzert,
und auch im europäischen Konzert, jeder dasselbe Instrument spielt; der eine
schlägt die Trommel, der andere stößt in die Trompete, ein dritter hält die
große Pauke in der Hand. Wir bliesen in Konstantinopel die Flöte diplomati-
scher Einwirkung und Überredung, und wir bliesen sie umsonst Was
aus Kreta schließlich werden wird, kann ich Ihnen auch beim besten Willen
nicht sagen; das kann Ihnen niemand sagen, das ruht im Schoß der seligen
Götter; aber Deutschland wird sich nicht hineinziehen lassen in Komplikationen,
die unter Umständen aus der kretischen Frage hervorgehen können. Wir
werden dafür sorgen, daß der kretische Wogenprall nicht an die deutschen
Küsten brandet. Daraus ergibt sich auch unsere Stellung gegenüber der Kan-
didatur des Prinzen Georg von Griechenland. Wenn sich die Pforte mit allen
Mächten im guten über diese Kandidatur geeinigt haben würde, so wurden
wir selbst nicht ,nein< gesagt haben. Eine Pression auf die Pforte machen
wir aber nicht mit; wenn Streit entsteht, treten wir ruhig beiseite, und wenn
Differenzen laut werden, legen wir die Flöte still auf den Tisch und verlassen
den Konzertsaal. Das entspricht sowohl unserem Friedensbedürfnis wie unserer
Uninteressiertheit in orientalischen Dingen und in den Mittelmeerfragen "
31* 483
Komplikationen provoziert, um Rußland vom fernen Osten abzuziehen.
Die von England von langer Hand vorbereitete Kandidatur des Prinzen
Georg dürfte ein geschickter Vorwand sein, um Rußland im euro-
päischen Orient zu beschäftigen. "
Ra dolin
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
i Gut
- ich noch besser
; warum nicht?
Schlußbemerkung des Kaisers:
Gut gemacht.
Nr. 3286
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 68 Pera, den 20. Februar 1898
Bei meiner gestrigen Audienz kam auch die kretische Frage zur
Sprache; ich fand den Sultan in dieser Beziehung beruhigter, als ich
erwartet hatte, und habe den Eindruck, daß er in den letzten Tagen
von einer Seite beeinflußt worden ist, die ein Interesse daran hat, daß
er vorerst nichts tut oder aussichtslose Vorschläge in der Personen-
frage macht.
Ich entwickelte Seiner Majestät nochmals unsere Orientpolitik,
welche im Interesse des Friedens die Erhaltung der Integrität des
Türkischen Reichs und die Ruhe und Ordnung auf der Balkanhalbinsel
anstrebe, und zwar nicht durch eigene Initiative, sondern vornehmlich
dadurch, daß wir uns der Unterstützung solcher Vorschläge enthielten,
welche jenen Zwecken nach unserer Ansicht zuwiderlaufen. Nur
insofern interessiere uns die Kretafrage; ihre Lösung sei durch die
Vorgänge der jüngsten Tage nicht gefördert, und ich zweifelte, ob
eine weitere Vertagung derselben den Interessen des Sultans nützlich
sei. Ein türkischer Untertan werde für den Waliposten ebensowenig
die Genehmigung der Mächte finden wie die Entsendung türkischer
Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung.
Der Sultan präzisierte darauf seine Anschauung dahin: Zwei Punkte
seien für ihn entscheidend, einmal die Erhaltung Kretas als integraler
Bestandteil des Ottomanischen Reichs; materiell bringe ihm Kreta
keinen Vorteil, aber politisch und militärisch müßte die größte Insel
des Archipels unter seiner Souveränität bleiben; der andere Punkt sei
der Schutz der dortigen Muselmanen; man müßte einen Kandidaten
suchen, der in beiden Richtungen Garantie biete.
Ich entgegnete, daß Kreta nur mit der vom Sultan konzedierten
484
vollen Autonomie ein Teil des Ottomanischen Reichs bleiben werde.
Nach meiner Ansicht sei die Personenfrage im Augenblick unlösbar;
Vorschläge in dieser Richtung seien zurzeit aussichtslos. Ob der Sul-
tan in einigen Monaten in der Lage sein werde, seine Interessen wirk-
sam zur Geltung zu bringen, erscheine sehr zweifelhaft.
Der Sultan bemerkte, er habe diesen Gedanken in englischem
Blatt gelesen, welches behaupte, die Kandidatur des Prinzen Georg
sei bis zur Räumung Thessaliens zurückgestellt, dann werde sie wieder
erscheinen. Daraus sei zu entnehmen, was von griechischer Seite ge-
wünscht werde. Ich entgegnete, und zwar nicht nur in England; die
Auffassung, daß die Zeit gegen den Sultan [laufe] *, sei zutreffend. Ich
erzählte dann, daß eine Macht den Gedanken angeregt, ob nicht der
umgekehrte Weg wie bisher eingeschlagen und zunächst Ordnung
auf Kreta mit Schutz der Muselmanen und Garantien hergestellt wer-
den solle, dann würden nach Ansicht jener Macht die Bedenken gegen
den Prinzen Georg in den Hintergrund treten und die Persönlichkeit
des Gouverneurs nicht weiter von Bedeutung sein. Die Kaiserliche
Regierung glaube, daß solche Garantien nur möglich, wenn eine oder
zwei Mächte das Mandat übernähmen, die Ordnung mit jener Maßgabe
herzustellen.
Der Sultan, dem dieser Gedanke offenbar neu war, sagte darauf,
daß er mit der Anschauung der Kaiserlichen Regierung vollständig
einverstanden sei und über die Frage neuerdings mit seinen Ratgebern
sprechen wolle. Dabei war mir auffallend, daß, obgleich ich wieder-
holt von der Kandidatur des Prinzen Georg sprach, der Sultan mit
keinem Wort auf die Bedenken zurückkam, die er vor zehn Tagen dem
Freiherrn von Calice so scharf entwickelt hatte**. Da ich bestimmt
weiß, daß der Sultan an seiner Auffassung der Unannehmbarkeit fest-
hält, so erweckt gerade jene Tatsache in mir den Eindruck, daß man
von interessierter Seite dem Sultan den Glauben beigebracht, jene
Kandidatur sei definitiv beseitigt, und die Lösung der Kretafrage werde
nun auf einer anderen Basis erfolgen.
Nachdem ich noch akademisch die Bemerkung gemacht hatte, die
Mandatübertragung an eine oder zwei Mächte werde bei der bekannten
gegenseitigen Eifersucht auf Schwierigkeiten stoßen, ließ ich das Thema
fallen.
Der Sultan hatte nach meiner Audienz noch eine Unterredung mit
Tewfik Pascha. Ob er sich zu irgendeiner Initiative entschließen wird,
ist mir deshalb zweifelhaft, weil im allgemeinen der Türke dem Ge-
danken, heute etwas zu tun, um einer nach Monaten eintretenden Ge-
fahr vorzubeugen, wenig zugänglich ist.
Marschall
* Eingefügt für fehlende Gruppe; die Entzifferung des Telegramms weist über-
haupt mehrfach unsichere Stellen auf.
" Vgl. Nr. 3277.
485
-Nr. 32S7
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Ni\ 51 Pera, den 26. Februar 1898
Seitdem Rußland die Kandidatur des Prinzen Georg von Griechen-
land aufgestellt hat, ist die kretische Frage, die in den ersten Wochen
meines Hierseins mit außerordentlichem Eifer betrieben wurde, soweit
die Tätigkeit der hiesigen Botschafter in Betracht kommt, in ein Stadium
vollkommener Versumpfung getreten. Ich bin, um kein besonderes
Interesse zu bekunden, politischen Konversationen über jene uner-
wartete Schwenkung der russischen Politik ausgewichen und habe
mich vorsichtig gehütet, Neugierde oder gar ein besonderes Interesse
an dem Schicksal jener Kandidatur zu bekunden. In jüngster Zeit
scheint mit dem Aufhören der Botschafterkonferenzen der politische
Gedankenaustausch unter meinen Kollegen überhaupt sehr spärlich ge-
worden zu sein; man scheut speziell Unterhaltungen über die kretische
Frage, und wer darüber spricht, avanciert sich nicht weiter als bis zu
der Behauptung, daß die Stellung der prinzlichen Kandidatur in diesem
Augenblick die Lösung der Frage nicht vereinfacht, sondern kompliziert
habe. Der Gedanke der Mandatserteilung an eine oder zwei Mächte
wird vielfach von dem Gesichtspunkte aus skeptisch beurteilt, daß vor-
aussichtlich keine Macht sich der kostspieligen und undankbaren Auf-
gabe gern unterziehen werde, auf der interessanten Insel Ruhe und
Ordnung herzustellen.
Mag die Kandidatur des Prinzen Georg früher oder später wieder
aufleben, ihre Wirkungen sind vorhanden und dauern trotz der vor-
läufigen Zurückstellung, die das russische offiziöse Organ verkündet
hat, unverändert fort. Die kretischen Insurgenten sind dreister, die
Bulgaren aufgeregter geworden, und in Griechenland fängt die alte
Begehrlichkeit von neuem an, mit anderen Worten, die englische
Politik hat wieder einmal einen Erfolg errungen 1, nicht durch eigenes
Geschick, sondern durch die Fehler des Gegners2. Sir Philip Currie
ist nicht Diplomat genug, um die Freude seines Herzens über den
Gang der Dinge zu verbergen, er macht gar kein Hehl daraus, daß
die kretische Frage eine den englischen Wünschen entsprechende Wen-
dung genommen habe, und spricht höchstens sein Bedauern darüber
aus, daß Rußland nicht schon früher sich zu der englischen Auffassung
bekehrt habe.
Mein russischer Kollege ist offenbar bemüht, die Stimmung im
Palais zu beruhigen. Ob dabei speziell russische Wünsche, z. B. be-
züglich des Passierens russischer Kriegsschiffe durch die Dardanellen
in Frage stehen, kann ich im Augenblick nicht entscheiden. Die Nach-
48b
rieht, daß Rußland über derartige Dinge mit dem Palais verhandle,
ist mir ebenso oft gemeldet wie dementiert worden; es kann sich dabei
nur um die Erlaubnis für das eine oder andere Kriegsschiff handeln 3,
denn daß Rußland im gegenwärtigen Augenblicke die Dardanellenfrage
prinzipiell aufwerfen sollte, halte ich für ausgeschlossen4. Jedenfalls
herrscht heute in der russischen Botschaft das Bestreben vor, dem
Palais angenehm zu sein, und selbst der erste Dragoman derselben,
Herr Maximow, der in der Kandidatenfrage dort wie üblich den „wil-
den Mann" gespielt hat, soll sich zurzeit urbanerer Formen befleißigen.
Vor einigen Tagen hatte ich auf einem Ball ein politisches Gespräch
mit Herrn Sinowiew, der mir aus eigener Initiative von der Lage zu
sprechen anfing, ohne speziell die kretische Frage zu berühren. Er
tadelte scharf das Auftreten englischer Agenten in Mazedonien, welche
unbedeutende Vorkommnisse übertrieben, um die öffentliche Meinung
zu erregen; er sprach sich sehr entschieden dahin aus, daß die Bul-
garen unter allen Umständen Ruhe halten müßten5, und verurteilte
in scharfen Ausdrücken das englische Streben nach der Einführung
allgemeiner Reformen im Türkischen Reiche6. Ich fand meinen Kol-
legen, als er in dieser Richtung sprach, weitaus beredter und natür-
licher wie neulich, als er mir die Notwendigkeit und Nützlichkeit der
Kandidatur des Prinzen Georg auseinandersetzte. — Was endlich Herr
Sinowiew über die sogenannten Reformen sagte, entsprach durchaus
den Anschauungen der Kaiserlichen Regierung7.
Man braucht nicht lange hier gewesen zu sein, um sich von der
Wahrheit des Satzes zu überzeugen, daß das Türkische Reich, was die
Methode der Regierung und Verwaltung betrifft, im wesentlichen sein
wird, was es heute ist, oder nicht sein wird. Wer „allgemeine Re-
formen" betreibt, will das Reich nicht reformieren, sondern ruinieren 8.
Um in weiterem Umfange die bestehenden Regierungszustände zu
bessern, fehlt es der Türkei nicht nur an einem geeigneten Beamten-
tum, sondern vor allem an einer Bevölkerung, die in ihrer Mehrheit
für Reformen Sinn und Verständnis hat. Gewiß empfindet auch die
muhamedanische Bevölkerung, ob sie gut oder schlecht regiert wird,
und sicherlich werden in weiten Kreisen die Mißstände, die gegen-
wärtig bestehen, erkannt und bedauert, aber damit hat die Sache ihr
Ende. Der Türke „reformiert" nicht einmal, wo er selbst Herr ist
und die Schäden am eigenen Leibe verspürt. Wenn eine Mauer ein-
fällt, so ist sie eben eingefallen; wenn das Dach seines Hauses undicht
wird, so spannt der Türke seinen Regenschirm auf, um nicht naß zu
werden, und wenn das Haus schließlich einzufallen droht, nimmt er
sich eine andere Wohnung. Wer keinen Sinn für die einfache „Repa-
ratur" in seinem Hause hat, wird ihn noch weniger für die „Reform"
des Staatswesens haben8. Dazu kommt noch ein anderes. Der Sul-
tan ist schon vermöge der Vereinigung der weltlichen und geistlichen
Gewalt in seiner Person für den Türken muhamedanischer Religion
4S7
der allein maßgebende Faktor im Staate. Der westeuropäische Ge-
danke, daß das Volk „Garantien" bedürfe gegenüber etwaigem Miß-
brauch der Sultansgewalt, liegt dem Türken vollständig fern, und darum
wird auch die Unzufriedenheit mit vorhandenen Mißständen niemals
gegen die absolute Gewalt des Sultans sich richten, d. h. einen revo-
lutionären Charakter annehmen. Auf der anderen Seite wird der türkische
Muhamedaner jeden Reformgedanken, der von einer christlichen
Macht ausgeht, schon darum mit dem tiefsten Mißtrauen aufnehmen,
weil er instinktiv darin den Versuch erblickt, aus seinem Leder Riemen
für die Giaurs zu schneiden, d. h. die letzteren auf seine Kosten zu
bevorzugen. Die Empörung darüber drückt ihm die Waffe gegen die
Christen in die Hand8. Mit Glaubenshaß hat dies ursprünglich gar
nichts zu tun. Man spricht hier heute noch viel über die armenischen
Greuel und ihre Ursachen. Mehr und mehr hat sich in mir, seitdem
ich den Verhältnissen nähergetreten bin, die Überzeugung bestätigt,
daß die eigentlichen Schuldigen diejenigen sind, welche die sogenannten
armenischen Reformen betrieben haben9. Der Gedanke, daß die wirt-
schaftlich schon übermächtigen Armenier noch weitere Rechte erhalten
sollten, um die Muhamedaner auszubeuten, in Verbindung mit den
durch gewissenlose Komitees veranlaßten armenischen Provokationen,
hat die sonst ruhigen und toleranten Türken in jene Wut versetzt,
der Tausende Armenier zum Opfer gefallen sind 10.
Wer nach den jüngsten Erfahrungen die „allgemeinen Reformen"
weiter verfolgt, treibt ein frevelhaftes Spiel nicht nur mit der Ruhe
Europas, sondern mit dem Leben von Hunderttausenden von Chri-
sten n, die, außerhalb des Schußbereichs der Schiffskanonen befindlich,
gegen Gewalttaten der Muhamedaner unmöglich geschützt werden
können. Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
i Richtig
2 was wir seit Monaten an Osten-Sacken gesagt haben.
3 auf diese Weise können eine ganze Menge werden! Erst sind es einige Trans-
porter, dann ein harmloser Kreuzer, schließlich blos ein einzelnes, gutes,
braves Panzerschiff, was ja niemand was zu Leide thut.
4 ist in diesem Falle auch nicht nöthig! Denn wenn erst das „eine oder das
andere Schiff" die Erlaubniß erhalten soll und wird, und danach das „eine
und das andere" durchfährt, so ist die Frage in Praxi nach Russischem
Wunsch gelöst! Q[uod] e[rat] demonstrandum]
5 ob sie aber von Russland dazu gezwungen werden?
6 das stimmt
7 ja
8 richtig
9 England!
10 ihr Blut kommt auf die Briten
11 sehr gut
Schlußbemerkung des Kaisers:
Gut
488
Nr. 3288
Der Botschafter in London Graf von Hatzf eldt an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 45 London, den 28. Februar 1898
Mein Eindruck ist, daß Lord Salisbury, welchen der Gedanke der
Mandatserteilung an zwei Mächte mit Mißtrauen erfüllt hat, weil er
darin den Wunsch sieht, dieselben unter sich und mit anderen zu ent-
zweien, sich jetzt den Anschein gibt, Mandatserteilung an eine
Macht vorzuziehen, von welcher er wohl annimmt, daß sie niemals mit
Zustimmung aller Mächte Zustandekommen wird. Inzwischen wartet
er ab, daß Rußland die Kandidatur des Prinzen Georg wieder auf-
nimmt*, die ihm, wenn er sie auch persönlich ohne Enthusiasmus be-
trachtet, schon deshalb erwünscht ist, weil die hiesige öffentliche Mei-
nung im Interesse Griechenlands dafür ist, dann aber auch, weil sie
ein Feld bietet, auf welchem Rußland und England gemeinschaftliche
Politik treiben können.
An territoriale Hintergedanken Lord Salisburys in Kreta glaube
ich vorläufig nicht. Er kennt genau das Mißtrauen anderer
Mächte gegen England in diesem Punkte und wird, soweit ich ihn
beurteilen kann, möglichst alles vermeiden, was als Begründung dieses
Mißtrauens ausgelegt werden könnte. Er geht aber, wenn mich nicht
alles täuscht, noch weiter und sieht seine Aufgabe darin, England jetzt
vor jeder Verwickelung im Orient zu bewahren, die zu Schwierigkeiten
mit Frankreich oder Rußland führen würde. Es ist ihm dabei ganz
klar, daß andere Mächte ein Interesse an Verschärfung des Miß-
trauens zwischen England und Frankreich resp. Rußland im Mittelmeer
haben. Dasselbe Interesse hat England daran, daß der Konflikt im
Orient, wenn es einmal dazu kommt, zunächst zwischen Rußland und
Österreich ausbricht und England freie Hand läßt. Unsere Aufgabe
besteht, wie ich glaube, darin, diese Eventualität zu verhindern und
gleichzeitig uns selbst freie Hand für alle Fälle zu bewahren.
Hatzfeldt
Nr. 3289
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Entzifferung
Nr. 113 St. Petersburg, den 13. März 1898
Graf Murawiew, den ich gestern sah, kam von neuem auf die Kan-
• Vgl. Nr. 3239.
' 489
didatur des Prinzen Georg1 mit einem Feuer zu sprechen, wie er es
kaum früher getan.
Er sei der einzige, meinte er, der eine Garantie für Ordnung und
Ruhe böte. Jede Gefahr einer Bewegung auf der Balkanhalbinsel sei
ausgeschlossen, seitdem Bulgarien und Serbien in Athen telegraphisch
hätten erklären lassen, daß sie mit der Wahl durchaus einverstanden
seien und keine Konsequenzen daraus ziehen würden2.
Jetzt komme es darauf an, daß der Sultan die Initiative zur Wahl
ergreife3 und sie nicht den Mächten überließe, wodurch sein Prestige
nur leiden würde. Keine Kandidatur sei für den Sultan so vorteilhaft
wie diese. Schon der Umstand, daß ein Mitglied eines mit Rußland
und England verwandten Königshauses4 sein Vasall würde, der ihm
den Eid der Treue leistete, müsse ihm schmeicheln5 und eine Bürg-
schaft sein, daß die Integrität des Reichs, welche Rußland unter allen
Umständen aufrechterhalte, gewahrt wird.
Einen königlichen Prinzen zum Vasallen zu haben, würde auch
in den Augen der Muselmanen den Sultan nur erhöhen und von ihnen
gebilligt werden6.
Eine Annexion an Griechenland wäre absolut ausgeschlossen 7.
Um eine griechische Beeinflussung zu vermeiden, könnte dem Prinzen
zur Bedingung gemacht werden, daß er keine griechische, sondern nur
eine fremde, z. B. dänische8 Umgebung mitbringe.
Was nun den Hintergedanken anlange, als trachte England nach
der Sudabai, so sei derselbe nicht ernst zu nehmen. Weder die eng-
lische Königsfamilie noch die mächtige öffentliche Meinung in Eng-
land, die so stark ausgesprochene philhellenische Tendenzen verfolge,
würde eine solche Verletzung der griechischen Interessen zugeben 9.
Jedes englische Kabinett, welches eine derartige Politik treiben wolle,
würde gestürzt werden.
Ich konnte nicht umhin, dem Minister mein Erstaunen über den
Widerspruch mit der früheren Auffassung auszudrücken, und wieder-
holte ihm die wohlgemeinten Bedenken, die ich ihm nach den erhalte-
nen Weisungen des öfteren bereits vorgehalten hatte. Seine einzige
Erwiderung war, daß die Verhältnisse sich geändert hätten, kein an-
derer Kandidat zu finden wäre, und daß vor allem schleunigste Ord-
nung auf der Insel geschaffen werden müßte10, um die Gefahr einer
allgemeineren Verwickelung zu verhüten.
Graf Murawiew will nun auch von neuem in Wien versuchen,
Stimmung für Prinz Georg zu machen und dem Sultan goldene Berge
in Form von den „allererdenklichsten" Konzessionen (die er mir indes
zu nennen vermied) versprechen, wenn er den Besuch des Prinzen und
seine Kandidatur annehme.
Vielleicht nach dem Grundsatze „qui s'excuse s'aecuse" betonte
Graf Murawiew zum Schluß, wie unsinnig es sei zu behaupten, daß
er die Kandidatur betreibe, um der Kaiserin-Mutter gefällig zu sein u.
490
Daß er auf Ihre Majestät keine Rücksicht nehme, sondern nur das
große politische Interesse im Auge habe, beweise von Anfang an seine
Haltung in der griechischen Frage.
Bezüglich einer Audienz, die der türkische Botschafter* beim
Kaiser hatte, sagte mir der Minister nur, daß der Sultan nochmals
den Versuch gemacht habe, einen seiner Untertanen als Gouverneur
von Kreta in Vorschlag zu bringen, worauf sowohl der Kaiser Nikolaus
wie auch Graf Murawiew dem Botschafter kategorisch erklärt hätten,
daß dies unannehmbar sei. Radolin
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Unglaublich!
Randbemerkungen des Kaisers:
1 Dem Himmel sei Dank, das ist mir jetzt total einerlei!
2 Das erste glaube ich! Das zweite ist gelogen!
3 Erst wird er von den Hellenen angefallen, dann haut er sie, und dann soll
er noch einen ihrer Prinzen zum Guverneur machen!
4 das war gerade der Grund, weswegen Grat Morawiew im Frühjahr 1897
ihn nicht haben wollte!!
5 aber er ist doch derjenige, der den frevelhaften Kampf damals gegen ihn
eröffnete!
6 ! Das ist die Logik einer Dame! Die Quelle glauben wir zu kennen!
7 i
8 na! Das ist ja verteufelt deutlich, woher der Rath kommt.
9 oben sagt er, die Annexion an Hellas von Kreta ist ausgeschlossen; und hier
sagt er: Sudabai besetzen sei Verletzung griechischer Interessen
also sieht er Kreta als ein Stück Griechenland an! Q[uod] e[rat] demon-
strandum]
10 womit? Osten Sacken sagt, 20 000 Mann seien nöthig!
11 ! das ist so klar wie die Sonne!
Schlußbemerkung des Kaisers:
An Stelle von Graf Mourawieff würde ich doch Anstand nehmen, eine so heillos
konfuse Auseinandersetzung zu machen, und mich schämen als Auswärtiger]
Minister des Zaren einem fremden Botschafter dadurch das Eingeständniß zu
machen, daß die einst als richtig anerkannte Politik zu gunsten gänzlich unlogi-
scher und völlig unmöglicher Unterroks- und Weiberintriguen fallen gelassen
worden sei. Der Ganze Galimatias ist ein Dekokt aus Briefen der alten Königin
und Tsarin-Mama!
Nr. 3290
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Petersburg Fürsten von Radolin
Telegramm. Konzept
Nr. 50 Berlin, den 15. März 1898
Antwort auf Bericht Nr. 113**.
Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers, unseres allergnädigsten
Herrn, habe ich gestern dem russischen Botschafter mitgeteilt, daß
Hüssni Pascha.
Siehe Nr. 3289.
491
S. M. S. „Oldenburg" in den nächsten Tagen Kreta verläßt*, um vor-
behaltlich anderweiter späterer Verwendung zunächst in Sizilien ge-
dockt zu werden. Die vertrauensvollen Beziehungen zwischen uns
und Rußland machten es mir zur Pflicht, grade dem St. Petersburger
Kabinett offen den Grund der Zurückziehung des deutschen Schiffes
darzulegen, welche dem Zurücktreten Deutschlands von den kretensi-
schen Angelegenheiten entspricht. Ich sagte dem Botschafter, daß die
Regierung Seiner Majestät des Kaisers nach wie vor die Besorgnis
hegt, die vom Petersburger Kabinett mit Bezug auf Kreta neuerdings
eingeschlagene Politik werde die revolutionären Elemente auf der
Balkanhalbinsel ermutigen. Wir wissen positiv, daß die anarchistische
Agitation in Mazedonien während der letzten drei Monate sehr an
Kraft und Ausdehnung gewonnen hat, und daß dieselbe, um mit revo-
lutionären Mitteln vorzugehen, nur den psychologischen Augenblick
abwartet, wo Prinz Georg in Kreta entgegen den Wünschen des Sul-
tans eingesetzt sein wird. Wir halten auch heute an dem Glauben
fest, daß es politisch unrichtig sein würde, die Zustimmung des Sul-
tans zu dieser Kandidatur zu erzwingen, weil dadurch die Gefahr ent-
stehen würde, daß Sicherheit und Leben des Sultans durch musel-
männische Fanatiker bedroht und ein Kampf-Sultan auf den Thron ge-
setzt wird. Wenn aber andererseits Prinz Georg ohne Zustimmung
des Sultans in Kreta eingesetzt würde, so hätte diese Handlung einen
so ausgesprochen subversiven Charakter, daß dadurch die Balkanstämme
ipso facto zur Nachahmung angespornt und die revolutionären Aktions-
mittel ihnen als die für die Erreichung ihrer Zwecke allein geeigneten
empfohlen würden1. Ich fügte hinzu, daß diese meine Mitteilung
streng vertraulicher Natur sei, und daß wir uns nach außen bemühen
würden, für unser Ausscheiden aus den kretensischen Verhandlungen
andere, weniger durchgreifende Gründe geltend zu machen**. Denn
wenn die Regierung Seiner Majestät des Kaisers sich verpflichtet hält,
keine Mitverantwortung für eine Politik auf sich zu nehmen, deren
* Am 16. März schiffte S. M. S. „Oldenburg" in Kanea das deutsche Detache-
ment ein, holte die Flagge nieder und ging nach Messina.
** In seinem späteren Brief an Kaiser Nikolaus II. von Rußland vom 20. Oktober
1898 (Briefe Wilhelms II. an den Zaren 1894—1914, S. 313 ff.) hat Kaiser
Wilhelm II. als eigentlichen Grund für die Zurückziehung Deutschlands aus
der Kretaaffäre angeführt, daß er nicht dazu habe beitragen wollen, für Eng-
land die Kastanien aus dem Feuer zu holen. "You know by Osten-Sacken's
reports which motives made me 'lay down my fleet on the table'. Because I
feit and saw that a certain Power was using us all others as catspaw to get
us to help her to take Crete or Suda bay, and I would not be of the party
who are expected to appear with bread and salt and on the top the keys of
Crcte praying the said Power to kindly look after the welfare of these poor
darling Cretans!" Diese Worte des Kaisers erfahren eine eigentümliche Be-
leuchtung dadurch, daß er Anfang Februar die englische Regierung hatte wissen
lassen, „er habe nichts dagegen, daß die Engländer in irgendeiner Form Kreta
bzw. die Sudabai nähmen". Vgl. Nr. 3275 und Nr. 3276.
492
Endergebnis sich unserer Beurteilung entzieht, so liegt uns anderer-
seits die Absicht fern, die diplomatische Aktion Rußlands zu er-
schweren und die Hindernisse zu vermehren, welche dasselbe ohnehin
auf diesem Wege finden wird. Wir werden daher in der Presse als
Gründe für die Zurückberufung der „Oldenburg" die Notwendigkeit,
das Schiff zu docken, und daneben die voraussichtlich nicht unerheb-
lichen Kosten in den Vordergrund der Erörterung stellen, welche die
wirkliche Herstellung geordneter Zustände auf Kreta den dabei be-
teiligten Mächten auferlegen würde.
Ew. wollen das Vorstehende beim Grafen Murawiew, welchem
dasselbe wohl schon durch Telegramm des Grafen Osten-Sacken in
den Hauptpunkten bekannt sein wird, vertraulich verwerten und dabei
hinzufügen, daß Deutschland sich abgesehen von Kreta nach wie vor
die Erledigung orientalischer Fragen, soweit dieselbe den Weltfrieden
interessiert, zusammen mit den übrigen Großmächten angelegen sein
lassen wird.
B ülow
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf einer Abschrift:
Gut
Randbemerkung des Kaisers auf der Abschrift:
1 Gut
Nr. 3291
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 100 Pera, den 15. März 1898
Der Sultan läßt mir soeben durch Tahsin Bey * sagen, er habe
durch Djevad Pascha** erfahren, daß S. M. S. („Oldenburg" Weisung
erhalten habe, die Mannschaften einzuschiffen und nach Messina zu
gehen, um nicht mehr zurückzukehren. Der Sultan bedauere diese
Maßregel um so mehr, als es sich um ,ein Schiff derjenigen Macht
handle, auf deren Wohlwollen und freundschaftliche Haltung in der
kretensischen Frage er sein ganzes Vertrauen setzt, und er bitte mich,
Seiner Majestät dem Kaiser den Wunsch zu übermitteln, entweder die
Maßregel rückgängig zu machen oder ein anderes Schiff an die kre-
tensische Küste zu befehlen.
Ich habe dem Sultan daraufhin mitteilen lassen, daß S. M. S. „Ol-
denburg" sich auf Anregung der Marinebehörden von Kreta nach
Messina begeben werde, um dort gründlich gedockt zu werden, und
* Erster Sekretär des Sultans.
** Marschall Djevad Pascha, früherer Großwesir, Kommandant der türkischen
Truppen auf Kreta.
493
die weiteren Bewegungen des Schiffes von den Anforderungen des
Dienstes abhängen würden.
Marschall
Nr. 3292
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept
Nr. 71 Berlin, den 15. März 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 100*.
Ew. wollen dem Sultan, sofern es auf streng vertraulichem Wege
geschehen kann, mitteilen, daß die Abberufung des deutschen Schiffes
von Kreta keineswegs als Symptom unseres verminderten Inter-
esses für die Türkei aufzufassen ist; im Gegenteil ist die Regierung
Seiner Majestät des Kaisers dabei von dem Gedanken geleitet, daß
bei der Behandlung der kretensischen Frage sich gelegentlich ein ge-
wisser Leichtsinn bemerkbar machte, welcher dadurch gefördert wurde,
daß die Verantwortung für alles Geschehene sich auf die Ge-
samtheit der europäischen Mächte verteilte. Es ist anzunehmen, daß
von dem Augenblicke an, wo die eine oder andere Macht ablehnt,
fernerhin mitverantwortlich für die in Kreta anzustellenden politischen
Versuche zu sein, die übrigbleibenden Mächte darin eine Mahnung zu
größerer Vorsicht erblicken werden.
Übrigens hat Deutschland keineswegs die Absicht, der ihm als
Großmacht von Rechts wegen gebührenden Beteiligung an Orient-
fragen zu entsagen. Die Regierung Seiner Majestät des Kaisers ist
insbesondere darauf vorbereitet, bei der demnächst zu gewärtigenden
Wiederanregung der türkischen Reformfrage ihren Einfluß zugunsten
der Türkei geltend zu machen.
Bülow
Nr. 3293
Der Gesandte in Athen Freiherr von Plessen an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 46 Athen, den 23. März 1898
Ministerpräsident teilte mir heute ein Telegramm Rangabes** vom
18. d. Mts. vertraulich mit, in dem derselbe meldet, Seine Majestät der
* Siehe Nr. 3291.
** Griechischer Gesandter in Berlin.
494
Kaiser hätten den Botschaftern von England, Österreich-Ungarn, Ruß-
land und Italien erklärt, allerhöchstseine Regierung habe sich in der
kretensischen Frage von dem europäischen Konzert zurückgezogen,
nachdem der Anregung der Kaiserlichen Regierung, die Wiederherstel-
lung der Ordnung in Kreta zwei Mächten zu übertragen, keine Folge
gegeben worden sei. Es bliebe den anderen Mächten nunmehr über-
lassen, die Sache selbst zu regeln. Seine Majestät der Kaiser hätten
hinzugefügt, daß die Besetzung der Insel durch England die beste
Lösung gewesen wäre.
Rangabe meldet weiter, daß infolge der allerhöchsten Äußerung
die Kabinette in neue Besprechungen untereinander getreten seien.
P less en
Nr. 3294
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr 64 Wien, den 24. März 1898
Graf Goluchowski hat mir gegenüber die Abberufung der öster-
reichischen Mannschaften und Schiffe von Kreta als „Überraschung"
behandelt1. Ich gönne ihm gern diese kleine Revanche. Umsomehr,
als er sonst wieder völlig in das alte Fahrwasser der Vertraulichkeit
eingelenkt ist. An das Communique, das inzwischen in die Hände
Euerer Durchlaucht gelangt sein dürfte, knüpfte er nach Vorlesung
nur eine kurze Betrachtung. Er meinte, daß bei dem eingetretenen
Zustand völliger Versumpfung nur die mehr als Österreich dort inter-
essierten Mächte noch eine Veranlassung hätten, in den kretensischen
Gewässern zu bleiben. Seine Befürchtung sei allerdings jetzt eine
doppelte: Werde Prinz Georg nicht in Kreta eingesetzt, und konnten
sich die interessierten Mächte nicht über einen provisorischen Gouver-
neur mit der Türkei einigen, so werde bald der anarchische Zustand
auf der Insel ein militärisches Einschreiten der noch vor Kreta befind-
lichen Mächte erfordern 2. Das aber könne bedenklichen Hader und
ernsten Streit hervorrufen.
Versuchten hingegen Rußland und England, den Prinzen nach
Kreta zu bringen, so ständen bei der Haltung der Türkei und dem noch
nicht geräumten Thessalien Zwischenfälle bedenklichster Natur bevor.
Weiter teilte mir der Minister mit, daß Graf Kapnist ihm im Auf-
trage seiner Regierung habe den Vorschlag machen sollen, den A d -
mirälen die Mission zu erteilen, die Ordnung auf der Insel her-
zustellen Als Antwort habe Graf Goluchowski ihm mitteilen müssen,
daß eine Stunde vorher die Ordre zur Abberufung der österreichischen
495
Schiffe abgelassen worden sei. Graf Kapnist habe mit einigem Er-
staunen diese Nachricht aufgenommen und die Ansicht vertraulich
ausgesprochen, daß die unbedachte und ganz persönliche Politik des
Grafen Murawiew in eine immer engere Sackgasse gerate 3. Die ganz
angenehme freiere Bewegung, die jetzt geschaffen sei, berge in sich
allerhand neue Schwierigkeiten.
Sir Horace Rumbold, ein persönlicher Freund des griechischen
Hofes und eifrigster Vertreter der Kandidatur Georg, vermochte seine
Verlegenheit nicht zu verbergen, als ich ihm auf seine Frage, was die
Zurückziehung des deutschen und der österreichischen Fahrzeuge zu be-
deuten habe, antwortete: den in Kreta zunächst interessierten Mächten
den pas zu lassen, sich mit den Türken zu verständigen4.
„Ja, mein Gott," rief er aus, „wir können doch nicht Truppen in
Thessalien landen, wenn die Türken unsern Wünschen gegenüber die
thessalische Frage mit der kretensischen verschmelzen wollten! —
Ich weiß in der Tat nicht, was ich Goluchowski sagen soll. Soll ich
mich freuen oder nicht?"
P. Eulenburg
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Szögyenyi hatte es uns schon erzählt
2 geht ihn aber eigentlich doch gar nichts an, wenn er erst einmal 'Raus ist!
und ist außerdem höchst unwahrscheinlich
3 um so besser und sehr erfreulich
1 sehr gut
Nr. 3295
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow an
Kaiser Wilhelm II.
Konzept
Berlin, den 21, April 1898
Der italienische Minister der Auswärtigen Angelegenheiten* hatte
gegenüber dem Botschafter Ew. Majestät es sich angelegen sein
lassen, die Politik Italiens, welche abweichend von den beiden an-
deren Dreibundmächten in Kreta bleibe, Von dem Verdachte zu be-
freien, als suche dieselbe nach einer Anlehnung außerhalb des Drei-
bundes. Dieser Verdacht, hob Marquis Visconti Venosta hervor, sei
grundlos. Italien könne sich aber wegen seiner großen Mittelmeer-
interessen und im Hinblick auf die öffentliche Meinung des Landes
von der kretensischen Sache nicht ganz zurückziehen.
Ich habe darauf den Freiherrn von Saurma beauftragt, dem italie-
nischen Minister für die von ihm zum Ausdruck gebrachten bundes-
* Marquis Visconti Venosta.
496
freundlichen Gesinnungen zu danken und ihn gleichzeitig vertraulich
daran zu erinnern, daß Ew. Majestät Regierung wiederholt im Laufe
des letzten Jahrzehnts den Italienern geraten habe, sich noch außerhalb
des Dreibundes nach einer für die Wahrung der italienischen Orient-
und Mittelmeerinteressen geeigneten Gruppierung umzusehen. Das
Zustandekommen dieser Gruppierung ist allerdings nicht durch Schuld
der Italiener, sondern infolge der Apathie Englands unterblieben.
Freiherr von Saurma meldet jetzt, daß er den fraglichen Auftrag
ausgerichtet, und daß der italienische Minister erwidert hat, wenn auch
die italienische Regierung in der untergeordneten Kretaangelegenheit
geglaubt habe, eine von den spezifisch italienischen Interessen er-
heischte besondere Haltung einnehmen zu müssen, Italien doch in
allen wichtigen den Status quo im Mittelmeer betreffenden sowie in
allen großen politischen Fragen unentwegt mit seinen Verbündeten
gehen werde.
Bülow
Nr. 3296
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 113 Berlin, den 21. April 1898
Tatsächlich ist Kreta — und darüber gibt sich der Sultan, klug
wie er ist, gewiß keiner Täuschung hin — für die Türkei verloren und
war es schon, bevor der türkisch-griechische Krieg anfing. Für den
Sultan handelt es sich daher nur noch hinsichtlich Kretas um Wahrung
der Würde und des äußeren Scheins. Von diesem Standpunkte aus
würde dem Sultan zu empfehlen sein, daß er, wenn die Zurückziehung
seiner Truppen von Kreta verlangt wird, etwa folgendes erklärt:
Für ihn handle es sich* nicht um Herrschaft, sondern in seiner
Stellung als Kalif um die Sicherheit des Lebens und Eigentums seiner
dort zurückbleibenden Glaubensgenossen. Die Vorgänge auf der Insel
hätten gezeigt und zeigten bis auf den heutigen Tag, daß die gegen-
wärtig dort vorhandene Zahl der Truppen für diesen Zweck, die
Sicherheit der Muhamedaner, nicht ausreichend sei. Er werde daher
seine Truppen erst dann zurückrufen, wenn für die abziehenden tür-
kischen Truppen eine gleiche Zahl europäischer Soldaten nach Kreta
geschickt werde.
Bülow
* Von hier ab von der Hand Bülows.
32 Die Große Politik. 12. Bd. 497
Nr. 3297
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 195 Therapia, den 13. September 1898
Die jüngsten Ereignisse in Kreta * sind für diejenigen nicht uner-
wartet gekommen, welche unbefangenen Auges die jüngste Entwicklung
der Dinge auf der unglücklichen Insel beobachtet haben. Jene Ereig-
nisse sind im Grunde genommen nur eine logische und natürliche
Konsequenz der Politik, welche seit sechs Monaten von den vier Kreta-
mächten dort verfolgt wird. Der Ausgangspunkt dieser Politik ist die
russische Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland, ihr vor-
läufiges Resultat das Blutbad von Kandia1. Wohl ist jene Kandidatur
bisher ein unerfüllter Wunsch geblieben, und Rußland hat mit seinen
Gesinnungsgenossen weder die Macht gehabt, den Prinzen einzusetzen,
noch ist es imstande gewesen, positive Vorschläge an Stelle des von
den Botschaftern ausgearbeiteten Organisationsentwurfs zu setzen. Aber
ein Wendepunkt in der Kretafrage ist jener überraschende russische
Schachzug doch geworden. Denn vor aller Welt wurde damit für Kreta
als Aktionsprogramm der Gedanke verkündet, zu dem auf der ganzen
Welt jeder Radikale sich mit Begeisterung bekennt: „Für die Revo-
lution und gegen die Autorität1." Man wird den Kretamächten das
Zeugnis nicht versagen können, daß sie in Ausführung dieses Pro-
gramms einen Eifer und eine Konsequenz entwickelt haben, die einer
besseren Sache würdig gewesen wären.
Der Organisationsentwurf, den die Botschafter im vorigen Jahre
ausgearbeitet haben**, war gewiß ein sehr unvollkommenes Werk, und
ich habe immer gezweifelt, ob man mit papierenem Statut eine Insel
pazifizieren kann, auf der seit Jahrhunderten die Revolution eine be-
rechtigte Eigentümlichkeit geworden ist. Aber jener Entwurf beruhte
wenigstens auf dem gesunden und versöhnenden Gedanken, daß man
ein aufständisches Land nur dann pazifizieren kann, wenn man auch
der Minorität Schutz für ihre Rechte gewährt. Darum sollten zunächst
die Muselmanen, welche von den christlichen Insurgenten von Haus
und Hof vertrieben waren, in ihren Besitz wieder eingesetzt werden,
* Ende August war in Kandia eine Revolte der Muhamedaner ausgebrochen,
die sich gegen die englische Besatzung richtete. Bei den Straßenkämpfen fielen
mehrere Hundert Christen und 21 englische Soldaten. Die englischen Kriegs-
schiffe beschossen darauf am 6. September Kandia, das großenteils in Flammen
aufging; auch das deutsche Konsulat fiel der Feuersbrunst zum Opfer. Im
weiteren Verlauf des September schickten die vier Mächte England, Italien,
Rußland und Frankreich Verstärkungen nach Kreta.
** Vgl. Nr. 3254, Fußnote.
498
es sollten der muselmanischen Minorität verfassungsmäßige Garantien
gegen Vergewaltigung durch die christliche Majorität gegeben werden
und nur nach Maßgabe der Durchführung dieses Programms die all-
mähliche Zurückziehung der türkischen Truppen erfolgen. Die neuere
Kretapolitik steht auf dem umgekehrten Standpunkte, sie bekennt sich
unverhüllt zu der Anschauung, die schon so viel Unheil gestiftet und
das Christentum in der muselmanischen Welt so gründlich diskreditiert
hat2, daß in dem Verhältnis von Christ zu Muselman sich der erstere
jedes Unrecht erlauben kann und der letztere jedes Unrecht zu dulden
hat. Das Zerrbild von Regierung, welches man errichtet hat, ist nur
ein Werkzeug der Insurgenten. Keinen Finger hat man gerührt, um
den Muselmanen ihren Landbesitz zurückzugeben; dem höhnischen
Verlangen der Insurgenten, daß die Rückgabe der Ländereien an ihre
rechtmäßigen Eigentümer erst dann erfolgen könne, wenn die türkischen
Truppen die Insel verlassen hätten, haben die Mächte ohne weiteres
willfahrt, „weil die Anwesenheit der Truppen die Christen aufrege" — ,
als ob es ein Gravamen gegen die türkischen Soldaten sei, daß sie bei
den Insurgenten nicht beliebt sind, und als ob nach Beseitigung der
letzten Reste ottomanischer Macht die Insurgenten freiwillig den ge-
raubten Besitz herausgeben würden. So blieben die depossedierten
Muselmanen in den Städten, vornehmlich Kandia, eingepfercht, dem
Hunger und Elend preisgegeben. Sie haben ihr Schicksal mit orienta-
lischer Geduld ertragen, bis in den ersten Septembertagen die Eng-
länder die türkischen Steuerbeamten vertrieben und durch „christliche
Beamte", das heißt Insurgenten, ersetzten. Diese Beamten sollten den
Zehnten einziehen von den Produkten, die von Rechts wegen den
Muselmanen gehören, und das Ergebnis dieser Steuer war ausschließ-
lich für die Insurgenten bestimmt, während die Muselmanen weiter zu
hungern hatten. Gegen diese Unbill haben die letzteren in den Straßen
zunächst unbewaffnet demonstriert; erst als die Engländer auf die
demonstrierenden Massen geschossen, haben diese sich bewaffnet und
die Offensive ergriffen. Das ist der Sachverhalt. Wer sich mit einer
revolutionären Mehrheit derart identifiziert, wie dies seitens der Mächte
auf Kreta geschehen ist, muß mindestens die materielle Macht be-
sitzen, um die Gegenrevolution der ordnungsliebenden Minderheit, die,
gegen Recht und Billigkeit behandelt, schließlich in der Verzweiflung
zu den Warfen greift, im Zaum zu halten und nötigenfalls zu Paaren
zu treiben. Aber selbst an dieser Fürsorge hat es gefehlt. FJs scheint
sicher, daß wenigstens vorübergehend die Muselmanen Herren von
Kandia gewesen sind; jedenfalls sind jener mangelnden Voraussicht
zahlreiche Menschenleben zum Opfer gefallen. Über die Haltung der
türkischen Truppen gehen die Versionen diametral auseinander. Die
Türken versichern, daß nur der Intervention ihrer Truppen die rasche
Wiederherstellung der Ordnung zu danken sei, während umgekehrt be-
hauptet wird, daß die türkischen Soldaten mit den Muselmanen ge-
3-2* 499
meinsame Sache gemacht haben. Die Kretamächte werden zweifellos
aus den letzten Vorgängen Anlaß nehmen, um mit größerem Nach-
druck den Rückzug der Truppen zu verlangen. Der Sultan wird dies
auch fernerhin verweigern. Er kann nach den jüngsten Vorgängen
um so weniger darauf eingehen, als er damit in den Augen seiner
muselmanischen Bevölkerung die kretischen Muselmanen der Rach-
sucht ihrer christlichen Feinde schutzlos preisgeben würde. Und die
Zeit, in welcher als Äquivalente für den Rückzug effektive Garantien
für die muselmanische Bevölkerung geboten werden konnten, ist ver-
säumt; wenigstens glaube ich nicht, daß die Mächte, nachdem sie der
Revolution vollkommen frei die Zügel haben schießen lassen, noch die
Kraft finden werden, für die Minorität andere als rein imaginäre Sicher-
heiten durchzusetzen.
Angesichts dieser unerfreulichen Vorgänge ist es eine wahre Be-
ruhigung, daß Deutschland durch seinen Austritt aus dem kretischen
Konzert sich von jeder Verantwortlichkeit freigemacht hat. In Konse-
quenz dieser Tatsache bekunde ich bezüglich der kretischen Frage
keinerlei Neugierde und pflege Gesprächen meiner Kollegen über diese
Dinge mit einer um so natürlicheren Interesselosigkeit zuzuhören, als
irgendein neuer Gedanke dabei niemals zutage tritt. Was die türkische
Auffassung der jüngsten Ereignisse betrifft, so kann ich eine gewisse
Genugtuung, um nicht zu sagen Schadenfreude, darüber verzeichnen,
daß die Zustände auf Kreta, seitdem die Mächte das Glück der Insel
in Entreprise genommen haben, von Tag zu Tag schlechter werden 2.
Es liegt ja auch eine gewisse Ironie darin, daß die Mächte, denen die
Regierung des Sultans in Kreta unerträglich schlecht erschien, nach
bald zweijähriger Mühewaltung schließlich den Zustand dort be-
gründet haben, den man gemeinhin als „Anarchie" zu bezeichnen
pflegt2.
Irgendwelche ernste Komplikationen erwarte ich aus den neuesten
Vorgängen nicht. Die Mächte werden Verstärkungen nach Kreta
schicken, aber auch nach Eintreffen derselben wird ihre Truppenmacht
zur Pazifizierung der Insel ebenso ungenügend sein wie bisher. Der
Sultan seinerseits wird alle Ansinnen, die in der Frage an ihn heran-
treten, mit jener Verschleppungstaktik behandeln, in welcher der Orien-
tale, und unter ihnen wiederum Abdul Hamid Meister ist. So können
die „unhaltbaren" Zustände auf Kreta noch recht lange andauern. Die
Verantwortlichkeit dafür trägt meines Erachtens in erster Reihe die
russische Politik. Es ist zu wünschen, daß Rußland, welches in Kreta
Arm in Arm mit der Revolution geht und auch anderwärts bestrebt zu
sein scheint, dem Radikalismus billige Schlagwörter gegen konserva-
tive Ideen zu liefern, die Früchte dieser Politik nicht dereinst am
eigenen Leibe verspüren möge.
Marschall
500
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Sehr gut.
Randbemerkungen des Kaisers:
1 Ja
2 richtig
Nr. 3298
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 384 Therapia, den 14. September 1898
Heute morgens 4 Uhr suchte mich Tewfik Pascha auf, um mir
mitzuteilen, daß der englische Admiral an den Gouverneur von Kandia
Edhem Pascha eine Sommation gerichtet habe, die sich auf vier Punkte
erstrecke. Der wichtigste Punkt sei das an den Gouverneur gestellte
Verlangen, innerhalb 48 Stunden die an dem jüngsten Aufstand Schul-
digen auszuliefern und die Muselmanen zu entwaffnen. Falls dies nicht
innerhalb der genannten Frist geschehe, werde der Admiral selbst die
verlangten Maßregeln durchführen.
Der Minister bezeichnete mir das englische Verlangen als uner-
füllbar. Die Schuldigen befänden sich nicht in den Händen der tür-
kischen Behörden, sie könnten erst durch eine sorgfältige Untersuchung
ermittelt werden, und die Entwaffnung der muselmanischen Bevölke-
rung Kandias sei mit den dort anwesenden zwei bis drei türkischen
Bataillonen nicht zu bewerkstelligen. Schreite aber der englische Ad-
miral zu diesem Zweck ein, so sei ein neues Blutbad unaus-
bleiblich.
In allerhöchstem Auftrage hatte Tewfik Pascha während der Nacht
die Vertreter der vier Kretamächte aufgesucht und dort Vorstellungen
gegen das englische Vorgehen gemacht. Auf speziellen ßefehl des
Sultans war er zu mir gekommen, um meinen Rat zu erbitten.
Ich erwiderte dem Minister, daß ich stets bereit sei, den Wünschen
Seiner Majestät entgegenzukommen, aber in diesem Falle außerstande
sei, irgendeine Meinung zu äußern. Die Kaiserliche Regierung habe
sich aus Kreta zurückgezogen, um nicht die Verantwortlichkeit für die
weitere Entwickelung der kretensischen Frage zu tragen; ich vermöge
demnach in dieser Frage auch einen persönlichen Rat nicht zu geben,
der zudem für den Sultan aus dem Grunde keinen Wert haben könnte,
weil er auf einer ganz ungenügenden Kenntnis der tatsächlichen Ver-
hältnisse beruhen würde.
Marschall
501
Nr. 3299
Der Geschäftsträger in Rom Graf von Pückler an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 198 Rom, den 15. September 1898
Minister Canevaro * teilte mir mit, er habe Kabinette von St. Peters-
burg, London und Paris aufgefordert, den Zuständen auf Kreta da-
durch ein Ende zu machen, daß der Sultan aufgefordert würde, seine
Truppen und Beamten zurückzuziehen und die Insel den Mächten völlig
en depöt zu überlassen, und daß die vier Mächte ihm dafür Leben und
Eigentum der muselmännischen Bevölkerung sowie seine Souveränität
garantierten. Dieser Schritt, meinte Herr Canevaro, verspräche jedoch
nur dann sicheren Erfolg, wenn er, was die erste Hälfte, nämlich die
Aufforderung an den Sultan anlange, von Berlin und Wien unter-
stützt würde.
Pückler
Nr. 3300
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von
Derenthall an den Botschafter in Wien Grafen zu Eulenburg
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstejn
Nr. 215 Berlin, den 17. September 1898
Im Anschluß an Telegramm Nr. 213** zu Ew. pp. Orientierung.
Der italienische Botschafter hat nunmehr den Inhalt eines Tele-
grammes des italienischen Ministers des Äußeren an die italienischen
Vertreter in Petersburg, London und Paris hier mitgeteilt, wonach die
italienische Regierung vorschlägt, die vier Mächte sollten noch einen
letzten entscheidenden Schritt bei der Pforte unternehmen, um inner-
halb einer gewissen Frist die Zurückziehung der türkischen Behörden
und Truppen von der Insel und dadurch deren völlige Überantwortung
an die vier Mächte zu erlangen, wogegen die vier Mächte den Fort-
bestand der Souveränität des Sultans sowie die Sicherheit und das
Eigentum der Muhamedaner garantieren sollten.
Oraf Lanza hat auftragsgemäß mündlich hinzugefügt, zum Erfolg
eines solchen Kollektivschrittes würde es wesentlich beitragen, wenn
* Italienischer Minister des Äußern in dem Ende Juni 1898 gebildeten Kabinett
Pelloux.
** Durch Telegramm Nr. 213 vom 16. September war Graf Eulenburg das
Telegramm des Geschäftsträgers Grafen Pückler vom 15. September (siehe
Nr. 3299) mitgeteilt worden.
502
die Kabinette von Berlin und Wien sich demselben anschlössen, mit
welcher Anregung die italienische Regierung indessen keineswegs be-
absichtige, die Kaiserliche Regierung im übrigen wieder in die Kreta-
angelegenheiten hineinzuziehen.
Der russische Geschäftsträger hat sich sodann bei mir mit Inter-
esse nach der Aufnahme erkundigt, welche die italienische Eröffnung
hier gefunden habe.
Ich habe die italienische Anregung lediglich ad referendum ge-
nommen und dies auch dem russischen Vertreter mitgeteilt.
Ob vorstehendes noch dem Herrn Staatssekretär mitzuteilen nötig
ist, darf ich je nach dem Ergebnis Ihrer Besprechung mit demselben
auf Grund meines Telegrammes Nr. 213 Ihrem Ermessen überlassen.
v. Derenthall
Nr. 3301
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Semmering, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 65 Semmering, den 18. September 1898
Nachdem wir uns von der kretensischen Angelegenheit zurück-
gezogen haben, können wir nicht wieder in dieselbe einspringen, nur
um den Sultan zu drangsalieren, und ohne Gewähr hinsichtlich der
Konsequenzen, welche ein solcher Umschwung unsrer Politik für die
weitere Entwickelung der Dinge auf Kreta und im Orient nach sich
ziehen könnte. An einer gemeinsamen Pression auf die Pforte ver-
mögen wir uns ebensowenig zu beteiligen wie derselben zu raten,
ihre Truppen aus Kreta zurückzuziehen. Ein solcher Ratschlag würde
immer eine Verantwortung involvieren, die wir in einer uns so wenig
interessierenden Angelegenheit wie die kretensische nicht zu über-
nehmen in der Lage sind. Andrerseits werden wir dem Sultan auch
nicht von der Zurückziehung seiner Truppen aus Kandia abraten oder
denselben irgendwie zum Widerstand gegen die Forderungen der in
Kreta direkt interessierten Mächte ermutigen. Unsre Haltung bleibt
nach allen Seiten hin eine wohlwollend reservierte, ich habe mich
gestern in diesem Sinne gegenüber Graf Goluchowski ausgesprochen,
welcher meinem Standpunkt beitrat und dieselbe Verhaltungslinie ein-
halten will, da das Wiener Kabinett nach früher gemachten Erfahrun-
gen nicht die mindeste Lust empfinde, sich wieder in die kretensische
Streitfrage einzumischen. Ich bitte, die Anregung des Admirals Canevaro
nach Maßgabe vorstehender Andeutungen in für den italienischen
Minister des Äußern und Italien freundlichster Form zu beantworten.
Bülow
503
Nr. 3302
Aufzeichnung des Stellvertretenden Staatssekretärs des Auswärtigen
Amtes von Derenthall
Eigenhändig
Berlin, den 20. September 1898
Der französische Geschäftsträger * besuchte mich heute, um namens
seiner Regierung die Bitte auszusprechen, wir möchten uns dem in
Konstantinopel beabsichtigten Schritt der in Kreta interessierten vier
Mächte wegen Zurückziehung der türkischen Truppen und Beamten
von der Insel anschließen oder denselben wenigstens unterstützen.
Begründet wurde die Bitte damit, daß die Pforte sich nur fügen werde,
wenn sie sich dem vereinigten Willen der sechs Mächte gegenübersehe.
Ich habe Herrn Boutiron erwidert, daß der gleiche Wunsch uns
bereits italienischerseits ausgesprochen worden sei, und habe ihm nach
Anleitung und im Sinne des Telegramms des Herrn Staatssekretärs
vom 18. d. Mts.** auseinandergesetzt, daß und weshalb wir, nachdem wir
uns einmal von jedem Mittun in Sachen Kretas zurückgezogen hätten,
nicht wieder aus unserer Zurückhaltung heraustreten könnten. Dabei
habe ich besonders betont, daß wir uns nach beiden Seiten gleich
passiv verhalten würden, uns also weder an einer Pression auf die
Pforte direkt oder indirekt beteiligen noch die Pforte irgendwie in
ihrem Widerstand bestärken würden.
Von Interesse vvar mir die große Ratlosigkeit, in der sich die vier
Mächte nach Herrn Boutirons Eingeständnis zu befinden scheinen. Der
Geschäftsträger ließ durchblicken, daß Frankreich und Rußland
unserm Beispiel nur deshalb nicht folgen könnten, weil sie England und
dem ihm befreundeten Italien nicht trauten und beide nicht füglich
allein auf der Insel schalten lassen könnten.
v. Derenthall
Nr. 3303
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Entzifferung
Nr. 398 St. Petersburg, den 2. Oktober 1898
Graf Lamsdorff ***, dem die Zustände in Kreta eine ernste Besorgnis
einflößen, und der sich volle Rechenschaft ablegt, daß die vier Mächte
in eine Sackgasse geraten sind, möchte natürlich die Unterstützung
* Boutiron.
" Siehe Nr. 3301.
*** Adjunkt des Grafen Murawiew.
504
Deutschlands und Österreich-Ungarns haben, um mit großem Nach-
druck in Jildis die freiwillige Zurückziehung der türkischen Truppen
aus Kreta zu verlangen, auf die sie doch nicht rechnen können. Graf
Lamsdorff hat mir einige schwache darauf bezügliche Andeutungen
gemacht, die ich aber mit solcher Entschiedenheit und markierter Gleich-
gültigkeit von mir wies, daß er es aufgegeben hat, mir gegenüber diesen
Gegenstand wieder zu berühren.
Graf Lamsdorff hat nun sein Glück mit dem österreichischen Ge-
schäftsträger versucht, und, wie mir Graf Szechenyi sagte, hervor-
gehoben, wie unangenehm es die russische Regierung berühre zu
sehen, daß die beiden Mächte sich nicht an dem Schritte der vier
anderen Mächte in Konstantinopel beteiligen wollen, da man hier das
größte Gewicht gerade auf das Prestige des gemeinsamen Vorgehens
der drei Kaiser lege. Im Laufe der Unterhaltung mit dem österreichi-
schen Geschäftsträger kam Graf Lamsdorff auf die Kandidatur des
Prinzen Georg zu sprechen und meinte, der Botschafter Graf Kapnist
habe die Sache in Wien verfahren. II n'a pas su tourner la chose. Der
Botschafter wäre beauftragt worden, die Ansicht des österreichisch-
ungarischen Kabinetts einzuholen, nicht aber die Kandidatur des Prin-
zen Georg als einen russischen Vorschlag hinzustellen. „Ce n'etait
donc qu'une Suggestion. Ainsi vous voyez," hätte Graf Lamsdorff hin-
zugefügt, „que nous n'avons pas force cette candidature," welche
letztere er übrigens trotz aller gemachten Einwendungen als eine über-
aus glückliche Idee bezeichnete, denn sie hätte die Griechen mit Stolz
erfüllt und zur Ruhe verholfen.
Ich glaube, die Äußerungen des Grafen Lamsdorff an Graf Sze-
chenyi weitergeben zu sollen, weil es eine Bekräftigung der Ansicht
ist, daß die Russen in der Befürchtung vor einer isolierten Aktion der
Engländer in Kreta weitergegangen sind, als sie ursprünglich wollten,
und wie sehr sie unsere Unterstützung auch in dieser Frage brauchen.
Charakteristisch ist auch die Anschuldigung des Grafen Kapnist, der
dem Grafen Lamsdorff ebenso wie dem Grafen Murawiew ein Dorn
im Auge ist. Radolin
Nr. 3304
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 399 St. Petersburg, den 4. Oktober 1898
Der österreichische Geschäftsträger* hat mir einen von ihm so-
eben an seine Regierung erstatteten, die Kretafrage betreffenden Be-
* Graf Szechenyi.
505
rieht mitgeteilt, aus dem ich nachstehendes Euerer Durchlaucht zu
melden mich beehre, da der Bericht einerseits ein Bild von der hier in
den maßgebenden Kreisen hinsichtlich dieser Frage bestehenden Auf-
fassung gibt und auch wegen der Beurteilung, welche die Situation
seitens des Grafen Szechenyi erfährt, Beachtung verdient.
Graf Szechenyi hatte mit dem Grafen Lamsdorff eine längere Unter-
redung, nachdem, wie es heißt, am 3. d. Mts. der Befehl des Zaren an
den russischen Botschafter in Konstantinopel eingetroffen war, sich
der Aktion der drei anderen Botschafter anzuschließen.
Im Laufe dieses Gesprächs warf der österreichische Geschäftsträger
die Frage auf, ob nicht zu besorgen sei, daß der Sultan durch Über-
reichung eines Ultimatums in eine schwierige Lage gebracht würde,
deren Konsequenzen weit verderblicher werden könnten, als es die
ganze Kretafrage wert sei. Falls Abdul Hamid sich dem Willen der
vier Mächte füge, hätte er mit dem Islam zu rechnen, der seit langer
Zeit schon argwöhnisch die Regierungstätigkeit des Sultans beobachte
und ihm allzugroße Nachgiebigkeit Europa gegenüber vorwerfe1.
Für den anderen Fall, daß der Sultan das Ultimatum zurückwiese und
die türkischen Truppen mit Gewalt von Kreta entfernt würden, müßten
die Vertreter der vier Mächte in Konstantinopel eventuell mit einer
religiösen Bewegung rechnen 1.
Graf Lamsdorff erwiderte, wenn englische Forderungen wie Ab-
tragung von Gebäuden in Kanea, Auslieferung von Übeltätern und
Entwaffnung von Baschibosuks auf Befehl des Sultans geschehen konn-
ten, ohne einen Zwischenfall am Bosporus hervorzurufen, dann könne
der Sultan auch ohne Gefährdung seiner Person den Befehl zur Ab-
berufung seiner Truppen geben2; an eine Gefahr für die fremden
Vertretungen könne er nicht glauben, da der Sultan sich der Konse-
quenzen wohl bewußt wäre. Weit gefährlicher würde für den Sultan
die Situation sein, wenn seitens der erbosten Insurgenten infolge der
Nichtabberufung der türkischen Truppen größere türkische Massakers
vorkämen 3, welchen der Großherr ohnmächtig zusehen müßte. Solche
Massakers wären aber ausgeschlossen, wenn der Sultan sich dem
Willen der vier Mächte füge, nachdem letztere seine Oberhoheit und
den Schutz der Muhamedaner garantiert hätten4. Füge der Sultan
sich nicht, dann verlöre er auch seine Suzeränität, welche durch den
Akt der Verdrängung seiner Truppen durch die Großmächte völlig
illusorisch würde5.
Graf Szechenyi sprach nach dieser Unterredung mit dem Grafen
Lamsdorff den englischen Botschafter und fragte ihn, wie und wo er
sich denn eine gemeinsame Koerizitivmaßregel denke. Sir Charles
Scott erwiderte, daß diese sich ausschließlich auf Kreta beschränken
würde, die internationale Eskader müsse die türkische Garnison auf
der Seeseite blockieren, die bewaffneten Christen aber auf der Land-
seite die Zufuhr von Lebensmitteln abschneiden 6.
506
— Somit ein Kooperieren mit den Insurgenten7! —
Mir gegenüber äußerte der österreichische Geschäftsträger, wenn
er sich vergegenwärtige:
1. eine Äußerung des Grafen Murawiew: „aussi longtemps que
les autres y sont, les Anglais ne peuvent rien faire8,"
2. die ausdrückliche Betonung des englischen Botschafters, daß
England zu weit engagiert und daher entschlossen sei, allein vorzu-
gehen, falls die andern nicht mittäten, und
3. die erneute Versicherung des lebhaften Bedauerns des Grafen
Lamsdorff, das Prestige der drei Kaiser9 schwinden zu sehen,
so käme er (Graf Szechenyi) zur Schlußfolgerung, daß Rußland neben
der Absicht, in Kreta Ordnung zu scharfen, auf der Insel hauptsächlich
den Zweck verfolge, die Schritte Englands zu überwachen. Rußland
werde diesmal in die Lage kommen, den Wert der „Entente" mit uns
aus eigener Erfahrung kennenzulernen10.
Ra doli n
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Richtig
2 i
3 Dagegen haben sich ja bereits die betreffenden] Europfäischen] Admirale
eidlich verpflichtet solches nicht zuzulassen. Danach wird das Argument Lams-
dorff s hinfällig, vorausgesetzt, daß nicht an den Russischen] Admiral der
Befehl ergeht ein angestiftetes Massakre gewähren zu lassen.
4 na also! [die Worte „wenn ... füge" sind vom Kaiser eingeklammert.]
5 dann wäre es aber eine Beraubung des Sultans pur et simple durch die Kreta-
mächte, und das giebt für ihn klare Verhältnisse. Das versteht die islamitische
Welt, daß er sich dagegen nicht wehren kann.
6 und die ihres Besitzes und Lebens garantirten Türken massakriren
7 richtig!!
es ist gradezu haarsträubend!
8 Schafskopf! Die Briten lassen den andren das O d i u m des Rausschmeißens
und behalten aber das Land der Rausgeschmissenen.
9 ich wüßte nur von Einem! Das des Zaren ist in Gefahr!
10 richtig
Schlußbemerkung des Kaisers:
Creta betreffend und die schier unverständliche Rolle der Russen dortselbst,
sagte mir gestern Abend Großfürstin Wladimir, die ganze Cretaaffaire mache
der Zar ganz contre coeur, und seine an sich unhaltbare Politik dort sei der
Erfolg eines Versprechens an seine beschränkte Mutter, welche es ihm nach
schweren heftigen Szenen und Kämpfen abgerungen habe! Er handle so, um
endlich in seinem Hause und Familie Ruhe zu haben, die die Kaiserin Mutter
auf da-, unangenehmste gestört hatte! Der arme Herr! Er wird an meine
Warnungen denken, und es bitter bereuen, Unterrockspolitik gemacht zu haben,
wenn erst mit seiner Hülfe die Briten fest in Creta sitzen! Die Freude darüber
wird auch bei der nation amie et alliee eine sehr getheilte sein, und die Wärme
für Rußland nicht vermehren!
507
Nr. 3305
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 416 Therapia, den 7. Oktober 1898
Vor dem heutigen Selamlik teilte mir der Oberzeremonienmeister
Munir Pascha mit, der Sultan habe ihn beauftragt, mir zu sagen, wenn
auch Deutschland sich bezüglich der Kretafrage zurückgezogen habe,
möge ich doch Seiner Majestät dem Kaiser die Bitte übermitteln, bei
den vier Mächten dafür einzutreten, daß die Note, welche in schroffer
Form eine ungerechte Forderung an ihn stelle*, gemildert werde, auch
möge ich bei meinen Kollegen in demselben Sinne tätig sein.
In meiner auf das Selamlik folgenden Audienz hat der Sultan die
kretensische Frage nicht berührt.
Marschall
Nr. 3306
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Richthoien an den Staatssekretär Bernhard von Bülow,
z. Z. in Jerusalem**
Telegramm. Entzifferung
Nr. 85 Berlin, den 2. November 1898
Der Kaiserliche Geschäftsträger in Konstantinopel*** telegraphiert:
„Auf Befehl des Sultans hat der Minister des Äußern mich ersucht,
die Kaiserliche Regierung zu bitten, sich bei den vier Mächten dahin
zu verwenden, daß von den türkischen Forderungen betreffend Auf-
rechterhaltung der türkischen Souveränität in Kreta wenigstens das
Recht, kleine Garnisonen in befestigten Plätzen als äußeres Zeichen der
Souveränität zu belassen, erreicht werde. Der Sultan hält die Ge-
währung dieser Forderung für nötig, um sein Prestige in den Augen
der muselmännischen Bevölkerung zu bewahren.
Ich habe dem Minister geantwortet, daß ich den Wunsch Seiner
Majestät übermitteln würde, es mir aber für die Kaiserliche Regierung
schwer erscheine, in diesem Augenblick in Verhandlungen einzugrei-
fen, von denen sie sich bisher ferngehalten hätte.
* Am 4. Oktober hatten die vier Mächte eine Note an die Pforte gerichtet,
welche die Zurückziehung der türkischen Truppen aus Kreta binnen eines
Monats verlangte.
•* Nr. 3306 und Nr. 3307 sind des Zusammenhanges wegen vor Nr. 3308
gestellt.
*** von Schlözer.
508
Wie ich vertraulich höre, hatte der Minister des Äußern schon
seinerseits bei Empfang des Großherrlichen Befehls diesen Einwand,
jedoch ohne Erfolg bei Seiner Majestät dem Sultan geltend gemacht."
Euere Exzellenz bitte ich um Ermächtigung, Herrn von Schlözer
das diesseitige Einverständnis mit seiner Haltung zu erkennen zu geben.
Richthof en
Nr. 3307
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Jerusalem, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 89 Jerusalem, den 3. November 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 85*.
Seine Majestät sind mit vorgeschlagener Instruktion an Herrn
von Schlözer um so mehr einverstanden, als sich allerhöchstdieselben,
wie zu Euer Hochwohlgeboren streng vertraulicher und lediglich per-
sönlicher Kenntnisnahme hinzufüge, seinerzeit bereits persönlich bei
Kaiser Nikolaus im Sinne der Wünsche des Sultans verwendet hatten**.
Bülow
* Siehe Nr. 3306.
** Vgl. den Brief Wilhelms II. an den Zaren vom 20. Oktober 1898. Briefe
Wilhelms II. an den Zaren 1894—1914, ed. W. Goetz, S. 313 ff. In diesem
während des Aufenthalts des Kaisers in Stambul auf seiner zweiten Orient-
fahrt geschriebenen Briefe hat er sich in der Tat aufs wärmste des Sultans
in der Kretafrage angenommen. Es heißt in dem Briefe u. a.: "Therefore I
implore you to give this matter once more your most serious attention and if
possible find means by which you can save the Sultan from a dangerous
and compromising Situation envers ses sujets and solve the Cretan question
in a manner acceptable to him. Dont forget that his Army fought valiantly and
victoriously for Crete at Larisse and Domokos and reconquered the Province.
It would never forget or forgive another Power the expulsion of their brothers
in Aras and their Master from a reconquered Province! What a splendid
opportunity for you to step in and save the Sultan from disgrace, the world
from bloody war and gain the gratitude of all Mahometans! Otherwise revolu-
tion may come, and the Sultan's blood may one day be at your door"!
An der Haltung der russischen Politik in der Kretafrage hat der Appell Kaiser
Wilhelms II. an den Zaren kaum etwas geändert. Erst am 14. Dezember,
nachdem die Ernennung Prinz Georgs zum Oberkommissar von Kreta durch-
gedrückt war, antwortete Nikolaus II. dem Deutschen Kaiser, indem er als
eigentlichen Grund für die russische Stellungnahme in der Kretafrage die
Eifersucht auf England angab: "I am glad that the Cretan affair is at last
nearing its end. You know the reason why Russia had to take such a prominent
part in its Solution — at the risk of damaging our good and cordial relations
with Turkey — the fear of another Power establishing itself on the island
and of course the wish to put a final stop to the constant bloodshed. There
was no other way of settling the question than sending George as High
509
Nr. 3308
Der Botschafter in Rom Freiherr von Saurma an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 246 Rom, den 28. Oktober 1898
Die russische und französische Regierung haben sich durch ihre
hiesigen Vertreter heute an Admiral Canevaro mit dem Ersuchen ge-
wandt, die italienische Regierung möchte ihrem Vorschlage, den auch
England angenommen, zustimmen: den Prinzen Georg als Delegierten
(Kommissar) der Mächte in Kreta einzusetzen, wodurch die Ruhe da-
selbst am besten aufrechterhalten werden könnte. Da er nur provi-
sorisch und nicht als definitiver Generalgouverneur hingehen würde,
so würde die Pforte wohl auch kein Bedenken dagegen haben. Um
so weniger, da die vier Mächte einig darin seien, daß eine türkische
Besatzung als sichtbares Zeichen der Oberhoheit des Sultans auf
Kreta verbliebe. Italien hat seinerseits zugestimmt.
Saurma
Nr. 3309
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 233 Pera, den 28. November 1898
Mit der Ernennung des Prinzen Georg von Griechenland zum
Oberkommissar für Kreta * hat die seit Jahren schwebende kretische
Frage einen vorläufigen formellen Abschluß gefunden. Die vier Mächte,
welche die Verantwortung für das Schicksal der Insel und ihrer Be-
wohner übernommen haben, werden sich ihrer politischen Weisheit
rühmen, mit der sie in wenigen Monaten jene schwierige Frage „ge-
löst" haben; in Griechenland wird eitel Freude herrschen über den
politischen Erfolg nach den trüben Tagen des vorigen Jahres, und die
kretischen Christen können sich rühmen, allen anderen unzufriedenen
Elementen des Ottomanischen Reichs das Vorbild einer wohlgelunge-
nen Insurrektion gegeben zu haben. Gewiß trifft den Sultan ein er-
heblicher Teil von Schuld an den für ihn so unerfreulichen Ereignissen,
Commissioner of the 4 Powers — it is a radical measure, b'ut therefore the
only one in my opinion. — Our troops shall remain there as long as England
keeps her's on the island".
* Sie war, nachdem die Insel Kreta seitens der vier Mächte England, Italien,
Rußland und Frankreich in aller Form en depöt übernommen war und die
türkischen Truppen gleichzeitig von der Insel zurückgezogen waren, am
26. November auf drei Jahre erfolgt.
510
aber das vermag in den Augen eines unbefangenen Beobachters an
dem Urteile nichts zu ändern, daß, was heute auf Kreta geschieht, eine
schwere, ja maßlose Ungerechtigkeit ist, die den Sultan und die ganze
muhamedanische Welt aufs tiefste verletzen und erbittern muß. Um
Kreta hat im vorigen Jahre die Türkei siegreich gegen Griechenland
gekämpft, und heute betritt ein griechischer Prinz als Inhaber der
Regierungsgewalt die umstrittene Insel, und die Mission, auf türkischem
Gebiete Ruhe und Ordnung zu schaffen, wird dem Prinzen eines Landes
anvertraut, das auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens das Bild
einer an Anarchie grenzenden Unordnung gewährt.
Man könnte diese verletzende Ungerechtigkeit milder beurteilen,
wenn nach menschlicher Voraussicht mit der Entsendung des Prinzen
Georg eine Lösung der kretischen Frage im Sinne eines allmählichen
Ausgleichs der dort bestehenden Gegensätze angebahnt wäre. Das ist
nicht der Fall. Nichts ist für diesen Zweck vorbereitet; kein gesunder
und fruchtbarer Gedanke wird seitens der Kretamächte dem aus-
gewählten Kommissar als Leitmotiv für seine Verwaltung mitgegeben,
nur die inhaltlose Phrase der Gewährleistung der Sicherheit von Person
und Eigentum und der gleichen Behandlung der verschiedenen Kon-
fessionen. Solange die Admirale der vier Mächte Kreta beherrschten,
war von dieser schönen Maxime nicht die Rede. Herr Sinowiew*, ein
ruhiger und scharfblickender Politiker, hat mir in einem vertraulichen
Gespräch ganz offen gesagt: „Unsere Admirale haben in Kreta nichts
»anderes getan, als blindlings die Wünsche der Christen zu erfüllen;
die Entsendung des Prinzen Georg ist eine Notwendigkeit geworden,
weil die Christen keine andere Lösung annehmen, und gegen den Willen
der letzteren können wir nichts unternehmen. " So liegt die Sache.
Die Muselmanen, die Christen getötet, sind hingerichtet worden, die
Christen, welche Muselmanen ermordeten, sind frei ausgegangen und
erfreuen sich noch heute des geraubten Besitzes. Den Muselmanen
hat man die Waffen genommen, die Christen haben sie behalten. Das
Versprechen der letzteren, Waffen und muselmanischen Besitz heraus-
zugeben, wenn erst die türkischen Truppen die Insel verlassen haben,
wird niemals eingelöst werden.
Man tritt dem Prinzen Georg gewiß nicht zu nahe, wenn man den
Zweifel ausspricht, ob er die Erfahrung und Befähigung besitzt, in
einem der Anarchie verfallenen Staatswesen die Ruhe und Ordnung
dauernd herzustellen; aber selbst wenn er alle die nötigen Eigen-
schaften besäße, so müßte seine Mission scheitern an den Verhältnissen,
welche die Kretamächte ihm auf Kreta geschaffen. Wenn die Christen
als „Insurgenten" den Admiralen von vier Großmächten ihren Willen
oktroyierten, woher soll der Prinz die Kraft nehmen, den Wünschen
der „herrschenden Regierungspartei" zu widerstehen? Er findet nach
Russischer Botschafter in Konstantinopel.
511
menschlicher Voraussicht als Regierungsmaxime einfach das „se sou-
mettre ou se demettre". Könnte man sich über griechische Dinge über-
haupt noch wundern, so wäre es darüber, daß König Georg für seinen
Sohn diese dornenvolle und wenig würdige Mission mit dankbarer
Rührung angenommen hat.
Ob Prinz Georg auf Kreta Fiasko erleidet oder Lorbeeren erntet,
ist freilich für Deutschland eine recht gleichgültige Sache. Für uns
kommen nur die allgemeinen politischen Folgen in Betracht, die sich
an die jüngsten Vorgänge knüpfen. Und von diesem Gesichtspunkte
aus glaube ich, daß von den vier Mächten ausschließlich England in
der kretischen Frage eine klare und zielbewußte Politik verfolgt hat.
England hat festen Fuß auf der wichtigen Insel gefaßt und richtet sich
dort häuslich ein, um so lange zu bleiben, bis Ruhe und Ordnung
dauernd hergestellt sind. Die Voraussicht, daß dieser Zustand in Kreta
niemals eintreten wird, hat darum für die englischen Staatsmänner
bei ihrer natürlichen Abneigung gegen die Aufgabe einmal besetzter
Territorien nichts Erschreckendes. Ebensowenig wird sich Lord Salis-
bury darüber Sorge machen, daß die Behandlung der kretischen Frage
ganz unausbleiblich die revolutionären Elemente in Mazedonien stärken
und zur Nachahmung anregen wird; eine Konflagration auf der Balkan-
halbinsel dürfte heute in London kaum als ein unerwünschtes Ereignis
aufgefaßt werden. Endlich streicht England — und das ist von der
größten Bedeutung — als Hauptgewinn bei der kretischen Frage ein,
daß die tiefe Erbitterung der muhamedanischen Welt wegen der ihr
gewordenen Unbill sich gleichmäßig auch gegen Rußland richtet.
Die Art, wie englische Staatsmänner, vor allem Lord Salisbury selbst,
den Sultan und die Muhamedaner in den letzten Jahren systematisch'
verletzten und erbitterten, konnte so lange als schwerer Fehler gelten,
als Rußland dadurch die Gelegenheit geboten wurde, durch Gewinnung
muselmanischer Sympathien seine Chancen in dem großen auf asiati-
schem Gebiete liegenden englisch-russischen Gegensatze zu verbessern.
Rußland hat diesen englischen Fehler großmütig kompensiert; die Er-
innerung daran, daß die für jeden Muselmanen tief demütigende Kan-
didatur des Prinzen Georg von russischer Seite erfunden und betrieben
wurde, wird lange lebendig bleiben. Graf Murawiew hat also in der
kretischen Frage englische Politik gemacht, und zwar gut und gründ-
lich. —
Wenn in nächster Zukunft wieder einmal im Orient blutige Kon-
flikte zwischen Christen und Muselmanen stattfinden und wie üblich
die europäische Christenwelt sich in die Brust wirft bei dem Gedanken,
daß wir doch bessere Menschen sind, so wird es nützlich sein, der Be-
handlung der Kretafrage zu gedenken und ernst zu prüfen, ob der musel-
manischen Erbitterung wirklich fanatischer Glaubenshaß oder nicht
vielmehr christliche Ungerechtigkeit zugrunde liegt. Marschall
512
Kapitel LXXXII
Die Mazedonische Reformfrage 1898—1899
33 Die GroCe Politik. 12. Bd.
Nr. 3310
Der Generalkonsul in Sofia von Reichenau an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Entzifferung
Nr. 44 Sofia, den 22. März 1898
Am Freitag den 18. d. Mts. wurde der hiesige russische Vertreter*
vom Grafen Murawiew beauftragt, die bulgarische Regierung darauf
aufmerksam zu machen, daß in St. Petersburg eingegangenen Nach-
richten zufolge die mazedonische Bewegung hier nicht energisch genug
bekämpft zu werden und daher eine bedrohliche Wendung anzunehmen
scheine, und die bestimmte Erwartung auszusprechen, daß die hiesige
Regierung ihrer Verantwortlichkeit voll bewußt sein und alles in ihren
Kräften stehende tun werde, um Verwickelungen zu vermeiden. Herr
Bachmetiew wurde in dem befohlenen Sinne beim stellvertretenden
Minister der Auswärtigen Angelegenheiten** vorstellig und erhielt die
bestimmteste Versicherung, daß die hiesige Regierung, von dem Gefühl
ihrer Verantwortlichkeit voll durchdrungen und durch das warnende
Beispiel anderer*** gewitzigt, zur Verhinderung von Komplikationen
aus Anlaß der mazedonischen Frage ihre ganze Kraft einsetzen werde.
Die Vorstellungen des Herrn Bachmetiew wurden tags darauf vom
österreichischen Vertreter f wiederholt, der von seiner Regierung auf
ausdrücklichen Wunsch des Grafen Murawiew telegraphisch angewiesen
worden war, die Demarche seines russischen Kollegen zu unterstützen.
Herrn von Call wurde dieselbe Antwort zuteil wie Herrn Bachmetiew.
Bezeichnend dafür, wie die hiesige Regierung bei ihrem Verhalten der
mazedonischen Bewegung gegenüber fürsorglich mit einem Auge nach
ihrer Popularität zu schielen pflegt, ist die von meinem österreichischen
Kollegen mir mitgeteilte Äußerung des Ministers Theodorow, die
• Bachmetiew (seit Ende Mai 1897).
** Finanzminister Theodorow.
••* Anspielung auf Griechenlands Vorgehen in der Kretafrage.
f O. Freiherr Call zu Kulmbach und Rosenburg.
33*
515
Regierung sei mit ihrem Einschreiten gegen diese Bewegung bereits
so weit gegangen, daß sie von der Opposition und einem Teil der
öffentlichen Meinung der Konnivenz mit der Türkei beschuldigt werde.
Der russische Vertreter, der mit mir und meinem österreichischen
Kollegen glaubt, daß ernstliche Verwickelungen aus Anlaß der maze-
donischen Frage für diesen Sommer nicht zu befürchten sind, und der
überdies — wenigstens vorgeblich — der Ansicht ist, daß hier tatsäch-
lich alles geschieht, um Komplikationen zu vermeiden, war von der
ihn verblümt rektifizierenden Weisung aus St. Petersburg wenig erbaut
und führt sie auf aufgeregte Konsulatsberichte, tendenziöse oder zum
mindesten leichtfertige Expektorationen von Zeitungsschreibern, na-
mentlich österreichischen, und auf eine gewisse Nervosität des Grafen
Kapnist zurück.
Herrn Bachmetiews Vorstellungen bei der hiesigen Regierung wer-
den meinem Eindruck nach mehr im Tone freundlich-väterlichen Zu-
spruchs als demjenigen eines kategorischen Imperativs gehalten ge-
wesen sein, was übrigens weder verwunderlich noch unklug sein dürfte
mit Rücksicht auf den politischen Eiertanz, z'u dem Rußland hier ge-
zwungen ist, 'um seinen augenblicklichen Halt über Bulgarien nicht
zu gefährden.
Der österreichische Vertreter hat, wie er mir sagte und auch nach
Wien berichtete, seine Ermahnungen um eine Schattierung milder ge-
stimmt, als diejenigen seines russischen Kollegen waren, da, fügte Herr
von Call hinzu, er grade im jetzigen Augenblick sich nicht berufen
fühlt, hier russischer aufzutreten als die Russen.
Reichenau
Nr. 3311
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 242 Pera, den 12. Dezember 1898
Vertraulich
In den hiesigen diplomatischen Kreisen bildet neuerdings die maze-
donische Frage den Hauptgegenstand der politischen Konversation.
Nachdem von deutscher Seite rechtzeitig — aber vergeblich — vor
einer revolutionären Lösung der Kretafrage gewarnt worden war, kann
ich jetzt mit einer gewissen Genugtuung als communis opinio meiner
Kollegen bezeichnen, daß die jüngsten Vorgänge in Kreta * eine natur-
gemäße Rückwirkung auf die unzufriedene Völkerschaft in Mazedonien
• Vgl. Kap. LXXXI
516
ausüben müßten 1 und darin die wahre Gefahr der gegenwärtigen Si-
tuation liege. Diese richtige Erkenntnis kommt leider post festum.
Herr Sinowiew*, dem ich das Zeugnis geben muß, daß er stets wider-
willig die kretische Familienpolitik des Grafen Murawiew mitgemacht
hat, pflegt mir, so oft er mit mir zusammentrifft, seine schweren Besorg-
nisse über die Lage in Mazedonien anzuvertrauen, und mein öster-
reichisch-ungarischer Kollege** tut desgleichen. Beide haben wieder-
holt im Palais Schritte getan, um den Sultan zu energischen Maßregeln
bezüglich der albanesisch-serbischen Streitigkeiten zu bewegen, und
ich selbst bin von diesen Kollegen schon vor die Frage gestellt worden,
ob ich nicht ebenfalls dem Sultan in derselben Richtung Ratschläge
geben wolle? Ich pflege mit der Frage zu antworten, was denn
eigentlich der Sultan tun solle? Und darauf habe ich bis jetzt eine ge-
nügende Antwort nicht erhalten. Mit allgemeinen Redensarten: Her-
stellung von Ruhe und Ordnung, Bestrafung der Übeltäter, Ergreifung
energischer Maßregeln usw. ist gar nichts gesagt. In einem von Re-
volutionären der verschiedensten Gattung systematisch unterwühlten
Lande sind alle jene schönen Dinge ohne Blutvergießen nicht
möglich. Und bei der Farbenblindheit, die einzelnen Großmächten und
ihren Agenten insofern eigen ist, als sie niemals das vergossene musel-
manische Blut, sondern stets nur Christenblut sehen 2, begreife ich, daß
der Sultan jenen wohlmeinenden Ratschlägen skeptisch gegenübersteht
und vor durchgreifenden Maßregeln zurückschreckt. Ganz müßig ist
der hohe Herr nicht, er verstärkt seine Militärmacht in Mazedonien,
und ich wüßte im Augenblick nicht, was er klügeres tun könnte.
Über die serbisch-albanesischen Streitigkeiten vermag ich mir ein
eigenes Urteil nicht zu bilden. Es ist möglich, daß Herr Sinowiew durch
seinen Agenten richtig informiert wurde, es ist aber ebenso möglich,
daß der betreffende Herr durch eine trübe Brille gesehen hat, die be-
kanntlich viele Russen im Oriente tragen. Auf alle Fälle liegt die eigent-
liche Gefahr nicht in den lokalen Differenzen zwischen Serben und
Albanesen, sondern in der Haltung der Bulgaren. Alles, was in
Mazedonien vorgeht, erhält seine Bedeutung wegen der Rückwirkung
auf bulgarische Aspirationen. Die mazedonische Frage ist die bulga-
rische Frage. Ob die Regierung in Sofia, wenn sie die revolutionären
Treibereien in Mazedonien duldet, der schiebende oder der geschobene
Teil ist, — ob sie Geld zur Kriegführung besitzt oder nicht, ob Fürst
Ferdinand und seine Ratgeber, wenn sie von schönen Worten über-
fließen, ihr wahres Gesicht zeigen oder nicht, — alles das scheinen mir
recht gleichgültige Dinge zu sein. Tatsache bleibt, daß jene Treibe-
reien in stets sich steigerndem Maße fortgesetzt werden, und kein
Bulgare wird die Richtigkeit des Satzes bestreiten, daß, wenn es in
* Russischer Botschafter in Konstantinopel.
** Freiherr von Calice.
517
Mazedonien losgeht, auch Bulgarien losschlagen muß. Gerade für
die revolutionäre Bewegung von dieser Seite aus bietet der Vergleich
der kretischen Frage so manche Analogien und in der Haltung von
vier Großmächten das denkbar erwünschteste Präzedens. Ich kann mir
denken, daß die Bulgaren, wenn ihre Revolution in Mazedonien von
großmächtlicher Seite mit gleicher Liebe und Fürsorge behandelt wird,
wie dies in Kreta der Fall war, sich vorerst mit einem „Oberkommis-
sar" der Mächte für Mazedonien begnügen würden; die Ereignisse von
1885 haben bewiesen, daß man in einer Nacht selbst den General-
gouverneur einer autonomen Provinz beseitigen kann, ohne daß die
Mächte, die ihn bestätigten, einen ernstlichen Einspruch dagegen er-
heben *.
Nach dem Gesagten kann ich nur eine früher ausgesprochene An-
schauung dahin bestätigen, daß die Katastrophe in Mazedonien eine
Frage der Zeit ist und ihr Eintritt von Strömungen und Stimmungen
erregter Massen, also von unberechenbaren Faktoren abhängt. Sie ist
durch den Verlauf der kretischen Frage nach menschlicher Berechnung
erheblich gefördert worden, aber eine bestimmte Vorhersage über den
Zeitpunkt würde nur in dem Falle möglich sein, wenn dem Sultan etwa
von großmächtlicher Seite eines jener Reformprojekte oktroyiert würde 3,
welche stets auf Lager sind. Auf Reformprojekte folgt erfahrungsgemäß
das Massaker, und das wäre für Mazedonien das Signal zum Ausbruch.
An der geschilderten Sachlage werden auch die ernstesten russischen
und österreichisch-ungarischen Ermahnungen in Sofia und die besten
Ratschläge in Jildis-Kiosk nichts ändern. Seit der Kandidatur des Prin-
zen Georg bin ich zudem nicht frei von einem gewissen Mißtrauen,
ob die russische Abneigung gegen Veränderungen auf der Balkan-
halbinsel heute noch auf der Höhe der amtlichen Versicherungen steht,
und ob nicht die russische Orientpolitik überhaupt zu einem „un-
berechenbaren Faktor" geworden ist. Um Bulgarien in einer konser-
vativen Bahn zu erhalten, ist jedenfalls so ziemlich das ungeeignetste
Werkzeug Herr Bachmetiew, der wie manche russische Diplomaten bei
der Wahl zwischen der offiziellen russischen Politik mit ihren öffent-
lich proklamierten Friedensinteressen und zwischen der offiziösen
mit ihren panslawistischen, orthodoxen und Familieninteressen für die
letztere optiert hat, vermutlich weil er diese als die stärkere und für
die Karriere vorteilhaftere erachtet. Ich kann mich auch der Ver-
mutung nicht erwehren, daß Fürst Ferdinand als guter Geschäftsmann
für die Schande, die er über sich und seine Armee durch die Wieder-
aufnahme hochverräterischer Offiziere** gebracht hat, sich als Gegen-
* Vgl. Bd. V, Kap. XXX. Bei dem Ausbruch der Revolution in Ostrumelien
(18. September 1885) hatten die Aufständischen den türkischen Generalgouver-
neur Chrestowitsch gefangengenommen.
** Gelegentlich des Besuchs des bulgarischen Fürstenpaars in Petersburg
(21. — 23. Juli 1898) war den emigrierten bulgarischen Offizieren die bis dahin
518
gäbe etwas Greifbareres als wohlwollende Redensarten erhandelt hat,
und endlich ist für die mit großem Pomp beabsichtigte Einweihung
des Denkmals von St. Stefano * der gegenwärtige Zeitpunkt russischer-
seits doch recht unvorsichtig gewählt. Die „befreiten Brüder", die in
Scharen aus Bulgarien zu dieser Feier heranströmen, werden sich nicht
der sentimentalen Rührung über die gefallenen Befreier, deren Knochen
in einem Ossuarium gesammelt sind, hingeben, sondern dem Gedanken
an das große, bis zum Ägäischen Meer reichende Bulgarien, dessen
Grenzen der Zarbefreier einst in St. Stefano gezogen hat; darum wird
diese Feier der Bewegung neue Nahrung zuführen, welche der Ver-
wirklichung großbulgarischer Pläne bestimmt ist.
Überrascht, aber nicht beruhigt hat mich die Bestimmtheit, mit
welcher mein russischer Kollege mir gegenüber wiederholt den Satz
ausgesprochen hat, daß, wenn ein Massaker in Mazedonien verübt wird,
„die Intervention der Mächte unausbleiblich sei". Als Warnung für die
hiesigen Machthaber mag dieser Satz ganz nützlich sein, aber für die
Bulgaren, denen Herr Bachmetiew sicher kein Geheimnis daraus
machen wird, enthält er die Bestätigung, daß sie mit ihrem revolutio-
nären Treiben auf dem rechten Wege zu ihrem Ziele sind. Die Ent-
rüstung über türkische „atrocities" war bisher eine englische Speziali-
tät, wobei die Humanität der Politik Vorspanndienste zu leisten hatte,
und diese Politik war sicher nicht auf Erhaltung des Status quo auf
der Balkanhalbinsel gerichtet. Herr Sinowiew ist ein zu ernster und
kluger Staatsmann, um nicht zu wissen, daß eine bewaffnete Inter-
vention in Mazedonien ein sehr schwieriges und für die Kontinental-
mächte recht gefährliches Unternehmen ist. Die Dinge liegen dort doch
wesentlich anders als in Kreta. Während die kretischen Christen we-
nigstens ad hoc einig waren, besteht zwischen den verschiedenen christ-
lichen Nationalitäten Mazedoniens, den Bulgaren, Serben, Griechen,
Montenegrinern, Kutzowallachen usw. infolge von politischen, wirt-
schaftlichen und religiösen Gegensätzen eine erbitterte Feindschaft,
und die Provinz ist umgeben von Staaten, die sich mit jenen Gegen-
sätzen und den daraus hervorgehenden Agitationen identisch fühlen.
Wie es in den großen christlichen Heiligtümern des gelobten Landes der
türkischen Wachen bedarf, um die Christen gegen sich selbst zu
schützen, so fiel der türkischen Staatsgewalt bisher die Aufgabe zu,
den offenen Kampf zwischen den christlichen Nationalitäten Maze-
doniens niederzuhalten4. Mit der Beseitigung der türkischen Herr-
schaft würde also die mazedonische Frage nicht gelöst, man kann im
Gegenteil sagen, daß dann das mazedonische Problem mit allen seinen
Gefahren erst aktuell sein wird. Wie die Mächte es anfangen sollen,
hartnäckig verweigerte Rückkehr gestattet worden; sie wurden nunmehr wieder
in die Armee eingestellt. Vgl. Nr. 3337.
* Die Feier fand am 18. Dezember statt.
519
inmitten einer fieberhaften Bewegung der Balkanvölker alle die zahl-
losen Fragen nationaler, politischer und religiöser Natur, welche jenes
Problem darstellen, im Wege einer Verständigung zu lösen, bleibt mir
vorläufig umsomehr ein Rätsel, als an die mazedonische sich un-
mittelbar die albanesische Frage knüpfen und damit die Gefahr eines
weiteren ernsten Differenzpunktes zwischen den Großmächten hervor-
treten wird. Ich kann mir wohl denken, daß die beteiligten Mächte
sich über das Hinein gehen nach Mazedonien einigen, aber wie es
ohne ernste Komplikationen mit dem Herausgehen werden wird,
ist mir recht zweifelhaft.
Aus den vorstehenden Erwägungen gelange ich zu dem Schluß,
daß es trotz aller Fehler, die man hier begeht, für die Türkei schwerer
sein wird, Mazedonien Zu verlieren, wie Kreta. Als den größten Fehler
der hiesigen Politik betrachte ich, daß man glaubt, die Bulgaren durch
Konzessionen zu beruhigen. Statt die den Bulgaren feindlichen, aber
für die Türkei weniger gefährlichen Nationalitäten wie die Serben zu
gewinnen, stößt man diese vor den Kopf und weicht vor den An-
maßungen Bulgariens Schritt für Schritt zurück. Herr Markow* ver-
kehrt mit der Pforte nur noch in der Form von Ultimatums, die trotz
der unverschämten Sprache, in der sie abgefaßt sind, ihre Wirkung
nie versagen. Man hat hier eben Angst vor den Bulgaren wegen ihrer
militärischen Stärke, aber die Angst ist allezeit ein schlechter politischer
Ratgeber gewesen.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Das haben wir ja bis zum Uebel werden im vergangnen Jahre stehend
wiederholt
2 richtig
3 das mache ich unter keinen Umständen mit
* richtig
Schlußbemerkung des Kaisers:
Gut
Nr. 3312
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 842 Berlin, den 30. Dezember 1898
[abgegangen am 31. Dezember]
Die russisch-englische Rivalität, durch welche die Türkei seit mehr
als 60 Jahren ihr Dasein fristet, ist in den neuesten Phasen der Kreta-
* Bulgarischer diplomatischer Agent in Konstantinopel.
520
frage* nicht mehr bemerkbar gewesen, während noch zur Zeit der ar-
menischen Massakers Rußland eine feste Sonderstellung gegenüber
englischen und selbst französischen Reform- und Racheplänen einnahm.
Der jetzt auf Kreta erzielte Erfolg ist ganz geeignet, die Engländer
zu weiterem Vorgehen auf derselben Bahn zu ermutigen. Sie haben,
wie Ew. in Ihrem Bericht Nr. 233 vom 28. v. Mts. *• hervorheben, bisher
allein eine sichtbare Machterweiterung auf und durch Kreta erreicht,
gleichwohl aber einen Teil des muhamedanischen Hasses von sich
auf Rußland abgelenkt. Wenn es den Engländern gelingt, die Russen
nun auch zum gemeinsamen Vorgehen in der mazedonischen Frage
zu bewegen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, daß Lord Salisbury
das eine Hauptziel seiner Politik, die Zerlegung und Verteilung der
Türkei, trotz seiner Kränklichkeit noch erlebt. Sollte dieses Ereignis
sich verwirklichen, so würde Rußland zu wählen haben zwischen dem
Besitz der Meerengen und der französischen Freundschaft. Ew. Ex-
zellenz wird aus einer früheren Phase der Kretaangelegenheit noch
die Bemerkung des Ministers Hanotaux in Erinnerung sein, daß das
Auftauchen der Meerengenfrage zuviel für die französischen Nerven
sein würde (ga serait trop gros pour nous). Die klare Erkenntnis
dieser Sachlage war es wohl auch, welche die russische Regierung seit
20 Jahren veranlaßt hatte, sich zum Beschützer der Türkei zu machen.
In diesem Jahre ist aber die russische Politik schwankend ge-
worden, vielleicht weil dynastische Empfindungen und Augenblicks-
impulse stärker wirkten als Tradition und sachliche Erwägung.
Die deutsche Politik würde, von sachlichen Erwägungen geleitet,
einen Balkankonflikt zunächst in ruhiger Zuschauerrolle beobachten
können. Indessen ist gegenwärtig unsre Stellung dadurch etwas
schwieriger geworden, daß wir namentlich infolge unsrer schnell
wachsenden türkischen Handelsverbindungen für die europäischen
Mächte ein Gegenstand grundlosen Mißtrauens, für die Türken aber
ein Thema gefährlicher Illusionen und Phantasien geworden sind. Um
so größer ist unser Interesse, über den Wärmegrad russisch-englischer
Beziehungen am Bosporus sowie über die Momente, welche dabei
auf die Temperatur einwirken, fortlaufend unterrichtet zu sein.
Andrerseits sehe ich kein Bedenken dagegen, daß Ew. mit Ihrem
russischen Kollegen, über dessen staatsmännisches Urteil ich die
gleiche Ansicht habe wie Sie, bei den sich ungezwungen bietenden
Gelegenheiten die dortige Lage und die durch elementare Bedingungen
gebotene deutsche Anschauung und Stellungnahme akademisch und
offen besprechen, schon um zu zeigen, daß wir keinen Grund haben,
verschlossen zu sein.
B ü 1 o w
Siehe Kap. LXXXI.
' Siehe Kap. LXXXI, Nr. 3309.
521
Nr. 3313
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 1 Pera, den 1. Januar 1899
Herr Sinowiew, der mich heute besuchte, sagte mir, er habe neuer-
dings den ürafen Murawiew wiederum dringend gebeten, in Sofia
un langage ferme zu führen. Die Instruktionen, die daraufhin Herr
Bachmetiew erhalten, seien denn auch sehr energisch abgefaßt und
enthielten ernste Warnungen, sich jeder Unterstützung der mazedo-
nischen Bewegung zu enthalten. Der Botschafter fürchtet freilich, daß
auch dieser Schritt keine nachhaltige Wirkung üben werde, das Übel
liege darin, daß die Regierung des Fürsten Ferdinand durchaus un-
populär sei und die revolutionäre Bewegung unterstützen zu müssen
glaube, um sich zu halten. Während er — Herr Sinowiew — nicht
müde werde, in St. Petersburg auf die Gefahr, die von Sofia aus der
Ruhe auf der Balkanhalbinsel drohte, hinzuweisen, enthielten die Be-
richte Herrn Bachmetiews „une veritable elegie" über das ungerecht-
fertigte Mißtrauen in die friedfertigen Gesinnungen der bulgarischen
Regierung; „c'est de la poesie, ces rapports de Bachmetiew".
Herr Sinowiew erzählte mir auch, es habe in Sofia die Absicht
bestanden, Herrn Nikolajew, der einst den Putsch in Philippopel ver-
anstaltet habe und gegenwärtig Generaladjutant des Fürsten Ferdinand
und zugleich „chef du comite macedonien" sei, an der Spitze einer
militärischen Deputation zur Einweihung des Denkmals am 18. v. Mts.*
hierher zu senden. Es habe ihm — dem Botschafter — einige Mühe
gekostet, diese gänzlich deplacierte Demonstration zu vereiteln.
Marschall
Nr. 3314
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 2 Wien, den 5. Januar 1899
Graf Goluchowski sagte mir gestern, daß die Nachrichten, die er
aus Mazedonien erhielte, andauernd beunruhigende seien. Graf Kapnist
habe ihm wohl soeben den Inhalt einer sehr scharfen und tadelnden
• Vgl. Nr. 3311, S. 519, Fußnote*.
522
Instruktion des Grafen Murawievv an den russischen Vertreter in Sofia*
vorgelesen, weil dieser die Beziehungen Bulgariens zu Mazedonien
als durchaus ungefährliche darstelle, während das Feuer glimme und
jeden Augenblick zur Flamme angefacht werden könne, aber der von
Graf Murawiew gezeigte gute Wille könne schließlich nicht die Intrigen
des Fürsten Ferdinand verhindern und die unbrauchbaren türkischen
Walis in Mazedonien zu tüchtigen Beamten machen.
Der Herr Minister berührte bei dieser Gelegenheit den Inhalt
seiner Unterhaltung mit Graf Murawiew** über das mazedonische
Thema. „Ich sagte dem Grafen/' fuhr der Minister fort, „daß bei
einem Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen der Türkei und Bul-
garien zwei Fälle denkbar seien, die beide gleich bedenklich für die
Ruhe in Europa wären: entweder siegen die Bulgaren und gehen nicht
aus Mazedonien heraus, dadurch die gesamte mazedonische Frage auf-
rollend, oder die Türken gehen nach Sofia, und Europa läßt sich dieses
nicht gefallen. Das Ende des türkisch-griechischen Krieges mit dem
Erfolge der Besiegten werde aber weder die Ambitionen der
Bulgaren noch der anderen Balkanstaaten beruhigen.
Graf Murawiew gestand dieses zu, behauptete aber, daß der ge-
meinsame Druck Rußlands und Österreichs auf die Balkanstaaten trotz-
dem Ausbrüche jeder Art zurückhalten könne. Wenn aber Graf Mu-
rawiew Vertreter von der Farbe des Herrn Jadowski *** auf ihren Posten
im Balkan läßt, so nützen alle scharfen Instruktionen nach Sofia nichts,
und wir können uns auf Ereignisse in Mazedonien gefaßt machen, die
allen frommen Wünschen in sehr erschreckender Weise ein Ende
bereiten. "
P. Eulen bürg
Nr. 3315
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 2 Pera, den 7. Januar 1899
Der bulgarische Agent Markow hat vor einigen Tagen unmittel-
bar vor seiner Abreise nach Sofia den österreichisch-ungarischen Bot-
schafter aufgesucht und ihm eine Art bulgarischen Aktionsprogramms
vorgetragen mit der ersichtlichen Tendenz, für dasselbe, wenn auch
nicht die Unterstützung, so doch eine neutrale Haltung Österreich-
Ungarns zu erbitten. Herr Markow hat dargelegt, daß früher Öster-
* Vgl. Nr. 3313.
** Graf Murawiew weilte auf der Rückreise von Paris in Wien vom 21. bis
25. Oktober 1898.
*** Russischer Gesandter in Belgrad.
523
reich-Ungarn ein großes Interesse an Bulgarien genommen und sich
dadurch die Sympathien der bulgarischen Nation erworben habe; aller-
dings seien in der letzten Zeit von der Regierung in Sofia Fehler be-
gangen worden, die in Wien unangenehm hätten berühren müssen.
In Bulgarien bestehe fortdauernd die Überzeugung, daß Rußland
die einstige Politik von San Stefano aufgegeben habe und auf dessen
Unterstützung nicht mehr zu rechnen sei. Unter einigen Ausfällen
auf Herrn Sinowiew kam Herr Markow zu dem Schluß, daß Österreich-
Ungarn ein großes Interesse an der Wiederaufnahme der Politik von
San Stefano und der Schaffung eines Groß-Bulgarien habe, welches
einen Pufferstaat zwischen Rußland und der Türkei bilden werde.
Freiherr von Calice hat selbstverständlich dem Agenten erklärt, daß
Bulgarien bei einem revolutionären Vorgehen weder auf irgendeine
Unterstützung noch auch auf Sympathie in Wien rechnen könne, und
hat dieselbe Antwort dem Exarchen gegeben, der einige Tage später
dem Botschafter in demselben Sinne sprach unter Hinweis darauf,
daß die bulgarische Nation „profondement emue" sei infolge der kre-
tensischen Vorgänge, und daß nach Ordnung der kretensischen Frage
notwendig auch die der bulgarischen ihre Lösung finden müsse.
Derartige Äußerungen der hiesigen bulgarischen Vertreter sind
ja nichts Neues; aber symptomatisch bleiben sie doch gegenüber den
offiziellen Versicherungen von Sofia aus. Ich würde beruhigter sein,
wenn ich überzeugt wäre, daß das bulgarische Mißtrauen gegen Herrn
Sinowiew in gleichem Maße auch gegen die Regierung in St. Peters-
burg gerichtet ist. Ich fürchte, daß man in Sofia nach dieser Seite hin
trotz aller offiziellen Abmahnungen noch immer Hoffnungen nährt:
nach dem kretensischen Vorgang ist denselben die Berechtigung nicht
abzusprechen. Marschall
Nr. 3316
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 4 Pera, den 14. Januar 1899
Bei einer Unterredung, die ich gestern mit meinem russischen
Kollegen hatte, als ich ihm zum neuen Jahre gratulierte, fand ich ihn
bezüglich der mazedonischen Frage erheblich weniger pessimistisch
als früher. Herr Sinowiew machte auf mich den Eindruck eines Mannes,
der nach schweren Kämpfen einen vollen Erfolg davongetragen hat.
Er erzählte mir, daß seine Regierung in Sofia die denkbar energischste
Sprache geführt und ausdrücklich dort erklärt habe, sie werde eine
Revolutionierung Mazedoniens nicht dulden und „Bulgarien seinem
524
Schicksale überlassen", wenn es sich auf ein derartiges Unternehmen
einlasse. Der Botschafter erwartet von diesem Schritte seiner Re-
gierung nicht etwa, daß die bulgarische Regierung nunmehr der bul-
garisch-mazedonischen Bewegung Einhalt gebiete, — dazu besitze sie
nicht die Kraft — , aber man werde sich in Sofia doch ernstlich be-
sinnen, ob man den Revolutionären das zu einem bewaffneten Auf-
stande nötige Geld geben wolle; und ohne Geld würden die letzteren
schwerlich losschlagen. Andererseits glaube er nicht, daß sich in der
Bewegung selbst und ihrer moralischen Unterstützung seitens Bul-
gariens etwas Wesentliches ändere. Die sogenannten Handelsagenten,
deren Vermehrung in Mazedonien die Regierung in Sofia fortwährend
betreibe, seien allesamt revolutionäre Agenten; am stärksten trete dies
bei dem Agenten Rizow in Üsküb hervor, welcher anerkanntermaßen
die Zentralstelle für die mazedonisch-bulgarische Bewegung bilde. Mit
den diplomatischen Agenten Bulgariens stehe die Sache nicht wesent-
lich anders; sie betrachten als ihre wichtigste Aufgabe, Propaganda
für die großbulgarische Idee zu machen. Als ich hier den Namen des
Herrn Markow nannte, bemerkte Herr Sinowiew, daß auf diesen jene
Charakteristik vollkommen zutreffe; er — der Botschafter — sei bei
Herrn Markow in Ungnade; „il me tourne le dos, quand il me voit". —
Da Herr Markow inzwischen, wie ich anderweit berichtet habe, seine
Liebeswerbungen bei meinem österreichisch-ungarischen Kollegen be-
gonnen hat*, so scheint in der Tat die russische Demarche in Sofia zu-
nächst eine gewisse Wirkung hervorgerufen zu haben.
Mein englischer Kollege** ist in der mazedonischen Frage durchaus
Optimist. Er glaubt nicht, daß schon in diesem Frühjahre die Revo-
lution in Mazedonien ausbrechen werde, aber er hat auch für den Fall,
daß dies geschieht, einen Trost: „daß nämlich die russische öffent-
liche Meinung eine Passivität der russischen Regierung wie bei den
armenischen Massakers zum zweiten Male nicht dulden werde". Wenn
diese Ansicht, die mir Sir Nicholas O'Conor unter Hinweis auf seine
besondere Kenntnis der russischen Verhältnisse entwickelt hat, zu-
trifft, so würde das bulgarische Aktionsprogramm, durch Provozierung
von Massakers den Mächten die Hand zu forcieren, bezüglich der so-
genannten Kretamächte Aussicht auf Erfolg haben. Unter öffentlicher
Meinung in Rußland versteht Sir Nicholas offenbar gewisse weibliche
Einflüsse, die in der kretischen Frage so erfolgreich für englische
Wünsche eingetreten sind***. Da Herr Bachmetiew sicherlich dafür
sorgen wird, daß in Sofia die Existenz und die Macht dieser Einflüsse
nicht in Vergessenheit geraten, so wird auch die amtliche russische
Verwarnung dort ihr Gegengewicht finden.
* Vgl. Nr. 3315.
•• Sir N. O'Conor.
••• Vgl Kap. LXXXI.
525
Mein italienischer Kollege* ist erst recht Optimist. Bei ihm ist
die revolutionäre Ader, die jeder Italiener besitzt, über den Durch-
schnitt ausgebildet, und ich glaube, daß dies bei dem dermaligen Leiter
der Auswärtigen Angelegenheiten Italiens **, nach der Tätigkeit, die
er als Admiral vor Kreta entwickelt hat, zu urteilen, in gleichem Maße
der Fall ist. Herr Pansa ist stolz auf den Verlauf der kretischen Frage
und den hervorragenden Anteil, den Italien dabei genommen hat. Ihn
erfreut sichtlich am meisten der Umstand, daß dort eine Revolution
in vollem Umfange siegreich gewesen ist, und ich bin nicht so grausam,
ihm diese Freude durch irgendwelche nüchternen Argumente verderben
zu wollen. Auf Italien wird die englische Politik jedenfalls zählen
dürfen, wenn das kretische Experiment mutatis mutandis in Maze-
donien wiederholt werden soll. Ich halte dies für sicher, auch abgesehen
von etwaigen albanesischen Gelüsten, die ja mit der italienischen
Balkanpolitik untrennbar verbunden sind.
Zweifellos besteht überall da, wo man aus irgendwelchem Grunde
an der Aufrollung der mazedonischen Frage ein Interesse hat, die
Hoffnung, daß, wenn die Revolution in Mazedonien ausbricht, die
Kretagruppe wieder in Aktion tritt. An dem zur Begründung der Inter-
vention erforderlichen humanitären Argumente wird es nicht fehlen,
da man in der Türkei als „Massaker" zu brandmarken pflegt, was man
anderwärts für die Erfüllung einer gebieterischen Pflicht der Regie-
rung gegenüber rebellischen Untertanen erachtet. Man rechnet wohl
darauf, daß Deutschland sich als unbeteiligt zurückhalten und Öster-
reich schon durch seine inneren Wirren an einer energischen Gegen-
aktion gehindert werde. Das große X in der Rechnung bildet zurzeit
noch Rußland. Wenn Herr Sinowiew die auswärtigen Angelegenheiten
leiten würde, so könnte man schon jetzt jene Hoffnungen als trüge-
rische bezeichnen; da aber der auswärtige Minister Graf Murawiew
heißt, der für die Wünsche hochgestellter Damen ein feines Ver-
ständnis besitzt, so komme ich vorläufig bezüglich der russischen
Orientpolitik zu keinem anderen Resultat, als daß X = X ist.
Marschall
Nr. 3317
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 13 Pera, den 16. Januar 1899
Sir N. O'Conor hat mir heute mitgeteilt, er habe von Lord Salis-
* A. Pansa.
•* Vizeadmiral Canevaro.
526
bury Kenntnis von einer Anregung des Ministers Canevaro erhalten, ob
es nicht mit Rücksicht auf die außerordentliche, gefahrdrohende Lage
in Mazedonien angezeigt erscheine, einen Kollektivschritt hier zu tun,
um den Sultan zu „Konzessionen an die mazedonischen Christen" im
Interesse der Beruhigung der erregten Gemüter zu bewegen, Lord
Salisbury wünsche seine — des Botschafters — Ansicht über die Op-
portunität eines solchen Schritts und ebenso diejenige seiner Kollegen
zu kennen. Die Frage Sir N. O'Conors, was ich von jener Anregung
halte, habe ich mit der Gegenfrage beantwortet, was er selbst dar-
über denke. Der Botschafter entgegnete, daß er angesichts der großen
Erregung der Muhamedaner aus Anlaß der kretensischen Frage es
für nicht unbedenklich erachte, hier eine große diplomatische Aktion
in der mazedonischen Frage zu beginnen. Diese Ansicht scheine auch
Pansa zu teilen; Sinowiew habe er noch nicht gesprochen. Ich be-
merkte dem Botschafter, daß ich außerstande sei, die Bedenken, die
er selbst gegen die Anregung hege, zu widerlegen, im übrigen aber
keine Instruktion besäße, die mir gestattete, über eine „mazedonische
Frage" zu diskutieren.
Marschall
Nr. 3318
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Mühlberg
Nr |o Berlin, den 16. Januar 1899
Der Kaiserliche Botschafter in Pera telegraphiert, daß der eng-
lische und italienische Vertreter ihn aufgesucht haben, um ihm das
Dringliche der mazedonischen Gefahr und zugleich die Notwendigkeit
vorzustellen, durch gemeinsame Schritte der Mächte beim Sultan auf
Besserung der Zustände hinzuwirken und dadurch einem Ausbruche
der nationalen Leidenschaften vorzubeugen.
Ich möchte eher glauben, daß dieser Ausbruch um so sicherer er-
folgt, wenn die Mazedonier erst merken, daß das Konzert der Mächte
jetzt' ihre Sache wie früher die kretensische in die Hand nimmt.
Bevor ich die Angelegenheit Seiner Majestät vortrage, möchte ich
wissen, wie Graf Murawiew darüber denkt.
Schleunige Drahtantwort.
Bülow
527
Nr. 3319
Der Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 15 St. Petersburg, den 17. Januar 1899
Antwort auf Telegramm Nr. 10*.
Nach Auffassung des Grafen Murawiew liegen die Dinge folgender-
maßen:
Admiral Canevaro habe auf die Nachricht hin, daß in Italien Gari-
baldianer angeworben wurden, um bei einem Aufstand in Mazedonien
im Frühjahr mitzuwirken, dem italienischen Botschafter in Konstanti-
nopel Auftrag gegeben, beim Sultan vorstellig zu werden und Reformen
zu verlangen. Diese Nachricht sei ihm, dem Grafen Murawiew, über
London zugekommen. Zur selben Zeit habe ihn Lord Salisbury durch
Sir Charles Scott** um seine Meinung in betreff der mazedonischen
Frage bitten lassen. Er habe dem englischen Botschafter geantwortet
und noch soeben heute wiederholt, daß Rußland den gegenwärtigen
Augenblick für durchaus ungeeignet finde, um an die Lösung der maze-
donischen Frage heranzutreten. Sir Charles Scott habe ihm darauf
gesagt, soviel er wisse, seien keinerlei Instruktionen von Lord Salis-
bury nach Konstantinopel ergangen betreffs Anschlusses Englands an
die italienische Aktion.
Der Minister bemerkte weiter, Rußland habe den Balkanstaaten
nicht den leisesten Zweifel gelassen, daß sie jede Auflehnung mit Ge-
walt auf eigene Verantwortung und Gefahr unternehmen würden und
von Rußland keinerlei Unterstützung zu gewärtigen hätten. Man sei
von dieser Seite in ihn gedrungen, doch wenigstens allgemeine Ver-
sprechungen zu geben; auch das habe er verweigert mit der Begrün-
dung, daß Zusagen ja bereits der Berliner Vertrag enthalte, gegen-
wärtig aber durchaus kein Anlaß vorliege, diese Zusagen besonders
zu bekräftigen. Österreich und Frankreich, das wisse er, hätten gleich
Rußland keine Lust, jetzt die mazedonischen Dinge in Fluß zu bringen,
und so glaube er zuversichtlich, daß die Ruhe dort nicht gestört wer-
den würde.
Graf Murawiew bemerkte noch, daß Admiral Canevaro den Schritt
in Konstantinopel wohl hauptsächlich zur Befriedigung der ultralibera-
len Partei in Italien notgedrungen unternommen habe. Die Schwäche
der dortigen Regierung habe sich drastisch darin gezeigt, daß sie
trotz besten Willens es den radikalen Elementen gegenüber nicht ge-
wagt habe, die Todesstrafe für Anarchisten festzusetzen.
Tschirschky
• Siehe Nr. 3318.
** Englischer Botschafter in Petersburg.
528
Nr. 3320
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr 17 Pera, den 18. Januar 1899
Im Anschluß an Telegramm Nr. 13*.
Der englische Botschafter hat Lord Salisbury telegraphiert, daß
nach seinen Wahrnehmungen seine sämtlichen Kollegen der auch von
ihm geteilten Ansicht seien, daß die Aufwerfung der mazedonischen
Reformfrage die revolutionären Elemente ermutigen und daher ge-
fährlich sein würde; auch stehe ein Erfolg seiner diesbezüglichen An-
regung nicht zu erwarten. Sir N. O'Conor hatte Nachricht, daß in
St. Petersburg und Paris die Erteilung von Instruktionen an die hiesigen
Botschafter über Reformfragen abgelehnt worden sei. Er las mir auch
ein Telegramm des englischen Gesandten in Bukarest** vor, wonacji
Herr Sturdza*** ebenfalls dringend vor der Aufwerfung der maze-
donischen Reformfrage gewarnt und den Gedanken angeregt hat, es
sollten die Mächte den Balkanstaaten jede Unterstützung der maze-
donischen Bewegung untersagen und sich auf der bevorstehenden
Abrüstungskonferenz in St. Petersburg f über eine diesbezügliche ge-
meinsame Formel verständigen.
Marschall
Nr. 3321
Der Generalkonsul in Sofia von Reichenau an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. o Sofia, den 19. Januar 1899
Vor einigen Tagen hat mein österreichischer Kollege im Auftrage
seiner Regierung Herrn Stoilowff ernstlich vor irgendwelcher Aktions-
politik in Mazedonien gewarnt mit dem Hinzufügen, daß man in Wien
die Aufrechterhaltung des Status quo auf der Balkanhalbinsel wünsche,
daß man aber bereit sei, bei der Pforte für die Besserung der Lage
der christlichen Bevölkerung in Mazedonien einzutreten und vor allem
dahin zu wirken, daß dieselbe rechtlich mit gleichem Maße gemessen
werde wie die Muhamedaner.
* Siehe Nr. 3317.
** J. Q. Kennedy.
*** Rumänischer Ministerpräsident und Minister des Äußern.
t Gemeint ist die Friedenskonferenz, die aber nicht in St. Petersburg, sondern
am 18. Mai im Haag zusammentrat.
tt Bulgarischer Ministerpräsident und Minister des Äußern.
34 Die Große Politik. 12. Bd. 529
Ebenso ist von dem St. Petersburger Kabinett dem bulgarischen
Vertreter Dr. Stanciow der bestimmte Wunsch ausgesprochen worden,
daß Bulgarien sich jeder abenteuerlichen Politik in Mazedonien enthalte.
Auch Herr Bachmetiew war von seiner Regierung beauftragt wor-
den, hier zu korrekter und ruhiger Haltung zu ermahnen. Bezeich-
nenderweise aber hatte er die Ausführung dieses Auftrages in der
„Eile der Abreise" vergessen, sodaß nun Herr Botkin* das Ver-
säumte nachholen wird.
Reichenau
Nr. 3322
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an Kaiser Wilhelm II.
Ausfertigung
Berlin, den 19. Januar 1899
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät Botschafter in Kon-
stantinopel hat telegraphisch gemeldet, daß sowohl bei ihm als auch
bei dem Baron Calice der englische und der italienische Botschafter
einen Meinungsaustausch über die mazedonische Frage angeregt hätten.
Der erste Anstoß zu diesem Versuche ist von dem Admiral Canevaro
ausgegangen. Seine angebliche Wahrnehmung, — über welche näher
sich zu informieren ich Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät
Botschafter in Rom ** beauftragen werde — , daß Freischaren angewor-
ben würden, um bei einem Aufstande in Mazedonien Verwendung zu
finden, will dem Admiral Veranlassung geboten haben, den italienischen
Botschafter in Konstantinopel zu beauftragen, vom Sultan Reformen
für Mazedonien zu verlangen *, Zugleich suchte der Admiral aber
Fühlung mit England wegen eines von den Mächten bei der Pforte zu
unternehmenden Kollektivschrittes 2. Aus weiteren Meldungen scheint
hervorzugehen, daß Lord Salisbury sich bis jetzt darauf beschränkt,
in Konstantinopel und St. Petersburg zu sondieren, ob eine derartige
Anregung Aussicht auf Unterstützung haben würde.
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät Geschäftsträger in
St. Petersburg, den ich sofort beauftragte, sich über die Auffassung des
Grafen Murawiew zu orientieren, berichtet***, daß Lord Salisbury ein
gleiches Ansuchen durch Sir Charles Scott an den russischen Minister
habe stellen lassen. Graf Murawiew erklärt, dem englischen Botschafter
geantwortet zu haben, daß Rußland den gegenwärtigen Augenblick für
durchaus ungeeignet halte, um an die Lösung der mazedonischen
Russischer Geschäftsträger in Sofia.
Freiherr von Saurma.
* Vgl. Nr. 3319.
530
Frage heranzutreten3. Rußland habe den Balkanstaaten nicht den leise-
sten Zweifel darüber gelassen, daß sie jede Auflehnung mit Gewalt
auf eigene Verantwortung und Gefahr unternehmen würden und von
Rußland keinerlei Unterstützung zu gewärtigen hätten4. Selbst die
Erfüllung des an ihn, Murawiew, gestellten Verlangens, doch wenig-
stens allgemeine Versprechungen zu geben, habe er verweigert5. Er
wisse, daß Österreich und Frankreich gleich Rußland keine Lust be-
zeigten, jetzt die mazedonischen Dinge in Fluß zu bringen, und so
glaube er zuversichtlich, daß die Ruhe dort nicht bedroht sei.
Die Erklärung des Grafen Murawiew findet, soweit sie sich auf
das russische Kabinett bezieht, ihre Bestätigung in einem Gespräch,
welches Herr Sinowiew mit Herrn von Marschall gehabt hat*. Herr
Sinowiew erzählte, daß seine Regierung in Sofia die denkbar energischste
Sprache geführt und ausdrücklich dort erklärt habe, sie werde eine
Revolutionierung Mazedoniens nicht dulden und Bulgarien seinem Schick-
sal überlassen, wenn es ein derartiges Unternehmen beginne5. Dieses
Auftreten Rußlands in Bulgarien spiegelt sich auch in dem Verhalten
des Agenten Markow, des Vertreters des Fürsten Ferdinand, wieder,
welcher seit seiner Rückkehr aus Sofia in Konstantinopel das mot
d'ordre ausgibt, in diesem Frühjahr könne die mazedonische Revo-
lution nicht stattfinden, da Rußland und Österreich eine den bulga-
rischen Wünschen entschieden feindliche Haltung einnähmen.
Gleichwohl läßt sich nicht verkennen, daß die Voraussicht Euerer
Kaiserlichen und Königlichen Majestät, wonach die Erfüllung der
kretensischen Wünsche ihre Rückwirkung auf der Balkanhalbinsel aus-
üben werde, sich erfüllt. Wie in Kreta vor zwei Jahren, so fangen
jetzt die nationalen Leidenschaften an, in Mazedonien zu gären, und
interessierte Mächte sind es, welche versuchen, diese Bewegung zu
begünstigen. Ein Unterschied macht sich allerdings dabei geltend:
während in den Anfangsstadien der kretensischen Wirren äußere Ein-
mütigkeit unter den Mächten herrschte, gehen in der mazedonischen
Frage von Anfang an die Auffassungen auseinander6. Es heben sich
zwei Strömungen ab: Rußland, Österreich und Frankreich geben sich
der Hoffnung hin, die revolutionäre Bewegung niederhalten zu können,
während bei England und Italien die Neigung hervortritt, eine diplo-
matische Aktion vorzubereiten, die geeignet ist, den aufgehäuften
Brennstoffen neues Material hinzuzuführen. Denn unzweifelhaft wer-
den die Hauptinteressenten in Mazedonien nicht ohne Kunde von den
englisch-italienischen Sondierungen bleiben und darin eine willkommene
Ermunterung ihres Treibens und Billigung ihrer Absichten erblicken.
In Befolgung der von Euerer Kaiserlichen und Königlichen Maje-
stät vorgezeichneten Richtung, die wir bei neuen Wirren in den Bal-
kanstaaten einzuhalten haben, gestatte ich mir Euerer Kaiserlichen und
* Vgl. Nr. 3316.
34* 531
Königlichen Majestät huldreiche Genehmigung dazu ehrfurchtsvollst
zu erbitten, daß ich Herrn von Marschall anweisen darf, sich ab-
lehnend7 gegen solche Vorschläge seiner Kollegen zu verhalten, die
darauf abzielen, die Pforte zu Reformen in Mazedonien zu drängen8.
Eine dem Sultan aufgezwungene Nachgiebigkeit würde nach den ge-
machten Erfahrungen doch nur den entgegengesetzten, wenn auch viel-
leicht von gewisser Seite nicht unerwünschten Erfolg haben, Unruhen
heraufzubeschwören, statt sie zu beschwichtigen.
B. von Bülow
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Einverstanden!
Dem Canevaro kann aber Saurma mal den Text lesen, daß er in solchem Augen-
blick mit Schwärmern an das mazedonische Pulverfaß geht! Es soll nur endlich
einmal in Italien anfangen! 20/1. 99
Randbemerkungen des Kaisers:
1 Der Canevaro ist wohl total verrückt geworden!
2 unter keinen Umständen mache ich das mit!
3 richtig
1 gut, wenn wahr
5 gut
e gut!
7 ja! sehr scharf!
8 Canevaro soll erst einmal Reformen in Italien einführen!!
Nr. 3323
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 21 Pera, den 20. Januar 1899
Im Anschluß an Telegramm Nr. 17*.
Admiral Canevaro hat Herrn Pansa telegraphiert, er habe nicht
die Absicht gehabt, einen Kollektivschritt der Botschafter [in] dem
Sinne der mazedonischen Reformen anzuregen; sein Gedanke sei nur
gewesen, daß es opportun erscheine, wenn die Botschafter über sich
aufwerfende Spezialiragen bezüglich Mazedoniens dem Sultan Rat-
schläge erteilten.
Marschall
• Siehe Nr. 3320.
532
Nr. 3324
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Mühlberg
Nr 8 Berlin, den 21. Januar 1899
Mit Bezug auf Telegramm vom 20. Januar Nr. 21 *.
Mit der bisher von Ew. pp. in der mazedonischen Frage beobach-
teten Haltung bin ich einverstanden. Nach den gemachten Erfahrungen
ist nicht daran zu zweifeln, daß Versuche, den Sultan zu Reformen oder
Zugeständnissen zu bewegen, gerade den entgegengesetzten Erfolg
haben, und, statt Unruhen vorzubeugen, nur die nationalen Leiden-
schaften in Mazedonien mehr entflammen würden. Ich möchte schon
jetzt befürchten, daß den Hauptinteressenten in Mazedonien die ita-
lienischen und englischen Sondierungsversuche nicht unbekannt ge-
blieben sind, und daß daraus den revolutionären Wühlereien neue
Nahrung zugeführt worden ist. Nach Ihren letzten Meldungen scheint
Italien den Vorschlag wegen eines Kollektivschrittes aufgegeben zu
haben und auch England nicht mehr daran zu denken. Für den Fall
aber, daß irgendeiner Ihrer Kollegen die Frage wieder anregen und
mit Vorschlägen wegen Reformen, die der Pforte anzuempfehlen seien,
an Sie herantreten sollte, bitte ich Sie, sich scharf ablehnend dagegen
zu verhalten.
Zu Ihrer Information füge ich hinzu, daß Graf Murawiew unserem
Geschäftsträger in St. Petersburg erklärt hat, Rußland hätte den Bal-
kanstaaten nicht den leisesten Zweifel darüber gelassen, daß sie von
Rußland keinerlei Unterstützung zu erwarten hätten und jede Auf-
lehnung auf eigene Gefahr unternehmen würden**.
Bülow
Nr. 3325
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr 24 Pera> den 21- Januar 1899
Soeben geht mir ein aus Sofia datiertes und mit dem dortigen
Poststempel versehenes lithographiertes Zirkularschreiben des „Haut
Comite Macedonien" *** zu, welches ausführt, daß nur solche Reformen
* Siehe Nr. 3323.
** Vgl. Nr. 3319.
•** Vgl. auch die Mitteilungen in Nr. 3326.
533
einen wirklichen Wert hätten, die auf der Basis der politischen Auto-
nomie, wie sie Kreta gewährt sei, .beruhten. Da die Mächte nach den
bisher gemachten Erfahrungen erst dann einzuschreiten pflegten, wenn
ein ungleicher Kampf der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker statt-
gefunden habe, so sei die Meinung unter den Christen verbreitet, daß
sie den Türken den Vorwand zu einem Massaker geben sollten, um
das Mitleid des christlichen Europas zu erwecken. Der verzweifelnde
Zustand Mazedoniens und des Wilajets Adrianopel sei bekannt. Trotz-
dem sei es die Pflicht des Comites zu erklären, daß die christliche
Bevölkerung dieser Länder am Ende ihrer Geduld angelangt, und wenn
die europäische Diplomatie daselbst nicht dieselben Reformen wie in
Kreta einführe, die Verzweiflung jene Bevölkerung zum Äußersten
treiben werde. Unterschrieben ist das Zirkular von A. Liaptschew,
A. Radew, Chr. Stanichew und D. Lapow.
Marschall
Nr. 3326
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 7 Pera, den 21. Januar 1899
Nachdem die englisch-italienische Anregung, zum Zwecke der Be-
schleunigung der bulgarisch-mazedonischen Bewegung die Großmächte
in Aktion zu setzen, so gründlich gescheitert ist, daß Herr Canevaro
das Bedürfnis empfand, sich dem eigenen Botschafter gegenüber durch
Hinweis auf ein Mißverständnis zu decken *, schien es mir von Inter-
esse, über die Vaterschaft jener staatsmännischen Idee Ermittlungen
anzustellen. Dabei bin ich zu dem Resultate gelangt, daß der eigent-
liche Autor der hiesige bulgarische Agent Herr Markow ist. Dieser
gewandte Diplomat, der es fertig bringt, hier gleichzeitig die „fried-
liebende" bulgarische Regierung und die nach Krieg lüsterne bul-
garisch-mazedonische Aktionspartei zu vertreten, hat in den letzten
Wochen einen Rundgang bei meinen Kollegen gemacht, um sie für
die mazedonische Revolution zu interessieren. Zu mir ist er nicht ge-
kommen ; ich habe auch keinerlei Anrecht auf sein Vertrauen und
noch weniger auf das seiner Hintermänner. Bei Herrn Sinowiew hat
er so wenig Glück gehabt, daß er den sozialen Verkehr mit demselben
einstellte, die Abfertigung, die er von Baron Calice erfahren, war höf-
lich, aber nicht minder kräftig; erst als er Herrn Pansa sein Herz aus-
* Vgl. Nr. 3323.
534
schüttete, konnte er Verständnis für die Le,den und Wunsche der
mazedon sehen Bulgaren finden. Herr Pansa hat damals einem meiner
Kollegen mitgeteilt daß Herr Markow ihm sehr eindnnghch die Ge-
fahng der gegenwärtigen Lage in Mazedonien und die Notwendigkerf
eines Einschreitens der Mächte dargelegt und er darüber nach Rom
berichtet habe. Wenige Tage später hat Herr Pansa demselben Kol-
legen wörtlich gesagt? „L'affaire de Crete est terminee, ces jours-c. la
question macedonienne se presentera aux grandes pmssances '. Diese
Vorhersage war zutreffend, denn Herr Canevaro hat sich beeil den
Bericht des Botschafters bei Sir Philip Currie' ™«™rten> un.d ' 'n
l zterem selbstverständlich einen begeisterten Anhänger der Markow
sehen Idee Befunden. Daß Herr Pansa den englischen Botschauer
beg eit te alf er in Ausführung einer Instruktion Lord Sahsburys seine
Knuten aufsuchte um ihre Ansichten über jene Idee zu erforschen,
war nach d ser Entstehungsgeschichte wohl berechtigt. Wenn dies-
mal auch ein oositiver Erfolg nicht erzielt wurde, so kann sich Herr
Markow doch räumen, daß L Apparat, den er erstmals in Bewegung
gesetzt hat - von Herrn Pansa zu Herrn Canevaro und von diesem
durch Sir Philip Currie zu Lord Salisbury - prompt funktioniert hat,
und das ist für die großbulgarische Zukunft von Bedeutung.
& dürfte wohl kaum ein Zufall sein, daß gerade in diesem Augen-
blicke das Haut Comite Macedonien" sich mit einem Zirkular an die
Mächte wendet«, um sein Programm, sowohl was die Ziele der Be-
wegung wie die beabsichtigte Aktion betrifft, darzulegen und die so-
fort« Aktion der Mächte zu verlangen. In ersterer Beziehung st das
P^ramm wahrscheinlich unter Mitarbeit von »Staatemannem« ztem-
lieh maßvoll ausgefallen: keine Losreißung von. d" "re iscTen
bulearien, nur eine Autonomie genau nach dem kretischen
Schema- ,was den kretischen Christen recht ist, ist den maze-
donischen billig", diese Konsequenz wird seitens der Revo ution zum
ersten Male öffentlich gezogen. Daß es so kcnmnen -rtfewarirt
mathematischer Sicherheit vorherzusehen; Deutschland und Österreich
ufgam ind, weil sie es vorhersahen, aus dem Kretakonzert ausge-
treten als die revolutionäre Wendung in der Kretafrage eintrat Eng-
„d und Ha len sind aus demselben Grunde erst recht dann gebheben;
welchen politischen Gedanken Rußland verfolgte, als es d,e revo-
fotionäre Wendung selbst inaugurierte, wird wohl stets ein Staats-
leheimnis des Petersburger Kabinetts bleiben. Neu in dem Programm
tot d te E nbeziehung des Wilajets Adrianopel in die autonomen Wun-
che vermuld, soll dieser Teil des Programms als Negoziationsobjekt
dienen Der Plan, die Intervention der Mächte durch Provozierung
von Massakers zu erzwingen, ist ja längst bekannt; überraschend .st
• Englischer Botschafter in Rom.
** Vgl. Nr. 3325.
535
höchstens der Zynismus, mit dem dieser Plan öffentlich verkündet wird.
Man könnte versucht sein, darin einen taktischen Fehler zu erblicken,
denn die christlich-humanen Tränen, welche ob des türkischen Fana-
tismus vergossen zu werden pflegen, wenn gewisse Mächte ihre be-
sonderen politischen Zwecke im Orient zu erreichen trachten, ver-
lieren an Natürlichkeit und darum an Wirkung, wenn vorher feststeht,
daß die beweinten Massakers auf christlicher Veranstaltung beruhen.
Aber die mazedonischen Revolutionäre vertrauen offenbar so fest auf
die eiserne Logik des kretischen Vorgangs, daß sie mit taktischen Er-
wägungen sich gar nicht mehr abgeben.
Marschall
Nr. 3327
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 50 Pera, den 3. Februar 1899
Vertraulich
Der bulgarische Ministerwechsel* hat hier vollkommen überrascht.
Ich sehe in demselben in erster Reihe einen Schachzug des Fürsten
Ferdinand in dem Kampf zwischen Herrn Sinowiew und Herrn Bach-
metiew. Indem der Fürst in Ausführung der versteckten Drohung, die
er am Neujahrstage dem russischen Vertreter gegenüber ausgesprochen
hatte, ein ausschließlich aus Gegnern Rußlands bestehendes Ministerium
einsetzt, will er den Russen zeigen, wohin er gedrängt wird, wenn
man in Petersburg auf die „tendenziösen" Berichte des Herrn Sinowiew
größeres Gewicht legt als auf die „wahrheitsgetreuen" Meldungen
des russischen Vertreters in Sofia. Dabei läuft wohl auch die Absicht
unter, durch die Wahl eines aus Freunden Österreichs gebildeten
Ministeriums das russische Mißtrauen gegen das benachbarte Kaiser-
reich zu erwecken, das bisher in der mazedonischen Frage gemein-
same Sache mit Rußland gemacht hatte. Freiherr von Calice hatte aus
den Äußerungen des Grafen Murawiew an den Fürsten Liechtenstein **
schon jetzt den Eindruck, daß die Gegenaktion Bachmetiews ihre
Spuren zurückgelassen habe. Wahrscheinlich wird Fürst Ferdinand,
sobald in Petersburg eine mildere Auffassung der mazedonischen Frage
platzgreift, sich des Ministeriums Grekow wieder entledigen.
Obgleich Fürst Ferdinand sich in den letzten Tagen anscheinend
alle Mühe gegeben hat, die Genehmigung des Eisenbahnvertrags vom
* Am 30. Januar war das Ministerium Stoilow zurückgetreten und durch das
Kabinett Grekow ersetzt worden.
•* Österreich-ungarischer Botschafter in Petersburg.
536
Sultan zu erhalten, bin ich im Zweifel, ob es ihm wirklich Ernst damit
war Er hätte sonst wohl die Ministerkrisis um zwei Tage verschoben,
denn darüber, daß dieses Ereignis die Erwirkung des Idradee aufs
äußerste erschweren mußte, konnte er unmöglich im Zweifel sein.
Marschall
Nr. 3328
Der Botschafter in Petersburg Fürst von Radolin an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr 66 St. Petersburg, den 8. Februar 1899
Der bisherige österreichisch-ungarische Botschafter Prinz Liechten-
stein hat Petersburg gestern abend verlassen, nachdem er in letzter
Zeit seitens des Kaiserlichen Hofes mit ungewöhnlicher Freundlich-
keit behandelt worden war und Seine Majestät ihm noch ein Abschieds-
diner tags vor der Abreise gegeben hatte.
Der Prinz sagte mir in einem vertraulichen Gespräche, der Kaiser
Nikolaus habe ihm gegenüber der Annäherung Österreichs und Ruß-
lands mit Befriedigung Erwähnung getan und in der herzlichsten Weise
von Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph und auch vom Erzherzog
Franz Ferdinand gesprochen, wobei Seine Majestät hinzugefugt hatte,
seine Freundschaft für den Kaiser und den Erzherzog sei so fest, daß
niemand dieselbe trüben könne. (Prinz Liechtenstein deutete hierbei
an- Das niemand" bezöge sich wohl auf Graf Goluchowski.) Früher
sei' die Türkei der Zankapfel zwischen den beiden Reichen gewesen,
jetzt aber sei dies nicht mehr der Fall, und es liege im beiderseitigen
Interesse, die Türkei zu erhalten und zu verhindern, daß die kleinen
Balkanstaaten den status quo auf der Halbinsel umstoßen K
Wenn auch kein Zweifel obwaltet, daß der Kaiser Nikolaus dies
aufrichtig meint und bona fide handelt, wenn er Hand in Hand mit
Österreich den Ausbruch von Unruhen in Mazedonien verhindern will,
so neige ich doch nach dem, was ich höre, zu der Annahme, daß die
russische Regierung oder wenigstens gewisse Unterströmungen der-
selben trotz aller gegenteiligen Versicherungen und offiziellen Mani-
feste den geheimen Umtrieben in Mazedonien nicht ganz unsympa-
thisch gegenüberstehen2 und darauf ausgehen, zunächst die Öster-
reicher von der Aufrichtigkeit der uneigennützigen russischen Pläne auf
der Balkanhalbinsel zu überzeugen und ihr Mißtrauen zu beschwichtigen,
um dann die russisch-slawische Politik um so sicherer ohne Österreich
durchzuführen und letzteres zu düpieren.
Es ist übrigens auffallend, wie in letzter Zeit den Österreichern
hier in jeder Weise geschmeichelt wird. Prinz Liechtenstein ist sich
537
aber bewußt und überzeugt, daß ein intimes Zusammengehen mit
Rußland nur bis zu einem gewissen Grade möglich sein wird. Wenn
Herr von Aehrenthal* auch noch so geschickt operieren sollte und als
wahrer Opportunist den slawischen Tendenzen sich willfährig zeigt,
so ist eine Enttäuschung für Österreich schließlich doch unvermeidlich3.
In diesem Sinne spricht sich auch, natürlich streng vertraulich, Prinz
Liechtenstein aus.
Ebenso unverkennbar ist die von Rußland Bulgarien gegenüber
beobachtete Beschönigungspolitik. Amtlich wird von hier mit der
größten Entschiedenheit gegen jede Beteiligung Bulgariens an der
mazedonischen Frage gearbeitet, aber es dürfte zweifelhaft sein, ob
nicht unter der Hand Bulgarien hierbei unterstützt wird.
Radolin
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Wir wollen ihn darauf festnageln, wenn es seinerzeit nöthig würde
2 natürlich Das ist dort immer so!
3 richtig
Nr. 3329
Der Gesandte in Belgrad Freiherr von Waecker-Gotter an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 18 Belgrad, den 16. Februar 1899
Bei seinem vorgestrigen Besuch ließ sich König Milan auch über
die sogenannte „orientalische Frage" in ihrer Gesamtheit aus und
sagte ungefähr folgendes:
„Die Balkanstaaten, gleichviel ob sie mehr oder weniger selbst
gekämpft haben um ihre Befreiung, sind in letzter Linie die Schöpfun-
gen, die Kinder der Großmächte. Den letzteren liegen daher gewisse
Vaterpflichten ob; sie müssen auch für die Existenzbedingungen, für
das Wohlergehen dieser neuen Gebilde von Zeit zu Zeit etwas tun.
In ihrer heutigen Gestalt und Begrenzung können mehrere der Balkan-
staaten und speziell Serbien nicht fortleben oder doch nicht sich ge-
deihlich entwickeln.
Daß früher oder später die türkische Herrschaft aus Europa ver-
schwinden muß, wird wohl niemand bestreiten wollen. Die türkische
Bevölkerung in den Balkanprovinzen fühlt dies selbst instinktiv, denn
sie verringert sich beständig durch Auswanderung. Wir Serben wün-
schen durchaus nicht, den Tag der Liquidation gewaltsam zu beschleu-
* Nachfolger von Prinz Liechtenstein als Österreich-ungarischer Botschafter in
Petersburg.
538
nigen, schon darum nicht, weil wir noch einige Zeit brauchen, um
den Vorsprung einzuholen, welchen die Propaganda unserer Konkur-
renten gegen uns voraus hat. Sollte dagegen von Seiten der letzteren
diese Liquidation gewaltsam herbeigeführt werden, so müßten wir,
so schwach oder unvorbereitet wir auch sein mögen, auch unsererseits
mit den Warfen eingreifen, um nicht präteriert zu werden.
Sobald nun so oder so der Moment der Aufteilung gekommen
sein wird, werden die Mächte sich vor allem die Notwendigkeit vor
Augen halten müssen, zwischen den kleinen Balkanstaaten ein an-
näherndes Gleichgewicht herzustellen. Ohne ein solches wird die Fehde
unter ihnen fortdauern wie zu den Zeiten des Mittelalters, mit her-
gestelltem Oleichgewicht werden sie notwendig und gern im Frieden
miteinander leben.
Bei gutem Willen und gerechter Abwägung wird es auch den
Mächten gar nicht so schwer fallen, jedem seine Portion zuzumessen
und insbesondere die Teilung zwischen Serbien und Bulgarien zu
finden. Ich bin kein Chauvin und gehöre also nicht zu denen, die sich
einreden, daß in ganz Mazedonien alle Slawen im Grunde Serben
sind, oder auch nur, daß die Serben dort in der Mehrheit seien. Meine
Ansicht in dieser Sache ist folgende:
Die Bevölkerung Mazedoniens — une vraie ,Macedoine'! — ist
derart durcheinander gemischt, daß man wirklich meinen möchte, der
Name des Landes stamme aus der Küche. Was das slawische Element
anlangt, so gibt es nur beschränkte Gebiete, wo man das Volk als
rein serbisch und beziehungsweise rein bulgarisch ansprechen kann,
jene im Norden, diese im Süden und namentlich Südosten Mazedoniens.
Dazwischen liegt die große Masse des Landes, wo sich die beiden
Stämme in den verschiedensten Graden der Mischung vorfinden. Man
wird sagen dürfen, daß der ganze Längenabschnitt der Balkan-
halbinsel, welcher ungefähr durch die Linien der Morawa und des
Isker, respektive deren Fortsetzung nach Süden gebildet wird, eine
solche hybride Bevölkerung enthält. Auf meiner letzten Reise nach
Sofia fiel es mir wieder auf, daß der Volkstypus dort genau derselbe
ist wie in den östlichen Landesteilen Serbiens. Diese ganze Volks-
masse läßt sich im Grunde ebenso leicht zu Serben machen wie zu
Bulgaren. Hätte der Berliner Frieden Sofia mir zugesprochen, so
würde es jetzt ebenso gut serbisch sein, wie es heute Nisch und Pirot
sind, wo damals die Bevölkerung genau denselben Charakter hatte.
Vice versa würden Nisch und Pirot heute gut bulgarisch sein, wenn
sie zu Bulgarien geschlagen worden wären.
Ich meine also, daß die Assimilierung der Bevölkerungen gar nicht
so schwer sein wird, wenn einmal die Mächte auf einer gerechten
Basis zur Aufteilung Mazedoniens zwischen Serbien und Bulgarien
geschritten sein werden. Beide Staaten müßten natürlich einen Küsten-
539
strich am Ägäischen Meer erwerben, dabei kann die Stadt Saloniki
ruhig ausgeschlossen bleiben und etwa einen kleinen Freistaat bilden.
Nach gewissen Preßnachrichten soll die Idee angeregt worden
sein, daß auf dem bevorstehenden Abrüstungskongreß zunächst den
kleinen Balkanstaaten als den für die Ruhe Europas gefährlichsten
Elementen die Entwaffnung auferlegt werden müsse. Ich weiß nicht,
ob Rumänien dabei mit eingerechnet wird; König Carol liebt es nicht,
zu den Balkanstaaten gerechnet zu werden, die Russen ihrerseits be-
stehen gern darauf, um in das Bereich ihres moralischen Protektorats
auch Rumänien einschließen zu können. In einem und dem andern
Falle wird Rumänien sich zu einer Abrüstung nicht verstehen, aber
auch wir andern können es nicht.
Zunächst müßten wir Serben dagegen protestieren, den Ruhe-
störern zugerechnet zu werden. Wir haben dies durch unsere korrekte
und geradezu bescheidene Haltung, glaube ich, nicht verdient. Öster-
reich und Rußland haben dies auch dadurch anerkannt, daß sie letzt-
hin nur in Sofia, aber nicht in Belgrad zur Ruhe mahnen ließen. Was
aber das Prinzip der Sache selbst angeht, so könnte weder Serbien noch
Bulgarien sich dazu verstehen, ihrerseits abzurüsten, die Türkei aber
in voller Rüstung sich gegenüber zu lassen. Wenn einmal die staat-
liche Gestaltung auf dem Balkan in der vorher angedeuteten Weise
perfekt geworden sein wird, so wird niemand froher sein als wir, wenn
uns die privilegierte Stellung Belgiens zugewiesen würde. Heute aber
hat jeder von uns beiden seine, wie wir glauben, berechtigten natio-
nalen Aspirationen und muß daher so stark und vorbereitet als mög-
lich bleiben, um für deren Verwirklichung im geeigneten Augenblick
einzutreten. In Serbien sowohl wie in Bulgarien würde zweifellos
die Dynastie gefährdet sein, sobald sie sich dazu verstände, durch die
Unterwerfung unter einen europäischen Abrüstungsbefehl jenen Hoff-
nungen zu entsagen, welche in der Seele ihrer Völker festgewurzelt
sind.u
Waecker Gotter
Nr. 3330
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 30 Pera, den 21. Februar 1899
In der russischen Orientpolitik, speziell bezüglich der mazedoni-
schen Frage ist wieder einmal ganz unvermittelt eine Schwenkung
eingetreten. Als vor etwa vier Wochen der englisch-italienische Ge-
danke auftauchte, einen Kollektivschritt hier zu unternehmen, um den
Sultan zu „Konzessionen an die mazedonischen Christen" zu bewegen,
540
verhielt sich das russische Kabinett durchaus ablehnend; Graf Mura-
wiew erklärte damals dem türkischen Botschafter, „es sei nach seiner
Ansicht das beste, von der mazedonischen Frage gar nicht zu sprechen,
da jede Diskussion darüber, statt die Gemüter zu beruhigen, die vor-
handene Erbitterung nur steigern werde". Vergangenen Freitag da-
gegen hat Herr Sinowiew, einer Weisung des Grafen Murawiew ent-
sprechend, dem Sultan die Erwartung der russischen Regierung aus-
gesprochen, daß er ungesäumt Maßregeln treffe, „um die mazedo-
nischen Christen wirksam zu schützen und ihr Los zu bessern". Aber
damit nicht genug: es bestehen gewichtige Anhaltspunkte dafür, daß
der Botschafter den weitergehenden Auftrag hat, bei seinen Kollegen
für eine Unterstützung seiner Demarche zu v/erben. Er hat dies gestern
in meiner Gegenwart bei Baron Calice versucht und nach meinem
Eindruck ein geneigtes Ohr für diesen Gedanken gefunden. So wird
heute auf russische Anregung die mazedonische Frage hier
amtlich und außeramtlich eingehend diskutiert und damit genau der
Zustand herbeigeführt, von dem man russischerseits noch vor wenigen
Wochen eine Steigerung der vorhandenen Erregung befürchtete, pp.
Marschall
Nr. 3331
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 40 Pera) den 4- März 1899
Bekanntlich hatte der Sultan, gedrängt durch die „Reform-
vorschläge" der Botschafter in der armenischen Angelegenheit, diese
seinerzeit durch Publizierung eines Iradees zu beseitigen gewußt, wel-
ches alles versprach und die Provinzgouverneure mit entsprechenden
Weisungen versah. Das gleiche dürfte bezüglich Mazedoniens durch
ein Iradee beabsichtigt sein, welches die türkischen Zeitungen soeben
in amtlicher Weise veröffentlichen, und von welchen ich einen fran-
zösischen Auszug in beifolgendem Zeitungsausschnitt vorzulegen mich
beehre. Marschall
Nr. 3332
Der Geschäftsträger in Petersburg von Tschirschky an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
St. Petersburg, den 13. März 1899
Die Versammlung von albanesischen Notablen in Ipek hatte bei
der russischen Regierung nicht verfehlt, eine gewisse Besorgnis her-
541
vorzurufen. Wie mir der österreichisch-ungarische Geschäftsträger* mit-
teilt, hat er verschiedentlich schon mit Graf Murawiew über diese Vor-
gänge gesprochen, der sich ziemlich abfällig über die Haltung der
Pforte dabei geäußert hat. Nach Ansicht des Grafen Murawiew habe
die Gefahr vorgelegen, daß die Pforte, welche die Bewegung unter
den Albaniern als Gegengewicht gegen die bulgarisch-mazedonische
Agitation ins Leben gerufen und geschürt habe, die Geister, die sie
gerufen, im gegebenen Falle nicht mehr los zu werden imstande sein
würde. Rußland hat deshalb nach Konstantinopel die ernste Mahnung
gerichtet, die albanische Bewegung soviel als möglich einzudämmen
und zum Stillstand zu bringen.
Gleichzeitig hat Rußland jetzt den Augenblick für gekommen er-
achtet, sein Prestige als alleiniger Beschützer der christlichen Balkan-
völker und der Orthodoxie wieder aufzufrischen, indem es den Sultan
auffordern ließ, ungesäumt Maßregeln zu treffen, um die mazedoni-
schen Christen wirksam zu schützen und ihr Los zu bessern. Rußland
hat diesen Schritt allein unternommen, ohne sich vorher der Kooperation
irgendeiner anderen Macht zu versichern; es wollte damit den Slawen
des Balkans neuerlich vor Augen führen, daß es die führende Rolle
bei der Regelung und Ausgestaltung der dortigen Verhältnisse nach
wie vor beanspruche und durchzuführen gedenke.
Aus diesem Gesichtspunkte erklärt sich auch die ablehnende Hal-
tung des Petersburger Kabinetts gegenüber der von italienisch-eng-
lischer Seite vor einigen Wochen versuchten Aktion zugunsten Maze-
doniens. Im Schlepptau dieser beiden Mächte am Balkan zu erscheinen,
war für Rußland nicht annehmbar, und deshalb mußte der damals ge-
plante Kollektivschritt vereitelt werden. Nunmehr aber, nachdem die
Kollektivaktion der anderen Mächte unmöglich gemacht worden, tritt
Rußland selbst als führende Macht für die gleiche Sache auf den Plan.
Rußlands Interesse verbietet im gegenwärtigen Augenblicke jede
Unruhe auf dem Balkan. Wenn es aus diesem Grunde selbst sich
jeder drängenden Aktion dort enthält, so wacht es andererseits eifer-
süchtig darüber, daß nicht etwa von anderer Seite ihm der Wind aus
den Segeln genommen und seine Stellung als führende Macht, von deren
Willen allein die Gestaltung der dortigen Verhältnisse abzuhängen
habe, beeinträchtigt werde. Daher auch die in letzter Zeit von hier aus
Österreich-Ungarn gegenüber zur Schau getragene Freundlichkeit. Je
kürzer der Zügel ist, an dem man Österreich von hier aus hält, um so
genauer wird man hier jede Bewegung des Nachbarstaates kontrol-
lieren und ihrer Wirkung eventuell zuvorkommen können. Wenn, wie
der Kaiserliche Gesandte in Athen** meldete, den russischen Marine-
offizieren vor Kreta eingeschärft wird, ja recht enge Fühlung mit den
* Grat Szechenyi.
** Graf von Plessen-Cronstern.
542
österreichisch-ungarischen Kameraden zu nehmen, oder andere Liebens-
würdigkeiten — allerdings durchgängig recht oberflächlicher Natur —
zwischen Petersburg und Wien ausgetauscht werden, so verfolgt man
dabei, wie mir scheinen will, in erster Linie den Zweck, die öster-
reichischen Staatsmänner „einzuwickeln", sie durch diese sanften Ma-
nieren sicher zu machen und ihnen jeden Gedanken nach selbständiger
Balkanpolitik in die Ferne zu rücken und unnötig erscheinen zu lassen.
Bezeichnend ist in dieser Beziehung eine Äußerung des Grafen Mu-
rawiew, die dieser neulich dem österreichisch-ungarischen Geschäfts-
träger gegenüber bei Besprechung des jüngsten Ministerwechsels in
Sofia* getan hat. Der Graf meinte, ihn kümmere es wenig, wer in Sofia
Minister sei, Bulgarien könne ja doch nur mit Rußland Politik machen.
von Tschirs chky
Nr. 3333
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 50 Pera, den 26. März 1899
Vertraulich
Mein russischer Kollege sagte mir heute, daß er bezüglich der
mazedonischen Frage für dieses Jahr beruhigt sei, im nächsten
Jahre aber nach menschlicher Voraussicht die jetzt überwundene Ge-
fahr von neuem hervortreten werde1. Meine Bemerkung, daß an der
Beruhigung der Gemüter das wesentliche Verdienst i h m zufalle, gab
Herr Sinowiew insoweit als richtig zu, als er vom ersten Augenblicke
seines Hierseins die Dinge, die sich in Mazedonien und Bulgarien vor-
bereiteten, scharf beobachtet und seine Regierung mit Erfolg auf die
schweren Gefahren aufmerksam gemacht habe, welche dem europä-
ischen Frieden drohten, wenn jenem Treiben nicht rechtzeitig Einhalt
geboten würde. Er erachte die sogenannte mazedonische Frage für
eine überaus ernste2: wenn im Falle des Aufstandes eines erheblichen
Teils der christlichen Bevölkerung jener Provinz die Türkei mit
Waffengewalt einschreite und dabei von den muhamedanischen Al-
banesen unterstützt werde, was bei der Stimmung der letzteren ganz
unausbleiblich sei, so trete eine Lage ein, der seine Regierung schon
aus Gründen der „Tradition" 3 unmöglich in der Rolle des Zuschauers
gegenüberstehen könne. Dasselbe gelte für Österreich-Ungarn schon
deshalb, weil ein Brand in Mazedonien auf Bosnien und die Herzego-
wina zurückwirken werde. Nun sei zwischen diesen beiden Mächten
* Vgl. Nr. 3327.
543
wohl eine Verständigung auf der Basis der Erhaltung des status quo
möglich, wie aber dieselben über eine gemeinsame Intervention oder
gar über eine Neuordnung der Dinge in Mazedonien sich friedlich
auseinandersetzen könnten, sei ihm vollkommen unerfindlich4, zumal
England und Italien bei einer derartigen Komplikation im Trüben fischen
würden. Die englische Politik sei überhaupt „sournoise", und Herrn
Canevaro seien anscheinend seine kretischen Erfolge in den Kopf ge-
stiegen. Die einzige Garantie, daß im Orient Ruhe und Frieden auf-
rechterhalten blieben, beruhe in der Eintracht der Drei-Kaiser-Mächte2,
und diesen falle das Verdienst zu, wenn die mazedonische Gefahr vor-
läufig in den Hintergrund getreten sei.
Die Haltung des Ministeriums Grekow bezeichnete Herr Sinowiew
als „bisher korrekt". Aber Fürst Ferdinand scheine mit der Lage wenig
zufrieden und beschuldige ihn — den Botschafter — , daß er „hostile
ä la Bulgarie" sei. Das treffe nicht zu, denn seine Gegnerschaft richte
sich ausschließlich gegen die bulgarischen Revolutionäre. Herr Bach-
metiew — fügte der Botschafter vertraulich bei — scheine seine Stel-
lung beim Fürsten vollständig verdorben zu haben, werde aber doch
wohl in Sofia bleiben.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Warum? Infolge der Friedens Konferenz?
2 richtig
3 I
4 sehr richtig
Schlußbemerkung des Kaisers:
Sehr richtig und macht Zinowiew alle Ehre! Marschall soll ihn von mir grüßen
und meine Billigung seiner Anschauungen mith[eilen]. W.
Nr. 3334
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 96 Therapia, den 26. Mai 1899
Wie auf dem politischen Gebiete überhaupt so ist auch bezüglich
der mazedonischen Frage vorläufig Ruhe eingetreten. An die von Zeit
zu Zeit eintreffenden serbischen und bulgarischen Noten wegen Aus-
schreitungen türkischer Behörden und die bestimmten Dementis,
welche darauf regelmäßig seitens der Pforte erfolgen, ist man hier
so sehr gewöhnt, daß diese Dinge kaum mehr Beachtung finden.
Die allgemeine Ansicht politischer Kreise hat sich dahin festgelegt, daß
die mazedonische Gefahr „für dieses Jahr" beseitigt sei. Eine Reihe
von Faktoren haben zusammengewirkt, um dieses Resultat herbei-
544
zuführen: vor allem die entschiedene Haltung des hiesigen russischen
Botschafters, sodann die Rüstungen der Türkei und endlich der Sturz
des Ministeriums Stoilow. Ich will den guten Willen dieses Staats-
mannes nicht bezweifeln, aber dessen unglaubliche Schwäche wird
durch die Tatsache illustriert, daß er als bulgarischen Vertreter am
hiesigen Platze einen Mann belassen hat, der niemals ein Hehl dar-
aus gemacht, daß er sich in erster Reihe als Agent des großbulgari-
schen Revolutionskomitees betrachte.
An der Lage in Mazedonien und damit an der mazedonischen Frage
selbst hat sich darum etwas Wesentliches nicht geändert. Der Trost,
daß Zeitgewinn auch ein Gewinn sei, ist ein sehr schwacher gegen-
über der Tatsache, daß der gefahrdrohende Prozeß der allmählichen
Verhetzung eines großen Teils der christlichen Bevölkerung jener
Provinz seinen ungestörten Fortgang nimmt. Mir bleibt unauslösch-
lich eingeprägt, was mir mein russischer Kollege bei einer vertrau-
lichen Unterredung im vergangenen Winter gesagt hat: „Wenn bei
dem Aufstande eines erheblichen Teils der christlichen Bevölkerung
Mazedoniens die Türkei mit Waffengewalt einschreitet und dabei von
den muhamedanischen Albanesen unterstützt wird, so kann die russi-
sche Regierung unmöglich in der Rolle eines Zuschauers verbleiben1".
In derselben Unterredung hatte mir Herr Sinowiew mit der ihm eige-
nen Schärfe die schweren Gefahren geschildert, welche jede bewaffnete
Intervention einer Großmacht in Mazedonien für den europäischen
Frieden heraufbeschwören müsse*. Wenn dieser ruhige Staatsmann
dabei offen bekennt, daß seine Regierung eventuell durch Faktoren
des eigenen Landes auf diesen gefahrdrohenden Weg genötigt wird2
und dies lediglich von der Frage abhängt, ob es gelingt, die Revolution
in einem revolutionsreifen Lande zu verhindern, so ist damit die fort-
dauernde Gefahr der Lage scharf gekennzeichnet.
Es ist ein seltsames Ding, diese russische „Tradition", von der
Herr Sinowiew sprach; sie ist unfaßbar, undefinierbar, und gerade dar-
auf beruht ihre Macht. Man operiert anderwärts zu ähnlichen Zwecken
mit der „öffentlichen Meinung". Aber in anderen Ländern pflegen
derartige Versuche, die Regierung zu beeinflussen und einzuschüch-
tern, an der durch die Erfahrung bestätigten Erkenntnis zu scheitern,
daß'die sogenannte „öffentliche Meinung" meist nur die falsche Flagge
ist für die Sonderwünsche einer kleinen, aber rührigen Minorität. Wir1
verlangen von einer Regierung, daß sie selbst von starken Volks-
strömungen sich nicht leiten und lenken lasse, sondern daß sie um-
gekehrt dieselben beherrsche und in geordnete Bahnen führe3. In dem
autokratischen Rußland bietet sich ein ganz verschiedenes Bild. Eine
öffentliche Meinung im westeuropäischen Sinne kann es dort nicht
geben, und wenn sie bestände, so entbehrt die Regierung der Mittel,
* Vgl. Nr. 3333.
35 Die Große Politik. 12. Bd. 545
sie zu erkennen und zu kontrollieren. Aber dieser Zustand bedeutet
für die Regierung nicht etwa einen Zuwachs an Macht und Beständig-
keit. Im Gegenteil; der Mangel jeder „öffentlichen" Meinung bewirkt,
daß geheime unkontrollierbare Strömungen, Stimmungen und Instinkte
im Volke einen gewaltigen Einfluß auf die Regierungsmaschine aus-
üben4, und dieser Einfluß steigert sich mit dem Geschick und der Ge-
wissenlosigkeit, welche gewisse Kreise entfalten, um die Empfindlich-
keit der leitenden Männer für wirkliche oder vermeintliche Volks-
strömungen zu Sonderzwecken auszubeuten. Am intensivsten pflegt
bei den eigenartigen russischen Verhältnissen die Wirkung da zu sein,
wo man die politischen Ziele durch Vorschiebung religiöser Interessen
zu verhüllen vermag. Diese Voraussetzung trifft in besonderem Maße
im Oriente zu. Da hat man angeblich aus der Tiefe des religiösen Emp-
findens der russischen Nation gleichsam als nationales Dogma auf-
gestellt, daß das heilige Rußland berufen und verpflichtet sei, die
christlich-orthodoxen Brüder unter allen Umständen, also auch gegen
die Folgen des eigenen Unrechts zu schützen. Auf diesem Dogma
ist die orientalische „Tradition" aufgebaut als ein Machtfaktor, der
dem absoluten Zarentume erfolgreich Konkurrenz macht.
Die traditionelle russische Orientpolitik ist allezeit die Schutzwand
gewesen, hinter der die mannigfachsten kirchlichen, politischen und
persönlichen Wünsche sich geltend machen, die auf normalem Wege
zur Befriedigung nicht gelangen können. Da agieren als Hüter der
Tradition: geistliche und politische Zeloten, Abenteurer und Intri-
ganten, unzufriedene Elemente der verschiedensten Gattung und —
last not least — hochgestellte Damen, die in sinniger Weise ihre poli-
tischen Ziele mit den Interessen der Familie zu vereinigen verstehen.
In frischer Erinnerung ist, wie sich in den siebziger Jahren unter der
kraftvollen Leitung Katkows in Moskau eine vollständige Neben-
regierung für orientalische Angelegenheiten gebildet hat, stark genug,
um den friedliebenden Kaiser Alexander II. gegen seinen bestimmten
Willen zum Kriege mit den Türken zu führen.
Seit jenem Kriege, welcher Rußland statt des erwarteten raschen
Triumphes ungeheure Opfer und schwere Gefahren gebracht hat, ist
die „Tradition" etwas vorsichtiger geworden, ohne ihre Ziele zu ver-
rücken oder in den Mitteln eine wesentliche Änderung eintreten zu
lassen. An Erfolgen hat es ihr auch in der neuesten Zeit nicht ge-
fehlt. Als die offizielle russische Politik vor zwei Jahren gegen das
friedenstörende Griechenland Front gemacht und den griechisch-tür-
kischen Krieg zugelassen, hat die „Tradition" nachträglich ihre Rechte
geltend gemacht und gründliche Remedur geschaffen. Sie hat dem
Zaren das Telegramm diktiert, welches den siegreichen Türken in
der letzten entscheidenden Schlacht Halt gebot*, und sie hat schließ-
* Nach der schweren Niederlage der Griechen bei Domokos am 17. Mai 1897
546
lieh das Kampfobjekt den besiegten Griechen überantwortet, ihnen
reiche Belohnung dafür gewährend, daß sie die Ermahnungen und
Warnungen des amtlichen Rußland konsequent mißachtet und in den
Wind geschlagen hatten5. Graf Murawiew mag sich sagen: vestigia
terrent Auch nach dem Tode Katkows ist eine Art organisierter Neben-
regierung in orientalischen Dingen geblieben; sie besitzt bei den amt-
lichen Vertretungen, welche Rußland im Orient unterhält, Beamte, die
ihr ergeben sind und die Kontrolle ausüben über die Gesinnungstuch-
tigkeit der Vorgesetzten, sie weiß Herrn Bachmetiew und seinen Ge-
sinnungsgenossen die Nerven zu stärken, wenn sie Instruktionen des
Grafen Murawiew gegebenenfalls nicht ausführen, sie kennt die Wege,
um Herrn Sinowiew in wirksamer Weise der Fühllosigkeit gegen die
Leiden der christlichen Brüder zu beschuldigen; sie hat überall ihre
Agenten die das Türkische Reich und die Nachbarstaaten durchziehen,
um das große Ziel der allmählichen Aufsaugung des Orients durch die
Orthodoxie unter russischer Schutzherrschaft zu fördern.
In religiösen Fragen, vor allem in der Pflege der orthodoxen Pro-
paganda gehen die amtliche und die traditionelle russische Orient-
politik Hand in Hand. Auch der Kampf gegen das ökumenische Pa-
triarchat scheint heute einen gemeinsamen Programmpunkt zu bilden.
In rein politischen Fragen liegt die Sache zurzeit noch anders. Die
Gefahr erkennend, welche ein gewaltsamer Ausbruch in Mazedonien
für den Weltfrieden heraufbeschwören würde, sucht das offizielle Ruß-
land der großbulgarischen Bewegung durch die Drohung Einhalt zu
gebieten, daß der Friedensstörer seinem Schicksale werde überlassen
werden, '— aber es fehlt nicht an russischen Agenten, welche der Be-
völkerung das Gegenteil versichern und verkünden, daß das heilige
Rußland seine Brüder jederzeit in der Not schützen werde. Über-
zeugen sich die unzufriedenen Mazedonier erst, daß hinter dieser
freudigen Botschaft mächtigere Faktoren stehen als hinter jenen Dro-
hungen, dann wird das amtliche Rußland auch diese Schlacht mit
seinem Konkurrenten verloren haben6.
Die „Tradition" als selbständiger Machtfaktor im Russischen Reiche
hat in diesem Augenblicke noch in einer anderen Beziehung ein aktu-
elles Interesse. Auf der Haager Konferenz* scheint der Gedanke, in-
wieweit bei entstehenden Differenzen durch Vermittelung und inter-
nationale Schiedsgerichte der Krieg abgewendet werden kann, ein-
gehend erörtert werden zu sollen. Die große Schwierigkeit, welche
sich einer befriedigenden Lösung dieser Frage noch immer entgegen-
gestellt hat, liegt bekanntlich darin, daß diejenigen Differenzen
hatte Kaiser Nikolaus II. sich in einem Telegramm direkt an den Sultan mit
dem Ersuchen gewandt, die militärischen Operationen einzustellen. Vgl.Kap.LXÄX.
* Vgl. Bd. XV, Kap. C.
547
die größte Kriegsgefahr enthalten, bei denen gewisse nationale Im-
ponderabilien im Spiele sind, und daß gerade hier die Regierungen
am wenigsten in der Lage sind, fremde Vermittlung anzunehmen oder
gar dem Schiedsspruch einer dritten sich zu unterwerfen6. Es ist ein
glücklicher Zufall, daß Rußland als einberufender Staat in seiner „tra-
ditionellen Orientpolitik" ein Normalbeispiel besitzt, an dem es der
Konferenz die ganze Schwierigkeit der Frage, aber zugleich auch seinen
festen Entschluß beweisen kann, dieselbe im Interesse des Friedens
zu lösen.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 i
2 Sehr bezeichnend und sehr Russisch
3 Das ist mir, als Mfarschall] noch in Berlin war, nie als sein Prinzip auf-
gefallen
4 richtig
5 gut
6 richtig
Schlußbemerkung des Kaisers:
Sehr gut
Nr. 3335
Der Generalkonsul in Sofia von Reichenau an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 73 Sofia, den 26. Juli 1899
Ganz geheim
Als mir Herr Qrekow Mitte vorigen Monats von den serbischen
Anzapfungen zum Zwecke des Abschlusses eines Übereinkommens
über die Abgrenzung der gegenseitigen Interessensphären in Maze-
donien sprach*, bestärkte ich den Minister unter Billigung seiner
Beweggründe nachdrücklichst in seinem Widerstände gegen den ser-
bischen Vorschlag, der mir durchaus dem Geiste und der Richtung der
kaiserlichen Politik zu widersprechen scheint.
Bei einem seiner letzten Empfangstage nun teilte mir Herr Grekow
mit, daß zu seiner größten Überraschung der Kaiserliche Gesandte in
* Darüber hatte Generalkonsul von Reichenau am 13. Juni berichtet: , .Worauf
die serbischen Wünsche abzielen, darüber hat mir heute Herr Grekow die
wünschenswerte Klarheit verschafft. Nach seinen Mitteilungen sei nämlich,
seit er an die Spitze der Regierung getreten, sowohl der serbische Minister-
präsident als auch der König Alexander unablässig bemüht, ihn durch den
bulgarischen Vertreter in Belgrad wie durch den serbischen Agenten in Sofia
auf Abschluß eines Abkommens zu drängen, wodurch die beiderseitige Ein-
flußsphäre in Mazedonien fest abgegrenzt werde. Er habe dieses Ansinnen
entschieden zurückgewiesen".
548
Belgrad bei dem dortigen zeitweiligen bulgarischen Vertreter* sich
zum warmen Befürworter der serbischen Pläne gemacht und gewisser-
maßen für deren Billigung durch die Großmächte sich verbürgt habe,
wie dies aus einem Berichte des Herrn Schischmanow hervorgehe,
den mir Herr Grekow übersetzte und in Abschrift überließ. Es falle
ihm, fügte der Minister hinzu, indessen schwer zu glauben, daß die
gemeldeten Ausführungen des Freiherrn von Waecker-Gotter den In-
tentionen der Kaiserlichen Regierung entsprächen. Ich bemerkte Herrn
Grekow, es werde sich wohl um eine mißverständliche Auffassung
und Wiedergabe der Worte des Freiherrn von Waecker-Gotter han-
deln. Jedenfalls sei ich persönlich nach wie vor davon überzeugt, daß
die Ablehnung des serbischen Vorschlages dem wohlverstandenen
Interesse Bulgariens und der von ihm erwarteten politischen Haltung
tentspräche, und daß ein serbisch-bulgarisches Abkommen über die
Abgrenzung der Interessensphären in Mazedonien, das im Grunde
nichts anderes bedeute als eine antizipierte Teilung dieser türkischen
Provinz, und das weder die Gewähr der praktischen Durchführbarkeit
noch diejenige der Sicherung der Ordnung und Ruhe in jenem Ge-
biete in sich trage, seitens der Kaiserlichen Regierung keine Billigung
oder Förderung zu erwarten habe.
Indem ich eine Übersetzung des Berichtes des Herrn Schischma-
now in der Anlage** beizufügen mich beehre, bitte ich gehorsamst,
mich hochgeneigtest darüber unterrichten zu wollen, ob diese meine
Ansicht die Zustimmung Euerer Durchlaucht findet, damit ich nicht etwa
Gefahr laufe, hier eine den Intentionen der Kaiserlichen Regierung
widersprechende Auffassung zu vertreten.
Herr Grekow hat mich dringend gebeten, dahin zu wirken, daß
diese Angelegenheit absolut sekretundvertraulich behandelt
werde, was ich ihm zugesichert habe.
Reichenau
Nr. 3336
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Richthofen an den Generalkonsul in Sofia von Reichenau
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Mühlberg
Nr. 21 Berlin, den 31. Juli 1899
[abgegangen am 2. August]
Ew. pp. gefälligen Bericht vom 26. d. Mts. — Nr.73*** — habe ich
erhalten und mit Interesse von demselben Kenntnis genommen. Ich
* Schischmanow.
** Hier nicht abgedruckt.
•** Siehe Nr. 3335. Tatsächlich erklärte Freiherr von Waecker-Gotter, vom
Vortragenden Rat von Mühlberg durch Privatbrief vom 7. August wegen seiner
549
billige vollständig die von Ihnen Herrn Grekow gegenüber eingenom-
mene Haltung, denn dieselbe entspricht den Grundsätzen, welche wir
nach wie vor in den Balkanstaaten zu beobachten wünschen. Es kann
nicht unsere Aufgabe sein, uns in die Beziehungen der einzelnen Donau-
staaten unter sich einzumischen oder gar eine leitende und schützende
Rolle bei dem einen oder dem anderen dieser Staaten zu übernehmen.
Wenn wir jetzt plötzlich, und ohne von einer befreundeten Macht hierzu
bestimmt zu sein, uns mit der mazedonischen Frage befassen wollten,
so würden wir aus dem Rahmen unserer bisherigen Politik heraus-
treten und, da ein sichtlicher Grund für eine solche Schwenkung nicht
vorliegt, nicht ohne Berechtigung das Mißtrauen Österreich-Ungarns
und Rußlands erregen. Ich bitte Ew. pp., Herrn Grekow bei Ihnen
passend erscheinender Gelegenheit zu verstehen zu geben, daß wir
die Zurückhaltung, welche wir bisher in den Balkanangelegenheiten
bewahrt haben, unzweifelhaft fortzusetzen gedenken, und daß die
Meldungen des Herrn M. Schischmanow über Äußerungen des Herrn
von Waecker-Gotter auf einem Mißverständnisse beruhen müßten. Ich
glaube, daß Ew. pp. die wohlwollende Passivität, welcher wir uns in
den politischen Angelegenheiten Bulgariens hingeben, Herrn Grekow
nicht besser dokumentieren können, als wenn Sie seine interessanten
Mitteilungen zwar als dankbarer, aber lediglich als empfangender Zu-
hörer entgegennehmen.
Richthofen
Nr. 3337
Der Generalkonsul in Sofia von Reichenau an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 96 Sofia, den 25. Oktober 1899
Die österreichisch-bulgarischen Beziehungen, deren Barometerstand
bereits Ende vorigen Jahres merklich zu steigen begann, tragen zurzeit
einen besonders freundlichen Charakter. Hierbei spielt zweifelsohne
das kluge Verhalten meines österreichisch-ungarischen Kollegen * eine
Rolle, der es durch seinen Takt und seine biedere Art verstand, sich
das Vertrauen der maßgebenden politischen Persönlichkeiten in sein
ernstes und wohlwollendes Interesse an dem Geschicke Bulgariens zu
erringen; während Herr Bachmetiew durch seine ostentative Bulgaren-
angeblichen Äußerungen zu Schischmanow interpelliert, in seiner Antwort vom
19. August auf das bestimmteste, die ihm unterschobenen Äußerungen nicht
getan und auf keine Weise aus der ihm vorgeschriebenen Rolle absoluter
Passivität herausgetreten zu sein.
• Freiherr von Call.
550
freundlichkeit, bei der man die Absicht zu sehr merkte, und seine her-
ablassenden Gönner- und Protektorallüren den Bulgaren wie ein wan-
delndes Ausrufungszeichen hinter der russischen Wohltat erschien und
ihnen auf die Dauer die Laune gründlich verdarb.
Es ist aber weder allein das Verdienst des Freiherrn von Call noch
die Schuld des Herrn Bachmetiew, wenn Österreich hier an Terrain
gewonnen hat und augenblicklich den maßgebenden Einfluß ausübt.
Der Grund liegt vielmehr in den fortgesetzten Fehlern der russischen
Politik Bulgarien gegenüber: Rußland hat von der Befreiung Bul-
gariens an nicht aufgehört, dieses Land als unmündiges Kind zu be-
handeln, das man bei jedem Schritte gängeln müsse, und es durch-
fühlen zu lassen, daß es ihm nicht um die Selbständigkeit Bulgariens,
sondern lediglich um die Verlängerung seines eigenen Armes zu tun
ist. Es hat dadurch bei den Bulgaren, soweit sie politisch überhaupt
in Betracht kommen, allmählich ein Gefühl argwöhnischen Mißtrauens
Wurzel geschlagen, das als starke Hypothek auf der Empfindung der
Dankbarkeit gegenüber dem russischen Befreier lastet, und das schon
im Jahre 1881 in den Worten des gewiß nicht russophoben Dragan
Zankow: „Wir wollen von Rußland weder den Honig noch den
Stachel" einen prägnanten Ausdruck gefunden hat.
Nur einmal, als es sich darum handelte, die Anerkennung und später
den feierlichen Empfang des Fürstenpaares und des Prinzen Boris am
Zarenhofe* durchzusetzen, zeigten sich der Fürst und seine Regierung
als der gehorsame unterwürfige Diener des russischen Herrn und
Meisters. Dies dauerte aber nur von Anfang 1896 bis gegen Ende
1898, dann ebbte die Hochflut der Russenfreundlichkeit merklich ab,
die fürstliche Gnade gegenüber meinem russischen Kollegen verwan-
delte sich in frostige Kühle, und als das Ministerium Stoilow Anfang
1899 abtrat, zögerte der Fürst nicht, die Nachfolge dem Kabinett Gre-
kow, jetzt Iwantschow** zu übertragen, das nicht ein einziges russisch
gesinntes Mitglied zählte. Es wird sich gewiß nicht behaupten lassen,
daß dies als ein Erfolg der russischen Politik betrachtet \verden kann.
Allerdings hat sie als Kaufpreis für die Anerkennung des Fürsten der
bulgarischen Regierung zwei Zugeständnisse abgerungen: Das eine,
die Umtaufe des Prinzen Boris, erscheint aber ebensowohl als eine ge-
botene Rücksicht auf das eigene Volk und stellt sich von dem Gesichts-
punkte der inneren Politik als ein Gewinn dar. Das zweite, das Ab-
kommen über die Wiederanstellung der emigrierten Offiziere***, ist zu-
nächst bisher nur zum Teile zur Ausführung gelangt: von den 43 in
dem Abkommen bezeichneten Offizieren sind nur 25 in die bulgarische
Armee wiedereingereiht, während die übrigen 18, denen trotz der
russischen Bemühungen die ihren Wünschen entsprechenden höheren
* Vgl. Nr. 3311, S. 518, Fußnote *\
** Seit 13. Oktober 1S99.
— Vgl. Nr. 3311, S. 518, Fußnote **.
551
Chargen verweigert werden, in Rußland zurückgeblieben sind. So-
dann aber ist es vorläufig noch fraglich, ob das Abkommen in seiner
praktischen Wirkung die von Rußland davon erhofften Vorteile tat-
sächlich bringen wird. Von den wiederangestellten 25 Offizieren be-
kleiden nur 11 höhere Kommandostellen (stellvertretende Chefs des
Stabes der Division, Gehülfen von Regimentskommandeuren, Bataillons-
kommandeuren, Abteilungskommandeuren), die ihnen einen Wirkungs-
kreis von irgendwelcher in Betracht kommenden Bedeutung geben;
außerdem aber werden sie und ihre übrigen in untergeordneten Stel-
lungen befindlichen 14 Kameraden von den anderen bulgarischen
Offizieren, die ihnen zum Teil geradezu feindlich gegenüberstehen,
aufs genaueste überwacht. Wenn daher Rußland darauf gerechnet
hat, durch die Wiederanstellung der Emigranten sich Einbruchsstellen
für die Russifizierung und Stützpunkte für die Beherrschung des mili-
tärischen Schachbrettes in Bulgarien zu schaffen, so könnte es leicht
die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, und ich glaube fest,
daß der Mißmut und die Antipathie, die Rußland durch die Auf-
zwängung der Maßregel in hiesigen Militärkreisen allgemein gegen
sich wachgerufen hat, zu seinen Ungunsten schwerer in die Wagschale
fällt als die erhoffte Beeinflussung der Armee zu seinen Gunsten.
Irgendeinen weitergreifbaren Erfolg hat Rußland seit der Aner-
kennung nicht zu verzeichnen; im Gegenteil sind die Zügel aus seinen
Händen in diejenigen Österreichs hinübergeglitten. Daß dies den Ab-
sichten und Wünschen des St. Petersburger Kabinetts entsprechen sollte,
dafür liegen keine Anzeichen vor. Wohl aber für das Gegenteil; der
einzige russische Vertreter, der Bulgarien den Bulgaren überließ und
sich gerade durch dieses desinteressement das Vertrauen der Bulgaren
zu gewinnen verstanden hatte, war Herr Tscharykow: Er wurde aber
sehr bald abberufen und durch den übereifrigen Herrn Bachmetiew
ersetzt, der den Bulgaren wieder den russischen Honig löffelweise
eingab; dies ist kaum ein Zufall und dürfte beweisen, daß man in
St. Petersburg nicht gesonnen ist, die Bulgaren zum freien Aufatmen
kommen und sie ihre eigene Politik ohne das placet des russischen
Herrn und Meisters treiben zu lassen.
So wie die Verhältnisse liegen, scheint mir in Bulgarien Österreich
Rußland gegenüber in der Vorhand zu sein; denn es ist nicht mit dem-
selben Gewichte des Mißtrauens und vorangegangener Fehler belastet.
Und ich glaube, daß es Österreich nicht schwer fallen kann, diese Ruß-
land in bulgarischen Augen anhaftende levis notae macula zu seinen
Gunsten auszunutzen, wenn es dies für zeitgemäß erachtet. Das scheint
gegenwärtig der Fall zu sein.
Hierauf deutet nicht nur der glänzende Empfang, den der Fürst
kürzlich in Wien gefunden hat*, und der, wenn auch zweifelsohne gleich-
* Fürst Ferdinand von Bulgarien, der nach dem Übertritt des Prinzen Boris
552
zeitig als avis au lecteur Serbe, jedenfalls als eine captatio benevo
lentiae Bulgarien gegenüber erscheint — sondern auch die Verleihung
des Großkreuzes des Franz-Joseph-Ordens an meinen österreichischen
Kollegen, ein Beweis, daß seine Ansicht, ein kräftiges und selbstän-
diges Bulgarien liege im österreichischen Interesse, von seiner Re-
gierung indossiert wird.
Von einer Teilung der Interessensphäre — Serbien für Österreich —
Bulgarien für Rußland — läßt sich hier in den Beziehungen meines
österreichischen und russischen Kollegen zur bulgarischen Regierung
nichts merken. Im Gegenteile — Freiherr von Call ist zurzeit der be-
liebte und eifrige Mentor der bulgarischen Minister, während Herr
Bachmetiew den unfreiwillig passiven und gleichgültigen Zuschauer
spielt und auf kommende bessere Tage wartet.
Daß diese Reduzierung auf den bulgarischen Altenteil den Wün-
schen der russischen Regierung nicht entsprechen dürfte, ist mit
Sicherheit anzunehmen und hat auch kürzlich in einem Artikel der
„Nowoje Wremja" Ausdruck gefunden.
Wenn aber ein bulgarischer Diplomat unlängst wissen wollte,
Rußland stehe als eigentlicher Spiritus rector hinter der ablehnenden
Haltung der französischen Regierung den bulgarischen Geldwünschen
gegenüber, um durch Vereitelung der praktischen Ausführung des
Finanzarrangements die guten Dienste und damit den gegenwärtigen
Einfluß Österreichs in Bulgarien zu diskreditieren, so fehlt es für diese
Vermutung vorläufig an greifbaren Anhaltspunkten.
R ei ch en au
zum orthodoxen Glauben vom österreichischen Hofe boykottiert war (vgl.
Kap. LXXV), wurde bei dem Besuche, den er am 26. September 1899 in
Wien machte, seitens des Kaiserhofes mit ausgesuchten Ehren empfangen.
553
Kapitel LXXXIII
Deutschlands Einfluß am Goldenen Hörn 1898—1899
Nr. 3338
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr 288 Pera» den 20- November 1897
Nach dem gestrigen Selamlik befahl mich Seine Majestät der Sul-
tan zu einer Privataudienz in Iildis Kiosk, die etwa eine halbe Stunde
währte.
Zunächst beauftragte mich Seine Majestät in für mich schmeichel-
haften Worten, unserem allergnädigsten Herrn seinen wärmsten Dank
dafür auszusprechen, daß für die Nachfolge des Baron Saurma* die
Wahl auf mich gefallen sei; er erblicke darin einen neuen Beweis der
Freundschaft, die für ihn so überaus wertvoll sei, und von der er auch
in der jüngsten Zeit so manche Beweise erhalten habe. Er trug mir
auf, den allerhöchsten Herrschaften seine besten Grüße zu übermitteln.
Ich benutzte die Gelegenheit, um einem mündlich erteilten aller-
höchsten Befehl entsprechend dem Sultan die vorläufige vertrauliche
Mitteilung zu machen, daß Seine Majestät der Kaiser im nächsten
Jahre zu einem noch näher zu bestimmenden Zeitpunkte der feier-
lichen Einweihung der neuerbauten Kirche in Jerusalem beizuwohnen
gedenke**. Der Sultan sprach mir seine lebhafte Freude über dieses
* An Stelle des nach Rom versetzten Botschafters Freiherrn von Saurma war
der bisherige Staatssekretär Freiherr von Marschall am 20. Oktober 1897 zum
Botschaftern Konstantinopel ernannt worden.
•• Der Plan einer zweiten Orientreise des Kaisers im Herbst 1898 wird in den
Akten des Auswärtigen Amtes erstmalig erwähnt in einem Schreiben des
Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats Barkhausen an den Stellver-
tretenden Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Botschafter von Bulow vom
27 August 1897. Es heißt darin u. a.: „Der Bau der Erloserkirche auf dem
Muristan in Jerusalem, für welchen die Geldmittel durch Sammlungen bei den
Evangelischen ganz Deutschlands aufgebracht worden sind, naht sich der Vol-
lendung, sodaß die Einweihung der Kirche für das Jahr 1893 hat in Aussicht
genommen werden können. Seine Majestät der Kaiser und Konig haben die
Gnade gehabt, der endlichen Ausführung des schon von Ihren hochseligen
557
Vorhaben aus und bat mich, ihm seinerzeit das Nähere des Reiseplans
mitzuteilen, damit er alle Anordnungen treffen könne, um die Reise
so angenehm wie möglich zu machen und den Empfang so zu ge-
stalten, wie es einem „guten Freunde" zukomme. Als ich in Erledigung
eines weiteren allerhöchsten Auftrags bemerkte, wie Seine Majestät der
Kaiser die Anordnung getroffen habe, daß in der äußeren Aus-
schmückung der Kirche alles vermieden werde, was das religiöse Ge-
fühl der muselmanischen Untertanen des Sultans verletzen könne, be-
merkte Seine Majestät, daß er die edlen Gesinnungen und Feinfühlig-
keit des Kaisers zu genau kenne, um jemals an diesen Punkt gedacht
zu haben. Daran anknüpfend bemerkte der Sultan, er habe oft Ge-
legenheit gehabt, den wahrhaft religiösen Sinn und das tiefe Ver-
ständnis Seiner Majestät des Kaisers für die Bedeutung der Religion
zu bewundern. Auf die stete Fürsorge hinweisend, welche unser alier-
gnädigster Herr .unter anderem der Erhaltung des religiösen Gefühls
im Heere, beispielsweise durch die Weihe von Fahnen, angedeihen
lasse, hob der Monarch hervor, wie er mit Seiner Majestät dem Kaiser
der Überzeugung sei, daß allein die Religion die Grundlage des Ge-
horsams und damit des Glückes der Völker bilde.
Der Sultan bat mich endlich, Seiner Majestät seinen wärmsten
Dank für die gütige Aufnahme seiner Offiziere in der preußischen
Armee zu übermitteln, die dort Gelegenheit fänden, an dem großen
Vorbilde vieles zu lernen, um ihre Kenntnisse dann zum Nutzen ihres
Landes zu verwerten. Im türkischen Volke bestehe eine tiefe Sym-
pathie für Deutschland und das deutsche Volk.
Ich bemerkte darauf, daß auch in Deutschland viele Sympathien
für die Türkei vorhanden seien, daß insbesondere die trefflichen mili-
Majestäten Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. geplanten Baues allerhöchstihr
lebhaftes Interesse zuzuwenden, und hegen die Absicht, sofern die Umstände es
gestatten, der Einweihungsfeierlichkeit persönlich beizuwohnen."
Bei dem Entschluß des Kaisers, an der Einweihung der Erlöserkirche teilzu-
nehmen, haben offenbar religiöse, nicht politische Motive vorgewaltet. Er
schrieb darüber am 18. August 1898 an Nikolaus II. (Briefe Wilhelms II. an
den Zaren 1894 — 1914, hrsg. von W. Goetz S. 311 f.): „I am most astonished at
the amount of bash and blarney that is being ventilated in the newspapers of
Europe about my visit to Jerusalem! It is most discouraging to note that the
sentiment of real faith, which propels a Christian to seek the Country in which
our Saviour lived and suffered, is nearly quite extinct in the so called better
classes of the XIXth Century, so that they must explain the Pilgrimage
forcibly by Political motives! What is right for thousands even of your lowest
peasants is right for me too!"
Das Vorwiegen des religiösen Moments bei der Kaiserreise schließt natürlich
nicht aus, daß sie auch zu politischen Zwecken, zur Stärkung des deutschen
Einflusses in der Türkei und Palästina ausgenutzt wurde. Das wesentliche
politische Ergebnis bestand neben der Förderung der wirtschaftlichen Interessen
Deutschlands in der asiatischen Türkei (vgl. Bd. XIV, Kap. CXXXXIV), in der
Zurückdrängung des französischen Protektorats im Orient. Vgl. den Anhang.
558
tärischen Eigenschaften der Türken bei uns volle Würdigung fänden
und die jüngsten glorreichen Siege der türkischen Armee mit leb-
hafter Teilnahme begleitet wurden.
Politische Fragen von aktueller Bedeutung wurden nicht berührt.
Marschall
Nr. 3339
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 57 Pera, den 5. März 1898
Vertraulich
Es wäre gegen den natürlichen Gang der Dinge, wenn die be-
deutende Stellung, welche sich Deutschland hier zu erwerben gewußt,
nicht die Zahl unserer Gegner und Neider vermehrt hätte, und wenn
der Arbeit, die wir zur Erhaltung und Stärkung unseres Einflusses hier
verrichten, nicht in steigendem Maße die Gegenarbeit derjenigen
gegenüberträte, welche ein politisches und materielles Interesse be-
sitzen, unsere Stellung zu schwächen und zu untergraben. Das große
Ansehen, welches Deutschland in der Türkei genießt, und die warme
Sympathie, die grade heute nach dem glücklichen Kriege sich in weiten
Kreisen der türkischen Bevölkerung kundgibt, ist kein unverlierbares
Gut; es gilt, den Gegnern scharf auf die Finger zu sehen und aufmerk-
sam zu beobachten, nach welcher Richtung ihre Wünsche und Be-
strebungen sich bewegen. Es ist eine Tatsache, daß der Kampf gegen
uns nicht nur von politischen und wirtschaftlichen Konkurrenten ge-
führt wird, sondern auch einzelne einflußreiche Türken unsere Gegner
sind; bei manchen gründet sich diese politische Richtung auf die hier
üblichen klingenden Argumente, aber zweifellos gibt es auch Türken,
die aus ehrlicher politisch-religiöser Überzeugung den prädominieren-
den Einfluß einer christlichen Macht dem Interesse der Türkei und
des Islam für schädlich erachten. Wie ich kürzlich bei einer anderen
Gelegenheit berichtete, lassen sich die Argumente unserer Gegner
dahin zusammenfassen: „Die Deutschen wollen die Türkei wirtschaft-
lich ausnutzen, um möglichst viel Geld zu verdienen, sie haben schöne
Worte und gute Ratschläge, wenn aber ernste Komplikationen ein-
treten, werden sie für die Erhaltung der Türkei keinen Finger rühren l."
Zur Begründung beruft man sich auf das bekannte Wort von den
Knochen des pommerschen Grenadiers und auf frühere und neuere
amtliche Reden, in denen offen ausgesprochen wird, daß Deutschland
im Orient überhaupt keine direkten politischen Interessen besitze.
Mit diesem politischen Räsonnement werden unsere Gegner
keine große Wirkung erzielen. Vor allem ist die Freundschaft und das
559
Vertrauen des Sultans zu Seiner Majestät dem Kaiser ein so fest be-
gründetes, daß Versuche, Mißtrauen nach dieser Richtung zu wecken,
a priori aussichtslos sind. Der Sultan wie jeder verständige Türke
weiß zudem genau, daß, wenn erst ernste Komplikationen eintreten,
die Türkei unter allen Umständen stets der verlierende Teil ist, daß
also derjenige der beste und wertvollste Freund ist, der dahin wirkt,
solche Komplikationen von der Türkei fernzuhalten. Und dieses Ver-
dienst vindiziert man mit Recht Deutschland, welches in allen schwe-
benden Fragen der letzten 20 Jahre inmitten des Widerstreits
der näher interessierten Mächte das Schwergewicht seines Einflusses
erfolgreich zugunsten der Integrität der Türkei und des vertragsmäßig
geschaffenen status quo in die Wagschale geworfen hat. Gewiß hat
die Pforte in manchen brennenden Einzelfragen schon öfters unsere
vorsichtige Zurückhaltung bedauert und eine etwas positivere Politik
gewünscht, vielleicht auch da und dort einmal versucht, uns anderen
Staaten gegenüber als Alliierten zu kompromittieren, ich bin aber über-
zeugt, daß, wenn wir die bisherige Linie verlassen würden, uns ganz
sicher von türkischer Seite das Schicksal bevorstände, unter die Staaten
eingereiht zu werden, ,,die etwas wollen", und das wäre gleichbedeu-
tend mit dem Verluste der Sonderstellung, die wir heute hier einnehmen.
Gerade der Türke hat für eine Politik, die offen und ehrlich die Gren-
zen bezeichnet, innerhalb deren sie für sein Land etwas zu tun vermag,
mehr Verständnis als für vage Versprechungen von zukünftigem Bei-
stande.
Wenn also unsere Gegner bei unserer „Interesselosigkeit" ein-
setzen, um uns zu verdächtigen, so bekunden sie nur, wie lästig ihnen
dieselbe ist, und sie mahnen uns, den Satz zu befolgen, „find out what
enemy dislikes and do it". —
Was dann unsere wirtschaftlichen Bestrebungen betrifft,
so ist der Ärger auf gegnerischer Seite umsomehr begreiflich, als
wir in aller Bescheidenheit uns gestehen müssen, daß wir unsere Er-
folge auf diesem Gebiete nicht allein uns selbst, sondern der Tätigkeit
unserer Konkurrenten verdanken. Was französisches und englisches
Spekulantentum an schamloser Ausbeutung der Türkei geleistet, dafür
geben der Bau der Orientalischen Bahnen, die Geschichte der Ottoman-
bank, der Betrieb der Tabaksregie und neuerdings derjenige der fran-
zösischen Quaigesellschaft ein warnendes Beispiel. Die Namen Baron
Hirsch und Sir Edgar Vincent sind typisch für die Klasse von Finanziers,
die hier systematisch die Türkei ausgeraubt, ihre Säckel gefüllt und
dann dem Lande den Rücken gewendet haben. Gerade i h r Treiben
hat einem ehrlichen deutschen Unternehmertum die Wege gebahnt.
Damit ist auch für das letztere eine feste Linie gezogen. Das deutsche
Kapital muß sich von Unternehmen fernhalten, bei denen es sich darum
handelt, einen momentanen großen Spekulationsgewinn auf Kosten des
Landes zu erzielen, wir müssen fortfahren, nur solche Projekte an-
560
zuregen und zu unterstützen, bei denen selbstredend unser Kapital in
Form steigender Dividenden Geld verdienen will, aber in ernster Ar-
beit durch Hebung des Wohlstandes des Landes und seiner Bewohner.
Die Türkei hat am eigenen Leibe den Unterschied zwischen beiden
Arten von Unternehmungen kennengelernt, und ich bin in der glück-
lichen Lage, durch Hinweis auf die Anatolische Bahn * und das, was
sie und die vornehmlich deutsche Leitung der Orientalischen Bahnen
militärisch und wirtschaftlich leistet, diese Erkenntnis zu unterstützen.
Andererseits bietet unter anderem eine Folie die hiesige französische
Quaigesellschaft, die ihren Betrieb in einer Weise führt, daß der hiesige
Handel nicht gefördert, sondern schwer beschädigt wird. Um große
Dividenden zu zahlen, erhebt dieselbe — nebenbei gesagt in offenbarer
Verletzung der Kapitulationen — von den anlangenden Schiffen Ge-
bühren in einer Höhe, die beispielsweise den österreichischen Lloyd
bestimmt hat, seine Schiffe nicht mehr anlegen, sondern mitten im
Bosporus verankern zu lassen. Dabei unterläßt die Gesellschaft in
Verletzung ihrer der Pforte gegenüber eingegangenen vertragsmäßigen
Verpflichtungen den Bau von Entrepots usw. und ist dadurch wesent-
lich an dem kläglichen Zustande der Zollabfertigung im hiesigen Hafen
schuld. Ich hoffe, daß die Anatolische Bahn in Haidar Pascha den
Türken zeigen wird, wie man eine Hafenanlage baut und betreibt, um
den Handel zu fördern und zu heben.
Auf wirtschaftlichem Gebiete sind die Aussichten fortdau-
ernd günstig, und für solide Unternehmen des deutschen Kapitals und
der deutschen Industrie auch in der Zukunft Raum genug zu nutz-
barer Entfaltung. Es sind — ganz abgesehen von speziell militärischen
Anschaffungen — Eisenbahnen, Häfen und Brücken zu bauen, Elektri-
zitätswerke zu errichten für Betrieb von Beleuchtung und Tramways
usw., und der geradezu klägliche Zustand der großen Mehrzahl der
hier regelmäßig verkehrenden Dampfschiffe eröffnet auch hier gute
Chancen für die deutsche Konkurrenz. Man wird selbstverständlich uns
nicht alles allein machen lassen, sondern auch andern gewisse Kon-
zessionen geben. Aber eines müssen wir für uns beanspruchen, näm-
lich die Verbindung des bisherigen Interessengebiets der Anatolischen
Bahn mit dem Flußgebiete des Euphrat und Tigris und damit dem
Persischen Golfe2. Mag der Wunsch des Sultans, die Anatolische
Bahn bis Bagdad zu verlängern, „Zukunftmusik" sein, eine Frage der
Gegenwart ist es, zumal nach den jüngsten Vorgängen in Ostasien,
daß uns hier kein anderer dazwischenkommt. Ich könnte mir denken,
daß man in allmählicher Anbahnung jenes Projekts den umgekehrten
Weg einschlägt, und, statt die Anatolische Bahn zu verlängern, von
Bagdad oder einem an dem schiffbaren Laufe jener Flüsse gelegenen
Punkte ins Innere gleichsam der Anatolischen Bahn entgegen baut;
* Vgl. Bd. XIV, Kap. LXXXXIV.
36 Die Große Politik. 12. Bd. 561
die Fruchtbarkeit jener Gegenden an Produkten des Bodens und das
Bedürfnis der Bevölkerung nach europäischen Erzeugnissen könnte
ein solches Unternehmen gewinnbringend gestalten. Vielleicht ließe
sich dieser Gedanke mit dem Wunsche des Sultans, deutsches Kapital
zur Schiffbarmachung und Befahrung jener Flüsse zu verwenden, in
Verbindung bringen. Diese Dinge ernst im Auge zu behalten, halte
ich für eine meiner wichtigsten Aufgaben auf wirtschaftlichem Ge-
biet3. —
Es ist unmöglich, von der Stellung zu sprechen, die Deutschland
hier einnimmt, ohne darauf hinzuweisen, daß deutsche Politik und
deutsche gewerbliche Arbeit dieselbe allein nicht geschaffen haben,
sondern ein großer Teil des Ansehens, das wir hier genießen, dem
deutschen Offizier und seinen Leistungen zu danken ist. Und hier
tritt eine Persönlichkeit vor allen hervor, welche den Türken den augen-
fälligen Beweis deutschen Wissens und Könnens geliefert hat, der
General Freiherr von der Goltz. Das türkische Offizierkorps weiß
und erkennt an, daß es den letzten Krieg nur infolge des Wirkens
dieses Mannes gewonnen hat, und die jüngeren Mitglieder des General-
stabs, welche aus seiner Schule hervorgegangen sind, bedauern nur,
daß die oberste Führung im Kriege nicht von dem Geiste dieser Schule
getragen war. Wenn es gelänge, einen annähernd ebenso tüchtigen
Mann als Nachfolger hierher zu bringen, so würde dies auch vom
politischen Gesichtspunkte sehr zu begrüßen sein.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Dieses ist durch die Thatsachen des letzten Krieges und seiner Folgen bereits
widerlegt
2 unbedingt
3 ja
Nr. 3340
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 124 Pera, den 24. Mai 1898
Vertraulich
Es ist ein wenig wüfdiges Spiel, welches Graf Murawiew seit
Monaten Herrn Sinowiew* mit der alten türkischen Kriegsentschädi-
gung** hier treiben läßt. Von der sanften Mahnung bis zur ernsten
* Russischer Botschafter in Konstantinopel.
** Sie schrieb sich seit dem russisch-türkischen Kriege 1877/78 her.
562
Vorstellung hat der Botschafter wiederholt die ganze Tonleiter diplo-
matischer Überredungskunst durchgespielt, und mit weithin vernehm-
licher Stimme hat Herr Maximow* — dessen Nüchternheit selbst in
den Morgenstunden ernsten Zweifeln begegnet — im Palais das ge-
schmackvolle Argument verkündet, daß es für Rußland Ehrensache sei,
das Geld zu erhalten, welches russische Krieger mit ihrem Herzblut
erkämpft haben. In der Zwischenzeit hat dann der Zar das eine oder
andere Mal den von seinem Botschafter geknüpften Faden durch per-
sönliche Zusicherungen an den Sultan wieder zerschnitten, worauf
Herr Sinowiew auf neuer Grundlage die alte Arbeit mit gleich nega-
tivem Erfolge fortsetzte. Dabei weiß alle Welt und der Sultan in erster
Reihe, daß den Russen nichts unbequemer sein würde, als wenn die
Pforte ihnen eines Tages den ganzen Restbetrag der alten Kriegs-
entschädigung ausbezahlen wollte. Natürlich wird der Sultan dies
nicht tun, dazu fehlt ihm das Geld und der Wille. Und je sicherer man
sich russischerseits in dieser Beziehung fühlt, um so naturgetreuer
spielt man die Rolle des drängenden Gläubigers, der in allem Ernste
sein Geld haben will.
Fragt man nach dem Ziele jener russischen Aktion, so steht ohne
allem Zweifel als spezielles Motiv im Vordergrunde, die Türkei an der
Stärkung ihrer Wehrkraft zu hindern. So oft die Frage der Bestellung
von Kriegsmaterial hier auftaucht, erscheint auch die Mahnung an die
alte Schuld. Bezüglich der türkischen Flotte sind leider die russischen
Sorgen ganz grundlos. Die türkische Flotte ist im Verfall, und die
wenigen Gelder, die „ut aliquid fecisse videatur" für Marinezwecke
flüssig werden, stiehlt der Marineminister**, wobei es höchstens zwei-
felhaft bleibt, ob dies mit ausdrücklicher oder nur mit stillschweigender
Billigung des Sultans geschieht. Es sind da psychologische Momente
im Spiele, die gewissen Vorgängen in den letzten Tagen des Sultans
Abdul Asis entstammen; niemand war bis jetzt imstande, sie zu be-
seitigen oder auch nur abzuschwächen. Andererseits ist bezüglich der
Wehrkraft zu Lande das russische Betreibungsverfahren ganz erfolglos
gewesen. Aus eigener Initiative hat der Sultan die Lieferung von Pa-
tronen von 100 Millionen auf 200 [Millionen] Stück — mit einem Kauf-
preis von zirka 20 000 000 Mark — erhöht; er wird 250 000 neue Ge-
wehre bei uns bestellen, ohne zu besorgen, daß die dazu nötigen Gelder
durch Zahlungen an Rußland absorbiert werden könnten.
Natürlich ist jener Grund nicht der einzige, der Rußland bei seiner
seltsamen Aktion leitet; vielleicht noch bedeutsamer vom Standpunkte
des Petersburger Kabinetts aus ist das allgemeine Motiv, durch etwas
* Erster Dragoman der russischen Botschaft in Konstantinopel.
** Hassan Pascha.
36* 563
unsanftes Anfassen den russischen Einfluß am Goldenen Hörn wieder
zur Geltung zu bringen. Auch in dieser Beziehung dürfte das russische
Beginnen ein Fehlschlag sein. Man kann das russisch-türkische Ver-
hältnis mit den Worten kennzeichnen: „Der Sultan fürchtet Rußland".
Aber als drängender Gläubiger wird letzteres nicht furchtgebietender
als vorher, und die Weltlage ist nicht dazu angetan, den Sultan für
offene oder versteckte Drohungen, an die er ohnehin gewöhnt ist,
empfindlicher zu machen. Was heute draußen vorgeht, und was Ruß-
land an neuen Aufgaben sich gestellt hat, weiß der Sultan genau, und
ich habe die jüngsten Ereignisse wiederholt, wie ich glaube mit Er-
folg, im Palais zu einer Variation des alten Satzes verwendet: „Bange
machen gilt nicht".
Das Streben Rußlands, durch fortgesetzte diplomatische Aktion
seinen Einfluß auf die Pforte wieder aufzufrischen, ist für uns aus dem
besonderen Grunde interessant, weil es augenscheinlich dem Gedanken
entspringt, daß der deutsche Einfluß am Goldenen Hörn heute größer
ist, als es dem russischen Interesse oder auch der russischen Eitel-
keit entspricht. In Paris ist man längst nervös über unsere hiesige
Stellung, man handelt also ganz bundesfreundlich, wenn man in Peters-
burg es ebenfalls wird. Die hiesige französische Botschaft hat seiner-
zeit die strenge Weisung erhalten, mein Treiben und Tun auf das
sorgfältigste zu beobachten. Das ist recht schmeichelhaft für uns, und
ich zweifle nicht, daß in Paris alles, was hier unangenehmes für Frank-
reich geschieht, auf deutsches Konto gesetzt wird. Aber zum Glücke
ist Frankreich zu eitel, um von anderen etwas zu lernen. Während
Rußland wenigstens Furcht einflößt, erweckt Frankreich zurzeit bei
den Türken weder Liebe noch Achtung. Das Gebahren der hiesigen
französischen Botschaft ist im gewissen Sinne typisch für die fran-
zösische Politik. Mit der ganzen Würde, die ein „ancien Prefet" zu
entfalten vermag, behandelt Monsieur Cambon die Türken als eine
Nation dritten Ranges, verlangt dagegen für seine Landsleute die aus-
nahmsweise Behandlung, die der Elite der Zivilisation zukommt. Für
die kunterbunte Gesellschaft von Schneidern, Handschuhmachern usw.,
die aus Frankreich als Touristen zugereist kommen, erwirkt er Me-
djidies und für deren Damen den Schefakat. — Reklamationen von
Franzosen, ob gut, ob schlecht, ob begründet oder nicht, vertritt er
bei der Pforte mit gleichem Eifer und mit jener Superiorität, wie sie
nur der Franzose schwächere Völker fühlen zu lassen versteht. Das
soll imponieren, erreicht aber in Wirklichkeit das Gegenteil. Der Türke
hat ein feines Gefühl für das, was wohlanständig ist, und empfindet
eine natürliche Abneigung gegen das, was wir „parvenu" nennen.
Und „parvenu" bleibt ihm die französische Republik und die franzö-
sische Politik trotz der vornehmen Allianz, mit der sie sich brüstet1.
Mit dem politischen Einfluß, den ein Staat auf den anderen aus-
übt, ist es eine eigene Sache; es ist unter Umständen leicht, durch
564
eine momentane Konstellation solchen Einfluß sich zu erwerben, aber
recht schwer, ihn auf die Dauer zu erhalten. Menschliche Geistes- und
Muskelkraft stärken sich durch häufige Übung, umgekehrt droht der
Einfluß, den wir auf andere Menschen ausüben, im Gebrauch sich ab-
zuschwächen und zu verzehren. Das gilt im privaten Leben und noch
mehr in den Beziehungen zweier Staaten. Gerade einem schwächeren
Staate gegenüber wird man eine einflußreiche Stellung nur dann be-
wahren, wenn man sie maßvoll und vorsichtig benutzt und die eigene
Superiorität möglichst wenig fühlbar macht. Und eben das verstehen
unsere hiesigen Gegner so wenig. Wie jede politische Aktion eine
Reaktion hervorruft, so wird jede Kraftprobe, die ein Staat auf seine
Präponderanz macht, eine starke Gegenströmung hervorrufen. Die
Geschichte des Ottomanischen Reiches ist reich an Beispielen für diesen
Satz. Die deutsche Politik hat am Goldenen Hörn niemals „Einfluß"
in dem Sinne gesucht, wie ihn durch Jahrzehnte abwechselnd Frankreich,
Rußland und England ausgeübt haben2. In dieser Enthaltsamkeit beruht
die Eigenart und Sicherheit unserer hiesigen Stellung. Man pflegt dem
Satze „Der Sultan fürchtet Rußland" die Worte beizufügen „und liebt
Deutschland". Wir können das akzeptieren. Vor allem hat der Sultan
eine warme Freundschaft für Seine Majestät den Kaiser, unseren alier-
gnädigsten Herrn, für den er mit aufrichtiger Bewunderung und Dank-
barkeit erfüllt ist. Hand in Hand damit geht die Sympathie der musel-
manischen Bevölkerung für die deutsche Nation; sie gründet sich auf
das Vertrauen, daß Deutschland, weil es den Frieden will, auch für
die Erhaltung und die Integrität des Ottomanischen Reiches eintritt,
und daß unsere wirtschaftlichen Unternehmungen nicht der Aus-
beutung, sondern der Wohlfahrt des Landes bestimmt sind!3.
Indem wir dieses Vertrauen zu erhalten, zu pflegen und es frucht-
bringend für unsere Interessen zu verwerten suchen, müssen wir frei-
lich auf jene drastischen Mittel verzichten, mit denen andere Regie-
rungen hier Augenblickserfolge erringen, und wir bedürfen bei Er-
ledigung unserer Geschäfte mitunter noch eines Prozentsatzes mehr
Geduld, als im Orient an sich nötig ist. Aber wir werden mit unseren
wirtschaftlichen Bestrebungen samt den politischen Zielen, die heut-
zutage untrennbar mit jenen verbunden sind, um so sicherer vorwärts
kommen, als die heutige Weltlage dem nahen Orient nach mensch-
licher Berechnung ernstere Komplikationen ersparen wird.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Gut
2 richtig
3 ja
Schlußbemerkung des Kaisers:
Sehr gut
565
Nr. 3341
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall, z. Z. in
Neuershausen, an den Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Vertraulich Neuershausen, den 6. August 1898
Über die von Seiner Majestät dem Sultan geplante Entsendung
türkischer Offiziere nach Deutschland — Berichte des Herrn Militär-
attaches der Botschaft* vom 2., 8. und 12. Juli — beehre ich mich
Euerer Durchlaucht nachstehendes zu berichten:
Mir ist bekannt, daß im Frühjahr d. Js. eine Anzahl türkischer
Offiziere, darunter die Söhne des Großwesirs und Osman Paschas,
nach Deutschland zu militärischer Dienstleistung abgegangen sind.
Die von dem Herrn Militärattache neuerdings gemeldete Tatsache,
daß der Plan bestanden habe, etwa zu derselben Zeit noch weitere
14 Offiziere nach Deutschland zu senden, dieser Plan aber zu der fest-
gesetzten Zeit nicht zur Ausführung gelangt sei, ist an sich nicht auf-
fällig; es ist im Gegenteil eine fast alitägliche Erfahrung, daß, nament-
lich wenn es sich um Missionen ins Ausland handelt, die Ausführung
großherrlicher Projekte verschoben oder aufgegeben, ja selbst die
begonnene Ausführung wieder rückgängig gemacht wird. Bedeutsam
wäre die Nichtausführung jenes Planes nur dann, wenn dabei eine
französische Intrige entscheidend mit dem Erfolge mitgewirkt hätte,
den Sultan mißtrauisch gegen Deutschland zu machen und in ihm den
Verdacht zu erwecken, daß seine Offiziere dort der Ansteckung durch
sozialdemokratische Gesinnung ausgesetzt seien. Die Annahme, daß
eine solche Intrige gelungen, stünde in so diametralem Widerspruch
mit der Gesinnung, welche der Sultan trotz aller sonstigen Schwan-
kungen seit bald 20 Jahren unabänderlich betätigt hat, daß es
sich wohl lohnen dürfte, die Sache einer näheren Prüfung zu unter-
ziehen, und zwar umsomehr, als der Sultan erst vor wenigen Wochen
durch Entsendung von Offizieren — die nach ihrer sozialen Stellung
zweifellos für den persönlichen Dienst des Monarchen bestimmt sind —
der deutschen Armee und dem Geist, der in ihr herrscht, einen neuen
Beweis seines vollen Vertrauens gegeben hat.
In der Türkei sind ,, Politik" und „Intrige" so untrennbar ver-
bunden, daß sie fast identische Begriffe geworden. Es gibt keine
Frage, sie mag der äußeren oder inneren Politik angehören, Sachen
oder Personen betreffen, der nicht ein Intrigenspiel vorhergeht, wel-
ches bei der heutigen Machtstellung des Sultans naturgemäß in Iildis
kulminiert. Von fremden Nationen pflegen sich die Franzosen eifrig
an diesem Spiel zu beteiligen, und man kann ohne Übertreibung sagen,
* Hauptmann Morgen.
5fi6
daß, wo deutsche Interessen und Wünsche in Frage stehen, die fran-
zösische Intrige in Permanenz ist. Ihr nächstes Ziel ist, beim Sultan
Mißtrauen gegen uns zu erwecken, sie schreckt aber auch nicht vor
dem Versuche zurück, uns gegen den Sultan mißtrauisch zu machen.
Über das, was im Iildis vorgeht, fehlt es nicht an „Informationen"
und „Indiskretionen". Der trübe Strom politischen Klatsches, der sich
täglich über die Stadt ergießt, steht in engstem Zusammenhang mit jenen
Vorgängen. Dieselben Leute, welche den Deutschen mit sittlicher
Entrüstung über eine gelungene französische Intrige berichten, ent-
hüllen den Franzosen die geheimsten Fäden deutscher Niedertracht.
Der Drahtzieher sind es wenige; die Zahl derer, die aus Wichtigtuerei
oder aus noch minder edlen Motiven das Gehörte weitererzählen,
ist außerordentlich groß. Was da alles zusammengebraut und erzählt
wird, entzieht sich jeder Kontrolle; mit einem Wort: Informationen
über Palaisintrigen und deren Erfolg sind eine billige, aber recht
verdächtige Ware. Ich selbst habe Erfahrungen in dieser Hinsicht
gemacht. Während jüngst die Kommission über die Patronenlieferung
tagte, haben mich die konkurrierenden deutschen Fabrikanten öfter
besucht. Sie waren stets „ausgezeichnet informiert". Danach stand
die Sache, als die Entscheidung herannahte, ganz schlecht für uns, die
unglaublichsten Verleumdungen gegen die deutsche Industrie waren
von den ausländischen Konkurrenten an das Ohr des Sultans gebracht
und hatten dort Eingang gefunden. Die Entscheidung war nicht mehr
zweifelhaft: unter allen Umständen würde ein erheblicher Teil der
Bestellung ins Ausland gehen. Die Quelle dieser Informationen war
unantastbar: Generäle, Hofbeamte, Flügeladjutanten usw. hatten es
bestätigt. Als ich dann im entscheidenden Moment den Sultan bitten
ließ, der deutschen Industrie sein Vertrauen zu erhalten, ließ er mir
umgehend sagen: „es sei feststehendes Prinzip bei ihm, Kriegsmaterial
in Deutschland zu bestellen, und er werde davon nicht abgehen".
Der hohe Herr hat Wort gehalten. Aber Osman Pascha, der Held von
Plewna, hat wenige Tage nach der Entscheidung einem Herrn, der
mir das wiedererzählte, wörtlich gesagt: „Der deutsche Botschafter
hat durch direkte Drohungen den Sultan gezwungen, die
Patronenlieferung der deutschen Industrie zuzuwenden." Wenn der
Palastmarschall Seiner Majestät so leicht mit der Wahrheit umgeht,
so kann man sich denken, was von den dii minorum gentium alles
zusammengelogen wird.
Diese Reminiszenz führt mich zu der wichtigen Frage, welche
Stellung der Sultan inmitten jenes Intrigenspiels einnimmt In dieser
Beziehung sind vielfach schiefe Auffassungen im Umlauf. Richtig ist,
daß der hohe Herr, wo es sich um seine persönliche Sicherheit han-
delt, öfters Argumenten zugänglich ist, die wir als „seltsam" oder gar
als „absurd" zu bezeichnen geneigt sind. Aber es hieße die ganze
Persönlichkeit des Monarchen durchaus verkennen und seine geistigen
567
wie politischen Fähigkeiten gewaltig unterschätzen, wollte man daraus
schließen, daß er bei jenem Intrigenspiel, das ihn umgibt, der passive
Teil sei, daß er hilflos und willenlos sich bald in der einen, bald in
der anderen Schlinge einer mehr oder minder plumpen Einflüsterung
fangen lasse. — Am allerwenigsten ist das der Fall, wo in dem groß-
mächtlichen Interessenkampf das „öte toi que je m'y mette" in Frage
steht. Gegen dahinzielende Argumente ist der Sultan längst abge-
stumpft, und wenn er sich anscheinend überzeugen läßt, ist er viel
öfter der Täuschende als der Getäuschte. Nach meiner Überzeugung
ist die ganze Intrigen- und Cliquenwirtschaft, die an sich im Orient
zur Staatskunst gehört, in ihrer heutigen Gestaltung und Ausdehnung
ein integrierender Bestandteil des eigenartigen Regierungssystems
Abdul Hamids; es ist die auf die Spitze getriebene Anwendung des
Satzes „divide et impera". Jenes Treiben besteht bis in seine nächste
Umgebung, weil der Sultan es duldet, und er duldet es, weil er es
seinen Zwecken dienstbar erachtet. Je mehr Ansichten und Interessen
in seiner persönlichen und politischen Sphäre vertreten sind, je schärfer
die Gegensätze aufeinanderplatzen, je mehr Mißtrauen gesät und ver-
breitet wird, umsomehr hält Abdul Hamid seine persönliche Sicher-
heit und seine politische Machtstellung nach innen und außen ge-
währleistet. Er kennt die russischen, französischen, englischen usw.
Steine im Palais und die Hintermänner, welche die Züge jener Steine
beeinflussen; er weiß, welche Personen seiner Umgebung für Zwecke
des Auslandes ,, interessiert" sind, er weiß, daß ehrgeizige und sich
bekämpfende Mitglieder seines Ministeriums ihre Agenten im Palais
haben, er pflegt die Gegensätze unter allen diesen Faktoren, spielt die
einen gegen die anderen aus, erweckt da Hoffnungen, gibt dort Ver-
sprechungen, um schließlich weder die ersteren noch die letzteren zu
realisieren. Auf welchem Grunde schließlich eine großherrliche Ent-
scheidung beruht, ob überhaupt ein von außen zugetragenes Argu-
ment dabei mitgespielt hat, kann niemand auch nur mit annähernder
Bestimmtheit wissen, und darum beruht alles, was außerhalb darüber
erzählt wird, wenn nicht auf Erfindungen, so doch auf willkürlichen
Kombinationen.
Für meine Aufgabe betrachte ich es, das permanente Intrigen-
spiel sowie die dabei agierenden Personen von einer gewissen Ent-
fernung aus zu beobachten, und ich finde dabei in der reichen Er-
fahrung und der genauen Personenkenntnis, welche das Dragomanat
der Botschaft auszeichnet, eine wertvolle und absolut zuverlässige
Unterstützung. Die einzelnen Phasen zu verfolgen, ist unmöglich und
nutzlos; zur Unzeit einzugreifen, ist schädlich. Wollte ich das Be-
dürfnis empfinden, jeder gegnerischen Lüge, die mir hinterbracht wird,
ein Dementi entgegenzusetzen, so würde ich fürchten, das Ansehen
meiner Stellung herabzusetzen. An keiner Stelle ist das „niemals zu
viel" mehr am Platze wie in Konstantinopel. Für eine gelegentliche
568
Aufklärung und Richtigstellung-, die ich entweder persönlich oder durch
den ersten Dragoman gebe, ist der Sultan dankbar und empfänglich;
ein Mehr würde er als Mißtrauen auslegen und mit Mißtrauen er-
widern. Für den deutschen Botschafter liegen die Dinge einfacher
wie für die übrigen Vertreter. Die feste Basis, auf der wir in Kon-
stantinopel stehen, ist die aufrichtige und herzliche Freundschaft des
Sultans für Seine Majestät den Kaiser, unseren allergnädigsten Herrn,
und sein Vertrauen in die Ehrlichkeit der deutschen Politik. Hand in
Hand geht damit seine Bewunderung für die deutsche Armee als das
Bollwerk der Autorität gegen Radikalismus und Umsturz und sein Ver-
trauen in die Reellität der deutschen Industrie. Was wir in der Türkei
an Erfolgen erreicht, ist dadurch geschehen, daß auch w i r dem Sul-
tan mit Vertrauen entgegengekommen sind, daß wir seine Eigenart
berücksichtigt, seine Würde und Empfindlichkeit geschont und seiner
schwierigen Stellung Rechnung getragen haben. Abdul Hamid wird
nie bewußt etwas Feindseliges gegen Deutschland tun, aber er wird
wie bisher inmitten der auf ihn einstürmenden Desiderien der Mächte
lavieren und ab und zu anderen Wünsche erfüllen, selbst wenn sie
den unsrigen nicht entsprechen. Wollten wir in solchen Fällen jedes-
mal zu einer Gegenaktion schreiten, um eine Kraftprobe auf unseren
Einfluß zu machen, so wäre das politisch der verkehrteste Weg, den
wir gehen könnten. Solange keine direkten deutschen Interessen im
Spiele sind, sollten wir den Sultan in seinen eigenartigen Schach- und
Querzügen auch dann nicht stören, wenn die Franzosen einmal ein
Triumphgeschrei anstimmen über den Rückgang des deutschen Ein-
flusses. Franzosen sind Kinder, und Kinder pflegen an dem billigsten
Spielzeug die größte Freude zu haben.
Die Erhaltung und Stärkung des deutschen Geistes in der türki-
schen Armee, die Vervollkommnung der letzteren auf der Grundlage
deutschen Wissens und Könnens ist meines Erachtens in erster Reihe
ein türkisches Interesse. Das deutsche Interesse liegt nach der-
selben Seite hin, aber wir dürfen bei den Türken die Annahme nicht
aufkommen lassen, daß das unsrige stärker sei als das ihrige. Mag
es sich um die Entsendung türkischer Offiziere nach Deutschland oder
deutscher Offiziere nach der Türkei handeln, stets muß der Sultan
— wenn anders jene Einrichtung nutzbringend fungieren soll — sich
bewußt bleiben, daß die Türkei der empfangende und Deutschland
der gewährende Teil ist. Damit ist auch für unsere Haltung eine feste
Linie gezogen. Wenn in jenen Fragen neuerdings der türkische Eifer
etwas zurückgegangen ist, so finde ich den naheliegenden Grund für
diese Erscheinung darin, daß die jüngsten thessalischen Erfolge das
Selbstgefühl der Armee gesteigert und in weiten Kreisen des Offizier-
korps der Gedanke Eingang gefunden hat, daß die Armee genug wisse,
um fremde Lehrmeister entbehren zu können. Nach meinen Wahr-
nehmungen ist diese Strömung, speziell in der von General von der
560
Goltz gegründeten jüngeren Schule von Offizieren so untrennbar ver-
knüpft mit Bewunderung und dankbarer Anerkennung für jenen aus-
gezeichneten Offizier, daß ich darin unmöglich eine Gefahr für unseren
Einfluß erblicken kann. Ist erst die Kriegsbegeisterung verrauscht,
so werden auch die Lücken und Mängel der Armee wieder fühlbar
werden und damit der Wunsch, sich an den bewährten Lehrmeister
zu wenden, von neuem rege werden.
Commandant Berger, der als Urheber der jüngsten Intrige be-
zeichnet wurde, ist mir persönlich und auch aus seiner früheren Tätig-
keit als französischer Militärattache in Konstantinopel bekannt. Er
ist ein intriganter Herr, der als Präsident der dette publique und wegen
seiner persönlichen Beziehungen zu den Leitern der Ottomanbank
beim Sultan den Einfluß besitzt, den alle diejenigen haben, welche in
finanziellen Angelegenheiten dem hohen Herrn Schwierigkeiten be-
reiten oder Wohltaten erweisen können. Vertrauensmann des Sultans
ist er niemals gewesen. Während vieler Jahre war Herr Berger erfolglos
bemüht, der französischen Armee und der französischen Waffenindu-
strie die Stellung in der Türkei zu verschaffen, welche heute Deutsch-
land einnimmt. Daß dieser kluge Mann angesichts der heutigen Zu-
stände der französischen Armee und bei der starken Stellung, welche
nach den jüngsten Ereignissen das deutsche Element in der türkischen
Armee einnimmt, grade jetzt von neuem den Versuch unternehmen
sollte, Deutschland aus dem Sattel zu heben, halte ich nur deshalb für
möglich, weil ich bei einem Franzosen, wo es sich um Deutschland]
handelt, nichts für unmöglich erachte. Vollkommen ausgeschlossen
aber ist, daß der Sultan bei seinem instinktiven Abscheu gegen fran-
zösischen Republikanismus und Radikalismus sich von einem Fran-
zosen über die Gefahren der Ansteckung mit sozialdemokratischen
Ideen belehren ließe. Hat der Sultan je etwas Derartiges geäußert,
so sind nicht wir, sondern die Franzosen „hereingefallen". —
Wenn der Sultan einmal den Plan gefaßt hat, noch weitere Offi-
ziere zur Ausbildung nach Deutschland zu senden, so wird er in der näch-
sten Zeit um so sicherer darauf zurückkommen, wenn wir ihn nicht
drängen, sondern uns eine gewisse Zurückhaltung auferlegen. Das
schließt nicht aus, daß wir ab und zu uns nach dem Stande der Frage
erkundigen und unsere Bereitwilligkeit bekunden, etwaigen Wünschen
des Sultans nach Kräften entgegenzukommen. Den Gründen nach-
zuspüren, aus denen der Plan nicht zur ursprünglich festgesetzten Zeit
ausgeführt wurde, halte ich für ein aussichtsloses und selbst nicht
ganz unbedenkliches Unternehmen. Und wenn die Franzosen der
Freude über die Verschiebung jenes Planes durch mehr oder minder
geschmacklose Äußerungen Ausdruck geben, so können wir ihnen das
kindliche Vergnügen lassen. —
Marschall
570
Nr. 3342
Der Geschäftsträger in Konstantinopel von Schlözer an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 178 Therapia, den 4. August 1898
In der Anlage beehre ich mich, einen vom Militärattache Haupt-
mann Morgen erstatteten Bericht* einzureichen, auf den ich schon
deshalb aufmerksam machen darf, weil er eine der wichtigsten Fragen
der Wehrfähigkeit der Türkei, die Fortifikationen des Bosporus, betrifft.
Der Bericht weist nach, daß die Türkei sich gegen Süden und das
Mittelmeer nach Kräften zu schützen sucht, gegen Norden jedoch ihre
Verteidigungsbereitschaft aus Furcht, die russische Unzufriedenheit
zu erregen, vernachlässigt. Ich glaube, daß die Darstellung ein ge-
naues Bild der heutigen Sachlage gibt, möchte aber annehmen, daß
diesem unzweifelhaften militärischen Erfolge Rußlands sein diploma-
tischer Einfluß auf die Türkei doch nicht ganz entspricht. Auch scheint
sich Herr Sinowiew der Pforte und selbst dem Palais gegenüber immer
mehr eine Tonart anzugewöhnen, welche manchmal, wie ich von zu-
verlässiger Seite höre, an die Mentschikowschen Traditionen erinnern
soll und hierdurch die Gefahr der moskowitischen Nachbarschaft in
ein noch helleres und dadurch für die Türkei noch unangenehmeres
Licht rückt. Die Rolle des polternden Alten, welche früher der englische
Botschafter Sir Philip Currie unter dem ironischen Beifall seiner Geg-
ner am Bosporus spielte, scheint jetzt wieder auf Rußland übergehen
zu sollen. Dagegen bemüht sich England seit kurzem zweifellos, auf
der Orientbühne sanftere Saiten aufzuziehen. Die glatte Abwickelung
der zyprischen Finanzoperation, die entgegenkommende Haltung des
jetzigen englischen Geschäftsträgers**, die Entsendung des, wie es
heißt, sehr friedlichen turkophilen Botschafters O'Conor, ferner die
verhältnismäßige Zurückhaltung, die Lord Salisbury in der Frage des
* Der (hier nicht abgedruckte) Bericht des Hauptmanns Morgen erklärt die bei
den Dardanellen und an der Tschataldschalinie vorhandenen türkischen Be-
festigungen für „Kulissen, hinter denen die russische Diplomatie manövriert".
Der Schluß des Berichts weist Deutschland eine aktive Rolle bei der Erhaltung
des Türkischen Reiches zu: „Wir haben unter allen Umständen Ursache, die
Erhaltung des Osmanischen Reiches zu wünschen, von dem wir materielle
Vorteile bereits ziehen und noch militärische in der Zukunft ziehen können.
Mein ceterum censeo ist daher immer wieder: ,Die Türkei muß militärisch
gestärkt werden.' Dazu gehört neben Truppen- und Schießübungen etc. vor
allem die Verbesserung und Vermehrung der Fortifikationen. Dem Sultan muß
ein tüchtiger deutscher Fußartillerieoffizier als Reorganisator der Befesti-
gungen oktroyiert werden. Man kann Fortsverbesserungen, auch selbst Neu-
bauten provisorischen Charakters in unauffälliger Weise 'vornehmen".
** Sir M. de Bunsen.
571
Schadenersatz aus den Massakers und in der armenischen Frage über-
haupt an den Tag legt, alles scheint darauf hinzudeuten, daß man in
London durchaus nicht gewillt ist, der Türkei gegenüber mit den
russisch-französischen Störenfrieden Hand in Hand zu gehen, sondern
zurzeit soweit als möglich türkenfreundlich erscheinen möchte. Und
dies wäre unter Umständen immerhin ein wertvoller Ersatz für die-
jenigen Befestigungen, welche Hauptmann Morgen, vom militärischen
Standpunkt aus mit vollem Recht, an der Nordseite des Bosporus
vermißt.
von S chlözer
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Dieser Plan ist unausführbar. Wir wollen uns dort nicht einmischen, vor allem
nicht gegen Russland, das doch schon in Stamboul gebietet. Morgen soll
sich ruhig verhalten und diese Fragen unangerührt lassen.
Nr. 3343
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Richthofen an den Staatssekretär Bernhard von Bülow,
z. Z. in Semmering
Ausfertigung
Nr. 18 Berlin, den 9. August 1898
Euerer Exzellenz beehre ich mich in der Anlage einen Bericht des
Hauptmanns Morgen, betreffend Befestigungen in der Türkei, nebst
dem Begleitbericht des Kaiserlichen Geschäftsträgers * gehorsamst vor-
zulegen, da ich Bedenken trage, diesen Militärbericht ohne weiteres
Seiner Majestät dem Kaiser und Könige zu unterbreiten.
Es ist anzunehmen, daß vom militärischen Standpunkte aus die
Verhältnisse in der Türkei so liegen, wie Hauptmann Morgen sie schil-
dert; höchst bedenklich vom politischen Standpunkte aus erscheinen
aber die Folgerungen, welche unser Militärattache aus dem von ihm
festgestellten Tatbestande zieht, indem er es als die Pflicht des
Deutschen Reiches hinstellt, die Erhaltung der osmanischen
Herrschaft zu fördern und zu diesem Zwecke, insbesondere zur Ver-
besserung und Vermehrung der — nach dem Berichte in erster Linie
gegen Rußland gerichteten — Fortifikationen einen tüchtigen deutschen
Fußartillerieoffizier dem Sultan zu „oktroyieren*'.
Ein Fundamentalgrundsatz der auswärtigen Politik Deutschlands
ist es stets gewesen, daß wir uns jeder aktiven Orientpolitik auf das
• Siehe Nr. 3342 nebst Fußnote *.
572
sorgfältigste enthalten und demgemäß alle die zahlreichen österreichi-
schen Versuche abgewiesen haben, welche bezweckten, durch uns in
Balkanfragen die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen. Im Drei-
bundvertrage ist es ausdrücklich ausgesprochen, daß ebensowenig, wie
Österreich-Ungarn uns den Besitz von Elsaß-Lothringen garantiert,
wir genötigt sind, für die spezifisch österreichisch-ungarischen Balkan-
interessen bei einer kriegerischen Auseinandersetzung des verbündeten
Kaiserstaates mit Rußland das Schwert zu ziehen, es sei denn, daß
durch einen Doppelangriff der casus foederis in die Erscheinung tritt.
Die Knochen eines pommerschen Grenadiers dürften uns aber heute
noch ebensoviel wert sein wie vor 10 oder 20 Jahren, und
die Neigung, dieselben aufs Spiel zu setzen, dürfte bei der deutschen
öffentlichen Meinung heute noch ebenso gering sein als zur Zeit, wo
Fürst Bismarck seinen bekannten Ausspruch tat.
Im direkten Gegensatze hierzu mutet Hauptmann Morgen der
deutschen Politik eine aktive Einmischung in türkische innere Ver-
hältnisse zu und setzt uns dadurch der gar nicht hoch genug zu schät-
zenden Gefahr aus, daß wir uns um einer Frage willen, die uns erst
sehr in zweiter Linie angeht, Rußland entfremden und es dadurch auf
die Seite unserer Gegner treiben, wenn der stets auf der Lauer liegende
Feind im Westen uns einmal wieder zum Kampfe für unsere Grenzen
zwingt.
Wie die Verhältnisse in Konstantinopel liegen, ist eine Geheim-
haltung von Plänen und Absichten einzelner Regierungen dort geradezu
nie durchzuführen, und es kann nicht fehlen, daß die vielgeschäftige
Tätigkeit des Hauptmanns Morgen das ohnehin im Hinblick auf die
bevorstehende Orientreise Seiner Majestät des Kaisers schon sehr rege
Mißtrauen der Russen noch weiter schärft. Wie sehr die Franzosen
bemüht sind, aus Anlaß der Kaiserreise unsere Beziehungen zu Ruß-
land zu trüben, zeigen außer vielen vorhergehenden auch wieder die
drei hier beigefügten Artikel des „Temps", des „Matin" und des
„St. Petersburger Herold" vom 7. d. Mts. Es gilt für uns daher doppelte
Vorsicht, wollen wir nicht selbst Wasser auf die Mühle unserer Feinde
gießen.
Wenn Hauptmann Morgen mit Rücksicht auf die materiellen Vor-
teile, die wir aus der Türkei ziehen, die Erhaltung des Osmanischen
Reiches wünscht, so sagt er dem Auswärtigen Amte damit nichts Neues,
aber wenn er als Cato redivivus fordert, daß zu diesem Zwecke unter
deutschem Drucke auf den Sultan und unter deutscher Mitwirkung
die schwachen türkischen Verteidigungslinien gegen Rußland gestärkt
werden sollen, so übersieht er die gefährdete geographische Stellung
Deutschlands zwischen Frankreich und Rußland und trägt nicht Rech-
nung der Bedeutung, welche in einem europäischen Konflikte die
wohlwollende Neutralität Rußlands für uns hat.
573
Daß die Kompromittierung unseres Verhältnisses zu Rußland
durch die militärischen Vorteile aufgewogen werden könnte, welche
wir nach Hauptmann Morgens Ansicht in Zukunft aus der Türkei
vielleicht ziehen werden, dürfte eine Phantasmagorie sein. Ich ver-
kenne gewiß nicht die Bedeutung der hohen Verehrung und Wert-
schätzung, deren sich unser allergnädigster Herr insbesondere seit
der Beendigung des türkisch-griechischen Krieges in der gesamten
muselmännischen Welt erfreut, aber es liegt doch auf der Hand, daß
die Kraft des heutigen Türkischen Reiches wesentlich auf der Defen-
sive beruht, und daß daher die Türkei in dem einzig ernsten Konflikte,
der für Deutschland menschlichem- Ermessen zufolge für die nächste
Zukunft möglicherweise in Frage kommt, eine bedeutsame Rolle nicht
spielen wird.
Dabei ist noch keineswegs gewiß, daß wir dem Sultan und der
Türkei mit einer Anregung, ihre Befestigungswerke gegen Rußland
hin zu verstärken, irgendeinen Gefallen erweisen, was auch Hauptmann
Morgen selbst zu empfinden scheint, da er davon spricht, dem Sultan
einen deutschen Offizier zu oktroyieren. Wir riskieren also, die
Türkei zu verstimmen und Rußland uns zum Feinde zu machen, und
dies zugunsten eines Zwecks, der aller Wahrscheinlichkeit nach über-
haupt nicht erreicht werden würde, da einmal die Russen es doch ver-
stehen würden, die Anlage wirksamer Befestigungen zu hintertreiben,
und da andererseits selbst gut angelegte Werke, wenn nicht gleich-
zeitig die englische Flotte vor Konstantinopel erscheint, schwerlich die
Russen hindern würden, die Durchfahrt zu erzwingen.
Ich habe es für meine Pflicht gehalten, Euerer Exzellenz vor-
stehende Erwägungen zu unterbreiten, und muß es hochgeneigtem Er-
messen überlassen, ob und welche Folge denselben zu geben sein wird.
Vielleicht erachten Euere Exzellenz es für nützlich, den Bericht Seiner
Majestät mit einem Ihrerseits zu vollziehenden Schreiben vorzulegen
oder mündlichem Immediatvortrage vorzubehalten oder zum Gegen-
stand eines Schriftwechsels mit dem Chef des Militärkabinetts zu
machen, worin demselben etwa gesagt werden könnte, daß Euere
Exzellenz die Verantwortung für die auswärtige Politik dann nicht zu
übernehmen in der Lage sind, wenn dieselbe in dieser Weise von dem
diesseitigen Militärattache gekreuzt wird. Besondere Gefahr im Ver-
zuge hinsichtlich unserer politischen Stellung in Konstantinopel liegt
zwar nicht vor, da Hauptmann Morgen soeben in Urlaub gegangen
ist, andererseits aber gibt ihm seine derzeitige Anwesenheit in Deutsch-
land die Möglichkeit, bei Seiner Majestät sich zu melden und seine
Ansichten zur Geltung zu bringen, was ihm leichter werden könnte,
wenn nicht gleichzeitig die entgegenstehenden politischen Bedenken
des Auswärtigen Amts vorgetragen werden, pp.
Rieh thof en
574
Nr. 3344
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Semmering, an den Stellvertretenden Staatssekretär
Freiherrn von Richthofen
Privatbrief. Auszug in Abschrift
Semmering, den 13. August 1898
Ich habe soeben einen langen Brief an Seine Majestät ge-
schrieben, in welchem ich dargelegt habe, wie der Morgensche Ein-
fall, durch uns die Befestigung der Nordseite von Konstantinopel gegen
die Russen in Gang zu bringen, uns den unbequemsten und gefähr-
lichsten Situationen aussetzen müßte, und in dem ich überhaupt die
Nachteile beleuchtete, welche die Morgensche Vielgeschäftigkeit und
Eifrigkeit nach sich ziehen.
(gez.) Bülow
Nr. 3345
Der Geschäftsträger in London Graf zu Castell-Rüdenhausen an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 675 London, den 12. Oktober 1898
Mit der bevorstehenden Orientreise Seiner Majestät des Kaisers
und Königs* beschäftigt sich die gestrige „Morning Post" in dem
* Die Orientreise Kaiser Wilhelms II. begann mit einem Besuche in Konstanti-
nopel (18. — 22. Oktober). Am 29. Oktober erfolgte die Ankunft des Kaiser-
paars in Jerusalem; am 31. Oktober überwies Wilhelm II., nachdem am 29. die
Einweihung der evangelischen Erlöserkirche erfolgt war, das von ihm während
seiner Anwesenheit in Konstantinopel erworbene Grundstück « La Dormition de
la Sainte Vierge » in Jerusalem dem „Deutschen Verein vom Heiligen Lande"
zur freien Nutznießung. Den Abschluß der Orientreise bildete ein Besuch des
Kaiserpaars in Damaskus, bei dem der Kaiser den berühmten Trinkspruch aus-
brachte, der mit den Worten schloß: „Möge Seine Majestät der Sultan und
mögen die 300 Millionen Mohammedaner, welche auf der Erde zerstreut lebend
in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, daß zu allen Zeiten der
Deutsche Kaiser ihr Freund sein wird".
In politischer Beziehung bieten die Akten des Auswärtigen Amtes über die
zweite Orientreise des Kaisers kaum irgendwelchen Ertrag. Es liegen keinerlei
Aufzeichnungen über die Unterredungen vor, die der Kaiser oder der ihn be-
gleitende Staatssekretär von Bülow mit dem Sultan bzw. dem türkischen Minister
des Äußern Tewfik Pascha und sonstigen türkischen Würdenträgern hatte,
ebensowenig irgendwelche Aufzeichnungen über die Immediatvorträge, die
Staatssekretär von Bülow dem Kaiser während der Reise hielt. Ob und welchen
Anteil Staatssekretär von Bülow an den beiden Briefen gehabt hat, die Kaiser
575
im Ausschnitt hier beigefügten Artikel. Derselbe ist durchaus freund-
lich gehalten und sticht durch Ton und Inhalt vorteilhaft von gewissen
Erörterungen ab, welche andere englische Preßorgane in letzter Zeit
über denselben Gegenstand gebracht haben.
In dem Artikel wird folgendes ausgeführt:
Die Reise Seiner Majestät werde von dem gesamten Lesepublikum
der westlichen Welt mit Interesse verfolgt werden. Der Charakter des
allerhöchsten Herrn habe von dem Tage der Thronbesteigung an „an
unusual fascination" nicht nur auf das deutsche, sondern auf das ganze
europäische und nicht zum wenigsten auf das britische Publikum aus-
geübt. Seine Majestät sei ein selbständiger Denker und scheue sich
nicht, seinen Gedanken Ausdruck zu geben. Dies sowie die anderen
Charaktereigenschaften allerhöchstdesselben (he is a hard worker, and
has the faculty of getting up a subject) hätten dem Deutschen Kaiser
eine nicht nur auf deutsches Gebiet beschränkte Popularität gesichert.
Jede politische Bedeutung sei der Orientreise Seiner Majestät selbst-
verständlich nicht abzusprechen, Deutschland habe sowohl in der Tür-
kei wie in Palästina Interessen, und „the Emperor would not be the
man he is if he could go to those countries oblivious of them". Sowohl
Kleinasien wie das heilige Land sei ein Feld für den deutschen Unter-
nehmungsgeist, und während der Kaiser „his position as the legiti-
mate protector of Germans, whether Catholics, Protestants, or Jews"
aufrechterhalte, werde er auch ihren weltlichen Interessen und
Rechten sein Augenmerk zuwenden. Daß von dem Abstecher nach
Ägypten Abstand genommen worden ist, bezeichnet die „Morning
Post" als „a matter of universal regret", ohne dieser Änderung des
Reiseprogramms politische Bedeutung beizumessen. Im Schlußabsatze
des Artikels wird bemerkt: „The Emperor's journey will — we trust
Wilhelm II. während der Reise an Kaiser Nikolaus II. richtete, und von denen
der erste d. d. Stambul, den 20. Oktober die Kretafrage, der zweite d. d. Da-
maskus, den 9. November neben den allgemeinen Reiseeindrücken den Faschoda-
konflikt behandelte (vgl. Briefe Wilhelms II. an den Zaren 1894—1914, hrsg.
von W. Goetz, S. 313 ff.), läßt sich nicht mehr feststellen, da die Original-
konzepte der Briefe im Jahre 1909 dem Kaiser zurückgegeben worden sind;
schwerlich dürften die Briefe aber ohne Vorwissen Bülows abgegangen sein.
Neben der Faschodafrage beschäftigten den Kaiser und den Staatssekretär von
Bülow während der Orientreise von politischen Vorgängen vor allem die Frage
des französischen Protektorats im Orient (vgl. den Anhang). Daß der anfäng-
lich geplante Abstecher nach Ägypten aufgegeben wurde, hängt nicht mit den
offiziell vorgegebenen innerpolitischen Rücksichten auf die bevorstehende vom
Kaiser selbst zu eröffnende Reichstagstagung, sondern mit den Vorgängen in
Frankreich zusammen, die sich Anfang Oktober außenpolitisch — Faschoda-
konflikt — und innerpolitisch — Dreyfusaffaire — gefährlich zugespitzt hatten.
Vgl. über die Orientreise des Kaisers die Reichstagsrede des Staatssekretärs
von Bülow vom 12. Dezember 1898 (Schultheß' Europäischer Geschichts-
kalender Jg. 1898, S. 187 f.) und die Schrift des Freiherrn von Mirbach: Die
Reise des Kaisers und der Kaiserin nach Palästina. (Berlin 1899).
576
have on consequence beneficial to the peace of the world and to
the prosperity of Europe, nämlich die, die orientalische Bevölkerung
mit europäischen Ideen vertraut zu machen und dadurch den Verkehr
zwischen Osten und Westen zu erleichtern. Das britische Publikum
— schließt der Artikel — möge dem allerhöchsten rlerrn nicht nur
glückliche Reise, sondern auch Erfolg zu allen Bestrebungen wün-
schen, die darauf gerichtet seien, das Ottomanenreich in politischer
und kommerzieller Hinsicht zu reorganisieren und zu heben.
Davon, daß der im Reiseprogramm vorgesehen gewesene Ab-
stecher nach Ägypten aufgegeben worden ist, habe ich die hiesige Re-
gierung der erhaltenen Weisung entsprechend unverzüglich in Kennt-
nis gesetzt.
Die hiesige Presse hat sich bis jetzt fast ganz darauf beschränkt,
die Tatsache zu registrieren und Drahtnachrichten ihrer Korrespon-
denten in Paris zum Abdruck zu bringen, wonach dort die in Rede
stehende Änderung des Reiseprogramms mit Gründen der auswärtigen
Politik in Zusammenhang gebracht wird.
Ein denselben Gegenstand betreffendes, dem „Daily Telegraph"
aus Kairo zugegangenes Telegramm beehre ich mich im Ausschnitt aus
dieser Zeitung hier gleichfalls einzureichen*.
Was die auch in dem obenerwähnten Artikel gestreifte Frage der
Protektion deutscher Katholiken im Orient** anbetrifft, so veröffent-
lichen fast sämtliche heutigen Morgenblätter bezügliche Meldungen
ihrer Korrespondenten in Berlin und Wien, welche in der Hauptsache
mit der hier weiter angeschlossenen Mitteilung der „Times" über-
einstimmend lauten.
Ich gestatte mir hinzuzufügen, daß bei dem letzten Diplomaten-
empfang Lord Salisbury mir gegenüber die Frage erwähnt und dabei
bemerkt hat, er erachte es für ganz selbstverständlich, daß die deut-
schen Katholiken im Orient nur dem deutschen Schutze unterstellt
sein könnten.
Castell
Nr. 3346
Der Geschäftsträger in Konstantinopel von Schlözer an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Ni\ 465 Pera, den 11. November 1898
In heutiger von Seiner Majestät dem Sultan befohlener Audienz
gab höchstderselbe seiner tiefen Genugtuung über die erhebende Rede
* Hier nicht abgedruckt.
** Vgl. den Anhang.
37 Die Große Politik. 12. Bd. 577
Seiner Majestät des Kaisers und Königs* beredten Ausdruck und
fügte hinzu:
„Aus diesen Worten ersehe ich von neuem, daß die Gefühle, welche
mich für Seine Majestät den Kaiser und für das Deutsche Reich be-
seelen und von der gesamten ottomanischen Nation geteilt werden,
auch auf deutscher Seite vollste Erwiderung finden. Dieser Gedanke
ist für mich um so wertvoller und tröstlicher, als die von fremder Seite
manchmal gemachten Versuche, diese Freundschaft zu erschüttern,
durch die Kundgebung Seiner Majestät des Kaisers zunichte gemacht
worden sind."
Indem der ottomanische Herrscher die ausgesprochene Ansicht in
wärmster Weise wiederholte, fügte er hinzu, daß der französische Bot-
schafter Monsieur Cambon** bei seiner Abschiedsaudienz versucht habe,
auf die Eventualität französisch-deutscher Komplikationen anzuspielen.
Seine Majestät hätten aber geantwortet — und hiervon Seine Majestät
den Kaiser sofort telegraphisch in Kenntnis gesetzt — , daß er seinen
Kaiserlichen Freund zu gut kenne, um nicht überzeugt zu sein, daß
allerhöchstder^elbe seine Macht ausschließlich im Interesse der Auf-
rechterhaltung des Friedens gebrauchen werde. Wenn daher jemals
Reibungen entstehen könnten, würde die Schuld lediglich auf franzö-
sischer Seite zu suchen sein.
Seine Majestät der Sultan schienen durch die aus Damaskus er-
haltenen Nachrichten in bester Stimmung und gaben der Hoffnung
Ausdruck, daß die allerhöchsten Herrschaften die infolge der Tem-
peraturschwankungen nicht unbedeutenden Strapazen gut überstehen
möchten.
Die Kundgebung Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist in-
zwischen in sämtlichen türkischen Blättern mit Begeisterung wieder-
gegeben.
Dem Herrn Staatssekretär ist von vorstehendem Meldung gemacht.
Schlözer
Nr. 3347
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Malta, an den Generalkonsul in Kairo von Müller
Telegramm. Konzept
Nr. 1 Malta, den 15. November 1898
Geheim
Ew. pp. wollen Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin
Heinrich bei höchstdero demnächstiger Durchreise für Seine König-
• Gemeint ist die Damaskus-Rede vom 8. November; vgl. Nr. 3345, Fußnote.
** Er war auf den Londoner Botschafterposten versetzt worden; an seine Stelle
trat im Februar 1899 J. Constans, früher Gesandter in China, dann Generalgou-
verneur von Tonking und Minister des Innern.
578
liehe Hoheit den Prinzen Heinrich die nachstehende Aufzeichnung in
besonderem Kuvert, verschlossen, versiegelt und mit dem Vermerke
„Ganz geheim" übergeben:
In Ausführung der Befehle Seiner Majestät des Kaisers und Königs
beehre ich mich, Euerer Königlichen Hoheit über die gegenwärtige
politische Lage nachstehendes so untertänigst wie streng vertraulich
zu melden. —
Die Orientreise Seiner Majestät charakterisiert sich als ein großer
Erfolg. Während durch den Besuch in Konstantinopel die Beziehungen
zwischen Seiner Majestät und dem Sultan noch freundschaftlichere ge-
worden sind, hat unser allergnädigster Herr die durch seine loyale
und gerechte Politik uns bereits günstig gestimmte mahomedanische
Welt durch allerhöchstsein Auftreten im Orient wie insbesondere durch
den Trinkspruch von Damaskus* endgültig für den Deutschen Kaiser
und das Deutsche Reich gewonnen. Der Ulema von Damaskus rief
Seiner Majestät unter dem Jubel der ganzen Bevölkerung zu, daß
300 Millionen Mahomedaner Heil und Segen über den Deut-
schen Kaiser erflehten. — In Jerusalem haben Seine Majestät einer-
seits in schöner Erfüllung der Wünsche und Absichten des hoch-
seligen Königs Friedrich Wilhelm IV. und des in Gott ruhenden Kaiser
Friedrichs Majestät langgehegte Wünsche der evangelischen Christen-
heit erfüllt und unserer evangelischen Kirche nach außen eine weit
glanzvollere Stellung als bisher verschafft, andererseits durch die Er-
werbung der Dormition für die katholischen Deutschen den patriotisch
gesinnten Teil der letzteren enger an den allerhöchsten Thron ge-
knüpft, dagegen den ultramontan Gesinnten, den Jesuiten und ihren
Affiliierten im Vatikan eine bittere Enttäuschung und peinliche Ver-
legenheit bereitet und endlich das bisherige französische Protektorat
über die orientalischen Christen über den Haufen geworfen. — Aber
nicht nur unsere ideellen, sondern auch unsere materiellen Interessen
werden durch die Reise Seiner Majestät gewinnen. Der deutschen
Industrie und dem deutschen Handel eröffnen sich große Horizonte**.
* Vgl. Nr. 3345, Fußnote.
** Ein Schreiben des Staatssekretärs von Bülow vom 26. März 1899 an den
Oberhofmeister von Mirbach, das diesem für seine geplante Schrift über „Die
Reise des Kaisers und der Kaiserin nach Palästina" politische Informationen
erteilte, führte hinsichtlich der durch die Kaiserreise erzielten materiellen
Ergebnisse folgendes aus: „Als schon erzielte wirtschaftliche Erfolge der
Kaiserreise sind zu betrachten die Erteilung einer Konzession zum Bau eines
Hafens in Haidar Pascha, die Konzession eines deutschen Kabels zwischen
Konstanza und Konstantinopel, die Befestigung der zwischen der türkischen
Regierung und großen deutschen Firmen bestehenden geschäftlichen Bezie-
hungen. Durch die Kabelkonzession gelangen wir in Besitz einer direkten
telegraphischen Verbindung mit Konstantinopel, die voraussichtlich den Anfang
zu einer neuen Weltlinie bilden wird. Hier ist auch zu verzeichnen der Plan
einer Weiterführung der anatolischen Bahnen nach Bagdad, wodurch hoffentlich
die Grundlage gelegt werden wird zu weiterer wirtschaftlicher Erschließung
37* 579
Die Rückwirkung der Kaiserreise wird sich hoffentlich bis zu den Ufern
des Euphrat geltend machen, pp. *
Bül ow
Nr. 3348
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 262 Therapia, den 14. September 1899
Geheim
Der Sultan läßt mir soeben vertraulich folgendes mitteilen:
Der frühere Großwesir Said Pascha habe ihm gestern abend einen
Ausschnitt aus dem Pariser „Temps" übersandt, in welchem, angeb-
lich aus griechischen Zeitungen, die Nachricht wiedergegeben werde,
daß Seine Majestät der Kaiser in einem Gespräche mit dem Kronprinzen
von Griechenland nachstehende Äußerungen getan habe: „Griechen-
land soll seine Landarmee so stark machen, dafrdie Verteidigung seiner
Grenzen gesichert sei, dagegen solle es seine Marine in den Stand
setzen, daß dieselbe das Meer beherrsche. Im Fall eines Krieges mit
der Türkei werde Griechenland der viel stärkeren türkischen Armee
nicht widerstehen können, dagegen werde es ihm leicht fallen, die
türkische Flotte zu vernichten, die nicht imstande sei, sich mit der
griechischen zu messen. Griechenland solle allein keinen Krieg führen,
sondern sich stark machen, um für einen großen Staat ein nützlicher
Alliierter zu werden."
Said habe bei Übersendung dieses Ausschnittes dem Sultan ge-
schrieben, es ergebe sich aus diesen Äußerungen, daß, wenn auch
Seine Majestät der Kaiser für den Sultan freundschaftliche Gefühle
hege, die deutsche Politik doch unter Umständen die Türkei preis-
geben werde. Daraus folge, daß es sich daher für die letztere emp-
fehle, die deutschfreundliche Politik aufzugeben und sich mit England
zu verständigen,
Der Sultan läßt mir sagen, daß ihn dieser Brief Saids Pascha tief
betrübt habe, da er darin eine Intrige Englands erblicke, welches sich
zu diesem Zweck eines seiner Würdenträger bediene. Er bitte Seine
Majestät den Kaiser, die Nachricht des „Temps" in Berliner Blättern
Kleinasiens. Zu betonen ist, daß alle diese Konzessionen nicht blos dem
deutschen Handel und Gewerbefleiß, sondern mehr noch der türkischen Be-
völkerung selbst zum Segen gereichen." Vgl. auch die Ausführungen des
Staatssekretärs von Bülow in seiner Reichstagsrede vom 12. Dezember 1898
(Schultheß' Europäischer Geschichtskalender. Jg. 1898, S. 187 f.) und nament-
lich Bd. XIV, Kap. LXXXX1V.
* Die zweite Hälfte der Aufzeichnung, die wesentlich den Faschodakonflikt
betrifft, siehe in Bd. XIV, Kap. LXXXXI11.
580
dementieren zu lassen, damit durch Wiedergabe des Dementis in
türkischen Zeitungen diese Intrige durchkreuzt werde.
Tahsin Bey fügte vorstehender Mitteilung bei, der Sultan sei da-
von überzeugt, daß es sich hier um einen englischen Versuch handele,
ihn in dem Augenblick, da er die Entscheidung in der Bagdadfrage*
treffen wolle, gegen Deutschland mißtrauisch zu machen. Trotzdem
habe der Brief Saids Pascha den Sultan so alteriert, daß er eine schlaf-
lose Nacht gehabt.
Der frühere Großwesir Said Pascha — zum Unterschied von dem
früheren Botschafter in Berlin und späteren Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten „der kleine Said'' genannt — ist derselbe, der sich vor
einigen Jahren in die englische Botschaft geflüchtet hat. Er ist voll-
kommen im englischen Fahrwasser, hat sich aber seit jenem Vorgange
von jedem Eingreifen in die Politik ferngehalten. Daß er gerade jetzt
sich mit einer Verdächtigung Deutschlands an den Sultan wendet,
läßt kaum einen Zweifel darüber, daß er von interessierter Seite dazu
angestiftet worden ist.
Der fragliche Artikel des „Temps" befindet sich unter der Rubrik
„Grece". Die Nummer des Blattes ist aus dem mir vom Palais mit-
geteilten Ausschnitt nicht ersichtlich. Ich nehme an, daß das Blatt
mindestens acht bis zehn Tage alt ist.
Marschall
Nr. 3349
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 131 Therapia, den 23. September 1899
Unter den Botschaftern, die seit meinem Hiersein neu beglaubigt
worden sind, ist Herr Constans zweifellos die interessanteste Erschei-
nung. Als solche würde ich ihn bezeichnen, auch wenn er nicht die
Vergangenheit hätte, die ihm den Namen „homme de poigne" ein-
getragen. Mit einer großen Klugheit verbindet mein französischer
Kollege eine echt französische Liebenswürdigkeit im persönlichen Um-
gange. Er ist nicht nur ein angenehmer causeur, sondern auch ein
ernster Politiker, der mit Verachtung diplomatischer Finasserien direkt
auf sein Ziel losgeht und dabei aus seinen Grundsätzen und Sym-
pathien kein Hehl macht. Er ist ein Gegner der russisch-franzö-
sischen Allianz, aus der er für sein Vaterland keinen Vorteil, wohl
aber schwere Nachteile erwartet; er tritt in Wort und Tat für eine
• Vgl. Bd. XIV, Kap. LXXXXIV.
581
Annäherung Frankreichs an Deutschland ein. Dabei bekennt er sich
offen als entschiedenen „Dreyfusard". Erst vor wenigen Tagen be-
gann er mit mir von der Affaire zu sprechen. Er ist von der Unschuld
des Dreyfus überzeugt, verurteilt die Generäle aufs schärfste, tadelt
aber auch das Ministerium, welches die Freisprechung gewünscht,
aber nicht einmal den Mut hatte, den Regierungskommissar ent-
sprechend zu instruieren. Mit warmen Worten der Anerkennung ge-
dachte er der Haltung der Kaiserlichen Regierung, die in loyalster
Weise alles getan, um einen nochmaligen Justizirrtum der französi-
schen Gerichte zu verhindern *.
In seinen Beziehungen zu den Türken ist Herr Constans geradezu
der Antipode seines Vorgängers. Über die geistige Befähigung des
Herrn Cambon habe ich mir niemals ein Urteil bilden können. Das
erhebende Bewußtsein, Botschafter der Französischen Republik zu sein,
hat diesen Mann allezeit so beherrscht, daß er aus der Pose gar nicht
herauskam. Die widerwärtige Anmaßung, mit der er den Türken
gegenüber selbst in unbedeutenden Fragen das „ich bin groß, und
Du bist klein" zur Geltung brachte, hat schließlich die Türken mehr
geärgert und verletzt als das System des „bullying", welches Sir Phi-
lip Currie hier befolgte. Herr Constans geht den entgegengesetzten
Weg: er sucht den Sultan und seine Würdenträger durch Liebens-
würdigkeit zu bestricken und huldigt dem richtigen Grundsatze, daß
man hier im allgemeinen durch Geduld weiter kommt als durch un-
gestümes Drängen. Während die übrigen Botschafter in der Regel
nur dann zum Selamlik gehen, wenn sie schwebende Fragen mit dem
Sultan zu besprechen haben, findet sich Herr Constans, wenn nicht
jeden Freitag, so doch alle 14 Tage im Palais ein. Der Sultan
soll stets sehr befriedigt sein von seinen Unterredungen mit dem Bot-
schafter, die sich jederzeit in den Formen der größten Courtoisie be-
wegen. Herr Constans kennt die schwachen Seiten des hohen Herrn
und läßt es an Versprechungen nicht fehlen, daß die französische Re-
gierung demnächst energische Maßregeln gegen das Treiben der
Jungtürken und Armenier, die in Frankreich sich aufhalten, ergreifen
werde. Bis jetzt hat Herr Constans mit seinen bezüglichen Wünschen
in Paris keinen Erfolg gehabt, aber der Sultan rechnet dem Botschafter
schon den guten Willen hoch an, ihn von dieser schwarzen Sorge zu
befreien. Ein weiteres Moment, welches Herrn Constans zur persona
grata macht, ist die Annahme des Sultans, daß der Botschafter der
„kommende Mann" für Frankreich sei.
Herr Constans hat durch seine Geschicklichkeit zweifellos das An-
sehen Frankreichs hier gesteigert und die Beziehungen zur Pforte
erheblich besser gestaltet, als sie unter seinem Vorgänger waren. Wenn
aber einige deutsche Blätter darin eine Gefahr für den „deutschen
* Vgl. dazu Bd. XIII, Kap. LXXXIX, Anhang.
582
Einfluß" erblicken und eine Gegenaktion befürworten, um der Tätig-
keit des Herrn Constans ein Paroli zu bieten, so stehe ich nicht an,
diese Anschauung als eine völlig verfehlte zu bezeichnen. Wir haben
kein Anrecht darauf, daß die hiesige französische Botschaft sich dau-
ernd in unfähigen Händen befindet, wir haben aber auch keinen An-
laß, uns aufzuregen, wenn des Herrn Constans Geschicklichkeit das
wieder gut zu machen sucht, was sein Vorgänger verdorben hat. Ich
wüßte kaum, was ich Verkehrteres tun könnte, als wenn ich mich jetzt
in Bewegung setzen wollte, um die politische Tätigkeit des Herrn
Constans zu paralysieren. Wie ich schon wiederholt dargelegt habe,
ist unsere Stellung eine so eigenartige, daß sie mit derjenigen der an-
deren Großmächte gar nicht verglichen werden kann. Sie beruht nicht
zum mindesten gerade darauf, daß wir uns bei dem Wettrennen nach
„politischem Einfluß", welches während Jahrzehnten die Orientpolitik
anderer Großmächte gekennzeichnet, niemals beteiligt haben. Die
warme Freundschaft und treue Verehrung, welche der Sultan Seiner
Majestät dem Kaiser entgegenbringt, die bewährte Uneigennützigkeit
unserer orientalischen Politik und die Erkenntnis des Sultans, daß
Deutschland die festeste Stütze der monarchischen Gewalt ist, alles
dies bildet die Grundlage, auf der wir hier stehen; sie zu erhalten und
zu festigen, ist unsere Aufgabe. Was hat Frankreich demgegenüber
zu bieten? Herr Constans ist ein viel zu klarer Kopf, um sich in dieser
Beziehung irgendeiner Täuschung hinzugeben. Der Sultan wird sich,
wenn er heute freundliche Worte von einer Seite vernimmt, die ihm
früher keine Demütigung erspart hat, erinnern, daß Deutschland ihm
gegenüber stets die Grenzen internationaler Höflichkeit eingehalten
hat, und daß es die deutsche Methode ist, welche andere Groß-
mächte nachahmen, wenn sie sich in ihren Beziehungen zu der Türkei
urbaner Formen befleißigen. Und alle Liebenswürdigkeiten des Herrn
Constans werden den Sultan nicht zu der Anschauung bekehren, daß
die heutige Französische Republik mit ihrer „Affaire", ihren politischen
Generälen, ihrer Rue Chabrol* und den sensationellen Hochverrats-
prozessen ein Element der Ordnung und der Autorität sei. Gerade
dieser Punkt ist aber ausschlaggebend für die politischen Sympathien
des hohen Herrn. Nach wie vor wird er sein Land und vor allem seine
Armee hermetisch zu schließen bestrebt sein gegen den Geist der allge-
meinen Zersetzung, welcher die Signatur des heutigen Frankreichs bildet.
Einigermaßen anders liegt die Sache bezüglich der wirtschaft-
lichen Fragen. Herr Constans gehört nicht zu jenen Botschaftern,
die ihre Würde nur dann gewahrt finden, wenn sie sich in den wolkigen
* Als es im August 1899 in Paris zu der Verhaftung von Monarchisten und
Nationalisten gekommen war, hatte sich der Führer der Antisemiten Guerin
in sinem Klublokal in der Rue Chabrol verschanzt und konnte, da die Regie-
rung nicht Gewalt anzuwenden wagte, erst durch Hunger zur Obergabe be-
wogen werden.
583
Höhen der großen Politik bewegen, und es verschmähen, an die Förde-
rung der wirtschaftlichen Interessen ihrer Landsleute selbst Hand an-
zulegen. Er hat im Gegenteil von Anfang seiner Tätigkeit an den
wirtschaftlichen Fragen ein ganz besonderes Interesse zugewendet.
Als er im Widerstreite gegen deutsche Unternehmungen den kürzeren
gezogen, hat er auf dem wichtigen Gebiete der Eisenbahnen den Kampf
aufgegeben und ist der eifrigste Befürworter der deutsch-französischen
Verständigung auf diesem Gebiete geworden*. Seine Haltung ist stets
eine durchaus loyale gewesen. Er hat mir bezüglich der Verlängerung
der Anatolischen Bahn nach Bagdad den Vorrang gelassen, mich aber
wirksam unterstützt, als der Sultan die Angelegenheit ihm gegenüber
zur Sprache brachte. Das schließt nicht aus, daß auf anderen wirt-
schaftlichen Gebieten unsere Interessen kollidieren. Ich betrachte es
deshalb als meine Pflicht, die bezügliche Tätigkeit meines Kollegen
sorgfältig zu beobachten.
Herr Constans beabsichtigt, wie ich höre, demnächst an Bord des
Stationärs „Cosmao" eine Reise nach Syrien, vielleicht auch nach Pa-
lästina zu machen. Er hält es wohl für nötig, der jüngsten Reise des
Herrn von Nelidow ein Gegengewicht zu geben. Viel Erfreuliches
wird er dort nicht zu sehen bekommen. Wenn er sich erst mit eigenen
Augen davon überzeugt hat, wie das französisch-russische Bündnis in
jenen Gegenden das einst so stolze Gebäude französischen Einflusses
in Trümmer gelegt hat, so wird sich seine Überzeugung noch befesti-
gen, daß jenes Bündnis seinem Lande schwere Nachteile gebracht hat.
Marschall
Nr. 3350
Der Botschafter in Wien Graf zu Eulenburg an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 218 Wien, den 2. Dezember 1899
Ein hoher türkischer Staatsbeamter, der dem auswärtigen Dienst
der Pforte in verschiedenen hervorragenden Stellungen angehört hat,
hat sich, wie ich ganz vertraulich erfahre, vor einiger Zeit über die
Politik der Türkei gegenüber Deutschland folgendermaßen geäußert:
Die entgegenkommende Haltung, die die Pforte in neuerer Zeit
deutschen Wünschen gegenüber wiederholt bewiesen habe, sei in erster
Linie ein Ergebnis der großen persönlichen Sympathien des Sultans
für Seine Majestät den Kaiser, unsern allergnädigsten Herrn. Der
Beherrscher des Ottomanischen Reiches stehe vollständig unter dem
• Vgl. Bd. XIV, Kap. LXXXXIV.
584
Zauber der gewinnenden und bedeutenden Persönlichkeit unseres er-
habenen Monarchen, und die Beweise der Freundschaft, die er von
allerhöchstdemselben wiederholt empfangen habe, hätten in ihm ein
unbedingtes Vertrauen in die Uneigennützigkeit der deutschen Politik
gegenüber der Türkei hervorgerufen.
Andrerseits entbehre allerdings die Haltung der Türkei gegen-
über Deutschland nicht ganz egoistischer Motive. Es sei vielmehr das
zielbewußte Streben der Pforte, durch weitestes Entgegenkommen
deutsche Interessen in der Türkei in einem Grade zu engagieren, der
im Falle einer Bedrohung der Integrität des Ottomanischen Reiches
durch Rußland Deutschland zum natürlichen Bundesgenossen der
Türkei werde machen müssen.
P. Eulenburg
Schlußbemerkung Kaiser Wilhelms II.:
Ganz natürlich! Wir wollen eben den braven Türken so heben und entwickeln
und stärken, daß er sich mal später allein vertheidigen kann.
585
Anhang
Die Orientreise Kaiser Wilhelms II. und die Protektoratsfrage
1898—1899
Nr. 3351
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an der. Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstem
Nr 31 Berlin, den 10. Januar 1898
Zu dem am 25. November v. Js. auf der Kaiserlichen Botschaft
visierten Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Jerusalem* Nr. 86 vom
November v. Js., betreffend russisch-französische Beziehungen auf kirch-
lichem Gebiete. .... e •* a-~ r„+
Inhaltlich dieses Berichtes wird von franzosischer Seite die Ent-
fernung des Msgr. Piavi von Jerusalem angestrebt, während dessen
Verbleiben nach Ansicht des Kaiserlichen Konsuls im Interesse der
deutschen katholischen Bestrebungen dringend zu wünschen sein wurde.
Auch seitens des Vorsitzenden des „Vereins vom Heiligen Lande
Janssen** ist durch Vermittlung des Prinzen Arenberg*** in dem ab-
schriftlich hier ergebenst beigefügten Schreiben f hierher mitgeteilt wor-
den daß die deutsche katholische Sache in Palästina den äußersten
Gefahren ausgesetzt sein würde, wenn es nicht gelänge, den Patriarchen
Piavi zu halten, da selbst die Wahl eines Deutschen zum General des
Franziskanerordens den Verlust des den deutschen Bestrebungen so
wohlwollenden Patriarchen in keiner Weise zu ersetzen vermochte.
Herr Janssen hat hierbei besonders darauf hingewiesen, wie eine
bedeutende Stärkung der Stellung des Patriarchen dadurch erzielt wer-
den könnte, daß es gelänge, die Pforte zur offiziellen Anerkennung der
Stellung des Patriarchen zu bewegen, welche sie leider o.sher ver-
weigert habe. „.., . . . _
Ew. wollen in verbindlicher Form, aber nachdrucklichst bei der
* von Tischendorf.
** Landrat a. D. Janssen in Aachen. „. ,ori
- Prinz Franz von Arenberg, Mitglied des Reichstags und des Preußischen
Abgeordnetenhauses, bekannter Zentrumsfuhrer.
-j- Hier nicht abgedruckt.
589
Pforte auf diese Anerkennung hinwirken und, sofern wider Erwarten
türkischerseits Schwierigkeiten gemacht werden sollten, mit Ernst be-
tonen, daß der kleine Dienst, um den wir die Pforte jetzt angingen,
lange nicht die so wertvollen politischen Dienste ausgliche, welche
die Kaiserliche Regierung in den letzten Jahren der Türkei geleistet
habe und in der Zukunft noch zu leisten in die Lage kommen könne.
Wenn, wie ich hoffe, die Aufnahme, die Ihre Anregung bei
der Pforte findet, Aussicht auf Erfolg verspricht, wollen Sie den Kaiser-
lichen Konsul in Jerusalem anweisen, Msgr. Piavi streng vertraulich
davon in Kenntnis zu setzen, daß Ew. in diesseitigem Auftrage Schritte
unternommen haben, um bei der Pforte die Anerkennung seiner Stel-
lung zu erwirken. Ew. Bericht über das Ergebnis Ihrer Einwirkung sehe
ich mit Interesse entgegen.
Bülow
Nr. 3352
Der preußische Staatsminister Bernhard von Bülow an den preu-
ßischen Gesandten beim Päpstlichen Stuhl Otto von Bülow
Telegramm. Konzept
Nr. 3 Berlin, den 22. Februar 1898
Die am 27. d. Mts. bevorstehende Feierlichkeit* wird Ew. An-
laß bieten, dem Papste die Glückwünsche Seiner Majestät des Kaisers
auszusprechen und Seine Heiligkeit gleichzeitig darauf hinzuweisen,
daß Seine Majestät, wie verschiedene Vorgänge neueren und neuesten
Datums in unzweideutiger Weise bewiesen haben, sich die Aufgabe
stellen, eine Übereinstimmung der kirchlichen mit den nationalen Zielen
im deutschen Volke ohne Rücksicht auf Gegenströmungen zu
erreichen und zu befestigen. Da nun Seiner Majestät neuer-
dings bekannt geworden ist, daß der deutsche Palästinaverein
als Vertreter der deutschen katholischen Interessen im heiligen
Lande im Einklang mit den übrigen deutschen Katholiken den Wunsch
hegt, daß der bisherige lateinische Patriarch in Jerusalem Msgr. Piavi
auf diesem Posten verbleibe, so erachtet Seine Majestät der Kaiser und
König als politisches Oberhaupt der deutschen Katholiken sich ver-
pflichtet, diesen Wunsch zu unterstützen, soweit an ihm liegt. Aller-
höchstderselbe würde deshalb dem Heiligen Vater zu Dank ver-
pflichtet sein, wenn dieser dem Wunsche der deutschen Katholiken
Rechnung tragen und den Patriarchen Piavi auf seinem bisherigen
Posten belassen wollte. Die deutschen Katholiken, durch welche Seine
Majestät zu dieser Bitte veranlaßt worden ist, werden an der Gewährung
* Am 27. Februar wurde der Jahrestag der Thronbesteigung Papst Leos XIII.
feierlich begangen.
590
derselben seitens des Heiligen Vaters freudig erkennen, wie diesem ihre
Wünsche und Interessen am Herzen liegen.
B ü 1 o w
Nr. 3353
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 63 Berlin, den 23. Februar 1898
Antwort auf Telegramm 73*.
Seine Majestät befehlen mir, Ew. allerhöchstsein Befremden
über Ihre Haltung in der Seine Majestät interessierenden Angelegen-
heit des Erzbischofs Piavi auszusprechen. Seine Majestät bemerkten
hierbei, daß die Angelegenheit für uns nicht nur vom konfessionellen
Standpunkt aus von Wichtigkeit sei, sondern auch als Symptom für
die Stärke unsres Einflusses in Konstantinopel gegenüber dem fran-
zösischen. Etwaige Bedenken Ew. wären alsbald nach Empfang des
Erlasses Nr. 31, d. h. vor sechs Wochen, geltend zu machen gewesen.
Bülow
Nr. 3354
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 75 Pera, den 23. Februar 1898
Unter Bezugnahme auf Telegramm Nr. 62 und im Anschluß an
Telegramm Nr. 73**.
Soweit ich die Frage auf Grund der hiesigen Akten beurteilen
kann, liegt dieselbe zurzeit folgendermaßen:
Die Stellung der lateinischen Kirche in der Türkei ist von der-
jenigen der orthodoxen, armenischen und der mit Rom linierten orien-
talischen Kirchen durchaus verschieden. Die orthodoxen und armeni-
schen Kirchen sind gleichsam Regierungsanstalten des türkischen Staats;
die Pforte wirkt bei der Ernennung und Bestätigung der Patriarchen
* Durch Telegramm Nr. 62 vom 22. Februar war bei Marschall angefragt
worden, was er in Ausführung des Erlasses vom 10. Januar (Siehe Nr. 3351)
getan habe. Darauf hatte Marschall am gleichen Tage durch Telegramm Nr. 73
gebeten, ihm zur Erledigung des Auftrags, die er bisher nicht für opportun
erachtet habe, noch Zeit zu lassen.
** Vgl. Nr. 3353, Fußnote.
591
und Bischöfe dieser Kirchen mit, erteilt die Investitur-Berats und hat
das Recht, ihre Absetzung in gewissen Fällen zu verlangen. Umgekehrt
findet auf die lateinischen Patriarchen und Bischöfe nicht das innere
türkische Staatsrecht, sondern das internationale Recht Anwendung;
dieselben sind durchweg fremde Untertanen, die bisher ohne irgend-
welches Zutun der Pforte vom Papst ernannt wurden.
Das von Frankreich auf Grund der Kapitulationen von 1740 be-
anspruchte exklusive Schutzrecht über die lateinischen Patriarchen
und Bischöfe in der asiatischen Türkei ist unsererseits nie anerkannt
worden, könnte also unserem Verlangen auf Anerkennung des Pa-
triarchen von Jerusalem nicht entgegengehalten werden. Dagegen
ist es entscheidend, welche Stellung der Papst als die ernennende Stelle
zu der Frage der Anerkennung des Patriarchen durch die Pforte ein-
nimmt, die ein vollkommenes Novum gegenüber dem bisherigen Zu-
stande bedeutet. Die hiesigen Akten ergeben darüber, daß der Papst
bei der Pforte den Antrag auf Anerkennung gestellt und die letztere
dieselbe verweigert hat, nichts. Da aber jeder Anregung meinerseits
sofort die Frage der Stellung des Papstes entgegengehalten werden wird,
so wäre ich für eine nähere Information über diesen Punkt dankbar.
Marschall
Nr. 3355
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantincpel Freiherrn von Marschall
Reinkonzept
Nr. 129 Berlin, den 24. Februar 1898
[abgegangen am 25. Februar]
Antwort auf Telegramme Nr. 75* und 77.
Da die Instruktion in Erlaß Nr. 31 vom 10. Januar** durch Äuße-
rungen eines deutschen katholischen Bischofs veranlaßt worden war,
erscheint die Berechtigung des von Ew. vertretenen Standpunkts
vorläufig unerwiesen. Leider hat die Frage inzwischen auch aufgehört,
eine praktische zu sein, da soeben der preußische Gesandte beim Vati-
kan gemeldet hat, daß die französische Agitation gegen den Erzbischof
Piavi zu einem erfolgreichen Ende geführt und dessen Abberufung
durchgesetzt worden ist***. Ew. werden hiernach ermessen, wie
* SLhe Nr. 3354.
** Siehe Nr. 3351.
*** Telegramm des Gesandten Otto von Bülow vom 21. Februar. Der Beschluß
der Kurie wurde indessen infolge des Eintretens der deutschen Regierung für
Piavi einer Revision unterzogen. Am 20. März konnte der Gesandte von
Bülow nach Berlin melden, daß der Papst eingewilligt habe, Piavi bis auf
weiteres, und zwar mindestens bis nach der Orientreise Kaiser Wilhelms II. in
Jerusalem zu belassen.
592
sehr durch die Verschleppung der Angelegenheit im entscheiden
Augenblick und Ew. sechswöchentliches Schweigen die Kaise
liehe Regierung ihren Gegnern gegenüber in Nachteil versetzt wor-
den ist.
B ü 1 o w
Nr. 3356
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Vortragenden Rat im Auswärtigen Amt Mumm von Schwarzenstein
Privatbrief. Auszug in Abschrift
Pera, den 24. Februar 1898
Wenn ich, wie Seine Majestät annimmt, in der Frage Piavi eine
Versäumnis begangen habe, so liegt sie darin, daß ich nicht sofort
meine Bedenken gegen den Erlaß vom 10. v. Mts.* geltend gemacht
habe. Sachlich glaube ich, daß mein Zögern nicht den geringsten
ichteil gebracht hat. Es handelt sich hier um eine Frage der aller-
größten Bedeutung. Ich glaube die Intentionen Seiner Majestät und
auch des Auswärtigen Amtes richtig dahin zu verstehen, daß es sich
in der Angelegenheit des Msgr. Piavi nicht nur darum handelt, diesen
Herrn auf seinem Posten zu halten, sondern auch unberechtigte An-
sprüche Frankreichs in römisch-katholischen Angelegenheiten der asia-
tischen Türkei zu bekämpfen. Dieses Ziel muß selbstverständlich jeder
deutsche Botschafter hier im Auge haben, und ich bin vollkommen
damit einverstanden, daß nach den großen Diensten, die wir der Türkei
im letzten Jahre geleistet haben, der Moment gekommen ist, wo wir
unseren Einfluß auch auf dem kirchenpolitischen Gebiete mit dem
französischen messen können, Mein Bedenken gegen den mir geworde-
nen Auftrag besteht ausschließlich darin, daß es mir höchst zweifel-
haft erscheint, ob wir durch Anregung der Anerkennung jenes Kirchen-
fürsten durch den Sultan nicht Gefahr laufen, das Gegenteil von dem
zu erreichen, was wir wünschen.
Unsere Politik gegenüber den französischen Prätensionen auf kirch-
lichem Gebiete muß meines Erachtens darin bestehen, daß wir stets
dann, aber auch nur dann den Kampf gegen jene aufnehmen, wenn
wir sicher sind, den Papst als Verbündeten oder doch als wohlwollenden
Neutralen zu haben. Der Papst hat wiederholt gezeigt, daß auch ihm
die französische Bevormundung unbequem ist und er derselben gerne
ledig wäre, aber es ist mir absolut nicht bekannt und jedenfalls aus
unseren Akten nicht erweisbar, daß der Heilige Stuhl jemals über der-
artige Fragen mit dem Sultan in Unterhandlung getreten wäre. Es
ist ja möglich, daß dem Papste der Gedanke kommen könnte, es sei
* Siehe Nr. 3351.
38 Die Große Politik. 12. Bd. 593
für ihn angenehmer, den Sultan als Vormund zu haben als Frankreich,
aber es ist nicht minder möglich, daß ihm der bisherige Zustand der
vom Sultan durchaus unabhängigen Ernennung lateinischer Kirchen-
fürsten in der Türkei so wertvoll erscheint, daß er in dieser Beziehung
am Status quo nicht rütteln will. Ich bin also der Ansicht, daß die
Kardinalfrage die ist: Wie steht der Papst zu dem Gedanken einer
Anerkennung des Msgr. Piavi durch den Sultan? Ist er der Sache
günstig und stellt hier einen dahingehenden Antrag, so würde ich mich
anheischig machen, einen solchen Antrag in erfolgreicher Weise zu
unterstützen. Im umgekehrten Falle, d. h. wenn wir selbständig vor-
gehen ohne bezw. gegen den Papst, so holen wir uns sicher eine
Niederlage. —
Also: sedes materiae ist zunächst Rom, dort muß der Kampf gegen
französische Prätensionen und Intrigen zunächst ausgefochten werden,
dann erst kann hier etwas geschehen. Dazu kommt aber ganz ab-
gesehen von der Prinzipienfrage noch folgende rein praktische Er-
wägung: Gelingt es uns in Rom, den Papst dazu zu bewegen, den
Msgr. Piavi trotz der französischen Intrigen zu halten, so ist die
Sache definitiv gewonnen, und bedarf es irgendeines Eingreifens hier
nicht, unterliegt umgekehrt Msgr. Piavi in Rom den gegen ihn
gerichteten Machenschaften, so kann ihn auch die Anerkennung
durch den Sultan unmöglich halten. Ein vorzeitiges Eingreifen unserer-
seits hier in Konstantinopel könnte aber jenen Machenschaften neue
Nahrung zuführen, denn Indiskretionen sind hier ganz unvermeidlich.
Ich bitte Sie, diese Erwägungen dem Herrn Staatssekretär und
auch Herrn von Holstein zu unterbreiten. Ich unterwerfe mich selbst-
verständlich dem besser informierten Auswärtigen Amt, möchte aber
doch darlegen, daß es sich hier nicht einfach um eine Kraftprobe zwi-
schen deutschem und französischem Einflüsse in Konstantinopel han-
delt, und daß einer jener Fälle vorliegt, wo ein Diplomat immer noch
besser handelt, wenn er zu langsam, als wenn er zu rasch vorgeht.
(gez.) Marschall
Nr. 3357
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 47 Pera, den 25. Februar 1898
Vertraulich
Zu Erlaß Nr. 31 vom 10. v. Mts.'
Zu den mannigfachen wichtigen Aufgaben, welche der deutschen
• Siehe Nr. 3351.
504
Politik in der Türkei gestellt sind, gehört auch die Bekämpfung des
Einflusses, den Frankreich sich in den kirchlichen Angelegenheiten
der römisch-katholischen Christen in der Türkei und damit indirekt
auch in politischen Fragen erworben hat. Bekanntlich beansprucht
Frankreich, vornehmlich auf Grund der sogenannten „Lettres patentes"
vom 30. Mai 1740, für die römisch-katholischen Christen Konstanti-
nopels und der asiatischen Türkei ein ausschließliches Schutzrecht.
Wir haben dieses Recht niemals anerkannt, dasselbe ist schon darum
hinfällig, weil seine Anmaßung auf einer falschen Übersetzung beruht.
In Artikel 32 der „Lettres patentes" heißt es im französischen Text,
da wo von den Rechten der Bischöfe und Geistlichen die Rede ist,
„de quelque nation ou espece qu'ils soient", während die richtige Über-
setzung des türkischen Textes lauten würde: „de quelque genre ou
espece qu'ils soient", worunter offenbar nur gemeint ist, daß es gleich-
gültig sei, welchem religiösen Orden die betreffenden Geistlichen an-
gehören.
Lange Zeit hat Frankreich dieses Schutzrecht trotz seiner schwa-
chen und höchst anfechtbaren Rechtsbasis in wirksamster Weise aus-
geübt und durch Verteidigung der katholischen Interessen nicht nur
gegen den Mohammedanismus, sondern vor allem gegen die Prä-
tensionen der orthodoxen Kirche seinen politischen Einfluß in der
Türkei gewaltig gestärkt. Wie der dadurch verschärfte Gegensatz
zwischen Rußland und Frankreich einst zum Krimkriege geführt hat,
ist bekannt. Etwa seit zehn Jahren haben sich die Dinge wesentlich
geändert. In dem Maße, als Frankreich um die russische Gunst buhlte,
hat es die kirchlichen Interessen der Katholiken in der Türkei vernach-
lässigt; die Berichte unserer Konsuln bekunden, daß, wo orthodoxe
Interessen denjenigen der katholischen Christen gegenüberstanden,
der französische Einfluß vielfach für die ersteren und gegen die
letzteren in die Wagschale geworfen wurde.
Die Rückwirkung konnte nicht ausbleiben. Die Katholiken deut-
scher Nationalität haben sich bereits daran gewöhnt, ihre kirchlichen
Desiderien bei der Kaiserlichen Regierung geltend zu machen, und die
übrigen nichtfranzösischen katholischen Christen erkennen, daß sie
von dem Schutze einer Macht nichts zu hoffen haben, die sich willen-
los ä la remorque des orthodoxen Rußlands befindet. Der Papst selbst
wird ja aus politischen Gründen niemals einen positiven Schritt gegen
das französische Schutzrecht unternehmen, aber er wird den faktischen
Zusammenbruch desselben um so eher anerkennen, als, nach manchen
Anzeichen zu urteilen, ihm die französische Vormundschaft schon öfters
unbequem geworden ist und die schwächliche Haltung der französi-
schen Regierung auch kirchliche Interessen ernstlich bedroht.
So liegen die Dinge für Deutschland außerordentlich günstig,
nicht etwa in dem Sinne, als ob wir Aussicht hätten, ein deutsches
M. 595
Schutzrecht in dem Umfange des bisher von Frankreich beanspruchten
zu schaffen; daran denkt niemand. Allein wir sind dank des politischen
Einflusses, den wir uns in der Türkei gesichert haben, sehr wohl in
der Lage, den Abbröckelungsprozeß, in dem sich das französische
Schutzrecht befindet, zu fördern und zu beschleunigen. Wird das bis-
herige exklusive Schutzrecht Frankreichs durch Deutschland de facto
beseitigt, so würde das in den Augen der Orientalen unser Ansehen
gewaltig heben.
Bei Betrachtung der Wege, die zu diesem Ziele führen, muß
einem Umstände klar ins Auge gesehen werden: daß wir nämlich
in der Türkei bezüglich innerer Fragen und besonders Personen-
fragen der katholischen Kirche das Mittel nicht besitzen, dessen
man sich anderwärts in solchen Fällen bedient, nämlich den Appell
an die weltliche Macht des Landes, d. h. an den Sultan. Dies liegt an
der eigentümlichen Gestaltung der staatskirchenrechtlichen Verhält-
nisse des Ottomanischen Reichs. Bezüglich der orthodoxen und
armenischen Kirche, zum Teil auch bezüglich der mit Rom unierten
orientalischen Kirchen besteht eine Art Staatskirchentum. Jene beiden
Kirchen sind gleichsam Staatsanstalten. Bei der Wahl der Patriarchen
und Bischöfe derselben wirkt die Pforte mit, sie bestätigt deren Wahl
und verleiht ihnen Berats, auf Grund deren sie zur Ausübung des
geistlichen Amtes zugelassen werden. Die Pforte gibt zur Befriedi-
gung der kirchlichen Bedürfnisse diesen Glaubensgenossenschaften
erhebliche Subventionen und hat dafür das Recht, die Absetzung sol-
cher Patriarchen, Bischöfe usw. zu verlangen, welche gegen die Be-
stimmungen der betreffenden Investitur-Berats gehandelt oder sich
sonst unbeliebt gemacht haben. Geradezu umgekehrt liegt die Sache
bezüglich der lateinischen Kirche. Diese gilt als fremde Macht, auf
welche nicht das innere türkische Staatskirchenrecht, sondern das
internationale Vertragsrecht Anwendung findet; auf Grund des letzteren
genießt sie gleichsam das Recht der Exterritorialität. Wie Frankreich
das Schutzrecht für die Katholiken der asiatischen Türkei und Konstanti-
nopels auf Grund der „Lettres patentes" von 1740 beansprucht, leitet
Österreich-Ungarn aus den Verträgen von Passarowitz und Karlowitz
sein Schutzrecht für die Katholiken der europäischen Türkei ab. Die
lateinischen Patriarchen und Bischöfe sind durchweg Untertanen frem-
der Staaten, sie werden direkt ohne jedes Zutun des Sultans vom Papste
ernannt. Es gibt weder eine Anerkennung derselben durch den Sultan,
noch steht dem letzteren das Recht zu, ihre Beseitigung oder Absetzung
zu verlangen. Wollte man also an den Sultan das Ansinnen stellen,
auf eine Personenfrage des lateinischen Episkopats einzuwirken, so
würde er ganz sicher unter Hinweis auf die Verträge eine ausweichende
Antwort geben.
Bei dieser Frage fällt aber noch eine andere Erwägung ins Ge-
wicht. Bekanntlich ist der Papst und die katholische Kirche besonders
596
empfindlich gegen staatliche Einmischung in innere kirchliche Fragen;
diese Empfindlichkeit ist bedeutungslos, wo es sich um die Ordnung
der kirchenpolitischen Dinge im eigenen Lande handelt, sie bedarf
aber allerdings der Berücksichtigung in einer auswärtigen Frage, bei
welcher die Haltung des Heiligen Stuhles mindestens nicht gleich-
gültig ist. Auf die aktive Bundesgenossenschaft des Papstes können
wir bei unserem Streben kaum rechnen, aber wir bedürfen immerhin
einer gewissen Neutralität seinerseits und würden jedenfalls in direktem
Gegensatz zu dem Heiligen Stuhl schwer etwas erreichen. Also auch von
diesem Gesichtspunkte empfiehlt es sich, ohne sichere Aussicht des
Erfolges in derartigen Fragen nicht an den Sultan oder die Pforte
zu appellieren und namentlich alles zu vermeiden, was den Vorwand
zu der Behauptung geben könnte, daß wir minder sorglich als Frank-
reich seien für die Wahrung der historischen Rechte der katholischen
Kirche im Türkischen Reiche.
Das Resultat, zu welchem ich gelange, fasse ich dahin zusammen:
Soweit es sich darum handelt, innere kirchliche Fragen, d. h. speziell
Personenfragen einer den deutschen Interessen im Ottomanischen
Reiche günstigen Lösung zuzuführen, kann ein wirksamer Einfluß nur
in Rom ausgeübt werden; mangels aller Machtmittel und Pressions-
mittel ist der Sultan außerstande, in dieser Beziehung einzuwirken,
ja es ist nicht ausgeschlossen, daß ein Versuch nach dieser Richtung
unsere Interessen im speziellen Falle gefährden könnte. Um französi-
schen Prätensionen und Intrigen entgegenzutreten, ist der sichere
Weg nach meinem unmaßgeblichen Dafürhalten der, daß wir überall
da, wo die kirchlichen und materiellen Interessen der in der Türkei
lebenden deutschen Katholiken und ihrer Anstalten durch die Pforte
gefördert und geschützt werden können, mit aller Energie hier an
maßgebender Stelle für dieselben eintreten, und ich glaube mich an-
heischig machen zu können, bei der Stellung, welche Deutschland heute
hier einnimmt, unseren Wünschen und Beschwerden selbst dann Gel-
tung zu verschaffen, wenn sich dieselben in entschiedenem Gegensatz
zu französischen Prätensionen befinden.
Euerer Durchlaucht glaubte ich die vorstehenden Erwägungen mit
der Bitte unterbreiten zu dürfen, mir entsprechende Belehrung zu-
kommen zu lassen, falls ich mich über den einen oder anderen Punkt
im Irrtum befinde. Gerade weil die vorliegende Frage für die Erhal-
tung und Festigung unserer hiesigen Stellung von außerordentlicher
Wichtigkeit ist, habe ich geglaubt, meine persönlichen Anschauungen
mit der Bitte um eventuelle Richtigstellung darlegen zu dürfen.
Marschall
597
Nr. 3358
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 84 Pera, den 4. März 1898
Vertraulich
Bei unserer gestrigen Unterredung erzählte mir Tewfik Pascha*
mit der Bitte um strenge Geheimhaltung, der Papst habe hier vertrau-
lich sondieren lassen, ob der Sultan geneigt sein würde, einen diplo-
matischen Vertreter an den Heiligen Stuhl zu entsenden. Seine Majestät
sei dem Gedanken günstig.
Ich sagte dem Minister, daß ich in Anbetracht der großen Zahl
von Lateinern, die in der Türkei lebten, den Wunsch der beiden Sou-
veräne, in direkten diplomatischen Verkehr zu treten, für ganz natür-
lich erachte und mir kein Grund bekannt sei, warum der Sultan nicht
ein Recht ausüben sollte, welches alle anderen Souveräne mit zahl-
reicher lateinischer Bevölkerung ausübten.
Bekanntlich besteht infolge der Anmaßung Frankreichs, über die
Lateiner in der Türkei ein ausschließliches Schutzrecht zu besitzen,
kein direkter diplomatischer Verkehr zwischen dem Heiligen Stuhl
und der Pforte; auch der hiesige päpstliche Delegat Erzbischof Bo-
netti hat keinen diplomatischen Charakter und verkehrt nur durch
Vermittelung der französischen Botschaft mit der Pforte. Die Ent-
sendung eines türkischen Vertreters an den Päpstlichen Stuhl würde
daher von weittragender Bedeutung für die Stellung der lateinischen
Kirche sein und jene französischen Prätensionen schwer treffen.
Marschall
Nr. 3359
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 88 Pera, den 30. März 1898
Der Beschluß des Sultans, sich beim Heiligen Stuhle diplomatisch
vertreten zu lassen, kann, wenn seine Ausführung nicht noch in letzter
Stunde vereitelt wird, von weittragenden Folgen begleitet sein, die
sich keineswegs auf das kirchliche Gebiet beschränken. Um die Be-
deutung jenes Beschlusses auch nach der politischen Seite hin zu be-
leuchten, gestatte ich mir einen Überblick über die rechtlichen und
tatsächlichen Verhältnisse zu geben, welche der Stellung der römisch-
* Türkischer Minister des Äußern.
598
katholischen Kirche — hier die lateinische genannt — und den so-
genannten Protektionsansprüchen Frankreichs zugrunde liegen. — Diese
Aufgabe ist eine etwas komplizierte; eine Reihe der vorhandenen
staatlich-kirchlichen Einrichtungen beruht nicht auf geschriebenem
Recht, sondern auf Tradition, und zwar nicht nur auf Usus, sondern
auf Abusus; unter den türkischen Beamten beherrscht kaum ein einziger
die ganze Materie, und die Literatur ist so lückenhaft und vielfach
tendenziös, daß sie ein klares Bild nicht gewährt. Trotzdem glaube
ich im nachstehenden eine in der Hauptsache zutreffende Schilderung
geben zu können.
Das kirchenpolitische System der Türkei ist eine Art Staats-
kirchentum auf dem Boden der weitgehendsten Toleranz bezüglich
der Ausübung der Kulte. Diesem System unterstehen die orthodox-
griechische, die armenisch-gregorianische, die bulgarische, die ar-
menisch-protestantische, die katholisch-armenische, die griechisch-
unierte sowie die anderen mit Rom unierten Kirchen (Maroniten,
Chaldäer, Melchiten usw.) und endlich die jüdische Religionsgemein-
schaft. Alle diese Kulte erhalten staatliche Subventionen, ihre Funk-
tionäre bedürfen der staatlichen Bestätigung, sie sind Beamte des
türkischen Staates und üben auch einen Teil der Ziviljurisdiktion aus.
Die „lateinische" Kirche dagegen gehört dem türkischen Staatskirchen-
recht überhaupt nicht an, sie ist eine auswärtige Macht, die aber bisher
nicht direkt, sondern nur durch fremde diplomatische Intervention
mit der Pforte verkehrte. Hier tritt das sogenannte Protektorat Frank-
reichs zur Erscheinung. Obgleich dieses Protektorat jeder rechtlichen
Basis entbehrt und insbesondere von Deutschland erfolgreich bekämpft
wird, so besteht doch heute noch de facto der Zustand, daß die latei-
nische Kirche als solche ein Annex der hiesigen französischen Bot-
schaft ist. Da die Pforte bis jetzt eine Vertretung beim Heiligen Stuhl
nicht besitzt, so können kirchliche Desiderien nur durch die hiesige
päpstliche Delegatur zur Sprache gebracht werden, die letztere aber
ist eine Abteilung der französischen Botschaft. Der päpstliche Dele-
gat, obgleich er nebenbei Erzbischof und „vicaire patriarcal du St.
Siege" ist, hat keine amtlichen Beziehungen zur Pforte, er besitzt kein
agrement des Sultans, wird von diesem nicht empfangen und auch
zu offiziellen Festen nicht mit den andern kirchlichen Würdenträgern
ins Palais geladen. Als aus Anlaß der jüngsten Vermählung der Prin-
zessin Naime unter anderem auch ein Galadiner für die Vertreter der nicht
muselmanischen Religionsgenossenschaften in Jildis stattfand, waren
gebeten: der ökumenische Patriarch, der bulgarische Exarch, der ar-
menisch-gregorianische Patriarch, der armenisch-katholische Patriarch,
der griechisch-unierte Archimandrit und der Großrabbiner — Son
Eminence M. Moise Levy, wie sein amtlicher Titel lautet — , nicht
aber der päpstliche Delegat. Für die ganze Stellung des letzteren ist
auch dieser äußere Umstand charakteristisch.
599
Entsprechend der Stellung der Kirche haben auch die lateinischen
FunW:onäre in der Provinz, die Patriarchen, päpstliche Vikare, Bi-
schöfe usw. keinen direkten amtlichen Verkehr mit der Pforte; sie
sind etrangers de distinction, die dem diplomatischen Schutze unter-
stehen. Nur in Albanien hat sich anknüpfend an den aus der Zeit der
ven Uen Herrschaft übernommenen Zustand das eigenartige Ver-
hältnis erhalten, daß die lateinischen Bischöfe Eingeborene sind und
auf Präsentation Österreichs als Protektionsmacht für jene Provinz
Berate erhalten, welche sie zur Ausübung einer gewissen Ziviljuris-
diktion befähigen.
Die hier geschilderte Lage der lateinischen Kirche in der Türkei
wird seit langer Zeit von dem Heiligen Stuhl und der Pforte gleich-
mäßig als eine durchaus unbefriedigende und den beiderseitigen Inter-
essen nachteilige empfunden. Das beweisen die mannigfachen im
Laufe der letzten 50 Jahre von beiden Teilen unternommenen Ver-
suche, die Stellung der lateinischen Kirche auf der Grundlage eines
Konkordats neu aufzubauen. Für die Pforte ist die fortwährende Ein-
mischung der französischen Botschaft in die alltäglichen Fragen, die
zwischen Staat und der Kirche entstehen, und ihre Ausbeutung zu politi-
schen Zwecken ebenso unerträglich wie der fortwährende diploma-
tische Kompetenzstreit, den die französischen Prätensionen im Gefolge
haben. Aber ein anderer Umstand ist weit bedeutsamer. Sultan Abdul
Hamid ist ein zu feiner Politiker, um nicht zu erkennen, daß die la-
teinische Kirche ein starkes Gegengewicht bilden könnte ge-
gen die Propaganda der griechisch-orthodoxen Kirche,
und daß von diesem Gesichtspunkte aus Frankreich der denkbar
schlechteste und unzuverlässigste Schützer der lateinischen Kirche ge-
worden ist. — Die Beschwerden des Heiligen Stuhls sind vielfach
identisch. — Rom muß zusehen, wie rein kirchliche Fragen durch die
französische Intervention politischen Zwecken geopfert werden, und
so geläufig auch dem Heiligen Stuhl selbst die Verquickung von kirch-
lichen und politischen Dingen ist, so verwerflich erscheint es ihm, wenn
andere dies tun. Dazu kommt, daß die französische Vormundschaft
als ein Eingriff in die Souveränitätsrechte des Papstes empfunden wird,
und daß der Mangel des direkten Verkehrs mit den türkischen Staats-
behörden die lateinischen Kirchenfürsten in der Ausübung ihres kirch-
lichen Amts ernstlich beeinträchtigt. Selbst ein französischer Schrift-
steller, der für das Schutzrecht Frankreichs sich begeistert, M. Belin
sagt in seinem Buche über ,,La Latinite ä Constantinople" in dieser
Beziehung von den „Vicaires apostoliques" folgendes: „Bien que
reconnus comme prelats par leurs fideles et meme respectes en cette
qualite par les infideles, ils n'ont cependant aucune relation directe
avec le pouvoir officiel. C'est par l'entremise des Ambassadeurs que
doivent passer toutes leurs Communications et leurs demandes. Cela
les met dans une position dependante et inferieure ä certains egards, tout
600
en garantissant mieux la liberte de leur action." Die Unzufriedenheit
der Kirche mit dem Zustande der radikalen „Trennung von Staat und
Kirche", wie er in der Türkei besteht, wirft ein interessantes Licht auf
die Bestrebungen derjenigen klerikalen Kreise, welche mit jenem
Schlagworte operieren und seine Anwendung auch für Deutschland
als kirchenpolitisches Ideal empfehlen. — Endlich fällt in der Türkei
noch der Geldpunkt umsomehr in Betracht, als die Pforte den staat-
lich anerkannten Religionsgemeinschaften und ihren Dienern reichliche
Subsidien gewährt.
Daß die Versuche, welche die Pforte und der Heilige Stuhl wieder-
holt unternommen haben, um diesen für sie lästigen und nachteiligen
Zustand zu beseitigen, stets gescheitert sind, rührt nicht nur von dem
Widerstände, den besonders Frankreich allen derartigen Bestrebungen
entgegengesetzt hat, sondern vornehmlich daher, daß man sich in Rom
zu hohe Ziele gesteckt und mit der Neuordnung der lateinischen
Kirchenfrage wiederholt den Gedanken verbunden hatte, die orienta-
lische Kirche in den Schoß Roms zurückzuführen. Daran ist die be-
kannte Mission des Kardinals Ferrieri im Jahre 1848 gescheitert, und
der vor wenigen Jahren durch den intriganten katholisch-armenischen
Patriarchen Msgr. Azarian im Anschluß an frühere Pläne des Kardi-
nals Jacobini mit Eifer wieder aufgenommene Plan der Schaffung
eines lateinischen Generalpatriarchen in Konstantinopel hat aus dem
gleichen Grunde dasselbe Schicksal gehabt. Als im Jahre 1892 zwischen
der Pforte und Rom geheime Verhandlungen über die Stellung der
lateinischen Kirche in Albanien stattfanden und dabei eine direkte
Verbindung zwischen Rom und Konstantinopel ins Auge gefaßt wurde,
beging man den Fehler, Österreich-Ungarn als Protektoratsmacht jener
Provinz zu ignorieren. Das Wiener Kabinett protestierte gegen jede
Neuerung, und wenn es auch eine ihm von Frankreich angebotene
gemeinsame Aktion zurückwies, so mußte es doch geschehen lassen,
daß die hiesige französische Botschaft sich in die Angelegenheit ein-
mischte und eine Interessengemeinschaft mit Österreich-Ungarn mar-
kierte, die gar nicht besteht, und deren Anerkennung ein schwerer
Fehler der österreichischen Politik wäre. Der direkte Verkehr zwi-
schen der Pforte und dem Heiligen Stuhl ist mit dem Protektorate
des Donaureiches über Albanien durchaus verträglich, er würde aber
allerdings den Stoß ins Herz des Anspruchs Frankreichs bedeuten, die
berufene Vertreterin der lateinischen Kirche und ihrer Interessen bei
der Zentralstelle des Türkischen Reiches zu sein.
Das französische Protektorat ist, soweit unter Berufung auf fran-
zösisch-türkische Verträge ein Schutzrecht über fremde Untertanen
beansprucht wird, ein juristisches Unding. Das Recht, die eige-
nen Untertanen im fremden Lande zu vertreten, steht jedem selbstän-
digen Staate zu; die Behauptung, daß ihm dieses Recht durch Ver-
träge, welche Dritte untereinander schließen, genommen werden könne,
601
verstößt gegen einen elementaren juristischen Grundsatz. Außerdem
enthalten jene Verträge kein Wort von einem solchen Rechte. Und
was die diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhles betrifft, so
kann sich Frankreich höchstens auf einen lang andauernden faktischen
Zustand berufen; die Kurie hat denselben geduldet, niemals aber als
zu Recht bestehend anerkannt. Sollte aber Frankreich so weit gehen
und gegen eine türkische Vertretung beim Heiligen Stuhl Widerspruch
erheben, so würde das gelten, was ich dem Sultan noch vor der jüng-
sten Entscheidung vertraulich sagen ließ: Das Recht, sich bei einem
anderen Souverän diplomatisch vertreten zu lassen, ist ein integrierender
Bestandteil der Souveränität jedes selbständigen Herrschers; wer die
Entsendung eines türkischen Vertreters zum Heiligen Stuhl bekämpft,
tastet also die Souveränität des Sultans an.
Seit Frankreich zugunsten Rußlands auf eine selbständige Politik
verzichtet hat und dadurch indirekt die Dienerin der slawisch-ortho-
doxen Propaganda geworden ist, enthält das französische Protektorat
über die lateinische Kirche auch eine politische Gefahr, an deren
Bekämpfung alle Mächte interessiert sind, welche die Türkei in ihrem
heutigen Bestände erhalten wollen. Es steht zu hoffen, daß das Wiener
Kabinett in dieser Frage das ,,tua res agitura beherzigen und sich
nicht in einem falschen Konservatismus auf die Seite stellen wird,
auf der sich die schärfsten Gegner der österreichisch-ungarischen
Orientinteressen befinden.
Marschall
Nr. 3360
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept von der Hand des Vortragenden Rats von Holstein
Nr. 108 Berlin, den 15. April 1898
Ist es richtig, wie eine Korrespondenz der „Frankfurter Zeitung"
vom 8. April vermuten läßt, daß der französische Widerstand gegen
die Einrichtung direkter diplomatischer Beziehungen zwischen Sultan
und Papst sich bereits bemerkbar macht? Herr Testa * soll noch vor
seiner eventuellen Pariser Reise Tahsin Bey** darauf hinweisen, daß
gerade dieser Widerstand erkennen läßt, welchen Zuwachs an Macht und
Unabhängigkeit der Sultan durch jene Ausübung des Gesandtschafts-
rechts, welches zu den unveräußerlichsten Souveränitäts-
rechten gehört, erreichen würde. Ob später in einzelnen kon-
• Erster Dolmetscher bei der Botschaft in Konstantinopel.
** Erster Sekretär des Sultans.
602
kreten Fällen der Vertreter einer fremden Macht mit der Behaup-
tung hervortritt, dieselben seien seiner Regierung durch die Kapitu-
lationen vorbehalten, ist cura posterior. Heute handelt es sich um die
allgemeine Ausübung des Gesandtschaftsrechts.
B ülow
Nr. 3361
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 168 Pera, den 16. April 1898
Im Anschluß an Telegramm Nr. 167.
Tewfik Pascha erzählte mir aus eigener Initiative soeben folgen-
des: „Der erste Dragoman der französischen Botschaft* sei vor zwei
Tagen bei ihm gewesen und habe ihn gefragt, ob es wahr sei, daß
der Sultan einen direkten Vertreter beim Papste zu ernennen beabsich-
tige? Und auf Bejahung dieser Frage, ob die Sache bereits entschieden
sei? Tewfik Pascha bejahte auch diese Frage mit dem Bemerken, daß
der Sultan lediglich von einem ihm zustehenden Souveränitätsrechte
Gebrauch mache, indem er sich bei einem anderen Souverän diploma-
tisch vertreten lasse. Darauf habe Herr Rouet erklärt, Frankreich
werde nicht dulden, daß der Papst hierher einen diplomatischen Ver-
treter entsende, da dies in die Prärogative Frankreichs eingreife, wo-
rauf Tewfik Pascha erwiderte, diese Frage hänge von der Entscheidung
des Papstes ab; in Berlin und St. Petersburg beständen auch keine
päpstlichen Vertretungen, obgleich Preußen und Rußland beim Hei-
ligen Stuhle diplomatisch vertreten seien."
Gestern abend erhielt der Minister vom türkischen Botschafter
in Paris** die telegraphische Mitteilung, daß Herr Hanotaux diesem
von der Sache gesprochen und ohne weitere Begründung kategorisch
erklärt habe, die französische Regierung s'opposera de la maniere la
plus energique aupres du Vatican ä ce que celui-ci agree un
representant ottoman.
Obgleich Tewfik Pascha mir sagte, daß er dem Sultan dringend
geraten festzubleiben, habe ich ihm nochmals dargelegt, daß es sich
hier um ein Souveränitätsrecht des Sultans handele, und man das Recht,
sich diplomatisch vertreten zu lassen, wohl einem Vasallen, aber nie-
mals einem selbständigen Souverän bestreiten könne. Falls man einen
solchen Eingriff in die Souveränitätsrechte zulasse, werde man einen
äußerst gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Zu der Antwort, welche
Rouet.
' Munir Bey.
603
Tewfik Pascha bezüglich der Vertretung des Papstes in Konstantinopel
gegeben, habe ich mich zustimmend in dem Sinne ausgesprochen, daß
man die beiden Dinge nicht verquicken solle, da vorerst die Herstellung
einer direkten Verbindung die Hauptsache sei.
Der Minister sagte mir endlich, der Papst selbst würde einsehen,
daß die Dinge im Interesse der lateinischen Kirche nicht mehr so fort-
gehen könnten wie bisher. Vor fünf Jahren habe man von russischer
Seite eine Gesellschaft unter dem Protektorat des Großfürsten Sergius
zum Zweck der orthodoxen Propaganda in Palästina und Syrien ge-
gründet. Durch dieselbe seien bereits 70 orthodoxe Schulen errichtet
worden. Obgleich wegen Mangels an katholischen Schulen auch viele
katholische Kinder diese Schulen besuchen müßten und dadurch zur
orthodoxen Kirche herübergezogen würden, habe Frankreich nicht nur
nichts für die notwendige Vermehrung katholischer Schulen getan,
sondern arbeite geradezu dagegen. Dies sei für den Papst aus kirchlichen
Gründen ebenso nachteilig wie aus politischen für die Pforte.
Marschall
Nr. 3362
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 177 Pera, den 18. April 1898
Im Anschluß an Telegramm Nr. 168*.
Tewfik Pascha, den ich soeben in einer anderen Frage sprach,
sagte mir: Herr de la Bouliniere**, der ihn heute besucht, um sich von
ihm vor Antritt eines Urlaubs zu verabschieden, sei dabei auf die Er-
nennung eines türkischen Gesandten beim Vatikan zurückgekommen
mit der Frage, aus welchem Grunde dieselbe erfolgt sei? Der Minister
entgegnete, daß es sich hier um eine Entschließung Seiner Majestät
des Sultans handele, der von seinem Rechte, sich bei anderen Souverä-
nen vertreten zu lassen, Gebrauch gemacht habe, worauf der Geschäfts-
träger bemerkte, falls dies wegen der in der Türkei lebenden römi-
schen Katholiken geschehen, die Gesandtschaft ein „objet de luxe"
sei, da Frankreich vertragsmäßig die Protektion jener Katholiken im
Türkischen Reich zustehe. Tewfik Pascha replizierte, daß die Ernennung
eines türkischen Gesandten Sache der freien Würdigung des Sultans
sei. Herr de la Bouliniere fragte dann, ob der Papst die Errichtung
der Gesandtschaft gewünscht habe, und erklärte auf die Bejahung der
Frage, in Paris sei dies bekannt gewesen. Endlich erklärte der Ge-
schäftsträger, Frankreich werde unter allen Umständen die Ernennung
• Siehe Nr. 3361.
•* Französischer Geschäftsträger in Konstantinonel.
604
eines päpstlichen Vertreters in Konstantinopel verhindern und einem
solchen niemals den diplomatischen Charakter zuerkennen. Der Mir
nister wiederholte darauf seine jüngste Äußerung, daß die Frage der
Ernennung eines päpstlichen Vertreters in Konstantinopel ausschließ-
lich der Entschließung Seiner Heiligkeit des Papstes unterstehe und
derselben durch die jetzt geplante Maßregel in keiner Weise präjudi-
zieren werde. Der Geschäftsträger verabschiedete sich mit den Wor-
ten, Herr Cambon werde übermorgen, Mittwoch, hierher zurück-
kehren und Instruktionen über die Frage mitbringen.
Obgleich ich keinen Anlaß habe, an der Festigkeit des Sultans zu
zweifeln, und obgleich ich die mit Telegramm Nr. 108* befohlene
Demarche gemacht habe, so würde ich es doch für nützlich halten,
die Widerstandskraft des hohen Herrn neuerdings zu stärken, zumal
Herr Cambon wahrscheinlich ziemlich grobes Geschütz aufführen wird.
Ich stelle anheim, mir die Ermächtigung zu erteilen, daß ich am Mitt-
woch etwa folgendes zur vertraulichen Kenntnis des Sultans bringe:
„Die Regierung Seiner Majestät hat mit besonderem Interesse von der
vollzogenen Ernennung eines türkischen Gesandten beim Heiligen
Stuhl Kenntnis genommen. Der Sultan hat, indem er sich bei einem
anderen Souverän 'diplomatisch vertreten läßt, nur ein Recht aus-
geübt, das zu den unveräußerlichen Souveränitätsrechten gehört. Ge-
rade der Widerspruch, den die Maßregel gefunden, läßt erkennen,
daß der Sultan dadurch an Macht und Unabhängigkeit gewinnt, indem
er gewissen Mächten die Gelegenheit zur Einmischung in innere tür-
kische Angelegenheiten beschränkt. Die Regierung Seiner Majestät
des Kaisers glaubt daher dem Sultan raten zu sollen, an der beschlosse-
nen Maßregel unbedingt festzuhalten, da jede direkte oder indirekte
Konzession bezüglich 'seines Verkehrs mit anderen Souveränen nur
den Mächten nützlich sein würde, welche die demnächstige Aufrollung
der Reformfrage zu ihrem Programm gemacht haben."
Die Ernennung Assim Beys** ist gestern der Pforte mitgeteilt
worden. Marschall
Nr. 3363
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept
Nr. 110 Berlin, den 19. April 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 177***.
Einverstanden mit der von Ew. beabsichtigten vertraulichen Mit-
teilung an den Sultan. Derselben wird noch hinzuzufügen sein, daß
* Siehe Nr. 3360.
** Vor dem griechisch-türkischen Kriege türkischer Gesandter in Athen.
••• Siehe Nr. 3362.
605
die auf türkischer Seite — diesseitigem wiederholtem Rate entgegen
— eingetretene mehrwöchige Verzögerung der Sache den Franzosen
Zeit gegeben hat, während der letzten zehn bis zwölf Tage ihre schon
aus finanziellen Gründen sehr bedeutenden Einflüsse mit voller Kraft
in Rom wirken zu lassen, um einer Verringerung der französischen
Macht, welche die Folge der Einrichtung einer türkischen Gesandt-
schaft beim Papste sein würde, vorzubeugen. Die Bemühungen der
Franzosen werden hierbei auch noch von anderen Seiten unterstützt,
wo man gleichfalls ein möglichst ausgedehntes Recht zur Einmischung
in innere türkische Angelegenheiten sich wahren möchte. Unter diesen
Umständen ist das Endergebnis nicht so sicher, wie es vor 14 Tagen war.
Bül ow
Nr. 3364
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt*
Telegramm. Entzifferung
Nr. 223 Pera, den 8. Mai 1898
Der Sultan läßt mir durch Tahsin Bey sagen, daß die An-
gelegenheit des türkischen Vertreters beim Päpstlichen Stuhle infolge
von französischen Intrigen eine Verzögerung zu erleiden scheine. Der
Papst, welcher früher wiederholt die Begründung einer solchen Ver-
tretung bei der Pforte angeregt habe, behandle dieselbe jetzt dilato-
risch, indem er die definitive Erledigung der Angelegenheit — d. h.
die Erteilung des Agrement für Assim Bey — von einem Tage auf
den andern verschiebe.
« Marschall
Nr. 3365
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 261 Pera, den 20. Mai 1898
Tewfik Pascha erzählte mir heute, Msgr. Bonnetti habe gestern
im Auftrage des Papstes im Palais mitgeteilt, Seine Heiligkeit
akzeptiere Assim Bey als Vertreter des Sultans, bitte aber, noch zwei
bis drei Monate mit der Entsendung zu warten, da er bis dahin hoffe,
gewisse Schwierigkeiten, welche die französische Regierung erhebe,
• Hier nebst Nr. 3365 des Zusammenhangs wegen angeschlossen.
606
zu beseitigen. Auf diese Mitteilung hat der Sultan die gestern ge-
meldete Antwort gegeben, deren Inhalt mir Tewfik Pascha dahin
wiedergab: Der Sultan bitte den Papst, diese Angelegenheit, die einem
speziellen Wunsche Seiner Heiligkeit entstamme, sofort zum Abschluß
zu bringen, da er — der Sultan — nicht zuzugeben vermöge, daß
irgendein Staat sein Souveränitätsrecht, sich bei anderen Souveränen
vertreten zu lassen, antaste, pp. *.
Marschall
Nr. 3366
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Klehmet
Nr. 258 Berlin, den 23. April 1898
Streng vertraulich [abgegangen am 3. Mai]
Von hochangesehener katholischer Seite werden hier zurzeit An-
strengungen gemacht, damit Seine Majestät der Kaiser und König ge-
legentlich der für den kommenden Herbst bevorstehenden allerhöchsten
Reise nach dem heiligen Lande geruhen möge, Seine Majestät den Sul-
tan um Überlassung des Abendmahlssaals (Coenaculum) in Jerusa-
lem und des als Dormition de la Sainte Vierge bekannten Platzes neben
demselben an den „Deutschen (katholischen) Verein vom Heiligen
Lande" anzugehen. Von welchen Gesichtspunkten dabei ausgegangen
wird, wollen Euer Exzellenz aus der beifolgenden Abschrift einer mir
von der erwähnten Seite vorgelegten Aufzeichnung**, betreffend den
„Deutschen Verein vom Heiligen Lande", ersehen.
Die Angelegenheit der Erwerbung jener beiden heiligen Stätten
ist bereits im Jahre 1890 aus Anlaß einer Immediateingabe des Pa-
lästinavereins der Katholiken Deutschlands erörtert worden. Damals
gelangte der Kaiserliche Botschafter von Radowitz in seinem Bericht
vom 26. Dezember 1890 nach sorgfältiger Prüfung der tatsächlichen
Verhältnisse zu dem Ergebnis, daß an die Erwerbung des Abendmahls-
* Trotz alles weiteren auch durch Deutschland unterstützten Insistierens des
Sultans kam die Sache nicht zum Abschlüsse. Nach einem bei den Akten befind-
lichen Schreiben des Staatssekretärs von Bülow an den Fürstbischof von Breslau
Kardinal Kopp vom 16. Juni 1899 wäre es der Politik des französischge-
sinnten Kardinal-Staatssekretärs Rampolla gelungen, ,,die Verwirklichung der
Wünsche des Heiligen Vaters zu hintertreiben und der französischen Politik
zum Siege zu verhelfen".
** Es handelt sich um eine dem Staatssekretär von Bülow von Kardinal Kopp,
der in allen diesen Dingen der Mittelsmann zwischen der deutschen Regierung
und der Kurie war, am 26. Februar überreichte Denkschrift über den „Deut-
schen Verein vom Heiligen Lande."
607
saals oder des Fußwaschungssaals zurzeit nicht zu denken sei, weil
die freiwillige Abtretung eines so hochangesehenen moslemitischen
Heiligtums in der ganzen muhamedanischen Welt eine für die Stel-
lung des Kalifen bedenkliche Erbitterung hervorrufen würde. Für
nicht völlig ausgeschlossen hielt indessen Herr von Radowitz, daß es
unter dem Druck einer verwickelten äußeren Lage vielleicht eines Tages
möglich werden könnte, jene Schwierigkeit zu überwinden. Die käuf-
liche Erwerbung der Dormition de la Sainte Vierge bezeichnete da-
gegen der Botschafter unter gewissen Voraussetzungen, namentlich
vermöge einer Intervention der Kaiserlichen Regierung, für angängig.
Bevor ich die Angelegenheit der allerhöchsten Entschließung Seiner
Majestät des Kaisers und Königs unterbreite, beehre ich mich, Euer
Exzellenz um eine gefällige tunlichst schleunige Äußerung darüber zu
ersuchen, ob Euer Exzellenz den Standpunkt des Herrn von Radowitz
auch gegenwärtig noch für den richtigen halten, oder ob nach Ihrer
uffassung jetzt die Möglichkeit vorliegt, daß ein von unserm aller-
gnädigsten Herrn bei der in Rede stehenden Veranlassung unternom-
mener Versuch, das Coenaculum für einen deutschen religiösen Verein
zu erlangen, von Erfolg gekrönt wäre.
Da es hierbei namentlich auch auf die Beurteilung der Verhältnisse
jnd Stimmungen in Palästina ankommen wird, wollen Ew. pp. vor Er-
stattung Ihres Gutachtens den Kaiserlichen Konsul in Jerusalem zur
Ssche hören. Derselbe wird unter anderem auch eine nicht unwesent-
liche Differenz tatsächlicher Art zwischen der anliegenden Aufzeichnung
und der Immediateingabe des Palästinavereins vom Jahre 1890 aufzu-
klären haben. In der Anlage heißt es nämlich, daß für das Grab Davids
ein besondrer Eingang bereits bestehe, während die frühere Immediat-
eingabe nur annimmt, daß ein solcher besondrer Zugang hergestellt
rden könne.
B ül o w
Nr. 3367
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 128 Pera, den 28. Mai 1898
Zu Erlaß Nr. 258 vom 23. v. Mts.*
Nach einer Meldung des Kaiserlichen Konsulatsverwesers in Jeru-
salem besteht nur ein Eingang, welcher von außen zum Grabe Davids
und zum Coenaculum führt, im Innern befinden sich zwei Eingänge,
* Siehe Nr. 3366.
608
von denen der eine den Zugang zum Fußwaschungssaal mit dem Grabe
Davids bildet, der andere über eine Treppe zu dem unmittelbar darüber
befindlichen Abendmahlsraum führt. In demselben befindet sich eine
nach Mekka gerichtete Gebetsnische, die Wände sind mit Koransprüchen
versehen. Für gewöhnlich ist der Zugang zum oberen Raum ver-
schlossen und wird geöffnet, um als Gebetsstätte verwendet zu werden,
wenn der untere Raum die Zahl der Gläubigen nicht mehr fassen kann.
Was die Überlassung des Coenaculums anbelangt, muß ich nach
eingehender Prüfung der Frage und nach meiner Kenntnis der religi-
ösen Anschauungen der Muselmanen meine Überzeugung dahin aus-
sprechen, daß es dem Sultan beim besten Willen nicht möglich sein
wird, in die Abtretung dieses Heiligtums an eine christliche Glaubens-
genossenschaft einzuwilligen. Es würde in diesem Fall eine solche Er-
regung durch die ganze islamitische Welt gehen, die das Ansehen, ja
selbst die Existenz des Sultans gefährden könnte, denn es würde sofort
die Frage aufgeworfen werden, ob ein Sultan, der eine solche Hand-
lung begeht, überhaupt noch die Eigenschaften besitzt, um die Würde
eines Kalifen zu bekleiden. Es ist mit einiger Sicherheit vorauszu-
sehen, daß, wenn ein Sultan sich stark genug glauben sollte, um gegen
die religiösen Überzeugungen seines Volkes handeln zu können, die
Muselmanen unter Hingabe ihres Lebens Gewalt anwenden würden,
um das Heiligtum den Christen wieder zu entreißen.
Die politischen Dienste, welche das Deutsche Reich namentlich
in den letzten Jahren dem Sultan geleistet hat, haben tatsächlich bis
in die entferntesten Gegenden der Türkei eine unbegrenzte Verehrung
für die allerhöchste Person Seiner Majestät des Kaisers und eine große
Sympathie für alles Deutsche hervorgerufen; aber diese Empfindungen
könnten schwer erschüttert, ja selbst in Haß umgewandelt werden,
wenn auf deutsche Veranlassung die religiösen Gefühle des Volkes
durch Abtretung an eine christliche Gemeinschaft eines dem Islam
teuren Heiligtums verletzt würden.
Eine andere Frage ist, ob eine vollkommene Trennung des Coena-
culums von dem islamitischen Heiligtum in der Weise möglich wäre,
daß durch Schaffung besonderer Eingänge für beide das erstere den
Christen überlassen und das letztere den Muhamedanern verbleiben
könnte. Zur Beantwortung dieser Frage bedarf es einer genaueren
Kenntnis der lokalen Verhältnisse, als sie hier vorhanden ist. Aber
auch im bejahenden Falle würden die obigen Bedenken nur abge-
schwächt, nicht aber vollkommen beseitigt werden.
Anders verhält es sich mit dem „Dormition de la Sainte Vierge"
benannten Platze; hier ist die Erwerbung möglich, wenn auch schwie-
rig. Das Grundstück, auf dem — soweit jetzt schon hier bekannt ist —
kein Gebäude steht, ist gemeinsames Privateigentum einer einfluß-
reichen muhamedanischen Familie el-Daudi in Jerusalem. Vor einigen
Jahren haben von katholischer Seite Verhandlungen wegen Ankaufs
39 Die Große Politik. 12. Bd.
609
des Grundstücks stattgefunden, und es war dafür ein Preis von
120000 Frank festgesetzt worden, das Kaufgeschäft ist aber schließ-
lich doch nicht zustande gekommen, teils weil einige Miteigentümer
in den Verkauf nicht willigen wollten, teils auch weil einige Mitglieder
des Provinzialrats von Jerusalem den Verkauf an Christen eines an
ein muhamedanisches Heiligtum angrenzenden Grundstücks für eine
Sünde erklärten. Diese Schwierigkeiten bestehen auch heute noch,
doch würden sich dieselben voraussichtlich beseitigen lassen. Ich würde
es nicht für ratsam halten, mit den Eigentümern in direkte Verhand-
lungen zu treten, weil dieselben dann zu hohe Forderungen stellen
würden. Dagegen erscheint als der geeignete Weg — falls man sich
unter Verzicht auf das Coenaculum zum Kaufe des Dormition-Grund-
stücks entschließen würde — , den Sultan und den Minister des Äußern
in das Vertrauen zu ziehen und zu veranlassen, daß das Grundstück
angeblich für den Sultan oder die Pforte von den türkischen Behörden
gekauft wird, die dasselbe dann zum Erwerbspreise abtreten könnten.
Auf diese Weise würden die Intrigen vermieden werden, die von interes-
sierter Seite unzweifelhaft würden angezettelt werden, sobald man in
Jerusalem erführe, für wen das Grundstück erworben werden soll.
Marschall
Nr. 3368
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an Kaiser Wilhelm IL
Ausfertigung
Berlin, den 4. Juni 1898
Für die Verminderung der Machtstellung, welche Frankreich seit
Jahrhunderten aus dem Protektorat über die Katholiken aller Nationen
im türkischen Orient herleitet, würde es an und für sich wünschens-
wert gewesen sein, wenn anläßlich der bevorstehenden Reise Euerer
Kaiserlichen und Königlichen Majestät nach Palästina die von den
Franzosen perhorreszierte Übergabe des sogenannten Abendmahlsaales
(Coenaculum) in Jerusalem an den „Deutschen Verein vom Heiligen
Lande", welcher seit Jahren die Überlassung dieses Gebäudes und
des als „Dormition de la Sainte Vierge" benannten Platzes neben dem-
selben anstrebt, erfolgt wäre.
Ohne in dieser Beziehung vorerst irgendwelche Schritte zu tun
noch Anträge zu stellen, hatte ich daher Euerer Majestät Botschafter
in Konstantinopel aufgefordert, sich über die Sachlage zu äußern. Den
hierauf unter dem 28. v. Mts. von dem Freiherrn von Marschall er-
statteten Bericht* verfehle ich nicht in der Anlage alleruntertänigst
vorzulegen.
• Siehe Nr. 3367.
610
Hiernach bestehen die schon früher von Herrn von Radowitz gel-
tend gemachten Bedenken gegen eine Überlassung des Coenaculum
an eine christliche Religionsgemeinschaft auch heute noch fort, indem
die Abtretung jenes muhamedanischen Hei'.igturr.s die Stellung des
Sultans in den Augen seiner Religionsgenossen gefährden würde. Da
sonach der Schädigung, welche cie Überlassung des Coenaculum an
deutsche Katholiken dem französischen Protektoratsgedanken zufügen
würde, auf der anderen Seite eine Einbuße des durch Euerer Majestät
Politik neuerdings so außerordentlich gehobenen deutschen Ansehens
im Orient gegenüberstünde, dürfte es sich meines ehrfu: Da-
fürhaltens empfehlen, ven Schritten rar Erlangung des Coenaculum
abzusehen l.
Dagegen bitte ich Euere Majestät, huldreichst bestimmen zu wollen,
ob für den Fall, daß die deutschen Katholiken die zum Ankauf der
Dormition de la Samte Vierge erforderlichen 120 000 Frank aufzubrin-
gen in der Lage sind, Euerer Majestät Botschafter zu dem Versuche
ermächtigt werden darf, die dieser Erwerbung entgegenstehenden weit
geringeren Schwierigkeiten unter der Hand zu beseitig- glaube
einen selchen Versuch, dessen Erfolg freilich nicht unbedingt sicher
ist. um deswillen in tiefster Ehrfurcht empfehlen zu dürfen, weil es
im allgemeinen nützlich sein möchte, alles zu unterstützen, was einer-
seits dem französischen Prestige in der Levante Abbruch tun und
andrerseits den neuerdings mehr hervortretenden Antagonismus der
deutschen gegen die französischen Katholiken in Orientangelegen-
heiten wachhalten "kann3.
B. von Bülow
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Coenaculum geht uns gar nichts an! 6 VI. 93 W.
..bemerkungen des Kaisf
1 Richtig
2 n u r wenn die Muhamedaner absolut nichts dagegen haben, sonst auf
keinen Fall!
3 ja
Nr. 3369
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Richthofen an denGeschäftsträger in Konstantinopel von Schlözer
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm ■ - varzenstein
Nr. 204 Berlin., den 23. Juli 1899
Ich habe im Sinne des Berichts Nr. 123* unter vorläufigem Ver-
zicht auf Erwerbung des Coenaculum dem türkischen Botschafter den
• Siehe Nr. 3367.
611
Wunsch ausgesprochen, das Dormition-Grundstück für 120 000 Frank
für den Verein vom Heiligen Land zu erwerben, und um Vermittelung
des Sultans zu diesem Zweck gebeten. Tewfik Pascha wird sich direkt
an Tahsin Bey wenden, weil er der Ansicht ist, daß man auf diesem
Wege am schnellsten zum Ziele gelangen würde.
Ew. wollen in gleichem Sinne nach Maßgabe des Berichts vom
28. Mai d. Js. dort an den Ihnen nach dieser Sachlage geeignet schei-
nenden Stellen nachdrücklich wirken.
Rieh thof en
Nr. 3370
Der Geschäftsträger in Paris von Below-Schlatau an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 234 Paris, den 7. September 1898
Zu verschiedenen Malen ist Euerer Durchlaucht von hier gemeldet
worden, wie lebhaft die Reise Seiner Majestät des Kaisers und Königs
nach dem Orient die Gemüter in Frankreich bewegt. Es ist die einzige
auswärtige Frage, welche trotz der alles beherrschenden Dreyfussache
immer wieder das Interesse in Anspruch nimmt, während selbst das
Zarenmanifest, die Gerüchte über eine englisch-deutsche Allianz*, die
Siege des Sirdar im Sudan** und die Verleihung des Goldnen Vließes
an den Präsidenten der Republik dahinter zurücktreten müssen. Immer
ist es die gleiche Besorgnis, das Ansehen Frankreichs durch Beein-
trächtigung des Protektoratsrechts verringert zu sehen1, und der
Wunsch, durch Ausstreuung ungünstiger Gerüchte über die Aufnahme,
die der Kaiser finden würde, schon im voraus die Wirkung des ge-
fürchteten Ereignisses abzuschwächen.
Bald ist es die „Agence Havas", welche Korrespondenzen aus
Beirut und Jerusalem verbreitet, inhaltlich deren in Kleinasien nie-
mand der Kaiserreise die geringste Aufmerksamkeit schenke2, abge-
sehen von den Orten, an denen die türkischen Behörden mühselig ihre
Vorkehrungen treffen müßten; alle möglichen Details, welche die Sache
ins Lächerliche ziehen sollen, werden dazu berichtet.
Dann wieder soll in Leitartikeln der russische Verbündete von der
Notwendigkeit überzeugt werden, den gemeinsamen Feind an der
Stätte des Heiligen Grabes zu bekämpfen, oder ein Interview mit einem
geistlichen Würdenträger muß die Gemüter darüber beruhigen, daß
* Sie knüpften sich an das deutsch-englische Abkommen über die portugiesischen
Kolonien vom 30. August 1898. Vgl. Bd. XIV, Kap. LXXXXII.
** Am 3. September hatte General Kitchener seinen entscheidenden Sieg über
den Kalifen bei Omdurman erfochten. Vgl. Bd. XIV, Kap. LXXXXIII.
612
dank dem Heiligen Vater und den 600 Schulen, die Frankreich in Pa-
lästina habe, das französische Übergewicht dort so leicht nicht leiden
würde. Selbst der wegen seiner freigeistigen Richtung einst viel-
bekämpfte, auf seine alten Tage aber fromm gewordene Schriftsteller
Francois Coppee muß herhalten; er hat auf Befragen seine Meinung
über die Orientreise des Kaisers abgegeben, wie folgt: „Apres les
massacres d'Armenie, le Sultan Abdul Hamid etait devenu odieux pour
toute l'humanite. II le devient plus particulierement aux yeux des
Francis, aujourd'hui qu'il se fait le vassal de PEmpereur allemand."
Eine ernstere Abhandlung bringt die letzte Nummer der „Revue
des deux Mondes" unter dem Titel „La Politique Allemande et le
Protectorat des Missions Catholiques". Aus dem fehlgeschlagenen
Versuch, dem Vatikan einen türkischen Botschafter aufzuzwingen, und
aus den von der Kammertribüne herab gegebenen Versicherungen des
Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten, daß Frankreich sich seiner
Protektoratspflichten wohl bewußt sei, schöpft der Schreiber die Hoff-
nung, daß der französische Einfluß im Orient wie in China aufrecht-
erhalten bleiben werde.
Im Anschluß an die Ausführungen der hier viel gelesenen „Revue"
veröffentlicht die „Agence Havas" gestern abend eine Korrespondenz
aus Reims, wonach der dortige Erzbischof Kardinal Langenieux dem
Papst den Vorschlag unterbreitet hat, ein „Comite national pour la
conservation et la defense du protectorat fran^ais" zu gründen. Leo XIII.
habe darauf unter dem 20. v. Mts. durch ein nach dem Belieben des
Kardinals bekanntzugebendes Schreiben geantwortet, welches die
folgende Versicherung enthalte: „Le Saint Siege, en effet, ne veut rien
toucher au glorieux patrimoine que la France a recu des ancetres et
qu'elle entend sans un doute meriter de conserver en se montrant
toujours ä la hauteur de sa täche3*." Die Korrespondenz bemerkt
dazu, es sei das erste Mal, daß der Papst persönlich und in einer
öffentlichen Kundgebung das ausschließliche Recht Frankreichs, die
Missionare und die katholischen Niederlassungen im Orient zu schüt-
zen, anerkenne.
Ich darf anbei die von der „Agence Havas" am 2. und 6. d. Mts.
gebrachten Korrespondenzen, einen Artikel von Valfrey im „Figaro"
vom 29. v. Mts. — am Tage, als das russische Manifest** hier bekannt
* Den vollen Wortlaut des päpstlichen Schreibens übermittelte Geschäftsträger
von Below seiner Regierung am 8. September. Es hieß darin unter anderem:
„La France a en Orient une mission ä part que la Providence lui a confiee:
noble mission qui a ete consacree non seulement par une pratique seculaire,
mais aussi par des traites internationaux, amsi que l'a reconnu de nos jours
notre Congregation de la Propagande, par sa declaration du 22 mai 1888.
Siehe den vollen Wortlaut in deutscher Übersetzung in Schultheß' Europäischer
Geschichtskalender, Jg. 1898, S. 305.
** Gemeint ist das Friedensmanifest des Zaren vom 24. August 1898.
613
>
wurde, veröffentlicht — , ein Interview aus dem „Petit Bleu" vom
28. v. Mts. in den beifolgenden Ausschnitten sowie das letzte Heft der
„Revue des deux Mondes" gehorsamst in Vorlage bringen.
B elow
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Das wird es, so üott will, von selbst auf ganz natürlichen Wegen, wo die
Republik vor der Monarchie zurückweichen muß, sobald letztere in unmittel-
bare Berührung mit dem Zuschauer kommt
2 dann braucht Gallien sich doch nicht darüber aufzuregen, und die Leute
darauf aufmerksam zu machen.
3 ! siehe Dreyfus, Panama etc!
Nr. 3371
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Belovv-
Rutzau an den preußischen Ministerder Auswärtigen Angelegenheiten
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 99 Rom, den 9. September 1898
Der zwischen dem Papste und dem Kardinal Langenieux statt-
gehabte Schriftwechsel betreffend das französische Protektorat im
Orient* ist von dem Kardinalstaatssekretär so geheim gehalten wor-
den, daß derselbe hier erst gestern durch die von den Zeitungen un-
vollständig reproduzierte „Havas"-Depesche bekannt geworden ist.
Auf dem heutigen Diplomatenempfange machte mir Herr Ram-
polla über die Antwort des Papstes sehr ausführliche, augenscheinlich
wohlüberlegte und durch Wiederholung einzelner Sätze soulignierte
Eröffnungen.
Wiewohl ich mir in Anbetracht der bekannten politischen Richtung
des Kardinals über den jedenfalls nur sehr relativen Wert dieser Dar-
legungen selbstverständlich keine Illusionen mache, halte ich es doch
für meine Pflicht, Euerer Durchlaucht eingehender darüber Meldung
zu machen. Herr Rampolla war nämlich sichtlich bemüht, der Kund-
gebung des Pontifex nach Kräften jede irgendwie antideutsche Spitze
zu benehmen, und sprach überdies im Laufe des Gespräches auch den
Wunsch aus, ich möchte im Sinne seiner Eröffnungen meiner Regie-
rung schreiben.
Der Kardinal begann mit der Versicherung, das päpstliche Schrei-
ben enthalte keine Bevorzugung, erteile kein Privileg und bringe über-
haupt nichts Neues, sondern lediglich die Erklärung, es solle der
Status quo im Orient aufrechterhalten werden, und zwar auf der Basis
des Erlasses vom 22. Mai 1888, welcher neben dem französischen auch
• Vgl. Nr. 3370, S. 613, Fußnote-.
614
das österreichische Protektorat für weite Strecken im Oriente anerkenne.
Augenscheinlich bezweckte der Staatssekretär hiermit eine Widerlegung
der ihm wohl direkt telegraphierten, hier sonst erst durch die heutigen
Abendblätter bekannt gewordenen Konklusion, welche die „Havas"-
Depesche aus dem Antwortschreiben gemacht hatte, indem sie daraus
deduzierte, „daß zum ersten Male der Papst öffentlich das ausschließ-
liche Recht Frankreichs auf den Schutz der Missionare im Orient an-
erkannt habe".
Die Initiative, welche der Erzbischof von Reims ganz selbständig
— ohne Mitwirkung der Regierung — ergriffen habe, erkläre sich so,
daß derselbe lange im Orient tätig gewesen und ein warmer Anhänger
des französischen Protektorates sei. Eine Antwort mußte er erhalten,
und dieselbe habe angesichts der durch Verträge und langjährige Übung
begründeten französischen Rechte nicht anders lauten können. Be-
merkenswert erscheint mir noch, daß Herr Rampolla mir an dieser
Stelle gleichsam entschuldigend sagte: „Et puis! vous ne devez pas
oublier que la France nous donne plus de 4 millions par an pour nos
missions".
Meinem österreichischen Kollegen* hat er heute bei Besprechung
des Langenieuxschen Schreibens von praktischen Schwierigkeiten ge-
sprochen, die es machen würde, wenn man in der Kirchenprovinz des
Patriarchen von Jerusalem Ordensbrüdern oder Missionaren deutscher
Nationalität1 eine besondere Rechtsstellung geben wollte. Die Macht-
sphäre des Patriarchen, die sogenannte Custodia dei luoghi santi, sei
eine unteilbare, und einzelne Institute aus derselben loszulösen nicht
angängig, andererseits aber könne der genannte Prälat, wenn er welt-
lichen Schutzes bedürfe, auch nur ein und dasselbe Konsulat anrufen2.
Ein stichhaltiger Grund dafür, warum der Patriarch in Sachen,
welche zum Beispiel deutsche Franziskaner angehen, sich nicht an das
deutsche Konsulat soll wenden können, war aus dem, was mir Baron
Ambro von seiner Unterredung mit Herrn Rampolla mitteilte, nicht
ersichtlich2.
Zum Schlüsse möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß mein öster-
reichischer Kollege mir vertraulich sagt, er habe sich heute bei der-
selben Gelegenheit bei dem Staatssekretär darüber beschwert, daß
französische Missionare in Albanien tätig seien, und ihn darauf auf-
merksam gemacht, daß dieselben, wenn nicht direkt, so doch jedenfalls
indirekt dem slawischen Einflüsse den Boden bereiteten.
B elow
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Also war es doch gegen Deutschland gerichtet
3 I
Baron Ambro von Adamöcz.
615
Nr. 3372
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 381 Therapia, den 11. September 1898
Ganz vertraulich
Im Anschluß an Telegramm Nr. 380*.
Falls das päpstliche Schreiben wirklich, wie die „Agence Havas"
behauptet, das Schutzrecht Frankreichs über katholische Missionare
und Anstalten vorbehaltlos anerkennt, kann ich mich der Besorgnis
nicht entschlagen, daß von der französischen Partei im Vatikan der
Versuch unternommen werden wird, dieses Schutzrecht gelegentlich
der Reise Seiner Majestät durch äußere Zeichen, z. B. Flaggen deut-
scher Anstalten mit französischen Fahnen demonstrativ zu bekunden.
Die Leiter der deutschen Anstalten, z. B. des Spitals der Borromäer
Schwestern in Haifa haben bisher stets ausschließlich deutsch geflaggt,
ob dieselben aber dem Vatikan gegenüber Widerstandskraft besitzen,
ist sehr zweifelhaft.
Aus solchen Vorgängen könnten sich recht unliebsame Dinge ent-
wickeln. Vor allem fürchte ich, daß die protestantische Geistlichkeit,
die an sich gern bereit ist, protestantischen Feiern eine Spitze gegen
Rom zu geben, in ihrem Eifer noch erheblich gestärkt werden wird,
wenn sie dort deutschen Katholizismus und Franzosentum vereinigt
findet. Jedes die deutschen Katholiken verletzende Wort aber, welches
aus Anlaß der Kaiserreise in Palästina gesprochen wird, käme den
französischen Ansprüchen zugute, von denen heute die deutschen
Katholiken nichts wissen wollen.
Vielleicht würde es den Eifer der Franzosenfreunde im Vatikan
abkühlen, wenn unsere ganz unanfechtbare Stellung nochmals bei der
Kurie scharf präzisiert würde. Der Papst wird, wenn er auf den Ernst
der Sache aufmerksam gemacht wird, um so eher zugänglich sein, als
er weiß, daß in dieser Frage der deutsche Episkopat und die große
Mehrheit der deutschen Katholiken auf Seite der Kaiserlichen Regie-
rung steht. Marschall
Nr. 3373
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 380 Therapia, den 11. September 1898
Tewfik Pascha, den ich in diesen Tagen wegen anderer Fragen sehen
werde, wird mich voraussichtlich auf die jüngste das französische
* Siehe das folgende Schriftstück.
616
Protektorat im Orient betreffende Note der „Agence Havas" anreden.
Falls ich nicht andere Instruktion erhalte, würde ich dem Minister in
Übereinstimmung mit früher Gesagtem etwa folgendes darlegen:
Die französische Annahme, daß die Reise Seiner Majestät des
Kaisers nach Palästina den Zweck verfolge, ein deutsches Schutz-
recht über deutsch-katholische Missionen und Anstalten zu begründen,
sei schon darum unzutreffend, weil dieses Schutzrecht heute schon
bestehe1 und seit Jahren2 praktisch ausgeübt werde. Jeder souveräne
Staat besitze kraft seiner Souveränität das Recht und die Pflicht, seine
Angehörigen und deren Anstalten im fremden Lande zu schützen. Ob
andere Staaten über dieses Recht zugunsten Frankreichs disponiert
hätten, sei mir unbekannt. Bei Deutschland sei dies nicht der Fall;
wir seien im Gegenteil zu jeder Zeit den französischen Ansprüchen ent-
gegengetreten. Der Berliner Vertrag bestimme, daß die erworbe-
nen Rechte — „Les droits acquis", Artikel 62 Alinea 7 — aufrecht-
erhalten werden sollen, nachdem vorher (Alinea 6) ausdrücklich das
Protektionsrecht der einzelnen Staaten über ihre religiösen Anstalten
anerkannt ist. Das beanspruchte französische Schutzrecht über deut-
sche Reichsangehörige und deren Anstalten sei ein lediglich imagi-
näres, da es sich auf französisch-türkische Verträge stütze, die selbst-
verständlich über Rechte des Deutschen Reichs nicht verfügen könn-
ten1. Demnach würden wir jeden praktischen Versuch, dem angeb-
lichen französischen Schutzrecht Geltung zu verschaffen, möge er in
Form einer französischen Intervention zugunsten eines Reichsangehö-
rigen oder in einer Konnivenz gegenüber solchen Ansprüchen zutage
treten, nach wie vor als versuchten Eingriff in die Souveränität des
Deutschen Reichs mit Entschiedenheit zurückweisen1. Ich
würde beifügen, daß ich mir selbstverständlich über das angebliche
Schreiben des Papstes an Kardinal Langenieux kein Urteil zu bilden
vermöge, da mir der Wortlaut desselben nicht bekannt sei.
Marschall
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Ja! W.
Randbemerkungen des Kaisers:
i Richtig
2 seit Versailles 18/1. 1871
Nr. 3374
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von
Derenthall an den Botschafter in Konstantinopel
Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept
Nr. 221 Berlin, den 12. September 1898
Unter Bezugnahme auf Telegramm Nr. 360*.
In einer Unterredung des Legationsrats von Mumm mit dem türki-
* In Telegramm Nr. 360 vom 26. August hatte Freiherr von Marschall ge-
617
sehen Botschafter hat letzterer behauptet, über die Dormition-Ange-
legenheit seinerzeit an Tahsin Bey geschrieben zu haben, versprach
aber, nochmals an denselben zu telegraphieren.
Ew. wollen die Angelegenheit auch Ihrerseits durch Tahsin Bey
beim Sultan zur Sprache bringen und dabei den hohen Wert betonen
lassen, der diesseits auf eine unseren Wünschen entsprechende Erledi-
gung gelegt werde.
Dabei wollen Ew. darauf hinweisen, daß bis zum Augenblick der
am besten wohl während des Aufenthalts Seiner Majestät des Kaisers
in Konstantinopel oder Jerusalem erfolgenden Übertragung des Grund-
stücks an uns Geheimhaltung der Angelegenheit dringend erwünscht
sein würde.
v. D e r e n t h a 1 1
Nr. 3375
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Semmering, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 67 Semmering, den 18. September 1898
Seine Majestät der Kaiser präzisierte auch mir gegenüber aller-
höchstseinen Standpunkt hinsichtlich des deutschen Schutzrechtes über
deutsch-katholische Missionen und Anstalten im Orient dahin, daß
dieses Schutzrecht seit dem 18. Januar 1871 bestehe, seitdem immer
praktisch ausgeübt worden sei und jeder tatsächliche Versuch, dasselbe
in Frage zu stellen, als ein Eingriff in die Souveränität des Deutschen
Reiches von uns mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden müsse.
Dem Kaiserlichen Botschafter in Konstantinopel ist hiernach unser
volles Einverständnis mit seiner Auffassung auszusprechen. Ich stelle
anheim, ob es sich jetzt schon empfiehlt, das Telegramm Nr. 381 aus
Konstantinopel* zum Gegenstand einer Instruktion an den Königlichen
Geschäftsträger beim Vatikan zu machen, damit derselbe in der Lage
ist, hiernach seine Sprache zu regeln.
Seine Majestät wollen allergnädigst geruhen, der Bitte sowohl
des lateinischen Patriarchen von Jerusalem Msgr. Piavi (Bericht
des Kaiserlichen Konsuls in Jerusalem vom 29. v. Mts.) wie des Di-
rektors des deutschen Hospizes Tabgha, der Oberin der deutschen
Borromäerinnen zu Haifa und des Direktors des deutsch-katholischen
meldet, daß der erste Sekretär des Sultans Tahsin Bey von dem türkischen
Botschafter in Berlin Tewfik Pascha noch keine Nachricht wegen der Erwerbung
des Dormition-Grundstückes erhalten haben wolle.
• Siehe Nr. 3372.
618
Hospizes in Jerusalem (Schreiben des Landrats Janssen vom 31. v. Mts.)
huldvollst zu willfahren*. Die Voraussetzung für diesen Beweis kaiser-
licher Gnade ist selbstverständlich, daß die genannten deutschen An-
stalten und ihre Leiter sich auf den Boden des deutschen Protektorats
stellen und dies auch durch ihre äußere Haltung (Flaggen usw.) doku-
mentieren. Ich bitte hiernach das Weitere zu veranlassen und auch
sowohl den Kaiserlichen Botschafter in Konstantinopel wie den Ober-
Hof- und Hausmarschall Grafen zu Eulenburg au courant zu setzen.
Es dürfte endlich nützlich sein, durch Geheimen Rat von Mumm den
Prinzen von Arenberg bezw. Landrat Janssen vertraulich zu infor-
mieren. Wir werden die dem Deutschen Reich als souveräner Staat
zustehenden und unanfechtbaren Rechte und Pflichten gegenüber
deutsch-katholischen Anstalten und Untertanen wie überall so auch
im Orient nicht verkümmern lassen, rechnen aber auf die patriotische
Mitwirkung der deutschen Katholiken im Inland.
Bülow
Nr. 3376
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 402 Therapia, den 2. Oktober 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 221 **.
Die Frage der Erwerbung der Dormition ist von mir in den letzten
14 Tagen nahezu täglich mit der im Interesse der Geheimhaltung
nötigen Vorsicht im Palais und bei der Pforte, das heißt Großwesir
und Tewfik Pascha, betrieben worden. Die Angelegenheit ist jetzt
soweit gefördert, daß der Großwesir die Genehmigung des Sultans
erhalten hat, den Gouverneur von Jerusalem dahin telegraphisch zu
instruieren, das Grundstück für die türkische Regierung von
den Eigentümern käuflich zu erwerben, um nach erfolgtem Kauf das-
selbe auf uns übertragen zu können. Um Indiskretionen in Jerusalem
zu vermeiden, ist dem Gouverneur von Jerusalem von dem Zweck des
Ankaufs keine Kenntnis gegeben worden. Falls daher in Jerusalem
keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten erstehen, halte ich den An-
kauf für 6000 Napoleon d'or für sicher.
Marschall
• Es handelte sich um den Wunsch der genannten Persönlichkeiten, daß der
Kaiser gelegentlich seiner Anwesenheit in Palästina die ihnen unterstellten kirch-
lichen Gebäude und Anstalten besuchen möge und von ihnen feierlich begrüßt
werden dürfe.
•• Siehe Nr. 3374.
619
Nr. 3377
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow
an den Botschafter in Konstantinopel Freiherrn von Marschall
Telegramm. Konzept
Nr. 237 Berlin, den 5. Oktober 1898
Unter Bezugnahme auf Telegramm Nr. 402*.
Fördern Sie die Dormition-Angelegenheit auch fernerhin nach
Möglichkeit und betonen Sie erforderlichenfalls dem Sultan selbst
gegenüber mit allem Nachdruck, wie Seine Majestät der Kaiser sich
ganz persönlich für Gelingen des Plans interessieren und dem Sultan
zu besonderem Danke verpflichtet sein würden, wenn derselbe dem
Wunsche Seiner Majestät entsprechen würde.
Ich rechne umsomehr auf Ihre Einwirkung an dortigen maß-
gebenden Stellen, als französischen Zeitungsnachrichten zufolge die
Franzosen hoffen, gewisse deutsche Absichten auf Orunderwerb in
Jerusalem zu hintertreiben, und somit anzunehmen ist, daß auch die
französische Regierung im Interesse ihres Protektorates ihren politischen
Einfluß in Konstantinopel zu unseren Ungunsten einsetzen wird. Einen
Echec in dieser Angelegenheit müßte daher unser allergnädigster Herr
als eine auf französische Einflüsterungen zurückzuführende direkte
Unfreundlichkeit empfinden, welche ihn angesichts seiner in kritischen
Zeiten der Türkei gegenüber beobachteten freundschaftlichen Haltung
tief verletzen müßte. Die Meldung Eurer pp. über das Gelingen des
Erwerbs der Dormition würde ich unter diesen Umständen mit be-
sonderer Genugtuung begrüßen.
Bülow
Nr. 3378
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 417 Therapia, den 7. Oktober 18Q8
Antwort auf Telegramm Nr. 237**.
Nachdem ich heute vormittag mit Tewfik Pascha im Sinne der mir
erteilten Instruktion eindringlich gesprochen, habe ich dem Sul-
tan, der mich heute empfangen hat, dargelegt, daß es sich bei dem
Erwerb der fraglichen Grundstücke um einen persönlichen Wunsch
* Siehe Nr. 3376.
•* Siehe Nr. 3377.
620
Seiner Majestät des Kaisers handle und unsererseits etwas Weiteres
nicht verlangt werde als die Vermittelung der Pforte zum Zweck des
Abschlusses des Vertrags. Der Sultan sagte mir, daß die Sache ihm
vorgetragen worden und er, um Seiner Majestät gefällig zu sein, alles
tun werde, um den Kaufabschluß herbeizuführen.
Wie ich inzwischen festgestellt habe, ist das Telegramm des Groß-
wesirs an den Gouverneur von Jerusalem, welches diesen beauftragt,
den Kaufabschluß herbeizuführen, abgegangen.
Marschall
Nr. 3379
Der preußische Staatsminister Bernhard von Bülow an den preu-
ßischen Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Below-Rutzau
Telegramm
Konzept von der Hand des Vortragenden Rats Mumm von Schwarzenstem
Nr. 43 Berlin, den 9. Oktober 1898
Zu Ew. pp. Orientierung.
Die gestrige Ansprache des Papstes an die französischen Pilger*
hat Seine Majestät den Kaiser sowohl mit Rücksicht auf das, was be-
reits vorhergegangen, wie insbesondere auch wegen des von Seiner
Heiligkeit für die Ansprache gewählten Zeitpunktes — gerade im
Augenblick des Antritts der Orientreise Seiner Majestät — und wegen
der Schlußfolgerungen, welche von deutschfeindlicher Seite an die
jetzigen Auslassungen Seiner Heiligkeit zweifelsohne werden geknüpft
werden, lebhaft verletzt.
Bülow
Nr. 3380
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an das
Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 437 Pera, den 13. Oktober 1898
Im Anschluß an Telegramm Nr. 417**.
Nachdem die von dem Gouverneur von Jerusalem erhobenen
Schwierigkeiten durch eingehende Verhandlungen mit der Pforte und
* Am 8. Oktober hatte der Papst eine Schar französischer Pilger empfangen
und bei seiner Antwort auf die Ansprache des Führers des Pilgerzuges Leo
Harmel wieder des französischen Protektorats im Orient gedacht. („Ein beson-
derer Gedanke hat Euch zu uns hergeführt, der nämlich, uns zu danken für
den kürzlich vollzogenen Akt, wodurch wir die früheren Erklärungen des
Heiligen Stuhles über Euer traditionelles Protektorat im Orient bestätigt
haben".)
•* Siehe Nr. 3378.
621
Palais beseitigt sind, läßt mir der Sultan soeben sagen, daß er den
Befehl gegeben habe, die Dormition käuflich zu erwerben, um auf uns
übertragen zu werden.
Die Schwierigkeit bestand vornehmlich darin, daß das Grundstück
zu jener Kategorie von Wakuf gehört, die nicht verkauft werden dürfen,
und der Gouverneur die Befürchtung aussprach, daß infolge der Eifer-
sucht der konkurrierenden Glaubensgenossenschaften Komplikationen
entstehen könnten. Zur Beseitigung dieser Bedenken war eine direkte
Intervention meinerseits beim Sultan notwendig.
Marschall
Nr. 3381
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Kephalonia, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 13 Kephalonia, den 15. Oktober 1898
Geheim
Für Freiherrn von Marschall
Seine Majestät der Kaiser ist hochbefriedigt über die in diesem
Augenblick allerhöchstihm doppelt erwünschte Erwerbung der Dor-
mition und behält sich vor, dem Sultan mündlich seinen Dank aus-
zusprechen.
Für Euerer Exzellenz vertrauliche Direktive füge ich hinzu, daß
Seine Majestät das höchste Gewicht darauf legen, das Grundstück
der Dormition während seiner Anwesenheit in Jerusalem persönlich
dem deutschen Katholikenverein Palästinas zu übergeben*.
Bül ow
Nr. 3382
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Below-
Rutzau an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 41 Rom, den 14. Oktober 1898
Der Kardinalstaatssekretär war auch diesmal wieder sichtlich be-
müht, der Pilgerrede jede antideutsche Spitze zu nehmen. Er bat mich,
• Es geschah das am 31. Oktober 1898. Vgl. Schultheß' Europäischer Ge-
schichtskalender, Jg. 1898, S. 337 f., wo auch die anläßlich der Überweisung
der Dormition zwischen dem Kaiser und dem Papst sowie dem Vorstand des
„Deutschen Vereins vom Heiligen Lande" gewechselten Telegramme im Wortlaut
abgedruckt sind.
622
Euerer Durchlaucht folgendes zu melden: Die Rede sei in der Presse
falsch ausgelegt worden; sie habe nicht die geringste Beziehung zur
Reise Seiner Majestät des Kaisers und Königs nach Jerusalem. Eine
Unterdrückung der von Harmel angeregten Protektoratsangelegenheit
sei ihm mit Rücksicht auf französische öffentliche Meinung unmöglich
gewesen. Für die Fassung des päpstlichen Antwortpassus sei absicht-
lich eine kurze trockne und lediglich rekapitulierende Form ge-
wählt worden, um niemand zu verletzen. Letzteres läge ihm um so
ferner, als er es gewesen, der die chinesische Angelegenheit* nach
den Wünschen Seiner Majestät des Kaisers Frankreich gegenüber mit
großer Mühe durchgefochten habe. Auch in materieller Beziehung
wolle die Erwähnung der früheren Erklärung absolut nichts Neues
bringen, man wolle nur den Status quo aufrechterhalten. Der Kardinal-
staatssekretär machte mich in dieser Beziehung vertraulich sogar
auf die Zweideutigkeit der Worte „dove vige" des Propagandazirkulars
aufmerksam.
Leider konnte ich feststellen, daß die „Germania" den Bogen
letzthin etwas überspannt hat. Kardinal Rampolla zeigte mir in sicht-
licher Erregtheit einen Auszug aus dem ihn persönlich angrei-
fenden Artikel der Nr. 233**. Er vermutet in dem Verfasser „einen
bekannten dem Zentrum angehörigen Prinzen". Herr von Stablewski***
mißbilligt diesen Artikel, weil er fürchtet, daß derselbe ihm hierselbst
eine Vertretung des Standpunktes der „Germania" erschweren werde.
B e 1 o w
* Auch für China nahm die französische Regierung ein Protektorat bezüglich
der katholischen Christen in Anspruch. Nach der Besetzung Kiautschous hatten
sich daraus Weiterungen ergeben, die aber dank dem erfolgreichen Eingreifen
des Fürstbischofs Kardinal Kopp im wesentlichen zugunsten der deutschen An-
sprüche erledigt waren.
** Unter dem Titel „Ein Wechsel in der preußischen Gesandtschaft beim Vatikan"
hatte die „Germania" in ihrer Nummer vom 11. Oktober 1898 (Nr. 233) die
durch eine „Wolff"-Depesche offiziös angekündigte Abberufung des Gesandten
von Bülow mit der von dem Kardinalstaatssekretär Rampolla inspirierten An-
sprache des Papstes vom 8. in Verbindung gebracht: „Wir vermuten, daß das
Auswärtige Amt damit nicht so sehr dem Heiligen Vater als dem Kardinalstaats-
sekretär Rampolla seine Mißstimmung über die Protektoratsfrage hat kund-
geben wollen, damit aber zugleich betonte, daß Deutschland, welches seine
eigenen Landeskinder im Orient selbst zu schützen gewillt und imstande ist,
kraft seiner Souveränitätsrechte in diesem Punkte von keiner anderen
weltlichen Macht, insbesondere nicht von der französischen Regierung mit
ihren Protektoratsansprüchen eine Einmischung dulden will".
Tatsächlich hatte der Gesandte von Bülow vom Staatssekretär von Bülow am
9. Oktober unter dem frischen Eindruck der päpstlichen Ansprache vom 8. die
Anweisung erhalten, das schon seit längerer Zeit beabsichtigte Abschiedsgesuch
von Karlsruhe aus, wo er auf Urlaub weilte, einzureichen, ohne erst nach Rom
zurückzukehren.
*** Der Erzbischot von Gnesen und Posen von Stablewski, der am 10. Oktober
zu längerem Aufenthalt in Rom eingetroffen war, war hier wie vor ihm Kardinal
Kopp im Sinne des deutschen Katholizismus tätig.
623
Nr. 3383
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Below-
Rutzau an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 43 Rom, den 15. Oktober 1898
Erzbischof von Stablewski bittet mich um telegraphische Beförde-
rung des nachstehenden von ihm verfaßten Berichts an Seine Exzel-
lenz den Herrn Staatssekretär. Er wäre sehr dankbar, wenn der Herr
Staatssekretär diesen von ihm erwarteten Bericht bei seinem Eintreffen
in Konstantinopel vorfände:
„Habe am 13. d. Mts. dem Kardinalstaatssekretär die Erregung
der deutschen Katholiken gegen französisches Protektorat vorgetragen,
worauf der Kardinal irgendeine die Gemüter beruhigende Äußerung
in Aussicht stellte. Persönlich beleidigende Ausdrücke der Presse*
scheinen hinterher hiervon zurückgehalten zu haben, damit man sich
nicht durch den Schein eines Zurückweichens und der Eingeschüchtert-
heit kompromittierte.
Pilgerreden unterschieden sich materiell durch nichts von dem
Langenieux-Brief**.
Am 15. d. Mts. in Audienz bei Seiner Heiligkeit wiederholte ich
die Vorstellung, daß Nationalbewußtsein es den Deutschen unmög-
lich mache, Schutz bei Frankreich zu suchen. Ich habe den Eindruck
gewonnen, daß in diesem Augenblick, wo in den Augen der katho-
lischen Welt in Jerusalem das protestantische konfessionelle Interesse
so in den Vordergrund tritt, es dem Heiligen Vater unmöglich scheint,
das historische und vertragsmäßige Recht Frankreichs offiziell und
öffentlich in Betreff der rein kirchlichen Kongregationen zu
schmälern.
Was Individuen betrifft, so hat Seine Heiligkeit ausdrücklich er-
klärt, er lasse ihnen volle Freiheit.
Habe außerdem den Eindruck gewonnen, daß, diese Frage in
diesem Augenblick endgültig entscheiden zu wollen, nicht zum Vorteil
der deutschen Interessen ausfallen würde, und daß ein an die Wand
Drücken das entgegengesetzte Resultat hervorrufen würde. Bin fest
überzeugt, daß die vollendeten Tatsachen hier in kürzester Zeit ihr
Recht auf diesem Gebiet erhalten werden, und daß, wenn über kurz
oder lang auch Kongregationen den deutschen Schutz nachsuchen
werden, der Heilige Vater sich einverstanden erklären wird. Es ent-
spräche dies der Praxis der Kirche, welche Direktiven und Gesetze
erst dann zu geben pflegt, wenn solche der Ausdruck zutage ge-
tretener Bedürfnisse sind.
* Vgl. Nr. 3382, S. 623, Fußnote ••.
•• Vgl. Nr. 3370 nebst Fußnote •, S. 613.
624
Habe bestimmt erfahren, daß Msgr. Piavi angewiesen ist, den Seiner
Majestät dem Kaiser zu bereitenden Empfang feierlich zu gestalten. "
Below
Nr. 3384
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von
Below-Rutzau an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 45 Rom, den 16. Oktober 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 47*.
Die mir vorgeschriebene Eröffnung hat auf den Kardinalstaats-
sekretär zweifellos großen Eindruck gemacht und die noch gestern
von Herrn von Stablewski gemeldete Verstimmung wegen der er-
wähnten Preßartikel** augenscheinlich beseitigt. Er war sehr erfreut
über die von Seiner Majestät dem Kaiser getroffene Wahl. Die Ant-
wort des Papstes würde ich in Bälde übermitteln können. Auch er
werde es nicht an Entgegenkommen fehlen lassen; er kenne mit Aus-
nahme vielleicht der römischen keine Frage, über die wir uns nicht
einigen könnten.
Betreffend die Pilgerrede wiederholte der Kardinalstaatssekretär
nochmals mit wärmster Betonung die bereits gemeldeten Erklärungen
und wandte in diesem Zusammenhang, um die Schwierigkeiten der
Stellung des Papstes zu illustrieren, das folgende bedeutsame Gleichnis
an: „Wenn ein Vater ein starkes gesundes und ein anderes kran-
kes Kind hat, so wendet er dem letzteren mit Rücksicht auf seinen
Gesundheitszustand unwillkürlich manchmal eine besondere Caresse
zu. Möchte das starke gesunde Kind kein Ärgernis daran nehmen."
Below
Nr. 3385
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Konstantinopel, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Konzept
Nr. 21 Konstantinopel, den IQ. Oktober 1898
Bitte Herrn von Below anzuweisen, Herrn von Stablewski in
meinem Namen bestens für seine wertvollen Mitteilungen zu danken,
* Telegramm Nr. 47 vom 15. Oktober betraf die Einholung des Agrements für
den als Nachfolger des Gesandten von Bülow bestimmten bisherigen Gesandten
in Bern, früheren Unterstaatssekretärs Freiherrn von Rotenhan.
" Vgl. Nr. 3382, S. 623, Fußnote *\
40 Die Große Politik. 12. Bd. 625
die mir einen neuen Beweis seiner guten Gesinnungen lieferten. Wir
würden dieselben in diskretester Weise verwerten.
In Rom wird der Geschäftsträger sich etwa in folgendem Sinne
zu äußern haben: Es sei unmöglich, daß dort nicht verstanden würde,
wie die gerade im Moment der Abreise Seiner Majestät des Kaisers
nach dem Orient in Rom gefallenen Äußerungen in hohem Grade ver-
letzend auf Seine Majestät wirken mußten. Die Präsentierung des
durch seine versöhnlichen Gesinnungen bekannten Freiherrn von Roten-
han zum Königlichen Gesandten beim Päpstlichen Stuhl beweise dem-
gegenüber, wie weit wir dem Päpstlichen Stuhl ungeachtet seiner neuer-
lichen uns leider so wenig freundlichen Haltung Entgegenkommen zu
zeigen bereit wären, und wie wir noch immer von dem Wunsch nach
ersprießlichem Zusammenwirken mit der Kurie auf allen Gebieten er-
füllt wären. Um so weniger dürfe sich aber die Kurie ihrerseits der
Erwägung verschließen, daß es von den bedenklichsten Folgen für das
Verhältnis zwischen ihr und dem Reiche sein müsse, wenn sie nicht
fernerhin alles vermiede, was in der schwer gereizten öffentlichen Mei-
nung Deutschlands Anstoß erregen würde.
Herr von Below möge dabei andeuten, daß Freiherr von Rotenhan
seinen Posten erst antreten werde nach anstandlosem Verlauf der
Orientreise Seiner Majestät. Von dem Versprechen hinsichtlich Piavis
wird dabei sofort Akt zu nehmen sein.
In der Presse ist in vorsichtigster Weise anzudeuten, daß Kardinal
Rampolla die Kurie wegen der Pilgerrede zu entschuldigen sich Mühe
gegeben hat.
Das Gleichnis des Kardinals von dem gesunden und kranken Kinde
akzeptiere ich in dem Sinne, daß die Fürsorge für das letztere von
keinem wahren Vater so weit getrieben werden darf, daß das Gedeihen
des gesunden und lebensfähigen Kindes dabei ernstlich in Frage ge-
stellt wird.
Bülow
Nr. 3386
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von
Below- Rutzau an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 50 Rom, den 21. Oktober 1898
Antwort auf Telegramm Nr. 50*.
In Erwiderung der mir vorgeschriebenen Äußerungen wiederholte
der Kardinalstaatssekretär empressiert seine früheren Beteuerungen be-
* Durch Telegramm Nr. 50 vom 19. Oktober waren die obigen Direktiven
Bülows (siehe Nr. 3385) nach Rom übermittelt worden.
626
treffs der von Seiner Majestät getroffenen Gesandtenwahl, seiner Be-
reitwilligkeit, auch seinerseits Entgegenkommen zu zeigen, wie er dies
erst kürzlich in der chinesischen und der Piavi-Angelegenheit getan,
sowie endlich seine Versicherungen hinsichtlich des eventuellen Nach-
folgers Piavis.
Ferner machte er mir die ihm bei seinem Selbstgefühl wohl nicht
gerade leicht gewordene Äußerung, er wolle sein Bestes tun, um für
die Zukunft Froissements nach Art des durch die Pilgerrede entstan-
denen zu vermeiden.
In der Protektionsfrage möchten wir nicht drängen. Er machte
hierbei eine Andeutung, die mir den auch von Herrn von Stablewski
empfangenen Eindruck erneut bestätigt, daß man hier der tatsäch-
lich naturgemäßen Entwickelung der Dinge in Kleinasien seinen
freien Lauf lassen wird.
Da der Kardinalstaatssekretär heute abermals der Hoffnung Aus-
druck gab, der „Osservatore"-Artikel* möchte in Deutschland guten
Eindruck gemacht haben, benutzte ich diese Gelegenheit, um ihn auf
die zum mindesten gefärbten Stellen desselben aufmerksam zu machen.
B e 1 o w
Nr. 3387
Der Botschafter in Paris Graf Münster an den Reichskanzler
Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 301 Paris, den 4. November 1898
Die Pariser Presse durch die inneren Angelegenheiten und den
eingestandenen Mißerfolg Frankreichs in der Faschodafrage** in An-
spruch genommen, hat einstweilen kaum Zeit gefunden, einem Ereignis,
das schon lange vor seinem Eintritt hier Beunruhigung hervorrief —
ich meine die Orientreise Seiner Majestät des Kaisers und Königs — ,
die nötige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Nur wenige Blätter haben
sich bisher mit dem Resultat dieser Begebenheit beschäftigt, aber aus
ihren Auslassungen geht zur Genüge hervor, daß ein gewisses Un-
behagen fortbesteht.
Das „Journal des Debats" sucht sich spitzfindig damit zu trösten,
daß unser kaiserlicher Herr, welcher im Begriffe stehe, die Heimreise
anzutreten, angesichts der festen Haltung des Vatikans sich darauf
* Der „Osservatore Romano" hatte am 18. Oktober einen ausführlichen Artikel
über die Pilgerrede des Papstes gebracht, der bei scharfen Ausfällen gegen die
liberale italienische Presse, die fälschlich den Worten des Papstes eine anti-
deutsche Tendenz untergeschoben hätte, beschwichtigend wirken sollte.
** Vgl. Bd. XIV, Kap. LXXXXIII.
40« 627
beschränkt habe, den deutschen Katholiken im Orient seinen Schutz
nur anzubieten und nicht zu oktroyieren.
Der „Gaulois" sieht im Gegenteil in der Schenkung der Dormition
de la Vierge an die katholischen Untertanen die Gefahr, daß der Kaiser
dem Reich den mächtigen moralischen Beistand Roms sichern wolle,
den die Republik törichterweise verschmähe.
Die gleiche Besorgnis vor einer Verständigung des Heiligen Stuhles
mit Deutschland spricht aus dem „Temps", dessen im übrigen ebenso
törichte als unpassende Besprechung des kaiserlichen Besuchs von
Jerusalem nur deshalb von Interesse ist.
Unumwunden gesteht der „Siecle" zu, daß der Kaiser, wenn er
auch die Reise früher als beabsichtigt beende, seinen Zweck erreicht
habe. Das Blatt befürchtet sogar, daß schließlich noch die Erwerbung
einer Marinestation im Mittelmeer den Erfolg zu krönen bestimmt
sein könne.
Ich beehre mich, anbei die betreffenden Ausschnitte aus den ge-
nannten Blättern in Vorlage zu bringen.
Münster
Nr. 3388
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Bernhard von Bülow,
z. Z. in Beirut, an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 107 Beirut, den 6. November 1898
Wie stellt sich französische Presse zu der Erwerbung der Dor-
mition und dem bisherigen Verlauf der Orientreise? Alles, was sich
hierauf bezieht, ist für Seine Majestät von besonderem Interesse. Bitte
auch in dieser Beziehung mit telegraphischer Meldung nicht zu sparen.
Bülow
Nr. 3389
Der Stellvertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Freiherr
von Richthofen an den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
Bernhard von Bülow, z. Z. in Damaskus
Telegramm. Entzifferung
Nr. 129 Berlin, den 7. November 1898
Obwohl die Aufmerksamkeit in Frankreich durch Dreyfus und
Faschoda in Anspruch genommen ist, erzwingt sich der Verlauf der
628
Reise Seiner Majestät jetzt doch die gebührende Beachtung in den
Pariser Blättern. Der „Temps" muß am Schluß eines mit erkünstelter
Ironie geschriebenen Leitartikels die politische Geschicklichkeit aner-
kennen, womit Seine Majestät in der Dormition-Angelegenheit eine
für die inneren Verhältnisse Deutschlands wertvolle, für Frankreichs
Prestige im Morgenlande gefahrdrohende „entente" zwischen dem
Deutschen Kaisertum und dem Heiligen Stuhl angebahnt habe. Das
„Journal des Debats" sucht die Niederlage Frankreichs in der Pro-
tektoratsfrage mit Redensarten zu bestreiten wie: Seine Majestät habe
den deutschen Katholiken seinen kaiserlichen Schutz nur „angeboten",
nicht „aufgenötigt", und habe auch nicht von einem „exklusiven" deut-
schen Schutzrecht gesprochen. Der „Matin" und der „Univers" haben
sich abgemüht, direkte Erfolge der Reise durch hämische, von deut-
schen Blättern bereits abgefertigte Bemerkungen zu verkleinern. Da-
gegen räumen „Gaulois" und „Figaro" unumwunden ein, Seine Maje-
stät habe vollauf erreicht, was er beabsichtigte. „Das Telegramm an
den Papst hätte ein katholischer Herrscher nicht besser abfassen kön-
nen. Und dabei habe die protestantische deutsche Presse keine Vor-
würfe erhoben." („Figaro".) „Der Kaiser gewinne für Deutschland
die große moralische Macht, die das republikanische Frankreich so
töricht von sich gestoßen habe," sagt der „Gaulois" in einer beredten
Vergleichung des französischen Atheismus mit der durch Seine Maje-
stät bekundeten tiefen Religiosität. Denselben Vergleich zieht die
klerikale „Verite", die wörtlich sagt, Deutschland habe jetzt im Orient
ein Protektorat neben dem französischen: einer der ehrwürdigsten Orte
in Jerusalem, von einem nichtkatholischen Herrscher unter lebhafter
Befriedigung des Papstes erworben, werde der Sitz des deutschen Ein-
flusses sein. Außerordentlich sympathisch hat im „Journal" der Dich-
ter Jean Lorrain über das persönliche Auftreten Seiner Majestät in
Venedig berichtet.
Ri ch th of en
Nr. 3390
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Below-
Rutzau an den preußischen Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 139 Rom, den 8. November 1898
Streng vertraulich
Der bayerische Gesandte* macht mir über ein Gespräch, das er
* Freiherr von Cetto.
629
auf dem heutigen Diplomatenempfange mit dem Kardinalstaatssekretär
gehabt hat, folgende Mitteilungen, für welche ich ihm strengste Dis-
kretion zugesichert habe.
Herr Rampolla hat zunächst die gestrige Depesche des „Daily
Telegraph", wonach die russische Regierung in einer Note hier an-
gezeigt haben sollte, sie werde die französischen Protektoratsansprüche
im Orient energisch unterstützen, als einen englischen ballon d'essai
bezeichnet. Ihm sei von einer solchen Note nichts bekannt.
Der Kardinal ist alsdann auf die derzeitige Stellung der Kurie zu
der Protektoratsangelegenheit übergegangen und hat gesagt: „Notre
ligne de conduite est toute tracee, le Pape est decide ä faire le silence
sur cette question. Si on allait encore la rouvrir, il en serait ä craindre
un fort contrecoup de la part de la France."
Baron Cetto hat seinem Erstaunen über diese Befürchtungen Ram-
pollas Ausdruck gegeben und ihn unter anderem darauf aufmerksam
gemacht, daß die französische Presse angesichts der Ereignisse der
Kaiserreise und der festen einmütigen Haltung der deutschen Katho-
liken neuerdings doch auffällig stiller geworden sei. Hierauf hat ihm
der Staatssekretär erwidert: „D'apres mes nouvelles on a pris acte en
France de ce qui s'est passe en Palestine et l'irritation qu'on en res-
sent est grande et profonde."
Er hat darauf einige Details der Protektoratsfrage hervorgehoben:
Solange es sich um Individuen handele, sei die Sache einfach. Schwie-
rigkeiten machten nur die Korporationen. Wo komme die Kirche hin,
wenn sie bezüglich dieser nach ihren althergebrachten Anschauungen
lediglich geistlichen, eines nationalen Gepräges entbehrenden Institu-
tionen1 verschiedene Protektorate offiziell anerkennen wollte? Übrigens
beklagten sich zum Beispiel die Engländer niemals über das franzö-
sische Protektorat, eine Bemerkung, die der Gesandte mit dem Hin-
weis darauf erwiderte, daß die Engländer seines Wissens in Palästina
gar keine Korporationen hätten.
Baron Cetto ist der Ansicht, daß die Kurie infolge der einmütigen
stramm-nationalen Haltung der deutschen Katholiken, auf welche sie
ebensowenig gefaßt gewesen war2 wie die Franzosen, augenblicklich
etwas desorientiert ist3. Es sei nicht die Art des Vatikans, sich neuen
Situationen gegenüber rasch zurechtzufinden, und so erkläre sich
naturgemäß der Wunsch der Kurie, daß ihr dazu Zeit gelassen werde.
B elow
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.
1 Unsinn! Sie sind alle französisch
2 richtig
3 ja
630
Nr. 3391
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Below-
Rutzau an den preußischen Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 159 Rom, den 25. November 1898
Streng vertraulich
Der Kardinal Langenieux hat dem französischen Uditore der Rota,
Monsignore Mourey, kürzlich erzählt, er sei hauptsächlich deshalb nach
Rom gekommen, weil seine Kollegen vom hohen französischen Klerus
ihn gedrängt hätten, noch einen Versuch zu machen, um für das fran-
zösische Protektorat im Orient hier noch mehr herauszuschlagen1. Er
habe sich jedoch überzeugen müssen, daß man im Vatikan entschlossen
ist, zu dieser Frage eine reservierte Haltung einzunehmen.
B elow
Nachschrift.
Die Eindrücke, welche der Kardinal hier gewonnen hat, müssen
sehr ernüchternde gewesen sein. Wie ich neulich meldete, hatte Mon-
signore Langenieux die Absicht, auf der Konferenz, welche unter dem
Vorsitz des Papstes über dessen Lieblingsgedanken, die Vereinigung
der dissidierenden orientalischen Kirchen mit Rom, beraten sollte, die
Protektoratsfrage wieder anzuregen. Diese um einige Tage verschobene
Konferenz hat heute stattgefunden. Ich höre soeben aus sicherer Quelle,
daß der Kardinal es unterlassen hat, bei dieser Gelegenheit über den
Gegenstand zu sprechen2.
B elo w
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms IL:
1 Trop tard
2 es würde ihm auch schlecht bekommen sein, der französische Clerus beuge
sich den Verhältnissen und gewöhne sich daran, daß das Protektorat „ma-
feesh" ist!
Nr. 3392
Der Botschafter in Konstantinopel Freiherr von Marschall an den
Reichskanzler Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 235 Pera, den 29. November 1898
Vertraulich
Bei meiner jüngsten Anwesenheit in Jerusalem hatte ich eine län-
gere Unterredung mit dem lateinischen Patriarchen, Monsignore Piavi.
631
Dieselbe betraf vornehmlich die Stellung der lateinischen Kirche im
Orient und die angeblichen französischen Schutzrechte. In den ein-
gehenden Mitteilungen des hervorragenden Prälaten fand ich in allen
wesentlichen Punkten die Darlegungen bestätigt, die ich in früheren
Berichten über diesen Gegenstand* gegeben habe.
Die lateinische Kirche im Ottomanischen Reiche steht außerhalb
des ottomanischen Staatskirchenrechts; sie ist eine fremde Religions-
gemeinschaft, der auf Grund von internationalen Verträgen freie Reli-
gionsübung gewährt ist. Und in Konsequenz dieser Stellung der la-
teinischen Kirche haben ihre Funktionäre keinen anerkannt amtlichen
Charakter gegenüber den Organen der ottomanischen Staatsgewalt;
sie sind Fremde, die nur insoweit Anspruch auf Schutz haben, als er
auf diplomatischem Wege ihnen gewährt wird. Monsignore Piavi hat
mir sehr beredt die Folgen geschildert, die für die ihm anvertrauten
geistlichen Interessen aus diesem Rechtszustande hervorgehen. Ver-
möge der persönlichen Beziehungen, die er mit türkischen Beamten
angeknüpft und gepflegt, hat er es erreicht, daß gewisse Fragen, die
in dem Verhältnis von Staat und Kirche unausbleiblich sich aufwerfen,
in direkter außeramtlicher Korrespondenz mit türkischen Beamten
erledigt werden, aber „ils ne sont pas obliges de me repondre" sagte
mir Msgr. Piavi von den letzteren; sie können den Patriarchen auf den
diplomatischen Weg, an den französischen Generalkonsul oder die
französische Botschaft verweisen, ohne daß ihm ein Rechtstitel zu-
stände, sich über diese Behandlung zu beschweren1. Während die
übrigen staatlich anerkannten christlichen Kirchen unter Bezugnahme
auf verbriefte Rechte mit der Staatsgewalt verkehren, ist die lateinische
Kirche für ihre kirchlichen Interessen auf den guten Willen türkischer
Funktionäre und in letzter Instanz auf die politischen Erwägungen
der Französischen Republik angewiesen. Ganz offen hat mir der Pa-
triarch gesagt, daß dank dieses Zustandes die orthodoxe Kirche immer
mehr Terrain auf Kosten der lateinischen gewinne2. Und als ich ge-
radeheraus frug, ob man nicht auch in Rom erkenne, daß diese Lage
eine „unwürdige" und den kirchlichen Interessen schädliche sei, er-
widerte mir der Prälat, daß ich wohl wisse, an welcher Stelle das
Hindernis läge.
Wenn Kardinal Rampolla dem bayerischen Gesandten Baron Cetto
von den Schwierigkeiten gesprochen hat**, welche die Protektorats-
frage bezüglich derjenigen kirchlichen Korporationen mache, welche
eines nationalen Charakters entbehrten, bei denen also mehrere Pro-
tektorate konkurrierend zugelassen werden müßten, so verwirrt er
absichtlich eine klare Sachlage. Jene Schwierigkeiten hat sich der
Heilige Stuhl selbst geschaffen, indem er aus Konnivenz für franzö-
* Vgl. Nr. 3354, 3357, 3359.
*• Vgl. Nr. 3390.
632
sische Eitelkeit heute noch duldet, daß ein fremder Staat sich zwi-
schen die Kirche und die türkische Staatsgewalt einschiebt, um ein
Protektorat auszuüben, welches keine rechtliche Grundlage mehr be-
sitzt, und bei dessen Ausübung die kirchlichen Interessen in aller-
letzter Reihe maßgebend sind. A priori bedarf es für die lateinische
Kirche in der Türkei gar keines Protektorats einer oder mehrerer
Mächte. Wie Rom die geistlichen Interessen der Katholiken zu schüt-
zen hat, so ist der naturgemäße Schützer ihrer staatskirchlichen Inter-
essen die Staatsgewalt des Territoriums, innerhalb dessen die letz-
teren in Erscheinung treten. Man mag über die türkischen Dinge
denken, wie man will, niemand wird bestreiten können, daß die
türkische Staatsgewalt den Willen und die Macht hat, die staats-
kirchlichen Interessen der lateinischen Kirche wirksam zu schützen. Die
Menge anerkannter christlicher Konfessionen und christlicher Sekten,
die im Ottomanischen Reiche nicht nur frei und ungehindert, sondern
unter dem kräftigen Schutze der Staatsgewalt bestehen, beweist dies.
Hierzu kommt, daß für die Türkei die lateinische Kirche, eben weil
sie nur von Rom als geistlichem Oberhaupte abhängt, als ein staats-
erhaltendes Element erscheint, während bezüglich der orthodoxen
Kirche angesichts der politisch-nationalen Aspirationen, die sich an
ihre Anstalten und ihre Propaganda knüpfen, dasselbe nicht gesagt
werden kann. Der heutige Zustand, daß die territoriale Staatsgewalt,
obgleich sie ein eigenes Interesse an der Erhaltung und Kräftigung
der lateinischen Kirche besitzt, beiseitegeschoben und dagegen als
Schützer jener Kirche seitens des Heiligen Stuhls eine dritte Macht
anerkannt wird, die für kirchliche Dinge ein Interesse überhaupt nicht
besitzt, und deren politische Interessen denen der lateinischen Kirche
entgegenlaufen, dieser Zustand enthält einen so grellen Widerspruch,
daß er unmöglich auf die Dauer bestehen kann.
Wenn es sich bei der Frage vornehmlich um kirchliche Interessen
handelte, so könnte man Rom gegenüber sich auf den Standpunkt
zurückziehen: ,,beneficia non obtruduntur". Aber die Sache liegt an-
ders. — Kardinal Rampolla glaubt die politischen Bedenken, die
von deutscher und anderer Seite gegen das französische Protektorat
geltend gemacht werden, damit zu beseitigen, daß er die Individuen
und die nationalen Einrichtungen preisgibt und jenes Protektorat auf
die römische Kirche als Idealbegriff und die internationalen Anstalten
beschränkt. Der Kardinal gibt damit nur das auf, was uns gegenüber
niemals bestanden hat. Auch in jener Beschränkung bilden die fran-
zösischen Prätensionen ein politisches Gravamen für jede Macht, die
eine zahlreiche katholische Bevölkerung und erhebliche Interessen im
Orient besitzt, denn es wird damit Frankreich der Gesamtheit der
Katholiken und den für solche Dinge sehr empfänglichen Orientalen
gegenüber eine bevorzugte Stellung eingeräumt, die heutzutage weder
im internationalen Recht noch in den bestehenden Machtverhältnissen
633
irgendeine Grundlage findet. Ob, solange Kardinal Rampolla die
Geschäfte führt, eine Wendung in dieser Frage eintreten wird, mag
zweifelhaft sein. Von der nationalen Bewegung, welche die jüngsten
Vorgänge unter den deutschen Katholiken hervorgerufen haben, er-
warte ich insofern eine günstige Wirkung, als dieselbe der Gründung
deutsch-nationaler katholischer Anstalten in der Türkei zu-
gute kommen und dieser stillschweigende Protest gegen die Politik
Rampollas vielleicht das wirksamste Mittel sein wird, in Rom einen
Umschwung an maßgebender Stelle hervorzurufen.
Niemand wird dem Heiligen Stuhle zumuten, daß er Frankreich
gegenüber einen formellen Schritt zur Aufhebung des sogenannten
Protektorats unternehme. Msgr. Piavi stimmte dem Gedanken völlig
zu, daß zunächst die Remedur in der Anknüpfung direkter Beziehun-
gen zwischen der Kurie und der Pforte liege, mit dem Ziele, der la-
teinischen Kirche eine anerkannte Stellung im Ottomanischen Reiche
zu verschaffen. Von diesem Gesichtspunkte aus erachtet auch er die
Errichtung einer türkischen Gesandtschaft beim Vatikan für sehr wün-
schenswert3. Ist erst diese direkte Verbindung hergestellt, und kön-
nen Einzelfragen auf diesem Wege gelöst werden, so wird auch die
allgemeine Verständigung über die Stellung der lateinischen Kirche im
Ottomanischen Reiche nicht ausbleiben. Der Sultan wird der lateini-
schen Kirche gern die Stellung einräumen, welche die übrigen Reli-
gionsgemeinschaften in seinem Reiche einnehmen und die staatliche
Anerkennung lateinischer Patriarchen und Bischöfe unter der Vor-
aussetzung gewähren, daß in gehöriger Form das Agrement von ihm
erbeten wird. Das eigene Interesse, die Protektoratsfrage mit allen
ihren Plackereien und Einmischungen fremder Mächte in innere Ver-
hältnisse nicht wieder aufleben zu lassen, ist unter allen Umständen so
groß, daß von der ottomanischen Regierung ganz sicher eine diffe-
rentiell ungünstige Behandlung der lateinischen Kirche nicht zu er-
warten steht.
Nach meiner Unterredung mit Msgr. Piavi begreife ich die Wut,
mit der die Franzosen ihn verfolgen. Dieser Kirchenfürst hat eben
wie kein anderer die Folgen des französischen Protektorats aus näch-
ster Nähe beobachten können. Bei allen den heiligen Stätten ist heute
die orthodoxe Kirche der präponderante Mitteilhaber geworden3; selbst
bei solchen ist dies der Fall, die vor Jahren noch im ausschließlichen
Besitze der Lateiner gewesen sind. Und trotzdem erheben die Ortho-
doxen unaufhörlich neue Ansprüche, denen Frankreich und darum
auch der türkische Beamte keinen Widerstand entgegensetzt. Um so
gewaltiger war die Wirkung, welche die großherzige Zuwendung
der Dormition an die deutschen Katholiken hervorgerufen hat. Es
ist eine Tatsache, die vielleicht noch nicht hervorgehoben wurde, daß
von allen großen Heiligtümern im Heiligen " ,.;de die dormition
de la Ste. Vierge nunmehr das einzige ist, das sich in ausschließ-
634
lichem Besitze der römischen Katholiken befindet. Und es war ein
Akt der Fürsorge gegen alle etwaigen Velleitäten von Mitbesitz seitens
anderer Konfessionen, daß das Eigentum an dem Grundstück Seiner
Majestät dem Kaiser verblieb und das Heiligtum damit für alle Zeit
gegen den französischen Schutz gefeit ist4.
Marschall
Randbemerkungen Kaiser Wilhelms II.:
1 Ein unmöglicher Zustand
2 richtig, das war ja deutlich zu sehen
3 ja
i sehr richtig! schade, daß das nicht schon früher hat betont werden können
Nr. 3393
Der preußische Geschäftsträger beim Päpstlichen Stuhl von Below-
Rutzau an den preußischen Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten Fürsten von Hohenlohe
Ausfertigung
Nr. 184 Rom, den 22. Dezember 1898
Streng vertraulich
Angesichts der immer bestimmter auftretenden Zeitungsgerüchte,
betreffend die Abberufung des hiesigen französischen Botschafters*,
sowie der ausweichenden Antworten, welche der Kardinalstaatssekretär
noch auf dem letzten Diplomatenempfange mehreren hiesigen Ver-
tretern auf ihre diesbezüglichen Anfragen erteilt hatte, bat ich heute
Monsignore de Montel **, bei seinem französischen Kollegen von der
Rota*** zuverlässige Erkundigungen einzuziehen. Derselbe hat ihm
an der Hand von Briefen, die er vom Quai d'Orsay und der hiesigen
Botschaft erhalten, folgendes mitgeteilt.
Seit ungefähr einem Monat habe man in den Pariser leitenden
Kreisen unter dem Eindrucke der Orientreise Seiner Majestät und
der für die französische Eitelkeit sehr schmerzlichen Entwickelung
der Protektoratsfrage angefangen, Vergleiche anzustellen zwischen der
hiesigen Wirksamkeit des Herrn Poubelle und derjenigen seines Amts-
vorgängers f, welcher nicht nur im allgemeinen, sondern besonders
im Jahre 1886 in der chinesischen Angelegenheit wesentlich besser
abgeschnitten habe.
Diese Herrn Poubelle ungünstige Stimmung blieb Herrn Nisard
natürlich nicht verborgen. Obwohl er bereits für Bern in Aussicht
* Poubelle.
** österreichischer Delegierter und Dekan der Rota.
*** Monsignore Mourey.
f Comte Lefebvre de Behaine.
635
genommen worden sei, habe er seine bereits im Januar 1896 zur Zeit
der Abberufung Behaines geltendgemachte Bewerbung um den hie-
sigen Posten energisch erneuert. Daß er denselben erhalten*, führt
Monsignore Mourey auf folgende Erwägungen zurück:
Aus seiner langjährigen Tätigkeit als Direktor der politischen
Abteilung am Quai d'Orsay kenne er nicht nur die ganze politische
Lage, sondern auch insbesondere die Entwickelung der Protektorats-
frage in China und Kleinasien genau. Vor allen Dingen aber sei er
von jener Zeit her mit der Behaineschen geschickten und energischen
Politik gründlich vertraut, und man erwarte daher von ihm, daß er
dieselbe fortsetzen und sich seiner hiesigen Aufgabe in wesentlich
-vollkommenerem Grade gewachsen zeigen werde, als dies Herrn
Poubelle gelungen sei. Er beherrsche ferner im Gegensatz zu letz-
terem die diplomatischen Umgangsformen, ein Punkt, welcher hier
im Hinblick auf den Verkehr mit den Kardinälen mit Recht für be-
sonders wichtig gilt. Endlich habe er einen festen dezidierten Cha-
rakter; man werde hier, wie Montel Monsignore Moureys Ausdruck
wiedergab, finden, daß nicht gut mit ihm „Kirschen essen sei".
Als seinen einzigen Fehler bezeichnete mein Gewährsmann seine
hochgradige Taubheit, eine Eigenschaft, die bereits im hiesigen di-
plomatischen Korps manche hoffen läßt, daß sie im Vorzimmer des
Kardinals wartend mitunter Bruchstücke von dessen Konversation
mit dem neuen Botschafter werden belauschen können.
B elow
Bemerkung Kaiser Wilhelms II. am Kopf des Schriftstücks:
Also einen Kampf ums Protektorat giebt es doch! Daß Rotenhan scharf und
unbeugsam bleibe, und unsere Katholiken ordentlich auf Nisard und Gallien
scharf gemacht werden.
• Der Antritt Nisards als Botschafter der Republik beim Päpstlichen Stuhl
erfolgte im Februar 1899. Die Ersetzung Poubelles durch Nisard beweist, daß
man französischerseits nicht geneigt war, die französischen Protektoratsan-
sprüche aufzugeben. Immerhin gaben sich die französischen Staatsmänner über
die tatsächliche Entwertung dieser Ansprüche keinen Illusionen hin. Zu dem
deutschen Journalisten von Huhn sagte der französische Minister des Äußern
Delcasse in der zweiten Hälfte November 1898, daß diese Frage für ihn
nicht mehr existiere. Sie sei an sich ganz wertlos und vollends nicht wert,
sich ihretwegen mit Deutschland zu überwerfen. Aufzeichnung von Huhns vom
5. Dezember 1898; siehe Bd. XIII, Kap. LXXXIX.
Deutscherseits stellte man sich auf den Standpunkt, daß durch die Orientreise
des Kaisers das französische Protektorat über den Haufen geworfen sei. Vgl.
Nr. 3395. Minder schroff drückte sich Staatssekretär von Bülow in seiner
Reichstagsrede vom 13. Dezember 1898 aus: „Wir bekämpfen im Orient auch
nicht französische Interessen, aber ein fremdes Protektorat über deutsche Staats-
bürger gibt es nicht. Wir sind weit entfernt, eine Schutzherrschaft über
andere Staatsbürger in Anspruch zu nehmen, aber es steht dem Kaiser über die
Deutschen zu. Es trifft auch nicht zu, daß ein solches Protektorat erst durch
die Orientreise des Kaisers begründet worden wäre. Dieses Protektorat be-
stand schon früher, es besteht seit dem 18. Januar 1871." Die Ausführungen
des Staatssekretärs fanden die volle Billigung des gesamten Reichstags und
636
Nr. 3394
Der preußische Gesandte beim Päpstlichen Stuhl Freiherr von
Rotenhan an das Auswärtige Amt
Telegramm. Entzifferung
Nr. 64 R°m» den 27- Dezember 1898
Heute habe ich dem Papst mein allerhöchstes Beglaubigungs-
schreiben überreicht.
Bei der nachfolgenden Privataudienz habe ich mich gemäß Erlaß
vom 15. d. Mts. Nr. 121* nachdrücklich geäußert. Leo XIII. erwiderte,
die Nachricht von beabsichtigter Abberufung des Patriarchen von
Jerusalem Monsignore Piavi oder seiner Ernennung zum Kardinal sei
falsch, Seine Heiligkeit könne sich zwar nicht für längere Zeit binden,
ich möge aber Seiner Majestät mit dem Ausdruck der hohen Ver-
ehrung Seiner Heiligkeit melden, daß er in der nächsten Zeit Mon-
signore Piavi nicht versetzen werde**.
Der Kardinalstaatssekretär sagte mir, angesichts des Wunsches
Seiner Majestät werde Monsignore Piavi jetzt nicht abberufen werden,
dies sei übrigens zurzeit nicht beabsichtigt gewesen.
Bericht folgt.
Rotenhan
Nr. 3395
Der preußische Gesandte beim Päpstlichen Stuhl Freiherr von
Rotenhan an den preußischen Minister der Auswärtigen
Angelegenheiten Fürsten von Hohenlohe
Entzifferung
Nn 125 Rom, den 12. Juli 1899
Geheim
Msgr. Montel hat, wie er mir ganz vertraulich sagte,
gelegentlich einer Audienz vor einigen Tagen Seiner Heiligkeit davon
namentlich auch des Zentrums. Die Wortführer des Zentrums, die Abgeordneten
Fritzen und Lieber, bekannten sich zu der Auffassung: „Die deutschen Katho-
liken lehnen aus voller Überzeugung das französische Protektorat im Orient aus
nationalen Gründen ab."
* Durch Erlaß Nr. 121 vom 15. Dezember war Freiherr von Rotenhan ange-
wiesen worden, alles aufzubieten, um die neuerdings von französischer Seite
nachdrücklich betriebene Abberufung des Patriarchen Piavi aus Jerusalem zu
verhindern.
** Nach einer späteren Meldung des Konsuls Rosen in Jerusalem vom 25. Okto-
ber 1899 hätte Piavi aus Rom die offizielle Mitteilung erhalten, daß der Papst
beschlossen habe, ihn als Residenzial-Patriarchen auf Lebenszeit in Jerusalem
zu belassen.
637
gesprochen, wie begeistert die deutschen Katholiken die Erwerbung
der Heimstätte Marias in Jerusalem aufgenommen hätten, und wie sie
sich am deutschen Schutze in Palästina freuten ; es errege deshalb
unter ihnen einige Unruhe, daß es den Anschein habe, als ob der
Heilige Stuhl sich mehr für Frankreich und dessen Schutzrechte inter-
essiere.
Der Papst erwiderte, er habe sich ebenfalls über die Erwerbung
der Dormition sehr gefreut, zu seiner Freude werde jetzt auch eine
Kirche dort erbaut werden. Deutschland werde das Schutzrecht dar-
über und über seine katholischen Anstalten in ihrer Entwickelung in
Palästina ebenso wie in China de facto ausüben; er habe nichts da-
gegen zu erinnern. Nur solle man nicht von ihm verlangen, daß er
formell erkläre, das über 200jährige Schutzrecht Frankreichs, für
das die Kirche dankbar sein müsse, sei aufgehoben. Es beständen
ja Mißbräuche, es werde solche auch weiterhin geben, und man werde
versuchen, dagegen anzukämpfen. Aber Frankreich sende weitaus
die meisten Missionare, steuere das meiste Geld für Missionszwecke,
der französische Klerus und das gläubige französische Volk hingen
mit ganzer Seele am Missionswerk und an dem traditionellen Schutz-
recht. Dem müsse die Kurie Rechnung tragen.
Rotenhan
638
Namenregister zu Band VII- XII *)
•) Vgl. die Vorbemerkung zum Namenregister in Bd. VI.
Abasa, Alexander, Chef der wirt-
schaftlichen Abteilung des russ.
Reichsrats (1884).
VII, S. 393.
A b b a s II. H i 1 m i , Khedive von
Ägypten 1892/1914.
VIII, S. 187. 187 A. 188. 188 A. 191.
192. 199. 203. 207. 208. 211.
213 A. 215. 221. 222. 224. 225.
226. 226 A. 231. 232. 233.
XI, S. 168. 178.
Abdul Ahad Chan, Emir von
Bochara 1885/1911.
VII, S. 417.
XII, S. 137.
Abdul A s i s , Sultan von Marokko
1894/1908.
VIII, S. 329 A. 330 A. 333. 335. 337.
338.
Abdul Asis, türk. Sultan 1861/76.
X, S. 75. 84. 84 A. 106.
XII, S. 18. 259. 563.
Abdul Hamid II., türk. Sultan
1876/1909.
VII, S. 6. 25. 26. 27. 76. 267.
VIII, S. 35. 67. 68. 69. 70 A. 145.
146. 147. 154. 155. 156. 157.
158. 159. 161. 162. 164. 165.
166. 167. 168. 169. 170. 173.
174. 175. 176. 177. 178. 179,
179 A. 180 A. 181. 181 A. 182.
183. 183 A. 189. 190. 191. 192.
193. 194. 195. 196. 197. 198.
199. 200. 201. 202. 203. 205.
206. 207. 208. 209. 211. 212.
213. 213 A. 214. 215. 221. 228.
229. 230. 231. 250. 251. 253.
258. 260. 262. 266. 268. 269.
270. 271 A. 274. 275. 276. 277.
281. 282. 283. 285. 287. 290.
390. 471.
IX, S. 3. 8. 11. 12. 13. 14. 16. 17.
18. 19. 20. 21. 24. 26. 27. 28.
31. 35. 36. 41. 42. 43. 44. 44 A.
46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.
56. 57. 59. 61. 62. 64. 66. 70.
71. 72. 73. 74. 75. 75 A. 76.
78. 89. 91. 92. 93. 111. 112.
113. 135. 189. 189 A. 190. 191.
192. 194. 195. 197 A. 198. 199.
199 A. 200. 200 A. 201. 201 A.
202. 203. 204. 205. 206. 207.
208. 209. 210. 211. 212. 213.
222. 224. 225. 226. 227. 228.
229. 230. 231. 232. 233. 234.
237.
X, S. 10. 25. 28. 32 A. 33. 39.
40. 41. 42. 43. 44. 45. 45 A. 46.
48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55.
56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 65.
66. 69. 71. 72. 74. 75. 76. 77.
78. 79. 83. 84. 91. 92. 93. 93 A.
95. 96. 97. 98. 101. 102. 103.
105. 106. 107. 108. 109. 110.
111. 115. 116. 117. 118. 127.
128. 132. 132 A. 133. 145. 149 A.
153. 163. 164. 173. 174. 176.
177. 181. 182. 183. 184. 186.
187. 188. 189. 190. 191. 193.
194. 195. 196. 197. 208. 220.
224. 230. 250. 257.
XI, S. 103. 105. 136. 137. 138. 145.
147. 148. 150. 154. 168. 178.
179. 190. 340. 357. 358. 360.
XII, S. 3. 5. 7. 17. 18. 19. 20. 21.
22. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.
31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.
37 A. 38. 39. 40. 41. 43. 52 A.
62 A. 63. 65. 81. 84. 86. 87.
95. 96. 102. 111. 115. 115 A.
116. 121. 122. 124. 126. 134.
134 A. 137. 140. 142. 143. 145.
146. 147. 147 A. 148. 149. 149 A.
159. 179. 184. 185. 189. 190.
193. 195. 197. 201. 205. 206.
207 A. 212. 213. 221. 223. 225.
225 A. 226. 227. 228. 229. 230.
231. 234. 235. 236. 238. 239.
41 Die Große Politik. 12. Bd.
641
240. 241. 242. 243. 244. 245.
247. 248. 249. 250. 251. 252.
252 A. 253. 253 A. 254.255. 257.
257 A. 258. 259. 263. 264. 265.
266. 267. 268. 270. 271. 271 A.
272. 278. 287. 311. 315. 316.
332. 333. 334. 338. 339. 340.
341. 352. 382. 399. 400. 411.
412. 419. 422. 423. 423 A. 424.
425. 426. 427. 428. 429. 430.
441 A. 444. 446. 449. 450. 451 A.
456. 457. 458. 461. 462. 463.
465. 466. 469. 470. 471. 472.
474. 475. 476. 477. 478. 479.
480. 484. 485. 487. 488. 490.
491. 492. 493. 493 A. 494. 497.
500. 501. 502. 503. 506. 507.
508. 509. 509 A. 510. 511. 517.
518. 527. 528. 530. 532. 533.
537. 540. 541. 547 A. 557. 558.
560. 561. 563. 564. 565. 566.
567. 568. 569. 570. 571 A. 572.
573. 574. 575 A. 577. 578. 579.
580. 581. 582. 583. 584. 585.
593. 594. 595. 596. 597. 598.
599. 600. 602. 602 A. 603. 604.
605. 606. 607. 607 A. 608. 609.
610. 612. 613. 618. 618 A. 619.
620 621. 622. 634.
Abdullah Pascha, türk. Divisions-
general, Generalgouverneur von
Kreta (1896).
IX, S. 204. 205. 206.
XII, S. 156. 159. 179. 181.
Abdullah Taashi, Mahdi, Oberbe-
fehlshaber der Derwische, Nach-
folger des Mahdi Mohammed
Ahmed, 1885/99.
XI, S. 152. 164. 238. 261.
XII. S. 612 A.
Abdur Rahman Chan, Emir von
Afghanistan 1880/1901.
VIII, S. 78.
Abessinien, s. Johannes, Menelik.
Aberdare, Lord, Direktor der
„Royal Niger Company" (1890).
VIII, S. 14.
A c c i n n i , ital. Vizeadmiral (1895).
X, S. 175. 179. 212.
A c h i k i a n , Choran, armen, grego-
rian. Patriarch in Konstanti-
nopel (1890).
IX, S. 190. 191. 191 A.
A d a 1 b e r t , Prinz von Preußen, drit-
ter Sohn Kaiser Wilhelms II.
IX, S. 368.
Adam, Juliette, franz. Schriftstel-
lerin.
VII, S. 255.
Adolf, Herzog zu Nassau, Groß-
herzog von Luxemburg 1890 bis
1905.
VII, S. 327.
Ägypten, s. Abbas II. Hilmi, Is-
mail, Mehemed Tewfik.
Aehrenthal, Alois Freiherr von,
Botschaftsrat bei der österr.-ung.
Botschaft in Petersburg 1888 bis
1894, Gesandter in Bukarest 1895
bis 1899, Botschafter in Peters-
burg 1899/1906.
VII, S. 209.
IX, S. 37. 38.
XI, S. 301.
XII, S. 538. 538 A.
Afghanistan s. Abdur Rahman.
Ahmed ben Mussa, marokkan.
Großwesir (1895).
VIII, S. 336, 338. 339. 339 A.
A h 1 w a r d t , Rektor, Reichstagsabge-
ordneter (1893).
VII, S. 419 A.
Albert, König von Sachsen 1873
bis 1902.
VII, S. 110 A. 111. 113. 370. 371.
XII, S. 61. 62.
Albert, Prinz von Sachsen-Alten-
burg, Kommandeur der 3. Garde-
Kavallerie-Brigade, vorm. russ.
Generalmajor (1891).
VII, S. 202. 203. 413. 413 A. 414.
Albert, Prinz von Schleswig-Hol-
stein-Sonderburg-Glücksburg.
X, S. 67.
Albert Viktor, Herzog von Cla-
rence und Avondale, ältester
Sohn des Prinzen Eduard von
Wales, t 1892.
VII, S. 407. 407 A.
A 1 b r e c h t , Erzherzog von Öster-
reich, Feldmarschall, General-
Inspektor des k. u. k. Heeres
(1891).
VII, S. 111. 113. 114.
Alexander, Prinz von Battenberg,
Fürst von Bulgarien 1879/86.
IX, S. 21.
X, S. 143.
XII, S. 108. 110. 332. 462.
642
Alexander I. Obrenowitsch, König
von Serbien 1889/1903.
VII, S. 208. 208 A. 213.
IX, S. 22 A. 67.
XII, S. 113 A. 116. 117. 138. 141.142.
144. 147. 149. 548 A.
Alexander II., Kaiser von Ruß-
land 1855/81.
VII, S. 12. 26. 245. 254. 348. 357.
358. 375. 377. 378. 383. 421.
433. 436. 440.
IX, S. 22. 77. 77 A. 100. 101. 368.
XII, S. 288. 519. 546.
Alexander III., Kaiser von Ruß-
land 1881/94.
VII, S. 3. 3A. 4. 8. 9. 11. 12. 13.
14. 14 A. 15. 16. 17. 18. 20. 21.
27. 28. 30. 31. 34. 35. 39. 40.
54. 191. 192. 195. 200. 201. 202.
203. 204. 205. 206. 207. 207 A.
208. 209. 210. 211. 212. 213. 214.
216. 220. 220 A. 222. 223. 225,
227. 228. 228 A. 232. 233 A. 234.
234 A. 236. 237. 239 A. 240. 241.
242. 243. 244. 245. 246 A. 247.
247 A. 248. 249. 250. 252. 254.
255. 256. 258. 298. 312. 315. 317.
328. 328 A. 338. 343. 348. 349.
350. 351. 351 A. 352. 353. 353 A.
354. 356. 357. 358. 359. 360.
361. 364. 365. 366. 368. 370.
371. 372. 372 A. 373. 373 A. 374.
380. 383. 384. 401. 407. 408. 409.
409 A. 410. 411. 412. 413. 413 A.
414. 415. 416. 416 A. 417. 418.
419 A. 420. 420 A. 421. 422. 423.
424. 424 A. 426. 428. 429. 430.
431. 432. 432 A. 433. 436. 438.
439. 439 A. 440. 440 A. 444. 445.
451. 454. 457.
VIII, S. 63. 66. 70 A. 209. 211.
IX, S. 6. 8. 19. 21. 22. 37. 38. 63.
65. 77. 77 A. 87. 96. 97. 99.
100. 108. 110. 113. 135. 142.
148. 162. 170. 172. 180. 181.
181 A. 244. 338. 339. 341. 348 A.
349. 350. 357. 385.
XI, S. 353. 369 A. 374.
XII, S. 92 A. 94. 100.
Alexander Michailowitsch, Groß-
fürst von Rußland, Sohn des
Großfürsten Michael Nikolaje-
witsch.
IX, S. 340.
Alexandra, Prinzessin von Wales,
Gemahlin des Prinzen Eduard,
geb. Prinzessin von Dänemark.
XII, S. 310 A. 332 A.
Alexandra Feodorovvna, Kaiserin
von Rußland, Gemahlin Niko-
laus I., Tochter König Fried-
rich Wilhelms III. von Preußen.
VII, S. 378.
Alexandra Feodorowna, Kaiserin
von Rußland, Gemahlin Niko-
laus II., geb. Prinzessin Alix
von Hessen-Darmstadt.
VII, S. 455. 455 A. 457.
IX, S. 174. 338. 338 A. 339. 344.
351. 352. 358. 360. 361. 368.
385.
X S. 93. 98.
XI* S. 43. 209 A. 286. 347 A. 350 A.
351 A. 357 A. 359. 359 A. 360.
363. 363 A. 364. 365. 368.
369 A. 372.
XII, S. 3A. 53 A. 56 A. 59. 59 A. 60.
62 A. 438.
Alexandra Georgievvna, Gemahlin
des Großfürsten Paul von Ruß-
land, geb. Prinzessin von Grie-
chenland.
VII, S. 366.
Alexis Alexandrowitsch, Großfürst,
zweiter Sohn Kaiser Alexanders
II. von Rußland.
VII, S. 219. 249. 253. 359.
IX, S. 339.
XI, S. 342.
XII, S. 81.
Alfred, Herzog von Sachsen-Ko-
burg-Gotha 1893/1900, Herzog
von Edinburg, zweiter Sohn der
Königin Viktoria von England.
VII, S. 424 A. 425. 427.
IX, S. 101. 102. 170. 172.
Ali, Bey von Tunis 1882/1902.
VIII, S. 31. 37. 244. 245. 248. 249.
250. 251. 252. 253. 253 A. 256.
256 A. 259. 272. 273 A.
Ali b e n Said, Sultan von Sansi-
bar 1890/93.
VIII, S. 16. 23. 24. 28. 28 A. 29. 30.
31. 32. 32 A. 33. 36. 38. 39.
Allemand-Lavigerie, Kardi-
nal,Erzbischof von Algier (1891).
VII, S. 230.
Altvater, russ. General (1895).
IX, S. 364.
ii-
643
A 1 u 1 a , Ras, abessin. Häuptling und
Feldherr in Tiare.
VIII, S. 347A. 348. 349. 357. 358. 378.
XI, S. 260.
Alvensleben, Graf von, Gesandter
in Brüssel 1888/1901.
VIII, S. 428. 434. 439. 440. 457 A.
463 A.
IX, S. 160 A.
XII, S. 319 A.
Ambro von Adamocz, Baron,
Sekretär bei der österr.-ung. Bot-
schaft beim- Päpstl. Stuhl (1898).
XII, S. 615.
Anastasia, Großherzogin von
Mecklenburg-Schwerin, Gemah-
lin Friedrich Franz III., geb.
Großfürstin von Rußland.
XII, S. 84. 84 A.
Anderson, Sir Henry Percy, Ko-
lonialreferent im Foreign Office
1885/94, Unterstaatssekretär
1894/96.
VIII, S. 9. 9A. 10. 11. 11 A. 15. 17.
19. 19 A. 23. 440. 447. 473 A.
474 A.
Anna, Prinzessin von Battenberg,
Gemahlin des Prinzen Franz Jo-
seph, geb. Prinzessin von Mon-
tenegro.
XII, S. 449 A. 481.
Andrässy, Julius Graf, österr.-ung.
Minister des Äußern 1871/79.
VII, S. 26.
Andrew, russ. Admiral, Befehls-
haber des russ. Mittelmeerge-
schwaders (1897).
XII, S. 318.
Anthymos VII., ökumenischer Pa-
triarch in Konstantinopel 1894/97.
XII., S. 110. 112. 140. 148. 150.
A n t o n e 1 1 i , Conte, Unterstaatsse-
kretär im ital. Ministerium des
Äußern (1890, 1894).
VIII, S. 349. 361.
Antonowitsch, Adjunkt des russ.
Finanzministers Witte (1894).
VII, S. 456. 456 A. 457.
Aoki, Vicomte, Japan. Gesandter in
Berlin 1892/98.
IX, S. 245 A. 255. 256. 260. 261. 271.
279 A. 282. 283. 285. 330.
A r a b i Pascha, aufständischer ägypt.
General (1882).
XI, S. 146 A.
Arenberg, August Prinz von,
franz. Abgeordneter.
XI, S. 160.
Arenberg, Franz Prinz von,
Reichstagsabgeordneter.
XII, S. 5S9. 589 A. 619. 623.
A r g y 1 1 , Duke of , engl. Staatsmann
und Publizist.
X, S. 71. 81 A. 251.
XI, S. 8.
A r i f Bey, Kammerherr des Sultans
Abdul Hamid II. (1896).
XII, S. 34. 36.
A s c h i n o w , russ. Offizier, „der
freie Kosak".
VII, S. 191 A. 265 A.
Assim Bey, türk. Gesandter in
Athen 1895/97, designierter Ge-
sandter beim Päpstl. Stuhl 1893.
XII, S. 605. 605 A. 606.
Atta Joseph, Sekretär des Negus
Menelik II. von Abessinien
(1896).
XI, S. 259.
A u b e r t , franz. Konsul in Pretoria
(1896).
XI, S. 29.
A u b i g n y , Comte d', franz. Ge-
neralkonsul in Kairo 1888/91,
Gesandter in Tanger 1891/94.
VIII, S. 155. 160. 319. 322. 323. 324A.
327.
Auguste Viktoria, Deutsche
Kaiserin und Königin von Preu-
ßen, Gemahlin Kaiser Wil-
helms II., geb. Prinzessin von
Schleswig -Holstein - Sonderburg-
Augustenburg.
VIII, S. 65 A. 68.
IX, S. 224. 368.
X, S. 164.
XI, S. 127 A. 177 A. 247 A. 276.
341 A. 357 A. 370.
XII, S. 112. 575 A.
August Wilhelm, Prinz von
Preußen, vierter Sohn Kaiser
Wilhelms II.
IX, S. 368.
A u m a 1 e , Henry Duc d'Orleans,
Sohn Louis Philipps.
XII, S. 95. 100. 107.
Avarna, Ducad', ital. Gesandter in
Athen 1896/1902.
XII, S. 182. 183. 185. 311. 312. 317.
323. 325. 354. 355. 364 A. 397.
644
398 A. 415. 416. 417. 421.
421 A. 422. 423.
A u r e 1 i a n , rumän. Ministerpräsident
1896/97.
XI, S. 309 A.
Avellan, russ. Admiral (1893).
VII, S. 246 A. 249. 250. 253. 342.
XI, S. 363.
A z a r i a n , Peter, armen, kathol. Pa-
triarch in Konstantinopel (1895,
1898).
X, S. 104. 105. 115. 134.
XII, S. 601.
Bachmetiew, russ. Generalkonsul
in Sofia 1897/1906.
XII, S. 515. 516. 518. 519. 522. 523.
525. 530. 536. 544. 547. 550.
551. 552. 553.
Baden, s. Friedrich I., Josephine.
B a d e n i , Graf, österr.-ung. Minister-
präsident und Minister des In-
nern 1895/97.
X, S. 161. 161 A. 162. 209.
XII, S. 293.
Bahri Pascha, türk. Generalgouver-
neur von Charput (1894).
IX, S. 207. 211.
Baidissera, ital. General, Ober-
kommandierender der Truppen
in Abessinien (1896).
XI, S. 234. 247 A. 248. 250. 251. 256.
260. 261.
Balfour, Arthur James, Erster
Lord des Schatzes 1891/92, 1895
bis 1902 in den Kabinetten Salis-
bury.
XI, S. 149.
XII, S. 371.
B a r a n o w , Eduard Graf, Chef des
ökonomischen Departements des
russ. Reichsrats (1884).
VII, S. 393.
Baratieri, ital. General, Gouver-
neur von Erythräa 1891/96.
VIII, S. 374. 374 A. 375. 376. 376 A.
377.
IX, S. 177 A.
XI, S. 213. 214. 215. 220. 226. 227.
234. 244. 247 A.
Barbey, franz. Marineminister im
Kabinett Freycinet 1890/92.
VII, S. 221.
Bariatinsky, Alexander Iwano-
witsch Fürst, russ. Feldmar-
schall, Oberbefehlshaber der Ar-
mee im Kaukasus 1856/62.
VII, S. 375. 376.
Bariatinsky, Anatol Fürst, Vater
des Fürsten Wladimir Anatolo-
witsch.
VII, S. 359.
Bariatinsky, Nadina Fürstin, Ge-
mahlin des Fürsten Wladimir
Anatolowitsch, geb. Gräfin Sten-
bock-Fermor.
VII, S. 359.
Bariatinsky, Olympia Fürstin,
Mutter des Fürsten Wladimir
Anatolowitsch.
VII, S. 359.
Bariatinsky, Wladimir Anatolo-
witsch Fürst, russ. General-
major, Oberstjägermeister, Be-
gleiter des Thronfolgers auf der
Orientreise 1890/91.
VII, S. 358. 359. 360.
Baring, s. Cromer.
Barkhausen, Präsident des Evan-
gelischenOberkirchenrats (1897).
XII, S. 557 A.
Barone, Dolmetscher bei der ital.
Botschaft in Konstantinopel
(1895).
X, S. 67. 70.
Ba r o ß , ung. Handelsminister (1891).
VII, S. 164.
Barrere, franz. Botschafter in Bern
1894/97, in Rom seit 1897.
XI, S. 54 A.
Bartels, Generalkonsul in Moskau
(1892).
VII, S. 382.
Barthelemy-St. Hilaire, Jules,
franz. Minister des Äußern im
Kabinett Ferry 1880/81.
VII, S. 70.
VIII, S. 239. 254. 273 A.
B a r t h o u , franz. Minister des Innern
im Kabinett Meline 189698.
XI, S. 371.
Bashford, J. L., engl. Journalist,
Korrespondent des „Daily Tele-
graph" in Berlin.
VII, S. 104. 104 A.
XI, S. 375.
Bassargin, russ. Konteradmiral
(1890).
VII, S. 359. 360.
645
Battenberg, s. Alexander, Anna,
Franz Joseph.
B a u d i n , franz. Abgeordneter (1896).
XI, S. 374.
Bauer, Bischof von Brunn (1895).
VII, S. 143 A.
Bayern, s. Elisabeth.
Beaconsfield, Earl of (Benjamin
Disraeli), engl. Premierminister
1874/80.
VIII, S. 78.
IX, S. 125.
Beaumanoir, Marquis de l'Angle,
franz. Senator (1895).
IX, S. 413. 413 A.
B e b e 1 , August, Reichstagsabgeord-
neter.
VII, S. 367.
Beccaria Incisa, Marchese di,
ital. Botschaftsrat in Berlin
(1890, 1891), Gesandter in Bu-
karest 1895/1911.
VIII, S. 27 A. 244. 244 A. 251. 252.
255. 259. 300. 300 A. 301.
XI, S. 307.
Beck, Freiherr von, österr.-ung.
Feldmarschalleutnant, Chef des
Generalstabes 1881/1906.
VII, S. 111. 112. 113. 225. 226. 411.
IX, S. 4.
XI, S. 109. 110. 111. 112. 114. 115.
313.
XII, S. 275.
Becker, Konsul in Kairo (1890).
VIII, S. 156.
Beelaerts, van Blokland, Ge-
sandter der Südafrikan. Repu-
blik im Haag und in Berlin
(1896).
XI, S. 28.
B e h a i n e , Lefebvre de, franz. Bot-
schafter beim Päpstl. Stuhl
(1898).
XII, S. 635, 636.
B e 1 d i m a n , Alexander, Erster Se-
kretär bei der rumän. Gesandt-
schaft in Berlin (1883), Ge-
sandter in Berlin 1896/1916.
VII, S. 152.
XI, S. 310.
Belgien, s. Leopold II.
B e 1 i n , franz. Schriftsteller.
XII, S. 600.
Below-Rutzau, von, Sekretär bei
der preuß. Gesandtschaft beim
Päpstl. Stuhl (1898).
XII, S. 613 A. 618. 625. 626.
Benckendorff, Alexander Graf
von, russ. Gesandter in Kopen-
hagen 1897/1902.
XII, S. 288. 288 A. 289.
Benckendorff, Paul Graf von,
russ. Hofmarschall, Chef der
Haupthofverwaltung (1895).
IX, S. 358.
Benderew, bulg. Offizier.
XII, S. 110. 111. 518. 518 A. 519 A.
Benomar, Conde, span. Botschafter
in Rom 1890/93, 1895/1901.
VIII, S. 320.
Berchem, Max Graf von, Unter-
staatssekretär im A. A. 1886/90.
VII, S. 4A. 5A. 6A. 7 A. 10 A.
42 A. 47 A. 48. 48 A. 49.
Beresford, Charles Lord, engl. Ad-
miral.
IX, S. 101.
Berg, Friedrich Wilhelm Graf von,
russ. Feldmarschall.
VII, S. 376.
Berger, franz. Offizier, Präsident
der türk. Dette Publique in Kon-
stantinopel (1898).
XII, S. 570.
Bergeron, franz. Konsul in Er-
serum 1891/97.
IX, S. 212. 219. 220.
X, S. 119. 120.
Bergs ma, niederl. Generalkonsul in
Pretoria (1896).
XI, S. 29.
Berlepsch, Freiherr von, preuß.
Minister für Handel u. Gewerbe
1890/96.
VII, S. 392. 394. 395. 448. 451.
Berthelot, franz. Chemiker, Mini-
ster des Äußern im Kabinett
Bourgeois 1895/96.
IX, S. 422 A.
X, S. 154 A. 189. 190. 227. 22S.
XI, S. 81. 81 A. 82 A. 146. 151. 156.
157. 159. 160. 161. 168. 174.
174 A. 175. 196. 219. 288. 289.
290. 291. 320. 322. 333. 337.
Bertram, preuß. Steuerrat, türk.
Unterstaatssekretär in der Ab-
teilung der indirekten Steuern
(1895).
IX, S. 227. 228. 229.
646
Besnard, franz. Admiral, Marine-
minister im Kabinett Dupuy 1894
bis 1895.
IX, S. 399. 400. 401. 402.
Biliotti, Sir Alfred, engl. Konsul
in Kanea 1885/98.
XII, S. 158.
B i 1 1 o t , Albert, franz. Gesandter in
Lissabon 1885/90, Botschafter in
Rom 1890/97.
VII, S. 71. 72. 91. 92. 134.
VIII, S. 63.
X, S. 179. 221.
XI, S. 89. 293.
Billot, Jean Baptiste, franz. General
und Kriegsminister im Kabinett
Meline 1896/98.
VII, S. 288.
XI, S. 365. 378.
B i s i o , Marchese Guasco di, ital. Bot-
schaftsrat in Konstantinopel
(1893, 1895).
VIII, S. 280.
X, S. 67. 70. 71. 73.
B i s m a r c k , Herbert Graf von,
Staatssekretär des A. A. 1886
bis 1890.
VII, S. 10 A. 21. 350.
VIII, S. 436.
IX, S. 22 A. 60. 76 A. 368.
Bismarck, Otto Fürst von, Reichs-
kanzler 1871/90.
VII, S. 3. 3 A. 4. 5. 5 A. 6 A. 7 A. 8.
9. 10 A. 12. 13. 14. 16. 21. 23.
23 A. 27. 29. 34. 35. 36. 37. 38.
40. 41 A. 42 A. 43. 43 A. 46.
46 A. 47. 48. 48 A. 83. 114. 122 A.
146. 151 A. 152 A. 158. 204 A.
247. 264. 268. 323. 323 A. 336 A.
340. 348. 353 A. 354. 362. 364.
369. 393. 393 A. 395. 401. 402.
414. 433. 449. 452.
VIII, S. 5. 26. 29. 99. 121. 233. 234 A.
246. 263. 347. 355 A. 435. 436.
IX, S. 11. 23. 24. 35. 35 A. 39. 39 A.
50. 54 A. 55 A. 63. 64. 65. 67.
75 A. 76 A. 77 A. 83. 98. 107.
108. 109. 114. 136. 141. 161. 176.
200 A. 249. 353. 359. 368. 374.
X, S. 13. 31. 142. 148. 154. 216. 242.
XI, S. 118. 122. 189. 230. 273. 273 A.
274. 310. 310 A. 325. 326. 333.
364. 365. 375 A. 376. 382. 383.
XII, S. 94. 100. 101. 103. 186. 403.
573.
B 1 a n c , Alberto Barone, ital. Bot-
schafter in Konstantinopel 1887
bis 1891, Minister des Äußern
im Kabinett Crispi 1893/96.
VII, S. 137. 137 A. 138. 139. 141.142.
144. 145. 147.
VIII, S. 128. 128 A. 130. 131. 132.133.
134. 134 A. 135. 136. 137. 138.
139. 140. 141. 287. 288. 325.
326. 327. 328. 329. 332. 333.
334. 338. 358. 358 A. 359. 360.
361. 362. 362 A. 363. 364. 369.
370. 371. 372. 373. 374. 375.
375 A. 376. 377. 378. 379. 380.
381. 382. 383. 384. 385. 393. 433.
IX, S. 72. 73. 106. 106 A. 182. 215.
216. 217. 218. 220. 222. 223.
382. 425.
X, S. 3. 4. 5. 9. 10. 11. 114. 123.
124. 125. 126. 169. 170. 171.
172. 174. 175. 178. 179. 185. 186.
191. 201. 202. 207. 208. 210.
211. 212. 217. 218. 219. 220.
221. 222. 223. 224. 226. 227.
229. 229 A. 232. 233. 234. 237.
XI, S. 11 A. 30 A. 67. 67 A. 72. 73.
77. 77 A. 78. 78 A. 79. 80. 86.
87. 88. 89. 89 A. 90. 91. 97. 98.
103. 213. 213 A. 214. 218. 219.
220. 221. 223. 224. 226. 227.
232. 233. 234. 250. 261. 267. 268.
268 A. 269. 270. 271. 271 A. 272.
287. 287 A: 288. 289. 297.
XII, S. 96. 97. •
Block, Adam, Erster Dragoman bei
der engl. Botschaft in Konstan-
tinopel (1895).
IX, S. 229. 235.
Blunt Pascha, General, engl. Offi-
zier in türk. Diensten (1896).
XII, S. 30. 33. 34. 36.
Bochara, s. Abdul Ahad.
Bodio, Generaldirektor des ital.
Statistischen Amts (1896).
XI, S. 89. 89 A. 288.
Boetticher, Heinrich von, Staats-
sekretär des Reichsamts des»
Innern und Vizepräsident des
preuß. Staatsministeriums 1880
bis 1897.
VII, S. 448.
Boisdeffre, Le Mouton de, franz.
General, Chef des Generalstabs
1894/99.
647
VII, S. 195 A. 218. 233. 233 A. 234.
234 A.
XI, S. 378.
Bonghi, Ruggero, ital. Abgeord-
neter und Publizist.
VII, S. 71. 140. 146.
Bonin, Conte di, Unterstaatssekretär
im ital. Ministerium des Äußern
(1896).
XI, S. 258. 284. 298.
Bonnat, franz. Porträtmaler.
VII, S. 277.
B o n n e 1 1 i , Erzbischof von Palmyra,
apostol. Delegat in Konstanti-
nopel (1898).
XII, S. 598. 599. 606.
Boris, Kronprinz von Bulgarien,
Fürst von Tirnowo, ältester Sohn
des Fürsten Ferdinand.
IX, S. 94 A. 116 A.
XII, S. 92 A. 94. 94 A. 95. 95A.97A.
98A. 100. 106A. 112. 112A.
135 A. 551. 552 A.
Bosquet, franz. Marschall (1894).
IX, S. 386.
Bosse, preuß. Kultusminister 1892
bis 1899.
VII, S. 448.
Botkin, Erster Sekretär bei der
russ. diplom. Agentur in Sofia
(1898).
XII, S. 530.
Bouguereau, franz. Maler.
VII, S. 273. 277. •
Boulanger, franz. General, Kriegs-
minister in den Kabinetten Frey-
cinet und Goblet 1886/87.
VII, S. 28. 140. 191. 191 A. 266. 301.
313. 315.
IX, S. 389. 390. 391.
B o u 1 i n i e r e , de la, Botschaftsrat
bei der franz. Botschaft in Kon-
stantinopel (1897, 1898).
XII, S. 441. 441 A. 442. 442 A. 443.
445. 446. 447. 449. 453. 454.
462. 465. 469. 470. 498. 604. 605.
Bouree, franz. Gesandter in Athen
1894/98.
XII, S. 176. 182. 183. 185. 311. 312.
314. 317. 323. 325. 354. 355.
364 A. 397. 398 A. 415. 416.
417. 421. 421 A. 422. 423.
Bourgeois, Leon, franz. Unter-
richtsminister in den Kabinetten
Freycinct und Loubet 1890/92.
Ministerpräsident 1895/96, Mini-
sterpräsident und Minister des
Äußern 1S96.
VII, S. 294. 318.
IX, S. 379 A. 391. 422. 422 A.
X, S. 154. 154 A.
XI, S. 81 A. 89. 159. 174. 174 A. 175.
176. 176 A. 180. 180 A. 183 A.
288. 337. 340. 342. 346 A. 372.
B o u t i r o n , Botschaftsrat bei der
franz. Botschaft in Berlin (1898).
XII, S. 504.
Brandes, Korrespondent des „Ber-
liner Tageblatts" in Paris (1893).
VII, S. 334. 334 A.
Brandt, von, Gesandter in Peking
1874/92.
IX, S. 263. 263 A. 266 A.
XI, S. 189. 333.
Bratianu, Joan, rumän. Minister-
präsident 1881/88.
VII, S. 151. 154. 158. 179. 180.
B r a u e r, von, Generalkonsul in Kairo
1888/90.
VII, S. 267 A.
VIII, S. 149. 150.
Braunbehrens, Unterstaatssekre-
tär im preuß. Ministerium des
Innern (1S90).
VII, S. 192.
Braunschweig, s. Ernst August.
Bray-Steinburg, Hippolyt Graf
von, Gesandter in Belgrad 1879
bis 1892, in Bukarest 1897/99.
IX, S. 81. 82.
XII, S. 319 A.
Brin, Benedetto, ital. Admiral, Mini-
ster des Äußern im Kabinett
Giolitti 1S92/93, Marineminister
im Kabinett Rudini 1896/98.
VII, S. 123. 123 A. 127. 130.
VIII, S. 80. 81. 82. 86. 86 A. 90. 91.
103 A. 106. 112. 113. 284. 285.
320.
XI, S. 214. 247. 276.
Brincken, Egon Freiherr von den,
Gesandter in Kopenhagen 1SS7
bis 1895, im Haag 1895/99.
VII, S. 409.
IX, S. 160 A.
XII, S. 319 A.
B r i s s o n , Präsident der franz. Kam-
mer (1895, 1896).
IX, S. 404.
XI, S. 365. 378.
648
Bronsart von Sc h e 1 1 e n d o r f ,
Walter, preuß. Kriegsminister
1893/96.
VII, S. 418.
IX, S. 261.
Brück, Karl Freiherr von, österr.-
ung. Botschafter in Rom 1886
bis 1895.
VII, S. 56. 57. 58. 59. 61. 115.
VIII, S. 383.
IX, S. 177, 379. 380.
Budberg, Baron von, Botschaftsrat
bei der russ. Botschaft in Berlin
(1S96, 1897).
XI, S. 188.
XII, S. 343. 344. 346. 347.
B ü 1 o w , Alfred von, Erster Sekretär
bei der Botschaft in Petersburg
1891/92.
VII, S. 234 A.
B ü I o w , Bernhard von, Graf (seit
23. Juni 1899), Fürst (seit 6.
Juni 1905), Gesandter in Buka-
rest 18S8/94, Botschafter in Rom
1894/97, Staatssekretär des A. A.
1 897/1900, Reichskanzler 1900
bis 1909.
VII, S. 5 A. 34. 146. 155. 156. 157.
169. 171. 174. 177. 183. 215 A.
VIII, S. 128 A. 134 A. 140 A. 287.
360 A. 362 A. 375 A. 383. 474 A.
IX, S. 66 A. 106. 117. 160 A. 172 A.
242 A. 245 A. 333 A.
X, S. 9. 27 A. 99 A. 113. 121 A. 126.
170. 186. 202. 205. 214 A.
XI, S. 10 A. IIA. 30 A. 77 A. 78 A.
80. 86 A. 88 A. 92 A. 104 A.
131 A. 145 A. 155 A. 157 A. 165.
213 A. 218. 233 A. 257. 268 A.
270. 270 A. 271 A. 287 A.
XII, S. 5 A. 257. 298 A. 319 A. 326 A.
329. 329 A. 330. 334 A. 351 A.
433 A. 441 A. 483. 483 A. 497 A.
503. 504. 557 A. 575 A. 576 A.
578. 5",9A. 5S0A. 594. 607 A.
623 A. 624. 626 A. 636 A.
Bülow, Otto von, preuß. Gesandter
beim Päpstl. Stuhl 1892/98.
XII, S. 592. 592 A. 623 A. 625 A.
B u 1 a z e 1 1 , Botschaftsrat bei der russ.
ßotscha.t in Berlin (1898).
XII, 3. 503.
Bulgarien, s. Alexander, Boris,
Ferdinand, Marie Luise.
Bunge, russ. Finanzminister 1882/87.
VII, S. 393.
Bunsen, Sir M. de, Botschaftsrat
bei der engl. Botschaft in Kon-
stantinopel (1898).
XII, S. 571.
B u r i ä n , von, österr.-ung. General-
konsul in Sofia 1887/95.
IX, S. 96. 147.
X, S. 142.
XII, S. 92. 99. 123.
Busch, Klemens August, Unterstaats-
sekretär im A. A. 1881/85.
XI, S. 41.
Caliban (Pseudonym), franz. Jour-
nalist.
VII, S. 279.
Calice, Heinrich Freiherr von,
österr.-ung. Botschafter in Kon-
stantinopel 1880/19C6.
VIII, S. 162. 180 A. 190. 279. 281.282.
IX, S. 13. 40. 72. 73. 75 A. 110. 112.
117. 117 A. 121. 122. 234.
X, S. 40 A. 53. 54. 63. 67. 70. 71.
73. 97. 98. 99. 102. 104. 107. 108.
109. 115. 116. 116A. 117. 118.
121. 122. 126. 127. 128. 131.
133. 134. 134 A. 135. 145. 172.
173. 174. 177. 182. 183. 185.
186. 187. 189. 191. 192. 193.
194. 197. 224. 258.
XI, S. 143. 146.
XII. S. 4. 5. 6A. 7. 15. 20. 21. 22.
23. 26. 40. 42. 43. 86. 112.
121. 122. 140. 159. 160. 163.
163 A. 164. 166. 170. 171. 172.
173. 180. 181. 183. 185. 202.
203. 205. 207. 207 A. 213. 216.
217. 217 A. 219. 222. 226. 227.
228. 229. 239. 240. 241. 242.
244. 245. 246. 249. 251. 251 A.
252. 252 A. 254. 255. 256. 257.
258. 259. 260. 262 A. 263. 264.
265. 266. 267. 268. 269. 270.
271. 271 A. 272. 309 A. 318.
319. 325. 330. 339. 369. 374.
395. 398. 398 A. 405. 423.
423 A. 425. 425 A. 427. 429 A.
430. 430 A. 432. 441. 441 A. 442.
442 A. 443. 444. 445. 446. 447.
449. 453. 454. 462. 465. 469. 470.
473. 474. 477. 479. 481. 485. 486.
498. 500. 508. 516. 517. 523. 524.
649
525. 527. 530. 532. 533. 534. 535.
536. 541.
Call zu Rosenburg und Kulm-
bach, Freiherr von, Sekretär
bei der österr.-ung. Botschaft
in Berlin 1894/95, Generalkon-
sul in Sofia 1893/1900.
X, S. 63. 64. 65.
XII, S. 106. 111. 112. 114 A. 515.
516. 529. 550. 551. 553.
Calmette, Oaston, franz. Jour-
nalist, Korrespondent des „Fi-
garo".
VII, S. 145. 145 A.
Cambon, Madame, Gemahlin des
franz. Botschafters Paul Cambon.
XI, S. 140.
Cambon, Paul, franz. Botschafter
in Madrid 1886/91, in Konstan-
tinopel 1891/98.
VIII, S. 189. 199. 282. 285. 298. 313.
IX, S. 111. 126. 229. 229 A. 230. 231.
235.
X, S. 40 A. 43. 45. 47. 50. 52. 53.
55. 61. 62. 65. 67. 68. 69. 70. 71.
73. 74. 78. 79. 97. 98. 99. 102.
104. 107. 108. 109. 115. 116.
118. 121. 122. 126. 127. 133. 134.
134 A. 135. 172. 173. 177. 182.
183. 185. 186. 187. 189. 191. 192.
193. 194. 197. 224. 258.
XI, S. 135. 135 A. 140. 146. 190. 339.
340.
XII, S. 4. 5. 6A. 7. 15. 20. 21. 22.
23. 26. 37 A. 38. 39. 40. 40 A.
41. 42. 43. 86. 122. 140. 158.
159. 160. 162. 163. 163 A. 164.
165. 166. 170. 171. 172. 173.
180. 181. 183. 185. 197. 202.
203. 205. 207. 207 A. 213. 216.
217. 217 A. 219. 222. 225 A.
226. 228. 229. 239. 240. 241.
242. 244. 245. 246. 249. 251.
251 A. 252. 252 A. 254. 255.
256. 257. 258. 259. 260. 262 A.
263. 264. 265. 266. 267. 268.
269. 270. 271. 271 A. 272.
309 A. 318. 319. 325. 330. 339.
369. 395. 398. 393 A. 405. 423.
423 A. 425. 425 A. 427. 429 A.
430. 430 A. 432. 473. 474. 479.
481. 486. 500. 506. 508. 564.
578. 578 A. 582. 583. 605.
Campos, Martinez, span. Marschall
(1894).
VIII, S. 325 A. 328 A.
Canevaro, ital. Admiral, Minister
des Äußern im Kabinett Pelloux
1S98/99.
XII, S. 395. 395 A. 445. 466. 502.
502 A. 503. 510. 526. 527. 528.
530. 532. 534. 535. 544.
C a n i v e t , Raoul, franz. Journalist,
Redakteur des „Paris".
IX, S. 389.
Canovas del Castillo, Antonio,
span. Ministerpräsident 1890/92,
1805 97.
VII, S. 33 A. 54.
XI, S. 131.
Canrobert, franz. Marschall.
IX, S. 409.
Cantagalli, ital. Gesandter in
Tanger 1888/96.
VIII, S. 63. 294 A. 299. 307. 316. 317.
321. 334.
Caprivi, Leo von, Graf (seit 18. De-
zember 1891), preuß. General,
Reichskanzler 1890/94.
VII, S. 10 A. 16. 17. 28. 38. 39. 42A.
47. 47 A. 48. 48 A. 49. 53 A.
56 A. 58 A. 66. 73. 77. 97. 99.
102. 103. 104 A. 110 A. 171. 202.
226 A. 266 A. 267 A. 285A.29SA.
299 A. 308 A. 313 A. 329 A. 340.
347 A. 348. 349. 349 A. 351 A.
373 A. 383 A. 389. 402. 402 A.
403. 416 A. 418. 418 A. 430.
439. 439 A. 448. 449. 452.
VIII, S. 18. 30. 44 A. 75. 86 A. 177.
178. 179. 240. 249. 260. 273.
273 A. 416. 442 A. 465.
IX, S. 11. 33. 41 A. 46. 54. 54 A.
56 A. 58. 77 A. 80. 81. 87. 88.
97. 139. 140. 151. 198. 385.
Carnot, Comte de, franz. Staats-
mann und Kriegsminister unter
Napoleon I., Großvater des nach-
mal. Präsidenten der Republik.
VII, S. 281.
Carnot, Madame, Gemahlin des Prä-
sidenten der Franz. Pepublik.
VII, S. 293. 342.
Carnot, Sadi, Präsident der Franz.
Republik 1887/94.
VII, S. 69. 135. 137. 145. 145 A.
192 A. 200. 202. 203. 204. 205.
206. 207 A. 212. 213. 227. 232.
234. 235. 237. 239. 250. 250 A.
251. 258. 264. 266. 268. 268 A.
650
270. 275. 281. 282. 293. 294.
302. 304 A. 316. 317. 318. 319.
320. 321. 322. 326. 327. 328.
338. 340. 340 A. 394. 394 A. 410.
IX, S. 180. 180 A. 362 A. 402. 403.
409.
Carp, Peter, rumän. Gesandter in
Wien 1883/87, Ackerbauminister
im Kabinett Catargi 1891/95.
VII, S. 152. 157. 164. 172. 172 A. 173.
174. 175. 179.
Casa la Iglesia, Marquis span.
Botschafter in London 1890/93.
VIII, S. 306. 310. 312. 313. 316.
C a s e r i o , Italiener, Mörder Car-
nots.
VII, S 145 A. 340 A. 343.
IX, S. 180 A.
Casimir Perier, Jean Paul
Pierre, franz. Ministerpräsident
und Minister des Äußern 1893
bis 1894, Präsident der Repu-
blik 1894/95.
VII, S. 136. 339. 339 A. 340. 340 A.
341. 343.
IX, S. 387. 390. 393. 394. 395. 396.
398. 399 A.
Cassagnac, Paul de, franz. Ab-
geordneter und Journalist, Re-
dakteur des „Pays" und der
„Autorite".
VII, S. 264. 274.
Castillo, del, span. Gesandter in
Tokio 1888/95.
IX, S. 287.
C a t a 1 a n i , Botschaftsrat bei der
ital. Botschaft in London (1890),
Botschafter in Konstantinopel
1894/95.
VIII, S. 134. 134 A. 135. 241. 262.
IX, S. 182. 220. 221. 222. 223.
X, S. 40 A.
XII, S. 122.
Catargiu, A. C, rumän. Ge-
sandter in Petersburg 1893/95.
XII, S. 93.
Catargiu, Laskar, rumän. Minister
des Innern im Kabinett Florescu
1891, Ministerpräsident und Mi-
nister des Innern Dez. 1891
bis 1895.
VII, S. 152. 153 A. 154. 156. 164. 166.
172. 172 A. 173. 175. 176. 177.
178. 179. 180. 181.
IX, S. 64 A.
Cavaignac, Godef roy, franz. Ab-
geordneter, Marineminister im
Kabinett Loubet 1892, Kriegs-
minister in den Kabinetten Bour-
geois 1895/96 u. Brisson 1898.
IX, S. 367. 376. 422. 422 A.
X, S. 154. 154 A.
Cavalotti, ital. Abgeordneter.
VII, S. 56. 56 A. 104. 146.
XI, S. 214.
Cetto, Freiherr von, bayr. Gesand-
ter beim Päpstl. Stuhl (1898).
XII, S. 629. 630. 632.
Chadourne, franz. Journalist,
Korrespondent der „Agence
Havas" in Sofia.
IX, S. 83. 83 A.
Challemel-Lacour, Präsident
des franz. Senats (1894).
VII, S. 137. 341.
Chamberlain, Joseph, engl. Han-
delsminister im Kabinett Glad-
stone 1880/86, Staatssekretär der
Kolonien in den Kabinetten Sa-
lisbury und Balfour 1895/1903.
XI, S. 22. 23. 24. 26. 28. 49. 61.
136. 146. 149. 159. 169. 181.
197. 198. 205. 273.
XII, S. 472.
Chanzy, Antoine, franz. General,
Botschafter in Petersburg 1879
bis 1881.
VII, S. 224.
Chartres, s. Franziska, Robert.
Chaudordy, Comte, franz. Diplo-
mat.
XI, S. 325.
Chavannes, Puvis de, franz.
Maler.
VII, S. 279.
Chermside, engl. Oberst, Militär-
attache in Konstantinopel (1894).
IX, S. 203. 205.
C h i a 1 a , ital. Abgeordneter.
VIII, S. 56.
C h i 1 k o w , Fürst, russ. Eisenbahn-
minister (1896).
XII, S. 69.
China s. Tsai-Tien Kwangssü.
C h i r o 1 , engl. Journalist, Attache
im Foreign Office, Korrespon-
dent der „Times".
VIII, S. 232. 375. 376. 378. 386.
651
X, S. 26 A. 27 A.
XI, S. 32 A. 41. 45.
C h i w a , s. Rachim Bahadur.
Chrestowitsch, Gabriel Pascha,
türk. Generalgouvcrneur von Ost-
rumelien (1S85).
XII, S. 518. 518 A.
Christian IX., König von Däne-
mark 1863/1906.
VII, S. 240. 241. 407. 408. 409.
XII, S. 310 A.
Churchill, Lord Randolph, Mit-
glied des engl. Unterhauses seit
1S84, Schatzkanzler im Kabinett
Salisbury 1S86.
IX, S. 101. 168.
Cissey-Courtet, de, franz. Ge-
neral, Kriegsminister 1874/77.
IX, S. 162.
Clary, Graf, Sekretär bei der
österr.-ung. Botschaft in London
(1896).
XII, S. 193. 204.
Clemenceau, franz. Abgeordneter.
VII, S. 228. 237.
VIII, S. 28.
Clement, bulg. Metropolit (1896).
XII, S. 98. 98 A.
C 1 e v e 1 a n d , Präsident der Vereinig-
ten Staaten von Amerika 1885
bis 1889, 1893/97.
IX, S. 423. 424. 424 A.
X, S. 245 A.
XI, S. 58. 60. 82 A.
Cogordan, franz. Generalkonsul in
Kairo 1894/1902.
VIII, S. 222. 224. 225.
XI,' S. 135. 152.
C o 1 1 o b i a n o , Conte di, ital. Bot-
schafterin Konstantinopel 1S92/94.
VIII, S. 190. 285. 286.
IX, S. 117. 117 A. 121.
XI, S. 252.
Constans, franz. Minister des In-
nern im Kabinett Freycinet
1S90/92. Botschafter in Konstan-
tinopel 1898/1907.
VII, S. 192 A. 223. 229. 281. 282.294.
312.
XII, S. 516. 527. 532. 533. 534. 535.
541. 578 A. 581. 582. 583. 58!.
Coppee, Francois, franz. Schrift-
steller.
XII, S. 613.
C o r d i e r , franz. Senator, Präfekt
in Rouen (1888).
VII, S. 224.
Corti, Conte, ital. Botschafter in Kon-
stantinopel 1875/85, in London
1885 88.
IX, S. 75.
XII, S. 231 A.
Cosenz, ital. General, Chef des
Generalstabes 1881/92.
VII, S. 117.
Costa, ital. Abgeordneter (1895).
VII, S. 146.
Costaki Anthropulo Pascha, türk.
Botschafter in London 1896/1903.
XI, S. 136 A. 137. 148.
Courcel, Alphonse Baron de, franz.
Botschafter in Berlin 1882/86, in
London 1894/98.
VIII, S. 391. 461. 462. 471.
IX, S. 268. 269. 271. 417. 418. 420.
X, S. 28. 30. 30 A. 34. 35. 62.
XI, S. 44. 45. 45 A. 46. 47. 55. 55 A.
58. 71 A. 75. 76. 76 A. 78. 78 A.
81. 81 A. 135. 136. 139. 140.
146. 154. 156. 157. 158. 159.
162. 163. 171. 172. 173. 174.
175. 180. 181. 182. 186 A. 187.
189. 193. 194. 195. 196. 197. 198.
200. 201. 202. 205. 206. 207. 222.
246. 255. 291. 292. 317 A. 321.
323. 323 A. 330. 331. 332. 333.
338. 343.
XII, S. 76. 261. 261 A. 262. 372. 383.
385. 404. 405. 471.
Crispi, Francesco, ital. Abgeord-
neter seit 1861, Ministerpräsident,
Minister des Äußern und In-
nern 1887/91, Ministerpräsident
1893/96.
VII, S. 8. 53. 53 A. 54. 55. 56. 57.
58. 58 A. 59. 59 A. 60. 61. 62.
62 A. 63. 68. 69. 79. 80. 87. 92.
120. 136. 137. 137 A. 138. 139.
140. 146. 147. 217. 230. 364.
364 A.
VIII, S. 35. 37. 44. 44 A. 50. 62. 68.
99. 129. 130. 131. 132. 138.
240, 211. 242. 243. 244. 244 A.
246. 2-18. 249. 250. 252. 253. 254.
255. 256. 257. 257 A. 259. 260.
261. 262. 262 A. 263. 264. 265.
266. 267. 268. 269. 270. 271.
271 A. 272. 273. 273 A. 274. 276.
277. 278. 279. 2S0. 287. 287 A.
652
289. 290. 326. 327. 328. 329. 330.
331. 333. 334. 343. 344. 346.
347. 350. 351. 352. 353. 354.
354 A. 355 A. 357. 358 A. 359.
361. 362. 363. 364. 372. 373.
374. 379. 382. 384. 463.
IX, S. 15. 40. 40 A. 54. 54 A. 55.
56. 56 A. 91. 106. 106 A. 108.
217. 218. 222.
X, S. 5. 169. 170. 171. 201. 211. 221.
XI, S. 52. 67 A. 72. 73. 74. 76. 77 A.
88. 88 A. 89. 89 A. 90 A. 91.
97. 98. 131. 131 A. 155 A. 165.
172. 213. 214. 221. 224. 225. 226.
227. 228. 229. 230. 232. 241 A.
244. 248. 250. 261. 262. 267.
269. 270. 272. 275 A. 284. 285.
288. 289. 292. 293. 298. 324.
XII, S. 336.
Crom er, Lord (Sir Evelyn Baring),
engl. Generalkonsul und diplo-
matischer Agent in Kairo 1883 bis
1907.
VIII, S. 150. 152. 156. 159. 184. 185.
185 A. 186. 195. 215. 218. 221.
222. 224. 225. 226. 228 A. 232.
350. 360. 362. 362 A. 376. 400.
X S 7 9.
Xl', S. 68. 151. 153. 159. 163. 164.
165. 174. 202. 204. 205. 223.
223 A. 247. 343.
Cromer, Ethel, geb. Stanley, Ge-
mahlin Lord Cromers.
VIII, S. 232.
Culme-Seymour, Sir Michael,
engl. Admiral, Oberbefehlshaber
der Mittelmeerflotte.
VIII, S. 120 A.
IX, S. 232 A.
X, S. 212.
Cumberbatch, Henry Alfred,
engl. Konsul in Angora 1893/96.
XII, S. 39.
Cumberland, s. Ernst August.
Cuneo d'Ornano, franz. Abge-
ordneter, Redakteur des „Appel
au Peuple" (1891).
VII, S. 222.
Currie, Sir Philip, permanenter Un-
terstaatssekretär im Foreign Of-
fice 1889/94, Botschafter in Kon-
stantinopel 1894/98, in Rom
1898/1903.
VIII, S. 5. 84. 85. 87. 88. 93. 117. 118.
119 120. 122. 123. 124. 124 A.
125 127. 137. 150. 205. 228.
228 A. 229. 295. 313. 397. 401.
405. 406. 407. 408. 409. 411.
411 A.
IX, S. 7. 8. 48. 49. 52. 105. 113.
113 A. 114. 115. 116. 117. 117 A.
118. 119. 120. 121. 122. 122 A.
124. 126. 127. 128. 128 A. 202.
203. 205. 208. 210. 211. 212. 213.
219. 229. 229 A. 230. 231. 234.
235. 235 A. 236.
X, S. 40 A. 42. 43. 46. 47. 50. 51.
53. 55. 61. 65. 67. 68. 69. 70.
71. 73. 74. 78. 79. 80. 83. 84.
95. 96. 97. 98. 99. 102. 104. 107.
108. 109. 114. 114 A. 115. 116.
118. 118 A. 119. 121. 122. 126.
127. 131. 132. 133. 134. 134 A.
135. 172. 173. 177. 182. 183.
185. 186. 187. 189. 191. 192.
193. 194. 197. 224. 257. 258.
XI, S. 146. 340.
XII, S. 3. 4. 5. 6A. 7. 8. 15. 20. 21.
22. 23. 26. 38. 39. 40. 42. 43.
86. 122. 140. 159. 160. 162.
163. 163 A. 202. 203. 205. 207.
207 A. 213. 216. 217. 217 A.
219. 222. 226. 227. 228. 229.
239. 240.241. 242.244. 245.246.
249. 251. 251 A. 252. 252 A. 254.
255. 256. 257. 258. 259. 260.
262 A. 263. 264. 265. 266. 267.
268. 269. 270. 271. 271 A. 272.
309 A. 318. 319. 325. 330. 339.
369. 395. 398. 398 A. 405. 423.
423 A. 425. 425 A. 427. 428.
429 A. 430. 430 A. 432. 432 A.
441. 441 A. 442. 442 A. 443.
444. 445. 446. 447. 449. 453.
454. 462. 465. 469. 470. 473.
474. 479. 481. 486. 535. 571.
582.
Curtopassi, Marchese di, ital. Ge-
sandter in Bukarest 1888,95.
VII, S. 179.
Curzon, Lord George Nathaniel,
engl. Unterstaatssekretär für In-
dien 1891/92, Parlaments-Unter-
staatssekretär im Foreign Of-
fice 1895/98, Vizekönig von
Indien 1898/1905.
XI, S. 145. 187.
XII, S. 204. 392. 402. 408. 408 A. 409.
653
Dänemark s. Alexandra, Christian
IX., Luise, Maria Feodorowna.
Dalla Valle di Pomaro, Mar-
chese, Sekretär bei der ital. Bot-
schaft in Berlin (1S93).
VII, S. 127.
Dal Verme, Conte, ital. General
(1890).
VIII, S. 350. 350 A. 351.
D a m i a n i , Unterstaatssekretär im
ital. Ministerium des Äußern
(1890).
VIII, S. 347. 348. 349.
Danilowitsch, russ. General, Gou-
verneur des Großfürst-Thronfol-
gers Nikolaus, nachmal. Kaisers
Nikolaus II.
VII, S. 357. 361.
D a v o u s t , Duc d'Auerstaedt, franz.
General und Senator (1891).
VII, S. 288.
D e c r a i s , franz. Botschafter in Wien
1886/93, in London 1893/94.
VII, S. 215. 370.
VIII, S. 61. 62. 204. 220. 221.
Degiac Meschascha Norkie,
abessin. Gouverneur in Tigre.
VIII, S. 349. 357. 358. 378.
XI, S. 260.
Degiac Sejum, abessin. Häupt-
ling in Tigre.
VIII, S. 349. 357. 358. 378.
XI, S. 260.
D e g o u y , franz. Marineoffizier
(1894).
VII, S. 340. 340 A. 341.
IX, S. 409.
Deines, von, Major, Militärattache
in Wien 1885/93.
VII, S. 110. 111. 112. 113. 114.
Delcasse, franz. Minister des
Äußern im Kabinett Dupuy
1898/99.
XII, S. 636 A.
Delguey-Malavas, franz. Ma-
rineoffizier (1894).
VII, S. 340. 340 A. 341.
IX, S. 409.
Delyannis, N. P., griech. Ge-
sandter in Paris 1886/1910.
XII, S. 196. 323.
Delyannis, Th., griech. Minister-
präsident und Finanzminister
1895/97.
XII, S. 175. 176. 434. 470.
D e p r e t i s , ital. Ministerpräsident und
Minister des Äußern 1887.
VIII, S. 56. 347.
Derby, Earl of, engl. Staatssekretär
der Kolonien im Kabinett Glad-
stone 1882/85.
XI, S. 41 A.
D e r e n t h a 1 1 , von, Gesandter in Lis-
sabon 1894/97.
XI, S. 20 A.
Deroulede, Präsident der franz.
Patriotenliga.
VII, S. 197. 198. 199. 265. 276. 277.
278. 284. 288. 289. 315.
IX, S. 404. 409.
Destrees, franz. Generalkonsul in
Tripolis (1890, 1891).
VIII, S. 275. 276.
D e t a i 1 1 e , franz. Maler.
VII, S. 273. 277. 287.
Deutsches Reich s. Auguste
Viktoria, Friedrich III., Fried-
rich Wilhelm. Viktoria (Kaiserin),
Wilhelm, Wilhelm L, Wilhelm II.
Develle, franz. Minister des Äußern
in den Kabinetten Ribot und
Dupuy 1893.
VII, S. 127. 130. 134. 142. 246 A. 330.
330 A. 331. 332. 333. 334. 334 A.
VIII, S. 104. 104 A. 111.
De W e t , Sir Jacobus, engl. Agent
in Pretoria (1895).
XI, S. 17 A.
D e y m , Graf, österr.-ung. Botschafter
in London 1888/1903.
VIII, S. 46. 101. 102. 116. 127. 255.
438. 455. 456. 457. 459. 463.
467. 468. 469. 472.
IX, S. 116. 117 A. 119. 126. 127. 128.
129. 130. 131. 132. 133. 134.
138. 141. 148. 149. 152. 152 A.
153. 164. 165.
X, S. 18. 44. 107. 117. 124. 125.
174. 182. 188. 213. 214. 215.
216. 230. 232. 239. 240. 241.
243.
XI, S. 61. 95. 96. 99. 100. 101. 102.
104. 105. 143. 148. 169.
XII, S. 8. 10. 69. 70. 71. 78. 79.
80. 172. 177. 233. 243. 262.
264. 333. 334. 366 A. 372. 374.
375. 376. 384. 385. 391. 404.
406. 407.
D i 1 k e , Sir Charles, Mitglied des
engl. Unterhauses, Parlaments-
654
Unterstaatssekretär im Foreign
Office 1880 83.
VIII, S. 77. 86. 92. 98 A. 183 A.
IX, S. 104.
XI, S. 273.
Dimitrow, bulg. diplomatischer
Agent in Konstantinopel (1895,
1896).
XII, S. 122. 123. 136. 139.
DionysiusV., ökumen. Patriarch in
Konstantinopel 1887/91.
IX, S. 44 A. 196. 196 A. 197.
D i s r a e I i , Benjamin, s. Beacons-
field.
Djemaleddin Effendi, Scheich-ül-
Islam (1895).
X, S. 83. 106.
Djewad Pascha, türk. Großwesir
1891/95.
VIII, S. 178. 178 A. 189. 194. 197. 282.
283. 284. 285.
IX, S. 68. 68 A. 70. 72. 207. 226.
233. 233 A. 234.
XII, S. 122. 493. 493 A.
D j e w d e t Pascha, türk. Justizmini-
ster im Kabinett Kiamil Pascha
1885/91.
IX, S. 190.
D ö c z y , von, österr. Journalist, Re-
dakteur der „Neuen Freien
Presse".
X, S. 242.
XII, S. 304.
Dönhoff, Karl Graf von, preuß.
Gesandter in Dresden 1879 bis
1906.
VII, S. 408 A.
D o 1 g o r u k i , Alexander, Fürst, russ.
Hofmarschall, Mitglied des
Reichsrats (1895).
IX, S. 342. 342 A.
Dragomirow, russ. General, Gou-
verneur des Militärbezirks Kiew.
VII, S. 226. 350. 376. 380.
IX, S. 362. 364. 365 A. 369. 371.
XI, S. 341.
Dreyfus, Alfred, franz. Artillerie-
hauptmann.
VII, S. 139. 139 A.
IX, S. 387. 387 A. 389. 391. 392.
392 A. 393. 394. 394 A. 395. 396.
398. 399.
XII, S. 576 A. 582. 612. 614. 628.
Dreyfus, Camille, franz. Journalist,
Redakteur der „Nation".
IX, S. 389.
Droz, Numa, ehemal. Bundesprä-
sident der Schweiz 1881 und
1887.
XII, S. 442 A. 445. 445 A. 466.
Drummond, s. Wolff.
D r u m o n t , franz. Journalist.
VII, S. 246.
Dubsky, Graf, österr.-ung. Bot-
schafter in Madrid 1882/1903.
VIII, S. 336.
IX, S. 177.
D u f f e r i n , Frederik Earl of , engl.
Botschafter in Konsiantinopel
1881/84, Vizekönig von Indien
1884/88, Botschafter in Rom
1888 91, in Paris 1891/97.
VII, S. 138. 236. 328. 333. 360.
VIII, S. 44. 48. 51. 53. 54. 55. 92.
104. 104 A. 111. 139 A. 250. 253.
269. 270. 305. 315. 351. 353.
355. 446. 450. 466. 469. 470.
471.
IX, S. 45. 47. 199. 199 A. 200 A. 201.
268. 373. 386. 424.
X, S. 80. 92.
XI, S. 81. 151. 156. 157. 159. 161.
174.
Du P 1 a t , Sir Charles Taylor, engl.
General (1891).
VII, S. 280.
D u p u y , franz. Ministerpräsident u.
Minister des Innern 1893, Mini-
sterpräsident und Minister des
Innern 1894/95, 1898/99.
VII, S. 127. 127 A. 334 A. 339 A. 341.
IX, S. 387. 392. 393. 394. 395. 396.
397. 398.
D u r a n d o , ital. Generalkonsul in
Marseille (1894).
VII, S. 136.
D u r n o w o , russ. Minister des In-
nern 1889/95, Präsident des Mi-
nisterkomitees 1895/1906.
VII, S. 368. 445.
IX, S. 343.
XII, S. 68.
Eckardstein, Freiherr von, Erster
Sekretär bei der Botschaft in
London 1899/1902.
X, S. 27 A.
XI, S. 186 A.
655
E c k a r d t , Julius von, Generalkonsul
in Marseille (1891).
VII, S. 30S A.
Edhem Pascha, türk. General (1895,
1S98).
X, S. 132 A.
XII, S. 501.
Edinburg, s. Alfred, Marie.
Eduard, Prinz von Wales, nachm.
König Eduard VII.
VII, S. 10 A. 12. 12 A. 16. 407. 407 A.
VIII, S. 53.
IX, S. 181. 181 A.
XII, S. 310 A. 479.
Egerton, Sir Edwin, engl. Ge-
sandter in Athen 1892/1903.
XII, S. 155. 175. 176. 182. 183. 185.
311. 312. 323. 325. 354. 355.
364 A. 397. 398 A. 415. 416.
417. 421. 421 A. 422. 423.
Eisendecher, von, preuß. Gesand-
ter in Karlsruhe 1884/1914.
VII, S. 408 A.
Eitel Friedrich, Prinz von
Preußen, zweiter Sohn Kaiser
Wilhelms II.
IX, S. 368.
Elisabeth, Kaiserin von Österreich,
Gemahlin Kaiser Franz Josephs I.,
geb. Prinzessin von Bayern.
VII, S. 411.
Elisabeth, Königin von Rumänien,
geb. Prinzessin zu Wied.
VII, S. 162. 208.
XII, S. 115 A.
Elisabeth Mawrikiewna, Gemah-
lin des Großfürsten Konstantin
von Rußland, geb. Prinzessin
von Sachsen-Altenburg.
IX, S. 352.
Ellena, ital. General (1896).
XI, S. 234.
E 1 1 i o t , Francis, engl. Generalkonsul
in Sofia 1895/1903.
XII, S. 106. 125.
Elliot, Sir Henry, engl. Botschafter
in Konstantinopel 1867/78.
X, S. 84.
E m i n Pascha (Eduard Schnitzer),
Afrikaforscher, Gouverneur der
ägyptischen Äquatorialprovinzen
(1S9Ü).
VIII, S. 9.
Engelbrecht, von, Oberst, Mili-
tärattache in Rom 1882/95.
VII, S. 116 A. 118. 120. 121. 121 A.
England, s. Alexandra, Albert
Viktor, Alfred, Eduard, Georg,
Mary, Viktoria (Kaiserin), Vik-
toria (Königin).
Eperjesy, von, Botschaftsrat bei
der österr.-ung. Botschaft in
Rom (1895).
X, S. 178. 185. 201. 202. 210.
Erckert, von, Vortragender Rat im
A. A. 1907/09.
IX, S. 333 A.
Ernst August, Herzog von Cum-
berland, Herzog zu Braunschweig
und Lüneburg.
VII, S. 347.
Ernst Ludwig, Großherzog von
Hessen-Darmstadt 1892/1918.
XII, S. 54 A.
Escarcu, rumän. Minister des
Äußern im Kabinett Florescu
1891.
VII, S. 166. 167. 169.
IX, S. 64 A.
E s s a d Pascha, türk. Botschafter in
Paris 1880/94.
VIII, S. 275.
Estournelles, Baron de Con-
stant d', franz. Botschaftsrat in
London 1890/95.
VIII, S. 104.
IX, S. 155.
XI, S. 217.
Euan-Smith, Sir Charles, engl.
Oberst, Generalkonsul und
diplomatischer Agent in Sansi-
bar 1887/91, Gesandter in Tan-
ger 1891/93.
VIII, S. 3. 7. 79. 294 A. 307. 318.
318 A. 319. 320. 320 A. 321.
321 A. 322. 323. 324.
E u g e n i e , Kaiserin, Witwe Napo-
leons III.
VII, S. 303.
Eulenburg, August Graf zu,
Oberhofmarschall Kaiser Wil-
helms II. 1890/1914.
XI, S. 312.
XII, S. 619.
Eulenburg, Botho Graf zu, preuß.
Ministerpräsident und Minister
des Innern 1892/94.
VII, S. 448.
656
Eulenburg, Philipp Graf zu,
preuß. Gesandter in Oldenburg
1888 90, in München 1891/94,
Botschafter in Wien 1894 ,1901.
VII, S. 144. 270 A. 408 A.
IX, S. 109, 109 A. 138 A. 160 A.
172 A. 223 A. 245 A. 366 A.
X, S. 42 A. 62 A. 63. 65. 173. 176 A.
182. 204. 205.
XI, S. 11. 30 A. 45 A. 75 A. 92 A.
106 A. 112. 114. 120. 121. 126 A.
129 A. 145. 145 A. 150. 157 A.
209 A. 277 A. 282. 328 A. 360.
370 A.
XII, S. 54 A. 55 A. 56. 56 A. 58 A.
59 A. 60. 61. 72 A. S9. 104.
110 A. 147 A. 162. 163 A. 164.
179. 199. 256. 257. 315 A.
319 A. 330 A. 334 A. 343. 350 A.
360 A. 452. 458. 459. 479.
4SI A. 502 A.
Evans, Lordmayor von London
1891/92.
VIII, S. 65 A.
F a d e j e w , Rostislavv, russ. General,
Panslawist.
VII, S. 376.
Faidherbe, franz. General.
VII, S. 313 A.
F a k h r i Pascha, ägypt. Ministerprä-
sident (1893).
VIII, S. 187 A. 188 A. 196 A.
Faure, Felix, franz. Marineminister
im Kabinett Dupuy 1S94 95, Prä-
sident der Republik 1895/1902.
VII S. 341.
IX^ S. 297. 303. 356. 356 A. 364. 371.
379. 399. 399 A. 400. 401. 409.
414. 421. 423. 424. 425.
X, S. 227. 228.
XI, S. 69. 69 A. 70. 122. 122 A. 128.
161. 289. 2S9A. 322. 322 A.
326 A. 340. 342. 346. 34S. 352.
365. 367. 368. 369. 374. 381.
XII, S. 84. 85. 299. 336. 612.
Faure, Madame, geb. Belluot, Ge-
mahlin des Präsidenten Faure.
XI, S. 363.
Ferdinand, Prinz von Rumänien,
Thronfolger.
VII, S. 173 A. 180. 180 A. 181. 208.
Ferdinand, Prinz von Sachsen-
Koburg-Gotha, Fürst von Bul-
garien 1887/1918.
VII, S. 3-18. 3-19 A. 3S5. 4:6. 432.
432 A. 435.
IX, S. 6. 11. 12. 13. 16. 19. 21. 22.
23. 24. 26. 27. 37. 38. 39. 61.
66. 67. 73. 81. 87. 8S. 94 A. 96.
97 A. 98. 99. 100. 113.
X, S. 139. 164.
XI, S. 116. 116 A. 131. 131 A. 132 A.
XII, S. 91. 92. 93. 94 A. 95. 95 A. 96.
97. 97 A. 93. 98 A. 99. 100. 101.
104. 105. 106. 107. 103. 109.
109A. 110. 110A. 111. 112.
112A. 113. 113A. 114. 115.
115 A. 116. 117. 121. 121 A. 123.
125. 135. 135 A. 137. 138. 141.
142. 143. 144. 1-15. 146. 147. 1-18.
149. 260. 304. 517. 518. 518 A.
522. 523. 531. 536. 537. 544.
551. 552. 552 A. 553. 553 A.
Fergusson, Sir James, Parlaments-
Unterstaatssekretär im Foreign
Office 18S6/91.
VII, S. 105.
VIII, S. 56. 57. 61. 64. 66.
IX, S. 197 A.
Ferrari, Conte, Unterstaatssekretär
im ital. Ministerium des Äußern
(1893).
VII, S. 128.
Fe r rata, Erzbischof, apostol. Nun-
tius in Paris (1894).
VII, S. 135.
Ferrero, ital. General, Botschafter
in London 1895/1901.
VIII, S. 141. 393.
X, S. 178. 211. 212. 216. 222. 223.
229. 231. 232.
XI, S. 46. 52. 61. 78. 79. 80. 81 A.
103. 104. 147. 193. 194. 195.
215. 216. 217. 218. 218 A. 220.
221. 223. 224. 225. 238. 240.
271 A. 272.
XII, S. 186. 212. 271. 272. 385. 404.
502.
Ferron, franz. General, Kriegsmini-
ster im Kabinett Rouvier 1S87.
VII, S. 292.
F e r r y , Jules, franz. Ministerpräsi-
dent 1830/81, 1S33 35.
VII, S. 69. 197. 221. 2S8.
IX, S. 404.
XI, S. 189. 333.
Fery d'E s c 1 a n d s , Präsident der
42 Die Große Politik. 12. Bd.
657
„SoJJte des amis de Ia Kussie"
in Paris (lo9 ).
VII. S. 232.
Figuera, snan. Gesandter in Tan-
ger 1SS9 93.
VIII, 6. 294 A. 2C9. 307. 312.
Floquet, Charles Thomas, franz.
Abgeordneter, Präsident der
Kammer lSS;J/93.
VIII, S. 28.
Florescu, rumän. General, Mi-
nLterpräsi !ent 1891.
VII, S. 152. 153. 153 A. 154. 156.
166 A. 169. 172 A.
IX, S. 64 A.
F 1 o t h o w , Frau von, geb. von Gre-
schau, Dänin.
VII, S. 357.
Flourens, Emile, franz. Abgeord-
neter, Minister des Äußern im
Kabinett Rouvier 1837,88, Mini-
sterpräsident 1888/89.
VII, S. 232.
IX, S. 415.
XI, S. 204. 204 A.
F o n t o n , von, russ. Gesandter in
Bukarest 1891/1902.
VII, S. 156. 156 A. 210.
Ford, Sir Francis Cläre, engl. Ge-
sandter in Madrid 1887/92, Bot-
schafter in Konstantinopel 1892
bis 1893, in Rom 1893/98.
VIII, S. 132. 136. 140. 141. 192. 193.
198. 199. 202. 210. 210 A. 215.
216. 228 A. 281. 282. 290. 306.
307. 310. 312. 331. 359. 359 A.
362. 377. 378. 381. 3S3. 385.
400.
IX, S. 112. 181. 197. 198. 199. 200.
201.
X, S. 123. 124. 125. 126. 169. 218.
253.
XI, S. 224.
XII, S. 218. 219.
Fornari, Marques Potesta de, span.
Gesandter in Tanger (1894).
VIII, S. 327. 331.
Fortis, ital. Abgeordneter (1896).
XI, S. 284. 284 A.
France, Anatole, franz. Dichter.
XII, S. 73.
Franz Ferdinand, Erzherzog,
Thronfolger von Österreich-Un-
garn seit 1896.
VII, S. 152.
IX, S. 348.
XII, S. 304. 537.
Franz Joseph, Prinz von Batten-
berg, Sohn des Prinzen Alexan-
der von Hessen.
XI, S. 209. 210.
XII, S. 59. 449. 449 A. 481. 482.
Franz Joseph I., Kaiser von Öster-
reich und König von Ungarn
1818/1916.
VII, S. 7. 43. 44. 97. 99. 109. 110.
111. 113. 114. 157. 162. 163. 164.
166. 171. 173. 173 A. 181. 1S3.
217. 350. 354. 380. 409. 410. 411.
415. 416. 421 A. 432. 432 A. 433.
436. 437. 437 A. 438. 439.
VIII, S. 65. 65 A. 101.
IX, S. 6. 22. 76 A. 97 A. 98. 99. 99A.
101. 110. 114. 122. 142 A. 143.
174. 175. 185. 347. 348. 351.
363 A. 374.
X, S. 139. 140. 141. 142. 147. 158.
161. 162. 163. 164. 165. 180.
181. 184. 203. 204. 207.
XI, S. 109. 111. 115. 122. 122 A. 127.
127 A. 128. 131. 132. 143. 177.
177 A. 301. 302. 303. 304. 305.
306. 312. 341. 360. 386.
XII, S. 53. 53 A. 56 A. 62. 73 A. 77.
91. 91 A. 97. 100. 104. 106. U0A.
112. 113. 113 A. 114. 115. 115 A.
146 A. 196. 197. 275. 277. 287.
288. 290. 290 A. 291. 292. 294.
295. 295 A. 297. 299. 328. 381.
393. 413. 413 A. 414. 438. 481.
507. 537. 553 A.
Franziska, Prinzessin von Or-
leans, Herzogin von Chartres,
geb. Prinzessin von Orleans.
VII, S. 275. 280.
Fredericks, Baron, russ. General,
Militärattache in Paris (1888,
1895).
VII, S. 224.
IX, S. 364.
F r e m a n 1 1 e , Sir E., engl. Vize-
admiral, Oberbefehlshaber des
ostasialischen Geschwaders
(1893, 1894).
VIII, S. 110. 111. 112 A.
IX, S. 245.
Freycinet, Charles de, franz. Mi-
nisterpräsident u. Kriegsminister
1890/92, Kriegsminister in den
658
Kabinetten Loubet und Ribot
1802/93.
VII, S. 69. 192 A. 195 A. 200. 226.
234. 235. 239. 264. 264 A. 267A.
270. 281. 282. 287. 288. 289.
291. 292. 293. 294. 295. 296. 303.
308. 314. 315. 316. 321.
VIII, S. 26 A. 32. 32 A. 152. 153. 160.
185.
X, S. 228.
Friedrich I., Großherzog von Ba-
den 1856/1907.
VII, S. 295.
Friedrich III., Deutscher Kaiser
und König von Preußen 1888.
VII, S. 424 A.
VIII, S. 65 A.
X, S. 77 A.
XII, S. 558 A. 579.
Friedrich, Kaiserin, s. Viktoria.
Friedrich Franz III., Großher-
zog von Mecklenburg-Schwerin
18S3/97.
XII, S. 84 A.
Friedrich Karl, Prinz von Hes-
sen-Kassel.
VII, S. 416 A.
Friedrich Wilhelm, Kronprinz
des Deutschen Reiches, nachm.
Kaiser Friedrich III.
VII, S. 336 A.
Friegs & Co., deutsche Handels-
gesellschaft.
VIII, S. 418.
Fritzen, Alois, Reichstagsabge-
ordneter (1898).
XII, S. 637 A.
Fumo Bakari, Sultan von Witu
in Ostafrika.
VIII, S. 4. 5. 6. 10. 13.
XI, S. 7.
Funcke, von, preuß. Rittmeister,
Militärattache in Paris 1891/92.
VII, S. 288. 291. 292. 293. 294. 295.
302. 316.
Gaertner-Griebenow, Frei-
herr von, Generalkonsul in Kal-
kutta (1894).
IX, S. 247.
G a 1 i b Bey, türk. Botschafter in Wien
1894/96, in Berlin 1896/97.
X, S. 114.
XII, S. 37 A. 134. 249. 250. 252. 253.
254. 263. 411. 423.
Galliano, ital. Oberstleutnant (1896).
XI. S. 225. 225 A. 226. 227.
G a 1 1 i f f e t , Marquis de, franz. Ge-
neral.
VII, S. 201. 201 A. 281. 288.
IX, S. 422.
G a 1 1 i n a , Conte, Botschaftsrat bei
der ital. Botschaft in Paris
(1895).
VII, S. 139.
Galvagna, Barone, ital. Gesandter
in Belgrad 1887/94.
IX, S. 79.
G a m b e 1 1 a , Leon, franz. Minister-
prä, iient 1881,82.
VIII, S. 153.
X, S. 228.
XI, S. 325.
XII, S. 279.
Gandolfi, ital. General (1891).
VIII, S. 358.
Garibaldi, Guiseppe.
VII, S. 56.
XII, S. 321, 345. 346. 528.
Garit, Mohammed el Mofdel,
marokkan. Minister des Äußern
im Kabinett Mokhtar (1891,
1892, 1895).
VIII, S. 296. 321. 336.
G a s n i e r , Franzose.
VII, S. 323. 323 A.
Gentile, Dolmetscher bei der ital.
Gesandtschaft in Tanger (1891).
VIII, S. 301.
Georg, Fürst Romanowski, Herzog
von Leuchtenberg, Enkel des Kai-
sers Nikolaus I. von Rußland.
VII, S. 234.
IX, S. 22.
XII, S. 448. 448 A. 449.
Georg, Herzog von York, Sohn des
Prinzen Eduard von Wales, nach-
mal. König Georg V. von Eng-
land.
VII, S. 10 A. 240.
Georg, Prinz von Griechenland,
zweiter Sohn des Königs Ge-
org I.
XII, S. 309 A. 333. 340. 398 A. 399.
4-12 A. 447. 448. 448 A. 449. 450.
451. 452. 453. 454. 455. 456. 457.
459. 461. 462. 464. 465. 467. 469.
470. 471. 472. 474. 476. 477. 479.
4S0. 483. 483 A. 484. 485. 486.
4S7. 489. 490. 491. 492. 495.
12*
659
496. 498. 505. 509 A. 510. 511.
512. 518.
Georg I., König von Griechenland
1863/1913.
VII, S. 234. 235.
X, S. 164.
XII, S. 108. 142. 163. 166. 167. 169.
172. 173. 182. 2S2. 310. 310 A.
324 A. 332 A. 391. 396. 419. 420.
434. 458. 460. 490. 491. 512.
Georg Alexandrowitsch, Großfürst,
Sohn Alexanders III. von Ruß-
land.
VII. S. 205.
Gerault-Richard, franz. Abge-
ordneter und Journalist (1S95).
IX, S. 39S.
Gervais, franz. Admiral (1891).
VII, S. 207. . 207 A. 212. 213. 214.
217. 218. 249.
VIII, S. 71.
Ghebra Sellassie Negussie,
abessin. Häuptling in Tigre.
VIII. S. 348. 349. 357. 358.
XI, S. 260.
G h i k a , Emil, rumän. Gesandter in
Petersburg 1889/91, in Wien 1891
bis 1906.
VII, S. 179. 205.
G h i k a , Gregor, rumän. Gesandter in
Berlin (1892).
VII, S. 179.
Giers, Nikolaus von, russ. Minister
des Äußern 1882/95.
VII, S. 11. 12. 13. 14. 15. 17. 18.
19. 20. 26. 28. 29. 30. 31. 32.
34. 35. 36. 38. 39. 40. 169. 169 A.
205. 213. 214. 214 A. 217. 218.
220 A. 226. 226 A. 227. 228.
228 A. 229. 230. 234. 235. 235 A.
238. 245. 2I5A. 247 A. 251. 254.
255. 256. 348. 319. 349 A. 350.
351. 352. 353. 355. 356. 364. 365.
366. 371. 372. 373 A. 374. 379.
380. 381. 381 A. 382. 383. 392.
393. 394. 400. 401. 402. 402 A.
432. 432 A. 433. 434. 435. 436.
437. 445. 446. 447. 454.
VIII, S. 309. 309 A.
IX, S. 5. 21. 22. 24. 25. 37. 38. 53.
71. 77. 77 A. 78. 79. 80. 84.
85. 86. 87. 99. 99 A. 100. 101.
174. 174 A. 184. 193. 194. 195.
196. 197. 213. 341. 341 A. 342.
372.
XI, S. 356.
XII, S. 100.
G i o 1 i 1 1 i , Giovanni, ital. Minister-
prä.Uent 1892/93.
VIII, S. 80 A. 358 A.
Gladstone, William, engl. Pre-
mierminister 1892/94.
VII, S. 269.
VIII, S. 26. 36. 75. 75 A. 76. 77. 78.
79. 83. 83 A. 86. 87. 91. 92. 93.
91. 95. 96. 98. 98 A. 100. 106.
112 A. 114. 117. 118. 119. 123.
127. 129 A. 151. 156. 181. 181 A.
182 A. 183 A. 184. 189. 193. 194.
195. 211 A. 320. 323 A. 354. 400.
436.
IX, S. 65. 93. 114. 120. 121. 123.
194. 197 A.
X, S. 71. 81 A. 92. 110. 251. 256.
XI, S. 8.
G o b 1 e t , Rene, franz. Abgeordneter,
Ministerpräsident 1886/87, Mi-
nister des Äußern im Kabinett
Flourens 1888/89.
VII, S. 252. 323.
VIII, S. 238. 239.
IX, S. 415. 416.
Goerz, Adolf, Inhaber des Handels-
hauses Goerz (1896).
XI, S. 33. 33 A.
Ooldmann, Korrespondent der
„Frankfurter Zeitung" in Paris
(1895).
IX, S. 416.
Golenischtschew-Kutusow,
Graf, Generaladjudant des Kai-
sers Nikolaus II. von Rußland
(1896).
XII, S. 112. 112 A.
Goltz, Kolmar Freiherr von der,
preuß. Offizier in türk. Diensten
1883/95.
IX, S. 3. 4. 18. 34. 36. 41. 41 A.
204. 226.
X S. 103.
XIl' S. 134. 562. 569. 570.
Goluchowski, Agenor Graf,
österr.-ung. Gesandter in Buka-
rest 1887,94, Minister des Äußern
1895/1906.
VII, S. 44. 152. 153. 155. 156. 157.
162. 163. 165. 174. 175. 176. 177.
178. 179. 180. 181. 183.
IX, S. 379. 380. 381.
X, S. 19. 32. 33. 36. 44. 46. 47.
660
53. 62 A. 63. 64. 65. 68. 71. 72.
73. 82. 114. 117. 123. 124. 125.
140. 140 A. 141. 142. 143.
144. 144 A. 145. 146. 147. 1-18.
149. 151. 154. 157. 158. 159.
160. 161. 162. 164. 165. 172. 173.
174. 175. 181. 182. 183. 181. 185.
1S8. 190. 191. 194. 195. 204.
205. 206. 207. 208. 209. 210.
215. 217. 219. 230. 237. 238.
239. 240. 241. 242. 243. 244.
245 259.
XI, S. 30 A. 57 A. 68. 75 A. 78. 80.
95. 95 A. 97. 100. 102. 103. 104.
105. 106. 109. 110. 111. 115. 116.
117. 118. 120. 121. 122. 124.
125. 126. 126 A. 127. 128. 128 A.
129. 129 A. 130. 131. 132. 143.
144.145.146. 177.246.269.277.
278. 301. 302 A. 303. 304. 311.
314. 314 A. 339. 343. 345. 356.
360. 366. 367. 370. 370 A. 373.
374. 381.
XII, S. 6. 9. 10. 49. 50. 50 A. 56.
56 A. 57. 58. 58 A. 60. 62. 64. 71.
71 A. 72. 72 A. 73 A. 74. 75.
75 A. 77. 78. 80. 85 A. 91. 91 A.
92. 93. 94. 96. 97. 98. 99. 100.
101. 102. 104. 105. 106. 112. 113.
127. 129. 130. 131. 132. 133.
138. 138 A. 139. 146. 147 A. 161.
162. 180. 181. 182. 191. 192. 193.
197. 198. 199. 200. 201. 203. 204.
216. 217. 230. 235. 237. 238. 246.
247. 247 A. 248. 257 A. 260.
260 A. 275. 275 A. 276. 276 A.
277. 278. 279. 280. 282. 283. 287.
288. 289. 290. 290 A. 291. 292.
293. 294. 298. 299. 300. 302.
302 A. 303. 304. 304 A. 305.
315 A. 322. 328. 329. 333. 338.
340. 341. 342. 343. 344. 345.
346. 358. 360 A. 365. 374. 3S1.
382. 393. 393 A. 394. 395. 401.
404. 413. 414. 429. 450. 451.
451 A. 452. 453. 458. 459. 460.
461. 462. 463. 464. 479. 481.
482. 495. 496. 503. 522. 523.
537.
Gordon Pascha, engl. General in
Ägypten.
VIII, S. 77.
Gortschakow, Alexander Fürst,
russ. Reichskander 1870/S2 und
Minister des Äußern 1S5Ö/82.
VII, S. 25. 32. 35. 36. 348.
IX, S. 174.
Goschen, Viscount George Joachim,
engl, außerord. Botschafter in
Konstantinopel 18S0/81, Erster
Lord der Admiralität im Kabi-
nett Sa'.hbury 1895/1900.
IX, S. 198. 199.
X, S. 253.
XI, S. 61. 149. 193. 194. 200.
XII, S. 53. 75. 76. 371.
Goschen, William Edward, Sekre-
tär bei der engl. Botschaft in
Petersburg 1894/98.
XI, S. 170.
XII, S. 3. 218.
G o s s e 1 i n , Sir Martin Le Marchant,
Sekretär bei der engl. Botschaft
in Berlin 1893/96.
IX, S. 168. 232.
X, S. 116.
XI, S. 14.
G r a n c e y , Baron de, franz. Marine-
attache in Berlin (1895).
XI, S. 349 A.
G r a v e s , Robert, engl. Konsul in
Erserum (1895).
IX, S. 210. 212. 213. 214. 219. 220.
Green, Sir William Kirby, engl.
Gesandter in Tanger 1836/91.
VIII, S. 293. 293 A. 294. 295. 297. 300.
321.
Grekow, bulg. Minister des Äußern
im Kabinett Stambulow 1890/94,
Mini terpräsident 1S99.
IX, S. 97.
XII, S. 536. 536 A. 543. 544. 548.
548 A. 549. 550. 551.
Grelle, Comte de la, Minister des
Äußern des Kongostaats (1894).
VIII, S. 427 A. 440. 451. 458.
Gresham, amerikan. Staatssekretär
des Äußern (1894).
VIII, S. 416. 417.
Grey, Sir Edward, Parlaments-Unter-
staatssekretär im Foreign Office
1892/95.
VIII, S. 415. 449. 450.
Griechenland, s. Alexandra Ge-
orgiewna, Georg, Georg I., Kon-
stantin, Nikolaus, Olga, Sophie.
G r i e r s o n , en^l. Oberst, Militär-
attache in Berlin 1896/1900.
XI, S. 1S5. 191 A.
XII, S. 71. 72.
661
Grosgurin, franz. Inspektor in
Siam (1S93).
VII, S. 129 A.
Großbritannien, s. Alexandra,
Albert Viktor, Alfred, Eduard,
Georg, Mary, Viktoria (Kaiserin),
Viklo.ia (Königin).
Gruiew, bulg. Ofi'icr.
XII, S. 110. 111. 518. 518 A. 519 A
Gubastow, Vi c irektor des asia-
tischen Departements im russ.
Ministerium des Äußern (1890).
XI, S. 356.
Guerin, franz. Abgeordneter (1899).
XII, S. 583 A.
Gühler, Kapitänleutnant, Komman-
dant des deuts hen Stationärs
in Konstantinopel „Loreley''
(1895).
IX, S. 226.
Gülich, Korvettenkapitän, Marinc-
attache bei der Botschaft in
London (1896).
XI, S. 38 A. 39 A. 42 A.
Gurko, russ. General, Generalgou-
verneur von Warschau 18S3/94.
VII, S. 350. 380.
Gustav, Kronprinz von Schweden,
Herzog von Wermland, nachm.
Köni'T Gustav V.
VII, S. 370. 372. 373.
Gutschmid, Freiherr von, Ge-
sandter in Tokio 1S91/97.
IX, S. 242. 212A. 253 A. 254. 256.
260. 265. 275 A. 277 A. 278 A.
279 A. 281 A. 282. 234. 287.295.
296. 293. 299. 300. 302. 303.
304 A. 315. 316. 318. 321. 323.
328. 328 A. 331. 332. 333. 355.
Habert, Marcel, franz. Abgeord-
neter (1895).
IX, S. 404.
Haering, Verweser des General-
konsulats in Sofia (1896).
XII, S. 94.
Hafiz Tewfik Pascha, türk. Bri-
gadegeneral (1894).
IX, S. 204. 205. 206.
Hahnke, von, preuß. General der
Infanterie und Generaladjutant,
Chef des Geheimen Militärkabi-
netts.
VII, S. 299 A.
XII, S. 574.
H a 1 i b Bev, Gouverneur von Siwas
(1S95).
X, S. 120.
H a 1 1 w a r d , Cecil, engl. Vizekonsul
in Wan (189 4).
IX, S. 202. 203. 210. 212.
Hammerstein, Freiherr von, Be-
zirk-prasident von Metz (1895).
IX, S. 419.
H a m p s o n , engl. Vizekonsul in
Musch (1895).
X, S. 124.
Hanotaux, Gabriel, franz. Minister
des Äußern in den Kabinetten
Dupuy 1891/95, Ribot 1895 und
Meline 1S96 98.
VII, S. 139. 147. 311. 343.
VIII, S. 137. 427. 427 A. 440. 446. 450.
467. 469. 470.
IX, S. 170. 249. 263. 269. 287. 320.
321. 322. 356. 363. 371. 373.
379. 379 A. 385. 388. 389. 390.
391. 392. 399. 401. 402. 404.
405. 406. 406 A. 407. 408. 410.
411. 413. 413 A. 414. 415. 416.
418. 419. 420. 421. 423.
XI, S. 124. 146. 183. 183 A. 185. 195.
198. 207. 208. 2 16. 254. 294.
297 A. 322. 323. 326 A. 327. 328.
328 A. 329. 330. 331. 332. 333.
337. 33S. 342. 343. 345. 345 A.
346. 346 A. 348. 349 A. 350. 351.
352. 365. 381.
XII, S. 37 A. 40 A. 50. 50 A. 51. 74.
77 A. 84. 161. 219. 220. 221.
224. 225 A. 237. 238. 241. 242.
263. 26S. 271. 271 A. 311. 312.
313. 314. 315. 316. 317. 321.
322. 323. 336. 337. 338. 351.
351 A. 360. 361. 365. 385. 386.
387. 387 A. 389. 391. 395. 402.
405. 405 A. 406. 413. 426. 436.
437. 443. 445. 465. 521. 603.
Hansen, Jules, franz. diplomatischer
Agent (1896).
XI, S. 323. 323 A. 324. 325. 325 A.
326. 326 A. 327. 328. 328 A.
329. 329 A. 330. 331. 332.
Harcourt, Sir William, Mitglied
des engl. Unterhauses, Schatz-
kan/ler in den Kabinetten Glad-
stone und Rosebery 1892/95.
IX, S. 65. 112.
H a r d i n g e , Arthur Henry, Sekretär
662
bei der engl. Botschaft in Kon-
stantinopel 1888/91.
VII, S. 360.
H a r m a n d , franz. Gesandter in To-
kio 1894/1906.
IX, S. 270. 275. 275 A. 276. 277 A.
281. 281 A. 282. 284. 285. 287.
296. 298. 299. 300. 301. 303.
304. 305. 307. 315. 316. 318.
321. 323. 324. 325. 326. 332.
Harmel, Leo, franz. Pilger (1898).
XII, S. 621 A. 623.
Harris, Sir Robert Hastings, engl.
Admiral (1897).
XII, S. 383. 384.
Hart, Chef der chinesischen See-
zölle (1895).
IX, S. 315.
Hassan Pascha, türk. Marineminister
(1898).
XII, S. 563.
Hasse, Ernst, Reichstagsabgeordneter
(1897).
XII, S. 348 A.
Hatzfeldt-Wildenburg, Paul
Graf von, Botschafter in Kon-
stantinopel 1879/81, in London
1885/1901.
VII, S. 27. 30. 30 A. 268. 408 A.
VIII, S. 8A. 11 A. 14 A. 17 A. 21.
21 A. 27 A. 30. 34 A. 46. 49 A.
50. 51. 53. 59 A. 70 A. 72 A. 77.
83 A. 86 A. 90. 98 A. 103 A.
104 A. 105. 105 A. 106. 107. 108.
111 A. 139. 178. 179 A. 180 A.
181 A. 189 A. 199. 203 A. 228 A.
246. 279 A. 293 A. 296 A. 304.
309. 310. 312. 313 A. 345. 346.
347. 359. 360. 360 A. 385. 386.
398 A. 411 A. 437 A. 438 A. 4^0 A.
442 A. 448. 448 A. 452 A. 454.
462.
IX, S. 7 A. 28. 43. 44 A. 52 A. 53.
57. 76 A. 102 A. 117A. 122 A.
128 A. 143. 159. 160. 160 A.
165 A. 183. 197 A. 198. 223. 246.
247. 251 A. 256. 257. 267. 267 A.
278 A. 309 A. 378 A.
X, S. 10 A. 19. 20. 21. 23. 23 A.
24. 24 A. 26 A. 27 A. 30 A. 35 A.
40. 42. 62 A. 65. 78. 81 A. 111.
117. 126. 157. 202 A. 209. 210.
214. 215. 216. 217. 229 A. 238.
XI, S. 9A. 10 A. 11. 11 A. 12 A.
13 A. 17 A. 22. 24 A. 26. 30.
31. 39 A. 41 A. 45 A. 46. 48 A.
54 A. 55 A. 56 A. 57 A. 71 A.
75 A. 78. 78 A. 80. 81 A. 92 A.
95 A. 104. 135 A. 155 A. 162 A.
173 A. 189. 208. 208 A. 215 A.
220. 222. 223. 235 A. 240. 235.
XII, S. 53. 55 A. 65 A. 67. 73 A.
76A. 79. 101. 138. 180A. 195.
197. 227. 239 A. 247. 247 A.
273. 278 A. 313 A. 319 A. 326 A.
329. 329 A. 334 A. 363 A. 364.
364 A. 366 A. 371 A. 4C6 A. 434.
477.
Haußmann, Abteilungschef im franz.
Kolonialministerium (1893).
VII, S. 335 A.
H a vv e i s , Hugh Reginald, engl, ka-
thol. Prediger und Journalist
(1892).
VIII, S. 317. 318. 319.
Hayashi, Japan. Vizeminister des
Äußern im Kabinett Ito 1895,
Gesandter in Peking 1895/97, in
Petersburg 1S9./99, Minister des
Äußern im Kabinett Saionzi
1906 08.
IX, S. 274. 275. 276. 277. 279. 279 A.
280. 281. 326. 329. 330. 332. 333.
333 A.
Haymerle, Hein-ich Freiherr von,
österr.-ung. Minister des Äußern
1879/81.
VII. S. 158.
XII, S. 103.
H e a t h , engl. Erzieher des russ.
Großfürst-Thronfolgers Nikolaus,
nachmal. Kaisers Nikolaus II.
VII, S. 357.
Heidler-Egeregg, Freiherr von,
österr.-ung. Generalkonsul in
Kairo (1S92).
VIII, S. 184.
Heinrich, Prinz von Preußen, Bru-
der Kaiser Wilhelms II.
IX, S. 318. 410.
XI, S. 347. 347 A.
XII, S. 578. 579.
Heinrich, Prinzessin, s. Irene.
Helene, Prinzessin von Neapel, Ge-
mahlin Viktor Emanuels, geh
Prinzessin von Montenegro.
XI, S. 257. 257 A.
663
Henckel von Donnersmarc k,
G i o Gar, Mitglied des preuß.
Staatsrats.
VII, S. 263.
Henckel vonDonnersmarck,
Yikior, Graf, Erster Sekretär bei
c!er Botschaft in Konstantinopel
1 $91/97.
IX, S. 221. 227. 223.
Herbert, Botschaftsrat bei der engl.
Lo'.scl a t in Konstantinopel 1894
bis 1897.
X, S. 117.
XII, S. 158. 104. 165. 166. 170. 171.
172. 173. ISO. 181. 183. 185.
Herbette, Generaldirektor der
franz. Gefängnisse (1892).
VII, S. 192.
Herbette, Jules, franz. Botschafter
in Berlin 1 836 96.
VII, S. 192. 265. 263. 269. 284. 285.
2S7. 289. 297. 308. 309. 310.
310 A. 323. 323 A. 334.
VIII, S. 29. 30. 31. 39. 416. 450. 451.
452. 459. 460. 461. 465. 466.
IX, S. 284. 309. 310. 315. 404. 405.
411. 414. 418. 419. 422.
XI, S. 71 A. 156. 176. 176 A. 180.
196. 205. 206 A. 235 A. 332.
340. 318. 3-19. 349 A.
Herbette, Madame, Gemahlin des
franz. Botschafters in Berlin.
VII, S. 272.
Herff, von, Konsul in Pretoria
(1895, 1896).
XI, S. 15. 17. 17 A. 24 A. 25. 26.
31 A. 34 A. 47.
Hertzberg, Max von, alias Max
Krause, Gastwirt in London
(189J).
VIII, S. 398. 398 A.
Herzen, Alexander, russ. Publizist.
VII, S. 375.
Hessen-Darmstadt, s. Alexan-
dra Feodorowna, Ernst Ludwig,
Irene.
Hessen- Kassel, s. Friedrich
Karl, Luise, Margarethe.
H e y d e n , Graf, russ. Generalgouver-
n ur und Oberkornmandant des
Militärbezirks Finnland (1893).
VII, S. 255.
Heyden Olga, Gräfin, Tochter des
Gcncr Gouverneurs von Finn-
land.
VII, S. 255.
Heyden, von, preuß. Minister für
Landwirtschaft, Domänen und
Forsten 1890/94.
VII, S. 448.
H e y k i n g , Freiherr von, General-
konsul in Kalkutta 1889/93 und
Kairo 1893/95, Gesandter in Tan-
ger 1895/96, in Peking 1S96/99.
VIII, S. 93 A. 217. 218. 219. 223. 224.
225. 227. 223 A. 376 A.
IX, S. 88. 8S A. 90.
XI, S. 68. 215 A. 223. 223 A.
H i e r o n y m i , ung. Minister des In-
nern (1S93).
VII, S. 184.
Hirsch, Baron, Erbauer der Eisen-
bahn nach Konstantinopel.
XII, S. 560.
H i t r o w o , russ. Gesandter in Bu-
karest 1S86/91, in Tokio 1892/96.
VII, S. 156 A. 171.
IX, S. 260. 265. 270. 272. 275. 275 A.
276. 277. 277 A. 281 . 281 A. 282.
284. 285. 237. 296. 298. 299.
299 A. 300. 301. 302. 303. 304.
305. 307. 315. 316. 318. 321.
323. 324. 325. 326. 332.
Hitzigrat h.
VII, S. 393.
Höbe Pascha, von, preuß. Offizier in
türkischen Diensten (1898).
XII, S. 471.
Hohenlohe-Schillingsfürst,
Chlodwig Fürst von, Statthalter
in Elsaß-Lothringen 1885/94,
Reichskanzler 1894/1900.
VII, S. 45. 46. 46 A. 196. 196 A. 266 A.
285 A. 296. 307. 308. 309 A. 325.
439. 439 A.
IX, S. 172 A. 245 A. 266 A. 268.
303 A. 317. 319. 323 A. 359 A.
360 A. 362 A. 3S0 A. 3S5. 385 A.
X, S. 27. 29. 33. 54. 99 A. 174. 206.
XI, S. 5. 10 A. 11 A. 14. 15. 26.
32 A. 74. 77 A. 83 A. 92 A. 110.
112. 117. 126 A. 201. 270 A. 302.
303. 309. 310. 314 A. 318 A.
325. 328 A. 329 A. 349 A. 350 A.
351 A. 353 A. 357 A.
XII, S. 50 A. 62 A. 77 A. 110 A. 174 A.
184. 199. 200. 260. 279. 302.
302 A. 310 A. 315. 315 A. 327 A.
339. 341. 342. 347. 348. 348 A.
350 A. 351 A. 356. 427 A.
664
Hohenzollern-Sigmaringen,
s. Josephine, Karl Anton, Wil-
helm.
Hoiningen, gen. Huene, Freiherr
von, Major, Militärattache in
Paris 1887/91, Major im Gene-
ralstabe der 29. Division in Frei-
burg in Baden (1891).
VII, S. 295. 296. 298 A. 299 A. 300.
301. 302.
Hollmann, von, Admiral, Staats-
sekretär des Reichsmarineamts
1890, 97.
IX, S. 257.
XI, S. 32 A.
Holstein s. Albert.
Holstein, Friedrich von, Vortra-
gender Rat im A. A. 1880/1906.
VII, S. 6 A. 10 A. 23. 42 A. 47. 47 A.
48 A. 104 A. 273 A. 298 A.
VIII, S. 177. 285 A.
IX, S. 55 A. 56 A. 278 A.
X, S. 26 A. 27 A. 30. 44.
XI, S. 43 A. 48 A. 56 A. 57 A. 67 A.
71 A. 72 A. 74. 75 A. 92 A. 95 A.
136 A.
XII, S. 180A. 283 A. 309 A. 459 A.
594.
Homeyer, Unterstaatssekretär im
preuß. Staatsministerium (1894).
VII, S. 448.
Hompesch, Graf von, Reichstags-
abgeordneter (1896).
VII, S. 45 A. 46 A.
Hönigsberg, deutscher Kaufmann
(1894).
VIII, S. 415.
Hoskier, franz. Bankier.
XI, S. 173.
XU, S. 237.
Hoskins, Sir A., engl. Admiral,
Oberbefehlshaber der engl. Mit-
telmeerflotte (1S91).
VIII, S. 65 A. 249.
IX, S. 64.
Hoyos, Ladislaus Graf, österr.-ung.
Botschafter in Paris 1883/93.
VII, S. 321. 330. 330 A. 331. 332.
333. 334.
Hsü-Ching-Cheng, chines. Ge-
sandter in Berlin 1891/98.
IX, S. 245.
H u a r t , Dolmetscher bei der franz.
Botschaft in Konstantinopel
(1895)..
IX, S. 229. 235.
Hübbenet, russ. Verkehrsminister
18S9/92.
VII, S. 368.
Hülsen-Haeseler, Graf von,
Oberst, Militärattache in Wien
(1897).
XI, S. 313.
Hüssni Pascha, türk. Botschafter in
Petersburg 1889/19C8.
IX, S. 195. 196.
X, S. 93.
XII, S. 197. 426. 428. 430. 491. 511.
Huhn, Arthur von, Journalist, Kor-
respondent der „Kölnischen Zei-
tung" in Berlin.
XI, S. 318 A.
XII, S. 636 A.
H u m a n n , franz. Konteradmiral, Be-
fehlshaber des ostasiaüschen
Geschwaders (1893).
VIII, S. 110. 111. 112A.
Humbert I., König von Italien
1878/1900.
VII, S. 53 A. 56. 77. 91. 92. 99. 115 A.
118. 118 A. 121. 121 A. 122. 132.
134. 138. 114. 145 A. 166. 169 A
217. 337.
VIII, S. 53. 58. 58 A. 62. 65. 65 A.
86 A. 137. 133. 141. 250. 209 A.
328. 334. 335. 349. 359. 361. 374.
379.
IX, S. 54 A. 106.
X S. 5.
Xl', S. 88. 127. 127A. 177. 177A.
234. 235. 240. 241. 241 A. 242.
242 A. 244. 246. 247. 247 A.
251. 256. 258. 260. 262. 263.
263 A. 272. 299. 306. 341.
341 A.
XII, S. 214. 336.
H u s s e , Geheimsekretär.
XII, S. 300.
I g n a t i e w , Nikolaus Graf, russ. Ge-
neral, Minister des Innern 1881
bis 1SS2.
VII, S. 12. 359.
IX, S. 218. 368.
XII, S. 107.
Imbert, Botschaftsrat bei der franz.
Botschait in Konstantinopel
(1890).
VIII, S. 275.
665
I m b r i a n i , ital. Abgeordneter.
• VII, S. 71. 122. 123 A. 146.
XI, S. 2S6.
Irene, Prinzessin von Preußen, Ge-
mahlin des Prinzen Heinrich,
geb. Prinzessin von Hessen-
Darmstadt.
XII, S. 578.
Ismail Pascha, Khedive von Ägyp-
ten 1853/79.
VIII, S. 191. 192.
I s m i r 1 i a n , armen, gregorian. Pa-
triarch in Konstantinopel (1S95).
X, S. 134.
Italien, s. Helene, Humbert I., Mar-
garetha, Viktor Emanuel, Vik-
tor Emanuel II.
I t o , Marquis, Japan. Ministerpräsi-
dent 1892/96.
IX, S. 276. 280. 328. 328 A. 329. 330.
Iwanow, Dolmetscher bei der russ.
Botschaft in Konstantinopel
(1S95), Dirigent des Instituts
der Orientalischen Sprachen im
russ. Ministerium des Äußern
(1S95).
IX, S. 229. 235.
X, S. 92. 93.
Iwanow, Chef des bulg. General-
stabs (1897).
XII, S. 117.
Iwantschow, bulg. Ministerpräsi-
dent 1899/1901.
XII, S. 551.
I z z e t Bey, Sekretär des Sultans Ab-
dul Hamid II.
XII, S. 17. 28. 28 A. 30. 31. 33. 34.
35. 36. 39. 41. 223.
J a c o b i n i , Kardinal, päpstl. Staats-
sekretär 1S80/87.
XII, S. 601.
Jacobsohn, ehemal. russ. Drago-
man in Rustschuk.
VII, S. 435. 435 A.
IX, S. 100.
Jadowski, von, russ. Botschaftsrat
in Konstantinopel 1890/98, Ge-
sandter in Belgrad 1898/1900.
XII, S. 159. 160. 162. 163. 163 A. 164.
165. 166. 168. 170. 171. 172. 173.
ISO. 181. 183. 185. 441. 441 A.
442. 442 A. 443. 444. 445. 446.
447. 449. 453. 454. 462. 465.
466. 498. 523.
Jameson, Leander Starr, Admi-
nistrator von Rhodesia der Bri-
tish South Africa Company.
XI, S. 4. 20 A. 21. 24. 25. 28. 33.
34. 35. 40. 50. 51. 52. 186.
Janssen, Vorsitzender des „Deut-
schen Vereins vom Heiligen
Lande" (1898).
XII, S. 5S9. 619.
Japan, s. Mutsuhito.
J e r m o 1 o w , russ. Landwirtschafts-
minister (1896).
XII, S. 69.
J e w e 1 1 , amerikan. Konsul in Siwas
(1894).
IX, S. 212.
Joachim, Prinz von Preußen,
sechster Sohn Kaiser Wilhelms II.
IX, S. 368.
Johannes, Negus von Abessinien
1872/89.
VIII, S. 343 A. 347. 347 A. 349.
J o m i n i , Baron, Mitglied des russ.
Ministeriums des Äußern.
VII, S. 359.
J o n i n , russ. Kommissar bei der
ägypt. Dette Publique (1896).
XI, S. 173. 173 A. 174.
Jonow, russ. Oberst (1892).
VII, S. 379.
J o o s t , Konsul in Lorenzo Marquez
(1896).
XI, S. 37.
Josephine, Fürstin von Hohen-
zollern-Sigmaringen, Witwe des
Fürsten Karl Anton, geb. Prin-
zessin von Baden.
XII, S. 91.
Jossif, bulg. Exarch in Konstanti-
nopel (1S95, 1896).
XII, S. 110. 110A. 115. 122. 135.
136. 139. 140. 524.
Kabayama, Japan. Admiral, Gou-
verneur von Formosa (1895).
IX, S. 289.
Kadri Bey, türk. Gouverneur von
Trapezunt (1895).
X, S. 85. 86. 87.
Kalau vom Hofe, Marineattache
in Petersburg 1892/98.
X, S. 1S5.
K a 1 i n d e r u , Administrator der ru-
män. Krondomäne (1891).
VII, S. 170. 171. 179.
666
K ä 1 1 a y , von, österr.-ung. Reichs-
finanzminister 1882/1903.
IX, S. 68.
XII, S. 275.
K a 1 n i n , russ. Oberst, Militärattache
in Athen (1896).
XII, S. 63. 64. 65.
K ä I n o k y , Gustav Graf, österr.-ung.
Minister des Äußern 1881/95.
VII, S. 6. 7. 26. 54. 56. 57. 58. 59.
60. 61. 62. 68. 69. 70. 77. 79.
80. 85. 88. 89. 90. 91. 95. 96. 97.
104. 111. 113. 115. 122. 128.
129. 130. 141 A. 142. 143. 144.
146. 151 A. 155. 156. 157. 158.
159. 160. 161. 162. 163. 164. 165.
173. 174. 175. 176. 177. 179. 209.
215. 215 A. 216. 245 A. 283. 332.
333. 368. 369. 370. 374. 384.
385. 386. 410. 412. 415. 415 A.
416. 428. 429. 432. 433. 434.
435. 436. 436 A. 437. 438. 453.
454.
VIII, S. 45. 46. 50. 61. 62. 69. 70.
101. 116. 117. 1S3. 183 A. 255.
267. 267 A. 279. 438. 455. 459.
467. 469.
IX, S. 5. 6. 7. 8. 10. 22. 37. 38.
39. 40. 53. 66. 66 A. 67. 68. 72.
73. 75 A. 77 A. 80. 81. 82. 83.
84. 85. 86. 87. 94. 98. 99. 99 A.
100. 101. 102. 105. 106. 107.
103. 109. 110. 111. 112. 113. 114.
119. 122. 123. 124. 125. 126. 127.
128. 128 A. 129. 133. 138. 141.
142. 143. 144. 146. 147. 148. 149.
150. 151. 152. 153. 163. 164.
165. 172. 173. 174. 175. 176. 177.
178. 179. 180. 181. 184. 185. 346.
347. 350. 379. 380.
X, S. 73. 139. 140. 140 A. 142. 160.
219.
XI, S. 273. 274.
XII, S. 92. 100. 106. 108. 130. 130 A.
218.
Kamphövener Pascha, Marschall,
preuß. Offizier in türk. Diensten
1882/1909.
IX, S. 34. 226.
XII, S. 17. 17 A. 27. 28. 28 A. 29. 30.
34. 36.
Kanner, Korrespondent der ,, Frank-
furter Zeitung*' in Tokio (1896).
IX, S. 328. 328 A. 329. 330.
K a p n i s t , Graf, Direktor des Asiati-
schen Departements im russ. Mi-
nisterium des Äußern 1892/95,
Botschafter in Wien 1S95/1904.
IX, S. 213. 342 A.
X, S. 110. 140 A. 149.
XI, S. 111. 112. 177. 178. 182. 183.
356.
XII, S. 5. 10. 58. 59. 59 A. 77. 85 A.
93. 97. 93. 127. 131. 132. 133.
198. 199. 230. 239 A. 247. 248.
282. 2S3. 284. 285. 286. 287.
288. 294. 329. 379. 382. 393.
395. 450. 452. 459. 479. 481.
482. 495. 496. 505. 516. 522.
Karageorgewitsch, serb. Dy-
nastie.
IX, S. 22. 24.
Karl I., König von Rumänien 1866
bis 1914.
VII, S. 151. 152. 153. 154. 154 A. 155.
156. 157. 158. 159. 161. 162. 163.
164. 165. 166. 168. 169. 170. 171.
172. 173. 173 A. 174. 175. 176.
177. 178. 179. 180. 181. 182. 183.
205. 208. 411.
IX, S. 68.
XI, S. 267. 301. 302. 303. 304. 305.
306. 309. 310.
XII, S. 49. 91. 91 A. 92. 93. 94. 103.
113A. 115. 115A. 540.
Karl Anton, Fürst von Hohenzol-
lern-Sigmaringen 1848/85.
XII, S. 91 A.
Karl Ludwig, Erzherzog von
Österreich, Bruder Kaiser Franz
Joseph I.
IX, S. 348. 348 A.
Kärolyi, Alois Graf, österr.-ung.
Botschafter in London 1ST8 88.
IX, S. 34. 75. 133.
Katkow, russ. panslawistischer
Publizist, Herausgeber der „Mos-
kauer Zeitung", f 1S37.
VII, S. 12. 13. 364. 375.
IX, S. 341.
XII, S. 546. 547.
Kato, Japan. Gesandter in London
1895 1900.
IX, S. 284.
Katsura, Taro Graf, Japan. Mi-
nisterpräsident 1901/06.
IX, S. 332.
Kaulbars, Nikolai Baron von, russ.
General, russ. Emissär in Bul-
garien 1SS6, Chef des Stabes des
667
Generalgouverneurs von Finn-
land (1S9J).
VII, S. 255.
IX, S. 113.
Kayser, Paul, Dirigent der Kolo-
nialabteilung des A. A. 1S90/96.
IX, S. 417.
XI, S. 32 A.
Kern permann, Ministerresident in
Bangkok (1S93).
VIII, S. 126 A.
Kennan, George, amerikan. For-
schungsreisender.
VII, S. 361.
Kennedy, Sir John Gordon, engl.
Gesandter in Bukarest 1897/1905.
XII, S. 529.
Kersenbrock, Baronin von.
XII, S. 286.
Kessel, von, preuß. Offizier
(1894).
IX, S. 387. 387 A. 389.
Keßler, franz. Divisionsgeneral
(1896).
XI, S. 378.
K e 1 1 e 1 e r , Freiherr von, Geschäfts-
träger in Tanger 1891.
VIII, S. 301.
K e u d e 1 1 , Robert von, Botschafter in
Rom 1876/86.
IX, S. 54 A.
XI, S. 41.
Khalifa ben Said, Sultan von
Sansibar 18S8/90.
VIII, S. 16.
K j a e r , von, dän. Gesandter in Pe-
tersburg 1884/93.
VII, S. 213.
Kiamil Pascha, türk. Großwesir
1885/91, 1895.
VIII, S. 145. 147. 148. 156. 157. 158.
159. 161. 162. 163. 164. 165.
166. 169. 170. 173. 176. 178.
178 A.
IX, S. 11. 12. 40. 62. 63. 68 A. 70.
71. 72. 75 A. 191. 197.
X, S. 74. 93. 93 A. 95. 98 A.
Kiasim Bey, Sekretär des Sultans
Abdul Hamid II. (1895).
X, S. 182. 183. 190.
Kiderlen-Waechter, von, Vor-
tragender Rat im A. A. 1888/94,
preuß. Gesandter in Hamburg
1894/95, Gesandter in Kopen-
hagen 1895/99.
VII, S. 48 A. 49. 87. 267 A.
VIII, S. 108. 110.
IX, S. 56 A. 359 A. 421.
X, S. 27 A. 29.
XI, S. 59. 59 A. 92 A. 145 A.
XII, S. 147 A. 319 A.
Kiepert, Heinrich, Geograph.
VIII, S. 413.
Kimberley, Earl of, engl. Staats-
sekretär des Äußern im Kabinett
Rosebery 1894/95.
VIII, S. 75. 129. 129 A. 130. 132. 135.
141. 215. 216. 217. 218. 219.
220. 221. 223. 224. 225. 228.
228 A. 229. 230. 329. 330. 333.
339. 370. 375. 380. 381. 384. 385.
3S6. 386 A. 387. 38S. 3S9. 390.
391. 392. 393. 413. 414. 415.
416. 418. 420. 421. 422. 423.
424. 425. 430. 440. 440 A. 441.
442. 444. 445. 446. 448. 449.
450. 454. 461. 463. 464. 465.
466. 467. 463. 469. 471. 473.
473 A.
IX, S. 155. 164. 165. 165A. 166.
167. 168. 171. 205. 205 A. 206.
213. 214. 232. 233. 235 A. 236.
243. 250. 251. 251 A. 262. 264.
265. 268. 269. 271. 272. 273.
274. 418.
XI, S. 3. 4. 5. 12. 41 A. 164. 224.
227.
K i n g i n t h a i , Sekretär bei der
chines. Gesandtschaft in Berlin
(1895).
IX, S. 254 A. 253. 286.
Kitchener, Sir Horatio Herbert,
engl. General, Sirdar der ägypt.
Armee 1892/99.
VIII, S. 360. 361.
XI, S. 164.
XII, S. 612. 612 A.
K 1 e h m e t , Vortragender Rat im
A. A. 1896/1908.
IX, S. 255 A.
K 1 e p s c h , Generalmajor, österr.-
ung. Militärattache in Peters-
burg (1897).
XII, S. 81.
Knackfuß, Maler.
IX, S. 374.
Knorr, von, Kommandierender Ad-
miral der deutschen Marine 1895
bis 1899.
X, S. 191.
668
XI, S. 20.
XII, S. 380.
Koller, von, Unterstaatssekretär im
Ministerium für Elsaß-Loth-
ringen (1891).
VII, S. 309. 309 A.
Koellner, Kapitän zur See, Kom-
mandant der „Kaiserin Augu-
sta" (1897).
XII, S. 326. 328. 344. 355. 356. 364.
K o j a n d e r , russ. Generalkonsul in
Kairo 1887/1902.
VIII, S. 184. 186. 187 A. 224. 225.
Komarow, russ. Admiral (1893).
VII, S. 249.
Komarow, russ. Journalist, Redak-
teur des „Swet".
VII, S. 212.
IX, S. 345.
Komarow, Alexander Wissariono-
witsch, russ. General, Oberkom-
mandierender des Transkaspi-
gebiets 1882/90.
VII, S. 379.
Konstantin, Kronprinz von Grie-
chenland, Herzog von Sparta,
Sohn Georgs I.
XII, S. 165. 178. 189. 310 A. 460. 580.
Konstantin Konstantinowitsch,
Großfürst von Rußland, Sohn des
Bruders Alexanders II.
VII, S. 327. 328. 409. 409 A. 410.
IX, S. 352. 362. 362 A.
Kopp, Kardinal, Fürstbischof von
Breslau (1899).
XII, S. 607 A.
Koscielski, von, Reichstagsabge-
ordneter (1892).
VII, S. 383. 383 A.
K o s j e k , Gustav Freiherr von,
österr.-ung. Gesandter in Athen
1SS7/97.
XII, S. 173. 174. 175. 176. 182. 183.
185.
Kotschubey, Fürst, russ. Stabs-
rittmeister (1890).
VII, S. 359.
K r a u e 1 , Vortragender Rat im A. A.
1SS5/90.
VIII, S. 9. 9A. 10. 11. IIA. 19. 19 A.
Krüger, Präsident der Südafrika-
nischen Republik 1883/1900.
X, S. 26 A.
XI, S. 3. 4. 16. 17. 17 A. 19. 20.
20 A. 21. 23. 28. 29. 31. 31 A.
32 A. 34. 34 A 36. 39. 40. 47.
49. 50. 51. 53. 58. 62 A. 101 A.'
235 A. 243. 338. 343.
Krupenski, Botschaftsrat bei der
russ. Botschaft in Rom (1896).
XI, S. 261.
Kuropatkin, russ. Generalleut-
nant, Oberbefehlshaber und Gou-
verneur des Militärbezirks Trans-
kaspien (1892, 1896).
VII, S. 379.
XI, S. 341.
K u t u s o w s. Golenischtschew-K.
Kwangssü, s. Tsai-Tien, Kaiser
von China.
Labouchere, Henry de, Mitglied
des engl. Unterhauses, Redak-
teur des „Truth" (1891, 1892,
1893).
VIII, S. 56. 57. 58 A. 60. 61. 64. 77.
83. 83 A. 86. 92.
IX, S. 104.
Laboulaye, Antoine de, franz.
Botschafter in Petersburg 1886
bis 1891.
VII, S. 195 A. 206. 206 A. 214 A. 218.
L a c r o i x , franz. Abgeordneter
(1890).
VIII, S. 28.
Lahoväry, Alexander, rumän. Mi-
nister des Äußern im Kabinett
Manu 18S9/91, Minister des
Äußern im Kabinett Catargiu
1891/95.
VII, S. 152. 156. 157. 164. 166. 167.
169. 171. 176. 177. 178. 179. 180.
181. 183.
Lahoväry, Alexander Emanuel, Ge-
neralsekretär im rumän. Mini-
sterium des Äußern (1891), Ge-
sandter in Rom 1893/1901.
VII, S. 164.
XI, S. 267. 307.
Lahoväry, Jacques, rumän. Kriegs-
minister in den Kabinetten Flo-
rescu und Catargiu 1891/94.
VII, S. 164. 166. 169. 171.
L a m b e r t i , ital. General ( 1 S96) .
XI, S. 234.
Lamezan, Freiherr von, Konsul in
Petersburg 1887/92, General-
konsul in Antwerpen 1892/96.
VII, S. 447 A.
669
Lamoureux, Charles, franz. Vio-
linvirtuose.
VII, S. 274.
Lamsdorff, Graf, Mitglied des
russ. Ministeriums des Äußern
1885/97, Adjunkt des Ministers
1897/1900.
VII, S. 15. 17. 3S1 A.
XI, S. 354. 356.
XII, S. 342. 504. 505. 506. 507.
Lansdowne, Marquess of, Vize-
könig von Indien 1888/93.
VIII, S. 78.
Langenieux, franz. Kardinal, Erz-
bischof von Reims (1898).
XII, S. 613. 614. 615. 617. 624. 631.
Lanza, Conte di, ital. Botschafter
in Berlin 1892/1907.
VIII, S. 106. 287. 363. 364. 364 A. 382.
383.
X, S. 190. 217. 222. 223. 224. 226.
XI, S. 52. 214. 215. 229. 230. 235 A.
241 A. 247. 263. 273. 275. 278.
279. 288.
XII, S. 97. 125. 212. 213. 215. 232.
263. 365. 375. 480. 495. 502.
L a p o w , Bulgare.
XII, S. 534.
Lascelles, Sir Frank Cavendish,
engl. Botschafter in Petersburg
1894/95, in Berlin 1895/1908.
VIII, S. 210.
IX, S. 213. 233. 257. 264. 271. 272.
X, S. 36. 83. 152. 219. 255. 255 A.
256. 257. 259.
XI, S. 5 A. 13. 14. 15. 17. 18. 19.
21. 22. 25. 39. 40. 41. 57 A.
59. 60. 62. 62 A. 74 A. 101 A.
129. 153 A. 155. 163. 170. 184.
185. 235. 235 A. 236. 241. 242.
385.
XII, S. 52. 53. 54. 55. 56. 58. 74.
75. 75 A. 76. 217 A. 218. 327 A.
333, 334. 335. 359. 363. 364 A.
365. 367. 368. 383. 384. 386.
387. 396. 433. 434. 448 A. 454.
476. 495.
L a s k e r , Reichstagsabgeordneter.
VII, S. 393.
Lauenstein, preuß. Hauptmann,
Militärattache in Petersburg 1893
bis 1902.
VII, S. 256. 256 A.
L a u n a y , Conte de, ital. Botschafter
in Berlin 1867/92.
VII, S. 64. 65. 66. 70. 72. 79. 83.
84. 88. 93 A. 95. 96. 97. 99. 102.
103 A. 104. 142.
VIII, S. 53. 238 A. 239. 246. 273. 307.
309. 311. 364 A.
IX, S. 54. 54 A.
Laur, franz. Abgeordneter.
VII, S. 198. 263. 284. 305. 305 A. 306.
Lavigerie, s. Allemand-Lavigerie.
Lavino, Korrespondent des „Daily
Telegraph" in Wien (1891).
VII, S. 104.
L a v r i a n o , Morra Conte di, ital.
Botschafter in Petersburg 1897
bis 1905.
XII, S. 502.
L a z a r e w , Russe.
VII, S. 379.
L e c o c q Pascha, General, franz.
Offizier in türk. Diensten (1896).
XII, S. 27. 29. 31. 33. 34. 36. 37.
Leer, russ. Generalleutnant, Direk-
tor der Nikolaischen General-
stabsakademie (1893).
VII, S. 256.
Lehmann, Lilli, Sängerin.
VII, S. 274.
Le Myre de Vilers, Charles,
franz. Generalresident in Mada-
gaskar 1886/89, Abgeordneter,
außerordentlicher Generalbevoll-
mächtigter in Siam 1893, in Ma-
dagaskar 1894.
VIII, S. 126 A.
IX, S. 386.
Leo XIII., Papst 1878/1903.
VII, S. 143 A. 146. 223. 230. 303. 304.
X, S. 234. 235. 237.
XI, S. 79. 257. 260.
XII, S. 97 A. 590. 590 A. 591. 592.
592 A. 593. 594. 595. 596. 597.
600. 603. 604. 605. 606. 607.
607 A. 613. 614. 615. 616. 617.
621. 621 A. 622 A. 623 A. 624.
625. 627 A. 629. 630. 631. 637.
637 A. 638.
Le o n o w.
VII, S. 435 A.
L e o n t i e w , Nikolai, russ. Afrika-
forscher, früherer Erzbischof u.
Metropolit von Moskau (1895,
1896).
VIII, S. 376 A.
XI, S. 234. 234 A. 257. 258.
670
Leopold II., König der Belgier
1865/1905.
VIII, S. 130. 427. 429. 430. 447. 454.
456. 457. 457 A. 458. 461. 462.
463. 464. 465. 470. 473.
Lessar, Botschaftsrat bei der russ.
Botschaft in London (1897).
XII, S. 437.
L e Senne, franz. Abgeordneter
(1895).
IX, S. 415.
Lesseps, Vicomte de, franz. Inge-
nieur, Erbauer des Suezkanals.
VII, S. 196.
XII, S. 73.
Leuchtenberg, s. Georg, Stana.
Levy, Moise, türk. Großrabbiner in
Konstantinopel (1898).
XII, S. 599.
L e y d e n , Graf, Erster Sekretär bei
der Botschaft in London 1888
bis 1890, Generalkonsul in Kairo
1890/93, Gesandter in Bukarest
1893/97.
VIII, S. 184. 185. 186. 187 A. 188 A.
205. 206. 238. 399. 400.
XI, S. 267. 303. 313.
Leyds, Louise geb. Roeff, Gemahlin
des Staatssekretärs Leyds.
XI, S. 37.
Leyds, Staatssekretär der Südafrika-
nischen Republik 1888 97, Ge-
sandter in London 1897/99.
XI, S. 36. 37. 38. 49. 51. 52.
Lichnowsky, Prinz von, Erster
Sekretär bei der Botschaft in
Wien 1894/99.
VII, S. 44.
X, S. 71. 155.
XI, S. 115. 116 A.
Lichtenstein, franz. Oberst, Ad-
jutant des Präsidenten Carnot
(1891).
VII, S. 281.
Lieber, Reichstagsabgeordneter.
(1898).
XII, S. 637 A.
Liechtenstein, Franz Prinz von
und zu, österr.-ung. Botschafter
in Petersburg 1894/98.
IX, S. 184. 258. 347. 352. 358.
X, S. 53. 238.
XI, S. 356. 386. 387.
XII, S. 127. 131. 132. 142. 172. 268.
269. 288. 289. 291. 293. 294. 295.
403. 414. 536. 537. 538. 538 A.
Li-hung-tschang, chines. Gene-
ral und Minister (1895).
IX, S. 252. 253. 256.
Likowski, Eduard, Weihbischof
von Posen.
VII, S. 383 A.
L i v r a g h i , ital. Polizeioffizier in
Massaua (1891).
VIII, S. 357 A.
Lloyd, Cliffcrd, engl. Konsul in
Erserum (1890).
IX, S. 190.
Lobanow-Rostowski, Fürst,
russ. Botschafter in Wien
1882/94, Minister des Äußern
1S95/96.
VII, S. 26. 28. 214. 216. 368. 374.
380. 428. 429.
IX, S. 21. 22. 23. 37. 38. 84. 85.
86. 87. 98. 172 A. 174 A. 184.
185. 233. 236. 258. 258 A. 259.
261. 263. 264. 265. 267. 269.
271. 272. 283. 284. 2S6. 287.
288. 289. 290. 291. 292. 293.
294. 295. 296. 297. 298. 299.
299 A. 300. 304 A. 307. 310. 311.
312. 313. 314. 315. 316. 317.
318. 318 A. 319. 320. 323. 324.
341 A. 342. 342 A. 343. 344. 345.
346. 346 A. 347. 348. 348 A. 349.
350. 351. 353. 354. 355. 358.
359. 361. 362. 362 A. 363. 364.
364 A. 365 A. 369. 370. 370 A.
371. 372. 373. 374. 375. 376.
377. 378. 379. 380. 381. 406.
X, S. 29. 32. 53. 75. 76. 83. 84.
91. 92. 93. 99. 140. 140 A. 144.
148. 149. 154. 175. 181. 182.
183. 184. 185. 188. 195. 196.
238. 243. 249. 250. 258. 259.
XI, S. 7. 44. 83. 84. 85. 112. 113.
142. 167. 168. 170. 175. 180. 181.
183. 184. 185. 186. 187. 191. 192.
194. 200. 201. 203. 207. 20S. 209.
209 A. 210. 234. 234 A. 250. 254.
255. 257. 260. 332. 340. 341.
341 A. 342. 343. 346. 350. 351.
351 A. 352. 354. 354 A. 355. 356.
357 A. 361. 372. 373. 382. 382 A.
385. 386. 387.
XII, S. 3. 4. 7. 8. 11. 49. 50. 50 A.
51. 52. 56. 56 A. 57. 58. 58 A.
59. 60. 61. 63. 64. 83. 85 A. 87.
671
92 A. 94. 95. 111. 127. 130. 131.
132. 133. 135. 139. 161. 167. 16S.
169. 170. 172. 174. 174 A. 175.
ISO. 1S0A. 182. 183. 197. 199.
201. 203. 217. 217 A. 218. 219.
227. 23S. 258. 2S6.
Lockroy, Edouard, franz. Maler,
Abgeordneter und Marinemini-
ster im Kabinett Bourgeois 1895
bis 1896.
IX, S. 422. 422 A.
Loe, Freiherr von, preuß. General
der Kavallerie, Kommandieren-
der General des VIII. Armee-
korps (1S91).
VII, S. 201. 201 A.
L o r r a i n , Jean, franz. Dichter.
XII, S. 629.
L o u b e t , franz. Ministerpräsident un i
Alinister des Innern 1892, Mi-
nister des Innern im Kabinett
Ri ot 1892/93, Kammerpräsident
(1896).
VII, S. 235. 239. 318. 319. 320. 330 A.
413.
XI, S. 365.
Louis, franz. Kommissar bei der
ägypt. Dette Publique (1896).
XI, S. 173. 173 A. 174.
L o \v t h e r , Gerard Augustus, Erster
Sekretär bei der engl. Gesandt-
schaft in Tokio (1895).
IX, S. 277.
L o z e , franz. Botschafter in Wien
1893/97.
IX, S. 126.
XI, S. 116 A. 126 A. 145. 146. 177.
XII, S. 405.
L u c i f e r o , Marchese di, ital. Ab-
geordneter (1896).
XI, S. 300.
Lucius von Ballhausen, Freiherr,
preuß. Minister für Landwirt-
schaft, Domänen und Forsten
1879/91.
IX, S. 76 A.
Ludwig Philipp, Prinz von Or-
leans.
XI, S. 381. 381 A.
Luise, Königin von Dänemark, Ge-
mahlin König Christians IX., geb.
Prinzessin von Hessen-Kassel.
VII, S. 240. 241. 248. 373.
IX, S. 344.
Luxemburg, s. Adolf, Wilhelm III.
Luzzati, ital. Schatzminister im
Kabinett Rudini 1S96/98.
XI, S. 294.
L w o w , russ. Journalist, Korrespon-
dent der „Nowoje Wremja"
(1S90).
VII, S. 23. 23 A. 35.
IX, S. 39 A.
Lyaptschew, Bulgare.
XII, S. 534.
Lyons, Viscount, engl. Botschafter
in Paris 1867/87.
VIII, S. 239.
L y 1 1 o n , Earl of , engl. Botschafter in
Paris 1887/91.
VIII, S. 26. 28. 37. 159. 160. 238. 240.
242. 275. 279.
Macario, ital. Bischof (1896).
XI, S. 260.
Maccliio, ital. Generalkonsul in
Kairo 1890/94.
VIII, S. 184. 186. 361.
Mac D o n e 1 1 , Sir Hugh, engl. Ge-
sandter in Kopenhagen 1888/92.
VII, S. 240. 407.
Mac Kinley, Präsident der Ver-
einigten Staaten von Amerika
1897/1901.
XI, S. 358. 358 A. 360. 370.
Mackin non, engl. Offizier.
VIII, S. 18 A. 19. 447.
Mac L a n e , amerikan. Gesandter in
Paris 18S5/89.
IX, S. 169.
Mac Mahon, franz. Marschall, Prä-
sident der Republik 1873/79.
VII, S. 250. 250 A. 336. 337. 338.
IX, S. 409.
Mac Mahon, Madame, Gemahlin
des franz. Marschalls.
VII, S. 337. 338.
M äff ei, Marchese di, ital. Gesandter
in Madrid 18S9/95, Botschafter
in Petersburg 1895/97.
VIII, S. 301. 307. 308. 309. 311 A. 312.
314. 316. 332. 334.
XI, S. 168. 234. 249. 250. 257.
XII, S. 67. 219. 222. 248. 249. 269.
271. 272.
M a h d i , s. Abdullah Taashi, Moham-
med Ahmed.
Makonnen, Ras, abessin. Häupt-
ling.
672
VIII, S. 348. 348 A.
XI, S. 220. 226. 231.
Malet, Sir Edward, engl. Botschaf-
ter in Berlin 1SS4/95.
VIII, S. 14. 34 A. 224. 399. 400. 426.
440. 441. 442. 446. 447. 448.
448 A. 449. 452. 453. 454. 458.
459. 464. 465.
IX, S. 45. 47. 165 A. 171. 172. 242.
243. 244.
X, S. 152. 152 A.
XI, S. 3. 4. 5. 5A. 6. 7. 9. 9 A. 10.
11 A. 12. 12 A. 13. 13 A. 14. 15.
47.
Malvano, Generalsekretär im ital.
Ministerium des Äußern (1891,
1892, 1896).
VIII, S. 51. 90. 91.
XI, S. 166. 167. 243. 244. 249. 251.
252. 295.
M a n c i n i , ital. Minister des Äußern
18S1/85.
VII, S. 92.
XI, S. 273.
Mangascia, Ras, abessin. Häupt-
ling in Tigre.
VIII, S. 348. 349. 357. 358. 378.
XI, S. 252. 260. 261.
M a n o s , G., griech. Geschäftsträger
in Wien (1897).
XII, S. 395.
Man su r, Beamter im marokkan.
Ministerium des Äußern (1891).
VIII, S. 296.
Manu, rumän. Ministerpräsident und
Minister des Innern 1889/91.
VII, S. 152. 153 A. 156. 157.
M a r c e 1 1 e s , de.
XI, S. 322.
Margaretha, Königin von Italien,
Gemahlin König Humberts I.,
geb. Prinzessin von Savoyen.
VII, S. 53 A. 118. 118 A.
VIII, S. 86 A. 349.
XI, S. 127 A. 242. 247 A. 341 A.
Margarethe, Prinzessin von Hes-
sen-Kassel, Gemahlin des Prin-
zen Friedrich Karl, Schwester
Kaiser Wilhelms II.
VII, S. 243 A. 274 A. 416 A. 424 A.
Maria Alexandrowna, Herzogin von
Sachsen-Koburg-Gotha, Gemah-
!in des Herzogs Alfred, Tochter
Kaiser Alexanders II.
IX, S. 338.
Maria Christine, Köni^inregentiii
von Spanien 18S5/1902, geb. Erz-
herzogin von Österreich.
VII, S. 144.
X, S. 141.
Maria Dorothea, Prinzessin von
Orleans, geb. Erzherzogin von
Österreich.
XI, S. 381 A.
Maria Feodorowna, Kaiserin von
Rußland, Gemahlin Alexanders
III., Tochter des Königs Christian
IX. von Dänemark.
VII, S. 213. 241. 254. 351. 353. 357.
358. 359. 361. 373 A. 409. 412.
417. 420. 421.
IX, S. 338. 339. 343. 344. 352. 358.
XI, S. 346. 347. 353. 372.
XII, S. 310 A. 314. 332. 399. 400. 414.
426. 446. 451. 457. 458. 490. 491.
507.
Maria Pawlowna, Großfürstin, Ge-
mahlin des Großfürsten Wla-
dimir, geb. Prinzessin von Meck-
lenburg-Schwerin.
VII, S. 372.
IX, S. 341. 352.
XII, S. 507.
Marie, Prinzessin von Edinburg,
nachm. Gemahlin des Prinzen
Ferdinand von Rumänien.
VII, S. 180 A.
Marie Luise, Fürstin von Bulga-
rien, Gemahlin des Fürsten Fer-
dinand, geb. Prinzessin von
Parma.
VII, S. 432 A. 435.
IX, S. 94 A. 96. 97 A. 100.
X, S. 143.
XII, S. 99. 518 A. 551.
Marinitsch, Dolmetscher bei der
engl. Botschaft in Konstanünopel
(1895).
X, S. 65. 67. 70.
M a r k o w , bulg. diplomatischer Agent
in Konstantinopel 1896/99.
XII, S. 140. 146. 147. 147 A. 148. 149.
149 A. 520. 523. 524. 525. 531.
534. 535. 545.
Marochetti, Barone di, ital. Bot-
schafter in Petersburg 1888/95.
VII, S. 207.
VIII, S. 65. 66.
Marokko, s. Abdul Asis, Muley
Hassan.
43 Die Große Politik. 12. Bd.
673
Marschall von Bieberstein,
Adolf Freiherr, Staatssekretär
des A. A. 1890/97, Botschafter
in Konstantinopel 1S97/1912.
VII, S. 6A. 10 A. 45. 46. 46 A. 87.
93 A. 2S7. 349 A. 392. 402 A.
403. 448. 449. 450.
VIII, S. 9. 27 A. 47 A. 62 A. 65 A. 69.
69 A. 96 A. 107 A. 189 A. 447.
464.
IX, S. 63 A. 77 A. 79. 86. 140. 147.
232. 318 A. 360. 378. 411.
X, S. 99 A. 176 A. 1S8 A. 206. 238.
XI, S. 9. 9 A. 12 A. 14. 15. 17 A.
23. 30 A. 32 A. 40. 54 A. 55 A.
62 A. 71 A. 74 A. 77 A. 101 A.
126 A. 131 A. 136 A. 153 A.
155 A. 176. 176 A. 1S6A. 196.
215 A. 278 A. 280. 302. 303.
306. 314 A. 329 A. 337. 357 A.
XII, S. 47 A. 49. 50. 50 A. 62 A. 77 A.
107. 110 A. 146 A. 147 A. 154.
159 A. 212 A. 214. 215. 328 A.
337. 348. 348 A. 349. 351. 351 A.
364 A. 393 A. 441. 441 A. 442 A.
445. 447. 449. 461. 462. 473.
479. 481. 486. 498. 527. 530.
531. 532. 541. 544. 548. 557 A.
591 A. 610. 611. 617 A. 618.
619. 622.
Mary, Fürstin von Teck, nachm.
Gemahlin des Prinzen Georg von
Großbritannien, Herzogs von
York.
VII, S. 240.
Massicault, franz. Generalresident
in Tunis 1886/92.
VIII, S. 265.
Mavrocordato, Fürst, griech. Ge-
sandter in Konstantinopel 1889
bis 1903.
XII, S. 123. 154. 157. 158. 442. 442 A.
465. 466.
Maximow, P. W., Dolmetscher bei
der russ. Botschaft in Konstan-
tinopel (1895, 1898).
X, S. 65. 67. 70.
XII, S. 4S7. 563.
Maximow, W. A., russ. Konsul in
Erserum (1894).
IX, S. 212. 219. 220.
Mecklenburg-Schwerin, s.
Anastasia, Friedrich Franz III.,
Maria Pawlowna.
Mehemed Tewfik, Khedive von
Ägypten 1879 92.
VIII, S. 145. 148. 159. 161. 165. 187 A.
Meissonnier, franz. Maler.
VII, S. 196. 272. 272 A. 283.
Meissonnier, Madame, Gemahlin
des franz. Malers.
VII, S. 277.
M e 1 h a m e y , Dragoman bei der
Gesandtschaft in Tanger (1895).
VIII, S. 336. 338.
M e 1 i n e , Präsident der franz. Kam-
mer (1890), Ministerpräsident u.
Ackerbauminister 1896/98.
VII, S. 221. 264.
XI, S. 183 A. 297. 297 A. 346 A.
370.
XII, S. 77 A.
Menabrea, Conte di, ital. General,
Botschafter in Paris 1882/91.
VII, S. 65. 66. 70. 71. 131. 304.
VIII, S. 58. 62. 275. 280. 356. 357.
Menard, franz. Konteradmiral, Be-
fehlshaber des franz. Geschwa-
ders bei der Einweihung des
Nordostseekanals (1895).
IX, S. 356. 400. 402. 403. 412. 414.
M e n e 1 i k II., Negus von Abessinien
1889/1914.
VIII, S. 343 A. 348. 349. 350. 356.
356 A. 357. 358. 378.
X S. 5.
Xl', S. 160. 164. 226. 231. 234 A.
238. 247. 247 A. 248. 251. 252.
256. 257. 258. 258 A. 259. 260.
362.
Mendelssohn, Berliner Bankhaus.
VII, S. 229 A.
M e n g d e n , Baron von, russ. Mi-
nisterresident in Dresden (1892).
VII, S. 371.
Mensdorff, Graf, Sekretär bei der
österr.-ung. Botschaft in Peters-
burg (1896).
XI, S. 353.
Mercier, franz. General, Kriegsmi-
nister in den Kabinetten Casimir
Perier und Dupuy 1893/95.
VII, S. 341.
IX, S. 386. 392.
Merz, C., Vizekonsul in Taipei (jetzt
Tainan in Formosa) (1895).
IX, S. 289.
Meschtscherski, Fürst, russ.
674
Journalist, Herausgeber des
„Grashdanin".
VII, S. 242.
XI, S. 8. 122.
Mette mich, Paul Graf v. Wolff-,
Erster Sekretär bei der Bot-
schaft in London 18Q0/95, Gene-
ralkonsul in Kairo 1896, preuß.
Gesandter in Hamburg 1896 bis
1900, wiederholt Rat im kaiserl.
Gefolge.
VIII, S. 108. 112 A. 125. 183 A. 296 A.
3S2. 473 A.
IX, S. 197 A. 244 A.
XI, S. 153 A. 155 A. 202.
Michael Nikolajewitsch, Großfürst
von Rußland, Bruder Kaiser
Alexanders II.
VII, S. 247.
IX, S. 340. 352.
XII, S. 69. 84 A. 248.
Milan Obrenowitsch I., Fürst von
Serbien 1868/89 (seit 1882
König).
IX, S. 22 A. 25. 39.
XI S. 123.
XIl[ S. 108. 109. 138. 304. 305 A. 538.
539. 540.
M i 1 j u t i n , DimitriGraf, russ. Kriegs-«
minister 1861/81.
VII, S. 357. 375. 376. 377. 378.
M i 1 j u t i n , Nikolai Graf, Chef des
Organisationskomitees für Polen
1863/66.
VII, S. 376.
M i 1 1 e r a n d , franz. Abgeordneter
(1895).
IX, S. 415.
M i 1 1 e r o i , franz. Abgeordneter
(1890).
VII, S. 264.
M i 1 1 e v o y e , Lucien, franz. Abge-
ordneter, Redakteur der „Pa-
trie".
VIII, S. 58 A. 59 A. 62.
IX, S. 390.
Miquel, Johannes, preuß. Finanz-
minister 1890/1901.
VII, S. 448.
XI, S. 365.
Mirbach, Ernst Freiherr von, Ober-
hofmeister der Kaiserin Auguste
Viktoria (1899).
XII, S. 579 A.
M i r i b e 1 , de, franz. General, Chef
des Generalstabs (1891).
VII, S. 218. 281.
Mizon, franz. Offizier, Afrikarei-
sender.
VIII, S. 368.
Mocenni, ital. General, Kriegsmi-
nister im Kabinett Crispi
1893/96.
VIII, S. 361.
XI, S. 213. 214.
Mohammed Ahmed, islam. reli-
giöser Führer, Mahdi 1881/85.
VIII, S. 345. 345 A. 348. 349. 349 A.
350. 375.
X, S. 76.
XI, S. 146 A.
Mohammed et Tajeb Bey, Bru-
der des Beys Ali von Tunis.
VIII, S. 253. 257.
Mohrenheim, Arthur Baron von,
russ. Botschafter in Paris 1884
bis 1898.
VII, S. 191 A. 194. 195. 200. 206 A.
235. 237. 243. 246. 249. 250. 251.
328. 329. 330. 330 A. 333. 339.
343. 394 A. 410.
IX, S. 269. 296. 356 A. 388. 406.
406 A. 407. 408.
XI, S. 160. 174. 187. 322. 331.
XII, S. 323.
Mohrenheim, Baronin von, Ge-
mahlin des russ. Botschafters.
VII, S. 328.
M o 1 1 k e , Hellmuth Graf von, preuß.
Generalfeldmarschall, Chef des
Generalstabes 1858/88.
VII, S. 112.
XI, S. 310. 310 A.
M o 1 1 k e , Oberst von, Flügeladjutant
Kaiser Wilhelms II. (1895).
IX, S. 365 A. 368. 369. 370. 374.
M o n e y , engl. Kommissar bei der
ägypt. Dette Publique (1896).
XI, S. 173, 173 A. 174.
Monson, Sir Edmund, engl. Bot-
schafter in Wien 1893/96, in
Paris 1896/1905.
IX, S. 124. 125. 128. 180. 181.
X, S. 114. 123. 125. 148. 253.
XI, S. 106. 143. 150.
XII, S. 9. 127. 212. 212 A. 218. 237.
287 A. 386.
M o n t e b e 1 1 o , Comte de, franz. Bot-
schafter in Konstantinopel 18S6
675
bis 1891, in Petersburg 1891 bis
1903.
VII, S. 220 A. 233. 235 A. 241. 246.
246 A. 254. 255. 414. 415 A.
VIII, S. 147. 148. 155. 157. 173. 275.
276.
IX, S. 65. 66 A. 271. 272. 287. 343.
345. 415.
XI, S. 180. 337. 342. 346. 356.
XII, S. 272. 361. 380. 413. 414. 437.
Monteil, Louis, franz. Offizier und
Afrikareisender (1893).
VII, S. 335 A.
Montel, de, österr.-ung. Mitglied
der päpstl. „Rota" (1898,
1899).
XII, S. 635. 636. 637.
Montenegro, s. Anna, Helene, Ni-
kolaus I., Stana.
Monts, Graf, Erster Sekretär bei
der Botschaft in Wien 1886/90.
VIII, S. 254 A.
M o r a n o , ital. Kommissar bei der
ägypt. Dette Publique (1896).
XI, S. 155. 173. 173 A. 174.
Mores, Antoine Marquis, Sohn des
Herzogs von Vallombrosa, franz.
Politiker.
VII, S. 237.
IX, S. 389.
Moret, span. Minister des Äußern
im Kabinett Sagasta 1893/95.
VIII, S. 63. 325. 325 A. 326. 332. 333.
Morgan, amerikan. Senator (1894).
VIII, S. 417.
Morgen, Hauptmann, Militärattache
bei der Botschaft in Konstan-
tinopel (1898).
XII, S. 566. 571. 571 A. 572. 573. 574.
575.
Morier, Sir Robert, engl. Botschaf-
ter in Petersburg 1884/93.
VII, S. 22. 360.
IX, S. 7 A. 8.
Morley, Viscount, Sekretär für Ir-
land in den Kabinetten Glad-
stone und Rosebery 1892/95.
VIII, S. 76. 78.
M o r r e , franz. Journalist, Korrespon-
dent des „Matin" in Berlin
(1896).
XI, S. 317. 318. 319. 320. 321. 322.
324. 325. 330.
M o t o n o , Rat im Japan. Ministerium
des Äußern (1895).
IX, S. 326.
M o u 1 i n , franz. Kapitän, Militär-
attache in Petersburg (1893).
VII, S. 256 A.
M o u r e y , franz. Mitglied der päpstl.
„Rota" (1898).
XII, S. 631. 635. 636.
M ü h 1 b e r g , von, Vortragender Rat
im A. A. 1885/1900.
XII, S. 549 A.
Müller, L., Dolmetscher bei der
österr.-ung. Botschaft in Kon-
stantinopel (1895, 1897).
X, S. 67. 70.
XII, S. 42.
Münster, Georg Graf zu (Fürst
Münster zu Derneburg), Bot-
schafter in London 1873/85, ki
Paris 1885/1900.
VII, S. 67. 67 A. 139 A. 220 A. 233 A.
247. 250 A. 263 A. 273 A. 274 A.
284. 285. 286 A. 295. 296. 297.
298 A. 305. 307. 323. 325. 330.
330 A. 331. 332. 334. 337.
VIII, S. 32 A. 61. 139. 139 A. 234 A.
239. 241 A. 259. 260. 279. 339.
IX, S. 160 A. 198. 200. 200 A. 242 A.
245 A. 309 A. 356 A. 389. 392 A.
394 A. 406 A. 410. 414. 423 A.
X, S. 78. 228 A.
XI, S. 11. 19 A. 30 A. 43 A. 48. 48 A.
69 A. 71 A. 73. 76 A. 82. 146.
157 A. 175. 208 A. 219 A. 326 A.
328. 328 A. 329. 345. 345 A.
347 A. 349 A.
XII, S. 74. 314. 319 A. 321. 326 A.
329. 329 A. 330 A. 334 A. 337 A.
402.
M u k h t a r Pascha,
Oberkommissar
VIII, S. 187 A. 226.
XII, S. 160 A.
Muley Hassan
rokko 1873/94.
VIII, S. 296. 298. 299. 300. 301. 303.
304. 307. 308. 309. 310. 311. 312.
313. 314. 315. 316. 317. 317 A.
319. 320 A. 321. 322. 323. 324.
324 A. 328. 328 A. 329 A. 453.
453 A.
Mumm von Schwarzenstein,
Freiherr, Ständiger Hilfsarbei-
ter im A. A. 1894, Vortragender
türk. General,
in Ägypten.
Sultan von Ma-
676
Rat im A. A. 1894/98, Bot-
schafter in Tokio 1906/11.
IX, S. 279 A.
X, S. 47 A. 123 A. 195 A.
XII, S. 617. 619.
M u n i r Bey, Generalsekretär des
türk. Ministeriums des Äußern
(1894), Botschafter in Paris
1895/1908.
IX, S. 207. 20S. 209. 210. 211.
XII, S. 268. 322. 603.
Munir Pascha, Oberzeremonien-
meister des Sultans Abdul Ha-
mid II., Dragoman des türk.
Ministerrats.
VIII, S. 189. 190. 200.
X, S. 48. 54. 57. 58. 59.
XII, S. 508.
M u r a w i e w , Michael Graf, russ.
Botschaftsrat in Berlin 1884/93,
Gesandter in Kopenhagen 1893
bis 1897, Minister des Äußern
1897/1900.
VII, S. 351. 352. 355. 356.
IX, S. 24. 332. 333.
XI, S. 314 A. 382 A.
XII, S. 77. 77 A. 82. 85 A. 139. 141.
258. 268. 268 A. 269. 272. 276.
276 A. 284. 287. 288. 289. 290.
291. 295. 296. 297. 299. 305.
312. 312 A. 314. 315. 316. 317.
318. 320. 321. 329. 331. 341.
342. 343. 347. 360. 361. 362.
365. 366. 367. 368. 369. 370. 371.
372. 375. 377. 378. 379. 380.
381. 382. 383. 385. 386. 387.
391. 392. 392 A. 393. 394.
398 A. 399. 400. 402. 403. 404.
406. 407. 409. 412. 413. 420.
426. 428. 429. 430. 432. 433.
435. 436. 437. 442 A. 448.
449. 450. 451. 452. 457. 458. 459.
461. 465. 466. 472. 477. 478.
489. 490. 491. 493. 496. 504 A.
505. 507. 512. 515. 517. 522. 523.
523 A. 526. 527. 528. 530. 531.
533. 536. 541. 542. 543. 547. 562.
Murawiew, Nikolaus, russ. Justiz-
minister (1896).
XII, S. 69.
Mussa Bey, Kurdenhäuptling (1890).
IX, S. 190. 190 A. 207.
Mustapha Fehmi Pascha, ägypt.
Ministerpräsident (1893).
VIII, S. 187 A. 196 A.
Mutkurow, bulg. General und
Kriegsminister 1887/91.
IX, S. 6. 6A.
Mutsu, Graf, Japan. Minister des
Äußern im Kabinett Ito 1892/95.
IX, 274. 276. 277. 280. 281. 331.
Mutsuhito, Kaiser von Japan 1867
bis 1912.
IX, S. 276. 327.
Mutzenbecher, von, Erster Se-
kretär bei der Botschaft in Rom
1890/93.
VIII, S. 72 A.
Nagelmakers, Direktor der belg.
Schlaf Wagengesellschaft (1S97).
XII, S. 272.
Naime Sultane, türk. Prinzessin,
Tochter Abdul Hamids II.
XII, S. 599.
Napoleon, Prinz Jeröme, Sohn
Jeröme Napoleons, Königs von
Westfalen.
VII, S. 91. 91 A.
VIII, S. 58. 58 A. 62.
Napoleon III., Kaiser der Fran-
zosen 1852/71.
VII, S. 9. 336.
X, S. 235.
N a s i m Pascha, türk. Polizeipräsident
(1896).
XII, S. 27. 28. 33.
N a s r i Bey, Botschaftsrat bei der
türk. Botschaft in Wien (1896).
XII, S. 104.
Nassau, s. Adolf.
N a t a 1 i e , Königin von Serbien, Ge-
mahlin Milans Obrenowitsch.
XII, S. 304.
Natsche witsch, bulg. Minister
des Äußern im Kabinett Stoi-
low 1894/97.
XII, S. 93.
N e d i m Bey, türk. Botschafter in
Wien 1896/1908.
XII, S. 458.
N e 1 i d o w , von, russ. Botschafter in
Konstantinopel 1883/97.
VII, S. 350.
VIII, S. 147. 148. 157.
IX, S. 11. 43. 66. 66 A. 70. 71. 72.
111. 192. 213. 219. 220. 229.
229 A. 230. 231. 234. 235. 236.
237. 343.
X, S. 40 A. 43. 45. 47. 50. 53. 54.
677
55. 61. 62. 65. 67. 68. 70. 71.
73. 74. 78. 79. 83. 91. 97. 98.
99. 102. 104. 107. 108. 109. 115.
116. 118. 119. 121. 122. 126.
127. 133. 134. 134 A. 135. 172.
173. 177. 182. 183. 185. 186. 187.
189. 191. 192. 193. 194. 197. 220.
224. 258.
XI, S. 146. 190. 386.
XII, S. 4. 5. 6A. 7. 8. 15. 20. 21.
22. 23. 26. 38. 39. 40. 42. 43.
65. 67. 68. 69. 71. 76. 77. 84.
86. 110. 111. 112. 122. 140.
156. 158. 159. 202. 203. 205.
207. 207 A. 213. 216. 217.
217 A. 219. 222. 226. 228. 229.
231. 235. 236. 237. 239. 239 A.
240. 241. 242. 243. 244. 245. 246.
247. 248. 249. 251. 251 A. 252.
252 A. 254. 255. 256. 257. 258.
259. 260. 262 A. 263. 264. 265.
266. 267. 268. 269. 270. 271.
271 A. 272. 278. 309 A. 312.
318. 319. 325. 330. 331. 339.
342. 369. 395. 398. 398 A. 405
412. 423. 423 A. 425. 425 A.
427. 428. 429 A. 430. 430 A.
432. 465. 465 A. 584.
Nerazzini, ital. Major (1896).
XI, S. 257. 258. 260. 261. 263.
N i a s i Bey, türk. Kommissar in Sofia
(1897).
XII, S. 149.
N i c o 1 s o n , Sir Arthur, engl. Bot-
schaftssekretär in Konstantinopel
1893/94, Gesandter in Tanger
1895/1904.
VIII, S. 210.
Niederlande, s. Wilhelm III.
Nigra, Conte, ital. Botschafter in
Wien 1885/1904.
VII, S. 58. 59. 59 A. 60. 61. 62. 68.
69. 72. 77. 79. 80. 128. 129.
130.
VIII, S. 46. 116. 117. 137.
IX, S. 111.
X, S. 114. 190. 191. 210. 212. 220.
222. 223. 224 A. 226.
XI, S. 78. 79. 97. 97 A. 98. 128.
167. 177. 178. 183. 198. 245.
246. 249. 260. 263. 268. 268 A.
269. 270. 275. 277. 293. 381.
382.
XII, S. 104. 215. 216. 288. 299. 345.
451. 452. 453. 479. 480.
N i k o 1 a j e w , bulg. General, Gene-
raladjutant des Fürsten Ferdi-
nand (1899).
XII, S. 522.
Nikolaus, Prinz von Griechenland,
dritter Sohn Königs Georg I.
IX, S. 363. 364.
Nikolaus I. (Nikita), Fürst von
Montenegro 1860/1919.
]X, S. 24. 67. 68.
XII, S. 410. 444 A. 447. 448. 449.
449 A. 450. 451. 457.
Nikolaus II., Kaiser von Rußland
1894/1917 (s. auch Nikolaus
Alexandrowitsch).
VII, S. 259. 356 A. 439 A. 440. 440A.
IX, S. 170. 174 A. 181. 184. 255 A.
259. 292. 310. 318. 337. 338.
338 A. 339. 340. 341. 341 A. 312.
342 A. 343. 343 A. 344. 344 A.
346 A. 348. 348 A. 349. 351.
351 A. 355. 357. 358. 359. 359 A.
360. 360 A. 361. 361 A. 362 A.
364. 365. 365 A. 366. 366 A. 367.
368. 369. 369 A. 370. 372. 374.
378.
X, S. 93. 94. 95. 99. 149. 194. 195.
203. 237.
XI, S. 7. 9A. 42. 43. 44. 111. 111 A.
114. 118. 123. 170. 204. 209.
209 A. 231. 231 A. 237. 259.
286. 331. 342. 346. 347 A. 348.
350. 350 A. 351. 351 A. 352.
353. 353 A. 354. 355. 357.
357 A. 359 A. 360. 360 A. 361.
362. 363. 363 A. 364. 365. 366.
367. 368. 369. 369 A. 370. 371.
372. 373. 374. 375. 380. 381.
382. 385. 386.
XII, S. 3 A. 49. 53. 53 A. 56 A. 59.
59 A. 60. 62. 62 A. 67. 94. 95.
95 A. 98. 111. 112 A. 137. 163.
165. 178. 192. 199. 201. 204.
211 A. 218. 220. 221. 222. 233.
234. 235. 236. 237. 238. 239.
247. 248. 258. 259. 279. 290.
290 A. 291. 292. 294. 297. 304.
310 A. 343. 353. 379. 381. 382.
400. 412. 413. 414. 415. 426.
427. 428. 438. 448. 449. 450.
459. 460. 461. 482. 483. 491.
492 A. 506. 507. 509. 509 A. 537.
538. 546. 547 A. 551. 558 A. 563.
576 A. 613 A.
678
Nikolaus Alexandrowitsch, Groß-
fürst-Thronfolger von Rußland,
Sohn Alexanders II., f 1865.
VII, S. 361.
Nikolaus Alexandrowitsch, Groß-
fürst-Thronfolger von Rußland,
Sohn Alexanders III., nachmal.
Kaiser Nikolaus II.
VII, S. 192. 205. 243. 243 A. 244.
244 A. 247. 356. 357. 357 A. 353.
359. 360. 361. 410. 411. 412.
416 A. 417. 419. 419 A. 420. 421.
422. 423. 424 A. 426. 427. 439.
440. 455. 455 A. 456. 457.
IX, S. 360 A. 385.
Nikolaus Michailowitsch, Groß-
fürst von Rußland, Sohn des
Großfürsten Michael Nikolaje-
witsch.
IX, S. 340.
Nikolaus Nikolajewitsch, Groß-
fürst von Rußland, Neffe Alex-
anders II.
IX, S. 340.
XII, S. 304.
Nisard, franz. Botschafter beim
Päpstl. Stuhl (1898).
XII, S. 635. 636. 636 A.
Nissen, Direktor der Hamburg-
Amerika - Paketfahit - Aktien-
gesellschaft (Hapag).
VII, S. 104 A. 372 A.
N i s s i , Japan. Gesandter in Peters-
burg (1895).
IX, S. 272.
N o a i 1 1 e s , Marquis de, franz. Bot-
schafter in Berlin 1896/1902.
XI, S. 206 A. 349 A.
XII, S. 50 A. 311 .312. 313. 314. 317.
323. 402.
Noto witsch, Redakteur der rus-
sischen Zeitung „Nowosti"
(1891).
VII, S. 198.
N o w i k o w , Frau Olga von, geb.
Kirejew (Pseudonym „O. K."),
russ. Journalistin in Petersburg
und in England (1892).
VIII, S. 79.
N u b a r Pascha, ägypt. Ministerprä-
sident (1895).
VIII, S. 215 A. 231.
Nuri Pascha, Kammerherr des Sul-
tans Abdul Hamid II. (1896).
XII, S. 36.
Obolensky, Alexander Dimitrie-
witsch, Fürst von, Mitglied des
russ. Reichsrats (1S96).
VII, S. 359.
XI, S. 356.
Obolensky, Alexander Sergie-
witsch, Fürst von, russ. Oberst
und Flügeladjutant, Hofmar-
scha'.l, Chef der Haupthofver-
waltung (1890).
VII, S. 359.
Obolensky, Alexei Dimitriewitsch
Fürst von, russ. Leutnant, Flii-
geladjutant des Thronfolgers
Nikolaus (1890).
VII, S. 359.
Obolensky, Anna, Fürstin von,
geb. Polowtzow, Gemahlin des
Fürsten Alexander Dimitrie-
witsch.
VII, S. 359.
Obrutschew, russ. General, Chef
des Generalstabes 1881/98.
VII, S. 218. 226. 376. 378. 379.
XI, S. 341. 346.
XII, S. 81.
Obrutschew, Frau, geb. Milot,
Gemahlin des russ. General-
stabschefs.
XI, S. 346.
O'Conor, Sir Nicholas, engl. Bot-
schafter in Petersburg 1895/98,
in Konstantinopel 1898/1906.
XI, S. 184.
XII, S. 218. 236. 239. 363. 366. 379.
385. 394. 403. 414. 498. 500.
506. 508. 516. 525. 526. 527.
529. 530. 532. 533. 534. 535.
541. 571.
Österreich, s. Albrecht, Elisa-
beth, Franz Ferdinand, Franz
Joseph I., Karl Ludwig, Maria
Christine, Maria Dorothea, Otto.
Olga, Königin von Griechenland,
Gemahlin König Georgs L,
Tochter des russ. Großfürsten
Konstantin Nikolajewitsch.
VII, S. 227.
XII, S. 108. 169. 182.
O m e r Bey, Direktor der türk. Spar-
kassenverwaltung (1894).
IX, S. 204. 205. 206.
O n u , Luise geb. Baronin Jomini,
Gemahlin des Gesandten.
VII, S. 359.
67Q
Odu, Michael, russ. Gesandter in
Athen 1S90/1901.
VII S. 359.
XII* S. 173. 174 .175. 176. 182. 183.
185. 311. 312. 314. 317. 323.
325. 354. 355. 364 A. 397.
393 A. 415. 416. 417. 421.
421 A. 422. 423. 456.
O o in , Fedor von, Sekretär der
Kanzlei der Kaiserin Maria Feo-
dorowna von Rußland (1890).
VII, S. 361.
Orero, ital. General (1890).
VIII, S. 348.
Orleans, s. Franziska, Ludwig
Philipp, Maria Dorothea, Phi-
lipp, Robert.
Ormesson, Comte d', Einführer
des diplomatischen Korps in Pa-
ris (1891).
VII, S. 281.
Oskar, Prinz von Preußen, fünfter
Sohn Kaiser Wilhelms II.
IX, S. 368.
Oskar II., König von Schweden
1872/1907.
VIII, S. 452.
Osman Digma, mahdist. Feld-
herr.
VIII, S. 349. 360.
Osman Pascha, türk. Marschall
(1898).
XII, S. 566. 567.
Osten-Sacken, Baron von der,
russ. Offizier (1891).
VII, S. 210 A. 211.
Osten-Sacken, Graf von der,
russ. Botschafter in Berlin 1895
bis 1912.
IX, S. 290. 292. 307. 308 A. 309 A.
311. 320. 348. 348 A. 349. 350.
351.
X, S. 195. 238. 249. 258.
XI, S. 42. 47. 96. 157. 158. 167.
181. 185. 186. 187. 200. 201.
254. 255. 337. 342. 363. 381.
384.
XII, S. 135. 169. 282. 283. 288. 309 A.
310. 310 A. 314. 315. 316. 317.
320. 327 A. 342. 343. 350. 362.
364. 383. 387. 392. 392 A. 402.
407. 412. 425. 426. 437. 447.
448. 449. 458. 488. 491. 492.
492 A. 493. 495.
Otto, Erzherzog von Österreich,
Bruder des Erzherzog-Thronfol-
gers Franz Ferdinand.
IX, S. 374.
XII, S. 294. 481.
P a d o v a , Agent des Pariser Bank-
hauses Rothschild in Italien
(1891).
VII, S. 92. 93.
Paget, George, franz. Historiker.
XI, S. 235 A.
Paget, Sir Augustus, engl. Bot-
schafter in Wien 1S84/93.
VIII, S. 61. 70. 101. 101 A.
IX, S. 45. 47. 94.
Pallavicini, Markgraf von, Bot-
schaftsrat bei der österr.-ung.
Botschaft in Petersburg 1894
bis 1897.
X, S. 183. 184.
XI, S. 380.
Palm er, Sir Edwin, engl. Beirat
des ägypt. Finanzministeriums
(1894, 1895).
VIII, S. 218. 232.
Panitza, bulg. Major (1890).
IX, S. 6. 6A.
Panizzardi, ital. Oberstleutnant,
Militärattache in Paris (1894).
VII, S. 139 A.
IX, S. 387 A.
P a n s a , ital. Generalkonsul in Kairo
1894/95, Botschafter in Konstan-
tinopel 1895/1901.
VIII, S. 361. 376 A. 378.
X, S. 97. 98. 99. 102. 104. 107. 108.
109. 115. 116. 118. 121. 122.
126. 127. 131. 133. 134. 134 A.
135. 172. 173. 177. 182. 183.
185. 186. 187. 189. 191. 192.
193. 194. 197. 212. 222. 224.
258.
XI, S. 146.
XII, S. 4. 5. 6A. 7. 15. 20. 21. 22.
23. 26. 40. 41. 42. 43. 86. 140.
159. 160. 163. 163 A. 164. 166.
170. 171. 172. 173. 180.181. 183.
185. 202. 203. 205. 207. 207 A.
213. 214. 216. 217. 217 A. 219.
222. 226. 228. 229. 239. 240.
241. 242. 244. 245. 246. 249.
251. 251 A. 252. 252 A. 254.
255. 256. 257. 258. 259. 260.
262 A. 263. 264. 265. 266. 267.
268. 269. 270. 271. 271 A. 272.
680
309 A. 318. 319. 325. 330. 339.
369. 395. 398. 398 A. 405. 423.
423 A. 425. 425 A. 427. 429 A.
430. 430 A. 432. 441. 441 A. 442.
442 A. 443. 445. 446. 447. 449.
453. 454. 462. 465. 466. 469. 470.
473. 474. 479. 481. 486. 498. 500.
506. 508. 516. 526. 527. 528. 530.
532. 533. 534. 535. 541.
Papinin, rumän. Generalkonsul in
Sofia (1895).
XII, S. 92.
Parma, s. Marie Luise.
Pasetti, Marius Freiherr von,
österr.-ung. Botschafter in Rom
1895/1904.
XI, S. 97. 98. 277. 306.
XII, S. 172. 300. 301. 302.
Patenötre, franz. Gesandter in
Tanger 1888/91.
VIII, S. 294. 296. 322 A.
Paul, Großfürstin, s. Alexandra Ge-
orgiewna.
Paul Alexandrowitsch, Großfürst,
jüngster Bruder Kaiser Alexan-
ders III. von Rußland.
VII, S. 366.
P a w 1 o w , Alexander, Sekretär bei
der russ. Gesandtschaft in
Peking (1907).
IX, S. 332.
Pawlowitsch, Sekretär bei der
serb. Gesandtschaft in Berlin
(1892), diplomat. Agent in Sofia
(1899).
IX, S. 80.
XII, S. 548 A.
P e 1 1 o u x , ital. General, Kriegsmi-
nister im Kabinett Rudini 1891
bis 1892, Ministerpräsident 1898
bis 1900.
VII, S. 116 A. 117. 118.
VIII, S. 356.
XII, S. 502 A.
P e r i e r , s. Casimir Perier.
Persico, ital. Major (1895).
XI, S. 213.
Peters, Karl, Afrikaforscher, Reichs-
kommissar in Deutschostafrika
(1890).
VIII, S. 21.
Petronjewitsch, serb. Gesand-
ter in Wien 1889/90.
IX, S. 6.
Petro witsch, Bozo, montenegr.
Woiwode (1897, 189S).
XII, S. 442 A. 444. 444 A. 447. 448.
450. 457. 475.
Philipp, Herzog von Orleans.
IX, S. 390.
P h i 1 i p p o w , Generalkontrolleur des
russ. Rechnungshofes (1896).
XII, S. 69.
P h i p p s , Edmund, engl. Botschafts-
rat in Paris 1892/94.
VIII, S. 139 A.
IX, S. 3S6.
P i a v i , kathol. Patriarch von Jeru-
salem (1898).
XII, S. 589. 590. 591. 592. 592 A.
593. 594. 618. 625. 627. 631.
632. 634. 637. 637 A.
Pisani-Dossi, ital. Gesandter in
Athen 1895/96.
XII, S. 173. 174. 175. 176.
P 1 e s s e n , Ludwig Freiherr von
(Graf Plessen-Cronstcrn), Ge-
sandter in Athen 1894/1902.
XII, S. 174 A. 178. 179. 182. 183. 185.
311. 312. 314. 319 A. 325. 364.
364 A. 398 A. 415. 417. 418.
421. 421 A. 423. 542.
Pobedonoszew, Konstantin, Ge-
neralprokurator des russ. Hei-
ligen Synods 1880/1905.
VII, S. 357. 365. 366. 367. 370. 372.
381.
IX, S. 341. 344. 348. 368.
XII, S. 68. 69. 83. 92 A. 279. 324.
Polowtzow, Alexander, russ.
Staatsrat (1896).
VII, S. 359.
XI, S. 355.
Polowtzow, s. Obolensky, Anna
Fürstin von.
P o n i n s k i , Alfred von, Propst von
Koscielec (Posen) (1891).
VII, S. 383 A.
Ponsonby, Sir Henry, Privatsekre-
tär der Königin Viktoria von
England (1893).
VIII, S. 107. 107 A.
Portalis, franz. Schriftsteller, Re-
dakteur des „Dix-neuvieme
Siecle" (1894).
IX, S. 3S9.
P o u b e 1 1 e , franz. Botschafter beim
Päpstl. Stuhl (1898).
XII, S. 635. 636. 636 A.
681
Pourtales, Graf von, Erster Se-
kretär bei der Botschaft in Pe-
tersburg 1888/90.
IX, S. 194.
Pressense, franz. Journalist (1894).
IX, S. 169.
P r e u ß , Paul, Botaniker und Afrika-
forscher (1892).
VII, S. 329. 329 A.
Preußen, s. Adalbcrt, Alexandra
Feodorowna, Auguste Viktoria,
August Wilhelm, Eitel Friedrich,
Friedrich III., Friedrich Wil-
helm, Heinrich, Irene, Joachim,
Margarethe, Oskar, Sophie, Vik-
toria, Viktoria Luise, Wilhelm,
Wilhelm I., Wilhelm II.
Princtti, ital. Abgeordneter (1895).
VII, S. 146.
P ü c k 1 e r , Graf von, Erster Sekre-
tär bei der Botschaft in Rom
1895/99.
XII, S. 408. 502 A.
Rachim Bahadur Chan, Chan von
Chiwa 1865,1910.
XII, S. 137.
R a d e w , A., Bulgare.
XII, S. 534.
R a d o 1 i n , Fürst von, Botschafter in
Konstantinopel 1892/94, in Pe-
tersburg 1895/1900.
VIII, S. 199. 202. 213. 286.
IX, S. 117. 117 A. 121. 221. 224 A.
227. 228. 292. 304 A. 309 A. 316.
317. 318. 318 A. 322. 351 A. 354.
359 A. 362 A.
X, S. 41. 54. 56. 58. 78. 196. 258.
XI, S. 11. 43. 56. 82 A. 84 A. 135.
135 A. 139. 145 A. 201. 232. 233.
234 A. 235 A. 342. 351 A.
XII, S. 54 A. 92 A. 95. 107. 168.
174 A. 179. 180 A. 250. 252. 253.
326 A. 329. 329 A. 330 A. 334 A.
430 A. 435 A. 436. 437. 459. 465.
491.
R a d o 1 i n , Lucy Gräfin von, Toch-
ter des Fürsten von Radolin.
IX, S. 224.
Radoslawow, bulg. Kultusmini-
ster im Kabinett Stoilow 1894
bis 1897.
XII, S. 93.
R a d o w i t z , Joseph von, Botschaf-
ter in Konstantinopel 1882/92,
in Madrid 1892/1903.
VII, S. 30. 30 A.
VIII, S. 162. 170. 171. 176. 274. 277.
336.
IX, S. 3. 5. 7. 13. 19. 35. 41 A.
69. 73. 201 A.
XI, S. 349 A.
XII, S. 607. 608. 611.
Raffalowitsch, Direktor der
Asowschen Bank (1896).
XI, S. 350.
Raff auf, Konsul in Kiew (1891).
VII, S. 363 A.
Raghib Bey, Kammerherr des Sul-
tans Abdul Hamid II. (1893,
1894).
VIII, S. 213. 214.
IX, S. 210. 211.
Rallis, griech. Ministerpräsident
1897.
XII, S. 416 A. 420. 421.
R a m p o 1 1 a , Kardinal, päpstl. Staats-
sekretär 1887/1903.
XI, S. 128.
XII, S. 607 A. 614. 615. 622. 623.
623 A. 624. 625. 626. 627. 630
632. 633. 634. 635. 637.
Rangabe, griech. Gesandter in Ber-
lin 1895/1910.
XII, S. 153. 154. 311. 494. 495.
Raschdau, Vortragender Rat im
A. A. 1888/94.
VII, S. 47 A. 48 A. 298 A. 347 A.
VIII, S. 182 A. 183 A.
R a s c o n , Conde, span. Botschafter in
Rom 1893/95.
VIII, S. 326.
R e g n a u 1 1 , franz. Künstler.
VII, S. 276.
Reichenau, von, Generalkonsul in
Sofia 1898/1900.
XII, S. 548 A.
Reid, Whitelaw, amerikan. Gesand-
ter in Paris 1889/92.
VII, S. 270.
Remzi Pascha, türk. General (1895).
X, S. 132 A.
Ren als, Sir J., Lord-Mayor von
London 1894/95.
IX, S. 159. 159 A.
R e s c h a d Ef fendi, türkischer Prinz,
Bruder des Sultans Abdul Ha-
682
jnid II., nachmal. Sultan Meh-
med V.
X, S. 60.
Reschid, marokkan. Kommissar in
Tuat (1891).
VIII, S. 296.
Ressman, ital. Botschaftsrat in
Paris (1890, 1891), Botschafter
in Konstantinopel 1892, in Paris
1892/95.
VII, S. 64. 64 A. 65. 127. 128. 129.
130. 131. 132. 133. 134. 135.
136. 137. 138. 139. 140 A. 236.
237. 330. 330 A. 331. 332. 334.
VIII, S. 273.
Reuf Pascha, türk. General (1895).
X, S. 41. 42.
Reuß, Heinrich VII. Prinz, Bot-
schafter in Wien 1878/94.
VII, S. 7. 30. 30 A. 85. 122. 151 A.
318 A. 374. 408 A. 429. 433 A.
436. 437.
VIII, S. 47 A. 183 A. 234 A.
IX, S. 9 A. 52 A. 54 A. 75 A. 86.
94 A. 102. 122. 126.
XII, S. 101.
Reverseaux, Marquis de, franz.
Generalkonsul in Kairo 1891/94,
Botschafter in Madrid 1894/97,
in Wien 1897/1907.
VIII, S. 184. 186. 187 A.
XI, S. 131.
R e x , Graf von, Erster Sekretär bei
der Botschaft in Petersburg 1893
bis 1894.
VII, S. 253.
R h o d e s , Sir Cecil, Premierminister
der Kapkolonie 1890/94, 1894/96.
VIII, S. 437.
XI, S. 4. 5. 6. 7. 16. 22. 25. 26.
33. 34. 35. 36. 44. 50.
R i a z Pascha, ägypt. Ministerpräsi-
dent 1893/94.
VIII, S. 188 A. 215 A.
Ribot, Alexandre, franz. Minister
des Äußern in den Kabinetten
Freycinet 1890/92 und Loubet
1892, Ministerpräsident und Mi-
nister des Äußern 1892/93, Mi-
nisterpräsident und Minister des
Äußern 1893, Ministerpräsident
und Minister der Finanzen 1895.
VII, S. 64. 65. 66. 67. 70. 71. 92. 93.
192 A. 194. 195. 206 A. 214 A.
220 A. 226 A. 227. 228 A. 231.
234. 235. 235 A. 239. 240. 246 A.
264. 261 A. 265. 281. 282. 287.
288. 305 A. 306. 307. 308. 310A.
311. 312. 313. 313 A. 320. 321.
330 A. 332. 333. 334. 334 A. 335.
373 A.
VIII, S. 26. 27. 28. 31. 36. 37. 38.
58. 59. 62. 63. 92. 152. 153. 155.
160. 184. 242. 256. 257. 259. 260.
273. 273 A. 275. 280. 301. 306.
357.
IX, S. 355. 356. 371. 379 A. 391. 403.
404. 412. 413. 414. 415. 416 A.
423.
X, S. 154.
Ricard, franz. Justizminister im Ka-
binett Loubet 1892.
VII, S. 239.
Richard, franz. Abgeordneter (1895).
IX, S. 404.
Richards, Brinsley, engl. Journa-
list, Korrespondent der „Times'"'
in Wien (1890).
VII, S. 38.
Richter, Eugen, Reichstagsabgeord-
neter.
VII, S. 267 A.
Richter, von, russ. General der In-
fanterie und Generaladjutant,
Generalkommandant des Haupt-
quartiers des Zaren (1890).
VII, S. 361.
Richthofen, Ferdinand Freiherr
von, Chinareisender, Professor
der Erdkunde in Berlin (1895).
IX, S. 249. 250. 255 A. 257.
Richthofen, Oswald Freiherr von,
Kommissar bei der ägyptischen
Dette Publique (1894), Direktor
der Kolonialabteilung des A. A.
1896/97, Unterstaatssekretär im
A. A. 1897/1900.
VIII, S. 227.
XI, S. 152. 155 A. 173. 173 A.
Ricotti, ital. General, Kriegsmini-
ster im Kabinett Rudini 1896.
VII, S. 116. 116 A. 117. 121 A.
XI, S. 252.
Ridgeway, Sir Joseph West, engl.
Gesandter in außerordentlicher
Mission in Tanger 1893.
VIII, S. 324.
R i f a a t Bey, türk. Botschaftsrat in
Berlin (1895).
X, S. 176. 191. 195. 196.
683
Rifaat Bey, türk. Kommissar in
Tripolis (1893).
VIII, S. 281. 282. 285.
Rifaat Pascha, türk. Großwesir
1895/1901.
X, S. 98 A. 106. 183.
XII, S. 26. 157 A. 255. 566. 619.
621.
R i p o n , Marquess of, engl. Staats-
sekretär der Kolonien im Ka-
binett Gladstone 1892/94.
VIII, S. 75 A. 398. 401. 406. 407.
Risa Pascha, türk. Kriegsminister im
Kabinett Said 1895.
XII, S. 128.
R i s t i t s c h , Mitglied der serb. Re-
gentschaft 1889 93.
VII, S. 208 A.
IX, S. 22 A.
Ristow, preuß. Offizier in türk.
Diensten (1890).
IX, S. 34. 36.
R i z o w , Bulgare.
IX, S. 86 A.
XII, S. 525.
Robert, Dolmetscher bei der franz.
Botschaft in Konstantinopel
(1895).
X, S. 65. 67. 70.
Robert, Prinz von Orldans, Herzog
von Chartres.
VII, S. 275. 280.
Robilant, Nicola Conte di, Mi-
nister des Äußern im Kabinett
Depretis 1885/87.
VII, S. 81. 92.
VIII, S. 56. 56 A.
IX, S. 54. 54 A. 55. 56.
Robinson, Sir Hercules, Gouver-
neur und Oberbefehlshaber der
engl. Kapkolonie 1895/97.
XI, S. 17 A. 21. 23. 24. 26. 28. 29.
31 A. 35. 36. 49. 50.
Roche, Ernest, franz. Abgeord-
neter (1895).
IX, S. 415.
Roche, Jules, franz. Handelsminister
in den Kabinetten Freycinet und
Loubet 1890/92.
VII, S. 239.
IX, S. 404.
Rockstroh, deutscher Kaufmann
(1895).
IX, S. 418 A.
Roedel, franz. Major (1896).
XI, S. 378.
Roger, Präsident des franz. Senats
(1891).
VII, S. 288.
R o h 1 f s , Gerhard, Afrikaforscher.
VIII, S. 366.
Romanescu (Romanenko) , russ.
Generalkonsul in Galatz (1891).
VII, S. 171.
Rom an i, franz. Hauptmann (1894).
IX, S. 387. 389.
Rosebery, Archibald Earl of,
engl. Staatssekretär des Äußern
im Kabinett Gladstone 1892/94,
Premierminister 1894/95.
VIII, S. 75. 75 A. 76. 78. 80. 81. 82.
83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91.
92. 93. 93 A. 94. 95. 96. 96 A.
97. 98. 99. 100. 101. 102. 103.
103 A. 104. 104 A. 105. 105 A.
106. 107. 107 A. 108. 109. 110.
111. 111 A. 112. 112A. 113. 116.
117. 118. 119. 120. 121. 122.
122 A. 123. 124. 124 A. 125. 126.
127. 128. 129. 129 A. 130. 132.
135. 137. 138. 141. 142. 182 A.
184. 185. 187. 188. 190. 191. 192.
193. 194. 195. 196. 197. 198. 199.
200. 201. 202. 203. 203 A. 204.
205. 206. 207. 208. 209. 210. 211.
212. 213. 214. 215. 215 A. 216.
217. 228. 229. 230. 284. 324.
325. 326. 338. 370. 380. 385. 389.
390. 391. 393. 397.398.399.400.
401. 402. 404. 405.406.407.408.
410. 411. 418. 419.424.425.426.
432. 437. 438. 447. 452 A. 453.
455. 456. 457. 459. 463. 467. 468.
470. 472. 473. 473 A. 474 A.
IX, S. 65. 90. 90 A. 92. 93. 94. 102.
103. 104. 105. 106. 107. 116. 117.
117 A. 121. 122. 123. 125. 127.
128. 128 A. 129. 130. 131. 132.
133. 134. 135. 135 A. 136. 137.
138. 139. 140. 141. 143. 144. 145.
146. 148. 149. 150. 151. 152.
152 A. 153. 154. 155. 156. 157.
158. 159. 159 A. 160. 161. 162.
163. 164. 165. 165 A. 166. 168.
169. 170. 171. 172. 173. 175. 176.
178. 179. 181. 183. 184. 197.
197 A. 198. 205 A. 206. 209. 216.
236. 236 A. 244 A. 246. 265. 266.
267. 304 A. 386. 417.
684
X, S. 4. 5. 7. 9 A. 30. 34. 39. 39 A.
41. 43. 46. 82. 96. 140 A. 145.
218.
XI, S. 11 A. 13. 13 A. 243.
XII, S. 9. 169.
Rosen, Konsul in Jerusalem (1899).
XII, S. 637 A.
Rosenfeld, Geheimsekretär.
VIII, S. 15.
Rotelli, Erzbischof und Kardinal,
apostol. Nuntius in Paris (1S91).
VII, S. 270. 303. 304 A.
Rotenhan, Freiherr von, Unter-
staatssekretär im A. A. 1890
bis 1897, preuß. Gesandter beim
Päpstl. Stuhl. 1898/1908.
VII, S. 453 A.
VIII, S. 228 A.
IX, S. 80. 308 A.
X, S. 29.
XI, S. 312. 325. 351 A.
XII, S. 73 A. 181. 625 A. 626. 636.
637 A.
Rothschild, Alfred de, Londoner
Bankier.
VIII, S. 76.
XII, S. 377.
Rothschild, Alphonse de, Bankier.
VII, S. 237.
Rothschild, Nathan Mayer Frei-
herr von, Londoner Bankier.
VIII, S. 76.
Rothschild, Pariser Bankier.
VII, S. 92. 134. 231. 237. 238. 295.
298 A.
XI, S. 364.
Rothstein, russ. Agent (1S96).
XI, S. 350.
Rothweiler, franz. General (1891).
VII, S. 294.
R o u e t , Dolmetscher bei der franz.
Botschaft in Konstantinopel
(1898).
XII, S. 603.
Rouvier, franz. Finanzminister in
den Kabinetten Freycinet, Lou-
bet und Ribot 1890/93.
VII, S. 221. 298 A.
R u d i n i , Marchese di, ital. Minister-
präsident und Minister des
Äußern 1891/92, Ministerpräsi-
dent 1896/98.
VII, S. 62. 63. 64. 65. 65 A. 66. 68.
69. 70. 71. 72. 77 A. 79. 80.
84. 92. 93. 94. 95. 96. 103 A.
104. 104 A. 105. 106. 114. 115.
115 A. 116. 117. 122. 123 A. 138.
169. 169 A. 215. 295.
VIII, S. 43. 44. 45. 46. 47. 47 A. 48.
49. 50. 51. 52 A. 53. 54. 55. 61.
62. 63. 68. 279. 281. 303. 304.
305. 306. 307. 309. 309 A. 314.
315. 316. 354. 354 A. 355. 355 A.
356. 357. 353. 358 A.
XI, S. 131 A. 155 A. 172. 198. 199.
214. 227. 241. 241 A. 244. 245.
247. 248. 249. 250. 251. 252.
253. 257. 257 A. 259. 260. 261.
262. 263. 263 A. 275. 275 A. 276.
276 A. 277. 279. 281. 282. 283.
284. 284 A. 285. 285 A. 286. 293.
294. 294 A. 295. 296. 299. 300.
344.
XII, S. 300. 301. 302. 336. 336 A.
480 A.
Rumänien, s. Elisabeth, Ferdinand,
Karl I., Marie.
R u m b o 1 d , Sir Horace, engl. Bot-
schafter in Wien 1896/1900.
XII, S. 78. 218. 287. 405. 451. 453.
496.
Rußland, s. Anastasia, Alexander
IL, Alexander III., Alexander
Michailowitsch, Alexandra Feo-
dorowna, Alexandra Georgiew-
na, Alexis Alexandrowitsch, Eli-
sabeth Mawrikiewna, Georg
Alexandrowitsch, Konstantin Kon-
stantinowitsch, Maria Alexan-
drowna, Maria Feodorowna,
Maria Pawlowna, Michael Niko-
lajewitsch, Nikolaus IL, Niko-
laus Alexandrowitsch, Nikolaus
Michailowitsch, Nikolaus Niko-
lajewitsch, Olga, Paul Alexan-
drowitsch, Sergius Alexandro-
witsch, Wladimir Alexandro-
witsch.
Rüstern Pascha, türk. Botschafter
in London 1885/95.
VIII, S. 145. 146. 152. 153. 154. 157.
158. 164. 169. 170. 171. 174. 175.
176. 177. 178. 179. 179 A. 180.
181. 192. 193. 194. 195. 196. 197.
198. 200. 201. 202. 203. 205. 207.
208. 209. 210. 212. 213. 214. 215.
231.
IX, S. 13. 14. 18. 19. 20. 46. 73.
205. 206. 207. 214.
X, S. 42. 61. 66.
633
S a b u r o w , von, russ. Botschafter
in Berlin 18S0/84.
VII, S. 18.
Sachsen, s. Albert.
Sachsen-Altenburg, s. Albert,
Elisabeth Mawrikiewna.
Sachsen-Koburg-Gotha, s.
Alfred, Ferdinand, Maria Alexan-
drowna.
Sagasta, span. Ministerpräsident
1893/95.
VIII, S. 325 A.
Said Pascha, türk. Großwesir 1895.
IX, S. 233 A. 234. 235.
X, S. 42. 44. 60. 70. 93 A.
XII, S. 122. 126. 136. 580. 581.
Said Pascha, türk. Minister des
Äußern in den Kabinetten Kiamil
und Djevad 1S85/95, im Kabinett
Kiamil 1S95.
VIII, S. 147. 158. 159. 190. 213. 214.
285. 286.
X, S. 70. 73. 74. 97.
IX, S. 12. 206. 207. 221. 222. 229.
233 A. 234.
XII, S. 581.
Saint Cere, Jacques, Pseudonym
für Hermann Kosenthai, Korre-
spondent des „Figaro" (1893).
IX, S. 106.
Saint John, Sir Frederick, engl.
Gesandter in Belgrad 1888/92,
in Bern 1893/1901.
IX, S. 79.
XI, S. 54 A.
Saint Vallier, Charles Comte de,
franz. Botschafter in Berlin 1877
bis 1881.
VII, S. 336 A.
S a i o n z i , Marquis, interimistischer
Japan. Minister des Äußern
(1895).
IX, S. 301. 302. 305. 306. 324. 325.
326. 327. 328. 329. 330.
S a 1 i h M u n i r Bey, s. Munir Bey.
Salisbury, Marquess of, Zweiter
engl. Bevollmächtigter auf dem
Berliner Kongreß 1878, Premier-
minister 1886/92, Staatssekretär
des Äußern 1887/92, Premier-
minister 1895/1902.
VII, S. 24. 25. 27. 55. 66. 67. 268.
VIII, S. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 8 A. 9. 10.
11. 12. 13. 14. 14 A. 15. 16. 17.
17 A. 18. 19. 20. 21. 21 A. 22.
23. 24. 25. 26. 27. 33. 34. 34 A.
35. 36. 37. 38. 43. 44. 44 A. 45.
46. 47. 47 A. 48. 49. 50. 51. 53.
55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62.
62 A. 63. 64. 65 A. 67. 68. 69. 70.
70 A. 72 A. 75. 75 A. 76. 77. 78.
79. 80. 81. 82. 83. 84. 86. 87. 89.
91. 92. 93. 93 A. 94. 97. 98. 93 A.
101. 102. 103. 116. 124. 128.
129. 141. 141 A. 142. 145. 146.
150. 151. 152. 153. 154. 155. 156.
157. 158. 160. 161. 164. 166.
167. 168. 169. 170. 171. 172. 175.
176. 180. 180 A. 181 A. 182 A.
183 A. 238. 239. 240. 241. 242.
243. 244. 245. 250. 251. 252.
253. 254. 255. 257. 258. 259.
262. 262 A. 263. 264. 265. 266.
267. 269. 270. 271. 271 A. 272.
274. 275. 276. 277. 278. 279.
280. 293. 294. 295. 296. 297.
298. 303. 304. 305. 306. 307.
309. 310. 312. 313. 314. 315.
316. 319. 320. 321. 322. 323 A.
351. 352. 353. 354. 394 A. 399.
400. 414. 435. 436. 437. 447.
463. 473.
IX, S. 8. 9. 14. 15. 16. 17. 18. 26.
27. 28. 32. 33. 34. 35. 36. 37.
42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49.
50. 51. 52. 56. 57. 58. 60. 61.
63. 64. 65. 66. 69. 73. 74. 75.
75 A. 76. 78. 88 A. 89. 90. 90 A.
91. 92. 93. 105. 107. 118. 121.
122. 125. 127. 133. 148. 157.
165. 169. 173. 177. 180. 192.
194. 197 A. 236 A. 304 A. 372.
373. 375.
X, S. 8. 9. 9A. 10. 10 A. 11. 12.
13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.20. 21.
22. 23. 23 A. 24. 25. 25 A. 26 A.
27. 27 A. 28. 29. 30. 31. 32.32A.
33. 34. 35. 36. 39. 39 A. 40. 41.
42. 43. 44. 45. 46. 47. 57. 57 A.
58. 61. 62. 66. 68. 73. 78. 80.
81. 81 A. 82. 82 A. 83. 92. 92 A.
95. 96. 107. 110. 111. 112. 113.
117. 124. 125. 126. 140. 140 A.
141. 145. 149. 149 A. 150. 151.
152. 157. 163. 172. 173. 174.
178. 180. 182. 184. 188. 189.
207. 208. 209. 210. 211. 213.
215. 218. 219. 220. 229. 230.
231. 232. 238. 239. 240. 241.
686
243. 244. 249. 250. 251. 253.
256. 257. 258. 259.
XI, S. 8. 9. 10. 11 A. 12. 13. 13 A.
14. 15. 18. 21. 22. 23. 24. 25.
26. 27. 29. 30. 31. 32. 33. 34.
39 A. 40. 41. 45. 45 A. 46. 47.
50. 51. 52. 54. 54 A. 55. 57 A.
61. 62. 62 A. 63. 78 A. 92. 95.
96. 99. 100. 101. 101 A. 102.
103. 104. 105. 106. 121. 124. 132.
136.137.138. 139. 141.145.1-16.
147. 148. 149. 150. 153. 153 A.
154. 157. 158. 159. 161. 162.
163. 164. 165. 168. 169. 170. 171.
172. 173 A. 174. 175. 181. 182.
185. 186 A. 191. 191 A. 192. 193.
193 A. 194. 195. 196. 197. 200.
202. 203. 207. 208. 209. 215.
215 A. 216. 217. 218. 218 A. 219.
220. 221. 223. 224. 225. 227.
236. 238. 239. 240. 241. 242.
243. 254. 271. 332. 338. 358.
360. 360 A. 366. 385.
XII, S. 7. 8. 9. 11. 11 A. 50 A. 51.
52. 53. 53 A. 54. 54 A. 55. 56.
58. 65 A. 66. 67. 70. 71. 72. 75.
76. 78. 79. 80. 94 A. 106. 127.
138. 155. 170. 171. 175. 177.
179. 184. 185. 186. 187. 189.
190. 191. 193 .194. 195. 198.
200. 201. 203. 204. 207. 211 A.
217. 217 A. 218. 218 A. 219. 221.
222. 224. 226. 228. 232. 233.
234. 235. 237. 238. 239. 239 A.
240. 241. 242. 243. 246. 256.
257. 258. 259. 260. 261. 262.
262 A. 263. 264. 265. 266. 272.
313. 313 A. 325. 331. 332. 333.
334. 337. 344. 345. 347 A. 351.
352. 353. 354. 357. 358. 359.
363. 363 A. 364. 364 A. 365.
366. 366 A. 367. 368. 370. 371.
371 A. 372. 374. 376. 377. 378.
379. 383. 385. 386. 387. 387 A.
388. 389. 391. 396. 397. 401.
404. 405. 406. 408. 410. 434.
437. 457. 458. 466. 467. 468.
469. 471. 472. 476. 482. 489.
512. 521. 526. 527. 528. 529.
530. 535. 571. 577.
Salsa, ital. Major (1896).
XI, S. 247 A.
Salvago-Racci, Marchese, Sekre-
tär bei der ital. diplomatischen
Agentur in Kairo (1896).
XI, S. 152.
Sanderson, Sir Thomas Henry,
permanenter Unterstaatssekretär
im Foreign Oftice 1894/1906.
VIII, S. 111. 142. 352. 387. 388. 422.
423. 449.
IX, S. 269.
X, S. 34.
XI, S. 216. 217. 221. 222.
XII, S. 155. 204. 218. 239. 240. 241.
243. 247. 384. 385. 389. 390.
404. 405.
San Miniatelli, ital. Major
(1894).
VIII, S. 360. 361. 362. 373.
Sansibar, s. Ali ben Said, Kha-
lifa ben Said, Thowejni.
Saracco, ital. Minister der öffentl.
Arbeiten im Kabinett Crispi 1893
bis 1896.
XI, S. 227.
Sargent, amerikan. Gesandter in
Berlin (1884).
VII, S. 393.
Sassulitsch, Vera, russ. Nihi-
listin.
VII, S. 215.
S a t o w , Sir Ernest Mason, engl. Ge-
sandter in Tanger 1893/95.
VIII, S. 324. 331. 332.
Saurma-Jeltsch, Anton Freiherr
von, Generalkonsul in Kairo
(1882), preuß. Gesandter in
Stuttgart 1891/93, Botschafter in
Washington 1893/95, in Kon-
stantinopel 1895/97, in Rom
1897/99.
VII, S. 408 A.
VIII, S. 233. 233 A. 416. 417.
X, S. 40 A. 41. 42. 45. 45 A. 52.
56. 67. 70. 71. 73. 74 A. 76.
78. 97. 98. 99. 108. 115. 116.
117. 118. 121. 126. 127. 132A.
133. 134. 134 A. 135. 172. 173.
177. 182. 185. 186. 187. 191.
192. 193. 194. 196. 197. 212.
224. 233. 258.
XI, S. 11. 145.
XII, S. 4. 5. 6A. 7. 15. 18. 20. 21.
22. 23. 26. 28 A. 37 A. 38. 40.
42. 43. 64 A. 86. 122. 124.
134 A. 140. 147. 149 A. 157 A.
162 A. 163 A. 164. 168. 170.
171. 173. 177. 180. 181. 183.
185. 205. 207. 207 A. 213. 216.
687
217. 217 A. 219. 222. 226. 228.
229. 239. 240. 241. 242. 244.
244 A. 245. 249. 251. 251 A.
252. 252 A. 253. 253 A. 254.
255. 256. 257. 258. 259. 260.
262 A. 263. 264. 265. 266. 267.
268. 269. 270. 271. 271 A. 272.
309 A. 319 A. 326 A. 330. 339.
369. 395. 398. 398 A. 400. 405.
423. 423 A. 425. 425 A. 427.
427 A. 429. 429 A. 430 A. 431.
432. 432 A. 475 A. 481 A. 496.
497. 498. 530. 532. 557. 557 A.
Saurma-Jeltsch, Johannes Graf
von.
X, S. 67.
Savoyen, s. Margaretha.
Say, Leon, franz. Finanzminister im
Kabinett Büffet 1872/73, 1875/76.
VIII, S. 92.
Schadowsky, russ. Botschaftsrat
in Konstantinopel (1894).
IX, S. 212.
Schaeffer, luxemburg. Oberst
(1S97).
XII, S. 442 A. 475.
Schäffer, Konsul in Kiew (1893).
VII, S. 456 A.
S c h a k i r Pascha, türk. Marschall,
Generaladjutant des Sultans Ab-
dul Hamid II.
VIII, S. 173.
IX, S. 237.
X, S. 41. 43. 49. 68. 94.
S c h a m y 1 , Tscherkesscnhäuptling.
VII, S. 375.
Schebeko, Nikolaus, russ. Gene-
ral (1894).
VII, S. 455.
S c h e f i k Bey, türk. Polizeipräsident
(1896).
XII, S. 42.
Schenk zu Schweinsberg,
Freiherr, Gesandter in Peking
1893/96.
IX, S. 242. 248. 249. 254. 255 A. 256.
261. 285.
S c h e 1 1 i n g , von, preuß. Justiz-
minister 1889/94.
VII, S. 448.
S c h i 1 i z z i , Matteo, ital. Journalist,
Redakteur des „Corriere di Na-
poli" (1892).
VIII, S. 83 A.
Schischkin, von, Adjunkt des russ.
Ministers des Äußern 1891/96,
Verweser des Ministeriums de«
Äußern 1896/97.
VII, S. 238. 245. 379. 381 A. 409 A.
434. 443. 445.
VIII, S. 65.
IX, S. 111. 112. 342. 343.
XI, S. 331. 357. 357 A. 358. 359. 368.
373. 380. 381. 382. 382 A. 384.
XII, S. 68. 217. 218. 219. 224. 236.
248. 249.
Schischmanow, bulg. diploma-
tischer Agent in Belgrad (1899).
XII, S. 5 18 A. 5 19. 550. 550 A.
Schkopp, von, preuß. General der
Infanterie, Gouverneur von Kola
(1893).
VII, S. 423. 423 A.
Schleswig - Holstein - Son-
de r b u r g-A ugustenburg,
s. Auguste Viktoria.
Schleswig - Holstein - Son-
derburg-Glücksburg, s.
Albert.
Schlieffen, Alfred Graf von,
Chef des Generalstabes der Ar-
mee 1891/1905.
VII, S. 110. 111. 112. 113.
IX, S. 396.
XI, S. 110. 114. 115. 309. 310. 312.
313. 314.
S c h 1 ö z e r , von, Erster Sekretär bei
der Botschaft in Konstantinopel
1897/99.
XII, S. 508. 509. 572.
Schmidt, Reinhard, Reichstagsab-
geordneter (1897).
XII, S. 348 A.
S c h o e n , Wilhelm von, Sekretär bei
der Botschaft in Paris 1888/95.
VII, S. 133. 141. 141 A. 145. 220 A.
224. 309. 331.
IX, S. 322.
Schönborn, Kardinal (1895).
VII, S. 143. 143 A.
Schoenebeck, von, preuß. Leut-
nant (1894).
IX, S. 387. 387 A. 389.
S c h o p p , s. Schkopp.
Schröder, Kapitän zur See, Mi-
litär- und Marineattache in Lon-
don (1890).
VIII, S. 239.
688
Schukowski, russ. Hofdame,
nachmal. Gemahlin des Groß-
fürsten Alexis.
VII, S. 359.
Schuwalow, Paul Graf, russ. Bot-
schafter in Berlin 1885/94.
VII, S. 3. 3A. 4. 11. 14. 15. 16.
17. 18. 19. 20. 20 A. 21. 29. 39.
40. 214. 227. 349. 349 A. 362.
382. 389. 390. 391. 392. 394.
395. 396. 397. 398. 399. 400.
401. 412. 413. 433. 444. 447.
IX, S. 21. 23. 24. 25. 77 A. 78. 79.
80. 81. 83. 84. 85. 86. 87. 341 A.
Schuwalow, Peter Graf, russ. Bot-
schafter in London 1874/79, Ver-
treter Rußlands auf dem Ber-
liner Kongreß 1878.
VII, S. 25. 352.
XI, S. 103.
Schwartzhoff, von, Hauptmann ,
(1891).
VII, S. 296.
Schwartzkoppen, von, preuß.
Oberstleutnant, Militärattache in
Paris 1891/97.
VII, S. 139 A.
IX, S. 365 A. 387 A. 390. 391.
XI, S. 368. 376 A.
Schweden, s. Gustav, Oskar II.
Schweinitz, Hans Lothar von,
preuß. General, Botschafter in
Petersburg 1875/92.
VII, S. 10. 10 A. 11. 22. 23. 26. 29.
30. 30 A. 32. 33. 36. 37. 47.
47 A. 49. 67. 329. 351 A. 352.
355. 357 A. 365. 366. 381 A.
384. 386. 394. 409 A. 412.
412 A.
IX, S. 25. 37. 38. 84.
Scott, engl. Jurist, Beirat des ägypt.
Justizministeriums (1891).
VIII, S. 159.
Scott, Sir Charles Stewart, engl.
Botschafter in Petersburg 1898
bis 1904.
XII, S. 506. 507. 528. 530.
Seckendorff, Freiherr von, Kon-
sul in Tientsin (1894).
IX, S. 248.
Serbien, s. Alexander I., Karage-
orgewitsch, Milan, Natalie.
S e r g i u s Alexandrowitsch, Großfürst
von Rußland, dritter Sohn Kai-
ser Alexanders II.
VII, S. 419. 419 A. 420.
IX, S. 339. 340.
XI, S. 369. 370.
XII, S. 604.
Sermoneta Ada Duchessa di, geb.
Bootle, Gemahlin des ital. Mi-
nisters des Äußern.
XI, S. 253. 254.
Sermoneta, Onorato Duca di, ital.
Abgeordneter, Minister des
Äußern im Kabinett Rudini 1896.
XI, S. 155. 155 A. 166. 172. 198.
241. 241 A. 244. 245. 246. 247.
249. 250. 251. 252. 253. 254.
257 A. 275. 276. 279. 281. 282.
293. 294. 295. 295 A.
Serpa Pinto, Alexander de la
Rocha, portugies. Major und
Afrikaforscher (1889).
IX, S. 50 A.
S e y m o u r , Lord Alcester, engl. Ad-
miral (1882).
VIII, S. 233 A.
Seymour, s. Culme Seymour.
S e z e , Vicomte de, franz. Offizier.
VII, S. 194.
Shao-yu-lien, chines. Gouverneur
der Insel Formosa (1895).
IX, S. 289.
Shippard, Sir S., Resident von
Engl.-Betschuanaland (1896).
XI, S. 24.
Short, amerikan. Generalkonsul in
Konstantinopel (1894).
IX, S. 210. 212.
Siegel, Korvettenkapitän, Marine-
attache in Paris (1895).
IX, S. 414.
Silvestrelli, Sekretär bei der
ital. Botschaft in London 1894
bis 1895, Generalkonsul in Sofia
(1897).
VIII, S. 361. 362. 381. 383. 384. 385.
386. 386 A. 387. 388. 388 A. 3S9.
390. 391. 392. 393.
XII, S. 114.
Simitsch, serb. Ministerpräsident
1895/97.
XII, S. 115. 115 A. 142.
Simon, Jules, franz. Ministerpräsi-
dent 1876/77, Führer der franz.
Delegation zur Arbeiterschutz-
konferenz in Berlin 1890.
VII, S. 196. 265. 265 A. 288.
XI, S. 326 A.
44 Die Große Politik. 12. Bd.
68Q
S i n o w i e w , russ. Botschafter in
Konstantinopel 1898/1909.
XII, S. 465. 465 A. 469. 470. 473.
474. 479. 481. 486. 487. 500.
506. 508. 511. 516. 517. 519.
521. 522. 524. 525. 526. 527.
531. 532. 533. 534. 535. 536.
541. 543. 544. 545. 547. 562.
563. 571.
S k o b e 1 e \v , Michael, panslawisti-
scher russ. General.
VII, S. 13. 377. 379.
Skonlondes, griech. Minister des
Äußern im Kabinett Rallis 1897.
XII, S. 416. 421.
S k r y d 1 o w , russ. Konteradmiral,
Befehlshaber des russ. Geschwa-
ders bei der Einweihung des
Nordostseekanals 1895.
IX, S. 356.
S k u z e s , griech. Minister des Äußern
im Kabinett Delyannis 1895/97.
XII, S. 154. 175. 176. 178. 179. 323.
324. 325. 327. 328.
Slade, engl. Oberst (1896).
XI, S. 252.
Smith, Euan, s. Euan-Smith.
Sollberger, Emanuel, Verweser
des Vizekonsulats in Amasia
(1895).
X, S. 119. 120. 120 A.
Solms-Sonnenwalde, Graf zu,
Gesandter in Madrid 1878/87,
Botschafter in Rom 1887/93.
VII, S. 30. 30 A. 118. 119. 120. 123 A.
323. 408 A.
VIII, S. 35. 44. 47. 49 A. 55. 83. 86 A.
103 A. 107 A. 257 A. 265. 265 A.
277. 279. 316. 344. 355 A.
IX, S. 40. 40 A.
S o n n i n o , Barone Sidney di, ital.
Abgeordneter, Schatz- und Fi-
nanzminister im Kabinett Crispi
1893/96.
XI, S. 227. 300.
Sophie, Kronprinzessin von Grie-
chenland, Gemahlin des Kron-
prinzen Konstantin, geb. Prin-
zessin von Preußen.
XII, S. 310 A. 418. 422.
Souhart, Sekretär bei der franz.
Gesandtschaft in Tanger (1892).
VIII, S. 317 A.
Spanien, s. Maria Christine.
Spencer, Earl of , Erster Lord der
Admiralität im Kabinett Glad-
stone 1892/94.
VIII, S. 211.
S p u 1 1 e r , franz. Minister des Äußer«
im Kabinett Tirard 1889/90.
VII, S. 263. 263 A. 264.
VIII, S. 148. 152.
S t a a 1 , Baron, von, russ. Botschafter
in London 1884/1903.
IX, S. 167. 174. 175. 343.
XI, S. 45. 47. 171. 172. 173. 180.
187. 209.
XII, S. 11. 234. 366 A. 373. 374.
375. 376. 379. 383. 384. 385.
389. 390. 404. 406. 479. 529.
Stablewski, Florian von, Erz-
bischof von Posen und Gnesen
(1891, 1892).
VII, S. 383. 383 A.
XII, S. 623. 623 A. 624. 625. 627.
Stambulow, Stefan, bulg. Mini-
sterpräsident und Minister des
Innern 1887/94.
VII, S. 349. 349 A. 432 A.
VIII, S. 453.
IX, S. 6. 6A. 17. 22. 26. 27. 39.
64. 67. 81. 94. 97. 97 A. 98.
99. 113. 146 A.
X, S. 139. 139 A. 142. 143.
XI, S. 118. 123.
XII, S. 91. 92. 92 A. 93. 99. 100.
101. 106. 108. 109.
Stana (Anastasia), Herzogin von
Leuchtenberg, Gemahlin des
Herzogs Georg, geb. Prinzessin
von Montenegro.
XII, S. 448.
S t a n c i o w , bulg. diplomatischer
Agent in Petersburg (1897,
1899).
XII, S. 115. 530.
Stanichew, Bulgare.
XII, S. 534.
Stanley, Henry, engl. Afrikafor-
scher, Mitglied des Unterhauses.
VIII, S. 9. 14. 15. 21. 24.
Steifensand, Vizekonsul in San-
sibar (1889).
VIII, S. 5.
Stein, Adolf, Schriftsteller.
XI, S. 32 A.
6Q0
S t e i n b a c h , Emil, österr. Finanz-
minister 1891/93.
VII, S. 415. 416.
Steiner, Bischof von Stuhlweißen-
burg (1895).
VII, S. 143 A.
Steininger, Freiherr von, österr.-
ung. Oberstleutnant, Militäratta-
che in Berlin 1882/95.
VII, S. 112.
IX, S. 4.
Stenbock, Gräfin, s. Bariatinsky,
Nadina.
Steriadi, rumän. Journalist (1893).
VII, S. 184.
Stetten, von, bayr. Premierleutnant,
Afrikareisender (1893).
VIII, S. 412.
Stillmann, engl. Journalist, Kor-
respondent der „Times" in Rom
(1S95).
VIII, S. 474. 474 A. 475.
S t o i 1 o w , bulg. Ministerpräsident
und Minister des Innern 1894
bis 1897, Ministerpräsident, Mi-
nister des Äußern und des Kul-
tus 1897/99.
IX, S. 146 A.
XII, S. 92. 93. 109. 110 A. 111. 112.
114. 114 A. 115. 130. 130 A. 137.
142. 143. 144. 147. 529. 536.
536 A. 543. 545. 551.
Stransky, G., bulg. Minister des
Äußern, des Kultus und der Post
im Kabinett Stambulow 1887/90.
VII, S. 349 A.
Stroganow, Alexander Graf, russ.
General.
VII, S. 376.
Stroganow, Sergei Graf, russ. Ge-
neral.
VII, S. 376.
Stuebel, Generalkonsul in Schang-
hai (1895).
IX, S. 250.
Stumm, Ferdinand Freiherr von,
Botschafter in Madrid 1887/92.
VIII, S. 311 A. 313 A. 314 A. 320 A.
Sturdza, Demeter, rumän. Minister
des Äußern 1883/88, Minister-
präsident und Minister des
Äußern 1895,96, 1897/1904.
VII, S. 151 A. 152. 158 A. 161 A. 164.
168. 183. 183 A.
XI, S. 301. 302 A. 309. 309 A. 310.
310A. 311. 312. 313. 314.
XII, S. 72 A. 529.
Süßkind, Freiherr von, preuß.
Hauptmann, zweiter Militär-
attache in Paris 1889/94.
VII, S. 294. 296. 302. 316.
Summer, William, Mitglied des
engl. Unterhauses (1890).
IX, S. 194.
S u r e y a Pascha, Sekretär des Sul-
tans Abdul Hamid II. (1890,
1895).
IX, S. 190. 229. 230.
Swaine, engl. Oberst, Militärattache
in Berlin 1882/89, 1891/96.
IX, S. 159. 160. 166. 168.
X, S. 35 A. 81. 126. 251. 252. 253.
254. 255. 256.
XI, S. 8. 9. 10. 11 A. 146. 243.
XII, S. 54 A. 75 A.
Sz£chenyi, Emanuel Graf, österr.-
ung. Geschäftsträger in Athen
1897, Botschaftsrat in Peters-
burg (1898, 1899).
XII, S. 311. 312. 323. 325. 328. 354.
355. 364 A. 397. 398 A. 415. 416.
421. 421 A. 422. 423. 505. 506.
507. 542. 543.
Szech£nyi, Emerich Graf, österr. -
ung. Botschafter in Berlin 1878
bis 1892.
VII, S. 57. 58. 58 A. 59. 62. 96. 97.
99. 102. 103. 177. 400. 401. 402.
403.
VIII, S. 267 A.
IX, S. 83. 84.
Szechenyi Pascha, Graf, General,
österr.-ung. Offizier in türk.
Diensten (1896).
XII, S. 27. 30. 33. 34. 36.
Szecsen von Temerin, Graf, Sekre-
tär bei der österr.-ung. Gesandt-
schaft in Bukarest (1891), Sek-
tionschef im Ministerium des
Äußern (1896).
VII, S. 44. 166.
S z e k e 1 y , ung. Korrespondent in
Paris (1893).
VII, S. 330. 330 A.
Szilägyi, Desider, ung. Justizmi-
nister 1889/94.
VII, S. 7.
Szögyenyi-Marich, Erster Sek-
tionschef im österr.-ung. Mi
44«
691
nisterium des Äußern 1883/92,
Botschafter in Berlin 1892/1914.
VII, S. 333.
IX, S. 10. 134. 138. 139. 141. 142.
143. 144. 147. 151. 179. 405.
X, S. 33. 63. 117. 151. 152. 153. 154.
155. 173. 176. 177. 180. 195 A.
203. 201. 206. 259.
XI, S. 57 A. 59. 60. 104. 129. 136.
137. 143. 282. 302. 303. 305.
306.
XII, S. 4. 5. 6. 7. 47 A. 49. 50. 78.
80. 172. 259. 260. 269. 276. 279.
280. 291. 298. 300. 303. 322.
327 A. 328. 328 A. 338. 339. 342.
344. 346. 393. 393 A. 417. 461.
462. 463. 464. 495. 496.
Szoldrski, Casimir von, Dom-
pönitentiar in Posen (1891).
VII, S. 383 A.
T a h s i n Bey, Sekretär des Sultans
Abdul Hamid II. (1898, 1899).
XII, S. 493. 581. 602. 606. 612. 618.
618 A.
Takea Bey, ägypt. Journalist (1895).
VIII, S. 232.
Tatischtschew, Graf, russ. Jour-
nalist.
IX, S. 341.
Tattenbach, Graf von, Minister-
resident (Gesandter seit 1894) in
Tanger 1889/95, Gesandter in
Lissabon 1897/1908.
VIII, S. 293. 294. 294 A. 299. 322 A.
324. 337. 339 A.
T a v e r n a , Conte, ital. Senator
(1891).
VII, S. 105.
T e c k , s. Mary.
T e r r a s , Marius, Maire von Aigues-
Mortes (1893).
VII, S. 127. 127 A. 128. 129. 130. 131.
Terrel, amerikan. Gesandter in
Konstantinopel 1893/98.
IX, S. 225.
T e s t a , Dolmetscher bei der Bot-
schaft in Konstantinopel.
IX, S. 224.
X, S. 58. 67. 70.
XI, S. 340.
XII, S. 24. 28. 28 A. 29. 31. 42. 569.
602.
T e t u a n , O'Donell Herzog von, span.
Minister des Äußern im Kabinett
Canovas 1890/92.
VII, S. 54.
VIII, S. 298. 298 A. 301. 304. 307. 308.
309. 310. 311. 311 A. 312. 313.
314.
T e w f i k Pascha, türk. Botschafter in
Berlin 1886/95, Minister des
Äußern im Kabinett Rifaat 1895
bis 1901.
VIII, S. 170. 171. 188.
IX, S. 198. 199.
X, S. 56. 69. 98 A. 108. 109. 116.
133. 135. 190. 197.
XI, S. 138. 150. 151. 178. 179. 190.
339. 340. 340 A.
XII, S. 38. 42. 106. 107. 134. 140.
150. 157. 159. 165. 170. 431.
432. 446. 485. 501. 508. 509.
575 A. 598. 603. 604. 605. 606.
607. 609. 616. 617. 619. 620.
T e w f i k Pascha, türk. General, Bot-
schafter in Berlin 1897/1908.
XII, S. 611. 612. 617. 618. 618 A.
Theodorow, bulg. Justizminister
1896/97, Finanzminister 1897/99
in den Kabinetten Stoilow.
XII, S. 113. 515.
T h i e I a u , Florian von, Generalkon-
sul in Sofia 1879/81.
XII, S. 102.
Thielen, von, preuß. Minister für
öffentliche Arbeiten 1891/1902.
VII, S. 448.
T h i e 1 m a n n , Freiherr von, preuß.
Gesandter in Hamburg 1890/94.
VII, S. 447 A. 448. 450.
T h ö m m e 1 , Freiherr von, österr.-
ung. Gesandter in Belgrad 1889
bis 1895.
IX, S. 78. 81. 82.
T h ö r n e r , von.
VII, S. 393.
Thornton, Sir Edward, engl. Bot-
schafter in Konstantinopel 1884
bis 1886.
IX, S. 201.
T h o w e j n i , Sultan von Sansibar
1856/66.
VIII, S. 27 A.
T i g r a n e Pascha, ägypt. Minister
des Äußern im Kabinett Nubar
(1894).
VIII, S. 217. 218.
692
T i m i r i a z e w , russ. Staatsrat (1893,
1896).
VII, S. 447 A.
XI, S. 373.
T i r a r d , Pierre, franz. Ministerprä-
sident 1889/90.
VII, S. 263 A. 264 A. 267 A.
Tischendorf, von, Konsul in Je-
rusalem (1898).
XII, S. 589. 590. 608. 618.
Tolstoi, Graf, russ. Minister des
Innern 1882/89.
IX, S. 344.
T o m b a z i s , griech. Geschäftsträger
in Petersburg (1897).
XII, S. 366.
Tores, Mohammed ben el Arbi el,
marokkan. Vertreter der Aus-
wärtigen Angelegenheiten in
Tanger (1891, 1892, 1894).
VIII, S. 316. 317. 323. 331. 332.
T o r n i e 1 1 i Brusati di Vergani, Conte,
ital. Botschafter in London 1889
bis 1895, in Paris 1895/1908.
VII, S. 67. 140. 140 A. 141. 141 A.
146. 147.
VIII, S. 43. 45. 47. 49. 51. 53. 55.
81. 83. 84. 85. 87. 96. 97. 98.
99. 103. 103 A. 105. 106. 111.
112. 125. 128. 128 A. 129. 130.
132. 133. 134. 136. 137. 139. 150.
151. 239. 244. 250. 257. 266. 284.
287. 288. 295. 295 A. 296. 309.
315. 316. 334. 343. 344. 345.
347. 351. 359. 364. 372. 452.
452 A.
IX, S. 182. 362.
X, S. 220. 220 A. 237.
XI, S. 76 A. 78 A. 160. 168. 219.
219 A. 246. 288. 297 A. 381.
XII, S. 502.
Toselli, ital. Major (1895).
XI, S. 213. 213 A.
Trikupis, Charilaos, griech. Mi-
nisterpräsident 1886/90, 1892/95.
IX, S. 14. 17. 67. 154.
T r o m b i , conte di, ital. Militär-
attache in Konstantinopel (1896).
XI, S. 252.
Tsai-Tien Kwangssü, Kaiser
von China 1889/1908.
IX, S. 253. 258. 286.
Tscharykow, von, russ. Bot-
schaftsrat in Berlin (1895), Ge-
neralkonsul in Sofia 1896/97.
IX, S. 259. 265. 269. 270. 283. 2S4.
316. 317. 318. 318 A. 319. 320.
321. 322. 323.
XII, S. 112. 135. 136. 137. 147. 552.
Tschernajew, russ. General, Ge-
neralgouverneur von Taschkent
1882/84.
VII, S. 380.
Tschichatschew, russ. General.
Generalstabschef des Militärbe-
zirks Odessa (1896).
XII, S. 63. 64. 65.
Tschichatschew, Nikolaus, russ.
Admiral, Marineminister 1890
bis 1896.
VII, S. 218.
XI, S. 341. 342.
XII, S. 68.
Tschirschky, von, Erster Sekre-
tär bei der Botschaft in Peters-
burg 1894/1900.
IX, S. 258 A. 259 A. 264. 406 A. 407.
XII, S. 130 A. 380. 409. 530. 533.
Türkei, s. Abdul Asis, Abdul Ha-
mid II., Naime, Reschad.
Tunis, s. Ali, Mohammed et Tajeb.
Turkhan Pascha, türk. Minister
des Äußern im Kabinett Said
1895.
IX, S. 233 A. 235.
X, S. 42. 44. 47. 50. 60. 61. 65.
66. 67.
XII, S. 122.
Tyrtow, russ. Vizeadmiral, Abtei-
lungschef im Marineministerium,
interimistischer Leiter des Ma-
rineministeriums (1896, 1897).
XII, S. 68. 81.
Uchtomsky, Esper Fürst, russ.
Journalist und Asienreisender,
Begleiter des Thronfolgers Ni-
kolaus auf der Orientreise 1890
bis 1891.
VII, S. 360.
XII, S. 95.
U r u s s o w , Fürst, russ. Botschafter
in Paris 1898/1903.
XII, S. 529.
Vacarescu, Helene, Hofdame der
Königin Elisabeth von Rumänien.
VII, S. 208.
XI, S. 10. 142. 152. 153. 195. 209.
360.
693
Valfrey, franz. Journalist (1898).
XII, S. 613.
Valles, ital. General (1896).
XI, S. 258. 259. 260.
Vassos, griech. Oberst, Flügelad-
jutant des Königs Georg I.
(1897).
XII, S. 324 A. 340. 387. 392. 401. 411.
412. 415. 419. 420.
Vauvineux, Comte de, franz. Bot-
schaftsrat in Petersburg 1886
bis 1900.
VII, S. 253 A.
VIII, S. 65. 66.
XII, S. 414.
Velics von Läszlöfalva, Se-
kretär bei der österr.-ung. Bot-
schaft in Berlin (1896, 1897).
XII, S. 181. 183. 192. 393 A.
Vernesku, rumän. Finanzminister
im Kabinett Florescu 1891.
VII, S. 153 A. 154. 156.
Viktor Emanuel, Prinz von Nea-
pel, Sohn des Königs Humbert
von Italien, nachmal. König
Viktor Emanuel III.
VII, S. 19. 129. 129 A. 131. 132. 137.
VIII, S. 250.
XI, S. 257. 257 A. 259.
Viktor Emanuel II., König von
Italien 1861/78.
VII, S. 337.
Viktoria, Deutsche Kaiserin und
Königin von Preußen, Gemahlin
Kaiser Friedrichs III., Tochter
der Königin Viktoria von Eng-
land.
VII, S. 64 A. 196. 197. 206. 271 A.
273 A. 274. 274 A. 275. 276. 277.
278. 279. 279 A. 280. 281. 282.
283. 284. 287. 288. 289. 289 A.
293. 307. 334. 336 A.
VIII, S. 280 A.
X, S. 77. 77 A. 78. 109. 110. 111.
112. 254.
XI, S. 385.
XII, S. 54 A.
Viktoria, Königin von Großbri-
tannien und Irland 1837/1901.
VII, 25. 275. 280. 343.
VIII, S. 11. 25. 53. 68. 69. 69 A. 70 A.
71. 107. 107 A. 112 A. 118. 125.
458. 461.
IX, S. 101. 170. 184. 204. 223. 224.
243.
X, S. 25. 26 A. 27. 93. 111. 117. 148.
258.
XI, S. 10. 142. 152. 153. 195. 209.
231. 360.
XII, S. 11 A. 54 A. 59. 412. 414. 491.
Viktoria Luise, Prinzessin von
Preußen, Tochter Kaiser Wil-
helms II.
IX, S. 368.
Vilbert, Dragoman bei der franz.
Botschaft in Konstantinopel
(1895).
X, S. 51. 51 A. 52.
V i 1 1 a i n , franz. Journalist, Korre-
spondent des „Temps" (1894).
VIII, S. 427.
V i 1 1 a u m e , von, preuß. Generalma-
jor, Militärbevollmächtigter in
Petersburg 1887/93.
VII, S. 289 A.
Vincent, Sir Edgar, Generaldirek-
tor der Banque Ottomane in
Konstantinopel (1890).
VIII, S. 149.
XII, S. 560.
Visconti Venosta, ital. Abge-
ordneter, Minister des Äußern
im Kabinett Rudini 1896/98, im
Kabinett Pelloux 1899/1900.
VII, S. 146.
X, S. 237.
XI, S. 257. 257 A. 258. 259. 260. 261.
263. 285. 285 A. 286. 294. 295.
296. 297. 298. 299. 300. 306.
XII, S. 212. 213. 215. 216. 219.
220. 257 A. 263. 272. 300. 301.
302. 335. 336. 336 A. 408. 480.
480 A. 496. 497.
V i v i a n , Lord, engl. Botschafter in
Rom 1892/93.
VIII, S. 81. 82. 91. 284.
V 1 a n g a 1 i , russ. Botschafter in Rom
1891/97.
VII, S. 169 A.
X, S. 220.
XI, S. 250.
Voigts-Rhetz, von, Generalkon-
sul in Sofia 1892/98.
XII, S. 123 A. 124. 125.
Vucowitsch, s. Wukowitsch.
Vulkowitsch, s. Wulkowitsch.
Waddington, franz. Minister des
Äußern im Kabinett Dufaure
694
1877/79, Botschafter in London
1883 '93.
VIII, S. 27. 29. 33. 35. 37. 92. 160.
184. 185. 187. 188. 192. 193. 194.
195. 197. 204. 259. 262. 265.
Waecker-Gotter, Freiherr von,
Gesandter in Belgrad 1S92/1903.
XII, S. 138. 138 A. 147. 319 A. 548.
549. 549 A. 550. 550 A.
Waldersee, Alfred Graf von, Chef
des Generalstabes 1888/91.
VII, S. 16.
W a 1 1 a c e , Sir Donald Mackenzie,
politischer Begleiter des Groß-
fürst-Thronfolgers Nikolaus auf
der Reise durch Indien 1890
bis 1891, Redakteur der „Ti-
mes".
VII, S. 360.
XII, S. 400.
Wangenheim, Freiherr von, Ge-
neralkonsul in Sofia 1888/92.
IX, S. 39.
Wannowsky, russ. General, Kriegs-
minister 1881/97.
VII, S. 195. 218. 376. 378. 379. 380.
IX, S. 343.
XI, S. 341.
XII, S. 68. 81. 249.
Warschauer, Berliner Bankhaus.
VII, S. 229 A.
Wedel, Karl Graf von, General,
Militärattache in Wien 1877 bis
1887, Generaladjutant Kaiser
Wilhelms II. (1891).
VII, S. 296.
Wedel, Max von, Journalist (1893).
VII, S. 330 A. 334. 334 A.
Weill-Schott, Bankier in Mai-
land (1895).
VII, S. 146.
Weipert, Dolmetscher bei der Ge-
sandtschaft in Tokio (1895,
1896).
IX, S. 275. 276. 328.
W e k e r 1 e , ung. Ministerpräsident
und Finanzminister 1892/95.
VII, S. 415. 416.
IX, S. 108.
Welsersheimb, Rudolf Graf,
Erster Sektionschef im österr.-
ung. Ministerium des Äußern
1895/1900.
X, S. 144. 145.
XI, S. 115. 116. 116 A. 118. 119.
120. 121. 122. 124.
XII, S. 290.
Werder, General von, Botschafter
in Petersburg 1892/95.
VII, S. 412. 412 A. 413. 414. 417.
418 A. 420 A. 439 A. 440 A.
447 A.
IX, S. 142. 242 A. 245 A. 257. 292.
341 A. 342 A. 344. 345. 346.
346 A. 351 A.
Werner, Anton von, Maler, Direk-
tor der Berliner Akademie der
bildenden Künste (1891).
VII, S. 279.
W e r t h e r , Freiherr von, Botschafter
in Konstantinopel 1874/77.
VII, S. 323.
Wesdehlen, Ludwig Graf von, Ge-
sandter in Bukarest 1879/82.
XII, S. 103.
Wesselitzky, G. von (Pseudo-
nym „Argus"), russ. Korrespon-
dent der „Nowoje Wremja" in
London (1894).
IX, S. 249.
Westminster, Hugh-Lupus Gros-
venor Duke of, Lord Lieutenant
von London (1895).
X, S. 71. 81 A. 251.
XI, S. 8.
White, Sir William, engl, außer-
ordentl. Gesandter in Konstanti-
nopel 1885/86, Botschafter in
Konstantinopel 1887/91.
VIII, S. 148. 154. 155. 156. 158. 161.
162. 163. 170. 172. 173. 176. 177.
178. 193 A. 274. 277. 280.
IX, S. 3. 7A. 8. 13. 15. 17. 42. 43.
44. 46. 49. 53. 62. 66. 69. 70.
71. 72. 73. 112. 116. 118. 121.
189. 190. 192. 194.
W i e d , s. Elisabeth von Rumänien.
W i 1 1 i s c h , Bureauinspektor im
Chiffrierbureau des A. A.
XI, S. 41.
Wilhelm, Kronprinz des Deutschen
Reiches und von Preußen, älte-
ster Sohn Kaiser Wilhelms IL
IX, S. 368.
Wilhelm, Prinz von Hohenzollern-
Sigmaringen, Sohn des Fürsten
Leopold.
X, S. 251.
695
W i 1 h e 1 m , Prinz von Preußen (s.
auch Wilhelm II., Deutscher
Kaiser).
VII, S. 336 A.
Wilhelm I., Deutscher Kaiser und
König von Preußen 1871/88.
VII, S. 16. 21. 29. 151 A. 270 A. 336.
348. 424 A. 451.
VIII, S. 65 A.
IX, S. 198. 313. 352. 368.
XII, S. 558 A.
Wilhelm II., Deutscher Kaiser und
König von Preußen 1888/1918.
VII, S. 3 A. 10. 10 A. 11. 14. 15.
16. 17. 18. 19. 20. 21. 24. 29.
30. 31. 38. 39. 40. 43. 44. 47.
47 A. 49. 99. 104 A. 110 A. 111.
112. 113. 114. 118. 122. 133. 158.
161. 166. 182. 183. 203. 210. 212.
217. 226 A. 227. 240. 243. 244.
244 A. 250 A. 263. 264. 265.
265 A. 266. 269 A. 270. 270 A.
272. 272 A. 273. 277. 279. 285 A.
292. 298 A. 299 A. 301. 304. 311.
313. 315. 320. 321 A. 337. 338.
341.342. 347 A. 348. 351. 351 A.
352. 353. 353 A. 354. 355. 356.
363. 366. 367. 371. 371 A. 372.
373. 373 A. 381 A. 383. 402 A.
407. 408. 409. 410. 411. 412 A.
416. 417. 418. 420. 421. 421 A.
422. 423. 423 A. 424. 424 A. 425.
426. 427. 430. 437. 437 A. 438.
439. 439 A. 440. 440 A. 447. 448.
4-19. 451. 452. 453 A. 455.
VIII, S. 9. 18. 19. 20. 21. 23. 24. 59 A.
62 A. 65. 65 A. 66. 67. 68. 69.
71. 86 A. 87 A. 107. 107 A. 108.
110. 111. 112A. 117. 119. 124.
125. 135. 178. 189. 266. 377. 426.
432. 442 A. 448. 448 A. 449. 452.
455. 456. 458. 465. 474. 474 A.
IX, S. 12. 22. 22 A. 44. 46. 47. 63 A.
65. 101. 124. 134. 142. 142 A.
143. 147. 147 A. 151. 160. 163.
164. 166. 166 A. 168. 171. 176.
177. 178. 182. 183. 198. 204. 207.
224. 229. 242. 245 A. 246. 247.
247 A. 253. 255 A. 261. 265.
266 A. 267. 267 A. 268. 276. 278.
281. 289. 292. 304 A. 307. 308.
308 A. 313. 315. 317. 318. 322.
327. 328. 341 A. 342. 344. 346 A.
348. 349. 351 A. 352. 358. 359.
359 A. 361 A. 362 A. 363 A. 365 A.
366 A. 367. 368. 369. 370. 371.
372. 374. 378. 382. 385. 393.
394. 395. 398. 399. 409. 410.
411. 412. 421. 421 A. 423. 425.
X, S. 13 A. 20. 21. 22. 24. 25. 25A.
26. 26 A. 27. 27 A. 29. 35 A.
36. 48. 56. 64. 69. 76. 77 A. 79.
80. 81. 83. 85 A. 99. 120 A. 123.
141. 152. 156. 162 A. 166. 170.
176. 177. 178. 179. 180. 184.
193 A. 196. 202. 203. 204. 205.
206. 223. 232. 235. 237. 239 A.
242. 252. 255. 256.
XI, S. 3. 4. 9A. 10 A. 11 A. 12. 13.
13 A. 16. 17. 19. 20 A. 27 A.
32 A. 34. 36. 39. 39 A. 40. 42.
42 A. 43. 43 A. 44. 54 A. 58.
60. 69. 86. 92 A. 95 A. 96. 97 A.
114. 115. 117. 118. 124.126.127.
127 A. 129. 141. 151 A. 168 A.
177. 177 A. 184. 185. 186. 190.
191 A. 196. 218. 233. 235. 235 A.
236. 237. 241. 241 A. 242. 242 A.
243. 244. 246. 247. 247 A. 258.
258 A. 259. 263. 263 A. 270 A.
276. 280. 303. 304. 305. 306.
307. 308. 310. 313.322.323.326.
326 A. 328 A. 329 A. 338. 341.
341 A. 347 A. 348 A. 349 A. 357 A.
359 A. 362. 369 A. 373. 375.
383. 385.
XII, S. 5. 6. 7. 19. 26. 54 A. 55. 56.
58. 58 A. 62. 62 A. 72. 75. 75 A.
77 A. 80. 102. 110 A. 112. 115.
145. 146. 146 A. 147. 148. 149.
184. 187. 192. 198. 200. 249.
250. 251. 252. 253. 254. 259.
278. 279. 280. 295. 295 A. 297.
304. 310 A. 314. 317. 318. 319.
320. 321. 327 A. 328. 328 A. 333.
335. 337. 338. 339. 340. 341.
342. 343. 344. 346. 356. 357.
362. 368. 370. 375. 380. 381.
392. 411. 412. 415. 419. 420.
422. 423 A. 425. 427. 428. 429.
435 A. 438. 447. 449. 450. 451.
452. 454. 459. 460. 462. 463.
464. 468. 475. 476. 477. 481.
483. 491. 492. 492 A. 493. 494.
495. 507. 508. 509. 509 A. 527.
557. 557 A. 558. 558 A. 560.565.
569. 572. 573. 574. 575. 575 A.
576. 576 A. 577. 578. 579. 579 A.
580. 583. 584. 585. 590. 591.
592 A. 593. 605. 607. 608. 609.
696
612. 613. 616. 617. 618. 619 A.
620. 621. 622. 622 A. 625. 626.
627. 628. 629. 635. 636 A. 637.
Wilhelm III., König der Nieder-
lande, Großherzog von Luxem-
burg 1849/90.
VIII, S. 32.
W i n c k 1 e r , von, Erster Sekretär bei
der Botschaft in Konstantinopel
1888/92.
VIII, S. 147.
Windischgraetz, Fürst, österr.-
ung. Ministerpräsident 1893/95.
X, S. 161 A.
Wiß mann, Gouverneur von Deutsch-
Ostafrika (1895).
XI, S. 20 A.
W i t b o i , Hendrik, Hottentotten-
häuptling (1893).
VIII, S. 397 A. 403. 409. 410. 411.
Witte, russ. Finanzminister 1892 bis
1903.
VII, S. 238 A. 444. 445. 445 A. 447.
456. 456 A. 457.
IX, S. 304. 306. 312. 332. 345. 357.
358. 369.
XI, S. 331. 342. 350. 351. 351 A. 353.
364. 372. 373. 375. 376. 384.
XII, S. 68. 69. 81. 82. 83. 87. 249.
294. 295.
Witte, Mathilde, Gemahlin des russ.
Finanzministers Witte.
VII, S. 238.
W i t u , s. Fumo Bakari.
Wladimir Alexandrowitsch, Groß-
fürst, zweiter Sohn Kaiser Ale-
xanders II.
VII, S. 412. 412 A. 413.
IX, S. 338. 339. 342 A. 343. 352. 363.
XII, S. 220. 221.
Wladimir, Großfürstin, s. Maria
Pawlowna.
W o 1 f f , Sir Henry Drummond-, engl.
Gesandter in außerordentl. Mis-
sion in Konstantinopel, Oberbe-
fehlshaber von Ägypten 1885
bis 1887.
VIII, S. 145. 146. 147. 154. 155. 158.
161. 162. 163. 164. 167. 168.
175. 181. 198. 200.
IX, S. 75 A.
XI, S. 144. 146.
Wolkenstein - Trostburg,
Graf von, österr.-ung. Botschaf-
ter in Petersburg 1882/94, in
Paris 1894/1903.
VII, S. 141. 141 A. 144. 145. 146.216.
410. 411.
IX, S. 5. 84. 85. 95. 96. 97. 102.
108. 110. 111.
X, S. 160. 160 A. 161. 162.
XI, S. 374. 380. 381.
XII, S. 127. 161. 172. 385. 386.
Wolkonsky, Peter Fürst.
VII, S. 358.
Wolkow, Eugen, russ. Offizier.
VII, S. 359.
Wolkow, Peter, russ. Staatsrat,
vorm. Bürgermeister von Kron-
stadt (1891).
VII, S. 212.
W o 1 s e 1 e y , Viscount, engl. Feld-
marschall, Generaladjutant des
Kriegsdepartements 1882/85,
Oberfehlshaber der engl. Ar-
mee 1895/1900.
XI, S. 146. 146 A. 160.
XII, S. 86.
Woods Pascha, General, engl. Offi-
zier in türk. Diensten (1896).
XII, S. 27. 30. 33. 34. 36.
Woronzow, Simon Michailowitsch
Fürst, russ. General.
VII, S. 376.
Woronzow -Daschkow, Ilarion,
Graf, russ. Minister des Kaiser-
lichen Hauses 1881/97.
VII, S. 372. 376.
XI, S. 380.
W r e w s k i , Alexander Baron, russ.
Generalleutnant, Generalgouver-
neur von Turkestan (1892).
VII, S. 379.
Wttewaall van Stoetwegen,
niederl. Gesandter in Petersburg
1883/1900.
VII, S. 360.
Wukowitsch, montenegr. Mini-
ster des Äußern 1890/1907.
IX, S. 15.
Wulkowitsch, bulg. dipl. Agent
in Konstantinopel 1887/92.
IX, S. 15. 17.
Wyschnegradski, Iwan, russ.
Finanzminister 1887/92.
VII, S. 238 A. 242. 298. 361. 382.389.
390. 391. 392. 393. 395. 396.
397. 398. 399. 400.
York von Wartenburg, Graf,
697
Major, dem Militärbevollmäch-
tigten in Petersburg attachiert
(1891).
VII, S. 300.
Z a g o r s k i , österr.-ung. Generalkon-
sul in Trapezunt (1895).
X, S. 85.
Z a i m i s , griech. Ministerpräsident
1897/99.
XII, S. 455. 456. 457. 494.
Zakuski, Graf, österr.-ung. Kom-
missar bei der ägypt. Dette
Publique (1896).
XI, S. 173. 173 A. 174.
Z a n a r d e 1 1 i , ital. Abgeordneter,
Justizminister im Kabinett Cri-
spi 1887/91.
IX, S. 106.
XI, S. 227.
Z a n k o w , Dragan, russophiler bulg.
Politiker, Ministerpräsident 1883
bis 1884.
IX, S. 22.
XII, S. 551.
Z a p p a.
XI, S. 130 A.
Zedlitz und T r ü t z s ch 1 e r ,
Graf von, preuß. Kultusminister
1891/92.
VII, S. 383 A.
Z e k i Bey, Kammerherr des Sultans
Abdul Hamid II. (1895).
X, S. 58. 59.
Zeki Pascha, türk. Marschall (1894).
IX, S. 202.
Zia Bey, türk. Geistlicher (1895).
X, S. 60.
Z i c h y , Th. Graf, österr.-ung. Bot-
schaftsrat in Paris (1895).
VII, S. 130.
Z u b i r , Emir (Sultan) von Yola in
Kamerun (1893).
VIII, S. 412. 413.
Z u j e w , von, russ. Oberst, Militär-
attache in Wien (1891, 1892).
VII, S. 225. 226. 385.
Z u r 1 i n d e n , franz. Kriegsminister
im Kabinett Ribot 1895.
IX, S. 413.
698
Berichtigungen zu Band VII— XII
Band VII
S. 145, Anm.*** lies „Caserio" statt „Cesario Santo"
S. 292, Zeile 20 von unten: „Feron" ist offenbar von Graf Münster ver-
schrieben für „Ferron"
S. 359, Zeile 11 von oben: „Steinbock" ist von Schweinitz verschrieben
für „Stenbock"
Band VIII
S. 15, Zeile 14 von unten lies „aufreizenden" statt „aufzreizenden"
S. 62, Anm.*, Zeile 4 von oben lies „Nr. 2111" statt „Nr. 2112"
S. 189, Anm.*** ist zu streichen; statt dessen muß es heißen: „Obei-
zeremonienmeister des Sultans"
S. 195, Zeile 6 von unten lies „Qladstone" statt „Gadstone"
S. 214, Zeile 17 von unten lies „101" statt „110"
S. 267, Zeile 9 von oben lies „Grunde" statt „Grrunde"
S. 325, Zeile 10 und 11 von oben verstellt
S. 367, Anm.* lies „Fußnote*" statt „Fußnote**"
S. 379, Zeile 2 von oben lies „par" statt „pas"
Band IX
S. 41, Anm.**, Zeile 1 lies „19. Mai" statt „29. Mai"
S. 88, Anm.*, Zeile 1 lies „Kalkutta" statt „Bombay"
Band X
S. 27, Zeile 10 von unten lies „j'en" statt „Jen"
S. 28, Anm.* lies „Kap. LIV" statt „Kap. LXIV"
S. 83, Zeile 6 von unten lies „Konstantinopel" statt „Konstanitnopel"
S. 94, Anm. * lies „Nr. 2438" statt „3438"
S. 222, Zeile 12 von oben lies „Ferrero*" statt „Ferrero", „Pansa**"
statt „Pansa*"
S. 222, Zeile 20 von oben lies „Lanza" statt „Lanza *"
Band XI
S. 54, Anm.** lies „2621, S. 42, Fußnote**" statt „2621, Fußnote**"
S. 71, Anm.* lies „2758" statt „2578"
S. 74, Zeile 13 von oben lies „ägyptische" statt „ägyptsiche"
S. 97, Anm.* lies „Fußnote f" statt „Fußnote*"
S. 139, Zeile 9 von oben lies „Anschluß" statt „Anchluß"
699
S. 145, Zeile 17 von unten fehlt hinter „Holstein" das Zeichen*; Zeile 2
von unten muß es heißen „Wien**"
S. 178, Anm. lies „*" statt „f"
S. 223, Zeile 6 von oben lies „23. d. Mts. **" statt „23. d. Mts. ***"
S. 277, Anm.* lies „Freiherr von Pasetti" statt „Freiherr von Brück"
S. 285, Zeile 2 von unten lies „Bisogna" statt „Risogna"
S. 314, Anm. *** lies „Nr. 2933" statt „Nr. 23"
S. 325, Zeile 8 von unten lies „bewahrte" statt „bewahre"
S. 349, Anm.* Zeile 7 von oben lies „S. 71" statt „S. 31"
S. 365, Zeile 1 von oben lies „monarchisches" statt „morarchisches"
S. 369, Zeile 3 von oben lies „Zaren*" statt „Zaren"
S. 378, Zeile 21 von oben lies „oppresseur" statt „opresseur"
Band XII
S. 40, Anm. * lies „Nr. 2908, S. 37, Fußnote *" statt „Nr. 2908,
Fußnote*"
S. 66, Anm.* lies „Nr. 2662, S. 97, Fußnote***" statt „Nr. 2662,
S. 98, Fußnote"
S. 114, Zeile 5 von oben lies „Rustschuk" statt „Rustschuck"
S. 128, Zeile 3 von oben lies „gestern" statt „gerstern"
S. 130, Anm.** lies „Kap. LXXII" statt „Kap. LXX"
S. 137, Anm.*** lies „Nr. 2852" statt „Nr. 2582"
S. 242, Anm.* lies „Fußnote**" statt „Fußnote***"
S. 279, Anm.* lies „Nr. 2881 und 2882" statt „Nr. 2181 und 2182"
S. 537, Zeile 3 von oben lies „Iradee" statt „Idradee"
700
■)*♦.* rn*
A 000 664 571 7
£^9
»/ / 1