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Full text of "Hamann's Schriften"

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Gotgatha unb Scheblimini .. + ο — 17 
Fliegender Brief an Niemand den Kundbarıa — 7 
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Hamann, Johann Georg 


Hamann's 
Schriften. 


Herausgegeben 


von 


ον Stiebtid Roth, 


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Siebenter Theil. 





Leipzig, 
bey & Nelimer 1325 








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Die Sammlung der famiimifden Schrif⸗ 
ten iſt mit dieſem Bande geſchloſſen. gie 
Boufténdigfeit bewaͤhrt das „von Hamann 
ſelbſt in den Anmerkungen zu ſeinem fi [ie 
gende n 8 tie fe gegebene, Verzeichniß 
Das einzige , was nicht hat aufgefunden 


werden fónnen , find Hamann's Beytraͤge zu 


der Wochenſchrift Daphne deren er in der 
zoten jener Anmerkungen erwaͤhnt. Ich ha⸗ 
be dieſe Wochenſchrift durchgangen und an 
eini en Gteten Hamann’d ‚Feder zwar qu 
ο geglaubt , jedoch in Ermangelung 
irgend eined dußeren , tie Vermuthung be⸗ 
ftétigenden Rennzeichen, 1 mit nicht erlaubt, ^ 


Gebtauch davon zu machen. » 








à cQ | à 5 n m + 
— *. η, 2.7. δει 
Golgatha unb Scheblimini e 0*7 7$. —c9 — 17 
Fliegender Brief a Niemand ben Kunbbaren -- 7I 
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Sete ul. s κ 7*5, 


Die Simmlüng dee Hamiinifgen edite 
ten it mit biejem Bande geſchloſſen. Ihre 
sBotíténbigfeit bewahrt das „yon Hamann 
ſelbſt in den Anmerkungen TH feinem f fie 
genden B rief e gegebene Werzeicnif, 
Das „einzige , was nicht hat aufgefunden 


Ä werden koͤnnen ſind Hamann's Beytraͤge ju 


ber Wochenſchrift Daphne, deren er in der 
zoten jener Anmerkungen erwaͤhnt. Ich ha⸗ 
be dieſe Wochenſchrift durchgangen und an 
einigen Stegen Hamann’d ‚Feder zwar zu 
entderfen φώς, jedoch in Ermangelung 


| itgenb eines , éuferen. , bie Vermuthung be⸗ 


ftätigenden Kennzeichen, mir. nicht erlaubt, 


Gebtauch davon zu machen. W 


ο. 


Das efte Stuͤck diefed Bandes, die Mer 


takritik, ift von Hamann felbft nicht δὲ: 


fannt gemadt Qn à ; Rin: ghat dieſes 
Fragment in "feinem Manwerte jut 
Geſchichte der metafritifhen Inva- 


^ fion abbruden faffen. Sid) Habe feine Ge⸗ 


legenheit gebast, diefen Abdruck mit Ha⸗ 
snann PB eigener : Handferift, nach welcher der 
gegenwärtige gemacht ift, au "vergleichen. » 
Von Gols aiga und Schebli mini 
EL 4818 eine jrocite Ausgabe erſchienen , bi y bi 
fib von der erſten hauptſachlih durch beyge⸗ 
fügte Anmerkungen beà Herausgebers "unters 
fürier, ‚Sir den gegenwärtigen Abdruck fin, 
mehrere von Hamann, zum Zeit dufert 
forgfättig, ^ , durchgeſehene Exeniplare fine 
Ausgabe verglichen , und ale Werbefferungen, 
die fi dj in allen angegeben fanden, aufge 





nommen worden. Da dieſer Aufſatz ein Ge⸗ 


genſtuͤck zu Menbelsſohn 3 SJerufa 
fem if unb darauf beſtaͤndig anſpielt, ſo 
wird ein Abdruck dieſer ſelten gewordenen 


B 


— — 


ΙΤΗ 


- Schaft: in: Sem. achtet. nb; beiten Bande 


geliefert: werden, den ich: Hoffe zu Michaeliß 
des naͤchſten Sabre erfchkinen laſſen zu Fönner, 
^. De fliegende Brief:an Niemand 
ben funbbaren Hatte. niit mur die Der 
ſtimmung, Golgatha und Scheblimini gedesr 
eine Recenſion in der Allg. deutſchen Biblio⸗ 
het: zu vertheidigen, fonbem. ec ;foßte. Dar 


manns letztes Wort an bad Publicum ſeyn 
und die gauge Abſicht feiner :-Autorfchaft ente 


(dien. : - 4, drey Bogen ſchon gebrudt. mas 
ret, 1glau6te.Domann. ſeinen Slug ἐν Eat 
genymmen zu haben umb nicht mehr in deme 
ſelben Kann Forsfaßten zu koͤnnen. Er brad 
ab und verlangte, daß dad Gedruckte ver 
nichtet würde; was aud mit allen Creme 
plarien, bis auf eines, dad in Serberà Haͤn⸗ 
ben x war, usidde zu ſeyn féeint, Indeſ⸗ 
{en arbeitete er den Brief fo um, wie er 
bier. zum erftenmale abgebrucdt if. Den 
Schluß, den er in Welbergen ausarbeiten 
wonte, Dat et nicht mehr zu Stande ges 


7l 


vr .-.---- ολλ. Daf aha na c c 0n “ron Men = ee 


Das erfle Stück diefed Bandes, die Me⸗ 


tafritif, it von Hamann felbft nicht be: 


fannt gemad gperden. AE -bat dieſes 
Sragment in feinem’ Manheriey zur 
Gefdidte der metafritifhen Inva— 
fion abbruden faffen. Cid) babe Feine Ge- 
Tegenpeit θεός, bien Abdruck mit Das | 
mann '$ eigener  Sanbfárift nad welcher der 
gegenwaͤrtige gemacht iſt ru vergleichen. | 

. Bon Gotgaiba unb € ebliniini 
i 1818 eine jrbeite Ausgabe "erfihienen, , bie 
fi von der erſten Hauptfächlich durch enge: | 
fügte 3 SÍnmerfungen des Herauögebers unter 
febeibet, Fuͤr den gegenwaͤrtigen Abdruck find 
mejreie von Hamann, sum Seil duferit 
forgfättig, urchgefepene Eyemplare ſeiner 
Ausgabe verglichen, ] unb alle Verbefferungen, 
die fit in alten angegeben fanteii, aufge⸗ 


nommen worden. Da dieſer Aufſatz ein Ge⸗ 


genſtuͤck zu Menbelsſohn' $ Jerufas 
(em ift und darauf beſtaͤndig 5 
wird ein Abdru e flt: 


VR 


. Schaft: in em: achten anb; leiten Bande 
geliefert: werden, den ich: offe zu Michaeliß 
des naͤchſten Johres erfchkinen faffen zu koͤnnen 
Der fliegende Brief.an. Niemand 
ten Kundbaren Hatte. nidt subie: Der 
fémmung, Golgatha unb. Scheblimini gegen 
eine Recenſion in der Allg. deutſchen Biblio⸗ 
sek: zu veribeibigen, fanden. er. ſollte Dar 
manns letztes Mort an Dad Publicum ſeyn 
und bie gauge Abſicht ſeiner Autorſchaft ent⸗ 
Gien. : Ale drey Bogen ſchon gedruckt mes 
tar, glaubte. Hamann feinen Flug ἐν: God 

genymmen zu haben und nicht wehr in dem⸗ 
felben avr fonfofren zu können, Ex brad 
«6 und berlangte , bf dad Gebrudte vers 
nichtet würde; was aud mit alien Creme 
plarien, 6i8 auf eines, das in Herder's Haͤn⸗ 
Den 4 AS , ,Sidde | gu ſeyn ſcheint. Indeſ⸗ 
ſen arbeitete et den Brief fo um, wie er 
Diet zum erftenmale abgedruckt if. Den 
Schluß, den er in Welbergen ausarbeiten 
molte, Dat et nicht mehr zu Stande ger 


NT 


fedt. : Die merkwuͤrbigſten Stellen bed er» 
Καν Entwurfes, die bent. ziveiten fehlen, wer⸗ 
den im edten Bande mitgetheilt werden. 
Die Briefſammlung, welche dieſer Band 
gleichfals beſchließt, if in: fo fern unvoll⸗ 
ſtaͤndig, el fie ben Briefwechſel mit Syacor 
$i nidt umfaßt. Dieſer fuͤllt die: dritte Ab⸗ 
tbelung ded vierten Bandes von. Syacobi^8 


Werken, deren Verleger nicht. eingewilligt 


get, daß ein neuer Abdruck für bie gegen: 
wéttüe Sammlung gemadt wuͤrde; daher 
ich dem von mehreren Seiten geaͤußerten 
Wunſche, dieſen Briefwechſel hier beygefuͤgt 
" ſehen, nicht babe entfprehen Finden. ^ Hu 


WMüuͤnchen den 1. Mai 1825." m 


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Metartitir 
zu ‚über 
den Vurismum 
der 


reinen Vernunft. 


I 


Sunt lacrumae Rerum — 
— ο quantum est in Rebus inane ! 


Hamann’ Schriften. VII, Sb. 1 


vni 


vracht. Die merkwuͤcbigſten Stetten der er⸗ 
ft Entwurfes, bie bent. zweiten fehlen, wer⸗ 
den πι achten Bande mitgetheilt werden. 

Die Brieffammlung, welche dieſer Band 
gleichfalls beſchließt, i& in: fo fern unvoll⸗ 
fdnbig, ald-fie ben. Briefwechfel mit Facoe 
bi nicht umfaßt. Dieſer füüt: die dritte 6s 
theifung des vierten Bandes: bon. Jacobs — 
Woerken, deren Verleger nicht eingewilligt | 
hat, daß ein neuer Abdruck für bie gegen⸗ 
waͤrtige Sammlung gemacht wuͤrde; daher 
48) dem von mehreren Seiten geduferten 
Wunſche biefeh: Briefwechfel Hier retina 
| wi feben, wicht babe μα lhanen. 


Münden dei 1 Mai ibrb. 


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LES . (n 2 ev.” . 1 ag 45 eo? 13455. 
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Metartitir 
— ‚über 
den Purismum 
| | der 
reinen Bernunft. 


Sunt lacrumae Rerum — 
— ο quantum est in Rebus inane! 


Hamann’s Schriften. VII, 39. - 1 


Νι 
Ne 


πα" 





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„Fin großer Philoſoph Hat behauptet, baf 
| allgemeine unb.abftracte Ideen nichts als be» 
„sondere find, aber an ein gewißed Wort ge» 
„bunden, welches ihrer Bedeutung ‚mehr. Um⸗ 
„fang oder Ausdehnung giebt, unb zugleich und 
jener bei einzelnen Dingen erinnert” - Diefe 
Behauptung des eleatifhen, moftifben und 
fchwärmenden Biſchofs von Copne, Georg 
DBerfeley, erfiätt Duime *) für eine ber 
‚geößten und (dágbarden Cutbedum 
gen, welche zu unfrer Zeit in bet oelehtten 
Republik gemacht worden. 





9) €, a treatise of human nature: being an at. 
, tempt to reduce the experimental reasoning 
into moral subjects Vol, L of the Unterstan- 
ding, Lond. 1739. pag, 34. Diefes meines Wifs 
or gend erſte Meifterftü des betügmten David 
"^ (ume fol zwar ind Franzoͤſiſche, aber nod) nicht 
wie fein legte 6 ins Deutfche Überfegt fepn, Auch 

. bie Ueberfegung ‚von des fcharffinnigen Berteley 
philofophifhen Werken ijt leider in Ste⸗ 

den gerathen, Der erfte Shell fam bereits 1781 
gu Leipzig heraus, und enthält nur bie D efprös 
de zwiſchen Hylas und Déllohous, 
weiche fon in de Eſchenb ach [dem Sam m⸗ 
(ung bet Shealiften, Stoftod 1756, fem, _ 


1% 


66 fcheint mir zuvoͤrderſt, bag der neue 
Scepticismus dem Altern Sjbeafiómo unendlich 
mehr zu verdanken babe, als biefer zufällige 
uud einzelne Anlaß im Borbengehen zu verſte⸗ 
Yen giebt,‘ und daß ohne Berkeley ſchwer⸗ 
li Hume der große Philoſoph geworben 
waͤre, wofür ibn bie Rritif and: gleichartiger 
Dankbarkeit erkläre. Was aber die wichtige 
Entdeckung felóft betrifft: (o liegt ſelbige wohl 
ohne fonderlichen Tieffinn im bloßen Sprache 
gebrauch der gemeinften Wahrnehmung: und 
Veobachtung des sensus communis offen und 
aufsedech. | 

Zu den verborgenen Gebeimnifen, 
deren Aufgabe, gefchweige tre Auflöfung, hoch 
in Eeines Bhilofophen Herz gefommen (eon fo& , 
gehört die Möglichkeit menſchlicher Erkenntniß 
von Gegerftänden ber Erfahrung, ohne und 
$ot alfér Empfindung eines Gegenſtandes. Auf 
dieſer doppelten Un » Möglichkeit und dem 
mächtigen Unterfihiede analpiiſcher. und 
ſonthetiſcher Urtheile gruͤndet ſich die Materie 
und Serm einer transfcendentaien Elementars 
nnb Methobenlehre ; denn anfer dem eigene 
fien Unterfchiede ber Vernunft als eines Db» 
jects oder Erfenntnifquelle, oder auch 
Erkenntnißart, giebt es noch einen allge⸗ 
meinern, ſchaͤrfern und reinern Unterſchied, 
kraft deſſen Vernunft allen Objecten, Quellen 





| 5 


unb Arten der Erkenneniß jum Stunde tiegt, 
feines von brepen ſelbſt (ft, und folglich auch 
toeter einen empirifchen oder Afthetifchen,, noch 
logifden ober discurfiven Begriff noͤthig bat, 
fondern blog in fubjectiven Bedingungen bes 
flebt , worunter Alles, Etwas und Ridts 
als Object, Quelle oder Art der Erfenneniß 
gedacht, unb wie ein unendliches Marimum 
oder Minimum zur unmittelbaren Anfchaunng 
gegeben, auf allenfalls genommen were 
ben kann. 

Die erffe Reinigung ber Philoſophie beſtaud 
naͤmlich in dem theils mißverſtandenen, theils 
mißlungenen Verſuch, die Vernunft von aller 
Ueberlieferung, Tradition, und Glauben barag 
unabhängig zu machen. Die zweite ift nod) 
trandfcendenter, und laͤuft auf nichts weniger 
ats eine Unabhängigkeit von der Erfahrung und 
ihrer alltäglichen Induction hinaus. — Denn 
‚nachdem die Vernunft über 2000 Sabre, man 
weiß nicht mas? jenfeits der Erfahrung ges 
fut, verzagt fie nicht nut anf einmal an der 
progreffiven Laufbahn ihrer Vorfahren, fot 
dern verfpricht aud) mit eben fo viel Trotz ben 
ungedutdigen Zeitverwandten, und zwar in Furs 
zer Zeif, jenen allgemeinen und zum Katho⸗ 
liciémo und Deſpotismo nothwendigen unb une 
febldaren Stein ber Weifen, bem bie Dies 
ligion ihre Heiligkeit, und bie Gefegges 


— - 


LL —— — 


6 


bung ibre Majeftät flugs unterwerfen wird, 
Befonders in der legten Neige eines Fritifchen 
Jahrhunderts, mo beiderfeitiger Empirismus, 
mit Blindheit. gefchlagen , feine eigne Bloͤße 
von Tage zu Tage verdächtiger und laͤcherli⸗ 
er macht. 

Der dritte, böchfte und gleichfam empis 
εἰ[ώε Purismus betrifft alfo noch die prae 
de, bas einzige, erfte und fegte Organon und 
Reiterion der Vernunft, -ofne ein ander Cres 
bitio als Ueberlieferung und Usum, Es 
geht aber einem auch beynah mit biefem Sibol, 
wie jenem Alten mit bem Ideal ber Vernunft. 
Se länger man nachdenft, befto tiefer unb 
inniger man verſtummt und affe Luft zw ‚reden 
verliert. „Weh den Tpyrannen, wenn fit 
„Sort nm fie befümmern wird! Wozu fras 
„gen fe alfo nad) Ihm? Mene, nene, tedfef 
„den Sophiſten! ihre Scheidemunze wird zu 
a eidt gefunden , und ihre Wechſelbank zere 
„drohen werden ! !/7, 

Qeceptibitát der Sprache und Spots 
taneität ber Begriffe! — Aus bieftr bope 
pelten Quelle ber Zweydentigkeit ſchoͤpft bie reine 
Vernunft alle Elemente ihrer Mecbthaberep , 
Zweifelfucht und Kunftrichterfchaft, erzeugt durch 
eine eben fo willkuͤhrliche Analyſis als Syn⸗ 
tbefió des dreymal alten Sauerteigs neue Phaͤ⸗ 
nomene und Meteore des twandelbaren Doris 





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€ 


zonts, ſchafft Zeichen uud Wunder mit dem 
Allhervorbringer und Zerfiörer, dem merkuri⸗ 
alifchen Sauberfiabe ihres Mundes, ober bem 
gefpaltenen Gaͤnſekiel zwiſchen ben bren fole 
logiſtiſchen Schreißefingern ihrer berfulifchen 

Sauf — — | 

Schon bem Namen Metaphyſik hänge 
dieſer Erbfchade unb Ausfag der Zweydentig⸗ 
feit an, der dadurch nicht gehoben , nor te 
aiger verflärt werden mag, daß man bis ju 
feinem Geburtsort, ber in der zufälligen Syn⸗ 
thefe eines griechifchen Vorwoͤres liege, M 
xrückgeht. Geſetzt aber aud), daß εδ in ber 
transfcendentalen Zopif auf den empirifchen 
Unterfchied Hinten unb Aber noch weniger 
anfâme, ald bey einem :a priori und. a poste- 
riori auf ein hyſteron proteron, fo breitet 
fi) bob das Muttermal bed. Namens, von der 
Stirn big in bie Eingeryeide der ganzen Wiſ⸗ 
fenfhaft ans, nnb ihre Terminologie verhält 
fib zu jeder andern Kunfl- Weid, Berg: und 
Schulſprache, wie das Quedfilber zu den uͤbri⸗ 
gen Metallen. " 

Zwar follte mas aus fo manchen analpe 
tifchen Urtheilen auf einen gnoftifchen Haß 
gegen Materie oder and) auf eine mpftifde 
Liebe zur Form fchließen : dennoch bat bie € pn» 
thefiß bed Praͤdicats mit bem Subject, worin 
zugleich das eigentliche Object der reinen Ver⸗ 


6 


bung ipe Majeftât flugs unterwerfen toirb, 
beſonders in der legten Neige eines kritiſchen 
Jahrhunderts, wo beiderfeitiger €mpiriómus , 
mit Blindheit gefchlagen , feine eigne Bloͤße 
von Tage zu Tage verdächtiger und laͤcherli⸗ 
cher macht. 

Der dritte, Höchfte und gleichfam empie 
tifde Purismus betrifft alfo noch bie Spras 
($e, bas einzige, erfle und legte Organon unb. 
Rriterion der Vernurft, -ofne ein ander Cre» 
bitio ais lleber(ieferung und Usum, Es 
geht aber einem auch beynah mit diefem Idol, 
wie jenem Alten mit bem Ide al der Vernunft. 
Qe länger man nachdenkt, deflo tiefer nnb 
inniger man verſtummt und affe Luft zu reden 
verliert. ,,Weh den Tyrannen, wenn fi 
nOott um fie befümmern wird! Wozu fra 
„sen fe alfo nach 5m? Mene, mene, tedfel 
„den Sophiſten! ibre Scheidemünze wird zu - 
leicht gefunden , und ihre Wechſelbant zer⸗ 
„brochen werden 1/7. 

Receptivitaͤt ber Sprache und Spots 
taneität der Begriffel — Aus-diefer bope 
pelten Quelle der Ziwenpentigkeit.fchöpfe bie reine 
Vernunft alle Elemente ihrer Rechthaberey, 
Zweifelſucht und Kunftrichterfchaft, erzeugt Durch 
eine eben fo willkuͤhrliche Analyſis als Syn⸗ 
theſis des brepmal alten Sauerteigs neue Phaͤ⸗ 
nomeue uno Meteore des manbdelbaren Doris 


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zonts, [Φα Zeichen uud Wunder mit dem 
Allherporbringer und Serfiérer, dem merkuri⸗ 
alifchen Sauberfiabe ibres Mundes, ober bem 
geſpaltenen Gaͤnſekiel zwiſchen ben drey folo 
logiſtiſchen Schreibefingern ihrer herkuliſchen | 
Sauf — — 

Schon bem Namen Metaphyſik Hänge 
bitfer Erbfehade unb Ausſatz ber Zweydeutig⸗ 
feit an, der dadurch nicht gehoben, μού me 
aiger verflärt werben mag, daß man bis ju 
feinem Geburtsort, ber in der zufälligen Syn⸗ 
thefe eines griechifchen Borwörted liegt, au 
‚züdgeht: Geſetzt aber aud), daß e$ in ber 
transfcendentalen Φορᾶ anf den empirifchen 
Unterfchied Hinten und Aber noch meniger 
anfäne, ald bey einem :a priori und a poste- 
riori auf ein byfteron proteron, fo breitet 
fi doch das Muttermal des Namens von der 
Stirn bis in bie Eingemeide der ganzen Wiſ⸗ 
fenfhaft ang, nnb ihre Terminologie verhält 
fib su jeder andern Kunſt⸗Weid⸗ Berg: unb 
Schulſprache, wie bas Queckſilher zu den uͤbri⸗ 
gen Metallen. "U 

Zwar follte man aus fo manchen analpe 
tifhen Urtheilen auf einen gnoftifchen Haß 
gegen Materie oder and auf eine moftifhe 
Liebe zur Form fchließen : dennoch bat bie Syn⸗ 
thefñis des Prâbicats mit dem Subject, worin 
zugleich bag eigentliche Object der zeinen Ver⸗ 


6 


bung ibre Majerät fluos unterwerfen wird, 
beſonders in der legten Neige eines Fritifchen 
Jahrhunderts, too beiderfeitiger Empirismus, 


mit Blindheit gefchlagen,, feine eigne Bloͤßſe 


von Tage zu Tage verbächtiger und laͤcherli⸗ 
cher madt. 

Der dritte, Höchfte und gleichfam empis 
tifde Purismus betrifft alfo noch bie Spra⸗ 
($e, bas einzige, erfte nnd legte Organon und 
Kriterion der Vernunft, -ohne ein ander Cte 
bitio a(8 Ueberlieferung und Usum, Es 


geht aber einem auch beynah mit biefem Idol, 


wie jenem Alten mit bem Ideal der Vernunft. 
Ge länger man nachdenkt, deſto tiefer nnb 
inniger man verfiumme and affe Luft zu ‚reden 
verliert. ,,Weh den Tyrannen, wenn πώ 
„Gott nm fie befümmern wird! Wozu frae 
„gen 8e alfo nach Ihm? Mene, ntene, tecfel 


„den opbiften! ihre Scheidemuͤnze wird zu 


‚leicht gefunden , und ihre Wechſelbant zer⸗ 
„brochen werben ! 1^ 

QReceptibitát ber Sprache unb Spon⸗ 
taneität der Begriffel — Aus diefer bope 
pelten Quelle ber Zweydentigkeit ſchoͤpft bie reine 
Vernunft alle Elemente ihrer Nechthaberen , 
Zweifelſucht und Kunftrichterfchaft, erzeugt durch 
eine eben fo willkuͤhrliche Analyſis alé Syn⸗ 
tbefió des dreymal alten Gauerteig neue Phaͤ⸗ 
nomene und Meteore des wandelbaren Doris 


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zonts, [Φεβ Zeichen uud Wunder mit bem 
Allheruorbringer und Serfiérer, dem merkuri⸗ 
alifchen Zauberſtabe ihres Munbes, oder bem 
gefpaltenen Gaͤnſekiel zwiſchen ben bren fob 
Jogiftifchen Schreißefingern ihrer herkuliſchen 

Sauf — — | 

Schon bem Namen Metaphyſik hänge 
bitfer Erbfchade und Ausſatz der Zweydeutig⸗ 
feit an, der dadurch nidt ‚gehoben , no) me 
niger verflärt werden mag, bag man bis ju 
feinem Geburtsort, ber in der zufälligen pm 
thefe eines griechiſchen Vorwoͤres liege, M 
xückgeht. Geſetzt aber au), daß es in ber 
transfcendentalen Topif anf ben empirifchen 
Unterfhied hinten und Aber noch weniger 
anfäne, ald bey einem a priori und a poste- 
riori auf ein hyſteron proteron, fo breitet 
πώ ‚doch das Muttermal des Namens von der 
Stirn big in bie Eingergeide der ganzen Wil 
fenídaft and, und ihre Terminologie verhält 
fi zu jeder andern Kunſt⸗ Weid⸗ Berg: und 
Schulſprache, wie bas Queckſilher zu den übrb 
gen Metallen. “ 

Zwar follte man aus fo manchen anaipe 
tifhen Urtheilen auf einen gnoftifhen Daß 
gegen Materie ober and anf eite myſtiſche 
Liebe zur Form ſchließen: dennoch bat bie Syn⸗ 
thefis des Prädicatd mit bem Subject, worin 
zugleich das eigentliche Object der reinen Ver⸗ 


9 


die Mathematif βΦ einen - Vorzug 06 Qibef$ | 
wegen ihrer affgemeinen und nothwendigen Zus 
verläßigfeit anmaffen kann, and bie menfée 
liche Vernunft feibft dem unfehlbaren und uso | 
trüglien Sufinct der Juſekten nachſtehen 
müßte. 

: Bleibt εδ alfo ja mod) eine Hauptfrage: 
wie das Vermögen ju benfeu. möglich 
fei? -— das Bermögen , rechts und linfé, 
por uud ohne, mit uno &6er die Erfahrung 
hinanszudenfen ? fo brandt es Feiner Debuc. 
tion, bie genealogiſche Priorität der Sprache 
vor den fieben heiligen Gunctionem logiſcher 
Säge und ΘΦίάβε, und ibre Deraidif zu bes 
tueifen. Nicht nur das ganze Bermögen zu 
benfen beruht auf Sprache, ben unerfaunten 
Meiffagungen und geläfterten Wunpderthaten Dei 
perbienfireides Sammel Deincefe pufoige : 
fondern Oprade iff and ber Mittelpunct 
des Difverffandes der mDernanft mit 
ibt feibft, theils wegen der Gánfigen Colt 
cidenz des größten und fteinften Desriffö , ftl» 
ner Leere und Fuͤlle in ibealifdjen Sägen, cheils 
wegen des nnendlihen ber Siebe » vor ben 
Schiußfiguren u. dgl. vies mehr. 

ξαπίε und Ῥπώβαθεν fub alfo reine 
Bormen a priori, in denen nichts , was qur 
Empfindung oder zum Begriff eines Oegtnflam 
hist, auagetroffen wird, uud die wahren 


i i 
8 ! 


nunft beſteht, au ihrem: Mittelbegriff weiter 
nichts, als ein. altes faites Vorurtheil für ‚bie 
Mathematik vor und hinter fib , deren apor 
. bictifte Gewißheit hauptſaͤchlich anf einer-gleiche. 
ſam khyriologiſchen Bezeichnung der einfachften 
finnlichen Anſchauung und hiernächft auf der Leiche 
tigkeit berubt, τε Syntheſis und die Mögliche 
. feit derfetben in augenfcheinlichen Conftructioneg 
oder fembotifóen Formeln und Gleichungen „ 
durch deren Sinnlichkeit aller SRifiberfta no 
von felóft auégefdoloffert wird , zu bewähren 
und bargufteffen, Unterdeffen aber die Geomes 
trie fogar bie Soeafitát ihrer Begriffe vom 
Puncten ohne Theile, son Linien und Sláden, 
aud) nach ibealifé getheilten Dimenfionen, durch 
empirifehe Zeichen und Bilder beſtimmt und 
figire ; mißbraucht bie Metaphyſik alle Worte 
zeichen und Medefiguren unfrer einpirifchen Ers 
fenntuig au lauter Dieroginphen und Typen 
ibealifher Verhaͤltniſſe, und verarbeitet durch 

tiefen gelebrten Unfug die SDieberfeit der | 
Grade in ein fo finniofes, läufiged, unſte⸗ 
ted , unSeftimmbares Etwas — x, daß nichts 
alé ein windiges Saufen, ein magifches Schate 
tenfpiel, höchftend, wie der meife Delvetius 
fagt , der Zalióman und Roſenkranz eines 
trandfcendentalen' Aberglaubend an entia ratio- 
nis, ihre leeren Schläuche unb Fofung übrig bleibt. 
Endlich verfieht es &d) am Rande, baf wenn 


9 


die Mathematik d) einen. Vorzug des vers | 
wegen ihrer allgemeinen unb nothwendigen Zus 
verläßigfeit anmaffen kann, auch bie menſch⸗ 


fie Vernunft fel6(t dem unfehlbaren und ums * 


trüglihen Juſtinet der Sinfeften nad eben 
μόριο, 

' Bleibt εδ affo ja noch eine Hauptfrage: 
wie das Sermógen zu denken mbatid) 
fei? + das Vermögen, rechts und links, 
por und ohne, mit und uͤber bie Erfaßrung 
hinauszudenken? fo braucht es Feiner Φα. 
tion, bie gencalogifhe Driorität ber Sprache 
por ben fieben heiligen Sunctionen logifcher 
Säge und Schluͤſſe, und ihre Heraldik zu bes 
weifen. Nicht nur das ganze Dermögen zu 
denken beruht auf Sprache, ben unerfanntes 
Weiſſagungen und geläfterten Wunderthaten des 
verdienflreihen Samuel Deinefe, pafoige : 
fondern Sprache iff auf der Mittelpunet 
des Mißverfiandes der Vernunft mit 
ift ſelbſt, theild wegen der häufigen Coins 
cidenz des größten und Cleinften Begriffs, fel» 
ner Leere und Fülle in idealifchen Sägen, theils 
wegen des unendlichen ber Rede « vor den 
Schiußfiguren u. dgl. viel mehr. 

Laute und Buchſtaben find alfo reine 
Formen a priori, in denen nichts, was zur 
Empfindung oder zum Begriff eines Gegenflans 
des gehört, angetroffen wird, und die wahren 


10 


Afhyetifchen Clemente aller menſchlichen Erkennt⸗ 


nif und Vernunft. Die Altefte Sprache mat 
Muſik, und nebft dem fühlbaren Rhythmus 
des Pnisfblages und des Othems in der Naſe, 
das leibbafte Urbild affe Zeitmaßes unb 


feiner Zahlverhaͤltniſſe. Die AMtefte Schrift war . 


Malerey und Zeichnung, befchäftigte fid) alfo 
eben fo frühe mit der Defonomie des 
Raums, feiner - Einfchränfung und Beſtim⸗ 
mung durch Figuren. Daher haben fd die 
Begriffe von Zeit und Raum durch den uͤber⸗ 
ſchwenglich beharrlichen Einfluß der beiden edel» 
fen Sinne, Geſichts und Gebôrs , in die ganze 
Sphäre des Verſtandes, (o allgemein und nott» 
wendig gemacht, als Licht und. £uft für Aug, 
Dhr und Stimme find, daß Raum und Zeit, 
wo nicht ideae innetae, bod) wenigſtens ma- 


trices aller auſchaulichen Erkenntniß zu (ton | 


fsheinen. 

Entfpringen aber Sinnlichfeit nnb Vers 
fand als zwey Stämme der menfchlichen Œre 
fenntnif aus Einer gemeinfchaftlihen Wur⸗ 
zei, fo bag durch jene Gegenflände geges 
ben unb durch diefen gedacht werden; zu 
meldem Behuf nun eine fo gewaltthätige , un» 
befugte, eigenfinnige Scheidung desjenigen , 
was die Natur zufammengefügt bat! Werben 
sicht: alle beide Stämme durch eine, Dichotos 


mie und Zwepſpalt ihrer gemeinfchaftlichen Wur⸗ 


iK 


zei audgefen und verdorren ? Sollte ſich nicht 
zum Ebenbilde unferer Erfenntniß ein einziger 
Stamm beffer fhiden, mit zwey Wurzeln, εἰ. 
ner obern in der Cuft und einer untern in 
btt Erde? | Die ειτε. if unfrer Sinnlichkeit 
preißgegeben , die fette hingegen nnfibtbar, 
und muß durch ben Verſtand gedacht mers 
ben, welches mit der Priorität des Gedach⸗ 
ten und der Poſterioritaͤt des Gegebenen 
oder Genommenen, wie and mit der beliebten 
Snverfion der reinen Bernunft in ihren 30.0. 
rien mehr übereinftimmt. 

ES giebt vielleicht annod einen domi» 
{den Baum der Diana nice nur zur Er⸗ 
fenntniß der Sinnlichfeit und des Verſtandes, 
fondern auch zur Erläuterung und Ermeiterung 
beiderfeitiger Gebiete und ijrer Graͤnzen, welche 
dard eine per antiphrasin getaufte reine Ben 
punft und ihre dem berrfihenden Indifferen⸗ 
tismo fröhmende Metaphyſik (jene alte Mutter 
des Chaos und der Nacht in allen Wifenfchafe 
ten der Bitten, Meligion and Giefeggebung 1) 
fo dunfel, verwirrt und oͤde gemacht worden 
find, bag erft aus ber Morgenrôthe der ner 
heißnen nahen Umſchaffung and "Aufklärung ber 
Shan einer reinen Raturfprache wiebergeboren 
werden muß, 

-- Obne jedoch auf ben Beſuch eines nenen, 
aus der Höhe aufgehenden ,  Lucifers zu war⸗ 


12 


ten, nod) mich. an dem Feigenbaum der gros 
fen Goͤttin Diana! zu vergreifen, giebt und 
bie (Φίεφίε Bufenfchlange der gemeinen Volks⸗ 
fprade das fehönfte Gleichniß für bie bppoftas 
tiſche Vereinigung ber finnlihen und verKände 
lichen Naturen, den gemeinfchaftlichen Sdiomens _ 
wechfel ihrer Kräfte, bie funthetifchen Geheim⸗ 
Wife beider correfpondirenden und fid toibet» 
fprechenden Geflalten a priori und a posteriori, 
fammt ber Sransfubfiantiation fubjectiver Ber 
bingüngen unb Subfumtionen in objective Praͤ⸗ 
bicate und Attribute burd die copulam' eines 
Macht⸗ oder Flickworts zur Verkuͤrzung der [an 
gen Weile und Ausfühung des leeren Raums 
in periobifchen Galimatbias per Thesin und An- 
tithesin. — 

D um bie Danbíung eines Demofihes 
nes und feine brepeinige Energie des Bered⸗ 
famfeit ober die noch fommen follenbe Mimik, 
ohne bit panegyriſche Eiingende Schelle einer 
Engelzunge! fo wuͤrd' ich dem Lefer bie Augen 
Minen, bafi er vieleicht fähe — Deere vom 
Anfchanungen in bie Veſte des reinen Sete 
flanbes hinauf — unb Deere von Begriffen in 
ben tiefen Abgrund ber fübibarfien Sinnlich⸗ 
keit Derabfteigen , anf einer Leiter, die fein 
Schlafender (id) träumen laͤßt — und den Meis 
hentanz biefer Mabanaim oder zweyer Vernunft⸗ 
heere — die geheime und ärgerliche Chronik 





. 33 
ihrer: Bublſchaft und Nothzucht — und bie 


ganze Theogonie aller Riefen- nnb Deidenfow - - 


men der Sulamith und Muſe, in ber Myptho⸗ 
Ingie- bed. Lichts und der Siniternig — bis auf 
bag Sormeufpiel einer alten Baubo mit ihr 
ſelbſt — inaudita spegie. solaminis, wie ber 
heil. Arnobius fagt — und einer nenen un be» 
fleckten Jungfrau, ble aber feine Mu 
ter Gottes fepn mag, wofür fie der eit. 
Anſelmus hielt. — 

Wörter haben alfo ein aͤſthetiſches ud 
logifches, Bermoͤgen. Als ſichtliche nnb lante 
bare Gegenſtaͤnde gehören fit mit ihren Ces 
menten zur Sinnlichkeit und Auſchauung, 
. aber nad) bem Geift ihrer Einfegung und 
Bebeutung, sum Berfand unb Beagrif« 
ftu. Folglich figb Wörter ſowohl reine und 
empirifhe AUnfhaunngen, ais. and reine 
und empire Begriffe: empiriſch, weit 
Empfindung bed Geſichts oder Gchörs durch 
fit bewirkt — tein, infofern ihre Bedeutung‘ 
durch nichts, was zu jeuen Empfindungen ges 
hört, beſtimmt wird. Wörter, ais unbeftimmte 
Gegenfiände empirifcher Auſchauungen, heißen 
sad bem. Erundtert ber reinen Vernunft, 
áfbetifde Erfheinungen,  Solglid ſind 
sach der eigen Lever des anfithetifchen Paral⸗ 
lelismus, Wörter als unbeſtimmte Gegenfiände 
empicifdjer Begriffe, Eritifche €r(dóeinungen, 


16 
auszuſchoͤpfen, if eben bas Ads pos ev co und 
wenren ads, bet ganze Eckſtein des kritiſchen 
penlismns. und ſeines Thurm⸗ nd Logen⸗ 
Baues der reinen Vernunft. . Die ‚gegebenen 
ober genommenen Materialien gehören ben fa: 
gegorifchen und ibealifden Wäldern , peripates 
iſchen und alabemifhen Vorrathoͤkammern 
Die Analyſe ift. nichts mehr als jeder Zufchnite 
sad) der Mode , wie bie Spnthefe , bie Kunfl 


nath eines zuͤuftigen Leder» ober Zeugfchpeie 


beró. Was bie Stanfcenbentat a S oifofepbit 
metagrabolifirt, Habe ich, um ber ſchwachen Les 
- fet willen, auf Dad Gacrament ber Sprache, 
den: Buchſtaben ihrer Elemente ,. den Geiſt i» 
ver Einfegung. gebentet, und überlafe ed ei 
fem jeden, bie geballte Fauſt in eine flade 
Band zu entfalten, — — = 
Biehlleicht wt aber ein ähnlicher Idealismus 
die ganze Scheidemand des Juden» und ευ 
denthums. Der Jude hatte, bas Wort und bie 
Qeiden , der Heide bie Vernunft und iore 
Weisheit, ων "a. - | 


———m o0 44 4 4 oo em 








^ 


Golgatba uno Scheblimini! 





4 


Bon 


| 
einem Prediger in der Wuͤſten. 


} 





Mofes. 


Wer von Vater und Mutter fpricht: 

Sd [ερ ibn ntdt! 

Und nicht fennt feine Brüder, 

Nichts weiß von feinen Söhnen. — — 

Die nur unterweifen Jakob in Deine Rechte 
und Sfrael in Deine Lehre; 

Die nur legen Räucherwert vor Deine Naſe, 
Gange. Opfer auf Deinen Altar, 


Jeremias —— | 
Siehe! id) will fie mit Wermuth fpeifen , unb mit 
Galle tränfens denn von den Propheten zu Verufas 
Lem kommt Heucheley aus ins ganze Land. 





1185. 


^ $amonn'é Scheiften VIL 35. 2 


^N 


— 


16 


anszuſchopfen, if eben das Aic nu wi ro und 


ware Vids, der ganze ΘάΠείη des kritiſchen 


Idealismus und feingd Thurm=-uad fogtm 
Baues der reinen Vernunft. . Die ‚gegebene 
oder genommenen Materialien ‚gehören den Far 
segorifchen and ivenlifchen Wäldern , peripater . 
tiféen und akademiſchen Vorrathskammern. 


Die Mnalyſe it nichts mehr ais jeder Zuſchnitt 


nach der Mode „wie die Syntheſe, bie Sunfb 


nath eines zuͤnftigen £eber= ober Zeugſchnei⸗ 


ber&i Was bie- Sranfcenbentat » Philoſophie 
metagrabeliftrt, Habe ich, um ber ſchwachen Le⸗ 
ſer willen, auf das. Sacrament bet Sprache, 
den Vuchfiaben ihrer Clemente ,. den Geift if» 

rer Ciníegung. gebentet, und überlafie εδ ed 
fem jeden, bie gebalíte Sauft in eine flat 


Sand au entfalten, — — 


: ^. 6Siefleidot WE aber ein ähnlicher Idealismus 
die ganze Scheidewand des Juden» und. Dei 


venthums. Der Syube hatte, dad Wort und bie 


Zeichen, der Heide die Vernunft und ihre 
Weisheit, — — | "t x. 2 


, 014 | ! E 





" Auch ich kann nicht unterlaſſen, des Ver⸗ 
„gnuͤgens gegen Herrn Moſes Mendelsſohn 
uiu erwaͤhnen, welches mir bie Durchleſung 
„ſeines Jeruſalems gemacht bat. . Sie.vertis 
„nigt (nach eines Kenners Urtheil) alles, 
„was einer Schrift Eingang und Beyfall in 
„den Gemuͤthern der Leſer verſchaffen kann, 
„das, wodurch alle gute Schriften von jeher 
„ihn erhalten haben: vollkommene Deutlich⸗ 
„keit in den einzelnen Gedanken, einen leich⸗ 

„ten und lichtvollen Zuſammenhang in dem 
,Fortſchritte berfefGen ; einleuchtende und nuͤtz⸗ 
liche Wahrheit an vielen Stellen, unb Aus⸗ 
„druͤcke von edlen unb tugendhaften Geſinnun⸗ 
„sen, (die fein Wohlwollen kennen, 
und keinen Zwang leiden,) bey dem 
„Verfaſſer.“ *) Was aber bie Theorie von 
Rechten, Pflichten und Vertraͤgen betrifft, 
(o thut mit die Kunſt, Colliſionsfaͤlle vernuͤnf⸗ 
tig zu entſcheiden, weniger Genuͤge, als die 
gemeine Meynung des alten Cicero und ſei⸗ 
nes neueſten vortrefflichen Ueberſetzers und 


Auslegers. Ueber dieſen ſtrittigen Punct und 





) ©. Garve's Anmerkung zum’ 1, Buche des 


Cicero von ben. Pflichten. S. 98. 96. 


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2x 

der Rabbinen vernünftig erfldren zu Finnen, 
fo feheint auch wohl der gordifche Knoten des 
aufgelösten Kirchenrechtd eine Folge ‚jener εἰ- 
teln und fruchtfofen Mühe zu fepn. Wegen 
der Anwendung auf den Unterfhied stis 
fhen Staat und Kirche, davon Herr Mens 
deisfohn ausgegangen: unb mohin er wieder 
zurück kehrt, ift diefe Xheorie gleichfam bie 
güldne Hüfte ded Meiſters, deren Metall 
vorzüglich geprüft werden muß; weil das 
bem ſpeculativen Geſchmack eingeraͤumte Bots 
recht von zwoͤlf Blaͤttern, welche der diſſi⸗ 
dentiſche Leſer Freyheit erhält zu uͤber⸗ 
ſchlagen, eine doppelte Beſtechung iſt, 
und es am meiſten bey den erſten Grund⸗ 
ſaͤtzen darauf ankommt, ob ſolche anerkannt 
oder in Zweifel gezogen werden koͤnnen, ehe 
man zur Anwendung ſchreitet. | 
Dhne aud Staat, Religion und Gemifz 
fenöfrepheit bre) moralifche Weſen oder Pers 
fonen zu dichten, deren unmoralifhe Mißhel⸗ 
figfeit und Fehde befto mehr befremden muß, 
wenn dad Sittliche fid auf Geſetze bezieht, 
die fib nicht einander widerſprechen können, 
find Staat, Religion und Gewiſſensfreyheit 
zuvörderft brep Wörter, bie bem erflen An- 
blick nad) alles ober vielmehr nichtd fagen, 
ind fi daher zu andern Wörtern verhal⸗ 
ten, wie die Unbeſtimmtheit des Menſchen 
zur Beftimmibeit der Thiere. 


22° 


„Sehr wohl! fiege fi der Zwiſt durch 
eine Worterflärung entſcheiden.“ — Den- 
noch ftehen ihrer drey gleich im Vorhofe ber 
Theorie. Mit bem fittlihen Vermoͤgen fcheint 
ed mir (in parenthesi) eben die Bewandniß 
zu haben, wie mit einem moralifhen We⸗ 
fen. Das Wermögen heißt fittlich, wenn 
es mit den Gefeben der Weisheit und Güte 
beftehen fann: fo follte denn aud) Weisheit 
mit Güte verbunden, Sittlichkeit bei 
fen. Nennt man aber ihren Bund Gerec- 
tigfeit, fo folte man mit gleihem Fuge 
ein Vermögen, dad mit den Gefeben der 
Weisheit und Güte beftehen kann, gerecht 
nennen. Sind ferner "Macht und 9tedt 
aud) (don im Stande der Natur heterogene 
Begriffe, fo fiheinen Vermögen, smit: 
tel und Güter mit dem Begriffe der Macht 
gar zu nahe verwandt zu fepn, baf fie nicht 
bald auf Einerley hinauslaufen (often, — — 
. $Bo fommen aber die Gefebe der Weide 
heit und Güte her? Giebt_e8 folhe Ges 
feße ; waë bat man nod) nöthig nach einem | 
- fidt und Recht ber Natur zu forfben 2 Wär 
ten diefe Gefebe nicht fdon an fid) das befte 
Recbt der Natur? — Am atfermenig(ten bes 
greife id, wie aus ben drey vorausgeſchick⸗ 
ten Erklärungen von Re dt, Sittlichem 
und Gütern der Schluß folge: — daß 
dee Menſch alfo ein Recht auf gemife Gü- 
ter oder Mittel babe; wenn man fid) nibt . 





2X 


ber Rabbinen vernünftig erklären zu fônnen, 
fo feheint auch wohl ber gordifche Knoten des 
aufgelösten Kirchenrechtd eine Folge jener ei- 
teín und fruchtfofen Mühe zu ſeyn. Wegen 
der Anwendung auf den Unterídieb zwi⸗ 
fhen Staat und Kirche, davon Herr Men⸗ 
deisfohn ausgegangen: unb woofin er wieder 
zurück kehrt, ift diefe Theorie gleichfam die 
güldne Hüfte ded Meiflers , deren Metall 
vorzüglich geprüft werden muß; weil das 
dem fpeculativen Gefbmact eingeräumte Vor⸗ 
recht von zwölf Blättern, welche bet biffis 
dentifche Leer Freyheit erhalt zu über- 
fhlagen, eine Doppelte Beftehung ift, 
und ed am meiflen bey den erfien Grund» 
fäßen darauf anfommt , ob ſolche anerfannt 
oder in Zweifel gezogen werden fónnen, ehe 
man gut Anwendung fehreitet. | 

Ohne aud Staat, Religion und Glemifs 
fenöfrepheit dre moralifche Weſen oder Pers 
fonen zu dichten, deren unmoralifbe Mißhel⸗ 
figfeit und Sehde befto mehr befremden muß, 
wenn dad Sittliche fi auf Gefebe bezieht, 
die fich nicht einander vwiderfprechen fônnen, 





find Staat, Religion und Gemwiffenöfreppeit — 


zudörderft brep Wörter, bie dem erften An⸗ 
blick nad alles oder vielmehr nichtd fagen, 
und fid daher zu andern Wörtern verhal- 
ten, wie die Unbeflimmtheit des Menſchen 
jur Beftimmibeit der biere, | 


22° 


„Sehr wohl! fiefe (id der Swift durch 
„eine Worterflärung entſcheiden.“ — Den⸗ 
noch ftehen ihrer drey gleich im Vorhofe der 
Theorie. Mit dem fittlihen Vermoͤgen fcheint 
ed mit (in parenthesi) eben bie Bewandniß 
zu baben, wie mit einem moralifhen We⸗ 
fen. Dad Vermögen heißt fittlich, menn 
ed mit den Gefegen der Weisheit unb Güte 
beftehen fann: fo follte denn aud) Weisheit 
mit Güte verbunden, Sittlichfeit Dei: 
fen. Nennt man aber ihren Bund Gered- 
tigkeit, fo folte man mit gleihem Fuge 
ein Vermögen, dad mit den Gefeben der 
Weisheit und Güte befteben Fann, gerecht 
nennen. Sind ferner "Macht und Recht 
auch fion im Stande. der Natur heterogene 
Begriffe, fo fiheinen Vermögen, Mit: 
tel unb Güter mit dem Begriffe der Macht 
gar zu nahe verwandt zu fepn, daB fie nicht 
bald auf Einerley binauslaufen folten. — — 
. Bo fommen aber bie Gefebe der Weide 
heit und Güte her? Giebt_e8 folhe Ges 
feße ; waë bat man nod) nótbig nad) einem - 
- fidt und Recht der Natur zu forfhen? Wis 
ten diefe Gefeße nicht (don an fich das befte 
Recht der Natur? — Am allermenigften bes 
greife i , wie aus den brep vorausgefchice 
ten Erklärungen von Re dt, Sittiibem 
und Gütern der Schluß folge: — daß 
bet Menſch alfo ein Recht auf gemife Gü- 
tet ober Mittel babe; voerm man fid nicht 








23 


wicckuͤhrlich im Sinn ein Recht auf Gluͤck⸗ 
feligfeit jueignet, deffen Allgemeinheit doch 
eben fo wenig behauptet werden fann, als 
‚an aligemeined Recht auf göttliche Geſetzge⸗ 
bung und unmittelbare Offenbarung. . 

Weil der Seoriff zur Erörterung feiner 
Anfangögründe zwey Geſchlechter, Recht h a⸗ 
bende unb Pflichttraͤger braucht, fo 
macht er ſich flugs die erſten aus einem ſitt⸗ 
lichen Vermoͤgen, und die letzten aus einer 
fittlichen Nothwendigkeit. Abermal 
eine Zwickmuͤhle philoſophiſcher Unbeſtimmt⸗ 
heit! — Bey den Rechthabenden wird bloß 
auf ben Stand der Natur, bey den Pflichte 
traͤgern zugleich mit auf den Stand der Gies 
ſellſchaft Rückficht genommen, unb durch ei- 
wn (dielenben Ausdruck konnte nicht 
tbun und leiden bdefto leichtfertiger vers 
wechfelt werden. / 
Entſpricht aber jedem Recht eine Pflicht, 
fo entfpricht auch bem fittlichen Vermoͤgen ein 
fittlihed Unvermôgen, fib eines Dins 
ges ald Mitteld zur Gluͤckſeligkeit zu bedies 
nen; eher Noth, old Nothwendigfeit. 
Deber giebt ed im Stande der Natur feine 


andere ald Unterlaffungs- Pflichten, | 


fein Thun, fondern ein reines Nichts 
thun. W— 
Wenn Ich ein Recht habe, mich eines 
Dinges als Mittels zur Gluͤckſeligkeit zu be⸗ 
dienen, ſo hat jeder Menſch im Stande der 


P d 


EN 


24 | , 
Natur ein gleiches Recht; gleichroie der (ote. 
Vat, während des: Krieges, die SBefugnif bat, 
den Send umzubringen, und ber Feind ihn. 
. Ober find die Gefebe der Weisheit und Gite 
te fo mannigfaltig , ald mein unb jeded andern 
Ich ?: oder ‚gehört auch dad metaphyſiſche Ge⸗ 
fe& Eönigliher Selbſt⸗ und Eigenliebe zum 
Recht: der Natur ? 
Zugeſtanden, daß die Gefehe der Weis⸗ 
heit und Güte fid) einander nicht widerſpre⸗ 
den fónnen ; : faffen fit. denn nicht eben fo 
"gut Godifionsfüde zwifchen ihnen, ald zwi: 
ſchen Selbftgebrauch unb Wohlwolten bentén 
Giebt es Feine Mißhelligkeit, feine : Feld⸗ 
züge zwoifchen moraliſchen Eigenfchaften, voie 
zwifchen moralifchen Weſen? — und wird 
fidt: die Freyheit dort, wie hier, ein 
Schlachtopfer firtlicher Nothmwendige — 
feit unb des ſchrecklichen Muß nád ben 
Geſetzen der Weisheit unb Güte, ín benen 
alfo auch (fon ein Zwangsrecht liegt? 
Cft es aber Weisheit unb Güte, unfer 
— id weiß nidt: 06 vollfommenes 
.9bet unvollkommenes? — Recht auf 
Mittel. der Gifücffeligfeit, und dad fbmale 
Vermoͤgen unferer Habfeligfeit nod) Durch Ges 
fee zu befchneiden und zu verftümmeln? oder 
find aud) biefe Gefee (ώοπ von der Beſchaf⸗ 
fenheit., daß durch felbige alle Bedingungen, 
unter welchen dad Pradicat eines Mitteld sur 
Gluͤckſeligkeit den Dingen zufommt , . beiden 





Geſchlechtern gegeben find? Diefe Gefebe 
mun, von welchen unfer fittlihes SBermógen 
und Unvermögen abhängt, werden ald weite — 
funbig unb dem ganzen menfchlichen Gefchlecht 
offenbart, vorausgefeht; ober befteht ihre Voll⸗ 
kommenheit, weil fie fid) vermuthlich auf in- 
nere Gefinnungen beziehen, eben batin , daß 
fie nicht nôthig haben geaufert zu werden, 
und man daher auch feinem. fpeculativen Les 
fee dußerlih davon Rechenfchaft geben darf? 
Gleichwohl (deint mit allen Wortſchrau⸗ 
ben, worauf jede Grflérung des Theoriften 
geftent ift, bie Sache darauf hinauszulaufen, 
bag ber Menfh im Stande ber Natur ein 
Rechthabender (eg, infofern fein Gebrauch 
eines Dinged zum Mittel der Glücfeligfeit 
mit den Gefehen der Weisheit und Güte bes 
fiehen fann ; Hingegen zum Pflihtträger 
werde , fobald der Gebraud) eines Dinges, 
ald Mitteld, zur Gilüdfeligfeit , diefen Geſe⸗ 
ben widerſpricht: jener fib alfo eines tf ds 
tigen Naturrechts zu erfreuen, dieſer 
aber eines (eibenben Naturrehtd zu 
getsöften Habe. — — Trotz aller pharifdifchen 
Scheinheiligkeit, womit die Buchſtabenmen⸗ 
" fen unferd erleuchteten Jahrhunderts die 
Grundſaͤtze bed Widerfpruchd und fattfamen 
Berveifes im Munde führen, find fie die dtg: 
ſten Schänder ihres eigenen Gebaͤues! 
Wegen biefer Codifiondféle zwifchen po⸗ 
fitiven und negativen Befugniffen , zwiſchen 


26 


Selbſtgebrauch unb feibiger Mébängigfeit vom 
Wohlwollen weiferer Selbftbraucher im Stans 
. de natürlicher Unabhängigkeit , erfaheinet aus 
dem Gehirn des Sbeoriften, gleich einer Ma⸗ 
(dinen Pallas, das Geſetz der Gerebtigs 
^ feit! — Was für ein Aufwand moftifher : 
Gefebe, um ein Fümmerliched Recht der Na⸗ 
tur aufzuführen, dad faum bet Rede werth 
ift, und weder dem Stande der Geſellſchaft, 
Mod der Cade beà Judenthums anpaßt ! 
„Laßt fie nur bauen,“ würde ein Ammoniter 
- fagen, ,,laft fie nut bauen; wenn Fuͤchſe 
„hinauf 3ôgen, bie zerriffen wohl ihre ftei- 
„nernen Mauern,’ Man verfuche ed aber nur, 
gewiße Behauptungen der Rabbinen göttli- 
der Vernunft „ohne folhe Grundſaͤtze ver: 
nünftig zu exflären. 

Als pflichttragender Lefer befcheide mich - 
von felbft, bag id) feinem rechthabenden Seri= 
benten feine Befugniß, fid) einer verjährten 
Leibnibifhen Worterklaͤrung, ald eines Mit- 
tels zur Erörterung der erften Buchflaben fei- 
ned Naturrechts, zu bedienen, um fo voenis 
ger fireitig machen fann, da die fid) einan⸗ 
der niemals widerfprechenden Giefebe der Weid- 
beit und Güte fi wider Wiffen unb Willen - 
des Theoriſten unter feinen Händen entzwept, 
unb eine neue Verbindung durch Gerechtig- 
fet nöthig baben. 

MIS vrechthabender Buchflaben = Menfch 
wuͤnſchte ich mir aber enbádtige Lefer von 


e 





87 


befjerem Wiſſen unb Gewiſſen, benen-id nue 
bie Frage vorlegen darf: „Wie ſollte bie 
„Serehtigfeit, welche einem jeden dad 
„Seine giebt, aufhören zu fepn , mad fie ift 
‚hr eigen Wefen verläugnen fônnen, bet 
„Weisheit und Güte das ihrige rauben, 
„und ihre eigene unwandelbare Eins 
„beit für Zwey ausgeben, bie fo verſchie⸗ 
„den unter fich find, als fie felbft von beis 
„den ift 2 


Iſt e Weisheit unb Güte, einem jes 
den das Seinige zu geben und zu laffen? . 
Freylich in dem einzigen Sal, wo ed fein 
ander Recht zum Eigenthum giebt, ald 
bie Weisheit und Güte des Gebers. 
Diefer Fat ift aber nur der einzige in 
feinee Art. Wie feft fi nun ein (Φε: 
ſchlechtswort für ein einzelned Ding, dad 
fih mit nichts fdidtet, und mit nichts uns 
ter eine Rubrife zu bringen ift? 


Leibnit hatte alfo Necht für. jenen eins 
‚zelnen Sal, von bem nur in-einer & feos 
bicee bie. Rede feyn kann. Linfere fhônen 
und füfen Geifter, die vom ftarfen Getränf 
ihrer Allweiſsheit und Menfchenliebe berauft, 
alles Gefühl von Gerechtigkeit in Gbicten und 
Homiken unb aphtonianiſchen Chrien verſchwa⸗ 
Ken, haben aud) Recht, nad) der zuſammen⸗ 


ος hängenden unb füftematifchen Bündigfeit des 


roͤmiſch⸗ unb metaphyſiſch⸗ Fatholifhen Des 


38 


auf feine Faͤhigkeiten, noch auf die Probucte 
berfeíGen , noch auf bie unfruchtbaren Maul- 
eſel ſeiner Snbuftrie, unb traurigeren Wechſel⸗ 
baͤlge feiner ufurpivenden Gewaltthätigfeit Über 
bie feines Fitelfeit unterworfene Creatur voie 
bet: ihren. Willen. 7 | 
2: MNicht ipm ſelbſt, nicht ibm allein, 
fondern jenen Geſetzen der Weisheit unb Güte, 
die und in dem unermeßlichen Reiche ber Na⸗ 
twr vorleuchten , iſt das fittlihe Vermoͤgen 
wntergeordnet, fid) der Dinge ald Mittel 
zu bedienen, und alle Bedingungen ,. unter 
welchen ba$ Pradicat der Glücfeligfeit dem 
Subject eined Pflichttraͤgers gufommt, 
Le ‚hm ald ſolchem, unb nicht ald Recht: 

abendem , duch dad Recht der Natur unb 
Dad Gefe ihrer, Gerechtigfeit und feiner eis 

enen Wernunft gegeben, . Er Dat alfo wer 
bet ein phpfifbes nod) moralifched Vermoͤgen 
zu einer anderen Glücfeligfeit, ald bie im 
zugedacht, und wozu er berufen iſt. Alle 
Mittel, deren er fi) zur Erlangung einer 
ibm nicht gegebenen und befcherten Gluͤckſe⸗ 
ligfeit bedient, find gehäufte Beleidigungen 
ber Natur und entídiebene Ungerechtigkeit. 
Jede Lüfternheit zum Befferfeyn if 
der Funke eined hoͤlliſchen Aufruhrs. 

Fuͤr keinen Salomo, dem der Gott 
der Juden ſehr große Weisheit und Verſtand 
und getroſt Herz gab, wie der Sand, der 
am Ufer des Meers liegt; — fuͤr feinen 

ez 





29 


in feiner. Hand! Auf ein. ſolchts Gefek ber 
Serechtigfeit reimt fi nit mehr Au⸗ 
fland und Schicklichkeit ‚jener mibige uf 
Der, Ausleger: Zer brich das Faß, do 

(af den Wein nidt auslaufen! ober; 

wie: bie Muſen des Fiſchmarkts fingens 

Waſch mir den Pet, vod mad. ibn 

nidt n af! 

Durd ten Sihlangensetrug der Stade 
eirculint, unter: eben fo verfehiedenen af$ mans 
migfaitigen ÆBortgeftälten ; im. ganzen Jeru⸗ 
fniem die ewige "petitio eines: und bdeffelber 
bypofritifhen:principii bon aͤußerlicher Voll⸗ 
Eommenheis der Rechte und Handlungen , von 
innerficher Ἡποοβξοπιπιεήφείε der Pflichten und 
Gefinnungen.. — Doch alled fommt auf die 
beiben Fragen an, welche ich wiederholent⸗ 
lich an muß, 

CX. „Giebt e$ nad) bent G efet ber Ber: 
,nunft Rechte auf Perfonen und 
Dinge , die mit: Lebrmepnungen zu⸗ 
,fammenpángen , und durch bag Cin- 

— stimmen. in. felbige erworben werden 

können ?“ | 


Wie den Kindern bie Wuͤrmer, „gehen 
den ſeuchtigen Buchſtabenmenſchen bie Ge- 
fete ab, welche auch Die güldene Aden 
und Nymphe E gerie mancher. philofophiichert 
Regierung find. Wenn. ein: Zufammenhang 
zwiſchen dem Phyſiſchen und. Moraliſchen nicht 


34 


Da alſo, wenn jeder fein unpbilofopbi- 
fée Sd zum koͤniglichen Schiedsrichter der 
Colliſions faͤlle aufrichten wil, weder ein Stand 
der Natur noch der Geſellſchaft moͤglich iſt 

vielmehr in beiden Staͤnden die Enticeidung 
natuͤrlichen ober verabrebeten . Gefeben unter 
Einem allgemeinen HERRN und Erben 
anbeim fallen muß: fo lohnt ed faum, läns 
‚ger im fpeculativen und theoretifhen Schutt 
des Eigenthumsrechts zum @elbfigebraud, 
des. Sntfcheidungsrechtd zum Wohlwollen und 
ber Sotelitát logifber Bedingungen: zur Voll⸗ 
Æommenbeit dee Zwangsrechte, herumzuwuͤh⸗ 
en; fondern.. ate geſellſchaftliche Verträge bes 
tuben, nad dem Rechte der Natur, auf 
bem fittlichen Vermögen, Sa! ober. Stein! 
zu fagen, unb auf der fittlichen Nothwen⸗ 
bigfeit, dad gefagte Wort wahr zu machen. 
Dos fittliche Bermôgen, Sa! oder Nein! zu 
fagen, gründet fib auf. den. natürlichen Ge: 
brauch ber. menfchlihen Vernunft und Spra⸗ 
he; bie fittlihe Siotproenbigfeit , fein geger 
benes Wort zu erfuͤllen, darauf, daß unfete 
, innere Willenserflärung nicht anbders 
ais muͤndlich oder fchriftfich oder thätlich ge- 
dufert, ‚geoffenbart und erfannt werden fann, 
und unfere Worte, ald bie natürlichen Zei⸗ 
en unſerer Gefinnungen, gleich poten 
. gelten mü(fen. Vernunft unb Sprache find 
alfo baà innere und dußere Band ader Ge⸗ 
fedigfeit, und durch eine Scheidung oder 








— 


31 


einer ſolchen Vollkommenheit befommt- 
das ganze fperulative Recht der Natur 
einen Riß, und läuft in das hoͤch ſte Unes 
recht über — bis an dad Ende des, bet 
aufhoͤrt. Kurz, alle gelobte Gefebe der Weib: 
‚heit und Güte, dad Gefe der Gerechtigkeit 
und das Geſetz der Bernunft verlieren fib. in 
den allergnädigften Witten unb bon plaisir 
jened römifchen Marionettenfpielers unb Vir⸗ 
tuofen; unb in feinen Schmanengefang.: Qua- 
lis artifex pereo ! — „Dan Ende ift fonte 
„men, und. dein Geiz ift aus!’ *) c: 
Giebt es aber einen geſellſchaftlichen 
Contract, fo giebt e$. aud) einen nat uͤ r⸗ 
(iden, der Achter und Alter fepn , und auf 
deffen Bedingungen der geſellſchaftliche beru⸗ 
ben muß. Dadurch wird nun aled natür- 
[ide Eigenthum wiederum conventionell, 
und ber Menfch im Stande bec Natur von 
ifren Geſetzen abhängig, b. i. pofitiv ver- 
pflichtet eben denſelben Gefeßen gemäß zu 
handeln, denen die ganze Natur unb oot: 
nehmlich ded Menfchen feine, die Erhaltung 
ded Daſeyns, und den Gebraud aller dazu 
gehörigen Mittel und Güter zu verdanken 
fat. De Menſch, als Pflihtträger ΄ 
der Natur, Hat demnach am allerwenigften ein 
audfchließended Recht und verbaftes Monopol 





—O*) Jerem. 51, 13. 


34 


. Da effo, wenn jeder fein unpbilofepbi- 
feb Ich zum königlichen. Schiedörichter bet 
Colliſions faͤle aufrichten will, meber ein Stand 
‚der Natur ned) der Gefenfchaft möglich iſt, 
vielmehr in beiden Ständen die Entſcheidung 
‚ natürlichen ober verahrebeten . Gefeben unter 
Einem allgemeinen HERAN und Erben 
anheim fallen muß: fo lohnt ed faum, [dns 
‚ger im fpeculativen und thecretifben Schutt 
des Eigenthumsrechts zum Selbfigebraud , 
des Entfcheidungsrechtd zum Wohlwollen und 
bet Totalität logifher Bedingungen zur Bells 
Aommenheit der Zwangsrechte, herumzuwuͤh⸗ 
en; fonbern. alle geſellſchaftliche Werträge bes 
tufen, nad bem Rechte der Natur, auf 
bem fittlichen Bermôgen, Ga! oder. Rein! 
zu fagen, unb auf der fittlichen Nothwen⸗ 
Digfeit, dad gefagte Wort wahr zu machen. 
Dos fittlihe Vermögen, Sa! oder Nein! zu 
fagen, grünbet fi auf. den. natürlichen Ges 
καν der. menfchlihen Vernunft und Spra⸗ 
the; bie ſittliche Nothwendigkeit, fein. geger 
benes Wort zu erfüllen, darauf, daß unfere 
, innere. Willenderflärung nicht anders 

als muͤndlich oder fchriftfich oder thaͤtlich ge- 
äußert, .geoffenbart und erfannt werden fann, 
und unfere Worte, ald die natürlichen Zei⸗ 
en unfere Sefinnungen, gleich Thaten 
. gelten müffen. Vernunft und Sprache find 
alſo dad innere und dufere Band aller Ges 
fenigfeit, und durch eine Scheibung ober 


33 


Nebucadnezar, bem der Gott ber Ju⸗ 
ben bie wilden Thiere, {τοῦ ihrer Beftimmt- 
heit, gegeben, daß fie ibm dienen (oen: fon- 
dern nur für einen Philofophen ohne Gitam 
und Scham, *) nur für einen Nimrod, 
im ‚Stande ber Natur, würde ed fi zie⸗ 
gen, mit dem Nachdruck emer gebornten 
Stirn ausgutuf(en : „Mir unb mir allein 
„kommt dad Entfcheidungsrecht zu, o6? und 
„wie viel? wen? wenn? unter welchen Um⸗ 
„ſtaͤnden? ih zum Wohlthun verbum⸗ 
pen bin.“ — Iſt aber dad Ich, ſelbſt 
im Stande der Natur, ſo ungerecht und un⸗ 
beſcheiden, und hat jeder Menſch ein gleiches 
Recht zum Mir! und Mir allein! — 
fo laßt uns fröplich fepn über bem Wir von 
Gottes Gnaben, und dankbar für die 
Brofamen, bie ihre Jagd- und Schooßhunde, 

Wind ſpiele und Bärenbeißer unmünbigen Wai⸗ 
fen übrig faffen! „Siehe, er ſchluckt in 
nid den Strom, und adt'$ nicht ‚groß, 
zisffet fit dünfen, er voolle den Jordan mit 
„ſeinem Munde ausfchöpfen. **) — Wer thar 
ihn zwingen, armen Crnbtern ein Trink⸗ 
„geld hinzuwerfen! Mer thar ibm wehren, 
„die fup! Pfuy! arme Sünder einzu⸗ 
„verleiben 14 . | 





9 Philosophos acediosos nent fie der bei, 
Æbomas a Kımpis 1,24. 77 | 

**) Diob 40, 18... 

Hamann’s Schriften, VIL Th. 5 





Pd 


36 
erkannter (ebenbiget Wahrheiten, ald ein Dich 
und Moͤrder zu erfchleichen. — 
„Ein Herr, der zu Lügen fuft 
bat, des Diener find alle. gott 


οὐ #) Me feine Anfprüche auf ein fb» 
nigliched Monopol der Lingerechtigfeit , ate 
είπε Verſuche und Einfaͤlle, die Eingriffe der 


Nachahmung feinen Unterthanen dur Gal⸗ 


gen und Schmach⸗Ediete zu vergdunen oder 
zu verfolgen, baben Feine andere Wirkung, 


ald bie Sophiſterey feiner Herrſchaft in ben 


. Mugen der Nachwelt deſto verdshtlicher und - 


Lächerlicher zu machen. | 
Er ſpricht: ſogeſchiehts! — , unb 
„wie bet Mienf alle Siete nennen wuͤrde, 


toten fie heißen.“ — Nach diefem Vor⸗ 


and Ebenhilde der Beſtimmtheit foßte {ες 
des Sort. eines Mannes die Sache felbft 
fepn und bleiben... Auf. diefe Yehnlichfeit deë 
Gepräged und der Leberfchrift mit dem. Mus 
ſter unſeres Gefchlechtd unb dem Meifter un- 
feret Tugend — auf diefed Recht der Na⸗ 
tur, fid des Wortd, ald be$ eigentliche 
πα, edeiften und kraͤftigſten Mitteld zur Ofs 
fenbarung: und Mittheilung unferer.innigfien 
Willenderklaͤrung zu. bedienen, ift. bie Guͤl⸗ 
tigfeis αἴες Werträge gegründet, und biefe 
fefte Burg der im Verborgenen liegenden 


*) Sprichw. Sal. 29, 12. 


Trennung deijenigen, was bie Natur durch 
ihre Einfegung zufammengefügt bat, αἱ 
Qíaube und Treue aufgehoben, Lüge 
und Zeug, Schande und Lafler zu 
Mitteln der Giüdfeligfeit gefir- 
melt und geftempelt. Fundamentum est 
justitiae FIDES - dictorum constantia et 
veritas, *) — Est enim primum, quod cer- 
nitur in universi generis humani societa- 
te, cjus autem vinculum est RATIO οι 
ORAT!O , quae conciliat inter se homi- 
" nes conjungirque naturali quadam socie- 
tate, **) — Hes a natura copulatas erro- 
re divellere, fons est fraudium, maleficio- - 
rum, scelerum omnium, *y — & . 
Jeder Soppift ift alfo nicht nur ein 
Lügner, fondern auch ein Heuchler, unb 
bedient fiib der Sprache, als eines leeren 
Puppenfpiels, fein Idol, dad eitele Ges 
mächte menſchlicher Kunfl, :für einen Aus⸗ 
flug göttlicher NWerminft und eine leibhafte 
Tochter ihrer Stimme auszugeben, aber- 
glaͤubige Lefer - burd) das Blendwerk . einer 
güldenen Hüfte oder güldenen Rat 
be? hintets Licht qu Führen, unb fib ipte - 
Ueberzeugung, auf Koſſen und Gefahr tne 





, *) Cic. de Off, I, t. u 
* Ib, 16. _ un à 
s) Ib, IH. 18. ' ^ QC s UM In OT | 


[ $* 


36 


étfannter lebendiger Wahrheiten, ais ein Dieb 
und Miörber zu erfchleichen. Loi 
„Ein Sete, ber zu Lügen fuf 
bat, des Diener find alle: gott: 
„tos.“ #) — (0e feine Anfprüche auf ein koͤ⸗ 
nigliched - Monopol der Ungerebtigfeit, ade 
feine Verſuche und Einfaͤlle, die Eingriffe der 
Nachahmung feinen Unterthanen durch Gal⸗ 


gen und Schmach⸗Edicte ju vergdunen oder 


zu oerfalsen, Haben Feine andere Wirkung, 
als die Sophiſterey feiner Herrſchaft in den 
Augen der Nachwelt veflo verdchtlicher und - 
laͤcherlicher zu machen. | 

Er ſpricht: ſogeſchiehts! — ‚und 
„wie der Menſch ade biere nennen würde, 
„ſollten fie heißen.’ — Mad diefem Vor⸗ 
«nb Cbenbilbe der. Beftimmtbeit foßte jes 
des Wort eines Mannes die Sache. felbft 
fepn und bleiben... Auf. biefe Aehnlichkeit deë 
Gepraͤges und der Veberfchrift mit dem, Mu⸗ 
fies unfered Gefchlechtd und dem Meifter uns 
feret Tugend — auf diefed Recht der Mas 
tut, .fih des Worts, ald des eigentlich 
δα edelſten und Erdftigften Mittels zur Of⸗ 
fenbarung und Mittheilung unſerer innigfien 
Willengerklaͤrung gu. bedienen, ift bie Guͤl⸗ 
tigfeis, aller Verträge gegründet, und biefe 
fefte Burg der im Verborgenen ^ liegenden 


*) Sprichw. Gal. 29, 12. 


37 


αθαῤθαι iſt odit welſchen Praktik, Maſchi⸗ 
μεν, Schulfuͤchſerey und Marktſchreyerey 
uͤberlegen. Der Mißbrauch der Sprache und 
ihres natuͤrlichen Zeugnißes, iſt alſo der groͤbſte 
Meineid, und macht den Uebertreter die⸗ 
ſes erſten Geſetzes der Vernunft und ihrer 
Gerechtigkeit zum aͤrgſten Menſchenfeinde, 
Hochverraͤther und Widerſacher deutſcher Auf⸗ 
richtigkeit und Redlichkeit, worauf -unfere 
Wuͤrde und Gluͤckſeligkeit beruht. Ein pu⸗ 
niſcher Prediger, nicht in der Wuͤſten, hat 
es funden, daß die Natur den Menſchen 
deutſch gemacht, unb daß alle Oeuvres 
diverses einer cpnif = ſodomitiſchen Mund⸗ 
ert, bie nah 6.. unb. f... wie nach Pech 
unb Schwefel (linft, nibté als ſchwarze 
Künfte eines f.. -Dieble der Zinfterniß find. 

In einem Schauthal voler unbeftimms 
ten und ſchwankenden Begriffe , ift der Rubm 
nicht. fein von größerer Aufklärung! — — 
befferer Entwidelung! — richtigerer Unters 
fheivung! — und fublimirtem Sprachges 
brauch des gefunden Menfchenverftandes ! — 
gegen die Zeiten und dad Syſtem eines 
Hobbes. Ich babe (don bie Verwandtſchaft 
beéjenigen , was der eine Recht unb der ans 
dere Macht nennet, gerügt. Zwangs⸗ 
pflichten;, deren Vollkommenheit barn. bes 
flet, daß fie mit Gewalt erpreßt mete 
den fônnen, (deinen gleich nahe an die. Gets 
bindLichfeit bet Furcht qu graͤnzen. Fer⸗ 


met, wenn man durch Aeußerung θε Wohl⸗ 
wollens eben fo viel gewinnt , ‘ais man ducch 
Aufopferung verliert, ſo find "auch bit Cols 
Lifionde Faͤlle zwiſchen Wohlwollen und; 
Selbſtgebrauch, oder zwiſchen den Pflichten‘ 
gegen Gi und den Naͤchſten, eben forgut 
Fruͤchte einer armſellgen Sophiſterch, wie ber 
vorgeſpiegelte Conflict zwiſchen den εώς 
ten der Gottheit und des Menſchen, welchem 
Conflitt ber. Œbeotift: ae Hebel Schuld giebt, 
die von jeher unter dem philoſophiſchen und 
politiſchen Deckmantel der Wahrheit und Ge⸗ 
rechtigkeit ausgeuͤbt worden. Menſchenliebe 
iſt eine angeborne Schwachheit, und Wohl⸗ 
wollen wenig mehr als eine Geckerey, die 
man ſich bald ein⸗ bald auszuſchwatzen ſucht, 
den Leſer mit Schulſprache plagt und hofiert, 
uͤbrigens ſich mit dem verſchluckten Innhalte 
der Begriffe guͤtlich thut, und mit den lee⸗ 
ren Schaalen uͤber das pattheyiſche Publikum 
luſtig macht. Kurz, das ganze Penelopen⸗ 
gewebe laͤuft auf die Behendigkeit hinaus, 
jedes von dem andern unzertrennliche Eins 
zwiefach erſcheinen, und wiederum flugs in 
einander fallen zu laſſen, daß durch derglei⸗ 
den Docuspocus unter beidertey Ge 
ftat alie Augenblicke Standpunct und Ges 
fibtafteis verrüct , der fpeculative Buchſtaͤb⸗ 
ler aber auf der fchmalen Tanzleine ſchwind⸗ 
th wird — unterdeſſen der zwifchen Him⸗ 
mel und Erde ſchwebende Ep ba der Theorie 


U 


39. 


im Sande Sinear, und Jerufſalem nibt 
fürder bleibt. an ihrem Ort zu Yerufalem, 
fondern unter dem Meridien Babeld zu 
biegen fommt. — :*) ZEE | 
Man verwirrt nämlich bie Begriffe, unb 
e$ ifl im genaueften Verſtande eben. fo we⸗ 
nig ber Wahrheit gemäß, ald dem Beſten 
der Lefer zuteäglich, wenn man Staat und 
Kirche entgegen feht, die innere‘ Gluͤckſe⸗ 
figfeit von der außern Ruhe und Sicher⸗ 
heit fo fharf abfhneidet, wie bas 
Seitlide vom Ewigen. Das Kind ber' 
einen Mutter war von ihr felbft im Schlafe. 
erdrückt, unb dad ned) lebende Kind sappeft 
bereits unter dem aufgebobeneri Schwertftrei= 
be ded ſalomoniſchen Scharfrichterd, um εδ 
éntymey zu theilen, biefer bie Hälfte 
und jener die Hälfte. — 1 8 
Zur wahren Erfuͤllung unferer Pflichten, 
und zur Vollkommenheit beà Menfchen ge- 
bören Handlungen unb Gefinnungen. 
Staat und Kirche Haben beide zu ihrem Ge- 
genftande, Folglich find Handlungen ohne 
Gefinnungen , und Gefinnungen, ohne Hand⸗ 
lungen, eine Halbirung ganzer und lebendi⸗ 
ger Pflichten in zwo tobte Hälften. Wenn 
Bemegungëgrunbde feine Wahrheits⸗ 
gründe mehr feyn dürfen, und Wahr: 


φομ nel 
*j Zadar. 5, 10. 11 — 12, 6: 


4 


40 
' 4 
beitögrände zu Bemegungégrh nben 
weiter nicht taugen; wenn das Wefen vom 
nothwendigen Verſtande, und die Wirklich⸗ 
keit vom zufaͤlligen Willen abhaͤngt: ſo hoͤrt 
alle goͤttliche und menſchliche Einheit auf, 
in Sefinnungen und Handlungen. Der Staat, 
wird, ein, Körper ohne Geift und Leben — 
ein Aas für Adler! Die Kirche ein Ges 
fpenft, .obne Sleifh und Bein — ein Pos 
pans für Sperlinge! Die Bernunft mit 
bem unveraͤnderlichen Zufammenbange fid) ein: 
ander vorausſetzender oder ausſchließender δε: 
griffe ,. [Περι (tile, wie Sonne, unb Mond 
au Gibeon unb im Thal. Ajalon. | 
Dennodb mepnt ber Theoriſt, daß allen⸗ 
bem Staat eben fo wenig an den Gies 
finnungen ſeiner Unterthanen gelegen ſeyn 
dürfe, ald dem lieben Gott an ihren Hand⸗ 
(ungen , wodurch er nicht nur feinem eigenen 
. Semen des Judenthums widerfpricht, fons 
dern àbermal einflimmig mit Hobbes bie 
höchfte Gluͤckſeligkeit in dußerliher Ruhe unb 
Sicherheit (ejt , fie mag fommen, woher fie 
‚wolle und volfommen ſo fürchterlich feyn , 
wie jene Abendrube in einer Geftung , welche 
des Nachts uͤbergehen [ο , daß fie, wie Je⸗ 
remias fagt, ‚einen ewigen Schlaf [Φία[ε, 
„son bem fie nimmer aufmachen.‘ Durd 
folhe Wortfpiele‘ phyſſognomiſcher und hypo⸗ 
Éritifher Unbeftimmtheit fann fit in unfern 
erleuchteten Zeiten der. Mitternacht jeder 





4t 


Buchſtaben⸗ und Wortkraͤmer uͤber den (ade 
verſtaͤndigſten Meifter einen Triumph envers 
ben, ben et im Grunde bod ibm zu ver: 
danfen hat; aber eine Sprachverwirrung der 
Begriffe bleibt nicht ohne practifche Folgen. 


* * 
* . 


Ohne mich und dich, anbddtiger Leſer! 
mit bet nod) fpeculativeren Anwendung 
zu ermuͤden, wünfcte id, unſerer beiderfein 
tigen Sicherheit wegen im. oberften Stock⸗ 
werfe, feinen. fofden lockern Grund und fans 
digen Boden für bie neue und harte Theorie 
des Judenthums. 

Weil id auch von feinen ewigen Wahr⸗ 
heiten, als unaufhoͤrlich Zeitlichen 
weiß, ſo brauche ich mich nicht in das Ca⸗ 
binet des göttlichen Verſtandes, noch in das 
Heiligthum des görtlihen Willend zu verfteis 
gen; nod über den Linterfchied mich. aufzu⸗ 

ften zwiſchen unmittelbarer Offen: 

atung durch Wort und Schrift, die 
nur it und hier verftänbiich ift, und zwi⸗ 
(Φει mittelbarer Dffenbarung dur 
Sade (Natur) und Begriff, welche vete 
möge ihrer Seelenſchrift zu atm Zeiten und 
eaten Orten leſerlich und verſtaͤndlich ſeyn 


| „Sic immer wider ade. Theorien und 
„Hypotheſen ftréuben, und von Thatſachen 


44 j 


Ren, nichts als von Thatſachen hören wol⸗ 
en, und: fib gerade. da am menigften nach 
Thatfachen umſehen, wo ed anrmeiften date 
sauf ankommt.’ — Dod) id babe weder 
Hunger zu Schaubrodten, nod Muße 
und Kräfte zu [abprinthifhen Spa 
ziergängen und peripatetifchen Las 
byrinthen: fondern eile sur Cade, und 
ſtimme mit Herrn Mendelsſohn darin gänz- ΄ 
fi überein, daß bab Judenthum von feiner 
geoffenbarten. Religion voiffe, und zwar 
in dem Verſtande, worin ed von ibm feléft 
genommen wird D. i, ihnen eigentlich von 
Gott durch Wort unb Schrift nichtd befannt 
gemacht und anvertraut worden fep , ald nur 
das finnliche . Vehiculum des Geh eimnif- 
fes, der Schatten von zufünftigen Gü- 
tern, nicht das Weſen ber Güter. (e(t, 
deren wirkliche Mittheilung fi Gott durch 
einen Höheren Mittler, Sobenpriefter, Pros 
pheten und König, als Mofes, Aaron, 

avid unb Salomo ‚waren, vorbehalten 
patte, — Gleichwie daher Moſes ſelbſt nicht 
wußte, bag fein. Antlitz eine: glänzende Klara 
beit hatte, bie dem Wolfe Furcht einjagte, 
fo war aud die ganze Gefebgebung dieſes 
göttlichen Minifterd ein bloßer Schleier und 
VWorhang der alten: Bundesreligion, bie noch 

bis auf den heutigen Tag unaufgebedt und 
verfiegelt bleibt. MEME 


43 


"Deschwenßterifitiche Linterfebieb: zwiſchen 
Subenthum und Ehriſtenthum betrifft alfo wes 
ver: uns mod mittelbare Offenba 
tung, in dem Werflande‘, morin bieed von _ 
Quben und Raturaliften genommen wird — | 
— noch ewige Wahrheiten und Lehr⸗ 
meynungen — — nod Ceremoniel: 
unb Sittengefeke, ſondern lediglich 3.eite 
Pide Geſchichtswahrheiten, die fi 
ju einer Zeit zugetragen haben, und nies 
mald. wieberfommen — Thatſachen, bie 
buvd einen: Zufammenfluß: von Urſachen unb 
Wirkungen in einem Zeitpunct und Erdraumi 
wahr geworden, unb affo nur von bieftm 
Punct der Zeit und‘ des Raumd ald wahr 
gebacht werden koͤnnen, und durch Mutoritét 
beftätiget werden: muͤſſen. Autoritaͤt kann 
zwar demuͤthigen, aber nicht belehren; ſie 
kann die Vernunft niederſchlagen, aber nicht 
feſſeln. Dennpch verſchwmdet ohne Uutos 
ritaͤt die Wahrheit der Geſchichte mit 
dem Geſchehenen ſelbſt. BEDS 

Diefer aracteriftifhe Unterſchied zwiſchen 
Ehriſtenthum und Judenthum betrifft Gex 
fdidtémafrfeiten mehr nut vergan« 
gener, fonbern auf zufünftiger Seir 
ten, welche vorausverfimdigt unb vorberges 
fagt worden, durch ben Gift einer fo aliges 
meinen alé eingefnen Vorſehung, unb bie, 
ihrer Statue nach, nicht andere als durch 
Glauben angenommen werden können. Si 


« 


diſche Mutoritét allein gieht ihnen die erfors 
derliche Anthentie; auch wurder:diefe Denk⸗ 
wuͤrdigkeiten der Vor⸗ unb Nachwelt durch⸗ 
Wunder beſtaͤtigt, durch Glaubhaftig⸗ 
feit ber Zeugen unb Ueberlieferung bewaͤhrt, 
, unb durch eine Evidenz. wirklicher Erfuͤl⸗ 
fungen unterſtuͤtzt, die zureichend find, den: 
Glauben Über alle talmudiſche und dialec⸗ 
tifche Zweifel und Bedenklichkeiten hinweg zu. 
en , “ , . à . 


Daher heißt bie geoffenbatter tin 


dieu des Chriſtenthums, mit- Grund und 
Behr, Glaube, Vertrauen, Suverfibt , 
eettofle und Embliche Verſicherung auf goͤtt⸗ 
lide Zufagen ‘und Berbaifungen, und den 
berrlichen Sortgang. ihres fich ſelbſt entwickeln: 
en Lebens in Darftelungen. von: einer Klar⸗ 
heit zur andern, bi gut vönigen Aufdeckung 
und Apofalppfe des am Anfange. verhorgenen 
und geglaubten Geheimniffes in die Fülle 
ded. Schauend von Angeſicht zu Angeficht : 
gleichwie der Water Abraham. dem Ewigen 
glaubte, froh war, daß er Seinen Tag fes 
ben (οὔτε, ihn ſahe und fib frente; denn et 
zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch: 
Unglauben, fondern: ward flarf im Glauben, 
und gab Gott bie Ehre. Darum wurde 
e$ ibm auch sum Verdienſt gerechnet. Dem 
Geſetzgeber Mofeë aber wurde der Eingang 
in DAS Land der Verheißung rund abgeſchla⸗ 


- 


gen; unb durch eine ἀθηίίφε Werfündigung 


| 45 
des Unglaͤubens an bem Geifle ber Gnade 


und. Wahrheit, welcher in hieroglpphiſchen 


Gebraͤuchen, ſymboliſchen Ceremonien und 
Handlungen gediegener Bedeutung aufbewahrt 
werben ſoute auf bie Zeit der Erquickung, 
Ausgießung und Salbung, artete dieſes irrdi⸗ 
ſche Vehiculum einer zeitlichen, bildlichen, 
dramatiſchen, thieriſchen Geſetzgebung und 
Opferdienſtes in dad verderbte und tödlich 
ſchleichende Gift eines kindiſchen, knechtiſchen, 
buchſtaͤblichen, abgoͤttiſchen Aberglaubens aus. 
Der ganze Moſes demnach ſammt allen 
Propheten ift der Fels des chkiſtlichen 
Glaubens, und der auserwaͤhlte koͤſtliche Eck⸗ 
ſtein, ber von ben Bauleuten vermerfen, 
aud ihnen zum Eckſtein, aber des Anſtoßes, 
zum Felſen des Scandals geworden ift, bag 
fie ſich aus Unglauben ſtoßen an bem Wort, 
worauf ihr ganzes Gebaͤu beruht. Moſes 
ſelbſt der groͤßte Prophet, und der National⸗ 
Geſetzgeber nur der kleinſte vergaͤnglichſte 
Schatten ſeines Amts, welches er zum blo⸗ 
fen Borbilbe eines andern Propheten bes 


kannte, deſſen Erweckung er feinen Bruͤdern | 


und ihren Nachfommen verbief, mit tem 
ausdruͤcklichen Befehl und Gebot Dem ſel⸗ 
ben. zu geboten, Das. gülbéne Kalb 
aͤgyptiſcher Ueberlieferung und rabbiniſcher 
Menſchenſatzungen, durch Aaron und die 
Haͤupter der. Synagoge, unter dem. Schein 
goͤttlicher Bernunft — Cum des Evigen 


45 ng 


. wilfen! er sehe c nie. hei 
Geſetzes, ihrer eigenen Weiſſagung zufolge: 
Durch diefen lebten Graͤuel der Verwuͤſtung 
wurde Mefes zum abt der entweihten 
Nation; ber Leichnam feiner verweſeten Ge 
febgebung. zur Reliquie der Superſti⸗ 
tion, Bethänfer gu Mördergeuben, Betpel 
, qu Bethaven unb bie Stadt des Blut⸗ 
brdutigamó, {τοῦ bem heibnifchen tmb ans 
ticheiftifchen Nom, eine babplonifhe Mebe 
und Schule be) herrfchenden Anklägerd, Ver⸗ 
Hume, Lügnerd unb Mörder von An⸗ 
- Das Chriftentfum glaubt alfo nicht-an 
febrmepnungen dere Philofophie, die 
nichts als eine alphabetifche Schreibereg menſch⸗ 
fiber @peculation, und bem wanbelbaren 
Mond = nud Modenmechfel unterworfen ift! 
— hit an Bilder nnb Bilderdienft! 
— mniót an Thier⸗ unb Se(benbien(t! 
— nicht an fymbolifhe Elemente unb 
Lofungszeichen oder einige ſchwarze Züge, 
welche die unfichtbare. Hand ded Ohngefaͤhrs 
auf der weißen Wand babin geftrihen! — 
wicht an ppthagorifbplatonifhe 8 aß 
len!!! — an feine vorübergehenden Schatz 
ten nicht bleibenber, nidt fortdaue 
vender Danbíungen unb Ceremonien, 


Denen man eine: geheime Kraft und umerfides | 


base Magie zutsaut! — an feine Gefebe, 
bie auch one Glauben daran gethan wer⸗ 


8 








| 47 
ben muͤſſen, wie fit ber Theoriſt irgendwo 
ausdruͤckt, {τοῦ feiner epikuriſchſtoiſchen Wort⸗ 
klauberey über Glauben und Wiſſen! 
— — Nein, das Chriſtenthum weiß und 
kennt feine andere Glaubensfeſſeln, als 
das feſte prophetiſche Wort in den al⸗ 
. ferditeften Urkunden des menſchli— 
den Geſchlechts und in ben: heiligen 
Schriften des aͤchten Judenthums, 
ohne famaritif de Abfonderung und :apos ^ 
kryphiſche Miſchnah. — Jene Niederlage 
machte eben den Juden zu einem gottesge⸗ 
lehrten, geſalbten und vor allen Voͤlkern bet 
Erde zum Heil der Menſchheit berufenen und 
auserwaͤhlten Geſchlechte des Eigenthums. 
Eine bem eiſernen Ofen dgpptifcher Zie⸗ 
gelbrennerey und Srobnbienfibarfeit entführte 
Horde hatte. freplich Handlungsfeſſeln 
noͤthig, und einen Zuchtmeiſt er zur bevor⸗ 
ſtehenden Bildung eines ſonderlichen Staats. 
Wie der Geiſt des Heerfuͤhrers zu 
fluchenden unb tóbtenben Sanctios 
nen erbittert wurde: fo betrübte ire poͤbel⸗ 
bafte Eitelfeit und Findifche: Ungeduld nad) 
einem Könige den Geift des Lepten 9ti ds 
tet$ bis zur langmüthigen Rache alimeis 
fer Liebe, welche durch phyſiſches Elend 
zus fittlihen Befferung leitet, . . 
: Det außerosdentliche Geſchmack an Ge 
feßgebung unb.ber koͤnigliche Luxus darin 
beweidt eine. eben fo große. Unfágigfe ſich 
i 


felbſt, alé feines gleichen zu regieren, unb 
ift ein gemeinfchaftliches Beduͤrfniß für S ci α- 
ven unb ihnen ähnliche Defpoten. Gin 
Theil mofaifcher Weiöheit war , wie ded Wolfe 
Habſeligkeit, ágppti(de Beute; mibias 
miti(de Klugheit trug aud) ie Scherflein 
dazu bey, und um bad Meifterflück erviger 
Dauer nod) Fraufer und bunter zu machen, 
entdeckte | eine wolfianifd'e Wuͤnſchel⸗ 
ruthe endlich die Ader eines chinefifhen 
Geremonield, das an vorübergehende Hand⸗ 
lungen von gediegener Bedeutung ges 
bunden , aber dem unvermeidlihen Mißvet⸗ 
fländniffe und unumgdángliden Mißbrauche 
münbliher Kortpflanzung Preis gegeben war, 
gleichwie der in ben Vorbereitungstagen der 
Gefeßgebung gebandbabte unb getriebene St a- 
tebismus allgemeiner Menfchenreligion bem 
loſen Geſchwaͤtze Aarons, damit er 
fie fein wollte anridten. — — 
. Sad Maßgabe der zwey Tragen: von bet 
beften Regierungsform unb gefunbe: 
ften Dat, mußte fi vielmehr die himm⸗ 
liſche Politif zu. dem irdischen dort unb 
zeitlichen bamalà herunterlaſſen, ofne da⸗ 
durd an i&t und hier gefeffelt zu (en, 
um, gleich der Sonne, ihren glänzenden emis 
gen Girfel durchzulaufen, vom Glauben 
Abrahams vor bem Gefrb, bis zum 
Glauben feiner ‚Kinder und Erben der Ver⸗ 
heißung nach bem Geſetze ; denn bem gerech⸗ 
ten 











| 49 
/ | , 


ten "Abraham war δε Verheißung:, aber 
. fein. Glefe& , als das Zeichen dei. Bundes an 
feinem. Seife gegeben... Gerade in biefet dde 
ten Pohtif erblien voit ; wie jener Weltweife 
fagte, eine Gottheit, wo gemeine Augen 
den Stein feben, Die gediegene Be⸗ 
Deutung vorübergebenber Handlungen zielte 
alfo wahrſcheinlich auf den verlornen oder 
verdrehten Schlüffel. dee Erkennt 
nif, an welhem den Häuptern der Syna⸗ 
goge fo wenig. gelegen ‘war, daß. fie: ſich die 
unhefugte Erlaubniß nahmen, "Dad. ganze - 
Schloß. bi Geſetzes gar zu geitóren, 
ba$ Himmelreich dadurch zufchlsgen vor bein 
Menſchen, ſelbſt nicht. hineinkamen, :und bie 
binein. wollten, nicht Pineingepen ließen, fons 
dern aus Rabbinen göttlichee Vernunft lite- 
rati HI, literarum. bie vollkommenſten Suds 
ffabenmenfhen und Maforeten | im: beiligften 
und fruchtbarften SBerftanbe- wurden. | 
.- Ourb Natur unb Segtiff bet Sas 
Φε ift bie Abſtellung der mofaïif ben Ger: 
faffung,.welde mit Landergent bu m 
unb Landes einrich tung in: norhwendiger 
Verbindung ſtand, unb fi auf Tempel, 
Prieſteribu mund Reinigungsgeſetze 
bezog, ver ſtaͤndlicher und oͤffentlicher 
verlautbart worden, als es das Engelge⸗ 
ſchaͤfte auf dem son. Meteoren dunkler Un⸗ 
gewitter geruͤhrten,feuerbrennenden, rauch⸗ 
dampfenden Berge in einer Wuͤſten Arabiens, 
Hamannꝰs Schriften. VII, Eh. E 





- | 
bur des Sal der Poſaunen und die Stim⸗ 
me ber. Worte, welcher fi wegerten, Die 
fie hörten, daB ihnen dad Wort ja nicht 
gefagt würde (denn fie mechtend nicht ertra⸗ 
gen , waë da gefagt ward), auszurichten. im 
Stande war. Mit einer fo vernehmlichen ; 
unausloͤſchlichen, leferlichen Seelenſchrift, daß 
eà [efen fann, wer vorüberiduft, 
it das Himmelreich ded Gefalbten 
eingefuͤhrt worden .— απ gleich einens 
Qidmetterlinge bem ferren: Raupenge⸗ 
foinnfte und ber tobteri Puppengeltalt bà Ju⸗ 
denthums entflogen ! Dennoch faufen fo viel 
weifel und Grübelepen, Hypotheſen unt 
heorien dem am Herzen. und Sinn unbe⸗ 
febnittenen Sophiſten vor bem Gehör, bag 
et die Stimme des leiſen Menfchenverkandes 
vor dem Gebruͤll feiner Artillerie weder ver⸗ 
nimmt nod vernehmen fann! — — 
Feuer und Heerd iſt man kein Buͤrger, 
ohne Land und Leute kein Fuͤrſt, und die 
prieſterliche Nation eines bloßen Boofäbeus 
telrelig ion bleibt, nach bem . Ausdrucke 
der Schrift, ine Gerin gſchaͤtzung Got« 
te s und bet goͤttlichen Vernunft. Ja, εδ 
waͤre ein groͤßeres Wunder, als an ihren 
Schuhen und Kleidern geſchab, wenn jene 
Geſetzgebung ffr eine in ber Wuͤſten irrende 
Horde fluͤchtiger keibeigenen, welche den. er⸗ 
ſten Rirdenftaat bilden ſollten, einem in 
alle vier Winde zerſtreuten Geſindel, ohne 


— 


| || μὲ 


Staat unb Keligion, ofi ihre Mumie, 
Bid auf den heutigen Tag und über den gans 
gen Erdball Din unb Her, angemeffen ſeyn 
fónnfe, Mein, bie ganze Mythologie ber 
perdi chen Haushaltung war nicht als ein 
ypus einer tranfceribenteren Gefchichte, ber 
Sotoffop eines himmliſchen Helden, durch 
deſſen Erfcheinung aͤlles bereitö vollendet ift 
und hoch werden wird, mas in ihrem Θε[εθέ 
and in ihren Propheten geſchrieben ſteht: „Sie 
‚werde vergeben, aber Du bleibſt; ſie wer⸗ 
„den alle veralten wie ein Gewand , ſie wer⸗ 
„den verwandelt, wie ein Kleid, wenn Dw 
„fie verwandeln wirft Men 
Unendlich (Φάβδατες als jener Schatten» . 

riß des jädifchen Kirchenftants 1mb-ibres 


ausbſchließenden Bürgerrecht 3, it den pois 


lofophen und Weltbürger die allerditefte 
Urkunde, weil felbige bis ganze menſch⸗ 


' lide Geſchlechſt angeht, und Mofed gus 


gleich die wahren Werhältniffe deſſelben zu 
feinem Wolfe ohne feldftfüchtige Vorurtheile 
aufflärt ; ſich eben: fo ſehr durch bie einzelnen — 
Brucftücte der erften SBormelf, ald burd | 

den in pi Plan der Worfehung, wel⸗ 
che ihn zum Werkzeuge ihrer öffentfichen An⸗ 
ftaften erwaͤhlte, um bie (pátefte Nachwelt 
unfterblih-verdient ‚gemacht bat. Denn mad 
find ade miracula speciosa eine -Odyffee 
und JIliade und ihrer Helden’ gegen die eins 


- fältigen aber bedeutungdreichen Phänomene des 
A * 


" 


S89 c 


ejerolisbigen. -Dotgiandiemoanbeló ?.. mp, bie. 
‚fanfte. liebevolle Seele bes, blinden maonifden 


und Hohen Cingebungen,a priori unb a-po- 
iori glühenden Geiſt eines. Mofe.r:... .: 








' 9.Köhler E pro loco ete, .Regiom.: 1785. 


cel À 


P 
54 “ 


weg if. Mofes Bleibt‘ der große Pan, 
gegen den ale Pharaonen und ihre Schwarz⸗ 
fünftfer gang und gat servum: pecus find, 
Ci aͤghptiſchet Prieſter fhalt bie Grie⸗ 
den für Kinder "Su ihren Spielen, . 
durch. deren Erfindung und Uebungen fie fid) 
einen Namen gemacht, gehört atich det Glo- 
be aspirant bet Philofophie Obſchon 
die Unwiffenbeit ihres Aeons unferm Jahre - 
funberte weder anpaſſend nod) anſtaͤndig ift, 
fo affectiren doch die Fleinen Fuͤchſe und Mei⸗ 
ſter griechifcher Weisheit bie reine Bloͤße und 
Liebhaberey heidniſcher Unwiſſenheit mit fois 
Φα Naivetaͤt dés Geſchmacks, daß fie, wie 
der Prophet ſagt, „weder ihren SERARN, 
„noch die Krippe ihres HERAN kennen.” 
Der foftematifhe Atheismus gehört. alfo. 
vorgügli zu ben Atticismis, voobürd) 
fib die gefunde Vernunft einiger ihrer S pere 
mofogen *) von bem fo allgemeinen als 
unvermeidfichen Aberglauben des populaͤren 
Goͤtzendienſtes unterſchied, ohne daß ſie im 
Stande waren, die Erſcheinungen der unbe⸗ 
ſtimmten Gegenſtaͤnde durch etwas befferes 
als einige tranſcendentale Grillen zu ergaͤn⸗ 
zen, welche oͤfters Fein anderes Ereditiv nod) 
zureichenden Grund hatten, als relationes 
curiosas morgenlaͤndiſcher Sagen und Ge⸗ 





Apoſtelg. 17, 18. 


) 56 ' 1. 


tüdte, einheimifche Wollömährchen, Ahn⸗ 
dungen, Träume, Näthfel und bergleihen 
Kindereyen mer. 
. Seitdem fid) aber die Götter der Erde 
u allerhoͤchſten Philoſophen felbft creirt, 
fió Jupiter (weifanb summus philo. 
sophus!) in die Gugufsgeftalt eines  ἆ ὃ as 
gogen verfriechen müffen ; und obfchon Here 
Miendelöfohn es feinem veremigten Sreunbe 
geviffeunagen übel zu nehmen ſcheint, daß 
et fid von, wer weiß nicht! welchem Ge 
fchichtforfcher bie göttlihe Erziehung 
des menfhlihen Geſchlechts einbilden 
faffen : fo hat er bod) nicht nur ſelbſt ben Bes 
gen der Religion und Kirche zu einer 
ffentlichen Erziehungs : Anftalt abgeformt , 
fondern aud) in dieſer ſchulmeiſterlichen Ruͤck⸗ 
fidt .fo manches Triviale über dad Gaͤngel⸗ 
band der Sprache und Schrift und ihren nas 
türlichen Parallelismum it. der religioͤſen 
Macht des maforetifchen Buchſtaben⸗ und ſcho⸗ 
loftifchen Wortkrams, nachgebetet und vore 
buchftabirt , bag ein anbádtiger Lefer fid) wer 
nigftend bey einer Stelle feined (peculatipen 
Schlummers, faum des Gaͤhnens enthalten 
kann. hm ift ed nämlich ein völlig unges 
grünbeter Slaubensartifel, „die als 
„phabetiſche Sprache für bloße Zeichen ber 
Laute‘ anzufehen. Seinen Vernunftgruͤn⸗ 
den nad), invita Minerva experientise , ift 


ber Weg mit Schrift auf Sache über und 


53 


durch die Sprache nichts weniger als πού» 
wendig ; fondern er behauptet mit einer bey⸗ 
vafe unglaublichen und unverzeihlichen Lieber 
$eugung, daß die Schrift „unmittelbare Bes | 
„zeichnung der Sache‘ ſey. Nur Schade, 
daß taubgeborne Philofophen allem 
auf diefed Vorrecht Anfpruch machen fônnen ! 
— — Mit einem folhen $treb$gange des 
Verſtandes laͤſſet fi ohne Flug der. Crfins 
bungéfraft eben fo feicbt dad Linermeßliche ala 
meßbar, und umgekehrt denfen — — eben 
fo leicht duch unmittelbare Beseicbs 
nung dee Sache die ganze deutfche Littera= 
tur nicht nur uͤberſehen, fondern aud vers 
beffern von einem Imperator zu Defin, 
es von einem taubgebornen Sobann Balls 
otn! — | 
: Wenn fid) aber adeb. menfchliche Wiffen 
auf wenige Sundamentalbegriffe einfchränfen 
(ét, unb menh ſowohl in bet Redſprache dies 
fetben Laute, ald in verfchiedenen hieroglyphi⸗ 
ſchen Tafeln biefelben Bilder öfters vorfommen, 
aber immer in anderer. Verbindung, vooburd) 
fie. ihre Bedeutung vervielféltigen: fo ließe 
fidy diefe Beobachtung auch auf bie Geſchich⸗ 
te anwenden , unb der ganze Umfang menfch« 
‚Licher Begebenheiten. und ihres Wechſellaufs 
eben fo gut umfaffen und in Faͤcher abtheis 
(ei, wie bet geftiente Himmel in Figuren, 
ohne die Anzahl ber Sterne zu wiflen. — 
Daher fheint bie. ganze Gefchichte des juͤdi⸗ 


56 = ἵ 


- fien Volks, nach dem Gleichniffe ihres“ Ee⸗ 
temoniaígefeeà , ein lebendiges gerft: und 
herzerweckendes Elemen tarbuch aller Gift os 
eifhen Literatur im Dimmel, auf 
unb unter der Erde — — ein Diamants 
ner, fortſchreitender Fingerzeig auf die Jobel⸗ 
periodben und Staatöplane ‘der göttlichen Res 
gierung über. die ganze Schöpfung von ips 
tem S nfange bis zu. ihrem Ausdgange, 

ſeyn, und das prophetifche Näthfel einer 
Theokratie fpiegelt fi) in den Scherben. diefes 
zertruͤmmerten Gefäßed, wie die Sonne ,,in 
„den Zröpflein auf bem Grafe, dad auf Nie 
„mand barret, noch auf Moenfchen . wartet‘: 
denn geftern war der. Thau vom Heren ale 
fein auf Gibeons Sieg, und auf bent gans 
zen Erdboden troden; heute Thau auf ber 
ganzen Erde, und das Trockne allein. auf dem 
Siege — - E . 

Nicht nut bie ganze Gefchichte des Ju⸗ 
denthums war Weiffagung; fondern ber 
Geift. derfelben.befchäftigre fid) vor allen uͤbri⸗ 
gen Nationen, denen man dad Analogon: 
einer ähnlichen dunkeln Ahndung und Vorem⸗ 
pfindung vieleicht nicht abfprechen fann; mit 
dem deal eined Nitterd, eines Retters, 
eined Kraft: und Wundermanns, eined G3 oet 8, 
deffen -Abfunft nah "dem Fleiſch aud bem 
Stamme Ju da, fein Ausgang aus der Höhe 
aber ded Waterd.Schoof feyn ſollte. Mo⸗ 
.feà, bie Pſalmen und Propheten find: voller 


D 
b 


5? 


Winke und Blicke auf diefe Erſcheinung eines 
Meteéeors über Wolfens und Feuerſaͤule, 
aimes Sternd aus Jakob, einer Sonte | 
. bet Gerechtigkeit, mit Heil unter ihren Fluͤ⸗ 
gen! — auf bie Zeichen des Widerſpruchs 
in ber zweydeutigen Geftait. feiner Perſon, 
feiner Friedens⸗ und Freudenbothſchaft, feis 
ner Arbeiten und Schmerzen;, feined Giefote 
fomd bis zum Tode, ja zum:Zode am Kreuz! 
und feiner Erhöhung aus dem Erdenftaube 
eines Wurms bis gum Thron unbemeglicher 
Herrlichkeit — — auf. dad Himmelreich, 
das dieſer David, Salomo und Mens 
ſchenſohn pflanzen und vollenden wuͤrde zu 
einer Stadt, die einen Grund hat, deren 
Baumeiſter und Schoͤpfer Gott, zu einem 
Sernfatem droben, die frey unb unſer 
aller Mutter iſt, zu einem neuen Himmel und 
einer nenen Erde, ohne Meer und Tempel 
bennen — :. u ; | 
Diefe zeitlichen unb ewigen Geſchichts⸗ 
‚wahrheiten von dem Kömge:der Juden, dem 
Engel ibres Bundes , dem Crfigebornen unb 
Haupt faner Gemeine, find dad À unb o, der 
Grund und Gipfel unfere Glaubensfluͤ⸗ 
gel; aber. dad Ende und Grab ded mofais 
fchen Kirchenſtaats wurde Anlaß unb Werk⸗ 
Πότε metamiofeifcher Handlungsfeffeln, 
. amd einer: mehr als Agpptifchen Knechtſchaft 
und babploniſchen Gefangen(daft.. 


56 


;- Mngíaube im eigentlichften Diftori 

MWortverftande ift alfo die einzige Sünde ges 
gen den Geiſt der wahren Religion, deren 
Herz im Himmel, und ipe Himmel im Herz 
zenift. Nicht in Dienften, Opfern unb 
Gelñbben, bie Gott von ben Men- 
ſchen fordert, beftebt dad Gepeimnif der 
chriſtlichen Giottfefigfeit ; fondern vielmehr in 
Verheißungen, Erfüllungen und 
Mufopferungen, die Gott sum Beſten 
der Mienfchen getban und geleiftet; nicht 
im vornebmfien und größten Gebot, 
dad et aufgelegt, fondern im hoͤchſten 
Gute, dad et gefhenft bat: nicht in Ges“ 
‚Fesgebung und Sittenlehre, bie fo 
menfdíideGefinnungen und menfes 
(16e Handlungen betreffen; -fondern in 
Ausführung göttliher Thaten, Werke. 
und Anftalten zum Heil der ganzen Belt, 
Dogmatik und Kirhenrecht gehören 
lediglich zus ben Öffentlichen Erzichungsd« 
snb Verwaltungs - Anftalten, find 
ais foíde vbrigfeitlicher. Willkuͤhr unterwor⸗ 
fen, und bald eine grobe, bald eine feine 
fuferiibe Zucht, nad den Elementen 
unb Graben herrſchender Aeſthetif. Diefe 
ſichtbaren, öffentlichen, gemeinen Anftalten 
find weder Religion, nod Weisheit, 
bie von oben herabkommtz fondern ite 
bif, menfhlih unb teufelifh nad 
bem Einfluß welfcher Carbindle oder wel» 





59 


(der Ciceroni, poetiſcher Veichtvaͤter oder 
profaifher Sauchpfaffen, und nad bem abs 
wechfelnden Syſtem des flatiftifhen Gleiche 
und Uebergewichts, oder bewaffneter Toleranz 
und Neutralität. — Kirchen» und Schulwe⸗ 
fen baben, wie Creaturen unb. Mißgeburten 
des Staats unb der Vernunft, fid beiden 
oft eben fo nieberträchtig. verfauft, als ſelbi⸗ 
ge vertat$en ; Philofophie und Politif haben 
zu allen ihren gemeinfchaftliden Taͤuſchungen 
und Gewaltthaͤtigkeiten dad Schwert des Übers 
Hlaubend und den Schild des Unglaubens nô- 
thig gehabt, unb fomobl duch ihre Liebe 
ald but ihren Haß die Dogmatif dt. 
ger gemißhandelt, denn Amnon die Schweſter 
feined Bruders Ubfolom — . 

Bey bem unendiiden Miß verhaͤlt—⸗ 
niffe be) Menfhen zu Gott, find „oͤffent⸗ 
pice Bildungs » Anftalten, bie fid) auf. Ver⸗ 
haͤltniſſe des Menſchen zu Gott beziehen ,^/ 
lautet. ungereimte Säbe in trocfnem Worten, 
‚ welche die inneren Säfte anfteden , je mehr 
ein fpeculatived Gefbépf davon einzufaugen 
befommt.. Um erftlich dad unendliche Miß⸗ 
verhältniß zu. Deben und aus bem Wege 
zu räumen, ehe von Werhaltniffen bie Rede 
ſeyn kann, welche öffentlichen Anftalten zums 
Beziehungsgrunde dienen (oden, muß der 
Menfch entweder einer göttlihen Natur 
theilhaftig werden, oder auch die Gottheit 
Fleiſch und Blut an fit nehmen. Die 


60 
Juden Haben: (i$ durch ihre göttliche 
Gefebgebung, und bie Naturaliften 
turd ihre göttlihe Vernunft eines Pal- 
ladiums zur Gleihung Bemádtigt: folglich 
bleibt ben Chriften und Nifodemen fen 
anderer Mittelbegriff übrig , ald von ganzem 
Herzen, he ganzer Seele, von ganzem Gies 
müthe zu glauben: Alfo fat Gott bie 
Melt geliebt — — Diefer Glaube i(t 
bet Sieg, welcher bie Welt überwunden hat. 
: Ein dbnlibes Mißverhältniß des 
Menfchen zum Menfhen fcheint eben fo nas - 
εὐήιώ alten oͤffentlichen Staatsanſtalten an: 
zukleben; daher dad Mißverhaͤltniß Doppel: 
ter Gebühren weber auffallend noch be⸗ 
fremdend ift in einem Syſtem de convenance 
welches alle Reichd - und Landeskinder zu Leib⸗ 
. eigenen. deterioris conditionis abeft, burdj 
eine juͤdiſche unb türfifche Beſchneidung ihres 
Gels - und Rummerbrodd , dad für weiſche 
Galilaͤer, Windbeutel und Ebentbeurer phi⸗ 
. [όορρίώε Induſtrie fi in Skeifchtöpfe unb 
gebratene Sugvôgel verwandelt, — Dod) nad) 
einer andern Dogmatif find wenig neh: . 
men und doppelt geben feine Geſinnun— 
gen nod) Dandfungen deterioris conditio- 
Ausichließende Selbſtliebe und Neid 
find dad Erbe und Gewerbe eined juͤdiſchen 
Staturafiómus, dem koͤniglichen Ge 
fete zuwider,“ feinen Nächften als fid ſelbſt 





TN \ όε 


au leben fin Weſen y: ibat, Afer) Wohl⸗ 
wollens bedarf, unſern Bepfland forbert, auf 
irgend Etwaß von unferm . phpfifben Vermaͤ⸗ 
gen, zu feinem, Selbſtgebrauch -unmoralifhe 
Anſpruͤche macht, mit Gemalt erpreßt, unb 
ben Dienft feiner Heloten Όεβοι nöthigen 
bat, je. größer «8 feinen mig. — ein fol» 
des Weſen iſt nichts. ald.ein todter Gott, 
der Erde, gleich jenem, bec bie Soferang 
feiner werfen Masimen - und,.heroifchen Gypes 
rimente.an Haut für Saut, dem. Befcheide, 
des hoͤchſten Nichterd: Er fep in brineg 
Hand. zu verdanfen patte. Der. einige wah⸗ 
re Gott des Himmeld und. Mater der Mich 
(den giebt. feinen Regen und Sonnenſchein 
ohne Anfehen der Perfon. Die Juden wa⸗ 
ten aber gegen feine Wohltbaten und befon- 
derd diejenigen Unftalten | welche durch, ipee 
— SSetmitte(ung zur Palingenefie der Schde 
pfung betragen ſollten, eben fo gefinnt, voie 
unfere illustres ingrats ‚und heilloſe Sophi⸗ 
ſten, bie auch. ale Regalien der Natur , bete 
Gluͤcks unb der Vorſehung zu Goͤtzen ihrer. 
Citelfeit und zum Netz ihres Geitzes machen, 
und gleih dem dummen Εαβιτάρα - Heiliger 
Gerdthe in ber Kabel, die Anbetung des ih⸗ 
nen verwandten Pöbeld, ihrem Midas: uud: 

Ohrenverdienſt unter dem, Joche thiesifcher δες. 
flimmtheit,, mit lauter Ueberzeugung | fif an⸗ 
mafen, zueignen und für. feinen Raub. bals. 
ten. Durch ſchnoͤde unb feindliche Geſinnuw 


63 


gen, vol Lügen und Zornd , wirb der ganze 
Mechanismus veligiöfer und politifcher Geſetz⸗ 
fibfeit mit einem hoͤlliſchen Seuereifer getrier 
ben, der fid) felbft und fein eigen Werk ver⸗ 
grt, daß.am Ende nichts ald ein caput 
mortuum ber göttlichen unb menfchlichen Ge⸗ 
ſtalt übrig bleibt. — Fin εί, das 
nicht von biefer Welt ift, fann daher 
auf fein ander Kirchenr echt Anfpruch ma⸗ 
chen, ald mit genauer Noth geduldet umb 
gelitten zu weiden; wel ade ‘ôffentlibé 
Anitalten von bloß menfchlicher Aütorität nes 
ben einer góttliden Gefebgebung une 
möglich beſtehen können , fondern Gefahr fatus 
fen, wie Dagon Haupt und Hände zu ver: 
lieren , daß der Rumpf allein, turpiter atrunx 
desinens in piscem bet ſchoͤnen Philiſterna⸗ 
tur d feiner eigenen Thuͤrſchwelle liegen 
fie — TEM j | . 
' Qtaat und Kirche find Mofes und 
Aaron; Philoſophie, ihre Schweſter 
Miriam, die ausſaͤtzige Prophetin. Der jüns 
gere Bruder, ein Gott des Erfigebornen, 
und diefer fen Mund: denn Mofes hatte 
eine ſchwere Sprache und eine ſchwere Zunge, 
ſchwere Hände und einen noch ſchwereren Stab, 
vor bem et fi ſelbſt einmal: furdte, und 
mit bem et fid verfündigte zum Tod in der 
Wäften; aber auf Aarons Webebruſt 
ruhete das Licht und Recht des Staats, unb 

bung an feinen beiden Hebeſchultern; — — 


6$ 

Herr SWenbebfoón at einen Zufak 
bet Ausleger angeführt, welcher den Ben 
(Φε des Höchften Richters :in dem adetáftes 
fien Rechtshandel zu einem lächerlichen Un⸗ 
finn. fdftert. Saft eben fo rabbiniſch verfaͤhrt 
er felbft mit einem Beſcheide des C tifterà 
unferer Religion. Die Schuldigfeit einem 
Geben dad Seine zu geben, dem Kaifer [εἰς 
nen Zinsgroſchen, . und Gott die Ehre: feines 
Ramens : dieß iſt in feinen’ Mugen ‚‚ein ofa 
feubarer Gegenſatz und Collifion der Pflich« 
ten... War sed: aber jefuitifhe Vor⸗ 
fidt, die Heuchler und Verſucher bey 
ihrem rechten Namen zu. nennen? — Die 
nerblendeten Wegweiſer, welche Moſis Kathe⸗ 
der mißbrauchten, und ſchwere, unertraͤgliche 
Buͤrden Anderen auf den Hals legten, aber 
ſelbige mit keinem Finger ſelbſt regten, Muͤnz, 
Till und Kümmel mit mathematiſcher Gewiſ⸗ 
ſenhaftigkeit verzehnteten, aber das Schwerſte 
im Geſetz, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und 
Treue im Stich &efen, Mücken. filtrirten und. 
Kameele verſchluckten. Jener gerechte Beſcheid 
voller Weiſsheit und Güte, bem Kaiſer feinen; 
Zinsgroſchen und Gott bie Ehre zu geben;,' 
war alſo kein phariſaͤiſcher Rath zweem 
Herrn zu dienen, auf beiden Sei⸗ 
ten ju hinken, unb. ben Baum auf: 
beiden Achſeln zu tragen, *) um 





Luther's Randgloffe zu Bf. 35, 15. - : 3° 


64 


als vin freyes Naturaliſten à off, one Nes 
Hgion - unb ‚Staat, ;den Stolz Der "Bettler. 
und. das Gluͤck (bet Scheime.. auf. Köften 
des. menfchlichen Gefchlechtd nébren und ges 
nießen zu koͤnnen. es 
V e ; 
"+. Anbächtiger Lefer!: fag mid) ‚alten Mas 
tium auf den Truͤmmern .bed- philofophifch- 
politiſchen Jerufalems en: wenig aude 
ruhen, ehe ich zum Abſchied fegne.. — — 
In der Wüften giebt ed. Rohr, Das. ber Wind 
bin unb Dec weebt;. aber feine patrioti- 
{Φε Gatonen — „Was haſft bu Hier zu 
„thun, ‚Elia! Religion unb Sold! — Um 
des Himmeld willen! Eidſchwuͤre und Berg⸗ 
weebigt — Hat nicht der Theorift und (ofne 
Ruhm zu melden, ) ehrwuͤrdigen Geiſtlichen 
ind Geficht bewiefen, . daß wir feine. Dante 
Iongsbrüder nad bem Fleiſch ‚geworden, 
geichwie et. felbft. fiber! durch bie [ofe Ver⸗ 
fébeung nach der Griechen Lehre und der 
Welt Sabungen ‚zum befdnittenen Φ [aus 
bens bruder im Geiſt und Weſen des Deibs 
niſchen, naturaliſtiſchen, atheiſtiſchen Fana⸗ 
tizmus; — denn, mer den Sohn leugnet, 
8 eub ben Water nicht, und wer ben 
hn nicht ehrt, der ehrt auch den Vater 
nicht. Wer aber ben Sohn ſieht, der ſieht 
den Vater. ER und der Sohn 4 ein 
ini- 











65. 


Einiges Wefen, das (o wenig im Poli⸗ 
tifchen als Metaphyſiſchen die minbefte Tren⸗ 
nung oder Vielheit . zuldßt, und. Niemand 
bat Gott je gefehen; nur. der Cingeborne; 
Sohn, der in bed Vaters Schooß iſt, bat. 
feine Füge der: Gnade und Wahrheit ere 
gefirt. — | 

Es ift allerdings beträbt nicht zu willen, 
was man felbft if, und beynahe laͤcherlich, 
gerade dad Gegentheil von dem, was man 
voit unb meynt, au fepn, Der Ju de alfo 
ohne einen andern Gott,. ald über ben. vor: 
dreptaufend Jahren Michael, dee Erzengel, 
fib janfte; der Grieche, fat zweytauſend 
Fahren in Erwartung einer Wiffenichaft und 
Königin, die nod) fommen (66, unb von bet 
man einmal voirb fagen fónnen: das ift (ae. 
bel! Der Jude, obne einen Geſalbten, als 
ben fein eigen Wolf unter Affiftenz des roͤmi⸗ 
fhen Landpflegers unb in Colluſion feines: 
Zreunded Herodes, wie Moſes eine eherne: 
Schlange, erhoͤht — flatt Tempel, Schu⸗ 
fen, bie bem Gieburtóort des Grbôbten: 
dpnfid) find !. — ohne ein anberes Opfer, 
ald fein beredted Sut — flatt der Vo 
ſephotraͤume einer Univerſalmonarchie, . vers- 
flucht wie Kanaan, zum Knecht aller Knechte 
unter ſeinen Brüdern. Der Philoſoph A la 
Grecque ,: ein :Bönig.ded Friedens und. bet, 
Gerechtigkeit! Sein Beſchneidungsmeſſer er⸗ 
ſtreckt fid uͤber alles, was einen Beutel trägt; 

Hamann's Schriften VIL SH, 5 


— 


T 


66 


feine Prieſter und Lebiten baden fid) nicht im 
Blute der. Kälber und Boͤcke, nod fchinden 
ift Gel, fonbern find Maitres des hautes 
oeuvres et des basses oenvres an ihrem -εἰ- 
genen natürlichen Θε[ΦίεΦί — dad Capiz 
tolium. ein Bedlam, und Cobeleth 
eine Schädelftdtte! 

Selbſt einem Davib Hırme- wider: 
faͤhrt's, bag er judenzt unb weiffagt, wie - 
Saul, ber Sohn. Kid. Wenn Philo, der. 
Dharifder, bem Hypofriten Cleanth 
bie Aumandelung feines Erſtaunens, feiner. 
Schwermuth über die Größe unb Dunkelheit 
des unbefannten Gegenftandes, und 
feine Verachtung der menfchlichen Vernunft, 
daß fie feine befriedigende. Auflöfung einer (ο. 
außerordentlichen und pompöfen Stage feines 
Daſeyns geben. fann,: endlich gebeichtet : 
. fo: verliert ſich bod) die ganze Andacht bet 
natürlichen Religion in den juͤ diſchen An a- 
dtoniómum eines ſehnlichen Verlangens 
und Wartend, daß ed dem Himmel gefallen 
möchte, die Schmach einer fo groben Unwiſ⸗ 
fenheit wo nicht zu heben, bod) wenigſtens 
durch ein ander Evangelium ald des Kreuzes, 
und burd einen Parakleten, der noch fommen 
fon, (adventitious Instructor ) zu erleichtern. 

Diefe ebebrecherifche Pfilofophie, webs 
Φε die Haͤtfte as dod iſch redet, *) und nicht 


Nehem. 15, 24. 7 75 





e + uf 


67 
rein jübifd — verdient fie nicht, mie Ne 
hemiah that, gefcholten unb gerauft zu wer⸗ 
den, daß fie und nicht nur alle Arbeit des 
Weinberges — („Dir, Salomo , gebüfren 
„Tauſend, aber den Düten Zweyhuns 
dert‘) — fondern auch jeded Gelübde des 
febenà zu verleiden fucht, weil fein. Menfch 
die Dauer feiner Gefinnungen nad, wie 
bor bem Genuß der Liebe und ihrer Ein- 
fünfte mit gutem Gewiffen beſchwoͤren 
fann, welches freplich ein ſehr überflüffiges 
Uebel in einem Staat zu fepn fheint, wo 
Urtheile und Mepnungen und Gefinnungen 
ohne übereinftimmende Handlungen priviles 
. gut unb gangbare. Scheidemünge find. 

I oßngeachtet ed im Φε[ερ Meſis ge: 
(di fiebt: du .follfi bem Odfen 
nidt dad Maul verbinden; fo mepnt 
bet Philofoph doch, ald wenn biefes aus goͤtt⸗ 
Liber Prädilection für die tfraelitifchen Garten 
und Ochſen, und nicht aflerdingd um uns 
fertwillen,-um unfertwillen allein 
gefagt worden wäre. Sind denn Lehren und 
Troͤſten und Predigen feine Handlungen, 
Die den Leib ermüden ? .oder ift. eine fertige, 
zeinliche, gelebrte Zunge, bie mit den Muͤ⸗ 
ben zu vechter Seit zu reden weiß, *) nicht 
fo viel Silberlinge werth, ald ‘der Griffel des 
fertigfien und vüftigfien Schreiberd, der nichts 


*) %f. 32, 4 
| 5 * 


} 
2 





“66 


als feinen Namen imterfáreiben tut, und 
ihn oft fo idiotiſch kritzelt, daß man opne 
Befonbere Gingebung und Beyſtand eine& 
Scheblimini *) weder Inhalt zu verdauen, 
noch Unterfehrift zu leſen verficht. Ließ fib 
nicht ſelbſt Melchiſe dech bie Sffmofen fei= 
ned Segend mit den Zehnten von Aller⸗ 
Key bezahlen ? 

Auch ich (diee mit bem gebrochenen 
Nachklange einer. (don. vorausgeſchickten fep- 
elihen Proteftation gegen jede armfelige Se 
phiſierey und gehäffige Eonfequengerep , weiche 
mit fo mander απ[εάεπὃε Gegenftanb abge- 
nöthigt ober abgeíodt haben mag — und 
πού zum Nefultat — — reparabilis ad- - 
sonat Echo! **) . 

Glaube und Zweifel xoitfen auf- bab 
Erkenntniß⸗ Vermögen des Menfchen; wie 
Furcht und Hoffnung auf feinen Begebe 
tungitrie, Wahrheit und. Unwaprpeit 
find Werkzeuge für ben Verſtand: (wahre 
Obet unwahre) Vorſtellung des Guten unb 
Böfen find Set ε für ben Wilden. Aues 
unfer Wiffen ift ckwerk und ede menfe 





*) Luther nannte mit thisbitiſcher und ρε» 
er Laune feinen spiritum familisrem 


djblemini. Gr mepnte ben Dern, dee . 


zu Davids Seren gefproden: - Sete bi 
meiner Rechten t κ, a 
*) Pers, I. 102. 


6ο 


(Φε Vernunftgruͤnde beflehen entweder 
auà Glauben an Wahrheit und Zwei: 
fef an Unwahrheit, oder aus Glauben 
au Unmabrbeit unb Zweifelan Wahr 
heit. „Dieſer (theils negative, theild po⸗ 
„ſitive) Glaube ift früher, ald alle Syſteme. 
„Er bat. Πε erft hervorgebracht ; um ihn zw. 
‚rechtfertigen, Haben wir fie erfunden‘: fagt - 
der verehrungswürdige Sreund des Deren Mo: 
fes Mendelsſohn. *) — Z8enn der Verſtand 
aber an ?ügen glaubt und Gefchmarf findet ,. 
an Wahrheiten zweifelt und fie ald eine fofe 
Speife mit Edel verſchmaͤht: ſo {4 das Licht 
in und, Sinflernig, dad Salz in uns, fein 
Gewuͤrz mehr — Religion, reine Kirchen⸗ 
parade — Philofophie, leered Wortgepraͤnge, 
verjaͤhrte Mepnungen ohne Sinn, überjähtte 
Rechte ohne Kraft! Zweifelfuht an. 
Wahrheit unb. Leihtgläubigfeit des 
Selbfiéetrugs find daher eben fo unger- 
trennliche Symptome, wie Froſt und Φίθε 
des Fieberd. Derjenige, der Π am weiter 
flen von diefee Krankheit der” Seele entfernt 
glaubt unb fie an allen feinen Nebenmenfchen 
euriren, zu fónnen am fehnlichften wuͤnſcht, 
- befennt felbft, biefe Gur fo oft an fid) vers. 
richtet unb an Anderen verfucht. zu haben, 
daß-er gewahr geworden, wie fehmer fie fey, 
unb wie wenig man den Erfolg in Händen | 





*) Garve über Gergufon S. 206. 97. - 


i 


D 
M 


\ 


7ο 
babe — Weh bem Elenden, der an biefen 
befcheidenen gelduterten Worten etwad auë- 
zufeßen findet ! | | 
Was ift Wahrheit? Ein Wind, ber 
bläst, wo er will, deffen Saufen man hört, 
aber nicht weiß: woher? und wohin? — Ein 
Geift, welchen bie Welt nicht fann empfan- 
gen ; denn fie fieht ihn nit , unb fennt ipm 


nicht. | 
Andaͤchtiger Lefer, mas gebt mid unb 
bid der Friede an, ben die Welt 
giebt? Wir wiffen gemif, daß der Tag des 
HERAN wird fommen, wie ein Dieb in 
der Nacht. Wenn fie werden fagen: G à ift 
Stiebe!. C8 bat feine Fahr! fo wird 
' fie dad Verderben ſchnell überfaden — ER 
aber, bet Gott des Triedend, welcher 
. fófer ift denn alle Vernunft, heilige 
und durch und durch, daß unfer Geift fammt 
Seele und Leib behalten werde unfträflich auf 
bie 3ufunft — — .. 
„Es foribt, der folched geuget : Fa ich 
"Comme bald! Amen.’ 


Fliegender Brief 


Niemand den Rundbaren, 








E 


| A — n 
Sliegender Brief 
an 


Niemand den Rundbaren, 


bit Entfleidung und Berflärung eines 
. Predigers betreffend 





Vor länger denn fünf und zwanzig Jahren, 
der Jubelzahl ſilberner Hochzeitfeyer , wide 
mete Jemand die Erfilinge feiner Autorſchaft 
Niemand, bem &unbbaren, in einer foͤrm⸗ 
lichen Zueignungsfchrift. . Der Verfaſſer genoß 
damals, nad) einigen aus wechſelsweiſer Srennbe 
(daft nnternommenen Verſuchen und Reiſen, 
der gluͤcklichſten Muße und Ruhe in feinem 
väterlichen Haufe, zu deffen nächftien Made 
- baren ein junger Buchhändler gehörte, wel 
dtr die Handſchrift jur. Leipziger Meile mit 
Ach nahm, unterwegs aber an einem bigigen 
Fieber ſtarb. Die Dandlung, der wenig as. 
einem Embryon von 4 Bogen in flein Octab 
' gelegen fepm Eonnte, erhielt, obne vielleicht wei⸗ 
tet daran zu denken, am heiligen Chriftabend 


74 . 

1759 die erfien Abdruͤcke ber Sokratiſchen Dent, 
würdigfeiten ') von einem Buchdruder aus 
Halle, mit der Nachricht: bag die Cen(ur ert 
in Berlin bey der Akademie hätte geſucht wer« 
den müfen, wodurch die Urbeit ber Preſſe 
verzögert worden wäre. „So thut jeder Dekan 
„auf einer Univerfität, als οὗ er Schriftſteller 





(OY) — — „für die lange Weile des Publikums zuſammen⸗ 
getragen von einem Liebhaber der langen Weile. 
Mit einer doppelten Zuſchrift an Niemand‘ unb 
an 3ween 
0 curas bominum? ο quantum est in re- 
bus inane! 
»Quis leget hoc? Min' Tu istud ais? — 
Nemo, hercule! — Nemo? 
. Vel Duo vel Nemo — — — PERS, 
(Xmfterbom) 1759. 6. 64.” Sn bee Danbfrifé 
Rand bie bloße Jahreszahl. Der verlogene Ort war 
ein Lappe ober Einfall, vielleicht des Druckers; wire 
be aber dem Verfaſſer zur Laſt gelegt: weit ſelbſt 
die Vitia unb Pecoata splendida ber Amanuensium 
in ben Qrumunb des Autors zuweilen Einfluß haben. 
Perfius und Petron waren bie erften claffifchen Quels 
| ten, die idj mit Durſt und Geſchmack gelefen habe, 
-  engeadjtet ber unbarmbergigen Urtheile über ble truͤb⸗ 
5. finnige Dunkelheit des einen, und ſchmutzige Leichte 
fertigkeit des andern: baec bie Wahl bes von els 
nem Rachrichter im Reiche ber Gelehrſamkeit vers 
tammten, ihm zu langweiligen Motto. €, Wollen, 
^ ' ein Rachſpiel Sokratiſcher Denkwuͤrdigkeiten LE 
* Altona (Kgeb.) 1761. €. 71. 8. 


DÀ P 2 
A 








25 


"πα Gefallen behandeln koͤnne.“ Diefe zu 
alfgemeine Anmerkung ded Herrn 2... in 
der Allgemeinen Deutfchen Bibliothek (B. LXI, 
St. 1, €. 107.) mag wohl im gemeldeten Fall 
treffender als ich εδ weiß gemefen feyn. : 
Der Sofratifhe Denkwuͤrdigkeiten⸗Schrei⸗ 
ber machte fi das nidt weniger denkwürdige 
Interregnum in feinem Vaterlande zu Nuge, 
einigen Saalbadereyen herrſchender Schrifte 
fieller und Kunflrichter, bie fd) einbilden „zu 
tien woran fie fit zu halten faben/^ zum 
Srommen folder Lefer, bie. noch Immer bate 


nach fuchen, fragen und warten, andere Saale | 


baberenen entgegen zu flellen; weil er mit eis 
ner" eben fo vermifchten und zweydeutigen Lau⸗ 
ne, ats poetiſchem Gefühle hiſtoriſcher Wahre 
. feit, auch bisweilen ausrufen mußte: 


- 


ΟΙ — —1 — —! ut mibi saepe 
Bilem, saepe Focum vestri movere 
: tumultus. — Hor. 1. Ep. XX, 
Statt des phaänaretiſchen *). Hebſtuhls 
nahm er zur SDabtoanne der Metafritif feine 
Zuflucht, und deckte biefe Attiſche Scurrilität 





3) Phaͤnarete (ein Rame von etymologiſcher SBebeutung) 
hieß bit Mutter des Sokrates und [είπες mateutis 
fdjen Methode, Zeno nannte {bn Scurram Atticum, 
latino verbo utens, Cicero de Nat, Deor. 

DI, 34 


76 oo 


mit einem Schurze feines -- 3) Schooß · : 


dichters: — liberius si 
Dixero quid, si forte iocosius, hoc mihi Juris 
‚Cum venia dabis, Iasueut PATER OPT7 MUS, 


— — — der ein beliebter Wundarzt zu $6. 
nigsberg in Preußen war und den Volksnamen 
bes Altſtaͤdtiſchen Baders +) alien ehemals wohl: 
feilen Œbrentiteln und noch tmohlfeileren Auer⸗ 
bietungen derfelben vorzog: weil Billigkeit ibm 
beiliger war, als Ruf, Gunf, und Gewinn. 
fhifligfeit 5) die Seele feiner. Handlungen unb 





3) Horatius I, Sat, IV, 103 — 105, 

‚9 Das am Pregel unb Ragbad gelegene hoͤchſtbaufaͤl⸗ 
tige ft'ümmerep - Gebäude ber altſtaͤdtiſchen Vadſtube, 
ift nad) dem Verkaufe nunmebr in eine Del - unb 
Graupen : Seitbet(hge, das Bärtihen unb Luftbübchen 
meiner Kindheit und Jugend in.einen bequemen freyen 

,  Durgang von ber Holzbrüde nad) bem Möndens 
“Hofe, aus ber Altſtadt in ben Löbenicht und bie 
krumme Grube, verwandelt worden. Ich weiß bem 
allgemeinen Geſchwaͤtze und fdjón aus der Ferne her, 
in die weite Welt hinein, zielenden Zeigefinger eis 
nes ypolitifhen Mitlauters nichts befferes als bie 
genauefte Individualität und Perfonalität entgegen 
zu fegen, mit einem | 
— — — quod petis HIC estj, 
ober: Hie niger est, HUNC — — 


E AEQUITAS est Rerum convenientia , quae in 
paribus causis paria iura desiderat. 


77 


Urtheile, machte ſelbige befheiben nnb flant- 
haft, ohne Anfehung °) der Perſon, Θεβαίε 
und Form. : | | 
Su demfelben Fahr 59, nur etwas früher, 
"hatte Qd) eine gefchloffene Innung oon Philo⸗ 
fophen, die zugleich (dne Geiſter und witzi⸗ 
ge Köpfe waren, bie epidemifch = polemi(de 
Suͤndfluth auch zu Nutze gemacht, einen gar 
einfeitigen Briefwechfel, die neuere Pitteratur 
betreffend‘, anzuzetteln, aus deflen fruchtbarer 
Afche die Allgemeine Deutiche Bibliothek fehe 
bob, groß und bid erwuchs, gleich jenem 
Baume mitten im Lande, ben ein chaldäifcher 
Selbſtherrſcher auf feiner Burg im nächtlichen 
Traume (aj. — Dan. IV. 2, 8. 





- Mit diefer Erklaͤrung ſchließt fid) bas IX, Kap. de 
1, Buches im Fragment eines Mot. von Cicero de — 
.' officiis, Man vergleiche befeiben Topic. $. 4. Mein 

. feliger Vater wuͤnſchte fid) bfterb ,. bloß deßhalb ein 
Gelehrter zu fepn, um dieſer feiner Lieblingepilicht 
"rin Denkmal fchreiben zu fónnen, wovon id) ben 
Keim in „Zwey Ocherfiein zur neusflen Deutfchen 
Litteratur 1780," 6.19. 3.16 — 19, zu feinem Ges 
dächtniffe, für irgend Einen θείες im Berborgenen 

' ' (instar omnium-mihi!) gepflangt Habe. . M 
. 9) Rad Maßgabe. eines Gifoliont / bas Athenaͤus auf: 
behalten, unb Ebert verbeutscht bat, - 6. De La 
+. Mouse Abhandlungen vor ben Liedern ber alten Gries 
chen in Wr. Hagedorns ſaͤmmtlichen poetifchen Werken, 
x. UL 6. .165 . οι ce T 


78 


' Mur die erſte Hälfte des (don angefuͤheten 
drey und fechzigfen Bandes bat auf meinem 
ſchmalen Quite Plat, zur Unterlage biefer epi 
ſtoliſchen Madlefe. Gegen die güldene Regel 
beroifher Briefſteller 7) babe ich mein Exor⸗ 
δίµαι fo weit, fo. weit Dergebolt und verfege 
mich deſto eilfertigee — ad enentum — " 

— in medies res 
Non secus ac notas, 


Eine Anwandelung 5) der Sterblichkeit vers 
anlaßte gegenwärtigen Abfchluß meiner „graͤm⸗ 
lichen““ Autorſchaft, welche Ότευ Jahr jünger 
ift, als die erfte Befanntfchaft und daraus ente 
flanbene Freundſchaft mit einem anne, 
von bem ich hoffte, baf Er, bem der Antritt 
sicht verächtlich fdien, auch das Ende meiner 
Laufbahn überleben (οὔτε; denn die günftigfte 
Ankündigung der Sofratifchen. Denkwuͤrdigkei⸗ 
ten war, meines Wiens, von feiner Danb. 
Bin ich dadurch fein Feind worden, daß ich 





5) Sérmo ad Pisones, 147 — 149. | 


» Den 7. des Chriſtm. 1785. Ben Sage barauf, ben 
. x7ten, legte id) bie esfte Qanb an gegtnimértige@xbrift, 
euius velut aegri somnia -— — em barf ich 
gumutben, obey wem [οἳ id) wünfden fo viel tange 
Welle der Gebulb zum Caen, ale Gott mir qum 
Schreiben verſchafft unb gegeben bat! 


b 


179 


uad br?) von ibm (εδ ‚‚nicht anders gefchries 
ben alé gedacht Habe?’ το) Ans feinem Mun⸗ 
de und Deren babe ich geredet, für ihn, 
gegen die feinem legten Bekenntniſſe zufolge 
‚„‚verpeftete Freundin” und Bublerin, welche 
fein und feines Leßings Leben verbittert , viel, 
leicht verkürzt, und dennoch fo viele Blinde Ses 
munderer, Liebhaber und Snbeter Hinter Gd 
bat, ; : 
Holdfelig und lieblich in ihrem Leben, find 
ft auch im Tode nicht gefchieden, leichter 
tie bie Adler und flärfer denn bie Löwen. 
Den eilften Jänner 86 — | 

— — quem semper acerbum , 

Semper honoratam (sic DI ας 

habebo, 

erfuhr ich die Nachricht feines mir am misbes 
fien vermutheten Todes. («6 dauerte mich, in 


EEE 


7) Schon in ben freuggügen der Philologen 
- ( $965.) 1762, und ihrer dreykoͤpfigen Recenfion 
v der Damburg'fhen Radridten, G5te 
, ting'fden Anzsigen und BBectin'(den 
, Sitteraturbriefe, 63. Hieher gehören auch fünf 
, .Pletendriefe bas Gdulbrama betzefe 
fent. ' 69, ^ 
ο) Diefe „nicht unrid)tige. Erklaͤrung der Wahrheit 
in ben Morgenftunden befam gleich auf ber andern 
Gite einen ee, 1 weil fit na fruchtbar 
zu feyn ſchien. 


\ 


Το 


habe — Weh bem Sfenden, der an biefen 
befcheidenen gelduterten Worten etwas aud- 
gufeben findet ! | 
Was ift Wahrheit? Ein Wind, bet 
piéèt, wo er will, deffen Saufen man hört, 
“aber nicht weiß: woher? und wohin? — Ein 
Geift, welchen die Welt nicht fann empfan: 
gen ; denn fie Περί ion nicht , und fennt im 


nicht. | 
Andächtiger Lefer, mas geht mid und 
bid der Sriede an, ben die Welt 
giebt? Wir wiffen gewiß, daß der Tag des 
HERRN wird, fommen, wie ein Dieb in 
bet Nacht. Wenn fie werden fagen: Es ift 
Sriede! Cà bat feine Fahr! fo wird 
' fie dad Werderben [ώπεῖ uͤberfalen — ER 
aber, der Gott beà Friedens, welcher 
boͤher ift denn alle Vernunft, heilige 
uͤns durch und durch, daß unſer Geiſt ſammt 
Seele und Leib behalten werde unfträflich auf 
bie Zufunft — — | 
„58 ſpricht, der folched geuget : Ta ich 
„komme bald! Amen,’ 


---υύόύλἉλλου....-- c 


Fliegender Brief 


Niemand den Rundbaren. 





74 

1759 die erfien Abdruͤcke ber Sofratifhen Dent, 
würdigfeiten *) von einem SBudbruder ans 
Halle, mit ber Nachricht: bag die Cenfur erf 
in Berlin bey der Akademie hätte gefucht tvere 
den müffen, wodurch bie Qirbeit ber Dreffe 
verzögert worden wäre. „So thut jeder Defan 
„auf einer Univerfität, als ob er Be 





5) — — „für die lange Weile des Publikums sufammene | 
getragen von einem Liebhaber ber langen Weile. 
Mit einer doppelten Zufchrift an $iemant. und 
an Zween 

| „O curas bominum! o quantum est in re- 
bus inane? 
»Quis leget boc? Min' Tu istud ais? — 
Nemo, bercule! — Nemo? 
„Vel Duo vel Nemo — — — PERS. 

( Ymferdam) 1759. 6. 64," Su ber Handfeprift 
Rand bie bloße Jahreszahl. Der verlogene Ort war 
ein Lappe oder Ginfall, vielleicht des Bruders; wur⸗ 
δε aber bem Werfaffee zur Saft gelegt: weil ſelbſt 
.. die Vitia und Peccata splendida der Amanuensium 

p In den Leumund bes Autors zumeilen Ginfluß Haben. 
Perſius und Spetron waren bie erften clafflfchen Quels 
I ten, die id) mit Durſt unb Gefdmod gelefen habe, 
-  umgeachtet ber unbarmbersigen Urtheile über die truͤb⸗ 
t. finnige fbunferit bed einen, und ſchmutzige Leicht 
, fertigheit des andern: daher bie Wahl beë von dis 
nem Rachrichter im Weiche ber Gelehrſamkeit vers 
dammten, ihm zu Iangweiligen Motto. ©. Wolken, 
' ein Rachſpiel Sokratiſcher Denkwuͤrdigkeiten 1. 1t 

* Altona (Ra6b.) 17601. €, 71. 8. 


75 


‚mach Gefallen behandeln fbnue." Diefe zu 
affgemeine Anmerkung des Herrn 9... in 
der Allgemeinen Deutſchen Bibliothef (D. LXIII. 
St. 1, ©. 107.) mag wohl im gemeldeten Sal | 
treffender als ich e8 weiß geweſen ſeyn. 

Der Sofratifhe Denkwuͤrdigkeiten⸗Schrei⸗ 
ber machte (i$ das nicht weniger denkwuͤrdige 
Interregnum in feinem VBaterlande zu Nuge, 
einigen Saalbadereyen berrfchender Schrift⸗ 
ftellee und Kunftrichter, bie ich einbilden „zu 
wien woran Πε fi zu halten haben,” zum 
Srommen folder Lefer, die. noch immer bare 


nach fuchen, fragen und warten, andere Saale ΄ ᾿ 


Paberepem entgegen zu fielen; weil er mit eis 
ner" eben fo vecmiften und zweydeutigen Lats 
ne, als poetifchem Gefühle Hiforifcher Wahre 
. feit, and bisweilen ausrufen mußte: 


- 


0! — — | —! ut mihi saepe 
Bilem, saepe Socum vestri movere 
tumultus. — Hor. a. Ep XX, 


Statt des phänaretifhen *). Hebſtuhls 


nahm er zur Badwanne der Metakritik ſeine 
Zuflucht, und deckte dieſe Attiſche Seurrilitaͤt 





2) Phaͤnarete (ein Name von etymologiſcher Bedeutung) 
hieß die Mutter des Sokrates und ſeiner maieuti⸗ 
ſchen Methode. Zeno nannte ibn Scurram Atticum, 
latino verbo utens, Cicero de Nat, Deor, 
NL, 34. 


76 
mit einem Schurze feines fter 3) doof . 
dichters: — liberius si 


Dixero quid, si forte iocosius, hoc mihi Juris 
Cum venia dabis, Iasueuit PATER OPTFMUS, 


— — — der tin Defiebter. Bunbarit zu b 
nigsberg in Preußen war und den Volksnamen 
des Altſtaͤdtiſchen Baders +) alten ehemals wohl: 
feilen Ehrentiteln und noch toohlfeileren Aner- 
bietungen derfelben Horzog: weil Billigkeit ibm 
beiliger war, als Ruf, Gunft, und Gewinn. 
fhifligfeit 5) bie Seele (einer. Danblungen unb 





E Horatius I, Sat, IV, 103 — 105. 

3) Das am Pregel unb Kagbach gelegene hoͤchſtbaufaͤl⸗ 
tige Kaͤmmerey⸗Gebaͤude ber altſtaͤdtiſchen Babftube, 
iſt nad) dem Verkaufe nunmehr in eine Del - und 
Graupen : Riedeklage, das Saͤrtchen unb Luftbübchen 
meiner Kindheit und Sugenb in einen bequemen frepen 

, Durbgang von ber Holzbrüde nad) bem Möndens 
Hofe, aus ber Altſtadt in ben Löbenicht unb die 
Prumme Grube, verwandelt worden. Ich weiß bem 
allgemeinen Gefchwäge amb ſchoͤn aus otc Ferne her, 
in bie weite Welt Hinein, zielenden Zeigefinger els 
nes politifden Mitlauters nichts befferes als bie 
genauefte Individualität unb Perfonalität entgegen. 
zu fegen, mit einem \ 
— — — quod petis HIC est;, E 

ober: Hie niger est, HUNC — — ^ 
E AEQUITAS est Rerum convenientia ’ quae in 
paribus causis paria iura desiderat. 


77 
Urtheile, machte felbige befcheiben und ſtand⸗ 
haft, ohne Anfehuns 5) der Perſon, Geſtalt 
and Form. 

Yn demſelben Jahr 59, nur etwas früber; 
"Hatte fi eine gefchloffene Ynnung von Philo⸗ 
fophen, bie zugleich (dne Geiſter und witzi⸗ 
ge Köpfe waren, bie epidemifch = polemifde 
Suͤndfluth auch zu Nutze gemacht, einen gar 
einfeitigen Briefwechſel, bie nenefte Litteratur 
betreffend‘, anzuzetteln, aus deflen fruchtbarer 
Afche die Allgemeine Deutiche Bibliothek fefe 
bob, groß und bid erwuchs, gleich jenem 
-Baume mitten im Lande, ben ein chaldäifcher 
Selbſtherrſcher auf ſeiner Burg im naͤchtlichen 
Stamm fag. — Dan. IV. 2, 8. 





. Mit diefer Erklaͤrung fähtießt fit bas IX, Kap. des 
1, Buches im Ῥταρπιεπί eincé: Met, von Cicero de 
officiis, Man vergleiche beffeiben Topic. $. 4. Mein 
. feliger Bater wuͤnſchte fid) üfters,. bloß deßhalb ein 
Gelehrter zu fen , um biefer feiner Lieblingspflicht 
' "Cin Denkmal fchreiben zu fónnen, wovon id) ben 
Keim in „Zwey Scherfiein zur neueſten Deutihen 
Litteratur 1780," 6.12. 8. 16 — 19, zu feinem Ges 
. dtnife, für irgend Einen Leſer im Berborgenen 
' (instar omnium-mihi!} gepflangt babe... " 
€) Nach Maßgabe. eines Gifoliont ; bas Athenaͤus auf: 
bebalten, und Ebert verdeutſcht bat, 6. De 9a 
Kunze Abbanblungen von ben Liedern ber alten Grie: 
dtm in Pr. Qapebornó ſaͤmmtlichen porti s nid 
«0. HL 2.165 . oa | 


78 


Nur die erfie Hälfte des (Φου angefüheten 
drey und fechzigften Bandes bat auf meinem 
fómaten Pulte Pilat, zur Unterlage biefer epi⸗ 
ſtoliſchen Nachleſe. Gegen bie güldene Regel 
beroifcher Briefſteller 7) babe ich mein Exor⸗ 
biam fo weit, fo totit Dergebolt und verfege 
mich beflo cilfertiger — ad euentum — . 
— in medias res 

Non secus ac notas, 


Eine Anwandelung 5) ber Sterblichkeit vers 
anlaßte gegenwärtigen Abſchluß meiner „graͤm⸗ 
lichen’ Untorfchaft, welche drey Jahr jünger 
ift, als bie erfie Befanntfchaft und Daraus ente 
ftanbene Breundfchaft mit einem Manne , 
von bem id hoffte, baf Er, bem der Antritt 
sicht nerächtlich (itn, auch bas Ende meiner 
Laufbahn überleben folltes denn bie günfligfe 
Ankündigung der Sofratifhen. Denkwuͤrdigkei⸗ 
ten war, meines Wiflend, von feiner Hand. 
Bin ich Dadurch fein Feind worden, daß ich 





7) Sérmo ad Pisones, 147 — 149. 


'8) Den 7. bes Cbrifim, 1785. Zehn Sage baranf, ben 
. a7ten, legte ich die exte anb an gegenwaͤrtigeEchrift, 
euius valut aegri somnia -— — Sem darf ich 
zumuthen, obey wen foll id wünfden fo viel (ange 
Belle der Gebulb zum θήεα, ala Gott mir. zum 
Schreiben verfdafft unb gegeben bat! 


179 


nadber 5) son ihm ſelbſt „nicht anders geſchrie⸗ 
ben als gedacht Habe?’ 1°) Ans feinem um 
be und Herzen babe id geredet, für ihn, 
gegen die feinem legten Defenntniffe zufolge 
„‚verpeftete Grennbin/ und Buhlerin, welche 
fein unb feines Leßings Lehen verbittert, viet, 
leicht verkürzt, und bennod fo viele Blinde Bes 
tunbderer, Liebbaber und Anbeter hinter ſich 
hat. | 
Holdfelig and lieblich in ihrem Leben, And 
‚Re aud im Tode pidt geíbieben, leichter 
tie die Adler und flärfer benn bie Loͤwen. 

Den eilften Jänner 86 — 
— — quem semper acerbum 
Semper honoratum (sic DI voluistis) 

. habebo, 
erfaór id) bie Nachricht feines mir am migbes 
fer bermutheten Todes. ee dauerte mid), ihu 





*) Schon in ben freuggügen der Philologen 
U (Saëb.) 1762, und ihrer drepköpfigen Recenfion 
“der Qamburg'fden Radridten, Goͤt⸗ 
, ting!'fden Anzsigen und Bertin'fden 
… Sitteraturbrtefe, 63. Hieher gehören aud fünf 
. Birtenbriefe das Schuldrama betreß 

+ fent. 63 ” : 

20 ) Diefe „nicht enridtige”. Erklaͤrung der. Maßrheit 
in den Morgenſtunden bekam gleich auf der anbern 
Seite einen eee, wu weil fie κ. frudtb at 
zu fen fhien, 


^ 86 
nicht von der Nedfichfeit meiner Gefinnunger 
uͤberfuͤhrt zu haben, und e8 hat mir Gewalt 
gefoftet, jede Aeußerung derſelben bis zur Aus⸗ 
kunft zu erſticken. Von der andern Seite fälle 
e$ mir jegt leichter „ ohne Mitgefühl feiner 
Kraͤnkung, mein eigentliches Ziel, die verpeſte⸗ 
te Sreunbin und Meuchelmörderin eines M. 
Mendelſohn und Nathan 8, mit ihrem Bogen 
aus ihrem Köcher (ο wär e8 mit ihrer athletiſch 
etbatiten Fauſt oder aud) parthiſch leichter Fer⸗ 
fe!) zu verfolgen, und zugleich bie Hausehre 
und:-Krone meines Baterlandes an Preußens’ 
DParafiten und Sykophanten zu rächen. . Mit- 
allem respectu parentelae'erfenne qf das von 
feinem Könige und Nichter verftofene Juden⸗ 
_ tum für die leibliche Mutter des evangelifchen 
Chriſtenthums, ſo wie das roͤmiſchwelſche Pabſt⸗ 
chum fuͤr bie. leibliche Mutter des deutſchen 
Lutherthums, ohne deßhalb bie Frepheit πιεί» 
ned Billigungs⸗Vermoͤgens an ihren ſchwe⸗ 
ſterlichen 22) Ausartungen, Thorheiten nnb 
Graͤueln zu verrathen und ‚zu: verkaufen, wie 
Eſan und die Weiſen zu Edom 
In dem Lx, Bande "Wer dickbeſagten 
Bibliothek, (S. 20 — 44. Mr. 2 — 4 bet aus⸗· 
fuͤhrlichen Recenfionen, welcherden kurzen Nach⸗ 





ο # ee 
me 


15) αμ, XXL XVL ni, 


σν 


\ 


richten zum Vortrabe dienen) , ift bad Gericht 
fiber drey Prediger gebegt worden, ble fib zu 
Widerfachern des Juͤdiſchen Weltweifen anfges 
worfen haben. Diefe brepfadóe Mecenfion bat 
den blafenden Mitianter F zum unerforfchlichen 
Monogramm ihres Gabrifanten, der e$ jebens 
Decan einer Univerfität und Gacultát zuvor⸗ 


that, Schriftfieller had) Gefallen zu behandelnz | 


dennoch ein viel zu junger Fuchs unb Fibliſte 
zur Deurtheilung eigener und fremder Schrifte 
ſtellerey zu fepn ſcheint. Zwiſchen einem Stadt⸗ 


nnd. Dorf» Pfarrer hänge ein Prediger in bep 


enü(ten, gleich bem ebernen Typus MRebuife 
ban, 12) ber eine Schlange vorſtellte unb feine 
war, an einem Pfahl allgemeiner Schaͤdelſtaͤtte 
- in der Mitte. t.t 

^ "Syd fenne des Serm Zöllnerd Bud nur 
bois außen nad) der Brelocke des Titels, neh⸗ 
me aber fliefbrüderlihen Antheil an bem gus 
teh Namen eines Mannes, ber fon mehr ais 
Ein Lefebud für alle Stände uͤberſetzt und zu⸗ 
fammen gelefen haben fof. Schwerlich fans 
e8 ein guter. Beweis feiner „Geſchicklichkeit 
‘und vortrefflichen Gefnnungen/ (eon, . über 
ein Sud) zu fchreiben, ohne ben SBerftanb dede 
felben erreicht, geſchweige uͤberholt au haben , 


— — — 
18) 2, B. der Rin, ΧΥΠΙ, 4. 
Gamann’s Schriften VII, Th. 6 


82 


zum Hohn und Spott der „volllommnen Det: 
lichkeit in den einzelnen, Gedanken, und ‚des 
feidbten : lichtvollen Zafammenbanges in bem 
Gortébritte derſelben;“ wodurch beiderfeitiges 
Urtheil : beffo unbtontiopilider und. verdäch“ 
tiger wird. Ä 
Auch der Dorfprebiger (of Bereich ein 
veríorened . Paradies, in. flüffiger allemannifcher 
snot, cine Sittenlehre — — | . 
005 æ — pour les fous, , T 
‚Pour les anges et pour les diables 
be -deíobten € anbes: herausgegeben haben. . 
Der Berliniſche Qecen(ent. giebt aber ben all⸗ 
gemeinen bentfhen Lefern feinen Wink von der 
vorläufigen Fruchtbarkeit des fabbucdifden Des 
rodianers, been Freymuth alte pharifaifche und 
pythagoriſche Enthaltfamfgit ju Schanden. macht, 
und, der ein proteflantifcher Seelenhirte einer 
Heerde ſeyn fol, bie, aus lauter Gadarenern, 
Meleagern , und Menippen 13) Bejleben muß. 
Ein folches Meteor an dem Kirchenhimmel der 
Mark von Deutfchland ift anffallender als bie 
Anetdoienkraͤmerey geheimer Tonfuren !*) in 
13) Gontfde Weltweifen .nady..bem . Diogen,. Laert. 
. Lib, WI $. 99. ex:eüit, Menag, p, 363, unb 
Maro, V, 1 — 17, - | 
14) Vettii Epagathi Regiomonticotae 
(τῷ Genfur und Correctur verfubette) Biecophons ' 


83 


ven blauen Fastis” der alles’ ünfllärenden 
Luna: Diana. Aber aui) tiefe Sade ;,fihein” 
nach einer andermweitigen theologico⸗ polttifdbeti 
Anmerkung ©: $8.) ,, 09 umter Deukenden vom 
alten Nationen einer SBerffárung und: Exitflei 
burg ju nähern, die nur. Burch einige Schwie⸗ 
rigkelten gehindert ju werden fib eine, weiche 
feine sänzlihe verdachtioſe βαση ber Ge 





fée Briefe Helpsla 75, über bie Tralatitia ex 
^ Gentiliamo ‘in Beligionem Olttistianun, welde 
| pro loco von bon Verfaſſer εἶπεν Gieomoüreos eie 
,, δε, ber Qierophont, gemuftert wurden, fagten 
damals, wieda Ἠρδε nad) bafinnen war, vot beg 
Thuͤr und Nafe lag, faſt alles und vieleicht noch mehr, 
als was zwölf Jahre hernach bis gm fBerbruf und 
Eckel auspofaunt' morben ift, Vettfis Epagathus 
. " Lugdunensis ſtarb als advocatus Christianorum 
; .'mnb Blutzeuge "unter. dem Roͤmiſchen fatfec Antos 
ninus Verus (Euseb, Hist, Ecles, L. V. α, 1. ), 
Christiani Zachaei Telonarchae Prolegome- 
: da über biteneieffe: Auslegung der ditefken Urkunde 
tes menfchlichen Geſchlechts in zwey Auctwortſchrei⸗ 
ben an Apollonium Philogopkain -( Gatab.) ‚7% 
,, beruͤhrten aud) biefgá Yhänomenon einer, in, der oberen 
4, fuft waltenben Anomalie unb Paranomie. Das 
"efte Ctüd in Dacherii Spicileg, nad. bet Folio⸗ 
Ausgabe 1713. bat ben Titel: Comuitationum 
Zachaei Christiani et Apollonii Philosaphi Lib, ILI. 
welche Æillemont bem Evagrius aufehreibt, unb war 
der zufällige Ἐπία sur Aufſchriſt dieſer τὰ Bogen 

in 4to, 


6 * 


— 


ϐ 2 = 
danken Μία — wie auch €t. Paulus o. 
Theſ. t1. 3- — 12. geahndet au haben ſcheint, 
uad ber. Weisheit bie ihm gegeben mar, ſchwer 
zu verſtehende Dinge zu fbreiben, 2, δείς. III. 
16. 16. . 
Ich habe wir Raum gemacht, ‚auf ben. Nr: 8. 
(e. 8 37) ausführlich ‚angezeigten — — — 
. Pastorem Polyphemum — — — . 
" Monstrum horrendum, ingens : cui 
τον lumen ademtum, . 
iu gelangen. Mit ‚einem ſoelchen Gegner : fid) 
einzulaſſen (ſind abernial des Berliniſchen Kunfl- 


richters eigene Worte S. 35) würde eben fo 


gefaͤhrlich! als vergeblich? ſeyn. WIR getrauen 
UNS faum, UNS an bie Beurtheilung 1. fti» 
ner Depnungen zu tagen! ! Das geringhe, 
was WIR zu beforgen hätten, würde doch nur 
δε. Gefahr !!! ſeyn, ben- 1 Berfaer nid recht 
verſtanden zu haben, — 


WIR, fagt die bewunderungẽswuͤrdige Be⸗ 
ſcheidenheit des unendlich großen Mannes; beym 
Himmel, er ſagt WIR"), Mein fliegender 
rief werde alfo fingd zum friebenben, bens 
Ephraim eine Motte, dem Hauſe Juda eine 


- Made, 15) 


p — S9 


15) SRinona ober bie Angelfachfen. S. 106, 
16) Hof, V, 12, = I7 * 


85 


' Die Lection eines Necenfenten id fanm Be⸗ 
urtheilung, hoͤchſtens Geſchicklichkeit, toa er yes 
fefen bat, recht aufzufagen. Feder Menſch ift 
fvaft ter Autonomie reiner Bernunft, oder 
ihres guten Willens vielmehr, fein nächfter Ge⸗ 
ſetzgeber und natürlicher Richter; folglich richter 
jeder Schriftſteller fib ſelbſt, auch ohne fein 
Bewußtſeyn, und zwar von Rechtswegen, durch 
fein eigen Werk, mit eigener Hand. 

^ Um aber zu verfiehn: τί yéyeurres , Was 
gefchrieben (lebt, fommt es zuvoͤrderſt auf bie 
Trage *7) an: INC ώαγρασκως wie fitfeft bu? 
f5udjflabenmánner und ABCſchuͤtzen der Split, 
tetfritif, werden durch ihre vermeſſenen Kritteleyen 
den verjährten Despotismum bet Berlinifchen 
Schule eilender vereiteln, als ein Wurm jenes 
Schattengewaͤchs, das in Einer Nacht ward, 
unb in Einer Nacht verdarb. τε) Wahrheit 
ohne Frepheit ift ein.vergrabener Schatz, eine 
verfchloffene Quelle, ein terfegeltee Born ; 19) 
Freyheit aber ohne Wahrheitsliebe, unrecht Ont 
in eines Gottlofen Haufe, ein feindfeliger ge 
ringer Epha 2°), der finpideften Schalkheit und 
fublimeften Dosbeit Palium und Palladium. 





17) Quc. X. 26, 

18) Son. IV. 6, 1ο, 
+9} $obet TI, 12. 
πο) Epid). VI, το, 


— 


8$ . 


Es ging.. daher. bem: blaſenden Mitlauter 
mit ber callida jenctura, wie bem deßhalb von 
ibm gerügten -Zölner mit, der , „ungewohnten 
ufammenftellung unb; Anwendung,” welche 


bem juͤdiſchen Weltweifen; zum Berbienfte, dem 


Prediger ip. ber Wuͤſte zur. Sünde gerechnet 
wird. Diefer. unmündige, arm am Θείβε, 
bat fo felten! fo wenig! **) ton feinem Cige 
nen geredet, 22) fein Schedium Lucilianse hu- 
militatis fer bie Haͤlfte aus dem Maͤrkiſchen 
FJeruſalem wörtlich, im berjüngten Maßſtabe, 
ab und ausgeſchrieben, Data, ans ben populäre 
ſten Schriften der Vaͤter und Bruͤder nach dem 
Fleiſche, mit Treue und Glauben, zu ſeinen 
Mittelbegriffen und Vorderſaͤtzen an unb auf⸗ 
genommen. Seine abencheuerliche Beleſenheit 
und muſbiſchereꝰ) T ifi au8 lauter, Locis 
m DE MED 
21) — raro et perpauca —: Hen I, Sat. IV. 18. 
28) Joh. VII. 44 . — J 
23) Ἡ y a des objéts dont tous les eontours sont: 
équivoques, et qui néanmoins plaisent infiniment, 
Ce sont les bons ouvrages à la mosaïque, et qui 
‘sont pour la plüpart des développements de 
polyédres. On peut les comparer à un concert 
de musique, et ce ne sont qu'autant de com- 
positions de parties, Dans cette espéce d'ou- 
vrages chaque partie peut étre partie princi- 
pale, et tient à plusieurs touts .différens y τό» 
guliers, et parfaits, et le mouvement 1o.plus 


87 


communibus , Urgumentationen, Speculationen, 


Kamelhaaren, Daderlumypen, Sranfen und cs 
gen des beſchnittenen, „Leibnitzens, Ronßeaus, 
und Xenopfoné^/ mit abergläubifcher +) Einfalt 
pebantifiber Schwaͤrmerey zuſammengeflickt. 
Dennoch kann ſich -ber allgemeine Deutſche 
Bibliothekar nicht mehr beſinnen, die meiſten 
dieſer Ausſpruͤche widerholentlich bewundert 
und gerechtfertigt, ſondern ſcheint in der Angſt 
vorausgeſetzter Gefahr feine eigene Hypotheſe 
der callida iunctura ausgeſchwitzt zu haben , 
bie gleichwohl den einzigen zureichenden Grund 
enthält, warn ihm jene Lemmata jegt fo 
' geu.nno befremdend vorkommen und fo tief vor 
feinen Uugen verborgen liegen, bis auf bas Mis 
aimum , weiches er mit Mühe unb nicht ohne 
Beforgniß. herausgebracht zu haben glaubt. — 
. Olei tem. Kämmerer der Königin Kandaces, 

der über ale ihre Schatzkammern war, abes 
nicht verfiand was er laß, 25) befand fich auch 
ber Derlinifche Kunftrichter in der größten Ders 





imperceptible de l’oeil fait changer l'idée du 

. tout, ce qui produit une richesse étonnante, 
Lettre sur la sculpture par M, Hemsterhuis le 
fils. Amsterdam 1769, 4, p. 39. Remarque (c.) 

24) Amentis est superstitione praeceptorum contra 
rationém causae trahi, Quintil, Lib, vo ee L 


39) Apoſtelgeſch. VII, 26 — 34. 


88 


legenheit, „die Maske mit bem Giefióte unb 
vas Geſicht mit der Madfe zu verwechfeln „7 
und in bem aufgewaͤrmten Maͤhrchen des lächere 
lien 9(etgiopierd fi (εδ au erkennen. 

δε auf die reiche Beute ägoptifiber und 
sunifcher Weisheit, welche der vereivigte Mens 
delsſohn mehr bürdó fein Billigungs» und Bes 
gebrungs » ais Erfenntniß Bermôgen erwuchert 
hatte, irgend ein Eigenthumsrecht unter bem 
. Sitel eines theofratifhen Plagiums ober tppoe 
grapbifhen Nachdrucks (i anjumafen, Gorgte 
der Prediger, beffen HERRN felbft einer laſtba⸗ 
ren Efelin und ihres Gülfend eint bedurfte, 
Geräthe und Gefäße zu einem ungewöhnlichen 
Aufzuge und Ausgange feiner verfchmähfen Au⸗ 
torfhaft: Da er alfo: Fein Eigenthumsrecht 
. poransgefegter Meynungen behauptete, fo due 
ferte er auch fein Entſcheidungsrecht in ben att 
genſcheinlichſten Colliſionsfaͤllen fattfamen Grun⸗ 
des und Widerſpruchs; ſondern ſeine poetiſche 
Abſicht war bloß, das wenigſte und geringſte 
dieſer Colliſionsfaͤlle mit bem reinen Geiſte abs 
ſtracter Vernunft in einer kuͤnſtlich ſinnlich voll⸗ 
kommenen Vorſtellung, oder in einer durch die 
Kunſt vorgeſtellten ſinnlichen Vollkommenheit 24) 





26) Philoſophiſche Schriften, zweiter Theil. IL Ueber 
die Hauptgrundſaͤtze der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſen⸗ 
ſchaften. III, ueber das Erhabene und Raive in 
den ſchoͤnen Wiſſenſchaften. 


89 


mit geſetzlicher SYánctifeit ^") nachznahmen, 
welches kaum mit mehr Œnargie und Energie 
geleitet werden fonnte, ald durch bie buchſtaͤb⸗ 
fien Bruchſtuͤcke des sermalmten Jeruſalems 
und naf bem Aftbetifchen Muſter des metas 
phyſiſchen Baumeiſters, deſſen Wunpderbild 
(Asa) and goͤttliches Genie nicht nur durch 
Schaumünzen, Kupferſtiche, Brelocken unb Yes 
remiaden, ſondern auch durch Ppramiden und 
die ſeltenſten Conſtellationen „zur Befoͤrderung 
des Guten unb Schönen’ canoniſirt worden iſt, 
und noch werden ſoll. | 

Jede Handlung it anger ihrer urfprünglichen 
und natürlichen, materiellen und mechanifchen 
Bezeichnung noch mancherley formeller, figuͤr⸗ 
licher, tropifcher und topifcher Bedeutungen faͤhig, 
welche eSen fo wenig ald des Danbeinden 905» 
Fichten und Gefinnungen „begucket und betaftet”‘ 
werben Finnen; fondern, wie alle inteflectuelle 
und moralifhe Œindrüde, obne finnlichen 
Ausdruck, feiner Mittheilung nod Fortpflanzung 
empfänglich find. Folglich offenbaren ober vers 
rathen πώ bie Abfichten und Gefinnnngen εἰ. 
πιό Schriftſtellers, als bie tupifche Bedentung 
feiner Autorbandiung durch bie Einkleidung und 


37) — illa ex consuetudine Pitilosophorum ducta 
Servitus (est enim certe servitus) ad certa 
se verba adstringendi, Quintil, Lib, VII, cap. 4. 


ge 


Charactetiſtik der Gedanken. Der kanfttichter— 
fide Act des Recenſenten hebt ſich daher S. 33. 
mit einem Orakelſpruche uͤber meine Kleidung 
und Sprache an, welche beyde Woͤrter hier 
uneigentlich genommen werden müffen, In fei» 
nen und ſeiner Bruͤder Augen unterſcheidet mich 
meine Kleidung fo „keuntlich“, daß ſelbige ihm 
mehr Ver ficibung als $5 e fleibung zu ſeyn 
fheint. Diefer „Subtilitaͤt⸗ zufolge Beforge 
if durch meine € m € ficioung noch unfennt, 
lider gu werden, und ben Meiften 2°) (niche 
Beften) noch weniger zu gefallen, fo lange naͤm⸗ 
Fc der Wwenfiſche Unterfehied fhöner tome | 
art des Modefchneiders anfommen, unb eim 
jdiſch welfcher Masken » unb Brillenhandel bie 
Philosophos Acediosos des allgemeinen Deutfch- 
[antes und üchtzehnten Jahrhunderts buͤbiſch 
taͤuſchen unb ipte Staaten in Wuͤſten *9) ver⸗ 
wandeln wird. 





28) — quod plures faciunt — periculosissimum da- 
— bit praeceptum, ‘non orationis modo, sed (quod 
majus est) vitae, Unde enim tantum boni, 
. ut pluribus, quae rec ta sunt, placeant, 

Quintil. Lib. I. cep. 6. 

29) Civitas, cujus pax e subditorum inertia pendet, 
ui scilicet velut pecora ducuntur, ut tantum 
‚servire discant, rectius solitudo , . quam civitas 
‚diei-potest, ‘Fractatus Politicus de Monarchia 


èr 


. (niger in einem Fuder Sen zerſtreuten 
Nadeln halber, werben bie Lefer: in den April 
geídjidt oder um auch „deutlicher su reden“ 
auf bas wenige vermwiefen, was über 18ngf 
vergeffene und verwelkte Bläfter Bouquets à 
Ja mode 3°) und (don verwefete Feigenkoͤr⸗ 





Cap. V- $, IV.inB, d,8. opp. posth, p, 290. — 
ibid, eap. VL.$& IV. pag, 292, Si Servitium, 
barbaries et Solitudo Pax appellandasit , nihil 

. bominibus Pace miserius! Man vergl. M. Mens 
betfofné Serufalen, efe. J,, €, 6. mit Golgatha 
6. 35. - ' 

30) Beylage gun Denhohrbigteiten des ſel. Gofrates 
von einem Geifttidhen ul Schwaben „Haulle. 73. 6. 
‚4% ὃν 

Meme Apologie des Buchſttebent H., ober au⸗ 
ßerordentiiche Betrachtungen über bie Orthographie 
bee Deutſchen, von H. 6, (Frkf. am Mayn) 73. 
6, 47. 8. 

Des Ritters von Btofenlreug legte Willensmey⸗ 

‚ wing Über ben göttlichen und menftiben Arſprung 
der Eprade Aus einer Garricatur Bildetſchrift 
überfegt, von einem Handlanger bes Hierophanten. 
Tempore etloco praelibatis. (Rg8b.) 72. €. 16, 8. 

Schriftſteller und Kunſtrichter, geſchildert in 
Lebensgröße von einem Leſer, der keine Luft bat, 

Kunſtrichter und Schriftſteller zu werden. Nebſt einigen 
Wahrheiten fuͤr den Herrn Verleger, der von nichts 
wußte. (Ageb.) 62. €. 16. 8. 

Leſer und Kunſtrichter nach perſpectiviſchem 

uUnebenmaßt. (4900) 69. @ 16. 8. 


99 ^ —— | | 
Ge 3:) in333 Briefen und 63 Zwillingsbänden 


(bie mir unbekannte Zahl der Anhänge nicht 
mit geredet) gewahrſagt ſtehn mag, ohne daß 





Mancherley und Etwas zur Bollingbrode — 
$troty — Hunterfchen Ueberfegung, von einem Res 
cenfenten trauriger Geftalt (der die Schreib» unb 

.. BDrudfehler des Ueberfeters zufammen las.) amb. 
24, 6, 19. 8. — Berſuch einer Sibylle uͤber die 
Ehe. 75. ©. 16, 8. — 

Fragment einer apokryphiſchen Sibylle uͤber apo⸗ 
kalyptiſche Myſterien. 79. ©. 30. 8. 

Außer ein paar Stuͤcken in einer hieſigen Wo⸗ 
chenſchrift: Daphne, 1750, habe ich an keiner 
einzigen periodiſchen Gammlung - jemals Antheil 
nehmen können. Die erften 30 Stüde der Koͤnigs⸗ 
bergifchen gelehrten unb politifchen Zeitung, welche 
fid) mit bem ızten Febr. 64 anfing, wurden von mir 
ausgefertigt, In ben Jahren 67— go. babe id 
zuweilen Recenfionn unb Beplagen geliefert, ſeit⸗ 
dem keine Zeile. 


323 3weifel und Ginfälle über eine verwiſchte Rachricht bre 


allgemeinen deutſchen Bibl. (B. XXIV. €t. 1. 
S. 288 — 396) an Vetter Rabal. | 
: Efuor di quel cespuglio oscuro e cieco 
Fa di se bella ed improviea mostra, 
Come di selva o fuor d'ombroso speéo 
Diana in scena o Citherea si mostra, 
. El Christiano Poeta. 

arienwerder) 76, €. 24. gt. 4." Sollte btm 

.jüMgften ueberfe&er des Don Duirotte bas féène 

Beywort für Arioſt, von Gervantes Meiſterhand 





93 


may weiß, wie diefe eutlegenen, verlorenen Win⸗ 
fe. und Fingerzeige iur gegenwärtigen- Sache 
und Perfon eines Predigers in der Wuͤſten ge 





ín bem Munde des vecenfivenben Pfarrers ( Parte 
L Lib, I. eap. IV.) etwa zu ſpaniſch oder bifpas 
tat vorgefommen ſeyn, baf er es auébradte unb. . 
ausmärzte? Safe Abigail madte biefen vertorenen 
. Klüdtling qm Sqidenappen ihrer θεία unb 
Sinfälle, 
Selbſtgefpraͤch de Autors mit 45 Sdjotien 
: (Mieten) 73. 6, 15. 4. — An die Hexe zu 
. .Hadmonbor, : (@etf. am Sat) €. 11. 4 
Jetzt bin id) endlich mit dem —— — Ca⸗ 
talog meiner vdotiſchen Sehriftſtellerey und Schwel⸗ 
gerey — ab ouo usque ad sala — fertig, Mas 
.. Ad geſchrieben $a6e, fann id) nicht Täugnen, fons 
^ buen will εδ lieber ſelbſt bekennen, als ber elnzige 
rechtmäßige 3enge dieſer Wahrheit. ' &ie allein 
iſt brauchbar zuBeurtheilung undBerbefferung gefchehes 
ner Dinge und Thatſachen. Habe ich aber befbalb nöthig, 
. - eudymein eigner Xnttáger und Richtet zu ſeyn uͤber die 
Art wie ih geſchrieben Habe? — ober mid) gar gegen 
; Wit Bullen unbrlauntec , verſteckter Obern zu recht: 
fertigen , bie in gleicher, wo nicht groͤßerer Verdamm⸗ 
uif, ihrer, wie oft! beſſerer Brüder, Ankläger, Vers 
léumbes und gebungene Banbiten find? — — 
Weil one Werfuche feine Talentz geprüft nnb 
‚ausgebildet, no ihre Mängel und Gebsechen ες. 
annt. werden koͤnnen, fo iſt die Verſuchung an ſchrei⸗ 
. ben, an-fid eben fo wenig Beruf als Sünde: Ih 
babe melftens alieno ingenio und meo judicio ges 


94 


hören. - (nit deſto mehr Aug: beef kb bem frey⸗ 
willigen efe? dad fanftere Io" anflegen, bie 





m 
4 


. ober läcgerfäches Maͤrtyrer des guten Willens, es befs 


h 


Juc* o! M 


2.3 


ſchrieben, til babe aug biefem linheimiſchen 
Wahrſagergeiſte unb Rathgeber zu Geſallen aufhören, 
, Malo desinere, quam defieere,. plus: eonsilio, 
, quam stomacho indulgeres: meo inarte ſchwei⸗ 
geu, fin προς. Rise ſeyn, fein Julius Greunbus 


., Ttt. zu madieg als id) kann 5° am.menigften babe id) 


sf 


Luft, burd) Apologien alieni ingenii, eim breymal 


,. feliger. Sokrates zu ‚werden,‘ von dem mein jüngs 


Πε Lehrer nd. SSormunb wigig waͤhnt: Maluit 
vir, sapienjjssimus y quod superesset ex vita, si- 


; ;bi perire, quam quod practerisset, Et quando 


"€ rt 
a 


: detrimento jam ultimae senectutis aevum. socu. 


f 


t.t. 


ab hominibus sui, temporis parmm intelligeba- 
iur, posterorgm se judiciis. reservavit, brevi 


lorum omnium consecutus, Quintil, Lib. XI, 
„Cap L Χα, 8, VIIL s. XII. 11. ete; 
Ich beſchließe daher meine Autor⸗Rolle mit ges 


genwaͤrtiger Nachſchrift üben Golg atha . unb 
. G€deblimini,, Die Verklaͤrung δίε[ες ge Dies 


roglyphen wird augleid) ber .britten und legten 


, Dauptfrage meiner ganzen Xutorffjaft unb Abſicht 
.. Genüge. tjun: Cui bono id bem. &ogewert einer 
P , langweitigen Schreibſeligkeit, : bie Teichte und fidere 


Stufe eineg weifern Stiuſchweigens bisher. aufgeo⸗ 


pfert babes forthin aber bie letzten Othemzuͤge mete 


ner erſchdpften Muſe zum Genuße: unb Beſchluße 


‚eines erwuͤnfchten, gehofften nb gewaͤhrten Feyera⸗ 


bends, fammeln, und einweihen will, bem treuen 
Schöpfer in guten Werken, 1. Pets, IV. 19. 


93 


ftit langen Monaten anf meinem Pulte euhende 
brepfülfige Necenfion — if fie doch klein nub 
macht im Ganzen XU, Blätter aus! — als beg 
Grundtert zu meinen Randgloffen, eigenhändig 
nachzufchlagen; weil fein Parallelismus ohne 
relative Bergleichung erfanne werden kann, jede 
Antwort unb Auflöfung in den Bedingungen 
ihrer vorausgefepten rage oder Aufgabe ges 
gründet, und nach dem vielfeitigen Sinn eines 
Knotens auch die Entwickelung deſſelben eroͤrtert 
werden muß. . 

Se anfmerffamer id. auf bie  torferbeftimme 
te Harmonie ber. theilé gegebenen, theild gt» 
nommenen Borbilder in. dem Schattenriſſe mei 
ser Darfellung. geweſen bin, je mehr ich ber 
Wahrheit in den Zeugniffen und Leberlieferuns 
gen ihres Gerlichts (famam sequens 32) nach 
geſpuͤrt, und mich beſtrebt habe, in dem Ge⸗ 
genbilde ihrer Nachahmung ( convenientia sibi 
fingens) jede Mißheligfeit zu mildern: befto 
empfindlicher mußten. mir die soos. xaxa. ſeyn, 
womit ein Alexander acrarius- (if an bem Bars 
te meines Schluͤſſels vergriffen bat, ‚ohne wel⸗ 
(oen weder Thuͤre nod) Schloß meiner fünf Bogen 
auf unb zugemacht werden fann. Die Auf. 
(drift derſelben ift, von einem Flacius Guy 


. 
-* * 





32) Horat, ad Pjsones, 


.96 


bert auf alfgemöiner Sqadelftatte Deutſcher £i» 
fe fo vertheile und fo verflüämmelt worden, daß 
. feine Cuve von dem doppelten Motto meiner 
Miniatur: Autorfchaft und ihres corpusculi de. 
licti uͤbrig geblieben ift: fondern alles rein abe, 
rein abe, bis auf ihren Boden! Pf. CXXXVII, 7. 
Ein Hamburgiſcher Nachrichter der Sokra⸗ 
tiſchen Denkwürdigkeiten fand es zwar auch zu 
langweilig, bit 24 erſten Verſe des Perſius 
abzuſchreiben: bod) war er fo ehrlich, ihr Das 
ſeyn, ihre Quelle und einen zureichenden Grund 
feiner Unterlaſſung anzuzeigen. Der Berlinſche 
Bibliomaſtix aber bat fein „Kauſtiſches“ Hand⸗ 
werk trotz einem Beutelſchneider und Frohnbo⸗ 
ten ausgeuͤbt. Ich bin alfo gleichſam bep den 
Haaren gezogen, Niemand den Kundbaren 
anzurufen, wie der ſtarke Simfon that und fij 
bor feinem Ende an den Philiſtern raͤchte. 
| Gin Schriftfieller, der in artis severae ef- 
fectas verliebt, 
— — prius — more . 

 Frugalitatis Lege palluitexacta — Petron, 
Φίεδέ bem Getoanbe feiner Bloͤße und Noth⸗ 
Durff eine Präcifion, bag feine Be — noch 
Berfchneidung ohne Gewalt möglich ift. Webers 
fihrife feines Werkes if zugleich Unterſchrift 
feines Namens, beides ein Abdruck des Sie⸗ 
gelringes am Gottesfinger der (nen Natur, 
welche alles aus einem Keime‘ and Minimo 


“ 





97 


eines Oenfforns sur Lebendaräße: entwickelt, 
alles wiederum in ben nämlichen genetifchen 
Typum zurücführt und verjuͤngt, durch bie 
Kräfte entgegengefebter Slaſticitaͤt. Ein folet 
Zitel it ein milrofodmifcher Saame, ein ote 
phifches Ey, worin die Muſe Gezelt und Déte 
‚te für ihren Genius bereitet bat, der aus 
feinee Gebärmutter herauskommt, wie ein 
Bräutigam aus feiner Kammer, und f$ freut 
‚wie ein Held zu Saufen nach bem Ziel feines 
gefluͤgelten Sinns, welcher auf Stirn und Ra 
bel feiner Rolle gefchrieden βεθέ, in einer Όρια. 
Φε, deren Schnur fortgeht bis and. Ende der 
Rede, daß alles von Lichte und Waͤrme durch⸗ 
drungen wird. · 

Entfpriht Inhalt und Baluta dem Titel, 
fo wird aus dem a parte ante quégefteliten Wech⸗ 
(el und Schuldbriefe a parte post ein Quitte 
frief and Beleg 5aar- geleifieter Bezahlung; 
fury, ein zweyſchneidiges Inftrument, dad fi) 
ſelbſt legitimirt und liquidirt; eine Sphinx bi. 
frons, bie am Cingange, in der Geflait einer 
Blume und Blüthe, bie Geſchlechtsmerkmale 
der Autorſchaft bervortretbt, unb beym Anse 
gange im ber Geſtalt einer Srucht erfcheint, 
welche aufer der Fuͤlle eigener Subftanz, die 
Hülle neuer Generationen ähnlicher Gewaͤchſe 
und gleichartiger Syſteme innigſt κ. and 

bewahrt. - _ 

Hamann’s Schriften. VII, &% T 





98 


Der. som Weider Suíiert mit feine‘. cpl. 
tello Ejagiago verſchnittene Titel meiner. Rhap⸗ 
fobie fof dennoch nicht -fagen dürfen: Siehe, 
ih bin ein duͤrrer Banm! 232) gleich jenem 
im Evangelia, der fable Blätter ohne Feigen 
trug, und-vom Schlage eines Worts geräßzt., 
bid auf. bie Wurzel verdorrte 34), oder feinem 
äfthesifchen &benbilbe. ähnlich, ber mit Stamm, 
Aeſten, Zweigen uud Sprößlingen aus nidté 
als Faſern beſteht, unb .ben.ge(ammten Siue 
begriff: ontologiſcher Vorerkenntuiß voutommen 
funlié macht. 

- Meinem. erſten Motto zufolge and bem Bu 
de der Wiederzahl XXXIIL 9, 10, wach der 
Mendelsfobnfhen Ueberfesung, mußten Platon 
und. Arifioteled, Moſes and Nathan, Eorpdon 
und Thyrſis 35) (die am faulen Hole ihres 
Syſtems gebundenen Metapbufifer!) ſchlechter⸗ 
dings aufhören , in meinen Augen Geſetzgeber 
uno Netter zu feon, und fich wie irrenbe Mit 
ter auf fahlen Dferden zu bruͤſten. — Verbleg⸗ 
dung und Augenweide gemeiner Lefer! 

Qufoige meines andern Motto aus Dem Pres 
sheten Yeremias XXIII, x5, nach der altpäteris 





33) 3d. LVI, » 
34) Matth. XXL 18, 20, Sij. XI, 20. 
35) Pope ein Metaphyſiker! Danzig 55. 


, 4 3 . 
EL M 


B 99 


fhen Kirchenuͤberſetzung Fam ber Galen « «n 
Wermutgeſchmack nicht toti meiner Kelter, ſon⸗ 
dern oon ben mit fo allgemeinen Geſchmack 
gefefenen Heerlingen Jeruſalems — | 
Selbft unfere Feinde mögen Richter ſeyn. 
Ihr Beinftod iff ber MWeinftod Soboms, 
Und von dem verberbten Gefilde Gomorrha. * 
Ihre Beeren giftiger Art; 
Eiterträchtig ihre Trauben; 093 
Wuth der Ottern iff ibe Wein. $6) .. 
Mit ungsttlicher 37) Fauſt vergriff Πώ bie all» 
gemeine deutfche Jeſabel an beiden Siegeln 
ber Weiffagung und hielt fie für Bijoux indie- 
erets. Greplid waren εδ, in, etumologifcher 
- und moflifcher Bedeutung, die putissimi Testi. 
culi meiner Antorfchaft, ber Achilles ihrer Au⸗ 
torität and Ueberzeugungskraft. Denn aud toas 
fer Mache bâtte fonft wohl ein Heinlanter Pres 
biger, der je unb je nicht θετεδέ (eloquens) 35) 





36) Deuter, XXXII, 37 — 34. nad) bec Mendelsſohn⸗ 
ſchen Ueberfegung. Rad bem Abelungifchen Wörter 
bude find Gite und Otter verwandte Wörter, 
benen ber Wurzelbegriff des Gifts zum Grunde 
Hegt. 

37) Sd. LVIIL 4 : | 

3) D isertis satis licere, fuae óporteat t ernato 

-. Aufem . dieere, , proprium est eloquentissuni, 
+ M; Anton, in Quinti, ..Prooem, Lib, VI, 
| 1 





geweſen M, wagen Können , mit einer ſchweren 
Ausſprache und ber Eloquenz einer fémeren 
Zunge, ohne Feuer des Goldſchmiedes, noch 
Seife ber Wäfcher, 5°) ben Groͤßten unter al» 
fen, bie von Weibern geboren find, *°) im 
Eliaseifer nachzuſpotten? bie enorme windige 
Loquacität babyloniſcher Pyrgotekten zu reigen? 
und bie Mauern einer punifchen Palmflade im 
Monde, burd bas flille fanfte Saufen *') 
einer Perfflage ohne Sturm und Erdbeben, oh⸗ 
ne Hall ber Pofaunen und Feldgeſchrey, +2) in 
den Staub zu Boden werfen? +5) Cin Menfch 
fann nichts nehmen, «6 werde ihm denn ge= 
geben oom Himmel, antwortete und fprach der 
Täufer Yobannes. ++) Selbft bieftn feinen Na⸗ 
men +5) empfing er, nicht erft bey einem ξοί« 
lifonsfale der Beſchneidung durch eine caſui⸗ 
fife +5) Entfcheidung zwifchen bem eitefn Bau 


— 


39) Mat, II. 2, 

49) Matth, Al, 11. 

#1) r, 8. der Könige, XIX, II, I2, 

#2) 3, VI. 5. 

43) Jeſ. XXV. 12, 

44) 3065. HL 97; 

45) &uc, L 13. 58 63: 2 

46) xd meyne bie Homille am gopannesfeke. in be 
mobernften Poftille eines Geile unb Geſchmackreichen 
Klrchenengels, welcher burd) Purismen unb. Idiotis⸗ 
men der Sprache, unb ur bie ewigen Varlanten 


TOt 


dei nady vaͤterlicher Weife und Neuerungsfucht, 
Sondern fon vor ber Empfängniß durch einen 
himmliſchen Herold derfelben. ‚Rein, jede Ana⸗ 
logie, fie fen erfonnen oder gefunden, beruht anf 
einer demissa coelo, quae formam loquendi 
dedit. 47) — 

Mofes und Seremias, bie wie zwey 
Oelbaͤume unb ito Fackeln vor der Schwelle 
meines Buͤchleins ſtunden, mußten aber aute 
gerottet und ausgeloͤſcht werden, gleich jenen 
apokalyptiſchen (XI. 28.) Leichnamen auf ber 
. Gaffen der großen Otabt bie ba eit geiſilich 
Gobom und Yesppten, da unfer BERN ges 
Freuzige if. — Mad einem folhen Frevel au 
ber Bona mentula meiner Schriftſtellerey, Duff» 
te man mit der arte secreta ihrer capsula the- 


” 





unb £aunen feines Woͤrterbuchs, Zuhörer und Lefer, 

' - elten und neuen Styls, wie ble wohlbetagten diis 
tern mit ihren Rachbarn unb. Gefeeunben. sum $6: 
len bats weil bec Superlativ des Alten unb Neu⸗ 
en fo oft coincibiet, ber Pofitiv bes Guten und 
Böfen aber durch ben Baum ber Grfenninif nur d. 
mit Gefahr audgemittelt werben kann, ft Alles 
gut und Nichte verwerflih, Eins allein gut und 
notbwenbig, beides aber ewige evangelife und 
apoſtoliſche Wahrheit; wie fiet es denn: mit ber | 
ωμά unb οφ Brage ww Befen 
aus? 

47) quii Lib, 1, Cap, vi, 


102 | 
cata :pefio: flinfér fertig: su werden, indem man 
bes guinem herben Pelz unb bie barte Sch«- 
Le für--die Nuß audgab, ben eigentlichen Kern 
aber durch ein doppeltes Miſwerſtaͤndniß zu ber 
ſchreyen fuite ' : 

Die jüngfte Auffchrift meiner Mutorfhaft ig 
zwar nunmehr vebintegrirt und ergänzt; untere 
deſſen berdbt noch ber Auffchiuß ihrer Beben. 
tung auf bem probfematifchen Kächfel: warum 
der jübifie Weltweife zum Bähnlein und Lamp⸗ 
fein ‚feiner zweyſpaͤnnigen Schrift den altem 
kleinen Namen, +2) ‘einer boͤſen fchädfichen , 
, aufrüprifchen *9) und δεβθαίδ. zum andernmale 
unmwiederbringlich zerfiörten Stadt, aufgeſteckt 
bat? αἴθ. wenn er, wie in dem Maͤhrchen vom 
ewigen Anden, die wirklich fortbaurente Cft 
ſtenz Jeruſalems, nach ihrer längft bergange» 
nen Zerflörung, ohne irgend einen pIntonifhen 
Beweis, ober, ohne ein ausdruͤcklithes Autosepha⸗ 
2engnif , eine fünftige. periobifhe. Wieder⸗ 
geburt, Auferſtehung unb Wandelung Jeruſa⸗ 
lems, geglaubt, vorausgefegt unb int Sinne 
gehabt haͤtte⸗— m 





45) femlars Wuterhaltungen wit ‚Herrn Lavater uͤber 
» :bie (ρε praktiſche Religion ; aud) über bie Mevifis 
on ber bisherigen Theologie. S. 18. 249, 393. 

49) Gfta IV. 12, 15. 19, mE 


103 


^ Gehört vet Kopf bea: Titris zu beiden Schule 
term und Hälften. bev Abſchnitte, fo liege das: . 
Uebergewicht mit einer auffallenden Halsſtarre 
$anj: auf der Achſel des Judenthums. In weile 
cher Eonnerion und beziehung flieht denn Ves 
tufalem: mit relistöfer Macht ? n 

'" Gà. ift ein eben fo auferordentfiher alé tes 
ſentlicher Mangel des "ganzen Pubs, daß es 
demſelben an einer fchufgerechten Erklärung des. 
Hauptbegriffes fehle, ben ber Ichte Derlinifhe 
Wolfianer 5°) fl) von religidfer Macht zuſam⸗ 
men geſetzt haben mag. Er. (eint nnter dies 
fen, 16m fo gelänfigen und dienfifertigen unge . 
und : Kraft » $ofangó + (oder anıh wohl kur 
FEN Worte das ganze idt. fhuten 
t$um, mit einem Worte alles begriffen zu bas 
ben, was, neben und adferbaté , dem rubens 
fun irgend inv Wege liegt: folglich zuvoͤrderſt, 
den Saamen Abrahams von der finfem Dand, 
die: Feuer und Schibert / Religion ber rothen 
Jüden St) und Ihrer: vier Buͤcher; ferner bie 
herrſchende Drey unb Mebrgoͤtterey ſaͤmmtiicher 
chriſtlicher und beidniſcher Religionen (ben aude 
erwaͤhlten Orden monadiſcher Theoſophiſten und 





5ο) Dr, Buͤſchingse woͤchentliche Rachrichten. Jahrg. 
' XIV. €t. 12. Maͤrz 96. ©. 94 
51) Luther in dee Morrebe auß die Dfeteren € €t, 30 
bannes, 


104 ° 


kosmopolitiſcher Pantheoſophen 57) allein ανά, 
genommen) — ; endlich bas ibm und Babel am 


. — mádfüen liegende „aus, bent Dinge, ecclesia , 


. madber ert. gewordene völlige Monſtrum eines 
einzigen teansauguftinifchen Grundſatzes⸗ 53) — 

-Samaria würde meit angemeflener, als 
Jeruſalem, der im Buche offenbarten und mit. 
ordentlicher Schul» und Sprachweisheit ande 
gefpichten Theorie des Indenthums geweſen 
ſeyn. Die Samariter gingen in ihrer. An 
bânglihfeit an bie mofaifche Geſetzgebung fo 
weit, daß fie ſich Dadurch aller außerordentlicher 
Religions « Dffenbarungen, bie in den ἀθτίρμι 
Mationalfhriften des alten Seelrechts 5^) 
enthalten find, Deraubten, verſuſtig machten 
und zuletzt felbft nicht mußten, mas fie anbes 
seten. 55) Dem Bundesgost feiner Väter hatte 
diefes außerordentliche Colonifen Volk feine Er⸗ 
Iöfung aus Aegypten zu verdanken, und bie 
in ber Wuͤſten verlichene Gefeggebung war eine 
bloße Vorbereitung anf ben noch fün(tigen Bes 
fé des gleichfalls feinen Vätern laͤngſt verheis 
Genen Landes. Wenn aber and eine vernuͤnf⸗ 
tige Geſetzgebung, geſchweige eine auferors 





32) und 53) 6. Nöte 49. 

54) „Ultima voluntas heißtꝰs bey ben Zuriften.‘‘ — us 
t)et von beh legten Morten Davids. 

85) Sob, IV, 22. P = 


105 


dentliche, obue Neligion benfbar umb . mögfich 
wäre: fo waren bod), Opfer, Beichneitung anb 
bie urältefle Verkündigung eines Schlangen» 
treterá. durch die Stammdaͤter (Φου längs 
überliefert, unb können eben fo wenig im eb 
gentlichen Verſtande zur moſaiſchen Geſetzge⸗ 
hung gezogen werden, als die ſpaͤtere Geſchich⸗ 
te Davids, feines Geſchlechts und feiner Stade 
mit allen auferotbentiiden Religionsoffenba⸗ 
tungen unb Bundesverheißungen, weiche feinem, 
gleichwie Abrahams Saamen, mit der Feyer⸗ 
lichkeit eines göttlichen Eidſchwures, wieder 
θε. 6efátigt und. erweitert wurben, zu 
der anferorbentlichen Gefepschung gehören , 
bie in der Wüften geſchah. Die Suben abun 
ten aber auch ihre Widerſacher und Reben 
bubler, bie Somariter, in dem blinden Eigen⸗ 
ſinn und Eifer nach, womit fie bis anf den 
heutigen Tag ble koͤſtlicheren Beylagen ihrer juͤng⸗ 
ſten und letzten Vaͤter πα. bem Fleiſche ver⸗ 
werfen, denen das menſchliche Geſchlecht ein 
neues. Seelrecht (den wahren Geift des goͤtt⸗ 
lichen Bundes und Geſetzes) zu verdanken hat, 
anfatt bed. alten buchſtaͤblichen Syſtems, wel⸗ 
es in einer irdiſchen, vergaͤnglichen, an Zeit 
unb Ort gebunbenen Geſetzgebung telekifcher 
Gebräuche und Sitten beſtand, unb chen ba» 
mais mit der politiſchen Oefonomie und. game 
zen dnferíidjen Verfaſſung aufgelöfet wurde, 


\ 


106 


bie In-eime: nene. atfgemeine Coloniſten » Gepate 
üherging: Cine abgeſchmackte und abgoͤttiſche 
Sprachheiligkeit war aber, bey den Samaritern 
Bub-Sjuben, der gemeinfhaftitite Anlaß ihrer 
gieiefadjen: @imibe 55), womit fie fid) von ben 
lebendigen Quellen der göttlichen Rathſchluͤſſe 
ansfchloffen, und die durchloͤcherten Ciſternen 
umnd Legenden menſchlichen Unſtuns und Aber⸗ 
glaubens 6lib(ing& vorzogen. 50. il 
Ohngeachtet der jüdifche Weltweife tle außer⸗ 
orbentlichen Religionsoffenbarungen in den Dfale 
men und Propheten gleichfalls verkannte, uͤber⸗ 
fab und: von. : denſelben nichts wiſſen wollte 
fo: θοιρίε er borhdie Aufſchrift feines Buchs 
and:jeuen bon den‘ :Samaritern verworfenen 
Matidiialfésiften,: amd: toürbigte--fogar feinee 
Sin(eserffamfeit :tu8 von den Kindern dieſes 
Volks Bisher verſchmaͤhte Organon des nenetí 
Geelrechts, aber: ohne den. Geiſt und Schluſp— 
ſel Davids. Er war alſo nicht im Stande; 
Sie in: dieſen Urkunden offenbarten angerotbenti 
lichen Schickſate Jeruſalems, oder; die zeitfie 
den. Geſchichts wahrheiten "der heiligen 
Stadt nach alten feben: Dimenſionen ber Ser 
gangenheit, Gegenwart, Zukunft, der Länge , 
Breite, Hoͤhe nnb Tiefe, in ihrem ganzen Jin 
ſammenhauge id anfiantid au magen, und 
— — 

SO. Yen DL 13. 





107 


den Unterſchied des alten, zerſtoͤrten, irdiſchen, 
pen ben nenen, verklaͤrten, himmliſchen es 
ruſalem deutlich zu erkennen und einzuſehen · 

Der ſluͤchtigſte Leſer Four ſech ſchwerlich der 
Beobachtung: entfalten und erwehren, daB in 
den hebraͤiſchen Offenbarungen über Jeruſalem 
bie ſchrecklichſten Drohnngen und herrlichſten 
Verheißungen durcheinander gehen, wie die Ele⸗ 
mente in. ber. Suͤndfluth und die Saiten auf 
bem Pſalter· Zu einem objectiven Begriff die⸗ 
(et heiligen Gottesſtadt, bie be8 HERAN Throu 
und Des HERRM Dtétb. 57). Grit, gehoͤrt 
ein berfulifcher SBabrfaogermnto. - αυ. 

Durd bie geſchminkte Weltweisheit einer 
verpeſteten Menſchenfreundin i( die unſerer 
Natur tief eingepraͤgte Liebe des Wunderba⸗ 
sen, und Spannaber aller poetiſchen und hiſto⸗ 
riſchen Kräfte, in einen. (feptifcgen „und Fritifchen 
Uuglauben aller Wunder ‚uni Geheinmiſſe e 
ſchlafft. Eine gewaltchätige Encfieioung wife 
licher Gegeuftände zu nackten Begriffen: anb 
- Stoß denkbaren Merkmalen, zn: reinon Erfchets 
nungen und Phaͤnomenen; «είπε willkurtiche, 
eigenmächtige Transfubftantiation.abftracter Dele 
den unb Sormeln , ätherifcher Theorien und 
Biflonen durch die Verklärung eines neuen 
Fünf [iden Senſoriums; die Dramatifche 





57) Jerem. III, 17. xui. Ae 


108 


. Schöpfung, ber Magnetismus und bie spe- 
€iosa dehinc imiracnla einer täufchenden See, 
haben den genium: seculi bergeffait bedorgani» 
fitt ,. bag er feiner zehn innern Sinne und dw 
ferliben Werkzeuge nicht mehr. mächtig ift. 
Auch die Religion und Majeſtaͤt 5?) des al 
ten, alltündig geweihten Namens uerführte eis 
sen fchönen (δεί, beffen Auge, Naſe und Gau 
men nach dem-Preife eines populären Schrifte 
ſtellers Iüflern war. Jeruſalems letzte Heim⸗ 
ſuchung iſt eine ber. allerbewaͤhrteſten Begeben⸗ 
heiten; die Grenzen ihrer Epochen unterſchei⸗ 
ben fif in ber. ganzen Staats⸗ und Kirchen⸗ 
geſchichte, mit einer ſolchen optiſchen Groͤße 
und Klarheit, weiche alle Jahrhunderte welſcher 
Pfeudopropheten, zeitlicher Evangeliſten mino- 
. zum gentium und Chambellens du jour, ig 
weichen Kleidern, zu Ammen⸗ und Kinder⸗ 
maͤhrchen verdunkelt. Das einhellige Zengniß 
zeitverwandter Zuſchauer und roͤmiſcher Voll⸗ 
gieher dieſes göttlichen Gerichts, unb ber uͤber 
Jeruſalem ausgeleerten Zornſchaalen ſowohl, 
als das weit edet, αμ fortdauernde 





5) Sermo constat ratione, vestutate + autoritate , 
consuetudine, Rationem praestat praecipue Ana- 
logia, nonnunquam et Etymologia, Veterama- 
je stas quaedam , et ut sic dixerim, Β eligio 
commendat. Quintil Lib, I, cap, VI. 


Ν 





109 


Zeichen uud Wunder , eines Breunenden under 
sehrten Buſches °°), in ben bis auf den heu⸗ 
tigen Tag über die weite Welt vor jedermanns 
Augen zerfreuten Eolonien der anerorbentto 
den Volks⸗ und Menfchenzace , ſind disieoti 
membra poetae, fprechende Salzfäufen von bet 
Wahrheit und Gewißheit der in bem alten ère 
diſchen Schauthale einſt offenbarten und laͤngſt 
erfuͤlten Strafgerichte, Hypothek und Burg⸗ 
ſchaft non bem bisher nod) verfegelten Schatze 
der Gnaden⸗ und Segensderheißungen, womit 
Himmel und Erde ſchwanger gehen — daß die 
Erfuͤllung neuer , kuͤnftiger, außerordentlicher 
unb trausſcendenter Dffenbarangen zwar nicht 
begucket und betaſtet, aber menigfiens durch 
einen Geruch ihrer Wahrſcheinlichkeit auticipirt/ 
«nb vermittelft eines nenen ,: reinen geiſtlichen 
Senſoriums geglaubt und gefaßt werden kann. 

Um das topiſche und logiſche Beduͤrfniß ei⸗ 
nes objectiven Begriffd von Jeruſalem ſchicklich 
zu bemaͤuteln, tat dad Schatten⸗ und Ta⸗ 
ſchenſpiel mit bem Roſenkranze ſubjectiver Ideen⸗ 

reihen, gleichſam das Surrogat eines mondſuͤch⸗ 
tigen Nachtwaundlers ) δεν sendthiee ser, 





s») 2 . gp. oe, IH 

5) Die ín. der 4 Borleſung der Morgenſtunden 
enthaltene Aheorie bes Nachtwandelns ift auf ben 
Jbeengang des Berfaflers, unb ben Irrſal ſeiner 
philoſophiſchen Methode, zuruͤck gewülgt worden, 


/ 


110 


nach bem Un⸗erſcheldungsgrunde ſeines priver 
tiben unb negativen‘ Begriffs, ben er von ver 
ligioſer Macht im Sinne behalten, und feiner 
außerordentlichen Theorie, die er über das Ju⸗ 
denthum exrdichtet und ergruͤbelt hatte, fi) und 
feine. leichtolaͤubigen Leſer der rechten und lin⸗ 
fen Hand. zu otientiren. 

Haͤtte der vorletzte Berliniſche Wolianer fte» 
ber anf bem oben beruͤhrten hicipiti Parnasso 
51) getraͤumt; haͤtten ſeine beſchnittenen Lippen 
nicht ein ſcheues Grauen vor dem Kabbaliſten⸗ 


Brumen einer. heimlichen Weisheit gehabt; 


Hätte er nicht, wie der luͤſterne Dadid 63), das 
pete Waſſer unter bem ‚Thor zu Bethlehem für 
Blut angefehens fo würde Yerufalem , gleich 
dem Monarchen unſeres Eicht- a. und febensbfps 
ſtems zwiſchen den beiden Nebenſonnen, mauer⸗ 
feſt geſtanden, und den Irrſtern seligiöfer Macht 
ſowohl als den Trabanten veffelben , gleich. ei» 
ner gluckenden Henne unter ihre Fluͤgel des 
Heils gelockt und geſammelt Haben: Nun aber 
wurde aus dem. Titel ein Centaurus biformis, 
aus bem beiphifchen Dreyfuß eid vierfüßiger 
Sollogismus, aus dem alten Beinen Namen 
Jeruſalem, , eine lächerliche Fledermaus, ein 


in ber Allgem, Litteratur⸗ vois 3e 96, ον 
7 e, 56. | NET 

er) Persius. . 

$2) II, Sam. 23. 


ERE 


amphibologiſcher Zwitterbegriff zum Terminus 
major religisfer Macht und zum minor bed ιν 
btutóumd , die gefchloffene- Mechnung unb bad 
Facit berfelben , ein bibentes Beweis ihrer 
Unwahrheit uub Mißſtimmung durch den dou- 
ble emploi ihued Danptpoftens. .. : :.ω 

„Pharao teitb: bein Haupt erheben‘ 63) 
biefe einfórmige Redensart war indem um 
bt des bur Träume und.ibre Deutung vtm 
berrlidten Patriarden eine eben-(o smepfarbis - 
ge Weiffagung, welche ben: beiden Mit: unb 
Gtaatégefangenen das ungleichfte Loos, bent 
einen die Wiederherſtellang feiner verformem 
Würde, dem andern hingegen das fchmählich 
fe Todesurtheil ankuͤndigte. Nach Maßgabe 
eines völlig analogen Parallelismus im Bach» 
flaben unb Doppelfinne, bezeichnet der heiti⸗ 
gen Stadt prophetifcher Name theild bas eie 
ferne Schickſal ihrer irdiſchen Vergangenheit, 
theild bie. Goldberge und Diamantenhügel eis 
ner laͤngſt erwünfchten und erwarteten Sufunft, 
über bie beiberfeitigen refpectinen Unterlagen 
und Gegenflände des wiederfänenden Billigungs⸗ 
Vermögens (laudator temporis acti) und ges 


fpaltenen Begehrungs: Vermögens (avidusqué 
futuri) $4) 





65) απ $8, Mof, XL, 13— 19. 
**) Hor, ad. Pison, 172,3 173 


/ 


1128 


\ 


- : Serufalem ſchwebt alfo an ber Belle. bel 
Titels in utraque specie einer finfiern und elec 
wifchen. Wolle, ans weicher der puritanifche 
- tib, wie ein epifcher Deus ex machina, mit 
gefrornen Schaeeflocken gefligelter Redſeligkeit 
gegen bie ägpptifhe Macht ſtritt 55), unb fein 
€ornutam faciem 55) in Stralen kosmopolitiſchen 
Friedens und dem ſchoͤnſten Morgenroth daͤm⸗ 
mernder Oabbaths à unb Jubeltraͤume (Δε 
und über bas abtrénnige Iſrael und bie sere 
ſtockte Juda 57). lenchten ließ mit einer aͤſthe⸗ 
tiſchen Macht όλ) auf bent Haupte, um ber 


E mimifchen Engel wißen und ihrer gtabnbeten 


Vormundſchaft. 
Mit ſolchem Blendwerke dadaliſcher Sophie 
ſterey ſtahl der felige Mendelsfohn das Herz 
und die Bewunderung der meiften Leſer; bem 
übrigen war fein befpotifhes: „Du längnef 
die Grunbfâge, Burſche!“ 55) eine zureichende 
Barnung, mit bem Knaben Abſalom ſaͤuberlich 
au fahren; weil allerdings Girunbfáge und Ma⸗ 
terialien be8 un» und wibercheiftlichen Jeruſa⸗ 
lems in den Werlſtatten und Waarenlagern der 
aller⸗ 


«) 28. Mof. XIV, 20, 25. 

66) Exod. XXIV. 29. 35. 

67) Serem, LIL, 8, LI. 

66) 1 Kor. XL 10, 

69) Zerufalem, Abſchnitt 11. €. 13. 


/ 


113 


allerchrißlichſten Dogmatiker, Dictatoren proc 
teftantifcher Kirchen, neuen Styls, mit eben 
fo frecher Stirne feil lagen; als der Wiehhan⸗ 
δεί, der Zaubenfram und bie Wechſelbauk wei» 
land bas allen Voͤlkern beſtimmte Bethaus zu 
einer Öffentlichen Meſſe und Moͤrdergrube ente. 
heiligten. Den aͤrgſten Betrug fpielte aber 
ber Suche feinen eigenen und Nathans Freun⸗ 
den, den umenshaktfam klaffenden Opürhuns 
den des Fatholifhen Pabſtthums und Jeſuitis⸗ 
mus, Weder ber blinde fchlafenbe Homer alles 
mannifcher Schädelftätte, noch feine Gefeflen und 
Burſchen ließen es (ib träumen, daß hinter 
bem anggehaͤngten Schilde bas hoͤchſte Ideal 
und Eapitelium des. welſchen und roͤmiſchen 
Solipſismus, die Univerſalmonarchie ober Qt 
publik ber Weltbuͤrger im eigentlichſten Wort 
und Sachverſtande, die Erſtgeburt und Metro⸗ 
polis triformis Chimaerae, und der ganze theo⸗ 
legico » politieo/hypoctitiſche Sauerteig eines, 
in den Eingeweiden grundverderbter Natur unb 
Geſellſchaft gaͤhrenden Macchiavellismus und Je⸗ 
ſuitismus mit der Argliſt unb. Allmacht bed 
alten kleinen Gottes Cupido lauſchte, und fein 
Spiel mit den Suſanneubruͤdern und. Belials⸗ 
kindern unſeres erleuchteten Jahrhanderts trieb. 

Den talmudiſchen Vorurtheilen der Welt⸗ 
und Schulweisheit zufolge war das Phaͤnomen 
religioͤſer Macht eine zufällige nſarpaloa⸗ 
$emann'é Schriften VIL Th. 8 


N 


Pd 


114 


deren. Wirklichkeit feine andere Quelle-bat 
te, als den veränderlichen periobifhen Wil 
fen einer unbekannten Macht unb ihrer eigen⸗ 
Annigen Launen. Dem befien Willen nnb der 
seinen Vernunft des Judenthums allein gehörte 
und gebübrte ein vollfommenes , ausſchließen⸗ 
des, in bet Charta magna und pragmatifchen 
Sanction der außerordentlihen Geſetzgebung 
gegründeres, aus bem Verfiande Gottes 7?) 


unmittelbar und nothmendig fliefendes ewiges 


und paradififches Vorrecht und Praͤrogativ, 
nad Aehnlichkeit des erfien alten Adams über 
die Sifche im Meer , über bie Bögel unter bem 
Dimmel und über alles kriechende Ihier, ais : 
der rechtmäßige Univerfalerbe aller irdiſchen 
Ereatur und gefammter Producte, bis auf bie 
primam materiam des feinfien Urſtoffs ju ver. 
gebren unb zu verſchlucken. Weil Adam IT. der 
edle einzige Menfchenfohn, zwar vom Weiße 
geboren, aber bas Ebendild und fichtbare 
Gleichniß des allein anberungswärbigen Oti 
fes, wie der gerechte Abel im Zweykampfe, 
von den Gärtnern, weiche nicht wollten, bag 
diefer über fe berrfchte,, ermordet worden war, 
fo. berubte auf bem Berbienfie biefer Helden 
that das vollkommene Erbrecht des eriedigten 





79) Ibid, Abſchn. II; €, 32, 33 F ( 











115 


Weinbergs. **) Blieb nicht Theodor im Schuid« 
thurme ein König von Eorfica? — warum 
nicht auch Jeruſalem die Haupt» unb. Mut⸗ 
terftadt aller zerfirenten -Infeln and Cofonien des 
ewig feſten Judenthums? Der platonifche 
Apologift deſſelben machte πώ eben fo wenig 
Gewiſſen, einen alten Fleinen Namen über 
das Portal und bie beiden Thorflägel feiner 
philofogifchen und philoſophiſchen Schug » und 
Trutzſchrift aufzuhängen und angufdlagen , als 
der römifche Landpfleger Bedenken trug , bem 
affergrößten Webertreter der anferordentliden 
Geſetzgebung feinen rechtmäßigen und ehrhaf⸗ 
' ten. Tite! mit drey Zungen und Sprachen im 
Geifte der Wahrheit am mittelften Pfahl alle 
gemeiner oͤffentlicher Schaͤdelſtaͤtte zu verlante 
baren, zu bekraͤftigen und ju behaupten. | 
Wenigſtens nichts Neues, mie der 
Verfaſſer abermal ſelbſt in und vor ſeinem 
Werke bezenget. 7?) Weder Neues nod) Al⸗ 
tes, weder armes nod Kaltes, feider ! für 
katadupiſche Virtnoſen, deren Ohren durch die 
Sphaͤrenharmonie in den unaufhoͤrlichen zeitte | 
gen Roßmuͤhlen des orthodoxen Judenthums 
an. katholiſchen Vetmraligenchame geſchliffen 


— —  — Sun 

71) Εως. XIX. 12— 29. XX. 9— 19- p et 
VIL 29. Gbr. L 3. Sog. IV. 24 : Ä 

73) Serufalem, Abſchn. U. ©. 29. — IMs 


93 





τιό 


und zugefribt And. Es E demnach Zeit, wie 
Φίείεη einmal zu ſchlieben mit einem lauen, 
ſchlauen: 

All Fehd bat nun ein Ende ! 


„Bei Augen bat, der febe^" — den Spars 
ren eines pharifäifchen Oplittet» und Sitten: 
titers. „Wer Augen bat, der prüfe” dag 
Zünglein und Scheerlein eines fopbiftifden . 
Münzuden, der das verbdienftlide Werk ber 
Beſchneidung an der Vorhaut religidfer Macht 
mit uneigennügiger Andacht verrichtet, auf Ko» 
ſten der Kinder ded Reichs und Landes, bet 
öffentlichen Ehre und Wohlfahrt, in den Gaſt⸗ 
mahlen allerchriſtlichſter welſcher Lotto: Projects 
und Plusmacherey oben anfigt, unb den Se 
gen über bie vollen Schläuche feines heiligen 
Magens: fpribt. Das Selbſtlob fleifchlichee 
Bernunftaugen it eine hoͤchſt ſchaͤdliche Flie⸗ 
ge. Jene blinden Leiter, welche auch behaup⸗ 
teten: Wir find ſehend 7°), blieben verſtockte 
Schwaͤrmer und Liebhaber ihrer ſchwarzen Fin⸗ 
| fiernif. Das Licht and Recht des Geiſtes und 
Herzens fiegt nicht im Geblüte guter Willens. 
mepnung, noch im reinen ii dés Buchſta⸗ 
bens, nod) im Eonventiondfuße menféengdai 
fige Beyfalls und Zengniffes : fondern das ift 


9 -ς 
* 





. 
ες ον .. "24 
. 


73) Sol, TX. 41. DENIM 


37 


ein Sube "*), ber inwendig verborgen, unb 
vefte. Lob and ost if; deſſen Ueberzeugung 
wicht :anf das Leben ber Todten 75), die ihre 
Sodten andftatteten ,: fondern- anf Wort und 
That: eines Mannes Gerabt, der, alé ein Olett 
ver: Lebendigen unb nicht ber Todten, ais ein 
Arge der Kranken und: Schwachen ‚. uit ber 
Ge(rimben und Starken , eine algemeine Since 
' fut ber lnferblichkeit ‚gegen beu ‚Stachel des 
€obe$, nad) einem Siege des Rechts: und. der _ 
Macht über das allgemeinſte Naturgefeg, uub 
aus dem Aaſe und Suodjengerippe bes. Wär« 
gerd:.und Defpoten Speiſe und Suͤßigkeit zum 
zmtrinientum spuritus hervorgebracht bat; damit 
Sriede anf Erden‘, durch bie Wegwerfung ei⸗ 
ner Sb(tu und ehebrecherifchen Art ,. zum Wohle 
gefallen des ganzen Menfchengefchierhtd , bit 
Wiederaufnahme des verlornen Sohns aber 
zum jüngften Borfpiel der herrlichſten und ſchreck⸗ 
urhſten Qiuferfebung , usb bie Vollendung des 
Wettalls zur Ehre in der Hoͤhe hereitet wer⸗ 
den fomte. " 
| Der natütiide Widerſacher und Erbfeind 
des Ebeiſtenthume und neuen Kirenreches liegt 





74) 916m. IL 20. XL Is 
75) Immo vero ü vivunt, qui ex corporum vincu- 
lis, tanquam e carcere evolaveruntj vestra νο 
'ro, quae dicitur vita , mors est, Cio, Somm, 
- Seipionis, | 


118 
/ 


nunmebre entbloͤßt dub entfeeit. Die Tiefen 
des dreykoͤpſigen Titeld zur zweyſpaͤnnigen Sent. 
und Schugfchrift find dem Crfenntnifoermigen 
des Leferd anfgebectt ; die 2üllerungen und C 
gen ber Schule, die fiih ben Mamen des Vue 
denthums nnb ben Ruhm einer außerondent. 
lichen Gefeggebung anmaßt, bur) einen η: 
aufhoͤrlichen zeitigen Natur = und Creatarbienff, 
aus tängft gemefenen Rónigénbrbern und tp» - 
rannifchen Sklaven, fit zu Eroberern eines 
Koraniſchen Himmelreichd und rabbinifchen es 
rufalems träumt; ber Thron und Stuhl bes 
CThiers, bas gewefen ift, nicht if, wiewohl es 
fein Dafton beweist ; das Geheimniß des geiſt⸗ 
lichen , apofalpptifchen Namens, βαίί bed. auf 
der Zinne des Buchs ausgehängten Schildes , 
find entfiegelt und offenbart, durch bie Clavi- 
culam lll Terminorum, u$ welchen bie Aufe 
. fétift des jüngfen Juͤdiſch ⸗Babelſchen Wol⸗ 
flaners zufammengefege if. Mein metakriti⸗ 
ſches Paradigma fchließe fi) nun nod) mit einer 
fleinen Bitte und Warnung an ſaͤmmtliche 
accrebitirte Thorſchreiber und Beſeher allgemei« 
ner allemannifcher Litterature, die Declaratio⸗ 
nen nnb bleyernen Stempel ihrer Buchſtaben⸗ 
männer auf den Mubrifen der zu Markt ge» 
führten Mannfacturen, mit machenden, wo 
nicht bewaffneten Augen zu berificiren, und 
felbige nicht bloß nad) bem- Derfonmen und 





ET 


Schlendrian δε ebels Monats ju berichtigen, 


Eine gewaltige, aber nicht gemaltfame 75) ris 


tif, wie ber Schriftgelehrten ihre , eine vole, 


aber nicht eigenmädtige hypokritiſche Geſetzlich⸗ 


feit gehört zu ben Beduͤrfniſſen unferer durch 
Unenthattfamkeit erfchöpften Preßfreyheit. Wa⸗ 
ram erfhien ert. in der Vorrede zur zweiten 
Auégabe des zu feiner Zeit eine Eure Weile 
bewunderten Hephaͤſtions, das Gefpenft eines 
aͤgyptiſchen Mönche oder Prieſters, ohne das 
geringfie Wahrzeichen einer Urkunde, noch εἰ. 


nes logiſchen Mittelbegriffs zwifchen einem fo- 


Domonpmen 77) Namen und bem Juhalte bed 





76) Vim appellant, quae est potius violentia, Quin- 
til, Lib. IL eap. XII, | 

?7) J. À, Fabricii Bibl, graec, Tom, II, Lib. I. Cap. 
XX, 6. :9. De Hephaestione et Vettiis. Tom. 
VII, Lib, IV, Gap. VII, 6.10. De Hephaestione 
Alexandrino et aliis, quibus addendus Sophistae 
Juliani discipulus Hephaestio Coquus im [X 
Buche ber Verwandlungen bed Apulejus. Nomen 
est coquo accommodatum , fagt Beroaldus. Die 
genaue Verbindung ber ars culinaria mit ber reli⸗ 
gidſen SRadt iR aus bem Fragmente eines Briefes 
ber Olympias an Aleranber den Großen, unb eines 
Gedichte zu erſehn, in weldem ein Meiſter Rock 
über bie Natur bec Dinge philofoppirt unb ben 
Φεβ ſeiner (djnen Kunft mit ben Eleuſiniſchen 
Geheimniſſen vergleicht. Athen. Deïpnosophi, Lib. 
XIV, cap. XXII, XXIII, 


120 


Buchs oder ber eigentlichen Abficht δε Ver, 
faſſers? Sleichwohl geruhte der SBerlinifche 
Strabo alsbald dieſen unbewaͤhrten Umſtand 
in ſeinen woͤchentlichen Nachrichten nachzube⸗ 
ten. Vielleicht hatte dieſe Maske nichts wei⸗ 
-tet im Hinterhalte, als bie hirnloſe Ideenaſſo⸗ 
ciation und einen fortgeſetzten Familienſcherz 
zum Namen des Alexanders von Adlers⸗ 
heim, und ſeiner Apologie des Freymaurer⸗ 
Ordens. 

In dem erſten Abſchnitte Jernuſalems wird 
bie Frage religioͤſer Eide nicht blos beruͤhrt, 
ſondern vornehmlich der Epiſcopalkirche in Groß⸗ 
brittanien zum Nachtheil alles, was zu den 
Alten geſagt ift 7°) ventilirt, und in ihr Gee 
wiffen, wie in einen glühenden Backofen des 
ſchoben; unterbeffen das ansdrückliche Verbot 
des Bergpredigers. allerdings nicht bey Jeruſa⸗ 
lem zu ſchwoͤren, nod) ihren Namen sum Flu⸗ 
den, Zaubern, fügen und Trügen zu mißbrau⸗ 
Den, meines Willens keinem einzigen der Res 
cenfenten und Intereſſenten deë von ihnen bere 
£toigten Mendelsſohns eingefallen ift, und ohne 
geachtet der Grund dieſes auferordeutlihen 
Verbots bereits im adt mb vierzigſten ber 
Dfaîme offenbart und gefrieben ftebt: denn 
fie ift eines großen Knie Stadt, 





78) Matth. v. 33 — 35. 





29€ 


Diefem Könige, deſſen Name wie fen 
Ruhm , groß anb unbekannt if, 7?) ergoß fid) 
der kleine Dach meiner Autorfchaft, veradtet, 
wie das Waffer zu Siloah, das Nike gebt. 5°) 
Kunſtrichterlicher Ernſt verfolgte den bütren 
Halm, und jedes fliegende Blatt *:). meiner 
Muſe; weil der dürre Halm mit den Kindlein, 
bie am Marfte figen, ſpielend pfiff und bas 
fliegende Blatt taumelte und Fchwindelte vom 
Ideal eines Königs, ber mit ber größten Sanft⸗ 
muth und Demuth des Herzens von fib. ruͤh⸗ 
men.fonute: Die iſt mehr denn Oalo 
mo! 539) Wie ein lieber Buhle mit dem Ras 
men feines lieben Buhlen das wiliige Echo 
ermuͤdet, und feinen jungen Baum des Gartend 
uod Waldes mit den Schriftzügen und Mahlzei⸗ 
hen des Markinnigen Namens verfchont: fo war 
bas Gedaͤchtniß des Schönften unter den Mens 
(denfinbern mitten unter den Feinden des $6, 
nigé eine ansgefchättete Magdalenen » Salbe, 
und (lof. wie der fkoͤſtliche Balſam vom Haupt Has 
vous hinab in feinen ganzen Bart, binab in fein 
Kleid, Das Haus Simonis des Ausſaͤtzigen .in 
Sethanien warb voll vom Geruche bér evangell⸗ 





79): Hiob. XXXVI, 46 
5ο) tyef. VHL 6. 

11) φίοῦ, XIIL 95, 
32) Matth. XI, 16.: 


1223 


fótn Salbung; einige Garmberzige Brüder und 
Kunftrihter aber waren unmillig Aber beu 
Unrath, und hatten ihre Mafe nur bom Leihen« 
geruche voll, à): 

Ein feines Lied, beffen Gegenſtand nice 
das Herz, fonbern ber Griffel eines guten Schrei⸗ 
θετό dichten muß! Weil der Kopf immer ver. 
gift, und die Linke nie recht weiß mas bie Rech⸗ 
te pflügt und malt, fo wirken träumende Bil= 
der und Gefühle im Schlummer der Befonnene 
brit, — Meine Zunge müfle an meinem Sans 
men leben, und biefe brep Ginger berborren, 
ihrem Gaͤnſekiel ähnlicher als sine. Menfchen« 
‚band, bit weder genefe noch wieder zu mie 
fonme. ®*) —Ó 
, Oiebt es Dyermafchinen son. Schriftkieflern, 
Inſecten bie Elüger find als bie Weifen 5), bie 
Goftme wie bie Spinnen und Theorien mie 
Boͤgelneſter bauen, Amfige Bienenſchwaͤrme, 
die für ben Θε[ώπιαά des Publicums nnb 
befielben Aufklärung mit einer automatifchen 
Induſtrie arbeiten, welche die Nachahmuug 
menſchlicher Vernunft und Kunſt uͤbertrifft, 
fo babe id. nie geménfdt, mit der Ehre foie 





83) jf, CXXXIIL 3. Matth. XXIV, 6, 8. 30. XII 

| 94) 9f. XLV, CXXXVIL 188, der Könige, xum, 
4 — 6. uu 

*s) €pr. Col, XXX, 24, Siob XXVII, 18, 








123 


cher verfiärten Oelgoͤtzen uͤberkleidet zu werben, 
ebtr nach ihren Lorbeeren, Kränzen und Hoͤr⸗ 
nern gezielt für meinen kahlen ‚Scheitel. 
Hab id) mir.grauen laffen vor ber großen 
Menge, oder bat πώ die Verachtung der 
Sreunbídaft abgeſchreckt 55)? Habe id 
meine Schalfheit und bie Scham meiner Bloͤße 
mit Feigenblaͤttern gedeckt, ober ble Miſſethat 
meiner drey Schreibfedern verheimlicht? Nicht 
aus vorgefaßter Bewunderung, ſondern mit 
&6eriegtem Nachſpott babe id) den bunten fangen 
Schweif und Ochmuck des äfopiichen graculus 87) 
angelegt. Ich babe nicht nor eine SDeidte vou 
allem, was ich je ſchrieb, fondern- aud) das Ge 
luͤbde meines künftigen Stiliſchweigens auf Zeit⸗ 
lebens beretts abgelegt. Tessare, hon celere 
volui, 98) 

"Wozu aber nun ned Diefer letzte Av tle 
nes Gymnoſophiſten? Wird meine Schweißtaufe 
über. ben Todten hide eine andere von febene 
digen Hagelſteinen unb. Pechfackeln nach $$ 
ziehn? Werde ich abermal mit: einem es sa- 
weyDuy nai xara eod». 5?) Dabon kommen? 





86) Hiob XXXI, 33. 34. 
$7) — — contemnens suos Famasg se pavonum 
, immiseuit gregi, Phadr, Lib, I, Tab, II, 
#8) Das Gegentheit, fagt Gicero von feinem Landemann 
Barro, gleich im Anfange der Quaest, Acad, | 
89) Iſokrates Im Œingange feines Panegyrikus. 


122 


ſchen Salbung; einige Garmbersige Brüder und 
Sunfridter aber waren unwillig über ben 
Unrash, unb battes ihre Naſe nur vom Leichen⸗ 
geruche voll, à) 

Ein feines Lied, deſſen Gegenſtand nicht 
das Herz, fonbern ber Griffel cine guten Schrei⸗ 
pers dichten muß! Weil der Kopf immer vere 
gift, und bit Linke nie recht weiß was bie Rech⸗ 
te pflügt sub malt, fo wirken träumende Dile 
ber und Gefühle im Schiummer der Befonnen« 
heit. — Meine Zunge müffe an meinem Caux 
men fíeben, und biefe brep Ginger verdarren, 
ihrem Gänfefiel ähnlicher ais eine. Menſchen⸗ 
band, bie weder genefe nod) mieber zu mir 
tonne. 54) 

Beiebt «8 Dpermafchinen son. Sérififettern, 
Sinfecten bie Elüger And als bit Weifen 35), bie 
Soſteme wie die Spinnen und Theorien wie 
Wögeinefier bauen, aͤmſige Bienenſchwaͤrme, 
bit für ben Geſchmack bes Publicums nnb 
deſſelben Aufklaͤrung mit einer automatifchen 
Induſtrie arbeiten, welche die Macbahmung 
 menfchlicher Vernunft und SKunft übertrifft, 
fo babe ich nie gewuͤuſcht, mit der Œbre fole 





M) 9r, CXXXIIL 3, Matth. XXIV, 6, 8. Soh. RU 


| 94) 9. XLV, CXXXVIL 1 B. der Könige, XIII, 


4 — 6. 
^ 55) €pr. Goal, XXX, 24, ob xxvn. 18, 


195 


einige nit eria "den Nuͤhm bes Deutfcheir 
Athens: und Sparta ,. und find bie Preußen 
nicht wmüdbigt. Barbaren in ben Mugen ver 
allgemeinen Demagogen ihres. Jahthunderts 1 
Wird ber: Koͤnig der Juden nicht eben fo ver 
fannt and. erniedrigt, aid der. König der Preu⸗ 
Ben dem römifden ‚Höfe: frentbe und feiner 
hoͤchſten Wuͤrde eutbloͤßt geblieben it? . : : 

Gotgatba war. ver: teste Triumph ber 
aufierosdentlichen Gefeggebung über δε Geſetz⸗ 
geber. ſelbſt, -nub- feite ‘auf. biefenv Dâgel ges 
pflanztes Holz des Kreuzes iit bas Panier bed 
€b5riftentfumé,: - . 

Im Worte. Scheblimini aber ων T 
Tugend unb Kraft des einzigen über alle Na⸗ 
men erhöhten Namens (außer welchem kein 
Heil und Oeligfeit für bas menſchliche Ge 
(Φίαθί weder gefucht noch gefunden werden 
kann,) ber verborgene Schatz aller außeror⸗ 
. beutflijen Seſetzgebungen und mothologifhes 


Religions » Offenbarungen , ble ἐδβίίώε Berle ' 


zwifhen den beiden Auſterſchalen des Juden⸗ 
thums und Heidenthums; das Geheimniß ihs 
ver natürlichen Oefonomie und elementarifchen 
Gleichfoͤrmigkeit, der "einzige Schluͤſſel des vom 
unfidtbarta: Nichts dusch alle Aeonen des den 


Sinnen algegenwärtigen Weltatis bis zur Aufe - 


ibfuitg deſſelben ſich ſelbſt entwickelnden, vol⸗ 
iendenden, in Gift. und Wahrheit. verflärenden 


- A 


\ 


144 


Wurden nicht zwey Donnerfinder 59) 9Η, 
peu: bertinifepen Herolde für Menchelmoͤrder 
des verewigten - judifchen. Weltweifen - aude» 
ſchrieen? Dat fi) .nicht ein fanatifcher und eno 
thuſiaſtiſcher Jeſus Sirach erfrecht, feine ne 
beren Anſpruͤche anf dieſen verdienſtlichen Raub 
zu eutlarven, weil Νε blaſenden Mitlauter bex 
RPolkoſtimme eben fo ſtark in ihrer barmberr 
zigen Toleranz mit den Geſiunungen eines Ven 
fus ?*) Barrabas fompatbifiren, als ihre βαν. 
et Handluugs⸗Gerechtigkeit mit, den goͤttlichen 
Serichten uͤber unſchnidige Nazarener wetteifert. 

Gefetzt alfo, id) haͤtte a dieſem fliegenden 
Briefe fo viele Winter» nnb. Sommermonate 
unter Leibas⸗ und Gemuͤths⸗Schwachheiten 
vergeblich ‚gearbeitet; meine Kraft umſonſt wph 
unnuͤtzlich zugebracht, fo verdient doch das Theme 
meiner legten Autorſchaft, aud ihre gegenwaͤr⸗ 
fige Schlußrede einen weit grófern. Aufwand 
meiner πο uͤbrigen kurzen Lebenszeiut, als ein 
alter Sophiſt und zugleich ‚Gegser falfo 6» 
ruͤhmter Kunſt, an der Lobſchrift ſeines Va⸗ 
telaubó aufgeopfert babes foil. 3) — Les 


90) Marc. ΠΠ. 17. 
sep ου einigen‘: wenigen Sami "des matt. 
XXVI, 16,'17. -- 
. ?*y Cinnae Smyraam novem -- accepimus sciip- 
tam; et Panegyricum Isocratis, qui parcissime, de- 
cem anuis dicunt elaboratum. Qukitil. Lib, X, c, 4. 


| | 195 
einige nift "Berlin beu Nuͤhm 8r deutſcheu 
Athens und Sparta, und find bie Preußen 
wicht munüdbigt Barbaren it den Mugen ber 
allgemeinen Demagogen ihres Jahrhunderts ? 
Wird ber: König der. Juden nicht chen {ο ser 
kannt und: erniedrigt, als der König der Preu⸗ 
Ben dem roͤmiſchen Höfe: frentbe und feiner 
hoͤchſten Wuͤrde eutbloͤßt geblieben. 40? . 

Goígatia war. "der: teste Triumph ber 
außerordentlichen Gefeggebung Aber ben Geſetz⸗ 
geber. ſelbſt, “und feits auf. bieftae Hägel ges 
pflanztes Holz des Krenzes IR bad Parier des 
Ehriſtent hums. 

Im Worte &áeblimint. aber negt " 
Tugend: und Kraft des einzigen über alle Ras 
men erhöhten Namens Canßer weichem kein 
Heil und Seligkeit für das menſchliche Ge⸗ 
fidlecht weder geſacht noch gefunden werden 
faun ,) ^ ber. verborgene Schatz aller außeror⸗ 
bentioen Geſetzgebungen und mothologifchen 


Religions = Offenbarungen , ble koͤſtliche Perle 


zwifchen den beiden Aufterfihalen des Juden⸗ 
fóumó und Heidenthums; das Geheimniß ifo 
ver natärlichen Oefonomie und elementarifchen 
Gleichfoͤrmigkeit, der einzige Schluͤſſel des vom 
unſichtbaren Nichts durch alle Aeonen des ben 


Sinnen allgegenwärtigen Weltalis bis zur Aufe - 


ibfuitg deſſelben ſich ſelbſt entwickelnden, vol⸗ 
iendenden, ig Gift und Wahrheit. verflärenden 


- \ 


^ 196 


Yroblemd anb Mätbieie, Seber, Epopten wb 
Zeugen der Leiden usb hernach gefolgten bere 
kichfeit °°) wurden zu allen Nationen unb Crea» 
turen audseräftet und ausgeſandt mit per uͤber⸗ 
ſchwenglichen enangelifchen Predig: MIR 
ἐᾷ gegeben.alle Gemalt im Himmel und 
auf der Erbes mit dem Königlichen Worte | 
der Verheißung:. Siche, Ich bin δεν euch 
elíe.Sage bis an ber Welt Cube. 

Nach einer poſthumen Ueberſetzung des Guns 
dert unb zehuten Pſalms wird die genane Des 
ziehung meines Scheblimini zu der Aufſchrift 
des Mendelsfohnichen Jeruſalems nod) einleuche 
gender , und ich- hätte mich fihwerlich bei bem 
Schutte und Otaube einer zerfiörten Stade 
faum :fo lange vermweilt, wenn ich zeitiger 
gewußt Hätte, bag der alte Kleine Name Se 
sufalent, vermôge einer gewöhnlichen chaldaͤiſch⸗ 
philoſophiſchen Sprachverwireung , die rechte 
Dand des unaus(predliiden Namens 
f$e6oba ausdrädlich bedeutete. 

Luther, ber deutfche Elias und Exnenerer 
des durch das Meſſen⸗ und Maͤnſim⸗Gewand 
ver babplonifhen Baal entfielten Chriſten⸗ 
thums, gab daher mit fofratifher faune bens 
Schutzgeiſte feiner verjährten Oteformation bem 


93) 2 Petr. I. 11. 16. Man vergleiche hiemit ben pas — 
thetifchen Stadjbrud womit der apokalyptiſche Cvan⸗ 
* * gelift unb Apoſtel feine evfte erhabne Epiſtel anfängt: 


197 


fabbalififhen, Namen Scheblimini ?*), mel. 
chen ich mir bloß deshalb. anmafte und neben 
Golgatha flefite, nm bie einfanı weinende Ra⸗ 
bel irgend eines chriftlich » proteflantifchen Le» 
fers in ber Wuͤſten mit ber. ſomboliſchen Ver⸗ 
wandtſchaft ber itbif$en Dornen » und bimme 
lifhen Ssernenfrone, und dem freujmeis aus⸗ 
gemittelten Verhaͤltniſſe der tiefen Erniedri⸗ 
gung unb erfabengen. Erhöhung ‚beider entges - 
gengefegten Naturen jm tröflen: unterbeflen ber 
Ismael einer SBolfianifen Muſe mit ber Dies 
sogipphe einer alten Stabt und ihrer heimli⸗ 
den Anfprüche auf ein priapifhes paradiſt⸗ 
ſches Himmelreich bie Verſchnittenen ber Otto⸗ 
mannifchen Pforte, durch aufgewaͤrmte Maͤhr⸗ 
en. und dramatiſche Günbliein 2°) auf feine 
Seite gebradt Hatte . 





94) M. Maul Chriſtian Hilſcher von Dr, 9X. Lutheri 
vermeinten Spiritu familiari, oder deſſen ſogenann⸗ 
tem Scheblimini, worauf er ſich nicht anders als 
“auf Gott im Himmel febft verlaffens au von 
demfelbigen au ber ín ber Augäburgifhen Gonfeffion 
enthaltenen evangelifchen Wahrheit gar fonberlid 
ausgeruͤſtet und ‚befchüget worden, zu erbaulicher 
Betrachtung bes herrlichen Vortheils aus dem Si: 
gen Ehriſti zur Rechten Gottes, Dresden. 730. 8. 

95) — minimis etiam inventiunculis gaudent, quae ex- 
eussae risum habent, inventae facie ingenii blan- 
diuntur. Quinctil, VIII, 5, 


/ 
338 : f 


Gaolgatha und Scheblimini waren alfo reine 
Schattenbilder des : '€briftentóumé und Eu 
therchums, ihres. gemeinfchaftlich von Bater 
und: Sohn, Mutter und &odter auêges 
benben, einfachen, aber an Gaben mannigfale 
tigen Geiſtes, weiche wie der Cherubin zu bei» 
, bem Enden bes Gnadenſtuhls das verborgene 
. Bengnif meiner Autorſchaft und ihrer Bandes. 
lade- bebeckten vor den Augen ber Samariter, 
der Philiſter, und des tollen Poͤbels zu Sichem. 

Ich weiß nicht, wie die beiden Gegenfünbe, 
bie meine geheime Autorfchaft über ein Viertel 
Jahrhundert im. Schilde geführt, Chriſten⸗ 
tbum-und Lutherthum, bard ben Zaubere 
flab ber Modegöttin in eine Helena verjünge 
worden , um bie ſich Trojaner und Griechen 
katzbalgen, weil die Coflectionamen der Sato 
lifen und Sefuiten , ber intoleranten Schwei⸗ 
zer und religiôfen Gottfhebianer und Klotzia⸗ 
ner bem Sprachgebrauch ber modernen Geſetz⸗ 
geber und Tyraunen bed Seſchmacks nicht be⸗ 
bogen. — 


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Driefe 


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von 1784 big 1788 


- 


Samann’s Schriften. VIL x6. 9 


\e 





332 An 3. 8. Hartknoch. 


. N 
Königsberg ben I4ten März 1784. 


Herzlich geliebteſter Freund, Des alten lieben 
Jacobi Schwanengeſang uͤber Mendelsſohns 
Jeruſalem hat mich auch begeiſtert, zwey bis 
drey Bogen zuſammenzubringen, die ich auch 
herzlich gern gedruckt ſehen wollte, und gegen 
Ihre Ankunft fertig halten moͤchte: Golgatha 
und Scheblimini. Bon einem Predi—⸗ 
ger in bee Wuͤſte. Diefe Bogen - find mir 
febr fauer geworden und möchten es noch mers 
ben. Wenn Sie fif damit befaffen wollen, — 
entweder felbige zu verlegen oder unterzubrine 
gen, — vielleicht am ficherfien in der Schweiz, — 
denn Sie fennen meine ἁποβίίώε Vorſicht, 
vidt ſowohl für mich ſelbſt, als für Andere. | 
— Uber eine gute Portion von Eremplarien 
beftelle ich mir zum voraus, um mit meiner 

Siesden - Wurft gegen die Schinken meiner | 
Sreutibe werfen zu Finnen. -Doc erſt muß 
ber Fiſch im Netz (eon, und darnech von der 
Theilung die Rede. | 


9 κ 


139 ’ 


— Die goldene Medaille, weiche dem Prof. 
Kant vorigen Mittwoch überreicht worden, hat 
das Jahr feiner Geburt 23 ffatt 24, unb εἰ, 
uige Kieinigfeiten mehr, die feine Greude über 
die ibm erzeigte Ehre gedämpft, | 


333. An Herden. 


Königsberg ben oten à Mal 1784. 


. Kerzlich geliebter Freund, Am lieben Palm⸗ 
@ountage, ber mir lieber. -gemorben , (eitbeut 
er. mir meine ältefte Tochter gebracht, Fam Ihr 
Brief und einer von Steidbarbt an. Run, der 
vas ‚Lehen giebt, wird auch alles, was dan 
gehört, uns fchenfen, und Erudte wird auf 
erfolgen zu feiner Zeit, wenn gleich bie Sichel 
eben fo müde macht, und zumellen mehr Schweiß 
anépreüt, als der (ing. Gost wird für Kel⸗ 
ler unb Tenne / ſorgen, ben dqRéof eligen 
zu erquicden, 

Ihr Wunfch if erfüllt. Meine drey Dos 
gen Golgatha und Scheblimini gehen mit 
ber morgenden Poſt ad. Ich babe das game 
Jahr daran gearbeitet, unb ich glaube übet 
ein Buch Papier verſchmiert, immer gegen D ero 
fopfung und Durchfall der Gedanfen und 
des Styls zu kämpfen gehabt; wurde endlich 
uͤberdruͤſſig, bie legte Hälfte answnglätten and 
au vollenden. 





— 


133 


Hartknoch hat mir den Titel Ihrer Schrift 
mitgetheilt, ich weiß aber nichts mehr davon, 
als Fdeen, und ich glaube, daß Mendelsſohn 
bey Gelegenheit feines verewigten Sreundes 
Leffing auf Sie gezielt. Mie er meinen Aus⸗ 
fal aufnehmen wird, mag bie Zeit lebren. 
Sr freymüthiges Urtheil würde mir febe 
. wohlthätig ſeyn, wie ich mir überhaupt einen 
Gegner wünfchte, ber mid fafte, und mich 
nôthigte, den Waizen zu fichten, unb mich 
feibft über Manches beffer zu erflären. 

Bon thôridtem Autorwefen, wie Sie 
e$ gut nennen, Derzendfreund , genug! Gott 
wolle Frühling und Arzney an meiner verch« 
‚zungswürbdigen Frau Gebatterin gedeihen faf» 
fen, und Ihnen auch nad) verrichteter Arbeit 
Ruhe unb etivas beſſeres ald Autor: Ruhm 
nnb Kunſtrichter⸗Beyfall fchenfen — ans 
daͤchtige, erfenntliche , zufriedene , erbaute Les 
fer; denn über ben fompathetifchen Einfluß des 
Gift und die füßen Cinbrüde dieſes Gefühle 
geht nichts. Er verhält ch zur Grauenliebe , 
wie der fanfte ftille Drondfchein zum urit ful- 
gore suo der fohwülen Sonne. 

Ehen erhalte einen Brief von Dr. Lindner 
aud Wien, beffen langes Stillſchweigen alle 
feine Freunde beforgt gemacht bat. €8 if eine 
Einlage an die alte Mutter. Muß mich alfo 
anziehen, uni der armen, verlaffenen Wittwe 


/ 


134. 


eine Freude zu majen. So fpielt der Lauf 
ber Dinge mit aflem meinem Vornehmen. Sd 
dachte mid beute nicht von dem Großvater. 
finíe zu rühren, unb batte Ihnen ben gone 
zen Tag zugedacht. Immer ein andered Sn» 
termezzo für die Babel jedes Tages nnb (eie 
nen man. —— 

Run, Gott (age Gefundheit, Aube und 
Srenbe in Ihrem ‚ganzen Haufe grünen unb 
bluͤhen. Ach füfe Ihrer trenen Gehuͤlfin die 
Hände, und umarme Sie unter tanfend Wuͤn⸗ 
ſchen für Vathchen und Geſchwiſter. 


334. An J. δ. Sartknoch. 


Koͤnig sberg ben zten Mat 1784. 


Liebſter Freund Hartknoch, Gott gebe, daß 
Sie geſund und wohlbehalten das Ziel errei⸗ 
den unb eine gute Meſſe machen, und auf 
ben Mißwachs bed vorigen Jahres ein befto 
reicheres folgen möge! Hiebey das Manufcript. 
So gern ich es mit Ihnen gedruckt (eben möchte, 
fo Sitte id Sie bo, auf Ihre Sicherheit 
zu feben, und im Rothfall es ip ber Schweiz 
zu beforgen, wohin ich meine Zuflucht genom⸗ 
men Daben würde, wenn ich, wie id) beforg« 
te, Sie hier nicht gefeben hätte. Die Fooi⸗ 
Gelder Haben,’ wie natürlich , meinem Pegaſo 
manchen Sporn gegeben. Sapienti set. 








133 


Der Abt Galiani, deſſen Gefpräche eines 
meiner liebſten ‚Bücher it, bat ein Werk in 4: 
zu Neapel beransgegeben , de’ doveri di prin, . 
cipi neutral. Ich babe nad) feinem Buche 
della moneta mehr alé einmal umfonft nad 
Italien fhreiben laffen. Er bat auch Com- 
mentaires sur Horace gefchrieben. — Sollte von 
allen Werfen dieſes auferorbentlien Mannes 
nicht ein Eremplar aufzutreiben ſeyn, und in 
unfern Gegenden abzufegen? Wenn fie bent 
Gefpräche über den Kornhandel an Gehalt gleich 
find, borgte ih bas Geld dazu, fo arm ich 
bin, nnb bádte e8 nicht zu verlieren. Da 
Sie fi auch um Englifches befümmern : fo 
wuͤnſche ‚ich fdon Sabre lang Harris Cdeffen | 
Hermes oder philofophifhe Sprachiehre ich Ges 
fige,) Philosophical Arrangements und Phi. 
lological Inquiries, Erſtere bat mir Mendels⸗ 
fobn Hier empfohlen. Doch die Speculationeg 
eines DBerlegerd und Autors find verfchieden , 
und ich freibe biefes alles fo verloren Din; 
denn der metaphufifche Geſchmack ber englifchen 
Schriften möchte kaum unferes Publici ſeyn. 


Von Herder, 
Weimar ben roten Mal 1784» 
Hier Haben Ste, liebſter, beſter, aͤlteſter Freund, 
ben erſten Thell meines neugebackenen Philoſophie bee 
Geſchichte. Kein Wort vom alten ſteht bisher darin, und 


136 | | 
Νε Erundlage it fo weit unb. tief umher geholt, baf 
mir vor bec Ausführung «εδ Baues felbft grauet. Gott 
wird inbeB ben guten Willen für die That nemen, und 
wenn εδ ſeyn foll, werde id) mit bem Buche zu Ende 
kommen, beffen Fortgang ans diefem Anfange ποώ ſchwer 
au ervathen ſteht. Keine Schrift in. meinem Leben babe 
(ῷ unter fo viel Kümmerniffen und Grmattungen von 
innen, unb Turbationen von auffen gefchrieben, als bits 
fes fo bof, wenn meine Grau, die eígenttid) autor au- 
toris meiner Schriften ift, unb Böthe, der burd einen 
Zufall bas exfte Bud zu feben bekam, mid nicht unabs 
. Wig ermuntert unb getrieben hätten, Xie | im us der 
‘Ungebornen geblieben wäre. Ich dürfte unb verlange nad 
θύτες Meynung. Daß id in bie Grundfäge und mande 
mal in bie Flitter⸗Beſchoͤſtigungen unferer Zeit Habe eine 
gehen mäffen, als ob Πε große Sachen wären , mußte 
ídj, um Diag zum Folgenden zu gewinnen, und von bem 
Punct , worauf jest alle Raturgeſchichtſchreiber, als 
die Lieblings = Autoren unferes Viertel « Jahrhunderts (sue 
mal in Frankreich ‚das durch Helvetius, Buffon x. Ge: 
fege giebt) ſtehen, mur allmaͤhlich wegzulenken. Leſen 
Sie alſo, alter, reiner Prophet, mit Geduld und Scho⸗ 
nung, ohne doch Ihrer Strenge etwas zu vergeben, und 
erfreuen, belohnen und ermuntern Sie mich mit einem 
Kachhall, er ſey wie er wolle , aus Ihrer lieben Bruft. 
Ich habe hunbertmal gedacht: was wird Hamann zu dem 
und jenem wiſſenſchaftlichen Kram ſagen, und mußte boch 





N '' 237? 


fortfahren, ihn ausgupaden, um bem Sobr)mwtert in 


feinen eigenen Æônen ein ander Lieb vorgufingen oder 905, 
zupfeifen. $m Srunde enthält bas Buch nichts, als bag 
Stefultat des erften Theiles der Urkunde, nur auf awberen 
Wegen. Doc was weiß ich? Sin Autor fann und folte 
nichts von ber Frucht feiner Gebanken, fo wenig als von 
feinem eigenen Geſicht fagen. Könnte ich unfichtbar Ihe 
nen zur Seite fleben, wenn Sie bas Buch lefen, und 


mit Ihnen fpredjen, unb nur Ihre Mienen lefen! Aber - 


Cit werben mir Ihre Gebanten fagen, und bas wird mid) 


zu Ihnen rüden, unb mir aud) auf ben Verfolg Winke 
geben. Mahomet fängt eine Sura feines Korans an: 
n£0b bem barmherzigen Gott; ex bat die Schreibfeder 
bem Dienfchen gegeben!’ Gr gebe fie aud) Ihnen! Wiels 
iet bringt mie Hartknoch von: Ihnen mit, warum id) 
Sie fo herzlich gebeten abe , und wären e$ auch nur Lis 
mien und Geberben 3 fie werben mit erquiden, wie δες 
Siegen. ein duͤrres and, Θεία. 

Meine Grau, bie ben ganzen grönländifchen Winter 
hindurch gefräntelt fat, beffert ſih Gott ob, und id) 
Hoffe, die fangfam dzuruͤckkehrende Sonnenwaͤrme werde 
auch ihr kleines Fuͤnkchen Glut unb Lebensmuth wieder 
anfachen und erneuern. Es iſt beynahe der einzige, we⸗ 
nigſtens der ſehnlichſte Wunſch, den ich von irdiſchen 
Wuͤnſchen babe. Ich bin mir ſelbſt gang unkenntlich wor⸗ 
den, meine Fluͤgel ſind gelaͤhmt, ihre Schwingen aus⸗ 
gerupft, unb id ſtehe wie Kleiſts lahmer Kranich am duͤr⸗ 


- 


T 


148 


eb ich's aud ergreifen môdée” und mit bie 
fem Loofe wollen wir Spätlinge iwfriehen 
ſeyn und fürlieb nehmen. .. . 

Gott. erfuͤlle afl. Ahr. Wünfchen. und ernfieh 
Srachten , unb (affe ed Ihnen. an der angabe 
des ubriges auch nicht fehlen. 00. 


39. Xa ete | 
Königsberg den 6ten Aug. 1784» 


Seit dem agten Mai, liebſter, Sefter Lande: - 
mann, Gebatter und Freund, babe ich jeden 
Poſitag ſchreiben wollen, um Ihnen wenigſtens 
fuͤr das Mutter Exemplar Ihrer Ideen au 
danken — mit jedem Poſttage immer meinem 
Scheblimini entgegengeſehen, deſſen Anhalt ich 
beynahe ausgeſchwitzt — bis ich geſtern end⸗ 
— lid durch einen Brief unferes Reichardt einen 
elektriſchen Schlag bekommen, der mich ein 
wenig aufgeweckt. 

Ihre Ideen habe zum stotitenmale 30 leſen 
angefangen, bin aber darin unterbrochen wor⸗ 
den, weil ich. ſelbige allem meinen Freunden, 
Kant und Pfarrer Fiſcher ineft, mitgetheüf, 
Alte "Haben mein Urtheil, - ‚gegen welches id) mifi» 
trauiſch in, beſtaͤtigt . Ihren Plan kann man 
freplich. nod) nicht uͤberſehen; aber Sie ſchei⸗ 
nen mir uod. nichts mit. ber Seife, Ruhe und 
Snmanität, weiche ein ſolcher Gegenſtand bee 


139 


letztere;) von denen aber jcét Reine Sylbe über meine 
Zunge will. 


335. An S. 8. Gartknoch. 


Königsberg ben ıgten Sunt 1784. 


Herzlich gefiebteler Sreund , Geftern erhielt 
id gegen Abend biefe Einlage. Ich babe bag 
Herz gehabt, felbige zu erbrechen, weil Sie‘ 
das Bertrauen auf mich gefeßt, mir den 6ο 
rigen Brief und Ihre Antwort mitzutheilen. 
€8 bat mir zwar fon mein Vorwitz leid ge» 
than, aber ich Habe mich damit getrôfiet, daß 
nichts von ungefähr gefchieht; und ich wünfch- 
te, etwas zur Befänftigung von beiden Theis 
len bentragen zu fónnen, ba von beiden Theis 
{en ba$ summum jus bet Freundſchaft und 
Billigkeit Eingriffe zu thun fcheint. Unſer 
Sreund , mie offenbar zu erfehen , ift in ers 
legenheit, bat fid auf die Summe Rechnung 
gemacht — — Sie haben, liebſter Hartknoch, 
. nicht die nöthigen Mafregein als Buchhändler 
genommen, wegen bed Formats und des ba» 
durch natärlich entfichenden Unterſchiedes. — 
Giaubt ein anderer Verleger bey jenem Preife 
befteben zu koͤnnen, follten Sie fid) alé Freund 
nicht auch begnügen ? Der einzige Math, ber 
zugleich der ſchwerſte if, beſteht in aut - aut, 
ganz der Freundſchaft oder ganz dei 


/ 


140 N! 


Grundfägen des Aders und Pfings uw 
entfagen in diefem einzigen Salle, unb thenre 
Erfahrung auf künftige , aͤhnliche Sûlle ein für 
alfemal baar zu bezahlen. Bedenken Sie aber, 
liebſter Hartknoch, bag εδ mit unferer Hoffe 
nung, zu gewinnen, oͤfters eben fo verfehrt 
geht. ais mit unferer Gurt. zu verlieren. 
Machen Sie fid) diefen Anlaß qu. Nutz, alles 

sauf einen reinen Fuß zu bringen , fo viel möge 
lib, mit Güte und Liebe, obne Rückhalt nod 
Argliſt, aber mit Klugheit, weiche bit ganze 
Lage der Sache Ihnen am beften vorfchreiben 
Tann. 


336. Xn den Kriegsrath Sceffner. 


‚Königsberg am Sobonnis « Tage 1784 


— Ich babe bente ein ſehr vortrefflich Buch 
gelefen, unter bem Titel: Gemälde aus bem 
Leben der Menfhen, von Prof. Babo. 
München 1784. Ein wärdiger Pendant zu 
fienfart und Gertrud, auf deffen zweiten Theil 
id auch warte. Auch von jenem ift eine Sort 
fegung zu wünfchen und an vermuthen.! Die 
Ufterifche, Daßdorfifche und Ricolaifhe amne 
lung der Winkelmannifchen Briefe bat mir 

"auch viele Freude gemacht. 
— — Da alle Hoffnung der Sool » Gelder 
‚verloren, bat man uns mit einer anfehnfichen 


I4r 


Gratification von dem: ffattfifen plus biefes 
Jahres gefchmeichelt. Der König will aber von 
nichts wiſſen, weil et brep Millionen zur Cra 
fegung der Waflerfihäden braucht. Krachten 
Sie felbft , wie mir bey biefer Lage zu Muth 
fepn muß, unb bag man babep alle Luft zu 
leben verliert, mit Verdruß erwacht, mit Kum⸗ 
mer fehlafen geht, und den Tag verträumt. 


337. An 3. $8. Hartknoch. 
Königsberg ben 24te July 1784. 


Alter, lieber Freund, Ihren warmen Brief 
erhielt ich den sten d. M. — Ihr Entſchluß, 
H. nicht eher zu antworten, bis er vorher Ih⸗ 
ren Brief von hier aus verdaut haͤtte, kam 
mir billig vor. Ich habe noch nicht ſelbſt nach 
$9. ſchreiben koͤnnen, werde es aber fo bald 
als immer moͤglich thun, mich aber gegen ihn 
nicht weiter auslaſſen, als Sie mir vorge» 
ſchrieben. 

Eigennutz und Freundſchaft waltet 
zwifchen und allen breyen. Der gar zu ver 
tranlide Son, an den der gute D. gegen 
Sie gewöhnt if, fommt Ihnen in der gegen 
waͤrtigen Lage verächslich vor. Unterdeſſen 
gefteben Sie ſelbſt, daß Ihre zu weit getrie= 
benen AUufopferungen immer eine Erwartung 
und reichlichere Schadloshaltung im Dinterhafte 


* 


. 142 


gehabt. Œntfbliefen Sie fih ganz zu Einer 
Seite — entweder ganz Buchhändler ober 
ganz Freund zu ſeyn. Doc bie pudenda 
sinferer Natur hängen mit den Kammern des 
Herzens und des Gehirns fo genau zuſam⸗ 
men, daß eine firenge Abftraction eines fo na» 
tuͤrlichen Bandes unmöglich ift. Vielleicht wäre 
eine Fleine Reformation in ben Grundfägen 
des Buchhandel — die Sie mir (fjon einmal 
gebeichter — und in der Ausuͤbung der Freund⸗ 
ffjaft — ohne bie Fein Salz und Gewürz für 
unfer täglich Brod ift, von bem ber Menſch 
bed) nicht aflein zu leben im Stande ft — 
bad beſte Mittel, Ihrer gegentodrtigen Verle⸗ 
genbeit und aller fünftigen ähnlichen unanges 
. nehmen Fälle. 

Wenn unfer alter Freund wirklich Ihr Schuld: 
ner bleibt, wozu wollen Sie and ganz falfcher 
Grofmuth Ahr Sedit dazu im Stich fafen? 
Nein, zahlen Sie ibn Bid anf den legten 
Seller , meffen Sie nach gleidem Safe, und 
Bringen Site einmal Ihre Nechnung ins Rei⸗ 
ne. Er if wirklich in Noth, unb bat fif 
Rechnung auf diefen einzigen Zweig feiner In⸗ 
duſtrie gemacht; er ſchaͤmt fit vielleicht, 90» 
nen das Bekenntniß zu thun. Bey Ihnen iff 
weniger von wirklichem Verluſt, als bem Pius 
und Minus Ded Gewinns bie 9tebe. Je tot 
niger Sie zum Voraus anf biefen Berlag reche 


& 


9 





Uus oC 


nen werden, beo mer werben Sie anfangen 
au gewinnen. — j 


. €t bleibt immer einer unſerer Geften £8. 
Pfe, ber vielleicht eben jegt feine Reife ere 
langt. — Wird eS Ihnen nidt nachher wies 
der leid thun? Nicht Ihren Schaden verlange 
ih, fondern nur Iufriedenheit mit mäßigem 
Gewinn , als ein Del für die Raͤder Ihrer 
ganzen Buchhandlung. ' Sid muß hier, mie ein 
Blinder, von ber Farbe ‚reden: Krankheit und 
zunehmendes Alter ändert Gegenftánbe und une 
fere Eindrücke von denfelben , denen wir fo tote 
nig trauen. Finnen, alé ben entgegengefegten. 
Yıfo mit unferem Vertrauen auf Gott wäcde 
unfer Vertrauen auf Menfchen , und unfere 
Stärke, das Boͤſe mit Gutem zu Aberwinden, 
und nicht Boͤſes mit Dôfem ju vergelten. 


Ein. Bruch zwiſchen zwey alten Zreunden 
if: immer die allererfeihaftefte Sade und ein 
mahrer Derzend = Krebs. Wie febr hänge es 
bom unferem Gebrauch ber Menfchen ab, fe 
588 oder gut ju machen, Leben oder Top 
aus ihnen zu ziehen! Um fi) einen (dytote 
ten Artikel im Handel zu erleichtern, wäre «8 - 
nicht möglich, f ein wenig mehr im Mer 
lage zu concentrires oder einzufchränfen , oder 
andere Verhaͤltniſſe der Bilanz einzuführen und. 
iw verfu den? s 


144 


Sur, Ste [θέ aus allem, wie (εν üb. 
‚wünfche , daß Sie Verleger biefeó großen Werks 
blieben , und mit Ihrem higigen Temperament 
nicht den Ehrgeiz und Muth des Autors 
im Sortfehritte feiner Arbeit erftickten , noch den 
Geiz feiner Beduͤrfniſſe durch eine zu firenge 
Eanfmännifche Gerechtigkeit auszutreiben fuch- 
ten, oder vielleicht zu beiderfeitigem Nachtheil 
aufs Aeußerſte brächten. Ich ‚glaube, daß ein 
ehrliches, fauteres, herzliches Betragen ibn zu 
einem harmonifchen Ton umftimmen wird. Sum- 
mum jus und summa injuria fcheint von beiden 
Seiten fo hoch mie möglich gefpannt zu fepu, 
Wenn Sie, mo möglich, jegt alles einrdue 
men, fo fönnten Sie dadurch für die. Zufunfe 
alles genauer beftimmt und abgemacht erhalten. 


Dev affer Umſtaͤndlichkeit, womit ich Ihnen 
Winke auf alle Nebenumftände zu geben (nde, 
‚bin ich nicht im Stande , weder Ihrem freunde 
fchaftlihen Vertrauen, noch mir felbft Genüge 
zu than. Die Schuld liegt offenbar au. Euch 
beiden. Natuͤrlich ziehe mid) ein Vorurtheil 
mehr zur Parthey eines armen Autors, als 
eines fchlaneren Berlegerd. Der cine hängt 
an feinem Haus» Spflem , ber andere an feie 
nem Handlungs - Spfiem; ber eine muß für 
, Kapitalien , der andere für Zinfe forgen. Die 
Lage einer Dausbaltung bin ich cher im Stande 

| mie 
& 


: 145 


mie vorzuſtellen, als bas große Gewoͤht einer 
Haudiung ‚von bem. ἰῷ nichts verfiche, ' 

. Ste fónnen feit benfen, liebſter Hartknoch, 
daß ich Ihnen in den meiſten Stuͤcken mehr 
Recht geben muß, als unſerem gemeinſchaftli⸗ 
den Freunde; aber eben barum: (mb auch Sie 
zu mehr Mitleiden, und faſt moͤchte ich ſagen, 
Großmuth verpflichtet, weil Sie ben Autor in 
Ihrer Gewalt haben, und er nicht Sie. Ser, 
lieren Sie feinen. Heller, aber nehmen Sie 
nit ben Wucher von 3 fürlieb , und Ihre Maß: 
regeln darnach fowohl im Ganzen, als im Eine 
zelnen, und fegen Sie einer fo alten, gere 
. jährten:, faft gran gewordenen Freundſchaft bas 
letzte Kränzchen auf, daß der licbe Mann nicht 
Feuer ‘uno Muth verliert zu Sbeemt einer 
$bilefopbie ! ! bee Gefhichte-der 
Menſchheit ii! ‚Erwägen Sie jedes Wort, 
und fühlen Ste ben Nachdruck eines fo zuſam⸗ 
mengefegten, kuͤhnen, ausgelaffenen Planes, 
ber in feinem. gemeinen Menſthenkopfe einfah⸗ 
ven koͤnnen, und der im Mamen der Menfche 
heit Nachſicht, Pflege und Bewunderung ver 
bient. Homo sum — das Fundament aller 
übrigen Verhaͤltniſſe, von denen Handel und 
Wandel aber nicht das edelſte und nothwen⸗ 
digſte iſt, wenigſtens wie er jégt menſchenfeind⸗ 


lich von Fuͤrſten und Inden hemißbrancht nd n 


verkannt wird. 
Hamann's Schriften VII, &5. 10 


Nun, wehr kann id nit fagen ans eis 
nem Éranfen Ropfe, unb fehließe mit dem berg 
lichen Wunſch, daß alles zu gemeinfchaftlicher 
Zufriedenheit beygelegt und abgemadt werden 
môge. Wagen des Scheblimini noch fein Laut! 
Der Druder wird bod). nids fo uuklug gewe⸗ 
(en ſeyn, den Inhadt irgenh einer Eenfur ju 
verratben ? Ich fehne mid) mit jebem Poſttage 
biefe 4 Bogen au ſehen, und dieſe lingemif- 
heit verderbt mir allen Genuß des Sommers. 


Nicht eine Mutter kann Rd über ben. erſten 


Anblick ihrer Leibesfrucht ſo freuen, wie ein 
Schriftſteller, ſeine Arbeit gedruckt zu ſehen. 
Die Critik der reinen Vernnuuft wird jest res 
ge, und fängt an zu gaͤhren. Ein Geſichts⸗ 
punct, ber mit meinem Plau ſehr genau iue 
ſammenhaͤngt. 

vVitte mich an der Ausgleichung mit Der 
ber Antheil nehmen zu laffen, und alles, was 
ich gefchrieben babe ,. sum Begen ansjnlegen 
und anzuwenden. 


338. An Eberhard Gaupp qu Schaffhauſen. 


Königsberg ben sten Aug. 1784 


Liebwertheſter Derr und Greunb, Warum 
if Ihre Zufchrift nicht fo bald babe beantwor⸗ 


ten konnen, wird Ihnen unfer licher 8, mito - 


getheilt haben.  Deute erhalte ich einen Brief 


t 
1 


N 





147 


son Hartknoch, der mir meldet, 6a Sie das 
Kifichen mit Lenzens Sachen anf ſeine Koften 
nach Leipzig fenden Finnen. Lenz gebe siecle 
Hoffnung zu einer gänzlichen Herſtellung. 

"ch möchte gern allen meinen Freunden in 
der Schweiz, und folglich auch Ahnen , einen 
jungen Denfchen, Namens Hill, cand. theol, , 
empfehlen, der fd sorgenommen , von Lübeck 
zu. Fuß nad Ῥεπεδίᾳ eine Wallfahrt zu tun. 
Er bat fib um mich tie ein Oneſimus vers 
dient gemacht,’ ich babe aber feinem wilden 
Beuer und Lüfterihlit nad Ebentenern nicht 
tiderfiehen mögen.” Sollte er nach Schafe 
haufen kommen, fo bitte i$ ihm mit gutem 
Rath beyzuſtehen. 

Meinem Gevatter Kaufmann bin ich ſeit 
langer Zeit eine Antwort ſchuldig, babe aber 
ſehr günftige Nachrichten von feiner gegentoár» 
tigen Lage durch einen hiefigen Sreund , Hrn. 
Mayer, erhalten, ber fi. feit einiger Zeit hier 
aufhält mit "ähnlichen Abſichten/ wie unſer gu⸗ 
fer Ehrmann in Straßburg, an teen Gluͤck 
ich herzlichen Arieheit nehme. Wahrheeit ift 
freylich Weg und Leben. Haͤtten wir ſchon 
unſer Theil in dieſer: Welt, und unſern Bauch 
gefuͤllt mit ihrem Schatz, To duͤrften mit eine 
kuͤnftige, Beffete ;' inene Welt weder glauben, 
noch hoffen, noch twünfeen. Micht vaß ichs 
fon ergriffen babe, ich jage ibm abet nad), 

410 * 


148 


ob ich's aub ergreifen modit "und mit bie 
fem Loofe ‚wollen wir Opáttin ae infeiepen 
(etos und fürlieb nehmen. :- .. 

Gott. erfuͤle all Ahr. Wünfchen und emfeé 
Trachten, und laſſe e8 Ahnen. au ber Sngabe 
des uͤbrigen auch nicht fien : 


939. Xn Herder. 
Königsberg din 6ten Aug. 1784 


Seit bem agten Mai, liebſter, beftee Landes - 
mann, Gevatter und Freund, babe ich jeden 
Pofitag fbreiben wollen, um Ihnen wenigfiens 
für bas Dufter - = Eremplar Ihrer Ideen zu 
danken — mit jebem Poſttage immer meinem 
Scheblimin entgegeuge(eben, beffen Inhalt ich 
beynahe ausgeſchwitzt — bis ich geſtern end⸗ 
lib durch einen Brief unſeres Reichardt einen 
elektriſchen Schlag bekommen, der mich ein 
wenig aufgeweckt. 

Ihre Ideen habe zum zweitenmale zu leſen 
angefaugen, bin aber darin unterbrochen wor⸗ 
den, weil ich ſelbige allen meinen Greunden, 
Kant und Pfarrer Fiſcher aet, mitgetheilt. 
Alle haben mein Urtheil, gegen welches ich miße 
trauifd) bin, beſtaͤtigt. Foren Plan fonn man 
freplid. noch nicht uͤberſehen; aber Sie fiti» 
nen mir μού. nichts, mit ber Reife, Ruhe und 
Snmanität, welche ein ſolcher Begtuſtand ver⸗ 


149 


dient, geſchrieben zu haben, und niemand «fà 
Sie, fiebfier Herder, und eine Muſe wie die: 
Ihrige, fann eines ſolchen Ideals empfánge 
Sich unb feiner Ausbruͤtung unb. Bollendung- 
fähig und wuͤrdig fenn. Gott gebe Ihnen Ger 
duld unb Kräfte dazu, und wende ale Schwie⸗ 
vigfeiten a6 , wodurch bie Urkunde und Dee 
bräifche Voefie ins Otoden gerathen find — 
md bag ein fo ruͤhmliches affgemeineó Thema 
nicht durch Privac's Leidenfchaften und Inte⸗ 
seen verfiimmelt werde! Weges Verſuch if 
ein Nebenbuhler in Fehr ungleihem Format und 
Zuſchnitt. Vom Himmel muß unfere Philos 
ſpphie anfangen, und nicht vom theatro ana- 
temieo und den Geitionen eines Cababeré, 
Der Himmel fhente und ben zweiten Band 
mit der Michaelis⸗Meſſe, damit der Geſichts⸗ 
kreis des Leſers «ήν Offenbarung ‘nnferer vers 
förenen und tiebererlangten Würde des gôtte 
tien Ebenbildes erweitert werde: fo till id, 
Ihnen' gern bie Sortfegung der Urkunde und 
Hebräifhen Poeſie erläffen, Hier liegen 
meines Biens die Quellen und Grund 
Id eécen aller wahren Geſchichte unferes goͤttli⸗ 
chen Geſchlechts und ſeiner heiligen Beſtim⸗ 
niung que Herrlichkeit. 

a mE Den 1oten, 

Ich hoffe, daß Gitfanbbeit und Iufrieden« 
Grit in Ihr ganzes Dans wieder eingefebrt 





148 | 


eb idy& aud) ergreifen möchte” ‚und mit bit 
fem Looſe ‚wollen. wir Spätlinge zufrieden 
(eon unb fuͤrlieb wont. s oc. . ^q n 

Gott eflfe. all For. Wuͤnſchen und ernfie® 
Trachten, und Safe e$ Ihnen. an deu Zugabe 
des uͤbrigen auch nicht fehlen. Le 


339 X^ Herder. | 
Königsberg den 6ten Aug. 1784» 
Seit bem agten Mai, liebſter⸗ befter Lands 
mann, Gevatter und Grenb , babe id jeden 
Poſttag ſchreiben wollen, um Ihnen wenigſtens 
(üt bas. Mufer - €remplar Ihrer Ideen is 
danken — mit jedem VPoſttage Immer meinem 
Scheblimini entgegengeieben, deſſen Inhalt ich 
beynahe ausgeſchwitzt — bis ich geſtern end⸗ 
. (id durch einen Brief unſeres Reichardt einen 
elektriſchen Schlag bekommen, der mich ein 
wenig aufgeweckt. | | 
Ihre Ideen habe. zum zweitenmale zu leſen 


‚angefangen, bin aber barin unterbrochen wor⸗ 


ben, weil ich. ſelbige allen meinen Sreunden, 
Sant und Pfarrer Sicher, anerft, mitgetheü 
Ale haben mein Urtheil, gegen welches: ich mifs 
trauifé ‚Hin, betätigt... Ihren Plan ann man 
frevlich noch nicht überfehen; aber Ste fei» 


pen mir no nichts mit ber Stift, Ruhe unb 


Dumagisht, weiche ein ſolcher Gegenſtand ver⸗ 


149 
sunt, gefchrieben zn haben, und niemand ats | 
Gic, ftebfter Herder, nnb. eine Muſe wie Die 
Ihrige, fanum eines folhen deals eimpfänge: 
Sich und feiner Ausbruͤtung unb. Vollendung: 
fähig und würdig fen. Gott gebe Ihnen Ge 
buíb und Kräfte bain, unb wende alle Schwie⸗ 
rigfeiten ab, wodurch bie Urkunde und See 
braͤiſche Poefle ins Stofen gerathen: find — 
und bag ein fo ruͤhmliches aflgemeines Thema 
nicht durch Privat s Leidenfchaften und Inte⸗ 
reſſen verſtmmelt werde! Wetzel's Verſuch if 
ein Nebenbuhler in ſehr ungleichem Format und 
Sufónitt, Vom Himmel muß unfere Philo⸗ 
ſpphie anfangen, unb nicht oom theatro ana- 
temieo und den Sectionen eines Cadavers. 
Det Himmel ſchenke und ben zweiten Band 
mit der Michaelis- Meſſe , bantit der Geſichts⸗ 
kreis des Leſers zun Offenbarang ‘unferer vers 
forenen- und foleberetlangten Würde des göfte 
tiden Gbenbifbed:ettveitert werde: fo will ich, 
nen’ gern bie Fortfegung bet Urkunde und 
Debräifhen Poeſie erlaffen, Hier liegen 
nieines Wiffend dis Quellen nib Grund 
Id écfi aller wahren Gefchichte unſeres goͤttli⸗ 
Φιή Geſchlechts und: feiner heiligen Beſtim⸗ 

Hi jur Dertligreis, 

| Den 1oten: 

Sch Hoffe, daß Geſandheit und: Zufrieden⸗ 

heit in Ihr ganzes Haus wieder eingekehrt 








150 Ἅ΄ 

(ton wird, und daß ber θιήμίορ und Som⸗ 
mer einen guten Einfluß gehabt. Seit dem 
azten Jul. ſind meine Kinder aufs Land ges 
gangen, ihren Bruder zu beſuchen, nnb wir 
Alten leben ganz einſam. Meinen Hill babe 
auch verloren, an ihm meine.rechte Hand. Sd 
habe Gott gedankt, daß. ich ihn einmal. los 
wurde, ba ich, ibn. doch nicht länger Halte 
konnte. Er if nach Lübe zu Schiff gegan« 
gen, wird is Sup, wenn es möglich, nad 
Venedig ‚gehen, und von ba ‚vielleicht in bie 
Morgenlaͤnder zu fommen ſuchen. Er if zum 
Ebenteurer geboren, und bas Meifen fheint 
ein Samilienfeüler au (eon... Gott begleite ihn 
unb gebe, bafi id) ibn liget , Mwo nicht side 
licher , wieberfebe, 

. Was Muͤller für. einen: AZutuf an die re 
men” mepnt , :mweiß.ich nid. . Lavater Bittet 
fi auch für Geld und gute Worte ,,Damonu'à 
des Œsrabiten Unterweiſung ‚von ber Schwache 
heit der Œleuden’’ aus. Sie wiſſen, liebſter 
Herder „ daß 28 mir wie den Dennen geht. 
wenn fie. Ever legen wollen, und ich e8 3θ. 
nen gewiß mérbe -antertraut haben ,. wenn e8 
auch fo klein wie ein, Ameiſen⸗Ey geweſen 
wäre. Es geht. meiner verweikten Muſe nicht 
mehr nach der Weiber Weiſe. Was mir mein 
Scheblimini für Unruhe mas! Wenn ich nut 
wüßte, wozu .er beſtimmt waͤre! Doch i 


4 Ist’ 
fürchte add) eben fo Fehr i für die Erfiheinnng: 
befelbem , ald mich feine Nichterſcheinung δε, 
unruhigt. Ich bin nicht mehr im Stande, 
mich in bie Gemuͤthslage qu verfegen, mit der 
ich gearbeitet , und. befinne mid Faum auf eic 
nige Spuren meiner eigenen Gedanken — und 
doch war +8 ein Prodromus und Prolegomena 
zu ‚weiß nicht was? Vielleicht erhalten Sie 
das Corpus delicti eher als ich, und find bep 
fer tm Stande, darüber zu urtheifen. Nicht 
mehr als zwey haben: es Hier. gélefen * ber eine 
mit bem Lachen eines Kobolts, der anderè init 
den Thränen — eines Crócobiló , bâfte ich bald 
geſagt. Wer weiß, wer am meiften Recht 
haben mag ? 

Ich kraͤhe immer von meinem. kleiuen Miſt⸗ 
haufen. Wie mie Ihr Luſtgarten gefálit', ha⸗ 
be ich ſchon geſagt. Daß die letzte Haͤlfte des 
vierten Buches mid) naͤher angeht, alé alle 
uͤbrige, fônnen Sie leidr erachten. Dieſes 
ſchoͤne Thal graͤnzt unmittelbar an meinen 
Hügel, oder mie ich im erſt nannte. Wenn 
ich auch ſo beredt waͤre, wie Demoſthenes, ſo 
wuͤrde ich Doch nicht mehr ats ein einziges Wort 
brepmal wiederholen müfen: Vernunft if 
. Sprache, αγ. Mn diefem Markknochen nage 
ich und’ werde mi qu obe barüótr Hagen. 
Noch bleibt es immer finfee fiber diefer Tiefe 
für. mi; ich tarte nod) immer auf einen 


153: 


apokalyptiſchen Engel: mit einem Sqhluͤſſel zu 
diefem Abgrund⸗ Laſſen Sie mid Ihr ſchoͤnes 
Denfmal genießen, und biefen Genuß nicht 
durch Eritifche Gruͤbeley ‚Hören. Vielleicht bes 
fommen Sie einen Recenfenten in einer neuen 
Sittetatur.» Zeitung, der bem phufifchen und 
anatomifchen Felde mehr gewachfen ifl, ais 
ich εδ bin.. Ich muß glauben, unb befinde 
mich wohl daben, aud. Roth Tugend zu machen. 

9 weiß nicht, mas ich für Ahndungen 
bep. der Göttingifchen Auswanderung gehabt. 
Wenn Sore. Lage dadurch verbefert wuͤrde, fo 
wünfchte, bag biefe Ahndungen eintreffen moͤch⸗ 
ten. Ich wuͤnſchte (tor zum Beſten Ihrer Aus 
torfibaft , daß Sie ber mühfeligen Kechnuuges 
Verwaltungen unb Hof Berbindungen entles 
digt wuͤrden. Was πιαΦί aber 6. mifbtre 
gnügt, ber biöher in feinem Element gelebt? 

Meines Pathchens Geburtstag wird (o8 
vorbey feon, wenn bieler Brief anfommt, Gott 
fhente Ihnen zu allen Gefitagen . bizfed .Mos 
nats Geſundheit, Gegen ;. Greude und ante 
Sefrlifchaft, woran es mir fehlen: wird, 
und ‚entferne alle mala , domestice von Ihrer 
Probſtey — erfülle-reichlich deu einzigen unb 
febutid feu Ihrer ivbifhen Wuͤnſche an der 
Freundin Ihres Herzens und Gehuͤlfin Ihrer 
Ideen. Daß ich weder mit Worsen nod 
Werfen das Gefühl meiner. Seele gegen Sie 


153 
und bio: Ihrigen, und beſonders gegen meine 
verehrungswuͤrdige Gevatterin darftellen fang, 
meine wahre Geſinnung gegen die Rinder Ih⸗ 
pes Leibes ſowohl als Geiles, gegen Ihre 
Mutter Muſe, durch nichts serbáltuigmáfiges 
au «Ό Sag zu legen vermag — diefer Gedanke 
benünmt: mir zum Theil die Lekbtigfeit zu arts 
worten. Der reiche Gott wird alles erfegen 
und vergelten bud ins Gleiche bringen. 


| 340. An 3 8 Sartknoch. 
| Königsberg den roten Aug, 1784 


μι. geliebteſter Around, Ihren Brief 
und einen von Reichardt babe ich an Cinent 
Zage erhalten , nämlich ;ant sten d. Den 
Sag darauf babe id) nach Weimar gefchries 
ben , wohin mich Reichardt eingeladen hatte, 
der ftf vermuthlich jebt bafetbit aufhält. Dente 
if diefer Brief abgegangen, worin id nid 
genau an: Ihre Borfbrift gehalten habe. Seit⸗ 
dem bie been nochmals gelefen 5 und mug 
mein :gegebened Gutachten befätigen , Rich mit 
dem maͤßigſen Gewinn zu begnuͤgen, und be 
rem α και Freunde, dent wuͤrdigen Verfaſſer, 
und feinen Beduͤrfniſſen für dießmal einzuraͤu⸗ 
men, damit ein ſo ſchoͤnes großes Werk nicht 
ins Stocken gerathe. Vor ein Paar Tagen 
wurde mir ein Brief mitgetbeit, too man fi$ 


VA 


für. Peytraͤge zu Recenſionen in dien: mener 
Zeitung zu ſechs Ducaten fuͤr den Bogen er⸗ 
bietet. Es iſt erſchrecklich zu hoͤren, aber wahr; 
und es heißt auch bier: Schicket euch in bie 
Zeit, denn. es ift boͤſe Zeit. Wenn Recenſio⸗ 
nen guter und ſchlechter Buͤcher ſo viel abwer⸗ 
(en. koͤnngen, wie ſollen Ste ſich nicht mit eie 
gem Werke durchſtuͤmpern, au: bem ber Ver⸗ 
faſſer alle ſeine Gelehrſamkeit und die Schaͤtze 
ſeines Jahrhunderts, Himmel und Erde durch 
ſeine Phantaſie aufbietet, um ein glaͤnzendes 
Ideal zu Stande zu bringen für feine Zeit 
verwandten und Nachkommen, yum Bepen un: 
feres ganzen Gefchleches und zur. Ehre feines 
Gdôafers?. 

— ». Geit 14 Tagen find ale meine Mädchen 
aufs Sand gegangen, um ihren Bruder zu bes 
fuchen, Ach aber muß feyn mie einer, ber fei» 
wer Kinder gar beranét if: Doch bie And alle 
gut aufgehoben, und ich babe fie müffen übete 
laſſen, um meinem Dans Miel die Grillen 
zu vertreißen , — ober. vielmehr eine. paniſche 
Gurt, worein ihn gemwiffe Anfpräche unſeres 
füice » Die auf alle Lanbeslinder veriegt, denen 
ale Srepbeit an findiren ohne Erlaubniß ifs 
res Gentrals, der Kammer, oder. eines Lande 
raths, genomuren werden füllte: - Durch ein 
neues Handſchreiben unferes alten’ Könige i8 
bad Mißverſtaͤndniß feines waͤrdigen  Statthnis 


185 


terá gehoben. . Der Junge war aber fo ins 
Bockshorn gtíagt, bag fein Zureden gegen 
feine Chimaͤren verfchlagen molite. Ich (efe 
feider Daraus, Haß. die feige Miemme feineus 
Bater nur gar zu febr nachahmt und ber Maͤr⸗ 
surer einer Franken, ſchenen Einbildungskraft 
werden wird. 
Von einem ofttoge um andern habe id 
auf mein verlornes Kind bed bangen , grès 
ländifchen Winterd geharrt. Mein Schebli⸗ 
mint ! Ein reißend Thier bat ibn gefreflen„ 
ein bôfes Thier von Eenfor hat ibn zerriſſen! 
Länger faun id nicht warten , ohne wenige 
fiens fein Schickſal zu willen. "Kein Appetit 
zu Ihrem geräucherten Lachs — bis ich weiß, 
06 der Unger nicht ein Krenfofen -Berräther unb 
 Sinbermbrber iſt Diefen Sonntag haben mit 
das Evangelium „von der Qerfóruag Jeruſa⸗ 
lems. Wie erbaulid.und treffenp. würde fein 
Ginzug ſeyn! Aber id barf ibn faum in mele 
nem Geburté » Monat hoffen. und werde ivobf 
. den ‚arten als einen, Buß» und. Faſttag bege⸗ 
ben müffen, obne Klang und Sang, -obue . 
Lachs unb Biſchoff, fondern in Stand und 
Afche- Schreiben Sie bod), liebſter Hartknoch, 
mit der erſten Poſt, und melden mir. zugleich, 
unser weichen Bedingungen Sie, ipm: mein jünge 
{ιά Kind anvertraus, für feine eigene, oder 
für Ihre Rechnung ? οὐ: Sie ihm bie Rothe 


156 


mendigfeit des Geheimniſſes eingefchärft und 
eingebläut? und ob Git ibm nicht einen Sev 
min geſetzt, an dem der Abdruck geliefert wer⸗ 
den ſoll? Gießen Sie Oel zu der verloͤſchen⸗ 
ben Lampe meiner Lebensgeiſter, die durch 
meine gegenwaͤrtige kinderloſe Eiuſamkeit nod) 
mehr niedergeſchlagen werden, Ich fann ſchlech⸗ 
terdings nicht laͤnger warten, und werde kaum, 
wenn Ihre Antwort vom Scheblimini ausbleibt, 
meinen 55ten Geburtétag in η im Stan- 
de fon. . 

Endlich bat fi H...... nolens volens ents 
fchließen muͤſſen, des fel. Kreuzfeld kleines opus 
posthumum'fep Kanter abdrucken zu laſſen. Es 
if in 3z3 Bogen zufammengefchrumpft, unb bie 
Meerkatze bat ble Eulenſpiegel⸗Bosheit gehabt, 
ausdruͤcklich die ſchlechteſten Lettern auszuſu⸗ 
. Set, um ben todten Autor nod) im Grabe qu 
ſchaͤnden und feine Freunde zu betruͤben. Kant's 
Umannenfis, Jachmann, arbeitet fleißig an 
dem Prodromo der Metaphyſik der Sitten; 
vielleicht wiſſen Sie, wie ſtark das Werk wer⸗ 
den wird. 

„Anch Gaben fir bit ο v War⸗ 
um. nennen Sie unſern Biſchof und Plato fo? 
Ihr habt Beide zu viel Leidenſchaft, und ſeyd 
Daher einer wahren Freundſchaft niemals 
recht fähig gemefen ,-bie Ueberlegung, Verlaͤug⸗ 
sung und Aufopferung, Kälte in "Kopf, Genet 


. 487 


im Herzen fordert: Mit Schnee auf dem 
Scheitel Reden die Cingetoribe, wie im Metna, 
Der mehr von fi) ‚wirft, ad 3" eeríitmgen 
fut. 

. Sd fage Ihnen die W biheit deutſch en 
and ‚wenn Sie mid and ben, meiner gegen: 
wärtigen Roth mit Stillfegmeigen, graufas 
mer ais durch Schläge, abfirafen wollten. Ihr⸗ 


." $anbiungé = Principien find nicht öfonomifch , 


nicht in Billigkeit uno cid 6t auf das allge⸗ 
meine Bee gegründet, fonbern. gewaltthätig , 
falfch nnb ungerecht — fo lanae halb Pieflaub 
nnd bald -Œurlanb es vortheilbafter findet, fo 
piel von Auswärtigen zu verſchreiben. Es wär 
de bloß von Ihnen abhängen, all biefes Geld 
an f$ zu ziehen. Können Sie mich widerles 
gen, fo fchlagen Sie mir auf mein, Luͤgenmanl; 
aber nur, daß mein Scheblimini fertig wird. 
er mag fo nuförmlic als er aun wii zur Welt 
Eommen, unb Herder's Muth nicht gebrochen 
wird, den fion im Pulte liegenden zwelten 
Theil auszufertigen. | 

Verzeihen Sie bem Sytebiger in ber 
Wuͤſte feine Parrheſie, unb. erfreuen Sie bald 
iren nach νο ſonachendes Freund. 





22 


158 . 


841: An 3. δ. Sattkuoch. 

Königsberg den 21, Aug. 1784. 
Herzlich geliebteſter Freund, Geſtern Abends 
komme ich gegen 10 Uhr nach Hauſe, und fin⸗ 
de zwoͤlf Exemplare meines ſehnlich erwuͤnſch⸗ 
ten Scheblimini. So ſpaͤt wie es mar, babe 
denſelben noch durchgeleſen; ex (E aber, unge⸗ 
achtet aller meiner Vorſicht, durch haͤßliche 
Ornckfehler verdunkelt. Manche Stellen haben 
feinen. Verſtand und laſſen Rd: gar nicht er. 
rathen. Ein doppelter Racdtbell'für einen be 
ruͤchtigten Bruder: der virorum. óbscurorum, 
Wenn id) gewußt, daß der Drucker meine Yes 
fliſſenheit, mich dem großen Haufen under⸗ 
ſaͤndlich zu machen, fo leicht uͤbertreffen ήν, 
de, haͤtte ich freylich manche Sorge, mich zu 
verſtecken, weniger gehabt. Nun Gott Lob, 
daß es da iſt! Meine Ahndung beym vori⸗ 
gen Sonntags⸗Evangelium von ber Zerſtoͤrung 
Jeruſalems iſt eingetroffen. Si war ſchon ges 
ſtern erleichtert, und fpeidte heute mit mehr 
Vergnuͤgen und Heiterkeit bey unferem Ober⸗ 
buͤrgermeiſter, dem ich das erſte Exemplar ge⸗ 
bracht. Bey allen Druckfehlern Hoffe ich doch 
einigen €inbruf, der mich vielleicht aufmun« 
sern wird, fortzufahren, oder an mein fo lang 
aufgeſchobenes Derfprechen einer Sammlung 
Hand anzulegen. Gott fegne Sie, lieber Pere 

leger, und verjünge Ihren alten Autor. 


Pd 


159 
ET in den Kriegtrath Scheffner. 


Königsberg ben goten Aug. 5784. 


. ,Nelens volens. fuhr ich ben 27ten Auguf;, 
an meinem 55tem Geburtstage, nach Graven⸗ 
thin, und brachte meine Drep. Mädchen noleni 
tes volentes geſtern Abend nach Hauſe, mo 
ich erfabr, .bag der Herr Stadtrath Wirth mit 
einem Briefe von Ihnen Bep-mir gemefen mar, 
aber felbigen nicht abgeben wollte. Heute er 
fube ich im Dangelfchen Buchladen, daß der 
ste Theil vom Prediger⸗ Magazin: endlich ans 
gekommen wäre, den ich mir fogleich audbat, 
und ned bem Effen zum Herrn Otábtrát 
fief, aber ibn nit zu Daufe fand, und dad 
Buch da ließ, auch den Brief empfing. 
^ Mofers Leben it vor Empfang Ihres Prier 
fes nach Graventhin gegangen. Iſt Ihnen mit 
Meistens feinem gedient, bas ich von baher 
meinem Sohne wieder abgenommen ? | 
Laß die tobten Griechen unb. Roͤmer ihre 
obtenu begraben. Habe kaum Luft ein Dents 
(her zu feuns Bin, ohne Ruhm zu melden, 
weder mehr noch meniger. ais ein Ofipreufe. - 
Bey Unserfuchungen: kommt es nicht auf 
angenehme, fondern richtige Mefuitate an. 
abe den Locke neulich: zum erfienmale gele⸗ 
(n, aber. nur in Der franzoͤſtſchen Ueberfegung, 
die vieleicht das Original uͤbertrifft, wie‘ bie 


160. 


‚Inteinifche Neberſezung verlorne aviechäfche Oti, 


len und das servum pecus manchen Sitepgeig. 
* Die Liebe eines Baters if immer ein ganz 


. astiger. Zeitvertreib auch one Gegenliebe, bie 


mehr Eigennug : a6 Genuß if, bee midt anf 
Geäbeien ſondern Erfahrung beruht. - - 


nu T Srans Budoits, Herrn von We 
bergen, qu Müufer 


| | Königsberg ben zten Sept. 1784 

Liebwertheſter Herr unb Sohn, Wie die 
Männer Ben = Hakad (1.-Kön. XX, 33.) babe 
ich das Wort. eilend von Ihnen genommen 
und auf mich .gebeutet. Ich babe Ihren Drief 


vom 7ten Auguft den 4ten b. M. erhalten, and 


made mir auch bie erſte Wärme des Einfalid 
au Nutz, um der feuchten Kälte des hypochon⸗ 
drifchen Nachdenkens ju entgehen. Ein jum 
ger Mann, ben. Lavater liebt, giebt. mir tot 
pigüend fo viel Vertrauen , das (einige nad) 
Dermôgen zu erwiedern. Wodurch ich ‚ihren 
Dank verdient, weiß ich nicht. Da aber meint 
fon verwelkten Blätter noch. in Ihrem fti 
{en Andenken ſind, fo werden. Sie ba& juͤngſte 
Kind meiner Wehen unb Schmerzen bruͤdericch 
aufnehmen, und: vielleitht hinterher ein Ver⸗ 
zeichniß der Muttermahle und Makeln, omit 
ed auf bie Weit gtfommen, t£ 

s 9d 


268 


cid babe, ben 27ten des oet(lofenen. mi 
guft mein 55ted Fahr angetreten. Mein Was 
ter war ein ziemlich allgemein beliebter Wund⸗ 
arzt, Bornehmen und Armen unter dem Mas 
men bed. aleftädtifchen Baders, der fein ange» 
nehmfter Titel war, wohl befannt:' Er farb 
nach einigen Anfällen von Schlagfiuß 1766, 
in eben bem Jahre, ba die Peſt der welfchen 
Stegie ins Land fam, unb hinterließ 44: Ber 
mögen, das er bio feinem ehrlichen: Fleiß und 
chriſtlichen Stück, aud zum Theil der "Spare 
famfeit unferer haͤuslichen und forgfáltigen Mut⸗ 
ter zu verdanken hatte, und dad, ungeachtet 
feiner Mildthaͤtigkeit und Gaſtfreyheit, für feine 
Beiden einzigen Söhne zulänglich geweſen wäre. 
ute fiotternde Zunge und ich weiß nicht was 
in meiner Seele veredelte mir alle ‚öffentliche 
Gerchäfte und feyerlichen Umgang ; jedermanns 
glaubte bafür, daß mein jüngerer Bruder εἰς 
nen beffo entfchiedeneren Beruf zu einem geiſt⸗ 
lichen Amte, zum heiligen Eheflande , und zu 
feinem zeitlichen Sortfommen hätte. Ich baute 
alfo im voraus baranf, einmal das Onabem 
brob in feiner Samilié zu effen, und an -ibrer 
Hut, Erziehung anb. Geſellſchaft anf meine af 
ten Tage den nächften Antheil zu nehmen. Dies 
fer Lieblingsgrille Babe 'ii viel und bâtte bep» 
nahe alles aufgeopfert. Eine Melancholie be⸗ 
mächtigte Qi biefes einzigen Bruders, und id 

Hamann’s Schriften. VII, 35. 11 


268 

wurde zulatzt gendlbigt, ſein Vormund ju wer 
den, unb zur Erhaltung feiner Perſon, feu 
nes ganzen und meines halben Vermögens, das 
erfie das befie Amt zu ergreifen. Pour la ra- 
reté du fait und aus ilofopbifd) = patriotiſchem 
Vorwitz wurde ich 1767 franzöfifcher Ueberſetzer 
bey der biefigen Provincial⸗Acciſe⸗ und Zoll⸗ 
. Direction. - Ein gebeimer Juſtinct zu diefer 
Sprache vor allen übrigen Fam mir ju Cate 
ten; nunmehr babe ich allen Gefdmad daran 
verdorben unb. verloren. Ein noch geheimerer 
Sinftinct fuͤhrte ein Landpmädchen in meines Vas 
ters Daus. Sore blühende Jugend, eichenflarfe 
Geſundheit, mannfefie Unfchuld , Cinfalt unb 
Treue brachte in mie eine folche hypochondri⸗ 
fe Bath hervor, welche weder Religion, Ders 
nunft, Wohlſtand, noch Arzney, Faſten, neue 
Reifen. und Zerfirenungen uͤberwaͤltigen fous 
ten. Diefe Damadryade wurde die liebfie und 
befe Stüge meines alten, gelähmten, , verlafe 
fenen Baters, und feine Dflegesochter , der ich 
iju und fein: ganzes Haus anvertrauen fonti» 
te. Gig wurde nad) feinem. bittern Tode meine 
Dousbâälterin , und i bie Mutter meiner vier 
satärlichen und Gott 206 gefunden und frifchen 
Kinder. - Dos jünofit fam. 1778 zum Erfag 
meines Bruders, den ich an meinem Geburtés 
tage deſſelben Jahrs begraben ließ, nachdem er 
RO ſelbſt und mir lange genug zur £aft gelebt, 


163 


aber durch (tin. Aber ibn verhaͤngtes traͤges 
Moͤnchsuͤbel mich wider meinen Willen (δὴ, 
tig , geſchaͤftig, geſellig unb fruchtbar gemacht 
fatte. ' 

Daß eine reiche, weiche Erziehung unfere 
fhebürfnife vermebre, weiß ich aus leidiger 
Erfahrung. . Meine feligen Litern haben e8 un» 
ſchuldiger Weife in zwey Otüden verfeben. Mein 
Vater, wenn er Ach ben ganzen Tag unter Vas 
tienten von jedem Gtande mhbe gearbeitet 
hatte, liebte fehr Hänsliche Geſellſchaft unb alle 
Freyheit eines vertrauten Umgangs, befuchte 
fein oͤſſentliches Haus, ging (αβ gar nicht oder 
ungern. zu Gaſt, und hielt fireng auf bie Orbe 
nung feiner und feiner Dausgenoffen Lebens 
art. Unſere Mntter war wegen ihres kraͤnkli⸗ 
chen Leibes und ihrer weitläufigen Wirthſchaft 
noch mehr einheimifh. Wir wurden alfo bem 
Öffentlichen Umgange faf ganz entzogen, unb 
bafár durch alle Häustiche Gemaͤchlichkeiten und 
Frenden eines bürgerlich behaglichen Wohlle⸗ 
bens ſchadlos gehalten. Das zweite Verſehen 
beſtand darin, daß uns faſt kein Taſchengeld 
ausertraut wurde, daher ich aud) bis auf dieſe 
Stunde Außerfi unwiſſend, verlegen unb. unge 
duldig bey allen Gelb» Danbel- unb Wandels 
Angelegenheiten bin. · Ich babe zwey Haͤuſer 
wit Berinf des halben Capitals mir vom Halſe 
veſchafft, und hange noch mit dem dritten unb. 

11 


164 


fegten, das id meber los werden, noch aif 
— ftre Zinfe bacon reduen Fann. 

Ans einen welſchen Ebaron und Ueberfeger 

wurde id 1777 koͤniglicher Padhof= Verwalter 

beym biefigen. Licent, mit einem Gehalt von 
25 Rthlr. des Monate, freper Wohnung, das 

von mir aber:bie welſche Regie ober General, 
9(ominifttation. bie Hälfte entzogen, (o wie feit 
bepnabe zwey Jahren: das einzige rechtmäßige 
Emolument einer feit undenklichen Zeiten und 
beſtaͤtigten Schiff - Ubgabe, welche unter bem 
hollaͤndiſchen Namen Fooi, b. i. Dier- ober 
Trinkgelder, bekannt if. Noch bin ich Gott 
95 ofnt Schulden ; wo ich aber fünftig Jahr 
Geld zu Brief» Porto, Holz, Kleidung und Une 
terhalt meiner Kinder bernebmen (oll, weiß ich | 
nicht, und. gehe daher mit halsbrechenden Cnt» 
wuͤrfen der Gelbfierhaltung, Nothwehr und - 
Verzweiflung fchwanger ; babe fon ben item 
Jaͤnner 1783 ind Kabinet gefchrieben, ohne 
einer Antwort gewürdigt su ſeyn. — 

OMt bieftr reine Wein der Wahrheit nad 
Ihrem Geſchmack, fo ſind Sie dem unverbiens 
ten DBater Ihrer Wahl. Herzlich willkommen. 
Eine Sommerfiude — ein kleiner Hain Mare, 
ein verwildeter Küchengarsen und die Ausſicht 
einer Stadtwieſe (let zu Ihrem Befehl, Sür 

- Lente und Kelter u. ſ. w. ‘if Ihre eigene 
Gorge. — Ich befenne mich durch jede vaͤter⸗ 





: 165 


liche und brébertide Geſtunnng, der ich fähig 
. Pin, für Ihren anfribtis ergebenen Freund 

, and Diener 
4, 6. 5. 


44 An Herden, 
Königsberg den d3ten Sept, 1784. ^ 


$e iff bie laͤcherliche Mans, an der Ih⸗ 
nen, liebſter Gevatter, Lanbsmann unb Freund, 
- fe viel gelegen gemefen, und oieffeidót Ihres 
Leſens fo wenig ais meines Abſchreibens werth, 
Die Folge war: vine μετάβώσι εἰς are vyítet 
denn nebſt ‚der Critif lag mir das liche Jeru⸗ 
falem im Kopf, und eine Idee Serdarb bit 
andere. 91d babe alfo das Vorneßenfte in das 
kleine Golgatha verpflanzt. Der Eingang 
beftand.in einer Recenfion der Humiſchen Heben 
fegung , die ich: zur Berliniſchen Monatfchrift 
einfchickte , ehe felbige erſchien, die aber fi 
gar nicht für fie ſchickte, daher ich e8 dem D. 
Bieſter nicht berbenfe, fondern vielmehr dafür 
Danke, bag Fe nicht eingeräckt werden. 

.. Ste Haben alfo mein Scheblimini eher als 
ich erhalten. Den :aoten Aug. fand ich zwölf 
Exemplare offen auf meinem Sif, da id aff 
Hoffnung aufgegeben hatte und fehr ‚übel das 
mit zufrieden tar, auch nicht begreifen Connte, 
wie es unferem Frennd Hartknech bat einfal: 








166 


fen funen, es in Berlin drucken zu lagen. 
Den Sag daranf hatte mir eben vorgenommen 
zur Deidte zu gehen, wovon id) über zwey 
Sabre abgehalten worden. Ungeachtet ber 
Druckfehler , denen durch ein nachgedrucktes 
Blatt wird abgeholfen werben , diente es mir 
zur Weförderung der. Andacht und Euchariſtie. 

Auch ich dachte, daß ich vergeblich gearbeis 
tet, und meine Kraft umfonf nud unnáglid) 
zugebracht Hätte; deſto erfreuficher wor e$, mes 
nigfiens einen einzigen ganzen Lefer an Ihnen, 
liebſter Sato! gefunden zu Haben. Hier kaum 
nnd mit genauer Noth einen halben an ums 
ferem jegigen Decano Krans, ber in Arbeit 
und Hopochondrie 6i über die Ohren fi&t, das 
Sernfalem noch nicht einmal Zeit Yehabt 
fat zu lefen, obne weiches man ben Golgacha 
und Schaͤdel⸗Huͤgel unmöglich verſtehen fon, 
und sicht einmal die Anfpielung des mai ! 
Hat! auf bie rebucirten Gooi = oder Bier 
Gelder gefühlt. — Ich Habe feinen. einzigen 
Sreund, mit dem ich zu Rath gehen fann, — 
fo glücklich ich Abrigens mit Sreunden verſehen 
bin; aber fie dienen Bloß zum @egengift ber 
langen Weile und nicht zum adjutorio — fein 
Bein von meinen Beinen‘, fein Fleiſch bom 
meinem Fleiſch, feinen animse dimidium meae, 
feinen Prüfe unb Wetzſtein meiner teen , 
feinen arbitrum. meiner Einfälle ! 


167 


Unferen Geburtsmonat babe ich freuben- 
und Finberios zugebracht. An meinem Gebnrté 
tage fegte ich mich auf einen Korbwagen mit - 
meinem neuen Greunbe Mayer, ben fehr elen⸗ 
dem Wetter, nm meine drey Parcen abzuho⸗ 
fen , die fi oie? Wochen in Graventhin ums 
getrieben batten. Am 29ten fuhren mir bey 
leidlicher Witterung nach der Stadt. Sie lag 
uns (don im Gefiót, der Mond wollte. and 
aufgeben, und fab wie bie antergebenbe Sonne 
aus, ais anf einmal fid ber Himmel bezog, 
und eben, da wir durch den Schlagbaum was 
ren, auf plöglichen Sturm ein folcher Regen⸗ 
quf folgte , bag wir auf unferem offenen Sort» 
wagen fafelnaf unfere liebe Dansthüre erreiche 
ten unb Gott banften, 


Defto mehr Greube hat mir moines Sohnes 
Geburts⸗ Monat gemacht. Den sten erhielt 
ich die erfie Nachricht von meinem Hill, dee 
gegenwärtig zu Fuß anf feiner albernen Oteift 
sad Benebig' begriffen if. Abends fand ich 
Ihren unverbofften Brief, der mich auch zum 
Theil ftärfte und fabte, Freylich mün(dte ich 
féeber , bag Sie Abt in Kl. Bergen , ais Kanze 
er in’ Sätfingen wären — doch dad Gute mill 
Zeit haben, um reif zu werben, und bie Wloe 
Bringt Bitter Web, macht gleichwohl εοίθε Watt 
ett; Gott wird al(o unfere Whnfche auch e 


308 


hören und fuͤr alles. forgen , maß zu unſerem 
Frieden tient, befer als wir. ſelbſt. 

. Den sten Fam von meiner Baroneſſe Bons 
δεί, die ich feit einem halben Jahre niit be: 
fut, nach. Hauſe, und fand wieder einen 
Brief von nnferem Kleuker, ber mir feine Dei 
tat meldet, und zugleich Paranymph, ohne 


^ €8 an wiffen, eines jungen Liebhabers fem 


mußte, deſſen Brief, mir manchen parabifte 
ſchen Traum und Infiigen Einfal eingegeben. 
Ein junger. Dann .von 25 Jahren, rei, weich 
erzogen, ber manche Bebürfniffe bat und über 
feine Hypochondrie Elagt , bat ſich (ion in bier 
fem Sjebre vorgenommen, mif) zu beſuchen, 
und verfnricht es Eünfsiges., bittet mich , ihn 
zum Sohne aufjunehmen. Er nennt fi) Srous 
Bucholtz, Herr bon Welbergen. Ich babe ben 
Gers aufgefangen, und ibn, fo gut ich ge⸗ 
fonnt, ferteefeet. Er feunt meine Schriften, 
führt, ben Hermes du Nord und die hierophan⸗ 
tiſchen Briefe au, glaubt mir Dank ſchuldig 
zu ſeyn, ohne daß. ich weiß, wofür ? Sd ver 
traue Ihnen dieſes nene Ebentheuer, ohne noͤ⸗ 
tbig zu haben, Sie jn bitten, wenn Sie zu 
Muͤnſter Verbindungen haben, mit aller mg 
lichen Behutſamkeit, mas Git von dem Cha⸗ 
rokter dieſes Alcibiades erfahren koͤnnen ., Wit 
mitzutheilen. Kleuker kennt ibn aud) nicht toti 
tec, und entſchuldigt Rd: deßhalb mit aller mg: 








x69 


Ken Achtſamkeit. Cr if anibrüfüdó wed 
Osnabruͤck gereidt, um Erkundigung oon. mir 
einzuziehen 3 babe ibm biefe ohne Mücke 
halt gegeben: in Lebensgroͤße. Seine. Aumort 
und YUufnahme der meinigen muß ich alfo ab» 
warten. Meine ſchwaͤrmeriſche Einbildungskraft 
findes (dion einen medium terminum zur Com 
eluſion Ihres legten Briefes, wenigſtens eine 
entfernte Wahrfcheinlichkeit, ben Wunfch eines 
Wiederfehens auf eine oder ‚andere Dirt. πιό» 
(i zu machen — Doc: laſſen Sie nid in 
meiner September » Erndse fortfahren. 

Den ıotew fuhr ich, wicht in einem Korb» 
sagen, : fondern-in ‚einer: Staatskutſche, wit 
. Het. Otabtrath Wirte nach Friedrichsthal, 
wo i$ (tnt Schwager, Hru. Kriegksvath 
Schefiner , warsend fand, ainen wackern Mike 
tag bielt, nd mid) mit ibm nach feinem Qe 
GSprintladen zu. Fuß begab, und entre chien 
et loup anfam, @onnakesb:batten sir fo viel 
ente Witterung , old wir jnſt brauchten. bas 
Ufer der nahen ;Deime zu ſehen, und ben ſchoͤn⸗ 
fien , naͤchſten Winkel feines. Waldes , in befe 
fea Unuiré ex gobut, . Den: abrigen Tag muß⸗ 
ten wir auf einer. Dachſcebe ipi Ramiufener 
4ubringen nnb. anf. feiner. zahlreichen und recht 
ausgeſuchten Bibliothek. Dec 1 2ten wurde bit 
Tafel wieder, ig, Fryedrichschal gedeckt, und 
darauf ſtiegen wir. in nuſere θε, sut nale 


190 


men den ρλόβὲν Weg nach ber Stadt; m 
wir um 6 Uhr anfamen. 

Meine Abfiht mar, diefen Brief dort zu 
(reiten , aber die Zeit war zum Lefen unb 
Schreiben zu kurz. Defto mehr haben wir vou 
Ihnen geplaudert. Er erinnerte fl des legs 
ten Driefes, den Sie aus Liefland an. ihn ge» 
ſchrieben, ba Sie eben zu Schiffe geben wolle 
sen, und daB Sie beynahe in «in gelehrtes 
Danbgemenge mit ibm geratben wären Aber 
unſere Litteratur, Er bat an unferen drep Kam⸗ 
mern gedient, lebt ohne Erben in einer phi 
lofopbifhen Genügfamfeit, mit vielem Ge 
ſchmack, aber nod) größerer Sparſamkeit. IR 
einer unferer beften Köpfe, in dem bie. Oeefe 
 eine$ Sully und Necker fchlummert. 

Nun id mit meiner curidfen September 
Relation zu Ende bin, und Ihre Bitte erfünt 
babe, bitte ich aud) die meinige zu erhören. 
Diele Seficht darin, Ihre Ideen nicht ins 
Scocken gerathen zu laſſen, weßhalb ich mich 
fon an den Hrn. Verleger faft zu Schanden 
gebriefwechfelt babe, nnb daher meine Zuflucht 
zum Autor nehme. Es (δή iN. Änimer me 
δε, went alte gute: Freunde aufhören, fi ein⸗ 
ander zu verſtehen, und wie inter bonos: bene 
zu behandeln. Es würde Ihnen vielleicht te 

hig foften, einen andern anni zu finden , der 
wegen des Honorars keine Einwendung machte. 











171 


Sie Haben frenfié Urſache, ſich eine Pieime Mb» 
te» flatt eines kleinen Hofes zu wuͤnſchen. Sie 
find ein großmuͤthiger, gutherziger, wohlthaͤti⸗ 
ger Mann, nnb bie Hand Ihrer lieben. Fran 
ſcheint der Ihrigen ſo aͤhnlich im Geben als 
im Schreiben zu ſeyn; aber zum Hofleben taugt 
das freylich nicht, und unter Woͤlfen muß man 
wenigſtens mithenlen, wenn man nicht mite 
rauben will. Aber ich wänfchte doch, daß Sie 
. mit. Ihrem alten Greunbe und Derleger ins 
Meine, und mit aller Güte, kaͤmen. Oie few 
sen ja unfern im Grunde iuerwrsungsunn Darts 
knoch und feine Schwachheiten, die durch feine 
Leibesäbel und zunehmenden Fahre nod riget. 
finniger geworben fepn mögen, bag ich Ihnen 
gern zum Nachgeben noch mehr aurathen 
möchte, nu Ihre Abfiche bey ihm qu erreichen. 
Mehr Offenbersigfeit ben bem ganzen Dande ' 
mürde vielleicht alles Mißverfiändniß beben, 
und leichter, alé wenn Sie feinem Eigennutz 
unb Fitelfeit auch nur den Verdacht eines οι 
feren Antheils biefer unfreundſchaftlichen Le 
Denfchaften entgegenfegren. Ein gut Wort 
non Ihnen wird mehr ausrichten, ais ein uod 
fo Heftiger Sturm von Schimpf und Hohn. 

Gott fbente Ihnen Geſundheit und viel 
Aufmunterung sum Sortgang Ihrer Ideen, 
und meiner verebrungémérbigen Grau Gevat⸗ 
tein Ruhe unb Heiterkeit der Seele auch bey 


! 
173 


orgenmärtiger truͤben Aprilwicterung. Ich ums 
arme Sie nad bit Ihrigen ais Ihr ewig ptr 
καν und berpfandeter. 


3 An 30% Georg Müllernad Sdaff: 
‚Haufen - 


‚Königsberg ven atm Oct, 1784 


Liebwertheſter Freund, Ich danke für Ihr 
Ἡόμεό Andenken, und maie von Ihrer aiti» 
gen Anerbietung Gebrauch, Eintage nach 94. 
rich ju befoͤrdern, damit daB: verirete ‚Schaf 
mit gutem väterlichen und brüdertihen Rache 
+. auch im. Roshfa mit That — unterflüße 
werde. : Es iſt ein junger noch ungebilbeter 
Οι, der (i) aber burd eine ‚treue unver⸗ 
droffene Dienfisefliffenheit um mid) verdient ge 
macht hat, und den ich wie meinen eigenen 
Bohn liebe... S. denke, man wird ibm alles 
anfehen fóunen , was ibm fehlt, daB id) nicht 
wöthig Habe, mich bey feinen Mängeln aufin 
halten · Er bat fib feit Fahren in allen mög 
Inden Enthaltfamfeiten gehst, nm feinen Riget 
and Ehrgeiz, tie Welt zu fehen, ſtillen µ koͤn⸗ 
sen, Ich vermuthe, daß für feine bacchana⸗ 
Hfbe Sinbildungskraft unb Milchdiat bie Schweiz 
ein gelobtes Land feon wird, und möchte febr 
gen, daß er fd). muͤde darin wandelte. Der 
Hebe aute. £avater Cann meine gelehrte Kauft 





173 
wicht leſen, und fie greift feine Mugen tote η) 
sen Kopf an... Un Pfenninger fime ich mich 
, από ju ſchreiben. Alſo nehme dd) zu Ihnen 
ais einem andern Johann Georg meine Zum 
flat mit der Bitte, den Inhalt diefes Brie⸗ 
fes ufferm Freunden in Zürich mitgutfeiem ; 
und, wenn DIN nach Schaffbanfen: femme; 
fió nicht ‚feiner zu fhâmen , fondern fich (ete 
ner Seelen⸗ und Leibed = Beduͤrfniſſe nach feis 
ner Sübigfeit und Ihrer f&aftit anzunchmens 
Den übrigen: Theis Ihres Driefes Gin ich 
nicht im Stande heute zu beantworten. Ja 
leider , Macchiarell iſt fo (0n widerlegt , wie 
£ucher von Deinrit VII, Empfehlen Sie 
mich unbekannter Weife Ihrem würdigen Herr 
Bruder; ih freue mich im Θείβε über die 
Metamorphoſe ober Metempſychoſe feiner Da» 
serländifchen Geſchichte. Wehe dem reichen 
Fuͤrſten, deſſen Unterthanen Bettler Qnb ! : Ses 
lig der ‚arme Landesvater, der reiche Kinder 
hat! Fl uod 
. 346. Xn ben geieserati Sqheffner. 
Könissb erg den 7ten Dit, 1784. 


ο lieber Herr. Kriegsrath! Sie muͤſſen fid 
wieder veriefen haben. Ich babe über Feine 
Sprintlafifche Kälte geklagt, :fondern mir Ahr 
Ramin gewuͤnſcht, und weiß oon. Seinen berti 


174 


(ee. mitgebradten Nachwehen, als bag id) mit 
nicht Hier , wie fep Ihnen , erwärmen Fans. 
Hente ert werben nene. Fenſterrahmen einge 
paßt, bie noch angefirichen unb befchlagen mer 
den (offen, baf ich biefe Woche nod) an feine 
warme Stube denken kann. Der beftellte Torf 
if an ausgeblieben.. 068 Breymehner folfte 
ἱ and frey Holz; befommen, bas bisher auf 
bie heilloſeſte Art uns entzogen worden; nur 
bie Unverſchaͤmten erpochen ihren Autheil. Un⸗ 
fen einer muß fein täglich Leid in fi freſſen: 
hinc illae lacrymae und das Φέ in meinem 
Gehirn; das ich. mit Feiner Philoſophie nod 
Critik ju. reinigen im Stande bit. 

. Hartung Fünbigte in der gefirigen Zeitung 
den zweiten Theil von. Smebenborg 8 wahrer 
chriſtlichen Religion an. Ich tief gleich zu mei⸗ 
wen Srennde Brahl, und. bat mir ‚beide Seife 
gu verfchaffen. Er bat mir aber nur dem zwei⸗ 
— tt (dicen können. | And das nenefie Stud 
von Adelung bat ec mir beygelegt, auch April 
und März von Schügens litterarifchen Spas 
ziergaͤngen, welcher auch eine litteraxiſche Zei⸗ 
tung herausgeben wird, wozu er unfern Kant 
eingeladen, und ihm für jeden Bogen 3 Lonis⸗ 
d'or bis 6 Ducaten verſprochen, mit dem er 
flarf briefwechfelt über feine Critik. Cine 
Grtunbin ‚Hat mir eine romantifche Erzählung 
nebſt Abhandlungen über Gegenflände vergans 


175 
gener Zeiten von Mi. Krauſe geſchickt, bie mir 
geftern einen vergnügten Abend gemacht. Vil⸗ 
faumes Preisſchrift über die Erziehung zur 
Menſchenliebe (ag auch bey; kann mich nit 
überwinden , fie zu Ende zw liefen, weil us 
ans Mangel der Zeit wählen‘ mug. . 

Meinem Kraus begeguete id) Montags im 
Buchladen mo er fein bided Pal nad Der 
fin zufiegelte. Ich that ihm einen Gefallen , 
e8 auf der Poſt zu befteflen:, und machte mis 
eine Ehre daraus, Handlanger geweien zu ſeyn. 
Hier gilt and, was Oit von Babo fchreiben : 
„Man muß hoffen, bag folhe Saat eiaſt 
Srüchte tragen serbe." Als ein treuer Ara 
beiter gewinne er viel für πώ ſelbſt. Er ge» 
fand mir, daß er baburd) veranlaßt worden, 
die Gefchichte unferer Akademie aus ihren Ses 
ten zu flubiren. Eine berrliche Hebung fé fei 
nen Geſchmack in der Compofition, die ibn 
einmal zu einem vehtfipafienen Schriftſteler 
machen wird⸗ 

Ich bin gegen mein Urtheil (ο mißtrauiſch⸗ 
daß mir die Uebereinſtimmung eines Freundes 
immer willkammen iſt. Wie die Critik der rei⸗ 
sen Vernunft von einem logifhen Spinnge⸗ 
webe abhängt , (o des guten Geſchmacks feine 
dfterö von einem feidenen ‚Baden. An dem 
dritten Theile der Voltemahrchen kann ich mich 

nicht ſatt leſen. 


176 
347. An ber frlegerats Sdeffne rc. 
K bnigéberg ben izten Oct. Dom, XIX, 1784 


Em babe mich heute von des Morgens an 
" auf ben Abend in Geſchaͤften umpetrieben, 
vom Sriedländifchen Thor angefangen und mit 
dem. Waiſenhauſe aufgehört, wo ich Sepm Pre, 
diger Qautoiy zweyh theol. Bibl, gefunden , tel: 

che ich feinen. Anftand nehme, Ahnen , mein 
wn Freund, su uͤbermachen. Geſtern blieb 
té qusdruͤcklich qu: Hauſe, um den ganzen Tag 
Briefe su ſchreiben. Meine beiden Federmeſſer 
waren verſchwunden, und ich hatte alle Muͤhe 
von ber Welt, Einen zu Ende su bringen. 
Da fam ber Meß.- Catalog — und Krand in 
einer fo traurigen Geſtalt, und that (o Fläge 
lich und (o finſter vof mit alit tuf vofiendé 
perging.. — - 

— Sd bin nicht. rer: Meynuug, bof man 
wicht. tadeln fofité; Nil. admirari, (agt wohl 
foras Aber [oben mürde fonfs and Sünde 
ſeyn; und bód) lobte.ber Dansoater im Evan 
gelio fel6ft den ungerechten Haushalter, wei 
er. Einglich gethan atte. . Micht tabelig , foe 
bern richten iff uns verboten; ſaſtern, falſch 
Zeugniß geben‘ Hiob tar ein Leicheferti 
ger Tadler, ter Spötteren trant, wie Waſſer, 
XXXIV, 7. Beine. Sreunde ében. fo leidige 
Srófter als Kunftrichter. Daher das * 

e 





) 177 Do! 


δί zu Vliphas XLIL. σι Beun:@ie (Ute Tone. _ 
cordanz haben, fo. bexgen Sie eine, um Ihre 
Meynung zu detsgen, doit 14. meiaen Tadel 
derſelben. Us 
Auch gefälkt mir. nit. edt 3v. ‚Sifee ger 
gen ben Purus, den einige unſerer Schrifeſtel⸗ 
lee init ihrem Verſtande treiben, : Aufntt die 
fes zu wehren „ moͤchte id. lieben mit Doit, 
fageh : Wollte Gott! — Dabrf@eintidfrie 
$ti ub nad ‚meiner Bilderſprache aber. Dig». 
vegippbifden Logik bloß bie Probinzen ober viel, 
mehr: Sms som. Reich ber Mabrbeit ; 


1348. : x à: ia T 
' ad glaſders den gate Set pM 


, Beber Best, ιν σσ fun, 
eot erbaíte unb vermehre bre Häusliche. Sube 
und Glückfeligfeit , in einem treuen Arm ſich 
Ihres ketens zu erfrenen, und ſchenke Ihnen 
Bald bas neue Unterpfand ſeines Segens und 
Ihrer Herzlichen θε ο. > 

Am Ende des Juni erhielt, ich gigen Brief 
pon dem, aſteſten ; Dogtbarp. nehſt „ein Baar 
Zeilen von. feiner mündigen ‚Mutter. . JO. biu 
noch. nicht. im Stande, gemefen,, bopani-du. gh 
worten, weil mir graut die * der anguſehen, 
beſondere im Fratzziſchen | Wag, Ciis. mit 
gan. bem, jn notre κο meum Ezruhigt 


Hamann's eáciften Vil. Th. 


284 


. 178 


mié ἀθά unſeres zuten, ehrlichen Vetters 
Schickfal, ‚mad wird auch feinen Eitern zum 
Troſt⸗ gereichen. Ein Hunger « unb Kummer 
geben , mit Chimären im Kopf und einem nae 
genden Warm im Herzen, vertreibt. die Bit⸗ 

teifeit des 4υ0εδ. : 
^occ —' 9848 ſoll ich Ihnen {nf ‚meiden? Wein 
alter Kopf forge: ſich Mumpf und grau usb 
féaitnidst. - Dem (ή. Sander zu Ehren habe 
ih; mide Friſur umgeſchaffen (mie bar Hof⸗ 
prediger η. Schulz in feiner Erlaͤuterung m 
Kant's Eritik ſagt) umb. mir eine mude Hector 
Perücke zugelegt. | 

Meine freundſchaftliche Empfehlung an Ihre 
naͤchſte Freundin, mit dem Wunſch, bag fe 
bald είπε fröhliche Kindermutter werden mb» 
ge, und am den ganzen ftne $e. ed 
Saufee. - | 


, ES Xa ben scio iris ederfner 


LE 
| Königsberg η Nov. 1784. 
- Sie Ürfaften' hiebey Kin zweiten Theil der 
Dirt fée f5i6fiotfet ;- bít mie mehr Ges 
πήρε tut , als bie Quedlindurgiſche, "mit bem 
Mid Theilt der Meigersſchen Reiſebeſchrei · 
WM. 008 3 ἐς Ὁ DS 
486p δεί trberfeging $ed Swedenborg famt 
nian ſich var feinen δή von dem Aron" 





179 
^ berti feines lateiniſchen Oitplá machen, ber wird 
Hit etwas Gefpenfiermäßiges an fi bat. Wie 
unfer Kant fid damals alle bie Werke feiner 
Schwaͤrmerey verſchrieb, Habe ich bie Hehe 
windung gehabt, das ganze Gefchwaber dicker 
Quartanten durchzulaufen, in denen eine fo 
eie Tautologie der Begriffe und Sachen ent 
halten iſt, daß ich Biutwenig nnb Eaum Aber 
- einen Bogen andzuzeichnen fand bon bent, was 
πό durch etwas Grändliches oder wirklich Pas 
radoxes auszuzeichnen-fchien. Sin Curland fand 
ich eine ältere Schrift son ihm de infinito, 
bie ganz im molfifch » fcholaftifchen Geſchmack 
gefchrieden war. Von feinen metallurgifchen 
Schriften, bie fehr gelobt werden, babe id 
nie etwas zu fehen Befommen. Daß niemand 
von feinen zahlreichen Ueberſetzern etwas Dii 
verläßiged von feinem Leben zuſammengebracht, 
wundert mich aud, unb bag man bep einer 
Mervenfrankheit ein fo hohes und zum 296 
gefunves Alter erreichen Fann, Daß feine Er⸗ 
fheinungen mit wirklichen Parorismen beglei⸗ 
tet geweſen, erinnere ich mid) gelefen zu ban 
ben. Ich erkläre mir hifo dad ganze: Wunder 
Durch eine Art von tranfcendentaler Epi⸗ 
keyfie, ble f i einen fritifiten Schaum 
auflöst; denn dakin beſteht feine ganze Erſchei⸗ 
nungelihre bn Side, teer fnb rime and 

oo. 0004 ass 49 8, ; 





IBO 


Kranfpeiten die beſten Data „von, der: Anergi 
unferer Seele 

Lavater meldet mir, den: dritten Speit fei, 
ner Meſſiade vollendet gu. haben, unb nennt 
. fe feine füßefte Arbeit. anf Erden. Er fowobl, 
bem ich ex professo wegen, meined Sohnes zu 
Müntter , alé Herder , dem. ich ex parodo be 
Halt geſchrieben, melden mir: Wunder von bie» 
fem jungen Panne, der meine Antwort noch 
nicht ermiebert, und wünfchen mir beide Gläd 
zu biefer Eroberung, aus ber. ich bis bie(t 
Stunde nicht Eing werden faun. Labater trägt- 
mir anf, - alles zu grüßen, was Grüße von 
ihm annimmt, befonders den ibm durch Hill 
lieb gewordenen Dippel oder: Hippel — ber 
mich mit meinem: Fideicommiß auslachen ‚wird, 
wie Sie es auch tun werden, ungeachtet 36; 
res euften Gebotes , nichts zw tadeln. 

Dorigen Sonntag erhielt ich einen Brief ' 
eon Herder und feiner mirdigen Gran. Er 
empfiehlt fid). Ihnen, und ‚denkt noch immer 
au: @ie mit Hochachtung unb: alter Freund⸗ 
(Φα zurüc.- „Eine jugendliche Fehde machte 
mich mit ibm 6efannt „-und id habe einige 
Sabre. fang viele angenebme Driefe von ihm 
gehabt , 646 meine Entfernung aus Riga mid 
auch ihm entfernte. — IR er's nift, der et 
was ‚von Ginicciatbini überfegen: wollte?” O6 
und was id ibm. daranf antworten (oll, ete 





- ıgr' 


warte:ich oon Ahrer Vorſchrift, weil ich πού 
meiner: erften Beſtimmung eines Copifieh gern: 
treu. bleiben mag, und ziemlich ungern ſelbſt 
concipire. | 

Bon Fiôgels Geſchichte der komiſchen gite 
teratur babe ich ben erften Band gelefen. Eine 
ziemlich gelebrte Compilation von mehr Weſen⸗ 
feit al8 Geſchmack. Eine ungemein lange or» 
läufize Abhandlung vom’ Komifchen oder 94, 
cherlichen überhaupt; bieranf cine kuͤrzere 
bon: der Gefhidte ber. Fomifchen Litteratur 
überhaupt, 85.273 fängt ſich erf der erfie 
Theil απ... Wie diefer das Belahensmer- 
the in der Gelchrfamkeie enthält, fo wird ber 
zweite Theil vom Verlachen w erthen' hau⸗ 
bein. Iſt dieſe Eintheilnng nicht ſelbſt ſehr 
komiſch? 

Beym Empfang’ dieſes Dtiefes wuͤnſche i$ 
einen fein beflen , heitern SBintertag , nib was 
fit ſchlechterdings nicht leſen laͤßt — imaginos 


et sautez. 


* 


350, An J. F. partinod. 


Königst erg den agten Nov. 1784 


Mein alter, Heber Freund Hartknoch, Ihre 
Sade mit unferem Gevatter, Landsmann und 
Sreund in W. liegt mie mehr am Herzen, als 
ih daruͤber zu ſchreiben vermag. Ich babe 





ij 


I89- 


den 7ten b. M. einen bien Mrief von δα 
erhalten. Er denkt nur im Vorbepgehen an 
O ie, und leider! daß von feinem zweiten Theile 
noch fein. Wort zum Drud abgefchrieben mors 
ben, und alles noch in Materialien und bem 
erſten unvollſtaͤndigen Abriß begraben liegt. 
Bald, lieber Hartknoch, moͤchte ich Sie mit 
den aͤgyptiſchen Hebmuͤttern vergleichen, welche 
^ bie iſraelitiſchen Knaͤblein in der Geburt erſtick⸗ 
ten... Gott! wenn ich bed) ein Mittel wußte, 
ſolch ein Paar Starrkoͤpfe zu Paaren zu trei⸗ 
ben, die im Grunde beide Unrecht haben, und 
am Ende ſich ſelbſt Schaden thun werden. 
Warum entziehen Sie dem armen Arbeiter 
von feinem Lohne, um es bem undaukbaren 
Publico zu opfern? Freylich leben Sie von 
Lefern , aber diefe wollen bod) vom Schriftfiel« 
fer unterhalten fepn. Ich fordere alfo Ihre 
Eaufmännifche Grofmuth auf , [είθ ein Lite 
sel ausfindig zu machen. Wie (off ein Mann 
mit Geiſt und Feuer , Luft und Liebe (deis 
ben, wenn er mit fehlgefchlagenen Erwartun⸗ 
gen, bitteren Vorwürfen und unfeligen Bes 
dürfniffen überhäuft und niedergefchlagen wird ?- 
Beilen ſind commenfarabel,: aber feine Ideen. 
Wenn «6 auf Zeilen ankommt — wen wäre 
ben fie leichter fließen ? Lavater fchreibt mie 
ůber mein Golgatha: ,, Der. Schmetterling 
6.49 ift nicht zn bezahlen; fo was if ewig,“ 





ΜΕ ομαλά ΕΜΜ Ομ Ευ cssc cssc ccdsndnc c Neumann 


383 


jefes Ste mir einen zu dieſer Sabriyeit 
ober mitten im dare und im Kerzen ted 
Winters. Wenn Sie, wie der Boreas, vue 
ſerem Sreunde ind Geht und: auf die Fänge 
blaſen, fo .wird er Ihnen Zeilen wie Eisza⸗ 
ofen fibreiben — aber Feine Ideen. Verglei⸗ 
en Sie Ihre Lage mis dee feinigen,, unb 
(eiue jegige zu Weimar mit der zu Bückeburg, 
und thun Ste alles, was möglich ift, mit tile 
ligem Herzen, wenn Sie eig gleiche mit figu 
dießendem Maß wieder einerndten wollen. Das. 
if ja der Gang unb. Weg: der lieben Natur, 
worauf Handel und Wandel, Sbeen und Opes 
culationen und ior Sortgang beruhen. 


351 An ben Kriegsrath Odeffner. 
Königsberg ben oten Dec. 1784. 


. …— Eberhard’s vermifchte Schriften, wo⸗ 
en der erſte Band herausgekommen, haben 
mie einen fehr vergnägsen Abend gemacht, ber 
alle widtige Eindruͤcke feiner Apologie ausge⸗ 
sicht, nnb mid) mit dem fiebenémárbigen Ver- 
fett der vermiſchten Schriften viMig 
ausgeſoͤhhnt. Der zweite Theil von Buͤſching's 
Lebensbeſchreibungen giebt Dem erfien nichts 
sad, Mon Menbelöfohn Hab ich durch einen. 
feinen Lanbélente einen Gruß. Gefommen , auf 
been. Richtigkeit ich ober nicht. Bauen kann. 


L 


184 


: De ‘mémoires :bes Woltiiire fub im fier» 
(uf^ machgedrinft , unto einige Exemplare Diet 
unter ber Hand’ verkauft worden. Ich babe 
die Ueberfetzung verglichen , too nur eine tette 
ansgelaſſen M von wenig Zeilen, kaum mit 
Abſicht, ſondern aus Flaͤchtigkeit und Nachlaͤ⸗ 
ßigkeit, darau es πίφει fehlt. Ueberſetzungen 
zu vergleichen, iſt eine meiner liebſten Neben⸗ 
arfeiten.- Wenn Shaftesbury Ihnen gehoͤrt, 
wuͤnſchte ich dieſen Gebrauch and davon mo 
den qu koͤnuen, beſonders ba das engliſche Ori⸗ 
ginal gegenwaͤrtig auf meinem Tiſche liegt. 


/352. Xm Franz Sudotg zu Muͤnſter. 
Königsberg ben ἴδια Dec. 1784. 


Mein ewig zu btrebrenber Sohn und Wohl⸗ 
thaͤter, Vor ein Paar Stunden hatte ich εἰ- 
nen SSefti von einem jungen Maune, den ich 
feit vielen Jahren kenne, unb der mir feine 
Abſicht, einen Bücherhandel in Eurland ans 
julegen , mittheilte, da meine Altefte Tochter 
mit einen Briefe gelaufen Fam, mit bent ich 
fogfeich nach bem Munde fahr, weil ich Ihre 
Auffchrift zu erkennen glaubte. Ich war: aber 
nicht im Stande, ibn wegen be. anzgeklebten 
Siegels heranszubringen , weil ich ein etwas 
unbeholfener Menſch bins Wabm dif Iu bet 
Gefchieklichkeit meines Benfigers meine Zunucht, 








P 
L] 


285 


bet Gaib: damit fertig wurbe ‚mir Die Elke 
gen einzahaͤndigen. Statt: des: Dante fr feine 
Miche Sat. ch ihn, mich allein zu (offen, tori 
ich nicht anders, ald ont Beugen: Ihren Mrief 
nebſt Beylagen zu fefen im -Staude mer. Soie | 
wohl mir dabey zu Muth geweſen, vermag ich 
nicht zu fagen. - Ungeachtet ish fom. auf. 90600 
Dénfungs- und Handlungs» Art durch eine 
umfländiiche Srergensergießung unſeres Tieben- 
Lavater zubereitet und eingeweiht mar, fo uͤber 
trifft eof. ie Güte unb Gräfe der That 
und ber Erfüllung alle feine prophetiſchen Winfe 
and alle Traͤume meiner aufgebrachten Phan⸗ 
έοβε.. . on. 
Sie werden auf einmal zum Bater ag 
mie und den Meinigen; laffen Sie mid , mie 
ein Kind, Ihren unb einen "höheren Willen 
erkennen und annebmen. Dein Wille ge 
(ώεθε, fat mir den gamen Tag im Gin . 
gelegen, unb. i unterhielt mich über dieſes 
Thema, nach einer Menge fieintr, unbeden⸗ 
sender Geſchaͤfte, bie mid : ben. ganzen Vor⸗ 
mittag zerſtrent, mis einem unferer angefehens - 
Ken Geiſtlichen, dem ich an meiner Hausthuͤr 
begegnete, wnb. der fich gefallen ließ, eine. 
Otunde : lang bep mir abzutreten, weil wir . 
und eine Weile vorber boy anferem dirigiren⸗ 
den Dberbürgermeifter einander ‚abgelöst bass 
ten, in Angelegenheiten , die eine Beziehung 


186 


mer fi hatten. Durd einen -fo ruͤſtigen, 
mutbigen und heitern 249 i£ mein Gemäth zu 
ber Wonne biefes Abends eingeleitet: morben. 
. 96 bie Beiden und Wunder meines 
ganzen Lebens meinen Glauben fiärken oder 
. meinen Unglanben befchämen follen, weiß ben 
Herzenskundiger am beſten. — — 
Ach mein auserwaͤhlter, ad mein golfe 
ter Sohn! Qu was für einer Wuͤſte mirb 


vie befte Welt, wenn alles, alles barin eite 


Af! Den einen giebt Er Oda. — Ein 
tiefer Schlaf, faft ohne Sránme, flanb mit 


wicht nur des Nachts, fonderu auch ‚des Sag. 


ju Gebot. Wenige Ausnahmen gab ed in seti» 
gem Leben, id) babe mehr Greuben «+ als Leid⸗ 
Spränen darin vergoſſen; ſelbſt meine ergies 
bige Galle tdt: fidy feichter in Lachen 116 Wehe 
muth auf. Beynnhe wäre es mir alten Mans 
and jegt tie dem Seifenſieder oder Voltejus 
Männ ergangen; aber ed war ein. Haudgriff, 
mich in der Weisheit Salomons und Crfeunt» 
ei der Eitelkeit einen Schritt: weiter: ju. brin⸗ 
gen, Ich babe, glücklicher aj8 er, unter Saw 


ſenden Einen Menfchen gefunden ; ohne Laterue . 


ait mehr als. archimedifcher SiBenne. gefunden: 


. Der ewig reiche, Gott laſſe Ihre Erndie 


did Ihrer Ausſaat gerathen daß vicit. ew 
danfen mögen. | 


(d 


i 
! i 


| 297 
.359 An 6. S, Kraus, 
| Im December 1784. 


Clarissime Domine politice, Weil meine 
alten fleifen Knochen jur peripatetifchen Phi⸗ 
loſophie nicht mehr taugen , unb meine laby⸗ 
rinthifhen Spaziergänge nicht immer 60r, fons 
dern auch zuweilen zwifchen der Tafel ab ovis 
ad poma eintreffen, fo muß ich fchon zu tie 
nem maccaronifhen Gánfefiel meine Zuflucht 
nehmen, Ihnen meinen Danf für den beykom⸗ 
menden Berliner Cbrifimonat im cant- style, 
den der Eomifche Gefchichtfchreiber ber Eomifchen 
gitteratut per n, wie ein Asmus cum puncto, 
durch Kantſchen Styl gegeben, zu übermachen:. 

gum sapere aude! gehört auch aus eben 
derfelben Quelle; Noli admirari! clarissime 
Domine politice. Wie fehr ich πε Plate 
liebe, und wie gern ich ión lefe, wiſſen Gies 
auch till ich mir feine Vormundſchaft zur Leis 
sung meines eigenen Verſtandes, bod) cum 
grano salis, gefallen lagen, ohne eine Selbſt⸗ 
Werfäuldung burd) Mangel des Herzens zu 
beſorgen. 

Einen Profeſſor der Logik und Kritiker ber 
reinen Vernunft an die Regeln der Erklaͤrung 
erinnern, waͤre beynahe Hochverrath Da Sie 
mir überbieg Ihren Hutchinſon fortgenommen, 
ohne feine Moral wieder erſtattet au haben, 


184 


fo befige ich fein andermweitiged Organon in mti 
nem armfeligen Büchervorrath. . Eben fo we 
sig bin id. im Stande, den Zufall jébifher 
und chrifflicher Einſtimmigkeit in oobmunbfigaft 
Sicher Deukfreyheit mir aufzuklaͤren, weil der 
konigl. Biblioiherar wir den zweiten Jahrgang 
feiner Monatſchtift auf eine 90d unbarmher⸗ 
sige Art und Weiſe' vorenthaͤlt, fo ſehr ich auch 
ans allen meinen Kräften zur Geburtshülfe 


dés cosmopolitifch - platonifchen Chiliasmus 


durch Wünfche, Erinnerungen ; Borbitte und 
Dankfagung bevgetragen. 


| Daber laſſe id) e& mir gern gefallen, bie 


αι ίνα mebr-áftbeti(d) als bialectifé durch 
das Gleichniß ber Unmündigkeit und Bormunde 
ſchaft, zwar nicht erklärt, bod) wenigſtens eve 
fâutert und erweitert zu feben. Mur liegt mie 
bag sense Js) — ein fer bebentendes Kunſt⸗ 
wort, das fit kaum unflegelgaft in unfere 
deutſche Mutterfprache fiberfegen (dft, in bem 
vermaledepten adjecto oder Beyworte: f uie 
eerfá níbet,- 


. Unvermögen (ft eigentlich. feine Schul, pie | 


unfte Plato ſelbſt erkennt, und mwird- nur jut 
Schuld durch ben Willen und deſſelben Mans 
δεί an Entſchließung und Ru, oder als 
Folge vor gemachter Schulden. 

Wer iſt aber der unbeſtimmte Andere , bet 
gwenmal anonymiſch vorkommt? Sehen Cie 


199 
A 


bier, Doming, politice , mie augern bie Meta⸗ 
ahnflfer ihre Perfonen bey ihrem rechten Qa» 
men nenuen, nnd wie bie Katzen nm ben ϱεν 
Gen. δτερ berumgeben. .. Doch ich fehe bie Auf- 
Härung unſeres Jahrhunderts mit feinen Katzen⸗ 
ſondern reigen und geſunden Menfchenaugen , 
die freplich durch, Jahre und — fucubrationen 
und Näfchereyen etwas fiumpf geworden , mir 
aber zehnmal lieber fub, als die ben Mond⸗ 
fhein aufgeflärten Augen. einer. A940 vases. 
. Ich frage daher aud nod zum. jweiten« 
male mit Easechetifcher Grepbeit: wer if ber 
Andere, bon bem der cosmopolitifche hie 
lioft weiſſagt? Wer if der andere Baͤrenhaͤn⸗ 
ter oder Leiter, ben. der Berfaffer im Sim, 
aber nicht auszuſprechen das Der; bat? Aut⸗ 
wort: ber leidige Vormund, der ald baë cor. 
relatum des Unmändigen implicite verſtanden 
werden mn, Dief if ber Mann des Todes, 
Die ſelbſt verſchuldete Borasabféaft und nicht 
Unmuͤndigkeit - 

Woju verfaͤhrt der €biliag mit diefem nes 
ben Abſolom fo (AuSerii 3 Weil er ſich felogt 
gu ber Klaſſe der Vermänder zählt, und fd 
gegen unmünbige Lefer babusd ein Anfehen 
geben till. - Die Unmuͤndigkeit if alfo nicht 
weiter (46Η verſchuldet, alé in fo feru fe ſich 
, btt Leitung eines blinden oder unfichtbaren 
— feit jener pommerſche Katechismusſchüͤler 


190 


feinem Landpfarrer entgegenbrüllte — Vor⸗ 
mundes und Fuͤhrers uͤberlaͤßt. Dieſer id btt 
eigentliche Mann des Todes — 

Worin θεβεθε num das Unvermôgen oder 
ble Schuld des fälfchlich angeffagten Unmuͤn⸗ 
digen ? In feiner eigenen Beigheit und Saul» 
beit? Nein, in der Bindheit feines Vormun⸗ 
des, der fi für febend ausdiebt, und eben 
Ä btfbaré ale Schuld verantworten muß. 

Mit was für Gewiſſen kann ein Raiſon⸗ 
neur und Speculant hinter bem Ofen und in 
der Schlafmuͤze ben Unmuͤndigen ihre δεί 
heit vorwerfen, wenn ihr blinder Vormund 
ein wohl diſciplinirtes zahlreiches Heer zum 
Bürgen feiner Infallibilitaͤt und Orthodoxie 
bat? Wie fann man über die Gaulfeit fol 
cher Unmuͤndigen ſpotten, wenn ihr nufgeflärr 
ter unb felbſtdenkender Vormund, wofuͤr ibi 
der erimirte Maulafft des ganzen Schauſpie⸗ 
les erklaͤrt, fe nicht εἰπαιαί für Mafchinen , 
fondern für bloße Schatten feiner Riefengröße 
anſieht, sor denen er fit gar nicht fürchten 
Darf , weil es feine dienſtbaren Geiſter und 

die einzigen And, an deren- Dafepi er glaube ? 
Komme es 'alſo dit auf einerley berans: 
Glaube — Erircire — Sable, wenn bid) bet 
Φ..... nicht holen (off? Iſt ed wicht sottise 
- des trois parts? und welche ift bie geößte unb 
ſchwerſte? Eine Armee von Pfaffen oder oon 


τος 


Schergin, Buͤttelknechten und. Beteifchueis 
dern? Rad: bem befremodliden, unerwarteten 
Gange menfchlicher Dinge, wornach faf ated 
im Großen parabor if, fomut mir Glauben 
ſchwerer vor, als Berge verfeßen , Coolutios 
nen und Eyrercifia machen, und die Liquida⸗ 
tion mit Unmündigen, donec reddant novis. 
simom quadrantem. 

Die Aufklärung unfered Jahrthunderts ii 
alfo ein bloͤßes Nordlicht, aus bet fid) feli 
cosmopolitif®er Chiliasmus, als in der Schlafe 
mübe und hinten dem Ofen, wahrfagen läßt 
Alles Geſchwaͤtz und Raiſonniren ber eximirten 
Unmündigen, die fi zu Vormuͤndern ber ſelbſt 
ünmünbigen, aber mit couteaux de chasse und 
Dolden verfehenen, Vormuͤnder aufwerfen, 
ein Faites , unfruchrbares Mondlicht ohne Aufe 
Flärung für den feigen Berfland und ohne Wäre 
me für den feigen Willen ; und die ganze Des 
dntwortung der aufgeworfenen Frage eine blür 
be Sfinmination für jeden Unmuͤndigen, der 
im Mittage wandelt. 

Gefbrieben ben Heiligen Abend des bierten 
und letzten Advent = Sonntages 1784 von des 
Clarissimi Domini Politici " 

gthunbenen und feiner ex⸗ und efov 
teriſchen Freyheit entfiblagenen, ου 
' Sorten anb Statififern derkauuten 
Magus in telonio. 


(14 


186 


wer Λ hatten. Durd einen (ο réfigez, 
muthigen und heitern Tag if mein Gemüsh zu 
ber Wonne bdiefed Abends eingeleitet worden. 
O6 bie Zeihen und Wunder meines 
ganzen Lebens meinen Glauben flärfen ober 
meinen Unglanben befchämen fofltn, weiß Dee 
Serzendfundiger am beſten. — — 
Ach mein auserwählter, ad) mein gewuͤnſch · 
ter Sohn! Qu was für einer Wuͤſte wird 
die befte Welt, wenn alles, alles darin eitel 
if! Den Beinen giebt Er Schlaf. — Ein 
tiefer Schlaf , fait ohne Sránme, fiand mie 
wicht nur des Nachts , fondern auch des Tags 
zu Gebot. Wenige Ausnahmen gab ed in mei⸗ 
gem Geben , id) babe mehr renden» als Leibe 
Shränen bans vergoſſen; ſelbſt weine ergies 
bige Galle koͤſt (ig teichter in Lachen 8 Wehe 
mach auf. DBepanhe mûre ed mir alten Mann 
auch jet mie dem Seifenſteder ober Voltejus 
Mina ergangen; aber es war ein. Haudgriff, 
mich in der Weisheit Salomons und Erkennt 
tig der Eitelkeit einen Schritt: weiter zu brins 
gen, Ich Habe, glücklicher aj8 er, unter Saw 
fenden Einen Menfchen ge(nnben , ehne Laterne 
suit mehr als archimedifcher Wenne gefunden 
Der ewig reiche, Gott Jaffe Ihre 6 
geich Ihrer Ausſaat gerathen , baf vitie out 
danfen mögen. 


su 











D { 1 


587 


363 Au 6. 3, Kraus, 
Im December 1784, | 


Clarissime Domine ‚politice, Weil meine 
alten Reifen Knochen jut peripatetifchen Phi⸗ 
loſophie nicht mehr taugen , unb meine laby⸗ 
rinthifhen Spaziergänge nicht immer vor, fono 
bern auch zuweilen zwifchen der Tafel ab ovis 
ad poma eiptreffen, fo muß ich ſchon zu tie 
nem maccaronifchen Gänfekiel meine Snfiudt 
nehmen, Ihnen meinen Danf für den beykom⸗ 
menden Berliner Cbrifimonat im cant- style, 
den ber Fomifche Gefchichtfchreiber der Eomifchen 
gitteratur per n, wie ein Asmus cum puncto, 
Durch Kantſchen Styl gegeben, zu übermachen: 

gum sapere aude! gehört auch aus eben 
derfelden Quelle: Noli admirari! clarissime 
Domine politice. Wie feb? id unfer Plate 
liebe, unb wie germ. ich ibn lefe, willen Sie; 
auch will ich mir feine Bormundfchaft sue Leis 
sung meines eigenen Verſtandes, bod) cum 
grano salis, gefallen laffen, ohne eine Selbſt⸗ 
Werihuldung burd) Mangel des Herzens zu 
beſorgen. 

Einen Profeſſor der Logik und Kritiker der 
reinen Vernunft an die Regeln ber. Erklärung 
erinnern, wäre beynahe Hochverrath. Da Sie 
mir uͤberdieß Ihren Hutchinſon fortgenommen, 
ohne feine Moral wieder erſtattet au haben, 


108 


fo befi&e ich felit anderweitiges Organon in mé 
nem armfeligen Buͤchervorrath. Eben fo we 
mig bin id im Stande, den Zufall jädifcher 
und thrifflicher Einſtimmigkeit in volmundſchaft⸗ 
licher Deuffrenheie mir aufzuffäten , weil der 
konigl. Biblioiherar mir ben zweiten Jahrgang 
feiner Mongatſchtift auf eine hoͤcht unbarmbere 
tige Art und Weiſe' vorenthaͤlt, fo ſehr ih aud) 
ang’ allen meinen Kräften zur Seburtébäife 
des coëmopolitif = platonifchen Chiliasmus 
durch Wünfche, Crinnerangen ; Borbitte unt 
Datiffagung beygetragen. 

Daber [affe ich e$. mir gern gefallen, bie 
Aufklaͤrung mehr aͤſthetiſch als bialectif bur) 
das Gleichniß ber Unmuͤndigkeit und Bormunde 
ſchaft, zwar nicht erklärt, doch wenigſtens ere 
Säntert unb eriveitert zu feben. Mur liege mie 
bag mouse Ji) — ein febr bedeutendes Kunfle 
wort, das fit faum unflegelbaft in unfere 
deutſche Mutterfprache überfegen laͤßt, in bem 
vermaledepten adjecto oder fbeptvorte : f iii 
eería uldet. 

. Unvermögen ift eigentlich keine Schuld, wie 
unfer Plato feí6ft erkenne, und wird nur jut 
Schuld durch den Willen und beffeiben Mans 
gel an Entfhließung unb Much, oder als 
δοίρε vor gemadter Schulden. - | 

Wer it aber ber unbeſtimmte Andere, bet 
zweymal anonymiſch vorkommt ?- Sehen Gie 


189 
M 


bier, Dominp politics wie ungern bie ue 
phyſiker ibre Perfonen bey ibrem rechten Rae 
men nennen, unb wie bie. fagen um ben bei 
Ben. Drep herumgeben. Doch ich fefe bie Auf⸗ 
Elärung unſeres Jahrhunderts wit, feinen Katzen⸗ 
ſondern reinen und geſunden Menſchenaugen , 
bie freplió durch. Sabre unb ‚Eucubrationen 
und Räfchereven, etwas (lumpf geworben, mir 
aber zehnmal lieber find, alé-bie bey Moend⸗ 
ſchein aufgeklaͤrten Augen einer 'ASum none zi. 
. $$ fragt Daher aud nod zum. zweiten“ 
male wit katechetiſcher Freyheit: wer if ber 
Andere, zvon bem der cosmopolitifte Chie 
lioft tweiffagt ? ‚Wer ifl der andere Bärenhäne 


ter oder Leiter, bem dee Berfafler im Sinn, — — 


aber nicht auszuſprechen das Herz bat? Qute 
sort: der leidige Bormanbd , der. alé ba& gar, 
relatum . des Unmündigen implicite serfianben 
werden muß, Dieß if ber Mann des Todes. 
Die ſelbſt verſchuldete Vermundſchaft und nicht 
Unmuͤndigkeit . : - 

: Bou, verführt ber chiliaſt mit biefem fna, 
jeu Abſolom fo ſaͤuberlich? Weil. er Ach ſelbſt 
su der Klaſſe der. Vermänder zählt, und fd 
gegen unmünbige Lefer babusm ein Anſehen 
geben mill.. Die Unmuͤudigkeit if alſo nicht 
weiter ſelbſt verſchuldet, als in fo feru fie (i 
, der feitung eines blinden oder unfichtbaren 
— feit jener pommerfche Katechismnsſchuler 


- 


40ο 


feinem Bandpfärrer; entgegenbräflte = füere 
mundes und FZůhrers ůͤberlaͤßt · Dieſer iſt der 
eigentliche Mann des Todes — 
Worin beſteht num bas Unvermoͤgen oder 
ie 6d nib des falfálió angeflagten Unmüne 
eigen? Sm feiner eigenen Beigheit und Santa 
4 Nein, in det Φιποθείε feines Vormun⸗ 
des, dee fib fie fehend auégiebt , und eben 
deßhalb alle Schuld verantworten nui. 
eq was fuͤr Gewiſſen kann ein Raiſon⸗ 
neur und Speeulant hinter dem Ofen und in 
per Schlafmuͤze ben Unmimdigen ihre Feig⸗ 
Heit vormerfen , wenn ihr bunder Wormund 
ein wohl diſeiplmirtes zahlreiches Heer zum 
Burgen feiner Infallibilitat und Orthodoxie 
at? Wie kann man fiber die Bautheit fois 
der Unmönbigen fpotten, wenn ir aufgeklaͤr⸗ 
der und felbſtdenkender Vormund, worte ih 
der erimitte Maulaffe des ganzen Schauſpit⸗ 
tes ertlaͤrt, fie nicht einmal fuͤr Maſchinen, 
ſondern für biofe Schatten feiner Rieſengroͤßt 
anfiépt , oor denen et fé gar nit fürchten 
warf, mei ed feine dienſibaren Geiſter umb 
tie einzigen find, an deren Dafebt er glaubt ? 
Kommt e8 alſo nicht auf einerley heraus: 
Glaube — Exereire — Sable, wenn bid bet 
Docs. nicht Holen fon? 3 es wicht sottise 
des trois parte? and welche ift die größte unb 
fémtrfe? Eine Armee von Pfaffen oder don 





191 


Sehergen, fhktteifgedten. und. VBeutelſchuer⸗ 
: bern? Rad: ben fefrembliden, unermorteteg 
Sange menfchliher Dinge, wornach fa& alles 
im Großen parador if, fomoit mir Glauben 
fchwerer vor, ais Berge verfegen, Evolutio⸗ 


sen und Crerciia machen, und die Biquidas 


tion mit Unmündigen, donec reddant novis- 
simum quadrantem, 

: Die Aufklärung unferes Jahrhunderts id 
affo ein Sièges Nordlicht, au& bein fi kein 
cosmopolitifder Chiliasmus, als in ber Schlaf⸗ 
müge und hinter dem Ofen, wahrfagen (Aft 
Alles Geſchwaͤtz und Raifonniren der erimireng 


Unmuͤndigen, die fi) ju Vormuͤndern der ſelbſt 


unmündigen, aber mit couteanx dé chasse und 
Dolchen verfehenen, Vormuͤnder aufmerfen ; 
ein faites, unfruchtbares Mondlicht ohne Φα 
klaͤrung fuͤr ben feigen Berfland und ohne Wäre 
me für ben feigen Willen; und die ganze Bes 
dnttoortung ber aufgemorfemen Frage eine blin⸗ 
be Illumination für jeden Unménbdigen, ber 
im Mittage wandelt. : 

"Gefdritben den Heiligen Abend bel -- 
und lebten Advent - Sonntages 1784 von des 
Clarissimi Domini Politici 

^" $ebunbenem und- feiner er: unb efov 
teriſchen Freyheit entſchlagenen, vor 
-Sjetttn. und Otatififern verkannten ι 
'^ Magus in telonio. Dd 


* / x 


160 

feines Pantpfarrer entgegenbrällte — Were 
manvdes und Kührer® uͤberlaͤßt. Diefer ig der 
eigentliche Mann bed Todes — 
" 'emorin beftehe nun das llubermbgen oder 
bie Schuld des fälfchlich angeflagten Unmäns 
eigen ? 9n feiner eigenen Feigheit und Faul⸗ 
brit? Mein, in der Bindheit feines Bormuns 
des, der fib für fehend ausgiebt, und eben 
deßhalb affe Schuld verantworten muß. 
Mit was für Gewiſſen kann ein Raiſon⸗ 
neur nnb Speculant Hinter bem Ofen und in 
der Schlafmütze den Unmindigen ibre Geig 
heit vorwerfen, wenn ihr blinber Vormund 
ein wohl bifeipfimirtes zahfreiches. Deer zum 
Bärgen feiner Infallibilitaͤt und Orthoborie 
bat? Wie fans man über die Baulbeit fol 
cher Unmuͤndigen feottem, wenn ihr aufgeklaͤr⸗ 
ter unb feibfibenfenber Vormund, woflr ihn 
der erimirte Maulaffé des ganzen Schauſpie⸗ 
es erklärt, fe nicht einmal für Mafchinen , 
fondern für biofe Schatten [είπες Riefengröße 
anfiept , sor denen er fij gar nicht fürchten 
Darf , weil es feine dienfibaren Geifter unb 
die einzigen And, an deren: Daſeyn er glaubt ? 

Kommt es alſo dit auf einerlen heraus: 

Glaube — Erircire — Sable, wenn dich ber 
Φ..... nicht holen Fol? Iſt εδ nicht sottise 
des trois parts? and welche if bie größte und 
ſchwerſte? Eine Armee von Dfaffen oder von 


τος 


wre. Wüttellgechten. und Benteif nes, 
dern? Qtady bem fefrembliden, unerwarteten 
Gange menfchlicher Dinge, wornach fa afied 
im Großen parabor ift, fnespit mir Glauben 
ſchwerer vor, als Berge verfegen, Coolntios 
nen und Erercifia machen, , und bie Liquida⸗ 


tion mit Unmuͤndigen, donec reddant novise 
simum quadrantem, ML 
Die Sfafflàenng nnferes Jahrhunderts id 
alfo ein Ρίόβεό Nordlicht, aus: bein 8d Fein 
cosmopolitiſcher Chiliasmus, als in ber Schlaf⸗ 
müge unb hinter dem Ofen, wahrſagen fäße 
Alles Geſchwaͤtz und Raiſonniren ‘der erimirted 
Unmündigen, die fi zu Vormuͤndern der ſelbſt 
unmündigen, aber mit couteanx de chasse und 
Dolchen verſehenen, Vorniuͤnder anfiserfer ; 
ein Faîtes, unfruchrbares Mondlicht ohne Aufs 
klaͤrung fér den feigen Verſtand und ohne Wärs 
me für den feigen Willen; und bie ganze Yes 
antwortung der aufgemorfenen Frage eine blins 
de Illumination für jeden Unmündigen , der 
im Mittage wandelt. ^-^ | | 
Geſchrieben den heiligen Abend beg bierten 
und legten Advent = Sonntages 1784 von beg 
Clarissimi Domiini Politici ^ 
gebundenen and. feiner ex⸗ und efov 
E terifiten Freyheit entſchlagenen, von 
VNVoeten und Statiſtikern verkannten 
Magus in tefonio. ci 


| 160 


feinem Lahdpfärker entgegenbräftte — Vite 
mundes und Fuͤhrers uͤberlaͤßt. Diefer iR der 
vigente. Mann des Todes — | 
"Worin befteht num bad Un ermoͤgen oder 
bie 6 d nib des fälfchlich angeffagten Unmuͤn⸗ 
digen ? Sn feiner eigenen Beigheit und Sanb 
frt? Nein, in der Blindheit feines Vormun⸗ 
bel , der fi fir fehend ausgiebt, und eben 
deßhalb atte Schuld verantworten muß. 
^c was für Gewiſſen kann ein Maifons 
nem? nnd Speculant inter bem Ofen und in 
der Schlafmuͤtze ben Unmimdigen ibre Feige 
boit vorwerfen, nenn ihre blinder Vormund 
ein wohl bifciplinirtes zahlreiches Deer zum 
Bürgen feiner Infallibilitaͤt und Drtfoborie 
bat? Wie Fann man über die Faulheit (οἱ. 
her Unmuͤndigen fpotten, wenn ihr aufgeflär 
det und felbfidenfender Wormund , wofuͤr ibn 
der erimirte Maulaffé des ganzen Schauſpie⸗ 
fes erflärt , fie nicht einmal für Mafchinen , 
fondern für bloße Schatten feiner Niefengröße 
anfiche , sot denen er fit gar nicht fürchten 
Darf , weil εδ. feine bienfibaren Geiſter umb 
bie einzigen And, an deren: Daſehn er glaube ? 
Kommt es affo liche anf einerley Herand : 
Glaube — Erircire — Sable, wenn bid) ber 
4Φ..... nicht holen fofí ? Iſt εδ nicht sottise 
- des trois parts? und welche if die größte und 
ſchwerſte? Eine Armee oon Pfaffen oder oon 








191 


Sehergen, fütilinedten. aut. Veutelſchne 
dern? Nach dem. hefremdlichen, unerwarteten 
Gange menfchliher Dinge, wornach fa alles 
im Großen parabor if, fommt mir Glauben 
fchwerer vor, ai8 Serge verfegen, Evolutio⸗ 
nen und Crercitia -maden,, unb die Piquibas 
tion mit Unmündigen, dones reddant nO vise 
simum quadrantem, ? 

Die Aufklaͤrung unferes gabthanderte id 
alfo ein bloͤßes Nordlicht, ans bein fif keln 
coëmopolitif®er Chiliasmus, als in ber Schlaf⸗ 
mütze und hinter dem Ofen, wahrſagen (6t. 
Ales Geſchwaͤtz und Raiſonniren der eximirten 
Unmuͤndigen, die fif) ju Vormuͤndern ber ſelbſt 
unmündigen, aber mit couteaux de chasse und 
Dolden verfehenen, Vormuͤnder aufwerfen, 
ein Faites, unfruchtbares Mondlicht ohne Auf⸗ 
klaͤrung [άν den feigen Verſtand und ohne Wäre 
me fuͤr den feigen Willen; und die ganze Be⸗ 
antwortung der aufgeworfenen Frage eine blür 
be Illumination für jeden Unmuͤndigen, der 
im Mittage wandelt. 

Geſchrieben den heiligen Abend des vierten 
sb letzten Advent⸗ Sonntaged 1784 von des 
Clarissimi Domini Politici : 

gebundenem nnd- feiner fr: unb efov 
' teriſchen Freyheit entfihlagenen , voir 
"Sjeeten und Statiſtikern oerfannten ’ 
vn. η" Magus in telonio. Dd 


. . 


193 


Anh in be guatetait "putes woitlich δε 


— Seen, 
inb miner fe μη. ο. Πο... 
LB. : een. un 1r. 4 S M Qs 
ep, o vw ου... 
ne ue. page né e, À 


Meine Verklärung der Lantiſchen Erklärung 
Kauft αἱ daranf hinaus, daß mahre Hufe 
klaͤrung in einem Ausgange bed mmändigen 
Menſchen aus :einer allerbähn ſelbſt vere 
ſchuldeten Vornundſchaft $efebe, Die Surcht 
des Deren ift der Weisheit Unfans und biefe 
Weisheit macht un feig qu -Hfgeu nnb fans 
zu dichten — beflo. muthiger- gegen Vormuͤn/ 
der, die bochgens bes Leib. (0ofqu. und dem 
Beutel ausfaugen -fónmen ; delle. barmberziger 
gegen unfere unmündigen Mitbrüdgr unb frucht⸗ 
barer an guten Werken der Unſterblichkeit. Die 
Diſtinction zwiſchen dem Öffentlichen aub Pri⸗ 
gatbienfie der, Vernunft it fo Fomif als δίδ. 
gels feine in Be» und Verlachengwuͤrdiges. 
repli) Commt es Darauf an, bie ‚beiden Mas 
guten, eines Unmuͤndigen nnb . Vormunds iu 
vereinigen , aber beide. zu fio. ſelbſt toiberfpres 
enden Hypokriten ju machen, iſt fein Arca⸗ 
güm, bas erſt gepredigt werden darf; ſondern 
bier liege eben, Der Knote ber gaman politis 
ſchen Aufgabe. Was hilft mir das Feyerkleid 

der 








193 


eet. Sreg6tit, ción ich babetin- im. Sklaven: 
fite ? Gehört Maro auch. zum ſchaͤnen Ge 
ſchlecht, das er. mie. din "alter - Hageſolz vers 
laͤnmdet 2: Die: Weiber ifolfeu Schweigen in 
der Bameine, und sitacuissent, :philasophi 
mensissent. Daheim — b. i; auf bem Ra 
theber , und anf ber Bühne unb auf der fati 
δεί. — mögen fle plaudern nach Herzensluſt, 
ba reden fie ald Vormuͤnder; und muͤſſen alles 
vergeſſen und allem widerſprechen, ſobald fie 
in ihren eigenen. ſelbſtverſchuldeten Unmuͤndig⸗ 
feit dem Staate Scharwerk tout ſollen. Alfo 
der ‚Öffentliche Gebrauch der Vernunft und Greps 
feit iſt nichts aid ein Nachtiſch, ein geiler Nach⸗ 
tiſch. Der Privasgebraud iſt das tägliche 
Brod, das wir fuͤr jenen entbehren foilen. 
Die ſelbſt verſchuldete Unmündigkeit 
iſt ein eben fo ſchiefes Maunl, als er bem gate 
sen: ſchoͤnen Geſchlecht macht, usb bas meine 
νε : Töchter. nicht auf. ſich ſitzen laſſen wer⸗ 
den. Auch’ io sono .zasöre!.und fein Maule 
noch Lohndiener cine Obervogts, ſondern halte 
ed da bet | amintigen: ώμο un! 


354 Xn 3 © — : tll 
ARI ou féntgsbirg dn .giociizm. titane 178 
- Mein. alter ,; ‚Sieber Bree Vebacher and. 


Saubémanss ,- κρύα ξ —RR giüd, 
Samann’s Schriften, VII, 35. 


"+ 


194 


zu der Heinen Soter > »bit:Djónen. Ge gegen 
Ende des Movembers geſchentkt, and wuͤnſche, 
bag er Re Ihnen erhalten, unb Sonet uer 
mehr von Ihrer kichen Stat” beſcheren mole, 
md Ihrem ganzen. Haufe fo citi: Grue und 
+ onn. Schenke , - αἶδι. “ wich des. Abe 
M. bat erleben laſſes· 2 

7. Tingenchtet ib Ahnen. oft: Song meine Doté 
geklagt, fo fônnen €. fü doch kaum - vore 
fielen, wie weit felbige, sing. . Wenn Gott 
nicht den jungen: Lindner. anf deep: Bierseljahre 
in mein Haus geſchickt hätte:, . fo wäre ich 
fon länge in Schulden vertieft. Ich babe 
mich von feiner Veufon Buffer erhalten, unu 
vas Oelkruͤglein ging aud zu Ende bis auf 
die legte Neige. — Ungeachtet if totber zum 
Helden , nod Maͤrtyrer, noch Minh, nod 
Schmarotzer geboren bin, fo befige id: doch 
. ene Eleine Anlage zu allem, dnb in biefee 
Miſchung {ο verſchiedener Elemente beſteht 
vielleicht bie Sbiofpnfrafie meines Charakters. 
DODen aten September komme ich von mei⸗ 
ner Gevatterin ουσίας: zu Hauſe, und finde 
einen Brief von einem litterariſchen Freunde, 
mit dem meine" Verbindung feit langer Zeit 
aufgeloͤst iſt⸗ nebſt einer Einlage von einem 
ihm unbekaunten jungen Manne, aus der 
dortigen Gegend, der fn ausdroͤdlich béfudt 
um f$ mtinerpetn Ld ertandigen. ONE 





Hnbefannte ſchreibt mir von Serbinblidfeiten 
gegen mid), bie id bis diefe Stunde weder zu 
"begreifen nod) zu ergründen im Stande Bin, 
Wenn ibn fein fchlechter Gefundheitszuftend 
nicht abgehalten, würde er mich fon biefed 
Lahr δε[αΦέ Haben. Ich überlefe feinen Brief 


zweymal unb quäle mich bie halbe Nacht we⸗ 
gen biefes Gaſtes, der mich zugleich Sat; ibn. . 


zum Sohn anzunehmen. - . 
Den Morgen darauf überfeíe id) den Brief 
zum brittenmale, und zwey Wörter machten 


mid aufmetffam , bie id den Abend vorher - | 


fibergangen haben muß; bennod ſchienen fe 
mir noch zu zweydeutig, um meine Beforgniß 
ganz zu unterdrüden. Don einer beynahe tb» 
mifchen Idee begeiflert, lanfe ich den gam 
sen XIII. Sonntag herum, um meinen Freun⸗ 
den unb Freundinnen, worunter auch Sibre 
Siebe Schweſter gehört, anzumelden:. Mir if 
ein Sohn gegeben ! Miles machte große Augen, . 
in der Meynung, daß mir wirklich ein Kind 
geboren wäre. Ach Tachte noch mehr Aber bad 
Zutrauen, Das nan zu einem alten Manne 
fatte, noch eim folded: opus operatum. leiſten 
zu Finnen. Mit meiner Antwort war ich auch 
nicht fautnfelig , machte e8 aber wie die Dos 


 : ten BenHadads, nahm eilends bas Wort von | 


ipm und béntete ed auf mid. 1. Kin. XX, 334 
| Waͤhrender Qeit. erhielt ich. allerhand: Rach⸗ 
143% ^" 


196 \ s 
richten von ‘der Snbibibnalifát biefeb ew 
- [en Juͤnglings, die meine Einbildungsfraft 
 euf8 hoͤchſte fpannten. Die wide. aber un⸗ 
endlich übertroffen burd das fürfiliche Geſchenk 
einer Ammeifung auf ein fo auſehnliches Ca⸗ 
viral fie jedes meiner. vier lieben Kinder jn 
gleichen Theilen, ‚daß. ich. eben fo febr Aber 
bie unagöfpeesgliche Gabe, ai4 über die un= 
andfprechlihe Art, womit mir felbige aufge⸗ 
epfett und aufgebrungen wurde, in. Erfiaunen 
aub Verehrung der goͤttlichen Worfehung und 
ihrer Individnalitaͤt, bie fih anf Spatzen 
und Euten erfireckt, vergeben möchte: Auf 
einmal bin ich vermoͤgend, meine vier Kinder 
wie ein: rechtfchaffener Meter von ben Zinfen 
zu ernähren und an erziehen. . C 
Ich weiß. Sie freuen (i mit mir, lieber 
guter Reichardt, umb. werden bie Anwendung 
ton. biefem. Zeichen und. Wunder, bas Ott 
an mir armen, uerfafenen, verfhmähten 
Mann gethan bat, von ſelbſt zu Ihrer Staͤr⸗ 
tung und Troͤſtung anwenden. Sie koͤnnen 
A leicht denken, wie ungeduldig. id Bin, 
meinen Schutzengel bon, Angeſicht zu Angeßcht 
iu ſehen. Dazu gehoͤrt ober Aueerhoͤchſte Er⸗ 
laubniß, bie id nicht direct ſuchen kaun. 
Meine armen commilitones in teloneo habes 
ſich ver wenigen Tagen an ben Prinzen ‚Hein 
rich gewandt, unb ich habe nolens velens auch 


‘= 











197 


"unterfäreiben mien. Mein ti zieht mich 
gum Prinzen bon Dreuffen. Thue ich das gt 
rade, oder fónnen Sie. das auf die fidjerge 
Art, obne fid ſelbſt zu exponiren, bewerkſtel⸗ 
ligen? Ich erwarte von Ihrer bewaͤhrten 
Freundſchaft daruͤber die noͤthige Erklaͤrung. 

ο erwarte meinen Sohn ans Graven⸗ 
thin, um mir alle gedruckte und geſchriebene 
Akten aufzufuchen , weil er bamit beffer Des 
fheib weiß als id. Zu Memoiren: und Cons 
feffionen , die wo nicht intereffanter bod) wahr⸗ 
bafter (eot. follen, als der melfchen . Ciceroni 


unferes anfgeklärten Jahrhunderts, unb ein .— 


Scherflein zu dem cosmopolitifchen Chiliasmo 
beptragen, und , daß nicht die unfchuldige Uns 
münbigfeit, fonbern die allerhoͤchſt verfchuldete 


Vormundſchaft Urfache ftp, prebigem ſollen. 


Gott gebe, daß e8 ihm gefälliger fep, als 
ber Philofophen Opfer, die nicht wiffen, mas 
fie boͤſes thun, tie der Prediger weiſſagt, 
IV. 17. 

Iſt mein Scheblimini ſo gluͤcklich, gehört, 
und sie ich hoffe verſtanden zu werden, {ο 
werde ich von meiner elenden Autorfchaft . fa» 
gen koͤnnen: Sind in der Dunkelheit -giebts 
gottlich (dine Pflichten, — und afe Helden 
unferer Litteratur andlachen , die, brut( iu 
fagen , nichts ald Betruͤger sub b pallio philo- 
sophico find, 


χο — og 


Wenigſtens will i$ alf bas Meinige tons, 
ums einander wieder zu fehen. Gott erfátie 
unferes Herzens Wunſch und gebe neuen Ses 
gen zum neuen Jahre. Empfehlen Sie mich 
Ihrer Heben Sechswoͤchnerin unb Bleiben Sie 
mein berzlicher Sreund in Berlin instar om- 
num — . : ' 

6ο fommt Gott, eh’ δὲ uns verfehn 
nd laͤßt uns fehr viel Gut's gefchehn, 
fangen unfere fef. Mütter unb Waͤrterinnen, 
— feider jet nid mebr!:Unfere Kinder fof» 
fen erft Chriſten, hernach fchöne Geiffer, und 
wenn fle fónnen, auch Philoſophen werben; 


nicht umgefebrt, bie Pferde hinterm Wagen. 


angeſpannt. 


355. An Franz gudolg gu Münfter, 
- Königsberg bm 23ten Jän. 1785. 


Mein ausermäbiter, mein gewuͤnſchter 
Sohn, Ungeachtet affer echte eines Vas 
ters, die Sie fid auf mid und meine Sine 
der erworben, giebt Ahnen mein Der; am 
liebften jenem Namen Ihrer eigenen Wahl. 

Ich hatte es für meine Pflicht, Ihnen bie 
Begebenheiten meines wunderbaren Slap, 
ses nod vollends mitzutheilen. 

Am Sommer befuchte (d) meine Freundin, 
die wuͤrdige SSarone(fe von Bondeli; unb meg 











199 


das Herz bof ii, geht der Mund über; fo 


fíagte ich ihr meine Doté in :Anfebung ber 


Erziehung meiner been Töchter. Gie mar. 


fo großmuͤthig mich’ haften. zu laſſen, baf fit 
ſich diefer Sorge unterziehen würde. Mit eben 
fo. vieler Achtfamfeit erfuchte fie mich, einige 
Aieidungsſtuͤcke abholen zu laſſen, wenn ich 
ihr dieſe Fuͤrſorge nicht uͤbel auslegte. Das 
Φε[Φαθ., unb ich habe fie feit dieſer Zeit we⸗ 
der: beſucht, nod) mid) bedankt. Mad Erle⸗ 
bang des 15ten Decembers mar ‚meine erſte 
Bewegung, dieſe großmuͤthige Freundin an 
meiner Freude Theil nehmen zu laſſen. Sie 
machte mir Bedenklichkeiten und wollte ihre 
Entſchließung auf Often ausfetzen. Ich bas 


sut für meine aͤlteſte Tochter, aber je eher je 


ſeber, und ich fam ganz beſchaͤmt nah. Hau⸗ 
fe, meil'es mir gar zu auffallend war, daß 
ire Freundin und Gofellſchafterinn, ein Fraͤu⸗ 


Kin son. Marſtein, es für wörhig fand, mich 


tie ein Kind zu liebkoſen, um rubig ju ſeyn. 
Den srten Deceniber erhielt‘ ich meines Her⸗ 
Jens Wunſch, die Erlaubniß, den Sag baranf 
meine Tochter hinzubringen. | Denfelben Nach⸗ 
mittag fom mein Sohn von Graventbin, er 
führte am 28ten feine Schweſter in ihrer nti 
en Mutter Haus.— 

. Den 29tm Dec erfcheint des Morgens 
ein. Bedienter ans bem gril. Kapyſerlingiſchen 


‘200 


Haufe: unb ο werde den Morgen darauf 


hingebeten. Ich erſcheine den 3oten zur δε. 


‘ffimmten Stunde. Dan’ machte mir einige 


Vorwuͤrfe, daß ich nicht oͤfter kaͤme, unb. end» 
lich entamirt die: gute“ Gráfin mit ber allge⸗ 
meinen Bemerkung , bag ich auswärts. in. gu» 
fem Andenken fände : Ich gab ifr hierin 
Recht, unb einen Beweis davon, daß ich durch 
einen mir unbekannten . Wohlthäter in ben 
Stand gefegt worden, geſtern meine Altefle 
Tochter bep der Baroneſſe Bondeli unterzu« 
bringen. Ohne Samen, Ort und limftènbe 
zu verrathen, war ich meiner Zunge nicht 
mächtig — und ein Zufammenfluß son Ideen, 
bie ich. niche detailliren kann und bie fi auf 
Data beziehen ,. macht. mich biaweilen eben 
fo beredt als flumm. Sie erfahnte, bag 
fion jemand ibrer mir zugedachten Frende 
zuvorgefommen war, unb. theilte mir enblid) 


. ben Auftrag einer Fuͤrſtin Galitin mit, tet 


de ihr ben. Mnftrag. getban ,- alle. meine 
Schriften zuſammenzubringen, und meine gens 
je Lage und. Indibidnalitaͤt von innen wub 
anßen ihr anvertrauen. Ich bis ſo gluͤcklich 
gewefen, alle meine fiegenten Blätter bis 
ouf drey Oxüde Hier aufzutreihen. Wie fans 
er mir aber bie Durchſicht aller diefer Miß⸗ 
geburten. geworden, kann fid) -niemand : bore 
ſtellen. Das met. bernbt auf oͤlters febr 











201 
zufälligen, Umſtͤnden, die id wir: gar ‘niche 
wieder ind: Gedoͤchtniß zu rufen im Grande. 
bin, eben fo eft auf offeubar falfchen Mers . 
mutbungen und recht dimärifchen und toits 
fhbrliben Eombinationen. - : | 

Ale Ruͤckſicht auf den alten Adam jeder 
auch noch fo Fleinen Autorſchaft bey. Seite ge« 
ſetzt, if mir aud biefes Zeichen - unb. Wun⸗ 
derfpiel der Vorſehung erfreulich gemeftn um —— 
Ihrent willen. Denn meine fBermntóung 
i eingetroffen , daß bie Sade , da das Geld 
einmal .an.die Bank gefommen , nicht geheim 
bleiben fónnte und zu allergand uns beiden 
madtheiligen Vorurtheilen Anlaß geben wuͤrde, 
(man haͤlt Sie bier für einen Mylord απο 
mich fuͤr einen Betruͤger, der ſich durch verſtellte 
Armuth Mitleiden erſchlichen; aud hat man 
uns. beide im Verdacht einer Schwaͤrmerey,) 
welche durch den mir eben fo unbegreiflichen 
und zufaͤlligen Seſchmack einer Fuͤrſtin und 
Buch das Vorurtheil des Otanbed unb Ges 
ſchlechts gleichſam gedeckt werden. 

Run iſt mein groͤßtes und innigſtes Anlie 
gen Nachricht von Ihrer Gefandheit und ete 
was von der Geſchichte Ahrer Krankheit iu 
baden. Unfer Leib ift der Erfigeborne und 
verdient ald Tempel unfere Pflege und Sorge 
fait, Vielleicht ‘thâte unfer. faites Rlima Ahr 
ven. fchwärhlichen Leibesumſtaͤnden mehr Dien⸗ 


fie ai$ Sie abfehen ἐδηπεμ. Sollte aber Ih⸗ 
re Unpaͤßlichkeit und bie Aerzte eine Oteift 
widerrathen, fo bin ich fertig, alles zu un⸗ 
ternehmen mit Gottes Benfland, um uufere 
gegenfeitige Sehnſucht in ορ 


356. An ben Kriegsratp: Särtfnen. 
| | Königsberg den aaten Sn, 1785... 


;  Gefern por acht Zagen (dite: mir mein 
lieber Gevatter €(aubius feine. Weihnachts. Carte 
Miene (welche ich mit erfier Gelegenheit ju: 
tüd erwarte ,). umd meldete anir die mit Les 
bensgefahr verknuͤpfte Entbindung feiner Se» 
beeca vom fiebenen Kinde, das -and eine 
Stebecca ifl.. Den Herren Kunfttichtern ſchmeckt 
bie Poeſie wie. das Grumet son der Weis 
de Die Freunde des Asmus laſſen fib, mie 
die. Weiſen, bas Heu und Strob nicht irren. 
Den ı5ten b. M. habe id ας Hefte πε 
Wet, opusculorum abgeliefert, Es fehlen int 
mehr als | 
' 156 Dangenil, den ich Sepnaÿe cé fe, 
fir meine Arbeit zu erkennen - :' 
.9. Die Hirtenhriefe, Das Schuldrama 
betreffend 
3. Die dreyfache Necenſton der «πει 
zuge. Sollten Sie die beiden letzeren beſi⸗ 
Sen, unb entbehren koͤnnen, ſo wuͤrde ich bit» 











. 20. 908 
fes Opfer zu erfegen fudeu , fo gut «mb. bald 
ieh fann. Ich glaube aber, daß bit dure 
lauchtige Leferin nidt eben nach mehr Macu⸗ 
latur lüftern fepn wird, und wage meine Bitte 
nur auf den unpermutbeten Sall einer ausdruͤckli⸗ 
. den Radfrage Bon Mecenfionen babe id 
nicht: mehr als. neus. Stuͤck fchaffen koͤnnen 
und überhaupt von bem, meifem das legte 
Cremplar bingeben müffen; unb mir if alle — 
$nft .an- einer Samminng meiner erfien Schrif⸗ 
ten, bie ih im Sinn: gebaht, bep Dicker 
Durchſicht vererkelt unb ‚verfalgen tootbem. Wo 
ih jegt ein Eremplar zu ben focratifchen 
Denfwürdigfeiten und einigen andern berbes 
fommen fol, weiß ih auch nicht Ein Ge 
huͤlfe ift mir überhaupt unengpehrlich , ben ich 
auch wicht aufjntreiben weiß. Dazu gehört 
ein $reund, ber nicht nue Muße, fondern and) 
etwas mehr bat, id mepne Sympathie und 
= Berläugnung publici saporis — mie mein ete 
— fet Lieblings⸗ Autor Petron fagt — und mei 
fen zweiten Lieblings ο Autor, den Perfius, — 
verſteht und zu ſchmecken im Stande iff. 

Die komiſchen Romane ans den Papier 
zen Des braunen Mannes und des Berf. des 
Giegfrieb von Lindenberg, Haben mir unaus⸗ 
fprechliches Vergnügen gemacht. das: ich mit 
Ihnen qu theilen wünfchte. Zwifchenein er⸗ 
baue id mich au D. S. F. Döperlein’s Pres 


304 


digten zur chriſtlichen Belehrung über Wahr⸗ 
beiten der Religion, Halle 1777, bie aud 
Ihren Beyfali erhalten Fönnten: - — 

* Vive le Roi! rufe ih Ahnen, mein gli 
tiger Freund, nod) aus ter. [e&ten Neige mei» 
ner Falten Punſchſchale ju. Das Licht meie 
ner Augen iff bepnabe εἰδίφι. Diefer heili⸗ 
ge Abend Fommt mir theuer zu fiehen. Einen 
Sachſen für meine zweite Tochter Pene Ki 
the, mit der ich Dente bor acht Tagen einen 
gluͤcklichen Anfang im franzoͤſiſch Leſen ge⸗ 
macht babe, und einen Dütttden für Marias 
ne Sophie. ‘Doc bas. find böhmifche Dôre 
fer für ben Erbherrn in Sprintiafen! Ems 
— pfeblen. Sie mid) Ihrer Frau Gemahlin und 
zucken Sie δίε Wchukern fo hoch - Sie wollen 
über Ihren empfind⸗ und punſchſeligen Freund 
am Diener I: ©. D. 


857. An Herder 
Königsberg den sten Febr, 1785, 


Herzlich geliebtefier Gevatter, Landdmann 
und Freund, Seit bem "ten Φου. 5. 9f. bin 
kb Ihnen eine Antwort ſchuldig. Defto mehr 
babe id). an Sie gedacht — Es iſt mir wohl 
ein heiliges Stillſchweigen auferlegt — and 
iff «6 Gottes. Ehre, eine Sache perbere 
sen. ‚Aber:karz , wir toerbemun& noch (te, 








205 . + 


fo ber Here will, ngb wir Len, Haben Cie 
nicht fon and Däfleldorf deßhalb einen - 
Wink erhalten? Ich Reg fibon im Heil, roͤm. 
Seide, gleich einem Blanchard, auf und nies 
der. Die arme Raupe thut aber am beften, 
Daß fie bie. Vorſehung waiten und für 
bie Fluͤgel - forgen laͤßt que Erreichung unferer 
Bünfhe,:bie aud ihre Abſichten find 
Wir wollen ba6 Gute mit bem Munde, uno 
fie in der That und Wahrheit, — 

Run id) folge weiter Ihrem sop mir (ie | 
genden Briefe nach. Sie mollen dffo niche 
Gaaíbaberepen — koͤnnten: e$ denn nicht 
Wannchem ſeyn, etwa metakritiſche ober fen 
etwas? Meines (1^ Vaters Badwanne ift mit 
fo Heilig, als dem alten Sokrates feiner Mut⸗ 
ser Stuhl. Sd babe immer an einem alte 
griecdifchen Epigramm ,. bas Vater Hagebore 
— fberfegt Dat, eine kindiſche Freude gehaht. 
Wie meine Muſe eine der barwherzigen Schwe⸗ 
fen it, fo laͤuft der Inhalt aller meigeh 
Blätter auf eine . barmberzige Kunſtrichterey 
binans, aber ohne Anfehen der Perſon — fes 
fünbig nur in Einer Wanne. non 
. MRidt eine bloße i5 fondern eig. faror 
uterinus fat mif zu ben. meiften Anffägen 
getrieben. . Anſtatt Geld zu nehmen , hätte id 
lieber Gelb. gegeben „und. bas, Widerfpigl von, 
anderen. Schriftſtelern getrieben. — Gott hat, 


''* 006 


meine traurige, finfiére Antorfchaft zum Werk. 
geuge gebraucht, bem Kindern meines Leibes 
wohl zu tonum, unb ióre Erziehung zu befär- 
Dern. | 
Es if nod fein Vierteljahr, da ich bey 
einem Freunde fpeiste in Geſellſchaft eines 
Mannes vom Handwerk, der mir auch ben 
Antrag that, báf td ein paar hundert Tha⸗ 
Ser durch eine Sammlung meiner Schriften 
verdienen Eönnte.: Meine Autwort war: was 
i mit ein paar hundert Thalern machen koͤnn⸗ 
te? Man brad in ein. lautes Gelächter ans; 
deffen Grund id. in meiner einfältigen Frage 
sicht fogleich abfeben Eonnte; untesbefien afa 
. be ich nidt ganz unrecht gehabt zu haben. — 
Ein Freund von Mendelsſohn fchrieb Diei 
der mit einiger. Empfindlichfeit darüber, daß 
id ihn zum Atheiſten gemacht Hätte, unb fehien 
mit 6. 7r fehr ‚unzufrieden: zu feon. Sd 
machte mir diefen Wink zu 9ouge, um wenig 
tens uͤber meine Säge nachzudenfen. Daß 
ich ganz etwas anderes unter Acheismud ver 
febe, ift aud €. 54 suerfeben. Serner ift dort 
vom atheiſtiſchen Fanatismo die Rede, und 
. ich Hatte Belege aus 1. Joh. 2, 23. Koh. 5, 
23. 14,9 12, 45. für mid. Wie id) eben 
den Kopf mit diefen Gedanken voll babe, fällt 
es dem lieben Düffeldorfer ein, mir bie Hand⸗ 
févift, die Sie and gehabt, mitzusheilem 











208 


Buch zu feiner Bibliothek zuiempfehlen: Schade, 
904. die deutſche Ueberſetzung eines fo wichti⸗ 
gen Werks in Otodén gerathen: if, Es er⸗ 
fordert aber einen Mann, der des Verfaffers 
ſchoͤner Schreibart gewachſen, und - feinen 
Kenntniſſen überlegen wfaͤͤee 

Gott gebe Ihnen nur Geſundheit, Geiſt 
nb. Staͤrke qu£ Ausarbeitung Ihrer Ideen. 
Kant i von feinem Syſtem zu voll, um Ste 
umwarthenifch: beürtheilen au koͤnnen. Auch 
if nod einer im Stande, Ahren Plan qu 
überfehen.: . Werden Sie nur nift nnacbub 
big und muͤrriſch; Lribnigens Stuhl if S6 
nen. vielleicht: noch zugedacht. Er mar bod 
féráfibent der ‚lange .vermaisten , welfchen Aka⸗ 
demie ? : de its genug sermantfet werben 
wird. e 


358. Xn ‘Œarolina Herder 
Be Königsberg ben zten δὲν. 1795. 


Meine verehrungswuͤrdige Freundin und 
Geyhatterin, Schon bor. Empfang Ihred um⸗ 
ſaͤndlichen Berichts in einer fo unangenehmen 
Angelegenheit, habe ich es an einer Vermit⸗ 
telung von meiner Seite ‚nicht fehlen laffen, 
and nachher alles, was ich gekonnt, augewande, 
um die. Verbitterumg zwiſchen Heiden: alten 


Freunden zn mildern und zu hefänftigen. | foto 
| einer 





m. 209 


einer verjaͤhrten Vertranlichkeit follte e8 nice . 
mals zu einem ſolchen Mißverſtaͤndniß Fonte 
men. Da id in einer ähnlichen Lage bin 
and. demfelben Mann viele Verbindlichfeiten 
babe, fo iff frepfic aud) der ganze Vorfall 
für mich eine Warnung gemefen. Ich babe 
mich burd meine Freymuͤthigkeit der unanges 
nehmen Nachfolge eines ähnlichen Schickfals 
ansgefegt, und es thäte mir mebe, einen 
Vertrauten meiner jüngeren Jahre zum Seine 
be zu haben, um fo mehr, ba ih in der 
ganzen Sache nicht unpartheyiſch genug ſeyn 
fann, unb fie mir mie ein alter Schaden 
porfommt, : der [ange unter fit gefreſſen, 
ehe er aufgebrochen i 

In der Sreunbf aft, wie in der Ehe, | 
fiegt die Schuld mefrentbeiló an beiden Thei⸗ 
den. Wenn jeder feine Fehler erfennte , wuͤrde 
jeder des andern Laſt leichter ertragen, und 
baé Kreuz anf fi nehmen, das im Handel 
and Wandel unvermeidlich ift. Helfen Sie mir 
nur, meine verehrungswürdige Freundin unb 
Gevatterin, unfern lieben Autor zur Große 
mató und Gebuld in guten Werken aufiw 
muntern; fo hoffe ich, bag es mir auch mof | 
gelingen fof, den Fränklichen alten Werleger 
zur Billigkeit und Befcheidenheit eines fröhlie 
den Gebers ju überreden, and feine gute 


Hamanns Schriften VII, 35. 14 





Sur λα berzufielien , worin er fich bis 
sub erhalten. —— 

neigen Kieingläubigent,, die nur immer auf 
rien ſehen, und ben Menſchen ſtehen 
seen, cut ft und und ſelbſt zu kennen, 
a ciet zu bedenken, bap Gott aut zu er» 
tue im Stande, was und Munfhen ent. 
άμα, und ihr guter Wille, ele Seines 
Segens Einfluß, ein todtes und leeres Werk» 
pes if, ja öfters ein Hinderniß unferes 
Gucks wird. | 

Durch ein wahres Wunder ‚göttliher Vor⸗ 
ſehung und Barmherzigkeit ift meinem Dans 
fe Heil toiberfabten, ohne daß ich noch bis 


diefe Stunde recht wei, wie mir geſchehen. 


Alle meine Einkünfte waren (o befchaffen, 
bag ich meine Ausgaben mit bem. Wachsthum 
meiner vier Kinder einfchränten mußte. Puf 
md Muth verging mir zu leben, wenn id 
an meine Lage dachte, bie mir wie eine dde, 
leere Wäre vorfam, bey dem an Genuß 
leider verwoͤhnten Geſchmack. 

Da fam mir ben 15ten December ein Brief, 
toit ein Friedensbote vom Himmel des Nachts 
erſcheint, mit einer Affignation auf bie hiehe 
ge Banks welche jedes meiner Kinder zu glei⸗ 
chen Theifen bedenkt. - 

Sie können leicht denken, wie leichtere 
mein Gemuͤth, und daß ich wie nen geboren bin. 





m 


 "-uüow»ü 


-. 


21K 
Ich Habe jebt Feine andere Sorge ais, das 
mir anvertraute Pfand der Vorſehung nnb 
nnbefannter Srenndfchaft tren, gewiſſenhaft 
und ffug zu verwalten. Mit der Luft su leben 
nimmt auch die Luft zu arbeiten zu, unb ber 
Muth, mehr zu unternehmen , vielleicht ſelbſt 
eine fo lang erwünfchte Meife unb Auéflucdt 
au meiner Erholung, nad einer bepnabe zwan⸗ 


- zigjährigen Quarantaine in Sefeln und Dane 


den des Kummers. | 

Auf daß bie ἠθει(Φωεμοίίώε Gnade durch 
Vieler Danffagen Gott reichlich preift , bat 
die geheime Gefchichte, ungeachtet des mir 
aufgelegten Stillſchweigens, bier ruchtbar vers 
ben müffen. Ich weiß, daß Sie, meine vers 
ehrungsmwärdige Freundin und Gevatterin, in 
und mit Ihrem Daufe auch in der Stille ih 
freuen , Gott dauken, und von ibm erwarten 
werden, wa zum wahren Srommen dient. 

Wie naf bin ich Ihnen feitdem, ungeach⸗ 
tet meines Stillſchweigens gewefen ; wie vole 
Tommen wird - meine Greube feyn, — wenn 
ed vollommene Freuden für unfere Erbe giebt, 
fo fub fie, wie die sofifommenfie Weisheit 
eimá Salome, erbôrte und erfüllte 


Traͤume — meinen lieben Pathen und (tb 


ne Brüder, und die Einzige, ihre. Sutter, 

und meinen alten bewährten Landsmann gr ' 

Decbanten affer auslaͤndiſchen Grunde, 
14 * 


210 ^ 


Laune wieder herzuſtellen, worin er Mb 68, 
hir gegen mich erhalten. 

D mir Kleingläußigen , die nur immer anf 
Menfchen feben, und ben Menſchen fiches 
bleiben, ohne fie und uns [εδ zu kennen, 
und ohne zu bedenken, bag Gott alles zu er» 
feten im Otanbe, was und Menfchen ente 
ziehen, und ibr guter Wille, ohne Seines 
Segens Einfluß, ein todtes und leeres Werk⸗ 
zeug iſt, ja oͤfters ein Hinderniß unſeres 
Gluͤcks wird. 

Durch ein wahres Wunder goͤttlicher Vor⸗ 
ſehung und Barmherzigkeit iſt meinem Han⸗ 
ſe Heil widerfahren, ohne daß ich noch bis 
dieſe Stunde recht meig, wie mir geſchehen. 

Alle meine Einkünfte waren (o beſchaffen, 
daß ich meine Ansgaben mit dem Wachsthum 
meiner vier Kinder einſchraͤnken mußte. Luſt 
und Muth verging mir zu leben, wenn ich 
an meine Lage dachte, die mir wie eine oͤde, 
leere Wuͤſte vorkam, bey bem an Genuß 
leider verwoͤhnten Geſchmack. 

Da Fam mir den 15ten December ein Brief, 
wie ein Sricbeusbote vom Himmel des Nachts 
erfeint, mit einer Affignation auf die hiefe 
. ge Banks welche jedes meiner Kinder za glei⸗ 
chen Theilen bedenkt. 

Sie koͤnnen leicht denken, wie erleichtert 
mein Gemuͤth, und daß ich wie ntu geboren bin. 


- 


211 
Ich Habe jet Feine andere Serge als, daB 
mir anvertraute Pfand der Vorſehung und 
unbekannter Freundſchaft tren, gemiffenhaft 
und klug ju verwalten, Mit ber Luft zu (eben 
nimmt auch die Luft zu arbeiten au, unb ber 
Muth, mehr zu unternehmen , vielleicht fefóft 
eine fo lang erwünfchte Reiſe und Ausfluche 
au meiner Erholung, nach einer beynabe zwan⸗ 


zigjaͤhrigen Quarantaine in Feſſeln und Dane 


den bes Summers. 

Auf ba bie uͤberſchwengliche Gnade durch 
Vieler Danffagen Gott reichlich preife , bat 
die "geheime: Geſchichte, ungeachtet des mir 
anfgelegten Stillſchweigens, hier ruchtbar wer⸗ 
ben müflen. Sch weiß, daß Git, meine θε, 
ehrungswürbige Freundin und Gebatterin , in 
und mit Ihrem Haufe auch in ber Stille ch 
freuen , Gott danfen, und von ihm erwarten 
werden, was sum wahren Srommen bient. . 

Wie nah bin ich Ihnen feitbem, ungead» 
set meines Stillſchweigens gemefen ; wie Holle 
fommen wird - meine Greube fen, — wenn 
ed volllommene Freuden für unfere Erbe giebt, 
fo füb fie, wie die vollkommenſte Weisheit 
eines Salomo, erbôrte und erfüllte 
Träume — meinen lieben Pathen und (ei 
ne Brüder, und die Einzige, ihre. Mutter, 
und meinen alten bewährten Landsmann und ‘ 


Dechanten aller auslaͤndiſchen Grennde, 4a. 


14 * 


212 


ſchauen und zu erkennen! Gott. fente uns 
allen bays Leben. und Geſundheit, und Cis 
Wille gefchehe anf Erden wie im Himmiel! 
denn [είπε Gnade ifl beſſer denn Leben 


359 Anben Kriegsrath Scheffner— 
Königsberg ben Liten Febr, 1785. 


Ungeachtet bie tormenta Ihrer letzter Zu⸗ 
ſchrift nicht anzuſehen find, till id) doch gern, 
wie Sie, mit ſchlechteren Briefen fuͤrlieb neh⸗ 
men, lieber ohne Kopfſchmerzen als mit Ta⸗ 
lenten leben, Ich hoffe und wuͤuſche, daß 
Ihre Geſundheit wieder bergeflellt (ep. Wenn 
das Faſten mir nicht zu ſauer wuͤrde, moͤchte 
ich ſelbiges der Ipecacuanha vorziehen. Mir 
fallen alle Erleichterungen oon oben (etr ſchwer, 
und ich traue den weit her geholten Mitteln 
nicht viel, wegen der "undermeidlichen Ver⸗ 
faͤlſchungen. 

Die beiden ſpaniſchen Bücher babe id 

Montags erhalten, und ſage Ihnen fuͤr Ihre 
freundſchafliche Vorſorge, mein ſpaniſches Sad 
zu vermehren, den herzlichſten Dank. Des 
Cervantes Erzählungen ‘babe ich mir laͤugſt 
gewuͤnſcht, — aber es geht mir mie dem Gei⸗ 
zigen, bem mehr am. Haben als Gebrauchen 

gelegen iſt. Vielleicht ſchenkt mir Gott einen 
jungen Freund, wie mein Dill war, θέ 
bringt ihn bald wieder zuraͤck, menn er nd 











213 


d 


febt ; bein fein Gilifditorigen made mi von 
Tas su Seg mruhiger. | 

Ich denke, die Fhrkin wird an den ar Hefe 
ten genug babes. Nicht für Qe, fonbern für 
einen mir sid näheren Freund mug id. 
nsein eigenes {εθίεδ Exemplar ber Distenörier | 
fe abtreten, und berubige mich Ὀεβραί mit. 
Ihrer geneigten: Ynertitions ium Dehufe der 
neuen Utögabe- ΄ ^ 
' Ich habe wirklich (ώση mehr af einmal 
Daran gedacht; auch an Der Hätte ed mir 
siédt gefehlt, Sie darum anynípreben. Ich 
Habe aber immer geglaubt, daß bie Scheide⸗ 
wand nnferes Geſchmacks zu groß wäre. - 
Nichte nur Berlins, fonder auch Petron (ub 
meine erften Lieblings = Autoren gewefen. Ich 
babe fehr fpät den Horaz kennen . gelernt, 
amd ich babe ibn Fahre fang in einem Quot 
one feiner mübe werden zu Einnen, Tag für 
Gag wiederholt. Ungeachtet ich alle brep ande | 
geſchwitzt, fo haben fe bod) in meine schedia 
Lucilianse humilitatis vielen Einfluß gehabt 
und mich anf bie effectus artis severac und 
die Handhabung atrocis sli anfatertíam ge” 
mad. 

Es iſt füt mit wirklich eine herknliſche 
ων geweſen, mas id) von 59 Bis 83 ge» 
fihrieben , durchzugehen, weil fid) alles auf 
die wirklichen agen meines Lebens bezieht, 


214 


auf Angenblicke, faliche biete ,  Sertodifte. 
Eindrücke , die.ich mir nicht gu ermenern im 
Stande-bin Ich -verfabe mid) (64. miche 
mehr ziganz: anders als damals, manches δεί, 
fer , manches ſchlechter. Was man nicht pte 
fiet ,-466t.man lieber ungeleſen, und (ρᾷέε 
aud napefchrießen (eon, und noch toeniget als ge⸗ 
ſchrieben mean δή mexden so ."ὶ 
Dennoch wuͤnſchten die damaligen. Hohen⸗ 
prieſter ber: neueſten Litteratut eine neue Auf⸗ 
Tage ber:-focratifchen: Denkmuͤrdigkeiten, .die 
ich gefchrithen haste obse andere Quellen als 
des Thbinaſtus Ueberſegung δε Charpentier 
und Cooper's Lebensbeſchreibung des Socra⸗ 
tes. Wie mir aber bep Διά des Mato iu 
Muth gemefen, davon if: Hinz mehr als eine 
mal Zeuge geweſen, geſetzt aud, bog es mir 
wie den: Anslegern ber. Phyſtognomie des Mon⸗ 
des gegangen, und der halbe Plato eine Wie⸗ 
dervereinigung meiner ſoeratiſchen Hirngeſpinſte 
zu ſeyn ſchien. Diefe. ganz entgegengeſetzten 
Wirkungen auf. mein eigen Gemuͤth und 
bag Urtheil der: Recenſenten ind. wenigſtens 
für mich Ahndungen für die Energie ihres 
zureihenden Grunbes ſowohl vom Werth 
ais Unmerth meiner Arbeiten, und bap βίδί- 
ge nicht vergeblich geweſen ſind ˖ | 
Ich bin.einmal an Hartknoch verhaftet , 
und tii alles tun) mein Wort zu Dalten. 


ME: σον ου — 


215 | 


An meinem Namen oder Ruf if nichts gele⸗ 
gen; aber Gewiſſens halber kann ich 
weder einem Verleger noch dem Publico zu⸗ 
mutben, unverſtaͤndliches Zeug zu leſen. Gott 
verſteht mich, ſagte, wo ich nicht irre, San⸗ 
ᾧο Pauſa; aber id) moͤchte mich bod) aud) 
wenigſtens verſtehen, und mein Naͤchſter. 
Bou: den Zween (Kant und Berens) bat mid 
letzterer faſt zu innig verſtanden, wovon ich 
noch ein .(tarfeó, ſchriftliches Document in 
Händen zu haben glaube. Daß alle gleich 
viel, verfiehen follen, iff unmöglich.; aber doch 
jeder etwas und nach feinem Maß, das er 
ſelbſt bat, und ich ibm weder geben Fann nod 
mas. 0 

‚Wenn Sie affo., hoͤchſtzuehrender Freund, 
ſach wie Virgil an dem stercore Ennii nicht 
eckeln nod) granen laſſen, fo halte ich Sie 
beym Worte, unb fáme es auf einen δε. 
fud an. Haben Sie die focratifhen Denke 
wärbigfeiten , fo uͤberſende ich Ihnen von je 
dem Abſchnitt ein Verzeichniß ter Druckfehler, 
Eotrectuven und Anmerkungen, bie Sie fi 
bie Mühe geben würden, in. Ihr. Eremplar 
einzutragen oder Damit. zu vergleichen... unb 
ich bäte mir bloß eine Eleine "Note über jede 
Stelle aus, bie Sie nicht verfländen, um 
tenigfen& mir ſeibſt daruͤber Rechenſchaft 
geben zu koͤnnen. Haben Sie keine focratie 


316 ' 


fées Denkwuͤrdigkeiten — fo iſt dieß eiue con- 
| itio sine qua non für mit. Denn faun id 
nicht vom Ey anfangen, fo Commt τὸ aide 
zu den Aepfeln. 

— 9$ Habe bie Quellen bes Spinoza, 
ben Cartes und Hobbes fon Wochen lang 
vor mir liegen; weder Zeit nod) Luft. 

Obne matbematifhe Figuren findet feine 
matbematifhe Methode Statt; und das if für 
mich eine mathemiatifche Wahrheit, gleich ber, 
daß jede Größe fi felber gleich if: ans Wär 
tern und Erklärungen läßt ich weder mehr nod 
weniger herand bringen, als jeder dareis Les 
gen will oder gelegt bat. Die ganze 6εωίβ. 
beit der Mathematik hängt von der Natur 
ihrer Sprache ab, die Nothwendigkeit afler 
Beweiſe, von ber poetifihen Licenz, metaphy⸗ 
ſiſche Puncte, Linien und Blächen zu denken, 
bie pboffi numiglid And. Was Demoſthe⸗ 
nes actio, Engel Mimi, Battenx Nachah⸗ 
mung ber fchönen Satur neunt, if. fár mich 
Sprache, bad Organon #nd Criterion 
der Bernunft, wie Young fast. Dier liegt 
reine Bernunft und zugleich ihre Critik 
— und bie ewigen Gränzkreitigfeiten werben 
fo lange währen, bis bie Sprache aufhören 
mit Weiffagungen und Erfenntniß, 

. . Die gütige Frau Kriegdrärhin thut mir ju 
viel Ehre, wenn fe mid) eines D. Patristise 





817 


mas fähig Gt. C6 wur feine Eugelzunge, 
bie id mit Punſch kuͤtzeite, ſoudern ein we 
vubiges i εθεί οσο tóbtiiden Gifts, wie ©, 
Jacob fagt: durch fit loben wir Gott ben 
Bater, und bur fie fiuchen. wir ben fpem 
fhen nad bem Bilde Gottes gemacht. 


4360, Un Iran; Bucholtz gu Mänfter 
Königsberg ben ogtm Febr, 1785, . 


Mein auserwäßlter, ‚mein gewuͤnfſchter 
Sohn, Das Liebesderhaͤltniß Ihrer eigenen 
Wahl wird fuͤr mich immer intereſſanter und 
niger, je mehr ich von Ihnen ſelbſt leſe. 
Sie Haben ſich affe Verdienſte eines Erſtge⸗ 
bornen erworben und mich erſt in den Stand 
geſetzt, ein Vater meiner Kinder zu ſeyn, 
aber dieſe und mich ſelbſt in die Furcht ei⸗ 
ner deſto größeren Verantwortung und in bas 
fanfte Joch einer befto gewiſſenhafteren Treue 
und anfmerffameren Gegenliebe. 

Idhren Eleinen Brief vom 7ten Jänner bas 
δε id am -Iegten erhalten und den erſten 
Monat des laufenden Sabres mit rechter Oves 
 Venfreube beſchließen koͤnnen, mit defto mehr 
Unruhe und ängfllicher Ungeduld aber das mir 
angemeldete Schreiben erwartet, hauptſaͤch⸗ 
ich für Ihre Geſundheit beforgt , gemäß‘ Ihe 
ten eigenen, Lavaters und Kleuker's Un 


a Dinfiohrbigfeiten — fo tf dieß ele οσα- 
itio sine qua noh fir mich. Denn kann it 
nicht sott €. anfangen, : fe fomtut es side 
zu den Aenfeln. 
— 6 babe die Quellen. des Spinoza, 
ben Cartes und 966668 ſchon Wochen lang 
ver mir. liegen ; weder Zeit noch Luſt. 

Obne mathematiſche Figuren findet Feine 
mathematiſche Methode Statt; und das if für 
mich eine mathematiſche Wahrheit, gleich bet, 
daß jede Größe fich-felber gleich iff: ané Woͤr⸗ 
tern und Erklärungen laͤßt fid) weder mehr nod 
weniger Herand bringen, als jéber darein Les 
gen will oder. gelegt bat. Die ganze Gemig, 
beit der. Mathematif hänge von der Natur 
ihrer Sprache ab, bie Nothwendigkeit aller 
Beweiſe, von der poetiften Licenz, metaphy⸗ 
fiſche Puncte, Linien und Flächen zu enfer, 
bie pboflfó unmöglich find. Was Deme 
ned actio, Engel Mimif, Battenr Nachah⸗ 
mung bet ſchoͤnen Natur nenne, ift. für mich 
Oprade, bas Organon und Criterion 
der Vernunft, wie Young fagt. Hier ftegt 
reine Vernunft und zugleich Ihre Critik 
— und die ewigen Gränzfreitigfeiten werben 
fo lange währen, 6i8 bie Sprache aufhören 
mit Welffagungen und Erfenntnif, 

Die gütige. Stau Kriegsraͤthin thut mir zu 
olet Ehre, wenn fie mich eines D. Patriotis⸗ 








| 817 
mus fhbig Hält. Es mur freine Engelzunge, 
die id mit Punſch kuͤtzeite, fondern ein te 
ruhiges U ebel σος toͤdtlichen Gifts, wie: ©; 
Jacob fagt: burd ſie loben wir Gott den 
Bater, unb durch fie fuchen wir ben Men⸗ 
Then nad bem Bilde Gottes gemabt. 


3600: An Franz fóudyote gu Mänfter ᾿ 
Königsberg ben.aaten Febr. 1785, . 


Mein auserwäßlter, mein gewünfchter 
Sohn, Das Piebelberfaltuig Ihrer eigenen 
Wahl wird für mich immer intereffanter unb 
inniger, je mehr ich von Ihnen felbft Ife, 
Sie Haben ſich Alle Verdienſte eines Crfiges 
bornen erworben und mich eff in den Stand 
gefeht ,. ein Bater meiner Kinder zu (eon, 
aber biefe nnb. mich ſelbſt in die Furcht: εἰ. 
mer ὑέβο größeren Verantwortung und ‘in bag 
fanfte Joch einer befto gewiſſenhafteren Trene 
und anfmerkfameren Gegentiebe. 

| Ihren kleinen Brief vom 7ten Jänner θά. 
be ih am -Iegten erhalten und ben erſten 
Monat des laufenden Yahres mit rechter Oves 
kenfreude beſchließen können , mit defto mehr 
Unruhe und ängfllicher Ungeduld aber das mir 
angemeldete Schreiben erwartet, hauptſäch⸗ 
lich für Ihre Geſundheit Geforgt , gemäß‘ Nb» 
ven eigenen, Lavater's und Kleukers An⸗ 


f 





, 215 


zeigen, hiernaͤchſ für Mißveraandnige, die oit 
meuſchlicher Vorſicht unvermeidlich, oft Werk: 
seat einer ‚göttlichen Vorſehung find anb. su 
unſerem Beſten dienen muͤſſen. Ein ähnliches 
Stillſchweigen aus Duſſeldorf mit aͤhnuchen 
Beforgniſſen. 

Den 16ten erhielt ich Antwort t son Jacobi, 
der Sie errathen hat und dem. id. als Ihren 
Freund vorausſetzte. Ich wurde dadurch er⸗ 
leichtert und ſchrieb mit derſelben Poſt surf, 
Am agten in aller Fruͤhe uͤberſchickte mir mein 
biefiger Freund Jacobi Ihre Einlage, Ich freute 
wid) ſehr, den. Abend dorher meiner mittleren 
Tochter zur Geſellſchaft Pillen eingenommen 
zu haben und daher su Haufe bleiben zu mif= 
fen, um ſogleich antworten ju koͤnnen. Schrieb 
qud flugs in einem Tummel von Weitſchwei⸗ 
figfeit und Kürge — amant alternas Camoe* 
nae — nahm an einem darunterlaufenden 
: melo. domestico weiter feinen ⸗Antheil, ais 
daß ich meiner Hauomutter den vollen Lohn 
andzahite, um ihre Magd .aus bem Daufe ja’ 
gen zu CÓónnen ; bie Magd war ati. bem. Haus 
fe, unb ehe ich e8 mir verſah, Περί ein Gag 
vor mir, der Hofmeifter aus Grasentbin , Dr. 
Scheller, und bittet fii) anf eine einzige Nacht 
. Derberge ans, bringt ein Paar Karpfen nnb 
einen Dafen mit. Sein einziges Gefchäft mar 
Sonntage Morgens, einem unferer Miniſter 


' 





————— ⸗ 


219 


feine Aufwariung ald Candidatus Ministeri 
zu made onb- prácit Mittags ſchlechterdingo 
wieder: abzufahren. Sonntaas Morgens geht: 
ein jeder feiner Wege, mit mieberboiter Abs 
rede, daß unfer Mittag -prácid um αχ Uhr 
fertig ‚feyn , und .er nicht einen. ‚einzigen Au⸗ 
gtublid von. feinem erfien Vorfage abgehalten 
werben follte. Im Wege zu Fasobi, ber mich 
su Mittag gewiß vermuthet hatte, werde id 
von einem Doten meines alsen Qeríegesd , 
geweſenen Latterie⸗ μεθ, jegigen giae 
piermuͤllers, Schriftgießers mnb- Landinukers 
zu Trutenan, auch Buchdruckers ju Marien⸗ 
merder, Hen. Sontee, angerufen, um mir 
zu melden, daß (eim Herr in: δές Stadt (e, 
ben ich lange nicht geſehen, und noͤthig mit ins 
-zu ſprechen hatte. Da ich aus eines alles nne 
ternehmenden Mannes Munde erfubr, daß 
er wegen des gefallenen tiefen Schnees hier 
dor Anker liegen muͤſſe, eile id) aus ber Schloße 
fite, mo Scheller and) anſprechen wollte, 
mit ber feſten Entſchließung, dieſem feine Ab⸗ 
reiſe aus dem Sinn zu reden, und ihn noch 
eine Nacht bis auf ben andern Morgen auf⸗ 
zuhalten. eine unterwegs darüber gehaltenen 
Sohloquia waren .afle verloren, und id et 
fahr. mit rechtem Verdruß, wie ich zu Hase 
- $e fam, bag tr ohngeachtet alles Zuredens 
tite Viertelſtunde super , ohne etwas genoſſen 


$ 


200 


oder mitgenoninten zu haben mit einem pob 
miféen WUbfchlede, wie hau nan bier fagt, 
anf cipem. einfpdnsigen - Schlitten abgefahren 
war. Um meinen Berbraß Puff zu machen, 
wüßte ich fein ander. Mittel a[8 einen großen 


Brief am meinen Knaben, vieleicht: den letz⸗ 


mn, den er von. mir erhält, ‚weil er in der 
Oſterwoche zu Haufe kommt, anzufangen, 
fft bie morgende Poſt Zu gutem Süd tae 
men brep Freunde einer nad) bem andern‘, 
mid einige: Stunden zu zerfireuen , Runter , 
ein Sube , nnd Profeffor Kraus, den ich lange 
nicht gefehen And der ben Kopf voll von Gedau⸗ 
ken über die Mrntétrene hatte, dem id ein 
ander Motto: $65 deine 9iidt, und ta Fe 
nicht, zur Amts = Kiugheit entgegen (egeo mue 
κ. Matth. XXIV. 45. . 

Vergeben Sie es einem (o häuslichen al^ 
ten Mann, daß er Sie an feinen Heerd anb 
Küchenfener verfegt. Auch Bier find bie Got⸗ 
tet , fagte ber mir liebe Deraflit 6eym Beſuch 
einiger Abgeſandten. Mn viefer Eleinen Weit 
Hab’ ic) gang, umd fie if das einzige Obſerva⸗ 
torinm, von dem ich die große zu beurtheie 
len im Stande bin, bie ich wicht kenne , unb für 
bit ich mich auch nift (dide. Um Sie die 
ganze Herrlichkeit meiner Schwäche fehen zu 
offen , wünfchte id Sie bier, und Eräbe is 
meinem Deren, wie ein Hahn auf (tinm 








, 3% 


Berge, Mad) Ihrer endlichen Erflärung , bon 
ber mein Œntfbluf abhängen wird. 


Alles zufällige if swepbentis , und bep (αἱ, - 


en datis if fein anderer Schluß möglich als 
aut saut — Yfre. Neugierde einen Menſchen 
su feben, dem Sie Ihr Enthehrliches, mix 
Sie es nennen „> aufgeopfert, kann fo gen 
und fo ſtark nicht feyn , als mein philofophie 
fes Beduͤrfniß im phpfifchen und metaphy⸗ 
ſiſchen Verſtande — bie Hand, durch meide — 
Gott mein Alles, bad fhon veriorne Qui 
-meiner häuslichen Guüge , Ruhe und Greube 
auf Einmal „wieder hergeſtellt, durch ein, 
meinem tiefen bunfela Glauben und Ungiaw 
ben entiprechended Wunder und Zeichen — 
biefe Hand wenigſtens zu: fühlen und zu br» 
den. M4 
. Sore eigene Beſorgniß megen Ihrer Geſund⸗ 
heits/ Umflände,, Lavater's 2eugnig , Sie bas 
zweytemal kaum erfannt zu haben, und aud 
Kleuker's Winf in. einem Brief vom 27. Re 
vember , den. ich evft am Neujahrstage erhielt, 
fiber Ihre fer. geſchwaͤchte Leibesfräfte, mache 
ten mich eben fo Dringend, Ahnen zuvorzukom⸗ 
men und alles von meiner Seite anzuwenden , 
am feine Zeit zu verfäumen. — Oud) hatte daB 
‚überfließende. Oelmaaß meine halbverloſchene 
Lampe in eine eben, fo nnméfige Giut, und 
meine Lebenegeiſter in (olde Gaͤhrnng gebracht, 


6 


280 


 sber milgenoninten zu haben; min: einem pol 
πήφοι Abſchiede, wie van" niat bier fast, 
auf einem einfpänwigen . Schlitten abgefahren 
wor. Um meinen Berbraß Luft zu machen, 
weißte id fein ander Mittel ald einen großen 
Brief an meinen Knaben, vielleicht den lego 
ten, den er von mir erhält, weil er in der 
Oſterwoche zu: Hänfe fommt, amufangen ,' 
für die morgende Poſt Zu gutem Gtüd fae 
men brep Freunde citer nad) dem andern‘, 
mich einige Stunden zu zerſtreuen, Kanter, 
eim Jude, nud Profeſſor fraus , ben ich lange 
nicht gefehen nd ber ben &opf bofí von Gedan⸗ 
fen: über die Amtstreue Hatte, bem ich eim 
ander Motto: Thu deine Pflicht, und thu Fe 
mit, zur Amts = Mugheit entgegen fesen mw 
&. Matth. XXIV. 45. 3 

Vergeben Oie es einem fo häuslichen al 
teu Mann, tag. ec Clean feinen Head ant 
Küchenfeuer verfegt. Auch Gier ſind bie Goͤt⸗ 
ser , fagte ber mir liebe Heraklit 6epm δι 
einiger Abgeſandten. Un biefer Meinen Weis 
hab' id) gung, tmb fie if dad einzige Obſerva⸗ 
torium, von dem ich die große zu beurthei⸗ 
Him Stande bin, bie id) nicht kenne, und für 
bit ich mich aud) nicht féide. Mm Sie die 
ganze Herrlichkeit meiner Schwäche fehen zu 
laffen , wuͤnſchte ih Sie hier, und Erähe im. 
meinem Herzen, wie ein Dahn auf feinem 





, 921 


Berge, mad Ahter endlichen Erflärung, von 
der mein Entſchluß abhängen toitb. 


Alles zufällige. if swepbentig , und ben folo. - 


hen datis if Fein anderer Schluß möglich als 
aut saut — Ihre Neugierde einen Menſchen 
su fehen, dem Sie Ihr Enthehrliches , wie 


Sie es nennen „» anfgeopfert, kann (o gro 


unb fo Fark nicht fepn, als ‚mein philoſophi⸗ 
.f@es Beduͤrfniß im phpfifchen und metaphy⸗ 
ſiſchen Verfiaude — bie Hand, burd weiche 


Gott mein Alles, das don veriorne AN — 


-meiner häuslichen Gnüge , Ruhe und Freude 
auf Einmal „wieder bergefellt  burd ein, 
meinem tiefen dunkeln Gíanben und lUngiaw 
‚bon entipredenbes Wunder und Zeichen — 
biefe Hand menigfiens zu: fühlen und zu brin 
den. / eg p 

Ihre eigene Beſorgniß megen Ihrer Gefunde 
$eité , Umflände,, Lavater's Zeuguiß, Sie das 
zweytemal faum erfannt zu haben, und auch 
Klenker's Wink in. einem Brief vom 27. Res 
vember, ben. ich erfi am Neujahrstage erhielt, 
uber. Ihre. ſehr gefchwächte Leibesfräfte, mache 


ten mich eben fo dringend, Ahnen zuvorzukom⸗ 


‚men und alles von meiner Seite anzuwenden , 
um feine Zeit su verfäumen. Auch hatte dad 
‚sberfließende. Oelmaaß meine halbverloſchene 
- Bampe in eine eben, fo uumäßige Gint, und 


meine Lebensgeiſter in (olde Gaͤhrung gebracht, 





1 


22 | | 
af mie keine Mauer ju 60 ſchien, eint 
Sprung zu‘ mwagen. Cine Geſundheitsreiſe, 


meinen Herder sod) einmal zu (eben, feine 


Familie und Elaubiné von Perſon feunen iu 
fernen, unb meine beiden Gottegfinder — 
denn in meinen. Baterlande babe ich feine — 
‘biefe Meife war eine Mine, an der ich Sal» 
re lang gtgraben, und ben Gedanken daran 
fóon ganz aufgegeben‘ hatte. Auf cinmat et 
wachte biefer eingefchlafene Rieſe. Weil bie 
Unternehmung einer fo weiten Meife , bie ich 
unbeholfener Mann, der (don brep Anfälle 
des Podagra gehabt, aber das vorige Jahr 
davon verfont geblicben bin, gern in Ge⸗ 
fefifdjaft meines Dans Michael tun. möchte, 
das ſchwerſte von ‚jenen beiden aut-aut if: 
fo thut mir eine fo alte Lieblings » bee wirk⸗ 
fife Dienfle,. und meine @inbildungsfrafe 
wflügt gern mit biefem Kalbe auf den äußere» 
Ken Nothfall. Ohne bey biefen Gedanken eie 
ner Leichtfertigfeit mir bewußt, oder eben eis 
Sklave meines Morts zu fepn -— if and 
bey mir Ya, ja, und Nein if nein, wie bey 
jedem ehrlichen Mann. 

Ihr erfier Brief war bloß für mich ein auf⸗ 
fallendes Experiment efectrifcher Funfen. Weit 
id überhaupt ein wenig mittheilend bin und 
gegen mein eigen. Urtheil- mißtrauiſch — fo 
926 i$, mit Zuruͤckhaltung des meinigen , 











293 
meinen vertrauteſten Sreunden Iren erften 
Brief zu leſen, ohne mich ‚darüber zu wun⸗ 
dern, bag fie weniger Mntheil als ich ſelbſt 
daram nehmen. Ihren zweiten Brief wußte 
id, weil ich reinen Wein und offenen Dan 
del liebe , dem Manne, der aff mein baares 


Vermoͤgen in. Händen bat und den ich zu mei⸗ | 


nem interhändier bep der Bank brauchte + 
der Pflegmutter meiner Alteflen Tochter — 
aud ihrem Teiblihen Bruder, bod) one Siu» 
halt der Beylage, mittheilen Der oritte ΄ 
und. alle folgende Briefe bleiben vor Jeder⸗ 


manns Mugen verfiegelt und verſchloſſen, und — — 


ich eigne ‚mir felbige particularissime zu um® 
privatissime. Nach den zwey legten. Hoffe id) 
und wuͤnſche ich , ‚daß Ahre Geſundheit Sie 
nicht an der Ausführung Ihrer (bon im petto 
befchloffenen Reife hindern, ſondern letztere 
vielleicht zur Beförderung der erſten. gedeihuch | 
und sefegnet. feyn wird. 

Ich fludire Ihre Briefe, wie Sie ſchrei⸗ 
ben meine Blaͤtter ſtudirt zu haben. Sie 
ſchreiben mir Raͤthſel, geben mir aber auch 
zugleich den Aufſchluß sn den meiſten. Ich 
erwarte das uͤbrige von Ihrem Hauptbriefe, 
in deſſen Gange ich ungeachtet meiner Unge . 
duld ungern flören möchte. 3 

Ale Ihre Urtheile über Menfchen und 
Sachen: find Feine Raͤthſel für mi, fonder 


— 


224 


Beweiſe unferer harmoniae  praestabilitse, 
Der Knoten liegt immer in dem, was Sie 
von πώ ſelbſt fagen, ba liegt immer etwas 
parabores in thesi für mich; ich vermushe aber, 
Daß e$ Ahnen mit meinen ewigen Antichefen 
mas befier ο. 

Die gelehrten Klaͤtſchereyen innen Ihnen 
Aich ein ſo großer Graͤuel ſeyn als mir ſelbſt, 
beſonders ſo bald ein dritter darein verwickelt 
wird. Meiner ſelbſt wegen bin ich ziemlich 
ghibaüitig, and wohl leichtſtunig bis quus 
Muthwillen eines Aleibiades. 

Es fehle mir an einem natürlichen Site 
genmaaß zu einem Operations’ Man, deſſen 
Arbeit ich mit zufriedenem Danf von Ihnen 
zrwarte- lle meine Gedanken enncentriren 
Ab bald auf einen einzigen Fleck, und bivers 
gieen chen fo natürlich ins meite Gelb. Mein 
Seſchmack an thenlogifch » politifhen Phaͤns⸗ 
menen und die idiofynkratifche Affociation meis 
ser Ideen bat manche erlofchene Grillen in 
3wir wieder aufgeweckt, jw denen meine alte 
Liebe verroſtet (ien. , Mein Patriotiémns 
. 4d. aus eben fo viel Liebe als Haß meines 
Baterlandes zufammengefegt. Mancher ατίβο. 
ꝓhaniſche binden, mancher engaſtrimpthi⸗ 
(Φε Obem inofiat nid. -— — 


pt 








: 225 


Son Herder, 


Weimar den ogten Febr. 1785. 


kiebſter Freund und Gevatter, Ihr lang erwarteter 
Brief fam mir ſehr erfreulich, unb fiebenfach erfreulis 
eher, ba ε fo gute Nachrichten enthielt, von bepen id 
zwar zum Voraus durch Tradition etwas wußte, aber - 
bod) ſchwieg, theils weil e& mir geheim anvertraut ſeyn 
ſollte, theils weil ich billig von Ihnen bas erfte Wort 
Hören wollte, Ich erklaͤrte mir inbeffen aud) hieraus, 
und aus der freudigen Beſtuͤrzung, in der Ele [eon 
würden , Ihe langes Stillſchweigen. Nun, Gott bat 
alles wohl gemachtz unb wenn ich bie fBerfettung ber 
Umftänbe betrachte, wie Bucholz darauf fommen muß⸗ 
fe, (o wird mir ber Finger der Providenz nod) fichtbas 
zen, die Welten zufammenfpinnt, unb aus ihnen Thau 
ber Grquidung regnet, Wie wie uns fdhon bey ber er⸗ 
Ren Nachricht Hierüber gefreut haben, bedarf einer 
Worte, ba wir, wiewohl auf eine fo unkraͤftige Wels 
fe, in ber Stille al Ihre gelben mitfüpitem, unb bie 
Loft, ble Sie teugen, bey jedem Giebanfen an Ste mix 
aufs Herz Πε, Run nochmals, Gott bat alles wohl 
gemacht. Es iff mir ſeit diefer Beit fo Leicht ums Herz, 
ba idj aud) ringe um mic fehe, wie Gott über unb 
gegen Menfchen » Erwartung Alles ſchickt und wendet, 
Es fommen Seiten ber Granidung, wann umb woben 
fie niemand weiß; Taffet uns im alfo trauen unb glauben, 

Hamann’s Schriften. VII, 35. 15 


226 


Ihre Luft zu veifen freut mid), als ob id mit 3p; 
nen veifetes die Freude, Cle zu fehen, wird auch mix 
neue Sugenb geben. D wie viel iſt gefchehen und übers 
Randen, feltbem wir uns nicht gefeben Haben! Aber, 
liebſter H., mit Ihnen nad) Duͤſſeldorf ober Münfter, 
wie mir Jacobi hieroglyphiſch andeutet, gu reifen, iſt mie 


‚unmdglich. Richten Sie fid) alfo mit Ihrer Keife fo 
' vein, baf wie uns Bier fehen. Die Urfache meiner Nichte 


Mitreife (t; ehehaft; weil ich nämlich mit meines 


Frau und einigen Kindern durchaus ins Carlsbad muß, 


N 


und biefe Meife weder aufgefchoben noch erfegt werben 
kann, obgleich der gute Jacobi dazu allerley Drojecte 
erfonnen hat, Mir koͤnnen uns aud) hier ſtiller mit 
einander freuen und zufammenleben, Groͤffnen Sie mie 
aïfo aus ben Gchägen Ihres Herzens etwas weiteres 
von ihrem Zuge, fobald Sie fónnen, und " werde 
mid) darnach einrichten. 

Unfee geweſener Kammerherr v. Seckendorf (be 
einige meiner Volkslieder componirt hat,) iſt vorige 
Woche als Preuſſiſcher Geſandter im Reich, von Berlin 
aurüdgefommen. Gr bat mit Mendelsſohn geſprochen, 
ber auf bie Fortſetzzung ber Ideen ſehr begierig if, und 


ihn daruͤber ausfragen wollen, wohin bie Sache laufen 


werde. „Er fuͤrchtet, er fuͤrchtet, daß Schwaͤrmerey 
dahinter ſtecke, und daß id am Gnbe ein Flaͤmmchen 
auffeden werde, das, wie ex gefagt, nidjt Für uns — 


W^ Ge je gemepnt , alle Shriſten jenen Schwaͤrmerʒ 


_ 


227 


ich alarde, € weit ihm be Pfeil ges Golgatha ned) 
zwiſchen αι” unb Fleiſch figen mag. Es (ft fonberbar, 
daß bie Metaphy fi flex, wie Ihr Kant, auch in der Ge 
ſchichte keine Geſchichte wollen und ſie mit dreiſter etim 
fo gut als au8 ber Welt leugnen, Ich win Feuer und 
Hol gufammentragen , die hiſtoriſche Blamme recht groß 
zu machen/ wenn e$ auch abermals, wie die Urkunde, 
der Scheiterhaufen meines ehiloſophiſchen Geruͤchte ſeyn 
ſollte. Laß " απ. sie) kalten, leeren Eis cima 

pretium! — 


361, An Frans Budolé su Dinftes, 


Koͤnigsbers ben oten Mürg 1785. 
Auf bem Bette; 


Mein andertwählter, mein gewuͤnſchter 
Sohn, Ihren lieben Brief vom a7ten babe 
ich den sten b. M. ‚erhalten und ein Paar 
Stunden vorher einen von unferem Yacobi and 
Düffeldorf, worin er mir meldet, daß Sie 
‚ibm and gefchrieben, fif ald ben Mann ben 
fannt, aber zugleich : gebeten , die Gürflitt ba» 
réber in Zweifel zu laſſen.“ Der Curge Brief 
if nur ein Umſchlag zur Miteheilung der Ab⸗ 
(driff eines deſto größeren und längeren, ben 
bie Gürfis an ihn Aber mid und. mich allein 
gefchrieben. in mas für ganz natürliche Ver⸗ 
legenheiten ich durch δέ zuvorkommenden Eis 

15 * | 


9 
o28 | | 


ger unferd J. mich zu feben, und bie Gers 
unteríoffung der Gürftin an meinem. Geſchmack, 
Rechtfertigung deſſelben/ jetzigen Wuͤnſchen 
and Beduͤrfniſſen — geſetzt werde, koͤnnen Sie 
“ich leicht vorſtellen, ba id nichts in nnb an 
mir finde, bas ſolche günftige Vorurtheile δε 
antworten fônnte. Sie haben mir in Ihrem 
legten Schreiben” auch ten Ttoft entzogen, 
an Ihren Daupthrief gebadt zu haben, zu 
dem Sie mir ih jedem Ihrer vorigen Briefe | 
Hoffnung gegeben. Gott £06, bag Ihre Krank⸗ 
heit ohne Schmerzen ift! Dorigen Sonntag 
Laetare verhielt. ich einen: Brief. son meinem 
D, Lindner aus Dalle,, Er benft nicht an fei, 
ne Ubreife, wohl aber an eine Luſtreiſe zur 


‚Dftermeffe. Was ich an eben dem Sonntage 


über Matth. XIX, gedacht babe, muß ich Ih» 
nen mitthcilen. Ab babe aad) bisweilen πού 
einen böheren Sinn gefucht, balte- aber jetzt 
den naͤchſten für ben hoͤchſten ober hoch genug. 
Der Herr verwies: feine DBerfucher auf. die 
Genesin und ben Urfprung des Eheflandes — 
Die Hinger machten barans einen Schluß, 
ber auf einer andern Seite jener Urkunde wi» 
' berfpradj, Dort hieß es: C8 i£ nicht gut, 
$af der Menſch allein fen — Die Jünger 
flogen: εδ iſt alſo nicht gut, εί zu 
werden. — Allerdings, nicht gut für ee 
tene. Diefe Wahrheit if einlenchtend. 








229 


^ 


giebt aber drey Arten von Verſchnittenen. 
Finige werden fion aus Mutterleib unvermo⸗ 
gend geboren — wie es blind geborne giebt, 
und dergleichen And wohl bie feltenfien. An⸗ 
dere werden von Menfchen verfchnitten. Dies 
geſchah wohl nidt im jüdifchen Lande, aber 
beffo mehr im ganzen Orient, mo eine folde 
Berftüummelung zugleich zu großen Ehren⸗ und 
Hofſtellen qualifieirte, die fuͤr ein ſolches Op⸗ 
fer ſchadlos hielten. Die dritte Art ſind die⸗ 
jenigen, welche ſich ſelbſt verſchnitten haben 
um des Himmelreichs willen. Ohngeachtet 
Jeſaias LVI. 3—5 ſchon von bet Gluͤckſelig⸗ 
feit ſolcher evangelifch — verſchnittenen geweiſ⸗ 
ſagt hatte, mußte doch das Selbſtverſchneiden 
um des Himmelreiches willen ein Wort ſeyn, 
weiches fein juͤdiſcher Kopf noch juͤdiſcher Ge⸗ 
ſchmack zu faſſen im Stande war. Sein rech⸗ 
tes Auge ausreißen, feine rechte Hand ober Fuß 
abhauen, konnte nicht fo hart in ihren Ohren ſeyn, 
weil ihnen, meines Wiſſens, nicht einmal die 
Verſtuͤmmelung der Thiere erlaubt if, und 
fruchtbare Ehen mit rechter Eiferſucht von ihnen 
geſchaͤtzt wurden. Dem Apoſtel Paulus wurde es 
gegeben, dieſes Wort ſeines Herrn eigentlich zu 
faſſen und ber Gemeine zu Korinth x. VIE 
mitzutheilen: Es in bem Menſchen gut, daß 
er fein Weib beruͤhre — unb dieß ganze Kar 
pitel ift ein Commentarius voller didactiſchen 


230 


Weisheit über ben Spruch. Chriſti. Sich ſeibſt 
verfchneiden,. erklärt Panlıs: wenn fi) jemand 
feſt vornimmt, weil er ungezwungen ift und 
feinen frepen. Willen. dat, und es in feinem 
Herzen befchleußt, . feine Jungfrauſchaft fo 
Bleiben zu laſſen. Wie Mofed den Scheide 
brief einführte um der Juden Herzens« Dáre 
tigfeit willen, fo rieth Paulus zum Célibat 
an, durch fein eigen Beyfpiel und Gründe — 
um der damaligen Noch willen. Su was für 
abſcheulichen Gräueln und Mißbräuchen bat 
aber die Heiligkeit des ebelofen Lebens Anlaß 
gegeben, und zu was für einem hoben Se 
al unferó mit Ehrifto in Gott verborgenen Les 
Gens hat, eben berfeibe Apoſtel den Ehefland 
aufgerichtet! 


Nach diefer Stellung der Begriffe finde ich 
in der Antwort Jeſu eine folhe Einheit, Pod 
ſtaͤndigkeit, Bündigfeit, einen fo leichten Ue⸗ 
bergang oder vielmehr Schwung vom Ratlırs 
lichen aufs Geiflide, ein fold) genaues , bars 
moniſches Derhältniß fomob[ zu bem, was 
ſchon in einem alten Propheten gefihrieben ftanb, 
alé ju dem, was von dem jüngftem Apoſtel 
πο gefchrieben werben: follte, daß ich feine 
Neugierde nad) einem höhengg Sinn mehr branche. 
Denn damals war es weder Zeit zu fogen, 
weil der. Bräutigam 6ep den Süngerm war, 








o^ —- up =" 


‘29: 


) 


noch weniger an Verſchneidung zu benten, ati 


mit einem : capiat qui capiat | 
. c Sd) weiß nicht, in wie weit biefed Sie he⸗ 
friedigen wird. Diefe Otelle Kat immer mei» 


ne Aufmerkſamkeit auf ſich gezogene Meine — 


Darſtellung entfpribt nicht einmal recht mei« 


nen eigenen Eindrücken; wie den Sbrigen, - 


wuͤuſchte ich zu wiſſen. So 
Den 1oten. 


Ich wurde gefiern von Beſuchen und zu⸗ 


letzt durch einen unerwarteten Brief aus Wei⸗ 


mar unterbrochen, der auf meine Lebensgei⸗ 


fier, nad) einem von allen fieberhaften Anwan⸗ 
delungen und Kraͤmpfen faſt ganz freyen Ta⸗ 
ge, und auf meine Nachtruhe ein wenig Ein⸗ 
griff gethan. Mit meiner Beſſerung geht es 
Gottiob Berg anf, Hoffe mit dem Ende ber 
Woche aufzufiehen,, babe mich bisher anf Das 
Gergrüge und Rümmelfappe eingefchränft, feit 
zwey Tagen wieder Brod au een. angefangen. 
Herder und (eiie mwürbige Frau bezeugen mir 
Beide ihre Mitfrende fo Herzlich, fo innig, 
als wenn fie ihnen ſelbſt widerfahren wäre, 
und find daducch in ihrer eigenen Lage fo auf» 


gerichtet, fo geſtaͤrkt, fo erleichtert, bag i$ 


Durch unfer fomparbetifches Wechſelgefuͤhl un⸗ 
gemein gerührt mevben bin. 


Eine Leidenſchaft, der Sie, mein auser⸗ 
waͤhlter, mein gewuͤnſchter Sohn! den Krieg 


= ee O0: EEE um Tr ee EL... 


iam ih bell aan 


233 


ankündigen möchten , fo menfchlich , fo philoſo⸗ 

phiſch fie auch if, bat από vieleicht in mich 
gewirkt — und nod) eine Leidenfchaft Eindifcher, 
weibifher Seelen — Ungeduld! 

Od) möchte vor lingebufb und Neugierde 
init Sj6nen felbft einen Krieg anfangen Aber 
"bie Auslegung Ihrer eigenen Worte. Ihr 
Kopf und Herz find mir gleich ben Reihen 
zu Mahanain. 

Ich Halte mid ait Troſt und Zuberſicht 
und freudigem Muthe an den Mann, an den 


Sie mid ‚wegen meiner abzulegenden Rech— 


nung und Dankbarkeit weiſen. Er laſſe Sie 
die Seligkeit des Gebens, nach einem ſeiner 
von Paulo aufbewahrten Spruͤche, nicht nur 
reichlich, ſondern auch lauter und unbetruͤbt 
ſchmecken and [ange genießen — - : 


Gott fegne Sie mit ben Zeichen nnd 
Wundern Seiner Liebe, wie er burd Sie an 
mich gedacht und bas Deer fhivarger, ängftene 
der, freſſender Sorgen mit einem Neiben | 
fier, feichter , beiterer, unterbaltender Sor⸗ 
gen abgeloͤst Hat ! 

— — non ego. perfidum 

Dixi sacramentum; ibimus, ibimus 
Utcumque praecedes supremum 
.  Carpere iter comites parati. 


N 933 


262. An tette Reinette Hamann, | 


1 


adrigeders den Igten März. 1785. 


Mein gutes, ſtilles, ſittſames Palm⸗Sonn⸗ 
tags = Kind, Das warſt bu mir bey deinem 
Jegtem Beſuche, und feit bemfelben babe ich 
während meiner ganzen Krankheit unter dies 
fem langen Titel an dich gedacht. Habe ge= 
fern und heute ein wenig aufiuftehen verfacht, 
in der Hoffnung, bag ed morgen beffer damit 
gehen toirb. Hat bie gnábige Baroneſſe nichts: 
dawider, und giebt dir Críanbnif , und haſt 
du ſelbſt Luſt, fo wird e8 un8 allem lieb ſeyn, 
bid morgen bey uns zu fehen. 60 aber fo 
gut und bring mir bein Schreibbuch, zur Bro» 
be deiner Aufmerkfamfeit, mit; auch bitte dir 
einige Muficalien für unfer neulich geftimmtes 
Elavier and. Kannſt bu zu Faß kommen, be» 
fo beffer; wo nicht, fo wird eine Miethkut⸗ 
{Φε 6eforgt werden. Meine ehrerbietige Em⸗ 
pfebiung an bie gnábige Baroneſſe, nebft mei⸗ 
sen beten Wünfchen und Gräßen ſowohl an 
die alte Mamfel, ai8 an alle diejenigen, 
welche bu bas Glück genieße, zu deinen: 
Greunbinnen und Gefpielinnen zu haben. Gott ^ 
fegne bid), meine liebe ditege Tochter, unb 
fenfe bir ein geborfames , williges Herz; zur 
‚Nachfolge alles Guten , unb zum baldigen Vor⸗ 


x 


234 


Bilde unb Mufter beiner jüngeren Schweſtern, 
bie dich nebſt der Mutter Herzlich grüßen, 


sts. An Serbe. 


Königsberg den oBten Maͤrz, 
Oſtermontag ' 3785» 


Er ift wahrhaftig auferftauben! 


Nun, mein bepzendlicher alter Landsmann, 
Gevatter und Freund, Sch erhielt Ihren er⸗ 
freulichen Brief am oten b. M. auf bem Bette. 
Am legten Februar befiel mich ein ſtarkes 
Fluß⸗ und Magenfieber , das mich diefen gans 
sen Monat bettlägerig gehalten -bat und oon 
dem ich mich nod nicht recht erholen fann, 
Dazu ift mein Gemütf voll hypochondriſcher 
Unruhe und Gährung. Unterdeffen in der Sete 
ne ein Uebermaf grofmüthiger Freundſchaft, 
ohne alf mein Berdienft unb Wärdigfeit, mich 
beynahe erftift unb. unterdrückt, fühle ich in 
der Naͤhe um mid) her ein mir ebenfo empfinds 
liches Uebergeiwidt von genommenem und ges 
gebenen Aergerniß, Cdel und Ueberdruß , daß 
id im diefem Widerfpruche von Taͤuſchungen 
faf an mir ſelbſt verzage. Das fiñgfte und 
fiberfie, was ich hiebey thun Fann , ‘if Ge⸗ 
"bulb, nichs Rennen und Laufen ins Θείας 
hinein und für bie lange Speile, (mie ich mir 
einbilbe , mid) durch einen angeſtrengten ftas 





235 


Senden Gang, von bem mir der Kopf: raucht, 
des Schwindels entſchlagen zu muͤſſen) fonders 
Standhdaftigfeit, bit Wege der Vorfehung 
und entfcheidende Umstände ihres Wohlgefals 
fend ruhig abzuwarten. Wie manchem ber lies 
be Sabbath länger wird ald die Woche, fo 
if das Stillſitzen, Schweigen , fi enthalten, 
pietleicht eine ſchwerere Lection und faurere Are 
beit alé das ewige Wirfen, Schaffen und 
Schwatzen — die einzige Theorie von ber 
Ruhe Gottes vieleicht ein koͤſtlicheres Ey als 
die zahlreichen ausgebruͤteten Theogonieen. 


Ich habe Jahre lang wie ein Maulwurf 


daran gearbeitet, eine Reiſe zu meiner Ge⸗ 
ſundheit und Erholung unternehmen zu koͤn⸗ 
nen, und um Sie noch einmal zu ſehen. Da 
id alle Hoffnung dazu ſchon aufgegeben batte 
sub mich dem traurigen Schickſal unterwarf, 
hier zu vermodern, wurde dieſer beynahe er⸗ 
loſchene Funke wie durch einen Wetterſtral 
wieder aufgeweckt und augezuͤndet. Zu ber 
ebenfo natürliben  Cebníndt, meinen unbes 
kannten Wohlthäter kennen zu lernen, fam eis 
ne aͤngſtliche Beſorgniß, daß feine ſchwache 
Gefunbheit ibm feine fo weite Reiſe erlauben 
würde, und meine Ungebulb, biefet Ungemaͤch⸗ 
lichkeit zuvorzukommen. Eben fo zufällig fing 
fit Hier der für mich fo intereffante und inni⸗ 
ge Briefwerhfel mit unſerm Jacobi an, wegen 


036 


, Lefüng’e und Mendelsſohn's, unb der Nachbar 
ſchaft feiner Lage, und alles übrige, bas Sie 
auch {Φου twiffen. Was’ die fürftlihe Epiſo⸗ 
de betrifft; babe ich nunmehr alles mir noͤthi⸗ 
ge. Licht durch unfern Freund erhalten. :%Yn 
Mnfebung der Hauptperſon aber warte noch 
immer auf eine nähere Erklärung zur Aus⸗ 
funft , Bin noch bis auf diefe Stunde um feie- 
nen einzigen Gran. flüger, und beffo beferg= 
ter, den großmüthigen Mann eben fo viel 
Verlegenheiten ausgefegt zu haben, wie er 
mid. Zinfe einzutreiben und auszugeben , bas 
rauf verficehe id) mich noch; aber alé ein fin: 
ger Dausbalter ein Capital ju verwalten, 
fiber unterzubringen, und wie ein frommer 
und getreuer Knecht damit zu wuchern , dadon 
verſtehe ich nichts, und werde ed faum in 
meinem Leben lernen. — | 

. dente bor. brep Monaten brachte ich mei 
ne âltefte Tochter zu meiner älteften Freundin, 
der Baroneffe von Bondeli , gegen das Gutach⸗ 
ten meiner beiden Freunde, Hippel unb 
Scheffner , welche ben Aufwand für überfläffig 
und zu ſtark hielten. Mein gewagter Verſuch 
thut mir aber nicht leid; ſondern ich ſehe mit 
Freuden den Trieb dieſes Maͤdchens, ſich zu 
bilden nnb bilden zu laſſen. Sie ift bie neun⸗ 
τε in einer ausgeſuchten Geſellſchaft adelicher 
und buͤrgerlicher Maͤdchen, und bic. beiden 





237 


Santen (mie fi bie Baroneffe unb ihre Sremw 
bin, ein Fräulein von Morflein, welche zu der 
Eleinen Gemeinde der Socinianer gehoͤrt, aber 
fi bier zur reformirten Kirche bâlt, von ijs 
ven Kindern nennen laſſen,) Muſter ibres 
Geſchlechts, durch Lecthr, Einſichten, Golem 
te, und nod mehr burd Erfahrungen des 
Kreuzes unb bie guͤldene Praxis gebildet vom 
Grund aud zum täglichen Wachsthum ‘im Su: 
fen unb Wohlthun. 

Daf id ben Wohlthaͤter meiner Kinder , 
— denn id rechne mich fel6ft nicht mehr, und 
wenn fie wachfen, wid ich germ abnehmen — . 
von Grund der Seele zu ſchauen wünfıhe, 
koͤnnen Sie leicht erachten. Aber, Er bars 
Angefangen , unb nit. id ; ihm will ich auch 
bie Maßregeln, Weg und Bahn des Ausgan⸗ 
ges anheimftelen. ch werde feinen Augen 
Blick verfäumen, Ihre theilnehmende Freund⸗ 
Schaft zu befriedigen, fobalb ich mut feis ΄ 
fo viel Licht babe, um meine eigenen dit, 
te umterfcheiden zu Können, Ich wuͤnſche Sie 
sicht anders als im Ihrer Probſtey zu (eben 
und und einander ba ganz zu genießen. 
, Ein hier flubdivender Ynde, Namens Cus. 
Φε, bat aus Berlin’ einen Einfall des Men⸗ 
delsſohn mitgebracht , ben ich nicht von ihm 
felbft , ungeachtet er mich ſchon einigemale ber 
fudt Hat, fondern erft dieſe Woche durch die 


238 | 


dritte Hand erfahren. Mendelsſohn fo feine 
Berlegenbeit zwifchen bem Prediger be8 gue 
reichenden Grundes (Schulz) und dem in der 
Wuͤſte, mit ber Lage eines Ehemannes ver 
gleichen , bet von feiner Grau wegen Impo⸗ 
tenz, und feiner Magd wegen Schwängerung 
angeflagt wird, und beiden genoͤthigt ift Neche 
zu geben. Bent mir der Kopf aufgeränmter 
wäre, fo liefe ih aus biefér Sage etwas 
über den drenfachen Geſichtspunet der venti⸗ 
lirten Fragen, und ebenſo verſchiedenen Stand⸗ 
punet der dabey intereſſirten Schriftſteller her⸗ 
ausbringen. Aber ohne naͤhere Veranlaſſung 
wird es wohl auch hier fuͤr mich am beſten 
ſeyn: manum de tabula! Sonſt babe weiter 
nichts von meinem &Scheblimini gehört , dem es 
immerbin wie dem Weizenforn im Evangelio 
gehen moͤge! 

Mit dem herzlichſten Dank für ben inni 
gen Untbeif, den Sie an meiner Mutorfhaft 
ntümen, Bleibt e8 bey dem jüngften Œitel, 
bis mir ein befferer einfallen wird. Das pros 
vinzielle gehöre wie das individuelle zum Cha⸗ 
rafter meines barocken Geſchmacks, ben id 
wohl miche ju verleugnen jemals im Stande 
(η werde. | Wird bie ganze Sammlung, 
faus fie zu Stande kommt, nicht wirktich ans 
lauter. Diminutiben beftehen ? aus Moos, das 
an bet Wand wächst? Ä 


239 


Was fagen Sie aber zu Cefing'8 theolo⸗ 
giſchem Nachlaß? Es if Schade nm einige 
Stüde , daß fie nicht ganz find. Manches: if 
wohl nicht ber Rebe werth. Ich hatte: mid 
eben an dem Darafiten anb Compilator H......l 
übel und weh geleſen, fand daher deito mebe 
Mark, Saft und Kraft an einem Manne ; 
ber felbit gedacht, unb dem es ein Ernſt ote 


— wefen , eine nene Bahn au brechen. interbegem 


ift es bod) fonber&ar, bag ber Genius unſeres 
seculi ſpornſtreichs Qd) in bas Pabſtthum mite 
der ſtuͤrzt, beſonders Dadurch, bag man bent 
Volfe die Bibel durch alle mögliche Sophiſte⸗ 
repen zu verleiden und aus ben Händen zw 
(pielen ſucht. j 

Run, mehr fann ich nicht (dreiben , alter, 
lieber Freund, mit „meinem matten Sopf. 
Was an Dfterfreuden gefehlt , erfege Gott bes 
fio reichlicher durch Pfingfigaben, Ihrem dieß⸗ 
jährigen Motto unb Gert zufolge — durch ein 
reines Herz, einen neuen, gewiflen und freue 
digen Geiſt. Wenn ἐδ nof reine Freuden 
hienieden giebt, fo baben fie wenigſtens mit 
den irdifchen , ſchmutzigen Metallen nichts yu 
fhaffen. Erwerben. Haben, Erhalten, Ans 
wenden und vedt Brauchen find mit folchen | 
Martha - Sorgen und Mühen, Berfolgungen,, 
Berfuchungen und Zerfireunngen , und id) môche 
te faf fagen, Aufechtungen zur Rechten und 


249 


Linken verbinden, daß id mit ebenfo viel (e. 
bonbiger :Hebergengung , als ſonſt dunkler Ahn⸗ 
dung ausrnfen ‚kann: Selig find bie Armen! 
Mir if vor den Taͤnſchungen der Nähe und 
Serne fo angſt, daß Sie vielleicht, anftate 
Des zufeiebenen glücklichen Freundes, ben Sie 
erwarten, end) nichts anderes als einen Vul. 
 tejèm Menmsm.-— ‚scabrum intonsumque — 
und irrenden Mister érauriger Geſtalt an mir 
finden werden. — Doch der Himmel wird 
fé son felöft wieder aufklären, und alles 
ſchwarze Gewölfe ind Klare und Liquide und 
‚Heitere bringen. Der und giebt Leben und 
Gebluͤt, wird auch. des Lebens Mangel aug 
füllen, und vom Seufzen und Geſchrey unfe 
rer fangen Welle erreicht , und beiden zu (eis 
ner Zeit geben, was und bob erfreut and 
ibm zur Ehre gereicht, 
ı $364 Xn grana Budoié zu Münfter. 
Königsberg ben 4ten April 1786, 


Mein auserwaͤhlter, mein gewuͤnſchter 
Sobn, tie die Mutter des Königs Pamuel, 
Hält fit meine Mufe an bdiefes von Ihnen 
(εί mir gegebene Verhaͤltniß, welches je 
länger je mehr meinem Herzen Genüge tont, 
wenn gleich biefeó Geräthe eines thörichsen 
„Hirten bisweilen meinem eigenen Urtheil und 

| | ^ See 








21 


fft der Natur find mir inniger und verſtaͤnd⸗ 


Hicher, al8 die gefeffchaftlichen, und ich weiß 


fein natuͤrlicheres, welches dem ganzen Syſtem 


meiner Empfindung und Sympathie (ó sa, — 


angenieffen wäre, als dasjenige, welches ſich 
&nf Ihren eigenes Einfall bezieht, ben id 
Sieber Eingebung nennen. möchte: 


D Ui 


Geſchmack anfbgig vorkouimt. Die Verhaält⸗ 


Vorgeſtern erhielt ich Ihre erwartete jus | 


(rift som 15ten 0. M. . Die eingeſchloſſene 
Silhonette war das erfid, was mir entgegen⸗ 
f usb meine Aufmerkſamkeit auf fd. 300: 


Wie Sie allen meinen Wunfcheh zuvorkdmmen 


unb felbige errathen koͤnnen! dachte ich odee | 


tief ich ans. So fehe nid der Köpf interep 


Arte und wich für f einnáóm,; fand id vod) 
bey allen meinem Mangel eines phoyfliognomi⸗ 
(deti und uͤberhaupt irgend eines Sung «diii 
ned einem Widerfpruch in mir, Ihren thats 
tenriß darin zu erfennen. Sido eilte Daher zu 
SHrem Briefe zum Aufſchluſſe. Meine hypo⸗ 
chondriſche Einbiidungskraft fand fo manche 
aͤhnliche Züge mit ihrem unglücklichen Freunde 
— und mit wie viel getaͤuſchter Sehuſucht ich 
mie ein anderer Diogenes. einen Menſchen ober 
pleimebr einen Naͤchſten geſucht⸗ dem i$ 
mich ganz anbertrauien anb auf befén herzli⸗ 


de An⸗ unb Aufnahme. ich imich Herlaffen koͤnn⸗ 


te, und der eben Die Meigung hätte, Cyotris 
Hamann’s Sqhriften VIL Th. 0 


VO 


. 243 


mente mit. Mir su machen, welche id) fo oft 
gleich einem Arzte, der Rd nicht ſelbſt τα 
helfen weiß, mit jedem der mit in den Warf 
fam, verfudte, indem id) 6196. die Erfahrung 
meines eigenen Elends anzuwenden und mit 
zutheilen ſuchte. Mit chen ber Wahrheit, toos 
mit. πό Gt. Paulus eine umgeitige Geburt 
nannte, fab ich mich ſelbſt als eine große Mine 
delpuppe an, Die ned immer -auf. ein, ich 
weiß ſelbſt wicht was für sin, Wunder feiner 
Entwickſang, Yusbildung und lebenerweckender 
Liebe ſeines Pygmalion ohne Hoffnung gehofft: 
Sollten Sie ter Juͤngling -fepn, ben Giott.bas 
au ausgeruͤſtet, mich alten verſteinerten So⸗ 
crates — Wenigſtens toefitn wir und ben une 
ſerer leiblichen und . perfönlihen Zuſammen⸗ 
^ £funét weder heucheln nod. ſchmeicheln, ſondern 
Wahrheit foli unſere Frepheit ober bie Rech⸗ 
te add ieiuna « untereinander entſcheiden. 


365. An “Gerber. 
Kö igöberg ben x4ten, April 1785 


Hernich geliehteſter Freund, Hartknoch ift 
vorigen Freytag angefommen. Bon den vie 
Eremplarien' der Grundlegung der Metaphyſik 
der Sitten, bie an demfelben Tage aus Halle 
(üt ben Berfaffer augelommen find, bat Hip» 
yet eines erhalten. Sonntage frühe, da chen 


+ 


, | νο X 5 
Hariknoch 6e) mir war, bekam Ich: biefes zum 
Durchlefen,, womit i and in einigen Stunden 
fertig wurde. — Sie könnnen fi fidt vors 


ftellen, wie? Statt der reinen Bernnnft i 


bier von «inem. andern Dirngefpinf und Idol 
bie Mede: vom guten Willem Daß Kant 
eine? unſerer fchärffinnigfien Köpfe if, mu | 


i$t auch fein Feind einräumen, aber: leider - 


if diefer Scharffinn fein böfer Dämon, [ας 
wie Luffing’d (tinere; denn eine neue Schola⸗ 
ſtik anb ein neues Papſtthum find bie beiden 
Sjtbas s Obren unſeres herrfchenden . seenli, 
Ich freie mich auf den poeiten 86e threr 
oen. i — 


. 366. Au ben Kriegsrath Séeftner. 
, £ önigäberg ben 2aten April 17854 
Sd babe am: vorigen Bußtage meinen 
Kirchgang gehalten amb. den erfien Befuch in 
der. Stadt bey Hrn. Kr. Nach Dippel abge» 
Rt and bey Dr Prof. Kant. Beym erfien 
mein Geläbde,, mie Ot. Johannes meder zu 
effen noch. zu teinten, leider weiblich gebro⸗ 


en, unb vom letzien — wo nidt ohne alf 


mein Berdienf und Würdigfeir, doch toiber 
und: Aber alle Erwartung — mit einem nod) 


‚für fein Geld feiten Exemplar feiner. Grund» 


legung der Metaphyſik der Sitten dete und 
erfreut worden. 
16 * 


24 


Die drey Briefe von meinem Hill (ede ich 
verſprochenermaßen Ben, mit Mangeln, bie deu 
Mantel der chriklichen Liebe noͤthig haben. 

Herr Ricolai bat mir geſtern die Ankunft 
feines fünften Theiles angemeldet. Mach’ End’ 
o Herr, mad’ Ende, fónnte man aud) Hier 
tuit der alten chriſtlichen Kirche fingen, — beam 
th gweide, daß das Lieb ind neue Seſanoboch 
aufacnemmen ſeyn twirb. 

Melin Freund in. Duffelborf bat veu gau⸗ 
' get Vorfall mit ber Furſtin Gallitzin mir ins 
Keine und Klare gebracht, daß bie ganze Od: 
Φε für mid abgemacht if. Aber in bet gros 
Bin Begebenheit bin ich nod voͤllig im Dum⸗ 
keln und nicht einen Schritt weiter. Au Brie⸗ 
fen fehlt es gar nichts nichts als Epiſeden, 
bie meine Neugierde dit Bewunderung usb 
Neigung meiner ganzen. Serie aufs boͤchſte 
- treiben. Alles fommt anf. einen Hauptbrief 
an, bon beffen Sortgang er faft in jeder Zu⸗ 
fchrift Meldung thut. Er madt gegenwärtig 
eine Meife, wenn Witterung und Weg nicht 
felbige verzögert — und dieſe wird entfcheiben 
ob er hieher fommt, ober ich ben x. Jul. au 
Sranffurt an der Doer. fepn foll; mie Sie 
leicht erachten fónnen, — zur GSefellfchaft und 
Bedienung für (inen alten unbeholfenen Mann 

— in Begleitung meines jungen Fuchſes, der 

fo biel Loͤcher hat, "f er um 5 lior aufftóf, 





245 


mehrentheild vor meinem Aufſtehen audgehe, 
bloß Mittag Hält: und fif ‚gleich wieder bis 
7 Uhr Abend unfichtbar macht, bann fchläfrig 
und mübe zu Dette eilt. Wir haben Macbeth - 
angefangen; den Decdalt von Killerine bet» 
febt er, unb fist, das Stottern ausgenom» 
men, erträglich, ohne es bit ganze Zeit uͤber 
getrieben noch einen Anfang von einiger Bes 
deutung hier gemarht zu haben unter "inem 
Vagabunden, der ſich für einen Profeſſor Tou- 
pet aus Warſchau ausgab. | 


367 An Gerber, 
Königsberg den gten Moi 1785 - 


Alter, liebſter Freund, Landsmann ‘und 
| Gtoatter, Um alle® in der Welt willen ber 
ſchwoͤre id) Sie, nicht bie geringfte Erwartung 
meiner zu haben. Es wäre unverantivorts 
fub, wenn Sie bie geringfte Ruͤckſicht auf meis 
ne blinden molimina zu reifen nehmen wolle 
fen, jum geringften Nachtheile fo weſentlicher 
|  Mlihten, als Geſundheit und Gefchäfte une 
| auflegen. Roc ift e$ gar nicht ausgemacht; 
| 06 id reife, o6 ich Erlaubniß dazu, und be 
ſonders, aus dem Lande zu. gehen, erhalte: 
' Œrfiere Erlaubniß haͤngt lediglich oon der Gen. 

Adminiſtration, legere unmittelbar vom Kb: 

nige ab. Was Anderen fo leicht (lt, iſt für 


246 - 


mich init Schwierigkeiten verbunden ,. bie. theits 
pon meiner Phantafie, theild bon meinem ber 
fondern Schickſale abhängen — und beide bom 
Kleinigkeiten, welche niemand zu fehen. 

zu fühlen: im Stande if. — Aus Mangel. 
ſerer Einfichten und Mittel, muß id) mich an 
einen ettoad türfifchen Stauden, (o. gut icb 
fann, fefibalten. Soll id kommen, fb feni 
ich; ſoll ich nicht, fo fcheitern auch. die beiden 
Maßregeln im Schoß be8 Hafens; nub tn bie» 
fer Vorausſetzung biete id der ganzen Sato 
daͤmonologie Troß. 

Unterdeffen ift. οὗ: miv lieb, daß Sie mir 
genau Ihre ganze Page und bem bequemflen 
Seitpunct beffimmen. Wird etwas aus meiner 
Oteife, fo melde ich e8 Ahnen, und an torts 
em Tage des lieben Auguſts ich eintreffen 
werde, um nichts ale Sie und ibr. Deus i" 
genießen. | 

S babe bre Ideen feitdem mehmal ge⸗ 
leſen, aber ſelbige nicht zu Hauſe gehabt, um 
ſie mit der Recenſion der Allg. Litt. Zeitung 
vergleichen . zu koͤnnen. Kant bat mich bur 
Erfenntlichfeit für meinen Sobn gefeffelt, 
um eben wie. Sie jedes Mißverhältniß zu’ vers 
meiden. - Den alten Adam feiner Autorſchaft 
bep Seite gefebt, ifl ex wirklich ein dienſtfer⸗ 
tiger, uneigennügiger, and im Grunde gui 
und edel gefinnter Mann oon «Φαἰέπί unb 


> 





87 


Verdienſten. In Sven. Toren find manche 
Stellen, die auf ihn und fein Syſtem mie 
Pfeile gerichtet zu ſeyn fbeinen, Hhne daß 
Sie an ihn gedacht haben moͤgen; und ich 
vermuthe ebenſo, daß in. feiner Recenſion mare 


ches nicht. fo arg gemeynt geweſen ſeyn mag, 


als es vielleicht von Ihnen gedeutet wird. Ya, 
ich mede taͤglich in meinem Haufe bie Erfah⸗ 


rung, daß man aus zwey Geſichtspuncten fid 


. immer einander widerſprechen muß, unb nit 


r 


mais einig werden. kann, und bag εδ unmège 
lich if, biefe Gefichtspnnete zu wechſeln ohne 
fi: die größte Gewalt anzuthun. Unſer Wiſ⸗ 


fen ifl Stückwerk; dieſe große Wahrheit 


ift-fein Dogmatifer. im Stande recht pu fühe 


en, wenn er feine Rolle, und nod) dazu gut 


fpielen fol; unb burc einem undermeiolichen 
Eirfel ber reinen Vernunft wird die SfeyRs 
(dot sum Dogma. — — 


368. An ben Kriegsrath— e 4 etfn ec 
Königsberg den roten Dai 1785» 


Vergeben Sie, hoͤchſtzuehrender Freund, 
daß ich fo fpät antworte und fo wenig bon 
meinen alten Berfprechungen und Schulden ab» 
tragen fann. Die faite Witterung bat auf 
meine ganze animalifhe Oeconomie fo viel Eins | 
faf. baG.id) au allem iis bin, unb mein 


£OÀÁ 
/ 


J 


À 


e 


. 348. 


Gemuͤth iR fo wund — und untubig — mein 
Kopf fo wuͤſte — 

Ich bin erſt' geſtern mit Necker fertig ge- 
worden. Das Ende übertrifft: 6epnafe den 
Anfang. Ich habe mid) an dem kleinen €a« 
pitel uͤber den Esprit de système nicht fatt Les 
fen können. Wie gerne wünfchte ich feinen 
Geiſt ausziehen und ins Deutfche concentriress 
zu Cónnem zu einem’ politifchen Manual obtu 
Φαμυδήφίείη. Daß Raynal an diefem Werk 
Antheil Haben fol, if mie febr nuwahrſchein⸗ 
Hit. Wenigſtens bat Necker's Philofopbie unb 
Politik ein ganz anderes Geprège, unb if. vom 
ganz anberm Grot und Korn. 

Jemand, der e8 vien fann, verfiherte, 
daß Dr. Prof. fant Ihnen aud tin Creme 
plar feiner Girunbíegung verehrt. Souſt hätte 
ich meines fdon zum Durchlefen mitgetheilt, 
welches id heylege, obngeacbtet ich es zum 
jweitenmale wieder - vornehmen wollte. 

Reine Vernunft und guter Wille 
find nod immer Wörter für mich, berèn Der 
griff ich mit meinen Sinnen zu erreichen nicht 
im Stande Kin, und für bie Philoſophie bas 
be ich feine fidem implicitam. Sd) muß alfo 
. mit Geduld die Offenbarung dieſer Geheimniſſe 
abwarten. ' 

Den bentfhen Hemperhuis (ege ich 60, 
weil das legte Giefpráó Simon nod aidt 


| 


ο 
| 
\ 949 


in. ber. Grundſprache erſchienen — nubes tiu 
Vergnuͤgen iſt, das Wachsthum dieſes Schrift⸗ 
ſtellers in der: niatonifhen Gabe su dialogiren, 
au beobadten. 

Empfebien Sie mid ber Gran Kriegsraͤthin 
und erinnern Cie fi) ben ihren Spaziergängen, 
wie bie Aegypter bep ihren Schmaufen/ einer 
traurigen Φεβοίε, 

Dein Sohn wird fid Ihres ginei igten Aus 
beufens. mürbiger . zu machen. fuchen. Seins 
ältee Schweſter giebt mir eben fo viel Hoff⸗ 
sung und Freude durch gute Berichte, denn 
ich febe fe nur ale Monate Einmal, und ein 
fittfames Mädchen. iff mir Bid ais ein fehhafe 
Hé gut Tochter · 


369. An Franz Bucholtz. 
Königsberg ben 19ten SUR. 1785. 

Mein auserwaͤhlter, mein gewuͤnſchter 
Sohn, In fo einem Galle. if es recht, δα. 
ter iub Mutter nicht nur zu vergeſſen, ſeu⸗ 
bern. aud zu verlaffen — Agglatinandum est . 
amori, Daß Sie mid weder vergeſſen nod) 
verlaſſen, bat mich Ihr fegter Brief uͤberzeugt, 
den,ich den 15, b. erhielt. Wer eine Ehefrau 
findet, der findet was Gutes, und kann guter 
Dinge ſeyn im Herrn, fagt Salomo Spm 
XVII, 22. Diefes ſanfte Sod), dieſe leichte 


850. 


9a gebeihe auch zu Ihrer Erquickung uu» 
Yum neun Genuß des Lebende. ^... 

Wenn ich cud git (dreiben kann, fo 
"mu id Ihnen doch wenigfiens antworten. Die 
einzige herrſchende Idee meines Gehirns iſt 
auch Reiſen. Ich babe den 1. d. maine Biti⸗ 
ſchrift bey der hieſigen Provincial : Direction 
deßhalb eingegeben, um mir die Erlaubniß da⸗ 
zu auszuwirken, wozu ſelbige auch willig und 
Bereit mar. Der Bericht ift deßhalb auch mit 
derfeiben: Poſt: abgegangen, aber nod) feine 
- Antwort don der Goneral = = Ypminifiration eins 
petat en, welche mir Director Stockmar {ο 
gleich beym Empfange mitzutheilen verſprach. 

Herder ſchickte mir 1781 dad damals ganz 
neue Werf Ihres Saint» Martin. €$ hat Cei» 
ge Wirfung δέ mir gemadt. Um meinen 
Durf zu ftilen, ift jedes neben mir fließende 
Baͤchlein eben’ fo gut, alé jene tiefen unterire 
diſchen Brunnen, bie gar zu kuͤhlend für mid 
find. Wir müfen und erf einander fehen, 
wu von Hypotheſen zu reden · Weder ein Bor 
lefer mod Amanuenfis ift für mich, weil. ich 
gun Verſtehen und lirtbeileg felbg Tefen und 
ſelbſt fchreiben muß, feibf mit eigenen Augen, 


| mit eigener agb. — 
. Was. find alle Bequemlichkeiten untere 


| "m — — wenn man nicht zu Hpufe if? De 
beim! daheim! Eine Slevfodige Ode auf die 


« 





* 


δεα (Φε Stein Hamfocna!- Rar Schade naf 
Feine einzige meiner Schwaͤrmereyen poeti(d ij. . 

Ich babe: diefen ganſen Nachmittag im 
St. Martin gelefen; es geht mir aber: mit 
ihm, wir mit dem: Spinoza s: bepbe wieder⸗ 
fiehen meinem: Magen, an dem die Schuid 
vielleicht liegen mag. Es wird mit lich (ευ, 
woenn &ie mir:a posteriori mehr: zu fagen: im 
Stande feyn werben, ais ich a'priori. au. ab: 
den vermag. Alles iſt eitel, fast der Prediger 
funt lacryfnae .rerum — ο. quantum est'ig 
rebus inane! Ich weiß feinen anpemn Nach, 
als — Iß dein S5rob mit Greuden, trink deis 
sen Wein mit, gutem Muth — Brauche des 
Lebens. mit deinem Weihe das bu lieb haſt, 
fo lange bu das eitle Leben hafl, "das bir Gott 
unter der Sonne gegeben bat, fo [auge dein 
eitel Leben währt. Wimm aud das Krenz 
deſſelben auf dich und trag es Som: au Liebe 
und Góren.nad, Er bat für das Ende mie 
für den Unfang beffelben-— für alles geforgt, 
Sammlen Ste- mie recht tiet für unfere Octos 
ber » Abende, unb. für. δάδ 'vacuum immensum 
meines erfchöpften Kopfs bis auf ein granum 
salis, bas ich nicht gern mit. alles. gnoſtiſchen 
Schlaͤuchen, vertaufchen möchte. Alſo vont 
20. Oct. bis zum X1. 9900. wenigſtens lebe id 
bep, mit-unb unter Ihnen, nicht wie ein Sel, 
ſeudern tit ein Kind im Haufe — und freue 


/ 


N. 


2$2 . 
mit im Gif. auf dieſes Abenbmal mené | 


Sebend. — i 

Bott fen Ibr Schild und großer Lohn! — | 
Ohne Noth erwarte ich Feine Zeile bon Ihnen, 
wnb werbe das Nothhärftige niche ermangeln 
gm. melden. Dergefien Gie ja nicht, mein 
wohlthätiger Freund und Bruder in Geift nnd 
Wahrheit! bit Cardinaltugend eines jungen 
Donébateré nnd einer jungen Hausmutter/ 
bas Bepfpiel häuslicher Deconomie zur 666: 
pfung eines Varadieſes und der been se 
dabeim. 





ᾖτο. Xn Franz Bucholt nad Parit. 
Koͤnigebers den abten Sun. 1785. 


Mein anderwählter, mein gewuͤnſchter 
Cohn, Den aotem b. M. zu Mittag, ba id 
eben den erffen Suppenlöffel. zu mir genotv 
men. hatte, fbidte mir mein Nachbar, btt 
Director Stockmar, ‚durch einen feiner &ecre 
éâre die Refolution ber General « Qibminiftratiot 
gue worin mir bie Erlanbniß zur Reiſe rund 
abgeſchlagen wurde. Dieſes mir und allen 
meinen Freunden unerwartete und paradore 
Mein! vermehrte meinen Appetit anſtatt ihn 
zu ſchwaͤchen. Ich folgte aber doch dem Rathe 
eines Freundes, den Morgen darauf durch 
tin Hausmittel die uͤbergelaufene ew di 





553. 


wenig ab nfuͤhren · Alſo haben mir beide jégé 


runde Gewißheit, daß ich nicht reifen Fans, 
nicht reiſen (ο. Dieſe runde Gewißheit if 


mir freylich (ieber dis bie ſchmeichelhafteſſe Taͤ⸗ 


ſchung, bie mir bier jedermann eingebildet. 
— Befriedigen Sie nur ihre poilofopbifdit 
Mengierde, nur erwarten Sie feine wirkliche 
Ernenerung don, St Martin. . Diefé Erivass 
‚tung beunruhigt wich eben fo fehe als Ihre 
Erwartung von meiner e(enben Gegenwart. 
| Ich babe bit. beiden erſten Abſchnitte Des 
Kirréurs. et de la Vérité purgemadtet. Es gebt 
mir aber mit ihm wie mit dem Baruch Spk 
noza. Das wenige, was id) babon vérfithes 
macht mich theils gleichguͤltig, theils mißtranifch 
gegen alles übrige was ich nicht verfiche, Das 
wichtigfte ffir mich wird einmal (η, Ihre 
Erfahrungen mit meinen Ahndungen ju ven 
gleihen. Seit Adams Fall ift mir alle Guo⸗ 
$$ verdächtig wie eine berbotene Frucht. 
Sn einem treuen, Arm ſich feines Lebens 
freun — Seinen Sreunden giebt Er's fchlafend; 
Gott nehme Sie beide in feine guädige uw 
heilige Obhut! 


371. An ben —ariessrath Scheffnet⸗ 
. Königsberg den ıten Jul. 1785: 


Dieſen Morgen habe ich Ihre guͤtige Zu⸗ 


ſchrift vom 2aten v. IR. mit den beiden Buͤchern 


\ 
OX 


| 


N. .. 
ο ) 


mid im Otif. anf dieſes Abendmal meines 


Lebens. — 

1 @ott fen Joe Si und grofer Lohn! — 
Ohne Roth erwarte ich Feine Zeile von Ihnen, 
wub werde das Nothduͤrftige nice ermangeim 
gu melden. — SBergeffen Oie ja nicht, mein 
wohithätiger Freund und Bruder in Geift nnd 
Wahrbeit! bie Carbinaltügenb - eimed jungen 
Hausbaters nnd einer jungen Hausmutter, 
bas Depfpiel bänélider Deconomie zur 665, 
pfung eines Varapieftd wnb ber. brften Belt 
dabeim 


470. Xn Franz Budholg nad Paris, 
| . Königsberg ben 26ten Sun. 1785 


… Mein audermäblter, mein gewänfchter 
Sohn, Den 22teg b. M. zu Mittag, ba id 
eben den erſten Guppenlöffel zu mir genom⸗ 
men hatte, (didte mir mein Nachher, ber 
Director Stockmar, durch einen feiner Secre⸗ 
éâre die Refolution ber General » Adminiftrasion 
gu, morin mir bie Críanbnig zur Oteife rund 
abgefchlagen tourbe. .Diefed mir und affeu 
meinen Freunden unerwartete und parabore 
Mein! vermehrte meinen Appetit anflatt ibn 
zu fihwächen. Ich folgte aber bod) dem Mathe 
eines Freundes, den Morgen darauf ὑπό 
sin Dausmittel die ü6ergelanfene Gale ein 














δή. 


wenig dbjnfábven. · Alſo haben wir beide jet 
runde Gemifbeit, daß ich nicht. reifen Fans, 
nicht reifen, (ef. Diefe zunde Gewißheit if — 
. wir freylich lieber als bie ſchmeichelhafteſſe Taͤn⸗ 
ſchung, bie mir bier jedermann eingebildet. 
— Befriedigen Sie nur ihre philoſophiſche 
Neugierde, nur erwarten Sie feine. wirkliche 
Ernenerung von. St Matin. Dieſe Erwar⸗ 
‚tung beunruhigt mich eben fo ſehr als Ihre 
Erwartung von meiner elenden Gegenwart. 
Ich babe die beiden erſten Abſchnitte Des 
Erreurs. et de la Vérité durchgewatet. Es gebt 
wir aber mit ihr wie mit dem Baruch Spi 
Hoja. Das ˖ wenige, mas id) baton verfiehes 
macht mich theils gleichguͤltig, theils mißtrauiſch 
gegen alles übrige was ich nicht verſtehe. Das 
wichtigfie fir mich wird einmal (δη, Ybré 
Erfahrungen mit meinen Ahndungen ju vero 
gleichen. Seit Adams Gall. ift mir alle Guo⸗ 
ſis verdächtig mie eine verbotene Frucht. 
Ou einem treuen, Arm Rich feines Lebens 
freun — Seinen Freunden sieht Er's ſchlafend⸗ 
Gott nehme Sie beide in feine enábigt und 
heilige Obhut! 


371. An ben Kriegsratp Gééfftet: 
Königsberg ben ıten Jul. 1788: 
Diefen Morgen babe id) Ihre gütige Zu⸗ 
férift von aaten v. M. mit dem beiden Buͤchern 


\ 
x 


454 | D 
erhalten. Mittags ben rri. δεν Olutb Hippei 
mit Jit. Stadtrath Wirch umb Kanımer ee, 
étetát Bock geſpeist, legteren. in meinen klei⸗ 
nen Hain Mamre mitgenommen, wo id and 
wegen der Ueberfetzung bie noͤthige Vor⸗ und 
Abrebe genommen. Virgil iſt niemals ſo mein 
Vertrauter geweſen, wie ehemals Horaz, den 
t$. einige Fahre fang alle Tage lié and gleich⸗ 
wohl nun faſt ausgeſchwitzt babe —- und poetiſche 
Neberſetzungen ſins gar tit eir Fach. tini 

nicht ſpeoͤde au thun, Habe id) mir (eiit Werk 
ausgebeten — und wie es in: meinem Kopfe 
äusfieht, koͤnnet Sie leicht erachten. O6 Ihre 
Lettuͤre durch meine zuruͤckzegangene Reiſe ges 
winnen wird, haͤngt, wie alles, von Zeit und 
Gut a6. Geſtern meldete mir Hartknoch, daR 
der Derieó ofi bie Regierung qu Mietan ges 
ſchrieben haben ſoll, die Superintendenten⸗ 
Stelle waͤre herkits von ihm beſetzt. Gott ges 
be, daß es wahr (fep, unb Herder durch feine 
Verpflanzung gebeſſert ſeyn möge! So wäre 
ich durch feine Ankunft ſchadlos gehalten. Zed⸗ 
Kg bat eine abſchlaͤgige Antwort vom Könige 
ſelbſt erhalten, bie ibm med) bitterer als mir 
ſchmecken muß. | 


€. Riraiſe if ein elender Ototttan und in 
meinen Augen etwas ârgeres: Garvens Cicte 
fe iR fehr ſtreng in ber Züricher Litteratur bes 


* 
N 


L 








455 | 
mtheut worden, die sen fangteeitigen ” Aw 


nafemeifen 30Η. der Berliner . zu uͤbertregen 
ſucht. an 


d$ Ah beo ftiedétolb Odefinee - 
Königsberg den sten Suti 185: 


46 war eben mit Adelung Aber den tyi 
fertig und wuͤnſchte Ihnen auch denſelben mii» 
theilen zu koͤnnen, da ich dieſen Morgen Foren 
Brief erhielt. . Uni mir. den Gang zu. érleida 
tern, gab id dem Boten bie Bücher, ihit — 
um Ihnen in meinen und Hill's Namen zu 
danken, dem ich bereits mit voriger Poſt den 
in Welſchland gehabten Verluſt zu erſetzen f - 
gluͤcklich gemefen bin. Im Nothfalle wuͤrde 
ich mich nicht geſchaͤmt haben, auch eine έξη 
plicite Fuͤrbitte bei Ihnen au thun. Es war 
ein bloßer Eindruck friſcher S bat, und fein 
| Wink, baf id Ihnen meine Freude uͤber den 
unvermutheten Empfang des έτει Goldyfen⸗ 
nigs meldete; ich nehme den Ihrigen jetzt als 
Erſatz meines Vorſchuſſes an, Mehr als 189 — 
Ducaten hatte ich ihm nicht zugedacht, und 
was ich gewuͤnſcht, bat er erhalten: | 
Vorgeſtern befam ich während ber rebigt, 

die Hr... Scheller im €. Hoſpital hielt, eine 
impetum nad Weimar zu (Φιείθεα, weil id 
" s noi noch den Danf für die iei 


$85 


ten Blaͤtter ſchuldig 6i, und unt ben zweiten 


Het bet Ideen ausdrüͤcklich zu bitten noͤthig 
fand. Ich Habe mit biel Erbauung mehr til 
einmal einen merkonrdigen Briefiwechfel von 


' Garde unb. Biefler Aber. die SBefotgniffe ber 


Proteſtanten in Anſehung des Catholicismus 
gelefen, it der laufenden Monatſchrift. Ei 
gels Mimik war Das Pub; Uber bed id 
Ihren fegten Brief erhielt. Ich kenne δέ 
bas Theater, iod) die neueſten Städe, auf 
bie er öfter verweiſt; alſo bloß ber (chönen 
Form wegen; ble Materie ſelbſt iff mir. gleich. 
éfutig: Ebenſo habe ich nicht die geringfte Sachs 
kenntniß von. ben Üeorgicis, woͤraͤn εδ beni 
Ueberſetzer nicht fehlt. anen Flejß habe ich 


erſehen, und er ſchien zuftieden mit dei wenl⸗ 


gen Anmerkungen, bie ich uͤber das zweite Buch 


gemacht — ich noch mehr, meine Verlegenheit, 
in die Sie mich wirklich geſetzt, fo gluͤcklich 
überfländen zu haben. Theils mich zw rächen, 
theils das in mich gefegte Vertrauen zu ἐν 


wiedern, Babe id) dieſem ‚fähigen und wuͤrdi⸗ 


den Manne das Geífibbe gethan, Sit wenig. 
ſtens jeden Monat zu erinnern, zu feiner δις 
pflanzung an die bièfige Kammer behuͤlflich zu 
febn. — Reine poetiſche Ueberſetzung gehört zu 
meinem effort, und id Bin burd mein 
Hypochondrie fo nadt und efe wit ein Sut 
ſhas. 





goes | 


me far in ‚feinem trio belle, bie 
| Séerfiein. viermal citirt. Bey einer neuen 
- Auflage werde ich, wahl ahn ſellhſt, die Ietires 
sur lo patriotisme, das Eloge des Voltaire 
und des Molerb Marechal vou d' Alembert auch 
citiren muͤſſen, weil es: unmoͤglich iſt, die aua, 
ſammengeoſetzten Auſpielungen uin t einen im 
ames à Les begebes. E 
ο... -- dae eben BEES 
DES fbniget etg den ^ot uit 1788; À 


NT * Abends erhielt jó, lieber 
dite Greund, Sore unverwelklichen b. Atte zu 
meiner und meiner hieſigen Freunde größten 
Grenbé, und dachte mich ſelbſt zu bedanken mit 
Mund, nd. Armen in meinem und Aller Jde 
mem, Meine Ahndung i eingettoffén dint 
war nicht bloße Hypochondrie oder [ο miuthi⸗ 
ge. Gridenfängerey. Ich bin zufrieden, und 
dab in. Gottes Herz und Sinn mein Herz und, 
Sinn ergeben, wie. ich bar einer halben. Stun 7 
bt and. Ihrem Weiniarifhen Sefangöunt, ges 
fungen ‚babe. 

Strafen Sie nidi wein Stit ſcweigeũ 
durch, Surüchaltun dés zweiten Theiles ‚pre 
been, . bié ſchon m FJdhannis fertig ſeyn fois 
ten, . Laſſen ei n jammern des armen Pres 
digerd in der # Allen, bamit er nicht aif" dent 

Hamann's Sd dien vi, ^ "1T to 





$34 


ten fbíáttér ſchuldig 6m, dub um bei zweiten 


qt bet Ideen ausdruͤtklich zu Bitten nöchig 
fand. Ich Habe mit viel Erbauung mehr wie 
einmal einen merkwürdigen Briefwechſel von 


Garvbe und Bieſter Aber. bie Beſorgniſſe ber 


Vroteſtanten in Anſehung des Catholicisuns 
geleſen, in der laufenden Monatſchrift. En⸗ 
UK, Mimik war das Buch, Über beni i) 
Ihren legten Brief erhielt. Ich kenne weder 
bas Theater, nod die neueſten Stuͤcke, auf 
bit er oͤfters verweiſt; alſo Bloß δει ſchoͤnen 
Form wegen; bie Materie ſelbſt iff mir gleiche 
dtitig: Ebonſo babe ich nicht bie geringſte Sacs 
kenntniß von, den Georkicis, woran e8 beni 
Ueberſetzer nicht fehlt. Seinen Flejß bébé ich 


erſehen, unb er ſchien zufrieden mit den weni⸗ 


gen Anmerkungen, bie id über das zweite Buch 


gemacht — ich πθώ mehr, meine Derlégenbeit, 


in die Sie Mid wirklich gelegt, fo gluͤcklich 
Hberfländen zu haben. Theus mich zu rächen, 
bei das in mid) geſetzte Vertrauen zu ers 


wiedern, babe id) dieſem faͤhigen und wuͤrdis 


gen Manne das Geluͤbde gethan, Sit wenig⸗ 
ſtens jeden Monat zu erinnern, zu ſeiner Ver⸗ 
pflanzung an die hieſige Kammer behüuͤlflich ati 
ſeyn. — Keine poetiſche Ueberſetzung gehoͤrt zu 
meinem Reſſort, und id bin durch meine 
Hypochondrie fo nadt und edel wit tin Mare 


48, 
" Ades- 


«δή: bat in feinen nées Kheile bie 
Scherflein viermal citirt. Bey einer neuen 
- Auflage werde id. wohl Aou. ſelbſt, bie. lettres, 
sur lo patriotisme, daß Œloge bed Voltaire. 
und des Molord Marechal vou d'Alembert auch 
οἰήτεν muͤſſen, weil es: unmoͤglich iſt, hie qua. 
(aminengtfegten ‚Anfpielungen ohne eines Kine 
; rici ju. pexfichen. a 7 | De. 27 d 
Fu MP ie o5 1e e io does 
28 UOS AnGexder. 

| Konigob etg beh “robéi Quit 1786; 
. "Wm Boston Abends erhielt i$, lieber 
alter Greund , Sore unbermeitiien Bfätter qu 
meiner und meiner hieſigen Freunde größten 
Greube, und dachte mich felbft au bedanken mit 
Mund und Armen in meinem und Aller Nds 
men. Meine Ahndung iW eingetroffen, und 
war nicht bloße Oypochondrie oder Ichigeriiüchte 
ge Grillenfaͤngerey. Ich bin jufritbeh, und 
hab in. Gottes Herz unb Sinn mein Herz und, 
Sinn ergeben, tit, id dor einer halben Stun ° 
bt and. Ihrem Weimarifchen Geſangbuche ges 
fangen babe. sila enit 

. Strafen Sie nit mein Stitlſchweigeü 
durch. Zurückhaltung des zweiten Theiles Ihrer 
Ideen die (don uri Johannis fertig ſeyn [ο — 
ten, Laſſen Sie fh jammern des armen Près 
digers in der Wuͤſten, damit er nicht auf dent 
damann's Schriften Vll, ag, OT“ 


τν e^ 
Σο " 


2 
φέρε verſchmachte/ und erfreuen Oe: mid 
mtt guten Nachrichten von Ihrer Wallfabrt zum 
Catiébade,. und daß felbige- der lieben Teauo 
gedeihlich geweſen iſt. 

Rad bem Geruͤcht im Holiſteiniſchen, wo⸗ 
von ich aber nichts weiter gehört, erhebt: ſich 
eines in Mietau, daB der Herzog ati die bore 
tige Regiernng geſchrieben, die erledigte Seue⸗ 
ral⸗Superintendenten⸗Stelle bereits beſetzt qu 
haben, und man vermuthet, daß die Kam⸗ 
merhertin Eliſa Sie bag vorgeſchlagen babe, 
Gott gebe, daß dieſes wahr, und Ihnen ame 
ſtaͤndig Xeon "möge. Vielleicht wird 6r Gluͤck 
in eben den Gegenden, wo ed bie erfien Blũ⸗ 
then getragen, auch zu ſeiner Reife kommen, 
und. Cie denken aud) an Ihre alten Verbin⸗ 
dungen „ohne Reue zuruͤck, und mit einigem 
Antheil ‚alt. einen Durchzug durch unfer armed 
Daterland, das vieleicht nicht immer eine 
Stiefinlittet gegen feine "Kinder Bleiben wird, 
und’ wo fe mariche Brüder fi an Ihrem ice 
derfehen fiävfen und [aber merbem. — ^ 

Nun auf die moliminá' meiner Seife zu 
kommen, ſo wiſſen Sie, daf διφοίή ben 
an der Dder- Diefer Abrede zufoige fam id 
ben ıten uni δεί der Provincial » Direction 
ein mit meiner Bittfehrift, mir einen Urlaub 
auf ote) Monate bey der Gen. Adminifiration 








= 


255 
zu bewirken. Meine Gefundheit war ein ganz 
stathirlicher und gegrünbeter Vorwand; id) woll⸗ 
te meinen Freund Lindner zu Dalle im Vorbey⸗ 
gehen zu Rath ziehen, unb hatte Samtlien-Ans 
gelegenheiten mit einem Freunde abzurtachen, 
Stockmar befdrderte bit Bittſchrift init alfent 
Machdruck, und ſedermann machte mir weiß, 
daß ich meinen €nbitoed! Teiche erhalten würde, 
Kurz daranf erhielt ih Nachricht, bag die 
Zuͤrſtin Galigin durch ihren Bruder, beit Gras 
fen Schmettan, ohne mein Willen ind Wil - 
lem die Œrlaubnif zu meiner Reife betrieben, - 
und íegterer von de la Hape be Launay bid 


. mündliche Berficherung erlangt, daß man mir 


auf den ganzen Winter Erlaubniß ertheilen 
würde, ohne daß ih ndthig haͤtte, den Koͤ⸗ 
nig ſelbſt damit zu behelligen. Nun ſchien mir 
ſelbſt der Verzug der Antwort ein gutes Vor⸗ 
zeichen. Wie wart mir aber zu Muthe, wie 
ich den 22ten v. M., nach bem erſten Löffel 


Suppe, durch einen Secretaͤr der Direttion 


die Reſolution erhielt, worin tuit die Reiſe 


rund abgeſchlagen wurde! 


Nun, hochwuͤrdiger Vater tnb Fteimd, ich | 
the Ahnen meine Öhrenbeichte, und bitte um — 
9(6folution meiner Schoß⸗ dnb BuſenSuͤn⸗ 
ben. Mein banialiges Mittagsgericht war eia 
ne derbe Schüffel grane Erbfen mit Rindfleiſch 


, gekocht: Den grauen Erbfen zulieb war mein 


11 * 


\ 


\ 


255 

Wiege verſchmachte/ "and ‘érfreuen a: mich 
mtt guten Nachrichten von Ihrer Wallfahrt jans 
Catisbade, und daß Teibige- der lieben Theauo 
gedeihlich geweſen iſt. 

Rad bem Gericht im Hollſteiniſchen, wo⸗ 
von ich aber nichts weiter gehört, ειδε) 
eines in Mietau, daß der Herzog an bie- bore 
tige Regierung geſchrieben, bie erledigte Geue⸗ 
ral ⸗Superintendenten ⸗Stelle bereits beſetzt us 
haben, und man vermuthet, daß die Kam⸗ 
merbercin Eliſa Sie bag vorgeſchlagen babe. 
Gott gebe, daß dieſes wahr, nnb Ihnen ane 
ſtaͤndig Jeyn ^mbgt. Vielleicht wird 6r Gluͤck 
in eben den Gegenden, wo e bie erftem Blü⸗ 
then getragen, aud) ju feiner Reife kommen, 
und. Cic benfen auch an Ihre alten Verbin 
dungen „ohne Rene juré , unb mit einigem 
Antheil " an einen Durchzug durch unfer armes 
Vaterland, bas vieleicht nicht immer eine 
δε κά gegen feine ‚Kinder Bleiben wird, 
unb 100 fo matiche ‚Brüder fi au Ihrem Wie⸗ 
derſehen ſtaͤrken und laben werben. 

Nun auf die molimina’ meiner Reife zu 
fommen, fo wiſſen Sie, daß Bucholz den 
Xten Qui, meiner erwarten wollte zu Sranffurt 
an der Oder. Dieſer Abrede zufolge tom ich 
ben ıten Juni bei der Provincial » » Direction 
ein mit meiner Bittſchrift, mit einen Urland 
anf ote) Monate bey der Gen. Adminiſtration 


2859 


zu bewirken. Meine Geſundheit war ein ganz 
natürlicher und gegründeter Vorwand; id) tolle 
te meinen Freund Lindner zu Halle im Vorbey⸗ 
gehen zu Kath stehen, und hatte Familien⸗ An⸗ 
gelegenheiten mit einem Freunde abzumachen. 
Stockmar befoͤrderte bie Bittſchrift mit allem 
Nachdruck, und jedermann machte mir weiß, 
taf ich meinen Endywedk leicht erhalten würde. 
Kurz daranf erhielt id Nachricht, bag die 
gürfin Galitzin durch ihren Hruder, ben Gras 
fen Schmettau, ohne mein Willen und Wib : 
(em die Crlaubnig zu meiner (Reife betrieben; - 
und letzterer von de la Hape δέ Launay did 
muͤndliche Berficherung erlangt, daß ian mir 
auf den ganzen Winter Erlaubniß ertheilen 
würde, ohne daß id noͤthig haͤtte, den Kö⸗ 
nig ſelbſt damit zu behelligen. Nun ſchien mir 
ſelbſt der Verzug der Antwort ein gutes Dors 
zeichen. Wie wat mir aber zu Muthe, tie 
ἐώ ben 22tem 5. M., mad bem érfien Löffel 
‚Suppe, burd einen Seecretaͤr der Direction 
die Reſolution erhielt, worin tuit die Reife 
rund adgefchlagen wurde! ——— ^ | 
Nun, hochwuͤrdiger Vater und Sremd, id 

, tue Ahnen meine Sbrenbeidte, und bitte unt 
Abfolution meiner ΘΦοβ. und Buſen GSuͤn⸗ 
den. Mein damaliges Mittagsgericht war ei⸗ 
ne derbe Schuͤſſel graue Erbſen mit Rindfleiſch 

, gekocht: Den grauen Erbſen zulieb war mein 

C A7 * 


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Sege verſchmachte/ "hub ‘erfrenen le‘ mit 
mit guten Nachrichten von Iprer Waufahrt zum 
Carlsbade/ und daß felbige. der Heben Theauo 
gedeihlich gemefen it. sí 
Rad dem Gerücht im Dolifiriniffen; 160 
von ich aber nichts weiter gehört, ειδε d 
eines in Mietan, daß der Herzog on blebore 
tige Regierung gefbrieben, bie erledigte Seue⸗ 
faf; Superintendenten. Stelle bereits beſetzt zu 
baden, und mon vermuthet, baf bie fame 
merhercin Œlifa Sie, bay vorgeſchlagen habe. 





Ru ‘auf bie moliminá meiner Seife qu 
fommen, ‚fo wiſſen Ge, daß Sbudolj bem 
1ten Sjul. meiner erwarten wollte ju Frankfurt 
an ber Dder- Diefer Abtede zufolge fom it 
ben item uni bei ber Provincial » Direction 
ein mit meiner Bittſchrift mie einen Urlaub 
auf ote) Monate bey der Gen. Adminiſtiation 





| ἑὁἑ 
zu bewirken. Meine Geſundheit war ein ganz 


nathrliher und gegründeter Vorwand; id) woll⸗ 
te meinen Freund Lindner zu Dalle im Vorbey⸗ 


, gehen zu Kath ziehen, und hatte Familien⸗An⸗ 


gelegenbeiten mit einem Sreunde abzumachen. 
Stockmar beförderte bie Birtfchrife init affent 
Nachdruck, und jedermann mádte mir weiß, 
daß if meinen Endzweck leicht erhalten würde, 
Kurz daranf erbiele id Nachricht, ba die 
Fuͤrſtin Galitzin durch ihren Bruder, ben Gras 
fen Schmettan, obne mein Wiffen und Wil - 
lem die Erlaubniß zu meiner Reife betrieben; - 
und fegteret von be la Haye be Launay bit 


muͤndliche Verficherung erlangt, bag inan mir 


auf ben ganzen Winter Erlaubniß ertheilen 
würde, ohne bag ih noͤthig haͤtte, bett Koͤ⸗ 
nig ſelbſt damit zu behelligen. Nun ſchien mir 
ſelbſt der Verzug der Antwort ein gutes Vor⸗ 
zeichen. Wie war mir aber zu Muthe, wie 
ich den 22ten v. M., had bem erſten Löffel 


Suppe, durch einen Seeretaͤr der S:Directiott 


die Reſolution erhielt, worin mir die Reiſe 


rund abgeſchlagen wurde! 


Nun, hochwuͤrdiger Vater und Grémb, id 
i$ue Ahnen meine Öhrenbeichte, und bitte um 
Abfolntion meiner Schoß. und Buſen⸗Suͤn⸗ 
ben. Mein bamialiges Mittagsgericht war eie 
ne derbe Schüflel graue Erbfen mit Rindfleiſch 


gekocht. Den grauen Erbien zulieb war mein 


17 * 


\ 
\ 


260 


fBater tm Bande gebliehen..: Cung. ſind bie toti 
Gen. vurchgeihlagen mein Leibgericht, aber auf 
meine. alten Tage nimmt mein Geſchmack an 
den gragen, mabr ;und: mebr zu. Wir aßen 
im. Dain. Mamre, unb. ich. verfchlang meinen 
. Mittag. mit einem fo geimmigen Wolfshunger, 
mit folder, Rachgier, wie man bier zu Lande 
fast; . dd: wenn · de Ia Haye de £aunap, und 
. Grodart in der Schuͤſſel gelegen haͤtten. Gleich 
nach. der derben Mahlzeit bot i meinen Sohn 
auf, mich zu begleiten, um einige Gaͤnge nach 
der Stadt zur. Erleichterung ‚meines ſchwer 
heladenen Herzens and. Magens zu thum — 
. Qd) finde in. dem gamen Drama -biefer 
Begebenheit einen unſichtbaren Leitfaden einer 
bôbern Vorſehung und Negierung, dem dd 
blindlings zu folgen (duíbig und willig bin. 
Außer: diefer Pflicht des innern Menſchen fehien 
mir auch ‚die abſchlaͤgige Antwort eine dop⸗ 
peite Wohlthat für mein, Steifh und Blut, 
. ein Miment meines oiefleiot laͤcherlichen D a fs 
fes, deu id) and patriotifhem oder pharir 
fäifhem Eifer den melfden Hunden gefchworen 
babe. €6 wäre eine heimliche Laſt für mich 
gemefen, dieſen Beutelfchneidern ein ſolches 
Φίήά, als ich mir chemald träumen laffen, 
- au berbanfen zu haben. Aber dieſes Gluͤck im 
Traume wurde auch mie ein leeser Schlauch 
für mid; und um meine Obrenbeidte, liebe 


361 


fler Herder, zu vollenden, waren Sie und 
noch zwey andere Sreunde, (bie mir Gott ge» 
gében bat, fagte Adam im Paradiefe) Schuld 
on meiner Berlegenbeit, durch Ihre Ungeduld 
und Erwartung und Surüfinngen, rende anb 
Ehre bon mir zu erleben, bie Ionen gemi 


fehlgeſchlagen wäre. 


Nach ber Lage aller Umftände weiß” ich "T 
[o nichts klügeres und befferes anzufangen, 
als (life und ruhig zu feyn, bis niti unbe⸗ 


fonnter Wohlthäter. mit feiner. jungen Grau 


aus Paris zuruͤckkommt; denn ihn zu fehen if 
rein Hauptgefchäft und das größte - Bebürfi 


| fif, bas id) allem luͤſternen Genuß der Freunde 


ſchaft vorziehen muß, zu vem. ich: ſtumpf unb 


. πεί Bin — Don feinen Umftänden weiß ich 


Fein lebenbiged Wort. fo. febr ich auch einige 
Winke darüber ertoaptete. Seine Diät (deint. 
feiner Gefundbeit eben fo nachtheilig zu eu, 
als mein unbaͤndiger Appetit bep meiner fügen. 
den Lebensart. Der Unterfchied, gwifchen der 
Oefonomie eines Fedigen Sunggefellen und ehe⸗ 
Πάει Hausvaters muß erſt durch Erfahrung, 
und kann nicht s priori erlernt werden. Den 
innern Charakter manes Wohlthaͤters kann ich 


au feinen Briefen und der Sympathie nfe 
." ser Geflnnungen leſen und ſchließen; "aber bie 


duferen Data erfordern eine andere: Œsidéng. 
Er bat mir immer zu einem Jauptéciefe Do 


- 





262 / 


nung gemadt, ben ich aber nod nicht erbals 
ten.- Nun weiß ich noch fein einziges Wort, 
was ihn bewogen unb wozu? fondern eim 
bloßes: Nimm bin, banf Gott, und befümmes 
ge bid) um weiter nichts. — 

Sie feben, liebfier Derder, id bin nidt 
im Stande einen Brief au fehreiben; fo mére 
be if mein Kopf, fo ler Gott. erGalte fie 
ῥεβο geſunder, unb laffe bie Brunnen, Eur am 
Ihnen und. Theano gefeguet feun, nnb fv 
bere Den Fortgang ihrer Ideen unb Blaͤt⸗ 
fer. Wenn Sie fein Deut Finnen, was 
fon ich (agen? Ihre Heiden juͤngſten Schriften 
find bewaͤhrt wie das Silber im Ziegel nnb 
das Gold im Oft. — 


| 374. Xn ben Kriegerath €deffnet 
Königsberg ben 2oten Juil 1785 


Hr. Scheller if geſtern abgereist. Weil 
ich meinen; Gafte nichts zu effen gegeben, (9 
biele Ιώ εδ für meine Pflicht, mid wenigfteng 
ben demjenigen au bedanken, die ibn nicht 6o» 
ben verhungern laſſen. Darunter gehörte and 
Dr. Diaconus Kraft, dem ich getern im Dors 
bengehen beſuchte. Da fand id ein Bud, 
Das er geliehen hatte, mir aber gleichwohl fe 
gefällig war anf einige Stunden zu uͤberlaſſen, 
und. das ich ihm heute frühe wieder abgtlite 


EE 203. 


(ett. mit taufend Dauk wegen eben ſo vider. 
Freudenthraͤnen, womit id es geleſen, trotz 
der vielen ſchweizeriſchen und deſperaten Aus⸗ 
druͤcke. Ich bin Ihnen nichts im Otayot als 


den Titel davon abzuſchreiben: „Philoſophiſche 


Vorleſungen über das fogenannte neue Teſta⸗ 
ment, von Gelehrten für nicht gelehrte Detis 
fer ohne Glauben und Unglauben.”. Wenn ich 
Herr Kraft wiederfehe, wit ich ibn bitten, 
es Ihnen mitzutheilen. Naͤchſtens ſchreibe ich 
nach Zuͤrich, um mich nach dem Nainen die⸗ 
ſes würdigen Schriftſtellers zu erkundi⸗ 
gen. Nichts gruͤndlicheres koͤnnen wir gegen 
die Bahrtdiſchen Offenbarungen erwarten, und 
keinen beſſern Beweis gegen alle die apokalyp⸗ 
tiſchen Exegenten, die zu Erdichtungen ihre 
Zuflucht nehmen, weil ſie nicht leſen koͤn⸗ 
nen unb bem einfaͤltigen Buchſtaben nicht gt» 
wachſen ſind Ach mie fchön if. mir, der ime 
pare Styl in dieſen philoſophiſchen Boriefangen, 
und feige Erisif über bie impure Zuͤricher Meo 
berfegung des ſ. 9, 00. $. So muß man als 
Philoſoph lefeu, unb eben fo freien! lei⸗ 
peu und handeln i, e. Ieben! 

In einem Briefe von Müller in Schaf 
baufen finde id ben Berfaffer der Chiliasmus⸗ 
Geſchichte genannt Heinrich.Korrodi, der auch 
die Blutthoologie gegen Labater geſchrieben. 
€t foll ein kleiner, hoͤckerichter Canbivat ſeyn 


να 


- a 
1 
-— 
, 
{ 


dnb wie eine Mißgeburt ansfeben , - mit einer 
großen: Graunen Verde. 

Ihr gutes Beyſpiel bat vorigen Sonntag 
ben 17ten b. M. ein iden oon 17 Dueaten 
nach: fi gezogen. Sie koͤnnen Teiche: benfen, 
tie ich⸗ mich über bas Gluͤck gefreut, und mie 
augſilich τῷ für feine Erkenntlichkeit beſorgt 
bin. Meine gute Nachbarin, bie drey Kro⸗ 
nen Loge uͤberſandte «8 mir für ben Sow 
beret Dil, 


ge X5 $ 6, 9 Auerswalk 
re . Königeheng dep agten Sul 1765 
T2 Seine Abſicht iſt es wohl: wicht 'getote 
fen, wuͤrdigſter Freund, bag Ste Sore eue 
gtetbe: Bezahlen‘ foflten. Ein Meiſſch der mit 
16 Dufuten "son hier bis nach Rom' geform 
meh,’ but an Jo 'mebt als μυ οί MM 
von Wien' nach feiner Jtimat^ qw. gefangen 
Unterdeffen banfe ich im : meinem und’ feinem 
Namen. : Einen fröhlichen: Geber Sut Ont 
fieb, wie gefchrießen (δη Er: bat ausgeſteenet 
und gegeben den Armen ,' fine Gerächtigkelt 
Bleibe - in Ewigkäil. a Com! IX, 7. ο. | 
"Oye werden vielleicht "in bem kleinen DEF 
frautén: Beiefwechſet nur einen ganz gent 
wen Kopf finden, aber der: wenigſtens gute 
Gt bat; und das Herz ſchlaͤgt (rip als 


unfer Kopf: vente — tin guter Wille ig 
Grauchbärer ‘alé eine net 8 reine δεν 
nunfe —o | 
— Natur und Erbe⸗ die unter dfe 

Mutter iſt, (tb Ihre Bibliothek und Lieblinge» 
Aurdium! Die Uutorfchaft Ihrer Mufe cin 
Ebenbild Ihres Lebens, das Hände und Quis 
de, Kopf and Herz bat. Gott made Ote 
zum: gefegneten. und fruchtbaren Stamm; ge⸗ 
nommerier 'Ubrede gemäß aber zum Zeugen 
ihres Gluͤcks und Ihrer See bero: tef e 
gebenen Freund und Dime: 

παλ gts nee 1. debel 


- us in Den. Rrtegseash, Säestuen.. 
LC A bnigtbrt g: ben sim Aug. 128% 
-- fam ein Fuhrmanu aus Berlin 
"dt einen: grofeu Pad Bcher von: Saicolnf 
Ich fief ΔΚ um bey Eroͤffnung deſſelben ge⸗ 
denwaͤrtig qu: Αν (νέες meinen Arm voll 
«ad. Hauſer und fand oben Ihren Brief: mit 
den: τή Dheile vor Miniris Predigten. Das 
Beſte unter meinem Armbol: bar: Biographieen 
der Selbſtnoͤrver C7'aud Liebe, 3 aus: Armucth, 
14448 Ehrgetz, 2 and Boshrit und Schickſal.) 
ei Tagehuchtrines Richters ober Beytraͤge zur 
GEeſchichte bé. menſchlichen Elends, von Hofe, 
i$» Eckartshauſen, auf been. Erzaͤhlungen für 
empfindſame Herzen ich auch aufmerkſam ge 


V | , 


266 | 
macht worden. — Die. nachgelaſſenen Wat 


des Montesquien haben einen würdigen Ueben 


feger gefunden. Beine Betrachtungen über bit 
Urfachen des Bergnügens. an Litterqtur un 
Kunfiwerken, ſind mir (don bekannt geweſen, 
 wnb ganz trefflih, — Briefe wach Eichkädt; 
ſind von Schloͤzer, betreffen feinen Driefivedr 
εί, und pertheidigen bie Publjcität, bie bald 
zum Modeworte werden wird, foie Populari⸗ 
sät- — Sournel aus Urfflädg bom erf. bei 


Romans meines. Sebend und Peter Elaufe, . 


wird kaum ein zweites Stüd erleben. . IR ba? 
aicht ein Herr von &nigge, ein großer Fuß⸗ 
gänger und Schmierhans in Profa und in Der 
fen? Er fchläge Halbe Anérufangs » und Fra⸗ 
gezeichen sor, mit einem Comma anflatt eines 


Dunitéu— Meißers Sittenfehre der Liebe und 


€be.if/ von gleichem Schlage mit ſeinen hbri 
gen Compilation. — Schläters halliſche Mo 
natsſchrift enthält Ueberſezungen aus Doib uud 
ift eben fo wenig. der Rede werth ais Debt, 
bie zu Gera herauskommt, zum Defien bet 
fieben Jugend, die bas alles wicht zu leſen 
im Stande ift, mas man n ihrem Beſten 
ſchreibt. — Der deutſche Zufchauer. betrift 
hauptſaͤchlich bas katholiſche Deutſchland/ MP 
aſt nod) bas ertraͤglichſte bee neuſten Sjonrnale 
Mit dieſem ganzen Stoß gilte: ich geßen 
Abende zuruͤck, um mir ques neuen zu Intt 


A 


Li 
, . 


| Sum. Old war fon alles gehörigen Orts . 
| abgegeben, unb ich fand dad Neſt Iter. 

Wie faner einem zwey Bände von Predig⸗ 
ten werden, babe ich auch erfahren, and 
nicht zum Durchleſen felbige eigentlich Ahnen 
zugedacht. Nun babe id) and von Blair’s 
 SBorfefungen die Ueberſetzung, bie ich ein me» 
sig gegen ben Sert halten mil. Blair bas 

- eine Lauterfeit, eine Schönheit in feinem Stol, 
die our eine Ueberſetzung nich erreicht nod 
dibertrageæ werden fann, Sein Vortrag for 
eben fo unnachahmlich ſeyn⸗ 


“4 


377: An € M Gourtan, geh Zouffgint, 
nad Riga 


&bnigst erg ben otn Aug, uss | 


Meine guͤtigſte Brenndin, Cie (un ger 
nicht qut, daß Sie allein in ber Stadt bleiben 
unb nicht am ber Geſellſchaft Ihrer Grow 
Schweſter auf bem Lande Antheil nehmen. 
und au Haufe vor Ihrem Genfier an Ihre 
abweſenden Freunde beufen. Der Gal zwie 
feu uns beiden ift wicht fo ähnlich wie @ie 
fi einhilden. Sie haben, geliebtefte Greunr 
din, Ihren Willen. gekriegt, unb find unzu⸗ 
friedener als ich, der nicht feinen Willen ber 
fommen. Bielleicht würde es mir fchlimmer 
als Ihnen ergangen ſeyn. Ich bin ganz ruhig, 
fhäme und grâme mid. nicht, Bin. eben fü 


»- 


Fe 


. gielpghttig als Heftig, nirgends und alleuthal⸗ 
ben zu Daufe, fann aus nichts auf der Welt, 
«m allerwenigſten and mir felbſt Είπα werben, 
án» mitten in ber größten DBerzweiflung ge» 
miee ich einen Frieden, der höher iff al8 at» 
le Bernunft und fe fiter mie Abrahams 
tof. 

Fe 808 -- Sie ft mit dem Heim- 
weh, faft möchte ich fagen: sans rime et sans 
£xison? Dr. Eourtan baut Ahnen fein Dans 
an Ordnung, woben ibn Ihre Gegenwart mehr 
bindern als foͤrdern wuͤrde. Henriette lebt 
unter Aufſicht einer Mutter und Schweſter 
auf bem Lande, und denkt aus bloßer Wol⸗ 
luſt, gewiß nicht aus Noth nach Riga. Und 
mit den lieben Jungen — ich bin ja ſelbſt 
einer geweſen und: babe auch einen — bie 
nd vazu praͤdeſtinirt, Vater und Mutter zu 
vergeſſen. — Gegen das. Heimweh: foff das 
aire Spruͤchwort probat ſeyn: wohl aud ben 
Mugen, wohl aus dem Sinn. Die 
menſchliche Natur gewöhnt. ſich chen fo gut 
an Abweſenheit als Gegenwart, an Mangel 
ud Ueberluß, 


Bon, ‚Serben 
Weimar ben 4ten Aug. 1785 


Gluͤck auf, Ueber, altes Freund! Wir find gluͤclich 
und fo ziemlich gefund aus benr Karlebade wieder ein: 


Ν 


e ’u , 








| \ 269 
getsoffen, unb- bas-exfte wornach ij, -ba ble Herzungen 
meiner Zuruͤckgebliebenen vorbey waren, fuite , wat eti 
Brief -von Ihnen. Reben ‚on Jag.unfer einem bJoße 
Ginfctuß an mb tin Brief an Sie, wahrſcheintich· von 
Bucholtz, ben ich alfo. fogleid) . mit. bisfen Beifeny Τὰ 
exiten die id) fn Meimar [djreibe, begleite. Da (o hie 
Sreunbesbände ſich in bas Spiel, . Ele nady- Dentfchland, 
zu bringen, gemengt haben, fo Pann e& nicht fehlen, 
ba eines vom andern. nichts inei, unb B. Cie viels 
teicht ſchon bey mir wermutjet gat; Leider aber bat εδ 
mie id, aus. Ihrem Briefe fepe, aud) hier geheißen: 
homo preponit eto, Und. mic frtut'&, daß Sie fid) 
ben &aunap und Grobart nicht anfechten- laffen, vielmehr 
dos Böfe Gericht Goloquinten, wie jene Propheten » Kins 
der, gefund verſchluckt haben, Sd bin übergeugt, wenn 
ein menſchlicher Entwurf lange kocht, wirb er befto ges - 
nießbarer ; vielleicht waͤre alles nod) ob geweſen, wenn 
Sie fid mit Ihren neuen Freunden dieſes Jahr [do 
gefehen bitte Min mtd) fee ich, mit ghrer ἄείομβη 
nij, nicht in biefe Zahl; id will keinen neuen bluͤhen · 
ben Sproß an Ihnen ſehen, ber id) Gott Lob aud) nicht 
mehr bin, ſondern ben alien, von ber Sonne ausge⸗ 
brannten Stamm, wie mein Hexrzentfreund Perſius bij 
Gedichte des alten Maro nannte. Mir kennen uns von 
alten Zeiten, unb. haben uns ſowohl in druͤckender eo 
nenbige als in ber brennenden Winterkätte ‚gekannt i 
afo kommen, wir wie zwey Schatten jenfeits des Gity) 


f 


270 

eufomnten3 NB, tof der Styr In dieſer Wett Meße, uns 
wahrfcheintich die Ober ober die Saale fey. Denn id) geht 
fidté weniger als meine gute Hoffnung auf, zumal fit 
für biefes Jahr ober diefen Monat vereitelt fcheint. rtm 
defto beffec! ba wird, ba muß befto cher etwas baraus 
werben. Q6 muß fid) bod) eine Zeit finden, unb eine Ver» 


'— fonfinben, bie le auf Donate wenigſtens aus Ihrem Ker⸗ 


Ber befceyez tole wollen auch daran benfen, In der Welt 
habe ich nicht davon gewußt, bof eine Seife aus Ihrem 
Hände fo Hart daͤlt; im Garisbabe find fa gange Trupps 
Berliner in Dienften, geweſen. Sind Sie allein denn 
fü den Hütten Kedar und ju best Gezelten Meſech vero 
dammt, ohne einen Bauch anderer füft gu genießen? 
Aber genug! Schreiben Sie mie, liebſter Alter, was 

Sie vorzunehmen Willens find. Wenn 95. Ihnen nod 
Maté ein rende? «νουὲ giebt, [o daͤchte id, Ste gins 
den unmittelbat ins Cabinet ; ließen die Urſache der Ges 
funbbeit und Conſultation mit beit Arzte aus, unb fürs 
derten bie Meife dloß dringender Geſchaͤfte wegen. In 
unſerem Jahrhundert reſpectirt mau nichts ais Geſchaͤf⸗ 
tes je weniger ſie bebeutèn, deſto geehrter find fie, Und 
mis ift geſagt, daß bee Alte Landesvater (it feinem. qus 
ten Shunden ſelten eiwas abfdjlágt, was dieſer Art iff. 
Wenigſtens iſt Ihnen ein rèfus de main de maître 
glorwuͤrdiger, als das aigné Lauhey, Doch über to 
alles iverben Cie felbft am Meften ivalten, unb 8. 
Brief muß ben Ausfchläg geben; 3/08 nicht heute wirde 


! 





ce Se λα μμ λα ΛΕΟΝ πα. μυ nnd 
' 


‚morgen fibnt: Alfa λάβει "el Jahr gewartet, unt 
τοῖς alle Fes in abe veifee ! - IM nu) 

Der gelte Spell der Ideen it vom Badbrude mb 
Ste fpebit, ? unb vielleicht ſchon tá Ihren Hände; 
Sobald Sie "9n gelefen , erfreuen Ste mich mit. einend 
Zetwa barüber, ehrwuͤrdiger Mufti!“‘ Mie iſt burdy 
bas Gartsbab, wo ig jeben Lg 15 warme iBedje H 
und bas 6. Boden lang getrunken, rein abgefpüfk, 
jgorben. Xifo. tommé i boni. tete, με, ühb ‚erwarte 
nad) allen &tifen im Bogen und, allem Gebeing. (nj, 
f&ope, gute neue Sube tan spei Cébené (n ry 
nous ‚Alter, . κ πε νο) 

- Son —— a P weiß ich EN 
ble Grau b, b. Mede faf einige Worte daruͤber iw, 
Gartibade verloren, bit abet: eher zu ecieitten itii 
daß irgenbwo «einer aufgerafft f s 0 5 obsn 

erben Sie wohl, armer gebundener Promethous * 
meine arbeitfeifge Mitgefäprtin , die iu der Natur ets 
was anderes ft, als der blaue Dunft einer Theano/ 
den ich dem Publicun vorgemacht habe) grüßt sie 
ſchweſterlich ὑπὸ herzlich, ^ 


Lar Xs Herden, 
Königsberg den igten Aug. i785. 
Ihren Brief vont gen‘ erhielt ben 13ten 
js großer Sreude unb Στο. Gott Lob, daß 
Sie gluͤcklich unb ziemlich gefunb wieder zu 


] 










272 

Hauſe gekommen indi- =. aec zwein Gui 

Ihrer Ideen ift noch nicht augekmmen. Odor 

genug, daß er. heraus iſt, und daß Sie an 

mid. gedacht haben. Sehen Hip mid bloß 

als. Ihren inntjsſten λεμε an, ber wie but 
rampe 






tube cg init "jeder" 
Sôrer jüngiten fer." Ben’ bier Ruhe‘ 
eines gan ftipärhesifchen” Wenufes Habe 19 
weder Aettoität" noch, saffiradte qu irit, ^ 
Det Inhalt Aree Emlage agi Paris wet 
mir (dom befannt, weil vier ganz gleich lau⸗ 
tende an · eim diiijigeh Tagr abgezammen mas 
ren, di itgendwo auf πείσει Reiſe einzu⸗ 
holen: «θα, fuͤr. ine unermuͤdtit Uufrotrés. 
ſamkeit umb Sorgfakt, womit ich ihn ohne 
meine Schuld quaͤle, unb er. mij]. 3 bas 
be. ibn um ailes, in ber Welt gebeten, am 
nidté eher au tentem, als. Sie ed pieber vu, | 
Haufe feon tir und iem 
eigener far ed, δὲ d s mit ihm 
zuzubringen, weil es twirkfich didt fobit, nié 
einander im Flüge ju feben, und id ibm ftv 
nen fo guten fhfehiódit Hilr,iwie er mir bei 
fib, vertchäffen “Far, ^i end: in Geſellſchaft 
meines Sohnes: .alle-Neuheit no" Seltenheit 
einer zweiten. Heimat au ſchmecken im Om 
de wäre, weil er vne Amtögefhäfte unb má 


ohne 











. " &j3 


One alle Famillen » Sorgen lebt, unb bas — 


erfie Jubel. unb Freyjahr einer giͤckichen Ehe 
fot kaun. 


Sie tanen. "m (eityt sortent, fi ebſter 
Gevatter und Freund, mit mas für Griffen 
ich zu kaͤmpfen gehabt habe, um zu wiſſen, 
ob feine Freygebigkeit, ῥίδβίίΦε Φε und 
Reiſe mit der okonomiſchen Klugheit zuſammen 
beſtehen koͤnnten, und ob auch aͤchte Selbſtlie⸗ 
δε das Maß ſeiner Nächftenitebe wäre. Was 
eit mir ii Anſehung feines €farafter8. zuerſt 
meldeten, tonrbe von Lavater und Jatobi fea 
flátigt; und jeder Brief enthielt neue Bewei⸗ 
fe unb Aufſchluͤſſe, aber ned mehr Knoten 
und Mäthfel zu neuen Entwicklungen. Von 
unferer gemeinſchaftlichen Ungelegenbeit, feis 
nen Abfichten mit mir und Beweggruͤnden, 
weiß; i noch bis Auf diefe. Stunde nicht daß 
geringſte, unb eben fo unwiſſend 6165 ich in 
Anſehung feiner äußern Lage. Mußte ich nicht 


auf feine Erben Split nehmen, wie er für 
. meine Kinder geforgt hatte? Zwar war ich 


«α΄ feinem Mißverſtaͤndniſſe unfehuldig, und 
Hoffe έδ auch auf jeden Sali zu bleiben, ben 


ein Menſch sorberfehen fahn. Ohne Data. 


«ber laͤßt fi wenig vorherſehen, und ich θα 
te feinen andern Data, ais bie nnveränbders 


te Dauer feiner großmüthigen unb thâtiges : 
18 


Hamann’s Schriften, VII, 23% 


- 


274 | 


Geſinnungen, zu denen mir aie Sräinige - 


unbekannt and perborgen find. | 

Dit it fon zu Anfang des Manats bon 
Wien abgereist. Es wäte mir lieb, mens id 
ous Weimar Nachricht von ibm erhielte. Sie 
werden ben rohen ungefchliffenen Stein nicht 
verfennen- Können Sie ibm einen Winkel in 
einem guten. ehrlichen Birthébanfe auweiſen, 
wo er fi ein paar Tage ausruhen fann, und 


wollen Sie. fi ein pdar Abende feihe Ebene 


teuer vorſchreyen laffen, fo than Sie mir 
. pamit einen großen Gefallen. Denn id (ebe 
' biefen mir lieben Onefimunt (oder Rathanael, 


wie ibn Lavater umgetauft Hat) als den erften 


Greundb meiges Joh. Michel an. Gagen Sie 
ihm, daß-Meichardt in England i; und id 
feine Empfehlung nad Berlin für ibn Habe. 
Nicolai kann er bon ſelbſt befuchen mit einem 
Gruße ‚von feinem . Vetter Sjacobi, den id 
beuté. Mittag . bitten merde, deßhalb an ihn 
zu fehreibens Mendelsſohn Faun er dud) tou 
mir ais einen. unveraͤnderlichen Frennd δε. 
grüßen. 


Ich θεμώίε gefiern Anmal unſern Ober⸗ 


hofprediger Schulz, ber mir die Atten einer 
^ Œrftbeinung zu. lefen gab, bie biel Aufſeben 
macht. Es betrifft eine Bande von Religioné- 
ſpoͤttern, die aus 50 Studenten ber Theolo⸗ 
git beſtehen (nl, Sie geben β für. Kan⸗ 


- 
\ 
i 
In 


tianét auf; : Aline eben PEN et 
Coos Beil berüchtigten Gegner Mendelsſohns 


beißen, abet mod) eigentlichen Domnanert 


Ein Kreis » Calculator Schulz in Domnau hat 
einen Sohn, der: (i$ Sen. ſeinem Buter: auf 
baté, init dem dortigei-Pfirrer Möevel in 
Bekanutſchaft kommt. Dieſer étend 
empfiehit ihn zum Hofmeiſter 66p vifiem-G6ol; 
mann. Wie fein Untergebener tiiigéftgnet 
wird, plait der Lehrmeiſter mit feiner ?6i06ée 
heimlichen Weisheit du(*éiimal heraus per, 
mahnt ibn, alles blsher zelernte⸗ dig Pfaffen⸗ 
geſchwaͤtz, zu vergeſſen/ ib ſich nudité 
ber moraliſchen Sübrung feines Hofmeiſters du 
fibtchigen: Dieſer Unfüg. wird. imme ne 
licher. und lauter bou tm getrteßinz Μί6Π 
in der Kirche. Det Pfarrer ſchreibt einen 
ganz vernuͤnftigen und geſetzten Brief an. ibn, 
kuͤndigt ihm allen bisherigen Umgang und Zu⸗ 
triti D feinem Haufe auf, und beklagt es⸗ 
ihmqum Wüfmeipter ia DBorfchtag..gebrächt iu 


haben: Oterauf kommt eine Antwore entre - 


chien «t loup; worauf wieder eine geſetzte und 
gründliche Replif oom Pfarrer erfolgt, die 
der jünge Mensch mit Wuth und Underfchoaͤmt⸗ 
heit. erwiedert/ worauf β΄ Miedel vermuͤßigt 
ſieht, an das Confiftotumd zu berichten. Der 
Urbeber dieſes ganzen Handets hat alles ge⸗ 
fanden und ch mit. vier feines Gelichters itj 
18 * 


‘ 


2 - ^ - 
. [4 


terſchrieben, baie: @itfentebre s noch ges 


fonte. Neenuuſt, noch oͤffentliche Gfücfgetig£ei 
mis; bem. Coriftentbume- heſtehen inne: Ob 


Sent bon diefem ebenſd aͤrgerlichen dé Fächer: 


, Wen, Morfall unterrichtet ift, weiß id nicht. 


dr Kim, fo gluͤckflich geweſen, Blair’s lec- 


turesronpHbhetorie rl belles lettres hier 38 
finden. Abe Ansgabe: iſt in 4. mit dei Sere 


faſſers Bude gepert Mie es dem Adelung 


moͤgluchrgeweſen,dieſes herrliche Werk {ο 
ſchnoͤdet zu beurtheilen, weiß id) nicht; Blair 


führten: Maunfcripg von. Adam Smüh’s. Bor: 
leſungen an; bad was biefer feiner Theory 


. ef issmtiments Über bie Sprache angehängt, 


- effi mir nicht recht, ungeachtet ih ειδα» 
mad i οί i acing. Mete 


. an: IU πουν. 


vM "Du 


e 


Rönigsßerg den zBten‘ LE 1785 
+ - $6.28: ein: Wunder, ftehftennDart- 


» 4 


8 wenn Sie bedenfen, was Sie vergem — 


genes Fruͤhjahr aukſgetanden haben, daß die 
Wehen. nachkommen? Finden Sie die fiGeubt 
Lebendast nachtheiltg/ warum find Sie fir eb 
gener ..Saibtet und: Denfer?. VIE. es ein gott 
gefälliges. Opfer, 8 au Tode zu arbeiten? 
Dat er uns nicht ſelbſt ein Beyſpiel der Rahe 
gegeben? Rein Beruf bringe das mit ſich, 


w 


ν 


fondern ^e8: (bag η δείν "einer "tlie fen — 
Leidenſchaft, und einerifelauifcken Furcht vor 
Hunger und theurer eit, und eines Heigni- 
fchen Unglaubens E Seite Borforge über 
. ung unb die unfeigent. πάν fügen " ie, US 
pif" dir febert "Yu ‘ai tin. gutép W (rt6, , 

follten Sie ſich eun wenig Ihrer bertriebenen, | 
Arbeitſeligkeit ſchaͤmen. Kun Gott wird, alles 


zu vei wiſſen, in Ahr And mein Sivit. 
e 


μου — 34 bal at ‚un gerfotit Bh. 
κο in zwey " fibinén Düartbänpen aufs 
getrieben, und ben ος Theil vtr Ueber⸗ 
κ ΑΕΙ Siebinbugterd mif ‚dem‘ c 

Sriginal” vergiichen, dag, ‚in allem“ 47 Vorle⸗ | 
jungen. enthaͤlt/ topo Hür 13 geliefert fioi 
denn bürd eine unbefngte Sbeitung ber, drite 
tei ^ zählt, der uebergeß ét^ 14. für feinen erften. . 
Theil. Bey allen,” ffentlichem Lode iſt der 
Mahn 'eih naſeweiſer purififiper Sudler, bet. 
(eor willkhrlich an Werke geht; ungeachtet fi, 

feine Arbeit ohne Vergleichung gang gut "teten c 
(ag uli dem Sind auch nicht eben, Abbruch 

thut. Seine paraͤphraſtiſchen Flick⸗ = Rebenéare 
ten uy gan uͤberfluͤſſigen Verbindungsfors 


min; die er eintrâgt, find gan; unausſteh⸗ 


lich, und verdunkeln alle Praͤciſion und die 


größten Schönheiten" feines Schrifſtellers. 


à 24 0€ 4 





. 9T. 


; $895, X86 rate ΜΗ: 
nk Köntäntes "dem Sten Ang. 1785. 


Use Gagner 4 Éremplare ber 
pbiloſophiſchen Vor verſchriebden, unà 
Ionen auch eines zugkdadt; es waͤre mir aber 
lieber, wenn Sie erſt das Bud vorher an» 
ſehen moͤchten und er Ihre Erklärung adwar⸗ 
tete. Ich Babe es in einigen Stunden dure 
laufen müfen, und, mein außerordentuͤcher 
Geſchmack wurde vielleicht durch einen ber ez» 
fen. hollaudiſchen Haͤringe geſchaͤrft, bie eben 
daxyald mit der Voſt angefommen waren, und 
den id mit dem Buche ‚sugleih perzehrte, 
Die Sitcenfenten in Nürnberg. und Halle (ώεί- 
nen nicht bey einer fo günfigen Dit und mit 
fo gutem 3ippefit gelefen iu baben. As Se: 
lehrter iſt man Faum im, Stande, eig ſolches 
Wert ohne Eiferſucht au loben, ober ed gehe 
ihm aud) wie einem Kamel vor "einem Ra= 
bello. ' 

‚Heute if. unfer Freund Herder in fein 
dates unb fein vierter Sohn Adelhert in ſein 
7tté Jaht gegangen. “Dieter | doppelte Gehurtee 
tag ift oon mir heute 5e) unferem Dpberbüre 
germeiſter gefepert worden. — 

Wontordo if mit dem zweiten ande 
alůcklich ju Ende. Btgir's Vorit ſungen habe 
ich mit der Ueberfegung verglichen, welche Ad) 














τν ο ας ου 


379 


i] 
font‘ recht gut leſen laͤßt, aber in ber Bew 
gleihung unendlich verliert, nicht aus dem 
von Ihnen angegebenen Grunde, fondern aus 
Naſeweisheit, keichtſinn oder Gleichguͤltigkeit 
des Ueberſetzers. Keine Seite, wo nicht Flick 
wörter und Redensarten vorfommen. 
Ich hätte eben fo geri die Ueberfegung der 
Predigten verglichen, weil ih aud) nicht recht 


- ben englifchen Styl darin : erfenne, aber ich 


babe das Original nicht auftreiben koͤnnen. 

Sack's Vortrag dft aud mehr nach meis 
nem Geſchmack als der gar' zu wortreiche Zol⸗ 
likofer, der faſt in lauter Exclamationen und 
Interrogationen betet imb predigt.  Der!'erite 
Theil feiner heiligen Reden uͤber den Werth 
des menſchlichen Lebens ift das erſte uiro ein» 
zige Buch, das ich bisher von ihm -gélefen, 
und ich vermuthe, daß unſer Kirchenrath 
Rei... ehemals aud dieſer Que zu reich⸗ 
lich geſchoͤpft, und mir ſelbige daher ein foe 
"ig "tribe : gemadj£ hat. ' 

* Webermörgen Hoffe id auch mit meinem 
bsten Jahre ' fertig zu werden, ‘an bem ich 


mich ganz mte gefchieppt. Wir erwarten 


Sie hier, und ich wänfchte Ihnen etwas neues... 
aus erfter Dand mittheifen zu fónnen. — ‚Der 
Geſchmack eines Dungrigen und eines Lü« 
fernen fann auch bisweilen sufamnrentreffen. . 


270 


jufamntens 'NB, tof der Styr In tiefer Welt Tließe, und 
wahrſcheinlich bie Ober oder bie Saale fen. Denn id gebe 
nichts wenfger als meine gute Hoffnung auf, sumal fie 
füs biefes Jahr ober tiefen Monat vereitelt féeint, Um 
beſto beſſer! ba wird, ba muß befto cher etwas daraus 
werben, Q6 muß fid) doch eine Beit finden, unb eine Pers 


: fónfinben, die Cle auf Monate watigitens aus Ihrem fet» 


Ber beftegés wir wollen aud) baran denken, In bee Welt 
babe ich nicht davon gewußt, bof eine Seife aus Ihrem 
Lande ſo hart bát im Gortsbabe find ja ganze Srupps 


Berliner in Dienſten, geweſen. Sind @ie allein denn 


fü den Hütten Kedar und zu beu Gezelten Meſech vers 
dammt, ohne einen Hauch Anderer Luft gu. genießen? 
Aber genug! Schreiben Sie mir, liebſter Alter, was 
Sie vorzunehmen Willens find. Wenn B. Ihnen nodji 
Maid ein renden :vous giebt, [o bâdte ich, Sie gin⸗ 
den unmittelbat ins Cabinet, ließen ble urſache der Ges 
funbbeit und Confultätion mit bei Arzte aus, unb [ου 
derten bie Reiſe bloß dringender Geſchaͤfte wegen. In 
unſeren Jahrhundert reſpectirt man nichts als Geſchaͤf⸗ 
tes je weniger ſie bedeuten, deſto geehrter find fie, Und 
mis ift geſagt, bof der Alte Landesvater in feinen gu⸗ 
ten Shunden ſelten eiwas abſchiaͤgt, was dieſer Ast iff. 
Wenigſtens iſt Ihnen ein roſus de main de maître 
glorwuͤrdiger, à bas sighé Lautey, Doch über das 
alles werden Sie felbft aim Beſten walten, und B. 
Brief muß ben Ausſchlag geben: Iſt's nicht heute wirds 


I 


ae 
morgen fint" «fent ein Jahr gewartet, unt 
wie alle fat Ἐν Jahr reifer! JEE- 

δε gelte Theil bee Ideen. HE vom Badtruder ap 
σιε fpebtit, , und vielleicht fon {à 36r» Händen, 
Sobald Sie tn gelefen,, "erfreuen Sie iid) mit. einen» 
Zetwa darüber, ehrwuͤrdiger Muftt!‘ Mie if bur 
bas Gartébab, wo ich jeben Lg 15 warme Becher 
und das. 6 Boden lang getrunken, rein abseſpuͤlt 
worden · Χίο Tonme id bom Lette pes und erwarte 
nach allen Gtôfen im Wagen und allem Gedraͤng im 
Rabe, gute neue. be 1 eines sprl Lebens in js 
nem Xn, s e -- 

om —— — in Pe weiß ^ vid } 
ble Grau b, b. Süede faf einige Worte berüber (wi, 
Garlsbade verloren, die aber: eer. zu ertehnen itin 
bof Irgendwo einer aufgerafft fi, eor rtg 

Erben Cit wohl, armer gebunbener Prometheus} 
meine arbeitfefge Mitgefaͤhrtin, die fü der Natur ete 
waë anberéé it, als bet blaue Dunft einer Theano, 
(den id bem Yublicum vorgemacht habe) gruͤßt eu 
ſchweſterlich und herzlich, | 


m An Herden, 
Königsberg den igten Aug. 1746, 
Ihren Brief vont sten‘ erhielt den 13tem 
jt großer Freude und Grofl. Gott Lob, bad 
Sie glücklich unb ziemlich gefund wieder zu 


389. 
39. X5», *«u Kriegsrath Scheffuer. 
. …énigsberg ben 16ten Sept. 1785, 


Ich wif mid) megen zwever Mißverſſaͤnd⸗ 
niffe wo nicht rechtfertigen, pod wenigſtens 
bep Ihnen entſchuldigen. Bey aller meiner 
gegenwärtigen ‚Schwäche, bas geriugfle Kluge 
au denfen oder zu fehreiben, bat e8 wir. faune 
einfallen fóngsn, Dollifofer umb N..... Ak 
naaren.. Bey allem Eindruck, den des erfien 
Schoͤnheigen auf mich gemacht, widerſiebt et« 
was in feinen Neben. meinem Geſchmack, dad 
ich nicht ber Mühe werth gehalten zu unter« 
ſuchen, und. ich damals mir erklärte. durch 
bas Plaginm bed Schreyers, .ber aber Dem 
alten Gramer, wie mag. mit gefagt, zu (eia 
nem Steckenpferd mehr. brauchen fol. Der 
erfte Band ber Predigeen uͤber die Würde bed 
Menfchen if meines Wiſſens dad erfie Buch, 
bas ich vou ibm gelefeu., Munmebr weiß ich, 
daß es an jener Affociation meiner Einbildungs⸗ 
fraft wicht liege, foudern mehr qu meinte 
Sjeiofpnfraft, bie bas Wortreiche, das Gleich⸗ 
förmige, das Adgezirkelte, das Runfimäßige, 
das uͤher unb über redende für uuuatürlid 
baͤls. 

Der zweite Theil von Monboddo hat für 
mid mehr Juhalt gebabs old der erſte. Site 
ftatt mit ihm gar nichts zu fchaffen Haben zu 


"SK wo vs : T 985 


fef fatien, pits. Seine — aber. Cg 

— der Sprache iſt immer in meinen 
ugen eine Grundluͤge, die ‚ie: eine, (obj 

ge Sliege alte ‚feine ‚übrigen, Unterfurgung tard 

vereitelt. Sprache und Eplachkunſt f find zwen 

berſchiedene Dinge, wie Vernunft Ao δις 
Iiopbie. 

- Der Soft; en tite init feis 
wt Metten finden wird und fld zum Woraud 
verſprechen kann, fol ihm keine Veſper⸗ εί 
tion son dt: iiiben, da id Mehr meine 
Schwaͤche ali^ mne Orte Fühle, umb Gott 

Lob feinen Brief mehr - iib: Binde," piel vod. 
tiger ein Buch fhreiben ‘Fänhi ^ Fch Babe: tit 


Yapr lang über Spinoza's Siktenlehre gebt . 


tef ohne am ein Haar weiter, gekommen ia 
feon. Mendelöfohn und feine. Srennde find 
über. den Verdacht des, Urheiggeng ſehr aufge⸗ 
hracht actoefen, - unggnchtet - ich benfelben [ώς 
einen bloßen Attieismus oder Dialgct ber veinew 
Vernunft halte unb dafuͤr erklaͤrt habe. Feng 
ſoll auch zum Bpinpiiömus, Einem und A 
lem, feige Zuſlucht genommen haben, ais. 
ber Iehten Theorie feines Chriſtenthumes. Die 


fet Eleine Umſtand bat feine Biographen ree 


gemacht — agb durch alle dieſe Epifoden. bin 
ip auf meine Idee einer Deesakgisik. über. dan 


^ 


. 
[] - 


N λ ' ' . ^ 
NL / - 


| 


289. 
et #n.den Kriegsrath Gdeffnes, 
Königsberg ben 16tm Cet. 1785 


9d muß mid wegen, zmeper Mißverſſaͤnd⸗ 
niffe wo nicht rechtfertigen, pod wenigfiens 
ευ Ihnen. entfchuldigen, Bey. aller meiner 
gegenwärtigen Schwaͤche, bas geringſte Kluge 
zu denken oder zu ſchreiben, hat es mir kaum 
einfallen koͤnnen, Zollikofer und N..... zu 
naaren.. Dep allem Eindruck, den des erſten 
Schoͤnheiten auf mich gemadt, widerſteht et« 
was in feinen Neden meinem Geſchmack, dad 
ich nit ber Mühe werth gehalten qu untera 
(audet, und. ich bamqgld mir erflärte. durch 
bas Plagium be8 Sechreyers, der aber ben 
alten Cramer, wie mag mir asfagt, zu (ie 
nem Steckenpferd mehr. brondeg fol. Der 
erfie Band der Predigeen Über bie Würde bed 
Menſcher if meines. Wiſſens dad erfie Bud, 
dag id von ipm geleſen. Munmehr weiß id. 
daß e8 au jener Uffociation meiner Einbildungg« 
kraft wid liegt, fondern mehr ag meiner 
Idioſpukraſie, bie bas Wortreiche, das Gleiche 
förmige, das Abgezirkelte, das Kunfimäßige, 
bus über und über redende für unnatuͤrlich 
D» ——— : 
Der zweite Theil oon Monboddo Bat für 
mid) mehr Inhalt gehahs old ber ere. Je 
fatt mit ibm gar nichts zu fchaffen Haben qu 


— 


- 





s 2c EE 298 
gaïlen, babe id. mit, feing. aite Altetapbufif 


. verfehrieben,. fü. t fie auch meinem δρ 
tel fallen, mich... Seine Dopothefe aber. ton 
efindung. ber Sprache, i impe i in meinen 
fun eine Grundluͤge, bie mie, eine, (höhe 
che. Sliege ale feine ‚übrigen, Unterfugungeg | 
vereiteit. Sprache und Eprachkunſt find itpeg 
verſchiedene ‚Dinge , wie Vernunft ud Phi⸗ 
loſophie . HT 

Der Depot, den mte foin: init feis 

her Metten finden wird und ſich zum Voraus 
verſptechen kann, ſoll ihm Feine Mefper- Lei 
tion von i£ ifjiehen, da id mehr meint 
Schwaͤche dis meine Stärke Fühfe, und Gott 
$08 feinen Brief mehr nich BUE) "oie wi, 
iger ein Buch’ ſchreiben Fanki ^ 66 Habe: tit 


Jahr lang über Spinoza's Siktenlehre gebile . 


tef ohne am ein Haar weiter. gekommen 4h 
feon. Mendelsſohn und feine. Freunde fub 
über. den Verdacht des, Atheiqwus ſehr aufge⸗ 
hracht geweſen, ungeachtet ich denſelben für 
einen ‚bloßen! Attieismus oder Dialgct | der veiney 
Vernunft Halte und bafitr erllaͤrt babe. feffug 
fo( auch, zum Spinozismus, Einem unb Ab 
lem, feine Zuflucht genommen haben, alg. 
er lehten Theorie feines Chriſtenthumes. Dig 
fer Eleine Umſtand bat feine Biographen ärre 
gemacht — apb durch affe dieſe €pifoben bin 


i auf meine Idee einer Aüeatriut uͤber dan 


# 


΄ 
t - 


κό t UT 


! 





382 MM .. 

Yurismus der Vetununft und Sprache, bit id 
fon (tit 1781 im Schilde geführt, zuruͤckge⸗ 
hracht worden. Aber in meiner Lage babe ich 
igeder Puff den Mund aufzuthun, noch durch 
meine Gänfefiele que Menfchenverkiügerung 
dor zum Beh ihres Aergerniſſes rim acie 
E beyzutragen. Ut | 


Die beſte Philoſophie über "pie Sprache 
babe ich ig bem. pude eines heutfchen Schul⸗ 
. Manges gefunben, der mit δες legten Sega 

nah zwey Schriften andgegehen, bie id in 
den | biefigen Buchlänen night. babe, auftreiben 
koͤngen. Der Mann von nunerfonntem Der 
bieufte beißt; Meiner, und ich befige vou 
ihn. bloß eine hebräifche Grammatik. Seinen 
Verſuch einer an der menſchlichen Sprache ab» 
gebildeten Vernunftlehre bofie ih in eines 
| Auction qu erhafchen- 


Hartknoch Gat mir bie Schrift Aber Of 
fenbarung, Chriſtenthum und Indenthum ge⸗ 
ſchickt, welche ich beylege. Ich bin jetzt aller 
ſophiſtiſchen Schleichwege uͤberdruͤſſig, umd 
wuͤnſche nur, daß ber nod): immer unbekann⸗ 
te Berfaffer der Borlefungen bie gerade, 
einfältige Bahn, welche er fo ‚glücklich einges 
ſchlagen, fortfegen und vollenden möge, Die 
fe verbindet bas äftefte unb nesitfie; bas mi 
vialfe und paradorefie für meinen Geſchmack. 





. | 383 


€8 ig mie lich, daß tir Kinder seines 
Monnts.und finer Derade find... 21 bone 
mie aber: den Unterſchied groͤßer porgefteltt ; ; 
weil id kuͤrzlich die Ehre Hatte, won einen 
ſehr galanten Inden rar einem en iig ed 
rires zu werden. 


wea det feiert pets. 


Da die. ſchlechte Witterung mich zu Hau⸗ 
fe haͤlt, habe ich bit drey erſten Yredigten 
des: Zollifofer miederholt,; m : mein Bor 


theil theils zu berichtigen; theils mir. (άοι 


zu erklaͤren. Sie beobachten mit Srt: T. 
wöhnlichen Feinheit, bag. ver Beyfall mid 
ein wenig (deu made nnb zum Widerſprag 
geneigt ,. vielleicht gar qu einem heimlichen 


Beide. . Diefe Qualitas occultà meines ME | 


frauens macht mich gleichwohl auf feine 
Art unfähig, Diejenigen Talente, auf bie. it 
nicht den: geringſten Anſpruch machen ^ fum 
md zu benén mich bie Natur ober meiner 
genes. Mißverſtaͤndniß derſelben verſchnitten 
hat, deſto inniger zu bewundern und m er⸗ 
kennen Aber mein Geſchmack if einmal, lie⸗ 
bet gar nir artheilen, ais nach bem bloßen 
Anichen der Derfon oder Sage. 


| Séniseberg ben 18 Ent, T7gs: | 
í \ 


ie. veubiutibt- miti. δαν. Reichchum 
feiner prada: einen ſehr gluͤckliche: Mekonomie 
ber: Morts: für - ben Berfiand: und bad Herz. 
Φε due. feiner Sorgen, Ausrufungen und 
Radeſtguren ifriotefter^ Ficht und ια δάείπε (le 
die Einbildungskraft. eim Mechanismus if | 
poller Symmetrie. In feinen Gebeten, Abtheie 
lungen und Anwendungen ift Einheit und kuͤnſt⸗ 
liche Beziehung. Diefe Schonheuen und Ener⸗ 
gisen ſind fo. Πῴϊδας unb ſo finntid) , daß 
fur ein Blinder und Tauber felbige leugnen 
oder. in: Zwsifel-rguehen : kann; ‚mbeui eben fo 
wenig:die Zapto[ogitz und Einfoͤnmigkeit; und 
bafi di felbige amit einer. ehenmäßigen Genanig⸗ 
 fet;unb Eoiten) fuͤhle, und ein wenig aberr 
aidutifé ‚die cvangidifbe. ΜΙΚΗ) unb. Einfalß 
den Rthnieisrius und ihrer Polvlogie im. δε. 
se: iumd. Lehnen untubtider und: inpigee vor⸗ 
Mebts- weil :ich:: für; abrité weniger 
*ubat bin: als (hr: Wahrheit, si: : 

+ Die Wahl des Textes gel mir: ‚gleich auf, 
mubrble, Kuoͤhnheit gefiel mie til mat 
nn; keinem. einzigen Menſchen, auch nicht. oon 
ganzan menſchlichen Geſchlechte (apt... fann, 
jmſtrengſten und eigentlichſten Verſtaude, bag 
ihm bie ganze. Natur antertoor(en; geweſen ſey, 
als von bem einzigen Individnonund Ideal, 
worauf ein gewißer Lehrer Ber. Hiden die⸗ 
fe prophetiſche Stelle gedentet. Wenn end 


— » 
t. 


$85 
der Spruchzebrauch 28 einent Mebier erlänbt, —. 
son jedem Unterthan zu fagen, was das'ch 
gentliche Peadirat der Sinfen und Monarchen 
ütt fo Beftehe doch. der. rund oed. Chyiſten⸗ 
thums oder :deb: Korn deſſetben nicht in einen 
kopen: pridiicórind. , 


Die E77 des Kaͤmmerers: Bon 6 wein 
det der Pſalmiſt? iſt doch woenigſtens eineni 
aͤndaͤchtigen geler erlaubt — wenn gleich, de 
andächtige Zuhörer des rebigers AE 
geduldig. ‚sushalten qub, unb bie wenigſlen 
richtig zu autworten kaum im Stande. fü i, 


. 9 in: dieſem Satte-- von Menfchen fete 
haupt bie Diede, fo verliere ich. fait. allen 
Sinn: und. Zuſammenhang; weil ich. gdà nids 
begreifen kann, daß unfever. Natur daburch 
Leid geſchehen, daß; feibige.etmng. geringer ala 
Der Engel oder Guoͤtter ihre gerathen, und: bàg 
"der: höchfte. Gott. Diefen geringem Abhruth, obti 
- eines. Sterblichen: Murronr daruͤber gut οφ 
den haͤtte mit Majeſtaͤt zu kroͤnen. Ich weiß 
wohl, daß Hiobs Beſchmerden gerechter in 
Gottes Angen waren ais. feiner: Greunde: Then 
diceen — aber : Die : Fonte. feinem. Zuhoͤrer 
einfallen, weil. Keiner. den. Brief an bie Der 
braͤer fcheine gelefen zu haben, :100:: Sicher - 
en ^ eint seni andere Art ‚andgtiegt 
wid. Doug df ον : 





28 6 | \ 

Die evile Predigt: ifl alfo. im Gründe: bits 
aubers djé kin ſehr ſchmeichtihaftes and ges 
faͤniges Gemaͤlde von ‚der VElvberütiferee Seta 
ſtandeskraͤfte, unſerer mioraliſchen Freyheit, 
unſerer Thatigkeit und Perfertidititaͤt, unſerer 
Unſterblichkeit, woran kein Auier jtveifèté ; 
don vüferer Deiginälieät bis auf de Phyoſtog⸗ 
iidmie. 

neber aded diefes wird in der zweiten 
Predigt pér arsin wieder eben fü Biel gere⸗ 
ber und in der dritten Predigt erſcheint 
bag alte Kleid nod initial mit einigen faps ' 
| ped dés Ehriſtenthunis ergaͤnzt und aufgeftüge. 
So der bis Chriſteuthum wirklich duf fo 
tits Flickerey vinfers Bérfandés, Wilins and 
alien. uͤbrigen Kräfte uno Beduͤrfniſſe bis auf 
. Ste: Seherben unſers Schatzes Dimaüsianfen — , 
ἀπὸ "le Hanptfäche abf: tifitgeit cbligiôfes 
S toriteit und Hypotheſen beruhen? I das 
bie Verheißnug alles nen zu machen, eine 
Weißes: und Feuertaufe mit nenen Zungen? 
Dergieichen Predigten And ſchmachaſt für 
Befunde, die einen Koch nôtbig haben, aber 
Witt für Kranke, denen mehr vit einem Arge 
tedient iſt; Wenn od ein Mahl Πάφβ, fo 
fade die Arnien, die Sripon,, bie Lahmen;, 
b Blinden. . 

.Auch nad meinem Geſchmack is: Souitorte 
m natürlich warme euo flare Quelle, abeo 


\ 


ag? 


nicht. mehr unter bett Händen best, bte aus 
felbiger ſchoͤpfen, oder wohl gat wieder von 
fb geben — und bit plauſibelſten Irxthuͤmer 
find immer die nachtheiligſten — 

Unſere Wide Hänge nach beſſern Begriffen 
didt von Verſtand, Willen, Thätigkeit äb 

— fönderh bleibe das Geſchenk eiher Höhere 
Bab — fidt mehr ein augebornes, fonbers 
erworbenes — aud niche ſelbſterworbenes noch 
ſelbſtſtaͤndiges — ſondern ſchlechterdings dl 
hangiges, und eben dadurch deſto feſteres und 
unbewegliches Verdienſi. Ale Herrllchkeit twr 
Menſchen ig wie des Gtaſes Blume — über 
bi$ etti Wört bleibt in Ewigkeit. Φε bt 
zu theilen das Wort der Wahrheit, unt 
hit mm bloßen Sotto. einer geißlichen Dede 
zu machen, gehöre zum Fleiß eines (κό 
| ſchaßenen unb unſtraͤflichen Arbeiters. 

Es thut mit immer Wehe, ver lächerlichen 
Nachahmungs⸗Geiſt, der immer die ſchwaͤch⸗ 
fti Seiten guter Rôpée verfolgt, ihnen init 
feiner Bewunderung ſchaͤdlicher und gefaͤheli⸗ 
cher zü fehen, als alle Surien des Meideds 
oder ungkrechter €titif, 

Doch wetée Zabef nod? Lob id πα 
fonderh bisweilen ein. bloßes argumentum ad 
hominein — eite Recenſton in nuce, bie übet | 
ben Werth eines Buchs nichts  eftfieibet; - 
Zur Strafe meiner böfen Laune ril ich aM 





a | | 
noͤch uͤbrige vierſehn Predigten von’ meWiéit 
fn — "unb zur Schadloshaltung lege ich 
meinem Geſchwaͤtz das Merndire des Mirabean 
ben, welches ich heute erhatten. 


gi». xi aito Ghàüül $inbnt E; 
Sbigébeng, ben . 4 Oct, 1786. 


dweilebteſet Herr Dottor und alter Freuud⸗ 
rt Augendlick eripatte ich Ihren laͤngſt ge: 
wunſchten Dit: Wie haben Ste fo graufam 
Won fünnen, Ihre Freunde fo fange auf ei 
nige Nachricht von ſich und Ihrem veraͤnder⸗ 
- ten. Aufenthalte ſchmachten ju laſſen? Wegen 
der: traurigen Witterung, bte tir: den ganzen 
Sommier gehabt haben, banter tb. Gott, daß 
ih wider meinen Willen habe zu Kaufen bieis 
ben müfen. "Sonft wäre ih mit meum 
hann Michael gewiß auf ein Puur Tage 3 nen ” 
" Jena “auf bei Hals gctoitiment. OU 

|! Chem kommt  Rontér, δε ſeit bites 
En nicht in ber Stadt gewefen ,- und and 
Ungebuld ^ δει bie betraͤbte »Witterung, uud 
an“ fein Sutter und den Iberfchtvehglichen Gv 
gen an Somnier⸗ Getreide og‘ feinem. Augen 
kaufen und modern gw (eben, ſem Trutenau 
berlaffen bar. : Ait feinen. Preß⸗ Papier geht 
εὔ nad) Wunſch. — Ebbe πο Sluth (E Feine 
Erſcheinung: kleiner Seen Uno. Merre. 
.. | Ein 


:289 


Cin junger:Studest aus Domnanz: der ig 
ber Gegend Hofmeiſter bey einen Landedel⸗ 
manne geweſen, bat: fi. zum. Stifter einer 
einen Motte und eis ziemliches Auffehen bier 
gemacht durch einen Unverſtand und Mißbrauch 
der Eritif..der reinen Bernunft. und eine un⸗ 
serfihämte Verachtung des Chrifientfums., wor 
van fein. Lehrer gewiß ſehr unfibalaia iſt. 
Diefe Domnauexr haben aber bald ausge⸗ 
ſchwaͤrmt, und man hört jegt nicht mehr von 
ihnen. : Der Anführen hieß Schulz; fie bene 
dienen .aber feum» Schulzianer.,. ::gefchtveige 
κ. timet, fonbern Dommaner imideißen. 

E S3 920 ved), 05 du 4. 
' $940 Er Herder un ren 

&iiigstero, ben töten " Dit: "i785. 

. Alten, eben, Gebattet, $enbémanp, und 
grub, 2àugar faun ich unmoͤglich aushalten, 
Sór; zweiter. Theil fonapt- nicht en. unb pon 
Hill. auch feine Nachticht . Sollte ev. fi) bey 
Ihnen melden, fehriftfich oder perfänlich, unb 
- fbfite tx etwa, rie Mat ſeyn, ſa hiegen mölf 
Dafaten bier für ibn bereit, und unfer toire 
Diger Oberbürgermeifter Hippel bar. miv; ins 
Obr:sefost, ich Faͤfgne mehr ins, Nothfalle fore 
dern. Den 7ten b. M. ging ich weten eines 
Auftrages bis an die Roßgartiſche Kirche und 
gerieth auf lauter Irrwege. Wie id) zu Haus 
^ dQamann'8 Schriften. VII, Th. 19 


+ ' * 4 
* . 


290 

ge Eomme, fand ich. zu meiner Freude und 
Schrecken: den Grafen. Friebrich Leopold sog 
Stollberg, der wie id erſt nachher erfuhr, — 
drey ‚ganze Stunden gewartet, Sch begleitete 
jn. bis zum Kayſerlingiſchen Haufe, und er 
if: noch denſelben Abend abgefahren. . Der at 
me Joh. Michael Fam zu meinem großen Ver⸗ 
druß (o (it nach Haufe, bag er. den. lieben» 
würdigen Dann gar nicht zu Sehen bekommen. 
Wie febt ε6 mit Ihrer beiber(eitigen Geſuyv⸗ 
Gut? Bernhigen Sie. mich doch bald darüber 
wit beſſern Nachrichten, als der febr bon eilneh⸗ 
mende Graf mir geben deunte. Cine Haus⸗ 
haltung wie die Ihrige, bey einer kranken Ge⸗ 
huͤlfin, mit Ihren Amesgeſchaͤften und Kopf⸗ 
arbeiten! Ich weiß nicht wie mir zu Muth 
wird, wenn ich daran denke, noch was und 
wie ian Sie ſchreiben fol. Meine ganze 
mir unerklaͤrliche Hypochondrie ſcheint aus dere 
gleichen tiefem und dankein Ginbrüde zu Conv 
men, die auf mich fotmttea, wenn. it mid) 
n mehr befinmen Fait . 

Unſer Jonathan in Däffeldorf Hat mir feis 
he speeiem fecti gegen Mendels ſohn zugeſchickt. 
Sein Berfahren Seins mir recht und fins: 
die Areopagiten werden ſchwerlich fo wupate 
theyiſch fen. — — * "E 


Li . , 
. ur à 


291 
395» An Φε cher. 


Königsberg, den oten Rob, 1785. 


m. 


ο sini geließtefter Gevatter, LSandemann 
und Freund, "Endlich. kann ich dazu Fommen, 
FIhnen fuͤr aff das Gute zu idanken, welches 
Sie meinem Hill erwieſen und Das ich in ihm 
gendſſen. Ungeachket er mid) mit ſeinen Er⸗ 
zaͤhlungen von feinein :breptägigen Aufenthalte 

in: Ihrem Hauſe ἀδέάμδε, fo wird mid 
doch nichts beruhigen und vollkommen befrie⸗ 
digen, ‘als ber Selbſtgenuß Ihres Anblicks, 
fo wenig ich auch ben Weg zu biefer: Bikes 
ligkeit noch abſehen fon. | FC SED a 


Den zweiten Theil Ihrer het ^ μη i$ 
gleich beym Cmpfange verfiungen. Kant ließ 
πιό του barum erfuden unb behielt e& qol 
der feine Gewohnheit: über eine: Woche. Er 
ſchien mit ben step erfien Buͤchern ſehr zus 
frieden, bie er beſſer in beurtheiten im tam; 
de iſt als id. Eben: jebt babe ich εδ. sum 
zweitenmale durchgeleſen mit verdoppelter Zu⸗ 
friedenheit und Sehnſucht nach ber Fortſetzung. 
Das terque quaterque placebit iſt mir noch 
nicht hinlaͤnglich zum Urtheil und zur Ueberſicht 
des Ganzen, wornach ich luͤſtern bin. Der 


Abſchnitt uͤber die Regierungen ſcheint mir 


weniger ausgearbeitet zu ſeyn. Noch zwey 
| 49 * | 








204 
CTheile vermuthe id sur Vollendung Ihres Pla⸗ 
nes, den, ich, nicht zu anticipiren fähig bin. 
Unfer "fonathan in Däffeldorf fam fit 
eu ein vnbarmherziges Gericht gefaßt. machen, 
wenn zich den Afpecten. (aues. foll, -unter de⸗ 
sen: Menbeléfobn feine, Metten unferem. Rritis 
ker der meinen, Vernuuft apreſſirt. Beruhigen 
Git doch unſern J. daß. eu. Mendelsſohns zwei⸗ 
ten Δεν abwartet, ohne ſich um das ſeitwaͤr⸗ 
tige Geklaffe qu. bekuͤmmern. Die Aufnahme 
meines Gaolgatha wird ihm auch vielleicht wu 
Beyfpigk: disnen koͤnnen⸗ Ich hoffe wenigſtens 
einen guten toß zu erhalten, ber meige vim 
inertiae ein wenig uͤbarwiegen wird. Bey mir 
haͤngt alles zuſammen und in einander, wie 
Himmztel ης Erde: Ueber Jahr und Tag Περί 
Gninym auf meinem. Tiſche. Ihr Thema. über 
Oprade, «Tradition. und Ex fa.he 
rang, ik: meine Lieblinge.» jore, : mein €p, 
wegruͤben ich. Hkäte — mein Ein gnb Ad — 
die ‚Bone: nen: Menfchheit und ihrer Gefhidte 
77: das, vergeſteckte Ziel und Kieinod,, unferer 
gemeinſchaflachen Autorſchaft nib Freundſchaft. 
Wir werben. uns wiederſehen und ich ‚werde 
. en. Ihren lebendigen Keblen meine. tobten 
aufeden. :  ΄ 0. 4 
Erft..sprigen Sonata bat. anfere ‚Akademie 
einen neuen Rector an. dem: alten abgelebten 
Bohlins hekommen. er nimmt feinen Ne 


293 
(dito und get πα Bertin, weil vr enfer 
δες orientaliſchen auch die griechiſche Mrofeffue 
nnd. wo möglich: nod einen Civildienſt obene 
ein an fib reißen wollte. Bey ‚allen Gelehr⸗ 
ſamkeit tnagt der Mann gar nicht. zum Unter⸗ 
richt, : unterhält. feine: Iuhdrer mit nichts ais 
Besarten, welche bie Syntax nöthiger haben. 
Ans. Cabinet bat er auch: mehrmals geſchrie⸗ 
ben,: um Académicién zu’ werden; ber König 
bat immer mit einem gnátigen. Rein geant« 
wortet. 

Meinen Wohlthater B. vermuthe ich jegt 
zu Haufe, und boffe bag etd. mir melden wird. 
Kann an Niemand fdreiben, ſelbſt nicht an 
ibn. Wenn ich unfern Sjacobi fo oft θείαι. 
(ubt, (o if ein Sufammenbang von lUmftän- 
ben usb Empfindungen ſchuld daran, — umb 
ich entfchuidige mich ſelbſt mit der vieleicht 
falſchen: Vorausſetzung, DaB er die meiſte Zeit 
aufzuepfern bat. Wo Sie, liebſter Herder, 
Ihre hernehmen, alles zu lefen, zu fammeln, 
in Wachs unb Honig zu verdauen — — Wer 
δα hat, bem wird: gegeben! Ich mod 
£e. oot Scham unb Angſt vergehen, wenn ich 
mich mit Ihnen vergleiche. Ich kann nicht 
ſchlecht geuug son mir denken, und bod) kommt 
ed mir. zuweilen vor, dag ich. mir und mei⸗ 
nen Freunden dadurch zugleich Unresbt thue. 
In diefem Labyrinth liegt mein Schwindel, 


295 


Arbeit if. mir verhaßt, nod) verbafiter Réf 
— függang. Sf ein folder Gemuͤthszuſtaund Sun 
be, oben Strafe oder Pruͤfung — vielleicht 
eine Hölle, ‚wenigftend ein Fegfener? 

' Gott: Heife mir nach Berlin; von da foff mir 
der Weg nad) Weimar nur ein Oprung fepn. 


. f$Bollet Hoffnung und Verlangens (είθ zu. Fonte 


men, fdreióe ich nicht mehr ohne befondere 
Beranlaffung in diefem Jahre an Sie, alter, 
liebfter Srennb! Gott fegne Oie mtt Geſund⸗ 
heit, Sreubigfeit und Staͤrke! 


387: An ben Kriegtrath Gdeffner, 
Königsberg, den 17ten Nov, 1785. 


Der November bet Berliner Monatfchrift 

AR mir wichtig gewefen durch einen Briefwech⸗ 
ſel vom‘ Lavater, der einem D. Neufdille ang 
Sranffurt im September einen Brief über 
die Krankheit feiner Grau dictirt bar an Hof⸗ 
rath Marcard zu Hannover, ber aus ?anu(anne 
darauf geantwortet in einem febr meifterbafe 
ten Tone. Der Graf zu Stollberg fagte mir 
ſchon, daß Lavater in Gefahr wäre, durch 
eine Krankheit feiner Gran, fii wieder an 
fbfig zu machen durch "Experimente, δίε in 
Paris getrieben würden mit einer Umflimmung 
bet finnlichen Werkzeuge, welche man jrét 
Desorganifation nennt: Der gute Lavater Gat 


| 
| 


— 


205 


durch dieſe neumsdiſche Cur feine Bron in cie 
sen fo eraltirten Zuſtand verfegt, bag fie im 
Schlafe meisfagt, und Wunder rebet, bie ben 
nagiaubigen und fieblofen Berlinern zum Ge⸗ 
lächter bienen. | E 

Unfer Kant, der in biefen Monaten ben 
Begriff deffen, was er unter Menschenracen 
verſteht, entwickelt, bat Eürziich einen Verſuch 
fiber beu Grundfag des Naturrechts von einem 
D. phil. und J. U. 6. Hufeland erhalten, in 
bem er (aft auf allen Seiten, der Scheblimi⸗ 
nt aud) Öfterd angeführt wird. Der Mann 
bat Delefenbeit und eine gemiffe Evolutions⸗ 
gabe, aber nicht in bem guten Berfiande, der 
Ihrem Geſchmack Genüge tüun würde, Meir 
ne Œiteifeit in fo gute Sefellfchaft aufgtnom» 
men zu werden, wird wohl nicht fange dauern. 
Ich erwarte mit der naͤchſten Poſt ben 'nenes 
flen Band ber Ulg. b. Bibl. welche fi zu 
einer ausführlichen Necenfion meines Golga- 
tha herabgelaſſen, um mir vermuthlich Galgen 
und: Mad aufsuridten. Wenn die Fiſche nur 
recht angebiſſen haͤtten, ſo wuͤrde ich meinen 
Koͤder nicht umſonſt ausgeworfen haben, und 
id würde bas Kirchenjahr vergnuͤgt beſchließen 
und anfangen. Die fangen Abende ber [iebeg 
Adventszeit find mir immer Erndte und Wein⸗ 
defe gemefen, unb ber Winterheerd gefelliger 
mit feinem Mond⸗ und Schneelicht, als das 


d 





^ 
296 
. 
La 


weite ουν amb: ale vlrfdereriſche Garten⸗ 


μή. 

"Die Detfe ése be. .Süaturprobacte . 808 
bem Berfaffer der kosmoldgiſchen Unterhaltun⸗ 
gen, find mein Zeitvertreib. Mur der er(ie 
Theil tft Heraus, aber wegen ber fhönen Kupfer 
ſehr fofibat. Dieß ift meines Erachtens der 
beſte Phitofoph Für bie junge- und ſchoͤne Weit; 
46 ziehe ſein Talent dem Campe und Salz⸗ 
mann weit vor. 

(Fin gewiſſer Michaelis hat es Exon: 
wi Werk bon ber Verdauung uͤberſetzt, das 
fib. pour la rareté da fait ungemein appetite 
lich leben Täßt. Um Ihre zu fchonen, "und 


‚ meine zu befördern, muß id dem Benfpiele 


meiner Leute folgen. unb ſchlafen gehen. 


998, Xu Fraͤnz Vudols zu Münfter - 
| Königäberg den‘ sten De. 1785. 


— — Run verſtehe ich leider, Seelen⸗ 
Franz, was Lavater mit Shrer toͤdtlich peim 
lichen Lebensart ſagen will. Ein ſolches Feg⸗ 
feuner kann faum ein Salamander aushalten, 
aber fein Menſchenkind bon Fleiſch nno Blut. 
Es mag Ahnen Geo einer ſolchen Feendiaͤt 
nichts als Haut und Knochennud ein Home 
riſches Ichor, Goͤtter⸗ und Nervenſaft  übrig 
bleiben. Haben Sie mit ſich ſelbſt, mit der 


ο 


jungen Muites :m Hoffunug, Ihrer Fanmile 
und Nachweit Mileiden, wub. entwoͤhnen fé 
von einer ſolchen kuͤnſtlichen, widernatuͤrlichen 
Ammen ⸗Zucht. In einem ſolchen Treibhauſe 
und Backofen, wozu Sie ihren Leib machen, 
kann fein animaliſches Leben in petto, weder 
Sranıchen: πο cütaciondépy sr (anb: sur Weit 
kommen. Sie méffen nolens volens. zum Cle 
brand Wer: freyen Luft nud des Falten 
Waſſers, frevylich· Schritt vor Schritt, zurücke 
kehren, win feft und warm zw werden. 


Unſer Jacobi laborirt an “einer verzweifelten 
tranfcendentalen Autor + €olif. qd babe ibm 
gerathen, um oiefer Grillen los zu werden, 
nach Muͤnſter zu gehen. Er if ein junger ar 
tiger Wittwer und ein Verehrer Ihrer Mariane: 
Cid) gebe Ihnen alfo ben Rath, auf Ihrer Hut 
zu feyn und ein ivenig eiferfüchtig zu werden. 
— Daß erfle beſte Blindefühfpiel einer Leiden 
{haft ift ein fouverânes Mittel gegen alle Spes 
culation unb künftige Einbilpungeh.. 


eot: $t6e, daß tit 1786. zu Weihnachtan | 
| sienne: fingen :. Uns d& geboren ein. Kinda⸗ 
Sein: — Alle Ihre Uebel θα paſſabel und rer 
‚pazabel, tems Sie. nur Herz genug: haben 
qw der einfaärnt igenrund unſchuldigem Na⸗ 
tur zuruͤckzukehren. „Sie if die herrliche Toch⸗ 
ver der Gottheit, unb Marinune ˖ (en: dor. Bild 


200 X 


man Ach gar nicht einlaſſen. Seber gute foy 
bat (ο eint Emtans-Engri nbtfig Hate eines 
mömento mori. — ufb: bie. Kittere Aloe macht 
rothe:  Wangen;.. befördert den Umlauf des 
Dintes usb ben Fortgang ber Arbeit, befone 
ders .fo lange diefe noc) nnter sem Ambos if, 
Das dient im Grunde alles ps Ihrem und 
Ihres Werks μία, wenn Sie eb gut ans 
menden mollen-— et ab hoste concilium, lip 
das if. Kant nicht, fondern, im Grunde eim 
guter homunculas, Bem Dippei chen fo ein 
Œnbe. wie bem Mendelsſohn weiſſagt. Das 
Schreiben it. ihm jetzt eben fo ein Sebürfnif, 
wie bas Reden und Wandern. ‚Der Fónigl. 
Bibliothecar (off: ir ſehr für. diefen erſten 
Devtrag zum neuen Fahre bebantt haben, 
wie leicht „zu. erachten. Sind Sie micht erg 
in der: Hälfte Ihrer. been? Sim feine €t» 
innerungen . ohne Grund, fo fallen fe von 
felôft weg. Haben 4e Grund; deſto beſſer für 
ie, . ibn noch bey Zeiten zu entdecken unb 
ſich darnach richten qu. koͤnnen. — Ufo if. dein 
fórob mit Grenten, trink deinen ‚Wein mit 
guten Muthe, :benn dein Werk gefällt 
Gott. Diefer: Bißigungstrieb, vulge Glaube, 
δε tod) immesıfrft, wenn: alie. audere Stricke 
reißen. 

Hat Sie der ante dfe aus TM beſucht, 
mie er ſich vorgenommen? - Cv bat: urir eine 


293 
(ditb und geht ad) Berlin, weil wr enfer 
ber orientali(ded auch bie griechifehe Profeſſut 
und. two: möglich: noch einen Citzildienſt oben 
ein an fib reißen wollte. Dep allen Gelehr⸗ 
ſamkein tangt der Mann gar nicht zum Unter⸗ 
richt, unterhaͤit feine: Zuhoͤrer mit nichts als 
Sesarten, welche bie Shntax noͤthiger haben. 
Ins Cabinet hat er auch mehrmals geſchrie⸗ 
ben, um Académicien ju werden; bet König 
pat immet mit einem gnábigen. Rein geant« 
toortet. 

Heinen Wohlthaͤter 8. vermuthe ich jetzt 
zu Haufe, und hoffe daß ers mir melden wird. 
Kann an Niemand ſchreiben, ſelbſt nicht an 
ihn. Wenn ich unſern Jacobi ſo oft heim⸗ 
(adt, fo iſt ein Zuſammenhang von Umſtaͤn⸗ 
den usb Empfindungen ſchuld daran, — umb 
ich entſchuldige mid) ſelbſt mit der vielleicht 
falſchen Vorausſetzung, bag er bie meiſte Zeit 
aufzuopfern bat. Wo Sie, liebſter Herder, 
Ihre hernehmen, alles zu leſen, zu ſammeln, 
in Wachs unb Honig zu verbauen — — Wer 
δα θα: bem wird gegeben! Sid moͤch⸗ 
ϐ oot € dom und Ang vergehen, menn. id) 
mich mit Ihnen vergleiche, Sch kann nicht 
ſchlecht gerug von mir denken, ünb bod) fommt 
es ir. aumeilen vor, DaB ich mir und mei- 
nen Sreunden dadurch zugleich Unrecht (θε. 
In diefem Labyrinth liegt mein Schwindel, 


309 / 


ffibernen Hochzeitjubel befchäftigt waren, fan 
ich: mit einem: fbiefen Dante: und außeror⸗ 
dentlicher ?ábmung meirier ſpracharmen fiot. 
teruden Zunge, ble fid) öfters und mebt durch 
ein: verbiffenes Stillſchweigen der Achtfamkeit 
id durch Schmeichtleyen an großen, flarfen, 
φόνο unb. reichen. Geiſtern verfündigt haben 
weg, zu Danfe Bon biefer Seit am tft mein 
Kopf und Wagen beynahe voͤllig zerfiört, daß 
ich. wenig Hoffnung babe, bas Band ihrer 
Harmonia préfablita, wie die-&elchrten ed 
nennen, wieder hergeſtellt zu erleben. Kaum 
bin ich im Otande den geringſten Zuſammen⸗ 
haug meiner Gedanken und Ausdruͤcke ju ere 
zwingen, ofue Uebelkeiten unter meinem Her⸗ 
zen au fühlen, bie bey einem. alten Man: 
ne,. keiner natürlichen Deutung nod laͤcher⸗ 
lichen Conſequenz fähig fnb, mie etwa ber 

dil bep jungen empfindfeligen Damen eine 
ete fbente.- 

Vorgeſtern befuchte ich eine Greunbin, sels 
de meine. einzige Ὀίεβοε Grevatterin if, bie 
ben Tag vorher mit einem hoͤchſt gefährlichen 
Magenkrampfe befallen war, und fam mit 
tinem Unftoß : von Binßfieber und einer Hei⸗ 
ferfeit zn Haufe, von der. gefieen ‘die glaube 
würdisien Männer, tele der Simmel zu 
einem ‚Befuche δε mir zuſammen führte, 
Obeenzengen geweſen ſind. Sive Ramen 


/ | | \ 


803 


End in bem Hochgtaͤfl. Haufe zum Theil 6 
fannt unb beliebt, bag id eben deßwegen δε, 
benfen (rage, . bie Œbre and Würde ihres 
Freundſchaft für. mich, zum Beleg einer fois 
chen Kieinigfeit, wie meine zufällige 9die 
keit if, zu mißbrauchen. 

Em. Hochwohlgeb· kommen abrigens D 
ber Dauptfiadt eines Cbarfürfienttums, nie 
sum Unglüc des Königreichs Preußen ( toit 
einft Warſchau für Gud(m) die. Reſidenz un» 
(tid großen Königs if — — aus einer Nes 
ſidenz, wo id. nach . dem. Tode eines jübio 
(en . Weltweiſen und (tit bee Abreife eines 
rochtſchaffenen Lundsmanns sach Paris, kei⸗ 
eta Freund weiter babe, auf den ich mid 
für. jetzt beſinnen kann; aus einer Reſidenz, 
die zwey meiner lebenden Freunde eines Mords 
beſchuldigt, ohne zu willen, bag. fie. ſelbſt el» 
ne Meuchelmoͤrderin und verpeſtete Feindin 
aller Wahrheit und oͤffentlichen Wohlfahrt iſt 
e fid'nit. dem Mark unſerer preupifies 
Qienbétnoden. maͤſtet. 

Gott iſt nicht ein Gott der Todeen, fon 
bera ein Gott ber £ebenbigen. — Verzeihen Sie 
«à alfo, gnábige Gran, wenn. mein Der, fo 
fenge. e$ nod) ſelbſt lebt, für aep. lebendige 
Freunde βάσει und getoaltigte fchlägt, ais 
bie allgemeine. deutſche Baal mit Ihren mitti 
then Engeln und merkurialifchen Hofraͤthen 


308 4 


Aibernen Dochzeitjubel befcäftigt waren, fam 
ido mit einem ſchlefen Maule und auferor 
dentlicher Lähmung melrier fpradarmen fiot 
vernben Zunge, die fid öfters und mehr durch 
ein‘ verbiffenes Gtifihtweigen ber. Achtſamkeit 
dé durch Schmeichelegen an großen, flarfen, 
$$bnen und. reichen Geiſtern serfündige babes 
mg; zu Φαμίε Bon diefer Seitz o if mein 
Kopf und ragen bepnabe vduig zerſtort, daß 
ich wenig Hoffeung babe, bas Band ihrer 
Harmonia präfadllita, mie die Gelehrten ed 
nennen, wieder Dergeftelt zu erleben. aum 
Bir id im Otande den geringſten: Zuſammen⸗ 
Yang meiner Sedanken und Ausdruͤcke ju ere 
zwingen, ohne Uebelkeiten unter meinem Her⸗ 
sen zu fühlen, bie bey einem alten Mans 
ne, keiner natuͤrlichen Deutung nod laͤcher⸗ 
lichen Conſequenz faͤhig ſind, wie etwa der 
θά bep jungen empfindſeligen Damen ein ⸗ 
ευη: koͤunte. 

VWorgeſtern beſuchte ich eine Freundin, weh 
che meine. einzige hieſige Gedatterin ift, bit 
den Tag vorher mit einem hoͤchſt gefaͤhrlichen 
Magenkrampfe befallen. war, und fam mit 
einem. Anſtoß von Fiußfieber und einer Hi 
ſerkeit zu Haufe, von ber geſtern ‘die glante 
würtégfitn Maͤnnuer, weiche der Himmel ju 
einem Beſuche bep mir zuſammen 7 ? 
Obeenengen genes fnb. — Sive 


/ 


29? 


jungen Muiten- t^ Dons‘ finer θε 


und Nachwelt Mileiden, : uud. eutwöhnen Ré 
von einer ſolchen Eünftlichen, mwidernatürlichen 
Ammen Bucht. - : 9m einem fohben Treibhauſe 
und Bacofen, wozu Sie ihren Leib machen, 
Eann fein animalifhes Leben in petto," weder 
Sranıchen noch Qearionéény sefund qur SBelt 
kommen. @le:méfen nolens volens zum Eier 
brand ber: frepen Tuff uto des Falten 
Waſſers, freylich Schritt vor Schritt, zurücke 
kehren, mm feft und warm zu werden. 


uUnſer Jacobi laborirt an ’eiher verzweifelten 
tranſcendentalen Autor⸗ Colit. Ich habe ihm 
gerathen, um dieſer Grillen 108 zu werden, 
nah Münfter zu gehen. Er iſt ein junger ar⸗ 
tiger Wittwer und ein Verehrer Ihrer Mariane. 
Ich gebe Ihnen alfo den Rath, auf Ihrer Put 
zu feyn und’ ein wenig eiferfüchtig zu werden. 
— Das erfte beſte Blindefuhfpiel einer Leiden» 
(daft iff ein fonberáneó Mittel ‚gegen ae Ope 
culation und kuͤnſtliche Einbidungen. 


Gott gebe, daß wir 1786. θείας . 


| zufanemen fingen: Uns if ‚geboren ein Linde 
Jen: — θε Ihre Uebel -Gab paſſabel und. rer 
parabel, mens Sie nur Herz genug: αύρα» 
κ. ber: einfältigen und unfhulndigen Mas 
tur zuruͤckzukehren. Sie if die herrliche Toch⸗ 


ter der Gotifeit, umb Darnane: (ty: dor. Bild 








303 / 


fiternen Hochzeitjubel beſchaͤftigt waren, fam 
ich; mit einem: ſchiefen Manle und anferor- 
dentlicher Laͤhmung meiner fpradarmen flot 
geraden Zunge, die fi oͤfters und mehr durch 
ein: verbiffenes Stillſchweigen der Achtfamkeit 
aid durch. Schmeicheieyen an großen, flarfen, 
éébnen und. reichen. Geiſtern verſuͤndigt baden 
$59; zu Haufe: Bon biefer Zeir an if mein 
Kopf und Magen beynahe nötig zerfört, daß 
ich. wenig Hoffnung babe, bas Band ihrer 
Harmonia prüfaólita, foie die-@elchriem td 
nennen, wieder hergeſtellt zu erfeden. Kaum 
bin ich im Stande den geringfen: Zuſammen⸗ 
haug meiner @ebanfen und Ausdruͤcke zu er⸗ 
zwingen, ohne Uebelkeiten unter meinem Her⸗ 
zen zu fühlen, die bep einem alten an: 
ne,.. feiner natürlichen Deutung nod laͤcher⸗ 
lichen Eonfequenz fähig. find, mie etwa ber 
Fau bey jungen  empfindfeligen Damen tin 
toten koͤnnte. 
Vorgeſtern⸗beſuchte ich eine Freundin, wel 
ée „meine. einzige biefige Gevatterin ift, Die 
den ag vorher mit einem hoͤchſt gefährlichen 
Magenkrampfe befallen mar, und fam mi 
einem: Anftoß : von finffieber und einer Her 
(erfeit zu Daufe, von ber geſtern bie glanis 
würdigen Männer, weiche ber Simmel i 
einem Beſuche ben mir zuſammen führte 
Ohbeenzeugen geweſen fnb. Dire Namen 


| EE 


803; 


find in bem Hochgeäfl. Haufe zum Theil be⸗ 
ζαμμέ und beliebt, ba ich eben deßwegen Bes 
denken trage, . bie Ehre und Wuͤrde ihren 
HA fév. mid, zum Beleg einer fet 

den Kieinigfeit, wie meine zuſauige Detfere 
lit if, zu mißbrauchen. 

Ew. Hochwohlgeb. kommen übrigens: and 
ber Hauptſtadt eines Churfürſtenthums, die 
mm Ungluͤck bed: Koͤnigreichs Preußen ( wie 
cinft Warſchan für Sachſen) die. Reſidenz κα. 
(t8 großen Kinigs if -— — aus einer Nes 
fidenz, wo id. mad . dem Tode eines jüdie 
(gen Weltweiſen unb feit der Abreiſe εἰπέδ 
vochtfchaffenen Landsmanns .uach Paris, fetis 
wen Freund weiter habe, auf den id) mich 
für. jegt befinnen kann; aus eier Neſidenz, 
die zwey meiner lebenden’ Freunde. eines Mords 
beſchuidigt, ofme zu wiſſen, bag. fie: [είδβ: eb 
se Meuchelmörberin und verpeſtete Feindin 
aller Wahrheit und oͤffentlichen Wohlfahrt A 
Vie fd mit dem Mark unferer preußtfigen 
Eienbstnoden möftet, | 

Gott i(t nicht ein Gott der optet ,- (on 
dern ein Gott der Lebendigen. Verzeihen Sie 
ed: alfo, gtábige Grau, wenn: mein Her, fo 
lenge ed nod) ſelbſt lebt, Für zwey lebendize 
Freunde flürfer und gewaltiger fchlägt, ais 
bie allgemeine: bentfe Baal mit Ihren. mind 
(des Engeln und merkarinlifchen Hofraͤthen 


200 X 


man fior ‚nicht einlaſſen. Seber aute Kopf 
μπει (ο einen Cxatanó Engel. noͤchig flatt eines 
mémento mori.—- ufb. bie. Kitttre lee "mache 
ερίθε Mangen. befördert den Umlauf des 
Dintes und den Soëtgang der Arbeit, beſon⸗ 
vers :fo lange dieſe nod) unter cem-AUmbos iſt. 
Das bient im ‚runde afled jn. Yhrem „und 
Ihres Werts: Beſtem,, wenn Gie es gut au⸗ 
menden topflen..— et ab hoste coneilium, "ind 
Dad if Rant sibt,: fondern,-im Grunde. ein 
guter: homunaulus, bem Dippei eben fo ein 
Ende: wie bem: Mendelsſohn weiſſagt. Das 
Gchreiben.ift ihm jetzt eben fo. ein Shebürfnif, 
wie bas Reden und Plaudern. Der ἔδηίρί. 
Biblinthecar fo Gb ſehr für. dieſen erſten 
Beytrag zum meinen: Fabre bebamft Gaben, 
wie leicht ..zu. erachten... Sind Sie nicht erſt 
ts der Hälfte Ihrer: Paten? Sind feine €t» 
innerungen ohne Grund... (ο fallen Με von 


ſelbſt weg. Haben Ke Grund; deſto beſſer fée 


ie, - ibn noch bey ‚Zeiten: zu entdecken. unb 
ſich darnach richten qu können. .— Alſo iß dein 
Drod mit Freuen, trié deinen Wein mit 
gutem Muthe, «δει dein Werk. gefällt 
Gott.. Diefer: Billigungstrieb, vulge- Glaube, 
θά doch immer: tet, wenn alle: mE Striche 
weißen“ .. on 

"fet Sie der ante fel aus Soit beſube, 
‚wie er ſich vorgenommen? Er bat. urit eine 





308 


lichen fanfe meinen unterthaͤnigſſen Dank ff 
bie mitgetbeilte franzoͤſiſche Abfchrift, bie td 
eben biefen Augenblick erhalte, au erkennen 
gn. geben, auch fit meiner. alten Freundin, 
beren bôfer Name mit dem ἠθίει Auf des 
meinigen fo unfchuldig (Dmpatbifirt, ben Ge⸗ 
begenheit zu erinnern: Vielleicht thut bie Vor⸗ 
fehung Wunder ben irgend einer wohlthaͤtigen 
Quelle Dero poetiſchen Einbüldungsfraft,; mit 
ber Erfcheinung meines Schattens Genáge ju 
leiten und auszuſoͤhnen. Mit diefem einzigen 
Bunfhe, ber mir von Herzen geht, ber. aber 
Leben unb Stück für alle Pilgrime nach Nahe 
soransfeßt, meyn' id) alled was ich nicht aud» 
zudruͤcken vermögend bin, unb erfter6e mit 
der tieffien Ehrerbietung und ieöhaftefen Hoffe 
nung eines beffern Wiederſehens 
Dero 
unterthaͤnigſ ae vendit 
G. f. 


391, An 3X. $e Hartknoch—⸗ | 
Königsberg den roten März 1756. 


— Geſtern Abend’ brachte mir ein guter 
Gr den März der Berliner Monatſchrift, 
a Mendelsſohn unb bem dazu ge: 

win überläuft. Unſer Landsmann 
fein. Theil, bat aber eines ortis 
$rften VI, κ, 20 


αν 


e 


808 | 


um bed Leichnamu aineſe Moſes - uud: Aarous, 
DIE Bruͤder im Pantheismo, doi bit: Geschre 
en: ed neuen 7 ugeroeien' (eoa. folles, zu Deus 
jeu, wub. wehzuklagen im Bitaube ſeyn wird 
1. Da i, meine:gmèbige. Grau: [beber ort 
Halte als drohen oder verſprechen mag, fo 
Gaben: Sie. Mitleiden mit. einem alten Ava. 
Wn, der οι. nichts benft ais: fein Dans zu 
beſtelen ober veifefertig iu ſeyn, ber ome 
Magen, :.Sopf uno : Stimme; (d): von ter 
großen. 89e abſondern mad: από Noth die Gi 
^ 4eniteit ſfeines? wñſten: Kaͤmmerleins allem ‚Gier 
— wàníd) nid -Clépalnge: norziebemmeße:: dem Mere 
Ka: noch gleichguͤſtiger αίδ. «in weiſches ewe 
Bon: aber chal daͤiſches Babel its bee aie Sale⸗ 
meniſche Heralichkait nidé:mit:ben Loos eined 
Lazatas vertanichenn;: moͤchte; bre. mit "wise 
zuckteſuͤßen Nache im ſchaͤumenden Munde — 
mis. (uec. MWach bie: nuc. tir Sauvagëé da 
Mond,. aber: Casp, alles zermalmender Sunt 
richter der reinen Besuunft: αιμα αι 
fähig iff, bas Ende aller: Bingesmhd fein: εν 
ganes zum: Eingigen: Augenmerk der wenigen 
im nod) übrigen Angenblide mat: ——. :: . 
er Gnátige Grau! bin Sorte am Ende 
‚ob: reines. Schräibend.:und :-auf. ber. (ορ 
Brite: dieſes großen, Bogens. : Darf kb Ex 
Qf wobigeb · (09b, noch umisthem,.: abe «6 
init. ή derargen, ned) zu vetgafen). dem M 

| K gr s 


$05 
(iden Haufe meinen unterthanigſten Dant fée 
bie mitgetheilte franzoͤſiſche Abſchrift, bie te 


eben biefen Augenblick erhalte, zu erkennen | 


gu. geben, end) ſich meiner altem Freundin, 


deren böfer Name mit dem uͤblen nf des | 


meinigen fo unídulbig fompathifire, bey Ge⸗ 
legenheit zu eriunerm Vielleicht tft bie Vois 
fehung Wunder ben irgend ‚einer wohlthaͤtigen 


Quelle Dero poetiſchen Einbildungstraft, mit J 


δες Erſcheinung meines Schattens Genuͤge ju 
leiſten und auszuſoͤhnen. Mit dieſem einzigen 
Wunſche, ber mir von Herzen geht, der. aber 
Leben und Gluͤck für alle Pilgrime nah δίηζε 
vorauéfegt, men”. ich alled was ich nidt aud» 
zudruͤcken vermögend bin, unb erfierbe mit 
ber tieffien Ehrerbietung und febbafteften Def: 
nung eines befforn Wiederſeheus 
Dero 
unterthaͤnigſt ergebenſter vdi 


. è e à . 


don An 3 Fr. Hartlacd, | 
Königsberg den roten März 17864 


— Geftern Abend: brachte mir ein guter 
Freund den März der Berliner Monatfchrife; 
bie auch von Mendelsſohn und ben baja ge: 
“hôrigen Händen überläuft. Unfer. Landsmann 
R. bekommt fein. Theil, fat aber. einen breis 
. $amanné Schriften VI, Sp, 230 . 


αν 


06 - 


ten Rüden und. bit Gabe einer leichten Schul. 
ger. . Daß ich Antheil daran nehme, koͤnnen 
Git Vidt arachton. Ich Habe (eit bem ıytem 
Dee. meinen Kopf ziemlich angefrengt, aber 
mit wenig Fortgang, um auf eine eben fo 
feyerliche Art. meiner kleinen Autorſchaft ein 
Ende zu machen, alé der Anfang meiner (ο, 
fratifiten Denfwärbigfeiten gewefen. Von bie» 
fer kuͤtzlichen Arbeit, zu deren Unternehmung 
ich Ste nicht mißbrauchen kann, hängt vie 

! Sammlung meiner Schriften ab, aber vorher 
tie Andführung meiner Reiſe. Geräth mit 
dieser Schluß, fo koͤnnen Sie fid) defio mehr 
Bortheil von der Ausgabe verfprehen. Miß⸗ 
Ungt er, fo mag alles mit. mir ſelbſt zu Staub 
unb Afche werden. Dieß it mein Plan, bes 
ih Ihnen in offer Kürze mittheile, mad flate 
eines Schiuffels zu allen meinen verlornen 
Blättern, von bejem Aufnahme das übrige 
für Sie und mid abbansen wir 


39% An den Kriegsrath Sqeffner. 
ZEN Königsberg den 17ten März 1786, 


^ .. eit erhalten fiebep den dristen heit von 
Lienhard and Gertrud, das einzige Buch, das 
sch von sieuen Sachen gekauft, und das be 
fe, das ich feit den philoſophiſchen Vorleſun⸗ 
gen über das N. T. gelefen. Der Verfaſſer 


+ 


des 


hat die Sihreibart ga mad) dem 9kitétial 
ton herabgeſtimmt: Ungeachtet diefed’Fehterd 
für Liebhaber der Reinigkeit unt? Dertthtreir? 
giebt ed unwiderftehlich ſchoͤne, tre] große 
Stellen, daß niàn LE gat nicht δη iii 
lefem kann. 

Wie kommen Sie üt "aller Def, cb 
zuehrender Sreund auf bie Rengierdé; mein 
Urtheil uͤber . m tviffen? Der 
bloße Name dieſes Schriftgelehrten at: ſchon 
fo ominds für nib; daB id affe Milit Des 
tebfamfeit zu Dferd und sn Gu vifgtboten, 


wie t nid Bertin ſchrieb, daß ΜΗ... ὃς - 


fd zum Nachfolger des Ἐπιοπερα! "unftfielrent 
fônne. Vor einigen Fahren war ich“ in Erufl 
Bettiägerig, 'und jemand‘ brachte” tu" den er⸗ 
ftem Theil eines Werkes, das mit bei Ford 
gen einerley zu fenn feheint: Da mein Name 
felbſt ein wenig ominds ift; ſo iB A mil 
aller Andacht, aber mit ter Erbauuug wollte 
t8 fo menig fort, daß ich nid um die fol, 
genden Theile nichts befümmert habe, ^^— 7 
Ich wünfchte den Doctor: licher in Berti 
als in Königsberg verforgt- zu fehen. Da‘ mit 
dem neuen Geſangbuche mur die SAINTE der 
neuen Reformation geleiftet worden," bhb "ung 
noch eine neue Bibel unumgänglich noͤthig tft, 
um gang neue Chriften zu feun, fo gebe 18 
meine Stimme: zur Ausfertigung derſelben Nach 


308 


Maßgabe. des Telleriſchen Woͤrterbuches, bas 
keinen wuͤrdigern Executar als diefen Schrift: 
gelehrten Sinnen koͤnnte. Ich hoffe, baf in 
feiner neuen. Bibel auch mein Name weder 
Omen βρώ Scandal mehr ſeyn wird. 
Aus Weimar und Wandsbeck weiß id) 
nichts, Duͤſſeldorf if ber. einzige Ort im heit. 
tóm. Reid, mo i$ zu Hauſe gehöre, und 
der :einzige Canal, ben ich nôtbig babe, um 
in meiner Wüpe nicht zu verhungern. 

Kommt Ihnen ber Prometheus auch fo 
fíágli) vor, wie ben jüdischen Kunſtrichtern? 
Jacobi ift nicht Verfaſſer bapon, Mein Sreunb 
Erifpus, welcher ber einzige Dichter bier if, 
den ich darüber zu Math gezogen, fchilt εδ 

. bloß wegen feiner Härte, die meines Erach⸗ 
tens zur Natur des Gegenfiandes - gehört, unb 
worin der alte Menfchenfchöpfer und Bildhauer 
mit den modernen Seuerdieben von gan gleie 
chem. Gehalt und Stoff ift. 

Die beiden legten Theile des Adelung über 
den dentfchen Stpi babe id mit genauer Noth 
auf einen ganzen Bormittag zu lefen bekom⸗ 
men. Sie haben wie ein Digeftio mir Dien⸗ 
fie gethan. 

.  Kürglich erhalte id einen Brief mit. der 
Aufſchrift: koͤnigl preuf- Badofen , Ber 
matter Porto Fam mir 449r, id babe 
mich aber dafür fatt gelacht. Zur belichigen 





| 809 


Nachahmung, wenn das Effen sidt meße 
ſchmecken will. | 

Gb freue mid anf Ibren Befud : abte 
zum Geſellſchafter tange ich eben fo wenig e$ . 
zum Arbeiter quoad materiale; ‘denn zum for- 
male babe id) mein ganzes Leben sicht getaugt 
in feinem einzigen etüd. 


\ - 


303. Xn Frans Sudjotte. | 
Königsberg den alten April 1796. 


Ah, mein auserwäblter, ad mein ete 
winfchter Sohn! Wir ffeben alfo noch auf 
dem alten Sufe. Ihr eiti(dtorigen war mir 


'. Anfangs wohlthätig, aber. in bie Länge toute 


δέ es mir verdächtig unb peinlich. Sid glaube 
te mir mirflid Ihren Unwillen zugezogen 
zu baden, und mar entſchloſſen, ſelbi⸗ 
gen mit eben dem Herzen, wie Dore un⸗ 
verdiente Güte zu tragen. — €8 freut mid) herz⸗ 
fi, ba alles gut geht unb fiet. — Ich 
‚werde Ihnen nicht viel fbreiben, unb traue 
mir faum zu, Ihren Brief beantworten W 
Können. — Richt Weimar, fondern Münfter 
und Sór Dans iff der Heerd, ben bem id . 
mich zu erwärmen unb zu verjüngen hoffe, — 
Seine Sefundheit erfordert ſchlechterdings eine 
Ausflucht und Reife, und ich bádte, Sie bite 
ten mir Urfarhe gegeben, mein Leben mehr 


4 





9o ; 
ga Leben; als zu haſſen, worin i$ bepnabe 
weiter.gefommen mûre, ald es recht und gut 
iſt. Meinen Freund Kraus bringe id auch 
Ihrem ehrlichen Schwaben mit, wenn alles 
nach menſchlichen Entwürfen geht, denen Gott 
d mehr açcommobdist, als wir ben feinigen 
zu thun im Stande find und Luſt haben. — 
Der befie Magnetismus und ſchwerſte für 
mich, tie ich nod jüngft an Jacobi ſchrieb, 
ift 1 Cot. XIII, bre und Marianend opera 
werben Ihnen beſſere Commentarien, als Jo⸗ 
hann Caſpar's und Johaun Georgs gedruckte 
Randgloſſen fepn. Giebt es einen Magnetis⸗ 
mus, fo laſſe er fein Daſeyn durch Werke bes 
weifen, gegen die Fein Zweifel flatt finden 
font, unb durch Grüchte, die edler find als 
Seien und Bunberfräfte. Alle Menfchen And 
Lügner — aber die Wahrheit ift einfach und 
braucht nicht viele fünfte. Wir wollen bari» 
6er mündlich mehr reden, lieber mutbivillig 
als ernfihaft. Ich weiß wenig feld davon; 
«8 bat mir aber immer geabnet, Ich umarme 
Sie und Ihre fruchtbringende Hälfte in Geiſt 
und Wahrheit eines von Grund bed Herzens 
erkenntlichen und zufriedenen Vaters, und ſchon 
fu Gebanfen reifenden und fommenden Theif 
nehmers und Zeugen. 





gir 
94 Xn Herber. 
Königsberg ben aten April 1786. 


Nun, mein alter lieber wärdiger Freuund, 


Sie Haben mid nicht vergefien, das weiß id, : 


und. ich habe auch genug an Sie nnb Ihr 
Daus gedacht, wo alles, wie ich hoffe unb 
wuͤnſche, wohl fteben wird. Wir haben bier 
(eit Mittwoch :πἰέ nur Frühlings» (onbera 
bepnabe Sommerwetter, Das den Kraufen 
wohlthaͤtiger ſeyn dürfte als den Gefunden unb 
Starken, bie zum Mißbrauch deſſelben geneigt 
find und fió im Genuß nicht mäßigen koͤnnen 
Gott gebe, bag biefer Sommer die Mängel 
des vorigen Jahres erfeßen mag uns allen, 
Durch einen guten nexum rerum, 


Sie, find meinethalben in Sorgen geweſen, 
und ich danke Ihnen, liebfier Landsmann, 
für ben Untheil, den Sie an meinem Side 
fat nehmen. At Ihr brister Theil der Ideen 
ober der zweite heil der zerfireuten Blätter 
aut Ofiermeffe fertig geworden? Ich Gettle 
eorum, weil ich mir Erquifung babeo auf ele 
nige Stunden verfpreche, unb ich felbige febr 
noͤthig babe. Daß ich im Geuuß auch leider 
fehr eifertig bin, und daß id bie Junigfeit 
ber Dauer vorziehe, if ein Naturfehler, bes 
ih faum ‚ablegen werde, Si mill bas €i 


\ 


814 | i 
be von allem fehen, unb dann [δε ich bid: 
weiten erfchöpft ober überladen. 

7 Mn unferem Jacobi in Düffeldorf babe ich 
mic in diefem Sabre su Spott und Schande 
gefchrieben. "Mein Kopf leidet von bem Sue 
ftanbe meiner Cingetoeibe, das fühle unb mere 
Ke id jegt gar zu handgreiflih,, und habe bae 
Der Halt gemacht, unb will mir Zeit laffen 
wich zu erheben unb zu 'befinnen, daß ich. von 
ΑΕΠΙ anfangen Éann, wenn nod ein Leben 
für mid in Gottes Hand if, woran ich 
nicht erzweifle: : κα. Mar Nx aree 


pan. 
Wenn nicht Jacobi dard meine Widerfpräs 
(e und Ausfchweifungen ganz itte gemacht 
worden if, fo erhalten Sie vielleicht bald beg 
erſten Bogen meiner Schrift, womit ich 
ſchließen wid, bie ein wahrer Benoui für mei 
ne alte Mufe if, Diefer erfie Bogen ſchien 
mir damals ziemlich gut geratben zu ſeyn, 
‚wenn ber Teufel nicht, wie beym Mnfange der 
Pbefen Welt, fein Spiel gehabt und alles 
foie et berdorben bat, felbft in meinen tiges 
pen Augen. Mad diefem Opecimen ωήμίώιε 
dé bie áórigem. Ich bin aber auf einmal 
in ein fo leidenſchaftliches, blindes unb 
taubes Geſchwaͤtz gerathen, daß ich ben erften 
Eindruck meined Ideals ganz darkber ver 
foren, und feine Spur davon wieder θειβεί« 


len kaun. Lachen Sie Über meine Ruhmredig⸗ 
keit; es mar eine Cherubs⸗Geſtalt mit einem 
flammenden Schwerdt über daß allgemeine dents 
ſche Babel, wodurch Kb mie begeiſtert wurde; 
und nun geht ed mir ‚wie ben mit Blindheit 
gefchfagenen Kindern Sodoms, welche bie 
Thür nicht finden konnten, too bie. Engel eine 
kehrten. 

Ich wuͤnſchte, daß der Probebogen, den 
ich für Sie beſtellt, Ihnen nad verrichteter 
Arbeit zu einem Oſterfladen kaͤme, weil er fo 
weit reichen würde, ais genug ift, meinen 
Plan zu erponiren. bre Sreundfchaft ift die ' 


ältefte, bemährtefie, wie Ihre Humanität. S5ei^  - 


len fie mir Ahr Gutachten mit and Ihren Ges 
wiſſensrath, „ohne alle Höflichkeit, in fo fern 
fie der Humanitaͤt entgegengefegt werden fann, 
ſondern mit altbeutfhem Biederherzen. 

. δα bas philippifirende und judaifirende Ge 
fhmier im Berlin. mag id) πἰώε benfen; id 
fans mir leicht vorfielen, daß Ihnen eben fo 
zu Muth wie mir daben geivefen feyn toirb, 
Das A unb ο lánft im runde auf nichts ais 
ein Ideal der reinen Vernunft hinaus, 
sub dadurch gewinnt man einen unendlichen 
Spielraum zu den willkuͤhrlichſten Œinbilbuite 
gen; von der andern Seite wird affe Wahr⸗ 
heit zur Schwaͤrmerey. Durch. diefe Gprarhe 
verwirrung wird der Thurmban von ſelbſt aufs 


4 
t^ we σον asl e —— amba , 


314 
‚hören. Haben Sie in Muͤller's Dorfſchule die 
witzige Tirade gegen die Bibel geleſen? Pope 
ein Metaphyſiker! Mit einem noch ſtaͤrkern 
Ertiamations » Zeichen if die Frage, ob Leffing 
und Mendelsfohn, nub wie fie es gemefen, 
menigfiens für eine große Elaffe von Le- 
fern, und ju ihrer Beruhigung aufzuloͤſen 
"andızu entfcheiden mit eben fo viel Energie 
ais Enargie. Dieß ift mein ganzes‘ urphifches 
Ey, an dem ich brüte, daß ed eine Geftait 
gewinne. Die alte rage Agurs: Wie beißt 
Er und fein Sohn? weißt bit bas? ober des 
. mir nod immer lieben Perfins: Minimum 
jest quod scire laboro: de Jove quid sen- 
1s? Menn ο bie Vernunft zur wächfernens 
Rafe wird, fo werden natürlich die unpbitoe 
fophifchen Borftelinngen von Gottes Daſeyn 
and noch mehe von feinem Worte die eben 
theuerlichfien Dirngefpinnfie unter dem Namen 
von metapbpfifden Theoremen und Problemen. 

Sch nehme nicht biof als Landsmann und 
Patriot, fondern and einem weit näheren In⸗ 
tere(fe an Kants Autorſchaft Autheil. 66 geht 
wir mit ibm wie ihm-felbft mit den: Berlinern. 
Mendelfohns Borlefungen find ibur- ein Cp 
fem ber Záufdung, bie der. Mendelsſoh⸗ 
nifchen Befchreibung eines Mondfüchtigen abus 
lid) ii. Mir Commf fein ganzes Syftem nicht 
um ein Saar beffer: vor. An feinem von tie 


309 
Radabmung, wenn bas Effen nicht mete 
ſchmecken will, : 
^d) freue mich anf Ihren Beſuch; abe 
zum Geſellſchafter tange ich eben fo wenig als 
zum Arbeiter quoad materiale; denn zum for- 
male habe ich mein ganzes deben nicht getaugt 
in keinem einzigen eti. — 


\ + 


393. An grans Budolk. 
Königsberg ben aten April 1786. 


96, mein auserwäplter, ad mein et» 
mwünfchter Sohn! Wir ſtehen alfo nod) auf 
dem alten Fuße. Ihr Stilifchweigen war mir 
Anfangs mwohlthätig, aber. in die Länge toute 
be eó mir verdächtig und peinlich. Ich glaub⸗ 
te mir mirflih Ihren Unmillen‘ zugezogen 
sn baben, unb mar entfchleffen,  felbis 
gen mit eben bem Herzen, wie Sore ums 
 seroiente Güte au tragen. Es freut mid) berge 
fi, daß alles gut geht unb ſteht. — Ib 
‚werde Ihnen nicht viel fhreiben, unb traut 
mir faum zu, Ihren Brief beantworten ju 
innen. — Richt Weimar, fondern Münftee 
snb Ihr Haus i(t der Heerd, bey dem ich 
mich zu erwärmen unb jn berjüngen hoffe — 
Meine Gefundheit erfordert fchlechterdings eine 
. Ausflucht und Reife, und ich dächte, Sie hät 
ten mir Urfache gegeben, mein Leben mehr 


314 

boren · Haben Sie in Mäfleré-Dorfigute die 
witzige Ξίταδε gegen bie Bibel geleſen? Pope 
ein Metaphoſiler! Mit einem πού ſtaͤrkern 
Exclamations· Zeichen if bie Stage, o6 Leſſing 
und Mendelsſohn, und mie fie es geweſen, 
wenigſtens für eine große Elaffe von Le: 
fern, unb gu ihrer Beruhigung aufzulöſen 


und zu entfeiben mit eben fo viel Energie 


ais Enargie. Dieß ift mein games orphiſches 
€», an bem ich brüte, daß ed eine Gefalt 


"gewinne. Die alte Frage Agurs: Wie beißt 


Er und fein Sohn? weißt bu bas? oder des 
mir uod immer lieben Perfind: Minimum 


. Jest quod scire laboro: de Jove quid sen- 


is? Wenn ewk bie Vernunft zur waͤchſernen 
Naſe wird, fo werden natürlich bit unpbitoe 
ſophiſchen Borffellungen von Gottes Daſeyn 
und nod) mehr von feinem Worte die ebeme 
theuerlichſten Hirngefpinnfle unter dem Namen 
von metaphyſiſchen Theoremen und Problemen, 

ch nehme nidt bof ais Landsmann und 
Vatriot, fondern ans einem weit näheren In⸗ 
tereffe an Kants Autorſchaft Autheil. Es geht 
wir mit i$m wie ijm-felbft mit ben Berlinern. 
Mendelfohns DBorlefungen find iur. ein 60” 
fem ber Täuf@ung, bie der Mendelsfohe 
nifchen Befchreibung eines Mondfächtigen aͤhn⸗ 
lid if. Mir fommf fein ganzes Syfiem nidt 
um ein Haar beffér vor, An feinem von δε 


| 315 
ben iff wir gelegen, und till mich in: feines 
weiter einlaffen,, ald bloß mid) an die Grund 
fäulen Halten, bie murmfichig find. Das 
übrige findet fid) per nexum rerum von ſelbſt. 

Halt! lieber Landsmann,  Gebatter und 
Sreund, id umarme Sie unter taufend Sex 
gensgrüßen. Schließen Sie mid auch in Ihr 
bohenpriefterlihes Gebet, mie. in dem Urim 
uno Thummim Ihres freundfchaftlichen Der» 
zens, bag ich von meiner Leibed » und Seelen. 
bürbe glücklich entöunden werde. Meine vers 
ebrungswürdige Frau Gebatterin weiß e8 auch, 
‚wie einer guten Seele in diefen. Umfländen zu 
Muthe iff, wenn man ‚nach Serem. XLIX. 24. 
zappelt und in Aengſten und Schmerzen if 
Sort gebe Ahnen fröhliche Dftern und ^ fegnt 
Ihr ganzes Haus. 


395. An Herder, 
Königsberg ben ogten Mai 1786. 


Mein herzenslieber Gevatter, Landsmann 
und Freund, Den 27ten v. M. bat Hartknoch 
meine Bittfehrift um Urlaub mitgenommen.” 
Den agten b. DM. erhielt die Direction eine 
Antwort: man wollte willen, 06 ich wirklich 
fo frank wäre, mie ich vorgäbe, und wohin 
ich meine Zuflucht nehmen wollte? An bem 
felben Tage autmortete die Direction zu mein : 


416 


nem Yortheile, und num ift alles zum Ya oder 
Nein reife O6 ich Sie zuerft oder zufegt 
- fehen werde, weiß ich nicht. Das fegte haͤt⸗ 
te Vortheile für uns beide- Auf ber Ruͤckrei⸗ 
fe Hoffe ich gelebrter, kluͤger, gefebter, aud 
vielleicht ein wenig artiger zu fèvn, als auf 
der Dinreife, und merde mehr zu erzählen 
wiffen. Der erfte fof alfo dadurch nichts vers 
lieren, wenn er aud) ber legte würde; und 
in der Sreundfchaft giebt es keinen Rangſtreit. 
Morgen geht fon die fünfte Fortfeßung 
meiner Schrift ab, unb ich Hoffe, nod bit 
fe Woche aud) die fechste. Wenn ich bis an 
bie Morgenfiunden fomme, will ich eine Pau⸗ 
ſe machen, und wenn ‚einmal das Gane übers 
fianden it, Zeitlebens daran denken und-mir 
 e8 nicht: mehr gelüften lagen. — Sid) babe Pfer⸗ 
de ο Arbeit noͤthig, meine Ideen zu biluitett 
und fie potable zu machen. Criſpus ift. mein 
Cynthius, und οἱ zupfen einander weidlich 
die Ohren; er mit feiner flachen Hand, id 
mit der geballten Sauf. Wir verftehen und 
aber je länger befto beffer, unb bisweilen vers 
wechſeln wir dann unfere Attribute, — bag (t 
hartmanlig iff und ich bas weichmanlige Pferd. 
Die Seldft » Eritit meiner Arbeit iſt vielleicht 
mehr werth als die Arbeit ſelbſt; nur Schade 
| bag jene weder gefchrieben noch gedruckt wer 
den Cann, wie fi fein Zucker mit Zucker (f 


CN 
317 


fen läßt. . Meinem Ariel zu Pempelfort babe 
ich (don eingebunden, alles noch feucht aus 
ber Dreffe zu übermachen. Entziehen Sie mir 
ούτε Erinnerungen nicht,. wenn Cie ſelbige | 
nôthig finben; der Beyfall Éommt zeitig ges 
mug; aber post. factum femmt ber * guit. δα 
au pi — — . 


= 


396. An Ἡ, Fr. Hartknoch. 
Königsberg ben ı2ten Zul. 1786. 


Mein. alter lieber Freund und Landsmann, 
Ich babe den bten b. M. Ihr Schreiben erhal 
ten, bin aber nicht im Stande geweſen, eher 
darauf zu antworten; nicht and Mangel beg 
Entſchluſſes, der bereits: den Tag nach Ihrer 
Abreiſe gefaßt war, und durch bie Uebherle⸗ 
gungen ber mir dazu genommenen Zeit nicht 
geändert worden ift; fondern wegen meiner 
elenden Geſundheits⸗Umſtaͤnde, die auf mei 
nen Kopf unb meine Gedanken aufferordentiis 
en Einfluß haben. Nicht „„Delicateffe zu 
nehmen’ was mir gegeben wird — denn daß 
ich gat nichtE davon in mir fühle, davon ha⸗ 
ben Sie Beweiſe genug — ſondern meine 
Selbſterkenntniß, die, fo ſchwach fe 
qud) feyn mag, bod immer ber Daffiab fepn _ 
muß, nad bem ich meinen. Mächiten beur. 
sheilen nnb mein Verhalten gegen ibn vor 


-- 


meiner Vernunft ſowohl als meinem Ge 
wiſſen vechtfertigen mug, meine traurige 
Selbſterkenntniß verbietet mir fchlechterdings, 
die meinem Kinde zugedachten Wohlthaten ans 
zunehmen und davon fir fie und mid Ge 
Brauch zu machen. Ihr guter Wille bleibe 
in Gottes’ Augen und auf meiner Rechnung 
für die That. Ich erfenne den Werth defiel- 
ben, aber :unr-diefen guten Willen in 
Zonen und für. mich zu erhalten, fann id) 
jur Ausführung deſſelben mein Ja nicht ge 
ben. Von den Verbindlifeiten, die Sie mir 
ſchuldig zu feyn vorgeben, weiß "i fein le. 
benbiges Wort; aber die meinigen gegen Sie 
find befto tiefer in mein’ Gemüth eingegraben- 
Unfere Grundfäge find fo beterogen und un⸗ 
gleichartig ald unfer Stand. ‘Sie ein thätiger 
Kaufmann; id der unthätigfte Grillenfaͤnger. 
Wir Eönnen alfo bey aller unferer gegenfeité 
gen Sreundfchaft uns in Fein gemeinfchaftliches 
Joch von Sintereffen einſpannen faffen, ohne 
einen unaufpörlichen Widerſpruch sorauéju- 
feben, ber unferer Gefinnung nachtheilig fepn 
wuͤrde. Ich denke‘ von Erziehung and von 
Gelbfaden, wie von allen Mitteln, zu 
theoretiſch; Sie müffen darin praftiféer 
(unb fünnen e8 zum Theil) zu Werk gehen. 
Meine Grundfäge über den einen Vunet aud» 
zukramen [out der Mühe nicht, weil fie zu 


319 


— b 


Ihrer Anwendung nichts taugen koͤnnen, unb. 
weil in allem, auch. hierin , jeder feines «εἰ» 
genen Gíaubens [eben muß. So ungleich 
ber Fall zwifchen Ihnen und meinem erſten 
Wohlthaͤter in. Münfter it, fo muß id Ihnen 
bed) .anfrichtig fagen, daß ich unter bent 
Druck feiner Wohlthaten genug leide, und da» 
bon fo gebeugt werde, daß ich meinen Schufa 
tern Feine andere, fihmerere Buͤrde auflegen 
Eaan , wenn ich der Laft. nicht unterliegen (ος, 
Bon einem (offen Gefühl läßt fi Fein wah⸗ 
ter beſtimmter Begriff misthetlen. Ve dunkler, 
deffo inniger. Ein Mißtrauen gegen mich felbfl 
macht mich eben fo mißtrauifch gegen bie gane 
jt Welt, und biefes Mißtrauen ift eine fuga 
vacui, bie mich deſto fefter an: die- Worfehung 
anſchließt und fefelt und im eigentlichiten Vers 
flante madt zu einem gebundenen Knecht dei 
einzigen Herrn und Vaters der Menſchen. 

Gleich den Tag nach ihrer Abreife führte 
mid ein Zufall zu Sacobi, ber mir die Simi 
tereffen aufdrang. Diefer Eleine Umſtand trieb 
mid noch benfelben Tag, mehr ans Vor 
fidt ais Vorwig, zur Daronefk. — it 
(dien eben fo ungeduldig zu να, mich pif 
feben, als id es war, meine Vorſiche 
bey Zeiten anzubringen. Sie wußte mir weis 
ter fein Liche zu geben, als, was Sie ihr 
geichrieben Hatten, und vertrante mir. Ihre 


320 


Briefe. „Dieß war das einzige Mittel, unfer 
| brepfeitiges Mißverſtaͤndniß zu erörtern. ch 
whnfchte freylich alle meine Kinder unter ihrer 
Aufſicht, ohne iót deßhalbd zuzutrauen, bag 
die Erndte bey allen einfhlagen nf&Gte. Ich 
wuͤuſchte mich eben fo ſehr nach Muͤnſter, nnb 
tie meiſten haben mir angerathen, auf den 
monsslichen Urlanb getroſt es zu wagen. Was 
der monntiide Urlaub in ber einen Sa 
de if, das ift in der andern Sache Ihr ges 
macter Entmurf,. bie Kofen der Erziehung 
vorzuſchießen. Eine folhe Annabme Fann ich 
wicht gegen mein haͤusliches orum, unb noch 
weniger gegen Ihre Familie oerasitivorten , ber. 
d nicht mebr sor Augen kommen. Ehnnte: 3 
meine ältefte Tochter des Guten. fähig, das 
bit Pflegemutter ihr sutraut, [ο (ofi fie keine 
Geſellſchafterin, fondern alé Schwefter, ats 
Sochter, ihre Pflichten erfüllen, um eine 
gute Ehefrau unb Dausmuttet zu tere 
den. Dat fie Talente zur Erzieherin und Ge 
'fefifjafterin, fo haben Eltern und Geſchwi⸗ 
fiet das naͤchſte Hecht sum Genuſſe derſelben. 
Ihre gegenwärtige Eage ift bloß bet Grund, 
. bet gelegt wird, unb son dem alfein (i) noch 
nichts erivarten läßt, bet πώ erf. ſetzen, und 
der. Rate mach. nicht beſchleunigt, fonder” 
Buch Wartung wo möglich der: nächften nas 
ra Mittelo⸗ Herſegen fortgeſetzt werden 

muß; 


δες 


muß; wozu Gott Gnade geben. wird one mif 
lide nnb weitausfcehende Speculationen. Das 
Gute und Gerade find für mid) Synonyma, 
Gut zu fepn und Gutes zu thun, dau tft bee 
gerade Weg ber kuͤrzeſte. Durch ein gerades 
Mein! hoffe ich ber Liebe, die ich Ihnen und 
mir ſchuldig bin, zu genügen und durch biefe 
Liebe zugleich bas Geſetz unb bie Propheten in 
erfüllen. 

Sd muß anfhôren um nicht die Poſt u 
verfänmen; und hoffe, daß fie meine herzliche 
Erklärung aus dem rechten Geſichtspuncte ans 
feben werden, der fid) Ihnen fion zeigen wird, 
gefegt auch bag Sie ihn. in ber erften Wallung 
nicht treffen follten. Ein für allemal ift es εν 
ue Segel. für mich: nad der Selbfiliebe biejes 
nige, die ich meinem Nächften ſchuldig bin, 
wirken zu laffen. Wer fi ſelbſt zu nahe tbut, 
läuft immer die Gefahr eines gleichen Miß 
trittes gegen feinen Nächften- Us Kaufınann 
koͤnnen Ste für. eine ſolche Cypecufation, für 
die Erziehung meiner Kinder, . nicht 1200 ff, 
aufopfern, und ich ein ſolches Opfer eben. (o 
wenig annehmen obire mich feibft veraͤchtlich 
zu machen gegen meine eigenen Kinder: Mei⸗ 
ne wenige „‚Delicateffe im Nehmen’ : nnd 
meine zu ängftliche im Geben macht mir man 
den ſchweren Augenblick, weit id in ‚beiden 
Sen Heucheleg in mir vermuthe und nicht 

nds 8 Exheiften VII, Th. 21 


332 


rein in meinen eigenen Mugen bin, vie 
mir lieber unb näher find als des Publici Aus 
gen. it diefem Argus fonn ber Merkur 
bald fertig werden. — Syd ziehe aber ein cocfos 
pifches, gefundes unb chriftlich einfältiges Aus 
ge. ven tanfenb der. Snfecten vor, und babe 
za meinem Maulmurfsieben Fein fharfes noch 
weites Geſicht nôtbig. Meine Oefonomie Das 
am Eompendio der Addition und Subtraction 
genng, und darin δεβεθέ meine ganze Yoliti= 
fe Arithmetif, reinen Sif zu machen. 

Da ift mein Arzt! Sd fchließe und umar⸗ 
me Sie mit bem banfbarften Derzen, das id 
eben durch mein aufrichtiges Nein! Ionen und 
wir zu erhalten ſuche. 


807. An Frans $udolt su Wünfter, 
| Königsberg ben ızten Juli 1786 : 


Mein ausermwäßlter , mein gewuͤnſchter 
Sohn, Borgeftern holte id felbft Ihren Brief 
von der Por, und fühlte bey Leſung beffeiben 
bie innigfie rende eines Grofibaters. Sd 
bin vof Troſt unb Hoffnung, daß Gott uw 
feine guten Engel den zarten Zweig eines fo 
edlen Stammes pflegen werben, daß er wachſe 
‚amd: sunehme an Weisheit — von der Säng- 
linge nicht andgefchloffen find — Alter and 
Gnade bep Gott und Meunſchen. 


« 


bs TON 





. .—. 8923 


Der geſtrige Sonntag if einer bet feyer⸗ 


lichſten meines Lebens. Sy wurde in bie 
Fruͤhpredigt getrieben, hörte eben ben Geifilie 
chen, ben dem id den Tag vorher Geld ges 
borgt hatte, um Ihren Brief von ber. Poft 


auszuloͤfen, weil ich immer obne Muͤnze gehe . 
Mit dein Evangelio bon Petri Fiſchzuge ver⸗ 


ließ ich 1758 England und mit chen bem 
Evangelio fam id im Riga am Der Prediger 
in London batte die. Worte Eccl. X, 2. Gehe 
bin, if dein Brod mit Freuden ic. — und bee 
geftrige zum Eingange 1. Petr. V.. 5. Gott 


widerfieht den Doffärtigen etc Ich fag die gam .. 
ze Drebigt über mit dem. Kopfe auf meinen - 


Stock geftügt und ließ den Thränen ihren Lauf, 


die mehr aus Dank und Freude als Reue 


floßen. 


erfien Brief von unferm Jacobi aus England, 


bas ich. bep meiner Ankunft für mein geſuchtes 


Vaterland Diet und hernach das größte Gluͤck 


darin verſchmaͤht haben wuͤrde. Ich habe mir 


vorgenommen, ihm nicht eher zu ſchreiben, 
bis er wieder zu Hauſe iſt; beynahe haͤtte ich 
mein Geluͤbde gebrochen, wenn ich nicht bei 
ganzen Tag gelaͤhmt geweſen waͤre( Ihren 


Brief muß ich beantworten, und ich ſchreibe, 


was id) kann. Meine Seele iſt ein wahres 
€do btt Siorigen, obngeachtet der Verſtuͤm⸗ 
94 * 


Borgefiern erhielt ich zu gleicher Zeit den | 


420 


Briefe. 008 war bas einzige Mitte, unfer 
drevfeitiges Mißverſtaͤndniß zu erörtern. Ich 
wuͤnſchte freylich alle meine Kinder unter ihrer - 
Aufſicht, obne ihe deßhalb zuzutrauen, bag 
die Œrnbdte bey allen einſchlagen nififte. Ich 
wuͤuſchte mich eben fo (er nad Münfter, und 
tie meiften Haben mir angerathen, auf den 
monatliben Urlaub getroft e& zu agen. Mas 
der monntiiche Urlaub in ber einen San 
de if, das ift in der andern Sache Ihr ges 
marhter Entmurf,. bie Koften der Erziehung 
vorzufchießen. Eine folche Annahme fann ich 
wicht gegen mein häusliches Soram, unb nod 
weniger gegen Ihre Samilie Deramtivorten , ber; 
‚ich nicht mehr vor Augen Commen koͤnnte. Iſt 
meine ältere Tochter des Guten. fähig, das 
bie Pflegemutter ihr zutraut, ſo (off fie. feine 
Geſellſchafterin, fondern alé Schwefler, als 
&odter, ihre Pflichten erfüllen, um eine 
gute Ehefrau unb Hausmutter zu toere 
den. Hat fie Talente zur Erzieherin und Gem 
fellſchafterin, fo haben Eitern und Geſchwi⸗ 
flet das naͤchſte Recht zum Genufle derſelben. 
Ihre gegemmärtige Eage ift bloß bet Grund, 
‚per gelegt wird, unb son bem allein fid) noch 
nichts erwarten läßt, ber fi) erſt fegen, und 
oer. Natur nach nift beſchleunigt, fondern 
buró Wartung wo möglich ber; nächflen na» 
rien Mittel =, Verſogen fortgeſetzt werden 

muß; 


| > 823 


Der gefirige Sonntag ft einer der feyer⸗ 


lichſten meines Lebens. Sch wurde in Die 
Fruͤhpredigt getrieben, hörte eben den Geiſtli⸗ 
chen, bep dem ich ben Tag vorher Geld ges 
borgt batte, um Sbren Brief von der. Port 


auszuloͤfen, meil ib immer obne Muͤme gehe. 
Mit dein Evangelio bon Petri Fifchzuge pers . 


fief ich 1758 England unb mit eben bem 
Evangelio fam id im Kiga απ. Der Prediger 
in London batte die Worte Eccl. X, 7. Gebe 
bin, i$ dein Brod mit Freuden ic. — und ber 
geftrige zum Eingange x. Petr. V. 5. Gott 


widerfieht ben Doffärtigen zc- Ich lag die gat» . 
je Predige über mit dem. Kopfe auf meinen - 


Stock geftügt und ließ ben Thränen ihren Lauf, 


die mehr aus Danf und Freude als Reue 


floßen. 


erſten Brief von unſerm Jacobi aus England, 
bas ich. bep meiner Ankunft für mein geſuchtes 
Vaterland hielt und hernach das größte Gluͤck 


darin verſchmaͤht baden würde. Ich babe mir. 


vorgenommen, ibm nicht eher zu fchreiben, 
bis er wieder zu Haufe ft; beynahe hätte ich 
mein Geluͤbde gebröchen, wenn ich nit bet 
ganzen Tag geläbmt geweſen waͤre( Ihren 


Brief mug id) beantiworteg, und ide fchreibe, — 


was id kann. Meine Seele iſt ein. wahres 
Ex der origen, obngeachtet der Verſtuͤm⸗ 
94 * 


Borgefiern erhielt ich ju gleicher Zeit ben | 


ΣΣ ΗΕ ΜΒ | 





324 


melangen, die zur Nature des Echo gehören. 
Selbſt dieſe gegenfeitigen Mißverſtaͤndniſſe muͤſ⸗ 
fen unſerer Freundſchaft weſentlich ſeyn uno 
nothwendig ohne Nachtheil der Hauptſache. 
Meinernächken Freunde verlaſſen nich affe 
und gehen aufs Land. ch werde biefe Git 
ſamkeit zu nutzen ſuchen, um meine Griffen 
zu ſichten. Gott laſſe bie Unterhandiungen der 
Fuͤrſtin zu Erfuͤllung unſerer gemeinſchaftli⸗ 
chen⸗Wuͤnſche gelingen und gedeihen. Selbſt 
ſchreiben Conn. ih nidt, aus Urfachen, die 
Cie gettoffen baben. Sd gebe, fo bald id) 
vie Erfaubniß auf eine fiere, anflánbige Art 
erhalte. Mein Beduͤrfniß, Sie zu feben, 
muß. natürlicher Weife dringender fepn ald dag 
Ihrige. Komme ich im Derbft, fo bofe ich 
ben Ihnen auswintern zu Finnen, der 
Winter iſt mir von Jugend auf: die geſelligſte 
Jahreszeit geweſen; ich glaube daB mein Ger 
ſchmack an. ber Dunkelheit auch Damit uͤberein⸗ 
 fimmt: — Meine Jugend ift. ein Alter gewe⸗ 
fen; ich träume Daher bisweilen nod) mein Als 
ter in eine Jugend. umgefchaffen zu feben,. und 
daß mit ber Winter beſſer bebagen werde als 
' bie Ότεφ übrigen Jahreszeiten meines Lebens, 
. cz In Riga. babe ich nod) Freumde, der» 
gleichen: ich mid bier wicht rähmen fann, fo 
wenig es mir auch daran Gott Lob nicht fehlt. 
Der. Segen. St, Peter hat immer auf mir 





ts 
»1 
y! 
& 
7 
ή 
! 


325 


oeruót. Meinen» Garne Faun id e8 nicht yw 
ſchreiben, wenn id im dieſer Jagd glücklich 
gewefen Bin ch Habe manch blaues Auge 
gewagt, meil ‚ich aud) mit Leuten gefuppelt 
war, die als wild und böfe verabfheut mur» 
ben, und bin immer mit ganzer Haut davon: 
gekommen. | 

— Mein alter Freund Hartknoch bat Ihr 
Nachahmer oder Rebenbubler in der Liebe mei⸗ 
ner Kinder werden wollen. Seine Spechlation 
ging auf meine ältefte Tochter, bie er gern 
zur Gefellfchafterin der feinigen haben wollte, 
Um fd ein Recht auf felbige zu erwerben, 
wollte er für die mittelfte eine Penfion auf drey 
«abre bezahlen. Mein Wunſch alle meine 
Töchter vom ber Baroneſſe erziehen laſſen zu 
fónnen, war ibm binlänglich zur Einwilligung, 
und. die gegenfeitige Bereitwilfigkeit der Baro- 
neffe, mir wohlzuthun, war von ibm ebenfo 
mifbeutet worden. Zum Gluͤck hatte ich (don 
vor einem halben Fahre die Abrede megen . 
meiner Lifette SReinette genommen, weil id 
fie durch die mittelſte erfegen wollte. Sie 
ſchlug mir aber biefe Gefälligkeit rund ab, 
und marhte auf dre Fahre Anſpruch, in tels 
er Zeit Re die diíte(ie fo weit zu bringen 
glaubte, daß fie ihre Stelle 6ep den Geſchwi⸗ 
flern füglich vertreten koͤnnte. Ich habe 196. 
der damals noch jegt bas geringfle gegen bie 


320 


' fe Verfügung einzumenden gehabt. Der Ent 
ſchluß war alfo fogleich gefaßt. Der gute 
Wille verdiente einen herzlichen Dank; die 
reine Bernunft abe eine ebenſo herzliche 
Kritik. — 

Gott fegne bie fiebe, (rof, gluͤckliche Mut⸗ 
ter Ihres Joſeph und laſſe Ihnen die Herr⸗ 
ſchaft und Bande der Liebe je laͤnger, deſto 
heiliger und inniger werden. Erfreuen ſie mich, 
wenn Sie Finnen, mit Ihrem Hauptbriefe. 
Alles was ton Ihrer Hand fommt, ift bey 
mir verſiegelt; und ben aller meiner offenen 
Sreuberzigfeit, vor der id auf meiner Hut 
(δα muß, fehle ed. mir doch nicht an Ent 
Haltfamkeit, beſonders in Angelegenheiten mei⸗ 
"nes Naͤchſten, ohne ben mein Sd ein {ces 
res, müßiges Fragment iſt. 


x 


. 398: Xu Franz Budots au Muͤnſter. 
Königsberg den agten Jul 1786 


Mein -auSermäbiter, mein erminfchter 
Sohn, Geftern Abends erhielt id) Ihre tram — 
tige Anzeige vom gten b. wodurch bie Greubt, 
die Sie mir den sten mitgetheilt hatten, auf 
einmal ntiedergefchlagen ward. Das erfie, too 
mit ich mich wieder aufrichten fonnte, und 
das mie ein⸗Wort der Cingebung auf mich 
wirfte, war ber Ausſpruch: denn folder 





927 


if das Dimmelreid. Ich war allein und 


fagte e8 (aut zu mir ſelbſt, mit bem Wanfch, 
bag «8 auf Ahr unb Mariannens Gemuͤth ei. 
nen eben fo flarfen unb lebhaften Eindruck 
machen möchte, wie damals und Bis jegt anf 
mid. | ' 

Laffen Sie ben Schmerz fanft verbluten; das 
it natuͤrlicher und mohlthätiger als die Gewalt 


Bilfender Mittel. Danfen Sie Gott, bag Mas - 
rianne eine fröhliche Kindernntter gewefen if, . 


Hoffen Sie mit eben fo gemiffer Zuverficht, 


Daß fie e$ wieder feyn wird, und zweifeln Sie - 


nit an bem Leben das man nidt flieht: 
fo ift die Arbeit Ihrer Murianne nicht verge 


. " benó gewefen, die Crftinge Ihrer Liebe find 


nicht nur gut aufgehoben, fondern auch ge⸗ 
kroͤnt mit vollem Lohn. Der treue Schöpfer 


in guten Werfen verficht fi) beffer auf Achte, 
wahre Bater- und Mutterliebe, als wir Sterb- 


«επ. Sollte εδ dem Éfeinfien Waſſertropfen 


nicht beſſer gefallen, ein Element des großen 
Weltmeerd zu feyn,. als im Zriebfanbe ber 
Erde zu verfiegen? oder follte es ein wirkli⸗ 
cher Berluff und Schaden für Eltern ſeyn, 
θε δεί unb Blur in eine höhere Matur, 
als ihre ſinnliche und füchtdare if, erhöht qu 
tien? Beſteht nicht hierin bie hoͤchſte Selig. 
keit einer fröhlichen Kindermutter, fo fie bleibt 
im Glauben und in der Liebe und in ber 


/ 


1 


338 


Hoffaung fammt ber Zucht, Gott Srudt an 
bringen ? 

Das natürliche -- in den Bes 
völferungs « Tabellen mag vielleicht feinen ges 
Heimen Grand in der arithmetifchen Politik 
des Himmelreichd haben, das fi in biefer 
€faffe ber Unfchuld gleichfam recratiren muß. 
Alles mas bervorragt und Forsfehritte in Jah⸗ 
ren, Größe, Anfehen xc. macht, hat ben 
menfchenfeindfichen Stab des Tarquinius Su- 
perbus and Fuͤrſten diefer Welt zu fürchten. 
Laßt die Kmdlein zu mir Commen, und wehrt 
ihnen nicht — fagte der Stifter des Taufbun⸗ 
des, ber Lebendigen Gort; denn fie leben ihm 
alle, im Geift, bie nad bem Buchflaben ums 
— ferer Sprache und Sinne todt heißen unb (deis 
nen, ohne e8-barun in der That und Wahre 
peit zu fepn. 

Der Beine Joſeph lebt, nicht nur im Sin 
und Herzen derer die ihn. geliebt und gefehen 
baben, fonbern fein Leben droden wird aud 
wie ein Magnet wirken auf und, zu trachten 
nach dem Ort und Zuſtande, worin er ift, 
und wohin er unfer Vorläufer geworden, um 
die Pflichten der Erfigebornen vieleicht wie 
ein Schutzgeiſt und guter Œngel feines Fänfti- 
gen Sefchwifters beffer zu erfüllen, als Fleiſch 
unb Dlut qu Dichten unb zu feiftn vermoͤgend 
if. Wer von ung weiß, wozu feine onimula 


x 


* "un — | . 








329 
vagula blandula von Water der Geiſter bern⸗ 
fen war? Wärd and nur, -einige gôtttihe 
Gefinaungen in uns bervorsubringen, uns von 
dem finnlihen Genuß zu entwöhnen, ber bod 
nur vergängliche Speife ift und nicht bleibt in 
ein befferes Leben, noch zu einem höheren Ge, 
nuß fördert. Der Gegenftand meiner jegigen 
leidigen Autorfchaft machte mir diefe Idee fo 
weit und breit, unb alles mas jegt die Phi⸗ 
[ο[ορθίε über Gott und Natur fchwagt, kommt 
mir fo abgeſchmackt vor, ift mir fo eckel, ale 
das Gewäfche des Gefindes über ihre Derre 
fchaft auf bem Fiſch⸗ oder Fleiſchmarkt. | 


Sie merden, mein anderwählter und ges 
wuͤnſchter B., der Hefte Paraciet’ S6rer Maris 
anne fepn. Der mütterlite Schmerz mirb 
Ihrem Baterherzen Sefigkeit und Stärke zum 
Gteichgemwichte geben. Die befte Hoffnung muß 
mit Mefignation verbunden ſeyn, und bie 
Burcht zu verlieren macht mid) immer unrubi, 
ser als der Verluſt (εί, David's Verhal⸗ 
ten bey einem Franken ‘und todten Kinde if 
ganz natürlich, nad meinem Gefühle. Sym⸗ 
φαίθίε ift nagender und wirft flärfer anf bie 
Einbildungskraft. — Gott erhalte Ihnen nur 
die treue Gefellin Seined Bundes unb Segens; 
faffe ihn reichlich unb fruchtbar feyn. Beine 
Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit! 2 Cor. IX. ο, 


330 


Ich fam weder ‚reden noch freiben, was 
ich durcheinander empfinde. 


399, An 6 3, Kraus nad Baulen, 
Königsberg ben Zıten Sul, 1786. 


giebfter Freund und Mentor unferer Reife 

in spe, die-älteften aͤchten Weiſen waren Kaͤm⸗ 
pfer und Schaufpieler. Aus ihnen wurden lei⸗ 
bige Zuſchauer. — Sch münfbte, daß das 
Drama einer glitfíien Ehe, nebff bem Ans 
blick ber lieben Natur, gemeinfchaftlich zu einer 
Nachahmung und thätigen Entfchließung einer 
(dónen Nachfolge wirften, und das gute Ben, 
ſpiel nicht durch cheoretifche Mrobleme und 
féeptifhe Diafogen erftidt würde. Empfehlen 
. Sie mid beftens dem feines Gluͤcks würdigen’ 
, Baar und gedenfen Sie meiner im Bellen. 

Am erten Abende fam der Poflbote mit 
dre Briefen Außer Fhrem ‚war einer aus 
Muͤnſter, ber mir mit einer einzigen Zeile 
das Ende der Freude meldete, bie mir den 
sten mitgetheilt wurde. Ich wurde febr 
betroffen und fagte laut zu mir felbfi, als 
wenn mir jemand das Wort in den Mund 
gelegt Hätte: Solcher iff das Himmel: 
reich. Das Mißverhältniß der Kinder in ben 
Hendiferungs » Tabellen if freylich fer natün 
fi, mag aber vielleicht in der politifchen 








33! 
Arithmetik eines .bôbern Staates gegrünbet 
feyn, beffen Bürger mehr aus Unmuͤndigen, 
als Philoſophen, Nittern, Kraft» und Weit⸗ 
männern befiehen werben. Durd die Mortar 
fität der Keinen (eint alfo das Himmelreich 
der Bevoͤlkerung aller irdiſchen Reiche uͤber⸗ 
legen zu ſeyn, und von Rechts wegen. 

Der dritte Brief war aus Riga; id) ſchrei⸗ 
$e Ihnen daraus eine Stelle ab. | 

„Man toil unfere Kinder zwingen, ben. 
Mormal «Catediómad, den der Jeſuit Janko⸗ 


^09 


witz gefchrieben, anzunehmen,. weil man fit — 


eine Vereinigung aller: chriftlichen Religionen 
‚träumt, und biefe als die letzte Ehrenſaͤule 
des Ruhmes beuft.^ 

Heute habe ich des Denina Discours sur 


les vicistitudes de la littérature gefefeu, too» . 


gon ber erfte Theil berausgefommen unb dem 
Könige dedieirt ift. Sie koͤnnen ſich leicht 
vorſtellen, was für Wuſt darin vorkommt, — 

Ach umarme Sie mit den beſten Wünfchen, 
Sierum einige Sol ex — und einige Grade 
intensive vollkommener, flärfer und zufriede⸗ 
ner wieder qu ſehen. 


400. An Herber 
Königsberg ben sten Aug. 1786 | 


Herzlich geliebteſter Landsmann, Gevatter 
und Freund, Sie koͤnnen für mich (o rubig 


333 


em im Carfébabe, mie unfer Jacobi in Rich⸗ 
mont: Daß ans meiner biefjäbrigen Seife 
nichts geworden ift, tien Sie. Eine. ab- 
fehlägige runde Antwort wäre mir nidt {ο 
unerwartet geweſen, alé der einmonatliche Ur⸗ 
kaub mit der Bedrohung, wenn ich länger 
ausbliebe, meine Stelle fogleih auf meine 
Koften vertreten zu laffen. Ddf ed: mit πιεί» 
ner Autorfchaft: nicht beffet geht, werden Sie 
feit erachten koͤnnen; {είθ bie musa indig- 
natio. Herfagt mir. ihre Begeifterung. Sie δα. 
ben drey Bogen erhalten; ich am Sonntage 
ben vierten aus ber Preſſe. Ich bin ganz aus 
bem Concept gefommen, obne zu wiſſen wie? 
Mein Ideal erfchien mie ein Regenbogen, 
den ich mit Händen und Süßen zu erhaſchen 
glaubte; noch fann ich nicht alles (fit oprifche 
Taͤuſchung anfeben. Künftige Woche will ich 
noch eine Probe machen. Das Irrlicht fof — 
mich nicht länger in Suͤmpfe locken, die 
grundlos find. : εθέ kommt feine Gortfe&ung 
‚weiter ohne Ende, unb es fóut mir nur leid 
um bie Mühe, die-ich meinem Jacobi gemacht, 
deffen Geduld unb Vertrauen die ſtaͤrkſten Pros 
ben ausgehalten. | 

Bas fagen Sie zu dem nicolaifhen Unfuge 
gegen Garve und fef6(t gegen Stark? Willen 
eie nichts pon legterem? Er har πώ freylich 
die Ruthe ſelbſt gebunden nnb verdient bamit 


1 


* 
883 


gezüchkigt in werben. Was geht aber bie Ben 
liner ein fremder Knecht an? Und Pabrbt 
mit Schulz machen größere Mifhaufen . so 
ihrer Nafe, ohne daß ihre eigenmächtige er 
lizey fif darein legt. 

: Das Thema meines fliegenden Bricfes i 
freplid) ein aleae opus. and fa figli, daß. eg 
meinem Pegaſus nicht gang su berbenfen, 
wenn er ein wenig fen murde und Winkels 
züge machte, flatt den ‚geraden Weg.zu gehen. 
— Mit meinan Unsermögen nimmt mein. Miß⸗ 
rauen’ gegen nid felbft. am. "FaMizages Ote 
ἄνθρωπος ‚ τίς µε σώσιτωι ἐκ τό σώμιάτος sé 
Iararz sure; In biefem Nachhalle finde ich 
meinen hoͤchſten und letzten Troͤſt. — Wenn 
i$ Eins im Kopfe Habe, vergeht mir bie 
Laft- zu Allem Dif if mein o καὶ war. 
Nichts iſt reif. Aeußere Umſtaͤnde müffen noch 
meine innern Ahndungen beſſer entwickeln. Ich 
traue eben ſo wenig den dentlichen als den 
bunfeln Begriffen, man kann fid dur beis 
de.binters Licht führen lagen, denn Finſterniß 
iſt wie das Licht, ſagt der Pſalmiſt. 

In Dhufier wird nod an meinem Urlaube 
gearbeitet, Die Soffnung aus einander. TS 
fehen. bleibt ,atfo. noch immer feft und under, 
rückt. Bewegung, vornehmlich Ausfpannung 
meines Bemüches, if das, einzige Huͤlfsmit⸗ 
tel, mein Sehen zu erhalten, Aber ohne Ple⸗ 


4 


334 


rophrie meines Gewiſſens eine (οἱΦὲ Seife 
au tun, märe mit in feinerlep Abficht Geile 
fam geweſen; mich aus bem Lande zu ſtehlen 
wb den Feind im Müden zu baden — — 
Mein, liebſter Gebatter, Landsmann nnd 
Freund, ein Paflah, feine Henkersniahlzeit fol 
mein Abendbrod ſeyn. Micht dur meine 
Schuld wenigſtens verlange ich einen folchen 
Noël, fondern eisen. ehelichen salvum conduc- 

tum zum Solet» Schniaufe. Gott wird alle 

unſere Wünfche erfüllen, veichlicher und bef 
fer, ais wir felbige. malen unb dichten koͤnnen. 


qot, Xn €, M. Gourtan, geb, Zouffaint, 
nad Pillau. 

Königsberg ben 4ten Aug, 1796. 

Da es mir nidt viel θεῇεε geht afs 
Ihnen, efto mehr Mitleiden von Herzen. 
Geduld if und freglich notó, um die Krone 
yu empfahen. Sie werden bey Ihrer Kranke 
heit immer ftärker, und ein ähnliches erfahre 
ich an meinem zumehmenden Appetit, Wenn 
es mit dem aufhören wird, fo werben bi 
Klagen au8 einem andern Ton fepm und. bas 
Murren wird endlich zur andern Natur und 

Gewohnheit. 

Hr. Prof. Kraus reiste den Montag nach 
Ihnen ab uͤber Rieſenburg nach Faulen zum 


/ 





— 


935 


Haren oon Auerswald. Denfelben Abend. $e 
fuchte ich meinen älteften , einzig übrig geblige 
penen akademiſchen SreunD, Hrn. Kr. Rath, 
Henninge. Den Gag darauf befam er eisen 
Anfan vont Stage. Ich habe ibn feit Sonne 
tag täglich beſucht. Sprache und Gehoͤr ſind 
faſt voͤllig hergeſtellt; ich hoffe ibn nod lt 
ger zu behalten ˖ | 

Dienftag mar Gacobi. Des Morgens 
uͤberraſchte mich ber Geh. Secr. Mayer, Der 
diefe Woche nad Guríanb wieder abgeganges 
it. Er ſcheint bag gelobte Land aud nod 
au ſuchen ˖ Eben wie ich ibn aus der σύ 
begleitete, ‚begegnete mir Hr. Pfarrer Scheller 
and eteráborf, mit bem ich wieder nach Dau 
fe umfebrte; vem (dint das Loos lieblicher 
gefallen zu ſeyn, oder er weiß ſich beſſer in 
ſein Schickſal zu ſchicken. Nachmittags bekam 
ich einen Beſuch 00 dem Grafen von Kay 
ſerlingk, mit dent ich zum erfienmale im mei⸗ 
nem Garten ein Schaͤlchen affe trauk 
ein Pfeifchen rauchte. So wurde der heil. Ja⸗ 
cobus gefeyert unter fleißigem Andenken (tie 
nes Namensvetters in. England . 

Unfer Provincial - Rendant hat Heute einen 
Auftritt gemadt, von bem bie ganze Stadt 
redet. Er if in eine Ark von Wahnfinn ges 
fallen. Man erzählt von einer Neigung i" 
feiner eigenen Schweſter Tochter, die aber 





336 


meines Biens nod) ein Kind fenn mut; um 
das Uebel [Φείπέ wohl Älter zu ſeyn als ver 
Ausbruch; auch wird der Liebe und der Ders 
nunft vieles anfgebürbet, bas feines von bei 
— teu fió träumen laͤßt, weil es unter den 
Liebhabern ſo viel Gecken ald unter ben quo 
ſophen giebt. 

Der Salomo foll kuͤrzlich das Geſuch des 
Kriegsraths Roͤhrtanz um den Adel, yum An 
faufe adeliher Güter, mit folgendem eigen 
haͤndigen Leber: Meim entfchieden haben: | 

Hand, Baron von Röhrtanz, tanz! 
Barum fehlt es und doch, gütigfte Freundin, 
ans beiden am fachenden Menthe zu leben, 
wenn Andere nod) fo viel im Machen des To 
des übrig Haben? Sind jene oder wir glück 
licher? Das Lachen wird ihnen foerben thener, 
:and die jet Leid tragen werden getroͤſtet mer: 
den. Deſto beffer für und, daß dad δεῖε 
Theil nicht von unferer Wahl abhängs, bie oft 
Arger als Findifch audfalfen würde. Ein höheren 
Bater und guter Meifter wählt fir und, wich 
was angenehm, fondern uns heilfam tft, un: 
ben wollen wir (alten und walten faffen, \ 
wird es und immer wohlgehen im Lande v 
Lebendigen. | 

Ich ſuche biefe Woche alles was ich n 
tanti aufzuraͤumen, um mir Duße und Ru 
‘zur Arbeit zu verſchaffen. efe jegt ein ner 

| SII 


337 


Meiſterſtuͤck von meinem (εἰ, Penzel und fel 
nem: alten Adam. Er bat roͤmiſche Jahrbuͤ⸗ 
der and cineui alten griechiſchen Dion Eafr . 
Aus uͤberſetzt. Den: Anhang fchliet: ein Brief 
em den Commercienrath Keiferling - über bas 
Eommercium zu . feines Helden Julius-Caͤſar 
Zeiten. _ Er ift ein gefchworner Seind. aller res 
pubiicaniſchen Freyheit, ein δεβο größerer Ei 
ferer für bie. momerehifche Regierung. as  : 
fann. f bed Lachend und Bewunderns uud | 
Mitleidens nicht enthalten. So reichhaltig, | 
mannigfaltig,’ niederträchfig und. κά 
| abun bs überlege! 
den, An s We Φος τοῦ, | 

| Königsberg ben ptem tig. 1786, 


Herzlich gelichtefier Freund, Sie. tun bee 
Baroneffe Unrecht, bie ich abgehalten, Ihnen 
zu antworten. Sie beuft gang gleichförmig 
mit mit, unb. bleibt. Bey ihrem- Entwurf unb 
Geluͤbde, -burd) bie aͤlteſte Schwerter den juͤn⸗ 
geru nachzuhelfen; und ich fanm ihren guten 





Willen eben fo wenig mißbrauchen, alé vot — 


ihrem; : kiebfier Dartfnod, größere Opfer dep - 

Liebe und Freundfchaft annehmen, al id) ία 

verautworten und 44 verbauen im Stande bin. 

Die Gaben der Natur machen und: felbfi ges 

gen den Schöpfer. unerfenntlich,. ungeachtet ftis 
aman Schriften, V1, 90. 


338 

«c Natur dad Mibimum, ‚wie. die Kunſt ein 
Maximim zum Ziel macht. Um Ihres guten 
Willens würdig zu ſeyn und mein gutes Ge 
wiffen unverlegt zu ‚erhalten, fant ich nidt 
anders als meinen "Girunbfágen und Pflich ten 
gemaͤß ‚Handeln. Meine Worte mögen zwey⸗ 
deutig und dunfel (ey; in meinen Handlun⸗ 
gen Hoffe ich einen seinen und klaren Anddruck 
Der innigſten Geſinnaugen zu äußert, und 
Henfefben teen zu bleiben. Ich benfe von Er⸗ 


ziehung wie von allen Mitteln, deren menfch- - 


Vier, Gebrauch iebigli von einem. höheren 
Gegen abhängt, und einen máfigen.Gebrand 
ziehe ich immer einem erzwungenen und übers 
triebenen Bor. Segen Wie von meiner Freunde 
{Φαβ und Erfennttichfeit bur meine abſchlaͤ⸗ 
gige Untwort fefter verfichert. Wenn Ihnen 
daran etwas im Ernft gelegen if, fo würden 
ſelbige durch bie Annahme und ein ſchwaches 
. Obsequium eher unterdrückt und erſtickt were 
den. Ich werde Ihre großmätbigen Abfichten 
Zeitlebens im Sinn und Herzen behalten und 


‚meinen Kindern felbige einprägen, und θοῇι 


πε and dadurch erfenntlicher und beſſer und 
glüchticher zu machen, alé durch einen mißli⸗ 
hen Genuß, der natürlich -fAttigt, nnb su 
fiurren- Anlaß giebt, wie dad Manna in der 
Wuͤſte. Ich kann Ihnen feinen. andern Se 
‚weis meines empfindlichen Herzens geben. alé 


| | ‘339 
einen negativen. Dum tacet, clamat; alfo 
and -düm περο,΄ fruor, — 

' Gott gebe Ihnen Gefunbheit, und: fegne 
Sie mit bem üßerfließenden Maße, das Sie 
mir und meinem Haufe zugedacht haben. Bey 
Ihm ift jeder gute Wille That, unb erfüllt. 
Sr mid auch jede Berbeifung, gefeht, bag 
fie auch erft durch bie Zeit reif werden mug, 
eine Bluͤthe, bie Srudt bringt, ober immer 
die Fruchtbarkeit des ‚ganzen Baumes be⸗ 
férberte 


403 Xn Frans Buholg su Mänfter, 
Königsberg ben 6ten Sept. 1786 


— — Den dritten b. M. Dom. XII. p, 
"Prin. feperte ich wegen ber fchlechten Wit⸗ 
ternng in angello cum libello, und überlas 
zum andernmale Ihre Mhapfodie uͤber Gottes⸗ 
und Menſchen⸗ und Selbfiführung burd) Be⸗ 
bürfnife. Der Styl Ihres Ganzgefuͤhls 
erfordert ein Studium wie die Antike, und 
ich moͤchte bisweilen ausrufen wie der Sohn 
ber Sunamitin: O mein Haupt, mein Haupt! 
Junger Mann meiner Seele und meines Ders 
sens, mit welcher Innigfeit und Scham bat 
mich Sore Wachfamfeit anf ich ſelbſt, Ihre 
Standhaftigkeit in Verfuchen und Prüfungen, 
die Trene, Integrität und Originalität Ihrer 

22 * 


340 


Ein» und Ausẽdruͤcke eiat! ie teuer. unb 
unfehägbar ift mir biefes Unterpfand Ihres 
unerſchuͤtterlichen Bertrauens!. . 

Mes Geſchreibſel, mie Sie ed nennen, 
if nichts als Schwarz ‚anf Weiß. Su: Ihrem 
Geſchriebenen fehlt mir der Text Ihrer Phy⸗ 
fognomie, and id leſe nichts als Moten ohne 
Text mie in einem Schattenriß. Mein Ges 
brudteó beſteht ans bloßem Text, zu deſſen 
Verſtaude die Noten fehlen, die aus zufaͤlligen 
auditis, visis, Jectis et oblitis befteben: '; unb 
eine (fumme Mimif war das ganze Spiel 
meiner -Iutorfchaft- 

Labater's neue Predigten habe ich erſt am 
zıten v. M. angefangen, und auch nicht auf» 
hören koͤnnen zu leſen. Der Brief am Phile⸗ 
mon iſt immer ein wahrer Leckerbiſſen für mei⸗ 
δε Geſchmack, wie das Büchlein Ruth mit 
den fisinen ungezogenen Propheten, über den 
er auch fo (dàn gepredigt, . ‚daß ich dieſes Buch 
für ein non plus ultra feiner Kanzelberedſfam⸗ 
ξείς hielt, Aber Hier glaube ich nod mehr 
fein eben, SBeben und Wefen gefühlt zu haben. 


den 29ttn, 
qd erwachte heute von den Kanonen⸗ 
Schüuͤſſen, ‚womit des Königs Abreiſe um 5 Uhr 


angekundigt wurde. Gott: begleite ipn! Sd 
pate nicht den geringſten Antheil an dem Auf⸗ 


x 





sur 


| laufe nehmen koͤnnen und bin nicht aud dem 


Haufe getoefen. Die Huldigung if ohne Schar 


. den abgegangen, dem Poͤbel bat Fein Wein 


[ 


gefprungen, — kein Geld if ausgeworfen, 
nichts Preis gegeben toorben. . Durch eine Car 
Binets « Ordre vom 24ten Aug. wurden alle 


. Gb verfplitternde Frendenbezeugungen ande: 


drücklich verboten. Der Honigmond fcheint 
bier mehr in preutfifhen EComplimenten ale 
Dentfchen Realitaͤten gefeyert worden zu fepn. 
Deufelben Vormittag bat dad Schießen ge 
waͤhrt, als wenn bie Freude über ben Abfchied 
lauter feyn fofite als zur Ankunft. Unter {αμ 
ter anklagenden Gebanfen und Entfchuldiguns 
gen, bie mid beunruhigt baden, iff mir fein 
ent(deibenber Wink zu Theil geworden. Dem 
König würden bie überhänften Bittfchriften , 
womit er beſtuͤrmt wurde, auch meine ver⸗ 


eckelt haben. - ° 


: Saffen Sie mich, mein auserwählter und 
gewuͤnſchter B., ſchlafen, ohne mich zu rühren, 
πο ein langes halbes Jahr. Schreiben und 


Leſen lobnt für uns beide "nicht. Das lebte 


kann Ihnen nidt fo’ fauer werden, wie mir 
das erfie, vornehmlich an Sie, wird. Des 
fommen Sie Luft mir einige Zeilen zu fehrei- 
ben, (o wird mir αἱ keſen eine Etquicluns 


fen. 22 





340 


Ein» unb Ausdruͤcke eid! Wie theuer, und 
un(dàgbar ift mir dieſes unterpfand Ihres 
unerſchuͤtterlichen Vertrauens! .  . 

Afes Seſchreibſel, mie Sie ed nennen, 
if nichts al Schwarz auf Weiß. Zu Ihrem 
Geſchriebenen fehle mir der Sert Ihrer Phpe 
fiognomie, and id (efe nichts als Noten ohne 
Sept wie in einem Schatteuriß. Mein Ges 
brudtes beſteht aus Glofiem Gert, ju beffem 
Verſtande die Noten fehlen, die aus zufaͤlligen 
auditis, visis, Jectis et oblitis beſtehen; und 
eine ſtumme Mimik war das ganze Spiel 
meiner Autorſchaft. 

Ladater's neut Predigten habe ich erſt att 
guten 0. M. angefangen, und aud nicht auf» 
hören koͤnnen zw defen. Der Brief an Phile⸗ 
mon ift immer ein wahrer Sederbiffen ffir mei 
am. Geſchmack, wie das Büchlein Ruth mit 
dens fisinen ungezogenen Propheten, über bem 
er and fo fchön gepredigt, .baf id dieſes Buch 
für ein non plus ultra feiner Kanzelberedfam⸗ 
ξείς hielt. Aber bier glaube ich nod mehr 
fein keben⸗ Weben und Weſen gefuͤblt zu haben. 


ben 29ttn, 


Ich ermadte beute von ben Kanonen» 
Schuͤſſen, womit des Königs Abreife um 5 Uhr 
angekündigt wurde. Gott: begleite ibn! Sd 
babe nicht den geringfen Antheil an bem Auf⸗ 


x 


mt A — 


sur 


laufe nehmen können und Sin nicht and bem 


Haufe gewefen. Die Huldigung it ohne Scha⸗ 
den abgegangen, dem Poͤbel bat Fein Nein 
gefprungen, . Fein . Gelb iſt audgetvorfen,, . 


nichts Preis gegeben worden. . Durch eine Cas 


Binetd « Ordre vom 24ten Mug. wurden alle 
Geld verfplitternde Greubenbegeugungen aus⸗ 
brüdíi verboten. Der Donigmond fcheint 
bier mebr in preuſſiſchen Complimenten alé 


deutſchen Realitaͤten gefeyert worden zu ſeyn. 


Denſelben Vormittag bat das Schießen gts 
waͤhrt, als wenn die Freude uͤber den Abſchied 
lauter ſeyn ſollte als zur Ankunft. Unter lau⸗ 
ter anklagenden Gedanken und Entſchuldigun⸗ 
gen, die mich beunruhigt haben, iſt mir kein 
entſcheidender Wink zu Theil geworden. Dem 
König würden die uͤberhaͤuften Bittſchriften, 
womit er beſtuͤrmt wurde, auch meine ver⸗ 


| en haben. 


: faffen Sie mid, mein andertwählter und 
gewünfchter B., ſchlafen, ohne mich zu rühren, 
noch ein langes halbes Jahr. Schreiben und 


Leſen lobnt für uns beide nicht. Das legte 


kann Ihnen nicht fo faner werden, mie mir 


das erfie, vornehmlich an Sie, wird. Des 


fommen Sie Luft mir einige Zeilen zu fehreie 
ben, fo wird mir ied keſen eine κκ. 


(eon. 


342 . Vu | - 
. 904. An S, He Sartenoch. 
Rönigsberg bin 25ten. Sept. 1786. 
Liebſter Greund Hartknoch, Sie fragen 
mich wegen einer Stelle aus meinem Briefe, 
‚die Ste nicht verſtehen. Es geht mir ſelbſt 
ſo, daß (dj vergeſſe, mag‘ ich im Schreiben 
ſowohl als Leſen gedacht babe. Die Verbin, 
bung, in ber id) bie angeführten Worte ſchrieb, 
ift. mir eben: fo dunkel. Daß die Gaben unere 
kenntlich machen gegen den Geber, ift eine 
fraurige Erfahrung. In einem alten Liede 
(9i Gott it. nod bein exit in mir — 3 
beißt ed : 
Die Gaben, Die von deiner Haub 
id) dankbar fof empfangen, . 
die ſind's, die mid) von bie agewardt 
die find mir mein Verlangen. - 
Sagte nicht Adam (dog: das Weib, bad 
bu mir zugefelt haſt? Sind Vernunft nnd 
Freyheit nicht bie edelſten Gaben ber Menſch⸗ 
heit, und beide zugleich bie Quellen alled mos 
ralifchen Uebels? Ohne Mißbrauch fhôner und 
großer Talente gäbe e8 weder Geden im Sue 
períatio, ‚noch Boͤſewichter von blendender Gee 


fait. Alle Geſchenke werben: leicht zu Feſſeln 


und Hürden, bie man πώ zu erleichtern (ιός, 
weil man nicht gern unter Verbindlichkeit 
und im Swange, fondern lieber authentifé 
(eben und fein eigener Herr fepn mag Die 


| 


MI 


Natur, diefe ſparſame Mutter, . giebt. μία 
gen. und. Anlaͤſſe, und, ihr Gef des minimi 
it eine alte Sache. Vermittelſt bed. Gegen. 
ſatzes har jede Kunſt, vorzüglich bie mimi 
(ει und nahabmenden, bas. θώβε 
Seal zum Gegenſtande, ein inéalisetueles 
maximum und Hirngeſpinſt; daher fo: viele 
Φεθί(Φύήβο unter den Schüßen. Wo. die Na⸗ 
für das πιείτε getban, muß ber Menfch ant 
entbattjamgen fepn, ife Werk zu verderben 
und zu uͤberladen. Mit Furcht unb Zittern, 
Ehrerbietung and Dank nachahmen, nicht bie 
Natur aus Eitelleit und durch Eigendünfel aue 
zuſtechen ſuchen. — Haben Sie ſelbſt Wohl⸗ 
thaten genoſſen, fo werden Ahnen Ihre Ge⸗ 
ſinnungen gegen die Wohlthaͤter, und die gan⸗ 
ze G@emeglogie derſelben in Ihrer Seele feine 
geheime Geſchichte ſeyn koͤnnen. Undank iſt 
die baarſte Bezahlung, womit man gegen 
ſein eigen Gewiſſen und den Leumund der 
Weit quit werden kann. Die ganze Kunſt be⸗ 
ſteht nur in der Erfindung einiger Mittelbe⸗ 
griffe, feinen ſchwarzen Undank mit Feigen⸗ 
blaͤttern zu decken, oder anzuſtreichen mit wei⸗ 
few nnb rother Schminke. Probatum est, 
Selig And bie Armen an dieſem Welt und 
Schulsein! — 


^ ar « 
B Φε 


. 944 ur 
405 Anden Ketegtrath Sqcheffaer⸗ 
| Königsberg bm 16ten Θεά, 1766, 


. Den ıten d. M babe ich ein ganzes áp» 
Gen mit Wähern erhalten, nämlich 16 Bände 
des bewtiden Muſeums nebft einem fehr. an 
genehmen Giefdenf and Andenken für meinen 
Sohn, das ich bloß bem Gericht nach Fenne. 
Diefe Lebensbefchreibung übertrifft vermutblich 
alle übrige bagatelles und frivolités ded-AhtE 
Coyer, von denen mir die meiſten bie. Ver⸗ 
guügen :gemadt; daß ich bey ber erfien Muße 
auch biefes wichtigere Werk nachzuholen münide. 
Unterdeflen banfe ich in meinem und meines 
Sohnes Namen, mit bem beiten Willen Ihnen 
eine Gegeufreube zu made. 


Ich babe gegen bas Ende des vorigen Mo⸗ 
nats einige englifche Buͤcher erhalten, an bie 
ich niche mehr dachte, und bie mid um mein 
ganzes monatliches Gehalt gebracht Haben. Das 
wichtigfte Werf ift des Monboddo alte Meta⸗ 
$9p5ff in drey Duartbänden, bacon ber: legte 
ert im vorigen Jahre audgefommen und nur 
etwa die Hälfte des Ganjen ausmacht. Jeder 
Band  foftet eine Guine, D, über den Werth 
einer Lais von ſechs Bänden ließe fib and 
eine Poſtille fchreiben. Ich babe mich fatt ges 
ärgert und fatt gelacht, und babep mag r$ 
vor der Hand fein Bewenden haben. Kläger 


1 


345 
zu werben, if fene Hoffnung für einen ſo 
aiten Knaben, ber mehr als ein Phrygier ift. 

f5atb- daranf erhieit ich einen: Brief vom 
anferm Lindner aus Yena, der fé allen ſei⸗ 
sen Freunden empfiehlt, bort: nad) Herzens⸗ 
Inf lebt, ein neues Elpſinm für feine "e 
begierde gtfanden hat und nicht weiß, w 
snb. wann er fich wird wieder los machen tha 
peu. So fer gefülít ibm: bie Gegend unb 
der Hmgang:mit ben dortigen Gelehrten. 

Die -3effifofen(djen . Predigten babe id 
Heute zum jweitenmale zu Ende gebracht, ohne 
etwas anc meiner Rechthaberey oder Orthodoxie 
erlafien: zu koͤnnen. Bey allem Aufwande für, 
bie ſchoͤne Natur, tout. e& mir befto mehr leid 
nw die Wahrheit, Kraft-und den Grund des 
Chriftenthumes, der immer vorausgefegt und 


Selten berührt wird. Defpotismus und ein 


moralifcher Aberglaube ‚bieten βώ einander "bie 
Hand, ein nened Papſtthum aufzurichten. Die 
Berliner .:fehlauer mie bie. galanten Sachſen, 


, machen ſich ein neues Verdienſt daraus, den 


wen blinden Lärm darüber zu machen. 


406. Xn M. Mafius. 
. Königsberg ben 6ten Nov. 1236. 


Hr. Geb. Secretaͤr Maier bat mir berèité 
den 25ten Qui. b. Sj. bas Buch der Vereini⸗ 





346 


ang’ nebſt ben inif Seen der Ot ti 
gehaͤndigt; Gemüths, und βεἰθεδµιοβάκδε δα. 
ben mich aber biéber. außer Stand: gefest, ben 
' Entsfang. zu befeheinigen und Em, θόφονείρο. 
boren für biefes. Merkmal Ihrer Güte meinen 
ergebenften Dank abzuſtatten. Meine Neigung 
und Lage entfernten mich von allen dergleichen 
öffentlichen Angeltgenheiten, weiche in:cineus 
deſto zweideutigeren Luhte erſcheinen, jE (totte 
licher die Anmaßungen iind, zu deren Deut 
Qe: unternommen ut getrieben werben. Das 
erſte Zeichen der Bereinigung wurde ber An⸗ 
laß einer Zerſtrenung und ber: Anfang aller 


Berwirrungen und Mifvberſtaͤubniſſe in bens 


Organo gefelfchaftliher Symbole, und ifos 
lirter Drojecte, weiche mehrentheils auf neut. 
Namen, eitle Titel und leere Wörter hinaus⸗ 
laufen, ohne Erneuerung ber Begriffe und 
Geſinnungen. Der Glaube Einer, gleich ihrem 
unfihtbaren aber allgegenwaͤrtigen Haupte, 
chriſtlichen Sie kann auch das ficinfie Mit⸗ 
glied berfelben eben fo völlig wegen. der Maͤn⸗ 
gel und Unvollfommenbeiten jeber aͤußerlichen 
Gemeinſchaft beruhigen, als über feine natüre 
lichen und perfönlichen Θεθτεφεῃ. Es ftp ba» 
ber dem guten Hirten anbeimgeffieñt, feine 
acrfireuté Heerde zu fammeln, und bie Vers 
— beiung zu erfüllen: once pis wem καὶ 
si: ws, „Joh X. woſelbſt auch als ein 


+ 


charakteriſtiſcher Idiotismus feiner Schafe dg 
dur, UND οὐκ dines gefchrieben (lebt. 

€t. Hochedelgehoren koͤnnen ſich auf mebe 
als zu viel Stimmen Rechnung machen, die 
ihren Einfluß auf unfer Publicum aͤußern wer⸗ 
den. Da die Ausſichten der Seele von ihren 
Einſichten abhaͤngen, fo genügt mir meine eis 
genen zu berichtigen und qu Gefefligen, ſelbſt. 
in Beziehung derjenigen Giüdfeligfeit, zu tela 
cher. zwar viele berufen, aber- wenige eritis 
fin babe die Ehren. - 0... 


^ 


407 An 3. δε garitnoë, 
| Königsberg ben 3. Jän, 1787. 


| Alter, lieber Greund, Diefen Morgen ers 
faite id einen Brief von meinem Jonathau 
aus Düffeldorf , :beffen Correfpondenz ich bey⸗ 
nabe fon aufgegebeu hatte, oder an der 
Möglichkeit ihrer Sortfegung verzweifelte. Aber 
feine Freundſchaft i wie eine Eeder Gottes. 
Er fíagt über feine. Gefundheit und bie Unorde 
nung der Poſten. Aus London wird ihm. ges 
. meldet, daß. der fef. Swedenborg alle nof 
nnoerfanfte Eremplare feiner arcan. coelest. 
kurz tot feinem Tode bis auf 24 vertilgt θα: 
-be, mit Depgefügtem Grunde, daß dieſes 
Dierk nicht noͤthig babe, fid in fo vielen Er: 
emplarien in der Welt umautreiben, bevor die | : 


0 
| $48 


Begierde darnach ſtaͤrker und allgemeiner wär 
de; alsdann würde man es ohnedieß (don zu 
vervielfältigen ſuchen. Die erwähnten 24 Er 
emplate babe nach feinem Tode ein Londoner 
Buchdrucker bekommen, ber fie aber alle fon 
verkauft, jedes Œrempier für acht Guineen. 
Run fen Fein anderer Math, ald bie Gele 
genbeit abzuwarten, bis biefes Werl είνα | 
zum öffentlichen Berfanfe vorfomme, Sie (tr 
wenigfiens hieraus, bag die Leute es ebrit® 
mit Ihnen meymen, und mober der έθετε 
Preis kommt, den Reich für fein Exemplar 
fordert, ben ich: mir niche erflären fonnte; 
ſo wenig ais wie ein vernünftiger Menf von 
fünf gefunden. Sinnen, er mag in Deutſch⸗ 
kand oder Großbritannien zur Welt gefommen 
fon, bie arcana coelestia ohne Gel tefen 
fann. Dafür lieber 18 Gnineen an Dio Cafe 
fius unb ben polnifhen Leberfeger verſchwen⸗ 
bet. Der deutſche Strabo wird nod ime 
met feldft von großen Gelehrten angeführt. 
Sch babe den Anfang des Dio. burdgelanfen. 
Es if derſelbe außerordentliche, parabore, an 
Grillen, Launen, Schlafen und Ideen von 
beferem Gehalt fruchtbare Kopf. Uber auf 
Ihrer Hut muͤſſen Sie fepn. Ungeachtet ber 
Berfaffer des Muemonium auf das Εδηίρίϊφε 
Handſchreiben fi etwas einbilden mag, um 
- dd dieſes große Werk Mud nicht geſchen hat 





349 
wir eine Abhandlung über ben Mrifioteles in 
€Af(ar' 8 Denkwuͤrdigkeiten bepnabe alle Luft ber 
nommen , mid darum ju befimmern, weil 
et es beynahe auf jeder Seite anfübrt.. Nein, 
gegen einen folhen feichten Schwäger iff mein 
weiland Sreunb . Penzel ein güldener_ Mann, 
den «8 mir nidt leid tbut zum Freunde ges 
babe zu haben. Dem andern fehlt es 
ganz an Beruf, Autor, und darauf eitel zw 
(os. Des erſten Stol; if wenigſtens me$e 
nach meinem Geſchmack, alé bed andern Ei⸗ 
telfeit. Leber jenen kann ich wenigſtens ja» 
deu. Diefer mat mir bit unangenehmen 
Empfindungen bed Mitleidens und Unwillene. 

Mit einem Grufe von Pieffing, und als 
Chriſt, erfihien mir jn Ende vor. J. Elkana, 
der geſtoͤrte Rantianer. Er ifl in England, ges 
wefen und bat Driefiley Fennen gelernt. Sei⸗ 
ne Tollheit (eint nun. auf Projecte der Quae 
tigation , und das Meerwaffer (68 zu modem, 

gefallen zu fepn. 


e y? 


408 An Herder, 
&onígéberg ben ogten Sàn, 1787» 
Mein alter , herzenslieber Gevatter, Landes, 
mons und Sreunb, Ach fange biefen Sonne 
tag mit einem Briefe an Sie an, weil id 
ſchreiben muß, um Ihnen bie Einlage von 
Haſſe sn fenden. Sie haben fi um unfere 


350 

alte Pflegmutter Albertine ſehr verdient gts 
macht, uns dieſen fähigen, thätigen, uner⸗ 
mébeten Mann zugeführt zu haben, Melden 
fann ich nichts als mas Sie fion lange wife 
fen. Berfiherung von meiner alten Freund⸗ 
(Haft haben Sie nidt nótóig; wegen ber 
Ihrigen bin ich aud) ruhig, und mehr durch 
ifátige Beweiſe überzeugt, als ich εδ durch 
feere Wuͤnſche zu than im Stande geweſen bin. 
Stine (ἀφΦείίώε Autorfchaft iſt ins Stocken 
gerathen und mit meinen Steife« Entwürfen 
geht ed eben: fo wenig vom Fleck. Ich bin 
wie angenageft und gebunden, nicht im Stans 
be mi zu vhbren. Das Ding mag beißen 
wie es wolle, Fiubifoung, Hypochondrie, Gi» 
geufinn, Ahndung — de verbis simus faci. 
les; nur bag. id) die wahren Urfachen mir 
$6168 faum deutlich machen fann, die Wir⸗ 
kungen aber Ὀεβὸ nachdrücklicher ‚fühle. Rei⸗ 
djatbt bat. πού tor feiner Ubreife αΠεῦ ge⸗ 
than, wie Sie vermuthlih von ihm (t6 were 
den gehört Haben, unb ich (off. bloß reden 
ober fchreiden. Das fann, mag, will unb 
fol id) nicht. Meine Seife it fiit; unb 
damit ſcherze ich nicht. Meine Autorfchafe 
if Shorheit und meine SSermünfungen find 
. Thorbeiten, aus denen ich mir eben fein Gies 
wiffen machen ‚und nod) weniger mich ſchaͤmen 
, würde, felbige. eben fo fegerlich zu widerrufen 


351 


. ei& id fie ausgeſchuͤttet. Aber es if etat 
ouberes, bas mir im Herzen wehe thut unb 
mir in meinen Nieren ftit, und bas id nicht 
“anders lof werden fann, alé durch. Reden 
oder Schreiben, das mir baburd) ebenfo ine 
Pflicht wird, tie bie Meife felbft. Irre id 
bierin, :fo gefchieht e8 auf meine often, unb 
ich denke bag mir ber Kitzel nuit ber Zeit chem 
fo von ſelbſt vergehen wird, wie ih von fele. — 
bigem amgefochten worden bin. Was bey. den 
bevorſtehenden Neuerungen .ané mir werden 
wird, Darum. befümmere: ich mid nicht. Die 
 fRentrusgeu. beſtehen darin, daß alles wieder 
auf den alten Fuß fommen fol, Wird. wohl 
alles auf «ine. -Contradictio in adjeeto finau» 
laufen, nnb wit dem beiten: Willen, es befs 
^o ftr zu machen, aues ange werden als «ὁ dod 
4pe (e if 


κ 


409. An 5. Fr. Hartknoch. | 
7 Köntgberg ben ızten Gebr. 1787 


Geliebteſter Freund, den 25ten v. M. 
ſchickte mir Madam Courtan Ihr reiches und 
uruſternes Geſchenk. Am aten Sonntage nad 
Epiphan. ‚wurde ein großer Schmaus gehalten 
ie meinem. Danfe, wozu Criſpus wep βία. 
en alten Eranzwein mitérachte. Drey eid 
Seachte ich felbR meinem lieben. Beichtunter, —' - 


962 TN 


eer mid dafür wit Einem Atlas für meint 
Kindes: beſchenkta. Ein gebratenes (ditte id 
meinem alten kranken Freunde Henninugs, ber 
mit einer Rehkenle bafáe dankte. Dit foldjem 
Ducher habe id) Ihre: Gaben genogen; Gott 
dergelte es Ihnen, ‚lieber Hartknoch, unb er» 
quicke Sie und bie Sérigen mil feinem reichen 
Gegen, wozu ih nichts alé Wuͤnſche beytra⸗ 
gen kann. n QUI 
Weber mit- meinen moliminibus zur Reife, 
sed. mit meinem :fliegenden. Briefe gebt εὖ 
von ber Gtefle. Die nene Einrichtung unb 
meine künftige Lage werden mit dem März, 
wie man fagt, ‘fon entichieden fepn. Diele 
feit giebt mir dieß einen Gnavenfiof und 
bringt meine Gauft : oder Fuͤße in Thaͤtigkeit. 
dim bod. nicht ganz mäßig zu ftot, babe id 
mit Hand ben Quintilian und vom zıfen Dec 
pie jum agten b. M. bem Telemaque jum ere 
ſtenmale durchgelefen mit ber größten Zuftie⸗ 


denheit. In meiner erfien Jugend wurde mir 


dieſes Buch veredelt, weil id nicht dem Bors 
geil hatte, wie ε jeot, die Quelles : des 
Domer unb Sophokles zu fennen. Mit befto 
. ante Verdruß gähnen wir jegt über Florian s 
Nama Pompilius, das eine elende Mißge⸗ 
— Burt. gegen jenes. Meiſterſtuͤck iſt. Die nuferas 
Syerder und Kant bpbidirten Blicke find vos 


Sung, Kant ſchenkte mir fein Exemplar, dns 
| id 


ich eben ſo wenig: babe audffeben: und (fen 
Sinnen, fo — uͤber dieſes θεά 
auch. aefeeat babei oo : 

Alles if für did ur einen: fo bte : Se 
bei, daß Ko nichts abzuſehen im rente’ bin, 
ο mache mich zu allem fertig nbi gefaßt 
e did ven cundater seines eben fo: gusen Ue⸗ 
Perrnmplter. Sie koͤnnen hit: glaube y. dod 
es für. ein Druck if. fo 'lange in: suppenio 
ge leben, unb. tie febr meine θελα 


| und Osfonomie, . ( ânfere unb innere), dabey 


leidet. Fiat voluntas tua! Wie fdteer if. es 
πάν Eigenwillen, ben, hoͤchſten fuͤr beg 
beſten zu erkennen! Vis inertide, ſchreibt 
mie Herder, iſt bie Hauptkraft der. Welt,viel⸗ 
feit das Symbol goͤttlicher Ruhe, vom 
der alle Thaͤtigkeit und Bewegung, der Natur 
abhängt: Ic umarme. Sie mit dankbarem 
κά pem Fou Fi 


. ei H 
‘+ ο T x. . "Sl 


do, xn. ben Rviegsrats SéeFfnés 
END Königsberg den arten Moͤrz 1787. 


Heute erbalte -ich: die Antwort, $ag im 
Hartungiſchen Laden bereits ein gebundenes 
Ereniplar der philofophifchen Vorleſungen nebſt 
noch vier rohen auf Käufer wartet, und eine 
Parthie bat zurückgefchickt werden muͤſſen, weil 
der erſte: Theil: einen ‚guten Abgang gehabt, 

Hamann’s Schriften. VII, 35. 25 | 


354 


wie aͤbrtzen abet: tige sieben. Meinen 
Geſchniack if es mito ber Folge eben fo ge 
gangens aber mit meinem Urchell œil. ido: bis 
viu ο ro: Gunzen zaruͤckhalten. 

i. "Oti. Ihnen zugebaihter Beſuch «m 26ten 
Όσον if ber feeit Bang-geweien.. Ein Echmer; 
vin. linken af nöthiäte mich bey fra. Güaper 
winufpredjens » von :baicctgialte dd) zu Haufe mb 
éin ae game Zeit uͤber nicht amdgermein , Habe 
wie Au ουν φάθ σα Det béten müfen: Mein 
vingiger Feeund Crifpus bat. mich: während 
meiner ganzen-Unpäßtichfeie nicht beſucht; - Hat 
am Mugenkrampf ‚niet ausgehalten umo if mit 
Arbeiten "überhänfe gerdefen. . cher meinen 
Magen: fann' ich nicht klagen; ber vleibt noc) 
Mater wader, aub id. habe mehr Urfarhe., 
vae Exceß ais Defect ‚meines Appetit unb 
außerordeutlichen Θε[Φπιαάδ an Gottes Ga: 
‚ben zu beforgen. Hartknoch bat: mir Daft, 
Hühner, unb meis Eraufer Sreund Hennings 
eine Rehkenle geſchickt. Hollaͤndiſche Dâringe 
theile ich mit meinem dnte, Hrn Milz Des 
Hrn. Jacobi Jungfer Saft honorirt ale mei 
we S ignationen auf Sauerkraut; und da id 
anf meine. alten Tage eig Obſinaͤſcher gewor⸗ 
den bin, habe ich. mich verführen laſſen, ein 
GAB Reinetten zu Laufen, oon beuen u$ ab 
le Tage eine gute Portion con amore verzeh⸗ 
te, um de dem Schickſale ihrer verfaulten 


j 355 


Brüder zu entreißen. Ich (tbe alfs in einem 
fieten Wechſel von Freud unb Leid, vom 
Schwelgerey und Dérftigfeit. Die heraffttis 
fen und demokritiſchen Augenblicke ſind fó 
gerheilt, daß "mir der Abend fo willkommen 
zum Schlafe iff, ald ber. Mittag zum Eſſen. 

Einer meiner jüngfien Sreunde, Thomas 
Witzenmann, if eines langfamen Todes ges 
ftorben. Ich babe einen einzigen Brief vom 
ihm erhalten, worin er mir fon fein Ende 
anfünbigte. "Meine Freude, ibn zu fehen, (ή 
alfo nicht erfüllt worden. Er hat die legten 
Sabre feines ſiechen Lebens in dem gaſtfreyen 
Daufe meines Jonathan zu Duͤſſeldorf inge» 
$radt. Bein Bater if ein vechefchaffener 
Tuchmacher zu Ludwigsburg, ben ich aus eis 
nem Briefe an feinen fierbenden Sohn fehr 
Hoch und werth (Φάθεμ muß. Einige Abhand⸗ 
Jungen des Seligen und Srepmütbigen ſtehen 
in Pfenningerd Sammlung, bie id Ahnen | 
meines Wiſſens längft mitgetbeilt Habe. 

Dr. Prof. Kant bat mir ein angenehmes 
Geftent mit feinem Debications » Exemplar 
ber Blicke in bie Geheimniffe ber Natur ges 
madt. Ich bin aber nicht im Stande gewe⸗ 
fen, biefes Schangericht zu genießen. Stile 
fingé Romane find mehr nad meinem 66 
Coma. Meine jegige Seelenweide beſteht in 
des Andreae mythologia christiana. Won. (th 

| 923 * 


356 
atu 300 Apologen if kaum ein fieines Drit« 


tel. uͤberſetzt. Ich Habe mit ben erfien ben 


Anfang gemacht, und mif meine Fleine Gus: 
fie. Academie anſoanuen zur Zortſetzung und 
pene. 
- Bon ‚Herder 
Weimar ben agten April 1787. 
sie # mein tomus ΠΠ. Idearum, liebſter $a: 
mann. Sd wuͤnſche Ihnen dazu guten Appetit, und 
daß er Ihnen nicht harte oder loſe Speiſe duͤnke. Das 
lette iſt er mir wenigftené nicht geworden, eher das 
ere, Mon Zacobi- fatte ich lange nichts gehoͤrt, bis 
er ſich wieder durch ein Buͤchelchen meldete. Ich wer⸗ 
be ihm naͤchſtens ein aͤhnliches ſchiden, deſſen Drut 
verzoͤgert fs Ihnen gleichfalls lieber Alter, und id 
wuͤnſche, daß es Sie zur guten Stunde finde. 
Wunberbar veruͤndern fid) mit ben Jahren auch bec. 
Menſchen Sinne. Die Bluͤthen ber Phantafie fallen mie 
von Tage zu Tage mehr herunter; das £ob wird mir 
gleichgültig unb faft wibrig, well (d) fee, voie unb 
wem es ertbeilt wird, aud) bof e& mir nichts hilft. 
Dee Tadel wird mir audj ein gewohnter jargon, und 
id möchte als ein oft gebranntes Kind bey Ίεδεπι Mu 
de beynabe bie Recenfion in beffen unb deſſen Seele 
abfaſſen. Was id) mir von Jahr zu Jahr mehr wuͤn⸗ 
fée, it Nupbarteit und Wahrheit. Mein Morgen 





357 


war unbébadiéfam , mein Mittag iſt laſtvoll; Gott ges 
be mir einen zwar nidt müfigen aber rubigen Xbenb. 
Alles dft Sitelleit hienieden, und | bas Schema biefee 
Welt vergeht. | 

. Kafle's Wohlſeyn und [είπε Beſtrebſamkeit in bs. 
nigéberg freut mid); ich danke für feinen Brief. und. 
bitte ihm meine Œbeilnebmnng zu ‚bezeugen. Wenn ex: 
fif mit Paraborieen & Acht nimmt, kann e in 
Königsberg ein vergnuͤgtes unb nügliches Leben führen, 
Es tft Schön, in feiner Sugend bereits ein fo bes 
flimmtes Biel zu haben, nad) welchem man ſtrebe. Ich 
wolt id) hätt? es aud gehabts jest ift die Bluͤthe 
meiner Zeit vorüber. Leben Sie wohl, befter licher als 
ter Freund unb Landsmann; gehe ed Ihnen und Ihrem 
Haufe wohl an Leib unb Seele. Verzeihen Cie ben 
armen Brief eines Gntkräfteten, ber faft nichts mehr 
au ſchreiben weiß; e$ witb eine beffere Stunde geben, 
Gót)e ift noch in Italien und kreuzt jet Siciliens 
site nus | : 


| Ait. * Branz ) Pudor au ον 
Berlin ben goten Sun. 1787. 


Mein auserwaͤhlter, mein erwuͤnſchter 
Gran, Den 21ten ging ü$ von Königsberg 
ab und. bin in einem Zuge ben 28ten, mit 
geuaner Roth, aber οἰήαίίώ angekommen bey 


arz. EN LUI 
. Mänfter den raten Sul. 1787. 


Zu ben brep Verhaͤltniſſen, unter. denen 
id fon ſchrieb, if bas eines liebrrien 
Wirths hinzugekommen, liebſter Reichardt. 
Es war fein bloßer Schein, fonbern baare, 
That, die mir Ihr Haus zeitlebens unvergeß⸗ 
lich gemacht hat. Ich kann an Ihre liebe 
Frau und die Ihrigen nicht denken ohne Se⸗ 
us und Friedenswuͤnſche. | 
' . Wed fanm id mich faum befinnen, wie 
id) bieber gefommes bin, und unfer Heber Rei⸗ 
fegefährte Raphael erklaͤrt meine gegenwärtige 
Entfeäftung für είπε natürliche Golge ber Rei⸗ 
fe. Sobald ich wieder hergeſtellt merde, ſchrei⸗ 
be ich weitläufiger. Ich. hoffe. alles hier ges, 
fanden zu haben, was id) geincht und ges 
mänfcht Habe; nub ein freyes neues Der; ium, 
Genuß der Freude und des Lebens wird die 
Stuf6ente meiner Wallfahrt bier bald. ſeyn. 
Sj(e tad mir in Ihrem Danfe ‚gefallen. bat, 
finde id auch .bier,. nr -.concemtrirter. Den 
einzige Unterfchied Liegt in meinem Geſchmack, 
der mehr für das Moͤnchs als Hofleben ge⸗ 
ſtimmt iſt. Die Fuͤrſtin lebt auf dem Lande 
und wird morgen erwartet. Sie foll ein Goͤthe 
hres Geſchlechts ſeyn. 





300 


be: fier. toit ein Kind gepflegt von. em rica. . 
Wirthe, der ganzen Albertifchen: Samilie, und’ 


unſerem würdigen : Landsmann Dr, Lindner, 
bet mir bie Wohltbat erwieſen, hier auf mich 
zu warten. 


Daß ich aus einem aunullirten Packhof⸗ 


Verwalter ein koͤniglicher Penſionaͤr geworden 


bin, frey von Geſchaͤften und Amtsſorgen, 


daß ich mein Haus verſorgt babe durch mei» 


nen ehrlichen Hill, der meine und meines 


Sohnes Stelle darin vertritt, hierin beſteht 


mein gegenwaͤrtiges Gluͤck, deſſen Loos mir 
lieblich iſt, und von dem ich meine Palinge⸗ 
nefie bald erwarte; Ich weiß, alter, lieber. 


trauter Herder, daß Sie an meiner Zufrieden⸗ 
heit Autheil nehmen, und Sie koͤnnen leicht 


denken, wie mir δε meiner: gegenwaͤrtigen 


Freyheit nad) dem zwanzigjährigen Frohn⸗ und. 
Sklavendienſte zu Muth if, unb wie mir bie 
Luft ſchmeckt, bie id jetzt erſt anfange 45 
fhdpfen und erſt heffer gewohnt werden muß, 
bevor ich ſelbige recht genießen: fann. Alle. 
unfere Gluͤckſeligkeit beſteht doch in nichts als 
einem Borfchmad.e einer beſſern Welt, uno 
δάται : müffen wir und hienieden beamägen-. 

Ich wuͤnſchte mir freylich aud fon. in 


Weimar: und in Ihrem Bifchofsfige zu ſeyn, 


und wenn es auf den Magnetismus ber Ott» 
te aufäme, wäre ich freylich (on ba and 


36ο 


velleicht ΜΔάΙιΦά: als ber Schwarmer on den’ 
Ufern Sieillens. Aber Dier $66 ich alter Oe 
dipus mit geſchwollenen Füßen, bie mit Kraͤu⸗ 
tertifen umwickelt Rab, gleich bed. auferweck⸗ 
ten Lazatus Leichnam, merde son einem See⸗ 
lenhunger und erganiferQUnverdanlidéeit, wie 

von Scylla uud Eharybbls, auf Beiden Seiten 
angefochten ‚-und lebe wie ein mahres Amphi⸗ 
bium anfheinender Gefunbbeit. and wirklicher 
Krankheit, als ein Phänomen entgegengeſetz⸗ 
ter Taͤuſchung, fi$ fetbft und andern "a 
Raͤthſel. 
Den driiten Theil Seer been babe ιό 
nebft den @efprächen Aber Dott nod in ben 
lebten Augenblifen meines Auszuges ans Preu⸗ 
Ben durchgelaufen, nnb wénfée mir das En⸗ 
de der Ideen ſelbſt abbolen zw fónnen, wor 
ich Ihnen als zur Krome Des ganzen Werkes 
Kraͤfte und Ruhe wuͤnſche. Oie nnb Jacobi 
then dem Spinoza zu viel Ehre; ich bin tae 
ber mit feinem von beiben recht zufrieden „ 
aber bati mit Ihnen ganz einig, daB alles 
philoſophiſche Mißderſtaͤndniß auf Wortfireit 
binaustauft. Als ein Kranker fann ich aber 
meinem Urtheile wicht frauen, auch nicht uti 
sem Geſchmack. 

Ich freue mid in Pempelfort auf ein 
fihönes Grit, Beid's Essays, bie dort für 
mich bereit liege, Dier babe ich bie Varifer 





36: 


Musgate des Metaftaſto gefunden, und refe 
mit außerorbentlichen: Vergnügen im zwölften 
Bande einen Auszug aus des Yriftoteles ος, 
tit, von bem id mif wundere, bá nod 
feine Ueberfegung bekannt geworben. 

Unſer guter Landsmann bier ‚genieße eines - 
anßerordentlichen Hänslichen Gluͤcks, an bem: 
ich meine herzliche Freude babe. Seine wuͤr⸗ 
Bige Schwiegermutter i auch bier, unb eine 
ſehr beitere, gutmüthige Frau. . Ich babe Hier. 
des (el. Alberti Schriften fennen gefernt, und 
der Gift ſowohl als der Segen Des Vaters 
fheint auf allen Kindern zu ruhen. 

Ungeachtet der zaͤrtlichſten Freundſchaft und 
Pflege habe id hier keine Ruhe, nnb wuͤn⸗ 
ſche nur das Ziel meiner Wallfahrt zu errei⸗ 
chen. Bon einem ſolchen Heimweh nach Wel⸗ 
Bergen werde id) gebrückt unb. gezogen. More 
gen ſetze ich meinen Wanderſtab, wills Gott, 
weiter. Ich umarme Sie, liebſter Gevatter, 
Landsmann und Grenub. Gott gebe bag wir 
uns geſund cidfander ſehen. Nahe fab wir 
uns (don genug, aber demohngeachtet iſt «ie 
πε Scheidewand, bie id) zu wenig Kraft bas 
be ans dem Wege zu raͤumen. 


au. X9... BcReigerbt.- 
qQünfter ben rgtea Qui. 1787. 


Zu den bre Verhaltniſen unter denen 
ich ſonſt ſchrieb, iſt das eines liebreichen 
Wirths hinzugekommen „Ulebſter Reichardt. 
Es war fein bloßer Schein, ſoudern baare 
That, die mir Ihr Dans zeitlebens unvergeß⸗ 
lich gemacht hat. Ich fam an Ihre liebe 
Grau und bit Ihrigen nicht denken ohne Ot 
gens⸗ und. Zriedenswuͤnſche. | 

. Noch kann id mich kaum befinnen, mie 
id bieber gefommen bin, und unfer Heber Rei⸗ 
fegefährte Raphael erklaͤrt meine gegenmártige 
Entkräftung für eine natuͤrliche Folge ber Rei⸗ 
fe. Sobald ich wieder hergeſtellt merde, (rtis 
be ich weitlaͤufiger. Ich hoffe alles Bier. ges 
fanden zu haben, was ich: gefndt unb ges 
wuͤnſcht habe; und ein freyes neues Herz inus, 
Gennß der Freude und. des Lebens wird bie, 
Mudbeute meiner Wallfahrt hier halb fon. 
Ange was mir in Ihrem Hauſe ‚gefallen. bat, 
finde ich auch hier, nue concentrirter. Der 
einzige Unterſchied liegt in. meinem Geſchmack, 
der mehr für dos Sinds- al Hofleben ges 
fimmt if. Die Fuͤrſtin lebt auf bem Lande 
und wird morgen erwartet, Sie fol ein tbe 
hres Gefchlechts (eon. 








ο 409 
Run, wein licôfier Gerenshenst,- bie. 
. οι will ‚abgehen, und. mehr bin id. wicht — 
im Stande zu fehreiben. Sch nmarme Gie 
mit dem banfbarfien onm 


^ ande χα "Frans fBudotg gu Muͤnſter. 
| Pempelfort den 14ten Aug. 1787. 


Mein .. ertwänfihter , Win auserwaͤhlter 
Sranz, Vorgeſtern hielten wir zu Muͤhlheim 
einen vergnuͤgten Mittag und famen unter 
anhaltenden Regen, der mich an das Evan 
gelinm Dom X. p. Tr, erinnerte, um 5 Uhr 
erwänfcht hier an, wo alles zu unferer Ruhe 
und Pflege subereitet mar. 

. Zum Willkomm meiner Muße babe id 
fitr des fel. Haller. Tagebuch feiner Beobach⸗ 
tungen über Schriftfieller und fid) [είδ gefuns 
den, von binten das Buch angefangen und 7 
mich an den ,Gragmenten vétigièfer Empfin« 
dangen‘ nicht fott lefen -Eönuen. - Ihnen und 
der Fuͤrſtin tün(dte ich auch diefe: Lectuͤre. 
Geſtern erhielt unfer Jonathan bie lettre το 
mise au Roi de Prusse ;par Mirabeam, Die. 
uns allen außerordentlich Genüge gethan bat. 
Ne pas trop gouverner, Der Salomon du 
Nord iff treffend und Joſeph fbarf beurtheilt. 

Vater und Sohn wohnen in einer Stube . 
neben 9), 3. und ich wünfchse bie Einrichtung 


- 


364 T | 

vieſes finta Sommerſitzes zum Muſter Ihrer 
kuͤnftigen Wohnung, an bie i im Seife 
denfe. Aus ber Eleinen Eolonie der größern 


Bibliothek merfe ich eine firenge Ordnung, 


bie und beiden, mein erwänfchter Sranz , nié 
gegeben ift, und ‚Tante Qene, mie Claudius 
fie nennt, [Φείπέ diefen Geift in ber ganzen 
Haushaltung eingeführt zu haben. Kein Wun⸗ 
ber, daß. Jonathan diefe Schwerer fein Alter 
Ego’ nennt. | 

Erfreuen fie mich $afb mit guten Rabride 
ten, befenderd in Vejiehung Mariannens für 
unſern Arzt, der mie bald entbehrlich werden 
wird, 


45 Xn J. 8. Reicharde. 
Pempelfort, ben 16ten Aug, 1787. 


Den zweiten b. M. erfreute mich und be⸗ 
fhämte mich zum hell Ihr zärtlicher Brief 
som 27ten v. M. herzlich geliebtefier Gevat⸗ 
ter, Landmann. unb Breusd. Seit Dom. X. 
bin. ich Hier, ohne bem Zweck meiner Reiſe 
snb den Beduͤrfniſſen meiner Geſundheit näher 


zu ſeyn. Den asten b. M. uͤberraſchte mid 


Jonathan Jacobi, Sraudte in Muͤnſter ben 
Pyrmonter und reidte den aten b. M. wieder 
ab. : Da wurde die Mbredbe genommen zu εἰ” 
ner Brunnen Cure in Pempelfort.. Ih bie 


Pad 


365 


während meines Aufenthalts in Münfter kanm 
tin. paar Tage im Stande. gewefen auszugeben, 
Meine Unpäßlichfeif und meines Wirths feine 
war .alfo bas. einzige Thema , wovon id hät 
te fchreiben fónnen. Auf bie legtere hatte i 
vorzüglich bey der Geſellſchaft meines mebicis 
nifhen Raphaeis Nüdfiht genommen. . Der 
Anblick meines D. iff Beweis genug des feine 
fen. Nervenſyſtems, bag ich feinen nähern 
Schluͤſſel nöthig batte,. um- meine Neugierde 
du befriedigen. Mit nnfern. Kleinen Vertrau⸗ 

lichfeiten kann niemanden gedient fepn. - Die 
Abficht unb bie Art meiner Meife qualificitt 
fih au feinen Befchreibungen. Vestigia me 
terrent. Mempelfort Eennen Sie fo ‚gut. ais 
id, und bag tir und, liebfttr Reidardts 
Ihrer off unb freundſchaftlich erinnern, ver⸗ 
ſteht ſich wohl von ſelbſt. Auf dem erſten 
preuſſiſchen Dorfe im Weſtphaͤliſchen kam uns 
^ bit mitgegebene Reiſekoſt ſehr zu Statten, und 
ſelbſt in Muͤnſter habe ich mich mehr als ein⸗ 
mal an dem übrig gebliebenen Gries der gafle —- 
frepen Vorſorge und Zärtlichkeit erquickt, und 
an die Ehre, bie Freude und die Süile 
Ihres Hauſes, ben darin herrfchenden Geiſt 
der Einheit und Ordnung zuruͤckgedacht, den 
Gott erhalten und ſegnen wolle, reichlich und 
täglih! ch reife wie ein Kranker, der fif 
nm nichts befümmern fann, ber fd unb ſei⸗ 





366 


$e Freunde, bie er heimſucht, bedauert. Wie 
foilte es mir einfallen, ein Lobredner oder 
Kunſtrichter meiner mohlthätigen -Sreunde 
zu ſeyn, auf'beren Milleiden und Nachficht 
| i4 aflein Anfpruch machen map? — — 
Franz Bucholz, Erbherr von Welbergen, 
T der einzige Titel, ben mein Münfterifcher 
Freund bat: Ungeachtet feiner hypochondri⸗ 
fóen Diät, mit ber er βΦ vor ben Wirkun⸗ 
gen der Luft in Acht nehmen muß, iſt er ein 
Haar mal’ in einer offenen Kutfche mir zu Ges 
fallen ausgefabren, und wird, mie ich hoffe, 
fit dieſes felbft anfaclegten Joches allmaͤhlich 
entaͤußern koͤnnen. Der Umgang in feinem 
Haufe iſt ſehr eingeſchraͤnkt, deſto angenehmer 
aber meinem Geſchmack Einer meiner ange⸗ 
nehmſten und merkwuͤrdigſten Tage die ich in 
Muͤnſter erlebt, war ber erſte Beſuch im Hatte 
fe ber Fuͤrſtin Gallitzin. Eines Hemſterhuis 
Diotima iſt eine ſo einzige Erſcheinung in 
ihrer Art, daß id armer Invalide eben fo 
viel Zeit nöthig Haben merde, den Schag 
ihres Geiftes und Herzens, als. ihrer in affen 
Sprachen, Wiſſenſchaften unb Künften reichen 
und prächtigen Sammking zu überfehen. Der 
alte Perifles son Sürftenberg und mein junger 
Alcibiades 95. find ihre vertrauteften Freunde 
Sie koͤnnen alfo leicht benfen, daß des fee 
seren Hand eine Hohe Schule für mid) genes 


m 367 
fei {4 and ſeyn wird, und tote-febr mir mors 
aana in. corpore. sano  nöthig.. iſt zum με 
alles Guten‘, womit ich im Münfter ‚and hier 
umgeben. bin, nod) immer leider: wie.:cin Zam 


sans! Haben Gic al(o. Geduld. mit mir und 


Jaffen. ie mir Zeit zu Meiner Erholung nnb 
Wiederherſtellung. Ich umarme Gie nnb 


faͤmmtliche Genofen Ion wie ! unoengeflichen E 


ad und Lu 


t 


' 416. Xa. e. m. Gouctan, geh Zonffalat, | 


nad) Königsberg. 


Dempelfort ben τοίεῃ Aug. 178%. 

am Zöllner Sonntage, 

— . er gte war ber merfwärdigfie Tag, 
den id in Muͤnſter zugebracht. Hemfterhuis 
fDiotime überbob mich der Reiſe nach ihrer 


Bauerhuͤtte zu Angelmoͤdde, fpeléte bey ung 


und führte uns in ibe ſchoͤn angelegtes Hotel 
und den dazu: gehörigen Garten, ber mir eben 
fo gefiel, aí8 mich bie Dibliothef in Erſtau⸗ 
ven und Entzücken verſetzte. Wie febr wuͤr⸗ 
den Sie, liebſte Freundin und Gevatterin, 
von dieſer einzigen Frau ihres Geſchlechts ein⸗ 
genommen ſeyn, bie au Leidenſchaft für 
Groͤße und Guͤte des Herzens ſiech iſt! 
‘ Den zıten fuhren wir mit Extrapoſt nad 
Dempelfort ad, und kamen am .zaten gegen 





368 
Mbenb .erménbt.an.. Die zartliche Sorgfalt 
mieines Jonathaus dub . feiner. ibm Ähnlichen 
Ochweſtern Helene und Lotte übertrifft af 
tes. Die erfte tt: fein: ander Sd, mie er 
fe nennt, und die Seele feiner vortrefflichen 
Sansgaltund. Ich in von allem uͤbertaͤubt, 
amd, mie man. ben :uihıd fast, verbluͤfft. 
ie meinen Süßen seht es. jest ziemlich, aber 
Kopf und Magen bleiben: nod) zuruck. Die 
Eingemweide ſcheinen | allen. Ton verloren zu bas 
ben. Hofrath Abel, der Hausarzt, and mein 
freundfchaftlicher Reifegefährte Haben heute ges 
meinfchaftlich Hefchloffen, bag id morgen ben 
Pyrmonter Brunnen anfangen ſoll. Dft finkt 
mir alle Hoffnung, Preußen wieder au feben. 
Meinem Sobne geht es Gott Lob befto beſ⸗ 
ſer; er verliert auch die Abſicht ſeiner Reiſe 
nicht, bat Gelegenheit genug, au (eem, zu 
hören. und zu lernen, auch das Gluͤck, geliebt 
gs werben. Der beſte Erſatz, den ſich ein 
abnehmender Vater wuͤnſchen kann, bit exi 
nigen zunehmen und wachſen iu feben. 
Mein Jonathan Jacobi bat mir, vorgeſtern 
audorüdíid aufgetragen, aud) in. feinem Ras 
men einen herzlichen Gruß bepsutegen-: wie 
wohl. wärde .ed Ihnen σα, Deu kleinen 
Kreis meiner neuen Welt zuſammen ju 
"Y feben! Was für eim Ansbuud von menfchlie 
den Herzen, in berti. Mittelpunct id lebe, 
| | ge 


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309 
gelebt babe, "anb. Hoffnung behalte, "oetjfingt 
nod finger zu leben, — befier im: Geiſt, 


als hab: Fleiſch unb Blut, das ohne ein 
feines Kreuz Sato uͤbermüthi wuͤrde. — 


"e 
ου 


u i. Xa eifette Reinette $amann, | 
Sesanifect. ben 27ten. Ag. 12787. 


Heine ως Tochter, Dein Brief 
vom "a5ten Fun: bat den ganzen Tag voͤr mir 
gelegen, und nun behm Lichte “bin id erſt iis 
Stande darauf zu antworten. Ich erhielf ihn 
auch fpât Abends bey meiner Ankunft: in Mätte 
fr‘ den 16ten Jul. Seit dem raten b. M. 
bin ich Hier, ‘und feit dem zıfen, 9a ich ben 


Pyrmonter Brunnen su trinken angefangen, 


babe ich einige Hoffnung mich ju erfoten. 
Diefen Augenblick komme Nachricht ans 
Müngter an, daß Matianne am Bartholomäus 
Tage“ gluͤcklich von einer Tochter entbunden 
worden, bie den Tag darauf der Namen Mas 
tia Sobanna Gertrud erhalten. Bott ſey ges 
lobt und erhalte Cíter nnb Kind! Mit die 
fer Sreube meine. Geburtstages gebe ich zum 
Abendbrode⸗ zu beni id Luft befomime, too 
ran εδ mir vor einer Viertelſtunde gänzlich 
zu fehlen’ ſchien. Kommen mir eben bie Bei 
den Schibeftern meines Jonathans entgegen 
mit einem fchönen Schlafpelze zum Angebinde 
Hamann’s Schriften VIL 35. 24 





070 x 


, meines. Geburtstages. Die Altafte ‚beißt San: 

te Lotte und hat alles. Sanfte ihres Bru- 
ders; bis fingere, Φε Πε btfi6t begeben 
Feuer und ifi bit Cede. feiner Donibeltugo 


Am sten Jul. frühe veißte ἰ von Berlin 
ab, teil ich mid nach Ruhe zu einer orbent 
(ien Cur ſehnte und nicht Tänger zu halten 
war. Den sten hielten wir Raſttag in Mag 
deburg, . wo id beu Verſuch machte auszu⸗ 
gehen; brachte den ganzen Tag vergnuͤgt bey 
meinem alten Freunde Philippi su. Meine 
Φύβε, wurden ſchlimmer, und ich kam mit ge⸗ 
ponet Noth bis Bielfeld. Hier mußte ich et⸗ 
liche. Tage tboils im Vette, theils in ber 
Stube zubringen. Am isten fom Anlwort 
von unferm Wohlthäter, bem id meine Qm. 
funft gemeldet batte. Qm iGten τεἰδίε tir 
endlich 998 Bielfeld a6, -und famen des Abends 
in. Münfer an, too uns Marianne an der 
Hausthuͤre entgegen fam und zu ihrem, lieben 
ο Sean führte. Den Tag daranf fieng fogíeid) 
meine Eur an, und feitbem habe ich mid 
immer gequält. Den item b. D. verſuchte id 
zum erſteumale in Muͤnſter auszugehen. Den 
zasen. famen toit bier an, umb feit bem osten 
trinfe id ben Pormonter. Mein rechter Guf 
$t voͤllig hergeſtellt; bie Geſchwulſt am (infe 
gber wid nicht aufboͤren. | | 


à. 


N 


art 


, — 

. Heute. Gaben m ir eimmal:: teleber @ounene 
dein gehabt... Der Gebrauch des Vyrmonters 
verträgt fi nicht mit bem Schreiben, faunt 
mie Lefen. Buͤcher and Briefe fiegen jm mid) 
herum, and ich Babe fo viel für m meine 9üe 
Kernheig.: und Neugierde, daß id weder Une 
fang. noch Ende zu finden weiß. ..,.. 

Pempelfort ift ein kurfuͤrſtliches Vagbéto, 
bas. ber fhônen Stadt Duͤſſeldorf noch näher 
liegt, als und bie Duben. Das mei(te finb 


‚Bärten. Der alte Jacobi beſitzt bier einen gro⸗ 


feu, Garten nebſt citer Gewaͤchghauſe unb eie- 
ar Staͤrk⸗Fabrik. Neben feinem Haufe. und 
Garten liegt unferes Jonathans Ruyfanrtey 
und Schöne Wohnpng nebſt einem Nebeygebäus 
be, ive unfer Doctor refibirt, Wir beide find 
neben feinen Zimmern. Der Gassen beſteht 
an; oer Parties, einem großen gräuen βίας 
ber nait laure Dranger aub Morthenbaͤumen 
heſetzt ift 5.- borde. fogunt ein Salen von. Tip 
amensbierauf. ein ſchoͤnes Bosket voll exotiſcher 
Gemaͤchſe, worin ein:großer Teich, wo der 
Bed. Rath alle. Mictage bie Kacnfen ſeibſt 
fuͤttent, fo wie (πε ſchoͤnen Tanben. Nach 
peu Teiche kommt in. Bad, und - ‚hinter, dem⸗ 
gelben. moch eine: Anhähe. voller BSlumenſtoͤche 
wor :frember, ſeltener Vaͤnme ugb Geſtraͤnche. 
Zur Seite ſteht das Gewaͤchthatzs cm At 
24 * 





372 


eine: oh. Hier if ein dunkler Schat⸗ 
- genti meines Elyſtums, wo ich lebe und bit 
Lenenernus mined kebens hoffe. tf. n 


Wenn Qu: Geventf: herzensliebe doóter, 
tie "ángé and in welchem Joe ich: gelebt 
die - pPloͤgtiche Veraͤniderumg und Uebertrei⸗ 
bung meiner geſchwachten Kräfte zur Reiſe — 
fo kannſt Du leicht erachten, bag id) wenige 
Mens im Winter nicht ah bie Ruͤckreiſe bes: 
fen fedt; ab meine arigefangeñe Eur ganz 
Thé fottber zerſtoͤren wuͤrde. Zu meiner fünf» 
tigen éfenonifáen Cullftung muß'· ton 
AUnſtalt machen, wenigſtens bon iveitem, und 
den: Sans; der Borfehüng: Aber mein kuͤnftiges 
zeitliches Schickſal hAbte que" Entwicklung ab⸗ 
hätten: fit geſunder unb' veifet Heberle 
gung: S6 mad Du iit ben. Meinigen' thun 
fant, ^it iL, beéteni'iib uaſerem Mater im 
Hinmel ates: Aanhenmzuſtelen VEr wirds wohl 
machen,“ nid Dat’ e8 fer mir der That: be 
foiefen | daß er bie Seinigen seb 'perläft 
noch verſaͤumĩ, ſonbern allent menſchiichen 
Dichten "liio Trachten di Mitteln und Wegen 
unendlich ‚Überlegen if: Wie und wohin ſel⸗ 
bige abzielen, baton weiß ich (ti6ft nichts, 
iji es auch Wibt viget." Die Zeit wird e 

und Tehren dms ofienbäten, - we fein ie 
and unfer Beſtes m - 


373 


το ο o MB... 
, ent habe ide: wieder einen —* 
Sag: gehabt. Dein. Bruder -wird Dix men 


Nachricht -ertheilen. - Erfreue mich bald wie⸗ 


ber- mis einem Briefe. Uebe Dich, herzens· 
liebe Tochter, einfaͤltig, kindlich und herzlich 
aw: ſchreiben can Deinen :alten Vater git 
witzid · nud kuͤnſtlich. „Suche mit aller Lreue 


bie mod übrige Zeit bep unferer Wolthaterin 


sangummenden, und. brauche den Schatz zum 
Srefie:-Deiner Dintter und zum Heil. Deiner 
Schweſtern, beuit-iQ deſto mehr, Urfgcdhe ha⸗ 
be, Gott zu danken anb. πώ eurer: au freuen 
και meiner. ο ην, Du pores 
7 485.2 ‘an δομή Φυθοί su 1 Méniter. 
' 9 ne  Prmpetfort ben agen Aug 1787. 
Mein auserwaͤhlter iib erwuͤnſchter Franz/ 
Seit und Freude Sibnen. und Mariannen zu 
Ihrer kleinen lieben Gertrudis, die „Gott: tre 
halten und fegnen wolle mit reichen Wohltha⸗ 
ten. deg Lebens in Seit unb Ewigkeit! Von 
meines Freundes Raſpihael guten Geſinnung 
gen, Ihnen erkenntlich unb. nuͤtzlich zw. ſeyn, 
werde ich täglich mehr uͤberzeugt; er wird al» 
les eingehen, was in feinem Vermögen if. 
Gleich nach Empfang der guten Nachricht 
wurde ich von dem beiden Tanten hier mit 


f. 


37 
/ 

34 Relhen td. σι: Cin, qve Ran Die Drei⸗ 
te. Unie ue Rachhar in Der. afta 7236» 
vige Vater, ber epileptifchen Bufañen ausge⸗ 
Χα à Deglekccc eati: dtes 
frinieren idm: enn: ή unſer Bari: im 
but) θε Bach geſchteben, die ΜΠΕ; Son 
welcher die δώ Seadt ihren Samen bas 
oe Sage ik uagemeln menge: ane: 08 
Ber 2 6ote atriethe Allee. Uebeihaupt if iR 
ganze Gegend wüeüb, Die meine beiden gto 
gefaͤhrten effe? kennen alb: Kai: 5° 
5» Die Liebe Wan Ehre, ſo Dein ülter, - 
Wee Dater in biefeñr gamen Haufe hier genieße 
voim Groͤßten bis jum Kleinen, iſt unbes 
ſchreiblich, und ich habe Arbeit mbihig. gehabt, 
fléau erdulden unto mo pu: erklären. 
SNS was mir. nur an den Augen anzuſehen 
if, dafür wird geforgt mit eben 0 vie ee 
fma als Gutmuͤthigkeit. “à 

iIch bis des Schreibens uite und: mein 
Kopf wi damit nicht fort. -ihrchte Gott, lie⸗ 
bes. Kind, und vergiß Deine: €ittin und Ge⸗ 
ſchwiſter sit, wie ich end) alle in meinem 
Sinn und Heizen trage. Mas nicht aus Bore 
sr fondern "mäßlg, umd: frage ben gut 
Dit, ebe. Du ein Such nimm, nm Rath, 
oder den Brofefler Kraus. Sn bem beſten 
Garten giebt es Neſſeln am. denen man πώ 
veibrennen Enns Gewoͤhne dich lieber, onte 


» ED 
Dan93 Ur. oU. Dee Wu freres 1" ETT 
NT um — = Denpelfort ben ıten ed, I. 
"unfer p Monat, herzlich geliebter 


375 


per Gevatter, £Sandémann und Freund, if - 


gluͤcklich uͤberlebt, omw mit ſind um ein Sae 
veifer geworden. Seit "einiges ‚Jahren mug 
Ithnen mein matter, ſtumpfer Briefmechfel ein 
treuer. Spiegel mieiner tranrigen Lage geweſen 
ſeyn. Wie ich den. 2xten Jun. abreidte, badjs 
t€ jedermann, daß ich unterwegs liegen blei⸗ 
Den würde ch uͤberwand alle Bedenklichkei⸗ 
ten und erreichte den οδίέΗ unſeres Rapellmeis 
fus Haus, wo ich bie treueffe Pflege, und 
fiebreichfte Sorgfalt genoß. Sie fennen best 
Euchuſtasmus unferes patriotifchen Freundes, 
der de meine Gefchäfte uͤbernahm, und gluͤck⸗ 
jid zu Stande brachte, ohne daß ich nöthig 
Hanse: milch vom Flecke zu rühren. Den ôter 
One rei&ten wit uber Magdeburg ab unb fa» 
men Den 16te nad Münfter, glüͤcklich und 
jüf&eben, bis auf mem Nebel, das: ich mitges 
bracht Hatte und’ das durch bie Reiſe deger ges 
worden war. Den 23ten überrafchte. und (on 
Jonathan Sacoót und brauchte ben Pyrmonter 
bis zum ten Auguft und machte mir auch Luft, 
ibn in feinem Eiyfio zu trinken. Die bevors 
fiehende Entbindung Mariannend und die 23ot» 
theile der. Landiuft bewogen und, den 1ifen 


κά 


274 


einem Augebinde ju meinem 58ten. San 
ἁδεαβθὲ, ‘48 mé deſto räßrender'- war, 
set id ir: denſelben "morgen einen Schlaf⸗ 

y dí petto. gemünf®t hatte und menig 
Wahefcheinlichkeit vor mir: fab in dieſen: Ge⸗ 
genden zu einer ſolchen Bequemlichkeit. Mie 
tibia (e , alle Begierden meines Herzens unb 
intiner Seele find und werden taͤglich erfüllte. 
Trotz dieſer lebendigen Erkenntuiß, fat ich 
Das‘ Schema eines traurigen Ritters und die 
äußere Geſialt deſſelben nicht abwerfen und 
mich felbſe and einem kriechenden in ein flie⸗ 
gendes Inſeet verwanbein. 

Geſtern iſt hier ein Eloge : du Roi de 
Prusse par J'Auteur de l'Essai général 
de Tactique angefommen, das eben nicht (otte 
berlich unſere Mengierde befriedigt hat, Cin 
Oberſt Guibért, tom bem ich mehr zu θὗτεη 
Goffe,. iim ‚fein Schriftfiellee » Talent näher 5e 
urtheilen ju fónnen, das, $6 ans bitier 2o: 
rede wid überfehen. fágt. - : 

‚Mehr zu fchreiben: erlaubt mir ber. pr: 
motiter nicht. σέ erbôre unfer. gemeinſchaft⸗ 
liches Gebet. fuͤr Elfeen und Tochter die id 
aufs perte. à im vef usb Bine grüße, 

ern 


4 e» 
steh , 


e / . ! 


nono reger 1 uU. 
m M um ES Φώφη ben ıten et, I). 
Une. PORN Monat, herzlich geliebter 


375 


few Gevatter, Landomann und Freund, if . 


gluͤcklich uͤberlebt, mw mit findium ein Yabe. 
reifer geworden. Seit einiges ‚Jahren mug 
Itznen ‚nein matter, ftumpfer Briefwechfel eit 
srener- Spiegel meiner tranrigen Lage geweſen 
fegü. Wie ich ben. 2xten Jun. abreidte, bad 
t€ jedermann, daß ich unterwegs liegen Gleis 
hen würde Ach uͤberwand alle Bedenklichkei⸗ 
ten uno erreichte den 28ten unferes Rapelmeis 
fieus Dans, wo ich bie treueſte Pflege und 
fiebreichfte Sorgfalt genoB. Sie fennen bes 
Enthuſtasmus unferes patriotifhen Freundes, 
ter die meine Geschäfte uͤbernahm, und gluͤck⸗ 
fid) $t Stande brachte, ohne bag ich nôthig 
hacte milch. vom Flecke zu rühren. Den 6ten. 
Fine: reibten wir: Über Magdeburg ab und Far 
men Den 16ten nad Münfter, gluͤcklich und 
zuftteden, bis auf mem Uebel, bas: id mitges 
beacht Hatte und’ das durch bie Reiſe dtger ges 
worden war. Den 23ten überrafchte. aus (don 
Jonathau Jacobi und brauchte ben Pyrmonter 
bis zum aten Auguſt und machte mir auch Luſt, 
ihn in ſeinem Elyſio zu trinken. Die bevor⸗ 
ſtehende Entbindung Mariannens und die Vor⸗ 
theile der Landluſt bewogen und, dem ife 


Nd 


392 


nan Merdache meh: Sepmähe Abſches (le ſeine 
@tärfe., in. S 6reoriem and: Demonfiiotionen 66, 
Seeimen. .. Wachen -Gie gió auf wiederholte 
Inſtenetionen Φα» Sie Tonnen den Maux 
und ſein Marked ertragen auf fein Rado⸗ 
tage, und es wird Ihnen micht ſchwer werben; 
bey aller moͤglichen snbsícenteng. 3 Gewifr 
(m snbeflestt zu erhalten. 
.Ich hake.. einen Hunger m; arbeiten, vs 
id ‚nicht länder: unterdroclen · kann. Adeinngs 
Fartſetzungen und Ergänzungen; ium Joͤcher 
Uegen auf meinem Bette nu ich möchte. gern 
wir den: dicken Quartauten vod: brute. fertig 
werden. Bronkeri, hist. phil. und : Leibnitii 
Ppp- omnia ,müffen. bier auch mod ‚genuge 
werben, 00 die Deds mia, gent. die ich hier 
und: An. Düpelvonf : finden » warde. Dex; Ere- 
‚aha, prregrinens möchte gern car Zeichen fep 
nes Dafennd von fit geben, mens :e8. feine 
Lraͤfte und Aerzte erlauben. ; Ich: erwarte: zu 
 görherfi von Ihnen veniem aahninnandi,. mirht 
mehr in der SBge,c fonbeng dn -Elysio.” :.: 
HP ‚Meinen: Siudwunfb au. Ran au feinem 
Muth, Ausnahmen zu verfucen,. Die im. 
baſſer chen: intrbrnu cat bit ewigen Reset” 
su. peinlichenGeſetze. Schermaun ſagt mie 
Οἱ) Gates: van; meiner έλα ή». 
Heits 9: Ganges mid: bey mine oon d)» 
. quat xecht andnmefien. pb otilto nid à fee, 


! 


TT 
(50, : Ans £4pe tita: geelhttte: oos cwn pi 
uU ; nun - j ταφεί bé 2gfen ent: rH 


6: 4 fange Den queen Brufas Did: ena | 
fiebe, θεα», Liſette, am Deine. Erwartung 
anfı cine Antwort :Deintd erſten cou είν» 
Daute: vor achk Sager-eaten mir cine Lufirgie 
fe ned dem:Mehleſſe Benrad· Dep „unterer 
Surüdfunét: Fauden wir "Ded:inuge Ehepaat 
aus Aachen/ 309: Ale che; meines Jonas 
than, der ſeineConſine, von Cjermont, "Uns 
laͤngſt geheirathet: Deute wunde hier Die: ed» 
ke: πα erwartet, - und waren ihr ſchon 
Mefipferbe entgesengeſchickt; aber ein Aufall 
von ihrem Huͤftweh bat amfere Erwartung ger 
taͤuſcht. Mit meiner Beſſerung gebt .e8 : alle 
máblid.: : Den Pyrmonter werde ich fo fouse 
brauchen muͤſſen, 016 bie- Witterung erlaubt. 
Die dazu gehörige Bewegung. rift mir ſehr be⸗ 
οί, weil. mir Oitzen/ ofen ων Série 
bru verboten wid. . . on c: 

(τι babe ‘undern Garten im Brunnen 
—* ; ‚Er betraͤgt Aber 300 Schritte - 
in. die. Länge, ub. gegen:200 indie Breite. 
Ben (Φόπε Myrthenbaͤume ſiehen is vollen 
Bluͤthe jetzt am Eingange und neben Ihnen 
zwey bluͤhende Granatbaͤume Die Orangerig 
ift; außerordentlich wit Fraͤchten geſegnet. Der 
Darauf folgende Sallon ans lauter limen, bnt 





378 

14 Reifen td sit 4 und ‘12 in die Dreis 
te. ufee ubibfter Vachhar i. bey. aita 72jähe 
tige Bater, bet epileptifchen Qufà en ausge⸗ 

fego if ünWomwin Wegleitung eines Häters 
fyayieten "get: σαι unkcunfe Garten: if 
Durch den Bach geſchteben, bie Duͤſſel, oon 
weicher die ſchoͤne Stadt ihren Namen Dat. 
Que Lage 1E nagemeln angenͤhm any jedes 
der 3θοὲε θα eine Alten Uebechaupt if. bit 
ganze Gegend wiyenb ; bie ‚meine beiden Dee 
gefaͤhrten beſſer feinen als fn: 
j^ Die Liebe and Ehre, fo Dein -- - 
fev fBater in dieſein ganzen Haufe hier genießt 
vom Groͤßten bis jum Kleiuſten, if μηδὲ: 
ſchreiblich, und ich Habe Arbeit nôibig gehabt, 
fleur 'erdulden und mie zu: erflären. 
SANS was mir. nur an den: Augen -anzufehen 
it, bafür wird’ geforgt mit eben fo viel Ge⸗ 
fémad ais CGtitmüthigfeit. . 

Ich bin des Schreibens: mäde ne. mein 
Kopf will damit nicht fort. Fuͤrchte Gott, Tit 
des Kind, und vergiß Deine Eltern und Ge: 
ſchwiſter nicht, ile id end) alle in meinem 
Sinn und Herzen trage, Mrd nicht aus Vor⸗ 
wih fondern "mäßlg, und frage ben guten 
Din, ebe. Du ein Buch nimm, um Math, 
oder: beir Profeflor Kraus. In bem beften 
Gnten:gieber εδ: Neſſeln am. denen man fid 

beibrenmen Fans ⸗ Gewoͤhne bid) lieber, auti 


— — — — — — 


s 
Bir oft sitem ‘1488 an Has "Ielbigé Dodo 
fien) an, Deine eigemeh Gedanken 'aufpai 
fügen, πο ση UE otl 
wee Munpirt zw überfegenst:; © cont 
Lf "A H - NT coo ng 

"aas LACE IT 348 ELIT MN 


[A 21:2 
"nen | Pémpétforf Am: ggtem ent. 1782. 


ét heir: Sieber: Gras (E ein eben (8 
Hebenswärbdiger ‘ais : außerordentlicher Menſch. 
Sch murbe aber. our: (eiue hypochondriſche 
Diät, durch bie Keankheit feiner Marianne und 
meine eigene beuurubiat, ‚daß ich ‚weniger Ce 


nuß gehabt, als in bieten Civfinm, ind 
eine Ueberſtimmung unb Ordnung' herrſcht, Die 


mit ſchoͤner nod) vollkommener gedacht ver» 
ben fant.. Mein Zrig Jonathan bat: zwey 
Halbſchweſtern, bacon die: jüungfie, Helene; 
ete Seele feiner Haushaltung if, die Altefle) - 
Qotte, des ned) lebenden Baterd, unſeres 
quien. Nachbars, Wirthſchaft führt: Zwey 
Bediente/ ein. Kutſcher, ei. Gaͤrtner, ein 
kleiner Burſch von Copiſten, eine franzoͤſiſche 
Kammerjungfer, ein Stubenmaͤdchen und eine 
Köchin; lauter ausgelernie, geſittete, zuge⸗ 
ſtutzte Leute, bit alles mit lachendem Muthe, 
im Singen unb ohne Zwang ihre Arbeit chun. 

Wie ſehr wuͤnſchte ich oft meinen. lieben 
€rifoum zum Zeugen und Theilnehmer ανήκῥ 


ατα 

34 Regen id. sit ΕΕ id 22 in Die Mrei: 
te. lire ge Mabhar. i£ bey. ae 726: 
rige Vater, ber epileptifchen Snfá en ausge⸗ 
fege if nwomw-dh Denis oùres Dälers 
fomieren "get Gen πο unſer Garten. if 
durch δε Barh geſchteben, bie Der; von 
welcher die ſchoͤne ade ihren Namen bar: 
Zoe Lage if ungemein 'angntiour: und jede 
Der Thote Harrieine Allee. Ueberhaupt ift. DIE 
ganze Gegend mibeub, bie meine beiden Reiſt⸗ 
gefähreen beſſer kennen als: Kia: : 
"i^ Die Liebe Wa Ehre, fo Dein Alter, krau⸗ 
Ker Vater in dieſein ganzen Hauſe hier genießt 
$éti Groͤßten bis jum fleinfen, if unbe: 
ſchreiblich, und ich habe Arbeit nôibig gehabt, 
le zw 'erdulden unb mie quo exftüten. 
SENSE was mir. nur an den Auge anzuſehen 
it, dafuͤr wird geforgt mit eben. 4ο viel δω 
fümad als Gutmuͤthigkeit. u 

AIch bin des Schreibens: mäde: umo mein 

Kopf will damit nicht fort. Fuͤrchte Gott; lies 
Be Kind, und vergiß Deine Eitten und Ge 
ſchwiſter nicht, wie ich end) alle in meinem 
Sinn und Herzen trage, Mes nit ans Bor 
$6 fondern mäßig, und frage den guten 
Dif, che. Du vin Such nimmſt, nm Kath, 
oder bet Profeſſer Krank; In bein befien 
Gorten- giebt» es Nefſeln an. denen man βό 
beibrenmen: fin Sewdhne big: lieber, MA 


Tow —OW* Bean op 


PEN 
Pat uf ο” "T Pas "hetbigé ghi? 
(iens auch,“ DDeineceigemh Gedanken 'aufyas 


Auen, sui: Stehen auczugletzun η en Dei⸗ 
m gène Mundoant zu Überfegene:: al 


- 51? ' 14 Hu πα °° ne 
"ms *h s Krane 4 P bili t 
H m 
oy . gémpiifort ama 23ten ent. 1782. 


e en Aieber: Gras t tin eben ^(6 
Webenómürbiget ‘ais  außerorbentlichen: Menfch: 
C tourbe aber. durch feine hypochondriſche 
Miät, durch die Krankheit‘ feiner Marianne und 
meint. cigene-beuurubiat, daß ich ‚weniger Ge 


muß gehabt, als in bieten Cípfium, 19 


eine Ueberſtimmung und Drbuuhg herrſcht, DIE 
nicht fôser nod) vollfommencr gedacht ver» 
ben fan. Mein Sri Jonathan fat 69 
Halbſchweſtern, baton die juͤngſte, Helene 
bie Seele: feiner Haushaltung ift, bit aͤlteſte 
Lotte, des ned). lebenden Baters, miſeres 
œhtdtièn Nachbars, Wirthſchaft führt. Zwey 
Bediente/ ein: Kutſcher, ein Gärtner, eit 
kleiner Burſch von Copiſten, eine franzoͤſiſche 
Kammerjungfer, ein Stubenmaͤdchen und eine 
Koͤchin; lauter ausgelernte, geſittete, zuge⸗ 
ſtutzte Leute, die alles mit lachendem Muthe, 
im Singen ‘und ohne Zwang. ihre Arbeit fun. 

Wie fer wuͤnſchte ich oft meinen lieben 
Criſpum inm Zeugen und Theilnehmer meines 


t 


Re 


Ouf : nud min aft eutfibuti mir. ber Bent» 


iex, Deux, nobis baeo otis;fecit! Ich lebe .iss 
cn wahren Gteniorit, usb @ie-Ehnnen- füch 
teidt denken mir (moet es mir. anfänglich 
geworden, meinen fünf Sinnen zu trauen. 
Die, Sügfin 4$, «in, wahres Wunder ihres e» 
féledbté; der alte Verities ie Schatten, und 
Sie koͤnnen fid leicht bon: einer Grau einen 

Begriff: made; bleptadégeftGt Jede Woche 


btp Driefe bon déreni @ofrates: in Dans ben 


koment und «δει. fe gehan* antwortet. 2 
Wir haben: ουδ: ſechs Gerichee, "And 
aber von vins Bis zwey Uhr mehrentheils fertig; 
hobe wicht, nôfbigi :den halben Nachmittag und 
Abend mit. Collpqniis familjeribus und judi- 
. ris” transcendensaliims au :betberben. Wie 
Einnen Sie irap Welt dent. felix thalemi 
das Faſten empfehlen? Nein, lieber Criſpe, 
Mäben Sie mir mit'Zibrer hypos und metae 
kritiſchen Diät und: Hunger⸗Curt vom Leibe. 
Wer Hier Schmeckt, ‚wird dort. zu fehen: bekem 
mien wie freundlich ber Derr des. Weitalls if. 
PO PIRE '. t t! s... 4 PN E 
77 ** qan An G, €. tinôner, 

M | , Dempetfort bus. 16ten Oct, x787. 
liter lieber ‚guter Landemann und Freund, 
Borgeftern um Mitternacht Fam Dietime an. 
efe fruͤhe babe ich: meine Quatantaine ger 


N 





- 


Bet . 


Stoffen. θεό "46 Tage: tii μη ae 
emnes. :Domit bit Dat ver Flaſchen bé? 
Sage: ihüer gleich ſey, Gin RG: ου Willens 
μοι bey gutem⸗ εν aliniáfía) ἀμθίωεέν . 
ven. : Rad geſchloſſener Eur’ erhieit G6 einen 
Brief von meiner Φος, Φιε: ſich Senfus 
. fent? empfichfe;t: und der Vorfſehnung ‘bauft, 
wie ihr alter Bater, daß Gott Gic, «t8 4i 
weh Raphael, zu einem Reiſchefaͤhrten un Ers 
iter weinen Gefundheit Ausgrruͤſtet aud ver⸗ 
liehen bat:: Ole: Sat. mir eine unausſprechliche 
Frende gemacht wit der Erzaͤhlung eines Bed 
ſuches, ve nih aͤlteſter Jugendfreund, Tôrts 
ſidph Bereus, mir gegeben; inter Abſiche, 
mich mit: Teines Zamilie inviter Kutfche nad 
Berlin mitzunehmen.‘ Sd! er- mi nach 36 
Jahren nidt zu⸗ſehen Befdunhen, fo bate 
Ku wenigftend an meiner Sofeeitit md re 
Mageufene ſatt geſehen. 

Geſtern Abendiſt der Ere Miniſter φαν 
Fes” and angetemmen. Es werden Unkalten 
gut Jagd. gemacht, und ASE Rege. nod) im 
Bett, und | itf Los oet 'Détoro bit en 
9 6e 66ten., . : RABEN HEERES 
πιο Die Fuͤrſtin din mit: wee a Degerim 
wt be! Aſchaffenburget Chivond und feiner 
fjefüttig ην Geueſang umferen : leben? do 
donne. MU: habe feitbem (dimie beiden Orts 
debel Masneliitensanlefen gabe, «inen εν 


382 


aun Perbache nah: beynahe Abſcheu fée. feine 
Que in Sbreriem. and: Demonſthationen Bes 
Samen... Wachen Ge ſich auf mütberbolte 
Juſtyuetionen aefeft, Sie fennen ben Mauss 
πώ. fein flartes. Vertranen auf fein Rado⸗ 
tege ,. nnb es wird Ihnen micht ſchwer werben, 
bey eller moͤglichen άλλα 308 Qni 
{en usheflestt zu erhalten. .: 

ον Ph habe. einen Hunger "m arbeiten, ben 

id ‚nicht laͤnder ancerdroͤcken fani; Addnngs 

Fartſetungen und Ergänzungen; sum Joͤcher 

liegen onf meinen este κ i$: möchte. gern 

œitben:.bifen Quartanten odi: heute. fertig 

werden. Brupkeri. hist. phil. und Leibnitii 

Opp. omnia ;máqeu; Hier aud nod ‚genug 

werten, 00 die Ώρθς min, gent, bit id hier 

und: in Duͤſſeldorf: ſinden made. Der: Ere- 
‚ala, peregyiners möchte gera eim Seien fel 
nes Dafennd von fid gehen, mena es feine 

Suifte und Merste: erlauben. , Ich erwarte zu⸗ 

^ Sórherft von Ihnen veniem eobnianandi, niit 

mehr ur der SEE, c ſondern dn Elysio. :. : 

Seinen. Gluͤckwunſch an. eom can. (einem 

Muth, Ausnahmen zu ber(uden, die is, 
baſſer than: ΑΗ» mid bis ewigen Regeln 
ad. peinlichen Geſetze. Sehermoun fügt ne 
diet: Gates” van; meiner  uilpieubtn ΔΗΛ». 
Grits Ich: onfnuti mid: bey mpinem vpn; 
‚nat cet angtane ſſer upbusilsidi$ qiie. 


39€ 


mas fuͤr neue Erſcheinuungen! was fuͤr Idea⸗ 
le der Menfchheit:t- wie angenehm mirh: es 
einmal fepn, davon zu reden und fib degen 
zu erinnern, und wie viel wird ed koſten, ſich 
wieder zu entwöhnen, ‚woran man nd La 
fund nd groß gelogen Dat! . " 
Hans: bat ente bie Reitſchule angefangen 
Der alte Peritles macht ſich um Reiten und 
Fechten fer verdient durch die Neigung zu 
dieſen Leibesuͤbungen, die hier auf einen 
ganz neuen, wiſſenſchaftlichen und mathema⸗ 
tiſchen Faß getrieben werden. Der Fechtmei⸗ 
fer: Miguel if ein täglicher Gefeltfchafter: der 
Fürſtin, ‚die mit Freuden auch meitiem: Soh⸗ 
ge: diefen. Bortheil wird angedeiben lagen: — 
Das érfe Buch, bas id Hier geleſen, 
fnb bie Shwärmer ober Theobald vom 
dem berächtigten Yung, das mir viel- Gent 
ge’ gethan, befonders der erfie ‚Theil. : n 
Vempelfort war das: ere Buch des Haller 
Recenſtonen, beſonders theologifcher Bücher, an 
Denen ich aud) meine Freude gehabt, unb bes 
foubers war mir fein Tagebuch merkwuͤrdig. 
Aus : dem Journal der Grau. von La Mode. 
babe ich zwei Bücher Tonnen lernen, Etudes 
dela nature von einem der mächften und wuͤr⸗ 
digſten: Qteunbe. des J. J. Mouffeau, und die 
Lettres Helviennes, die ich Ihnen gerne 
wuͤnſchte. Jonathan hatte die erfieren ſelbſt, 





984 
werben, als b Ihnen wir, ba Ole mil) in isa Bie» 
tt Ver ruſſiſcher Ride befvchten. ΄ Add hier IPS bine 
Ler der Side, und mein: ‚Haus Liegt wie eine Kloſter⸗ 
Vinbte , "wo wir uns odd wie ioty ftoftetbrübe nadj 
einer !ängen diberrart wiederſehen werden. Herzlich 
wird & mid "eeuen ;“ Sie wieber Ld febens . vielleicht 
ſchmecke aud ich einen Zcopfen Qugend wieder. 


499. Xa 3. $e Reidjarbt, 
Mi. ufter ben gten 910, 1787. 


Dent gtfieBtefter. Gevatter, Landmann 
anb- Freund, Erſt -jegt wird es mir möglich, 
Ihren (egten Brief, den ich ben 24ten Seht. 
án Qempel(ort: erhielt, zu beautworten. Ge» 
Mat. habe ich oft genug am. Ihre 2iebt-- unb 
Syene, unb. omo guten. Wilen, Sie babos 
zu verfichern,. bat: ed, auch nicht. gefehlt, aber 
defto mehr an Kräften und Vermoͤgen, beus 
ſelben mit ber That zu zeigen. So febr id 
aud Urſache habe, Gott für die Erleichterung 
meiner Uebel zu danken, fo kann id bod 
meinem Kopfe nod) eben. (o wenig als meinen 
geweide ſind mod eben fo memig im meiner 
Gewalt, und der Sipperit"juii Genießen nod 
nicht fo gebaͤndigk, wie e8- die traurige Diféis 
etin der Medicin drei Canbibaren oder Mär 

totem 


385 


tyreen vodeſchreibet. Mit ber fcibigen Arbeit 
des Denkens und Schreibens will es gar nicht 
fort; und ich habe keine Hoffnung mehr, ein 
brauchbarer und thaͤtiger Menſch zu werden. 
Die zwanzig Jahre des Jochs, das. ich getra⸗ 
gen babe, ſind nicht mehr zw erfetzen, and 
Das einzige unb kluͤgſte, was: mir su: thun 
übrig. beißt, iſt ein finis coronans opus. 
wur MM 160 W | 

Sie kennen meinen Jonathan: aub. feine 
beiden: würdigen Schweftern.. dinis alles furs 
und fnnfió zu fangen, bin ich. bon eben for 
gepflegt worden, als in Ihrem eemánftbtem 
Daufe unb von Yhrer Familie, an die ich 
ohne bie. lebbañtefte und zaͤrtlichſte Erinnerung: 
nicht beufen Fann.: Wie geizig ich bie Made: 
mittage genntzt, ungeachtet meiner. Brunes. 
Cur, ‚meine Neugierde und Luͤſternheit antefi 
den ‚Büchern. zu :friffen ,, und: wie viel mir ute 
ruͤckgeblieben, koͤnnen @ie, leicht: erachten — 
und bag id es ſchlechterdings nitoig fand, 
mid auf einmal und ploͤtzlich loszureißen. 
Sept bin id wenigſtens im Stande, ben lle 
beber. meines Gluͤckewechſels beſſer old bep 
meiner, erfien Ankunft au genießen. Ich eil» 
te damals nad) Pempelfort, um einge klei⸗ 
nen Gertraud Platz zu machen, mit beg mein 
$5- von feiner, Morigune ven a4ten ‚Yung. . ete 
(tent tourbe. —, . | Lung oil 
, Damann’é in, VI, 25. à5 | 


ss 


werben , als de Ihnen wir, da Sie mich in Riga Din. 
tee der raffifijed fide befaihten. ‘Aug hier iR pin» 
dee der Re, und mein-Haus Urt wie eine Kiofkers 
Lindbe "too Wit ui ab wie ginep Kiofterbrüder nach 
feiner Hängen Ülgertigare wieberfehen werben. Herzlich 
wir d mid "uen; ‚Sie witbré zu fien vielleicht 
fémece aud) ἰῷ einen Siopfen Φρα) wieder. 





δε Reich ardt. 
NIIT after ben sten tob, 1787. 


enti getiebteſter Gevatter, "Landmann 
and Freund, Erſt · jetzt wird es mir "möglich, 
Ihren letzten Mrief, den ich den 24ten Sept. 
dniDempelfort: erhielt, qu beautworten. Φε 
Mat. habe ich oft genug au. bre Liebe -mnb 
Srene, und. am guten. Willen,.. ie dabon 
zu verſichern, bat: ed. auch nicht gefehlt, aber 
befto mehr an, Kräften und Vermoͤgen, beue 
ſelben mit ber That qu.seigen. So febr id 
aud Urſache babe, Sort. für bie, Erleichterung 
meiner "Uebel zu danken, fo kann ich doch 
meinem Kopfe noch eben ſo wenig als meinen 
"üben trauen: "Hein Magen unb meine Eine 
geweide ſind noch eben fo wenig in meiner 
Gewalt, 'und det Sipperit juli Seuießen nod 
nicht fo gebamblgh, tole: ed: die traurige Diftie 
vis der Mebicn chren Canbibaten oder Râre 
tyrern 





385 


tyreen -oorfáretót. Mit ber Feibigen Arbeit 
nes: Denkens unb Schreibens mill es gar niche 
fort; und ich Habe Feine Hoffnung. mehr, ein 
brauchbarer and thâtiger Menfch zu: werden. 
Die zwanzig Fahre des Jobs, das. ich getras 
gen babe, And nicht mehr zw erfegen, und 
bas einzige unb Flügfte, was: mir zu tour 
uͤbrig bleibt, iſt eim finie corónans. ρα 


Ste fennen meinen onathan: a: feiner 
beiden: würdigen Schweſtern. Umn alles kurz 
und ſinnlich zu Tagen, Bin ic bow eben fo 
gepflegt toorben, als in Ihrem ermánfibtemn 
Haufe unb von Ihrer Familie, an bie i$ 
ohne bit. lebbaftefte unb. zaͤrtlichſte Eriunerung 
nicht benfen Éann.: Wie geisig ich die Made. 
mittage gennét, ungeachtet meiner. Brunnens 
€ur, meine Neugierde: und Luͤſternheit unteti 
beg, SSüdjern. qu δει ,, und wie vie] mir que 
ruͤckgeblieben, koͤnnen ie [eit eraften — 
und bag id es ſchlechterdings nitóig fand, 
mid auf einmal unb ploͤtzlich loszureißen. 
Sjegt bin id wenigſtens im Stande, den Ur⸗ 
beber meines Gluͤckswechſels beſſer als bep 
meiner, etſten Ankunft su genieben. Ich eil» 
te damals nad) Pempelfort, um cingr klei⸗ 
nen Gertrud Platz zu machen, mit δές mein 
B. ven feiner Maxignune den a4ten, ‚Im. er⸗ 
(vent wurde —. - - une 
, Qamann'é Schriften, VIL 25. 95 | 


1 


+ 


386 


Mun, mein liebſter Gevatter, Sanbômann, 
Hauswirth uud Freund, werben, Sie biniäng 
lich ermeſſen, bag ich mir eben fo wenig mit 
vdlliger Wiederherſtellung meiner Geſundheit 
ſchmeicheln kann, als, aus einem Gireife eig 
Juͤngling zu: werden, Ein. (Φε Wander 
laͤßt fich freylich wicht : nothrliger Bil er 


, marten;., aber deflo mehr babe ih Urſache, 
. Gott ju danken, bag alles erträglich if, 


und dem beſien und legten Ziele meiner ei 
fe fo sabe als möglich fommt. SR dieß nicht 
fdon genug unb über alf mein Serbien und 
Waͤrdigleit? Jacobi ifl but meinen Aufent⸗ 
. Bait wm ein ganzes Vierteljahr und: um beg 
halben: Sommer gebracht morben, obit Daß 
wie: beide wien, mo uns bie Zeit unter den 
Banden geblieben if. . Er Dat «ben fo bief 
fitfade; Gott zu danken, daß er meiner {ον 
geworben, als id ‚die: größte Urfache Habe, 
Gott ant ibm zu banken: für ‚alle bie Zufſrie · 
denheit an kiede. 
| à oben. 

E babe —— finfiere Träume gehabt, 
da id) faft gar nicht qu träumen gewohnt bin. 
Franz Alcibiades, Marianne und Gertrud leg⸗ 
téw eben “ihren Morgenbeſuch δε dem altem 
Manne'ab, und +8 wurde manches von um 
feren ‚alten befannten unb unbekannten Sreum 
den geſprochen bis i einer ſauften €yfi$üt» 


387 


terung δες Cingèmeide und Nervenſibern. So 
vergehen unſere Ständen and Tage wie ein 
Geſchwaͤtz, daB aus Wohle und Mißtbnen zu⸗ 
ſammengeſetzt iff. sur Harmonie: des’ Ganzen. 
Toûtiicommé chez voüs — Nichts von bem 
ſchoͤnen Stoffe zu witzigen Briefen uns (ange 
weiligen Reiſebeſchreibungen, die ſich zum te 
ſen und Schreiben -Analificiren. | 
— Minimum est quod seire Fabbro | 

fchrieb ich zu Pempelfort in bas Stammbuch 
eines nad) Göttingen wandernden Magiſters 
Oevffer ans Stuttgart. Alles warum fi ame 
dere reifende gelebrte und ungelebrte Hand⸗ 
werföpurfchen befümmern, reizt meine Neue 
gierde nicht. Ich nehme mit. jedermann füte 
1&6, und jedermann, der will, mit mir: Das 
mit toit. auch etwas zu thun haben anb nidt 
uafer τοῦ ganz unnig.effen, hat Dans mit 
Mariannens Bruder das Engliſche angefangen 
und mich fat fit fſelbſt zu ihrem englifchen 
Sprachmeifter ernannt. — Ach bin hier, mie 
bio: Ahnen, gluͤcktich aufgehoben, wie eit 
Kind vom Haufe: "Mein Wirth bat mir. die 
zwey beffen Zimmer feiner: Wahnung.: εἴποι- 
raͤumt, und fein Gut Welbergen offe ich bey 
dem erſten guten Wege kennen zu lernen. 

Erfreuen Sie mif bald mit. guten Made * 
richten von :Ihrem HDänfe- : Wenn Sie einen 
meinen aͤlteſten Freunde, ben Rathsherru 

25 * 


388 


Ehriſtoph Berens, in Berlin zufällig feGen, 
fo erkennen Sie ihn auch dafür, und. banfen 
ipm fuͤt ˖ die Liebe, womit er :in meiner Ab⸗ 


weſenheit 8i. um ‚die. Meinigen beflimmert 


bat. Sagen Sie ibm, - daß. ih. fo glücklich 

hin, als ein abgenutzter Greis auf der Welt 

Gottes bey allen unpermeidlichen Uebeln der 

beſten Welt untet den Lo einer guess 

Rasen {ev Tann. — "T 

424 Yn e M. Gourtan,: "ge πως 
| nad £o nigtbesg. "0t v 


“inter. beh 1gten Rob. 1787. 


. ‚Den attn, Ottober. wurde ib mic Ihrer 
lichreichen Zuſchrift erfrent, und ganz Pem⸗ 
yeifort nahm an meiner Freude Antheil. Ich 
Habe vierzig Bouteillen Pormonter ansgeleert 
and damit meine Quarantaine glücklich geen⸗ 
digt, tie nicht ganz ohre Gedeihen geweſen ˖ 
Mit bent Gefühl meiner Erholung tourbe au 
meine: Dunterfeit mir aub? Andern beynahe 
gefaͤhrtich. Auch ble Nahrung mener Neugier⸗ 
te, die ich in dem Sechatze meines Jonathaus 
am Bädern und IBriefen su ſtillen fuchte, 
wuchs mir Aber: ben: Kopf3 und. anf. einmal 
wachte in ‚mir meine Beſtimmung auf, dem 
Asheber meines Gluͤcks Hier aufzuſuchen. Den 
fegten October geſchah ofer Cünug. in. Däfe 








| 


| $89 


fatborf; mo mein Jonathan eines der ſchoͤn⸗ 
ſten und praͤchtigſten Huͤuſer beſttzt, dicht am 
συν und am Wal ber Stade. Hier wurde 
die Verfiichung noch groͤßer, bey. ber ganzen 
Bibliothek, für:metnen ſchwachen Kopf. Ohne 
Gewalt mar die Scheidung unmöglich. Die 
Vorſehung verließ. mich micht und ich vers 
febivanıd: mit meinen ‚Sohn den 5ten b». M. 
aud ‚meines Jonathans Zauberſchloſſe mit εἰ. 
wein Polniſchen θθ]Φίεε, ohne (e6(t:iw wife 
fen, wie? Den Poſtwagen tar Hol, bie Wits 
terung klaͤglich. Ich: war Diemflags zu Mite 
tige ganz erſchoͤpft, wurde aber beynahe ent 
git, tie mir der. Poſtmeiſter auf der letzten 
Otatièn vor Münfter zum freundlichen Wille 
tom: "meldete, "daß eine Extrapoſt, die Ale 
εθίάνέδ mir entgegengefbidt Hatte, unferer 
wartete.” Ich dunkte Gott und fühlte mid 
wis neugeboren. Wiri-Pamen fon vor neum 
Uhr Abbuds, juſt zum Abendbrod an; und fans 
den Franz, aviantie: und unſern D Raphael 
auf uns warten, voll Freude und Zufrieden⸗ 
heit von allen Seiten. Den raten ging Franz 
in fein 29te8 Jahr, und ed war eine gute 
Ahndung geweſen, bie ‚mich getrieben. hatte , 
shne..98. zu willen, benfelben bier. fepern ju 
Können. Vormittags babe id hier bie erften 
Kirchen beſucht unb ben mürbigen Crminifter 
bon Fuͤrſtenberg, meinen biefigen Periklesé, 


390 


per ſich herzlich freute, ni fo ziemlich er 
nenert oder verjängt wieder ju fehen- Er Date 
te mir ein Werk meines Lieblings : Autors Ga» 
Hani vom Muͤnzweſen nad) Pempelfort gefchickt, 
und‘ bot mir febr großmäthig den Gebrauch 
feiner ganzen Dibliothef an, Seine Adels 
beit — nnb. Hemfterbuifens . Diotime, id 
mepne mnfere Suürftin, fat gleichfalls Die, 
Schluͤſſel zu der ihrigen für mid) zurüͤckgelaſ⸗ 
fen: Sie if auf ihrem: Bauerſitz Almodde. 
D wie’ viel werde ich Ihnen, liebſte Gebat: 
terin und Frenndin, von diefer großen mab 
guten. Sieele erzählen koͤnnen, die mehr als 
ſchweſterlich Ihnen verwandt iſt. Marianne 
bat mich zu. ihrem Sprachmeifen um Englifchen 
angenommen; mit meinem D. Kephati - übe 
ich mid εἰς wenig im Sitalieni(en, Das. ub 
beynahe vérgeffen babe, Nun liegt mir noch 
eine Reiſe :nach Welbergen im Kopfe, tor 
welcher ich aber erſt die Hätten zu Allmodde 
feben mn, ..che. bie Muſe nach der Stadt 
ehe tr D. 
δα ntn, 

D. gaphaet wollte mid) hente magnetiſi⸗ 
gen, aber ohne Erfolg. Morgen fommt Dior 
time vom Lande zurück. Ach, liebſte Freun⸗ 
bin, wie wärden Sie in bem Kreiſe, "wohin 
mich bie Vorſehung verſetzt bat, aud) tie iu 
Ihrem Elemente ſeyn! Was für eine Weit! 


39€ 


was fuͤr neue Erfeinutigen! was fée. Idea · 
le der Menſchheit. tie angenehm εδ; e 
einmal ſeyn, davon zu reden anb ſich deſſea 
zu erinnern, und wie viel wird es koſten, Rd) 
wieder ga entwoͤhnen, woran man ſich ge 
fev "wüb groß gefogen bat! : 7 
Name: bat ente die Reitſchule angefangen 
De alte Perifies macht fd um Neiten unb 
echten Fehr verdient durch bie Neigung zu 
dieſen Seibesñbimgen,. bie bier anf einen 
ganz neuen, wiſſenſchaftlichen und mathema« 
tifden β΄ getrieben werden. Der Gedtmei, 
Ken: Miguel if ein täglicher Gefeltfchafter: der 
Zuͤrſtin, bie mit Freuden aud) meinem: Soÿs 
ne: dieſen Vortheil wird angedeiben laffen.. 
..'fba& erſte Bud, bas ich. hier gefefen, 
find bie Schwärmer ober Theobald ton 
dem beruͤchtigten Jung, das mir viel Genf 
ge’ gethan, beſonders der erſte Theu. Su 
Pempolfort war dad: erſte Bud des Haller 
Recenſtouen/ beſonders theologiſcher Buͤcher, an. 
denen ich auch meine Freude gehabt, und be⸗ 
fonders mar mir fein Tagebuch merkwuͤrdig. 
Aus dem Journal der Frau von La Soit. 
Habe ich zwei Bücher kennen lernen, Etudes 
dela nature on einem der naͤchſten unb táto- 
digſten Iteunde des J. J. Rouſſeau, und die 
Lettres Helviennes, die id Ihnen gerne 
wanſchte . Jonathan haste bie erflerem (eli 


392 


ohne den Werth des Buches zu kennen, amd 
perfübrieó ſuh bie (με ^ Die Pomona 
free in genauem Briefwechfel mit Helene. 
9d habe orn ihr. Briefe und. Danpfchriften 
zu leſen befommen, und mehr als einen Gruß, 
fürchte mich aber vor. aen neuen Verbindun⸗ 
gen, πώ an den wenigen germg - unb 
mehr babe: id): Seftteiten fant. το 

- Rad: sem - Tode: des fel. Hennings if bet 
Rathsherr Chriſtoph Ρετεπό ans Riga der Als 
tefie moimer "noch lebenden Freunde. Sie δὲ. 
. pen: fidy- nicht: vorſtellen, mie fehr mid fein 
Andenben gefrent und eranicht bat. Wegen 
meines Gleaſar Hill bin id. in Sorgen, baf 
er in. meinem Haufe nicht Genige hat, «πο 
feibiges. anzuwenden ‚weiß wie αἱ verdient 
und wie ich's mit ibm gemeint babe. Ihnen, 
liebſte Freundin, überlafe:id bie Sorge, mir 
zu berichten, ob:unb wie ihm zu belfeu febc. 
Meinetwegen (off er nicht das Eleinfte Gif, 
das ihm Auffinden koͤnnte, Herfchergen aber 
von (i. weiten... Ich Gabe bey meines Maß⸗ 
regeln .fomohl auf ibn als auf mich (464 
Ruͤckſicht genommen. Ziehen Sie 'oltenfalls 
meinen Profeſſor Kraus zu Math, bet ond 
oeconemica. beffer für Andere als für.. ich. (eibi 
verſteht. Eine philoſophiſche Haushaltung. tole 
meine ift ein fehr unterbaltendes. umd erkennt⸗ 
liches Schaufpiel für einen trenen Beobachter. 








, 305 


Gest du. : comique Tofmoysuto- tıchde. Dei 
Ganmen ‘uaffäteade Miſchantz von: 46 . adu 
Sauer, zu deffen Geſchmack mari ον New 
berredung genöthige werden muß. - 

Ade.meige Sreunde. find die Shrigen und 
benfen ihrer im Beſten. Was für ein ſcho⸗ 
nes Trio würden Sie bier zwifchen Marianıen 
unb Didfbanen, . ud zwiſchen! δεν: bilden 
Amazotien =: Gchweftern.  nreined: Jonathaus 
Gtauben Sie ed nur int Grit, daß dergleichen 
been bisweilen angezapft werden, und daß 
der Prediger in. ver Wüfle mir feinen andaͤtch⸗ 
tigen. Zuhörern und Subôrerinhen πώ biswei⸗ 
ten berauſcht, md. Muͤhr fat, dergleichen 
Grillen zu unterdruͤcken, und wieder aiia 
loͤſchen, wenn fie In Brand geraffjen. . EIN 
wollen aber keiner VBerfachäng:- eine Grib(ung 
von: allem Uebel zu danken: Haben, . ſonderu 
lieber aftes mit Enthaltfaméeit ertira« - 
een; tit mein politiſcher Freund Erifpuss vers 
mahnt. Sie werben uns alfe, tiebíte Freun⸗ 
din unb:@evatéerin, mit göttlider Hälfe te 
Ihrem Haufe wiederſehen; aber: te Zeit“ {ή 
in Seiner Hand nnb πε: in: unferer. Der 
mid unter fo viel Wunpern und Zeichen 
bergefühet bat, .wird "mid : auch mit Srieb 
und Freud beimbringen ins rechte Oaterianb; 
Kyrie Eleifon! und: mir. jeden: Himmel, jedes 
Elyſium auf Erden zu: verieiden wiffen. — 9$ 


4 
« a . e. 
te ae 
LJ M . = 
P 


4 
guníctieitisyeintt dum lner:rinisee 


armen: Site annahm Sym ur vL; 
: s Ouuifonberbar. alib is aller fibt at 


tite Zdenifpiek: aud ſieht, sifo bin ich hey ber 


Bir. céno5Àomijs? rurale) bite 
furstiinifer.sialffe Rénfte dub: ΙΒ bare. 
eurer füenrdionidntéo qib;infit mes fée 
lite unb irdifche Entwürfe einer hoͤhern 
Weitgeitögtiitengsorümet: Gub, dix niühlerer 
Vernanſt:and Erfahentig;unttreiggbnH? ii? €» 
no Gintermenfintft unten: tut. gétttirben 
WIR eim foufeige-Qlnfop(ertimg;ainfeo 
ter? ceigruſtanigen: Manſched ife hi(o bas. einzige 
unboeliennudne: Qüifémittel:gegen jeden, Wech⸗ 
fellouf:sder Dinge und monſchlchen üstéside , 
fte ànbgeu: für rober Qmoibet:-findosfeyn. à δή 
fi θα Grundſaͤe zu cw ería(fén, ‘bis The 
vest$rité v anf. ‚Boruesbeiten. unfened Oeitoitos 
θά να noch: felbige: opm: te rcha Ahen, 
De ‚Be sau den ριπές gegeuwaͤrugen 
Reit Knie aci (eros Delenit nonsed mit: bers 
fetes :geobrem; iſt wohk men fi Ota o ut rate. 
cchbéientiéite: CGranbrinfiée Dube.: fit, mit 
indie: Ginfiit qu. ber lautern Milch bes 
Ghepotliiz es ἐν 266 naacher oon 
^O Gn. πο tet ($m ;:.:gr#benen 
Leunthae eu wicheen δὴ unt; fbeint: Ann einem 
danke, rte, bis den: The: anbrochenund mer 


belínape: feſtene Meynung, dbafssed mit les 
Smunblägen: 


+ 
"| 





E 397 
e 
her. Erbe mi a am Réerfien, m in es 
$igme.:- ” - 

: Der [9 in: Ets it ‚Sie Ρος.’ ven 
Sieden, bie Sie aus Welhlond mitgebracht) 
nicht reinigen koͤngen, unb wird sehen ſo we⸗ 
sig Wunder: thun, ais bie Decoeten, wemit 
Sie ſich vollens au: Grund getichtet. Hat nicht 
die Schwermuth durch ore: uͤbermuͤthige my 
zugenommen? Wozu braucht- eir Candidat -ber 
Theologie εἰπθ athletiſche Gefundheit? Sa, wenn 
er ein Apoſtel feiner Thorheit und ein. ſtarker 
Geiſt iſt, gleich dem im Hiob, die Erde zu 
durchwallen auf Koſten ſeiner Beine und der 
eben Zeit. Sind nicht Gelgert uud. Pafcas 
die elendeſten Valétudinaires getorfen? Ind 
fofiten Sie nicht lieber. fuchen, in. ihren 
Schriften, als in Seneca’s: und Setareat 
bewandert am werden?" s. c. 

Meine Hauptabſicht war, Ionen im me 
nem. Haufe Ruhe und Mitttel gu verfchaffen 
zu rer S elbtergiebung nnb. Ausbil⸗ 
bung, deren: Nochiwepdigfeit&ie (e[6ft einſehen 
muͤſſen. "ponen. Ste, daß zum Dorfſchub⸗ 
meiſter weniger gehoͤrt aid: zum Carian? Nach 
meiner Zuruͤcklunft ans Evpinud lebte id) bey. 
meinem: ſeligen Vater aid fein Hausvogt, "bez 
auf alles Achtung gab, was vorging. Mei⸗ 
ne Studien im Briechifchen. unb. in den. zwey 
morgenlaͤndiſchen Sptachen waren. nichts aid 


398 e 


ein Dedmantel umer dem ich meine Verwal⸗ 
tung trieb. In biefen gluͤcklichen Fahren ferm» 
te ich ert ſtudiren und oot ber tamáligen 
Erndte Habe’ ich Länge gelebt. Die neue 
(Que) bic” mir Sort. jet ſchenke, ſcheiut 
noch wohlthaͤtiger ale jene eeſte zu fepn. 

Quod petis, ‘hic est; nicht in einem 586; 
miſchen Bade, noch im Palaͤſtina. Erinuerit 
Oe Ach Ihres Taufbundes unb ménfhen Sie 
ſich kein gelobtes Land nad) dent Gleifh. Sa- 
pere aude, fo wird Feine Krankheit Sie bitte 
dern, keine: aͤußerliche Page, weder bevorſtehen⸗ 
de mod weit ausfehende Höhen und Tiefen 
Sie in der Laufbahn, bie Ihnen verordnet 
ift). aufhalten -fónntn, zum Kleinode Wres 
Derufes zu gelangen: " 

Ich bin genoͤthigt Luftſtreiche zu thun, wit 
eic fo unbeftimmt δει fítinigfeiten nach 
Ihrem Augenmaße, an denen aber nach mei⸗ 
nem. alles gelegen. it, fit auslaſſen. Worte 
ber find: Sie: mis Ihrem Onkel zerfallen? Dat 
er: Unrecht gehabt, wozu war «8 nöthig, fid 
mit ihm zu fbermerfen? - Hat er Recht ges 
babe, δεβο: ſchlimmer für Sit; Iſt er nicht 
der feibliche Bender Ihrer chriſtlichen Mutter, 
und if One :aw feinem Segen nichts geles 
gen? Kurzfichtiger Juͤngling, der mehr al 
Einen. Bater wbtfig. bat, wie ich mehr ol 
Einen Sobn. -Die Matur und bas She 





407 


den Nachſchmuck vaben! Was Fir ein πό 
bendet eii und ansſtechender Water iE un⸗ 
fer rediiche Caſpar!“ Was für" etir Dornbuſch 
ein Mater bit idj gegen- jene: Ceder im Gar⸗ 
th Voted 7? der aber ſich auch dem Moſe in 
jenem offenbarte. Ulf koͤnnen wir ohne Reid 
and Eiferſacht "die Gaben Auderer genießen/ 
und Gott danken, ba Menſchen ton | ſolchem 
Schläge unſere Freunde find. : 7 

Morgen hoffe i) wieder auf meinen zwey 
oder brep Beinen zu fen. Ich fepre das 
runde Vierteljahr mieiner Reſiben; auf Ihrem 
Grund und Boden, die nicht fruchtlos gewe⸗ 
fes: ſeyn ſoll. Ich Hoffe Ihnen wenigſtens ei⸗ 
nige Materialien mitzubringen, um Ihre Ideale 
zu berichtigen, jw ergänzen oder aug wenige 
fent wet n prüfen. | 


. Li 
* 


si An. ©. me. Gourtan, geb. &ouffatnt, 
n | "nad Réntgsberg. 


| Minfer am Oſterheil. Abend den 21. Maͤrz 1788. 


Am heiligen Abend vor bem Pahnfonnta« 
ge fam Franzens Kutſche nad) Welbergen unb 
ſtellen Sie ſich das Wunder tor — mit Frühe 
lings Anfang den roten flieg ich ein. Nach 
dem i$ die im Garten liegende Kapelle mir 
hatte aufſchließen laſſen, um ein bentfches 
Intherifches Bater unſer darin zu beten, $e 


408 


μα id, Wi$ Mott, unb; füge. mit mega 
beiden. biegfbapen, Geiftern,. D, Raphael, anb 
Zamulus Michael, igbie: Kutſche und: kam 
gegen 6 θε in..bad meat meine Gran. 
Rad. einem Eprung: qu£. bem εί, 9 id 
über ein PBietteljaÿs: augebracht,... in. die, Kut⸗ 
ſche quf. eine aanze Tagreiſe, waz es mig (efr 
ερ „aglhiwolene Süße zu haben, bit aber 
gleich ben Morgen. dasguf in fug ‚gingen. , 
(SE n vtm „ofen ben dteé Wing; ini ete, 


"1d ο X en 

. Μα Bade sin id it 
Reiſegedanken von mancherley Yrt aufgenacht. 
Die Erſchoͤpfung meiner Spd(te- ift außerardent⸗ 
lich. Gott⸗Lob, daß 6. ataru., den Sommer 
geht. Ich hoffe, daß; meine. dortigen Freun⸗ 
be Nachſicht für mich haben. wexden, Daß. id 
nicht bier und dort zugleich fepn und zwey 
Herren dienen fann. Wie ein ſchwacher Wein⸗ 
rebe kann id ohne Stuͤtze wicht [eben umb 
muß mich an ber halten, die mir jegt die 
nächte if." Was fann ich ſchreiben, als daB 
Beſte von. Andern: und viel Gleichguͤltiges bon 
mir, ber ſich ſelbſt ähnlich bleibt, mit dem 
Eleinen ‚Unterfchiede, bag, je mehr der âufes 
τε Menſch abnimmt, deflo mehr ber innere 
wächst, je Alter und unvermoͤgender, defto: 
ruhiger, ; zufriedener und vergnügter if tere 
de; — cin, tägliches Wohlſeben, mitten. unter 





qot . 


E Ai «ie dia add Wise 
4 2 | melbesgen den ET Due. ug. 
Liebſter Were "Doctor, Landsnann; eiſe⸗ 


gefärte und Freund, Heute find RE Ta. 


pe bas id Hier bin, ohne Dad" geriugſte " nod) 
zu meinen Abfchten anfángeii^ju -Shänen.” Un 
Patienten fehle: 8 hier nicht, dif" itfeurtibers 
und ineliorig-épeit IE ivelden: ($c gehtre;, 
totif: ich ſelbſt nat," Die ‚gute Frau Obeto⸗ 
tin faf einen ſtaärken Huſten imb ‘iverdient 
Mitleidben.“ Sie bat nicht nur misbeb Hünds 
haltung und einem balbjäbrigen Kinbe dolle 
Arbeit, ſondern ant ‘mit ihrem phileſosbiſchen 
Manne, der tu Pendant: des Θες Gt, 
Was wir hier: beide fuͤr einen Rolle" ſpielen, 
uͤbertrifft Alle kamniſche Carritatursi Unt liedet 
Arzt, bilden Sie boch méinen Bus tube 
ein: wenig nach br taf. er^ zei ·wenig von 
mir ansartet "Schläfen Sie Ur meiner Stu⸗ 
be, ſo halten Sie ihn doch zur Ordnung an 
und zu einer. ſtrengen: Aufmerkſamkeit auf ſich 
ſelbſt, was er unter Händen bat und was 
üm ibn vorgeht, damit er fein Mann im 
Monde, fonderm ein vernünftiger: Weltbůrger 
wird, nicht Bloß leſen und zur: Mb ſchrei⸗ 
ben, ſondern ach handeln uns leben: lernt. -: 
Ich habe hier Zerſtreunng u beit ges 
funden, an "die id dar: nicht Beachte Habe, 
Hamann’s Schriften, VII, $$. 20 


402 


und. met. dee ib, αφ. Haß fertig. zu werden 
benfe und dann auf mich ſelbſt zuruͤckzukom⸗ 
men und das Biel meiner kleinen Ausfluche. 

Gott ſegne Ihre Eur an. unferer lieben 
iRariagpes. ZH teüpfdte Hier auch allen. pbi» 
tofophifchen. tub. Aogomifdjen Fragen und Ant⸗ 
worten beſſer 4ewachſen zu (tm; vielleicht iſt 
weine Krankheit daran ſchuld, bag id) zicht 
(o gleichguͤltig ſeyn Faux, imuneg Eineriey zu 
hoͤren und Εἰπείε ‚zu ſagen, wie einer der 
auf Einer Saite herumirrt, ohne von der 
Stelſe fomyes zu tzoven⸗ weder mit dem 
Utile no Dulce, 8.1 01 

. Bie..haben mehr als einen Arzt. nöthig 
die Median⸗Ader — die Mediqu Ader ung 
SŒnen qu .faffen., Folgen Git. dem outta. Rufe 
ber Witterung, uns nad bem Pulſe zu füh⸗ 
ken. Sie ‚werden uns allen willkommen fon 
und hier vole Nahrung und. Weide für Ihre 
—— d ore Beobagwusedein fade. 

. 429. a μέ giga 965. seti 


*e 
νο de 


welbergen den rıten Dec, 1787 


€ Durchancht huidreiche Zuſchrift babe 
ih erſt bug: ote. erhalten. — ο wenig ich 
auch [Αβίβ ‚dem in. Ungeimöbde gehab⸗ 
ten Genuß weder mündlich noch ſchriftlich ju 
erfennen, und b fe ſehr ich mich and) genbtbiat 


πλαν zeli ο χ 
Schwäche. mid alles Umgangs. anmob'aunente 
Außen bis zu GigererCn6olung,ondiner? er⸗ 
Φρένα Prûfee, die. id εώς oil. 


hoffe; :fa boite: id ‚ed. bennuchnfhur eine Mes. 


von Gewifjenspflicht,. einen» verlernen δα», 
den Qo. Dutchlaucht eines geneigten Mnfierés 
fambeis: gevürbigt Lid mähee 48 uim 


. 3044 P ) . van? PN est ón ^). il . 


Un € Aiferdmann mug allerdings Γον. 
auf digi koͤſtliche Zrucht der Erbe, mnfiogrbots 
dig. ſaeyn⸗ bis:es:tes Morgen - αν Vièibron 
otbutnapfánge, ο ορ!) id ber Opiftel Macs 
bi Y 77 ausbrhdilid gefchrieben: nbtzninber:. 
bitf fan nur mtem umb "ünranägegeläge wett: 
Bedingungen verſtauden werben, were: el 
nämlich «ποτε Felde nach ı wen cbe ré iat en 
nemigenfdaftem ο) Skotent zehoͤrtg 
3u6dieiéeC, unb. 2. benifelben ex» ό κ με: 
wen damen :nnbertranpo fate αθίΦλοθθ 
fheintviufeite Apoſtob ram Ende : feiner Bpifiek: 
anzudtuten, daß σε πο / Begebenh eiten 
in:nderesiBatinbungiomis.: Der.” morgliſchen 
Buit féegen,: ald οὐ ματ Sentipen 949 
ſophien ein fuſehen und. sh atauGesi midglich ſeyn 
χο Μίδα. λα 
und o Monaten deinen Beten 
bab denn ds cistptdfevowiti eii Peopgenen αι) 
weithor. in: ber, ιοήύ (ep Wort verantaßtemn⸗ 

26 * 





404 
granfamenniuperanet( f ont tuer: einzigen 
atuten Sitio ambas * 3g u vu 


;5 Cwrfonderéar. ado jefe fibt 105 | 


Biríeis Mebfuiet ονέπφι ο Du οι Der . 
beinahe: feſten Meynung, daß 8 wit allen 
Gba: Dir. enono map’ rurale; bits 
fen: Biniieri haften: Künfte saub. Wiſſcuſchaften, 
ee su Denrudnißuhat ad: ale: menfe 
lite und irdifhe Entwürfe einer hoͤhern 


MWeiseitögnitergeerümet Geb, bi πίτες 


κα und Erſahrung .unttreiiböne? iſt. Ei⸗ 
notifié Gnterisecfinig: antec. den göstlichen 
Willi at: eine fodfbige-Dlnfopferimg: unſe⸗ 
ren eigenſtunigen· Wanſche iſt alſo bas. einzige 
und allgemrine· Huͤlfamittel gegen: debt Bab 
ftfiomjsber. Dinge unt menſchüchen κας, 
fte außgen: für iober aͤwider: fub sfeon. Ohne 
ſich auf Grundſaͤge zu co er laſſen, 'bitomtos 
rentheile auf. :Borartboisen. unſeres Zeiteiters 
Game. noch: .felbige. pm: be n (ian ben, 
tí Be sau: den CR mentis δε gegeuwaͤrtigen 
Welt ; with, aun (eres Zuſammenhauges mit: der⸗ 
fuites :gebôrens ού. fib (06 mit un⸗ 
ecbéttestid ite Girunbiinflte Mube, fid, :mit 
kindlichen GEinfalt an ber tantern: ‚Mitch: des 
Emdskliir zu; besutianie,; 6 na: der oon 
nichts des: Menfchen „gegebenen 
Lewihan gu sichten „dien und: ſcheint an: einem 
dankein Orte, bis der The: anbrechen und der 





φου 


Morgenftern aufgehe; die unſere be auf 
den ad werfen; von: Dem wir die. Verheißung 
$166,208 er für unſer und beradinitigen : 
Schickſal (orgén webs ſich auf den einzigen 
Mieten und Gérfpreiger:qu verlaſſeny δεβέα 
Diät iteffese ;Dinge:rebet; Nals: ves erſten Dei 
tigen db Martyrers Abel; and is cron dem 
eiteiti Dandei nach —* θείο Wulbfed 
Hat. - «MID TUuQU pm Pig'en 19082 Medsp 
Hierin — —— und Omega weht 
ner ganzen Phavſophie. Mehr weiß: wi nicht 
und ertange: ii nit qu wiſſen. Trotz nei» 
wer tumerfhtttichen:: Naͤſcherey und Beeugiretie 
απο ib: nirgende — aber in diefem Einzigen 
das wahte A und: Ganze fir jedermum“ 
cone: Anſeben der Perfon: mnd des: Gſchlechts.: 
"o Rat do LU sy 

gati —R& su sáatet; Ci 
LUlubria, vulgo Velreren ben. gten, Sin, 1788. 


C 96 Habe Poren: Brief hier, Derscnstieser 
Gras, init fo genießen Einen wie ich wohl 
te , aber: mich wenigſteirt deſto mehr gefreut 
über‘ die Heiterkeit und Integrität: Ihres Wohi⸗ 
befintens "während Ihres furgen Aufenthaltes. 
Ein paat Stunden⸗nach: Ihrer Abreiſeſiel 
mir bie Antwort auf Ihre Anfrags.veim. 
Mit meinen Urtheilen bin id niemals zürüͤck⸗ 
haltend, fobald id mir: ihren δέ bin, 


206 n 


sub ſchaͤme mich: auch gat nicht, wenn id 
fie auch mit feinem audern Grunde, als εἰ. 
weni min: posam dieere quare dee bloßen, 
wantdir Empfindung belegen Tann Wo id 
nidt: im Stande Bin zu urtheilen, wird es 
mie. [eiit damit. hinter. dem Berge at : bal: 
_tens unb ei dieſem Salle laͤßt πώ Fein 
nethen ans: mir Beransgolem ;. weil..ih feines 
gehabt Habe; und ift feine Politif nbtbig. Ich 
Ein «feine: andere; -ald «bie ein: vehiculum 
der Mahrheit ud Mufrichtigfeieitfte.: : : - 
eig fubenanim, sengenélieber Frans, -ein 
Bud: nachgelaſſen, bad "mir .nidt: don .nnge: 
füge. in: bie Haͤnde gefallen if, und mir berss 
lich wohlnethut. Der. ott. Chapeke if win 
wahrer Seelenſchmaus fix, meinen. eiumod . 
Sollte diefed Bud nod nicht üderfegt ſeyn, 
fo werbe ich r8 ernenern, und. [ließe wie 
biefer alte Mann feine Laufbahn mit biefem 
vorttefflichen Werke über vine Materie, worin 
ifj. mir: laͤngſt mehr Unterricht unb eine gruͤnd⸗ 
Uhere Ueherzengung gewuͤnſcht. Schon im 
meiner fröhften; Jugend. quaͤlte ih mid. an ei 
nes gelehrten Juriſten, ich glaube Stryk, 
Quartanten: de. jurs Sabbathi, ohne -bamit 
fertig ‚werden oder zu ‚einem. κ. Pommes 
n" koͤmnen..53 
Wie babe id au. dem, Noli me nelle mit 
Sort und Herz geſchmauſst und ‚genieße nod 


, 619 


std; Vorwihzes und unſerer Hafetveifen: είς 
fenheit gedacht oder eingebilbet werden kann 
Das. Dafepn ber- Fleinflen Sache. beruht 
auf enmittetbarem Eindruck, nicht auf 
Schluͤſſen. Das Unendliche ift- ein Abgrund. 
Aules Endliche i(l- begeümt und kann durch tie 
nen. Umriß bezeichnet werden. ine: höhere 
Liebe fheint und Graufamfeit. . Der der Schr 
feines: Wohlgefallens durch Leiden volkommen 
gemaͤcht, hat eben dieſe Kreuzestaufe wöthig;: 
um bie Schladken der "Raturgaben,: δε: ες: 
sticht ais ein Cigent&nnt zu Yhrem eigenen, toille 
£äßrtichen Gebrauche von Ihnen verſchleudert 
wiſſen mill, zu feinem Dienſte, zu ſeiner 
Ehre, zu Ihrem Frieden und Gewinn zu 
laͤntern. Dem Himmel feu Danf, daß es: 
hoch über den Sternen ein Weſen giebt, das: 
vow fij fagen fann: cb bin. der ih bin — 
Altes. unter dem Monde ld wandelbar und 
wetterwendif- — [. 


| quein. Sreunb Kant bat bie Beebechtan⸗ 
ges umb. Rechnungen der neueſten Arouo 
men noͤthig, um ſich von den Abgruͤnden der 
menſchlichen Unwiſſenheit einen Begriff. zu 
machen. Die Beweiſe davon dürfen nicht 
ſo weit hergeholt werden; ſie liegen uns weit 
naͤher. Der Beweis der Unſterblichkeit aus 
dem wachſenden Monde und aus dem Wun⸗ 
derſtern im Wallfiſch iſt für mein Geficht eben 


-- 


408 


fasi id, Wd Gott, unb; μή. meinen 
beiden, blenfbasen. Geiſtery, D. Raphael, und 
Samula& Michael, ig-bit ΔυΗΦέ und. fam 
gegen; 6 Uhr in das Haus, meines Gran: 
Map einem Sprung: aus. dem Bette, wo id) 
über ein Vierteljahr: zugebracht, in. bie Kut⸗ 
(&e- «uf. sine game Togreife, war ed, mie febr 
ερ „aglpiwollene Süße zu haben, die, aber 


gleich ben n Morgen darauf in fub gingen. 


QUE rt νὰ, den Bei Oi; im Bette, 


CET P 

+ md Car æubigin Rad bin ich mie 
Reiſegedanken von mancherley Art aufgemacht. 
Die Erſchoͤpfung meiner Kraͤfte iff auferorhents 
lich. Gott Lob, daß es geatn heu. Sommer 
geht. Ich hoffe, baf Weine dortigen Freun⸗ 
be Nachſicht für mich haben. werden, daß id 
nicht hier und dort zugleich ſeyn und zwey 
Herren dienen fann. Wie ein ſchwacher Wein: 
rebe fann id ohne Stuͤtze mit feben und 
muß mich an der halten, bie mir je6t Die 
mádfte ift. Was fann ich ſchreiben, als bas 
Belle von. Andern und viel Gleichguͤltiges bon 
mie, der, fif ſelbſt ähnlich bleibt, mit bem 
Eleinen ‚Unterfchiede, daß, je mehr der aͤuße⸗ 
τε Menfch abnimmt, deſto mehr ber innere 
wächst, je Alter und unvermoͤgender, deſto 
ruhiger, , zufriedener und vergpüater if tor 
be; — ein tägliches Wohlleben, mitten unter 


\ 
^" 
 wandem dorado. pides; GR Φος. wenig 
ea, . und ben. Er. tragen ‚Hilft, paf ich nicht 
genug dafür. danken kaun. In od. für fun 
mer und Beleg: "iürbe dicor mid jepk 
Begubep, wenn id meinen βία sefriege 
haͤtte! Gott. bat. mir Keherabend gegeben/ 
mich aus bem (ange. oͤffenilicher Geſchaͤfte 
ausgeſpannt, gu. betnen., id. fo qeenigtange: als 
ques. Hungong, mit, ber. Welt. Ich lebe hier 
im Schoßg der Freunde von gleichem bio, , 
ge, bie. wie. Hälften zu meinen Idealen her 
Seele paſſen. Ich Habe. gefunbetmi usb bin 
meines Fundes ſo froh wie jener Hirte und 
das Weib im Coangeíios und wenn es einen 
Vorſchmack des Himmelsa auf: Erdeg giebt, ſo 
ift mir dieſer verborgene Schatz zu Theil ge⸗ 
fopphtUA nibt and, Verdienſt und Wuͤrdigkeit, 
fondern es ig" Gnade uand Gabe einer hoͤhern 
Hand, bie id aubethen muß. Sie tar mir 
noͤthig zu meiner Reinigung unb Star 
knug. Dig Ratbolifen , welche iid) - bier Dae . 
be fennen gelernt, find mie. Racht: und Sag 
unterfhieden. non: der. Micofniten ihren; wie 
Sranz von bem fel Rirdenrath,. .. . . .:4 
bet mid) zum Ahendmahb eiutaber lef deu Tag 
tor ‚meiner Öffentlichen Sinfiage,, mie eivites . 
Dei, die Gefta Gotteswelt, bon. ber. bie. im 
Argen lieg: Ich bin bier wir gite Biene 
und Ameiſe, und ſammle alles φαν. ich nu: 


419 


«anterit "6 Rihten“ Wi hieher adi begleiten; 
να σερ rmi Quin: Θεέ (te 
achtentrin :toeitb eni "Zuflanbei, 1 απῑαια. Geit 
bleftr "ganzen Wet oam mener Neinigung 
sdb IOrärkung: unablaͤßig geflickt quib. geſtuͤm⸗ 
ttt: worven. Ya Welberyen 2habe? kb : cine 
Quatantalue 3008 rep Monatennansgehalten; ' 
en uit Mere Ge nb: Siumeebern, 

Amsfbtigen: αυ Cie. Dor Schmer; 
wenig: gefhhle; au Heiterkeit des Geurkthe 
$to:bet. yeößten-Mainärhethat ed auch: nidt 
οἑκθίε - Mein Mjyttit'anb Schinfutſeerbeynahe 
unberandeelich· QURE ecfÉ ijt" pape- 
vere sesamoqueB*apa?sd; Nur wird: mir das 
Abstine:.eben .foc[fgoet ;! ad Ihnen das Su- 

stie," Se theuer men δε dent fregger 

bigen Statt : bisber gzebeſtet, ile wenig id) 
meinen guten Bitten, θὰ auf irgend ei 
rie / Art no glich unb brauchbar” zu ſeyn, 
Denuüge thun:.fann. : Ritz, 6: lebe ohne 
Gtrèm und: Scham, frugbé:conmareré natus 5 
ma$ Sewifien und: Ehre, Blöndigkeit unb 
Delicateffe verlengnen. Der Berlaft meines 
Mmtes,. bent id. mad ber Abdankung . bee 
weiſchen Berialtans.erft recht sodften woll⸗ 
te, war "bed meiner: Ubreife aus Preuſſen 
nein groͤßtes Herzeleid / und unnmehr febe 
äh dieſen Querſtrich aid: mein größted BE 
An, ba id mich eben fo’ivenis zu einer. Mo 





413 


fentlichen⸗ edienimg:, als opm „genbeimen thé 
gangeı das Lahens, wagen: einer: fchweress Musa 
fproche:: sieh bopocheadriſchet Cauue x: biche; io 
: , Deus; nohisiJtocotim feeit i. ^o os onim 
c Den::sten April reiste mein; Do Maybad 
ab zunt hinterließ οὐ) in Mdaqónten; : tie vch 
für. den Schläge. mener aoyem verwickelten 
Krankheit $e&boeu(ebmmning Sin: paar. Sage 
tareuf geigtert ch Bpuren: Den: glilbenes: den) 
Mein Vater, fines Danone : ein Wandanzt 
und ones Glanbens ein Stahlianer, fahrake 
lent6aíótn: molimina ‚nad: :mänfäte: ſich immeti 
das. .bentfipiwm 1 maturae: όν hatte niente 
die, gtritglei Mnwanbdinng. gefuͤhlt, tutu te té 
ένα fo imeuig: als meincfreaisdfchatflichee: Aust 
Daran. Dies! Banefoia:: naturae ſind mit. fo: 
werwächtig als den Phrygiern ble Danai daou 
ferentes, : Unterdeffen if Gott Lob alles ertraͤg⸗ 
Kd. Jung kann ich nicht: mehr: worden, nib. 
ich .gehei her ſiebenten Decade entgegen: ‚Der 
mic .vundieire. fo. enge- anb ſchmutzige Pforte 
is "tiefe beſte Welt. gefuͤhrt, eirb”. amd: and 
diefem £Laborinthe mir herauszuhelfen wiſſen⸗ 
οβφορκἐρεήκ Testigia filé, daß ich δείτε 
sé Heimat, das Vaterinnb-ber Geiſter niit 
verfehle,. Ich habe bisher eben fo. wenig Ur⸗ 
ſache, ben £sb- zu wuͤuſchen als zu fürchten; 
mich if^ bie. Erbe zu verlieben, als: Περ bte 
nufer. aller "Mutter. i: verachten Sir 


ES 4 





4i6 


dender nid i7 beftó mehr Herrfcht der lets 
bíge  Qastétáui Pin i dns η - Geduld gehört 
heikulifche Starke/n die 860 Schwachen tid. 
αἱ) uk Granßz famkeit an Feiner Gnabt'if 
der θε Soit nr bu "grates Lohn. Sie 
baben laugk geung mit einer dagrptifchen Mago 
gebuhlt, und darüber bem Sohn der ' gléóe 
aie ότι Gineinnbaré ſeines Sefftes verſchuthe. 
Gehen Sie mid: menigftens ais ele Raben 
an, lali “ben: Vorboten ^ Vis Lande; die in 
ren Munde ein Zweiglein som Oelbaume 
mit gránéii Viattern "Veni Harfenden, Patriarı 
δια in bie Me: brachte‘ θα,’ laſſen Sie 
f . verſthuen, nicht init rem Dafevn, 
fordern mit“ beni größen und vnbekanuteit 
Gott, ben it: als den Vater allée feiner 
guten und Höfen “Kinder anrufen, der uns 
den Beruf hegtben, feti Namen au heili⸗ 
gen, die Ankunft feines Reiches zu defoͤrvern, 
und deffen beitiger Wille uͤnſer zeitliches Gluͤck 
and ewigt Veligkeit iſt, die wir ſeiner Ge⸗ 
οί und nicht unſeren Vetdlenſten noch guten 
Birfin,- ſendern feinen 'pils deffderiis ;" die 
R^ Grunde unfere eigenen bunkein Wünfche 
fub, zu: verdanken haben. ’ 
Ich: Habe: manche Thorheit dis | langer 
Weile begangen. Däß Verzweiflung auch 
eine begeiſterade Mufe, glaͤube ich mobs fie 
(idt ſich aber befler au eifrer zerſtoͤrenden ats 
ſchoͤpfe⸗ 





fchöpferifchen. Doch: dtiber find onnfere Ge 
(ipft. unbarmberzige Berfiümmier: ber. Natur. 
Æ@icbt εὐ: einfache: natürliche Puncte,. auf bit 
fdy alles rednciren (Aft, oder befieht. alles 
and mathematiſchen Linien? Mie wollen. Sie 
ohne: Mach tſpruͤche Vabrtaufende glei 250 
chen unb Montenten behandeln, Ceutner wie 
Pflaumfedern weghauchen, und eine. ridien- 
‚Ins us in ein Niefengebirge. verwandeln 3. Ich 
babe in ches einfaͤltigen Saint, Pierre Etudes ' 
de: la Nature nicht. ſolche :pubeinñrrifée, : pofs 
ſtexliche Mährchen gefunden, alé. in en pee 
ques be& Buffon. 7 

. Quanto rectius ia, qui nil | molitur. inep- 
tel. ich mepse den alten Dichter Mofes, ber 
ſechs Zuge nud ſechs Worte. noͤthig hat, ‚am 
gi Syſtem anfchaulich zu wachen, — das 
im: Rauche vergehen: fol, vielleicht pd den 
Brand. eines boͤſen Nachbars,. bent «δ΄ fein 
Dafeya zu verdanken hahen fol, Ich $iu in 
der Aftenmomie. und Botani£ :ber. größte: Ddiotz 
babe wich ‚begnahesnnm. Kindheit an; blind gas 
left, und kann nicht: feft werden.; Denfele 
θε) Kag, wie ich Ihren Brief erbielez fief 
mir cvon Johnſon's Lebensbeſchreihungen eng⸗ 
liſcher Dichtex.. ber, Theil in bie Haͤnde, der 
das Leben eines ſehr ungluͤcklichen Mannes, 
Sauxege, enthaͤlt. Sein Biogranh Inge tom. 
ihm: He. bad tbe :pagaliar felicity, that 
κ: attemipn neyes.deserted him ;^hg was, 

Hamann's Schriften VII, &5. 21 


416 


Bruder mo: if^ befto mite cherrſcht der lets 
bípe : Egolſtindo in uns. Yu Gedulð gehöre 
heikulifche Sturke/n die Mn Schwachen δώ» 
fà imbde:TOlhibfaiitét an Teer Gnabt'if 
ber beſſe Schildeiand bet yd eror. "Sie 
- Haben laugk grung mit einer dagrpliſchen ο] 
 gebuüit, und darüber ben Sohn“ ber" Liebe 
nue vie Genidibaré ſeines Geiftes verfbinhpe. 
Sehen Sie mid: wenigſtens alé ele Raben 
an, Tall ben’ Borborem Wir Xdàbe, die in 
threm Munde ein Jibeigléfir om Oelbaume 
init grénér VBidttern "Veni % artenden Patriar⸗ 
Ken in bie Arche brachte‘ a’, laſſen Sie 
f. eesfébitn ; nicht "init ren Dafevn, 
fedbern mit deni größen und vnbekannten 
Gott, ben wir als bei "Batet allée [είπες 
guten und '5MÓn Kinder anrufen, der uns 
den Beruf Gegeben‘, ο Namen zu heili⸗ 
gen, die Ankunft ſeines Reiches zu defoͤrbern, 
and- deffen heitiger Bille uͤnfer: zeitliches Gluͤck 
sut doigt WDéfgfét if, die tit feiner Ge⸗ 
duld und nicht unſeren Verdlenſten noch guten 
Wirken; ſendern feinen plis deflderiis j^ bie 
fn :Orunte unſere eigenen dankem Wuͤnſche 
A, zu; verdanken haben. | 
Ich habet manche Thorheit dis langer 
elle sigegangen- : DAß Werzweiflung auch 
(ine bezeiſterade Muſe, glaͤube ich wohls’ fie 
(idt Mb aber beſſer au eifrer zerſtoͤrenden als 
ſchopfe⸗ 


417 


ſchoͤpferiſchen. Doch: tiber ‚find onnfere Ges 
ſchoͤpfe unbarmhergige Verſtuͤmmler der. Natur. 
δέ es einfache natuͤrliche Puncte, ‘auf bie 
ſich alles reduciren laͤßt, oder beſteht alles 
and mathematiſchen Linien? Wie wollen Sie 
ohne Macht ſpruͤche Jahrtauſende gleich Wo⸗ 
den und Momenten behandeln, Ceutner wie 
Pftaumfedern weghauchen, und reine. ridigpe 
. jus wüs tin ein Rieſengebirge verwandein ?. Ich 
abe -in des einfaͤltigen Saint, Pierre Rtudos 
de: la Nature nicht/ ſolche pudelnaͤrriſche, poſ⸗ 
felide Maͤhrchen gefunden, alé. in den Fpo- 
dues bes Buffon, Wen I 

. Quanto rectius. bio, qui nil | molitur. inep- 
tel dd) mtpse den alten Dichter Mofes, ber 
fes Tage und ſechs Worte. dètbig.:bat, um 
ein Sykem anschaulich zu machen, .— das 
im: Rauche vergehen: fol, nieheicht Due. den 
Brand. eines boͤſen Nachbars, dem es fein 
Daſeyn zu verdanken haben fof, Ich bin in. 
der Aſtrvnomie und Botanike der groͤßte Jdiot; 
babe wich bernahe Ann Kindheit an; Hiind ge⸗ 
leſen, und kann nif. feft. werden. Denfels 
beau: Sas, wie ich Ihren Brief erbieltz fef 
mincoon Johnſon's Lebensbeſchreibungen eng⸗ 
liſcher Dichter. ber, Theil in bie Haͤnde, der 
Das: Leben eines ſehr ungluͤcklichen Mannes, 
Sauvage, enthaͤlt. Sein Diogranh Inge von 
ihm: He. bad the pessliar felicity, bat 
Bix;;attemien-: neyep.deserted him ;^hg was, 

Hamann's Schriften VIL, 39. 91 








418 


Î 


presen "0 “every: object. and regardfal ἰυ 
‚the. mösti trifling occirrences. He:had the 
aft.of escaping. fcom': his own reflections 
and accemmodating ' himhelf: Ίο: ewery new 
scene. 6. fehlt mir gaͤnzlich an dieſem Gluͤck 
ab Gefbid,'aub {6 ntu ben Mangel. von 


Beiden. Durch - todte: Befetfchaft: erſetzen. So 


- fane (dj εἰ Dub ar der Dand babe, währe 
mein Genuß: Lege ich εξ weg, fo bin i$ 
beynahe v6en fo klug wie ich 'gemefen bin. 

'jé fin in meiner Seele Gberengt , daß 
Φοιὶ inidt: nat aut:beften miffe, 3949 Sie 
leiden, fondern bag auch weder Kleines nod) 
Großes: oue feinen anséráciidoen. Willen 
geſchehe. Aber dieſe Alebetzeugang Ihnen 
mitzuthenlen / Hänge: eben To: wenig on ie 
as von. Ihnen ſelbſt ab. Det Gtaube if 





nicht Vedermauns Ding. Oo wenig ane 
fer: Daſeyn von beni. Willen des Fleiſches noch 
vom Willen des Mannes abhaͤngt. Ohne eine 


individueller WVorſehung kann Gott toc: 
ber Regent des δέκα, ned) Richter der 
, SRen(djen.untb Geiſter ſehu⸗ Sd) bin von bie, 
fee Wahrheit 4 priori bur) das . gegebene 
Wort der Offenbarung, und a posteriori. dard 
meine usb die tägliche Erfahrung überzeugt. 
Das Φε Weſen if im eigentlichen - Ber 
‚Rande ein Individuum, das nach feinem ap» 
bern Maffiabe, als ven +8 felbſt giebt, and 
nicht nad): wilfkurlichen Vorausſetzungen unſe⸗ 





εδ, Vorwitzes und wnfeter vaſeweiſen δείς 
fenpeit gedacht oder eingebildet werden Fans 
Das. Dafeyn δα. fíeinften Sache, betuht 
αἲξ swmittet6attm Cinbrud ,uibt..auf 
Schluͤſſen. Das Unendliche iſt ein Abhgrund. 
Alles Endliche iſt begeümt und Fans: dd: εἰ. 
nen Umriß bezeichnet werden, Mine: höhere 
Liebe feheint uns Graufamfeit. Der des; Sohn: 
feines: Wohlgefallens durch Leiden poüfontmen 
gemacht, hat eben dieſe :Rrengestanfe: wötbig;: 
um ‚die Stchlacken ver Naturgaben, : ble : er: 
sticht als ein Eigenthum yu Ihrem eigenen: wille 
kahrlichen Gebrauche von Ihnen verſchleudert 
wiſſen will, zu feinem Dienſte, an ſeiner 
Ehre, zu Ihrem Frieden unb Gewinn zu 
laͤntern. Dem Himmel ſey Dank, bag ed 
hoch fiber den Sternen ein Wefen giebt, das: 
vow fd fagen kann: Sid bin. der id bin — 
Alles unter bent Monde (to wandelbar mn. 
wetterwendiſch — = 


ein Steunb ant fat bie Beobadtuns 
gen und. Mechnungen ber neueſten Aron: : 
men nôthig, um fit von ben Abgründen der. 
menſchlichen Unwiſſenheit einen: Segei. zu 
machen. Die Beweiſe davon bürfen nicht 
ſo weit hergeholt werden; ſie liegen uns weit 
naͤher. Der Beweis der Unſterblichkeit aus 
dem wachſenden Monde und aus dem Wun⸗ 
derſtern im Wallſfiſch iſt für mein Geſicht eben 

2 





no 


fo unbrauchbar. Die πα iſt für mid 
aut ves facti, '- 

Mach ber Lage und fatur ber Dinge 
iſt manches unmöglich. :: Aber unſere Begriffe 
zu aͤndern unb zu berichtigen ſcheint nicht fo 
ganz unmdoglich su ſeyn.Die meiſten find 
wachſerne Naſen, Gemaͤchte der Sopbiferep 
"b Bey dulvemanft: - 

" ο weiß: kein beſſeres Seigenpftofer auf 
Spore! Beulen als blesgättiihe Thorbeit 
des Coangetiis Wer (E thätiger geweſen, 
mit mehr Geduld, als ber Menfchenfohn! 
Er fatte nicht, mo er fein Daupt biniegte. 
€t fam in fein Cígentónm und feine Unter⸗ 
thanen nahmen ihn wicht auf. Wie muß εἰ» 
sem Manne von feinem unfculdigen , reinen 
Charakter unter einem foihen Volfe su Muth 
geweſen fep, unter bem Bfaffenregiment ber 
Dobenprieftée und bem 'moralifiben Otternge⸗ 
zücht der Phariſaͤer! Was für goͤttliche Srisfte 
verleugnung gehörte dazu, fif) zu den roben 
Begriffen der Zwölf Boten herunter zu lagen, 
bie noch einfältiger atem and mehr Bauern⸗ 
ſtolz Hatten als unfere Leibeigenen; den Dans 
politifcher Kannengießeregen zu unterbeficken 
und ihre großen Mißverftändniffe eines Him⸗ 
melreices zu berichtigen! 

" Hätte Luther nicht den Muth gehabt ein 
Keper zu werden, würde Sailer nicht im 
Stande. gewefen (eon, ein fo ſchoͤnes Gebet. 





| 





4φᾷι 


buch - ju: ſchreiben, “ans: bem; iind alle 
Morgen erbaue, fo febr ich: auch: bent.guton, 
Lavater, ee it bas Buch dente, bie; £n 
vfebiuns bejfelben übel ΠΑΘΗ. - en 

Meynen Die’ daß bie Meheten Prokeſſige: 
ne): auderac als handwerksmaͤbig . getrieben 
werden muͤſſen 2, Die größte, Ketzerey wuͤrde; 
es fepn, mens Sie ſich geluͤſten laſſen tooffe 
ten die. Narrheiten ber. After⸗Alchemiſen 
ad ocnlum zu demonſtriren, obey. fi. an ban, 
Meßdienern ber Flora qu vergreifen. Veritas. 
odium parit. Habt Gal, in euch und Frie⸗ 
den untereinander. — — — — E 


b 


483. E gifette. gieinette ‚Hamann. ^ 
ue . s Münfies bep goten Moi 1788 


| Meine Herjendtiehe Tochter, Den sten bc 
M. erhielt ich ben legten Brief. zu. meiner: 
großen‘ Freude und Beruhigung; -ich - erfat: 
daraus, ddfe8 der lieben Muster und dem 
Meinigei Wohl: geht, -und' daß meine Freun⸗ 
de fij meiner noch im Guten erinnern. 7. 
Ich ſchreibe biefe Zeilen im Mufeo :bée 
frommen Sürfin, deren Garten ich: mir. zu 
Nug mare, da ic geſtern den Drieburger 
ffatt des Pyrmonters, auf. Suchefinden meis 
nes jeßigen ‚Arztes, Deusfel, angefangen. has 
be. Mein (infer Fuß bietôt nod) immer dicker 
alé der rechte; mein Uppetit immer zu: (lat£; . 
und der Schlaf wie eines gefunden Menſchen. 


v 








o 


fo wnsraubbar. - "Pu Bar a fie mid 
auch ves facti, - d 
“Mad der Lage und Rasur der Dinge 
ift manches unmöglich. : Aber ‘unfere Begriffe 
zu dnbérá ‘und su berichtigen ſcheint nicht fo 
ganz ummdgtih iu — (eon. "Die. meiften ſind 
wächferne Naſen, Gemaͤchte der Sopiferep 
sub Den Sduoernanfes 
Ich iveif: fein beſſeres Seigenpfiafitr. anf 
Q$ré Beunlen als bles göttliche Thorheit 
des Cvangetti Wer if. thäriger gewefen, 
mit : mehr Geduld, als ber Menichenfohn! 
Er fatte nicht, mo er fein Daupt binlegte. 
Er kam in fein Eigentum und feine Unter 
thanen nahmen ihn wit auf. Wie maf εἰ» 
sem anne von feinem unfhuldigen,, weinen 
Charakter unter einem ſolchen Volfe u Muth 
gemelen fen, unter dem Pfaffenregiment der 
Dobenpriefiée und dem moraliſchen Otternge⸗ 
zücht der Phariſaͤer! Was für göttliche Θείθῇ. 
verleugnung gehörte dazu, fif zu den roben 
Begriffen δέν zwölf Boten herunter zu lagen, 
die nod einfältiger waren and mehr Bauern⸗ 
flefy Hatten als unfere Leibeigenen: den Haug 
politi(tet Kannengießerenen zu unterbricken | 
und ihre groben Mißverftändniffe eines Dim 
| meireiches su berichtigen! 
' Hätte Luther niche den Muth gehabt eis 
Keper zu werden, würde Sailer nids im | 
Stande. gewefen (eon, ein (o ſchoͤnes Gebet: 


— 





4935, 


buch zu ˖ſchreiben, aus: bem; id mich ade 
Moegen erbaue, fo febr ich: auch: bem gut. 
Lavater, ehe ich bas Buch année, die. Eigen 
vfehlung beſſelben uͤbel nahm. 3338 

Meynen Die” daß bie Reheten Profeſſige, 
net. amderär- als handwerksmaͤßig getrieben 
pertum muͤſſen? Die ‚größte, Ketzerey würde, 

(8 fepn, tens Sie ſich -geläften offen, tooffe 
ten, die Narrheiten ber After.» Udbemifau, 
ad oculum; zu demonſtriren, odev: ſich an den: 
Meßdienern der Flora zu pergreifen, Veritas. 


odium pu Habt Pak. in. eu und Brie, | 


a 
499. E eifette. Reinette ‚Hamann, og 


Nu (0 Münftee bem, Zoten Mai 1788; 

- Meine bersenétiebe Tohter, ‘Den sten ὃς 
€f. erhielt i ben lebten Brief. zu meiner: 
großen Freude und Beruhigung; ἰώ - εαν 
daraus, daß es der lieben Mutter und de 
einigen Wohl geht, - und: daß meine Freun⸗ 
δέ fid meiner noch im Guten erinnern. 7. 
Ich fhreibe diefe Zeilen im Mufeo :bee 
frommen Füuͤrſtin, deren Garten ich: mir. que 
Mug πιαΦε, da ich geftern den: Drichurgen 
flate des Pyrmonters, auf. Gutbcfinden meis 
nes jegigen Arztes, Drusfel, angefangen. has 
be. Mein (fer Fuß bleibt πού immer büfer 


eld der rechte; mein Appetit immer zu flanf; - 


und der Schlaf wie eines gefunden Menſchen. 


N 





au: 


Gott Bed babe ich Keine Schmerzen im Leise, 
ai’ mein Geutüt if ruhig und ziemlich Deis 
tW, aber zu nichts aufgelegt als, Griber! aum 
Lefen, worin ich eben fo unerſaͤttlich bin als 
im Eten. Den sten Juni benfe ich mit €rnft 
an meine Abreiſe. Franz nnb Marianıe mers. 
ven mid) bis Pempelfort begleiten. Soft, ber 
mich unter fo vielen SBunbern hergefuͤhrt hat, 

wird «6 an feinen Gnadenmitteln nicht fehlen 

faffen, mich wieder heimzubringen zu euch unb 

eurer Sieben Mutter, die Er erhalten wolle 
bin gutem Muthe und geſunden Kräften. Ich 

frene mit von Grund ber Θείε δε Dei. 
nen Eifer, an der Erziehung Deiner Schwe⸗ 

ſtern zu arbeiten. Unterſtuͤtze auch Deine afe 

té, guté Mutter; und erleichtere ihr dad Le: 

ben, in mwirchichaftlichen und häuslichen‘ Ge⸗ 

ſchaͤſten Tür au das Bus, was Du iw 
ttu Haufe Deiner. Wohlthäterin empfangen- 
ba, höre niemals auf, erkenntlich jn (eon, 

mehr in bet That :ald mit guten SBorten. 

Habe Gott ver Mugen und im Herzen, (o, 
wirt du allen. Verſuchungen widerſtehen koͤn⸗ 

men, wozu Gott nach feinem. heiligen Mathe. 
ſowohl Freunde als Seinde brauchen. kann, 
um uns im Guten. feft zu machen unb gegen 

alles Boͤſe geſetzt und entfchieden, daß. wir 

bo endlih des Sieg behalten: ju feiner 

Ehre unb uuferm Deile, ‚das ex allein fent 

und das in ſeiner Vaterhand if. . 


433 


. ΑΦ Habe biefes auf dem Stable und mit 
Dem Schreibgeraͤthe ber chriſtlichen Aſpaſie ges 
ſchrieben, and. muß num aufhoͤren, torif. εδ 
Mittag ſchlaͤgt and. Dein Bender mid) abho⸗ 
len toirb.: Ich bringe Dir ben Metaſtaſio wis, 
den fie Dir zum Andenken ſchenkt. Seine 
Mutter noch Shmetter.fann fo viel Liebe 
haben, als: βε für Deinen.alten Vater unb 
alles was ibn angeht und zu ftinem Gluͤck 
gehört. Bete für fie und. für die uͤbrigen Wohl⸗ 
thaͤter Deine Vaters: und Bruders, bem, «6 
eben fo geht wie mir, bag er mehr wird erzaͤh⸗ 
ien Fönwen, e. et zu fchreiben im Stande. if. 
« . denstehfen Mal: ir. 
46 fée wieder an eben: ber Stelle wo üb 
geftera ſaß. Morgen  metbe ih den Anfang 
machen. an. meiner Abreiſe zu arbeitem,. deren 
Termin aber. von Franz und Marianne: :abr 
haͤngt. Letztere wird ‚mir: behuͤlſtich ſeyn nait 
ihrem Einſluſſe. Das allerhoͤchſte, was id 
einraͤnmen kann, iſt gegen bas Ende bed: bés 
vorſtehenden Monats. In Pempelfort wird εδ 
από koſten, mich loszureißen. Danket Soit, 
Siebe Kinder, für alles Gute, das id genoſe 
fer Wie viel fat den ‚lieben, guten Frag; 
meine Krankheit an Arzmeyen dund Pflege οί 
ftt! Er bat Urfache fif zu freuen, : bal. & 
feine Gaſte ts bad, und doch Gátte.er mid) 
bald: few tbet, noch bdiefem:ommer and 
Winter bep dni. zuzubringen . : :.n 


436. 


allen, in Zeit. und Emwigfeit, Amen! 

wohl au revoir — zum frößlichen, gläctü 

Wiederſehen. Euer alter, treuer Vater 
| Johann Georg Hamaı 


. 43% Wn G3 Kra u$, tn. Rónfgtberg. 
qSXGdfter ben ıten Jun, 7755 


 gibjtee Drofeffor und treger Sreund, Sá 
fomme eben von Angelmödde mit «από ju 
réf und bin vielleicht jum letztenmale ba 
geweſen; zum erſtenmale nicht fo, zufrieden 
wie fonfl. Mit bem heutigen Tage fangen 
fió meine molimina zur Heimfabrt an, an 
die ich ohne Contra md termites Gewüůbl 
von Leidenſchaft wicht denken kann. Ich hof⸗ 
fe daß Sie Ihren "alten Dedipum dieſen 
Herbſt wieder haben werden. Der linke Fuß 
bleibt immeé geſchwollen — alt Bleibe ich m» 
kann auf feine Wiederherſtellung mehr τό: 
nem. "Gh war beſorgt, Sie unwiſſend δε 
digt zu haben; deſto tiefer und lebhafter war 
meine Freude über Ihren letzten Brief, den 
ich Dom. Vocem jucunditatis erhielt. Zu An⸗ 
fang des Mai gab mir Franz die Antwort 
des unglücklichen Schwaben zu fefen, der faf 
drep Monate daran ‚gearbeitet, Es waren 
16 große, vollgeſchriedene Seiten. Er «iv 
πας ſich Ihrer mit vieler Zärtlichkeit ud 
ſchreibt: „Der Grnf von meinem lieben Frans 


y] 


} 


427 
bat mid) fehr erfrent. €8 iſt ein lieber, herr⸗ 
lier Mann, voll Seele, ohne affe Yräten« 
fon, unb fein warmes, liebevolles Herz ums 
faßt den Freund ganz. Er ift nur bón ſehr 
wenigen gekannt, und bas iff ſehr natuͤrlich. 
Du mürder ihn lieben, febr Heben; mehr 
Lieben dene mich, wenn Du Ihn μι 
SDefto unverföhnticher ift er über fein Schickſal 
und bie febeufade Höfe feines Überläftigen, 
ibm viel zu fangen Daſeyns aufgebracht; (dit 
bie Aerzte, die ihm eisen Anfchein:-von Veſſe⸗ 
zung weiß machen: wollen ; fadt mit Laune 44 
bed D. Cochem pudelnaͤrriſche Maͤhrchen, über 
Die botaniſchen/ und alchumifchen Ketzereyen, 


über bie Meßpfaffen ber! Goͤttin Flora, über 


bie Potentaten, weiche. Goldmacher und 260 
tiaf « Krämer ber Unſterblichkeit in ihren durch⸗ 
Iauchtigen, großmächtigen Schug nehmen; Er 
arbeitet. an einem Berfuche: uber bic üergatte 
gene und zukünftige Gefchichte der Oberfläche 
bes Erdbodens und — an Drojecten, die Dass 
ven glücklicher und Πήρε zu machen. Sch 
zweifle, wie er ſelbſt, bag beides zu. Stand 
fommen werde, und beforge, daß wir: beide : 
auf bem untedten Wege iub, bie verlorne 
Geſundheit toieber zu finden, Mit dem Pla⸗ 
ne, ión hieher au ziehen, fcheint es voͤllig 
vorbey zu fepn. Die Gehalte find febr ſchlecht, 


und der Heantontiinorumenog wuͤrde fit fmm 


lié in bas Oli finden koͤnnen, uuter einem 


\ 


430. 


allen, in Belt. and Œtvigfeit, Amen! Lebe 
wohl au revoir — zum fröhlichen, glücklichen 
Viederſeben. Euer alter, treuer Water 

| Joann Georg Damen. 


| 43% Vn 6 3 δες us, 4n. Rintotterg ! 
ET dfes ben ıten Jun, i788. 


p Drofeffor und treuer Freund, 36. 
fomme eben ou Angelmöbbe mit, Hang que. 
ruͤck und bin vieleicht "yu "Tegtenmale . Da 
geweſen; dum erftenmale nicht fo. zufrieden 
wie ſonſt. Mit dem heutigen Tage fangen 
ſich meine molimina zur Heimſabrt an, en 
die ich ohne Contraſt ımd vermiſchtes Gemüpt, 
von Leldenſchaft nicht denken kann. Ich Hofe 
fe daß Sie Ihren "alten Dedipum dieſen 

Herbſt wieder haben werden, Der linke Fuß 
bleibt immef geſchwollen — alt Bleibe id) und 
kann auf Feine Wiederherſtellung mehr rec» 
nen. "dé war beforgt, Sie unwiſſend belei⸗ 
digt zu haben; deſto tiefer und lebhafter war 
meine Freude über Ihren letzten Brief, den 
ich Dom. Vocem jucunditatis erhielt. Zu An⸗ 
fang des Mai gab mir Franz die Antwort 
des ungfüclichen Schwaben zu fefen, ber fat 
drep Monate daran ‚gearbeitet, | 66 waren 
16 große, vollgeſchriedene Seiten. Er erin⸗ 
meet fih Ihrer mit vieler Zärtlichkeit tub 
ſchreibt: δε Gruß von meinem lieben Kraus 


4 
pl 

















429 


arbeite «mas ich faun, ihn pon feiner. gad⸗ 
und den Alliirten ber Antiberliner abzuziehen. 

Ich hin nicht im Stande, an- meine. Line 
der. zw ſchreiben. Miemand ‚kann fid von meia 
mer Lage, innern ο Auer page des Koͤr⸗ 
pers uub.Gembtbs, einen Begriff machen, 
wie gute Tage und δε Stunden nnb 
ber Sufammenbang meiner Umſtaͤnde und ähre 
Anwendung mid) erföpfen. und beynahe auf⸗ 
reiben. 

Den⸗ Dech auten meiner Freunde 
offe id in Hamburg oder Berlin oder daheim 
zu umarmen. Was fuͤr ein Abendmahl die 
Vorſehung init am Ende meines mübfeligen Le⸗ 
bens aufdewahtt bat! Wie fhème id mic 
iegs, über ben Verinft meines halben Dirufies 
damals getobt zu haben, wie unfer ωμή 
Steudel in Eßlingen! 

Ich bin jetzt aufgeſtanden. Gruͤßen δι 
unferes Reichardts Schweſter, die ἰΦ als 
Dechantin meiner Freunde anfehen fanny aue 
ſerers würdigen Oberbofprebigers Haus und 
das Muͤlleriſche. Wenn ſie and die ſchwque 
arabiſche Gruͤtze unb das Abendhrod verlaͤngnen 
koͤnnen, ſo werden Sie fi doch Mittagg 
Ihreg alten fahrenden Ritters beym Glaͤschen 
Wein unferes verehrungswürdigen Kritikers, 
bey (anger. Weile. feiner bejahrten Muſe, ο 
innern. Muͤndlich, wills Gott, mehr für.dig, 
langen. Winterabende, die immer: meine. £iche 


. «$28 


Examen: Stabe zu wohnen. Sein Angt 
(fin ſehr an bie geraden Linien verwoͤhnt, 
und fein Geſchmack su ſchamhaft, auf Kruͤcken 
gu. schen: „ Er ſagt von fid) ſelbſt, bag. er bey 
allem, finem Toben ganz ausnehmend gutherzig 
iſtund hier ſcheint er nicht ganz Unredt au 
bapena..fo zutraͤglich e ihm Übrigens wäre, 
[ή Begriffe von fb ſelbſt und manchen Din⸗ 
re. tin mila " Serihtigen, Lie 
ο tn B Tr auf bem θεές, 

"S Beh: Bin. gites 60 einem Schnupfen bes 
foli: worden, und muß auf ben Rath mete 
nes Arztes biefer. Morgen int Bette δεί einer 
Safe :$5te subringen. Diosima erwartet ihren 
Breunb Hemfiergui in 14 Sagen. Ich werde 
ihn alſo auch noch zu fehen, aber nicht zu 
genießen befommen. Geſtern erhielt fte von 
ibm einen Brief am 6ten ned Monats Thars 
gelion, ben er als den Geburtstag. des. Deilis 
gen Socrates feyert. Ich babe ben Anfang 

 eiwtá Alexis II, du Militaire im Mſſpt. geles 
fetu, Roc tu Jahr fünnte ich hier. zubrin⸗ 
gen, ohne fertig zu werben. Bey einem fole 
chen Reichthume von Genuß Maß zu halten, 
iſt eine Kunſt, von ber ich ben fürffen utt 
ο. etüsuten Beweis durch meine Ruͤckreiſe abe 
kege, Der Jonathan zu Pempelfort bat mir 
mit feiner herzlichſten Empfehlung eine Einla⸗ 
dung, fein Elyſium zu beſuchen, aufgetragen, 
wo Sie’ fahr willkommen (eon werben. S 





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aute Freunde, und dergeſſen Sie nicht, meine 
halbe Koͤthe zu beſuchen unb die Meinigen zu 
troͤſten, mem fet meinethalben bekuͤmmert 
ſind. Ich hatte eben fo δε und. noch mehr 
Urſache zu Sorgen; ich habe alle von mir 
geworfen, unb. mein Schickſal iſt in guter. 
Hand, die mich bisher wie die Jugend ge⸗ 
fuͤhrt und mid in meinem. undermögenden 
Alter nicht verlaſſen mod verfüimmen wird. 





Von Joh. Mich. Hamann, an, 3. δε, Reihards, 
Maͤnſter den ıten Qui, 1788: 


. Hiebfler der Capellwmeiſter Ge. M ‚abreife will id 
ghnen nur die traurige Nachricht melden, daß id :mets 
nem Vater den: 21ten Jun, bie Augen zugedruͤckt. Dex 
Here hat alles wahl gemacht! Die unfichtbare ‚Hand, 
die fo unverkennbar im Leben uͤber ihm gewaltet, hat 
auch am Ende alle Umſtaͤnde, bie: ihm fein Schickſal 
erleichtern und für uns n@bern konnten, wunderbar 
sufammengefügt. Wir waren eben.an einem. Knoten, 
deſſen Entwicklung niemand abſehen konnte, naͤmlich an 
unſerer Ruͤckreiſe. Diefer Knoten iſt zerxiſſen, unb εν 
(t aller Muͤhſeligkeiten, bie ihn erwarteten, entlebigte 
Vierzehn Tage vor bem feſtgeſetzten Termin unſerer Aba 
reiſe verſank er in eine unerklaͤrliche Schwaͤche. Unſere 
Reiſe ſollte mit einem Beſuche in Pempelfort anfangen. 
Den 19ten gieng Bucholtz dahin voraus unb Mein Water 
mußte ibm verfprecheh, den folgenden Zag gewiß nads 
zufolgen. Marianne, als fie von ihm Abfchled nahm , 
da er noch Auf dem Bette lag, erſchrack [o vog ſeiner 
abgezehrten Geſtalt, daß fie, ven entfeglicken Ahndun⸗ 


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ara wegriffen, die Abreiſe einſtelltn wotite⸗ aber 
Boeter, bec mie fo wel Hoffnung war, AIS gera 
bien Xogem, gab e$ durchaus nidt zu. — Cini 
meht warb immer fürle, und der Giaube, δι 
wichts qu bedeüten Habe, zu glelcher Beit. Den ar 
Morgen war det Wagen vor der Thuͤr, und es | 
un das Ginfirigen gehen, Als fid auf dinmer zum 
fes Qt da Mitfvafénbuiÿ eatbetfe, bas mit 
fem Seemann vöngefellen won Dieß modit ei 
Bezug von ein pott Gtunbens unterdeffen famen 31 
Mérite unb fagten, mod) allen Symptomen hätte er 
Shbes-unb Ennte nicht reifen, Dre Abends bekam 
ein Röceln auf ber Bruft, und naÿbem dile Mi 
werfadt waren, fli ee um 7 uhr des Sorgen 
ebat an ben Zod gebat zu Haben, am beihfelben 3i 
gt, alt e vor dinem See aus Königsberg gerei 
wer, obne vit Spektren dk, Di Fürkin onréin 
We Ihe fo uͤberſc⸗gua geliebt hatte, tet Minift: 
Wrftenderg und qoe Aerzte worth von Labruch bes ic 
gH. M6 qu feinem Tode bep im, ober die Sprache we 
fem [den benommen. Mas lehte, 1068 et ſprach, wc 
Hm Φάνη mit mit; als ich um qme jr in de 
ode ven Arzt vufen weit® Denfelden Abend wart cı 
mod im Garten ber eben gárftin Degraben unter einer 
fiónen Laube, wo ibm ein SXemdthent gefegt werben 
wir, auf weiches bie Werte aus 1 Gor, 1, D, 23 — 25 
aa Athen kommen. 


^ eme bes: firbenten belles