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Full text of "Handbuch der allgemeinen Literaturgeschichte aller bekannten Völker der Welt : von der ältesten bis auf die neueste Zeit, zum Selbststudium und für Vorlesungen"

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Handbuch 


der 


allgemeinen Literaturgeſchichte 


aller bekannten Böller der Welt, 


von der 
alteften bis auf die nenefte Zeit, 
zum ? 


Selbſtſtudinn und für Vorleſungen, 


von 


‚Dr. Zohan Georg Theodor Gräfe, 


Vibliotbecar Er. Mal. des Königs v. Sachſen. 


Ein Auszug aus des Berfaffers größerem Lehrbuche der 
allgemeinen Literärgefchichte. 
3_ 
Deitter Band. 
fiteraturgefhidhte der neueren Beit. 


Zweite Ausgabe. 


Feipzig, 


Arnoſdiide Buchhandlunng. 
41850, 


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Geſchichte 





Poeſie Europas 
der bedentendſten außerturopaͤiſchen Länder 


Anfang des ſechzehnten Jahrhunderts bis auf 
die neueſte Zeit 


von 


Dr. Zohann Georg Theodor Gräfe, 


»ibliotbecar Er. Maj. deö Könige von Sadfen und Infpector des königl. 
MRünzfabinete. 


Arnoldirge Buchhandlung. 
4850. 


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TOR, LE''nx PETTA 
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Vorwort. 


Indem ich hiermit endlich den britten und vorletzten 
Band meines Handbuchs der Literaturgeſchichte dem 
Publikum vorlege, muß ich mich mit einigen Worten 
daruͤber ausſprechen, warum das Werk eine etwas groͤßere 
Ausdehnung erlangt hat, als man vorausſah. Der Herr 
Verleger meines größeren Lehrbuchs hegte den Wunſch, 
eine raiſonnirende, kurz gefaßte Geſchichte der Literatur 
von mir verfaßt zu ſehen, die gewiſſermaßen ein Weg⸗ 
weiſer durch Die verfchiedenen Branchen verfelben fein 
follte. An mich waren gleiche Aufforderungen von vers 
ſchiedenen Seiten des gelehrten und lefenden Publikums 
ergangen, und fo beſchloß ich denn, dem Wunſche meines 
Harn Verlegers nachzukommen . und eine Gefchichte der 
Literatur zu fchreiben, die das Bedeutendſte, was in allen 
Perioden der Weltgefchichte für die Wiſſenſchaft gethan 
mar, wie in einem Rahmen dem Auge klar und faßlich 
vorführen, zugleich aber auch das nothwendige bibliographifche 
Material gedrängt und mit Beruͤckſichtigung der neueften 
Forſchungen zufammengeftellt enthalten follte. Hatte ich 
nun von biefem Gefichtspunfte aus die alte und mittlere 
Zeit betrachtet, fo durfte natürlich die neue Zeit auf 
feinen Fall ftiefmütterlich behandelt werden. Die Dicht⸗ 
kunft, als die meinem Syſtem nach zuerft zu bearbeitende 
Partie ded Ganzen, ift nun aber in ber Neuzeit fo reich 
lich und vollftändig angebaut worden, daß, wollte man 


u Borwort, 


wu wur ud Harorragende erwähnen, immer noch die Aus⸗ 
wur idwer blich. Dazu fam, daß die neuere Forſchung 
üder ſe Vieles Nicht verbreitet hat, mas bisher noch 
al war, daß ferner aber auch noch mancher Theit 
der Quropäifchen Poefie biöher noch in. Deutfchland fo 
ut vie gar nicht gefannt war, wie benn befanntlich 
—X Bouterwek in ſeinem großen Werke die ſkandinaviſche 
Literatur ebenſo wenig beruͤhrt hat, als die ſlaviſche. Daß 
im Allgemeinen aber die Bibliographie ſehr im Argen 
lag, braucht von mir wohl nicht erſt erwaͤhnt zu werden, 
darauf aber muß ich hinweiſen, daß gerade die neueſten 
Produkte der Prefle in den außerdeutfchen Ländern fchwer 
nachzumweifen find, da’ Rußland, Polen ıc. befanntlid, feine 
ordentlihen Buchhändlerlataloge liefern, für Schweden 
und Daͤnemark erft neuerdings in diefer Beziehung Manches 
gethan ift, Holland aber fich in feinem buchhaͤndleriſchen 
Verkehr fo abſchließt, daß man nur mit der größten 
Muͤhe und fehr bedeutenden Koften einzelne Notizen zu 
erlangen vermag. Ich habe mich nun fo fleißig als mög- 
lich beftrebt, auch in biefen bisher fo gut wie gar nicht 
berührten Partieen der allgemeinen Literaturgeſchichte eine 
gemiffe Conformität mit den früheren Bänden zu erzielen, 
und glaube ein bibliogtaphifches Material zufammen- 
gebracht zu haben, wie es bisher noch nie von Jemandem 
in dieſer Gefammtüberfiht zu geben verfucht ward. Daß 
natürlich auch jeßt noch Vieles fehlt, indem eine abfolute 
Vollſtaͤndigkeit überhaupt in diefem Genre nie zu erzielen 
ift, verfteht fih von felbft, und ich bitte daher Die Ge⸗ 
lehrten, welche den vorliegenden Band etwa zu befprechen 
gedenken, auf die Schwierigkeiten, welche fih mir auch 
bei dem beften Willen und forgfamftem Forſchen ent- 
gegenftellten, Rudficht. nehmen und von dieſem Stand» 
. punft aus mein Buch beurtheilen zu wollen. Pflicht ‚ver 
Dankbarkeit ift es, wenn ich hier öffentlich befenne, daß 
Herr Juſtizrath Dr. Kind in Keipgig mich mit feinem 
Kath und feiner Gelehrfamfeit bei der Neugriechiſchen 
Poeſie, Herr Dr. Beer bhierfelbft mit Bemerkungen über 


Borwort, vH 


die neuere Juͤdiſche Dichtkunſt, und Herr von Gorecki 
allhier, der Meffe des gleichnamigen "berühmten Polnifchen 
Dichters, mit Motigen und Nachweiſungen "über Die 
neuere Polniſche Poefie unterftüst haben. 

Welche Quellen mir im Allgemeinen zu Gebote 
fanden, ergiebt ſich theilmeife aus dem Gange meines 
Buches ſelbſt, ich will jedoch als ſolche, Die mir befons 
ders von Mugen gewefen find, hier genannt haben: für 
die Sranzöfifche Literatur: Lefranc, Histoire &l&mentaire 
de la litterature francaise, für die Italieniſche, Spanifche, 
Portugiefifche, außer Bouterwek, Tiraboſchi ꝛc., bie 
Histoire de la litterature du Midi de l’Europe von Res 
franc, für die Deutfche die Werfe von Gervinus, Kobers 
ftein (die neuelte Ausgabe feines Buches konnte ich nicht 
benutzen) und Hillebrand, für die Dänifche außer Myerup 
befonderd den dieſe Literatur behandelnden Band der 
itteraturgefchichte von Eichhorn, für die Schwediſche das 
gleihe Werf und Lenftröm’s Geſchichte der Schwedilchen 
Poefie, für die Holländijche van Kampen's Arbeiten bei Eich> 
horn a a. O., für die Slavifche Kitteratur endlich, außer Scha⸗ 
fari’s befanntem Buche, befonders die trefflihen Jahrbücher 
von Jordan, von denen ich. jedech den zweiten Band 
niche erhalten Fonnte Daß ich natürlich außerdem noch 
eine- Menge Specialwerke benußte, die ich zum größten 
Theile in den Anmerkungen citist habe, verfteht fich 
von felbft, 

as endlih den zweiten noch übrigen Theil ver 
Geſchichte der neueren Literatur anlangt, alfo die eigents 
lichen Wiflenfchaften, fo werde ich mich. darin natürlich 
Eürzer faflen koͤnnen, infofern ich bier einmal auf all- 
gemein befannterem Boden ftehe, mich alfo im Ganzen 
weniger auf Specialitäten einzulaffen brauche, dann aber 
auch mehr auf Hilfsbücher verweifen darf, die. hier nur 
ausnahmsmweife anzuziehen maren. Ich werde übrigens 
hierbei fo verfahren, daß ich diejenigen Männer, durch 
melde in den verfchiedenen Wiſſenſchaften wefentliche 
Veränderungen oder Verbeſſerungen herbeigeführt wurden, 


vm Vorwort. 


an die Spitze der weniger bedeutenden, mit ihnen aber 
in einem generellen Zuſammenhange ſtehenden Gelehrten 
ſtelle, damit, wenn ſie in einzelne Gruppen geordnet ſind, 
die groͤßtmoͤglichſte Ueberſicht erlangt werde. Ein genaues 
Sach⸗ und Perſonenregiſter wird das Ganze ſchließen, 
und ſo hoffe ich denn, wenn nicht ganz unguͤnſtige Um⸗ 
ſtaͤnde eintreten, den Schluß des Werkes binnen Jahres⸗ 
friſt dem Publikum vorlegen zu koͤnnen. 


Dresden, im April 1848. 


Dr. Gräfe. 


Jubalt. 


Vierte Periode. 


Die Literaturgeſchichte der neuern und neueſten Zeit. 


Seite. 


5389-546. Einleitung . . 22... IH 
542, Entſtehung der Univerftäten” rer... Sl 
543. Erfindung der Pußprudwtunf . 2.0. .1-3 
541—800. Dichtkunſt . . “0. . 371092 
547—551. Rateinifche Pole - - > 2 2 2 0 0. . 97-63 
552, Macaronifshe Bohfle - » «2 2 63- 66 
5535—563. Italieniſche Pofle . - 2 2 20000. 66—1233 
. Eyos’. 2... 66-73 
554 —555. Lehrgebicht und Satire ...... 73-81 
556. Fabel und olrtengedicht ee na 8s1— 86 
557. Lyrik . . ren. 899 
558, Novelle und Roman .... W—102 
559-562 Dramatiihe Bocfe -. - . » » . . 102—119 
563. Bollöpofle - - > 2 2 2200. 119-123 
564— 573. Spaniſche Pocfe . © » >» 2 2.2. ...123—154 
564. Aelteſte Hl . 2 2 2 22. 123-127 
565. |.) En EB & 7 60 6} 1 
566. Ritterroman . . . 131—134 
567. Cervantes und feine: Nachfolger . 138—143. 153 
568. 573. Lyrik und die anderen Dichtungsarten 
der fpäteren Zeiit-. . 2 2 0. : 157 
569 — 572. Dramatifche Xiteratur ©. . . . . . 143—154 
574-580. Portugieflfche Pocfle . - > © 22. . 158-177 


x 


Inhalt. 


BB "sc8 Franzoͤſiſche Poeſ 


581—583. 


584-589. 


590. 


591 — 592. 
993 - 596, 


597 —598. 
599—603. 
604—606. 


606-643, 
606 — 609. 


612-617. 


618. 


619 - 623. 
624 - 627. 
628—631. 


632. 


634—641, 


642. 
633. 


610—611.633. 


644. 


Engliihe Pocfe . 


Poefie, Drama und Roman im 16ten 
Jahrhundert . 

Poeſie, "Roman und Drama im 1Tten 
Jahrhundert en 


Boltaire und Rouſſeau 


Dramatiſche Poeſie im 18ten Jahrhund. 
Die übrigen Dichtungsarten im 18ten 
Jahrhundert 


Dramatifche Poeſtie von der Revolution 


bis zum Sabre 1846° . . 
Die übrigen Dichtungsarten während. 
derſelben Zeit . . . 
Der Roman während diefer Bei 


Aelteſte Englifche Poefle und Theater 

Die verſchiedenen Dichtungdarten im 
Zeitalter der Elifüberh . 

Der Roman zu diefer Zeit . . 

Das Drama zu diefer Zeit ($. 622. 
Shatifere) 

Die verfchiedenen Dichtungsarten "bis 
zum Ende des 17ten Jahrhunderts 

Drama und Oper bid' zum Ende des 
1Tten Sahrhunderts . . . 

Die gelehrte Iournaliftit in biefer Bet 


Die verihiedenen Dichtungsarten von 


1702 bie 1846 . . 
Das Drama während biefer Belt . 
Der Roman während dieſer Zeit 
Schottiiche Poeſie 


Die Poefie in den vereinigten Staaten von 


Norv-Amerila . 2 2 2 en 


645— 717. Die Deutfche Poefle . 


645 — 649. 


650-662. 


663. 


664 — 669. 
666—667. 
668 - 674. 


Die Verſuche in den einzelnen Fächern 
der Poeſte, im Drama und Roman 
bi8 auf Luther 

Die verfchiedenen Dichtungsarten i im erſten 
Jahrhundert der Meformationdzeit 

Der Roman in diefer Zeit . . 

Die dramarifche Literatur in dieſer Zeit 

Die deutjchen Sprachgefellfchaften 

Die erſte Schlefifhe Schule . 


321323. 


Seite. 
177—315 


177—205 
205235 
235 — 242 
242— 255 
255— 261 
261—273 


273290 
291— 315 


: 316—481 


316—320 


323 —335 
335—339 


339—364 
364—387 


387—401 
401—403 


409—450 
450—459 
459 —481 
403 — 409 


481— 491 
491 — 500 


491—500 


500-532 
592535 
535545 
545 549 
549-579 


) 
615. 
676, 
677—678. 
619. 


680. 
681—687. 
688, 


69-691. 


692. 
693 —694. 


695—698. 
699 - 700, 
101. 


17. 


123. 
130, 


Deutſche Poefie. 


Inhalt, 


Die Pegnibichäfer . 

Die zweite Schleflihe Schule . 

Das Kirchenlied und die Bnomologieen 
in diefer Zeit . . . .. 

Das Schaͤfergedicht in dieſer geit 

Der Roman in dieſer Zeit . . 

Daß Drama und bie Oper in diefer Zeit 

Die Uebergangd» Periode zu der Nege- 
neration der Deutfchen Voeſie, alfo 
dad 2te Biertel des 18ten Jahrh. 

Die Dichterfchulen zu Leipzig, in ver 
Schweiz, zu Bremen und Halle 

Klopftod und Leffing . . 

Die einzelnen Digtungearten während 
diefer Zeit. . 

Das Deutfche Theater. und, der Roman 
zu Kiefer Zeit . 

Der Göttinger Dichterbund und feine 
Anhänger . 

Die Königäberger Säule mit Hamann 
und Herder . 

Die gleichzeitigen, außerhalb biefer Säule 
flebenden Didier . 

Die Sturm» und Drangperiode und die 
Erotifer 

Chile rn 

Goethe.. 

Gleichzeitige zu keiner Beflimmten Säule 
gehörige Dichter . . . 

Das Deutſche Theater während biefer Beit 

Der Deutſche Roman in diefer Zeit 

Die Romantiſche Schuleund ihre Anhänger 

Dad junge Deutfchland 

Die neueſte Deutſche Poefte . 

Dad Deutfche Theater der Jetztzeit 

Der Deutfhe Roman der Ieptzeit . 


118-733. Die HSolländifhe Bocfe. . . . 
Die Vlaͤmiſche Poeſte 
Die Friefiſche Poeſie. 


734—743. Die Schwediſche Pofe . . 2. 
7144— 762. Die Dänische Vocfe . . . 2 0° 


7163. 


Die Neugriechiiche Poeſie 
164. 789. Die Serbifche Poefle . 


* 


x 


Seite. 
579 - 581 
582 — 585 


585 — 597 
597—599 
599-611 
611-629 


630— 644 


645660 
660-667 


667679 
679— 688” 
623—696 
696— 598 
698703 


103 —708 
1708-712 
712—1720 


720—731 
131—736 
136750 
150-771 
771-779 
779-800 
800— 812 
812 -831 
831— 893 
856 —859 
881— 883 
893 — 932 
933— 981 
981—987 


‚987988. 1056-1057 


zu 


10s 172 
118-782. 
183 


784785, 
786. 
187. 
788. 
790. 
7191. 
7192. 
7193. 
194. 
195. 
796. 
197. 
798, 
799. 
800. 


In halt. 


Die Ruſſiſche Poeſie 
Die Boͤhmiſche VPoeſie 
Die Polniſche Poeſte. 
Die Windiſch⸗Sloweniſche Voefie 


Die Dalmanaiſo Naguſeniſch⸗ Bore 


Die Bulgariſche Tocfe . 
Die Slawonifche Borfle . 
Die Slowalifhe Borle . . 
Die Moldau: Walachiiche Poeſie 
Die Aſcherkeſſiſche Poeſie 
Die Georgiſche Poeſie 

Die Ungariſche Poeſie 

Die Jüdiſche Poeſie 
Die Hindoſtaniſche Poefie 
Die Tuͤnkiſche Poeſte. 

Die Berfifhe Poefie 

Die Armentihe Voecfle . 
Die Malaiiſche Poeſie 

Die Chineſtſche Poeſte 


Seite. 
988 - 1012 
1013—1019 
1020 — 1048 
1048—1049 
1049 —1053 
1053—1054 
1054 
1055 
1057—1059 
1059—1060 
1060-1061 
1061— 1072 
1072—1077 
1078—1082 
1082—1084 
1084-1037 
1087 
1087 —1088 
1089 —1090 


Wierte Periode. 
Die Literaturgefpichte der neueren und neueften Zeit. 


$. 589, 


Masdem wir die- drei erſten Perioden der Literärifchen Gulturges 
ſchichte durchwandelt haben, kommen wir jest zu der lebten, der ums 
fangreichſten, intereffanteflen und bedeutendften von allen, zu 
der der neueren und neueflen Zeit, zu der des freien Selbſt⸗ 
bewußtfeynd und ber mit Diefem verbundenen Gmancipation 
des Geiſtes aus den Banden des Borurtheild, des Aber 
glaubens und der rohen Körperkraft,. Denn obgleich noch nicht 
alle Rationen jened große Ziel des Menſchen, die wahre geiflige 
Freiheit, errungen haben, fo fann doch nad der Analogie des 
geiftigen Fortſchritts nicht geleugnet werben, daß die Zukunft auch 
für paffive Völker, wie 3. DB. die Staven, in ihrem Schooße 
Manches bergen mag, was jene große Hoffnung, d. h. das Er⸗ 
wachen aus ihrer geiftigen Lethargie, vorbereiten und herbeifühs 
sen dürfte Aus Ddemfelben Grunde muß nun aber aud bie 
Seſchichte der neueren Kiteratur bei den verſchiedenen Bölfern 
diefer Periode fih als eine durch und durch verfihiedene zeigen, 
indem bei einigen, wie 3. B. in Stallen, wo gerade das Mittels 
alter in den einzelnen kleinen Staaten viele Spuren des nicht 
ausgeftorbenen freien Römerfinned auch uns in den Werfen ſei⸗ 
ner Schriftſteller zeigt, zwar die Quantität, aber nicht die Qua⸗ 
lität feiner Schrififteller zugenommen hat, in andern dagegen, 
wie z. B. in Dänemark, Schweden ıc. erſt nah der Reforma⸗ 


tion eine Literatur der Nation möglid ward, als durch fie 
Gräßs, Handbuch d. kiterärgeſchichte. III. 1 


2 Einleitung. 


auch Verdummung und geiſtige Knechtſchaft verſchwanden, In noch 
andern endlich, wie 3. B. in Deutſchland jenes goldene Zeital⸗ 
ter ſeiner Poeſie, wie es unter ſeinen echtdeutſchen, aufgeklaͤrten 
Herrſchern, den Hohenſtaufen leider nur eine zu kurze Zeit und 
freilih auch nur in bevorzugten Ständen angebroden war, erſt 
eigentlich mit dem Ende des vorigen und Anfange diefes Jahr⸗ 
hunderts zurüdfehrte, nachdem die Fackel verheerender Religions» 
und Eroberungsfriege es faft verlöfcht und das düſtere Gewebe 
theologifcher Hirngefpinfte fogar die Erinnerung einer ſchoͤnen 
Vergangenheit völlig verhält zu halten fehlen. Anderen Völfern 
endlich, wie zuerfi den Engländern,. dann aber auch den Franzofen, 
hatte das Schickſal die fchöne Beſtimmung zugetheilt, daß fie, 
wie Deutſchland ihnen zuerft den Weg aus den büflern Grün. 
ben finfterer Geiſtesknechtſchaft gezeigt hatte, dieſem wieder frei 
lich nicht immer ohne entftellende Fleden ein Bild von poll 
tifcher Freiheit und Menfchenwürde aufroliten, das begeiflert 
aufgefaßt und von allem Schladen gereinigt, unferem Vater⸗ 
lande das Bewußiſcyn feiner politiſchen Bedeutſamkeit und Stärfe 
gegeben und feinen Bürgern das Ziel gefledt hat, welches die Idee 
des großen Reformators von geifliger und förperliher Freihelt 
nad mehr als 300 "Jahren erſt verwirklichen kann. 


$. 540. 


"Aus dem eben Gefagten wird nun aber heworgehen, wo⸗ 
dir ſich ‚vorzüglich die Neuzeit vor dem Mittelalter auszeich⸗ 
net, das eben nut durch feine romantifche Ritterlichkeit und fein 
firenges Halten am einmal angenommenen Dogma, wenn man 
jene als Euphemismus für rohe Kraft und dieſes für Fa⸗ 
natismus und geifllihen Despotismus brauden will, Beides 
fugen wir freilich‘ in diefer Periode vergebens, allein dafür fängt 
in den erften Jahrhunderten derfelben bereits die Eritif an, bie 
Theologie und Geſchichte von maͤchten Elementen zu fäubern, 
wenn auch der neueſten Zeit erft die Vollendung dieſes großen 
Unternehmens vorbehalten blieb; das Wiederaufleben der huma⸗ 
niſtiſchen Studien bahnte dazu den Weg, die Spraden und 
Schriften der orientalifhen Bölfer hörten auf als ketzeriſch mit 
dem Siegel des Anathems verſchloſſen zu bleiben, eine ber Bers 


1) 


Einleitung 3 


nunft angemeſſene Philoſophie verdraͤngte die myſtiſchen Traͤu 
nerelen des Mittelalters und baute ihre Lehrſaͤtze zwar ellektiſch 
anf die alten Philoſophenſchulen auf, folgte ihnen aber nicht 
ſclaviſch, fondern bildete ſich ihre eigenen rationellen Syſteme; 
He Arzneilunſt, unterflügt dur immer genauere anatomifche Ins 
terfuchungen, verließ zwar ihre alte Methode von elienlangen Re 
cepten nur allmaͤlig und ward in ihren Fortſchritten noch durch 
manche abfracte Specufationen aufgehalten, allein aud fie bat’ 
vie Neuzeit durch DBereinfahung der Mittel und mit Hilfe der 
Chemie in kurzer Zeit fo umgeflaltet, daß ſie kaum wiederzuerken⸗ 
nen ÄR; die Naturwiſſenſchaften mußten fi, wie jede großartige 
Spee, erft lange mit Aberglauben und Pedanterie herumftreiten, 
allein aud fie haben fih in neuefler Zeit fo durchgekämpft, daß 
vie in ihnen gemachten Entdeckungen und Erfindungen fi} ges 
gempärtig um die Wette überflügeln, und fie mit Recht im Ges 
genſatze zum todten Buchflaben zu dem wichtigſten Studium 
des focialen Lebens umſchufen; und die Jurieprudenz endlich, 
nachdem fie lange genug den Drud des verfnöderten, eifernen 
Haltend am Buchftaden des Codex ertragen, hat doch wenigſtens 
in einem nicht ganz kleinen Theile Europas die ſieben Giegel 
des geheimen Gerichts gefprengt und durch die freie öffentliche 
Rede die Beredtſamkeit, jene in den Freiſtaaten des Alterthums 
fo hodgehaltene Kunft, die bisher leider kaum auf der Kanzel 
und in den Schulen geduldet ward, wieder zu Ehren gebradt. 
Sa, was die andern fhönen Wiſſenſchaften anlangt, fo hat zwar 
die Poeſie in neueſter Zeit fi von dem Idealen mehr und mehr 
entfernt und angeblih dadurch an Tiefe der Empfindung und 
Erhabenheit verloren, allein dafür hat fie das Leben ſelbſt er 
faßt md fo ihre große Aufgabe, ihre Ideen und Phantaflern 
fo naturgemäß als möglih darzuſtellen, ver Löfung näher 
gebracht, gleich der Malerei, die mit Recht ebenfalls gegenwärtig 
die Zuſtaͤnde der leidenden Menſchheit mit ſcharfem Pinſel un⸗ 
ferem Auge darzuſtellen verſucht, ſtatt ihm nur Züge aus dem Leben 
und Treiben vergangener Zeit oder gar Bemälde traurigen Wahns 
glaubens vorzuführn. Mit einem Worte, diefe Periode iR 
das Zeitalter der Wiederherflellung und Bervolls 


fommnung fittliger und geiſtiger Eultur. 
1 


4 Eirnleitung. 
9. 341. 

Fragt man nam nad) den einzelnen Urſachen, bie eine fo 
günftige Veränderung berbeiführten, fo wird es, abgeſehen 
von der Reformation, die auch über Deutſchland hinaus Früchte 
trug, nicht unpafiend fern, vornehmlich einige Fuͤrſten anzuführen, 
die es fich wefentlich angelegen fein ließen, hierbei mitzuwirken. 
Diefe waren unter den Deutfchen Katfern vor allen Marimilian J., 
Ferdinand J., Maximilian II., Rudolph 11., Ferdinand IL, 
Leopold 1., Karl VI., Franz J., Joſeph II., Leopold II. und 
Franz 11., in Preußen die Könige Friedrich J. und II. und 
Friedrich Wilhelm 111, in Sachſen die Churfürften Friedrich der 
Weile, Johann der Standhafte, Johann Friedrih (fa mit ſei⸗ 
nen ganzen Nachkommen in den Herzogl. Sädf. Ländern), Mo⸗ 
is und Auguſt von Sachſen, die Könige Auguſt der Starte 
und Friedrich Auguft der Gerechte, die Churfürfen von Mainz 
Emmerich Joſeph und Friedrich Karl, die Churfürften von ber 
Pfalz Friedrich IT. und Karl Theodor, einige kleinere Fuͤrſten 
gar nit zu erwähnen. In Schweden zeigten große Achtung 
vor den Wifienfchaften Ouſtav I, Guſtav (II) Adolph, Chri⸗ 
fine, Friedrich, Adolph Friedrich und Guſtav III., ſowie in Daͤ⸗ 
nemark die Könige Friedrich II., Chriſtian IV., Friedrich III., 
Chriſtian V. und VI. und Friedrich V. Fuͤr Englands litera⸗ 
riſches Gedeihen bewieſen vorzuͤglich Thäͤtigkeit Heinrich VIII., Eliſa- 
beth, Jacob J., Karl IL, Wilhelm III., Georg II. III. und IV. 
und Wilhelm IV. Was den Eüden anlangt, fo haben wir 
unter den Paͤpſten befonders hervorzuheben Leo X., Gregor XIII., 
Sixtus V., Urban VIII., Benedict XIV., Clemens XIV., Pius VI. . 
und Gregor XVI., in Spanien den befannten Kardinal Franz Zimene® 
de Cisneros, die Könige Philipp V., Berdinand VI. und Karl LIE, 
in Bortugal den König Johann V. und für Joſeph Emanuel 
feinen befannten MinifterBombal, in Frankreich die Könige Franz J. 
und Heinrih IV., den Kardinal Richelieu, Ludwig XIV., XV. 
- und XVI., Napoleon und Ludwig XVIII. Unter den Beherr. 
fern Slaviſcher Länder find die Polenfönige Stephan Bathort, 
Johann Kafimir, Johann Sobiedfi, Auguſt II. und TIL von 
Sachſen und Stanidlaus Auguſt, in Rußland Peter der Große, 
Eliſabeth und Katharina II., fowie Alexander 3. zu erwähnen. 


Einleitung. Univerfitäten. — 5 


$. 542. 


Da die Zahl der einzelnen Männer, die ih um Wieder 
herſtellung der Iiterarifchen Gultur in den verfchledenen europäls 
fen Ländern verdient machten, fo bedeutend If, daß, ‚um nur eini⸗ 
germaßen eine gerechte Bolländigfeit und Berüdfihtigung der⸗ 
felben durdzuführen, die Schranfen diefes Bandes vtel zu weit 
ausgedehnt werden müßten, fo gehe Ih fogleih zu anderen Um⸗ 
Ränden fort, welche wefentlih zu dem erwähnten geiſtigen Fort 
ſchrüte beigetragen haben, und «8 werben fi im Allgemeinen 
noch folgende angeben laflen: 

1) die Anlegung von ordentliben gelehrten Schulen, Real 
ſchulen und Ritteracademieen, forte überhaupt aller techni⸗ 
ſchen Bildungsanfalten, 

2) die weitere Fortſetzung der bereitd im Mittelalter begons 
nenen Errihtung von Univerfitäten!). 

3) Die Anlegung von Academieen und gelchrten Geſellſchaften?), 

4) das Entſtehen der politifhen und gelchrten Journaliſtik ?),- 

5) die Erfindung der Buchdruckerkunſt und die damit in 
Berbindung fiehende Allgemeinnahung des gelehrten Ma⸗ 
teriald durch den Buchhandel. M 


1) I. Italien. Salerno 1075. Bologna zuerſt privil. 1158 ſ. G. G 
Zeuffel,äRertwürbigt d. Bononifchen Schule. Helmft. 1749.8. Savigny Geſch. de 
Röm. R. im M. X. Bd. III. p. 159—272, %. 8. ©. 11. 3. p. 956 sq. 
Padua f. 1222, aber erfl 1228 privilegirt, f. N. Comneni Eapadopo i 
Hist. gymnasüi Patavini. Venet. 1726. I. fol. J. Facciolati, De 
run atav. synt. XII. Patav. 1752. 8. u. Fasti gymn. Pat. ib, 
1757. IM. 4. Fr. M. Colle, Storia dello stadio di Padova. ib. 1824— 
25. IV. 4. Savigny Bd. III. p. 273—301.; Pifa f. 1127—1213 Rechtes 
chule, aber erft ſ. 1339 wirkliche Univerſitaͤt ſ. B. Fabreni, Historia acad. 

isamae. Pisis 1791—9. III. 4. Flam. dal Borgo, Diss. sull’ orig. . 
della univ. di Pisa. ib. 1765. 4. Gavigny Bd. III. p. 301 sq.; 
Areée zzo f. 1215 Rechtsſchule, aber f. 1356 erſt Univ. f. Savigny Bd. IIE. 

. 312 sq.; Berrara 1.1391 (12417, f. Borseiti, Historia Ferr. gymn. 

err. 1735. IT. 4. (Dageg.J. Guarini [b. bh. H. Barnftaldi) Ferr. 6ymn. 
kist. supp. Bonon. 1740. 4. u. gegen dieſen Borsetti, Advers. suppl. 
etc. defensio. Venet. 1742. 4.) ©avigny Bd. II. p. 316 aꝙ.; Rom-f. 
1301 u. erneuert f. 1431 (archigymnasıum Romanum, Sapienza), f. J. 
Carafs, De Eymnasio Rom. et de ejus profess. ab u. c. usque ad 
h. temp. L. Il Rom. 1751. 1. 4. F. M. Renazzi, Storia dell’ univ. 
degli studi. Rom. 1803—6. IV. 4. Savigny 2. II. p. 316 sq.; Neas 
pei f. 1224 f. C.Origlia, Istoriad.studio diNapoli. Nap. 1753—54. II. 
&. Gavigny Db. IH. p. 322 sq. u. Zeitſchr. f. geſch. R. W. Bd. VI. pP 
223 sq.; Perugia f. 1276 Rechteſchule, Univerfität f. 1307. f. 3. Bini. 
Mem hist. delia Perug. universita, Perug. 1816. I. 4. Gavigny Ws. 


66VEinleitung. Univerfitäten. 


1. p. 330 sq. ; Pavia f. 1361. cf. Gatti, Gymn.Ticin. hist. et vind, 
a sec. V ad fin. XV. Mediol. 1704. 1709. 8. Savigny 3b. II. p. 
335 sq.; Siena f. 13205 Parma f. 1412. f Atfo, Memor vor f.Scritt. 
Parmig. T. I ; Turin f. 1405. f. Giorn. de’ Lett. T. XXXV. p.262 
ed. Savigny Bb. III. p. 336 2g Florenz, angebl. |. 1348, beftimmt f. 
4433. f. Notit. liter. & vir. ill. acad. Florent. Flor. 1700. 4.5; Be⸗ 
rona angebl. f. 1339 ober 1460, wohl. mehr Schule; Gatania auf Bi: 
cilien 1444; Macerata eigenti. ſchon 1280, ern. 1540; Meffina 1548; 
Mailand f. 1565. f. J. B. Silvatici Coll, Mediol. med. or. antiq. 
necess. etc. ib. 1607. 4.; Mantua 1625; Urbino 1671. , 

H. In Frankreichs Paris f. 1209. cf. Caes. Egass. Bulaeı Hi- 
storia univers. Paris. Paris. 1665-73. VI. fol. Crevier, Hist. de l’u- 
niv. de Paris jusqu’en 1600. Paris 1761. VII. 12. (nur Xuög. b. vor.) 
E. Dubarle, Hist. de l’univ. dep. s. orig. jusqu’& nos jours. Paris 
1829. II. 8.5; Rheims 1145? eigentl. erſt 1547; Bourges ang. 1204, 
beft. f. 1469. cf. Annal. acad. de Bourges. Bourges 1684. 4; Zous 
toufe f. 1223. f& J. J. Percin, Tr. hist. de acad. Tolos., hint. ſ. 
Monum. conv. Tolos. ib. 1698. fol. Savigny Bd. AI. p. 406 sq,; 
Montpellier ang. 1180 oder 1220, priv. 1289. beft. |. 1537. f. Ch. 
d’Egrefeuille, Hist. eccl. de la ville de M. Montp. ib. 1739. fol. 
——— ĩ. Astruc, Mém. pour serv. & lhist. de la fac. de 

ontp. rev. et publ. p. Lorry. Paris 1764. 4; Orleans, ang. 123, 

priv. 1305. f. Symph. Guyon, Hist. de P’univ. d’Orl. b. f. Hist. de 
regl. et de Ja ville d’Orl. ib. 1650. fol. Angers (12% ?) 1364. 
f. (Bangeard) Privil. de !’aniv. d’Angers. Diss. s. 8. anciennete. 
Angers 1736. 4.; Orange 1365; Grenoble 1339, kam 1454 nad 
Balence f. St. Prix, Hist. de !’univ. de Grenoble. Paris 1820. 8.; 
Döle 1422, kam 1676 nah Befangon, cf. N. A. Lebbey de Billy, 
Hist. de l’univ. du C. deBourgogne. Besang. 1819. IT. 4.5 Poitiers 
f. 1431, cf. J.Filleau, Traite de Vunir. de Poitiers. à Poit. 1644. fol.; 
Cahors durch Papft Johann XXII.; Gaen ſ. 1436; Nantes ſ. 1460, 
Bordeaur f. 1472; Pau ſ. 1722; Nancy f. 1769, nachdem biefelbe 
Univerfität mit den zwei Facultäten der Juriſten (f. 1568), und Mediciner 
(f. 159%) zu Pont A Mouffon beftanden hatte. Alle biefe Untverfitäten 
find feit 1790 aufgehoben und daraus höhere Specialſchulen und aeultäten 
geworden, fo daß nur die Univerfitäten von Paris und Straßburg eigents 
lic) dem Bilde der Deutfchen Unterrichtsanitalten dieſes Namens näher 
fommen, nicht aber die zu Montauban von Napoleon err. Proteft. Theol, 
Oper ee (f. Venedey, Reife ins füdl. Franke. Frkft. a. M. 1846. I. 
p. 10 8q. 
1. Niederlande. Löwen (Louvain) f 1424, ſ. N. Vernulaei, . 
Acad, Lovan. L. III. Lovan. 1627. 4. de Reiffenberg, Mem. s. les 
deux prem. siecles de l’acad. de Louvain. Bruxell. 1829. 8.5 
Douayf 1564.5 Ley den (reform.) f. 1575. cf. 3. Menrsii. Athenae 
Ratavae. Lugd. 1625. 1633. 4. J. 6. deWater, Narr. de rekus aoad. 
Lugd. Bat. saec. XVII. prosp. et adversis. Lugd. 1802. 4. Annales 
acad. -Lugd. Bat. 1817 sq. 4. Siegenbeck, Geschiedenis der Leidsche 
hooge school. Leid. 18%. &.; graneder (ref) ſ. 1585 (Athenaeum 
f. 1816.) ef. E. L. Vrimoet, Athenae Frisiacae L. Il. Leuw..: 1758. 
4; Harderwyk f. 1600 (ern. 1647 u. 1692. Athenacam ſ. 1816) cf. 
J. Schrassert, Hardervicam antiquum ofte Beschryvinge der Stadt 
Harderwyk (ib. 1730.11.4.) P. 1. p. A sq.; Stedningen (vef.) f. 161% 
ct. Effigies et vitae profess. acad. Gron. et (U. Emmii) uatales ac. 
erectae in urbe. Gron. 1654. fol; utrecht f. 1636..(f) ch. 8. 6. 
Barmann, Trajectum eruditum, Utr. 1738. 4. Annal. acad. Tra 
Ulteaj. 1817. 2q. 4.; Lüttich und @ent, gefl. 1806. Brüffel 1834. 


Einleitung. Univerficäten. 7 


IV. Deutichlaud. Prag f. 1348. cf. Ad. Voigt, Verf. €. Sch. d. 
Univ, zu Prag. Prag 1776. 8. B. Balbini Bobem. doctae P.1. ib. 1776, 
8. Boigt in d. Böhm. Prov. Gef. Abt. 3b. IT. p. 287 aq. Millauer in 
Abt. d. Böhm. Sc. d. Wiff. Bd. VII. H 11, Held im Böhm. Muf. Mon. 
11. 2. p. 57 sq. Echnabel, ebd. III. p. 425 aq. u. im Sahrb. d. Böhm. 
Muf. Bd. I. p. 323 sq. u. Mon. Schr. d. Böhm. Muf. I. Zuli p. 17 sq. 
Aug. p. 17 sq.; Wien f. (1235—7?) 1365, verſch. davon ift d. 1821 baj. 
err. evangel. theol, Specialfchule. cf. Lambec. De bibl. Vindob. L. II. 
p- 79—239. (p. 5. 117 sq. ed. II. u. Kollar. Anal. T. I. p. 42 sq.) 
A. Steyrer, Comm. pro hist. Alberti II. duc. Austr. Lips. 1725. fol. 
p- 409487. J. Reichenau, Consp. hist. univ. Vienn. ab in, ej. con- 
ia. S. Mitterdorfer. Vienn. 1722—25. III. 8.; Heidelberg f. 1346 
(1386) f. Fr. Junii Heidelberg. academ. Heid. 1583. 4. Kremer ind. 
Acta Theod. Palat. acad. T. I. p. 373—427. J. Schwab, Quatuor 
saec ayitab. rector. Heidelb. 1786—90. II. 4. 3. 9. Wundt, Beitr. zu 
d. Geſch. d. Heidelb. Univerf, Mannh. 1786. 8.5 Cöln f. 1388 cf. Fr. 
I. v. Bianco, Geſch. d. Univerf. Coͤln. Cöln 1833. 8.5 Erfurt f. 1392. 
cf. J. Rehnfeld, Lib. troph. Herm. Hippocr. Erf. 1633. 4. p. 185— 
226. J. Cph. Motschmann, Erfordia literata. Erf. 1729. VI. 8. u. 
&d. Erfurt. ebd. 1736. 8.; Würzburg f. (1282) 1400-3. cf. Chr. Bös 
nide, Brbr. e. Geſch. v. d. Univ. Würzbärg. Würzb. 1782-88. II. u 3. 
8. Soldmayr, Beitr. z. e. Seſch. d. Path. Univ. zu Würzb. ebd. 1817—18. 
IM. 8. Gropius, Script. Virceb. Freft. 1745. fol. T. I. p. 52 sq. T.II. 
p- 184 2q. Scöhlih im Untermainfr. Archiv. 3b. VI. 2 p.115 2 Sulm 
1387 (nit wirkt. Univ.) f. Paſſow, Beitr. 3. Geſch. d. Beute. niv. im 
14ten Ihdt. Berl. 1836. 8. p. 12 sq.; Leipzig f. 1409 cf. (Köhler) 
Fragm. e. Geſch d. Stadt u. Univ. Leipzig. ebd. 1787. 8. 3. D. Sculs 
zens Abr. e. Geſch. d. Leipz. Univ. im Laufe d. 18. Ihdts. ebd. 1802. 8. 
(Kachtr. ebd. 1810. 8.) H. G. Kreußler, Gefch. d Univ. Leipzig. ebd. 
1810. 4. Gretfchel, Geſch. d. Univ. Lpzg. Dresd. 1830. 12.5 Roftod f. 
1419. cf. de Westphalen, Monum. German. T. III, p. 1005. 1307 sq. 
4419 2q. f. Chr. Eſchenbach, Annal. d. Roſt. Acad. Roft. 1790—1807. XIII. 8.; 
Greifswaldbe f. 1456 cf. Koch, Geſch. d. Preuß. Univerfit. Berl. 1839. 8. 
Bd. I. p- 342 sq.; Freiburg im Breiögau (academia Albertina) f. 
1557 —60. cf. J. A. Riegger, Or. de orig. et instit. acad. Friburg. 
Frib. 1772. 4. u. in f. Opusc. ib. 1773. 8. nr. XIII. H. Schreiber, Geſch. 
0. Beſchr. v. Freib. ebd. 1825. 8.5 Trier f. 1472. cf. J. Melbaeus, 
Sylva acad. s. de antiq. urbis et acad. Trevir. Trev. 1657. 8. ; 
Ingolftadt f. 1472 (14102) cf. V Rotmarı Annal. Ingolst. acad. 
Iag. 1580. 4. ahsolv. J. Engerdus. ib. 1581. 4. emend. aux. cont. 3. 
N Mederer 3b. 1782. 4.; Baſel f. 1460, wieberh. 1818 u. 1837. cf. J. W. 
Herzog) Alhenae Rauricae. Basil. 1778. 8. M. Lutz, Geſch. d. Univ. 
Bafel. Aarau 1826. 8.; Mainz f. 1477 (1482). wieberherg. 1784. cf. de 
Horix, Catal. prael. in a. 1788. Mogunt. 4. F, A. Dürrii Hist. univ. 
Mogunt. ib. 1734. 4.; Tübingen f. 1477. cf. %. %. Boeck, Geſch. d. 
Herz. Vürt. Eberhard: u.Karld Univ. Tüb. 1774. 8. H. F. Eifenbadh, 
Sefdr. u. Geſch. d. Univ. u. Et. Tübingen. ebd. 1822.8.; Wittenberg 
f. 1502., verb. m. Halle f. 1817. ef. Ch. S. Georgii Annal. acad.Viteh. 
usque ad a. 1772. cont. ab J. G. Chr. Schroeder. Witt. 1775. 4. 
J. Chr. X. Grohmann, Annal. d. Univ. zu Witt. Meiffen 1801 4q. III. 8. 
cf.. Körftemann in d. Zhüring. Saͤchſ. Mitth. IV. 1. p. 170 sq, IV. 2. 
p. 175 2q.; Frankfurt an der Oder f. 1505, verb. m. Breslau 1811. 
ef. J. Ch, Becmanp, Memor. Francof. Freft. 1707. fol. C. R. Haufen, 
Se. d. Univ. St. fl. ebd. 1800. 8.5 Zürich f. 1521, reorg.1833;, Mare 

burg f.1527cf.Chr.v. Rommel, Philipp. d. Großmüthige. Bd. IT. p. 185 3q. 
ui, Srundz. zu e. Geh. d. Univ. Marburg: ebd. 1827. 8.; Laufanne 


8 Einleitung. Univerſitaͤten. 


ſ. 1537 ct. Bibl. Brem. Cl. IV. T. IV. p. 675—682.; Genf (f. 1536 
ref. Schule) 1542—48. ch. I. Lectii Acad. Gener. Palingenesia. Gen. 
1603. 8. Bibl. Brem. Cl. IV. T. II. p. 299 sq. J. Senebier, Hist. lit. 
de Gen. ib. 1786. III. 8.; Straßburg f. (1538) 1621, verb. damit 1702 
d. 1618 geft: Unto. Molsheim (cf. Archid. acad. Molsheim. Molsh. 
1818. 4.) cf. D. Hermanni Poem. acad. Rig. Liuon. 1614. 4. p. 1sq.; 
Königsberg f. 154. cf. ©. D. H. Arnoldi, Ausf. Hifl. d. Univ. 8. 
Königsb. 1746. 111. 8.3. %. Goldbeck Fit. Nachr. v. Preußen. Berl. 1782. 
8. u. Nachr. v. d. Königsb. Univ. Epzg. u. Deff.1782. 8. Die Albertuss 
Univerf. zu Koͤnigsb. ebd. 1844. 8. IR Zöppen, D. Gründ. d. Univ. zu 
Königsb. u. d. Leb. ihr. erſt. Rectors G. Sabinus n. gedr. u. ungebr. Qu. 
darg. ebd. 1844. 8. Koch, d. Preuß. Univerf. Bd. I. p. 536 sq.; Jena 
(Symnaf. 1548) f. 1557. cf. U. L. 8. Schmidt, Zuverl. Nachr. v. H. 
Saächſ. Ac. zu Jen. Sena 1772. 1784. 8. 3. ©. 2. iebeburg Beſchr. d. 
St. Jena. (ebd. 1785. 8) p. 471-636. Annales ac. Jen. ed. H. C. A. 
Eichstaedt. Jen. 1823 sq. 4.; Dillingen (Fath. Seminar. ſ. 1549) f. 
1554 (1804 Baierſch. Lyceum); Helmftädt f. 1576 (aufgel. 1809). cf. 
Hist. narr. de introd. univ. Jaliae. Helınst. 1579. 4. H. Meibom., 
de acad. Helmst. prim. ac increm. ib. 1607. 8. 9. 3. Bruns, d. Vers 
bienfte d. Prof. jr 8. um d. Gelchrf. Halle 1800. 8.; Altorf f. 1575 
(aufgeh. 1809.) ct. &. 9. Will, Geſch. u. Beſchr. d. N. Univ. Alt. Alt. 
1795. 8.5 Herborn (Symnaf. f. 1584) f. 1654. (Seminar f. 1818) cf. 
3. 9. Steubing Geh. d. Hoh. Sch. H. Hadamar 1823. 35 Gräg f. 
1586, Eye. ſ. 1782., Univ f. 1827. cf. A. v. Muchar, in d. Gteiermärf. 
Beitfhr. Jahrg. II. N. Kolge 1. 9. IT. p. 27 sq. 11. 2. p. 20 8q. Sei⸗ 
bel ebd. V. 2. p. 168 34.5; Paderborn f. 1592 (aufg. 1815) cf. (I. 
Harrion), Paneg. de natali acad. Theodorian. Pad. ib. 1616. 4.; 
®ießer. f. 1607, aufgel. 1625, wieberherg. 1650. cf. J. Tackii, Acad, 
Giessen. reslaur. Giess. 1652. 4. Fr. B..Grandhomme, Diss. ep. qua 
acad. Giess. fund. descer. Giess. 1728. 4.; Rinteln f. 1619, aufgeh. 
1809. cf. F. G. Bierling, Hist. et mon. pr. festi Saec. Rint. 1721. fol. 
E. D. Hauber, Primit. Schauenb. Wolfenb. 1728. 8. p. 233 sg. H. E. 
Kestner, Rintel. cresc. et decrescens. Rint. 1703. 4.; Salzburg ſ. 
1622, aufg. 1810. cf. (R. Sedelmayr et J. Porta) Hist. univ. Salzb, 
Freft, et Lips. 1728. 4 8. Hübner, Beſchr. d. Stadt Salzburg (Ealzb. 
1792— 93. 8.) 3b. I. p. 80—108. II. p. 501-511; Münfter f. 1631, 
theol. kath. Specialfchule f. 1821 cf. Koch. p.6763q.; Osnabrüd f. 1632, 
aufg. 1633, coll S.J. 1650. ef. Acad. Carolina Osnabrug. Osnahr. 1630. 
fol. Koecher b. Heumann. Bibl. hist. acad. Gotting. 1729.4. p. 125—142. ; 
Bamberg f. 1648, aufg. 1803. u. f. d. 3. &yceum cf. Acad. Ottoniana. Amb, 
1649. 4.; Duisburg f. 1655, aufgef. 1804. cf-J. H. Withof, Zxiaypapıa 
acad. reg. Duisb hist. Duisb. 1732. 4. Gerdes, Miscell. Duisb. 
Amst. et Duisb. 1730. 4. T. I. p. 120 538 sq.; Kiel f. 1665. cf. Al. 
3. Torquati Academ. in Cimbr. Chers. Kilon, fund. pan. descr. Ki- 
Ion. 1666 fol. D. G. Morhof, Orationes. Hamb. 1698. 8 p. 1— 3. 
161 — 213. 216—2348. 3. DO. Thieſſ, Gelehrteng. d. Univ. zu Kiel. Kiel 
1800 sq II. 8. (unbeend.); Infprud f. 1670, Lyceum ſ. 1782. cf. Ign. de 
Lucca, Journ. f. it. u. Statifl. Insbr. 1782. 4. Bd.1. p.1—116 ; Lingen f. 
1687, Symnaf. f. 1820. ch. Spangenberg, N. v. Archiv. Bd. III. p. 80 2q.; 
Wolfenbüttel f. 1687. gl. w. anfgeh.; Halle f. 1694 cf. ©. 2. Gpals 
bing in d. Berlin. Mon. Schr. 179. Juli. p- 64 ng. 3. Chph. Hoffbauer, 
Geh. d. Univ. zu Halle b. 3. 3. 1805. Halle 1805. 8. A. H. Niemeyer, 
D. Univ, Halle u. ihr Einfl. a. gel. u. pr. Theol. in ihr. erft. Ihdt. 9.1817. 
8.5; Koch, Bd. I. p. 427 sq ; Breslau f. 1702 cf. Kohp. 292sq.; Gaſ⸗ 
fel (Collegium Earolinum) f. 1709, nı. Marburg verein. 1786; Fulda 
f. (1711) 1734, aufgel.1&04.; Böttingen f. 1737. ch.J. St. Pütter, Verſ. e. 


— 0. _ . - 


Einfeitung. Univerfitäten. 9 


atab. Geſchichte d. Univ. zu Goͤtting. Bött. 1765-88. 11.8. Bd. III. forte. 
v. FG. Saalfeld. Hannov. 1820. 8. Bd. IV. Geh. d. Univ. G. b. zu ihr. 
erft. Säcularfeier 1837 v. Defterley. Goͤtting. 1838. 8.5 Erlangen f. 
1742. cf. (3. W. Gadendam) Hist. acad. Erl. Erl. 1744. fol. G. E. 
Harles, XVI Pr. de ortu et fatis univ. Frid. Alex. Erl. 1783 s2q. 
fol. ©. B. 4. Filenfcher, Geſch. d. Univ. zu Erl. Coburg 1795. Bd. J. 8.; 
Büsomw f. 1760, mit Roftod vereinigt 1789; Bonn 1774, eingeg. 1792, 
neu bear. 1818. cf. Jahrbũcher d. Univ. Bonn. ebd. 18198q.8. Koch p. 17Lq.; 
Stuttgart (Milit. Acad. 1770) ſ. 1781, eingeg. 1794 cf. Sands. Maga. 
1775. ©t. 1. B 168q.; Bern f. 1805 u.1834. cf. Zahrb.d. Bern. Univ. ebd. 
106 3q. 8.; Berlin f. 1810 f. Koh p. 30 1q.; Elwangen, Kathol. 
Specialfchulef. 1813, mit Tübingen vereinigt 1817.; Braunsberg (Ly- 
ceum Hosianum f. 1564), Kath. Sp. Sch. hergeft. |. 1818. cf. Koch. 
p- 697 sq. 

V. Polen. Sracau (1347, 1360) f. 1400. cf. O stanie Akade- 
mii Krakowskiey od zaloZenia jey.w roku 1347 aZ do teraZniey- 
skiego czasa — przez J.Soltykowicza. Krak. 1810. 8. J. Maczkows- 
ky, Rekopisma Marcina Rodyminskiego opisal i Wiadomosc o His- 
toryogr. Szkoly Jagiell. w Krak. 1840. 8.; Wilna f. 1576, wiebers 
berg. 1784 u. 1803 ct. M. Fia. Ner. Golanskiago, O zakladzie i dals- 
zyın zroscie Akad. Wilenskiey. w. Wiln. 1803. 8. Univers. etacad. 

ila. Viln. 1781. fol.; Zamoscie, geft. 1594; Lemberg (Llow) geft. 
1784; Warſchau f. 1816, früher nur Lyceum; fämmtl. m. Ausnahme v. 
Lemberg f. 1831 aufgehoben. 


vr. Rußland. Dorpat f. 1632. aufge. 1656, wiederherg. 1690 u. 
n. Bernau verl. 1699, eingeg. 1710, neu err. f. 1802. cf. 6. Sommelius, 
R. ac. Gustavo-Carol. s. Dorpat. Pernav. hist. Lund. 1700. 4. 
D. Eberhard, Dorpatum literatum. Dorp. 1698. 8. 6. Siveberg, Per- 
nav. liter. ib. 1703. 4. Müller in b. Sammt. Rufl. Seh. Bd. IX. 
p 100 sq.; Kiew f. 1583, wiederh. 1834; Mostwa f. 17055 Kafan 
und Sharkow f. 1803; Petersburg f. 1819. " 

VH. Dänemark. Kopenhagen f. 1478 cf. C. Barthelini, De 
orta, progr. et increm. reg. ac. Havn. or. Hafn. 1620. Viteb. 1645. 
4. H. Thura, Reg. ac. Hafn. infantia et pueritia sub tenebr. pontif. 
br. delin. Flensb. 1734. 8. H. Beckmann, Comm. reg. Havn. hist. 
spec. ac. exh. Hafn. 1785. 8. Efterrretninger ang. Kjobenhavns Univers 

tet, Sorse Acabemie og de laerde Skoler udg. af L. Engelstoft. Kijöbh. 
1823. 8.; Soroe (&ymn. f. 1586) f. 1623. eingeg. 1665. A G. Sr. Jans 
fon Eftrup, Om Underpiisning og Dpbragelfe ved Sorge Akademie. Kjobh. 
1832. 4.; Chriftiania in Rorwegen f. 1811. cf. Univerfiteterne i Chris’ 
fiania og Upfala. Ehriſt. 1832. 8. _ 

VII. Schweden. Upfala f. 1477 cf. P. Arrhenius, Hist. acad. 
Upsal. Ups. 1752. 1784. 4. Ol. A. Knoes, Diss. hist. ac. Ups. 1785. 
4. 6. F. Fant, Antiquit. acad. Ups. ib. 1785. 4. Marmier in d. Rev. 
de Bruxell. 1837. 15. Septbr. p. 147 sq.; Abo f. 1640, nad Hel⸗ 
fingfors verlegt 1827. ch. A. A. Stieromann Aboa litterata. Holm. 
1619. 4. Bilmark, Diss. hist. reg. ac. Ab. Ab. 1770 sq. 1801 2q. 4.; 
und f. 1666 cf. Hist. ac. reg. Lund. scr. J. J. von Doebeln. Lund. 
1740. 4. cont. Sommelius 1757 sq. Stenstroem. 1803 sq. Lindfors. 
1809 sq. 4. Marmier a. a. DO. p. 140-147. Sm Allg, f. 5. W. v. Schus 
bert, Schwed. Kirchenv. u. Unterrihtsm. Greifsw. 1821. Bd. II. p. 486 aq. 

IX. Iiugars. cf. Schematismus litt. per. reguum Hungar. Ofen. 
1792 sq. 8. H. Clade, Diss. de antig. Hungan schol. et acad. Bud. 
8X. 4. Dfen |. 1465; Tyrnau f. 1635, verl, nah Ofen. 1780 u. nach 


10 Einleitung. Univerfitäten. 


Peſth 178%. ch. Pr. Kazy, S. J. hist. univ. Tyrn. 'Tyrn. 1739. IIL.4. 
Glaufenburg f. 1580, ern. 1773. 

x. England f. 8. A. Huber, Die Engl. Univerfitäten. Caſſel 1839— 
40. II. 8. Report of ihe Boy. Comm. of ing. into the State of the 
Univ. of Scotland. Lond. 1831. 8. Orforb f. 1141 ct. A. Wood, Hist. 
et antigquit. univ. Oxon. 1668. 4. (ib. 1674. II. fol. Hist. and autig. 
of the unir. of Oxf. by A. Wood publ. and augm. by Gutch. ib. 
1786-90. V. 4.) u, Atbenae Oxonienses, an exact hist. of all the 
writers and bishops who have had their edac. in the un. of O. 
fr. 1500 to 1690. To which are add. the Fasti or Annales of the 
said Un. for the same time. Lond. 1690-92. TI. fol. Ed. Il, corr. 
and enl. ib. 1721. HI. Oxf. 1722—23. II. fol. IIT ed. corr. and enl. 
by Bliss. ib. 1819. 1V. 4. Ackermann, Hist. of the univ. .of Oxf. 
w. numer. plates. Lond. 1814. II. 4. Oxoniana. Lond. s. a. (1807.) 
IV. 8. Chalmers, Hist. of ihe univ. of Oxf. Lond. 1820. TI. 4. ; 
Cambridge f. (vor) 1209 cf. J. Caji, Hist. univ. Cantabrig. Lond, 
1574. 4. R. Parker, The hist. and antiq. of the univ. of Cambr. Lond. 
1721. 8. Th. Fuller, The hist. of the univ. of C., b. f. Churchhi- 
story., 1653. fol. Sec. ed. corr. and augm. by Th. Wright. Lond. 
1841. 4. C. Dyer, Hist. of the univ. of Cambr. ib. 1814. Il. 8. u. 
The privil. of the un. of C. tog. w. add. obs. on the antiq. ib. 
1824. 1I. 8. Herrad, Hist. of the univ. of Cambr. ill. ib. 1813. 4. 
Ackermann, Hist. of the nniv. of C. w. num. plates. ib. 1814. II. 4. 
©t. Andrews f. 1411; Slasgomw 1451; Old Aberdeen f. 1494; 
Edinburgh 1581. ct. H. Arnot, Hist. of Edinb. (Edinb. and Lond, 
1779. * p. 651 sq. Al. Bower, hist. of the univ. of Ed. chielly 
comp. fr. orig. pap. Edinb. 1817. IT. 8.; Dublin f. 1591. cf. W. 
B. S. Taylor, Hist. of the .univ. of Dublin. Lond. 1845. 8.; New 
Aberdeen f. 158; London f. 1826. (eine zweite v. d GEpiscopallirdge 
gear ebbaf. 1836). Die Unio. Durham u. Dumfries verbien.d. Ram. nicht, 

XI. Spanien. Huesca (angebl. fhon v. Sertorius gegründet, Pon⸗ 
tius Pilatus, professor juris baf.) f. 1354. cf. G. A. Emrich, Antiguit. 
Oscens. litt. Gena 1758. 4.; Sevilla, angebl. f. 990; Palentia f. 
1200, fpäter m. Salamanca verein.; Valencia ‚1210, wirt. f. 1504, 
cf. Fr. Orti i Figuerola, Memor. hist. de la fundat. y progressos 
de la ins. un. de Val. Madr. 1730. 4; Salamanca f. 1239 cf. Sa⸗ 
vigny Bd. III. p. 409sq. Saenz de Aguirre, Ludi Salmantic. Salnı, 
1668. fol.; Lerida f. 1300, ab. 1727 m. Gervera verein.; Walladolib 
fe 13846.; Majorca 1330.; Siguenza 1472; Barcellona (vor d 
15. Ihdt. ) f. 1596, dann nach Gervera verl.; Saragoffa 1474 (1530 
cl. J. C, Origas, Patrocin. pro incl. ac. pot. Caesaraug. Gymn., 
Caesaraug. 1586. 4; Toledo f. 1499; Alcala de Denares (Com- 
plutam) f. 1499 (1508—18) cf. Savigny Bd IIT. p- 410 sq. Hefele in 
. Thüring. Quart. Schr. 1844. IT. p. 122—281. u. in deff. Card. Zimenes 
Zübing. 1844. 8. p. 101 8q.; Granada f. 1531; Gompoftella od. San 
Jago f. 1532.; Baeza f. 1533, bald dar. eing.; Oſſung 1548 cingeg.; 
Gandia 1549 eing.; Dsma (coll. acad.) |. 1550, wieberherg. 1778 
eing.; Drihuela u. Almagro f. 1552, aufgel.; Eftella (coll, acad.) 
f. 1565, aufgeL; Zarragona f. 1572, eingez ; Dviecdo f. 1580; Pams 
plona f. 1680, wieber eingeg.; DOgneta (!) Girona f. 1710, eingeg.; 
Servera f. 1717 (cf. Reuſſ In Meufels Hift. Lit. bibliogr. Mag. ©. vn 
pP: 54 sqg.). Weberb. ſ. Schott. Hisp. ill. T. I. p. 29 aq. Guia hist. de 
as Univers. Coleg. Acad. y demas Cuerp. liter, de Espaüa y Ame- 
rica. Nadr. 1786. 12. 

‚XN. Portugal. Eoimbra f. 1279 (1288) . cf. Fr. Leitano Fer- 
reira Notic. chronol. da Univers. da Coimbra. Lisb. 1729. fol. u. 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 11 


Coll. d. Docum. y Mem. de ac. r. da hist. Port. 1729. -nr. 32. p. 
159.5 Evora f. 1578, eingeg. cf. F. de Fonseca, Evora gloriose. 
Bom. 1728. Sol. . 

XIII. Südamerifa. Merico f. 1551, wiederh. 1668.; Lima f.. 
1621; Sarracas f. 1721; Buenos Ayres f. 1827. 

XIV. Rordamerilg. Philadelphia f. (17641791; Eiechtfield 
(in Sonnectieut, juriftifche U.) f. 1782; Eharlotteville j..1825. Mehr 
den Ramen von Golleges verdienen dad Harward College zu Sambridge 
[. 1638; d. William Mary in Birginien f. 16915 in Gonnnecticut das 
Yale f. 17015 in Neu Jerfey das Naffau Hall GC. f. 1738; in New 
Dort das Columbia ©. ſ. 1754, in Merceröburg dad Marshall. 
(zueft 1825 zu Garlisle) geſt. ſ. 1836 (die damit verb. Faculty of law 
in Shambersburg). E. Verz. d. einz. Colleg. u. ihre. Bibl. giebt Ludewig 
im ©erapeum. 1846. nr. 8 sq. " 

XV. Tärkei. Biele den alten Europaͤiſchen Gollegien ähnliche Mes 
dreſſes in Sonftantinopel. |. Hammer, Geh. d. Osman. Reiche. Bd. 
IX. p- 145 sq. u. üb. andere f. ebd. in d. Wien. Jahrb. Bd. C. 1842. 
p. 91 sg. %. Wüflenfeld, D. Academ. b. Arab. u. ihre Lehrer. Goͤtting. 
1837. 8. u. in Aegypten Kairo f. 1820. 

XVI. Griechenland. Athen 1837. ' 

2) Im Alle. f. Cph. Haymann, Geh. d. vornehmft. Gef. d. Gelehrten 
6. 1-6 od. Br. I. Lpig. 1740 aq. 8. Fabricius Geſch. d Gel. Wo. TI. 
p 771 2q. IM. P- 03 sq. 752 4 Erſch u. Gruber Encycl. Bd. II. 
p. 280 sq. Wachlier Handbuch ber Geſchichte d. Literatur Bd. III. p. 52 
-6. "Far Ritteratur ſ. Lawaͤtz Handbuch. f. Bibliotheken (Halle. 1788 
I. » p- 389 — 325. u. Erſte Rachricht. p. 138— 147. Ueber talien 
J. Jarkii (5. 6. Krause) Spec. hist. litt. acad. erad. Italiae. Lips. 
1725. 8 Mercure de Prance 1739. Dechr. p. 2767 sq. J. A. Fabric, 
Consp. thes. Ital. litt. Hamb. 1749. 8. p. 276 sq. Ueber Italien u. 
Frankreich cf. Lalanne, Curiosites litteraires. Paris 1845. 12. p. 289— 
385. Amnusire. d. societes sav. de la France et de l’dtranger. Par. 
1846. 8. Web. Deutfchland ſ. O. Schulz, Die Sprachgefellfichaften des 
XVII. Ihdts. Berlin 1824. 8. 


3) ©. Verz. d. früh. Journale ſ. b. Fabricius, Hiftorie ber Gelchrfams 
lit. Bd. I. p. 849—MA. Struve Bibl. hist. sel. Jen. 1754. T. I. 
p- 769-—1080. I. v. Schwarzkopf, Ueber Zeitungen. Frkft. 1795. 8. u. Web, 
yolit. Zeitungen u. Sntelligenzblätter in Sachſen. Gotha 1802. 8, u. Nachtr. 
im Allg. Lit. #inz. 1800. nr. 5 u. 6. 66. 148. 150. 151. 166-168. 1801. 
ur. 34-35. u. Hanno. Magaz. 1801. nr. 60—65. R. E. Prus, Geld. 
d. Deutſchen Journalismus. Hannover 1845 8. DBb. I. 


| $. 543, 


Die Buchdruckerklunſt, welhe unter allen ben Erfindungen, 
die ver menſchliche Geiſt bisher Ins Leben gerufen, unbezweifelt 
den erftien Piah einnimmt, da fe’ es war, weiche es zuerſt mögs 
lich machte, jene Finſterniß und ienen Aberglauben zu zerfireuen, 
weldge das biöherige Monopol der gelehrten Kenninifie, das im 
Beſitz einiger wenigen Besorzugten gewefen war, num auch bem 
großen Haufen eröffnete, und vie naher alle andern wohl 
thätigen und nuͤchlichen Entvedungen zu einem. Gemeingute allen 


12 - Einleitung. Buchdruckerkunſt. 


berer machte, die ſich ihrer Thaätigkeit überhaupt erfreuen, muß 
ihre erfien Anfänge bis auf die Zeit zurüdführen, wo in 
"Deutfhland, den Niederlanden und Stalin jene Kartenmacher 
(cartiers) und Briefpruder (beeidekeprinters) exiſtirten, aus 
denen danıl wieder die erfien Holzdrucker (printers) oder Bunt 
papierfabrifanten (dominotiers) hervorgingen, die ſchon lange 
vorher, ehe man die Buchdruderfunft kannte, den Ausbrud ans 
wendeten , der feit diefer Zeit zur Bezeihnung aller typographiſchen 
Operationen gedient hat. Denn eine von den Kartenmadern 
in Benedig an den Senat gerichtete Bittfhrift vom 1 ten Octo⸗ 
ber 1441 enthält ſchon die Worte: carte e figure stam- 
piate che si fanno in Venezia. Als nun ihre Zahl in 
den Niederlanden immer mehr zunahm und bie Bilder der das 
figen Holzbildſchnitzer (Houte Bildsnyders, Imagers), die aber 
oft fälfhlih mit den Formſchneidern (Pinatsnyders ober Fi. 
guersnyders), welde in Deutfhland erft feit 1441 erweislich 
vorkommen, verwechfelt wurben, oft mit Erklärungen von unbe - 
weglichen Lettern begleitet waren, als endlich auch Bücher gedrudt 
wurden, da unterſchied man freilich genauer boekprinter, figuer- 
printer und heylige printer, Wie hoch nun aber die mit 
Datum verfehenen Holjprude‘) binaufgehen, läßt ſich ſchwerlich 
genau angeben, doch iſt jet nicht mehr der befannte Holzſchnitt 
vom heiligen Ehrifloph mit der Jahrzahl von 1423?) das Als 
tefte Denkmal diefer Kunft, fondern vielmehr ein neuerdings aufge 
fundener Holfchnitt von 1418, der bie heilige Jungfrau mit 
dem Sefusfinde, umgeben von ber heiligen Katharina, Barbara, 
Dorothea und Margaretha darſtellt). Was nun aber die erfle 
Erfindung des wirklichen Buchdrucks anlangt, fo iſt man jet darüber 
einig*), daß diefe Ehre dem Mainzer Eden Henne oder 30» 
bannes Gensfleifch, genannt Butenberg oder Guden⸗ 
berg (geb. 1395— 1400) gebührt‘), der ſchon frühzeitig ein 
eifriger Freund von mechaniſchen Arbeiten, bereitö im Jahr 1436 
zu Straßburg die erfien Verſuche im Druden (mit Holtafeln) 
machte, aber erft, nachdem er 1444 nad Mainz zurüdgefehrt 
und 1450, um feine fortgefegten Verſuche (ABEdarien, Horarien, 
Gonfeffionalien, Donate) mehr ind Große treiben zu können, 
mit dem reihen Golbſchmied Johann Zuf eine Art von Ge- 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. | 13 


ſhaſtovertrag abgeſchloſſen hatte, 1455 die große 423eilige 
fogenannte Mazarin’fche Bibel (fo genannt, weil man fie zuerft 


Inder Bibliothek des Cardinals Mazarin entdedte) in zwei Hollos 


Bänden zu Stande brachte, wozu er fich beweglicher, gegofiener Metall 
buchſtaben und der von ihm erfundenen Preſſe bedient Batte. 
Die Länge. ver hierzu gebrauchten Zeit erklärt ſich am Beſten 
aus den Hinderniſſen, welche Gutenberg zu überwinden hatte, che 
er von den gegoflenen zu den geftlagenen, von den bleiernen 
zu den kupfernen Matrizen, von den hölzernen Buchflabenflempeln 
m den flählernen Patrizen gelangte, und endlich daraus, daß aud 
noch das Ausmalen der verzierten Anfangsbuchfaben, das Ein« 
ſchreiben der Rubriken, Summarien und Blattzahlen gewiß 
ein ganzes Jahr weggenommen haben mag. Bei legierem Ges 
fyäfte war nun aber ein gewiſſer Peter Schöffer von 
Gernsheym (geb. 1420—30) feit 1451 befonders thätlg ges 
wefen, und hatte fowohl durch die dabei gezeigte außerordentliche 
Geſchicklichkeit, als auch durch die von ihm gemachte Verbefjerung 
der bisher angewendeten Druderfhwärze, beſonders aber der frü- 
ber gebrauchten Methode beim Gießen der Matrizen, die er num 
mittel eines Stahlfiempeld (Bunze), auf weldiem der auszu⸗ 
drũckende Buchſtabe erhaben gefhnitten war, in dünne Kupfer» 
und Meffingplättchen einſchlug und fo eine völlige Gleichheit, 
Shönhelt und Schärfe der Typen erlangte, dermaßen die Ounſt 
Faſts gewonnen, daß diefer ihm feine Tochter zur Frau gab. 
Kaum war daher jened Foflbare Werk vollendet, al8 der gewinn⸗ 
ſaͤchtige Zuf, der fhon lange damit umgegangen war, den edlen 
Gutenberg der Früdte feiner Erfindung zu berauben, nicht länger 
anſtand, diefen ſchaͤndlichen Plan auszuführen, da er nun hoffen 
durfte, mit feinem Schwiegerfohn ſelbſt eine Officin zu errichten, 
De, weil dem Outenberg ſelbſt die techniſchen Handgriffe 
tells ganz unbelannt waren, theils aus Mangel an Praris 
weniger gelangen, und er ferner auch‘ gar feine Gelbmittel mehr . 
befaß, um eine Goncurrenz zu verſuchen, erfilih weit fchönere 
Drudwerfe tiefen konnte, dann aber auh jenem alle Möglich 
leit zw einer folchen abſchneiden ſollte. Er verlangte daher 
(son im Dctober 1455 vor dem Mainzer Gericht von Guten⸗ 
berg die Zurüdjahlung der ihm zu feinem Geſchaͤfte gelichenen 


14 inleitung. Buchdruderfunft. 


Summen nebft den Zinfen, und da dieſer niet zahlen konnte, 
fo wurde er vom Gerichte verurteilt, das jenem verfchriebene 
Unterpfand, die Preſſe und ſaͤmmtliche Drudwerkjeuge, die fon 
gedrudten Bogen der lateiniſchen Bibel und alles vorrä- 
tbige Papier und Pergament dem Fur an Zahlungsftatt auszu⸗ 
liefen. Da nun Gutenberg nebenbei no fein ganzes eigene 
Bermögen zugeſetzt hatte, fo würde er nicht im Stande geweſen 
feyn, eine neue Druderei ju errichten, hätte ihn nicht der Syn⸗ 
dicus von Mainz Konrad Humery mit Geldvorfchüffen unterſtuͤgt, 
die es ihm möglich machten, ſich alles hierzu Nothige wieder ame 
_sufchaffen, worauf denn aus diefer neuen Druderei 1460 das 
befannte Catholicon ded Johannes de Balbis aus Genua here 
vorging. Endli nahm der neue Churfurſt Adolph IT. von Naſ⸗ 
fau Gutenberg dur ein Deeret vom 18, Sanuar 1465 um« 
tee die Zahl feiner Hofleute auf, welche Ehre er aber nidt 
lange genoß, denn er flarb ſchon zwifhen d. 4. November 
1467 bi6 zum 24. Februar 1468 und ward in der Kirde 
zum H. Franciscus in Mainz begraben‘). j 

11) J. G. J. Breitkopf, Verſuch, den Urſprung der deutſchen Spielkar⸗ 
tem ꝛe. und ben Anfang der Holzſchneidekunſt in Europa zu erforfchen. Lpzg. 
1784-—1801.. I. 4. (v. Deineden) Nachrichten von Künflern u. Kunſtſachen. 
£pzg. 1768—69. I. 8. u. Reue Nachr. von Künftlern u. Kunflf. ebd. 1786— 
1804. II. 8. Th. Y. Ottley, An inquiry into Ihe origin and ear 
history of engraving upon coper and wood. Lond. 1816. U. 4, 
J. Heller, Geſch. d. Holgfchneidelunft v. d. älteſt. b. a. d. neueften Beiten. 
Bamberg 1823. 8. 3. D. 8. Sotmann, Aelteſte Geld). d. Xylographie u. 
d. Drudkunft überh., in Raumes Hifl. Taſchenb. 1837. p. 447-599 u. 


1841. p. 515 — 677. u. Gonverf. 2er. d. Gegenw. Bd. I. p. 632 sq. J. 
Jackson, A treatise on Wood Engraving, Hist. and Practical. Lond. 


2) Zuerſt abgeb. b. v. Murr, Journ. 5. Kunſtgeſch. Bd. II. p. 104, 
Das Fragment e. and. in Holz gefhn. H. Chriſt. f. in d. Histoire d 
Pinvent, de l’impr. p. 1. monum. Album typogr. Paris 1840. fol. 
nr. 5. Kür noch Alter hat man bier und ba die Verkündigung Maris in ’ 
Lorb Spencer’s Sammlung (abgeb. b. Oltley; Origin of Engraving T- T. 
p. 95), das Paffionbild Weigeld (abgeb. d. Leon de Laborde, Debuts 
de l’impr. & Mayence et à Bamberg. Paris 1840. 4, App. p. 28.) 
u. e. a. angeführt. 

- 3) abgeb. u. beſchr. v. Reiffenberg im Gerapeum 1846. ar. 1 u. 2%. 

4) Eine vollft. Beſchr. n. mehreren Facſimile'ẽ der Alteften Holztafeldrucke 
giebt K. Falkenſtein. Geſchichte d. Buchdruckerkunſt in ihrer Entſtehung und 


usdildung. — 1840. 4. p. 15—66. Maßmann im Serapeum 1841. nr, 
18—20 u. Guichard im Bailet, du biblioph. 1840. ar. 3 sq. 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 15 


3) Die ättefl. Zeugniſſe für Gutenberg als Erfinder ſ. Cronica van der 
keilliger Stat vã GONE BI. 311b. (abgedr. b. Falkenſtein a. a.D. p. 72q.), 
Trithem. Annal. monaster. Hirsaug. (typ. mon. S. Galli 1690. fol.) 
T.4. p. 421 u. Werner Bolewiuck Fascicnlus temporum s, a. 1457. 
{k Guichard im Bull. d. Biblioph. III. Serie. 1839. p. 493 — 499 nad) 
der Branz. Ueberf. des Pierre Farget als Fardelet des temps. Lyon 
1483. 1. 88b. — Die pätern „eugnifle b. J. Chr. Wolf, Monum. ty- 
— Hamb. 1740. I 


6) cf. J. K. Dahl, " Buhprudertun erf. v. 3. Suttenberg, verb. 
w 5 Bollk. gebr. v. I. 9. Schöffer v. Gernsheim. Mainz 1832: 8. ©. 
Fischer, Essai 3. les monum. typograph. Mayence an x. 4 2 
Behr. ein. typogr. Seltenh. Mainz 1800—4. VI. 4 ©. A. Schaab, D 
Geſchichte d. Erfind. d. Buchdr. 8. D. 2. Senefleifen gen. Gutenberg zu 
meins pragm. a. d. Duri. bearb. rang 1830—31. III. 8. J. Wetter, 
t. Geſch. d. Erf. Buchdr 8. Mainz 1836. 8. P. H. Külb, Se 
—— d. Buchdr. Y3 ebd. 1837. 8. Kung, Gutenbetg. Straßb. 1640. 


$. 544. 


Mittlerweile find aber noch einige andere Städte aufgetre- 
ten, die fih den Urfprung der Erfindung der Buchdruderfunft 
vindicirt haben. Unter diefen flieht obenan Harlem), wo 
nah der zuerft bei Hadrian de Jonghe (Junius) in feiner Ba- 
tavia (Lugd. B. 1588, fol.) p. 253 mitgetheilten Sage ein 
ganiffer Laurenz Janſſoon, genannt Kofter (+ 1439), 
eink (1420 — 25) in einem nahe bei der Stadt“ gelegenen 
Waͤldchen ſpazieren gegangen fei und zum Zeitvertreib Buchſtaben 
aus Buchenrinde verfehrt ausgefchnitten, einige Zeilm zuſam⸗ 
mengefügt und als Spielwerk für die Kinder feines Schwiegerfohne® 
zur Erlernung des ABE abgevrudt habe. Bald habe er, als 
ihm dieß gelungen, mit. Hilfe einer diden Dinte gane Tafeln 
mit Figuren und hinzugefügter Schrift abgedruckt, freilich aber 
anfangs nur jedwedes Blatt auf einer Seite, weshalb er alle 
mal zwei mit den Rüdfelten habe an einander kleben müſſen, 
und fo fei dieß mit dem alten Spiegel onzer behoudeniffe (Spe- 
eulum humanae salvationis)?) der Ball: gemein, fpäter- babe 
er Ratt der hölzernen Formen bleterne erfunden, und endlich auch 
diefe wieder mit zinnernen vertaufcht; allein einft habe in der 
Chriſtnacht einer feiner Gchülfen, Namens Johannes (Fuſt?) 
dergleichen Buchftaben und anderes Drudergeräthe entwendet fel und 
damit nad Amflerdam, von da nach Eöln und endlich nad 
Mainz geflüchtet, wo er ſich niedergelaſſen und eine Werfflätte 
errichtet habe, aus der fhon 1442 das Doctrinale be6 Alexander 


16 Einkeitung. Buchdruckerkunſt. 


Gallus und die Abhandlungen des Petrus Hiepanus heworge⸗ 
gangen feien, und zwar mit denfelben Buchſtaben gedrudt, deren 
fi Lorenz Kofler zu Harlem bedient habe. Ob und wie weit 
diefer. Sage etwas Hiſtoriſches zu Grunde liege oder nicht, dar⸗ 
über if viel geftritten worden, aber bis jett nur ſoviel mit Bes 
fimmtheit erwiefen, daß in Holland die Hohfchneldefunft fehr 
früh geübt und Bücher mit Holztafeln gedrudt worden, leines⸗ 
wegs aber, daß Kofler wirklich Bücher mit beweglihen Typen 
geliefert habe. ine zweite Stadt, die fih den Ruhm zu⸗ 
eignet, die Buchdruckerkunſt innerhalb ihrer Mauern haben ent» 
fiehen zu fehen, it Straßburg’), entweder deshalb, weil bier 
fid Gutenberg zuerſt mit einer geheimen Kunſt, worunter offen» 
bar die Buchdruderfunft zu verftehen ift, befcäftigt haben ſoll 
(ob mit beweglichen Typen, oder Holztafeln, weiß man nicht), 
oder weil bier Johann Mentellin) felbR die Buchdrucker⸗ 
funft erfunden babe, was allerdings nicht wahrfheinlih if, da 
feine noch vorhandenen Drude nicht über, 1466 hinausgehen. 
Die dritte Stadt endlich, welde bier mit concurrirt, if Bam⸗ 
berg, wo der Sohn eines Pfeiferd Albrecht Pfifter (geb. 
um 1420, gel. um 1470*), vermuthlih ein Formſchneider 
oder Briefpruder, bereit8 1454 Drudwerfe (Ablaßbriefe) auss 
geben ließ und dann bis 1462 fortgearbeitet zu haben fdheint, 
von welchem Sabre an aber feine Erzeugniffe fpurlos ver« 
fhwinden. Man hat angenommen, daß er entweder die Kunſt 
mit bewegliden Metalltypen zu drucken felbfi erfunden, oder ein 
Arbeiter Gutenberg’ 8 gewefen und zur Zeit der Trennung deſſel⸗ 
ben von Fur Mainz verlaffen und wohl gar eine Anzahl der 
Metalliypen defjelben mit hinweggenommen babe. Andere welt 
unficherere Behauptungen früherer Zeit, nach denen nod andern 
Deutſchen und Italieniſchen Städten der Ruhm gebühre, zuerft 
die Buhdruderfunft erfunden zu haben, find natürlih mit Stil, 
fhweigen gu übergehen. 


1) cf. P. Gcriverius, Saure Crans voor Laurenz Kofter van — 
hint. ſ. Beſchryving ende Lof der Stad Haerlem. Harl. 1628. 4. G. Meer- 
mann, Origines 'Typographicee. Hag. Com. 1766. IT. 4. Daanon, 
Anal. d. opinions div. sur l’orig. de l’imprim,. Paris 1812. 8. (u. in 
db. Mem. de YInstit. nat. :Sc. pol. et mor. T. IV. p. 448 sq.) p. 49. 
54. 64 8q. 3. Koning, Verhandling over den Sorfprong, de üitinbing, 
Berbetering en Volma 19 ber Boetdruckkunſt. Dorn i 1816. 8, (Trad, en 


. Einleitung. Buchdruckerkunſt. 497 


Utrecht 1820. 8.) u. Bydragen tot de Geſchied. d. Boekbr. ebb. 
1818-23. 111. 8. Gbert im Hermes 1823. St. IV. p. 63 sq. u. Ueberlieſ. 
1. 2. p. 120 sq. Gedenkſchriften wegens het vierbe eeumgetyde van de uils 
vinding der Boekdr. d. Laurens Kofter, van ſtadswege gevierd te Harlem, 
der 10. en 11. July 1823, uitg. d. X. Loosjes. Harl. 1823. 8 9. 3. 8. 
Doufkau, De Boekdr. en ber zelwen Mitvinder 2. 3. Kofler. Amfterdam 
1840. 8. A. de Vries, Eclaircissemens sur l’hist. de l’invent. de l’im- 

tm. trad. du Holl. p. J. J. F. Noordziek. & la Haye 1843. 8. u. 
kewi; en der Duitchers voor hunne aanspraak op de uitvin- 
diag der Boekdr. ’s Gravenhage. 1844. 8. (gegen X. E. Umbreit, Die 
Sıfadung der Buchdruckerkunſt. Cpzg. 1843. 8.) ©. a. Korte Beſchruͤving 
der Boeken d. 2. Kofler te Harlem tusfchen be jaren 1420 en 1440 gedr. 
Barl. 1823. 8. 

2) &. J. M. Guichard, Not. sur le specul. hum. Salvatiohis. 
Paris 1840, 8. 


3) Das Märchen über Mentelin b. (Schrag) Bericht von Erfindung 
der Buchdr. in Straßburg. Straßb. 1640. 4. u. lat. b. Wolf. Monum. 
T. M. p. 1 sq. f. a. J. D.Schoepflin, Vindic.typographicae. Argent. 
1760. 4. 3. F. Lichtenberger, Initia — ib. 1814. 4. u. Indul- 
geztiarum litt. Nicolai V impr. a. 1454 matricumgue epochas vind. 
imit. typogr. suppl. ib. 1816. 4. u. Geſch. d. Erfind. d. Buchdr. K. 3. 
Ehrenrettung Gtraßb. u. vollſt. Widerl. d. Sage v. Harlem. Gtraßb. 1825. 
8. J. Oberlin, Exerc. publ. de Bibliogr. ou Ess. d’annales de la vie 
de Gut. Strassb. an X (1801) 8. Leon de Laborde, Nouv. rech. sur 
Yerig. de limprim. Paris 1840. fel. u. Debuts de l’impr. & Strassb, 
ou rech. s. les trav. myster. de Gutt. dans cette ville et sur- le pro- 
es qui lei fut intente en 1439 à cette occasion. Paris 1840. 8. cf. 
de Beiffenberg, Note a. un ex. des lettr. d’ind. du pape Nicolas V. 
pro regno Cypr. Bruxell. 1820. 12. 

4) Das Hauptzeugniß über Pflfter giebt dee Böhmifche Polyhiſtor Paul 
von Prag in feiner 1453-63 zuPilfen geſchriebenen Encyclopädie (of. Pauli 
Paulirini olim Paulus de Praga vocitati viginti artium ms. libr., 
esj. cod. membr. in bibl. univ. Jagellon. Cracov. asserv. Twardo- 
vio vulge tribuitur, deser. vitg. euct. adj. J. Muczkowski. Cracov. 
1835. 8.), wo es (p. 34) heißt: Ciripagus (Libripagus?) est artifex 
scuipens subtiliter in laminibus ereis, ferreis aut ligneis, solidi 
i aut altero, ymagines, scripturam et omne quodlibet, ut post 
imprimat papiro, aut parieti, aut asseri mundo faciliter oımne quod 
capit: aut est homa, faciens talia, cum patronis: et tempore meä 

quidam scuipsit integram bibliam super lamellas et in 

tuor septimanis totam bibliam super pergameno subtili Pr 
signavit sculptura‘° (ev meint Pfifters latein. 36 zeilige Wibel) cf. P. 
Sprenger, eltefte Buchdr. Beh. v. Bamb. a. d. Dunkelh. hervorgez. u. 
fortg. b. 1534: Rürnb. 1799. 4. H. J. Jaeck, Beſchr. d. Öffentl. Bibi. zu 
Bamberg. Bamıb. 1836. 8. II. Abth. III. Th. Ein. u. Drudihr. f. d. 


Jubelfeſt d. Buchdr. in Bamb. Erlangen 1840. 8. p. 13 sq. de Laborde 


Debuts a. a. D. p. 18—77. Falkenftein a. a. OD. p. 1233—141. Umbreit 
p: 126 sq. Frenzel in Erfch u. Sruberd Enchel. III. Sec, Bd, IX. _ 
5) ſ. Falkenſtein a. a. D. p. 68 ng. 


$. 545, 


Was nun die weitere Verbreitung der Buchdruderfunf ans 


langt"), fo hatte hierzu zwar ſchon die Trennung Butenberg6 von 
Gräfe, Handoug d. Kiterärgefpichte, ILL, 2 


N 
— 


‚418 Einteltung. Buchdruckerkunſt 


Fun mitgewirkt, allein weſentlich herbeigeführt wurde fie erſt, 
nachdem bei: der Einäfcherung bed beften Theils von Mainz 
durch den neugewählten Kurfürften Adolph IT. von Naffau aud 
Schoͤffers und Fuſts Officin mit verbrannt war und die dabei 
verwendet gewelenen Gehilfen, die zwar bisher durch einen Eid 
zur Geheimhaltung der Kunft verpflichtet geweien waren, als 
brodlos geworden, ſich nad allen Weltgegenden hin verbreiteten 
und fo ſelbſt die Gründer neuer Werlätten wurden. Was 
Mainz anlangt, fo begannen Fuſt und Schöffer bafd wieder 
mit dee Errichtung einer neuen Officin, allein Fuſt farb fon 
1466 (wahrſcheinlich zu Paris), und Schöffer, der dann das 
Geſchaͤft allein fortfegte, vernumhlih zu Anfange de 3. 1508, 
worauf feine Eöhne Johann (+ 1531) zu Mainz und 
Peter zu Worms und Etrafburg (+ nah 1532), fowie des 
Iegteren Sohn Ivo (+ 1552) dae Gefhäft ebenfalls zu Mainz 
fortfepten, Neben diefen hatten jeboh auch der Maler Erhard 
Reuwich aus Utrecht (148688), Jacob Meydenbach (1491 
— 96), Peter Friedberg (1494 — 98) und Friedrich Hewmann 
aus Nürnberg, ter 1508 den Brübern des gemeinfamen Lebens 
zu Marienthal im Rheingau die von den Bechtermuͤnzeſchen Erben 
erfiandene neue Butenbergifche Druderei abgefauft halte, ſelbſt 
nee Offizinen errichte. Was Bamberg anlangt, fo drudten 
nad Pfiſter daſelbſt Johann Senſenſchmid aus Eger (v. 1482 
— 90) mit Heinrich PBegenfteiner, Hanns Eporer (1487 —-94), 
der Formſchneider Georg Erlinger, der reiſende Druder Mare 
Ayrer und Johann Pfeyl. In Cöln fiebelten fih der berühmte 
Uicich Zell (1466-92) aus Hanau, der wahrſcheinlich erſt 
zu Mainz gearbeitet hatte, Aınold Ter Hoernen (1470— 83), 
der zuerft Blattzahlen anwendete, Johann Koelhof (1470-1500), 
Nicolaus Goͤtz (1474— 78) und Heinrih Quentel (1479. 
1500) an, andere geringere Buchdruder nicht zu erwähnen; im 
Eltwyl (EAfeld) drudte Gutenbergs Vetter, der Mainzer Patri⸗ 
zier Nicolaus Berhtermünge 1467 mit Gutenbergiſchen Typen, 
welche fpäter die Brüder vom gemelnfamen Leben erwarben. Zu 
Augsburg führte die Kunſt der Schüler Gutenberg's und Fuf’s, 
Günther Zainer aus Reutlingen ein (1468 — 75), neben 
diefem Johann Schuͤßler (147072), defim Offiein nad fer 


Einleitung. Buchdruckerkunſt. 19 


nem Tode an das Reichsſtift St. Ulrich und Afta kam, Jos 
haun Bämler (1472—92), Anton Sorg (1475 — 98), Jo⸗ 
bann und Ambrofus Keller, Erhard Ratdolt (1487 — 1516) 
und Hans Schönsperger der Xeltere (1481—1523), vieler Ans 
deren nit zu gedenfen. In Nürnberg drudten zuerſt Johann 
Senfenſchmid aus Eger (1473 — 78), der dann nad) Bamberg ging, 
der berühmte Aftronom Thomas Regiomontanus ober Müller 
(1472 — 75), befonders aber Anton Eoburger (1473—1513), 
Friedrich Breußner (1472 —96), die Brüder des gemeinſamen 
kebens (1479—91), Konrad Zeninger (1480— 82), Georg 
Stuchs (1484— 1515) aus Sulzbach, und unter Anderen auch 
Aibrecht Dürer (1498— 1511). In S traßburg drudten Hein» 
rich @ogeftein (1471— 72), Johann Mentel(in) (1473 — 78), 
der zugleich auf einem Drtavblättben das erfle gedruckte Bücher- 
vergeichniß eined Verleger gab (abgedr. im Neuen Litt. Anz. 
1807. nr. 19. p. 301— 304), Georg (Jeorius) Hußner 
(1473— 98), Martin Flach (1475—1500), Heinrih Knob⸗ 
lochzer (1478—83), Martin Schott (4481 — 93), Johann 
Brüß (1483—-99), und befonders Johannes Grüninger (1483 
—1528). Zu Spever drudte zuerft Peter Drach (1471 — 
1504), deſſen Geſchaͤft fein gleihnamiger Sohn fortfegte (1504 
— 17), und Konrad und Heinrih Hift (1483 —1515). Zu 
Ulm führte die Kunft Ludwig Hohenwang aus dem Elchinger⸗ 
thale em, mehr Formſchneider als Buchdrucker, da er mit geſchnit⸗ 
ſenen Typen und zwar nur auf einer WVapierfeite zu drucken 
pflegte, befonder8 aber Johann Zayner aus Reutlingen (1473 
— 75), Stenhart Hol (1482—85), Konrad Dinfmut (1483 — 
— 92), Johann Reger (1486—99) und unter vielen Anderen 
noch Forann Schaͤffler (1493—98). Zu Eßlingen brudte 
Konrad gyner (1473 —-81), zu Laugingen in Baiern en 
Ungenannter (1473), zu Merſeburg in Preußen oder Mörss 
burg am Bodenfee (Marsipolis) Lukas Brandis (147I3— 75), 
m Marienthal im Rheingau die Brüder des .gemeinfamen 
Lebens (1474), zu Breslau Konrad Elyan (1475), Konrad 
Banıngarthen (1508—4), Adam Dyon (1518—31), Kasper 
eybiſch (1520—40) und Andreas Wingler (1558—55), zu 
Blaubeuren Comad Manez (1475), zu Trient (1475) 
2 


20 | Einleitung. Buchdruckerkunſt. 


Albertus Duderflat von dem Giksvelt (Albert Kune von Du- 
derftadt d; Aufas Brandid de Schass (1475—99), Barthor 
lomäus Ghottan (1480-92) und unter vielen Anderen Ste 
phan Arndes (1487 — 1500) zu Lübed, Zu Rofod 
hatten die Brüder des gemeinfamen Lebens (Kogelhern) 1476 
eine Druderei errichtet, die bis 1531 fortdauerte, und erft ſeit 
Anfang ded 16ten Jahrhunderts waren thätig Hermann Bark 
hufen (1505 — 12), Nicolaus Marſchall (1514 — 22) und Ans 
dere. In Bilfen drudte zuerft ein Ungenannter im Sabre 1475, 
deögleihen zu Prag 1478, zu Eichſtädt Michael Reyſcher 
(1478— 94) und Georg Reyfer (1484— 1500), der aber bereits 
1479 zu Würzburg das erfte in Deutſchland mit einem Aus 
pferſtich verfehene Buch edirt hatte, zu Urach 1481 Konrad 
Fyner. Zu Leipzig führte 1481 Andreas Frioner aus Wun⸗ 
fiedel die Kunf ein, und an ihn fchloffen ſich an Marcus 
Brand’ (1484), Morig Brandis (1488— 98), Konrad Kachel⸗ 
ofen (1489 — 1509), Martin Landsberg (1490-1512), 
Wolfgang Stödel (1495 — 1519), Melchior Lotther (1497 — 
1518), Jacob Thanner (1498 — 1528), Valentin Schumann 
(1515 —- 35), Nicolaus Wolrab (1539—42), Urban Gau: 
biſch (1551-55), Ernſt Bögelin (1559—-78), Iohann Steins 
mann (1561 — 88) und Abraham Lamberg (1587 — 1629, 
Im folgenden Jahre (1482) begann Albert Kunne von Duders 
fladt zu Memmingen, desgleihen Konrad Etahel (1482 — 
86) und Johann Alakraw (1482—92) zu Paſſau, und ein 
Ungenannter zu Wien, wo dann befonderd Johannes Winters 
burger (1492 — 1519), Hieronymus Bietor (1509 — 31), 
Johann Singriener (1510—45), Johannes Earbo oder Hans 
Khol (1545—1552), Aegidius Aquila oder Adler (1549 — 
52) und Michael Zimmermann (1553 — 65) fit auszeihneten, 
zu Münden Johann Schauer (1482 — 94), an den ſich Johann 
und Andreas Schobfer (1497—1520) Bater und Sohn (1520 
— 31) anſchloſſen, zu Reutlingen Johann Otmar (1482 
—95) und Michael Greyff (1486—96), und zu Erfurt 
Paul Wider von Hornbach (1482—85) zu drudn. Mag⸗ 
deburg erhielt die Kunſt durch Albert Ravenftein (1483 — 
84) und Joachim Weftphal, Simon Koch (1486), Simon 


Einleitung. Vuchdruckerlunſit. 21 
Ainyer (1890), Morig BVraudis (1401-97) und Matthias 
Bürde (1521), Winterberg burh Hans Alacraw aus Pafs 
fau (U18 4), Heidelberg (durch Hans von Laudenbach 14729) 
uch Friedrich Miſch (1495 — 97) und Helnrih Knoblochtzer 
(1489 — 99), Regensburg durch Joh. Senienfhmid und Joh. 
Beckenhub (1485), Mathes Roriger und durch Jacob von Gouda 
(1490 — 93), Münfter dur Johann Limburg (1486), 
Brünn durch Konrad Stahel (1486), Stendal burd 
Joachim Weſtual (1488), Hagenau durch Heinrich Gran 
(1489 — 1500) und Johannes Rynmann (1497 — 1500), 
KæZuttenberg durch Martin von Tißnowa (1489), Ingols 
ſtadt Buch Johann Kakelofen (1490), Mare Ayrer und 
Georg Wyrffel (1497) und Peter Bienewig oder Apianus 
(1534), Hamburg (1491) durch Hans und Thomas Bor⸗ 
chardi, Freiburg im Breisgau (14829) durch Kilian Fifcher oder 
Biocator (1493 — 95) und Ftiedrich Riederer (1493 — 99), 
Lüneburg durch Hand Lucas (1493) und Johann Stern, 
Oppenheim durch einen Lingenannten (1494), Sreifingen 
durch Johaunn Schäffler (1495), Offenburg duch einen Uns 
genannten (1496), Tübingen, das fih in dem nächſten Jahr⸗ 
hundert befonders Durch feinen flaviſchen Buͤcherdruck auszeichnete, 
wurd Zohannes Ditmar (1498), Danzig (14927) yurch Konrad 
Baumgarten (1499), Frankfurt a. M. (1478?) durch Chriſtian 
Egenolph (1531 —55) und Andreas Wechel (f. 1573), Wir 
tenberg durch Herrmann Trebelius (1505), Johannes ®runenberg, 
(1509 — 22), Melcior Lotther den Jüngeren (1519— 25), Georg 
Rau (1520 — 48), Hans Lufft (1525—84), den befannten 
Drucker der Luther'ſchen Schriften, Hand Weyß (1525 — 39), 
Beter Seitz (1556— 49) und Sobann Krafft (1549 —77), 
Braunfhweig durch Johannes Dom (1509), Halle durch 
Martin Landöperg (1520), Georg Spalatin (1525) und 
Hans Frijchmuth (1542), Altenburg, Grimma, Zwidau 
wad Golmar (1523), Dresden (1524) u. ſ. f. 

Bad die anderen Europälfchen Staaten anlangt, fo ver 
breiteten befonders führende Druder, deren es auch in Deutfh- 
land eine Menge gab, die Kunft überall bin, und fo kam fie 
Yan auch wach Italien, wo Conrad Sweynheim (+ 1473) 


22 Einleitung. Veloruebrelauft 

und Arnoſd Pannarh (-— 1476), wei Mainzer Diude aus 
der Gutenbergiſchen Officin, zuerk in dem bei Rom gelegene 
Hofe Subiaco 1464 eine Druckerei errichteten, Dam aber 
(1467) nad Mom zogen, wo fie innerhalb fleben Jahren eine 
fehr große Menge von Bänden, wie der von ihnen ſelbſt ges 
drudte Verlagscatalog ausweiſt, druckten. Gleichzeitig deuckt⸗ 
daſelbſt Ulrich Han (Uriecus Gallus) aus Wien oder Jugol⸗ 
Radt (1467 — 78), Geora Lauer aus Würzburg (1469-81) 
und Adam Roth aus Metz (1471— 75), fowie noch 28 an⸗ 
dere deutſche Buchdrucke. Rah Benedig braten bie Kauf 
die Gebrüder Sobann (1469—70) und Wendelin von Cpeie 
(1470-77), Nicolaus Senfon aus Tours (1470-82), Jo⸗ 
hann von Göln (1471-87) und Chriſtoph Waldarfer (1470 
—72), an die fih dann Erhard Ratdolt (1476 — 86), Octa⸗ 
sien Ecotus aus Monza (1480-1500), Johann Lucilius 
Santritte (de fonte salutis) aus Heildbronn (1480-89), 
Antonio Strata aus Gremonn (1480-89), Peter Maufer 
(1480-86) aus Rheims, Uindread Torneſanus be Aſola 
(1480-1500), und unter vielen Anderen Zacharias Calliecrgus 
(1499) anfclofien, worauf denn. Aldo Bio Manutio (1494 
— 1516) un» feine Söhne jene berühmte Druckerei ver Aliuen 
gründete, der nur einigermaßen die von Luca Antenio Giunta 
and Florenz (1503) errichtete Druderei der Juntinen am Die 
Seite gefebt werben mag, nit zu vergefien Die von Daniel 
Bomberg (1517—50) für die hebrälfhe Literatur errichtete 
Dffih. Zu Mailand trat als erſter Bruder auf Filippo 
de Lavagna (1469 — 89), dem ſich Antonio de Zarsto (1471 
97), Chriſtoph Waldarfer (1A79— 88), Giovanni Bono (1475), 
Dionyſio de Paraviſino (1476—81) und unter Anberen auch 
Ulrich Schuyenzeler und Leonhard. Pachel (1480—1500) aus 
ſchloſſen, zu Fol igno Johann Rumeifler (1470 — 79), zu Be⸗ 
rona Giovanni de Verona (1470 — 72) und Peirus Diaufer. 
(1480— 83), zu Trevia Johann Reinhard von Deningen, 
zu Trevifo Gerhard von Lifa (1471— 98), Michael Manzoli 
(1476—82) u, Hermann Lichtenfteln (1477 — 80), zu Bologna 
Balthaſar Azzoguidi (1471— 80), Heinrich von Coͤln (1478 — 85), 
Dominicus de Lapis (1476-82), Ugone Rugyeri (Hugerus 


‚Cinteitung. Nchdeuckerkuuß. | ss 


1473 — 98) u. U, gu Ferrara Andeeas Belfortis (1471-— 93), 
a Neapel Sirtus Rieffinger (1471— 79), zu Bavia ein 
Ungenannter (1471) und Untonio Garcano (1476-97), 3m 
Florenz Bernardo Cemint (1471) una die Familie Glunta 
wit ihrem Begründer Filippo (1497 — 1517), zu CGrenona 
Dieny6 de Baravifino und Stefano be Merlinis (1472), m 
Fivizano Intobus, Wierander und Baptiſta Sacerdos (1472), 
m Badun Bartolomeo de Baßezochto und Martinuß de Septem 
Arboribus (1472), Petrus Maufer, Joh. Magnus Herbork 
aus Seligenſtadt u. A., zu Mantua Pietro Adamo Michel 
(de Bichaelibus, 1472), u Montereale Anton Matthias 
au6 Antwerpen und Balıh. Eorbier (1472), zu Jeſi Federico 
ve Berona (1472), su Parma Andrea Portiglia (1473-81); 
die Brüder der dafigen Karthauſe (1477) u. A. zu Brescia 
Thomas Ferrand und Bistro de Villa (1473), zu Meſſina 
Heinrich Alding (1478), zu St. Urfine Zohannes be Rhene 
(1473), za Bicenza derfelbe und Leonhard Achates ans Bas 
fl (1474), Johann und Stephan Koblinger aus Wien, Nico 
lans Betri aus Harlem und Hermann Lichtenſtein (KLevilapis) 
us Gölm, zu Como Ambroſto te Orcho und Dionyko de Pa⸗ 
meine (1474), u Genua die fahrenden Beuiihen Drucker 
Matthies von. Dimis und Michael von Münden (1474), zu 
Inrin Jean Fabre de Langres und Gievanni de Petro (1474), 
m Savona Giobanni Bono (1474), zu Bagli Robert De 
Gane und Bernasdino de Bergamo (1475), zu Eafole Jean 
Sabre (1475), u Berugia Heinrich Elayn aus Ulm, Johan e 
Bydenaſt und Stephan Arndes aus Hamburg (1475), u Pier 
Bi Gacco der Mabbiner Meſscullam (1475), m Piacenz ⸗ 
Yetro de Ferratis aus Eremonn (1475), zu Reggto in Catabrien 
der. Zube Garten Ben Yaat Abraham (1475), u Modena 
San6 Wurfer (1475), zu Ascoti Wilhelm de Linie (Leiningen ? 
1477), zu Lucca Michael Bagnonus, Heintih von Coͤln und 
von Harlem (1477), zu Palermo Andreas von 
Worms (1477), u Coſenza Octavian Salemonius de Mans 
fsevonia (1478), zu Colle Hans Mevemblid (1476), zu 
Pignerol Giacomo Rofii (oder Iacobus de Rabeis 1479), 
m Tusculano Gabriel oder Condam Petri (1479), zu 





44 Cinteitung. Buchdenckerkunft. 


Konantula George wid Anſelmo Mischint (1480), si 
Sriult Gerhard von Planen (1480), su Reggio Bar 
tolomeo und Lorenzo Brußhi (1480), zu Bafale Gugtirino 
de Campa Rova (1481), zu Urbine Henri vn Ci 
(1481), zu Aquila Adam von Rotwell (1482), u Bife 
Lorenzo und Angelo von Florenz (1483), Gregorio de Sente, 
Ugone Rugiert und Girolamo Anbarano, zu Siena Helnrie 
von Edin und Luca Martini (1484), u Chambery An- 
toine Neyret (1484), zu Eoncino (1484) unter mehreren 
andern Juden Joſua Salomon und Jerael Nathan, zu Novi 
Nicolo Btrarvengo (1484), zu Pes e ia Francesco Conni (14836), 
zu Udine Gerhard von Flandern (1485), zu Forli (1405) 
Girolamo Medeſano, Guarino de Buarinie und Giacomo ve 
Bmericie x. 

Rah Frankreich fam die Vuchdruckerkunſt ebenfalls fehr 
zeitig, denn nachdem die Druder Ulrich Gering, Martin Eranp 
und Michael Freiburger aus Colmar auf WBeranlaffung der 
Doctoren der Sorbonne Jean de la Pierre und Guillaume Fi⸗ 
det zu Paris in der Sorbonne eine Officin ereichtet hatien, 
brudten fie nit blos hier (1470), fondern auch na Ihrem 
Ausſcheiden von da für fi allen. Spaͤter traten auch Beirao 
Caſaris (Kaiſer 1473), Paoquier Bonhomme (1476), Amoine 
Berarb u. Geoffroy Marnef (1480 - 1500), Jean va Brei, Bis 
gouchet (1484—-91), Guhot Marhant (14861508), Plerre 
Garon (1489— 94), Jean Trepperel und Sean Lambert (1493 
— 96), Robert (1529) und Silles Gourmont (1508) und Yean 
le Bett (1496 — 1533) bier auf, an die ſich dann die zugleich 
als Gelehrte und auogezeichnete Philologen befannten Jobucus 
Badius aus Wh (Ascensius) bei Bräffel (1498 — 1535), 
fein Sohn Konrad Badius (1535—49), Friebrich Morel der 
Aeltere (157183) und Jüngere (1583 — 1630), Wilhehm 
Morel (1547—64), Heinrich Stephanus (Etienne 1509 — 
20), fen Gohn Robert (1526—59) und Entel Heintich 
(155798), fowie des Lepteren Sohn Paul (1593 —1626), _ 
Ghriftian Wechel (1522—54), defien Sohn Andreas (f. 1373 
—1600) und Enkel Johann (f. 1583) aber zu Branffert 
druckten, Adrian Turnebus (1552 — 85) und Undere anſchloſſen. 


Quleicuug. Beiötuntetunft: 7 


NR Dario gehört vorzuͤglich hierher Lyon, wo 1473 Bar 
thelemäns Buyer zuaf drudie, an den ſich dann Jean du Dre 
(1486— 95), Jean du Bingle (1486 — 99) und unter vielen 
Uideren auch Sebaſtian (158928 — 56) und Anton Gryphiug, 
ver unglückliche Etienne Doc (18380 — 46) und Jean Barbou 
(1539) ·reihten. Run folgten ſchnell zu Chablie Biere te 
Rouge 1478, Poitiers 1479, Touloufe duch H Meyer 
1480, Eaen 1480, Bienne 1481, Promentour 148%, 
Troyes 1483, Breand. Loudehac und Rennes 148%, 
Abbeville 1486, Befanson 1487, Rouen durch Bulk 
laume fe Tailleur 1487 und Jean Le Gourgesis (1488 — 90), 
Drleand 1490, Angouleme 1491, - Dijon 1491, des 
Meßer Clugny mit Michael Wenßler aus Bafel 1498, 
Nante81493, Limoges 1495, Provins 1496, Avignon 
1497 und Untreguter oder Treguier 1499. 

Wir wenden ums nun nah Holland und Belgien, 
wo wir zuWaift Dierit Martene (1473—76), einen Freund des 
großen Erasſmus finden, der aber fpäter (+ .1534) zu Loͤwen thaͤtig 
wer, dann zu Utrecht Ritelaus SKetelaer und Gerhard de Ldemyt 
(1473-74) und Johann Beldener (1479— 81), su Löwen 
1474 Zohann von Weſtphalen, denſelben Veldener (1476— 
79), Kontad Bram (1476— 79), Aegibius van ver Heerſtraten 
(1484— 88) und Andere, zu Antwerpen Dieit Martens 
(1476), Matthias van der Goes (1482 — 94), Gerhard Leen 
(1484 — 02) und unter. Anderen den. berühmten Chriſeph Plantin 
(1535 — 89), zu Brügge den berühmten Colard Manſion 
(1476—84), zu Bräffel die Brüderſchaft des gemeinſamen 
ebene (1476), zu Deventer Richard Paffroet aus Göln 
(+477-—1500) und Jacob von Breda (1487—1500), zu 
Souda Gerhard Leew (147785), zu Delft Jakob Ja» 
fkebszoon und Mauritd Memantoon (1477), zu Zwoll und 
Rymwegen (1470) Bieter van Os aus Breva und Jehan⸗ 
md de Bellehoe, m Oudenarde Ahrend und Bieter van 
Reyıer (de Caesaris) (1480), u Schiedam 1483, u Culem⸗ 
dorch 1488 Hans Belomet, u Harlem 1483 Ian Undries⸗ 
son und Jaceb Beillaert aus Zieridzee, zu Leyden Hen- 
rich Heynrici und Hugo Jansſoen von Woerden, und fpäter 


28 ialaising. Werhüruienkuuft 
(1592-1080) bie Famille der Uigenire, ze Unjum, einem 
‚Dorf in Frieslaud, Hidde Cammiaga (1450), m Hertogen⸗ 
hufh Gerhard de Leengt (1484), Im Aloſter Heem bei 
Schomheves (1495--1500), zu Am ſter dam Comelis vum 
Bepinghen (1500) und im Haag Hugeo Jansſoen von Woer⸗ 
ven (1518) und breit Hendrierz. 

Was die Schweiz anlangt, fo haben ſich die verfelsdes 
nen Cantone theils ſehr zeitig mit der Typographie beickäftigt, 
theils ſehr ſpaͤt. So im Kanton Luzern zu Beromünfter beudie der 
Chocherr Helias Helle mit feinem Better Jeohann Dörflinger 
von Winterthur und Uri Gering bereit6 1470 (14749) 
m Bafel (1470) Berthold Rot aus Hanau, Bernhard Rice 
(1474— 86), Michael Wenßler (1476— 87), Jehann mes 
bad, Johann Froben (1491— 1527), Johannes Bergmann 
von Olpe (1494 — 99), Johann Oporinus (1549 — 66) wer 
HSeibſt, Michael Iſengrin u. And. zu Burgdorf bereits 1475 
din Ungenannter, u Genf Adam Steinſchauwer von Schwein⸗ 
fnt(1478),1u Surfee 1500 ein Ungenannier, u Züri (1504) 
Hans am Waſen (1508), Gans Hager (1520) und Gbufep 
Froſchauer (1521—1564), im Nargen 1511 uud Luzern 
(1524) Unbeleunte, zu Bern Matthias Bienenvater (Miarius) 
ta25, m Reuenburg (1530%) Pierre de Bingle (1533), 
im Cierzienſerlloſſer Rongemeont (1536) der Mind Er. 
Seimich Wirczburg de Bab, zu Laufenne Jean Rwer 
(4556) un» Jean ie Pricur (1571), im Ganten Graubäubten 
m Bufhlam (Poschiavo) Jacob Tuochet oder Biveronius (2). 
(4552), md m Chur (1616) von einen Ungenannten, zu 
Schaffhauſen Haus Ktonrad Waldtirch (1577), zu St. 
Ballen Leonhard Straub (1578), zu Freiburg (1585). 
Abraham Oämperlin aus Conſtanz und Wilhelm Map, im Can⸗ 
ten Balis (1617), zu Solothurn Michael Wehrlia von 
Hütwpien (1658), im Canton Schwyz im Atofer Einfieheln 
(4664), ia 3ug (1670) Iacob Ammon und Wolfgang Lande 
wing, im Kanton Appenzell u Herifau (1679) Jaceb Res 
dinger und noch viel fpäter in den Cantonen Unterwalden 
(1730 — 40), Teſſin (1746), Tgurgam (1792) und Glare 
(1798). 


Ginkirung. Barhtuucututß. sr 

Wenn wir jeht fragen, vos ſich die Kunß meih ngiand 
werbreitete, fo geſchah diefſes Durch den reichen Kanſcrenn ‚md 
KHauighen Agenten in ben Riederlanden William Garton, dei 
Hi Chin vermuthlich van Ulrich Zell diefelbe erlernt und daſelbß 
u (1406 — 71) fein erſtes Buch gedruckt hatte. Da ibm 
dieſes gat gelang, "fo gruͤndete er in der Weſminſierabei ‚gs 
London 1474 ſelbſt cine Offizin, aus der bis 1401 viele, jebt 
hochſi ſeltene Drude hervorgingen. ‚Andere Drucker dieſer Beit zu Low 
ben waren noch Sohn Lettou (1480 —81), Wilhehe ‚von Me 
den (1481— 83), befonders Wynlyn de Morde (1500 
1534), Richard Pynſen (1493 — 1531) und Julian Rotary 
61499 — 1503). Nigt muberühuet waren auch Wilke Far 
ques, John Raſtell (1517—36), Richard Braften (1540%, 
Neynotd Wolſe, John Day (1544 — 63), Richnrd Jughe ums 
Nebert Crowley (1550). Zu Oxford führten Theodor Rudt 
(Roor) ans Ein und Themnd Hunte 1478 We Kunft em, 
in der Abtei St. Albans befiund von 1480— 1456 eb 
falls eine Druderet, York: erhielt 1509 die feige Dun Huge 
Goes, Tambridge 151 durch John Siberch, Southwark 
1514 durch Peter von Trier, Tarifiod 1525 durch Thomas 
Aychard, Jpowich 1538, Canterbury 1549 und Green⸗ 
wid 1564, worauf dann bie übrigen Städte nachfoigten 
Schottland erhielt die Kunſt zuerſt m Edinburgh durch 
Melter Ghepman 1507 und in Aberdeen 1552 darch einen 

„Irland aber m Dublin buch Sur 
Rewell (1551) uns zu Waterford (1555). ' 

Sn Schweden errigieten Johann Snell zu Stodhotn 
1483 eine Druckerei, der dann «ine zweite von’ Johann Far 
bei (1494) und feiner Witwe (1495) geführte folgte Ju 
Babdſtena erifirte eine feige von 1491-95, desgleichen 
m Upfaba die des Paul Grüs (1510), warauf Suderkiön⸗ 
ping 1511, Malmoe 1529, Weſteräs 1621, Stregnäs 
1622, Calmar und Linföping 1635, Nyföping 1645 
Bothenburg 1650: und Winſingoe 16067, fowde Lund 
1668 folgten. 

In Dänemart erhielt 1486 Schleswig die erße Preſſe 
durch den fahrenden Druder Stephan Arndt aus Lübech, Kopen⸗ 


38 Vinleituug. Buctuuderlunft, 


Hagen bie ſeinige 1400 dar Betifieb af Ghemen, Kipen 
41508, Yarhus 1510, Wiborg 1528, Roſkilde 1534, 
Uraniendburg 1576 (Beivatsruderd des Tyne ve Brahe), 
Helfingär 1603, Frederikſtadt 1624, Sorse 1627, 
AMiel 1665 x. Lunge vorher Hatte fon auf Joland (1531) 
ber Viſchoff Jens Areſen zu Holum feinen Eerretair, ben 
Edwin Baübiefon das Breviarium Nidresiense mi (?) 
hölzernen Lettern druden laſſen, und auch auf Norwenen 
hatte Drontheim ziemlich gleichzeitig und Chriſtian ia feit 
1656 eine Officin erhalten, 

In Ungarn hat, wie alle anderem wiſſenſchaftlichen An⸗ 

Ralten fo auch die Buchdruckerlunſt der große Matthias Cowinus 
gepflegt, denn auf ſeine Veranlaſſung kam ver deutſche Drucker 
Andreas Heß 1472 nach Ofen. Weit fpäter folgten Kron⸗ 
ſtadt 1534 mit Johann Honter, Uj Szigeth er Gars 
var wit Johann Sylveſter 1339, und Klauſenburg oder Ko⸗ 
(o6oar mit Kaeper Heltai 1550, an die fih dann nad umb 
nach vie anderen größeren Städte des Landes reiheten. 
Was Bolen anlangt, fo bat in Cracau mer Swah⸗ 
Go Frank oder auch Johann Haller aus Nürnberg das erſte 
Bud gedruckt (1491), denen bald theils In des Ledteren Dyuderet, 
Helle in anderen. Officinen mehrere andere folgten, wie denn 
euch 1517 dafelbR eine Juͤdiſche Druderei errichtet warb, vie 
bis auf Die heutige Zeit fehr thätig geweien ik. Nun folgten 
Zamoisc 1557, Szamotuly 1558, Lublin 1559, 
Brzesc 1559, Pinczow 1559, Kozmin 1561, Wegrow 
4570, Zaſslaw 1572, Kosko 1573, Bofen 1577, 
Wilna 1580, Warſchau 1580, Oftrog 1581, Lensberg 
(&wow) 1593 und andere. 

m Rußland fiheint meh in Tſchernigo w Georg 
Eermomic im 3. 1493 gedrudt zu haben, allein Moo kau bekam 
ef 1553 eine Druderei und Betersburg fonnte natuͤrlich 
vor 1741 Heine erhalten. Indefſſen waren bereitä früßer in ei⸗ 
nigen zum Ruſſiſchen Reihe gehörigen Provinzialſtaäͤdten Druk⸗ 
kereien errichtet worden, 3. B. in Mohilow 1617, Romas 
noff 1619, Kloßer Kuteinskoi 1632, Riga 1638, Dor⸗ 
pat und Abo 1642 x. 


Einleitung. Dubtrsdutun. — —M 


Im üblichen Europa hat ein Ungmannter zu Valencia 
a Syanien 1474 das erſte Bud gebrudt, an den ſich dann 
cemrafelbR Lambert Belmart, ein Deutfher (1478—94) und 
Ufonfo Fernandez Gordova u. And, anſchloſſen. Dann folgte 
Zaragoza 1475 mit Matthias Flander (Benderell) u, U, 
Sevilla 1477 mit Antonio Martin de la Talla, Barthe⸗ 
lomäus Segura und Alfonſo dei Puerto, Paul von Cöln, Jar 
dann Pegniger and Rürnberg und Thomas Alemannud (1490 
—99), Meinhard Ungut und Stanistaus Polonus (1491 — 
1500) u. A. Barcelona 1478 mit Perro Bruno und Re 
colaus Spindeler, Lerida 1479 mit Heinrich Botel aus Sach⸗ 
fen, Zolofa 1480 mit Heinrih Mayer, einem Deutichen, und 
feinen Landéleuten Hans Paris und Stephan Gliblat, Za⸗ 
mora 1482, Girona 1483, Salamanca 1485, Ichar 
(Hirar) 1485, Burgos 1485, Toledo 1486, Murcia 
1487, Bampelona 1489, Balladolid 1493, Monterey 
1494, Granada 1496, Tarragona 1499, das Kofler 
Monferrat 1499 und Madrid 1500. 

In Bortugal errichteten die beiden erſten Druckereien 
Juden, nämlih zu Liffabon 1489 Rabbi Zorba und Raban 
Elieger und zu Leiria Abraham d'Ortas Ben Samuel 149°. 
Denn folgte Braga mit Johann Gerling (1494—1536), 
Goimbra 1536, Bifen 1571, Bianade oz de Lime 
1619, Oporto 1622 ıc. 

Noch if die Türkei zu erwähnen, wo allerbinge bereits 
felt 1490 troß ber von Bajazet II. (1483) und Selm J. 
(1515) erlaffenen Berbote die Juden heimlih zu Gonftantis 
nopel Bücher gedruckt hatten, allein eine im Schutze des Groß⸗ 
herrn Mehende privilegirte Staatodruckerei entſtand erſt 1726 
oder 1139 der Heg. auf Veranlaſſung Ibrahim Effendis, obs 
glei allerdings zu Salonihi fhon 1515, zu Belgrad 
1554, m Adrianopel 1554 ebenfalls dur Juden beim- 
liche Drudereien errichtet worden waren. Ebendiefelben hat» 
ten mit wanbernden Prefien feit dem 16ten Jahrhundert auch 
son in Griechenland gebrudt, allein die erflen ſtehenden 
Drudereien erhielten zuerſt Corfu, 1817 und Gorinth 1822, 
worauf dann mehrere andere folgten. 


22 Einleitung. Vuchdrucertuufi 


eine. Preſſe, desgleichen zu New Dort 1603, zu Newlenr 
dan in Connecticut 1709, zu Aunapolis in Maryland 
1726, m Wordbridge in New Deafey 1727 (Benjamin 
Srantlin), zu Charleſton in Südfarolina 1730, zu News 
port auf Rhode Island 1732, zu Williamsburg in Bir 
inin af 1740, zu Rew Bern in Norbfarolina 1755, zu 
D ortsmouth in New Hampſhire 1755, u Wilmington 

in Delaware 1761, u Savannah in Georgien 1763, wor 
auf dann Die übrigen neueren Staaten folgten. 

Aus Afrika Haben wir Aegypten bereit erwähnt, 
Wigier befam erſt 1830 feine Druderei dur die Franzoſen, 
m Weſtafrika haben die Portugiefen fkon im 16ten Jahr⸗ 
hundert zu San Salvador und Loanda de San Paolo 
an ber Küfle von Senegambien religiöfe Schriften gebrudt, im 
Britifhen Kapland hat erft 1806 die Kapſtadt burg 
Britiſche Miffionärs eine Dfficin befommen, allein von den 
Afrikaniſchen Infeln if befonders Terceira hier hervor⸗ 
zuheben, weil ſchon 1583, daſelbſt in der Stadt Angra eine 
Beſchreibung der Eroberung der * in Bortugiefifcher Sprache 
gevsudt ward. Endlich bit au in diefem Jahrhundert Au⸗ 
firalien Nationaldruckereien erhalten, nämlih auf dem Feſt⸗ 
lande Sidney 1802, und unter den Infeln Bandiemens« 
land 1818 (zu Hobarttown), die Geſellſchaftsinſeln 1818 
und Sandwichsinſeln 1821. 

Außer diefen hier angeführten oͤffentlichen Drudereien eri⸗ 
flirten aber auch ſchon ziemlich fruͤhzeitig Privatdruckereien, fo bes 
ſonders in England, theils für politiſche, theils für religiöſe 
Intereſſen, obgleich die von den zur Verbreitung älterer ſeltener Werke 
zuſammengetretenen Clubs heraudgegebenen, und nicht für den alge⸗ 
meinen Buchhandel beſtimmten Werke eigentlich nicht in dieſe Categorie 
gehören (fo der Bannatyne, Maitland, Rorbourghe Elub, die Camden 
Eociety, der Driental Translation Found ꝛc.). Ziemlich derfelbe 
Fall war es wit Frankreich, wo nod das heimlihe Druden 
erotiſcher Schriften mit gu erwähnen, eigentlich aber die ſo⸗ 
genannte Imprimerie royale (von 1531) nicht hierher u ziehen 
RR. In Deutfhland gab es zwar auch viele folhe Private 
druderelen, allein bier war mehr ein wiſſenſchaftlicher Zweck vox⸗ 


Einleitung. Buchdruderfunf. 33 


henſchend (3. DB. bei den Druden des Peter Apianus in Ingol- 
Rott 1534, des Tycho de Brahe im Schloſſe Uranienburg -auf 
der Inſel Hum 1596— 1616, des Albredt Dürer, Johann 
Kepler 1630, der Orientaliſten Kirſch zu Hof, Kirften zu Bres⸗ 
lau, Erpentus zu Leyden), obwohl allerdings auch politifche 
(. B. AUlrich von Hutten in feiner Burg Stedelberg in Franu⸗ 
ten) und theologifhe (3.8. bei Thomas Muͤnzer, in mehreren Klös 
Rem in Augsburg, Wim u. a. O.) Zwede verfolgt worben. 
Endhlich mag auch Stalin darım hier mit. erwähnt werben, 
weil man die berühmten Drudereien ber Typographia Medicea 
mb der Propaganda in Rom gewöhnlih mit zu biefer Gate 
gorie zu ziehen verſucht hat?). 


. DuUeb. db. ält, Drude ſ. M. Maitteire, Ann. {ypogr. ab artis inv. 
. ad a. MD. Hag. Com. 1719—41. V. 4. Dazu Suppl. adorn. a 
a Denis. Vindob. 1789. IL. 4. 6. W. Panzer. Ännalı typogr. post 
Maitteirüi, D Denisii aiora. doct. vir. car. in ord, red. em. et aucti. 
Norimb. —— Huraa 4. (0. 1456-1536) Dazu: Annal. d. ält. Deutſch. 
Liter. ru 1788, uläge ebd. 1802. I. 4. L. Hain, Repert. —— 
in quo libri omnes ab art. typogr. inv. usque ad a.MD.typ. 
ord. alph. enum. Stuttg. 1826 sq. IV. 8. Die Gefchichte der Ferbreie 
tung db. Buchdruckerkunſt u. der erfien Druder b. de la Serna Santander, 
Dietionn. bibliogr. choisi du XV. s. (Bruxell. 1805. IH. 8.) T. I. 
H. Cotton, A pograp bical Gazetteer. Oxford 1831. 8. C. H. Tim- 
—— Bu — [eiopaed ia of Literary and Typogr. Anecdote. Ed. 1. 
Ternaux-Compans „ Not. sur les imprim. qui 
existent ou ont exist€ hors d’Europe. Paris 1841. 8. u. Not. sur l. 
isspr. — en Europe. ib. 1842. 8. Specielle Hauptfchriften über einz. Laͤn⸗ 
der find: aeuttaland a St. A. Würdtwein, Biblioth. Moguntina 
August. 1787. 4. W. Zapf, Aelt. Buchdr. Gefh. v. Maynz db. 1499. 
Um. 179%. 8. Epeengrr. Ketefe Buchdr. Geſch. v. Bamberg a. * Dunz 
kelheit — u. fortg. b. 1534. 1799. 4. H. Lempertz, Beitr. 
Geſch. d. Buchor. K. u. b. Yolzfein, 8 . (in Cöln). Göln 1839. 4. G. 8. 
Zapf, Augsburgs Buchdr. Geſch. v 1468 —— 1530. QAugsb. 1788. II. 8. ®. 
B. Panzer, Aelteſte Buchbr. Geſch. ". Rürab. Rümb. 1708. 4. C.Ch. Baur. 
Primit. typo DET. Spir. Deutfd. Speyer 1764. W. Zapf, Bud: 
druckergeſch wabens Ulm 1791. 8. K. D. Sapter, y Sucdr, de Ulms. 
Im. 1840. 4. Schwetſchke, Woratad. Buchdr. d. St. Halle. Halle 1840. 8. 
3. 8. v. Geelen, Radır. v. b. Urfpr. u. Fortg. d. Buchdr. K. z. Lübeck. 
ebb. 170. 8. Dede, Rachr. v. im 15ten Ihdt. “u Lüb. gedr. nieberf. 
Büch. ebd. 1834. 8. ©. £ €. Liſch, eh. d. Buchdr. K. in Meklenb. b. 
% 1540 @cdwerin 1839. 8. I. M Kappenberg, Geſch. d. Buchdr. K. 
Hamburg. ebd. 1840. 4. C. L. Grotefend, Gef. db . Buche. in d. Hanndv. 
w. Braunfhw. Landen. geannov. 1840. 4. ©. Töfchin, d . Geh. d. Dan nie. 
Buchdt. Danzig 1840 au B. Straderjan A Gefchichte der Buchdru 
tunft im SHerzogth. Dive u Er b. Herrſch. Jever. Oldenb. 1840. 8. 
D. ©. —28 Geſch. dr. 8. in Pommern. Stettin 1840. 8. 
3 %. Pankofer * 3. 2. Sanegraf, Geſch. d. Buchdr. in Regensburg. 
ke) Li 8. J. H. Leich, De orig: et increm. typogr. Lips. 8. a. 
40.) Lips. 4 m. Denis, Wiens Buchdr. Geſch. v. RR 1560. Nebſt 
3 


Handbuch d. Literärgelgichte, III. 


34 Emleitung. Buchdruckerkunſt. 


Nachtr. Wien 1782-83. 4, M. Koch, Kurzgef. Geſch. d. Buchor. K. m. d. 
ält. Wien. u. Deſtreich. Buchdr. Wien 1841. 8. H. Schreiber, Leiſt. d. Unis 
verf. u. St. Freiburg f. Büch. u. Landk. Dr. Freib. 1840. 8. — K. Unger, 
Neue Beitr. 3. ält. Geſch. d. Buchbr. K. in Böhmen. Prag 17%. 4 3. 
Dombrowsty in d. Abh. ce. Privatg. in Böhmen. Bd. III. p- 223 aq. u. 
Bd. V. ©. 9. Diabacz in d Neuen Abh. d. Böhm. Gef. Bd. III. p. 140sq. 
— P.F.K. Laire, Specim. hist. typ. rom. XV. saec. Rom. 1778. 8. 
J. B. Audiffredi, Catal. rom. edit. saec. XV. ib. 1783. 4, Giustini- 
ami, Sagg. s. tipogr. del regno di Napoli. Nap. 1793. 4. Capialbi, 
Meın. della tipogr."Calabresi. ih. 1835. 8. J. Affo, Seggio di mem. 
sulla tipogr. Parınese del sec. XV. Parma 1791. 4. D. M.Pellegrini, 
Della prima orig. della st. di Venez. Venez. 1794, 4.3. M. Pari-- 
ıont, Venez. la prima cittä fuori della Germ. dove si eserc. Vorto 
d. St. ib. 1756. 8 — A. Chevillier, Orig. de l’imprim. de Pais. 
Par. 169%. 4. G. A. Crapelet, Des progres de Piınprim. en France 
et en Italie au ibme 8. et de son infl. s. la litter. ib. 3836, 8. u. 
Etud. prat, et litt. s. la typogr. ib. 1837. 8. T. I. p. 1—144. W.P. 
Greswell, Aunals of Parisian typogr. Lond. 1818. 8. — P. Lambi- 
net, Origine de l’imprimerie. Paris 1810. II. 8. 2. ©. Biſcher, By⸗ 
dragen tot de oude Letterkunde der Neberlanden. Utrecht 1838 8. — B.Wee 
elin, Die Buchdruckereien der Schweiz. St. Gallen 1836. 8 — J. Ames, 
T'ypographicat antiqnities. Lond. 1749. 4. cons. augm. by Herbert. 
1% Fa IM. * al. and il. by Th F. Dibain. ib. BR IV. 4 
. €. Hansard, Typographia: an hist. sketc ihre orig. an . 
of the art of printing: tb. 18925. 8. — J. Almander, Hist arts @7- 
pogr. im Suecia. Rost. 1725. 8. J. H. Schröder, Incunab. artis ty- 
pogr. in Smecia. Upsal. 1842. 4. L. Terpagerus, Sched. hist. de ty- 
ogr. matalibus in Daria, Harn. 1709. 4. C. F. Wadskiser, Nörre 
} lländske Rogirykkeries forste Pröve, eller nogte Lineamenter af 
Kogtr kkerkonstens Historiei Dannemark. Wiborg 1739. 4. Ryerup b. 
Sejbelin, Läfendes Karbager for 1801. p.1—133. Grundtoig,Dannevirke. Od. IV. 
p. 175 2q. — 9. v. Gyurikovits in Vormayr's Arc. f. Geſch. Wien 1824. 4. 
Unger. Magaz. Presb. 1788. 3b. IV. nr. 26. I. Nemeth, Mem. ty- 
pogr. incl. regni Hungar. et magni princip. Transsilv. Peth. 1818. 8. 
J. D. Hoflmann, De typogr. earg. initiis et incrementis in regno 
Poloniae et magno ducata Lithuaniae. Dant. 1740. 4, G. 8. Bandt- 
kie, De primis in arte typogr. incunabalis. Cracov. 1812. 4. F. 
Bentikowski, O naydawnieyszych ksilZkach drukowanych w 
Polscze, a w szezegölnosci o Iych, "ktöre Jan Haller w Wursza- 
wie wydal. w Warsz. 1812. 8. J.S. Bandtkiego, Historya Drukars 
Krakowskich. w Krakow. 1845. 8. u. Historya Drukarıi "w Krolest- 
wie Polskiem i Wielkiem Xiestwie Litewskiem jako i w Krajach 
zagranicznych, w ktörych pelskie dziela wychodzity. ib. 1826. 
it. 8. J. Letewel, Bibliogr. ksiag dwoje, w ktöryck rozebrane 
i pomnofone zostaty dwa dziela 3. 8. Bandike Hist. druk. Krak.- 
tadzieZ Hist. biblioteki Un. Jagiell. w Krakowie a przydany 
Katalog Inkanabulow polskich. Wilno 1826. II. 8. — R. Diosd. Ca- 
ballero, De prima typographiae hispan. aetate spec. Rom. 1793. 4. 
F. Mendez, Typografia espaüole o historia de’ la iutrod. propag. 
progr. del arte de le imprenta en Espala. Madr. 1796. J J F. 
Re de 1a Rochelle, Rech. hist. et cr. sur l’etabl. de l’art typogr. 
en Espagne et au Portugal. Bourges 1838. 8. Ribeira dos Santos, 
Mem. sobre os origens da Typogr. em Portugal no sec. XV, in d. 
Mem. da Lit. Portag. T. VIII. 1812. p. 1 sq. (f. Ebert's Ueberlief. 
Bd. II. t. P.M sq. — Hammer Puxgſtall, Geſch. db. Oͤmanen. Bd. VII. p. 590 
sq. u. Geſch. d. Doman.Dichtkunſt. Bd. IV. p. 598 sq. u. Deutfche Viertelj. Schr. 


/ 


Einfeitung. Buchdruckerkunſt. 35 


1838. 9.11. p. 3602q. Neb. d. Drude a. d. eibanonf. Catal.deS.deSacy T.1. 
p. 412 sq. Web. die zu ‚Boulag Te Reinaud im Journ. Asiat. T. VIII. 
u. Bianchi ib. I}. Serie. T. Il. — Thomas, The history of prin- 
üag in America. Worvester 1810. 1. 8. Bullet. d. biblioph. 1836. 
.325q. Berl. Mag. d. Ausland. 1835. nr. 97. — cf. Sr. Metz, 
chichte des Buchhandels u. der Buchbruderkunft. Darmft. 1834-35. 
H. & L. Lalaune, Curiosites bibliographiques. Paris 1845. 12. 
p- 69-138. And. b. Brunet. Man. du L. T. V. p. 691 aq 
EN 3. Martin, Bibliogr. catal. of books privately printed. Lond. 
1 8. 


$. 546. 

Nachdem wir jetzt von den Urſachen gefproden haben, 
weldhe das Gedeihen der Titerärtfhen Cultur in dieſer Periode 
gefördert, gehen wir nun zu denjenigen fort, welche derſelben auf 
der anderen Seite im Wege geftanden haben. Auch diefer 
find nicht wenige, von denen wir natürlih nur die haupt 
ſaͤchlichſten politifhen und moralifden hervorheben wollen, ‘ohne 
uns im Speciellen über die bei den einzelnen Nationen befon- 
ders überwiegenden zu verbreiten. Es werden folgende feyn: 

1) Die vielen, theils aus politifhen, theils aus religiöfen 
Intereſſen geführten Kriege. 

2) Die theologifhen Etreitigfeiten, theild zwiſchen Proteftan« 
tm und Gatholifen, theils zwifchen ben Proteſtanten ums 
ter ſich ſelbſt. 

3) Mehrere Staatsumwaͤlzungen und die Daraus entſtandenen 
Kriege und ihr verderblicher Einfluß auf die Verbildung 
der Jugend und Hinführung derfelben auf politifhe Träu- 
mereien von allgemeiner Gleichheit und Guͤtergemeinſchaft 
(Communismus), entflanden aus ber unbefugten Einmi⸗ 
fung von ungebildeten, durch beihörte Optimiflen und 

politiſche Schwärmer verführten Handwerkern u. dergl. 

in ihnen völlig unbegreifliche Staatsangelegenheiten. 

4) Die in einem Theile des Nordens feit der Franzoͤſiſchen 
Revolution nad) und nad erzeugte Mißachtung der poſi⸗ 
tiven Religion, im Süden aber die Einmiſchung der Je⸗ 
fuiten in die wichtigſten Angelegenheiten des Stants 
und Familienlebens, 

5) Der ſchlechte Zuftand der kletnern politiſchen Journalifif, die 
nicht zum geringfien Theile theild in ben Händen feiler 
Ecribenten ober wenigfiens politiſch⸗ befangener Bartels 

3 


36 Dichtkunſt. Lateiniſche Poefie. 


männer, theils in denen ungebildeter und unverfländiger Schreier 
iR, die ehvas werden oder fi einen Ramen madıen wollen. 
6) Die dadurch herbeigeführte Beſchraͤnkung der Preſſe durch 
die Genfur!) und Borenthaltung der Preßfreiheit in dem 


größten Theile Europas von Selten der Regierungen. 


1) Das erfte gebrudte Buch mit einer Approbation ifl des Wilhelmi 
episcopi Lugdunensis summa de virtutibus. Colon. 1479. (f. Beds 
mann Beitr. 5. Geſch. ber Gefnbungen: Bd. I. p. 97.5q.), daß aͤlteſte Man⸗ 
bat aber, welches eine förmliche Büchercenfur einführte und eine Genfure 
commiffion niederfeßte, rührt von dem Erzbifchoff von Mainz Bertold a. d. 
J. 1486 ber (b. Guden, Cod. diplomat. Freft. etLips. 1758. 4. T.IV. ' 
p- 460 »q.). Der Berfügungen Kaifer Karls V gegen das Lefen ber Schrif⸗ 
ten Luthers (f. Luther Werke Bd. XV. p. 2264. ed. Walch) unb fein 
Edict gegen Ketzer und Wiebertäufer aus Brüflel v. 3. 1540. Der erfte 
Index Beigicus librorum haereticorum. Lovan. 1540. f. a. Baillet 
Iugem. d. Sav. T. I. p. 28 sq. II 1. p 43 sq. Catal. Bibl. Bünav. 
T.1.p. 49% sq. Schelhorn Ergöglichleiten Bd. p. 4 sq. Il. p. 1 2q. 
164. 359. 34 u. Samml. f. d. Geſch. Bd. J. p.122 aq u. KL. hiſt. Schrift. 
Bd. II. p. 140 sq. dv. Halem, Dibliogr. Unterhalt. St. II. p. 155 2q. J. 
&. Gruner, Gremutius Cordus od. üb. d. Buͤcherverbote. Lpzg. 1798. 8. 
G. Peignot, Dictioun. crit. litter. et bibliograph. des principaux 
livres condamnes au feu, supprim. ou censures. Paris 1806. II. 8. 
Hoffmann, Genfur= und Preßfreiheit. Berlin 1818. 8. (J. Mendham) Liter. 
policy of the church of Rome, exhib. in an acc. of ber damnat. 
catal. or Indexes. Lond. 1837. 8, Lalanne , Curios. bibliogr. Paris 
1845. 12. p- 368 — 444. " 


Geſchichte der einzelnen Wiſſenſchaften in diefem Zeitraume. 
A) Dichtkunſt. 


$. 547. 


Gehen wir nun zu den einzelnen Wiſſenſchaften fort, fo 
wird unferem Plane nah die Dichtkunſt bier zuerſt in Bes 
trat fommen, und da wir früher immer die Berfuche in den todten 
Spraben vorangeftellt, fo wollen wir auch jebt das, was für die 
Lateiniſche Poefie gefchehen if, zuerſt erwähnen. Es ver 
ſteht fih im Allgemeinen von ſelbſt, daß alle hier Geleiflete 
nur von dem gelehrten Stande ausgehen konnte und nur noch 
im 16ten und 17ten Jahrhundert die eigentlihe Blüthe der 
neulateinifhen Poefle angenommen werden kann, well fpäterhin 
mit wenigen Ausnahmen doch immer nur Gelegenheitsgedichte 
und Schulübungen den Haupttheil derfelben ausmachen, wo an 
eine wahrhafte dichteriſche Begelflerung nicht zu denken if, ſon⸗ 
bern das Hauptoerbienft nur Darin befieht, keine Verſtoͤße gegen 


Dichtkunſt, Lateinifche, in Italien. 37 


das Meirum zu begehen und ſich den alten Claſſtkern des gol⸗ 
Denen umb filbernen Zeitalter der Römifchen. Literatur am Mei⸗ 
fen zu nähern, das heißt, ihre Gedanken und Ausprüde fo gut 
als möglich zu plünden und den Raub gefchidt zu verfteden. 
Indeften Tann nit geleugnet werden, daß wenigſtens in ben 
erſten zwei Jahrhunderten dieſer Periode nod viele Dichter ges 
funden werden, denen man faſt vollendete Diction, Feinheit ber 
Empfindung, Schwung der Phantafle, Selbfifländigfeit und Ges 
tungenbeit der Gleichniſſe, mit einem Worte, dichteriſches Genie 
nicht abfprechen fann, wenn aud auf ber anderen Seite die 
Ueberfäwemmung des literariſchen Marktes mit poetiſchen Pros 
ducten diefer Art fo groß iR, daß viel verfificirte Profa mit uns 
terläuft und Acht .fchöpferifhe Kraft nicht gerade zu häufig iſt. 
Indeſſen haben dieſe Arbeiten meiſtentheils das große Verdienft, 
daß ihre Stoffe, befondera in Deutfhland im Reformationgzeits 
alter, die Gegenwart betrafen und nicht in Idealen ſchwaͤrmten, 
dabei aber doch auch anregend für die humaniſtiſchen Studien wirkten. 


$. 548. 


Beraten wir nun aber die einzelnen Länder, wo bie neus 
lateiniſche Poeſie blühete, fo werden wir weft Stalten, als 
den Eig derſelben, zu betrachten haben, Wir treffen bier den 
Diplomaten und Mitarbeiter des Aldus Manutius Andreas 
Ravagero aus Benevig (1483 - 1529), den Racdyahmer des ' 
Gatufl*), ten berühmten Eiceronianer Jacob Sapdoletus aus 
Motena (geb. 1477, + 1547), nachherigen Biſchoff von Gars 
pentras und Cardinal (1536), den befannten Apologeten der 
Philoſophie (im Pbaedrus), unter defien übrigens nicht zahlreis 
Gen Gerichten der Laocoon feines Stoffes würdig iſt?), den 
gelehrten Art Hieronymus Fracaſtoro aus Berona (geb. 
1483, + 1553), bdefien Syphilis durch die poetifche Auffaſſung 
eines hoͤchſt unäfibetifchen Stoffs und ausgezeichnete Eprache feinen 
Namen unferblich machen muß’), den Marcus Hieronymus 
Bida aus Gremona (1490 —1566), Biſchoff von Alla, deſ⸗ 
fen Scacchia Indus (Schachſpiel) nur durch feine Bombyces, 
cn Muſter von Gorrectheit in Styl und Ausdrud übertroffen 
wird, wenn man auch nicht mit Julius Scaliger in ber Cri⸗ 


38 Dichtkunſt, Lateiniſche, in Yralen. 


te der Dichter feiner Zeit (Poet. L. VE. c. 4.) feine Poelica 
der des Horaz vorziehen wii*), den Gegner des Lucrez Sci⸗ 
pto Eapirius aus Neapel (+ 1562), deſſen zwei Büder de 
principiis rerum für feine Zeit ein ziemlih gutes Syfem ber 
Vhyſik enthalten’), den nebft feinen Brüdern gieichberuhmn 
Philoſophen und Arzt Hieronymus Amaltheus aus Bor 
yenone (1506 — 74), den der große Muret für den erfien Dich⸗ 
ter Stalins erklärte‘), den Betrus Angelus Manpoli, bes 
kannter unter dem Anagramm feines Namens Martellus 
Balingenius aus Stellata, deſſen Zodiacus vitae voll fie _ 
wer Verſe, trefflicher Gleichniſſe und moralticher Lehren ifl, leider 
aber durd feine langweiligen Tiraden gegen die Roͤmiſche Curie 
zuweilen ungenießbar wird”), den trefflihen Odendichter Jacob 
Sannazaro aus Neapel, bekannter durch feinen Schäferroman 
Arcadia (1474—1530)°), den Lyrifer und Metaphraft ver Pſal⸗ 
am Iohannes Antonius Flaminius (Zarratini) aus 
Imola (+ 1536), deſſe Sohn Marcus Antonius aus 
Eeravalle (1498—1550) ſich ebenfalls als gefchidter Elegiker 
durch feine Rahahmungen des Horaz, Tibull und Catull einen 
größerem Ramen machte?), als man den noch zu nennenden Dichs 
tern in der Bulgärfprahe Bembo, Molza') und Giovanıt 
della Bafa') yuigeftehen kann, wogegen wieder die Elegieen 
des bekannten Grafen Balthafar Caſtiglionen) claſſtſch 
find. Weiter namen wir hier den gedankenreichen Eölius 
Caltagnini aus Ferrara (1479 — 1541)"), den ungluͤd⸗ 
lichen Antonio degli Pagliaricei, befannter als 
Aonius Palearius (geb. nah 1500, verbr. 1570) auß 
Beroli bei Rom, deſſen ner etwas zu ungleich Aylifirtes Gedicht uͤber 
bie Unſterblichkeit der Seele ihm eine Stelle unter den erſten 
Denkern und Dicdtern feiner Zeit geſichert Har!*), bie gelehrte 
Humanifin und oft Hart bedrängte Autheranerin Olympia 
Fulvia Morata aus Ferrara (1526—54)"°), die Gebrüder 
Bapitupi aus Mantua'd), den claffifh gebildeten Mythologen 
Lilius Giraldi aus Ferrara (1489-—1552) 1”), den guien 
Epifolographen Lazaro Bonamict (1479—1522)). Run 
nehmen aber die Dichter fehr fchnel ab, denn im 17ten Jahr⸗ 
hundert find nur noch Benedict Averani aus Florenz 


Dichtkunſt, Lateiniſche (Drama) in Italien u. Deutſchl. 39 


(1646 — 1707) Profeſſor zu Vila’), der Jeſuit Nicolaus 
Bartbenius Sianetaſio aus Reapel (1648 — 1715), 
deſſen treffliche Naturſchilderungen nur durch feine Caſſicitaͤt des 
Ausdrucks und der Compoſition übertroffen werben ?’), der ebenſo 
geifionlie als gebildete Satiriler Ludovico Sergardi aus 
Ghma (1660 — 1726)°'), der bekannie Mathematiker Tommaſo 
Ceva aus Mailand (Jeſuit, geb.1648, +1737); befien Epos 
von ver Kindheit Jeſu zu dem Schönften gehört, was bie neulatels 
uiihe Poefie aufzuweiien hat’), zu nennen, bie neue und bie 
mewefe Zeit hat dagegen nichts hervorgebracht, was über die Ge⸗ 
wöhslicgleit hinausginge. Uebrigene iſt noch zu bemerken, daß 
auch wehrere dramatifhe Arbeiten son Stallänern in lateiniſcher 
Sprache übrig find, fo aus d. 16. Ihdt. vonAnt. Shylefius aus 
Coſenza eine Eragödlelmber aureus”), und von dem Blihoff von 
Sofema Boriolanus Martiranus mehrere fliife Nach⸗ 
ahmungen der Alien in Berfen, ohne Abtheilungen in Acte oder 
Scenen?), und als Proben der in ben Jeſuitercollegien von den 
Zoͤglingen haufig aufgeführten Dramatifhen Darftellungen von 
Begebenheiten aus der Geſchichte der Heiligen, der Jeſuitenmaͤr⸗ 
rer und frommen Wunderthäter eing ganze Sammlung derartiger 
ESacheichen von Ricolaus Avancinus *) aus Zyrol, Je⸗ 
fwisenoifitaier won Böhmen (+ 1.6835). 

Bereits zu Anfange diefer Periode konnte Deutfhland 
ſchon wit Jiallen auch in dieſem Zweige der Literatur in die 
Scheauen treten, denn dieſelben Männer, bie, wie unten gezeigt 
werben wird, ſich um die Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften 
überhaupt verdient machten, thaten fh auch als lateiniſche Dich⸗ 
ter hervor. Unter ihre Zahl gehören Johannes Murmel 
aus Muremonde (1A70—1517)°%), Heinrich Bebel aus Ju⸗ 
Bingen (geb. 14707 geſt. 1518), Melanchthon's Lehrer, deſſen 
Facetine, worin er die Liederlichleit und Dummheit der Deuts 
ſchen Pfaffen an dm Pranger ſtellt, nicht wenig zum Gedeihen 
ver Reformation beürugen?), Jacob Locher, gmanıt Phi— 
lompfus aus Ehingen (1470-1528), ver berühmte Ueber⸗ 
ger des Bronsfhen Narrenſchiffs), Die Eylgramme uud Apo⸗ 
kogie Her Leipgiger Schönes des geiftreichen Profeſſors zu Mar 
burg (1626), Hermann von der Buafhe aus Safın- 


40 Drichtkunſt, Lateiniſche, in Deutſchland. 


berg im Muͤnſter'ſchen (14164 — 1584) ”), der berähmte Antiquar 
und Ueberſetzer der Klaffifer Bilibald Pirkhaimer aus Eich⸗ 
ädt (geb. 1470, + 1530), Patrizier zu Nürnberg”), deſſen 
Trauerelegle auf Albrecht Dürer befannt genug if, der große 
Uri von Hutten?) aus Gtedelberg bei Fulda (geb. 1488, 
gef. 1523), in Italien claſſiſch gebildet, der furchtloſe Verſpot⸗ 
ter der Gebrechen der Kirche (Epistolae virorum obscurorum)”) 
und Herold der deutfchen Freiheit gegen die Ultramontanen, im 
feinen fcharfen Berfen, den Früchten jener vielbewegten ſchoͤnen 
Zeit des Erwachens des menfhlihen Geiſtes aus langem Win⸗ 
teiſchlafe Borkämpfer, fein-Freund und Helfer bei feinem großen 
Unternehmen Johann Erotus”) (Sägen), Rubeanus aus 
Dornheim bei Arnfladt (+ 1535—40), der fcharffinnige, aber 
leider zweideutige Defiderius Erasmus”), der gutmäthig 
wigige Dimar Radtigall”) aus Straßburg (+ 1535), der 
gelehrte Eritifr Vincenz Dyfopöus (Koh) aus Franken 
(+ 1538—9)°%, der große Helleniſtt Eoban Heffe Göoͤbb⸗ 
hen) aus Bockendorf (1488—1540), an gluͤcklichen Dichter⸗ 
gaben der Ovid feiner Zeit”), die claffifch gebildeten Männer 
—Melanchthon*) und Joachim Camerarius aud Bam⸗ 
berg (1600 — 1574)28), und beſonders der Satiriker und Ueber⸗ 
ſetzer des Sophocles Thomas Naogeorgus Girchmayer) 
aus Straubing (1511 — 78) 9). WIE treffliche Epigrammen⸗ 
dichter zeichnen ſich aus EuUrikus Cordus (Heinrich Urban) 
aus Simmtshauſen in Oberhefin(1486—1535), Profeſſor zu 
Marburg und Neberſetzer des Nicander*), Simon Lemmius 
(Lemden) aus Graubündtn ®) (1514— 50), als Satiriker 
Nicodemus Frifhlin aus Eningn (1547—90), auch 
fonft als gelehrter Philolog und Redner berühmt*?), und ber 
deutſche Anaklreon Friedrich Taubmann aus Wonfes im 
Baireuth (1868 — 1618), der aber leider in feinem Privatleben 
zum gemeinen Spaßmacher herabſank“). Sehr glüͤckliche Nach⸗ 
ahmungen Ovidiſcher Elegieen lieſerten Petrus Lotichtus 
Secundus aus Schluͤchtern im Hanauiſchen (1528 — 60)%), 
ber berühmte Königeberger Brofeffor Georg Sabinus (Schä« 
fer) aus Brandenburg (1508-—60)*), weniger der befannte 
Arzt Zohann Sambucus aus Tyrnau (1531— 84"); im 


Dichtkunſt, Lateinifche (Drama) in Deutfchland. 41 


ver Lyrit, deſonders als Nahahmer des Horaz, war der Sefult 
Jacob Balde*) aus Enfisheim im Elſaß (L603—68) Aus 
berh olüdtih, ohme jedoch Vollendung zu erreihen. Miscellans 
dichtungen find des Bifhoffs von Paderborn Ferdinand von 
Fürſten berg (1626 — 1683) Arbeiten”), mehr reltgtöfes Element 
herrſcht in den Arbeiten des Fortunatus a Juvaltis 
(1557 — 1654) ®), des auch unten noch zu erwähnenden Bau» 
Ins Meliſſus (Schebe)°!), deſſen Ratürliihfeit und Anmuth, 
ſowle geſchickte Nachahmung der Alten ihn zum beften lateiniſchen Dich» 
ver feines Baterlandes in biefer Zeit gemacht haben, der baroden 
Anna Maria von Shurmann aus Eöln (1607—78)). 
In ver neuchen Zeit haben mit verfhiedenem Erfolge 3.9. 
Erneſti, J. F. Chriſtꝰ)y, IE. Böhme), Ch. A. Klotz“), 
F. W. Reiz, H. G. Reichardee), © A. Bay”), 
Chr. 3. Clodius *), Mid. Denis”), A. Corn. Stock⸗ 
mann“), Ferd. Drüd, Döring, Mitſcherlich, Oott— 
fried Hermann, Cp. Jer. u. F. W. Ehrenfr. Roſtel), C. D. 
Fu”), und bei fefilichen Schul⸗ und Univerſitaͤtsbegebenheiten eine 
große Anzahl von Schulmännern und Univerfitaͤtslehrern den 
Begafus befilegen, ohne mehr als ephemere Anerlennung ges 
funden zu haben. Auch unter den Deutfchen findet fid,. 
abgefchen von dem fatiriihen Dialoge Julius®), eine 
Menge dramatifher Dichter, an deren Spige Johann Reuch⸗ 
in), Thomas Nangeorgus®), Hieronymus Zie- 
gter“) aus Rottenburg, Jacob Schöpper”), ein gewiſſer 
Pſeudonym Chr. Stümmel‘) (Comer?) fiehen, der das Studen⸗ 
tenleben jener Zeit nicht übel gefchilvert bat, fo wie der eben fo 
wigige als claſſiſche Srifhlin®), von denen freilih die für 
ihre Seminarifien gefchriebenen elemden Arbeiten der Sefuiten Ja⸗ 
cob Bidermann”), Simon Kettenpader”'), Anton 
Claus”), Beter Bemble?), Marrtanus Wimmer*) 
Gran; Reumayı”) u. A. die ih blos der @uriofität wegen 
nenne, gewaltig abfiehen. Etwas befier find die für feine Schüs 
ler zu Tübingen gedichteten Stüde des Rector (1625) Fried. 
Herm, Flayber”), wenn auch darin Emma zum Eginhard fagt: - 
pol duleius non memini me onus portasse, und biejer ant- 
wortet: neque ego me mollius in vita equitasse memini. 


42 Dichtkunſt, lateiniſche, in Italien. 


1) S. Morelli, Bibl. Mes. T. I. p. 454 2q. — Budit Bb. III. 
284. 305 sq. Eclogar. L. II. Basil. 1546. 8. Epigramm. L. I. in d. 
elic. post. Ital. T. I. 2. p. 104 sq. Opusc. curav. J. A. etC. Vul- 

piis. Pad. 1718. 4. 

2) Geb. v. ihm in d. Delic. poet. It. T. II. p.582 sq. Opera. Ver, 
1738. IV. 4. In Pauli ep. ad. Rom. comm. praem. vita J. 8. Mant. 
1771. 4. Epistolae b. Lazzeri Misc. T.I. p. 29 sg. Fragm. L. de 
republ. christ. ib. p. 708 sq. L. I. de christ. eccles. 6 Mai Spicil. 
Yatic. T. H p. 101 sq. cf. Roscoe. T. III. p. 367. 490 sg. 


3) &. F. O. Mencken Vita Fr. Lips. 1731. 4. Drei Beitr. z. Bat, 
Poef. Bd. II. p. 91. 114 sq. Budik Bd. II. p. 184 sq. 203 ag. Chr. 
6ryphius, Vit. sel. erud. hom. Vratisl. 1739. 8. p. 3—18. A. Cat- 
taneo, Vida di G. Frac. in b.Syphilis H. Fr. vita ejas eaedemgw 
res gestae. Mediol. 1825. 4. — Opera, Venet. 1555. 4. u. öft. Gener. 
1691. 8. aypalın s. morb. gall. Yeron. 1530. 4. Paris 1539. 16. Lond 
1720. 1746. 4. u. Del. T. I. p. 1045 sq. ad opt. ed. fid. ed. not. e. 
prol. instr. L. Choulant. Lips. 1830. 12. 

4) Poemata. Rom, 1527. 4. Crem. 1550. 8. ed. Th. Tristram. 
Oxon. 1722. 8. (Dayu Christiad. L. VI. ed. Ed. Owen. ib. 1725. u. 
Hymni. ib. 1733. 8.) cur. J. A. et Caj. Vulpiis. Pad. 1731. IH. 4. 
cur. R. Russel. Lond. 1732. II. 12. De arte poet. ed. Ch. A. Klotz. 
Altenb. 1766. 8. De Iudo scacch. c. comm. L. Wielii. Argent. 160%. 
8. berausg. u. metr. überf. v. 3. 3. 3. Hofmann. Mainz 1826. 8. überf. 
v. Seffe. Hannov. 1830. 8. Iefus Chriſtus üb. v. Müller. Humb. 1811. 8. 
Hirtengef. u. Lieder. Bresl. 1760. 8. Eine Nachahmung u. Biderl. d. Bom- 
byces v. Patarol in |. Oper. Ven. 1743. T. UI. p. 1 4q. cf. Roacoe 
T, 111. p. 389 sq. 

5) De principlis rerum. L. II. Venet. 1540. Freft. 1631. 8. 

6) Trium fratrum Amalthaeorum, Hieronymi, Jo. Baptisise, 
Cornelii carmina. Venet. 1627. Amst. 1689. 8. u. in_d. Del. poet. It. 
T. I. p. 65. 75. 79 sq. u. Sannaz. Op: p- 325. 371. 55 aq. ©. a. 
'W. Parr Greswell, Memoirs of Ang. Politianus, Jo. Picus of Mi- 
randula, Actius Sinceras Sannezarius, Petrus Bembus, Hieron. 
Fracastorius, M. Ant. Flaminius and the Amalthei with transl. fr. 
: the poet. w. Ed. If. Manchest. 1805. 4 

7) ©. Zlögel Gerd. d. kom. Poeſ. Bd. II. p. 109 eq. Goujet Bibl. 
Fr. T. YII. p. 64 sq. VII. p. 400 sq. fitt. BI. II. p. 276. IV. p. 140. 
Peignot Dict. d. Livr. cond. au feu. T. 11. p. 18 3q. F. Plum, M. 
Pal. Stell. Til Erindring om Reform. Aarh. Odensee 1817, 4. — Zo- 
diacus vitae, de vita, studio et moribus howminum bene instituendis 
L.XII. s. I. et, a. (Venet. 1531.) 8. Bas. 1537. 8. Lugd. 1556. 1559. 
Amst. 1598. Rotterod. 1722. Basil. 1789. Lips. 1833. 16. u. oͤft. Deutich 
v. F. Schießling. Lpzg ˖ u.W.1788.4. v. J. Pracht. Münden 1803—15.1V. 8. 

8) ©. Crispa, Vita di G. Sann. Rom. 1593. 1638, 8. Roscoe, LeoX. 
TIL p. 84 II. p. 378 sq. St. Non, Voy. pitt de Naples p. 147 aq. Budit 
Bd. I. p. 56 sq. 81 sq. Actii Binceri Sann, de partu virg. L. UF, 
Neap. 1526. Ingolst. 1584. lat. et ital. ed. Casaregi. Flor. 1740. 8. 
fat. und beutfch v. J. 2. Becher. Epıg. 1826. 8. Lament. de morteChri- 
sti et piscatoria. Paris. 1527. Veuet. 1533, 8. Eleg. L. II. et_totid. 
„ epigr. ib. 1535. 8. Poemata- 1751. 8. u. in d. Delic. T. II. p. 6022q. 

Opera omn. lat. ser. Venet. 1535. 1570. 8. Dazu VIII. car. b. Mai 
Spic. Vatic. T. VIII. p- 525 sq. 

9) ©. Roscoe a..a, DO. T.III. p.445.4315q. Budit II. p. 76. 99 sq. 

(Die Tarmina des Bat. in d. Delic, poet. It. T. I. p- 972 sq.) In libr. 


Dientunf, Sateinifche, in Italien. | 43 


. br. expian. Venet. 1545. 8. Expl. et paraphr. in’libr. Psalın. 
—— —** carın. redd. Paris. 1551. Lugd. 1560. 1576. 8. 
Venet. 1564. 8. Hal. 1785. 8. Carın. L. II. Lutet. s. a. 8. u. Delic. 
T. 1. p. 984 sq. Opera c. Mar. nen. et epigr. Fani 1515. 8. Carm. 
L.. VIE. ed. Fr. M. Mancurtius. Pad. 1727. 8. M. A. J. A. et Gabr. 
Flam. carm. Pad. 1743. 8.9. Ewald Schack, Lieder n. Rlaminius. Go: 
tha 1775. 8. 


10) in db Delic. poet. It. T. II. p. 38 9. D. befte Ged. ift auf d. 
Scene Heinrichs au. von England v. Katy. v. Aragonien, ſ. a. Bu: 
die Bd. II. p. 40 sq. 62 sq. - 


11) in d. Del. poet. It. T. I. p. 682 sy. 


12) &. H.Ferri, Elog. d. B. Cast. Mant.1780.8. Budit᷑. Hl. p. 136 54. 
163 sy. ©. Se. i. d. Del. I. p. 756. 


13) ©. Valery. Curiosg. Italienn. p. 203 sy. ©. &ed. in d. Del. 1. 
p- 509 sq. Carm. L. III. Venet. 1535. 8. Opera aliq. Basil. 1544. fol. 
u. Poesie volgari e latine, Rom, 1779. 8. 


14) ©. 3. Gurlitt eb. d. A. Pal. Hamb. 1805. 4. L. Th. Kose- 
garten, Dissert. Sund. 1832. 8. p. 1—2%4. Bruch in Giefeler u. Yüde 
Theol. Zeitſchr. Elberf. 1833. I. p. 20 sq. D. Biograph. Halle 1804. IV. 
p- 405-439. Peignot a. 0. D. T. I. p 16 aq, — De animorum im- 
mortalitate L. 11I. Lugd. 1536. 8. Opera. Basil. 1540. Aınstel. 1696. 
Jen. 1728. 8. P. Bambi, P. Bembi, Jo. Sadoleti, Aon. Palearii Epist. 
ed. Grauff. Bonn. 1837. 8. Schelhorn Amoen. T. I p- 448 sq. 


15) ©. M. F. 6. Knetschke, De Ol. F. Mor. Zittav. 1808. 4. 
©. L. Nulten, de OLM. vita, scriptis, fatiset virtutibus. Freft. 1731. 
4. 1775. 8. Olymp. Mor.her tiınes, !ife and works. Lond. 1834, 12. 
Mund, Berm. hifl. Schr. Bd. I. p- 41 sq. Latina etGraeca monum. 
Basil. 1558. 8. Opera ib. 1570. 1580. 8. Auch ihr Vater Zulvius 
Peregrinus Moratus hinterließ Carmina (Venet, 1533, 8.) 


16) Hieron. Capilupi Carmina Antv. 1574. 4. Capiluporum carm. 
et centomes ex ed. J. Castalionis. Rom. 1590. 4. Laelii Cap. carm. 
in d. Del. I. p. 572. Hippoliti ib. p. 621 sq. Camilli ib. p- 663 sq. 
Selü ib. p. 666 sq. | 

17) Opera. Lugd. B. 169%. I1.xfol. 


18) ©. J. G. Eck, Laz. B. Lips. 1768, 4. Verci, Vita di L. B. 
Venez. 1776. 12. u. in d. N. Racc. d’ Op. sc. T. XXV. u. XXVIĩ. 
Morelli Bibl, mas. T. J. p. 462 sy. Gamba, Alc. Oper. MHano 
1827. p. 20 sq. Unt. f. Ged. (in d. Delic. T. 1. p- 452 nq.) ift das 


er auf daB Landleben, aber auch bie Panegyrifen find ihm gut ge= 
Re 


19) ©, Nebe im Biograph. Bb. VI. p. 439 sq. Fabroni Yit. Ital. 
T. VIII. p. 8 sq. Opera. Flor. 1717. III. fol. 1 


20) Opera poetica. Neap. 1714. IIT. 4. Piscatoria et Nautica. ib. 


1686. Halientica. ib. 1689. Bellica. 1699, Aestates Surrentinae. 1696, 
Astumai-Burrentiai. 1698. Ver Herculanum. 1704. 8. 


21) ©. Fabroni T. X. p. 68 ag. u. Elogi di ill, Ital. Pisa 1786. 
T. 1. p. 73 sq. Q. Sertaui Batirae (XIX) in Philodemum. 1096 
Colon. 1698. 8. (VIII) c. mot. et eontin. R. Anlomiand. Amstel. (Rom,) 
1708. 12. Setirae ei Opera. Lucc. 1783. IV. 8. 


44 Dichtkunſt, Lateinifche, in Deuſchland. 


22) ©. G. Ferrari in b. Racc. d’op. sc. T. XLIV. p. 257 9— 
Sylvae. Mediol. 1718 8. Puer Jesus L. IX. ib. 1699. 1718. Berol. 
1797. 8. Deutſch v. D. ©. Müller. Magdeb. 1822. 8. v. Mädhler. Bert. 
1791. 8. v. Beitelrod. Dilling. 1842. 8. 


23) &. Morelli, Bibl. Mass. T. I. p. 456 sq. Poemata. Rom. 
1524. 4. u. Del. T. ir. p. 1154 sq. Opera. Neap. 1762. 8. Imber au- 
reus tragoedia. Ven. 1529. 4. Antv. 1546. 8. 

24) Tragoediae VII, Medea, Blectra, Hippolytus, Bacchae, 
Phoenissae, Cyclops, Prometheus, Christus. Comoediae Il. Plutes, 
Naben: Odysseae L. XII. Batracomyomachia. Argonautica. Neap. 
1556. } ” 

25) Poesis dramatics. Colon. 1675—79. IV. 12. Rom. 1636. V. 
12. Poesis Iyrica, qua cont. Lyric. L. IV, et Epod. L. I. Viudob. 
1760. 12. 

26) Elegiar. moral. L. IV. s. 1. 1508. 4. De magistri et discip. 
offc. Epigr. Lib. Col. 1510. 4. u. a. in d. Delic. poet. Belg. P. 11T. 

. 665 sq. cf. Niefert, 3. M. lit. Berb., in db. Wefiph. Zeitfhr, 1825. 4. 
—8 ir. ©t. IN—XI. 

27) ©. Facetiae. Antv. 1541. 8. Lips. 1600. 1615. 12. u. öft. 
Deutih. a. a. D. 1598. 8. Frkft. 1589. 1606. 8. (f. dar. K. Hagen, 
Deutſchl. Lit. 'u. Relig. Verhältn. im Mel. Beitalt. Erlang. 1841. 8. Bö. I. 
p- 381 5q.) Web. f. Geb. f. ob. Bd. II. p. 324. nr. 8. 

28) Stultifera navis. Basil. 1497. 4, 1572. 8 u. Öft. u. mehr. einz. 
Ged. f. ob. a. a. D. nor. 7 angef. 

29) &. Allg. Lit. Anz. 1800..p. 1324 sq. Raßmann im Weftphäl. Anz. 
1810. p. 1635 sq. u. ob. a. a. DO. nr. 9. Carmin. partim in Italiae 
urbibus partim in patria contextorum L II. s. 1. et a. 4. Epigr. L. 
II. Lips. 1504. 4. Lipsica s. de laude cultuque urbis Lipsensis Sil- 
va. Lips. 1504. 1519. 4. u. b. Mencken Diss. lit. Lips. 1734. p. 177 2q. 
De prellie Lipsiensibus. s. 1. et a. 4. And. in d. Delic. poet. Germ. 
T. 1. p. 833 sq. . 

30) Erhard, W. Pirkh. u. f.Zeit, in d. Eleutheria 18%. Mb. II. E. 
Münd, B. P. Schweizerkrieg u. Ehrenhandel m. f. Feind. zu Nürnberg. 
Baſel 1826. 8. M. M. Mayer, W. 9. Aufenth. i Neuhof v. ihm f. ge= 
ſchild. Nürnb. 1828. 8 Niemeyer im Biograph Wd. IH. p. 239 ag. Er⸗ 
arb Bb. III. p. 1—60. Hagen Bd. I. p. 188 sq. — Opera coll. rec. ot 

ig. M. Goldast. Freft. 1610. fol. 

31) ©. J. Burckhard, de Ulr. de H. fatis ac meritiscomm. Wol- 
fenb. 1717—23. IH. 8. u. Anal. Hal. 1749. 8. ©. W. Panzer, Ueb. U. 
v. 9. in liter. Hinficht. Nürnberg. 1798. 8. ©. 3. Wagenfeil, U. v. 9. n. 
f. eb. f. Char. u. f. Schrift. gefchild. ebd. 1823. 8. Herder im Deutfch. 
Mereur 1776. II. p. 174 1 VII. p- 3 sq. u. Zerſtr. Blätt. Sb. V. u. 
Werke Bd. XII. p. 76 sg. Meiners Lebensbeſchr. Bd. III. p. 1 sq. Eber⸗ 
Yan Ueb. d. Huttenſch. Burgen Etedelberg u. Stolzenberg, in Ilgen 

eitfchr. f. hiſt. Theol. 1848. IV. p. 28-35. Ranke, Deutſchl. im Reform. 
Zeitalt. Th. I. p. 415 sq. Prug, Literach. Tafchenb. 1843. p. 369 nq. 
Er. A. Kraft, Kleine Schulfhr. p. 191 sq. Stodmeyer in d. Beitr. b. 
bift. Gef. zu Baſel. 1843. 8. p. 152—107. cf. p. 442-473. Grharb Bd. 
II. p. 269 aq. 8. Bogen, Zur polit. Geſch. Deutfchlande. Stuttg. 1842. 8. 
p. 165—268. 9. Buͤrk, U. v. Hutten. Dresd. u. Leipz. 1846. 8.— Opera 
q. exst. omn, coll. ed. variisqg. adnot. ill, E. J. H. Münch. Berol. 
1822—25. V. 8. Auserlef. Werke über. u. berausg. v. E. Münd. Lpzg. 
1822—23, II, 8, Ule, v. Qutten u. e. f. Beitgenofien Geb. ber. v. UL. 


Dichtkunſt, Sateinifche, in Deutfchland. 45 


Ecqreibet. Heidelb. 1810. 1824. 8: U. H. in Wedegum Loez et filium 
eyas Henningam Querelarum L. II. her., überf. u. erl. v. ©, eh. v. 
Mohnite. Greifsw. 1816. 8. Jugenddichtungen, didact. biogr. u. fatir. epi⸗ 
gramm. Inh. 3. erfl. M. vollſt. überf. u. erl., herausg. v. E Münd). 
©tuttg. 1838. 8. Mehr. Ged. in d. Delic. poet. Germ. T. II. p. 635 sq. 


32) Epistolae obscurorum virorum. Venet. (Hagen. 1515.) T. II. 
Basil. 1517.) 12. Freft. ad M. 1624. 8. Lond. 8. a. 12. 1689. 12. 
car. M. Maittaire) ib. 1710. 12. 1742. 12. Ep. obscur. vir. aliaq. 
sevi XVI. monum. rariss. her. u. erl. v. E. Mündy. Lpzg. 1827. 8. Für 
den Berfaſſer hielt Meiners 2. HI. p. 71 8q. Ulrich von Hutten, und 
Grotus nur für Theilnehmer, für den Verfaſſer des. erften Buches aber 
den Buchhdrudergehilfen zu Hagenau, Baſel u. Mainz Wolfgang Angft 
Mohnike in Erich Encytl. Bd. IV. p. 106 3q., fo daß Hutten und Gros 
tu 5 nuram zweiten thätig gewefen wären, an Reuchlin dachten noch Reif- 
fenberg Mem. s. 1. deux prem. siöcles de l’aniv. de Louvain p. 
44-54. u. Bichstaedt, De poesi culinaria. Jen. 1831-—38. 4., bages 
erflärt Srorusd wieder für den Berfafler des erften Th. das Diarium 
Folanım. T. IV. (Jen. 1712.) p. 412, während doch das ziemlich gleichs 
itige Formulare und Teutſche Khetorica s. 1. et a. 8. ebenfalls fchon 
Du £tten-biejes Verdienſt zufchreibt, [. Münch ad Hutten. Op. T. II. p. 
373 sq. u. in ſ. Mufeum. — 1. 3b. II. p. 319 sq. u. Einleit. zu d. 
Epist. p. 85—53. Melt. Eit. ſ. b. Ebert Bd. I. p. 537. nr. 6827, Eine 
darauf von DOrtuin Gratius abgefaßte Antwort find die Lamentationes 
obscurorum viroram, non prohibite per sedem Apostolicam. s. 1. 
(Colon.) 1518. 4. Colon. 1649. 12. Lugd. B. 1664. 12. f. $örftemann in 
d. Neuen Mittheil. d. Thüring. Sächſ. V. a. d. Geb. d. hiſt. Forſch. 1837. 
Bd. 111. 4. p. I sq. Bullet. da Biblioph. 1823. p 99 sq. Mohnike in 
Agens Zeitſchr. f. Hifl. Theol. 1843. III. p. 113—122, 


33) ©. Erhard. I. p Bi ng. 


34) Wichtig ift fein Lobgediht auf@ngland, feine Epigramme und feine 
metriſche Ueberſ. d. Hecuba und Iphigenia des Euripides, in ſ. Oper. T. I; 

35) E. Brucker in Schelhorn. Amoen. lit. T. VI. p. 453 sq. u. 
Schelborn. ib. T. VI. p. 478 sq. X. p. 1242 sq. ©. GC. am Ente in 
Strobels Miscell. Lit. Inh. Samml. IV. p. 3 sq. Mohnike b. Ilgen a. a: 
D. 9. U. or. 5. Joci. August. 1524. 8.Seria jocique. Argent. 15%. 
B. u. ð 


36) ©. Gedichte in d. Delic. poet. Germ. T. IV. p. 1002 a0. 


37) ©. Erhard Wh. II. p. 288 sq. Kannöv. Mag. 1763. p. 1063 aq. 
8.5 Loffius, 9. E. Hefl u. f. Zeitgen. Gotha 1797. 1877. 8. Kreysig, 
Narr. de Hel. Eob. Hesso. Misen. 1843. 8. Opera. Schwäb. Hall. 
1539. Freft. 1564. 8. Psalter. David. carm. redd. Lond. 1581. 8. Eclog. 
XVII in d. Auct. Bucol. Bas. 1546. 8. p. 610 sq. ‘Venus Triamphans 
ed. Froebel. Rudolphop. 1823. 12. A. Geb. in db. Delice T. I. p. 
1283 2q. 

38) Carmina in d. Delic. T. IV. p. 328 2q. 

39) Carm. in b. Delic. T. H. p. 1 2q. 


40) 6. am Ende in Strobel's Miscell. Samml. III. p. 107 aq. ©. 
Carm. a. a. O. T. IV. p. 997 sq. 

4) &. Neuer Deutfcher Mercur 1793. Bb. M. p. 276 sq. Allg. Mit. 
X. 1796. p- 341. N. Racc. d’Op. scient. T. XXI. p. 5—20. Opera 
poetica. s. 1. et a. (1550) 8. ed. H, Meibom. Helmst. 1614, 8. u. in 


8 


46 Dichtkunſt, Lateiniſche, in Deutfchland. 


& Delic. a.a.D. T. II. p. 638 sq. Eclogse X, in d. Auct. Bucoliel 
p- 343 sq. 

42) S. Stroebel, Leb. u. Schrift. d. &. 2. NRürmb. 1792. 8. Lefling’s 
Särift. Bd. FI. p- 214g. Strobel R. Beitr. 3. Lit. Bd. IL. 1. p. 1— 
156. Epigrammaton L. II. Viteb. 1538. 8. Epigr. L. III. s. 1. 1538. 
S& Ameorem L. IV. s. I. 1542. 8. Bucolicoram aeglogae V. Basil. 
a. a. 8. Apelogia contra decreism, quod Viteb. academ. erulgarit. 
Colon: =. I. 8. Homerus lat. carm. factus. Basil. 1549. II. 8. Anb. in 
d& Delic. a. a. 2. T. II. p. 1035 29. ‘ 


43) ©. Gen; in Hausleitners Schwãb. Ach. Bd. II. Gt. L u. KL 
Prof. Schr Zübing. 1821. I. p. 1 29. I,yser Syli. Epist. p. 128 sq. 
Drutfhe Acta Erad. T. CXX p. 845 sq. Opera epica. Argent. 1598. 
3. Opera elegisca. ib. 1601. 8. Opera scenica. ib. 1604. 8. Opera 
Best. ib. 1589. 8. Oper. poet. Parslıpem. Gerae 1607. 8. Carm.L. Ill. 

rgent. 1622. 8, 


4) ©. 5. A. Ebert, Z. Leb. u. Verdienſte. Eifenberg 1813. 8. Fr. T. 
Melodaesia s. Epulum Musarum. Lips. 1622. 8. Schediasmata poe- 
tica. Viteb. 1604. 4. 


45) ©. Hewmann. Poecile T. II. L. IH. B: 459 sq. Barmasn. ed. 
carm. Lot. T. II. p. 72-166. L. G. Mogen, De P.Lotich. Sec. Giess. 
1751. 4. Bubil Bd. III. p.208. 237 sq. Poemata. Parıs. 1551. 12. Lips. 
1561. ed. P. Burmann. Amstel. 173%. II. 4. ed. C. T. Kretschmar. 
Dresd. 1773. 8. Eleg. Deutſch v. E. ©. Kößlin. Halle 1826. 8. Opera 
omn. c. ej. vita p. J. Hagium. Lips. 1609. 8. 


46) Opera Argent. 1554. Lips. 1606. 8. Carm. Viteb. 1563. Lips. 
1589. 1597. 8. u. in b. Delic. poet. Germ. T. V. p. 9% sq. &.P. Al- 
bini Vita 6. 8. Viteb. 1588. ed. Th. Crusius. Liegn. 1724. 8. M. 
B. Heffter, Erinn. an G. Gab. Leipz. 1844. 8. M. Toͤppen, D. Gründ. 
de Univ. zu Kön. u. d. Leb. ihr. erſt. Rec. G. S. Königsb. 1844. 8. 


47) ©. Ungar. Mog- 2b. I. p. 414 sq. IV. p. 498. Icon. vet. aliq. 
ac recent. medic. philos. elegiolis suis ed. Antv. 1574. fol. Emble- 


mata. ib. 156%. 8. 


48) ©. Schlegel, Gharact. Bd. II. p. 342 sq. Carmina. Col. 1600. 
IV. 8. Op. poet. omn. Nonachi 1729. 8. Lyrica et Epodon L. Mon. 
1643. 12. Colon. 1646. 8. Sylvar. L. VII. Mon. 1643. 12. J. K. Orelli 
Anthol. Iyr. poet. lat. rec. sevi not. ill. ib. T. I. J.B. carm.sel. Tarici 
(1805) 1818. 8 Carm. sel. rec. Aug. 1829. 11.8. Wien 1824. 8. Bavaria Mus 
fen in &. I. Balde's Oden a. d. Lat. in db. Veröm. d. Urſchr. überf. v. 
3%. B. Neubig. Münd. 1823—29. II. 8. Kempt. 1830. Bd, III. 8.3.3. 
Gedichte verd., in 3. &. Herder's Terpſychore. Lübed 1795—96. Leipz. 1812. 
IN. 8. u. in f. Werl. Bd. XIV. Dden u. Epifoden v. Aigner. Augsb. 
1831. 8. Auch e. Trag. Jephthias. Amberg. 1654. 8: 


49) Monumenta Paderbornensia, Lemg. 1714. 4. 6. Budik Sp. 
III. p. 150. 167 sq. 

50) Comment. vitae et selecta (106) poemata. Chur. 1823. 4. 
Leb. Deutſch v. Lehmann. Ulm 1782. 8. 


51) Naeniae, Epigramm. etc. Heidelb. 1592. Schediasmata poe- 
tiea. Paris 1586, 8. Sched, poet. Il. ib. 1625, 8. 


52) ©. Paquot Mein. T. XVII. p. 103 aq. Virgo Batava ſ. En- 
com. A. M. Sch. a J. Catsio ed. n. vero carm. expr. a 3 Crucio. 


Dichtkunſi $ateinifche, in -Deufchland. | 47 


Deiph. 1638. 4. Sirddh Lebensbeſchr. Bd. II. p. 146 24. Weſtyhaͤl. Anz. 
1810. p- 56 sq. Deutih. Merc. 1777. Bd. IV. p. &A—88. V. p. 165— 
181. Opuscala ed. F. Spanheim. Lugd. 1648. Ed. III. Ultraj. 1652. 8. 
Evzinpıa. Alton. 1673. 11. 8. Dess. 1782. 8. 

63) 3. F. Chr. Villaticem. Lips. 1746..8. 

54) Lyricorum libell. Vratisl. 1750. Poemata. Brunsv. 1757. 4. 


55) Carım. lib. Lips. 1753. 8. Opusc. poet. Altenb. 1761. 8. Carm. 
emn. ib. 1765. 8. ©. Budik Bd, II. p. 3 sq. 


56) Gustaviados L. XII. poema ep. e Germ. expr. Lips. 1790. 
8. Phaethontis L. V e Germ. Zachar. lat. carm. expr. Lips. 1780. 8. 


57) Carm. rec. et praef. est A, C. Stockmann. Lips. 1787. 8. 

58) Diss. et carmina. Lips. 1787. 8. 

59}! Carmina quaedam. Vindob. 17%. 4. Enth. mehrere (7) dras 
mat. Stüde. 

60) Poemata. Lips. 1811. 8. 

61) Rostiorum Carm. lat. c. app. quor. Irmischii carm. ed. F. 
W. Weickert. Lips. 1812. 8. 


62) J. D. Fass, Carm. latina. Col. 1822. 8. Carm. Pars nova. 
Lättich 1830 8. 

63) Sewöhnlih gilt dafür der Erzbifhoff von Gurk Hieronymus 
Balbi aus Venedig (1465— 1535), der und auch fonft noch fehr gute Ge⸗ 
dichte und Reden binterlaffen hat (Opera poet. orat. et pol. mor. coll. 
J. de Retzer. Vindob. 1791. II. 8.), allein Andere theilen ihn db. Eraser 
mus, Ulrich von Hutten, aud, weil er auf Befehl Ludwigs XII. von 
Frankreich verfaßt, und auf der Parifer Univerfität dargeftellt worden feyn 
mag, befien Hofdichter Fauftus Andreiinus aus Borli zu. Julius, 
Dialogus viri cniuspiaın erud. etc. s. l. et a. 8. Paris. 1513, 8. u.b. 
Münch Epist. vir. obscur. p. 428—457. cf. p. 417—428, 


6%) Scenica progymnasmata. Basil. 1498. Monast. 1509. 4 Tu- 
bing. 1512. 4. oed. daae, scen. progr. et Sergius vel capitis 
eaput. Col. 1539. 8. Antv. 1544. 4. u, Öft. Enth. eine Nachahm. d. bei. 
Fran; Poſſe Pathelin. 

65) Pammachius. Prag. Viteb. 1538. Trag. novaMercator s. ju- 
diciam. s. 1. 1540. 8. Incendia s. Pyrgopolinices trag. Viteb. 1541. 
8. (beide gegen die Papiften) Hieremias, Trag. nova. Basil. 1551. 8. 
Jedas Iscarıiotes, Trag. Adj. s. II. Soph. trag. Ajax flagellifer et 
Philoctetes ab eod. auct. carm. vers. s. l. et a. (Antv. 1552.) 8. 
Hamanus, Trag. Lips. 1543. 8. 


66) Trag. nova q. inser. Pedonethia. Aug. Vind. 1543. 8. Ophi- 
letes, drama comicotrag. Ingolst. 1549. 8 Abel justus, ib. 1559. 4. 
Cyrus major. s. 1. et a. (Aug. 1547.) 8. Infanticidium. It. Parabola 

risti de decem Yirginibus in drama com. trag. red. Antv.1556. 8. 


. 7) Ectrachelistis s. Joann. decollatus. Colon. 1546. 8. Volupta- 
tis ac virtatis pugna. Com. trag. ib. 1546. 8. Tentatus Abrahamus. 
Trem. 1551. 8. Monomachia Davidis et Goliae. Tragicom. Antv. 
1551. 8, Eupbemus s. felicitatus Jacob: Item Ovis perdita par. ev. 
com. descr. ib. 1553. 8. 


68) Stadentes, com. de vita stadiosorum. Freft. 1500. 8. Col. 
1557. 159. 8. 


48 Dichtkunſt, Lateinifche, in den Mieberlanden. 


69) Op. poet. N. Fr. pars scenica, in qua sumt Com. quinque 
Rebecca, Susanna, Hildegardis, Julius redivivus Priscianus vapu- 
lans. Tragvediae duse. Venus. Dido. Argent. 1585. 8 . 1589 8. 
(hier ifl e. n. Com. Helvetio-Germani) Viteb. 1636. ieꝰ 


70) Ludi theatr. sacri s. Op. posth. R. J. Bid. Mon. 1666. II. 8. 


71) P. Sim. Rettenp. Sel. dram. div. temp. conscr. et in scena 
rec. Salisb. 1683. 


72) Tragoediae Indis aufumn. dat. aufh. P. A. Claus. Wirceb. 
1753. 8. Exerc. theatr. a soc. Jesu mag. inf. class. dir. R. A. Cl. 
Aug. Vind: 1755. II. 8. 


73) Affectus humani — argum. quinque meditationum q. con- 
greg. lat. maj. RB. V. Mariae matris prop. ab angelo salut. temp. 
quadrages. exhib. Monachiü a. 1758. Mon. 175864. 4, Foͤrmliche 

pfterien im Sefhm. d. 15ten Ihdts. Ueb. f. —X Manier ſ. L. Zeuerbach, 
Saͤmmtl. W. Bd. I. p. 183 a40. 


74) Tragoediae. Norimb. 1764. 8. 


75) Theatr. polit. s. Tragoed. ad commend. virt. et yitior. de- 
test. ol. Jud. autumn. nunc typ. dat. a Fr. Neumayr. 8. J. Aug. 
Vind. et Ingolst. 1760. 4 


76) Janua portatrix com. 1. Tubing. 1625. 8. Ludovicus bigamus. 
Com. nova. Tubing. 1625. 


$. 549. 


Auch bei den Niederländern!) fehlt es glei zu An⸗ 
fange diefer Periode niht an guten Lateinifhen Diäten. An 
ihrer Spige ſteht Karld V. Seheimfecretär Remaclus (Fuſch) de 
Slorennes?), als Lyriker berühmt, mehr no aber Johan⸗ 
ned Secundus’), (Ian Nicolai Everard) aus dem Haag 
(geb. 1511, gel. 1536), berücdtigt durch feine lasciven Küſſe. 
Richt übel find die Arbeiten des Peter Nannius (NRanningh*) 
aus Alfmar (1500— 1557) Profeffors zu Löwen, des gelehr- 
ten Eritifer6 Janus Doufa (van der Does)*) aus Rorwic 
(1545 —1604), des erfin Curators der Univerſitaͤt Leiden, 
und des befannten Sammlers der lateiniſchen Grammatiter, 
Elins Putfhtus‘) (van Yurfhen) aus Antwerpen (1580 
—1606); leider zu geziert und gefünftelt find die theilweiſe 
erotifhen Gedichte des Dominikus Baude’) aus Ryffel 
‚(1561 — 1613). Indeſſen blüht das goldene Zeitalter - der 
Hollaͤndiſchen Neulateiniſchen Poefle erſt im 17ten Jahrhundert, 
zwar nicht gerade mit Juſtus Rydius®) (+ 1627) und 
Eurteus Puteanus aus Benloo (1574—1646)°) und 


Lateiniſche Poeſie. (Drama) Niederlande, 40 


Karl-Bartäus!‘). (vun Barle) aus Antwerpen (1584— 
1648), deſſen Schilderung der Liebesogeſchichte Eginhards und 
Enmas fan kindiſch ſpielend if, allein man leſe nur die Eile 
seen - des Zefuiien Eiprontus Hofdius') (oder voÄn. 
Die (1596— 1653), die Ücherfegungen Geiechiſcher Dichter 
ig Butelnifte Berfe, die wir von dem großen Hugo Grotius®) 
noch übrig haben, oder die Heineren Micellangedichte ded fleis 
Figen Geſchichtoforſchers Johann Ifaaf Bontanus') aus 
Helfingör, Profeſſors zu Harderwyf (1571—1640) und des 
gelehrten Kritifers Daniel Heinfe'* aus Gent (1582 — 
1655), Profeſſors zu Leiden, oder des nicht weniger berühmter 
Janus van Broufhuyzen’) aus Amſterdam (1649 — 
1707), und befonderö des Jeſuiten Jacob Wall (Duval) aus 
Eourtray (geb. 1599, gef. um 1680) heroiſche und lyriſche 
Gedichte, mit de fi feiner‘ feiner Zeitgenofien mefien kann "9, 
und man. wird nichts dagegen einwenden fönnen, wenn 
ſich Lie Holländer für die befien Nachahmer des claſſiſchen Geiſtes 
ausgeben. Ja fie haben fogar einen trefflichen Lateiniſchen Steg⸗ 
reifdichter an dem wißigen Cyniler Beter Johannides Be: 
roniciu6") aus Brabant (+ nah 1677 im Gecland), dem 
beim Holzfpatten, Scheerenſchleifen und anderen niederen Be 
feäftigungen die Verſe wie von felbf kamen. Allein auch in 
- der neueren Zeit haben fie nicht nachgelaflen, denn wer fennt 
nicht die treffliken Verſe des großen Peter Burmann!®), 
bes Berhard Hooft!) aus Amſterdam (1750— 1768), des 


Lorenz van Santen”) (1764— 98), des Hieronymus - 


van Boih (1740 — 181172), des Hermann Bosfha”) 
(geb. 1755, + 1819), mit defien anmuthinen Elegieen nur die 
des Richäus van DOmmeren?) wetteifern. — ber auf 
tm Lateinifhen Drama find die Holländer nicht zurüdgeblicben, 
fondern haben mancherlei Trefflihes geleiſte. An der Spige 
Recht die berühmte Comödie des Haager Rectors Wilhelm 
Gnaphaäus?) (eigentlih Bolder oder Le Zoullon, daher 
Sullonius, + 1568), welde wie feine Hypocrisis und Moroso- 
opkus zu theatralifhen Borftellungen in der Schule beflimmt 
war, Andere Arbeiten diefer Art verfaßten Corn. Erocu6?°), Jeſuit 
(+ 1550) aus Amſterdam (Jusephus), Georg Langeveld per 
Größe, Handpug D. Litsrärgeigiäte. III. 4 


80 Lateiniſche Poefie. Niederlande. 


Macropediu 6%) (+ 1558), deſſen Heeastus befannti auch & 
Deutſche übergegangen il, Cornelius Shonäus au6 Soud 
Rector zu Harlem”), Gabriel Janfen?), Shutrector zu Aloſt, d 
unter Anderm die Shwänfe des befanntn Hofnarım Karle ED 
Btusquet bramatifirt hat, u. A. Weit höher fichen bie rag 
dien des fen oft genannten Daniel Heinfe”), deren ei 
(Prineeps Auriacus) er unter dem Namen Caspar Casparis 
frieb, und unter denen der Bethlehemiſche Kindermord nur vo 
dem verbannten Adam und feidenden Ehrifus des Hugo Gro 
tie”) übertroffen wird, wie ıhan denn auch die Tragödien be 
Kaniglichen Hiſtotiographen und Profeflore zu Löwen (+ 1649) R 
colaud Bernuläus*!) ihres Lateins wegen mit Recht lob! 
Uebrigens haben aub mehrere niederlaͤndiſche Jeſuiten AH au 
Diefemm Felde verfucht, fo der Mater Michael Hoyer”) 4 
Antwerpen, den befanntlib (Camma, Theodora) Thomas Cor 
weile oft ganz ſclaviſch nachgeahmt hat, fowie Jacob Maſe 
niu 6°”), allein fie ſprechen bierin von den zweideutigfien Dinger 
auf die allerungezwungenſte Welfe, und gar nicht, wie es fü 
für Eeminariften oder angehende Priefter ztemt, fo daß ihmen 
bier nur das faſt unglaublihe Etüd -Bastum Sodomise bei 
Cornelius a Marca den Breis fireitig mat”). 


1) ©. Hofmann - Peerlkamp, Liber de vita, doctrina et facaltate 
KRederlanldorum, qui carmina latina composuerunt. Ed. Il. em. et 
auct. Harl. 1839. 8. " 


2) Epigramm. L. II. 1507. 4. Amor. L. I. Paris 1513. 4. Re- 
macli Arduenne florenatis Pelaınedes. Paris. 8. a. 4. 


3) Basia. 1539. 4. uw. öft. ed. P. Friebel. Rudolphop. 1819. 16. 
lat. u. deutſch v. Fr. Paffow. Leipz. 1207. 8. Carm. in b. Del. poet, 
Belg. IV. p. 148 sq. Opera. Ultra). 1541. 8. cur. P. Scriverio. Lugd. 
B. 1629. 1631. 1651. 12. cura P. Bosscha. ib. 1821. 11. 8. G. Bubft 
®d. I. p. 238 sq. 261 sq. Chardon, Melang. T. UI. p. 366. 


4) &. Paqnot Mein. T. XIV. p. 53 sq. ©. Ueb. v. 15 Palmen, 
b. J. Latomi Psalm. Antv. 1558. 1572. 8. 


5) S. Paquot T. XVI. p. 205 sq. Budik 3b. ITI. p. 126. 141 sg. 
Poemata el. Raba«. Rotierod. 1704. 8. u. in d. Delic. poet. Belg. 
T. U. p. 44 sq. 

6) ©. C. Rittershus, Vita El. P. Hamb. 1608. 4. Leben. ebd. 1726, 
8. Paquot. T. IX. p. 1 sq. ©. lat. Eleg. ſchrieb er als Amandus 
Rafarius in d. Delic. Poet. Beig T. Il. p. 341 ng. 


7) &. Paquot T. VIII. 9.391 5q. Poemata. Amstel. 1640. Amores 
ed, 2 Scriver. ib. 1658. 12. And. in d. Delic. poet. Belg, T.1. 
p. aq. 


Lateiniſche Poeſie. Niederlande. 51 
* 9 5 Paquot T. III. p. 188 sq. ©. Carm. in d, Del. poet. Beig. 


. sq. 
| b) ©. Ps ot. T. XIU. p. 373 sq. ©. Geb. in d. Delic. poet, Belg. 
T.Dl. p. 855 5 . post. Belg 


q 
10) Poemata. Ed. IV. Amst. 1645. II. 12. Virgo amdrophoros. 
Rudolphop. 1821. 12. . in 

11) Blegiar. L. VI. Lugd. 1638. 12. 

12) Poemata. Lugd. 1598. 1617. 8. Poemata sacra. Dordr. 179. 
R And. ia d. Delic. T. IH. p. 523 sq. Am beft. gelung. f. ſ. Ueberf. %. 
ad. Griech. Anthol. enth. ——* u. ein. Stüde des Euripides ſ. Bu: 
Bd. II. p. 312 2q. 363 sq. 
413) Poemata. Amst. 1634. 12. 

14) Poemata. Ed. nova. Lugd. 1621. 8. Amstel. 1649. 12. u. in 
b. Delic. T. II. p. 895 sg. Auch fein Sohn Nicolaus, ein trefflidher 
Crititer der Römifchen Dichter, wird zugleih als talentvoller Rachahmer 
Melden betzachtet (Elegier. Lib. Parıs 1646. 4. Poemata. Lugd. 1653. 
ämstel. 1666. 8.) 


15) Poemata. Ultraj. 1648. 12. L. XYI. cura D. Hoogstratani. 
Amst. 1711. 4 

16) Carmina. Auntv. 1656. 8. 1657. 1669. 12. 

17) Seorgarchontumachia. Amstel. 1673. 12. Poemata c. vers, 
op. P. Rabi. b. 1692. 1716. 8. Mediol. 1766. 8. 

s8) Poemata. ed. P. Burmann. H. Amst. 1746. 4. 

19) Poewnata. ed. H. de Bosch. Amst. 1770. 8. 


20) Poemata ed. et de vita, mor, et script. praef. est Hoeufft. 
üngd. B. 1801. 8. 


21) Carmina ed. H. Bosch. Ast. 1803. 4. ſ. Lennep, Mem, I. 
de B. ib. 1817. 8. 

22) Poemata. Daventr. 1820. 8. 

23) Carm. et orationes ed. Siegenbeck. Amstel. 1827. 8. 


24) Acolastus, De filio prodigo com. Aniv. 1529. 8. Lutet. 1530. 
Basil. 1534. Paris. 1554. Antv. 1555. 8. Hypocrisis. Basil. 1544. No- 


nib. 1587. 8. Morosophus de vera et personata sapientia. Gedani 
Dt. Norib. 1599, 8. 


25) Comoedia zacra cui titulus Joseph. Antv. 1546. Colon. 1537. 
Paris, 1546. 8. u. öft. ⸗ 


26) Omnes G. Macrop. fabalae comicae denuo recogn. Ultraj. 
33. 8. Hecastus fabula. Colon. 1639. 8. 


27) Terentius Christianas s. Comoed. sacrae sex Terent. stylo 
Osser.: Tobaeus, Nehemias, Saulas, Naaman, Josephus, Juditha. 
Pr accedunt Pseudostratiotae fabula prosa et ludicra. Harl. 


8. Amst. 1629—39. 1646. IT. 8. (eh. 1860mBb.) Rd. N. Paris. 
1779. 8. (abge, enth. aur 4 ©t.) 


. 8) Tragieo-Comoediae sacrae quinque ac tres fabellae c. alig- 
ePigramm. Gand. 1600. 4. 


29) Princeps Auriacus s. libertas defensa auct. Casp. Caspario. 
—X 4. Lugd. B. 1602. 4. Herodes infanticidia. ib. 1632. 8. 
. 8 


%) Haug. Grot. sacra in quibus Adamus exul. trag. Hag. Com, 
1691. 4, Trag. Christus patiens. Lngd. B. 1608. 8. Trag. ej. Chr. 
MS. et sirri argem. alle. Amst. 1635. 4. F 

4 


52 Leteiniſche Poeſie. Frankreich. 
31) Trogeedine decem n. pr. sim. ed. Lovan. 1631. 8. Rd. IL 
iD. 1656. 1178. (th. 1s et) Tr 


37?) M Hoyeri Augustiniani tragoediae aliagne poemata. Antv. 
4641. 2 Thesiram castitatis s. Buasanna et Comma' Trag. aliagee 
yoemata. Tornaci 1631. 8. 


33) Palsestra eloquentiae ligstae Dramatica quae comp). poesin 
eomicam, Iragicam, cemico-iragicam, pracceptis et histor. rar. c. 
exempi. sing.: poem. ill. aut. R. P. J. Masemio. Cel. Agripp. 1057. 
32. (enth. 7 ©.) f. a. St. M. Girardin, Rerue de Paris 1829. 


36) Bustum Sodemiae Trag. sacra. Gand. 1615. 8. 


$. 550. " 


Bir wenden uns nun nah Frankre ſich, wo die Reu- 
lateiniſde Pocſie im erſten Jahrhundert diefer Periode fi nicht 
blos auf einige Epigramme beichränft, wie man behauptet Kat, 
aber eigentlich doch erſt im 17ten Sahrhundert zu blühen ams 
fängt. Tie ältefien franzöſiſchen Dichter in Lateinifcher Sprache 
And theilweiſe Epigrammatiftien, wie 3. B. Claude Roillet 
. (1556), der aber niht wenig fdlüpfrig iR"), allein es finden 
ſich auch Miecellandibter, wie 5. B. Bermanus Bririus 
(Brie) aus Aurare (+ 1538)? Ein recht gutes Gericht auf 
die Weiber, als Wurzel aller Uebel, machte Janus Oli⸗ 
varius?), dagegen hat der. unglüdlihe Etienne Dolet wit 
“ feinem Epos auf Franz 1. wenig Gluͤck gemakt*), wie denn 
aud) der berühmte Kanzler Michel de L' Hospital (+ 1573)°) 
gear den Horaz in feinen Sermones nadgeahmt, aber eben wur 
im Aeußeren erreitt bat, da er viel zu nüdtern ifl, fo daß eher ber 
Ruhm, ein zweiter Pindar und Horaz in feinen Oden geweſen zu feyn, 
dem fruchtbaren, unten nob zu erwähnenden Franzoͤſfiſchen Ras 
tionaldihter Jean Dorat‘) (Auratus) gebühren wird, deflen 
Griechiſche und Lateiniſche Gedichte fü 50000 Berfe enthalten 
haben folen. Ba von den Arbeiten des Theodor de Beza 
nachher die Rede feyn wird, fo ermwühne ich nur noch, daß. auch 
Der berühmte Marc Antoine de Murer’) (Muretus) Epi⸗ 
gramme und Elegieen hinterlaſſen hat, die man denen des Ca⸗ 
tull und Tibull an die Seite gelegt hat, während feine Hymnen 
allzufrei find, obfton auch bier die Compoſition nidt weniger 
elnfüiih IR als dort. Un Reinheit der Sprache flieht Ihm der 
berühmte Juri Franz Hotoman’) nidt nah, wie au 


Lateiniſche Pocfe Granfeeiß, 53 


Henri Etienne?) (Stephanus), während die Didiungen des . 
Julius Gäfar Scaliger'?) (de Eocale, de Burden oder 
ve la Scala, 1484— 1558) und feines Sohnes Joſeph Ins 
Aus’) (1540 — 1609) durdy ihre Härten und ihre Steifheit leider 
fine Mufter für andere Dichter, die fle fo ſcharf eritifirten, ſeyn 
lennten, was übrigens der jüngere (Scaligerana p. 213) felbft 
eingeſteht. Im 17ten Jahrhundert treten nun mehrere Dichter 
auf, die aber faft alle in das Gebiet des Lehrgedichts gehören, 
ſo Claude Quillet“) aus Ehinon (geb. 1602—7, gef. 
1661), der wegen feines fonderbaren Gedichts von der Kunfl, 
keöne Kinder zu zeugen, ein zweifelhuftes Aufſehen gemacht bat, 
obgleih ihm glüdlih gelungene Nachahmung ded Lucreg nicht 
abgefproken werben kann. Auch Earl Alphons du Fres⸗ 
ney”) aus Paris (1614— 65) hat fih in einem Lehrgedicht 
vefuht, worin cr mis großer Kennerſchaft eine Apologie der 
Malerei liefert, ohne durch allzu große Trodenheit läflig zu wers 
den. Auch der gelehrte Theoretiker Huſet!) hat feinm gutem 
Geſchmack in einigen Gedichten bewieſen, wird aber von dem 
Wpetifer und Jeſuiten Rene Rapin", aus Tours (1621 — 
87) inſoweit übertroffen, als diefer durch feine eigenen Arbeiten 
gezeigt hat, wie er nicht blos bei den Alten geſchmackvolle Kris 
HE bewiefen, fondern fich ihre Gorrectheit felbft zu eigen gemadt 
md durch fie fein poetiſches Talent erfi auszubilden verſtanden 
bet, wenn man auch Ungeſchicktheiten, wie 3. B. Chriftus mit 
in unter den heidniſchen Göttern aufgeführt zu finden, rügen 
mus. Ein anderer Jefuit, Jaques VBaniere'‘) aus Cauſſes 
(1664— 1739), bat in Naturſchilderungen (Praedium Bustl«. 
em) viel Geſchick bewichen, wenn er auch feinem oben genann- . 
im Nebenbuhler in diefem Bade, den Gianetaſio aus Neapel, - 
bei weitem nachſteht, und eben nur fo mit Birgil, feinem Mur 
ſer, verglichen werden Tann, ala überhaupt ein moderner Dis 
tr mit einem Claſſiker zu vergleichen if. Eine befonderd ehren⸗ 
werthe Erwähnung verdient noch der Kardinal Melchtor de 
Bolignac!”) aus Puy en Belay (1661 — 1741), deſſen 
Anti-Lucretius in jeder Beziehung ausgezeichnet zu nennen 
in. Auch Jean de Santeul'd) (1630-97), Eanonicus von Et, 
Bistor, hat in feiner Zugend durch feine Scifenblafe, in feinem 





Lateiniſche Poeſie. Drama. Frankreich. 


Wer durch feine Hymnen ſich einen großen Ramen erworben, 
weidden die ähntliten Arbeiten der Sefulten, Sean Eommitre'? 
(1625— 1702), vefien Fabeln dagegen mieter reckt gelungen 
ar, und Charles de la Rue’) (1642— 1725), der aber 
ed Kanzelredner berühmter ward, obgleih er als Epifer und 
Drematifer zugleich auftrat, nicht erlangen konnten. Behr ale 
ißcehanditter erfbeint Jean Antoine du Gerceau?') 
(1670— 1730), der aber auch In der Vulgaͤrſprache recht nied⸗ 
tee Sadıen fir die Schulbühne dichtete, wogegen der Weber. 
ſeder des Horaz Noel Etienne Sanabon”) aus Rouen, 
wie Gerceau. den Sefutten angehörig (1676—1733), In feinem 
ſterbenden Ricanor nur durch allzugeringe Bhantafle Hinter feis 
nem Muſter, dem Birgit, zurüdbleibt, während er ihn an- Ein- 
fachheit, Anmuth, Beinheit und ſcheinbarer Raclaͤſſigkeit des 
Ausdrucks unbedingt ausgezeichnet copirt hat. Noch find ale 


die ketzten Pfeiler der neulateiniſchen Poeſte, die nah der Res 


volution faſt ganz in Vergeſſenheit gerieth, oder doch zu bloßen 
Schulübungen herabfanf, zu nennen der Rector zu Beaucaire 
Charles Eoffin (1676—1749)*), deffen für das Rarifer 


Brevier gedichteten Hynnen zwar an Erhabenhelt und Gluth 


der Bhantafte denen Santeul's nachſtehen, Re aber an Einfach⸗ 
heit und Reinheit der Latinität übertreffen, wogegen feine Ode 
auf den Champagner das ganze Feuer dieſes edlen Getränfe 
bat; Ftanz Joſeph Desbillons?y aus Chateauneuf 
(1711—-89), ein Jeſuit, deſſen XV Bücher Aeſopiſcher Fabeln 
nur in der Sprache von denen La Fontaines verſchieden find, 
und endli der Jeſuit Franz Maria de Marfy?) (1714 
—69) aus Paris, der in feinem Templum Tragoediae al® 
wahre dramatifhe Dichter nur Sophocles, Euripides, Ecipio 
Maffel, Corneille und Racine anerfennen will, aber dur fein 
von Lemierre (Peinture) 1769 nachgeahmtes Gedicht auf die 
Malerei ſich noch mehr als anmuthigen Verskuͤnftler, bilderreis 
den und lebendigen Dibactifer gezeigt hat. Was die dramatiſche 
Poefie in Lateinifher Sprache angeht, fo iR darauf aufınerffam 
zu machen, daß zu Anfange diefer Periode in den Schuten dra⸗ 
matiſch behandelte Sprüchwörter aufgeführt zu werden - pflegten, 
wie 3. 3. 1610 das Terra ct homo benannte Gtüd des 


= 


x 


8 


Lateiniſche Poefſie. Frankreich. Spanien. Portugal. 35 


Jean Raviſtus Tertor? aus Nivernois: ziemlich 4leick⸗ 
zeitig waren ſatiriſche Stüde, wie z.B. des Theodor Beza”) 
ver auch fon als Süngling noch eine Menge lateiniiher Ge⸗ 
vichte, vie fit jedoch mit Wusnahme feiner Lleberfeßungen ber 
Palmen und des hohen Liedes, nur durch häufige Salliciemm 
und Zweideuntigkeiten auszeichnen, verfaßt bat, Comödie vom 
kanten Papft, die aber wie die meiften anderen von den Gen⸗ 
fer Calviniſten gegen die Catholiken geftleuderten Pamphleis 
zugleich auch Franzöſiſch erſchien; dann famen die von den 
Jeſfniten zur Aufführunqg in ihren Seminaren beſtimmten Etüde, 
ganz in derſelben Manier, wie die oben angeführten Deutſchen 
und Riederländifben, 3. 8. von Johann Surius), Mars 
tin du Eygne”d), Louis Franz Obert), Franz 
Roel’!) x. und nur die Trauerfpiele (in Berfen) und Luſt⸗ 
fpiele (45) des Jeſuiten Charles Borec*), aus Vendes 
1675— 1741) erheben fih durch ihre Lebempigfeit und ihren 
GSedankenreichthum über dad Gewoͤhnliche, fo- daß fogar Voltaire 
m Achtung von ihnen ſpricht. 

Was tie anderm Staaten ded Südens anlangt, fo haben 
wir zwar in Spanien mehrere Lateinijhe Dichter nachzuweiſen, 
aber von Eleganz und wirflidem Talent zeugen nur die hierher, 
gehörigen Arbeiten des unten zu nennenden Thomas Yriartet), . 
wegen Portugal eine große Anzahl von Lateiniſchen Dich⸗ 
tern hervorgebracht hat, die nennenswerth find. Wir bezeichnen nur 
von Jefuiten Andreas Nefende”*) aus Evora (1493 — 1573), 
deſſen Cpos auf den heiligen Vincenz von guter Nahahmung 
des Lucan zeugt, den Adille EfRaso”) (Abilles Statue), 
defien Sylvae die feines römiſchen Namendvetterd übertroffen, 
den Ueberſetzet des Hiob Mello de Eouza”) (+ 1575), 
das Epos des Francisco Barcellod (+.1570) vom 
Triumphe des Kreuzes und das Lehrgedicht des Lobo GSers 
ram’) (+ 1578) vom Alter, die Ueberſetzung der Luflade des 
Thomas de Faria*k) (+ 1628), befonders aber das audges 
wiänete Epos des Payva d'Andrade (1576—1660) von 
der Belagerung von Chaul, das bei derſelben Localität wie die 
Lafiade dieſer an Reichthum der Phantaſie, maleriſcher Darſtel⸗ 
lung der Scenerie, Harmonie des Vere baues, geſchickter Anords 


56 lateiniſche Poeſie. Frankreich. 


nung und Vinkleidung der wohl augebrachten Epiſoden fehr 
nahe kommt”), fo wie die durch den Geſchmack der Nation 
beroorgerufenen Außer gelungenen Eclogen des Henricus 
Cayado“), der leider fhon um 1508 zu Rom an übermäßigem 
Trinten farb, Was das Drama in Latelnifer Sprache in dies 
fen Ländern anlangt, fo haben aud hier die Jeſuiten für ihre 
Seminare Stüde geſchrieben, wir führen bier nur die für Die 
Aufführung in der Koͤniglichen Schule zu Coimbra befimmten 
6 Stüde des Ludovicus Erucius*) aus Liffabon an, 
unter denen ſich aud eine Art Scäferiplel (Polychronius) . 
vorfindet. 
.„ 21) Poemata varia. Paris. 1556. 12. f. a. Delic. poet. Gall. T.DII, 
p- 253 3q. 
.2) Carmine, Paris. 1519. 4. u. in db. Delic. poet. Gall. T. 1. 
p- 720 2q. 
3) Pandora. Paris. 1542. 8. 
4) &. Nee de la Rochelle, Vie d' Et. Dolet. Paris. 1779. 8. 
Proc&s d’Et. D. publ. p. Taillandier. Paris. 1836. 12. — Carmina. 


Lugd. 1538. 4. Genethliacon Dol. filii lib. vit. comm. ut. ib. 1539. 
4. Fr. Vallesii Gall. reg. facta. ib. 1539. 4. ſ. a. Del. T.I. p. 863g. 


: 5) Sermones. Paris. 1585. fol. Carmina. Amstel. 1732. 8. u. in d. 
Del. poet. Gall. T. II. p. 1 sq. 


6) Poematia. Lut. Paris. 1586. 8. u. hint. Buchan. Carm. p. 120 
« (ed. Bas.) u. Del. Poet. Gall. T. I. p. 264 sq. f. a. Bub Wo. 
J P. 290. 305 sg. 


7) Juvenilia. Paris. 1553. 8. Bardi Pomeran. 15%. 8. Hywni 
in B. Virg. Mar. c. paraphr. alt. et par. Fr. Morelli gr. lat. Paris. 
1621. 4. u. Del. T. II. p. 721 sq. 


8) in f. Opera. s. 1. 1549. 1600. II. fol. 


9) Parodiae morales in poet. vet. sentent. Paris. 1575. 12. Artie 
$ypogr. queriımonia de illiteratis quibd. typographis. ib. 1569. 4. 
nd. in d. Delic. T. III. p. 837 2q. 


P Poemata omnia. Sophoclis Ajax — transl. Heidelb. 1600. 8. 
162 8. 


11) Poemata, ex mus. Scriverii. Lugd. B. 1615. 12. u. Del. 
T. 111, p. 501 sq. 


12) ©. Meufel, Hift. litt. flat. Mag. 32.1. p. 161 sq. Calvidii Leti 
Callipaedia s. de pulchrae prolis habendae ratione. Lugd. B. 1655. 
4. Paris. 1656. 8. c. Scaevae Sammarthani Pedotrophia s. de pue- 
roram educatione poem. Lond- 1708. 8. Lat. et Gall. Paris. 1749. 
1774. 8. c. nit. lect. var. add. ed. L. Choulant. Lips. 1836. 12. 


13) De arte graphica. Paris. 1657. 12. c. vers. Ital. Roma 1775. 
8. Dulresuoy et Marsy De pictura carm. iter. ed. Ch. A. Klotz. 
Lips. 1770. 0, - 


Sateinifche. Pocfe, Frankrelch 87 


14) P. D.Hyetii Carm. Lat. et Graeca. Ultraj. 1694. 8. Pogm.et 
not. in Authol. ib. 1700. 8. Recht gel. f. 3. 8. f. Ged. auf das Galz, 
u f. Reife nach Schweden 


15) Eclogae sacrae. Paris. 1659. 4. Hortorum L. IV. et Cultura 
Hortensis.. ib. 1665. 4. Lugd. 1668. 12. Ultraj. 1672. 8. ed. Brotier. 
Paris. 1780. 12. Christus patiens. Carm. her. ed. Maittaire. Lond. . 
1713. 12. Carmina. Paris. 1723. Ill. 12. 


16) Colambae et vites. Paris. 1696. 8. Praedium rusticam. To- 

Ios 1730. Amst. 1731. 12. c. vita auct. cura Cspperonuerii. Paris. 

1746. 8. 1774. 8. 1786. 12. Argent. 1756. 8. Basil. 1781. 8. m..d. Leb. 

d. Dit. v. Andres. Wärzb. 1788. II. 8. Carın. univ. sel. Herbip.. 

nl. 8. Opusc. Norimb. 1762. Monach. 1776. 8. Diction. poet. Pa- 
. 1710. “ 


17) S. Chr. Fauchet hist. du card. de Pol, Paris. 1777. 11. 12. 
— Antilscretins s. de Deo L. IX. ed. C. d’Orl. de Rothelin. Paris. 
1747. U. 8. Lips, 1738. 8. Lond. 1748. II. 8. ' 


18) Opera poetica Santolii. Paris. 1695. Amstel. 1696, 8. Paris.‘ 
1728. II. 12. Hymei.sacri. ib. 1698. 12. 


19) Joa. Comm. Carmina. Paris. 1678. 8. 1681. 12. 1693. 1714. 8. 
Opera posthuma ed. J. B. du Halde. ib. 1704. II. 8. 


. 2%) Carmina. Paris. 1680. 4. Idylliia. Rothomagi 1669. 12. Pa- 
ns. 1672. 12. 

21) Carmina selecta patr. soc. Jesu. Paris. 1705. 8. 

22) Carmina. Paris. 1721. 8. 

23) in f. Oeuvres, Paris. 1755. 12. T. II. 


24) Fabal. Aesop. L. Y. Glasg. 1754. 8. L. X. Paris. 1739. 8. 
L XV. Manh. 1768—9?. IH. 8. ib. 1808. II. 8. Lat. u. Deutſch vd. 
Jabres. Würzb. 1789. IT. 8. 


25) De pictura. Paris. 1736. 8. 


‚%) ©. Chasles in db. Revue de Paris. 1842. ur. 9, — Dialegi 
aliquot festinissimi stud. jav. impr. utiles. s. 1. 1609. 8. 


27) Comoedia de Papa aegrotante. Genev. 1584, 16. Kranz. als 
Comtdie du Pape malade F Thrasibule Phenice. s. 1. eta. (Genöve 
156%.) 16. Paris. 1591. 8. Tragedie du Timothde Chrestien, loquel 
a este brul& iniquement par le commandement du Pape: pour ce 
geil soustenoit l’Evangile de Jesus Christ. Lyon. 1563. 8. Tragedie 

ise da sacrifice d’Abraham. ib. s. a. 12. Gentve 1550. 8. 
Rouen 1670. 12. u. öft. u. in d. Poemata ed, 1548. p. 185 sq. — Poe- 
Mmata. Lutet. 1548. 8 Poemata juvenilia s. l. et a. 16. Paris 1569. 
8. 1576. 8. Geuer. 1597. 4. 1509. 16. Paris. 1569. 8. 1576. 8. Gener. 
1597. 4. 1599. 16. &. a. Podsies inedites de Cl Marot, de Cath. de 
Medicis et de Th. de Böze p. Chavaunes. Lausanne 1844. 8. 


28) Moratae poeseos Vol. I. et II. Atreb. Regiac. 1617. II. 8. 


‚ %) Comoediae XII. Phrasi cum Piautina tum Terentiana con- 
Gan, Leod, 1679. II. 12. > 


%) Ludus poeticae veridicus s. dissertationes drem, piae juxte 
ıc lepidae. Insulis 1683. 8. 


— 


58 £ateinifje Poefle. England. 


31) Opuscula poetica in TV partes distr. Feet. 1717. 8. 
32) C. Porde irag. ed. op. O. Cl. Griflet. Latet. Paris. 1745. 12 
u. Fabulae dramaticae. ib. 1749. 12. 


33) &. Murr, Journ. 3. Kunſtgeſch. Bd. X. p. 197 4q. Bub Br. 
P+ 21& 225 ng. @. lat. ch. in |. Obras sueltas. Madr, 1774. II. 8. 


34) Carmina. Olyssip. 1545. 4. Poemata, epist. her. et oratio- 
nes: Cel. 1613 8: 


35) Sylvae sliquot, una cum duobus hymnis Callfimachi eod. 
oarm. gen. redd., in d. Corp. illustr. poet. Lasitan. qui Ist. scrips. 
ed. A. dos Reys. Lisb. 1745. VIH. 4. 


36) In libram Job paraphr. poelica; acc. de reparat. humane 
L. VIII. necnon de miseria hominis L. Il. Lugd. 1615. 8. 


37) beide a. a. O. in b. Corp. ill. poet. Lmsit. 


38) Lusiadum L. X. c. Th. de F. episcopo Targensi im lat. 
carıa. interpr, Olisipom. 1622, 8. 

39) Chauleidos L. II. Caniter wmemor. Chautensis urbis pre- 
puguatie. Olisip, 1628. 4. 

40) S. Ged. in d. Corp. a. a. D. T. FE. of. Bull 3b. IN. p. ng. 
1ll »q. . 

44) Tragicae comicaeque actiones a regio artium cell. soc. Jesu 
datae Coimbr. in publ. theatr. auct. L. Crucio. Lugd. 1605. 8, 


$. 551. 

. : Gehen wir nun über den Canal nach England hinüber, fo 
treffen wir da fogleich den gropen Thomas Morus!) (geb. 1480, 
binger. 1535), dem fein politifher Roman Utepia Die Unſterblichkeit 
gefibert hat, und müffen zugeflehen, daß er außer dem großen 
Berdienſte, fib mit Erfolg dem Gebrauche der Leoninen durch 
fein abſichtlich in dieſer Versart gedichteted Epitaphium auf eis 
nen Muſikanten Heinrichs VIEL. widerſetzt zu haben, ohne 
Lehret durch ſein eigenes Talent ein faſt vollkommener Nach⸗ 
ahmer der Alten geworden iſt. Freilich übertrifft ihn bei Wei⸗ 
tem ber edle Borfämpfer des Proteſtantiomus und der geifligen 
und politiichen Freiheit feines Baterlandes Georg Buchanan 
aus Kelcame in Schottland (geb. 1506, gef. 1582), der in - 
jeder Art der Dichtkunn (mit Ausnahme der epifhen) gleih groß 
war und defien Baraphraie der Pſalmen feinen Ramen auf die fpätefte 
Nachwelt fortpflanzen wird *). Gin Landsmann des ebengenannten 
Kohn Barclay (geb. 1582, gef. 1624) hat zwar in fei⸗ 
sen Berfen den Petronius nicht ganz fo glüuͤcklich ale in feiner 
befannten Profafatire Argenis. nachgeahmt, aber überall ficht man 


Sateinifübe Poeſie. England. Slaven. 88 


voh den kauftiſchen Humor des Lucian und Apulejus in ihnen 
auegeprägt”), fo daß ihm nur der befannte Biſchoff von Rorwich 
John Hall (1574—1606) in feinem politiſchen Roman 
Mundus alter et idem gfeichfommt, wo er die Fehler der ver 
fütedenen Nationen Europas durchhechelt“). Noch gehört feines 
Baterlanded (Schottlands) wegen der berüctige Marc 
Duncan Eerifantes (geb. zu Suumur, gef. um 1648), 
deffen Leben eine Kette ber merfwürdigften Abenteuer if, hierher, weit 
fehre Dven denen des Horaz an die Seite geflellt worden find’). 
Literariſch iſt aber weit wichtiger der eben fo geiftreihe als ber 
ſcheidene Eypigrammatifi John Owen (Audoenas) aus Armon 
in Wales (+ 1623), dem man höchſtens zuweilen einige Schnitzer 
gegen dad Metrum, etwas Schmuz und allzu heftiges Eifern. 
gegen den Catholicismus vorwerfen kann“). Unter den fpäteren 
Engliſchen Dichtern dagegen verdienen nur Erwähnung M. Alex. 
Bodins aus Schottland wegen feiner Heroiden), Willtam 
Nicols, Rector zu Storport, deſſen Epos von der Erfindung 
der Wiffenſchafien recht brauchbar id), die Dichtungen des bes 
fannten Theologen Lowth9 und die der neueren Philologen 
Batefleld, Markland, Porſon x. 

Wir wollen ſogleich noch einige Slaviſche Dichter in Las 
teiniſfcher Sptache hier mitnehmen, und zwar beſonders Polen, 
wo hauptſaͤchlich durch die Jeſuiten die Lateiniſche Poeſte bluͤhte. 
Un ihrer Epitze ſteht der berühmte, nach feiner Vaterſtadt Re umark 
genannte Lorenz Eorvin!”) (1495— 1527), an den ih Paul 
Krosniantn'') mit feiner Ars poetica (um 1530), &les 
mens Janicki (1516—43), von dem fon oben die Rebe 
wor (Bd. II. p. 323), der Polniſche Catull und Tibull, der 
gelehrte Lateiniſche Improvtfator Stanislaus Niegoszmwestt 
(1596) '2), der zu Venedig 1584 Im Diftichen über bie Theo⸗ 
logie, Artftorelifhe Philoſophie und Mathematik frei geſprochen 
hat, Sebafttan Fabian Klonowicz") aus Lublin (1551 
—1608), gewöhnli$ Acernus Sulmiricensis genannt, der bie 
Heldenthaten Stephan Bathorio in Virgilianiſchem Style, aber mit 
Oplidianiſcher Gewandtheit geftildert Hat, und der Jefuit und fos 
genannte Bolnifhe Horaz Matthias Cafimir Sarbiewski 
(geb. 1557, gef. 1640), deſſen Oden überbieß noch das Ver⸗ 


60 Sat. Poeſie (Drama). Polen u. Enghand. Ungarn. 


dienk des religlöfen Sinnes haben, anftliehen mögen’). We⸗ 
niger bebeutend find der chineſiſche Miſſtonair Smoguledi 
(1640)'°), Raymanowicz (1640), der ſechzehn Mai Rector 
ber Univerflrät Cracau war, H. Pietrrofowezjyfova'd) (1670), 
und der berühmte Mücen der ftönen Künfte Stanislaus 
Heractius Lubomiréki“) (1702), derin feiner Theomusa, 
einer Art von Kutehismus, cinen nit unglüdliben Verſuch, 
Lateinische und Polniſche Verſe zu verbinden, gemadt hat. Als 
glüdiihen Epigrammatiften rühmt man noch den Jeſuiten Als 
bert Ines’) (1620—58), und ald Epifer den Jeſuiten Jana 
Sforsfiego (+1754)';, allein ſeit diefer Zeit ſcheint Diefer Trieb 
für Die alten Sprachen verfhwunden zu feyn. Die dramatiſchen 
Arbeiten der Bolnifhen Gelchrtn (Jeſuiten) haben feinen 
Werth, etwa mit Ausnahme der Peanthefilea des Simon Si⸗ 
monide® Bendonsfi”),. Unter den Engländern müfs 
fen wir fogleich den großen Bucdanan?!) nennen, der nicht blos 
die Alceſtis und Medea dead Euripides trefflich überfept, fonbern 
aud felbR mehrere Trauerfpiele gefhrieben bat, unter denen 
Jephtes das befle if. Als Dichter von Gelegenheitoſchauſpielen 
werden Matthäus Swinne”), William Drury?) ⁊c. 
genannt, allein es giebt auch mehrere Stüde, die politifcher Zwecke 
wegen geſchrieben wurden, fo Adam Littleton’s Tra- 
gicomoedia Oxoniensis gegen Eromwell?!,, Thomas Bin: 
cent’6 Loyola °), Richard Brathwait'e*) Regiei- 
dium, worin er Karl 11. zur Rade gegen die Mörder 
und Richter feines Vaters auffordert u. a. — Was Ungarn 
anlangt, fo baben wir den Meiſter in der Kunſt, Lateiniſche 
Verſe claffifher Art zu fertigen, den Janus Bannonius 
fon oben (Bd. II. p. 323) erwähnt, bier laſſen wir noch ſei⸗ 
nen Zeitgenofien, den Aelius Cervinus, den Johannes 
Bokatius, Rector zu Eperies?)), Johannes Filiczki de 
Bilefalva”), Jaeob Pifo”), Caspar Frand), Ni» 
colaus Babelmann”), Georg Thurius”), Johannes 
Sommer”), Graf Johannes Lazar*) x. folgen, indem wir 
nur bemerken, daß gerade in dieſem Runde, wo das Latein noch 
beute fü in dem Range der Mutterſprache Reht, eine derartige 
Glafficität, wie wir fie hier antreffen, nicht auffallen wird. 


gateiniſch⸗ Poefie Dänemark, Schweden. 61 


Es bleibt uns nur noch übrig, mit wenigen Worten eis 
nigr Däntfhen Dichter in Lateinffder Sprache zu gedenken. 
Diefe find Henrik Wibertfen (um 1619), Chriſten 
_Magaard (1616— 64), Johann Hopner”) (1642 
—75), Bitus Bering”) (1617—61), der berühmte Arzt 
. Thomas Bartholinus (1616—80)”), der befannte Eri- 
sifer und Alchemiſt Die Borch“) (Borrichius, 1626-00), 
Henrik Harder (1642—83)*'), der Graf Heinrih von 
Ranzau”), (1526—98), der bekannte Critikr Wilhelm 
Bolle Lurdorph*”) u. ſ. w. Bon Schwediſchen Dichtern {fl 
eigentlik hierher nur Johannes Columbus (+ 1648) 
und Petrus Ragerlööf (1648—99)*) zu ziehen. 


1) Epigrammata. Basil. 1520. 4 Lond. 1638. 8. — Weit wichtiger 
iR feine Utopia (De optimo rei. publ. statu deque nova insula Utopia 
Hbellus vere aureus. Lovan. 1516. 8. Basil. 1518. 4. Oxon. 1663. 8. 
a in C. Dornav. Amphitheatr. sapientiae joco-seriae. T. I. p. 822 49. 
Th. DM. u. f. ber. Werk Ut. a. d. Engl. v. E. M. Oettinger. Lpzg. 1846. 8. 


2) S. D. Irving, Mem. of the life and writings of G. RB. Lond. 
1808. 3. u. in f. Lines ol Scot. writ. ib. 1839. T. I. p. 699—97. ]. 
Rosen , Vestig. vet. poet. lat. a B. felic. observ. Lund. 1747 4. 
Burit Bo. Il. p. 214. 253 sq. — Opera ed. Th. Rudiman. Bdinb. 
4715. U. fol. cur. c. not. P. Barmasn. Lugid. 1725. IL 4. Boemata. 
Bdinb. 1615. 8. Lugd. B. 162°. 1676. 12. Amstel. 1641. 1687. 12. 


3) ©. Baumeister, Exerc. ac. etschol. p. 107 sq. Diez im Deutſch. 
Muf. 1780. V. p. 447 2q. VI. p 48 aq. v. Reber ebb. 1782. ©t. IIi. 
263 — 276. Irving. Liv. a. a. D. 1839. T. I. p. 371-384. — Poem. 
» 141. Lond. 1615. 4. Oxon. 1636. 8. u. in b. Del. Poet. Scot. p. 7620. 
Sein politifher Roman Argenis, eigentlich befonders aufFrankreich bezügs 
tich (ed. C. Peiresc. Paris. 1621. 8. c. clave. Oxon. 1634. 8. Amst. 
1659. Cantabr. 1673. 8 c. not. Amst. 1664. II 8. Ed XVII. Norimb. 
1769. 8. v. Verf. d. grauen Mappe. Berl. 1:92. II. 8. — La seconde 
partie de l’Argenis comp. en frang. p. M deM.XILL. Paris. 1625. 
8. Lat. p. J. L. Gothofredum. Frcft. 1626 8. Argen. cont. parstertia 
Lat. [p. Gothofredum] VI LL. ib. 1627. 8., übertrifft noch die Darftel« 
lung des bdafigen Hoflebens ober das Satyricon Euphormionis Lusinini 
(V partes c. clavi. Amst. 1628. 1661. Oxon. 1634. 4. Freft. 1623. 8.), 
an das fi) die Rationaicharacteriftit feines Waterlandes Icon animorum 
(Leud. 1614. 8.) anfchließt. 
4) Mandus alter et idem (q. ed. G. Knight) praef, nom. Mer- 
esrii Britannici. Freit. s. a. 8. 


5) 2 Dden in d. Menagiana. 1715. T. IT. p. 298 sq. 


6) &. Wood, Hist. univ. Oxon. L. II. p.143 sq. Budik Bd. III. 
.1722q. Epigremmata L.X. Lond. 1606. Amst. 1647. 24. Bauil. 1781. 
L cura Renesard. Paris. 179%. 1. 12. Epigr. Lib. ed. F. A. Ebert, 
Lips. 1824. 8. Epigr. sel. m. b. vorz. rt u, Nachahm. verfh. Ber. 
ber. » €. H. Jordens. kepzg. 1813. 8. 


02 Lateinische Poeſſe. Polen. Ungarn. Euglänber. 


7) &. Heroides iu b. Delic. post. Scet. T. I. p. 142 sq. 
8) De litieris inventis L. VI. Lond. 1701. 8. 
9) Carmina latina. Basil 1783. 8. . 


10) ©. Geb. b. Gruter. Del. poet. German. T. I. p. 985 ag. Recht 
No * feine Sapppifche Dde auf Polen und Cracau u. |. Hochzeitsgedicht 


11) Epigrammata. Crac. 1584. 4. Ad illustriss. principem (J. Za- 
Soyski) Epinicien, =. 1. et a. 4. 


12) Poemata de nateli Jesu Christi. Crac. 1562. 8. Urania =. 
ooelestis electie. Crac. 1574. 8. Fastor. disticha. ib. 1607. 8, Lutheri 
Triumphus contra Thrasonicum triumphum. ib. 1604. 4. 


13) Roxolania. Cracorv. 1584. 8. Victoria Deorum. ib. 1604. 8. 


14) ©. L. 6. Langbein, Comm JeSarb. vita, studiis ‘et scriptis. 
Dresd. 1731. 4. Bentkowski T.I. p. 627 sq. Budit Bb.1. p. 154. 177 2q. 
Lyricorum L III. Col. Agripp. 1625.12. Lyric. L. IV. Epodon liber 
unus, alterque epigramin. Antv. 1632. 4. 1646. 16. Col. Agr. 1721. 
8. Lyrica. Gedani 1737. 12. (Odae VII. q. in libr. Iyric. non haben- 
tar. Viln. 1747. 12.) Opera poetica. Wratislaw. 1753. 16. Poemata. 
Wilnae 1757. 4. Paris. 175€. 12. Opera posthuma. Varsav. 1769. 8. 
Carmina. Paris. 1791. 12. Argent 1803. B. Budae 1824. 8. Lips. 184@:. 
16. Lat. u. Deutich v. U. I. Rothömann. Bresl, 1800. Bd. I 8. 


15) Odae latinae in Sigismandam HI. Rom, 16%. fol. 


6) Fawor mitosci Boskiey, przez endowna panienskiego serca 
semiene. 9. Katarzyn Sauenskiey, od Chrystusa Pana odfubieuen 
ieyuczyniony W Krak, 1663. 4. 


:47) Tbeomuza czyli wiersze o naukach 3 prawdach o wierze 
ehrzesciauskiey w lacinskim à polskim jiezyku. w Warsz. 1688. 
2091. 4. 


18) Lechias Ducum principum ac Regum Polomiae. Crac. 1655. 
4. Acroamata epigrammatica lalino-peolon. Cent. VI. Gedani 1665. 4. 


19) Lechus carınen her. regni aurei et liberi primordia et ve- 
tust. fortuuamque raram decant. L. XII. Leopoli. 1745. 8. 


%0) Penthesilea. Zamosci 1618. 4. w Wearsz. 1778. w Enblin. 
1786. 8. Simonis Simonidae Bendonski Leopolitani magni Jo. Ze- 
moscii a secretioribus consiliis Pindari Latini Opera omn. proc. A. 
M. Durini. Varsav, 1772. 8. - 


21) G. Buch. Scoti poem. quae extant. Rd. postr. Lugd. 2. 
1628. 12. 


22) Nero Tregoedia. Lond. 1603. 4. 1639. 8. Vertamnus s». An- 
nus recurrens Oxomi XXIX Aug. a. 1605. coram Jacobo rege, 
Henrjco principe proceribus a Joannensibus in Scena recilatus ab 
uno scripfus phrasi comica prope tragicis senariis. ib. 1607. 4. 


3) Dramat. poemata. Ed. alt. Autv. 1628.12. Duaci 1628. U. 8. 
24) Tragicomoedia Oxoniensis. 4. 1. et a. (1648.) 4. 


Meraronifhe Pech. | % 


25) Leieta. Comoedis. Lond. 1648. 12. Stoicas lans. ib. 
1648. 8. Paria com. acta coraın rege Carolo. ib. 1626. 1848. 8. 


26) Tragi-comoedia, cui in fitulam inser, Regicidium. Lond, 


27) Hunger. L. Poemat. V. Bartphae. 15%. 8. . 

28) in d. Belic. poet. Hungar. p. 467 se. 

29) J. Pıisonia Schedia. Viem. Ausir. 1558. 8. E 

30) De recuperato Jaurino carın. 1598. 8. _ “ 
3U) Menomachiae Hungare-Turcicae. L. Ti. Patav. 18009. 4 
32) in b. Belic. a. «. D. p. 313 nq. 

33) m d. Delic. a. a. D. p. 357 sq. ' 

34) Opera poctica verii argum. Ciawdiopali 175). 8, 


35) Mussea adoleneentiae Venus, Giess. 1610.83. u. b. Bostguadd 
Delic. poet. Dan. T. I. p. 1—155. . 


36) Laurus Cimbrica, poema her. de victeria Christieni IV ady. 
class. Sueo-Batavam. Hafn. 1144, fol. u. mehr. and. Ged. b. Rostgaard 
a. a. D. T. J. p. 431-563. 


37) S. Se. b. Rosigaerd. T. I. p. 171 sq. 868 4. 


38) ©. Geb. b. Rositgaard. T. FH. p. 15-108. Sommer. Misenll. 
e. V. u. Rartholin. Carmin. V. 


39) Carmina et diss, de medicis poetis. Harn. 1669. 8, 


.. 40) Carm. b. Rosigaard a. a. D. T. H. p. 389-654. Am beſten 
iſt ſein Heldengedicht Amagria vindicata. 


41) Epigrainmat. L. III. Hafu. 1679. 8. ©. a. Ged. b. Somıner 
a. a. D. u. Rostgaard. T. II. p. 209-368. . 


42) Epigrammata et carmiaa varia. Lips. 1585. 4 Rost. 1509. 
Hamb. 1591. Freſt. 1592. 4. u. in b. Belic. poet. Germ. T.V. p. 50324. 


43) Carmiaa. Hafn. 1789. 8. (anonym. ib, 1775. 4.) Am beft. iſt J. 
Musica vocalis carınen. _ 


44) Lans oleae, her. carm. scr. Upsal. 1664. 4. Carm. pastorate 
in nat. XXV. reg. Caroli XI. Stockh, 16%. fol. u. b. Schylibeug 
Predr. Delic. Snec. poet. Upsal. 1722. 8. p. 1 sq. 


a2 'Oratienes, progr. ae carın. varia c. praef. ed. 8. Alf. Upsal. 


6. 552. Ä 


Che wir jest zu der Geſchichte der Nationalpoefie ber ein 
jenen Bölfer fortgehen, müflen wir noch mit einigen Born 
einer Dichtungsart gedenken, welche gavifiermaßen aus dem Bus 
teinifben hervorgegangen iſt, die aber nit mit dem foge 
nannten Küchenlatein?!) verwechlelt werden darf. Es If deſee 
Die fogenannte Racaronife?) Poeſie (von dem delannten Fake 


64 Moacæonſqe Poeſle. 


Hänlihen Eerichte macaroni fo genannt), welche in Italien als 
eine ergoͤtzliche Tichtungeart im 15ten Jahrhundert In YAufs 
nahme fam, ald die Mode immer mehr überhand zu nehmen an 
fing, fremde Worte in die Mutterſprache einzumiſchen, ge 
ſchaffen ward, und zur WVerfpottung ber Pebanten faſt in 
derſelben Abſicht wie in Deutfhland vie Briefe der Dunkel⸗ 
männer entflanden waren. Als der Erfle, der fib in ihr verfucte, 
wird gewöhnlih Typhis Odaxius (oder Ti degli Odaſi) 
aus Padua (+ 1488), genannt’), allein der eigentlihe Bild 
ner derfelben iR Don Teofilo Folengoy aus Cipada bei 
Mantua (geb. 1494), der bereitö 1507 in ein Benedietiner⸗ 
Hoßer trat, dafjelbe aber 1517—27 eine Maͤdchens wegen 
verließ und veährend diefer Zeit ein ziemlich wuͤſtes Leben führte, 
aber auch feine Macaroniſchen Gedichte ſchrieb, fpäter viel 
in Ztallen herumreiſte und Staliänifhe Gedichte fertigte, zulept 
aber, von feinem früheren fündhaften Wandel vollig befehrt, 1544 
im Kofter Santa Eroce di Campeſe verkorben if. Die bes 
rühmtefle feiner hierher gehörigen Arbeiten if das Gedicht von 
den Ihaten des Baldo ta Eipata, eine Art Parodie des Birgit 
. und Dante, aber treffliche Verfiflage der menſchlichen Lafler und 
des heucleriihen, fündhaften Pfaffenlebens. Indeſſen find auch 
feine Macaroniſchen Phantaſieen und der Müdenfrieg, ſowie die 
Barodie auf Arioſto raſenden Roland (Orlandino) oder Klein = 
Moland und die allegorifke Darflellung feiner drei Lebensperios 
den (Chaos del Thiperuno), obgleich letztere leider nur halb 
macaroniſch find, ausgezeichnet. Unter den übrigen Staliänie 
ſchen Dichtern dieſer Art if noh Bartholomäus Bolla’) 
(um 1570), deſſen Berfe unferen Knittelverfen gleichen, und Ce⸗ 
fare Orſini (Lerfint)‘) aus der Mitte des 17ten Jahrhun⸗ 
dertö hervorzuheben. Auch in Frankreich gebich. dieſe Dich- 
‚tungsart, da fhon Antonius de Arena (fällhlih de Ta 
Sable oderSablon genannt) aus Soullers (geb. um 1500), 
ein berühmter Juriſt (+ 1544) derartige Gedichte hinterlafs 
fen bat, unter denen befonderd das auf die Kriege des Kaifers 
Karls V. in Franfreid, außer feinem großen fatirifhen Werth 
noch hiſtoriſches Intereſſe hat’), Obgleich fi noch mehrere 
Franzoſen, wie der bekannte Belleau, Etienne Tabourot, 


Macaronifhe Poeſie. Italien. 65 


ja der Juri Franz Hotoman in dieſer Dichtungsart ver⸗ 
futt haben, fo gehen wir doch gleich zu den Deutſchen über, 
wo drei Ungenannte drei höchſt fomifche Gedichte verfaßt haben, 
nämlich den fogenannten Schweinefrieg ein pfeudonymer Bes 
trus PBorcius?), (d. 5. der Dominicaner Sean Leo Plaiſant oder 
Biacentiuß, + zu Utrecht 1549): dann de Lustudine studentica), 
son dem Treiben der deutfhen Studenten aus der alten guten Zeit, 
und die Blohlave!), Auh England hat einige derartige 
Sqheragedichte aufzuwelfen, 3. B.von William Drummond!) 
und Alerander Geddes’), aber eigentlihen Erfolg hat die 
Macaronifbe Poeſie bier wicht gehabt. Natürlih fönnen alle 
folde Arbeiten hier nicht in Betracht fommen, wo aus irgend 
einer Abſicht Lateinifhe und Deutfche (3. B. in alten Studenten» 
liedern, Pertransivit clericus u, dal.), Lateiniſche und Englifche 
( B. bei dem Schotten William Dunbar in f. Testament 
ef Maistre Andre Kennedy) x. mit einander abwechſeln), oder 
Berfe im Küdenlatein, um irgend eine gelehrte Kafle dadurch 
läcdherlih zu machen, wie in der befannten Doctorencärimonie 
ta Mainde imaginaire von Moliere, oder auch einzelne Stel» 
len aus Büchern in der gewöhnlichen Vulgärſprache, wie z. 2. 
Rabelaid im 19m Capitel des erfien Buchs feines Gargantua 
in diefem Styl die Harangue de maitre Janotus de Brag- 
mardo, faicte à Garganiua pour recouvrer les cloches tin» 
gewebt hat. 
1) ©. Bichstaedt De poesi culinaria. Jen. 1831—38. 4. 

IS.3 &elven, Fr eie Ged. v. d. Hiftorie ꝛc. II. A. 1737. 
00-120. din 7 —— in f. Werk. Bd. XVI. p. 226 sq. Flo 
Geſch. d. Pr Siegnig 179% 8. p. 115 sq. 149 sq. 227 sq. Bieſter 
Berl. Bon. Schr. Bd. XXVI. p. 557 2q. $. W. Genthe, Sf d. as 
caroniſchen Poefle u. Samml. ihr. vorz. Dentmale. Halle u. Lpzg 1829. 8. 
Epesimens. of Macaronic poetry. Lond, 1824 1831. 8. Web. bie Sprache ſ. 

im Bull. du Biblioph. 1834. nr. 10. 

3) Carmen Macaronicam de Patavinis quibusdam arte magica 

. et a 

4) &.Armellini, Biblioth. Bened. Casin. P. II. p. 184 sq. — Mer- 
liai Cocai poetae mantvani macarouices L. XVII. Venet. 1517. 8. 1520.8, 
Tascul. 1521. 16. Macaronicorum ‚poema, Baldus, Zanitonella, Mo- 

epigrammata, Cipadae s. a. (Venet. 1530.) 12. Opus maca- 
resicorum. Amstel. (Neap.) 1692 8. not. ill. acc. vocab. vernac. 
etrusco-lat. Amstel. (Mant.) 1768—71. TI. 4. cf. du Roure, Analecta- 
biblion. Paris. 1837. T.I. p. 263sq. Bibl. d. Rom. 1786. Juin. p. 3— 
78. Proben db. Genthe p. 208 sq. Die Moschea ib. p. 250—284. u. m. 


Sam. v. rbb. Eisleb. 1846. 8. Deutfche Ueber. d. Moschea: Gin ſchoͤ⸗ 
ne — der Ameiſen vnnd Muͤcken⸗Krieg. Straßb. 1612. 8, Oriau- 
5 


BHauddech d. Piterärgeiigpte, IE, 


66 | Itallaͤniſche Poefle. Epos. 


dino di Limerno Pitocco. Vineg. 1626. 1530. 1539. 1550. 8. Lomdra 
1773. 12. Chaos del triperuno. Vineg. 1527. 1546. 8. 


5) Nova novoram novissima s. poermata siylo macaron. con- 
scripta. s. 1. 1670. 12. 


6) Magistri Stoppini, Ponzanensis. Cappriccia Macaronica. Pa- 
duae. 1638. 8. Venet. 1639. 12. Crem. 1640. 12. Venet. 1647. Mediol. 
1662. 1668. 12. 1700. 16. 1723. 12. 


7) Anthoni9 Arena provincialis de Bragardissima villa de So- 
leris ad suos compagnones studiäles, qui sunt de persona friantes 
hassas dansas in gallanti stilo bisognatas, Cum guerra romana ad 
longum sine require et cam guerra Napolitana, Et cum reuolula 
Genuensi. Et Guerra Auenionensi. Et epistola ad falotissimam gars- 
sam pro passando lo täpus alagramätum ınädat. 3. 1. eta. 86 Lyon. 
1519. 1531. 8. u. Öft. Lugd. B. 1048. 8. =. 1. 1670, 8. Lond. (Paris) 
1753. 8. (Ausg. b. Meufel Bibi. Mag. 1791.©t. VI. p. 4679). —Meygra 
entrepriza caloliqui imperatoris quädo deanno däi mille CCECCKXKVj 
veniebat per prouensä bene corrossatus impostaın prödere fransam, 
cum, villis de Prouensa propter grossas et ınenutas götes reichire 
per A. areuoın bastlifausata. Aven. 1537. 8. Verſch. davon iſt ein 
and. Macar. Ged. Historia brevissima Caroli Quinti imperatorin a 

ovincialibus paysanis triumphanter fugati et Jdesbifati. Quaegue 
in provincia illo existente novissime genta fuere macaronico car- 
mine recit. p. J. V. D. Joa. Germanum in sede Forcalgnieri advor 
catum composita. Lugd. 1536. 8. f. Nodier im Ball. du Bibl. II Serie 
p- 323 aq. 

8) P. Porcii Pugna Porcoram. Poema Macaronicum, cujus car- 
minis singula verba incipiunt per litteram P. Antv. 1530. 8. u. ind.” 
Nugae Venales 1644. p. 278 sq. (1689. p. 236 sq.) u. @enthe p. 816 0g. 

9) Delineatio summorum capitam Lustadinis studenticae de non- 
nullis academiis usitatae, in d. Facet. facetiarum. 1657. p. 7—18. 
(16%. p. 145 sq.) u. b. Genthe p. 323 aq. 

10) Floia cortam Versicale de Flois, swartibus illis deiricnlis, 
quae Minschor fere omnes, Maunos, Weibras, Juugtras etc. be« 
hüppere et spizzibus suis snafllis steckere et bitere solent, Autore 
Griphaldo Knickkackio ex Flolandia. s. I. 1593. 4. 1614. 12. 1627. 4. 
u. in d. Nug. Ven. 1695. $: 443 29. M. e. Einl. v. Roch. Hamm 1822. 
8. pzs. 1827. 8. Lat. u. Deutſch. Sulzb. 1827. 1832. 8. Lat. u. Deutſch. 
m. Anm. v Warbiz. Goldberg 1830. 1843. 8. Lat. b. Genthe. p. 333 49. 

11) Polemo-Middinia inter Vitarvam et Nebernam. Oxon. 1698. 
41757. 1779. 4. 

12) Epistola macaronica ad fratrem de iis quae gesia sumt 
in nupero Dissentientiam couventu. Lond. 179%. 4. 

13) ©. Reiffenberg, Bull. du Bibl. Belge. Brux. 1844. nr. 8. p. 306 sq. 


$. 558. 


Am Nächten fleht der Lateiniſchen Pocfle fon der Loca⸗ 
Heat wegen die Italiäniſche, und wir wenden uns me - 
zum Epos derfelden, welches in biefer Beriode auf eine treffliche 
Weiſe von Ludovico Arioſto (ob. Bd. II. p. 352) aus Reggio 


Italiaͤniſche Poeſte. Epos, 67 


(gb. 1474, geh. 1530) eingeführt worden if. Er nahm. fi 
vor, die galanten Abenteuer des Hofes Karls des Großen, waͤh⸗ 
sm veſſen angebliher Züge gegen tie Mauren, zu ſchildern, 
web wählte fid feine Helden aus Bojardo's verlichtem Roland, 
der dur den aus ſeiner Liebe und Eiferfadht gegen Angelica her 
vorgegangenen Wahnfinn dem ganzen Gedichte den Namen des 
safenden Roland gegeben hat. Sein Gedicht leidet vorzüglid 
on Mangel an Einheit, der übrigens ein abfichtlicher zu 
feyn ſcheint und durch feine reizende Verfification, die. außeror: 
dentliche Fruchtbarkeit an Bildern und yifoden, feine glückliche 
Grfindungsgabe und feine poetifhe Auffaſſung des Ritterlebens, 
Die man am Beſten aus derBergleibung feines Werkes mit den 
früheren Rittergedichten ertennen kann, genügend erfeht wird. 
Sirioßo erhielt nun bald viele Radıfolger, die ihre epiſchen Stoffe 
theils aus dem Sagenfreife Karls, theils aus Artus Tafelrunde, 
theils aus den Epaniihen Romanen vom Amadis wählten. An 
ihrer Spite ſteht der Polyhiſtor Lodovico Dolce!) aus Be 
nedig (1508— 69), der unter anderen Bojardo's und Arioſto's 
Gedichten einen Anfang in feinen Prime imprese d’Orlande 
geben wollte, was ibm bei manden Fehlern befier gelungen if, 
als dem Bincenzo Bruzantini?) aus Ferrara, der in ſei⸗ 
ner Angelica inamorata den rafenden Roland fortfegen wollte, aber 
wenig mchr alö verfificirte Brofa geliefert hat. Unter vielen anderen 
zeichnen fh noch aus der Riefe Anthaäus und die Trlumphe Karla 
des Großen des Francesco de’ Lubdonict?) aus Benebig 
(1524) in Terzinen, fowie der allaufrommelnde Guerino il Me- 
schino der Tullia d’Aragona*) in Octaven, fowie endlich 
v6 Bernardo Taffo‘) aus Bergamo (1493 — 1569) 
Amadis de Baula, der zwar als eine gute Nahahmung des 
Arioſto verdienſtlich if, aber eben durch feine Länge und offen« 
bare Künftelel allzu ermüdend ſcheint, wenn man nidt auch hier 
hen Berni’s Verarbeitung des verliebten Rolands Bojardo’6 
herziehen wit. Mit diefen Dichten fließt eigentlid bie ro⸗ 
mantifhe Poeſie in Stalin, aber das heroiihe Epos, das bes 
schs Duch Francesco Bolognettid) aus Bologna in ſei⸗ 
um Cosiante (1565), einer Epiſode aus des Römifchen Kai⸗ 
ſers Balerian Zuge gegen die Berfer, und des Dliviere) von 
| 5 


68 Itallaniſche Poeſie. Epos. 


Vicenza Alamanna, worin er in mißlungener Nachahmung des 
Homer und Triſfin die Vernichtung des Schmalfalvifhen Bun» 
dee ſchildert, eingeführt war, erhielt feine hoöchſte Vollendung 
durch Torguato Taffo (geb. 1544)9). Diefer Mann hatte 
{don in feinem 18ten Lebensjahre mit feinem Rinaldo, einer 
Nachahmung Ariofs, debutirt, allein‘ fein Gerusalemme libe- 
sata, das er um 1565 im Haufe des Herzogs von Eſte zu 
Berrara begonnen hatte, hat ihn unfterblih gemadt, denn wenn 
auch Voltaire (Essai sur la Poesie epique. ‘ch. 7) zu weit 
gebt, wenn er ihn über Homer ftelt, fo kann man doch mit 
Recht fagen, dab er die claffifhe Einheit mit der Vollkommenheit 
der Epifoden derRomantifer zu verbinden verflanden bat, was wohl 
auch bewirkt, daß er noch heute in dem Munde der Benetianer 
Gondolieri iR, die in den Sommernädten die Schidfale der 
Herminie und Clorinde wedhfelfeitig einander vorfingen. Sein 
zweites größeres Gedicht, Gerusalemme conquistats {fl nichts 
weiter als eine ſchwade Fortſetzung des erſteren und ſteife Nach⸗ 
ahmung Homer's. Leider bat Taſſo's Liebe zur Leonore, der 
Schweſter des Herzogs von Efte, die traurigſten Folgen nad fid 
negogen, fo daß nicht allein feine Einfhliefung in -ein Irrew 
haus (1579) und fein theilmelfe mit hierdurch entflandener 
Wahnfinn, fondern auch feine traurige pecuniäre Lage nach feiner 
Entlaffung daraus (1586) und fein frühzeltiger Tod (1595) 
jedenfall auf Rechnung derfelben zu bringen if. Wie aber 
Taſſo jedenfalls der erſte große Italiaͤniſche heroifhe Epiker ges 
wegen ift, fo war er auch der letzte, denn feiner der folgenden 
hat ihn erreicht, wiewohl Tafſo ſelbſt des Curzio Gonzagaà 
Fido amante, eine Apologie der Familie Gonzagaꝰ), und des Gt o» 
‚ vanni Fratta!’) Malteide lobt und dieneue Weltdes Gior⸗ 
gini'') und das zerflörte Jerufalem ded Francesco Poten- 
ano") bin und wieder gerühmt werden, In fpäterer Zeit 
hat fich allerdings Antonio Baraccio aus Rardo (1630 
—1702) in feinem gerähten Reiche weit über feine Vorgänger 
erhoben und iſt dem Verfaſſer des befreitn Serufalems ziemlich nahe 
gelommen, ja hat fogar die Eleganz feiner Octaven beinahe ers 
reicht, wenn auch fein Stoff, die Verſuche der abendländifhen 
Fuͤrſten, das Orlchifhe Reich wiederherzuſtellen, und die Hin⸗ 


Itallaͤniſche Poefie. Epos. 69 


derniſſe, die ihellß die Feinde defielben theils derZauberer Bafllagos 
bie Rerſonificirung des Kirchenſchiomas, in den Weg legen, zu er⸗ 
oͤrtern, gerade nicht ſehr poetiſch iR’). Daſſelbe kann man Giro⸗ 
lamo Graztiani's aus Pergola (geb. 1604) Eroberung 
son Granada nicht nachrühmen!), wogegen Girolamo Bars 
tolommei's Entdeckung von Amerika, eine Nachahmung von 
Homer's Odyſſee gelobt wird"). Run verfaͤllt das Epos ganz, 
und eiſt in neuer Zeit hat der Form wegen Vincenzo 
Monti's unvollendetes Iyrifhes Epos Il Bardo della Selva ners 
einiges Aufichen gemadt!®), wogegen T. Groſſi's J Lombardi ° 
alla prima crociata (Mil. 1826) verſchwinden, wenn auch Arici’s 
zerſtörtes Jeruſalem höher geftellt werden mag. Nicht übel iſt das 
der neueſten Zeit angehörige Epos der Eignora Fantaſtici Ro⸗ 
fellint aus Florenz, Amerigo (Bespucci) betitelt, wenn es auch nicht 
gerate in tem Rang eines Heldengedickts erfler Claſſe gehört. 
Die Staliäner haben aber neben dem ernſten heroiſchen Epos no 
eine Art komiſches, d. h. nicht unbedingt fomifhes, fondern ges 
mifchte®, wovon wir oben fon eine Probe in des PBulct 
Morgante maggiore gefehen haben, fowie in Folengo's Bar 
rodie ded ralenden Roland, dem Orlandino, und einigen anderen, 
allein entichieden tritt dieſe Didtungsart befonders in Aleffans 
bdro Taffoni’s") aus Modena (geb. 1565, gefl. 1625) 
geraubtem Eimer (Secchin rapita) hervor, einer wirklichen Bes 
gebenbeit aus den Kriegen der Buelfen und Chibellinen, weit 
bier der Dichter bei den unbedeutendfien Gegenftänden den erha⸗ 
ſtenſten epiſch⸗ heroiſchen Styl anmendet, dennoch aber Komiſches 
und Ernſtes fo zu vereinigen weiß, daß er dem Leſer doch nicht 
trivial erfteint. Andere Dichter diefer Art find Franzesco Bracs» 
ciolini') aus Bifnja (1566-—1645), der in feinem Scherno 
degli dei, einer Art Satire auf die Götter der Heidenzeit, mit 
Taſſoni rivalifirt, aber ihn ebenfo wenig erreikt, als den Tafle 
in feinem wiedereroberten Kreuze, der befannten Sage vom Kai⸗ 
fee Heraclius, ferne Giambattifta Lalli’) aus Norcia 
(1572 — 1667) in feiner Moscheide (oder Domitian, dem 
Müdenverderber) und Franceide, demfelben Stoffe, den Fracas 
Roro ſo trefflich zu behandeln verſtanden hat, und Lorenzo 
Lippi2) (1606—54), befin Malmantile, eine fingirte Schil⸗ 


10 Itallaͤniſche Poeefie. Epos. 


verung der Wiebereinſezung einer durch eine Florentiner Vuhlerin 
verdraͤngten Königin auf ihren Thron, beſonders ale en Re 
pertorium Flotentiner Localfagen wichtig, "übrigens auch im Bros 
vinzialdialecte dieſes Landes gedichtet if. Wir fügen noch hinzu 
des Biero Bardi de’ Sontt di Vernto Perkiflage ber 
alten Ritterromane?!) , des Carlo Dotrort Efel?), Ippolite 
Keri’s Groberung von Sanminiato?), Federigo Romi’s 


-  Cartoeclo (d. 1. Chiavistello) d’Anghlari”*), Bartolommeo 


Eorfini’s Torracchione desolato”), und befonders Karls 
Gozzi's Erilterung der ſchlechten Dichter feiner Zeit und der 
Kleinſtaͤdterei feiner Mitbürger‘), obgleich er eigentlich mehr Gar 
tirifer iR. In der neueren Zait artet diefe Manier immer mehr 
aus, denn abgeichen davon, daß allerdings Nicola Fortis 
auerra?) (Garteromaco) aus Piſtoja (1674— 1735) in feinem 
Ricciardetto, einer Fortſetzung des Orlando Furioso, alle feine 
Borgänger in der Kun, denfelben gu parodiren, übertrifft und 
befonderd durch die tntſchiedene künſtleriſche Vollendung des 
Plans ſeines Gedichts Etauncn erregt, erweckt er auch hin und wieder 
Durch fen Herabzichen ver ernſteſten Gegenſtaͤnde ins Lächerliche 
Wirerwißen; noch mehr thun dies aber der berühmte Anatom Lo⸗ 
renzo Bellini) aus Florenz (1843 — 70), in deſſen Bucchereide 
die aͤquivokeſten Spaͤße mit Reflexionen über vie wichtigfien Se⸗ 
genftaͤnde aus der Moral, Philoſophie und Phyſik verbunden 
And, Hieronymus Baruffaldi) (1675 — 1755) In ſei⸗ 
nem Grillo und Julius Caſar Becelli?) mus Verona 
(16835— 1750) in feinem Gonella, einer Schilderung des 
Lebende jenes berühmten Ferrareſer Hofnarren. Dagegen zie⸗ 
ben und durch das Vorherrſchen des rein ſatiriſchen Elementes mehr an 
Biambattifta Tai") aus Montefiascone (1721 — 1808) 
in feinen Animali parlanti, einer allegoriſchen Satire auf die poli⸗ 
tiſche Berwaltung der Staaten, entfernt dem Neinele Fuchs aͤhneind, 
und feinem Poema tartars, reiner Schilderung des Hofes der Katha⸗ 
sina 11. von Rußland, das hier Mogollia heißt, und Domi⸗ 
nico Batachi?) aus Kivorno (1749— 1802) in frinem 
Rebe des Bulcane, Zibaldone, einer Faufkifemn Satire auf 
ale Elafim der Geſellſchaſt, weil diefe Form unferem bomiſchen Hel⸗ 


Italiaͤniſche Poefie. Epos. 71 


dergedicht mehr entfpridt, als jene oben genannte Zwittergattung, 


die dem deutlichen Geſchmacke weniq aufapt. 

1) Le prime imprese del conte Orlando, con argonıenti ed alle- 
gerie Vineg. 1572. 4. — Cingue primi cantıi di Sacripante. Vineg. 
1535. 8. HM Sacripante. ib. 1536. 4. 1537. 4, 1625. 8. u. öft (X Geſ.) 
— L’achille e l’Enea dove egli tessendo }’historia della Iliade d’Ho- 
mero a quella dell’ Eneide de Vergilio, ambedue I!’ha ridotte in 
ettava rima. ib. 1571. 4. — L’Ulisse tratto dall’ Odissea d’Omero 
e rideite in ottova rima. ib. 1573. 4 — Il Palmerino poema. Ve 
nes. 1561. 1597. 4 — Primaleone figliulo di Palmerino. ib. 1562. 4, 

2) Augelica inamorata. Venet. 1550. 4. 1553. 8. 

3) Aniheo Gigante. Yineg. 1544. 4 — Triomphi de Carlo ib. 

4) 11 Meschino, altramente deito il Guerino fatto in ottava ri- 
ma. Venez. 1560. 1594, 4. 

5) L’Amadigi. Vineg. 1560. 4. 1581. 4. Bergamo 1755. IV. 11. — 
fl Floridante. Mant. 1587. 4. 1588. 12. 

6) 11 Costante. Venez. 1565. 8. Bologna 1566. 4. Paris. 1654. 4. 
(Dazu f. M. Ant. Tritonio, Dichiarazione. Bologna 1570. 4.) Sonft noch 
Bimme. Bol. 1566. 4. u La christiiana Vittoria marittima ottenuta a 
sempo di Pio L. MI Bol. 1572. 4. (in Ditaven.) 

7) La Alamanna. Vineg. 1567. 4. Lips. 1838. II. 8. 

8) ©. 6. B. Manso, La vita di’ T. T. Rom. 1634. 12. P. A. Se- 
rassi, Vita di T. Rom. 1785. 4. Bergamo 1791. II. 4. J. Black, The 
fe of T. w. an hist. and crit. acc. of his writings. Edinb. 1800, 
11.4. 6. Rosini, Sagg sull’ amori di T. T.Pisa 1832. 8. St.Non, Voy. de 
Naples et de Sicile. Paris. 1781. T. I. p. 125 sq. Valery Curios, 
Iıslienn. p. 248—294, Lardner Liter. and scient. men of Italy. T. I. 
p %-—-161. 6. Capponi, Sulla causa finora ignota delle sveriture 
di T. T. Firenze 1840. 8. g* A. Ebert, T. T. Leben u Char. nah Guin⸗ 

ene darg. tpsg. 1818. 8. ©. Stredfuß, Z. X Leb. m. Prob. a. d. Geb. 
—* u. Aminta u. d. Dialog. : der Familienvater. Berl. 1840. 8. u. in 
d. Ztal. Dichtkunſt Meifterwerke p. 491592. — T. T. Opere tutte con 
Je controversie. sopra la Gernsalemme liberata. Firenze 1724. VI. 
fol. ricorr. ed. ill.d. 6. Rossi, Pisa. 182123. XX XIII. 8. Opere scelte. 
Mil. 1804. 1V.8. ib. 1823—25. V. 8. La Gernsalemme liberata ovvero il 
Gofiredo di nuovoricorr. e secondo le proprie copie dell istesso autor 
rñdotto acompimento. Parma 1581.4. (Die Ed. Pr. Vineg 1580. 4. kam 
wider Zaſſos Willen durch Celio Malaspina heraus und iſt unvollftändig) c. ka 
agg. di molte sianze che dall’ auctore sone state rifutate et mutoti 
a swoi luoghi. Mant, 1584. 4, c. le annot. di Sc. Gentili e di 6. 
Gasstavini. Genova. 1590. 4. Londra 1724. II. 4. Parigi 1784. II. & 
Parma 17%. 1. 4. rid. a. migl. lez. da Colombo coll. var. e note. 
Piresze 1824. 1I. 8. Ger. lib. col. riscontro della conquistata. Padova 


1827—28. III, 24. — La Gerusalemme conquistata (LL. XXIV.) 


Roma 15%. 4. Parigi 1595. 12. Venet. 1600. 24. (eb. d. Uebertr. d. 
6. L. in d. Ital. Provinciald. |. Bull. da Biblioph. 1843. p- 81 sq.) — 
1 Rimaldo. Venez. 1562. 4. 1570. 1581. 4. Vineg. Aldo. 1582. 12. 
u. Öft. Deutſche Ueberſ. D. befr. Zeruf. überf. v. Gries. Iena 1800-3. IE. 
8, V. «. ebd. 1839, IT. 8. VI. %. —— 1844. 16. v. %. Streckfuß. Lpzg. 
1822. 1835. U. 8. u. in d. Meifterw. d. Dichtk. a, a. D. dv. J. M. Qut⸗ 
tenhofer. Pforzh. 1840. 1844. 16. ſ. H. WBedewer, Homer, Birgü, Lafle 
®. d. befr. Jer. in ſ. Verh. zur Ilias, Odyſſee u, Aeneis. Munſt. 1843, 8. 


7a Italianiſche Poefte. Epos. 


9) Nädoamante, poemaeroice. Maut. 1582. Venez. 1891. 1641. 4. 
10) La Malteide. Venez. 1596. 4. 


11) II mondo nuovo, poema di G. Giorgini de Jesi, con gli 
8 om: in rime del s. P. Colivi et in prosa d. 2. 6. Ghisilieri. Jesi 
1 o To = 


12) La destrutlione di Gerusalemme. Napoli 1600. 8. 


‚ 33) L’imperio vendicato. Roma 1690. 4. Hirrzu ſchrieb der Doge 
Snrico Dand olo eine Kortfegung bis zur Groberung Conſtantinopeis 
durch Balduin von Blandern. 


13) N Conquesto di Granata. Modena 1650. 4. Parigi 1654. II. 
12 Bol. 16'3. 4. Venez. 1789. II. 12. 


15) L’America, Poema eroico. Roma 1650. fol. 


16) I Bardo della Selva nera. Poema epico lirico. P. I. Parma 
1806. fol. Dazu P. Costa, Osservaz. crit. Bologua 1832. 32. 


17) La secchia rapita, poema eroicomico d’Androvinci Melisone 
Oceaargom. d. c. A. Raris. Aggiont. in ultimo il primo canto dell” 
con gli no del med. autore. Parıgi 1622. 12. Ronciglione (Rom.) 1624 12. 
‘ 0, le dichiar. di G. Salviani acer. ed amm. d. abb. Marchioni. Ox- 
ford 1737. 1. 8, s’agg. la pref. e le annot. di G. Rarotii, le var. 
lez. e la vita d. poeta comp. da L. A. Muratori. Modena 1744. 4. 
c. annot. e col canto dell’ Oceano. Firenze 1824. Milano 1877. 8. — 
D. geraubte Eimer a. db. tal. v. 9. 2. Krig. Lpzg. 1842. 8. 


18) Lo Scherno degli Dei poema piacevole. Firenze 1625. 4. 
d. Pr. ib. 1618. 4. unvollfl.) Rom. 1626. 12. Venez. 1627. 12, Iver- 
BD. 1772. II. 8. Milano 1804. 8. Fir. 1826. II. 12. 


„39 La Moscheide, poema g}ocoso. Vicenza 1619- Veonez. 1624. 
Milano 1626. Bracciano 1640. 12. La Franceide, overo del mal 
francese. Venez. 1629. Foligno 16%. 12. Opera poetiche, cio® la 
Franceide, la Moscheide, Gerusalemme desolats, rime giocose, Pe- 
trarca in stil burlesco etc. Mil. 1630. 12. 


20) 11 Malmantile racquistato, poema di PerloneZipoli (Loren- 
zo L.) Finaro (Firenze) 16,6. 12. con le note di Puccio Lamoni (P.. 
Minuci) Fir. 1688. 4. ib 1731. IT. 4. 1750. 1788. I. 4. Venez. 17 
4. Prato 1815. 4. ſ. Nodier, Mel. tir. d’une pet. Bibl. p. 57 sq. 


21) Avino, Avolio, Ottone e Berlinghieri. Poema eroico di 
Beridio Darpe Cornetano. Fir. 1643. 4. 


22) L’Asino. Poema eroicomico. Ed, IV. Padova 179%. 8. — La 
Parruca, coınp. ined, ib. 1826. 8. 

23) Presa di Senminiato. Poema giocoso. Gelopoli 1660. (1700) 
12. ib. (Livorno) 1764. 12. 1821. 1l. 12. 

24) II cartoccio d’Anghiari. Poema eroicomico c. n. di C. Teesti. 
Fir. 1830. 11, 12. 

25) I Torracchione desolato di Meo Crisoni. Londra (Parigi) 
1768. 11. 12. 


26) La Tartena degl’ Influssi per l’anno bisestile 1756. Parigi 
1757. 12. La Marfisa bizzarra, Fir. (Venez.) 1772. &. 


Didactiſche Poeſie in Jtallen. | 73 


27) Carteromaco, Il Ricciardeito. Parigi (Venez.) 1738, H. 4. 
Mil, 1813. III. 8, Italia (Livorno) 1819. JIY. 16. Firenze.III. 18. Mil. 
188. IV. 32. Deutih vo. F. Schmit. Liegn. 1783— 85. II. 8. v. Sries. 
Gtuttg. 1831— 33. 8. 


28) La Bucchereide. Firenze. 1729. 8. u. in f. Opera omn. Ve- 
net. 1708. 1720. 1747. fol. " 


29) Il Grillo Poema. Verona 1738. Venez. el.ucca 1738.8.La Ta- 
keccheide, Ditirambo con leannot. Fefr. 1714. 1716. Bologna 1752 4, 
Gr bichtete and den XV. Gefang zu dem burlesfen Gedichte Bertoldo, 
Bertoldinoe Cacasenuo. (Bologna. 1736. 4.) der befannten Ztaliänifch. 
Bearb. der alten Geſch. v. Salomon u. Marcolph, worüber nachz. if. 
u 28. ©. II. 3. p. 470 8q. 


30) A Gonnelle, canti XII con gli argom. di 6. C. Becelli, Ve-. 


rona 1739. 


31) Gli animali parlanti, poema epico diviso in ventisei conti. 
Parigi an X (1802) III. 8. 1820. III. 12. Lond. (Fir.) 1822. 24. No- 
velle gelauti in ottava rima. Parigi 17%. 12. 180%. IL 8. 1829. 
V. 32. Die redenden Thiere. Deutſch. Bremen 1817. III. 8. R. e. zuf. 
* —— Urſpr. d. Werks. A. d. Ital. v. J. E. A. Stiegler. Aachen 


32) La rete di Vnlcano, poema. Siena. 1779. (1797.) II. 12. N 
zibeldone puem. burl. in dodici canti del Padre .Atanasio da Ver- 
rocchio Parigi :805. 12. Auch er ſchrieb fehr fchlüpfrige Novellen in Ver⸗ 
fen: Ve o, Baccolta di novelle. Londra an VE. IV. 12. 


$. 554. 


Wir gehen jept zur didactiſchen Poeſte biefer Periode 
fa Stalin fort, welhe durch Biovanni Rucellai!) aus 
Sloren, (1475— 1525) elgentlih erft geſchaffen wurde, indem 
er durd feine Api, eine Nachahmung des vierten Buchs von 
Virqgils Landbau in reimlofen Verſen das biöher der Bulgärs 
ſpracde unbelannte Lehrgedidt im Dialecte von Toscana verſucht 


bat. Ihm folgte Luigi Alamanni?) aus Florenz (1495 — 


1566), der auch ein. romantifhed Epos, Girone il Coriese, 
aus dem Carolingiſchen Sagenfreife und eine fonderbare Tra⸗ 
veßie der Iliade in feiner Avarchide binterlafin bat, wo er bie 
Begebenhelten des Trojanerkriegs nach Bourges (Avaricum) 
verlegt und ſtatt der Griechen ſich Artus und ſeine Paladine 
denkt, in ſeiner Coltivazione in reimloſen (sciohi) Verſen 
aber durch das zu fihtbar darauf verwendete Studium lange 
welt. Glückliche war Bernardino Baldi?’) aus Urbino 
(geb. 1553), der nicht allein durch feine Inrifchen Gedichte, für 
welche er eine Menge neuer Verdarten erfand, fondern auch 


v 


74 Divactifhe Poeſte in Jtalken. 


wur die Form den alten Sicilianiſchen Dichtern natmiahmen 
fuchte, in feiner Nautica: noch mehr übertraf ihn Luigi Tans 
 ftlto*) aus Berona (1510-1568) in feinem Podere (». 1. 

ras GBtüd des Landlebens) und Balia (Amme), weniger in feis 
nen Thränen St. Peters, während er in feinem Dialoge, il 
vendenmlatore, worin er-die zur Zelt der WVeinleſe in feinem 
Boterlande vortimmmten Drgien fdiltert, als abfiktlih latcıe 
erſcheint. Run IR Birolamo MRuzio’) zunennen, der dur 
feine Dichtkunſt das für die Stalläniften Dikter (1520) warb, 
was Vida (1550) dur die feine für die Neulateinifhen ſeyn 
wollte, obgleih ihn diefer an Driginalität nicht erreicht bat. 
Ein anderer Dichter, Aleffandro Zefaurv‘) aus Foſſano 
(+ 1621) ahmte Alamanni in der Form in feiner Sereide oder 
won der Zudt der Seidenwärmer nad, übertraf ihn aber as 
Erhabenheit der Gedanken und Bilder. Leber die Jagd fchries 
ben Giovanni de Scandiano (1518— 82), der und auch 
noch ein ziemlich merkwürdiges Gedicht über den Bogel Phänir 
binterlofien bat, nad fämmtlichen antifen Sagdfchriftfiellern ?), 
und Eraſsmus de Balvafone (1523—93), aber mit weit 
mehr Erfolg, den auch deſſen, vielleiht von Milton benupter, 
Aampf der böfen umd guien Engel davon getragen hat’). Weit 
unter ihm ſteht daher der geichtte, aber trockene Baolo de 
Roffo aus Florenz; (+ 1569) in feiner poetiihen Bearbeitung 
Der Ariſtoteliſchen Phyſikꝰ), und noch mehr der abſichtlich mit 
feinem Wiſſen prunkende Gian Filoteo Achillini) um 
ber ſchwerfaͤllige Antonio Cornazano aus Piacenza“), 
wogegen Aleſſandro Marchetti (1633-1714) aus Tos- 
ana in feiner Uebertragung des Luccez faſt dem Originale gleihfommt, 
wenn er auch fein ſelbſiſtaͤndiges Gedicht, womit er die Lehren deſſel⸗ 
ben zu widerlegen ſuchte, niht beenbigen konnte??). In einem 
anderen Benre, dem religisfen Lehrgedichte, verfuchte fih Frans 
se6co Lemene aus Lori (1634— 1704); obwohl wir hier 
feine verfehlten Verſuche, als Schongein zu gelten, tabeln müfe 
ſen?ꝰ). Alle feine Vorgänger dagegen übertrifft Siambattife 
Spolverini aus Verona (1605 — 1763) in feinen Ge 
dichte vom Reiebau, deſſen Länge durch die ebenfo natärlidden 

ale trefilichen Epifoden, wie z. DB. ber Ueberſchwemmung der 


Didactifche Poeſte in Italien 75 
ah im erfien und der Heise des Landlebens im zweiten Buche, 
entjd uldigt wird!) Eiwas Mehnliches verfuchten Baruffaldi 
in feinem Hamfbau?s), der aber feinen dithyrambiſchen Bacea- 
nali bei Weiten nadficht, Jacaria Betti aus Berona (1732 
—88) in feinen Eeidenwürmern, worin er an practifchen Re 
iizen wenigfßend feine Borgänger auf dieſem Felde, Vida und 
Leſauro, ũbertrifft*ꝰ) Lorenzo Barotti aus Ferrara (1724 
—1801)") in feiner liebliben Apvlogie des Kaffees, Vin⸗ 
cenzo Maſini in feinem Schwefel, Dem gelungenfien Gedichte 
feiner Zeit *), Lorenzo Maſscheroni aus Bergamo (1750 
— 1800) in feine Schilderung der Naturalienſammlung gu 
Berta”), Bartolommeo Lorenzi aus Mazurego (1732 — 
—1820) in feinem Gedichte von der Anbauung der Berge”), 
Biovanni Lorenzo Stecchi In feinen drei Büchern von den 
Meieoren), Siufeppe Balentino Vianelli in fehier Apo⸗ 
logie des Fiſcherlebend, das als Rahahmung von Gannazar’d 
Arcadie bald in Proſa, halb im Verſen geſchrieben ift?), und 
beſenders Cefare Arici (71856) in feinem Dlivenbau, feinem 
Urfprumge der Quellen und feiner claffifchen Pastorizis??). Mehr 
philoſophiſch⸗ moralifh iR des Camillo Zampieri”*) aus 
mola (1701 — 84) Educazione, eine Widerlegung von 
Rouffeau’6 Emil, Finella Eonti’6 aus Padua (1677— 
49) Kugel der Benus?), eine Entwidelung der Platoniſchen 
Unfichten vom Schönen, Tommaſo Gampailla’s aus Ms 
dica (1668 — 1740) Schopfung *ꝰ), Coſimo Betti's aus Or⸗ 
dano (geſt. 1814 im 87flen Jahre) Consumazione del. se- 
enle, das in feiner zugleich erzählenden Weile ein Verſuch iR, 
das religiöfe Heldengedicht Dante's nachuahmen“), Durante 
Duranti's Uso, worin er halb ſatiriſch das Leben eine Les 
demenns ſchiſdertꝰ), die Graͤbet Ugo Foſcolo'6*), Filippo 
Pananti's (1766— 1837) Theaterdichter, eigentlich mehr zur 
poetiſchen Erzählung gehörig”), und Glovanni Carlo Paſ⸗ 
ſeroni's Cieerone, worin unendlich mehr Belchrendes und 
Poctiſches ſtedt, alo der Titel verräͤthhh. 

28. a I 1539. 6. Venez. 1539. 1541. 8. Parma. 1797. 4. 
Opere. Padova 1772. 8. 

2) ©. MS. Manni, Vita d. b. L. A. Firenze 1771. 4 La coltiva- 
ziene, Parigi 1546. 4. Fir, 1546, 1549. 1590. B. c. 3 Api di R. Vo 


76 Did actiſche Porfle in Itallen. 


rona 1745. Venes. 1795. 8. Mil. 1826. 32. Girone il Cortoso. Perigi 
1548. 4. Vene. 1549. 4. Bergamo 1757. II. 12. L’Avarchide. Firenze 
1570. 4. Bergamo 1761. TI. 12. Op@e Toscane. Lione 15.2—33. 11. 8. 
Venez. 1542. ll. 8. Roma 1806. Il. 8. Baggio di poesie inedite. Fir. 
819.4. Epigrammi ined. Bol. 1827. 8. 


3) Seine Nautica u. Poeıni pastorali, in f. Versi e Prose. Venez, 


4) La Ralia. Vercelli 1767. Venez. 1786. 4. Il Podere. Torino 
3768. 12. Venez. 1770. 8. Parma 1797. 4. Le Legrime di 8. Pietro. 
In Vico Eqneuse, 1585. 8. Venez. 1560. 1595. 8. 1606. 4. Il Ven- 
demmistere. Nap. 1534. 4. Poesie. l,ondra 1782 12. Opere. Venez. 
1738. 4. Dazu Capitoli editi ed ined. Venez. 1834. 16. " 


5) Tre !ibri di arte poetica, in f. Rime diverse. Venez. 1551. 8. 
6) La Sereide. Torino 1585. Vercelli 1777. 8. 


7) I quattro libri della caccia di Tito Giovanni Scandisnese com 
la dimostratione de luoghi de Greci et latini scrittori et con la tra- 
dottione della Sfera di Proclo. Vineg. 1556. 4. La Fenice. Venez. 
1535. 1556. 1557. 4. 


8) La Caccia. Berg. 1591. 8. c. nate di (Scip. di Manzano) Dlim- 
io Marcacci. ib. 1593. 8. Mil. 1806. 8. — L’Angeleida. Venez. 1590. 
Udine. 1825. 16. 


9) La Fisica c. annot. di J. Corbinelli. Parigi. 1578. 8. 


10) Il Viridario, nel quale nomina i litterati bolognesi e di al- 
tre eittd Roi na 1513. 4. 11 Fedele, libriV interza rima: cantilene 
cento. ib. 1523. 8. 


11) Opera bellissima del arte militar del excell. poeta miser A. 
C. in terza rima. Vinexia. 1493. fol. Pesaro 1507. Venez. 1515. 
Fir. 15%. 8. Opera noua de miserA.C. in terza rima: Lagl trotta: 
de modo Rägendi: de mota Fortune: de integritate rei Militaria : 
gui in re militari imperatores excellnerint. Venez. 1517. 8. 


12) Lucrezio Cara Della Natura delle cose L. VI trad. da Al 
M. Londra 1717. 1764. II. 8. 1779 4, Milsng 1813. 8. Firenze 1820, 
12. Saggio delle Rime eroiche, morali e sacre. Firenze 170%. 4. 

13) Poesie diverse. Parma 1626. II. 8. Hierher gehört bef. f. Dio 
une, trino, crealore, uomo, figliuolo di Maria, paziente e triom- 
fante u. |. Rosario della verg. Maria. 


14) La Coltivazione dei Riso. Verona 1758. 4. Padova 1810. 8. 
15) I1 Canapaio. Bologna 1741. 4. Baccanali. Sec. #d. ampl. ® 
cart. der. 1758. 1. 8. ven | * 


16) II Baco da Seta. Verons 1756. 8, u. in b. Racc. di poemi 
Georgici. Lucca 1785. II. 8. T. I. 
17) La Fisica. Bologna 1758. 8. Venez. 1773. 8. I1'Cafid. Parma. 


18) Il Zolfo. Poema in tre libri diviso con annot. Pesaro 1759. 
Bologna 1762. 4. 


19) L’Invito a Lesbia .Cidonia. Pavia 1793. 4. Mil. 1793. 8. u. in 
‚ b. Poesie edite ed iuedite di L. M. Pavia 1823, 16. . 


Italianiſche Poeſie. Satire. 77 


2) La Coltirazione de’ Monti. Verona 1778. 4. 1810. 4. 
21) Deite Meteore Libri III. poema fil, c. annot. di G. Giun- 
Firenze 1 4 


22) La Marina ed altre Poesie pescatorie. Venez. 1806. 8. 


23) La Collivazione degli Ulivi. Brescia 1 1808. 8. J. Coralli, 
krescia 1810. 8. La Pastorizia. ib. 1814. 8. L’Origine delle Font, 
ea alire Poesie scelte. Milano 1833. 8. 


24) Tobbia ovvero della educazione, Cagliari 1778. 4. 


25) Nn g tobo di WVyere in ſ. Prose e poesie, Venez. 1739. T. I. 
(Tem. II. Fir. 1756. 4 


26) L’Adamo, orvvero il Mondo cresto. Poema äillos. Modena 
1728. fol. Roma (Palermo) 1737. Milano 1757. fol. 


27) La consumazione del Secolo. Lucca 1793. 17%. Pesaro 
1802. I. 8. 


28) L’Uso, parte prima y secondn. Bergamo 1778. 8. Parte terza. 
Brencia 1778. 8. Rime 1755. 4 


29) Carme dei Sepolcri. Brescia 1807. 4 

30) 11 Poeta di Teatro. Rom.poet. in sesta Rima. Londra 1808. 8. 

31) 11 Cicerone. Poema in oitava Rima. Mil, 1755. 1763. VI. 8. 
Tenez. 1756. VI. 12. 


$. 555. 


Zum Lchrgedicht rechnet man befanntlich auch die Satire, wenn 
ſe auch ſchon in den obengenannten komiſchen Heldengebichten 
eine fehr bedeutende Rolle fpielt. Der erſte Dichter, der hierher gehört, 
& Ercole Bentivoglio‘) aus Bologna (1506-—1573), 
der fich vorgenommen hatte, den von Arioſt - eingefhlagenen 
Weg der Nachahmung des Horaz In der Satire, die bier jedoch 
mehr" den Briefen deflelben nahefommt, weiter zu führen, aber 
dad ridendo dicere veram des großen Benufinerd nur von 
der laͤcherlichen Seite genommen bat. Da trat Srancesco 
Berni aus Lamporechio (1490 — 1536) auf, der mit anderen 
jungen Leuten feines Schlages fi zu einer Art von Geſellſchaft 
(i Vignajuoli— Winzer) vereinigt hatte, um über die ernfleften 
Gegenflände Epäße und Berfe zu machen. Er hat diefer hei⸗ 
teren Dihtungsart den Ramen gegeben, die von nun an die 
Bernestifche genannt wurde und fi dadurch von der Burleöfen 
mterfcheidet, daß fie die Gegenſtaͤnde nur laͤcherlich macht, fie 
aber keineswegs ind Gemeine und Niedrige hinabzieht. So find 
feine Rime burlesche, feine Sonetti und Capitoli, unter 






153! 8 Äicrem '- 1345.” . Unteren well’ Ung 
Isra ed Em (1517 — 1566. mr vie ir C 
309, wein a cm Eduiseunz med Einb6 uhr, Da6 | 
WW, me Gtesannı Meile Exaia amt Abs (IR 

35356), Ua ya in im Gelesen dimmm ö 


| 


„, 0 Bictro Neili mb Eine, ver beupifihiih W 
Mveocaten zu ftidern verfubt het’). Gimm na 
Ceſare Eayorali mb Peragia (1531— 1601 
frineı Reife zum Barnaf mb ned einigen Afmiide 


j 


hs 
Her 
3: 
ir 
a: 
— 


Crusea Antonio Francesco Brazzini mit vom Beiname 
La9ca”), wie er im der gieihfalis won ihm errichteten Gefell 
faaft degli Humidi hieß, aus Fler (1503-—83) au Ge 


leole, ver Rieſenkrieg betitelse Bcbiht des Florentiners Bette (Bene 
Bette) Arrighi, welches der Piſaner Birolamo Anelungh 
(# gohbe da Pisa genannt) feinem Verfaſſer entwendet, eiwai 


- 


Itallaniſche Poeſße. Satire. 70 


Imgeßaliet und unter deu Ramen des Forabosco herausgegeben 
bett. Diele drei Gedichte mit Grazzini's Krieg der Ilngebeuer 
Bed eigentlich die einzigen, welche aus bielem Genre der bur⸗ 
keiten Poeſie in ihrer fen Phaſe anzuführen find, denn die 
Manier Caporali's bekam fehr bald die Oberhand, Dieß fchen 
raus Trajano Borcalini’s von Loretto (1536—1613) 
Begzuagli del Purnasso und der Fortſehung deſſelben der 


Pietra del Paragone politico, einer Satire auf faR alle po⸗ 


Kid und literartfch bedeutende Männer feines Baterlandes zw 
dieſer Zeit), aus Aleffandro Allegri's aus Floren; 
ff 1613) Letiere di ser Poi Pedante (an Bembe ger.) 
m» Fantastica Visione di Parri da Pozzolatico (an Dante), 
us Sciyto Errico’6 aus Mena (1592—1670) Krie⸗ 
gu des Parnap'?) und einigen anderen, wogegen wieder Sal» 
sator Rofa aus Neapel, der befannte Maler (1615—75), 
in feinen Satiren, die (wie 3. B. der Neiv)'), nur etwas zu 
Part aufgetragen find, und Benedetto Menzint aus Bloremz 
(1646—1704)"°) mit der fharfen, giftigen Zunge eines ‘Bere 
Mad reden und fih wunderbar von dem eben fo feinen als 
Marken Salze derer des Jacopo Goldani aus Floray 
(t 1642, 62 Jahr al‘) und derer des Weiberfeindes 
&uigi Adimart aus’ Neapel (1644—1708) unterfbelden, 
ver nur gegen die Weiber (befonders gegen die Ihenterprincze 
kann) bitter if, denn während Bolleau doch wenighens zwei 
der drei auf dem Erdball für lobenswerth anfleht, fügt et; 
wenn ja eine Frau auszunehmen fl: tu non la vedi, ed ie 
non la eonosch"). Sonft iſt noch der Freigeiſt Ferrante 
Ballanicino aus Piacenza (1618—44) zu nennen, ver in 
Brofa mehrere giftige Satiten ſchrieb, unter denen die himmliſche 
Sqeldung, gegen Roms Curie gerichtet, die fblimmfle, aber ger 
lungenſte IR). Das achtzehnte Jahrhundert hat eigentiih feine 
Satirifer von Fach hervorgebracht, doch Fonnen zum Thell als 
wer burleöfe Dichter in Berniſcher Manier bierher gerechnet 
wen Giambattiſta Fagiuoli aus Floren; (10660 — 
1742), obgleich eigentlich feine Luffpiele mehr heiter „ komiſcher 
As ſatiriſcher Art find'?), der fhon genannte Biovanni Karlo 
Bafferont aus Lantesca (17135— 1802), deffen heitere Berfe 


so Itallaniſche Poefie. Satire. 


fonberbar von dem ſtrengen Lebenswandel ablehen, den cr ſich 
als Geiſtlicher ze Mailand auferlegte”), Siufepye Baretti 
ans Turin (1716—1789)?') und Onofrio Rinzoni”) 
(1734— 1817), als ernſte Satirifer aber Lorenzo Mas» 
Geroni?), Biufeppye Zanolia aus Gmua (1752 — 
1817), der Maler Biufeppe Boffi aus Mailen (1777 
— 1815,°%), der Florentiner Ungelo d’E1ci?) (1754 — 1824), 
ein neuer Zurenal an Stiyl und Eharafıer, Siannantonie de 
Luca aus Benedig (1737 —62)”) x., wenn wir nicht aud 


einigermaßen Parini, Sozzi und Alfieri hierherzichen wollen. 
1) Satire ed alıri Rime piaceveli. Venez. 1557. 12. Opere poe- 
tiche. Parigi 1719. 8. ‘ 


2) n prime libro delle. burlesche di M. Fr. Bersi, di 
M. Giovanni della Cass, del Varchi, del Mauro, di Messer Bine, 
dei Molze, del Dolce et deli Firenzuola, ricorr. etc. die. rist, 
Firenze 1548. 8. Il secondo libro delie Opere burlesche di Fr. B. 
dei Molza, di M. Bino, di M. Lod. Marteilo, di Matteo Freanzesi, 
dell’ Aretino et di diversi Autori ib. 1555. 8. Opere hurl. etc. ace- 
eresc. di un Tomo terzo. Fir. (Nap.) 1723. III. 8. Loudra 1721. 1724 
Is „useet al Reno. (Roma) 1726. IH. 12. 1760. III. 12. Leida 
2 .22. 


3) Rime e Capitoli, b. Berni a. a. DO. ed. 1723. Rtrambetti alla 
villanesca. Venez. 1544. 8. Ragionamenti s. I. 15838. III. 8. 1589 
(Parigi) 8. ©. Sonelli lussuriosi bhdfhr. zu Dresden. f. A. 8. G. 11. 3. 
p- 737 sg. Dure Journ. f. Kunftgefh. St. XIV. p. 1—72. 6. M. Maz- 
zucchelli Vita di P. Ar. Padova 1741. 8.- (daraus Beispreaux, Vie 
de P. Ar. ä la Haye 1750. 8.) Abelung, Gel. d. menſchl. Rarrheit. Bd. 
HI. p 108-241. 

4) Rime. Fir. 1549. 8. Pisa 1816. 8. Opere. Fir. (Napoli) 1723. 
Il. 12. Fir. (Venez ) 1763-66. IV. 8. Mil. 1802. V. 8. pol 


5) ©. Satiren b, Sansovine, Sette libri diSatire. Venez. 1560. 8. 


6) Rime e prose. Venez. 1558. 4. Fir. 1564. 8. 1572. 8. Pari 
1667. 8. exposte Ja A. Severino. Napoli 16%. 4. Parigi 1727. 
Copitoli V. Venrz. 1528. 1538. 8 voift. fl. f. Rime Burlesche in db. 
Ausg. d. Rime Ruriesche d.Berni f. 1723. II Galateo. Mil. 1559. 8. Fir. 
1566. 8. Lat. Ital Padoza 1727. 8. Roma 1759—63. II. 12. Venez. 
1825. 16. Opere con giunta di Scritture non pitstampale. Fir. 1207. 
111.4. c. ac Venez. 1728—29. V. 4. 1752. II. 4. Mil. 1806. IV. 8. 
Re. G. 1.3. p. 715 29. Valery, Science de la vie. Paris 2842. 
8 p. 19—29. 


7) Satire alla berniesca. Turino 1549. 4. 


8) Le Satire alla Carlona di messer Andrea de Bergamo. YVi- 
meg. 1546-47. Il. 8. 1565. 1566. 6. 


9) Rime. Perugia 1770. 4. 


10) IL.a Guerra de’ Mostri. Firenze 1584. 4. La. Gigantea e la 
Hanea. ib. 1566. 4. c. la Guerra de’ Mostri. Firenze. 1612. 8. Yver- 


u 


Itallaͤniſche Poeſie. Fabel. 81 


dan. 1772. 12. (ik 8b. IT. d. Racc. di Poemi eroico-comici) Rime. 
Fir. 1741—42. II. 8. Egloghe ed ultre Rime. Livorno, 179%. 8. Stanzi 
im dispregio delle Sberretiate. Fir. 1579. 4. 


11) Ragguegli di Parnaso, Cent. I. Venez. 16f2. Cent. IT. ib. 
1613. II. 4. ıb. 1624. II. 4. Amsterd. 1669. II. 12. La Pietra del 


Paragone Politico. Cosinopoli 1615. 4. ib. (Amsterd.) 1652. 24. La 
Secretaria di Apollo. Amst. 1653. 16. 


12) Rime piacevoli. Verona 1605—13. IV. 4. riv. ed agg. Am- 
sterd. (Napoli) 1754. 8. Lettere di Ser Poi Pedante nella Corte de’ 
Donati. Bologna 1623. 4. Fantastica Visione di Parri da Pozzola- 


tieo, moderno in Piandigiullari. Lucca 1613. 4. Scelti Componimenti. 
» l.eta.8 


13) Le Guerre del Parnasso, in f. Poesie. Messina 1653. 12. 
14) Satire dedicate a Settano. Amsterd. 1719. 8. c. note d’ A, 
M. Salvini e d’aliri. ib. (1770) 8. 


15) Satire. s. I. et a. (Napoli 1730) 4. Amsterd. Nap.) 1718. 4. 
e. nete Leida. (Lucca) 1759. 8. c. note post. di R. M. Bracci. Na- 
peli 1763. 4. c. annot. Londra (Livorno) 1788. 12. c. laPoetica. Mil. 
18086. Rime. Fir. 1730—34. IV. 8. Opere. ib. 1731-32. IV. 4, 


16) Satire, c. Annot. Fir. 1751. 8. 


17) Satire. Amsterll. 1716. 1764. 8. c. illustres. Londra (Liv.) 
1788. 12. Poesie sacre e morali. Fir. 1696. II. fol. ib. 1706. 4. 


18) L’Anıma divisa in sei vigilie. Colonia 1675. 12. (davon nur 
2 heile in f.:) Opere scelte. Villa-Franca (Gendve) 1660. Villa- 
frauca (Elzevir) 1666. 1673. II. "12. Sehr ſchmutzig {ft ſ. Rettorica 
delle puttane (Cambr. 1642. 12. Venez. 1664. 12.) — Die bimmlifche 
Ghefheidung mit dem Leben d. Verf. Berl. 1787. 8. 


„ 19) Rime Piacevoli. Fir. 1729—34. VI. 4. Dazu 43 Capitoli als 
Bıme Piac. P. VII. post. Lucca 1743. 4. 


20) Favole Esopiane e Rime. Milano 1775. IX. 12.1780. VN. 12. 


„ 21) Opere. Milano 1813—19. VI. 8. ib. 1838. IV. 8. Scritti scelti 
ıned. e rar. ib, 1822 223. II. 8. 


22) Prose e Rime, Ferr, 1811. 8. 


23) Sermone sulla falsa eloquenza del pulpito. Bergamo01779. 4. 
24) Sermoni. Milano. 1809. 8. 


25) Cine Bat, in b. Racc. di Poes. Sat. scritte nel sec. XVIIT. 
Mi. 1828, 8. 


26) Satire. Fir. 1817. 4. Opere italiane e latine edite ed ined. 
Fir. 1827. II. 8. 


27) Sermoni. Venet. 1818. 8. 


$. 556. 


Eine andere Urt des Lehrgebihts IR die Fabel, allein 
diefe fheint von den Stallänern nur wenig gepflegt mworben zu 
feyu, denn feit Leo Baptifta Alberti aus der vorigen Pe⸗ 
ode!) Bat ft Giulio Eefare Eapaccio aus Campagna 


(1560—1631) einen Verſuch gemadt, die Aeſopiſche Zabel In 
Größe, Handduch d. Literãrgeſchichte. ILL. . 6 


= 


82 Itallaͤniſche Poche. Zabel. Hirtengebicht. 


einer Nachahmmg Bernardino Baldi's einzubürgern, gerlech 
aber bald in Vergeſſenheit?). Beſſer gelang es dem Thomas 
Crudeli aus Poppi (1703 — 45), dem aber feine zu ſcharfe 
Satire und Freifinnigkeit Verfolgungen zuzogen?). Der Jeſuit 
GSiambattiſta Roberti von Baſſano (1719 — 86), der 
“brigens in feinen Fabeln immer die Sage der Humanität 
führte und als ein abgefagter Feind der Philofopbie eines 
Hobbes, Rouſſeau ic. erfheint, bat mehr Einbildungekraft 
als guten Geſchmack), Giovanni Carlo Paſſeroni 
aus Lantoeca 1719 — 1803) mehr Geſchwaͤtzigkeit, ale 
eigentliches Talent, und Lorenzo Pignottiꝰ) aus Figlino 
(17359— 1812), dem man Natuͤrlichkeit und gefibidte Aus; 
wahl des Stoffes nicht abipreden kann, guten Willen ge 
zeigt, Lafontaine nachzuahmen, ihn aber nit erreiht, wor 
gegen Luigi Fiacht Elafto (+ 1825) Einfachheit und herr 
liche Sprache vereinigt‘), und? Baetand Berego mehr für 
die Jugend geſchrieben hat?). 

Kit viel reicher iR die Staliänifhe Literatur an Hirs 
tengedichten, benn will man nicht des großen Rorenzo 
von Medicis®) Nencia da Barberino hierher ziehen, worin 
er im Tobcanifchen Bauerndialect in reizender Bildern die Schön- 
heit einer Bäuerin ſchildert, fo wird der erſte bier zu erwäh⸗ 
nende Schrififtieller der {dom genannte Jacob Sannazar?) 
feyn, der 1502 den von ihm in frühefler Jugend begonnenen 
Schaͤferroman Arcadia in Profa herausgab, wo faft ohne ges 
hörigen Zufammenhang und Einheit der Handlung zwölf ro⸗ 
mantiiche Begebenheiten und eben fo viele unter Arcabiens Hir⸗ 
ten fpielende Eclogen in Berfen (Canzonen) verbunden find. 
In der ſtebenten tritt er ſelbſt auf und erzählt die Scidfale 
“ feiner Familie, wie denn das ganze Leben feiner Schäfer nichts 
als eine poetiſche Auffaflung feiner Zelt iR, die er aber Außerft 
anmuthig eingelleidet und ausgeführt hat. Der ebenfalls fon 
genannte Baltbafar Eaftiglione!) (1478—1529) ein 
Nachahmer Petrarca's, hat eine reizende Ecloge Tirsis hinter: 
lofien, die ihm aber gleihwohl nicht fo viel Ruhm eingebracht 
bat, als feine Kunft, ein guter Hofmann zu werben (Libre 
del Cortegiane), Wu der ſchon genannte Errico Hat in 


— — — — — — 


Itallaͤniſche Poeſie. Schaferſpiel. 83 


feinen Idyllen Endimione und Ariane den Anforderungen ber 
Kenner genügt. In dem folgenden Jahrhundert verfuhte Frans 
cedco Baldovint') zu Pifa (1635-1716) eine Naher 
ahmung ber Nencia in feinem Lamento di Cecco da Varlungo, 
und der Tostaniſche gemeine Dialect mit feinen Sprichwörtern 
und Eigenthuͤmlichkeiten ift ihm eben fo gut als die Characte⸗ 
riſtik feiner Berfonen felhR gelungen. Im 18ten Jahrhundert machte 
®iacomo Bompyei!?) aus Berona (1731—80) einen Ber: 
fü, in feinen Canzons pastorali auch Theocrits und Moſchus 
Idyllen neben felbfifändigen Hirtengedichten feinen Lanböleuten 
in freier Bearbeitung vorzuführen, allein der berühmte Chemifer 
Biovannt Mei!) aus Palermo (1740 — 1815), der auch 
als comiſcher Dichter in feiner Fata galante, Don Quichotte 
und Origene del mondo (einer Perfiflage der von den Philos 
fophen über. die Entfichung der Welt aufgeftellten Hypotheſen) 
ſehr glücklichen Erfolg erlangte, hat In feinen Hirtengedichten nach 
dem Urtheile aller Kunftrichter feiner Zeit das Talent eines Birs ' 
gil, Iheserit und Anacreon zu vereinigen gewußt und in feinem 
Polemone ein Muſtergedicht diefer Art für alle Zeiten gefchaffen. 
Mehr die Form der Dithyrambe hat Baol Francesco Cars 
1178 ſcherzhaftes Idyll La Svinatura!*), wie denn auch des 
bekannten Bolyhiflor Francesco Medi!) Bacco in Tos- 
cana in diefelbe Categorie gehört. Dagegen kehrte Corn. Erico 
(+ 1835) gu der älteren Form der Idylle zurüd und der Phi⸗ 
lolog Giulio Berticari hat in feinem Hochzeitögebit Cantilena 
di Menicone aus einem geringen Stoffe ein Meiſterſtück gemacht. 
Leider iſtdas dramatifche Hirtengedicht, das Boccaccio mit feiner 
Kinfe di Ameto und Angelo Poliziano mit feinem Orfeo ein- 
geführt Hatte, in der neueren Zeit fa unangebaut geblieben, 
denn ſeiiden Nicola de Eorreggio!) (1450 — 1506) 
Prinz von Ele, in feinem fünfactigen Cephalus, dem er 
de Liebe der Pſyche, die jedoch mehr poetiſche Erzählung ift, 
folgen ließ, dieſes Genre verfucht, Agoſtino Beccari“) aus 
Serrara (15108 — 90) in feinem Saerißeio, weldes 1554 
wirflih zu Ferrara bei Hofe aufgefühet ward, und we ein Sa⸗ 
tyr die komiſche Rolle fplelt, daſſelbe eigentlich erft geichaffen, 
und Alberto Lollio') in der 1563 ebenfalls dafelöf aufs 
6° 





84 Italianiſche Porfe. Schaͤferſpiel 


geführten Aretusa und Agofino Argenti (+ 1576) in 
feinem 1567 geſchriebenen Sfortunate "’) daſſelbe weiter audzu⸗ 
bileen verfuht hatten, fo trat nım Torquato Tafio”) mit 
feinem Aminia auf, woyı er duch eine Darſicllung des Sfor- 
iunato begeißert werden wur, und bezauberte bei der erſten 
Aufführung deſſelben 1573 zu Ferrara die Zuſchauer dermaßen, 
daß man fein Erud einftimmig für cin Mufterküd ver Eleganz des 
Sityls und der Gompofition und des guten Geſchnacks in der 
Wahl des Stoffs und der Entwidelung erflärte. Er bediente 
ſich hierbei der nicht gerrimten Jamben, die jedoch mit ſechsſyl⸗ 
bigen und gereimten Berfen zuweilen durchwebt find. Leider bat 
er die für unfern Geſckmack unangenehmen Concetti (d. b. ers 
fünßelte Wite in Gegenfägen, z. B. gefallen — mißfallen 2.) zu 
haufig angewendet, als daß fie natürlih feyn Fönnten. Rad 
ihm bat Angelo Sngegneri?!) ausBenedig (um 1578) ein 
Histengedibt, die Tänze der Venus, in venetianifhem Dialect 
binterlafien, worin er die von ihm in feiner Abhandlung über 
Die darßellende Dichtkunſt in Bezug auf das Stäferfpiel gege 
benen Lehren yractifh anwendet, aber eben nur eine YUıt Mu⸗ 
ſterſtuͤck geliefert bat. Buidibaldo Bonarelli (+ 1608) 
bat in feiner Phinis von Eciros alle Fehler feined Borbildes 
Taflo’6, ohne defien Vorzüge zu befiten, machte aber durch das 
‚ Barode feiner Intrigue Auffehen, weil feine Heldin Clelia zwei 
Hirten auf einmal liebt”), Auch Antonio Ongaro”?) aus 
Padua (+ 1582) hat in feinem Alceo den Aminta fo ftreng 
nachgeahmt, und nur die Localität (ſtatt Hirten treten bei ihm 
Bifcher auf) geändert, daß man feinem Etüde den Namen Aminta 
baggato geben konnte. Den meiſten Erfolg unter allen hatte 
aber Baptifla Guarini aus Ferrara (1537 — 1612) mit 
feinem Pastor fido, einer Nachahmung des Aminta, der 1585 
zuerſt zu Ferrara dargefellt wurde, denn er kommt ihm an Relz 
der Eprambe und der DBerfe, deren verſchiedenſte Metra er auf 
das Gluͤclichſte zu verbinden wußte, gleih, und der Stoff If 
für die Bühne geſchickter bearbeitet, allein der eigentlihe Geiſt 
fehlt ihm, und fehr oft find die Gedanken matt, wenn nidt 
völig profaifh?*), Nach ihm verſchwindet das Schäferfpiel, einige 


Itallaͤniſche Pörfie. gabe. Hirtengedicht. 85 


ſchlechte Nachahmungen Tafio’d und Guarini's, und Gelegenheit, 
Rüde abgerechnet, ganz aus der Staliänifchen Literatur. 


1) 100 Fabeln in d. Opuscoli morali, ne’ quali si contengono 
molti ammaestramenti necessary al viuer de Tunomo tradotti e 
parte corresti da C. Bartoli. Ven>z. 1568. 4. Ital. u. Franz. Tables 
diverses de L. B Alb. Paris. 1693. 12. 


2) Apologhi & favole. Napoli 1602. 8. Mergellina, egloghe | 
scatorie. Fb 1598. 8. po egloghe po- 


3) Rime e Prose. Napoli (Firenze) 1746. 1767. 8. Parigi 1769. 8. 
ib. (Pisa) 1805. 8. 


4) (C) Favole Esopiane. Bassano 1782. 8. u. in f. Opere varie, 
Bologua 1782.— 87. IX. 8. 

5) Fayole e Novelle. Pisa 1782. 8. Londra (Parigi) 1784. 8. u. öft. 
Poesie. Firenze 1812—13. VI. 8. ib. 1820. 24. 


6) Favole. Fir. 1807. 8. c. egg. ila 1820. 8. 
7) Favole sopra i dovere sociali. Mil. 1804. Ed. V. ib.-1830. 8. 


8) in f. Poesie volgari. Venez. 1554. 8. Bergamo 1763. 8. Lon- 
dra 1801. 4. u. in f. Opere. Fir. 1828. IV. 4. T. II. 


9) Libro Pastorale Nominato Arcadico de Jacobo Sanazaro Neapoli- 
tauo. Venez. 1502. 4. (unvollfl.) Arcadia del S. tutta fornita’et tratta 
emendatissima dal suo originale. Napoli 1504. 4. Fir. 1514. 8. Ve- 
nez. 1514. 8. 1515. 32. Fir. 1519. 1532. 8. Padova 1720. 12. c. ann. 
Mil. 1806. 8. Ausz. in db. Bibl. d. Rom. 1784. Juillet T. II. p. 3 “7 
— Sonetti e Canzoni. Roma 1530. 4. Nap. 1530. 4. Nap. 1530. 
Fir. 1533. 8. Venez. 1534. 8. Opere vulgari Pad. 1723. 4. 


10) Poesie volgari e latine. Roma 1760. 12. Stanze Pastorali del 
€. e di Cesare Gonzaga con le rime di 6. Corso. Venez. 1553. 8. 
u. in f. Lettere (Pad. 1769—71. II. 4.) T. Il. Il libro del Cortegiano. 
Venez. 1528. 8. 1545. fol. Parma 1530. 1532. 8. rev. da L. Dolce. 
Venez. 1559. S. Mil. 1822. 16. Berg. 1828. II. 12. u. in f. Opere 
vulgari e latine. Pad. 1733. 4. (©. dar. Yalery, La Science de la 
Vie. Paris 1842. 8. p. 143—192.) . 

13) Lamento di Cecco da Varlungo, da Fiesolano Branducci. 
Fir. 1693. 4. c. note di Or. Marrini. Fir. 1755. 4. Berg. 1762. 8. 
ce »gg Fir. 1806. 8. Regg. 1810. fol. Parigi 1816. 8. 

12) Opere. Verona 1790-91. VI. 8. 

13) Poesie Siciliane. Palermo 1814. VII. 8. Poesie rid. da 6. 
Rosini. Pisa 1820. 8 

14) La Svinatura in Valdinievole, Idillio giocoso. s. a. Pisa. 4, ' 
Livormno. 1821. 8. 

15) Bacco in Toscana. Ditirambo con Annot. Fir. 1685, 4. 1691. 
4. Pisa 1820. fol. c. la Ssinat. Fir. 1816. 8. — Sonetti. Fir. 1702. 
fol. 1703. 12. Poesie. Londra 1781. 12. Fir. 1822, 8. — Opere. Venez. 
1712-30. VII. 4. Mil. 180911. IX. 8. 

16) Opere intitulate la Psyche et la Aurora, et la fabula di 
Caephalo. Venet. 1510. 1513. 1518. 1538. 8. 

17) II Sacrificio. Favola pastorale. Ferr. 1555. 8. 1587. 12. 


Brescia 1720. 8. , 
18) Aretusa. Commedia pastorale. Ferr, 1564. 8. 


714 Divastifhe Poefte in Italien. 


wur die Borm den alten Sirilianiſchen Dichtern nadzuahmen 
fuchte, in feiner Nautica: noch mehr übertraf ihn Luigi Tans 
fillo*) aus Berona (1510—1568) in feinem Podere (DB. i. 
ras Gtüd -de6 Landlebens) und. Balla (Amme), weniger in feis 
nen Thränen St. Peters, während er in feinem Dialoge, il 
vendemmiatore, worin er-die zur Zeit der Weinleſe in feinem 
Baterlande vortimmenten Drgien fdiltert, als abfichtlich ladcio 
eriheint. Run iR Birolamo Muzio?) zunennen, der dur 
feine Dichtkunß das für die Staliäniiten Dieter (1520) warb, 
was Vida (1550) durch die feine für tie Neutateinifchen ſeyn 
wollte, obgleih ihn diefer an Originalität nicht erreicht hat, 
Ein anderer Dichter, Aleffandro Tefauro‘) aus Foſſano 
(+ 1621) ahmte Mamannt in der Form in feiner Sereide oder 
von der Zudt der Seidenwürmer nad, übertraf ihn aber an 
Erhabenheit der Gedanken und Bilder. Ueber die Jagd fchries 
Sen Biovanni de Scandiane (1518-82), der und auch 
noch ein ziemlich merkwürdige Gedicht Über den Vogel Phönir 
hinterlaſſen Hat, nach ſaͤmmtlichen antifen Sagbfchriftiellern >), 
und Erasmus de Balvafone (1523—93), aber mit weit 
mehr Erfolg, den auch deffen, vielleiht von Milton benutzter, 
Kampf ver böfen und guten Engel davon getragen hat’). Weit 
unter ihm flieht daher der gelehrte, aber- trodene Paolo de 
Roffo aus Florenz (+ 1569) in feiner poetifhen Bearbeitung 
der Ariſtoteliſchen Phyſikꝰ), und noch mehr der abſichtlich mit 
feinem Willen prunkende Oian Filoteo Adillint!Y und 
der ſchwerfaͤllige Antonio Cornazano aus Piacenya‘t), 
wogegen Aleſſandro Marchetti (1633—1714) aus Toss 
sana in feiner Uebertragung des Lucrez faſt dem Originale gleihlommt, 
wenn er au fein ſelbſtſtaͤndiges Gedicht, womit er die Lehren deſſel⸗ 
ben zu widerlegen ſuchte, nicht beenbigen konnte?). In einem 
anderen Genre, dem religiäfen Lehrgedichte, verfuchte ih Frans 
teſsco Lemene aus Lori (1634— 1704); obwohl wir hier 
feine verfehlten Berfuche, ale Schöngelü zu gelten, tadeln müfe 
fen”). Alle feine Vorgänger dagegen übertrifft Siambattife - 
Spolverini aus Verona (1695-—1763) in feinem Ge 
Dichte vom Reiobau, deſſen Länge durch bie ebenfo natürlichen 

als trefflichen Epifoden, wie z. B. ber Ueberſchwemmung ber 


Didactiſche Poeſte in Italien 75 
Cr tus erfien und der Reise des Landlebens im zweiten Buche, 
entkknlpigt wird'!H. Eiwas Mehnliches verfuhten Baruffaldi 
im feinem Hanfbau?s), der aber feinen dithyrambiſchen Baccas 
nali bei Weltem nadficht, Zacaria Berti aus Berona (1732 
— 88) in feinen Eeidenwürmern, worin er an practifchen Re 
Kim weniqfiens feine Vorgänger auf dieſem Felde, Vida und 
Teſauro, übertifft‘), Lorenzo Barotti aus Ferrara (1724 
— 1801)7) in feiner lieblicen Apvlogie des Kaffıcs, Bins 
cenzo Mafint in feinem Schwefel, dem gelungenfien Gerichte 
feiner Zeit’), Lorenzo Masheront aus Bergamo (1750 
— 1800) in feiner Schilderung der Raturalienfammlung zu 
Baoia”), Bartolommeo Lorenzi aus Mazurego (1732 — 
—1820) in feinem Gedichte von der Anbauung der Berge”), 
Biovanni Lorenzo Stecchi in feinen drei Buͤchern von den 
Beteoren??!), Siufeppe Balentino Vianelli in feiner Apo⸗ 
logie des Fiſcherlebens, das als Nahahmung von Gannazard 
Arcadia halb in Proſa, halb. in Berfen geſchtieben iR”), und 
befonders Cefare Arici (+1856) in feinem Olivenbau, feinem 
Urfprunge der Quellen und feiner claffiihen Pastorizia??). Mehr 
vhiloſophiſch⸗ moraliih iR des Camillo Zampieri?*) aus 
Imola (1701 — 84) Educazione, eine Widerlegung von 
Rouſſeau's Emil, Finella Conti's aus Padua (1677— 
49) Kugel der Benus”), eine Entwidelung der Platoniſchen 
Unfihten vom Schoͤnen, Tommaſo Eampailla’s aus Mas 
dica (1668 — 1740) Schoͤpfung *), Coſimo Betti's aus Or⸗ 
clano (geſt. 1814 im 87flen Jahre) Consumazione del. se: 
«nle, das in- feiner zugleich erzählenden Weile ein Verſuch iſt, 
das religiöfe Heldengediht Dante's nahzmahmen?), Durtante 
Duranti’6 Uso, worin er halb fatiriſch das Leben eine Le⸗ 
bemanne ſchiſdertꝰ),/ die Gräber Ugo Bo6colo’6*), Filippo 
Bananti’6 (1766— 1837) Theaterdichter, eigentlich mehr zur 
yoetifchen Erzählung gehörig”), und Giovanni Carlo Paſ⸗ 
feroni’® Cicerone, worin unenblih mehr Belehrendee und 
Poetiſches ſteckt, als der Titel verräth?)), 


1) Le.api. =. au 15399. 8. Vemez. 1539. 1541. 8. Parma em. 4. 
Opere. Padova 1772. 8. 

2)6©. M. tan, Yita d. b. L. &. Firenze 1771. & La coltiva- 
zione. Parigi 1546. 4. Fir, 1546, 1549. 10.8. ch Api di R. Ve 


74 Divectifhe Poeſte in Itellen 


durch die Form den alten Sicilianiſchen Dichtern nackzuahmen 
ſuchte, in feiner Nautica: noch mehr übertraf ihn Luigi Tanu⸗ 
filto*) aus Verona (1510—1568) in feinem Podere (0. 1. 
208 Gtüd des Landlebens) und Balla (Mmme), weniger in ſei⸗ 
nen Ihränn St. Peters, während er in feinem Dialoge, il 
vendemmiatore, worin er-die zur Zeit der WVeinleſe in feinem 
Bateriande vorfimmenten Orgien fdiltert, als abfidtlih laëciv 
erfheint. Nun IR Girolamo Muzilo’) zunennen, der durd 
feine Dichtkunſt das für die Stalläniften Dieter (1520) warb, 
was Vida (1550) durch die feine für die Reutateinifchen ſeyn 
wolte, obgieih ihn diefer an Originalität nicht erreicht bat. 
Ein anderer Dichter, Aleffandro Tefauro‘ aus Foſſano 
(+ 1621) ahmte Alamanni in ber Form in feiner Sereide oder 
von der Zudt der Seidenwürmer nad, übertraf ihn aber am 
Erbabenheit der Gedanken und Bilder. Leber die Jagd ſchrie⸗ 
ben Biovannt de Scandiane (1518—-82), der und auch 
noch ein ziemlich merlwuͤrdiges Gedicht über den Vogel Phoͤnir 
binterlaffen bat, nad fämmtlichen antifen Jagdſchriftſtellern?), 
und Erasmus de Balvafone (1525—93), aber mit weit 
mehr Erfolg, den auch deſſen, vieleiht von Milton benupter, 
Kampf der böfen und guten Engel davon getragen hat’). Weit 
unter ihm fickt daher der geichtte, aber: trodene Paolo be 
Roffo aus Blerm; (+ 1569) in feiner poetiſchen Bearbeitung 
der Arlotelifchen Phyſikꝰ), und noch mehr der abſichtlich mit 
feinem Willen pruntende Glan Filoteo Adillint!) und 
der Ihwerfälige Antonio Cornazano aus Piacenza!!), 
wogegen Aleſſandro Marhetti (1633— 1714) aus Toss 
sana in feiner Ucbertragumg des Bucrez fat dem Originale gleihfommt, 
wenn er au fein ſelbſtſtaͤndiges Bericht, womit er die Lehren deſſel⸗ 
ben zu widerlegen fuchte, niht beendigen konnte??). In einem 
andern Genre, dem religiäfen Lehrgebichte, verfuchte fih Fran, 
sedco Lemene aus Lori (1634 — 1704); obwohl wir hier 
feine verfehlten Verſuche, als Schoͤngeiſt zu gelten, tadeln müfe 
fen”). Alle feine Borgänger dagegen übertrifft Giambattiſta 
Gpolverini aus Verona (1695—1763) in feinem Be 
Me vom Reisbau, deſſen Länge durch bie ebenfo natürlichen 

als trefilichen Epifoden, wie z. B. der Meberfhwenmung ber 


Didactiſche Poefie in Italien 75 
Er im erfien und der Reize des Landlebens im zweiten Buche, 
entihuldigt wird!) Gımas Mehnliches verfuhten Baruffaldi 
in feinem Hanfban ’°), der aber feinen dithyrambiſchen Baccaz 
nali bei Weitem nadficht, Zacaria Berti aus Berona (1732 
—88) in feinen Eeidenwürmern, worin er an practifchen Res 
Hyen weniqſtens feine Vorgänger auf tiefem Felde, Vida und 
Teſauro, übertifft!%), Lorenzo Barotti aus Ferrara (1724 
—1801)") in feiner lieblicen Apologie des Kaffree, Vin⸗ 
cenzo Maſini in feinem Schwefel, dem gelungenfin Gedichte 
feiner Zeit), Lorenzo Maſcheroni aus Bergamo (1750 
— 1800) in femer Schilderung der Raturalinfammlung gu 
Barta”), Bartelommeo Lorenzi aus Mazurego (1732 — 
— 1820) in feinem Gedichte von der Anbauung der Berge”), 
Biovannt Lorenzo Stechi in feinen drei Büchern von den 
Reteoren), Siufeppe Balentino Vianelli in feiner Apo⸗ 
logie des Fiſcherlebens, das als Nahahmung von Gannazar’s 
Areadis bald in Proſa, halb in Berfen geſchrieben if), und 
beſeuders Ceſare Arici (41836) in feinem Olivenbau, feinem 
Eirfprunge der Quellen und feiner claffiichen Pastorizia?). Mehr 
Yhllofophifh » moralifh iR des Camillo Zampieri?*) aus 
Smola (1701— 84) Educazione, eine Widerlegung von 
Rouffeau’s6 Emil, Finella Eonti’6 aus Padua (1677 — 
49) Kugel der. Beuus”), eine Entwidelung ber Platoniſchen 
Uinfichten vom Schoͤnen, Tommafo Eampailla’s aus Mo⸗ 
dica (1668— 1740) Eböpfung”), Coſimo Bettl’6 aus Or 
deno (gef. 1814 im 87fien Jahre) Consumazione del. se- 
«ale, daR in feiner zugleich erzaͤhlenden Weiſe ein Verſuch if, 
das religiöfe Heldengediht Dante's nahmahmen?), Durante 
Duranti’s Uso, wortn er halb ſatiriſch das Reben eine® Les 
bemenno ſchiſdertꝰ)/ die Gräber Ugo Bo6colo’6”), Filippo 
Bananti’8 (1766— 1837) Theaterbichter, eigentlich mehr zur 
poetiſchen Erzählung gehörig”), und Giovanni Carlo Paly 
feroni’8 Cicerone, worin unendlich mehr Belohrendes und 
Poetiſches ſteckt, als der Titel verräth?!), 


1) Le.api. ya 1539. 6. Venez. 1539. 1541. 8. Parma 1797. 4. 
Opore. Padova 1772. 8. 

2) &. M. Manni, Vita d. b. L. A. Firenze 1771. & La coltiva- 
zione, Parigi 1546. 4, Fir, 1346. 1549. 1590. 8. e. I Api di RB. Vo 


14 Divectiihe Poeſte in Jtalken. 


burg die Form den alten Sicrillaniſchen Dichtern nabznahmen 
fuchte, in ‚feiner Nautica: noch mebe übertraf ihn Luigi Tan 
ftllo*) aus Berona (1510—1568) in feinem Podere (». t. 
das Gtüd -de6 Landlebens) und. Balla (Amme), weniger in ſei⸗ 
nen Thraͤnen St. Peters, während er In feinem Dialoge, il 
vendemmiatore, worin er-die zur Zeit der Weinleſe in feinem 
Baterlande vorfimmenten Orgien ſchildert, als abfichtlich laëcis 
erſcheint. Run MM Girolamo Muzio?) zunennen, der durch 
feine Dichtkunſt das für die Italiäniſchen Dickter (1520) warb, 
was Vida (1550) dur die feine für vie Neulateiniſchen feyn 
wollte, obgleih ihn diefer an Driginalitdt nicht erreicht hat. 
Ein anderer Dicter, Aleffandro Tefauro‘) aus Foſſauo 
(+ 1621) abmte Mamanni in der Form in feiner Sereide ober 
von der Zudt der Seidenwürmer nad, übertraf ihn aber am 
Erhabenheit der Gedanken und Bilder, Ueber die Jagd fchries 
den Biovanni de Scandiano (1518—82), der und auch 
noch ein ziemlich merkwürdige Gedicht über den Vogel Phöniz 
hinterlaſſen bat, nad fämmtlihen antiten Sagdfchrifikeilern?y, 
und Erasmus de Balvafone (15285—93), aber mit weit 
mehr Erfolg, den auch deffen, vieleiht von Milton benußter, 
Kampf der böfen und guten Engel davon getragen hat’). Weit 
unter ihm ſteht daher der geichtte, aber- trodene Baolo de 
Roffo aus Floren; (+ 1569) in feiner poetifhen Bearbeitung 
Der Arißoteliſchen Punkt”), und noch mehr der abfihtlih mit 
feinem Willen pruntnde Gian Filoteo Achillini) und 
der ſchwerfaͤlige Antonio Cornazano aus Piacenza!), 
wogegen Aleſſandro Marchetti (1633—1714) aus Toss 
cana in feiner Uebertragung des Lucrez fat dem Originale gleihfommt, 
wenn er au fein felbfiftändiges Gedicht, womit er die Lehren deſſel⸗ 
ben gu widerlegen fuckte, nicht beembigen konnte?). In einem 
anderen Genre, dem religisfen Lehrgebichte, verfuchte fih Fran» 
seöco Lemene aus Lodi (1634— 1704); obwohl wir bier 
feine verfehlten Verſuche, als Schöngelf zu gelten, tadeln muͤſ⸗ 
Fa). Alle feine Vorgänger dagegen übertrifft Giambattike 
Spolverini aus Verona (1605-1763) in feinem Ge 
Mate vom Reisbau, defien Länge burd die ebenfo naluͤrlichen 

als trefilihen Epifoden, wie z. B. der Ueberſchwemmung ber 


Didactiſche Poeſte in Italien. 73 
Eiſch im erſten und der Reise des Landlebens Im zweiten Buche, 
entihuldigt wird). Eiwas Mehnliches verfuhten Baruffaldi 
in feinem Hanfban ), der aber feinen dithyrambiſchen Baccaz 
nali bei Weiten natficht, Zacaria Berti aus Berona (1732 
—88) in feinen Eeidenwürmern, worin er an practifchen Res 
Kun wrnigens feine Vorgänger auf dieſem Felde, Vida und 
Leſauro, übertrifft %), Lorenzo Barotti aus Ferrara (1724 
—1801)'7) in feiner liebliben Apologie des Kaffıes, Vin⸗ 
cenzo Maſini im feinem Schwefel, dem gelungenfien Gerichte 
kiner Zeit 9), Lorenzo Maſscheroni aus Bergamo (1750 
—1800) in feiner Schilderung der Raturalinfammlung gu 
Berta’), Bartelommeo Lorenzi aus Mazurego (1732 — 
—1820) in feinem Gedichte von der Anbauung der Berge”), 
Giovanni Lorenzo Stecchi in feinen drei Büchern von den 
Baron), Giuſeppe Balentino Vianelli in feiner Apo⸗ 
logie des Fiſcherlebens, das als Nahahmung von Sannazar’d 
Arcadia halb In Profa, halb in Berfen gefchrieben iR”), und 
beſenders Ceſare Arici (71836) in feinem Olivenbau, feinem 
Orfprunge der Quellen und ſeiner claſſiſchen Pastorizia?), Mehr 
philoſophiſch⸗ moraliſch iR des Camillo Zampieri?) aus 
Imola (1701— 84) Educazione, eine Widerlegung von 
Roufean’s Emil, Finella Eonti’8 aus Padua (1677— 
49) Kugel der. Beuus”), eine Entwidelung der Platoniſchen 
iſichten vom EShönen, Tommafo Eampailla’s aus Mo 
Yen (1668-1740) Schoͤpfung *) Eofimo Betti's aut Or 
deno (gef. 1814 im 87flen Jahre) Consumazione del. se: 
ui, das in feiner zugleich erzählenden Weile ein Verſuch if, 
das religiöſe Heldengedicht Dante's nachzuahmen“), Durante 
Duranti's Uso, worin er halb fatiriſch das Leben eines Les 
demenns ſchiſdert*), die Gräber Ugo Foſ colo'*), Filippo 
Pananti's (1766— 1837) Theaterdichter, eigentlich mehr zur 
voeliſchen Erzählung gehörig”), und Biovanni Carlo Bafy 
feroni’8 Cicerone, worin unendlich mehr Belsprendet und 
Poetiſches fiedkt, als der Titel verrät’), 


1) Le.api. =. I. 1539. 8. Vemez. 1539. 1541. 8. Parma 1er. 4. 
Opere. Padova 1772. 8. 
, 96. M,. Manni, Vita d. b. L. A. Firenze 1771. & La coltiva- 
ziene. Parigi 1546. 4. Fir, 1546, 1548. 1590. 6. c, I, Api di R, Vo 


L } 


14 Didactifche Pocfe in Stellen. 


burg die Form den alten Sicilianiſchen Dichtern nachzuahmen 
ſuchte, in ‚feiner Rautica: noch mehr übertraf ihn Luigi Tan⸗ 
filto*) aus Berona (1510—1568) in feinem Podere (D. 1. 
das Gtüd des Landlebens) und. Balla (Amme), weniger in fels 
nen Ihränm Et. Peters, während er in feinem Dialoge, il 
vendemmiatore, worin er-die zur Zeit der Weinleſe in feinem 
Baterlande vorkemmenden Orgien fdiltert, als abfikilih lakciv 
erſcheint. Nun IR Birolamo Muzio‘) mu nennen, der durd 
feine Dichtkunſt das für die Stalläniften Dieter (1520) warb, 
was Vida (1550) dur die feine für vie Neulateiniſchen ſeyn 
wollte, obgleih ihn dieſer an Driginalität nicht erreicht hat. 
Ein anderer Dieter, Aleffandro Tefauro‘) aus Foſſauo 
(+ 1621) ahmte Alamanni in ber Form in feiner Sereide ober 
von der Zudt ber Seidenwürmer nad, übertraf ihn aber an 
Erhabenheit der Gedanken und Bilder, Ueber die Jagd ſchrie⸗ 
den Biovanni de Scandiano (151882), der uns au 
noch ein ziemlich merkwuͤrdiges Gedicht über den Vogel Phänir 
hinterlaſſen bat, nad fämmtlihen antifen Jagdſchriftſtellern?), 
und Erasmus de Balvafone (1523—93), aber mit weit 
mehr Erfolg, den auch deſſen, vieleiht von Milton benupter, 
Kampf ver böfen und guten Engel davon getragen hat’), Weit 
unter ihm Recht daher der geichtte, aber trodene Paolo de 
Roffo aus Blornm (+ 1569) in feiner poetifhen Bearbeitung 
Der Ariſtoteliſchen Punkt”), und noch mehr der abſichtlich mit 
feinem Willen pruntnde Gian Filoteo Adbiltint! um 
der fhwerfälige Antonio Eornazano aus Piacenza“), 
wogegen Aleſſandro Marchetti (1633—1714) aus Toss 
rana in feiner Uebertragung des Luctez fa dem Originale gleihfommt, 
wenn er au fein ſelbſiſtaͤndiges Gedicht, womit er die Lehren deſſel⸗ 
ben zu widerlegen ſuchte, nicht beenbigen Konnte’), In einem 
amberen Genre, dem religisfen Lehrgebichte, verſuchte fih Frans 
tesco Lemene aus Lori (1634— 1704); obwohl wir bier 
feine verfehlten Berfuche, als Schöngeif zu gelten, tadeln müfe 
Fa). Alle feine Vorgänger dagegen übertrifft Giambattika 
Gpolverini aus Verona (1695-1763) in feinen Ge 
Hhte vom Reiobau, deſſen Länge durch die ebenfo natärlicyen 

als trefflichen Epifoden, wie 3, B. der Ueberſchwemmung ber 


Didactiſche Porfie in Italien. 75 
Er im erfien und der Reise des Landlebens im zweiten Buche 
arfbuldigt wird‘), Eiwas Wehnliches verfuhten Baruffaldi 
in feinem Hanfbau '°), der aber feinen dithyrambiſchen Baccas 
nali bei Weiten natficht, Zacarla Betti aus Berona (1752 
—88) in feinen Eeidenwürmern, worin er an practifchen Res 
ihn vorniaften® feine Vorgänger auf dieſem Kelde, Vida und 
Leſauro, übertrifft), Lorengo Barotti aus Ferrara (1724 
-1801)'7) im feiner liebliken Apologie des Kaffıes, Vin⸗ 
tenzo Maſini in feinem Schwefel, dem gelungenfien Gedichte 
feiner Zeit 9), Lorenzo Maſscheroni aus Bergamo (1750 
—1800) in feiner Schilderung der Naturalienſammlung gu 
Bari’), Bartolommeo Lorenzi aus Mazurego (1732 — 
—1820) in feinem Berichte von der Anbauung der Berge”), 
Giovanni Lorenzo Stechi in feinen drei Büchern von den 
Waroren!), Siufeppe Balentino Vianelli in feiner Apo⸗ 
Inte des Fiſcherlebens, das als Nachahmung von Sannazar’d 
Areadis halb in Proſa, halb in Berfen geſchrieben ift?), und 
beſenders Ceſare Arici (+1836) In feinem Olivenbau, feinem 
Urfprunge der Quellen und feiner claffifihen Pastorizia??). Mehr 
piloſophiſch⸗ moralifh IR des Camillo Zampieri?t) aus 
aola (1701— 84) Educazione, eine Widerlegung von 
Ronſſean's Emil, Finella Eonti’s aus Padua (1677 — 
49) Kugel der Venus), eine Entwidelung der Platoniſchen 
Unfätn vom Schönen, Tommafo Eampailla’s aus Mos 
Va (1668-1740) Ehöpfung”), Eofimo Betti's aus Or 
deno (gefl. 1814 im &7flen Jahre) Consumazione del. se: 
eule, das isn feiner zugleich erzaͤhlenden Weile ein Berfuch iR, 
das zeligiöfe Heldengediht Dante's nachzuahmen), Durante 
Duranti’G Uso, worin er halb ſatiriſch das Reben cine Les 
Uemenns ſchiſdert*), die Gräber Ugo Foo colo's*), Filippo 
Bananti’s (1766— 1837) Theaterdichter, eigenilich mehr zur 
yortifihen Erzählung gehörig”), und Biovanni Barlo Paſ⸗ 
ſeren i's Cicerone, werin unendlich mehr Belehtendes und 
Poetiſches ſteckt, als der Titel verräth?!), 


1) Le.api. #. I. 1539. 8. Venez. 1539. 1541. 8. Parma 1797. 4. 
Opere. Padovas 1772. 8. 

2) 6. M. Mansi, Vita d. b. L. A. Firenze 1771. 4. La coltiva- 
zione, Parigi 1546. 4, Fir, 1548. 1549. 1590. 8. c, 3, Api di B, Vor 


94 Lyriſche Poeſie in Italien. 


hat, in feinen rein catholiſchen Dichtungen die Poeſie wieder 
dahin zaurüdzuführen gefudt, wo fie Dante hingeſtellt Hatte, 
indem er ſie als die Quelle der ſittlichen und geifigen Beredlung des 
Menſchen anfah, die daher aud von allen materiellen und finn- 
lichen Einwirkungen freibleiben müfle”), und daher eigentlich 
mehr genüpt, ald der Graf Giacomo Leopardi aus Reca⸗ 
natt (1798— 1840), der berühmte Aintiguar und Staatsrefor⸗ 
mer, da die meiſten feiner Arbeiten jene Zerriffenheit und jenen flept- 
iſchen Weltſchmerz zur Schau tragen, die, weil ihnen die ſchoöne 
chriſtliche Idee von der Berfühnung abgeht, immer nur zur Ber- 
zweiflung führen. Doch find auf der anderen Seite feine Ode 
an Italien und bie Beratungen über Dante's Denkmal in Klorenz 
die edelſten Ausbrüche eines tief den Schmerz der Emievrigung 
feined Baterlandes empfindenden Batrlotismus ”) WS polls 
niſche Dichter find, nabbem einmal Alfieri erſt die Zerflörung 
. der Baſtille gefetert, dann aber feinen ganzen Ingrimm gegen 
die Scheußlichkeit des Königsmords ausgeſpieen hatte, die meiften 
poetifhen Köpfe des jungen Stalins aufgetreten”®), fo der Nea⸗ 
politaner Rofetti, Luigi Earrer”), RicoloTommafeo, 
Ceſare Cantu, der treffliche Ueberſetzer Schiller's Andrea 
Maffei nd Angelo Maria Ricci”), der auch zwei Helden⸗ 
gebichte, die Italiade oder -Eroberung Italiens durch Karl ben 
Großen und den heiligen Benedict in die Welt geſchickt hat. 


1) ©. Bettiuelli, del risorgim. P. II. p. 105 sq. Mazzucchelli, 
Not, intorno alla vita s alle op. d. C. P. Bembo. in f. Prose d. c. 
P. Bembo, Mil. 1824. 8. Bubit ®b. II. p. 5 sq. 25 sq. Sperone 
Opere (Venez. 1740. 4.) T. UI. p. 158— 169. Valery Curios. Ital. 
p. 229 sg. — Gli asolani. Venez. 1505. 4. 1530. 4. 1553. 8. Verona 
1743. 8. Mil. 1808.8. Rime. Venez. 1530. 1535. 4. Roma 1548. 4. Ve- 
nez. 1564. 12. Bergamo 1745. Verona 1750. Berg. 1753. 8. Opere. 
Venez. 1729. * ol. Mil. 1808—10. XII. 8. ©. lat. Ged. in d. Del. 
7oet. Ital. T. I. p. 342 sq. Sein betoifches Gedicht auf den Gardaſee, 
Barca bei A. Mai Spic. Yatic. T. VIII. p. 488 sq. 

2) Rime. Venez. 1560. 4. Bergamo 1753. 11. 8. 

3) Rime. Bergamo 1751. 8. 

4) Opere. cü tabula. Sonetti cc Lxxxiij. Dialogo i. u Epistole si ill, 
Bgloge iii, Desperata j, Capitoli xix. s. ]. et 
Milano 149%. 1500. 4. Venez. 1534. 1550. 8. u. öfe. e. bazu Calogerä 
Racc. d’op. scient. T. XIX. 

5) Opera nuova zoe > onetti, Capitoli, Strammoti con "una co- 
media recitata nelle solenne noze del — Ant. Spauocchi. Ve- 
nez, 1519. 8. Darin auch La vita di $. Catarina di Siena, Venez, 
1565. Fir. 1586. 4 


-  SIyelfpe Poeſie in‘ Italien. 95 


6) Rime Venez. 1538. 8. Bol. 1713. 12. La Ninfa Tiberiba con 
altre Rime di diversi Autori. s. 1. et a. 8. Poesie volgari e latine. 
Berg. 1747—56. 111. 8. Milano 1808. 8. 


T) Aime. Venez. 1500. Perugia 1720. 8. acor. oorr. e di cop. note 
arm. Venez. 1751. 4. Rime ined, Verona 18. 8, 


8) Rime di Petrarca con la Espos. di L. Castelvetro. Basilea 
1582. 8. u. dft. Opere verie oritiche. Berna o Läone (Mil.) 17277. 4. 
Sonette von ihm b. Fr. Ambrosoli, Sonetti d’ogni Secole della nostra 
Lett. Mil. 1834. 12. p. 1 sq. 

9) Fueezie e Metti orguti di alcuniı exoellentissimi * 
fir. 1548. 8. Vemez. 1550. Fir. 1562. 8. 1566. 8. Venez, 1565. 8 
Dialoghi d' Amore Vineg. 1562. 8. Nobilitä delle doune. ib. 1551.8. 


10) Rime. Parma 1564. 8. 
11) Rime. Bologna. 1711. 8. 


. 12) Cento Sonetti. Mil. 1553. 4. Venez. 1574. 12. Le Pompe, 
Rime. Mil. 1553. 4. Venez. 1554. 12. And. Ged. v. ihm in d. Rime 
seite di div. aut. excell. racc. d. Giolito. ib. 1562. 8. u. b. Ruscelli, 
Fiori delle Rime de’ Poeti ill. Luca 1729. 8. Ein lat. Ged. in d. Del. 
prei. Ital. T. rl. p- 531 stk “ 

13) Soneiti in morte della signoza Portia Capece, ana moglie. 
Sap. 1560. &. Egloghe pescatorie. ib. 1560. 8 1720.12, Sonetti, Can- 
zeni, con PEgI. Pesc. Venez. 1567. 8. Poesie. Nap. 1572. 4. c. le 
san. di Sc. Aınmirato. Nap. 1726. II. 8. 


14) Dialogo amoroso e rime. Venez, 1543. 8. LaLsonera. Lucca 
DT D L’immagine del tempio di Dorina Giovanna d’Aragona. 
1897. 8. 


15) Rime. Venez. 1573. 4. 


‚ 36) Le nuove fiamme. Venez. 1561. 8. Lyon. 1568. 16. I,a Mir- 
za, dee Parte. Nap. 1564. 8. P. terza. Palerıno 1568. 8. Rime. Ve- 
m. 1560. 8. H nuove Petrarca distinto in quattro parti, la pri- 
ma € la seconda iu rita e in morte di Madonna Mirzie, la torza 
di varj sogetti, e la quarta de’ Trionfl. Venez. 1540. 8. Trionfi. 
ib. 1568. 8. Satire. Venez. 1565. 8. Mehr. b. Dolce, Rime scelte 
T. I. p. 641 2q. u. Stanze race. T. UI. p. 317.2q. 


17) Rime. Venez. 1560. 8. 

18) Rime, c. le Rime d. Molza. Venez. 1538. 8. XI Con. b. 
Deke, Rime ’F. 11. p. 5ö6sq. 

19) Rime. Nap. 9617. 12. 1758. 8. c. 1e Rime di Costanzo, Pa- 
%ova 1738. 8. c. 1e Rime di Schettisi. Nap. 1716. 12. 

20) Poesie volgari e latine. Londra (Parigi) 1757. 6. 


21) Rime e Prose, Venez. 1552. 4. Fir. 1564. 1572. 8. publ. da 
15, Menagio. Parigi 1667. 8. exp. da A. Severine. Nap. 1694. 4. 
.8. - 


2) Rime. Venez. 1569. 4. 1572. 1584. 4. corr. ed. accr.ib.1757. 8. 


233) Versi et regole de la nuova poesia Toscana. Roma 153%. 
& Behr. f. Geb, ee Rime T. 1. p. 252 sq. und Stanse P. 1. 


' 


os tgeifipe Yorke in “Italien. 
pn. Aamsgi, Rime race. T.Lp 3 Ip 160g u Gielie, 


24) Opere. Fir. 1519. Venez. 1572. 1524. 6. Commente Di Hie- 
suny. B bepra A Piv SveCanzene Et Sonztti Delle Amere Et Della 
Beiieza Divma. +ir. 1500. fei. Leoca_ 1.31. 8. u. 5. Deice Stanze T.1. 
p- 4587 2q. u. Seh. Pic Opera p. 29% »q- fel. 


25) Rime coe ıi Commenti deli’ Autere, Vener. 157%. 1573. 8 
8646. 1. Trerigi 1771. & 


26) Dess, Canzene spirituale. Venez. 1997. 4. ©. Rime and b. 
Atsmsgi. T. TI p. 110. Ecine Grbihte zafammen mit denen feines Freuns 
des Driete Celie Magnus eOrsatie Gisstiniame Bime. Venez. 1600. 4. 


27) Rime merali. Berg. 1589. 4. 1592. 16. Venez. 1599. 12. Le 
Pompe di Merte e Le Lagrime dei Peniteste. Berg. 1593. 8. I pie- 
tosi afletti. Vicemza 1596. 8. Vemez. 1649. 8. 

28) Cente Favele merali de’ peu illesırı antichi e mederni &u- 
iori gred et lIstiai, scelte e tratiafe in varıe masiere di versi ver 
gari. Venez. 1570. 1577. 159%. 4. Senetti b. Atamagi Rime. T. H. 
p- 163 2q. TI Boemende ovvere dell’ Acguiste d’Antiochia poema 
ereice. Venez. 1607. 4. Lat. Geh. v. ibm |. as 3. de Furore pot- 
tice. Venet. 15,5. 4. Alcen ecdiega. ib. 1578. 8. 


29) Orazione di 6.6. alla Repubblica diLacca cen alcune Rime. 
Fir. 1557. 8. 1559. Lecca 1749. 8. Rime. Berg. 1753. 8. Opere. T. 1. 
Genova 1749. 1767. 1786. Vemez. 1730. 8. 


30) Rime spiriteali. Parma 1538. Fir. 1539. 8. Venez. 1548. 4. 
1558. 8. Berg. 1:60. 8. 


31) Bime e Lettere race. da F. Rizzardi, Brescia. 1759. 8. 
372) Bime. Venez. 1554. 1738. 8. 


33) Rime Quinte. Viseg. 1552. 1560. 8. Rime. Lucca 1558. Vi- 
neg. 1519. 8. 


34) I prime libre delle opere toscame. Fir. 1560. 4. Kap. 16. 
j2. J seite Salmi penitenziali tradotti im lingua Toscana. Fir. 156%. 
1566. 1570. 4. Nap. 1697. 12. Veroma 1749. 12. 


35) Meditazioni spiritsali. Lucca 1581. 8. (in Profa, wo abe 
mehr. ihr. Geb. einger. |.) Ihre Rime b. Giolito, Bime di divers! 
Sign. Napolet. Vineg. 1546. L. VI. 


36) Rime. Venez. 1598, 4. Roma 1624, 24. 


37) ©. St. Non, Voy. pittor. de Napl. T. I. p. 139 sq. Lard- 
ner, Liv. ef lit. and scient. men ol Italy. T. II. p. 174 2q. 6. B. 
Bajacca, Vita del 6 B. M. Venez. 1625. 1635. 12. Fr. Ferrari, 
Vita di 6. M. ib. 1633. 4. Fr. Chiaro, Vita di M. Nap. s. a. 8. Lo- 
redano, Vita d. car. M. Venez. 1633. 4. 6. F. Camola, Vita de M. 
Rom. 1683. 4 — L’Adone. Parigi 1623. fol. Venrz. 1623 4. 1626. 4. 
Amsterd. 1678. 1V. Londr. (Liv.) 1789. IV. 12. Lastrage degli Innocenti. 
Venez. 1633.4. 1653.ib. Bass. 1750. 12. (Teutſch v. H. Brodes. Hamb. 1727. 
8) La lira. Rime. Venez. 1602. 1608. 1653. III. 1674. 12. Epitalamı. 
Parigi 1616. 12. Venez. 1652. 12. La Sampogna divisa in Idillj fa- 
volosi e pastorali. Par. 1620. 12. Ven. 1652. 12. La galeria distinta 
in pitture e sculture. Venez. 1626. 1630. 1652: 1%. — La Sferza, in 


Lyriſche Poeſie in Italien. 97 


rettĩva con due lettere facete. Mil. 1625. 12. Della Gerusalemme 
distratta. Venez. 1633. 4. Lettere gravi, argute, facste etc. Venez. 
1627. 8. 1673. 12. La Martoleide Fischiade. Frcit. 1626. 12. Narnb. 


1643. 12. (Satire geg. d. Secret. d. Herz. v. Savoien, Murtola) Dice 
nie Sacre. Venez, 1715. 12. 


33) L’amorosa Ambeseciatrice, Idillio. Vitenza. 1612. 12. Teti 
e Flora, Prologa della gran Pastorale. Parma 1628. 4. Mercario e 
Marte. Torneo regale. ib. 1628. 4. Poesie. Bologna 1632. 4. c. Prose 
® Lettere. Venez. 1650. 1651. 1656. 1662. 1666. 1673. 1680. 12. 


„39) Scherzi geniali. Ven. 1632. 4, Bd. XV. ib. 1643. 8. Il Cime- 
terio. ıb. 1654. 12. La Diana, L. IV. ib. 1643. 8. Opere. Venez. 
1689. IV. 16. ib. 1667. VIII. 12. Unter d. Anagramm Gneo Falcidio 
Donaloro gab er Morte e ribellioni del Volestain heraus (Deutfch v. 


Sturm. 1664. 8.) S. Andachten üb. d. 19 Bußpſalmen. Deutfh (v. J. W. 
d. Otubenberg). Ulm 1654. 12. 


40) Poesie. Bologna 1644. 8. Venez. 1651. 8. Seine ber. Idylle 


Selmacis in lat. Verſen überſ. v. Fr. Baroni u. Manfredi da Monreale. 
Panormi 1642. 8. " 


41) Pindaro, ode tradotteinparafrasi ed in rima toscana. Pisa 
1631—32. 4. La Clio owero L Sonetti. Fior. 1639. 4. Descrizione 
dei Corso de’ capi di vento al palio. ib. 1618. 4. Esequie de D.Fr. 
Medici. ib. 1614. 4. L’Urania, overoL soneiti spirituali ib. 1642. 4. 
La quiete overo XVI Emblemwi sagri. ib. 1623. 4. La Tersicore, 
Sonetti L di scherzi. ib. 1637. 4. La Melpomene overo L Sonetti 
fanebri. ib. 1640. 4. La Calliope, owero L Sonetti, ib. 1641. 4. La 


 Polinnia. ib. 1642. 4. 


42) Poesie. Napoli s. a. (1683) 4. ib, 1700. 4. 
43) Poesie. Nap. 1693. 1716. 1779. 12, 


44) &. Millin Voy. en Savoie. T. I. p. 153. Lardaer a. a. D. 
T. II. p. 163 sq. C. Walker. Mem. of Ali Tassoni. London 
1815. 8. B: 243 sq. — Delle Canzoni L. I—ITI. Genova 1586— 
88. Dazu Canzonette. ib. 1591. 4. Rime. ib. 1605 — 1606. 1618 — 19. 


Al. 8. Poesie. Pir. 1627. Venez. 16:8. IV. 12. Rime accr. e corr. 


| 


} 


Rom. 1718. III. 8. Venez. 1730. IV. 8. Livorn. 1781. IH. 12. Mil. 
180’—8. IH. 8. 1832—33. II. 32. Le Guerre de’ Goti. L. XV. Venez. 
1582. 12. (Italia Liberata) Nap. 1604. 4. Ven. 1771. 12. Poemetti.Fir. 
1548. 4. Firenze, Poema. ib. 1615. 4. 1618. 12. Nap. 1637. 12. Ferr. 
1777. 12. Amedeide. Poema. Gen. 1620.4. 1654. 12. 1836. 8, La Cac- 
cia delle Fiere. Fir. 1622. 4. Poemi Eroici postumi. Gen. 1653. 12. 
(th. d. Foresto in III. u. Ruggiero in X. Gef.) 


45) Opere. Venez. s. a. 12. Opere scelte. Mod. 1817. II. 8. 


46) Sonetti. Fir. 1702. fol, 1703. 12. Poesie. Londra (Liv.) 1781. 
12. Fir. 1822. 8. 

47) Canzonette Anacreontiche di Lindoro P. A. Fir. 1723. 7. 
La Donna immaginaria, Canzoniere. Lucca 1762. 8. Fir. eod. 4. 


Dar. eb Rime in d. Sagg. di Poes. acelte filos. ed eroiche. Fir. 
1. 8.. 


48) TI Sidro, poema. Fir. 1749. 8. iſt e. Ueberſ. a. d. Engl. d. Philips. 


43) Poesie Toscane. Fir. 1707. 4. 1720. 12. Londra (Liv.) 1781. 
N. 12. Ven. 1812. II. 16. Egloghe. Ferr. 1761. 4. Prose e Rime ine- 
dıte. Fir. 1821. 8. 


&äße f Yazdrud » Literärgefchichte, 1, 7 


° 


98 Lyriſche Poeſie in Italien. 


50) Rime. Roma 1704. 4. Poesie non piò racc. von 1726, 2. 
Venez. 1730. 12. 

n 51) Opere secelte. Mil. 1819. 8. Opere. Lips. 1737. 4. Nap. 1756, 
I. 4 

52) La bellezza della volgar Poesia. Roma 1712. 4. u, ſ. be, 
Istoria, della volg. Poesia. Venez. 1721. VI. 4, 

53) Rime. Venez. 1723. 1741. 1790. II. 12. Mil. 1838-39. IL. 12. 

54) Rime e Prose. Bologna 1709. 1732. 1760. 8. Parma 179. 8, 
Fir. 1820. 8. 

55) Opere Poetiche. Parma 1779. X.8. Lucca eod. XY. 8.Rime 
scelte. Brescia 1782-83. IV. 8. 

56) Opere. Mil. 1801—4. VI. 8. Opere scelte. Mil. 1825. I. 8. 
Poesie*scelte. Mil. 1814. 12. |. Dreli, Beitr. z. Geſch. d. Ital. —* 
Bd. U. p. 1 aq. 

57) Rime. Londre 1717. &. c. agg. Ver. 1733. 8 Componimenti 
poetici. ib. 1744. IV. 12. Venez. 1761. 8. Nizza 1782. II. 8. 

58) Amori. Crisopoli. 1795. A. Parigi 1795. 8. 

59) La Faoniade, 

60) Saggio di Poesie. Nap. 1812. 8. 

6) * Aime b. Crescimbeni, Vite degli Areadi ill, Rom. 1708- 
V. IV. 4 

62) Soneiti e Canzoni. Fir. 1741. 8. Componimenti Toscani, 
ib. 1750. 8. 

63) Poesie. Nap., 1580. 8. 

64) Poesie scelte. Lucca 1770, 4. Carpi 1794. Maut. 1795. 8. 

65) Prose e Hime. Ferr. 1811. & . 

66) Poesie. Italia (Fir.) 1823. III. 8. 

67) Poesie liriche. Perugia 1666. 12. 

68) Poesie. Pisa 1816—18. HI. 8. Opere. Parma 1816—19. Y. 
8 u. 4 

69) Opere. Pisa. 1800 sq. XLII. 8. 

70) Poesie. Padova 1778. 8. Opere. Vienna 1806. III. 4 

71) Versi. Parma 1787. II. 8. Poesie varie. Mil. 1834. M. 32. 
Opere yarie. Mil, 1825-27. VIII. 32. Op. inedite e rare. ib. 1832— 

72) Cantica in morte di Ugo Basville. Rom. 1793 8. Maschero- 
niana. Canti tre. Mil. 1801. 8. 

73) Prose e Poesie campestri. Verona 1817. 8. Bpistole in vers. 
Verona 1817. 8. Sermoni 1819. 8. Opere in Prosa ed in Versi. Mil. 
1629. 16, 

74) Versi sciolti. Mil. 1806. 8. Inni sacri. ib, 18:0. 8. Opere, 
Fir. 1828 - 29. V. 8. 

75) Operette morali. Mil. 1827. 12. Fir. 1834. 12. Canti.- -ib. 1836. 
8. Deutſch v. Kannegießer. Leipz. 1837. 8. 

76) ©. Sonetti in f. Opere. 

77) Poesie, Padua 1832. 8, 


Itallaniſche Poeſie. Novelle und Moman. 99 


78) Fasti di Giunechino. Nap. 1813. 8. Italiade. Livorno 1819. 
Arade de de classici Italiani. Nap. 1811. 8. San Benedetto. ib. 1826 


$. 558, 


Ehe wir jebt zu der dramatiſchen Poeſie fortgehen, wollen 
wir zuvor noch fehen, was für die Novelle und den Roman 
in Brofa gefchehen if. In beiden Genres folgte man im 16ten 
Jahrhundert mehr ‘oder weniger ſtreng Boccaccio, fo im erfteren 
der berücktigte Girolamo Morlint, deflen Lateinifch gefchries 
dene (81) Novellen jedoch ihrer Smusigfeit wegen verbrannt 
wurden, und jet zu den größten Seltenheiten gebörn!), Nis 
t0lo Branucct aus Lucca (geb. 1530), der feine Novellen 
jedoch anderen Arbeiten eımfügte?), Luigi da Porto aus Bir 
cenza (geb. 1485) mit feiner treffliken Novelle von Romeo 
und QAuha?), Biovanni Franceı$co Strapparola von 
Caravaqqio (Ina 1554) in feinen Piacevole Notti (73), zugleich der 
eren eigentlichen Stattäniften Maͤrchenſammlung“), Matteo Ban⸗ 
Dello aus Raftelnuovo (1480— 1560), befonderd durch bie 
woraliſche Abñcht, die ihn bei feinen 214 Novellen, die größtentheils 
hiſtoriſchen Grund baten, leitete, anerkennenswerth*), und feine 
Raduhmer Stambattiſta Giraldi Eintio aus Ferrara 
(+ 1573,°), Sebaſtiano Erizzo aus Venedig (geb. 1525, 
af. 1585;, defiin 37 Novellın in 6 Tage eingetheilt find”), 
und von ten lasciven Grazzini's?) und Barabosco’ 8°) 
gewaltig abſtechen. Im Romane find bier nur anzuführen des 
Jocopo Eaviceo!’) (1443 - 1511) Peregrino, Sanna⸗ 
gar’s fon genannte Arcadia und des berüchtigten Nicolo 
Sranco!!) (geb. 1505, gebängt 1569) Filena, wenn man 
ntt die fartriihen Unterredungen der Thiere und den goldenen 
Eſel des Firenzuola'?) und des Gtambattifla Gelli 
aus Florent (1498—1565) Launen eines Faßbinders und 
Ciree ?; hierherziehen wild. Der Grund der Seltenheit dieſer 
Soriften lag theilwelfe in der vorherrſchenden Neigung für Rit- 
tergedichte, und in den vielen Ueberfegungen der Spanifden 
Amadieromane, womit Italien überfhwemmt war, Rad und 
nad fam jedod der Rovellenſtyl ganz in Berfall, nachdem ein» 
mal Krancesco Sanfovino!*) eine Sammlung von älteren 

7 


508582 


100 Itallaniſche Poeſie. Novelle und Roman. 


Novellen, jedoch ohne die Verfaſſer zu nennen, angelegt, und 
Francesco Loredano!s) in feinen langweiligen Novelle 
amorosi ben lebten Verſuch ihrer Wiederherſtellung gemacht 
hatte, der aber eben fo wenig nadhaltig war, ale fi fein bis 
zu feinem Tode (1667) drei und zwanzig mal aufgelegter Ro⸗ 
man Dianea hätte länger erhalten können. Auch Gozzi6) 
verunglüdte mit feinen Novellen, und nur ber Neapolitaner 
(oder Eretnfer?) Giambattiſta Bafile (+ 1637) hat 
fi mit feiner im Dialecte diefes Landes gefchriebenen Märchen: 
fammlung (Il Pentamerone) einen bleibenden Namen erworben, 
da ihr. feine andere irgend eines Volls an die Seite geftellt 
werden mag!) Als daher auch die unbedeutenden Verſuche 
bes durch feinen Streit mit Gozzi berüchtigten Modeneſer Hof 
poetn Chiari in diefem Genre verunglüdt waren '®), hat erſt 
Ugo Foscolo aus Zante (geb. 1773, gefl. 1827) durd 
feine im republicaniſchen Geifte, als eine Art Nachahmung von 
Werthers Leiden gefchriebenen letzten Briefe des Jacob Ottis 
Stalien einen neuen eigentlihen Roman und zwar aus ber 
Claſſe der Bamilten» und Tendenzromane 19) gegeben. Den bis 
ſtoriſchen Roman erhielten die Italläner erſt durch die Einwirs 
fungen ber Scottomanie, denn nachdem hiermit zuerſt Berto⸗ 
lotti in feiner Calata degli Ungheri in Italia (Mil. 1822.) 
aufgetreten war, folgte der befonderd durch Göthe in Deuiſch- 
land (Werfe 1840 Bd. XXXIII. p. 224 sq.) aud wegen 
feiner Trauerfpiele eingeführte Manzoni mit feinen oft gebruds 
ten Promessi Sposi (Mil. 1827), die dann mit der fehr ge 
lungenen Bortfegung Rofini’6 (La monaca di Monza) in - 
einer deutſchen Ueberſetzung von Leßmann (Berlin 1827—1832) 
erfhimen, und ‚bald eine Menge von Nachahmungen tu derſelben 
Manier, unter denen höchſtens Gefare Cantu's Margherita 
Pusterla (Mil. 1837) einiges Lob verdient, zur Folge hatten, 
„ ohne jedoch etwas Driginelles zu Stande zu bringen. 


1) Novellae (80), Fabulae (60) et Comoedia (metrice) Neap. 
15%. 4. Opus Morl, Compl. Nov. Fab. et Comoediam integerr. da- 
tum, id est innum. mendis — expurg. cura et imp. P. S. Caron. 
Paris. 1790. 8. f. Nouv. Bibl, d. Rom, An II. T. I. p. 128 sq. 

2) L’Eremita, la Carcere e il Diporto. Lucca 1579. 8. (enth, 14 
Do * La piacevol Notte et lieto Givino, Venez. 1574. 8, (enth. 
13 Nov. 


Itallaniſche Porfie. Movelle. Roman. 101 


3) Historia di due nobili Amanti. Venez. s. a.“8. ib. 1535. 1539, 
1333. Pisa 1831. 8. u. im Novell. Italiano. Ven. 1754. T. IH. p. 211 sq. 


4) Le Piacevoli Notti. L. I. Vineg. 1550. L. II. ih. 1553. 8. Lucca 
1551—54. II. 8. Vineg. 1557. TI. u. öft. c. l’agg. di Cento Enigmi di 
6. Cesare dalla Croce. Venez. 1599. 4. (caftrirt u. ſo die folg. &.) die 
Däpchen du > Str. deutfh v. Fr. W. 8. Schmidt, Märcdhenfaal. Berl. 
1817. 1 


5) Le tre Parti de le Novelle. Lucca 1554. III. 4. P. IV. Lione 
1573. &. corr. de Ascanio Centorio degli Ortensj. Mil. 1560. 111. 8. 
(fehlen 46 Rov.) nuorv. corr, ed. ill. da Alf. Ulloa. Venez. 1566. III. 4. 
(gang unvolifl.) Londra 1770. IV. 4. ib. (Livorno) 1791 - 93. IX. 8. 
Mil. 1813—14. IX. 16. u. im Novell. Ital. Fir. 183%. (Bibl. d. Viagg.) 
T. 1. p. 1 3q. Deutſch v. Adrian. Frkft. 1826. II. 8. 


6) Gli Hecatommithi. Nel Monte Regale. 1565. II. 8. Vineg. 
1566. 11. 4, 1580. 1593. 1608. II. 4. Fir. 1 8 u. d. Nov. Ital. T. II. 
p- 1747 2q. 


7) Le sei Giornate mandate in luce da M. L. Dolce. Venez. 
1567. 4. Londra (Liv.) 1797. 8. u. in d. Nov. Ital. T. I. p. 845 sq. 


8) La Prima e laSeconda Cena. Novelle. Londra (Parigi) 1756. 
8. ib. (Liv.) 1793. 11.:8. Leida (Lucca) 1790. 8. Milano 1815. III. 16. 
u. im Nor. Ital. T. II. p. 1419 sq. 


9) 3 Diporti. Venez. s.a. 8. ib. 1552. 1558. 8. 1564, 12. Lon- 
dra (Liv.) 1795. 8. u. Novell. Ital. T. I. p. 773 sq. 


10) 31 Peregrino. Parma 1508. 4. Venez. 1547. 1559. 8. u. öft. 
f. Nonv. Bibl. d. Rom. an I. T. VII. p. 1 sq. 


11) La Philena, historia amorosa. Mant, 1547 (1557). 8. offenb. 
Rachahm. db. Fiammetta Boccaccio's. 

12) J Discorsi degli Animali, Dialogo della bellezza delle 
donne u. Ragionamenti, in f. Prose (con otte Novelle) Fir. 15483. 
1552. 8. Venez. 1552. 12. Fir. 1562. 8. u. X novelle in d. Nov. di 
alc. aut. Fior. Londra (Liv.) 1775. 8. u. in fe Opere. Nap. 1723. IL, 
12. Venez. 1703—66. IV. 8. 


13) La Circe. Fir. 1549. 8. Capricj del Bottajo. ib, 1548. 8. 


14) Cento Novelle de’ piu nobili Scrittori della Lingua volgare 
sceite. Ven. 1561. 1562. 1563. & 1566. 4. 1598. 1603. 1610. 1619, 4. _ 
u. öft. d. Verz. d. Verf. f. b. Gamba, Bibl. d. Nov. Ital. X 258 8q. — 
Etwas Aehnl. machte Selio Malespini in f. Ducento Novelle (Ve- 
nez. 1609). 11. *— „ ba er darin (P. II) faſt ganz die Cent nouvelles 
nourelles nacherzähft hat. 


15) Novelle amorose. Venez. 1656-61. II. 12. u. d. Zit. Bizarrie 
uademiche. Bol. 1645. 12. u. dft.. f.-Bibl. d. Rom. 1786. Mars. 
Pe 929. 


16) ©. Novellen find in einz. ſ. Werke zerftr. 3. 3. Saggio di versi 
faceti e prose. Fir. (Venez.) 1774. 8. u. anderw. f. Gamba. p. 199 aq. 

17) Gian Alessio Abbatutis, Lo Cunto de li Cunti ovvero Lo 
Trattenimiento de Peccerille, Jornate cinco, Napoli 1637. 8. 1644. 12. 
I Pentamerone. Nap. 1674. Ron. 1679. Nap. 1714. 1722. 1728. 1747. 
It. u. in d. Collez. di tutti i poemi in Lingua Napolet. Nep. 1788. 
T. XX. u. XXI. p. 1—214. Yusz. b. Brimm, Kinder: u. Hausmärchen. 
%. IH. p. 276 sq. 18 überf. b. Kletke, Maͤrchenſaal. Berl. 1845. 8.80. I. 


= 
N 


102 Dramatiſche Poeſie in Italien. Trauerfpiel. 


= n Pentamerene trasportato della Napelitana alla Italiana favella. 
+1 12. 
*5 in d. Gazzetta Veneta. Venez. 1761 62. 4. Unter ſ. Romanen 


find die beſten La Giuocatrice di Lotto, La Ballerina onorata, La can- 


tatrice, per disgrazia u. La Bella Pellegrina (e. Rachahm. v. Boltaire's 
cogsaise). 

19) Ultime Lettere di 3. Ortis. Mil. 1802. 8. Deutfh v. Luben. 
Gött. 1807. 8. v. Drelli. Züri 1817. 8. v. Lautich. Epsg. 1829. 8. 


6. 559, 

Wir haben bei der Erwähnung ber Anfänge der drama⸗ 
tifhen Poefte in Italien!) während der vorigen Periode bes 
merkt, daß eigentlih alle dieſe nur Vorarbeiten waren, und 
darum haben wir bier nur Hinzuzufügen, daß diefelbe erſt im 
ber gegemtoärtigen wirklih beginnt. Was da6 Truuerfpiel ans 
langt, fo wurbe dieſes eingeführt durch des auch als Epiker 
durch fein Italia liberata (da’ Goti) berühmten Giovanni 
Giorgio ZTriifino aus Vicenza (geb. 1478, gel. 1550) 
Sophonisbe ?) und Rucellai’& HRosmonde?) beide vollkom⸗ 
mene Nachahmungen der griechiihen Mufter, beſonders des Euris 
pides, aber ohne das Genie defielben zu erreihen. Daher über: 
trifft fe Ludovico Martelli aus Florenn (1499—1527) 
mit feiner Tullia, einer Nachahmung der Electra des Sophoclee*), 
und Aretino in feiner Orazia’), die befonders mit vieler Buͤh⸗ 
nenfenntniß gearbeitet if. Auh Dolce hinterließ 8 Trauers 
fpiele, von denen vier ihrem Etoffe und ihrer Anlage nah dem 
@Euripides, zwei dem Geneca, die beiden übrigen (Didone nad, 
Birgil und Marlamne ſelbſtſtaͤndig) ibm ſelbſt angehören®). 
Mehr Original iR Giraldi Cintio, defin 9 Trauerfpiele, 
unter denen Orbecche den meiften Erfolg hatte, fämmtlih durch 
die Leidenſchaft des Herzogs Hercules IT. von Ferrara fürs 
Theater hervorgerufen und von ihm wirklich aufgeführt wurden, al« 
lein ſaͤmmtlich an geringer Wahrheit der Gharactere und Situationen 
keiden?). Unbedingt müffen wir Dagegen des gelehrien SperoneSype 
roni aus Padua (1500 — 88) fittlich anflößiges Schauerdrama 
Canace für dad Hauptwerk diefer Gattung zu feiner Zeit erflären, wenn 
man auch überall den Gelehrten darin erblidt und es dem Stüde 
im Ganzen zu fehr an Handlung fehlt, da viel zu viele Neben» 
perfonen darin referirend auftreten®). Bisher waren nun aber 
bie meiſten Stoffe zu wenig dramatifh oder für die Mufführung 


Dramatifche Poefie in Stalien Trauerſpiel. 103 


ungeeignet gewefen, und bie allzugroße Sucht, den Alten nad⸗ 

zufonmen oder ſich wenigſtens nach ihnen zu bilden, hatte eine 
Menge von mehr oder weniger ſteifen Nachahmungen des Euri⸗ 
pldes, Sophocles, ja ſelbſt des Seneca erzeugt, da traten Ans 
tonio &avalerino aus Modena (+ 1583)9, Giambat⸗ 
tifta Riviera aus Vicenza (1565), und Romponio Tos 
relli aus Parma (+ 1608) '!) auf und gaben durch die Ein, 
fachheit ihred Planes, die geſchickte Verwidelung ber Handlung 
und geſchmackvolleren Styl der bisherigen Manier eine mehr 
ſelbſiſtaͤndige Richtung, und wenn. auch Andere, wie Luigi 
Grotto'), genannt I cieco d’Adria (geb. 1541, gefl.1585), 
der, feit feinem achten Lebenstage blind, gleihwohl wegen ſeines 
außerordentlihen Rebnertalentd allgemeines Auffehen machte, ja 
zu Vicenza 1585 mit ungeheurem Erfolge ſelbſt die Rolle des 
blinden Dedipus fpielte, Antonio Degio da Drte, Taſſo's 
Freund), Muzio Manfredi aus Ceſena“) von Neuen in 
die alte Gräcomanie verfielen, und Birolamo Bartolonms 
mei") aus Florenz (1584— 1662) durch feine freilih vor⸗ 
treffliche Abſicht, vermittelfi feiner (10) Trauerfpiele auf die Mo⸗ 
salität einzumirken, die ihn. fogar veranlafte, in feiner Didasca- 
lia ‘oder Dottrina -comica beweifen zu wollen, wie man ohne 
eine Liebebintrigue recht gute Quftipiele fchreiben könne, allen poe⸗ 
tiſchen Werth und alles dramatiiche Intereſſe in ben Hintergrund 
drängte, fo erhielt ſich doch jene beſſere Richtung, ja ſie ſchritt 
vorwärts durch Stüde, wie Prospero Bonareltli’s!‘ aus 
Urbino Soliman (1588—1659) und Carlo Dottort’d aus 
Padua (1624 — 1686) Aristodemo!’), obgleih Antonio 
Garaccio’8 Conradino) und Giovanni Delfino’s aus 
Venedig (1617— 99) vier Tragödien!?) alzufehr Ruͤhrſtuͤcke 
fegn foßtn. Da trat auf’ einmal Giovanni Vincenzo 
Gravina mit einigem Tendenzſtücken auf, allen er trieb 
darin feine gefünflelte Nachahmung ver Alten fo weit, daß 
fie neuere Eritifer für Parodie derfelben erflärt haben?9). Defto 
mehr Berbienft erwarb ſich Bietro Sacopo Martelli aus 
Bologna (1665— 1727), indem er ſich nad Corneille und 
Racine zu bilden fuchte und infoweit feinen Landsleuten einen 
befieren Geſchmack beisubringen wußte, wenn er auch felbft be⸗ 





1084 Drematiſche Poeße in “italien. Trauerfpiel. 

ſenders burd feine allzuſchroff hervortreiende Rabahmungeiuht, 
Die ib Eis auf dad Metrum (cr bildete nad dem Alerandriner 
ven nah ihm Diartelliano genannten Vers) erſtredte, gerade 
feinen befenderen Erfolg errang”). Dieier mußte aber dem Ro 
formater der Italieniſchen Tragörie, Scipio Maffei aus 
Verona (geb. 1675, geh. 1755), gu Theil werben, ba er, die 
Berzüge des Griechiſchen und Branzofiiten Traueripield erken⸗ 
nen®, in feiner Merope, die zuerſt 1713 zu Berona gegeben 
ward, beide zu vereinigen und die Fehler derſelben, das Sieife 
in der Declamation und äußern Form glüdlih zu wermeiden 
wußte, obgleib auf der. anderen Ecite fein Siyl mandmal zu 
natürlih und gewöhnlich iR, und zu viel Berwidelung und Handlung 
für ein Trauerfpiel bei ihn gefunden wird ?,. eine Nachahmer 
blieben alle weit binter ihm zurück, und noch am Meißen zeichnen 
ſich unter ihren Arbeiten die rein religiöfen Trauerfpiele des Han» 
nibal MRardefe?) (1687—1753), eines Hieronymiten, des 
Geiſtlichen Bianchi?) aus Lucca (168641758) und Bios 
vanni Sranelli”) aus Genua (1703 —70) und die po⸗ 
litiſchen Tendenzhüde des Zavero Banfuti”) aus Neapel 
aus. Ja au die zu Parma 1772 ausgefehte Preisbewerbung 
für das befle Trauer⸗ und Lufifpiel trug dem Staliänifchen 
Trauerfpiel feine fonderlihen Früchte, da Metaflafio damals als 
les Anfehn und alle Bewunderung an fich gerifien hatte, bis der 
Graf Victor Alfieri?”) aus Ani (1749 — 1803) ſich die 
fer füßliden Empfindelei und der von Meraflafio herbeigeführten 
Verderbniß des Italiänifben Theaters ſcharf entgegenfleflte und 
in feiner Virginia, der Berfhwörung der Pazzi, Timoleon, den 
beiden Bruti, Agis, Sophonisbe, Saul x. den gelungenen 
Berfuh machte, dem Trauerfpiel die ernſte Würde der Grieci⸗ 
(hen Tragödie zurüdzugeben, aber durch ihre den Intereſſen der 
Gegenwart angepaßte Tendenz und Spealifirung feiner Helden 
und Stoffe zugleich ein eigentliches Rationaltrauerfpielzu ſchaffen, das 
aber auch in feinen Berfen im Stande fey, die jededmaligen 
Befühle oder Situationen darzulegen. Unter feinen Nachahmern 
zeigten unbedingt das meiſte Talent der Graf Aleſ fandro 
Pepoli?) aus Bologna (+ 1796), während Btovannt 
Pindemonte”) aus Verona (1751 — 1812) fid wieder 


Deamatiſche Poeſie in Itallen. Zrauerſpiel. 105 


mehr an die Franzöſiſchen Muſter hielt, da ihm biefe am geeigs 
netten fchlenen, ihm durch ihren äußeren Pomp und beſtechende 
Declamation einen Erfolg fihern zu helfen, auf den er in feinen 
Stüden, von denen fein Sprung vom Felſen Leucas, Arminius 
und Adeline und Robert die beſten find, befonder& ausging. 
Weniger bedeutende Arbeiten lieferten Antonio Conti”), der 
Üeberfeger von Racme’8 Athalie, ein Nachahmer der Griechen Dos 
menico Layzarini?), durch feinen Ulyſſes, der zwar auf ber 
einen Seite viel Beifall erntete, auf der andern aber durch den 
Venezianer Zaccarta Balareffo (+ 1769) unter dem Na⸗ 
mm des Cattuffio Panchlano Bubulio Arcade .parobirt ward 
(Rutzvanscad il giovine. Venez, 1724. 1737. 8.), worin 
eine der auftretenden Perſonen nad der andern flirbt, fo daß 
zulegt der Soufleur allein übrig bleibt, und Vincenzo Monti, 
deſſen Aristodemo jedoch von Einigen allzuſehr gerühmt wirb??). Auch 
Alfonfo Barano”) und der gedanfenreihe Ugo Fodcolo”), 
ind offenbar der Schule Alfieri's angehörig, allein trog 
ihrer reihen Phantafie kamen fie ihm nicht gleih, und fo 
iR es denn auch bier wie in der Lyrif und dem Roman Mans 
zont?) vorbehalten geblieben, einen neuen Weg einzufchlagen. 
Sein auch in Deutihland befannter Graf von Carmagnola, 
dem dann der Adelgis folgte, enthält zwar weit mehr lyriſch⸗ 
elegiſche als Dramatifche Elemente, allein trog dem Mangel an 
Ginheit der Zeit und ded Ortes weiß er dur feine edle und 
bifderreihe, aber doch nicht überladene Schreibart eine ergrei- 
-fende dramatifhe Wirfung bervorzubringen, und in den lyriſchen 
Stücken, die bei ihm mit Recht den für uns völlig unpaflen» 
den Chor erfegen folen, bat er Meiſterwerke geliefert. Unter 
den übrigen nicht wenig zahfreihen Trauerfpieldihtern nennen 
wie noch den dur die herrliche Schilderung feiner Leiden im 
Sefängniß zu Europälfher Berühmtheit gelangten Graf Silvio 
Bellico”) «geb. 1789 zu Salugo in Piemont), bie 
Srauerfptele des bekannten Improviſator Sgricci, die aber 
nur nad diefem Mabftabe zu meſſen find, Carlo Marenco's 
sit Erfolg gefrönte Stüde, La Pia und Manfredo, Giovanni 
Rofini’s”) aus Lucignano (geb. 1776) Torquato Taffo, 
allerdings In Brofa gefchrieben,. und endlich den noch unübers 


104 D ‚sualien, Tremenfpiet 


N s Ricolini”) aus Fleren, 
„rumerfpielen, Antonio Foscarimi, 

„„dervico Sforza, bereite alle Yugen 

.n bien’ freifinnigen Anſichten auf ſich 

„me Arnolda da Brescia, Worin er 
den Princips mit dem theoretiſch abs 

„ze Kirche darſtellt, eine der großartighen 
umgen im Geiſte Shakſpere's geliefert Hat, - 
datin entwidelten Ideen, an Kraft der Sprade 
darch poetifhen Schwung Alles übertrifft, was 


> 
J ne Zealidnifhe Theater geſchrieben ward. 
n a altacel, Uramalurgia. Rom. 1666.12. Ven. 1755.4. Fon- 
nn & Blog. Tal. T. I. p. 360 sq. L. Riccoboni, Hist. 
mr '® . Nal. Paris. 1728. IV. 8. P. Nopoli- Signorelli , Stor. 


% 


MmXRöR antichi e moderni. Nap. 1,87 sq. VI. 8. 1813. 
ct 4 i Cesa, Consid. sopra il teatro tragico ital. Ve- 
x DEN Aut. Beduschi, Sullo stato attuale della trag. in Italio. 


197. 8 Rozzoli, Dell’ imitar. trag. presso gli amt. ed i 
DE air Lugano 1837. III. 8. G. Battaglie, Osserv. sulle attuali 
wo al. teatro dramm. in Italia. Mil. 1837. 8. Ferrario, Storia 

desiriä- de’ princ. teatri antichi e moderni. Mil. 1850. 8. J. Coo- 

por Walker, Hist. mem. on Ital. trag. Lond. 179%. 8. 

2) ©. P. Fr. Castelli, Vita di 6. G. Triss. Venez. 1753. 4. — 

isba Trag. Roma. 1524. 4. Ven. 1620. 12. u. b. Maffei, Teatro 
kal. Verona 1723. III. 12 T. I. Rime. Vic. 1529. 4. L’Italia liberata 
da’ Geti. Roma 1547—48. IH. 8. Parigi 1729. II. 8. J Simillimi, 
‚uamatdia. Ven.1548. 8. (Nachahm. d. Menaechmi bes Plautus) Opere. 

Vene. 1729. fol. 

3) La Rosmunda. Trag. Siena. 1525. 8. Venez. 1528. 1530. Fir. 
1368. 15%. 8. Padova 1728. Lond, 1779. 4 — L’Oreste, Trag. Rom. 
1726. 8. u. b. Maffei; Rahahmung ber Iphigenie in Tauris des Guri: 
pidet und 1726 zu Rom aufgef. 

4) La Tullia. Lucca 1730. 8. u. in |. Opere. Fir. 1548. 8. Stanze 
‚oe Canzoni. Venez. 1531. 8. Rime volgarı. Rom. 1533. Ven. 1535. 


1537. 8. 

5) I.a Horatia. Ven. 1546. 8. 1549. 12. 

6) Tragedie. Venez. 1560. 12. 1566. 8. (enth. d. Thieste, Ecuba, 
Didone, Giocasta, Ifigenia, Medea) La Marianna. Yen. 1565. 8. Le 
Troiane. ib. 1566. 15967. 8. . 

N Orbecche. Trag. Ven. 1543. 8. Tragedie. Ven. 1582—83. 8. 
(ent). Orbecche, Attile, Didone, Antivalomeni, Cleopatra, Arreno- 
pia, Euphimmia, Epitia, Selene). _ 

8) Canace, Trag. Ven. 1546. 8. c. altre compon. ib. 1597. 8. 

9) Il Conte di Modena, La Rosimonda, Il Telefonte, L' Juo. 
IV Trag. Ven. 1582. 4. 

40) Il Cresfonte. Padova 1588. iſt d. Vorbild v. Maffei'ö Merope. 


Dramatiſche Poefle in Italien. Trauerſpiel. 107 


15) La Merepe (Parma 1589. 4.), Il Taucredi (ib. 1597. 4.), La 
Galatea, Il Polidoro, La Vitioria. Ven. 1603. 1605. pr » 


12) La Dalida. Ven. 1572. 8. L’Adriana. ib. 1582. 8. 
13) Acripanda. Fir. 1592. 4. Venez. 1592. 8. 


14) La Semiramis. Boscherecaia. Berg. 1593. 4. Pavia. 1598. 12. 
u b. Maffei. T. 11. | 


15) Trogedie. Rom. 1632. 8. Fir. 1653. II.4. (Eugenie, Isabel!a, 
Polietto, Aglae, Giorgio, Theodora, il Clodoveo trionfante, 8. Eu- 
stachio, Altamene, Oreso). 


16) Hl Solimane. Trag. Fir. 1620. Rom. 1632. 4 u. b. Maffei. 
17) Aristodemo Trag. Padova 1657. 4, u. b. Maffei T. III. 
18) Il Corradino. Boma 1694. 4. 


19) Le Tragedie, Pad, 1733. 4. (Cleopatra Lugrezia, Creso, Me- 
dero) Rom. 1733. 4. ' ’ ? ? 


20) Tragedie cinque (Il Palamede, Andromeda, L’Appio Clau- 
dio, I Papiniano, Servio Tullio.) Nap. 1712. 8. 


21) Teatro. Rom. 1709. 1715. II. 8. Segnito del Teatro. Bol. 


22) Merope, Trag. Mod. 1714. 8. Ven. 1747. 4. Ver. 1796. 4 
u. öft. Teatro cio& la Tragedie, la Commedia (le Cerimonie) e il 
Dramma (La fida niufa) ib. 1730. 8. Deutfh v.Molter. 0.D. 1754. 8. 
d. Valery Curios. ital, p. 253 sq. 


| 23) Tragedie christiane. Nap. 173. II. 4. Polissena e Crispo, 
ib. 1715. 8. 


24) Demetria. Bol. 1721. 1730. Rom. 1734. 8. La Dina. Bol, 
1734. 8. Elisabetta. ibi 1723. 8. Giette. ib. 1721. 8. Virginia. ib, 
1732. 8. Attalis. ib. 1735. 8. Il Davide perseguitato da Saul. Rom, 
1736. 8. Il Gionata liberato. ib. 1737. 8. (Lest. IV in Verfen) Tragedie 
sscre e meorali cio& la Matilde, il Jefte, l’Elisabetta e il Tommaso 
Mero. Bol. 1725. 8. 


25) Poesie scelte del P. 6. 6. Mod. 1772. 8. (Sedecia, Manasse, 
Dione, Seila figlia di Jefte, Adamo u. P’Educazione, e. &cyäferfpiel.) 


26) L’Orazia. Fir. 1719. 8. U Bruto. Nap. 1722. 8. La Virginie. 
ib. 1725. 8. Sofonisba. ib. 1726. 8. I Sejano u. in f. Tragedie. Nap. 
1742. 8 . “ 


277) Tragedie. Parigi 1888--89. VI. 8. Fir. 1824. VI. 8. Sämmt!. 
Zrauerfp. a. d. tal, metr. überf. v. 3. Rehfues u. Tſcharneo. Berl. 1824. 
>». I. 8. Ausgewähltes a. d. dram. Werl. Gotha 1832. 12. ©. Alf. Dents 
würd. f. Leb. v. ihm felbft gefche. N. d. Ital. Drig. herausg. v. 2. Hain. 
Imflerd. 1812. 11. 8. Biogr. d. V. A. e delle opere sue di A. Jezon. 
Nap. 1835. 12. Lardner a. a. DO. T. II. p. 247—30?. Edinb. Rev. T. 
XV. p. 299 sq. 


28) La Gelosia naturata o sia D. Carlo inf. di Spagna. Nap. 

14. 8. (Carlo o Isabella.) Parma 1792. 8. J Tentativi dell’ Italia; 
ecioè Edaigi, Cleonice, Irene (o sia il Delirio dell’ eroismo) e (i De- 
: Itti del? enore, 0 sin) Don Rodrigo (re di Spugna) Tragedie, Par- 


108 Dramatiſche Poeſie in Italien. Schauſpiel. 


ma 1784. 8. Adelinda. Parma 1701. 8. La Morte d’Ercole, e Mielea- 
gro. Venez. 17%. II. 8. Teatro. ib. 1787—88. VI. 8. 


29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812. 1819. 
8. Mil. 1824. 16. 


30) Quattro Tragedie. Fir. 1751. 8. (L.’ Gianio Bruto, Marco 
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalie, Trag. del Racine trad. im 
. versi toscani. Fir. 1753. 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. II. 4. 


31) Ulisse il giovine. Padova 1720. 8. 


. 32) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tragedie. Fir. 
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,6aleotto Manfredi, principe diFaenza.). 


33) Demetrio. Padova 1749. 4. Giovanni diGiscala. Venez. 1754. 
4. Apnese Martire del Giappone. Parma 1783. 8. u. in f. OperePoe- 
tiche. Parma. 1789. III. 12. Ven. 1805. IV. 8. 


34) Tieste,,Ajace, Ricciarda Frag. in f. Opere acelte. Vogheru. 
1829. III. 16. 


35) Il Conde di Carmagnola. Mil. 1820. 8. (Deutſch v. X. Arnold. 
Gotha 1824. 8.) Adelchis. ib. 41823. 8. (Deutſch v. Stredfuß. Berl. 1827. 
8. Heibelb. 1830. 8.). 


36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To- 
rino. 1832. 8. Tommaso Moro. Parigi 1834. 16. Opere compiute publ. 
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. W. A. d. Ital. v. Kannegicher 
u. H. Müller. Zwickau 1835. 4, (hier f. alle f. Trauerfp. überf.: Eufemia 
v. Meffina, Zr. v. Rimint, Efther u Engadbi, Sginia v. Afti, Gismonda 
v. Menprifio, Leoniero v. Dertona , Herodiad, Thomas Morus). Poet. Werke 
im Verm. d. Urfchr. überf. v. Duttenhofer. Gtutte. 1835. 8. Bd. I. 1837. 
Bd. I. 9. I. Fr. v. Rimini, meter. überf. v. Schädelin. Zürih 1-35. 
8. metr. überf. m. Ital. Kerte v. Schäfer. Zwidau 183. 16. Le mie. 

rigioni. Torino 1832. Lips. 1833. 8. (Meine Sefangenſchaft in ben Kers 
bern v. Mailand, unter den Bleidächern zu Venedig und in den Kafematten 
auf dem Spielberge. A. d. Ital. v. Becker. Lpzg. 1833. 12. Gtuttg. 1837. 
8. dv. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) 


37) Torq. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Saggi di Comedie. Pisa 
1835. II. 8. Seine Iyr. Ged. als: Nuove rime d’un vecchio. poeta. 
ib. 1835. &. Opere scelte. ib. 1837. VI. 8. 


38) Antonio Foscarini. Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib. 
4829. 8. Lodovico Sforza. ib, 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 1844. 
Berol. 1844. 8. (Arn. v. Br. nebft db. Biogr. Nrnaldo’s v. B. v. Lepel. 
Berl. 1845. 8.) 


$. 560. 


Neben der eigentlihen Tragödie entſtand aber durch den 
Einfluß der Dramen von Beaumarchais, Diverot und Mercier ıc, 
eine Art philoſophiſches Schaufpiel, das die Mitte zwiſchen Trauers 
foiel und Lufifpiel hält und in mander Beziehung (d. h. was 
die Sentimmntalität angeht) mit den Elementen verglichen werben 
mag, welde die Deutſchen Schaufpieldichter in Stüden, wie z. B. 


Dramatiſche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 109 


Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jetzt Ed. Devrient 
in Treue Liebe ıc. verarbeitet Haben, wiewohl einige in Bezug. 
auf ihre Brivolität wieder dem neueren franzöflfchen Melodram 
nahe gelommen find. inter diefen fchrieb 3. B. im Geſchmacke 
ws Figaro von Beaumarchaid der Schaufpielee Francesco 
Antonio Avelloni aus Venedig (geb. 1756) genannt il 
Poetino, feinen Cianni, Antonio Simone Sograft einen 
Weriber, Goldoni drei zufammenhängende Stüde über Ri⸗ 
hardfons Pamela, dem der Abbe Ehiart und Giovanni 
Greppi ebenfalls mit Trilogieen von folhen nad Romanen 
bearbeiteten Stoffen folgten, - die fammtlih in England fpielen, 
ohne in etwas den Charakter diefes Landes an fih zu haben, 
Der bedeutendſte Schrififteller aber in diefem Genre, d. h. dem 
deutſchen Schaufpiele ft Camillo Federici aus Turin 
(+ 1801), der 3. B. Kotzebue's Deutſche Kleinftädter bearbeitet zu 
haben fcheint, und befonders durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall 
fnd. Im Character des Franzöfifhen Schauerdramas arbeitete 
dagegen Giovanni da Bamera, deſſen Schuldige Mutter 
en Non plus ultra aller möglichen Scheußlichkeiten if. Mit ihm 
hört jedoch diefer Geſchmack beinahe auf, obgleih der Duca di 
Bentignano, einer der fruhtbarften neueren Dramatifer, wenige 
Rend mehrere Stüde in der larmoyanten Manier der neueren 
Franzöſiſchen Melodramatifer abgefaßt bat. Dagegen find Ghe⸗ 
rardo de Roffi und Biraud, deren Stüde theilmelfe von 
Einigen hierher gezogen werden, unbedingt zu den Luſtſpieldichtern 
im höheren Sinne zu reinen. 


$. 561. 


Was nun das eigentliche Luffpiel!) anlangt, fo wurde 
dieſes eigentlih zuerf von Bernardo Divizio aus Bibbiena 
(daher gewöhnlih der Cardinal Bibbiena genamnt) 
(1470— 1520), dem Breunde des großen Raphael, in feiner 
Calandria (nad) der darin auftretenden komiſchen Perſon Calandro 
benannt) eingeführt, einer in Proſa abgefaßten Nachahmung der 
Menaechmi ded Blautus, an der nur der Styl zu loben if, 
ven Wis und Sittenzeichnung find darin roh und faft gemein?). 
Ganz nach Lateinifchen Muftern, aber leider auch in der mehr refe⸗ 


t 


110 Dramatiſche Peefie in Jtalien. Sufifpiel 


zirenden als haudelnden Manier derſelben ſchrieb Arioſto feine 
Cassaria: und I Suppositi in Profa, und ließ dann ia lena, 
il negromante und la scholastica in ungereimten 12fylbigen 
Berfen (versi sdruccioli), in weiche er fpäter auch feine erfien 
beiden Stücke überfepte, folgen’). Darum mußte der große 
Machiaveli mit feinen rein originellen Stüden, wie z. B. 
ka Mandragers, le Maschere, la Clizia x. find, gan ans 
dered Aufſehen machen, denn bier geihnet der große Menfchen- 
Ienner die Leute, wie fie find, und Handlung und Intrigue find 
fo lebhaft, der Knoten if fo gut gefchürst, daß fie heute noch be⸗ 
wundert werben würden, wollte man fie aufführen), Run folgt, 
. Triffino’6 gelungene Bearbeitung der Menzechmi gar nicht 
zu erwähnen‘), Uretino mit feinen fünf claſſiſch ſiyliſirten 
Luffpielen, die wahrhaft komiſches Element enthalten, aber auch 
auf der andern Seite ſchmuzig genug find, um ihren Berfaffer 
niet au verleugnen®). Lepteres ann man Firenzuola’s 
Lucidi, einer Nachahmung der Mensechmi, und Trinnizia, ei 
nem Mendant zur Calandrin, nitt um Vorwurf maden’), obs 
faen Dolce, ron dem wir nur noch 5 Kuhfpisle babın, Deren 
zwei (Capitano= Miles zlariosus, und Marito = Amphitruo) 
den Plautud nadgeahmt find, groreaMergnügen ar f andalo'em 
Tingen finde), wad man leder aut Sirolanıo Paras 
boeco’® Arbeiten, weich ſi übrigene durch die wohleerfnüpite 
Intrique empieblen, vorwerfen mu 9). DTer fdon grnannte 
Biambartifia BelLı(1498 — 1563, rerräsh ın ſeinem Errore 
(nad Plautus Casina), ainem Vendane zu Mactiavel’d CH- 
zia, und feiner Sporta (nad der Aulufaria des Plautus) fehr viel 
Anlage zum Luftpieldichter“), allem Grazzini hat in feinen 
ſedas Luftipielen befonder6 das Verdienſt bewichn, zu zeigen, wie 
man aud ohne Gemeinheiten und Zoten Laden erregen kann !!). 
Sonſt find noch au derfelben Zeit zu nennen Rorenzino de’ Mer 
dici!?) aus Florenz, Ricolo Seccht aus Brescia”), Cor⸗ 
- nelio Lanci“), Giambattiſta Ealderari!d), Criſto⸗ 
foro Gafellerti!) und Sforza d'Oddinh), fowie ver 
frudtbare Siovammaria Eechi aus Klorenz!?), der aber 
bald ziemlich frei, bald ebenſo frömmelnd ſarieb, und endlich 
der vorzüglichfie von allen, Francesco Ambra (+ 1559), 


Dramatiſche Poeſie in Italien. Luſtſpiel. 111 


ber Sandmann des vorigen, defien drei Luſiſpiele (il Furte, 
i Bernardi und 1a Cofanaria) zu ben beften Erzeugniſſen 
ver älteren Periode des Staltänifchen Luſtſpiels gehären'). Leis 
der konnten fit aber die meifen ber übrigen Luſtſpieldichter aus 
dieſer Zeit nicht Bis zu dieſer Höhe erheben, da fie zufrieden 
waren, wenn fie durch grobe Späße und Zoten Laden erregten, 
und fo find denn fat alle jene aus dem Schooße jmer in 
Stalien damals jo zahlreichen gelehrten Geſellſchaften mit den bizar⸗ 
reien Namen, deren Mitglieder früher ihre Stüde felbft fptelten 
und fpäterwenigitiens ihre Locale an herumziehende Truppen von Go» 
mödlansen der jchlechteften Sorte vermietheten, hervorgegangenen Stüäde 
gar nicht der Erwaͤhnung werth. Bon jenen wurten jedoch feit dem 
Beginn des 1 6ten Jahrhunderts faftnte wirklich auegenrbettete Stüde 
aufgeführt, fondern man improviſirte zuerſt bloße Diatoge, dann 
ober fürmlihe Poſſen, in denen nun gewifſe ſiehende Perſonen 
auftraten, die beſonders dadurch komiſch wurden, weil meiftens 
eine jede eine brifimmte PBrorinn und Start daracterifirte und 
laͤcherlich machte, und darum auch in dem PRatois Derfelben ſprach. 
Dergleichen find nur der aut in Deutichland und Frankre ich 
fo belicbte Aslecehine, den man ald em Kind des Sakmarotzers 
(Parssıtus) oder des Hundertfleck (Contuneulus) in dem alten 
KHömıfren Luſtſpiel angeſehen bat, und der immer wie auch der Sea- 
pine. im Dialccı von Bergamo fprict, dann der Pantalone, der 
Beaeianıld, der Dottore, der Bolognenfb, ver Beltiamo, der 
Matänvift, der Capitano, der bald ats Epanier, buld ale 
Neapolitaner feine Rodemontaden herpofaunt, der Scaramuceia, 
weiter in Stalien feit 1680 die Rolle des Vorigen - vericht, 
der Gianzurgulo, der Typus eines Calabreſtſchen, Bauers, ver 
bloo auf dem Staliäniften Theater in Paris vorkommende 
Mezzetine, eine Art verfeinerten Scapino’s, der Stotterer Tars 
tuslia, die Barricatur der Stoltänifben Charlatans der Pulcis 
nella, eine Berjüngung des Maccus oder weißen Mimus bet 
den Römern, da er hinten und vorn einen Yudel, eine Naſe 
wie einen Hühnerſchnabel bat und ganz weiß gefleidet iR, 
den Poffenreißer von Acerra (in Apulien) vorftellt und, in den 
Reapolitanifben Poſſen doppelt aufiretend, dort den Harlefin 
und Ecapin erfeßt, und die Stadt Benevent‘ repräfentirt, ber 


—4 


112 Dramatiſche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 


Nareissino von Malalbergo, der die Epradie des gemeinen 
Bolt von Bologna fpridt, Pierrot auf dem Staliänifhen Thea⸗ 
ter zu Paris als eine Zwittergeftalt aus Harlefin und Poli⸗ 
chinell erzeugt, Coviello, ein Brobfad aus Galabrien, Gelso- 
mino, ein Dandy aus Rom oder Florenz, Brighella ein Be 
trüger oder Kuppler aud Ferrara, Pascarlello ein alter Bed 
aus Neapel, Sganarello, Meo Patacca, Cassandrino und der 
allgemeine Sündenbod Stentarello x.*). Ratürlih find dieſe 
einzelnen Berfonen nieht von Ginem oder zu einer Zeit erfuns 
den worden, jedoch verdanft man den Arlecchino, Pantalone 
und Dotture dem Angelo Beolco, der gewöhnlid nadh der 
von ihm fletd gefpielten Role il Ruzzante (d. i. der Spaß⸗ 
mader) genannt wird, und die von ihm mit einer Geſellſchaft 
junger Leute von guter Familie auf den Dörfern gefpielten Bof- 
fen im Paduaniſchen Dialect 1530 herausgab””), dem fib dann 
Andrea Ealmo ausBenedig (1510— 71) mit ähnlihen im 
Venezianer Dialect?'), Michele Angelo Buonarotti aus 
Florenz in feinem feinen, im Florentiner Handwerker⸗ und 
Bauerndialecte gefchriebenen Lufifptel in Szeiligen Stangen”), 
und theilweife auch die 6 Luflfpiele der unter dem Namen der In- 
‚tronati zu Siena beſtehenden Academte, von denen die zwei bes 
fin dem Philofophen Aleffandro Piccolomini (1508 — 
1578) angehören, anſchließen?). Um aber zum eigentlichen 
Luffpiele zurüczufehren, fo machte dieſes trop der Menge feiner 
Dichter im 17ten und zu Anfange des 18ten Jahrhunderts 
nur ſehr geringe Bortfchritte, wenn aub Geronimo Oigli 
aus Eiena (1660 — 1722) durch feine Nachahmung des 
Tariuffe vonMoliere in feinem Don Pilone und feine Neberſetzung 
ber Fourberies de Scapin deſſelben Dichters feine Landsleute 
mit den Meifterwerken des Franzoͤſiſchen Luſtſpiels bekannt gu 


nm 





*) Ueb. b. Mask. d. Ital. Theaters f. Trattato sulla commedia 
dell’ arte ossia improvvisa, maschere italiane ed alcune scene del 
carnevale di Roma. Berol. 1826. 4. $lögel, Geſch. d. Grotesto sfomifch. 

. 28 sy. Ausland 1840. p. 863. 867. 871. 875. 880. 883. 891. 899. 

3. 907 7. Mercey in d. Revue d. deux mondes. 1840. T. 1. Livr. 
31. Mars. T. II. 30. Avril. 15. Juin. T. Ill. 15. Septbr, Man vergl. 
damit, was über bie Englifhen clowns und fools gejagt if v. Donce 
IMlustr. of Shakesp. T. II. p. 297 sq. 


Dramatifche Poefle in Italien. Luſtſpiel. 113 


maken ſuchte?) und die Nenpolitaner Nicola Amenta 
(1659 — 1719) *), Biambattifta Porta (1540 — 
1615)%), ver befannte Phyfifer, und Pasquale Giuſeppe 
Girillo (1709-46), fowie der Florentine Giambat⸗ 
tiſta Fagiuoli (1660— 17427”) wieder zur claffifchen Ma- 


nier der Alten zurüdiehrten, und der Marcheſe Dominico- 


de Liveri aus Neapel (+ 1740), der in feinen Luffpielen 
im Muth Hatte, die Gebrechen und Lafer feiner Standesgenofs 
fm auf die Bühne zu bringen und fo durch Verbindung der 
Bahrheit mit der Dichtung diefelben intereffanter zu machen. 
Jedoch konnten alle diefe Verſuche nur wenig nügen, weil alle 
diefe befieren Stüde nur von Dilettanten und Kunflfreunden auf 
Yrivats oder Liebhabertheatern dargeftelt wurden, die ambulanten 
Ebaufpielertruppen faft nur aus Leuten ohne allen eigentlichen 
Einn für Kunſt befanden, die, um ſich recht viel Zufchauer 
und Einnahme zu verfhaffen, die trivialften Boflen gaben, wenn 
mar darüber recht gelacht werden Fonnte, was natürlich den Sinn 
für die eigentliche dramatifhe Kunft total verderben mußte. So 
brad denn Luigi Riccobont aus Modena(1674— 1753), der 
leider ſchon 1731 aus frommer Bedenklichkeit die Bühne vers 
ließ, theils als Director des Stallänifhen Theaters zu Paris, 
theil6 durch feine in Praris und Theorie gleich trefflihen dra⸗ 
maturglfchen Arbeiten wieder einem beſſeren Gefchmade Bahn), 
der zwar wieder längere Zeit duch die langweilig platten Lußs 
fpiele des Modenefer Hoſdichters Pietro Chiari aus Brescia 
(t 1788) unterdrüdt ward), aber endlih durch Carlo Gol⸗ 
dont aus Venedig (1707—1792) zum Durchbruch Fam”), 
ver ein geborener Luſtſpieldichter genannt zu werben verdient 
und feine erſten Etüde durch die Sacchiſche Gefellihaft (um 
1746) ind Publicum brachte, und nun einmal befannt und bes 
liebt, ohne Mühe feine reformatorifhen Ideen in Bezug auf die 
Bühne durcfegte. Die Maffe feiner dramatiſchen Arbeiten, zu 
denen allerdings auch Trauerfpiele, Dramen, Opern, Poſſen x. 
Kbören, jeigt am Beten feine Erfintungsgabe, allein fein Haupt 
verdienſt if, Daß er, durch die Moliereſchen Stüde auf den rich⸗ 
tm Weg geführt, ich durdiweg nicht blos als einen audges 
Kihneten Sittenbeobadyter und Menfchentenner gezeigt hat, und 
Graf, Handduch d. biterãrgeſqichte. UL 8 


114  Desmeciide Texte m rien Iuffei 


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Zeit von der Bitse m vyarri-ıa uxr ;:ur Rsdesmierung 
na Paris m yeiszn”_ Rec ı5am hetica wizımd Kicde 
Zeit Jacoyo Angelo Reiiı”,, Gamille Fererici aus 
Turin (7 1801), rar jatd EAsmtrider m Tode eime 
wanteusen Gcilitsit wur un) anf den das Beurise Buhipiel 
mitt ehne Eiufuß geelicken zu fern fkeınt, deſſen Kiemfäiter 
aber weit hinter Kotzetne's äbniikem Erüde peradichn”), 
Albergati Capacelli aus Bolegua (17285—1804), be 
fonders als Ponſendichter) zu nennen, und Biosanni She» 
sardo de Roifi aus Rom (1754— 1827), ein autgerid- 
net treffender, nur etwas zu bitter fatyıiiker Eittenmalı”), be 
Deutende®, wenn auch nickt chen fo großes WUufichen gemedi. 
Da trat, nahdem ber beſſere Geſchmack wieder zu dem and in 
Deutfhlandb durch feinen Tiener zweier Herm wohlbelannien 
Goldoni zurüdgefchrt war, zuerſt der Moocat Alberto RetaY 
aus Turin ats Luſtſpieldichter in der alten trefflichen Soldoniſchen 
Belle auf, und hat in ſeinen Etüden, unter denen ber cheloſe 
Philoſoph (il Mlosofo celibe) das bee IR, gezeigt, wie mm 
ohne Llchettreibung, Anftößigleiten und WBorhwipe durch bie bloße 
komiſche Eituation Laden erregen Tann, während fein Rebe 


Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 115 


buhler Graf Siraun?”), zu Rom In einer Franzoͤſiſchen Familie 
geboren, das Talent Goldoni's und Moliere's in ſich vereinigte 
und in feinem Ajo nell’ imbarazzo, dem auch in Deutichland 
allerdings verflümmelt bearbeiteten PBaradepferde der feineren Eos 
witer, unferem Hofmeiſter in taufend Aengflen, unter andern den 
Beweis hiervon geliefert hat, da er darin die Italiaͤniſche Naive⸗ 
tät mit der Franzöftfhen Feinheit vereinigt und ſelbſt in ben 
allerlaͤcherlichſften Situationen eine gewiffe Würde bewahrt, die 
fine Stüde immer über dad Niveau der Poſſe erheben: werden, 
In feiner Weiſe können mit ihnen bie Luſtſpiele Meneghezzi's 
(Mant. 1828) oder Bon's verglichen werben. 


1) (6. A. Coustantini) Della commedia Italiana. Venez. 1752. 4, 
(Dazu Lauriso Tragiense [G. A. Bianchi] Osservaz. ib. 1752. 8. 
F. Satfii. Sagg-. ist. cr. della Comm. Ital. Paris. 1629. 12. Fonta- 
niai 0. a. D. T. I. p. 388 sq. 


2) La Calandra. Siena 1521. 8. Venez, 1522. 1523. 1562. 12. 
Napel. 1730. 12. 


3) Cassaria.s.l.eta. 8. Venez. 1525. 1546. 8. 1570. 12. J Suppositi 
s. 1. et a. 8. Venez. 1525. 8. (in Proſa) IH Negromante s. |. et a. 8. 
Ven. 1551. 8. La lena. s. 1. et a. 8. Ven. 1535. 8. 3 Suppositi. Ven. . 
1542. 8. La Scolastica. Venez. 1547. 8. u. Commedie cinque (In 
versi) Ven. 1562. 12. Fir. (Nap.) 1724. 8. 


4) (La Mandragola:) Commedia di Callimaco et di Lucrezia. 
».1. et a. 8. Rom. 1524. 12. Fir. 1533. 8. 1556. 8. LaClizia. ib. 1537. 
1548. 8. Die Euftfpiele U Frate, le Maschere u. l’Andria in f. Opere. 
Yenez. 1769. 8. 


5) J Similimi, Comm. Ven. 1548. 17%. 8. 


6) Commedie. Yenez. 1553. 12. 1560. 8. s. 1. 1588. 8. TI Mafis- 
calco, Ven. 1534. 4. La Cortigiana. ib. 1534. 4, L’Ippocrito, ib. 1540. 
8. La Talamta. ib. 1542. 8. 11 Filosofo. Ven. 1533. 4. (nr. ?. 4 u. 5 
äberf. in Oeuvres choisies de P. Aretin, trad. de Vital. av. d. not. 
p. P. L. Jacob. Paris. 1845. 8.) 


7) J Lucidi, Comm. in prose. Fir.1549. 8. 1562. 8. La 'Trinusia, 
Comm. in prosa. ib. 1549, 1552. 8. 3uf. ib. 1552. (Nap. 1730.) 12. 


8) Commedie. Ven. 1560. 12. Il Ragazze. ib. 1541. 8. Il Marito. 
3 Pc 8. Il Capitano, ib.1545. 8. La Fabrizia. ib. 1549. 8. «. ıl 
ano, 


9) Comedie di G. P. cio& la Notte, il Viluppo, i Contenti, PHer- 
mofrodito, il Pellegrino, il Marinaio. Vineg. 1560. VI. 12. 

10) La Sporta, Comm. in prosa. Fir. 1543. 8. 1548. u. öft. 1602. 
G Rap. 1731. 12. 


11) La Gelosis, Comm. in prosa. Fir. 1551. 8. 1568. 8. La Spi- 
ritata. ib. 1561. 8. Commedie sei in prosa. Ven. 1582. 6. (enth. La 
Gelosia, La Spiritate, La Strega, La Sibilla, La Pinzochera, J Pa- 
rentadi) L’Arzigogolo. Fir. (Venez.) 1750, 8. u 

8 


114 Dramatiſche Poeſie in “Stalin. 
und feine Landsleute aller Elände gan fo in if 


Haubiungsweile vor Augen führt, wie fie wii Lin 
Jahrhundert war, ſondern auch barh bie F- + 
türlidäkeit feiner GEharaciere, ſelbſi wurd bir, , $ 2. L’Ol- 
deinowerthe Radlüifigkeit feines Eiyls ur. ' Buchei 
wir erdichteie Begebenheiten vor uns fe‘ * ——— 
nen, daß er die almationalen Italiär .. 1609. 12. 
nievrighen Belle aus ver Moe ' :» cjod ’Ame- 
Zriumpb nicht lange, denn fein ıze d’amort. 
Garle Gozzi (1722 - 180€ ei 
von ihm f£lekt genug anger Pigleme damen. 
ihen ven Lorbeer zu entreif . 1608. 8. 
halb comiſchen Zauberipie! >50. 12. 1585. 8. Lie 
0, 


3. 8 


\ ». 1550. 12. a) 3 
von Seiter bearbeilcen ersi. Fir. PT Corred 
folg zu eıielm, der ir „a, Sünva. ». 1585. 8. — 
1585. irite. ib. 1585. 
mu —— ‚oaili. ib, 1550. 12. 
** 566. 8. 1593. 4. I Berna . 1564. 8 
Zeit von der ° ' edi. Fir 
nad Paris zu 2. 1565. 1584. 8. Vicenza 159A. 12. 1617. & 7 
Zeit Jacopr ice. Vic. 1506. 8. La Florians. Comn. ib. 
.53 „Comm. Vineg. 1548. 1552. Vie. 1598. 8. Yaccanı 
Turin (4 ’ 5%. 1561. Vie. 1598. & (Rodiama. Vic. 1596. 8. 9) 
wandern? „mens. Venez. 1551. 1561. Vie. 1598. 8. Moschellf 
x (Fiorina. ib. 1551. 1567. 8. Trevigi 1600. 8-) 


f a” . 
niet o . jone. Vineg. 1552. 8. (gt. Sujet als Macchiavell⸗ Man- 
aber „Travaglia. Yineg. 1556. 1561. 8. Il Saltuzza. ib. 1551. & 
IT "a 8 Le Giocose moderne et facetissime eglogbe 
„ beilissimo concetii in muovo Sducciolo im lingua maleri#. 

ſe Syn 8 

„> ka Tancia. Fir. 1612. 4. La Fiera (Commed. urbaus) o 3 

“— (Comm. rast.) Fir. 1726. lol. 


Unmor coslante. Vineg- 151. 8. 1559. 12. L’Alessandre ID 
8 L’Ortensio. Siena 15:1. 6l’ Ingannati degli accade 
sti (di Adr. Poli) ib. 1611. 12. Gli Scambj deil’ Aperto I 
Weste (Beilis. Bulgarini) ib. 1611. 1623. 12. La Pellegrin® del 
steriale Iatron. (Gir. Bargazli) Siena 1611. 12. Commedie yl degli 
are. jatr. di Siena racc. nuov. e riv. ib. 1611. II. 12. 


34) Il Don Pilone. Comm. Lucca. 1711. 8. La Sorelliaa di D. 
Pa: 1768. 8. Le Furberie di Scapino. Siena 1752. 8. (9 
imenti teatrali in versi. Londra (Siena) 1764. 8. 


25) Commedie. Napoli 1753. III. 12. 
26) Commedie. Nap. 1726. IV. 12. 


“ 


. »atifche Poeſie in kalten. Luſtſpiel. 117 


= 

—— vir. 1734-36. VII. 12. Venez. 1753. VII. 12. 

, -© italien. Paris 1717. II. 12. 

=, 4 i. Venez. 1757. Bologna 1759-62. XI. 8. 


Z "VII. 8. Componimenti diversi. ib. 1764. 
0 g x "94—95, XLIV. 8. Commedie scelte. 
=: rg '. 8. Commedie, Drammie Memorie. 
. „ % . J. H. H. Saal. Epjg. 1761 — 77. 
z I ‘ de sa vie et & celle de son 
» zchag. Lpag. 1788. III.8. Zacobe - 
7 Wismayr Ital. Ephemer. Vd. 
'ent. men of Italy. T. II. 

1846, p. 289 sq. 
- vefte. Penig 1803. 8. Le X 
‚ere. Venez. 1772. VIII. 8. 
” “ale v. 8. B. El. Werthes. Bern 

reckfuß. Berl. 1805. 8. 


. Lucca 1731. 12. La serva padrona. 

‚31. 12. Gli allievi di Vedove. Siena. 1751. 

ıa Gabbia ib. 1751. 12. Le serve al forno. 

.ento de si stesso. ib. 1754. 12. Gli spositravestiti. 

„ante per disprezzo. ib. 1754. 12. L’amantescaltra, 

„a suocera e la nuora. ib. 1755. 12. ll matrimonio per 

‚4 vilnppo. ib. 1765. 12. Il misantropo disingannato. ib. 

... 1} mondo alla rovescia. ib. 1765. 32. Il cercator di tesori 

u.a 12. L’astratto. Mil. 1762. 8. La dottoressa preziosa. ib. 

ı 62. 8 Il geloso disinvotto. ib. 1762. 8. II faccendone. ib. 1764. 8. 
(mm. seelte. Mil. 1762. V. 8. 


‚N J pregindizii dei paesi piceoli. Torin. 1791. 8. Opere tea- 
nli. Fir. 1826. XXVI. 32. Venez. 1828. XXIII. 18. Der Banquerout, 
—8 Voß. Berl. 1805. 8. D. Amerikaner, deutſch v. Vogel. Hamb. 


3) Opere. Ven. 1783—85. XII. 8. 


3) Comedie. Bassano 1790-98. IV. 8, Prato 1826. IV. 8. Fa 
role. Rom. 1788. 8. Nuove favole. ib. 1801. 8. 


36 Comedie. Ed. X. Fir. 1826. III. 12. ib. 1828. VII. 12, Parigi 
|, V, 12. Mil. 1837. IV. 8. 


37) Comedie. Roma, 1801. Mil. 1823. III. 8. Teatro domestico. 
Kim. ı1 6. Fir. 1825. VI. 12. Commedie scelte. Parigi 1829. 12, 


| 6. 562. 

Eine andere Erfindung dieſer Periode if die Oper!) ober 
ns Relodram, welches fi nad und nad aus den anfange nur 
h die Zmwifchenfpiele, Chöre un® einzelnen Ecenen eingelegten 
ken ober Tänzen, wie bieß 3. B. im Pastor fido der Fall 


N mit Begleitung der Muſik hervorbildete. Das erſte ſelbſt⸗ 
Madige Erünck diefer Art iſt aber des berühmten Giuſe ppe 


108 Dramatiſche Poefle in alien. Schauſpiel. 


ma 1764. 8. Adelinda. Parma 1791. &. La Morto d’Ercole, o Mäelen- 
gro. Venez. 1790. II. 8. Teatro. ib. 1787—88. VI. 8. 


29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812. 1819. 
8. Mil. 1824. 16. 


30) Quattro Tragedie. Fir. 1751. 8. (L. Giunio Bruto, Marco 
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalia, Trag. del Bacine irad. im 
\ versi toscani. Fir. 1753. 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. I. 4. 


31) Ulisse il giovine. Padova 1720. 8, 


. 39) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tragedie. Fir. 
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,6aleotto Manfredi, principe diFaenza.). 


33) Demetrio. Padova 1749. 4. Giovanni diGiscala. Venez. 1754. 
4. Agmese Martire del Giappone, Parma 1783. 8. u. in f. Opere Poe- 
tiche. Parma. 1789. III. 12. Ven. 1805. IV. 8. 


34) Tieste,.Ajace, Riccierda Frag. in f. Opere scelie, Vogheru. 
1829. II. 16. Ajace, 8 Pr 8 


35) Il Conde di Carmagnola. Mil. 1820. 8. (Deutfh v. X. Arnold. 
Gotha 1824. 8.) Adelchis. ib, 1823. 8. (Deutfch v. Stredfuß. Berl, 1827. 
8. Heidelb. 1830. 8.). 


36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To- 
rino. 1832. 8. Tommaso Moro, Parigi 1834. 16. Opere compiute publ. 
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. ®. A. d. Ital. v. Kannegießer 
u. H. Müller. Zwidau 1835. 4, (bier f. alle f. Trauerfp. überf.: Eufemia 
v. Meffina, Er. v. Rimint, Efther u. Engadbi, Iginia v. Afti, Gismonda 
v. Mendrifio, Leoniero v. Dertona , Herodiad, Thomas Morus). Poet. Werke 
im Verm. d. Urfchr. überf. v. Duttenhofer. Gtuttg. 1835. 8. Bd. I. 1837. 
Bd. II. 9. I. Fr. v. Rimini, meter. überf. v. Schädelin. Zürich 1-35. 
8. metr. überf. m. Ital. Eerte v. Schäfer. Zwidau 1834. 16. Le mie. 
prigioui: Torino 1832. Lips. 1833. 8. (Meine Gefangenfchaft in den Kers 
ern v. Mailand, unter den Bleidächern zu Venchig und in den Kafematten 
auf dem Spielberge. A. db. Ital. v. Becker. Lpzg. 1833. 12. Stuttg. 1837. 
8. v. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) 


37) Torq. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Saggi di Comedie. Pisa 
1835. II. 8. Seine Iyr. Geb, ald: Nuove rime d’un vecchio. poeta. 
ib. 1835. 4. Opere scelte. ib. 1837. VI. 8. 


38) Antonio Foscarini. Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib. 
41829. 8. Lodovico Sforza. ib. 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 1844. 
Berol, 1844. 8. (Arn. dv. Br. nebft d. Biogr. Arnalbo's v. B. v. Lepel. 
Berl. 1845. 8.) 


$. 560. 


Neben der eigentlihen Tragödie entſtand aber burd den 
Einfluß der Dramen von Beaumarchais, Divderot und Mercier ıc. 
eine Art philofophiiches Schaufpiel, das die Mitte zwiſchen Trauers 
fpiel und Luſtſpiel hält und in mander Beziehung (d. h. was 
die Sentimentalität angeht) mit den Elementen verglicdyen werden 
mag, welde die Deutfhen Schaufpieldihter in Stüden, wie z. B. 


Dramatifihe Porfie in Italien. Luſtſpiel. 109 


Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jetzt Ep, Devrient 
in Treue Liebe ıc. verarbeitet haben, wiewohl einige in Beug. 
auf ihre Srivolität wieder dem neueren franzöflichen Melodram 
nahe gefommen find. Inter diefen ſchrieb z. DB. im Gefhmade 
des Figaro von Beaumarchais der Schaufpieler Brancesco 
Antonio Avellont aus Benedig (geb. 1756) genannt il 
Poetino, feinen Cianni, Antonio Simone Sograft einen 
Werther, Soldont drei zufammenhängende Stüde über Ri⸗ 
chardſons Pamela, dem der Abbe Ehiart und Gtovannt 
Ereppi ebenfalls mit Trilogieen von folden nad Romanen 
bearbeiteten Stoffen folgten, - die fämmtlih in England fpielen, 
ohne in etwas den Charakter diefes Landes an fi zu ‚haben, 
Der bedeutendſte Schriftfieller aber in diefem Genre, d. h. dem 
deutſchen Schaufpiele IR Camillo Federici aus Turin 
(t 1801), der 3. B. Kotzebue's Deutſche Kleinftäbter bearbeitet zu 
haben ſcheint, und befonders durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall 
fand. Im Character des Framzöftfhen Schauerdramas arbeitete 
gegen Biovanni da Bamera, defin Schuldige Mutter 
en Non plus ultra aller möglichen Scheußlichfeiten if. Mit ihm 
hört jedoch dieſer Geſchmack beinahe auf, obgleih der Duca dt 
Bentignano, einer der fruchtbarften neueren Dramatifer, wenigs 
Rems mehrere Stüde in der larmoyanten Manier der neueren 
Sranzöffhen Melodramatiker abgefaßt hat. Dagegen find Ghe⸗ 
tardo de Rofft und Biraud, deren Stüde theilmeife von 
Einigen hierher gezogen werden, unbedingt zu den Luſtſpieldichtern 
im höheren Sinne zu rechnen. 


$. 561, 


Was nun das eigentliche Luſtſpiel') anlangt, fo wurde 
dieſes eigentlich zuerfi von Bernardo Divizio aus Bibbiena 
(daher gewoöhnlich der Kardinal Bibbiena genannt) 
(1470— 1520), dem Freunde des großen Raphael, in feiner 
Calandria (nad) der darin auftretenden fomifchen Perfon Calandro 
benannt) eingeführt, einer in Proſa abgefaßten Nahahmung dee 
Menaechmi ded Blautus, an der nur der Styl zu loben iR, 
denn Wis und Sittenzeichnung find darin roh und faft gemein?), 
Ganz nach Lateiniſchen Muftern, aber leider auch in der mehr refe⸗ 


108 Dramatiſche Poefie in Itallen. Schauſpiel. 


ma 1784. 8. Adelinda. Parma 1791. 8. La Morte d'Eroole, o Melea- 
gro. Venez. 179%. II. 8. Teatro. ib. 1787—88. VI. 8. 


29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812. 1819. 
8. Mil, 1824. 16. 


30) Quattro Tragedie. Fir. 1751. 8. (L. Giunio Bruto, Marco 
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalia, Trag. del Racine irad. im 
versi toscani. Fir. 1753. 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. II. 4. 


31) Vlisse il giovine. Padova 1720. 8. 


. 32) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tragedie. Fir. 
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,6aleotto Manfredi, principe diFaenza.). 


33) Demetrio. Padova 1749. 4. Giovanni diGiscala. Venez. 1754. 
4. Agmese Martire del Giappone. Parma 1783. 8. u. in f. Opere Poe- 
tiche. Parma. 1789. II. 12. Ven. 1805. IV. 8. 


34) Tieste,.Ajace, Bicciarda Frag. in |. Opere soelte, Vogheru. 
1829. III. 16. 


35) Il Conde di Carmagnola. Mil. 1820, 8. (Deutfh v. X. Arnold. 
Gotha 1824. 8.) Adelchis. ib. 1823. 8. (Deutich v. Stredfuß. Berl, 1827. 
8. Heidelb. 1830. 8.). 


36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To- 
rino. 1832. 8. Tommaso Moro. Parigi 1834. 16. Opere compiute publ. 
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. W. %. b. Ital. v. Kannegießer 
u. H. Müller. Zwidau 1835. 4, (hier f. alle f. Trauerfp. überf.: Eufemia 
v. Meffina, Fr. v. Rimint, Efther u Engaddi, Iginia v. Afti, Gismonda 
v. Mendrifto, Leoniero dv. Dertona , Herodias, Thomas Morus). Poet. Werke 
im Verm. d. Urſchr. über. v. Duttenhofer. Gtuttg. 1835. 8. Bd. I. 1837. 
Bd. II. H. J. Fr. v. Rimini, metr. überf. v. Schädelin. Züri 1-35. 
8. metr. überf. m. Ital. Texte v. Schaͤfer. Zwickau 1834. 16. Le mie. 

rigioui. Torino 1832. Lips. 1833. 8, (Meine Gefangenfchaft in den Kers 
bern v. Malland, unter den Bleidächern zu Venedig und in ben Kafematten 
auf bem Spielberge. A. d. Ital. v. Becker. Lpzg. 1833. 12. Stuttg. 1837. 
8. v0. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) | 


37) Torg. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Saggi di Comedie. Pisa 
1835. II, 8. Seine lyr. Ged. ale: Nuove rime d’un vecchio. poeta. 
ib. 1835. 4. Opere scelte. ib. 1837. VI. 8. 


38) Antonio Foscarini, Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib. 
41829. 8. Lodovico Sforze. ib, 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 1844. 
Berol, 1844. 8. (Arn. v. Br. nebft db. Biogr. Arnaldo's v. B. v. Lepel. 
Berl. 1845. 8.) 


$. 560. 


Neben der eigentlichen Tragödie entftand aber burd dem 
Einfluß der Dramen von Beaumarchais, Diverot und Wercier ıc. 
eine Art pbilofophifches Schaufpiel, das die Mitte zwiſchen Trauers 
fpiel und Lufifpiel hält und in mander Beziehung (d. h. was 
die Sentimentalität angeht) mit den Elementen verglichen werben 
mag, welde die Deutfhen Schaufpieldichter in Stüden, wies. B. 


Dramatiſche Poefie in Stalin. Luſtſpiel. 109 
Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jetzt Ep, Deorient 


in Treue Liebe zc. verarbeitet haben, wiewohl einige in Bezug. 


auf ihre Srivolität wieder dem neueren franzöflfchen Melopram 


nahe gefommen find. Unter diefen fchrieb 3. ®. im Gefhmade 


des Figaro von Beaumarchais der Schauſpieler Francesco 
Antonio Avelloni aus Venedig (geb. 1756) genannt il 
Poetino, feinen Cianni, Antonio Simone Sografi einen 
Werther, Soldont drei zufammenhängende Stüde über Ri⸗ 
chardſons Pamela, dem der Abbe Chiart und Gtovannt 
Greppi ebenfalls mit Trilogieen von folden nah Romanen 
bearbeiteten Stoffen folgten, - die fämmtlih in England fpielen, 
ohne in etwas den Charakter diefes Landes an fih zu haben, 
Der bedeutendſte Schrififteller aber in diefem Genre, d. h. dem 
deutfhen Schaufpiele ik Camillo Federici aus Turin 
(+ 1801), der 3. B.Kopebue’d Deutfche Kleinftädter bearbeitet zu 
haben fdyeint, und befonder6 durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall 
fand. Im Charaster des Franzoͤſtſchen Schauerdramas arbeitete 
dagegen Giovanni da Bamera, deſſen Schuldige Mutter 
ein Non plus ultra aller möglichen Scheußlichkeiten ift. Mit ihm 
hört jedoch diefer Geſchmack beinahe auf, obgleih der Duca di 
Bentignano, einer der fruchtbarften neueren Dramatiker, wenige 
Rens mehrere Stüde in der larmoyanten Manier der neueren 
Franzöffhen Melodramatiker abgefaßt bat. Dagegen find Ghe⸗ 
rardo de Roffi und Giraud, deren Stüde theilmelfe von 
Einigen hierher gezogen werden, unbedingt zu den Luſiſpieldichtern 
im höheren Sinne zu rechnen. 


$. 561. 


Was nun das eigentliche Luffpiel!) anlangt, fo wurde 
dieſes eigentlih zuerf von Bernardo Divizio aus Bibbiena 
(daher gewöhnlih der Cardinal Bibbiena genamnt) 
(1470— 1520), dem Freunde des großen Raphael, in feiner 
Calandria (nad) der darin auftretenden komiſchen Perſon Calandro 
benannt) eingeführt, einer in Proſa abgefaßten Nahahmung ber 
Menaechmi des Blautus, an der nur der Siyl zu loben if, 
dean Wis und Sittenzeichnung find darin roh und faſt gemein?), 
Ganz nad Lateinischen Muſtern, aber leider auch in der mehr refes 


108 Dramatiſche Poefle in Itallen. Schauſpiel. 


ma 1784. 8. Adelinda. Parma 1791. 8. La Mierte d’Ercole, e Mielea- 
gro. Venez. 1790. II. 8. Teatro. ib. 1787—88. VI. 8 


29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812, 1819. 
8, Mil. 1824. 16. 


30) Quattro Tragedie. Fir. 1751. 8. (L.' Giunio Bruto, Marco 
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalie, Trag. del Racine trad. im 
versi toscani. Fir. 1753. 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. II. 4. 


31) Ulisse il giovine. Padova 1720. 8, 


. 32) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tregedie. Fir. 
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,6aleotto Manfredi, principe diFaenza.). 


33) Demetrio. Padova 1749. 4. Giovanni diGiscala, Venez. 1754. 
4. Apnese Martire del Giappone, Parma 1783. 8. u. in f. OperePoe- 
tiche. Parma. 1789. III. 12. Ven. 1805. IV. 8. 


34) Tieste,.Ajace, Ricciarda Frag. in f. Opere acelte, Vogheru. 
1829. III. 16. 


35) II Conde di Carmagnola. Mil. 1820. 8. (Deutfh v. X. Arnold. 
@otha 1824. 8.) Adelchis. ib. 1823. 8. (Deutſch v. Stredfuß. Berl, 1827. 
8. Heidelb. 1830. 8.). 


36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To- 
rino. 1832. 8. Tommaso Moro, Parigi 1834. 16. Opere compiute publ. 
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. ®. 2%. b. Ital. v. Kannegießer 
u. H. Müller. Zwickau 1835. 4, (bier f. alle f. Trauerfp. überf.: Eufemia 
v. Meffina, Fr. v. Rimint, Eſther u Engaddi, Sginia v. Afti, Gismonda 
v. Menbrifto, Leoniero v. Dertona , Herodias, Thomas Morus). Poet. Werke 
im Verm. d. Urſchr. Üüberf. v. Duttenhofer. Gtuttg. 1835. 8. Bd. I. 1837. 
Bd. 1. 9. I. Fr. v. Rimini, metr. über. v. Schaͤdelin. Züri 1-35. 
8. metr. überf. m. Ital. Terte v. Schäfer. Zwickau 183%. 16. Le mie. 

rigioui. Torino 1832, Lips. 1833. 8. (Meine Gefangenfhaft in ben Kers 
bern v. Mailand, unter den Bleidächern zu Venedig und in den Kafematten 
auf dem Spielberge. A. d. Ital. v. Becker. Lpzg. 1833. 12. Gtuttg. 1837. 
8. v. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) 


37) Torg. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Saggi di Comedie. Pisa 
1835. II. 8. Seine Iyr. Ged. als: Nuove rime d’un vecchio. poeta. 
ib. 1835. 4. Opere scelte. ib, 1837. VI. 8. 


38) Antonio Foscarini. Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib. 
4829. 8. Lodovico Sforza. ib. 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 1844. 
Berol. 1844. 8. (Arn. v. Br. nebft d. Biogr. Arnaldo's v. B. v. Lepel. 
Berl. 1845. 8.) 


$. 560. 


Reben der eigentlihen Tragödie entſtand aber durch den 
Einfluß der Dramen von Beaumarchais, Diverot und Mercier ic. 
eine Art philoſophiſches Schaufpiel, das die Mitte zwiſchen Trauers 
fpiel und Luffpiel hält und in mander Beziehung (d. h. was 
die Sentimentalität angeht) mit den Elementen verglichen werben 
mag, welde die Deutfhen Schaufpieldichter in Stüden, wie, B. 


Dramatifche Poeſie in Italien. Luſtſpiel. 109 


Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jebt Ed. Deorient 
in Treue Liebe ac. verarbeitet haben, wiewohl einige in Bezug. 
auf ihre Brivolität wieder dem neueren franzöflfhen Melopram 
nahe gefommen find. Unter dieſen fchrieb 3. B. im Gefhmade 
des Figaro von Beaumarchais der Schaufpielee Francesco 
Antonio Avelloni aus Benedig (geb. 1756) genannt il 
Poetino, feinen Cianni, Antonio Simone Sograft einen 
Werther, Goldoni drei zufammenhängende Stüde über Ri⸗ 
Gardfons Pamela, dem der Abbe Ehiart und Gtovanni 
Greppi ebenfalls mit Trilogieen von folden nah Romanen 
bearbeiteten Stoffen folgten, - Die fämmtlih in England fpielen, 
ohne in etwas den Charakter dieſes Landes an fih zu haben. 
Der bedeutendfie Schriftfleller aber in dieſen Genre, d. h. dem 
deutſchen Schaufpiele Ik Bamillo Federici aus Turin 
(F 1801), ver 3. B. Kotzebue's Deutfche Kleinftädter bearbeitet zu 
haben ſcheint, und befonder& durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall 
fand. Im Character des Franzöfifhen Schauerdramas arbeitete 
dagegen Giovanni da Gamera, deſſen Schulvige Mutter 
ein Non plus ultra aller möglichen Scheußlichkelten iſt. Mit ihm 
bört jedoch dieſer Geſchmack beinahe auf, obgleich der Duca dt 
Bentignano, einer der fruchtbarften neueren Dramatiker, wenigs 
Rens mehrere Stüde in der larmoyanten Manier der neueren 
Branzöffhen Melopramatifer abgefaßt bat. Dagegen find Ghe⸗ 
tardo de Roffi und Giraud, deren Stüde theilmelfe von 
Einigen hierher gezogen werden, unbedingt zu den Luſtſpieldichtern 
in höheren Sinne zu rechnen. 


$. 561. 


Was nun das eigentliche Luffpiel") anlangt, fo wurde 
dieſes eigentlih zuerft von Bernardo Divizio aus Bibbiena 
(daher gewoͤhnlich der Cardinal Bibbiena genannt) 
(1470— 1520), dem Freunde des großen Raphael, in feiner 
Calandria (nad) der darin auftretenden komiſchen Perſon Calandro 
benannt) eingeführt, einer in Proſa abgefaßten Nachahmung ber 
Menaechmi des PBlautus, an der nur der Styl zu loben if, 
dean Witz und Sittenzeichnung find darin roh und fafl gemein?). 
Ganz nad Lateinifhen Muftern, aber leider auch in der mehr refes 


108 Dramatiſche Poeſie in Itallen. Schauſpiel. 


ma 1784. 8. Adelinda. Parma 1791. 8. La Morte d’Ercole, e Möelee- 
gro. Venez. 1790. II. 8. Teatro. ib. 1787-88. VI. 8: 


29) Arminio. Trag. Filadelfia (Pisa) 1804. 8. Verona 1812. 1819. 
8, Mil. 1824. 16. 


30) Quattro Tragedie. Fir. 1751. 8. (L.' Giunio Bruto, Marco 
Bruto, Giulio Cesare, Druso.) Atalis, Trag. del Racine rad. im 
. versi toscani. Fir. 1753. 8. Prose e Poesie. Venez. 1739-56. II. 4. 


31) Ulisse il giovine. Padova 1720. 8. 


. 39) Aristodemo. Parma 1786. 4. Roma 1778. 8. Tragedie. Fir. 
1822.8. (Arist., Cajo Graeco,6aleotto Manfredi, principe diFaenza.). 


33) Demetrio. Padova 1749. 4. GiovannidiGiscala. Venez. 1754. 
4. Agnese Martire del Giappone. Parma 1783. 8. u. in f. OperePoe- 
tiche. Parma. 1789. III. 12. Ven. 1805. IV. 8. 


34) Tieste,.Ajace, Ricciarda Frag. in f. Opere soelte, Vogheru. 
1829. III. 16. 


35) Il Conde di Carmagnola. Mil. 1820. 8. (Deutfh v. A. Arnold. 
Gotha 1824. 8.) Adelchis. ib. 1823. 8. (Deutfch v. Gtredfuß. Berl, 1827. 
8. Heidelb. 1830. 8.). 


36) Francesca diRimini. Pad. 1819. 8. Tre nuove Tragedie. To- 
rino. 1832. 8. Tommaso Moro. Parigi 1834. 16. Opere compiute publ. 
di A. Wagner. Lips. 1834. 8. Sämmtl. ®. %. d. 3tal. vo. Kannegießer 
u. 9. Müller. Zwidau 1835. 4, (hier f. alle f. Trauerfp. überf,: Eufemia 
v. Meffina, Fr. v. Rimint, Efther u Engaddi, Iginia v. Afti, Gismonda 
v. Menprifio, Leoniero dv. Dertona , Herodias, Thomas Morus). Poet. Werte 
im Berm. d. Urfchr. überſ. v. Duttenhofer. Gtuttg. 1835. 8. Bd. I. 1837. 
Bd. II. 9. I. Fr. v. Rimini, meter. über. v. Scäbelin. Züri 1-35. 
8. metr. überf. m. tal. Zerte v. Schäfer. Zwidau 1834. 16. Le mie. 

rigioui. Torino 1832. Lips. 1833. 8. (Meine Gefangenfhhaft in den Kers 
ern v. Malland, unter den Bleidächern zu Venedig und in ben Kafematten 
auf dem Spielberge. A. d. Ital. v. Beder. Lpzg. 1833. 12. Stuttg. 1837. 
8. v. 9. Kurz. St. Gallen 1836. 8.) 


37) Torg. Tasso. Pisa 1832. 8. in f. Saggi di Comedie. Pisa 
1835. II. 8. Seine Iyr. Ged. ald: Nuove rime d'un vecchio. poeta. 
ib. 1835. &. Opere scelte. ib, 1837. VI. 8. 


38) Antonio Foscarini, Mil. 1827. 8. Giovanni da Procida. ib. 
1829. 8. Lodovico Sforza. ib. 1830. 8. Arnaldo da Brescia. ib. 1844. 
Berol. 1844. 8. (Arn. dv. Br. nebft d. Biogr. Arnalbo's v. B. v. Lepel. 
Berl. 1845. 8.) 


$. 560. 


Neben der eigentlichen Tragödie entſtand aber durch ben 
Einfluß der Dramen von Beaumarchais, Diverot und Mercier ıc. 
eine Art philoſophiſches Schaufpiel, das die Mitte zwiſchen Trauers 
fpiel und Luſtſpiel Hält und in mander Beziehung (d. h. was 
die Sentimentalität angeht) mit den Elementen verglichen werben 
mag, welde die Deutſchen Schaufpieldichter in Stüden, wie z. B. 


Dramatifche Poefie in Italien. Luſtſpiel. 109 


Kopebue in Menſchenhaß und Reue, und jetzt Ed. Devrient 
in Treue Liebe ac. verarbeitet haben, wiewohl einige in Bezug. 
auf ihre Srivolität wieder dem neueren feanzöfifhen Melodram 
nahe gefommen find. Inter biefen fchrieb 3. B. im Gefhmade 
des Figaro von Beaumarchais der Schaufpieleer Francesco 
Antonio Avelloni aus Venedig (geb. 1756) genannt il 
Poetino, feinen Cianni, Antonio Simone Sograft einn 
Werther, & oldoni drei zufammenhängende Stüde über Ri⸗ 
chardſons Pamela, dem der Abbe Ehiart und Gtovanni 
Ereppi ebenfalls mit Trilogien von folden nah Romanen 
bearbeiteten Stoffen folgten, - die ſaͤmmtlich in England fpielen, 
obme in etwas den Charakter diefes Landes an fi zu haben, 
Der bedeutendſte Schrififteller aber in biefem Genre, d. h. dem 
dentſchen Schauſpiele iſt Camillo Federici aus Turin 
(F 1801), der 3. B. Kotzebue's Deutſche Kleinftädter bearbeitet zu 
haben fcheint, und befonder durch feine Bühnenfenntniß vielen Beifall 
fend. Im Character des Franzöſtſchen Schauerdramas arbeitete 
dagegen Giovanni da Bamera, deſſen Schulige Mutter 
da Non plus ultra aller möglichen Scheußlichkeiten ift. Mit ihm 
hört jedoch dieſer Geſchmack beinahe auf, obgleih der Duca dt 
Bentignano, einer der fruchtbarften neueren Dramutifer, wenige 
Rene mehrere Stüde in der larmoyanten Manier der neueren 
Branzöfifihen Melodramatiker abgefaßt bat. Dagegen find Ghe⸗ 
tardo de Roffi und Giraud, deren Stüde theilmelle von 
Einigen hierher gezogen werden, unbedingt zu den Luftſpieldichtern 
im höheren Sinne zu rechnen. 


$. 561. 


Bas nun das eigentliche Luffpiel!) anlangt, fo wurde 
dieſes eigentlich zur von Bernardo Divizio aus Bibhiena 
(daher gewöhnlih der Cardinal Bibbiena genamnt) 
(1470— 1520), dem Freunde des großen Raphael, in feiner 
Calandria (nad) der darin auftretenden komiſchen Berfon Calandro 
benannt) eingeführt, einer in Proſa abgefaßten Nahahmung der 
Menaechmi des Blautus, an der nur der Styl zu loben if, 
denn Wis und Sittenzeichnung find darin roh und faſt gemein?). 
Gam nad Lateinischen Muftern, aber leider auch im der mehr refes 





- 


110 Decematiſche Pocfie in Jealien. Smfifpiel 


rirenden als haudelnden Manier verfelben ſchrieb Arioſto feine 
Cassaria und I Suppositi in Proſa, und ließ dann ia lena, 
i negromante und la scholastica in ungereimten 12fylbigen 
Berfen (versi sdruccioli), in welche er fpärer auch feine erſien 
beiden Etüde überfepte, folgen’), Darum mußte der große 
Macchiavell mit feinen rein originellen Stüden, wie z. B. 
la Mandragera, le Maschere, la Clizia x. find, ganz ans 
dered Aufichen machen, denn bier zeibnet der große Menſchen⸗ 
Ienner die Leute, wie fie find, und Handlung und Intrigue find 
fo lebhaft, der Knoten if fo gut gefchürst, daß fie heute noch be⸗ 
wundert werden würden, wolte man fie aufführen *). Run folgt, 
. Triffino’6 getüngene Bearbeitung der Menaechmi gar nicht 
ya erwähnen‘), Aretino mit feinen fünf claſſiſch Aykifirten 
Lußtipielen, die wahrhaft komiſches Element enthalten, aber aud 
auf der andern Seite ſchmucig genug find, um ihren Berfaffer 
nit zu verleugnen‘). Letzteres ann man Firenzuola’s 
Lueidi, einer Radabmung der Menaechmi, und Trinuizia, et 
nem Mendant zur Calandrin. nitt zum Vorwurf maden?), ob» 
ffen Dolce, ron dem wir nur noch 5 Kuffpicle babın, Deren 
zwei (Capitano= Miles zloriosus, und Marito = Amphitrno) 
den Plautus nackgeahmt find, grot ee Vergnügen an ſ andato'en 
Tingn finde), was man leder aut Girolamo PBaras 
boeco’6 Arbeiten, weich fib übrigene durch Die wohlerımüpfte 
Intrique empfehlen, vorwefn mu, Der fdon genannte 
Biambartifta Gelli(1498 — 1563), verräth ın jeinem Eirrore 
(nad Plautus Casina), iinem Pendant zu Mactiuvel’s CH- 
zia, und feiner Sporta (na der Aulnlaria Des Plautus) fehr viel 
Anlage zum Luftpicidicter'”), allen Grazzini hat in feinen 
fea6 Luftipielen befonder6 das Berdinft beawichn, zu zeigen, wie 
man auch ohne Gemeinheiten und Zoten Lachen erregen fann !!), 
Sonſt find noch aus derfelben Zeit zu nennen Rorenzino de’ Me» 
dDiei!?) aus Florenz, Ricolo Secht aus Brescia!?) Cor⸗ 
nelio Lanci“), Btambattika Calderaris), Criſto⸗ 
foro Eafellerti!) und Sforza d'Oddin), ſowie der 
fruchtbare Giovammaria Eechi aus Florenz“*), der -aber 
bald ziemlich frei, batd ebenſo frömmelnd ftried, und envii 
der vorziglichfte von allen, Francesco Ambra (+ 1539), 


B J 


Dramatiſche Poefie in Italien. Luftſpiel. 111 


ber Landomann des vorigen, deſſen breit Lußfptele (il Furte, 
i Bernardi und ls Cofanaria) zu den beften Erzengniſſen 
ver älteren Bertode des Staltänifchen Luſtſpiels gehären?). Leis 
der fonnten ſich aber die weißen ver übrigen Luſtſpieldichter aus 
Der Zeit nicht bis zu dieſer Höhe. erheben, da fie zufrieden 
waren, wenn fie Durch grobe Spaͤße und Zoten Lachen erregten, 
und fo find denn faſt alle jene aus dem Schooße jener in 
Nalien damals fo zahlreichen gelehrten Geſellſchaften mit den bizar⸗ 
teßen Namen, deren Mitglieder früher ihre Stüde felbft fpielten 
undfpäterwenigfiend ihre Locale an herumziehende Trunpen von Eo> 
mödianten der fehlechteften Sorte vermietheten, hervorgegangenen Städe 


gar nicht der Grwaͤhnung werth. Bon jenen wurten jedoch feit dem 


Beginn des 1 6ien Jahrhunderts ſaſt nie wirklich ausgenrbeitete Stüde 
aufgeführt, fondern man improviſtrte juerft bloße. Diatoge, dann 
ober formliche Boften, in denen nun .gewiffe flehende Perſonen 
auftraten, die beionderd dadurch komiſch wurden, weil meiftens 
eine jede eine brfiimmte Provin und Start daracterifirte und 
liberlihb machte, und Darum auch in dem NRatois Derfelben iprad, 
Dergleichen find nur der aut in Deutichland und Frankreich 
fe belicbte Aslecchinn, den mun ald em Aınd des Stmarogers 
(Parasıtus) oder des Hundertfld (Centunenlus) in dem alten 
Romıfren Luſiſpiel angeſehen bat, und der immer wie auch der Sca- 
ping im Dialect von Bergamo fpridt, dann ber Pantalone, ber 
Venerianiſch, der Dottore, der Bolognenfb, ver Beltiamo, der 
Matländif®, Der Capitano, der bald ats Spanier, buld ale 
Neapoluaner feine Rodomontaden berpofaunt, der Searamnceia, 
weiter in Italien feit 1680 die Rolle des Vorigen verjicht, 
der Gianzurgulo, der Typus eines Calabreſiſchen, Bauers, der 
bed auf dem SItaliänifben Thenter in Paris vorfommende 
Hezzetino, eine Art verfeinerten Scapino’s, der Stotterer Tars 
faglia, die Carricatur der Stollänifben Charlatans der Pulcis 
nella, eine Berjüngung ded Maceus oder weißen Mimus bei 
ven Römern, da er hinten und vorn einen Buckel, eine Rafe 
wie einen Hühnerſchnabel bat und ganz weiß gefleidet iR, 
den Poffenreißer von Acerra (in Apulien) vorfiellt und, in den 
Reapolitanifchen Poſſen doppelt auftretend, dort den Harlefin 
und Ecapin erfeht, und die Stadt Benevent repräfentirt, der 


5.4 


= 
— 


128 Spanifche Poeſte. Epos. 


die Vertreibung der Mauren durch Philipp IM, Diego Zime 
nes de Aillon!) die Thaten des Eid, und noch Andere ga⸗ 
ben Bortfegungen oder Epffoden aus dem von Arioſto betretenen 
Eagentreife des rafenden Roland, wie Martin Abarca de 
Bolea y Caſtroꝰ), Francisco Gerrido de Billena“) 
der au den Bojardo felbf übertragen hatte, Luis Baraho⸗ 
na de Soto'‘), defien Angelica eine Fortfegung von Ariof’s, 
rafendem Roland If, ebenfo wie des Nicolas de Espi— 
nofa Roncewalfhlaht!) und befonders des Bernardo de 
Balbuena') aus Valdepeñas (+ 1627) Gedikt über die 
felden Stoffe. Allein für den bedeutendſten Epifer, oder eigent- 
ih für den einzigen hält man den Alonzo de Ercilla % 
Zufiga') aus Madrid (geb. 1533, + nah 1596), einm 
warmen Anhänger Philipps II., der, ſelbſt Augenzeuge der Er 
pedition, welte Don Garcias, Sohn des Vicekönigs von Peru 
Hurtado de Mendoza, gegen die Araucaner, eine Bölferfcaft 
an der Küfte von Ehilt, führte, die Begebenheiten diefes Kampfes 
in einem Epos befungen hat, wobel er ſelbſt handelnd auftritt, 
-fid) durchgehends an die hiſtoriſche Wahrheit und die wahre 
Zeitfolge hält und nur eben hin und wieder In einzelnen einge 
fügten Epiſoden als ſelbſiſtaͤndiger Schöpfer auftıiitt, was befon- 
ders in den lebten 32 Büchern der Fall if, wo ein Zauberer 
Fiton mit feinen herrlihen Gärten (ein zweiter Alcinous) und 
eine reizende Wilde Glaura erfcheint, die einen ganz im Geſchmacke der 
alten Epanifhn Romane gehaltene, bedeutend in das Ganze 
eingreifende Role fpielt. Am Beften find ihm die Naturſcil⸗ 
derungen und Reden gelungen, worauf ſchon Voltaire aufmeik. 
fam gemacht hat. ine Fortfegung des Gedichte unternahm 
Don Diego de Santistevan Oſorio, wie denn auf 
Pedro de Da!) ein anderes Epos unter demfelben Namen 
verfaßt hat. Meberhaupt wurden nun die zweifelhaften Helden 
thaten der Epanier in America häufig zu Stoffen von Epopom 
verwendet; fo ſchrieb Gabriel Laſo de la Vega aus Mu 
did eine Mexicana ), der Merifaneer Antonio de Eaaver 
dra Guzman eine Apologie des Fernando Eortgz?'), Mar- 
tin al Barco de Eentenero aus Logrofan eine Schilperung 
der von ihm ſelbſt mitgemachten Erpedition nah dem Rio de 


Spanifche Pocfie. Epos. 129 


la Beta?) und Gaspar de Billagra einm Zug nad 
Werico, dem er felb ale Hauptmann beigewohnt hatte?). Bon 
enderen, zu feinem beſtimmten hiflorifhen oder Sagencyclus ger 
horigen GEpopoen nennen wir noch des Hipolyto Sanz aus 
Xativa Malten, worin er die Vertheidigung diefer Infel gegen 
De Türken 1565, der er ſelbſt als Matteferritter beigeawohnt 
hatte, feiert ?%), des Juan Rufo Gutierrez aus Cordoya 
Seilderung der von Ton Yuan de Auſtria gewonnenen Gees 
felast von Lepanto *) und res Lope de Vega?) Eroberung von 

Jeruſalem. An Gpopöen, die zugleich eine religiöfe Tendenz ha⸗ 
ba, fehlt es aud nicht, denn Ehriftoval de Virues hat 
ia ſeiner Tiügerreife nad Monferrat eins der beſten driflicen 
Heldengeditte der Spanier geliefert”), an welche fih des Joſe 
de Balvivtelfo Schitderung eines wunderthätigen Marien 
biſdes zu Toledo”), des Diego de Hojeda aus Sevilla 
Christiada®) und des fertigen Francisco Lopez de Zar 
tata aus Logrefio”) Kreuzauffindung und des Seluiten Ans 
tenio de Escobar y Mendoza aus Valladolid may 
von Loyola?!) anſchließen. Endlich mögen hier noch die komi⸗ 
Keen Heldengedichte diefer Periode genannt werden, unter denen 
man des fpitern Inquifitor zu Euenca Joſe de Billaviciofa 
(r 1658) Müdentrieg, eine Yugendarbeit??), des Lope Felir 
he Bega Carpio Kapeniblaht?) und des Don Francisco 
de Quevedo (geb. 1580, geh. 1645) Parodie auf den vers 
liebten Roland ?*) befonders hervorzuheben haben wird, 

1) Carlos famoso en oeiavas. Valenc. 1566. 4. 

2) Primera y segunda Parte de la Carolea. Valene. 1560. 8. 

3) Ei Pelayo del Pinciano. Madr. 1605. 8. | 

4) La Saguntina, poema heroyco. Alcala 1587. Madr. 1607. 8. 
. 5) La Iberiada de los hechos de Scipio Africano, Vallad, 1603. 8. 


6) La Congquista de la Betica. Sevilla 1603. 8. Gtellen daraus 
%. Ochva, Tesoro de los poemas espaä. epicos, sagrados y hurles- 
cos. Paris 1840. 8. p. 215 sq. 

7) La Numantina, c. anotac, Sev. 1612. 4. 


8) El Fernando 6 Sevilla restaurada por el Santo Rey D. Fer- 
nando el III. de Castilla y Leon. Poema heroico escrito con los 
versos de ia Gerusaleinıne liberata del Tasso. Milan. 1632. 4. 

9) Espaäa liberada. Lisboa 1618. P. I. ib. 1673. 11.4. 

Größe, Paudouch d. Literärgeigiie, III. 9 


100 Spaniſche Poeſie. Epos. 


10) La Conquista bicieren los er, y. oatel. u m 
Fern. ) D. Isabel en el reyno de Gromadt Madr. 1590. 4. 


11) Expulsion de los Moros de Espaäa por — el rey D. Fe- 


12) Los famosos y hereicos hechos del invincible y esforzade 
Gayallero el Cid Buy Diaz de Vibar en otava Rima. Alcsla deH® 
nares 1579. 4. 


13) Orlando enamorado, en otava rima, Lerida, 1578. 4. Or- 
Iande dsterminade. Zareg. 1597. 8. 


14) EI verdadero sucesso de la Batalla de Roncesvalles. Te 
Iado 1583. 4. — Orlando enamorade. Ak. 1577. 4. Tel 1518. 4. 


15) Primera parte de la Angelica - con adrertim. p. fx. Vor 
dugo de Sarria. Granada 1586. 4. 


16) Segunda parte de Orlando con el verdadero suceso de la 
betalla de cesvalles fin y muerte de los dece pares de Franck. 
Zexag. 1565. Amber. 1557. 4. Alcala 1579, 4, Ä 


17) El Bernardo 6 Victoria de Ronoesyalles. Madr. 1624. 4. % 
b. Ochoa a. a, D. p. 257—374. ©. a. Siglo de gro en las selvas de 
Brifiie, Prosas y Versos p. B. de B. ib. 1608. 8. Madr. 1821. 8. (fı 
a. Röhl de Faber. Floresta. T. III. p. 918 ng.) La grandeza mez’ 
cana, ib. 1604. 8. 
18) Primera y segunda parte de la Araucana. Madr. 1578. 8. 
Amberes 1556. 13. (mir 29 Canton) Primera, Segunda y Verceras 
parte de la Ar. ib. 1590. 8. (Anv. 1597. Madr. 1610. 8. enth. aur 29 
C.) ib 1733. fol. Madr. 1828. 16. u. b. Ochoa a. a. D. p. 1— 214 
Deutſch 9. Winterling. Rürnd. 1831. IT. 8. Die Kortfekung als: Quarta 
y quinta Parte de la A, Salam. 1597. Madr. 1598. 8. La Arauc. 
quarta y quinta Parte, en qne se prosigue y acaba la Historia de 
D- Al, de B. haste la Redacion dei Valle de Aranco en el Reys® 
je Chile p. D. D. de$.Os. emend. corr. y aüad. c. alg. not. Madr. 
1738. fol. ©. a. Voltaire, Disco. s. la podste &pique. chap. VIII Chat. 
d. porn. Dice. all. Nation. Bo. II. 4. p. 140 9q. 349 ng. Manoel de 
Faria y Sousa, Comm. sobre los sonelos de Camoens. 1. p. 18» 
Lardner, Lät. and scieut. men of Italy, Spain. T. IH. p. 103 sq. 


19) Primera parte del Arance demade, poema hist. Madr. 15%. 
4. 1605. 12. 


20) Primera parte de Cortes valeroso y mexicana en doce libros. 
Madr. 1588. 4. (La Mexieana — en XXV libros.) ib. 1394. 8. 


21) XI Peregrino Indiano, poema. Madr. 1399. 12. 


- 2%) Argenfina y conquista det Rio de la Plata con ötros scae- 
cimientos Je los reynos del Peru y Tucuman y esiado del Brasil. 
Lisb. 1607. 4. 

23) Historia de la Nueva Mexico. Alcal& 1810. 12. 


24) La Maltea, en que se frata ia famosa defeusn de la reli- 
gion de S. Juan en la isla de Malta, Valenc. 1582. 8, 


25) La Austriada. Toledo 1585. 12, 


eb —— tragica. Barcsl. 1609. 1619. 8. 
Prob. dar, b. Ochoe. p. 232-256, popeya gi 


Spaniſche Poeſie. Roman. 131 


77) R Memserrete. Madr. 1587. 150. Mil. 160%. Madr. 1602. 8. 
Yroben b. Ochsen p. 375— 382 


23) Segrerie de Telede. Barcel. 1618. 8. 
29) La Christiada. Sev. 1611. 4 u. Proben b. Ochsen. p. 383136, 


3%) Poema hereyce de la Invencien la Cruz cupen- 
ter Coastzutine Magne. Madr. u Pa OT 


34) Sem Iguecie de Lejela. Poema ber. Vellsd. 1613. & 


32) La Msschen, peetica inventiıva en octava rima. Cntage 
1615. 12. u. b. Ochen » 477-537. 

33) Ina b. Rimas bamanas y divinss del Licensiade Toms de 
Ba Ne sacadas de Riblioteca ninguna (que em cast-llano 
se ilama Libreris) sine de papelss de amiczcos y Lorredores suyes 
B Er. Lope hei. de 7. C. Madre. 164. 1676 4, u. b. Bertuch, Man. 
. 1790. 8. p. 450-512. Gatemaguia — ai. al 
de M. Fr. D. Gomaales. Madr. 

im om. U. p- 202 sg. Bibi. d. Bom. 
1782. Jar. T. 1. p. 1 29. 1784. Fer. T. 1. p- 1 29. 


ii 


$. 566. 

Mit dem Epos ſticht der alte Ritterroman der Spa⸗ 
mer in einer gemiflen, wenn aud entfernten Berbindung, allen 
wir haben über diefen bereitd In der vorigen Periode, wo von 
Amadio umd Gonforten die Rede war, gehandelt, und fünnen 
daher mit gutem Gewiſſen die Nacahmungen deſſelben hinweg⸗ 
faffen, wenn wir nikt noch auf einen afegorijchreligtöfen, von der 
criũtid en Ritterfafı handelnden dc8 Beronimo de San Bedro 
dinweiſen wollen!), worin Gott Vater atd Kaifer, Chriſtus aber 
als Lomenritter aufırttt. Dagegen gehört diefer Periode der for. 
genannte Ehäferroman an, den Jorge de Montemayor 
mit feiner Diana, dem erfien und beflen diefer Gattung, eins 
führte, um darin die Sehnſucht feines Liebenden Herzen, das er 
mer dem Namen Eyren perfonifichtt, zu einer Gaftitianerin, 
von ihm in feinen Gedichten Markda genannt, die er liebte und 
nad einer mit dem Infanten Philipp gemachten Reife verheirathet 
entraf, und der er zu Ehren dem Bude den Ramen Diana ge 
geben hat, auszudrücken. Indeffen gebührt der ungeheure Er⸗ 
folg, den das Buch hatte, mehr den darin enthaltenen trefflichen 
Irifgen Gedichten, ald dem Profufyl, der ſich nidt von dem 

v 


432 Spaniſche Poeſie. Ritterroman. 


ſchleppenden Wein der Amadisromane loomachen kann“). Er 
beendigte ihn jedoch nicht, ſondern kam nur bis zum VII. Bude, 
. worauf ihn zueiſt Alonzo Perez, ein Arzt zu Salamanca, 
ein gewiſſer Geronimo Texada, dann aber mit weit mehr 
Gluͤck Gaspar Bil Polo fortfekten. Bon den Nachahmungen 
deffelben nenne ih nur nod den Pastor de Filida bed Luis 
Galvez de Montalvo?) und bie entfernt ähnliche Amarylis 
des Ehriftoval Suarez de Kigueroa*), weil alle anderen 
weit binter ihm zurüdblieben. Ein anderer oben genannter 
gleihhzeitiger Claſſiker ſouf Indefien noh ein ganz neues, nur 


Epanien angehöriges, obwohl fpäter dur Le Sage au nah 
Frankreich verfegted Genre, den Schelmenroman, welder faß eine 
Europaͤiſche Berühmtheit erlangt bat. Tiefe6 war der Laze- 
sillo de Tormes, den der berühmte Diego Hurtado be 
Mendoza noh als Erudent fhrieb, in der Abficht, burg bie 
darin mitgetheilten Abenteuer eines der Damals in Spanien fo haͤn- 


figen Schwindier und Bummler den Geſchmack an den unnatürliten 
Mitterromanen feinen Lande leuten zu verleiden. Huch er beenbigte dad 


alterliebftie Buch’ nicht, fondern Enrique de Luna fügte eb 


nen zweiten Theil hinzu und verbeflerte auch den Styl bed 
erſten, nach welcher Redaction man ihn noch jept lieſt“). Cine 
höchſt geiftreihe Nachahmung dieſes Buchs verfaßte Mateo 
Aleman aus Sevilla unter Philipp II. in feinem aud von fe 


Sage bearbeiteten Guzman de Alfarache, obwohl wahrihem 


lich auch er nur den erfien Theil fchrieb, den zweiten aber ein Pſeu⸗ 
donymus Mateo Luran, für den man ihm felbfi grund 
106 gehalten bat, da auh von ihm noch ein zweiter zu 
exiſtiren ſcheint, hinzuthat, ohne im Mindeſten trog feiner 


burleöten Faͤrbung der natürlich komiſchen Zeihnung der unten 


Claſſen der Spanier, wie diefe Weman im erſten Theile gab, 
nahe zu fommen‘). Im Gegenfage hierzu nenne ich nod die 
Landftreiterin ZYuftina des Francisco de Ubeda'), weil 
Cervantes in feinem Viage al Parnaso über dieſes Buch ge 
radezu den Etab gebroden hat, wogegen des Alonzo bel 
Caflillo Solorzano Garduna de Sevilla, bie diefelbe Cafe 
von Brauenzimmern, welche freilih fon die Celestina und 
ſchildert, darftelt®), befier iR. Endlich machte ſich der Stoliänifde 


Speuiſche Perke. Moman. 133 


Einfin$ auch Hier nah einer andern Seite hin bemerkbar, denn er 
fauf bier eine Art Novellenliteratur. Diefe führte der auch ale 
Romanzenfammier?) berühmte Juan Timoneda, ein Buhhänd: 
ler, durch feine Patrafias (erdikiete Erzählungen) ein, die ſich 
beſonders dur die auh in den Schelmenromanen erſichtliche 
geſchickte Berwidiang der mitgeiheiltn Babel, die freilich nit 
immer gut erfunden iR, empfeblm'). Nachahmungen ſchrieben 
Antonio de Torguemada!') in feinem Exameran, Uns 
tonio de Esclava in feinen Noches de Invierno"), die 
Donna Maria de Garavayaly Saavedra in ihren adt 
Nevelas'’), die, obwohl die, wie in den meiften Spaniſchen Ros 
manen eingefireuten Veiſe nibt eben von eminentem dichteriſchen 
Talent zeugen, niht ohne gute PBhantafie neftrieben find, aber 
in beider Berlegung übertroffen werden von denn der Tonna 
Maria de Zayas y Sotomayor'* und Zuan Perez de 
Montalvan ”), und viele Andere 


1) Libro de caballeria celestial del pie de la rosa fragrante. 
Anveres 1554. 8. La srgunda parte etc. Valenc. 1554. fol. 


2) Las obras de G. M. m. repart. en dos lihros. Anvers 1554, 
12. Los siete libros de la Diana de L d. M. Valenc. (1560) s. a. 4. 
Lisb. 1565. 16. Sarıg. 1570. 8. Anvers. 1575. 12. Adicion de los 
siete libros de la Diana de 6. de M. M. Pampl. 1578. IH. 12. Ve- 
net. 1585 12. Lisb. 1624. 12. Los siete libros de la Diana .... hanse 
aäadido los amores de Abencerrasje Abindarraez: y la hermosa. 
Xarifa, la historia de Alcida y Syivano, la historia de Piramo y 
Tisbe, las damas aragonesas etc., el triumpho de amor de Petrar- 
cha, y una elegia a la muerte de M. M. Yalenc. 1595. 8. La Diana, 
va a conlinuacion la historia de Alcida y Silvano y la historia Je 
los muy costanies o iufelices amores de Piramo y Tisbe, poesias 
dei mismo M. Madr. 1795. 8. Deutfh überf. v. Garsvörfer. Nürnb. 
1646. 8. Diana enamorada cinco libros que prosiguen los siete de 
3. M. Val. 1564 8. Anvers 1567. 16. Garag. 1577. 8. Madr. 1778 8. 
e. mot. al canto del Turia p. Cerda y Rice. ib. 1802. 8. La Diana 
de M. comp. p. H. Texada, III parte. Paris 1627. 8. La Diana se- 

a del Salmantino. [p. Al. Perez] Alcala 1564. 8. &. a, Bibl. d. 

o 1781. Janv. u, P. 163 q. 1778. Novbr. P. 59 Sg. 


3) Bl Pastor de Filida. Madr. 1582. 8. 1590. 1600. 8. 
4) La oostante Amarylis. Valenc. 1609. Madr. 1788. 8, 


5) Vida de Lazarillo de Tormes y de sus fortunas y ad versi- 
dades. Burgos 1554. 8. Anvers. 1554-55. Il. 8. Tarr. 1580. 8. u. öft., 
Correg. p. H. de Lulla. Paris 1620. 12. Sarag. 165?. Il. 8. Paris 
228. 32. Madr. 1831. 12. A. d. Span. überf. Zitt. 1794. 8. überſ. p. 
Keil. Gotha 1810. 8. f. a. Bibl. d. Rom, 1751. Aotit. p. 9—125. 


6) Primera parte de Guzman de Alfarache. Madr. 1599. 4. Se- ' 
gunda parte. ib. 1600. 4. (iſt v. Wieman angebl. ſelbſt, ein amd. U IH) 


134 Spaniſche Poche. Dieman: 
Bruxsiies 1608. 11. (v. Seyeweven) Amberes 1681. 8. Walenc. 177. 
4787. IL, 8. Deutfch (a. d. Kranz.) Epag. 1751. 8. 

7) La Picara Justina. Bruxell. 1608. 8. 


8) La garduna de Sevilla y Anzuelo de las Bolsaa. Logrois 
4832. 8. Barcel. 1644. 8. Madr. 1661. 8. Dentfh. Wien 179. II. & f. 
Bibi. d. Rom, 1782. Deobr. P. 25 aq. 


8) Bi Patraäuelo o Primers Parte de las Patreäas de I. Tim, 
Alcala 1576 Bilb. 1580. 8. Sevilla 1583. 8. — Rosa de romances 6 
Roınances sacadas de las Rosas de J. T. est. orden. J an. p. F. J. 
Wolf, Leips. 3846. 8. - 


10) neb. d. Reihenſ. d. Rom. E⸗iaml. ſ. Wolf in d. Wien. Jahch. 
1846. Sp. 114. p. 14q. 115. p. 1 2q- 


11) Jardin de flores cauriosas, en que se fratan algunas male- 
riss de humanidal, philosophia, theologie, geographie, con eiras 
casas curioses y apazibies, Salam, 1570. Anv. 1598. 8. Hase 
meron ou six journees trad. en franc. p. Chappuis. Lyon. 1582 8 
Ronen 1610. 12. “ 


12) Primera parte de las Noches de Invierno. Pampl. 1608. 8 
Dentſch m. Zuſ. v. M. Brummen v. Papenbach. Nũrnb. 1009. 2. 


13) Navidades de Madrid y noches entretenidas en echo no- 
velas. Madr. 1633. 1663. 4. 


14) Novelas amorosas y exsraplares. Zarag: 1636--47. IL 5 
1658. 4. Barc. 1705. 4. 


- 45) Sueessos y prodigies de amor, em acho novelas exemph 
Madr. 1624. 1723. Bargel. 1730, 4. Para todos. Exemplos moralen,. 
hamanos y divinps en qne se tratan diversas tientias, malerias y 
faeuldades rep- en las siete dies de Ja semana, Hiuesca 1633. 4. & 
eig. adic. Mad. 1651. 4. Sav. 1736. 4. u. Üt. 


$. 567. 


Wir können nun aber bei der Geſchichte ber Eniwidelung 
des Epaniſchen Romans nicht ſtehen bietven, ohne fogtetb den 
Mann zu nennen, der denfelben völlig ausgebildet und zur Vol⸗ 
endung gebradt hat. Dieſes RM der unfterblide Miguel de 
Gervante® Saavedra aus Nlesla') de Henares (geb, 1549). 
Er begann eigentlich erſt nach feiner unglücklichen Gefangenfteft: 
zu Wigier (1581), in die er bei feiner Rülltchr von der Gee⸗ 
ſchlacht bei Lepanto (1571) verfallen war, ſich wiedetrum ba 
Literatur, die er ſchon in dem zarteſten Juͤnglingsalter gepflegt 
hatte, zugumenden, und ſchrieb zuerſt feinen Edäferroman Ge- 
Jaten (fein erfier, Filena, iR verloren), dann publicitte er einige 
feiner Novellen, und um 1605 ließ er ben erſten Theil ſeines 
Don Quixete erſcheinen, worin es ihm gelang, ben durch das 


Spaniſche Poeſie. Roman. 435 


Leſen der vielen Ritterromane, womit fein Batertand überſchwemmt 
war, ganz verdorbenen Geſchmack feiner Mitbürger zu beſſern 
und zugleich durch den komiſchen Contraſt zwiſchen dem durch 
und durch poetiſchen Enthuſiasmus des Don Quixote und dem 
yrofatihen Ggeiemus feines Dieners Sanchs Panſa, durch bie 
chenſo trefflich erfundenen als geſchickt eingewebten Epiſoden 
ein Sittengemaͤlde zu liefern, deſſen feine Satire von kei⸗ 
nem ähnlihen Werke irgend eines Volkes übertroffen wir, 
werans erflärlich iM, wie es kommt, daß dieſes Buch nicht 
allein son allen Ständen feines Vaterlandes bis zum Himmel 
erhoben ward, fondern aud, trozdem daß für andere Völker 
Immer viele Specialitäten bunfel bieiben muͤſſen, auch anderwärts 
Ins weniger begierig verfhlungen wurde. Diefer ungeheure 
Grfofg erregte aber natärlih bald Neider, und fo ließ denn ein 
gewiſſer Bieudonymns, derfih Alonfo Fernandez de Avel⸗ 
laneda nannte, 1614 eine Fortfepung des genannten erſten Theils 
afhenen, die in jeder Beziehung hinter demſelben zurückblieb, aber 
Yafür auch von Cervantes In der nun von Ihm ſelbſt unternommenen 
Veendigung ſeines großartigen Werkes gebührend gegeißelt wurde. 
6 ieh nım bald (1618) feine zwölf Novellen, 1614 feine 
VReiſe zun Parnaf, eine Critik der Literatur feiner Zelt in Ter⸗ 
am, 1615 feine acht Luſt⸗ und Zwiſchenſpiele folgen, und 
nö feinem Tode (1617) erſchien noch fein größerer Roman 
Baflles und Sigismunda, eine Art Nachahmmg des Heliobor, 
war wit großer Einfachheit und Zartheit geſchrieben und nicht 
gen; unintereffant, aber auch nicht frei von allen jenen Bee 
km, die man mit Recht den Spaniſchen Romanen Schule giebt. 
beider war bie große Productivitaͤt des Cervantes nicht eben 
eintraͤglich fur feinen Beutel, denn er farb arm, ımb erſt nach fei 
nen Tode, wo es ihm nichts mehr nügen fFohnte, wurde ihm 
ber wohlverbiente Ruhm ungeſchmaͤlert zu Shell. Nach Ihm 
vofen! bie . eigentliche Romanliteratur weicher in ihr frheres 
Bas, wenn wie des Don Brancidco de Duevedo.H 
Villegas aus Madrid (1580-1645) berühmten -Erpichelm, 
Werte er befonders mit fiherem Pinfel das Treiben auf deu 
eniſchen Tiniverfitäten ſchildert?), des Luis Belez de Ios 
Dienas yjy Guevara aus Echja (1574—1846). fo gaiſt⸗ 


136 Spaniſche Porfie. Maman. 


zcih von Le Sage nachgeahmten hinkenden Teufel, ein mit die 
Iom Humor und ſcharfer Satire entworfenes Sittenqemaͤlde ſeiner 
Beir?), des Vicente Espinel (1544 — 1684) Leben wi 
Marcus von Obregon, eine Art practifder Anweilung für junge Leu 
wie fie durch Protection von Großen ihr Gluͤck machen konnm‘), 
aufncehmmn, denn Lope de Vega's Uicadien iſt doch immer wei 
hinter Eunnavar, din cr übertreffen wollte, zurücgeblieben) 
und Cervantes Galatea allein man, obwohl Hadahmung 
Et RPolo's und durch allzuviele in die Handlung flörend einge 
fende Cpiſoden und nicht zur ade geherige Perſonen m 
fcht auegedehnt und faft verwerren, immerhin ale clafüide® Bat 
für das Genre des Edäſerromans gelten. Rad dieſen beſſeren 
Erzeugniſſen fdläft Die Romanlircratur ganı ein, und erſt durd 
den Einfluß Walter Eros entſtanden in neuefler Zeit eine 
große Anzahl hiforifher Romane von dem englisch geſcriebenen 
und in das Teutfte überſezien Don GReban (1828), Geuq 
Arias (1829), Sandoval oder der Freimaurer (1827) x. Id 
Selesforo de Trueba y Coſio (1805—35) an bis auf des 
Erancisco Martinez de 1a R ofa Iſabella de Solie, Kanigta 
ron Granada (1837— 39) hinab, die abır «ben nur fAhmade 
Nachahmungen des großen Unbekannten find, ohne den Namm 
Eyanifter Driginalromane, die fie beanfprucen, führen zu few 
nen, Auch in der lange eingefdlafenen Novellenliteratur, nad 
dem durt Cervantes und Lope de Bega Carpio dierike 
wieder recht angeregt worden war, machte Sarmiento (1831/) 
wieder eine Art von Anfınq, und bald Darauf (1834) werauftaltet 
man au Madrid eine Cammiung von auslaͤndiſchen und end 
Hd (1888) gar von modernen Originalnovellen, was alerringe 
auch ſchen früher (1787) einmal verfudt worden war. 


1) Obras. Madrid 1803-5. XVI- 8. 1829. XT. 8. Obras escagl« 
das. Nueva edicion class. arregl, correg. e ilustr, c. nat. hist 
ram. y crit p. D. A. Garcia de Arrieta. Paris 1826. X. 32. — E 
ioso hidalgo D. Gaixote de la.Mancha. Mair. 1605. 4 1008 

4. Segunda parte. ib. 1615 4. (Tarragona 1614. 8. Madr. 1732, 4 
4805. 11. 8. ift die Arbeit Avellaneda’s u. demf. Tit.) Primera y segund 
parte de! ingenioso Don Quixote. Barcel 1615. II. B. N. edie. cos 
P la real acad espaänla. Badr. 1780. IV. 4. 1782. IV. 8. 1,87. Vi 
. 1819. V. 8. Nuevo ed. c. nuev. not. estamp. nnevo anal. y c0i 
la vida de el autor nuev. aum. p. D. 3. A. Pellicer. Madr. 1) 
V. 8. 1798—1800. IX. 8. c. anot. ind. y var. lecc. p. PD. J. Rowle 
Lond. 1781. VL 4. c. not, p. Ideler. Berl. 1804. VI. 8. D. Quijote dı 


Spaniſche Pürfie. Noman. 137 


la Nanche coment. p. D. D. Clemencin. Madr. 1833 sq. VII. 4. — 
Novelas exeımplares p. M. Cerv. NModr. 1613. 4. 1614. 4. Madr. 
1783. 11.8. Dazu La tia fingida. Nov. ined. de M. de C. 8. ber. v. 
—* Seij u. G. J. Franciſon, b. Wolf Bit. Anal. Beri. 1810. 8. Reil. 
4b Bülow, Rov. Buch. B. IV.p. 85 aq.) Les trobajos de Per- 

es y Sisisinunda, historia setentrional. ib. 1617. 4. Madr. 1781. 
JR. 11.8, - Los zeis libron de la Galaten. Madr. 1584. Alcala 
1585. Vallad. 1617. 8. Paris 1611. 8 Madr. 1784. II. 8. — Viage del 
0. Madr. 1614. 8 Publ. ahora de nuevo una tragedia y nna 
eomedia inaditen dei mismo Cervantes: aquella imtitulada ie Naman- 
ca; esta el Trato de Argel. Madr. 1784. 8. Ueberf. ſ. Gaͤmmtl. Ro⸗ 
mare m. Novellen. X. d. Span. v. Ad. Keller u. Kr. Rotter. Stuttg 1839— 
4. X. 16. v. Duttenhofee. Pforgh. 1839-40. X. 16. Yed. u. That; D. 
weil. Junkers D. Q. M. nebft Aveilanedas neuen Erzählungen a. d. Epan. 
Dr. d. Bertuch Bpzg :781. I. A. 8. v. D. W. Soltau. Köntasb. 1800. 
Tl 8, &pg 1825. 1837. IV. 8. überf. v. 2. Tied. Bert. 1709-1801. 
IM. X echt, 1831. IV. 8. m. e. Einl. v. H. Deine. Etuttg.1837—38. II. 8. 
Sent. d. Perf. u. d. Sigismunda überf. v. J. v. Eoden. Augsb. 1782. 
I. 8 v Butenfchön. Heidelb. 1789. 8. m. e. Eint. v Ticd. Ypıg 1891. 
N. & Echrreiche Erzähl. überf. v. Soltau. Königsb. 1801. VI. 8. v. Eichs 
wenn. Berl. 1810. 8. ci. La Yida de M. C. escrita e illastr. c. var. 
ae. y decum. ined. perienecientes a la hist. y liter. de sn temps 
yM J. de.Navarrete. Madr 1819. 8. Vic. de l.os Rios, Vida de D. 
. C. in d. Ausg. d. Epan. Acad. v. 1780 u. 1787. Pellicer Yida del 
Meor, b. ſ. Xuäg. u. b. Idelor T.V. L.Schüller Vorber. aver den Das 
Q. gehouden in het Lesemus. te Utrecht. Uir. 1841. 8. B. F. Bie- 
dermann, Don Quichotte et la täche de ses traducfeurs; Sclairc. nour. 
ul, style et lesp. -de l’orig. Paris 1838. 8. Edinb. Rev. Seiset, 
En By 8 Lardner Lit. and scient. men of Italy, Spain. T. 

p. sq. ’ 


N6©. Lardner a. a. O. T. III. p. 255 sg. Obras. Madr. 1772, 
YA & ib. 1790-9. XI. 8. Obras estogidas 1. 1500. IV. & Obrai 
jocosas y poesias escogidas. ib, 17%. VI. 12. Obrag selecias 
em presa y verso, serias y jocosas recog. y orden. p. D. E. de 
‚ Paris 1840. 8. Ueberſ. Geſch. e. Kraftgenies ob. feltf. u. wanberb. 
Umat. e. Ritters v. ungefähr. Weimar 1789. 8. Reifen in d. and, Welt 
% üb. = unterird. Biffonen u. Phantafieen verfch. Geifterfcher. Epzg. 1787. 
& Gran Tacaio od. Leben u. Thaten e. Erzſcheims, überf. v. A. Sceppe. 
W- 1826. 11. 8. m. e. Einf. v.Reil. Lozg. 1826. 8 D. Glüdsritter mit 
v. Yuttenftein. Karler. 1841. II. 8. Schränke, Fahrten u. Adentener 

Mb Pedrillo Pablo de Molina. N. d. Sp. v. Guttenftein. Heilbr. 1842. 8. 


3) Rl Diablo cpivelo, novela de la otra vida, traduzida n este. 
Madr. 1641. 8. Barcel. 1646. Madr. 1812. 8. 


4) Relaciones de la vida del escudero Marcos de Obregon. 
ec. 1618. 4. 1657. 8. M. ein. Eint. v. Ziel deuiſch. Berl. 1827. 


F 


.S Arcadie, prosa y Yversos con 'wna expueiriom de. las nomhres 
ra y bist. Madr. 1602. 8. Yalenc. 1602. 8. Aur. 1617.. 12. u. 

rs. T. VI. Gin and. gel. Roman ift EI Peregrino en su patria. 
Bevilie 1004. 4. Madr. 1604 Barc. 1605 8. Brass. 1608. 12 Binde: 
1933. 1% u. Obras T. V. u. Novelas in f. Obrm. T. VIH. , e 


6) Amor y.virtad, 6 einco novelas. Valenc. 1831. 8, 


134 Spaniſche Poeſte. Mowan. 
Bruxeiis 1608. 11. (». — Ambares gsi. 8. Valenc. 1773. 
1787. 31. 8. Deutſch (a. d. Franz.) Epzg. 1751. 

7) La Picara Justina. Braxell. 1608. 8. 


2) La ‚gerdum de Sevilla y Anzuei de las Bolsas. Logroäo 
1832. 8 . 1644. 8. Madr. 1661. 8. Deutfh. Wien 1791. 11. 8. T. 
Bibl. d. Bon 1782. Deohr. p. 235 

®) Bi Patraäuelo e Primera Parte de las Patreüas de J. Tim. 
Alcala 1676 Bilb. 1580. 8. Sevilla 1583. 8. — Rosa de romances 6 
Roınances sacadas de las Rosas de J.T. esce. orden. y am. p. P. J. 

Leipe. 4846. 8. 


: 10) neb. » Beihenf, d. Rom. SemmL f. Wolf in d. Wien. Jahrb. 
1846. ®b. 114. p. 1 sq. 115. p. I 40. 

11) Jardin de flores curiosas, en que se fratan algunas mate- 
rias de humanidal, philosophie, theologie, geographir, con otras 
casas cariosas y apesibiles. Salam. 1570. En. 15%. 8. Hexa 
meron ou six jourudes trad. en frang. p. Chappuis, Lyon. 1582. 8. 


Rouen 1610. 12. 

12) Primera parte de las Noches de Invierno. Pampl. 1609. & 
Deutſch m. Zuf. 9. M. Drummer v. Papenbach. Nürnb. 1009. 12. 

13) Navidades de Madrid y noches entretenidas en echo no- 
velas, Madr. 1633, 1663. 4. 


14) Novelas amorosas y exsmplares. Zarag. 1636--47. IL 8 
1658. 4. Barc. 1705. 4. 

15) Sneessos y pro de amor, en ocho nevelas exemph 
Madr. 1624. 1723. aloe. 4 Para todos. Exemplos morales, 
bumanos y divines en qne se tratan diversas tientias, malerias y 
Fre ep: en las siete dias de Ja semana, Huesca 1633. 4. c. 

edio Ma 1651. 4. Sav. 1736. 4, u. oͤft 


$. 567. 


Wir koͤnnen aun aber bei der Geſchichte der Eniwidelung 
des Epaniſchen Romans nit Rechen bieten, ohne ſogleich ben 
Dann zu nennen, der denſelben völlig ausgebildet und zur Volls 
endung gebracht hat. Dieſes iſt der unſterbliche Miguel de 
Gervantes Saavedra aus Aleala') de Henares (geb, 1549). 
Er begann eigmtiih erſt nach feiner unglücklichen Sefangenſcaft 
zu Wigier (1581), im die er bei feiner Ruͤckkehr von der Gew 
ſchlacht bei Lepanto (1571) verfallen war, fih wiederum ber 
Literatur, die er ſchon in dem zarteſten Juͤnglingoalter gepflegt 
hatte, zuzuwenden, und ſchrieb zuerſt ſeinen Edäferroman Ca⸗ 
laten (fein erſter, Fitena, iR verloren), dann publicirte er einige 
feiner Rovelln, und um 1605 ließ er den erften Theil feine 
Den Quixote erſcheinen, worin «6 ihm gelang, ben burd da⸗ 


Spaniſche Poeſte. Roman. 435 


keſen ber vielen Ritterromane, womit fein Vaterland überfägmenmt 
wer, ganz verdorbenen Geſchmack feiner Mitbürger zu beſſern 
wurd zagleich durch den komiſchen Contraſt zwiſchen dem durch 
md durch poetiſchen Enthuſiamus des Don Quixote und dem 
xreſaiſchen Sgeionus feines Dieners Sancho Panſa, durch vie 
chenſo trefflich erfundenen als geſchickt eingewebten Epiſoden 
ea Gittengemäfde zu liefen, deſſen feine Satire von Tel 
nem äbnlihen Werke irgend eines Volkes übertroffen wird, 
werane erfiärtih iR, wie es Tommi, daß dieſes Buch nid 
dcr von allen Ständen feines Baterlandes bis zum Himmel 
hoben ward, fondern aud, trokbem daß für andere Völker 
tumer viele Specialitaͤten dunkel bleiben mäflen, auch anderwaͤrts 
fun weniger begierig verfhlungen wurde. Diefer ungeheure 
Erfolg erregte aber natürlich bald Neider, und fo ließ denn ein 
gewiſſer Bfeubonymms, der ſich Alonfo Fernandez de Avel⸗ 
laneda nannte, 1614 eine Forkfehung des genannten erſten Theils 
erſcheinen, wie in jeder Beziehung hinter demſelben zurücblieb, aber 
befür auch von Cervantes in der num won Ihm ſelbſt unternommenen 
Veendigung feines großartigen Werkes gebührend gegeißelt wurde. 
Er ließ nım bald (1618) feine zwölf Novellen, 1614 fee 
Neiſe zum Parnaß, eine Gritif der Literatur feiner Zelt in Ter⸗ 
zaen, 1615 feine adıt Luſt⸗ umd Zwiſchenſpiele folgen, und 
nach feinem Tode (1617) erſchien noch fein größerer Roman 
Verſiles und Sigismunda, eine Art Nachahmumig des Heliodor, 
wear wit großer Einfachheit und Zartheit geſchrieben und nidt 
gan unintereffant, aber auch nicht frei von allen jenen Feh⸗ 
in, die man mit Recht den Spaniſchen Romanen Schule giebt. 
beider war Die große Provuctisität des Cervantes nicht eben 
eintraͤglich fuͤr feinen Beutel, denn er ſtarb arm, und erſt nach feb» 
nem Tode, wo es ihm nichts mehr nuͤgen Tohnte, -wurde ibm 
ber wohlverbiente Ruhm ungefhmälert zu. Theil. Nach Ihm 
vofans die eigentliche Romanliteratur welcher in ihr frübene® 
Kitts, wenn wir de8 Don Froncisco de Quevedo 9 
Billegas aus Madrid (1580-1645) berühmten Eryichelm, 
worin er befonverd mit fiherem Pinfef das Trciben auf ben 
Eyaniien Univerſitaͤten fhildert?), des Luis Belez de fo6 
Dumas y Guevara aus Edia (1574-1846) fo’ geife 


136 Spaniſche Poeße. Nomen, 


xcich von Le Sage nachgeahmten hinkenden Teufel, ein mit vie 
lem Humor und ſcharfer Satire entworfenes Eittengemälde feine 
Beis?), did Bicente Espinel (1544 — 1684) Leben des 
Maicus von Obregon, eine Nıt practiiter Anweifung für junge Leute 
wie fie durch Proicciion von Großen ihr Gluͤck machen können‘), 
auenehmen, denn Lope de Veqa's Urcadien if dad immer weit 
binter Eunnarar, Ten cr übertreffen wollte, zurückgeblieben*), 
und Gervanted Galatea allein mag, obwohl Nachahmung 
Gil Polo’d und durch allzuviele in dic Handlung flörend eingtei⸗ 
ſende Cyiſoden und nidt zur Eade geherige Perſonen zu 
ſehr auegedehnt und faft verwerren, immerhin ale clufüide® Ber 
für das Genre des Edäſerromans geltm. Nah dieſen befiern 
Erzeugniſſen ſchlaͤſt die Romanliteratur ganı ein, und erft durch 
den Einfluß Walter Scot's ceniſtanden in neuefler Zeit eine 
große Anzahl hiſtoriſher Romane von dem englifeb geſariebenen 
und in Das Deutſche überſchien Don Cſeban (1828), Coma 
Ariad (1820), Sandoval oder der Freimaurer (1827) x. 6 
Teles foro de Trueba y Coſio (1805—35) un bie auf des 
Erancisco Martinez de la Roſa JIſabella de Solie, Königin 
von ®ranata (1837— 39) hinab, die abır eben nur ſchwacke 
Nachahmungen Ted großen Unbekannten find, ohne den Name - 
Eyanifter Driginalromane, die fie beantprucen, führen zu för 
nen. Auch in der fange eingefdlafenen Rovelienliteratur, nach⸗ 
dem durch Cervantes und Rope de Bega Earpio dleſeibe 
wieder recht angeregt worden war, marte Sarmiento (1831/) 
wieder eine Art von Anfına, und bald darauf (1834) veranftattett 
mon su Madrid cine Eammlung von auslaͤndiſchen und end 
Hd (1888) gar ven modernen Originalnovellen, was allerdingb 
auch ſchen früher (1787) einmal verfudt worden mar. 


: 3) Obras. Madrid 1803-5. XVI- 8. 18%. XT. 8. Obras escogi- 
das, Nueva edicion class. arregl. correg. e ilustr, c. not. hist, 
ram. y crit p. D. A. Garcia de Arrieta. Paris 18%6. X. 32. — El 
ioao hidalgo D. Quixete de Ia-Mancha. Madr. 1605. 4. 100f. 

4. Srgunda parte. ib. 1615 4. (Tarragona 1614. 8. Madr. 1732. 4. 
1208. I. 8. ift die Arbeit Avellaneda's u. demſ. Tit.) Primera y aegunda 
parte de! ingenioso Don Quixote. Barcel 1615. 11.8. N. edie. cort. 
. Ja real acad espaänla. Badr. 1780 IV. 4. 1782. 1V. 8. 1,87. VI. 
3 1819. V. 8. Nueva ed. c. nuev. not. estamp. nnevo anal. y con 
ia vida de el autor nuev. aum. p. D. 3. A. Pellicer. Madr. 177. 
V. 8. 1798—1800. 1X. 8. c. anot. ind. y var. lecc. p. D. J. Bowle 
Lond. 1781. VL 4. c. not, p. Ideler. Berl. 1804. VI. 8. D. Quijote de 


Spanlſche Poeſie. Moman. 137 


ia Manche coment. p. D. D. Clemencin. Madr. 1833 sq. VII. 4. — 
Novelas exemplares p. M. Cerv. Madr. 1613. 4. 1614. 4. Madr. 
1783. U. 8. Dazu La tia fingida. Nov. ined. de M. de C. 8. her. v. 
4 Bell u. G. %. Brandon, b. of Sit. Anal. Bert. 1810. 8. Leil. 
eutih db Bülow, Ron. Auch. 3. IV_p. 85 aq.) Los trabajog de Per- 
sites y Sigisinunda, historia setentrional. ib. 1617. 4. Madr. 1781. 
1802. Il. 8. — Laos zeis libros de la Galatea. Madr. 1554. Alcala 
1585. Vallad. 1617. 8. Paris 1611. 8 Madr. 1784. II. 8. — Viage del 
Parnaso. Madr. 1614. 8 Publ. ahora de nnevo una fragedia y una 
eomedsa inediteaa Jei wisıno Cervanies: aquelia imtitalada ia Naman- 
cia; esta el Trato de Argel. Madr. 1784. 8. Ueberf. ſ. Sääͤmmtl. Ros 
mane u. Novellen. A. d. Span. v. Ad. Keller u. Fr. Notter. Stuttg 1839— 
42. Xu. 16. v. Duttenbofes. Pforzh. 1899-40. X. 16. Yed. u. Shat. b. 
weis. Junkers D. Q. M. nebft Avclanebas neuen Erzählungen a. d. Epan. 
Dr. dv. Bertuch Epyg 1781. IT. A. 8. v. D. W. Soltau. Könlasb. 1800. 
VI. 8. ®pg 182. 1837. IV. 8. überf. v. 2. Sie. Berl. 1799-1801. 
IT. X. ebt. 1831. IV. 8. m. e. Einl. v.9. Heine. @tuttg. 1837—38. 11. 8. 
Sbent. d. Perf. u. d. Sigismunda überf. v. J. v. Eobden. Augsb. 1782. 
IV. 8 v SButenfhön. Heidelb. 1789. 8. m. e. Eint. v Ticd. Ypsg. 1837. 
31. 8. Echrreihe Erzähl. über]. u. Soltau. Königsb. 1801. VI. 8. v. Eiebs 
mann. Berl. 1810. 8. ci. La Vida de M. C. escrita e illastr. c. var. 
mei, y decum. ined. pnertenecientes a la hist. y liter. de su tem 
.M J. de.Navarrete. Madr 1819. 8. Vic. de 1.os Rios, Vida de D. 
. C, in d. Ausg. d. Epan. Acad. dv. 1780 u. 1787. Pellicer Yida del 
Astor, b. f. Ausg. u. b. ideler T. V. L. Schiller Vorbez. over den Den 
Q. gehouden in het Leseinus, te Utrecht. Dir. 1841. 8. B. F. Bie- 
derınann, Don Quichotte et la täche de ses traducteurs; Sclairc. nouv. 
% I. style et lesp. -de l’orig. Paris 1838. 8. Edinh. Rev. Seiset. 
T. II. p. 418 sq. Lardner Lit. and scient. men of Italy, Spain. T. 
« P. 120 sq. ’ 

2) ©. Lardner a. a. O. T. III. p. 255 sq. Obras. Madr. 1772, 
YZ. 4. ib. 1790-9. XI. 8. Obras escogidas ib. 1000. IV. & Obras 
jfocosas y poesias escogidas. ib. 179. YI. 12. Obras selecias 
en prosa y verso, serias y jocosas recog. y orden. p. D. E. de 
Orhoa. Paris 1840. 8. Utberf. Bel. e. Kraftgenies ob. feltf. u. wunderb, 
Abent. e. Ritters v. ungefähr. Weimar 1789. 8. Reiſen in d. and, Melt 
05 üb. w. unterird. Viſtonen fi. Phantafieen verſch. Geiſterſeher. Lpzg. 1787. 
8. Gran Zacado od. Peben u. Thaten e. Erzfchelms, Aber. v. U. Scheppe. 
Epag- 1826. IT. 8. m. e. Einl. v. Keil. Ppzg. 1826. 8 D. Glüdsritter mit 
Erf. v. Outtenftein. Karler. 1841. IT. 8. Schwänke, Fahrten u. Abentenen 
des Yebeillo Yablo de Moline. R. d. Sp. v. Guttenftein. Heilbr. 1842. 8. 


3) El Diablo cpivelo, novela de la otra vide, tradunida a este. 
Madr. 1641. 8. Barcel. 1616. Madr. 1812. 8. 


4) Relaciones de la vida del escudero Marcos de Obregon. 
Barcel, 1618. 4. 1657. 8. M. ein. Eint. v. Tieck deuiſch. Berl. 1807. 


“ 


6) Arcadis, prasa y versos con una exposirion de las nomäree 
poet, y hist. Nadr. 1602. 8. Valenc. 1602. 8. Auv. 1617, 12. u. 
Obras. T. VE. Gin and. gel. Roman ift EI Peregrino en su patria. 
Bevilia 1604. 4. Madr. 1604 Bere. 1605 .6. Brums. 1608. 12. Madr. 
1733, 12. u. Obras T. Y. u. Novelas in f. Obras. T. VI. ä 


6) Amor y virtad, 6 einco novelas. Valeuc. 1831. 8. 


31 


138 Spaniihe Porfie.. Syeil. 
$. 568. 


Kehren wir num zu ber eigentlichen Boerfie!) wieder zurüd, 
und zwar vor Allen zur Lyrik, fo fallen uns bie beiden foge. 
nannten Spaniſchen Horaze in die Mugen, Lupercio Ber⸗ 
nardo d'Argenſola (geb. 1505), und ſein Bruder Bar⸗ 
telomeo Leonardo (geb. 1566), deren erfieree lyriſche 
Poeſieen, Epifteln und Satiren im B®efhmade des Horaz fhrieb, 
ohne jedoch wie Luis de Leon nur bei der äußeren Form ficken 
zu bleiben, denn aud der Inhalt kommt dem Vorbilde nahe, 
obwohl fen Bruder ihn in der Nachahmung des fatirifegen Ele⸗ 
ments noch übertrifft, und außerdem auch das fatirifhe Sonett 
ber Staliäner eingeführt bat?). Im feinen Canzonen ficht mar 
offenbar den Einfluß ver Legteren, aber in feinen religtöfen Dich⸗ 
ungen iR er gang myfliſcher Spanier. Zu berfelben Zeit tras 
ten nun aber In Spanien gerade wie In Stallen zwei Schul 
von- Lyrikern amf, nämlich die Cinquecentiſten und Petrarchiſten. 
Unter vie erfleren gehört der fhon genannte Vicente Es 
yinet wit feinen Canzonen, Hirtengebichten und Giegieen”), 
Criſtoval de Mefa*), mehr als Ueberſetzer befannt, und der 
Sonettiſt Juan Morales’). Ferner find hier zu nennen 
Aguſtin de Terada (+ 1635), deſſen religiöſo Poeſieen 
lelder nur au viel heidnifhe Mythologie enthalten‘), Andre 
Rey de Artieda, ein guter Sonettiſt'), Gregorio Morillo, 
als Satisiter im Geifte des Juvenal gerühmt®), der ſchon ge 
nannte Luis Barohbona de Soto?), deſſen Ganzonen vol 
Statlänifher Weichheit find, obwohl auch feine Gatiren an bie 
kruͤftige Lauge Juvenals erinnern, Pedro Soto da Rojat, 
betannt durch feine Bemühmgen in Spanien Ucadewisen tm 
Geſchmacke der Italiaͤniſchen herzuſtellen (3. B. Academia sel- 
 vaje), aber angenehmer Hirtendihter'Y, Luis Martinez de 
la Plaza, berühmt als Madrigalif"!), Balthafar de Ale 
cayar, einer der erſten Spanier, die das Sapphiſche Versmaaß 
zur Ode verwentetm'), und Bonzale de Argote y Mox 
lina, ein mehr patriotiſcher als wirklich geborener Byritr): 
Unter den Petratchiſten ſteht obenan Francisco de Figue⸗ 
roa, gewöhnlich ber Gdttlige oder der Spaniſche Plndar genannt, 


Spagniſche Poeſte. Lrik 159 
beten melunch oliſche Soncttd aber merkunirbig. von. feinen heiters 
Genzenen abſtechen *), dann folgen Chriſto val Snarez, Der 
Rekahmer Montemayors und Ueberſezer Guarinis, berühmt 
duch feine trefflich verſiſtcirten Schmerzendlicher (endechas"’), 
md Bartolomeo Bayrosco, der mit Mecht der Dichter 
ve Caholicismus genannt werden mag; denn wenn man feine 
Ganmen tief, in denen er übrigens Die versos esdrujeles, 
6 Nachahmung der versi sdrnecioli angewendet hat, fo nlauht 
neu ein myſtiſches Erbauungsbuch . der Scolaſtik vor Ach zu 
kam’). Zu derfelben Eule gehärn nun aber noch be 
ESenenin Juan de Arguiio aus Seila”) und Juan 
Gsyinofa (1540-1596), der ein Gedicht voll Acht fpas 
nider Galanterie und Emphafe zum Ruhme der Frauen hinter 
fen bat?). An dieſe Säule ſchließt fib nun die Marines⸗ 
diſche an, eingeführt von dem enthufiaſtiſchen Boriugiefen Ma⸗ 
suel de Faria y Souza, deſſen Sonete durch ihre Ueber⸗ 
keibungen am Veſten mit ben widerwärtigen Proburten einiger 
Dibter der Deutſchen Schleſiſchen Schule verglichen werben fü 
un). Einen großen Einfiub bat allerdings „auf. Diefe Nie 
mg Lope be Bega Carpio andgeübt, der in feinem Ro⸗ 
nenn, Senetts und fderzhaften Gedichten freitich feiner gros 
hen deichtigkeit in Berfemahen wegen oft incotrect war ml 
won der alten claffiiıhen Methode abwich. Dieb that er aber 
wu abſichtlich, ſondern weil es nicht genug feilte und ihm 
des Berfemachen ungeheuer leicht wurde, Allein er ſand bald 
Vechahmer, die ihn offenbar nicht verſtanden, ſondern feine Feh⸗ 
kr bis zur Pedanterie nachmachten und in ihnen Abſichtlichkeit 
vemuigeten, dazu aber no jene Ausſchweifungen ber Dhantafle 
finen, wie fie nur die barodeften Marinifien je ‚hatten erdenben 
Smın, Un ver Spitze dieſer Leute Rand. aber Luis Bons 
gora de Argote?) ans Cordova (geb. 1561, geh. 1627), 
en fehr talentvoller Ropf, der durch Reflerion einen neuen Guy 
alend, ben ensiko onltw, d. h. eine von ihm .erfunkene Span; 
weile, die Durch ihre laͤcherlichen, dunkeiln Figurn ‚un Hwper⸗ 
Ile, durch ihre gelunſtelien und geſuchten Auodruce ‚der gewohr⸗ 
Un Rede und ESprechwkife ſchnurſtrachs emgegen war. Ben 
Wohem Rupen hierzu waren ihm feine mythologiſchen Aenıtkifie 








N 


146 Spaniſche Poeſn. Kncit. 


die: er anf jede Weiſe auobeutete, um bamit ſeinen Styl ned 
verworrener, als er fo fhon war, zu machen. Beſſer find ihm 
jedoch die conceptos, die Nachahmungen der Jtallänifchen von- 
ceiti’s, gefungen, und damit hat er nicht blos feine Soledades (ein⸗ 
ſame Wätver), ſondern auch beſonders feinen Polifemo angefüflt, der 
häufig von feinen Landslenten' nachgeahmt wurde und vorzuͤglich 
durch den großen Commentar von Sobredo zu einem wahren 
Bolumen angefhwollen if. Diefem ahmten nun Andere nah, 
und fo bildete fih die Schule der Cuttoristes, welche über 
Bongorad Werke nur Gloſſen und Commentare fchrieben, im 
Gegenfabe zu der der Conceptistos, welche in ihren Dichtungen 
befonder6 darauf auegingen, die bizarre Sprache und fein Te 
int In den Eoncettt’6 nachzubiſden. Die bevewtendfien unter 
Iehteren find Alonzo de Ledesma (+ 1628), ein religiäfe 
Dichter?!), wozu jene Eprabe am wenigſten paßt, der Hofpre 
diger Felix Arteaga (0.161888), ein Eglogendichie?), 
und der Mönch Lorenzo de Zamora, befien Redondillen m 
Ghren des heil. Joſeph das Non plus ultra biefes Genre find). 
Stüdlicherweife. ſtellten fi dem Ginreißen dieſes ſchlechten Ge⸗ 
ſcomacks einige Dichter entgegen, bie durch ihre Räder zu dem 
alten Giafficiomus eines Boscan, Garctiafo x. den Gegenfah 
des Beſſeren ſcharf hervorhoben; die bedentendſten ſind Unter 
nio de Espinoſa?) (1582 — 1650), ver nicht blos eine 
Blumenleſe aus dem aͤlteren claſſiſchen Dichtern lieferte, ſondern 
auch durch ſeine Ueberſetzung der Bußpſalmen ſelbſt ben richtigen 
Weg zeigte, Juan Jauregut aus Biecaha (+ 1650), deſſen 
ſelbſiſtaͤndiges Gebicht DOrohens aber ſeinen claſffiſchen Leber 
fegungen des Aminta und des. Lucan nachſicht?“), und be 
fonder6 der gebanfenreihe Brancieco de Borja, Prinz vom 
Esquilache (1578— 1658), gewöhntih der Dichterfürſt genannt, 
befien große Anzahl von Romanzen durdaus zu dem Def, 
was in diefer Art geleiſtet wurde, zu zählen find? Ebenfalls 
kann bier nit mit Stillſchweigen übergangen werden, daß audı 
noch mehrere ausgezeichnete Dichter gewiſſermaßen eine Art von 
redhter Mitte zwiſchen den Glaffifem und Gongoriken zepräfn 
tiren, an dern Epige der Spaniſche Vouaire Don Francis 
be Quevedo y Billegas echt, der zwar nicht allein in ſeincz 


Syanifge Por. ip, — 1 
Snfaarbeiten, unter denen beſonders feine griftreichen Viſtonen 


(Suehos),. troß einzelner Sonderbarkeiten, anſprechen, ſondern auch 
durch feine Gedichtſammlung, die er nad den neun Mufen eins 
geheilt Hat, und unter denen ſich befonders feine comiſchen Ge⸗ 
dichte auf die Gongorifien, feine Tanzlieder (bayies), feine dem 
Bettler» und Diebodialect gefchriebenen, noch heute vom Volfe 
gelungenen Zigeunerlieder (xscaras), feine burlesien Ganzonen, 
Sonetis und Madrigals, feine Satiren im Geſchmack des Zus 
venal und endlih auch feine ernſten Gedichte in der Manier 
der Spaniſchen Petrarhifien auszeichnen, gezeigt hat, wie weit 
er von allen Uebertreibungen und der Entphafe der Gongoriften 
entfernt fei, aber fi doch auch nicht ganz von der einmal fo 
allgemein gewordenen Sucht, zu glänzen, und der Affectation mit 
ſchlagenden Witen und Effecthafcherek fiel gehalten hat?) Neben 
ihen Recht ihm ziemlich gleich an Talent der Epanifche Anacreon (den 
er auch überfept hat) Efteban Manuel de Billegas aus 
Rajera (1595—1669), defin Eroticas ihn in der Kunſt, 
die altclaffifhe Poeſie zeitgemäß zu modernifiren, in dem ihm 
angebornen Adel und feiner natürlichen Grazie weit über alle andern 
ähutichen Dicterfepen, obgleich er nicht-Immer correct iR und fich Öfter 
bie unglüdlihen Concettis erlaubt, ja in feinen Elegicen all⸗ 
zufehr fi von dem Gongoriemus fortreißen 1äßt?®). Unter den 
andern gleichzeitigen, aber im Ganzen ımbedeutenden Lyrikern, 
wie Luis d'ultoa Pereira), Francisco de Rioja’), 
Manuel de Mello (1611—1676)”), Juan de Tarfis 
Graf von Billemadiana”) x. tritt befondere noch Bere 
nardino, Graf von Rebolledoꝰ) (1596 — 1676), freilich 
wicht auf die bee Weile hervor, denn er hat in ſeinen poeti⸗ 
füen Wäldern, einer ſeit Gongora Mode gewordenen Dichtungs⸗ 
art, gezeigt, vote weit fih ein nicht unbedeutendes Talent vertr⸗ 
sen Tann, da er die Freiheit von allen Kunfgefeten fo weit 
treibt, im dieſer Form nicht allein eine Art gereimten Handbuchs 
ver Geſchichte und Geographie von Dänemark, we er lange Ge⸗ 
fandter geweien war, fondern auch eine Mbhandfung über Krieges 


kunſt und Politik gu geben, die beide nichts als Proſa finv, 
1) Pernaso Epaöol,. Madr. 1768. IX. 8. 


2) Rimas de Lupercio y Bartolome Leonardo de Argensela. 
Zarag. 1634, 4. p. Ramon Fernandez. Madr, 1786, IH, 8. u. Parm 


144 Dramatiſche Poeſie in Speulen. 


von: Belchrien: auß, wie bean 3. B. der befinnie ut Karls V. 
Sranrisee de Villabobos 1515 eine Ueberſetzung des 
Amphittuo des Plantus lieferte‘), dem eine zweite deſſelben Stüdd 
und der Hecuba des Euripives durch Fernan Perez d'Oliva 
folgte?), an welche fi dann die der im Geſchmacke des Plau⸗ 
me verfaßten Luffpiele des Portugiein Basconcetlos?) und 
eine voßftändige Mebertragung der Comödien des Term durd 
Eimon de Abril?) anfhloffen. Neben diefen Verſuchen, die 
aber nur Eigenihum der Gelehrten bleiben ımd das Boll bei 
feinem ganz anderen Character nit unterhalten fonnten, ſuchte 
man durh Nahahmungen der Celeſtina, Die aber ihrem Bor 
bilde durchaus nadfanden, auf die moraliſche Bildung einwe 
wirken, und fo erfhien denn eine Menge von elenden Mora 
fitäten, wie bie Policiana®), Lysandro y Roselia), Florines 
von Juan Rodriguez Florian’), Flechicera®), ia Boleria 
del susfo del monde oder Comedia Iratada por via de fi- 
tosofis moral ıc., die zwar eifrig gelefen ‚und wegen ihre 
frommen Sckwulß gebübrend bemundernd wurden, ſich abır ſeldſt 
ebenſo gut wie die Celeftine als unaufiührbar von - der Vühn 
autibloffen, da diefe aneinandergereibien tragicomiſchen Scenen 
aus dem gewöhnlichen Leben ohne alles poetiſche Intereſſe oder 
das geringfte dDramatifche Element das ‚Spräge der Rianfofigfeit 
zu offen zur Schau trugen. 


1) Comedia de Planto llamada Anfirion. Zarng. 1515. Zamora 
3543. u. in d. Obras de Vill. Sevilla 1574. fol. 


2) Muestra de la lengua Castellana en el narimiento de Fi 
«ules 0 Comedia de Amphitryon, 1omado el a ento de la Latina 
de Planto, b. P. de.Oliva Obres. Cord. 1586. 4. f. 38 sq. La ver 
gen ga do Agamenon. ib. f. 76 sy. Hecuba triste f. aq. (beide 
rauerfp. in Profa) u. Parn. Esp. T. VI. p. 191. 251 sq- 


3) Comedias irad, en Esp. p. D. Fern. de Ballesteras y Sas- 
vedra, Madr. 1631. 4, 


4) Las Seys Comedias de Terencio conforme a la Edicion de 
Faerno impr. em Latin, y trad. en Castell. Parc. 15%. 8. 


5) Tr ragedi Policiana en la qual se tractan los amores de P% 
liciano y Philomena, executados por industria de la diabolica Vieh 
——— madre de Parmeno y Maestro de Celestine. Toledo 
i 


6) Tragicomedia de Lysandro y Roselia Ilamada Blicin, Made. 
1542. 4. (e. Art dien Theit d, Geleftine). 


Spanifche Poefie. Luſtſpiel. 145 


N) Comedia Hamada Florinea: qua tracta de los amores del 
been Duque Fioriano cö la linda y muy casta y generosa Belisea, 
Med. del Campo 1554, 4 


8) Comedia de la Hechicera. Madr. 1581. 8. v. Andres de la 
KRogas Alarcon aus Moabrib. 


9) La deleria del sueko del mundo: Comedia tratada por via 
—& moral, dirig. à D. F. de la Cerda Duque de M. Celi, 
juntamente van aqui los Ben merales, hechos p. Alonso Gua- 


12. BVerfafler war Alonzo Suayarbo 
Eu aus "Gordane, der auch Proverbios morales en Redondillas 
Cord. 1538. 8-) hinterließ. 


$. 570, 


&o war nun ber Erfle, der, während die Verſuche biefer 
Gelehrten und Moraliſten vermplüdten, der Spaniſchen Comoͤdie 
eine wirkliche Begründung und Form gab, Bartolomeo de 
Torres Rabarro aus La Torre, der nur acht Lufifpiele, in 
Nedondillen gefchrieben und in drei Acte eingetheilt, hinterließ, 
bei veren Herausgabe ihn wahrfheinlih Leo X. unterftägt hat, und 
Die vermuthlich auch aufgeführt worden find‘). Thätiger noch 
als er war ver Bolfhläger Zope de Rueda aus Seile, 
der fih ſelbſt an die Spige einer Schaufplelertruppe flellte und 
für fie feine Comoödien, die In dem damals beliebten Genre der 
Schaͤferſpiele behanden, ſchrieb?); der Dritte im Bunde ift der 
Buchhändler Juan Timoneda, der niht allen Rucha’s 
Etüde publicirte, fondern auch ſelbſt Schäfergedichte und Zwi⸗ 
füyenfpiele abfaßte?). Ohne mich wit des Alonfo de la Bega 
für vie Kenntniß des Hexenglaubens jener Zeit wichtigen Luſt⸗ 
foielen aufzihalten?), gehe ich fogleih zuSuan de la Cueva 
fort, der zuerſt eigentliche Luſtſpiele mit planmäßiger Berwidelung 
mad vohfländig angelegten Cituationen, fowie Trauerfpiele, in 
vier Jornadas eingetheilt, verfaßte und mit Recht in Beziehung 
auf vie Ausbildung des Rationaloramas der Vorgänger des 
Cewantes genanut zu werden verdient“). Ein anderer Verbef- 
ferer defietben, wenn auch micht der Erfinder der Eintheilung 
ver Stüde in 3 Jornadas, iſt Chriſtoval de Virues aus 
Balencia, der, obgleich feine Stüde ſelbſt Tragicomedias hießen, 
weis in ihnen komiſche und ernfle Scenen abwechleln, doch ſchon 
ven Berfuh machte, zwiſchen Luffpiel, worin er übrigens gluͤd⸗ 
ter war, und Trauerfpiel ‚eine Scheidewand aufguführen 6), 
Grüße, Handorqh d. Pitsrürgekpiipte, III 10 


148 Dramatiſche Poeſie in Spanien. 


verſchwanden, obgleich man von einem frommen Bamillar ter 
Inquiſition ein eingezogeneres Lehen Hätte erwarten ſollen. In⸗ 
defien darf man ſich nicht einbilden, daß ex trog feiner außer 
ordentlichen Leichtigleit im Verſemachen und Plauentwerfen ci 
was Bolllommened zu Stande brachte, vielmehr IR er immer 
Im Einzelnen uncorrect, wenn auch überall das Genie hervor⸗ 
leuchtet. Aber ohne Zweifel hat er die Aufere Form des Spa⸗ 
nifchen Dramas für alle Zeit fefgeflellt, da er, durch und durch 
Spanier, auch am Beſten wußte, in welcher Beflalt und welchen 
"Stoffen er bei feinen Landsleuten reufficen konnte, Co ſchuf er 
denn nicht blos die aͤchte Spaniſche Comoͤdie, die himmelweit 
von dem antiken Luſtſpiele und dem des uͤbrigen modernen 
Europas verſchieden iR, da fie eine Miſchung von ernſten und 
komiſchen Scenen enthält, alfo gleihweit vom Trauerfpiel als 
von der Pofle entfernt iR und deren Hauptinterefie in der Ver⸗ 
widelung der Intrigue liegt. Dann bat er aber biefe Comodien 
wieder in geiſtliche und weltliche (comedias divinas y huma- 
nas) eingetheilt, Letztere zerfallen wieder in comedias heroicas, 
unter denen man biftorifche, allegorifche oder mythologiſche Stoffe bes 
griff, und comedias de capas y espada, worin Berfonen aus 
den höheren Staͤnden, nad der damaligen Mode gekleidet, auf 
tretem, obſchon man hierzu auch die comedias de figuron reife 
net, wo ein Gluͤcksritter die Gtelle eines vornehmen Herrn, 
ober eine Abenteurerin bie einer vornehmen Dame fplelt. Die 
geiſtlichen Comoͤdien?) zerfallen wieder in GStüde, deren Gtoffe 
aus dem Leben ber Helligen (vidas de Santos) genommen find, 
und in Frohnleichnamsſpiele (autos sacramentales), Diefe 
Städe find alle fehr regellos, und gewöhnlih waren mit ihnen 
Mrologe (loas) oder Zwifchenfpiele (entremeses), verbunden, bie, 
wenn fie mit Tanz und Muſik begleitet waren, saynetes hießen, 
"um gewiffermaßen die Zuſchauer für den Ernſt der Autos zu 
enifhäpigen, da hier faſt nur allegoriſche PBerfonen, in den Hei⸗ 
ligenleben aber 3. B. Bott Vater, Jeſus, der Teufel, Studenten, 
Spaßmacher x. zufammen auftreten. Seine hiſtoriſchen Gomöbien 
erfeben bei ihm die Trauerfpiele (nur eine, bie Züdtigung ohne 
Rachſucht, heißt Tragödie) und find größtenthells aus der Spani⸗ 
fen Geſchichte genommen; das befle IR Las Almenas de 


Dramatifihe Poefle in Spanien. 140 


. Gene Cemddien mit Mantel und Degen malen uns 
Gen Sitten auf dad Genaueſte, obgleich in ihnen nur 
Berfonen, ein Alter (vejete), ein Liebhaber, eine ſchoͤne 
Frau (dama), ein Diener und eine Kammerjungfer, wozu man 
nech einen Spaßmacher (gracioso) oder Toͤlpel rechnen Tann, 
verfommen, was die ſchrediiche Cinformigkeit dieſer Stüde erklaͤrlich 
weht, Die beſten find die Bäuerin von Xetate und bie Wittwe 


Epf 


ſahe, nach denen er feine Stüde verfaßte, abgelegt. Sein ge 
Schüler und Nachahmer, der au fein Leben befchrieben 
bat, IR Juan Berez de Montalvan?) (1603—39), ber 
nicht gleiches Genie, aber eher noch mehr Uncorrectheit 
wiewohl er das Verdienſt Hat, die Autos populärer ges 
haben, da er flatt der Allegorie ihnen hiſtoriſche Grund⸗ 
‚obwohl 3. 8. fein Polifemo, worin der Eyclope das 
‚ die Balaten und bie übrigen Perfonen aber theils den 
theild den Unglauben barfiellen, übrigens auch noch 
das Jeſuolind auftritt, ein Muſter von Unſinn if. So kam 
es dem, daß Pedro Galderon de la Barca (1600 
—87)%), ver aber, nachdem er 1652 in ben geifliden Stand . 
gereten war, befonders feit dieſer Zeit feine berühmten 
Autos sacramentales verfaßt haben mag, fowohl was bir Zahl 
a den Werth feiner Stüde anlangt, allein mit Lope de Bega 
konnte. Gr fleht ihm zwar an Kuͤhnheit der Erfin⸗ 

nach, übertrifft ihn aber bei weitem an Einheit ber Aus⸗ 
und Characteriſtik, befonberö der Frauen, fowie an Ein» 
heit und Natürlichkeit des Dialoge und ebenſo überrafchen- 
als wahrſcheinlichen Verwickelungen und Situationen 
feiner Intriguenſpiele. Uebrigens hat er auch den Begriff der 
hereiſhen Eomödie ſchon viel weiter ausgedehnt, beim er ordnete 
daſelben ſogar Schaͤſerſpiele (1. B. Echo und Narcifſus) und 
(el mayor incanto Amor) unter; allein feine hiſtoriſchen Stüde, 
be alle wit einem großen Apparat von thentraliigen Pomp 
vofehen find, find nur dann vollfommen gelungen zu nennen, 
wenn es ihren Stoff der vaterlaͤndiſchen Geſchichte entlehnen 
Ionmie, wie dieß am beſten aus feinem Meißerftüde, vom ſtand⸗ 


HERE 


H 


M 


4150 Dramatiſche Poeſie in Italien. Luſtſpiel. 


haften Prinzen, um nicht von ſeinem Leben ein Traum zu 
reden, erhellt. In ſeinen Autos hat er unbedingt das Hoͤchſte 
in ſeiner Art geleiſtet, wenn auch zuweilen die myſtiſche Er⸗ 
habenheit, z. B. in der Andacht zum Kreuz, dem Deuts 
fchen, befonders proteftantifhen Eritifer als Schwulſt erſchetnt, 
die jedoch auch den ihnen in mander Hinfidt nahefommenden 
Srauerfpielen unferes 3. Werner häufig zum‘ Vorwurfe gemacht 
wird. Jedenfalls llegt in Calderon bie ganze Impofante Groͤße 
des Spanifhen Catholicismus ausgeprägt, jeme Verfunkenheit in 
ein religioͤſes Bewußtſein, was uns jett kaum möglich erſcheint *). 
Nachſt ihm gebührt ein ehrenvoller Plaz dem ſchon genannten 
Lupercio Urgenfola‘), berühmten Geſchichtſchreiber der Eros 
berung von Merico, Antonio de Solis’) (161086), 
feinem Freunde, der nur an Schwung der Phantafie von ihm 
übertroffen wird und fid in der heroiſchen Eomödle (4. ©. el 
Alcazar del Secreto) und dem Intriguenfpiele (3.3. La Gitanella 
de Madrid) mit Glück verfuht hat. Ihn wie Calderon und 
den berühmten Agoſtino Moreto 9 Babana?), der ſpaͤ⸗ 
ter auch in den geiftliden Stand trat und in Frankreich den 
von Scarron faſt wörtlih aus feinem Marques del Cigarrai 
überfeßten Don Japhet d’Armenie, fo wie dur die nad "ihm 
son Moftere bearbeiteten Stüde, La Princesse d’Elide und 
I’Ecole de Maris, in Deutfchland aber befonder6 durch feine 
audgezeichnet feine Donna Diana bekannt iR, protegirte beſonders 
der König Philipp IV., der bekanntlich ſelbſt einige Städe un⸗ 
ter dem Namen Un ingenio de esta Corte für dad Ihenter 
ſchriebꝰ), und war gawifiermaßen mit Urfache feiner vorzuͤglichen 
Entwidelung An ihn reihe id Francisco Lopez be 
Zarate?), unter befin Stüden beſonders La Presumida y 
la Hermosa dadurch intereffant if, weil er darin ben longuage 
eulto der Gongorifien lächerlich gemadt hat, fowie Don Juan 
be Hoz, deſſen Castigo de la Miseria unbedingt die beſte 
Comedia defigurön iR"), nur daß auch bei ihr die Verwickelung 
ber Sntrigue wie bei allen übrigen leider ganz auf Koſten der Cha⸗ 
racteriſtik gefchteht. Andere gleichzeitige und bellebte Dichter find Ga - 
briel Tirſo de Molina) (d.h. Gabriel Felley), Fran cisſc o de 
R 0x0 8, deſſen Entre bobosandael juetzo von Thomas Corneille in 


Dramarifche Poefie in alien. Trauerfpil. 151 


feinem Don. Bertrand, de Cigarral verarbeitet IA), Agoſtine 
Salayar y Torres aus Mexico, der jedoch den Gongorismus, 
dem er anbing, in feinem Elegir al enimica glüdlih vermie⸗ 
den bat’), fowie Antonio Mira d'Amescua, oder de 
Mes cua, Lope de Vegas Nachahmer, und der zuerft in feinem 
Caballere sin nombre einen Bär aufs Theater brachte*). Alle 
übrigen Schauſpieldiddter, die, wie Huerta erzählt, umter Phi⸗ 
pp EV. allein 3852 Stüde zufammenfchrieben, fliehen noch 
unter dem Niveau der Stallänlfhen comedia dell’ arte. 


ade ar comedias y ocho entremeses nuevos nunca represen- 
mp. p. M. de C. S: Madr. 1615. 4. Comedias y entreme- _ 
5 235 170. Rn 4. Namancia u ra m Tor 3 en 

. T. 454 sq. Rumankia 3. erl. 1811. 8. Mehr, 
——ã— ESchad a. a. D. Br. 

2) Coleccion de comedias. Madrid, Valencia, Yalladokid Zara- 
goza. 1609-47. KXKYIIL. 4. (enth. 332 &t. 8. bav. in Vega del Par- 

Madr. 1637.4. u. 12 Aut. u. ebenf. Introm. in d. Fiestas d. santiss. 
Seramento. Sarag. 1644.4. &.Berz. 0,339 St. giebt Vega ſelbſt im Prol. 
» f. Peregrino.) Coleccion de pr obras szueltas ed en prosa 
como en verso. Madr. 1776—79. XXI. 4. (ohne d. Com.) Tea- 
tro escojido b. Ochoa Tesoro del Teatro Esp. Paris 1836. T. II. 
f. a. Some account of fhe lives and writings of L.F. de Vega and 
Guillen de Castro v8 Fr lord Holland. Lond. 1817. II. 8. 
Lardner. a. a. M. Ent, Gtudien üb. 2. de 8. G. Wien 
1838. 8. —XE — v. —2 — Coben. enie 1820. Bd. I. 8. Ro⸗ 
ment. Dichtungen a. d. Span. v. C. Rihard. Aachen 1824—28. IX. 8. 
Stern, Zepter, Blume ber. v Ev. ©. Freih. v. d. Malsburg. Dresd. 1836 
8. Kaifer Dtto in Florenz — fr. beach. v. P. v. 6. sonen 487.8 Dep. 
überf b. X. Er. v. Schack, Span. Theater. Frkft. a 
u. b. ©. 9. Bohrn, Spanifche Dramen. Berl. — ä i. * u. IV. 

3) f. Viel Castel, Le drame religienx en Espague, in d. Revue 
d. deux mond. 1840. Brux. T. II. p p. 255 29. 

4) Pritnero tomo de las comedias de Alcala 1638. 8. Seg. 
Tomo. Madr. 1639. 4. Com. Valenc. 1652. II. 4. Fama posthuma a 
la vida y muerte de Lope Fel. de V. C. y elogios paneg. escr. P- 
los mas: esclarecidos ingemios solicitados p. Miontalvan. . 


“86. 4. 
5) Autos sacramentales. Madr. 171& 1759. VI. 4. Comedias p. 
3. F. de Apontes. Madr. 1683. 1685—91. 1760-63. XI. 4 Comedias 
ostejadas c. las mej. edic. Basta ahora publ. corr. y dad. a luz p. 
3. J. Keil. Leips. 1827—30. IV. 4, Teatro es cojido, b. Ochoa Tes. 
del Teatro Esp. .T.IIL * „Lardner T.Ill. 32 L Do peo- 
soss dramat. genere. n. praec. e arca principe 
dram. comm. sesih. a, Ge. re Mehr d Sal. PR 
v, wunberth. Dlagus. 18% . B. 

von ——* Schauſp. d. D. P. G. neberſ. d. Anh. m earth. 
Ind. ittel, Kusgaben, Ueberf. u. Quellen, Werke d. Galb. Berl. 
1919. 8. u. — 8* Eu ef. * in d. Wien. Jahrb. Bd. XV. 
L.8Lp. 194 80. X 1 #9: En RL p- 
10 sq. f. Schulze, lieb. d. Ye nandh. "Ping. d. P, C. Weimar 1812. 8. U. 
im Journ, f. ug. u. Mod, Rovbr, 1811. p 681 sg. ebd, 1812, Mai 


152 Spanifhe Poeſie. 


306 .Ulrici, Ueb. Shakſpeares m. Kunſt u. f. Berhältniß 
F —* 3 Göthe. 9 pa J ec has 54 eg - Journ. F} Debats. 
win. 12 et 28 Juill. te v. e pan ——* 

ter. Berl, 1809. II. 8. ebd. 1845. II. 8. — *88 v. 8 Gries. 

Dil. „ss. VII. 8. Auswahl a. C. dram. Werken n. Sähderun ſ. 

Martin. Epgs- 


Pariften. Gotha 1832.12. Schauſpiele aberſ. v. Ad. 


6) Isabela u. Alejandra im Parnaso Esp. T. VI. p. 312. 421 sq. 
7) Comedias. Madr. 1681. 1687. 4. Varias 
profanas que dexö escritas (aumgne no juntas nı retocadas), fueren 
recog. y dad. a luz p. D. J. de Goyeneche. Mi Madr. 1692. 1736; , 1742. 4. 
) Primera parte de sus comedias. Madr. 1654. 4. Primera et 
secunda parte. Valenc. 1676. Verdadera tercera parte. ib. 1703. 
II. 4. Donna Diana a. d. Epan. v. A. Weſt. Wien 1819. 1824.8. Weiber 
— iſt ae möglich, deutſch v. Richard. Yachen 1827. 12. TI. and. b. 





3b. II. u. III. f. Viel Castel a. a. D. 1840. 15 Mars. 
9) 3. * Com fam. Dar la vida por sa Dama, elConde de Sex. 
a. a. 4. 


1) Obras varias. Alcala 1651. 4. Poesias varias. ib. 1619. 8. 
Madr. 1749. 4. b. D. V. Garcia de la Huerta, Theatre hes- 
paäol, Madr. 1788. (XVII. 8.) 1 

12) Comedias de T. de haoline. Sevilla 1627—36. V. 4& f. Viel 
Castel in d. Rev. d. deux mond. 1840. 1. Mai. 


13) Comedias famosas de D. Fr. de Roxas o Rojas de Zorilla. 
Sevilla 1 


14) Comedies de D. A. Salazar y Torres. Madr. 1681—#, II. 4. 
“. in f. Cithara de Apolo. Madr, 1692. II. 4. 

Pit ©. &t. b, Huerta. Aufgez. b. Blankenburg zu Sulzer. Bd, IE. 
p- Mi, 


$. 572. 


Wir Tommen nunmehro zu dem zweiten Abſchnite dleler 
. Berlove der Geſchichte der Spaniſchen Poeſie, naͤmllch zu dem 
Zeitraum von 1701 an, ober zu dem des Ginfluffes ber Fran⸗ 
zoͤſiſchen Aleratur, wo freilich eine fo geiftreiche Eritif, wie fie für den 
frühern®. Eöpinel(Casa de la memoria, im Parn. Esp. T. VIII. 
p. 354 sq.) gegeben, fehlt. Diefer machte fich theils überhaupt fon 
während der Anfänge der Regierung Ludwigs XIV. in Frank⸗ 
reich bemerkbar, theild trat er beſonders hervor, nachdem durch 
das ungluͤckliche Teſtament König Karls II, Spanien einen Frau⸗ 
zoͤſiſchen Prinzen als Philipp V. auf ſeinen Thron hatte erhe⸗ 
ben ſehen. Mit dieſem Ereigniſſe begann in ber Literatur ſelbſ 
ein hartnädiger Kampf, naͤmlich zwifchen denen, die der altem 
Nationalliteratur anhingen und ſelbſt ihre Fehler für ſchoͤn er⸗ 
klaͤrten, und dieß war das eigentliche Volk, und zwiſchen ben 
Bomehmen und Schoͤngeiſtern, welche die Franzoͤſiſche Literatur 
weit über die ihres Vaterlandes ſtellten, und in dieſer nur das 
ſchoͤn fanden, was mit. den Grundſaͤtzen ber Franzoͤſiſchen Poetil 


Spaniſche Pocfie. Drama. 153 


ütereinlam nu natäriih num feibhR im biefem Geiſte dichteten. 
Eeit dieſer Zeit ſchreibt ſich nun jemer noch heute auf dem 
Cyanifien Theater beſonders bemerfbare Weriſtrelt achtſpaniſcher 
Prebucte mit licherfepungen oder Rachahmungen framzöffder 
Dramatiter ber. Um gleich bier Reben zu bleiben, bemerken wir, 
daß noch im ber alten Manier Calderon's fihrieben Francisco 
Bances Candamo (+ 1709)", Antonio de JZamora?), 
bein hechizade por fuersa am berühmteſten unter feinen 
Städen iR, Jofe de Cañizares, deſſen domine Lucas’) und 
cin treffliches Bil des Menommißenichene auf den Spauiſchen 
Untverfitäten giebt, Bicente Garcia de la Huerta, der 
ſelbſt einige heftige Invertiven gegen bie Franzoͤſiſche Manier 
leſsließ“) und Ednard de Bororiza°), obgleich auf Lehtere 
ver Franzoͤſiſche Einfluß obme ihr Wiſſen und Wollen eingewirli 
hat. Dagegen Randen auf der andern Seite Don Ramon 
ve la Cruz, y Eano (1728— 95), der in affonizenden Redon- 
diſlen ein aͤchtes Boltetuftpiel fünf”), Agokino de Montiano 
y&ugando (geb. 1697, ge. nad 1754), defien Virginio und 
Ataulpho, mit Nusnahme der von ihm an die Stelle der Alexandriner 
sefchten reimiofen Jamben allen Anfprüden der Framo ſiſchen Critit ges 
nägen follie”), und beſonders huldigten in neuerer Zeit dieſer 
modernen Gorm Ricafio Alvarez de Cienfuegos, Ma⸗ 
auel Quintanak) und der befaunte Francisco Marr 
tinez de la Roſa, aus Granada (geb. 1788), defien vinde 
de Padilla aber ſchon politiſche Tendenz hat, dagegen aber zeigt, 
daß er durchweg durd das Stublum der alten Nationaldramatiker 
gebiſdet IR’) und cbenfo wie Leandro Fernaudez Moratin 
aus Madrid (1758 — 1828) der Spanifche Moliere, mit Recht des 
Wicserherfichker des Spaniſchen Luffpield genannt werden Fans, 
weil er das Gehe aus ven Franzoͤſiſchen Muftern aufnahm und 
Damit die Fehler und Mängel feiner Borgänger befierte, lann auch je 
ner auf ven Namen des Reformators ber Spantichen Tragödie Anfpruch 
maden”). Allerdings konnten weder der eine nech der andere 
felgen Grfolg erringen, wie des Breton de los Herreros 
Marcela im Genre des Lußfpleld oder des John Garcia 
Outierreg Drama Ei Trobador (1836), da erflered in ei⸗ 
mm Tage zweimal aufgeführt werben mußte, letzteres aber fo 










154 Spaniſche Poeſie. 


geſiel, daß ſein Verſaſſer auf der’ Bühne erſcheinen nur, 
was fange wicht dageweſen war. Außer Ihnen‘ werben no 
M. 3 de Larra (+ 1836 dur Selbſtord), Trueba, 
Joſe Muñoz Maldonado, Madame Sabater, deren Ten 
goͤdie Egttona ihr ebenfalls Herauotufen verkhaffte, x. gerühmt. 
1) Poesias comicas, obras posthumas p. Fr. Banzea Cundamo. 
Madr. 1722. IE. 4. 
2 Comedias di A. di Z. Madr. 1744. II. 4. 
Comedias de Jose Cai, Madrid. 1744. I. 
4) Tragedias de V. G. de la Huerta, if T. ZY f. Thestre. 
5) Teairo Originsl. Paris 1822. 12. 
6) Teatro de R. de la Cruz. Madr. 1786. X. 8. i u ' 
7) Discurso sobre las tragedias Espajolas, c "ia Virgi ‚ia, 
drid 1750. 8. Ataulpho ib. 1753. 8. . teffing Theatr. ibl. hr 


p. 118 

9 re Gt. b. Ochoa Teatro Es Kap. 7 

9) Obras literarias de D. Fr. Mart. de la Rosa, Parin 1627-2 
V. 8. Poesias y las dos comedias de Fr. Mi. de la 
Zusal, Schrift. n. d. Span. Urſchr. bearb. v. X. Shife. Selber * 


10) Obras de Leandro Fern. Mor. Madre. 1830. VI. 8. Paris 
1825. 111. 8. Bon biefem find die Trauerſpiele bed Ricolo F. M. zu me 
terſcheiden (Teatro de N. T. M. Madr. 1763. 8.) 


$. 578. 


Eben fo mager wie die Ausbente diefe® Abſchnitts für die 
dramatifche Literatur der Eyanier iM, iſt fie im Ganjzen aud 
für die übrigen Dihtungsarten. Beſchaftigen wir uns zuerſ 
mit dem Epos, fo führt man des Pedro de Peralta 
Gründung Lima's!), die Eroberung‘ von Merico des D. Fran 
cisco Ruiz de Leon?) und des Juan Eſscoiquiyꝰ) (1702 
— 1820), des Brafen de Rorofa Omniade*), des Don Juan 
Melendez Baldes (1754—1817) Caida de Lusbel”), 
des fleißigen Surifien Don Felix Joſe Reinofo Inocencda 
perdida®) nad) Miltons Stoffe, des Ruiz de la Vega Pr 
layo?), de8 Don Fernando Corradi mehr lyriſchen Torrijos, 
und die auf die Preisaufgabe der Madrider Arademie von ber 
Belagerung Zamoras durch den König Sancho 1881 einge 
gangenen drei Epopden des Baron de Biguaral, D. Ber 
nando Eorradi (1832) und Don Joſe Ioaquim be 
Biruss y Spinola (1838) an,’ allein af D; Angel 
de Saavedra, Herzog von Rivas, defien Paso honross · und 
Florinda nod in dem Geſchmacke ‘ver modernen: Brangöffien 


Spaniſche Poeß⸗. 1533 


Nemantiker waten, werfudhte fit fehıem More exnosito bie :Mor 
deme romanartige Behandiung des Epiſchen in ber Manier W. 
Seelno in die alten Nationalformen einzukleiben?), Als comi⸗ 
ſcher Dichter IR nutr Joſe de Sy lveſtre Marquis von Cuel⸗ 
lar zu nemen*). Was das Lehrgedicht anlangt, fo..wirb 
dieſes befonders durch deo gelchtien Tomas de Nriarte!) 
aus Orotova anf Teneriffa (1700 — 9 Lehrgedichte über bie 
Mufit und literariſche Fabeln (67), deren Nalvetaͤt der Laſontaines 
nicht nachſteht, aufrecht gehalten, obwohl auch des Nicolas Fer⸗ 
nandez de Moratiny (+ 1780) Jagd, des D. Juan Rep 
muceno Gonzales de Leon (Eanpido Maria Triguſa⸗ 
ro 6)2) zwoͤlf phitefophifihe Dicätungen in Pentametern (um 1736), 
des Diego Antonio Reion, de Silva Lehrgedicht von ber 
Materei”*), die Adopiihen Fabeln des Felix Maria Sama⸗ 
niego*) md die Eyigramme des D. Francisco Gregorioe 
Sala 89) gerühimt werden. Was endlich die Lyrik anlangt, fo hatte 
noch verſucht, den alten claſſiſchen Styl feſtzuhalten, die Nonne Donna 
Juana Inez de la Eruy') zu Mexico, dern mit maännli⸗ 
chem Geiſte abgefaßte Sonette ihr der Namen der 10Oten Muſe 
verſchafft haben, obgleich ihte allegoriſchen veliglöfen Prolege 
(kLoas), unter denen EI divino Narcise: (d. goöttliche Ranch = 
ver hinmliſche Bräntigam, Chriſtus) am Hoͤchſten ſieht / unbebiugt 
beſſer find, und im Gegenfage zu ihr Gugenio Gerardo 
Lob 0”) (1668) den Gongorismus. Siche, da trat: D. Ignaz 
cio de Luzan'’y- Elaramunt de Suelves y Gurrea 
(+ 1754) mit feiner berühmten Poetik (1737) auf, und warb 
durch diefe tm Seiſte Boileau's geſchriebene Kunſtcritik der Stif⸗ 
ter der entidhieben franzoͤſiſchen Schule und, ſuchte Durch eigene 
poetiſche Verſuche, groͤßtentheils Gelegenheitögeniäte (z. V. das 
Urtheil des Paris) und Heine Open und Canzonen, die. Vor⸗ 
zge ver Franzoͤſtſchen Correcthelt 'und Eleganz vor dem damals 
no angefehenen. Schwulſt ber Gongoriſten ins Licht zu flellen, 
fonute es jedoch nicht mit des waden Vicente Barrig 
be la Huerta”) (1720—97) im. altnatienalaı Style ges 
ſchriebenen Arbeiten -aufuchmen; "unter denen ſich befonders feine 
Fiſcherecloge und Romanen. audzeichnen, wiewohl biefer dabei 
nicht ungerecht gegen die Borzüge her Galliciſten war, ſonſt 


156 SDpaniſche Poche. 


whrbe er nit Boltalred Zaire für Die Spaniſche Bühne bear 
beitet Haben. Andere treffliche clafſiſche Lyriker waren nod Leon 
de Artoyal?!) und Pedro de Montengon?), beide Oden⸗ 
dichter, der fon genannte Juan Melendez Baldes ans 
Nibera, deſſen Anacreontiſche Lieder und lyriſchen Romanen 
unübertrefflih genannt werben Tönnen, der Graf de Roroa”), 
Joſe Igleſias (1755 — 91), Nicafio Alvarejz de 
Cienfnegos (+ 1812), eigentlich aber mur als Tragiker be 
dentend?°), die eifrigen Legitimiſten D, Juan Bautifa de 
Arriaza y Superwiela”) (geb. 1770), ein bedeutendes fa 
tiriſches Talent, und Juan Nicafio Ballego?) (geb. 1777), 
D. Alberto Lina?) (geb. 1775), der auegezeichneifle aller 
Ichenden Dichter Spaniens, D. Iofe Zoaguim de Mora”) 
ans Cadir (geb. 1790), der fon genannte Martinez de 
la Rofa (wegen feiner Blegle Zaragoza), Manuel Jofe 
Duigtana”) aus Madrid (geb. 1772), Bablo de Fe⸗ 
rica*) aus Bittorla (geb. 1781), Serafin E. Ealderen”), 
Manuel Maria del Rarmol?), die Donna Maria Ro⸗ 
fa Galvey”), D. Manuel Breton de los Herreros 
(geb. 1800 zu Quel bei Logroiio), durch feine Luſtſpiele aͤußerſ 
yopulär”), Zofe Zorilla Moral’), ber beliebteſte ame 
den jetzigen Syeifern ıc.””), von denen allen uns F. 3. Wolf in 
feiner Floresta de rimas modernas castellanas (Paris 1837. 
18.) Broben gegeben bat. 


1) Lima fundada. Lima 1732. II. 4 Berſchieden IM des R. de 
Baldez Poeme hereico  hispano - latino- panegyrico de la fundacien 
de Lima, Madr. 1687. 


2) Hernendia, * de la fe y gloria de las armasespaäc- 
les poema heroico; a de Mexico, proezas de H. Corte, 
blasones y grandezas nuorD mundo. Madr. 1755. 4. 


3) ee —— pocma her. Madr. 1798, HI. 8. 
4) Omminde o la separacien de la menarguia arabe- espaßol8. 
Madr 1816, IL. 8. 


5) b. Ochoa, Tesore de los poem. 441 Poesias liri- 
cas. . 1786. 1797. II. &. TE 


6) Inocemcia perd. Madr. 1804. 8. u. b. Ochoa p. 440 1: 

7) Don Pelayo, poema hist. Maär. 1839-40. III. 8. 

8) Torrijos 6 las victimas de Malaga. Madr. 1835. 8. 

9) Poesias. Ed. Seg. Madr. 1820 - 21. II.. 8. (Darin ES Pa30) 


Spaniſche Poeſie. 167 


Mere expösito 6 Cordöba yBurgos en el sigle decimo, leyenda en 
dece romances. Paris 15 II. 12. (Darin Florinda) mances 
kistericos. ib. 1836. 12. 


46) Ei robo de Proserpine. Madr. 1731. 4. 

1f) Cell. de obras eu verso y prosa. Madr. 1787. VI. 8. Fabu- 
ies literaries. ib. 1782, 8, Deutſch v. Dertssch. Epag- 1788, 12% . 

12) Diana, Madrid. 1765. 8. Las naves de Cortez destruidas, 
poema ep. ib. 1785. 8. Obras postumas. Barcel. 1821. 4 

43) Ei poeta filosofo o poesias Rlosolicas. Sevilla 1775. 4. 

14) La pintera, pooma did. em ires cantos. Segor. 1786. #. 

15) Fabulas en verso castel. Madr. 130%. II. 8. 


16) Coleccion de los epigramas y otros poesias criticas, satiri- 
cas y prosas. Madr. 1827. 12. 


17) Poomas de la unioa poelisa americann musa dezima , suror 
5. 5. de la Craz. Madr. 1680. Barcel. 1694—43. Lisb. 1701. MI. 4. 
Val. y Madr. 1725. 4. 

18) Obres poeticas. Madr. 1758. IT. 4. 


La Poetica & Regias de la Poesia eu general y de zas prin- 
55 Zarag. 1737. fol, &. Ged. im Parn. Fam ia -T. —8 
7. IV. p. 157 29. 
20) Obras poeticas, Madr. 1778-79. II. 8. 
21) Las Odas, Madr. 178%. 8. 
RUE — 
mane rane . er e it El Eusebi 
(Madr. 1786. IV. 8) P ’ “ 
23) Poesias. Madr. 1799)—1800. I. 8. 
24) Obres. Madr. 1802, U, 8. Poesias. Barc, 1300. IE. 8. 
Bor Dbras poelicas. Madr, 1816. Al. 8. Paris. 1821. 18, 
rimicias 6 colecc. de los primeros fratos podtices de 
. 1797. 8. Poesias liricas. Madr. 18%9—-3?2. II. 8. Pa- 
3 18%. 8 2. Poosius „petridticas, Land. 1810. Ed. II. Medr. 1815. 6, 
Emilia poema did. ib. 1803. 8. 
77) Oda & Buenos Ayres. Madr. 1807. 8. Elegfa al Dos de 
BMaye. ib. 1808. 8. Des Elegias ib. 1819. 8. ©. Geb. b, Wolf a.a.D. 
28) Poesias. Madr, 1822, 8, ib. 1837. II. 8. 
29) Meditaciones peeticas. Lond. 1826. 8. Leyendas y algunas 
ins sueltas. Paris 1838. 8, Nino segundo, Frag. Madr. 1815. 8. 
30) Po&sias. Madr. 1802. 8. Poösias, incl. las patrieticas y las 
Tragedias ib. 1821. II, 8. 
31) Ensa Valenc. 1o14. rin 1817. 8. Poesias. Ber- 
deux 1831. 5 3 rege fabulas. ib, 1838 
32) Poesies del Solitario. Madr. 1833. 
33 Ramancero o pequella colecc. de remancıs, Ser. 1854. H.8. 
84) Obras peeticas. Madr. 180%. III. 8. 
35) Poesias sueltas. Madr. 1831. 8. Me ver Satin B. Cont 
ferer Alarméuico. Madr. 1828. 8. Contra ? hombres- en "de- 


iensa de las mu ib. 1829. 8. Ei carmayal, ib 1589 8, eto. 
Poesias. Madr. 1836. I—VI. 


f. Odoa im Geſeuſch. 1846. ar, 133.) 


158 Portugleſtiſche Poeſie. 


8. 574. 


Wenden wir und jeht nach Portu gah binüher, So: 
wir zuerſt bemerten, daß die Geſchichte der Poeſie!). dieſes Landes 
durch verſchiedene politiſche Einwirkungen ihrer Geſtaltung nad 
auch in mehrere Wofchnitie zerfällt als Die Epaniſche. So um 
faßt denn ber erſte von 1524-1580 bie Glamgepodie deiſel⸗ 
ben, wo nicht allein die In Indien: gemachten. Eroberungen das 
Land mit materiellem Reichthum erfüllten, ſondern auch vie gro⸗ 
fen Genies ſich theils Im Sonnenfheln eines. prachtliebenten 
Hofes pflegen, theild in der niedern Hütte ber Armuth gedeihen 
konnten. Die claſſiſche Schule Diefer Zeit beginnt fehr frübydtig 
befonder6 durch Johann's 134. Thaͤtigkeit für die Bolfdbilbung 
beroorgerufen, mit defien Bünflling, dem oben ſchon gemannten 
Sa de Miranda aus Coimbra (geb. 1494; gefl. 1558), 
der zwar feine meiften Hiriengebichte,, worin er. Meifer if, in 
ESpaniſcher Sprache ſchrieb, aber in feinen ypoetifihen ‚Epiken 
als würbiger Nachahmer des Horaz und in feinen Liedem ale 
Achter Volsdichter erfcheint?). Heben ihm flieht des Portugiefiſche 
Horaz Antonio Ferreira aus Liſſabon (1528-1569), 
defien Oden ganz im Geifie dieſes großen Mannes find, darin Co 
nette aber mehr an Petrarca erinnern, wie er'"derih' überhaupt 
im Innern fowohl ald Aeußern ſich durdgängia- an bie Stalläne 
anſchloß, und fogar in der Form auch nikt em einziges. Gedicht 
im alten Rationalfiyle hinterlaffen har’). Sein Freund, Nachah⸗ 
mer und Bewunderer Pedro de Aundrade Caminha 
(+ 1589) hat ihn nur- in der Form und tm Style erreidt, 
und au hier nur. in feinen Gpigrammen, an eigentlicher did 
terifcher Begeiſterung aber fteht er ihm weit nadh*). , Ein an 
derer Schüler Fereiras I Diogo Bernardes (+ 1596) 
deſſen Eclogen und Epiſteln, die unter den Titel o Lyms 
dem Namen eines Fluſſes, an deſſen Ufer er feine. Hirten wer 
ven: läßt; zuweilen. allerdings an Camoens, von dem er ſich ld 
der Mehreres zugeeignet haben fol, erinnern, iſt durchweg ei 
gemachter Dichter, deſſen mit Concati’d. durchzogener ‚Eiyl piel 
Aehnlichkeit mit dem Marini's hat’). Auch fein Bruder. Agoſtinho 
da Cruz wird beſonders wegen feinen geißlichen Gedichten, 


Porktugiefiſche Poeſie. 159 


De alle eine ſehr melancholiſche Faͤrbung haben, geſchaͤtzto), cbenfo 
we Fernand Alvares do Driente aus Goa, der In ſeiner 
ans einer Miſchung von Proſa und Berfen befichenden Eusita- 
nie transformada eine in der Forge eines: Hirtengedichia treff- 
Uq eingelletvete Naturſchilderung feines Mutterlandes giebt?). 
Gleichzeitig füllt neh der Schuflicer Gongale de Bandarra 
aus Tranucozo, deſſen Volkslieder, worin er eine Megane 
sation feiner Ration verheißt, noch ‚heute geſchaͤht werben®). 
Mein welt überfrablt alle dieſe Geſtirne am Dichterhimmel 
Portugals der große Luis de Camoens aus Liſſaban, der 
in feiner Lus. C. X. in den Worten „, Ayuolle ara lyra so- 
nerasa; Sera mais. ssamada que ditosa“ ſelbſi eine Critik 
feines. traurigen Schickſals gegeben, hat. Geboren 4525 in einer 
alten, aber, armen Kamille, erwarb er fi zu Coimbra große 
Kenntnifſe in der Geſchichte und Mythologie, ward aber megen 
einer Liebſchaft zu Liſſabon aus dieſer Stadt nah Santarem 
verbannt, wo er anfangs durch Dichten ſeinen Unterhalt ju vers 
dienen fuchte, dann aber (1546) als Volontaͤr auf bie "Damals 
gegen bie Maroccaner kreuzende Flotte eintrat: Er verlor bier 
vor Ceuta ein Auge, kehrte dann, nach Liſſabon zurüd- und faiffte 
ſich 1553 nah Goa ein, um da fein- Gluͤck zu verſuchen, al⸗ 
lein eine Satire auf die dafige Regierung, die ihn gaͤnzlich ver- 
wadhläffigt hatte (Disparstes na India), bewirkte feine Verban⸗ 
nung nah Macao, wo er fünf Jahre als provedor mör des 
defuntos lebte und in der nad ihm benannten Eamsensgrotie 
fein bawunderungsivürdiges Bericht ſchrieb. Nach Goq zurück 
gefchrt, verlor er bei einem Schiffbruche alle feine Hape und 
wurde fogar wegen angeblichen Untecſchleifes eingeipertt: Ent⸗ 
lafien fehrte er vach Liffabon zurüd, no er, während Die PeR 
wütgele (1572), feine (on). Lusiadas (d. h. die ‚Lufitanier) 
pisbllcirte. Allein da die ihm dafür. gewährte Penfion von 
15000 Res — (25 Thlr.) nitt zu feinem Lebensunterhalte 
ausreidte, erhleit ihn ein treuer Sclave durch Betten, bis er 
1579 im einem Hospitale farb. ' Sein großes Epos, worin 
er die Thaten ſeiner Landsleute in Indien fetert, iſt durdigängig 
Originalz es iſt eine Nachahmung der Arneide- und ſucht bie 
ganze alte Geſchichte feiner Nation mit ihrem Ruhme in fhren 





160 Poeſie in Portugal. 


Bereich zu ziehen, verſtoͤßt aber durch ſeine Berbindung ber held 
niſchen Wunderwelt mit dem Ehriftienthum gegen den guten Ge⸗ 
ſchmack. Das Metrem iR der heroiſche Jambus in gereimim 
DOctavn, die 102 Strophen in 10 Befängen ausmaden 
Sein Haupttaient beruht darin, daß er durch den Zauber feiner 
Poeſie die trodene Geſchichte ſelbu poetiſch zu machen gewußt 
hat, ohne deshalb allzuſehr von der Wirklichkeit abzuweichen. 
Außerdem binterließ er noch 301 Gonetts, die allerdings auf 
viel Conceiti's entbaltn, 16 Cangnens oder Romanım im 
Geſchmacke Petrarca's, 13 Oden, 15 treffliche Eclogen, 4 60 
tinen, 21 Elegieen, 3 Luffplele, eine Menge Redondillas obdet 
Endechas und Kleinigkeiten (voltas, motes und motes gloea 
dos), die eine Urt Scularbeiten find, fowie Octaven au 
Rorenha über die Schlechtigleit der Welt, und die oben genanık 
Satire 

9) Parnase Lasitano ou Poessias Selectas dos Anctores Pertu- 
guezes anligos e modernos ill, c. not. Paris 1826—27.V. 32. 

2) Obras de Fr. ‚de ‚Sa de M. Lisboa, 1595. 1614. 4. 1632. 16. 
4651. 1677. 8. 1784. 1 

3) Poemas — Lisb. 1598. 4. 1771. II. 8. 


4) Poezias de P. d’Andrade Cam. mand, publ. por ordem de 
Acad. Real. Lisb. 1791. 


50 egiogas, flores de Lime, rimas varias. Lisb. 1761 — 
70. III. 12. 2 (Varas rimas ao bom Jesus e à virgem gloriosa Tr 
möi etc. Com outras mais do homesta e& prorsitose ıkam. P. 
Bern. neturel de Ponte de Lima. Lisb. 1770 


6) Seine Seh. fichen in dem III. Bde. b. Olymn Teines Bruders 8. 
deſſ. Var. Rim. u. Varias poezias de Fr. Ag. da Cr. collegidas P- 
J. Caetano de Mesquite. Lisb. 1771. 12. 


7) Lusitania transformada. Lisb. 1607. 8. 
8) Rimas. Paris 1600. Nantes 1646. 8 
9) S. Sev. de Faria, Disc. AT Polit. Evora 1624. —ã 
Niceron, Mem. T. xıXyı 4 sq. New Lond. Mag. 1789 
Octhr. p. 480 04. Dia — 8— —5 IL. p. 253 Reue Cänbers und 
Bölkerkde. 1787. I. p. 35 »q. Ant. de Aranja de zevedo, Mem. € 
defeza de Camo2s contra de la Harpe, in d. Mem. de L Lie. re 
T, VH. p. 1 1q. Gin. Rad. v. Port. 1778. p 
Rtuden litter. p. 218-233. ch. Magnin, Not. s. Leis, 6 vor L- 
j d. nourv. rev. p. Dubeux. Paris ol. 18. Denis, —* 
et ses ses contemıporains, Der or L. Las. trad. . Fournier 
ib. 1841. 18. u. Dei. . ib. 1846. p- 10 mager. m Gil 
Fi 3A 1 ag. Lardner ‚a8. p. 295 »q. Adamson, Mem. © pe 
Ike L. de Cam. Lond. 1820. II. 8. Obras. Par * 
1759. IL 12, 12, LE. m. 177980. 1782—83. III. 8. Paris 1815. * 
18. Os Lusiadas com priv. real. Lisb, 1572. 4. c, alg. amm. ib: 1 


Portugiefifche -Poefie. 161 


8. 1597. 8. 1631. 24. com, & M. de Faria y Souza. Madr. 1639. II. 
fol. ill. c. var. not. p. J. Garcez Ferreira. Napol. y Roma 1731— 
32. 11. 4. Coimbra 1-00. 11. 18. p. J. M. de Souza Botelho. Paris 
817. 4. 1819. 8 Paris 1823. 32. c. not. p. 3. de Fonseca. ib 1846. 8. 
Rythmos divididas em cinco partes. Lisboa. 1595. 1593. 1607. 1614. 
1616. 1621. 4. 1629. 1645. 24. Rimas varias coment. p. M. de Faria 
7 Sousa- Lisb. 168589. II. fol. D. Eufiade a. d. Portug. in beutfche 

ttavereime überf. v. Ih. Hell u. Zr. Kuhn. M. erkl. Anm. u. Rot. zu 
d. Leb. d. Dicht. verf. erie- 1807. 8. %. d. Port. überf. v. C. C. Heiſe. 
damb. „1906 Bd. E 8. D. Lufiaden verd. v. 3. 3. ©. Donner. Gtuttg. 
1833. 


$. 575. 


Neben Camoens if num aber der eigentlich noch der vorigen 
Periode angehörige Portugiefiite Ennius Bernaldim Ri- 
beyro aus Torrad (1495 — 1521) zu erwähnen, der nicht 
allein durch feine Hirtengedichte in Redondillen das Landleben 
im feiner höchſten Poeſie dargeflellt!), und zu vielen Radah- 
mungen, unter denen eigentlih nur fein Nebenbuhler Chriſto⸗ 
vam Falcam?), Gouverneur von Madera, ihn erreicht, Geles 
nenheit gab, während er doch nur feine Liebe zur Beatrir, ber 
Toter des Königs Emanuel, darin fchildern wollte, fondern aus 
in feinem aus gleihem Grunde gefchriebenen, aber dunfeln und 
. umbeendigten Profaroman Menina e Moca (dad unfduldige 
junge Mädchen) zuerſt den Verſuch machte, die Sprade feiner 
Landsleute zu veredeln. War diefer Roman, in dem, wie in 
fkinen Eclogen die Hirten, feine Helden jene melandolifde 
Trauer characterifirt, die Cervantes an dem über feine Liebe 
drütenden Don Quixote fo ſchoͤn gezeichnet hat, halb dem Genre 
des Schaͤferromans, halb dem des Ritterromans angehörig, fo 
iR dus Lebtere ganz der Fall mit des Francisco Moraces _ 
aus Braga (ermortet zu Evora 1572) Geſchichte Palmerins, 
die bekanntlich der Pfarrer bei dem in Don Quixote's Biblio» 
thet angeflelltin Bücher» Autodafe ebenfo forgfältig wie den 
Homer bewahrt wiffen will, was cher feine für die Sittenges 
ſchichte jener Zeit wichtigen Gefpräche verdienen’), obwohl ber 
drrtte von Fernand Alvarez do Driente gefhriebene Theil 
des Palmerin von Englond am Bellen den Abſtand von feinen 
Mufern darthut. Beide waren natürlich Erzeugnifie des das 
mals aligemein berrfchenden Geſchmacks an den Amadisromanen, 
die ia bekanntlich auch ein Portugiefe, Vaſsco de Lobeira 

Größe, Handbduch %. kiterärgeſchichte. IE, 11 


162 Poeſie in Portugal. 


fhon In der vorigen Perlode durch feinen Amadis de Ganla 
eingeführt hatte. 

1) Historia de Menina e Moca p B. R. agora de novo estam- 
pada e con summa diligencia emend. assai algüas eglogas suan, 
Ferrara 1554. 8. Evora 1557. Lisb. 1559. Evora 1578. Lisb. 1635. 
1785. 8. 

2) Die Erloge in d. Ausg. d. Rib. v. 1554. f. exxxij sq., f.CLj 2q. 
ſ. übr. Gedichte, 


3) Chronica de Palmerim de Inglaterra. P. I et II. Evora 1567. 
fol. ib. 1592. fol. Chr. de Palm. de Inglaterra, primeira e segunda 
parte, p. Fr. de M., a que se ajuntad as mais obras do mesmo an- 
tor. Lisb. 1786. J1I. 4. (Terceira y Quarta parte p. Diego Fernan- 
dez. Lisb. 1587. fol. Quinta e sexta parte. ib. 1602 fol. ſ. meine Sa⸗ 
genfreife. p. 425 8q.) Dialogon, con hum desengano de amor sohre 
cerios amores que teve em Franga coın huma dama franceza de 
Rainha, D. Leonor. Evora 1624. 8. 


$. 576. 


Pie bei den Griechen die mit Gefang und Tanz begleites 
ten Dionvfien die Entfiebung des Dramas herbeigeführt hatten, 
fo verdanfen aud bie Portugieſen den von ihnen begierig bei⸗ 
behaltenen, mit Bantomimen begleititen Waffen» und Kriegstängen 
ihrer früheren Zwingherren, ber Mauren, den fogenannten mou- 
zarias, die erfie Anregung und ihr Wohlgefallen an Bühnen- 
Rüden, Der eigentlibe Begründer ber dramatifhen Kunft bei 
ihmen iR aber Gil Vicente (geb. vor 1490, geft. vor 1562), 
den man mit Unrecht, denn er hat fih nad fi felbft gebildet, 
den Bortugiefifben Terenz oder Plautus genannt hat!). Er vers 
Heß die jurifiifge Laufbahn, zu der er beſtimmt war, früßgeitig, 
und publicirte 1503 feine erfim Etüde, in denen er ſelbſt als 
Schaufpieler auftrat, wie denn auch feine Tochter Paula von 
ihm zu einer fehr berühmten Actrice gebildet ward; ebenſalls eine 
Neuerung, denn früher hatten nur Männer die Autos darſtellen 
dürfen. Da fein erſtes, zur Feier der Geburt des nachherigen 
Königs Johann III. geſchriebenes Stuͤck in Spaniſcher Sprache 
(1504) erſchien, und Lope de Vega ſowie Cervantes ſich. offen⸗ 
bar nach ihm bildeten, wie man denn alle ſeine Maͤngel auch 
bei ihnen antrifft, fo kann man ihn mit Recht zugleich auch für 
den Schöpfer des Spaniſchen Theaters anfehen. Seine (16) 
Autos, zur Feier des Weihnachtsfeſtes beftimmt, lafien aut, um 


Dorfie in Portugal. 163 


der Mode zu huldigen, Hirten auftreten, allein die neben ihnen 
arfkeinenden Engel und Teufel, die heilige Jungfrau und allegorifche 
Berfonn machen mit den ihnen in den Mund gelegten myſti⸗ 
ſchen Trfotalitäten auf uns einen widrigen Eindrud, Nichte 
als dialogiſirte Rovellm find feine Eomödien ; feine Txagicomös 
bien Rechen den beroifhen Comödien feiner Spaniſchen Rachahmer 
weit nad, allein feine Farcen, die unferen Luflfpielen gleichen, 
enthalten viel natürlihe Comil und gut gezeichnete Gharactere, 
wenn ihnen auch, wie fat allen fpäteren Portugieſiſchen Stüden, 
verwickelte Intrigue ganz abgeht, wogegen befanntlich die Spanier 
des Guten hierin zu viel thaten“). Während aber Gil Bincente 
mit feinen Rahahmungen, da er fi den religlöfen Ideen und 
dem abenteuerlihen Character feiner Nation anzuſchmiegen wußte, 
recht populär wurde, fonnte Sa. de Miranda mit feinem im 
claffiſchen Style der Alten und der Stalläner (Arioſt und 
Mackiavel) geſchriebenen Lufipieln (Os Estrangeiros und 
Os ViHalpandos), in deren letztem er die verhaßten Spanifchen 
Soldaten nad dem Muſter des miles gloriosus laͤcherlich macht, 
doch feinen entichievenen Erfolg für feine claffiihe Schule er: 
ringen?). Dieß gelang aber auch feinem Berehrer, Ferreira?) 
eben fo wenig, obwohl er In feinem Eiferfüchtigen (Cioso), dem 
erfiem Characterluftfpiele des modernen Europas, einen faulen 
Fleck feiner Nation berührte und in der Entwidelung der Folgen 
diefes Laſters viel Phantaſte zeigte Allein zum Verſtaͤndniß des 
Stücks war fhon zu viel Bildung nöthig, und dieſe hatte Das 
Volk nicht, bedurfte fie auch zu feinen lieben Fargas nicht, deren 
grobe Späße es ohne Mühe begriff. Daher blieb dieſes und 
feine anderen Stüde auf die Darftellungen bei Hofe, auf den 
Univerſitäten und Schulen befchränft, und konnte nicht Ins 
Bolt eindringen, was noch weit weniger mit feinem Trauer: 
foiefe Ines de Caſtro der Fall war, der zweiten regelmäßigen 
Tragödie der neueren Zeit (die erfie war Triſſino's Sophonisbe), 
worin ſich der Geiſt des mittelalterlihen Ghriftenihums geſchickt 
mit der griedifchen Würbe gepaart zeigt, aber ‚leider der leben⸗ 
digen Handlung umd aller Thentereffecte ermangelt, wozu noch 
mehr feine Anwendung der Chöre beiträgt. Auch Camoens‘) 
gab eine nicht mißlungene Bearbeitung des Amphitruo ‚und 
- 11 


164 Poeſie in Portugal. 


wußte in feinem. Filodemo bie fonderbare @rcentrichtät ber 
- Abenteurer feiner Zeit treffend zu malen, allein die in feinem 
Seleucus auftretenden Griechen find gute Bortugiefen, wie fie damals 
lebten. Endlich war zu feiner Zeit aub Jeorge Ferreira de 
Basconcelios (+ 1585) beliebt, allein feine 3 Luffpiele (Ufre- 
sina, Ulissyppo und Autografia) find wegen ihrer pedantiſchen 
Gelehrtthuerei und ihres widerwärtigen Woralifirens jegt nicht mehr 
lesbar, und konnten auch damals ſchon nicht Die Autos und Farcas?), 
die Portugieſiſche comedia dell’ arte, verdrängen, neben denen 
ſich dur Stmon Madado’) jme an Unwahrſcheinlichkeit 
die Autos noch weit übertreffenten Zauberfpiele (comedias ma- 
gicas) einhürgerten, die bis ind 18te Jahrhundert beliebt blie⸗ 
ben, während jene durd bie lateiniſchen Tragicomödien, welche 
die Jeſuiten in ihren Gollegien aufführten, und womit fie den 
großen Haufen noch mehr verbummten, immer weiter in dem 
Hintergrund gedrängt wurben. 


1) S. Barreto Fejo e J. G. Monteiro, Ensayo sobre a vida 
escrito de G. V., vor |. Obras 0. a. O. T. 1. p. I-XXXIV. Tele 
mann b. Prug ir. hiſt. Taſch. 1843. p. 210s8q. — Compilagaö de todas 
sus obras, a qualsereparteem cinco libros, Lisb. 1562. fol. 1586. 4. 
Obras, corr. e emend. Hamb. 1834. III. 8 


2) Comedias de Fr. de Sa’ e Miranda. Coimbra 1569-60. 8. 


3) Comedias. Lisb. 1622, 4. ©. Ines de Castro in f. Poemas Lu- 
sit. Lisb. 1771, T. II. E . 


4) Comedia dos Enfatrios y comedia de Filodemo. Lisb. 1615. 4. 
u. In ſ. Obras, 


- 5) Comedia Ufrosina. Coimbra 1560. Lisb. 1616 1786. 8. Come- 
dia Ulysipo. ib. 1619. 1787. 8. Comedia Autografia. ib. 1619. 1787. 8. 


1 * ESamml. dav. fpät. in d. Teatro comico portuguez. Lisb. 1744 


7) Comedias portuguezas, p. Simaö Fr. Bonav,Machado. Lisb. 


$. 577. 


Der zweite Abfehnitt der Geſchichte der Portugleſiſchen 
Poefie in dieſer Periode umfaßt den Zeitraum von 1580 — 
1683, und obgleich ebenderfelbe auch der der nationalen Er⸗ 
niedrigung if, fo bat doch der Einfluß des Camoens das Ueber⸗ 
gewicht behalten; denn der einmal von biefem gegebene Impuls 
riß eine nicht geringe Anzahl bebeutender Männer zu feiner 


Doefie in Portugal. 165 


Rachahmung dahin, ohne daß biefe jedoch bloße ſclaviſche Schü, 
ler defielben gewefen wären. Ueberwiegend an Talent waren 
jedoch nur die Epiler und Bufolifer. Erſtere leiden freilich 
noch am Mangel der Einheit und eigenilichen Kunſtform, ja fle 
übertreiben das an fih ſchon Wunderbare allzugern, allein da⸗ 
für find ihre Darftelungen und Charactergemälde meifterhaft, 
und aud die Schilderung der tieferen Gefühle des menfchlichen 
Herzend iR ihnen meift fehr gelungen; beſonders aber in der Bes 
fhreibung aller zur Nautik gehörigen Dinge haben fie fi ale 
Söhne der damaligen Beherriherin des Meeres gezeigt. Am 
ihrer Spite fleht Jeronymo Eorterenl, der, nadbem er 
Indien und Africa bereit, in der unglücklichen Schlacht bei 
Alcayır Kebir gefangen, erſt fpät feine Freiheit erlangte und 
eine fon von Camoens berührte Epifode von dem Ungluͤcke 
des Manuel de Souza Sepulveda und feiner Gattin Leonora 
de Sa, fowie die Belagerung von Diu zu Gegenfländen von 
Eyopden machte!). Diefelde Leonora und die Schlacht bei Al- 
cayar Kebir ſelbſt beſang fein Freund Luiz Pereira Brandams 
aus Porto, der aber an berfelben Lingleichförmigfeit wie biefer, 
leidet, dabei Ihm einzelne wunderſchoͤne Stellen von matten Längen 
yaralyfirt werden). Antike Energie und Würde vereinigen 
Mauzinho Quebedo von Setubal In feinem_Alphons dem 
Africaner?) und Gabriel Pereira de Eafto (1572 — 
1632) in feinee Ulyssea, worin er die fabelhafte Gründung 
LUſſabons durch Ulyſſes feiert‘), was fpäter auch Joao Go» 
mes de Pego md Souza de Macedo?) thaten. Alle 
feine Vorgaͤnger übertrifft aber Francisco Sa e Menezes 
aus Borto (+ 1644), der in feiner Eroberung von Malacca, 
worin er den großen Albuquerque ebenfo befiegt wie Camoens 
in feiner Lufiade den Basco de Gama, was bie Anlage ans 
langt, Letzterem fehr nahe kommt‘), Nur an edlem Patriotis⸗ 
mus kann der tapfere Brad Mascarenhas (1596 —1699) 
mit ihm verglichen werden, der bie Freiheitsliebe feines großen 
Landomannes Birtathus in einem großen Heldengedicht feierte”). 
Endlich find noh Miguel de Sylveira aus Celorico 
(4 1636), der allerdings einen fremden Stoff, den Judas Mac: 
cabaͤus wählte®), und Francisco Botelho de Moraes e 


166 Poeſie in Portugal. 
Vasconcellos, ber die Gruͤndung des Reiches Portugal bes 


fang’), als Epiler zu nennen. 


1) Naufragio e laſstimoso anccesso da perdigam de Man. de 
Sousa et de 8. el Dona Liador de Sä ava molher et filhos, 
vindo da India para este reyno na nao chamada o galiaö grande 
8. Joaö que se perdeo no cabo Je Boa Esperanga, na terra do 
Natal: e a peregrinagao que tineraö rodeando terras de Cafres 
mais de 300 legons t& sua ınorte: comp. en verso heroico et octana 
rima. Lisb. 1594. 4. 1783. 8. Successo do segundo Cerco de Diu, 0 
aüo. d. M. D XLVI. ıb. 1574. 8. In ſpaniſcher Sprache dichtete er: 
Felicisima vitoria concedida del cielo al seüor D. Juan de Austria 
en eı Boll de Lepanto de la poderosa Armada Othoınana en 1572. 
ib. 1578. 4. 


2) Elegiada o Jornada da Africa. Liah. 1588. 8. 1785. 8. 1785. 8. 
3) Alfonso Africano, poerma. Lisb. 1611. 8. 
4) Ulyssea ou Lisboa edificada. Lisb. 1636. 4. 


5) Ulissipo, poema. Lisb. 1640. 8. 

6) Malaca conquistada, poema. Lisb. 1634. 16. 

7) Viriato tragico, em poema heroico. Coimbra 1659. 4. 

8) El Machabeo. Napol. 1638. 4, 

9) EI Alfonso. Paris 1712. 12. El Nnovo Mundo. Barcel, 1701. 4. 


$. 578, . 


Obgleich die Thaten ded Broßconnetable von Portugal 
Nuno Alvarez Pereira den Francisco Rodriguez Lobo!) 
aus Leiria (ertrant nah 1617 im Tajo) zu einem Heldenges 
dichte begeiftert hatten, fo würde doch dieſes profalfhe Machwerl 
feinen Namen nicht auf und fortgepflanzt haben, haͤtten nicht 
feine Hirtengebihte dieſes fo ſchon beliebte Genre noch mehr im 
die Mode gebradt. Er hinterließ drei Scäferromane, ven 
Primavera, Paster peregrino und Desenganado, bie ihm jes 
doch nur als Unterlage für feine Hirtenliever. und Ganzonen, 
von denen einzelne die Anwendung ber Affonanzen aud in Portu⸗ 
gal nachweiſen, dienten, und einige didactiſche Eclogen, worin errein 
philoſophiſch⸗ moralifche Reflerionen vorträgt, da er nun einmal 
wie feine Vorgänger fi in den Kopf geſetzt hatte, das einförs 
mige matte Hirtenieben eigne fid am Bellen, das eigentliche 
Treiben der großen Welt darzuſtellen. Zu feiner Säule ges 
hören Antonio Ribeira Chiado?) und Manuel de 


Veija (geb. 1599), der feiner Geliebten zu Gefallen, die als 


eine zweite Heloife in ein Klofer gegangen war, die Mondes 


Poeſie in Portugal. 167 


futte wählte und in diefer feine berühmten Oben fihrieb?), ſo⸗ 
wie Pedro de Padilla, der ſich aber faſt nur ber Spa⸗ 
niſchen Sprache zu feinen Dichtungen bediente . 


1) Obras politicas e pastoriz. Lisb. 1723. fol. 1774. IV. 8. Oo Conde- 
stabre de Portugal Don Nuno Alvarez Pereyra. Lisb. 1610. 1627. 
8. 1785. 8. Romances, Coimbra 159%. II. 16. Lisb, 1654. 8. Prima- 
vera. ib. 1619. O Pastor peregrino. ib. 1808. O desenganado. ib, 
1614. A. Für die Profa find von höchfler Wichtigkeit feine philofophifchen 
Unterhaltungen eines Weltmannes: Corte na aldea oNoites de inverno. 
Lisb. 1619. 4. 1750. 8. 


2) Bucolica de dez eglogas pastoris. Lisb. 1586. 8. Collecgas 
dos obras em verso de Ant. R. Ch. ord. p. Bente Jose de Sousa 
Farinha, Lisb. 1783. 8. 


3) Laura de Anfriso, poesias. Evora 1627. 4. 


4) 'Thesoro de varias poesias, Madr. 1580. 4. 1585. 8. Eglogas 
pastoriles y jantamente con ellas algunos sonetos. Sevilla 1582, 4. 
Bomancero en el qual se contienen algunos Buccessos que.en la 
jornada de Flandres los Espaäoles hizieron, con otras historias y 
poesias differentes. Madr. 1583. 8.8. Ecloga im Parn, Esp. T. IV. p.2308q. 


$. 579. 


Heben den angeführten Dichtern find noch einige Lurifer 
zu nennen, fo zuerſt der Bielfchreiber Manuel de Faria e 
Sonza (1590-1649) '), deſſen Sonette und Eclogen lange 
zum Muſter für eine große Anzahl von jüngeren Dichtern dienten, 
obgleich er ih in feiner Abhandlung über das Hirtengedicht 
nur als langweiligen Schematifer zeigt, und der P. Francioco 
de Macebo (1596 — 1687), der angeblih mehrere Tas 
ſende von Gedichten: binterlafien haben ſoll?). Dann folgen bie 
Gongoriſten, die jedoch Im Ganzen der Spanifchen gleichnamigen 
Säule vorzuziehen find, Antonio Barbofa Bacellar 
(1610— 63) mit feinen Saudades, Liebesflagen aus der Ein- 
famfeit, an der Spite?), Simaö Torezad Eovelho*), Duarte 
Ribeira de Macedo°), Fernan Eorrea de la Gerda‘, 
Seronymo Bahla, deifen Polyphemifhe Elegieen ſehr zahl« 
reih find”), und mehrere Andere‘), zu denen man nod das 
Ecitenftüd der obengenannten Nonne aus Merico Ines de la 
Eruzg, die Donna Biolante do Eeo (geb. 1601) rechnen 
lann, deren myſtiſchen Lieder eben nur aus dem Herzen einer. 
binter vier enge Wände eingefperrten hyſteriſchen Jungfrau kom⸗ 
mm fonnten?). Andere muflifche Gedichte verfaßten der Sefult 


168 Poeſie in Portugal. 


Simas Eamvens"), Mendez de Barbuda e Bascon: 
cellos"), die Benedictinernonne Marta de Mes quita 
Bimentel (+ 1661)"), Luiz de Tovar!’) und Manoel 
Thomas (1585 —1665)**), wogegen die geiſtlichen Lieber des 
Andre Runez de Silva zu den beften Erzeugniſſen dieſer 
Periode zu reinen find). Mehr Miscellandihter waren Bon: 
zale Eoutinho'), Manoel Galhegos (1597 —1665), 
Verfaſſer des beften comifhen Heldengedichts der Portugleim, 
der Bigantomadie'”), D. Lucas de Bortugal'), D. Ma» 
noel de Portugal!) (+ 1606), der aber fan Altes In 
Spanifher Sprache ſchrieb Gomes de Dlyveira”) und 
Busman Soares (+ 1675)?'). Einige Epopden von gering- 
erem Werthe verfaßten noch ber durch feine Romane befannk 
Buchhändler Laurengo Craesbeeck (+ 16709, H. A. 
Gomes?) und Manuel Moreira Pita?), Als burleslen 
Dichter nennt man Jacinto Breire de Andrade (1597 — 
1657), befien Zabel von Bolyphem und der Galatea die Bongoriften 
und ihre Polyphemen perfiflirt?®), als Didactiler aber ik von Bo 
beutung, beſonders in fiylififcher Hinficht, Don Francisto 
de Moura Rollim), und als befchreibender Dichter Eloi 
de Soto Mayoı?), Was endlih das Theater anlangt, fo 
fanf diefes in diefer Periode gänzlich, fo daß Spaniſche Shaw 
foleler in Liffabon Spaniſche Etüde varftellin, und nur Be 
nige mehr für fi als für die Bühne ſchrieben. So hinterließ 
der blinde Balthafar Diaz?) aus. Madrid mehrere Autosé, 
und der ältere Graf Luiz Ericeyra (1632—90) band 
ſchriftlich einige Luftfpiele, denn die Trauerfpiele des Manoel 
Galhegos, unter denen feine Maria Stunt das beſte iR, für 
nen ald in Epanifcher Sprache geſchrieben, bier nicht In De 
tragt kommen. 


1) Sn f. Fuente de Aganippe. T. I. u. IV. 
2) f. Niceron Mem. T. XXXI. p. 317 sq« 
3) Obras poeticas, Lisb. 1716. 8. 
4) in b. Fenix renacida T. II, 
5) Obras. Lieb. 1743. 1767. II. 4. 
6) in d. Fenix renac. a. a. O. 

7) in d. Fenix renac. 0. a. O. 


8) Geſ. f. fie in b, Fenix renacida on obras poeticas dos melho- 


8 


Poeſie in Portugal. 169 


os portugnexea, pab}. p. M. Pereira da Silva. Liab, 1717 
46. Y. 8. 


4) Parnaso luzitano de divines e humanos versos composto pela 
madre Violante de Ce&o. Lisb. 1733. II A Rimäs varias de la madre 
soror Violante del Cielo. Rouen 1646. 8. 


10) im Fenix renae. a. a. D. 

11) im Fen, ren. T. II. p. 3 sq. 

12) Ihr Gedicht von der Kindpeit Ehriſti iſt noch ungedrudt 
13) El Santo Antonio. Lisb. 1646. 8. 

14) Insulane, poema. Amberes 1635. 4. 

15) Poesias varias, Lisb. 1671. 8. 

36) in d. Fenix renac. a. a. D. 


17) La gigantomachia, pocma. Lisb. 1628. 4. Ohras varias al 
palacio de buen Retiro. ‚Madr. 1137. 8. Templo de memoria. Lisb. 
I6H. 


18) Psaumes, en latin et franc. Paris 1619. 16. 
49) Obras. Liab. 1607 8. | 


20) Idylios maritimos, Lisb. 1617. 8. Poema historico as accocs 
del rei D, Joaö I.; Sonetos heroicos al rei D. Joaö III. ib. 1641. 8. 


21) Lazitania restaurada, poeme her. Lisb, 1641. 4. Rimas va- 
rias en alabanga del Principe. Porto 1630. 8. 


22) Sylvia de Lisardo, recopilada. Lisb. 1668. 4. 1784. 8. 
23) Academias morales de las Musas, Bordeaux 1642. 4. 


24) Poema africano, sucessos de D. Fern.Mascareäas, general 
de Cepta, en el decurso de seys alos que lo fue de Traujar. Ca- 
diz. 1633. 4. Spaniſch. 


25) Varias poesies de Paulo Gongalves de Andrade. Lisb. 1629. 
Coimbr. 1658, 8. en ihm nichts an, unferes Freire Andr. Geb, flehen im 
Fenix renac. T 

26) Dos —— Lisb. 1023. 4. 

27) ©. Ged. in b. Fen. renac. 


28) Auto del Rey Salamaö. Evora 1612. 4. Lisb. 1613. 4, Auto 
da Paixaö de Christo metriflcada. Lisb. 1613. 1617. 1633. 4. Auto 
de 8. Aleixo. ib. 1613. 1625. Evora. 1616. Lisb. 1838. 4. Auto de 

. Catherina V. e M. ib. 1616. Lisb. 1625. 1633. 1659. Auto da 
—* da Ladra. ib. 1619. 4. Conselho para bem cazar. ib. 1633. 
4. Auto da Mealicia das Mulheres. ib. 1 4. Historia da Empera- 
triz Porcisa mulher do Emperador Lodenio de Roma. ib. 1660. 4. 
Auto do Nacimento de Christo. ib. 1625. 1666. 4. Tragedia do Mar- 
quez de Mantua, ib. 1664. 4. 


$. 580. 


Als nun das Haus Braganza die Spaniſche Uſurpation 
verdrängt hatte, beginnt zwar aud für die Poeſie eine neue 


170 Poeſie in Portugal. 


Aera (mit 1683), allein die eigentliche Vertreibung bed. Spa 
nifhen Geſchmacks und der Prädomination des Gongoriomus 
bebt erſt mit dem Anfange des 18ten Jahrhunderte an, wo der 
Graf Francisco Zaver de Menefes d’Ericeyra (ge. 
1673, gef. 1743), der intime Freund Bolleau’s, deſſen Poeill 
er uͤberſetzt hatte, mit allen Kräften darauf bimarbeitete, die Poeſie 
feines Vaterlanded nah den Principien deſſelben unzugefalten, 
was Ihm indeſſen eigentlih nur in ber Form gelang, dem 
durch inneres Genie den Mangel eines Camoens zu fuppliren, 
war er durchaus nicht befähigt genug. Dieß zeigt ſich klat an 
feinem großen Epos, der Henriqueida, worin er die durd Heli 
ri von Burgund, den Eidam Alphons Vi. von Gaftilim, be 
werffieigte Eroberung Portugals aus der Gewalt der Mauren 
feiern wollte, aber durch ſchoͤne Verſe und einzelne gelungene 
Stellen die Nadiheit und Kälte des Ganzen nicht verſtecken 
konnte!). Beſſer gelang diefes dem 1735 verflorbenn Schaf 
controleue Jofe de Eouto Piſtana?). Andere gleichzeitige 
Dichter find no der Geſchichtſchreiber Antonto Lopes Ca⸗ 
bral, der berühmte Drufifer Marquis Lesbio + 1709), 
Fond Jorge de Earvalho?), der ein recht gelungenes he 
roiſch⸗ komiſches Gedicht, Gaticanen, der Hundes und Kap 
krieg betitelt, hinterließ, Joſe da Eofa, der in feinen Poeſieen 
den Gongorismus wieder zu Ehren bringen wollte, aber ſich blos 
kaͤcherlich machte), Carlos d'Oliveira, Miguel Maurizio 
Ramalho?) und der Maler Vieira, der feine Lebensgeſchichte 
in einem Inriichen Epos gefungen bat. Auch ein Dramatiter 
wird genannt, Antonio de Lima Barros Pereira, ob 
gleich er nur Prologe ſchriebe). Gleichwohl waren alle diefe 
Verſuche nichts Anderes, als das ſchwache Aufflackern einer dem 
Auslöfhen nahen Lampe, bis unter Bombal, jenem Eugen Staats: 
manne, der Aeſthetiker Luiz Antonio Berney durch feine 
Anwelfung zum Studiren diefer Wpathte ein Ende machte und 
die Dichter Dintz da Cruz, Manuel Nicolas, Efevan 
Negrao und Theotimo Gomes de Carvalho fih nad 
dem Mufler der SItaliäner zu einer Geſellſchaft der Arcadier ver 
einigten, wo wie bei diefer Jeder einen Schäfernumen erhielt 
und Alle auf die Veredlung und Berfeinerung des Gefhmade 


Poeſie in Portugal. 171 


durch eigene Leiflungen hinzuarbeiten hatten. Allein - innere Zwi⸗ 
Rlgfeiten führten bald die Wuflöfung diefer Verbindung, bie glücklicher 
Weiſe durch die Königliche Academie der Wiſſenſchaften (1778) erfeht 
ward, herbei. So hat denn diefe Zeit einige ausgezeichnete Köpfe her⸗ 
vorgebradht, wie den uneigentlih fo genannten Portugieſiſchen 
Yindar Antonio Diniz da Eruz e Silva, der zwar in 
feinen patriotiſch⸗ begeiflerten Open alle großen Männer feiner 
Nation verewigt hat, aber als Satirifer doch weit höher flebt, 
denn fein zufolge eined in der Kirche zu Elend zwilchen dem 
Bifhof und Dechanten bei Gelegenheit der Neberreihung des 
Weihwedels entkandenen Streits gejertigted komiſches Heldengedicht, 
Hyssope, würde fon durch feine Einleitung vom Lande der 
Hirngefpinfe, einem treuen Bilde des Zuflandes der damaligen 
höheren Geſellſchaft, ihn unſterblich machen)). Sein Nebenbupler 
Pedro Antonio Sarsan Eorreö y Salema (1735— 
75) verdient den Beinamen des zweiten Horaz nur burd feine 
treue Nachahmung defieiben, aber keineswegs durch fein Talent’), 
md ebenjo hat Domingo dos Reis Quita (1728 - 70) 
als Idyllendichter zwar manche der Klippen, an denen bie alten 
Claſſiker anſtießen, gefbidt umſchifft, allein dafür auch durch 
feine franzoͤſiſche Leichtigkeit ihr angeborenes Talent nicht erſetzen 
Imnem’). Als correcie Dichter koͤnnen aus dieſer Zeit noch Frans 
cisco Diaz Gomes!), Magdalena da Gloria), 
Antonio Terreira!) und Manoel Botelho de Dlis 
veira”) genannt werden. Was das Thenter anlangt, fo 
wurbe zwar ſchon aud Patriotiämus die Epaniide Truppe aus 
Liſſabon verdrängt, und von Johann V. eine Itallaͤniſche Oper 
an ihre Stelle geſetzt, allein dieſe hatte leider die Eutfichung el- 
nes Afterfingfpield ohne Recitativ zur Zolge, dab, dem franzöfifchen 
Vaudeville aͤhnelnd, feine Erfolge feinen ſchlechten Wigen, dem äußeren 
Yompe und den Decorationen verbantte. Sein Erfinder war ein ger 
meiner Jude, Antonio Joſelh, defien rohe Stüde gleichwohl durch 
eine gewifie natürliche Eomif dem Nationalcharacter anſprachen, 
und vieleicht eine Art Portugieſiſches Volkstheater hätten herſtellen 
fonnen, wenn nicht ihre Schöpfer feiner Religion wegen 1745 
verbrannt worden wäre Sein befes Etüd iR der Esope, 
ber ganz die Rolle des Arlechino fpielt und laͤcherlicher Weife 


172 Poeſie in Portugal. 


feine Spaͤße mitten unter dem pectafel ber Perſerkriege ber 
fagt; jedoch find auch fein Don Quixote und Medea's Zaubereien 
nicht zu verachten. Unter feinen Nadahmern iR S. Sylverio 
dba Sylveira e Sylva, deſſen Ines de Caſtro 3. B., eine 
Tragikomödie, am Beten mit den Trauerfpielen, wie fie bie 
Repertoire unferer Marionettmtheater mit obligatem Harlelin bie 
ten, vergligen werden mag. in Beweis für den ſchlechten Ge⸗ 
ſchmack der Nation If, dab weder Garçasö, deflen Luſtſpielen 
man wahre Comik gar nit abſprechen Tann, was ſich vorzäg- 
lich aus feinem Neuen Theater, worin er den damaligen Stand 
defielben in Bortugal und natürlih Joſe's Opern durchhechelt, 
ergiebt ?), noh Dintz"), noch Manoel de Souza, welder 
den Tartuffe (1769) und einige andere Etäde Moliere's nad 
Bortugal verpflanzen wollte, noch der frudtbare Manuel de 
Gigueiredo') ein bauerndes Lächeln dem Publicum abges 
winnen konnten. In Bug auf das Trauafpiel, für welches 
man in dieſem Lande niemals viel Einn hatte, machten Ber 
begade und Dutta’) den Verſuch, mit einander einige Städe 
in der Manier der alten Krangöfifchen Claſſiker zu liefen, 
allein fie hatten keinen Erfolg, und erſt der Graͤfin de Bis 
metro"). in demſelben Geſchmacke gefchriebene Osmia erhielt 
durch ihre Krönung von Selten der Mlabemie (1788) wenig, 
ſtens den Beifall der vornehmeren Befelfhaft, und Joao Bautifta 
&omes”) hat durch feine Nova Castro, in ber er übrigens als 
Nachahmer Ferreira's erfkeint, fih unter den Dramatifern bes 
modernen Portugals eine der erſten Stellen errungen, welche ber 
frugitbare, aber langweilige Pimenta de Agutar?'), ver be: 
fonders Stoffe aus der Nationalgefhihte wählte, niemals er⸗ 
reihen konnte. Vieberhaupt hat au die neuefte Zeit nichts 
Ausgezeichnetes in dem Bade ded Dramas geliefert, und nur 
bie felt dem Anfange des 18ten Jahrhunderts fehr in Aufnahme 
gefommenen Zwifchenfpiele baben durch die komiſche Naivetät, 
mit der fie den Bollscharacter ſchildern, ſich eine dauernde Stelle 
auf der Bühne geſichert. Um nun aber zur allgemeinen Sf 
zirung der Poeſie der PBortugiefen im 19ten Sahrhundert zurück⸗ 
zufehren, muͤſſen wir als den Glanzpunkt derfelben Franciöco 
Manvel de Nascimento?, aus Liffabon (1734—1819) 


Poeſie in Portugal. 173 


bereldinen, der zwar mehrere Franzoͤſiſche Dichter, wie Lafontaine 
(Fabeln), Ehateaubriand (Martyrs) ıc. in feine Mutterſprache übers 
trag, aber fih doch weder ducd feine geheime Bewunderung ges 
gen fie, noh durch feinen langen unfreiwillign (ſ. 1778) 
Aufenthalt in Ihrem Baterlande verleiten lieb, feine Rationalität 
aufzugeben, und in feinen ganz im Geiſte des Horaz gedichteten 
Open, Satiren und Epifteln freilich fo vo blinder Verehrung 
des Antifen if, daß er fogar den nationalen Reim verbannen . 
wollte. Seine Gönner, Antonio de Araujo de Azevedo, 
Straf von Barca (t 1816) und de Brito (+ 1826) haben 
wenig SelbAfländiges geliefert, wogegen Domingo Marimiano 
Torres (+ 1809) als Hirtendichter ziemlich glüdlid war?) 
md Antonio Ribeiro dos Santos”), mit Recht als dis 
ner der Reformatoren der modernen Poeſie genannt wird, wie 
denn auc feine Lieberfegung des Homer ihrer reinen Sprache 
wegen nur mit des Azevedo Souza da Camara's lieber 
tragung mehrerer Stuͤcke Voltaire's verglichen werden kann. Als he⸗ 
roiſche Epiter werdennoh Luis Raphael Soye?), Joſe Ana⸗ 
Rafio da Eofa e Sa”), Alvares do Driente?), 
Francisco de Pina Mello”) und Francisco Joſe 
be Santa Rita Duras”), als komiſche Manvel Silva 
Alvarenge”), als befihreibender im Gefbmade Delille's 93. 
MR. da Eofa Silva’) und als Gatirifr Miguel do 
Eouto Buerreiro”) aus dem Schluſſe des 18ten Jahr⸗ 
hunderts genannt. Leider ward jedoch ihr Zeitgenoſſe Baus 
Uno Cabral de Basconcellos”), Abt von Jazenie, deſſen 
treffliche Sonette die Epicuraͤiſche Lebensweisheit mit Horaziſcher 
Eleganz predigen, weniger populär als der füßlite Manoel 
Maria Barbofa da Bogage (1768—1803), weil diefer 
in feinem leidenſchaftlichen Sonetten die Gefühle und Phaſen eis 
nes vielbewegten Lebens und glühenden Herzens auf eine Weife 
m ſchidern wußte, wie fie eben jevem feiner Landsleute natürs 
ih war, und fo hat er auch nicht weniger in feinen Fiſcher⸗ 
idyllen reuffirt, obgleih feine in Indien auftretenden Perfonen 
lzufcehr den Portugieſiſchen Character verrathen, und er in fels 
nen nüchternen Oden leider zugleih den Grund zu dem Eima- 
niemo, dem modernen Gongorismus, legte”). Uebrigens hat 


174 Doefie in Portugal. 


er fih fonft noch faſt in jeder Dichtungsart verfucht, wie auch 
fein Nebenbuhler Joſe Agofinho de Macedo”), dem je 
doch das Epos (der Drient, eine Radahmung der Luflade, ob» 
glei er In der Vorrede Camoens für einen Schüler der Ita⸗ 
Iäner und Svanter erflärt) welt weniger als das Lehrgedicht 
(das Nackdenken und Rewton) gelang Sonſt rühmt man nod 
bie Heldengedichte des Francisco de Paula Medina de 
Vas concellos *) aus Madeira (Zarguceide, nad dem Nas 
men eines berühmten Seefahrers), ded Antonio Joſe Dfos 
rio da Pina Leitäo”) Affonsiada oder Gründung der Por⸗ 
tugiefiſchen Monarchie, des Rogue Carvalho Moreira*) 
Apologie des Haufed Braganın und des Thomaz Antonto 
dos Santos e Silva Eroberung von Brafilien?”). As 
eberfeger von Pope's Menften und Milton’s verlorenem Para⸗ 
diefe wird der Eatirifer M. T. J. Bento Marla Targini 
Picomte von San Pourenco von feinen Lanbeleuten fehr 
hochgeſtellt, ebenfo der Weberfeger des Birgit M. 5. de Borja 
Garcças Stodler, der fih jedoch wie der ſatiriſche Sonettiſt 
Ricolao Zolentino de Almeida”), Joao Zavier de 
Matos*, Mathao‘), Joaquim Fortunato Balas 
dares Gamboa*), der Brafilianer Manvel Elaudio da 
Eofta*), ein lieblicher Petrarchiſt, der Bicomte Balmella, Bato 
Monitz, Pedro Lopez Feliciano, der blinde Feliciano 
de Eaftiho*), J. V. Pimentel Maldonados), An—⸗ 
tonio Pereira de Souza Coldas*), Antonio Correa, 
Luis de Silva, Mauzinho d'Albuquerque, der claffifbe 
Bucoliker Monteiro da Rocha und die Damen de Bal- 
famad, Francisca de Paula, Pozzolo da Coſta und 
die Meberfegerin von Wieland’8 Oberon Brau von Oeynhau⸗ 
fen mit vielem Glüde im Gmre der Lyrik verſucht Hat. 
Endlich find noch die Verſuche Caſtilho's und des Alerandre 
Herculano de Earvalho*), ſowie des befonders durch fein 
lyriſches Epos Adozinda berühmten Weftbetifers 3. B. Leita ö 
Garrett") für die Reform des Nationaltheaters anzuerkennen, 
welche fie theils durch Weberfegungen (auch Caetano Lopes 
de Moura uͤberſetzte 1341 Kotzebue's Menſchenhaß und Reue), 
theilö durch eigene Arbeiten, worin freilih Sarreit am We 


Poefie in Portugal. 175 


nigfen glücklich war, zu bewerffleffigen fuchten, aber bei weitem dem 
pedro Nolasco”) da Cunha, der denfelben Zwed verfolgte, 
nachſtanden. Was endlich noch den Profaroman anlangt, fo fann 
man fagen, daß dieſes Fach in Portugal gar nicht eriflirt, denn weder 
Matheus Ribeyro'ss) Carlos und Rofaura, noch Lobo's 
Schaͤferromane, noch J. Moreira's Karl der Große”), noch 
Craesbeeck's Sylvia, ncch Theodor Almeida's Feliz 
independente‘) find cigentlihe Romane, und was bie No⸗ 
velliſtik angeht, fo verbienen- weder die Grzählungen des 
G. Fernandez Trancofo‘), noh die 12 Novellen des 
Antonio de Edcobar”), noch diE des Gaspar Birez . 
de Rabelo), noch des Felix da Caſtanheiro Turas 
cem °’), noch aus der neueften Zeit des D. Felir Moreno 
de Monroy®), und ob fie gleich Originalarbeiten find, 
cigentlich Erwähnung, und einige Novellenfammlungen, die man 
1784 zu Liffabon und 1820 zu Rio Janeiro machte, enthals 
tm faft nur UÜeberfepungen aus dem Franzöflihen, und auf 
diefe nicht einmal von bedeutenden Autoren. 

1) Henrigneida, poema. Lisb. 1740.4. Fabulas de Ecco y Nar- 
ciso, ib. 1729. A. 

2) Quiteria la santa e Lisb. 1715. 8. . . 

3) Galicanea, poema heroico-comico. Lisb. 1715. 8. 


4) O Imeneo dos Menezes e Castros. Lish. 1740. 8. Nova ata- 
isa ex epigrammatum salibus. ib. 1741. 4. 


5) Lisboa reedificada, poeına ep. Lisb. 1784. 4. 


6) Floresta Apollinea, Liab. 1720. 8. Rasgos metricos em varias 
poesias. ib. 1742. 8. . 


7) Odas pindaricas de Elpino Nonacriense. Coimbra 1801. 12. 
Poesias de A. Diniz. da Cruz. Lisb. 1807-14. IV. 8. Collecgaö de _ 
poesias ineditas dos melhores autores portuguezes (de A. Diniz 
da Cruz, de Jose Basilico de Gama, de J. Ant. de Cunha e de on- 
tros poetas) Lisb. 1809—11. II. 12. Ohyssope, poema keroi-comico. 
Paris 1817. 1822. 12. Le goupillon, trad. du port.p. M. Boissonnade. 
Paris 1828. 12. 


8) Obras poeticas. Lisb. 1778. 8. Rio Janeiro 1812. IT. 12. 
9) Obrss poeticas. Lisb. 1766. 8. Ed. TI. corr. emend. e augm. 

com as obras posthumas e vida do author. ib. 1781. IT. 8. 
10) Obras poeticas, Lisb. 179. 4 


11) Orbe celeste, poesias da Leonarda Gil daGama (Magd, da 
Gloria), Lisb. 1742. 8. ed 


176 Poeſie in Portugal. 


-12) Musica do Parnaso, dividida em «qmatro choroes de rimas 
portaguezas, castelhanas, italianas e latinas, con seu descante co 
ınico, reduzido em daas comedias. Lisb. 1705. 4. 


13) Poemas Lusitanos. Lisb. 1771. II. 8. 


14) Operas Portuguezas que se representeram ho theatros pu- 
blicos desta Corte. Lisb. 1746. II. 8. Theatro comico Portuguez ou 
Colleccaö das Operas Portuguezas que se representaram etc. ib. 174% 
61. IV. 8. 1787. Ed. IV. II. 8, 


45) f. d. Proben im Parnaso Lusit. T. V. p. 389 sq. 

16)'Proben im Parn. Lus. T. V. p. 425 sq. 

17) O Teatro Portaguez comico e tragico. Lisb. 18604—6. XII. 8. 
18) Proben a. f. Inez de Castro im Parn. Lus. T. V. p. 331 sq. 


19) Osmta, Trag. de assnmpto Portuguez em cinco actes, co- 
roada pelo Academia Real das Sciencias de Lisboa em 13 de Mayo 
de 1788. Ed. II. Lisb. 1795. 4. Prob. im Parn. Lus. T. V. p. 35t sq. 


20) Nova Castro. Paris 1838 12. Proben im Parn. Lus. T. V. 
p- 361 2. 
25) Teatro tragico portuguez. Lisb. 1815—%0. X. 8. 


22) Obras completas de Filinto Eiysio (Fr. Man. da Nasc.). 
Paris 1818—19. XI. 8. Versos de Fil, Eiysio, ib. 1797—1802. IV. 12. 


23) Versos. Lisb. 1791. 8. 


24) VIII epistolas im Parn. Lusit. T. V. p. 92 sq. Poesias de 
Elpinio Duriense (Ant. Rib. d. 8.). Lisb. 1812. 11. 4. 
- 25) Sonho, poema heroico. Lish. 1786. 8. 
26) Triampho da Innocencia, poema epico. Lisb, 1785. 8. 
27) Lusitania transformada Lisb. 1781. 8. 
28) Triumfo de religiad. Coimbra 1756. 4. A couquista de Goa 


per Aflonso de Albuquergue, com a qual se fundou o imperio I.n- 
sitano na Asia. ib. 1759. 4, As rimas. ib. 1727. IM. 8. 


— 29) Camarura ou Descobrimenio da Bahia, poema epico. Lish. 
| 1. “. . 


30) O Jdesertor, poema heroico-coınico, Coimbra 1774. 8. 
31) O passeio. Prob. im Parn. Lusit. T. II. p. 11 »q. 
32) Epigrammas portuguezas. Lisb. 1783. 8. Satyras eın desa- 


bono de muitos vicios, e elegius sobre as miserias de homem, ib. " 
1786. 8. 


33) Poesias. Porto. 1786-87. II. 8: 
34) Rimas, 1794. Lisb. IH. 8. ib. 106—14. V. 8. 


35) Meditagao, poema. Lisb. 1811. 1818. 8. Newton. ib. 1813. 
12.]0 Oriente poema. ib. 1814. II, 8. 


36) Poesigs Iyricas de Medina. Lisb. 1797. 8. Descobrimento 
de ilha da Madeira, poema heroico. Lisb. 1806. 8. 


37) Alfonsiada, poema hereico de fundagao da monarquia por- 
tugueza pelo senhor rey D. Alfonso Henriquez. Bahia. 1818. 4. 


[4 


Franzoͤſiſche Poeſir. 177 


3) Bragancsida. Lisb. 1820. IL &. 
39) Brasiliade, ‚poema.om 12 camtos. Lisb..1815. 8. 
40) Obras poetices. Lisb. 1801. II. 8. 


41) Ritmas. de J. X. de M. entre os — da Arcadia por- 
(sense Albane Erithreo. Lisb. 1770. ib. 1782. H 


42) Poesias, Lisb. 1802. 8. 
4) Obres poeticas. Ed. II. Lieb: 1804. 1.8 
44) Obras poeticas. Coimbra 1768. 8. 


45) A Primavera, colle ee de metos. Lisb. 1822, 1837. & 
Cartas de Echo e Narciso. .8 A, noite le Castelho. Lisb. 
—* 8 Amer 6 melanoolia o a "nevissima Heloisa, Coimbra 

46) Babeln von ihm im Parn. Lusit. T. IV. p. 446 40. 

47) Obras poeticas sacras © profanas — com as notas e obser- 
racdes de Fr. de Borza Gargo. tockler. Paris 1820—21. II. 8. 


wi A voz de propheta. Lisb. 1837. 8. A harpa do crente. ib.- 


. 3 Camods, poema em X cantos. Paris 1825. 83 Dona Branca 
en a comquista do Algarve, obra „porthuma de J. E. ib. 1827, & 
Adezinda, romance. Lond. 1828. 8. 


50) Prob. a. ſ. Zrauerfpiel 8 „eriumpho da Natureza (Löond. 1809, 
&) i. d. Parn. Lus. T. V. p- 3 3 2q. 
Y 51) Betire de cuidados © von de Carlos e Rosaura, Lisb: 1688. 
.& 
572) Historia do imperador Carlo Magno. Lisb. 1728-37. U. &.. 
53) O feliz iudependente. Lisb. 1786. II. 8. of. La muger feliz, 


—— —— ente dei innnudo y de la fortuna, poema, su autor el Filo- 
oe (el P..Andres Merino). Madr. 1786. HI. & 


54) Los cantos e historias de proveyto e exempie. Lish. 1585. 4 
— in d. Bibl. d. Rom. 1778. p- 178 s 
55) Doze novelas de Gerardo. Lisb. 1674. 


Novellen exemplares. Lieb. „1650. 1701. 8. Infortanios krägie 
coB Constante Florinda. ib. 162 


57) Seram politico, abuso emendado etc. Lisb, 1704. 4 
58) Lancas de venturas, a casos do desgraga e heroismo da vir 
tsde. Lish. 179. VI. 8. Ed. 11. ib. 1818. 8 


$. 581. 


chen wir jegt wieber über- die Pyrenäen nah Frankreich 
sräd, weiches auf die Bildung des letzten Abfchnittes der Spas 
niſchen und Portugiefiihen Poeſte einen ſo wefentlihen Einfluß 
geäußert hatte, fo haben wir zuerfi mit der Epoche des begin⸗ 
nenden befiern Geſchmacks in der Poeſie vieles Landes zu be 
einuen, weiche theilo durch bie toner zunehmende Ausbreitung 
Grüße, Dandduch d. Eiterärgeibigte, IH 12 


118 Branzöfifpe Poeſte. 


der Buchbruckerkunſt, theild befokders- budh Franz 9. (HAM — 
1547), des Pere des letires, Lebe zu ben ſchoͤnen Rünfen, We 
er ja dur eigene wohlgelungene Verfe beihätigte"), und be 
Margarethe von Balots, feiner Schweßer, Gemahlin de 
Könige von Navarra Henri d’Albers, eifriges Anſchlirßen am De 
jet auftauchenben Dichtergenies (1499 — 1549)?), berbeigefüfkt 
ward, Obgleich die fie umgebende Dichterſchaur eigentlich nur Hielk 
feger siweler mitten ımter ben Feſten des geruͤuſch, und glanpeeka 
Hofes aufgetauchter Genies waren, die bei allen ‚ide, in Im 
‚Äußeren Stellung liegenden Zehlern vennod, d. 5. freilich We 
eine mehr ats der andere, das große Verdienſt haben, eine Re 
form in der Sprache wit Hilfe der Griechen, Römer und Se 
Häner hervorgebracht zu haben, welde wenigfiend der ſpatem 
Critik zeigen konnte, wie die Nationalſprache im Stande fi, M 
in alle moͤgliche Metra zu fügen und alle Gchwierigfeitin da 
Beräfmf zu überwinden, fo daß foäter dem Malberbe dar Ci 
über fie ungemein erleichtert ward. Clement Maroı?), we 
Sohn des Kammerbieners Ludwigs XII. (geb, 1495), Jeks 
Baret’s (14571517, oder 4468-——1523)*), Wehtstirie hi 
venm jungen König Franz mit einer gelungenen Nachahmung bed Ro 

mand von der Rofe, ven Temple de Cupido, und ward dann Pay 
Bei der genannten Margarethe, zu ber er fpäter eine ſtraͤfliche Reigen 
faßte, weshalb er aus Frankreich fliehen mußte. Zurückgebehet e⸗ 
hielt erzwar feines Baters Stelle als koͤniglichet Kammerdtener, wer 
aber bald des Caloinismus verdäͤchtig; ‚der Ketzerel angel 
außte er nach Genf ſtuͤchten, und. ſtarb, als er vort feier No 
derliäfeit wegen forigewieſen worden war, dm Elend zu Teil 
ober Berrara 1544. Obwohl er fich im ſehr verſchieden 
Dichtungsarten verfuchte, fo war er doch in ber Satire un Yen 
Epigramm, worin fein Humor Ihn zum zweiten Villon malt 
forte in der Epiftel am Gluͤcklichſten, und fein heiterer, fd 
hafter Ton rief fogar ben Style Marotique ind Leben; allc 
felne Ueberfetungen ver Pfalmen, des Ovid und Wtrgis Fi 
matt und farblos. Indeſſen Hatten dieſe Mufler ſelbſt fein 
benviegenden Einfluß auf felne Bildung, denn er Bitch imma 
sch, ein Verehrer der altın Poren feiner Nation, wenn fie 
au die antiten geſielen. Zu feiner Schule gehören nun moi 








Franzoſiſche Posfie. 170 


Biet or Or ode au (1500—40)°), Maurice Gcane, (his 
ah 1548), der geſchidte Eplgrammatif‘), Mellin de St. 
Beleis”), Neffe des berühmten Octavien de St. ©. aus 
Angmulöme (geb. 1491, gefl. 1558)), deſſen Rondeaur eine 
alierlichhe Rundung und Pointe haben, und Frangois Ha, 
bet!) (1520 — 63 — 7.4), der Erfinder. der Doppelreime, aus 
Iſſeudun, deſſen Epiſteln ſich beſonders durch eine gewiſſe feinen 
Zeugenoſſen mangelnde Energie des Characters auszeichnen 
Zienlich gleichzeitig mit dieſer allerdings faſt ohne Ausnahme 
sad frivolen Schule war aber die Moral und Platoni—- 
(de Philoſophie zur Schau tragende ber legten Apologeien des 
Wäterigumd, weiche befonbers durch Franz I. unterfiügt warb, Diefe 
reinigt in Ihren Leiſtungen alten jenen pedantiſchen Bombaf von 
heiten Liebesfloskeln und dunleln Allegorieen, an welchen Don Quixote 
sch iR, und warb vorzuglich durch die Ueberſeher der Ama⸗ 

e, Nicolas be Herberay Seigneur des Effars 
44 1552) an der Spige, gegründet... Die dazu gehörigen Dis 
‚He hatten alle eine Dulcinen und eine Devife, für bie fie 
Iaapfien, und daher kommen benn jene langweiligen Gedichte des 
‚Jean Bouchetꝰ) aus Poitiers (14751555), de& travassanır 
des voles perilleuses und Ueberſetzers von Brands Narrenſchiff, 
NE Richeld'Amboiſe!) aus Neapel (L500— 47) Poschuwe 
‚Seriund, des Jean Leblond (aus. Evreur +1550) I’humhle 
sptrant'!),, des Frangois Habert le banni de liesse x. 
Am Vreiſe ihrer eingebildeten Schönen ſchrieb der Biſchoff von 
Digne Antoine Hero et, genaunt la Maison neuve, ſeineAmye 

‚perfatie'?), La Broderie feneAmye de com"), die Charles 
Jontainen) aus Paris (1515—90), auch durch feine Schrift 
Ma Ronfasd (Quintl Horatian) befannt, in feiner Conir 
amye wieder herunterſetzte. Merkwürbig fliht nun aber von 
dicſen jept wit Recht vergeffenen: Dichtern der Vollsdichter und 
Geiſtlihe Roger de Collerye!s) aus Paris (41540) ab, der 
Ad Proleyp des Roger Bontemps, auch der Veranlaſſer der vielen 
gn bald auftauchenden Sammlungen von Joyeusetes und Epitaphes 
J die jept noch gern gelefen werden. Was endlich das Theater 
Whrmd dieſer Zeit angeht, fo ward In Bezug auf bie alte 
‚bin ber Moralites und Sotties weiter Fein Saritt zur ·Re⸗ 

⸗ 12 4 


10. -  Sramzöfifche Porke. 


form gehen, ald daß Pierre Gringore®y (Gregoite, Grins 
goire) aus Lothringen (gef. 1547— 8), ber Direetor der ku⸗ 
figen Geſellſchaft der Enfans Sans-Souch, 1512 eine Trilogie, 
le jen du prince des sots, I’homme obsstine und La farce 
de ‚faire et dire, in der Charwoche aufführte, worin er wit 
der beißenden Schilderung des damaligen fittiten und retigtöfen 
Zuſtandes bei Hofe und Im Bolfe eine politiſche Abſicht ver 
Band, nämlich, das Aufhetzen des Iegtern gegen den Papſt Is 
Und II, mit dem Ludwig XII. damals in Krieg verwidcht war. 
Seine übrigen Städe, unter denen bie allegoriihen die ſchwaͤch⸗ 
Am find, enthalten alle viel natürlichen Wis; allein ihn darum Den 
Kranzöffsen Ariſtophanes zu nennen, geben fie feine Urſache. 
Uile dieſe Dichter gehören nun eigentlich nur zu ben Vorläufer 
der Reform, obwohl Thomas Eebillet in feiner 1548 
erfimenen Art poetique Main Ehartier, Jean de Menng, 
Element Marot und Mein immer noch als bie alleinigen Mus 
ſter hinſtellt. Da trat Joachim bu DBellay mit feiner 
Hlastration de la langue francaise auf und wied darauf Bin, 
bdaß Marot zwar wegen feiner Leichtigleit im Verſemachen und 
feines Feſthaltens an der gewöhnlichen Sprechweiſe nicht zu verachten, 
aber die Sprache der Frtanzoſen noch zu ekwas Höhere 
Mhig fel; um dieſen edleren Siyl zu erreichen, muͤſſe man 
bie Griechen und Römer nicht blos üuͤberſehen, ſondern durch 
Aachahmung ſich ihren Geiſt anzueignen ſuchen, jene” Spies 
lerelen der altfranzoͤſiſchen Poetif, die Rondenny, Balladen, Bires 
Kid, Chanſons, Chants Royaur, die dm Gefdimad verbärbe, 
ioegwwerfen und fe mit dem Epigramm Martials, den Oben 
und der Satire des Horaz vertaufhn, und die bisherigen 
Farcen undMoralttäten durd die antite Tragödie und Comoͤdie 
u erfeßen ſuchen. | Ze 


41) ©. poetifchen Splelereien b. Angtis, Po&tes franc. jusga’& Mai- 
2 F. III. p. 1-30 1. Ammal. poftigues. T. H. * 

- 2) ko Miroir de lame pecheresee,  augmal elle recegnoist sea 
faultes et. pecher aussi ses graces 7 benefices a elle faitez p Jesu- 
christ son espoux. La Marguerite tres noble  precieuse sest pr 
euee a ceulx qui de bom cuear la cherchaint. à Alencon 1531. 4. 
533. Lyon. 1538. 8. Marguerites de la Marguerite des princenses, 
tres-illustre royne de Navarre (publ. p. Sylvius, dit de IaHaye) 
Lyon. 1547. II. 8. 1549. 31. 16. Paris 1552. 1554. II. 16. f. Goujet. 
7% Xl. p. 404 ag. Lettres de M. d’Angoul. soeur de Frangois 1. 


Zeaupäfifce Porfie, 418 


pub. depr- es mess. de la hibl, du roi p. Genin. Paris 11 — 
42.1.8. 


3) ©. St. Marc-Girardin et Chasles, Tabl. de la litt. franc. an 
XVE sitcle. Paris 1829. 8. p. 67 sq. St. Beuve Tabl. hist. et cr. de 
ja po6sie fraucg. et du Theätre frang. au XVI s. Ed. rev. Paris 
1843. 8. p. 19 aq. Nachtr. zu Sulzer 3d. I. p. 141 sy. Niceron. T. 
XVI. p. 108 sq. Goujet Bibl. Frang. T. XI. B; 37 sq. — L’adole- 
soence clemenline antrement les oeavres de Cl. M. de Cahors, va- 
let de chambre da roy composdes en läge de son adolescence et 

issieurs oeuvres du dit M. Paris 1532. 8. u.öft. Oeuvres — augm. 

e deux liures Depigrammes, Et- dung grand nombre daulires 
eenures par ci deuant non imprimes. Le tout songnensement par 
lui mesmesreueu et mieulx ordoune. Lyon 1538. 8. u. öft. Oeuvres. 
à la Haye 1700. 12. augın. ar. I. oeuvr. de J. et de Michel M. acc, 
d’une Brei. hist. (p.Nic. Lenglet du Fresnoy) & la Haye. 1731. IV. 
4 0d. VI. 12. Nouv. éil. rev. av. d. not. hist, et un gloss. p. M. R. 
Auguis. Paris 1825. V. 18. Oeuvres compl. Nouv. ed. augm. d’um 
essai sur la vie et l. ouvr. de Cl. M. de not. hist. et crit. et d’un 
gioss- (p; M F. Lacroix) Paris 1829. III. 8. Oeuvres choisies acc. 

not. . et litt, p. Despres. Paris 1826. 8. 


4) Jan.Marot de Caen sur les deux heureux voyages de Genes 
et Venise, victorieusement ınys a fin, par le trös-chrestien Roys 
Loys AI. Paris 1532. 1533. 8. Recueil des oeuvres de J. M. ill. 
peeite frang, Epistres. Vers epars. Chantz royaulx. Paris 1536. 1538. 
16. Oeuvres. Paris 1723. 11. 8. ©. Niceron T. XYI. p. 97 sq. Goujet 
T. XL p. 1 sq. 

__, Ö) Les lonanges de Jesu christ motre saulveur. Lyon 1540. 
1543. 8. f. Goujet T. XI. p. 440 sq. 

6) S. Goujet T. XI. P: 442 sq. Bull. da BibL 1839. p. 718 40. 
— Delie, object de plus haulte vertu. Lyon 1544. 8. Paris 1568. 16. 
Savlsaye. Eglogve de la vie solitaire. Lyon 1547. 8. Aix 1829. 8, 
Arion, dglogve. Lyou 1536. 8. Micröcosine ib. 1562, 4. 


7) Oeuures tant en composilion, que translation, ou allusionaux 
Auteurs Grecs et Latins. Lyon 1537. 8. Oeuvres podtiques. Lyon 
1574. 8. 1582. 16. Paris 1656. 12. 1719. 12. ©. a. J. E. Castaigne, 
Het. litt. s. la fam. St. Gelais. Angonl, 1836. 16, Gonjet T, XI. 
p: 156 sq. | 

ey Le jeunesse du Bunny de Liesse, escholier estudiant a Tho- 
lose. Paris 1541. 8. Suite. Paris 1541. 8. Le Jardiu de felicit6 aves 
la louange et hautesse du sexe feininin, extr. de H.Corn. Agrippa. 
Paris 1541. 8. Le combat de Cupido et de la Mort. Paris s. a. 
(1541.) 8. Le Philosophe parfait. Paris 1542. 8. Le songe de Pan- 
tagruel: avec la deploration du feu messire Ant, duBourg, chanc. 
de France. Paris (1542) 8. Le Voyage de P’bomme riche, faict et 
comp. en maniere de dialogue. T'royes 1543. 8. Les trois nouvelles 
d6esses, Pallas, Juno, Venus. Paris 1566. 16. Le tempie de cha- 
sieie, avec plusieurs Epigranimes, tant de l’invention de l’auteur, 

de la trad. et imit. de Martial et autres podtes latins. Ensemble 
5* petits oeuvres po&tiques. Paris 1541. 8. L’institntion de 

lib6ralit& chrestienne aveo la misere et calamil6 de l’homme 
naissant em ce monde. Paris 1551. 8. L’ezcellence de po6sie, oon- 
ienne en dpistres, dixeins, huitains, “pitaphes, auec plusieurs dpi- 


482 | Sranzäfifche Poefie. 


grammes. Lyon 1556. 16. Les Metamorphoses de Capido, ütr de 1a 
eesse Cytherde, gi se mua en diverses formes. Paris 1561. 8. u. 
viel. U. ſ. Gonjet. T. XII. p. 8 sq. 


9) Lamoureux transi sans espoir. Paris s. a. fol. La deple- 
ration de leglise militante sar les persecutions interiores et exts- 
riores. Paris. 1512. 8. Le temple de böne renommee et repos dies 
hommes et femmes illustres, trouue par le traverseur des veies 

erilleuses. Paris 1516. 4. Le Labirynih de fortune et seioar des 
rois nobles dames cöpose par laucieur des renars iranersanz et 
lonps rauissans surnomine le traverseur des voyes perilleuses. Pa 
ris (1522). 1524. 4. Le Chappelei des princes. Cinquäte rödenukz 
et cing ballades. Paris 1536. 8. Opascules du trav. d. voyes perill, 
Paris s. a. 8. Poitiers 1526. 4. Les triumpbes de la noble et amou- 
sense dame et lart de honnestement aymer. ib. 1530. 1532. fol. Pa- 
ris 1535. fol. u. öft. Les acclamations et epistres et oraisons de la 
noble dame amoureuse dicte lame incorporee. cötenät la deploration 
de sa misere. Paris 1555. 8. Les angoysses et remedes damours. 
Poit. 1536. 1537. 4. Le jugement poetique de l’honneur femenie et 
seiour des illustres, claires et honestes dames. ib. 1538. 4. Epistres 
morales et familires. Poit. 1545. fol. f. a. Goujet T. XL p. 242 2q. 


10) Complaintes de V’esclave fortune, avec 20 €pitres et 30 ron- 
deaux. Paris 1529. 8. Le secret d’amours oà sont conienues Pi 
siears leitres tant en rithme qu’en prose. Paris 1542. 8. Le Pen- 
thaire de Lesclave fortune. Paris (1530) 8. Lesclave Fortune. Le 
Babilon aultremeut la confusion de Lesclave Fortane. Lyon 1535. 
8. Les contrepistres d’Ovide nouuellement: inventees et componees, 
Paris 1541. 8. Aglogue ou oarmepasteral, on est cölemu le sortirde 
losclave fortune et une leitre de par Juy enmoyee a lamy parfaict: 
Interlaquuteurs Jehannot et Perrinet. Paris s. a, 4. Les epistresve- 
neriennes de lesclave fortune priue de la court Damours, nouuelle- 
ment faictes 7 composdes par ur: Auecüs toutes les oeuvres par 
Iuy reneues et corr. Paris 1532. 1534. 8. Les cẽt epigrames auecques 
la vision etc. ib. 1532. 8. " 


11) Le printemps de I’'humble esperant, ot sont comprins ple- 
sieurs petitz oeuvres semez de fleurs, fruits ei verdure, 3 
1536. 16. ſ. Goujet T. XI. p. 116 sq. 

12) La parfaite amye nouuellement composee p. A. H. diet 
ia Maison neufue, anec plusieurs aufres compoaitions du même au- 
tear. Lyon 1542. 8. Troyes. ». 2.8. cules d’amoar p. Heroet, 
La Borderie et autres divins poètes. ib. 1547. 8. f. Gowet T. XI. 
P- og. 

13) L’amiie de court nouuellemeut invente. Lyon 1542. 6. Paris 
1541. 8. ſ. Gonjet p. 148 20. 

14) La victoiro et triampbe d’argent contre Cupido Dieu d’a- 
mours, naguierres vaincu dedans Paris, avec la reponse. Lyon 1537. 
16. (d. Antw. if v. La J., d. Bed. f. v. Almanque Papillon): La con- 
tr’amye de Court. Paris 1541. 8. u. m. nor 11 u. 12 in A, de Gue- 
vara Mepris de la cour, avec la vie rustique trad. de l’Espagnol. 
Paris 1 16. 1550, 1556. 1% Estreinnes à certains seigneurs et 
dames de Lyon. Lyon 1546. 8, La fontaine d’amours contenant di&- 
gios, dpistres et Epigrammes. Paris 1546. 16, Les ruisseaux de Fon- 
tnine, osavres etc. Lyon 1555. 8. f. Goujet p. 112 sg. 

15) Les oeuures de maistre r. d. C. höme tres sayät natif de 


Branzäfifche Poeſie. | 188 


Paxis, setretsire fen Monsieur Dauxerre, lesquelles il composa en 
la jeünesse. Contenant diuers matieres plaines de grant recreation 
ei passelemps, desquelles la declaration est au secöd feuillet. Paris 
1538. 8. f. Biogr. Univ. T. XXXVIII. p. 410 F Bull. da Bibl, 1843. 
p. 29 * Merc. de France 1737. Deccr. 1738. Juin. 
16) ©. Nicaron T. XXIV: p. 147 sq. Singal. hist. et litt. Pari 
738. 12. T. I. p. 358 sq. Melang. tir. d’une gr. Bibl. T. VII. p. 116. 


Dulsure Hist. de Paris. T. IT. p. 518. III. p. 503. 523. IV. p. 126. 
Genjet T. X. p- 212 sq. Biogr. Univ. s. v. Gringere Vil n 
im Jeuru. d. Sav. 1838. Ayril p. 212 sq. St. Beuve p. 203 sq, de la 
Rue Ess. sur les Bardes Anglonorm. T. III. p. 344 sq. G. Kern. J 
Art. 6. Brunet T. II. p. 400 aq..— Le chateau de Labeur. Paris 
1499. 8, 1532. 8. u. öft. Le oasteau Jdamours. Paris s. a, 4. Lesabus 
da monde. Paris 1504 8. Les folles entreprises. Paris s. a. 4. Les 
fätasies de mere sote. Paris s. a. (1516.) 4. 1538, 16. u. .öft, Lesme- 
zus propos mere sote. Paris.1521. 8. u. öft. Chantx royaulx. Paris 
ns, (1525) 4.  Notables enseignemens adages et prouerhes. Paris 
1528. 8. Rendeaux eu nombre trois cents cinquante singuliers et a 
amt Puogp0e: Paris 1527. 8. Lyon 1533. 8. Gontredictz de songecreux. 
Paris 1530. 8. 1532. 16. u. viel And. 


$. 582, . Ä 

Inbeſſen Hatte du Bellay Bei feinen Reformibeen ſchon Se 
 wanden im Sinne, den er für geeignet hielt, diefelben auszuführen, 
und biefer war Bierre de Ronfard!) aus Bendome (geb. 
2524, geh. 1585), der wie Marot feine. yolitifche Laufbahn 
mit dem Oten Lebensjahre als Page begann, dann wit dem 
18tem Jahre in das Coqueretiſche Golleg eintrat, wo die bes 
rühmien Philologen Daurat und Tourneba ſchon aus ſeinen Schul⸗ 
arbeiten in Ihm einen neuen Pindar und Homer erbiidten, weil 
x Wie durch eiſernen Fleiß gewonnenen Kenntniſſe tm kateiniſchen 
und Griechiſchen dazu anwendete, um die Nationalſprache u pu⸗ 
uiciren, und ſich deswegen einen bizarren Styl angewoͤhnt Hatte, 
ver ihm fcharfe Spötterelen von Seiten Mellin's de St. Gelais 
mug, als er ſich mit feinen Anhängern bei Hofe zeigte. Allein 
gerabe biefe bisher unerhörten Neuerungen sogen bie Nufmerl- 
fawtelt der Großen auf ihn, Ronferd ward in fürzefler Zeit 
Gefehgeber der neueren Proſodik, und theils auf den Petrarchis⸗ 
mus, theils auf den atten Clafficismus geftügt, führte er bie 
Formen und Solöchemen in die Sprache ein, mb ge⸗ 

Ratte es, daß vie ſchrecklichſten Provincialismen der Franzoͤſiſchen 
Vetels neben den ſchoͤnklingendſten Griechtſchen Formen paradiren 
darſten. Damit hoͤtrte denn die Verehrung Marot's auf, und 
die alte Liebe zur Allegorie machte einer offenen Rachaͤffung ber 


[0 


184 Fronj oͤſiſche Pocfie. 
Alten Platz, denen er noch durch die Italiliner, weiße Ihm felbſt 
ihre Huldigung bewieſen (z. B. Taſſo), nachhalf. Um num 
dieſe Apotheoſe dieſes erſten Franzoͤſiſchen Odendichters mit gertes 
Gen zu helfen, ſcharte ſich die Elite der guten Köpfe um ihn, 
wie um einen Breanpunft, und man erbachte mım eine Dichter 
Plejade?), ganz wie einſt im Alexrandriniſchen Zeitalter, welche 
Joachim de Bellay (geb. 1524, gefl. 1560)°), fein Herold, 
"Rem yBelleau (geb.1528, geR.1577)*), Ponthus de Thy» 
ard (1521 — 1605)°), Amadys Jamyn (15388 — 158379) 
und ber unten zu nennende Sodelle, für-welde letztere Drei 
man auch Ecevole de St. Marthe’) (1536— 1623), 
Jean Antoine de.Baif (1532 — 92) und Muret 
nennt, und Daurat, Ronſard's Lehrer, bildeten, Kleinere Lich⸗ 
ser an dieſem neuen Didterbimmel find noch Dlivier de 
Magny (geb. um 1505, gef. 1560)°), Jacques Tahu⸗ 
seau") (geb. 1527, ge. 1555), Jean de la Taille 
(geb. 1540, gef. 1608)1%), die Damen Madelaine (geb. 
1530) und Batherine Desrodes”), Mutter und Tochter, 
aus Poitiers (farben beide 1587 ander Ber) und Jean Baptife 
Chaſſignet) (1578—1620). Den Beſchluß macht eigentlich 
der - Proteftant und Kammerherr Heinrichs IV. Guillaume 
Sallufte, Her du Bartas!* aus Montfort (1544-—90), 
der zugleih auch den Commentator der ganzen Plejade abgab, 
aber dur feine Härten. und Sonberbarleiten, abgefehen Davon, 
daß man mande einzelne Schönheiten in feinen Werken ent⸗ 
deckt, alle Fehler feiner Götzen in fi vereinigte, worin ihm ber 
gelehrte. Art Eduard Du Monin!) (geb. 1557, ermordet 
1586). nicht nachſteht, wie man aus feinem dem Stalläner Cin⸗ 
tbio entlehnten Trauerfpiel Orbecee ficht, wo Stellen vorkom⸗ 
men, wie „Orbecce frericide, Orbecce meridice, Tu seras pe- 
ricide, ainsi qne Allieide.“ 
Mochte nun die Bewunderung für ihren Lehrer umd Mei⸗ 
ſter noch fo groß fein, fo waren doch diefe Neuerungen jo uns 
finnig,. daß nad AOjähriger Vergättermg biefer Schule eine ver 
nünftige Reform nicht ohne Erfolg und Beifall bieiben Tonute, 
Diefe vermochten zwar Gilles Durand!Y Sieur be la 
Dergerie (1554—1615), Jean: PBasferat!) (15984— 


Franz oͤſfiſche Pocfie. 185 

1008) uud Nicolas Napin!) (1535-1608), welchen 
delanutlich vie in ber Satire Menippee enthaltenen Verſe ge 
bien, nicht allein herbeizuſühren, weil fie treu zur Fahne Dias 
rets hielten, allein fie unterfläbten wenigſtens burd ihre Oppo⸗ 
fition den Abt von Tiron, Bhilippe Desportes') (1546— 
1606), ver ſich ſtatt der Klaſſikler den Bembo und Sannazar zum 
Muſter nahe „und in feinen erotiſchen Liedern ſich jener ſuͤßlichen 
Behhelt und biendenden Grazle .befliß, wodurch fie ſich freilich zu 
einer 2eetüre der Höflinge eigneien, aber nichts weniger eine 
Aremge Gritif ertragen künnm. Zu berfelben Glaffe gehören ver 
Bifhoff von Sen, Sean Bertaut?) (1552 —1611), der 
bereits ‘anfing, eine Arcadiſche Schäferfprame. einzuführen, ©. @, _ 
de Laroque?), Claude Erpiliy (1561—1636)), Bis 
tal. Audiquier?), Jean de Sponde (1557 —95), 
Bierregauderan de Montgaillard”) (+ 1605), und ber 
Cardinal Jacques Davy Duyerron?) aus Bern (1556— 
1618); aber Vauquelin de la Fresnaye”) (1586— 
1606) and Des Dvetaur”) (geb. um 1600, gef. 1649), fein 
Sohm, der feine Narrheit fo weit trieb, daß er feinen Garten 
in eine Arcadiſche Wiefe verwandelte und in gebuͤhrendem Coſtuͤme ſelbſt 
den Sääfer fplelte, führten jenen Ton ind Elelhafte ans, obgleich 
‚fein Bater das Verdienſt bat, zuer die Satiren des Horaz und 
rien in feinen moraliſchen Epifeln nachgebildet zu haben. Als 
‚iin der eigeniliche Schöpfer der. Franzoͤſiſchen Satire IR Dei 
yore Reife Mathurin Regnier”) aus. GChartred geb, 
2878, gef. 1618), da er bei aller Nachahmung ber Alten 
dennoch ganz Franzoſe bleibt und als Achter Nachfolger Billen’s 
und Maror's erſcheint, deſſen eben fo feiner als leichter Spott 
fpäter nur von Lafontaine erreicht worden iſt. Was feinen Styl 
emtangt, fe befämpfte er zwar Malherbe, allein ohne +6 zu 
wien und zu wollen, hat er doc deſſen Lehrm ſchon in 
ber Braris angewendet, da er fi blos durd fein geſundes 
Gefühl ichten ließ, und er. folgt nur in ſoweit feinen Muſtern, dem 
Keen; und Imaenal, als er fie fo ſprechen läßt, wie wenn fie 
nicht Römer, ſondern Franzoſen wären. Leider findet er zu viel 
am Scham, und darum iR er eigentlich nicht 





Bergnũgen 
mehr lesbar. Reben ihm verdient Theodore Agrippa 


186 Sranzöfikhe Pose. 


deAubignée) (1551 — 1616), der berühmte Staatsmann 
genannt zu werben, deſſen (7) Satiren ihrem Styl nah a 
Ronfard, ihrer Schärfe wegen au Perſtus erinnern, und überall 
ven. ſittenſtrengen Proteftanten zeigen, befien Baron de Feneste 
(0. h. d’Apperence, vom Griechiſchen gauveıy) ein ebenfo ge 
treues Bild des Hofes Heinrichs IV. und Ludwigs XIII. giebt, 
ale vie Berfaffee ber Satire Menippde von den Zelten der 
kigue und Rabelais vom Hofe Franz I. entworfen haben, Welt 
waglüdticher iſt er aber in feinen erotiſchen Gedichten, wenn bier 
erſcheint er förmiich ale ungeledter Bär, unb wenn er bei fer 
nen Liebeserklaͤrungen in der Praris eben fo toͤlpelhaft grob 
war wie bier, fo mag er ſich nur eines geringen Erfolgs erfreut 
Haben. Ueberhaupt gehört er zu der Klaſſe der Solbatendichter, un, 
ter denen wir Claude de Trellon?), Fransois le Youls- 
ere de Meffeme”) (1546—97), der, wie jewer ımter ſei⸗ 
nem Chevalier parfait ſich ſelbſt verkand, gar für einen birecten 
Nackommen des Aypius Claudius Pulcher gelten wollte, Marc 
Papillon und nod andere Maulhelden diefer Sorte nennen. Ra- 
turlich konnte alfo aud von ihm feine entſchiedene Reform für bie 
Eprache und Porfle ausgehen, fordern dieſe war er dem mit 
gefunden Geſchmacke gepaarten Fleiße des Francois Mais 
herbe, eines Edelmanns aus Caen (1355 — 16028), aufbehal⸗ 
ten, dem endlich gelang, was de Bellay lange vorher durch 
Ronſard verwirklicht zu ſehen gehofft hatte, naͤmlich die gebuͤh⸗ 
rende Sichtung, Ordnung und Wärbe einer Poeſie, weide 
die daher regellos zwiſchen pedantiſchem Latiniſtren und Graͤ⸗ 
eiſtren, trivialer Weichlichkeit, emphatifchem Uafim und: gro 
dem Humor hin und her geſchwankt hatte, und zuletzt noch durch 
ven Hof Heinrichs IV. den Gascogniſchen Beigeſchmack erhalten 
hatte, Sein erſtes Gedicht war eine Rachahmung Tanſillo's, 
Vie Thraͤnen des heiligen Petrus, worin er aber noch ald Um 
hanger Renfards erfchelnt, dann aber warb er in feinen ſpa⸗ 
teren Gebichten, umter denen einige Oden und bie Weberfehung 
des 145flen Pfalms am Gelungenfien find, vöhlg ferhrRämkls 
und corrigirte und befierte fo viel an feinen Arbeiten bermm, 
daß er durchſchnintlich jährlich kaum 33 Verſe machte und mehr 
Wortklauber als Dichter war, wie er ſich denn ſelbſt arrange® 


Branzbfifche Pooßee. 187 


des syllabes genannt bat??). Dafür aber fielite er auch bie Res 
gehn feR, deren eifernem Seepter fi feitvem bie Beanzöflicen 
Diester unterwerfen mußten. Merkwuͤrdig ſtechen bavm Se⸗ 
haften Garnier's elende Helbengedichte zu Ehren des Keil. 
Ladwigs und Heinrichs IV. ab’. ragen wir aber, wie 08 
während der Herrfaft dieſer unter fi fo verſchiedenen Didier 
ſchulen mit dem Theater?) ousfah, fo IR vor Allem zu bes 
merten, daß das Nnſichgreifen ber Reformation bie allmälige 
Bernigtung der alten. Myfleres zur Folge hatte, ba ber Clerus 
wohl ertannte, ein wie gefährliger Bundesgenoſſe ber nem. 
Ketzerei dieſes erlaubte Herabziehen des Heiligſten ins Laͤcherliche 
fein wußte. Darum erhielten bie Confreres de In passion 
vom Parlament mehrmalige Berbote, dergleichen Städe aufs 
fübren, und als fie, nad einander aus den meiſten der ihnen 
zum Epielen angewieſenen Pläge verdrängt, emblich einen Theil 
des Hotels von Burgund angefauft Hatten, um dert auf eigene 
Koſten ein fichendes Theater zu errichten, erhielten fie zwar 
1548 vom Parlamente ein beſtimmies und ausfchließlihes Pri⸗ 
vilegium, allein fle durften mur noch yrofane und geſetzlich ge 
ſtattete Stoffe darſtellen, alle aus der Heiligen Schrift genom⸗ 
mene Myſteres wurden ihnen aber aufs Strengſie unterſagt. 
Daffelde geſchah mit den am Meiſten von Ludwig XII. begin 
figten Moralites, Sotites und Karces; benn wadbem zuerſt 
nwiter Franz I. Dem Hoi de ia Basoche und der Enfans 
sans Souei verboten worden war, irgend Jemanden, er ſei Fuͤrſt 
over Bürger, anf der Bühne fo zu bezeichnen, daß ihn trotz ber 
Carricatur Jeder erkennen konnte, ward ihnen 1540 auch un⸗ 
ter ſchwerer Etrafe aubefohlen, jedes Stüd im Manuſcript 14 
Zoge vor der Aufführung dan Hofe einzureigen und bie ange 
ſteichenen Stellen zu reihen, wodurch alfo ber erfie Anfang er 
wer Theatercenſur gemacht ward, Allein ein anderer Mmflanb 
famı noch dazu, ber den Sotties, welchen durch jenesd Verbet 
alles Piquante und natürlich auch der Beifall des großen Hau⸗ 
ſens entgegen warb, vollends ihr Biochen alten Credit nahm, nam 
Has Erſcheinen der Ueberſetzungen ber alten Comiler, welchen, nach⸗ 
den Octavien de St. Gelaus*) bereits im vorigen Abſchniu 
bunt feine Uebertragung des Terenz den Grund gelegt hebet, 


s0s Frachaſikche Poeß⸗ 


nun nach mehrfachen Verſuchen durch Ronſard' se) Ueber⸗ 
ſezimg des Piutus von Ariſtophanes, die er 1549 öffentlich 
darſtellen ließ, mit einem dauernden Erſfolge gekroͤnt wurden. 
Inbdeſſen hatte Ronſard mit der. alten Mebe eigentlich nur erſt 
ein Borpoftengefecht geliefert, Da ihn feine Neigungen auf. che 
anderes Schlachtfeld zogen, und baber gebührt eigentlich Etienne 
Jodelle Sieur de Lymodin aus Bars (1532 — 3)*), 
der wirkliche Ruhm, mit Hilſe feiner Schuͤler jene Revolution 
auf der Bühne hervorgebracht zu haben, daß das eizkeheriſche 
Heidenthum mit feinen Göttern und Helden bie frommen Heiligen 
und himmliſchen Heerſchaaren aus dem Felde flug und Ko⸗ 
thurn und Soccus die Bühne in Beſchlag nahmen. Sein em 
ſtes Stuͤck die gefangene Kieopatra, war nach den Ariſtoteliſchen 
Grimdſaͤtzen zugeſchnitien und in ber ecligen Steifheit Seneca's 
geſchrieben, hoͤchſt einfach amgelegt, mit ſehr wenig Berwidlung und 
langweilig moralifchen Choͤren, die nur bie Handlung aufhiel⸗ 
ten, aber nidt ganz ohne dramatiſches Iniereſſe und Iräftige 
Stellen. Gleichwohl bewirkte diefe Arbeit eine vellſtändige Lim 
wälzung ber biöherigen Manier, wezu noch kam, daß mau «6 
vor dem gewählten Kreiſe Heinrihe II. und feines Hofes in 
den Colleges Boncour, Harcourt, Beauvais, ja ſelbu im Hotel 
de Rheims aufführen durfte. Durch den Erfolg aufgemuntert, Iteß 
er eine Pofſe, PAbbe Eugene ou la Bencontzre felgen, Pie 
zwar nicht fo offen wie der alte Patkelin Unſittlichleigen pre⸗ 
Digt, dafür aber deſto deutlicher fchen läßt, wie damais Ehe⸗ 
Pruch, Beſtechung, Simonie ıc. für gar nichts gehalten wurden. 
Bon allen feinen Nachahmern, wie Jean und Jacques de 
Ia Taille (1542—68)?), Antoine Baıf), Jaeques 
‚&revint) (1540—70), Remi Belleau), Melin de - 
St. Gelais 8) find eigentlich wur Jean de la Rereufe*) aus 
Ungsuleme (1530-—56), weil er flatt des von Jodelle beitchiem 
100fylbigen Berb den Alexandriner für angemeſſener dem Isa» 
giſchen Kothurn hielt und anwendet, Gabriel Bounia“) 
(+ 1605), weil er, ſtatt and der alten Geſchichte feinen Stoff 
zu ‚nehmen, ihn einmal ber Türkiſchen Ga Saltane) entlehnte, 
und Robert Barnier”) (1534— 90), der zuerſt mehr 
Mühe auf die Sprache wendete und feine Worte der Muͤrde des 


Stanzöftfche Poefle: 180 


tragifgen Stoffs anzupaflen wußte, aus in feinem nal Griefl 
gedkäieten Brudamante zuerſt den Eher als unpaſſend wegließ, 
Leider haben aber alle noch an dem Fehler der theils mit ums 
paſſend angebrachten, theils mit nidtöfagenden, wenn auch ſchoön 
Mngenden Phrafen vollgepfropften Chöre zu laboriren, was ver 
nagtich darin feinen rund hat, daß fie ben Seneca’ für em 
wicht ſchlechteres Muſter al den Sophocles beiradytetn und fe; 
was fie von diefem gelernt, durch jenen wieder verbarben. Ueber⸗ 
haupt begriffen die Wenigſten von ihnen, obwohl Manche nach 
uns nad von dem kindiſchen Feſthalten an antiten Stoffen zus 
rädlimen, daß modernen Städen durchaus nicht antife Form 
sufagen fönne, daß alfo ver tragiſche Ehor für Epifoven der 
niuehten  Zeltgefihichte, wie 3. ®. die Ermordung Buifes, Eos 
Kay6 x. war, ein alberner Anachronismus fei, und «6 laͤcher⸗ 
Ba iR, wen Antoine de Montchreſtien“), Sim de 
Baſteville (erſchoſſen 1021) feine Maria Staart im Gegen 
wart eines aus Süngfingen und Sungfrauen beflebenden Chors 
hinrichten laͤßt. Nichtsdeſtoweniger gefielen fie, wenn fie auch 
noch wit der Rivalität der Schaufpieleriruppe im Hotel: von 
Burgund zu Tämpfen hatten, die das einmal ‚daran gewöhnte 
Bott noch durch Schäferfpiele (bergeries), unter denen aber eis 
gentlich Ryſterien, Moralitäten und Sotties  veifledt waren, atı- 
mioden wußten. Als Verfaſſer von folden Stücken werden 
der ſchon genannte Francois Habert*), Lonis Desmas 
zures ) aus Tonmay (1523— 80), Jean Bretog), 
le Jars6°!) x. genannt. Anderr ſuchten durch pomphafte 
Titel, wie die Schauſpielertruppen Deutſchiande noch im 
vorigen Jahrhundert, die Aufmerkſamkeit auf fig zu zichen; 
fo ſchrieb Thomas Lecoreg‘) TPodienx et 'sangtant 
mewrtre commande par lo maudit Cala und ließ darin als 
VPerſenen Le Hemords und Le Sang d’Abel aufiveten, 
Witlierwelte hatten theilweiſe die Verſuche im Säferfolel, 
We befonders auch von NRicolas Fillenl) mb Bulls 
laume Beltard’*) ausgegangen Waren, ſowie einige Ucber⸗ 
fegungen and dem Italleniſchen, wie Mellin’s de St. Ge⸗ 
lei6 Sopkonishe®), eine Brofahbertragung von Triffin’® bes 
vüentem Etäde, Jean De Ia Taille’6 Corivaun, Bierse 




















100 Franzoͤſiſche Poeſſe. 


de LSa rive y*) aus Troyas - co. 1612) auf. den Berankıs 
gebracht, das Italiaͤniſche Lußſpiel in Frankreich einzublrgen 
und ſich zu dieſem Ende der Proſa zu bedienen, weil dieſe ef» 
lich der Sprade und dann dem Gharacter des Volles am Nähen 
kam, alſo auch daſſelbe in feinem Treiben am. Beflen barır 
ln im Stande war. Dieb gelang ihm aud ziemlich gut, 
denn er hat offenbar comiſches Talent, und feine Berfonen zeich⸗ 
nen ſich alle duch große Ratürlickelt aus, was auch Wollen 
wohl gemerlt hat, der Larivey's Esprits feinen Avare nadge 
bilbet dat. Seinen Fußſtapfen folgten Frangois d'Amboiſe“) 
aus Paris (1550-1620), Odet de Turnebu*) (dem 
daher 1551 — 87), welche Beide aber hoͤchſt ſchmuzige Wi 
lieben, obgleich Lepterer in feinem Profaluffpiel, les contens, 
zuerſt die aufgeblafenen Spanier und überhaupt das Solbdalen⸗ 
regiment, freili nit ganz fo gut wie bie Satire Menippee, buch 
feinen Rodoment lächerlich macht, und der Geſpenſterſeher Pierre te 
Loyer?), Sieur de la Broffe (1550—1634), ber di 
Bögel des Ariſtophanes in feiner Nephelocoengie auf di 
F brachte. Indeſſen hatte gleichzeitig auch das Tranerfpiel 
eine Veränderung erfahren, denn waͤhrend es bicsher eigeniliqh 
wur sein gelehrte Tendenz gehabt hatte, bewirkten bie politiſchen 
Wirren und Parteiungen in Frankreich in der erſten Hälfte dei 
16ten Jahrhunderis, daß man «8 zu politiſchen Maniſfeſtatlonen 
brauchte, wie ſich dieß aus R. 3. Reree’s Triomphe de Is 
Ligue), Pierre Matthieu' 6°) Guisiade, Jacques Bir 
yin’6®) Cesar poignarde, 8. Frangois de Chaute⸗ 
louve' 6%) Tragedie de Coligny, Claude Billard’s 
Mort de Heari EV.) und Louis Feger’s°) Chilpexic se- 
comd du nom x, ergiebt, und, wie Simon Belyarb?) 
3.8. Bellaud x. bis auf die Bergeries .ausbehnte”). Eublich 
führte aber das enge Berhältniß, in welches durch Die Religionb⸗ 
Brige Frankreich zu Spanim irat, auch eine Annäherung 
des Spaniſchen Dramas, wie es Lope de Vega und Gab 
bern geſchaffen, und des Franzoͤſiſchen Trauerſpiels herbei, und 
fo riß denn zu Anfang des 17ten Jahrhunderts jene Geſchmad⸗ 
leſigkeit in der Nachaͤffung der Hußeren Bormen berfelben ein, 
bie SS fh 30 Jahre lang. in Trngedies merales alldgo- 


Feamoftſae Por. om 


Tiques, tragicomedies, pastoralde, iragi-pastörales, Altes 
beeageres, bergeries, histoires tragiques, journees en tre- - 
gedie oder historles iragedies sans actes Mi seönes, mar. 
tyres, tragedies bousgeoises eto. Luft machte. Hier findet 
man einen Miſchmaſch von Ernſt und cher, Trivialitaͤten eb 
Gyperbeln, Anachronismen und Gaocognaden, daß man FM 
wundert, wie ein vernünftiger Menſch zu ſolchem Unſium 
ſela Ohr leihen konnte. Selbſt die Titel der Tragödien Find 
abfurd, wie Philipp Bos quier's gegen die Hugenotten ges 
richtetes, aber für die Kenminiß ber Moden jener Zeit heute noch 
intereffantes  Stüd le petit rasoir des ornemens mondains ®% 
Eyouard DuMonin’s La Peste de la Peste, France ot 
Uuffraye’d Zoantropie ®), ein @emälde der Folgen der Bü 
gerkeiege 2.5 ja Benoit Boron”) bradte die 7 Zonfünden 
as Nero, Alexander, Mahomet, Epicur, Kröfes, Heliogabal amd 
Satbanapal, ımb bie 7 entgegengefehten Tugenden als Dioges 
med, Codrus, Socrates, Solon, Pertinar, Pytbagoras um 
Hippolytus auf die Bühne Ueberhaupt Tehrte man ſich m 
gar feine Regel mehr, denn während Manche die Handlung lange 
Jahre hindurch fortbauern ließen, gaben Theodor de Bege”!) 
in feinem Sacrifice d’Abraham, wo übrigens der Satan mit 
großer Gnergie gezeichnet it, und Jean bu Virey in feinen Ma- 
chabees’?) eigentlich nur Dialoge ohne Unterfeldung in Ort 
und Scenen, brachten Andere eine Art von Erklaͤrer auf 
die Bihne, der noch viel weiter ging als der Prolog beim Plau⸗ 
tus und nad Art unferer Cicerones in den Theaterbuden bie 
Zuſchauer über das in Kenntniß fehte, was während des Fort 
füreiten6 der Action anderwärts vorgeht. Endlich machte die⸗ 
fem Unfug Alexandre Hardy”) ein Ende, indem er bie 
Stallänifche, Spaniſche und Griechiſche Schule zu vereinigen 
fuchte, in feinen Schaͤſerſpielen ſich Taſſo's Aminta der viel⸗ 
mehr ihre ungefhidten Nachahmungen zum Muſter nahm und 
zwifchen den Schäfern und Schaͤferinnen Satyın und Rymphen 
berumfpringen und Anzüglichleiten herſagen ließ, in feinen Tragi⸗ 
comddien nichts weiter that, als daB er bie Perfonen und 
Stoffe der Spanier in Eranzöfliher Sprache aufwärmte, und 
endlich in ben Trauerſpielen die Griechiſche Form, meiſt ohne 











192 Granzbfifepe Poeſie. 


Das Ehor, aber nad Spaniſchem Zuſchnitie, beihehleit, den Pralag 
hinzufuͤgte und fi dabei, wenn auch mit Ausnahme, einer Sprache 
bediente, deren Rohheit auf den Bebanfen bringt, daß er gemeis 
nen Soldaten den Mantel ber Helden und Könige umngegeben 
habe. Sein beſtes Städ iſt bie Marianne, welches bie Nähe 
Corneille's zu ahnen fcheint. Uebrigenso ſchrieb gleichzeitig noch 
Marc Papillon’), gmannt Capitaͤn La sphriſe aus Amboiſe 
(1555—1600), eine Nouvelle tragi-comique, deren frecher 
Ton an die Zügellofigleit der alten Sottied erinnert, und ebenſo 
BeR man, daß den Oten Mai 1624 in der Kirche St. Um 
 teine zu Rheimo die Election de St, Nicolas & l’archeveche 
de Myre des Nicolas Soret”) von Schülern gegeben 
warb, was das letzte Auftauchen ver alten Myfdres in ben 
Kirchen bejeichnet, obgleih Jean Behourt's Esan”), Jean 
Gaulde’6 Ameur divin”), Pierre de Rancel'ée (geb. 
1570) Trauerſpiele Dina, Josus, Deborah”) nur dem Titel nad 
eckvas Anderes find, wie fi umgekehrt auch bie Prineipaute de: 
la Sottie im Hotel von Burgund bis ziemlich um biefelbe Zeit. 
erhalten haben mag, 5i6 feit 1629 in -dem Hotel de lArgen 
dieſem Theater eine gefährliche Rivalin gegeben warb. 


1) ©. Artigay Mem, de litt. T. * Bi 202 .oq. geonjet T. XU. 

p. 192 sq. Litt. u. Volkerkde. 3b. II. 9—461. St. M. Girardia 
—J 112 sq. St. Beuvo p. 63 sg. 291 sq. P Vaultier in 5 de lc. 
de Caen. 1836. lieb. f. Syrao⸗ fe Herrig's Ach. f. d. Stud, d. neuery 
Sprach. Elberf. 1846. nr. 1. p. 62 sq. — Oeuvres. Paris 1587. 1604. 
x, 12. rev. et augm. et iin de comm. (de M. A. Muret) et derem. 
(p- N. Richelet). Paris 1623. II. fol. 1629—30. X. 12. Oeuvres chei- 
sies av. d. not. expl. et une not. biogr Paul L. Jacob. Paris 
150. 18. ©, Ausw. f. Ged. in St. Beuve Tabl. a. 0. D. 18.8. I Edit. 


2)8. 8. u. DRagır, » Bransff. Gisbengafticn b. Dru eit. 

Zafhenb. Bd. II. 1844. p ’ : vi 

3) ©. Mel. tir. Tune gr. in T. vn. p. 163 = Menage Än- 
tibaillet. T. I. p. 114. 166. 268. gonjet T. XH. p. 117 , St. Beuve 
Tabl. 0. a. D. 1843. p. 47 u. in d. Rev. di. leux 
1840. u. Rev. or’ T. IV. 8 An. An. 18100 15. Novbr. Niceron T. XxVI. 

390. XX. p. 101 sq, Oeuvres frangoises rer. öt nouv. angım. (pi 
E Aubert) Paris 1569: 1573. 1574. II. 8. 1584, 12.. Rouen 159%, 12. - 
Oeuvres choisies publ. p. N. Pavie av. une not. de St. Beuve. 
Angers 1841. 8. Deffense et illustration de la langue Trancoise; ar. 
Loüve ei quelques autres podsies. Paris 1548. 1553. 1557. 8. 1561. 


4) ©. St. Beuve p. 90 aq. 444 sq. Mel. tir. Tun gr: Bibl. T. 
vll. p. 189 sq. Goujei T. XII. p.291 sg. Niceron T. XXXI. p. 1692q. 


Sranzöfifche Poeſie. 193 


Oearren pedliques. Paris 1578. 1585. II. 12. Lyon 1592. Reuen 1640. 
\L 8. La Bergerie. Paris 1572. 8. 


5) ©. Geujet T. XIV. p. 34 sq. Niceron T. XXI. p. 292 sq. 
Mel. a. a. D. T. VH. P: 219 sq. St. Beuve p. 94. Marin, Not, s. la 
vie de P. de Th. Neafch. 1784. 8. Oenvres poetiques, savoir: trois 
livres des erreurs amoureuses, un livre.des vers Iyriques plus un 
recueil de mouvelles oeuvres podtiques. Paris 1573. 4 Dazu xu 
fables des fleurs et fontaines. Paris 1585. 12. Discours philosophi- 
ques. ib. 1547. 4. 


6) S. Goujet T. XIII. p 225 9 Oeuvres pottiques. Paris 1573. 
4. 1577. 12. 1582. 12. Le second volume d. oeuvr. ib. 1584. 12. 


7) 6. Michel de Rochemaillet, Vie de St. de St. M. Paris 1633. 
4. Niceron T. XIII. p. 112 sq. Camusat Mel. de liter. p. 213 sq. — 
Sammarthani pater et filius (Scaevola et Abelias) Opera latina et 
gallica tun soluta oratione tum versu scripta. Paris 1633. 4. 


8) S. Mel. a. a. D. T. VII. p. 207 sq. Goujet T. XNI. p. 340 
sq. St. Beuve p. 82 sq. Oeuvres (cont. IX livres des po&ömes, VI 
hvr. des amours, V livres des jeux, V livr. des passeteınps) Paris 
31572—73. IV. 8. Les mimes, enseignements et proverbes de J. A. 
de B. reueus et augm. en cette dern. &d. Paris 1597. 12. Tournen 
1619. 24. Toul. 1612.12. Etrenues de poezie fransoese envers meru- 
res. au roe, etc. Les-leezones é jors d’eziode, les vers dords de 
Pitagoras, ans&nemans de Faukilides: ansenemans de Naumage aux 
files a marier. Paris 1574. 4. (f. Nodier Melang. p 260 sq.) 


9) S. Goujet, T. XII. p. 14 sq. Les amours d’Ol. de M. et 
quelques odes de luy: ensemble un recueil d’aucunes Oeuvres de 
Salel. Paris 1553 8. Lyon 1573. 16. Ses gayeles. Paris 1554. 8. Ses 
soupirs. Paris 1557. 8. Ses odes. Paris 1559. 8. 


10) €. Biogr. Univ. T. XLIV. s. v. Niceron T. XXXIV.p.207. 
Goujet T. XI. p. 40 sg. Poesies. Paris 1554. 8. Odes, sonnets 
et autres podsies gentilles et facdtieuses. Lyon 1574. 16. Son- 
zeig, odes et mignardises amoureuses de lAdmirée. ib. 1574. 
1662. 16. Podsies mises toutes ensemble. Paris 1574. 8. Dialogues. 
Paris 1565. 8. 1580 u. Öft. 


11) ©. Niceron T. XXXIII. p. 2335 sq. Les oeuvres pödtiques. 
Paris 1572—73. 11 8. 


12) &. Goujet T. XII. 7— 256 sq. Viollet le Duc, Bibl. pott. 
Paris 1843. 8. p. 292 sq. Bielands Werke. 3b. XLVII. p. 230 sq. 
Oeurvres podtiques. Paris 1574. 4. 1579. 4. Les secondes oeuvres des 
mesdames des R. möre et Alle. Poitiers. 1583. 4, Beide zuf. Rouen 
1608. 11. 12. Les missives des mesd. D. R. avec le ravissement de 
Proserpine prins da latin de Clodian et autres imitationes et me- 
langes po<tiques. Paris 1586. 4. Der berühmte Pasquier hatte einft 
1579 auf dem Bufen ber Mad. D. R. einen Floh erblidt, und dieſes gab 

einer Menge von Gedichten in verfchiedenen Sprachen Gelegenheit, die 
gefammelt find in: La Puce de M. de R. qui, est un recueil de divers 

mes grecs, latins et frang. comp. par plusieurs doctes personnages, 
* * jours tenus à Poitiers I 1579. Paris 1581. 1583. 4. 


13) &. Gonjet T. XTIT. p. 412 sq. Mepris de la vie on Conso- 
latiome contre la mort. Resang. 1594. 12: (500 Gonett3.) 
Gräfe, Handduch d⸗ Lit⸗rãrgeſchichte. III. 13 


194 Sranzöfifche Poeſie. 


14) ©. Goujet T. XIII. p. 304 239. Girardin p.200 sq. Oeuvres, 
augm. de comm. etc. et de leur suite (p. 8. Goulard). Paris 1611. 
41614. fol. La Semaine ou la Creation du monde. Paris 1578. 4 
La secofde Semaine. ib, 1584. 4. Zuſ. Gendve 1601. 1615. 12. Lyon 
1607. 24. Göthe flellt f. Semaine fehr hoch f. Des hommes ceitbres 
en France trad. de l’Aliem. Paris 1823. p. 102. cf. St. Reuve p. 101 
sq. 387 q. 

15) Nouvelles oeuvres latines et en vers frangois, Paris 8. a. 
(1582) 12. Le Quar&me Jdiaise en trois parties. premiere le triple 
amour, ou l’aımnour de.Dieu, du monde angelique, et du monde 
humain. s6conde la peste de la peste, ou le jugement divin, tra- 
gedie; troisieıne, la consuivance du quardme en vers frangois. Pa- 
ris 1584. 4. ©. rag. Orbec-Oronte fieht in f. Phoenix. Paris 158. 
12. u. %. ©. Gonjet. T. XI. p. 373 sq. Lelut im Merc. de France 
1840. 15 Dechr. u. Mus. d. famill. T. VII. nr. 4. 


16) ©. Goujet T. XIV. p. 229 sq. St. Beuve p. 129 sq. Oeuvres 
odtiques avec les imitations tirdes du latin de Jean Bonnefons. 
arıs 1587. &. 1594. 12. - 


17) ©. Mel. tir. d’une gr. Bibl. T. VII. p. 312 sq. Goujet. T. 
XIV. p. 1 8q. St. Beuve p. 121 sq. Nioeren T. II. p. 320 44 Ka- 
lendae januariae et varia quaedam peematia. Lutet. 1606. 8. Re- 
cueil des oeuvres poe£tiques. Paris 1606. 11. 8. 


18) Oeuvres latines et frangaises. Paris 1610. 4. f. Gonjet T- 
XIV. p. 119 sq. Dreux du Radier, Bibl. du Poitou p. 118-1. 
Niceron T. XXV. p. 397 sq. 


19) &. Niceron T. XXV. p. 397 sq. Gonjet, T. XIV. p. 63 
St. Beuve p. 105 sq. 415 sq. Dreux dn Radier, Anecd. sur D. 
im Conservateur. 1757. Novbr. Chasles in d. Rev. de Paris 18. 
10. Dechr. I.es premiöres oeuvres. Paris 1575. 4. Ed. dern. 1600. 8. 
1607. 24 u. öft. Les Psaumes de David, mis en vers fraugois p.— 
D. P. avec quelques oeuvres chrestienues et prieres du m£me ar- 
theur. Rouen 1594. 12. u. öft. Oeuvres choisies d. Derportes, Ber- 
tant et Regnier prec. de not. hist. et cr. s. s. pottes. Paris 1823. 18. 


20) ©. Goujet T. XIV. p. 149 3q. St. Benve p. 113 ng. 365 
H. Martin in d. Meın. de l’ac. de Caen, 1840. Oeuvres poëtiques. 


21) S. Goujet T. XII. p. 428 sq. Premiöres, oeuvros. Paris 
1590. 8. Oenvres rev. et augm. ib. 1619. 1?. 


22).@. A. de Boniel de Catilhon, Vie de CI. Exp. Grenoble 
1660, 4. Goujet, T. XV. p. 380 ey. Podsies. Gren. 1624. 4. 


23) S. Gonjet T. XIV. p. 341 sq. Poesies. Paris 1606. 1614 12. 


24) ©. Goujet T. XII. p. 335 sq. ©.’ Podaies in d. Academie 
des modernes Poetes Franc. Paris 1599. 8. f. 37—57. 
2) ©. Gonjet. XIV. p. 56 sq. Podsies. Paris 1606. 12. 


, %) €. Pelletier, Hist. abr. da card. Dup. Paris 1618. B. Be- 
rigny, Vie de D. Paris 1757. 1768, 12. Goujet T. XIY. p. 39 7 
Oeuvres. Paris 1622. III. fol. 


27) ©. Gonjet T XIV. p. 78 sq. St. Beuve p. 116 aq.s Diver! 
ses poésies. Caen 1605. i612. 8. Les deux premieres Üvres de- 


Sranzöfifche Poeſie. 195 


feresteries. Pottiers 1555. 8. f. Art que in III. B. uf. VB. 
Satires haben viel Achnlichkeit mit den Arb. Boileau’s. 


B) ©. Goujet. XVI. p. 110 sq. ©. Ged. in b. Delices de la poé- 
sie frang. Paris 1620. 8. 


3%) &. Niceron p. 390 sq. St. Beuve p. 319sq. a. a. O. u. Portr. 
litter. Paris 1844. I. p. 144 sq. Goujet ıT. XIV. p. 199 sq. Oeu- 
vres. Paris 1608. 4. Leyde. 1642. 12. acc. de remarques hist. 
(de Cl. Brossette) nouv. éed. augm. (p. Lenglet du Fresnoy), 
Londr. 1733. 4. Paris 1822. 4. av..l. comm. rev. corr. et augm. 
prec. de T’hist. de la satire en France p. Violiet le Duc. Paris 
1822. 18. . 


30) &. Goujet T. XV. p. 235 sq. Niceron T. XXVIII. p-283 Sq. 
Senebier, Hist. litt. de Geneve T. II. Gentlem. Meg. 1818. T. 88. 
. 599. sq. Hannöv. Mag. 1751. p. 337 sq. Leu’d Ulg. Schweiz. Ler. 
I. p. 372 sq. St. Beuve p. 144 sq. Les Tragiques donnes au 
publ. p. le larcın de Promethee. AuDezert 1616. 4. Petites oeuvres 
meslees. Genöve 1630. 8. Les Aventures du baron de Foeneste, 
cmprinses en quatre parties. Au Dezert 1630. 8. Cologne 1729. II. 
8 Amsterd. 1731. II. 8. Ausz. in db. Bibl, d. Rom. 1786. Avril II. 
PR 3 sq. ” 


31) ©. Goujet T. XII. p. 375 sq. — Le Cavalier parfait de 8, 
de Tr. ol sont comprinses toutes ses oeuvres. Eyon 1597. 1605. 12. 


32) ©. Goujet T. XIH. . 86 8q. Les sept livres des honnestes 
leisirs de M. de la Motte Bi. Chevallier de l’ordre du Roy et ca- 
pitaine de cinguante hommes d’armes des ordonnances de Sa Ma- 
jeato intitulez chacun du nom d’un des planettes qui est un discours 
en forme de Chronoviologie ol sera veritablement discouru des 
plas notables occarances de noz guerres civiles et des divers 
sceidents de l’autheur. Dedie au Roy. Plus un Mealange de di- 
vers poemes, d’elegies, stances et sonnets. Paris 1537. 12. Le passe- 
ismps de mess. Frang. le Poulchre etc. Paris. 1597. 8. 


33) ©. Sallengre Mem. de Litt. T. II. V. p. 58—100. Niceron 
T. VI. p. 40 aq. Soujet T. XV. p. 173 sq. St. Beuve p. 151 sq. 
Poesies av. un disc. et quelg. remarques. Paris 1630. 4. 1669. 8. 
1757. 8. 1763. 8. 1797. 4. 1615. 8. 1522. 8. Oeuvres choisies. Paris 
1825. 8. Podsies suiv. d’un choix de ses lettres av. un ess. hist. s. 
sa vie et si ouvr. p. L. Thiesse. ib. 1828. 8. av. un comın. indd. R: 
L. Chenier, prec. d’un not, 3. sa vie, pabl. p. Tenant et Ant. de 
Latour. Paris 1841. 18, 


84) La Henriade et la Loyssee de 8. 6, procureur da roiHenry 
IV au comte6 et bailliage de Blois. See. Ed, sur la copie impr. & 
Blois en 1593 et 15%. Paris 1770. 8. 


35) ©. St. Beuve a. a. D. p. 173—262. 


36) Therence en frangois prose et rime, aveoques le latin. 
Paris s. a. (1500.) fol. ift vermuthlih von ihm, obwohl Andere Lud⸗ 
wigs XI. Gecretär Guillaume Rippe für den Verf. halten, 

37) Gteht in f. Oeuvres. 

38) ©. Mel. d’ane gr.Bibl. T. VII. p. 190 aq. Zänb.= u. Voölkerkde. 
1784. 8b. VH. p. 52 2q. Gemjet T. XI. p.167sq. St. Beuve p. 209 5q. 
Gerasez Ess. d’hist. litter. Paris 1839. 8. Oeuvres et ‚meslanges 
pottiques, prem. vol. Paris 1574. 4. Oeuvres reueues ei augm. Pa- 
ris 1583. Lyon 1597. 12, Le recueil des inscriptions, „agures, de- 

13 


196 Sranzöfifche Poeſie. 


vises et masquarades ord. en l’hostel de ville à Paris, le jend 
17, de Fevr. 1558. Paris 1558. 4. 


39) Daire, trag. Paris 1573.8. Alexandre ih. 1573. 8. Oeuvr. pott. 
de Jean etJacq dela T. Cont. Tregedies, Comedies, Poemes, Hymnes, 
Elegies, Cartels, Epitaphes, Chansons, Sonnets, sonnets d’amour et 
Anagrammatiques. Plus un livret de l’artet maniere de faire des vers 
Francois, comme en Grec et enLatin. Paris 1598.4. Bon Jean dela T. if 
Sail le furieux, Trag. Paris 1572. 8. La famine ou les Gabeonites, 
trag. prise de la Bible et suivant celle de Saül. Ensemble plus 
oeuyr. poet. de J. de la T. (dont les Corrivaux et lo Negromant 
de L. Arioste mise en frangois) Paris 1573. B. 


40) Er überf. d. Antigone und ben Eunuque bed Terenz unb Le 
Brave nad) Plautus in f. Jeux et Passe Temps. Paris 1572. 


4) ©. Goujet T. XII. p. 152 sq. L’Olimpe_de J. Gr. Ensemble 
les auires oeuvres poätiques dudict auteur. Paris 1560. S. Le the4- 
tre de J. &. Ensemble la seconde partie de l’Olimpe et de la 6«- 
lodacrye. Paris 1562. 8. Cesar, Trög: Paris 1578. 8. 1606. 12. 


42) ©. Luſtſpiel La reconnue in ſ. Oeuvres. Paris 1578. 1585. T. l. 


43) Sophonisbe trag. tr&s excell. — r&pres. et pron. desant ke 
roy en sa ville de Blois. Paris 1559. 8, 


44) ©. Goujet T. XII. p. 52 sq. Les Oeuvres de J. de la P. 
Avec quelgues autr. div. poes. de Cl: Binet B. Lyon 1577. 16. 


45) ©. Goujet T. XII. p. 245 sq. La Soltane. Paris 1561. 4% 
Trag. sur le Defaite et occasion de la Piaffe et la picquorée & 
‚ bannissement de Mars à l’introduction de Paix et saincie justioe 
Paris 1579. 4. 


46) Les tragedies de R. G. Paris 1580. 12. 1582. 12. Bouen 
1609. Paris 1673. 12 u. Öft. 


47) &. Goujet T. XV. p. 114 sq. Les (5) Tragedies. plus em 
bergerie et un poöme de Susanne. Rouen (1601.) 8. 1627. 8. ib. 
1604. 8. (hier no d. Trag. Hector.). 


48) La comelie, le monargae en vers, bint. f. Divins orace 
de Zoroastre. Paris 1558. 8. 


49) ©. Goujet T. XIII. p. 92sq. Tragedies Saintes. Dauid com 
battant, Dauid triomphant, Dauid fugitif, Bergerie spirituelle, 
Eclogue spirituelle. Gen&ve 1583. 8. Parıs 1557. 12. Poösie de Val- 
liance perpetuelle entre deux nobles et Chrestiennes villes fran- 
ches, Berne et Genöve, faite l’an 1558, item une Coınedie au monde 
malade et mal ‚pens‘ comp. p. Jacq Rienvene (L. d. M.) Gendt: 
1568. 8. Josias, Trag. de M. Philone (L. Desmasures). Geneve 158. 
8. Adonias, Trag. de M.Philone. ib. 1586. 8. 


50) Trag6die frangoise à huit personnages: traictant de l’amouf 
d’an seruiteur envers sa maistresse, et de tout ce qui En 
Lyon 1571. 12, Chartres 1831. 12. 


51) Lucelle, Tragi-comedie en prose frangoise. Rouen 1596, 1% 
Nouv. ınise en vers franc. p. J. da Hamel. ib. 1607. 12. 


52) L’Odieux et sanglant menrtre commis par le mandit Cain 


Sranzöfifche Poeſie. 197 


i lencentre de sem Iröre Abel, exitr. du 4me ch. de la Genize, 
weg. mer. & 12 pers, av. prol. et epil. Paris 1580. &. 


53) ©. Gosjet T. XIV. p. 29.sq. Les theätres de Gaillon (en 
vers) & la Royne. Paris 1506. 4. (4 Sclogen u. ?Zrauerfp. LaLucrece 
et les Ombres). Achille trag. franc. Paris 1563. 4. (d. 21 Decbr. d. 
5 im Coll. Harcourt geg.) 

54) Le Gaysien oa perfidie tyrannique commise par Henry de 
Valsis es ones des... princee Loys de Lorraine, cardiaal ... 
et e Leraine dac deGuise. Troyes 1592. 8. Charlot, &glogue 
pastorel e sur les mistres de la France et ser la delivrance de 

le dac de Guyse. ib. 1592. 8. ©. Goujet T. XIII. p. 246 sq. 

55) ©. Xam. 43. u. oben $. 559. Anm. 2. 

56) Les comedies facktieuses de Pierre de L’Arivey Champ. 
à Timstatton des anciens Grecs, Latins et modernes Italiens a sca- 
wir Le Laquois, La Vefue, Les Esprits, Le Morfondu, Les Jaloux, 
Les Escelliers. Paris 1579. L on 1597. Rouen 1600. 1601. 8. Treis 
oome£d. de six dernieres de P. L. à scaueoir: La Constance, la Fi- 
delle. Ei les Tromperies. Troyes 1611. 12, |. St. Beave p. 222 2q. 

57) Les Neapelitaimes. Com. franc. Paris 153%. 12. Desespera- 

ou &giogues amenureuses. ib. 12 8. . Pe 

58) Les Contens, com. nouv. en prose frangoise. Paris 1584. 8. 
f Soujet T. XI. p. 372 9q. 

59) Les oeuvres et meslanges poetiques de P. Le Loyer sieur 
de ia Brosse, Ensemble la com. Nephelococugie ou la hude des co- 
ns, nem moins docte que faoftieuse en vers. Paris 1579. 12 Ero- 

je ou passetemps d’amour. Ensemble une coın. du Muet in- 
en. Paris 1576. 8. cf. Pavie in d. Ann. de la Soc. d’Agricult. 
Scienc. et Arts d’Angers. 1841. Goujet T. XV. p. 357 sq. 

60) S. Goujet T. XV. p. 43 sq. Le Triomphe de la Ligne. 
Leyde 1607. 8. Berf. war vielleiht R. Rapin, ber fie auf Befehl Hein- 
richs IV. gegen die Ligue richtete. f. a. Nodier, Quest. de litt. le- 
gale. p. 8. 

61) ©. Gonjet T. XIL p. 280 aq. Vasthi prem. trag. de P.M. 
Lyon 1589. 12. Aman seconde trag. ib. 1389. 12. Clyteınnestre, 

. ib. 1589. 12. Esther, Trag.ib. 1585. 12. Guisiade, Trag nouv. 
Ka elle au vray et sans passion est represente le massacre dn 
Duc de6uise. Lyon 1589. 8. publ. av. un avert. et d. not. p. Len- 
giet du Fresnoy. Paris 1744. 8. 

62) ©. oben Anm. 41. 

63) La tragedie de feu Gaspard de Colı jadis admiral de 
France, contenant ce qui adviut à Paris eh d’Aoust. pabi. p. 
Er. 6. Vigerius. La Rochelle. 1575. 8. av. d. not. p. Lenglet du 
Fressoy. Paris 1744. 8. 

64) Trogedies francoises. Paris 1610. 8. (7 ©t.) ib. 1612. 8. (8.) 
La Mort de Henry IY. Trag, en 5 actes et en vers — repres. de- 
vant la Beine Marie de Medicis en 1610, l’annde même de lamort 
de Henri IV. Faris 1806. 8. 


65) Chilperic, roi de France, second du noın. Paris 1590. 8. 
66) Phaöton, bergerie tragique de guerres et tumultes civiles. 
Lven 1574. 4. 


198 j Zeanzöfifge Poefie. 


67) Le premier livre de ses poömes comtenant les delicieuses 
amours de Marc- Antoine et de Cleopätre les ‚triomphes d’amour 
et de la mort etc. Paris 1578. 4. 

68) Tragoedie nouvelle dicte le petit Razoir des Ornements 
mondains. Mons 1589. 8. u. in Bosquier. Opera. Col. Agripp. 1621. 

fol. T. I. 

69) Zo’anthropie ou vie de l’Homme. Tragico - medie morale 
embellie de feintes approprides au sujet. A laFrance. Paris 1614. 8. 

70) Comedie francoyse intitulee l’Enfer poetigue sur les sepf 
pechez mortels: et sar les sept vertus contraires. Lyon 1586. 8. 

71) ©. Goujet. T. XV. p. 29 sq. Tragedie frangoise du sacri- 
fice d’Abraham necessaire & tous chretiens pour trouver consolation 
au temps de tribulation et d’adversite, Lyon, s. a. 12. Paris 1550. 
12. Rouen 1670. 12. u. öft. 

72) La tragedie des Machab&es. Rouen 15%. 12. 

73) Le Theätre d’Alex. Hardy T. I. Paris 1624. 1626. T. I. ib, 
1625. 1631. T. 1II. ib. 1626. T. IV. Rouen 1626. T. V. 1628. T. Yl. 
ib. 1623. 1628. 8. Les chastes et loyales amours de Tiheagtne et 
Cariclöe, reduites du Grec de l’histoire d’Heliodore en huict po& 
mes dragmatiques, ou Theätres consecutifs. Paris 1623. 8. ©. St. 
Beuve p. 242 sq. . 

74) G. Goujet T. XV. p. 14 4q. Les premieres Oeuvres poëti- 

ues da capitaine Lasphrise, reveues et augmentdes par l'auteur. 
aris 1597. 1599. 12. 

75) L’Election divine de 8. Nicholas & l’archevesch& de Myre 
avec un sommaire de sa vie en po&me dramatique sententieux et 
moral. Reims 1624. 8. 

76) La Polyx&ne Tragicom. Rouen 1598. 12. Esaü ou le char 
seur en forme de trag. Rouen 1606. 12. Hypsicratde ou la magna- 
nimile. ib. 1604. 12. wurden fämmtlich in den Coll. d. bons enfans X 
Rouen gegeben. 

77) L’amour divin, tragi-com. en 5 actes et en vers conlenant 
an bref discours des saints et sacres mysteres de la redemption. 
Troyes 1601. 8. 

78) ©. Gonjet T. XV. p. 42 N Le theätre sacre. Dina ou k 
ravisyement, Josae ou le sac de Jericho, Debora ou la delivrance. 
Paris 1607. 8. 


$. 588. 


Was nun die fhöne Profa anlangt, fo wurbe dieſe de 
fonder8 von den Romanfchreibern, Novelifien und Satirifen 
aufrecht erhalten. Indeſſen darf man von eigentlichen Roma 
nen, wie fie eine fpätere Zeit entfichen fah, bier noch nicht ſpre⸗ 
Ken, denn die durh Nicolas d’Herberay (154048) 
übertragenen 8 Bücher des Amadis, zu denen dann Bolleau 
de Bullton (9), Sohorry (10 — 14), Antoine Byron 
(15) und Gabriel Chappuis (16—21) die übrigen hin 
zufügten, koͤnnen hier nicht in Betracht fommen, da fie, obwohl 
im Ton ganz ihren Originalen ähnlich, doch Immer nur Ueber 
ſetzungen biicben, wenn auch Herberay durch feine ſtrenge Nach⸗ 


Srangäfifche Doefie. Roman. 199 


ahmung ded Caſtilianiſchen Pathos der Sprache ein biöher noch 
nicht dageweſenes Aplomb und befondere Feierlichteit zu geben fuchte, 
Was nun die Novelliſten anlangt, fo haben wir bereits in ver 
vorigen Periode die Anfänge jener Nachahmungen Boccaccio’s 
in den Cent nouvelles nouvelles zu beobachten gehabt, allein 
nur in ber Zweideutigfeit und Sittenlofigfeit kommen ihm die 
Sranzofen bier gleich; ſonſt ähneln ihre hierher gehörigen Arbei⸗ 
tn mehr den Facetiae Poggio's, da fie cher Schwänfe 
und kurze fcandalöfe, meiſt gegen den Clerus gerichtete Anechoten 
enthalten, als wirkliche Novellen im Sinne der älteren Stalläner. 
Dergleihen Sammlungen find dad Heptameron (72° Erzaͤh⸗ 
lungen) der ſchon genannten Marguerite de Baloist), 
wahrſcheinlich nur zum Theil von ihr herrührend, und an reis 
beit umd Ungebundenheit der darin mitgetheilten Gedichten fel- 
ned Gleichen fuchend (aber freilich den Reinen war damals Als 
led rein !), ihres Kammerbieners Bonaventure Desperriers 
(+ 1548)?) Nouvelles recrealions et joyeux devis (90),. 
die jenen an Unfauberfeit nicht nachſtehen, und wie fie häufig 
von Lafontaine in feinen Contes et nouvelles benußt wurden, 
obgleich nicht eben viel Originelles darin feht, und des Jacques 
Yoer?), Herr de Plaiſance und de la Bigottlere (geb. um 
1540, nidt 1520, gef. um 1572), Printenps, aus 5 an 
eben fo vielen Fruͤhlingstagen erzählten Geſchichten beftehend, 
die, wenn aud in der Sprade geziert, ungleich“ gearbeitet und. 
in Siyl und Ausführung vol Stallanidmen, dennoch fi ber 
Pee, die wir jetzt von einer Rovelle haben, wenigfiend was bie erfle 
Erzählung betrifft, fehr nähern, anfländig find und ein dichteriſches 
Gepraͤge an fi tragen, was man bei allen aͤhnlichen Arbeiten 
dieſer Zeit vermißt, wenn fie auch theilwelfe wieder etwas zu lang 
ausgeiponnen find. Gaͤnzlich unterfcheldet fih nun aber von 
diefen Leuten bes großen Frangois Rabelaty*) (geb.1483, 
gef. 1553), des geiftreichen Sprachgenies und Arztes, Geſchichte 
der Rieſenfamilie, Grandgouſier, Gargantua und Pantagruel, 
worin er alle Klaſſen der Geſellſchaft ſeiner Zeit, unter Lud⸗ 
wig XII., Franz I. und Heinrich IT, die man faͤlſchlich unter 
jenen Ramen hat verfichen wollen, mit ihren Fehlern auf daß 
Treueſte gezeichnet, zugleich aber leider auch die Religion und 


200 Stanzöfifche Poefie. Roman. 


ihre Diener abſichtlich heruntergeſetzt und laͤcherlich gemacht hat. 
Man bat lange vergebliche Mühe darauf verwendet, Die im 
feinem Buche auftretenden Perſonen hiſtoriſch zu erklaͤren und 
daffelbe für eine politifche Satire auf dad Rönigthum anzufehen, 
alein es if im Gegentbeil eine feine Apologie deſſelben, denn 
Grandgousier (bie Güte), Gargantun (die Macht) und Pan- 
tagruel (bie Intelligenz und Liebe zu den Wiflenfhaften) ma⸗ 
den zufammen den Typus eines vollfommenen Könige aus, 
indem Pierochole und Bringmarille, Ausländer, bie Tyran⸗ 
. nen regräfenticn und fomit den Rationalruhm erhöhen. An 
diefe reihen fi der nationale Panurge (da6 Univerfalgente), 
Epistemon (die Wiſſenſchaft), Carpalim (die Schnelligkeit), 
Eusthenes (bie gut geleitete Kraft), Jean des Entommeurs (en 
tüchtiger Säufer), Bridoye (te bürgerliche Gerechtigkeit mit ihren 
Gebrechen), Girippeminaud (das Parlament oder die Eriminal« 
ämter), Dindenaud (ber Kaufmann), Tronillogand (der Philos 
foph), Rondibilis (ber Arzt), Ponocrates (der Schullehrer) und 
die papegots (papes), cardingots (cardinaux), dvegots 
eveques), welche ihre Rolle auf der Isle des Lanternes, ou 
tout se fait en lanternant (dem Concil zu Trient) und der 
isle sonnante oü les pardons s’achetent à beaux escus 
sonnants (der Kirche Roms) fpielen. Dabei hat Rabelais jeno nicht 
verfehlt, eine folde Maſſe von wiſſenſchaftlichen Notizen einzu 
flechten, daß man fein Buch billigerweife eine Encyclopädie ber 
Studien im 10ten Jahrhundert nennen Tann. Uebrigens barf 
nicht vergefien werden, daß er zugleich (z. B. I. c. 21) den 
Latinifirungen und der Einführung ber Provineialismen, worauf 
Bude, Dorat und ihre Geſellſchaft ausgingen, einen ſtarken Damm 
entgegenzufegen gewußt bat, wobel und aber nidts fo unans 
genehm berührt, als daß wir alle diefe Perlen aus dem Kothe 
herauszuſuchen haben, fowie feine allyugroße Malice, die nichts 
in Ruhe laͤßt. Bald kamen num ähnliche Arbeiten in Menge 
zum Vorſchein, deren Reihe das berühmte politiſche Pamphlet, 
La Satire Menippde, anführt, deren Spee von Pierre le 
- Roy, Canonicus zu Rouen, den Diäten Gilles Durand 
und Jean PBafferat, Florent Ehretien, Heinrichs IV. 
Lehrer, Nicolas Rapin, Prevot des Connetable, Sarquee 


- — — — _ 


Franzoͤſtſche Poeſie. Roman. 201 


Gilles, Parlamentörath und dem berühmten Juriſten Bierre 
Bithou mitten unter fröhlichen Gelagen gefaßt und in Tufliger 
Geſellſchaft ausgeführt worden war’). Sie war gegen bie Ligue 
gerichtet und griff ihre Tcheimehmer an den verwundbarften 
Stellen an, fo daß fie Heinrich IV. mehr als eine gewonnene 
Schlacht nüste, da man fi von der Begierde, womit man fie 
lad, einen Begriff madıen kann, wenn man bebenft, daß inner 
halb reines Monats vier Auflagen noͤthig wurden. Sie hat 
eben nur einen Fehler, der proteſtantiſche Haß zeigt fi nämlich 
anf jeder Eeite, und vie allzugehäuften Uebertreibungen werben 
zulegt widerwaͤrtig. Uebrigens if fie ſelbſt ein Gemiſch von 
fehr hübfchen Berfen, beifenden Epigrammen und trefflichen Re 
den, beſteht alfo natürfih aus Profa und Berfen. Man bat 
fie oft nachgeahmt, doch find alle diefe Verſuche hinter ihr zu⸗ 
rüdgeblieben; der befle IR noch des Sean de la Taille 
Singeries de la ligue‘). Um nun aber auf Rabelais zuruͤck⸗ 
aulommen, fo if zu bemerken, daß mehrere Dichter den Roman 
befielben oder doch wenigſtens einzelne Epiſoden deſſelben zu 
bramatificen verfut haben, fo Montaubaen, Autreau, Dur 
merfan xX., allein alle diefe Arbeiten haben jebt nur noch lite 
rariſch hiſtoriſchen Werl. WS einigermaßen gelungene Nach⸗ 
ahmungen, wiewohl auch diefe jetzt vergeſſen find, Tann man 
nod des Guillaume des Autelz’) auf die Bartholomäus, 
nacht bezüglihes Pamphlet, des Louis Regnier, Sieur de 
la Planche?), eines eifrigen Protefantn Legende du Car- 
dinal de Lorraine und die beiden anonymen Satiren La for- 
tune de la eour°’) und L’lle des hermaphrodites'”), bie 
gleichzeitig fallen, hier in Betracht ziehen. Mebrigen® riefen bie 
einzelnen von Rabelais feinem Buche eingefreuten Anecboten 
ebenfalls ähnliche, nur aus folden beſtehende Arbeiten hervor. 
Sole interhaltungen waren Ricol. Choliere’8 Erzählungen‘'), 
Butillaume Du Bouder’8) wisige Abendimterhaltungen 
(Serees), Claude Nouvellet's Shwänter), des Noel du 
Batl, Selgneur de la Herisfaye (+ 1585) Grobheiten'*), 
des Etienne Tabourot, Gieur des Accord aus Dijon 
(1547 — 90) originelle Späße") und Henri Etienne’8'%) 
Apologie Herodote, worin er, um zu beweifen, wie jener nicht 


202 Franzöfifhe Poefie. Roman. 


etwa wunderbare Geſchichten erbictet habe, eine Maſſe ber ſon⸗ 
derbarſten Geſchichten und Anecdoten aufhäuft, die Poggio's 
Facetiae an Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit weit übertreffen. 
Beroalde de Verville“) aus Paris (1558—1612) Hat 
in feinem Moyen de parvenir eine Nachahmung des Pla 
tonifshen Gaſtmahls und des Athenaͤus verſucht, aber nur 
eine langweilig eingekleivete Sammlung von pöbelhaften und von 
ber größten moralifchen Berborbenheit und Irreligioſttaͤt zeugen- 
den Späßen, die oft noch dazu dunfel find, zufammengebradht. Der 
komiſche Dichter Antoine Eotei!?) (geb. um 1550) mag endlich 
ald der Ghorag der in der folgenden Periode fo zahlreichen 
fhmuzigen Lyrifer und Epigrammatiſten angefchen werben. 


1) f. E. Castaigne, Not. biogr. et litt. a. Marg., in db. Annuaire 
de la Charente 1837. Paul Jaco ‚ inb. Vieux Cont. p. XV — XXXVI. 
Ausg. Ed. Pr. Histoire des Amans fortunez, dedide & Pill. princ. 
mad. Margnerite de Bourbon, dachesse de Nivernois p. P. Boisteau 
dit Launay. Paris 1558. 4. (nur 67 Nov.) L’Heptameron des Nouvel- 
les de M. de YValois royne de Navarre, remis en son vray ordre 
etc. ded. à Jeanne de koix royne de Navarre p. Cl. Gruget. Paris 
1559. 4. 1560. 4. u.öft. 1698. IL12. Berne 1780-51. III. 8. (Amsterd. 
1698. 1700. II. & la Haye [Chartres] 1733. 8. modern. Gpr.) u. in 
Les Vieux Conteurs francais rev. et corr, accomp- de not. hist. 
crit. et bibl. p. P. Jacob. Paris 1841. 4. a 305. 516. Ausz. in d. 
Bibi. d. Rom. 1775. Octbr. T. II. p. 134 2q. Wieland W. Bdo. 48. p. 121 mg. 

2) &. Nic&ron T. XXXIV. p. 314 2: Goujet T. XII. F 88 5q. 
Nodier im Bibliologue de Hennebert. T'ournai 1840. P. Jacob. p- 
XIX—XXVY. Recueil des oeuvres de feu B. de Periers. Lyon 1544. 
8. Les nouvelles recrdations et joyaeux.devis, oontenantquatre-vängt 
huit contes en prose. Lyon 1588. 4 (90 Er) Lyon 1561. 4. (92) 
Paris 1564. 12 u. öft. Amsterd. 1711. Il, 12. ib. (Paris) 1735. III, 1% 
av. d. not. p. Nodier. ib, 1841. 8. II. 8. u. in d. Vieux Cont. p. 181 
—303. Außz. in db. Bibl, d. Rom. 1775. Novbr. P- 130 sq. Siogge 
eigentlich iſt ſ. Satire gegen ben Unglauben (Dial. I—IMN, nr. IV gehört 
nicht dazu), das berühmte Cymbalam mundi, en frengeis contenant 
quatre dialogues podtiques fort antiques joyeux et facdtieux. Paris 
1537. 8. av. un comm, p. P. Marchand. Amsterd. 1711. 12. ib. (Pa- 
ris) 1732. 16. Amst. 1738. 8. 1753. 8. Le Cymb. mundi et autres 
Oeuvres de B. d. P. reunis p. la prem, f. et accomp. de not. et de 
notes p. P. L. Jacob. Paris 1841. 8. Ausz. in d. Bibl. d.R. p. 111sq. 


3) &. P. Jacob a. 0.D. p.XXXVIIL Yusg LePrintempsd’Yver, 
contenant cinq histories disconrues par cing journdes en une noble 
compagnie au chäteau du Printemps. Paris 1572. 16. 1574. 16 u.dft. 
Rouen 1618. 12, u. Vieux Cont, p. 517—654, Aus. in d. Bibl. d. 
Rom. 1786. Janv. T.II.p. 33 sq. 

.„»e©.(0. Bernier.) Jugement sur la vie et 1, ouvr. de R. Pa- 
ris 1697. 12. Lit. u. Bölterkde. 1783. ®b. VII. p. 3—29. VIN, p. 107 — 
177. IX. p. 218-228. X. p. 296-315. Not. et Extr. d. Mss. T. V. 
p- 132 sq. Niceron. T. XXXII. p. 337—408. Salverte in.:d. Re- 
vue ancyclop. T. XIX. p. 88 sq. 361 20. M. H. Kuhaholtz, Net. 


Sranzöfifche Poefie. Roman. 203 


hist. bibl. et crit. s. F. Rebelais. Montpellier. 1827. 12. Brunet, 
Not. . deux anciens romans intit. les Chroniques de Garg. o l’on 
examine les zapporis qui existent entre ces deux oavrages et le 
€. d. R., et si la premitre de ses Chroniques n’est pas aussi de 
Yanteur du Pantagruel. Paris 1834. 8. Bourquelot, Sur la pers. de 
6. in d. Mem. d. Antig. de France. Paris 184. T. VII. p. 412— 
436. Nodier, Des materiaux, dontR. s’est servi pour la composition 
de son ouvrage, im Bull. du Biblioph. 1834. nr. 12. P. Jacob, Not. 
hist. s. la vie et Ponvr. de R, in f. Ausg. p. IIE—-LXXI. Ginguens 
De Vautorit6 de R. dans la revolution presente. Paris 1791. 8. De- 
löckusze, Etud. s. Fr. Rab. Paris 1841. 8. St. Beuve a. u. DO. p. 263— 
280. — Les grandes et inestimables cronigqs: du grant z enorme 
geant Garganiea: contenant la genealogie, la grädeur 7 force de 
son corps. Aussi les merueilleux faictz darmes quil fist pour le 
Boy Artus cöme verrez cy apres. Lyon 1532. 4. ib. 1533. 8. (Stanz. 
u. tfch d. Regis a. a. D. Bb. IT.) ein gang verfchiebenes Märchen, aber 
vermutblih auch von Rabelais f. Brunet Not. a. a. DO. — — 
d. eig. Rom. ſ. Gargantra. TAGM TYXH. La vie inestimable du 
grand Gargantua, pere de Pantagruel, jadis cöposee par L’abstracteur 
e quite essöce. liure plein de pantagruelisme. Lyon 1535. 16. Pan- 
tagruel. Les horribles et espouätables failz z prouesses du tres 
renöme Pantagruel Roy des Dipsodes, filz du gräd geät Gargantua. 
cöposez nouuellement par maistre- Alcofrybas Nafier. Lyon 8, a. 
(1532) 8. (nur Th. I. d. Pant.) Gargantua s. 1, 1537. 16. Lyon. 1542. 
16. Pantagruel, Roy des Dipsodes, restitue a son nHaturel, auec ses 
faictz et prouesses espouventables etc. ib. 1542. 8.u. öft. (enth. L. I 
u. I. bes P.) Le tiers liure des faicts et dictz heroiques da noble 
Pantagruel cöposes p. M. Fr. Rabelais docteur en medecine et cai- 
loier Isies Hieres. Paris 1546. 16 u. öft. Le Quart Liure des 
faicts et dicts heroiques du bon Pantagruel. Paris 1552 8. — 
Oeuvres de M. Fr. R. avec la Prognostication pantagrueline. s. 1. 
1553. 16. Troyes. 1586. II. 16 u. öft. Oeuvr. angm. de laviede l’au- 
tear et de quelgques rem, Amsterd. Elzevir 1663. II. 4. av. des rem. 
hist. et cerit. p. 3. L. Duchat et Bern. de la Mennoye. ib. 1711. V. 
8..Ed. augm. p. Gueulette et Jamin l’alne, Paris 1732. VI. 8. (Dazu: 
Les Lettres de R. 6crites pendant son voyage en Italie, mis. en 
lam. av. d. obs. hist. p. M. de St. Marthe. Bruxell.1710. 8.) Amst. 
1744. IH. 8. Oeuvres. Paris 1820. ITI. 18. 1823. III. 8. Oeuvr. d. R. 
edit. variorum augm. de pieces indd. des songes drolatiques de P. 
ouvr. h. av. l’explic. en regard, des rem. de Duchat, de Ber- 
mier, de Le Motteux, de l’abbe de Marsy, de Voltaire, de Gin- 
& etc. et d’un nouv, comm. hist. et pbilol. p. Esmangart et El. 
ohanneau, Paris 1823. IX. 8. Oeuvr, de Rab. acc. des not. 1. 
et prec. d’une not. [p. R. Jacob. Paris 1825—277. V. 32. Nouv. dd, 
augm. de plus. extraits des chron. admir. du puissant roi Gargan- 
tua ainsi que d’an grand nombre de var. et de deux chapitres 
inddits da cinqui&me livre d’apr. un ms. de la bibl. du Roi et 
acc. d. not. explic. p. P. Jacob, bibliophile. Paris 1840. 1842. 8. 
Deutiä: Meifter Fr. R. db. Arzeneh doctoren Bargantua und Pantagruel 
aus d. Sranz. verdeutfht m. Einl. u. Anmerk. d. Warianten d. II. ©. v. 
1543, auch ein. noch unbek. Sargantua herausg. d. ©. Regid. Leipz. 1832 
—41. III 8. ueb. b. Nachahm. Rab. f. Brunet, Essais philol, sur R. 
Paris 1841. 8. Ueb. d. Ausg. |. Brunet Man. T. ıV. p. 1—12. 


5) Sa menippee de la vertu du catholicon d’Espagne et de 
ia 2 dtatz de Paris. Paris 1593. 8. Turin 1594. 8. =. 1. 1649 


204 Sransöfifche Poefie. Moman. 


8. av. I. not. de P. Dapuy, Ratish. 1664. 12. Ed. enr. de fig. a 
de nouv. rem. p. Le Duchat et de plus. pièces qui serventä prow- 
ver et. & eclaircir les endroits les plus difficiles. ib. 1709. III. 8. 
augm. de not. et d’un comm. hist. litt. et phil. p. Ch. Nodier. Parts 
1824—25. II. 8. av. une not. p. M. Ch Labitte. ıb. 1841. 18. ©. La- 
cretelle, Bist. de Fr. pend. 1. guerr. de rel. T. III. p. 442464. 


6) Histoire abregee des singeries de la Ligue, Paris 1595. 8. 
u. in d. Yusg. d. Sat. M. e en 


7) &. Gonjet T. XII. p. 343 sq. Mitistoire barragouyne de Fan- 
freluche et Gaudichon, trouuede depuis n’aguere d’une exemplaire 
escrite a la main a la valeur de dix atomes pour la recreation de 
tous bon fanfreluchistes. autheur abcd etc. Lyon 1559. 1560. 1574. 
16. Rouen 1578. 16. 


8) La Legende de Charles, cardinal de Lorraine et de ses fr&- 
res de la maison de Guise, decrite en trois livres; B- Fr, de IIsle. 
Reims (Generve) 1674. 1576. 1579. 8. u. in d. Mem. de Condé 1742. 
4 Supplement. 


9) La fortune de la cour, ouvr. tir& des Memoires da Sieer de 
la Neuville, conseiller du duc d’Alencon, frere da roi Henri III. 
(p. P. de Dampmartin) Paris 1642. 1644. 8. u in db, Mem. de la 
reine Marguerite. Brux. 1716. 8. 


10) Les Hermaphrodites ou Ile des H. nouvellement decouverte 
avec les moeurs, lois, coutumes et ordonnances des habitants d’i- 
celle (p. Artus Thomas, sieur d’Embry). s. 1, 1605. 12. u. in db. 
Jenrnal de Henri III. (& la Haye et Paris 1744. V. 8.) T. IV. 


11) Neuf matindes. Paris 1585. 1586. 12. 1610. 1613. 12. Dazu 
Les spre&s-disnees. Paris 1587. 1588. 12. Zuſ. 1611. 1613. 12. 


12) Les Serdes. Poitiers 1584. 16. (nur 8. I.) rev. ei augm. de 
Pauteur. Lyon 1615. 1618, II. 8. Rouen 1615. 1625. II. 8. u. öft. 


13) &. Goujet T. XIII, p. 209 sq. LesDivinailles eu style bur- 
lesque. Lyon 1571. 8. . 

14) Propos rvstiqves de maistre Leon Ladulfi champenois. 
Lyon 1547. 8. rev. corr. et augm. p. lay mesme. Lyon 1549. 16. 
Les ruses et finesses deRagot, iadıs capitaine des gueux de Pho- 
stiere et de ses successeurs. Paris 1573. 16. (daſſ. 8.) Balivernies 
ou Contes nouueaux d’Eutrapel autrement dit Leon Ladulphi. Pa- 
ris 1548. 16. rev. et augm. $: l. seigneur de la Herissaye. Rennes 
1583. 8. Paris 1732, II. 12. Propos rustiques, balivernies, contes et 
discours d’Eutrapel ‚ed. ann. prec. d’un essai s. ]. vie et les ecrits 
de N. du FE. p. 3. M. Guichard, Paris 1842. 8, 


15) Les bigarrares et touches du seigneur des Accords avec les 
apophtegmes du sieur Gaulard, et les escraignes dijonnoises 
Ed. dern. de nouv. augm. Paris 1603. 1614. 1662. 12. Rouen 1640.. 
1647. 8. D. Ed. Pr. v. 1572. 12. enth. nur Bd. I. 

16) Introduction au, trait6 de la conformite des merveilles an- 
ciennes avec les modernes ou traité preparatif à l’apologie pour 
Herodote, comp. en latin p.H. Est. et est ici continue p. lui- möme. 
s. 1. 1566. 8. Apol. p. Her. nouv. ed. augm. de rem. p. Le Duchat. 
& la Haye 1735. III. 8. 

12 moyen de parvenir, oeurre contenant la reisen de tout 
ce qui a este, est et sera. Avec demonstrations certaines et n&- 


Sranzöfifche Poeſie. 205 


censairen, seien la rencenire des efleis de vertus. kı adriendra 
que ceux qui aureni mez ä er luneties s’en serviront ainsi qu'il 
est escrit am diciienmaire ä 1 8 it 


en toutes langues. S. recensui 

mpr. cette annde (Hollande) 12. Le Coupe-cul 

Venus en belle humeur. Parm. 1698. 12. (bafl. 
100070032. II. 12. Ed 


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ia Moanoye des, imitations du M. 


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$. 584. 


Gehen wir nun zur Gedichte der Franzoͤſiſchen Porfie im 
1Tten Jahrhundert fort, jo nimmt die Blüthe derfelben, wenn 
wir nämlich dad Drama ausnchmen, eigentlih nur den erſten 
Theil defielden ein, wo nämlih das Hotel Rambouillet durch 
feine geiſtreiche Befigerin, die Gemahlin des Marquis Charles 
Yängenued de Rambouillet, in ihren Salons bie beſten Köpfe 
von Paris vereinigte, und man daſelbſt in buntem Gemiſch 
Geiſtliche, Rechtögelehrte, Dichter, Staatemänner und Hoflaute 
ihre Gedanken austauſchen fah, während mehrere fpäter fehr bes 
rũhmt gewordene Schriftſtellerinnen, wie die Scudery, die Senigne, 
die Lafayette, fi dieſem Kreife anſchloſſen und denfelben durch 
ihren Witz erheitertn. Selb Richelieu fam bin, und man 
faın fann wohl mit Recht fagen, daß er durch dieſe 
Seiren auf den Gedanken eines wiſſenſchafilichen Vereins von 
Gelehrten, den er nachher fo glänzend durch die Stiftung der 
Academie ausführte, gebradt worden war. Dabei hatten diefe 
Aufammenkünfte noch das Verdienſt, daß fie zuerſt den Abel, 
die Seiflihkelt und die Elite der Bourgeoifie einander nahe 
braten, daß fie burdgängig au den Wiſſenſchaften anregten, 
weil wenigſtens dem Richtadeligen ohne literärifhen Namen der Zus 
gang verfchloffen blieb, und daß endlich die Gegenwart der Das 
men die Eonverfation fletS in den Schranfen des Anftandes zu 
halten wußte, fo daß zwar die Balanterie daſelbſt geduldet, 
aber Allee, was irgendwie die Grenzen des Decorum über 





206 Sranzöfifche Poeft. 


ſchritten hätte, fireng verbannt blieb. Freilich entſtand daraus 
jener pedantiſche Salonton, den wir in den Romanen jener Pe⸗ 
riode, 3. B. in der Astree, deutlich genug wiedergegeben finden, 
allein auf die Sittlichkelt wirkte dieß dafür tm Gegenfage zu 
den Zeiten der Ligue äußerfi voriheilhaft ein. Allerdings darf nicht 
vergefien werben, daß auch an fi ſchon das Zeitalter Heinrichs IV. 
die Beguͤnſtigung, welche daffelbe der Reformation hatte zu Theil 
werben lafen, und bie mit dieſer verbundene purltanifche Sitten 
ſtrenge trog dem frivolen Hofe Heinrichs einen weſentlichen Eins 
fin auf diefe fittliche Umgeftaltung der Poeſte geäußert hatten, 
welhe auch noch unter Ludwigs XIII. Regierung fortbauertt, 
obgleich diefe negative Frömmigkeit einer dem Mittelatter fehr 
nahefommenden Bigotterie wieder Play gemacht und die Reaction 
des alten Glaubens eine entfhiedene geworben war. Indeſſen 
dauerte ber Iiterärifche Areopagus des Hotel Rambouillet hoͤchſtens 
bis 1650 fort, dann loͤſten ſich die Beſucher deffelben in mer 
rere einzelne Goterieen und Salons!) auf, von denen ein jeder allen 
Geiſt und Wis in fih zu vereinigen wähnte, wie z. B. die Same- 
dis des Fräulein von Scudery, und die größtentheils die Schuld 
an den Angriffen tragen, welde von verſchiedenen Selten gegen 
das morſche Gebäude des Hotel Rambouillet zu einer Zeit er⸗ 
hoben wurben, wo baffelbe durchaus feinen Einfluß mehr auf 
die Literatur ausüben konnte. 

1) ©. Badiche im Investig. 1844. Novbr. Blätt. f.tit. u. 1845. nr. 15789. 

$. 585, 

Betrachten wir num bie einzelnen Sterne, welche ſich um 
die Sonne jenes Haufes, die Marquife von Rambouiflet, reihten, 
fo werden allerdings Balzac, Baugelas, d'Ablancourt 
‚und Menage wegen Ihres Einfluffes auf die Ausbildung der 
Profa der Sprache und auf den Styl der Renatffance die glänzend» 
fien fein; allein da bier von der Boefte diefer Zeit vorzugamelle 
die Rede iſt, fo müffen wir auch mit den kleineren Lichtern fürlleb 
nehmen, welde ihre Strahlen von bier aus verfendeten. Wir 
Nellen die Epifer voran, deren Reigen durch Jean Chapelain 
(1595—1674) eröffnet wird, deſſen Pucelle, obwohl unvollen⸗ 
det, nad) zwanzigiähriger darauf verwendeter Arbeit (1656) 


Sranzöfifde Poeſie. 207 


vom Anfchn, das er bis dahin als critiſches Drafel gehabt, auf 
einnal durch ihren läderlihen Bombaf ein Ende machte!). 
Ebenſo einfältig find die hierher gehörigen Arbeiten des Des» 
mareR de St. Sor lin (1595 —1676°)), des George de 
Scuderi aus Havre?) (1601 — 1667), ded Marc Ans 
toine Gerard, Sieur de St. Amand ausRoum (1594 — 
1660)*),, vie ſaͤmmtlich von Boiltau auf das Erbaͤrnlichſte 
mölgenommen wurben, und ber Jeſuit Pierre Lem oyne aus 
Ghaumont (1602—-71), von deſſen heiligem Ludwig Boileau 
fagen konnte: il s’est trop elev& pow en dire du mal, 
il s’est trop dgare pour en dire du bien, ba bei allen fd» 
nen Fehlern epiſches Talent feinem Gedichte nicht abgeſprochen 
werden Tann’). Als komiſche Heldenbichter werben genannt Paul 
Scarron, der ſich felbR ‚par ia gräce de Dieu malade indigne 
do ia reine Anae“ nannte und dafür jährlih 500 Thlr. er⸗ 
bieit, aus Paris (1610 — 1660), bekannter durch feine Fran, 
De berühmte Maintenon, ber bie Neneide in 8 Büchern trave⸗ 
Rixte (die andern fügte Moreau de Brazey binm) und im 
benfeiben Beure nod einen Typhon bittet), und Guillaume 
de Brebeuf aus Zorigny ober Roum (1618 — 61), der 
wer mit einer Parodie des Tin Buchs Virgils begann und 
damn baflelbe mit dem Lutan verfuchte, aber über Scarıon fi 
nicht erhob”). _ 
‚056 Er Emcclle 2a 1a Franse dälrrde, peöme hörsigen, Ley 
litt. de Chap. p. 233. Virollet le Duc. p. 358 sq. Gruber. Comm. 
Epist. Leibuit. Tom. Prodr. P. II. p. 1113. Olivet, Hist. de l’ac. 
rang. p- 97 2q. Goujet. T. ——— 

2) Clovis ou la France chretienne, poëẽme her. Paris 1666. 12. 


Marie Medelaine ou le triomphe de la gräce. Paris 1669. 12. f. Ni- 
cöron T. XXXV. p.140sq. Viollet p. 503sq. Goujet T.XVII.p. 419 2q. 
3) Alaric oa Rome vaincıe, poeme her. Paris 1665. 12. f. Viol- 
let p. 529 »q. Niceron T. XY. p. 114 sq. Gowjet T. XVII. p. 1382q. 
4) Moyse sauve, idyle heroique. Leyde 1654. 12. Oeuvres, rev. 
corr. et augm. Rouen 1663. 12. f. Viollet le Duc p. 500 sq. Niceron 
T. XIV. p. 352 sq. Goujet T. XVI. p. 329 sq. 

5) Saint Louis ou la sainte csuronne recongmise, öme her. 
Paris 1658. 8. Dog Les Triomphes de Louis le Juste. Paris 1630. 
16. f. Viollet le Duc. p. 547 sq. Niceron T. XIII. p. 79 sq. Goujet 
T. XVII. p. 246 sq. 

6) Le Virgile, travesti en vers burlesques. Paris 1648. 12. 1668. 
II. 12. Oeurres burlesques de Sc. (Leyde). Paris 1655. 12. Les der- 
nitres oeuvres. Paris 1668. 17. Les nouvelles oouvres tragicoınigquen, ' 


208 Sranzöfifche Poeſie. Roman. 
Amsterd. 1668. 12. Oeuvres. Amsterd. 1737. IX. 12. Paris 1786. 


7) La Pharsale de Lucain ou les guerres civiles de Cesar et de 
Pomp6e en vers frangois. Leide 1658. 12. Po&sies diverses. Paris 
1662. 12. Eloges poetiques. ib. 1661. 12. Entretiens solitaires ou 
prieres et meditations pieuses en vers frangois. ib. s. a. 12. 


$. 586. 


Doffelbe Zeitalter, welches die ſchlechten Heldengebichte ſchuf, 
brachte noch ſchlechtere Romane hervor, zwar gerade keine Rit⸗ 
terromane im eigentliden Sinne mehr, da ja Herberay durch 
feine Uebertragungen des Amadis dafür geforgt hatte, daß Fein 
Mangel daran fet, allein eine andere Art Miſchgattung von 
Schäfer» und Ritterroman, eingeführt. duch des Herm Honore 
d'Urfé aus Marfeille (geb. 1567, gefl. 1625) Astree!), worin 
die angeblichen Liebesabenteuer der Hirten von Lignon in Fo⸗ 
reg verewigt werden, und ein lädherlicher Salonton und höfifche 
Galanterie mit langen, auf Steljen gehenden Phraſen herge 
plärtt wird, vote fie im Hotel Rambouillet Mode war. Obwohl 
jegt nicht mehr lesbar, wird no dies langweilige Buch durch 
feinm Helden Celadon, den Prototyp aller ſchmachtenden Liebes: 
helden und girrenden Tauber, unfterblich fein. Leider bat es 
aber auch nody viele Nachahmungen gefunden, die das Original 
wenigfiens an Länge übertreffen. Solche lieferte zuerfi Gauthier 
de Coſtes, Seigneur de la Ealprenede (geb. um 1600, 
gef. 1667), unter deſſen fünf Romanen bie Eleopatra der befle if, 
obgleich er ſich endlos durch 23 dide Bände Hindehnt, und die 
von ihm erfundenen Abenteuer über alle Grenzen des Wahr: 
fheintihen hinausgehen‘). Es ift faft unmöglih, ſich durch fo 
ein Buch hindurchzuarbeiten, allein die gehäuften Berwidelungen bes 
MarinLe Rot de Gomberville (geb. 1600, gef. 1674) 
in feinem Polexandre und der Fortſetzung deſſelben, La jeune 
Alcidiane, erregen nur dadurch Erftaunen, daß ber Berfaffer 
felbR nicht über feinen Gordiſchen Knoten confus geworden 
und ed ihm doch nod gelungen if, ihn zu entſchuͤrzen?). Ends 
lich befhlleßt Madeleine de Scudery (1607—1701), eine 
treue Befucherin des Hotel Rambouiliet, die Reihe von lange 
weiligen Autoren, indem fie eine große Maffe von Bänden gefchrieben 
bat, in welchen endlofe Unterhaltungen uns einen Begriff von 


Granzöfifhe Poeſie. 209 


im zeittöbtenden Geftwäg der damaligen wifimfhaftliden Sa, 
tond geben, freilid aber auch durch ihre moraliſche Tendenz ge 
waltig gegen die frivofen Romane des 18tm Jahrhunderts ab> 
Reben. Ihr berühmtefler Roman iR außer dem Artamene, in 
weitem der große Eyrus ald ein Mann geſchildert wird, ver 
von früh dis Abend nichts thut, als feiner Mandane feine efels 
haften Liebeoſeufzer vorplärrt, befonderd Die Clelie, wo jene 
großen Helden der Nömifhen Gefhihte, Mucius Scävola, 
Horatius Cocles ıc. ſich mit ihren Damen damit beichäftigen, 
einander galante Räthfel aufzugeben und jeme berühmte Karte 
der Zärtlichkeit zu entwerfen, die fi im erften Theile der Clelie 
befindet und deren Entſtehung ums ſchon der gleichzeitige 
Anecdotenjäger Tallemant des Reaur in feinen Historiettes 
(T. V. p. 278) beftrieben bat. Uebrigens Fam weder ein 
Römer nod eine Römerin in diefen Romanen vor, die nicht eine 
Gopie irgend eined Bürgers oder einer Bürgerfrau aus dem Quartiere 
der Ecudery geweſen wäre, wie ein damals eriftirender Schluͤſ⸗ 
ſel auswies). Obgleich dieſe Mifgeburten der Literatur leider 
noch manche Nachahmungen fanden, ſo ſchuf doch gluͤcklicherweiſe 
Paul Scarron’) durch ſeinen Roman comique eine neue Aera 
für den Sranzöfifchen Roman, indem er darin zuerft, wenn auch 
nur in dem piquant und originell genug dargeflellten Comödian⸗ 
tenleben, zeigte, wie dem Roman die Aufgabe gegeben if, in 
das practifche Leben einzugreifen und für dieſe oder jene Phaſen 
ber politiſchen oder Afthetifchen Zuflände .einzuwirken. Uebrigens 
muß auch bier noh Eyrano de Bergerac‘) (1620—55) 
erwähnt werden, ber durch feine beiden Phantafleen, die Reiſe 
in den Mond und die Geſchichte des Reiches der Sonne, eigent« 
HH der Vater des phantafllfihen Romans und das Vorbild von 
Gulliver's Reifen, Fontenelle's Welten, Voltaire's Micromegas, 
Holberg's Nil Klim's Reife in die Unterwelt geworden iſt, und 
die Bergefienheit, in welche er verfallen iR, durchaus nicht ver 
dient, da alle jene imaginären Reifen, mögen fie noch fo gut 
ihren fatirifchen Zwed verfolgen, ihm doch das Berdienft laſſen 
müffen, au diefem Behufe zuerfi die Rationalfpradie angewendet 
zu haben, da man früher zu dergleichen Arbeiten fih Nur der 
Lateiniſchen bedient hatte, | 
Größe, Handbuch d. Literärgeſchichte. IH. 14 


210 Franzoͤſiſche Poefie. 


1) ©. Nicéron T. VI. p. 217_sq. Gonjet T. XIV. p. 354 2q. 
Tilladet, Dissert. recueill. & la Haye 1714. 12. T. 1. p. 68-83. 
A. Bernard, Les d’Urfe , souvenirs hist, et litt. de Forez au XVI 
et XVII s. Paris 1839. 8. L’Astree, ot sont deduits les diverses ef- 
fets de l’honneste amitie; avec la V partie, B; Baro. Paris 1633. 
1837. (Rouen) 1647. 8. 1733. V. 12. [mobdern.] (Ed.Pr. Part. I. Paris 
41610. 1612. 4 P. II. 1616. 4. P. III. 1619. 8. P. IV. Paris 16%. 
p. V. et VI. ib. 1625. 8., bier tft d. Schluß von orftet, Sieur de Gaus 
dertin] P. IV. et V. ib. 1627. 8. P. V ift von Baro) Ausz. in db. Bibl. 
d. Rom. 1775. Juillet T. I. p. 166 sq. 209 sq. u. Dunlop T. 1. 

143 sq. — Les Epistres morales et amoureuses. Lyon 1598. 12. 
Boris 1619. 8. u. dft. La Sireine, po&öme alleg. rev. corr. et augm, 
Paris 1606. 1618. 8. u. dft. E. gr. St. a. ſ. Savoysiade ou hist. d. 
ducs de Savoie en vers b. Rosset Del. de la po&s.irang. Paris 1615. 
1618. 1620. II. 8. 

2) &. Niceron T. XXXVII. p, 235 sq. Faramond ou ’hist. de 
France. Paris 1641. 1661. Xll. 8. Amaterd. 166470. XII. 8, (vom. 
- VII Th. an ift P.v’Ortigue de Baumoriere der Verf.) Cleopatre 
Paris 1648. X1l. 8. Leyde 1557. XII. 8. Dunlop T. Ill. p. 195 2q. 
Cassandre. Paris 1642. 44. 50. 54. 67. 1731. X. 12, Ausz. in d. Bib 
d. Rom. 1780. Octbr. T. I. p. 28 sq. II. p. 3 sq. Novbr. p. 3 29. 
Us vd. Dunlop. T. m. P. 204 2q. 


3) &. Niceron. T. XXXYIll. p. 259 sq. Gonjet T. XVM. p. 
341 sq. Polexandre. Paris 1647. V.8. Ausz. b. Dunlop. T. III. p. 18689. 
La Cytheree. ib. 1621, IX. 1642. IV. 8. Alcidiane. ib. 1651. 8 


4) &. Bosquillon im Journ. d. Sav. 1701. Juill. p. 513 2q. Nic®- 
ron T. XY. p. 132 sq. Clelie, histoire romaine. Paris 1654-61. X. 
8. 1731. x. 8. (Außz. in d. Bibl. d. Rom. 1777. Octbr. T. IL p. 5— 
21 Les yeux de Mathilde d’Aguilar, hist. Esp. et Frang. Paris 
1667. 1704. II. 8. (Ausz. ib. 1778. Octbr. T. I. p. 170 8q.) Artam&ne 
ou le grand Cyrus, Paris 1650. Ed. VI. 1658. X. 8. (%usz. ib. 1775. 
Novbr. p. 86 nq.) Almahide ou l’esclave reyne. Paris 1661-63. 
VIII. 8. (usa ıb. 1775. Aoust p. 146.29.) Ibrahim eu lillastre Bassa. 
Paris 1635. 1641. 1665. IV. 8. Ausz. b. Dunlop T. III. p. 216 2q. 

5) Le Romant comique. Paris 1662. 1663. 12. (av. la 3me part. 
p. A. Offray) Paris an I (1796.) 111. 8. u.öft. Ausz. in d. Bibl.d. Rom. 
1776. Jauv. T. I. p. 75 sq. cf. Ola Potrida 1790. p. 90 sq. Biogr. f. 

auenzimmer St. X. 1785. a: 50—70. Lambert Gel. Geld. Ludw. XIV. 
d. III. p. 64. Gonjet T. XVI. p. 315 sq. 

6) S. Niceron T. XXXVI. p. 215 sq. Nodier, Bonav. Desper- 
rier eis Cir. de Bergerac. Paris 1841. 8. u. Bull. d. Bibl, 1838. 
p. 343 sq. Oeuvres div. Paris 1661. 1677. Amast. 1710. II. 8. L’Hi- 
stoire comique des Etats de la Lune. Paris 1656. 12. Hist. com. 
des etats et empires du soleil in |. Oeuvres, Paris 1741. II. 12. 
Aus. b. Dunlop Hist. of fiction T. III. p. 334 sq. 


G. 570, | 
Eine andere Clique bildeten aber die Gelegenheits⸗ 
dichter und Erzähler, vorzugäweife im Hotel Rambouillet, an 
bern Spitze Vincent Boiture) aus Amiens (1598— 
1648) ſteht, der befonders als angenehmer Geſellſchafter und 


Franzoͤſiſche Poefie. | ‚211 


td bereiter WBipling angefehen war. Davon zeugen auch 
feine Gedichte, 3. B. feine Epifel, der Karpfen und ver Hecht, 
fowie fein Eonett von der Urania, gegen weldes Benferade 
fin Sonnet de Job ridtete, wodurch ſich die Parteien ber 
Uranistes und Jobelins bildeten. Uebrigens brachte er au die ſchon 
vergeffenen Balladen, Ronbeaur und Triolets wieder in Aufnahme. 
Kückſichtlich des Genies ſteht ihm Iſaac de Benferade?) 
aus Lyons la Foret (1612— 91) am nächften, was man aus feinen 
auf die Hofballets Ludwigs KIV. gemachten Gelegenheitsgedich⸗ 
ten Fücht, denn feine Idee, Ovids Berwandlimgen in Rondeaux 
m Bringen, war ganz unglücklich. Der Dritte wäre Jean 
Grancote Sarrazin?) aus Hermanville (160354), ein 
recht eigentlicher Gelegenheitsdichter, jedoch auch als Satiriler 
G. B. gegen den laͤcherlichen Erſinder der Endreine Dulot) 
talentvoſl, und hoͤchſtens in ver Form tadelnswerth. Enpdlich 
würbe die vierte Stelle unter dieſen hervorragenden Talenten 
ver liederliche Honorat de Bueil, Marquis de Racan 
(1580 — 1670) einnehmen, Malherbe's Schüler im Styl, aber 
dem Stoffe nach Nachahmer der Italiäner, deſſen Bergeries 
die Vorlaͤufet der Astree waren“). Den zweiten Rang nimmt 
eine andere Geſellſchaft ein, befiehend aus Jean Dgier de 
BGombaud aus St. Zuf de Luſſac (1576—1666), einem gro⸗ 
Gen Guͤnſtling der Scudery, Marie von Medicis und Anna von 
Deſtreich, deren Gunſt er durch ein huͤbſches Sonett auf Hein⸗ 
richs IV. Tod gewonnen hatte, affectirtem Hirtendichter, aber gu⸗ 
tem Epigrammatiften‘), aus Francois Mayn ard aus Touloufe 
(1582 — 1646), einem einförmigen und falten Sonettiſten, der 
aber in ver Form und Ausarbeitung tabellos iſte), aus 
Glande de Mallevitle aus Bars (1597—1647), gutem 
@legiter”), aus Antoine Godean aus Drau’), Biſchoff 
von Bence (1605-—72), der zwar harmoniſcher Dichter, aber 
doch viel zu fruchtbar war, aus Charles Faucon de Ris, 
Gelgneur de Charleval (1613 — 93)°), einem‘ aͤchten, aber 
m allen ernfleren Arbeiten unanfgelegten Schoͤngeiſt, und end⸗ 
4 aus Henriette de Coligni, Gräfin de la Suse 
(+ 1678), berähmt dur Ihre Schönheit und Abenteuer, aber 
in ber ſentimentalen Elegie nicht ungeſchickt“). u⸗ | 


212 Franzoͤſiſche Poefie. 


Diefer Dichterihule der vornehmen Salons firht aber noch 
eine Anzahl anderer weniger begänftigter Dieter zur Seite, un 
ter denen wir Sheophile de Biau (1590—1626) aus- 
zeichnen, unten deſſen Ramen fetne Feinde eine Sammlung 
ſchmuziger und ſatiriſcher Gchid te, Parnasse salirigue betitelt, 
drucken ließen, die trotzdem, daß feine Unſchuld fpäter anerfannt 
ward, feine moralifhe und Außere Vernichtung zur Folge hat 
sten, was vielleiht auch bewirkte, daß fein ausgezeichnetes Talent 
nicht die verdiente Anerkennung fund), Pierre Batrir 
(1585 — 1672) verſtand mit fchönen Worten nichts zu fagen'?), 
aber Philipp Habert (1604— 37) bat in feinem Temple 
de Ja mort fehr viel Talent gezeigt!“). An dieſen fchließen ſich 
eine Dicterin, Fräulein Marte de Pech de Calages aus 
Toulouſe, deren Heldengediht Judith befier iſt, als alle Cpopden 
der Heroifer des Hotel Rambouillet zufammengenommen'*), der 
Mpologet Ludwigs XIII. Julien Colardeau (1590 — - 
(1990— 1669)'5) und der Tifhler Adam Billaut!), be 
fannter als maitre Adam, le Virgile au rabot, aus Nevers 
(+ 1662), deffen drei Gedichtſammlungen, nad feiner PBrofep 
fion Les chevilles, le Vilebrequin und le Rabot genannt, 
ihn bei allen in feinem Mangel an aller Bildung liegenden Fehr 
lern doch als talentvollen Raturdichter Documentiren, mas man von 
dem Paftetenbäder Ragueneau und dem Schloſſer Reauft 
faum fagen fann. Aber auch auf das Theater war der Salon 
Rambouillet nicht ohne Einfluß geblieben, wenn man auch anerfennen 
muß, daß befonderd der Kardinal Richelieu (1585 — 1612), 
den feine Vorliebe für die Bühne ſelbſt veranlaßte, für dieſelbe 
zu fchreiben, weſentlich für diefelbe gewirkt bat, indem er burd 
die erfi von ihm gegründete Academie frangaise den Cid cen⸗ 
firen ließ“). Auf feinen Befehl ſchrieb Francois Hedeltn, Abbe 
d’Aubignac (1604— 76)'?) ein ſchlechtes Buch über das Wefen 
der dramatiſchen Poeſie und ein noch ſchlechteres Trauerfpiel (ZeE- 
nobie) zur Erklärung deffelben, und auf gleiche Veranlaſſung 
Francois Metel des Bois Robert aus Caen“) (1592 
— 1662), der jedod das Verdienſt hat, bei feinem Gönner 
bie Idee zur Errichtung ber Academie angeregt zu haben und 
nicht ohne natürligen Wis und Humor fl, und ber Heberliche 


Tramzöfiihe Pocke. 213 


Ouilfenme Golletet (15981659), freilich chexfalis 
ein biefer Eyritelieker”), Bei alledem hatten dieſe ſchlecht 
abgrlanfenen Bernie des Gute, da fie auf die man erfäch 
nenden Talente deſto mehr Unfmerfiemieit zogen, weide bereits 
Jean Mairet (1604-86), mit Rebt erhielt, deſſen Se- 


denden Tehler, bie ber Zeit und der damaligen Manier zuzufchreiben 
ind, mit Reht zum Bater der Eranzöftichen Tragöbte Rempelt, wenn 
and, der Ruhm, bir Form derſelben geſchaffen zu haben, Bierre Cor⸗ 
neille””) aus Rouen (geb. 1606) gebührt. Er debutirte zuerſt mit 
dem Luſtfpiele Melite (1629), das bei aller feiner Mittelmaͤßigkeit 
bach weit über allen früheren dramatiſchen Berfuchen erhaben if, wenn 
auch feine freilich zu fchleppende Nadiahmung der Medea Senecas 
(1635) bereitö den großen Eorneilie, wie er in feinem Cid (1636) 
auftıttt, ahnen läßt, worin er fein Borbild, Guillen de Caſtro uns 
endlich übertroffen bat und zeigt, bis zu weldem Grabe der 
Bolfomimenheit fi dad moderne Drama erheben kann, wie er 
denn aud im Bienteur, einer NRahahmung von Pedro de 
Noras Sospechosa vertad, dad erſte Franzoͤſiſche Intriguen⸗ 
feiel nad den Regeln geliefert hat. Mit dieſem Stüde hoͤrt 
aber aucb die Glanzperiode Corneilles auf, denn ſchon Rodo- 
gune (1645) IR nicht in allem ihren Theilen vollfommen, und 
wit Theodore beginnt die Abnahme feines Talents, welches im 
Pertharite (1653) eine vollſtaͤndige Niederlage erfuhr, bie end» 
lich Boileau über einige feiner nun noch folgenden Producte je 
nes berühmte Epigramm ſchrieb: „J’ai vu l’Agssilas | Helas! | 

Apres VAgesilas | Helas! | Mais apres l’Attila, | Hola!“ 
Seine letzten Lebensjahre verliebte er vom Theater ganz zurüde 
aczogen ( 1684), indem er den Ruhm zurüdiieß, in feinen 
Zaauerfpielen jeden Styl angewendet zu haben, der darin zu⸗ 
laſſig iR. Seine Fehler, die befonders in feinem freilih in 
der Damaligen Zeit Liegenden Anſchließen an die Spaniſche Schule 
Kegen, würben wohl befonders damit zu entſchuldigen feyn, daß er - 
eigentlich mit feinem ordentlichen Nebenbuhler zu weiteifern hatte. 
Natürlich fand er viele Nahahmer, unter denn Jean de 


214 : Franzoͤſiſche Poeſiſe. 


Rotrouꝰ) aus Dreux (1600 — 50) der fruchtbarſe if, wem 
auch bie Unregelmaͤßigkelien, die er ſich zu Schulden kommen 
Heß, zeugen, daß er wenig von der claſſtſchen Schule bat. Mia 
ihn fließt ſich Triſtan EHermite?*) (geb. 1601, + 1655), 
vom Schloſſe Souliers Rammend, ein geborner Dichter, ber. pwar 
der gefährliche Nebenbuhler Corneille's war, aber doch bald ver 
gefien warb, wenn man feine (1637) mit ungebeurem Beifall 
aufgenommene Marianne ausnimmt, ferner Bierre Duryer 
. (1605—58)?), deſſen Trauerfpiele mit Ausnahme des Bedvole 
mit Recht verdienen, jeht im Staube der Bibliotheken begraben 
zu fein, da er blos um Gelb zu verdienen ſchrieb, Gabrie! 
Gilbert (+ 1680), zwar von ber Ration nicht mehr geleſen, 
aber von vielen fpäteren und gleichzeitigen Dramatifern (fo ahamte 
P. Comeille feine Hodogune, Racine feinen Hippolyte na‘) 
benupt, da er in der Wahl der Eoffe und in ber Ew 
findung ber Intrigue und der Situationen ſtets glüdtich war?*), web 
man auch von Georges de Scudery, deſſen Ibrahim von 
dem Einfluffe Rotrou's und Corneille's zeugt, fagen Tann, da 
feine Stüde mit Unrecht jept vergefien find”), und endlich Cy⸗ 
rano de Bergerac”), befien Agrippine leider von beinahe 
atheiſtiſchen Gefinnungen zeugt; dafür hat er aber in feinen 
Pedant joue das erſte Franzoͤſiſche Proſaluſtſpiel geliefert, and 
dem fein Schulkamerad Moliere die zwei beflen Scenen de 
Fourberies de Scapin nahm. he wir aber zu einem mewen 
Abſchnitte gehen, wollen wir nicht vergefien, einige Vollsdiqhter, 
von denen wir allerdings den maltre Adam bereits anführten, noch 
hinzuzunehmen. Eo giebt deren ſehr viele, wir nennen mir 
Laurent de Briancon?) und Jean Miller”), welde 
beide im Patois von Grenoble bichteten, die Gascogner Dichter 
Pey de Barros?”), Augie Batlltiard”), Bertrand 
Larade”), G. Aber’), Pierre Boubelin”) aus Ton 
louſe (1579— 1649), den Krämer Jean Michel aus Riemes 
(+ 1700)%, G. Bedout”), J. G. Astroo) und B. Gri⸗ 
maubt?), einen gewiſſen Jasmin) und J. Martel“) 
aus Beziers, der die von ben daſigen Kauſleuten auf 
ihrem Privattheater geſpielten Gtüde fammelte, Le Gag! 
ans Montpellier), P. Rouſſet aus Petigord“) (1626 — 


21, 


Gseher. 





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216 Franzoͤſiſche Poeſie. 


10) ©. Goujet T. XVII. p. 301 sc Recueil de pièces galantes 
en prose et en vers. Paris 1678. Ill. 12. 1698. IV. 12. Trervomx 
1741. V. 12. Po&sies, Paris 1666. 12. 

11) ©. Niceron T. XXXVI. p. 48 sq. Menage, Antibaillet P. I, 
p- 112 39. Chasles in d. Revue d. deux mondes. 1839. T. XIX. 

oujet T. XIV. p. 363 sq. Oeuvres. Paris 1621. 1698. Rouen 16%. 
1636 Paris 1662. II. 12. Nouvelles oeuvres coınp. d’excelientes let- 
ver Jatines et francoises. Paris 1648. 8. eb. ſ. Proceß f. Soleinne 

«pP . 

12) ©. Goujet T. XVII. p. 226 sq. Niceron T. XXVV. p. ifdsq. 
La Misericorde de Dien sur la conduite d’un pecheur peuitent, 
avec quelques autres pieces chrestiennes. Blois 1660. 4. Poesies di- 
verses, b. Barbin, Recneil. T. IV. p. 81 sq. 

13) ©. Goujet T. XYI. p. 1 sq. Le Temple de la mort, po<sme. 
Paris 1637. 8. 

13) Judith ou la delivrance de Bethulie, po&me publ. p. M. 
de Villandon Paris 1660. 4. 

15) ©. Gonjet. T. XVI. p. 24 sq. La description de Richelien, 
(eonie) 8. l. et a. 4. Les Tableaux des victoires de Louis. XHl.ib. 

. 12. 

16) &. Gouiet T. XYH. p. 53 sq. Mém. deM. deMarolles T.1. 
p. 170 sq. Etrobel a. a. ©. p. 63 sq. Oeuvres choisies. Paris 1806. 
1842. 8. Les chevilles. Paris 1644. 4. Rouen 1654. 8. Le villebrequin. 
Paris 1662. 1663. 8. Ode au card. de Richelieu. Paris 1630. 4. 
Ode pour Mons. le Prince. ib. 1648. 4. Le Claquet de la Fronde 
sur la Liberte des Princes. ib. 1651. 4. 

17) Europe, comedie heroigne. Paris 1643. 4. u. 12. (f. Vignenl- 
Marville, Mel. T. II. P. 1sq.) Auch ift er Verf. d. unter Desmarets 
Namen gedr. Luſtſpiels: Les visionnaires. (Paris 1637. 4. u. in d. Be 
cneil de pieces galantes cont. le voyage de Bachaumont et laCha- 
pelleetc. Trevonx 1750. 12.) u.Ouverture du theätre de la grande salle 
du Palais Cardinal, Mirame, tragi-com. Paris 1641. fol. Uebrigend 
gab er auch ben Stoff an zu d. Comedies des Tuilleries par, les 
cing auteurs (Boisrobert, P. Corneille, Rotrou, Colletet et Lestoille) 
Larıs 1638. 4. u. L’aveugle deSmyrne, tragi-comedie par I. memes. 
ıb. eod. 4. 

18) ©. Sallengre, Mem. de Litt. T. I. p. 284-3200. Goujet T. 
XVII. p. 406 sq. Niceron T. IV. p. 1%0 sq. Camausat p. 181. Z& 
nobie, trag. ot la verit& de l’histoire est conservee dans l’ohser- 
vation des plus rigoureuses rögles du poäme dramatique. Pa- 
rıs 1647. 4. Le Martyre de St. Catherine, Trag. Caen 1650. 
4. La Pucelle d’Orleans Trag. en prose selon la verite, de 
V'histoire et les rigueurs du Tiheätre. Paris 1642. 12. La Cyminde 


ou les deux victimes, trag. eır prose. ib, 1642. 4. Pratiquedu Th&- 
ire. Paris 1715. II. 8. 


19 ©. Niceron T. XXXV. p. 53-67. Gonjet T. XVII. p, 6802 
Artigny Mem. T. VI. p. 178. Theätre. Paris 1633-55. X. Pidoes 
4. u. VIII in 12. (f Soleinne Bibl. dramat. T. 1. p- 240 sq.). 
. 20) ©. Lambert Bd. III. p. 58. Goujet T. XVI. p. 259 sg. Ar- 
tügny Men. T. VI. p. 104 sq. — Cyminde on les deux vicioires, 
tragıcom. Paris 1642. 4. Podsies diverses, Paris 1656. 12. Lesdiver- 
tissements, ib. 1633. 8. L’illustre buveur ä ges amis; dern. ed. reY. 
p- P’auteur av. d’autres gayetez du caresme-prenant. Paris 1640.4. 
21) ©. Niceron T. XXV. p. 243 sq. Goujet T. XVII. p- 17934. 
Theätre complet. Paris 1630-43. XII. (II.) in 8. u. (X.) 4. 


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218 Franjoͤſiſche Poeſie. 


mises per so que tout lon moun n’est pas d'un goust. Paris 1584. 
12. Lyon 1614. 1619. 12. f. Goujet T. xPr. P. 327 aq. 


33) La muse piranese. Tolose 1609. 12. La margalide gascove, 
ib. 1604. 12. 

34) Löu gentilome gascoun e lous heites de gouerre den gran 
poude rous Henric gascoun rey di France. Toloso 16%. 8. Lou ca- 
tounet gascoun. ib. 1611. 8. 

35) Lasaobras de P. 6. augmentados noubelomen de forgo pes- 
sos, ambe le dictiounari sur la lengo moundino. Toul. 1713. 8. f. 
Strobel, Franzoͤſ. Volksdichter. Baden 1846. 8. I. p. 43 sq. 


36) &. Strobel p. 66 sq. L’embarras de la fiero de Beaucaire. 
Nismes s. a, 8. Beaucaire 1783. 8. u. im Rec, de po&tes gascons. 


37) Lou parterre gascoune. Bourdeus 1642. 4. 

38) Lou trimfe de la lengovo Gascovo ous playdeiats de las 
quoiiate sasous et deous quoüate elemens da oiiant lou Paston de 
Loumigno. Toulouse 1642. 12. 1700. 1762. 12. f. Rrunet p. 102. 

39) Le dret cami del cel dins le pays moundi o lavido del gran 
patriarcho Sant Benoist. Toul. 1659. 12. 

40) Po&sies en patois. Agen s. a. II. 12. 

41) L’autigquitd6 da Triomphe de Besiers au joar de l’Ascension, 
contenaut les plus rares histoires, qui ont estéâ represeniees au 
susdit par ses dernitres anndes. Beziers 1628. IL. 12. Ueb. d. Inh. f. 
Soleinne Bibl, dram. T. III. p. 346 sq. 

42) Les folies de Le Sage de Montpellier. s. 1. 1650, 8. u. im 
Recueil d, pottes gascons. 1700. 

43) Grizoulet, Jou jaJoux otrapat, et los amours de Floridor et 
Olimpo deRosilas etd’Omelito et de Grizoulet et lo Morgui, ooumedio, 
Sorlat 169%. 8, Lo disputo de Bacus et de Priapus. ib. 1694. 8& 
Oeuvres, publ. p. J. B. Lascoux. ib.1838. 8, f. Brunet, Reczeil.d’o- 
pascul. et de fragm. en patois. Paris 1841. p. 75 sq. 

44) Obros et rimos provensalost reviovdados Bx Pierre Paul. 
Marseille 1795. 4. Gtrobel a. a. O. p. 29 sq. Henricy, Not. s. 
Yorig. de l’imprim. en Provence. Aix 1826. 8. 

45) Lou jardin deys musos provensalos. Aix 1628. 1842. IT. 12. 
({D. Buch u. d. folg. enth. auch Lujtfpiele f. Soleinne. Bibl. dram. T. LII. 
p- 336 sq.) 

46) La perlo deys musos et comedies prouensalos. Ays 1655. 12. 
f. Nodier Nouv, mel. d’une pet. bibl. p. 28 nq. 

47) Recueil de no@ls provensaux. Avignon 1669. 1674. 12. 
1763. 1829. 1852. 12. 

48) Opera jocunda metro wmacharronico materno: et gallico 
composita. Ast. 1521. 8. Opera molto piacerole-novamente e con 
diligenza corretta ristamp. con la sua tavola. Venez. 1500.8. Torimo. 
1628. 8. Poesies fraugoises comp. de 1494 à 1520 publ. p. laprem, 
f. en France av. une not. biogr. et bibliogr. Paris 1836. 8. 

49) Lo Guemen dou ‚pa Cebory deBreissay sur la pan quo 
la de la guerra. 1. 1. 1615. 8. La Pied-mentoise, en vers bressans. 
Dijon 1619. 6. - 


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—28 aus feiner noch jept geleſenen Satire auf die ſchlech⸗ 
agiebt?). Uebrigens baokrite Boilenu’s Vergdi⸗ 


3 


220 | Franzoͤſiſche Poeſie. 


terung, daß feiner der gleichzeitigen Dichter In andern Fäden 
ihm nur entfernt feinen Vorfig am Dichterhimmel freitig ma 
Ken Konnte, Der beveutendfle unter den übrigen if be 
flimmt der leichtfertige Jean de la Fontaine?) aus Chateau 
Thierry (1621— 95), ver in feinen vortrefflichen Contes, ab» 
gefehen von ihrer ſchlechten Tendenz, doch noch als Nachahmer 
der Stallänifhen Novelliſten erſcheint, aber fein ganzes Genie tn 
feinn Fables (f. 1668) entwidelt bat, die feinen Namen m 
fterblih gemacht haben und ihn ebenfo als tiefen Denker, wie 
als ausgezeichneten Styliſtiker documentiren. Seine Nachahmer 
als Dichter von dergleichen, theilweiſe unmoraliſchen Contes 
warn noch Bernard de la Monnaye) aus Dion 
(1641 —1728), der befannte Volksliederdichter, Antoine 
"Bauderon de Senec« aus Macon (1643 — 1737), de 
jedoch den Anfland nie verlet?), und Jacques Bergier 
(1655— 1720) aus Lyon, der leder feine Muſter nur an Frl 
volitaͤt übertrifft). Den. Elementen ungeträbter Heiterfeit, ich 
will nicht bei Allen fagen, unmoralifher Leben&philofophle, nat 
muß man mit ihnen die fogenannte Epicuraͤiſche Dichterſchule 
einiger Lebemänner verbinden, an bern Epide Claude Ew 
manuel Luillier La Chapelle aus Ra Chapelle (1624 
— 89) und fein Freund Frangoiß le Eoigneur be dw 
chaumont (1624—1702)7) Reben, die zufammen nad An 
von Horagens Ster Satire (B. I.) ihre Reiſe nah Montpellier 
beſchrieben. Gin anderer Freund Ehapelles war Jean Heb⸗ 
nault?) aus Paris (+ 1682), der leider nur zu häufig ade 
Orenzen des Anftandes überfchreitet (3. B. im bail du cosu 
& Clovis), aber fehr hübfhe Verſe machen konnte. Zu derſel⸗ 
ben Schule gehören auch außerdem noch der nachlaͤſſtge, abe 
Auferft launige Alerandre Lainez aus Ehimay (1650— 
1710)°) und Guillaume Amfryede Chauliew'’) aus Fon⸗ 
tenat (1639— 1720), der leider feiner Würde als Geiſtlichet 
niemals eingevenf und ein würbiger Genoffe diefer luſtigen Ge⸗ 
fehfchaft, die unter dem Vorſitz des Grandprieur de Vendome 
ihre Orgien tim Tempel feierten, war, ja deshalb lAnaeréen 
du Temple genannt ward. Endlih zieht man zu derſelben 
Schule noch den Marquis de la Fare!!) aus Bivarais (1L644— 


dranzöpfche Poeſie. Roman. 221 


1712) Jean François Leriget de la Fave and Bine 
(1674— 173157, weiter Iegtere jedoch noch der auſtäͤndigſte ber 
geuyn Gehlätek ii. Ratürlic tragen die meiften ihrer Arbeiten ein 
tnihes Geychge, alien freilih mit Dem Borberiihen des eroti⸗ 
ſchen umb frirelen Giements, weöhalb eigentlih nur ber ernfe 
Jean Bayıifle Aonjieau") aus Paris (1670 — 1741), 
wie er in ſcinen Rialmen, Oden und Gantaten erſcheint (denn 
in jenem Gpigrammen, tie zu ben been der Franzoͤſiſchen Li⸗ 
meter gehauen, iR er completer Kibertin), und Antoine Hous 
bar de la Meite er La Motte Houdar!*) aus Paris 
(1673 —1731,, wer aber aub Opern und Trauerfpiele dichtete, 
Vie Iliebe umarbeisete und recht gelungene Gabeln und Eglogen 
fürieb, hierher geheren. Huch am einigen Girtengebihten im 
Ocdtmade ver Alten fehlt es nit; wir nennen nur des Sean 
Renand, Ehxur de Eegrais aus Cum (1624— 1701) 
Albis, eine Rabahmung der erſten Egloge Birgilö!?) und die 
lan ver Madame Antoinette Du Ligier de la Garde 
Deehonlieres aus Paris (geb. 1634) '°), die leider wie ihre 
Toedier 7), die Doendichterin Antoinette Therefe de la 
Eon ve Bois Bucrin Deshoulieres aus Paris (geb. 
1662, + 1718) 1694 nach langen ſchrecklichen Leiden am 
Mebſe Rarb. 

Da wir einmal von einigen gelehrten Damen foredien, 
fonnen wir nicht umbin, Madame de La Fayette (1632 — 
93)", zu erwähnen, die durch ihre Zaide und befonders durch 
die Primeesse de Cleves gewifiermaßen die Ehöpferin des mo» 
dernen Branzöffhen Romans geworden if, indem fie zuerſt 
an die Stelle der dem Alterthum abgeborgten Stoffe und der uns 
geibidten Plattheiten einer erzwungenen und gezierten Züärtlidys 
tet moderne Eujeis und natürlided Intereſſe fepte”). NIE 
Ratpahmerinnen derfelben find Madame de Billedieun (1632 
—83) in ihren Exiles de la cour d’Auguste®), bie 
Gräfin d' Aulnoy (geb. 1650, + 1705) in ihrer Histoire 
de Hippolyte, eomte de Douglas”) und Henriette Julie 
be Bafelnau, Gräfin de Murat (1670 — 1716) in ihren 
Lutins du chäteau de Kernosy, einem fehr fhön angelegten Stoffe *) 
zu nennen. Die beiden lebteren Damen ſchrieben auch Memoiren 


212 Sranzöfifche Poeſie. 


Diefer Dichterſchule der vornehmen Salons ſieht aber noch 


eine Anzahl anderer weniger begänftigter Dieter zur cite, um 
ter denen wir Sheophile de Biau (1590—1626) auß% 
zeichnen, unten deſſen Ram feine Feinde eine Sammlung 
ſomuziger und ſatiriſcher Gedichte, Parnasse satirigue betitelt, 
drucken ließen, die trotzdem, daß feine Unſchuld fpäter anerkannt 
ward, feine moralifhe und äußere Vernichtung zur Yolge hat 
sen, was vielleicht auch bewirkte, daß fein ausgezeichnetes Talent 
nicht die verdiente Anerkennung fand) Bierre Batrir 
(1585 — 1672) verſtand mit fihönen Worten nichts zu fagen!?), 
aber Philip» Habert (1604— 37) Hat In feinem Temple 
de Ja mort fehr viel Talent gezeigt’). An Dielen fehließen ſich 
eine Dichterin, Fräulein Marie de Pech de Calages aus 
Toulouſe, deren Heldengeriht Judich befier iſt, als alle Cpopden 
der Heroifer des Hotel Rambouillet zufammengenommen !*), ber 
Mpologet Ludwigs XIII. Julien Colarteau (15909 — 
(1990-— 1669)") und der Tifhler Adam Billaut!, be 
tannter als maftre Adam, le Virgile au rabot, aus Never 
(+ 1662), defien drei Gedichtſammlungen, nah feiner Profeſ⸗ 
ſivn Les chevilles, le Vilebrequin und le Rabot genannt, 
ibn bei allen In feinem Mangel an aller Bildung liegenden Feb 
lern doch als talentvollen Naturdichter Documentiren, was man von 
dem -Pafletenbäder Raqueneau und dem Schloſſer Réault 
faum fagen fann. Über auch auf das Theater war der Salon 
Rambouillet nicht ohne Einfluß geblieben, wenn man auch anerfennen 
muß, daß befonderö der Karbinal Rihelieu (1585 — 1612), 
den feine Borliebe für die Bühne ſelbſt veranlaßte, für dieſelbe 
zu fchreiben, wefentlih für diefelbe gewirkt bat, indem er burd 
die erſt von ihm gegründete Academie frangaise den Cid cen- 
firen ließ). Auf feinen Befehl ſchrieb Francois Hedelin, Abbe 
d’Aubignac (1604— 76)') ein ſchlechtes Buch über da6 Weſen 
der dramatiſchen Poefle und ein noch ſchlechteres Trauerfpiel (Ze- 
nobie) zur Erflärung deffelben, und auf gleiche Beranlaffung 
Frangois Metel des Bois Robert aus Cam!) (1592 
—1662), der jedo dad Verdienſt hat, bei feinem Gönner 
die Idee zur Errichtung der Academie angeregt zu haben und 
nicht ohne natürligen Witz und Humor iſt, und der Hederlide 


Franzoͤſiſche Poefie. 213 


Suillaume Eolletet (1598—1659), freilich ebenfalls 
ein bloßer Speichellecker?)). Bel alledem hatten dieſe fchlecht 
abgelaufenen Berfuhe bas Gute, daß fie auf die nun erſchei⸗ 
nenden Talente deſto mehr Aufmerkſamkeit zogen, welche bereits 


Sean Mairet (1604—86)°) mit Recht erhielt, defin So- 


phonisbe (1629), freilih dem Stoffe nach aus Triffin entichnt, 
doch das erſte regel» und planmäßig angelegte Trauerfplel ber 
Sranzofen IR und ihren Verfaſſer, troß der darin ſich befin» 
denden Fehler, bie der Zeit und der pamaligen Manier zuzufchreiben 
ind, mit Recht zum Bater der Sranzöfifchen Tragödie Rempelt, wenn 
auch der Ruhm, Die Form berfelben gefchaffen zu haben, Pierre Cor» 
neille”) aus Rouen (geb. 1606) gebührt. Er debutirte zuerfl mit 
dem Luftfpiele Melite (1629), das bei aller feiner Mittelmäßigfeit 
doch weit über allen früheren dramatifchen Berfuchen erhaben iſt, wenn 
auch feine freitich zu fchleppende Nachahmung der Medea Senecas 
(1635) bereitö den großen Corneille, wie er in feinem Cid (1636) 
auftritt, ahnen läßt, worin er fen Vorbild, Guillen de Caſtro uns 
endlich übertroffen hat und zeigt, bis zu weldem Grade der 
Boßfommenheit fih das moderne Drama erheben fann, wie er 
denn aud im Menteur, einer Nachahmung von Pedro de 
Norxas Sospechosa vertad, das erſte Franzoͤſiſche Intriguen⸗ 
folel nad ven Regeln gelieſert bat. Mit dieſem Stücke Hört 
aber auch die Glanzperiode Cornellles auf, denn ſchon Rodo- 
gune (1645) iſt nicht in allen ihren Theilen vollfommen, und 
mit Theodore beginnt die Abnahme feines Talents, . weiches im 
Pertharite (1653) eine vollſtaͤndige Niederlage erfuhr, bis end» 
lich Boileau über einige feiner nun noch folgenden Producte je 
nes berühmte Epigramm färleb: „J’ai vu l’Agesilas | Helast | 
Apres VAgesilas | Helas! | Mais apres l’Attila, | Hola!“ 
Seine letzten Lebensjahre verlebte ex vom Theater ganz zurüd« 
azogen (+ 1684), indem er den Ruhm zurüdtieß, in feinen 
Szauerfplelen jeden Styl angewendet zu haben, der barin zu⸗ 
Kfig if. Seine Fehler, die beſonders in feinem freilih in 
der damaligen Zeit liegenden Anfihließen an die Spanifde Schuß 
Begen, würden wohl beſonders damit zu entſchuldigen feyn, daß er - 
eigentlich mit feinem ordentlichen Nebenbuhler zu welteifern hatte: 
Ratärlih fand er viele Nachahmer, unter denen Sean be 





212 Sranzöfifche Poefie. 


Diefer Dichterfchule der vornehmen Salons flieht aber noch 
eine Anzahl anderer weniger begänftigter Dichter zur Seite, un 
ter denen wir Sheophile de Biau (1590— 1626) auß 
zeichnen, unten defin Ramm feine Feinde eine Sammlung 
ſchmuziger und fatiriiher Gedichte, Parnasse satirique beiltclt, 
drucken ließen, die trotzdem, daß feine Unſchuld fpäter anerkanm 
ward, feine moralifhe und Außere Vernichtung zur Yolge hat 
ten, was vieleicht auch bewirkte, daß fein ausgezeichnetes Talent 
niht die verdiente Anerkennung fand), Bierre Batrir 
(1585 — 1672) verſtand mit fihönen Worten nichté zu fagn"), 
aber Philipp Habert (1604-37) bat In feinem Tempk 
de Ja mort fehr viel Talent gezeigt'?). An vielen ſchließen ih 
eine Dichterin, Fräulein Marte de Beh de Calages aus 
Zouloufe, deren Heldengedicht Judirh beſſer iſt, als alle Epopöm 
der Heroifer des Hotel Rambouillet zufammengenommen'*), der 
Mpologet Ludwigs XIII. Iulten Colardeau (1590 — - 
(1990— 1669)'5) und der Tiſchler Adam Billauı!d, be 
tannter als maitre Adam, le Virgile au rabot, aus Neveb 
(+ 1662), deſſen drei Gedichtſammlungen, nad feiner Prof 
fivn Les chevilles, le Vilebregein und le Babot genanal, 
ihn bei allen In feinem Mangel an aller Bildung liegenden ef 
fern doch als talentvollen Naturdichter Documentiren, was man von 
dem ‚Yafletenbäder Raqueneau und dem Schloſſer Réault 
faum fagen fann. Über auch auf das Theater war der Salon 
Rambouillet nicht ohne Einfluß geblieben, wenn man auch anerkennen 
mus, daß befonders der Kardinal Richelieu (1585—1612), 
den feine Borliebe für die Bühne ſelbſt veranlaßte, fürs dieſelbe 
zu fchreiben, weſentlich für diefelbe gewirkt hat, indem er durch 
die erfi von ihm gegründete Academie frangaise den Cid ck 
firen ließ). Auf feinen Befehl’ fhrieb Franc ots Hedelin, Abbe 
d’Aubignac (1604— 76)') ein ſchlechtes Buch über das Wein 
der. dramatiſchen Poeſie und ein no ſchlechteres Trauerſpiel (Ze 
nobie) zur Erklärung beffelben, und auf gleiche Veranlaffung 
Frangois Metel des Bois Robert aus Cam!) (1598 
— 1662), ber jedod dad Verdienſt hat, bei feinem Gönner 
bie Idee zur Errichtung ber Academie angeregt zu haben und 
nit ohne natuͤrlichen Wis und Humer iſt, und der Heberliät 


Sranzöfifche Poefie. 9213 


Buillaume Golletet (1598-1659), freilich ebenfalls 
ein bioßer Speidhelleder?'), Bel alledem Hatten biefe ſchlecht 
abgelaufenen Verſuche das Gute, daß fie auf die nun erſchei⸗ 
nenden Talente defto mehr Aufmerkſamkeit zogen, welche bereits 
Jean Mairet (160486) °') mit Recht erhielt, defin So- _ 
pronishe (1629), freilich dem Stoffe nad aus Triffin entichnt, 
ko das erfle regel» und planmäßig angelegte Trauerfplel der 
Sranzofen iR und ihren DBerfafler, trotz der darin fich befin« 
wenden Fehler, die ber Zeit und der damaligen Manier zugufchreiben 
find, mit Recht zum Bater der Franzöſiſchen Tragöbie lempelt, wenn 
auch der Ruhm, die Form derfelben geſchaffen zu haben, Pierre Cor⸗ 
neille??) aus Rouen (geb. 1606) gebührt. Gr debutirte zuerft mit 
dem Lufifpiele Melite (1629), das bei aller feiner Mittelmäßigfett 
bach weit über allen früheren dramatiſchen Berfuchen erhaben ift, wenn 
and) feine freitich zu fchleppende Nachahmung der Medea Senecas 
(1635) bereitö den großen Gomeille, wie er in feinem Cia (1636) 
aufıriit, ahnen läßt, worin er fein Vorbild, Guillen de Caſtro uns 
endlich übertroffen bat umd zeigt, bis zu weldem Grade ber 
Volllommenheit fi dad moderne Drama erheben fann, wie er 
denn auch im dlenteur, einer Rahahmung von Pedro de 
Noxas Sospechosa. vertad, das erſte Franzoͤſiſche Intriguen⸗ 
ſplel nad den Regeln geliefert hat. Mit dieſem Stücke hört 
aber auch die Glanzperiode Gorneilles auf, denn ſchon Rodo- 
gune (1645) iſt nicht in allen ihren Theilen vollfommen, und 
wit Theodore beginnt die .Abnahme feines Talente, welches im 
Pertharite (1653) eine vellftändige Niederlage erfuhr, bi6 end» 
lich Bolleau über einige feiner nun noch folgenden Broducte je 
nes berühmte Epigramm ſchrieb: „J’ai vu ’Agesilas | Helası | 
Apres VAgesilas | Helas! | Mais apres l’Attils, | Hola!“ 
Seine lebten Lebensjahre verlebte er vom Theater ganz zurück⸗ 
anogen ( 1684), indem er den Ruhm zurüdließ, in feinen 
Teauerſpielen jeven Styl angemendet zu haben, der darin zu- 
laͤſſig iR. Seine Fehler, die befonders in feinem freilih im 
der damaligen’ Zeit liegenden Anfchließen an die Spanifche Schule 
biegen, würben wohl befonderd damit zu entſchuldigen feyn, daß er 
eigentlich mit feinem ordentlichen Nebenbuhler zu weiteifern hatte: 
Natürlich fand er viele Nachahmer, unter denn Jean De 


212 Branzöfifche Doefie. 


Diefer Dichterfchule der vornehmen Salons ſieht aber nad 
eine Anzahl anderer weniger begünftigter Dieter zur Seite, un 
ter denen wir Theophile de Viau (1590—1626) au 
zeichnen, unten‘ defin Ramen feine Beinde eine Sammlung 
fdmuziger und ſatiriſcher Grbid te, Parnasse satirique beilch, 
druden ließen, die trotzdem, daß feine Unſchuld fpäter anerkannt 
ward, feine moralifhe und äußere Vernichtung zur Bolge hat 
sen, was vielleicht auch bewirkte, daß fein ausgezeichnetes Talent 
nicht die verdiente Anerkennung fand). Pierre Batris 
(1585 — 1672) verſtand mit fihönen Worten nichts zu fagen"), 
aber Philipp Habert (1604— 37) Hat In feinem Temple 
de Ja mort fehr viel Talent gezeigt!?). An vielen ſchließen ſich 
eine Dichterin, Fräulein Marte de Pech de Calages aus 
Zouloufe, deren Heldengedicht Judith befier iſt, als alle Gpopöem 
der Heroifer des Hotel Rambouillet zufanimengenommen'*), det 
Apologet Ludwigs Xill. Julien Colardeau (1590 — - 
(1990--1669)°°) und der Tifhler Adam Biltauı!‘), de 
fannter als maitre Adam, le Virglie au rabot, aus Nat 
(+ 1662), deffen drei Gedichtſammlungen, nach feiner Profeh 
fion Les chevilles, le Vilebreguin und le Rabot genannt, 
ihn bei allen in feinem Mangel an aller Bildung liegenden deh⸗ 
lern Doc) als talentvollen Raturdichter Documentiren, was man DR 
dem ‚Yafletenbäder Raqueneau und dem Scloffer Réault 
kaum fagen fann. Aber auch auf das Theater war der Salon 
Rambouillet nicht ohne Einfluß geblieben, wenn man auch anerkennen 
muß, daß befonders ver Kardinal Rihelieu (1585 — 1612), 
den feine Borliebe für die Bühne ſelbſt veranlaßte, für dieſelbe 
zu ſchreiben, wefentlih für diefelbe gewirkt bat, indem er durch 
bie erfi von ihm gegründete Academie frangaise den Cid cen⸗ 
firen ließ). Auf feinen Befehl’ ſchrieb Francois Hedelin, Abbe 
d’Aubignac (1604— 76)!2) ein ſchlechtes Buch über das Wein 
der dramatiſchen Poeſie und ein noch ſchlechteres Trauerfpiel (ZE 
nobie) zur Erklärung veffelben, und auf gleihe Veranlaſſung 
Frangois Metel des Bois Robert aus Cam!) (1593 
— 1662), der jedod dad Verdienſt hat, bei feinem Gönner 
die Idee zur Errichtung der Academie angeregt zu habm und 
nicht ohne natuͤrlichen Witz und Humor iſt, und der Heberlidt 


Franzoͤſiſche Poeſie. 213 


Ouillaume Colletet (1608 — 1669), freilich ebenſalls 
ein bloßer Speichelleder?'). Bel alledem hatten dieſe ſchlecht 
abgelaufenen Verſuche bad Gute, daß fie auf die nun erfchel- 
nenden Talente deflo mehr Aufmerkſamkeit zogen, welche bereits 


Jean Mairet (1604—86)°') mit Recht erhielt, defien So- 


phonisbe (1629), freilich dem Stoffe nad aus Triffin entlehnt, 
doch das erſte regel» und planmäßig angelegte Trauerfplel ber 
Sranzofen iR und ihren Verfaſſer, trotz der darin ſich befin« 
Senden Fehler, bie ber Zeit und der damaligen Manier zuzufchreiben 
find, mit Recht zum Bater der Franzoöſiſchen Tragödie ftempelt, wenn 
auch der Ruhm, bie Form derfelben gefchaffen zu haben, Pierre Bor» 
weilte”) aus Rouen (geb. 1606) gebührt. Er dehutirte zuerſt mit 
dem Luſtſpiele Melite (1629), das bei aller feiner Mittelmaͤßigkeit 
doch weit über allen früheren dramatiſchen Berfuchen erhaben ift, wenn 
auch feine freilich zu fchleppende Nachahmung der Medea Senecas 
(1635) bereitö den großen Corneille, wie er in feinem Cid (1636) 
auftriit, ahnen läßt, worin er fein Vorbild, Guillen de Gaftro uns 
endlich übertroffen bat und zeigt, bis zu weldem Grade der 
Boßfommenheit fit dad moderne Drama erheben fann, wie er 
denn aud im Bienteur, einer Rahahmung von Pedro de 
Noxas Sospechosa vertad, dad erſte Branzöfifhe Intriguen⸗ 
foiel nah den Regeln geliefert bat. Mit diefem Stüde hört 
«ber auch die Glanzperiode Corneilles auf, denn ſchon Rodo- 
gune (1645) iR nicht in allen ihren Thellen vollfommen, und 
wit Theodore beginnt die Abnahme feines Talents, . welches im 
Pertbarite (1653) eine vollftändige Niederlage erfuhr, bis end» 
lich Boileau über einige feiner nun noch folgenden Producte je 
ned berühmte Epigramm ſchrieb: „J’ai vu l’Agesilas | Helast | 
Apres l’Agesilas | Helas! | Mais apres l’Attila, | Hola!“ 
Seine letzten Lebensjahre verlebte er vom Thenter ganz zuruͤck⸗ 
atsogen (+ 1684), Indem er den Ruhm zurüdtieß, in feinen 
Tzauerfpielen jeden Styl angewendet zu haben, der darin zu⸗ 
laͤſſg IR. Seine Fehler, die befonderd in feinem freilich im 
der damaligen’ Zeit Legenden Anſchließen an die Spanifche Schule 
Hegen, würben wohl befonderd damit zu entſchuldigen ſeyn, daß er - 
eigentlich mit feinem ordentlichen Nebenbubler zu weiteifern hatte: 
Natürlich fand er viele Nachahmer, unter denen Jean de 


228 Franzoͤſtſche Poeſie. Luſtſpiel. 


und Frankreich wenigſtens ſeine nicht ohne Witz und Laune ge⸗ 
ſchriebenen Luſiſpiele buͤhnengerecht zu machen wußte‘), Edme 
Bourſault aus Burgund (1638 — 1701)9), Charlee 
Chevillet, Sieur de Champmeslé (aus Paris, geſt. 1701), 
der Mann der berühmten tragiſchen Actriee Marie Desmares, 
die ihren Ruf beſonders ihren Rollen in Racine's Trauerſpielen 
verbanfte®), die beiden Compagniearbeiter David Auguſte de 
Brueys aus Air (1640 —1723) und Jean de Bigot 
PBalaprat (1650—1721)’) aus Touloufe, deren Grondeur 
Voltaire ſelbſt über Mollere’s Poſſen geftellt hat, und die ſich unge⸗ 
fähr fo zu einander verhalten wie Scribe (Brucys) und Melecville 
(Balaprat), und neuerdings ben Stoff zu einem gern geſehenen 
Suftfpiele von Etienne gegeben haben. Sehr fruchtbar war 
Antoine Iacob Montfleury (1640 — 85)°%), beffen 
Femme juge et partie fi heute noch auf dem Repertoir er 
halten bat, Weniger reuffitte Jean -Donneau de Bize 
(1640 — 1710), der Gründer ded Mercure galant, ald Luß- 
ſpieldichter wie als ſatiriſcher Kritiker, da feine Zelinde ou veri- 
table ceritique de T’ecole de femmes, worin er feinen Gegner 
Moitere gänzlich fchlagen wollte, eben feinen Erfolg Hatte, und 
feloft die von ihm in Bemeinfhaft mit Thomas Comeille ge 
ſchriebenen Stüde (z. B. Circe, Tinconnu x.) nicht befondere 
gefielen). Bel weitem mehr Talent und Geiſt hatte einer fei« 
ner thätigften Mitarbeiter an feinem Journale Charles Rt 
viere Dufresny'Y) aus Paris (geb. 1648, gefl. 1724), 
wie Moliere, Kammerbiener Ludwigs XIV., aber auch ebenfo oft 
in Geloverlegenheiten, die ihn möthigten, für die Bühne zu 
ſchreiben. Eine andere Urfache, feine Verheiralhung mit einer 
Schaufpielerin (1685), führte der Bühne einen andern Autor 
zu, den frühern Wovocaten Florent Garton Dancourt!)) 
(1661—1726), befien Notaire obligeant wohl am Reiſten 
zu feinem Rufe beigetragen hatte. Er verhält ſich in der nie 
deren Poffe ungefähr zu Moliere, wie Regnard zu biefem im höheren 
Lufifpiel. Diefelbe Bahn ſchlug auf Joſeph de Lafont") 
(1686—1725) ein, aber feine Poſſen konnten fi auf die Dauer 
nicht halten. Ziemlich unbedeutend find die dramatiſchen Arbeiten 
Rouffenu’s (bie beſte ſ. Flatteur), bes Houdart de la 





Franzoͤſiſche Poeſie Trauerſpiel. 229 


Motie (Le magniäque) und La Fontaine's; in ber Poſſe 
war aber (roi de Cocagne) ziemlich glüdti, ohne deshalb den 
Anſtand zu verltn, Mare Antoine le Brand (1668 
— 1728)”), Bir laflen nun die Geſchichte des Franzoͤfiſchen 
Trauerſpiels während defielben Abfchnitts folgen, welches in dem⸗ 
felben den letzten bedeutenden Schritt vorwärts that, denn Jean . 
Racine'*) (geb. 1639 zu La Fertée Milon, gef. 1699), ber 
war in feinen beiden erfien Tragödien, ber Thebaide (1664) 
mb dem Alexandre (1665) nur ein fehlervoller Nachahmer 
R Eormeille’8 geweien war und, ald er dieſem das letztere 
Stuͤck vorgelefen, das niederſchlagende Urtheil hatte vernehmen 
wäfen: „vous avez du talent pour la poésie, mais non 
pas pour le théatre,“ hatte doch bald gemerft, daß fein Ge⸗ 
nins nit auf fremden Boden gebeihen könne, folgte baher der 
tung deffelden und brachte fo (1667) die Andromaque her⸗ 
vor, weicht aber von Corneille's Manier darin ab, daß er flatt der 
reyublicaniſchen bie royaliſtiſche Tendenz verfolgt, die tragiſche, nicht 
die heroiſche Liebe zur Hauptfadde macht und nad; diefer feine Stoffe 
und Charactere zuſchneldet. Diefe Neuerung warb mit einer Begei⸗ 
ferung aufgenommen, welde dte faft überfiieg, die der Cid einfl 
errungen hatte. Indeſſen führte ver fi immer fleigernde Bei⸗ 
fol, den fein Britannicus (1669), befonders aber fein Meiſter⸗ 
wert, die in allen ihren Theilen vollendet baflehende Iphigenie, 
(1674), ſowie feine Phedre (1677) erhielt, ihm zwar Gönner und 
Veſchüzer in Menge zu, erwedte ihm aber auch Neider und 
Angriffe, die Leider fogar von feinen früheren Lehrern zu Port 
Rohal ausgingen, fo daß er genöthigt warb, auf. Nicole's Bes 
Yeuptung: „que les poe&tes tragiques et comiques étaient 
des empoisonneurs publics“, feine berühmten Briefe an ben 
Berfaffer der Heresies imaginaires folgen zu lafien, bie ihm, 
troß dem darin gezeigten, eines Pascal würdigen ſatiriſchen Tas 
lentes großen Verdruß zuzogen. Vielleicht veranlapte dieß auch fein 
Stillſchweigen von 12 Jahren, das er nur unterbrach, um 
(1689) feine Esther und endlich feine Athalle (1691) folgen 
m laſſen, ein Wert, das troß des entſchiedenen günfigen Urs 
theils Boileau's für feine Zeit zu hoch Rand, um gehörig vers 
Ranten und gewürdigt zu werden, und erſt Tange nad feinem 


330 Franzoͤſiſche Poeſie. Trauerfpiel. 


Tode (1716) bei feiner Aufführung jene Bewunderung vers 
diente, die es als dad WMufler eines einfachen, religiöfen Dra⸗ 
mas bis auf unfere Zeiten herab erfahren hat. Auch im Luß- 
ſpiel verfuchte ſich Racine, denn feine Plaideurs (1668), eine 
Rahahmung der Wespen des Ariftophanes, worin er die Mängel 
der damaligen Juſtiz und Advocatur laͤcherlich macht, zeigen, wit 
wie feinem Tact er nichts von ‚den Alten emilehnt bat, was 
nur irgendwie dem Eharacter und den Sitten der Franzoſen unanges 
meflen wäre, Ueberhaupt if er bis auf die neueſte Zeit ver 
größte Trauerfpielvichter Frankreichs geblieben, da feiner feiner 
Nachfolger fo wie er erkannt hat, wie bie Handlung in einem 
Drama eigentlich Alles ausmacht, der jedes andere Beiwerk uns 
terzuordnnen iſt, ganz wie und dieß unfer antiles Mufter, Sophocles, 
fhon vorgezeihnet bat. Außerdem erreichte er aber in Sprache 
und Siyl eine harmoniſche Vollendung, wie fie nah ihm Keiner 
wieder erreidht hat, und mit Redt kann man behaupten, daß 
durch ihn die Geſetze ber Dichterſprache für immer feſtgeſtellt 
worden find. Darum iſt es unbegreiflih, wie während dieſer 
Stern erfien Ranges am tragiſchen Dichterhimmel leuchtete, eine 
Judith des Abbe E laudeBoyer (1688— 98), bie an Kälte und 
Härten ihres Gleichen fucht, nicht blos 17 Vorſtellungen erhal 
tm, fondern auch Corneille's beſten Arbeiten von den bamals 
igen Gritifern faft gleich geftellt werden konnte*), wenn auch 
freilich des Advocaten Michel Leclerc d'albi (1622—91) 
Iphigenie (1694) burdfiel!®), während auf der andern Selte 
wieder des trivialn Nicolas Pradon“) aus Rouen (1682 
—98) Pyrame et Thishe (1674), ein Dielen nicht als eine 
Sragödle, fondern als eine Parodie einer ſolchen erſcheinendes 
Stüd, und das noch erbärmlichere, wenn auch mit einzelnen 
guten Stellen verbrämte Seitenſtuͤk zu Racine's Phedre, Phe- 
dre et Hippolyte, von den Neidern jenes großen Dichters bis 
zu den Wolfen erhoben wurden. Allerdings lebten aber wieder 
zu berfelben Zeit einige andere Dramatiker, die ohne Racine's 
Erſcheinen vielleicht Höher gefhägt worden wären, ald es ge 
ſchah und noch geſchieht. Unter diefen ſteht obenan Thomas 
Corneille aus Rouen (1625 — 1709), ven freilich der 
Glanz ſeines aͤlteren Bruders verdunkelte, der aber dennoch durch 


Franzoͤſiſche Poeſie. Trauerſpiel. 231 


bie Leichtigkeit und Eleganz feiner Verſe, durch feine Geſchicklichkeit In 
ver Wahl der Stoffe und durch paſſende Benugung derſelben für bie 
Bühne ihm gleich kommt, wenn er ihn nicht übertrifft, und eine große 
enge Tranerfpiele (dad befle if le comie d’Essex, oder nad) 
Aindern Ariane) und Luflfpiele, wenn auch letztere zu fehr an 
ihre Spaniſchen Mufter erinnern (das beſte ift T’inconnu) ſchrieb, 
die zus Ährer Zeit Aufſehen genug machten, wie denn bie Tragi⸗ 
tomödle Circe (1675) A2 Mal gegeben werben Fonnte). Im 
ben zwei -Trmuerfpielen der Catherine Bernard aus Rouen 
(+ 1712), Laodamie und Brutus'’), gehört wohl das Befle, 
was auch Voltaire für fih au benugen verfland, ihrem Ver⸗ 
wandten, dem Enfel ded großen Corneille, dem noch zu erwähs 
nenden Bernard Le Bovier de Kontenelle aus Rouen 
(1657— 1757), ver aud Thomas Corneille bei der Abfaflung 
der Oper Beilerophon und Psyche unterflügt und fi ſelbſt 
in diefem Genre nit ohne Glück verſucht hatte (Thétis et Pelee), 
aber mit feiner der Byzantiniſchen Geſchichte (457 n. Ehr.) 
entnommenen Tragödie Asper (1680), trogbem daß biefelbe ſeine 
Freunde und Racine’s Reiver in den Journalen ald ein Meifler- 
Räd angekündigt hatten, complet durchfiel. Mehr Gluͤck Hatte 
Sean Gilbert de Campiſtron aus Touloufe (1656 — 
4723)°), ber, von Rarine geleitet, mit feinm Trauerſpielen 
Virginie, Arminius, Andronie, bemfelben Sujet, wie Schillers 
Don Carlos (unter anderm Ramen), Alcibiade, Tiridate x. 
viel Auffchen erregte, aber weil ed ihm an aller Kraft und 
Ziefe In feinen Urbeiten gebrach, biefelben nicht auf die Rad 
welt bringen Tonnte, was eben fo wenig feinem Freunde Ri. 
cola Pehantre?!) aus Touloufe (1638 — 1708) und 
dem Berfefabrifantn Simon Joſeph Pellegrin aus War 
feille (1663 — 1745) *) gelang, der die Nachahmung Ehrifl 
in Vaudevilleslieder brachte, von dem man fagte, qu'il dinalt 
de lautel et soupait du ihéatre, und befien Polydore zu dem 
berüchtigten Epigramm der 12 P (Polydore piece plate par 
Panerace Pellegrin, pauvre pretre, pitoyable po&te, puant 
provencal) Anlaß gab. Dieſes Glüuͤck erfuhr dagegen der Man- 
las ves Antoine detafoffe?) aus Parts (1655 — 1708) 
einer Schilderung der Berfhwörung gegen Venedig, unter Roͤ⸗ 


333 Franjoͤſiſche Poeſie. Oper. 


miſchen Namen verſtecht, die Penelope des Abbe Charles 
Claude Genef. aus Paris (1689—1719)”), die Medee 
bes Hilaire Bernard de KRoquelayne Barons de Longe⸗ 
pierre*) aus Dijon (1660 — 1721), der In feinen Stücken 
bie Liebe ganz nad den Muſtern der Alten aus dem Spiei 
Heß, natürlich aber auch Salt und ohne Intereffe bleiben mußte, 
und enblih der Absalon des Kammerdieners Ludwigs XIV. 
Joſeph Franvois Dude de Bancy (1668—1704)°°) 
Da Lepterer auch Opern?) fchrleb, fo erinnert uns dieſes an Pierre 
(Abb⸗) Perrin (gef. 1680)) aus Lyon, der zuerf zu Iffy 
(1659) im Haufe des Herrn de la Haye eine fünfactige Pa⸗ 
fiorale (Alcidor) hatte fingen lafien, welde von Gambert com. 
ponirt worden war und dann, durch den Erfolg aufgemuntert, 1669 
das Privileglum zu einer muflfaliihen Academie köfe, wo üfs 
fentlih Thenterftüde mit Gefang und Mufif vorgetragen werben 
folten. Seine eigenen Producte waren freilich ſchlecht, auch trat 
er ſchon 1672 fein Privilegium an ben großen Componiſten 
Lulli ab, allein dennoch muß feiner als des erſten Grünbers 
der großen Oper zu Paris gedacht werben. Gleihwohl wußte 
aber ein für jeme Zeit fo eminentes, freilich jebt faſt vergeſſenes 
Talent wie Lulli das Yublicum mit feinen harmoniſchen Melodieen 
bezaubern, fo daß es ſeines Librettiftien Bhilippe Duinaulf®) 
aus Paris (1635—88) Verſen jenen Beifall ſpendete, ber 
das Beſtehen der Oper für immer fidherte unb vergaß, wie un. 
finnig und abgefhmadt «8 ſei, daß ein Sterbender oder ein im 
höchſten Paroxyösmus ver Leidenfchaft Befangener Zeit gewinnen 
könne, eine Arte zu trällern, was leider troß bem wieberholten 
Tadel der Kritif auch heute noch nit anders geworben iſt. 


1) &. Niceron. T, XXIX. p. 169—205. Merc. de France, Juillet 
1735. p. 1556 sq. Aoüt p. 16% sq. Fr. de Voltaire, Vie de Mol. 
Amsterd. 1639, 8. (Deutſch. *q13. 1754. 8.) Chamfort, Eloge de M. 
Paris 1769, 8. Reu. Lit. u. Voͤltkerkde. 1790. Septbr. p. 251 sq. Lardner, 
Liv. of scient, men of France. T. 1. p- 97—140. Rachtr. zu Sulzer 
3b. IV, p. 1 3q. Schlegel, Vorlef. über dram. K. II. Abth. I. p. 22689. 
Riccobeni, Obs. s. la com. et s. le gemie de M. Paris 1736. 12. 
Simonnin, Mol. comm. p. 1. meill. critiques. Paris 1813. I. 12. 
Cailhaya, Etud. s.:Mol. Paris 1802. 8. 5. Taschereau, Hist. de 
la vie et d. ouyr. de M. Paris 1828. 8. Ed. augm. ib. 183%. 8. St. 
Beuve Portr. Litt. T. II. p. 1-62. L. F. Beffara, Diss. s. Molitre, 
8. 8. anc£ires etc. Paris 1821. 8. Fortia d’Urban, Suppl. aux div. 
edit. d. oeuvr. deM. on lettres sur la femme de M. et podsies da 


Franzoͤfiſche Poefſtie. 233 


comte de Mod£ne son beau-päre. Paris 1825.8. Oeuvres. Amst. 1675. V. 
12. rer. et corr. Peris 1682. VIll. 12. nouv. ed. corr. et augm.d, 
ceuvr. posth. Brux. 169, IV. 12. Paris 1734. VI. 4. 1738. VIH. 12. 
av. d. rem. grammı. obs. B4 Bret. ib, 1773. VI. 8, ib. 1792. VI. 4, 
av. un comm. un disc. prel. et une vie de M. Paris 1819-25. IX. 
& av. 1, not. de tous les comm. p. J. Taschereau. ib. 1823 — 24, 
VII. 8. p. L. Aime-Martia. ib. 182426. VIII. 8. av. une not. p. 
Picard et une diss. sur le Tartuffe p. Etienne. Paris 1830. VI. 8. 

d’ane mot. sur sa vie et a. ecrits p. St. Beuve. Paris 1835. 

8. av. d. not. d. diff. comm, et la vie de M. p. Grimaret. ib. 
1839. 4. D. Verz. d. Orig. Ausg. d. einz. St. b. Soleinne, Bibi. dram.- 
T. 1 p. 2% sq. ®. Lufiipiele u. Poflen f. d. deutſche Bühne bearb. v. H. 
Adhode. Zurich 1805-6. VI. 8. 

2) ©. Niceron T. XXI. 7 128 sq. Both. Theater Sal. f. 1788. 
gambert Bd. III. p. 242. Theätre. Paris 1699—1708, 12. (f. Soleinse 
T. II. p. 43 sq.) Oeuvr, Bruxell, 1711. I. 1%. Oeuvr. av. d. aver- 
tiss. et d. rem. p. M. Garnier. Paris 1789-90. VI. 8. av. d. var. 
et d. not. ib. 1822. VI. 8. av. une not. 8. 8. vie et 8.ouvr. p. Pan- 
nelier. ib. 1825. IV. 32. Sämmtl. Werke. %. d. Franz. Berl. 1757, IT. 
8 Gpielerglüd, in DyPs Nebentheater, Lpzg. 1786-88. Bd. IV. 


3) Comedies. Paris 1686-94. V. 12. 'Theätre. Paris 1742. I. 12. 
m. 8. Bon ihm ift ein älterer Zrauerfpieldihter Balthazar Baro aus 
Balence (1600-1650) zu unterfcheiben. (Tragedies et po@mes drama- 
tiques. Paris 1629—51. II. in 8. u. VII in 4.) 


4) Theötre. Paris 1772. III. 12. Pidces de theätre. à la Haye 
1682. 12. f. Soleinne T. IF. p. 14 sq. 


5) ©. Nic&ron. T. XIV. p- 363 sq. XX. p. 79 sq. Theätre. Pa- 
ris 1725. 1746. III 12. ’ 


6) Theätre. Paris 1668-82. 12. (f. Soleinne T. II. p. 19 aq.) 
Oeuvres. Paris 1735. 1742. IL 12. Chefs d’oeuvre dram. ib. 1789. 12. 


7) ©. Niceron T. XXXI. p. 45 sq. Mem. hist. cr. et litt. p. 
Br. av. la vie de l’aut. et uncat.des.ouvr. Paris 1751. II.8. Oeurvr. 
du theätre de Br. Paris 1735. II. de Palaprat. ib. 1735. 12. Oeuvr. 
de Ar. et de P. Paris 1755. V. 12. ſ. ®oltmann Geh. u. Polit. 1801. 
P- Sq. 

8) Oeuvres. Amst. 16%. U. 12. 1707. U. 12. Theätre de mens. 
de M. pre et fils, nouv. &d. augm. de trois com. av. d. mem. s. 
la vie et l. ouvr. de C, deux aut. p. A. Fr. Jolly. Paris 1739. IE. 
12. ib. 1775. IV. 12. 


9) Theätre. Paris 1668—95. V. 12. (14 &t,) f. Soleinne Bibl. 
dram. T. U, p. 8 aq. 


10) &. Merc, de Fr. 1724. p. 2261 sq. Lettr. ser. et bedin. T. 
VIE. P.L p. 31 sq. Niceron T. XVII. p. 129 sq. Schlegel a. a. O. 
p- 259 sq. Oeuvres. Paris 1735. VI. 12, 1747. 1779. 12. Oeuvr.chois. 
sb. 1787. 18. 1801. HI. 18. 


11) ©. Niceron T. XVI. p. 287 sq. Theätre. Paris 1683 — 1718. 
8. u.12. (8. Soleinne T. 11. p. 34 sq.) Oeuvr. & la Haye 1706. Vl. 
12. 1710. 1742. VII. 1760. XII. 12. Oeuvr. chois. 1810. V. 18, 


12) Tiheätre. Paris 1746. 12. 
13) Oeuvres. Paris 174, 1770. IV, 12. 


234 Seanzöfifche Poeſie. 


14) ©. Nicdron T. XVI. p.1sq. XX. p. 11isq. Nadal, Oeuvres 
mel, Paris 1738. 12. T. II. p. 209 sq. Journ. Litt. T. V. p. 372 2q. 
Mem. s. la vie deJ. R. &cr. d. son fils. Lausanne 1747. 12. de la 
Harpe Elog. d. R. Paris 1772. 8. Schlegel Borlef. II. Abth. 1. p 170 8q. 
192 sq. A. 6. de Schlegel, Comp. entre la Phedre de R. et celle 
d’Euripide. Paris 1807. 8. (Deutſch v. Gollin. Wien 1808. 8.) Lardner 
T. I. p. 296 aq. St. Beuve, Portr. Litt. T. I. p. 68 sq. 434 sq. 
Fontanier, Etud. de la lang. frang. s. Rac. Paris 1818. 8. Oeuvres. 
Paris 1676. Il. 12. Amst. 1678. II. 12. dd. augm. de pieces et rem. 
ib. 1743. 1750. III. 12. Paris 1760. III. 4. av. d. comm. p. Luneau 
de Boisjermain. ib. 1768. VII. 8. Paris 1783. II. 4. an IX (1801—5) 
III. fol. av. le romm. d. La Harpe et l. obs. de Garnier. Paris 1807. 
VII. 8. av. d. comm. p. J. L. Geoffroy. ib. 1808. VII. 8, Theätre 
complet. Parme 1813. III. fol. av. 1. not. chois. de tous ], comm. 

. L. Aimé Martin. Paris 1820. VI. 8. av. de nouv. not. et dtud. s. 

. p. Aignan, Paris 1824. VI. 8. Oeuvr. compl, av. 1. not. de tous 
1. comm, Ed. IV. p. A. Martin. Paris 1825. VII. 8. rev. p. R. 
Auguis. ib. 1825 — 26. 4. Ueb, d. Orig. A. f. Soleinne Bibl. dram. 
T.U. p 1 2 Athalia deutſch v. Maltis. Karler. 1817. 8. Britannicus 
meter. üb. v. Tonz. Zübing. 1825. 8. Phaͤdra bearb. v. Schiller. Stuttg. 
1805. 18. Sphigenie über v. Peucer, im Clafſ. Theat. d. Franz. Lpzg. 
1823. Bb. IV. Ueb. f. oft wörtl, Nachah. Hotrou’s |. Schad, Dram, Lit. 
d. Span. III. p. 444 sq. 

15) ©. Olivet Hist. de l’ac. frang. Amst. 1730. 12. p. 327 2q. 

1 Iphigenie. Paris 169%. 12. 

17) ©. Niceron T. XLIII. p. 371 sq. Michault Mel, T. I. p. 157. 
Theätre compl. Paris 1674—97. 12. (j. Soleinne T. II. b. sq.) 
Oeuvr. Paris 1700. 12. Theätre, 1732. ib. 12. Oeuvr. ib. 1744. U. 12. 

18) S. Hirſching Biogr. Ler. 3b. 1. 2. p- 295 »q. Acta Erud. 1709. 

. 150 sq. Hist. de l’ac. d, Inser. T. I. p. 480 sq. ed. in 12. Niceron 
. XXIII. p. 136 sq. Leffing Dramaturgie. Bd. I. p. 174 sq. Oeuvres. 

Paris 1682. V. 12. u. b. db. Ausg. f. Brud. 
19) Brutus, Trag. Paris 1691. 12. Laodamie, reine d’Epire, ib. 


eod. 12. 

20) &. Bibl. Franc. T. III. p.46—55. Niceron T.XXY. p. 162sq. 
d’Alembert, Hist. T. IV. p. 131 sq. Oeuvres. Paris 1715. Amsterd. 
1722. II. 12. Paris 1732. 1739. II. 12. Nouv. ed. corr. et augm. Pa- 
ris 1750. II. 12. Oeuvr. choisies. ib. 1810. 12. 

21) Geta Trag. Paris 1687. 12. La ımort de Neron. ib. 1703. 12. 

22) Oeuvres de Theätre. Paris 1706—1742,. 8. (5. Soleinne T.1. 
p- 57 sq.) Histoire de l’ancien et du nouveau testament mise en 
cantiques sur des airs d’opera et de vaudevilles. Paris 1705. II. 8. 
Psaumes de David en vers frang. sur les plus beaux airs de Lulli. 
Paris 1705. 8. L’Imitation de Jes. Chr. mise en cantiques sur des 
airs de vaudevilles. Paris 1727. 8. 

23) Oeuvres. Paris 169%6—1700. 12. Theätre. Amsterd. 1745. 12. 
Oenvr. Nouv. dd. rev. corr. et augm. de s. pods. div. Paris 1747. 
IE 12. 

24) Oeuvres, Paris 1682. 12. Josepb, Tras- Paris 1711. 8. Rouen 
1711. 8. Penelope. à la Haye 1702. Paris 1716. 8. Zelonide, Princ. 
de Sparte. Trag. Paris 1682. 8. f. Michault Mel. T. I. p. 1 2q. 

p W) Medi, Trag. Paris s. a. (1694) 12, Utrecht 1734. 12. Electre. 
a 


ris 1730. 2. 
26) Theätre édiflant. Paris 1757. 12. Debora. ib. 1712. 12, Ab- 
salon. ib. 1702. 4. 


Franzoͤſiſche Poeſſe. 235 


&. Durey de Noinville, Hist. de l’Op£ra. Paris 1753-57. 
ıL & Cesiil-Blae, de TOpera en France, Paris 18%0. 1826. TI. 8. 
Meg. f. db. Lit. d. Ausl. 1839. ar. 75-76. 


Premitre com. franc. en musique repres. en France - 
sera Paris 1659. 4. 9. 4. Ocuvres de —— ib . 1661. 12. > PR 


29) Theätre. Amat. 1663. II. 12. (nur 12 St. ohne db. Op.) ib. 
187. 12. (16 St.) Oeuvr. Paris 1715. 12. compl. Paris 1739. 1778. 

. 12. Oeu Ocuvr. cheis. Paris 1811. II II. 1824. U. 8. ©. 14 Dp. in d. Re- 
eueil des Opera. Amst. 1684, 1 RE d’O- 
ivet a. a. 2. p. 165 sq. Niceron T. XXXIII. 210 sq. Dia Ps 
teida 1787. IV. p. 87 sq. Menage Antibaillet T. Pi. p- 31. 


$. 590. 


Gehen wir jeht zu einem neuen Mofchnitte der Geſchichte 
der Franzoͤſtſchen Poeſie fort, d. h. au der des 18ten Jahr⸗ 
hunderis ober der von dem Tode Ludwigs XIV. bis zur Franzoͤſi⸗ 
ſchen Rovolution, fo müflen wir bereits feit jenem Greigniffe bie 
Anfänge jener Unmoralität und Zügellofigfeit der Literatur her⸗ 
datiren, welde zulegt zum lmflurze alles Befchenden und au 
den furdibaren Zeiten führten, welche die Geſchichte als ein 
Beifpiel, wie weit eine von aller Sittlichkeit und allem religiöfen Ges - 
fühle verlafiene Ration gehen Fann, in ihre Annalen eingetragen 
hat. Zuerſt muß bier, abgefehen von dem fchon felt den frühern 
Regierungsjahren Ludwigs gelegten Keime zu einem frivolen 
Leben, der befannte Regent, der Herzog von Orleans, ges 
nannt werben, der durch feine eigenen unmoralifchen Reben und 
Handlungen ‚und durch feinen Umgang mit den ſchlechteſten Sub⸗ 
jceten, wenn fie nur angenehme Gefellfchafter waren, jene Sprech⸗ 
und Echreibfreiheit autorifirte, die jeßt in einem Umfange auf 
trat, wie fie aud) zu den Zeiten des fittenlofen Hofes von Franz. 
und der Ligue nur einzelne Emancipirte, 3. B. Rabelais, Be 
roalde de Verville ıc., zur Schau zu tragen gewagt hatten. Mit 
diefen anfangs nur Unmoralität im Allgemeinen predigenden 
Schrifiſtellern verbanden fi aber bald Andere, die auf rein wifs 
ſenſchafilichem Wege ſyſtematiſch alle heiligen Bande des ſocialen 
Lebens angriffen, ich meine die fogenannten Philoſophen des 
18tm Jahrhunderis. So groß die Anzahl diefer abfcheulichen 
Geſellſchaft, diefer Spötter über die dem gebildeten und edlen 
Menſchben Heiligfien Gegenftände nah und nad warb, fo find 
es doch vorzugsweiſe nur zwei, in deren Schriften man den 


236 Franzoͤſiſche Poeſie. 


Zündftoff zu ſuchen hat, welcher ſeit 1789 faſt ganz Europa, 
wo nicht in Brand ſetzte, jedenfalls aber in ſolche Verwickelungen 
brachte, deren Folgen zwar ein 3Ojähriger Friede vergeſſen ge⸗ 
macht zu haben ſcheint, die aber gewiß auch die krankhaften 
Zudungen ber fortan Zuſtaͤnde bervorriefen, bie wir jet an 
vielen Orten unfered Baterlanded und ber Schweiz in Unglüd 
verfündenden, freilich in ihrem Aeußeren verſchiedenen Krankheits⸗ 
- formen auftauden fehen. Mit einem Worte, jene Männer vers 
treten jebt in einer anderen Welt die Schritte, durch welche Fe 
ber Unmoralität, Irreligiofitaͤt und Nichtachtung „aller göttlichen 
und menfhlichen Geſetze in einem großen Theile Europas Thor 
und Thüre öffneten und zu jenen Revolutionen führten, bie in 
längern oder kuͤrzern Zwiſchenraͤumen auf einander folgten, und wenn 
fie auch mandes Gute mit ſich brachten, dennoch nur in ben 
Köpfen überfpannter Enthuſtaſten aus der Naht zum Licht führ- 
ten; denn aus böfer Saat fann nimmermehr eine gute Ernte 
hervorgehen. Iene zwei Männer find aber aud die größten 
Geifter Frankreichs in dieſer Epoche geweſen, ih meine Frans 
018 Marie Arouet, mit dem Beinamen de Boltalre 
aus Chatenay bei Sceaur (geb. den 20. Febr. 1694, geſt. 
d. 3. Mat 1778) und Jean Jacques Rouſſeau (geb. 
u Senf 1712, gef. d. 3 Juli 1778). Erſterer, defien ab» 
färedendes Aeußere, der Typus des Affen und der Kabe, aber 
verbunden mit dem fharfen Blicke des Adlers, ſchon die hoͤl⸗ 
liſche Sefinnung abfpiegelte, die in den dunkeln Tiefen feiner 
Seele verborgen lag, zog ſchon als Schüler durch einige huͤbſche 
Verſe die Aufmerkfamfelt der berüchtigten Rinon auf fi, die Ihm in 
ihrem Teftammte (1706) 2000 Franken audfebte, um ſich da- 
für Bücher zu Taufen, dur die er in feinen beflructoriichen 
Studien unterflübt werden ſollte. Zeitig Theilnehmer an dem 
fittenlofen Klubb der Geſellſchaft des Marais, zeigte er bald 
dur feine Aufführung, bis zu weldem Grabe der Schlechtig⸗ 
feit er gefallen fei, weshalb ihn fein eigener Bater, Notar am 
Ehatelet, verfloßen wollte. Als Schriftfieller begann er zwar 
fon 1712 In ber Baſtille, wohin ihn feine Aufführung 
gebracht hatte, an feiner Henriade zu arbeiten, gab aber fel- 
nen Oedipe (1718) eher heraus, mit dem er zwar bereits 


Franzoſiſche Poefte. 237 


verh fein Talent einen großen Erfolg erzielte, aber auch in⸗ 
Direct die Religion und ihre Diener, freilich unter dem Bilde 
des Griechiſchen Aberglaubens angriff. Zwar enthält feine Hen- 
riade (1725) einige auf die Vertheidigung des Chriſtenthums zu 
veniende Stellen, allein biefe fehte er nur hinein, um ben Berbadht der 
Irreligtofität von ſich abzuwählen, ber ihn wiederholt aus Frank 
reich vertrieben hatte, und andere Stellen, wie 1. 229.: „Helas un 
Dien si bon, qui de ’homme est le maltre, en edit été servi, 
sit aralt vonlu TVetre“, find ein trefflicher Yenbant zu jenen 
kerüßtigien Berfen de Oedipe (A.IV.sc.1); „Nos pretresne sont 
point ce qu’un vain peuple pense, notre erddulite fait toute 
leur science.“ In feinem Brutus verfolgte er feine Plaͤne 
weiter, indem ex den Maſſen zeigte, wie fie ſich den Machtha⸗ 
bern gegenüber nur zu zählen hätten, und in feinen Lettres 
aaglaises trach tete er die Grundpfeiler der Geſtitung zu untergra⸗ 
m. Bald folgten andere, befonderd dramatiſche Arbeiten, unter 
venen Ich vorzüglid La Mort de Cesar, als Pendant zu Brus 
ind heworhebe (1735). Unterdefien hatte der damalige Kron« 
win von PBresißen, der wenigſtens, was die Zweifel gegen bie 
Religion betraf, fi zu den Ideen biefes neuen Weltbeglüders 
hingeyogen fühlte, ihn zur Herausgabe feined Antimacchiavel 
veranlaft, der deutlich genug feine niebrige Geſinnung zeigte; 
vie fh bald darauf, trotz ihrer fortwährenden Ausfälle gegen 
bie Tyrannen ac. nicht ſchaͤmte, aus den Händen ber Pompabour 
ven Kammerherrnfchläffel und den Titel als Hofpoet und Hiſto⸗ 
tegraph von Frankteich anzunehmen; ia um in bie Mcademie 
aufgenommen zu werden, hatte er (1746) bie grenzenlofe Ge⸗ 
meinheit, öffentlich zu erklären, daß, wenn er je etwas gefchries 
ben, an dem nur ein sacristain de paroisse Anſtoß neh⸗ 
mm fönne, er bereit fe, daſſelbe ſelbſt in Städen zu 
teißen, und bebieiete fogar ſeinen Mahomet dem Papſte Bene 
Wet XIV, Tropdem veranlaßten feine Angriffe auf die Res 
sierung und Religion, ſowie feine Eitelleit eine folde Oppofition 
gm Ihn, Daß er 1750 abermals zu Friedrich dem Großen 
Rügtn mußte, der ihn zwar anfangs als prince philosophe 
wit offenen Armen aufnahm, fi aber bal fo mit ihm verun⸗ 
einigte, daß er ihn einfperren und feine Schrift gegen Mauper⸗ 





338 Franzoͤſiſche Poeſie. 


tius (Diatribe da docteur Akakia) durch den Nachrichter bfs 
fenttih verbrennen ließ. Hierauf begab er fi nach der Schweiz, 
wo ex, Ratt in ber freien, fhönen Natur ein frommer und befr 
ſerer Menſch zu werben, jene Werfflätte der Unmoralität aufs 
flug, wo die Pucelle eine der fdhönften Phafen des Franzö⸗ 
fifhen Nationalruhms fchändete und feine für die Encyclopaͤdie 
gefehriebenen Artifel (vereinigt als Dietionnaire philesophique) 
würbige Beiträge zu dieſem Coder aller (mad bie Moral und 
Religion betrifft) Schlechtigkeiten lieferten. Wie groß auch fein 
Siecle de Louis XIV. und fein Essai sur les moeurs et 
Yesprit des nations vom Standpunfte der philofophifchen Aufe 
faſſung der Geſchichte ſein mögen, fie find nichts weiter als 
weitläufige Wusführungen des Grundgedankens, daß Prieſter und 
Könige allein alle Ungluͤck, welches jemals die Bölfer betroffen, 
verurfacht haben, Allerdings iſt jedoch fein letztes hier verfaßtes 
Trauerfpiel, Tancrede, ziemlich rein von derartigen philoſophiſchen Ele⸗ 
menten. Nah Paris zurüdgefehrt (1778) erlebte ex zwar noch 
eine Art von Apotheofe auf ner Bühne bei der Darſtellung 
feiner Irene, allein der Tod raffte ihn bald hinweg, nachdem 
er noch zuvor dem Abbe Gaultier ein Blaubensbelenntniß ein» 
gehändigt hatte, worin er, früher Atheiſt von Profeffion, feineReue 
befennt und in dem Glauben der catholifhen Kirche ſterben 
zu wollen verſichert. Was nun aber feine Stellung in der Li⸗ 
teratur anlangt, fo verdient er, abgefehen von feiner Tendenz, 
unbedingt den Namen eines großen Mannes, denn eine Leich⸗ 
tigkeit, wie er fie befaß, In allen Bädern der Literatur, bis zur 

Mathematif hinab, Ausgezeichnetes zu leiſten und frei fich au 
beivegen, hat Niemand vor ober nach ihm befeflen, und wenn 
er ja in dem oder jenem Genre mittelmäßig erfcheint, fo lag 
dieß mehr an feiner eigenen Nachlaͤſſigkeit, als am Mangel bes 
gerade Hierzu erforderlichen Genies, Als Epiker läßt er In ſei⸗ 
ner Henriade, worin er gezwungen als Chriſt auftreten muß, 
troß der glänzenden Sprache und Allegorie, immer kalt, weil er 
eben nicht in feinem Elemente iſt; allein dennod hat er troß 
der fleifen Form der Alerandriner ein Mufler des Franzöſiſchen 
Epos geliefert, wie Fein zweites erifiirt. WIE burledfes Gedicht 
bleibt feine Pucelle bei aller daraus hervorgehenden Schlechtigkeit 


Sranzöfifche Poeſie. 239 


ver Gchinnung immer auszeichnet, und als tragifcher Dichter nimmt 
er uf dem dramatiihen Parnaß nad Eorneile und Racine 
stwehl er theilwelfe darin als philofophifcher Revolutionär erſcheint, 
unbebingt wie naͤchſte Stelle ein, da er in feiner Zaire, Alzire, 
Merope, feinem Mahomet und Tancred ein ſelbſtſtaͤndiges Trauers 
fiel gefchaffen hat, welches durch das Vorherrſchen der Leidenſchaft 
und des Gefühls über alles Andere eben ganz Original {ft und 
mit Recht die Ehre gehabt hat, von Göthe überfept zu werben. 
In dem Lufifpiel, der Oper und poetiſchen Erzählung if er nur 
mittelmäßig, feine Epifteln find Iebendiger als die Bolleau’s, 
allein die Weberarbeitung fehlt. Als Hiforifer bat er in ber 
Geſchichte Karla XII. unbedingt großes Darflelungstalent an 
ben Tag gelegt, allein feinem Peter dem Großen und den Annales 
de V’Empire ficht man gleih an, daß er fih dafür bezahlen 
Heß; fein Essai sur les moeurs et Vesprit des nations {fl 
ein großartiger Beitrag zur höheren philoſophiſchen Auffaſſung 
der Geſchichte, trägt aber nur zu viel Spuren der abſichtlichen 
Entſtellung der Wahrheit und der Unwiſſenheit, wogegen fein 
Zeitalter Ludwigs XIV. das Muſier pragmatiſcher Geſchicht⸗ 
ſchreibung if. Als philoſophiſcher Schriftſteller debutirte er mit 
den Lettres philosophiques (1726) und ließ dann feine 
übrigen bekannten hierher gehörigen Arbeiten folgen, die alle nur 
den einen Zwed, die Bernihtung des religiöfen Bewußtfeins 
bei den Menſchen, haben, daher eigentlich Feine Unterſuchungen, 
fonbern nur Schmähicriften zu nennen find. Diefelbe Tendenz 
ver Ginführung der Unmoralität verfolgte er auch in feinen 
ybifofophifhen Romanen, deren Stiyl übrigens reigend If, und 
in feinen Briefen emblich zeigt er offen feine wahre ſchlechte Ge⸗ 
Annung, die er in feinen übrigen Schriften. hin und wieder vers 
ſchleiert hat'). Ä 

Wir haben oben ald den zweiten Wann, der weſentlich 
m dem durch bie Franzöfiſche Revolution berbeigeführten Um⸗ 
Rurz aller göttlihen und menſchlichen Rechte beigetragen, Jean 
Jacques Rouſſeau bezeichnet, der, nachdem er vorher als 
- Reformator der Franzöfifhen Mufif in Bezug auf Rotirung 
und Character ziemlich unglücklich geweien, ale politiſcher ober 
ſocialer Schriftſteller dur feine verneinende Löfung der von der 


240 Sranzöfifge Poefle. 


Academie zu Dijon aufgeworfenen Stage: „haben die Foriſchritie 
dee Wiſſenſchaften und Künfle die Sitten verbefiert oder vielmehr . 
verſchlechtert?“ auftrat, den Preis erhielt und dann (1753) fein 
commmiftifche® Bud von der Ungleiphelt der Stände 

ließ. Leider warb er bald durch ben großen Erfolg, den feine 
Schriften felbR bei den böchfigeflellten Perfonen fanden, aufge 
blaſen und verwidelte ſich dadurch in Inconſequenzen, ımter de 
nen fein Brief (1758) über die Schaufpiele nit die Eleinfe 
iR, weil er trogdem, daß er felbft eine mit großem Belfalle aufs 
genommene Oper geföhrieben (Le devin de village, 1752), gleich⸗ 
wohl auf das Logifhfe darin darthut, daß jedes Schaufpiel, felbk 
das allermoralifchfie Luflfpiel nur dazu dienen Tann, die Sitt⸗ 
lichlkeit zu untergraben, und den Beweid dazu nit blos aus 
den Kolgen des allzu often Befuchs des Theaters, fondern auch aus 
dem Leben der Schaufpieler ſelbſt führt. Welt bedeutender find aber 
feine beiden philofophifhen Romane, die Neue Heloife und Emil. 
In beiden fucht er die Behauptung burdizuführen, daß in der 
Religion die Moral Alles fel, und daß, wenn nur biefe. vorkan- 
den, dad Dogma und die GBotteöverehrung felbft nur Nebenfadhen 
feien, ſowie daß der Menſch feine Pflichten nicht aus Achtung 
vor dem göttlichen und menfchlichen Belege, fondern aus freiem 
Antriebe zu erfüllen babe. Im’ Emil will er zeigen, wie man 
nad diefen Grundſaͤtzen die Jugend bilden und fie Alles von 
felbft finden Ichren müfle, Moral eben fo gut als Kenniniſſe; 
alfo in der Neuen Helorfe kommt bie Praxis, denn ein Menſch ohne 
Religion und Glauben erfcheint und da als der befte Bater, 
Saite und Staatöbürger. Leider gab er ſelbſt in feinem Pri⸗ 
vatleben die vollſtaͤndigſte Widerlegung feiner Theorie, denn eim 
Mann, ver in wilder Ehe mit einem gewefenen Schenkmaͤdchen 
(der Therefe Levaffeur) lebte und die mit ihr gezeugten Kinder 
ins Findelhaus tragen ließ, um fi nit um fie befümmern zu 
müffen, ber in feinen Belenninifien die Frau, die ihn aus bem 
Elend gerettet, oͤffentlich cunifh genug an den Pranger ſtel⸗ 
len Fonnte, war ber wohl nad folden Brundfägen noch tugend⸗ 
baft zu nennen? Sein politifhes Glaubenobekenntniß aber legte 
er in feinem Contrat social (1762) ab, worin er zuerft, ins 
dem er die Principien des Gouvernements und ver Gefehe nicht 


Franzoͤſiſche Poeſie. 241 


wie Montesquien in den Geſetzen ſelbſt und der Geſchichte, fondern 
in der Ratur des Menſchen und der Geſellſchaft ſucht, bie 
Idee von dem fouverainen Volke aufſtellt, welhe ihm auch bie 
Ehre einbrachte, daß der Bonvent (1793) feine Büſte in fels 
nem Sigungsfaale aufftellen ließ und jenes unglüdfelige Buch, 
defien practifhe Anwendung er felbft in feinem als Commentar 
dazu gefchriebenen Livre sur la Pologne als rein unmöglich 
erwieſen hat, bei den radicalen Breihetisenthufiaften die Stelle 
der Bibel einnahm. Kurz, er IR nur Sophift, aber durch die 
Vollfommenheit feiner Beredtſamkeit und den Reiz feines Styls 
beſticht er, und erft die Nachwelt hat richtig über ihn geurtheilt 


und die Verderbtheit und Unausführbarkeit feiner Lehre erfannt?), 
1) Oeusres. Gen&ve et Paris 1768-9. XLV. 4. av. d. avertiss. 
et de not. p. Condorcet. Kehl 1784—89, LXX, 8. (Dazu Table 
anelyt. p. Ehantreau. Paris 1801. 1I. 8.) av. d. not. et observ. p. 
Palissot_ Paris 1792 — 1802. LV. 8. av. d. not. de Renouard etc. :b- 
1819— 2% LXYI. 8. 1820 sq. LXX. 8. 18%8—27. LXXH, 8. Oeuvr. 
compl. av. d. rem. et d. not. hist. scient. et litt. p. Auguis, Clo- 
enson, Daunou, Dubois, Nodieretc. 1824—32. ib. XCV. B. (Dazu 
te anal p. Miger. ib. eod. Il. 8.) Nouv. éd. coll. s. l. edit. orig. 
av. d. not. pref. avertiss. p. Beuchot, ib. 1829—34. LXX. 8. av. 5 
not. et notic. 8. la, vie de Volt. ib. 1835-38. XIII. 8. La Ligue ou 
Henri le Grand. Gentve 1723. 8. (nur IX. &ef.) LaHenriade. Londr. 
1728. 4. (X ©ef.) La Pucelle d’Orleans, 'poeme divise en quinze 
chants. Louvain 1755. 12. Londr. 1756. 32, (ent), 18. Geſ.) av. d. 
not. nouv. Ed. Geneve 1762. B. (20 Gef.) ib. 1773. 1774. & (21 &ef.) 
Theätre. Paris 1809. IX. 8. (Dazu Comment. p. LaHarpe. ib. 1814. 
8.) Romans et Contes. Bouillon 1778. III. 8. Ueberſ. ſ. Säamnitl. 
Schrift. a. d. Franz. v. Mylius u.a. Berl. 1783—97. XXIX. 8. Auserlef. Werke, 
Lprg- 1825— 30. XXX .16. Romane u.Erzähl.Quedl.1827—30. III. 8. Sämmtl. 
Schaufpiele. Rürnb. 1766-77. V. 8. Zayre üb, v. Eſchenburg. Lpzg. 1776. 
8. a. d. Drig. Tert v. Wallenberg. Köln 1818. 8. Alzire meter. überf. v. 
Maltig. Earlsr. 1816. 8. u. Buche. Brnſchw. 1827. 8. Brutus metr. überf. 
v.Yembert. Neuft. a.d. Hardt.1829. 12. v. König, in d. Taſch Bibl. ausi. 
Glaff. Bd. 191. Merope, 9. Montenglaut. ebd. Bd. 192. D. Tod. d. Käfer, 
üb. v. Peucer, im Elaff. Theat. b. Kranz. nr. II. Das Mädchen v. Or⸗ 
leans, Gberf. v. Lindemann. Rom (Paris) 1787. 1789. 8. in Blumauers 
Manier traveflirt. Neu Gallien (1792) 1800. 8, D. Henriade in deutfch. 
Heramet. m. geſch. Anmerk. v. K. Kleinfhmidt. Frankf. 1827. 12. üb, v. 
. Dermes. Berl. 1824. 8. üb. v. Fr. Echröder. Epzg. 1843. 8. — ©. 
. Ann. Nonnotite, Les erreurs de Y. Amst. 1766. II. 12. de Lu- 
chet, Bloge de Volt. Cassel 1778. 8. u. Hist. litt. de V. ıb. 1780. 
T. 1— VI. 8. 3. Ehr. v. Zabueßnig, Hiſt. u. erit. Nachr. v. d. Leb. u. 
Schrift. d. H. v. ©. Augsb. 1777. 1779. 1. 8. Rathlef, Geſch. jetztleb. 
. 2b. Vi. p. 29—ı48. de la Harpe, Eloge de V. Paris 1780. 8, 
Dazu d’Alembert, Reflexions. Freft. 1780. 8.) M. de Condorcet, 
ie de V. suivie d. Mem. de V., dcr. p. lui-m&me. Londr. 1790. 
1. 8. €Deutih. Berl. 1790. 8.) Frederic II. in d. N. M&m. de 
Yac. de Berlin 1778. Hist. p. 5 sq. Palissot, Le Genie de V. Paris 
1306. 8, Longohamp et Wagnitre, Mem. s. V. et 8. s. ouvr. ib. 

Größe, Handbuch d. Riterärgefchichte. III. 16 

® . 


242 Sranzöfifche Poeſie. 


4826. TI. 8. Berville in d. Rev. Enc. 1829. T. I. p. 608 ng. Ebert, 
Ueberlief. ®d. I. p. 82 sq. Lardner T. Il. p. 1—110. Le Pau, Vie d, 
V. Paris 1819. 8. Paillet de Ward Vie de V. ib. 1824. 8. Collini, 
Mon sejour aupres de V. ib. 1807. 8. Lebas, Dict. de la France. 
T. XII. p. 94 sq. Mag. f. d. Lit. d. Audi. 1832. mr. 48. Blätt. f. d. 
®. d. A. 1838. p. 213 F Brougham, Men of lett. Paris 1845. 8. 
T. I. p. 1—9. Web. f. Henriade, die nit einmal Driginal iſt, ba, 
um von Garnier’s Arbeit abzufehen (ſ. oben p. 187), ſchon 100 
Kahre früher Siulio Malmignati zu Wenedig eine gebichtet hatte 
(f. Villoison b. Millin Mag. Enc. V an 17%. T. I. p. 299 2q.) 
f. Dussaulx, Ann. Litt. T. I. p. 1 sq. Ueb. |. Zrauerfp. |. Schlegel 
Borl. IE. A. 1. p- 178 sq. Ueb. f. Merope, nad) Maffei gebichtet f. Lef⸗ 
fing Dramat. 3b. I. p.289q, Ueb. d. Semiramis f. ebd. p. 83 aq. 
2) Oeuvres compl. publ. p. Du Peyrou. Gen&ve 1732—90. XVII. 
4. av. d. not. p. Mercier, Boizard et de l’Aulnay. Paris 1788-93. 
12. av. d. not. hist. p. Petitain. ib. 1819—:0. XXII. 8. Oeuvr.compl. 
av. d. not. hist, et d. eclairciss. p. V. D. Musset Pathay. ib. 1823 
—26. XXIII. 8. (Dazu Oeuvr.ined. suiv. d’un suppl. & l’bist. de sa 
vie et de s. ouvr. ib. 1825. 1833. II. 8. u. Hist. de la vie et d. ouvr. 
de R. p. Musset Pathay. ib. 1827. 8.) Oeuvr. compl. av. d. eclair- 
ciss. et d. not. hist, p. P. R. Augnis. ib. 1824—28. XXVII. 8. ib. 
IV. 8 Ueberf. f. Sämmtl W. überf. v. K. Fr. Sramer. Berl 1785—. 
i—XlI. 1. 8. m. Anm. begl. v. Elliffen, überf. v. Julius, in d. Kraus 
Klaff, Lpzg. 1843—a4. XXX. 12. Bekenntniſſe, üb. v. 3.9. ©. Heulinger. 
Eyag. 1830. X. 16. Emil von demf. Lozg. 18:8. VIII. 16. v. Hantſchmann. 
ebd. 1844. VIE. 16. (ſ. T. 3. Brechter, Tr. üb. d. Emil. Züri 1773. 
8.) Zulie oder die neue Deloife a. d. Franz. v. Th. Hell, kpzg. 18:6. 
VIII. 1 & M.D.L. C. Eloge de J. J. R. Geneve 1779. &. Chr. 
Birtanner, Fragm. üb. R. Leb. u. Schriften. Wien 1782.8. Senebier Hist. 
litt. de Geneve. T. III. Bamel Beauvert, Vie de J J. R. Paris 1789, 
8. Das 19te Jahrh. ald Keim in 3. 3. R. Geifte N. d. Kranz. v. Schalle. 
%pıg. 1799. 8. de Stael Holstein, Lettr. s. 1. ecrits et le car. de J. 
R. Nouv. ed. Straasb. 1820. 8. (Deutſch. Lpag- 1789. 8.) Jacobi im 
deutfh. Merc. 1778. IX. p. 201 8q. Beitt XI. p.182 sq. Reue Mannigf. 
111. p. 33 sq. Servans in d. kit. u. Bölkerfnde. 1783. IX. p. 331 sq. 
Wachler in d. Philomathia. Bd. IM. p. 1 sq. Baur Lebensgem. Bo. 1l. 
p- 3 8q. Hegel, Seid. d. Phil. III. p. 527 sq. De Pradt, Les quatre 
oncordats. T. I. p. 426 q. Chateaubriand, Essai 8. les Revolat. 
Note. Lebas T. XII. p. 175 aq. Larduer Emin. men of France. T- 
II. p. 111—174. Mag. f. d. Lit. d. 9. 1833. nr. 129. 1834. ur. 94. 1838. 
ar. 60. 1843.nr. 17. Brougham a. a. D. p. 93—125. Ueb. | Schrift geg. 
d. Theater. |. H. At, Theat. u. Kirche. Bert. 1846. p. 612 sg. D. kit. 
bar, b, Soleinne. T. V. p. 9 1. Ueb. d. ſ. Perf. betreff. Schr. |. Barbier 
in Millin Mag. Enc. 1818. T. IV. p. 1 2q. 


$. 591. 

Ta wir einmal bei Voltaire das dramatifche Element her⸗ 
vorgehoben haben, fo wollen wir gleich dabei fiehen bleiben, je 
doch nur Diejenigen dramatifchen Schriftſteller bier berühren, bie 
mehr als einen ephemeren Ruhm erlangt haben. Natürlich wird 
zuerſt vom Trauerfpiel die Rede fein müflen, da bier einige Ta- 
Isnte zu erwähnen find, bie einen Vergleich mit Voltaire aus» 


Franzoͤſiſche Poeſie. 243 


hallen. Der Jeitfolge nach nennen wir zuerſt La Grange 
Chancelly aus Perigueur (1676—1758), der das Sluͤck 
hatte, zuerſt ſich unter den ſchlechten Nachfolgern in ſoweit zu 
erhibiren, daß ſein Amasis, daſſelbe Sujet wie die Merope, 
md feine Ino et Melicerte ihn mit Recht überlebten. Aller⸗ 
dings Reit ihn recht fehr in Schatten Prosper Jolyot de 
Erebillon aus Dijon (1674— 1762). Seine Trauerfpiele, 
die er ald Mifantbrop auf einem Komboden mitten unter Hun⸗ 
den, Ratten und dergleichen Thieren, die er für eine beffere Ges 
ſellſchaft als Die Menfchen betrachtete, abfaßte, tragen leider das Ges 
pröge dieſes finkeren Geiſtes und des ſchrecklichſten Fanatiomus; 
allein dafür find fie auch trog ihrer Unregelmäßigkeit eben durch 
ihre großartige Schauerlichfeit ausgezeichnet und weifen ihrem 
Berfafier eine der erſten Stellen unter den Branzöflfchen Tragi⸗ 
lem an, Seine beſten Etüde find fein Atree (1707), feine 
Eleetre (1709) und fein Rhadaniste (1711), denn fein Catiline 
(1749) zeugt ſchon von feiner Altersſchwaͤche, und nur ber Haupt 
caracter iſt dar in vollfommen durchgefuͤhrt). Jean Baptiſte Bis 
vierde&hateaubrun aus Angouleme(1686— 1775) verdient 
bier nur Erwähnung wegen feiner Troyennes (1754) ?), wie Ber- 
nard Joſeph Saurin aus Paris (geb. 1706, gef. 1781) 
wegen feines Spartacus*), obgleid er Häufig unmoralifh und 
ineligiös erſcheint. Guimond de la Touche aus Paris 
(1733—1760) ſchrieb zwar nur ein einziges Stüd, die Iphi- 
genie en Tauride (1757), allein dieſes verfdaffte ihm den» 
ſelben Erfolg, wie ihn die Merope Boltaire eingebracht hatte?). 
Pierre Laurent Butrette de Belloy aus Saint Flour 
(1727— 1775) fchlug einen andern Weg ein, er wählte nas 
Honale Etoffe, und fo brachte denn fein Siege de Calais 
(1765) einen noch nie geahneten Enthuflasmus hervor, fo daß 
Ludwig XV. für dieſes Etüd und die früher (1760) von ihm 
geſchtiebene Zelmire ihm die Medaille gab, welche für dieje⸗ 
nigen Theaterdichter gefchlagen war, die einen breimaligen ent» 
ſchiedenen Erfolg auf der Bühne gehabt hatten’). Zu der alten 
Mode der claſſiſchen Stoffe Eehrte Louis Poinſinet de Si⸗ 
dry aus Verſailles (1733—1804) zurüd, und es glüdte ihm 
auch, feine Briseis (1759) auf dem Repertoir erhalten zu fehen, 
W 16 





244 Franzoͤſiſche Poeſie. 


was weder feinem Ajax, noch feinem Caton d’Utique (1789), 
einem elenden Machwerke, zu Theil wurde’). Den Beſchluß mas 
hen Antoine Marie Lemierre‘) aus Paris (geb. 1721 
oder 1733, geflorben 1795), als Panegyrifer und Lehrdichter 
reht brauchbar, aber als Tragifer hölgern und characterlos, fo 
dag ſelbſt fein zeitgemäßer Teil (1766) auf der Bühne nichts 
madjte, und Jean Baptifle Legouve?) aus Paris (geb. 
1764, geſt. 1812), berühmt durch feine Apologie des ſchönen 
Geſchlechts (Le Merite des femmes 1801), aber durd feine 
Tragddie Epicharis et Merope, worin er (1793) allzuſehr 
dem damals herrſchenden Geſchmacke huldigt, und durch feinen 
Mort de Henri IV. (1806), in weldem er offen deſſen Gat⸗ 
‚sin Marie de Mebicis des Mordes beſchuldigt, unvortheilhaft befannt. 

1) Oeuvres. Paris 1785. 8. ib. 1758. V. 12. Les Philippiques, 
odes av, d. not. hist. et litt. Paris 1795. 12, 

2) ©. Voltaire, Eloge deCrebili. et crit. de s. ouvr. Lansanne 
1780. 8. Hirfhing Hdbd. I. 2. p. 867 sq. d’Alembert Hist. T. I. p. 
430 sq. VI. p. 11 8q. Schlegel Vorl. II. 1. p. .02 sg. Oeuvres. Paris 
1750. II. 4. 1785. IH. 8. 1796. II. 8. 1312. IT. 8. prec. de l'el. hist. 
p. d’Alembert. ib, 1824. II. 8. av. l. not. de tous l. comm. p. Pa- 
relle. ib. 1823, II. 8. 

3) Oeuvres. Paris 1754. 8. Oeuvr. chois. ib. 1S14. 18. 

4) ©. Hist. de l’ac. d. scienc..1737. p. 149 sq. Journ. Helvet. 
1741. Janv. p. &0—102. Bibl. Rais. T, XXVI. p. 311 sq. Theätre. 
Paris 1783. II. 8. 

5) S. Mitlin Mag. Enc. 1807. T. I. p. 67 4q. Iphigesieen Tau- 
ride. Paris 1758. 12. 

6) Oenvres completes. Paris 1779. 1787. VI. 8. Oeuvr. chois. ib. 
1811. 1823. 18. 

Ira a peätre et oeuvres diverses de P. de Sivry. Londr. (Paris) 
8) Deuvres, prec. d’une not. s. Y’ant. p. R. Perrin. Paris 1810.8. 
9) Oeuvres compleötes. Paris 1826—27. III. 8. ſ. Sol. T. II. p. 221. 


$. 592, 

Mehrere der obengenannten Tragifer ſchrieben auch für bie 
Dyer, wie La Grange, Boltaire x. niätöbefloweniger 
müffen aber hier noch einige fehr fleißtge Operndichter genannt werben. 
Diefe waren Antoine Dandet (1671—1748)'), Lonis 
& ujelier?) (1672— 1752), der aber auch für jedes andere 
Sach der Bühne arbeitete und eigentlih nur feiner Fruchtbarkeit 
feinen Ruf verdankt, Pierre Charles Roy (1683— 1764), 
ein wirklich lyriſches Talent, der durch feine Semiramis (1718) 
Voltaire den Stoff zu feinem bekannten Trauerfpiele gab’) und 


Franzoͤſiſche Poeſie. Luſtſpiel. 245 


Louis de Eahufar (Geb. unb., gefl. 1759), zwar nidt 
ohne Geſchick, wunderbare Stoffe bequem für die Bühne au 
errangiren, aber eigentlich mehr: durch feinen Eomponiften Ra 
meau als durch ſich felbf zu einem dauernden Ruhme gelangt *). 
Es verdient faum hinzugefügt zu werben, daß die Arbeiten aller 
dieſer Dichter fon durch den veränderten Muflfgefhmad von 


der Bühne verdrängt find. 

1) Oeuvres. Paris 1751. IV. 12. 

2) Momus Fabuliste ou les Noees de Yulcain, com. Paris 1719. 
8. iſt ſ. ber. Stüd. 

3) ©. Palissot im Necrologe, 1766. Oeuvres. Paris 1727. II. 8. 

4) Le comte de Warwick. Trag. Paris 1742. 8. Pharamond, 
Trag. ib. 1736. 8. Grigri, ib. 1749. 12. Zendide et l’Algerien, com, 
ib, 1744. 8. $ 

. 593, | 


Wir wenden und jept zum Lufifpiel, bad in biefer Ber 
riode eine Unzahl mittelmäßiger und ſchlechter Dichter entfichen 
fa, unter benen man kaum einige wenige beflere herausfinden 
taın. Se verband Bühnentnnmiß mit geſchickter Benutzung 
ber Tagesneuigleiten der ſchon erwähnte Schauſpiele Marc Antrine 
Legrand (geb. 1678, Tod unb,), der fogar ben Cartauche aufd 
Theater bradte und deſſen Roi de coeagne fihauf der Bühne 
abhalten hat’). Indeſſen übertrifft ihn an kuͤnſtleriſcher Voll⸗ 
enbung bei weitem Philipp Nericault Deſtouches aus 
Tours (1680-1754), der noch übrigens das Verdienſt hat, 
in Teinem feiner Stüde den Auſtand und die Sittlichkeit 
verleht zu haben. Seine beflen Lufifpiele, die denen Molière's 
laum nachichen, find: Le philosophe marie (1727), Yenvieux, 
le giorieux (1732) und le dissipateur (1736), die fi ſaͤmmt⸗ 
lich auf der Bühne erhalten haben’). Fruchtbarer noch ald er 
war der unien zu erwähnende Romanſchreiber Chamblain de 
Marivauz aus Paris (1688 — 1763), obgleih nur einige 
wenige feiner Stüde (l’&preuve, les fausses confidences, les 
jeux d’amour et du hasard) bleibendes Verdienſt haben, denn 
fie alle leiden an einem zu ſichtbaren Hafhen nach Berfettung 
von Intrigum und jenem unpafienden Salontone, ven bei ihm 
Die vornehme Dame fo gut wie Die gemeine Magb, der Hofr 
mann wie fein Kuiſcher fprechen, und ber nad ihm marivandage 
genaunt worden IB’). Weit geſchickter IR Alexis Piron and 


246 Stanzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 


Dijon (1689-1773), der bekannte Eyniter, aber: wegen feiner 
Metromanie (1738) unbebingt des Namens eine großen Co 
milers würbig, da er Einfachheit und Natürlichkeit der Intrigue 
mit fprudelnen Witzfunken erleuchtet und feine Comik durd die 
trefflih angelegten Situationen eine durch und durch wahre, 
feine gemachte iR). Seinen Character Tann man aus feiner 
von ihm felbft verfaßten Grabſchrift: Ci-git Piron qui ne 
fat rien, pas méême academicien, am Beſten beuriheilen. Auch 
Pierre Claude Nivelle de la Ehauffee‘) aus Paris 
(1692— 1754) muß bier genannt werden, denn er If ein 
Lufifpielvichter im höheren Sinne des Wort, d. h. in jenem 
Style, der zwifchen Luflfpiel und Trauerfpiele mitten inne fleht, 
alfo unferem Schaufpieleam Naͤchſten fommt, wo ja aud zuweilen 
komiſche Stellen vorfommen. Gr debutirte mit den Prejuge 
de la mode, worin er die alberne Sitte der vornehmen Geſell⸗ 
ſchaft lächerlich macht, daß ein Ehemann ſich nie verliebt gegen 
feine Frau zu zeigen habe. Es folgten dann l’&cole des amis, 
Melanide, L’&cole des meres und la gouvernante, feine bes 
fien Arbeiten, an welche fi foäter mehrere fchwächere anſchlofſen. 
Rur duch feine fingbaren Kouplets verdient dagegen Charles 
Frangois Yanard‘) aus NRogent (1694—1765) den Ras 
men des 2a Fontaine oder deöDien de vaudeville, denn feine 
Etüde ſelbſt ermangeln allen dramatifhen Werthes. Nicht viel 
befier find die meiften Luffplele des Louis de Boiffy’) aus 
Bic (1694-—1758), welde, obgleich ſie ſaſt alle nur zudem Zwecke 
gefchrieben wurden, damals in der Geſellſchaft wahrzunchmende 
Laͤcherlichkeiten oder Sonderbarfeiten durchzuziehen, ih durch⸗ 
weg durch eine tiefe Kenniniß der menſchlichen Schwaͤchen und 
Fehler auszeichnen, wie 3. B. fein Francais à Londres, ber 
fpäter oft nachgeahmt worden if. Allein fein Homme du jour, 
auch les dehors trompeurs betitelt, hat ihn unter die Reihe der bes 
fien Luſtſpieldichter feiner Zeit erhoben. Auch der unten noch 
zu nennende Alain Rene Lefage muß hier genannt werden, ba 
er bei feinem Turcaret den trefflihenZwed hatte, die Rieverträchtige 
Teit und bie Lafer der damaligen Finanzmaͤnner ins rechte Licht zu 
Rellen, ohne ſich wie Im Crispin rival de son maitre allzuſchr feinen 
Spaniſchen Muſtern anzufgließen. Uebrigens hatte Leſage bereits feit 


Franzoͤſiſche Poeſie. $uftfpiel. 247 


1713, wo fein Arlequin, roi de Serendib, erſchien, für die Bühne 
gearbeitet, fi aber meiſtens der Oper gewidmet und hier gewoͤhnlich 
mit Orneval, Autreau, Lafont, Piron und Framaget zuſammen gear⸗ 
beitet. Die aus dieſer Vereinigung hervorgegangenen Stuͤde 
veröffentlichte er unter dem Namen des Théatre de la Foire. 
Gleichzeitig lebte der Echaufpieler und Schauſpieldichter Sean 
Eauve, mit dem Beinamn de la Roue (1701—61)P), 
dem eigentlih nur ein Gelegenheitöfüd, le retour de Mam 
" (1735), einen Ruf verfhaffte, und der unmwürdige SBriefler 
Elaude Henri Fufee de Voiſenon aus Melun?) (1708 
—1775), der ſchaͤndliche Genoſſe der Drgien bei dem Grafen von 
Gaylus und der berüditigten Quinault Dufreöne und der Mitarbeiter 
an ihrem berüchtigten Recneil, jept nur noch durch feine gut 
angelegte und gut geſchriebene Coquette fixee (1746) befannt. 
Run folgt Louis Greffet aus Amiens (1709—1777)'), fonf 
nicht von der beflen Seite befannt, aber durch feinen Mechant (1747), 
worin er jened ſchreckliche Lafer der Geſellſchaft, aus Luſt am 
BDöfen Boͤſes zu thun, ſchildert, würdig den befln Comikern 
diefer Periode an die Seite gefebt zu werden. Auch der Boll 
liederdichte Charles Eolie') aus Baris (1709-83) 
verdient durch fein Théatre de societe hier einen Platz, wird 
indefin an ypiquantem Wis und trefflicher Benugung der Buͤh⸗ 
neneffecte von Charles Simon Bavart'?) aus Paris 
(1710-92) übertroffen, was man am Beten aus feinem Soliman IT, 
ou les trois Sultanes fehen Tann. Als allegorifder Dramatiker 
hat ih Eharles Etienne Peffelier") aus Paris (1733 
—65) einen Namen gemacht, ald Berfertiger von kleinen dra⸗ 
matifhen Scherzen und Sprüdhwärten aber ECarmontel!) 
(1717 —1806), der bei dem berüchtigten Herzog von Orleans 
die Stelle eined maitre de plaisir befleivete. Einen noch weit 
größeren und nachaltigeren Ruf würde Michel Jean Ges 
daines) aus Paris (171997) fi erworben haben, Härte 
er forgfältiger und gleihartiger nearbeitet, und die durch feine 
Proqueurs, le roi et le fermier, le philosophe sans le sa- 
voir (1765) und la gageure imprevue erregten Erwartungen 
Paͤter befriedigt. An Geiſt übertrifft in zwar Edo uard de 
Eorfemblen Deomapyis!) aus Sully für Loire (1722 — 


248 Franzoͤſiſche Poeſie. Luſiſpiel. 


1761) in feinem Billet perdu vul’impertinent, allen er Recht 
ihm weit an Natürlichkeit, dramatiſchem Style und fließenbem 
Dialoge nad. Beſonders gute, aber auch ſcharfe Satire ent⸗ 
halien Charles Paliſſot's“) aus Nancy (1730—1814) 
Nouveaux Menechmes (1762) und les courtisanes. Bemer⸗ 
kenswerth IR noch Cailhava!e) aus Efandour bei Toulouſe 
(1731—1813) nit blos, weil er duch feine Art de la 
comedie (1772) angehenden dramatiihen Autoren ben Weg 
gezeigt hat, wie fie fich nad) den Alten bilden und bie neueren 
Mufter nicht vernachläffigen follen, fondern weil er aud in ſei⸗ 
nen Stüden : les tuteurs (1765), Pegoisme (1771)und ziste et 
zeste (1796) ſelbſi hierzu den beſten Commentar geliefert hat. Seine 
Menechmes grees (1791), eine Nachahmung des Plautiniſchen 
Luſtſpiels, geben eine ausgezeichnete Anleitung, wie man über 
haupt das antife Drama bis auf das Aeußere herab, um es 
für uns genießbar zu machen, darzuftelln babe, woraus man 
mehr lernen kann, als aus dem gelehrtn Gefhwäg vieler mit 
Dem Theater völlig unbekannter Philologen oder eiteln Salons 
vedner. Sein Athenes paeifice, ein aus 11 Stüden des 
Arifiophanes zufammengeflelltes Profalufifpiel, dad er dem Aga- 
ibopartes (d. h. Bonaparte) zueignete (1797), zeigt vortrefflich 
die Fehler und Borzlige jened großen Eomifers, fein erbätmliches 
Haſchen nach Bolfögunft und doch Dabei feine voͤllige Unkenntniß höherer 
Politik, zugleich aber auch, wie gefährlih und unpaſſend es if, 
wenn fi dramatifche Schriftſteller flatt des moraliſchen les 
mentes das politiiche erkoren haben. Was fol id endlich von 
des lieverlihen Garon de Beaumarchais*) aus Paris 
(1732—1799) Barbier de Seville (1775) und Nöces de 
Figaro fagen, wo allerdings einfchmeichelnde Anmuth der Sprache 
mit dem biendendflen Wig, natürlicher Humor mit unmwärbiger 
Gefinnung gepaart if}, ber befonderd aus feiner Mere cou- 
pable (1792), der Fortſetzung jener, hervorleuctet, worin er Bergafie, 
der Die Sache der öffentlihen Moralgegen ihn vertheinigte, aldBegearss 
anf Die Bühne brachte, Auch Diderot?) verfuchte fih im Schau⸗ 
fpiel und gab in feiner Poetique du drame eine Eintheilung 
deſſelben als drame serleux, honndte und tragedie domestique, 
unterbrüchte auch die lomiſchen Senn, die La Chauſſee od 


JZranjoͤſiſche Poeſie. Luſtſpiel. 249 


beibehalten hatte, allein feine eigenen Stüde, le para maturel 
und le pere de famille find mißlungen; denn erſtens enthalten 
fie ein tragifches Pathos, ohne tragifh zu fein, und dann war 
er überhaupt gar nidt der Mann, ein bürgerlihes Familien⸗ 
gemälde, wo der Etand, nicht der Character die Hauptfade 
ſeyn foll, zu freien. Der Nähte, den wir erwähnen 
müſſen, iR Ricolas Thomas Barthe aus Marſeille 
(1734— 1785), defin Amateur (1764) bereitd durch feine 
niedlichen Verſe Aufſehen erregte, aber noch durch feinen Dramas 
tif&en Scherz les fausses infidelit&s übertroffen ward, denen 
Andere wieder feine Status de l’opera vorzichen?), Weit 
fruchtbarer war noch Choudard Desforges aus Paris 
(1746— 1806), obgleich er ſich felt 1782 lediglich der Oper 
widmete und nebenbei noch Romane. fhrich, die übrigens zu 
den ungebundenfen jener Zeit gehören (4. B. le poste ou 
memoires d’un homme de leitres, e&crits par Ini-meme), 
wenn ſich auch nur feine gefhidt angelegte dramatiſche 
Bearbeitung von Fielding's befanntem Romane Tom Jones 
(a Londses) und eine Art Schauſpiel, la femme jalouse, 
auf der Bühne erhalten haben’). Nichtédeſtoweniger Eonnte ſich 
der Witzbold Marquis de Bievre (1747—1789), deſſen 
ſchlagende Galembourgs unter dem Titel der Bievriana geſam⸗ 
melt wurden, mit feinem Seducteur (1783) eines ganz andern 
Erfolges erfreuen, da hier Berfification, Plan, Durchführung 
der Charattere und Wit gleich ausgezeichnet waren”). Als Begen- 
fäge nennen wir noch die beiden Terroriſten Fabre d' Eglan⸗ 
tine?*) aus Carcaffone (1755—1794), deſſen Philinie de 
Moliere niht ganz übel iR, und Collot d'Herbois 
(+ 1796)?), wie fein Kamerad einſt herumziehender Komös 
diant, aber mit mehr Talent ald jener begabt, wovon fein Be. 
nehice, Adrienne x. zeugen, und Jean Louis Laya?) aus 
Paris (1761 geb.), der mitten unter den Greueln de 
Zerroriömus (d. 2, Sanuar 1793) und trotz dem Verbote des 
Nunicipalraths zu Paris den Muth hatte, feinen Ami des leis 
aufführen zu lafien, worin er die Orundfäge bed Rechts und 
der. Geſetze, die Riemand öffentlich mehr zu befennen wagte, Dem 
damaligen Macthabern von ber Bühne herab Ins Geſicht zu 


%& 


250 Franzoͤfiſche Poefie. Luſtſpiel. 


ſagen wagte und trotz der damaligen Geſinnung des Volks durch 
das Gewicht der Wahrheit einen ungeheuern Erfolg ſah. Re 
ben ihm verfhwindet der Bicomte Joſeph Alerandrıe 
de Segur (+ 1805), trogdem daß er faf für alle Parifer Then 
ter fehrteb, beinahe ganz?”), 

Mir haben bei mehreren der ebengenannten Lufſſpieldichter 
angemerkt, daß fie auch für das Italiaͤniſche Theater ?°) ſchrieben, 
daher müffen wir bier nadtragen, daß ju Paris ſchon felt 1577 
im Hotel Bourbon Stafiänifhe Comödianten unter dem Namen 
li Gelosi fpielten und großen Belfal ernteten. Indeſſen hatte 
dieſe Geſellſchaft ſich nicht lange halten fonnm. Nun fam 1662 
eine zweite Staliänifhe Truppe nad Paris, bie bis 1679, wo 
der König der Sache ein Ende mahte, im Theater de Bour⸗ 
gogne Komddien aus dem tegreife ſpielte. Endlich erſchien 
1716 unter dem oben ſchon befprohenen Riccoboni eine 
dritte Geſellſchaft auf Befehl des Negentn, die als die come- 
diens de son altesse royale bi® zu deffen im %. 1723 ers 
folgtem Tode an dem oben genannten Drte fpielten; von diefer 
Zelt an aber hießen fie Comediens ordinaires du roi. Anfange 
bedienten fie fih ber Staltänifchen Sprache, und ber Harlekin 
fptelte in allen ihren Stüden die Hauptrolle; als aber Aus 
treau’® für fie beredineter Port à PAnglais einmal feinen 
Erfolg errungen hatte, ald Marivaux's Arlequin poli par 
Pamour und Delisle’8 Arlequin sauvage ben groben Har⸗ 
letin von Bergamo franzöftich verfeinert hatten, als Domints 
que’6 II. (Bierre Francois, 1680 — 1734), der 
ſteio dieſe Rolle fplelte, Parodie auf Voltaire's Oedipus 
(1719) einmal mit großem Jubel aufgenommen worden war, 
wurde fafl fein Trauerfpiel von irgend einer Bedeutung ges 
geden, das Hier nicht parodirt worden wäre. Man fah nun 
vorzüglih darauf, gute Schaufpieler für die Rolle des Harlefin®) 
zu haben, fegte auch alle Künfte der Verwandlungen und Sce⸗ 
nerie in Bewegung, um bie Zufchauer herbeizuloden, allein trotzdem 
verlor das Publicum am Ende die Luft, die hundertmal gehöre 
ten Gpäße des Harlekin immer wieder von Reuem zu hören, 
mad nur durch die Bereinigung des Itallaͤniſchen Theaters mit 
der komiſchen Oper (1762) kamen fie wieder in Flor, bis end» 


Franzoͤſtſche Poeſie. Luftfpiel. 251 


1a 1780 alle Stüde mit Statkiniiden Matten aufgehoben 
wurden. Ginen Begriff von der Befchaffenheit der früher das 
fetbR gegebenen Pofien Tann man fi auß der Sammlung der 
ſelbenꝰ) machen, die unter dem Namen des Evariſte Gherardi 
aus Prato (+ 1700) exiſtirt, der ſelbſt von 1689 an bie 
Rolle des Harlefin, die felt dem Tode Dominique de Hel- 
tem (Joſeph D. Biancolehi, + 1688) keinen würbigen Res 
yräfentanten gehabt Hatte, mit großem Belfad ſpielte. 
Uebrigens IR in diefer Sammlung nur ein einziges Stüd, le 
retour de la foire de Bezons, von ihm, die übeigen find 
theils von Dominique II. und Dominique 113. (Louis, 
+ 1729), fowie von andern bedeutenden Schaufpielern ꝛc. biefer 
Geſellſchaft. Eine Geſellſchaft Spanifher Comödianten, die mit 
Ludwigs XIV. Gemahlin Marie Therefe über bie Pyrenäen ges 
fommen war, fonnte fi dagegen nur bis 1672 halten, obgleidy 
fie auch fangen und tanzten. 

3) Oeuvres. Paris 1731. 1742. 1770. IV. 12. 

2) &. Leſſing Theater. Bibl. Berl, 1754. I. nr. 5. u Dramaturgie 
Ds. 1: I. p. 74 u. Werke Bd. XXIII. p. 101 sq. d’Alembert Hist. T. I. 
p- 343 2q. V. p. 451 sg. Dirfhing Bi. I. 1 p. 3 sq. Oeuvres drama- 
tiques. Paris 1757. IV. 4. Amst, 1755-59. V. 12. Paris 1758. 1774, 
X. 12. prec. d’une not. 8. s. vie et 8 . our. p. de Senone. ib.1811. 


vi. 8. 3821. 1822. VI. 8. Werke, deutf äberf. d. Meißner u. Dylius, 
£pjg. 1778. Bd. 1. 8. 


3) Theätre. Paris 1758. V. 12. Comedies joudes P 1. comediens 
italiens. Paris 1732. Il. 12. Oeuvres. Paris 1779. XII. 8, ©. d’Alem- 
bert. T. VI. p. 53 sq, Schlegel a. a. D. p. 270. Hadiräge zu Sulzer. 
Bd. VI. p. 110 2q. 

4) &. Eloge d’Al. P. Dijon 1774. 8. Oeuvres dramatiques. Pa- 
ris 1758. III. 12. Oeuvres, ib. 1776. VII. 18. Liöge1776. VIL 12. u. 
Öft. ſ. Grimm. Gorrefp. Bo. II. p. 380 2q. 

5) Oeuvres. Paris 1762. V. 12. f. d’Alembert T. V. p. 407 sg. 

6) Theätre. Paris 1763. IV. 12. 

7) Oeuvres. Paris 1758.1788. IX.12, (.d’Alembert T. V. p.56ösq. 

8) Oeuvres. Paris 1765. 12. 

9) Oeuvres complètes. Paris 1781. V. 12. 

10) ©. Necrologe de France 1778. p. 31. ı8. Radır 0 ie 
8». III. p. 146 sq. Millin Mag. Encycl. 1796. . pP 
Beuve in d. Ber. d. deux mondes 1845. T. xu P- —E u. 
Pertz. d. Contemp. (Paris 1846.) T. HL p. 219 Oeuvrös. Paris 
1803. III. 18. 1811. IIT. 8. 1824. IV. 32. 1826. 11. 24. 1820. I. 8. 
De ru pr6c. d’un ess. 5. 8. vie et 8, OUVr. p. Campenon. 


11) Thheätre de aociété“. Paris 1777. IE. 12. 


253 Franzoͤſiſche Poefte. Luſtſplel. 
42) ’Fheätre: Paris 1763. X, 8. Thöätre chaisi. ib. 1810, II. 6. 


-13) Oeuvres de Thektre et autres pitoen. Puria 1772. 8. 


, 14)_Proverbes dramatiques. Paris 176881. VIIL. 8. Theätre da 
prruce Clenerzou, trad. en frang. p. le Baron deBlessing. ib. 1771. 
I. 8. Noureanx proverbes dramatiques. Paris 1811. II. & (verfd. 
bav. |.) Proverbes drom. ib. 1825. III. 8. L’ahhe de Plätre, com. 
ib. 1779. 8. 

. 15) Oeavresdramatiques, Paris 1775. V.. 8. Oeuvr. chois.ib. 1813. 
M.18. Recueil d. poesies. ib. 1760. ERd. II. II. 12. &.C, deSalm, El. 
de 8. Paris 1797. 8. Ducis, Oenvr. T. I. p. 409 2q. 


f6) Qeuvres. Paris 1778. 3I. 12. 
17) Theätre. Paris 1788. IV. 8, 1809. VI. 8 


1 u Tliöätre. Paris 1781. II. 8. ©. Lit. u, Aheat. Belt, 1783. p. 97 
19) Oenvres. Paris 1609. VII. 8. 1826. 8. 1836. 8. Ueb.: Beſtes a, 
B. dram. Werk, u. Bemerk. üb. f. Leb. u. Schrift. frei bearb. v. Tenelli. 
Gotha 1832. 12. ©. A. Lewalb, Beaumarchais. Stuttg. 1839. 8 Mayer 
bs Prus, Lit. Taſch. 1846. p-3—74.. Mag. f.d.Eit. d. Ausl. 1834, nr. 132, 


20) Oeuvres de theätre. Paris 1771. U. 12. 


21) Choix de poénies, Paris 1810.:18. Oeuvresghoisies. ib, 1811. 
12. L’amateur. ib. 1764. 8. Les fausses infidelites. ib. 1769. 8 La 
mars getoune. ib. 1771. 8. L’homme personnel ou l’egoiste. ib. 


. 22) Tram, Jones A Londres. Paris 1782. 8. La temme jalouse. 
ib. 1783. 8. Le Poete ou Mem, d’un hommes de letires. Parıs 17%, 
IV, 12. 1789. VIII. 18, Les mille et un souvenirs. ib. 1799. IV. 12. 

23) Le seducteur. Paris 1783. 8. Bievriana, Paris f800. 18. 

24) Oeuvres. Paris 1803, 1, 12. Oeuvres choisies. ib. 1825, 8. u. 
18. } Soleinne T. II, p. 203. 

....25) Lucie ou les parens imprudens, drame en Sact. efenprose, 
Paris 1772. 8. Clemence et Montjair, drame en 5 actes et en vers. 
ib. 1771. 8. le bon Angevin ou Phommage du coeur, com. 1777. 8. 
Le paysau magistret, com. en 5 Act. et un prose im, de Calderon. 
Brux. 1788. 1789. 8. L’inconau ou.le prejuge vaiucu, com, ib. 1790. 
8. La famille patriote ou la ieddration, pidce nationale. ib. 1790. 8. 
Les portetenilles, com. ib. 1791. 8. L’aine et lecadet, com. ib. 1792. 
8. Le procks de Socrate ou le regne des anciens temps, com. ib. 

1,8. . 

'26) Les da de l’opinion, drame. Paris 1790. 8. Jean Calas, 
Trag. ib. 1791. 8. L’ami des loix, com, ib. 179). 8, Lardgeneration 
des come&dies en France ou leurs droits à l’etat civil, ib. 1789. 12. 
Falkland ou la conscience, dr. ib. 1821. 8, 

:27) Dorval ou le fou par amour, com. Paris 1791. 6. Le rötour _ 
At mari, com. ib. 1792. 8. ©. Soleinne T. II. p. 215. _ , 

28) Desboulmiers, Hist. anecdot. du thödtre. italien. Paris 
178. VI. 8. Taſchenb. f. d. Schaubühne 1782. p. —3. 1784. p. Ma . 

29) Aebd. dteihenfolge d.Harletine.ſ. Mag. f. d eit.d.x.1888. nr.72-—73. 

80) Le thoatrs italien. Brux. 1694. IN. 12. Paris 1697. 1700. VI. 
12. Le aouveau theätre italien. Paris 1753. X. 12. Les parodies den 
nouveau theätre italien, ib. 1738. IV. 12. 


Franjoſiſche Poefie. 253. 


§. 593. 

Beirachten wir jeht auch Die Geſchichte der übrigen 
Dichtungsarten während dieſer Periode, fo dürfen wir auch einige 
teligiöfe LXehrgedihte hier erwähnen. Die beim 
ſchrieb der Sohn des berühmtn Racine, Louis Racine 
aus Parts (1692 — 1768), da man ſeinen Gedichten 
von der Gnade und Religion eben fo gut wie feinen geiſt⸗ 
chen Oden bie innere Infpiration anficht‘). Weit fichen 
im des Paul Mlerandıe Dulard aus Marfeile 
(1695 — 1760). Größe Gottes in den Wundern der Natur 
(1749) ?), ſowie des Frangois Joachim de Pierre, ver 
befannter als Cardinal de Bernis iſt, aus St. Marcel de 
PArdeche (1715— 94) Jugendarbeit, la religion vengee?°), bie 
beide fehr troden find, nad. Als beichreibender Lehrdichter in 
profanen Stoffen gehört bierher der Marquis de St. Lam⸗ 
bert*) aus Vezelles (1717 — 1803), ein eifriger Mitarbeiter 
an der Eneyclopedie, alfo auch Intimer Freund Voltaire's und 
Rouffeau’s, Atheiſt und Epicuräer aus Grundfägen, der die 
Principien feiner Schule in feinem berühmten Catechisue uni- 
versel, dem Schlußſtein zu des Helvetius Esprit (1747— 1800), 
niedergelegt hatte, mit feinen Jahreszeiten (1769), die aller⸗ 
Dinge einzelne glänzende Schilderungen, aber auch große Blatt 
beiten enthalten, dabei aber ganz in den Ideenkreis der Encyclo⸗ 
padiſten einfchlagen. Indeſſen fonnte er die allgemeine Bewunderung 
nicht erringen, weil biefe fhon Jacques Montanier Delille?) 
aud Aigumerfe (1738— 1813) für ſich durch feine (1769) 
von Boltalre ihrem Originale gleihgeftellte Ueberſetzung von 
Birgit® Büchern vom Landbau in Beſchlag genommen hatte 
Auf Diefe Heß er nun (1782) ein ſelbſtſtaͤndiges, durch einige 
Verſe jenes großen Dichters (Georg.IV. 116) angeregtes Ges 
Diät vom Gurtenbau folgen, das aber aller Einheit ents 
behrt umd Talt läßt. Leider ließ er fih von den Marbthabern 
verRevolution verleiten, durch feinen Dithyrambe bie Feier bee 
Feſtes des höchſten Weſens zu fanctioniren, beendigte dann 
feine Ueberfegung (1804) der Aeneide und (1805) des verlos 
renen PBaradiefed von Milton, und ließ dann (1806) fein 
Gedicht, Fimagination, fowie (1809) feine trois regnes de 


954 Franzoͤſiſche Poefie. 


la nature und la conversation (1812) folgen, die von ben Fehlern 
frei find, welche man feinen Jardins und feinem Homme cham- 
petre (1800) vorgeworfen hat, d. h. er iſt bier weniger ge 
machter Dichter, fondern er erhebt fih bis zu einem gewiſſen 
Grade der dichteriſchen Begeiſterung, wenn auch nicht zum höch⸗ 
Ren. Indeſſen muß man auf der andern Seite anerkennen, da 
er die Eprake durch feine in die Fleinften Details eingehenden 
Beſchreibungen der gewöhnlichfien Gegenſtaͤnde veredelt und durch⸗ 
weg eine vorzüglihe Rundung des Verébaues gezeigt hat, alle 
nicht der Verderber des Alerandriners, wie ihn feine Gegner nennen, 
genannt zu werben verbient. Zwei andere hierher gehörige Ge 
dichte, wenn wir des unten zu nennenden Leonard Jahre 
zeiten und Dorat’sd hierher gehörige Werfe abrechnen, find 
no die vier Menfhenalter des Tragikers Doigny du 
Bonceau‘), die von Einigen dem Br. Iulius All 
aus Paris (geb. 1746) zugefchrieben werden, und das Bew 
maͤhlungsgedicht für Ludwig XVI. und Marie Antoinette von 
Sean Antoine Rouder’) aus Montpellier (17459), 
das noch nad langer Zeit feinem Verfaſſer zur Guillotine ver 
balf, Wir fchließen mit Claude Henri Watelet’s aus Paris 
(1711 — 86) Lehrgedicht von der Malerei, das mehr kunſthiſtoriſchen, 
als poetiſchen Werth hat). Aucy einige hierher gehörige Satiren un 
poetifhe Cpiſteln hat dieſe Periode hervorgebracht, wie des ungluͤdtichen 
Nicolas Gilbertꝰ) aus Fontenay le Chateau (1751— 80) 18tes 
Jahrhundert (1775) und meine Apologie (1778), gegen die 
Encyclopaͤdiſten gerichtet, de Joſeph Despaze!) aus Bor 

deaux (1776— 1812 — 17) vier Satiren (1795) gegen bie Dema⸗ 
gogen und die damals in Frankreich herrſchende Sittenverderbniß 
gerichtet, einige Epiſtein U. D. de Ehabanon’s (geb. 178 
zu St. Domingo, + 1792)") und des Nicolas Zofeyb 
GSelis") aus Paris (1787 — 1802) Epiftel über die Pe 
danten In der damaligen Geſellſchaft. Als burlesfes Gedicht 
möchten wie no Greffet’6') Vert- Vert (1733) hiecher⸗ 
ziehen, welches die Abenteuer eines Papageis enthält, den ſich 
Nonnen aus einem Klofter ins andere zuſchicken, und ber eine 
ziemlich gemeine, wenn auch beißende Sprache führt. 


Sranzöfifche Poefie. Roman. 255 


1) &. Neue Pitt. u. Volkerknde. 1789. April p. 269. Oeuvres. Paris 
1747. 1752. VI. 12. prec. de l’dl. de l’aut. p. Le Beau. ib. 1808. VI. 
8. La religion. ib. 1742. 8. 

2) De la grandeur de Dieu dans les merveilles de la nature. 
Paris 1749. 12. Oeuvres diverses. Paris 1758. H. 12. 

3) ©. Baur, lebensgem. Bd V.p. 519 8q. Deuvres. Geneve 1752. 1776. 
H. 8. Paris 1797. 8. 11. 12. 1825. 8. La religion vengee. Parme 1795. 
fol. 4. u.8. Le palais des heures ou les quatre points du jour. Ro- 
m. 1760. 12. Les quatre saisons ou les Georgiques francoises, ih. 
1763. 12. 

4) ©. Grimm Gorrefp. 3b. I. p. 478 sq. Cousin, Oeuvr. T. M. 

423 aq. Les saisons. Paris 1769. 1775. 1796. 4. Po6sies. ib. 179 

I. 18. Oeuvres philosophiques, ıb. an IX. V. 8, 

6) ©. St. Reuve, Portr. T. II. p. 63 sq. Edinh. Rev. T. 1. 
p. 6 2q. u. Sel. from ihe Edinb. Rev. T. II p. 162 sq, Dussaulx 
Ann. litt. T. I. p. 169 sq. II. p. 545 sq. Oeuvres compietes. Nouv. 
ed. rev. corr. et augm. Paris 18.4. XVI. 8. ar. les textes latins et 
anglais. ib. 1832. X. 8. av. d. not. ib, 1833. 4. Oeuvres posthmnes, 
ib. 18.0 

6) Les quätre äges de Phomme. Paris 1774. 16. Epttre & un 
homme de lettres celibataire. ib, 1773.8. La dignit@des gens Jelet- 
tres. ib. 1774. 8. Oeuvres. Paris 1826. IV. 8. 

7) S. Miltin Mag. Enc. Ill. an 1797. T. V. p. 216 sg. Carrien 
de Nizas in d. Bull. de la soc desscienc. p. Montpellier. Les Mois, 
Paris 1779. II. 4. av. une not. ib. 18%. 11. 12. 1827. II. 32. (f. Bibl. 
de la France 1827. nr 1174) La France et !’Autriche au temple de 
Uhymen. Paris. s. a. 4. 

8) L’art de peindre. Paris 1760. 4. 1761. 12. 

9) ©. Palissot Mem. T.I. p. 365 sq. Oeuvres. Paris 1788. 8. 
2806. 8. u. 11. 18. 1822. 8. 

10) Quätre Satires ou la fin da XVII. s. Paris 1801. 8. u. Öft. 
Dazu (Cing.) Satire litt. et polit. ib, 1801. 8. uw. Les ciny kommen. 
Paris 179%. 18. 

11) Oeuvres de tlıeätre et poesies. Paris 1788. 8. 

12) Epitres en vers. Paris 1776. 8. Satires de Perse tiad. en 
franc. ib. 1776. 12, , 

13) Ber⸗Vert, frei nach Greffet v. 3. M. Schmidt. Danzig 1825. 8. 


$. 595. 


Gehen wir jegt zu den leichteren Gattungen der” ‘Poefte 
über, fo fallen uns gleih die poetifhen Erzählungen in ber 
Manler La Fontaine’s in die Augen, Leider haben jedoch J. 
B. 3. Willart de Brecourt (1683 — 1743) Canonicus zu 
Toure'), defien burlesfe Parodie der Bulle Unigenitus, Philota- 
mus, noch das befe if, was von ihm vorlient, da alles Nebrige 
für einen anfändigen Menſchen eigentlich gar nicht lesbar if, und 
ver Maiquis Stanislas De Boufflers?) aus Luneville (1737 
—1815), beffen Aline befannt if, die an fi ſchon allzufreie 
Manier deſſelben über alle Schranken des Anſtands audgebehnt, 


256 Sranzöfifche Poefie. 


As Fabeldichter werden genannt Henri Rider aus Longueil 
(1685 — 1748)°), Louis Jules Mancint, der He 
zog von Nivernois (1716—98)°), Bartbelemy ms 
dert and Rismes (1747 —-90)°) und Madame Joliveaun 
de Segrais aus Bar fur Aube (1756 geb.)). Sean 
Frangois Marmontel aus Bort (172399) aber gehört 
urit feinen Contes nouveaux, die er vorzüglih für den Mer 
cure de France ſchrieb, eher unter die Schriftfieflee ber 
Erotica, als unter bie Zahl der moraliſchen Erzähler, da er 
Ehebruch und Verführung der Unſchuld fo bemäntelt, daß bie 
felben eher in einem angenehmen, als widerlichen Lichte erſchei⸗ 
nen”). Es nieht aber in berfelben Periode nod einige Dichter, 
beren Fruchtbarkeit ſich faſt auf alle Fächer der Poeſie erfiredte 
und unter diefen müffen wir den Vorrang dem befannten Brüns 
ber des Journal des dames zugeſtehen, nämlih Elaude 3os 
ſeph Dorat aus Paris (1734 — 80), der zwar im Trauer 
. und Lufiſpiel eigentlich immer unglüdlid war, dafür aber ale 
flet8 fertiger Gelegenheitsdichter niht eine nur irgend bedeutende 
Berfönlichfeit unangefungen ließ, fo daß nur fein didactiſches 
Epos, la declamation, und einige Heinere Erzählungen, z. B. 
fein Alphonse, jeßt noch leſenswerth find‘), Unter feinen 
Schülern nennen wir Michel de Eubieres aus Roquemaure 
(1752— 1820), der feinem Meifter befonderd darin aͤhnlich 
war, daß feine Theaterflüde gerade wie die Dorat’s ausgepfiffen 
wurden?), und Maffon Marquis de Pezay aus Berfailles 
(174 1 - 77) ). Bedeutender find Madame (Anne Marie Le. 
page)duBocageausRouen(1710--1802), deren Nachahmung 
des verlorenen Paradieſes von Milton und deren Epos auf Columbus 
weber das ungeheure Lob, welches man ihr bei ihrem Reben ſpendete, noch 
bie völlige Vergefienheit, in der fie jetzt begrabm if, verdient A), 
da fie doch immer noh Philidert Maffon aus Blament 
(1762 — 1807), der die unglüdlihe Idee hatte, ein ganzes 
Volk, die Schweizer, zum Gegenſtande eines Epos zu wählen, 
übertrifft 2), und Blin de Sainmore aus Paris (1733— 
1807), den vorzüglih der Erfolg, den Colardeau's Helorse 
erhielt, zu Nahahmungen derfeiben begeifterte), Noch körmen 
wir, ehe wir zu den eigentlihen Lyrikern, unter die übrigens 


Franzoͤſtſche Poeſie. 257 


auch Dorat und ſeine genannten Nachahmer alle gehoͤren, kom⸗ 
men, bie Idyllendichter dieſer Periode nicht mit Stillſchweigen 
Übergehen. Der bedeutendſte iſt Louis Mangenot aus Pas 
is (1694 — 1768) mit feinem Rendez vous’), doch ſollen 
auch Ger main Leonard aus Guadeloupe (1744—93), 
der auch einen Schäferroman Alexis fhrieb"), Madame Vers 
bier aus Montpellier (1745 — 1813), deren Fontaine de 
Vaucluse befannt if’), und Armand Berguin?) aus Bor 
deaur (1749 — 91) nicht vergeſſen werden. Indeſſen hat durch 
kein genaues Studium der Griechen unbedingt die meifte Grazie 
im Ausorud ſich der unglüdlihe Andre Marie de Chenter 
(geb. 1762 zu Eonflantinopel, guillotinirt 1794) erworben, wie fid 
«us mehreren feiner Idyllen, 3.8. Vaveugle, le jeune malade, 
Is jeune captive x., ergiebt'®). 


1) Oeuvres. Paris 1747. Amst. 1759. 11.12. Luxemb. (Paris) 1764. 
IV. 12. Paris 1780. IV. 18. 17%. IV. 8. Auserl, Werke, deutfch. Paris 
(Bel) 1796. 8. 


u vres. Paris 1803. 8, 1813. I-I. 8. Oeuvres posthumes, ib. 


8) Fables. Paris 1729. 1748. 12. Sabinius et Eponine, trag. 
ib. 1735. 8. u. Coriolan, trag. ib. 1748, 8, 


4) Oeuvrem. Paris 1796. VII. 8. Oeuvres posthumes. ib, 1807. 
1.8 [. Dussaulx Ann. litt. T. II. p. 337. 


. 9 Peutot im Repert. da theätre frang: T.XIV.— Oeuvres choi- 
sıes. Paris 1797. IV. 8. Le jugement de Paris. ib. 1772. 8. Fables 
nouvelles. ib. 1773. 8. Historiettes ou nouvelles en vers, ib. 1774.8. 
Choix de fabliaux en vers. ib. 1798. H. 12 etc. 


6) Fables nouvelles en vers, suiv. de quelques poesies. Paris 
18. 


180%, 

. 7) Contes moranx. Paris 1765. III. 8. u. 12. Nouveaux contes. 
ib. 1801. IV. 8. u. Öft. Mor. Erz. Deutfch. Lpzg. 1794 —97. 8. Neue 
Mor. Erz. ebd. 1807. 8. 


8) ©. Hirfhing Bd. IT. 1. p. 40 sq. Teutſch. Mercur 1780. St. VII. 
625g, Lit. u. Zheat. Zeitung IH. 3. 1819. p. 819 sq. Ghronolog. H. 
P- 30-346. Grimm. Gorrefp. Bd. V. p. 161 2q. (Cubieres de Palme- 
z£au) Bloge de M. D. Paris 1781. 8. La declamation theätrale. ib, 
1766. 1771. 8. Fables nouvelles. ib. 1773. Il. 8. Oeuvres. Paris 1764 
er XX. 8. Oeuvr. chois. prec, d’une not. p. Despres. Paris 

«8, 

9) Oeuvres agreables et morales ou YVarietes litteraires. Liöge 
1791. II, 16. Das befte Geb. ift: L’epitre A la maitresse que j’aurai. 

10) Le th&ätre moral. Paris 1783. II. 8. Oeuvres dramatiques. 
ib. 1811. IV. 8. Letire & Ximenes. Paris 1787. 8. (gegen Boileau). La 
Pax ou le trait6 de Luneville, poëme. Paris 1827.8. Calendrier ro- 

Geife, Handduqch d. Literärgeſchichte. UI. 17 


— 


258 Franzoͤſiſche Poefle. 
blicain. ib. 1795. 1798, 8. les Orleans et Pers 
91. IV. 18 etc. Opuscntes podtigues. 


11) Oeuvres. Lyon 1762. III. 12. La Colombiade. Paris 1756. 8. 
(Deutfh in Profa. Slogau 1762. 8.) Oeuvres poetiques. ib. 1788. 11.12. 


12) &. Beuchot in d. Decade philos. T. LIV. p. 565. Les Hel- 
vetiens. Paris 1800. 12. La nouvelleAstree ou les aventures roman- 
tiques du temps passe. Metz 1805. II. 12, 


13) La mort de l’admiral Byng, po&me. Londr. 1752. 8. Sapho 
& Phaon, Heroide. Paris 1759. 12. Heroides ou lettres en vers. ib. 
1767. 8. 1768. 8. Amst. 1774. 8. Orphanis, trag. ib. ı773. 8. Jea- 
chim ou le triomphe de la piet6 filiale, auiv. d'un choix de 
pieces fugit. ib. 1776. 8. 


14) Poesies. Maestricht. 1776. 8. 


15) Oeuvres. Paris 1787. 31. 12. 1788. III. 8. publ. p. Campenon. 
Paris 1798. 111. 8. ©. St. Beuve, Portr. litt. T. II. p. 324 s2q. 


16) Ihre Geb. ſteh. in d. Almanach des Muses de 1775. 1777, 
4785—87. Fragment a. einem echrgebicht Les Georgiques Languedo- 
ciennes in d. Not. des Travaux de l’acad. de Gard. 1807 et 1810. 


17) Oeurvres. Paris 1803. XX. 18. Idylles. Paris 1774. 8. See. 
recueil d’Idylies. ib. 1775. 8. Rowmances. ib. 1776. 5. 1788. t2. 
Pygmalion, scene Iyrique de J. J. Rousseau, mise en vers. ib. 
4774. 8. — ©. Archenholz, Minerva. Bd. II. p. 2.9 Q. 


18) Podsies pre&c. d’une not. sur l’ant. p. Latouche. Paris 1829 
1832. & u. b. d. Oeuvres de Marie Jos. de Ch. T. IX, 


$. 596. 


Wir kommen jet zur eigentlichen Lyrik, d. 5. zur pros 
fanen, denn einige ber zur religiöfen gehörigen Dichtungen da 
ben wir oben ſchon befproden. In beiden Gattungen verſuchte 
id Sean Jaques Lefranc de Bompignan aus Won 
tauban (1709—1748), denn er ließ 1751 —55 feine Poe- 
sies sacrees et philosophiques, tirdes des livressaints, unter 
benen feine Paraphrafen einiger Stellen des Hohen Liedes, det 
Propheten und Pſalmen wirklich von heißem euer der Begei⸗ 
ſterung zeugen, wenn aud der boshafte Voltaire von ihnen 
fügte: „Sacrés ils sont, car personne n’y touche“, erjdeinen, 
worauf dann feine weltlihen Didtungen folgten, unter denen 
feine Ode auf Rouſſeau's Tod feine befte Arbeit i!). Allerdingsö 
übertrifft ihn bei weitem Frankreichs größter Lyrifer, Ecou⸗ 
hard Lebrun aus Paris (1729—1807), bei dem man 
fh nur wundern muß, wie trotz feiner fortwährenden mißliden 
häuslichen Berhältnifie, feiner befändigen Abhängigfeit von 


Sranzöfifche Poeſte. 2359 


Bönnern und ſeinem Mangel an Farbe, da er ebenfo wie der 
Meniteur und das Journal des debats die jedesmaligen Machthaber 
verehrte und die gefallenen verwünfdhte, er doch eine Originalität, 
einen Schwung der Phantafle und eine Kühnhelt der Gedanfen 
bewahrt bat, die, wäre er nur etwas correcer und ſorgſamer 
im Feilen geweien, ihn einig in feiner Manter gemacht Haben würden?). 
Aub die Palinods Clinchamp's deMalfilatre aus Caen 
(1733 —67) dürfen nicht vergeffen werden, denn fie verdienten 
wirflih die Bewunderung, die ihnen zu Theil ward; fein Nar- 
eisse de !ile de Venus entbehrt zwar der Einheit, Hat aber 
im Ginzelnen fo viel Trefflihes, daß man in feinem Verfaſſer 
den treueften Schüler der Elaffifer erfennt?). Eine mehr leich⸗ 
tere Form der Lyrik wählte eine Anzahl mehr oder weniger 
freier Liederdichter, an deren Spige Jean Joſeph Bade) 
aus Ham (1720—57) fteht, der in der feinen Sprache der 
Damen der Halle, dem idieme Poissard, zuerfi eine - Roefie 
ſchuf, die niht etwa blos in leichten Liedern (bouquets peois. 
sards), fondern auch in Opern (le suffisant) und burledfen 
Epopöen (la pipe cassee) auftrat und, abgefehen von dem Ins 
halt, dem Genie ihres Verfaſſers alle Ehre machte. Zu verfels 
ben frivolen Säule, wenn aud niht in dieſer niedrigen Form 
gehören Pierre Joſeph Bernard’) aus Grenoble (1710 
— 75), der eine Art d’aimer nah dem Muſter der des Ovid 
verfuchte, die dieferaber nur Inder Freude am Gemeinen gleihfommt, 
fon aber bei weitem fhmwäder ift als feine Chanson de la 
rose, die ihn der PBompadour empfohlen hatte, Antoine 
Bertin‘) von der Inſel Bourbon (1752 —90), der durd 
verſteckte Schilderungen die Sinnlichkelt befonderd zu erregen 
wußte; und der Sranzöfiihe Tibull, der eigentlihe Schöpfer der 
erotiihen Elegie, der ungläubige Lyrifer Evarifte Parny’) 
(1753 —1814), befannt dur feine burlesfen Heldengedichte,.. 
In defien Arbeiten fi der ganze Character der Sandeulotten, 
für die er fo pafflonirt war, abfpiegelt. Dagegen gebören zu 
der anfländigeren Claſſe dieſer Liederdihter Jacques Car 
zotte®) aus Diion, (1720—1792), der uns auch noch durch 
feine andern witzigen Schriften werth geworden if, Bierre Zaujon 
aus Baris (1727 —1811°), der aber auf für bie Bühne are 
17 


360 Franzoͤſtſche Poeſie. 


beitete, und Charles Pierre Colardeauk) ans Joiwille 
in Beauce (1732—76), dem es nicht an ſchoͤnen Worten, 
wohl aber an Geiſt fehlte, und der wie fein Anderer ed damals 
verfand mit vielen Worten nichts zu fagen. Als Dichter im 
Franzoſiſchen Provincialdialecten erwähnen wir noch den Kam⸗ 
macher Arnaud Daubaſſe!!) aus Moiſſac ( 1720), Jean 


de Eabanes!) aus Aix (1663 — 1717), die eigentlich beide 


noch in die vorige Periode gehoͤren, Cyprien Despour⸗ 
rins aus Accous (geb. 1698)2) und den Auvergnaten Jo⸗ 
ſeph Paſtural!““). Bon Theaterdichtern in Patois nen. 
nen wir den Provengalen Pelabon aus Marfeille') und 
feinen Landsmann den Profeffor Thomas Thobert 
(+ 1777)°5, im Dialecte von Limoufin Courtete de Pras 
des’) umd in dem von Perigord den älteren Abbe Fabre 
aus Chemines in Due’. 

1) ©. Dussaulx Ann. litt. T. III. p. 387. Oeuvres, Paris 17834. 


2) ©. St. Beuve P. litt. T. I. p. 130 sq. Dussaulx T. III. p. 
287. Öeuvres, publ. p. Guinguend. Paris 1813. IV. 8. (Darin fehlen: 
Les odes republicaines au peupie frangais. Paris 1795. 8.) Oecavr, 
chois. ib, 1821. II. 8. 

3) S. Dussaulx T. IT. p. 292 sq. Narcisse dans l’ile de Venus. 
Paris 1795. 1810. 8. Oeuvres choisies. Paris 1805. 12. 


4) ©. Freron im Anne litt. 1757. T. IV. Oeuvres. Paris 1758 
IV. 8. Lyon 1787. IV. 12. 
5) Dart d’aimer et diverses Podsies. Paris 1775. 8. 1780. 8. 
Oeuvres 1775. 18. ©. Necrologe 1776. 8. v. Nachtr. 3. Sulzer. III. 2. 
p. 395 sq. 

* 6) Poesies. Paris 1678. 12. Les amours. ib. 1782.8. 1802. II. 18. 
Am bedeutendften ift feine Voyage en Bourgogne, eine Rachahmung ber 
ähnlichen Arbeit von Chapelle und Bachaumont. 

7) ©. Dussaulx T. IV. p. 389 sq. St. Beuve, Portr. d. Cont. 
T. IH. p. 121 sq. Oeuvres. Paris 1608. V. 18. Bruxell. 1826, II. 8. 
Poesies inéd. publ. p. Tissot. Paris 1826. 18. Oeuvres choisies p. 
Boissonnade. ib. 1827. 8. La guerre des Jdieux suivie des galanteries 


: de la bible. Brux. 1830. 18. Die Blumen, deutfh v. Muͤchler. Bert. 


«8 
8) Oeuvres. Paris 1788. III.8. 1798. III. 12. 1816. IV. 8. Osuvres 

morales et badines. Paris 1776. II. 8. La guerre de l’opera. ib. 
1753. 12. La pate du chat, conte. ib. 1781. 12. Werke deutſch v. Schat. 
£psg. 1789. 1V. 8. ©. Bergasse Not. s. Caz. in db. Oeuvr. T. I. Mag. 
fe d. it. d. Ausl. 1837. nr. 1. Luden Nemeſis Bd. VII. p. 447 aq- 
Beuchot im Journ. d. l’impr. 1817. p. 383—418. 

9) Les A- propos de societe, Paris 1771. HI. 12. Oeuvres. ib, 
41811. IV. 8, 


Franzoͤſtſche Poeſte. Trauerſpiel. 261 


10) &. Grimm. Correſp. 9b. III. p. 107 sq. Millin Mag. Encoyel.. 
1811. T. VI. p.327 sq. Öeuvres. Paris 1779. IL. 8. 1803. Bst. 2 

8 1) Oeuvres. Villeneuve, 1796. 1839. 8. f. Strobel, $ranz. Volksd. I. 
P 


aq. 
12) L’historien sincere sus la gnerro doon duc de Savoye en 
prouvengo en .1707.; peöme prov. ined. prec..d’une not. s. ce podte 
et 5. 5. div. ouvr. p. H. Pontier. Aix 1880. 8, f. Strobel p. 89 aq. 

13) ©. Gedichte ftehen in d. Po&sies Bearnaises. Pau 1828. 8. f. 
©trobel a. a. D. p. 113. 

14) Po&sies auvergnates. Riom. 1733. 8. 

15) Lou grouli& bel esprit vo Suzeto et Tibor, com. Avignon 
1790. 1809. Mars. 1826. 8. 

16) Cristoou et Fresquiere ou la queue de l’äne arrachde, com. 
Mare. 185. 18.6. 8. Meste Mauchuan ou leJugement del’äne, com. 

“ 2 ® [2 

17) Capioto ou Pastorale Limousine, com. Bord. 1684. Limog. 
s. a. 12. Ramounetou ou louPayxan agenés tournat de lo guerro 
pastouralo en lengalge d’Agen. Agen 1701. 8. 1784. Bourd, 1717. 
1740. 1784. 8. La miramoundo, past. Agen 1683. 12. 1700. 1701. & 

18) Scatabronda, coum Rotterd. 1687. 12. u. 8. f. Champollion- 
Figeac Charte de commune en langue romane. Paris 1839. p. 11. 


$. 597. 


Wir muͤſſen die Periode dee Revolutiondzeit übers 
geben, da man in ihr an andere Dinge zu denken hatte, als 
ans Dichten und eigentlich nur revolutionäre Geſaͤnge gut hieß, 
mochten fie nun etwas taugen ober nicht. Wir müflen baber 
ein neues Stadium der Literatur nad einem derartigen Inter⸗ 
zegumm eigentlih erſt von der Zeit amnehmen, wo Napoleon 
das Ruder des leden Stantsichiffes ergriff, wenn wir auch des⸗ 
batb nicht fagen wollen, daß vorher die Mufen Frankreich ganz 
verlaffen hätten. Wir beginnen mit dem Drama und zwar der 
eigentlichen Tragoͤdie, die merkwürdig wenig Anklang in dem 
eigentlichen Culminationszeitalter der Revolution fand, da man 
ſftündlich auf der Gaſſe jene blutigen Zrauerfpiele in natura 
aufführen ſah, die man doch in dieſer Ausvehnung auf der 
Bühne nicht hätte haben fünnen und daher lieber Schäferfptele 
und tomifde Opern, wie 3. 3. die Belagerung von Toulon‘), 
die begreiflider Weife damals (1794) Aufſehen machen mußte, 
enfah, um fein Gewiſſen in Schlaf lullen zu laſſen. Daher 
ſallen auch die meiflen jener Trauerfpiele, die wirklich durch bie 
Energie des in ihnen geprebigten Republikanismus Bewunderung 
eregien, mehr in bie legten Jahre vor der neuen Ordnung 
ver Dinge, als in die fpäteren, wenn es aud eine Maſſe rer 





262 Franzoͤſiſche Poeſie. Tragoͤdie. 


publicaniſcher (3. B. Marat dans le souterrain des cordeliers, 
Yami du peuple ou la mort de Marat) und royaliſtiſcher (Charlotte 
Corday) Tendenzfüüde giebt. Wir nennen zuerſt Jean.Frangoie 
Ducts aus Berfailies (1733—1817) einen treuen Schüler 
Shafefpeare’8,.den er in feinem Hamlet (1769), Romeo et 
Juliette (1772), roi Lear (1783), Macbeih (1784) und 
Othello (1792) nadhahmte und dem er eigentlich alle die Erfolge 
verdankte, die feine Stüde erlebten, - da unter been feiner 
eigenen Erfindung höchſtens Abufar ou la famille arabe 
(1792) ypoetifhen Werth hat?). Niht übel war Jean 
Baptifte Delrteu’s aus Rode (1760 geb.) Artaxerxe 
(1802°) und des ſtets fertigen Wpologeten des Kaiſerreichs 
€. J. Coeillard d'Avrigny (1760— 1823)", aus Martinique 
Jeanne d’Arc aRouen (1819) und des Luce de Lancival 
(1764—1810) Hector, der nicht ohne Studium der Eiaffifer 
geſchrieben if’). Allerdings überragt biefelben bedeutend an Talent 
Marte Iofeph de Ehenter (1764—1811)9, Der demas 
gogifh gefinnte Bruder des oben genannten Andre Eh, 
jenes eifrigen Royaliften, den er, wie dieß auch die von ihm 
in feinem Timoleon an den Tag gelegten Geſinnungen befläs 
tigen, ſelbſt unter das Beil der Guillotine geliefert haben fol. 
Indefien mag die damalige Stimmung wefentlih zu dem Glücke 
beigetragen haben, welches feine Stoffe, denen man gleich an⸗ 
fieht, wie fie auf Erhitzung und Verführung der Gemuͤther des 
Publicums beredinet waren (4. B. Charles IX. 1789, Hen- 
ri VIII. und 1a mort de Calas 1791, Calus Gracchus 
1792), erlebten, um fo mehr als feine ſpaͤtere offenbar von der 
Schmeichelet dictirte Tragödie Cyrus (1804) gar keinen Bel 
fall fand, denn der Mann, welder einft die Apotheose de 
Marat geſchrieben hatte, war vergeflen, und feine ſchoͤnen Tira⸗ 
den über Tyrannei, Unterdrüdung und Tugend der Armen und 
Bettler hatten durd die Schrednifie des Terrorismus einen gang 
anderen Commentar gefunden, fo daß felbft die Erkabenheit ein» 
zelner feiner Gedanken, die Schönheit feiner wahrhaft claſſiſchen Sprache 
und die Trefflichkeit feiner Berfe keine Bewwunderer mehr finden kommte, 
Bergleihen wir ihn jedoch mit feinem Worgänger am Atkende, 
mit dem fogenannten Grititr Sean Frangois be la 


Franzoͤſiſche Porfie. Tragödie. 263 


Harpe?) aus Paris (1739— 18083), fo muͤſſen wir ihm trog 
des Erfolges, weicher deſſen tragifher Erfiling Warwick (1763) 
hatte und dem faum feine Nachahmung des Sophorleifchen Phi- 
loetete (1781) gleihfam, den Preis zugeflehen, obgleih auch 
dieſer in feinem republifaniihen Eifer befländig nah Rache 
ſchreit, ohne eigentlich vecht zu wiflen, wofür. Anfänbiger find 
und das Gepräge des honetten, biedern Republicanismus tragen 
dagegen die Stüde des eigentlih mehr durch feine Fabeln be 
ruhmten Antoine Bincent Arnault’), des Baterd, aus 
Baris (1766), beſonders fein Cincinnatus, und bed berühmten 
Berfafiers des fo oft nachgeahmten Hermite de la chaussee 
d’Astin Etienne de Jouy’?) aus Soucy (1769), deſſen 
große Oper, la Vestale, befanntlib ein den großen Preis ers 
hielt, Sylla (1822). Der jüngere (Lucien Emil) Ars 
namis') aus. Verſailles (geb. 1787), befien Pierre de Por- 
iugal und Regulus ebenfalls politifche Tendenz haben, hat feinen 
Bater nicht erreicht, und eben fo wenig hat ber Leonidas 
(1825) des Jean Michel Pichat!) aus Bienne (1790 — 
1828) eigentlich, inneren Werth, fondern fcheint feinen Succeß nur 
Talmas Epiel verdanft zu haben, ed wäre denn, daß man 
nach Aufführung feines Tell, den die Cenſur verbot, befjer über 
ihn Hätte urtheilen Tonnen. Ueberhaupt war jenem großen 
Schauſpieler mancher mittelmäßige Autor das günftige Geſchick 
ſchuldig, welches feine Stüde erfuhren, und erſt ald die Wieder 
berkellung der Bourbons Ruhe und Frieden nah Frankreich 
zurüdgeführt hatte, thaten fi) einige bebeutendere Talente hervor. 
Ohne mich bei F. G. Bary"?) und Alexandre Gui⸗ 
rant's (aus Limour 1788) ) Macchabées, denen nur 
ihr Stoff. Eintrag that, aufzuhalten, erwaͤhne ih noch Pierre 
Lebrun’s'*) aus Paris (geb.1785), des Sängers ber Thaten 
der großen Armee bei Jena, Marie Stuart (1820), eine fehr 
geblegne Nachahmung des SchillerfhenStüds, Alerandre Sous 
met’6") aus Touloufe (1788) Ciytemnestre (1820), Saul 
(1821), Cleopatre (1822) und Jeanne d’Arc (nit mit einem von 
then verfaßten Epos gleiches Namens zu verwechſeln), bie durch 
das Feuer ver poetifchen Begeifterung uns den öftern Mangel 
on Wahrkeit in Situation und Characteren verdeden, den al 


364 Sranzöfifche Poefle. Trauerfpiel. 


lerdings feine Elisabeih de France (1828), eine ungtädtide 
Nachahmung von Schiller's Don Carlos, an fi trägt, umd 
Jacques Francois Nrfene Ancelot’8'% aus Have 
- (1794) Louis IX. (1803), Fiesque (1826), Olga (1828) x., 
worin er jener Zabrifarbeiter, der er in feinen fpäteren Städn 
ward, noch nicht If. Der bedeutendſte Dramatiker währenb 
ber Regterung der lebten Bourbons IR aber unſtreitig ber mit 
Recht gefelerte Sänger der Messeniennes (d. h. nicht der alten 
von 1816, wo ihm noch die Adte Weihe des Chriſtenthuus 
abgeht, fondern der fpäteren, wo biefer edle Freiheitöfänger von 
demfelben erft wahrhaft infpirirt Il) Caſimir Delavigne”) 
aus Havre (1794 geb.), defien tragifhe® Debut,. les Vepres 
Siciliennes (1819), weder von feinem Paria (1820), - nod 
von feinem Marino Falieri verdunfelt ward, um fo mehr als 
feine fpäteren Stüde, 3. ®. les enfans d’Edouard (1833), 
wo er den Mißgriff begeht, zwei Kinder zu Helden eines Trauer 
ſpiels zu machen, geradegu mißlungen find. Derſelbe Fall iR 
ed mit Charles Liadieres Conradin eiFrederie (1820), 
Jean sans peur (1821), und Jane Shore (1824), wo er auf 
eigenen Füßen fteht und fih gut nad den claſſiſchen Maſtern 
gebildet hat, allein feine Nachahmung von Schiller's Wallenſtein 
(1829) iſt völlig verunglüdt). Nur Guillaume Biennet 
in feinem Clovis (1820) und Sigismond de Beügogne (1835) 
blieb dem Clafſicismus treu. Die romantiſch⸗ Ivealikifihe 
Schule, die einige Zeit auf den Partfer Theatern praͤdominirte, 
führte wohl Repomucene Louid Lemercier aus Paris‘) 
(geb. 1772) ein; denn während fen Agamemnon (1797) 
von einer gluͤcklichen Benugung alles des in den glei; beti⸗ 
telten Trauerfpielen des Aeſchylus, Seneca und Alſieri vorkom⸗ 
menden Guten zeigt umd einen zweiten Corneille verſpricht, bil 
det fi in feinen Charlemagne (1816), St. Louis (1820), 
.befonderd aber in Fredegonde et Brunehaut (1821) und les 
martyrs de Souli (1825) bereitö jenes romantiide Drama 
aus, welches der Schöpfer der neueren unmoraliſchen Schauerttagdbie, 
Victor Hugo aus Befanson (geb. 1802), in ſeinen Tragöpten: 
Cromwel (1827), Hernani (1830), Marion Delorme (1831), 
Triboulet, Angelo, Lucrece Borgia, Maria Tudor, le rei 


Framzoſiſche Porfie. Trauerſpiel. 265 


samuse (1838), Ruy Bias (1838), anf ven Gipfel ber Un⸗ 
natürlichlelt erhob, und irog des duch einzelne blendende Schön, 
beiten, die jene Stüde enthalten, erzwungenen Langiährigen Bel 
falis, endlich bei feinem legten Berſuche in dieſem Genre, den 
unglüdlihen Burggrafen. (1843), worin allerdings die Nachſicht 
Ber Zufchauer allzufehr auf die Brobe geftellt wird, es bis zum Aus⸗ 
pfeifen brachte’). Darin wiberfuhr jedoch Das Gegentheil dem zweiten 
bedeutendern Repräfentanten diefer Schule Alfred de Vigny 
aus Loches (geb. 1799), der mit einer Bearbeitung bes 
Shalſpere'ſchen Othello (1829) begonnen Hatte, in feinem 
Chatierton (1835), worin er uns bie leider felbfk verſchuldeten 
Leiden des unglüdlihen Dichters, indem. er fie den Mängeln 
der Geſellſchaft zufihreibt, mit einer fo ſchauderhaft rührenden 
Wahrheit zeichnet, daß er dem Yublicum der verſchiedenſten 
Stände unwillfürli jenen Beifall abzwang, der den entſchiedenen 
Triumph feiner Schule für längere Zeit begrünvete?!), Sluͤdlicher 
Belle iſt man aber in neuefter Zeit von dieſem verderbten Ge 

e zurüdgefommen, wie denn allemal Ueberfüttigung zum 
Etel führt und allzugroße Anfpannung des Gefühle Abſpannung er⸗ 
zeugen muß, und hat mit wahrhaftem Jubel jene Ruͤckkehr zu 
vom Glefficiömus Cotneille's und Racine's aufgenommen, den 
wir in der Lucrece M. Ponſard's (1843) finden, worin Diefer 
bei einer audgezeihnet fhönen Sprache ih treu an das hiſtorifche 
Bactum hält und zur Ausſchmuͤckung der Handlung und größern Ber 
wicklung nur etwas Eigenes hinzugethan bat, indem er in der Zub 
la, ver Gattin des Brutus, der keuſchen Lucretla, ein unfltte 
lihes Weib, das mit dem jungen Tarquinius ein, wenn aud 
nur vorübergehendes Liebesverhaͤltniß unterhält, gegenüberftellt, 
ſonſt aber die ganze Schürung und Loͤſung der Kataſtrophe alf- 
ein von der Innern Nothwendigkeit der ganzen Handlung abs 
hänge macht und eben an dieſem einfachen Stoffe weit ent- 
ſchiedeneres Talent entwidelte, als der Ältere Arnault, befien Lu- 
erdee durch den thoͤrichten Zufag zum Sujet, die Liche Dex eu⸗ 
crecia zum Sextus, nothwendig ſcheitern mußte), 

1) & Mag. f. d. Lit. b. Auslandes 1639. nr. 16. 


2) 6. O. Leroy, Etad. mor. et litt. s. Ducis. Paris 1832, 8. 
Oeuvres. Paris . 1819. 1820. 6. III. 8. ‚Oeuvr. posth. prec. d'une 
not, p. Campenon, ib, 1826, 8 


206 Franzoͤſiſche Poeſle. Trauerfpiel. 


3) Artaxeroe. Paris 1808. 8. f. Seleiune. T. II. p. 246 ag. 
4) Jeanne d’Arc. Paris 1819. 8. Podsies matinmales, ib. 1812. &. 
5) Oeuvres pre&c. d’une mot. p. Collin de Plancy. Paris 1826. 8. 


6) Theätre. Paris 1801. II. 18. 1818. II. 8. (ſ. Soleinne T. IL 
p- 206 sq.) Ueb. b. beiden Gebr. Gh. f. St. Beuve Portr. litt. T. II. 
p. 144 sq. 161 sq. Portr. d. Cont. T. IH. p. 393 sq. 


7) Oeuvres. Paris 1820. XV. 8. f. Dussaulx Ann. litt. I. p.100. 


8) Qeuvres complötes dramatigues. ä la Haye 181719. IV. & 
Paris 1828. VIII, 8. Fables. ib. 1813. 8. (f. a. Seleinne. T. Il. p. 
216.) Ausw. a. f. bram. Werl. Deutfh v. Severin. Gotha 1832. 12. 


9) ©. Theätre in f. Oeuvres complötes. Paris 1823—27. 8. T. 
XVIII-XXII. 


10) Regulus, trag. Paris 1622. 8. Pierre de Portugal. 1823. 8. 
Le dernier jour de Tiböre, ib. 1828. Cathtrine de Medicis ou les 
V de Blois. ib.1829.8. Gustaphe Adolphe ou la batailledeLutzen, 
tr. ® 1 4 © . 


41) Léonidas. Paris 1825. 8. Turnus (1810) und Guill. Tell find 
wo ungedrudt. 


12) Eudore et Cymodocee, trag. Paris 1824. 8. 


13) Les Machabees. Paris 1822. 8. Le comte Julien ou l’expiatiom. 
ib, 1823. Virginie. ib. 1827. 8, Poesies. ib. 1837. 18. 


14) Ulysse, trag. Paris 1815. 8. Marie Stuart, trag. ib. 1820. 8. 
Pallas, fils d’Evandre. trag. ib. 1822. 8. Sein Cid d’Andalousie, 
der 1826 fehr gefallen hatte, ift noch ungebrudt. 


15) Ciytemndstre. 1ß22. Paris 8. Saül ib. 1°22. Cleopätre. ib. 
1825. 8. Jeanne d’Arc. ib. 1825. 8. Pbaramond, trag. Iyr. ib. 1825. 
Le Siege de Corrinthe. ib. 1826. 8. Elisabeth de France. ib. 1828. 
Uwe f&te de Nöron, ib. 1830. Norma, ib. 1831. Le gladiateur, trag. 
ib. 1841. 8. f. Mag. f. d. Litt. d. Ausl. 1846. nr. 63. 


16) Oeuvres complötes prec. d’une not. 5. sa vie et s. ouvr. 
p- Saintine. Paris 1838. 8. (f. Soleinne. T. II. p. 303.) cf. Blätt. f. 
Lit. d. Ausl. 1839. p. 96 sq; 


17) Les V£pres sicil. Paris 1819. 8. (metr. überf. 9. Schrader. Hamb. 
1845.8.) LeParia, trag. av.choeurs ib. 1821.8. Marina Falieri. ib. 1829. 
8. Louis XI.. trag. ib. 1832. 8. Une famille au temps del.utber. ıb. 
1836. 8. (Deutſch in Steppe's dram. Herbar. Darmft. 1838. 16. p. 1 2q.) 
La fille du Cid. ib. 1840. 8. Theätre. ib. 1826. II. 8. f. St. Beuve, 
Portr. d. Contemp. T. 1. p. 91. 525 2q. Mag. f. db. Lit. d. Aust. 
183.. ur. 92-94. 1835. nr. 45. 130—131. 1836. nr. 106. Blätt, 1. & 
Lit. d. A. 1839. p. 41. 1840. p. 241 sq. Planche, Portr. litt. Brax. 
1886. T. II. p. 165 2q. 


18) Conradin et Frederic. Paris 18%0. Jean-Sans-Penr. ib. 182}. 
8, Jane Shore. ib, 18. Wealstein. ib, 1879. 8. 


, 19) Agamemnon. Paris an V. 8. Pinto ow la journés June con- 
spiration. ib. an VIII. 8. u. in f. Comedieshistoriques. Paris 1828. 8. 
La Panhypocrisiade ou le spectacle infernal da seiziömesidcle, co- 
medie öpique. ib. 1819. 8. Dazı Suite ou lo Spectacle infernal de 


Franjoſthche Poeſie. Lufifpiel. 267 


die auuviime nidche. ib. 1732. 8, S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1841. 
ur. 


20) Oeuvr. compl. Bruxell. 1842. III. 4. f. Planche T. IN. p. 5 
ng. Mag. f. d. kit. d. Ausl. 1836. nr. 3. 1834, nr. 52—53. 1841. ar. 85. 
1845. sr.78. Blätt. a.a.D. 1839. p. 4 sq. 250 sq. 1337. nr. 22sq. 1838. 
p- 1 2q. 446. 1839. p. 97. 1840. 2 41. 437 sq. — Werke deutſch. Frankf. 
18356 — 42. XIX. 16. Gämmtl. W. Stuttg. 1835—43. XXV. 16. 


21) The&tre. Paris 18338--39. TI. 8. f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 
1832. ar. 87. 1837. ar. 86. 1843. ar, 94. Blätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. 
193. 305. 367. 1839. p. 121. 429. 1840. p. 477. 537. 577. Planche 

. HE. p. 147 2q. DIE p. 172 aq. 

27) Lucrtoe, trag. Paris 1843. 8. Brax. 1843. 18. Berl. 1846. 12. 
metr. überf. v. Schrader. Hamb. 1844. 1. v. C. Kraufe. Shemnik u. 
GSchneeb. 1845. 8. v. U. R. Rielo (A. Rolein). Düffeld. 1844. 8, f. Mag. 
f ». Lit, d. Ausl. 1883. ar. 56. 


$. 598. 


Gchen wir nun zum eigentlichen Luffpiel über, fo fehlt es 
allerdings auch im Zeitalter der Revolution nicht an Dichtern 
in diefem Genre, allein Vieles, was davon auf und gekommen 
iR, Rößt wahrhaften Stel und Schauder ein, und man begreift faum, 
wie die Geſunkenheit des Geſchmacs fo weit gehen Fonnte, daß 
man Ah Dinge vormachen ließ, die fih kaum in Worte faf- 
fen laſſen). Indeſſen nennen wir erfi einige mittelmäßigere 
Talente, wie 3 DB. Eharles Albert Demoufier?) aus 
Billers Cotteret (1760 — 1801), deſſen Femmes, le misan- 
ihrope corrig& und le conciliateur nur vorübergehended Auf⸗ 

mahten Brouffe Desfaucheret“) aus Parld 
(1742—1808), defim mariage secret (1784) mit Recht ges 
rũhmt wird, Boltet de Monvel*) aus Lunwile (1745 — 
1811), ver ein befierer Schaufpieler als Dichterwar, und defien amant 
beurra nit übel if, Yves Barre’) aus Paris (1749 — 
1832), den Gründer einer eigenen für das Vaudeville beſtimm⸗ 
ten Bühne (1792) und Verfaſſer des ſehr oft gegebenen Ar- 
lequin aflicheur, den aber feine Danse interrompue nod an 
frober Laune übertrifft, Marfollier des Bivetieres‘) aus 
Baris (1750 —1817), den Berfufler der Nina und der deux petits 
Savayards, der ein merfwürdiges Talent beſaß, die rührenpfien und 
Tomifchhen Scenen zu verbinden, Armand GEharlemagne’) 
ans Bourges (geb. 1753), defin Agioteur (1796) und 
Fhomme de letires et l’homme d’aflaires (1795) beute noch 


268 Franzoͤſiſche Poefie. 


an ihrem Platze find, Louis Emanuel bu Paty?ꝰ) (geb. 
1775), bein valets dans l’antichambre (1804) und 
delateurs (1819) fi durch große Natürlichkeit auszeichnen, 
und Etienne Bigee’) aus Paris (1755—1820), deffen 
Aveux diffeiles fen erſtſes (1783) und beſtes Stuͤck find 
Am folst Sean Brangois Eollin d’Harlerilie”) 
aus Maintnen (1755 — 1806), deſſen beſte Städe 
mit Ausnahme des vieux celibataire (1792), V’Optimiste 
(1788), les chateaux en Espagne (1789) und les artistes, 
- (1795) zugleih das treuefte Gemälde feined eigenen Lebens 
und Ehararters enthalten. Sein Freund Jean Stanislas 
Andrieur!!) aus Straßburg (1759— 1833) debutitte auf 
das Glaͤnzendſte durch feine Etourdis (1785), allein feine fol 
genden Stüde zeugten von feinem Foriſchritte, mit Ausnahme 
ber Comedienne (1816), fo daß er als Grähler (3. B. im 


-  Meunier sans souci) bet weitem höher ſteht. Der dritte im 


diefem Freundſchaftsbunde endlih Louis Benott Pirarb 
(geb. 1769, gefl. 1828), hat beide an Leichtigkeit des Verfe⸗ 
machens und an Fruchtbarkeit übertroffen, doch fanı man "wit 
Recht fagen, daß viele feiner Stüde, felen fie in Verſen (Me- 
diocre et rampant, les amis du college etc.) oder in Profa 
(la petite ville, les marionettes etc.) noch heute gern 
gelefen werden). Pigault Lebrun‘), der unten gu nen 
nende fittenlofe Romanfchreiber, hat zwar in feinen Luſtſpielen 
ebenfalls große Leichtigkeit im Arbeiten an den Tag gelegt, fo 
daß man ihn den Franzöflfhen Kogebue genannt hat, allein nur 
der Name, Theätre revolutionnaire, fonnte fie in jmer Zeit 
länger auf der Bühne erhalten, denn an ſich find fie fad und 
platt und ihr Witz iſt gewöhnlich mit den Haaren herbeigesogen, 
Die 17 Stüde des mit ihm an Eynismud wetielfernden Res 
tif de la Bretonne konnten dagegen ſich nicht einmal anf 
den Heinen Borfladttheaten haftn!!), Louis Elaude Ehe 
ron") aus Parts (1758-1807) verdankt feinen Ruf eigent⸗ 
lich nur Sherivan, deffen Laͤſterſchule er als komme à senti- 
ments ou le Tartuffe de moeurs auf die Bühne brachte. 
Weit bebeutender IR daher Vincent Pineur Alexandre 
Duval!d) aus Rennes (1767), defien Kruchtbarkeit der Güte 


Seanzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 269 


feiner Sufifpiele Leinen Eintrag that, denn les heritliers, le 
‚ ekevalier d’industrie, befonder le tyran domestigque etc. 
werden in ihm immer einen ausgezeichneten Repräfentanten bes 
hohern Luſtſpiels auffellen, welhes in Eharles Guillaume 
Etienne 7) aus Chantiliy (geb. 1778) ebenfalls einem 
glüdlichen Bearbeiter (Brueys et Palaprat 1807, lYintrigantn 
1813) fand, der vielleicht noch berühmter fein würde, hätte er 
ſich nur nicht in feinen Deux gendres (1810) eines groben 
Plagiats aus einem alten Stüde ſchuldig gemacht, ſo daß Oner 
fime Le Roy!) aus Balmrienned (geb. 1793), deſſen Me- 
fant (1813) und Irresola (1819) feinen deux candidats 
ou une veille d’electiion (1821), welche verboten wurden, 
nicht nachſtehen, und Caſimir Bonjour!) aus Clermont 
en Argonne (geb. 1794), deſſen ältere Arbeiim (la mere 
rivale 1821, FPeducstiion ou les deux cousines, le 
meri 4 bonnes fortunes 1824), allerdings feinen fpäteren 
vorzuziehen find, mit Recht größeres Anſehen genießen. Rene 
Charles @uilbert de Pirerecourt?) hat zwar nur eine 
große Maſſe ephemerer Kienigfeiten au Tage gefördert, aber doch 
befonderd in den erſten Jahren ded 19m Jahrhunderts einen 
großen Einfluß auf dad Theater gehabt. Alle übertraf aber an 
Fruchtbarleit Eugene Scribe?') aus Paris (1791), der ſowohl 
für die große Oper, ald auch für das Vaudeville und Luſtſpiel arbeitete 
und natärlicy bei feiner immenfen Schöpferfraft vieles Mittelmäßige zu 
Tage förderte, obgleih man gegen 60 feiner Stüde, von denen viele 
die Runde auf Deutſchlands Bühnen gemacht haben (fein Glas 
Waſſer war bis 1845 auf 41 deutſchen Bühnen gegeben wor⸗ 
ven) als mit entſchiedenem Erfolge begleitet aufzählen Tann, den. 
er nur ſelbſt durch die Publichrung immer neuer GErfcheinungen 
frmälerte. Uebrigens befigt er nur eine ausgezeichnete Buͤhnen⸗ 
fenntmis, große Erfindungsgabe, und verficht es, auf leicht 
erregbare Gemuͤther großen Eindrud zu maden, allein tieferes 
Gefühl vermag er nicht zu erregen, umd darum werden ihn auch 
nur fehr wenige feiner Arbeiten überleben (recht gut find: Oskar, 
de Geldheirathh, die Cameraderie, die Verlaͤumdung, Vorher, 
während, nadher sc), deren äußere Form zwar ſtets leicht und 
gefällig, und reich an piquanten Stellen iſt, aber fi auch ebenfo von 


270 Franzoͤſiſche Poeſte. Luſtſpiel. 


der Gediegenheit der alten Claſſicitaͤt unterſcheidet, wie eine es⸗ 
quette und alle Kuͤnſte der Toilette aufbietende Salondame von 
den einfachen, aber darım um fo folideren Reizen des beſcheidenen 
Landmaͤdchens. Ziemlich in diefelbe ategorie gehören aut 
Marc Antoine Desaugier6%), Bayard?), B. de 
Kod’) und Mazeres”), die ebenfalls eine große Anzahl 
dergleichen biendender Kleinigkeiten in die Welt gefegt haben, 
obgleich fie fi über Dumerfan’6”),, Stmnonin’87) und 
Rougemont'6 *) Arbeitenerbeben, wogegen Caſimir Delas 
vign e's Ecole desvieillards (1823) nod) mehr al& feine comediens 
(1820) an die fchöne Zeit der Elafflcität erinnern, von der in feis 
net popularite (1839) die Iekten Spuren vorkommen. Als befon- 
ders gluͤcklih iR H. Monnter?) in der Darfielung des Trei⸗ 
bens und Lebens der niederen Volkskaſſen zu nennen, unb 
Theodore Leclercq’s”) geiftreihe Sprüdwörterfpiele vers 
Dienen den Zutritt, der ihnen in allen gebildeten Käufern zu Theil 
ward, War nun nebenbei auch nod eine Art von hiſtoriſchen 
Ehaufpield feit Lemercier’6 Pinto (an VII) befonders 
durch den geiſtvollen Brafen Pierre Louis Röderer?!) gepflegt 
worden und hatte es fid einen ziemlich fihern Play auf den Pariſer 
Bühnen erobert, fo ward daflelbe befonders durch den geiſtreichen 
Creolen Alerandre Dumas?) (aus Villers Eotteret, 1803) 
gehoben, defin Charles VII. (1831), Tonr de Nesle 
(1832), Henri 111. (1829), Richard Darlington (1832), 
Catherine Howard (1834) x, durch einzelne von der Wahrs 
heit der hoͤchſten Leidenſchaft gezeichnete Glanzpunkte den Zu 
ſchauer, fobald fie gut vorgetragen werben, fortreißen und bes 
ſonders Gefühlsmenichen ſtark afficiren, beim Lefen aber Jedem 
ihre Schwaͤchen .offen wahrnehmen laflen, ohne daß es noͤthig 
wäre, darum erft feinen unmoralifchen Anthony (1831), oder 
die der Gnade der Schaufpieler überlaffenen feihten Demuiselles 
de St. Cyr und Halifax, oder den gar nur auf Die getreue 
Porträtirung der Hauptperfon baſtrten Napoleon (1831) mit 
obligatem Kanonendonner und Schlachtgetümmel und den völlig 
verunglüdten Caligula (1838) zur Hand zu nehmen. Uebrigens 
iſt auch Dumas weit entfernt, Original zu fein, fondern feine ganze 
Manier if ein Amalgam aus Schiller, Böthe, Calderon, Lope 


Franzoͤſiſche Poeſie. Luſtſpiel. 271 


de Vega und Shalſpere, was noch recht gut anginge, haͤtten 
nidt feine Erfolge eine Unzahl von elenden Nachahmern ange⸗ 
regt, deren Machwerke leider auch die Bühnen unſeres Vaterlandes 
uberſchwemmen. Deshalb kann ſich das Franzoͤſiſche Theater nur 
zu dem neuen Reformator Gluͤck wuͤnſchen, der mit Felix Pyat?y 
bemfelben erfhienen zu feyn fiheint, da fein Diogene an Form 
und Sujet unbedingt claffif zu nennen iſt und ein ffaum erw 
seichbared Mufter darbietet, wie die großen Schwierigkeiten, welche 
der Uebertragung antiker Stoffe auf unfere Bühne entgegenflehen, 


vermieden und beflegt werden fünnen. | 
1) Die Zahl der ſogenannken Pitces revolutionnaires ift fehr groß, wie 
man aus Soleinne’s Bibi. dram. T. 11. fieht. Die fcheußlichften find von Guts 
goud Pigale (le triomphe de laraison publique), Leonard Bour 
don ıle tomıbeau des imposteurs et l’inauguration du temple de la 
verite sansculotide, dedice an Pape), Sylvain Marechal (le 
jugement dernier desrois‘, Desbarreaur (les potentais foudroyéa 
par la montagne et la raison ou la deportation des rois de l’Eu- 
rope. Bier zanten ſich die Kürften Europas um ein Etüd Fand. Die Kais 
ferin Satharina fagt zumPapft: As-tu avald ton goujon, Saint- Pre? 
Diefer antwortet: Vous avez un avaloir oh les grands morceaux 
assent aisement. Hierauf giebt jene dem König.von Preußen eine Ohr: 
ge und diefer antwortet durch einen Kußtritt und fo geben die Scheußlichs 
keiten fort) und vondem würdigen Repräfentanten ber Sitten der Sanseulotten P. 
de S ade, Berfafler einiger pieces libres (f. Soleinne T. III. p 333) 
®. Julia ou le ımariage sans femme, der, als er im Bicätre ſaß, 
ie übrigen Gefangenen fo weit verderbt hatte, baf fie feine infamen Stuͤcke, 
bie er hier für fie gefchrieben, ihm vorfpielten. ine andere Ausgeburt dies 
fer fehauderhaften Zeit war das Theätre gaillard (Londr. 1788. II. 8 
1803. U. 18), wo leider Grandval, Caylus und Piron beigefteuert 


2) Theätre. Paris 1804. 8. 


3) Arioste gonverneur on le triomphe du genie, com. Paris 
1801. 8. Le mariage secrèt. ib. 1726. 1818. 8. 


4) Les vietimes cloitrdes, drame en prose. Bord. et Paris 1792. 
8. Paris 18%. 183. 1834. 8. hatten ungeheuren Erfolg. — Les deux 
mitces, com. Amsterd. 1737. 8. Les trois ferwiers, en prose. Paris 
1777. 8. Julie, com. ib. 1772. 8. Lerreur d’un moment ou la fuite 
de Julie ib. ı773. 8. Mathilde et Georgette, com. ib. 1798. 8. L’a- 
mant bourru. ib. 1777. 1824. 8. Blaise et Babet ou la suite des 
truis termiers, com. ib. 1783. 8. Fredegonde et Brunehaut, rom. hist. 
ib. 1775. 8. Discours fait et prononce p. le cit. M. dans la section 
de la Montagne, le jour de la I&te de la Raison etc. ib. an Il. 8. 
(f. Beaulieu, Ess. 8. I. revol. en France. T. V. p. 252.). 


5) Uch, f. Gtüde ſ. Querard, France litt. T. I. p. 189 sq. 


6) Oeuvres chois. préc. d’une not. s.2.€crits p. Mme. de Haut- 
poult. Paris 1325. III. 8. Ueb. d. einz. Städt Qu6rard T. V. 


P. 863 sq. 
7) ueb. db. Ausg. |. St. f, Soleinne T. H. p. 226. 


272 Sranzöfifche Poeſie. Luſtſpiel. 


8) Ueb. d. Ausg. ſ. Soleinne. T. II. p. Mo. 

9) Oeuvr. dram. avec une not. p. Ladoucette, in b. Bibl.dramat, 
ubl. p. M. Dabo. 1824. IV. Ser. Oeuvres diverses. Paris 1797. 8. 
o6sies. Cinq. ed. ib. 1813. 8. 

10) Theätre et poesies fugitives, Paris 1805. 1800. 1822. 198. 

11) ©. St. Beuve, Portr, litt. T. I. p. 273 sq. Oeuvres. 
Paris 1818—23. IV. 8. (f. Soleinne. T. II. p. 192 sq.). 

12) Oeuvres. Paris 1821. X. 8. Theätre. ib. 1812. VI. 8. Brux. 
1834. XII. 18. Theätre republicain posthame et inedit. Paris 1832. 
8. Ueb. d. Drig. Ausg. f. Soleinne T. Il. p. 213 aq. 

13) Theätre. Paris 1806. VI. 12. f. Soleinne. T. II. p- 199. 

14) Theätre. Londres et Neufchatel, (Paris, l’autenr) 1734—N. 
vH. 12. f. Soleinne T. II. p. 196 sq. 

15) Caton d’Utique, trag. en 3 actes trad. de l’angl. d’Addison. 
Paris 1789. 8, Le po&te anonyme, com. ib. 1785. 8. L’homme à 
seutiments. ib. an IX. 8. (üb. b. verſch. Tit. ſ. Journ. de la Libr. 
1817. p. 708.) 

16) Oeuvres compl. Parıs 1822—23. IX. 8. Brux. 1824. XVI. 18. 
Hiervon ift das Theätre des Vaudevilliſten Beorge Duval (f. d. Ausg. 
d. Soleinne T. II. p. 255) gu unterfcheiden, 


17) Ueb. f. Stücke ſ. Soleinne T. II. p. 253. 


18) Le mefiant. Paris 1814. 8. L’esprit departi. ib. 1818. 8. L’ir- 
resolu. ib. 1819. 8. La femme juge et partie. ib. 1821. 8. (Weberarb. 
9. Montfleury’s Stüd) Les deux candidats on une veille d'élections. 
ib. 1821. 8. Une pr@midre representation. ib. 1825. 8. 

19) P’Argent, com. Paris 1826. 8. L’&ducation ou les deux cou- 
sines, com. ib. 1822. 1824. 8. 

20) ©. Nodier in d. Rev. de Paris 1835. Juillet. Theätre choisi. 
Nancy 1841 —43. IV. 8 Ueb. d. Orig, Ausg. f. Soleinne T. IL 
p- 253 sq. 

21) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832. nr. 58—59. 1836. nr. 19. 
Blaͤtt. |. d. Lit. d. Ausl. 1838. p. 118 39. Planche T. II. p. 135 zq. 
Berz. ſ. Stücke b. Querard Krance htt. T. VI. p. 582 sg. u. 
Soleinne T. II. p. 290 sq. Theät. compl. 1828. Paris VIII. ib.1840. 
xXXIV.8. Oeuvr.compl. Ib. 1843. VI. 4. Samml. d. am Deiflen belicht. 
Theätre de Scribe. Berl. 133646. 8. Theater in e, Auswahl überf. v. 
Dralle. Stuttg. 1842 sq. 16. 

22) D. Very. f. ©t. b. Soleinne. T. II. p. 256 sq. cf. St. Beuve, 
Portr. d. Contemp. T, III, pP: 189 8gq. 


23) eb. ſ. Et. f. de Soleinne. T. Tl. p. 307. 

24) Ueb. f. St ſ. Soleinne, T, II. p. 29. 

35) Ueb. f. Stüde f. de Soleinne T. H. p. 205. s 
26) D. Verz. |. St. b. de Soleinne T. II. p. 268 sq. 
27) D. Verz. f. St. b. de Soleinne T. Il. p. 271. sq. 
28) D. Verz. ſ. St. b. de Soleinne T. II. p. 272 aq. 
29) Scenes populaires. Paris 1830—35. II. 8. 

80) Proverbes dramatiques. Paris 1836. VIII. 8. 


Franzoͤſiſche Poeſie. Epos. 273 


rove rades. Dinan 1824-26, III. &. 
— IL. Rose. 7 h 
2) S. P F. 1. p. 21 0q. Mag. f. d. Lit. d. Yusl. 1833. 
ar. 151. ass. ar, 5259. wuätt, f. b. Bit. b. Must. 1836. 2% 1 
1838. sq. 1839. uvres compl. Brux. 
14245. VIll 4. r * p 


] Diogöne, com. en cinq actes et pr&c. d’un prologue. Paris 


$. 599. 


Sehen wir jebt zu den übrigen Dichtungsarten fort, fo haben 
wir zuerk vom Epos zu ſprechen. In dieſem verfuchten ſich Par⸗ 
feval de Grandmaiſon aus Paris (geb. 1759) mit feinem - 
Philippe Auguste (1826), Auguſte Dorion aus Rantes 
(1770 — 1829) mit feiner Bataille d’Hastings on l’Angleterre 
eonquise (1809) und feiner Palmyre conquise (1815), die zwar 
der Geſchichte treuer, als das vorher angeführte, aber leider von 
ermüdender Monotonie find, Augufte Ereuze de Leſſer aus . 
Baris (1775— 1839), deſſen seeau enleve (1801) und Che- 
valiers de la table ronde, nicht fhleht und darum kaum zu 
vergleichen find mit der langweiligen Orleanide (1821) des Schmeich⸗ 
lers Lebrun des Charmettes aus Borbeaur (geb. 1785) 
und den nicht befier gelungenen Arbeiten des Bicomte Victor 
V’Arlincourt (geb. 1789 zu Meraniri6) Charlemagne ou la 
Caroldide (1818), Zucian Buonaparte's (1772—1840) 
Charlemagne (London 1814) und la Cyrneide (1819 Rom) 
und Barthelemy's (geb. 1796 zu Marſeille) und Mery’s 
(ebd. 1802) Napoleon en Egypte (1828), deſſen Erfolg nur 
ber Stoff bewirkte. Beſſer gelungen iR die ſchon erwähnte 
Sungfrau von Drleand (1846) Soumet’ 6. Roc einige Iyrifche Epos 
pöen find bier zu erwähnen, naͤmlich Des jardin's Premidre 
Babylone und Adolphe Dumas’ Cite des hommes, bie 
aber von dem finnigen Ahasverus (1833) Edgar Quinet's 
aus Straßburg (geb. 1803), dem wieber fein Napoleon (1836) 
nachſteht, obgleich die Form in beiden vollfommen gelungen genannt 
werden kann, übertroffen werden. Der Merkwuͤrdigkeit halber nenne 
id noch das auch in der Form profaifche, unter den Einflüffen ber 
Revolution gefchriebene Heldengeviht les Bataves (1796) von 
dem Licberfeger des Homer Paul Jeremie Bitaube aus 
Königöberg (1732 —1808), defienJoseph (17 en Seflered hatte 

Größe, Handtnt d. Kiterärgefläte, II. 


27% Frandſ ſche Pod Epos. lehehevide 


hoffen iaffen. Im omiſchen Epos liegte nichi eben Vel.voe 
vorm. wir Sean Baptiſte de Funquieres aus Tune 
(171386) Telemague. iravesti. (6759). ind ‚Caquei, 
bee. on la. Poule & ma tante (1763) und Pealtffot’6 Dum 
einde (1764) aus der vorigen Perlode, forwie‘ aus der gegen 
wärtigen Dorat's Baisers (1776), du Lauren’ Chandelle 
d’Arras (1807), 2a Harpe’8 Tangu et Felime (1780), 
St. Juſt's Organt(1789), Moutonnet’6 Galdide on 
le chat de la nature (1798), Paul Philippe Gudin's, 
deſſen Contes (1806) ſchon fſchmuzig genug find, Conquéie 
de Naples par Charles VIII. (1801), Sean Bons Guillaume 
Biennet’8 aus Balers (geb. 1777) Phitippide (1828), 
Berhour’s Danse ou la guerre des dieux- de Popera 
(1808) ünd Barthelemy’s und Mery’s zu feiner Zeit 
ſehr bewunderte Vidhade (1826) audnchmen, die aber alle 
zufammen. in gewiffer Hinſicht' Voltatre’s Pueelie niht auf 
wiegen, mit der im ihrer Art die ber&tipte Chözonomie' Geo 
ropolis 1806) weiteifern kann. J 
Das Lehrgedicht, welches gegenwaͤrtig ziemlich darnieder 
liegt, warb zu Anfange dieſes Abfchnitte mehr gepflegt. Wir 
wollen hier nicht von der blos ihrer Form nach poetiſchen Schil⸗ 
derung der Vogeſen bed Grafen Frangois be Neufchateaut) 
aus Saffais (1750-1828), finds: jener Abel beruthenen Adel⸗ 
igen, die durch bie feheußlichfieh: Pamphlets (z. B. Jet Poro- 
epie) ſich die Gnade der Terroriſten zu erhalten fu&ten, reden, 
aber dafür ‚verdienen eine ehrenvolle Erwaͤhnung des Warguis 
Louis de Fontanes?) ans Nisrt (17511821) Forest 
de Navarre (1778), verger (1788) und 'essai sur -Tastro- 
nomie (4789), wenn er auch fein Grece sauvde, an weldem 
er: von Kindheit am gearbeitet? Hatte, nicht vollenden konnie. 
Noch beſſer ſind des würdigen Taubſtummenlehrers 2. Älhoy 
(1755— 1826) aus Angers?) von wahrhaftem Mitgefühl für 
die Leiden Anderer bictirten Gedichte über die PBarifer Epitäler, 
einen eigentlich wenig poetiſchen Segenſtand, und des Rand 
Richard Eaflel*) aus Vire (1758— 1832) Gedichte über 
die Pflanzen und den Wald von Fontainebleau, deren erfleres, 
nach den vier Jahreszeiten engeihel, von aenſoviel Sachlennt⸗ 


Franzoͤſiſche Poefie. Epos. Lehrgedicht 275 


niß als Geſchick, auch den profalfcheften Dingen den Reiz ber 
Poeſte zu verleihen, zeugen, Indeſſen IR die Gastronomie 
(1801), ein Codex für Gutſchmecket, Joſeph Berhours aus 
St. Symphorin en Laye (1765— 1832) bei” Weitem 
mehr ind Publicum eingebrungen?), was nit einmal den glän- 
jmben Berfen Joſeph Alphonfe Esmenard’8% aus Pu 
liſſane (1770— 1810) in feiner Navigation und bes be 
rähmten Geſchichtſchreibers der Kreuzzuͤge Joſeph Michaud's 
aus Bourg en Breſſe (1771 — 1839) trefflichem, halb lyriſchem 
Priniemps d’un proscrit, dem einige gute Gedanken und 
Fingerzeige über das Wefen der befchreibenden Poeſte überhaupt 
vorausgeſchickt find, oder Bincent Campenon's aus Guades 
toupe (1772—1843) Maison des champs (1809), das übrigens 
mehr Beifall. fand, als Delille's trois regnes de Ia nature, 
welches ihm die beſten Situationen weggenommen hatte, 
und mit Recht höher ſteht als feine Paraphrafe der Parabel 
vom verlorenen Sohne (1811), wenn glei diefe feiner finnigen 
Auffaſſung wegen weit mehr.Lefer fand‘), Verhaͤltnißmaͤßig 
noch weniger Eingang fanden ©, Legouvé6'69) Merite des 
femmes (1819), Eharles de Chenedollé's0) Schilderung 
der Kräfte und des Weſens des menſchlichen Geiſtes, die kunſt⸗ 
aͤſthetiſchen Abendunterhaltungen 2. PB. Marta F. Baour⸗ 
Lormian’s*) aus Toulouſe (geb. 1772), Antoine Noel 
Bruno Daru’s”) aus Montpellier (1767—1829) Sters 
aenkunde, 3. B. Rougier's Barmd de la Bergerie®) 
Samndban und I. B. Lalanne’ 9") (geb, zu Dar 1772) 
Potager (1800), Oiseaux de la ferme (1809), Bagneres 
(1819) xc., und St. Bictor’8 aus Gt. Domingo (geb, 1772 
over 75) 15) Esperance- gar nicht zu erwähnen, denn daß 1a 
reliure von Lesſsné«) eigentlih auch nur entfernt ein poetifcher 
GSegenſtand ſei, wird doch wohl Niemandem einfallen. 


Le po&me des Vosges. Paris 1796. 8. Fables et contes sui- 
vies dies ‚poöme de la Lupiade et de celui de la YVulpeide dedies ä 
Bsape. ıb. 1314. 8. 


2) ©. Dussaulx Aun. litt, T. II. p. 228. Mahul, Annuaire 1821. 
p. 169. Le verger. Paris 1788. 8. Lejour des morts. ih. 1796. 1823. 8, 


3) Les hospices. Paris 1804, 8. Promenades po6tiques dans les 
plans de Pürie, ih. 1826. 8. ‚po . 
18 


276 Seanzöfifche Poefie. Zabeln. Idylen. 


4) Les plantes. Paris 1797. 12. Ed. IH. 1802. 18. 1823. 8. 


5) La danse ou la guerre des dieax de l’Opsra. Paris 1808. 18. 

La gastronomie. Paris 1801. 18. Ed. V. ib. 1818.18. Cine Nachahmung 

ik Golnet du Ravel’s L’art de diner en ville à lusage des gens 
e letires. Paris 1810. Ed. III. ib. 1823. 18. 


6) La navigation. Paris 1805. 1806. II. 8. 


7) Le printems d’un ‚proscrit, poöme en IV chants, suivio de 
lenlevement de Proserpine et de melanges en prose. Paris 1877. 8. 


8) Poömes et opuscules en vers et en prose. Paris 1823. II. 18. 


9) Le merite des femmen. Paris 1809. 1814. 12. Oeuvres. Pa- 
vis 1826. III. 8. " 


10) &. Dussaulx, Ann. litt. T. IL p. 388. ITI. p. 506. Le genie 
de hommes. Paris 1807. Bd. IV. ib. 1826. 18. Etudes poedtiques. 
ib. 1822. 18. 


11) Veilldes podtiques et morales. Paris 1813. Ed. 11. 8. ſ. Dus- 
saulx T. IV. p- 71. 


12) L’astronomie. Paris 1830. 8. Eine ähnliche Arbeit ift D. Ris 
"card’s Sphäre. ib. 1796. 8. 


13) Georgiques frangaises, poöme suivi d’an traito complet de 
poösie georg. Paris 1824. II. z.“ p 


14) Bagneres. Paris 1819.8. Les oiseaux de la ferme. ib. 180%. 8. 
Le Potager. ib. 1800. 1803. 1806. 8. Voyage à Sor&ze. Dax 1802. 8. 


15) Esperance. Paris 1804. 12. u. in f. Oeuvr. podtig. ib. 18272. 18, 
16) Le reliure, po&me en six chants. Ed. II. Paris 1827. 8. 


$. 600. 


Wir wenden und nun zu den Kabeln und Idyllen, 
die dieſem Abſchnitte zugehoͤren. Recht huͤbſch und natüre 
lich find einige der hierher gehörigen Verſuche des Abbe Je an 
Louis Aubert!) aus Bari (1751 — 1814), während des 
fruchtbaren Sean Jacques Boifard’) aus Cam (1743 — 
1831) allerdings originellen Arbeiten mehr zur. Gattung ber 
Erzaͤhlung gehören und bie Apologen feines Neffen Jean 
Srangoisd Boifard mehrRäthfel als Fabeln find, deshalb auch 
meiftens Feine Moral enthalten, fo daß die Fabeln des Barons 
Antoine Pierre Dutremblay’) aus Paris (1745 — 
1819), wenn fie aud im Ganzen Nachahmungen La Fontaine's 
find, fhon der aus ihnen hervorleuchtenden Bonhommie halber 
für Kinder eine ebenfo angenehme als beichrende Unterhaltung 
gewähren. Indeſſen hat Antoine Frangois le Batlly*) 
aus Caen (1756 geb.) unter allen Rahahmern jened großen 


Zranzöfifche Poeſie. Fabel. Idylle 277 


am Beten feinen Ton getroffen; ja wären nicht viele 
zu lang, fo müßte er noch über ihn geſtellt 
ihre Defomomie ſelbſt durchweg faR geſchickter 
in. Recht hüäbſch laſſen fi auch die Fabeln des 
Staffarı?) aus Malines (geb. 1780) Iefen und 
ihrer forgfältigeren Ausarbeitung wegen den meiR po⸗ 
alten Repablicanerd Etienne Boffe‘) aus Bor 
773) vorzsichen. Eine Art UÜebergang zur Idylle 
onfant Dubos’) durch feine Fleurs, worin er 
fehe anmutbhige Weiſe die Moral aus den Gigenfchaften je 
ver Diume zu zichen gefudt hat. Unter den Fabuliſten vor 
der Kaiſerzeit nimmt indeß Jean Pierre Claris de Florian 
(1755 — 94)9) aus Languebor immer noch die naͤchſte Stelle 
nach Bailly ein, da er fo recht den für Kinder paſſenden Ton 
angefchlagen hat, den weder P. Didot?) und der Herzog von 
Rivernois”), noch in neueſter Zeit Biennet'), Jules Le» 
feyre?) und Borhat”) aus Laufanne getroffen has 
ben, da ihre Arbeiten zwar durch eleganten Styl bienden, aber 
der Ratürlifeit und Einfachheit ermangeln. In der eigent 
lichen Idylle bat nur Andre Ehenier den Geiſt der Alten 
wiedergegeben, Blorian’6 Galatee (nad Cervantes) und 
Estelle find nichts weiter ald Nachahmungen der Spaniſchen 
Duke, und Lamartine's Jocelyn, abgefehen von der Aus 
fern Form und der abſichtlichen Verunflaltung ber Idee vom 
Prieſfterihum, dürfte allein hierher gerechnet werben fünnen'*). 

1) Fables et oeuvres. Paris 1773-74. II. 8. 

2) Fables. Paris 1771. III. 8. 1803. IT. 1821. 8. Fables ib. 1817. 8. 

$) Fables. Paris 1806. 8. (anonym.) Apologues. ib. 1818. 8. 

4) Fables nouvelles suiv. de pieces fugitives. Paris 1782. 8. 
Baite ib. 180%. 8. Ed. IV. suivie du gouvernement des animaux, 
po&me €sopique. ib. 1823. 8. 

5) Fahles. Brux. 1818. Ed. VI. ib. 1843. 18. 

6) Fables, Paris 1818. 8. Hist. d. héêtes parlantes. ib. 1827. q.8. 

7) Fleurs. Paris 1808. 8. 

8) ©. ©. F Vogel, 3. 9. GI. v. Florian u. S. Zohnfon biogr._ lit. 
geſhh. in d.Min. Bibl. d. ausl. Elafj. Hamb. u. Lpzg. 1840. 32. Gups 
Hem. 9. I. u. II. Oeuvres. Paris 1784 sq. XXIV. 18. 1805. YIH. 8. 
‚1811. 1820. XX. 18. Oeuvres compl. ib. 1824. XIII. 8.) ueberſ. iſt: 
Bämmti Bierle üb. v. Foͤrſter. Quedl. 182728. III. 8. od. VI. 12. 


Bis lAE EN, 
AH 


278 Sranzöfifche Poeſie. Lyrik. 


Ey gr. u. D. v. Cadel. Berl 1796-97. IE. 16. Fabeln metr. are > 
— Münch. 1834. 12. Eſtelle, deutſch v. Schumann. Zwick. 1830 
v. Mylius. Bert. 1787. 8. v. Sigismund, 8wick. Boo. G. 

er Kusel de iables nouvelles, Paris 1786. 12. 
1 Fables. Paris. 1796. II. 18, 
11) Fables. Paris 1843. 8. 
Fables et meditations. Paris 1837. 8. 
13) Glanures d’Esope. Laus. 1837. 8. 


14) Jocel episode, journal trouv& chez un cur& de village. 
Paris —8 178. 1 [ * 


Brux. 1836. II. 18. Zeutſch/ in G. Samti. B. 
v. Herwegh. (Stuttg. 1843. VI. 16.) Bd. | 


$. 601. 


Unter den Lyrifem beginnen wir fogkih mit ben 
Liederdichtern, dern Frankreich beſonders im Raw 
Intionszeitalter eine Menge gehabt Hat, obgleich Keiner Jo⸗ 
ſeph Rouget de 1’I8le aus Lond Te Saulnier (1760 — 
1856)') übertraf, den Didter der Marseillaise, bei der 
aus jeder Zeile die republicanifhhe Begeifterung hervorbiidt, mis 
bean auch Feine Ration einen ähnlichen Schlachtgeſang aufzuweiſen 
hat, denn befier als God save the King oder Rule Britem- 
»ie find faf noch ber Yankee doddie und die nicht eben ge 
lungenen Nachahmungen ber Marseillaise, bie Parisienne und Bra- 
banconne und die Spaniiche Riegohymne, und cher hie Volkolieder: 
als Bott erhalte Franz den Kaifer, Den König fegne Bolt ober 
Hell Dir im Siegerkranz und bie ruffische Rattonafhyume Jeman⸗ 
ben zum Muth unb zur Tapferkeit erweden werben, birfte 
ihn der alte Defiauer oder das Witnieerländifhe, Wilhelms 
van Nassauwe, inſpiriren. Genug,. Rouge de P'Isle's 
Rame wird genannt werben, fo lange Frankreichs Ruhm glaͤn⸗ 
zen wird, wenn er auch nur dieſes eine Lied gemacht hätte, In⸗ 
befien wollen wir auch das einfache Volkslied nicht vergeſſen, 
in welchem ſich zuerſt der oben fon genannte Madeleine 
Dedaugiers!) aus Frejus (1772—1827) und Armand 
Souffe (geb. 1773)2), als Vaudevilliſt mit Rechtꝰ der Bas 


nard des 19ten Jahrhunderts genannt, mit großem Blüde vers 
ſucht hatten, bis der Schnelverenfel Pierre Sean de Ber 
sanger?) aus Paris (1780), der jebt wie Bouffe zu Benume, | 


ſo zu Tours leider feine Leider hat verfiummen laſſen, ihnen 
Die nit unruͤhmlich erworbenen Lorbeeren ‚wieder entriß. Mag 


Bramzdfifche Pochie. Lotik. 279 


mau feinen Aebern Cynismus, Atheismus, Unmoralität x. vor 
werfen, man muß zugeben, daß er ädier Bollöbichter ih, denn er 
hit merk ver Berfhelbigung der Intereſſen und Rechte feiner 

Nation, nit um eigenen Ruhmes oder Privatnuhens willen, 
ee een be fogenannten politijchen Dichter unferer Zeit, 

fine Stimme gewidmet und fomite eben darum ein weit ge 
ſihrlicherer Feind der Bourbons werden, ald irgend. einer feiner 
 Goßegen auf dem Parnaß. Allerdings begreift man nicht, wie 
' da und berfelbe Bann der Berfafler ber Bouteille volée, bet 

Gauloss et des Frances, der Gandriote, der Bonne 
Visilie, beö ‚Vieaire Savoyard, . des Dieu des bonnes gens, 
des petit komme gris, Fretillon, worin er, freilich gegen bie 
Erfahrung, den Atheilen zwar fm Elend, aber do in beſter 
e läßt, und des berühmten roi d’Yvetat ſein ann, 
leichen wir ihn mit den Alten, fo hat er bie Lebenéphilo⸗ 
ophie des GEpifuräerd Horaz, ohne jedoch ‘wie dieſer ein feiner 
Hofmann zu fein, mit dem cyniſchen Humor des Diogenes, bie 
Seſchicklichteit Voliaire's, die emtgegengefehteften Begriffe und 
Affecie zu einem Zwede (d. h. zur Untergrabung der Grund» 
pfriler der Refauration) zu benugen, die moralifde Kraft eines Al⸗ 
aus wit der burledfen Laune eines Parny, freilich obne feine 
Grazie, die Heiterkeit eines Catull mit der weichen Schwermuth 
eines Zibuß vereinigt, kurz, er IR unübertreffliid, mag er auch 
einem Bott ohne Dogwa und eine Moral ohne Pflichten vers 
ehren. Unter feinen Schülem If Paul Emile Debraur‘) 
aus Angeroille (1798 — 1831) der volksthuͤmlichſte geworben, 
denn feine Lieder: Colonne, le prince Eugene, le mont St. 
Jean, . Fanfan la Tulipe, Soldat t'en souviens tu? hört man 
überall, und er iR ein eigentlicher Soldatendichter, leider aber 
hin ugp wieder etwas zu gemein In dem Ginne ber „zwei 
Schöne neue Lieder," Gewiſſermaßen gehören als politiſch widtig 
noch Caſimir Delavigne’e Messeniennes’) und einige Ars 
beiten Neſtor de Lamarque’6°% und Biennet’8”) hierher, 


'1)_ Chansons et po&sies diverses, av. une not. p. Merle. Parie 
1887. IV. 18. 1842. 18, Brux. eod. 32. Uebrigens "hat ihn Beranger in 
vom bekannten Liebe: Saute paillasse, saute pour tout.le monde, durch⸗ 


> Ballon d’essai ou Chansons.et autres poesien. Paris.i 
Bellen pordu om Chazsons et pacaies nouvelles: ib. 1894 8,. acore 


Hr 


u 


280 Sranzöfifche Poeſie. Elegie. 


un ballon eu Chan et poesies nouvelles. ib. 1807. 8. Ledernier 
ballon ou Recueil de Chansons et autres podsies neuvelles. ih. 
1813. 8. Seine beften Sieber find: Saint- Denis, le corbillard, Pius on 
est de fous plus on rit ıc. 


8) Recueil de chansons. Paris 1805. 12. Second recaeil, ib. 1821 
Troisiöme rec. ib. 1825. Quatriöme rec. ib. 1828. Cing.rec. ib. 1833. 
42. Oeuvres compl. ib. 1234. IV. 8. Brux. 1843. IV. 32. u. V. A; 
©. a. BI Kde. d. Litt. d. Ausl. 1836. p. 190 sq. 203. 281. 

866 sq. p. 2 sq. 61 sq. 97. in. 02238. 289 ng. 261. 288 am 

316. 407 aq. "2. 462. 1840, p. 415 aq. St. Beuve Nourv. Portr. T. T 
p- 69 ıq. — ueber! fe Lieder fr. u. deutih dv. Metromanus. Stuttg. 1831 
—32. II. 8. a. d. Franz. v. Ph. — — ——* 1830. 12. Hundert und 


drei Lieder Ab. v. y. CE. Ra uflus. * 839. 12. —— 
.Bearb. v. Ab. v. —8 ou * Gaubdy. . 1838. 
teber in b Beim. d. Drig. ge. b. ©. Rubens (8. eigen). Sem 


Beranger. ib. 1835. 8 — Les barrica 
Brux, 1831. 18. 

5) Messeniennes. Paris 1818. Mouvelles Messeniennes, ib. 1872. 
1827, 8. Brux, 1831. 18. 

6) La liberte. Paris 1827. 8. 


7 Oeuvros diverses, Brux. 18%, IV. 18. Epttres diversen. ib. 


$. 602. 


Ein fehr reiches Feld bietet uns die Elegie zur Be 
fhauung dar, und wir müflen uns bier auf die Anführung 
bes Bedeutendſten befihränfen. . Der Erſte, der bier zu nennen 
wäre, iſt jedenfalls Pierre Treneutl aus Cahors (17635 — 
1818), ber bereits als Süngling brei PBreife von der Acade- 
mie des jeux floraux, die befonder im ſuͤdlichen Frankreich 
weientlih zur Pflege der lyriſchen Poeſie beitrug, erhalten hatte, 
dann aber ungefdeut die ganze Revolutionszeit bindurd mans, 
gefebt feine Leier zur Trauer über die unglüdiiden Opfer Der 
felben Rimmte und darım auch (1806) ihre Gräber (Tom- 
beaux de St. Denis) mit SImmortellen befränzte, was ihm 
mehr Ehre eintrug, als (1810) feine Gedichte auf Rapoleon’s 
Heirath mit Marie Louife und die Geburt feines Sohnes, obs 
wohl er fpäter wieder mit aller Kraft den Märtyrertod Lud— 
wige XVI. feierte), Ganz diefelbe Tendenz haben die 12 
Trauerliever des H. de Tercy?) aus der Branche Eomie auf 
bie Hinrichtung Lubwige XVI. und der Marie Antoineite und 
den Tod Ludwigs XVII., wogegen Charles Hubert Mil. 


4 Chansons nationales. Paris 1819. 8. Chans. compl. publ. 
) des de 1830, schmes hinter. 


1827. U 


Seanzöfifche Poeſie. Ekegie. 281 


levoye?) aus Abbeville (1782 — 1816) zwar amd: drei 
Bucher Elegieen, welche gewöhnliche Stoffe‘ verarbeiten und: von 
bebeutendem lyriſchen Talente zeugen, ſchrieb, aber do eigentlich 
mehr Miscellandichter zu nennen if, da er fogar mehrere Eye 
yoer (Charlemagne à Pavie, Alfred) dichtete. Auch Louis 
Brault (1782 —1829)*) hat eine Sammlung von Elegiern, 
Gantaten und Romanzen binterlaffen, aber nur in der erfleren 
Form ehvad Gediegenes geleiftet, da er darin nicht etwa blos 
einen edlen Liberalismus, fondem auch wahrhaft yoetifchen 
Schwung entwickelt. In der Cantate hat er zwar nicht fo 


viel ale 3. B. Ronffeau und de la Motte Houvard, 


aber doch mehr als die geleiftet, ‚deren Arbeiten Badelier‘), 
langweiligen Andentens, gefammelt hat, und: in ver Romane 
IM er auch nicht entfernt dem Schöpfer diefer Dichtungsart im 
Frankreich, Frangois Auguftin Parades de Monceriff) 
(1657 — 1770) aus Paris nahe gelommen, den freilich auch 
alle Anderen, die ihn nadahmten, wie Fabre BP’ Eglantine, 
Marmontel, Berquin, Gerard, V. Hugo und Emil 
Desſchamps ebenfo wenig erreihthaben. Auch Ulric Gut 
tinguer’) aus Roum (geb. 1786), Fidele Delcreit 
and Gareney (1790 geb.)d) und Charles Loyfon‘) aus 
Chateau Gontier (1791 — 1820) find zwar Aberhaupt 
Lpriter, allein ihre Elegieen find ihnen doch am Meiſten ge⸗ 
fungen. Daffelbe kann man von den hierher gehörigen? Dich⸗ 
tungen Eugene’s Saulmter') aus St. Amand (1795 — 
1829) fagen, denen eine bei ihm aus phyſiſchen und Außern Ur⸗ 
fachen entſprungene Schwermuth beſonders gut ſteht. Louis Bei⸗ 
montet) aus Touloufe (um 1801) hat zwar Tristes im 
Genre Ovid's erſcheinen laſſen, aber fein Mufler auch darin 
übertroffen, daß es nicht feine Leiden find, die er beweint, ſon⸗ 
dern die der Armen und vom Schickſal Gedrückten, was natärlig 
auch mehr Mitgefühl erregt. Leon Halevy aus Parts (geb. 
1802), der mit großer Gewanbthelt Proben aus dem Dichter⸗ 
garten ber verſchiedenſten Länder Europas gegeben hat, hat in 
feinen Elegieen Orlgtnalität mit Natürlichkeit ımd Wahrheit 
der Empfindung zu verbinden gewußt). Während Charles 
be Bernard Dugrati!) aus Veſangon als Achter: Royalif 


382 FZramoͤßeſche Poeſte. Elegie. 


vr für geſchente Throne Thraͤnen hat, hat der Hretagner 9, 
Brigenn auf das Reizendſte feine Jugendliebe zu einem nied⸗ 
Uqhen Landrrdchen, Das er nad längerer: Abweienheit als. Gats 
dia und Mister ‚wieberfand, befungen'*). Allerliebſſe Blumen, 
aus. wer zcinen Vegeifterumg. ber Jugend derporgefproßt, enthals 
ten; nie Mlegieen Charlea Dovalle’6') ays Montreuil 
. Belley 66807 --29). Die muß man zwar auch den. Ars 
Gehen äh illejs Ducleſienxis) zugeſehen, allein das Allzu⸗ 
moermũthige und die ewigen Klagen ‚werben zulegt druͤckend. 
Reit : chrißlicher Sänger IR .Hippolyte Morvonnais””) 
and. der Breingne, deq Vorigen Landsmann. Dafielbe fan 
man von. der Dickungen Edouard's b’ Anglemont') aus 
Dei Mbemer (geb. ;1798) fagen, wenigkens find fie überaus 
dbeiteter als die Hierhergehörigen Verſuche des Legitimiften be 
St: Balery''): Dagegen augen, die Dichtungen Ern eſt 
Begouns’s, und anter ihnen befonhers bie Elegie auf. ven 
- Sad: ſeines oben genannten Baters, die ‚des Grafen Jules. de 
Neſſeguier“) ans Toulouſe und die Jules' de St, Felir?) 
au: bebentenkem: ihriſchen Elemente, waͤhrend des Legitimiſte 
Adonard Mennehet??) Miseelangevihte an zu lang ‚au 
derehntan inteitungen deiven und dadurch den; Befamuieindzud 
famäden. : Die Megsöniennes Delawtgne’s find ohne Zmeifel 
elaffildge: Afegieen, allein, wenigRene den früheren fehlt das hriſt 
übe Gottxertrauen, oßme weldes wahre Mocfie undenkbar iR. 
Untder dom Dichterinnen Frankreiche, bern beſonders dag 19te 
Sche hart ‚eine wahre Legion zählt, zeichneten ſich in der Clegie 
Madame Bourdic Biot?) aus Dresden (1746— 1802), 
Mademe Bache⸗Pin?) aus Rouen, leider durch bie Lecture 
eb - Jehannes Secyabus. vyerbildet, beſonders aber, Madame 
Adelanda Gillette Bellet Dufreanoy®) aus. Paris 
4176574825), deren wohrbaft gefuͤhloolle Elegieen nicht blos 
‚Hullıhieber. di „geborare, Dichterin beurtunden, fondern deren in 

Baus ‚gebiätetm derniers -moments de Bayard 
(1815), mit Recht gelsänt. wurden, - Die: von wahrhaft treuer 
Sichiuigtictehtrunn Berehrung. für. bie; Königlichen Märtyrer der Res 
Sohntion dichten Kaauerlieden der Mobame Si vr y de Bannoz”) 
wo: Qauch CLTEO) würbes weniger in Vergeſienhelt getathen 














Branztfifhe Poeſu. 392 


fern, Bitte nicht Madame Marcrtiue-Desbarben«Malanı 1.7) 
«a8 Dowai (1787), heran befle Elegie :gerabe bie iR, werke 
fie das traurige und wit dem Schaufpielerftunde, dem fie por 
ihrer Berheiraihung wit dem Tragiker Balmore angehörte, natie 
wendig. verbmdene leichtfertige, ih will nicht fagen, Infechafte 
Leben ſchildert, dur ihre von rein :umpirifch - fubjestiuen Ciufliffen 
aihängigen Dichtungen alle igre früheren Golleginnen. überjkägeh, . 
eins mit Ansnahmie ber Freiheitoſchwaͤrmerin, Madame Amabtz 
Taru”) am Paris (1786), deren Oiseaux du asere,;. Age 
gardien .und Fenilles de saule wahrhofte Berien zu nenn 
ind, wie fie denn überhaupt für die rellgiöfe und Tirauerelegie 
wie :gefchaffen iR. Reben den erhabenen und durchdachten Ele⸗ 
gieen der Madame Eonftange Marie de Theis, Zinfie 
Salm⸗Oyck⸗Reifferſcheid) and Nautes (geb. 1767). find 
die Dichtungen der Madame. Bictoire Bab vis”), mmigs 
And was die auf den Tod ihrer Tochter begüglichen -beimläft, 
wahre VErzengniſſe einer Sappho des meres,: wie fie : einf:: Ihe 
Onkel Ducis genannt hat. Aus der Madeweifelle life 
Mercgeurt) aus Nantes (I600 — 18230) würde ..timag 
Arsgezeichnetes geworden fein, wäre fie nicht zu früh: geſtorben, 
wogegen man ven ſpaͤteren Dichtungen. ber Madame ‚De Mir 
earbin, (fell 1882) der Gattin des bekannten Joutualiſten, 
3 D. ihrem Drama Judith, jrht Taum noch das, ſchöne Taten 
anflcht, welches ihr einſt, als ſie Cyeboren 1805 zu Wade 
noch Mademoiſelle Delphine Gay”) hieß, einem ..PBreiß 
Bei der: Academle einieug (devamsment des meöderins. Frangals 
et des soeurs de St. Camille dans: la peste de Barcelcüs 
1832). Madame Bautier”) erwedie durch ihr Foiibe 
seyale (1838) große Erwartungen, allein ihr Vincent 1.de 
Paute (1838), für deſſen Ertrag fie ſich einer Anzahl durch die 
&helera verwaiſter Kinder amahm, erlaubt eben nur darum Feine 
ſcharfe Erik; Mabemvifelle Felicie dAyzack) gefällt. ſich 
in Achten Thraͤnenpoeſteen/ allein Natuͤrlichkeſt kann han ihr 
nicht abſprechen, während. Adele Janvier?y ſchon durch * 
le Abſicht, die Neth des Armen zu ſchilbem, für: aß. ein⸗ 
mm, wenn ihr auch sicht ein fo entſchiebenes Talent, wis: deu 
Babe Anauns Segasas?®), "die beſenders durch ihre vom 


| 254 Franzoͤſiſche Pochke, 


aller Moenotonie und Ginfeltigfeit entfernten Lyrik anzieht, zu 
Gebete ſteht. Nein chriſtliches Element enthalten embli bie 
Dichtungen der Madame de Eere Barbe”) aus Isle de 
France, Letzteres herrſcht überhaupt in dem größten Theile der 
modernen Franzoͤſiſchen Lyrik vor, feltbem einmal Alpbonfe 
de Lamartine”) aus Macon (geb. 1791) in feinen Me- 
ditations und Harmonies gewifiermaßen die Veredtſamkeit eines 
Boffuet in die Berfe eined Claſſikers der been Zeit ver Fram 
zoͤſiſchen Literatur einzukleiden gewußt hatte und feine Lefer fürm- 
lich in feinem Gottverfuntenfein beraufchte, wiewohl er in feiner 
Chute d'un ange auf der anderen Geite wieder dem Pantheis⸗ 
mus das Wort zu reden ſcheint. Daffelbe Gepräge tragen bie 
Dichtungen WM. 9. de Larour’s”) und Edouard Turs 
quety’s) aus Rennes, welder legtere bie feinigen ſelbſt poesle 
catholique nennt und fi zu ber Falten Lyrik des vorigen Jahr⸗ 
hunderis fo verhält, wie der prachtvolle Dom einer katholiſchen 
Kathedtale zu der prunkloſen Ginfachheit einer proteſtantiſchen 
Kirche. Eappot de Feuillide*). und W.de Beaudesn«), 
Legitimiſten aus der Bender und Bretagne, nehmen außer der 
Religion auch noch bie blinde Anhänglichfelt für die alte Dy⸗ 
naftie, Diea et mon roi, zur Devife und haben eben burd 
dieſe Miſchung des chriſtlichen und heroiſchen Elemente wahr 
hafte Begeifterung beurfundet, Reben biefen iſt nur no die 
eigentlich romantifhe Schule mit ihren Zehlen "und VBorzügen 
zu nennen. Dabei hat der Einfluß Deutſcher Literatur auf 
Frankreichs neueſte Dichter bedeutend eingewirkt, denn 3. B. 
Charles Fournel“) hat nicht blos mehrere Balladen Uhland's 
seht. geſchickt Übertragen, fondern ſich auch ſelbſt in feinen eiges 
nen Berhafen offenbar nah ihm und feiner Schule gebildet. 
Judeſſen hatte ſchon früher bie fogenannte romantiſche Schule, 
sielleicht ohne es zu wollen, fi von berfelben Richtung leiten 
laſſen. Betrachten wir zuerſt ihres Choragen Bictor Marie 
Hugo’s*) aus Befangon (geb. 1802) Odes et Ballades 
(1824), fo finden wir ihn da noch entſchleden als Utramontanen 
und Ropalikten, in den Feuilles d’antomne (1831) erſcheint 
er ſchon völlig lyriſch, in ben Orientales (1828) laͤßt er fei⸗ 
ner Phantafie gänzlich die Zügel ſchießen, in ven Chanis du cre- 


Sranzöfifche Poeſte. 285 


yuscnle (1835) wendet er fi zur Bolitit, und in ben Volx 
interieurs (1839) zeigt er ein außerordentlihes Talent in 
Beſchreibungen, kurz, fo mannigfaltig feine Ader iR, fo harmoniſch 
zeigt fi immer fein Ausdruck, nur iſt er zu bilderreich, und dadurch 
wird er oft ſchwuͤlſtig. Ziemlich in dieſelbe Gategorie gehören 
bie Dichtungen Alfred’ 8 de Muffei*) (geb, 1810), nur 
dag man ihnen zu fehr das Stublum Byron's anfieht, und 
Evarifie Boulay Baty’s“) Elie Mariaker- if ein by 
perromantiſches Gebilde vol dunkler und oft unangemefimer Ne 
taphern, In denen er feinen Meifler ſtets zu überbieten fucht. 
Derfelbe Fehler zeigt ſich auch in den Arbeiten des befannten 
Gritifers Charles Auguſtin St. Beupe*) (aus Boulogne 
fur Mer, 1804), beſonders in feinen Consolations, die allerdings 
durch die ihnen inwohnende düſtere Melancholie auf den gefühle 
vollen Lefer keinen geringen Eindrud machen. : Mehr Natürlich 
feit haben dagegen die reves poetiques Emile Souveflre’ 6%) 
aus Moraie (1808), fowie die hierhergehörigen Dichtungen 
Alexandre Soumet’8*), befonder6 feine pauvre file, ‚denn 
fen Poame de lineredulite iſt eine durch und durch vom 
wahren Glauben durddrungene wahrhaft infpirirte Apologie des 
Chriſtenthums, in derem erfien Thelle auf das Ueberzeugendſte 
aus dem vor der Revolution in Frankreich eingerifimen Atheis⸗ 
mus alle die Unglüdsfälle erklärt werden, welche dieſes Land 
felt jener Zeit trafen. Der Ueberſetzer von Schillers Gloce 
Emile Deschampé) Kat In feinem Rodrigo, dem letzten Ge⸗ 
thenfönig,: mit großem Gluͤcke den Ton ‚der Altſpaniſchen Ro⸗ 
manzenpoefie getroffen, und vermittelft der durch die verfchledenartige 
Abwech ſelung des Rhythmus belebten Form dieſes Gedichtes einen 
ſchönen Pendant zu A. Grün's Letztem Ritter geliefert. Auch 
fein Freund Alfred de Bigny’!) aus Loches (1799) hat 
In feinen früheren Gedichten, Eloa, Dolorida und Meise, großes 
lyriſches Talent gezeigt, und die zarte Weichheit Andre -Ehenier’s 
mit der Kraft eines Pindar vereinigt, fo daß es zu beftagen 
iM, daß er fi fpäter mehr zum Drama hingezogen fühlte und biefe 
Bahn verlieh. Endlih mag noch Jules Lefevre““) hier ge 
nannt werben, befin Dichtungen von einem ganz ernflen Stu⸗ 
dium der beflen Engliſchen, Deutfchen, Stallänifchen. und Spas 


286 Franzͤfiſche Poeſie. 


niſchen Muſter zeugen, obwohl auf der andern Seite wieder ſein 
Styl durch dieſe fremden Cinſtuſſe gelitien hat. 
2) Pobsics dlégiaques, «d. augm. ‚@une not, sur l’autenr. Paris 


2) La mort de Lesis XVI. idyie dans le got anfigue. Paris 
18%. 8. La mort et l’apoth&ose de Marie Antoinette. ib. 1817. 8. La 
mort de Louis XVII. ib. 1818. 8. 


3) Oeuvres oomplttes. Paris 1822. IV. 8. Poes. compl. prec. 

Sens er Pengeryille. ib. 1843. 12. ©. St. Beuve Portr. hitt. 
. sq- 

4) Recueil deiögien, canta cantates etromances. Paris 1812.83. Podaies 
politiques et morales. 826. 8. 

5) Recueil de cantates, qui se chantent dans les concerts. Pa- 
sis 1724. 12. 

6) Oeuvres. Paris 175%. Ik 8. 1796. II. 8. ſ. d’ ‚„ His. 
T, VI. p. 285 sq. Grimm Gorrefp. Bd. I. p. 335 ng. | 

7) Melanges poetiques. Paris 1814, 8. 

8) Po&sies. Paris 18%. 8. 


140, 9) Fa Bonheur de P’Etude. Paris 1817. & Epitres et elegies. ib. 


10 Le d&vouement des medecins francais et des soeurs de 
St. Camille. Paris 1822, 8. Ode sur.le d6vonement de Malasherbes. 
ib. 1820. 18%. 8 

41) Les Tristen. Paris 1824. 8. 

12) Elegies. Paris 1825. 8. Commode et le gladiateur. ib. 1825. 
8. Poesies europeennes. ib. 1827. B. 

413) Plus Deuil que Joie. Besangon 1832. 8. 

14) Marie, idylie bretonne. Paris 1832, 12. Les Ternaires. livre 
Iyzique. 18. ib. 12, ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1845. ar. 149. 

15) Biögies, publ. p. V. Louvet et Hugo, Paris 1831. 8. 

46) Exil et patrie, 
: 17) Bidgies et ausres ies, suiv. de Sapho, drame Iyr- Paris 
1824. 8. Les r&ves aux mänes au general Foy, suiv. d’eglogues et 
de podsies elegiaques. ib. 1826. 8 
186) Fragmens de possie. Paris 1832. 8, 
" 49) Les morts bisarres, poömes dram. suiv. de Po6sies. Paris 
1832. 8. Edith de Falsen. Paris 1840. 12. 

20) Tablesmx. podtiques. Ed. IV. Paris 18%. 8, Fehl, pott, ot 
Prismes po£tiques. Brux. 1832. 32. 

21) Po6sies romaines. Paris 1830. 8. 

22) Contes et podsies diverses. Paris 1827, 8. 


2 


Pr —XRX Gebichte fiehen im Alman. d. Muses 1769 sq. Um Beſt. 
au silence. 


34) Chamt sacr& pour le dec de Bordenux, Paris 1828. 8. La 
mert de ia vicille aunde: Paris 1839. 8. Bes statwes de BE. Yictet 
keg. provesc. ib. 1833. 8. 

25) Eigica suivies de piöces diverses. Paris 1811. 8. Bd. IT. 


26) La profanation des iombes roysles de St. Denis1793. Paxis 
1806. 8. 1810. 12. Le vingt et un janvier, &idgie. Paris 1814, 8. 

77) ©. Mag. f. d. it. d. Ausl. 1845. pr. 116. DL. fd. Lit. d. Ausl. 
188. p- 214. 491. 1840. p- 45. 432. St. Beurve T. I - p. 69 sq. Pod- 
sies compi2ies. Paris Il. 8. Pauvres fleurs. Paris 18438. 8. Les Pleurs. 
Brax. 1840. 32. 

23) La chevalerie frangaise. Paris 1821. 8. Podsies. ib. 1826. 
18m. 8. Oeuvres pott, Ed. VI sugm. de plus. pieces. ined. ib. 
1838. MI. 32. Po@sies nouv. Brax. 1 3%. Hecht originell find ihre 
Oiseaux da sacre. Paris 1825.8. ©. St. Beuve Nour. Portr. T.III. P. 18% 

" %) Oeurres. Paris 1642. V. 8. 

30) Eltgies et podsies diverses. Paris 1810. 8, 

31) Podsies. Nantes 1827. 8. 1829. 8 

32) Poesies complètes. Paris 1838. 12. Brax. 100. 92. Essais 
podtiques. Paris 1824—26. II. 8. Le retour ib. 1877, 8. 


33) L’orphelin da petit seminaire, ei. „Peris 1824. 8. La Tombe 
le, poöme en I chauts. 1924. 8. Se. Vineent de Paule, 


34) Podsies religieuses, Paris. 1824. 8. Heures podtiques et x& 
ligieuses. ib. 18%8. 8 
35) Les malhears da pauvre, 
wi Les Algeriemmen. Paris 1831. 8. Los oissauz de pensage. IB, 


7 Les soupirs postiques. Paris 1833. 8, 

38) Oeuvres complötes. Paris YIII. 8. ed. illastr, ib. . 1038 — 4. 
xIH. 8. Oeuvr. poet. oompl. * * 32. Oeuvr. compl, Brux. 1844. 
2. 4 ©. Planche T. 1. a aq. Mag. f. d. Lit. d. rd ii BE. 
106. Blaͤtt. f. d. Lit. d. Aust. 1836 p 115 sq sq. 1837. p. 8 "1838, 
p. 261 sq. 1889. p. 37. 417 aq. Wolf, die ſchone Lit. —* Lpzg. 
1832. p. 78 sq. St. Beuve Nouv. Portr. (Brux. 1836) P. I. p. dt J. 

39) Po6sies complötes. Paris 1831. 12. Vie intime. ih, 1833. 8. 

40) Esquisses octiques, Paris 1829. 8. Amour et foi. ib. 1838. 
1834. 8. Poesie cat olique. ib. 1836.8. Hiymnes sacrees. Brux. 1834. 
2. Primavera. ib. 82. Flears & Märie. Paris 1346. 8. 


1226. 8 Venudsennes et chanta hellöues. Paris 182. 8. Las'venddennes. 
ib. 1 

42) Souvenirs tiques, Paris 1830. 16. ib. 1824. Ed, UI. & 
Schrieb auch ımt. and. Souvenirs du vieux Paris. ib. 1834. 8, 


43) 1. Das. fe d. Lit. d. Yusl. 1844 nr. 136. Ballades et lein, 


4 Oeuvres compl. Paris 1838. XII. &. od. XXV. 8. fı Wolf a. 
u ©. p- 7-78. 


188 Franzoͤſiſche Poeſie. Satire. 
45) Poésies oomplètes. Paris 1833. 12. D. * ik f. BSpectacle 
dans. un fauteuil. ©. St. Beuve. T. I. p. 245 s 


46) Elie Mariaker. Paris 1837. 8. Les Athönienen. ib. 1827. 8. 
Odes nationalen. ib. 1830. 8. Odes 1844. 8. Tribut aux mänes de 
Byron, ib. 1825. 8. 


47) Vie, pecaicn ot pensdes de J. Delorme. Paris 18%. 8. Cos- 
solations. ib. 1830. 8. Ponsdes d’Aoit. ib. 1838.8. Podsies compläies. 
ib. 1840. 8. f. 3 f. d. Lit. d. Be 1840. p. 188. 269. 401. . 578. 
Planehe Portr. litt. T. I. p. 277 sq. 


48) Les derniers Bretons. Para 1840. 12. Röves podtiques. Nan- 
tes 1830. 12. Trois femmes po&tes inconnues. ib. 1829. 18. 


49) La decouverte de la vaccine. Paris 1815. 8. Les derniers 
moments de Bayard. ib. 181%. 8. Le fanatisme. ib.1803. 8. L’iner- 
dulitd. ib. 1810 8. La pauvre fille. ib. 1814. 8. La divine opopée. 
poöme. Paris 1840. 11. 8. 


50) Emile et Antony Deschamps Po&sies, nouv. ed. Paris 1840. 12. 


51) Oeuvres complötes. Paris 1837. VII. 8. f. Rev. ymdep 1846, 
T. I. P. 331 sq..St. Beuve, Nouv. Portr. T. III. p. 


52) Confidences, Paris 1833. 8. ſ. St. Beuve a. a. 0. r L P. 231 2q. 
$. 608. 


Gs iR nun noch übrig, von einigen anderen Formen ber 
Poeſie zu fprechen, vorzüglih von der fatirifhen. Diefe beginnt 
ver Marquis de Frenilly (1807) mit feinen gut geſchrie⸗ 
benen, wenn aud etwas derben Satiren und Epifieln, unter 
Denen fi} befonderd feine Epitre sur la charit& auszeichnet‘). 
Weniger Tiefe Haben vie hierher gehörigen Arbeiten Xavier 
Boniface’s aus Paris (1796), der und unter dem Namen 
ded Geburtsortes feiner Mutter Saintine befannter iR und 
Unten nod vorkommen muß’), Don den gegen die Bolitif ber 
Reſtauration gerichteten Arbeiten Barihelemy’s. und Mery’s 
AR ſchon oben die Rebe gewefen, fo daß wir hier nur noch zu 
erwähnen haben, daß erfierer vom 27. März 1831 bis 1. April 
1832 ein fatiriſches Wochenblatt, Nemesis, publicirte, welches ihm 
duch feine. Ehärfe mande Feinde machte. Ganz in daſſelbe 
Beute ‚gehören die Kerkerpoeſteen des jebigen Romanſchreibers 
Alerandre Pierre Barginet aus Grenoble (1798), 
an denen jedoch auch fein Freund Magalon Antheil gehabt 
hatte’); fie würden gar feinen Erfolg gehabt haben, hätte man 
fih nicht für ihren Berfafler feiner Sache wegen (er war ed 
Garbonarismud verdaͤchtig eingekerkert worden) imereſſirt, und 


Seanzöfiche Poeſte. Satire. 289 


Henri Uugnfße Barbier‘) hat ihnen mit feiner von ädter Frei⸗ 
kitötegelierumg dictirten Curde (1831) unberingt ven Kang ab« 
gieufen und fi als ädien Sohn ber Revolution gegelgt, ber 
ben Muth Hatte, den damaligen Machthabern ins 
deß fie die Kaſtanien fi von ben braven 
ber Bloufe aud dem Feuer hätten holen laſſen 
nichts als die Skalen dafür gäben. Auch bie po⸗ 
©atiren des Neberſehers der divina comedia Antony 
es champs*) ziknen ſich durch Kraft und lebendige Berfi- 
aus, welches Letztere wenigſtens von den beißenden Dich⸗ 
Theophile Bautier’8°) nit gefagt werben Tann. 
ind no Biollet le Duc’), der in feiner nouvel 
art poetique eine treffliche Apologie des eingerifienen fchlechten 
made in ver modernen Branzöftfen Poeſie gegeben hat, 
uns Henri de Latoude?), der in feiner Academie denſel⸗ 
ben Zweck verfolgte, bier anzuführen. Was die eigentliche Bolfds 
yorfie anlangt, fo iR diefe in neueſter Zeit nit mehr wie früher 
ſatiriſch zu nennen, fondern bat ein rein Iyrifches Element ans 
was zwar nicht ganz von ben trefflichen Sachen Aug ur 
Kin Fabre's) gilt, wohl aber von denen bed Friſeurs 
Jacquon Janfemin (d.h. Jacques Jaſsmin, geb.1797) 
zu Agen”), des Bäders zu Rismes Jean Reb oul!!) (geb. 1796), 
eines fupernaturaliſtiſchen Socialiſten und Anbeters Ramartine’6, 
der übrigens einen Styl ſchreibt, der weit über feiner 
Sphäre liegt, des Wltrafoctalifien Peyrotte) aus Clermont 
PHerault, eines Töpfers, und des fentimentalen Buchdruckers 
Hegefippe Moreau'), ſowie des Kattunfärbere Theodore 
Lebreton!* aus Rouen, der wie fein Anverer die Leiden ber 
armen Babrifarbeiter und die Schwelgerei ihrer Blutfauger zu 
ſchildern verficht. Munterer find die Lieder des Maurer Charles 
Boney aus Toulon!?). Uebrigens iſt in der neueflen Zeit noch eine 
ganz eigene Form der Satire Mode geworden, in Profa näm- 
lich, wie fie fi und in den Außerft witigen fleinen Physiolo- 
gies zeigt, worin nicht blos einzelne Fehler der Menfchheit, fondern 
ganzer Klafien und Stände ebenfo ſchonungslos als fein abge, 
malt werben und und deswegen weit mehr anziehen, als bie 
ihrem Ramen mehr ald Ehre madenden Gudpes bed Roman 
Größe, Banden d. Literärgefipiäte. III, 19 











Oy 








IE: 


& 


290 Franzoͤſiſche Poeſie. Satire. 


ſchreibers Alphonſe Karr, eine Duodermonatöfrift, vor wel⸗ 
her fi der zwar auch ſcharfe, aber doch mehr heitere Charivarl, 
und, wenn auch weniger, bie Carricature auszeichnet. Den Ueber⸗ 
gang zum Roman machen bie trefflichen, au ohne bie geifl- 
reihen Illuſtrationen Grandville's hoͤcht piquanten hu⸗ 
moriftiſchen, von einer Anzahl trefflicher Genremaler enworfenen 
Scenes de la vie privée et politique des animaux und 
Srandville's un autre monde, denen bald viele mehr oder 


weniger gelungene Nachahmungen folgten. 

4) Poesies. Paris 1807. 8. 

2) Poömes, odes, Epitres et Podsies diverses. Paris 182. 8. 

3) Souvenirs poetiques de deux prisonniers. Paris 1823. 8. (unt. 
Mag. Ram.). 

4) Jambes. Paris 1832. 8. (Deutſch als: Geißelhiebe für bie große 


Nation, überf. v. Socken, Queblind. 1832. 8.) II Pianto. Paris 1833. 8 


Lazare. ib. 1837. 8. Nouv. Satires. ib. 1840. 8. Rimes heroiques 
bel. 1840. T. Il. [. Planche in d. Rev. d. deux mond. 1837. 
FT, XI II Ser.f. BL f. d. Lit, d. Xusl 1838. p. 73 8q- 


5) Trois satires politiques. Paris 1831. 8. 
6 S. Bl. f. d. Lit. d. A. 1838. p. 437 2q. St. Beure Portr. d. 
Cont. T, III. p- 251 8Q. 


7) Nouy. art. po6tique. Paris 1809. 12. 
8) Les classigues venges. Paris 1825.8. Pacadémie. Paris 1826. 8, 


9) Recul d'uvras patoisas. Mounpey2.1815. II. 8. Lou sieche de 
Cadaroussa pou&ma patois, seguit d’aou sermoun de moussa Si- 
stre, et d’aou Tresor de Substantioun on Opera de Castelmaos, 
<oumedia patoisa. ib. s. a. 8. Ueb. ihn f. Dicuing in d. Revue de 
Paris 1843. 26. Novbr.u. deLavalettein d.Mem. delasec.d’Aveyron. 
F, III. p. 326-332, 


10) Les papillotos. Agen 1835. 18. L’abuglo de Castel - Cuilld. 
ib. 1836. 8. |. a. Le Trroubadour moderne ou Poesies populaires de 
nos provinces meridionales, trad. en frang. p. Cabrie. Paris1844. 8. 
l 0. Maga}. f. d. Lit. d. Ausl, 1844. nr, 107. 144, Blött. f. d. Lit. vd 

usl. 1837. nr. Gl ng. 


11) Le dernier jour, poeme, Paris 1839. 1%. Podsies. ib. 1836. 
12 ſ. Blaͤtt. f. d. Lit. d. usl. 1836. nr. 8 sq. 1840. nr. 48 Bq. 


12) Lou christ u. bie Klagen eines Ausfägigen b. Cabrie. Hier ſtehen 
auch die niedlichen Kabeln von Gros (u. in f. Recueil de podsies pro- 
vengalos. Mars, 1763. 8.). 

13) Le Myosotis, Poesies. Paris 1836. 12. Brux. 1837. 32, |. Bl. 
f. d. Lit. d. Ausl. 1840. nr. 71 sq. 

14) Heures de repos d’un ouvrier. Rouen. Ed. II. 1838. 8. f. 
Blatt. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. nr. 8A ag. - ' 

15) Marines. Poesies. prec. d’une not. p, Ortolan. Paris 1844. 8, 


Sranzöfifche Porfie. Roman. 291 


9. 604. 

Wir find nun bis zum Ende ber Ueberſicht der eigent⸗ 
lichen Poeſie dieſer Perkode gelangt und Haben nur nod den 
Roman in den zwei Perloben von Ludwig XV. an bis auf 
bie neuefte Zeit zu beſprechen. Diefer zerfällt in dem der Mes 
volution vorangehenden Zeitalter in zwei Claſſen, nämlih in den 
eigentlichen Sittens ober auch Bamiltien-Roman und In den 
philoſophiſch⸗politiſchen. Erſteren führt Alain Rene Lefage‘) 
ans Sarzeau (geb. 1668, gel. 1747) ein, der fih frühzeitig 
mit der Spaniſchen Literatur befannt gemacht hatte und bereits 
1704—6 die Fortſezung des Don Quixote von Avellaneda 
überfegte, ohne damit fonderlihe® Gluͤckk zu machen. Dann gab 
er jeme ausgezeichnete Critik aller Klafien der Geſellſchaft, den 
Diable boiteux, eine Nachahmung des Diablo cojuelo des 
Luis Velez de Guevara, heraus, welche aber das Original welt 
übertrifft, worauf dann fein unſterblicher Gilblas (1715), jener 
klare Spiegel der Berirrungen des menſchlichen Herzens mit 
feinen Schwächen und Lächerlichleiten, folgte, ven‘ weder fein 
Guzman d’Alfarache (nad) Aleman), noch fein Bachelier de 
Salamanque, nod endlich fein Estevanille Gonzalez, sur- 
nomme le gurcon de bonne humeur (1734) irgendwie er- 
reiht Bat. Er warb daburd der Schöpfer, th wi nicht fagen 
des Franzoͤſiſchen Schelmenromans, denn feine Helden find im 
Sanzen ziemlich gute Leute, aber doch der Abenteurergeſchichten, 
deren befanntlich feltdem auch Deutfhland fo viele aufzuwelfen 
hatte. Während aber Lefage ohne Zmeifel in feinen Arbeiten 
noch au fehr von den Spantern abhängig blieb, müfien wir den 
Eittnroman Marivaur’3%), wie ſich verfelbe in feinem 
Paysan parvenu und feiner Marianne zeigt, offenbar für ein 
Bert Acht Zranzöflfchen Geiſtes erfennen und bedauern nur, 
DaB er nur Schlechtes beobachten zu wollen ſcheint, denn 
edle Eharactere find bei ihm faft gänzlich ausgefchlofien. Die 
Sortfegerin feiner Marianne, Madame Marie Jeanne Labo⸗ 
ras De Mesteres Riccobont?) aus Paris (1714—92), 
ſteht ihm auf feine Weiſe nad, übertrifft Ihn eher noch an Ele 
ganz und läßt uns im ihrer eigenen Lebenögefchichte, den Lettres de 
Fanny Buttler (1757), einen tiefen Blick in ihr edles Herz 

. 19 


292 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


werfen. Der eigentliche Schoͤpfer des Franzoͤſiſchen Famillen⸗ 
romans iſt aber Prevot d'Exiles) aus Hesdin (1697 — 
1763), deſſen Manon Lescaut, trotz des im Sujet lie⸗ 
genden Fehlers, ein Freudenmaͤdchen, das. zwar fpäter ein Tw 


gendſpiegel wird, zur Heldin eines Romans zu maden, wegen 


des Reichthums der in ihr entwideltn Phantaſie und eines 


8 


außerordentlichen Erfindungstalmts immer ein Meiſterſtuͤck bie 
ben wird, Madame Graffigny?) aus Nancy (1694— 
1758) hat nur durch ihre Lettres Peruviennes fi einen 
bleibenden Ramen erworben und Boyer dD’Argenfon, Marquis 
de Baulmy aus Valenciemes (1722—1787) und Louis 
de la Bergne, Graf du Treffan aus Mans (1705— 
83) müflen bier wenigſtens infofern eine Stelle finden, als 
Beide, Exfterer in der von ihm gegründeten Bibliotheque des 
romans und theilweiſe auch in den Melanges tires d’une grande 
biblicibeque (d. h. der feinigen, die jebt der bibliotheque de 
V’Arssenal einverleibt iſh), Letzterer in feinen für die obengenannte 
Bibl. d, R. gemadten Auszügen aus den alten Ritterromanen 
weſentlich thätig für die Erhaltung der altfranzöfifhen Roman 
literatur gewefen find. Einer ver fleißigſten Schriftfieller aber 
im moralifhen Roman iſt Claris de Florian‘) aus Flo 
rian (1755 — 94), deſſen Schäferromane im Spaniſchen Go 
jhmade wir aber fhon oben erwähnt haben, und deſſen Numa 
Pompilius (1786), Tell, Elieser et Nephthali verunglüdte 
Epopden in Profa find, die fi nit einmal zur Unterhaltung 
für Kinder eignen, da fie ungemein langweilig find und höoch⸗ 
ſtens ganz Furze Zeit hindurch duch ihre blümelnde Sprache 
beftechen fönnen. Auch Gonzalve de Cordoue if fo wenig 
der große Spanifhe Held, wie Numa ein Römer, fondern nichts 
als ein füßlicher Franzoſe. Nur feine Ueberſetzung des Don 
Quixote iſt claffifch zu nennen, denn fle iſt ganz Spaniſch Io 
ral gehalten, und ihr verdankt Florian allen feine Stellung in 
ber Literatur, Was fein Theater anlangt, we er dem Harleftn 
von Bergamo Franzoͤſiſche Kleider anzieht, fo iR es ebenfalls ziemlich 
verunglüdt, denn man ficht es an der trübfellgen Figur bes 
armen Helden, wie ihn ber aljuenge Rod überall brüdt und 
fpannt, und wie er fih nad feinem Flickflechhabit zuruͤckſehnt. 


Framofiſche Poeſie. Roman. 293 


Weit befferer Kinderſchriftſieller iſt dagegen ber ſchon genannte 
Berquin'), ber von feiner Monatsſchrift, Pami des enfants 
mit Recht den Ramen hat, wenn mir auch Sean Ricolas 
Bouilly’s®) aus Cordraye (1763—1840) auch in Deutfchland 
gern gelefene Erzählungenihrem Zwecke noch beſſer zu entfprechen ſchei⸗ 
nen. Wie wenig Sean Francois Marmontel’S aus Bort 
(1723 —99)?) fogenannte Contes moraux diefen Namen eigentlich 
verdienen, habe ich ſchon oben angebeutet; dagegen gehört fein 
Belisaire (1767), wie befonder& feine buch ihre emblofen 
Beſchreibungen und bombaſtiſchen Styl langweiligen Incas 
(1777), worin er den Clerus als eine jedweden Haß verdie⸗ 
nende Alaſſe hinſtellt, bereits unter die Zahl ber politiſchen Ten⸗ 
denzromane. Freilich tritt diefelbe In Boltaire’s mit ben 
Waffen der Sophikit und der Sinnlichkeit ausgerüfteten Roma⸗ 
men Zadig, Candide, Voyages de Scarmentado, Vision de 
Babouc, Micromegas undIngenn noch mehr hervor, allein bei 
Voltaire's bekannter Perfönlihkeit haben fie weniger geſchadet, 
während jene fi viel mehr unter dem Deckmantel der Moral in bie 
Familien einſchleichen, um dieſe felbf völlig zu untergraben. 
Weit gefährlihder noh iR Rouſſeau's Nouvelle Helolse 
geworben, die, von der literarifchen Seite genommen, ein voll 
endetes Kunftwerl if, von der moralifhen aber bei manchen 
Unwahrfheinlihkeiten und einer falfhen Sentimentalität, befon- 
ders durch die lockend geſchilderten Reize der Wolluſt geradezu 
verworfen werden muß. Ein ganz anderes Buch iſt dagegen 
Dernardin de St. Pierre’s!) aus Havre de Grace 
(1737 —1814) Paul et Virginie, wo zwar auch das fenti- 
mentale Glement überwiegt, aber bie Characteriſtik dieſer 
beiden reinen unfchuldigen Weien fo gelungen und bie Darfiel- 
lung ihrer Liebe mit ihrer veizenden Scenerie fo vortrefflih if, 
Daß es ſchwer fein türfte, etwas Aehnliches aufzufinden. Kann 
mon nun auch nicht leugnen, dab Denis Diderot!!) aus 
Sangres (1712—83) In feiner (jedoch umvollendet gebliebenen) 
Beligieuse, worin er die Folgen fchildert, welche ein erzwungenes 
Klofergelübde nad) fi zieht, ein außerordentliches Talent ent» 
widelt und durch die Innere Wahrheit umbebingt für feine Hel⸗ 
din einnimmt, fo iR dagegen fein Jacques le Fataliste, ber 


294 Zramefſche Poeſie. Roman. 


uͤbrigens nicht einmal unterhaltend if, leider das Prebact jenes 
Cynismus und Atheiomus, unter deren Einfluſſe er bie bes 
rühmte Encyclopedie, welche ein neuerer Gritifer etwas flarl 
ein Babel d’impiete genannt hat, ſchrieb. Seine langweiligen 
Bijoux indiscrets, deren ganze Pointe übrigens ziemlich albern 
iR, führen uns zu dem philofophifch-erotifchen Romane, der zwar 
durch den jüngen (Claude Proſsper Jolyot de) Ere- 
billon') aus Paris (1707-77), wen au gerade nicht 
in felnem mit großer Frechheit gefchriebenen Sopha, das wenig. 
fiens eine vernünftigere Baſis als die Bijoux indiscreis hat, 
und dem Ecumeire oder Tanzai et Neadarne, Dohehvas de 
Ikcater -in feiner Nuit et le moment und le hasard du ceia 
de fen repräfentirt wird, Aus ihnen jedoch erhält man unbezweifelt 
von der Durch alle Klaſſen der Geſellſchaft feit der Negentichaft verbrei⸗ 
teten Gifte der Freigeiſterei, Genußſucht und faden Müpiggangs 
ein ebmfo wahres als abichredendes Bil. Diefelde Tem 
den; nur mit viel gemelnerem Cynismus verfolgte der Buch⸗ 
druder Nicolas Edme Nefif de la Bretonne”) aus 
Sacy bei Auxerre (1731-1806), der eine wahre Fluth von 
fittenlofen Büchern, größtentheild aus Speeulation, in bie Welt 
ſchickte und ſich fpäter oft rühmte, die Revolution durch feine 
Schandbuͤcher vorbereitet zu haben. Wir nennen darunter Is 
femme infidele, worin er bie Geſchichte feiner eigenen Frau, 
einer wahren Meffalina, die fpäter von ihrem eigenen Sohne 
ermordet ward, zu feiner eigenen Schande erzählt, les nuits de 
Paris, les filles da Palais-Royal und la semaine nocturne, 
worin er and eigener Erfahrung die Beheimnifie der Parifer, 
den ſchaͤndlichſten Orgien geweihten Spelunfen aufdeckt, und le 
drame de la vie, worin er feine eigenen Schandihaten zuſam⸗ 
mengefleflt hat, Don Werth if Dagegen, trotz ber darin vor⸗ 
kommenden gemeinen Schilderungen, le paysan et la paysanne 
pervertie, weil er barin mit der überzeugenden Wahrheit nad 
gewielen bat, wie zwei vollig tugendhafte Weſen nad und nad 
dur den Bergnügungsfiendel der Hauptflabt bis zu ber. unters 
Km Stufe der Gemeinhelt verberbt werben koͤnnen. Seine 
Contemporaines entwerfen ein eben fo treued als ſchmerzliches 
Bild von der fitlichen Gefunfenheit des weiblichen Geſchlechts 


Seamöfifche Poeſie. Roman. 295 


in den mie Etänben, und nur fein Vie de mon pere {fl 
frei yon allen Schladen ber Ihm anklebenden Gemeinheit und 
mat, wie auch der moraliih Geſunkenſte gewiliermaßen ein 
Bergnägen darin findet, die Tugend und Sittenreinhelt zu ſchil⸗ 
vern, die er ſelbſt wicht befigt. Wie Reif fi mehr mit ber 
niederen Klaſſe der Geſellſchaft beſchaͤftigt, ſo that dieß Cho⸗ 
detlos de Lachoo“) aus Amiens (1741 - 1803), einf 
der treue Geſellſchafter des ſchrecklichen Philipp Egalité, mit der 
höheren, beren grenzenlofe Nieberträchtigkeit, Gleichguͤltigkeit 
gegen alle befieren Gefühle und Luk am Schlechten er in feinen 
Lieisons dangereuses mit erfchrediender Energie geſchildert bat, 
dadurch zeigen, wie die Echredendzeit eigentlich nur bie gerechte 
Strafe. ihrer Schaͤndlichkeit war, abgefehen freili davon, daß 
fe auch die Beſſeren verſchlang. Darum iſt eigentlih das Les 
im des Buches vielleicht der Jugend fogar zu empfehlen, ges 
ws aber, da es und das Lafler in feiner fchredlichken 
BeRatt vorhätt, weniger gefährlih, als ver beruͤchtigte Faublas 
Lonvet de Couvray's) aus Paris (176097), worin 
bießieberlichfeiten der damaligen Hofleute zwar ebenfalls treu ges 
malt, aber mit einem fo reizenden Mantel verdeckt werben, daß 
offenbare Lafer hoͤchſtens als Schwaͤchen erſcheinen und ein 
nichtsnuͤziger Roue als der Typus eined eleganten jungen 
Banned der Jugend nicht zum Abſcheu, fondern, man möchte 
fügen, zur Nachahmung hingefeßt wird. Leider hat aber dieſe 
Zeit noch ganz andere Ausgeburten dieſer Art hervorgebracht, 
ud man muß es zur Schande der damaligen vornehmen Ge 
felfhaft ſagen, es waren Perſonen aus den beſten Samilien, 
Die es ſich gewiſſermaßen zur Ehre anredjneten, dergleichen DL 
der zu verfaffen, wie denn der befannte Minifter Charles 
Alexandre Ealonne!‘) aus Douay (1734— 1802) befannt- 
lich die berüchtigte Felicia, Andre Robert Andrea de 
Rerciat aus Diien (1739 — 1800) den ſcheußlichen Mon- 
sasel”), und der beruͤhmte Alterihumsforſcher Graf von Caylu 8") 
aus Paris (1692 — 1749), der ja aud) das ſchreckliche Luſt⸗ 
el le hordel fchreiben konnte, mehrere folder herrlicher Sa 
Imbücer hinterließ, um von Honore Gabriel Riquette’®, 
Grafen von Mirabeau!?) aus yon (1749—91) Rubicon, 


206 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


Erotiea-Biblion und Ma conversien gar nicht m reden. 
Dazu kommt noch, daß ein nicht widerlegtes Geruͤcht ging, es 
habe in ver Baſtille eine geheime Druderei für erotiſche Bücher 
erikitt und die Polizei habe ſelbſt damit Handel getrieben ”®). 
Was half es dann, wenn man ben Kriegscommiſſaͤr de Mon⸗ 
tigni in die Baſtille fehte, um ihm dort für feine Therdse 
philosophe?!), die übrigens wenigſtens das große Berdienft Hat, 
die ſchaͤndlichen Berführungsktünfte einer gewiffen mit Reit all 
gemein verhaßten Priefterfafte offen an den Pranger zu ſtellen, 
büßen zu laſſen. Ja, es iR erwiefen, daß eben jene Conver- 
sion, ein treuer Spiegel der damals in den vornehmen Girfeln 
getriebenen Ausſchweifungen, von Mirabeau im Gefaͤngniffe 
zu Vincennes gefärieben warb, und der ſchrecklich Donatien 
Alphonſe Francois, Marquis de Sade aus Paris 
(1740— 1814), ven Napoleons Weisheit (1803) in dem 
Irrenhaufe zu Charenton fein Leben beſchließen hieß, währenb 
man dieſes Ungeheuer eigentlih auf einer wühen Infel dem 
Hungertode hätte preisgeben follen, ſchrieb in der Baſtille, wohin 
ihn feine Grauſamkeit gegen die. Theilnehmerinnen feiner 
Luͤſte gebraht (1784), befanntlih die ſcheußlichen Buͤ⸗ 
der), 1a nouvelle Justine ou les malheurs de Ia 
vertu, Juliette sa soeur, Aline et Valicour x., welche umter 
dem Titel der Oeuvres de Fr. de Sales, jenes heiligen Man⸗ 
nes, iroß des firengen gegen fie erlafienen Berbotes noch häufig 
wiedergedruckt worben find. Sie enthalten die Befchreibungen der wis 
dernatuͤrlichſten und raffinirteſten Wolluſt und dabei diaboliſcher 
Grauſamkeit, denn die Genoſſinnen feiner Schaͤndlichkeiten laͤßt 
der Held gewoͤhnlich zu Tode martern, und ſie ſollen beweiſen, daß 
Gott, wenn er uͤberhaupt exiſtire, ſich doch nicht um uns kuͤm⸗ 
mere, und bie Tugend allein zu leiden habe, das Laſter auf Erben 
immer triumphire, Uebrigens erfhienen zu Ende dieſes Ab⸗ 
ſchnitts mehrere erotifhe Romane, die abfichtlich gefhrieben wur⸗ 
den, um bie Aufführung der Marle Antoinette zu verbädtigen, 
z. B. le cadran de la volupte ou les aventures de Ch+- 
rubin (Paris s, a, 18.), worin ganz offen erzählt wir, wels 
chen Orgien ſich fowohl die Königin, die freilich nit genannt 
wird, und die Fuͤrſtin Polignac, beſonders unter der Leitung 
Caglioſtro's, hingegeben haben follten. 


Frauz oͤſiſche Poefie. Roman. 297 


1) ©, Scoett, Misc. Works. T. III. (ed. Paris) p.289 sg. Bdinh. 
Rev. T. X. p. 137 sq. Oeuvres cheisies. Amsterd. (Paris) 1788, 
XV. 8. Paris 1811. XVI. 8. 1821. XIL 8. Hist. de Gil Blas 
de Santillane. Paris 1713. IV. 12. rev. 'et corr. ib. 1747. IV. 
12. av. un disc. prel. p. Fr. de Neufchateau. ib. 1849. 1825. II. 8. 
1925. 1829. IV. 32. (f. J. A. Liorente, Obs. cr. s. le rom. de 6.B.: 
oa y fait voir, 6. B. n’est pas un ouvrage original, mais un 
demembrement des aventures du Bachelier de Sal. man. espagnol 
encore inddit. Paris 1822. 8. %. Franceſon, Ueb. db. Rom. ©. BL. 
Berl. 1823. 8.) Ueber. Werke ber. v. E. Wallroth. Gtuttg. 1839 — 48. 
XH. 16. Gilblas a. db. Franz. v. W. Ehre. ©. Mylius. Berl, 1779. 
1800. VI. 8. v. Fink, m. Sufte. Pforzh. u. Stuttg. 1839. 1843. 4. D 
hinkende Teufel überf. v. Heß. Wien 1802. 8, v. Zint m. Illuſtr. Pforzh. 
1841. 4. 1843. V. 16. D. Baccalaureus v. Salamanca üb. v. Jünger. 
Wien 1802. 8. Suzman d’Alfarache, überf. v. Gleich. Berl. 1828. IV. 16. 


2) Oecuvres. Paris 1781. XI. 8, av. une not. hist. et d. not. 
Duviquet. ib. 1825—30. X. 8. Le paysan parvenu. ib.1735.1V. 12. 
Aus;. in d. Bibl. d. Rom. 1780. Act p. 97 sq;) Telemague travesii. 
Paris 1734. 8. (Ausʒ. B. d: R.1775. Aott p. 24 sq. Novbr. p. 205 aq. 


3) Lettres de Mil. Juliette Katesby & Mil. Henriette Campley, 
son amie. Paris 1765. 12. Lettres de Mistr. Fanny Butler à Mil. 
Ch. Alfr. de Caitombridge, ib. 1756. 1?. Histoire deM. le marg. de 
Cressy. ib. 1758. 12. Hist. de M. Jenny Revel. ib. 1762. II. 12. Hist. 
d’Adelaide Dammartin, comt. de Sancerre. ib. 1766. II. 12. Leitres 
d’Elisabeth Sophie de Valliöre. ib. 1772. Il. 12. Leitres de M, Ri- 


vers & 8. Ch. Cardignan. ib. 1776. II. 17. Histoire d’Ernestine. 
ib. 1798. IL. (ihre beſt. 5. 


4) ©. Dunlop. T. III. p. 310 sq. St. Beuve Portr. litt. T. I. 
32* sq. Oeuvres choisies, Paris 1783. 1811. XXXIX. 8. Hist. d. 

Cleveland, fils naturel d. Crom well ou le phil. Anglais. Paris 
1732. IV. 12. (Deutf v. Nelly. Spag. 1832. II, 8.) L’hist. du cheva- 
lier Desgrieux et de Manon Lescaut, zuerfi ald T. I. d. Mem. et 
Avent. d’un homme de qualite. Paris 1732. VIII. 12. Deutſch Lpzg. 
1763. IV. 8. v. Hagemeifter, Berl. 1792. 8. v. Feuerbach. Grlang. 1834. 
16. v. Bülow. L£pag. 1842. 8.) Le doyen de Killerine. Paris 1732— 
35, VI. 12. (Deutſch. Berl. 1782. II. 8.) 


5) Lettres d’une Peruvienne. Paris 1747. 12. (anonym.). 


6) Bons. de Gorb. Deutfh v. &. Baur. Berl. 1783. II. 8. Novell. 
überf. v. Meisner. Lpzg. 1786. 8. Ruma Pomp. üb. v. Weinzierl. Münd. 
1803. II. 8. v. Sid epzg. 1826. 8. Wild. Tell, a. d. Franz. v. Schnee⸗ 
un 48%. 8. 9, Kaatzer. Aachen 1834. 12. v. Günther. Jena 
1 

7) ©. Dussaulx T. IN. p. 544. Um bei.f.L’ami del’adolescence, 
le petit Grandisson, Sandford et Merton etc. 


8) Conseilsäma fille. Paris 1811. II.12. Les jeunes femmes, Paris 
1819. U. 12. .Contes à ma fille, ib. 1909. II. 12. Contes aux enfants 
de France. ib. 1835—26. II. 12. Les möres de famille. ib. 1825. II. 
12. Les encouragements de la jeunesse. ib. 1814. 12. 


9) Oeuvres. Paris 1787—1806. XXXIT. 8. ib. 1818 — 19. XVII. 
8. 1819-20. VO. 8. Oeuvr. chois. ib. 1824 - V. XII. 8. Belisaire. 
ib. 1767. 8. Les Incas. ib. 1717. II. 8. (Deutſch v. Bode. Frkft. 1783. 
II, 8.) ueb. f. mor, prof. Erz. f. ob. b. d. poet. Erzähl. pı 256. 


298 Franzoͤſtſche Poefie: Roman. 


10) S. Bussauix Ann. Fitt. T. IV. p. 770 sq. 518 eg. St. Beuve, 
Portr. litt. T. II. p. 10% sq. Oeuvr, compl. Peris 1817—%0. XII. &, 
ib. 1820. XIX. 18. 1826. XII. 8. 1830. . 8. 1833. I. 8. Paul ed 
Virginie. Paris 1789. 18. (a. d. Franz. v.. Heinhard. Riga 1789. 8. v. 
Reichenecker. Frankf. 1827. 12. v. Gleich. ebd. 1820. 8. v. Ehr. ©. M. 
Zani. Lpzg. 1840. 4. u. die Indifche Hütte üb. v. Fink. Pforzh. u. Gtuttg. 
1842. m. SU. 4. v. Elsner. St. Sallen 1843. 8, v. Kaiſer. Lpzg. 1844 &) 
La chaumiere Indienne. Paris 1791, 18. f. a. P. L. Lemontey, Et. 
litt. s. la part. hist. de P. et Virg. Paris 1823. 8. A. Martin, Cor- 
rep- de B. de St. P. av. d. rem. s. la vie et s. ouvr. de laut. ib. 
18%. IV. 8. Mag. f. d. Lit. d. Ausl, 1837. nr. 64. 


11) S. Hirſching. Bd. IT 1. p. 7 sq. Raumer in d. Abh. d. Berl. 
Ac. d. W. 1845. Difl. Ph. KL p. 275—289. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 
1846. nr. 111—114. Genin in ber Revue Independ. 1846. T. Il. p. 
187. 272 sq. Oeuvres. Paris 1798, XV. 8. Berl. 1818— 19, VI. 
8. Paris 1821. XXII. 8. Me&moires, correspondance et ourr. inedits 
de D. av. d. mem. s. Did. p. mad. de Vaudenil sa fille. Paris 18% 
—81. IV. 8. Jacques le Fataliste. Paris 1796. II. 8. (Deutih v. Div 
Uns. Berl. 1782. 11. 8.) La religieuse. ib. 1796. II. 8. 1799. Ed. II. 
II. 8. [hier iſt ein Schl. v. fr. H.]. (deutfh v. Cramer. Riga 1797. 8.) 
Les bijoux indiscrets. Paris 1748. II. 1797. 12. Au Monomofapa s.8. 
12. L’Hymen, reformateur des abas des Mariages. Paris 1756. 12. 
Conten et mouvelles. ib. 1773. 12. Les deux amis de Bourbonze. 
1 ® 822. 2. 


12) S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1835. Grimm. Gorrefp. I. p- 446 0. 
— Oeuvres. Londr. 1777. VII. 12. Le Sylpbe. Paris 1730. 12. Tom 
zai et Neadarne (Ed, Pr. alö: L’&cumoire. Paris 1734. Londr. 173. 
uU. 12.) Pekin. 1740. 12. Paris 1756. II. 18. Ah quel conte. ib. 1751. 
IY. 12. Brax. 1755. VII. 8. (m. d. vor. üb. in: Grob. vorz. B. ab. 

v. Mylius. Berl. 1782—86. III. 8.) Le Sopha. & laHaye. 1742. Il 
. Paris 1743. Pekia 1749. II. 12. (Deutſch v. Safanova. Apzg. 183. 8. 
Rachahm. Le canape couleur de fen. Londr. 1745. 8. Les amoursde 
Zeo — Kinizal, roi de Cofiraus. Amst, 1746, 8. (Anagramm für 
Louis XY., roi des Frangais). La nuit et le moment. ib. 1755. 
Londr. 1756. 12. Les heureux orphelins. Hist. im. de l’angl. Par 
1754. Brux. 1755. IV. 12. Les egarements du coeur et de l’eapril. 
ib. 1726. 12. & la Haye 1739. 12. Le cabinet de la belle Nina. Pt 
ris 1797. 12. . 

43) Monsieur Nicolas om le coeur hamain deroile. Paris $T%6- 
97. XVI. 12. La femme infidöle, Paris 1788. IV. 12. Les nuits de 
Paris ou le spectateur moderne. Paris 1783-91. XV. 12. Les 
da Palais Royal. ib. 1789. II. 12. La semaine noctarne. ib. eod. 1% 
Le menage. arisien. ib. 1773. 3. 12. Le paysan perverli on les 
dapgers de la ville. ib, 1776. IV. 12. La paysanne perverlie. ib. 
1776. IV. 12. (Deutſch v. Nenke. Gera 1789. II. 8. v. % g. B- Mey. 
Riga 1785. 8.) Les contemporaines ou aventures des plus joe 
femmes de Page present. Paris 1780 sq. XLII. 12. (Deutfi very 
Berl. 1781—85. I—XI. 8.) Histoire des eampagnes de Marie ouBp 
sode de ia vie d’une jolie femme. Paris 1811. IH. 8. La vie demo- 
pöre. ib. 1778 11. 12. a 

14) Les liaisons dangereuses. Paris 1782. IV. 12. ib. 1835 5 
IV. 42. u. öft. Deutſch v. ©. F. v. Bonin. Lpzg. 1783. 8. .a- 4 
199. II. 8. umgearb. v. Marie (v. Steigentefh), Gieß. 1812. DA 


Framößfche Poeſie. Roman. 299 


15) Une annde da la vie du chevalier de Faublas. Paris 1797. 
V. Six semaines de la vie du ch. de F. ib. 1788. VIII. u. Fin des 
smours da ch. de F. ib. 1790. VI. 12. Zuf. Ed. IH. ib. 1797. IV. 8. 
ib, 1844. 8. u. oͤft. (Deutſch v. Wieland, mit e. Borr. v. U. v. Kogebue. 
2% 1805--10. II. 8. v. Elsner vollft. üb. u. m. Nachr. üb, d. Leb. db. 
Verf. verfeh. Rotweil 1837. IV. 8.) 


16) Felicia om mes Fredaines. Paris 1784. IT. 18. s. a. IE 12. 
178. IV. 12, Amst. 1786.11. 12. Londr. s. a, IV. 12. [Deutfh in d. 
Priapeifhen Romanen. Rom (Berl, 1791—97) Bd. II.) 


17) Monrose ou Ile libertin gar fatalite. Londr. 1788. IV. 12, 
Paris 1797. T. IV. 12. (Xortf. d. Felicia), 


18) Oeuvres badines completes. Parıs 1487. XII. 8. Le Bordel 
os le J.. F... puni; com. en prose, en trois actes, s. I. 1736. 8. 
Ancona 1787. 8. (f. Barbier, Dict. d. ouvr. anon. T.T. p. 138.) 
Les confidences reciprogues ou anecdotes de la societe de la comt. 
de B. Londr. 1779. V. 12. Les &cosseuses ou les oeufs de Päquer. 
—773 1739. 12. Histoire d’une comedienne. Londr. (Paris) 1781. 
18. Les manteaux. & la Haye 1746. 8. Londr. 1775. 12. Nocrion, 
conte alobroge. s. 1. (Paris) 1747. 12. Les soirdes Ju bois deBau- 
logne, à la Haye (Paris) 1742. Tl. 12. 


19) Erotica biblion. Rome 1783. 8. Le libertin de qualitd on 
confidences d’un prisonnier au chäteau de Vincennes. Hamb. 1784. 
8. Paris an IV. 12. ib. 1796. 18. (a. u. d. X. MaConversion. Londr. 
1783. 8 Stambnil. eod. 12.) — Le Rubicon. s. 1, 1789, 8. (wird de 
Kerfaint zugefchr.) . 

%) &. Manuel, La police de Paris devoilde. (Paris an II.) 
T. L P. 23 8Q. 


21) Ther&se philosophe ou memoires pour servir & l’histoire 
de D. Dirrag et de Mlie. Eradicee. ä la Haye s. a. (1748.) IT. 8. 
Constantinople 87000. 12. Londr. s. a. 12. ib. 1785. 12. 3. 1. 1797. 18. 
Paris 1829. 12. Brux. 1830 12. u. Öft. (nah And. war d. Marquis 
d'Argens der Verf. u, d. Graf Caylus hatte bie Bilder dazu erfunden f. 
Barbier, Dict. d. anon. T. III. p. 322. Dagegen erfchien L’antitheröse 
ou Juliette philosophe, à la Haye, 1750. 8, u. Ialie philosophe ou 

ie bon patriote. s. 1. 1797, 11.12. 


22) ©. Revue retrosp. 1833. T. I. ur. 5. Aline et Valicour ou 
ie Roman philosophe, ecrit & la bastille un an avant la revolu- 
len. Paris 1795. VIII, 18, Justine ou les malheurs de la vertu. En 

1791. II. 8. Juliette ou la Suite de Justine. s. 1. 1796. 8. 
197. IV. 18. La nouvelle Justine au les malheurs de la vertu, sui- 
Ve de !’hist. de Juliette sa soear. en Holl. 1797. VI, (X.). 12. (a. d. 
Gämugtit. fickt: Oeuvres de Fr. de Sales.). 


$. 608. 


Wir fönnen, che wir zur Gefchichte deö modernen Romane 
ferigehen, den Sethos des Abbe Jean Terraſſon aus Lyon 
1670—1750) nidt unerwähnt laſſen, da berfelbe durd feine 
Auſſchlüſſe üͤder die fogenannten Aegypuſchen Myſterien befon- 


300 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


ders in ber Geſchichte der Freimaurerei ſeiner Zeit viel Sput 
angerichtet hat'), obwohl, er nichts weiter IR als eine Nad⸗ 
ahmung des langweiligen Telemaque des Francois de Sa; 
lignac de Ja Mothe Fenelon?) aus Fenelon (1651— 
1715), eines durch feinen Styl, der allerdings faſt epiſches 
Eolorit hat, biendenden Buches, das ſich aber eben fo wenig 
zur Lecture der Jugend eignet, ald mandje Jugendichriften, mit 
denen jet der Büchermarkt überfhwenmt wird. Ein weit ge 
lungeneres Phantafiefüd if dagegen Eazutte’8 Diable amon- 
reux°), denn feine Heldin Biondelta vereinigt wirklich alle 
Künfte der Berführung dermaßen in fib, daß ein Weib von biefer 
Art wirklich ein Fleiner Teufet fein muß. Indeſſen gebietet und 
jept der beichräntte Raum, den zweiten Abſchnitt vorzunehmen, 
der eigentlich zwei Klaffen von Arbeiten, nämlich die von rein moral 
ifcher und bie politifch»unmoralifher Tendenz umfaßt. Die lehtere 
Sattung hat in neuerer Zeit befonders burd, den Mann, ber vice 
Mängel des forialen Lebens und im Ganzen auch nicht gerabeu 
verwerflihe Mittel angegeben hat, um die Ungleichheit in 
der Vertheilung der menfhlihen Güter irgendwie erſetzen zu 
fonnen, duch Eugene Sue, einen Bertreter erhalten. Wir ber 
ginnen jedoch Hier mit der entgegengefegten Schule, welche vorzuͤg⸗ 
ih von einigen Damen, die befonders auch als Jugendſchrift⸗ 
ftelerinnen zu empfehlen find, aufrecht gehalten wurde. An ihrer 
Spitze flieht die einfige Erzieherin des jekigen Könige von 
Franfreid Madame Stephanie F. Ducref de St. Au: 
bin, Gräfin de Genlis (1746 — 1830) aus Champrere, 
der man leider mit Recht alzugroße Fruchtbarkeit vorgeworfen 
bat, obgleich einige ihrer Arbeiten, 3. ®. Adele et Theodore, 
Mademoiselle de Clermont, la duchesse de Valliere, le 
siege de la Rochelle, les petits &migres und les veillees 
du chäteau, nicht ohne Verdienſt find, und ihre Diners du ha- 
ron de Holbach, worin fie mit großem Gefchi die bedeutendſten 
Feinde des Throns und der Kirche aus der Revolutiongzelt redend ein» 
führt und fie mit ihren eigenen in ihren Schriften nievergelegten 
Maximen ſchlaͤgt, find eine äußerfi gelungene Satire auf diefe fchlechte 
Geſellſchaft und ein ehrenvolled Zeugniß für ihre eigene gute 
Srfinnung®),, Richt unbeliebt find die Romane "der früheren 


Franzoͤſtſche Poefie. Roman. 304 


Schauſpielerin Julie Candeilles) aus Paris (1707 — 
1834), ſowie einige der ſchon genannten Fuͤrſtin Salm⸗Diyck), 
wenn ſie auch nicht mit dem bleibenden Erfolge der allerdings 
der Jugend nicht geradezu zu empfehlenden Liebesgeſchichten der 
Madame Marie Joſephine Riſteau Eottin’) aus Ton⸗ 
neind (1773 — 1807), unter denen ich befonderd die Exiles 
en Siberle und Malvina hervorhebe, zu vergleichen find. Beffer, 
wiewohl hin und wieder etwas zu fentimental, find die Romane 
der Adele Filleul Madame de Souza (früher verehellhten 
de Flahaut), befonderd Adele de Senanges, worin fie ihre 
in einem Pariſer Klofter verlebte Jugend ſchildert, Charles et 
Marie und Eugene et Mathilde, in welchem lebteren Buche fe 
die Schrediniffe der Rewolutionszeit als Augenzeugin ſchildert?). Ins 
deſſen übertrifft, um von andern Schrifikellerinnen, wie der Gu e⸗ 
ward, Montolieu x. zu ſchweigen, alle dieſe Leiflungen in 
hohem Grade Anne Louife Germaine Reder, Baronin 
de Stasl⸗Holſtein aus Paris (1766—1817)°), der ber 
lanntlich ihr Baterland auch feine nähere Belanntfchaft mit 
Deutfhlande Literatur verdankt (l’ Allemagne 1813). Schon 
als Kind hatte fie dur ihre wipigen Antworten im Salon 
ihrer Mutter die beften Köpfe jener Zeit in Bewunderung ver 
fest, und als fie (1787) mit. ihren Briefen über Rouffeau 
bervortrat, zog fie alle Blide auf fi. Leider miſchte fid fi 
bad in politiſche Händel, und aud ihr moralifcher Leben 
wandel war nicht der befle, fo daß Niemand fi wunderte, ald 
fie (1802) in ihrer Delphine ganz In dem Sinne Rouſſeau's 
der Sittenlofigfelt und dem Selbimord das Wort redete, ohne, 
wie jener es in feiner Heloise thut, wenigſtens nod der reuigen 
Beſſerung Platz zu laſſen. Mittlerweile hatte fie dem gebieters 
Aigen Willen Rapoleon’d, dem fie mit Recht mißfallen hatte, 
weichen und fid zu einer längeren Reiſe nah Deutichland, wo 
fie mit Goethe befannt ward, und nad Italien entfchließen müflen, 
welches letztere bei ihr bie Corinne (1807), die fie nad der 
Inproviſatrice Corilla (+ 1805 in Bologna) gezeichnet haben 
fol, als Frucht feiner Einprüde hervorbrachte, ein Bud, das 
fiher eins der beften if, weldes je aus ber Feder einer Frau 
sefloffen tft, um fo mehr, als es troß bed etwas zweibeutigen 


2 


302 Franzoͤſiſche Poefie. Roman. 


Characters feiner Heldin nicht unmorallſch genannt werden kann. 
Ihre ſpaͤteren Schriften, befonders bie über die Franzoͤſiſche Re 
volution, und ihre Apologie ber Engliſchen Zufände find ſchwach. 
And die Romane der beiden Frauen Guizot's, der Baus 
line de Meulan (1773—1827) und der Elisa Dillon 
(1804—1833)'°), find durd die in ihnen liegende geſunde 
Moral befonders empfehlenswerth; Erftere aber iſt dur ihr claf 
ſiſches Werk über die häusliche Erziehung für die Literatur noch 
auf‘ andere Weiſe wichtig geworden. Eine mehr lare Moral 
findet fih in den verfchlenenen Romanen der Madame Sophie 
Ban), geb. Lavalette aus Baris (1776), befonders in 
Anatole und un mariage sous l’empire, wie bean 
auch die an fih mit vielem Gefühl gefchwebenen Romane ver 
Herzogin de Duras (1779—1829)) aus Breſt, Ourika 
und Edouard, durch die in ihnen ausgeführte falſch philanthro⸗ 
pifche Idee von der Ungleiähelt der Lebensverhältnifie und bes 
dadurch bedingten Unglüds einzelner Individuen, ohne ed zu wollen, 
der Moral ſchaden. Gewiſſermaßen auf ver lebten Grenze nad) ber 
unmoralifhen Seite bin Rechen die neueren Romane der Gräfln 
Dafh”) Leider IR aber ein ausgezeichnetes Talent durch 
ſchlechte Grundſaͤtze zum Berfechter der gottlofeften Emancipations⸗ 
ideen und zum Anfläger ber fociafen Infitutionen und bes von Goit 
eingefeßten Ehebundes geworben, ich meine nämlih die Baronin 
Dudevant, geborne Aurora Dupin (1804), welde ihre 
verberbliden,, durch das füße Gift der In ihnen liegenden Ber 
führung zu einem allgemeinen Autodafe zu verbammenden Bücher 
unter dem Namen George Sand), ſeit 1832 in bie 
Welt geſchleudert und trotz des nicht zu verkennenden gu⸗ 
ten Zwecks, manderli Mängel des  foctalen Lebens abs 
ſtellen zu wollen, durch gänzlihe Richtachtung ber gefell, 
ſchaftlichen Formen fehr viel Boͤſes angerichtet bat. Ihr 
Debut machte fie mit der Indiana, und dann Heß fie eine An⸗ 
zahl anderer Apologieen des Ehebruchs und bes Selbſtmords 
ganz nad) den Orundfägen des Gt. Simonismus folgen, unter 
denen Lelia (1833), dad NRonplusultra aller mögliden Ver⸗ 
brechen, zugleich au den Moraft der Sündhaftigfeit, in der fie 
ſelbſt zu loben fcheint, von feiner trügerifchen Moosdece befreit und of 


Framoͤfiſche Poeſie. Romen. 883 


fm zur Nachfolge einladet. Ganz in dewifelben Sinne find 
ale ihre folgenden Bücher geſchrieben, jedoh muß man denfels 
ben, von der wiflenfhaftlichen Seite betrachtet, eine ſehr Hohe 
Stelle in der Literatur einräumen und zugefichen, daß fie un, 
bedingt das bedeutendfle Genie unter alien Franzöfiſchen Romans 
förelbern befigt und ihren Werfen nur bie äußere Borm fehlt, 
um zu den bebeutendften lyriſchen Epopden gezählt werben zu 
Finnen, denn Alles if bei ihr Poeſie, und ihre Aufſaſſung ver 
Meinen pfochologifhen Nuancen iſt wnübertrefflih zu nennen. 
Leider Tann fh Madame Charles Reybaud, die früher uns 
ter dem Pfendonym Henriette D’Arnaup!) ſchrieb, nur an 
Lebendigkeit der Darftelung mit ihr meflen, und darum bat 
Ke ihr trotz ihres fonft gar nicht geringen Talents und ihrer 
moraliſchen Reinheit Feinen Eintrag thun Tönnen, wie denn das 
Safer uns Immer reigender ald die Tugend erfcheinen wird, 


1) Sethos, histoire ou vie tirde des monuments-anecdotes de 
Tancienue Egypte, trad. d’un ms. grec. Paris 1731. II. 12. 1767. 
IE 12. an ill. (1794.) H. 8. 1813. VL 8. u. öft. Deutfh. Bredl. 1777. 
Di 7a. U. 8. Uebr. ift Mozarts Zauberflöte dar. gen. f. Kloß Bibl. d. 

aur. Frkft. a. M. 1844. 8. p. 295. 


2) Le diable amoureux. Paris 1772. 8. u. öft. Deutfh: Der vers 
liebte Zeufel u. d. Lorb a, d. GStegreife. Epzg. 1838. 8, Ausz. in d. Bibl. 
d. Rom. an I. T. VII. p. 172 sq. 


3) ©. Querbeuf, Vie d. J., Paris 1787. 8. Vie nouvelle. ib. 1788. 
8. Hist. de la vie et d. ouvr. de F. Amst. 1727. 8. Nouvelle hist. 
de F. publ. d’apr. s. ordre, à la Haye 1747. 8. 8. 8. v. Bauffet, £es 
benögefh. 5. n. Drig. Handſchr. a. d, Franz. (Paris 1809. IIL 8.) v. Ms 
. ®ürzb. 1811. 8. de JaHarpe, El. d. F. Paris 1771. 8. Beuchot, 
ot. s. F, Paris 1829. 8, Yillemain, Mel. T. I. p. 376 sq. Lardner 
T, I. p. 329 sg. Nisard in d. Rev. d. deux mond. 1846. T. XIT. 
pP. %5—1006. Oeuvres, publ, d’apr. les mss. orig. et les dd. 1. pl. 
wrr. Paris 182024. SKI. 8, (Dazu Correspondance de F. publ, p. 
prem. f. p. Caron. Paris 1827—29. XI.8. Hist. d. F. comp. 8. 1. 
ms. orig. p. 1. card. de Bausset. Ed. III, Versaill. 1817. IV. 8. u. 
Suppl. aux. hist. de Bossuet et d. F. p.M. de Bausset, p. Tabaraud. 
Parıs 1822. 8.) Besangon 1834. xxvıh 8. prec. d’etud. 5. sa vie p. 
Aimé Martin. Paris 1335. (1838.) III. 4. av. une not. p. Villemaın, 
ıb, 1885. VI. 8. — Suite du quatrieme livre de l’Odyssee d’Homödre 
ou les avantures de Télémaque, fils d’Ulyuse. Paris 1699. 12. (anos 
2») Les avantures de Tel. p. de la Mothe Fenelon. Paris 1717. 
U 12, av. d. rem. Rotterd. 1749. 1725. Amst. 1728. 12. Londr.1719. 
IL 12. av. d. not. Paris 1730. 4. Amst. 1734. 4. ear, d. imitat. d. 
1183, II. 4, 1785. II. 4 enr. d. var. d. not. cr.; et de l’kist. d. div. 
ed. de ce livre p. Bosgnillon. ib. an VII. (1799.) 11.18. eur. d'une 
Bel. p. Feletz, de xrel. s. Tel. d. var. etc. ib. 1810. IL 4. coll. =. 1. 
Rss. augm. d. var, p. Adry: ih. 1811. U, 8. Parme 1912, II, fol. 


904 Branzöfiiche Poeſie. Roman: 


suiv. d. avent. d’Aristonous. pr&c. d’une not. p. Vilemain, Paris 
1824. II. 8. p. la De: f, conf. au ms. antogr. Paris 1 F 8. 
av. d. not. crit, et ge . Boissonnade. Parıs 1824. II. Lyon 
182. ul. 8. Töilmages yglotte Paris 1837. 4. (Aus. in db. Bibi, 
. R: 1775. sophr dei — ueb. Marivaur's Traveſtie 
ob. 4 7. Sonſt erſchien 10% ang Le Tel&maque spirituel. Paris 
169. 8.) Deutih m. Anm. v. Drcigen. Aachen 1832. 1837. 8. v. Fink. 
Stuttg. "as. 16. ©. a. Mag. f. d. Litt. d. A. 1840. ar. 155. 1845. nr. 111. 


4) ©. L. de Bevelingen, * de 6. en: miniatare ou abr. cr. 
de s. mem. Paris 1826 Mag. f. d. Lit. b. Uusl. 1837. ar. 108. 
— Addle et Th£odore. Paris 1782. III. 8. Les veillees du chäteau. 
ib. 1784. In. 8 . Contes moraux et nouvelles. ib. 1802-3. VI. 12. 
La duchesse de la Valliöre. ib. 1804. II, 12. Les chevaliers du cygne 
ou la cour de Charlemagne, ib. 1795. III. 8. Les mères rivales om 
la calomnie. ib. 1800. TV.8. Alphonsine ou la Tendresse maternelle. 
ib. 1806. II. 8. Le Siöge dela Rochelle. ib. 1808. 8. Belisaire. ib, 
4808. 8. Albhonse ou ie fils naturel. ib. 1809, II. 12. Madem. de la 
Fayetto ou le siöcle de Louis XIII. ib. 1813. II. 12. Les Parvenus. 
ib. 1819. II. 8. Thertsina. ib. 1826. 12. Laurette et Julia. ib. 1836. 
8. Athednais. ib, 1832. 18. Ara ſ. Klein. Rom. u. Graähl. a. d. Ir. 
d. Th. Hell. Span. 1817—20. XVL 8. Seh, be. 9. be la Val. ebd. 1808. 

II. 8. Thereſina. Quedlinb. 1828. 8. ya . 2a Fapette. —T 1810. II. 8 
Aipbonft ne. pzg. 1806. III. 8. Mor. Nov. u. Erz. Hamb. 1803-6. V. 8. 


5) Lydie ou les mariages manqués. Paris 1819. u Au Blanche 
d’Evreux. ou le prisonnier de Gisors. ib. 1823. II. A ade 
France. ib. 1821. III. 12. Bathilde, reine de Frauce, ib 41814. IE. 8. 
Geneviöve ou le hameau. ib. 1822, 12, 


6) Vingt- quatre heures d’une femme sensible. Phris 1824. 8, 
Ed. In. ib. 1817. 8 


M S. Mog. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. nr. 66. 1841. nr. 106. Oeurr. 
Paris 1800. 1817. 1820. V. 8. Claire d’Albe. Paris 1799. 12. Malvina,. 
ib. 1801. IV. 12. (Deutſch. Bet aa m. 12). Amdlie de Mansfield. 
ib. 1804. III. 12. Mathilde. ib VI. 12. ( ‚Göln. 1805. 12. 
ie 1806 -7. IV, 8.) Elisabeth ou les el en iberie. ib. 1806. 

(Deutic. kpzg. u 8. Stuttg. 1839. 12. Grefeld 1843. 12.) 


femme S. wg f. d. Lit. d. Aust. 1837. nr. 65. St. Beuve Portr. d. 
Fl Adale de Senange ou lettres de Lord Sydenham. 
Ser * eutſch. Stuttg. 1795. 8.) Charles et Marie. ib. 1802, 


12. Eu ne 5 Rothelin. ib. 1808. II, 12. (Beutfeh. Hamb. 1808. 10 
II. 8) Eugenie et Mathilde. ib. 1811. III. 12. La comtesse de Tar. 
ib. 1822. IV. 12. (Eypag. 182. I . 8.) Mad. de Tournon. ib. 18%. 

12. Emilie et Alphonse, ib . 179, IL. 12. 


9) S. Mag.f.b. Lit, d. Ausl. 1832. nr. 77.1835. nr. 113. 1836. nr. 150. 
1837. nr. 63. 1842. nr. 101. 1846.22. Zeitgenofj. V. Abth. 2 St. p. Ing. 
Necker de Saussure s. le charact. et l. ts de M. de sr Paris 
1809. 8. Deutich v. Säteger. € Straßb. 1820 8. Lardner Tl. p- 296 nq. 
St. Beuve a. a. O. p. 

8. (Deutich v. Stompedl. Berl. 18034. V. 8. dv. Blei. pꝛs. 1829. III. 

8.) Corinne ou !’Italie. Paris 1807. III. 12. Ed. XV. Paris 1838. 8. 
(Deutih v. D. Schlegel. Berl. 1807. 1822. IV. 8. v. Gleich. Lpıg. 1827. IV. 
8) Deutſchland. a. d. Franz. Bert, 1814, 1 8. 


Delphine. Paris 1803. IV.12. 1820. III. 


Tranzöfifcbe Poeſie. Roman. 305 


10) @. St. Beuve,Portr. d. femm. p. 18659. BI. f. d.2it. d. Ausl. 
IR3B. p. 151 29. Les contradictions. Paris 1799. 12. La chapelle 
€. = ib. 17%. V. 12. L’ecolier on Raoul et Victor. ib. 1821. 
IY. 12. Une famille. ib. 1823. U. 12. — Essais. Paris. 1833. 8. 

11) Leonie de Montbreuse. Paris 1803. IT. 12. Anatole. ib. 18'5, 
i?. Un mariage sous l’empire. ib. 1832. 11. 8. Souvenirs d'une vieille 
iemme. ib. 1834. 8 La duachesse de Chäteauroux. ib. 1834. II. 8. 
La comtesse d’&gmont. ib. 1846. II. 8. 

12) &. St. Beave a. a. D. p. 41 sg. Ourika. Paris 1824. 8. 
(Deutſch. Frantf. 1824. 16.) Edouard. ib. 1825. 12. (Deutſch. Straßb. 
1825. 12. Sotha 18236. 12.) 

13) Le jeu de la reine. Brux. 1836. 11. 12. Mad. Lonise de 
France. ib. 1840. Mad. de la Sabliere. ib. 1840. La maryuise de 
Parab£re. ib. 1842. II. 13. Les bals masgqnes. ib. 1842. Il. Un 
mari. ib. 1843. Maurice Robert. ib. 5843. Le comte de Sombreuil. 
ib. 1843. II. Le chäteau de Pinon ib. 1843. Il. Les chäteaux en 
Afrique. ib. 184. II. La poudre et la neige. 1844. II. Hist. d'un 
eurs. ib. 1845. il. Arabelle. ib. 1845. II. La princesse de Conti. 
ib. 1846. 11. 12. 

13) ©. Planche Portr. litt. T. IT. p. 1 sq. Mag. f. d. Lit. d. Aust, 
1835. nor. 100. 1846. nr. 69. 138 sq. 1837. nr. 9.2. 1843. ar. 37. 61. 
1844. or. 1. 30. 88. 31. f. d Eit. d. Ausl. 1836. p.223 sq. 2 sq. 1837, 
p. 361 sq. 1839. p. 197. 1838. p. 65. 97 sq. 402 sq. 1840. p 105. 
541 sq. St Reure, Nonv. Portr. litt. T. 11. p. 9 sq. NRuge, 
Schriften (Mannh. 1846) Bd. II. p. 353 sq. — Valentine, Paris 
1832. 11. 8. Indiana ib. 1832. 8. Lella. ib. 1833. II. 8. Le secretaire 
iatime. ib. 1833. Jl. 8. Jacques. ib. 1834. II. 8. Simon. ib. 1836. 8, 
Rose et Blauche. ib. 1833. IL, 8. Leone Leoni. ib, 1835. 8. Andre, 
ib. 1845. 8. Mauprat 1837. II. 8. La derniere Aldini. ib. 1838. L’Us- 
esque. ib. 1838. Spiridion. ib, 1839. Gabriel, roman dialogue. ib, 
1839. Pauline. ib. 1840. Les Missisipiens. ib. 1840. Cosima ou la 
haine dans l’amour. ib. 1840. Le compagnon du tour de France. 
ib. 1841. Il. Un hiver au milieu de l'Europe. ib. 1841. Horace 1842. 
1. Consuelo. ib. 1842. Vi. Melchior suiv. de Mouny Robin 1842. 
Jean Ziska. ib. 1843. La comtesse de Rudolstadt. ib. 1843. III. 
Jeanne, suivi de Procope le grand. ib. 1844. Le meunier d’Angi- 
baulı. ıb. 1845. 111. Isidora. ib. 1845. Teverino. ib. 1845. Le pechs 
de Mr. Antoine. ib. 1846. II. La mare du diable. ib. 1846. 8. Sämmtl. 
Berke. Deutich v. Elliffen. pzg. 1843 aq. 16. f. a. Rev. Indep. 1846. 
T, 111. p. iI6i sq. ' 

15) Aventures d’un renegat espagnel. Paris 1836. V. 8. Le châ- 
team de St. Germain. ib. 1836. Il. 8. Eiys de Sault. ib. 1838. II. 8. 
Deux àâà deux. ib. 1837. Il. 8. Marie. 1543. Gabrielle. ib 1833. Dona 
Mariana. ib. 1844. Geraldine. ib. 1844. II. Les deux Marguerites, 
ib. 1845. Pierre Mouton. ib. 1844. II. Edonard Mongeron, ıb. 1846. 
IV. 8. Ausgew. Rom. a. d. Kranz. v. Friederich. Brest. 1838— 40. XII. 
16. Ueb. einz. Web. f. Engelmann. Bibl. d. ſchoͤn. Wiſſ. Bd. IE. p. 25. 


sg. 371. 
§. 606, 
Unter den Romanfchreibern des 19ten Jahrhunderts, die 
ſich rein von den Schlacken der Unmoralität erhalten haben, 
fehlte Duccay Dumenil!) aus Paris (1761 — 1819) 


obenan fliehen, denn feine 23 Romane find eigentlich wur 
Größe, Handduch d. Literärgeiichte. III. 80 


306 Stanzöfifche Poeſie. Roman. 


für die Jugend gefhrieben, allen dennoch iſt er zuweilen wicht 
gefahrlos für den Eharacter derfelben, fo daß ih Jean Fieé⸗ 
vée aus Barte (1770), den Grafen Xavier de 
Maiftre?) aus Chambery (geb. 1775), deſſen Voyage autom 
de ma chambre und le lepreux de la cit& d’Aoste durch 
ihre Einſachheit befonderd anfpreien, und Louis Ant. Fr. 
de Marchangyy aus Clamech (1782 — 1826), bein 
Tristan le voyageur nur etwas zu gefünftelt iſt, in vie 
fer Hinfiht weit vorziehen möchte. Bei weiten aber übe 
trifft alle Genannten an Erhabenhelt der Phantafle, wahrhaft 
poetiſchem Talent und Tiefe des Gefühle Frangois Augufe 
de Chateaubriand?) aus Et. Malo (geb. 1769), und nur 
dad Cine möchte ih an Bene und Atala, Epiſoden aus 
feinen Natchez tadeln, daß das melancholiſche Element allzu 
ſehr überwiegend iſt und das tragifhe Ende feiner Helden un⸗ 
befriedigt läßt und gewiffermaßen mit einer Art von Unzufriedenheit 
gegen die göttliche Vorſehung erfüllt. Eine eben fo ungemefs 
fene Phantafie fann man dem Vicomte d’Arlincourt‘) aus 
Merantris (1789) nicht abſprechen, nur daß dieſe ung hier nicht fo vers 
fährt, und aufihren Flügeln in das Gebiet der Träume forttragen zu lafs 
fen, fondern fie betäubt und ermuͤdet uns (3. B. im Benegat), und 
nur erft, ſeitdem er fid auf den politiſchen Roman geworfen 
(Artevelde), ift er mit mehr Geſchmack verfahren. Welt anges 
nehmer und eigentlih aud reiner if, um ben Bielfchreiber 
Etienne Leon de la Mothe Langon aud Montpellier 
(1790) nikt gu erwähnen’), die Unterhaltung, welche 
Charles Nodier’s°), des befannten Bibliophilen aus Be 
faneon (1783 — 1844) Erzählungen, wie Therese Aubert, 
le peintre de Salzbourg, le proscrit 3. gewähren; es fpie- 
gelt fih In ihnen iene edle Seele ab, welche fh ihr Ber 
fafier bi8 an das Ende feines allem Guten und Edeln geweih⸗ 
ten Lebens bewahrt hatte. Ungefähr daſſelbe fann man ven ben 
Novellen des jovidlen Aeſthetikes Rudolph Töpffer) aus 
Genf (1799— 1846) fagen, der ja den Heinen Leuten dur koͤſt⸗ 
liche Bilderromane, histoire de Mr. Jabot, de Mr. Cre- 
pin, du Dr. Festus x. fo werth geworden iſt und fi 
auch als feiner Humoriſt durch feine Voyages en Zig- Zug 


Seanzöfifche Dorfle. Roman. 807 


ige. Der pſeudonyme Bavarnt!!) (Chevalier) würde als 
Eütenmaler, 3. B. in feinen Griseties de Paris, hier unbe 
dingt einen Play finden müflen, ebenfo wie Louis Reybaud, 
ver in feinem Jeröme Paturot à la recherche d’une position 
socisle (1843) ziemlich diefelbe Tendenz verfolgte, wie Nodier 
in feinem Peintre de Salzbourg, Proscrit und Essai d’un 
jene Barde, nämlid die Ausgleichung der Ungleichheit der 
ſocialen Berhältniffe, wenn man bei ihm nicht immer den Pferde⸗ 
ſaß des Mephifopheled unter dem Mantel des Sophiſten bervors 
Kimmern fähe, obgleich aufder andern Seite feine Abficht, die ſocialiſti⸗ 
ſchen Träumereien, unterdenenwir Gabet’8 Voyage en Icarienen» 
nen, zu zerſtoͤren, anzuerfennen if. Auch Guſtave Drouineau‘!) 
ans La Nochelle gehört in die Klaſſe der moraliſchen Schriftfieller, 
denn feine Abſicht, einem purificirten Chriſtenthume durch feine 
Büter bei feinen Lefern Eingang zu verfchaffen, iſt ehrenwerth; 
leider find aber feine Reuchriſten nur ganz hübſche Gebilde, 
die aber in der Praxis ungeſchickt, wenn nicht lächerlich erſchei⸗ 
won, weshalb ih Adolph Monod’s') Tendenzroman, Lu- 
ale, bei weitem über fie file, da es dieſem gelungen if, 
bie unendlihe Kraft und den Trof, welchen und das Lefen ber 
Bibel gewährt, fogar Leuten anfchaulih zu maden, die oft 
bios aus falicher Scham elenden Bibelgegnern folgten und dieſes heilige 
Bub mit dem Ruͤcken anſahen. Weniger möhte ih St. Beuve’s 
Velupte (1834) empfehlen, worin er zwar auf das Rührendite 
nabgewieien bat, wie die Woluft alle edlen Gefühle des Men⸗ 
fen vernichtet, allein dadurch, daß er feinen Roue endlih noch 
Belefer werden und einen Hafen gegen das böfe Gewiſſen fin 
den fäßt, einen Mißgriff begeht. Auh Saintine’s Picciola, 
worin jene wunderbare Liebe eined Gefangenen zu einem kleinen 
Binhen (Picciola) auf das Erhebenſte und unter Einflech⸗ 
lung der zarteſten Reflerionen geſchildert wird, würde noch mehr 
Gindrut machen, wenn fie für einen fo geringen Stoff nicht 
-# lang wäre'?). Unter den hiſtoriſchen Romanen find nur wenige 
von unmoraliſcher Tendenz; ganz rein, wie 58. Baftoret’ 8, 
darginets"), Narciffe Achilles de Salvandy!%) 
m Condom (1792), Baul de Muffet’8'), Mesnard’s), 
Alfred de Bigny’e'),Prosper Rerimecö ), der Prin⸗ 
20 


. 308 Stanzöfifche Poeſie. Roman. 


zeſſn von Craon?), der Graͤfſin Choiſeul Bouffter®) 
und Biter’8?), deſſen dramatiſirter hiſtoriſcher Roman muſterhaft 
zu nennen iſt. Leider huldigt die Mehrzahl höchſt verwerflichen 
Abſichten und waͤlzt ſich abſichtlich im Kothe und Blute herum 
(Iitterature de boue et de sang). Die Anzahl dieſer hier mu 
nennenden Romantifer iſt faft Legion und darum fünnen wir nur 
die bedeutendſten hernorheben, fo Alphonſe Royer’), Paul 
Lacroir?), der bekannter unter dem Namen P. L. Jacob 
bibliophile ifl, aus Baris (1806) und Frederic Soulie®) 
aus Foir (geb. 1800), die ihre Stoffe befonderd der Borzelt 
Sranfreih® entlehnten, fowie Bictor Hugo”), deſſen Notre 
dame de Paris fo fchwerfällig betäubend auf unfere Sinne 
wirft, wie der alte Gothiſche Eteinfolof, von dem diefer Ro 
man den Namen hat, um fo mehr, als die Art und Weiſe, 
wie ter fhändlihe Phöbus mit ver Liebenden Hingebung Es⸗ 
meralda’8 fyielt und wieder die wahnfinnige Liebe Quaſimodo's 
zu der lieblichen Zigeunerin und wahrhaftes Entfehen, wenn aud 
Bewunderung vor dem großartigen Bhantafiegebilde, dem eo aber 
durdaus an innerer Wahrheit fehlt, einflößt. Außer den ger 
nannten Romanfchreibern müflen wir nun nod einige bedeutende 
Talente hervorheben, die befonderd aus dem Familienleben ihre 
Stoffe gemählt Haben, dabei aber durdigängig eine und biefelbe 
Tendenz, d. h. Vernichtung der Religion, Tugend und der jebt 
beftehenden focialen VBerhältniffe, mehr oder weniger vor Augen 
haben. An ihre Spipe gehört der mit großem komiſchen Ta, 
Iente begabte, aber hoͤchſt gefährlihe Bulllaume Charles 
Antoine Pigault Lebrun?) (17535 — 1835) aus Enlale, 
weit er, obgleich felbft ein vortreffliker Menſch, der allerdings 
auch in feinen Romanen den Lafterhaften ſtets auf die Galeere 
oder an den Galgen fendet, dennoh überall Heuchelet wit 
tert, die Religion und ihre Diener allzuhäufig angreift und 
ein gewiſſes boshafted Vergnügen daran findet, die Natur in 
ihrer größten Niebrigfeit abzumalen. Biel weiter geht aber 
noch Charles Baul de Rod”) aus Paſſy (geb. 1795), der 
Sreund und getreue PBortraitmaler der Pariſer Grifetten umd 
Bummler und darum auch in Deutfhland zwar ein geiſtreicherer, 
aber auch ſchaͤdlicherer Erſatz für weiland Elauren, er, ber alles 


Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 309 


Heilige in den Staub herabzieht, die Tugend und Religion 
blos erwähnt, um einige ſchlechte Wige anzubringen, und 'nur 
an Schlechtigkeit und Sittenverderbniß glaubt, weil er leider bei 
feinen Helden und Heldinnen nichts Beſſeres gefehen hat. Auch 
Gtiienne Pierre de Senancourt”) aus Paris (geb. 
1770) bat in feinem Obermann ein gefährlides Syflem des 
Ripitismus gegeben und gezeigt, wie eine durh das Studium 
der deftructiven Lehren eines Malebranche, Helvetius, Diverot, 
Rouffeau, Boltaire ꝛc. verbildete Seele in melancholiſcher Bers 
jweillung ewig in ber Irre herumgezerrt wird, und und in nuce 
en Bild der Innern Zerrifienheit unferer modernen Religions⸗ 
md Welrverbeflerer, die Alles negiren und anflatt des Pofitiven 
und nur den Molod des Egoismus und des Wohllebens hinftellen, 
gegeben. Eben fo ſchaͤdliche Grundfäge verfolgen die Romane 


ves Chevalier Louis Nlerandre Ceſar de Beyle aus Crew 


noble (1776), derunter dem Namen de Stendhal?!) fchreibt, deſſen 
Roman Je rouge et le noir al& erfler Coder jefuitifcher Theorieen 
gelten Tann, obgleich fein Verfaſſer ultraradical if. Auch der 
berühmte Fenilietonif ded Journal des debats Jules Jar 
nin?) aus St. Etienne (1804) hat früher feine gavandte Feder 
und glänzende Phantaſie den ſchlechteſten Sujets gewidmet; dabei 


ſind mehrere feiner Bücher, wie 1a confession, P’äne mort et 
I femme guillotinede, Barnave bei einzelnen vortreffliden Stel 
In geradezu verfehlt, denn es fehlt ihnen Kopf und Schwanz, 
und der Lefer legt fie unbefriedigt und geärgert aus der Hand. 


In dieſelbe Eategorie gehört jener Iiterarifche Proteus, Michel 
Raymond, unter deflen Namen fh Michel Maffon”) 
(ga Michel Benoit Gaudichot aus Parts, geb. 
1800), Raymond Bruder, Leon Gozlan aus Mar 
felße (geb. 1806) und Auguſte Luchet verbargen, der Des 
molrat Henri de Latouhe*), der Nahahmer Sterne's Als 
Phonfe Karr?”), veffen berühmter Roman, sous les tilleuls, 
eine Mpologie der raffinirteſten Rachſucht giebt, und endlich 
Honore Balzac”) aus Tourd (geb. 1799), der Sitten⸗ 


naler par excellence der modernen Geſellſchaft und des Privat⸗ 
 ens in allen Ständen, aber darum auch für alle Stände 


gleich gefährlich; denn troßdem, Daß er nur die fchlechten und 


310 Franzoͤſiſche Poeſte. Roman. 


verderbten Charactere aller Klaſſen ſtudiert zu haben ſcheint, hat 
er doch ſeine einſt an die Familienmuͤtter geſtellte Aufforderung, ſeine 
Buͤcher von ihnen ſelbſt in die Hände ihrer Töchter gegeben zu 
fehen, erreicht; die vornehme Welt, die ſcheinbar P. de Kod 
wegen feiner ſchlechten Tendenzen, die er wenigſtens offen zur 
Schau trägt, nicht kennt, verſchlingt feine nur anſtaͤndiger gefchriebenen, 
aber ebenfo unmoralifhen Bücher, denn nur wenige, wie Eugenie 
Grandet, C. Birotteau und le pere Goriot find Bilder Franzoͤſiſchen 
Stilllebens im Holländifhen Geſchmacke und nicht durch unſitiliche 
Epifoden geſchaͤndet, feine Gemälde des Pariſer Lebens dagegen find 
gar mit dem Talente eines Callot und Hoffmann entworfen, 
aber auch wahrhafte Reifebüher und Wegweiſer zur Sünde. Die 
Büder Jules Sandeau’6”) kann man daraus beur⸗ 
thellen, daß er anfangs mit der Madame Georges Sand in 
Compagnie arbeitete, und Touchard Lafoffe”), einen cyni⸗ 
ſchen Republikaner erfier Sorte, der übrigens den talentvollen 
Louis Benott Picard) aus Baris (1769 —1828) we 
‚ nigfiens in dem Tone, den diefer in feinem Gilblas de la re- 
volation anſchlaͤgt, nicht ohne Geſchick nachzuahmen verfucht hat, 
erwähne ih nur, um vor ihm zu warnen. Sch babe mir fe 
doch den bedeutendfien Romantifer Frankreichs bis zuletzt aufge 
fpart, nämlih Eugene Sue") aus Paris (1804), der zugleich 
feinem Baterlande durch feine Seeromane (Plik et Plok, le salas 
mandre, la vigie de Koat- Ven und Atar Gull) ein zweiter Cooper 
geworden if, nahdem er übrigen die Geſchichte der Franzoͤfi⸗ 
hen Marine mit einem Talente gefchrieben hatte, das 
nur ein Mann von Fach wie er, der lange Zeit zur See ge 
lebt und viele fremde Länder beſucht hatte, bedurfte, um im 
treuer Darſtelung der Scenerle Trefflihes zu leiten. Allen 
er bat einen großen Fehler: bei ihm find alle Menfhen mehr 
oder weniger fchleht, und nur wenn fie dieß find, gebt es ihnen 
gut, Die Tugend allein iſt unglüdlih. Die tritt auf aus 
feinen fpäteren Romanen, worin er die ſocialen Zuflände ber 
Jetztwelt ſchildert, mehr oder weniger hervor, und nur in einigen 
biftorifgen der früheren Zelt, 3. B. Latreaumont, aventures 
d’Heroule Hardi x. triumphirt das Lafter nicht, wohl aber 
(im letzteren) die Dummheit und Feigheit. Anerbennenswerih 


Sranzöfifche Poeſie. Roman. 211 


IR es, daß er in feinen Mystäres de Paris, zwar mit Ueber 
treibung, aber theilweiſe übergeugender Wahrheit das Elend und die 
Schlechtigkeit des Barifer niedern Klafien dargeftellt und dabei auf 
die Berderbtheit der höheren hinzumelfen nicht vergeffen, daß er in 
feinem Juif errant die geheimen Fäden ans Licht gezogar, mit 
denen Jeſuitiſche Umtriche einen großen Theil Europas ums 
foinnen, in der Mathilde die Verderbtheit des heutigen jungen 
Adels und endlih im Martin, l'enfant trouve, die Herzlofigkeit 
der Selvarifiocratie und großen Grundbeſitzer und das Elend 
der armen Bauern x. offen harzulegen gewagt, Übrigens aud im 
feinem Juif errant welt beffere Mittel zur Abhilfe der drohen, 
ven Schreckniſſe des Pauperismus angegeben hat, ald man von 
einem Romane erwarten follte. Allein da, weiler einen ſchlechten 
Prieſter kannte, nun alle bet ihm fchlecht find, und weil, wenn einige gute 
Proletarier, was nicht felten iſt, exiſtiren, nun alle Tugend» 
beiden fein follen ꝛc., iR feine Theorie unhaltbar und find feine Buͤ⸗ 
der gefährlich umd tadelnswerih. Weit unter ihm, fowohl an 
Darſtellungsgabe, als an poetifhem Talent, ſteht fen Nebenbuhler 
Alexandre Dumas"), der die Romane wahrhaft aus dem 
Sermel fhüttelt und, ohne das Berbinfi zu Haben, fodalen 
Hebefkänden abhelfen zu wollen, nur ſchlechte Sitten verbreiten 
bilft, aber, weil er die Aufmerkfamfeit gehörig fpannt, ben Lefer 
bei feinen vielen Bänden doc nicht ermüdet, fondern immer wieder 
son Neuem anzieht. Ein zweiter Rebenbuhler Sue's, Paul 
Seval*), hat die Erwartungen, die er, unter dem Ramen Trole 
loy verlappt, in feinen Geheimniſſen von London, die theilwelfe 
langweilig find, erregte, nicht entſprochen, denn fein neuefter Roman, 
le fils du diable, ift dad NRonplusultra des unwahrſchein⸗ 
Hafen Unſinns und der widerwärtigfen Greuel, ein Achter Ro⸗ 
man, aus boue und sang zuſammengeſetzt, und kaum werth, 


in Wachſtuben gefunden zu werden. 

1) Les petits orphelins du hameau. Paris 1800. IV. 12. Le pe- 
tit carilloneur. ib. 1809. IV. 12. Mad. de Valnoir ou l’ecole ' 
familles. ib. 1815. IV. 12. u. viele and. f. E. 6. Revue des romans, 
Paris 1829; T. I. p. 1%. 

2) La dot de Suzette. ‚Parks 1798.12. Frederic. ib. 1799, II, 1%. 
Six nonvelles. ib. 1803. II. 12. 


BR; Vo autour de ma chambre, suivie da lepreux de la 
w d’Aoste, Paris 1812, 12. Expedition nocturne autour de ma 


312 Franzoͤſiſche Poeſie. Roman. 


chambre. ib. 1824, 18, Les prisonniers da Caucase. ib. 1815... 18. 
La jeune Siberienne, m. d. vor. Oeuvr. compl. Brux. 1829, Il. 18. 
u. oͤft. ſ. BL. ſ. d. Lit. d. Ausl. 1839. p. 297. . 

4) Tristan le voyageur ou la France au XIVe siècle. Paris 1825.VT. 8. 

5) ©. Mag. f. d. Lit. d. Auel. 1833. nr. 6. 1837. nr. 45. 1845. mr. 
83. Blatt. f d. Lit. d. Ausl. 1836. p. 309 sq. 1839. p. 279 ad. Dus- 
ssulx Ann. litt. T. III. p. 189 sq. St. Beuve in db. Rev. d. deux 
mond. 1835. T. I. Mars. u. Nouv. Portr. litt. T. II. p.5 sq. Oeuvres, 
Paris 1826 2q. XXXI. 8. 1829-31. XX. 8. 1R4—38. XXXII. 8.1839, 
V. 4. Bruxell. 1830. XxXU. 32. Werte deutih. Freiburg 1827 sq. 
LXVI. 16. Ausgew. W. überf. v. Kurg. Ulm 1844. XXI. 16. 


6) Le solitaire. Paris 1821. 8. 1825. II. 12. Le renegat. ib, 1822. 
IT. 8. Ipsiboe. ib. 1823. II. 8. 1,’etrangere. ib. 1825. II. 8. Les re- 
helles sous Charles V. ib. 183’. III. 8. Les &corcheurs, ib. 1833. 
II. 8. Ismalie. ib. 1828. II. 5. Le Brasseur- Roi. ib. 1833. I. 8. Le 
double regne. ib. 1836. II. &. L'herhagère. ib. 1837. II. 8. Les trois 
Chäteaux. ib. 1840. II. 8. Ida et Nathalie, ib. 1842. Il. 8. Le pdle- 
rin. ib. 1842. II. 8. Les anneaux d’une chaine. ib. 1844 II. 8. 


7) Le Vampire. Paris 1824. III. 12. Bonaparte et le Doge. ib. 
1837. 11. 8. ©. Rev. d. Rom. T. II. p. 27 sq. 


8) ©. Planche Portr. litt. T. I. p. 137 sq. St. Beure Portr. litt. 
T. I. p. 3560 sq. Mag. f d. Eit. d. Aust. 1835. mr. 65. 1832. ar. 15 
1837. nr. 68. 16544. ur. 26. — Oeuvres. Brux. 1832—37. XII. 18. 


9) Voyages en Zig-Zag. Paris 1845. 4. Nourvelles Genevoises., 
Paris 1 5 u, öft. BE 


10) Oeuvres. Paris 1845 sq. I—TII. 4. 


11) Erneste on les Travers da siöcle. Paris 1729, V. 12. Le 
ananuscrit vert. ib. 1831. II. 8. Resignee. ib. 1832. II. 8. Les em- 
1uagen. ib. 1833. 8. Confessions podtiques. ib. 1833. & L’ironie. ib. 


12) Lucile ou la lecture de la bible. Paris 1846. Ed. I. 8. 


13) Jonathan le visionnaire. Paris 1825. II. 12. Une maitresse 
de Lonis XIII. ib. 1834—35. II. 8. Picciola. 1836. ib. 8. Le mutile. 
ib. 1832. 8. Un roman en voyage. ib. 1841. 8. Un rossignol pris au 
trebuchet, ib. 1843, 8. Hist. de la belle cordiere et de ses trois 
amoureux. ib. 1844, II. 8. Leonard !e cocher. ib. 1844. 8. L’esclave 
occher. ib. 1844. 8. L’esclave du pacha. ib. 1825. 8. 


14) Le duc de Guise à Naples. Paris 1824. 8. Raoul de Pelleve. 


3 1834. II. 8. Claire Catalouzı ou la Corse en 1736. Paris 1838. 


15) Les montagnardes, trad. Dauphinoises. Paris 1826. IH. 12. 
Drroniques imperiales. ib. 1833—34. 1]. 8. Les Heberard. ib. 1837. 
+ “ u. [2 


16) Don Alonzo ou l’Espagne. Paris 1%24. IV. 8. Natalie. ib. 
1833. 8, Corisandre de Mauleon, ib, 1835. IL 8, \ 


17) (La confession d’un enfant du sidcle. Paris 1886. II. 8. iſt 
von Alfred de Muffet) Anna Boleyn. ib. 1837. II. 8. Le Secret 
de Javotte, suivie de Pierre et Camille. ib. 18%. 8. Lauzun. ib, 
1835. II. 8. La töte et le coeur. ib. 1834. 8. Femmes de la nce. 
ib. 1841. 8. La Sicile, Näples et Gönes en 1843. ib. 1844. 11. 8. u.%. 


Branzöfifche Poeſie. Roman. 313 
18) Pen Mareb. Phris 1834. 8. Le champ des martyrs. ib. 1837. 


19) Cing-Mars. Paris 1827. IV. 8. Stello ou les diables bieus. 
ib. 1836. 8. 


2%) La Jacquerie. Paris 1828. 8. Chronique du temps de Charles 
IX. ib. 1829. 8. Mosaique. ib. 1838. 8. La double meprise. ib. 1833. 
8. Colomba. 1840. ib. 8. f. Planche T. I. p. 211 sq. Mag. f. db. kit. 
d. Aust. 1837. ar. 68. — Werke. Deutfh. Etuttg. 1846. VII. 12. 


21) Thomas Morus. Paris Ed. IIl. 1834. II. 8. Henry Percy. ib. 
1835. II. 8. Le siege d’Orleans 1429. ib. 1843. IV. 8. 


22) Vladislas Jagellon et Hedwige. Paris 1823. 11. 12. Barbe 
Radziwil. ib. 1820. 11. 12. Le nain politique. ib. 1826. IV. 12. 


23) Les barricades. Paris 1826. 8. 


24) Les mauvais gargons. Paris 1830. II. 8, (Aug. Barbier 
hatte mitgearb.) Manuel et Pucinella et Phomine aux Madones. ib. 
1834. 8. Venezia la bella. ib. 1834. II. 8. Un divan. ib. 1834. 8. 
Manoel. ib. 1834. 8. Le connetable de Bourbon. ib. 1838. Il. 8, 
Madem. Beata. ib. 1840. 12. Robert Macaire en Orient. ib. 1840. 8. 
Nr. Roger de Beauvoir zufammen fchrieb er: L’auberge de trom 
ins, Paris 1836. 8. Bon legt. all. f. L’ecolier de Cluny. ib. 1832 & 

uysch. ib. 1833. 8. L’excellenza, og les soiredes au Lido, ib. 1833, 
IL. 8. Histoires cavalitres. ib. 1837. 8. Keledor, ib. 1829. IT. 12. Le 
cafe Procope. ib. 1835. 12. Le cabaret des morts. ib. 1340 12. Le 
chevalier de St. Georges. ib. 1841. 12. Le lescombat, ib. 1232. 12. 
L’infante. ib. 1342, 12. Mad. de Soubise. ib. 143. 12. Les trois 
Rohan. ib. 1843, II. 12. Safıa. ib. 1843. II. 12. 

3) Les deux fous. Paris 1830. 8. La Janse Macabre. ib. 1832, 
8. Les fraucs Taupins. ib. 1833. 111. 8. Le roi des ribauds. ib, 
1831. II. 8. (d. 4. ald Rom. rel. à l’hist. de Fr. Paris 1838. 4.) La 
folle d’Orleans. ib. 1836. II. 8. L’homme au masque de fer. ib. 
1837. 8. Pignerol. ib. 1836. II. 8. La soeur du Maugrabin. ib. 1838, 
1. 8. Les aventures du grand Balzac. ib. 1839. 11, 8 u. 4. 


2%) S. Di. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. p. 393 sq. 1840. p. 306 sq. 
Les deux cadavres. Paris 1832. II. 8. Le port de Creteil. ib, 1833, 
1 8. Le magnetiseur. ib. 1834. 11. 8. Romans historiques du 
Languedoc. ib. 1836. II. 8. Sathaniel. ib. 1836. 1. 8. Le comte de 
Toulonse. ib. 1834. IT. 8. Le vicomte de Beziers. ib. 1834. II. 8, 
Le menoires da dieble. ib. 1839—38. VIII. 8. Le maitre d’ecole, 

‚1839. 8. Le serpent. ib. 1839. 8. La chambriere. ib. 1840. 8. 
Ealalie Pontois. ib. 1840. 8. Les forgerons. ib. 1841. Il. 8. Margud- 
nte, ib. 1841. If. 8. Le chäteau des Pyrenees. ib. 1843. IV. 8. Les 
drames inconnus. ib. 1845. VI, 12. La lionne. ib. 1846. II. 12. La 


ee de Monrion. ib. 1846. III. 12. Le duc de Guise. ib. 1846. 


77) &. St. Beuve Nouv. Portr. litt. T. 1. p. 127 sq. Han d’I- 
ande. Paris 1823. IV. 12. Bug-Jargal. ib. 1826, III. 12. Le deruier 
go un Condamne. ib. 1829. 12. Notre-Dame de Paris. ib. 1836. 


28) Vie et aventures, publ. p. J. N. B. Paris 1836. 8. L’enfant 
caryaval, Paris 1796. il. 8. Le beau-pöre et le gendre. Paris 
1822. 11, 12. Monsieur Botte. ib. 1802, IV. 12. Mon oncle Thomas. 


314 Sranzöfifche Poefie. roman. 


ib. 1799. IV. 12. Le gargon sans-somei. ib. 1817. I. 12. u. And, 
Oeuvr. compl. ib. 1822—24. 21. 8, 


29) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1837. nr. 49. BL f. b. Lit. d. Ausı. 
1838. p. 152 aq. Oeuvres complötes. Brux. 1840-45. T. I-LXI 3% 
Ueb. f. Kusgew. Humor. Rom. Deutfh v. Elsner. Stuttg. 1837 sq. Bd. 
1-65. 12. v. Garlow. Ulm 1839. 3q. Bd. 1-87. 12. Reueſte Rom. Lpag. 
1843—45. Bd. I. sq. 8. 


30) Obermann. Paris 1804. II. 8. Nouv. ed. augm. d’an suppl. 
av. une pref. p. St. Beuve. ib. 1833. II. 8. Isabelle. ib. 1833. 8, 
©. St. Beuve Nour. Portr. litt. T. I. p. 179 aq. 


31) Le rouge et le noir. Paris 1830. II, 8. L’amour. ib. 182%. 
II. 12. Rome, Naples et Florence en 1817. ib. 1817. 8. Armance. 
ib. 1828. III. 12. Promenades dans Rome. ib. 1829. II. 8. L’abbesse 
de Castro. ib. 1840.8. ©. Querard, Litt. Frang. Contemp. T.I. p. 449 2q. 


32) &. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1833. nr. W. 1837. ar. 7. BLf. 

d. Lit. d. Yusl. 1836. p. 269 3q. 1837. p. 138 sg. L’äne mort et la 

femme guillotinde. Paris 1832. 1I. 12. Nouveaux contes fantastiques. 

ib. 1833. IV. 12. Le chemin de traverse. ib. 1836. Il. 8. Un coeur 

pour deux amours. ib. 1837. 8. La confession. ib. 1837. H. 8. Bar- 

nave. ol. 1V. 12. Contes fantast. et cont. litter. ib. 1832. IV. 
. u. And. 


33) Le magon. Paris 1828. II. 8. Les intimes. ib. 1830. II. 8, 
Daniel le lapidaire ou les contes de V’atelier. ib. 1832. II. 8. La 
‘lampe de fer, ib. 1835. II. 8. Thadeus le resuscite. ib. 1833. II. 8. 
Un secret. ib. 1835. II. 8. Vierge et Martyre. ib. 1835. II. 8. Les - 
sept péchés capitaux. ib. 1832. II. 8. Ne touchez pas & la reine, 
ib. 1837. 8. La couronne d’*pine. ib. 1828. II. 8, Un coeur de jeune 
fille. ib, 1844. 8. La valise de Simon le borgne, ib. 1835. II. 8. Sou- 
venirs d’un enfant du peuple. ib. 1838—42. VII. 12. Un amoar 
perdu. ib, 1842. II. 12. — 8. Bruder ſ. Le puritain de Seine- et- 

arne. Paris 1832. 8. Mensonge. ib. 1837. IL 8, — 8. Sozlan 
(f. Bl. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. P. 39 4q. Mag. f. d. Eit. d. Aust. 1846. 
ar. 40.) Le notaire de Chantılly. Paris 1836. II, 8. Les Meandres. 
ib. 1837. II, 8. Washington Levert et Socrate Leblanc. ib. i1837. 
Il. 8. Le medecin de Pecy. ib. 1838. III. 8. Les chäteaux de France. 
ib. 1838. IT. 8. Les tourelles. ib. 1840. II. 8. Hosemary et Celesta, 
ib, 1840. 12. Une nuit blanche, ib. 1840. 12. Le chäteau de Ram- 
bouillet. ib, 1841. 12. Le dragon rouge. ib. 184). II. 8. Un meine 
meconnu. ib. 1843. 12. Pour un cheveu blond. ib. 1844. 15. Les 
nuits du Pöre-Lachaise. ib. 1845. II. 12. — Bon Luchet Fröre et 
Soeur. Paris 1838. II. 8. Le nom de famille. ib. 1842. II. 8 Le ts- 
lisman. ib. 1843. 12. Fontainebleau. ib. 1844. 8. 


84) Fragoletta, Naples et Paris en 1799. Paris 1829. 11.8. Grange- 
neuve. ib. 1835. If. 8. France et Marie. ib. 1835. 8. La vallde aux 
Joups. ib. 1833. 8. Aymar. ib. 1838. Il. 8. Mem. deMad. Manson, 
ib. 1818. 8. Lettres de deux amants de Barcelonzne. Paris 8. Cle- 
ment XIV. etCarlo Bertinazzi. 1827. ib. 12. Lee. ib. 1840. H. 12. 


35) Sons les tilleuls. Paris 1832. II, 8. Une heure trop tard. ih. 
4833. II. 8. Fa didze, ib. 1834. 8. Le chemin le plus court. ib. 1836. 
iE. 8. Vendredi soir. ib. 1835. 8. Rinerley. ib. 1838. II.12. Am Rau- 
chen. ib. 1842. 12. Une folle histoire. ib. 1830. 8. Feu Bressier. ib. 
1643. H. 12. Voyage autour de mon jardia. ib. 1644. 12. Une hi- 


ww 


Stanzöfifche Poefie. Noman. 315 


steire invraisemblable, ib, 1844. 1). Fort en thöme, ib. 1846. 12. 


3) ©. Bl. f. d. Lit. d. Ausl. 1839. nr. 20. 21. Mag. f. d. kit. d. 
Yusl, 1842. ar. %. 1846. nr. 46. St. Beuve Nouv. Portr. et Crit. T. 
IL (Brux. 1836.) p. 211 sq. Oeuvres. Brux. 1838—45. T. I-VII. 4. 
ob. XCIV. 18. Werke. Deutih. Quedlinb. 1841. 239. Bd. I—LIX. 12. 


37) Mad. de Somerville. Paris 1835. 18. Les revenants. ib. 
1840. II. 12. Marianna 1839. II. 12. Mad. de Kerouare. ib. 1842, 12. 
Vaillence, 1843. ib. 12. Mad. de Vandenil. ib. 1845. 12. Fernand 
ssivi de Richard. ib. 1844. 12. Mad. de la Seigliöre. ib. 1845. 
12. Catherine. ib. 1846. 12. Madeleine. ib. 1846. 12. 


38) Le lutin couleur de feu Paris 1821. 12. L’habit de cham- 
beilan. ib. 1827. IV. 12. Les reverb£res. ib. 1834. IV. 8. Souvenirs 
@un demi-sitcle. ib. 1836. VI.8. Rudolphe ou & moi la fortune. ib. 
1837. II. 8. La revolution, Pempire et la restauration. ib. 1828. 8. 
Les marionettes politiques. ib. 1829. IV. 12. L’bomme du peuple, 
ib. 1829. V. 12. Le roi de la revolntion. ib. 1831. 8. Le pont des 
soupirs. ib. 1832. Il. 8. Le bonquet de Romainville. ib. 1833. II. 8. 
Jean Ango. ib. 1835. II. 18. Chroniques des Tuileries et de Laxem- 
es ib. 1837. II. 8. Hist. d. Charles XIV (Bernadotte). ib. 1838. 
Ill. 6. Le remouleur ou la jeunesse doree. ib. 1843. II. 8, Les trois 
eristocraties. ib. 1843. Il. 12. 


39) Oeuvres. Paris 1821—23. X. 8. 


4) Plik et Plok. Paris 1831. 8. La coucaratcha. ib. 1832-— 34, 
IV. 8. Le salamandre. ib. 1832. 1I. 8, Le Vigie de Koat-Yen. ib. 
18%, IV. 8. Atar Gull. ib. 1831. 8. Latreaumont. ib. 1837. II. 12, 
Cicile 1845. 12. Artbur. 1839. ib. IV. 12. Deleytar. ib. 18_8. II. 12. 
Lart de plaire. ib. 1839. 12. Les fanatiques en Cevennes ib. 1840. 
DL 12, Aventares d’Hercule Hardi ou. la Guyane en 1772. ib. 1840. 

12. Le colonel de Surville. ib. 1840. 12. Le commandeur de 
Malte. ib. 1343. II. 12. Mathilde ou mem. d’une jeune femme. ihb. 
1841, VII. 12. L’aventurier ou la barbe-bleue. ib. 1842. III. I2. The- 

Dunoyer, ib. 1842. II. 12. Les mysteres de Paris, ib. 1842. X, 
12 U’btel Lambert. ib. 1843. II. 12. Le juif errant. ib. 1844.X. 18, 
Martin Penfant trouve, ib. 1846. T. I—IV. 12, Deutſch. Saͤmmtl. W. 
. Alvendieben. Epag. 1838 45. Bd, 1—191. 16. 


‚ 41) Isabelle de Baviöre. Paris 1845. II. 8, Les trois mousqué- 
Paris 1844. V. 12. Une fille du regent. ib. 184, III. 12. Le 


_ &rieolo. ib. 1843. ib. 12. George. ib. 1843. I. 12. Albine. ib. 1848, 


N. 12, Fernande. ib. 1843. II. 12. Amaury. ib. 1843. HI. 1?. Gabriel 

rt. ıb. 1844. 12. Le comte de Monte-Christo. ib. 1845. VIII 
1%. La reine Margot. ib. 1845. V. 12. Louis XIV. et son siäcle. ib. 
15. IV. 12. La guerre des femmes. ib. 1845. IV. 12. Vingt- ans 


| Fe ib. 1845. VII. 12. (Bortf. d. Tr. Mourg.) Les Medicis, ib. 1845. 


chevalier de maison rouge. ib. 1845. II. 12. La dame de Mon- 
ia ‚ib. 1845. VI. al aus patard de —— ib, 1846. II. 12. 
aa medecin. ib, .I—V. 12. Yusgew, iften. . 

It. 1844 5q. 16. “ Arien Deu 


42) Les mystöres de Londres, Brux. 1844. IX. 18. (Deutih. 8 
BUY. 8.) Les amours de Paris. ib. 1345. V. 15.‘ I 
la quittance. de minnlt, ib 146 IV 190 LE Ale darge bie. ib. 1846 

minuit. ib. . 18. Le fils du diable. ib. 
TL 18. Les fanfarons du roi. ib. 1846. II. 18. 1846 


- 316 Englifche Poefie. 


$. 607. 


Nachdem wir jept, fo nut wir es vermochten, eine Slkizze 
der Entwidelung der Franzöfifhen Poeſie in der neueren und 
neueften Zeit gegeben hatten, verfafien wir ben Eontinent und 
gehen nah England hinüber, um zu fehen, ob ed aud in 
der Literatur ſeine Nebenbuhlerin, wie dieß mit der Meerherr⸗ 
ſchaft der Fall war, überflügelt hat. Wollte man freilich hier 
nach der Quantitaͤt gehen, ſo muͤßte man dieß geradezu vernei⸗ 
nen; allein giebt die Qualität den Ausſchlag, fo wird ſich die 
Wagſchale gar ſehr zu Gunſten Englands neigen. Denn wenn 
wir aud von den abftractn Wiſſenſchaften, zu denen fon ber 
zur Neflerion und Epeculation mehr geſchaffene ernfte Ebarafter 
der Britifchen Nation mehr Neigung, Befähigung und Ausdauer 
bat, ſowie von den biflorifhen Disciplinen oder der Philologie, 
wo wiederum ver Branzöfifchen Flatterhaftigfelt der forfchende Fleiß 
und die critifhe Sorgfalt ihrer überfeeiften Nachbarn abgeht, 
abfehen, fo wird aud die Geſchichte der Poeſie eine große Zahl 
von Männern aufzuweiſen haben, denen «8 ſchwer fein dürfte, 
eine gleiche Geſellſchaft gleich hochftehender Dichter Frankreichs 
gegenüber zu fielen, und wie follte dieß auch moͤglich fein, wenn 
man bedenft, daß ja aus der feinen Stadt Stratford am Avon 
jenes’ Meteor am dramatifhen Himmel aufgeftlegen if, welches 
mit dem unvergänglihen Ganze feines Namens das ſtolze Eis 
land, das ibn erzeugte, erleuchtet hat, Wir Können daher 
auch erſt mit ihm die eigentliche Blüthenzeit der Engliſchen Li⸗ 
teratur begrängen, während die Zeit vor dem Zeitalter der Koͤ⸗ 
nigin Eliſabeth allerdings ihren Leiftungen nad bei weiten um 
ter dem Niveau des gleizeitigen Literaturzuſtandes in Frank⸗ 
rei ſteht und auf keinerlei Weife den Erwartungen genügt, bie 
in der vorigen Berlode Chaucer theild dur den Merth feiner 
eigenen Schöpfuugen, theils durd feinen Einfluß auf die Beredlung 
der Sprache erregt hatte. Die Natur ſcheint gleichſam durch eine 
lange Ruhe fid auf die Geburt eines Niefengeifted, deſſen Landes 
mann zu fein mit Recht jeder Biite noch heute ftolz iR, haben 
vorbereiten zu wollen. Indeſſen darf man doch aud nidt ver 
geffen, zu erwähnen, daß das Zeitalter Heinrichs VIII. das Ber. 


Englifche Poeſie. 317 


dlenſt beanſprucht, zuerſt das Souett Petrarca's auf Engliſchen 
Boden verflanzt und gepflegt zu haben, wenn auch gerade dieſe 
Ferm der Poeſie dem biutgierigen Geifte diefer Zeit am We 
nigſten zuzuſagen fibeint und man jenem Tyrannen, deſſen mißs 
tauifhem Tigerblide fo -viele Opfer fielen, am Wenigften aus 
trauen follte, ſelbſt Verſuche in diefem Genre gemacht zu haben, 
was gleihwohl der Fall iR). 

1) Seine und mehrere feiner Hofleute etegtichetyrifhen Verſuche ſtehen 


| ki Surrey Songes and Sonetes. Lond. 1557. ı sq. f. a. Warton 





Hist, of Engl. Poetry. T. III. p. 51 sq. 


$. 608. 
Es liegt in den engen Graͤnzen dieſes Werkes, daß meh» 


tere elende Verskünſtler dieſes Zeitraums, deren Leiflungen 
didactiſher Art waren, bier wegbleiven müflen‘); daher erwäh. 
0m wir nur no aus Heintihs VII. Zeitalter zwei allegoris 


He Dichtungen im Geſchmacke Lydgate's und des Franzoſen 
 Dctavien de St. Gelais, naͤmlich Stephan Hawe's, de 
Kaumerdieners Heinrichs VII, Passe-tyme af pleasure?) und 


Villiam Walter's Spectacle of lovers’) beſonders durch 
wohlgeordneten Versbau empfehlenswerth. Eben fo witzig und 
ſcharf, als oft ſcurril und ſchmuzig und in der Form nachlaͤſ⸗ 
ſig ſind die Epotigedihte John Sfelton’s (+ 1529)*, 
des zum Dichter gefrönten (1489) Rectors zu Dyſſe, und Acht 
lomiſcher Bolfston liegt in den 600 Epigrammen und dem Vers 
ſuche, ſaͤnmtliche Englifhe Spruͤchwoͤrter In eine fortlaufende 
peetiſche Erzählung zufammenzufafien, des noch zu erwähnenden 
dramatiihen Dichters John Heymwood°). Indeſſen ficht, wie, 
Ken gefagt, das Iyrifhe Fach der Englifhen Dichtkunft dieſer 
Periode bei weiten höher, denn der unglüdlihe Henry Ho» 
Ward, Sraf von Surrey (1515—20 geb. und 1547 ent« 
haupich), der auf feinen Reifen in Frankreich, Deutfchland und 
Relien auch die Poeſie dieſer Länder fleißig Audirt hatte, hat 
nicht blos in feinen im reimlofen Berfen abgefaßten Songs and 
Sonneis den Geiſt und die Form Petrarca's getroffen, fondern 
ws in der Fair Geraldine (einer Tochter des Gerald Fitz⸗ 
grad, Grafen von Kildare) eine Laura gefunden). Auch fein 


dis Englifhe Poefle. Theater. 


Freund Sir Thomas Wyar’) aus Wliimgtoncaftie, einſt ein 
Sünftling Heinrich's VIIL., dann, als «einer verbrecheriſchen Ber 
bindung mit inne Boleyn verdächtig, verbannt und (1541) im 
Wahnfinn geftorben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und fteifer 
find als die Surrey’s und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des Vollslieds befjer zuzuſagen fcheint, bier nidt vergeflen 
werden, noh weniger al8 George Boleyn®), Biscount vom 
&Stafford, der, eines ſtraͤflichen Berhältnifies zu feiner Schweſter 
Anne verbädtig, (1536) mit diefer befanntiih auf Heinride 
Befehl hingerichtet ward. 


1) &. mein Art. üb. d, Engl. Liter. in Erſch Encyel. I. S. Bd. XL. 
p. 186 sq. 
2) The Passe tyme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history of 
aund Amoure and la bell Pucell, called the pastime of pleasure. 
ıb, 1553 4. 
3) The spectacle of Loners. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasauut and proßtable workes nowe coll. and 
newiy publ. Lond. 1:68.1786. 12. Certaine bokes compil. by master 
Sk. ib. 1547. 12. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 sq. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. PR 589 sq. Warton T. II. p. 332. 48%, 
sy. d’Israeli Amen. of Lit. T. I. p. 225 sq. u. unt. $. 609. nr. 9. . 


5) J. H. Workes with syx Hundred of Epigrammes. Lond. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the flie. ib. 1556. 4. 
(bez. f. a. db. Streit zw. d. Gathol. u. Protefl.) A dialogue contayning 
in effect ıhe number ol ali Proverbes in the English tongue com- 
pact in a matter concerning twomarriages. Lond. 1547. 1598. 4. u. ft. 
&. Warton T. III. p. 84 sq. 

6) Songes and Sonettes written by ihe right honorable L. H. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 1574. 
158... 4. Poems with those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Coll. 
of Engl. Poeis (Edinb. 1793 sq. XIV. 8.) T. I. Works w. S. Th. 
Wyait’s ed. by 6. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. II. 
p- 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. I. p. 269 sg. 


7) ©. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.I.p. 401 sq. 
Schr hübſch find feine Lieder auf feine Laute, abgebr. b. Chambers 
Cycl, of Engl. Lit. T. I. p- 97 sq. 


8) Mehr. f. Ged. b. Surrey a. a. DO. unt. d. Nam. v. Uucertfain 
authors, in d. Ancient songs 17%) p. 123 u. d. Nugae antiquae 
Am beit. ift f. Complaint of Phillida and Harpalus. 


$. 609, 


Was das Theater während berfelben Zeit anlangt, fe 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Charaster 


Enslifche Poefie. Theater. 319 


ver fruͤhern Moralitaͤten (Moral-Plays), jener Abart ber alten 
Myſterien (Miracle-Plays), in bie fi jedoch nun auch bie im 
erfleren gebraͤuchlichen allegoriſchen Figuren einmifchten, ziemlich 
berfelbe, nur daß in den Morals bereit der Teufel und das 
Lafer (Vice, dad Borbild des fpätern Clown) als flereotype 
lemiſche Perfonen auftreten. Die Aufführung derſelben geſchah 
ohne allen Außeren fcentfdhen Apparat von herumzichenden Schau⸗ 
fplelerbanden, und erſt von Richard IH. wiſſen wir, daß er, als 
er noch Herzog von Glouceſter war, eine fiehende Geſellſchaft im 
feine Dienfte nahm!). Indeſſen fangen nun nah und na 
diefe Moralitäten an, Tendeniflüde zu werden, und fo iſt denn 
ſchon dad Moral-Play ef Every Man?) ein Nufiuf an Ies 
dermann, bei der catholiſchen Kirhe Rettung feiner Eeele zu 
fuhen. Auch in anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
Sohn Skelt on einen Fortfahritt, da er in feinem Nigromansir 
aiht blos allegorifhe, fondern bereits auch Werfonen aus 
bem wirklichen Leben auftreten ließ?). Endlich zeigt füch Im’ Hiycke 
Seorner*), einer offenbar mehr zur Beluftigung, ald Belehrung 
geſchriebenen Moralitaͤt, fhon ein Raupachiſcher Till, frei⸗ 
fh aus gröberem Holze geſchnitzt, der über das wuͤſte Treiben 
von Henrik VII. Hofleuten feine Gloſſen macht. Diefes 
Enid bildet mun aber offenbar den Uebergang zu des ſchon ge 
nannten John Heywood’) aus London (+1565 zu Mecheln) 
wahrſcheinlich den Branzöfifhen Entremets nachgeahmten In- 
terindes, die durch ihren Wis fih bald beliebt machten, 
einige Wehntichkeit mit den altveutihen Baftnachtefpielen haben 
ud viele Nachahmung fanden. Run änderte fi aber thell» 
weiſe durch die Ausbreitung des Proteſtantismus der Stoff, 
denn bereitö der befannte John Bale aus Cove (1495 — 
1563)°) ließ im Auslande, wohin er fi wegen feines Re 
liglonswechſels unter der Königin Maria hatte flüchten müffen, 
mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erſchienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein politiſche Tendenzflüde, 
ter denen wir das proteftantifhe Lusty Juventus”) und bad 
catholiſche Interiade - of Youth?) auszeichnen. Endlih mag 
bereits um 1560 jene witzige Helratheintrigue zwiſchen Herm 


E ) 3. Enalir’ | zemeten. 
Freund Str jü — fein, welche ben Uebeꝛ⸗ 
Bünftting gi uhipiel bildete”. 

4 wor Funb®, works. 1844. T. I. p. XXX q. 


bindung s. 184° 

Mahn! gr 1er yon „ Hawkins Orig. of Eugl, Drama.T.L 
#7, gr 

find Vu! small Enterlude and a pitthie written 


—T 
und “ pieid before the King and Estatys at 
vr pre Kern Bandby, Ww. de Worde 1504. 4. ift verl. 2 eh 

3’ a Tyal@..ai works w. not. byDyce. Lond, 1843.11.& 
= * poe . «il 
2 [4 *2** 273, 325. Lardner T. L. p. 273 20. 
2 T- i 
m Mer a morality. W. de Worde s. a. (1 4 
EP 77—111. |. Collier T. I. p. 303. (19) 
ar } jay betwene !he pardoner and the {re the cu- 
⸗ 5 3 —* Pratie. Loud. 1593. MH 4. Theplay Of Ih weiher 
ie od br very mery euterlude of al maner wethers. ib. s. ® 
zer 8 gt Jove- ib s. a. (1533.) 4. The play called ıhe four P.; 
LA play} veryınery enterlude of a palmer, a pardoner, a poli- 
. g ueW, nadier. Lond. 8.2. 4. u. b. Dodsley old plays T.1. p.d5sq. 

—— T. p. 51 sq); A play between Johan the hushen 

0% (he wife and Sir Jehan Priest. s. 1.1533. 4. f. a. Collier T. Il. 

TR Collier T. II. p. 384. Lardner T. li. p. 206 sq. 

6) A Tragedye or Enterlude manyfestyng the chefe Prom 

of nA unto Man, by all age in the Old Lawe, froın the Fer 

0 'he incarnacyon of the Lord Jesus Christ. s. I 1538 # 
1744, 8. u. in d. ays T. I. p. 9 sq. u. Marriott p. 223 sq. A 
newe comedy or enterlude, concernynge Ihe lawes of nature, Mo- 
ges and Christ corrupted by ihe Sodoinytes, pharysees aud papy- 
stes. 8. |. et a. (1538) 8. 1558. 4. 1562. 8. A brefe comedy or euler- 
Jude of Johau Baptystes preachynge in the wildernesse, openyn5® 
—ã assaulien of the hypocristes. s. 1. 1547. 4. Kyng Johan, 
a play ed. by J. Collier l,ond. 1838. 4. A brefe comedy or enier 
Jude concernynge the temptacyon of our lorde and Auer Jesus 
Christ by Saihan in the desert. s. I. 1538. 4. f. Collier. T. 1. p 


233 sq. Lardner T. I. p. 287 sq. 


7) Interlude called Iusty Juventus, Iyvely describin the frayl- 
ty of Youth. Loud. s. a. 4. u. b. Hawkine. J. l. p. 1192-153. 


8) Interlude of Youth. Lond. s. a. 4. 
9) The Marriage of Wit and Wi , ‚ed. b 
Halldreil. Lond. Mey N it and Wisdom, An anc. Interl. ed. DJ 


$. 610. 


She wir jet zu der Schottiſchen Poeſie übergeben, ba: 
ben wir zu bemerfen, daß aus dieſer Periode noch eine 
Retmchronik übrig if, die Arthur Kelton’) zu Shrewsbuth 
für den jungen König Eduard VI. ſchrieb, und die ſich Ihe 

FSorm und ihrem Inhalte nach an die älteren, oben Bd. Il. p. 416 
bereits erwähnten Arbeiten anſchließt, nachdem der Kaufmong 


Schottiſche Pocfe. 31 
wahr Sheriff von London (+ 1512) Robert Fabyan?) ein 
bin und wieder mit Profa durchflochtenes aͤhnliches Werd hatte 
votatisgehen laſſen. Aus fpäterer Zeit iſt Wilttau Wars 
netr's (1558 — 1608— 9) Albions England, worin gleichfals 
die Englifche Sefchlchte ihren Anfängen nach noch den alten Brut 
m Baſis hat. Was nun aber die eigentliche Schostifebe Poeſie 
langt, fo tritt uns bier David Linpfay* aus Garmyls 
ton (1490— 1555) entgegen, won Walter Scott als Wappen, 
fönig in fein Marmion eingeführt, der, obwohl im Ganzen 
Ratahmer ded Gawin Douglad um William Dunbar gleichs 
wohl befonders in der Satire fehr hoc ſteht. Bor ihm ver 
dienen bier noch einen Blag der Schottifte Anacreon nnd heitere Ber- 
hätten der Grauen Alexander Scott (um 1462)°) und 
Clapperton (1550)°). ,Uebrigens erificn von Linpfay auch 
noch einige (8) Interludes und ein Play’); wann aber das 
ätee bekannte Schottiſche Drama, Philetus, das Einige fogar 
ven oben genannten John Heymwoed zugefärieben haben, 
ſalt, iſ ungewiß® ). 

— de han re Bew on 
arıon 


very wittely commpiled in meter. Lond. 1547. &. f. . IE 
Pils " 


2) 8. Warton T. Is. p. 382 sg. d’Israeli Amen. of Liter. Paris 
191.8. T. I. p. 216 sq. Thenew chronicles ofEngland and France. 
. Lond, 1716. iel F. Chron. newiy prynted with the cronyele, actes 
and dedes done in the tyme of Kynge Heary ihe VII. Lond. 1533. 
ie. ib. 1542. 1559. fol. w. a biogr. and litt. pref. by H. Ellis. 
Land. 1811. 4. f. Ellis T. II. p. 200 sq. 


9) Alblons England or Historicale of the same Island, perse- 
ted frem the Lives, Actes and Lahors of Saturne, Jupiter, Her- 
tules and Aeneas. With hist. Interınixtures Invention and Varietie, 
it, briefty and pleas. perform. in Verse and Prose. Lond. 1586. 
KB. 1502. A. 1597. 1602. 1612. 4. . 


4) Brem ef Shir. Copmahouin. 1552. 4. AneSatyre of the thrie 
ealls in commend. of vertew and vituperation and vyce, Edinb. 
10. 4. "The history of the noble and valiant sqyer William Mel- 
“um wawhile läird of Cleish and Bins with his Testament. s. 1. 
MM 4. u. b. Pinkerton Anc. Scot. poems. T. I. p. 143 sy. The 
NVarkis of — D. L. ot the Mont, alias King of Arms. Newiy corr. 
sd vind. from tbe former Erroaris — and angm. with sindrie 
 NWaskis qnhilk was not before imprentit. Edinb. 1568. 4. 1571. 4. 

* 1696. 8. Poet. works w. a life diss. and gloss.by Chalmers. 
‚ “end. 1806. III. 8. ©. berühmteftes Bed. iftcomplaint of the Kings pa- 
Piago worin er Jakob V. Rathichläge in der Regierungskunſt ertheilt f. a. Pin- 

Grafe, Handduch d. Literärgefchichte. INT, 21 


322 Schottiſche Poeſie. 


Kerton a. a. D. T. I. p. X sq. Tytler Liv. of Scot. worth, T. ul 


p- 101 2q. 

5) Poems from a Ms. written in ihe yoar 1568 ed. by D. 
Laing. Edinb, 1821. 8. Und. b. Baunatyne Anc. Scot. poems. Bdinb. 
4770. p. 163 sq. u. Hailes Coll. p. 192—211. f. a. Warton T. II. p. 


sq. 
6) E. Bed. b. Ellis Spec. of early engl poetry T. II. p. 109 sg. 
7) Ane verie excellent and delectabili Treatise intitulit Phi- 
Jotas. Qalairin we may persave the greit Incomveniences 
falles out in the mariage betweene age and zouth. Edinb. 18. 
1612. 4. u. b. Pinkerton. T. IH. p. 5-63. 
8) abgedr. b. Pinkerton a. a. ©. T. I. p- 3 ng. 199 sq. 


$. 611. 


Da wir ber leiditern Ueberſicht wegen gleich bie folgende 
Periode ver Echottifken Poefle bier mit verbinden wollen, fo 
bemerken wir, daß Sir Richard Maitland (1496-1586), 
Oberrichter zu Edinburgh und fein Sohn John Maitland (1549 
— 95,1), au als lateiniſcher Dichter befannt und ale folder Metel- 
“Janus genannt, gerühmt werden, wenn fie auch der Ritter Alexan⸗ 
der Montgomery?) (+ 1607 — 11), ſelbſt in der Form ein treuer 
Nachahmer der Staliäner, beſonders im Sonett übertraf, Weniz 
bedeutend find Jacob's VI.ꝰ) eigene poetiſche Producte, berm 
er fhon im 18ten Lebensjahre (1584) mehrere publicirt halte. 
Als beſchreibender Dichter wird Alexander Hume (1560 
1609) *), Geiftliher zu Logie, und als humoriſtiſcher Aleran’ 
der Arbuthnot (1558—83)°), der zu gleicher Zeit tätiger 
Polemiker für den Proteftantiömus war, genannt. Das bedti 
tendfle Talent aber unter allen Genannten beſaß William 
Drummond‘) aus Hawthornden (1585 — 1649), obwohl er 
eigentlich nur das lyriſche Genre wählte und hier vorge 
weife durch feine Melandolie fih zur Elegie hingezogen fühlt, 
zu deren Ausdruck aud fein überaus harmoniſch⸗melodiſcher dad 
bau paßte. Als Schoitlands erſten eigentlihen Dramatiker 
endlich nennen wir Sir William Alexander Graſen von 
Stirting’) (1580 — 1640), deſſen Trauerfpiele, unter denen 
allerdings Julius Cesar das beſte iſt, von fleißigem Studium 
der Altern engliſchen Tragiker zeugen. 
n 8 Ihre Ged. ſtehen b. Pinkerton Anc. Scot. poems. Lond. 176. 


) Poems. Edinb. 1751. 1754, 1788. 12. now first. publ. fr. ser. 
anc, mss. by D. Laing. ib. 1821. 8. Das befte ſ. Ged. iſt Ab. d. Leis: 


Engliſche Poefir. 323 


denſch. d. menſch. Seele: The Cherrie and the Blaie Complyt imia Scet- 
tis meter. Rdinb. 1505. 8. 1597. 4. ' — 

3) Praises of Women u. the miseries of a poor scheisr. & Bim- 
kerton a. a. D. f. a. Biogr. Brit. T- I. p. 235 sq. 

4) The day estival, in db. Scott. descript. poems, p. 192 ng, 
Hymnes or sacred songs. Edinb. 1599. 4. 

5) The essaies of a prentise in the divine art ofpoesie. Edinb. 
1524. 4. Poeticull exercices at vacant houres, ib. s. a. 4. Lepanto 


—5 —8 seng. ». a. ib. 4. 1603. 4. (Englands Welcome to James. 

6) Poems upon various subjects. Eudinb. 1616. 4. Lond. 1656. 8. 
The most elegante and elab. Poems of that Great Court - Wit. ib. 
1650. 1790. Poems wiıh his life by P. Cunningham. Edinb. 1842. 4, 
Lond. 1833. 4. Works now publ. irom ihe auth. orig. cop. Edinb. 
1711. fol. Er verfuchte fi auch in der Maccaroniichen Poefle: Poleme- 
Middinia, carm. Macaron. acc. Jacobi id nominis Quinti, regis Sco- 
tor., cantilena rustica valsı inscripta Christs Kirk on the greeu 
ree. noig. ill. BE. Gibson. Oxon. 1691. 4. . a. Irving. Liv. of Scot. 
Iitern. T- II p. 10 sq. Chambers Cyclop. T. I. p. 158 aq. Ellis - 


5 The iragedie of Darius. Edinb. 1603. 4. Loud. 1604. 4. The 
tragedie of Croesus. ib. 1604. 4. The Alexandraean Tragedie. ib. 
107. 4. The monarchike tragedies. Loud. 1616. 4 Thetrag of Ja- 
kasCaesar. ib. 1607. 4. (Gebr von Shakipere benugt ſ. Larduer a. a. D. 
T.U. p,39024.) Aurora. Lond. 1604. 4. Recreation with the Muses 

our monarchike trag.; doomesday or the great day of: the 
Lerds Iud t; a paraenesis to prince Henry; Jonathan, an 
ker. poem intend. the first boke. Lond. 1637. fol. ſ. Biogr. Brit. T. 
I p. 133 sq. Elis T. III. p. 28 sq. 

9. 612. 

Wir kehren jept zur Engliſchen Poeſie zuräd und betrach⸗ 
im die lange Regierung der Eliſabeih, während welder une 
nicht weniger ald 72 Dichter auffloßen. Zwar find nicht alle 
bedeutend, aber dennoch gehören unter diefe Zahl jene zwei Män- 
ser, weiche gerade diefed Zeitalter zu der Bluͤthenzeit ver Eng⸗ 
liſchen Poeſie erhoben haben, nämlih Spenfer, der Ario Enge 
lande, der aber, weil er auf Chaucer's Schultern ſtand, nicht reines 
Original und durch feinen Hang zum Mllegorifiren etwas eins 
feltig iR, und Shaffyere, jened wmübertrefflihe Mufter aller . 
Dramatifer. Freilich wußte aber Eliſabeth auch die Dichter zu 
feägen, denn fie war ſelbſt in den alten Spraden fo bewans 
dert, daß fie einem Polniſchen Geſandten in Griechiſcher Sprache 
antworten fonnte, und wenn fie auch ſelbſt nichts Beſonderes 
m Stande brastte (denn ibre .von Puttenham in feiner Poetik 
p. 207 mitgetheilte Ditty oder Complainte iR in ieder Beziehung 
erbaͤrmlich!), fo fand fie doch bei Andern ſiets das Richtige und 

21 


324 Engkiſche Poefie. 


Beſte heraus, und viele Ihrer Hofleute huldigten ſchon der Rede 
wegen den Muſen. Der Erſte, weiber hier in Bemahht 
kommen muß, tft Thomas Sadville, Graf von Dorfet und kr 
Budburfi 11536 — 1608) aus Buchurf, Der durch dad Lehen 
von Boccaccio’8 Buch de casibus prineipum auf den Gedanlen ge 
fommen war, einen Ehrentempel feiner Nation aufiuführen, in 
dem alle durd ihr unglüdlihes Scidfal berühmten Pafonm 
derfeiben von der Eroberung des Landes durch die Rormanten 
bis zum 14ten Sahrbundert hinab eine Stelle finden folten, 
wobei er fi, wie Dante vom Pirgii, fo vom Leiden (sorrew) 
in die Hölle binabführen ließ, um dort aus ihrem eigenem 
Munde ihr Schicſſal zu erwähnen. Indeffen vollendete er felbf 
nur die Einleitung des Werfed, dad er Mirrour for magistrales 
nad den damald fo gewöhnlichen Modenamen, Spiegel, nanniı, 
und da6 Leben Heinrib Stafforde, Herzogs von Buringban, 
das Uebrige fügte John Higgins, ein Geiflicher aus Wind 
kam (+ um 1602), zum größten Thelle hinzu, Indem Church⸗ 
Yard (das Leben des Cardinal Wolſey), Richard Baßdwyne, 
ein Geiſtlicer (um 1549), George Ferrers au 
Er. Alband (+ 1579) (Das Leben Humphrey’ Herzogs von Ole 
cefter), ein gewiffer Francis Dingley (die Legende von Jo 
cob IV. von Schottland) und einige Andere noch einzelne Std: 
fen bearbeiteten, bis endlih Rihard Riccols (1610) eine 
Anzahl früher unberührt gebliebener Legenden, die er 
als eine Winter-nighis-visien auffiellte, und als Sch 

die Geſchichte der eben geflorbenen Königin Eliſabeth dajuſehee. 
Das ganze Bericht if in Octaven geſchrieben und enthält 
‚manden langweiligen Stellen doch viel Schönes, WEN 
auch der Stolz der Ration, in diefem Werfe eine Art Natio⸗ 
nalwalhalla zu befigen, nicht wenig zu ber Werihſchaͤtzung 
getragen haben mag, die es trotz mancher Angriffe ber gleldr 
zeitigen Eatirifer bis in das Zeitalter Shaffpere’s umd Spuk 
binab, welche es verdrängten, genoß, denn nod in Gert 
Ehapman’d May Bay (1611), eimem gern gefehenen Fupteick, 
wird der Mirrour for magistrates an Berühmtheit neben vi 
Gesta Romanorum geftellt ?). 


Enslfihe Poeße 935 


n Gabi oe. Eis T. Ip. 1962.63 erfhim. ber. gieichz. 
Antpel. b. kıımat. Fichere, ke R — Eagtandsp asus 
cherscst Fiowerzef surmed. Poets. Lend. 1 ı2.ven John Deren 
ham Beivudene ei Ihe Garden of the Bluse. ib. 1600. 8 


2, &. Waren T. MI p. 181 —232. — A Moyrrovre for Nagi- 

pioges vires’aze panishel and hows freyke and vastable 

vkes are we and ınsta 

Di enen ofthose wrhom Fortune seemeih 
mest v &5 Savenr. Lend. 1558. 4. u. öft. A mirrear fer Alagi- 
steten, being: a true Chreaicie-Histery of the vntimely falles of 
sıch vefertvruste princes and men of note as haue happened since 
Ike first eutramce ef Brute inte this Hand vatili this eurage. Newiy 
eluged part called a Winter Night's Vision being an 
ulditsen ef such Tragedies especially famons are exempted in the 
ferner Histarie, with annexed called Englands Riize. ib. 
. met. ib, 1615. 11 4. u. db, Ander 


E 
r 
X 
H 
4 


6. 613. 


Ber mun dieſes Werl durdaus fein eigentliches Spod zu 
men, fo fann man dieß ebenio wenig von des fon nidt 
zugleägten Hikorifers E amuel Daniel!) aus Taunton (1563 
—1619) GSeſchiete der Bürgerfriege zwiſchen der weißen und 
rohen Rofe fagen, denn fie iRnur der äußeren Form nad ein Gedicht, 
wad wenigen® zum- größten Theile aud anf Warner” 6 ſchon ges 
nannte Arbeit voßt, und nur Die Schilderung des Todes von König 
Ktard In Er John Beaumont’6?) aus Graces Dien 
(1582 — 1628) Boswortk Field iR wahrhaft heroiſch 
m nennen. Dagegen hat das ſyriſche Epos einm vorzüglidden 
Kepräfentanten aufmwelfn an Edmund Spenfer aus Lon⸗ 
dm (1555 — 1599). Er if ver erfiegefrönte Dichter Englands, befr 
fin Faery Queen, beren Ichte ſechs Bücher leider noch bei fei- 
wen Lebzeiten verloren gegangen fein follen, eine Art von Nach⸗ 
ahmung Arioſtos, mit Bied ein Inbegriff der freiti von 
Im wmgereandelten Beenfagen Irlands und Schottlands iR, fon- 
dern zugleich einer Allegorle zur Bafis dient, wo nämlih die 
1% Earbinaltugenden durch eben fo viel Ritter (fo dic Knights 
«f holiness, temperance, courtesy 3.) perſoniſicirt werden, 
deren Führer der König Arthur IR, unter dem er feinen Goͤn⸗ 
ner Philtyp Sidney werkanden wiffen will, während die Feen⸗ 


- 





326 Englifche Poeſie. on 


fönigin Gloriana die Eliſabeih vorficlien fol, Die Borm hat er 
dem rafenden Roland und befreiten Serufalem entlehnt und fid 
dazu der Heiligen Etanze, vie nad ihm Spenzerian Stanza 
genannt wird, und welche allerding6 an Harmonie und Eleganz ihre 
Gleichen ſucht, bedient. Sein grobes Talent trirt befonder in 
der Mannigfaltigkeit der Darſtelluna der eingewebten Eagm und 
Abenteuer und in dem wechſelnden Bilderreihihum hervor, Dennsd 
aber hat er die Feſſeln der pedantiſchen Allegorie, die Steifhelt 
und Kleinlichfeit in den Beſchreibungen der einzelnen von ihm 
vorgeführten Gegenſtaͤnde und zuweilen auch den falten höfiſchen Wis 
nicht vermeiden fünnen, fodaß und heut zu Tage, wo wir und 
nicht mehr in den Hofton der Etifaberh zuruͤckverſetzen koͤnnen, 
diefe Einförmigfeit ermüdet und die durch das Moralifiren ges 
fiörte Ilufion der ganzen Fabel fogar unangenehm berührt. Dieb 
iR jedoch noch mehr der Fall in feinem Shepheards - Calendar, 
der feinen Namen nad der Benennung der denfelben bildenden 
123 Eclogen nach den 12 Monaten des Jahres erhalten hat, denn 
in diefem vermuthlich nad dem Mufer der Sidneyſchen Arcadia 
geſchriebenen Schäfergedicte, worin er feine unglüdlice Liebe 
zu Rofalinde, einem Edelfraͤulein, ſchildert, macht er ungefähr 
denfelben widrigen Eindruck durch den Reifen Salonton, den A 


- feinen Hirten in den Mund legt, wie bie hölzernen Schäfer und 


Schäferiunen auf den Gemälden Watteau's. Auch feine übrigen 
Dichtungen, unter denen wir feine Hymnen, Brautlieder und 
Trauerelegieen auszeichnen, zeugen von hohem Talente’). Als 


Nachahmer Spenfer’s, wenigſtens in der Form, möchte ib noch 


Henry Willoby (+ 1596) wegen feines in Hexametern (d.b. 
ſechszeiligen Stanzen) geditteten lyriſchen Cpos Avisa nennen ). 
1) The first fowre books of ihe eivile wares betweene {he 


two houses of Lancaster and Yorke. Lond. 1595. 4. corr. and coat. 


in eight hookes. Lond 1609. 4. ueb. f. and. Schr. f. mein. Art. b. Grid 
u. Bruder Encycl. Bd. XL. p. 225. Ellis T. Il. p. 278 ng. 


: 2) Bosworth Field with a Taste ef the Varietie of other poens. 
Lond. 1629. 12, 1749. 4. 


3) ©. d’Israeli, Amen. of Liter. T. 11. p. 71 sq. Keightieyit 
thol. d. Feen u. Elfen. 8b. I. p. 102 sq. Pecchio Storia della poesis 
Inglese T IIL 8 sq. ColeridgeRemains T. I. p.63. Bleckwood; 
Magaz. 1834. u. 1835. (Dunham) b. Lardner Lit. and scient. men .of6rent- 
Britain. T.1. p.312sq. EllisII. p.199sq Tied Vorſch. zu SHakefpeare- OD.” 
p.Xll,sq. Million, Mag. Enc. 1818. T. V. p. 31 ng. Works, Boston 


.e. D T.LpKE ze XIXTE  — Tie Surie quuen; We She 
yhearda "rer wi ie aber werte a Turn a 
arch-past. Lam. 26 I BEL”. 
lie ol he auther zul am emav im alleg. paetry dr Mngdien Lam 
1715. VL & w. the priac. 13. ef var. mm. a nit are ae 
zofes seme J ihre fe of Speaser br U. VAA i& WAS 
YıH. 8 The - werks of Bien Sp ram the text el) Unten 
w. crit. amd Diser, wer, br 3. Akte RU TINTE 
V.2- The fary queen w. ua er. coll. ef ihe ine ati m U 6 
& queen W. IM @. ne . 

by Becken Lead 1751. mM. & Dr Upten ih. CAR num 
f. T. Warten, Obs. on theFairy a ib, LRY 1m’, 1 N Via 

calendar 


4) Willobie his Avisa, or the true Picture of a modert mald 
and of a constant a modest wife. In hexameter verse. Leon, !AWd, 
4, whereanto is added an apelogie, ahewing the true meaniug ol \V. 
h. Ar. (by H.Dorreli) with the victerie of Raglinh Chaatitiv never 
betere pabl. ib. 1609. 4. 


6. 614, 


Wir gehen jept zum Lehrgedicht fort und beginnen bier 
fogleid mit der Satire, der in dem freien England felt Hein⸗ 
tich VII. und der catholiſchen Marla faſt feln Zügel angelegt 
werde. Der bedeutendfte Dichter in dieſem Bere IR Yo» 
ſeyh Halt’) aus Briſftowpark bei Aſhby de la Zouch (1674 
—1656), freilich fpäter als Biſchof von Ereter und Norwich 
einer der eifrigſten Vertheidiger der kirchlichen Eupremalle, nie 
weiger er ſich auch in Der gegen die Garheillen gerichteten 
hecht wigigen Ratahmung von Derus’ Utepien, dem lateinli« 
deſhrichenen mundus alter et idem, autwlıs, Eeine 3 Ohhar 
Satiren hatte er füen im 2Then Ichensiane als Eutaem, wo 
anch freifiunig tabie, geiärihen; Be Is cria Yerlınd 
ig, nur jept wegen manter Bniiunsre Melia mes 


— 


Nabit. Roi weis beifenea 4:3 2 re htm Ws 
bie des beismmsen Tremuice Yıka Marin; win 


ig aber ibm 1 hetuas Wir wu 7,06 
Beil’, mb kenbck "16H mh m a 
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- 316 Englifche Poefie. 


$. 607. 


Nachdem wir jet, fo nut wir es vermochten, eine Sline 
der Entwidelung der Franzoͤſiſchen Poeſie in ver neueren und 
neueſten Zeit gegeben hatten, verlaffen wir den Gontinent und 
gehen nah England hinüber, um zu fehen, ob ed aud im 
der Literatur feine Nebenbuhlerin, wie dieß mit der Meerhert⸗ 
» haft der Fall war, überflügelt hat. Wollte man freilich bier 
nad der Quantität gehen, fo müßte man dieß geradezu vernei⸗ 
nen; allein giebt die Qualität den Ausſchlag, fo wird fi die 
Wagſchale gar ſehr zu Gunſten Englands neigen. Denn wenn 
wir aud von den abftracten Wiffenfchaften, zu denen ſchon der 
zur Neflerion und Speculation mehr gefchaffene ernfte Charafter 
ber Britifhen Natton mehr Neigung, Befähigung und Ausdauer 
bat, ſowie von den hiſtoriſchen Disciplinen oder der Philologie, 
wo wiederum ver Sranzöfifchen Flatterhaftigkeit der forfchende Fleiß 
und die critifhe Sorgfalt ihrer überfeeifhen Nachbarn abgeht, 
abfehen, fo wird auch die Geſchichte der Poeſte eine große Zahl 
von Männern aufzmveifen haben, denen «6 ſchwer fein dürfte, 
eine gleihe Geſellſchaft gleich hochfehender Dieter Frankreichs 
gegenüber zu fielen, und wie ſollte dieß auch möglich fein, wenn 
man bedenkt, daß ja aus der feinen Stadt Stratford am Avon 
jenes Meteor am dramatifhen Himmel aufgeſtiegen if, weldes 
mit dem unvergänglihen Glanze feines Namens das ſtolze Eis 
land, das ihm erzeugte, erleuchtet bat, Wir fonnen daher 
auch erft mit ihm die eigentlihe Bluͤthenzeit der Engliſchen Li⸗ 
teratur begrängen, während die Zeit vor dem Zeitalter der Kö⸗ 
nigin Eliſabeth allerdings ihren Leiftungen nad bei weitem un« 
ter dem Niveau des gieldzeitigen Literaturzuftandes in Frank⸗ 
reich ſteht und auf keinerlei Weiſe den Erwartungen genügt, bie 
in der vorigen Periode Chaucer theils durch den Werth feiner 
eigenen Scöpfuugen, theild durd feinen Einfluß auf die Veredlung 
der Sprache erregt hatte. Die Ratur ſcheint gleichſam durch eine 
lange Ruhe ſich auf die Geburt eines Niefengeiftes, deſſen Lands⸗ 
mann zu fein mit Recht jeder Biite noch heute ſtolz iR, haben 
vorbereiten zu wollen. Indeffen darf man doch auch nicht ver 
geffen, zu erwähnen, daß das Zeitalter Heinrichs VI. das Ber. 


Engliſche Poefie. 37 


denſt beanfprucht, zuerfi dad Souett Petrarca's auf Engliſchen 
Boden verflanzt und gepflegt zu haben, wenn auch gerade dieſe 
Form der Poeſte dem blutgierigen Geifte diefer Zeit am Wes 
nigſten zuzufagen feeint und man jenem Tyrannen, deflen mißs 
krauiſchem Tigerblide fo -viele Opfer fielen, am Wenigften zus 
traum ſollte, ſelbſt Verſuche in diefem Genre gemadt zu haben, 
wos gleihwohl der Fall iſt!). 

1) Seine und mehrere feiner Hofleute elegiſch⸗lyriſchen Verſuche ſtehen 


bei Surrer Songes aud Sonetes. Lond. 1557. f. Si aq. ſ. a. Warton 
Hist, of Engl. Poetry. T. III. p. 51 sq. 


$. 608. 


Es Liegt in den engen Graͤnzen dieſes Werkes, daß mehs 
tere elende Verskünſtler dieſes Zeitraums, deren Leiflungen 
bidastifcher Art waren, bier wegbleiven müſſen“); daher erwäh. 
un wir nur noch aus Heinrichs VII. Zeitalter zwei allegoris 
Me Didtungen im Geſchmacke Lydgate's und des Branzofen 
Octavien de St. Gelais, nämlid Steyhan Hawe’s, de 
Kammerdiners Heinrichs VII, Passe-tyme af pleasure?) und 
Billiom Walter's Spectacle of lovers?’) befonderd durch 
wohlgeordneten Versbau empfehlenswerth. Eben fo wisig und 
fharf, als oft ſcurril und ſchmuzig und in der Form wadläfs 
% find die Epotigeihte Sohn Sfelton’s (+ 1529), 
des zum Dichter gefrönten (1489) Rectors zu Dyſſe, und Acht 
lomiſcher Volfston liegt in den 600 Gpigrammen und dem Ber 
ſuche, fämmtliche Englifhe Eprüchwoͤrter in eine fortlaufende 
poetiſche Erzählung zufammenzufaflen, des noch zu erwähnenden 
dramatiihen Dichters John Heymood°). Indeſſen ficht, wie. 
Kon gefagt, das lyriſche Fach der Engliſchen Dicttkunſt diefer 
Periode bei weiten höher, denn der unglüdlide Henry Ho⸗ 
word, Graf von Surrey (1515—20 geb. und 1547 ent« 
Bauptet), der auf feinen Reifen in Frankreich, Deutfhland und 
Stollen auch die Poeſie diefer Länder fleißig Audirt hatte, hat 
nicht blos in feinen in reimlofen Berfen abgefaßten Songs and 
Sonneis den Geiſt und die Form Petrarca's getroffen, fondern 
auch in dee Fair Geraldine (einer Tochter des Gerald Fitz⸗ 
rad, Grafen von Kildare) eine Laura gefunden®), Auch fein 


- 316 Englifche Poefie. 


$. 607. 


Nachdem wir jebt, fo nut wir es vermochten, eine Stige 
der Entwidelung der Franzoͤſiſchen Poefie in der neueren und 
neueften Zeit gegeben hatten, verfaffen wir den Eontinent und 
gehen nah England hinüber, um zu ſehen, ob es aud in 
der Literatur feine Nebenbuhlerin, wie dieß mit der Meerherr⸗ 
fhaft der Fall war, überflügelt hat. Wollte man freilich hier 
nah der Quantität gehen, fo müßte man bieß geradezu vernei⸗ 
nen; allein giebt die Qualität den Ausſchlag, fo wird ſich die 
Wagſchale gar ſehr zu Gunſten Englands neigen. Denn wenn 
wir auch von den abftracten Wiffenfchaften, zu denen ſchon ber 
zur Neflerion und Epeculation mehr gefcaffene ernfte Eharafter 
der Britifchen Nation mehr Neigung, Befählgung und Ausdauer 
bat, fowie von den biforifhen Disciplinen oder der Philologie, 
wo wiederum ter Sranzöfifchen Zlatterhaftigfelt der forfchende Fleiß 
und die critifhe Sorgfalt ihrer überfeeifben Nachbarn abgeht, 
abfehen, fo wird auch die Geſchichte der Poeſte eine große Zahl 
von Männern aufzuweiſen haben, denen es ſchwer fein dürfte, 
eine gleiche Geſellſchaft gleich hochftehender Dichter Frankreichs 
gegenüber zu ſtellen, und wie ſollte dieß auch möglich fein, wenn 
man bedenft, dab ja aus der feinen Stadt Stratford am Avon 
jenes’ Meteor am dramatifben Himmel aufgefiegen if, weldes 
mit dem unvergänglisen Glanze feines Namens das ſtolze Ei 
land, das ihn erzeugte, erleuchtet hat. Wir Fonnen daher 
auch erſt mit ihm die eigentliche Bluͤthenzeit der Engliſchen Li⸗ 
teratur begrängen, während die Zeit vor dem Zeitalter der Kö—⸗ 
nigin Eliſabeth allerdings ihren Leiftungen nad bei weitem un 
ter dem Niveau des gleidzeitigen Literaturzuftanded in Frank⸗ 
reich ſteht und auf keinerlei Weiſe den Erwartungen genügt, die 
in der vorigen Periode Chaucer theils durch den Werth feiner 
eigenen Schöpfuugen, theild durch feinen Einfluß auf die Vereblung 
der Sprache erregt hatte. Die Natur ſcheint gleichſam durch eine 
lange Ruhe ſich auf die Geburt eines Niefengeiftes, deſſen Landes 
mann zu fein mit Recht jeder Biite noch heute ſtolz iR, haben 
vorbereiten zu wollen. Indeſſen darf man doch auch nit vers 
geflen, zu erwähnen, daß das Zeitalter Heinrichs VIII. das Ver⸗ 


Englifche Poeſie. 317 


dlenſt beanſprucht, zuerfi das Souett Petrarca's auf Engliſchen 
Voden verflanzt und gepflegt zu haben, wenn auch gerade dieſe 
Form der Poeſie dem biutgierigen Geiſte dieſer Zeit am We 
nigßen zuzufagen fdbeint und man jenem Tyrannen, deſſen miß⸗ 
trauiſchem Tigerblide fo -viele Opfer fielen, am Wenigften zus 
traum follte, ſelbſt Verſuche in diefem Genre gemacht zu haben, 
was gleihwohl der Fall iſt!). 

ig Seine und mehrere feiner SHofleute etegifchetyeifchen Verſuche ſtehen 


onges and Sonetes. Lond. 1957. 1 sq. f. a. Warton 
Hit —— Poetry. T. III. p. 51 sq. 


$. 608. 


Es liegt in den engen Graͤnzen diefed Werkes, daß mehs 
tere elende Verskünſtler diefes Zeitraums, deren Leiſtungen 
didactiſcher Art waren, bier wegbleiden müflen!); daher erwäh- 
en wir nuc noch aus Heinrichs VII. Zeitalter zwei allegoris 
be Didtungen im Geſchmacke Lydgate's und des Franzoſen 
Drtavin de St, Gelais, nämlid Stephan Hawe’s, de 
Kammerdimerö Heinrichs VII, Passe-tyme af pleasure?) und 
Billiam Walter’s Spectacle of lovers’) befonderd durch 

wohlgeordneten Versbau empfehlenswerth. Eben fo wisig und 
ſcharf, als oſt feurrit und ſchmuzig und in der Form uacläfe 
Re find die Spotigedichte Sohn Skelton's (+ 1529)*), 
des zum Dichter gefrönten (1489) Rectors zu Dyſſe, und ädht 
lomiſcher Volkston liegt in den 600 Gpigrammen und dem Vers 
ſuche, ſaͤmmtliche Englifhe Eprühwörter in eine fortlaufende 
 poetiide Erzählung zufammenzufaflen, des noch zu erwähnenden 
diamatiſchen Dichter8 Sohn Heywood°). Indeſſen ficht, wie, 
ſdon gefagt, das lyriſche Fach der Engliſchen Dichtkunſt dieſer 
Periode bei weitem höher, denn der unglückliche Henry Ho⸗ 
Ward, Straf von Surrey (1515—20 geb. und 1547 ent« 
hauptet), der auf feinen Reifen in Frankreich, Deutfhland und 
Stalin auch die Poeſie dieſer Länder fleißig ſtudirt Hatte, hat 
St blos in feinen in reimlofen Verſen abgefaßten Songs and 
 Sonneis den Geiſt und die Form Petrarca's getroffen, fondern 
auch in der Fair Geraldine (einer Tochter des Gerald Fitz⸗ 
gerad, Brafen von Kildare) eine Laura gefunden‘). Auch fein 


: 316 Englifche Poefie. 


$. 607. 


Nachdem wir febt, fo nut wir es vermochten, eine Sfiye 
der Entwidelung der Franzöfifhen Poefie in der neueren und 
neueflen Zeit gegeben hatten, verlafjen wir den Gontinent und 
gehen nah England hinüber, um zu feben, ob es aud im 
der Literatur feine Rebenbuhlerin, wie dieß mit der Meerher⸗ 
ſchaft der Fal war, überflügelt bat. Wollte man freilich bier 
nach der Quantität gehen, fo müßte man bieß geradezu vernde 
nen; allein giebt die Qualität den Ausfhlag, fo wird fid die 
Wagſchale gar jehr zu Gunſten Englands neigen. Denn wenn 
wir au von den abflracten Wiffenfhaften, zu denen fchon der 
zur Reflexion und Speculation mehr geſchaffene ernfte Eharafter 
der Britifchen Nation mehr Neigung, Befähigung und Ausdauer 
bat, ſowie von den biforifhen Disciplinen oder der Philologie, 
wo wiederum der Sranzöfifchen Flatterhaftigfelt der forfchende Fleiß 
und die critifhe Sorgfalt ihrer überfeeifben Nachbarn abgeht, 
abfehen, fo wird aud die Geſchichte der Poeſte eine große Zahl 
von Männern aufzuweiſen haben, denen «8 ſchwer fein Dürfte, 
eine gleiche Geſellſchaft gleich hochftehender Dikter Frankreichs 
gegenüber zu flellen, und wie follte dieß auch moͤglich fein, wenn 
man bevenft, daß ja aus der feinen Stadt Stratford am Avon 
jenes" Meteor am dramatifben Himmel aufgefiegen if, weldes 
mit dem unvergängliben Glanze feines Namens das ſtolze Ei 
land, das ihn erzeugte, erleuchtet hat. Wir Eönnen babe 
auch erſt mit ihm die eigentliche Blüthenzeit der Engliſchen Li⸗ 
teratur begrängen, während die Zeit vor dem Zeitalter der Koͤ⸗ 
nigin Eliſabeth allerdings ihren Leiftungen nad bei weitem um 
ter dem Niveau des glelzeitigen Literaturzuftended in Frank⸗ 
reich ſteht und auf feinerlei Weife den Erwartungen genügt, bie 
in der vorigen Periode Ehaucer theils durd den Werth feiner 
eigenen Schöpfuugen, theild durch feinen Einfluß auf die Beredlung 
der Sprache erregt hatte. Die Natur feheint gleihfam durd eine 
lange Ruhe fi auf die Geburt eined Rieſengeiſtes, defien Lands⸗ 
mann zu fein mit Recht jeder Brite noch heute fol; ik, haben 
vorbereiten zu wollen. Indeſſen darf man doch auch nicht ver 
geſſen, zu erwähnen, daß das Zeitalter Heinrichs VII. dad Ber 





Englifche Poefie. 317 


Denkt beanſprucht, zuerſt das Souett Betrarca’s auf Engliſchen 
Boden verflanzt und gepflegt zu haben, wenn auch gerabe biefe 
dorm der Poeſte dem biutgierigen Geifte dieſer Zeit am We 
nigſten zuzufagen fcbeint und man jenem Tyrannen, deſſen mißs 
tauifhem Tigerblide fo -viele Opfer fielen, am Wenigfien zus 
irauen follte, ſelbſt Verſuche in diefem Genre gemacht zu haben, 
was gleichwohl der Fall ift!). 

1) Seine und mehrere feiner Hofleute elegiſch⸗lyriſchen Verſuche flehen 


ki Surrey Songes and Sonetes. Lond. 1557. f. 51 8q. f. a. Warton 
Hist, of Engl. Poetry. T. III. p. 51 sq. 


$. 608. 


Es Liegt In den engen Graͤnzen diefed Werkes, daß mehs 
tere elende Verskuͤnſtler dieſes Zeitraums, deren Leiflungen 
didactiſcher Art waren, bier wegbleiden müflen ); daher erwäh. 
nen wir nur noch aus Heinrichs VII. Zeitalter zwei allegorts 
fhe Dichtungen im Geſchmacke Lydgate's und des Branzofen 
Dctavin de St. Gelais, naͤmlich Stephan Hawe’s, des 
Kammerdiener® Heinrichs VII, Passe-iyme af pleasure?) und 
Billiom Walter's Spectacle of lovers?) befonderd durch 
wohlgeorpneten Versbau empfehlenswertt. Eben fo wisig und 
ſcarf, als oft feurrit und ſchmuzig und in der Form wadhläfs 
ſig ſind die Epotigedihte John Sfelton’s (+ 1529)*), 
des zum Dichter gefrönten (1489) Rectors zu Dyſſe, und Acht 
lomiſcher Volkston liegt in den 600 Gpigrammen und dem Vers 
ſuche, ſammtliche Englifhe Eprühmwörter in eine fortlaufende 
poetiſche Erzählung aufammenzufaflen, des noch zu erwähnenden 
diamatiſchen Dichters John Heymwood’). Indeſſen fleht, wie. 
(den gefagt, das lyriſche Fach der Engliſchen Dichtkunſt diefer 
Periode bei weitem höher, denn ber unglüdlide Henry Ho» 
Ward, Graf von Surrey (1515—20 geb. und 1547 ent⸗ 
hauptet), der auf feinen Reifen in Frankreich, Deutfhland und 
Ralien auch die Poeſie biefer Länder fleißig Aubirt hatte, hat 
uicht blos in feinen tn reimlofen Berfen abgefaßten Songs and 
Sonnets den Geiſt und die Form Petrarca's getroffen, fondern 
auch in ber Fair Geraldine (einer Tochter des Gerald Fiztz⸗ 
gerad, Brafen von Kildare) eine Laura gefunden‘). Auch fein 


318 Engliſche Porfle. Theater. 


Freund Sir Thomas Wyaır?) ans Wltingtoncafte, einſt ein 
Sünftling Heinrich's VIIT., dann, als einer verbrecheriſchen Be 
bindung mit Anne Boleyn verbädtig, verbannt und (1541) im 
MBahnfinn geftorben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und fleifer 
find als die Surrey’s und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des Volkslieds befier zuzuſagen fcheint, bier nit vergeſſen 
werden, noch weniger als George Boleyn?®), Biscount von 
Stafford, der, eines ſtraͤflichen Berhältniffes zu feiner Sıpweher 
Anne verdaͤchtig, (1536) mit diefer bekanntlich auf Heinride 
Befehl hingerichtet ward, 


1) ©. mein Art. üb. d. Engl. Liter. in Erſch Encyel. I. ©. Wo. XL. 
p- 186 sq. 

2) The Pesse tyıme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history ol 
jraund Amoure and la bell Pucell, called ihe pastime of pleasure. 
ıb. 1553 4. 


3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasaunt and profitable workes nowe coll. and 
newiT publ. Lond. 1568.1736. 12. Certaine bokes compil. by master 
Sk. ib. 1547, 12. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 5% 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 sq. Warton T. II. p. 332. 48. 
sy. d’Israeli Amen. of Lit. T. I. p. 225 sq. u. unt. $. 609. ar. 3. - 


5) J. H. Workes with syx. Hundred of Epigrammes. Lond. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the Hie. ib. 1556. & 
(bez. f. a. d. Gtreit zw. d. Cathol. u. Protefl.) A dialogue contaynıng 
in effect ıhe number of all Proverbes in the English tongue com- 
pact ia a malier concerning twomarriages. Lond. 1547. 1598.4.u.dft 

. Warton T. III. p. 84 sq. 

6) Songes and Sonettes written by the right honorable L. B. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 1574. 
158. 4. Poems with those of $S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Coll. 
of Engt. Poets (Edinb. 1793 4q. XIV. 8.) T. I. Works w. 3. Th. 
Wyatt’s ed. by 6. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. ll. 
p- 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. I. p. 269 sg. 


7) &. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.I.p. 40184: 
Schr hübſch find feine Lieder auf feine Laute, abgedr. b. Chambers 
Cycl, of Engl. Lit. T. I. p. 47 sq. 


8) Mehr. f. Geb. b. Surrey a. a. O. unt. d. Ram. v. Uncertain 
authors, in d. Ancient songs 1790) p. 133 u. d. Nugae antiqeae 
Am beit, it f. Complaint of Phillida and Harpalus. 


$. 609, 


Was das Theater während berfelben Zeit amlangt, ſo 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Ehararir 


Engliſche Poefie. Theater. 319 


ver frühen Moralitäten (Moral-Plays), jener Abart ber alten 
MyRerien (Miracle-Plays), in bie fi jedoch nun auch die im 
erſteren gebräuchlichen allegorifhen Biguren einmifchten, ziemlich 
derfelbe, nur daß in den Morals bereit der Teufel und das 
Lofer (Vice, das Borbild des fpätern Clown) als flereotype 
tomiihe Berfonen auftreten. Die Aufführung derſelben geſchah 
ohne allen äußeren fcentfden Apparat von berumzichenden Schau⸗ 
fielerbanden, und erſt von Richard III. wiſſen wir, daß er, als 
er noch Herzog von Glouceſter war, eine fiehende Geſellſchaft in 
fine Dienſte nahm!). Andefien fangen nun nad und na 
diefe Moralitäten an, Tendenflüde zu werden, und fo iſt denn 
ſchon dad Moral-Play of Every Man’) ein Auftuf an Je⸗ 
dermann, bei der catholifhen Kirche Rettung feiner Eeele zu 
ſuchen. Auch in anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
John Stelton einen Zortiähritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht blos allegorifhe, fondern bereits auch Perſonen aus 
bem wirklichen Leben auftreten ließ’). Endlich zeigt fidh Im Hycke 
Scorner*), einer offenbar mehr zur Beluftigung, ald Belehrung 
geihriebenen Moralität, fhon ein Raupachiſcher Till, freis 
lich aus gröberem Holze gefcknigt, der über das wüfle Treiben 


von Heinrichs VII. Hofleuten feine Oloſſen macht. Diefes 


Erik bildet nun aber offenbar den Uebergang zu des ſchon ges 


nannten John Henwood°) aus London (+1565 u Medeln) 


wahrfheinlih den Branzöfifhden Entremets nacgeahmten In- 
terindes, die durch ihren Wie fih bald beliebt machten, 
Einige Aehnlichkeit mit den altveutihen Faſmachtsſpielen haben 


mb viele Nachahmung fanden. Nun änderte ſich aber theil⸗ 


weile durch Die Ausbreitung des Proteſtantismus der Stoff, 
bean bereits der befannte Sohn Bale aus Cove (1495 — 
1563)°) ließ im Wuslande, wohin er fi wegen feines Re 
ligionswechſels unter der Königin Maria hatte flüchten müffen, 


mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erſchienen denn aus 


beiden Feldlagern bald dergleichen rein politifche Tendenzſtuͤcke, 
unter denen wir das proteflantifhe Lusty Juventus’) und das 
catholiſche Interkade - of Youth?) auszeichnen. Endlich mag 
bereitö um 1560 jene witzige Heirathointrigue zwiſchen Herrn 


330 Englifche Poefie. Reimchroniken. 


Wit und Dame Witzdom entſtanden fein, welche den licher 


gangepunft zum eigentlichen Luſtſpiel bildete”), 
1) ©. Collier zu Shakspere Works. 1844. T. I. p. XXX q. 


2) Play of Every Man, b, Hawkius Orig. of Engl. Drama. T.L 
p- 35 sq. 
3) The Nigromansir, a small Enierlude and a pitthie written 
M. Sk. laureate and plaid before ihe King end Estatys at 
oodstoke on Palme-Sunday, W. de Worde 1504. 4. iftverl. u.fehlt 
alfo in: Skeltons Poetical works w. not. byDyce. Lond. 1843.11. 
©. Collier T. 1. p. 273. 325. Lardner T. 1. p. 273 2q. 


4) Hycke Scorner, a morality. W. de Worde a. a. (1522) 4. 
u. b. Hawkins T. I. p. 77— 111. |. Collier T. 11. p. 303. 


5) A mery play betwene the pardoner and the frere, the cu- 
rate and neybour Pratte. Lond. 1533. II 4. Theplay of the wether 
a new and a very mery enterlude of al maner wethers. ib. s. ». 
4. A play ot love. ib s. a. (1533.) 4. The play called the four P.; 
a new and veryınery enterlude of a palmer, a pardoner, a poti- 
cary, a padler. Loud. s.a. 4. u. b. Dodsley old plays T.1. p.8ösq. 
(Old Plays T. I. p. 51 sq); A play between Johan the husband, 
Tyb the wife and Sir Jehan Priest. s. 1.1533. 4. f. a. Collier T.1l. 
p. 386 aq f. Collier T. I. p. 384. Lardner T. li. p. 246 sq. 

6) A Tragedye or Eunterlude manyfestyng ihe chefe Promyses 
of God unto Man, by all age in (he Old Lawe, froın the fall of 
Adam to the incarnacyon of the Lord Jesus Christ. s. I 1538 4. 
1744. 8. u. in d. Old Plays T. I. p. Y sq. u. Marriott p. 223 sq, A 
newe comedy or enteriude, conceruynge Ihe lawes of nature, Mo- 
ses and Christ corrupted by the Sodoınytes, pharysees aud papy- 
stes. 8. |. et a. (1535) 8. 1558. 4. 1562 8. A breiecomnedy or enier- 
Iude of Johau Baptystes preachynge in the wildernesse, openynge 
the crafty assaultes of the hypocristes. s. 1. 1547. 4. Kıyng Johan, 
a play ed. by J. Collier Lond. 1838. 4. A brefe comedy ur enter- 
Inde concernynge the temptacyon of our lorde and sauer Jesus 
Christ by Sathan in the desert s. I. 1538. 4. f. Collier, T. II. p. 
228 sq. Lardner T. 1. p. 287 a40. ' 

7) Interlude called lusty Juventus, Jyvely describing the frayl- 
ty of Youth. Loud. s. a. 4. u. b. Hawkins. TI. I. p. 119153. 


8) Interlude of Youth. Lond. s. a. 4. 
9) The Marriage of Wit and Wisdom, An anc. Interl. ed, by 
Halliwell. Lond. 1846. 8. 
$. 610. 


Ehe wir jet zu der Sch ottifhen Poeſie übergehen, ha: 
ben wir zu bemerfen, daß aus dieſer Periode noch eine 
Retmchronik übrig if, die Arthur Kelton!) zu Shrewsbury 
für den jungen König Eduard VI. ſchrteb, und bie fi ihrer 

 Borm und ihrem Inhalte nach an die Altern, oben Od. II. p. 416 
bereitö erwähnten Arbeiten anſchließt, nachdem der Kaufmann 


Stchoeriſche Pech. 221 


mb Ehe zen Senden (4 1513) Robert Kakvan?) em 
ka mas muster it Probe Durdfischtenes Aabalied Werl batte 
wreußgdken ie. Sad Feiterr Zeit RO William Wars: 
ner 61558 — 1608 — 9) Albiens Enzland, werin gleihfals 
ve Gnguie Seſciate Ühren Anfingen na noch den altın Brat 
nm Beüd bes. Mei un aber Pie cigmtlite Esottiiäe Rocfie 
aulenst, fo ıritt un8 dier Tarid Pinrfay*, aus GSaruyl⸗ 

im (1490-1535) enigegn, von Malen Scott als WBuyprae 

Imig in fein Marmion eingeführt, der, obwohl im Ganıen 

Nekahmır des Gawin Douglas um William Dunbar gleich⸗ 

wohl beſenders in tur Satire fehr hob Richt. Bor ihm ver 

biuen bier noch einen Blag der Schottifte Anacreen und heitere Ber- 
hiter der Grauen Ulegender Scott (um 1462)°) und 

Tlapperton (1550)°). Nebrigens eriſtiten von Liupfay auch 

u einige (8) Iateriades und ein Play’); wann aber bad 

 äliefle beiannte Echeijcde Trama, Philetus, das Ginige fogar 

kan oben genannten John Heywoed zugefärichen haben, 

a, in ungemiß®), 

' 1) A chrenide 2 e detlaryag (hat the Brittens 
ad Weiskemen are lincally dyszended from Brate, newiy and 
very wittely oomspiled in meter. Lond. 1547. & f. Warton T. ut. 

Pr I 2g. 

2) 6. Werten T. H. p. 382 »g. d’Ierseli Amen. of Liter. Paris 
189. 8. T. I. p. 216 sq. Thenew chronicles of England and France. 
Lead. 1716. fol. F.Chron. newiy pryuted with the cronycle, actes 
and dedes done im the tyme of Kynge Heary ihe VII. Lond. 1533, 
fe. ib. 1542. 1559. fol. w. a biogr. aud litt. pref. by H. Ellis. 
Lead. 1811. 4. f. Ellis T. II. p. 200 sq. 

3) Albioss England or Historicale of the same Island, pers 
ated from the Lives, Actes and Labors of Saturne, Jupiter, Her- 
cules and Aeneas. With hist. Intermixtures Invention and Varietie, 
preffit. briefty and pleas. perform. in Verse and Prose. Lond. 1586. 
% 1568. 1582. 4. 1597. 1602. 1612. 4. 

4) Drem ef Shir. Copmahenin. 1552. 4. AneSatyre of the ihrie 
eꝛtaiis in commend. of vertew and vitu tioa andvyce, Edinb. 
1602. 4. The history of the noble and valiant sqyer William Mel- 
dem wnwhile laird of Cleish and Bins with his Testament. s. 1. 
IM. 4. u. b. Pinkerton Anc. Scot. poems. T. I. p. 143 sy. The 
Warkis of — D. L. ot the Mont, alias King of Arms. Newiy corr. 
and vind. from the former Erroaris — and angm. with sindrie 
Warkis qubilk was not before imprentit. Edinb. 1568. 4. 1571. 4 
— 1696. 8. Poet. works w. a ſiſe diss. and gloss.by Chalmors. 
Lond. 1806. 111. 8. ©. berühmtefles Bed. iftcomplaint of the Kings pa- 
ago, worin er Jakob V. Rathichläge in der Regierungslunftertpeilt |. a. Pin- 

Große, Handbuch d. Literärgeſchichte. LIT, 21 


322 Schottiſche Poeſie. 


kerton a. a. D. T..I. p. X sq. Tytler Liv. of Scot. worth, T. 1. 


.101 ag. 
? 5) Poems from a Ms. written in ihe year 156B ed. by D, 
Laing. Edinb. 1821. 8. Und. b. Baunatyne Anc. Scot. poems. Edinb. 
1770. p. 164 sg. u. Hailes Coll. p. 192—211. f. a. Warton T. II. p. 


sq. 

6) E. Geb. b. Ellis Spec. of early engl poetry T. II. p. 109 sq. 

7) Ane verie excellent and delcctabiil "Trestise intifalit Phr 
lotus. Qahairin we may persave the greit Inconveniences ıhat 
falles out in the mariage hetweene age and zouth. Edinb. 1603. 
1612. 4. u. b. Pinkerton. T. III. p. 5-63. | 

8) abgebr. b. Pinkerton a. a. D. T. M. p- 3 sg. 199 sg. 


$. 611. 


Da wir der leichtern Ueberſicht wegen gleid die folgende 
Periode ter E chottifken Poeſie hier mit verbinden wollen, ſo 
bemerken wir, daß Sir Richard Maitland (1496-1586), 
Dberrichter zu Edinburgh und fein Sohn John Maitland (1545 
— 95), auch als lateinifcher Dichter befannt umd ale folder Metel- 
lanus genannt, gerühmt werben, wenn fle auch der Ritter Alexan⸗ 
derMontgomery?) (+ 1607— 11), felbft in der Form ein treuer 
Nabahmer der Staliäner, befonders im Sonett übertraf. Wenig 
bedeutend find Jacob's VA.?) eigene poetifhe Producte, deren 
er ſchon im 18ten Lebensjahre (1584) mehrere publicirt hatte. 
Als befcreibender Dichter wird Alexander Hume (1560 — 
1609)*), Geiſtlicher zu Logie, und als humorifiifher Alex an⸗ 
der Arbuthnot (1558—83)°), der zu gleicher Zeit tüchtiger 
Polemifer für den Proteſtantismus war, genannt. Das beden⸗ 
tendfie Talent aber unter allen Genannten beſaß William 
Drummond°) aus Hawthornden (1585 —1649), obwohl er 
eigentlich nur das Iyrifhe Genre wählte und bier vorzugd 
weife durch feine Melandolie fi zur Elegie hingezogen fühlte, 
zu deren Ausdrud auch fein überaus harmoniſch⸗melodiſcher Vero⸗ 
bau paßte. Me Schottlands erften eigentlihen Dramarifer 
endlih nennen wir Sir William Alerander Grafen von 
Stirting’) (1580— 1640), deffen Trauerfpiele, unter denen 
- allerdings Julius Cesar das beſte ifl, von fleißigem Studium 
der Altern englifhen Tragifer zeugen. | 
1) Ihre Ged. ftchen b. Pinkerton Anc. Scot. poems. Lond. 1786. 


2) Poems. Edinb, 1751. 1754. 1768. 12. now first. publ. fr. sev. 
anc, mss. by D. Laing. ib. 1821. 8. Das befle f. Ged. iſt Ab. d. Leis- 


Engliſche Dorf. | 323 


denſch. d. menſch. Seele: Tho Cherrie and the Slaie Complyt inte Scot- 
tis meter, Edi, 1595. 8. 1597. 4. Da 

3) Praises of Women u. the miseries of a poor scheist. &. Bim- 
kerton a. a, D. f. a. Biogr. Brit. T. I. p. 235 sq. 

4) The day estival, in d. Scott. descript. poems. p. 192 29. 
Hymnes or sacred songs, Edinb. 1599. 4. 

5) The essaies of a prentise in the divine art ofpoesie. Edinb. 
1524. 4. Poeticall exercices at vacant houres. ib. s. a. 4. Lepanto 
Fr 83 vr song. ». a. ib. 4. 1603. 4. (Englands Welcome to James. 

. 1003. 4. 

6) Poems upon various subjects. Edinb. 1616. 4. Lond. 1656. 8. 
The most elegante and elab. Poems of that Great Court - Wit. ib. 
1659. 1790. Poems with his life by P. Cunninghaın. Edinb. 1842. 4, 
Lond. 1833. 4. Works now publ. from the auth. orig.cop. Edinb. 
1711. fol. Er verfuchse fi) aud in der Maccaroniſchen Poeſie: Poleme- 
Middinia, carm. Macaron. acc. Jacobi id nominis Quinti, regis Sco- 
tor., cantilena ruslica vulgb inscripta Christs Kirk on the greeu 
ree. notq. ill. B. Gibson. Oxon. 1691. 4. ſ. a. Irving. Liv. of Scat. 
priters. T- I. p. 10 aq. Chambers Cyclop. T, I. p. 158 sq. Ellis - 
A P. 8 o 

7) The iragedie of Darius, Edinb. 1603. 4. Lond. 160%. 4. The 
tragedie of Croesus. ib. 1604. 4. The Alexandraean Tragedie. ib. 
1107. 4. The monarchike tragedies. Lond. 1616. 4. Thetrag of In- 
kas Caesar. ib. 1607. 4. (Gebr von Shakipere benupt f. Larduer a. a. D. 
T.IL p.390sq.) Aurora. Lond. 1604. 4. Recreation with the Muses 
cont foar monarchike trag.; doomesday or the great day of: the 
Lords Iudgement; a parsenesis to prince Henry; Jonatban, an 
her. poem intend. the first boke. Lond. 1637. fol. |. Biogr. Brit. T. 
I. p. 133 sq. Ellis T. III. p. 28 sq. 


$. 612. 

Wir kehren jept zur Engliſchen Poeſie zuräd und betrach⸗ 
tm die lange Regierung der Eliſabeih, während welder une 
nicht weniger als 72 Dichter auffloßen. Zwar find nidt alle 
bedeutend, aber dennoch gehören unter diefe Zahl jene zwei Maͤn⸗ 
ner, welche ‚gerade dieſes Zeitalter zu der Blüthenzeit der Eng⸗ 
liſchen Poeſie erhoben haben, naͤmlich Spenfer, der Arioſt Eng⸗ 
lands, Der aber, weil er auf Chaucer's Schultern ſtand, nicht reines 
Orkginal und durch feinen Hang zum Allegoriſiren etwas ein 
feltig iR, und Shaffyere, jenes unübertreffliche Mufter aller . 
Dramatifer. Freilich wußte aber Eliſabeth auch die Dichter zu 
feägen, denn fie war felof in den alten Spraden jo bewan» 
dert, daß fie einem Polniſchen Geſandten in Griechiſcher Sprache 
antworten fonnte, und wenn fie auch ſelbſt nichts Beſonderes 
m Stande brachte (denn ihre von Puttenham in feiner Poetik. 
p. 207 mitgetheilte Ditty oder Complainte iſt in jeder Beziehung 
erbaͤtmlich), fo fand fie doch bei Andern flets das Richtige und 

21 


324 Engliſche Poeſie. 

Beſte heraus, und viele ihrer Hofleute huldigten ſchon ber Mode 
wegen den Muſen. Der Grfe, weicher bier im Betracht 
fommen muß, it Thomas Sadville, Graf von Dorſet und tor 
Buckhurſt 11536 — 1608) aus Budhurfi, der durch das Lehe 
von Bocraccio’8 Buch de casibus prineipum auf den Gedanken ger 
fommen war, einen Ehrentempel feiner Nation aufjuführen, in 
dem alle durch ihr unglüdlihes Scidfal berühmtn Perſonen 
derfelden von der Eroberung des Landes durch die Rormannen 
bis zum 14aten Jahrhundert hinab eine Stelle finden follten, 
-wobel er fih, wie Dante vom Birgit, fo vom Leinen (sorrew) 
in die Hölle binabführen ließ, um dort aus ihrem eigenen 
Munde ihr Schicſſal zu erwähnen. Indeffen vollendete ex fell 
nur die Einleitung des Werfes, das er Mirrour for magistraies 
nad dem damald fo gemöhnliden Modenamen, Epiegel, nannte, 
und das Leben Heinrich Stafforde, Herzogs von Budinabam, 
das Liebrige fügte Sohn Higgins, ein Geiſtlicher aus Wink 
bam (+ um 1602), zum größten Thefle hinzu, Indem Churtch⸗ 
yard (das Leben des Cardinal Wolfey), Richard Baldwyne, 
ein Geiſtlichr (um 1549), George Ferrers aus 
Er. Albans (+ 1579) (Das Leben Humphrey's Herzogs von Glo⸗ 
ceſter), ein gewiſſe Francis Dingley (die Legende von Ja⸗ 
cob IV. von Schottland) und einige Andere noch einzelne Stel⸗ 
fen bearbeiteten, bis endlih Richard Riccols (1610) dm 
Anzahl früher unberührt gebliebener Legenden, die er 
als eine Winier-nighis-visien auffellte, und ale Sch 

die Gedichte der eben gehorbenen Königin Eliſabeth dazufedte. 
Das ganze Gedicht iſt in Octaven geihrieben und enthält bel 
manden langweiligen Stellen doch viel Schönes, wenn 
auch der Stolz der Ration, in dieſem Werfe eine Art Natio⸗ 
nalwalhalla zu befigen, nicht wenig zu der Werihſchaͤhung bb 
getragen haben mag, die «8 trotz mancher Angriffe ber gleic⸗ 
zeitigen Satiriker bis in das Zeitalter Shakſpere's und Spenſero 
hinab, welche es verdrängten, genoß, denn noch in George 
Chapman's May Bay (1611), einem gern geſchenen Luſpiee 
wird der Mirrour for magistrates an Beruͤhmtheit neben ‘ 
Gesta Romanorum gefellt?). 


Engliſche Poeſie. 325 


1) Gicht a. 6. Ellis Bpse. T. II. p. 1266. Es erſchien. ber. gleichz. mehr, 
Anthol. b. damal. Dichter, fo vonRob. Allot Englands Parnassus on the 
cheysest Flowersof our mod. Poets. Lond. 1600. 12. von John Boden: 
Jam Beividere of the Garden of Ihe Muses. ib. 1600. 8, Englands 
Helicon. Lond. 1600. 4. u. im British Bibliographer. T. IIT., u. He- 
Ikonia, comprising a selection ol English poetry of ihe Elisabeth- 
een age written or publ. between 1575 and 1604. ed by T. Park, 
Land. 1805. II. 4. 
2) 8. Warton T. III p. 181—232. — A Myrrovre for Magi- 
, Wherein may be seen by example of others with how 
grensus plages vices are punished and howe frayle and vustable 
weridi peritie is founde, enen ofthose whom Fortune seemeth 
most highly to favour. Lond. 1550. 4. u. öft. A mirrour for Magi- 
strates, being a true Chronicle-History of the vntimely falles of 
sıch vufortvnate princes and men of note as haue happened since 
the first entrance of Brate into this Iland vntill this ourage. Newiy 
enlarged with a last part called a Winter Night's Vision being an 
addition of such Tragedies especially famous are exempted in the 
ferner Histerie, with a peem annexed called Englands Elize. ib. 
160. 1. od. by Haslewood w. not. ib. 1815. III. 4 u. b, Ander- 
sen 3.3. 


$. 6183. 


Bar nun dieſes Werk durchaus fein eigentliche Epos zu 
nemmen, fo fann man dieß ebenfo wenig von des ſonſt nidt - 
ungeibägten HiRoriferd Samuel Daniel!) aus Taunton (1562 - 
— 1619) Gedichte der Bürgerkriege zwiichen der weißen und 
rothen Rofe fagen, denn fie ifinurder äußeren Form nad ein Gedicht, 
was wenigfiend zum- größten Theile aub auf Warner’ 6 ſchon ges 
nannte Arbelt paßt, und nur die Schilderung des Todes von König 
Richard in Er John Beaumont’s?), aus Grases Dieu 
(1582 — 1628) Bosworth Field iR wahrhaft heroif 
zu nennen. Dagegen bat das lyriſche Epos einen vorzüglichen 
Repräfentanten aufwweifen an Edmund Spenfer aus Lons 
den (15535 — 1599). Er iſt der erlegefrönte Dichter Englands, deſ⸗ 
fin Faery Queen, deren Ichte ſechs Bücher leider noch bei ſei⸗ 
wen Lebzeiten verloren gegangen fein follen, eine Art von Rad 
ahmung Arioſtos, wit blos ein Jubegriff der freilich von 
im wngewanteltn Feenſagen lands und Schottlands IR, ſon⸗ 
ven zugleich einer Allegorie zur Baſis dient, wo nämlih die 
12 Carbinaltugenden dur eben fo viel Ritter (fo die Knights 
ef holiness, tesiperance, courtesy 1.) perfonifichtt werben, 
deren Führer ter König Arthur If, unter dem er feinen Goͤn⸗ 
mr Philiyp Sony verkanden willen will, während die Feen⸗ 





326 Engliſche Poeſe. 


fontgin Sloriana die Eliſabeih vorſtellen ſell. Die Form hat e 
dem raſenden Roland und befreiten Jeruſalem enilehnt und ſich 
dazu der PBreiligen Stanze, die nach ihm Spenzerian Stanza 
genannt wird, und welcde allerdingd an Harmonie und Elegant ihres 
Gleichen ſucht, bedient. Sein großes Talent tritt befonders in 
der Mannigfaltigkeit der Tarfleluna der eingewebten Sagen umd 
Abenteuer und in dem wechſelnden Bilderreichihum hervor, dennoch 
aber hat er die Feſſeln der pedantifhen Allegorie, die Steifhelt 
und Kleinlichfeit in den Befchreibungen der einzelnen von ihm 
vorgeführten Gegenfände und zuweilen aud den Falten höfifchen Wih 
nicht vermeiden fönnen, fodaß und heut zu Tage, wo wir und 
nicht mehr in den Hofton der Eilfaberh zurückverſetzen fünnen, 
diefe Einförmigfeit ermüädet und die durch das Moralifirn ge 
fKörte Illuſion der ganzen Babel fogar unangenehm berührt. Dieß 
iſt jedoh no mehr der Fall in feinem Shepheards - Calendar, 
der feinen Namen nad der Benennung der denfelben bildenden 
12 Sclogen nad) den 12 Monaten des Jahres erhalten hat, dem 
in diefem vermuthlih nad dem Muſter der Sidneyſchen Arcadia 
geſchriebenen Schäfergedikte, worin er feine unglüdtiche Liebe 
zu Rofalinde, einem Edelftaͤulein, ſchildert, macht er ungefihr 
denfelben widrigen Eindruck durch den Reifen Salonton, den A 
‚ feinen Hirten in den Mund legt, wie die hölzernen Schäfer und 
Schaͤferinnen auf den Gemälden Watteau's. Auch feine übrigen 
Dichtungen, unter denen wir feine Hymnen, Brautliever und 
Trauerelegieen auszeichnen, zeugen von hohem Talente’). Als 
Nachahmer Spenfer’s, wenigſtens in der Form, mödte id noch 
Henry Willoby (+ 1596) wegen feines in Herametern (d.b 
ſechszeiligen Stanzen) gedichteten lyriſchen Epos Avisa nennen‘). 


1) The first fowre books of ihe civile wares ketweene the 
"two houses of Lancaster and Yorke. Lond. 1595. 4. corr. und cont. 
in eight bookes. Loud 1609. 4. Ueb. f. and. Schr. f. mein. Art. b. erſch 
u. Bruder Encyel. Bd. XL. p. 225. Ellis T. Il. p. 278 ng. 


- 2) Bosworth Field with a Taste of the Varietie_ oft other poen⸗. 
Lond. 1629. 12, 1749. 4, 


3) ©. d’Israeli, Amen. of Liter, T. Il. p. 71 ng. Keightley's 
thol. d. Keen u. Elfen. 8b. I. p. 102 2q. Pecchio Storia della poes 
Inglese T IIL p. 90 sq. OoleridgeRemains T. I. p.63. Blackw00% 
Magaz. 1834. u. 1835. (Dunham) b. Lardner Lit. and scient. men ofGreal- 
Britain. T. I. p.312sg. EllisIH. p.199sq Tiect Vorſch. zu Shakefpeare O9.” 
p.XH.sq. Millin, Mag. Enc. 1818. T. V. p. 31 ng. Works, Besten 


Engliſche Poefle: 327 


a. a. O. T. I. 3 I. sg. XXXVII sq. — The faerie queen; the She- 
pheards calendar; together with the other works of England’s 
arch-peet. Lond. 16:0. 1617. fol. w. a gloss. to which is pref. the 
life of the author and an essay in alleg. poeiry by Hughes. Lond. 
1715. VI. 8. w. the princ. ill. of var. camm. to which are added 
notes some Acconnt of the life of Spenser by H. J. Todd. ib. 1808. 
VII. 8. The poetical works of Edm. Sp. from the text of J. Upton 
w. crit. and biogr. pref. by J. Aikin. ıb. 1802. VI. 8. w. au ess. 
on his life by 6. Robinson. ib. 1825. VI.8. 1840. 1845. 8. Boston 1838 
V. 8. The fairy queen w. an ex. coll. of the two orig. ed. w. a. 
loss, by Birchand. Lend. 1751. III. 4. by Upton ib. 1758. TI. 4. u, 

ſ. T. Warton, Ohbs. on theFairy q. ib. 1762. 1807. II. 8: The 
sbepheards calendar, conteyning twelue aeglogues proportionable 
to the twelue moneihes. ib. 1579. 4. u. Öft. | 


4) Willobie his Avisa; or ihe true Picture of a modest maid 
and of a constant a modest wife. In hexameter verse. Lond. 1594. 
4, wbereunto isadded an apologie, shewing the true meaning of W. 
bh. Av. (by H.Dorrell) with the victorie of English Chastitie never 
beiore publ. ils. 1609. 4. 


$. 614. 


Wir gehen jetzt zum Lehrgedicht fort und beginnen bier 
ſogleich mit der Satire, der in dem freiem England feit Heine 
1 VII. und der catholiſchen Maria faft Fein Zügel angelegt 
wurde. Der bedeutndfle Dichter in diefem Genre if Jo⸗ 
ſepyh Halt!) aus Briſtowpark bei Aſhby de fa Zouh (1574 - 
—1656), freilich fpäter als Bifhof von Exeter und Norwich 
einer der eifrigſten Vertheidiger der kirchlichen Suprematie, als 
welcher er ſich auch in der gegen die Catholiken gerichteten 
höhk witzigen Nachahmung von Morus' Utopien, dem lateiniſch 
geſchtiebhenen mundus alter et idem, auswies. Seine 3 Buͤcher 
Satiren hatte er ſchon im 27ſten Lebensjahre als Student, wo 
er noch freifianig dachte, geſchrieben; fie find eines Perſius 
würdig, nur jept wegen mander Anfpielungen thellweife unver, 
Rindiih. Noch weit beißender find die hierher gehörigen Ars 
beiten de6 befannten Dramatifers John Marflon?); mehr 
ſchmaͤhſuͤchtig aber erfheint der allerdings fehr wigige Thomas 
Rafp?) aus Lowſtoſt (1564—1601),: denn auf mehr ale 
bittere Weiſe hat er den Buritaner John Penry (Ap Henry) 
ans Wales «geb. 1559, gebangen 1593), der ebenfalls 
als Martin Mar Prelate*) die Hierarchie angegriffen hat, 
an den Pranger der Oeffentlichkeit geſtellt, obwohl fih in ans 
vern feiner gleichartigen Arbeiten wieder ein gutmüthiger Hus 


328 Engliſche Poeſie. Satire. 


mor offenbart. Auch der ſonſt ald der geſchickteke Sonetliſt dieſer Zeh 
befannte George Turbervitle‘) (1540 geb., lebte bie nad 
1597) hat fi in der Gatire verfuht, Acht aber dem Zolitifer 
und Dedanten von St. Baul John Donne aus London (1578 
—1631)°) der die cauflifde Schärfe des Perfius wit. der De 
mokritiſchen Laune des Horay verband und eigentlich dieſes Genre, 
das bisher nur Spott» oder Schmaͤhgedicht geweſen war, 
vollendet auebildete, bei weitem nad. Mehr Humorifen 
als eigentlide Gatirifer waren die Eyigrammendichter Thomas 
Baftard’) aus Blandford (+ 1618), der Gapitain Nikola 
Breton (1555 —1624)"), John Weever (geb. 1570)%, 
deffen Arbeiten Sonfon (Epigr. 14) jedoch u hoch gefteht bat, Th os 
mas Harman"), der Apologet der Bettler und Bummler, vor⸗ 
züglib aber Samuel Rowlands!!), dem die Scilverungmn 
dee häuslihen Stilllebens in den Provinzen befonders gelungen, der 
no& weiter gu erwähnende bekannte Arıt Thomas Lodge“) zu 
Cambridge (1556 — 1625), beſonders in der komifchen Erzählung 
gefickt, der Außerft fruchtbare Wafferpichter (fo genannt weqen 
feiner Beſchäftigung, denn er war WMatrofe und Faäͤhr⸗ 
mann) John Taylor!) aus Gloceſter (1588-1654), [kon 
aub als treuer Anhänger der Stuarto rühmlichſt zu nennen, 
wäre er auch nicht Englands erfter eigentliche Volkédickter, 
defien Wis freilich manchmal zu derb, dftir aber au, weil a 
zu häufig fam, zu wäfferig war, und endlich der eben fo geik 
reihe als geichtte Robert Burton aus Lindiey (1576 
1639), der unter dem Namen Denocritus junior in Profa ein 
launiged Buch über die Gebrechen und Mängel feines Zeitalters 
abgefaßt hat!*), 

1) f. Warton T. III. p. 103—439. — Toothless Satyrs poefical, 
academical, moral. Lond. 1597. 8. Virgidemiarum, the three le 
Bookes of Byting Satyres. ib, 1598. Virgidemiarum ,„ sixe Bookes 
Lond. 1602. Oxford. 1758. 8. Satyres with notes by Warton an 


Siuger. Chiswick 1824. 8. Remaining Works. ib. 1660. 4. u. b. AB" 
derson T. II. 


. 2) S. Warton T. 11. P. 441 sq. The metamorphosis efPigw# 
Jions image and Certaine Satires. Lond. 1598. 12. "The scourge of 
Villanie, coll. with the addit. of newe Satyres. ib. 1598. 15%. Mi- 
cro-cynicon Sixe Snarling Satyres, ib. 1599. 4. (Legt. ſchreibt War- 
ton T. III. p. 453 dem Thomas Mibdleton zu.) 


3) ©. d’Israeli Misc. ofLit, T. I.p. 19sq. — Antimarlinus. Lond. 


Engliſche Poefle. Lehrgevbicht. 329 


1589. &. (üb. d. and. Schr. geg. Ap Henry f. m. Art. b. Erſch u. Gruber 
t. a. O. p. 221.) The anatomie of absurditie. ib. 1589. 4. u. And. 

4) Tbe historie of Corah, Dathan and Abiram: applied to the 

Prien ministerieand church assemblies of England. s. 1. 1009. 4. 
Israeli, Misc. of Liter. T. I. p. 100. 11. p. 243 sq. 

5) Epitaphes, epigrammes, songs and sonets with a disconrs of 
the friendiy affections of T'yınathes to Pyndara his ladie. Lond. 
1567. 1570. 8. ſ. Ellis T. II. p. 152 sq. 

6) Poems with Elegies on he Authors death. London 
1635. 1639. 1662. 1669. 1719. u. b. Anderson T. VI. S. Is. Walton 
Life of J. Doune, H. Wotton, R. Hooker, G. Herbert: and R. San- 
derson. Lond. 16.0. 8. w. not. by Th. Zouch. York 1746. 4. 

7) Chrestoleros , seven bookes of Epigrames. Lond. 1598. 4. f. 
Warton T. III. p. 252. 

8) A floorih upon fancie. Lond. 1577. 4. 1582. 4. Bowre of De- 

ts, ib. 1591. 4. 1597. 4. Melsucholike humours. ib, 1600. II. 4. 

e pilgrimage of Paradise. Oxford 1592. 4. (f. beſt. Ged.) The will 
te wit, wits will or wills wit, ib. 1606. 4. Pasquil’s Mad-Cap and 
Mad-cappes Message ; the Second Part of Pasg. Mad-Cap intit. 
The Foole’s cap: with Pasgnil’s Passion began by himself and 
feished by his friend Morphorias and Pasquil’s Passe and pas- 
seth not. ib. 1600. III. 4. (f. Warton T. III. p. 44). The Good and 
Ike Badde or descriptiow of Ihe Worthies and Unworthies of this 
Age. ib. 1616. 4, (ausgez. Char.) u. Und. f. m. Act. b. Erſch. p. 218 5q. 

s I. p 235 sq. 

100 Epigrammes in Ihe oldest out and newest fashion. Lond. 

‚12. 

10) Caveat for common cvrsitors, valgariter called Uagabendes. 
Lend. 1597. 4. 1592. 4. The firaternitye of vacabondes, as wel 
of rufling vacabondes, as of beggerly as women as of men, as 
Syrles as of boyes. ib. 1565. 1575. 4. 

11) Humours ordinarie. s. I. et a. 4. Lond. 1607. 1814. 4. Hu 
monrs looking glasse. ib. 1608. 4. Diogenes Lanthourne. ib. 1624. 
1628, 4. Weil met Gossip or Tis merly when gossips meet. ib. 1619. 
gain. H Greenes Gnest Haunting-Corae-Catchers. ib. 1603. & 
u. A. m. Art. p. 220. 

12) A4 fig — Momas. Lond. 159. 4. Wits miserie anıl the worlds 
mpdnesse disceuering the Jdeviles incarnat of bis age. ib, 1595. 4. 
The devil conjured. ib. 1556. 4. u. And. f. m. Art. p. 220sq. cf. EI- 
lis I p- 25. Sq. . 

13) Works beeing sixty three in number, coll. into one volume 
by the author with sundry new additions. Lond. 1630. fol. Poems 
on various subjects. ib, 1827. II. 8. (Ueb Einz Ausg. f. m. Art. a. u. 
D. p. 222 aq.) Neb.ipn cf. R. Sonthey, Lives ot uneducated poetp. 
Lond. 1836. 8. p. 1587. 

14) Anatomy of Melanchoty. Oxford. 1628. fol. Lond. 1660. fol. 


Big JA. p. % sq. 
$, 615. 


Was das eigentliche Lehrgedicht anlangt, fo warb biefe® 
verhaͤltnißmaͤßlg weit weniger bearbeitet, denn wir fönnen bier nur 
Sohn Davies aus Ehtögrove, Attorneygeneral für Irland (geb, - 


330 Englitche Poeſte. Lyrik. 


1570, geh. 1626), mit feinem Gedicht von ber Selbſterken 
nit, nosce te ipsum, und den Hiſtoriker und Dramatii 
Samuel Daniel aus Taunton (1562 — 1619), der a 
eigentlib als Sonettiſt bedeutender iR, mit feinen Epifteln ı 
Der Apologie der Wiffenfchaften, Musopkilus?), anführen. 


1) This oracle expounded in two Elegies. Of humane knowled 
and of the soule of man. Lond. 15% 1602. 1608. 1619. 1622. 4. 
Anderson T. II. Work for none but Angels and Man that is to | 
able to look into and to know our selves. s. 1. 1653, 4. D. legtel 
al. alt: Poem on the immortality of the soul with his relati 
concerning Ireland. Lond. 1697. 1715. 1733. 8. &. WestminsterE 
Lond, 1825. T. 1. p. 246 sq. 


2) The poetical essayes of 3. Danyel. Lond. 1599. 4. Poeti 
works w. Mem. of his life. ib. 1718. II. 8. Works. ib. 1601. 16 
fel, 1623. 4. Delia gontarning certaine sonnets, with the compla 
of Rosamond. Lond. 1502. 4. 1594. 8. 


$. 616. 


Gehen wir zum lyriſchen Genre über, fo finden wir, ti 
daſſelbe für am Meiften bearbeitet ward, wie dieß auch fa 
anders fein Fonnte, wenn man an die Menge von lleberfehung 
aus dem Itallaͤniſchen denft, die bereit zu Anfang diefer Perle 
ins Engliſche gemacht wurden. Obenan Reben Richard Ei 
warde (1523 —1566—7), Kapellknabendirector der Königs 
Eliſabeth, und Lord Edward Bere, Graf von Orſord, Ihr Obe 
lammerherr (1534— 1604), dern Gerichte einen großen IM 
einer zu jener Zeit fehr verbreiteten Gedichtſammlung, Paradys 
of dainty devises genannt, füllen). Auch Barnaby Googk 
(1535 geb.)?) und der befannte Dramatifer George ©a®4 
coigne (1557—1578), letzterer befonders ein eifiger Nach 
ahmer der Alten, dichteten fleißig”), und Edward Dyet 
(1540 - 1610) hat mande hübfhe Spielerei zu Gnglandd 
Helicon beigeſteuert). Mehr Miscelandichter, beſonders aus 
tm hiſtoriſchen Genre, war der liederlihe, unten nod zu nen⸗ 
nende Dramatifer Robert Greene aus Norwich (1550 
1592), den man zugleih einen ver erfien abſichtlich ſchuuz⸗ 
igen Dichter feiner Nation nennen Tann’), weshalb wir ihm 
gleih einen geiftlichen Liederdichter, Robert Southwell?) aus 
Norfoll (1560—95), einen Jeſuiten, gegenüͤberſtellen. In dab 
Gebiet des leichten Liedes gehören die Dichtungen des berühmt 





















« 
‚ 
« 


Engiige Pal. tesif 2 


Balter Kaleigp”) us Pant "pi. 1532, vageic 
1618), die unverdienter Baie 5 m Bergefniet gesuiien 
wihrend Zulf Brensr.:e Tot 2-77: —— 
(geb. 1544, ermorket 163% * zud Ir Ieimmme Tool 
George Chapman (1557 —ı163:'. wa 5b md 
Kisiger Ueberfeger Briekiiger Tsise geiz d. 2 che 
höheren Lyrik, erſterer der reden wscz äten, rer der 
den, widmeten. Der ften gezzrr.: Ausrixü au it Be: 
g de6 mirrour for mazistsates Ikemas Ghurde 
18°) war ein ſehr begakter krrger Gelegenheiisdidter. Hen⸗ 
Gonfable!") aus BYarftue regen (mad 1579), ein 
Gatholif, machte rede kas’te Sencite, vie jedoch von 
Thomas Watfon’s, cine Jurılen aus London (19560 — 
2), Samuel Dantel’s wm Sir Sohn Harringe 
'gpe@ feltern (+ 1582) und Füngern (4 1612) in den Stats 
gdehlt werden! ?). Der Dramatifer Anthony Mundad ver⸗ 
ſich zwar auch in der Lyrik, konnte aber hierin nit eine 
ist Popularität wie in feinen dramatiſchen Arbeiten er⸗ 
#) Der bedeutendſte von allen aber IR ohne Zweifel Michael 
syton") and Harfull in Warwidibire (1563 — 1681), 
gefrönter, hochſt fruchtbarer Didier, unter deffen Leifungen 
befonderd feine Hirtengedicte, Shepheards garlanıı, feine 
ven, Sonette und feine Nimphidia the eourt of fairy, ein 
gorifhee Gedicht im Beichmade Epenſer's, das defien Falıry 
Beene an Igrifcher Zartheit faſt übertrifft, hervorheben. Auch fein 
ibendes, in Alexandrinern abgefaßtes Gedicht Polyolblon, 
ein er. die Raturfhönhelten: feined Vaterlandes ſchildert, mag 

vergefien werden. Recht finnig find die Diatungen 
8 mglüdtihen Grafen von Eifer, Robert Devereny 
1567— 1601) aus Neiherwood '), ſowie auch Die gw 
bangenen, mehr heiter > humorifiſchen Leitungen Nihard 
dtathwayrs) aus Warcop (1588 - 1678) und Edward 
Ling's (J1637)*) verdienen wohl, daß Milton dem ty 
fm unter dem Namen Lyeidas eine Art von Trauerelegle 
Me feinem Kode machfendete. Was endlih Shafiyere’) am 
lagt, fo hat ſich derſelbe miht ſewobl in Dem Bragmente 
"nr6 eplich Igriiken Berichtes, der Liebenden Klage, alt in der 




























833 Engliſche Poeſie. Lyrik. 


Sammlung von 20 lſyriſchen Oedichten in verſchledenen Ver— 
maßen, der verliebte Pilger (the passionate pilgrim) ae 
befonder8 aber in feiner Sonettenſammlung (154), die er 
jungen William Herbert, nadherign Grafen von Bemtrel 
(zwiſchen 15951609), gewidmet zu haben ſcheint, ald ea 
der vom Apoll am Meiſten auch In dieſem Fache begünfigen 
Stifter erwiefen, und es iſt nur zu bedauern, daß fo viele fh 
ner „zuderfüßen Sonette”, mit denen er feine nahen Freunde zu @ 
freuen fuchte, verloren gegangen fein mögen. Die noch erhaltenen hat 
man fälfhlich in beftimmte größere Sonettenfränge au ordnen veriuät, 
eher dürfte man dieſelben In kleinere Gruppen vertheilen. Ueberal 
tritt auch in ihnen, troßdem daß fie nur zu vertrauhder Mit 
theilung beflimmt waren, jene Begeifterung, jene Dichterkraft ber 
vor, wie fie eben nur ein Ehaffpere haben Fonnte. 


1) Paradyse ot dainty devises aptly furnished with sundry 

pitthie and learned inventions devised and written for the med 

port by M. Edwards, sometimes of her Majesties Chappel, iM 

rest by sundry learned Gentlemen both of honor and woorshipp® 

a ( ond.) 1578. 4. 1578. 1900. 1606. * JIJ introd. ren I 
ib. 1810. 4. f. 4. Bllis, Spec. e early Bagl. 

(Ed. V. Lond. 1845.) T. I. p.115 —* sq. Werton TU P2RY 

2 Eglogs, Epytaphes and Sonetts. Lond. 15683. 4. f. Bllis T. 

| . 

” 9) Poesies corr. perf. and augm. by the auth. Lond. 157. & 
The whole woorkes of 6. 6, newly. eomp. Lond. 1587. 4. & 
Bibliogr. T. 1. p. 73 sq. Ellis T. II. p. 147 sq- 
use, eier I Eoglands Helcon or (heMuses Harmony. Load. 

. 1 | ® . 

5) ©. m. Art. b. Erſch a. 4. O. 8 228 sq. 3. B. Moranao iM 
tritameronof love. Lond. 1584. 158?.4. &Wydopius ihe Carde of Fana®. 
ib. 1584. 1557. 1608. 4. Arcadia or Menaphon Camillaes Alaram 
to slumber;, Euphues in his Melaucholy Cell at Silexedra, where 
are deciphered the variable effects of Foriune etc. ib. 1587. 15% 
1610. 1616. 1634. 4. u. in Archaica T. 1. (f. a. Censura Liter. I8 
T. I. p. 345 “2 Pandoste the triumphe of time being the histerl® 
of Dorastus and Faunia. Lond. 1607. 1609. 1629. 4. Proben b. Bis 
T. II. p. 162 sq. 

6) Saint Peters Complaint, newiy sugm. w. other poems. Load, 
s. a. 4. 1595. 1597. 15%. Edinb. 1600. 4. 1616. 1620. 1630. 16%. " 
St. Peters Complainte, Mary Magdalene’s Teares with other wor 
‚of the author. ib. 1592. 1596. 1630. 4 Maeoniae or oertaine 6X 
lent poems and spirituall hymnes. ib. 1595. 4. Prob. b. Bllis T. M. 
p. 169 sq. ſ. a. Gentlem. Magaz. 1790. Norbr. 

7) 8 W. R. peems w. abiogr.and crit. imtrod. by Bg. Brydgæ- 
Lond. 1314. 8. f. a. Ellis T. II. p. 184 sq. 

8) The remains of 8. Fulk Erevill, Lord Brooke, being Pee®® 
ef Menarchy and Religion, Lond. 1670, 8. f. Ellis T. IL p- 29% 


Qugliſche Poefe. Sprit. 283 


9) Euthymiae raptus or the teares of peace w. interl. Lond. 
1009. 4. Skia nyktos, the shadow of night containing two poet. 
‚bymnes. ib. 159. 4. u. 9. 


10) ©. m. Art. a. a. DO. p. 230 sq. Ovid de Tristibus in three 
buekes. s. 1. 1580. 4. I 1 


11) Diana: The praise ef his mistres in certaine sweete somneis. 
Lend. 1592. 4, ſ. Ellis T. II. p. 267 sq. 


12) The Bkatompathia or Passionate Centurie of love diuided 
‚Isle two parts, whereof the first expressed the Authors sufferance 
ia Love the latter his long farewell to Love and all his tyrannie, 
L et a. 4. The teares of Fancie or Love distained. Lend. 1593, 
[Eis T. II p. 2:0 sq. Gentl. Magaz. T. LXVIII. p. 669. 


13) Die Sonette Beider in: Nugae antiquae, heing a miscell. coll. 
wig. papers in prose and verse by Sir 3. H. and otbers sel. 
e rev. H. H. Loud. 1779. w. ill, not. by Th. Park. ib, 1804. 
Spigramme bes Sohnes als: Epigrams both pleasant and serions. 
e 1615. 1625. 1628. . 


The mirrour ofMutebilitie or principall part of the Mir- 
or Magistrates selected out of the sacred Scriptures. Lond. 
BR. 4. A banqnet of daintie conceits. Lond. 1588. 4. 'The pain of 
ib. 1580. 4. 


Peeims. Lond. 1003. 4. 1605. 1608. 1610. 1613.4. 1519. fol. 4651. & 
with an hist. essay on his life and writings. Lond. 1752. 
. 1749. fol. (Dazu Appendix. ib. 1753. fol.) The Shepheards 
fashioned in nine Egiegs. Lond. 1543. 4. Lyrick and pe 
ms, Odes, Eglogs, ihe ınan in the ınoone. s. a. (1605.) 
B. 8. Nimphidia, the Court of Fayrie, b. f. Miseries of Queene 
| arito etc. Lond 1627. 1631. 4 u. (allein) Lee Priores Prens, 
‚14. 8. u. b. Halliwell, Illustr. ot Fairy Mytho . Lond. 1845. 
# 195—218. (Malone in f. Shakesp. ed. 1821. T. V. p. .06. glaubt 
kon ſch erſt durch S. Midsummer Nights Dream auf bie Ider 
ia dieſem Gedichte gebracht worden) Polyolbion or a chorograph. de- 
onoftracts, rivers, mountaines, forests of this renowned isle 
reat-Britaine. Lond. 16.3. 3612. I. fol. ©. a. Bell, Engl. poets. 
«1839. T. I. p. 1—37. 
198 Eonett b. Ellis T. II. p. 321 2. 
v 17) The golden fleece. Whereto be annexed two Blegies eu- 
filed Narcissuas Change nnd Aesons Dotage with Sonnets or Ma- 
 gals, Lond. 1611. 8. A new s ring shadowed in sundry pithie 
 poems. Musophilus. ib. 1619. 4 "The poets willow or thepassionate 
 Mapkeard with sundry delighifull sad no lesse passienate sonnets 
J ng ihe passions of a discontented and perplexed Lover. 
u 1614. 4. Love’s Labyrinth er the true Lovers knot, iucleding 
| strous fals of two starcrost Lovers Pyramus sud Thysbe. 
I 1615. 4. A strappado for the Direll, Epigrams andSatyres allu- 
EAt to the time with divers measures of om lesae delighi. ib. 1615. 
AUULm ta D.p 233 0E 


| 
| 16) ©. Ged. b. Nichols Coll. of poeiry. 


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9 mmt . \ e e s % . eg peare⸗ 
nah Berl, 1836. 16. 8. a. Ellis T. II. p. 303 20. 

















336 Franzoͤſiſche Poeſie. Schuͤfetgedicht. 
$. 617. | 


on * 

Eine Nebengattung der Lyrik bildet das Saul 
gedicht, welches vorzüglich, Teitdem Spenſer mit dm * 
genannten Sctäfercalender vorangegangen war, immer wehr 
Aufnahme kam. Ihm folgten feine Freunde John CHattpiri 
William Smith?) und Phinens Fletcher (+ 1648 
welcher Letztere gar eine Allegorie in Spenſer's Feenfönigin (Bock! 
e, IX.), die Schilderung de Menſchen, in feinem Purple & 
land, mit großem Bilderreichthum, vieleicht etwas zu breit, a 
führte). Auch Drayton ließ in feinem Muse's Elys 
ſich zu dieſer tändelnden Poeſie verführen‘), und der X 
Abraham Fraunce Iegte ſich befonders auf Veranlah 
ſeines Bönners Philip Sidney auf daſſelbe Fach“). U 
Mn William Browne*) aus Taviſtock (159018 
wegen der von ihm bereitö in feinem 22ften Jahre geſ 
wen flogen und vorzüglich wegen feiner Shepheards y 
anzuführen, worin er, freitih in der damals belichtm BL 
des Staliäners Marino, alfo auch mit defien Fehlern, beſonderh 
unangenehmen Hafhen nad) Eoncetti’e, feinen Zeitgenofe 
wohl durch die melodifhe Harmonie feiner Verfe als uk Y 
die gut und natürlih erfundenen Situationen unübertrefi 
fhien. Bel diefer Gelegenheit mag aub noch auf des bei 
tim Dramatifers John Fletcher's köſtliches Schäferfpik‘ 
faithfull shepheardesse ’), hingewieſen werden. 


1) Thealma and Clearchus,.a pastoral history in smool 
easie verse publ. by Is. Walton. Lond. 1683. 8. Prob. in & 
se’s Library p. 315 sq. 


2) Chloris or the Complaint of the passionate despised 
pheard, Loud. 1596. 4. in Sonettenform, pe 


3) The Purple Island, together with Piscatorie Egiegf‘ 
other Posticall Miscellanies. Cambr. 1633. 4. Piscatory E 
Edinb. 1772. 8. u. b. Anderson T. IV. 


4) The Muses Elizium. Lond. 1630. 4, 


5) The lamentations, of Amintas for the death of Phil: 
raphr. transl. out of Latine into English hexameters. Lond. 1 
4. The countesse of Pembrokes Emanuel. Conteining the nal 
passion, buriall and resurrection of Christ, togeather with 0 
psalmes of Danid. All in English hexameters. ib. 1591. 4" 
countesse of Pembroke Yuychurch. Conteining the affectionaie 
- and vafortunate death of Phillis and Amintas: that in a pase 


Engifhe Porfie. Moman. 335 


ikis in a fanerali: both in English hexameters. ib. 1591. 4. The 
Mird part of the countesse of P. Yuychurch: entiluled: Amintas 
Deie Wherein are the most conceited tales of the Pagan gods im 

lish hexameters: togeiher with their auncient descriptione amd 
päilosophicall explications. ib, 159). 4. 


6) Britains pastorals. Lond. 1616. fol. the last leaf suppl. by 
Ms. it conntains several Odes etc. in Ms. adressed 10 the Author 
which are supposed to be unpublished. ib. 1625. 8. The Shepke- 
ards pipe. ib, 1614. 1620. 8. f. Ellis T. 11T. p. 99 sq. 


7) The faithfull shepheardesse. Lond. s.a. 4. 1629. 1634. 1665. 4. 
6. 618. 


Das Schaͤſergedicht bahnt und gewillermaßen den Weg 
ma Roman!) diefer Periode. Wir ‚haben oben gefehen, daß 


time Zeit lang (unter Edward IV.) die Arthurromane in 


Aufnahme waren, welche unter Heinrich VIII. Lord Ber⸗ 


nger's Gompilationen einzelner altfranzöfiiher "Romane aus 


demſelben umd Karls des Großen Sagenkreiſe verbrängten, bis 
Ne Epaniſchen Romane von Amatis und Palmerin von Eng 
lnd ihr Bublicum fanden. Der Beifall aber, mit dem man dieſe 


Matwerte aufnahm, rief Nachahmungen hervor, und fo ſchrieb 


kan Emanuel Bord?) Dmatud und Arteſia (1595) 


und feine Nachahmung des Palmerin von Dliva, Parismus, 
Pinz von Yöheim (1598), ein Bud, das geradezu verſchlungen 


ward, fo daß Henry Robarts’ Phäander (1595)°) feine. 





wegd mit ihm wetteifern fonnte. Mittlerweile lernte man aud 
die Staliänifchen Novellen theils durch Ueberſetzungen, theils 
dech Nachahmungen kennen“), und fo wurden denn Rovellens 
fmmlungen, wie William Paynter’s Luſtſchloß (1566)°) 
größtentheile nach Boccaccio, George Whetſtone'69) Hep- 
tsmeron( 1582), größteniheild nad Einihio, der Eliſabeth Brims 
Rone’ 67) merkwürdige Geſchichten und Thomas Fortescue's 
(1570) Wald, nad Spaniſch (?) » Franzöftfen Quellen bearbeitet; 


Vieblingslecture. Doch auch diefe verbrängte wieder ein foge 
‚ Manier Driginalroman, nämlih des Dramatikers John 


Wie) aus Kent (1553 — 1600) Euphues, in deſſen zweiten 
Theile eine Apologie Englands in Gegenfag zu anderen Ländern, 
beſonders Renpel, das im erſten Theile geſchildert wird, vor 


Mm. Das Buch zeugt vom allerſchlechteſten Geſchmacke, hat 


336 Engliſche Poeſte. Amar 


aber durch feine nicht recht erklaͤrliche Popularitaͤt den Grmb 
zu dem abſcheulichen Converſationsſiyl gelegt, wie er am Het 
ver KAönigin Eliſabeth Mode ward, und Abnelt durch feine lany 
weiligen, gefuchten Bergleihungen und fein widerwärtiges Prunfe 
wis fiets falſch angebrachter mythologiſcher Gelehrſamkeit mehren 
der oben beſprochenen äfteren Branzöfiihen Romane, ohne jedoth 
der Bändezahl derſelben auch nur entfernt nahe zu fomm. 
Kon einen Schritt weiter zum Befferwerden thatXodge) in 
feinem Roman: Rofalinde oder Euphued Vermaͤchtniß, worin a 
übrigend Gamelyn, eine der fülfhlid Chaucer zugeſchriebenen, 
aber defien Zeltgenofien Cote gehörigen Novellen fehr Nar 
benutzt bat. Hier if fhon bei weiten mehr Handlung, und 
Daß die Intrigue nicht ganz ſchlecht angelegt fein. kann, geht 
daraus hervor, daß Shaffpere nicht blos die Fabel, ſonden 
aud die Hauptdaradtere feines „Wie es euch gefällt” darand 
enmommen, ja fogar mehrere ber Heinen Gedichte, mit dem 
die NRroſa nah damaliger Sitte durchzogen if, für Mc ben 
hat. Nob weiter ging er in feinem Wintermährken, denn he 
bat er ebenfalls nict blos die Intrigue aus R. Greene's) 
Doraftus und Faunia entnommen, fondern auch das Orakel ind 
zwenten Scene des dritten Acts und nod einige andere Eid 
fan woͤrtlich, natürlich in Berfen, in fene Crüde be 
getragen. Weit befler iſt jedoch Greene's Philomela ober die 
Nachtigall der Lady Fitzwater, deren erſter Theil, die Prüfung 
einer Frau durch ihren Mann, viel Aehnlichkeit mit der Epiſode 
im Don Quixote hat, wo Anſelmo Gamtda feine Frau om 
gleiche Weile auf die Probe ſtellt, deren Entwickelung aber di 
fenbar Boccaccio's Titus und Gyſippus nachgedildet iR. De 
ganze Erzählung iſt eine Apologie der Brauentrene und fiel 
dem an Schmuz fo viel Gefallen findenden Greene eigentiid 
nicht ähnlich, denn es zeigt Ach darin eine Zartheit, eine br 
tung vor der weibliben Tugend und ein Olaube an weidliche 
Neinheit, die dem Verfaſſer alle Ehre machen. Auch die gm 
Gompofition, Die Berwidelung und die Verarbeitung des Stoffe Im Ein 
zeinen iR talentvoli, fo daft, wäre nicht zu viel Affectation darin, MR 
das Buch in ein fpäteres Zeitalter fegen möchte, Doch iR 
weitem noch nicht fo viel Cuphuismus darin ſichtbar, als In ? odge⸗ 


Engfifhe Poeſie. Roman. 337 


oben genannten Buche. Denfelden Styl behielten noch Brian 
Matbante‘) in feinem Philotimus und Nicholas Breton®) 
in feinen Leiden Mavillia's bei. Endlich macht hier Sir Phi⸗ 
Ip Sidney“y aus Penshurft in Kent (geb. 1554, gef. 
1586), einer der edelſten Eharactere feiner Zeit, ein wahrhaf⸗ 
ter Ritter, den Beſchluß mit feiner Arcadia, die aud, well er 
fe feiner Schwefler, der Graͤfin Pembrofe, widmete, die Arcadia 
ver Bräfin Pembrofe nenannt wird. Das Buch galt lange 
fir ein Meiſterſtuͤck bat aber alle Borzüge und Fehler des Schaͤ⸗ 
kromand und feines Mufters, der Diana Montemayore, es 
bietet ein gefchmadlofes Gemiſch der abenteuerlitfin Erzähl 
mgen im Gefchmade der alten Ritterbücher mit der Scenerie 
des Landes Arcadien und enthält daher auch nad der Manier 
der Stalläner und Spanier komifhe Stellen, die natürlich bie 
Aufn Rören. Uebrigens muß man troß feiner Breite, fel- 
nes Haſchens nah Emphafe und Conceiti's und des Mangels 
an Veberarbeitung (der Schluß if von fremder Hand) bie los 
benswerihe Abſicht des Berfaflers, den theilweiſe unflttlichen 
Riterromanen einen moraliſchen Subſtituten zu geben, ruͤhmend 
aerkennen. Was die Form anlangt, fo iR das Bud eine 
Mt Epopöe in Brofa, denn es beginnt glei mitten in der 
Handlung. Indeſſen hat er nad damaliger Mode dem Haupt 
werfe noch Kleinere Gedichte in Octaven, den Stallänern nachge⸗ 
bildet, und Eklogen in Nlerandrinern und Herametern einge 
oben. Diele Gedichte find gelungen zu nennen, nod mehr 
aber fein Liederkranz, Astrophel and Stella, worin er in 108 
Sonetien eine gewiſſe Lady Rich, die auch in der Arcadia als 
Philoklea eine bedeutende Rolle fpielt, angefungen hat. Noch iR 
m bemerfen, daß nad dem Vorgange des Thomas Morus 
in feiner Utopia und Barclay’s in feiner Argenis, von 
denen fon oben die Rede war, eine ziemliche Anzahl politiſcher 
Romane, theils im Lateiniſcher, theils in Englifher Sprache 
erſchien; wir zeichnen bier foglei$ aus, obwohl fie erſt in die 
nichſte Periode gehört, des treuen Anhängers Karls 1. James 
Harrington“) aus Upton (1611—77) Oceana, eine Nach⸗ 
abmung der Platoniſchen Idee von der Atlantis und ohne Zwei⸗ 


ſel das gelungenfte Werk diefer Art, Er laͤßt darin unter ber 
| Srile, Dandduch d. Literärgeſchichte. W. .. 223 


x Re Enoliſche Poeſte. Reman. 


Leitung des Alphaͤus Megaletor, des Lord Archon (Fromme) 
ein Gleichgewicht zwiſchen den einzelnen Gliedern des Staats 
eintreten und fo denſelben erhalten ein „Government established 
upon a equal agrarian arising into the supersiructien el 
ihree orders, ihe senate debating and proposing, tk 
peuple resolving and ihe imagistracy execuling by an equal 
rotation ihrough the suffrage of the people given by tk 
ballat.“ 
g0r Ueb. ältere Engl, Rom. f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1835. ar. 9 


2) The most pleasant historee of Ornatus and Artesia. Lond. 
1598. 1607. 4. The famous history ef Montelion King Knight of 
the oracle. Lond. 1687. 4. 3. 1. 8. The most famous, delectable and 
pleasant history of Parismus. ib. 16%. II. 4. 


3) Pheander the Mayden Knight. Lond. 1595. 4. Haigh for 
Devonshire. A pleasant Discourse ol six_ gallant Merchants € 
Devonshire their lives, adveniures and Travailes: with sandre 
fheire rare Showes and pastimes shewed before the King in Exeter. 

un U} . 1] 


4) ©. Warten T. IH. p. 372 sq. 


5) The palace et Pleasure the first volnme containing sixty 
novela of Boocacio. Lond. 1566. 1575. 4. The second volume a 
talnin 1 thirty-four novels. ib. 1567. 1575. 4. ed. by Haslewood. 

. 1813. " 


6) Heptameron. Lond. 1582. 4. Daraus the right excellent anl 
famous Historye of Promus and Cassandra. ib. 1578. 4. Benutte 6 
kanntlich Shaffpere in Maaß für Maaß. 


7) Tales marveillous in ihren Miscellanea on Meditat. memar. 
Lond. 1604. 4. 


8) The forest or collection of Historyes no lesse proßiteble 
iban pleasant and necessary doone out 7 Frenche into Englieh 
nd. Ah. 


— Rosalynde, Euphues golden legacie: found after his destb 
in his Cell at Silexedra. Bequeathed to Philautus sonnes ROT 
sed up with the father in and, Fecht frem the Canaries. Load. 
1590. 4. ib. 1612. 4. u. Öft. Ausg. in Simrod u. Echtermeyer Quell >. 
Shakſp. Bo. III. p. 43 8q. cf. p. 280 nq. 


10) Euphnes or the Anatomy of Wit. Lond. 1579. 1613. 1686. 
4. Dazu: Euphues and his England. Lond. 4550. 1581. 4613. 61 
(m. d. vor) 1623. 1636. 4. 

11) Philomela. The Lady Fitzwaters Nightingale. Lond. — 
1615. 4. u. bft. A Pair of Turtle Doves or the tragicali History . 
Bellora and Fidelio seconded with the Tragicall end of AMT. 
Lond. 1606. 4. Dor. u. Faunin überf. b. Simrock a. a. D. 9 I 
P- » 2q. 


Pd 


Ensliihe Poeſte. Drama. 339 
m Philetimas, the warre betwixt nature and fertune, Lond. 
Br Arad ſ. The will of wit etc. Lomd. 
u. 
gr ©. Brydges Bibli .8ing. 289g. T. Zouch, Mem. 
ei Bien Sritings of Ph. 8. Lond. 1608. 81 — The coumtense 
ef Pemnbroken ade Lond. 15%. 4. (nur III 2. 7 1598. fol. 
(IV 8.) Ed. IX. ib. 1638. fol. Tho wo of Sir 8. in prose 
and verse. ib. 1725. III. 4. Miscell W. of Ph. 8. with the ife ef 
the author and ill. not. by W. Gray. Oxford 1829. 8 Almanz 
and Almanzaida, a novel. Lond. 1678. 4. Astrophel ort Stella 
wherein ihe excellence of sweete poesie is coneluded. d. 1591. 
4, u. in f. Arcadia. Ed. YII. Lond. 1629. fol. p. 567 sq. rn f. Ar» 
cadis ſ. d’Israeli Amen. of Lit. T. II. p. 63 aq. Prob. v. ſ. lyr. Poeſ. 
b. Ellis T. II. p. 213 nq. 


15) Oceana and other Works. Lond. 1700. fol. w. am appendix. 
ib. 1737. fol. ſ. d’Israeli Amen. of Liter. T. I]. p. :84 aq. 


$. 619.. 


Es bleibt und noch das Drama übrig, deſſen Bluͤthen⸗ 
eu aus einigen oben angedeuteten Gründen befonders in biefe 
Periode zu fegen fein wird, obwohl der Anfang defielden noch mit den 
tm Regungen der Interludes in der Heywoodſchen Form 
beginnt, von deffen Allegoriſationen noch der neue Brauch, New 
Custom, gewiſſermaßen das bedeutendeſte Beiſpiel iſt)). Das 
ae regelmäßige Std ſchrieb, Meilih no auf den Schultern 
des Plautus und Terenz fichend, Nicholas Udall?), Bors 
Reber der Schule zu Eton (+ 1557) unter dem Titel Ralph 
Royster Doyster (vor 1551), von ihm ſelbſt Comedie or Iu- 
_ terlude genannt, worin er die Lebensweiſe eines Londoner Gecken 
file, Ein ähnliches Stuͤck fchrieb ein Anonymus unter 
denm Titel Jack Juggler’), worin allerdings noch Vice unter 
feinem eigenen Namen vorkommt, das aber doch fonft nad Plau⸗ 
tus gearbeitet IR und in vieler Beziehung ſchon den, Namen eines 
regelmaͤßigen Lufifpield verdient... Beide bilden den Uebergang. 
m den erſten eigentlichen Rationallufifpiel, zu rau Gurton’s 
Näpnadel, weiches der Bilhof von Wels und Bath John 
Still (+ 1607) geſchrieben hat (1566). Die Zabel If die, 
deß ein luſtiger Geſell die Gelegenheit, wo Frau Burton bie 
Heſen ihres Hausknechts ausflidt und ihre Naͤhnadel dabei 
verliert, benußt, diefelbe mit ihrer Nachbarin, der angeblihen Dies 
bin derſelben, zuſammenzuhetzen, wodurch das ganze Saus und 
22 


318 Engliſche Porfle. Theater. 


Freund Sir Thomas Wyat?) aus Alliagtoncafile, einſt cu 
Guͤnſtling Heinrih’6 VIII., dann, als einer verbrecheriſchen Bo 
bindung mit Anne Boleyn verbähtig, verbannt und (1541) im 
Wahnſinn geftorben, darf, obwohl feine Verſe gefünftelter und Reifer 
find als die Surrey's und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des Bolfötieds beffer zuzuſagen fcheint, hier nit vergeflen 
werden, noch weniger al6 George Boleyn?), Biscount von 
Stafford, der, eines fräfliden Verhaͤliniſſes zu feiner Schweſtet 
Anne vernähtig, (1536) mit diefer befanntith auf Heinrich 
Befehl hingerichtet ward, 


1) ©. mein Art. üb. d. Engl. Liter. in Erſch Encyel. I. ©. Bd. XL. 
p- 186 sq. 
2) The Passe tyme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history ol 
aund Amoure and la bell Pucell, called the pastime of pleasure. 
ib. 1553 4. 
3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasaunt and profitable workes nowe coll. and 
newiy publ. Lond. 1568.1736. 12. Certaine bokes compil. by masier 
Sk. ib. 1547. ı2. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 sg. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 sq. Warton T. I. p. 332. 48. 
ey. d’Israeli Amen. of Lit. T. I. p. 225 aq. u. unt. $. 609. ar. 3. - 


5) J. H. Workes with syx Hundred of Epigrammes. Load. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the flie. ib. 1556. 4 
(bez. f. a. d. Streit zw. d. Gathol. u. Proteft.) A dialogue contaynlag 
in eflect ıihe number of all Proverbes in the English tongue com“ 
pact in a matier concerning twonmarriages. Lond. 1547. 159.4. u, öft. 

. Warton T. III. p. 84 sq. 

6) Songes and Sonettes written by the right honorable L. B. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 1574. 
158. 4. Poems with those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Ooll. 
of Engl. Poets (Edinb. 1793 sq. XIV. 8.) T. I. Works w. 8. Th 
Wyait’s ed. by G. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. Il. 
p. 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. I. p. 269 sg. 


7) ©. Warton T. TII. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.I.p. 40199. 
Sehr hübſch find feine Lieder auf feine Laute, abgedr, b. Chambert 
Cycl. ot Engl. Lit. T. I. p. 47 sq. 


8) Mehr. f. Geb. b. Surrey a. a. D. unt. d. Ram. v. Uncerfain 
authors, in d. Ancient songs (1790) p. 123 u. d. Nugae antiquae 
Am beft, ift ſ. Complaint of Phillida and Harpalus. 


$. 609, 


Was das Theater während derſelben Zeit anlangt, ſe 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Eharartet 





Englifche Poefle. Theater. 319 


ver fruͤhern Moralitätn (Moral-Plays), jener Abart ber alten 
Myſterien (Miracle-Plays), in die fi jedoch nun aud bie in 
erſteren gebraͤuchlichen allegoriſchen Figuren einmiſchten, ziemlich 
derſelbe, nur daß in den Morals bereits der Teufel und das 
Laſter (Vice, das Vorbild des ſpätern Clown) als ſtereotype 
kemiſche Perſonen auftreten. Die Aufführung derſelben geſchah 
ohne allen aͤußeren ſceniſchen Apparat von herumziehenden Schau⸗ 
ſpielerbanden, und erſt von Richard III. wiſſen wir, daß er, als 
er noch Herzog von Glouceſter war, eine ſtehende Geſellſchaft in 
feine Dienſte nahm!). Indeſſen fangen nun nach und nad 
diefe Moralitäten an, Tendenzflüde zu werden, und fo iſt denn 
füon da8 Moral-Play of Every Man?) ein Nufıuf an Se 
dermann, bei der catholiſchen Kirche Rettung feiner Seele zu 
ſuchen. Auch in anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
John Stelton einen Fortfäritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht blos allegoriſche, fondern bereitd auch Perſonen aus 
dem wirfiichen Leben auftreten ließ’). Endlich zeigt fich Im Hiycke 
Seorner*), einer offenbar mehr zur Belufligung, als Belehrung 
geſchriebenen Moralität, fhon ein Raupachiſcher Till, freis 
üh aus größerem Holze gefchnißt, der über das wüfle Treiben 
von Heinrichs VIII. Hofleuten feine Gloſſen macht. Dieſes 


Stüuͤd bildet nun aber offenbar den Uebergang zu des ſchon ges 
nannten Sohn Heymwood’) aus London (+1565 zu Mecheln) 
wahrſcheinlich den Franzöfiſchen Entremets nachgeahmten In- 
terludes, die durch ihren Witz fi bald beliebt machten, 
einige Wehntichkeit mit den altveutichen Baftnachteipielen haben 


ud viele Nachahmung fanden. Run änderte fi aber theil⸗ 


weife durch Die Ausbreitung des Proteſtantismus der Stoff, 
dran bereitö der befannte John Bale aus Eove (1495 — 
1563)°) ließ im Auslande, wohin er fih wegen feines Re 
ligionswechſels unter der Königin Marla hatte flüchten muͤſſen, 
mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erſchienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein polttifche Tendenzſtuͤcke, 


wuter denen wir das proteflantifhe Lusty Juventus’) und bas 


catholiſche Interlude - of Youth?) auszeichnen. Endlich mag 
bereite um 1560 jene wipige Helratheintrigue zwiſchen Herrn 


Jis Engliſche Porfle. Theater. 


Freund Sir Thomas Wyat?) aus Alliagtoncafile, einſt cn 
Guͤnſtling Heinrich's VIII., dann, als einer verbrecheriſchen Ben 
bindung mit Anne Boleyn verbädtig, verbannt und (1541) ie 
MBahnfinn geforben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und Reifr 
find ale die Surrey’s und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des Volkslieds befier zuzuſagen ſcheint, bier nit vergefim 
werden, noch weniger ald George Boleyn?), Biscount von 
Stafford, der, eines ſtraͤflichen Verhaͤlinifſes gu feiner Schweſter 
Anne verdächtig, (1536) mit diefer befanntith auf Heinrichs 
Befehl hingerichtet ward. 


1) ©. mein Art. üb. d, Engl. Liter. in Erſch Encyel. I. ©. St. XL 
p- 186 sq. 

2) The Passe tyme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history ol 
raund Amoure and la bell Pucell, called the pastime of pleasure. 
b. 1553 4. 

3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasaant and proftable workes nowe coll. and 
newiy publ. Lond. 1508.1736. 12. Certaine bokes compil, by masie 
Sk. ib. 1547. 12. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 sg. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 sq. Warton T. II. p. 332. 48. 
ey. d’Israeli Amen. of Lit. T. I. p. 225 sq. u. unt. $. 609. ar. 3. - 


5) J. HM. Workes with syx Hundred of Epigrammes. Load. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the flie. ib. 1556. 4 
(bez. f. a. d. Gtreit zw. d. Gathol. u. Proteft.) A dialogue contayning 
in effect the number of all Proverbes in the English tongue coM- 
pact in a matter concerning two marriages. Lond. 1547. 1598. 4. u. Öft 

. Warton T. III. p. 84 sq. 

6) Songes and Sonettes written by the right honorable L. H. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 157% 
158. 4. Poems with those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Cell. 
of Engl. Poeis (Edinb. 1793 sq. XIV. 8.) T. I. Works w. 8. Th. 
Wyatt’s ed. by 6. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. Il. 
p. 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. I. p. 269 sq. 


7) ©. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.I.p. 401%. 
Sehr hübfch find feine Lieder auf feine Laute, abgedr, b. Chambers 
Cycl. ot Engl. Lit. T. I. p. 47 sq. 


8) Mehr. f. Geb. b. Surrey a. a. D. unt. d. Ram. v. Uncerlaiu 
authors, in d. Ancient songs (1790) p. 123 u. d. Nugae antiquae . 
Am beft. iſt ſ. Complaint of Phillida and Harpalus. 


$. 609. 


Was das Theater während berfeiben Zeit anlangt, ſo 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Chamcie 


Engliſche Poefle. Theater. 319 


ver fruͤhern Moralliäten (Moral-Plays), jener Abart ber alten 
Myſterien (Miracle-Plays), in bie fi jedoch nun aud bie im 
erſleren gebraͤuchlichen allegorifhen Biguren einmiſchten, ziemlich 
berfelbe, nur daß in den Morals bereit der Teufel und das 
Lofer (Vice, das Vorbild des fpätern Clown) als flereotype 
fomifche Perfonen auftreten. Die Aufführung derſelben geſchah 


ohne allen äußeren ſceniſchen Apparat von herumziehenden Schau⸗ 


frlelerbanden, und erſt von Richard III. wiflen wir, daß er, als 
er no Herzog von Glouceſter war, eine Rehende Geſellſchaft in 
feine Dienfte nahm!). Indeſſen fangen nun nah und sa 
diefe Moralitäten an, Tendenzflüde zu werben, und fo if denn 
ſchon das Moral-Play ef Every Man’) ein Auftuf an Je 


dermann, bei der catbolifben Kirhe Rettung feiner Eeele zu 


ſuchen. Auch in anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
John Stelton einen Forifchritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht blos allegoriſche, fondern bereitd auch Perſonen aus 


dem wirklichen Leben auftreten ließ?). Endlich zeigt fh Im Hyeke 


Scorner*), einer offenbar mehr zur Beluftigung, als Belehrung 
geihriebenen Meoralität, fhon ein Raupadifder Til, frei⸗ 
lich aus gröberem Holze gefnigt, der über dad wüfle Treiben 
von Heinrichs VIEL. Hofleuten feine Blofien macht. Diefes 
Erik bildet nun aber offenbar den Uebergang zu des fon ges 
nannten Sohn Heymwood°), aus London (41565 zu Mecheln) 
wahrfheinlih den Franzoöſiſchen Eintremets nachgeahmten In- 
terindes, die durch ihren Win fich bald beliebt machten, 
einige Wehntichkeit mit den altdeutſchen Kaftnachtefpielen haben 
md viele Nachahmung fanden. Nun änderte fih aber theils 
weife durch die Ausbreitung des Proteflantismus der Stoff, 
denn bereits der befannte Sohn Bale aus Cove (1495 — 
1563)°) ließ im Auslande, wohin er fi wegen feines Res 
Ügtenewechfel unter der Königin Maria hatte flüchten müflen, 
mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erfdienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein politifche Tendenzftüde, 
unter denen wir das proteflantifhe Lusty Juventus’) und das 
catholiſche Interkade - of Youth’) auszeichnen. Endlich mag 
bereits um 1560 jene witzige Heirathsintrigue zwiſchen Herrn 


318 Englifche Porfle. Theater. 


Freund Sir Thomas Wyar?) aus Mltlwgtoncafite, einſt cu 
Sünftling Heinrih’8 VIII, dann, als einer verbrecherniſchen Bm 
bindung mit Anne Boleyn verbädtig, verbannt und (1541) im 
Wahnſinn geftorben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und fleifer 
find als die Surrey's und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des Volkslieds beffer zuzuſagen fcheint, bier niet vergeſſen 
werden, noch weniger als George Boleyn?), Bisconnt yon 
Stafford, der, eines firäflicden Verhättnifies zu feiner Schweſtet 
Anne verdaͤchtig, (1536) mit diefer bekanntlich auf Heinrich 
Befehl hingerichtet ward. 


1) ©. mein Art. üb. d. Engl. Liter. in Erſch Encycl. I. S. Bd. XL. 
p- 186 sq. 
2) The Pesse tyme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history ol 
raund Amoure and la bell Pucell, called the pastime of pleasure. 
ib. 1953 4. 


3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasaunt and proftable workes nowe coll and 
newly publ. Lond. 1:68.1736. 12. Certaine bokes compil. by masief 
Sk. ib. 1547. 12. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1862. p. 102 sq. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 aq. Warton T. II. p. 332. 4. 
sg. d’Israeli Amen. of Lit.- T. I. p. 225 sq. u. unt. $. 609. nr. 8. - 


5) J. H. Workes with syx Hundred of Epigrammes. Losd. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the fie. ib. 1556. 4 
(bez. f. a. d. Streit zw. d. Gathol. u. Protefl.) A dialogue contayniag 
in effect ıhe number of all Proverbes in the English tongue coil- 
pact in a matier concerning twonmarriages. Lond. 1547. 159.4. u. öſt. 

. Warton T. III. p. 84 sq. 

6) Songes and Sonettes written by ihe right honorable L. #. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 1574. 
158... 4. Poems with those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Oell. 
of Engt. Poeis (Edinb. 1793 sq. XIV. 8.) T. I. Works w. 8. Th 
Wyait’s ed. by G. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. IH, 
p- 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. I. p. 269 sg. 


7) ©. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.1.p. 40194. 
Sehr hüͤbſch find feine Lieder auf feine Laute, abgedr. b. Chambers 
Cycl. of Engl. Lit. T. I. p. 47 sq. 


8) Mehr. f. @eb. b. Surrey a. a. D. unt. d. Ram. v. Unceriain 
euthors, in d. Ancient songs (1790) p. 123 u. d. Nugae antiquae . 
Am beit, it ſ. Complaint of Phillida and Harpalus. 


$. 609, 


Was das Theater während berfelben Zeit anlangt, ſe 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Eharasitt 


Engliſche Poeſie. Theater. 219 


ver fruͤhern BRoralitäten (Moral-Plays), jener Abart ber alten 
Myſterien (Miracle-Plays), in bie fi jevod nun auch bie in 
erſleren gebraͤuchlichen allegorifchen Biguren einmifchten, ziemlich 
derfelbe, nur daß in den Morals bereit der Teufel und das 
Lafer (Vice, das Borbild des fpätern Clown) als flereotype 
lomiſche Perfonen auftreten. Die Aufführung derſelben geſchah 


ohne allen äußeren ſceniſchen Apparat von berumzichenden Schau⸗ 


flelerbanden, und erfi von Richard III. wiflen wir, daß er, als 
er noch Herzog von Glouceſter war, eine ſiehende Geſellſchaft in 
feine Dienfte nahm!). Indeſſen fangen nun nad und nad 
diefe Moralitäten an, Tendenzflüde zu werden, und fo iſt denn 
fon das Moral-Play of Every Man’) ein Auftuf an Je 
dermann, bei der catholifben Kirche Rettung feiner Seele zu 
ſuchen. Auch in anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
John Stelton einen Korifaritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht blos allegoriſche, fondern bereits auch Perſonen aus 


dem wirklichen Leben auftreten ließ?). Endlich zeigt ſich im Hyeke 


Seorner*), einer offenbar mehr zur Beluſtigung, als Belehrung 
geſchriebenen Moralität, fhon ein Raupadifder Till, frei⸗ 
fh aus gröberem Holze gefchnipt, der über das wüfle Treiben 
von Heinrichs VIII. Hofleuten feine Gloſſen madt. Diefes 
Erik bildet nun aber offenbar den llebergang zu des ſchon ges 
nanıtn John Heywood°) aus London (+1565 zu Mecheln) 
wahrfheinlih den Franzöſiſchen Entremets nachgeahmten In- 
terindes, die durch ihren Win fih bald beliebt machten, 
einige Wehntichkeit mit den altdeuiſchen Baftnachtöfpielen haben 
md viele Nachahmung fanden. Run änderte fih aber theil⸗ 
weife durch die Ausbreitung des Proteſtantismus der Stoff, 
bean bereitö der befannte Sohn Bale aus Eove (1495 — 
1563)°) ließ im Auslande, wohin er fi wegen feines Re 
ligionswechſels unter der Königin Maria hatte flüchten müffen, 
mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erfhienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein politiſche Tendenzfüde, 
unter denen wir das proteſtantiſche Lusty Juventus’) und das 
catholiſche Intertude - of Youth?) auszeichnen. Endlich mag 
bereits um 1560 jene wipige Helratheintrigue zwiſchen Herrn 


36 Englifche Porfle. Theater. 


Fremd Sir Thomas Wyar’) aus Wiiingtoncafie, einſt cn 
Bünftting Heinrih’s VIIT., dann, als einer verbrecherif&en Bew 
bindung mit Anne Boleyn verbädtig, verbannt und (1541) im 
Wahnfinn geftorben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und Reife 
find als die Surrey’s und ihm eigentlih der Ton der Satin 
umd des Bollstieds befier zugufagen fcheint, bier nit vergeflen 
werden, noch weniger als Beorge Boleyn®), Biscount von 
Stafford, der, eines firäfliden Berhältnifies zu feiner Schweſter 
Anne verdädtig, (1536) mit dieſer bekanntlich auf Heinrich 
Befehl hingerichtet ward. 


1) &. mein Art. üb. d. Engl. Liter. in Erſch Eneyel. I. &. Bd. XL. 
p- 186 sq. 
2) The Passe tyme of pleasure. Load. 1517. 4. The history ol 
aund Amoure and la bell Pucell, called the pastime of pleasare. 
ıb. 1553 4. 
3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasaant and profttable workes nowe coll aud 
newiy publ. Lond. 1:68.1736. 12. Certaine bokes compil. by masiet 
Sk. ib. 1547. 12. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 sg. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 sq. Warton T. II. p. 332. 48. 
sy. d’Israeli Amen. of Lit. T. I. p. 225 aq. u. unt. 6. 609. ar. 3. - 


5) J. H. Workes with syx Hundred of Epigrammes. Losd. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the flie. ib. 1556. % 
(bez. f. a. d. Gtreit zw. d. Gathol. u. Proteſt.) A dialogue contayning 
in effect ıhe number of all Proverbes in the English tongoe com- 
pe« in @ maller concerning twomarriages. Lond. 1547. 1598. 4. u. öft. 

. Warton T. III. p. 84 2q. 

6) Songes and Sonettes wriften by !he right honorable L. B. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 157% 
158... 4. Poeıms with those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Coll. 
of Engl. Poets (Edinb. 1793 sq. XIV. 8.) T. I. Works w. 8. Th. 
Wyait’s ed. by G. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. II. 
p- 21 sq. d’Israeli a. a. D. T. I. p. 269 sq. 


7) &. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.T.p. 40194. 
Sehr Hübfc find feine Lieder auf feine Laute, abgedr. b. Chambers 
Cycl. of Engl. Lit. T. J. p. 47 sq. 


8) Mehr. f. Geb. b. Surrey a. a. D. unt. d. Nam. v. Uncerfai 
authors, in d. Ancient songs (17%) p. 123 u. d, Nugae antiquae 
Am beft, iſt ſ. Complaint of Phillida and Harpalus. 


$. 609, 


Was das Theater während berfeißen Zeit anlangt, 10 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Ehararte 





“. 


Englifche Poefle. Theater. 319 


ver fruͤhern Moralitäten (Moral-Plays), jener Abart ber alten 
Myferien (Miracle-Plays), in die ſich jedoch nun aud die im 
erfieren gebraͤuchlichen allegorifhen Figuren einmifchten, ziemlich 
derfelbe, nur daß in den Morals bereitd der Teufel und das 
Lofer (Vice, das Vorbild des fpätern Clown) als flereotyye 
fomtiche Perfonen auftreten. Die Aufführung berfelben geſchah 
ohne allen äußeren ſceniſchen Apparat von herumziehenden Schau⸗ 
fpleterbanden, und erſt von. Richard III. wiflen wir, daß er, als 
er noch Herzog von Glouceſter war, eine fiehende Geſellſchaft in 
feine Dienſte nahm!). Indefien fangen nun nah und nach 
diefe Moralitäten an, Tendenzflücke zu werden, und fo iſt denn 
fton da6 Moral-Play ef Every Man?) ein Auftuf an Je⸗ 
dermann, bei der catholifben Kirche Rettung feiner Eeele zu 
fuchen. Auch in anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
John Stelton einen Forthritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht bios allegoriſche, fondern bereitd auch Perſonen aus 
dem wirklichen Leben auftreten ließ’). Endlich zeigt ſich im Hyeke 
Seorner*), einer offenbar mehr zur Beluftigung, als Belehrung 
geichriebenen Moralität, fbon ein Raupachiſcher Till, frei 
lich aus gröberem Holze gefchnigt, der über das wüfle Treiben 
von Heinrichs VIII. Hofleuten feine Gloſſen macht. Dieſes 
Erid bildet nun aber offenbar den Uebergang zu des ſchon ges 
nannten Sohn Heymwood°) aus London (+1565 zu Mecheln) 
wahriheinlid den Branzöfifhen Entremets nachgeahmten In- 
terindes, die durh ihren Win fih bald beliebt machten, 
einige Wehntichkeit mit den altventihen Faſmachtsſpielen haben 
und viele Nachahmung fanden. Nun änderte fi aber theils 
weile durch die Ausbreitung des Proteflantismus der Stoff, 
bean bereitö der befannte John Bale aus Eove (1495 — 
1563)°) ließ im Auslande, wohin er fi wegen feines Res 
liglenewechſels unter der Königin Maria hatte flüchten müflen, 
mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erfhienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein politiſche Tenvenflüde, 
unter denen wir das proteflantifhe Lusty Juventus’) und das 
catholifde Interiude - of Youth?) auszeichnen. Endlich mag 
bereits um 1560 jene wipige Heiratheintrigue zwiſchen Herrn 


36 Englifche Porfle. Theater. 


Fremd Sir Thomas Wyar’) aus Mitimgtoncafte, einſt ch 
Bünftling Heinrih’s VIIL., dann, als einer verbrecherifien Ber 
bindung mit Anne Boleyn verbädtig, verbannt und (1541) im 
MBahnfinn geftorben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und Reifer 
find als die Surrey’s und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des Volkslieds beſſer zuzuſagen ſcheint, hier nit vergeflen 
werden, noch weniger als George Boleyn?), Viscount von 
Stafford, der, eines firaͤflichen Berhältniffes zu feiner Schweſter 
Anne verdaͤchtig, (1536) mit dieſer befanntiih auf Heinrich 
Befehl hingerichtet ward. 


1) ©. mein Art. üb. d. Engl. Liter. in Erich Encyel. I. &. Bd. XL. 
p- 186 sq. 
2) Tbe Posse tyme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history ol 
graun.d Amoure and la bell Pucell, called the pastime of pleasure. 
‚1953 4. 


3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 


4) Pitthy pleasaunt and profitable workes nowe coll. aud 
newiy publ. Lond. 1:68.1786. 12. Certaine bokes compil. by inasier 
Sk. ib. 1547. ı2. f. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 sq. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 sq. Warton T. II. p. 332. 49. 
eg. d’Israeli Amen. of Lit. T. I. p. 225 sq. u. unt. $. 609. ar. 3. - 


5) J. H. Workes with syx Hundred of Epigrammes. Lead. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the flie. ib. 1556. 4 
(bez. f. a. d. Streit zw. d. @athol. u. Proteft.) A dialogue contayaiag 
in effect ıhe number ol all Proverbes in the English tongue coM- 
pact in a matier concerning two marriages. Lond. 1547. 1598. 4. u. Öfl 

. Warton T. III. p. 84 sq. 

6) Songes and Sonettes written by the right honorable L. H. 
Howard late Earle of Surrey and others. Lond. 1557. 1565. 157% 
158... 4. Poeıns witb those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Coll. 
of Engi. Poets (Edinb. 1793 2q. XIV. 8.) T. I. Works w. 8. Th 
Wyatt’s ed. by G. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. ll. 
p. 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. I. p. 269 sq. 


7) &. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.I.p.40194. 
Sehr hübſch find feine Lieder auf feine Laute, abgedr. b. Chamber 
Cycl, of Engl. Lit. T. J. p. 47 sq. 

8) Mehr. f. Geb. b. Surrey a. a. D. unt. d. Ram. v. Unceriait 


euthors, in d. Ancient songs (1790) p. 1233 u. db. Nugae a 
Am bet. it ſ. Complaint of Phillida and Harpalaus. 


$. 609, 


Was das Theater während berfelben Zeit anlangt, 10 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrich VIII. ber Gharacltt 


Englifche Poeſie. Theater. 319 


ber fruͤhern Moralitäten (Moral-Plays), jener Abart ver alten 
Myſterien (Miracle-Plays), in die fi jedoch mun auch bie in 
erſteren gebraͤuchlichen allegorifhen Biguren eimmifchten, ziemlich 
berfelbe, nur daß in den Morals bereit der Teufel und das 
Lafer (Vice, das Borbild des fpätern Clown) als flereotype 
lomiſche Perfonen auftreten. Die Aufführung berfelben geſchah 
ohne allen Außeren fcenifden Apparat von herumziehenden Schau⸗ 
flelerbanden, und erſt von Richard III. wifien wir, daß er, ald 
er no Herzog von Glouceſter war, eine fiehende Geſellſchaft in 
feine Dienfte nahm!). Indeſſen fangen nun nad und nad 
diefe Moralitäten an, Tendenflüde zu werden, und fo iſt denn 
füon dad Moral-Play of Every Man’) ein Aufruf an Je 
dermann, bei der catholifben Kirche Rettung feiner Seele zu 
fuhen. Auch in anderer Beziehung machte der fchon genannte 
John Stelton einen Fortfcritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht bios allegorifhe, fondern bereitd auch Perſonen aus 
dem wirklichen Leben auftreten ließ’). Endlich zeigt fich tm Hiycke 
Seorner*), einer offenbar mehr zur Beluftigung, als Belehrung 
geihriebenen Moralität, fhon ein Raupachiſcher Till, freis 
lich aus gröberem Holze geſchnitzt, der über das wüfle Treiben 
von Heinrichs VIII. Hofleuten feine Gloſſen macht. Dieſes 
Eid bildet nun aber offenbar den Uebergang zu des ſchon ges 
nemten Sohn Heywood°) aus London (+1565 zu Mecheln) 
wahriheinlih den Sranzöfifhen Entremets nachgeahmten In- 
terindes, die durch ihren Win ſich bald beliebt machten, 
einige Wehntickkeit mit den altdeutſchen Baflnachtöfpielen haben 
und viele Nachahmung fanden. Nun änderte fih aber theil⸗ 
weile durch Die Ausbreitung des Proteflantismus der Stoff, 
dran bereitö der befannte John Bale aus Eove (1495 — 
1563)°) ließ im Auslande, wohin er fi wegen feines Res 
Uglonswechfeld unter der Königin Marla hatte flüchten muͤſſen, 
mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erfchienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein politifhe Tendenzſtuͤce, 
unter denen wir das proteſtantiſche Lusty Juventus’) und dao 
catholiſche Interlude - of Youth?) auszeichnen. Endlih mag 
bereits um 1560 jene witzige Helratheintrigue zwiſchen Herrn 


36 Englifche Poefte. Theater. 


Freund Sir Thomas Wyar!) aus Willmgtoncafte, chı cu 
Guͤnſtling Heinrih’8 VEIT, dann, als einer verbrecheriften Ben 
bindung mit Anne Boleyn verbädtig, verbannt und (1541) in 
Mahnfinn geftorben, darf, obwohl feine Berfe gefünftelter und fleifer 
find als die Surrey's und ihm eigentlih der Ton der Satin 
und des BVolkslieds befjer zuzuſagen fcheint, Hier nidt vergeſſen 
werden, noch weniger als George Boleyn?), Biscomt von 
Stafford, der, eines ſtraͤflichen Verhältnifies zu feiner Schweſtet 
Anne verdaͤchtig, (1536) mit diefer befanntiih auf Heinride 
Befehl hingerichtet ward. 

1) ©. mein Art. üb. d. Engl. Liter. in Erſch Encyel. I. &. Bd. XL. 
p- 186 sq. 

2) The Passe tyme of pleasure. Lond. 1517. 4. The history of 
graund Amoure and la bell Pucell, called Ihe pastime of pleasure. 
ıb. 1553 4. 

3) The spectacle of Louers. Lond. W. de Worde s. a. 4. 

4) Pitthy pleasaunt and proftable workes nowe coll and 
newiy publ. Lond. 1568.1736. 12. Certaine bokes compil. by master 
Sk. ib. 1547. ı2. |. Ritson, Bibliogr. poet. Lond. 1802. p. 102 sq. 
Brydges, Bibliogr. T. IV. p. 589 sq. Warton T. II. p. 332. 48. 
og. d’Isrseli Amen. of Lit. T. I. p. 225 sq. u. unt. $. 609. ar. 3. - 

5) J. A. Workes with syx Hundred of Epigrammes, Load. 
1562. 1566. 4. A parabel of the spider and the flie. ib. 1556. & 
(bez. f. a. d. Streit zw. d. Gathol. u. oteft.) A dialogne contayning 
in effect (he number ol ali Proverbes in the English tougue com- 
pact in a matter concerning twomarriages. Lond. 1547. 1598. 4. u. öft. 

. Warton T. III. p. 84 sq. j 

6) Songes and Sonettes wriiten by the right honorable L. H. 
Howard late Earle of Surrey and others. Loud. 1557. 1565. 157%. 
158. 4. Poeıms with those of S. Th. Wiat and others his famous 
contemporaries ed. by Sewell. Lond. 1717. 8. u. b. Anderson Coll. 
of Engl. Poeis (Edinb. 1793 sq. XIV. 8.) T. I. Works w. 3. Th 
Wyait’s ed. by G. Nott. Lond. 1815. II. 4. f. Warton T. Il. 
p- 21 sq. d’Israeli a. a. ©. T. 5. p. 269 sg. 

7) &. Warton T. III. p. 41 sq. Brydges Bibliogr. T.I.p.401sq. 
Sehr hübſch find feine Lieder auf feine Laute, abgedr. b. Chambers 
Cycl, ot Engl. Lit. T. I. p. 47 sq. 

8) Mehr. ſ. Geb. b. Surrey a. a. D. unt. d. Ram. v. Uncerlain 
euthors, in db. Ancient songs (1790) p. 123 u. d. Nugae antiquae _ 
Am beit, iſt ſ. Complaiat of Phillida and Harpalus. 


$. 609, 


Was das Theater während berfeiben Zeit anlangt, fe 
blieb bis zu Anfang der Regierung Heinrichs VIII. ber Character 





Enslifche Poefle. Theater. 319 


ver fruͤhern PMoralitäten (Moral-Plays), jener Abart ber alien 
Nyſterien (Miracle-Plays), in die ſich jedoch nun aud die im 
erfieren gebräuchlichen alegorifhen Figuren einmifchten, ziemlich 
derfelbe, nur daß in ben Morals bereitö der Teufel und das 
Lafer (Vice, das Borbild des fpätern Clown) als flereotype 
femiihe Perfonen auftreten. Die Aufführung derſelben geſchah 
ehne ollen Auferen fcentfchen Apparat von herumziehenden Schau⸗ 
frlelerbanden, und erſt von Richard III. wiflen wir, daß er, als 
er noch Herzog von Glouceſter war, eine ſtehende Geſellſchaft in 
feine Dienfte nahm!). Indeſſen fangen nun nad und na 
diefe Moralitäten an, Tenden;zfluͤcke zu werden, und fo iſt denn 
ſchon dad Moral-Play ef Every Man’) ein Aufiuf an SIes 
dermann, bei der catholifben Kirhe Rettung feiner Eeele zu 
ſuchen. Auch im anderer Beziehung machte der ſchon genannte 
John Skelton einen Fortfähritt, da er in feinem Nigromansir 
nicht blos allegoriſche, fondern bereits auch Perſonen aus 
dem wirklichen Leben auftreten ließ?). Endlich zeigt ſich im Alycke 
Seorner), einer offenbar mehr zur Beluſtigung, als Belehrung 
geſchriebenen Moralitaͤt, ſchon ein Raupachiſcher Till, frei⸗ 
fh aus gröberem Holze geſchnitzt, der über das wuͤſte Treiben 
von Heinrichs VIII. Hofleuten feine Oloſſen macht. Dieſes 
Stuͤck bildet mun aber offenbar den Uebergang zu des ſchon ges 
nanunten Sohn Heywood°) aus London (+1565 zu Mecheln) 
wahrſcheinlich den Zranzöfifhen Entremets nachgeahmten In- 
terindes, die durch ihren Wie fi bald beliebt machten, 
einige Wehntichfeit mit den altveutfhen Bafnachteipielen haben 
und viele Rachahmung fanden. Run änderte ſich aber theils 
weile durch die Ausbreitung des Proteſtantismus der Stoff, 
denn bereitö der befannte John Bale aus Eove (1495 — 
1563)°) ließ im Wuslande, wohin er fi wegen feines Res 
liglonewechſels unter der Königin Maria hatte flüchten müffen, 
Mehrere Stüde diefer Art druden, und fo erſchienen denn aus 
beiden Feldlagern bald dergleichen rein politifche Tendenzküde, 
unter denen wir das proteflantifhe Lusty Juventus’) und dao 
tatholiſche Interlude - of Youth?) auszeichnen. Endlih mag 
bereits um 1560 jene wigige Heirathsintrigue zwiſchen Herrn 


320 Englifche Porfie. Reimchroniken. 


Wit und Dame Wiizdom entſtanden fein, welde den licher 


gangepunft zum eigentlichen Luſtſpiel bildete”). 
1) ©. Collier zu Shakspere Works. 1844. T. I. p. XXX sq. 
2) Play ol Every Man, b, Hawkius Orig. of Engl. Drama. T.L 
p- 35 sq. 
3) The Nigromansir, a small Enterlude and a pitthie writien 
M. Sk. laureate and plaid before the King and Estatys et 
oodstoke on Palme-Sunday, W. de Worde 1504. 4. iftverl. u. fehlt 
alfo in: Skeltons Poetical works w. not. by Dyce. Lond. 1843.11. 
©. Collier T. 1. p. 273. 325. Lardner T. 1. p. 273 2q. 


4) Hycke Scorner, a morality. W. de Worde s. a. (1522) 4 
u. b. Hawkins T, I. p. 77— 111. |. Collier T. Il. p. 303. 


5) A mery play betwene the pardoner and the frere, ihe cu- 
rate and neybour Pratte. Lond. 1533. II 4. Theplay of ihe wether 
a new and a very mery enterlude of si maner wethers. ib. 5. ®. 
4. A play ot love. ib s. a. (1533.) 4. The play called ihe four P.; 
a new and verymery enterlude of a palmer, a pardoner, a poti- 
cary, a padier. Lond. n.a. 4. u. b. Dodsley old plays T.1. p.d5sg. 
(Old Plays T. 1. x 51 sq); A play between Johan the husband, 
Tyb the wife and Sir Jehan Priest. s. 1.1533. 4. f. a. Collier T. II. 
p. 386 sq f. Collier T. MI. p. 384. Lardner T. 11. p. 386 sq. 


6) A Tragedye or Enterlude manyfestyng ihe chefe Promyses 
of God usto Man, by all age in (he Old Lawe, froın the fall of 
Adam to the incarnacyon of the Lord Jesus Christ. s. I 1538 4. 
1744. 8. u. in d. Old Plays T. I. p. 9 sq. u. Marriott p. 223 5q. A 
newe comedy or enterlude, conceruynge Ihe lawes of nature, Mo- 
ses and Christ corrupted by the Sodoınytes, pharysees aud papy- 
stes. a. |. et a. (1536) 8. 1558. 4. 1562. 8. A brefecomedy or euter- 
Iude of Johan Baptystes preachynge in the wildernesse, openynge 
the crafty assaultes of the hypocristes. s. 1. 1547. 4. Kyng Johan, 
a play ed. by 3. Collier l,ond. 1838. 4. A breie comedy or enter- 
Jude concernynge the temptacyon of our lorde aud sauer Jesus 
Christ by Sathan in the desert. s. I. 1538. 4. f. Collier. T. IE. p. 
28 2q. Lardner T. I. p. 287 sq. 


7) Interlade called lusty Juventus, Iyvely describing ihe frayl- 
ty of Youth. Loud. s. a. 4. u. b. Hawkins. 'T. 1. p. 119—153. 


8) Interlude of Youth. Lond. se. a. 4. 
9) The Marriage of Wit and Wisdom. An anc. Interl. ed, by 
Halliwell. Lond. 1846. 8. 
$. 610. 


Ehe wir jebt zu der Sch ottifhen Poeſie übergeben, ha: 
ben wir zu bemerfen, daß aus dieſer Periode noch eine 
Retmchronik übrig if, die Arthur Kelton!) zu Shrewsbury 
füc den jungen König Eduard Vi. ſchrieb, und die fidh ihrer 

Form und ihrem Inhalte nach an bie Altern, oben®d. II. p. 416 
bereltö erwähnten Arbeiten anſchließt, nachdem der Kaufmann 


Scherifde Poefie. 321 
und Sheriff von London (+ 1512) Robert Fabyan?) ein 
ba und wieder mit Proſa durchflochtenes aͤhnliches Werd Hatte 
veratgehen laffen. Aus fpäterer Zeit M William Wars 
ne:’8°)c1558— 1608— 9) Albions England, worin gleihfas. 
die Englifche Geſchichte ihren Anfängen nad noch den alten Brut 
me Bafis hat. Was nun aber Die eigentliche Schostife Poeſie 
langt, fo tritt ım8 bir David Linpfayt aus Garmyl 
ton (1490-1555) entgegen, son Walser Scott als Wappen, 
finig in fein Marmion eingeführt, der, obwohl im Ganzen‘ 
Rachahmer ded Bawin Douglao um Willem Dunbar gleiche 
wohl befonders in der Satire ſehr hoch ſteht. Bor ihm ver 
bimen bier noch einen Blap der Schottifdte Anncreon nnd heitere Ber- 
fpätter der Braun Alezander Scott (um 1462)°) und 
Glapperton (1550)°). Nebrigens exiſtiren von Lindfay auch 
no einige (8) Interludes und ein Play’); wann aber das 
| ältehe beiannie Schottiſche Drama, Philotus, dad Einige fogar 
den oben genannten John Heywood zugeſchrieben haben, 
Kalt, iR ungewiß? » ‚ 

N 1) A chrenicle with a genralogye declaryng (hat the Brittons 
ad Welshemen are lineally dyscended froın Brute, newiy and 
_ very wittely conspiled in meter. Lond. 1547. 8. f. Warton T. 11T. 
P IA ag. . 

2) 6. Werten 7. li. p. 382 sg. d’Israeli Amen. of Liter. Paris 
1841. 8. T. I. p. 216 sq. The new chronicles of England and France. 
Lead. 1710. fol. F.Chron. newiy prynted with the cronycle, actes 
and dedes done in the tyme of Kynge Heary ihe VII. Lond. 1533, 
fol. ib. 1542. 1559. fol. w. a biogr. aud litt. pref. by H. Ellis. 
Lond. 1811. 4. f. Ellis T. II. p. 200 sq. 

3) Albions England or Historicale of the same Island, pers» 
osted from the Lives, Actes and Labors of Saturne, Jupiter, Her- 
cules and Aeneas. With hist, Intermixtures Invention and Varietie, 
| preffit. briefty and pleas. perforın. in Verse and Prose. Lond. 1586. 
A500. 1502. 4. 1597. 1602. 1612. 4. 

4) Brem of Shir. Copmahenin, 1552. 4. AneSatyre of the thrie 
estaiis in commend. of vertew and vituperation and vyce, Edinb. 
1602. 4. The history of the noble and valiant sqyer William Mel- 
drum wnwhile läird of Cleish and Bins with his Testament. 9. IL. 
11.4. u. b. Pinkerton Anc. Scot. poems. T. I. p. 143 sy. The 

arkis of — D. L. ot the Mont, alıas King of Arms. Newiy corr. 
and vind. from tbe former Errouris — and angm, with sindrie 
Weskis quhilk was not before imprentit. Edinb. 1568. 4. 1571. 4. 
lasg. 1696. 8. Poet. works w. a life diss. and gloss.by Chalniers, 
Lond. 1806. 11. 8. ©. berüßmtefles Bed. if complaint of the Kings pa- 
Piago „worin er Jakob V. Rathichläge in der Regierungskunſt ertpeilt |. a. Pin- 

Grüße, Handduch d. Literärgefchichte. II. 21 


358 LEngilfpe Poeſſe. Ahtaeı 
tigt Hatte. Natürlich kann man Bei einem foren Bieifüteik 
feine Tiefe erwarten, und die 26 auf und gelommenen Stuͤde laſſen 
taum erfennen, wie er gu der großen Popularität, die ſeine Produck 
genoſſen, eigentlich gelkommen if. Die beiten find: the Fow 
prentices of London, eine feiner ätlteflen Arbeiten‘ im Gremd: 
fen Styl, und die Woman killed wiih Kindness’),. Neben 
ton flellen wir einen andern fehr fleißigen Yutor, Thomas 
Detter‘) (+ um 1640), der ich feit 1565 befonders bank 
bar machte und font auch durch feinen Streit mit Ben Jonſen, 
der ibn im Poetssier ald Demetrins auf die Bühne bracdke, 
wofür er ihn wieber in feinem Satiromastix durchhechelte, ab 
würbig iR, Er ſcheieb viel und mit grober Leichtigkeit, indeſſea 
madte er auch oft Compagnie mit Chettie, Drayton, Mundah, 
Webſter und Middleton. Seine Arbeiten find mehr fhauzlg 
ale witzig, obgleih man ihm einige gute Schilderungen des nieder 
Volfdlcbens verdankt. Sein beſtes Stuͤck iR The honest whor 
(1604), obgleich er auch aus der Patient Grissil ſoviel gemacht hal, 
ale aus einem fo undramatifhen Stoffe gemacht werben fann. 
Weit berübmter als erit Georg Chapman (15571634), 
ber Ueberfeper des Homer und Hefiod, wenn auch fein Basy 
d’Amboys bei weitem nidt das Lob verdient, welches man 
ihm zu feiner Zeit fpanbete. Obgleich er nicht ohne Verdient 
iR, fo ſieht men doch, daß er für die Schilderung ber Leidenſchaf⸗ 
ten nicht recht geſchickt IR, übrigens auch Marlowe zu fehrnad 
ahmt; dagegen zeugen feine Widow’s Tears und All fools für 
“fein humoriſtiſches Talent und feinen unafsetirten Styl*). Hatte 
nun zwar Chapman in lepteren beiden Stüden offenbar im Ven⸗ 
Jonſon'ſchen Beifte die nadte Wirklicfeit dem Romantifd) » Idealen 
vorgezogen, fo ning dead Thomas Middleton®) (feit 1608 
— 1630), defien Mayor of Quinborough nod ganz im Genre 
Greene's war, in feiner tollen Welt (Biad World) und den 
Shaudervrama Women bewere women. völlig zu ber nk 
Säule über, behielt aber doch noch fo viel Graͤßliches in dem 
letzteren Trauerfpiel bei, daß er ſich ſelbſt nicht Mar ar 
fein kann, und hat jet für uns nur baburdh Intereſſe, daß 
wir aus den beiden. Stücken die Verderbtheit der damaligen vor⸗ 
nehmen Geſellſchaſt abnehmen Können. . Opgiel fein Dialeg 


Ongtifihe Pocſle Theater. 357 


seh Am natürlicher Laune und lebendig if, fo hat er doch nirgende 
für etwas Hoheres Einn, und moralifh iſt er gar nit. Die 
ſeibe Halbheit gewahren wir an William Rowley“) (f. 1607), 
dem man bie falſchlich Shakfpere zugefchricbene Geburt Mer; 
lin's zutheilt, obwohl feine New Wonder, a woman: never 


Vext, im Ganzen gelungen genug iſt. Andere ſtellen fein Match 


at Midnight höher, Talentvoller als beide Genannte waren 


„John Marfion (fett 1599 — 1633)°%), den Ben Jonſon 


im Poetaster als Crispiniano auf die Bühne brachte, wofür 
Marſton wieder deſſen angebliche Pedanterie in der Sophonisbe durch⸗ 
herhelte, obgleich auch noch fein Malcontent und Parasitaster von bes 
dentendem fatichfchen Talente zeugen, und John Webſterꝰ), feit 
1898), defien Trauerſpiel Vittoria Corombona oder Ihe white 
devil, welches Sujet befanntlih unfer Ziel hiernach in 
Proſa behandelt hat, unter feiner Dutchess of Malfi, einer 
It Segenſtück zu jener, und unter Appius and Virginia, 
wo ihm auch ein weit poetifcherer Stoff vorlag, ſteht und beweiſt, 
daß auch er von der an fi lobenswerthen Abſicht, das wirkliche 
hm mit feinen Mängeln und Schwaͤchen darftelln zu wollen, 
nicdergehalten und an dem poetiſchen Schwunge verhindert‘ 
ward; übrigens hat auch er öfterd mit andern Dramatifern in 
Gompagrite gearbeitet. An der Spige der neueren Schule ſteht 
aber Ben Ionfon!) aus Weflminfter (1573 geb.), 
der, nachdem er einige gelehrte Studien gemacht und in den 
Niederlanden als Soldat gefockten hatte, um 1593 zur Bühne 
überging und wahrſcheinlich anfangs im Curtain auftrat. Sein 
Amneſtes uns noch erhaltenes Stück, every man in his humour, war 
1598 auf dem Globus zum erften Male gegeben worden und 
machte ſolche Senfatton, Daß ihn Jacob J., fein Gönner, zum 
Dihter rönte und zum Hofpoeten madte, und auch Garl I, 
feine Bedeutſamkeit in mancherlei Beziehung anerfannte. Gr 
war dis an ſeinen Ton (1657) fehr fleißig und hinterließ 18 
Dramen, mehrere allegoriſche "Selegenheitöflüde (Court - Enter- 
tsinments) und eine Menge Masques, allegoriſche Singſpiele, 
für dern Erfinder er in mancher Beziehung gelten fann. Seine 
Hauptfärte war das fattrifde Element, wofür ihm auch Deffer 
in dem obengenannten Sattrömastix or ihe Untrussing of the‘ 


358 Gnglifipe Poeſte. Theater. 


Humorous Past tüdhtig zuſett. Ebenſo IR er durchaus Fine‘ 
planvoll und Anhänger der claſſiſchen Regelmaͤßigkeit, virlleich 
nur zu biflorifh, und daher laͤßt ar der vihkerifden Freihel 
zuzulegen, weggunehmen, zu voerguüben, autmiamüden, meniger 
Epielraum, als recht ZB, Unter feinen Luſtſplelen find Die ſaurb⸗ 
ſten Cinthia's Hevels or the Fonntain of Seif-Love (1600y 
gegen die Eitelleit und Prunkſucht des Hofes gerichtet, der Poe- 
taster, unzuſammenhaͤngende Ausfaͤſſe gegen die alleren Dichter def 
Rollotheaters, befondere Marſton und Defter, und ‚überhaupt 
gegen das ganze damalige Theaterweſen mad die Schaufpieler, 
ihe Bartholemew fair, ein Pamphlet gegen den Mirditecten und 
Pecorateur Inigo Jones, und Kasiwerd Hoc, woren ul 
Chappan und Marſton ‚geholfen hatten, baſecdens gegen Ve 
Schotten gerichtet. Die beften feiner Luſtſpiele dagegen find das 
(dan genennte every man in his humpur mit feinem Seiten⸗ 
fü, every man out of Ais humeur, Volpone or «he Fi 
und ihe Alchemist, befonber6 was Die Originalitaͤt der Bıfinbung 
und der Berwidelung anlangt; leider aber find fie auch etwas m 
niedrig komiſch und duch fein Beſtreben, durhweg Einheit des 
Raums, der Zeit und Handlung zu erzielen, geradezu umeabe 
ſcheinlich; denn wie konnten fo viele darin vorlommende Degebenheiten 
alle innerhalb eines Tagas vorgehen ? Seine Traueriptiele Sejenuski 
fall (1609) und Catilin bis eonjuracy (1611), worin a 
den Verſuch madt, den KChar wierer einzuführen, ver wei ihn 
{u gereimten, lyrijch gehaltenen, Bemeinplähe aus fure hendes Sarorher 
jeden Act ſchliebt, Rad vpllig mißlungen, Da ſein etes Beußhon, 
der Beſchichte poͤſlig trey zu bleiben, auch einen befſemn agiſchen 
Stoff unbraudbor gemacht haben wuͤrde, mub er Hier, geror⸗ 
merfwürbiger Weile von feiner Gewohnheit, Die wem Ariſtoteles 
vorgekbriebens Ginpelt zu bewahren, abweichend, durchaus Ar 
dramatiſch, cher biographiſch erfheint, ja zu der Manier Sub 
villero zurücklchrt ynd afle Kataftrophen nur Durch Boten referiren 
läßt, Sonſt hat er fih auch noch als Lyriker heworgethan, 
und mehrere m ſeiner ſtarlen Sedichtſammlung, die er beſcheiden 
genug felbR Upderwaod nannte, gehörige Arbelien, wie daes 
in ſan Luhſpiel, die ſaweizlame Mom, eingelrgee Bich, fein bei⸗ 
ven, Romanten an Galle, fin Zaubecerlich, ain Peodant zu 


Könglisihe Morfie. Aheater ‚259 


nie uengBfong ‚im Macheih, und fen Huc amd sy after 
'ı Capid können Ghalfper’6 beſten Iyrifhen Leiſtungen an bie 
‚Gele .geßellt werden. Seine Cpigramme And im Style Mare 
1lall, ‚Seine Oden anb Epifeln, unter welchen letzteren wir ſei⸗ 


nen Drief an Kamen augzeichnen, find gelimgene Nachahmungen 


— Horn, in ſeinem Timher or Discovery Hat er ‚einen 
«Eibag der wigtigßen, aus tiefer Menſchenkenntniß hervorge⸗ 
„gengenas Beiramtungen miedergelegt, und endlich hat er auch 
| ter Mettafprake darch feine Grammatik derfelben wmefentlide 
Bine. geliißet. Verwandt mit der Ben⸗Jonſon'ſchen Schule 
ab die beiten im Beben und Dichten unzertrennlichen Breunde‘') 
Jän Slei cher aus London (1576 — 1625) und Srancie 
Braumont aus Bra Dies In Leiceflerfhire (geb. 1588, 
8. 1615 er 1616), indem auch fie in ihren Luft⸗ 


bielen, die uͤbrigens malt amd voll ber niebrigfien Zoten und 


Zmeibeutigtelten find, und den weit höher ſtehenden Trauerfpielen 
aur Barauf hinausgehen, die niebrigfien Leidenſchaften und Bers 
berchen zu fildern. Zwar haben fie in lepteren fowohl an Er⸗ 
. Sebmbeit der Gedanlen und der Bhantafis, und dem field am ge⸗ 
ciurten Orie eintretenden tragiichen Pathos den großen Meißer 
adie Qunſt, Shalſpere, nick erreicht, allein ihre Erfindung und Durchs 
‚SMbsung on fich höchſt fehwieriger und tiefer Charaktere zeugt 
us engebosenems, großem Talent, Wahrheit der Empfindung, und 
hochtragiſcha Situationen geben ihnen auch nicht ab; cbenfo ge 
gr ihnen der Gemverfationöton. der höheren Stände beſſer als 
gend einem der ebengenaunten Anhänger der Orcene:Marlowe’s 
ſchen Schule. Wären fie daher ganz frei von Rohheiten, hätten 








fe ſich sicht durch offenbar zu weit geiriebenes Studium der . . 


Sreniſcen Dramatiler zu gawalifainen Verwicklungen und uns 
wahrſchrinlichen Loſangen Der Handlung verleiten laſſen, ſowie 
durch häufige Vereinigung zuchrerer Sujets in einem einzigen 


Suche nothwendig ermüdende Längen erzeugt, fo könnte men 


Är, beſenders da fie auch die Sprache vollig in der Gewalt has 
ben, und ihre Diction dem Goceus eben ſo angemeflen wie dem 
Cothurn KR, auch der Schluß bei ihnen dmmer moralifd befriets 
igend amefälkt, indem dort Lächerlichleit Die menſchlichen Schwaͤ⸗ 
m u Mubsruhelien, bier menſchliche und goͤtiliche Strafe bie 


.. 360 Engliſche Poefle. Theater. 


Verbrechen teifft, unbedingt für biefenigen, weite Shafſpere am 
naͤchſten fliehen, anfehen. Ihre beften Tragödin, die man aud 
ebenfogut Tragifomödien nennen könnte, find the maids tragedy, 
the tragedy of Valentinian und two noble kindsmen, die fr 
angeblich mit Ehaffpere zufammen gearbeitet haben, ihre beſten Luß⸗ 
fpiele der knight of the burning pestle, gegen das damals oc im 
“mer beliebte Ritterthum, ihe nice valour or the passionste 
madmen, gegen die damals überarge Duellwuth, und ihe wild 
. " goosechasse, gegen die Reiſeluſt ihrer Landoleute gerichtet, fowie 

‚die Fleicher allein gehörigen Stücke Ihe woman hater un 
Philaster. In vieler Beziehung, befonder6 in dem Zaſammen⸗ 
drängen mehrerer Handlungen in einem Eträde, Act ifnm his 
Iip Maffinger”) aus Wilton bei Salisbury (geb. 1584, 
gef. 1699, nit 1640) fehr nahe, Abertrifft Re aber an Kraft 
und Begeiflerung, wiewohl er dafür aud öfter weit umnatdıw 
Her wird und feine Gharactere oft bis ins Carricaturartige 
übertreibt. Mehrere feiner Trauerfplele, the man ef honeus, 
ihe renegado, befonderd aber die einem Spaniſchen Auto 
äbneinde Virgin Martyr tragen da6 Gepräge des finftern Ga 
tholicismud, wie ihn ein Galderon zu oft gewahren läßt, haben 
aber ohne Zweifel großes dramatifhed Leben und fichen Höhe 
als eine feiner weit populärer gewordenen Arbeiten, the pleture. 
The eity madam, der Hogarih die Idee zu -einem- feiner befen 
Bilder verdankt haben fol, a new way to pay old 
. ‚dehts, welches er in neuerer Zeit durch Kean's treffliches Epiel 

"befannter geworden if, und a very woman find fon ihrer 
auegezeichneten Characterifit wegen feine befien Leiftungen im 
Lufifpiel, für das ihn wohl aud das In ihm Hegende ſauriſche 
Element mehr befähigte. Indeſſen iſt keine Frage, daß, haͤtie er 
früher gelebt als zu einer Zeit, wo die finſtern Puritaner die 
Macht in Händen hatten, feine Stüde einen noch ganz anderen rs 
folg gehabt haben würden, als es fo der Fall war. Zieaiih 
gleidzeitig faͤlt John Ford") aus Ilſington (geb. 1586, 
gef. um 1650), deſſen 'tis Pity She's a Whore zwar volt 
Greuel, aber ohne Zweifel gany treu im Gele ber Italian⸗ 
iſchen Leidenſchaft und Rachſucht geſchrieben iſt, die es füllen 
foll, weshalb fein broken heart mit demfelben nur an Sqeußlit⸗ 


heit: der darin vwerfommenben: Verbrechen weneiſern kann. Ins 
deſſen IR lein einziges hiſtoriſches Drama Perkin Was.- 
deen fo hodpoetiſch, mit: fo feiner Characteriſtik und. intereſſan- 
tm Eitwationen..verfehen, fo vol dramatiſchen Lebens und in fo 
berzliher Sprache gefchrieben, daB man - fih. wundern muß, 
warum es nicht noch heute ein Gaffenftüd der Engliihen Theater 
abgiebt. Bon andern Zeitgenoſſen biefer Dichter nennen wir noch 
Natbaniel Field'h, defien Lufifptel: a woman is a wentker- 
eoke, wicht übel If, den wüthenden Rundlopf Thomas May) 
(1585— 1650), der aber als Ueberſetzer und ortfeber des Lu⸗ 
tem mehr Ruhm geerntet hat, ebwohl aud feine -Heir und 
ld couple zu ihrer Zelt Enfation machten, John Day’, 
deſſen blind beggar of Bednal-Green recht gemüithlich iB, 
Robert Davenport (+ 1664)'”), deffen City night ea» 
voll ſatitiſchen Humors erfheint, und William Gartweigbt') 
au Rorthway oder Burford (geb. 1611-15, gef. 164), 
Ä der bedeutender If als die drei Angeführten, deffen Stüde. jedoch, 
weil es ihm an Bühnenkenntnig mangelt, ohne Zweifel beffer 
mm Leſen als zum Mufführenfchen geſchicht find. : Außer dieſen 
| ‚Wehr es noch eine große Ansghl anderer Dramatiker, vote Suck⸗ 
| Ing, Brome, Marmion, Habingten, Rawdolpk, 
Sléther, Tankis, Cook, Brewer, Wilkins, Barty, Taf 
oer x, die alle⸗ Hier arhugählen zu weit führen würde, da fie fich.über 
das Niveau der Mittelmäbigfeit nicht erhoben. Uebrigensbe⸗ 
werte ich:noch, Daß: zur Kenntniß der Geſchichte bed Gnglifhen 
 Üeater6 und der In der Shaffyerefhen Periode aufgeführteh 
ı Eüde weſentiich von Nutzen iR das noch erhaltme Tager umd 
Rehnungsbuch des Philip Henslomwe'), eines begüterten 
Eondoner Bürgerö, Pfänderverleiherd. und Theaterunternehmerq, 
da in demfelben genau Tag und Jahr jedes von ſeiner et: 
fauft aufgeführten Stuͤckes verzeichnet iR. n 


1) The desth of Robert Eearle of Huntington, otherwise caf- 
kd Robin Hood, of merrie Sherwodde with (he lamentable Tra- 
gedie of chaste Mutilda his faire maid Marian, poysoned at Dun- 

; mowe by King John, Lond. 1601. 4. The Dowanfall’of Robert Bariv 
' ol. eic. ib. eod. A. u. beide b. Collier Five olde plays. 


ou, Tie Tragedy of Hofiman or a Revenge fon a Father, Land. 


| sm . t 
—ä . 


Qugtifbe Poeſte. Vhrateb. 
ir * * ng, — 


d. * X pabl, b tn ar. 8. e rape ofLucrite, 

7*8 Trug: 8,1 e nyreisyde afbbe 
TE yakL hy Basron Kield. ih. 1846. 8. The four 5 
u 







Yin nA Conquest of Terusatem, ib. 1615. 1632. 
“hr ami «he Loyel 132 


8 
“ar. 4. Par Dedehy 7. VI. p. 225 s —5 A 
fr with en. Lond a 1617. 4. u.%. Do Fur 
nn Fotune hy Lenud und "Bes. 'Lami. 6656. 8 





ield. ik. 4 B. Mnb. in m. Krt b. Seie. rker 
. Ulriei p. :48 sq. u. m. At. a. a. m 
eumedie ef a ige 


9 a Gont sg. Th 
dient Grissill. nd ons. . Pe: The pie Wander oa * 


dome. Ib. IAIB. 4. u "Body W. IM. p. vu. The do 


with te Hamaurs ot the patient men ‚and ıbe long in, 

1608. 1605. 2. u. Old —8 271 89. (h ehe, Ti 

yore Ovartieon. * Hr 23 v. —* ef iu ke 
ne ih. 130, 4. 9. 32 do 

er the fascivtous Queen. ib. —8 7 a d. hasse Ir 24 





Nusay —— a 3607 807. von. dom, & 75 *7— 
i t. T. III. pi 8 re x an "Ampo 
ad The consgiracie “ (ragedie of- — änke *7 
ron, ershu oT Vrimoe. fe. 1608. 1928. & Al Heis a mes 
ib, 4605. 4 u. Oli PI T. IV. sg. The widowes cn tar 
a .com. ih. 1612. 3. u. ha Blays. T 45 p. 113 294. f. m. Al 
DD 208 ng. Lowäll & vor. Eur 1846 DW 


vs The X of Dainboroug, a com. Lond. 1b. 4 4 8 er 
PMeys. T. Kl. p. mq.. More diesenuibiers hesidkus 


Were —*—— ne T 
Plays being a Cont. Tv. 3 a —ãa — —X 
Ib. 1608. 4. u, . Dofsiey T. V. p. vu. Weiss Amt Be 


rom. *8 oeſie. ep 210 s 
ee au. D. So. m. pP. XVI sq. A weich nt 
Kond) 164. 4,0. &. Dodalep. T. VL Pe 289 29 . A Shoo-m 
entleman, ib, 1638. 8* A FR woüder, a wor nerer 
ha 


—XRXCECE a Mi 
| —— — HEN 


*8 3 T.H. p. 339. Ulrici p. 25% æq. Wüörks. Land. — 
4. The history of Antonds amd —. — 225 

‚Autenio’s Reye age, ‚Ihe 2* 4àa. ar u. von 2. "OR 

s aranitaster or Ki on np. 


p T. 278g 
Dei Eee ge tie —* 


women or th vagedie of — 

9) &. Lurdner T. 11 BR “The Sn ie ‘or the Tri 
# 6 Glen Usimi., dla ıf Brecht wish 

and death of Vittoria Accorombona, the —5*5 Venetian 

zan. Lond. 1612. 1631. 1672. 4. u. Old Plays T. Vi. p. 202 ag. Tb 


Eugſche Püfie: heile... - 863 
wugedy efike-duichessn of Maldy: ia. NO83. TERb.: 1708 4. Ayı 
plus and Virginia. s. 1. 1654. Lond. 1659, 1879.'’4. Works n. fir 
eoll. by At. Myee. ib. 1830. IV. 8. u 

©, demanaus Virkius er Ihe wernorte iof "B. 7. rev. hy ee 
friends of the muses. Lond. 1638. 4. Notes ef B. 3. -Oonwers 
with W. Drammond. Lond. 1842. 8. d’Israeli Misc. of Lit. T. II. 
——— T. 11. p- 131 sg. Bis. p. 348 aq. Ulrici p. 26t sq. Wille 
in f. Zabeb. f Drama. Eule 1897 Bd.I. Works. Lond. 1716. VI. w, 
w.iöy PP. lley. ib. 1766. YH. 8. 1811. 4. w. not. er. andexpl. 
und Piggr. m. hy W. Gifard. ab. 181ß. R. 8. ‚I. Gornweall.- 23h 
#38. sg. 8. The comicall Satyre of Every Man out of his Humous, 
ee ya 4. Every ra Hamour. ib. 16D1. 8. enter 
* aignament, i .4. Bei is Fall. ih- 
4, Velpone or the Foxe, ib. 1607. * 1730. 8. Cynthia’s RBeve)a ı 
‚Se Bountela of Self-Love. ib. 1000. 4. The hemist. ib. 186 
Wir z. 1739. 8. ©. J. u. J. Schule daxgeſt. in e. Auop. v. Muflle.:m- 
rag. überf. u. erl. d. W. Gr, v. Baudiſſin. zp. 1836..11.8. ueb. f. Mag 
ts dl. d’Iaraeli Cr. of Lit. 7. IL p. 77 sg. 
. 4 © Junrdner T. II, p- 2P6 og. Ulrici P- 2782q. Pooms, boull. 
. 4. 1653. 8, Corhedies and Tragedien. ib. 1647. fol. Fifty. ag 
dien and tragedies. ih. 1679. fol. Workes. ib. 1711. w. not. by 
obald Bears andöyımpsen. ib. 1758. X. 8, w. net. by Almen. 
1778. x. 8. Works. ib. 181]. I. w. an introd. and expl. no 
u ante: ‚un. Era 8i —e— 3* Tb. 1839. 
. oe. Lond. 1 8 bock. V. uf, Nenuen⸗ 
, —8 H. W. y. Gerſtenberg. Hopenb. 1765, 8. Berl. 4808. 8 
änifter. ebb. 1:03. 8. D. Töne Schenimäsihen. Welmar 1836. 6. B. 
Nee Del. AB. 8. Mam. WB. beraudg. v. K. Kannagiches. Merk. 


* —X Shakſp. Be dr P.KL 20. Collier. Mörn. KH 

‚ . 8. .. eo ar nar —X — [ Yu :8 * ariog. 
| ITM fhe dram! works of M. and Ford’ w. am nirad. b 

“ . Lond. 1830, 8. W; by TB: Voxeter: Lond. 1799, 1768. 

“ Or Mac son.:ib. 1779. IV. 8. i — 
in 1. 8. ib. A. 8. IV St. deutſch 4 — ‚ Ben SE 
u. a ars Gnr. ori I. Ip LO sa u Pu ' 
| OT 4. a. BD. PD. 2203. er T. M. P. 
— —— Historie of Perkin Warbeck, a. Trag. Lend. 163% 
66 Ay St. ſ. in ar. 72. u.Dram. Wrorlm, Lend. 107. A. & 
a ‚women is a wseathar-cacke. Kond. ‚ Amanda 
'Be Ladies with the merry —X of Moll Cut-Purae; or the hu- 
wur &f roaring. üb. 1639. 4. 

15) The heire, 8 game. Lond. 1622. 3033. & u. Ald Pleys.. 7, 
II p. 89 sq. The old couple, a com. ib. 1658. 4. u. Old’ Plays. 
T.X. p. 375 @q. The trep. of Aufigene, the Theban prihoesse. ih. 
1.4. The trag. of Clenpatra, Queen of Ansypt. ib. 16839. 4, TR> 
tag. of Julia Agrippina empresse of Rom. ib, 1189. 1659. 4. 

16) Te Travaiies of the three English brothers, S. Thomas, 
f. Auikony and M. Robert Shirley. Lend, 1607, 4. The ileof Gulie, 
#. 1633, 4. Humour ont of breath. ib. 1608. 4. Law-trickes or who 
wald have thought it. 'ib. 1608, 4. ‘The biimd begear of Bednat« 
Dun with A serry humpur of Tom Steowei iha.Norfolk Yon 

1n A pieasanı and Wwitty’oomedy'eilled A new Trieke to 


Gent Ike Birel, Kandı „4639. 4 The KGity. Sighs-Can- er Gnade 















> 





| DM Guguſche Poeſie. Epos. 


—, Tragioom. iM. :1068. 4. King Bein bl die 
a, a Trag. ib. 1602. 4. 

18) The Roysll Slave, a Tragicem. Oxford. 1639. 1640. 4. 

3%) The Miery and Acosunt Beck of Ph. Heuslowö ed. by 
Caolliar. Land. 1840. 8, 





$. 624. 


Die naͤchſte Periode der Engliſchen Poeſie, welche bis ge 
gen · das Ende des 17ten Jahrhundert gerechnet zu werben pflegt, 
hat nur zwei heroiſche Epiker hervorgebracht, und beide find kaus 
meühnenöwerth. “Der erſte if der unten zu erwaͤhnende Schau⸗ 
Ppieldichter Sir William Davenant!), ber in einer rauken, 
ambehoffenen Sprache und gereimten abwechſelnden Yamben, % 
in vlerzeilige Strophen abgetheift find, ohne Phantaſie u 
Geſchmack vie Geſchichte der Liebe des Longobarbenkönige. iR 
Wofalinde befingt, wozu der befannte" Fabulin John Bay 
eine Fortfetzung, die aber um nichts beffer if, hinzufuͤgte. ö 
laugweiliger find aber Sir Richard Bladmore’6’) am 
Wuſhire (+ 1729), des Leibarztes Wilhelm III., Eyopon 
die mit Recht von Dryden, Arbuthnot, Swift und Pope am 
Heftigke angegriffen wurden. Mehr Anklang fand, mas wei 
in her Zeit Ing, das geiflihe und moralifche Helpengedicht, dem 
in dieſem verfuchten ſich ſchon Giles Fletcher (1589 
1623)9, El Thomas Overbury aus Warwichſhire sd 
geb, vergiftet 1613) ), der ſchon genannte Blacmore?), vd 
deffen Schöpfung Addiſon im Spectator (nr. 339) vol Bewundes 
ung fpricht, beſonders Abraham Cowley?) aus London (1618— 
67), den Epenfer’6 Fairy Queen zum Dichter gemadıt haft 
Seine Davideis iſt aber eine, unvollender geblitbene, Jugendarb— 
(er ſchrieb fie ale Student), denn fie if. mehr eine gu 
fieirte Biographie ats eine Epopöe, fündigt aber indeß fihen fc 
großed Talentan. Alle übertrifft der unfierblihe John Milton } 
Gr’ war den 9. Deebr. 1008 zu London geboren, ſtudirte N 
Gambridge, wo er jedoch ſchon durch mehrere Pfaimparaphraien 
md feine aukgezeichnete Hymme auf die Geburt Jeſu Auffchen 
erregte, und zog ſich dann mad Horton in Budinghamfkire 3W 
rät, wo er ſeine Mrendier, Gomus, em alterllebftes Mastetpi 
Die. (hop erwähnte Elegie Lycidas und die fehr huͤbſchen ©. 
taeteififen,; TAMegra ımd il Penseroso dichtete. Bald beraef 







Englifſche Pole. Epor. 368 
Wade & Sranfrei und Stalten, wo er burd der Anblick von 
Ihren?’ ® Drama, der Fall bed erſten Menſchen, anf die "bet 
dom verlorenen Paradieſe gekommen fein fol. ' Zurädgeldirt, 
verheirathete er fid (1646); da aber feine Frau feine ſchrecũ 
haft, radicalen Gefinwungen verabſcheute, fo kehrte fie zu ihren 
Miltern zuruck, und Milton ſchrieb nun fein deruͤchtigtes Buch 
voh der Eheſcheidung; fie vereinigte ſich aber ſpaͤter wieder mil 
Im, was ihn nicht hinderte, feine abſurden Geſtanungen weiter fe 
alftofenatifden Büchern nieberzulegen. Mittlerweile von dem Ungluͤck 
fir Augenlicht zu verlieren, betroffen, büßte er nnd tem Töbe Gronh 
wei’& auch ˖ feine Secretairſtelle ein, die er bei ihm ’befleivet- hatte; 
und dichtete mm in filter Zurücgegogenheit zu Ban Hill Row, viels 
It in tiefer Reue wegen feiner früheren Mißgriffe, zwifſchen 
‚1655-65 fein verlorenes Paradies, das anfangs aus Haß 
‚gen feinen Urheber nur wenig Lefer fand. - Er ließ darauf 
Mm Samson, ein Trauerfpiel mit Chören, folgen, worin er: die 
len Sriechen faſt zu treu - copirt hat, feine eigenen Körper 
Ms Gieienfeiden aber zugleich unferen Augen vorführt, - ohne 
m feinen Stüden dramatifdes Leben einhauchen zu Können; 


ah fe Rare wie der Blick feiner erblindeten Wegen, eben fd - 


ik und ſeelenlos if hier fein Styl. Sein wiedererüberte® Paradie; 
mit er gewiſſermaßen efn verfähnende® Element feinem: vor⸗ 
agegangenen Meiſterwerke zufegen wollte, Konnte mit Res 
&en fo wenig, weder bei fenen Zeitgenoffen noch dei der Nachwelt 
hefomung finden, “als er fetbn feine früheren: Verirruntzen 
gt maden. Er flarb- den 10. November 1674 ımd- befam 
hir zu Weflminfer ein Denkmal, das aber Feine Infchtift 
het und andenten fo, daß hier ein Vertheidiger des Köriger 
nerdes ſchläft. Sein großeßs Werk, das ohne Zweifel feine 
Innere Jerriſſenheit und ſchrecklich enttaͤuſchte Fteiheitsſchwaͤtmerei 
ib Leben: gerufen hat, trägt allerdings manche Spuren feinen 
Min Lecture des Homer und des alten Teflamented; beſonders 
* uyſtiſchen Propheten, allein im Verhaͤltniß zu den neuere 

Diäten {RM er dutchaus Original; ‚und fo fähn wie im Ein⸗ 
Ban jenes berühmte Bild bei’ ihm fl, wo Satan über det 
| Wgehetern leeren · Raum des Chaos fliegt, eben fo erhaben mV 
 MRRärnig {A das ganze phantaftiſche Gebllde, weites ſelu 


art Woche. Eyes. 


En mr hehaut. hatte. Grat Far man 
— me ſeine Eyiſoden von der. Sünde mi 
vder emprten gefallenen. Engel, de 
von Ten ya tölen. Geiſter. zu einer Art hölliſchen Parks 

a fib wohl. die Leute gedacht hab may 

— zum anglüdlihen Karl I. richteten umd verntheilten 
teren a6. großartig, allein laͤherlich find fie niat, mb 
2* Aerathene Gritifer behauptet haben. Betrachtet man aba 
nde Schilderung, von der eiſten Liebe Adams und is 

fe muß man «6. beflagen, daß, während er hie 

gms Natur˖ und Driginal if, er an andern Etellen, fogar ba 
vor Beihreibung der Reize Edens, zu fehr an feine. tiefen: dab 

Studien erinnert; denn leider läßt er dasin feine Ode 

jemteid zu oft hervorbliden, was ſich auch bei allen: geogehh 
AUn and mythologiſchen Stellen des Gedichtes zeigt, und we 
a ſich gar in dogmatiſche Controverſen einlaͤßt, dann wird a 
langweilig, obgleich feinen Portraits, wie 3. B. feinem Eatan, em 
havunderungswuͤrdige Berebtfauifeit inwohnt. Sein Siyl, Im 
Ginige, weil er nad. Archaismen haſcht und nicht frei vn 
Helleniamen und Hebraiöwen iR, für bizarr halten, verbiat 
eher des Ramen großastiger Emphaſe und majeſtaͤtiſcher Gnerg 
und. if felnem Stoffe ganz angemeflen, fo daß man fein Wal 
gus:Rerbt: ein Meifterfäd nennen kann. Wie nun aber Mil 
tem: Das bee: Epos feinem Vaterlande ſchenkte, fo lieferte Gar 
wusl-Buttles”) aus. Streucham (1612 geb.), der, zu Gem 
haidge gebiſdet, nad der Reflauration Sereär des Lorbpräß 
denten von Wales, Grafen von Carbury ward, demſelben feis 
erſtes und beſtes komiſches Heldengedicht, ſtarb aber trog de⸗ 
unpaheueen Erfolge ſeines Werkes. 1680 in Armuth. Ab 
Afriges Royaliſt Iteferte er in feinem Hudibras, zu defim Por 
tzait ihm ein General Caonwell's, Eir-Samuellufe in Bedfonv 
faire, bei dem er einige Zeit gelebt hatte, ſihen mußte, ein rreuch 
Bil der henchleriſchen und dummfanatifhen Independenten der 
Cremwell'ſchen Zeit, denn fein Held, ein puritaniſcher Des 
Quixote, ein. Banifh. von Prahler und Pedanten, Froͤmuler und 
Guabußapen, Ritter und Friedensrichter, dem er in feinem ewig 
wiverfosohenden. Schtriber Raiph- ein,. woena- gleich nicht Mi 


u EG Mech. Era. 32 


hg Eremular wie weilenn Sancho Panſa an- bie Seite % u 
I 


beſg. hat, jener Rartei mehr geſchadet ald irgend. etwas And 
Dean es machte fie fhonungslos laͤcherlich. Leider if das Ger 
biht nicht vollendet, und jest ſelbſt in England wegen vielr. Aus 
idlungen ohne Eommentor faum verfländlih, Seine groben Spaͤß⸗ 
aber, und die buricöfen Uebertreibungen wird die Zeit zniſchuld⸗ 
igen. Rechen dieſem Meiftermerke wollen wir jedoch auch 
Sühtigen Uekerſetzes von Montaigne, Carl Cotton's (163 
—87)) hurlesten Scarroniden, eine Traveſtie des erſten und 
Werten Buches Virgils, nicht vergeſſen, die unendlich höher ſteht 
as die, ähnliche Arbeit des Mannes, deſſen Namen fie itaͤgh, 
mehhalb. auch. Milton's Gnfel John Philippe"), der ik 
ſcinen Meroniden, dafſelbe mit dem fünften. und ſechöten Buche 
weischte, bei weiten qzurüdfieht. Wer aber würde hier nick 
ar Alerander Pope’& Lodenraub, denfen, worin er bei Ger 
hanheit einer von. dem jungen Lord Peter. der Mi Mrabellk 
— 12* abgeſchnittenen und geraubten Locke und der dadurch 
en Entzweiung der beiden Kamilien zwar ben: Iweck 
e, die weiblihen Thorheiten zu verfpotten, aber aud die ger 
Yaysor Bamilien; pp verföhnen, was ihm aud gelang Diele 
A Abſicht. laͤßt uns feine Langweiligkeit vergefien, welche 
* wie. 3,2. daß funfig Sylphen den Unterrock Ber 
ÄMurend, als Den. gefährlichen. Poſten, bewachen, nicht vertreiben 
Ünaen. Seine Dunciade,. worin er. den Dichter Throbald, 
We freilich als, Crititer des Shalſpere ſchen Styls höher flehr, 
iſt mehr ſcharfe Satire, als eigentlich komiſches Heldenge⸗ 
NW Der Arzt Samuel Barth") aus Yorkſhire (1670 
1128), Popes. Freund, zog. zwar in feiner Armenapos 
Weir. augen. feine. Eollegen, die. Docteren und Mpothefer, welche 
oa Infalt,, worinerden Armen unentgeltlich. ärztlichen Rath; und 
Open. reichte, auf das Böswiligfte zu ſchaden fücten, 
ul allen. Waffen. der. Satire zu Felde, allein feine frohe. Laune 
Wu. fein heiterer. Witz erfeen. noch. nicht allein: das ihm abgehende 
Wehrdipes Genie, und. darum. läßt er uns kalt, um fa mehr, 
Mr. eigenilich, nur Boileau's. Lutain nachahmt, und.erhebt fi nickt 


Dir das Niveau. der Mitlelmäͤßigleit. Darum. füge ich ſogleich 


Ndiſanſs eigcatlih mod nit: hlerher gehörige Exercinen 


dos Engliſche Poefie. Poet. Erz allung. 


of the fan (Fucheruͤbungen), bie ei im Spectator (nr. 109° 
tädte, hinzu, da fie, obwohl minder berähmt, doch eine weit’ungen 
ſenere Lecnure gewähren, Mit diefer Mrt von Literatur -' 
im ziemlich naher Verbindung die fomifhe Erzählung, ' von % 
der der claffifhe Ueberfeger des Perftus, Juvenal und Bird 
hi! Dryden'*) aus Oldwinkle All-Sainte in Rorthamptew 





lte (1631— 1700), anfangs Anhänger Cromwel's, auf be 
Tod er feine berühmten Heroick stanzas dichtete, * 
Suͤnſtling und Genoſſe der Gelage Karls II. und enbik 
chmeichler Jacobs 11. dem zu Gefallen er catholiſch war, © 
een fögenannten Fables fehr gute Mufter geliefert Hat. &% 
kin mar den Stoffen nach meift fremden Urſprungé, allein we: 
die darin, angebrachten ſchmuzigen Bltver und die Ausführung ak 
langt, wenn au nicht immer Original, bod genial. 
glüdte ihm freiti die Satire, was fi aus dem von ihm a 
—* Karls 11. gegen den unglücklichen Herzog von Monmo 
gefdriebenen Absalom and Achitophel genugfam ergiebt. 
Apolugie des Catholicismus, the hind and the panther, 
unter anderen Entgegnungen aud bie Außerft witzige Paro 
des eleganten Matthew Prior (geb. 1664, gef. 17213 
the eountry-mouse and the city- mouse, hervor, bie 5 











dur Graf Dorfets Bunft die dipfomatifhe Laufbahn eröffn 
fo daß er es gar bis zum Gefandten bradte. Zwar fi 
feine Alma oder Geſchichte der Seele weit höher, worin er 

die erhabenſten Fragen aus der Pſychologie und — 
ſcherzt, und durch ſeine eigenen Unterſuchungen über ben 
der Seele (er ſetzt fie zuerſt, im Nindesalter, in bie Zu 
dann in Hände und Füße, im Sünglingsalter in das Herz und 
die Mitte des Körpers, fpäter in den Kopf, und im Greifen 
älter läßt er fie ganz verſchwinden) die Unhaltbarkeit und Thorelt 
der meiften philoſophiſchen Hypothefen darthut. Gewiſſermaßen fehf 
damit in Verbindung fein Salomon, worin er fi über wu 
Streben nach Weisheit und die Unmöglichkeit, fle zu erlangen, 
Austäßt, jedoch hier den ernfleren Forſver macht. Seine vie 
lomifcen Gräßlungen, the ladle, Paulo Parganti, Protogenes 
and Apelles, und beſonders Hans Carvell; worin er bie far 
mofe Geſthichte von deſſen Ring, welde ſchon Rabelals aus 


Eagliſche Poeſte. Sprit. 360 


Wörutet. hatte, nicht ſchlechter, aber auch nicht decenter als La 
Fontaine erzählt. Ueberhaupt war er in der niedrigen Zote 
hit unbewankert, dieß beweiſt feine Curious maid, ein fonft recht 
liedliches Gedicht. Was -endlih noch die Babel angeht, fo 
zurde hierin wenig Selbfländiges gellefertz wie fih zur Ge 
ge aus den hierher gehörigen Arbeiten John Ogilby's 
+1676)°%) und Robert 2’Eftrange’s (+1705)'7) ergiebt.. 
1) Goudibert an her. poem. Lond. 1651. 4. Dazu The incompa- 
ie poem 6. vindicated from the witcombats of four esquires 


niss, Dametas, Saucho and Jack Pudding. ib. 1655. 4. cf. d’I- 
i Misc. of Lit. T. II. p. 154-164. 


2) Gondibert, in |. Works. Lond. 1773. T. IV. 


‘ 3) Prince Arthur, an heroick poem in two books. Lond. 1696, 
1714. 8. King Artbur, an her. poem in twelve books, ib. 1697. 
King Alfred, an her. poem in twelve books. ib. 1723. fol, 
an epic poem in two books. ib. 1700. fol. cf. Bell T. II. 
17 m. Zu u | 


4) Christ’s Victory and Triumph in Heaven and Barth, over 
after death. Lond. 1610. 4. Cambr. 1632. 1640. 4. u. b. Ander- 


h 











. 


5) A wife now a widowe. Lond. 1614. 4. (anon.) Bd. VIII. ib. 
6. 8. Ed. XVI. ib. 1638. 8. &. dazu The illustrious wife or that 
eellent poem Sir Th. O. wile ill. by G.Oldisworth, his nephew. 

fh. 1673. 8. Works. ib. 1753. 8. cf. Bell. T. II. p. 157 aq. 

6) The nature of man, a poem in three books. Lond. 1711. 
Ükeation, a phil. poem in seven böoks. ib. 1711. 1715. 4. The re- 
emer, a p. in sixth books. ib. 1721. 8. ©. Johnson Liv. of Brit. 

Lond. 1783. T. III. p. 65 2q. 

- 7) Davideis, in f. Poems viz. Miscellanies, the mistressor love- 

“erses pindarique odes and Davideis or a sacred poem on the 

Fſ ables of David. Lond. 1656. fol. Works. Lond. 1684. fol. ib. 1707 

8 if. 8. 1710—11. III. 8. Select works w. not. by Hurd. ib. 

| 73. III. 8. Works w. not. by Aikin. ib. 1802. IH. 8. u. b. Au- 

'derson T. V. ©. a. Johnson 2.0.0. T.I. p.1-100. Bell, Brit. poets 

'%,.1.p. 38—60. M. Clifford, De vita et scriptis A. C. ed. Witte, 

‚Bell. 1679. 8. Witten, Memor. phil. Decas IX. p. 516-5233. Ni- 

‚@ron T. XI. p. 196. sq. , 

8) Paradise Lost, a poem in tembooks. Lond. 1667. 4. in twelve 

*. The IV ed. ib. 1688. fol. w. not. by Th. Newton. ib. 1749. 

‚&by J. Marchant. ib. 1751. II. 8. w. ill. by 3. Martin. ib. 1826. 

‚38 ib, 1830 48. Paradise regaigned, a poem in four books, to 

; Which is added Samson Agonistes. Lond. 1671. 8. Paradise lost, 

ise ind’d from the text of Th. Newton. Birmingb. 1759. 

6, 1760. If. 8. Lond. 1795-96. II. 8. Par. reg. poems and son- 

‚ Mis, and latin poems, w. not. ib. 1779. 8. Poetical works. Lond. 

- 48. fol. 1720. II. 4. w. not. by Th. Newton. ib. 1749-52. II. 4. 

' by W. Haylay. ib. 1794—97. III. fol. w. the princ. not. of var. 

; mm. ill. by H. F. Todd. Lond. 1809. VI. 8. (Dazu Todd, Account 

| Tife and writings of M. w. a verb. ind. to hispoetry. ib, 1869. 8. 
Proge works. ill. by Symmons. ib, 1806. VII. 8.) Ed. III. ib, 1826, 
Gray, Handduch d, Literärgeichichtes III. 24 





10 Cugliſcha Dee Fan 


vI. 8. w. rem. by J. Aikin. ib, 1810. IIL ®. Edw. nr 
Ozf. and Lend. 1836. IV. 8. w. mot. X : 2. 0. 
12. Ueb. f. Theolog. Schr. f. m. Art. & q. a. P. & 1. 

M. Verl. Yarad. e. em. Bed. in 1? Gef. m. Anm. v. Bodmer. 
1732. 1V. 9, ebd. 1950, 8. in reimfe. Derſ. u. m. Ann’ begl. v. J. R 
Badarid. Altona 1762. MH. & u. & E. Buͤrde. Bresl. 1798. 188 I. 
v. 3. 9. Prieß. Roſt. 1813. 8. in Deutſch. Heram. v. €. Er. v. Hof 
Dresb. 1832. IV. 12. 9. Kottenlamp. Pforzh. 18041. 16. Allegro a 
gerose Engl, u. heutfch v. D. 2. v, Grmmingen, Bannd. 1282 4. rt 
dererod Parad. Bafel 1752. 8. m. f. Leb. u. PL. neu. Geb. Deffeu 17928 
Saͤmmtl. Poet. Berke. Deutſch v. I. Böttger. Lpzg. 1843. 1846. & Drei, 
WB. Somus. Eimfon Agoniftes. A. db. Sngl v. H. Berl. 1840, 8. J.Tol 
the life of J. M. Lond. 1699. 8, Dazu Amyntor or a Defen«e. 
M. kife. ib. 1099. 8.) ib. 1761. 8. Hayley, Feb. M. a. d. Ws 
Binterthur 1797. II. 8. (Engl. Fond. 1796. 4 B. de Vericogr, X 
la pecsie epique. Paris 1838. 8. Radıtr. zu Sulzer Bd. VII. p. 16m. 
Niceron T. 11. p. 143. 2q. X. p. & 2 Jeurn. Ener dap- Ohr. . 
T. VII. P. II. p. 108 sq. Fr. Peck, New mem. of the life and 
works of J. M. Lond. 1740. 4. Bdinb. Rev. 1825. T. XLH. p.%5 
. 324 sq. Channing, Works (Elnsg- 1840-42.) T. I. p. 13 2q. 
Ikcoiai, Anterf (arg. Sarefheb), ob f. verl. Parad, a. lat. \ 
ansgefhr. d. n. e. Anmerk. üb. b. Sec. d. Lauderſch. 3. v. Mitt, 
d. neu. Schriftft. Frkft. u. Lpzg. 1753. 8. Bell Engl. Poets T. I. A 
3138-263. Iehnsen T. L p. 00 ng. Mag. f. b. Lit. & Uns. 1833 at. 
25, 120. 1838. mr. 144. 


9 Hndibras. P. I. Land. 1663. 8. P. II. 1664, 8 P. IIT od 
last. ib. 1678. 8. w. ann. and a pref. by Z. Grey and plates 
Mogarth. Cambr. 1744. 8. 1768. 1772. 17:9. 1801. 1806. 11.8. ib. 
11. 8. w. not, and the Nfe of the author by Nash. ib, 1793. IM. 
u. b. Anderson T. V. The genuine remains in verse and prose ef 
8. RB. publ, w. not. by R. Thyer. Lond. 1759. IE. 8, Ed. H. 







Far 


1819. (1827.), 8. Posthamous works. ib. 16%. M. 12. 1732. IM. f} 
138. 8. &. Niceron T. IV. p. 267 sq. Brem. Mag. 1957. &t. MR 


ar. 63. Meißner, Quartalfhr. St. IE. p. 63 2q. Bell T. I, p. | 
Yohrson T. Ip. 263 sq. Deb. f. Subibras, d Engl. eo H. Ba 
m. hiſt. Anm. u. Kpf. eil. ( Theilw. üb. v. J. 3. Bobmer). — 
8. frei verd. v. D. W. Soltau. Riga 1787. NR. Aufl, Kanigsö. 17%. 
N. verd. v. 8. A. v. Gruber m. hiſt. Anm. Wien 1811. 1. 8. 3. afı 
MM. volift. im Versm. d. Drig. frei verd. u. m. Comm. ausgeft. d. J. 
felein. Freid. 1845. 8. Web. d. Helb.d. Hind, f. d’Israeli, Curios. of L 
T. IT. p. 423 09. Uch, d. Raahın. d. Hud. |, m. Art, b. Gef a- 4. 
pP» 7 5q. 


® ID) The rapo of ne guck, an her. um poem. Land: IE R 
. Lockenraub, e. ſcherzh. Heldenged. a. b. beutfhen Ale. = 

8 B. Gotifärt. & 1744. 4, ma 4 fe, u metr. bb. 2 ®, Mei 

9. 17 © > v. u . . 1. i 

cal, a peem. ib. 1728. 4. im ıbree books —* in. te: year: 178°. 
w, mot, var. and of Scriblerus. ». I. et a. MA. Lond. 17% & 
u. 4 The Dunciad, in foun books. ib. 1783. 4 The new Die 
des. faund: in 1744: w. the prolog. of. Seriblerus amd notes variorei“ 
ib. 1743. & Ueb, f.. Kt. Gireitf.d’Istaeli, Misc. of Lit. T.H. p.65-% 


11 The dispensary, a poem in six cantos. Lond. 1703. Bd. VH, 
ih. m . 8. &, Johnson T. Il. p. 292? sq. Journ. Etrang, 1795. Mar 
ar, V. 


Ba 


* 


— 


Gadliſche Parfie. Lehrgediche, 3 


. 


| ide» or Virgile travestie: being the first, book, o 

—— burlesgue. Lond. 1664. 8. Books I—IV. ib. 166% 

I MW. ib. 169.. 8. Berlesque upon burlesqne or the scoßer seoft 

Bang some of Lucians dialogues put into English fustian. ib. 
Js 


‚ 139) Maerouides or Virgil travestie. Lond. 1672. 8. Don Juad 
or a ton. hist. of the late times. Lond,. 166£. 4. 


8 ß 117—1386. it. d. Exk. u. d. Vergnüg. Epig. 1753. 8. Et. 1. 
32-63. Scott Miscell. Works. T. I. p. 1—233. (ed. Paris). John- 
Sei T. II. p. 1-+214. Bell T. Ik p. 1-88. Gentlem. Magaz. 1790, 
br. Ueb. ſ. Reig. € Magie ac. |. Horſt, Zauberbibl. Bd. IV. p. 269 q. 

a Votrida 1787. &t. H. p. 152—160. — Fables Ancient and’ modern 
maustated inte verse tromHomer, Ovid, Boccace and Chaucer with 
iginal poems. Lond. 1700, fol. 1721. 4. 1772. 8. 1797. fol. Miscel- 
Baur poems. Lond. 1692. F. 8. Critical and miscelläuenus prose 
werks w. net. and jli. by E. Malene. Lond. 1800. IV. 8. Drams- 
ik works: ib. 1762. VJ. 12. Comedies, tragedies and operas. ib. 
. IM. fol. The poetical works w. not. by J. Warton.ib. 1811.1V. 

& u. b. Anderson T. VE u. Xll: Works w. mot. hist cr. and expl, 
a üfe of the author by Sir W, Scott, Edinb. 1811. 1821. 


13) &. Johnson T. III. p. 1-40. Bell T. II. p. 232-263. OUM 
Ykrida. 1788. Gt. I. ur. VE Poems. Lond. 1718. fol. 1725 u. Öft, 
9. II. & u. b. Anderspn T.VII. Salomo, e. Ged. üb. die Eitelkeit der 
A. d. Engl. ps. 1773. 8. Poems on several occasicus. Engl, 
w deutſch. Epzg. 1783. 8. Ueb, f. Hans Carvell |. d’Ieraeli, Carios. 
T. J. p. 92 sq. Ueberh. f. Deff. Misc. of Lit. T. I. p. 189 sq. 


10 Fables paraphrased in verses. Lond. 1651. 4. 1673. fol. 


17) Fables of Esope and of other mythologistes, with morels 
refexions. Lond. 1687. fol. 1692 un 63 n. 8 

Ddamuel Rich ar dſon ald: Acneps: Fables with instructive morale. 

| 1757. 8. 178% 12. 





$. 625. 

Schen. wir ichh zum Lehrgedichte fort, fo miüflen wir zus 
ein John Denham and Dublin erwähnen (geb; 1615, im 
Vahnfiun geh. 4688), veffen Trauerfpiel The Sophy Wallern 
MR zu der Bemerfung veranlafte, Denham had broken out 
Ye Ihe Irish rchellion, 60000 strong, when no person 
nipected 4.“ Er gab feinem Baterlande das erfie beſchrei⸗ 
Imre Gericht in ſeinem Coepers⸗ Hügel, zugleich dem erſten 
daheqhe In der nachher in England fo beliebt gewordenen mo⸗ 
 Milfrenden Landſchafismalerei, und hielt ſich zuerſt darin frei 
dem jenen platten, unreinen Verſen, deren feine Zeitgenofien fo 
vele aufzuweiſen haben, wendete mehr Fleiß auf den Satzbau 

24 


. Umgearbeitet von 


38723 Omgtifbe Poefle Lehegediche 


und zeichnete ſich beſonders in der Kunſt jenes bebeutangeveke, 

ponderofen Styls aus, den wir bei den fpätern Dichtern Englands 

mit Recht fo bewundern. Gene Fehler find vagegen allzugraßk 

Empfindelei, zu vieles Moralificen und zu häufige Abſchwtiſ 
ungen!). Neben ihm verdienen Milton’s Allegro un Pen 
seroso hier eine Etelle, weil er darin die Gemuͤthsſtiumungen 
eines Frohliben und Traurigen bei gleihen und verſchiedencz 
Lagen ſehr geſchickt geſchildert hat. Endlich hat Aierande 
Pope?) in feinem Walde von Windfor vor Thomſon's Jahre 
zeiten die gelungenfe Raturfhliderung gegeben. Weit höher e 
hebt fib das philoſophiſche Lehrgedicht, denn bier haben wi 
ein Dreiblatt von Dichtern zu nennen, wie folde gleiszeit 
eine andere Nation fhwerlih aufzuwelfen haben dürfte. Obmag 
fieht, ohne Dryden's Religio Laici, jene treffliche Wireriegumg 
des Deismus und Apologie der geoffenbarten Religion, die, os 
wohl Gedicht, den beſten theologifhen Unterfuhungen an ä 
Seite gefegt werden mag zu vergefin, ber Bildner be 
Engliſchen Reims und der Echöpfer einer erſt wahrhaft hai 
moniſchen Berfification, Edmund Waller?) aus Coleshill ie 
Warwiihire (1605— 87), dem man leider Schuld geben muf; 
daß er mit allzu wandelbarer politifher Befinnung allen Madb 
habern von Carl I. bis auf Jacob Il. hinab den Hof macht, 
md der in feinen fyrifden Gedichten, worin er feine zahlreiches 
Geliebten feiert, unter denen Lady Dorothea Sidney, die After‘ 
Tochter des Grafen von Leiceſter, ald Sucharissa, trotzdem vaf 
fie ihn verfhmähte, den erfien Rang einnahm, obwohl er aud 
eine Phili«, Cloris, Celia, Sylvia, Emilia, Amoret x. be 
fingen hat, leider manchmal zu fade wird. Nichtsdeſtowenige 
find feine zwei hierher gehörigen Gedichte of divine love mb 
of divine poesie, die erſten gelungenen Verſuche, den Emf 
des ©egenflandes mit der Anmuth des Ausdrucks zu vereinigen. 
Daß Matthew Prior aus London (1664—1721) in feb 
ner Alına, trogdem daß er fie in Form eines Dialogs zwiſchen 
Matthew und Richard einfleidet, glücklicher war als Im feinem 
monotonen Salomon, haben wir oben gefehben; daher nennen 
wir noh Alerander Bope’sH Menſchen, worin er Boling- 
broke's, freilich erſt Shaftesbury und Lelbnig abgebergte Idem 








⸗ 


Eoeliſche Prefic, Lehrgedich 372 


wikidt und poetiſch nufgefaßt bat. Mit diefer Work des Lehr⸗ 
gedichts Recht nun aber das eigemiliche Fünftlerifche Didactifche 
Gy in naher Verbindung, ich meine bie Theorie ber Poeſie 
und Gritit in gebundener Rede. Davon - hinterließ uns 
Sohn Dillon Wenthworth”), Braf von Roscommon, 
ein geborner Irländer (1633— 34), der fogar einft mit Drys 
den den Plan gefaßt hatte, eine Academie zur Ausbilpung der 
Engliihen Spracke nah dem Borbilde der Crusca zu errichten, in 
ſeinem Eissay on translated verse ein Mufter, worin er wenig hinter 
Horajens Brief an die Piſonen, den er übrigens ſelbſt über 
fept Hatte, zurüchblieb und auch zuerfi Milton Gerechtigkeit wider 
fahren ließ. Da feine Berfification rein und genau gemeflen if, fo 
schnet man ihn unter die Bildner der. Englifchen Dichterſprache. 
Suh ein anderer vornehmer Herr, John Sheffield, Herzog 
von Budinghbam (1649— 1721), ſchrieb einen Essay on 


_ yoetry und on satire, den Dryden, Pope und Addiſon bis 
m den Himmel erhoben; allein Erfterer hatte wahrfcheini Bas . 


Bee daran gemacht, und dann mag bie Außere Stellung bes 
Distad auch bei dieſem Urtheil das Ihrige gethan haben), 
Darum verſchwindet fein Nachruhm mit Recht vor Nlerans 
der Bope’ s aus London (geb. 1688, gef. 1744)”), deſſen 
Belehrung durch einen katholiſchen Priefler auf dem Todtenbette 
auch wieder ein Beweis if, wie weit Zweifelfuht und Atheis⸗ 
mus führen, Essay on eriticism, worin er einen Codes des 


guten Geſchmacks und der richtigen Auffaffung eines Buchs für 
die Critiker aller Zeiten geliefert, für feine Ration aber das ars 


Mile Lehrgedicht auf den Gipfel der Vollendung geführt hat, 
venn auch Boileau's Art poetique no höher ſteht; bedenft man 


aber, daß Bope, als er dieß ſchrieb, erſt 20 Jahre alt war, fo muß, 
mon über feinen Scharffinn wahrhaft erflaunen, Ebenderfelbe hat 


| ud im allegorifchen Lehrgebicht durch feinen Temple of fame 


6 Mögliche gneleiftet, Indem ihm werer des obengenannten ‚Her 
os von Budingham Temple of death, nad einem Frans 
Mike Mufter, welcher Nation überhaupt die ganze Form ges 


Kit, noch des Thomas Parnelle) aus Dublin (1679 — 
1717) Allegorie (feine. fünf Visions tn Brofa im Spectator 
und Guardian gehören nicht hierher) an bie Seise gefegt werben 


378 Onslikde Pocfte. Lebegediche 


und zeichnete ſich befonders In der Kunft jenes bebeutungsvolen, 
ponderofen Styls aus, dan wir bei den fpätern Dichtern Englands 
mit Recht fo bewundern. Seine Behler find dagegen aflugrok 
Empfindelei, zu vieles Moraliſtren und zu häufige Abſchweiſ 
ungen!). Neben ihm verdienen Milton’6 Altegre und Ps 
seroso hier eine Stelle, weil er darin die Gemürheftiammunge 
eined Frohliben und Traurigen bei gleiten und verſchiedenc 
Lagen fehr geſchickt geſchildert hat. Endlich hat Alerander 
Bope?) in feinem Walde von Windfor vor Thomfop’s Jahres⸗ 
zeiten die gelungene Raturfdilderung gegeben. Weit höher a 
bebt fib das philoſophiſche Lehrgedicht, denn bier haben wir 
ein Dreiblatt von Dichten zu nennen, wie folde gieidpeltig 
eine andere Nation fhwerlih aufjumelfen baben dürfte. Obmam 
fieht, olme Dryden's Religio Laici, jene treffliche Winerlegung 
des Deismus und Mpologie der geoffenbarten Religion, die, ob⸗ 
wohl Gedicht, den beften theologiihen Unterfudungen an die 
Seite gefept werden mag zu vergefien, der Bildner eb 
Engliſchen Reims und der Schöpfer einer erft wahrhaft har⸗ 
monifchen Berfification, Edmund Waller?) aus Coleshill in 
Warwidihire (1605— 87), dem man leider Schuld geben muß, 
daß er mit allzu wandelbarer politifher Geſinnung allen Madr 
habern von Carl I. bis auf Jacob 11. hinab den Hof macht, 
md der in feinen iyriſchen Gedichten, worin er feine zahlreichen 
Geliebten feiert, unter denen Lady Dororhea Sidney, die Aftee 
Tochter des Grafen von Leiceſter, als Sucharissa, tropdem daß 
fie ihn verfhmähte, den erfien Rang einnahm, obwohl er auf 
eine Phill«, Cloris, Celia, Sylvia, Emilie, Amoret x. be 
fungen hut, leider manchmal zu fade wird. Nichtsdeſtowenige 
find feine zwei hierher gehörigen Gedichte of divine love md 
of divine poesie, die erflien gelungenen Berfuhe, den Enfl 
des Gegenflandes mit der Anmuth des Ausdrucko zu vereinigen. 
Daß Matthew Prior mb London (1664—1721) in feb 
ner Alına, trogdem daß er fie in Borm eines Dialogs zwiſchen 
Matthew und Richard einfleidet, gluͤcklicher war als In feinem 
monotonen Salomon, haben wir oben gefehen; daher nennen 
wir noh Alerander Pope'e Menſchen, worin er Boling 
broke's, freilich erft Shaftesbury und Leibnis abgebergte Ideecn 


Toglifde: Paeſie. Letxgedich. _ 378 


ieidt und poeiiſch aufgefaßt bat. Mit diefer Works des Lehrs 
gedichis Acht nun aber das eigentliche kuͤnſtleriſche bidactiſche 
Eroes in naher Verbindung, ich meine die Theorie ber Poeſie 
und Critik in gebundener Rede. Davon hinterließ - ung 
John Dillon Wenthworth‘), Graf von Roscommeon, 
ein gebomer Irländer (1633 — 34), der fogar einfi mit Drys 
den den Plan gefaßt hatte, eine Academie zur Audbildung der 
Eingkiten Sprate nach dem Borbilde der Crusca zu errichten, in 
finım Essay on translated verse ein Mufier, worin er wenig hinter 
Horazens Brief an die Piſonen, den er übrigens felbft über 
ft Hatte, zurüdblieb und auch zuerfi Milton Gerechtigkeit wider 
fahren ließ. Da feine Berfification rein und genau gemeffen ift, fo 
schuet man ihn unter die Bildner der Englifchen Dichterſprache. 
Uuh ein anderer vornehmer Her, John Sheffield, Herog 
von Buckingham (1649— 1721), ſchrieb einen Essay on 
yortry und on satire, den Dryden, PBope und Addiſon bis 
an den Himmel erhoben; allein Erfterer hatte wahrfcheinid das . 
Befle daran gemacht, und dann mag die äußere Stellung de 
Dichters auch bei diefem Urtheil das Ihrige gethan baben®), 
Darum verſchwindet fein Nachruhm mit Rebt vor Alerans 
ver Bope’ 6 aus London (geb. 1688, gefl. 1744)7), deſſen 
Belehrung durch einen Fatholifhen Priefler auf dem Todtenbette 
auch wieder ein Beweis if, wie weit Zweifeljuht und Atheis⸗ 
mus führen, Essay on eriticism, worin er einen Codex des 
guten Geſchmacks und der richtigen Auffafiung eines Buchs für 
die Gritifer aller Zeiten geliefert, für feine Ration aber das ars 
Mifche Lehrgediht auf den Gipfel der Vollendung geführt hat, 
wenn auch Boileau's Art podtique noch höher fieht; bedenkt man 
aber, daß Pope, als er dieß ſchrieb, erſt 20 Jahre alt war, fo muß. 
man über feinen Scharffinn wahrhaft erflaunen, Ebenderfelbe hat 
auch im allegoriſchen Lehrgedicht durch feinen Temple of fame 
dao Mögliche geleiſtet, Indem ihm weder des obengmanntn Her 
wos von Budingbam Temple of death, nad einem Fran⸗ 
Milken Mufter, welcher Ration überhaupt die ganze Form ger 
hört, no des Thomas Parnelle) aus Dublin (1679 — 
4717) Allegorie (feine. fünf Visions tn Proſa im Spectator 
wd Gusxdian gehören nicht hierher) an die Seite gefegt werben 


m u 
und zeichnete fi —— ſein Sinfiedler, eine Motogie 


€ # m feine Nachtgedaulen vom Tove, 
penderoin © ** BAR ya Tore feiner Gattin gefehrlehen, 


—*8* LIE ran  Iberteoffen, Seine Epifiel über Yon 
ungen PLA gewißfermaßen zum materiellen Lehrgedictt, 
> godn *8 aus Brampton in Deforde 


ser’ 


r Ka # 708) durch feine Theorle der Bereitung bes 
4 ae” ve, der aber feinen Ruf eigentlich nur feiner Ba 

ande Afennig betitelt, und, theilweiſe audı feinem Lob 

re Galakt bei Bimdelm, das failid Nobtfen 

* Ar ilge verbunfelte, verbanfie Neben ibm wollen 
2 such William King (1668-1712), den witige 


2 der Todiengeſpraͤche und einer derenten Ucherfegumg 
Ovids Kunſt zu lieben, nicht vergeſſen, der dem en 


po Berffkeafctub feine —— dedleirie 19). 


€. ©. „‚ohnron T.1p. rs Hi. Lond. 1642. Oxt 
ges. Leu 1680, 1655. 4.’Cate — jor of e)d age. ih. 1669.4. Poemg 
nd —EæE with the Sepby. "h. 1668. 1671. Works. ib. 1684. 
f594. 8. u. b. Anderson T. 


3) Windsor Forest. Lond. 1713. fol, 


3) S. Brit. Bibl. Opzg. 1787. Bo. FI. &t. 5. Johnson vw I. p. 38 

Bell T. I pn. 91—137. Poems. Lond, 1645, 8. Ed. V. ih. 1695 

£ Ei. ih, 1722. 8. pabl. by Filton, ib. 1729. 4. 174. 8. hy RB 
ckdale. ib. 1772. 8. u. b. Anderson T. V 


4) Essay on man being the first book of ethic episiles to an 
St. John lord Relingbroke with the comm. and met. ot W. 

berton. Lond. 1743, 4, w. a crit. ess. by J. Aikin. ib. 1796. un 
4. un v. ‚Samivt. pzg. 1756. 8. m. deutfch. metr. Meberf. u. A un 
v. Bothe. Halle 1794. 8. v. Hohiſeidt. Darmıfl. 1824, 1884. 8. 


9), ©. Johnson T. I. p. 93 sq. Essay ontsanalated rerse. R.omk 
1684. 4. Poems, Lond. 4717. 8, y. b. Anderson T. VIII. 


6 Johnson T. Il. p. 429 ag. — Essay eupoetry. Lond. 1 
4. Works. ib. 1723. 1. 4.1729. 170. 9 507 652, 


7) The life of Al. w. rem. on his works. Lond. 1744. 8. 
W. Ayre’s Mem. of ine 'üfe and writ. ef Al. P. 16.1745. 8. (War 
ton) essay on the Genius and Writings of P. ib. 1756 — 1782, 
11 8, Eichtenber u. gorfer Mag. II. 1 p. 64-100. Gött. Mag. 1782. 
@t. I-XI. %effing nal. f.- 2it. Bern. u. Lpzg. 1785. Bd. I nr, 3, 
Brit. pinarq Lepzg· 1768, 8. Bd. VI, Freie Urth. u. Rachr 1244. .. 
508 sg. Johnson T. IV. p. 1—238. Bell. T. II. p. 264—326. Works 
in Verse. Lend. 1717. fol. 1633. 4. 1736. 8. Prose works. 
1735—41, II. & Works publ, by Warburten. w. a ib. 1751. 4 Bi} 

a 9 


Dan: Lee ib, 2* 8.) w. not. aud ill. by rton. ib. 
Lesl. Bowies. ib. 1805. X. 8. Poetieal works. & 


Engliſche Poeſte. Gatite. 975 


fek. Lowmi, 1804. VI: 8, 1815. XXIV. w. not. and jll. by 
and ethers by V. Roscoe. Lond. 1824. X. 8. u. b. Ander- 
» T.viit. Essay on criticistn. Lond. 1711. 8. w.acomm.by War- 
werde. ib: 1743. 4. The temple of fame, 4 vision. Lond. 1715. 8. 
Kant B. m. W. Warburtens Komm. u. Anm. v. I. I. Duſch. Altona 
64. 7. 8. Ram. 1783-85. XI. 8. Doet. Werke v. Ad. Böttger 
Ey. Delders. Bag. 1642. IV. 16. Freuabſqh. a. liter. Briefo. a. d, 
by . Gtrebel. Ruͤrnb. 1781. 8. Verf. üb. d. Grit. m. Anm. u. Erläut. 
.d. Engl. v. Dambed. Prag 1807. 8. d. Braudach, Bremen 1807. B. 


8) Poetns on several octas. pabl. by Pope. Lond. 1721.8. Poems, 
igiems eis. 16 which added the life of Zoilab and his reinarkk ou 
Pen battle of the froys and mice. ib. 1737. 8. by O.Goldsmith. 
, 1772. 8. Posthumous works. Dabi. 1756. 8, u. b. Auderson 
Yu G. Johnsen T. H. p. 285 2g. Goldsinish’s Works ed. Irving. 
‘ e P. 1 sg. 


9) &. Johnson. T. I. p. 425 sq. Sewell, Life and char. of J. 

M. Lond. 1720. 8. The cfder, a poem in two books. Lond. 1708. 

V. nat. by K. Danstet. ib. 1791. 8. Werke. Lond. 1715. 1726. 
F 1776. 1781. 8. u. b. Anderson T. VI. 


8. Johnson T. II. p. 259 sq. Dialogues of tbe dead, rela- 
e present controversy coxc. the epistles otPhalaris. Lond,. 
Mäseellenies in prose end verte. ib. =. 2. 8. The art of‘ 
akery in imitation of Horace’s art of peetry with some letiers 

Klistier. ib. ». a. 8. Origindi workd. Lönd. 1776. III. 8. | 


$. 626. 


Eins beſondere Gattung des Lchrgedihte if bekanntlich 
W Satire, vie natärlih In dem Zeitalter eined Karl II. 
rot Neipige Bearbeiter firben mußte, obſchon nur einige wirt 
I auegegeichnet find, und wir Pamphlets, wie beren viele bie 
gen Streitigkeiten der Rundlöpfe und Gavaliers und die fa⸗ 
wen Gontruverfen der Catholiken und Proteſtanten oder 
Miet unter ſich gerade in dieſer Periode eine große Anzahl 
herergerufen haben, nicht erwähnen mögen. Obenan ficht John 
Bilmor, Graf von Rocheſter aus Diitchley in Orfordſhire 
(8847), einer der größten Wäftlinge, bie je gelebt haben, det 
aber, als er ninht mehr konnte, reuig geſtorben If (1680). Diefer 
Num, der fogue feinem Gönner, Katl II., Satiren auf ihn 
MG. ©. vie Geſchichte der Thoren, die Wievbereinſetzung ıc.) 
de Zaſche zu fieden wagte, wäre, hätte er länger gelebt, 
Uulannd größter Gatirifee geworden. Seine befle Arbeit iſt 
Kt Satire auf Das Hits, eine Nachahmung von Pafferatius’ 
Na, obſchon auch feine Satire auf den Menſchen, worin er 
Vans ahnliche Ardelt, won der er Übrigens unabhängig il; 


10) 
10 
& 


376 Engliſche Poeße. Batise; 
übertrifft, ſowie feine Rasquille auf den Ritter Ser oop wm 
großem Talente zeugen‘). Naͤchſt ihm war der wigighe. Mann 
feiner Zeit George Villiers, Herzog von Buckin ghan 
(1627 — 88°), der zwar zehn Feine burledfe und ſatiriſche Plal— 
men, die Eeffion der Poeten und die Satire Timon binterkieh, 
allein durch feine berühmte Parodie auf Dryden’s in heroiſchen 
Berfen geihriebene Schaufpiele, die Komödienprobe oder Wire: 
bolung (the rehearsal), welde 1671 sum erfien Male aufge 
führt und dann öfter mit großem Beifall wiederhoft wurbe, be 
weitem mehr Auffehen machte. Eine feiner unflätigften Blasphewiten 
iR feine Litanet, eine fcheußlihe Parodie des befannten Bub 
pſalms. Sein Gegner. John Dryden, der bereitd 1662 
eine Eatire auf die Holländer (on the Dutch) loßgelaffen hatte, dam 
(1681) Abfalon und Ahitophel, cin gegen die Bartei des Herzogs 
von Monmouth gerichtete, von ihm aber unvollendet gelafſenes Ge⸗ 
bit, zu dem fpäter Tate auf feinen Wunſch einen zweiten Theil hin⸗ 
zufügte, fo wie feine Denkmuͤnze (medal), eine beißende Sattre auf, 
den Grafen von Shaftedbury und die Whige, und fpäter, ald er 
catholiſch geworden war, feine bekannte Vertheidigung des 6% 
iholicismus, the hind and ihe paniber (1687) folgen: lich, 
hat endlich in feinem Mac Fleenoe’), worin er feinen Nachfolge 
In der Stelle als gefrönter Hofpoet (er hatte fie, weil er catholiſch ge 
worden, verloren), den ſchlechten Dichter Thomas Shadwell laͤche⸗ 
lich machte, eine der fhönften Satiren gefchrieben, die Englands. 
Literatur befigt. Zu diefer Hederlichen Geſellſchaft gehörte num 
aud der Dramatiker William Wycher ley aus Cleve (1640 
— 17 15), der alles Heilige zu verſpotten wagte*), der ſchuuige 
Eir Charles Sedley aus Aylesford in Kent (1640 - 
1701)°), der einſt die Frechheit gehabt hatte, weit Sir Thomad 
Ogle und Charles Sadville, Grafen von Dorfet (1637. 
— 1706—7)°), der ebenfalls eine Anzahl Heiner Spotigedichie 
voller Perſoͤnlichkeiten binterlieh, auf dem Balcon eines öffent⸗ 
lihen Haufes am hellen Tage nadt in unzüchtiger Stellung 31 
erfheinen und dadurd mit feinen Geſellen in einen ſchweren 
Griminalproceß verwidelt wurde, und die berüchtigte Miß Matt 
Manley’), die durh rad Lefen alter Nitterbuͤcher verbilde, 
dur ihren Better verführt und in ber Schule ber Liedetlichlell 


Baoliſßce Pace: Aauren a 


Dach: Die Herzegia · von Eevalaud auogebitdet (+ 1724), unier 
andern umbebeutenden Schafen auch jenen berühmten politiſch⸗ 
fetirifchen Roman, die Atslantia, verfaßte, der von großen Gm 
nie zeyg!, daa damalige Whigminißerium, das fe laͤcherlich 
madte, fawer argerte, ihr ſelbſt aber Gefangeaſbaft und einen 
Ciinunalproceß sung. Waren nun aber Thomas Brown’s®), 
md Saulmeiſters zu Kingkon (+ 1704), Satiren, - trogbem, 
daß ihm angeberme Laune zu Statien fam, ohne ſenderlichen Beifall, 
geblieben, jo verdint William Walfh (1663 — 1700) 
Eullneinr der Königin, Anna, mit höherem Rechte das Lob; 
welches ie Dryden als; Gritifer und Pope als Dichter oem 
tm, denn:fein Aesculapius oder Narrenfpital if vol. lebhafter 
Gemälde und Aymuthꝰ). Wir kommen nun auf Alexander 
Bapzr'’) ſelbſt, deſſen Feinde eigentlih daran fchuld waren, daß er. 
Be zur Salire neigte, in der er ich zuerſt durch Nachahmmgen 
des Horaz (6) und ded, Tonne (2) verſuchte, denen er dann ein wahres 
Meißerſrack der ſatiriſhen Kunft, cine Epiſtel an NAeburhmok 


alo Prolog dorangeſtellt hatte. - Run Fam feine Dunclade, worin: 


a fh au Theobald, der freilich . einem eritiih beſſern Text 


 Shalipere’s als er ſelbſi geliefert hatie, umd Gibber, der ihn 


im Drama übertraf, raͤchen wollte, welchen lepteren er zum Fuͤr⸗ 
fen aller Dunſe erhob. Dofür raͤchten ſich num feine. Feinde: 


bei, daß fie Affentlich ein Bamphlet verlaufen ließen, waria- 


mühe ward, Bope habe von gsi Ickelgefinntn, auf dig gr. 


Beche gemacht, nachdem fie ihn vie Hopfen ausgengen, einen 
Egilling auf den- Hintern (er war won Geſtalt fehr Mein) be⸗ 
ematn; jo babe ihn eine gaviſſe Jungfet Bleunt. (diefe lichte 
Yarr), feine Nachbarin, getraffen, ihn in Ihre Schürze genem- 


m und an das Ufer der. Themfe getragen, wo fie ihn in ej⸗ 
nen Kahne in ihre Wohnung geſchafft babe, Disfe Geſchichte 
Karint nicht wenig zu Pope's Tode beigetragen zu haben, Bon. 
ſeinen übrigen Scheiften gehören hierher noch die Kunſt in der- 


Dicdilunſt zu finfen und die Denfwürbigfeiten des Mauinus Erribr 


a6, die er wit Swift und Arbuthnot, yon denen in dem 
nahen Abſchnitte Die Rede fein wird, zufammen entworfen haue, 
um den Mißbrauch mit Ber Gelehrſamleit in dem -ernidktein. 
Lchen: eines Baneniar zu; geißeln.. Des Namen erhielt dieſes 


378 Engliſche Dorfe. Boman. 

fontite Buch, das niit forkel vom Bon Quftote als yon ww 
Geſcichte des famofen Seſpenſterſchers Dufie hatie, Yon We 
Geribiernd: Gab, In welchen fd vas gencunte Dreiblät wm 
vereinigen pflege. Indeſſen haden Re aur dad ame But fer 
gebracht und dad Bert aledann liegen gelafien. Den Salud mp 
der beräbtigte Daniel de oe‘) aus Londen (1605-1781) 
machen, der, anfangs Strumpfwirker, dald Banwereut mautt 
und dann vom Gihreiden lebte, aber gemöhntih einer ver Kefkigfen 
Geyner des ſedesmaligen Miniferiums war. Bu er aber aut di 
Kiede in feinem Kürgfin Wege mis den Roncomfermiien 
(1703) angegriffen hatte, ſo kam er an ven Prauget, ben ce und 
einen Hymnus feierte, md fpäter nad Rcwgate. Sein befſet 
ſatiriſhes Werk, das ihm zugleich als talenwollen Dichter en 
weiſt, IR ver Wahre geborne Engländer, durch John Tut⸗ 
qin o*) (Berfafſers des Opservator) Ochicht, die Freuden, 
hervorgerufen. Wie dieſer gi de Bor ein eiftiger Anhaͤnger 
des Herzogs von Monmouth war, fo verewigte fe bein 
Pepe in der Dunclade, indem er fügte: „ohne Ohten fan 
hoch unverfihämt de Joe und unten Tuichin weit entbloßten 
Mälen, der noch von der Geiße! roth war Coiefer hatte wänild 
zur Sttafe durch mehrere Städte im weſtlichen Englaud tüd 
tig durdigepeiti@t werden ſollen)“. Indeſſen führt uns der Rau⸗ 
de Foe von ſelbn sum Roman, denn wer hennt mist Wine 
anf die Gefchichte des Abentenrers Alexander Sellirk baſtnen 
Nobinſoe Erufoe, ob er gleich durch feine meiſterhaften Mo 
moirs of a Cavalier noch weit cher für den Grunder des 
Engliſchen Rontans, wie er fpäter freili® nod mehr ausgehlien 
ward, gelten mag. Biecher hatte naͤmlich noch in den hierher⸗ 
gehörigen Verſuchen ver Margaret Cavenbiſh, ver Hr 
zogen von Rewcaſtle*) Ha uns halb der Guphuismus vor 
geherrſcht, dann folgte der franzoͤſiſche Seſchmack, wie er Ab i⸗ 
der obengenannten Atalantis der Mary Manley, einer inde⸗ 
centen Rachahmung der Astraea, und in deo Grafen von Orrery, 
RNoger Doyle (1621-—1659)1% Parfhenisee, einer nit 
einmal vollendeten langweiligen Liebesſgeſchichte Im Sincie Gab 
pratase's und der Scudery zeigt. Veſſer find zwur die Re 
velen der WIE Aphra Behn’) (1644-80) Rylifrt, allen die 


Amocattrar der Zeit Hhrte BE. Hat fie (fie nit rein nefoffen, 
und mur ihr Naturgemälde Oroonoko, das fie ald Begleiterin 
ihres Vaters auf feines Reiſe nach Surinam ſchrieb und welches 


J 
| 


von daher ſtammenden Retfeeinprüden if, if frei von dieſen 


Selaifen ımb hat zuegleld Sowthern den Stoff zu einem feis 
ner beſten Trauerſpiele geliefert, Ihre Nachahmerin Miſtreß 
Beyw ood (1606—1758)'°) hat ſie in ihren Romanen, den 
Berhrungen der Ljebe, den beſchimpften Gatten ıc, nur am 


Schluͤpfrigkeit übertroffen, und allein Ihre Befhihte der Mib - 


Beiſy Thoughtleß, Die der Miß Burney ben Staff ga ihrer 


Gyelina gelisfent zu haben fiheint, iR etwas anfänbiger geſchrieben. 
Kehr Wunder affo, wenn de Foe, der auch mandmal, we in 


der History of Moll Flandres und mother Ross, niıht der 
Beine iſt, Eruhufiaamus erregen mußte Den geiflihen Ro⸗ 
man, den berefis in der‘ vorigen Periobe der Liederdichter Ni⸗ 
dard Sohnfen') durch feine berühmten Seven champiens 
of christendom eingeleitet Batte, führte fon Rich ard Ber» 
nard im feiner fangweiligen Isle of man weiter!?), allein beide 
übertraf an Grfolg weit Joh. Bunyan') aus Eiſton (geb. 
1628, geh. 1688), der nah ber Reftauration 12 Jahre tm 
Befängnig hatte auoharren müflen, wo ex feine treffliche Lebens⸗ 
gedichte, Grace abounding to the chief of sinners, ſchrieb, 


in feinem berühmten allegoriihen Romane, ihe Pilgrims proe . 


gress, der troß feiner ſchwülſtigen Myſtik beinahe fo viel Auf⸗ 


ſchen als ner Mobinfon gemacht hat und in Fugland wenig- 


Amp ebenſo Häufig, wenn nit noch mehr als dieſer, gelefen 
wid. Ohne mih kei Fr. Godwin's62) phantaſtiſcher, aker 


ungweiliger Meife in den Mond, einem Borläufer Swifis, anfe 


whalten, ſchließe ich mit den Reiſen bes jungen Gyrus?'), 
des Eholten Andreas Mihael de Ramfay aus Uyr 
(1688-1743), einem Freimauerroman, der an Langweiligkeit 
nur von Zenophond Cyropädie überboten wird. 


1) &. Johnson T. I. p. 289 any. G. Duruet, some passagos af 
Ike life and death of J. earl of R. Lond. 1680. 5 8. (Deutlich Date 
J. Roy, Glarda Dei, teutſch v. Galodr. Gosl. 1717. 4. pı 1 100 
Reue über — 1775, 8.) Leb. d. Gr. v. R. Lyza⸗ 1736, 12. Brit. vi 
tarch &. IV. — Remeine # the earl of R. being satyrs, sohgsand. 
prems, ui ıy18. 8. Poems on several oscasichns Lond. 1TDL.: 
—— '8.. Werke, %. 1620, 8. Lend, 1994 1779. 1m m de Ask: 


20 Engliſche Perf. Satire. 


T. V. The weeks of Ihe sarks of Dachasier Bensumn, 
rset, the duke of Devonshire etc. Lond. 1721. J. 8. 


D S. Beit. Biographie. Bb. X. p. 135 ag. Works. Land. Mi. 
4745. 1764. IE 8 


3) Moc Floenos or a salyr 7) trao blew | 
Lond. 1682. 4. The medall, u satyre * —e—8 4 
Religio laici or a laymans faith, a peem. ib. 1682. 4. 


| 4) Miscellany poems, as Satyrs, episties, love- verses, 
sennets. Lond. 1708. fol. Hero and Leander in burlesque. ib. 1 
ap ne posthumous works of W. publ. by Thoobald. Land. 


6) Works in prose and verse. Lond, 1778. IL 8. 


6) &. Johnson T. I. p. 415 sq. Yart, Idee de ia podsie Angl. 
ris 175. 8.) T. V. p. 331-343, Poems in d. Werks of Bochester 
. II. p. 329 sq. u. b. Anderson T. VI. 


T) Secret memoirs and manners of several persons of quality 
of both sexes from the New Atalantis, an island in ihe Mediter- 
zausam. Lond. 1708. 8, 1791. IV. 1% Memoirs of Burope, (eward 
the close of the eight century, written by Eginhardus, secrelary 
und‘ favenrite to Charlemagne and done into English, by thetrsa® 
Inter of the now Atalantis. ib. 1710. 8. The power of love in 8 
ven novels. ib. 1720. 8. Court intrigues. ib. 17118. Adventures of 
Rivelle, ib. 1714. 8. &. Sqhmit, Lebrb. f. Frauenz. Mb. I. p. 286 sg. 


- 8) &. Cihber, Lives of Engl. ts. T. I. p. 204 Werks. 
Lead 1707. W. 12. "g.. p pe EM 

9) &. Johnson. T. I. p. 451 sq. Aesculapius or the hospital of 
Doch. Lond. 1714. 8. Deutih. Wim 1771. 8. &. erot. Geb. b. Dryden 


10) Des Martinus Scriblerus Leben, Werke und Gntdedungen, eine 
atiee über die Mißwendung der Wölffenfchaften. Th. I. a. d. Engl. üb. 
vd. 8. SIbeten. Duisb. 1783. 8. Wh, 17. IR. Geriblerus zuge Basous 0b 
die Kunft, in der Dichtkunſt zu finken. ebd. 8. 
11) The True-bern English-man, a satyr. 2. 1. 1701. 4. Ed, X. 
ib. 1701. 4. u. in d. Poems on eflaire of state. T. 1I. p. 7 “4, | 
f. a. Geb. f. m. Urt. p. 280. Novels. Edinb. 1810. XII.8. Lond. 18% 
— 40. XxVnI. 12. The life and surprising adventares of R. Crusö®. 
Lend. 1719. N. 8. u. Serions reflexions during the life of R. Cr. 
with his vision on the angelic world. ib. 1719. 8. (war zuerfi ia 
The London post or Headcote’s intelligence ur. 126-289 einger.) 
u. ig unzähl. Ausg, a. d. Weber, Popular Romancea, comsisting 0 
Imaginary Voyages and Travailes. Edinb. 1812. ). 349 — 582. 
(f. «. d’läraeli, Cur. of Lit. T. I. p. 27 * Den erſten Theil fol 
aber Lord Oxford im Tower verfert. haben f. Blatt. f. lit. Unterh. 18%. 
. 155 »q.) cf. Scott Misc. W. T. III. p. 304 ag.\ßrit. Blogr. 3.X, 
eber a. a. D. p. XXXII sq. G. Chalmers, Life of D. De F. Lond. 
1790. 8. W. Wilson, Mem. of the life amd timen of D. de Fo 
Lend. 1830. II. 8 Berl. Mon. Schr. 1807. Bb. L. p. 10220. Meziöres 
% ©. D. T. 1 p. 217 5q. Magazin f. d. Literatur db, Auslandes. 185% 
me. Ti. 1840. mr. 38. Ueberf. f. in alle Cur. Gpr. cf. BR. 
pDe Foo: restit. et trad. mouv. ill. de la vie de D. F. p. Ph. 
es, de not. s. le matelot Seikirk ot s, St. Hyackmıhe, de roch 


BSsgliſche Poefle. Seil. sst 


s. Tito St. Fernandez, s. les Carsibes ot 1. Pusiches p, F. Denis. 
Paris 1835.'IL 8. ueb. f. Rob. G. üb. u. m. Rot. verf. v. @. Gourtin, 
. 1856-3—N. 8. Gef. Romane. ebd. 184°. I-VIIT. 16. 
12) The Foreigeers. Lend. P. I. 1707. fol. u. b. d. Poems on 
af. ot state T. I. p. 1 sq. 
13) Poems and Fancies. Lond. 1653. 1664. fol. Natures pictures 


 deawn by fanties pemcil te ıhe life. ib. 1656. 1671. fol. The werkds 


elio, ib. 1655. fal. 

14) Parthenissa. Lond. 1664. 8. 

15) Histeries and novels. Lond. 1696. 8. 1718. 8 17.2 I & 
Plays and novels. ib, 1724. IV. 12. 1735. H. 12. 


16) The tea-table or a conversation between seme polite per» 
sons at a ladys visiting day. Lond. 1725. 8. The fruitless inguiry, 
being a coll. of entert. histories. ib. 1727. 8. 


17) Femeus history of the seven champiens of christendom., 
Lond. 1670. 4. 1755. U. 8. ib. = 1. 4. ib. 1824. 16. The most plea- 
sant history of Tom a Lincoln, that ever renowned soldier, the 
sod-rese knight. Lond. 1696. 4. Er fammelte auch bie Wige bes Londoner 


Bürgers Willianı Hobfon (+ 1581) als The ieasaut conmeeits of Old Hob- 


söe the merry Londoner. Lond. 1607. 8. publ. by J. O. Halliwell. 
ib. 1843. 8. Dieß And Rachahmungen folcher früheren Faceline, als de 
waren Jack of Dover, his Quest of Inquirie or his privy se 

for the veriest foole in England. Lond. 1842. 8. und AndrewßBors 
es Me tales of the wise men of Gotham. Lond. 1650. 12. od. 


by 3. ©. Halliwell. ib. 1840. 8. u. &. 


18) Isle of man or the legall prooeedings in Man -shire against 
sinne. Lond. 1627. 8. u. The seven golden candlesticks or the se- 
ven fold-state of God’s church here on earth. ib. 1621. 8. 


19) The pilgrims progress. First part. Lond. 1678. P. I and H, 
XIY. Ed, w. 1675. w.expl and pract. not. by 6. Burder. Covent 


 4%6._by R. Southey. ib. 1830. 8. (The third part. Lond. 1693. Ed, 
Pr. # unädıt.) ©. Grace abonnding to the chiefe of sinners im a 


j 
. 


feithfall accoupt of the life and death ef J. B. The eight ed. Lond, 
2. a. 12. ib. 1692. 12. Meziöres, Hist. de la litt. Anglaise. Paris 
1. T. L p 416 2q. 


20) The man in the moon er a discourse of. a voyage thither 
by Domingo Gonsales. Lond. 1638. 1657. 12. " 


2) A. new Cyropaedia or the travels of Cyras. Lond. 1727. IL 
8. 1760. 1773. 8. 1766. II. 12. Paris 18%9. 11. 12. u. Öft. Deutſch v. 
% Bathefon. Hamb. 1728. 8. v. M. Glaudius. Breti. 1780. 1796. 8. 
R. Engl. u. Franz. Orig. neu überf. v. 3. NR. Müller, Garlör. 1841.12. 
Aut;. in d. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 63 sq. Ueb. d. Entgegn. dar. 
f ebd. 9. 77. 8. 102. sp 


$. 627. 


Wir kommen jetzt zur Lyrik, für welche In diefer Berlobe 
Agentfih Keine fonderlichen Mufterarbeiten vorliegen, wenn auch 
De Zahl der Dichter ziemlich groß IR... Als eleganter Eklogen⸗ 
dichter mag zuerſt Edward: Bairfar ct -1624— 82) 


373 Engliihe Poeſte. Lehrgedicht 


und zeichnete fi beſonders In der Kunſt jenes bedeutungévellen, 
ponderofen Styls aus, den wir bei den fpätern Dichtern Englands 
mit Recht fo bewundern. Seine Fehler find dagegen allzugtoße 
Empfindelei, zu vieles Moralificen und zu häufige Abſchweiſ 
ungen!). Neben ihm verbinen Milton’6 Allegro und Pe 
seroso hier eine Stelle, well er darin die Gemüchöftimunge 
eines Fröhlichen und Traurigen bei gleiten und verſchiedenen 
Lagen fehr geſchickt geſchildert bat. Endlich bat Alerander 
Pope?) in feinem Walde von Windfor vor Thomſon's Jahre 
zeiten die gelungenhe Raturfhllderung gegeben. Welt höher a: 
hebt fih das philoſophiſche Lehrgediht, denn bier haben wir 
ein Dreiblatt von Dichtem gu nennen, wie folde gteihyeitig 
eine andere Nation ſchwerlich aufzumelfen haben dürfte. Obenm 
fieht, ohne Dryden’s Religio Laici, jene treffliche Wünerlegung 
des Deismus und Apologie der geoffenbarten Religion, die, obe 
wohl Gedicht, den beſten theologiſchen Unterfuhungen an bk 
Seite geſetzt werden mag gu vergefien, ber Bildner dub 
Engliſchen Reims und der Schöpfer einer erfi wahrhaft har⸗ 
monifchen Verfification, Edmund Waller’) aus Coleshill in 
Warwidihire (1605— 87), dem man leider Schuld geben muß, 
daß er mit allzu wandelbarer politifher Geſinnung allen Mad 
habern von Carl I. bis auf Jacob I. hinab den Hof mad, 
md der in feinen kyriſchen Gebieten, worin ex feine zahlreichen 
Geliebten feiert, unter denen Lady Dorothea Sidney, die Aftee 
Tochter des Grafen von Leiceſter, ald Sucharissa, tropdem daß 
fie ihn verfhmähte, den erfien Rang einnahm, obwohl er auf 
eine Philis, Cloris, Celia, Sylvia, Emilie, Amoret x. 5% 
fungen hat, leider manchmal zu fade wird. Nichtsdeſtoweniger 
find feine zwei hierher gehörigen @ebichte of divine love mb 
of divine poesie, die erfien gelungenen Berfuche, den Erf 
ves Segenflandes mit der Anmuth des Ausdrucks zu vereinigen. 
Daß Matthew Prior aus London (1664—1721) in fer 
ner Alına, trogdem daß er fie in Form eines Dialogs zwiſchen 
Matthew und Ridard einfleivet, gluͤcklicher war als In feinem 
monotonen Salomon, haben wir oben gefehen; daher nennen 
wir noch Alerander Pope'6) Menſchen, worin er Beoling 
broke's, freilich erfi Shaftesbury und Leibnig abgeborgte From 


” 


Toglifihe: Poeſie. Schuebihs. — _ 878 


uikidt und poeiiſch aufgefoßt hat. Mit diefer Borat des Lehr 
gedichts Recht nun aber das eigentliche kuͤnſtleriſche bidactiſche 
Eye in naher Berbindung, ich meine bie Theorie der Poeſte 
und Gritit in gebundenerr Rede. Davon hinterließ uns 
Sohn Dillon Wenthworth’), Brof von Roscommon, 
ein gebomer Irländer (16535 — 34), der fogar einft mit Diyr 
den den Plan gefaßt hatte, eine Academie zur Ausbildung der 
Engliſchen Spracke nah dem Borbilde der Crusca zu errichten, in 
ſeinem Essay on translated vers ein Muſier, worin er wenig hinter 
Horajens Brief an die Pifonen, den er übrigens ſelbſt über 
hät hatte, zurũückblieb und auch zuerfi Milton Gerechtigkeit wider 
kehren ließ. Da feine Berfification rein und genau gemeflen if, fo 
schmet man ihn unter die Bildner der. Englifchen Dichterſprache. 
Such ein anderer vormehmer Herr, John Sheffield, Herzog 
von Budinghbam (1649— 1721), ſchrieb einen Essay on 
poetry und on satire, ben Dryden, Pope und Nodifon bis 
en den Himmel erhoben; allein Erfterer: hatte wahrfceinid das . 
Behe daran gemacht, und dann mag bie Außere Stellung de 
Ditrerd auch bei diefem Urtheil das Ihrige gethan haben®). 
Darum verfchwindet fein Nachruhm mit Rest vor Alerans 
der Pope's aus London (geb. 1688, gef. 1744)7), deſſen 


Belehrung durch einen Fatholifhen Priefler auf dem Todtenbette 


auch wieder ein Beweis if, wie welt Zweifelſucht und Atheis⸗ 
mus führen, Essay on eriticism, worin er einen Coder des 


tn Geſchmacks und der richtigen Auffafiung eines Buchs für 
de Critiker aller Zeiten geliefert, für feine Ration aber das ars 


Mile Lehrgebicht auf den Gipfel der Vollendung geführt hat, 
wenn auch Boileau's Art poetique noch höher ſteht; bedenft man 


aber, daß Pope, als er die ſchrieb, erſt 20 Jahre alt war, fo muß. 
man über feinen Scharffinn wahrhaft erſtaunen. Ebenderſelbe hat 
auch im allegoriſchen Lehrgedicht durch feinen Temple of fame 


das Mögliche geleiftet, indem ihm weder des obengenannten Her 
ge von Budinghbam Temple of death, nad einem Frans 
iten Muſter, welcher Nation überhaupt die ganze Form ges 


dirk, noch des Thomas Parnelld) aus Dublin (1679 — 
1717) Allegorie (feine. fünf Visions tn Profa im Spectator 
0 Gunrdian gehören nicht hierher) an die Seite gefept werden 


564 Engliſche Poeſte. Lytik. 

(+ 1626)°%, Henry Peacham (+ um 16407), Shomas 
Halden?) aus Exetet (1671 — 1736), veſſen Hymn W 
darkness aber höher ficht als fein Hiymn to light, und Alerans 
der Pope megen feiner ausgezeichneten Ode auf den Caͤcilien⸗ 
tag erwähnt werden, wogegen Prior’6 Carmen saeculare 
faum lesbar if. In der Heroide hat Wlerander Pope 
durch feinen berühmten Brief der Heloife an Abälard zwar dab 
treiffichfie Mufter des Teidenfchaftlihen Liebesgedichts, welches die 
Engliſche Poeſie befigt, geliefert, allein dennod find einige niät 
ünbedeutende Fehler darin; auch feine Nachahmung des Ovid 
fhen Brief der Sappho an den Phaon iſt eben nur Radar 
ung, fo daß wenigfens hierin Eltjah Fenton”) (1683 — 
1730) aus Shelton Ihn übertroffen hat, der nicht bio eine 
defiere Ueberfegung des genannten Briefes zu Stande brachte, 
fondern auch einen fehr gelungenen Gegendrief des Phaon m 
bie Sappho Hinzudichtete, worin er die Verwandlung eines al 
ten Schaͤfers in einen reizenden Juͤngling auf das Ammuthigfle 
geſchildert hat. Als erotifben Sonettiften nennen wir den befanntn 
Ricdard Lovelace”) aus Woolwich (1618— 58), megen der an 
feine geliebte Lady Sacheverell gerichteten Gedichtſammlung Lu- 
casta (lux casia), Während als legifer noch aufer dem 
obengenannten John Donne?!) der Biſchof von Ehigefer 
- Henry King (1591—1669)”), und befonders Edmund 
Smith), oder, wie er eigentlih hieß, Neale aus London 
(1668— 1710), der, weil er ſich fo trefflich in die unver 
ſchuldete Armuth, die ihn überfallen hatte, zu ſchicken gewußt hatte, 
gewöhnlich captain Ragg und the handsome slaven genannt wird, 
dur feine ausgezeichnete Elegie auf den Tod feines Freundes 
Philips ſich einen bleibenden Namen machten, hätte der’ gefrönft 
. Port Nahum Tate’) aus Dublin (1654— 1715), der nur . 
Gelegenheitsdichter war und eigentlich blos eine einzige leidliche Arbeit, 
feine Geburtstagsode auf Georg I, zu Stande brachte, feinen 
Auf nicht auf die Natwelt gebracht, wäre niät die von fhm 
und dem Rector zu Glapham Fr. Niholas Brady an 
Eort (1659— 1729) gemachte metrifbe Ueberfegung der Bf 
men in- die Liturgie der Englifchen Kirche aufgenommen worden. 
Endlich muß ih noch zwei Frauen erwähnen, die ih als recht 


Englſche Dorf. rl, 4 


leidliche poetiſche Talente gezeigt haben. Diefe find Morie 
Lee Chudleigh (1666— 1710), unter dern Urheisen ihre 
poetiihen Verſuche und die Bertheidigung ber Weiber durch Na 
tärlichtelt ſich auszeichnen”), und Anne Kinogmill, nachherig⸗ 
Lady Winchelſea (1720), die eine gute Ode auf den Spieew 
und recht gelungme Babeln gefehrieben hat’). Ä 

„ 8) Proben inzd. Muse’s Library. p. 364. ©, Johnson T.T. p.408. 
Cihber T. I. p. 223. ag. Biogr. Brit. T. V. p 644 aq. 

2) Poems. Lond. 1847. 8. IH. Ed. ib. 1672. 8. IV. ed: w. comm, 
add. ib. 1807. &. Poetisa stromata er-.a coll. of sendıy piscem im 
poetry. s. 1. 1648. 8. ©. Bell, Brit, poets T. IL p. 159 sq. 

3) Caelam Britannicnm, a masque. Lond.1634. 4. Poems. Lond. 


1631. 8. 1654. 1774. 12. Pvems, songs and sonnets, together with 
a mask. Edinb. s». a. 8. A select. fr. h. poet. works by Pry. Lond, 


1810. 8. ſ. Bllis T. II, p. 140 sq. 


4) Reliquiae Wotlonfenae or a coll. of lives, letters and poems 


' with characters of sundry personages and other pieces oflanguage 


and art. Lond. 1651. Ed.’IIk, 167%. 4. @& Ellis T. H. p. 323 sg. 


5) Castera. Lond. 1634. 4 1835. 1640. 1%. w. & pref. and! net. 
hy Ch. A. Eiten. Bristol. 1812. 12. f. Elis. T. HI. p. 185 q. 


6) Fragmenta aurea, a coll. of all his incomp. peecem Lond. 
1648. 1653. 8. The works of J. 8. cont. all his poema, love- verses, 

, Ietters and hie trage ies and comedies. Lond 1696. 4. ib. 
1770. I. 12. cf. Ellis T. III. p. 223. 


7) ©. Ellis T. IH. p. 91. Bell T. II. p. 138 sq. Original poems 
sver before publ. ed. by Brydges. Les Prioree Press. 162% A 
Britannia’s passorala. Land. 1646. fol 
8) &. Ellis T. III. p. 205. Steps to the templie, secred: posms 


® pP06 
with tbe delights of the Mass. Lond. 1646. 1648. 1670. 8. Poemata 
et Epigr. gr. et lat. Cantabr. 1670. 8. 


9) S. Billig. T. II. p. 375. 
Pe) &. Ellis T. IIE p. 382. Rooms on several occanioms, Kemii 
8, 


11) ©, Johnson T. I. p. 413 sq. Poems. Lond. 169% 8. Luow- 
brations in verae and pro. Lond. 1785. 12. The Reason. ib. 1700. 
The choice. ib. 1700. fol. . 


12) &. Ged. b. Anderson T. VI. f. Johnson T. I. p. 415 aq. 


13) &. Johnson T. U. p. 256. ©. Poems bei denen Dorsers. m b. 
derson. T. VI. 


. 14) Poems. Lond. 1677. 1692. 8. Characters. of vioo and vertws; 
ib. 1691. 4. Mausoleun, an funeral poem on Q. Mary. ih. 1606. fol. 
Miscellanea sacra or poems on divine and moral subjects. ib. 
1696. Elegies on her late majesty. ib. 1699. Panacea, a poem upon 
tes, in II cant. ib. 1700 eto, 


15) Hierh. geh. f. Poems, Lord, 1716. Works eomt. his plays 
and poems. Lond. 1735. 4. 
Wäße, Handbuqch % Literärgeſchichte. uu. 25 


386 Englifche Poeſie. Lyrik. 


46) Poems. Lond. 1704. 8. 
47) Works, Lond. 1728. Il. 8. &. Johnson T. II. p. 01 24. 


18) New poems cons.ofsatyrs, elegies and.odes, together with 
a choice coll. of the newest court songs. Lond. 1690. Tales cal 
and comical transl. into verse from the prose of sev. ant. authors. 
äh, 1704. Wit and mirth or pills to purge melancholy. ib. 1712. 
Y. ı2. 1718. VI. 1719-20. VI. 8. New Operas with comical storzes 
and poems on several occasions. Lond. 1721. 8. 

19) &. Allg. Lit. Anz. 1800. p. 1214. Die beften ſ. Sed. f. ſ. Abe 
ard to Eloisa als Antwort auf Pope's Bloise to Abelard, the College 
Kife und The morning contemplation. Poems. Lond. 1728. II. 8. 


20) ©. Southey Liv. of uneduc. poets. p. 88 sq. 

21) ©. Ellis T. III. p. 284 “. Gentlem. Mag. 1796. p. 461. 645. 
— Hesperides. Lond. 1648. 8. Works w. a biogr. not. Edinb. 1823. 
Lond. 1825. II. 8. 

22) The works of J. Clev. cont. his poems, orations, episties. 
Lond. 1687. 8. {. Bell T. Il. p. 189 sq. ’ ’ 

28) ©. Bell T. II. p. 169 sq. Paraphrase upon the psalmes of 
David and upon the hymnes, dispersed throughout the Old and 


New Test. Lond. 1636. 12. w. a Paraphr. upon Job, Eoclesiastes, 
Lamentations etc. ib, 1638. fol. 1676. 8. Paraphr. on Salomons Sing. 


Oxf. 1641. 4. 
20 S. Bell T. I. p.2i5sgq. Ellis T.IM. p.354sq. Poems. Lond. 
1674. Ed. IV. 1682. ıb. 8. 

25) Works. Lond. 1710. IV. 8. 1753. IH. 12. 17:4. 11. 12. Bir- 
mingham 1761. III. 8. Dublin 1773. III. 8. ſ. Johnson T. IL p-4isq. 

26) &. Bell T. II. p. 147 sq. The poetical works of J. D. Lond. 
4899. ib. 1773. 12. ’ 

27) ©, Ellis T. TI. p. 366 sq. Minerva Britanna or a rden 
of heroical devises. Lond. 161. 4. Thalia’s Banquet. ib. 1620. 12. 

28) S. Ged. b. Anderson T. VII. p. 145 sq. Temple of fame, 
a poem. Lond. 1700. fol. ©. Johnson 'T. III. p. 143 sq. 

29) Poems on several occasions. Lond. 1717. 8. &. Johnson T. 
HI. pP» 90 30. 
80) S. Ellis T. III. p. 253 4q. Bell T. IT. p. 210sq. — Lucaste, 
Lond. 1649. 12. Posthume poems, ib. 1659. 12. 

31) Donne’s works with an account of his life by H. Alfort, 
Lond. 1839. VI. 8. - 

32) ©. Ellis T. IH. p. 107 sq. Poems, Ele Paradoxes and 
Sonnets. Lond. 1657. 2 — gien, 
- 38) Poems. Lond. 1713. 8. A poem on the death of 3. Phil. ib. 
s. a. fol. &. Johnson. T. II. p. 215 2q. 

34) A new version of the psalms. Lond. 1696. Suppl. ib. 1717.8. 


: _ 35) Poems on several occasions; together with the song of the 
three children paraphr. Lond. 1:09. 8. en 


u 





Engliſche Poeſie. Drama. 387 


36) Ihr Poem on the spleen b. Gildon’s Miscell. 1701. Poet. 
Werks. Lond. 1713. 8. 


$. 628. 


Ehe wir jegt von dem Zuflande der dramatiſchen Poeſie 
in diefer Periode ſelbſt ſprechen, wollen wir mit einigen Worten 
ble Orte andeuten, wo gefpielt wurde. Das ältefte beftimmte 
Theater war the Globe auf der Bankside und Surreyside 
von der Themfe gelegen, feit 1596 beftehend, aber bei einer 
Borfelung von Shakſpere's Henry VII, am 29fen Juni 
1613 abgebrannt und fpäter wieder aufgebaut; dann das 
Rose- Theatre, auf derfelden Flußſeite gelegen, wo feit 1590 
nerft the Lord Admirals Servgnts fpielten; ferner das Hope- 
Theatre auf derfelben Seite um 1602, dad Swan - Theatre 
auf der Bankside feit 1597, von des Brafen von Pembrofe 
‚Servants, zu denen auch Shaffpere gehörte, benupt; das For- 
tune- Theatre in Golding Lane zwiſchen Gripplegate und 
Bhitecroß Street, ungefähr felt 1600 im Ruf und das erſte 
regelmäßige Theater der Stadt nad dem Mufter des Globe 
| (Shakspere’s Theatre) gebaut, 1621 abgebrannt, 1623 wieder 
aufgebaut und bi8 1633 benubt; das Curtain- Theatre 
in der Curtain⸗Road, um 1600 entflanden und bis um 1623 
benutzt; the red Bull, wahrſcheinlich zwei Theater, nämlich eine 
kit 1611 —13 in Bifhopsgate und ein anderes feit 1662 
in Red Bull-Dard am oberen Ende der St. John's Street 
in Clerkenwell; das Nursery - Theatre in Hatton Gars 
den felt 1640; das Theater in Blak-Friars, zuweilen auch 
in Gegenfage zu dem Globe, auf der entgegengefekten Seite 
m Waſſers, ihe Globe in Black Friars genannt, feit 1601 
don den Servants des Grafen von Worceſter, feit 1605 von 
tm Children of ihe revels und of her majesty’s revels, 
der, wie fie fi feit 1609 nannten, von den children of Black- 
| —* benutzt; der Phenix in Salisburyhouſe, Fleetſtreet in 
Vhitefriars, zwiſchen 1612—62 im Gange; the Queen's 
Theatre und in fpäterer Zelt de8 Duke’s of ork Theatre 
genannt und zwiſchen 1669 —96 benugt. Gibbons Dennis 
Court in Bere Street Claremarket war blos ein nptoviſties 

25 





388 Engliſche Poefte. Theater. 


Deoter, am deſſen Stelle nachher das ſogengunte New Thaztn 
bei Lincolns' Inn Fields errichtet ward, neben weichem viellei 
noch ein zweites in Little Lincolns Inn Fields befand; auf je 
nem fptelte man von 1696—1760. Das Cockpit- Theatre 
in Drurplane war das erfie dem Publicum geöffnete Schaufpie: 
haus auf der Weſtſeite von Temple Bar, und die Ram 
Phenix, Drurylane und the private house Drurylane find hlet 
andere Benennungen für denfelben Drt, wie es denn aud fe 
der Eröffnung (1624) bald als des Duke’s Theatre, bald al 
des Duke’s of York Theatre eder als das Theatre Royal in 
Drurylane vorkommt, aber eigentlich erſt ſeit 1784 ordenilid 
aysgebaut und verſchönert worden iſt. Sonſt beſtand noch ein 
regelmäßiges Theatre in Haymarket.- Das Covent-Garden- 
Theatre datirt er feit 1705—20, fowie noch vorübergehend 
ein Patagonian-Tbeatre 1793 zu reter Change in Som 
fet Houfe 1654, um 1666 in Banquetting Houfe in While 
bad und 1633 und 1740 zu Tenniscont St. James as 
wähnt werben, um von ben bei Feſten am Hofe, ben htelm 
unp Schulen Londons 2, aufgeführten Gelegenheitsftüden hie 
ganz au ſchweigen. 
| Was das Aeubere diefer Gebäude anlangt, fo waren die 
Theater von Hol und rund gebaut, nach oben offen uud nur 
dur ein Strohdach über der Bühne gegen Wind und Wetter 
geihüpt; an dem Dache aber war außen eine Fahne während br 
Zeit der BVorkellung, die um 3 Uhr Nachmittags nad einem 
dreimaligen Tirompetenftoß begann, aufgezogen. Der He 
die Gavaliere und Damen faßen in Logen unter der Galerik, 
wiewohl es auch vorfam, daß fie auf befonders deghald hip 
geſtellten Stuͤhlen auf der Bühne felbft ſaßen, oder die jüngeren 
Hofherren legten ſich gar der Länge lang auf bie mit Binfen 
bereuten Dielen des Fußbodene hin und ließen fi von Ihren 
Bogen wit Pieifen und Tabaf aufwarten, während bie Bürger 
leute und Pas Volf auf dem Hofe (Pit) zufammengebrängl 
Reben mußten. Bewegliche Decorationen führte erſt nad de 
Reftauration Dapenant ein; vorher ſuchte man nur durch roßf 
Abbildungen von Häufern, Thürmen und Bäumer die NA 
ſullung au verfinnfihen; überhaupt half man fich fehr leicht, 


Cagtſche Parfı. Drei. 889 


denn ein Dimmer, werin ein Tifch mit Feder, Bapter und Time xc. 
Raub, zeigte z. B. ein Gerihtözimmer an. Um den Drt der Hand» 
lung amzudeuten, warb eine große Tafel, worauf ber fragliche 
Name mit großen Buchfaben geſchrieben Rand, aufgehaͤugt, 
nachdem fräher eine Art Allegorie, Dumb Show (d. b, Rum 
mes Schaufpiel), vor jenem Acte das darin Vorkommende mimfſch 
— hatte, wie wir dieß noch an dan Stücke Schr Fins 
weiches Shaffpere im Hamlet dem König und ber Koönigin 
* läßt, denn in ſeinen eigenen hatte. er dieſe Gewohn⸗ 
heit abgefchafft. Schaufpielerinnen traten in der Regel erſt feit 
ver Reftauration auf; zwar hatte ſchon 1656 eine gewiſſe 
Mrs, Eoleman als das erfle Frauenzimmet die Bühne beireten, 
allein der weiterhin gu nennende Prynne erhob darüber ehren 
ungeheueren Lärm, indem er dergleichen Frauenzimmer für 
Ungeheuer erklärte, die unwerth felen, der menſchlichen Geſell⸗ 
fbaft anzugehören, fo daß erſt unter der Regierung Garle II., der 
belanntlich das Schaufpiel fehr begünftigte, dieſe Sitte allge 
meiner ward. Vorher waren die weiblihen Rollen mit Knaben 
oder jüngausfehenden Männern befegt worden, die man in Wels 
berfieider geſteckt hatte und denen dann billig iene Unjzuͤchtig⸗ 
eiten in den Mund gelegt werben Tonnten, an benen bie älteren 
Engliſchen Stade fo reich find. 


$. 629. 


Bad nun das Drama In diefer Periode ſelbft anlangt, 
fo ſchlief daſſelbe unter Carls I. fpäterer Reglerung und während 
der Republifgeit beinahe ein!) Während nämlih die Tönigli 
geſtunte Partei ber Episkopalen das Theater als Kunſt⸗ und 
Eittenbiidungsanftalt “unterflügte und _au Geben fuchte, fahen 

re politiſchen Gegner, die Presbyterianer ober Puritaner, es 
für einen Ort gottlofer Lufbarkeit und Wohuf an, Indem fie 
igleih daſſelde als eine Erfindung des Heidenthums, welche 
be Bapifien im Mittelalter zur Täufhung: des Volks in ben 
 Mofterin benutzt hätten, betrachteten und als eine Werkftätte 
des Gotzendienſtes verabfheiten. So unterſchied man benn fehr 
daß fo, daß die Freunde des Theaters Royalifien waren, die Geg⸗ 
uer aber der Vollopariei angehörten. Natürlich fehlte es auch 






390 Engliſche Porfle. Drama. 


nicht an einer polemiſchen Literatur, welche hier näher ya be⸗ 
ſprechen zu weit führen würde; es gemüge, auf den is der 
Histriomsstix?) des Areitfüchtigen Juriſten William Prynn 
(+. 1669) aufmerkfam zu machen, die er 1633 erſcheinen He 
und wofür er, weil er darin viele Perfonen von Rang, ja im! 
König Karl I. felbR angegriffen hatte, in den Tower gehekt, 
5000 Pfund zu bezahlen von der Sternfammer verauthell 
aus Drford und Lincolne Inn ausgewiefen, feiner We 
catur verlufig erklärt, in Palace Yard und Cheapfide an ba 
Branger geſtellt und ihm an jedem biefer Orte ein Ohr abge 
fiänitten wurde; fein Buch follte durch den Henker verbramt, 
er felbR aber auf Lebenszeit eingefperrt werben, jedoch verhin⸗ 
derte der Ausbruch der Revolution die Ausführung des lepiem 
Beſchluſſes. Nichts deſtoweniger blieb au unter Cromwell dieſe hy 
ſtematiſche Verfolgung des Theaters faſt ununterbrochen in Gelng 
1) &. d’Israeli, Curios. of Liter. T. I. p. 243 sq. 


2) Der Titel lautet in ber Ueberſ. (nad Alt, heat. u. Kirche. Der, 
1846. 8. P: 546, fpaßhafter Weite alfo: „Hiſtrio Maftir, Geifel für ka 
Schaufpieler oder Komddianten sZragödie, worin ausführlich bewiefen wird, 
‚und zwar durch übereinflimmende Entfcheibungen biblifcher Stellen, der gen⸗ 

gen erſten Kicche unter dem @efet und Gvangelium, von 65 Synoden, wi 
1 Vätern und chriſtlichen Echriftflellern vor dem Jahre 1200 und von meht 
‘.als 120 fremden und inländifchen, proteftantifchen und päpftlichen Autoten 
feit jener 3eit, von +0 heidnifchen Philofophen, Hiſtorikern, Poeten, WR 
vielen ehriftlichen NRationen, Republiten, Kaifern, Prinzen, Magiſtraten, v8 
befondern apoftoliihen, kanoniſchen, kaiſerlichen Gonftitutionen und von us 
feren eigenen Englifhen Statuten, Magiſtraten, Univerfitäten, Schriftſtelen 
und Prebigern, daß die öffentlichen Schaufpiele, (der wahre Pomp bes Zeus 
fels, welchem wir in der Taufe entfagen, wenn wir ben Wätern glauben) 
ara, beidnifch, Liederlich, gottlos und hoͤchſt verberblich ſeien, daß man 
in allen Zeitaltern als ein unerträgliches Unheil für die Kirchen, Repk 
bliten, Sitten und Geelen der Menfchen betrachtet habe, und baß ber Beruf 
der Echaufpielerpoeten und chaufpieler, das Schreiben, Aufführen und Pe 
fuchen folder Stuͤcke gefegwidrig, infam und bes Chriften unmwürbig fey. 
entgenengefetten Behauptungen werben bier vollftändig beantwortet; die Ui 
gefenlichleit des Aufführens und Anfchauens der akademiſchen Zaterladi 
wird kurz dargethan ; außerdem kommt einiges DBefondere über das Ba 
WBürfeln, Spielen, Geſundheit⸗Trinken ıc. vor. Diefes 1006 Quarth 
enthaltende Machwerk ift aber fonderbarer Weife felbft in Form eines Schau 
ſpieles (daher „„RomddiantensZragädie‘) gefchrieben und in Akte und Okt 
nen abgetheilt. ct. d’Israeli, Misc. of Lit. T. I. p. 128 nq. 


$. 630, 


Was nun die Dramatiter diefer Periode ſelbſt anlangt, 
fo ſpielen einige, die wir bei der vorigen erwähnt haben, ned 


Engliſche Poeſie. Drama. 391 


in bie gegenwärtige berüber, 3. ®. Maſſinger. Dieß fieht man 
auch aus dem Inhalt, denn während die ältere Hälfte noch 
EGhaffpere und Ben Jonſon zu Muſtern bat, vermag bie fpätere 
egentlich nur die Frivolitaͤt des Zeitalters Carls IT. ald Eigen» 
thuͤmlichkeit aufzumelfen, und man kann wenigſtens bie Luſtſpiel⸗ 
dichter ziemlich über einen Leiten ſchlagen. Uebrigens hat fon 
Steele im Spectator (ar. 51) eine hoͤchſt geiftreihe und witzige 
Critit der” Luffpielbichter vom Ende des 17ten bis zum Anfange _ 
des 18ten Jahrhunderts gegeben. Haben wir nun aber bereite 
bemerkt, daß unter Karl J., trotz der Angriffe der Puritaner, es 
nicht an Dramatikern fehlte, fo würde id doch zu weitlaäͤufig 
fein muͤſſen, wollte ich die im Ganzen doch nur mittelmaͤßigen 
Köpfe alle aufführen. Es genüge hier zu fagen, daß befonders 
Roger Boyle (Graf von Orreryy) und William Has 
bington?), von denen fon oben bie Rebe war, als Tragifer 
 gerühmt werben, und baß Thomas Nabbes’) und Anthony 
ı Örewer*), jener im Microcosmus, diefer in der Lingua bie . 
alten allegorifyen Moraltäten wieder auf die Bühne zu bringen 
achten. Bon wirklicher Bedeutung in kuͤnſtleriſcher Hinſicht 
n eigentlich nur James Shirley?) aus London (1594 
 —1666), der, nachdem er erſt zu St. Albans einer Schule 
vergeſtanden, feit 1629 fürd Theater ſchrieb und dabei in die 
Dienſte der Königin Henriette getreten war, aber waͤhrend bes 
Ä Protectorats, als die Schaufptele als Teufelswerk verboten waren, 
wieder zu feiner alten Beſchaͤftigung zuruͤckkehrte und wie viele 
Undere bei der Nefauration von dem unbanfbaren Karl IE 
vergeſſen ward. Er hat 39 Stüde hinterlaſſen, die zwar nicht 
Me von außerorbentlihem Talente, aber doch von bedeutender 
| Vähnentenntniß, lebendiger Bhantafle und offenbarem Streben nad) 
| Roralität zeugen. Seine beſten Leitungen gehören ebenfalls 
Mt ins Gebiet des Trauers, fondern des Luffpiels; wir zählen 
dam the wedding, the grateful servant, the traitor, the 
sumester, ihe lady of pleasure und die Tragifomödie the gentle- 
wen of Venice. Weit wichtiger aber, wenn auch nicht als Dichter, 
dech für bie Befchichte des Englifchen Theaters, iR Sir William 

Davenant aus Orford (1606-1666) ©), der bekanntlich zuerft 

De bewegliche Scenerie ‚einführte und die weiblichen Rollen nicht 





m Unglifhe Poeſſte. Sotire. 


damen T. V. The wrerka of ihe sarie ef Bechester, Bensemese; 
Dorset, the duke of Devonshire etc. Lond. 121. 1.8 


96. Beit. Biographie. Wh. X. p. 135 nq. Works. Lend. Mi 
4745. 1764. IE 8, . 


3) Mec Fieenos or a salyr upon true blew 
Lond. 1682. 4. The medall, 2 satyre *1 Bar a — Ser 
Beligio laici or a laymans faith, a peem. ib. 1682. 4. 


| 4) Miscelleny poems, es Sat episties, love- verses, 
sounets. Lond. 1708. fol. Hero end Leander in burlesque. gr 
ae ne posthumous works of W. publ. by Theebald. Lond. 


6) Works in prose and verse. Lend, 1778. IL 8. 


6) ©. Johnson T. I. p. 415 sq. Yart, Idde de la podsie Angl 
aris 1754. 8.) T. V. p. 331-343, Poems in b, Werks of Bocheste 
. II. p. 329 sq. u. b. Anderson T. VI. 


7) Secret memoirs and manners of several persons of quality 
of both sexes from Ihe New Atalantis, an island im the Mediter- 
zansan. Lond. 1708. 8, 1791. IV. 1% Memoirs of Europe, toward 
the close of the eight century, written by Eginhardus, secretary 
und‘favourite to Charlemagne and done into English, by thetrans 
Ister of the new Atalantis. ib. 1710. 8. The power of love in se 
ven novels. ib. 1720. 8. Court intrigues. ib. 1711_8. Adventures of 
Rivelle, ib. 1714. 8. ©. Sqhmit, Lehrb. f. Srauenz. Bdo. I. p. 286 2q. 


- 8) &, Cibber, Lives of Engl. ts. T. I. p. 204 sg. Werks. 
Kond, 1707. IV. 12. sp” BE 

9) ©. Johnson. T. I. p. 451 sg. Aesculapias or the hospital of 
fools. Lond, 1714. 8. Deutſch. Wim 1771. 8. G. erot. Geb. b. Dryden 


10) Des Martinus Gcriblerus Leben, Werke und Gntdetungen 
Gatire über die Mißwendung der Blffenfhaften. x. 3. a. db. Gm 
v. 2. 8. AIbeten. Duisb. 1783. 8. Bd. II. IR. Geriblerus zuge Basovs ob. 
bie Kunft, in der Dichtlunft zu ſinken. ebd. 8. 

11) The Trae-bern English-man, a satyr. s. 1. 1701. 4. Ed. X. 
ib. 1701. 4. u. in db. Poems on aßaire of state. T. IL p. 7 7 Neb, 
f. a. Geb. f. m. Urt. p. 280. Novels. Edinb. 1810. XII. 8. Lond. 1839 
—40. XVII. 12. The life and surprising adventures of R. Craso® 
Land. 1718. fl. 8. u. Serious reflexions during the life of R. Cr. 
with his vision on ihe angelic world. ib. 1719. 8. (war zuerft in 
The London post or Headcote’s intelligence nr. 125-289 einger.) 
u. in ungähl. Kuög., a. b. Weber, Popular Romances, consisting of 
Imaginary Voyages and Travailes. Edinb. 1812. 8. p. 349582. 
(f.. a. d’Iäraeli, Cur. of Lit. T. H. p. 237 sq. Den erflen Theil fol 
aber Lord Oxford im Tower verfert. haben f. Blätt. f. lit. Unterh. 18M. 

. 155 sq.) cf. Scott Misc. W. T. II. p. 304 sgq.\Brit. Biogr. Dd. X. 
eber a. a. D. p. XXXII aq. 6. Chalmers, Life of D. De F. Lond. 
4790. 8. W. Wilson, Mem. of the life and timen of D, de Foe. 
Lend. 1830. IH. 8 Berl. Mon. Schr. 1807. ®b. L p. 102⸗0. Neriere⸗ 
a. a. O. T. I. p. 217 sg. Magazin f. d. Literatur b. Nuslandes. 183% 
me. Ti. 1840. nr. 38. Ueberf. f. in alle Cur. Gyr. cf. B. Crusoe 
De Fee: restit. et trad. mour. ill. de la vie de D. F. pn. Ph. 
es, de mut..s. le matelot Seikirk et s. St.Hyacinıhe, de roch. 


’ ein 
i. üb. 


ESEugliſche Poefle. Lyeit ss 


s Pie St. Fernandez, u. ies Caraibes et 1. Püciches p. F. Bunis, 
Paris 1836. II. 8. Ueb. ſ. Rob. ©. üb. u. m. Not. verf. v. G. Courtin. 
Otuttg. 1836-36-11. 8. Gef. Romane. ebd. 1842. I-VIII. 16. 

12) The Foreiguers. Lend. P. 1. 1707. fol. u. b. d. Poems on 
aff. ot state T. II. p. 1 2q. 

13) Poems and Fancies. Lond. 1653. 1664. fol. Natures pictures 
' dawn by faneies pencil to ıhe life. ib. 4666. 1671. 101. Ihe werkds 
olio. ib. 1655. fol. . 

14) Parthenissa. Lond. 1664. 8. 

16) Histeries and novels, Lond. 1696. &. 1718. 8. 17.2 I. & 
Plays and novelis. ib. 1724. IV. 12, 1735. II. 12. Ä 


16) The ten-tahle or a conversation between some polite per» 
sons ata ladys visiting day. Lond. 1725. 8. The fruitless inguiry, 
being a coll. of entert. histories. ib. 1727. 8. " 


17) Femeous history of the seven champions of christendomt. 
Lond. 1620. 4. 1755. II. 8. ib. =. 1. 4. ib. 1824. 16. The most plea- 
sant history of Tom a Lincoln, that ever renowned soldier, the 
red-rose kuight. Lond. 1696. 4. Er fammelte auch bie Wine bes Londoner 
Bürgers William Hobfon (+ 1681) ald The pleasant coneeits of Old Hob- 
05 the merry Londoner. Lond. 1607. 8. publ. by J. O. Halliwell. 
ib, 1843. 8. Dieß find Nachahmungen foldyer früheren Faostiae, als im 
waren Jack ef Dover, his Quest of Inquirie or his privy se 
for the veriest foole in England. Lond. 1842. 8. und AndbrewBors 
ders Merry tales of the wise men of Gotham. Lond. 1650. 12. ed. 
by J. O. iwell. ib. 1840. 8. u. 4 


, 18) Isie of man or the legall proceedings in Man - shire against 
sinne. Lond. 1627. 8. u. The seven golden candlesticks or the se- 
ven fold-state of God’s church here on £arth. ib. 1621. 8. 


19) The pilgrims progress. First part. Lond. 1678. P. I and Il, 
XIV. Ed, v. F 675. w exp. and prach. not. by 6. Burder. Covent 
1786. by R. Southey. ib. 1830. 8. (The third part. Lond. 1693. Ed. 
Pr. iſt unddit.) ©. Grace abonnding to the chiefe of sinners in a 
faithfall account of the life and death of J. B. The eight ed. Lond, 
2. a. 12. ib. 1692. 12. Meziöres, Hist. de la litt. Anglaise. Paris 
ti. T. 1. p. 416 2q. 


%0) The man in the moon er a discourse of a voyage thither 
hy Domingo. Gonsales. Lond. 1638. 1657. 12. \ 


321 A new Cyropaedia or the travels of Cyrus. Lond. 1727. 1. 
8. 1760. 1773. 8. 1786. II. 12. Paris 1829. II. 12. u. dft. Deutſch v. 
Diathefon. Hamb. 1728. 8. v. M. Claudius. Breti. 1780. 1796. 8. 
d. Engl. u. Franz. Orig. nen überf. v. J. N. Müller, Sarldr. 1841.12. 
as. ind. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr, p. 63 sq. Ueb. d. Entgegn. dar. 
fı ebd. p. 77. 83. 00. sn 


$. 627. 


Wir kommen jetzt zur Ayrik, füc weiche in dieſer PBerlobe 
eigenilich Feine fonderlichen Muferarbeitn vorliegen, wenn au 
de Zahl der Dichter ziemlich groß in. AS eleganter Eklogen⸗ 
dichter mag zun Edward: Bairfar- (+ 1624— 82)') 





20 Englifibe Werke. Setire. 


T. V. The werka of ihe saris ef Bochasier ——— 
en the duke of Devonshire etc. Lond. 171. n.8 b. 


+ S. Brit. Biographie. Bd. X. p. 135 ng. Works. Lond, Mi. 
1785. 1764. IL. 8. ran ‚? ’ 


3) Mec Fiernoe or a salyr B true blew prosestant 
Lond. 1682. 4. The medall, a satyre geist sedition. ib. ug 
Meligie laici or a laymans faith, a poem. ib. 1682. 4. 


4) Miscellany poems, as Setyrs, epistles, love- verses, Songs; 
nets. Lond. 170. fol. Hero —* Leander in b ib. 1668. 
The posthamous works of W. publ. by Theobald. Land. 


6) Works in prose and verse. Lond. 1778. IL 8. 


6) ©. Johnsen T. I. p. 415 sq. Yart, Idee de Ja podsie Angl. 
gep 1756. 8.) T. V. p. 33t—3M:, Poems in d. Werks of Bechesiet 
. II. p. 329 aq. u. 6. Anderson T. VI. 


7) Secret memoirs and manners of several persons of quality 
of both sexes from ihe New Atelantis, an island im the Mediter 
masan. Land. 1700. &, 1791, IV. 12. Memoirs of Europe, teward 
the close of the eight century, written by Eginhardus, secretary 
und‘ favourite 10 Charlemagne and done intoEnglish, by ihe trau- 
Iater of the now Atalantis. ib. 1710. 8. The power of love in s* 
ven novels. ib. 1720. 8. Court intrigues. ib. 17118. Adventures 0 
Rivelle, ib. 1714. 8. S. Sqhmit, Lehro. f. Srauenz. Bdo. I. p. 286 1q. 


: 8) &. Cihber, Lives of Engl. peets. T. IIl. p. 208 sq. Werks. 
Lond. 1797. IV. 12. 

9) &. Johnson. T. T. p. 451 sq. Aesculapius or the hospital of 
fools. Lond. 1714. 8. Deutih. Wim 1771. 8. ©. erot. Geb. db. Dryden 

10) Des Martinus Gcriblerus Leben, Werke und Entdeckungen, eine 
Gatire über die Mißwendung der Wlffenfchaften. Th. I. a. d. Engi. üb 
v. H. 2. Ibeken. Duisb. 1783. 8. Bd. II. MR. Geriblerus zeug Basous ob. 
die Kunft, in der Dichtkunft zu finken. ebd. 8. 

11) The True-bern English-man, a satyr. s. 1. 1701. 4. Ed. X. 
ib. 1701. 4. u. in b. Poems on aßaire of state. T. II. p. 7 49. ch. 
f. a» Geb. f. m. Art. p. 280. Novels. Edinb. 1810. XII. 6. Lond. 1839 
—40. XVII. 12. The life and surprising adventures of R. Crasoe. 
Lead. 17:9. n. 8. u. Serious reflexions during the life of R. Cr. 
with his vision on the angelic world. ib. 1719. 8. (war zuerſt in 
The London post or Headcote’s intelligence nr. 126289 einger.) 
u. in ungäbl. Ausg., a. 6. Weber, Popular Romances, consistiag 
Imaginary Voyages and Travailes. Edinb. 1812. 8. p. 349582. 
(f. a. d’Israeli, Cur. of Lit. T. II. p. 277 sq. Den ech n Theil fol 
aber Lord Orford im Lower verfert. haben f. Blätt. f. lit. Unter. 184. 

. 155 aq.) cf. Scott Misc. W. T. IIJ. p. 304 sq.{Brit. Biogr. 22. X. 
eber a. a. D. p. XXXII sq. 6. Chalmers, Life of D. De F. Lond. 
1790. 8: W. Wilson, Mem. of the life and times of D. de Foe. 
Lend. 1830. IH. 8 Berl. Mon. Schr. 1807. B®b. L p. 102g. Meziöres 
© a. D. T. I. p. 217 sq. Magazin f, db. Literatur d. Auslandes. 183% 
nr. Ti. 1840. ur. 38. Ueberf. f. in alle Cur. Gyr. cf. R. Oru⸗e 
De Fee: restit. et trad. mouv. ill. de la vie de D. F. n. Ph. 
Uimsles, de mat..a. lo matelot Beikirk et s. St. Hyacinıhe, da roch 


SEuagliſche Pocfle. Iyef, sr 


s Pie S. Fernander, ». les Caraibes et 1. Puriches p. F. Benis. 
Paris 1836. II. 8. Ueb. f. Rob. ©. üb. u. m. Not. ver. v. G. Gourtin. 
Stuttg. 1836—-36—N. 8. Gef. Romane. ebd. 1842. T-VIIT. 16. 
12) The Foreigeers. Lend. P. 1. 1707. fol. u. b. d. Poems en 
aff. ol state T. II. p. 1 sq. Ä 
| 13) Poems and Fancies. Lond. 1653. 1664. fol. Natures pictures 
' dsewn by fäneies pencil to the life. ib. 1656. 1671. 101. The werlds 
clio. ib. 1655. fol. 
14) Parthenissa. Lond. 1664. 8. 
Plays and noveis. ib, 1724. IV. 12. 1735. II. 12. 


16) The tea-tahle or a canversation between some polite per- 
sous ata ladys visiting day. Lond. 1725. 8. The fruitless inquiry, 
being a coll. of entert. histories. ib. 1727. 8. 


17) Famenus history of the seven champiens of christendom. 
Lond. 1620. 4. 1755. UI. 8. ib. =. 1. 4. ib. 1824. 16. The most plea- 
sant history of Tom a Lincoln, that ever renowned soldier, the 
red-rese kuight. Lond. 1696. 4. Er fammelte auch die Wie des Londoner 
Dürgers William Hobſon (+ 1581) als The pleasaut comceits of Old Hob- 
s05 the merry Londoner. Lond. 1607. 8. publ. by J. O. Halliwell. 

1843. 8. Dieß find Rachahmungen folcher früheren Faostiae, als ia 
waren Jack of Dover, his Quest of Inquirie or his privy search 

the veriest foole in England. Lond. 1342. 8. und Andrew Bors 
1e’$ Merry tales of the wise men of Gotham. Lond. 1850. 12. ed. 
by J. O. iwell. ib. 1840. 8. u. A. 


„ 18) Isle of man or the legall proceedings in Man -shire against 
sinne. Lond. 1627. 8. u. The seven golden candlesticks or the se- 
ven fold-state of God’s church here on zartk. ib, 1621. 8. 


19) The pilgrims progress. First part. Lond. 1678. P. I and HH. 
XIY. Ed, w.'167. wexpl. and pract. not. by 6. Burder. Covent 
1786. by R. Southey. ib. 1830. 8. (The third part. Lond. 1693. Ed, 
Pr. iR unddt.) ©. Grace abounding to the chiefe of sinners im a 
faithfuli account of the life and death of J. B. The eight ed. Lond, 
2. a. 12. ib. 1692. 12. Meziöres, Hist. de la litt. Anglaise. Paris 

hi. T. I. P 46 4. . . 


20) The man in the moon er a discourse of a voyage thilher 
hy Domingo. Gonsales. Lond. 1638. 1657. 12. " 


3 A new Cyropaedia or the travels of Cyros. Lond. 1727. IL. 
8. 1760. 1773. 8. 1786. II. 12. Paris 1829. 11. i2. u. oͤſt. Deutf v. 
3 Bathefon. Hamb. 1728. 8. v. M. Glaubius. Breti. 1720. 1796. 8, 
R. d. Engl. u. Franz. Orig. neu überf. v. 3. N. Müller, Garlör. 1841.12. 
Aus}. in d. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 63 4q. Web. d. Entgegn. dar. 
ſ. ebd. p. 77. B. 002 a ° 


9. 627. 

Br kommen jetzt zur Lyrik, für welche in dieſer Perlode 
cigentlich Teine fonderlihen Mufterarbeiten vorliegen, wenn auch 
die Zahl der Dichter zienlich groß in. Us eleganter Eklogen⸗ 
dichter mag zuerſt Edward. Fairfar ct -1624— 32)%) 





0 Uungiifihe Werke. Satire. 


dersen T..V. The wrerks of Ihe saris of Bochester. Baneamunse; 
Doraet, the duke of Devonshire etc. Lond. 1721, n. 8. ib 


96. Brit. Biographie. Bd. X. p. 135 ng. Werks. Leond. Mi. 
4715. 1764. II. 8. . 


3) Mac Fiacnoe or a saiyr upon traue blew pretestant 
Lond. 1682. 4. The medall, 2 aatyre ** sedition. ib. ag 


Beligie lsici or a laymans faith, a peem. ib. 1682. 4. 


4) Miscellaeny poems, as Satyrs, epistles, love- ve 
sonnets. Lond. 1708. fol. Hero and Leander in burlesque. 1 
5* The posthamous works of W. publ. by Theobald. Lond. 


6) Works in prose and verse. Lond. 1778. IL 8. 


6) ©. Johnson T. I. p. 415 sq. Yart, Idee de la podsie Angl 
ris 175. 8.) T. V. p. 331-3463. Poems in d, Werks of Bochester 
. II. p. 329 sq. u. b. Anderson T. VI. 


7) Secret ınemoirs and manners of several persons of quality 
of both sexes from Ihe New Atalantis, an island in the Mediter- 
mnean. Lond. 1700. 8, 1791. IV. 12. Memoirs of Europe, teward 
the close of the eght cenfury, written by Eginhardus, secretary 
und favenrite 10 Charlemagne and done into English, by ihe traus- 
inter of the new Atalaniis. ib. 1710. 8. The power of love in s- 
ven novels. ib. 1720. 8. Court intrigues. ib. 1711_8. Adventures 
Rivelle, ib. 1714. 8. &. Schmit, Lehrb. f. Zrauenz. Mb. I. p. 286 2q. 


- 8) &. Cihber, Lives of Engl. peets. T. III. p. 204 Werks. 
Lead 1707. WW. 12. sp P * 

9) &. Johnson. T. I. p. 451 sg. Aesculapius or the hospital of 
fools. Lond. 1714. 8. Deutſch. Wim 1771. 8. ©. erot. Ged. d. Dryden 


10) Des Martinus Gcriblerus Leben, Werke und Entbedungen, eint 
Satire Aber die Mißwendung der Wiffenfchaften. Zu. I. a. d. Ing üb. 
v. H. 2. Abeten. Duisb. 1783. 8. Bd. II. WR. Seriblerus zepı Basous ob. 
die Kunft, in der Dichtlunft zu finken. ebd. 8. 

11) The True-bern English-man, a satyr. s. 1. 1701. 4. Ed. X. 
ib. 1701. 4. u. in db. Poems om aßaire of state. T. IE. p. 7 ueb. 
f. a. Geb. ſ. m. rt. p. 280. Novels. Edinb. 1810. XII.8. Lond. 1839 
— 40. XVInI. 12. The life and surprising adventures of R. Crusot. 
Lend. 1719. 11. 8. u. Serious reflexions during Ihe life of R. Cr. 
with his vision on the angelic world. ib. 1719. 8. (war zuerſt in 
The London post or Headcote’s intelligence nr. 1265289 einger.) 
u. in ungäbl. Ausg., a. b. Weber, Popular Roman. consisting of 
Imaginary Voyages and Travailes. Edinb. 1812. . 349 — 582. 
(f. e. d’Iäraeli, Cur. of Lit. T. II. p. 277 sq. Den erflen Theil fol 
aber Lord Oxford im Tower verfert. haben f. Blätt. f. lit. Unterh. 184. 

. 155 sq.) cf. Scott Misc. W. T. IH. p. 304 39. Brit. Biogr. Bd. X 
eber a. a. D. p. XXXII sq. 6. Chalmers, Life of D. De F. Lond. 
1790. 8; W. Wilson, Mem. of the life and times of D, de Fee. 
Lond. 1830. IH. 8 Berl. Mon. Sch. 1807. Bb. L p. 1023q, Meziäres 
a. a. D. T. I. p. 217 sq. Magazin f. db. teratur d. NAuslandes. 183% 
mr. 71. 1640, ar. 38. Ueberſ. f. in alle Cur. Gyr. cf. R. Cruso®e 
De Fee: restit. et trad. meuv. ill. de la vie de D. F. p. Ph. 
—— de mot..s. le matelot Beikirk ei s. St.Hyacimthe, de rech, 


 nglifihe Poefle. yet, ss 


s Sie St. Fernandez, u. les Carsibes et 1, Pusiches p. F. Beuis. 
Paris 1836. II. 8. Ueb. f. Rob. C. üb. u. m. Not. verf. v. G. Gourtin, 
Otuttg. 1836—36—Ti. 8. Gef. Romane. ebd. 1842. I-VIIT. 16. 

12) The Foreigners. Lond. P.I. 1707. fol. u. b. d. Poems on 
eff. ot state T. I. p. 1 2q. 

13) Poems and Fancies. Lond. 1653. 1664. fol. Natures pictures 
' drewn by fancies pencil te the life. ib. 1656. 1671. 101. Ihe werlds 
lie, ih. 1655. fel. 

14) Parthenissa. Lond. 1664. 8. 

16) Histeries and novels. Lond. 1696. 8. 1718. 8. 17.2 IL & 
Plays and novela. ib, 1724. IV. 12, 1735. II. 12. 


16) The tea-table or a conversation between some polite per- 
sons at a ladys visiting day. Lond. 1725. 8. The fruitless inquiry, 
being a coll. of entert, histories. ib. 1727. 8. 


17) Famous history of the seven champiens ef christendom. 
Lond. 1620. 4. 1755. U. 8. ib. =. 1. 4. ib. 1824. 16. The most plea- 
sant history of Tom a Lincoln, tbat ever renowned soldier, the 
sed-rese knight. Lond. 10696. 4. Er fammelte auch bie Vitze bes Londoner 
Bürgers William Hobfon (+ 1581) als The pleasaut conceits of Old Hob- 
s0» the merry Lendoner. Lond. 1607. 8. publ. by J. O. Halliwell. 
ib. 1843. 8. Dieß find Rachahmungen folcher früheren Facetiae, als im 
waren Jack of Dover, his Quest of Inguirie or his privy search 
for the veriest foole in England. Lond. 1842. 8. und Andrew Bor⸗ 
de's Me tales of the wise mıen of Gotham. Lond. 1650. 12. ed. 
543.0, Halliwell. ib. 1840. 8. u. 9. 


18) Isle of man or the legall prooeedings in Man -shire against 
sinne. Lond. 1627. 8. u. The seven golden candlesticks or the se- 
ven fold-state of God's church here on zarth. ib, 1621. 8. 


| 19) The pilgrims progress. First part. Load. 1678. P. I and H, 
XIV. Ed, w. 1675. w.expl. and pract. not. by 6. Burder. Covent 
1786. by R. Southey. ib. 1830. 8. (The third part. Lond. 1693. Ed, 
Pr. iſt unit.) ©. 2 ce abounding to the chiefe of sinners in a 

thfall account of the life and death of J. B. Tho eight ed. Lond, 
2. a. 12. ib. 1692. 12. Meziöres, Hist. de la litt. Anglaise. Paris 
181. T. L pP. 46 ng. ' 


%0) The mıan in the moon er a discourse of a voyage ihither 
hy Domingo Gonsales. Lond. 1638. 1657. 12. " 


: 3 A new Cyropaedia or the travels of Cyras, Lond. 1727. IL 

8. 1760, 1773. 8. 1786. II. 12. Paris 1829. II. i2. u. dft. Deutſch v. 
> Btathefon. Hamb. 1728. 8. v. M. Claudius. Breti. 1780. 1796. 
KR. d. Engl. u. Franz. Orig. neu überf. v. J. N. Müller. Garler. 1841.12 
Aus. in d. Bibl. d. Rom. 1775. Novbr. p. 63 aq. Neb. d. Entgegn. dar. 
f eb. 9. 77. B. 102. um 


$. 627. 


Wir kommen jetzt zur Lyrik, für welche in dieſer Periode 
eigentlich Teine fonderlihen Muferarbeiten vorliegen, wenn aud 
Die Zahl der Dichter ziemlich groß If. Als eleganter Eklogen⸗ 
dichter mag zuert Edward: Bairfar (+ 1624 — 32)') 


I‘ Guoiiiän Won. im. 


genaunt werden, aebem dem Dis obrrilärhlik- Achten T-Exiibiniiinen 
bes Etzbiſchofa von Norwich Richard Corbet als due Ur 
4588, 4 163572, under denen fein Lebewehl an bie Ham 
das Bee if, und die faden und ſchluͤpfrigen, abet gut Aylftten 
Persunsions to love, to enjoy des Sanıka$ Rarie 5, Thoma 
Garew (1577 oder 89 — 1639)?) verfhwinden, welchen La 
bereit. der: chenfafl® erotiſche, aben dairch ſeinen hängen: Aafent, 
halt in Italien gebildete Eurer Heney Morton (1I68- 
1639), ſowle Willfam Habington aus YHehöttg (160% 
— 1654) in der an feine fpätere Bemablin Suein, Berıter Ve 
Lord Powas geoichteten Sammlung von Liebesgebichten, Castara’ 
det weiten übertreffen. Zwar ſtud die Arbeiter des ir 
Sudiing aud Whuton (1609%—44)6), der als Fichwilige 
unter Guftav Abolph fämpfte, fo reget⸗ und zügeftos, wie fit 
abenteurrlibed Leben war, aber er if dafuͤe Purdeien Original, 
und feite Darftellungen der Leldenfaft find trotz des umcorreii 
Seyle immer gelungen zu neunen) fonft würde au Goloſmich 
feine Dichterſitzung ſchwerlich nachgeahmt Haben. Auch Wil 
tiam Browne (1590 — 1645) machte, wie wir oben fühen, 
recht leidliche Hirtengedichte') und Richard Grafhew) 
- (1015 + 9650), der auch geiftlibe Lieder ſertigie, würde Beſ⸗ 
ſeres gefeiftet Naben, wäre er nicht durch feine allzuelfrige Rady 
ahmung Petrarca's und Marini's, deſſen Kindermord er üben! 
fegte, verbifdet worden. Daß Milton ſich mt vlelem Gulf 
und Erfolg in der Elegie (Lycidas) verſuchte, haben wir fd 
Weit bedeutender IR jedoch in diefan Genre Wbraham 
Cowley (1618—67), denn feine Elegie auf ten Tod ſenck 
Freundes Zervey und feine kurx vor feinen. Tobe geſcht lebette Com- 
pladet, worin er feine ganze imnere Zerriffenheit an den Tag 
tegt, find nicht wenfger ausgezei vnet als feine Oden, been frelic 
Pindariſche Begeiſterung abgeht, unter denen aber wiele: wie 4, 
die an das Leben, den Ruf, die Freiheit, die Einfamfeit und bes 
fonder6 diean das Licht vortrefflld; genannt werden dürfen, wenn 
auch feine Dive an den Wi, Die son Bieten für die beſte gr 
halten wird, gerade weniger lyriſch If. Seine (11) Nadaba⸗ 
ungen Anacons (Anacreentics) und frine erotiſchen Poefieen 
am. feine. Geliahte find ebenfalls recht brav. Die leichten Did 


Engliſche Yochr: Sach. 383 


‚bpgem der den genannten Dichter Sir John Dankam 


wid des Grafen von Radiefer”): find zwar nicht ſchlecht, am 
reiten. aber die übrigen Leifungen biefer Mänuer nicht, ſomie die 
ver Aphta Behn (1644 - 89) 0) bhlos eine elegante Leiche 


ügagteit verrathen. Was Dryden anlangt, fa. gilter für den 


beſſen Odendichter, wozu ihn auch feine Ode auf bie Macht 
der Mufik deßaͤhigt und berechtigt. Sein Jeitgenoſſe Edmund 
Waller, deſſen religiöſe Poeſteen von Talent und wahrhafter 
Brömmigkeit zeugen, Beht gleichwohl tief unter Ihm. Unter dag 
Niocellandichtern, wie Johr Pomfret auf Luton (1667 — 


1709) h, der in der poetiſchen Epifel gar nicht. übel if, Charlch 


Sadsille, Graf won Dorxfet (1637—1706)), Ris 


Hard Duke (+ 1710) x, zeichnet fh William Walfp 


(1663—1709)'*), Pope'o Gönner, duch feine eben fo geiſte 
ihn als anmuthigen erotifhen Gedichte aus, währena . 
die Dramatiter Sir George Etherege (1636, gef. nad 
1678), William Wycher leyſkös) und Nicolas Rowe 
1673—1718)'7), der Ueherſetzer des Lucan ıc., nit üher dag 
Gewöhnlihe hinausgingen. Wahrhafter Volksdichter, beſonders 
im Genre der Ballahe, war. aber Thomas d’Urfen' aus 
(ser (+ 1723), und im Genre des Liedes William Pat⸗ 
tifon'?) (1706 — 1727), deſſen Schickſale und Talente ihm mit 
Beht, den Namen des Engliſchen Malfilntre . verfaßt . haben, 
ſo daß wir. Stephen Duke (zu Anfang d. 18. Iahrh.) 4u6 Charle⸗ 
ten hier nur der Gurlafität wegen noch nennen”). Wit 
bergeffien werben hürfen die eleganten Kleinigkeiten Robert 
Herrid’8?*) aus. London, (geb. 1591) und des wigigen John 
Glexeland?) (1813 — 1658), des. Yopulärflen Gegners 
Cromwell's (ihe Behell Scot). Als Hymnendichten muͤſſen 
George Saudys (1588 — 1648) wegen feiner Hymne auf 
de Goithelt), Thomas Flatman?) (16331688), Did 
ig und Maler zugleich, wegen feiner Pindaric ades, der be⸗ 


lannte Dromatiier William Gongrese?) aus Barkfag 
Wange bet Leeds (1670 — 1729) wegen feined Mymn 1a. . 





Harmony, den. John Ecclas in Muſik ſetze, Dryden, wegen 


fehner genannten Ode Alezander's: Feast, die Haͤndel (1785), 
als Cautate componirte, der ſchon erwähnte Sohn Danich 


400 | Engliſche Porfle. Oper. 


Cinthia and Eadymion (1697), troß ihres anfänglichen e 
folges, fih nicht halten, Freilich ſchlich ſich bald eine haͤßliche 
Zwittergattung der Oper ein, al8 bei der Eröffnung des nu 
erbauteg Haymarfets Theater (1705) Peter Motteur’s 
Temple of love?) ganz mit Staliänifcher Mufifbegleitung gegeben 
wurde, worauf anfangs auf dem Drurylanes, dann aber auf 
auf dem Hoymarket- Theater, Owen Mac Swiny's ce 
fegung von Stampiglio’s Oper Camilla (1706), von Bononeinl 
in Muſik gefebt, fo aufgeführt wurde, daß der Italiüner Valen⸗ 
tini die Rolle des Turnus in feiner Mutterfpradye, die übrigen 
Schaufpieler aber die ihrigen in Englifher Sprade fangen un 
fpielten. Zwar hatte Addiſon aus gefränftem Rationalfteh 
den befannten Nationalſtoff von der unglüdlihen Rofamunde in 
einer Oper (Rosamond, 1707) verarbeitet und der Componiß 
Elayton Alles aufgeboten, eine paflende Muſik dazu zu geb, 
allein die Einführung von zwei hoͤchſt abfurden komiſchen Per 
fonm (Sir Trusty und Sir Grideline), welche das gan 
tragifhe Element floͤren, ließ die Abſicht, eine gute Engliſche 
Rationaloper zu erzeugen, durchaus verunglüden. So bauer 
diefer Unfinn bis 1709 fort, in weldem Sabre Owen Mat 
Swiny’s MUeberfegung der Scarlatifchen Oper Pyrrhus and 
Demetrius gegeben ward, wo dann mit Der Oper Almaheide 
die Stallänifhe Sprache wieder die Alleinherrfhaft errang und 
bis um 1740, wo Händel feine Iekte Oper Dadamia ſchrieb, 
behielt, wenn auch Hughes (Calypso and Telemachuws 
1712), Lewis Theobald (Pan and Sphinx 1717), Rot 
teug (Thomyris, Queen of Scythia. 1707) Oppofitton mad 
ten und Addifon und Steele im Spectator gegen dieſe un 
‚ nationalen Fremdlinge zu Felde zogen. Endlich bewirkte John 
Bay, der noch zu nennende Fabulift, durch feine Beggar’s Oper 
eine Umwälzung des Gefhmads, denn man gab fie 63 Tage 
lang bintereinander, die vornehmen Damen gebrauchten daͤchen 
auf denen Arien daraus gedrudt waren, und man hörte bad 
Wortfpiel, diefe Oper made Gay rich und Rich gay; allein 
ſchon ihr zweiter Theil, Polly, durfte nicht gegeben werden, 
weil darin die vornehme Welt noch mehr als im erſten dem Gelaͤchter 

prelßgegeben werben follte. Seine ernfle Oper Achilles blieb weit 


Cosuppe Porki Ternäk. FE 


Ynrtıillchen: zenaunten; zurüd, und feine Gchäfaupir: Mein 
ob: Galätea (1727) bie ſich umf dem Hahmurket Theater 
wur durch "das. Spiel und den Befang ber Miß Werne, Ver: had- 
berigen 'betühmich TE, Cibber, und die von Händel Bapk com⸗ 
vonteie Ruf. Kurz, diefer Sieg der Rationalität Aber ſienden 
Ungeſchmack war wenigfens niht nachhaltig, denn noch Mei Wir 
fear 1763 ‚wacte eine Ueberſetzung won Metaftaflo’ 6: Akttastrse 
(Artaxerxes 1751) von Thomas Auguſtine ‚Arche; der 
au die Muſit dazı componirt hatte, wahrhaft Furore, irotzden 
daß dieſe Oper, nad der ein halbes Jahchundert vorher belleb⸗ 
en Manier, theils von Italiämnern Jtalläniſch, pure ven 
Englifihen Sängern Engliſch vorgetragen wurde. - 
"N The first day’s entertainment at: Rullduds' house‘ by — 
—— a representation by the art 
—X scenes and the —* "Im —* Rd Pr 
4 ik. 1663. 4. The orgelty af tie ards ia Peru  expfest 


by instrumentall and vochll musick 2 the art of perspective 
B scenes. ib. 1658. 4. 2 


2) S. Wood, Athen. Oxon. T. II. p. 193. 


3) Temple of Love, pastoral opera, englished fruin the Nulian 
| ame tp tha same music hy Signior J. perfürmed six 
| at the Haymarket. Lond, 1 1706, 4 


$. 632. " EEE 


' Ehe wir jetzt zu der letzten Periode der Elfen Yorke 
waͤhrend ber Regierumgögit des Hauſeo Hannover :fürtgeheh, 
innen wir nicht umbin,- mit ‚wenigen Worten einige litcraͤriſche 
 Untemelpamgen -gs etwähnen, die weſentlichen Einfluß auf Wie 
 Gitang eines beſſeten Seſchmacko hatten. Ich meine bie 
da NRichard Steele aus Dublin (Aeb. 1671, gel. 1729) 
om Joſeph Abdiſon aus Milton (1672-1710) ante 
wommenen aͤſthetiſch⸗ literariſchen Wochenſchriften, deten Zwed ver 
Wit, auf Alles auftnerkſam zu machen, was itgendwie zut bes 
om des Styld in den ſchoͤnen Wiſſenſchaften gehörte. Mit 
dleſet Arbeit begann naͤmtich Steele dm 12. April 17060, 
em er den Tatler (Schwatzer) allerdings anonym heraus⸗ 
geben anfing; als aber Addiſon dem wahren Berfafier ont⸗ 


Ye hatte, gab er men 26. Mat 1709 feinen: erſten Beilvap 
deite, dandduq d. Litsrärgeigicte. W. 26 


vd 


aoa Ergliſche Poeße. Jerenale | 
Gemerkungen Über. Birgit) hinein und blieb dann Mltarheiie, 
bis wit der 371. Nummer die Zeitichrift am 18ten Sana 
1711 einging Um 1. Mär 1711 begannen fie nun bes 
Zuſchauer (Spertater) in demfelben Geiſte und berfelben Zorm, 
nur daß täglich, mit Ausnahme des Sonntage, eine. Rumma 
erfhien. Diele Zeitfchrift hatte einen folden Erfolg, daß fr 
bald. einen Wbfag von 20,000 Exemplareu hatte. Snbeile 
fegten fie auch dieſen nur bi6 zum 555. Watte oder bi 
zum December 1712 fort, dann übernahm ihn Billion 
Bond, der ihn bis zum 3. Auguf 1715 oder bis m 
61. Rummer des neunten und lebten Bandes brachte. Dieſen 
ließ nun Steele unter dem Namen Marmaduke Myrtle 
am 25. Februar 1714 den Lover folgen, allein biefer erlebt 
nur 40 Rummern und endete fhon den 27. Mai. Gleiches 
Schickſal erfuhr fein Reader, der nur vom 12. April bi 
10. Mai 1714 dauerte, und befonder6 gegen Swift’ 6 Examines, 
den diefer felt dem 2. September 1710 zu Edinburgh erſcheines 
ließ, und der dann felt dem 14. September 1715 als III. Band u 
Londqn herausfam, gerichtet war, aber nur 9 Nummern zu Tage fir 
dert: Un ‚beiden letzteren Journafen hatte auch Addiſon Theil 
genommen, nachdem er bereits mit Steele feit dem 26. Wal 
1713 den Guardian (Wuffeher) hatte erfcheinen laffen, ber and 
nur bis 1714 dauerte. Als eine Art Supplement oder poliilſches 
Zageblast. zu Gunſten der Whige lieh, Steele am 6. Driobe 
‚A713.ven Einglächman folgen, allein wegen feiner darin und in eh 
em heißenden Pamphlet, the Criais, . auögefprochenen Grund 
füge ward er den 12. Mär 1714 aus dem Unterhauſe 6% 
Beben. Weit gemäßigter war ain ähnliches politiſches Wochenblatt, 
welches Addiſon den 23. December 1715 unter dem Titel, the 
Freeholder, eriheinen lieh, und auch ſchon mit der 55. Ruw 
mer. am. 29. Juni 1716 ſchloß. Un Nachahmungen bier 
Geriften feblt es mit, dob mag bier nur Samuel John⸗ 
fon’6 Bambler oder Herumfhwärmer, der woͤchentlich zweimal 
von 20. März 1750 bis 14. Märı 1754 in 208 Numark 
berausfam, aber in einem älteren Rambler, deſſen nr. 1 vom dahre 
1712 im Britifhen Mufeum bewahrt wird, ſchon einen Ramnk 
Sorgänger hatte, und fein Idier ober Müßiggänger, der ale Emm 


Scottiſche Pole. : 4023 
übende vom 15. April 1758 616 5. April 1760 als Beilage 
um Universal Chronicie erſchien, erwähnt werden. So wid. 
tig nun diefe Blätter überhaupt waren, da fie fafl burdgängig 
von durch und durch philologiſch gebildeten Leuten ausgingen, 
fo anfändig war aud Ihre ganze Polemik, denn ihre Berfaffer 
waren hochgebildete und aͤußerlich hochſtehende Perſonen, feine 
Mm Vereinen erſt zuſammengetrommelte bunte Menge von uns 
wiſſenden Schreiern, ſie ſchrieben nicht ums Brod, ſondern der 
Ehre halber, ebenſowenig buhlten ſie um den Beifall des großen 
Haufens durch Verdaͤchtigungen Anberögefinnter, ſondern fo ho⸗ 
nett fie ſelbſt waren, fo anfländig waren aud ihre Bläatter, 
und die Ramen derfelben fo befchelden, wie ihre eigene Mein 
ung von ih. Darum ihr Gıfolg und fegensreihes Wirken 
für die Literatur und Kunfl. 

1) The tatler by Is. Bickerstaff Esq. nr. I. Lond. 1754. IV. 8. 
u. 12. The spectator. Lond. 1747. VII. 8. 1753. IX. 12. The guar- 
dien. Lond. 1760. IL. 12. 1752. II. 8. Man bezeichnet die Sammlung 
—— — (Tatler, Spectator, Guardian, Adventurer, Ram- 
‚ Idier, Connoirseur, Mirror, Lounger, Observer u. 
Loeker on) —* unter dem Colleetivnamen der: British Essayisis. 
Lond, 1803—10. XXIX. 8. ib. 1808. XXV. 18. 1817. 1823. XLY, 18. 


ib. 1825. pr 4. — Ueber —B Johnson-⸗T. II. p. — Biogr. 
Beit. T —V 


p. 45-03. Nicero⸗ T. az pP: 69 og 
Ath. Oxon. T. u p. 102. Sing Do. I 11 sq. end, Boͤlk. 
Kr. 1788. St. V ni aq. R. Steele, Mem. of the life and wen- 
dings ei J. A. Lond. 1724. 8. Th. Tickels, Accoust ef A. life and 
E Melren, 1726. 12. Knox, Ess. mor. and literary. 1 Lond. 1778 
8 Mez Hit, de la litt. Axi. T. I. p. Rn aq. Med. Steele f. 


@ieraeli Misc. of Liter.. T. I. p. 146 sq. Meziören T.1. p- 10029. 
LC. F. A de la vie de R. St. Amst. 19. 8. Journ. Btrang. 
15. ar. Y. ag. f. d. Lit. d. Audi. 1838. ar. M. 


$. 633, 


Hatten wir in den beiden letzten Abſchnitten der Geſchichte 
vr Eh ortifchen") Poefle, befonder6 aber in dem erfien, einen 
Alen Wetteifer zwiſchen ihr und der Englifhen wahrgenommen, 
fe verſchwindet diefer faft gaͤnzlich, als mit Jacob I. von England 
eine einige Krone beide KRönigreiche vereinigte, und fo verfhmolg 
dann mit der Sprache auch die Poeſie. Denn fehlt es aud 
Mt an ausgezeichneten Dichtern, die Schottland hervorbrachte, 
fo gingen doch diefe frühzeitig nad London, wo fie allein ein 
ehrenvolles Feld für ihre Beſtrebungen zu finden hoffen durften, 
236 


— E¶nhbe Da 


amt weit gm «Rationalität zu ven,, Tahem ‚Ä.Al 
 faum ned N ni een Geburtegrt, —* M 

werden. 9 —* hat aber, während big, gelchrten und If 
hen Dichter Ihr fand mit dem. Rüden anfahen, paſſelbe trepen 
Söhne In dem. niederen Theile, feiner Kinder gefunden, und f 
iR ze gefoiamen, daß ſich in dem Schottiiäm Riedezlande (Ak 
—* ‚haben nur ihre alten Vollgijeder upp, halighen m 
haften, ber theilpeije yarjirt und madersifirt) hets eine Bol 
Didtung. erhjelt, melde, theil weſſe Rund bie que Sculbiltyug 
welhe aud bie nigberen Klaffen dafelbft erhalten, kheitweiie durh 
die Regung der Schotten zur @efeligfeit, zu Tanz, Wuff ma) 
- Gefapg, vorgügfih aber dur {he nur von per der heukigen Pol 
nad Hbertroffenen Batsrjgndsliche, hren Nationalſtolz und Ihr 
oft übertriebene Anhaͤnglichkeit an Ales, was Schooitiſch hei 
woher fi quch ihre unbegrempte Liebe und Pflege ihrer Voll⸗ 
‚ Boefle herfhreibt,, gehegt Ward, Allerdinge finn berfelden giewliq 
enge. Seengen -gefept, bein fie bewegt fich nur in Dem ba ge 
mürhjtih eheltern, Kain hüßgrmelandeliihen, Kap gefühlsohr 
erotithen: Liede, das auch disweilen jatirifch: politiſche Elamenit 
delghherß ba, ſoo Evglaͤnder das Stichhlatt abgeben, in ih hagt 
mb In der matioriefeh Yallade, deren dete Stügfe jmod gif 
ÄRA ‚ann Älterer Zein herruͤhren, obgleich in nrusre zei Du 
Bemerkung emifenden if, baß mehrere disher für Eu 
Bafoprn van der Pay Eiifaheth Mardiew (ATI- 
LIIT)%) herruͤhren; Im Mßgemeiien." Aanıi ' man’ aber dh 
Wicbereridedung der Schouuiſchen Pidstyak.,auf.bla Wecnafteit 
des gegenwärtigen und folgenden Abſchnittes diefer Periode Reh 
Im, und als ihren Vater Miinn:Ramfay?) aus Leadhills 
in Snmenffhire 8801 748) anfehen ,..der fing erfim Spoms 
Yard, fehns unglaublich gefyhten Megmmben Blätter, big.e; gu Me 
nem Penny das Guck verkaufte, verhieng. ‚Bald darauf macht 
7. sing Sgyimfung Schotfiſcher unh Engliſcher Eicher, gröhten 
helle aus dem Hunde bes Volles, leider erlaubte er fh abe 
darin plele wilfürlihe Veränderungen, und ſchok den alten Me 
lodieen fpgar. neue Texte unter, ſo aß er mir Diefer Unternehmung 
ehr ſchadete als müßte Oh nun aleich auch feing hatern 
ehen ab Gabeln, ja denff en. nach Horgang Wargenge FR 


u 





Obi Pre 208 
üteite Ünlllügken düpiäift, vedit Brav Muh, — 
Bar fein ScAfeiſeftel, the zentle Öhepherd, micht Bloß 
Betdlände, ſeabern au ter Ocfammtliteratur dad Müfer CU 
nes Verürtigen Sfühleß geliefert, weil es in Alten, den Perſonen, bei 
Geitnng, Sprade, dem Ipeenganig, der Orfühte x. Sgottiſchen 
Eheralter trägt, und zwar fo, wie man ihn beitte noch auf dem Rande 
Vafetöfl findet. Unter feinen Zeitgenofſen, die theitwelfe mit zu feine 
befleuerten, if befonder® Willlam Hamtltön®) 
Wi Bangour (1764— 1754) zu nemten, obwohl mehrere fels 
Wer Sedichte in Englifcher Sprache geſchrieben find. Ar 
erander Rof, Schulmeiſter zu Forſär (1668-1784) 
ihag Wet wegen feiner Eleonore, eines ſehr gelungenen Sdafer⸗ 
bitten, worin er die laͤndlichen Sitten von Nordſchottland 
damen, genanni werben, wenn anch baffelde ſeines ſchwierigen 
eviachaſdialects wegen in Schottland felbſt weit weniger Be 
linnt IM) als die Lieder des Pfarrers John Stinner‘) zu 
Omghde (1721 1807), denen nur We feiner gelehren College 
Mlerander Geddes (8737 — 1802 und Attrander 
Vebſter) (1 707 —85, ſowle bieded ungluckſtchen Sdrelbers Reo⸗ 
bert Ferguſſon (750 — 799) an Poputarität an bie Seft 
DRAN werdenr können. Die: Schomfſchen Lieder des Lehteren 
Hugen mıgeniefn viel dazu bet Bei, des großen Gurſnkrſobnes Xo⸗ 
Gere Warn 8: (geb. im der Kaͤhe der Kirche von Moway 1789)9 
eialuentes Talent zu reden, deſſen ſchoönſte Btüthen‘ (f. Lieder 
Mötiind Mary und Mary fi Heaven) älkervings feine Liebe 
in Ver ſeühgeſtotbenen Mary Cauipbell Herdorrief, deren bie ®tes 
Per auf feine naherige Frau, Hamnchen Armour, bel weilem 
wa gleich kamen, wenn auch ſein fpäter eingetreteneb Serhaͤlt⸗ 
MB m ber von ihm als Gfarinta gefelerten Dre. Matlehoſe ihn 
chenfals zu mehreren' feiner hetrlichſter Liebesgehtäite begeiflerte. 
Or lleſcttke auch eine große Anzahl trefflicher Llebtx in John⸗ 
fr’6 Musical Museum And arbeitete Aktie Voliolicher 
Yin, Red aber viel zit ſtilh MER Fehre Raffon' ſchon 17096, Tel 
Ve ihfe viele ſeiner rasen Mörhgke ir Noth imd Arcüüllh 
Me Dichig A Wurm net! alleht Ber erſte feiner Ratibir 
finder deinahe aulh efnbr der ln aller Vöälter, venn ſchwer⸗ 
AT br" ET he Kbtheit, Wahrheit und 


406 Schhottiſche Poeß⸗. 


Mebiiätelt der Geſtunung fo gepaart finden und dabei fe vwd 
Gefuͤhl und Anmuth, zugleich aber auch fo viel Charakteriſtiſchet ia 
der Art, wie er feine rauhe Mundart und feine Versmaße zu beauyen 
verſteht. Der Erfolg, den feine Gedichte erlangten, mußte natärlid 
eine Fluth von Nachahmungen erzeugen, bie als Gedichte in Echo 
tiſcher Mundart Schottland und Irland geradezu überfhwenmin 
Allerdings find nur wenige diefer Dichter von wirfiide 
Bedeutung, was man fon daraus abnehmen kann, daß N 
Die Mehrzahl mehr der beſchreibenden Dichtkunſt befleißigte. Eine 
der beften, deſſen Gedichte oft theitweife für Burns Eigentbum 
angefehen wurden, IR Richard Ball!) aus Linkhouſe (1776 
—1801), neben dem auch bie in England ale vramatiik 
Dieterin, wiewohl ihre Sachen eigentlih nikt zum Wuffühen 
beflimmt waren, befannte Joanna Balllie‘!) und die eiwed 
frühere Mi Sufanna Blamire (1747 —94)'?) Erwähnung 
verdienen. So verging eine Reihe von Jahren, ehe wieder drei Miw 
ner auftraten, die, wenn fie auch ihr Mufter niet erreichten, deqh 
fo viel Eigenthümlihes und Originelles hatten, daß man fie mi 
Recht als die Choragen einer neuen Vollsdichterſchule anche 
kann. Diele find James Hong"), am Ufer der Citrld is 
Gelkirtfhire (1772) geboren, und gewöhnlich der Gitridjhäke 
genannt (+ 1835), defim Lieber ſich beſonders durch ihre au 
muthigen, harmoniſchen Berfe und ihre hoch fliegende PBhan 
tafie auszeichnen, der unglüdlide Weber Robert Tanne 
bill!) aus Paisiey (geb. 1774, Rarb im Wahnfinn 1810), 
befonber6 in ben Naturſchilderungen groß, und ber einige Raura 
Allan Sunningham!) aus Bladwood (1784— 1842), da 
mit großem Geſchicke die älteren Volkolieder nachahmte, ſpater 
aber fid) mehr aufs Romanſchreiben legte, weil ihm dieß wm 
gleich mehr einbrachte. Unter den Dictern der neuehlen ZA 
IR der oubgezeiineife William Motherwelt' aus Bla 
gow (geb. 1797, geh. 1835), ber zwar unter Bund Reit 
babet aber. durch feine durdgängig gleichmäßig werthvollen Ar⸗ 
beiten ſich als einem aͤbten Kunſtdichter ausgewieſen hat. 36 wuͤr⸗ 
dig mag man ihm Robert Ricolf!) aus UAudtergaven M 
Perthſhire an die Seite Relln (LBI4— 1837), obwohl er nur IM 
ernſi⸗ melancholiſchen Liede vollfommen genannt werben fann. Unle 


Schottiſbe und Iriſche Poeſie. Han 


Den noch lebenden Schotiiſchen Dichtern find die bedeulendſten 
dee Hauptmann Charles Gray!*) zu Edinburgh, der Schuh 
mager John Struther’) zu Glasgow, der fradtbare Sa⸗ 
ler Alexander Rodger”) auf Eaf Calder in Midlothian 
(1784), Hugh Yinstie?) aus Dalliy (1792), ſelbſ 
Motherwell gleichgeſtellt, der Kunffhreinergefel Willtam Mil⸗ 
ler?) in Glasgow, berühmt durch feine Ammenlieder, der ge 
fühloolle Wehr William Thom?) in Inverary, den das 
Ungluck zum Dichter machte, der Schulmeiſter Willkam Ten⸗ 
nant aus Anſtruther“) und viele Andere, die, weil fie an Ruf 
sah din Ebengenannten Randen, bier nicht näher beſprochen wer 
den können. 

Auch in Irland?) blieb, nachdem deſſen berühmter Geſchicht⸗ 
f&reiber Moore die meiſten Originale der von Macpberfon herausges 
ebenen angeblich Oſſianſchen Lieder feinem Baterlande vindicirt haste, 
Vie Volkopoeſie in der neueren Zeit nicht zuräd: Einige der bedeutenb⸗ 
Pen Iriſchen Vokksdichter waren, außer Thomas Moore, von 
deſſen Irish Songs fpäter die Rede fen muß, Richard Al⸗ 
fred Riltikin 9) aus Eaflle Martyr (1767 — 1815), der 
Sonetid Edward Lyſaght“) aus Brickhill (geb. 1763), 
James Joſeph Callanan? aus Cork (F 1829 im 34, 
Lebendjahre), der populäre Baia D’Kelly?), Beorge 
Ogleꝝ) (1789 — 1814), Balladendichter Samiuej 
re) und der —R Grofton Groter®) 


—R ac) De A; lungen EL Ed. ee —* 8 vofäämticen Ecke 


1 nt, 
u. 337882, 
— mai Journ. 1843. 6.. Mai. : 
3) Forms. Edinb. 1721—28. II. 4 Poems, a new ed. corr. and 
. w: a gioss, to which ‚are prefixed a life of the author 
var  Chalmers) and remarks (by Lord Woodhouselee). Lond. 
II. 8. Edinb. 1827—-%. II. 8. Tbo entle „sbephard, a scots 
ar eom. w. a gloss. Glasgow 17. . 1725. Ib. 1808, 
8. The table miscellany. ib. 1724. ne. (a) “Fohlen. ib. 1730. 8. 
Sl poems in d. Sel, Scot. Poems. Belfast 1843. 8. T. I. Bel. Boch, 
Works. Edinb. 1 


838. 8. 
4) Poems. Glasgow 1748. Ediab, 1760. 8. 
5) Helenore or the fortunate shepherdess; postoral tale in (he 
——— Aberdosn —— of 1 pieces of poetry in b. 
neous CO m itive 01 po 
Posthumong works. Bdinb. 1809.:8. TON. P ? 
T) Upbes Beide f. Bidler a. a. D! Db. I. p. 128 0; 


Au, 


in 


“10 Engliſche Poefle. Veſchreibendes Gedicht. 


J $. 685. 


Beginnen wir- mit ber beſchreibenden Dichtlunſt, Denn das 
heroiſche Epos hat eigentlich, wie wir unten fehen werben, leinen ver 
Mede werthen Bearbeiter gefunden. Hier wird uns zuerſt der Schoue 
James Thomſon aus Ednam (1700 — 48) hohe Bewundes⸗ 
ung einflößen, der, vor dem Schwarzrocke, den er tragen folk, 
ſtuͤchtend, ohne Schuhe nach London kam, wobei er nichts befaß, ald 
den IV, ®efang feiner Jahreszeiten, den Winter, der folgen Ruhe 
erntete, daß er (1727) den Sommer, (1728) den Frühling um 
(1730) den Herbſt folgen Lafien konnte. Dieſes Wert ik unbebingt 
das beſte beſchreibende Gedicht aller Zeiten, denn nirgends ihß 
die Natur erhabener und treuer aufgefaßt und geſchildert; dabei hal 
aber der feine Geſoͤmadck des Dichters alle irgend trivialen Bil 
ber vermieden und durch feine condife Kürze ſich fern von allet 
Schwulft erhalten. Seine Epiſoden, wie das Gemälde keuſcher 
Liebe im erſten Gefange, die Geſchichte Amelia's und Damon’ 
und das Lob der Bhilofophie im zweiten, ſowie die prachwolle 
Hymne am Gnde und die häufig eingefireuten moraliſchen Be 
wachtungen, Reben unerreicht da. Sein Gedicht von der Br 
beit iR ſehr frofig und ermüpend, dagegen fen Schloß de 
Trögheit ganz Driginal und des Schoͤpfers der Sahredgeitet 
würdig. Weit voliendeter iR in Anlage und Ausführung des 
berühmten Dliver Solpfmith?) verlaſſenes Dorf, worin e 
die Klage der Bewohner von Auburn über die durch den Gin 
fluß ſaͤdtiſcher Ueppigkeit Herbeigeführte Beränderung ihrer ev 
ſacher Sitten und die daraus erfolgte @törung ihrer einßigen 
Zufriedenheit malt. Der Schotie William Falconer am 
Edinburgh (1730—69) hat in feinem Saiffbruche die mi 
einem ſolchen Ereigniß verbundenen furdtbaren Scenen, von denen 

er anf einer Reife von Wiexandria nach Venchig Zange Wei 
Sefäriehen, und darum eben fo feurig als lebendig geſchilden 
leiver aber konnte er einen Pendant dazu nicht wicher lem 
denn er ertrank bei einem zweiten Schiffbruch an den Felſen ven 
Diacao?), Wehr im Sinne des philoſophiſchen Berläl? 
Thomſon's mag bier Mark Akenſide aus Newcaſtle (1731- 
70), der auch als politiſcher Dichter durch feine Episie 


Englifhe Posfie. Beſchreibendes Baht. MI 


Curio, worin er ben Lord Yaltımcy angel, fh auögcl- 
nee, wegen feine berühmten Gedichtes über bie Freuden 
ver Bhaniafle eine Eiche finden‘), obgleich James Beatitic) 
(1735 — 1803) aus Kinfarbine, cin Schotte, der ſhon für 
feine lyriſchen Berichte, unter denen bie lichlide Ballade, ver 
Einfiebier, das Gehe iR, cine hohe Stelle auf 
Dihteryaınaf verbient, in feinem trefflihen Minfzel 
Gertiaritten des Genies (1771), in dem Spenſerſchen 
geiärichen, dur feinen vollig reinen Styl und bas 
dentliche Talent, womit er ten Bang der dichteriſchen Inſpitatien 
ſchildert, ſich als einem feiner Geben flar bemußten Manz er 
wien bat. Auch des ansgezeihneien Sahottiſchen Tlegilers Mis 
dael Bruce‘) aus Kimeswood (1746—67) Lechleven 
in mit cbenfo viel Talent als Sachlenntniß geſchrieben. John 
Dyer aus Aberglaßncy (1700—58)?) ſteht in feinem Greugar- 
Hi in Bezug auf Refierion und lyriſche Begeiterung Denham ſche 
nahe, allein feine Ruinen Roms find malt und lafien falt, wo⸗ 
von wider Richard Jago (1715—81)°) in feinem Edge- 
Hit den alten Mußern nahekommt. In neuerer Zeit licherte 
Vordoworth eine Sammlung gelungener desceriptive skei- 
eben, doch übertrifft ihm bei weiten ber Saneldersfohn und 
Sauhmacher Robert Bloomfield aus Heningten (geb. 1766, 
mb. 1823)°) in feinem Farmers bey, worin er auf das 
Ireueße und zugleich Poetiſcheſe die gewöhnziäfen Sanbarbeiten 
seh den Kindrüden, die er ſelbſt als Hirt nfnabe empfunden, 
beſchreibt, wogegen er in feinem Ufern des Wye, einer freilich mehr 
hriſchen Compoſition, noch höher ſteht. Gin anderer Raturbicter, 
Sohn Clare“) (geb. 1793), der Sohn eines Dreſchers, um 
FOR von hiefem Erwerbönneig und der Bärtnerei zu Helpfoms 
kbend, ließ 1818 auf Subfeription «ine Sammlung von Ge 
Voten, welche daB Landleben ſchildern follten, erſcheinen, und 
wirflich ſieht er nidt durch die Brille eines Kunſwichters die 
Natur an, ſondern mit dem umgetrübten ſeelenvollen Auge de# 
Raturfohne, dem zugleih ein tiefer Blick in das Nachtleben 
Wine Muttererde vergönnt if. Auch Samuel Rogers"), 
vr Shüler Goldſmith's, hat in feinem Bergnügen des Gehädt- 
BÜRO und feinem Verſuche über die Unterhaltung bedeutendes Talent 


Hin 


u ie Phoin "Kerei ya: 

für vleſe IE: der Deichtung Berökefer, wenn ich auch· Ben: Hp 
ckulender ves bekannten Preblgers und Borifers Iamıed Bed 
hame aus Glasgow (1765-1811) 2) Höher ſtetlen möchte 
Unter den neneſten die Natur beſchreibenden GSebichten find Hk 
feblichſen Rontgomery’e Wanverer im Schwehherlaud um 
bes ebengenunnten Rogers’ Italien, ohne Thom ae Maus 
tiee'sn) und Helnri Salt’) Verfſuche zu vergefſen 
Was nun das eigentliche heroiſche Epos anlangt, fo ſind bie 
hlerher gehoöͤrlgen Wetke Aaron Hifl’s (1083 - 1756)9 
ungemein flach und nicht beffer ale ſeine Lehrgebirhte, obgleich 
et für das Drama durch ſein Theaterwochenblatt, ihe prompte 
(8. h. der Einhekfer) und ſeine nur etwas zu bilderreiche Thron 
der Scheuſpieitktunn wichtig in. Richard Glover's, And 
Kaufmanns‘ aus London (geb: 1712, gef 1785), Keonidak, 
ein allerdings hoch epifcher Stoff, iſt zwar in tabellofer Sptache 
amd treffllchen Verfen geſchrieben, aber, da man darin wahl 
Begeiſterung und- Shmwung bes Genftus vermißt, eigentlid 
ntar einmal ein regelmaͤßiges Opus). Die kurz vor fein 
ode vollendete unb von feiner Tochter, der Mi Hatfay); 
heraus getzebene Fortſetzung veſſelben Stoffes IR vagegen' atıd' M 
anderer Hinfickr ſchwach und fleht noch unter der Nachahmnng 
bes Leonidas, der Eptgoniabe des’ Geiflichen Wiltianı WEITER 
er 1778)®), work Diefer ven brfahnten, an fi ſchon nf 
ſcht poetiſihen · Stoff aus der Mythengeſchichte Thebens wähle 
Joſeph Abroifon's ältere Campaign und Jamesé Dhou—⸗ 
ſon's Britannia, ein kutzes Geditht in 300 Werfen, können 
hier nut genunnt werben als nicht hierhergehörig. WB rerhjtäf 
Eopoͤrn nräffen hier Johm Oglivie’d’% Juͤngfteb Grit, 
worin aber die Phamtaſte zu Aypigund zu viel: Bilderreidiiäiiur M 
Johm A. Heroudꝰ 69) Hoͤllenfahrt, Nichard Eüm ber! and'd 
Talvaclenberg*) md Möntgomery’e Welt vor ver SUB 
Huch, eine Steme finden, ob: man aber Byron’s Din‘ Jul 
Wit ihm ſelbſt für ein romantiſches (lyriſches) Epos erfiäten WR, 
Fonnte mir vann außer Frage geftellt fein, wenn auf des 
jüngetn b'Joraeliꝰy Revolutibnary epie, worin er 
ben: Kampf der verſchlevenen wolitkfdhen Neinumgen in * ſeiner! 
Baterlanve im Sinne ves füngen: Englando berichtet, Hier 


Engliſche Poee. Behrens: Gediche. MIR 


gezogen werben darf. Dicſelbe Frage Tann man: mich beiShel⸗ 
hy’ .Bonualt: of. Iso, Boleringn’ 4 ııCheigiehal: und 
hampheklt Thendanic. aufwerien,.. wie. auan:: nn. ande ber 
ungluͤclichen —8 Landon fogenannte epiſch⸗romantiſche Or 
dichte, eten fe gut wie Scott’e. hierhet gchörge Arbeiten 
hefes zur lye ſavoclilchen Erzählung meet, eigenlülͥ 
geſchichtliche Epopoen kann man jetzt überhahpt in England nit 
benken, obwohl Merlot), Drimert)ume beſonders Wile 
Ham Herbert”) in ihren han barin nicht gerade un. 
zuͤcich waren, wenn man uͤberfieht, daß fie Sch m Ir. © von 
ws Silit: Clewneue foatriſen leben. 


RT 6 


—* aq. Works. Lond, 1732. II. 4. 1738. II. 170, TV.12. w 
It Corn ib. 360. il. 4 1788. IM. 8 u. 4. Anderen TER. „Poems 


em. a new ppem on The . 
Er he —— 3* — * (ich —* ih. og & Wr 
@ ' ran on the 

and the RAR or the LAN, m'by 1 Han a - Lond nd. 100) 
4 fol. by Evans. ib. 1802. 8. by Bolton \ Corney. ib. 1842 

a. d. Engl. v. Zoblex. Zürich 3764. V. 8. D. Beeipeit, 

—E in V Be. im wem. d. Drig. u. m. Unm. v. Hanſeman. 
Brem. 1048. Kane 1821. & D. Dahresgeitm a. d. Engl. dv. Palther. Rofl 
Ban 1766. & in beutich. Jamben v. Harris; "Mt. 1796. 8. g 5 * 


1789. 4 t. 
Saft: —— v. ach, r hi A r Ba b. lan 


ne Fr Sam. © —— — Hamb. I685. 8. v. Wrud: 
a —8 1824. Er 12. D. Fruͤhling metr. aͤberſ. 5. BR. Mal 


u —— Filge. Lond: 188.8. ucten D. Bee Deraqhen 
ud der Jeiſende, 2 Ged. a. p. Engl. v. Bfrbg. Berl, 1796. 

3) The shipwrek, a poem in three cantos by a sailor, Land 
a Ik. W. Fr and Ibe Efn afitba anibar by Ti. 54. Glare 


4) ©. Mhuson P. 17. 5 el P. 1 
we T. L. iR AN RE, 335 * 
K. easures * ima —* —8 8-6. Ged. 
ae r. Dedtiey Coll. of poems. T. . 1-36. Pearch, Coll. of 
poœms. T. Ill. p. 49 ag. Ueb fi b, Pr d. Einbildungskraft, 
nr I. v. Zore Berl. 1 


——— * Aco. GE che life of. 3. B. =. 1. 180% 8. W. 


— f J. 9. Edinb. 
1316, 15* Re ea 8 Pe ugin pl T. m * 
iv. 


ef: Eugl. ‚poets. Lond. p. 268 sg. The Min- 


177 1290: 
mis Dias ibe Be jedem" ‘ Bari, iM ah en ib, 260. 


‚ the poems of Colhins 
— Pe ae , vw .-t f 


ae 2 Eauglifſche Poeſie. Lehrgedicht. 


6) Poems. Bdinb. 1770, 12. u. b. Anderson T. XI. 
. Orsagar-Hill. Lond. 1777. 8. Tha Huins of Rome; Tb. 1140. 8 


Ein -Hill. Lond. 1767. 8. Poems. ibi 1784. 8. u. b, Ander- 
som T. ſ. a. Cary a. a. D. p- 109 ng. 

9) ©. Senthey, Liv. of the aneducat. poets, p. 163 24. "The far 
mers boy. Lond. 1800. 4. Rural tales, ballads. * 1802. 4. Good ti- 
dings. ib. 1804. 8. Wild fewers and banks ef wye. ib. 1806 . 
42. ib. 1813—16. II. 12. 

10) Poems descript. of Rural Life and Scenery. Load. 1820. 8. 
The village ee Minstrel. Lond. 1821. II. 8. 

1) ©. Rogers D. Freuden d. Gchächtniffes. E. Bed. a. d. Engl, d. 
X. ©. Brufius. Epyg. 1836- 

12) Poems. Lond, 1807. " 8. ©. Edinb. Rev. T. XVI. p.2l3 


—* 6rove-Hill, poom. Lond. 1799. 4. Richmond -Hül. ib. 


14) Egypt; a desoriptive poem. Alexandria 18294. 8. 

15) Works. Lond. 1754. IV. 8. Gideon or the patriotie F) 
ib, 1716. 1749. 8. The nordern star. ib. 1718. 1739. 8. The fa 
m. 1743. 8. ©. Sirfäing Be. II, 1. p. 155 sq. Cibber Liv. 74— 
poets. T. V. p. 252 sq. 

16) ©. Europ. Magaz. 1786. Januar.‘ Bufch diungsbibl. Hemi. 
17%. 8». 11. Gt. 1. ne 3. Leonidas. Lond. 17. Tas. 1770. 1798. 180% 
11. 8. (X. d. Engl. v. I. A. Ebert. Hamb. 1787. 1785. 8.) London er 
the progress of commerce. ib. 1739. 8, u. b. Anderson T. IX. 

17) The Atheniad publ. by Ms. Halsay. Lond. 1787. III. 12. 


48) The Epigomiad. Lond. 1757, 12. 1769. 8. ſ. Monthly Ber. 
T. XVM. p. 228. 
19) Poems. Lond. 1762. 4. 1769. II. 8. Britannia, im XX books. 
j wer er of jadgment, ib. 1759. 8. (Deutj v. artist 
1701. 8. 
Descent into hell. Lond. 8. Judgement of the fload. ib. 


.8. 
FR Calvary or the death of Christ, a poem; Lond. 1810. 28 
22) Bevolutionary epick. Lond. 1834, 8 
) Orlando in Roncesvalles, a poem. Lend. 1814. 8. 
Harold de Buran. Lond. 1835. 
25) Attila. Lond. 1838. 8. f. BL f. d. &it. d. Auel. 1838. ur, 660% 


$. 636, 


x Bas nun daB elgentlihe Lehrgedicht anlangt, fo ſneiſt 
dieſes wenigftens, das artiſtiſch⸗ materielle Genre dehſſelben, 
ſehr oft in das des beſchreibenden Gebiets herüber. Te 
Erſte, der hier genannt werden muß, IR der riedensridter 
William Somerville aus len (geb. 1692, ok 
1742), der die Jagd, das Wild und die Hunde beſang) 


Tuglüfihe Porfe. ihepiit. cis 


HDer ſchon erwähnte Maler John Dyer (1700-58) ſuchte 
ſich einen noch weit weniger poetiſchen Stoff, den Rupen der 
Volle und Schafzucht, und wandte denſelben auf den Gewerb⸗ 
fleiß an?),, Ya James Grainger“) (+ 1757), der Ber 
ſaſſer einer gelungenen Ueberfegung des Tibell (1759), ber 
ſchrieb ſogar den Bau und den Gebrauch des Zuckerrohrs im 
tinem langen Gedichte von A Büchers. Darum war aud) 
Billiam Mafon aus Kingkon upon Hall (1725-97), 
ber belannte Bekaͤmpfer des Sklavenhandels, in feiner Apologie 
uud Theorie der, Engliſchen Gartenfunk (1772—87), einem 
ſthen des Stoffe wegen weit banfbareren Gegenſtand, ben er mit ſei⸗ 
mem großen darſtellenden Talente elegant genug duerchführte,glüdticher. 
Er bediente ſich der reimlofen Jamben (blank verses), welde 
ton bei Philips von den Gritifern heftig getabelt werben waren, 
De er aber zus Darfiellung von Raturfeenen, die ihm auch am 
been gelangen, für fehr geeignet bie. Schon mehr Ind 
philoſophiſche Genre fpielt der Arzt John Armfrong‘) aus 
Gakleten (1709—79) in feiner ebenfo einfach eleganten als 
geißreich swipigen Diätetil (the art of preserving health), bie 
Ihm ebenfo viel Ruhm als feine fhlüpfrige Economy of love 
Zadel zugog, welche lehtere er darum felbft aus ver nachmaligen 
Sammlung feiner wisigen Schriften ausließ. Reben erſterem 
verdient ſeines Gollegen Erasmus Darwin‘) aus Elton 
(1732 — 1802) didactiſch⸗ deſcriptives Gedicht, der Botanlſche 

Sarten (1 T81L— AR), eine ehrenvolle Stelle; leider IR er ne - 
din Wert des Falten Berflandes und der fleißigen Gelchrfemicht 
gleich feiner berühmten Zoonomie, uͤbertrifft aber noch bei 
weitem den erſt nach feinem Tone erihinenn Temple of na: 
taze, Auch einiger komiſchen Epopöen will ich bier gedenken, 
unter denen, außer Somerville's Hobbinol, John &ay’e 
ms Devonfbire (1688—1732)7), des beſten Fabeldichters 
vn England befaß, Trivia or ihe Art of walking in the 
Sireets of London (1715) obenanfeht und fehr viel gemuͤth⸗ 
liche Satire in ſich ſchließt; auch fein beſchreibendes Gedicht, 
surel aports, iſt wicht ſchlecht, und feine komiſchen Joyllen, 
Ike Shepherds week, find mit Unrecht in Vergeſſenheit gerathen. 
Gowper’s balladenartiges komiſches Gedicht, Join Gilpkn, 


ME Ecgiiſche. Poifiei: Lehagehecht 


wehärt feiner Dorm halber nicht' hiechet, ui. Bu usiii? 
Bussimi ‚gegen .die damaligen Lieblingoſchanfpieler geriim, A 
wechr Satire als komiſches Epoe, Daſſelbe iR der Fall mi 
Bames. Bramfan’da Fbhikher: Barodie auf: Horazens An 
poetica, die Potitif?). Dagegen gehört der leider zu früh: ves 
ſorbenen Miß Mary Pennington 9 (1734 — 59 
Parodie won Phillpo glänendem Pfennig, der Kapferheller, ſche 
cher hierher, befondere aber der noch zu nennende Hamntint 
Bromwne!?) mit feiner Tabakspfeife, in dern 6 Gehängen 
abenſoviele Dichter ſeines Vaterlandes (Cibber, Ambr. Philtpe 
Thouſon, Young, Pope und Swift): nachahmend parodict. u 
Matthew Oreen's aus London (1606-1787), Spleen, we 
er durch den Contraſt beſonders Effect macht, IM hier zu erwäͤhnen. 
Auo neueſter Zeit nennen wir beſonders ben bekannten Critila 
Wittiam. Bifford’y aus Aſhburton (1756 —1826), gegn 
ſchlechte Dichter und Dramatiker gerichtet, obgleich auch Coombe's, 
der fi unter dem Namen Syntax verbirgt, Arbeiten nit 
dhme Attiſches Salz ſind ). Was nun aber das eigentlide 
rhiloſophiſche Lehrgedicht amlangt, fo hat dieſes ſeinen Meike 
an Edward Houng“y aus Upham (1681 geb.) gefunden 
Er debdtirte (1712) mit feiner Epiſtel an. Lord Landsdowne, 
einem politiſchen Berichte, worin er die won ber. Königin Anm 
verfänte" irnenwung von 12Pairs rechtfetligte. Dann fo 
(1713) ſein Süngfes Gericht, das nicht ohne großartige Sb 
ben: if, obwohl er Mes durch feine Darin angebrnchte: Apotheoſe 
ver Kbuigin Anna, bie voll niedriger Schmeichelei war, vrrdath 
Dhren Nachfolger Georg 1. fang er mit einem pomphaften Pa 
megurifus an, Und dann vergingen DO Jahre, in denen et Ai 
Minge ſchlechter krlechender Gelegenhensgedichte an die Kit 
And: ir: Miniſter losließ, obwohl in wiefe Zeit feine. wit 
mäßige Parophraſe des Hiob (1710) eineBtheils und feine ſichen 
berühmten Sutiren underetſeits die er unter dem Namen WM 
Huhmſucht;, eine allgemeine Leidenſchaft, publicirte, und fomit 
feiner Ratlon zweifelsohne einen der beſten Verſuche in dieſem Gente, 
deren Hauptverbienft Geift und treue Sittenſchilderung ‚find, Let 
falten, Mitilerweile wer er’ Pfarrvicar zu Wellwyn geworden, 
und als er hler vhel haͤuslichen Runimer auszuſteherr hatte (M 








beün zu Etande gebradt hate. Ben Akenſſide in ften bie 
Re geweſen, daher erwähnen wir bier neh John Ogil⸗ 
vie’6°) Providence in diri Bädern (1762), wein e 
die Alegerie für dab Lchrerritt zu Hülfe nimmt, Dabei aber 
auch den ganzen Boubaſt und tie Ucherladung verſelden mit 
hineintraͤgt umd fo überch dunkel ik. Glüdlider wer ver 
Rischandigter William Hayley”) aus Chicheſer (1745 
—1820), denn feine poetiſchen Abhandlungen über Malerei, 
Veſoidie, epiſche Poeſie x. erhielten eine Pepularität, die mar 
eigentlich nit begreift, da elegante Ginfleivung und oft übel 
ngebradhter Bilperreikihkum und gercimie Proſa ih allein no 
nit zu poetiſchen Mußern erheben konnen. Gr gehört hierher 
wegen feines Triumphs der Gharacterfefigfeit (Triumphs of 
Tempes), worin er in der Geſchichte der Serena auszuführen 
fabt, weiches Glück ruhige und fee Befonnenheit des Gharacter® 
Mm gewähren vermöge. Zur älteren Manier kehrten Henry 
James Pye”) (1745— 1813) in feinem Progress of 


‚teinement zurüd, worin er eine Gefchichte der Cultur feit dem 
Gräfe, Handeus d. Literärgefgichte, TIL, 37 


us Sitfoe Porfle. lehegtvice 


Urfpränge der Gefellſchuft zu eben verfucht. Dir neh ya W 
wähnende Robert Dods ley aus Mandfieſd + 1708), 
auch ein befäreibeibes Gebidt, the agrickiture, Yinteriih, Yo 
hoͤrt hierher wegen feiner art of preacking, im elgentlichs 
Prebigtone geſchrieben, ferner ber Novellit Samuel Zalfıı 
Bratt!Y (17491814) mit feiner gegen den Selavenheaui 
gerſchteten Hamanity ober dem Reiten der Rate (1768) m 
feiner 'Syimpathy (1807), mit: welchem eifleren man Mei 
gomeryoicy zu gleichem Zweite geſchriebenen Gedidte dı 
Verbindung dringen fann, und John Brown?) (1745-00, 
Bicar zu Naävcafle, mit feiner Nachahmung ver zwelten Gele 
Boileau's, oder „dem Menfen”, worauf er (1758) fein fh 
Uchen Veiſuch über die "Satire (1751) und fpärer Fein Orikt 
er die Freiheit (1768) folgen ieh. Auch der Sthotte Rt: 
bert Biatr?') aus Evinburgh (1699 — 1746) mub hie % 
wähnt werden, deſſen dibactiſch⸗religiöſes Epos, ke 'gra, 
voll etnfler Wahrheit ind mit einer fo harmotniſchen neh 
"er Eprattfe geſchrieben if, daß DIEB ven häufigen Word dab 
ben ſerklaͤtlich macht. Go unbedeutend tm Garen des Qudfett 
Jothhn Scott aus Betmondſey (1730-8377), der, weil « 
das Dörften Amwell, wo er den größten Theil feines Leben 
Hindrachte, in ſehr vielen feiner Gedichte feierte, gewöhmlich "Ar 
‚Winter von Amwell genannt wird, didactifch « beſchreidende Poeſtech 
. B. Amwell, Essay on painting x. find, fo ausgejeichnet # 
dagegen Englands beſter Epiſtolograph Willtam Eomper")m 
Great Berkhamſtead in Hertfordſhire (geb. 1731, ſtarb im Ballen 
1800), der in föfern zu Hayley einen Gegenfatz bilder, als dieſer, mv 
fangs vergöttert, ſeinen Ruhm noch übertebte und ietzt füR ver⸗ 
gefſen iſt, Towper, der ‚Aber Bei ſeiner Lebendzeit faäſt gar niet de⸗ 
alhtet ward, jetzt zu den Lieblingẽdichtern feiner Nation gehört. ie 
fer ſeinen Arbeiten -gebört vorzüglich feln Tirvemium hielt, 
iWwortn er das damalige Schukweſen einer ſtrengen Critik ;untenefft 
weniger iſt dieß mit ſeinen in gereimten Verfen abgefaßten Cypiſtäin, 
able talk ⁊c. genannt, "der Fall, die, abgeſehen won ver Bor, 
neigenilich tein’profatfete Unterſuchungen find, noch weniger aber Mt 
feinen Fask ober Sopha, einem ziemlich langen Sedicht in 106 
Mengen, und mehr im Thomſon'ſchen Sıyle gehalten. Obgietch fm 









—EXX 49 


aentaa· Diteniihe Fühantafie abgeht, (a IR er Dad Dur ab 
wurd vol Gefühl, und uͤberall zeigt er Ah als ſtreng rehrlikhmn 
Meheheitefregud, und in feinem zum Schute der Thiere gegem 
Di menihlihe Grauſemleit gerichteten Gedichte koͤnnen wir feine 
m dem Ernſte des Megenfiandes bedingte Begeiſterumg wigt 
ung bewundern. Auch der Baͤgerßſohn William Shaite⸗ 
Bad”) (1716 — 84), der es nad Cibber bis zum gefrönten 
Gobihter (1767) brachte, darf mist pergefien werben, Denn 
Acoeſehen von feiner trefflichen Ode guf die Tiber und von feinen 
Golden, verbienen feine. Epißel über die Gefahren des Bere 
mens, fein Verſuch über das Laͤcherliche (1743) und fein 
Bedsbart, worin er die qusgearteten Sitten feiner Zeit laͤcher⸗ 
I macht, eine ⸗htenvolle Erwähnung. So bedeutend feines 
Mamensveiters, des Schneiderſohns Paul Whitchead?) aus 
Amen (1709 — 7A), ſatirjſche Gedichte, the state dunegs 
Ar bie politiſchen Dummfönfe (1733), feine Manners, worin 
# gmabagu die Berfaffung und bie Regierung feines Baterlay- 
We an den Pranger ſtellte (1 739), und feine Gymnasiade 
4744), eine ſatiriſche Mpologie des Borens, find, fo unbeden⸗ 
Kb find das didactiſche Gedicht on the enlargement of mind 
Be Odendichters John Langhorne (geb. 1735 au Kirkby⸗ 
Broken in Wehmoreland, geft. 1779) *), und die in der 
Free hochſt uncorreclken Treſtungen der ‚Bibel des Blinden 
Frottiigen Dichters und Beihlihen Thomas Blodiod?”) 
MM Annan in Dumfries (1721— 91), eines Maurerfohns, 
deſſen Banegyricus auf Brosbritanien übrigens nicht ohne fatirifhen 
Benh und deſſen eviſche Ballade in vier Befängen, Graham, 
San von Walter Scott bemupt worden iR. Der um 
Wüfiide, neulich bei uns duch Bupfom auf bie Bühne ger 









Iadte Ribard Savage”), der unrhelihe. Sohn ber Bräfln: " " 


Ime Macclesfield, nachhetigen Obgrfin Brett, und 26 Lord 
Kos (1697 geb. in Bor Eourt Holborn, gef. 1743), bes 
amt durch feine unqusgeſetzten, aber ſtets vergeblichen Verſuche, 
"Mm feiner unngtürlihen Mutter anerkannt zu werden, ‚einer der 
Wglnelfen Dichter, den Gngland jemals befefien bat, gehoͤrt 

lich, abgefchen ‚non feinen dramatiſchen Arbeiten, mehr Dein 
Mßreitenden ‚Benre an, allein fein ‚Wanderer, fo ‚am ‚feine 
2 


Un 


us Erst: Mocie. Lefenuupk 


Urfpriinge der Sefellſchaft zu eben verfucht. Dr WR mW 
wähnende Robert Dods ley aus Mänefieb 4 1704), 7 
auch ein beihretbehbts Gedicht, the agrichiture, GERA 
Hört hierher wegen ſeiner art of preaching, im: tigen 
Predigkone geihrieben, ferner ber Novel Samuel dur 
Brart!Y) (1749-1844) mit feiner gegen den Erle 
erfipreiih Hamanity oder den Reiten der Rate (1768) 
ſeiner Syinpstby (1807), mit: welchem vifleren man 9 
gomery’sID Ai gleichem Zwecke geſchriebenen Geriäik 
Verbindung dringen fann, und John Brown”) (1775 
‚Bicar zu Nävcafle, mit Teer Nachahmung der 'pecten 6 
Boileau's, oder ‚dem Menfchen”, worauf er (175) * 
Uchen Veiſuch über die "Satire (1751) und fpäter fein S 
Aber die Freiheit C1768) folgen Heß. Auch ver —* 
bert Blatr?t) aus Evinburgh (1000 — 1746) auf } 
wahnt werben, deſſen didactiſch⸗religiöſes Epos, ke yu 
voll etnſter Wahre wird mit einer fo harmoniſchen WE 
Mer Eipraftie geſchricben if, dab DIEB den häufigen Wbrnell 
ben ſerklaͤtlich malt. Co unbedentend im Ganıen des CU 
John Scott aus Bermondfen (1750-8377), der, WE 
das Dörfken Amwell, wo er den größten Theil Feines © 
hinbrachte, in ſehr vielen "feiner Gedichte feierte, gewahm 
Oichter von Ainwell genannt wird, didactiſch⸗ beſchreidenie 
4.9. Amwell, Essay on painting ic. find, fo ausgejeſ 
dagegen Engfinde befter Fpiſtolograph Willtam € omper 
"Steht Berkhamſtead in Hertfordfhire (geb. 1.731, ſtarb im MR 
1800), verin foͤſern zu Hayley einen Gegenſatz bildet, aid“ 
fangs vergöttert, feinen Rubin noch überlebte und ’iept ft 
geſſen Mt, Towper, der über bei ſeiner Lebenszeit fÜR- gar 
achtet ward, jeßt zu den Lieblingsbichtern feiner Nation getönt. 
Her ſeinen Arbeiten gehört vorzüglich ſein Tiroctmium | 
wortn er das damalige Schukweſen einer Arengen Erttif unft 
Weniger iſt dieß mit feinch in gereimten Berfen abgefaßten Sy 
"ale talk ıc. genannt, der Fall, die, abgefehen von wert 
eigenilich rein’profatfeke Unterfuchungen find, noch weritger # 
"feinem Fask ober Sopha, einem ziemlich langen Goch: in 
Mengen, und mehr im Thomſon'ſchen Style gehalten. Obglet 























Engliſche Poeche. Lehrgebicht 431 
74) *) Verſuche Aber Die Satire, über die Vernunft Cbei bieſem 
hätte Bope mitgeholfen) und über pie Malerei, in denen allerdinge mehrt 
quier Geſchmack als poetiſches Talent enthalten iR, Sir Charles 
Hambury Williams”) (1709— 59) Fortſchritte der Unzu⸗ 
friedenheit, ein fehr origineles Werk, und Hawkins Bromne’s 
(1706— 60) Berfuch über das Zeichnen und bie Schönhelt. John 
Bilbert Cooper (1723— 67)) verdankt ſeinen Ruf nit der 
ſchwachen Nachahmung Afenfiveee, die er in feiner Macht der 
Harmonie zu geben verfuchte, fondern feinem Grabe Ehaffpere's, 
Anm Gedichte von hoher lyriſcher Meiſterſchaft. Auch gehörch 
hdierher der guie Balladendichte William Julius Midle, 
tn Schotte (1734 — 1788)”), der berühmte Ueberfetzer des 
Temoens, wegen feines moraliſchen Gedichtes, die Vorfehung, 
ſowie fein Landemann David Malletr“ꝰ)y, genannt Mat» 
Loch, aus Crieff in Perthſhire (700 — 65), deſſen Balladen 
nicht weniger berühmt find, wegen feines Verſuchs über bie 
Meraͤriſche Critik, der jedoch durch fein im Siyle Thomfon’s 
Jeſchtiebenes lyriſch . befchreibendes Gedicht, Ihe Exeursion, in 
Gäaiten geſtellt wird. Unter den neueren didactiſchen Dichtern, zu 
denen ich die fogenannte fatantfche Schule eigentlich nicht reinen mag, 
gehört hierher der noch weiter zu befpredhende George Erabbe 
aus Aldborough in Suffolk (1754-—1832)*), deſſen Ger 
biht über die Hoffnung fich beſonders vor feinen Abrigen Dicht⸗ 
Wngen auszeichnet, die faſt durdgängig an dem Haſchen nad 
Varfelung menfchlihen Elends und Verderbtheit leiden, wobel 
der Dichter ſich Übrigens nicht einmal von Uebertreibungen - frei 
hält, Gleichwohl übertrifft ihn. neh bei weiten Tho⸗ 
mas Kampbeil*) aus Glasgow (1777—1844) in feine 
Bearbeitung. deſſelben Stoffes, die wit ebenſoviel Begeifterung 
w Gefuͤhl, als Reichthum und Vollendung der Dietion.ge 
ſorieben iR, und vieleicht nur daran leidet, hab er allzuviel 
Sorgfalt auf die ‚Gorrectheit verwendet und aus allaugroßer 
Umghtihfeit den Plug feines Genie zu fehr geiügelt bei. 
Den Veſchluß mache das mit Recht wahrhaft volfsrhümlih ge. 
Wordene Gedicht des Diffenters Robert Bollod aus Mülrs 
henſe In Renfrewfhire (17991826) in ungereimten Jamben, 

eourss ef time”). 


u Engliſche Por. Schtärbicht. 


—— 
IR e rural games, a bur © poem. e . 
1819. 4. Poenn. ib. 1778, 1772. Pr 

" 2%) The ruins df Rome. Land 1780. 4. Potms, vis.: Grongit- 
Hill, the ruins of Bome, the Beece, in fonr books. ib. 1761 8. 

3) The Sugar-Cane. Loud. 1764. 4. u. b. Anderson T. X. 

4) Poems. Lond. 1759. 8. York 1796. III. 8. Isis, an el 
Land. 1749. 4. The english gurden, apoem. Lond. 1772. 4. ib. 1 

vo.mm . Burgh. York 1783. 8. Works. Lond. 18. 
1216 Cary ‘Liv. of Engl. poets. p. 190 sy. 
5) The * of preservi In. health, a poem. Lond. 1744. 4. w. a 
t. ess. by Aikin. ih. . 8, Poetical werks. Bdinb. 1781. 8. 
nd. s. a. 8. u. b. Anderson T. X. The economy of love. Lond. 
738. 8. f. Cary p. 99 sq. 

6) The Land? rn r en Te Lond, 1789-91. 1800, IA 

—— n 1. IV. 8. Ebriel a or the phil» 
yof 7 riculture and gardening. ib. 18 Moctica w 

a 118. 8. The temple of nature. ib. 1803. 4, cf. Edinb. 
Top 4i sq. Cary p. 246 sq. 

7) Fables. Lond. 1727-38. II. 4. ib. 1775. 8. Newcastle 17798 
Chiewick 1813. 8. Poems. Lond. 1775. Il. 8. The shepherd’s werk, 
iu six yastorals, Lond. 1721. 8, ©, Hirſching Wr. II. 1. p. 381 sg. 

..8).The art of I ar a poem. Lond. 1729, 8. u. 6. D 
boll. of f poems. T 62 sq. The man of taste, occasioned 
kn epistle of Pope’s om ihat subject. Lond. 1733. fol. 

8) of. Acosunt of her life from ker Ms. Lond. ei. 8 

‚10) Poems on various subjeris, lat, and en ; 1708 & 
De —8 immortalitate poema, Lond. 1754. 4. = —8 18 

11) The Spteen, and other poems by J. Aikin. Lond. 08 B 


18) The Bavied And Maeviad. Lond. 1800. 12. ©. Chamberi, 
Oyel. T. II. p. 292 aq. 
„ 13 Tour : in search of picturesque. Lond. 1813. III. 8. English 
&ance I death. ib. eod. In 8. 
14) Works. Lond. 1757. IV. 8. 1769. VI. B. 1768. IV. 4. 1 
8 71 8. Pi ht- Thonghts. ib. 1741 sq. w. not. ih. 1991. I. 14 
Ki eberf. Werke, deutſch. Mannh. aa IU. 8. Klagen ob. 
— 5 engl. u u. deut m. fnm. v. t. Epjg. 1780-9. V.$ 
Urſchr. v. v. Bengtel⸗ Gterna u. Beirt 1885. 8. u. A. 
Pebenpaufen. ‘ca ei 1844. E Der Palbmenfh "oder das Mobeleben 0 & 
gi. v. Brudbräu. Augsb. 1838, 8, II. U. ebd. 1840. 8. of. Biium 
—* ©. HI. p. 601. 2q. ©. IV, p. 832. Journ. all. Som. 18%. & 
V.p. 17. Baur Pebendgem. Bb. in P: 422 sq. Bell, Brit. Poeu. T: 
. P. 527 wg. Johnson T. IV. p. 837 2q. 


15) Rona, a poem in seven books, ill. w. a map of che Webrt- 
deb and engrav. d. 1777. 4. The providemee. ib. 1772, % 


16) ©. Cary a. a. D. p. 317 sq. Poems and plays. Lowd. 1789. 
& 


17) The progress of refinement. Oxford 1783, 4. Poems. ib 
1787. II. 8. 


18) The Sympathy and other poems. Lomd, 1807. & 


Enshide Poeſo Süreälie 108 


W) Mogmg om alyolitiom af the alaye trade. Lond; 1E09 4 
20) Bon einem andern Sohn Brown ifl * Pa 2c. the in 
wen. n 
—5— — A ach. Lo —R 65. ig —— * 
ib, 1751. Essay on man. ib. 1750. 
which ie a poem. Land. 1 ir and em. 3b. into nie: (e 
is ray’s or rem. i ransp. 
N a ul . 1833. '8 m P 
2) P Lond. 1782. 8. The n f wi 
vw. saye ** — ib. vn ouso of mouruing, ⁊ ’ 


a ne seompieint, a poem. Lond. 1826.8. Pagms. Lou 
1. 12. 17 


8, 1&05. I. * oe sth try an 
a iketch of bis life by J. Johnson. Lond. han % Jean Gi Gilpis, 


3 334 1783. 8 ie task, ib. 1784. 8. Tirocinium w a re 
view of — The lie r and Postkumous wrien eig by W-E 
By. Land, Auch m. — 1 1003 6. II. 4 
ate ra ndence By) ‚Johnsen. ib. N n.8 6... ia 
. T.H.p 5 137 . of the bi. 7, dor 
y himself. Per Here. l. > . a d. el. 1840 p- 498. 
inb. Rev. T. LII. p. 431 u. T. II. p. 80 
4) Plays and poems. Lond. 17%. II. 8. 


25) His poems and miscellaneous com sitions w. explan. not. 
ea his writings and his life Edw. Thomson. Lond. 1777. 4. 
The Manners, a satire. ib. 1789. fol. Recht habic it von Rihard 
Bhitepead The solilary, a poem. Lond, 1831. 


26) Works. Loud. 1766. TI. 8. 1802. II. 12. 


M f. Gruber Bibch. d. Aeſthet. Bd. I. p. 674 sq. Poems. Bdi 
s6. 1754. 1705. 1746. by Spence w. the Nifeof the auth. ib. 1756 


28) &. Johnson T. III. p. 174 sq. Works, w. his memeliss by 
ß Fam Lend, 1777. 11. 8. 


Works. Lond, 1774. IV. 8, Dialeguns of the dead. Land. 
— An additional dialogue between Peri icles and Aristides. 
. 1700. 6. XVII new dialogues of the dead. ib. 172. 8. ©. John 
wm T. IV. p 4:0 “4. 


3) ©. Johnaen T. IV. 2. 301 . — Poems on sexeralocnasjans. 
Lond, 1766. D. 12. u. b. ——. u. XI e 
—R The deity. Lond. Ed. IN. 1752. 8. Albions Triumph. ib. 
[9 ‘ 


83) Pestical works. Lond. 1778. 4. ib. 1782. 4. 
4 var Lond. 1763. .4. Werks. Lond. 1781. II. 12. u. 6. An- 


Miscellaneong tracts. Lond. 1759. 1762. 1791. 8. Works and 
ie ol B. $t. by 6. "Coxe. Ib. 1811. III. 8. 


88 Poems on several occasions. Lond. 1727. 8. An easay on 
X —ã on the Dunciad. ib. 1730. 8. An essay on reason. 


434 Engliſche Poeſte. Satire 
37) Odes. II. Ed. Lond. 1760. ib. 1785. 8. Works, pebl by I. 
Wealpole w. not. Lond. 1822. II. 8. 


38) The powrer of harmony. Lond. 1745. 4. Poems em sermi 
subjects. ib. 1764. 8. 


Pa 39) Poems and a tragedy. Lond. 17%. 4. f. Cary a. a. D. p 
sq. 
40) Works. Lond. 1759. IH. 8. Amyntor and Theodora or ike 


bermit, a poem in three cantos. Lond. 1747. 4. &. 8. a. b. Ander- 
son T. XI. - 


41) Poetical works with his letters and jonrnsis and his lifs 
by his son. Lond. 1834. VIII. 8. 1836. VI. 8. [.Edinb. Rev. T.XTl. 
6,50 1. x H. p. 118. u. üb. fe Verb. zu Worbsworth ebd. T. 

.-Pp- sq. 


42) The pleasures of hope. Lond. 1803. 4. Gertrude of wy® 
ming and other poems. Lond.1816. 8. Theodorio and other poems 
ib. 1824. 8. Poetical works publ. by Turner. ib. 1828. 1834. I.4 
u. in d. Works ofRogersetc. Paris 1829. 8, ſ. Edinb. Bev. T. XU 

. 271 2q. XIV. p. Vaq. Mag. f. d, Lit. d. Ausl. 1842. nr. 25; 6i- 
an a. a. D. p. 257 sq. 


43) ©. Gilfillen, Gall. of lit. Portr. p. 320 sq. The course di 
time, a poeın. Edinb. 1827. II. 8. 


, $. 637. | 


Während den vorigen Abſchnitt Hinfichtlih der Satite 
en trog feiner, einzelnen Fehler im Ganzen großer Dicker, 
Alerander Pope, geſchloſſen hatte, beginnt diefer mit des 
bedeusendfien Satirifer, den England je gehabt hat, wit Jo⸗ 
nathan Swift. Allein wir fönnen nidt cher von Min Mit 
den, als bis wir dem Arıt John Arbuthnot!) aus Arbuth 
not in Rincardinefhire (geb. 1670), Swiſt's und Pope's var 
trautem Freunde (+ 1735), hier eine Stelle vergönnt be 
"ben, ihm, dem Ewift die Ehre zugefteht, daß er die Jronie zur Haupt⸗ 


ſache in der Satire erhoben habe, obwohl er fich ſeldſt das Verdienß 


vorbehält, fie vervollkommnet und eigentlich erſt richtig m 
wenden gelehrt zu haben. Er hat eine ziemliche Anzahl der 
artige Schriften hinterlaſſen, die fämmtlih von ſeiner —X 
zeugen, mit Lachen die Wahrheit zu fagen, ohne Jemanden 
wehe zu thun. Um witzigſten iſt fein Commentar zu Gulivets 
Reiſen, und durch den unter Swift's Namen herausgegebencn 
Roman John Bull hat er befanntlih den Grund zu biefer ſel 
jener Zeit fortwaͤhrend als Spottname des ganzen Voles geb 
tenden Bezeichnung gelegt, Was nun Swift?) feibft anlang 


Engliſche Poefe.: Care. aab 


fo war er 1667 zu DubHn geboren, widmete fih dem 
geinlihen Stande, bekam die höchſt einträglihe Stelle alt 
Detant zu St. Patrick in Dublin und farb wahnſinnig 
1745, wozu der Tod feiner Frau, die er in feinen Gebichten 
als Stella verherrlichte, nicht wenig beigetragen hatte. Er Kat 
ale Jüngling ein ſehr leichtfinniges Leben geführt und ſich darin 
gefallen, auf feinen Reifen mit den gemeinften Leuten umzugehen, 
md, um ihre ımfläthigen Gefpräche recht zu genichen, bie ums 
mRändigfien Orte beſucht; dieß macht es erklärlih, warum er 
in feinen Schriften meiſtens fo obfeon und unftttlich erſcheint. 
Ded even Zweckes wegen müflen wir feine Borflellung wider 
de Abſchaffung des Chriſtenthums zuerſt erwähnen, worin er 
vie Menſchen durch Lachen zur Religion zu führen ſucht, im 
Gegenfab derer, die fie durch Laden davon abwendig zu machen - 
ſich befireben. Sein berühmtefles Werk, das ihm von Selten 
Voltaire's den Beinamen des Englijhen Rabelais eintrug, find 
jedoch Gullivers Reiſen, einer der in jenem Sabıkundert 
ſo beliebten imaginären Reiferomane, worin er England ats 
 Alliput, Frankreich aber als Blefuscu lächerlich macht, während er 
den driiten Theil dazu anwendet, die Chemifer, Mathematiter, Di 
daniker und Erfindungsprojectenmader mit ſcharfer Lange zu 
waſchen, was immer nod mehr zu entihufdigen if, als fein 
Im vierten Schelle; der Reiſe nad Houyhnhms, audgefptemer 
tafender Menſchenhaß, der ihn zu den ungerechteſten Praͤfum⸗ 
tionen veranlaßt. Höher Fiedt eigentlich fein prädtiged Märchen 
bon der Tonne, worin er nidt das Chriſtenthum, fondern nur 
die Tyrannei und Heuchelei der Priefler und pietiflifhen Kopf 
bänger angreift, aber weder den Papf (Peter), noch Luther 
(Martin), noch @afoin (Jack) ungehudelt laͤßt. Ausgezeichnet 
R auch feine Bücherſchlacht in der Gt. James» Bibliothek, 
worin er gegen Wotton und Bentley, die Vertheidiger der 
Reuem, zu Felde zieht und fie natürfid ad absurdum führt. 
Treftih AR fein Unterricht für Bedtente, worin er die Schlechtig. 
feit derſelben als Kenner ſchonungölos aufdedt, allein mit feinem 
„Borfälage, wie arme Kinder ihren eltern ferner nicht mehr zut 
Laft gereiken, fondern dem Vaterlande nuͤtzen Ponnen”, kann ich 
mid nit einverſtanden erflären, denn es legt doch zuviel Mas 


46 Gagiiph: Pace. Satire. 


Aca in dem Gebanten, Beitellinder m 1747 — 1885) wegen 
mirthe und vernehme Leute zu verlaufen, Ae eine geiftreidhe Da 
oder in Eſſig legen, oder amf andere Welle zein.ber Damm 
wen zurichten lafien. Ueber bie fünf ſatixiſchen Tiansellogen ber Reoy 
Mary Wortley Montagu?) (1000 176%), denen Bayı 
aine feihdte hinzufägie, worin ſich eine Dame über ihre durch 
die VDlatiern verlorengegangene Schönheit befchwert, kann ich 
Jäger fein, denn nur die zweite, worin zwei Dandy's über am 
aeblich von vielen Damen erhaltene Bunftbgeigumgen prahlen, if 
gebungen. Des bitterſte Satiriker in dieſem Abſchnitt iR ber 
liederliche Ghaztes Churchill) aus Wehmiufer (1731 
#4), der jedoch feine eigenem unfittlichen Racdibelufigumngen 
in feiner Rabt (1760) beſchöniat, während er in feinem Brick 
an Hogarth (1763) dicken refflichen Wale, und in feine 
Resciade (1764) die Aueurtung der Engliſchen Schauſpiellunß 
au fogar Garrick an den Pranger flelt, ja ſogar da feine 
Weifogung des Hungero bie Niedertraͤchtigkeit begeht, den Gäet 
an ihre Wrmuch vorzuwerfen. Veſſer ſiad fein Autor (1763), 
fein Beipen (1768), eine Verhöhnung des Geiſterglaubent, 
in Butler’6 Manter, wobei er aut Johnſon als Pomposo blamir, 
fein Parlameniscandidat, und die Zeiten, ein wahrhaft fchrediides 
Gemälde, mit dem ſchwarzgalligen Binfel eines Perſius entwerfen, 
dagegen if fen Gotham eine heitere Satire auf die Gebrechen 
feines Vaterlandes, das suan unter dieſem Engliſchen Schoͤppen⸗ 
Bas me verſtehen bat. Doung’s Satiren in Diſtichen find 
zwar witzig aber bad zu fehr epigrammenastig, und mail fr 
ſich alle um einen Gegenſtand, die Ruhmfucht, drehen, ermübe 
fe, Beer iR Michael Smith’) unmaskixtes hriftenihum, 
worin er mit ber Laune eines Butler ‚gegen alle Pietiſten, Ilm 
gläubigen und Sreigeifter zu Belde sicht. SamuelIohnfon‘) 
vereinigt Juvenals BeiR mit Pope's Harmonie, und fo fi 
fein London (nad Juvenals Sat. II.), gegen ‚bie verdorbenen Eins 
der Stadt ‚gerichtet, feine Eitelleit der menſchlichen Wuͤnſche (nach 
duv. Sat. X.), der Modeherr, die Modedame und die Mode 
noch heute angenehm zu leſen, wenn auch in einzelnen Details 
ieht uneerRäublich, wogegen wieder Soldfmith’s Wergeltung 
heute noch als Meißerküd gelten Sam, Der gleichzeitige Bush 


Engliſce Poei Pod. Ouin Fr 


71) ans Richtond ober Raveneworih , 
rn 1787. 8. u hy ‚möbiant, dann Journaliſt und endlich ia 
en re. mrrueiidenme, deſſen NRicktöwinbigfeit fo weit ging, 
dad er in einer Satire, die Berberbniß betitelt, Aber feine eigene 
weRlofe Lage ſcherzen Tonnte, gehört wegen feiner ausgezeichneten 
Satire, the imce, hierher, worin er die Dieter feiner Zeit eines 
ebenſo firengen als im Ganzen unpesteiliche Critik unterwirſt 
Ein weit bedeutenberes Talent iR aber John Woolicot?), ge 
woͤhnlich Peter Pindar genannt, aus Dodbroof (1788 — 
1810), der aber mehr carrikirt als malt, jedoch einer ber vorzüglichfien 
democratiſchen Dichter Englands ik, die je gelebt haben. Seine 
beſten Arbeiten find Die Louſtade (v. Iouse, Law), worin er Georg EHE. 
den er auch Ale Hauptperſon in feinem (George) Befuche in 
der Brauerei von Withbread ſchitdert, laͤcherlig macht, indem diefer 
eine Laus anf feinem Teller findet und dann UAlles in der 
Rüde ga ſcheeren befiehlt, und feine Satire auf den Natuffor⸗ 
fer Joſeyh Banks, den er in dem Augenblicke darſtellt, wo. 
Am Begriff if, der Atademie den Gap zu beweifen, daß die 
Sliegen zu Dem. Geſchlechte der Hummern gehören. Auch der 
| — bee Maler wird mit Met laͤcherlich gemacht nd ab 
hnen von den Großen zu hell werdende unvernünftige Dre 
teetton, worin er befonder6 ben Americaner Weſt bezeichnet, ber 
Mh. Von ſailriſch s tnagindten Proſaromanen gehoren hurr⸗ 
Na eines gewiſſen Anonymus, R. 8., Parodie des Robin⸗ 
Sn Vruſde, das Leiden und die bentener Peier Wiitie'sꝰ, und 
John Kirkby's!ch mehr philoſophiſch gehaltene Amalgamation 
DE Robinſon Eufse und det Arabiſchen Romens Hai FEba 
Yokdan, worin « 'ebenfols einen Yüngling, den Sohn eine 
Ceifprücigeh, ailf -chier wühn Infel vis ge Meimbarfelt 1m 
den und alle feine Beduͤrfniſſe und Kehninife llediglid burch 
ſeinen abſtraeten Veiſtand ſteden kaßt; leider iſt das Buch m 
wenig befanımt geworden, um eine wohlverdiente Beruͤhmthei 
fü erlangen. Unter Ben neueren Dieter (bein Didenis* 
in Sterne⸗Fielding'ſcher Manier geſchriebene Romane möchte Id 
nicht hlerher ziehen) hebe ich befondets Thomas Mowre 
wegen ſeiner Geſchichte der Familie Zunge in Paris, worin a 
WB ‚Betrapden dir Enhlijchen Vouriſten laͤchetlich macht, Mudkme 


[4 


428 Engtifipe Peocfe.: Satire. 


Hannah- Moret) Mus Stapleton (1747 — 1885) wegen 
ihres Bas-bleu or conversation, worin fit eine geifreide De 
wen, und Herrencoterie, bie fi unter dem Borfige: der Dame 





Reobinfon und Pioni und der Herrn Greathead, Merry, Be 


Ron, Parſons x. als Della Crusca School gebildet hatte, "ge 
gen die ebenſo umzarten als boshaften Angriffe William 
Sifford's, des Redactenrs des Quarteriy Heview, wiewohl 
fruchtlos, in Schug nimmt, und beſonders Lord Byron ausw 
zeidnen, deſſen Englifhe Barden und Schottiſche Grititer (1808), 
worin er fi gegen bie ungerechte Gritit des Edinburgh Beview 
über feine Dichtungen auf das Heftige und Beißendſte vertbeibigt, 
hierher gehören. Weniger gelungen find feine Parodie auf Southey’s 
Leihencarmen auf Seorg TIL, das Geſicht des juͤngſten Gerichts und 
fein bronzenes Zeitalzer, aber alle leiden an zu giftiger Galle. Ba 
weitem gemüthlich - heiterer iR Thomas Ho00d'?) aus Londen 
(17981844), der auch recht niedliche Liederchen dichtete, in 
feinen lomiſchen Taſchenbüchern, wird aber an Witz von be 
bekannten ſatiriſchen Zeitſchrift Punch übertroffen. 


’ 9 * — of the 1 tife „ ” A, 13 20 ſ. —— work, Im. 
2 “ Pr sq 1 rit. Biogr 
2 a2. sq. — The miscellaneons Werks en A. Lond, 1751. 17R. 





9) Remarks on the life and writings of J. 8. bh —* of Or- 


. Loud. 1752. 8, (Beuth. mb. u. *. 1762. —— 
Observations up- L. Orr. Rem ih 18. 8 ey 2 he li 
writings and character of J. 8. by 8 d. 97 ®. Sımnl 


v. Leb. e d. Brit. Biogr, Bd. yın. Ra 8 — “el. Piutar h VL 
149. Th. Sheridan, Life of Lond. 1787. & 
eino. Hannov. 179%. 8.) 6. Monk Berker, fer. Helice, . 
4200. & p. 1 sq. Cibber. V. p. 73 4. * Magaz. 1756. St. Il. 
pr. 32. Journ. Encyclop. 1763. Janv. T. . 117 sq. Pitt, u. DIE 
kerkde. 1784. St. VI. p. 1063 sq. Hist. M A "17%. Öctbr. p. 375. 
Daur, Lebenögem. 8. 1. p- 75 sq. Bdinb. Rev. T. Du PB 4 .. 
Johnson Ill. r 383 — Scott, Misc, Works. T. Il. 
Meziöres T. p. sq. Weber Democritos Bb. vo p. * 4 
. in 12.) Regis in Balls Philomathie. Bd. III. 85 ng W 
Dublin 1735 sq. VIII. 8. w. the life of ıhe anuth. br wie 
worth. Lond. 1755. VI. 4. sb.1761. XI. 8. 1763. XIV.4. 1784 XIV.8. 
bi. by W. Scott J a life of the auth., mot, ete. Edinh. 01% 
* 8. ©. Sedichte b. Anderson T.V. Ueberf. ſ. Sw. Eat. u. ern. 


chriften v. 9. H. ae — on: v8 93 S. u 3. re 


buthnots v &p 1798-39. v1. 
une. © —S— * * —S —— a. 8. Gull. Reifen 

v. Neu. üiberf._Epıg. 1810. IV. & 
u. nr 4 GStuttg. * —* * Lone. Gtuttg. 1843. 4. v. Alvent⸗ 





‚Beiß. 1838-30, IV. 8. D. Marchen =. db. Zone m. K. | 
a 7. 8 Aufllärung d. Bedientenwelt. a. d. Engl. Zeit, 1% 


3) Six Town Eclogues with some other poems. Lend. 1747. 4. 


26. Sicſching Be. I. 2. p. 211 sq. Brit. Eheol, Bagaz. Bo. 1. 
138 29. _ Pocms. Lond, 1703. 4, ib. 1776. ML. 8. w.met. ib 1804. 
8. u. b. Anderson T. X. 


5) Christianity unmasqued or an avoidable Ignorance preferable 
e corrupt Christienity. Lond. 1772. 8. 
6) Laudon. Lond. 1738. 4. The vanity of human, wishes. ib. 


1707: 4. Peetical works. ib. ‚1787. 8. u. b. Anderson 

ihn ald Dichter cf. Cary, Liv. of Engl. poets. Lond. 1846. 8. p. 1 sg. 
7) Liberty, a poem. Lond. 1756. 8. The four farihing candl 

Lend. 1762. 4. (eine Getire auf Aoyd, Golman, Ghurkill u. FA te), 

The race. ib. 1706. 4. Nur elegtih if fein Trauergedicht auf 


—* Zrau: Monody to the memory of a young lady, — die 


DE rs EEE SE. — — —— — —— 5—5 — — 


EEE A ru 


⸗ with an evening address te the nigh le. Lond. 
. 2. 


8) The Leusind, a hereic- comic m in five cantos. Lond. 
1786. 8. Works. ib. 1708. Im. ib. 1746. IV. 8. w. a cop. index and 
ssne account of his life. ib. 1816. IV. 12. cf. Beitgene en Vi. Abthl. 
IY. p. 8 aq. Public characters. Lond. 1799. p. 205. Deutſch. Merc. 
1797. Sebr. p. 156 sq. 


9) Life jr Peter Wilkins. Lond. 1750. II. 12. u. b. Weber, Pa- 
pelar Romances. Edinb, 1812. p. p. 201-348. 


16) The life of Automathes. Lond. 1745. 8. u. b. Webera.a.D. 
583638. 


11) 6. Mag. f. d. Lit. db. Ausl. 1834, ar 122. W. Roberts, Mem. 


of her life an "corresp. Lond. 1834. 8 Works w. not. and 
N men et he her. ib. 1833 sq. XI. 8. The 'bas-blea or conversation. 


12 The plea of the Midsummer fairies amd other poema. Lend. 
1877. 6. Whims and oddities. ib. 1827. 8. National tales. ib. 1827. 
1. 8 Tylney ball. ib. 183%, III. 8. The epping hunt. ib, 1829. 8, 


$. 638, 


Die poetifhe Erzählung dieſer Periode iſt theilwelſe dem 
lomiſchen, theitweife dem Iyriichen Benre angehörig. Zu dem erſteren 
gehört Swift’ liebliches Gedicht: Philemon and Bauci«, dem 
wur fen Seitenftüd Cadenus (Unagramm für decanus) and Vanessa 
(d. h. van Esther) an die Seite gefeßt werden kann. Reben ihm 


"maß der weiter zu nennende William Shenfione‘) wegen 


feiner Schulmelfterin erwähnt werben, ber in dieſer reizenden 
Dichtung in Spenſer's Geſchmack die Eindrüde feiner Jugend 
mittheilt. An jenen fchließen fi wieder Maller’s Wilhelm 


30 Mugliihe Poefie. Poetiſche Crahlang. 

amd Rargareiha ımd Einfiebler an. Weit Höher ch des Ip 
kannten Theologen und Biihoffs von London Robert Lomih 
ATIP-AT) Choice uf Hercules, unbedingt eng Der heim 
in Dopeieyd Sammlung (1756) der Dichter Kiefer Zeit auf 
genommenen Geihte?), dem wehl O liver —— 
ſender, nicht aber John Gay's hierher gehörige Arbeiten, n 
‚mehrere derartige Erzählungen Sohn Jerningham's (1727 -r 
1812)°) G. B. Amaballs, ike deserter, ihe fall afMexics, 
Honoria etc.), noh des jüngen Ricard Hole (+ 1809) 
Curate*)) an bie Seite gefeßt werben ‚Eonnen, obwohl Bormper’d 
Rahahmer, James Hurdis?) aus Biſhopſtone in Sul 
(1768 — 1801), Xepteren wenigfiens in feinem Village Curale 
und ‚feine Adriana übertroffen hat. Eher moͤchte ih des Soneniß a 
William Lisle Bowle aus Kings Sutton in Nortkamptow 
ſhire (geb. 1762)°) Coombe Eilen, Rilſchlacht ıc. hierherzichen, 
Die u fhon Robert Southey’8”) aus Vriſtol (1114 
— 18485) im jugenvlihen Freiheitsſchwindel gefchriebener We 
Tyler und defielben Jungfrau von Orleans übertreffen, in denen 
bei weitem mehr wahre Poeſie if, als fpäter in feinen grüßem 
ſegenannten lyriſchen Epopöen Thalaha, Madoc, der Fluch Ke⸗ 
bamas, der legte Gothenkonig Theodorih, Alles für Liebe und 
der Pilger von Eompoftella, worin allerdings eine Benge einzelne 
Saonheiten vorkommt, die beſonders ‚in den Beſchreibungen um 
Naturſchilderungen liegen, allein im Ganzen fi doch zu viel me 
wmerirtes Studium und Wonotonie, ja fogar triviale ‚Wffertation 
findet, ald daß man fie fürMufter erflären konnte; übrigen 
fehlt ihnen, um Epopöen genannt zu werben, offenbar Einheit 
der Handlung und eigentliche heroiſbe Begeiſterung. Crab⸗ 
be’ 8. Eeinere Erzählungen find, abgeſehen von ihrem allgemeinen 
rüöchter, dem Hafıben nah dem Graͤßlichen, eher Mufter in ker 
Form. Sohn Keats?) aus London (1796 — 1821), det 
‚früh verſtorbene Freund Shelley's, der ihm in feinem Adonas 
ein ‚unvergänglichese Denkmal fepte, iſt eigentlich in der Hoya 
und im Ausdruck zu lyriſch, ale dab man ihn hierher zieh 
‚Sönnte; mehrere feiner Gedichte, wie ‚Endymion, Hyperjen, 
Lamia ⁊c., enthalten leider zu kuͤhne Bilder ‚und ermuͤden durd 
‚aa lange Abſchweifungen. Henry Hart Milman aus Law 


Caglfpe Pose. Poetiſche Orllieng. 40t 


Yon (179779), ver mit feinem Sameor oder die Wiederiage ver 
Gupfen wenig @tnbrut gemacht hatte, Recht darch feine gan, drama. 
Wise Zerfförung von Serufilem, Umma Boleyn, Wärtprer von ine 
ſioqhia, Betſadat x. eigentlich zu hoch für dieſes Genre, fo daß 
mun in Berlegenheit fommt, wohln man ihn ſehen fol. Der⸗ 
ſeibe Fat IR es wir William Sotheby (1787— 1830) 
aus London, der ſchon mit DB Jahren durch feine Reife weh 
Watt algemeines Uufſehen erregte, ader in feinem Oberon 
41798) fein euer, Wieland, bei weitem übemaf, die fein 
Saul und feineConstance de Castille an ihm größere Befählaung 
Mm dem Genre, von dem wir jebt Pprechen, erfennen Neben, ade 
gie auch bei Ihm das Haupttalent in den Schiderungen liegt. 
"a hat der berühmte Biſchoff von Calcuna Reginald 
Hrber'!) aus Malpas (1788 — 1026) na feinem her 
Uden Palestine nette weiter in diefem Genre geſcheleden. 
Söher Acht darum John Wilfon') aus Paioley In Scheu⸗ 
And (geb. 2788), deſſen Isie of Palms ımb City of 'tka 
Nezue eben fo gut, trogdem daß fie im romankiſch⸗ epiſchen 
Giyte gehalten find, von feinem beſthreibenden Talente mugen, 
Wr feine rein deſcriptiven Gerichte, te anglers tont und tm 
Ciyde. Im letzteten Genre Abertrifft Ihn ſedoch Id Landes 
wenn, der bekuunte Orientalin und Balladendichter John Hey 
von’) aus Deuholm in Rorburahfhire (+ 1811). Mu Wie 
wit Rärltin Eltſabeth London’ aus Bonbon 
(gb. 1002, vergiftet 1898) ziehe ich hierher, deun ihre Khmmaıi 
Mt Distmgen, tbe Improvisatriee, the trauhadens, 





488 : Engliäie Parka. Poetiſche Erabkiung 


Maumion, ver Jungfray vom See, Rockeby, dem Ab ‚ie 
Iufein, Harold sc. noch weit mehr zu Theil, und Darum fehk 
man ihn den ansgezidmeifen Dichtergenies feiner Nation au 
Die Seite, Denn abgefehen von ber, Form, zu der er den allm 
Rhothmus der Ballade wählte, fheint in ihm die wmajchätike 
Kraft Wilton’s, die elegante Anmuth Campbell's, die vollenden 
Susarbeitung Pope's und das Heuer Southey’s fi haben ver 
einigen zu wollen, wodurd eben feine Dichtungen jene effectvole 
Mannigfaltigleit, erlaunenswerthe Leichtigkeit und Lieblihe Haw 
‚monie erhielten, die und fo anziehen, und es nur bevauern ler 
fen, daß er fo ſchnell von biefem Pfade abwid und fi, frelllch 
‚von dem ungebeuern Beifall, den feine Romane fanden, verlodt, 
lediglich der Proſa zuwendete. Uebrigens hat er noch das Ba: 
dienſt, daß er ein durchaus nationaler Dieter if, da feine Hel— 
den und Heldinnen ſaͤmmtlich biforifde Perfonen feined Baer 
landes find. Bergleiht man nun den Erfolg, den die Dictunge 
Seorge Noel Gordon, Lord Byron’s’) (geb. 1788 m 
Lendon, geh. 1824 zu Miſſolunghi) hatten, fo war biefer be 
weitem entſchiedener und allgemeiner, denn man lieh Byron fa 
in allen Ihelln Europas, wo man wohl Scott's Roman, 
nicht aber feine Dichtungen kennt; allein «6 fragt fih, sehe 
Uirbeiten größeren Werih haben. Wan kann Byron mit Recht 
den Res der Mannigfaltigfeit abſprechen, denn alle feine Cha⸗ 
raftere, fie mögen Harold, Conrad, Lara, Manfred und Cala 
heißen, oder den Ramen Julia, Haidce, Zuleika, Guinare u) 
Medera führen, find eigentlid nur die Varianten zweier ſiereo⸗ 
typen Berfonen, einer männlichen, unter der er ſich felbh vor 
Augen batte, die finfter, voll einzelner, großartiger Gefühle, aber 
mißvergnägt mit fih und der Welt, und unerfättlih in Ber 
gnügungen ift, und einer weiblichen (d. h. einer ſolchen, wie er it 
finden wänfcte), die voll Zärtlichkeit_ und Ergebung Alles aus 
Liebe zu thun und zu tragen bereit iR. Daher erklärt es ſich denn 
and, warum feine Charaktere faſt ſaͤmmtlich verzeichnet und falſch 
:anfgefaßt find, weil er ſich eben nicht aus ſich heraus denken 
und die Welt und das Leben nicht mit den Augen eines An 
‚dern beraten fann. ben aus demfelben Giunde läßt Mb 
au fein oft empoͤrender Septiciemus in Bezug auf Gegenſtaͤnde 





‚uote Peofe. Pocſche Uriiiung. 488 


Wer Meral und Melgton eillaͤren, ſewie feine oft henerimienäe 
VDaaqchtung feiner. Mitmenihen, Wie ſich fogar bis auf die Bis 
deraiur erſtrechte und ihn veramlaßte, beſonders Das Zeitalter ber 
MAuigin Yuma, und bier vorzugsweiſe Pepe zum Muſter zu 
achmen, denn Milton, Shalſpere umd bie alten Engliſchen Draw 
watifer ahmte er zwar Im Sthl und in der Sprache nach, allein Dem 
aueren Gehalt ihrer Werke verachteie er beinahe. Freilich IR er 
bh gar nicht won den Fehlern jener barbariſchen Geſunkenheit 
des Styis frei., die cr Andern vorwisft, und man lann daher feine 
Sqreibart mit dem declamatoriſchen, emphatiſchen, afferlirt come 
dm, durch öftere Härten widrigen Style Lucans vergleichen, 
wein man auch auf ber andern Gelte bie gigantiſche Kuͤhnheit 
feinet Gedanken, den fa halebrechenden Flug feiner Bhantafle, die 
unbeigreibkiche Rebendigkeit feiner Bilder und Vergleiche, den geile 
xeichen Contra der ernſteſten Erhabenheit und des cauflifchen 
Epoltes, die furchtbare Oewaltigkeit feiner Sprache, bie büflere 
VBerzweiflung, mit der er fchonungelos die Gefühle des menſch⸗ 
lichen Herzens aufbedt und zergliebert, bewundernd anſtaunen 
uns. Die bedeutendſten feiner Dichtungen find: Ritter Harolds 
 Wiogchafpaft, zwifgen 1812 — 16 gefchrieben, der Giaour, bie 
Braut von Abydoe, der Corſar Lara, die Belagerung von Ge 
tab, Pariſina, Manfred, ver Befangene im Schioffe Chillon, 
ber Tremım, worin er feine erſte Liebe (zu Miß Mary Chawerih), 
fine Reifen (mit Hobheuſe durch Spanien, Bortugal, Griechen 
id, Gyıus 1809-11), feine unglüdliche Helrath (mit Miß 
Nat Milbank, die nad der Geburt einer Tochter, Ada, 1815 
fin Haus wieder verließ) und feine Zertifienheit ſchildert, Beppa, 
Royppa, einige Trauerfptele umd befonders fein Don Suam, 
Üchieres Gedicht, offenbar von der poetiſchen Seite genommen, 
kin bedeutendſtes Werk, bat ihn nichts deſtoweniger wegen feiner 
Ummoratität zu dem eigentlichen Haupte der fogenannten ſataniſchen 
Dichterſchule gemacht, obwohl er ſich ſchon im Ritter Harold, 
worin er fich ſelbſt darſtellt, wie er, gleichſam Kain und Ahasverus 
in einer Perſon, mit fi und der Welt zerfallen, unflät und 
raſtloo durch die Länder flürmt, des Laflers fatt und muͤde, zur 
Re und Tugend aber zu ſchwach und abgeſtorben, eigentlidh 
als Träger dieſer Fahne ausgewieſen dat owoht gilt 


Grüße, Handduch d. Literärgeſchichte. BEE. 


488 Gnsöfee Pocke. Ponikihe: Gnitiung. 


ein Auderer, nämiih Perey Dyeaſhe Shelley") and Sub 
Blace in Guffer (1792, eriruulen 1828) für ben eigentchn 
©ründer der poetiſchen Klaffe derſelben (denn bie profaiſche führe 
Hazlitt an), nambem derfelbe im feiner Abhandiung über bh 
Nothwendigkeit des Athelsmus, der er als Ouartiermacher He Le⸗ 
mane Inſtrozzi und die Roſenkreuzer vorausſchickte, und in de 
Königin Mab (1812), einem freilih etwas wild yhantaklide, 
aber mit wundewollen Stellen (5. B. the sensitive Piaei) 
durchzogenen lyriſchen Epos, dem Coder feines. Syſtems, eine Theeek 
der Unmoralität aufgefellt hatte, Die nad der Behaupium 
einiger übelberathener Fanatiker in politiſcher Hinficht die 
Anfihten der wuͤthendſten Radicalen Nordamerikas und in phile 
ſophiſch moraliſcher die Lehren Cpicurs, Spingga’s, Holbachs wm) 
Humdd zu einem furchtbaren Teufelscatechismus vereinig 
Ziemlich in demſelben Geiſte iR fen gleichfalls Halb didactiſches 
Gedicht Alastor geſchrieben. Jedoch kann man zu ſeinen Gun 
Ken anführen, daß ſich aus dem in feinen Werken überall bw 
vortretenden Enthuſiasmus für alles Gute und Edle unbefredb 
bar ergiebt, daß er eigentlich mehr Pantheiſt als hell war 
und, theils von feinen Gegnern vieleicht ungerecht werfcheien, 
Wells von feinen Freunden mißverflanden, in dieſen übeln Ruf 
kam. Zu lebteren gehört fein bedeutender Schüler James 
Henty Leigh Hunt‘ aus Southgate in Middleſer (geb. 
1784), auf den allerding® aud ber Umgang, ben er bei ſeinen 
Uufenthalt in Italien mit Byron pflog, weſentlich eimgewirft bet 
Alle feine Dichtungen, Juvenilia, Fcast of ihe poets, befonderd 
Francesca da Rimini, die aber jener beruͤhmten Gpifebe, dk 
Dante in feiner Hölle derfelben Perfon winmete, nicht fehr nahe fomml, 
zeugen theils von außerorbentliher Phautaſie, deren Ueppigket 
nur mit Moore's Bilderreichthum verglicken werben kann, theils von 
einer beivundernswürdigen Harmonie der Sprache; allein überel 
tritt Affectation und jenes Hyperbolifiten aus ihnen hervol, 
welches man den ganzen Beriretern ber fatanifhen Schule über 
haupt zum Borwurf macht und das ihm und feinen Anhängern 
den Ekelnamen der Cockney school von Selten der Eritifer 
bed Binckwood Magazine zugezogen hat, Weit angenehme 
IR es daher, bei dem Stifter der fogenannten Lafiſtenſchule (von 


Grabe Poeſte. Poetiſche Eräflung. 435 


ASahe; See, weil ihre Blieber ſan alle in der Mähe der romani- 
a Gen von Eumberland und WBeRmoreland wohnten), dem 
trefflichen Dichtergreis William Wordéworih') aus Cod⸗ 
amouih (geb. 1770) zu verweilen, der zwar weder die Phantaſie eines 
Nesere, noch Die Kraft eines Byron, noch auch das beſchreibende Talent 
eines W. Ecott befipt, dennoch aber wegen der heitern Einfach⸗ 
heit und religiöfen Särbung feiner Dichtungen, die, mehrere lyrifche 
abgerechnet, theils zum befctiptiven, theild zum ſpeculativ⸗ philo⸗ 
ſephiſchen Genre gehören, von feinen Landsleuten neben, wenn 
nicht Über Die genannten Dichter gefiellt wird. Auch er reprä- 
jentirt eine gewiſſe religiöfe Richtung, nämlich eine Art chriſtlichen 
Bintoniömus, deſſen Bafen auf die Harmonie des Univerſums 
gebaut And und cine Art von Myſticismus einfchließen, der fie 
den pantheiſtiſchen Theorien des Pythagoras zu näßern ſcheint. 
Sein bedentendſies Wert ii das größere Gedicht the reeinse, 
welches in zwei Abtheilungen, the excursion und the white 
dos of Ryistone zerfält. Bon den übrigen Müglievern feiner 
Säule, 4. B. Southey, Wilfon und Scott, iſt bereits 
den die Rede geweien, von den übrigen, Goleridge, Lo⸗ 
ver x. wird unten noch weitläufiger geſprochen werben. 

r. 2 The Schoolmistress, in T. unt. anzuf. Werk. u. b. Anderson 


3 Steht auch b. Anderson T. XI. 
ei & Poems on various gubjects. Lond. 1767. 8, Rd. II. ik. 1786. 


4) The curate, in der Devonshire collection. 
5) The village curate, a poem. Bishopstone. 1797. 8, Poems. 
Oxford, 1808, III. 8. 
m Bonueis. Lond. 1793. 8. Hope, & an a alle sketch. Lond. 1798, 
nary, a poem. Ed. II. 184. 8 8 The spirit ef 
5 Sea, ib. 1805. 8. ©. a. Fee: . 
ne. Kr. p- 279 2 Bdinb. Rev. T. X. p. 63. VII. p. 1. XI. 
nal. XVII. ee : P4M7. XXV.p — p. 441. 
—XXI. L. p. 528. 81. f. d. Fi d. Ausl.i837. p. 241 
* d. Lit. d. — 1843. ar. 85, Gilfillan, Gall. ofliter. Portr. Edinb. 
8. p. 421 sg. Works. Lond. 18%. XIV. 8. 183732. X. 8. ob. 
XVI. zn Poeti "Works. Paris 1829. 8. Works. Lond. 1845. 4. 


a romance. Lond. 1818. yıe oetical 
wohn of —— Ihe elley and Keats. Paris 1820. 4. ifllien 


a. a. D. 
| 9 1Be Be sivzlere Apollo, with Fazio and other poems. Lond. 
MA. 8. Samor. lord of the bright city, 8 an heroic posm. ib. 1818. 8. 
The fall of Jerusalem, a dram. poem. ib. 1820. 8. The martyr of 
Astiochia, adram. poem. ib. 1822. 8. Belshazzer, a dram. poem, ib. 
1822. &.Anne Boleyn, a dram.poem. ib. 1822.8. The poetical works 
ef Milman, Bowles, Wilson and Barry Cornwall. Paris 18%, 4. 
238 


436 Chnglifihe Poefle. Poetiſche Crjkiikeng. 


10) Poem& oonsisting:of a tour threugk parts uf Hortkiind 
Wales. Lond. 1706. 4. The Battle of the Nile. ib. 179. 4. T 
of Cuzco, a trag. Lond. "1800. 8. Julisn, a trag. ib, 1801. 8. 
or Huon de Bordeaux, a mank, and Örenten, a * ei 1008. 8. 
Zaul, a poem. ib. 1807. 4. Constance de Castill 3. 
cantos. Lond. 1810, 4. Six Tragedies. ib. 1814. 8. Ay, —* 
2830. 8. Paris 1840. 18. It. and other poems. ib. 1828. B. ©. W. 


p 311 % 
1) eacaline. Lond. 1803. 8. Europe or lines on the pre 


wi ib 
) The city y of the plague and other poems. Kdinb. 1816. 8 
The Cyden 9. Leyden, cotish Descript. poems. Ediub. * 
88 aq. Pr ind gefammelt ald The recrsations ef 
3 Einb 1842. UL 8. Ueb. ihn ſ. Leyden a. a.D.p. ing. 6i 
p 
13) “The poetical remains ef J. L. with memeirs of bis life y 
J. Morton. Lond. 1819. 8. &, Scett, Misc. Works. T. I. p. 250 
14) Poems. Lond. 1822. 8. The "improvisatrice. ib. 1925. 8. 
troubedoar. ib. 1825. The golden bracelet. A 18:6. The 
violet, ib. 1827. The vow ot the peacock. ib. 1835. 8, ©. T e hife 
and correspondence of L. E. L. Lond, 1839. 111. 8. Mag. f. db 
d. Ausl. 10h. nr. 19. 6 © 8 f d. fit: 5. Aust. 1838 p. 200 9. 
1839. p. 98. 655 nq. Wolff p. 369 aq. 
15) Poetical Works. Lond. 1833—34. XII, 18. Paris 1838. 1:4 
©. Port. Werke deutfch in d. Taſchenbibl. aussi. Sta. Zwidau 182: 
— 3%. 89. 90, 149. 150. 163. 178- 183. 187. 188. 200. 4 
: 16) &. Mag. f. d. Bil. d. Aust. 1832. mr. 25. 29. 85. 90. 103 Mb. 
1833. nr. 38. 1834. nr. 25 ag. 1835. nr. 1. 42. „aan ar. 22, 
ar. 7. Bf. d. til, b. Ausl. 1827. p. 2 s sq. 383 us 
Rev. T. LI. p. 5 14. XXX, p. 87. XX oh 
xx, re p. 299 XXUE p. 19%. 53 277. xXXVIV. 
2. XXX p. 87. XXX F A ENT 
a T. Letters and arbein M B. w. not. of bi ii 
rn un h. Moore. Lond. 18%. 1832. II. 4. Paris 1833. 3. % 
b, r. 8, Sebenebefär. e. Anal. u. Beurt. ear fen. Ru v. sangt. en 1025.8. 
MW lske The life of L. * 
XL Br. Pauer. Quedl, 1827. 2. :h. Dein Ei. an. 2%, 8 
HR @tuttg. 1623. 8. v. Meyer, B. Leben, in Adrians Neberf. 
'Leigh Hunt, . and some of his contemipöraries, ww. 
the authors life and of his visit in Italy. Lond. 1823. 4. Wert. 
Lond, 1815. VIII. 8. Leipz. 1818. VII. 8, Works. wirk *. letters 
and journals and his 1ife by Th. Moore. Lond. 182. 
1839.. XVII. 18. ib. 1839. YNI. 8. The complete works ol. 5 
repr, fr. the last London edit. w. consid. add, now first pabl. e6 
not. and —F tr. by Moore, W. Scoft etc. and a comp!. index # 
jrbich is roRsed.a life by H. Lytton Balıyer. „Paris 1835. 189 
—IJ — Werke deutſch d 8. Adrian. Freft. 1830-31. 
v. Berſch. überfeet. —* 1825-27. Kat. 1. Deeih 
He Br ——* dig 1889 41. 4. od. XV. 16. übe, © v. „are. Hforh 
2. X. 16. ©. Wolff, Scörie Lit. Eur. 
* —* f. d. @it, d. Yusl. 1882. nr. 1888. er. 12824. Bi. 
d. v. Must. 1836. p "en . Yruk, Kleine Schriften (Merfeb 1967) 
ng. Gi ein np 7 2q. iflomn Mr f. Jahrb. — 
er WS. edwin, The Skelley p aan U 
b. Rer. T. x. » 494 aq. — Alastor und other 


Cughifhe Poeſie. Babel 437 
revolt of Islam, a poem. ib. 1818. 8. Posthumons 
« 1824. 8.-The masque of anarchie. ib. ıon. ®. Queen 
h. ib. 4812. 8. Works. Loud, 1824. 8. ueb. if: P. B. ©. Hort. 
fe in ein. Bande v. I. Seybt. Lpzg. —W 
18) ©. Bl. f. d. Lit. d. Ausl. 1856, P 38 * 310. 382g . The 
“ur of Rimini, & a pppm- Lond. 1816. 8. Poetical werks. 5 Lond. 
8. a legend « of Florence, a Drama. ib. 1840. 8. The palfrey, 
a poem. 

5) The exeursion, being a portion ef ihe reeiuse, & poem. 
Lond. 1814. 4. The white doe o Mn Rap a poem. ib. 1815. 4, 
Poems w. a new pref. and a ‚supp — ib. 1818-20. III. 8. 

astical skeiches i in verse, ib. A description of the 
of the lakes in the nord of England. Lond. 1822. 8. Me- 
morials of a four in the continent in verse. ib. 1822. 8, Works; 
Lund. 5 YR& Sppplem. poems ib.1842. 8. cf, Edinb. 
ker T. I. p. 217 sq. » P-1.XXV. p.355. XXXVII. p. 449 2q. 
Bf. b, ei. d. Xusl. 1843. nr. 72, BL. —* . Lit. d. Ausl. 1886. u 
28 89. 1698. p. 181 2q. 6iläian p. 307 uq. 


$. 639. 


Ehe wir jept zu der eigentlichen Lyrik übergehen, find 

einige Fabeldichter dieſer Perlode anzuführen. Dieſe 
jedoch alle in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts. 
In ihrer Spitze Acht Sohn Bay’), von dem ſchon mehrmals 
We Rede war, der zuerſt (1726) einen Band gewöhnlider Bar 
hen publicirte, und demſelben fpäter einen zweiten, politifche 
aibeltnd, folgen ließ, die aber weniger gelungen waren. 
Cr fand verſchiedene Nachahmer, und merfwürkig genug er⸗ 
Minen eine Menge Fabeln für Frauenzimmer, alo deren Ben 
fer unter Anden Edward Moore?) (1720—1751), 
Shemad Marıyat?), Alexander EofenH und John 
Henry Wynne“) genannt werben. Zur älteren Manier lehr⸗ 
m Charles Dennis), Samuel Richardſon) In feiner. 
sur mit wenig Eigenem vermehrten Bearbeitung ber Fabeln 
Füktanges, und William Walbed‘) zurüd, Robert Dode⸗ 
ley) (+ 1764) verfügte eine Sammlung älterer und neuerer 
Bakeia, md ein Ungenannier trug noch die Allegorie im biefels 
ken hinein 1%), Indem er z. B. die Klugheit und Gerestigfeit, 
We Iahresgeiten und Malerei als handeinde Perſonen einfühzte. 
Wu naseher Zeit haben Bercival!!) und James North 
tete”), Iepterer in Spedter's Manier, Gabeln gedichtet, nach⸗ 
2* vorher dis beiden Bewtds') Achnliches verſucht 


438 Engliſche Poeſte. Lheit 
Fables. Lond. 177-38. I. 8. Deuifh d. 3. J. Palthen. 
—*8 f. Cihber T. IV. p. 250 sq. ee T. ha 109 en 
2) Fables and tales for the ladies. Lond. 1749. 1757. 8. 1778.18, 
Deutſch. Epıg. 1762. 8. 


3) Sentimental fables design’d chiefiy for Ihe use of thelmdies, 
Lond. 1772. 8. 


4) Osconemy of besuty, im a series of fahles adreased 10 fhe 
ladies. Lond. 1772. 1778. 4 


5) Fables of flowers, for the female sex. Lond. 17,3. 12 


6) Fables in verse. Lond. 1754. 8. &. d’lerseli, Misc, ef Lk 
T.1p M sg. 

7) Aesop’s Fables with instructive morals. Lond. 1757. 8. 178. 
42. Deutſch v. G. ©. Leſſing. Lpzg. 1759. 8. 


8) Fables anc. and medern in the manner of La Fontaine. 
Lond. 1787. 8. Tales, Apologues, Allegories in verse. ib. 1786. 8. 


9) Select Fables. Lond. 177% 8. 1739. 12. 1779. 12. 
10) The passions personified in familiar fables. Lond. 1773. 8 
41) A faihers instruction. Lond. 1823. 18. 


12) One hundred fables orig. and selected embel. writh M 
engrav. on wood. Lond. 1828, 8. 


13) Select fables with cuts designed aud engraved ‚by T®. 
nd Jchn Bewick and others, previous to the year 1784. Nerwonstit 


$. 640, 


So rei die Engliſche Literaturgeſchichte in den andan 
Bädern der Poeſie IR, ebenfo zahlreich find auch die Lyri ler de⸗ 
felben innerhalb dieſes Abſchnittes. Ohne mid bei Young 
fo ſchoͤn auch fein Imperium pelagi fein mag, auflaitet, 
beginne ih mit William Collinsh (1720-50) af 
Shiefer, der fein Debut mit allegoriſchen und deſeriptiven Ode 
machte, aber wenig Beifall fand, dis er feine größere Die auf 
den Schottiſchen Volklsaberglauben folgen ieh, In der einige Wu 
übertrefftih großartige Stellen vorkommen. Gin ebenſo beas 
tendes lyriſches Talent zieht ſich durch feine Oden anf die %i 
denfhaften, den Schreden, die Freiheit, dad Mitleiden und DM 
Abend; dennoch aber madte Thomas Bray?) ame Fonda 
(171671) dur feinen Dorftirchhof, eine Elegie, wozu ihe 
der Tod ſeines Freundes Richard Weit begeiftert Hatte, bei 
weiten mehr Genfation (1749). Indeſſen fliehen feine Hörde 
Oden, wie die an das Ungläd, ben Brühling, die Mufl, Di 


— 


Ergliſche Poeſte. yet. 489 


Sertfiäritie Der Dicikanft und befonvers ber Ichte Barbe, worin 
cn ſoicher Ebduarb I. das Schicſſal feines Geſchlechts vertündet und 
ſich dann ben Wellen überglebt, nit nadı, wenn ihm auch nme 
jme den Kamen des Dichters der: Schwermuib und non Selten 
ſeines Herausgebers, des gelchrten Wakeſieid (1786), einen 
Gommentor,, gleich einem alten Claſſiker, verfchafft hat. Kerner 
whört hierher Thoma 6 Benrofe (1743 — 79) aus Newbury?), 
ver Racyahımer Eolin®’ und Bray’s, der bekanntlich in feiner Adreſſe 
on den Ger Großbritanniens Amerifas Unabhängigkeit prophezeite, 
un» in der Die, der Wahnſinn betitelt, ein Meiſterſtuͤck in dieſem 
Genie lieferte. Auch William Mafon (1725-97) aus St. 
Zrinity in Dorkfbire verdankt ſeinen Ruhm weniger feinen des 
kipiioen Poeſteen, als feinen Oden, unter denen feine herrlidye 
Biken von der Geburt ber Wahrheit obman flieht, wenn auch 
andere, wie das Schidfal der Tyrannei, die Schwermuth, Unab⸗ 
bängigfcit ıc., eben fo gelungen find. Neben ihm dürfen auch 
Billiem Hamilton‘) aus Bangour in Ayrſhire (1704 — 
54) wegen feiner berühmten Schlacht von Gladesmuir und T os 
bias Smollett nicht vergefien werben, denn Letzterem ſichern 
keine Thraͤnen Schottlande, nach der Schlacht bei Culloden (1746) 
viürieben, und eine Ode auf die Unabhängigkeit ein bleibendes 
Undenfen umter den Lyrikern. Höher Heben noch Joſe ph Warton 
(1782—1800)°) und fen Bruder Thomas Warten‘ 
(1738-090) aus Baflngflofe, der leider feine ausgezeichnete 
Deſchichte der Engliſchen Poeſie nicht vollendet hat, denn fie has 
in beide zuſammen eine Schule, die man nad) ihnen die Wars 
lonſche genannt hat, begründet, die, was Grfindung und Yhan- 
Ile anlangt, fehr hoch fleht, allein ſehr oft des logiſchen Ver⸗ 
ſendes ſoweit entbehrt, daß man fie faR völlig regellos findet. Der 
Aere Bruder hat uns eine Muſterode an die Einbildungskraſt, 
ver quelle eime noch befiere in feinem Crusade, einem Gefange, 
den Cagliſche Minfrels erheben, indem bie Flotte König Ridarde 
wen die Geſtade Palaͤſinas gewahr wird, binterlafien. Huch feine 

der Melancholie, feine Oden auf den erfin April und 
ven Abend, fewie feine Cpiſteln, Hamlet und die Hütte, find ele⸗ 
MR und engen von eigenem, nicht blos critiſchem, fondern auch 
VeruckosIprifgen Talente. Als erotifhen Elegiler fehte man 


“wo Engliſche Borfe. derit. 


James Hammond’) (1710 — 49) bis zu Johnſen's, ver iin 
nur für einen kalten, gezierten Pebanten gehalten wiſſen wolle, 
ſcharfem Urtheil, neben Tibul; Richard Wer‘, ſtarb zu fr 
(1742 im 26ſten Lebensjahre), um bie Erwartungen, weh 
feine Ode auf ber Königin Karoline Tob erregt hatte, zu m 
füllen, die GBärinerdichter Bere. Leapor (172246) ui 
Marken?) lebte ebenfalls nur kurze Zeit und iſt mehr Mita 
lanbichterin, ebenfo der Retor von Bimyerne Chrikoghn 
Biti”) (1699—1748) aus Blandford, der abe Nofes 
Mendez(f1758) 9), und Gterne'6 Freund, der Autodidact Ignaj 
Gando'?), ein Neger (geb. 1729, geh. 1780), der nicht He 
Geiſt und Gefühl, fondern auch bewunberungöwärbige Moraltiäl 
und wahrhaft rifllihe Befinnung geist. Als geiſtlicher Lieden 
dichter MR der Theolog Iſaac Watts”) (1674— 1749 
aus Southampton zu erwähnen; nur wäre ihm mehr Urthell um 
Geſchmack zu wuͤnſchen, obgleich ihm wahrhaft rveligidfe Gep 
Rerung und Phantafle nicht abgeht. Ohne mid bei ver am 
genchmen Liederdichterin Lady Lugborough (1756), dev Sans 
Ber Bolingbroke's, aufzuhalten, bemerke ih, daß fich zwar ale Bi 
cellandichter bemerkhar machten der Irrenarzt Rathantel Geb 
ton!) (1721— 88) zu Gi. Albans, deſſen beſtes Gedicht ſein 
Fire-side IR, und Eliſabeth Ginger Mis. Rowe (1074 - 
1737) 16, aber bier verſchwinden vor den ausgezeichneten Elegieen⸗ 
dichtern William Shenſtone (1714—68) ans Leaſewu 
eder Hales⸗Owen in Shropfſhire, deſſen Hirtenballade Wie 
benden Ruf haben wirb!), vor Richard Jago (I710 
— 15 — 1781)7), dem feine ruhrenden Elegieen, werit 
beſonders die Boͤgel eine bedeutende Rolle ſpielen, den Rum 
des Vogelpoeten verfhafft haben, vor Thomas Ticell 
(1686 — 1740) aus Bridekirk in Cumberland, der freilich uf 
als Balladendichter einen großen Ruf bat, hierher aber wegen fein 
koſtbaren Elegie auf feine® Freundes Addiſon Dod gehört, und ve 
dem Berfaffer ber berühmten Ode auf ben Audud John Logar'® 
aus Sala in Midlothian (1748—88). In der Pindariſchen ONE 
verſuchten id Umbrofe Philip 8%) aus Lelceher 1671-1749 
und der fhon genannte Gilbert Wer, in der eigenilichen Ge 
legenheitoode William Whitehead, von dem eine gm 














Bugläihe- Prefie: Iyeitı ar 


Reihe ſolcher Ardeiten aus den Jahren 2758-85 vorllegen 
inrber cigeatlich patrieiſchen aber der bekamie Sanckritforſcher 
Ch William Jones aus Leaden (1740 04) ). Min 
Gmmaenbichten fehlt es auch nicht, do heben wir beſondera 
er Marl Akenfide's Hymnen auf die Adhlichkeit une 
VLajaden), Thomas Gray's*) Hymne auf die Diderwr⸗ 
uigleiten ded Schichſals John Langhorne’s”) aus Ankby⸗ 
Sichen in. Weſmoreland (1735-79) Hymne auf bie Hu 
ung und John King’s?‘) (+ 1787) Nachahmung Hebräiſcher 
Halmen in diefer Form, weiche ihm beffer ale James Mer« 
u (1720 60) *) gelang. Im erotiſchen Liebe verfudrten: ſich 
at Or der Buchhaͤndler Robert Dodsley (1708 - 94) 
aus Manofield ?”) umd der ſchon genannte Chriſt opher Smart 
(1722— 70), im tändelnden Genre aber Georg Granviitd 
ib Lands down (1667— 1735), Some Ydnyys 
41105—87)°), der [hen gmannte Jerningham ans Gef- 
9 in Rotfolk (1727— 1812), John Witin®) und fein 
Squweſter Anna Laͤtitia Barbauld aus Kibworth Ham 
art (1743— 1825) 9) in Lelccherfhire Im Schaͤfergedichte 
hate Ambrofe Philips dem Theoerit, leider im eiwas zu 
ther Form nach, erlangte aber gleichwohl mehr Beifall :. ale 
Bope, der in feinen Eflogen (Messias, nad Feſaias omp.:40, 
u aach Virgils Pullie), the basset table, einer Darmfdkiun 

des Lebens der Stadivamen, Dinge vorbradte, die geradezu au 

den Lande und unter den Hirten undenfbar waren. Darum perſi⸗ 
fite diefer jene zuerf im Guardian (nr. 40), und dann pargbirte er 
k and, und als einmal Sohn Bay, fen Freund, auf feine 
Unenieffung im gemeinſten Bauernwinlert feine Yarodiem hatte 
felgm laſſen (Shepherds week), raubte er Philips allen Wrebit, 
wm fo mehr, als au Shenftone feine KRüdeneffoge Colemira, 
klte pastoral baflad und feine Rural elegance ganz im Tore 
6m Geiſte eingerichtet hatte, obgleich John Cunningham?) 
hopeem wieder mehr Philipo Manier folgte. Eine ſehr einfeitige 
Ihm viefer Gattung bearbeiteten Willtam Bolline, Eyled 
Jtwin®), ver beinmnte Reiſende, der [chem genannte Quäfer 
Soon Scott) md Hugh Mullegan?Y. ME Sonettiſten 
hatten ſich nit ohne —X verſacht der oben genennte John 


“ Engliſche Poeſte. geil. 


Seoit, Samuel Knight), Robert Merry (1755- 
N”) we Chartotte Smith’), und endlich vürfer wi 
auch den belannten Schottiſchen Gelehrten John Pinkerten 
6 Goinbungh (17508 -16825) nicht vergeſſen, der in fen 
Himeos (1781) einen Verſuch machte, Gefänge aud verſchichen⸗ 
artigen Srophen zufammenzufehen, bie er Cadence, Antipkuny 
uw Unison nannte, ihnen eine Preiude vorausididte und ml 
Ouinfzelten, Melodies genannt, verfab. Gr gab au nebenbel 
fogmannte Symphonies, in denen Stanzen und Brofa, gereimi 
und reimlofe Berfe abwechfelten, heraus. 


1) Pootical works 1. by Langherae, Lond. 1764. 8. by Bin 

*5 ib. 1797. 12. Ib attie Poems with the live 

— e authors by Miller, Lond. 1846. * 226 2a 2 Anden 
. „Imson T. IV. p. 39 ag. ñSik 


voms pabl by HM. Wealpele. nd. 1707: fol. Glasg. 1768. 4. 
(87 a York 1775. 4. Lond. 1789. 4. 1800. 8. to which are sdded 
ren. of his Mfe by W. Mason. York 1778. IV. 8. Lond. 1807. II. 8 
I: add. br Th. 3. Matthias. ib. 1814. II. 4. w. not. by 6. Wake 
eid. Cambr. 1786. 8. w. not. by J. Mitford. Lond. 1816-1819. 
u. b. An eflirchöof of überf. v. J. W. Geis 

GEedicht. Go 14a 1787. 8* Ueb. S. Johusen T.IV.p. 4744. 
ae NE 2.p. 16 00: Dat, Ben. 1m &t. XU. p. 5694. 
—— m. 8. u. b. Anderson T. XI. 


4) Poems, Lond. 1748. 8. 


9 ©. Car ir E is. Lond. 1846. 8. . 188 sa. — 
Pe ngl, poe p sg. 








ersen. T. X 


6) ©. enniem Poems. Lond. 1777. 1781. 8. u. 
©. Anderson . XI, 
H Lorve’s Blegies. Lond. 1732. Ina. 8. u. b. Anderson T. VM. 
© Johnson a. a. dr Id. p. 1 


6) Gem Geb. Rn u. Weka ef rd Orfrd (er: Wp 
u. b. Mason Life of Gray. 


9) Poems. Lond. 1750-52. IL 8. 


410) Poems and translations. Lond. 1777. 8. ©. Johnson T. IV. 
p. 239 sq. 


15) The chaplet, a mus entert. Lond. 1750. 8 Robin H 
4 new mus. entert. ib. 1751. 8. The sbepherds — ib. 1751. 
The double dissapointment. ib. 1760. 8. ©. Geb. d. Suppiem 
—— ar Jekyll. Lond. 1908. 8 

e Lond, 1 
is) Works. Lond. 17 1754. VL 4 u. b. Anderson T. IX, ©. Jchar 

son T. IV. p. 269 sq 

16) Works. Lowd, 1791. I, 8. 


0 mil we lied porn, ei wreral venalen Iy Name 8 


mi Ge Trike In 
the auikars. Land. 1739. IL 8. 

Werks. Lend. 1764. M.8. 1773. V. & Nr 
6. T. IV. p 328 08. 


47) Posms mersl and descripfive. Lew. 1708. & ı 3, 
T. W. p 311 eg. d’Iszaeli Curies. of liter. T. Il, p 101 og 


8) Miscellaneous, w werks. Land. 1753, IL 12. u 2. Anderaen 
T. f. Johnson T. M. p. 151 2q. 


19) Poems. Lond. 1781. * b. Anderson T. XI. ©. Ahroeti 
Miseell. of lit. T. I. p 67 og. 


20) Paste Odes aud ofher pesme. Lond. IM, 8. u. 5 Aw 
Pi 


21) ©. Cary a. a. D, p. 30 sq. Works. Lond. 1789, VI. 4, 

22) Sn f. Poems. Lond. 1772. p. 230. 347, 

23) In f. Poems. Lond. 1776. 4 p. 13. 
ı 34) Hymnes to hope. Lond, 1761, & u. Poet, Worka. Ib, 
IT. I. 8. 





25) Hymnes to fhe supreme being in imitatlon of Ihe eastern 
migs. Lend. 1751. 8. 
5) The Psaims transl. er poro phr. into Dogl. vorne. Beadiag 


- 27) Melpomene. London 1753. 8. u. b. Anderson. T, XI. 
28) ©. Johnson T. III. p. 128 sq. Works, Lond, 1732. 
29) Miscellaneous poems. Lond. 1761. 8, 

30) Miscellaneous peems. Lond. 1770, 8. 


31), Pooms. Lend. 1778. 8. Eighieen Handred end Eleven, a 
poem. ib. 1811. 8. 


32) Poems. Lond. 1771. 8, 1781. 12. 
33) Persiam eclogues. Lond. 1742. 8 


eclogues written during a hrougn Arabia 
Ne and aber parts ci Ania, Alieh in de yanr 1. Lens, 





444 Gogaſche Pheſte Ugeil. 

5. fait Abewntenn, daR feine‘ dieſer Satinagen an 4 ren 
dafteha. Darum gehören auch wchrere der ſchen beſrrochenn 
Dichter, z. B. Wordeworth, Sonthey, kiole Veyle, 
Glare, Crabbie, Keats, Grahaue, Kampbell Hay⸗ 
bey, ſeiba Byron und Sheliey wieder hierher, weis well 
und aber bei ihnen nicht aufhalten, ſondern vielmehr hier einig 
Midere beſprechen, die vorzugoweiſe rein yriſches Gepraͤge inagen, 
HObenan ſuht hier nun ber zarte Phantaſt, Samuel Taylor 
Goleridge!) aus Ditery St. Mary in Devonihire (1778 - 
2856), der, vorzügiih durch das Studiam bewilder Bitte 
(er überfepte Schillers Wallenſtein) und Philoſophen (Kant mb 
Fichte) gebildet, auch in dem Gehe derſelben gedichtet hat. Im 
been gelangen ihm bie leidenſchaftlichen Situationen, wiewoehl 
ihm auch im Uebrigen weder Reichthum des Ausbrude noch har 
moniſche Eleganz der Sprache mangelt. Reben ihm mag Charlet 
Abraham -Elton?) (geb. 1778) eine Stelle finden, unter 
deſſen Dichtungen jedoch feine auf den Tod feiner beiden im Ka⸗ 
ul von Brifol ertrunkenen Soͤhne gedichteie Monodie am Höh 
Wen ſteht. Noch weit melancholiſcker find die Elegieen (. ©. 
am die Einſamkeit, den Tod) de& zu früh verflorbenen Bletfcherfohue 
Henry Kirke White) (1785 — 1806) aus Nottingham, den 
man den Unglifchen Chenier genannt hat, obgleich er dieſen Eyrika 
noch weit durch feine wahrhaft Innige Tiefe des Gefühle um 
fette gang dem Borgefühl feines frühzeitigen Todes hingegeben 
Sqhwermuth übertrifft, die man fogar fon in dem von ie 
im Idten Lebensjahre geſchriebenen Gedichte, die Kindheit, ge 
wehrt, Auch Charles Lamb (1775 — 1834)*) ans Low 
. Von; der befannte Journaliſt, bat einige treffliche elegiſche Städt 
bigterlaffen, die ebenfo von Geiſt und Originalität, ale wahrhafter 
Empfiadung und edelem Herzen zeugm, wobel er ſich ſteilld 
nicht ganz frei von Affectation, Taͤudelei umd zu ſclaviſcher 
Nachahnung der alten Meiſter aus der Zeit der Eliſabeil 
wie Shakſpere's x, gehalten hat. Diefen Mangel fönnen wir 
aber Samuel Rogers aus London (1763—18327°) nit 





Engliſche Worte, Al. IB 


Wehliclh gehan bat. Auch der: Irlander Srorg Krotgl) 
(qeb. 1796) aiwerkte durch feine trafflice Nabahmung ıchyr;.der 
Ionen Traditionen des Torano, ber Weitengel betitelt, warin ſich 
beſonders ame erhabene philofuphite WBeltanihamumng: auefpikt, 
große Erwartungen, allein feine fpäteren : Lelßungen enifpraden 
vu nit, und fo muß man Thomas Moore’), aus Dublin 
(1160), dem Ueberfeper des Anacreon und Nachahmer pes Gi 
m, den die Franzoſen, wiewohl mit Unrecht, dem nnmeraliiten 
Vamy an die Sekte geſetzt haben, allein das Verbieuf; zugefichen, 
m feine Laltah Mook (1817), beſonders aber in die Eplinne 
derſelben, das Paradies und bie Peri, einen Duft orienialiidgr 
VDhantafſe gegofien zu haben, welcher nicht lieblicher von den 
Dichungen eines Hafiz und Saadi ausgeſftroͤmt wird, mh Abm 
den Beinamen des ortentalifhen Blumenmädchens verſchafft har. 
Wah, ſeine Liebe der Engel (nad 1 B. Moſis 6,2), ein Eioff, dan 
4 ver von Moore mit berrlihen Stanzen pröfyniäete Byram 
aner dem Titel, Himmel und Erbe, befang, if. wit wahrhaft 
Davidiſcher Begeiſßterung gedichtet, während Byron überall ſeincn 
alien Skepticis mus zur Schau "trägt, Allerdings verdanlt 
Moste feine Europälfhe VBerühmeihelt mehr feinen Irich Me- 
Wlies (1813), Heinen Heblichen Liedern, die er Acht natienalen 
deiſchen Melodien angepaßt hatte. Reiner Naturdichter Dageyım 
WR ernſer Vieberfegung IR Ebenezer Eltiott®), Schied ja 
feinem Geburtsbvorfe Masbro bei Sheffield (geb. 1781),. der wegqu 
finer politifchen Gedichte, worin er ohne Menſchenfurcht Die 
Cache des durch die lediglich zum Vortheile der begüterien dann⸗ 
Infyer Sefchenden Korngeſehe unterbridtten Volles verſucht, ‚dep 


Cora-Taw Ehymer oder Rorngefepdichter genannt wind. Merkuder 


N ſicht von ihm der rein in Idealen lebeude; allerdings and 
denelratiſch gefiunte James Montgomery’), aus reine 
RM Unfbire (geb. 1771) ab, denn feine nach Herruhutiſchen 
Ormirfäpen geleitete Erziehung hat ihn ſtets in polltiicher Hin 
ht als zagbaften Dulder erfcheinen laſſen, und nur in feineg 
hiärciienden Dichtungen, wo er nicht anſtoßen Tonnte, IR ver 
Otag feiner Poeſte frei und wahrhaft großartig. Sein Ne 
umsyetter Robert Montgomery, ein Geiſtlicher, IA nod 
Wi etgichiger ald er, und tro ſeines Mangels an Originalität 


er Engliſche Moeſte all. 

und ſeiner RNachlafſtzkelt im‘ Seyl in Englanb fe. UM, 
daß 1842 von feiner Mgegenwart Gettes besttie. Die DLR Aufl 
erfatenen war. Un Zartheit ver Empfindung mab Inniger Briw 
wögfelt karm man Grflerens Die fehr begabte Dichterin Felie a 
VBorothea Browne, verchlichte Heman 6!) aus Blvapal 
an die Seite Rein (1 T94-—1835), die wur in Berug uf ir 
Ungfik in der Ehe wit der durch einen fbanbaldfen, frellich m 
ühren Gunften entſchiedenen Scheidungsproceß Selanaten Care: 
line Eliſabeth Sarah Norton!) aus London (1800 
der Tochter von Thomas und. Enkelin von Richard Drinsich 
Sheriban, verglichen werben lann, denn ihre allerdings zan em 
pfundenen und gedankenreichen Dichtimgen ſtehen doch in Baugianf 
ſ ðpferiſche Phantaſie hinter denen jener zuruͤk Ohne Grund fit 
man in neuerer Zeit die ammutbigen Poeſteen ber Mrs. Mary 
Lighe®) (1773-1810), einer Irländerin, vergeſſen, mem 
Be auch m Sprache und wahren Genius hinter den Leitungs 
ver frommen Quaͤkerin Rary Wood, verchliäten Homwitt”) 
aus Coleford tn Gloceſterſhire (geb. 1806) zuruͤckſtehen, We 
freilich dad Slaͤck gehabt hatte, durch ihren hoqhgebiſderen Gab 
ven, William Howitt, ſtets einen Mentor zur Seite zu hate, 
Diemtis daſſelbe fan man von Wird. Southey (Caroline 
Bowies) jagen‘), fowie von Miß Elizabeth 2. Bat 
rett), ber Leberfepertn des Keſchyliſchen Promecheus. Schr 
zu beklagen iſt es, daß der Pfarrer Charles WBoife) wu 
Dublin (1791-1983) nur wenige in Zeitſchriften gerfireut 
Geblchte veröffentlicht Hat; allen hätte er auch michts als fee 
Elegie auf den Tod des General Moore Hiaterlafien, fen Nam 
wärde dennoch unvergeßlich bleiben. Auch Walter Savage 
Bandor!) aus JIpéley Court in Warwichſhtre (1775 ge) 
bat, obwohl viel in Profa, nur fehr wenig in gebundene 
- Mede gefäriebenz nichts deſtoweniger gehört er aber wegen ber barl 
an den Tag gelegten Gedankenfuͤlle, Menſchenkenntniß und Kr 
In die Zahl der ausgezeichnetſten jeht lebenden Engliſchen Dich 
ter, Ein vortrefflicher Lieberfinger MH auh Bryan Walter 
Brocter, als Dichter unter dem Namen Barry Gornwall”) 
Bekannt, Advocat su ondon (geb. 1815), ſeiner Baterfiabt, wenn ihn 
au in diefer Dichtungoform der ſchon genannte Thomas Hood, 





Ansliiihr Yu. el. AR 


Ifenhe6 aber der Echaufpiele uns Sthaufsichikter Eharies 
Dihvin”) aus Southampton (1745 —18:4) bei weile am 
VYepularitaͤt übertroffen haben. Letzierer hinterließ nahe an 1200 
Velfslicher, die er groͤßtentheils felbſt in Muſik fepte ‚und. Dach. die 
in fie gelegte Acht patriotiſche Befinnung und gemüthlige ‚Geiterfeit 
zum Cigenthume der Nation Rempelte, in deren Munde fie auch üherafl 
And, beſonders aber in dem der Matrofen, deren ganzer Deukweiſe er 
bh darin angepaßt Hat. Reichthum der Phantafie und Leichtigkeit in 
Verſemachen muß man forwohl Alfred Tennyfon”) auß 
Liacolnſhire (geb. 1816), ale Thomas R..Hersey?!) (geb, 
1816 bei Paisley) und befonders Thomas Haynes 
Bayin?) aus Bath (1797— 39) zugefichen, allein unter die 
fem Kleebatte bat fi der Letztere beſonders durd die Nauurlichkelt 
ſeiner Dichtungen und bie Befälligleit der zu ihnen gewählten 
Bor bervorgethan, während der Erſtere leider zu ſehr an Keats 
almet und darum auch allzugeſucht, befonderd im Ausdruch, 
aſcheint. Als Balladendichter nennen wir auch Thomas Bar 
dington Macaulay?), der in feinen Lays of 'ancient 
Rome Riebuhr's Idee, daß alle von Livius In feiner Römifchen 
Geſchichte gegebenen Rotigen über Roms Urgefchichte auf Alterek 
Selföfiedern beruhen, ausgeführt und fo die einzelnen Helden 
haten derſelben in Balladenform gebracht. Auch einige Naturdichte 
lebten in dieſer Beriove, wie James Woodhoufe (geb, 1733, | 
kit noch 1803) °*), der Schuhmacher zu Woodſtock John 
Benner?), John Frederik Bryant?) aus London (1758 
-9), John Jones”) aus Clearwell in’ Bfoceflew 
fire (1774 — nah 1827), eine gewifle Unna Dearosley 
(f 1806), William Anor ans Edinburgh (+ 1825 im 
36. Zahre??), der radicale C. Eole”), ein Medanifer in Lon⸗ 
don, und der Korbmader Thomas Miller’). Unter ben 
modernfien Dichten und Dichterinnen nennen wir noch John 
Sterling”), Nachahmer Coleridge's, W.Mondton MilnesY, 
Raqchahmer Wordsworths, Charles Maday), der wieder 
m Säule Pope's und Goldſmith's zuruͤckkehrte, den originellen 
d. R. Moit*) x, RT. Carrington, Major Ealder 
Campbell, Aaric W. Watts, William Kennedy, 
Tomas Alrd aus Bowder, Charles Swain, den jüngern 


vr Eng liye "Bode. it. 

Wartley Colerivge, IJohn Mateoimk. in neh 
Wigrertunen die rabicalte- Eliza Coot, Day Eameik: 
Stuart Wortiey, Mrs. Henry Goteridge, Niß Sroeit, 
Outfe Inne Tvamley, Mary Ehalenor, Me. Ort 
vd, eine Schottin, und viele Anders, die Bier alle zu all 
u weis führen wuͤrde. | w 


NE. Eilfiien Gall. of Hit. portr. p. 703 aq. Wolll, 2a 
ne ee 

«Vo .vyo u . . . 1) ra ic 83 e 68 Q 

end opinions by *. T. C. Fond. 1817. N B. 8 Inter, 
onvers. amd recollectichs af C. Loki. 1836. Ib 8. Gil Ne. 
of C. ib. 1838. 8. Coleridge’s Table talk. ib, 1838. II. 8. 
works. Leni. des. ni. Gb. 1834. In 8. ueb. [.Ecl. D. Ar ) 
a. d . 2. Soefer. l. 144. 1 a. Dichte D P} 
u. Mrs. Landon Macken im Verem. d. Drig. v. Krane, Dan. 188. 9 

2) The brothers, a monody and other poems. Lond. 1826. 8 
.„ 3) The poetical remains of HM. K. Wh. w. am acotaut ef bh 
Jife. Lond. 1807. II. 8. u. oft. ©. Cary a. a. D. p. 212 sq. - 

4) ©. T. Noon Talfoard, Ch. Lemb w. a sketch of his is 
Lend. 1837. II. 8. Chasles, le XYVIll. sidcle en isbegre. (Pa 
1846. 8.) p- ?76 ag. Gilfillan, Gall. of lit. portraitse Rdinb. 184&- 
p. 333 0. Nag. f. d. it. d. Kusl. 1835. nr.69. Works. Lond. 1816, 
% Prege Works. ib. 1686. Ill. 8. Poetical Works, ib, 1836. I. 6 
Album verses with a few. others. ib. 1840. 8. 

5) The poetical works of Rogers, Campbell, J. Mon 
Aamb and Kirke White Paris 1529. 4. Peems. Lend. 16f2.. 
1834. 11. 8. Ode on superstition and other Poema. ih. 1786. 8, TW 
| of memory. ib. 1792. 1801. 1810, 8. The vision of Colss# 
Y 









Jengeeline, Hamen life. ib. 1619. &. Italy. Lond. 1822. ib B 
. 1850. 8. ©. Edinb. Rev. T. XXU. p. Ben. Mag. fı d. Muh 
Aust. 1834. ur. 2. 


6) Lines on the death of princess Charlette. Lond. 1818. 6. Th 
angel of (he werld, an arahien tale ; Sebastian, a spanish tale «Öl 
0 — Lond. 1820. 8. Paris in 1815 and o pen ib. 
1621. d. Catiline, a trag. w. other poems. ib. 1822. 8. Poetial 
Works, ib. 1830. IL 8. 


. . Nn& Kdinb. Rer. T. XXIX. p. 1 sq. Wolf. p. 225 e% 
ed 1823. St. XX. p. 184 sg. Mag. f. d. fit. d. Yusl. 1883. ar. 
tät. f. d. Lit. d. Ausl. 1840. p. 17 42q. Episties and other 

Kond.1808. 4. 1814 u. öft. II. 12. Lallah- Rook. ib. 1847. 4. if 


r 


u. öft. The Fudge Family in l'aris. Lond. 1818. 8. The loves 
angels, an eastern romance. ib. 1823. 8. Irish melodies. 
—34.X.2, The epicurean, a tale. ib, 1877. 8. Poems. Leipz.15® 

. Poetical works. Paris 1841. III.8. Lond, 1840. X. 8. Works, 

1840. XXI. 8. od. IH. A. Ueberf. f. Gedichte a. d. Engl v.3. 8. Carl 

Ä nf. 1830. 8. Die Liebe d. Engel m. engl. Text v. 9. Sr. n. Haugri 

resi. 1829. 8. v. Balduin (I. P. Röbe). Berl. 1829. 8. 0.3.8. Reuliik 

Münd. 1834. 8. Lalla Ruth od. d. mongol. Prinzeffin, a. d. Engl. v. ⁊ 

son be la Motte Fouqus. Berl. 1822. 8. v. Witthaus. 3wickau 1828. 

16. metr. v. Bueren. Emden 1829. 8. v. 8. v. Pechlin. Frkft. 1800. S$ 

d. J. ©. Denke. Bremen 1848. 8. Das Paradies u. d. Perl v. 9. 


Englſche MPoeſie. drit 448 


UM. 16. ©. DR: Witn. Onmb. 1837. 12. Iriſche Abeste, 
n.W5. Gornelins. ebd. 1841. 16, Portifche Werke deutſch * Didier 
ti. 183940. 1843. V. 16. 


: If. 3E f. du Sit. d. Ausl. 1838. .p. 406 ng. Gillilen 0. a. D. 
ee — GCorm-Law Rhymes. Lond 1832. 8. Foeme, ib. 


9) f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1834. nr. 1. (eb. 1842. nr. 50. Rdinb. 
Rev. T.LI p. 193 2q. Üner Robert Montgomery. Bon im: Aunfr, 
korer; death; a vision of heaven; and a visionofhell. Lond. 1328. 4, 

ominipotence of Ihe deity. Lond. 1828. 8. Satan, a poem. 

DB. 1820. 8. Oxford, a poem. Oxf. 1831. 8: The Messiah, a m. 
®. 1832. 8. Woman, ihe angel of life, a poem. ib, 1833. 6. Lu- 
iker, a poem. ib. 842. 8. cf.Clarkson, R. Montg. and his reviewers 
w. some reımarks on the present state of engl. poetry. ib. 18%. 
%) Greenland and eiher poems. Lond. 1819. 8. Songs of Zion, 
ag imit. of psalms. ib. 1822. 8. The pelican island and other 
Nems. ib. 1823. 8. Thoughts on wbeels, a poem by 8. Roberts 

state lottery, a dream. ib.1817. 8. Prison amusemenis, ih. 1707. 
& The wanderer ot Swiizerland. ib. 1846, 8. The Westindies. ib. 
10: 8. The peoets portfolio. ib. 1835. 8. | 


10) National Iyrics and songs formusic. Lond, 183% 8. Mymns 
%# childhood. ib. 1834. 8. Scenes and hymns of life. ib. 1834. 8. 

restoration of the works of art 10 Italy, a poem. Oxford. 
Rik 8. Tales and historic pooms in verser. Lond; 18:9. 8. The 
'seeplic, a m. ib. 1820. 8. The siege of Valentie, a dram. poom: 
fhe last Constantine and other poems. ib. 1823. 8 The lorest 
‚Wuctuary and other poems. ib. 1825. 8. Edinb. 18%. 8. Songs 
W the affections with other poems. ib 1830. 8. ©. H.F. Chor 
key, Memor. of Mrs.H. w. illustr. of her liter. character from ber 
MMivale corresp. bond. 1836. 1. 8. Bl. f. d. Lit. d. Aust. 1886. p. 109 
> 1340. p. 1386 2q. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1843. ar. 56. 182. J 

11) S. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. nr. 88. 1846. nr. 66. The 


wrrows of Rosalie. Loud. 1825. & The undying one. ih, 1830._B. 
The dream and other poems. ib. 1840. 8. 


12) Psyche with other poems. Lond. 1816. 8. 


19) The seven temptations, a series of dram. . Lond, 
184. 8. The forest minstrel and other poems by Wiltiam and Ma- 
An ib. 1823. 8. The desolation of Eyam and other poems. ib. 


14) Ellen Fitzarthur. Lond. 18:0. 8. The widow’s tale and other 
Be 1822. 8. The birth day and other poema. ib. 1836. 8. 
Silary hours. ib. 1839. 8. . 

_15) The Seraphim aud other poems. Lond. 1839. 8. The ro- 
Mast of the page. ib. 1839. 8, 

16) Proben b. Chambers, Cyelop of engl, liter. T. IL p. 416: : 

7) ©. Oitfllen a. a. D. p. Zi ng. Poems. Lond. 1795.6. Gebir, 
rat Julian and other poems. ib. 1831. B. 

18 S. Edjab. Ber. T. XXXIV. p. 449 XXXII. 144 

Lrecian Colouna, an ital. tale w. other poenis. Lond. 18:0. 8. Mi- 
| Ole, Henteng 2. Eisteängeigigen IE. 29 


zuwlela, u wäg: ib. 1808. 8. The Mnob ef‘ a 
Proveisce änd otkier hodme. ib, 1828. 8 —— fe 
small poems. ib. 1832. 8. Zu 


99) Bauılßngs. Kond: 1894. 8. w. a:mem. ef bis lißt aad wri 
Uugs by W. Kätc . 3b; 182. 8.: cf. The protsesionel life dl Mr 
D. writien by himself together wilh the words of six bindte 
nonge: sel. fr. his works. Lond. 1883. IV. & Ben feinem Gobhm 
barles rühren ber: Young Arthur or ihs child of —A 
imefr. rom. Lond. 1819. 8. Comic tales and Yyrical. h an 
the chessiad, a mock-beroic in fire cantos, and the Wreath ofl 
in fahr cäntos. ib, 1825. 8, | 
-ı 138) -Poeins. Loud. 1880-32. II. 8. 
"21).The poetical skeich hook. Lond. 1835. 8. 
. MM) ©; Chambers Cyclop. of Engl. lit. T. H. p 471 sg. 


—R lays of ancient Home. Lond. 1882. 8. Poems. ih. 1%, 
8 Wag. f. d. Lit. d. Audl. 1843, nr. 78. 


: 24)’ ©; R. Somihey, Lives of (he uneduonted posts Lend. IE. 
8. p. 11% sq. Wolff, Hausſchat d. engl. Yorfe. Ey. 1048 9 p. 8895 


I) ©. Bouthey m a. Di: pP. 1a 0 
26). S. Southey 9. a. D. p- 130 sq. 
27) ©. Southey u. a. D. p. 100 1g. G. Gebichte br. p. 1 Mi 
260) &. Southey a. a. D. p. 125 1q. | | 
" 26) Songs of lerael. 
- ,36) Paetical and aiher poems. Lond. 


38) Mk Hay in the woodk, a conmdctdd serken of tuhag md pet 
Lond. 1836, ®, Rural sketchos. ib. 1339, ®. Songs of: ile ten⸗ 


ayaphe 
32)' Misceltengeus poeme, Loud. 1839. 8. 


ip 83) The hope of the world. Lond. 1840. 3: Phe Salamandriae. 
” 1832. ‘ u . ‘ 

. end of Geneviere and other poems. Land. 1895 & De 
Pe ih. 1843. 8, . pr , 

. 3). Paems.. Lond. 1838. U. 8. , . 


ten. De. $. 642, , . 
Waͤdhrend bie letzte Periode der Engkiſchen Poeſie in Wpih 
&er Beziehung mehr Gediegenes als die frühere Ieifete, M 
das höhere Drama fehr hinter den andern Fächern yırifgebllabes 
und ſo mahtreich beſondera in neueſter Zaktihie Berſuchs waren, dit 
möhsere wer.beßernügrifer unſerer. Zeit in Danfslbenumnditen, fo ind ſie 
doch fämmtlih nur höhft miltelmaͤßtg Auagerdm: " Det "ee 
BREc' zu ‚Nentiärfbe Dichter, ber aber and roch in dir vorig 
Periode ſpielh IR Colley Cibben) (1671 - 1757) an 


Cugtiſche Oeeſu. Dumm. 491 


Sven, deſſen Debut, das letzte Hitfömiitel der Liebe (1000) 
einen weit größeren Erſolg als alle feine fpäteren Stuce hans, 
sat einmal den Sorgloſen Ehemann (1704) umd den Aichtſchwbret 
(117), eine ſchwache Nachahmung des Tartuffe, ausgenenimen. 
Eein Sohn, Gotthieb Eidder?), (1703 —57), war Schau⸗ 
frieler und Schauſpieldichter wie er, hat aber nicht viel Sonder⸗ 
lihes geſchrieben und if höchſtens wegen feiner Rachahmung 
von Ramſay's Schaͤferſpiel, Pattie and Peggy, zu erwähnen, 
Wach feine frau, Sufanne Marta Eibber, (1716 — 06)°), 
war eine befiere Actriee als Dichterin, obwohl ihre Lieberfegung 
von Gt. Foix's Orsets gefiel. Der Hofmedicus Benfamtn 
Hoadley (1705-—57)* aus London verfaßte eins der beſten 
Sude der Engliſchen Bühne in feinem Argwöhnifden Ehemann; 
eber fein Bruder John Hoadley (1711—76)°), der eben⸗ 
Ks für die Bühne ſchrieb, erhebt fi) durchaus nicht Aber das 
Viveaun der Mittelmäßigkeit. Dagegen gelang es Robert 
Dodoley°), der aus einem Bedienten Dichter und dann Buchs 
Wandler ward, durch feine Galanteriebude (1785) in Ruf und 
femit auch zu Ginnahme zu gelangen; auch machte er den bas 
ih erregten Erwartungen durch das auf eine alte Ballade bas 
fite und mit nationalen Bolfslievern gezierte Stüd, der König 
und der Müller von Mansfield, und deſſen Fortfetzung, Sir 
dehn Cockle, leine Schande. Der herumziehende Comoͤdiant 
John Cunningham?) aus Dublin (1729—73) hinterließ 
wur nur ein Stüd, die Liebe im Nebel, allein dieß IR darum 
merſwuͤrdig, weil Garrid feinen Läügenhaften Bedienten date 
nad arbeitete. Sein Landsmann Thomas Southern?) auß 
Dublin (16591736) ficht bei meitem höher; denn wenn 
much fein erfies Etuͤck, der Perſiſche Prinz (1682), ale rein 
pouſches Parteiſtuͤck (es feiert den Triumph der Torys) Teinen 
Werth haben Tann, fo Rechen doch fein mad einer Novelle ver 
phra Behn geſchriebener Oroonuko und feine Unglüdtiche Gebr 
ih an Lebhaftigfeit der Handlung, Energie der Gedanken und. 
dedenſchaft und Schönheit der Sprache keinem andern Aballtei 
Etide feiner Ration nad. George Litio) (16981780) 
bei Moorgate in London geboren, der Erſtader des Engliſchen 
bhegelihm. Trauerfpiels, Hat faR nur Bamiliendenmaß gefdjrichen: 
29 


433 Englifge Nee: Drame 


wub: Reid die Abſicht verfolgt, an der Verderimiß der Eiun 
und häuslihem Unglüd zu zeigen, wohln Wangel an moralites 
Brunrfägen und Iıreligofliät führen. Seine befin Exide fa 
der Kaufmann von Londen, die Verderblibe Neugierde um % 
den von Feversham, befonders aber der Epieler, den Saurin 
in feinem Beverley nadbildete, doch leiden He ſammtlich bare, 
daß Srranden und Eprache über dem Niveau ded Standes de 
von ihm eingeführten Peiſonen fichen. Der fon genannk 
Karen Hill (1685— 1750)", Director der Oper in Ha 
wartet, iſt in feinen gröhtentheils Voltaire nachgeahmten (13) 
Trauerſpielen viel zu affectirt, um fein Talent gehörig auszubeuten, 
dagegen bat der Handlungediener Edward Moore (1120 
—571)'), der ſchon oben als Fabuliſt genannt war, 
em. gutes Trauerfpiel in feinen Spieler geliefert. Sehr vid 
Süd machte Horace Walpolee'?) Mysterious mather, üb 
wohl euh Maltes’) mit jeiner Eivira und feinem Mustapby 
Giovder.mit der Bondieea"*) und John Home aus td 
(1722 - 1808) *) mit feinem Douglas nicht vergeſſen werde 
dürfen. In einem andern Genre, dem ſaliriſchen, dichtete der ebenſ⸗ 
als: Schaufpieler wie als Schauſpieldichter berühmte Entreprenen 
des Haymarket⸗Theaters Samuel Boote!‘) (1716-71) 
den man -fritih mit etwas zu: viel Vorliebe den mobernm 
Urifophanes benannt hat, eime Anzabl fogenannter Morgenuw 
terhaltungen, worin er eine Menge allgemein bekannter Berionak, 
Dramien, Aerzte, Damen von Rang x. laächerlich machte. Seim 
beften - Stuͤcke find der Cavalier und der Hinfende Teufel, Col 
Aebenbuhler um die Gunft des Publicums David Garrid') 
(1716-79) aus Lidfleld, Englands berühmieer .Schaußpict 
md: gewiß ein größerer Mimifer als weilnnd Roſcins, der Gremb: 
und Echter Johnfon's, hat ebenfalls eine Menge. Feiner Laß⸗ 
und Schauſpiele gefarieben, denen eine pliquante Satire, eis 
beifend epigrammatiſches Talent, große Menſchenkenniniß uf 
geiſtr eiche Erfindung nicht abzuſprechen find, die aber doch, ven 
Tünfbirifhew Standpunkte: aus betrachtet, Foote's Lrifungen ne⸗ 
fiehen?: Ekine: beſten Sticcke ſind der Lügenhafte Dediente, Az 
put; Aefop Bei den Schatten, der Vormund, vie Helmlice Hb 
rath, der Zauberer u. George Golman!:), ber Mail 





Englifhe Poche. Drama. 458 


(1733-94), hat in feinen 26 Theaterhüden, unter Denen 
tan Poly Honcycomb, die Heimliche Hetrath und die Eifer⸗ 
füktige Frau rühmlich auszeichnet, dieß vor ſeinem Sohne 
George Colman jun.) (17602 — 1836), feinem Nachfolger ats 
Elrector des Haymarfet- Theaters, voraus, daß er weit entfernt IR, 
‚tine folhe ZügeBofigfeit in Worten und Anfplelungen gewähren 
m laſſen, wie dieß fah in allen Stüden des Lepteren der Bad, 
1. B. in den Luffpielen Sohn Bull, das Wlte‘ arme Hays 
marfet, der Arme Edelmann, the heir of law, worin vorzüglich 
dad Portrait des Pedanten Pangloss entſchieden gelungen IR, 
md in den Poflen der Luflige Betrüger, die Revue, Mir fliegen 
bei Rackt ꝛc. Weit höher fieht Arthur Murphy (1727— 
1805) aus Bublin?®), deſſen Lehrjunge’(1756), Teppichhand⸗ 
ler (1758), worin ein dichtender Barbier, der die politiſchen 
Zinngießer verfpottet, die Hauptrolle hat, die Schule der Lefer, 
Mes verkehrt, Kenne dich ſelbſt, die Alte Jungfer, die Heimliche 
Heirath, Alle Welt hat Unrecht ic., zu den beſten Erzeugniflen ver 
modernen Engliften Bühne gehören; fein Trauerfpiel Arminius 
(1798) hat eine politifhe Bedeutung, denn es folte die Noth⸗ 
wendigkeit eines Krieges mit Frankreich veranfhautihen. Der Ros 
manfhreidee und Schauſpiele Thomas Holcroft?Y aus 
London (1744— 1809) hat nicht blos Deftouded’ Glerlenx 
in feiner Schule der Anmaßung fo trefflih bearbeitet, daß man 
fin Etüd einer Originalarbeit fühn an die Seite flelln kann, 
fondern er hat auch noch in feiner Duplichty und dem viel be 
kunderten Road to ruin das Engliſche Repertoir mit zwei gu⸗ 
tm Driginalſtücken bereichert. Uebrigens führte er zuerſt 
das Melovrama In England ein. Neben ihm darf auch Richard 
Gumberfand aus Cambridge (1732 — 181 1)%) nidt vergeflen 
werden, ein ebenfo fructbarer Engliſcher Autor als dramatiſcher Dich» 
kr ind Romanfcreiber, Defien Weſtindier ja au In Deutſchland be 
fannt genug iR, obgleich fein faum feltener gegekener Jude unbezweifelt 
den bein Stücken feiner Zeit gehört. Bei weitem überſtrahlt ihm 
der Richard Brinbley Sheridan?) aus Tubiin (1751 
—1816), aut tm Engliiten Barliowente al® ausgezeichneter 
Rener und Anhänger von Fer befannt; Dean nachden er einmal 
vurä feine Achenbuhler, den St. Patridsiag x. in Aufnahme 


ze Engliſche Porfe. Drama, 


elemum war, lieh er dann feine LäRerihuie folgen, ein ra 
treffends6 ala piguanted Gemälde der Engliſchen Sitten, Ib 
Ihm für immer den Rong des sften Lußfpleinicters fein Re 
den in der num Zelt ſicherte. Auch ein etwas fyitad 
: JO eine Radalmung des Bebearsal, ihe eritie, {R nuöge 
aienst una enihült das wiberwärtige Cabalengewebe und Im 
grmeiuen Sinn der Schaufpieler aufs Trefflichtte. Leider hat 
are auch er ſich nicht von dem allgemeinen Bchler fe ale 
Braliihen Dramarifer, nämlich in einem Stüche pwei Intrigun 
yaraßiek laufen zu laſſen, won benen aber bie eine bie andere anfält, ke 
u halten gewußt. Ginige andere gleichzeitig ſehr gem geſehene 
Stade ſind Fielping' 42, der auch Molidre (the mise = 
Farare, the mack doctor == le medeein maltré« lu) m 
Dehtaucke® (the intrigning chambermaid =; ie disgipeiew) 
. maßbllaete, Tem Thumb, cine Satire auf has Traueriii 
mis feinem Pathos, des Schauſpielers Charles Matlin 
(4699 — 1797), dea berühmten Darfelers Ghnled's*) 
Love à In mede, eine Satire auf die Schottiſchen Sitten, wm 
Men’ of Ihe world (1781), des gelehrten Town" 
High liſe heloyy atairs, eins burlegfe Satire auf die albım 
Mewohnheit der Diener, ihre Herren nachzuaffen, die das Gut 
hatte, daß fie den Unfug der Trinfgeider in London abihaf, 
und endlich Oliver Golpfmith’s treffliher Good. natire 
‚man und Staops ta conquer”’), worin beſonders der Dieiy 
tzefflich und der Witz ebenſo harmlos als treffend if. Wud 
ginige Opern, wie Sheridan's Dnegna, die 75 Mal hinter 
einander gegeben ward, Kharlea Goffey’4 aus Krim 
($ 1745) Devil ta pay (1731) und merry cahle 
(4735), beide von unferem Weiſſe, als „ner Teufel IR Ing“ unb ae 
Infige Schuſter“, bearbeitet, Sfant Biderkaffe’& Padlech, 
Love in a village, Lionel and Clarissa x. und Dibhin’a Aw 
ker (1777) machten damals befondere® Aufſehen. Unter ben 
neuehen Dramatifern nennen wir wear Robert Sep bfon“) 
(1736—1808), deſſen Trauerfplele, the conat of Narbonne, 
nah Walpole'd Castle of Otranto, und the duke.pf Bra 
ganza, einen entichlevenen Erfolg hatten. Daſſelbe war and 
der Bag mit des hpperfomantiſchen Matthew iregam 





—8* Ger. Diva, 028 


mis?) Castle Spoetre, das 16. Abende hinter einander up 
ghra werd; feine Bearbeitung von Schilters Cabale uns. Liche 
unter dem Titel; ihe minister, gefiel. weniger. Run kamen Pie 
Semilientendenzfiüde der Seanna Baillie”) ans Beihwell 
in Echattland (geb. 1164), die viel Senfation machten, da 
fe burkweg ſehr charafıerifiih find und ihnen auch Orlgk- 
malt des Plans nicht abgefprogen werden kann, wenn Ihnen 
ah .anf der andern Seite wieder allzuüppige Dietien, fledt 
wagelegte Situntionen,, befonderd aber Mangel an Behtidlicict, 
Ye Auflöſung zu verſchleiern, mit Rebt zum Vormuf mad. 
Da Goleridge’6 (Bemorse), : Scotts (Halidon Hill), 
Byron’ (Manfted, Marino Faliero, Sarpanapal,: ie 
kan Foſscari, Werner, Ga) und Milman's (Belshuzesy, 
Fall of Jeruaalom, Anne Boleyn, Mariyr nf Antiochia) 
Eride mehr Gedichte als eigentlihe Dramas. And, un Wil 
lien Godwin's Antonio ar the Soldier’s retarn (1800), 
wie William SGotheby’6 Julian and Agnes (1800) age 
“ag Eenfation machten, fo muß hier befonderd Charles 
Robert MRaturin?!) aus Dublin (17811824), von den 
neh umten die Rebe fein wird, erwähnt werben, da fein Bex- 
tra, welcher durch Byron's Einfluß (1816) auf dem Dury⸗ 
lane Theater zur Aufführung gelangte, meifterbafte Charactere, habe 
Energie und aͤcht tragiſches Pathos der Sprache, aber:aub jenen 
ſucibaren, ſataniſchen Terrorismus enthält, dan feine Romane zur 
Eau tragen. Sein Manuel (1817), „ihe absurd work af 
u dever man“, wie Byron fagte, und Fredoipho wißfielm 
wi Recht. Borübergehenden Beifall fanden Richard Lalor 
Epeil’6 Evadne, nah Shirley’s traltor concipirt (1820), 
ww Aposiste, John Howard Payne's Buntes (1880) 
ww Brocter’s Mirandola (1821), wogegen Iames She⸗ 
rtidan Anowies (1787) aus ort durch feinem Virgintes 
(1820) außerordentliches Aufſehen machte, denn hier fowohl als in 
fein fpäteren Stuͤcken, the wife, a tale of Mantua, . he 
kunchback, Cajas Giracehus, the blind beggar of Bedusl 
Green, William Tell, ihe jove chace etc, welches Ichime 
belanntlich auch In Deutfchland entfchieden Furore machte, finbet 
man eine folder Bühnensenniniß, fo treffliche Charalterzeichnug 





456 net Poeſſe. Drama, 
und fo ſchdues voetiiched Colorit, da, triebe er nicht feine Nadäpuung 
der Altern Dramatiter, wie 5 B. Maiſingers, oft ino Am 
Ye, wendete er weniger Bilder und Metaphern an und Yidkı 
er ſich von Anachronismen frei, ihm die Palme unter don we 
dernen Dramatitern unbedingt zugeflanden werden müße”.. 
Bus Thomas Lovell Beddoes’ Bride's Tragedy (1823) 
gefel mit Recht, wenn auch der Miß Mitford Biene 
entſchiedneren Erfolg ſah. Unter Eir Edward Lytton Buls 
wer’6 Erüden trägt Ihe lady of Lyons als romantiidel 
Drama den Preis davon, da leider fein kräftiger amgelegter RE. 
ehbelien zu locker conſtruirt iſt. Claffiſch find Dagegen de 
bekannten Juriſten Thomas Noon Talfourd Jon (1885) 
and Atkenian eaptive, ganz Im Geiſte der antiken Tragddie nf 
gefaßt, während fein Familiendrama, ihe mansnere ef Gienese, 
bedeutend ſchwaͤber in. Henry Zaylor’6 Philip van Ar 
tevelde (1834) und Edwin the fair, letzteres der Engliſten 
Mythengeſchichte entnommen (1843), wurden weniger beiawml, 
als fie «6 verdienen John Bromning’6 Straßerd (1881) 
MR eine fchr gelungene Erflingsarbeit, Leigh Hunt’s Legen 
of Florence (1840) bat die Fehler und Schoͤuheiten da 
übrigen Werke dieſes Dichters, befonder6 aber IR es vol von Erna⸗ 
vaganın und eigentlich nur fligirt, William Suith’s 
Athelword (1842) endlich IR ganz huͤbſch zu leſen, aber wm 
aufgeführt zu werben, fehlt ihm das dramatiſche Leben und ver fo 
niſche Effect. Auch die Poften der Romanfchreiberin und Ebaw 
ſpielerin Mies. Elizabeth Inhbald”) aus Gtandyfield 
bei Bury St. Edmunds (1753 — 1821) gefielen und bradten 
ihr mehr Bel. ein, als fie eigentlich verdiente, Wie bier 
nähern ih auch die der Mrs. Cowley (geb. Rarfhonfe) am 
Thoerton (1743 — 1809) unfen Familienſtuͤken. John 
Burgoyne’s Nahahmung von Diderot's Hausvater, die Erbin 
(1786), gefiel?°) eine Zeit lang. Auch John Tobin aus Saklabury 
(1770-1804) machte mit feinem Honey-moon entſchiedenes 
Gluͤck, obgleih dad Stuͤck ganz im Style ber romäntifchen: Dre 
mas Beaumont's und Sleicher's und in blank verses geſchrieben 
M). Die fruchtbaren Dichter John D’Keeffe”) aus Dublin 
(1746-1883) und Frederik Reynold's (L765—1841)") 


Eeytiſche Poeſia Dem. 4t 
haben eine Maſſe von dramatifchen Urbeiten hinterlaſſen, do 
het von Grſterem nur Tony Lampkin und the agreable sur. 
rise, von Tepterem mur ihe dramatist, worin er einen dramatiichen 
Dieter, ein Bild vieler unferer Dikter, nab Bath reifen läßt, 
„ie piek up characters“, bicibenden Werth. Dagegen vers 
Versen Thomas Worton’6”) Speed the ploush, Way 
ie get masried, Cure for ihe heart ache und Scheol ef 
reform mit Recht, daß fie Rehende Gafienflüde wurden. Uuch 
Poole, Theodore Hoof, PBlande, Jerrold, Buds 
hone x. haben manches Stück von ephemerem Intereffe gefchries 
ben, und neuerdings hat der Seiſtliche James White einen 
Cyclus von Tragöpien aus der Geihihte der Stuarts begon⸗ 
um, von denen the Bari of Gowrie und ihe King of 1he 


cmmons als Uinfänge gelungen zu nennen find. 

) Colley Cibber’s dramatic Works. Lond. 1721. 11.4. 1758. IV. 
& 1777. V. 12. ©. Lardner T. III. p. 276 sq. Schubert Engl. BL. WR. 
VL p. 113 sq. 

2) The lover. Lond. 1730. 8. Patie and ie. ?b. 1730. 8. The 
53 ib 1767. 8. The Harlots Progress or Ridotto al fresco. 

17 


3) ©. Lond. Magsz. 1766. June. Hirſching Bb. I. 2. p.. 214 
The orucle. Lond. 152. 8. ll p * 


# The suspicious Husband. Lond. 1747.8. 
5) Love’s Revenge. Lond. 1737. 8. 


6) The Toyshop. Lond. 1735. 8. The King and the Miller of 
Mansßeld. Lond. 1737. 8. Sir John Cockle at Court. ib. 1738. 8. 
The blind beggar.of Bethnal Green. ib. 1741. 8. 


7) The love in a mist, farce. Load. 1747. 12. Poems chiefly ' 
pestorels. Lond. 1766. 8. ib. s. a. 12. u. b. Anderson T. X, 


8) Plays now first coll. Lond. 1778. III. 8. 
9, Works. Lond. 1775. I. &. 


10) Dramatie works. Lond, 1759. TI. 8 Work«. ib. 1754. IV.8. 
% b. Anderson T. VI. 


11) ©. Leſſing's Gollectaneen Bd. IT. p. 169 sq. The gamest 
Lend, 53. 8. Works. ib. 1756, 4. —8 12. u. * Andersch T. x 


19) The mysterious mother, atragedy by H. Walpole. Straw- 
bery Hill. 1766. 8 an 


ih 1 Mustapha. Lond, 1739. 8. Alfred. ib. 1740. 1751. 8. Elvira 
1 .« Os 


14) Bondicea, Lond. 1753. 8. Medea. ib. 1761. 4. 1902. 8. 


15) The works of John Home, to which is. prefixed au ao 
ount of his life and writings by H. Mackenzie.Edinb. 1824. II. 8. 


468 Euglife Ye Drum, 

16) "The dramatic werks of 8. Fonte. Land. VE 11.0, 
8. ib. 1797. 180%. IL 8. Berl. 17%. 1V. 8. Deu ebb. 1805. & 1. 
W. Cooke, Men. of 8. F. äh. 1806. 18. 8. Hirſchiag Wh. N. 4 


. Deutſch. Muſ. 12779. St. VII. p. 13— 32. u. in Gtu 
—— 8 1. af 1872 an Min. 12.) p n 


17) Garrick’s Dram. works. Lond. 1796. III. 12. Poet.W. ib. 17%, 

«4. ©.Beinend de Se. Albine, Mém. s. Garrrick. Paris 1826.8. tem 

jften 8b. I. p. 9A sg. Davies Mem. of the life of G. Lend. 17, 

. 33. 6. (Deptfch. Epag. 1782. II. —S Life of 6. ib. 178, 

8 Hirſching 2b. 11. 1. p. 6 ag. Bamberger Anced. Mb. I. p. 6 m. 

sh. Muſ. 1776 Gt. VI. p. 562 a! Al, p. 982 ag. 1771. r 

5 sg. 1778. I. p. 11 sq. 1777. XI. p. 472. Private corresp. Lond. 
(83132. IL 4 


18) Dramat. works. Lond. 1777. IV. 12. @. Sem» porticahen 
956. Colm. writien by himself. ib. 1795. 8. Meziöres T.Il.p. 246g. 


19) Wags and means. Lond. 1798. 8. Poor old Haymarket. ih 
1792. 8. Iron Chest. ib. 179%. 8. Poor Gentleman. ib. 1302. 8, Jobs 
Hell. ib. 5. a. (1702.) 8 Who wants a Guinea? ib. 1805. 8. We 
er An nigbt. ib. 1806. 8. Heir at law. ib. 1808. 8. Blue derils. ih. 
1808. 8. The review. ih. 1808. 8. Gay deceivers. ib. 1808. 8. u.0.8. 


20) The works of A. Murphy. Lend. 1786. VII. 8. &. Lardae 
T. 111. p. 321 sq. A. Foote, the life of A. M. Lond. 4811. 4. 


25) Duplioity. Lowd. 1781. 8. Fellies of a day. ib.,1784. 8. The 
cholerie falhers. ib. 1785. 8. School for srrogance. ih.1791. & Bad 
to ruin. ib. 1792. 8. Tbe man of ten thousand. ib. 1796. 8. Has . 
both sides. ib. j£03, 8. The vindictive man. ib. 1806. 8. | 


22) The Westindian. Lond, 1771. 8. Tbe posthumous dramatk 
works of R. Cumberland, Lond. 1813. If. 8, Ueb. u. a. d. Weſlindier, 
bearb. v. U. v. Kopebue, In |. Werk. Bd. HAXIF. d. Jude. Königib. 
1708. 8. Wien. 1838. 12. D. natürl. Gchn. Lpzg. 1775. 8. D. Breud. 
auny. 1786. 8. D. GSholerifche. ebd. 1785. 8. ©. Lardner T. LIL. p. 

sq. Mem. written by himself. Lond. 1806. 4. 1807. I. 8. 


23) The dramatic works of R. Brinsley Sheridan. Load. 18. 
VIII. 8. Dram. Werke überf. v. Hoffmann, im Glafl. Theat. d. AusL B. 
2128. N. Et. v. Kifcher in d. Bibl. engl. Luſtſpieidichter. Lpzg. 1839- 
%. 2b. I. ©. Mein. by Th. Moore. ib. 1825. 4. Beitgenoffen" VI ar 
2 P. 131 sq. Mezieres T. IN. p- 643 B0. 


24) Tom Thumb. Lond. 1730. 8. The Colfee-hense Politicien. 
ib. 1730. 8. The letter weiters. ih. 1731. 8. Tho anack decter. ib 
1732. 8° The universal gallant. ib. 1735. 8. u. v. 1. 


. 253) ©. Remond de St. Albine, Mem. =. Macklin. Paris 1824. 8 
Love ä ia mode. Lond. 1793. 4. The man of the world. ib. 171.4 


26) High life helow stairs. Lond. 1759. 8. Thetutor. ib. 1764.4 


27) The good -natured man. Lond, 1768. 8. "The stoops to oM. 
mer ar the mistahe of a night. ib. 1773. 8. u. in ſ. Poetioal works 
ıb. . 11.8. 


28) The coynt of Narbonse. Lond, 1781. 8. Braganza. ib, 177. 
The law of Lombardy. ib. 1779. 8. T'hehotel. ib. 1783. 8. Tho cos- 
spiraoy. ib. 1706. 8. Julia, ib. 1787. 8. 






Gngliihe Pape Himman. 449 


29) The cas . Lond. 1798. 8. The minister. ib. 1797. & 
Rolls. ib. 179. . Alfonso. ib. 1801. &. Adelgithe. ib. 1816. 8. 
30) Jonpne Baillie’s series of plays, in which is *7 
te dalinoate ıbe siron r passions ofthe wind. Lond. er 
6. —— II. 8. ſ. a. Bl. f. d. kit. d, Aust. —— 
pt ie 36@ sq. "Ueber. Deutſch v. Gramer. epzg· 1806. 5. 


30 ©, Planche in d. p. Rev. deux mond. 1833. T. I. u. m f. 
Portr. Lit. T. 3. p. 37 sg. — Bertram, Lond. 1816. 8. Deutih », 
Slın, Brem. 1830. 


8. 
PR Die Liebesjagd u. d. Bettler v. Betnal Green, überf. v. Sufemihl, 
% * ibl. 5 Euftfpield. 4. a. D. Bd. 
33) A mogul tale. Lond. 1784. 8. The child of nature, ib. 1788, 
6. Every one has his fault. ib. 1793. 8. The weddingday. ib. 1708. 
8 To marry or not to marry. ib. 1805. 6. u. v. A. 
3%) The entire plays o 
Lardner 'T. III. p. 366 sq. Public Characters. Lond, 1802. p. 837. 
36) Dram. and peetic. works. Lond. 1808. Al. 
in * The honey moon. Lond. 1805. 8. The nchool for anlhorz. 
1 
AN) ©. Baker, Biogr. Dram. T. I. 2. p. 548 sq. Tony Lum 
in town. Loud. 1778, *. 178. 8. u agrenble surprise. ib. 1781 
won ©. Baker a. a. . 2. . The matist. Lond. 


3 [Rn long h. Lond. te 8. Way to get mer] d. 
* Fa or the th® heart ache. ib. ler, ve sch * R 


$. 648. 


Bir Tommm jebt zu Dem Schlufſe ber Geſchichte Ye 
Eagliſchen Poeſie, nämlih zum Roman , von dem wir gefagt 
heben, daß er bereits im -worigen Abfenitte eigentlich er wurd 
de Foe’6) aus London (1663 — 1731) Robinfon Cruſqe 
(1719) und Abenteuer des Capitain Singieten begründet wurde. 
Un dieſen ſchließt Fb nun an der Erfinder des fentimentafen Rpr 
wand Lawrence Sterne?) (1718-68) aus Clonmel ig 
Rland, der allerdings zuerſt in einzelnen Zwifgenräumm (1709 
67) die neun Bände ſeines Trisiram Shandy zuhlicire, 
kuss literariſchen Broteys, worin die ſubtilſten vhiloſeyhiſchen 
Bragen mit den fonderbarften Laͤcherlichkeiten Hand in Hand gehen, 
wo dir excentriſchen Eharactere feiner Landoleute mit einer oft zhgellafeg 


Sröhligfeit uns vorgeführt werden und leider häufig das Heilige - 


ind das Brofane, der hoͤchſte Ernſt und der burieöfehe She 
unmittelbar neben einander flehen, und überhaupt der Cynismug 
And Rabelais, Veroalde de Verville und d'nubign⸗ zu einer bie 


auf den Shyl ung Ausdruck ausgedehnten Moſaik vereinigt wire. 


Mrs. Cowley. Lond. 33 m. 8. G. 


46d Englfiſche Poeſte. Romaͤn. 
Welt höher Acht aber feine Sentimental journey, enlſlanden 
ae den Einprüden feiner Reife durch Frankreich und Stalin 
(1767), wiewohl bier eigentiih Kein Roman vorliegt, ſonden 
Manches an Burton's berühmtes Buch über die Melanbolk 
erinnent. Mehr Befriedigung beim Leſen gewährt und 
Henry Fielding (1707—54)?) aus Sharpham Part ta 
Somerfeifhire, der befanntiih auch als Luffpieldichter auftrat, 
in feinen Abenteuern des Jonathan Wild, des Joſeph Andres, 
der Umella und befonderd des berühmten Findlings, Tom Jonch, 
denn ſchwerlich dürfte ein anderer Romantifer natürlicher Ehe 
raktere und lebendigere Sittengemälde gezeihnet haben. Das 
Leben iſt hier durdweg von der lomiſchen Seite aufgefaßt, und die 
Menihen find, wie fie find, mit allen ihren Launen und 
Maͤngeln dargeſtellt, fo daß freilich der Sittenrichter viel daran u 
tadeln bat, weil auf Ideale auch nicht entfernt Rüdiiht ge 
nommen wird, worin Fielding wohl theilweiſe feinem angeborenen 
Charakter, iheilweife aber auch dem Wunſche folgte, den ſentl⸗ 
mentalm Güßtlichkeiten Richardſon's und feiner Schüler einen 
Damm entgegenzufepen. Roc mehr ins Lächerliche, freilich abe 
auch nad der roheren Seite hin, fplelen die Romane feines Reben 
duhlers Tobias Smolfett (1720)*) aus Eameron in Schott 
Yend, der nad längerem Dienſte auf der Flotte In London als 
“ Orzt, wiewohl mit wenig Blüd, practicirte, dafür aber dee 
mehr dur feine Romane Roderick Random (1748), Pere 
“grine Pickle (1751), the adventures of Count Foaikon 
(1758), the adventares of Sir Launcelot Greaves (1768) 
wnd- the expedition of Humphry Clinker (1771) gewam. 
Die beſten find fein zweiter und fein letzter, fein politiſcher Roman, 
the adventures of an atome (1769), ift Dagegen weniger gelungen. 
Sad er farb wie Fielding in Bolge feiner durch Ausſchweifunge 
mancher Urt zerrütteten Gefundheit (1771). Er hat allerdingd 
wit Lebterem das gemein, daß er durchweg der Ratur, freifi@ 
auch zumwellen In ihrer widrigen Bloͤße folgt, aber dafür if a 
weit leidenſchaftlicher al& jener, und darum find aud feine He 
den fowohl von weit ercenirifcherer Natur als aud tie Aber 
teuer gehäufter, compfichtter und ſchrecklicher als bet jenem. 
Bas aber die Gauptfahe iR, er giebt bereits ein vollſtaͤndiges 


Ensüfbe Posfk. Bm 661 


volitiſches Glaubensbelenntniß und benust dieſe Form, feine Parte}; 
Die Torie und die Hochkirche, befonders aber feinen Laudemang 
Lord Bute gegen Wilkes zu vertheidigen. Uebrigens findet man 
auch im Peregrine Pickle den erfien Verſuch zu den in dieſen 
Jahrhundert fo in die Mode gefommenen Romanen dei high 
bfe, ih meine die den Zuſammenhang freilih etwas aufhaltendg 
Epiſode der Memoiren der berüchtigten Lady Bane (+ 1788). 
Einen ganz. merkwürdigen Gegenſatz zu dieſen lebendigen Sitten, 
gemaͤlden bilden nun aber die endlofen Familiengeſchichten des 
Buchdruckers Samuel Richardſon aus Derbyſhire (1680 
1761)°), der belanntlich zugleich in England die ungluͤckliche 
Form eines Romans: in Briefen auſbrachte. Er debutirte (1746) 
mit der Pamela (gegen Bielding’6 Angriffe jm Joseph Andrews 
veribeidigte er fie in einer froftigen Kortfegung, Pamela in high 
life), worin er nachweiß, wie weibliche wahre Tugend. auch une 


ter den drückendſien Berhältmiffen nicht unterliegt: und ſogar dem; 


Roye Achtung abzwingt. Run folgte Clarissa Harlowe (1748), in 
neueſter Zeit Durch ben Zeuilletoniften Janin in eine moderne Form, 
gegoſſen, wor in Richardſon zeigt, wie wahre Keufchheit der Seele auch 
nach Beſchimpfung des Koöryers nicht untergeht, und den Beichluß machte, 
Charles Grandison (1753), worin er das Mufler eines in jeder Axt, 
volllommenen Bentlemans aufftelt, welches W. Ecott freilich 
wein fehlerfreies Ungeheuer, das die Welt nie erblickt“, nennt 
Der ungeheure Erfolg diefer Romane iſt jeboch weniger dem 
Talente ihres Verfaſſers als vielmehr der Form und der morafe 
ten Tendenz derſelhen zuzuſchreiben; denn ‚bei der dansale berzz 
Menden Eittenverderhniß dienten fie ‚ven Heuchlern und Pruden 
vum bequemen Opiat, womit fie ſich in einer Tugend, die ſic 
nieht befaßen, wenigſens in Gedanken berauſchten. Usbrigent; 
IR Richardſon in Bezug auf die Einfachheit und Wahrheit der Emm 
Warung - fein Fehler nachzuweiſen, nur find feine Unterredungam 
9 lang, feine. Helden, heſonders Grandiſon, zu heif, und feine 
Tugendyrinzen und Tagendpriozeſſinnen viel zu ſchr Ideale und uͤben 
Iogte Berniinftler, als daß man bei jhnen wirllich pottiſche Leiq; 
deiſchaftlichleit fingen ſalte. Wen. ihn daher Rouſſtau, wlı 
Sawer, Dideret gar. mit Moſes, Curipides und Sophocis.mge; 
Bitt und dJeraeli ige den GShalſpere: dar Nyvellißen amt, 


[4 


403 Enge: He. Neman. 


ſo draucht man ſich Mur durch echten ſeiner bändercichen RNouum 
burchznarbelten, und man wi wiſſen, was man von ink 
foichen Urtheile zu denken hat. Wieber zu einen ges ander 
Gente gehört der uugekehrte Canbide, ver Rachedan des gelehrien 
Exrmuel Johnfonꝰ), eigentlich naur In Romanforia gegoſfene 
moraliſche Unterſuchungen, allein ver feine Satiriker Charles 
Jöhnſtone (+ 1800)7) neigte ſich ſchon wieder im ſeinen Adven 
tares of a Gutnen der Manier Smollenn's und Leſages ja, 
ſowie Henry Macenzie) aus Edinburgh (1748 — 1831) 
in feinem berühmten Man of feeling, dem er Die weniger geluugenen 
Roman the Man of ihe world und Julia de Roubigne folge 
Red, ald Nachahmer Sterne's auftrat, ihn zwar an Feinheit bed 
Orfäyts übertreffend, abet an Örtginalität, Kraft und Humor hie 
ter Ihr zurdisteibenn. Weit erhebt AG aber über Beide Oliver 
Solbdſmith' s9 aus Pauuas in ver Jeiſchen Sraffchaft Lang 
ford (1728 - 1774), Vicar of Wakeſisld, das Muſter eine 
amiſten⸗, ich will nicht ſagen Dorfhzeſchichte (der darin vorkem 
wende Georg IR er ſelbſt, der Bicar fein Bruder), ein Dub, 
das, ohne in gebundener Rede geſchrieben zu fein, durch kindliches 
Sefuͤhl, Zariheit der Empfindung und Genius welt über 
die aͤhnliche Wrbeiten hervorragt und nur von fehrene reigenden 
Oebichte, dem Traveller, etwas in den chatten geftellt wird. 
Es verficht ſich von felbR, Daß weder feined Landmanns Henry 
Broote®) (1706 - 83) Foot of Quality, der allerdinqo 
zu ſeiner Zeit viel geleſen ward, noch der Frances Brote) 
(+ 1789, deren Ruhm in England eigentlich nur ihr Meteo 
Brom Rosine geündete, Seſcichte der Julle Mandeville wid 
Emille Montague, im Geſchmacke Nicarvſon's geſchrieben, bieb 
Bender Erfolg errangen. Ebenſo vorübergehend war der Beifat 
ver Horace Walpote!?) (4717—097), der Sohn des bi 
inet Whigminiſtero, Robert Walpole, mit folnem zuerſt anonyn 
herausgegeberxen Casile of Otrante (1764), das er für di 
Meberfebung eines Altern, 1520 zu Neapel gebsufkten: und von fiat 
in einer alten Engliſchen Bibllothel gefandenen. Bas ausgab, 
un womit er dem Geſchniack an- den alten abenteuerlichen Rittap 
rouianen wleber Bahr bieiken wolle Allerdings geſtel dieſet 

ghelmißoonne Schauctreman, und fo Bam 20 Sun, Daß Dh 


Eiera- Rewe‘) aus ewig (Hi. 2785 m Suffollt, Ri 
4308) it ihrer Nachahmung, the vldEnglish baron (1777) 
ofeiahelin reuffirte. und ein Buch zu Siande brachte, wei 
u W. Scott für „a cempeient comnande ol those yqualitien; 
which eonstitute a good romance“ erflärte. Run werben abır 
vie Remanſchreiber inımer zahlreicher, und wenn aud Frances 
Barney’), nachherige Madame d'Aarblay (1793) aus 
Iyen Regie in ver Grafihaft Norfelt (1752-1840) jeht 
fah ebenſo vergeffen iR, wie ihre einſt viel gelefenen Vuͤchte 
Evslias und Cecitia (dam ihr Wanderer verdient gar Meine 
Grwämung), wenn ferner au der bekannte dramatiſche Schriftſteller 
Rihard Eumberland") aus Cambridge (1752—181F) 
vn Ruben, den fein Arundei (1789) und Henry (1797) 
enteten, : in welchen Iepteren jeboch die bedeutendſte Derfon, De 
Neihodiſtenpeediger Czechiel Daw, gar nichts weiter ats Fiekding 
wer in andere Kleider geſteckter Parfon Adams if, überlebte, fü 
hat dagegen fon fein Literarifher College Thomas Hols 
erofs?°) in feinen Romanen, befonders in Huch Trevor 
(1794), die geheimen Bebrehen und faulen Stellen des 
veruchuen Geſellſchafislebens fo gut enthält, daß nut 
dr Bomwin Tommen mußte, um ihn in Schatten zu ſtellen 
Gntihieven gelang zu gleicher Zeit William Bedford’) in 
feinem Vatheik :(1784) die Nachahmung ber orientalifen Maͤn 
derfoie, deren außgewihnete Epiſode, the hall of Eblis, ein 
Segentck zum: Thal der Seligen im Masselns, bereit® 
Lt Busen für unübertrefflich erlärt bat, obwohl From 
küter James Ridley), mtr van Namen Charles 
Morell (+ 1705); mit feinen angeblich aus dem Perſuſhen 
| Tales. uf the ‚Genii Epode gemaht hatte, Robert 
Bäge') aus: Darlbed in Derbyſhire 1728-1801) wirke 
ih ala erwchnen, Hätte ihn nicht W. Scott hoͤher als man« 
dei: feiner: talentdolleren Erliegen geſtellt. Dagegen verdienten 
Mom ihrer Zarihru ‚wegen die beiden Schweſtern So phin 
756. 18243 mad. Hostist Bee?) ale Berſaſfſeriauen 
vw. bianniın :Cmterdury Tales: em —— Erwahnung 
bitte - a: Bram nicht dadnech, aß ce det vegeren 
Ürdizuer or ikb Merume’a Tale I feinem. Weiner ur ie 


466 ingliäh: este. Mamer 


jaheritugee ramatißtte, dns Badia verfelben anerkalint, Bub 
IR vagegen Bohn Monore?!) qus Stirling (1720-2808) 
"ah vergeſſen, obgleich fein Zeimen (1786), eine. Rakafmung 
yon. Emolkeit’6. Count Faibam, und das Üegmftüd. dazı; Di 
word (1796), erſterer ein Muſter der äußerſien Wiktswärtig 
leit, Iebserer der veinfen Tugend mit Recht cin biribenbed. Be 
dachtniß verdienen. Gen Mordeunt (LB00) hat aße Fehle 
ver in Briefform geflehvetn Romane Rihardfon’s,. kehuröneg) 
ober vie Borzüge derſelben. Bon der WMis. Iuch ba iv”, ie 
dramatiſchen Dicterin, iR nur zu fagen, daß ihre Momanı A 
simpte story (1791) und Naiure and art (1706), gemate dab 
Eegentheil von dem find, was der Titel verheißt, wagegen 
die: Romang der Mis. Charlotte Smith?) ans Sceit 
HGouſe in Curry (1.749 - 1806), beigubens ige Old Manu 
Monee, welches ihr die durch ihern Raman Desmend, wer 
Be die Ideen der Franzoſiſhen Kasohition verwat,  verlocm 
Qunfſt des Bublicums wieder verfchaffue, noch heute Ieöber find. Bel 
weh überfirahlt aber diefe Heinen Liter das glaͤnzende Ge⸗ 
Kim der Mrs, Unn Radciiffe?‘) (geb. Ward) aus ki 
Ian (1764-—1823), die .fih bereit in ihrem Siciken Be 
mence, troh der wilden Regellofigfeit der Gompehitlon des and, 
ats die erſte wirkliche romantifbe Dichterin Englendsa in ww 
gebundener Rede auswich, wie fie fpäter in den Myysteries el 
Keolpho. (1794) und dem Bomance of the. ferast (EI!) 
ae angeheure Payularkät erlangte, welche ihr lepterbenenter, ie 
mancher Bezichung nach höher ſtehender Roman, the Italtan (1TPH 
wicht erteicbdte. Sr Hawpifchlee. ift ein alncſehr hewomretendes 
Haichen nad dem Myferiöfen und Epperroganilisen; allein bi 
weiten noch überifft. fie hierin Matth am Bregary dewit") 
us London (177818182, der als Dieter. in: mander Go 
Vahung wit Byron zu vergeichen: iR, allein als Romanlite It 
fkimn Telen of Terror und af Wonder, Hamuantie. Falk 
Feadal Tyzanıs, defonderd aber in feinem:mnf Steebesß 
(iraählung.. Santen Barsisa (ist Gmerdian mu, 1483 ;mit Dal 
ung von Schillers Geiſterſeher kafirten .(üde eingemebae Ballade 
Alonso hat Vieles and Wünger’6 Yermore),. berihtigen Munkt 
ade jene grauſerhaſten Bchiicdten zuiammenfodte, die: ar fhe 





Englifige Poeße. Neman. 405 


«6 Sieb aus einer Menge alter Heren⸗ uns Zauberbuͤcher, 
Idner lichten Lectũre, geichepft und welde Dann feine foloſſale Bhan- 
ie weiter verarbeitet hatte. In der Häufung aller moͤglichen 
Ubentener, Die des Leſers Neugier geradezu auf Die Foller ſpan⸗ 
un, und infeinem auogezeichneten Seyl liegt auch der Grund, warum 
man Viefen an ſich eigentlich ganz widrigen Gowmplez aller möglichen 
Sqerhlichleiten eine Zeit lang bewunderte. Ghe wir zu einem 
Rinaln deffeiden forigehen, wollen wir und an den zärtliden 
Dialegen, woran die Romane der Wire. Amelia Opie (Miß 
Aderfon aus Ronvik), die auch eine reht niedliche Dichtung, 
ie erphan boy, hinterließ, fo reich find, erholen *), um des 
Diſſeners William Godwin aus Wiebeach in Cambridge⸗ 
Wire (1756 — 1836)7) in Form eines Romans eingekleideten 
Proteh gegen die Engliſche Criminaljuſtiz, betitch, Caleb Wil- 
ksms (1794) „a general review of the modes of domestic 
ad unrecorded despotism, by which man becomes the 
destroyer of man“, den auf den Blauben an das Borhanden- 
kin beſſeret Menſchen, als er fie uns darin vorfühet, baſirten 
Biderſtand emigegenzufehen,, der nötbig IR, um nicht mit ihm 
mes furchtbare Motto, das er feinem Bude vorgefept und 
worin er den Menſchen an Wildheit unter das Thier ſtellt, une 
teriäreiben zus müllen. Seine fpäteren Novellen, Fieetwood 
(1804), Mamdeville (1817), Cloudesiey (1830), befonder® 
aber die Compilation, Lives of the Necromancers (1884), 
ſind de6 berühmten Gegners von Malthus' Populationsiheorie 
(History of ihe commonwealtk) und des Biographen Chaucer's 
laum würdig. Die beiden Schwehen Anna Maria (1780 
—18323) und Jane Borter”), befonders erflere, haben 
cbenſalls mehrere Romane hinterlafien, doch verbient nur der Don 
Sebastian (1809) der Welterm und Thaddeus of Warsaw 
(1803) ver Züngeren bier Anerlennung. Gine weit befiere 
Ralerin von Siteenſtizzen, die nicht wenig auf W. Scott 
einwirite, IR aber Maria Edgeworth aus Edgeworth⸗ 
on?) (1771) in der Graſſchaft Longford, unter deren zahle 
rigen Erzählungen, die fa ſämmtlich (J. ®, Harrington 
1817 gegen die Judenhaſſer) eine moraliide Tendenz vers 


folgen, ihre Popular tales (1804), tales of "fashionable 
Größe, Handpus d. Riterärgefpichte. II. 30 


406 Englifche Poefe. Reman. 


life (1809) und Helen (1834) die populaͤrſten find; jedoch wind 
fie an natürliger Einfachheit und zärtlihem Pathos von der 
Miß San Auften?) aus Stevnton(1775—-1817) fibertroffen, 
obgleich deren befle Romane, Northanger Abbey und Persuasion 
jept fat gar nidht mehr genannt werden. Auch Mary Brunton®) 
aus Burrey auf Orfney (17781818) würde ich fon ihrel 
reizenden Styls wegen höher flellen, wäre nur {hr Self-Control 
(1811) ganz rein von Radahmung der Hauptcharactere in 
Richardſon's Genre. Ein reizendes Dorffamiliengemäfde gieht 
Mrs. Elizabeth Hamilton”) aus Belfaft (1758- 1816) 
in ihren Cottagers of Glenburnie, allein Lady Morgan (gef. 
Sidney Owenfon) aus Dublin (1789) 7), der man nit ab 
reden kann, daß fie, mit lebendiger Phantafle begabt, in ihm 
Remanen O’ Donnel, Florence Macarthy und ihe O’Briens and ihe 
O’Flahertys, befonders in der fiebenmal binnen zwei Jahren aufge 
Regten Wild Irish Girl die langweilige Manter der empfindfammn iv 
beogeſchichten verließ und und recht lebendige Genrebilder and 
dem Volksleben des grünen Eilandes gab. Allein fie fchrieb zu 
viel: darum find ihre Eharaftere faft nie gehalten, und iſt ihr Sty Im 
ungezügelt und ihre Gompofition zu umgeregelt. Weit höhe 
Rebt der Zauberroman Frankenstein (1817), den Mrs. Shel, 
fen”) in der Nähe Byron's am Genferfee unter ber Infpiration 
feine® Vampire, den diefer gerade damals ſchrieb, dichtete, ein furdt 
bares Schauergemälde, würdig des Pinſels Godwin's, ihres Ba 
terö und des Skepticismus ihres Gatten. Neben fie koͤnnen 
wir mit Recht den ſchon genannten ercentrifiien Maturin?) 
fielen, deſſen Romane, offenbar der Schule Lewis’ angehörlg, 
wenigſtens was die Fatal revenge or the family of Mon- 
torto anlangt, theilweiſe auf ven gerade damals herrſchenden 
Geſchmack an Schauergemaͤlden fpeculiten; doch find einige, 3.9. 
Melmoih, abgefehen davon, daß der Held mit dem Teufel einen 
Pakt eingegamgen iſt, und the Albigenses, nit mißlungen zu 
nennen. Ohne mid bei dem Schottiſchen Sittenmaler John 
Galt*) aus Iroine (1779 — 1839) aufzuhalten, der übrigend 
einer der beſten Schüler Scott's ift, und deſſen Ayrshire Legatees 
(1820) und Annals of the Parish (1821) mit Unreht in 
Deutfäland weniger befannt find, als mande weit fühle 


Engliſche —* Roman. 207 


tern Wnbeiten ſeiner Sandölenie, erinnere ich nur an Thomas 
Hope’6 (4 1831)”) Anastasins, eine durch und durch wahre 
Schilderung Turkiſcher und Griechiſcher Zuflände, modern bel 
Imifger Riedertraͤchtigkeit und Selbſiſucht, aus der * ice 
der ar alln vortheilhaſt auf den Berfaffer ſchließen muß, einen 
Größe, der bei feinem Tode 180000 Pfund hinterließ, und 
en Nußer jener von dem Marke der armen Leute ſich maͤſten⸗ 
Yen Bampire war, derm Mercur unter feinen Schüplingen fe 
viele zählt. Einen völligen Umſturz ber bisherigen Form er» 
Het aber ver Engliſche Romm durch Walter Scott), ber 
ven eigentlichen hiſtoriſchen Roman erſt ſchuf und durch feine 


derdel defoligte Methode zugleich für die Literatur Deutfgiende 


HERR wihtig geworben iſt, da gerade hier, wenn irgendwo, Rd 
eine Schaar von mehr ober weniger ireum Nachahmern ver . 
Secott ſchen Schule ausbildete. Er hatte bereits 1805, che er. 

an feine größeren romantiſchen Dichtungen ging, die erfien Heben 
Kapitel ſeines Waverley: geſchrieben und bier offenbar Fiekning's 
Nalertalent uud Ironie zum Mufter genommen, dann, das Ho⸗ 
rolle novem prematur in annos befolgend, das Fragment bei 
Crite gelegt, 1813 erh wieder vorgenommen und 1814 bien 
digt, jedoch anonym publicirt. Der ungeheure Grfolg, ven das 
Bach fand, konnte Ihn gleichwohl nicht bewegen, feine Masfe 
zunehmen, und fo ließ er denn 1815 Guy Mannering, 
1816 tbe antiquary, an Reichthum bed Humor und Boll 


" Iommenbelt des Dialoge, em Seitenſtuͤck zu Tom Jones umb 
; DonQuixote, fowie die etſte Serie der Tales of my landlord, 
beſlehend im Black 4warf ımb Old Mortatity, 1818 feinen 


neflichen Rob Roy und die zweite Serie der Tales of my 
Isadlord, the heart of Midlothian, 1819 the legend of Montrose 
oder die dritte Serie derſelben, ihe bride of Lammermoor, 
eine ſeiner Tünftleriich wollendetien und durchdachtſten Rovellen, 
1826 fein Meiſterſtück Ivanhoe, unbedingt den beſten hiſtoriſchen 
Roman aller Nationen, the monastery und the abbot, 1821 
Kenilwortb, dem Ginige den zweiten Rang nad) Ivanhoe 
eiaraͤumen, und the pirate, 1822 the fortunes of Nigel, 
1823 Peveril of the Peak, Quentin Durward, welden ich 
Über Kenikworta fege, und 5t, Honam’s WeH, mit Ausnahme 
30 | 


“ Engliſche Poefle. Moman. 


es darin angebrachten (Meg Dods of ihe Cieikum Ina), I 
beten feiner niedrig lomiſchen Gharaltere, eine feiner ſchwaͤchſen 
Produstionen, 1824 Bedgauntlet, 1825 ihe tales of the Cruss- 
ders, beflebend aus. den Novellen ihe batroiked und Ike is 
_ isman, 1826 Woodstock, 1828 ike chronicles of Canor 
gate, deren erſte Serie the two drovers, the Highland wider 
und the surgeon’s daughter, und deren zweite ihe fair mal 
of Perth, eine der beften feiner fpäteren Arbeiten, enthaͤlt, un 
Die Tales of a grandfaiher, 1829 Anne of .Geiersiein m 
4831 die vierte Serie ber Tales of my landlord, Count Robert 
of Paris und Castle dangerous, erſcheinen, weiche drei legiem 
Romane auch nicht entfernt mehr das große Talent des Bar 
fofler6 der Waverley Novels verrathen. Seine Hauptvorüg 
find feine von keinem feiner Schüler erreichte Obieckltiekt, 
feine harmoniſche Durchbildung der Babel, feine füR we 
thematifche Analyſe der menſchlichen Leidenfhaften, feine Hw 
manität und feine Wahrheit und Treue ber Gharacien, 
der Zeiten» und Sittenſchilderungen. Als Zeichner von Land 
ſchaften und Sitten kommt ihm Niemand gleich. War auch fen 
Life of Napoleon nichts als ein hiſtoriſcher Roman (1817), 
fo kann man doch dagegen in feinen Romanen Schottiſche Eye 
cialgeſchichte fludiren, und was feine moralifche Tendenz und fer 
nen Sinn für das Edle und Gute anlangt, fo Tann man der 
Sugend feine beſſere Lecture als feine Werke in die Hund geben. 
Lediglich möchte man, abgefehen von einigen Wiederholungen (4. ©. 
De Norne im Pirate if ein Pendant ber Magdalene Gream 
im Abt, der Elobeih im Witerihümler und Madge Wil 
im Kerker von Edinburgh), on ibm zuweilen die die Hand 
lung flörende Länge des Dinlogs, feinen Mißbrauch des komiſchen 
Elements und feine bis zur Carrikirung ausgebehnte Vorliebe 
fürs Romantifche Cbefonders im Gt. Ronansbrunnen wahr 
nchmen) wegmwünfcen. Unter feinen Rachahmern nennen wir 
John Sibſon Lodhart aus Glasgow, feinen Schwieger⸗ 
ſohn und Biograpken”), den ſchon gegannten Profefor Si 
Wilfon”) Dre. Johnflone*), Sir Thomas Did Laus 
ver), James Hook (1771—1828)*), Andrew Biden“) 
aus Paioley (1788), Thomas Colley Brattan®), John 


Engifpe Porfie. Rouen. 17) 


Benin, Eroften Eroter”), Srowe), den fü > 
nuunien Rechmadter Thomas Miller”), Mee Uran", Me 
un Tangwellisfet ühree Gicden fat, Herate Saithe. 
ver mit feinem Hrambletye house (1826) dedeutendes Üufı 
ſchen madie, und ben Englifden Meihehikioriogrupien George 
pavne Rainsford James“) aus London (1801). der 
fre&tbarien mb beſten ber ganzen Gefelifdaft, deſfen Darnley 
md Richellen ihren PMuflern nur wenig nachſtehen. Der dee 
teutenbfle der neueren Romantiker IM jedod ohne Zweifel W. 
Harrifon Wineworth"), denn feine Romane: Rookwoud 
(1834), Jack Sheppard, tke Tower of London, Guy 
Fawkes, The Miser’s daughter, Old St. Pauls, Windnor 
Castle ımd St. James find in Bezug auf Rebendigfelt der 
Handlung und Grfindung der Situationen mit einer dramai⸗ 
Iden Kunſt durchgebildet, die, litte er nur nicht an einer ges 
wiſſen Wildheit und Rohheit ber Form, den Werfaffer m einen 
ver erſten, ſelbſtaͤndigen Romantifer machen würden. Bine ans 
dere Säule bilden Sames Morier“) und Aameo Ballli« 
Fraſer*) mit Ihren Perſtens Boden, den fle aus eigener 
Anſchauung kannten, entnommenen orlentaliſchen Sittmbitbern, auf 
ble Hope's obengenannter Anastasius vielleicht nicht ohne Ein⸗ 
Ruf geblichen war; Lay Caroline Lamb (1765 
1828) gab eine aͤhnliche Erzählung, Ada Hein (1828), allein 
ver Held derfelben, ein wiberwärtiger Don Juan, von Geburt 
ein Georgier, verdirbt das wenige darin vorhandene Gute total, Dis 
Rebe der ſogenannten faſhlonablen oder Highliſe⸗/RNovelliſten“) cr, 
Hat Epwarb Hook‘) aus London (1736—1842), anſango 
Dyenbister unb Japroviſator, Defien Sayinge and Doingn ( 1424) 
ſeſes Yuffchen medien, weiheh ſeine ſyaͤtern Probucilencn 
fine Gurney Married und den vermuthlich nähen Peregrina 
Braee ausgenommen, widt Bügen Orafıcn. En Aeuwptichter iin, 
(riäbeht der Beasbeiung uch XRegelioũ deu ver Babel, Kin Haupt⸗er⸗ 
dent entitiereme Beuntaih vor Enz iidien kitern uns willen @4, 
Kite, Yaan Banlige Ackerise mn Fitsemgite Ye: a Ir 

Gatyirz vorsten 66 a vendie 
Gear der Gekuse Esmnbausun Rh ar tin Geury Bilayh, 
Brad sn Wırments®, 6.17%, 3 5 Nr, 
en Lasse“, me Gchie Miricı”,, Ey Eiaisrıy 





4710 Englisde Poefte. Roman. 


Bury®), Mes. Trollopeh, die Gräfin Bieffingten®) 
aus Curagheen in der Iriſchen Grafſchaft Waierford, Miß Fer⸗ 
rter) und R, Ylumer Ward”), deſſen Roman Tremaie 
ofimbar ein metaphyſiſch⸗religioſes Element hat, darum aber wenige 
gefiel als fein de Vere, worin er befanntlih Cammings Ber 
trait entworfen hat. 18 Iriſche Genrebildermaler müfen Ge 
sold Griffine) aus Limerid (1803 —1840), der Berfale 
der Munster popular iales, William Garleton”") au 
Prilliot in der Grafſchaft Tyrone (1798), Mies. Anna Marla 
Hall”) ans Werforb (geb. Fielding), Charles Lever'') und Sa 
muel Lover”) genannt werden, an bie wir Die geiftreiche Rij 
Mary Ruffeli Mitford”) aus Wiresford in Hampihhe 
(1789), die geniale Malerin Engliſcher Lambfchaftöfcenerk, 
anrelhen. In der von dem nachher zu erwähnenden Amerkası 
Cooper berrüßrenden Schule der Seerommanfchriftfieller mad 
Capitain Frederik Marryat'), nah Smollett Englande 
beſter Seecharakterbilderzeichner, mit feinen Romanen, unter dem 
id Peter Simple, Jacob Faithfull und Percival Keene für 
die beftem halte, verdienten Auffehen; jebt IR er aber ats Kinder 
ſchrifiſteller kindiſch geworden und bat fi total ausgeſchrieben, 
was wenigfins feinen Nebenbuhlern, Gapitain Glafſſcod“), 
Capitain Ehamier”), Howard”) md Michael Scott”) 
aus Glasgow (1789—1835) nidt widerfuhr, die fo fin 
waren, lieber aufjuhören, als Ihre gefammelten Lorbeeren aufs 
Spiel au fegen. Die Romane der Miß Harriet Marti⸗ 
nean”?) aus Rorwid (geb. 1802) erwähne ich nur ber Cu⸗ 
viofität wegen, da fie lediglich der Form nad) Hierher gehöre, 
ſonſt aber nichts als langweilige Unterſuchungen aus dem Gebiet 
der Rationalöconomte find. Inter den modernſten Romantiiem 
ruht jeht der Baronet Sir Edward Lytton Bulmer“) 
aus Haybon Hill (1803) in der Graffchaft Norfoll auf da 
Lorbeern aus, die ihm feine Romane Falkland (1827), Pelbam 
(4827), ihe disowned (1828), Devereux (1829), Paul 

Cliford (1830), Eugene Aram (1831), feine fünkiatid 
durcpbilbeifte Novelle, ihe last days of Pompeji, Bienzi, 1W 
bedingt das Fräftigfie und volllommenfe Werk feiner Beben, 
Ernest Maltsavers (1837) mit feiner Forifegung Alice, night 


Englifihe Poeſie. Moman. 471 


and meruing (1841) verſchafft haben, denn feine menehen 
Yıobucte (Godelphia, the last af the barons (1343), Za- 
soni 1842 mb Lacreiia 1846) find verhälinifmäßig 
wad. Gr bat jedoch au in feinen beim Nrbelten einen 
Hewptfehler, er iR zu ſehr Künfler, Alles iR bei ihm gemacht 
uns werarbeitet, natũrlich eigentlih nicdte, und darum fönnen 
auch weder die blendende Eleganz feines Style, noch der Reid» 
tum der Darſtellung, noch die treue und treifende Gharacterifif 
ud überall herooriretende gelchrte Bildung biefen Mangel ein» 
ſacher Friſche, wie fie Scott überall zur Schau trägt, ers 
fepen. Der Guriofität wegen rangire id die an Talent weit 
unter ibm ſſehende Lady Bulwer”'), feine Frau, neben ihn, 
die ihn in ihrem Romane Cheveley er the man uf henoar an 
den Pranger der öffentlihen Meinung geflellt hat. Unter der 
Maſſe von Schrifiſtellerinnen, die Dad Kigh life zur Tendenz 
nahmen, nennen wir noch ald befonderd ausgezeichnet Mre. 
Gore), neben der auch die ſchon genannte Miß Landon®) 
(Ars. Maclean) und Miß Ellen Bidering‘*) nicht vergeflen 
werden mögen, während ich die Kinderſchriftſtellerin Miß Grace 
Kennedy) (+ 1825) blos vorübergehend in Erinnerung bringe. 
Durch feine eben fo treue ald malerifche Darſtellung der tiefen 
Seheimniffe des menfchlihen Herzens bat SamnuelWarren 
wittelß feines Tagebuchs eines Arztes auch auf dem Gontinent 
große Popularität gewonnen, feine Taufend Pfund Renten aber 
lonnen ſchon ihrer laͤcherlichen Lebrtreibungen wegen nichts Anderes 
kin als eine bittere Satire auf die Engliſchen Mittelklaſſen. 
Der jüngere (Benjamin) d'Joraeli) gehört zwar auch 
in biefes Genre, wenigfiens was feine früheren Rovelln (Vi- 
vian Grey x.) anlangt, die in ber pſychologiſchen Anſchauungs⸗ 
weiſe Ward's gefchrieben find, allein in neuerer Zeit hat er fi6 
zum Apologeten der wahnfinnigen Träumereien ded jungen Eng⸗ 
lands (Koningsby, Sybil ıc.) aufgeworfen und dadurch bei einer 
gewiſſen Partei nur gewonnen. Als farcafliher Humorif muß 
3 2. Beacod*) genannt werden, deſſen Romane, die leider 
auf dem Continent zu wenig befannt find, wahrhaft dramatiſches 
Leben haben. Freilich halten fie feinen Vergleich aus mit ven 
Säriften des jenigen Mannes, von dem man fagen Senn, daß 


472 Enngliſche Poefle. Roman. 


er Fielding's, Smollet“s und Sterne's Genie in einer Perſon 
vereinigt, ich meine Charles Didens”) aus Bortdmank 
(geb. 1812). Er debutirte mit geiſtoollen Skizzen aus tm 
Englifgen Gefellfchaftsleben, bie unter dem Titel Skeiches 
by Boz in einzelnen Nummern ded Evening Chronicle ha 
auskamen und fpäter (1836 — 37) gefammelt wurden. Bah 
darauf erſchienen feine Papiere des Pidwid Clubbsé, die, obwohl 
in Plan und Anordnung etwas mangelhaft und loſe, dennoq 
durch die geifireihe Auffafiung der niedern Bollöcdharactere (Uncle 
Toby und fein Diener Sam Weller), die launig fatirifden 
Scenen und kindliche Gemuͤthlichkeit des ganzen Erzählungsgufe 
notbwendig zum Bolldromane werden mußten. Sein nähe 
Bud Nicholas Nickleby giebt abermals in dem Titelhelden 
und feiner Frau, die Fielding's Amella gleichkommt, ein treues 
Bortrait der Mittelklaffen, und ber Penflonathalter Squeers mil 
feinee Schule Dotheboys Hall’ dürfte auch bei uns ob 
legen finden. In noch niedrigere Regionen fleigt er in feinem 
Oliver Twist herab, worin er die Mangelhaftigfeit der miebern 
Erstehungsanflalten und die daraus entipringenden furchtbaren 
Folgen, die Verdorbenheit der niedern Volksklaſſen mit der Ener 
gie und Kraft eines Crabbe entwidel. Mit Meier Hum: 
phrey’6 Wanduhr (1840) beginnt er aber fi gan jme 
garteren Manier zuzuwenden, die wir an einzelnen GStellm in 
Sterne® empfindfamer Reiſe gewahren, indem er mit feinen 
gutmüthigen Humor die ernſteſten Selten des menſchlichen Ge 
fühlölebens beleuchtet. Ebenſo zart iR fein Heimchen auf dem 
Heerde (1845), ein Märchen, das, obwohl ganz Original, hin und 
wieder an Anderfon’s Methode erinnert, feine Lebenoſchlacht (1846) 
aber, ein kleines Bildchen, welches zeigt, wie eine Jüngere Schwefter Ihr 
Gluͤd der älteren zum Opfer bringt, zeugt von Neuem von der un 
endlichen Geſchicklichkeit, mit welcher der Dichter den alltaͤglichſen 
Erfcheinungen des Lebens mittel feiner hochpoetiſchen Phantaft 
flets eine neue und erhabene Seite abzugewinnen verſteht. In derſelben 
Manier find die Sylveſterglocken (1844), eine Koboldgeſchiche, 
worin das alte Jahr aus » und das neue eingeläutet wird, geſchrieben, 
BarnabyRubge (1841) dagegen iſt wieder ein Bild aus dem niedem 
Bolfölchen und Martin Chuzzlewit's Abenteuer (1843) eine lehr⸗ 


Englifche Poeſie. Roman. 473 


reihe Geſchichte für Auswanderungsluftige und eine prädtige Satir 


auf die fo viel gepriefene Amerikaniſche Freiheit. " 
1) ©. Chasles, Le XVIlI s. en Angleterre. Paris 1846. 8. Etud. 
polit: p. 139 sq. Novels and miscell. Works. Oxford 1840—41.XX.8. 


2) ©. F. Ferriar, Mustr. of St. Lond. 1798. 8. Ed. II. ib. 1812. 
11. 8. Berl. Monatsfchr. 1795. Febr. Scott Miscell. Works. T. IH. p. 
146 sq. Mezieres T. I. p. 327 sq. d’Israeli, Miscellan. ot Ir 
terature. T. II. p. 398 sq. Works. Lond. 1788. X. 8. 1793. 
ni, 8. 1843. 4. Tristram Shandy. Lond.1759 sq. IX. 8. Ed. IE. ib. 
1760. Paris 1832.8. u. bft. A sentimental Journey through France and 
ltely. Lond. 1767. 11.8. Ueberf. f. Zr. Sh. Leb. u. Meinungen. a. d. Engl. 
v. 4. 3. Bode. Hamb. 1774. 1776. IX. 8. v. 2. dv. Benzler. Lpzg. 1801. 
II. 8.0. W. H. Magbeb, 1832-33. V. 16. v.Bärmann. Brufchw. 1839. 
IV. 16. Empfindfame Reife d. Frankreich u, Italien v. Bode. Hamb. 1768. 
V. Uufl. Lpzg. 1804. 12. v. 2. v. Benzler. Lpzg. 1802. 8. m. d. Lebens⸗ 
beſcht. d. Verf. v. Clemen. Eſſen 1827. 12. dv. Döring. Jena 1841. 8. 
d. Bärmann. Brnfhw. 1840. 16. v. Diezmam. Lpag. 1842. 8. v. Lewald. 
aan. 1890. 1342. 16. Briefe an Elifa, a. d. Engl. v. Bode. Epıg. 1785. 
8. b. 1840. 16. 


. 3) ©. Baur Lebensgem. Bb. V. p. 489 sq. Nichols T. III. p. 361 sq. 
Planche, Portr.litt. T.I. p. 1sq. Scott Miscell. Works. T. II. p.41sq. 
Feu. Litt. u. Bölterkde 1789. St. VI. p-5708q. Hirfhing Bd. II. 1. p.216ag. 
Chasles a. a. D. p. 361 sg. Mezieres T.I. p. 335 3q. Roscoe Life, vor 
ſ. Works p. V—XXVI. Works w. A. Murphy essay on the life 
and genius of H. F. Lond. 1762. IV. 4. od. VII. 8. Edinb. 1767. 
1806. VI. 8, Lond. 1841. 4. u. öft. Tom Jones. Lond. 1750 u. öft. w. 
not, by Ch. Wagner. Marburg. 1815 F V. 8. Ueberſ. ſ. Geſch. d. Tom 
Jones, a. d. Engl. v. Bode. kpzo. 1786-88. VI. 8. v. Schmit. Nürnb. 
1780. IV. 8, v. Lüdemann. Leipz. 1826. IV. 12. v. Diezmann. Brnfhw. 
1840-42, VI. 16. Abent. d. 3. Undrews u. |. Freundes Abr. Adams. a. 
d. Engl. Bert. 1775. 1786. 11.8. Gb. v. Dertel. Meißen 1811. II. 8. v. Czar⸗ 
nowsfy. Brnſchw. 1840. III. 16. Abent. a. e. Reife in d. and. Welt. A. 
d. Engl. —D 1811. 8. u. in d. Taſchenb. claſſ. Rom. Jena 1843. 16 
Bd. V. u. VI. Emilie Both, neu überf. Lpzg. 1797— 88. IV. 8. Amalia, 
pe. 1764. IV. 8. Son. Wild. Kopenh. 1759. 8. 


4) &. MooreLife of S. Lond. 1772.8. Scott Misc. Works T. III. p. 
8 ng. Roscoe a.0.D. p. VII-XL. Meziöres T. I. 12 161 »q. Cary, 
Liv. of engl. poets. p. 119 sq. Nichols Lit. Anecd. T. I. pr 4099. 
Miscellaneous works. Edinb. 1760. VI. 8. Lond. 1797. VI. 8. by 
Roscoe. ib. 1841. 4. Ueberſ. f. Graf Fathom a. d. Engl. v. Dertel, 
Ppag. 1799. IL 8. Abent. d. Mitt. R.Greaves. Kopenh. 1772. U. 8. v. Kohl, 
Bien 1791. II. 8. Humphrey Klinkers Reifen a. d. Engl. v. Bode. Lpig. 
1772 1785. III. 8. v. Döring. Benfhw. 1839. IH. 16. Roderick Random, 
üb. v. Mylius. Berl. 1790. II. 8, v. Baͤrmann. Brnſchw. 1839. IV. 16. 
Peregrine Pille, a. d. Engl. v. Mylius. Berl 1785. 1789. IV. 8.0. Vogt. 
Mogdeb. 18.7. 28. V. 6. dv. Bärmann. Brſchw. 1840. VI. 16. Sämntt. 
Yumorift Romane. Gtuttg. 18394. XV. 16. 

5) ©. Journ. al. Journ. 176. Bd. vH. AV ©t.) p. 15—77 
Mezieres T. I. p. 272 sg. Scott Misc. Works. T. IN. P- 1 8q. di 
raeli Curios. of Lit, T. IT. FE 54 sq. Chasles LeXYVNI s. en Angle- 
lerre. Btud. polit. Paris 1846. p. 3% sq. The correspondence of S. 
R.publ. by A. L. Barbauld. Lond, 1804. VI. 8. Works. Lond. 178°, 
XX.8. w. askeich of his life by S. Mangin. ib. 1811. XIX. 8, 


474 Englifhe Dorfie. Roman. 


Pamela. Lond. 1740. IV. 8. Clarissa. ib. 1748. VIII. 8. Grandisen. 
ib. 1753. VIE. 8. Ueb. f. Slariffa a. d. Engl. v. Ehr. A. Shmitt 
Mannh. 1790-91. XVI. 8. v. Kofegarten.. ie: 17900—93. XVL 8. 9 
mela a. d. Engl. v. Schmit. Liegn. 1722. IV. 8, Geſch. G. Grandiſon 
a. d. Engl. ẽepʒg. 1755. 1780. VIE. 8. Gariſſa nah Sanin’s Mob. ft. 
v. Bode. kpzg. 1847. nq. 8. 

6) The lite of 8. J. te which is added Jehnmsonians. Bd. 1. 
Lond. 1785. u. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1833. nr. 30 sg. Bi. f. d. At.) 
Aust. 1836. p. 217 sq. A. Murphy, Essay on the life and genius ofS. 
J. ib. 1793. 8. Meziöres T. 11. p. 28 3 Brougham, Men ef letier 
T. H. p- 1 aq. Bogel ©. J. lit. gef. Suppl. 3. Miniat. Bibl. Hank, 
4840. 3:. Works publ. by J. Hawkins. Lond. 17886. XII. 6. w. a 
ass. ot A. Murphy. ib. 1806. 1816. XII. 8. w. bis life J. Ber 
well. ib. 1787. U. 4. Alnwick 1816. XII. 8. Ueberf. ift: Saflelas, «. 
. » Engl. 9. Bärmann. Hamb. 1843. II. 82. cf. Anderson, Life of 8.. 
ib. 1795. 8. J. Hawkins, Life of 8. J. ih. 1787. 8. J. Boswell, Lik 
of 8. J. ib. 17%. 8. 8. WellerSinger, Life of S. F. Lond. 5. 2,8. 

7) &. Scott Misc. Works. T Il. B% sq. — Chrysal orte 
adventures of a Guinea. Lond. 1760. Ed. I. ıb. 1761. IV. 8. The 
history ef Arsaces prince of Betlis. Lond. 1774. II. 12. The pi 
grim. Lond. 17:5. II. 12. The history of John Juniper. ib. 1781. 
III. 12. 

8) The man of feeling. Lond. 1771. 1I. 8. (Deutfch. Danzig 171. 
8.) Theman of the world. ib. 1773. 11.8. (Deutich. Zpag. 1808. IL.8) 
Julia de Roubigne. ib. 1779. Paris1837. 8. Works. ib. 1808. VII. & 
S. Scott T. III. p. 251 sg. Planche Portr. litt. T. 1. p. 61 2q. Me 
zieres, T. III. p. 32 sq. 

9) ©. Baur Lebensgem, Bd. III. p. 436 sq. Mag. f. d. Lit. d. Audl. 
1837. nr. 2. Mezieres T. II. p. 366 sq. Scott Misc. Works. T. 1. 

. 124 sq. Irving, Life vor f. Works. Paris 1825. T.I. p. I-CXXIV. 

he vicarof Wakefield. Lond. 1766. 1800. 8. d. Landpr. v. Wakefield üb 
v. Eindau. Dresd. 1825. 1836. 8. v. C. v. S. Quedl. 1828. II. 8. v. & 
Ed. v. Delönig. Lpzg. 1835. 1838. 8. v. H. Döring. Erf. 1839. 188. 
16. v. ©. Fr. Kolb. Zweibr. 1836. 12. m. Holzſchn. v. L. Richter. Ep 
1841. 1845. 8. Gedichte, beutfch v. A. Böttcher. Lpzg. 1849. 16. D. perl 
Dörfchen u. d. Heifende, a. d. Engl. v. Bürde. Bresl. 1706. 1802. 8. _ 

10) The fool of quality. Lond. 1766. 8. Julie Grenville. ib. 
ira 8. Works. Dublin 1780. IV. 8. cf. Brookiana. London 180. 

® 8, 

11) The history of Lady Julia Mandeville, by the translate 
of Lady Catesby’s letters. Dubl. 1775. II. 8. 

12) &. Memoirs of H. W. Lond. 1822. II. 4. Scott T. Il. 4 
160 sq. Mezières T. II. p. 897. Magaz. f. b. Lit. d. Ausi. 1833. ur. 
Dunlop, Hist. of fiction III. p. 880 sq. The castie of Otranto, trassl. 
from the Italian of Onuphrie Maraito by William Marsbal. Lord. 
1764. 8. Parma 1791. 4. u. dft. Werks. Lond. 1798. V. 4. od. X. 8 
1825. IX. 4. Schriften teutfh v. U. W. Schlegel. &pzg. 1800, 8. D. Butz 
v. Divanto, e. goth. Geſch. a. d. Engl. v. $. 8. WB. Mayer, Berl. 17%. 


13) ©. Gentlem. Mag. 1807. T. II. p. 1283 sq. Scott a. 0. D. 
T. un p. 174 sq. The champion of vertue, a Gothic story. Lond. 

14) &. Cunningham, Biogr. Gef. d. Engl, Eiter. Epag. 1834. p. 122 3 
Evelina. Lond, 1779. 1783. III. 12. Cecilia. ib, 1782. 1785. Y. 4 
Camilla. ib. 1796. 1802. V. 8. The wanderer or femal aifficaltiet. 









[ . II. 155 Sg. Heu. 
r . 8. (Deutfd. 1796-98. IV. 8.) Arandel. 
. type. 1700. I. 8.) 

16) Anza S. Yves. Lend. 1792. VIL 8. (Deuti v. orig. Bert. 
1792-94. V. 8.) H Trevor. ib. 179, VI. 11. cf. Memoirs written 
by himself. ib. 1815. IIL 12. . 

17) An arabian tale (the history of the Galiph Vathek) from 
an unpubl. manuscr. w. not. cr. and explanat. Lond. 1786. 8. 
Deutſch v. Dichnike. Epzs. 1842. 8. ©. Mezitres T. III p. 412 sq. 


8 I Tne tales of the genil. Lond. 1765. 1800. II. 12. ib. 1825 
u. öft. 


19) &. Scott a. a. ©. T. 11. p. 238 sq, Mount Hennet. Lond. 
1781. I. 8. Barham Downs. ib. 1784. II. 8. The fair Syrian. ib. 
1787. IL 8. James Wallace. ib. 1788. TI. 8. The Man as is. ib. 
1792. IV. 8. (Deuti. Ba. 1798. H. 8) Horms or the man a3 
ke is not. ib. 1796. IH. 8. ( Deutſch. Liegnig 1799. 8.) 


%) The Canterbury tales. Lond. 1797. V. 8. The recess or a 
tale ef other tümes. ib. 1783. V. 12. The life of a lover. ib. 1804. 
Yl. 12. Ormond. ib. 1810. IN. 12. Ueberf. f. —— a. Canterbury a. 
nd dv. $r. dv. Dertel. pzg. 1798. 1810. MH. 8. Die Ruinen. ebd. 1786. 


24) Zelaco, various views of human nature taken from life 
and manners, foreign and domestic. Lond.1786. 8. Edward, various 
views of human nature, taken from life and manners, chiefly in 

. ib. 17%. Paris 1833. 8. Mordaunt, sketches of life, cha- 
radter and ınanners in various countries, including the memoirsof 
a french lady of gaality. ib. 1800. 8. 


2) A simple story. Lond. 1791. IV. 12. (Deutfh v. D. M. tie 
beckind. . 1992. U. 8.) Amma Yves. Lond. 1794. V. 12. Nature and 
art. ib. 1796. II. 8. (Deutſch. v. Seidel. Epag. 1797. 1802. 8.) cf. Me- 
*3 and Corresp. of Mrs. J. Lond. 1833. U. 8. Mezieres. T. Il. 
p- M sa. 

23) &. Scott T. IH. p. 262 eq. Dunlop a. a. ©. T. 11. p. 383 
sg. Emmeline. Lond. 1788. IV. 12. Celestine. ib. 1791. IV. 8. Tbe 
wanderings of Warwick. ib. 1794. 8. Montalbert. ib, 1795. III. 8. 
Marchmont. Lond. 179%. IV.8. A family story. ib. 1800. IH. 12. 


24) ©. Scott T. IL p. 181. aq. The cagtles of Athlin and Dun- 
bayne, Lond. 1789. 8. The Sicilian Romance. ib. 17%. 8. The ro- 
833* of tbe forest. ib, 1791. 8. The mysterjes of Udolpho. ib. 
17%. 8. The Italian or the Confessional of the black penitents. ib. 
1797. 8. Ueberſ. Adelina oder das Abenteuer im Walde, Lpzg. 1793. 
11. 8. Benfhw, 1828. IV. 8. Die Ginfiedlerin am Veſuv. . 1801. 
8. Elena. Prag 1802. 8. Der Gremit. Wien 1817. U. 8. Die Eis 
[deinungen im Schloſſe der Pprenden. Brnfhw. 1818—20. IV. &. 
Gafton v. Blondeville. Yypzg. 1827. 1831. TI. 8. D. Grab. Bresl. 1800. 8.. 
D. Abtei v. Grasville. piage.d IY. 8. Die Italiönerin od. der Beichtſtuhl 
d. ſhwarzen Büßenden. Königsb. 1797—%. 111. 8, Novellen. Bruſchw. 
1829. 4, Miß Anna, d. Prioriin. ch. 1824, DL 8. Lu. d, Kit Maddalena 


476 Engliſche Poefie. DRoman. 


Mofa. ebd. 1818. III. 8.) D. Tobeswette. Well. 1898, II. 8. tbolyiet 8 
beimniffe. Epıg. 1755-97. IV, Wien 1708. IV. 8. 


25) ©. Mezidres T. III, p. 172 sq. Mag. f. d. Lit. db. Ausl. 183. 
ar. 126 The monk. Lond, 1795. 8. u. dft. Deutfh v. 8. v. Dertel. 
&pag. 1797— 98. III. 8. 


26) Simple tales. Lond. 1806. IV. 8. New tales. ib. 1818. V. 8 
Tales of real life. ib. III, 8. Tales of the heart. ib, IV. 8. 


27) ©. Edinb. Rev. T. LI. p. 144 sq. XXV. p. 485. I. p. % 
m. P 437. VI. p. 182. XXXV. p 362. Gilfillan Gall. of lit. portr. 
p- 15 sq. Mezieres T. III. p. 21 sg. ‚Kraser Magaz. for town and 
country. 1834. Octbr. p. 463'sq. — Things as they are the Adrven- 
tares of Caleb Williams. Lond. 1794. III. 12. Paris 1832. 8. (Deutfd. 
Riga 1795. 8. Epzg. 1797—98. 11.8.) St.Leon. Lond. 179. 1801. IV. 12. 
(Deutfh. Hamb. 1800. 11.8.) Fleetwood or the new man of feeling. ib, 
1804. 8. (Beute. Zrift. 1806. 1826. 11.8.) Mandeville. ib. 1817. II. 12. 
Cloudesley. ib. 1830. III. 12. Lives of the Necromancers. ib. 1834 8 


28) Don Sebastian or the house ofBraganza. Lond. 1809, 11.8 
(Deutih als: D ritter. Lpzg. 1822. II. 89) — Thaddens di 
Warsaw. ib. 1803. III. 8. (Deutſch. Dresd. 1825. 1831. II. 8.) 


29) &. Edinb, Rev. T.xXYVIl. p. 400.11. p-38. IV. p- 3% sq. VII. 
p- 206. XIV.p.375. XX. p.100- IT. p.416. XXXIV. p. 1219q. U. 
p. 447 sq.Moir, Treat. on poetry and mod. romance. (Edimb. 1839. 
218 sq. Sunningham p. 130 5q: — Popular tales. Lond. 1804. III. 8. ( 
Bdrlig 1807. 8.) Belinda. ib, 1803. III. 8. (Deutfch. Lpzg. 1803. 11,8.) 
Castle Rackrent. ib. 1802. 8. Dei. Erfurt 1802. 8.) Leonora. ib- 
1806. II. 8. (Deutfh. Lyıg. 1809. MI. 8.) Tales of fashionable life. 
ib. 1809-12. VI. 8. (Daraus überf. Vivian oder der Dann ohne 
De alt St 1. 8. EraQ- ae * 8. eu 

. 8.) Patronage. ıb. 1814. IV. 8. (Deutſch. 1828.) It. 
Fa A ton. ib. 1817. 8. Ormond. ib. 1817. 8. Rosamond. ib. 
1822. 8. Harriet and Lucy. ib. 1825. IV. 8. Helen 1834. M. & 
(Deutſch. Aachen 1834. TUE. 8.) Complete Tales and Noveis complete. 
nd ‚>. XVII, 12, Paris X. 8. Children and Juvenile books. ib. 


30) &. Moir a. a. D. p. 216 F — (The noble family. Load. 
1.71. II. 8. ift von Mrs. d uftin) Northanger Abbey. Lond. 1817. 
MI. 12. Sense and Sensibility. ib. 1816. IV. 12. Pride and Prejudice. 
ib. 1812. IM. 12. (Deutfch. Epzg. 1830. &) 


ip 3) Belf-Control. Lond. 1811. Discipline. ib. 1814.8. Emmelins 
® 81 ® e 

32) The Cottagers of Elenburie. Lond. 1808. 8. The Letters of 
a Hindoo Rajah. ib. 1796. II. 8. j 

33) &. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1899. nr. 137. 1834. nr. 3. 189. 
nr. 14. 59. 8. f. d. Fit. d. Aust. 1837. p. 405 sq. — Florence Me 
carihy, an Irish tale. Lend. 1818. (Deutfch. Cpag. 1821. II. 18.) 
The O’Briens and the O’Flahertys. ib. 1827. —8 Stuttg. 127- 
28. VIII. 12.) The Princess or the Beguine. ibi 1834. (Deutſch. detl. 
1895. „UL 8.) The book without a name. ib. 1841. II. 8. I 
viel. nd, 

34) Frankenstein, Lond. 1817. II. 8. Valperga. ib. 1823. II. 8 
Lodore. ib. 1835. 8. 

35) Fatal revenge or the family of Montorio. Lond. 1807. IV. 


ir and 
. Allsn. Edimb. 36%. 6. Unis. |. Peetiral Werks. Edinb 1333 
A. 8. Wa Zevels. Lend. 1 XLVIII. 18. ih. 138, XXIX. 
&. (u B.Waraer, Mastr.crit. hister. biogr, and miscell. ef nereis. 


[ 
{ 


LI. 8 . T. 
History of Scotland I., The joa 
vi es of a Grandfather Ill, Life 
and Corresp. ef Sir W. Sc. by Leckhart IY.) u.öft. Hederf.f. Simmil. 
Krmane. U. ». Engl. Zwidau 1826—31. CXII. 12. Dazu Meueolge XI. 
1831-33. 16. Gtuttg. 18733. CLXXIV. 32. Dangig ®d. I-LXXIN. 
m, Xamerl. Berl. 1836 sg. LV. 16. Ausgew. Werte Hamb. 1840 - 41. 
X. 8. Uusgew. Werke. Mannh. 1840 2q. XLV. 16 


39) Valerius, a roman story. Lond. 1821. Ill. 8. Adam Blair. 
ib, 1822. 8. Reginald Dalton. ib. 1823. III. 8. Matthew Wald. ib. 
18%. 8, &. Eilfillan Gall, of lit. portr. p. 431 sq. 


, 40) Lights and shadows of Scottish life. Lond, 1822. 8 The 
trials of Margaret Lyndsay. ib. 1823. 8. The foresters. ib. 1824, 8. 


4) Clan Albyn. Lond. 1815. 8. Elisabeth the Bruce. ib. 1827. 8. 


42) Lochandhu. Lond. 1825. 8. The Wolf of Badenoch. ib. 1827. 
& The legendary Tales of the Highlands. ib. 1841. II. 8. 


43) Pen Owen. Lond. 1822. 8. Percy Mallory. ib. 1823. 8. 
4) The Sectarian or the Church andthe Mesting-House, Lond. 


48 nehphe Sec. Diane. 


1829. HI. 8. The Deominie's ‚ ib. 1890. IH. 8} "Teadiäkinry 
stories of old Families. ib. et. The Biack Watch, ®, 1833, 8, 


.4) Higher and Byways. Lond. 1823. Ill. 8. (Deutih. Ber. 
1824—18. V. 12.) The Heireas ofBrugge. Lond, 1830. 111.8. (Dratiä. 
Berl. 1838. IV. 12.) Jacqueline of Brabant. ib.:1834. HI. 8. (Deutiä. 
Berl. 1832. III. 12.) Agnes de Mamsfield. ib. 1836. HI. 8. (Drutib. 
Berl. 1836. III. 12.) The masters passion. Paris 1847. 8. 


46) Tales of the O’Hara Family. I. and II! Ser. Lend. 183- 
27. 8. The Croppy. ib. 1828. 8. The demounced. ib. 1830. IH. & 
The Smuggler. ıb. 1831. 8. Crohoore na Bilhooge. ib.1828. 8. Pad- 
bre na Moellh. ib. 1829. 8. The Bito’ Wrin, and other Tales, ib. 
1838. 8. Father Connell. ib. 1842. II. 8. Uebderf. f. d. geächtete Bruder. 
Dresd. 1830. Gelle 1833. II. 8. D. Gau Rowlan. Epzg. 1835. II. 8. Ps 
ter ans d. alten Burg. Lpzg. 1834. 11. 8. 


47) Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland. 
Lond. 1827. 8. Legends of the Lakes or Sayings and Doings & 
Killarney. ib. 1828. II. 8. Daniel O’Rourke, or Raymes of a 
tomime foanded on that Story. ib. 1828. 8. Barney Mahoney. ib. 
1832. 8. My Village versus Oar Village. ib. 18M. 8.) 


48) Vittoria Colonna. Lond. 1838. 8. (Deutfch. Gera 1838. 8. 


) 
49) Reyston Gower. Lond.1838. 8. FairRosamond or the eh 
ot King Henry II. ib. 1839. 8. Jane Grey. ib. 1840. 8. Gideon 
the Roper. ib, 1841. 8. Godfrey Maverin or the life of an authe: 
ib. 1842. 8. ©. Blätt. f. d. Sit. d. Yusl. 1838. nr. 44 sq, 


50) De Foix. Lond. 1820. III. 8, u. viel. A. Ueber. ift: Roman 
(V) n. d. I. Aufl. a. d. Engl. v. Bärmann. Kiel 1835. Bd. I-XT. 8 


51) S. 81. f. », Lit. d. Ausl. 1836. p. 131g. Brambletye House 
er the Cavaliers, and Roundheads. Lond. 1826. 11. 8. (Deutid. 
©tuttg. 1826. IV. 8.) Apsiy Reuben, ib. 1827. IH. 8. (Deut 

1838. IH. 8.) Tor Hill. Lond. 1825. II. 8. (Deutfd. Epy- 
1827. IV. 8.) The forest of Hampshire. ib. 1829. II, 8. Zille. ıb 
1828. I. 8. (Deutſch. Stuttg. 18239. IV. 8.) Aden Brown. ib. 184. 
NI. 8. (Deutſch. Epgg. 1843. III. 8.) Arthur Arundel. ib. 1842. III. & 
(Deutſch. Cpag. 1846. IN. 8.) The moneyed man. ib. 1841. 11.8 
(Deusich. &pzg. 1842. III. 8.) Jane Lomax. ib. 1838. IH. 8. (Druffh. 
83 1839. IH. 8.) Oliver Cromwell. ib. 1840. IH. 8. (Deutſch. pʒ 
1891. 111. 8.) Masamiello. ib. 1842. III. 8. (Deutfch. Lpzg. 1843. I. 8) 


52) Complete Works. Paris 1836 »q. 8. Lond. 1844 3q. 8. Uebel 
Romane. Epzg. 1838 nq. 8. Stuttg. 1838. sq. 16. 


53) ©. Bi. f. d. Lit. d. Ausl, 1840. p. 529 sg. Map. f. d. fit 3 
«ust. 1845. nr. 36. Complete Works. Paris 1834 sq. 1X. 8. ueb. if 
Hift. Rom. v. Bruder. Stuttg. 1843. sq. 8. Spas. 1838 aq. 8. 

54) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832. nr. 119. 1834. nr. 69. Com 
plete Works. Paris. VII. 1833. F 8. Saͤmmtl. Werke deutſch. Yenfhm. 
1837. XV. 16. Wejifcha. ebd, 1835. III. 8. Augeb. 1840. II. 16. 30 rab. 
—— III. 8. Yajji Baba. Stuttg. 1829. U. 8. D. Mirza. Bel 

- 1 2. . . 
% The Kuzzifbash, a tale of Khorasan. Lond. 1828. III. 8. ©. 


Mag. .d Kt. d. Ausl. 1933. ar, 123. 
56) Glenarvon. Lond. 1816. 8. Graham Hamilton. ib, 1820. & 
Ada RBeis. Ib: 1823. & 


Sagliſche Poefte. Roman. 276 


G, in 5. Revue de den ond. 1886. T. XIV. p; 
1 Bedtey in e x m p 


58) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1644. nr. 142. Novels 1836 - 41. 
IX. 8. Romane. Deutih. Lpzg. 18424. XXVI. 16. 


59) &. Mag. f. d. Eit. d. Ausl. 1847. nr. 9 sq. Matilda. Lond, 
1825. 1832. 8. Yes and No, a tale of the day. ib. 1827. 8. 


60) &ranby. Lond. 18268. HerbertLucy. ib. 1827. 8. Arlington. 
ib. 1832. 8. Anne Grey. ib. 1835. 8. 


61) The recollections of a chaperon. Lond. 1833. Ill. 8. Tre- 
vylyan. ib. 1833. III. 8. 


62) Dacre. Lond. 1834. I. 8. 


63) Diary illastrat. of the times of George IV. Lond. 1834. III. 
8&. Works. Lond. 1828 sq. 8. ©. 81. f. d. Lit. d. Yusl. 1838. p. 41 sq. 


4) ©. Mag. f. d. Fit. d. Ausl. 1832. ar. 127. 1834. nr. 109. 1838, 
at. 43. Novels. Paris 1837. VII. 8. 


65) Complete Works. Paris 1833. sq. VIII. 8. (Sämmtl. deutſch. 
f. Engelmann, Bibl. d. ſchön. Will. Bd. II. p. 37.) cf. Mag. f. d. Lit. d. 
usl. 1838. nr. 40. 81. 1839. nr. 46. 1843. ur. 120. Bl. f. d. Lit. ». A. 
189. p. 239 nq- 


66) Marriage. Lond. 1818. IM. 8. The inheritance. ib. 1824. IT. 
8. Destiny or the Chiet’s Daughter. ib. 1831. IH. 8. 


67) Tremaine or the man of refinemeut. Lond. 18.5. Ill. 8. De 
Vere or the mau of Independence. ib. 1827. IH. 8. Clifford or the 
csustant ınan. ib. 1841. III. 8. Chatsworth or the Romance of a 
Weck. ib. 138. HI. 8 - 


68) Holland- Tide or Munster Popular Tales. Lond. 18277. II. 
8. Tales of time Munster Festivals. ib. 1827. Ill. 8. The Collegians, 
a second series of tales of the Munster Festivals. ib. 1829. 111. 8. 


69) Traits and Stories of the Irish Peasantry. Dublin 1830. 11.8. 

N. Ser. ib. 1832. II. 8. (Deutfch v. Roberts. Lpzg. 1837. HIT. 12.) Far- 

the Miser or the Convicts of Lisnamona. ib. 1839. 8. 

Jane Sinclair or. the Fawn ofSpring Vale, ihe Clarionet and other 
tales. ib. 1841. ILL 8. FatherBatler. ıb. 1839. 8. 


70) Sketches of Irish Character. Lond. 18%9- 31. II. 8. The 
Baccaneer. ib. 1832. III. 8. Tales of woman’s trials. ib. 1834. 8. 
Uncle Hiorace. ib. 1835. 8. Lights and shadows of Irish Life. ib. 
1838, III. 8. Stories of the Irish Peasantry. ib. 1839, 8. 


70 The confessions of Harry Lorreguer. Dabl. 1839. 8. 
(Dentſih. Uachen 1844. IV, 8.) Charles O Malley. ib. 1840. II. 8. 
Deutſch. Aachen 1845. V. 8.) Tom Burke. ib. 1834. II. 8. (Deutſch. 
Maden 1834. IV. 8.) The Knight of Gwynne. Lond. 1847. 8. Our 
Mess. ib. 1843. II. 8. u. %. 


72) Legends and stories ofIreland. Lond. 1834-37. U. 8. Hand 
Andy. ib. 1843, 8. u 7 


73) Our Ylsge sketches of rural character And scemery. Lond, 
184—32. V. 8. 6, Mag. f. d. Lit. d, Aust. 1834. nr. 49. 1837. m. 6. 

74) &. Mag. f. d. dit. d. Ausl. 1834. nr. 126. 1830. nr. 6& 12%, 
135, 1837. nr. 51. Bl. f. d, Lit. d. Ausl. 1837. p. 130. 217 40. 1838. 


480 uslifihe Brefe. Dieman. 


p-: 126 sq. Amusing Novels. Paris 1835 9. 8. Gämmil, berke. 
v. Kolb. Gtuttg 1843 2q. 16. üb. v. Mehr. Ionfaw. 1835 sq. 16. 
75) The navalsketchbook. Lond. 1828. III. 8. Sailors and Saints 
ib. 1829. III. 8. Tales of a Tar. ib. 1830. III. 8. Land Sharks and 
Sea 6ulls. ib. 1838. IH. 8. (Deutſch. Aachen 1839. II. 8.) _ 


76) The Arethusa. Lond. 1836. III. 8. (Deutfh. Brnſchw. 1857 
ill. 8.) Ben Brace, ib. 1835. III. 8. (Deutſch. Brnfhw. 1836. II. 8.) 
u. v. And, lieb. if Saͤmmtl. W. Deutſch. Brnfhw. 1839. XV. 8. 


77) Novels ed. by Marryat. Paris 1837. VII. 8. ueb. f. d. alt 
Commobore. Aachen 1838. IM, 8. Urdent Troughton. ebb. 1837. III. 8. 


78) Tom Cringle’s Log. Lond. 1833 111, Paris 1834. 8. (Deutid 
Brnſchw. 1839. IH. 8.) The Cruise of the Midge. ib. 1834. IL 


1836. 8. (Deutih. Benfchw. 1843. IH. 8.) erfchienen unter dem Rama 
Bilfon’s. 


79) ©. Mag. f. d. Lit. d. Uusl. 1833. or. 86. 121. BL f. d. Lit. d. 
Yusl. 1840. p. 95 sq. Illustrations of Political Economy. Lond. 
1832—33. 8. Deerbrook. ib. 1839. III. 8. The Hour and the Man. 
ib. 1840. III. 8. (d. Neger v. St. ‚Domingo. £pag. 1841—42. II. 8.) Life 
in the Sick-Room or Essays by an Invalid. ib. 1844. 8, 


80) S. Bl. f. d. Lit. d. Aus. 1836. p. 125 aq. 178. 1837. p. 132. 
438 sq. 1838. p. 228 sq. 1839. p. 505 sa. Dog. 1 . Kit. d. Aust. 1832. 
nr, 65. 1835. nr. 78. 1836. ar. 5. 1839. nr. 94 sq. 1838. ur. 45. 56. 
1837. nr. 81, 130. 1842. nr. 81. 1843. nr.49. 1847. nr.i1sq. Planch 
Portr. litt. T. I. p. 88 F Complete Works. Paris 1838 3q. 8. user? 
Werke, Aachen 1833, sq. 12. Gtuttg. 1833. aq. Zwickau. 1833. sq. 16. 

81) 8. 81. f. d. Lit. d. Yusl, 1839. p. 381 ag. 1840. p. 557 ng. 
Cheveley or the man of honour, Lond, 1839. III. 8. (Deutſch. &tuttg. 
1839. ID. 8. ebd. 1840. VIII. 16.) 


.82) Women as they are or the Manners of Der. Lond. 18%, 
DI. 8. Mothers and Daughters. ib, 1831. II. 8. The Fair of may 
Fair. ib. 1832, III. 8. The heir of Selwood or Three Epochs of & 
life. ib. 1838. II. 8. The bankers Wife or Court and City. ib. 
1842. III. 8, x. 

83) Francesca Carrara, Lond. 1834. II, 8. Ethel Churchill, ib. 
1836. IU. 8, 

84) Who shall be Heir. Lond. 1840, The secret Foe. ib. 1841. 
Sir Michael Paulet. ib. 1842. IH. 8. 

85) S. Bit. f. d. Lit. d. Ausl. 1840. p. 62. sq. Sämmtl. Werke. % 
d. Engl. v. 9. Clemens u. W. Pirfcher. Bielefeld 1838. XII. 12. Reutling. 
1837—98. XII. 12. ebd. 1847. 30. 8. 

86) Passages from the diary of a late Physician. Lond. 1837. 
Edinb, 1842. II. 8. (Deutſch. Bruſchw. 1839. V. 8. Epzg. 1844. XX. 16 
I Ihounand a — year. ib. 1841. III.8. Werke deu. Stuttg. 1843 

. Y. 10. 
87) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1833. nr. 48. 1844. nr. 122. 1845. 

ar. 75. Vivian Gray. Lond, 1826-27. V. 8. Contarini Fleming. ib. 

1832. IV. 8. Henriette Temple. ib. 1836. III. 8. (Deutſch. Berl. 1837. 
I. 8.) Koningsby. ib. 1845. 8. (Deutfd. Grimma. 1845. II. 16. Tan- 
cred. ib. 1847. 8. Sybil. ib. 1845. 8. 

88) Headiong Hall. Lond. 1816, Nightmare Abbey. ib. 1818. 
Maid Marian. ib. 1822. The Crotchet Castle. ib, 1831. 8. zuf. als No- 
vels, Lond. 1837. 8. 


üb. 


Poeſie der Vereinigten Staaten. 481 


8) Complieie Works. Paris 1837 sq. Gämmtl Werke. 2pyg. 1839. 
sq. 16. Stuttg. 1841. sq. 16. 938 1839. 2q. 12. ©. Mag. f. —8 b. 
Aust. 1642. ar. 5. 1843. nr. 128. 1847. nr. 15. 1844. nr. 100. 1845. 
ar. 5. 1846. nr. 39. DL f. d» Lit. d. Ausl. 1838. p. 413 4q. 1889. p. 
187 sq. 308. 461 sq. 1840. p. 70 sq. Meziöres. T. III. p. 469 aq. 
Ueb. db. Geſch. d. neuern engl. Som. Poeſte überb. f. Mag. f. d. Lit. d. ' 
Aust. 1836. ar. 57. 


Anmerfung. Auf einen Punkt muß bei ber Gefchichte des Engliſchen 
Romans befonders aufmerffam gemacht werben, nämlich darauf, daß berfelbe 
fih, einzelne Zweideutigkeiten bei Fielding und Gmollett abgerechnet, frei von 
Unmoralität erhalten hat, woburd von felbft das Gapitel der fchmuzigen 
Romane weofält.e Nur ein einziger, obenein nicht untalentvoller Autor, 
John Sleland (1707-89) bat in feiner mehrmals heimlich gedruckten 
Girl of pleasure (Memoirs of a woman of pleasure. Lond. 1749. 
D. 8.), die leider als erfter Band der Priapelfchen Romane auch ins Deutfche 
Übergegangen ift, biefem Genre ben Stempel ber Gemeinheit aufgebrüdt. 
dYarrisList of Covent- Garden- Ladies (Lond. 1789. 1794. 8.) ift das 
segen ein elendes Machwerk ohne allen Höhern Werth. 


$. 644, 


Da es feiner Frage unterworfen fein kann, daß die Li⸗ 
teratur der Vereinigten Staaten einen integrirenden Theil ber 
des Mutterlandes ausmachen muß, infofern ihr unbebingte Origina⸗ 
litaͤt wohl nur blinder Patriotiomus zuſchreiben kann, fo wird 
es auch angemeflen fein, bie bebeutenderen Dichter!) derſelben 
bier folgen zu laffen, derm «6 umter der Menge (gegen 150), 
die man aufgezählt hat, mehrere ausgezeichnete giebt. Wenn 
mon die Piterärgefhichte der Rordamerikaniſchen Dichtkunſt 
16 auf die Zeit der erfien Anſiedler zurüdfährt, fo würbe 
ver erfle auf Amerifaniſcem Boden gemachte dichteriſche Verſuch 
des Geiſtlichen William Morell?), ver 1623 nah Ply⸗ 
went Colony kam, Beihreibung von Neü⸗England im Latein 
iſden Berfen fein; das erſte Product aber in Engliſcher Sprache, 
das hierher gehört, iſt zugleich das erfte in Britiſch⸗Amerika 
gerudte Bu, nämii eine von Thomas Walde, Richard 
Nather und John Eliot, dem berühmten Indianerapoſtel, 
gefertigte Hfalmenparaphrafe?). Im profanen Style verſuchte ſich 
wen cin Brauenzimmer, nämlih Mrs. Anne Bradfireet 
( 1672)9, die mit ihrem zum Gouverneur der Golonle er 
nannten Gatten 1650 nad Cambridge Tam und bier eine 
Sammlung einzelner reiht gelungener Miscelanbichtungen publi⸗ 
Arte. Nun folgte bis zur Revolution eine ziemliche Anzahl 
von Dichtern, unter denen ich den witzigen Bonotvant Matter 

1 


Ki, Yunlöas d. Riterärgefihldhte. AI. 


. 482 Poeſie der Vereinigten Staaten. 


Byles’) (+ 1758 im 82flen Lebensjahre) nenne, well ber 
Inhalt feines größern Gedichts, Ihe conflagration, worin e 
die Weltzerlörung durch Feuer ſchildert, curios genug iR, um 
James Ralph‘), weil Lepterer der einzige Amerikaner iR, der 
Pope in der Dunclade verewigt hat. Unter den Dichtem wm 
Kevoluttonsperiode, die übrigens eine Menge ſatiriſcher Gedicht, 
ja fogar ein dramatiſches Gelegenheitsflüd (the Battle of Bu 
ker Hill in five Acts, Philad. 1776 — von Robert Bell 
aus Maryland) hervorbrachte'), Kat der erfle republilaniſqhe 
- Gouverneur von New Jerſey William Livingfion‘) au 
New York (geb. 1723, gef. 1790) unverbiente Berühmthei 
erlangt, wogegen fein Landsmann Philipp Freneau (1752— 
1832)°) ſchon ein ganz anftändiger politiſcher Dichter iR, Dei 
fen Satiren gegen die Torypartei feiner Vaterſtadt zu ihrer Zei 
ganz populär waren. Weit höher ſteht aber John Trum 
bull!) aus Waterbury in Connecticut (1L750— 1831), wm 

fein M’ Fingal, bie beſte Nachahmung von Butler’s Hubidred, 
verdiente in Europa bekannter zu werden, ale es der Bali. 
Er laͤßt darin einen Friedensrichter aus der Nähe von Boſien, 
M' Fingal, einen blinden Loyalen, in den zwei erſten Gefänge 
ſich mit einem gewifien Honorius über bie vorgeblichen Verdienſe 
ber Britiſchen Megierung um ihre Colonie herum biöputis, 
dann (Gef. IH.) ad absurdum führen und, als des wuͤthend⸗ 
Ren Toryomus überführt, theeren und befebern, Vollendeter iR 
der Form und eleganter iſt fein Progress of Dulness u 
feine herrlihe Ode to sleep. Obgleich aus einem ander 
"Gab, kann doh Timothy Dwight'!) aus Nortkampton in 
Maſſachuſetts (1752 — 1817) neben ihn geſtellt werben, dem 
fowohl fein epifhes Gedicht, Ihe Conquest uf Canaan, M 
defien Stoff noch dazu ziemlich unpoetifc iſt, als fein beſchreiben 
des Lehrgedicht, Greenfield Hill, find entichiedene Meiferküdr. 
Auch Joel Barlow!?) aus Reading in Gonnesticut (1755 
—1812) verdient bier eine Stelle mit feiner Columbiad, di 
auch in Europa trotz Ihres Mangels an Einheit und der Plaw 
loſigkeit ihres hiſtoriſchen Stelettö viele Freunde gefunden hai, 
wiewohl in Amerika fein Hasty pudding populärer if. D 
bedeutendfle unter ben modernen Dichtern feines Vaterlandes 
iſt unbedingt Waſhington Allſton“) aus Güpfarolina 


‚Poefie der Bereinigten Staaten. 481 


+80) Compleie Works. Paris 1837 2q. Gämmtl Werke. Lpzg. 1839. 
. 0 ont, 1841. sq. 16. £pag. 1839. sq. 12. &. Mag. f. x Lit. d 
ki 168. ar. 5. 1843. ar. 128. 1847. nr. 15. 1844. or. 100. 1845. 
n.5 1846. ar. 39. DIL f. d. Lit. d. Audi. 1838. p. 413 4q. 1889. p. 
sg. 308. 461 4q. 1840. p. 70 sq. Meziöres. T. M. p, 469 aq. 
eh. d. Geſch. d. neuern engl. Som. Poefle überh. f. Mag. f. d. Lit. d. ' 
ut. 1836. nr. 57. 
Anmerkung. Auf einen Punkt muß bei ber Geſchichte bes Englifchen 
mans befonderd aufmerffam gemacht werben, nämlich darauf, daß derfelbe 
h, einzelne Zweideutigkeiten bei Kielding und Gmollett abgerechnet, frei von 
weralität erhalten hat, woburd von felbft das Gapitel der ſchmuzigen 
none wegfällt. Nur ein einziger, obenein nicht untalentvoller Autor, 
» Sleland (1707-89) bat in feiner mehrmals heimlich gebrucdten 
d of pleasure (Memoirs of a woman of pleasure. Lond. 1749. 
8.1, die leider als erſter Band der Priapelfchen Romane auch ind Deutfche 
tegegangen if, biefem Benre den Stempel ber Gemeinheit aufgebrüdt. 
atris List of Covent- Garden- Ladies (Lond. 1789. 1794. 8.) ift das 
pen elendes Machwerk ohne allen Höhen Werth. 


$. 644, 


. Da e6 feiner Frage unterworfen fein kann, daß die Li⸗ 
der Vereinigten Staaten einen integrirenden Theil der 
tterfandes ausmachen muß, infofern ihr unbebingte Origina⸗ 

M wohl nur blinder Patriotiomus zuſchreiben kann, fo wirb 

Wh angemeffen fein, bie bebeutendern Dichter!) verfelben 

folgen zu laffen, dern es unter der Menge (gegen 150), 

Pan aufgezählt hat, mehrere ausgezeldinete giebt. Wenn 

Ve Literaͤr geſchichte der Rordamerikaniſchen Dichtlumſt 

F af bie Zeit der erſten Anſiedler zurüdfährt, fo wuͤrde 

P-efe auf Ameritanifkem Boden gemachte dichteriſche Berfudh 

Geiſtiichen Wilfiam Morell?), der 1623 nah Piy 
Colony kam, Beihreibung von Nei⸗England in Latein« 

Rh Verſen ſein; das erſte Product aber in Engliſcher Sprache, 

hierher gehört, iſt zugleich das erſte in Britiſch⸗Amerika 

huche Buch, nämlich eine von Thomas Walde, Richard 

Aber und John Eliot, dem beruͤhmten Indianerapoſtel, 

büe Pſalmenparaphraſe 2). Im profanen Style verſuchte ſich 

R cn Frauenzimmer, naͤmlich Mrs. Anne Bradfireet 

16727), die mrit ihrem zum Gouverneur der Golonle ers 

ben Batten 1650 nad Cambridge Tam und hier eine 

mlung einzelner recht gelungener Miscellandichtungen publi⸗ 

3 Kun folgte bis zur Revolution eine ziemliche Anzahl 

Didiern, unter denen id ben witzigen Bonvivant Mather 


Me, Handbuch d. Biterärgefifiühte. BIS; 31 


482 Poeſie der Vereinigten Staaten. 


Byles’) (+ 1758 im 82flen Lebensjahre) nenne, welt ber 
Inhalt feines größern Gedichts, Ihe conflagration, worin er 
die Weltzerfiörung durch Feuer ſchildert, curios genug iR, und 
James Ralph), weil Lepterer der einzige Amerikaner if, ben 
Pope in der Dunciade verewigt hat. Unter den Didtern ver 
Mevoluttonsperlode, die übrigens eine Menge fatirtfcher Gedichte, 
ja ſogar ein dramatifche® Belegenheitsflüd (the Battle of Bun- 
ker Hill in five Acts. Philad,. 1776 — von Robert Bell 
aus Maryland) hervorbradite”), bat der erfle republikaniſche 
Gouverneur von New Jerſey William Livingfon’) aus 
New Dort (geb. 1723, geh. 1790) unverdiente Berühmtheit 
erlangt, wogegen fen Landsmann Philipp Freneau (1752— 
1832)°) ſchon ein ganz anfländiger politiſcher Dichter if, deſ⸗ 
fen Eatiren gegen die Torypartei feiner Vaterſtadt zu ihrer Zeit 
ganz populär waren. Weit höher fleht aber Sohn Trum⸗ 
bull!) aus Waterbury in Connecticut (1750 — 1831), denn 
fein M’ Fingal, die beſte Nadahmung von Buller’s Hubibras, 
verdiente in Europa befannter zu werden, als «8 ber Hall if. 
Er 1Aßt darin einen Priedensrichter aus der Nähe von Boflon, 
M' Fingal, einen blinden Loyalen, in den zwei erfien Gefängen 
ſich mit einem gewifien Honorius über Die vorgeblichen Verdienſte 
der Britifken Regierung um ihre Golonle herum dieputiren, 
dann (Gef. III.) ad absurdum führen und, als des wüͤthend⸗ 
Ken Torpemus überführt, theeren und befedern. Vollendeter im 
der Form und eleganter If fein Progress of Duiness und 
feine herrlihe Ode to sieep. Obgleich aus einem anderen 
"Sad, kann doh Timothy Dwight!!) aus Nortkampton im 
Maſſachuſetts (1752 —1817) neben ihn geflellt werden, dem 
fowohl fein epifhe® Gedicht, Ihe Conquest uf Canaan, we 
defien Stoff noch dazu ziemlich unpoctifc iſt, als fein befchreiben- 
des Lehrgedicht, Greenfield Hill, find entfchiedene Meiſterſtücke. 
Muh Joel Barlow?) aus Reading in Connecticut (1755 
— 1812) verdient bier eine Stelle wit feiner Columbiad, die 
auch in Europa trog ihres Mangels an Einheit und der Plan⸗ 
loſigkeit ihres hiſtoriſchen Steletts viele Freunde gefunden Hat, 
wiewohl in Amerifa fein Hasty pudding: populärer fl. Der 
bedeutendſie unter den modernen Dichtern feines Vaterlandes 
MR unbedingt Wafbington Wllkon’) aus Güdfarelina 





Poeßie der Wereinigten Staaten. 483 


(geb. 1779, geh. 1843), obwohl man ben - Einfluß feines 
Freundes Goleridge auf ihn ziemlich deutlich wahrnimmt. Sm 
des Form übertrifft ibn Sohn Pierpont!* aus Litchfield m . 
Genmectient (geb. 1785), ein entfhieden muſikaliſcher Kunſtdich⸗ 
ter, fowie wiederum Rihard Henry Dana’) aus Cams 
bringe (geb. 1787) in der Schilderung ber gewwaltigen Leidenſchaften 
(the beucaneer) weit höher fieht und wieber von James A, Hill⸗ 
houſels) aus New Haven (1789-1841) an Zartheit des 
Gefuͤhls und Scharffinn übertroffen wird. Der Berfaffer 
ver Shaffpere- Ode, Charles Sprague!) aus Boflon 
(1791) hat in feiner Curiosity ein beſchreibendes Gedicht ges 
liefert, in welchem einzelne Stellen (3. ©. der Geljhals, der Ros 
manlefer, der Reifende) vorzüglich zu nennen find. Rein philo⸗ 
jophiſcher Lehroichter, nur etwas zu melandoliih, war Gars 
108 Wilcor aus Newport in New Hampfhire (1794 — 
1827) 8), was aud von einigen Dichtungen William Euls 
len Bryanı’8') aus Eummingten in Maſſachuſeus (1794), 
+ B. von feiner Hymn to death, Thanatopsis und dem in 
ver Spenſerſtanze geſchriebenen Gedichte The ages gefagt werben 
ten. Letzterer, obgleih in Stoff und Form, in fogar in 
feinen Bildern Engländer, iR doch feinem Geiſte und feiner Frei⸗ 
henöbegeifierumg nach ganz Amerifaner, woher fi aud feine große 
Popularitaͤt ſchreibt. Auch der lieblich erzählende Dichter Joſeph 
Rodnman Drake?) aus New Dort (1795) darf nicht ver⸗ 
geſſen werden, noch weniger Mro. Maria Brooks?!) (geb. 
Dewan) aus Medford bei Bofton (geb. 1795), deren Zopkiel, 
bafıt auf dad Gte — Ste Capitel des Toblas ſich als em 
ſchoͤnes Seitenfüd zu Moore's Liebe der Engel verhält, bei 
ver aber etwas zu viel Nachahmung Southey's entwidelt if. 
Us cin wahrhaft geborued Dichtergenie, das freilich etwas zu frucht⸗ 
bar MR, erfcheint James Bates Percival”) aus Berlin - 
a Gonnestieut (1795), der befonders in feinen Freiheitsſchwaͤr⸗ 
wereien meitterhaft if. Noch weit populärer iſt aber Fitz⸗ 
greene Halled?) aus Guilford in Connecticut (geb. 1796), 
denn feine fatirifhen Gedichte Fanny und bie Croakers find 
a New Dort in Jedermanns Händen, obwohl auch feine 


außen heroiſchen Gedichte Marco Bezzaris und the red Jacket 
81 


"484 Poeſie ver Vereintgten Staacen. 


bellebt find. Ungeheuer fruchtbar ſind Samuel Gridwold 
Goodrich?) aus Räidgefield in Eonnectient (1796) und Mie. 
Lydia Sigourney (geb. Huntley)*) ans Norwich in der 
felben Grafſchaft (1797), doch Rechen an durchgearbeitetem Kumfs 
werth die Leilungen des gelehrten Alterthums⸗- und Geſchichts. 
ſorſchers Robert E. Sand aus New Hort (1799 — 1832) 
und des troß feiner Talente nit populär gevordenn Sum⸗ 
mer Lincoln Fairfield?) aus Warwick in Maſſachuſens 
weit höher. Ein lieblich einfacher Lyriker iR Charles Fenno 
. Hoffman”) aus Nav York (1808), der in Europa befonbers 
durch feinen Roman Greyslaer, In Cooperſcher Manier, auf melde 
auch mande feiner Dichtungen hindeuten, bekannt if; rein das 
foriale Leben erfaßt der melodifge Nathantel BP. Willis” 
aus Portland in Maine (1807), aber fein Landsmann, der 
gelehrte Kenner der Deuiſchen Literatur Henry Wadséworth 
Longfellom”) aus Portland (geb. 1807), (er bildete Börhe’s, 
Chamiſſo's und Uhland's Gedichte nach, und fein Roman Hiyperio», 
ver an den Ufern des Rheins fpielt, M ganz deuiſch gehalten), {iR 
einer von den wenigen Dichtern Nordamerikas, deren Namen au 
nad) Jahrhunderten noch genannt werben mögen, denn an Malen 
phantafie, kuͤnſtleriſcher Durcharbeitung und Eleganz ber Sprache 
erhebt er ſich über alle ſeine Zeitgenoſſen. Mit Recht kamm 
man den Romanſchreiber William Gilmore Stimme”) 
aus Charleſton m Suͤdkarolina (geb. 1807) neben ihn ſiellen, 
denn cr if nicht blos ein harmoniſcher Lyriker, fondern feine in 
dramatiſche Form gegoffene Atalantis if ein prädtig beſchreidendes 
GSedicht voll der ſchoͤnſten Bilder und ver lieblichſten Gcenerke. 
Uechter Nationalvihter iſt John Greenlenf Whittier) 
aus Haverhill in Maſſachufeliis (1808), denn ſeine beſten Ur 
beiten find geiſtreiche Portraits des Indianer⸗ und Unſiedlerlo⸗ 
bens. Während Oliver Wendell Holmes”) aus Cam⸗ 
bridge in Maſſachuſetts (geb. 1809) mehr als feiner Humon 
iſtiker erſcheint, hat Albert Pike) aus Boſton (1809) Ye 
höhere, melancholiſche Gattung der Lytik mit Erfolg kunvirt. 
Alfred B. Streedd) aus Poughlfeepſie (1811) in News 
Dort zeigt Dagegen entſchiedenes beſchreibendes Talent, und 
den Nachahmer der Vyron'ſchen Korm, Arthur Eleveland 


Porfie ver Bereinigten Staaten. Theatet. 485 


Core”) aus Mendham in Rev Serfey (1818), der ſich aber 
ſpater mehr religiöfe Stoffe wählte, dürfen wir bier ebenfo wenig 
als Die beiden Wunderlinder Lucretia (1808—25) und 
Nargaretha Davidfon (1823— 38)”) vergeſſen. Den 
Beſchluß möge der Geſchichtſchreiber und Antholog des Amerilkan⸗ 
then Barnafed Rufus Wilmot Griswold (geb, 1816 
im Staate Bermont) machen, der in feinem Bude über Eng⸗ 
lands Dichter erweiln will, wie dad Mutterland mit grundlofem 
Hochmuih anf die Poeſie feiner Colonie berabfleht. 

Was die Geſchichte des Norbamerifanifhen Theaters) 
anlangt, fo IR vom einer SelbRändigfelt befielben feine Rede, 
denn die während bes Revolutionokrieges gefchriebenen politiichen 
Zendenzhüde fönnen daram noch feine befondere Schule bilpen, 
um fo weniger, als ber Gongreß von Penfolsanien bie 
Schaufpiele, ald eine aus England berübergelommene . Unfitte, 
verboten hatte, und eri 1798 die Erlaubniß zu benfelben wieder 
allgemein in alien Provinzen gegeben ward. Der erſte Ame⸗ 
tanifhe dramatifche Dichter IR Thomas Bodfrey?) aus 
Philadelphia (1736— 68), deſſen Prince of Parikin aber 
weiter nichts als recht leidlich verſificirte Brofa if. Der Qberſt 
Dayid Humphreys*) aus Derby in Connecticut (1753 
—1818) brachte eine Nachahmung von Lemierre's Wittwe vom 
Nalabar nicht ohne Erfolg auf die Bühne, aber erſt James 
Hliiheufe gab (1824) feinem Baterlande in dem religiöfen 
Drama Hadad, das in Judaa zur Zeit Davids fpielt, ein 
Driginalſtck, das unbedingt ein Meiſterſtuͤk zu nenmen if, 
wen auch die Ginführung von böfen Geiſtern darin etwas 
Miles hat. Im Bamilien» Trauerfgiele verfuchte er ſich ſpaͤter 
(Demetria 1840) fowie neben ihm John Real mit fe 
m Otko (1819), Berctval mit feinem Zamor (1815) 
und Nathaniel P. Willis mit Bianca Visconti und Ter- 
tesa the Usurer. Mrd. Louifa 3. Hall (geb. 1807 ale 
MG Part) näherte ſich in ihrer Miriam (1836), einem geiß- 
lihen Drama, ſchon wieder gu fahr der auf ber Bühne unaus⸗ 
ſthebaren Meihede der neueren Engliſchen Dichter, wie Byron's 
x., fo daß ihr bei weitem den Rang abliefen Mıs, Eliza⸗ 
beih F. Ellett (geb. Luumis) aus Sodus am Kntarlofer 


486 Poeſie der Vereinigten Staaten. Roman, 


(1810) mit ihrer Teresa Contarina (1835), der man feed 
Ihe Studlum Pellico's fehr anſicht, md Epes Sargent u 
GSlouceſter in Maffachufette (1816) mit feiner Bride of Gemm 
(1836) und feinem Velasco (1837), welche letzteren beiten 
Stüde mit entfhiedenem Erfolge auf den Theatern der vor 
nehmfen Städte ſeines Vaterlandes gegeben wurden. 

Wir gehen emblih zum Roman fort, der, wenn man bh 
Eulenſpiegeliaden hierher rechnet, ſchon mit Joe Miller’s Jesis“) 
im vorigen Jahrhundert beginnt, ohne und bei der Maſſe von 
Sugendfäriften, die Samuel Griswold Goodrich unter dem 
Ramen Peter Parley in Die Welt fchidte, aufzuhalten, durch dk 
er wirklich einen Europälfchen Ruf erlangt hat. Der Shäpe 
des Amerikaniſchen Romans (denn des Altern Charles Brafden 
Brown's“) [+ 1810 tm SOflen Lebensjahre] Rachahummy 
des Godwin'ſchen Styls in feinem Wieland [1798] iR inf 
los) John Benimore Gooper?) aus WBurlingten am 
Delaware (1798) bat zwar im Ganım wohl Scott zum 
Borbilde genommen, allein feine Gemälde des Seelebens, in 
der Sitten und Lebensweiſe der Indianer und feine unubertrefflichen 
Schilderungen der Urwaͤlder find fo neu, fo friſch, fo wah, 
daß man ihn wohl Orlginal nennen Tann. Geine beim Rr 
mane find der Spion, der Lootfe und ein Eyclus von 5 Re 
manen (der Pfadfinder, der Hirfchtöbter, ver Ichte Mehifen, 
die Anfiedler und die Steppe), worin. bie weitberühmte Biew 
Lederſtrumpfs In einer Art loſe zufammenhängender chronologiiät 
Folge die Hauptrolle ſpielt. Was ihn in Berug auf 
Moral noch über Gcott ſiellt, iſt feine Begeiſterung für We 
Breiheit und die treue Darfkelung des menfchlichen Herzens ak 
feinen Schwaͤchen und Borzügen, wobei er jene burch Llebertreibung 
weber verfchleiert, noch dieſe durch romantifhen Schmuck mÄt 
als nöthig hervorhebt. Sein Hauptfehler IR Weitſchweifigkeit, theis 
im Dialog, thelld in der Befchreibung, der befonderd da, W 
er außeramerifanife ‘Stoffe wählt (. B. Heidenmauer, Mr 
cebes von Caſtilien etc.), aufs Unangenehmſte hervortritt. Ein gell 
anderes Genre der Rovelliſtik bearbeitete Waſhington Irving) 
aus New⸗ York (1780), deſſen Sketch Book (1820), Bracebridg® 
Hall (1822) und Tales ofa Traveller (1824) feinen Namen 





Poefie der Bereinigten Staaten. Meoman. 487 


bie Nachwelt bringen müſſen, denn bad ſentimental⸗ humor⸗ 
iiſche Element, weldes darin vorberrfcht, erinnert nicht bios 
Hin und wieder an Sterne, fondern übertrifft auch das feinige. Die 
vier Serien von Haliburton’s, eines Richters in Neuſchott⸗ 
lan, Clockmaker or Sayings and Doings of Samuel 
Siek of Slickville (1837 —43) würden ihren Berfafter wohl 
auf die Nachwelt bringen, überträfe ibn wicht an natürlichem 
Humnor Nathaniel Hawthorne, den feine Landsleute Irving 
an die Seite ſetzen, obwohl er bei uns leider fahr gar nidt 
dekannt if. Die launigen Briefe des Major Iad Downing von 
ver Dichterin Mra. Seba Smith (geb. 1806) find, obwohl 
etwas roh, doch durch ihren natürlihen Humor aͤcht national 
geworden. John Neal (1794), ihr Landomann, aus Norte 
fand, if in feinen Romanen noch excentriſcher als. unfer Hoff 
wann, der phantaflereihe William Landor If feines Stan- 
ley wegen Godwin an die Seite gefebt worden, erſcheint aber weit 
afeetixter, und Sofeph C. Neal verdient mit feinen Charwal 
skeiches den Ramen bed Amerifanifhen Boz noch weniger, 
denn feine Skizzen find weiter nichts al& niedrig burleske, Farifirte Aus» 
Hage aus Polizeiberichen. James Kirke Baulding”) aus 
Pawling bei New⸗Nork (1779) debutirte mit Irving zufammen in 
der erfien Serie der von ihnen unter dem Namen Salmagundi 
(1807) herausgegebenen Skizzen, fpäter ließ er eine ziemliche 
Anzahl von Bänden folgen, die auch In Deutfhland in Ueber 
kungen befannt wurden, allein fein Humor ift froftig und ges 
mungen, und feine Ratfonnements fchläfern ein. Robert M, 
Bird%), Hoffman und Stmms find fämmtlih mehr oder 
weniger grelle Nachahmer von Cooper's Hinterwälblerromanen, 
jcdoch der Iebtere von Ihnen iſt nicht blos der fruchtbarfte, ſon⸗ 
den ohne Zweifel auch der begabtefle, und verdiente ed, nah Europa 
verpflanzt zu werden. Wären John PB. Kennedy's Swal- 
low Barn, Horse Shoe Robinson, Rob of ihe Bowl ic. 
nicht zu breit, fo würden fie ein gleiches Lob beanfpruchen Fönnen. 
Au die Tales of the Glauber Spa (New York 1832), - 
eine Sammlung von Erzaͤhlungen Bryant’, Sande”, 
Baulding’s, William Leggett’s (1802 — 40) md ber 
RE Schgwid, find werth, überfept zu werden. Die Romane ber 


488 Poeſie der Bereinigeen Staaten. 


eben erwähnten Unna Sed gwid aus Stockbridge in Meapayeiiis 
find nicht uͤbel, doch hat man befiere Producte als gerade dieſe 
im Deutfchen unüberfept gelaſſen““). Der bedeutendfte neuere Ro 
mantiler Charles Sealsfteld over Seatsfield gehär 
eigentlich der Deutſchen Literatur an, denn zu Zuͤrich leben 
ſchrieb er in Deutſcher Sprache anfangs im hiſtoriſchen Genre 
als Nahahmer Eooper’d (den Legitimen und Birey), bann abe 
gab er eben fo genial entworfene als meiſterhaft ausgeführt 
Bilder aus den böhen und niedern Gefelifhafts- Sauattırd 
und Geeleben der Vereinigten Staaten, bie ſchon ihrer natkıiä 
poetifchen Brifche wegen feinen Namen auf die Nachwelt bringe 
müflen, Uebrigens find es ſaͤmmtlich Tendenzbuͤcher zur Gupfehb 
ung des Republicanismus auf Koſten des WMonardismss; 
allein fein Streben. gelingt ihm nur in ben hiſtoriſchen Re 
manen, in feinen Skizzen dagegen befümmt man. zumellen einen 
Degout vor diefem Treiben feiner Republicaner 8). 

1) E. Art Lit. Geſch. n. Berg. m. d. Engl. giebt d. Aus. 183. 
ar 305 aq. Slint im Dag. f. d. Ausl. 1835. nr. 93 sq. 107 sq. 10000 
145. E. and. v. Engl. Etandpunfte aus, f. ebd. 1842. nr. 81—83. Samm 
u. Anthologie ift: A. W. Griswold, Gems from American femal poetı 
w. biogr. not, Philad. 1841. 82. u. The posts and pestry of America 


w. a hist. introd. Philad. 1342. 8. . 16.1843. 8. ſ. a. U f 
d. Lit, d. Ausl. 1837. nr. 45 sq. 


2) Nova Anglia, lat. et angl. in d. Collect. of the Massachnzetli 
Hist. Society. Boston 1792. T. I. p« 125-1439. 


3) The whole booke of Psalmes, faithfally Translalel 
to English metre. Cambr. Mass. 1640. 12. ©, Gerapeum 184. 
p- 249 2q. 

4) SeveralPoems, compiled with great variety of wit and leer- 
ning, fell of delight, wherein ially is comtained a compieal 
discourse and description of ihe four Elements, Constitutions, Age 
of Man, Seasons of the Year, together with an exact Epitome ol 
the Three first Monarchies, viz: the Assyrian, Persian, Gretien, 
and Roman commonwealth, from the beginning to the end of !bt 
last King; with divers other Pleasant and Serious Poems. Ca 
bridge V 8 cf. Griswold, Curios. of Americ. Liter,, hinter di 
raeli Cur. of Lit. New York. 1844. p. 13. 


5) Sn b. Collection of poems on several hands. Cambr. 174.8. 
®. Griswold aa. &.p. 4. - 


6) Zenma or the Love of liberty. Lond. 1729. 8. f. Griswold 
Curios. a. a. D. p. 44. 


7) Proben b. Griswold, Curios. a. a. D. p. 25-40. 
8) Philosophical solitude. 


Poeſte der Bereinigten Staaten. 480 

9) Potms. Philad. 1706. Monmenth in Newr Jettey. 1798. 8. 

Philad. 1809. IL. 8. Miscellan. Works count. essays and additiomel 

poems. ib. 1738. 8. A collection of poems on American affairs and 

a Variety ef other sabjects, chi Moral and Political written 

between 1797 and 1813. ib. 1814. 8. N. York. 1815. II. 8, ©. 6ris- 
wold, Curios. a. a. D. p. 22 sq. 


10) M’ Fingal, a modern epic poam , in four cantos. Philad, 
1774. 8. N. York 1795. 8. Hudson 1816. 18. Poems. Philad. 1820. 8. 
Poetical works. Hartford 1830. I. 8. 


11) The conquest of Canaan, an epic poem in eleven books. 
Harilerd 1785. 8. Greenfield Hill. New York 179%. 8. America ib. 
im. 8. |. Griswokl, Curios. a. a. D. p. Si sq. 


12) Vision of Columbus. Hartf. 1785. 12. Ved. to which is ad- 
ded the Conspiracy of Kings. Paris 1793. 8. Balt. 1813. 8. TheCo- 
‚ambiad. Philad. 1808. 4. Lord. 1811.4. &.Griswold, Curioa. a. 0.0. 
P 99 8q. 

13) &. Mag. f. db. Lit. d. Ausl. 3849. ur. 104. Poems. Lond. 1813.98, 


14) The airs of Palestine. Baltimore 1816. &. Boston 1817. 18. 
Poems. Boston 1840. 8. 


15) The Buccanser and other poems. New York 1627,8. Pooms 
prose writings. ib. 1833. 8. 


16) Works. New York 1840. II. 8. Hadad. ib. 1825. 8. 


17) Curiosity. Cambridge 18%. 8. u. m. and. Ged. b. Griswold, 
Poets etc. a. a. D. p. 92 sg. 


18) The age of Benevolence. New Haven 1819. 8, The religion 
ol taste, Cambridge 1824. 8. 


19) The fountain and other poems. New York 1842. 12. The 

‚asatire. Withotherpoems. Boston 1808. 1809. 12. Theages, 

Thamatopsis ec. Cambridge 1821. 8. Poems. Lond. and New York 
1832, Boston 4833, 8, ſ. Deag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. nr. 119. 


%) Croaker Pieces in d. Evening ‚Post of New York 1819. 
10.u.0.Mars. (Dazu The American Flag. ib. 29. May u. Curtain Con- 
Yersations by Halieck. ib. 24. July) The Culprit Fay bei Griswold 
a. a. O. p. 141 sq. u. in f. Poems. New York 1836. 8. 


21) Judith, Esther and other poems by a Lover of Ihe Fine 
Besten 1820. 8. Zophiel or the Bride of Seven by Maria del 
3 . 1833. . 


22) Poems. New Haven 182. 8. Clio. Charleston and New 
York 1821—25. 111.8. Prometheus. New York 1821, 8. Select works, 
New York 1823. 8. Works. Lond. 1824. B. 


23) Almwick Castle, Marco Bozzaris and other poems. New 
York 1827. 8. Fonay. ib. 1819 8. Poems. ib. 1836. 8. 


%4) The Outcast and other peems. Boston. 1837. 8. Skeiches 
from a Students Window. ib, 1841. 8. 


25) Pleasant memories of pleasant lands. Boston 1842. 12. Po- 
t&hentas and other poems. New York. 1841. 12. 


2%) The bridal of Vaumend, a meir. rem. New York 1817. 8. 


» 


490 Poeſie der Bereinigeen Stanten, 


Yamoyden. ib. 1820. 12. Gen Dream of Papantzin im Tallsma. 
New York 1839 u. b. 6riswold, Poets etc. p. 209 sq. Writing. 
N. York 1835. II. 8 

27) The heir of the world. Philad. 1828. 8. The spirit of de 
siructiom. ib. 1830. 8. The last night of Pompeji. ib. 1832.8. Works, 

. 1841. 8. 

28) Winter in the West. New York 1834. 8. Wild Scenes is 

the Forest and the Prairies. ib. 1837. 8. (Deutſch. Dresb. -1845. 11.8.) 
Greyslaer. ib. 1839. 8. (Deutſch. Stuttg. 1841. 8. ſ. Dag. f. d. kit 
BR wet: 1840. nr. 97.) E. Ausw. fein. ed. b. Griswold a. a. D. p- 
22 Poems. New York. 1840. 8, 
30) &. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1842. ur. 134. Ballads and other 
ms. IV ed. Cambr. 1843. 12. Voices of the night. ib. 1840. 12. 
. VI, ib. 1843. 12. Poems on slavery. ib. II. ed. 1843. 12. Poet 
- works. Moxon, 1843. 8. uUeb. ſ. Hyperion (Cambr. 1839. 8.) f. R% 
f. d. Lit. d. Ausl, 1846. nr. 56. 

31) Lyrical and other poems. Charlest. 1825. 8. Early Lan ib. 
1877. 8. The Tricolor or Three days of Blood in Paris. ib. 1830. 8 
Florida, a poem in five cantos. New York 1839. 8. 

22) Mogg Megone. New York 18636. 8. u. b. Griswold a. a.d. 
P a) €. Sch. tpeitweife in d. Journ. The Collegian. Cambr. 18%. 
53 u. in f. Ilustrat. of the Athenaeum Gallery of Paintings. Bet. 

25% &. Hymns to the Gods b. Griswold a. a. D. p. 349 19. 

35) Nature. New York. 1840. 8. 

36) Advent a mystery. New York.1837.8. Athwold a romaust 
ib. 1838. 8. SaintJonathan, the lay of aScald. ib. 1838. 8. Christias 
Ballads. ıb. 1840. 8. 

37) Biography and poetical remains of Miss Marg. MillerD. 
by W. Irving. Pbilad. 1841. 8. ( Deutſch. 5 1843. 12.) Amir Kbas 
and other poems the remains of Lucr. M. D. w. a biogr. skeich 
by Morse. New York 1829. 8. Poetical remains of the late L. M. 
D. coll. and arrang. by her mother w. a biogr. by Miss Sedgwies. 
Philadelph. 1841. 12. cf. Bag. f. d.Eit. d. Ausl. 1883. mr. 149. Selecl. 
fr. the writings of Mrs. Margaret M. D. the mother ofL.M. 
M. M. D. by Miss Sedgwick. Philad. 1843. 12. 
aa e. . Dunlap, History of the American theatre. Lond. 

3 Poems. Philadelphia 1763. 4. 

._ 4%) The _Widow of Malaber or the Tyranny ot Custom, ! 
Trag. imit. from the French of Mr. Le Mierre in f. Miscellanee® 
Works. New York. 1790. 1804. 8. 

‘. 41) Ioe Miller’s jests or the wit Vademecum. Lond. 1739. & 
Ol@-Ioe Miller or the tickler. ib. 1801. 8. New Joe Miller or {bt 
tickler. ib. s. a, 8. The lsughable jester or J. M. revised. 


808. 8. 

AD) ©. Mag. f. d. Lit b. Ausl. 1834. p. 339 2q. Wieland or 8 
Transformation. New York 1798. 8. Ormond or the secret wine: 
ib. 1799. 8. Edgar Hunt ley orMemoirs of a Sleep Walker. Philed. 
1801. 8. Ira and Isabella or the Natural Children. Bost. 1807. B. 

43) ©. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1832. mr. 82. 1833. nr, 117. 1 
nr. 88. 183%. nr. 25. 1836. or. 83. 1837. or. 21. 32. 1838. nr. . 
1839. nr. 16. 1843. nr. 139. 1844. nr. 129.1846. nr. 101. Simms, Vet 
and Reviews, I. Ser. New York, 1845. p. 210-238. — Works. 


Deutfche Poeſie. | 491 


ris 1839 sq. 8. Novels. Lond. 1844. 4. (nur. e. Xutw. u. dft.) Weberf. 


f. Sämmtliche Buk, er. v. er. Frkft. 1827 12 —8 Romane. 
beat. 1310. a 1% 5 Fiſcher. F sg. 


9 S. Mag. . kit. d. Ausl. 1832. or. 88. 1833. nr. 45. 1835, 
ar. 36. 63. 1837. nr. 77. 1836 nr. 5. 141. Edinb. Rev. T.II. p. 472g. 
XXXIV. p. 160, ZLYll. ‚P 1 sq. Hermes 1824. Bd. 23. p. 303—3 

Works. Paris 1834. 4. u. dft. eb. Sämmt. Werke üb. v. Mehr. u. 
der. v. Fiſcher. Frkft. 1826 2g. LXXIV. 1 


45) Ueberf.: Pauld. Amerikaniſche Roman. Zrkft. 1837-41. VI. 12 


46) eb. If: Birb’s Susgen . Amerit. Romane. Frkft. 1840-41. VI: 
12. (enth. d Kalten u d. Waldteufel; Dazu: Rathan ber Quäker, a. ö. 
Engl, pʒg. 1838. LIT. 8.) 


— ueber! iR: Erzaͤhlungen u. Novellen m. ICinl. v. 2. Rellſtab. Epag- 


48) ©. Shriften. Bd. I „Pi 389 5q. Gefammelte Werke. Stuttg. 
Otuttg. 1845. aq. 12. D ©. tegitime u. d. Republifaner. Zürich 1833. BI. 
D. Birey. ebb. 1835. Il. 8 Lebensbilder aus beiden Hemifphärm. ebb. 
835. I. 8. Morton od. d. große Zour, Gajütenbudh, Land⸗ u. Se. 
bilder, Eüben u. Rorden ze. — Scherr, Poeten der Jettzeit, p 
behauptet, ein berühmter Deutfcher Dichter fei der Verfaſſer, und —8 

be ihm nur die Stoffe geliefert; früher hielt man Follen für den Ver⸗ 
er. Im Borw. f. Werke (I. p. XIII.) fagt Sealsfleld felbft, alle feine 
GSqhriften feien faft ohne Musnahıne Deutſch gefchrieben. 


$. 645. 


Nachdem wir jegt eine ziemliche Zeit bei der Geſchichte der 
Poeſie fremder Nationen verweilt haben, wird es angemefien 
fein, au unfer Vaterland, Deutfihland, nicht zu vergeflen. 
Betrachten wir jedoch die Gefchichte der Dicttunft befielben, fo 
finden wir, daß eine Morgenröthe derſelben die feit dem Zeit: 
alter der Männefinger auf derſelben liegende Finſterniß erſt feit 
ver Reformation zu erleuchten beginnt, und daß während der Res 
sierung des Kaiſers Maximilian 1., mit dem befanntlid die 
letien Blüthen des Deutfchen Nittertfums fielen, nur einzelne 
Streiflichter, wie der Blitz In der Wetternacht, biefelden für 
kürze Zeit zerſtreuten. Mit Recht haben deshalb auch die mei⸗ 
Ren Deutfhen Literärhiforifer entweder die Befchichte der Deut 
ſchen Poeſie im Mittelalter glei bis 1519 nad Chr, geführt, 
oder doch eine Urt DBorperiode der neuern Deutſchen Poefle in 
De Zelt der Regierung der beiden Kaiſer Friedrich III. und 
Rarimilion J. gelegt und fie natürlich mit demfelben Jahre 
abgegrenzt. 


4 


492 Deutfhe Poeſie. Hiſtoriſches Epos. 
9. 646. 


Betrachten wir die einzelnen Fächer, in denen etwas währe 
diefer kurzen Zelt geleitet wurde, fo müflen wir leider einge 
Alchen, daß der Rame der Hiftorifhen .Epopde, ten man einigen 
Producten berfelben beigelegt hat, denfelben wenigftens der Aut 
führung nad nicht gebührt, denn wer wollte wohl elenden 
Reimereien, wie 3. B. des ungmannten Heilbronner Diktat 
Beichreibung des Bauernfrieges in Franken (1526), bie übrigen 
auch erft in die folgende Periode gehört"), diefen Namen beilegm. 
Es bleibt alfo blos jener langweilige, halb allegoriſche, mit 
Unrecht fo lange bewunderte verſtficitte Roman, übrig, ber ımd 
feine Reihe von Abenteuern aus dem Leben Maximilians, m 
eine. Brantwerbung um Maria von Burgund gefnüpft, In eben 
fo fader Sprache als frofiger Anlage und Ausführung mi 
den Iangwelligfien Wiederholungen vor Augen führen fol. ® 
ÄR dies der befannte Theuerdank?), den der Kaiſer Marimilian 
der ſonſt auch noch Mehreres geſchrieben kat’), ſelbſt erfunden und 
ausgearbeitet, fein früherer Geheimſchreiber Melchior Bfinzing 
aus Nürnberg (geb. 1481, gef. 1535 zu Mainz), Probf m 
St. Schaldus daſelbſt (1513), aber überarbeitet und herausgegeben 
hatte. Er bildet den Schluß der höfffehen und ritterligen 
Poeſie des Mittelalters, erinnert ein Klein wenig am die alten 
Nitterromane, finft aber fa durchgaͤngig in die Manterirthell 
der Meifterfinger herab. Seinen Ruhm verdankt er thelld fe 
nem faiferlichen Urheber, theils der praͤchtigen Ausfattung de 
Ed. Pr.) Mit den epifchen Volkölievern fland ed auch nicht 
viel beſſer, ſie ſind mehr oder wenlger in jenem Baͤnkelſaͤnger⸗ 
tone gedichtet, den das ganze Zeitalter der Meiſterſinger zum 
Gepraͤge hat, und fie leiden fo ziemlich alle an jener Mankr, 
die wir ſchon früher bei der befannten Bearbeitung der Daub 
fen Heldenfagn durd Caspar von der Rhön rüg; 
darum braudt man nur etwa Martin Mater’s aus Read 
Iingen Ritter Trimunitas (um 1507) anzufehen?), um fid übe 


die Manier der andern ein Bild zu entwerfen. 
2 Abgedr. b. Senckenberg Sel. jur. et hist. T. IV. p. 681-785. 
2) „Tewrdanck bebeutet den Ioblicengürften R. M. BE. Z. 0. V-B 
onnb_ {ft darumb Tewrdannckh genannt, da& er von Zugent auf al " 
gebanden nach Terverlichen fachen gericht‘ f. Pfinging b. Haltaus a. a. O. P- 


-_ -. De Du 


Deutſche Pocfe. Epos. 493 


3) &. Khaut Bei, d. Deſtr. Belcheten p. 78—152. Ueber |. Gedenk⸗ 
bücher f. Primiffer bei Hormayr Zafchend. 1823, p. 163 sq. 1824. p. 39 
sq. 1827. p. 186 F Deſtr.Plutarch Bb.V. p. 1598q. Ueb. ſ. übr. düser 
ſ. Wien. Jahrb. Bd. 47. X. BL p. 77.78 aq. U. Bl. p.17.48. U. Bl. p. 
58 aq. ©. Zallnerbud b. Hammer, Falknerklee p. 94 8q. Ueb. f. Turnier: 
buch Freidal f. Primiffer, Ambraſſer Samml. p. 283 sq. u. in Hormayr 
Zafchenb. 1820. p- 279 eg . , 

4) ueb. d. Verf. f. Lambec. BibL Vindob. T. IT. p. 96‘. Khaut 
a. a. D. p. 95 sq. Camus in d M&m. de l’instit. T. II. p. 170 sq. 
516 29. V. p. 436 sa. ſſ. eaßger in d. Goͤtting. Gel. Anz. 1803. nr. 
153 u. 170.) Haltaus a. a. D. Einl. p. 4-35. J. D. Koeler, Diss. de 
inclyto libro poetico Th. Altorf. 1714. 4. Ed. II. Nurnb. 17%. 4. 
eb. d. Solieonitte ſ. Heller Deite: 3 Kunſt⸗ u, Lit. Geſch. Rürnb. 1822. 

8. p. LXXXVII sq. Dibdin Bibl. Decam. T. I. p. 200 sq. Ebert 
Bit. 2er. Bb. II. nr. 22869. p. 953 sq. Jackson, Treatise on Wood- 
e v. Lond. 1839. p. 343 sq. Haltaus a. a. D. p. 66 aq. Ueb. b. 
Ueberf. d. Werkes ſ. Haltaus a. a. D. p. 62 sq. Ueb. d. Ausg. u. Bearb. 
f. ebd. p. 3547. Ausg. ſ. Die geuerlicheiten vnd eins teils ber gefchichten 
des loblichen flreytparen vnd bocdhberümbten helds und Ritters, here Tewr⸗ 
danndhs. Nũrnb. 0. 3. (1517) fol. Augsp. 1519. fol. 1537. fol. — Total 
veränderte Zertrecenfion d. Burcard Waldis als: Die Ehr vnd mals 
liche Thaten, Geſchichten vnnd Gefehrlichkeiten bed Streitbaren Ritters onnb 
Edlen Helden Tewerdand. Frkſt. 1553. fol. 1563. fol, 1589. fol. 1596. 8. 
— Eine noch fhlechtere Umarbeitung von Matth. Schultes,.der in ber 
Borrede fagt: „daß er auff erforberung ber noth etlich taufend par Verß 
inzugemadt, auch etliche umbgefchmiedet vnnd verbeffert Habe’, als: Der 
ers Durchlauchtigſte Ritter oder bie Rittermäßige, hoch⸗theure, hoöͤchſtge⸗ 
fährlicde und Glorwürbige Groß⸗Thaten, Abentheuer, Glücks⸗Wechslungen 
und Siges-Zeichen bes Helden Drarimiliani I. Ulm 1679. fol. Augsp. 0.3. 
fol.) Theuerdank, ber. u. m. e. hiſt. keit. Einl. verf. v. R.Haltaus. Qued⸗ 
Iinb. 1836. 8. Abdruck d. Ausg, v. 1519 m. d. Holzfchn, b. Schetble, D. 
Klofter. Stuttg. 1846. 12. Bd. IV. p. 1—501. Eine Deutung ded Inhalte 
verfuchte ſchon Geb. Krank, Chronik d. Deutſch. f. 281-288. 

5) Ein fhön lied von einem Ritter aus Steyermark, genannt Trimunis 
tas unb von eines Königs tochter auß Dennemarf, genannt Florebebel, Nürnb. 
1532. u. b. Adelung Magaz. Bd. II. 2, p, 51 sq. u. in Körner’s Deutſch. 
Bolkslieb. p. 68 sq. |. a. Mone, Anz. 1838. p. 386. 1839. p. 364 sq. 


8. 647. 


Im didaltiſchen Epos haben wir in biefem kurzen Zeits 
raume nur Jacob Mennel’8') elende Bearbeitung von des 
Leutpriefters zu Stein am Rhein Konrad von Ammenhaus 
ſen's (1387) Schadyzabelbub, die eigentlich gar nidt der Er⸗ 
wähßnung werth iR, anzuführen; allein dafür hat der gelehrte Wipbold 
Sebafltan Brant, Faiferliher Rai und Syndicus in feiner 
Vaterſtadt Straßburg (geb. 1458, gefl. 1520) uns in feinem 
zu Guropätfchher Berühmtheit gelangten „Narrenſchiff“ (fo genannt, 
weit er die verſchiedenen Gattungen von Narren, bie bier aufs 
gezählt werben, nah Schiffoladungen auffährt) ein Gemälde ſei⸗ 


194 Deutſche Pocfie. Komiſches Epos. 


ner Zeit entworfen, das, obwohl poeiiſch wicht fehr” hochſtchent 
dennoch fo treffend und plquant if, daß der berühmte Volle⸗ 
prebiger Geiler von Kaiſeroberg aus Schaffhauſen (ge. 
- 1445), Doctor der Theologie zu Straßburg (+ 1510), dieſes 


Gedicht für würdig eraditete, darauf (110) populäre Preisen 


zu bauen, die er gewöhnlich Lateinifh entwarf und dann deutld 
mit ungeheurem Beifall hielt. Manches bei Beiden vorkommende 
Rohe und ſcheinbar Unſittliche kann man mit Recht der Je 
zur Laſt legen, in welcher ſelbſt unfer großer Reformator fi nid 
entblödete, in feinen Tifchreden zuweilen ein Zötchen aufzutifhen‘). 
Dafür find aber feine Gedanken und Meinungen von eben fo 
deutſchem Schrot und Kom, als der Auodruck derſelben, wen 
auch ungehobelt, doch kernig und mannhaft, und auch fonf ſicht 
er noch höher als fein Rebenbuhler um biefe Art von literaͤriſchen 
Ruhm, Thomas Murner?), Franzidcanermönd und Dock 
der Theologie zu Straßburg (geb. 1475, gefl. 1536), befannt 
lich einer der heftigſten und gefährlichften Gegner Luther's, denn 
er machte ihn laͤcherlich. Diefer fchrieb nad Brant's Mufler u 
Frankfurt a. M. feine Narrendefchwerung und Schelmenzunft la⸗ 
teinifch, über die er dann deutſch previgte, fo daß er ſtets Spruͤch⸗ 
wörter zum Text oder Thema wählte, Da er mun aud eine, 


„von blauen Gaͤnſen predigen”, wider bie Geiſtlichen angemende. 


hatte, welche Märchen und Perſoͤnlichkeiten auf die Kanzel bräd- 
ten, fo nannte man ihn zum Spott den Bänfeprediger. Beide 
genannte Schriften haben zum Zwed, die Rarren aller Stände 
zu „Idinden”, find aber vorzugsweiſe gegen feine Eollegen, die 
Geiſtlichen, gerichtet, wobel er fi natuͤrlich ausnahm, nad bem 
befannten Princip derfelben: „richtet Euch nach meinen Worten, 
aber nicht nady meinen Werten” Bon feinen andern Satiren 
gehören befonderd hierher feine Gaͤuchmat (d. i. Narrenwieſe), 
in Profa mit Berfen untermifct, eine Satire auf die Frau 
zimmer und die von ihnen ins Bockehorn gelagten Liebhaber, 
fowie die Mülle von Schwindelsheim, gegen bochgeflellte Dums- 
köpfe gerichtet. Auch fein Pasquill gegen Luther, „von dem 
großen Iutherifchen Narren”, darf nicht vergefien werben, ebenſo 
wie die befannte Satire (Hutten’sN auf ihn, Kar 
bans*), worin Karfikans, ein Bauer, fein Sohn, ein Etubenl, 


Dentiche Poeſte. Komiſches Epos. 495 


Nercurius, ein Notar, und dann Murner in der Franziscaner⸗ 
futte, mit einem Katzenkopfe verfehen, fowie nah Murner's 
Adireten, dem Eds Beiſpiel vorfhwebt, auch Luther vorfommt, 
und mit einander disputiren. An tüdtigen Zoten if Teiln 
Mangel, ebenfo wenig wie In der „geiftlihen Badenfahrt“, 
worin er Alles, was man von einem Babe fagen kann, auf 
das Chriſtenthum anwendet. Auch des Hofmelfterd in der 
Pfalz, Johann vonMorsheim), eines geborenen Schweizers 
(1516), Spiegel des Regiments, den Agricola in feinen Spruͤch⸗ 
wörtern vielfach benugte, und eined Anonymus Welfchgattung, 
gegen die während des damaligen Italtänifhen Krieges herr 
ſchende Sittenlofigfeit gerichtet, zuerſt Strafgediht flatt Satire 
genannt, will ich der Vollftändigfeit halber anführen ®). 


1) Dep Ritterliht, künſtlichẽ Schachtzabel Spiele vnderweyſung, ers 
elärung, vñ verſtant, wo here bas kommen, were das am erften erfunden, 
vand auß was vrſach es erdacht fey, Auch wie man das Zünftlich lernen 

eben vñ fpielen folle, fampt etlich® kunſtlichẽ getheyiten fpielen. Oppenheym 

520) 4. Ueb. 8. v. 9. f. 9. Kurz u. Pl. Weiſſenbach, Beitr. z. Geld. 
u. Liter. Aarau 1846. 8 9. I. p. 23—77. Maßmann, D. mittelalterl.. 
Schachſpiel. p. 109. 137 aq. u. m. U. 8. G. Bd. 11. 2. p. 451. 


2) Deutfh Merc. 1776. I. p. 7i'sq. II. p. 168 sq. Deutſch. Muf. 
1779. p- 370 sq. Ola Potr. 1782. IV. p. 106 sq. Hanndv. Mag. 1767. 
. 106 sq. Litt. Wochenbl. Bd. II. p. 39 sq. Zördens Ler. deutſch. Schr. 
I». I. p. 191 sq. V. p. 772 sq. Gervinus Bd. IT. p. 391 sq. (84 2q. 
Eſchenburg Denkmäler p. 297 sg. Erhard Bd. III. p. 350 sq. Strobel, 
Beitr. 3. Deutfch. Lit. Strasb. 1827. p.1—35. 49. u. in f.Yusg. a. a. O. 
. 1-81. Ausg. (f. dar. Strobel a. a. D. u. Zlögel Geld. d. Tom. Lit. 
Br. m. B: 101-139) ſ. Das Rarrenſchyff. Straß. 1494. 4, Nürnb. 
1494. 4. Rüttling. 149. 4. Augsp. 1494. 8. Bafel 1494. 4. 1499. 4. 
Straßb. 1497. 4. (Das nuv ſchif von Narragonia, mit befondere fliß. ernft 
vnd arbeit, von nuwen mit viel ſchoner ſprüch, erempeln vnd zugefegten 
buftorien und materien eriengert un fcheinbarlicher erklert zu Bafel. Straßb. 
1494. 4. Augep. 1495. 1498. 4. iſt eine unächte, von fremder Hand beforgte 
Ausg., dagegen proteftirt Dr. in:) Narrenfchiff zu Nus und hbeilfamer Lehr 
verehrung und oldung der Weifheit, Vernunft und guter Sitten, ac 
u Berachtung und Straf der Narrheit, Blindheit, Irfal und Dorbeit aller 
tät und Geſchlecht der Menfchen zc. Baſel 1506. 4. 1508 8. 1509. 4 
Das Heine Narrenfhiff. Vnd werben Hierin aller menfchen ftändt in allen 
laftern „gefraft vnd vonderwiefen. Straßb. 1540. 4. Der Rarrenfpicgel, Das 
geoß Rarrenſchiff. Straßb. 1545. 1549. 4. (verfl.) Frkft. a. M. 1555. 
1560. 8. 1567. 8. Zürich 1563. 8. Straßb. 1564. 4. Welt Spiegel oder 
Narren Schiff (darin aller Etändt ſchandt vnd after, vppiges leben, grobe 
Rarrechte fitten, und der Weltlauff, gleich als in einem Spiegel gefehen vnd 
geftrafft werden: alles auf S. Br. Reimen gerichtet. Aber Mit vil andern 
berrfidhen, Ehriſtlichen, auch nuslichen Lehrcn, Erempeln ond vermanungen 
u einem Ehrbaren vnd Ghriftlichen Leben. Sampt gewiſſer Gchellen abs 
gen, dadurch eines jeden Standes lafter zu erkennen, Weilandt Durch 
den hochgelerten ZOHAUN GEHLER, Doctoren ber H. Schrift, in Eateins 


496 Deutſche Poeſie 


iſcher ſprach beſchrieben, jegt aber mit ſonderm Fleiß auß dem Latein in 
das recht hoch Teutſch 8 Bafel 1574. 8. u. abgebr. b. Scheible, d. 
Klofter. Stuttg. 1835. 12. Bd. I. p. 213—814. Die Karrenzunft genantt, 
ein artiges, ernfipaftes, doch anmuthiges und luſtiges Zractätlein x. — 
wieberum aufs neue gedrudt, bie Figuren ins Kupfer gebracht und der Ede 
menzunft, al& der ander Theil beigefept. Samt beigefügter Gntfchulbigung 
des Tichters, und Wertheidigung des Tituls. Frkft a. M. 1625. 8. D. Rar⸗ 
renſchiff v. D. S. Br. eb deffen Kreiheitstafel in der 13 Stuben zu Straß 
burg. N. Ausg. n. d. Drig. Ausg. bef. u. m. Unm. verf. v A. W. Strobel, 
Quedl. 1839. 8. Klein. Geb. v. Br. b. Strobel Beitr. p. 37q. — „Bon 
den loſen Züchfen diefer Welt, gang kurtweilig F\ Iefen, vnd aud olla 
Menſchen nuͤtzlich zu wiſſen. Dresd. 1585. 4. 0. D. 1606. 8. Gines alten 
Zugendhafften Zeutfhen Rechtmäfliger GEifer, Uber bie Lofen Züchle_diefer 
Welt, Unter derer fetzamen figuren und Gefichten. 0. DO. 1681. 8. iſt nicht 
von ©. Br., fondern nur von diefem aus bem Nieberdeutfchen (1495) im 
Hochdeutſche übertragen. Ueber Jean Bouchet's Begmars traversam 
les perilleuses voyes des folles fiädes du möde. Paris 1501. 15% 
fol., das er unter dem Namen ©. Brant’s herausgab. ſ. Goujet T. Xl. 
P. 8 . . 

3) e. Jördens a. a. D. Bd. III. p. 738 sq. Paquot Mem. T.Vil. 
p- 393 sq. Gervinus Bd. II. p. 417 sq. (410 4q.) Fogel Bb. II. 1; 
186 sq. Strobel, Geſch. d. Elſaſſes Mb. IH. p. 361 2q. Marchand T. L 
Dad, G. E. Waldau, Nacht. v.EH.M.LEch. u. Schriften. Nürnd. 1775 & 
Dazu Panzer Ann. d. Alt. beutſch. Eit. p- 347 2q. Leffing Werke Bd. M. 
— sq. Alles zuſ. abgedr. b. Scheible, D. Kloſter Bo. IV. p. M- 

) Briefe v. Murner b. Strobel, Beitr. p. 65 sg. u. Bäelble a. 0. D- 
p. 580-605. Uusg. ſ. D. M. narrẽ beſchwerũg. Straßb 1512. 4 168 
4. 1522. 4, Die Rarrenbeſchwerung, ein gar nuͤtliches, kurtzwepliges nd 
tuftiges Büchlein, In welchem gemeldet unnd angezeigt wirkt, was jehum 
ber welt Lauff und Monier fey, mit vil ſchoͤnen figuren, fampt einem neuwen 
Megifter gezieret. Durch ©. Wickram auff ein neumes vberleien, 
bie Reimen gemehret vnd gebeffert. Straßb. 1556. 1858. 4. Frkft. 1565. B 
©traßd. 1618. 4. u. b. Scheible, D. Klofter Wh. IV. p. 613-892. De 
Sqeimẽ züfft. 0. D. 1512. 4. Augsp. 1519. (1514.) 4. Gtraßb. 1516. 4 
0.3.4. edd. 1558. 4. Die alt vnd new Schelmen Zunfft. Sin ſchoͤne Satyr 
d. i. ſtraff büchlein viler handt lafter, bie allenthalben in ber well vber⸗ 
handt genümen, Etwenn durch d. Th. M. zu Frantfurt am Meyn gepredigt. 
jebermann zur leer, vnd niemants zur ſchmäch jehzunt wider von newen DIE 
ieſen vnd gebeſſert nach der jegigen Weitiauff. o. D. u. J. 4. Die Schelun 
Zunfft, In welcher angezeiget wirbt, aller welt mütwillen, büberey D 
ſchalkheiten, fo in difen giten fehr. im fchwand gehen. Frkft. 1567. 1571. 
1618. 8. u. b. Scheible. Bd. I. p. 815-903. D. Schelmenzunft. (a. d- 1 
v. 1513) a. Reue n. Erlaͤut. herausg. v. E. G. Waldau. Halle 1788. 8. 
— Die geuhmat zu flraff alle wybſchẽ manen. Bafel 1519. 4. Die Sin 
matt, darinen all weibifhe Mannsbilde fein hoͤflich geftrafft, vnd wie fie #4 
befſern follen, aufs treweſt unterrichtet werben. Frkft. 1565. 8. (I. Destib- 
Buf. 1779. 2b. II. p. 170-181) Gin andechtig geifkliche WBabenfat- 
Straßb. 1514. 4. Die Mülle von Schmwündelspeym und Gredt Mil 
Jarzeyt. Sraßburg 1514. 4. R 

4) Karfthans mit vier Parfonen fo vnder inen ſelbs ain geſprech vndn 
Halten. o. D. u. 3. (1520.) 4. Geſprechbüchlein neüw Karbart. 0. D. I 
3. (1521.) 4. fe Panzer, Hutten p. 224 1565. Hagen, Deutſchl. fit. 7 
relig. Berhältniffe. Bd. IL. p. 183 2q. — Dagegen erfhien Murne! 
Spottgedicht, Bon dem groffen Lutherifchen Narren wie in Doctor Rural 
beihmworen hat." 0.8. u.3. (1522.) 4. 


Deutfche Poeſie. Roman, 497 


5) Spiegel bes Regiments in ber Kürften Höfe, da Fraw Untrewe ges 

waltig iſt. Oppenh. 1515. 4. Erff. 1516. 4. Straßb. se 4, Sofleben, 

Schlag und Händel, wie Untreu dafelbften von etlichen gepflogen und 

üret wird. Bon einem Witter, Reimenweiß befchrieben und von Johann 

orßheim. A. 1535 publicitt. Bon neuem überfeben durch Joannem Tex- 
terem von Häger. Frift. a. M. 1617. 4. 


6) Die — — ein Strafgedicht. Straßb. 1514. 4. &.Sourn. v. 
u f. Deutfchland. 1791. Bd. II. p. 895. 


$. 648, 


) So Färglih im Ganzen die poetiſche Ader während dieſer 
Zeit fließt, fo hat doch auch ber Deutfhe Volls roman einige 
wenige Lebenszeichen von fi gegeben, denn ſchon Marr 
Ireipfauerwein’s, des Geheimſchreibers Marimiltans 1., 
allegoriſche Geſchichte Kaiſer Friedrichs III. und feines Sohnes 
Narimiliand (1512), ein Seitenſtuͤckk zum Theuerdank, gehört 
hierher, obgleich fie kuͤnſtleriſch betrachtet nur einen fehr geringen 
Werth hat). Auch das Gebiet der Rovelle begann ſich auszu⸗ 
dehnen, als gegen dad Ende des vorigen Sahıhundertö ber 
Derameron überfegt worben war; denn nun ließ Johann 
Pauli, ein zum Chriſtenthum übergetretner Jude (Johann 
Pfedersheimer), Lefemeifter im Barfüherklofter zu Thann im Eis 
faß, felne Sammlung von Fleinen Geſchichtchen und Anecdoten, 
ganz in der Manier der lateiniſchen Facetiae erfheinen, die fehr 
oft wieder gebrudt warb’), und in Georg Widram’s ans 
Kolmar, Staptfchreibers zu Burgheim, deſſen langwelliger Gold⸗ 
faben zu feiner Zeit viel gelefen ward, Rollwagenbüchlein?), in Jacob 
drey's ), Seadtfchreibers zu Mauersmünfer Gartengeſellſchaft, in 
Hans Wilhelm Kirchhof's, eines alten Heffifhen Kriegers, 
Vend⸗Unmuthẽ) und in andern dergleichen Schartefen, als da waren, 
der Iuflige Democrit, Cocay Deutſcher Labyrinth Zeit⸗Kurher, Er- 
quidfunden, Fliegenwadel, die Muden der fhandligfien unb ber 
Rarrheit angrängenden Melancholey zu vertreiben, Gemuͤthser⸗ 
ung, Luftiger und poffterliher Hiſtorienſchreiber, Stäubiger 

4, Angenehmer Nachtiſch, Kurzweiliger Polyhiſtor, 
Sm Larum Lyriſſimum, Bidiculantium Caprimulgium, Spaß⸗ 
mann's Hiſtoriſches Scherzkabinet, des Uhralten jungen Leyer 
Ras Iußiger Correspondentz - elf, Unlufivertreider, Schul 
poſſen, Kurtzweiliger Stodfiih, Gepflüdtes Finken oder Stu⸗ 
eije, Handouqh d. Literãrgeſchichte. IL. 32 


498 Deutſche Poeſie. Volkeroman. 


dentenconfekt, Teutſcher Michel, Virkdariam bistoricum X, ihre 
Nachahmungen fanden. Das Haupwerdienſt diefer Buͤcher be 
ſteht im Zotenreißen und ſchlechten Uebertragen ranzöfite 
Bonmots Ind Deutſche; hoͤchſtens einige Hiförden von die 
brecheriſchen Pfaffen und liekerlihen Nonenn feinen BDriginalı 
zu fein, cbeufo einige Bauerntölpeleien; faſt alles Andere HH 


fremden Urfprungs°). 

1) Der weiß Kunig, eine Erzaͤhlunge von den Thaten Kaifer Marimilianl, 
Bien 1775. fol. cf. Lambec, de bibl. Vindob. T. II. p.894. CCCXXL 
sq. Buͤſching, WVöchentl. Rachr. Et. X. Bad. 1776, Bd. HI. p 209g. 
1817. Mure Journ. Bd. Ill. p.43—52. Hormayr Taſch. 1847. p. ee 

2) S. A. Veith, Ueb. d. Barf. 3. 9. u. das v. ihm verf. Volkebid 
Schlnipf und Ernſt nebſt 46 Proben a. demf. Wien 1839. 8. — Ein 
vn Ernſt heiffet bad buch mit name. Straßb. 1522. 1535. fol, Das In 
Schimpff vnd Ernſt genannt. Anger. 1536 fol. Schimpff vnnd Ernſt dur 
ale Welthännbel. ** 15.18, 1550. fol. 1583. fol. (umgeänd,. 4.) 1608. 
8. 0. D. 1597. 8. 0. D. 1609. 8. Frkft. 1612. 8. Baſel 1618.68. Berni5W 
1546. fol. Etraßb. 1631. 1677. 8. 0 D. 1699, 18. Vormals zu Fregkail 
1770. 8. (Yubz.) m. e, Notiz v. Yördens, Epzg. 1822. 8. 

8) Hiſtory von dem anfangond außgang der beginnenden liche. Gtufb 
0. 3.4. Der Irr Reittend Bilger. Ein kürzweiliges Büchlein von einem 
großen Herren, ber fich zu dem herren Sanct Jacob verheiffen, was fir 
abentheuer auff femlicher Bilgerfart erfaren hab. chd. 1557. 4. Das Glid 
rad oder weltlich Laffbuch. Muͤhlhauſen 1560. 4. (in Verſen) Der junge Ric: 
ben Spiegel. Sin kurtzweilig Hiſtory zweyer Knaben, en einer cued 
Nitters, der andere eines Bawern Sohn war. Gölln 1597. 18. Rellpagn 
von Schimpff ond Ernft, ein Lurgmweillg vnd Luftig Buch, auff neuw jufams 
mengezogen vnd in ein Dednung achracht. Augsb. 1555. 8. 0. DO. 1357. 8. 
1568. 8. Fılft, 1573. fol. 1597. 8. Dagbeb. o. 3. 8. Müpipaufen 0.I. 8 
Der Goldfaden. Cine fchöne liebliche und Furzweilige Hifkorie von cind 
armen Hirten Gohn, Lörofried genannt, Gtraßb. 1557. 4. Frkſt. a. E. 
v. 3. 8. Bafel 1616. 8. Straßb. 1626. 8. Nürnd, 1665. 8. 0. D. 1670 & 
Ds pfaben, e. fhöne alte Geſch. wied. her. v. SI. Brentano.’ Heldelb. 


4) Die Sartengefellfchaft. Schimpfreben, Hiftgrien und Kabuln. Gtrofi 
1556. 8. 0. D. 1578. ae 12. Heim en Ein new haͤb⸗ 
en Bumere ——8 eh 1618. 8. a licher, fir 

end Bnmuth, Dasinnen fünff hundert und fünffzi icher, 
tiger vnd luſtiger Hiſtorien, Schimpffreden vnd Fa begriffen end 
gezogen ꝛc. Fekft. 1663. II. 8. 1665 sg. HI, 8. Wend⸗ Unmuth ober ft 
neuerter fünfffacher Hanns gufl in bie Welt, 0.0. u, 3, 12. Ausbuͤndi⸗ 
gute Poflen. o. O. 1610. 8. 

6) Siſchart in d. Vorrede zur Befchichtsklitterung fagt darüber: „Mit 
wirfft man doch von wegen etlidher unbefcheidener Wort nit jedes buch: IM 
doch das Ohrenzart Frawenzimmer mol etliche Zotten im Boccatij Ente 
novel, deß Jacob Winters Wintermeyen, der beiden Stattfchreiber zu Dan 
heim und Maurßmünfter Widram vnd Jacob Sreyen fucy Rollengeſpraͤs 
und Gärtenzech: Auch dep M. Linders Kadiporygeſtech *), und dei GStraparolt 
Hiſtorien vertragen: daß ich eBt anberer Gulenfpieglifger vnd wegkurten⸗ 





*) 0.9. 1658. 8, 


Deutſche Poefte. Theater. Br 


—5 —— „Sie ſind dannoch weit nit, 
itiaram —— — a. Moſcheroſch Geſichte I. Fr p. ve a . 
ehttmar) Seneſchedel b. Hofknann Spend. z. Deutſch. Lit. Geſch. Bd. J. p.21. 


$. 649, 


Wollen wir endlich noch Riniges Aber das Eheaterioden 
in Deutfhland während biefee Zeit folgen laſſen, fo müflen wir 
zuerſt bemerken, daß die Faſtnachtoſpiele, von denen wir gefehen 
haben, daß fie befonders in der vorigen Periode durch Roſen⸗ 
biät gepflegt worden, auch noch in dieſer fortbauerten und nicht 
wenig zum Gebeihen ber Reformation beitrugen, da in Ihnen 
befonder® häufig auf die unter dem Clerus eingefhlichenen Miß⸗ 
beänche bingedeutet wurde. Dieb zeigte ſich aber befonberd in 
ver Schweiz, und bier vorzüglich zu Bern, einer Stadt, wo fid, 
wie aus mehrerm handſchriftlichen Faſtnachtsſpielen erhellt), vie 
Freiheit im religiöfen Dingen auf diefe Weife zu helfen wußte, 
Einer der offenfien Sprecher war der Maler Nicolaus Mar 
nuel?) dafelbſt (1481 — 1530), der durd feine 1522 dort 
aufgeführten Faſtnachtsſpiele nicht wenig dazu beitrug, in biefer 
Stadt dieReformation einführen zu helfen; denn er griff darin ben 
Papft und den ganz von der Einfachheit des Urchriſtenthums 
abgewihenen Clerus offen an und fegte feiner Satire durch 
feine Krankheit (und fein Teflament) der Meſſe die Krone auf, 
fo daß fogar Murner es nöthig fund, gegen ihn aufjutzeten, 
Wie gut aber diefe Anfänge aufgenommen wurden, fieht man 
sus den Nachahmungen, die fein Deutſchland fanden, 3. B. aus 
dem Reudeutfchen Bileamſchen Efel’). Pamphilus Gengen⸗ 
bach hielt ſich dagegen in den für Baſel geſchriebenen Faſtnacht⸗ 
Br frei von Uingriffen auf das Papſtthum“). Nun muß man 

aber hiervon die Lateiniſchen Schullombdien unterſcheiden, beren 
wie oben eine Bartie von Reuchlin, Locher, Friſchlin, 
Kirhmayer ıc. angeführt haben, und die fpäterhin, auch ganz 
abgefehen von ihrem Urzwede, die Schüler im Lateiniſchſprechen 
m üben, eine polemifhe Tendenz nahmen, wie denn z. B. 
Frifchlin in feinem auch ins Deutfche überfegten Phasma 
acht zelotiih alle Lehren, mit Ausnahme der Luther'ſchen, zur 
Hölle verdammt, der bekannte bittere Feind des Lepteren aber, 
Simon Lemnius, In feiner Monachopornomachis, worin er 

. 32% 


500 Deutſche Poeſie. Theater. 


einen hoͤchſt unzuͤchtigen Chor Babyloniſcher Freudenmädthe 
auftreten laͤßt, Luther's Verheiralhung mit der Katharina von 
Bora aufs Bitterſte angreift. Ratuͤrlich machte fpäterhin bie 
Lateiniſche Sprache der Deutſchen Platz, und dieß mußte beſen⸗ 
ders dann geſchehen, wenn nicht Schüler die Darſteller dicſer 
geiſtlichen Comoͤdie waren, ſondern, was häufig geſcheh, 
Bürger zu dieſem Zwecde zuſammentraten, wo dann ie 
Ort der Aufführung nit die catholiſchen oder evangelliden 
Eulen, fondern der Markwplat, Schüpenhof oder ein ande 
geräumiger öffentlicher Plat war?). 
1) &. Mone, Schaufpiele bes Mittelalters. Bd. IE. p. 411 sq. 


2) Ein faft kurtzwylig faßnachtſpil, fo zu Bern vff ber NHernfopnedt 
in dem MDXXII. jare von burgerfzfünen oͤffentlich gemacht iſt, barin de 
Wahrheit in fchimpffs weyß vom pabſt vnd finer prieſterſchafft gemd- 
det vnd angezeigt wärt. Item ein ander ſpyl fo zu Bern im Uechtland f 
der alten faßnacht, im XXI. Jahr gebrucht ift, namlidy wie uf einer Eytn 
ber Saſſen der einig Deiland der Welt, Jeſus Chriſtus unfer Lieber Herr, if 
uf einem armen Eſelin geritten, auf feinem Haupt bie dornin Kron; ð 
ihm feine Iünger, die Urmen, Blinden, Lahmen und mancherlei Wrefthaftig 
uf der andern Eyten reit der Pabſt im Harniſch und mit großem Kritgk 
züg, als hernach verflanden wird durch die Sprüch, fo zween Buren E 
vedt band, Rudi Bogelnefl und Gleywe Pflug. 0. D. 1524. 4. zuf. in: 
claus Manuel, des Venners der Stadt Bern, Faftnachtsſpiele. N. Hhiär. 
u. d Ausg. v. 1540 neu abgebr. Bern 1846. 8. u. b. E. Grüneijen, !ehm 
u. Werke e. Malers und Dichters, Kriegers, Staatsmannes und Reform 
tors im I6ten Ihdt. Stuttg. 1837. 8. (hier a. d. Krankheit d. Meffe) Auej. 
b, Alt, Theat. u. Kirche. p. 426456. 


3) DER new Deutſch Bileams Eſel, Wie bie ſchoͤn Germania burd 
arge lift vnd zauberey iſt zur Baͤbſt Sfelin transformiret worben, jegund aber 
alß fic vom Waſſer auß dem weiſſen berg flieffent getrunken, durch Gotted 

nad ee wieber zu ihrem rechten Auffiger gelommen. o. D. u J. 


4) Diß find die prophetien sancti Methodii und Nollhardi, weldt 
find gefpilt worden im XV. und XVII. Jor, uff der Herren faßnacht ver 
etlichen erfamen und geſchickten Burgeren einer loblichen Statt Baſel. o. D. 
u. 3. (1515) 4. (Prob. in Meiftere Beitt. I. p. 263 sq.) Dieß iR die 
Souchmett, fo gefpilt iſt worden, durch etlich geſchickt Burger einer Ib: 
ihn —**— Wider den hebruch und die fund der Wedeufchheit. D- 
u. L ® U} 


5) ©. dar. Alt a. a. D. p. 459 sq. 


$. 650. 


Die eigentliche Wendung und der Unſchwung, welden die 
Deuiſche Poeße in der neuern Zeit erfuhr, fällt in den Anfang die 
fer Periode, denn. Luther fhuf durch feine Bibelüberfegung eigenllit 


Deutfche Poeſie. 501 
erſt die HochbeutfheSihriftferade, d. h. in der Farbung, welche 
fe in Mittel⸗ und Ober⸗Deutſchland hatte, er entriß ſie jener 
und Berwilderung, welche fi ſeit dem Auſhoͤren 
ver höſiſchen Ritterpochie, und ſelidem der Wittelftand fowie bie 
nicderen Naſſen, beſonders durch die Meiſterſinger, ſich vorzugs⸗ 
weiſe bei ihr betheiligt hatten, durch bie Einführung der niedern 
Vollsnundarten in fie eingeſchlichen hatte. So brachte * 
anch er grammatiſche Beſtimmiheit in das Hochdeutſche, und 
wenn man ihm auch bier und da Rohheit ber Form, Unvers 
Bändlilelt und Plumpheit des Wusbruds zum Vorwurf macht, 
fo IR doch Die ganze fernige Haltung, der fräftige Ton und bie 
lebendige Friſche der Sprache von ber Art, daß Luthers Schrif 
ven für immer Muſter ächtbeutfcher Geſinnung in Form und 
Ausdruck bleiben werben‘). Dieß erſtreckt fich jedoch nicht blos 
auf feine Proſa, fonbern aud feine Lieder können, abgejehen 
son einigen Härten, daſſelbe Lob beanſpruchen. Die anderen 
beiden Repräfentanten der Deutſchen Poeſie im Reformatione. 
zeitalier find Hans Sachs, der fruchtbarſte Didier biefer 
Zeit, md Johann Fiſchart, der Reis bereite und originelle 
Gatirifer umdb Gelegenheitsbichter des erfien Reformationgzeit- 
alters, defien Einfluß auf die Bolfsliteratur und bie Bildung 
ber deniſchen Profa er in neuerer Zeit gebührend anerfannt 
werden iR’). Was die niederdeutfche Sprache anlangt, fo 
Ian von ihrer Geltung in der Geſchichte der Poeſie unferes 
Baterlande® nur bis in die Mitte des 16ten Jahrhunderts die 
Rede fein; Denn von da an bis zum Unfange des 17ten Jahr⸗ 
hunderts wurde fie völlig von dem Hochdeutſchen verdrängt. 


1) ©. Lu ther Zifhreden p. 699 a: „Ich habe keine gewiſſe, ſonderliche, 
eigene Sprache im Deutfchen, fondern gebrauche der geme nen beutfchen 
Ehradıe, dag mich beide Obers und Niederländer verftehen mögen. Ich 
vede nach der ſaͤchſiſchen Canzelei, welcher nachfolgen alle Kürften und Könige 
in Per Aa Alle Reichsftädte, ürftenhöfe [reiben nach der fächfifchen 
und unfers Yürften Eanzelei, darum iſt's auch die gemeinfte deutfche Sprache‘ 
f. Kinderling, Geſch. d. niederſächſ. Sprache. Magdeb. 1800.8. p. 389 sq. 


2) Biele Sarricaturen, welche aus den Werkftätten ber ge olsfchneider 

Stimmer hervorgingen, und andere von 3. Amman publicirte Bilderbücher 

und Holzſchnitte find mit längern und kürzern verfificirten Unterfchriften von 

ihm verfehen, auf welche ich für bie Sammler der Fischartiena hier auf: 
gemacht haben will, 


502 | Deutſche Poefie. 
6. 651. 


Daß der Meiftergefang ſich auch noch in biefem Jahchm 
dert fort erhielt, Keht man ſchon aus dem Haupwertteter Kb 
felden, Hans Sad 8, hinreichend; allein mit ihm ſank anf 
die kurze, freilich nur auf zwei Augen ſtehenbe Bluͤthe deſſelben 
wieder, welche don den Singſchulen, die zu Ende des 17ten Jahn 
hunderts faſt fämmtlih eingingen, nicht erhalten werben konnte; 
noch weniger aber vermochten dieß bie unter ven Meiflerfingert gültig 
Geſetze und Vorſchriften, um fo mehr, als die ganze Kunſt von a 
Handwetketn, aus denen bie Meiferfinger faſt ausſchließlich be 
flanden, Aberhaupt nur ale Nebenfade betrachtet wurde U 
Dichter von Gewerbe werden, fo lange die Turnierluß noch be 
Rand, vie Wappendichter, von denen wir fon oben Belt 
Suchenwirt und Hand Roſenblüt Nannten, bejzeichnen 
neben melden bei den Schuͤtzenfeſten und Fteiſchießen dR 
——— und bei Buͤrgerhochzeiten und andern dergleicha 

eſtlichkeiten die Spruchſprecher fortbeſtanden. Was enbiid da 
Versbau und die Veromeſſung anlangt, fo war dieſelbe im Ge 
genſatz zu der mittelhochdeutſchen Zeit roh und confus, und ti 
mit Opitz erfuhr die Deutſche Metrik einen entſchiedenen Um 
ſchwung, denn die Bemühungen einzelner hervorragenden Körf, 
aus der antiken Metrit die regelmäßigern Trochaͤen und Jauben 
einzuführen, blieben ebenſo vereinzelt ſtehende Erſcheinungen, e# 
frühere Verſuche mit Herametern und Pentametern ſich nidt Ale 
das Gebiet der ſeltnen Eurtofltäten erhoben hatten. Ratärlid 
blleb der Rem wie bei ben mittelhochdentfihen Dichtern Hi 
allein uͤbliche Versart, wenn auch in dem Weſen und der Gem 
deffelben mehrere Veränderungen vorgingen. Daffelbe gabeh 
mit den Versreihen, der Strophenbau aber blieb far gam Ih 
wie ihn die mittelhochdeutſche Poeſie md die Singſchulen Fb 
geftellt hatten. Zür die dramatiſche Poefie, wie fie ſich feit da 
Reformation aufthat, blieb ver alte Vers von vier Head 
in Geltung. 


$. 658. 


Betrachtet man nun bie Geſchichte der Deutſchen Pk 
während des erſten Jahrhunderts in ihrer Geſammtheit, fo me) 


Deutſche Poefie. Epiſches Volkslied. 303 


man fi wundern, daß trotz bed ungeheuern Ginflufles,. ben 
Buiber auf die Deutſche Sprache durch Lehre und Beifpiel Hatte, 

bad Gedeihen derſelben bei weitem nit fa groß war, ald 
man. hätte erwarten follen. Wlein der Grund lag theilweife 
varin, daß ſeit dem Verfall des höfifhen Poeſie die Fürften und 
bes Adel, überhaupt die Bornehinen, ja theilweiſe auch die Geiſt⸗ 
Kakelt, wem fle naͤmlich nicht perſoͤnliche Interefien wor Augen 
hatte, ſich fafl ganz und gar vom Dichten in ber Mutterfprache 
micent hielten und cher das Lateinifche vorzogen. Darum ger 
chen auch nur das Vollslied, dad Drama und die poetiſche 
kählung; das Kitchenlied aber if eine Schöpfung der Refor⸗ 
meilon und gleich fo großartig aufgetreten, daß die fpätere Zeit 
im: nachfonmien fonnte. Die mit der Reformation eng zu⸗ 
Muntacnhängenden Religionswirren und Kriege in Deutſchland, 
bis: Bauernauffände und amdere gleichzeitige politifche Händel 
uifen eine Menge ſatiriſcher uud politifcher Gedichte hervor, welche 
aber, abgefehen von ihrer hiſtoriſch⸗ moraliſchen Bebentung und 
ie Wichtigkeit für die Geſchichte der Deutfchen Schreibfreihelt, 
euf ſehr rohe und geiflofe Reimereien binauslaufen, hoͤchſtens 
Hand Sachſens und Fiſchart's Leiſtungen auf dieſem Felde aus⸗ 
genommen, 


6. 653. 


Was nım bie einzelnen Bäder der Deutfchen Poeſte waͤh⸗ 
und dleſer Periode änlangt, fo ſieht freilich dus Epos der Reihe 
Ms obenan, allein eigentlich verdient fan Feind der Gedichte, 
welche man Hierher zieht, diefen Namen, denn fie gehören ziem⸗ 
hy alle in das Gebiet der poetifchen Erzählung oder des 
Ham Volkolieds. Zu letzterer Kaffe gehört des Rectors 
(1550) za Wernigerode M. Georg Thym (RO!) au 

Man (+ 1561) Bänfelfängerlied von den Abenteuern Thedel 
averferden's von Wallmoden, Fiſchart's gereimte Bearbeit- 
ung ves Eulenſpiegelbuchs?), eine Anonymus Seitenſtuͤck zu Thym's 
Bude In der Schilderung von Heinrichs des Löwen Abenteuern’), 
des befannten Fabeldichter Wiberus*) Loblied auf Luther und 
endlich das bekannte Lied, die Nachtigall (1567), melde zu 
Ihrer Zeit, ſowie andere die Grumbach'ſchen Händel betreffende 


504 Deutſche Poefie. Epos. 


Lieder In Gübveutfhland einen gar lauten Schlag anheb”). 
Endlich gehört Hierher Johann Kifhart‘) aus Main (der 
Strafburg), der 1586 Doctor der Rechte und Umtmem zu 
Forpach war, und 1591, nad Andern wahrſcheinlicher ſchon im 
Winter 1589 verftorben iR. Seine Schriften find fehr zahlreid 
und erſt in neuefler Zeit IR ihn Manches vindicirt worbe, 
wa6 früher entweder andere Berfaffer ober gar feinen befanmie 
haben ſollte. Dieb lag theilweife darin, daß er Bald ylake 
nym (Menzer oder umgekehrt Renem, Huldrich Efopoftie 
[von elloy, Fiſch, und oxdnpog, hart, Fiſchhari], Utrie 
Manfehr von Treubach Tim glüdhaften Schiff], Jeſuwalt Pichach 
Winhold Alkofribas Wuͤſblutus), bald anonym auftrat. Gele 
„glüdhaftes Schiff“, worin er die Waſſerfahrt befchreibt, welthe 
eine Anzahl Züricher Schägen an einem Tage (b. 20, Ju 
1576) von Zuͤrich nad Straßburg unternommen hatten, ver 
dient eben des am ſich umnbebeutenden Stoffe und der gefählim 


Behandlung deſſelben wegen hier eine ehrenvolle Erwähnung. 
1) Des Edlen vñ Gtreitbark beides, Thedel Wnuorferben von Wab 
moden, menliher vñ Nitterliher Thaten, vil hübſcher wunderbarlicher 
—* vor etlichen Jaren im land Ku Braunfhweig, im Stifft Halben 
abt, zum Hepligen Grabe und Lifflan warpafftig ergangen, An. 
Iefen, ond auffs fleißigft in NReymen gebracht. Magbeb. 1558. 8. Wulfmd. 
1562. 8, Straßb. o. 3. 8. Ein ſehr fchöne Iuftige vnnd auch klägliche Pb 
ftoria von ben thewren vnnd mannlichen Ritter Thedaldo. Durch M. Row 
tanım in Drud geben. Straßb. o. 3. 8. Eine verkürz. Berarb. im Bunder⸗ 
born. ®d. II. p. 302 * (R. X. p- 308 »q.) Ausz. b. Neichardt, Belt 
} Einſicht ins Geiſterreich Bd. 1, P 603 2q. Hort Zauberbiblioth. * 
. p. 292 sq. IV. p. 297 sq. ©. H. K. Schütz, Pr. de 6. Th. We- 
miger. 1754, 4. GI. 8. Reihard, Radır. v. e. wohlverd. Gchullehrer & 
Mogbeh. Eymnafli a. d. 161. Ipdt. MRagbeb, 1767. 4. Hagen in d. Sb 
Lit. Zeit. 1810. nr. 37. p. 295 ng. 


2) Der Gulenfpiegel Reimenweiß. Frkft. o. 3. 8. 


3) Wahrhafte Beſchreib von dem (den und 
SEIARIEH sem Ellen usb sfohtne 
Beil, x D. u. 3. 8. Proben b. Beihard Bibi. d. Romane. Bd. Y 
» q. 


4) De grote Woldadt, fo unfe Here Gobt dorch den trumen unde dörtR 
Propheten D. Martin Luther der Weribt_ertöget. In Rymen Gortiid 
thofamen gevatet. 0. D. 1546. 4. m. b. Fabricius Centif. Lutbers® 
p. sq. 


5) Nachtigall. d. i. aus Joh. Friebr. d. Mittleren, Herzogs zu Sahſen 
publicirten Schriften, vom Urfprung, Anfang und ganzem Proͤteß ber Birk 
burgiſchen und Grumbadjifchen Handlungen ein kurzer Auszug. 0. D- I. 
8. u. in Eeffings Beitr. 3. Geh. u. Litt. Bd. I. p. 103 —134. cf. Run 
Journ. Bd. X. p. 233, Klofe, Neue litt. Unterd, Ian. 1774. p- 4-9" 


Deutſche Poefie. Poetiſche Erzählung. 505 


Dila Yotr. 1783. Bd. I. p.- 162 I Deufel, Hi. lit. Magaz. Mb. IV. 
. 164-170. — ©. and. Ce. v. demf. Berf. im Deutſch. Huf. 1779. 
Ip. 61 aq. 
6) ©. Floͤgel, Geſch. d. Tom. Lit. Bd. III. p. 327 aq. u. Seſch. d. 
riesten p. 234 sq. Iörbens Bd. I. p. 518 sq. VI. p. 93 sq. v. Meufes 

in d. Hall. kit. t. Beitung 1829. nr. 55 sq. Gervinus Bd. III. p. 121 5q. 

(1. &. p. 117 »q.) Ben Bea. d. Deu 16. kit. p. 363 sq. Olla Potr. 

178». 1 . p. 103 sq. —8 127 89. D. glückhhafft Schiff. Gin Lob⸗ 
ruch von ber —E un wolferzigen Eaiffart einer burgerlichen 
ellſchaft aufi Zürich auf das Gchieffen gen Straffburg. o. J. 

(1576.) 4. Der warme Birfenre von Zürich. (d. Hans Kopf. Sauren) Zürich 

1797. 4. Glückh. Sch. v. Zürih In e. treuen Abdr. beraudang- u. erl. 

d. Halling m. 2 Sit. v. —— Zübingen 1828. 8. Auszüge b. 

Britt. Bb. I. « (Er. D. Ring), Neb. d. Beil 

Breytopfes. Fa ler. 8 Gadrenagn Deutſch. "ef, II. p. 139 2q, 


$. 654. 


Bon dem 906 bi zur poetifhen Erzählung, fe ſte num 
eu oder komiſch, iR es nicht weit; auch babe ich ſchon oben 
anf den Repräfentanten derſelben in dieſer Periode hingebeutet, 
ih meine den Schuhmacher Hand Sachs!) aus Nürnberg 
(1494 — 1576). Wie er der bedeutendſte Deutſche Dichter 
Diefer Zeit iM, fo IR er auch der fruchtbarfte; denn wie er ſelbſt 


im feiner bis zum Jahr 1567 reichenden poetiſchen Biographie 


fast, hatte er bie dahin 6048 größere und Kleinere Gedichte, mit 
Linſchluß von 4275 Meiftergefängen, die wicht zum Drud beſtimmi 
weren, gefertigt (f. Summa all meiner Gedicht von MDAX III Jar an 
Kö ind 1567 Sar, Bd. V. p. 154 d. Kempt. 9). Er hatte 
viel geleſen, obgleich er nicht viel aus der Schule mit fortge 
Grat Hatte (,Siebenjaͤhrig darnach anfing, In bie lateiniſch 

Eqhule ging, Darin lernet id Yueritia, Grammatica und Mu: 
ſica, Rah ſchlechtem Brauch berfelben Zeit, Solches We if 
mir vergefien feit”), denn daß er bie Glaffifer wenigſtens aus 
Veberfegungen, Boccaccio und andere Bäder der Art, die Bibel, 
bieriige Werke des Mittelalter, die Gesta Bomanerum X. 
fleißig ſtudiert und benupt hatte, fieht man ans der großen An⸗ 
bl der von ihm citirten Schriftſtellernamen. Yür bie Refor⸗ 
mation war er wefentlich thätig, denn feine 1543 gefchriebene 
Apologie Luthers, ald „die Wittenbergiſch Nachtigall, bie man 
ieht hoͤret überall”, zeugt ſowohl von feinem edlen, furchtloſen 
Eifer für das Gute, als fie auch durch Ihre große Verbreitung 


5086 Deutfhe Porfie. Poetiſche Eriblung. 


ats Alegendes Blatt nidt wenig zum Brkanntwerden des groſen 
Reformators unter dem Bolfe beitrug, welches auf bie We 
feines aus ihm bervorgegangenen Praͤco vollfommenes Ba 
trauen feste und fehen durfte). Denn fo beiicht er aus im 
Allgerheinen bei den Bornehmen war, fo ſchonte er fie beü 
nicht, wie man 3. B. aus feinen Gedichten: „Vergleichung ded 
Gab mit Chriſto, in palder leben vnd paſſion, Kiagred ba 
neun Muſe oder Künft über ganz Teutſchlaud, Der klagen 
Ehrenhold über FKürflen und Adel, Bon bem Teufel, dem bi 
U will zu eng werben, Der klagend Waldbruder über d 
tänd auf Erden, Ein Gefpräd ber, vier ‚Element mit frau 
Wahrheit, Der Fuchs mit dem Abler, der Müller mit ven OR 
denten, Philopomenes der getreue Hauptmann ıc. erſieht'). 
werfuchte füh beinahe In allen damals angewendeten — 
arten; allein wir haben faſt mur feine poetiſchen Erzaͤhlungen, 
Schwaͤnke und Faſmachtoſpiele in einiger Vollſtaͤndigleit dei 
und, von feinen lyrifchen Poeſteen, theils profanen, theils geiß⸗ 
lichen Inhalts), liegt nur wenig vor. Obwohl in Mandın 
roh und ungeſchlacht (daher nennt ihn M. G. Ligel, Emsist 
ingenio Maximus, ingenio radis), if er doch ſchon feiner Leichiz⸗ 
keit wegen ein gebotner Didster, und an Friſche und Lebende 
fit feiner Phantaſie, an naiver Einfachheit und herjlichet Bir 
derkeit iR er ein würbiger Partiſan Luthers. Bas er ak 
fire Bolt geweſen, das bezeugt fein außerordentliches Anſch 
unter feinen Zeitgenoſſen, und wenn ihm bie ſpatere Zelt je ver 
fpatiet und als halben Bänfeljänger verkedert hai (4.9. Ch. Bei 
in feinem Heldengedicht: Hand Sachs, Altona, Fol), fo wird Gbihe⸗ 
Apologit (WB. 13. p. 123) deſſelben, wie er im II. Thell vol 
Dichtung und Wahcheit, fowie in feinem ſchoͤnen Gedichte: 
„Gans Sachfens poetifde Sendung", wozu belanmlich Wired 
(ten. MDeuiſch. Merc. 1776. Ari) das Schußwort himuſage 
vn allein ausreichen, dieſe Ideendverwirrung zu zerſtrenen. 


R &. Wagenſeil De ar. Norib, p. 501. Diet tm Hamb. Brifmeil: 
* 561 5q. Dunkel, Nachr. v. verfl. Gel.1. p. 207 aq. Raniſqh a, Si 

b 8 nebefhr. © , tend. 1765. 8. 8. Burda au, u Sadt. PU 
et Ei. —* Bb. II. p. 11 sg. Slla votr. 8. LP 
. Ev. I. p- 73, Deuiie. tere. 1776, DIV. 1, 75-0 

Fe er IV. 33 Gervinus Bd. II. p. (p. 458 
(RE) Macken erlin. Oeutſch. Jahrduch. er p. 91 4 


Deutſche Poeſte. Zabel. 507 


—— — Beute, Por „Geldel, im Bufemmeabeng 12. — oder, Sem. 


aanamad 1 1eeı. v p- OKLV—CLXXXVE Hoffmann, weg © 
KRürnb. 8. R. Raumann, Abb. üb. e. Hoͤſchr. v 8 un 
ger. t —* VBSiqhters epzg. 1843. 8. u. im Serap. 180 Kr. 10—12. 
usa. ſ. Geht herrliche face vnd warhaffte gebicht. ZH. I. Rürnb, 1368, - 
1560. 1570. 1589 15:0. Xp. II. 1560. 1570. 1591. Th. IH. 1561. 1577, 
1588. Th. IV. 1878. u . 1579. fol. Kempten 1612—16. V.4. Augsb. 
7 12. en & “ —* FA er * ft On — „1778. 4. 
. n, Schr herrliche, fchön und wahrhafte Gebicht, Zabeln und 
Date Schwert in e. Kuss. a. d. 1ften Bande m. beigef. Woͤrterkl. Nürnb. 
7731. 8. Werke Kir u. heraudg. v v. J. G. Boain⸗. Nürnb. 1816 —24. 
IAIII. 8. Hiſtorien u. gute Echwänk. ber. (v. W. X. Gerle) v. ©. Spät, 
gen. Bräbenf ER 1818. 8. Schwaͤnke her. v 9. %. Raffet. Kiel 1827. 8. 
Tune % Zreunde vat. Dichtk. v. 3. A. ‚5. Rürnd. 1824 
—— einer Zeit oder Gedichte dieſes Meiſterſaͤngers 
in den. * roie — au — mit Holzſchnitten verzierte Sogen 
24) gebrudt x. überall unter d . Bo J verbreitet wurden. Gate 
—3. fol. Ein noch ungedr. Sed. v un e. in d. Zeitſchr. f. Milit Wi 
Berl. 1846. 3b. 67. H. VI. p. 267277. VII and. v. Raumann, a. a. 


2) Bub IL 8. I sq. (%. v. 1568) u. 6. 85; IV. 30 
Er verfaffte au 7 Diathhe n —* —8* d. edangel. Gehen, dereh Häßleln 
a. 4. D. p XVII aq. vier beſchreibt. 
3) ©. polit. Geb. b. dofmann v. Sallersieben, Polit. Geb. a. d. Deutch. 
Borzeit. Epag. 1843. 8 
4) ©&. geiſtl. Biere u Palmen b. Wackernagel, D. Deutſche Kirchen⸗ 
lieb Rx. 235259. p. 168 q. cf. Riederer, Ginführ. d. ill. Geſ. Rürnb. 
119. 8. p- 221. 270 sq. 


6. 655. 


Ehe wir zu der eigentlichen Lehrpoeſte übergehen loͤmen, 
machen wir noch auf zwei Dichter aufmerkſam, bie in mander 
Beriehung mit Hans Sache, wenigſtens als Nachahmer beffelben, 
miammengefiellt werben können. Der erfte if ber Umarbeiter 
des Theunerdanut Burcard Waldis!) aus Allendorf in Hefien, 
fange Mönch zu Riga und lange Zeit Sendbote feines Or⸗ 
veuß, als welcher er halb Europa durchzeg, dann zum Prote⸗ 
ſteatiomus uͤbergeireten und Pfarrer zu Abterode (geh. nad 
3554), von deſſen Fabein noch weiter geſprochen werben muß, 
Er dinierließ in feinem ganz neu gemachten. Eſopus, der aus 
400 Faden und Erzählungen in 4 Büchern beſteht, auch eine Par⸗ 
tie Schwaͤnke im Aten Bub, die wohl größtentheile eigene Er⸗ 
fnbung waren, ſich durch concife Rundung der Sprade, Natuüͤr⸗ 
Uqteit und eine für feine Zeit wahrhaft erſtaunenswerthe Ger 
ſchicklichkeit im Erzählen ganz im Geifle eines La Fontaine aus⸗ 


\ 


508 Deneſche Poefie. Zabel. 


zeichnen, alfo eines beſſern Belanntwerbens In Ihrem Vaterlande 
würdig find, als «6 der Fall iM. Uebrigens enthalten feine 
Schwaͤnke weit weniger Anzüglichleiten und Zwelbentigfeiten «id 
des fonft unbelannten Studioſen der Philoſophie und Theologe 
Lazarus Sandrub?) ähnliche Arbeit. Nun führt und abe 
Waldis von felbR zu den Fabuliſten dieſes Zeitraumes; dem 
enthalten auch die 3 erſten Bücher feines Eſopus mur alte, tw 
mals bereits befunnte Kabeln, fo hat er fie doch theils gänyid 
umgebichtet, theils auf eine neue und geſchickte Weiſe enqahl, 
und er iR der Erſte, der den eigentlichen Fabelſtyl feit Born 
wieder in unferem Baterlande cultivirte. Daß er fich zu polltiktn 
und auch gegen den Clerus und bie Kirche zu polemiſiren unterfing, 
IR noch ein Brund mehr, ihn zu rühmen, und was er babe 
wagte, fann man daraus abnehmen, daß er die famofe Hikerk 
von zwei Mäufen, fo die Pfaffen haben verbrennen laflen, wi 
fie ein Monftranzenfarrament gefrefien haͤtten*), ſchrieb und biek 
fein Debut (1543) war. Daß feld Luther einige alte Kabeln in feine 
Manier bearbeitete, iR befannt, weniger aber der Spiegel it 
Weisheit, befichend aus 95 Fabeln des Eyrilius, welchen Da 
niel Holymann?), ein Meifterfinger zu Augsburg, vermulb 
lich nad einer berelis vorhandenen Deutſchen PBrofaüberfefum 
in Deutfche Reime brachte. Original find die 49 Fabeln de 
Sqalers Luther's, Erasmus Alberus aus Staden, Pier 
rers zu Sprendlingen in der Wetterau, ber, nachden 
ſtebenmal von feinen Glaubensgenoſſen abgeſeht worden 1, 
1558 als Seneralſuperintendent zu Neubrandenburg Ne. 
Er erzählt leider eiwas breit und kramt feine Gelehrſambeit mir 
ale möthig aus, fo daß er weit unter Waldis ſteht. Dim 
fommen an Ratvetät und moraliſcher Kraft die 59 Babehı de 
gutem Hans Sachs am nähen, Hartmann Shopper‘) 
von Neumark kurze Neimereien zur Geftärung von Holſchaitten 
He Johann Pofh‘) (158797) früher mit lateiniſchen Unter 
fehriften verfehen hatte, ind wie dieſe bloße @urtofitäten. Eine Ahafit 
Unternehmung iR des Elſaſſerss Matt hias Holywart’) Vafuch, 
eine Sammlung von Sinnbildern in Holjſchnitien, eine damals 


*) Eine ähnliche feandalöfe Befchichte von einem Hunde, der eine 


a 
maine. Bd. I, p. 270 2q 





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Deutſche Poefie. Lehrgedicht. 509 


Weionders durch Alciatus Emblemata ſchr im Schwange gehende 
Spielerei), mit gereimten Erklärungen zu verfehen. Derfelbe 
Dichter bat auch in feinem zur Berberrlihdung des Haufes Wirs 
temberg verfaßten Luftgarten neuer beutfcher Poeterei, einer yes 
dantifchen Allegorie mit einem Wuſt claſſiſcher unverdauter Mys 
thologie aufgepußt, zugleich das allegoriſche Lehrgebicht cultivirt. 
Bloße Reimerei, ohne irgend poetiſchen Geiſt IR des Martin 
Agricola“ꝰ) Anweifung zur Inſtrumentalmuſik, und des Luther⸗ 
iſchen Predigers zu Soahimsthal Johann Matthefius) aus 
Mochlitz (geb. 1564, gef. 1504), des Biographen Luther’ und 
trefflichen Kirchenliederdichters (er Dichtete 3. B. das Bapflied: „Nun 
treiben wir den Papſt hinaus x”) Haushaltungsfunft, die jenoch 
hũbſche Moral und Sinnfprühe enthält. Am höchften lebt aber unter 
alten Lehrdichten Bartholomäus Ringwaldt aus Franfs 
furt an der Oder (1530), Pfarrer zu Langenfeld (1567 — 98) 
in der Neumarf!!), einer von jenen wahrhaft begeiflerten pas 
triotiſchen Streitern für den proteſtantiſchen Glauben, wie es 
fon lange feine mehr giebt, deren überzeugende Berebtfamfelt 
ihre bärteften Widerſacher befiegte. Sein geiſtliches Lehrgebicht, 
die lautere Wahrheit, worin er die Bergleibung eines Chriſten 
mit einem Krieger burdführt, erlebte in 13 Jahren 10 Auf 
lagen und verfündigt ungeſcheut die lautere reine Wahrheit, 
ohne Anſehen der. Perfon, mit einer natürlichen Kraft, wie fie 
zu Herzen gehen mußte Seine moraliihe Bifion, der treue . 
Edart, wo in der Manier der göttlihen Comoͤdie Dante’8 der 
treue dar die Hölle und den Himmel durdwanbelt, iR, wo 
irgend etwas Großartiges, ſei es nun freudiger oder ſchauder⸗ 
bafter Art geſchildert werben fol, mißlungen, allein wo er fatirifch 
fein kann, da If die Meißerhand ſichtbar. Er bat fih aud 
als Gelegenheitedichter in der Yertigung von Hochzeitgedichten 
hervorgethan und dieſe von einer neuen Seite aufzufaſſen gewußt, 
indem er auf eine ebenfo komiſche als treffende Art die verfchievenen 
Hodzeitögäße nach ihren Perfönlichkeiten anzufingen pflegte. Des ſonſt 
unbefannten Bernhard KIingler'?) Lehrgebicht gegen das Spiel 
und einige aͤhnliche NReimereien des berühmten Johann von 
SGäwarzenberg') erwaͤhne ih nur der Vollſtaͤndigkeit halber. 
Den Beſchluß möge endlih Johann Bifhart'‘) maden 


MO. Denrfihe Bor Babel. 


obgielh fein Strahgedicht: GErmhiide Ermehnung an meer 
lieben Deutichen, mehr ſatiriſch zuͤrnend als eigentlich belchrend 


gehalten iR. 

1) S. Gteieder, Heſſ. Bel, Perison Bb, XV. p. 423 ag. Särden Bu 
V. p. 186 sq. Hannoͤv. Begen— 1767. p. 108 sq. v. Gemmingen, Pot. u 
—8 Stücke. Bruſchw. 1760. 8. p. 82. Eſchenburg in d. Sant. Unters 

Itungen Bd, IV. p. 83 nA DUa Potr. 1783. Bd. I. p. 128 6q. Ras 

tt. Anz. 1807, p. 135. 240. 1808. p. 133. Gervinus Bd. III. p.47 9g, 
— Gfopus, gank new gemacht, vnnd in Reimen gefaflt. Mit fampt Hundert 
newer Yabeln. Durch B. W. Freft. a. M. 1557. 8. ebd, 1548. 1555. 156% 
1584. 8. 1571. 1572. 4. Auswahl ein. Zabeln und Erzaͤhlungen d. 8. 8, 
m. kurz. Spracherki. v. 3. 3. Eſcheuburg. Benfhw. 1777. 8. — Derek 
ter in wewer Geſangsweiſe und Zunflliche Reimen gebracht. Frkft. 1563.86.» 
Das Päpftifhe Reich. If ein Buch Iuftig zu Iefen, allen fo bie Wahrheit 

eb haben, Darinn der Bapft mit feinen Gliedern zc. beſchrieben. Durd 
Thomam Kirchmair, a. 1. 1566. 8. 1535. & ©, yolit. Babrin b. So 
mann a. a. D. p. 165—149, 

2) Delitiae historicae et poeticae, baß tft: Hiſtoriſche und Poetiſche 
Kuremeil. Reymenweiſe verfaflet. Frift. 1617. 8. ſ. Bragur Bi. I, p 

sq. 

3) Spiegel der Natkrlihen Wayßhait burch den alten in Got gelarkn 
Biſchof Syrillum mit 96 Kabeln und ſchoͤnen Gieichnuſſen beſchrieben yerumı 
- in Teutfhe Reymen mit fhönen Figur. und büpfchen Außlegungen mit ð 

Holzſchn. o. D. u. 3. (Augsp. 1571.) 4. (&. Eſchenburg Denim. p. #34 
u. im Deutſch. Muſeum 1783. Bb. VII, p. 142—154. IX. P 313.) D» 
Holzmann Kabeln. berausg. v. X. &. Meißner. Spzg. 1782. 4 — Ku 
der Echreiberey von deren vrfprung und anfang, dung der Buchdruder⸗ 
kunſt. Wien. 1581. 4. (ebenfo in Verſen) 


4) Das Bud von ber Zugent und Weißheit, nemlich Neim und vierhit 
Zabeln. 0. D. 1550. 4. (&. Hummel, Bibl.v. feltn. Buͤch. p. 424451.) Aut 
und viergig Kabeln fo wehrer theils aus Eſopo geyenen fammt ctlicher Drt deutſcher 
Landes Iufliger Beichreibung, zu mehrerer Schöpfung der Tugend und 
beit in gute Reime verfaffet, jedermann nüslich zu leſen und mit fchönen di⸗ 
gurengezieret, dergleichen zuvor niemals in Drud ausgegangen, gefteliet iu 
D. Er. &. t. a. M. 1529. 8. 1590. 8 Journ. v. u. -fı 
1788. &t. Vi, p. 512. XIII. p. 4141. Racdır. v. ein. Hall. Bibl. Gt, XUL 
p- 82-94. Jördens I. p. 26-36. cf. Dunkel, II.3. p.A08. Wetel Hyw- 
no pbia. I. p. 41-45. Anal. Hymn. 1. p.13—17. Gtuedet 88 I 
p. 24. Marchand set. T. I. p. 1. Göpge Merkw. d. Dresd. Bibl. M. 
E. 241. Meienb. Wotkshud) 1844. p. 187-145. 


5) IMANOIAIA omnium illiberaliam, mechanicarum sutsedes- 
tariaruım artium genera centinens, carıninibus „ cam Wr 
nustissimis imagmibus omniuın artificum megociationes ad viruM 
repraesentantibus. ‚Freft. ad M. 1568. 1573. 8. Aesopi fabulse 5 
wosa aubjectis epimytbiis disticho vel tetraaticho comprehenit: 
rcft. 1566. 8. © Bragur Bo. II. p. 319. 

6) Testresticha in Ovidii Metamorph. L. XV. Freft. 156% .& 
(lat. u. deutſche Berfe u. 178 Holzſchn.) , 

7) Eikonescum brevissimis descriptionibus duodecim primoraM 
primariorumgue, quos scire licet, veteris Germaniae herenm. Ar 
t. 1573, 8. (m. 14 Holzſchu.) Emblemaiem Tyraoinia Sive 
oesis latino-germanica. Das ift Eingeblümete Zierwerk ober Bemälpori" 
Straß. 1581. 8. (m. ein. Wort. Bifdarts, in Seutſch. u. Lat. Werfen 1.74 


Deusfche Poefie- Dram. - _ 511 


) eubger! nemer Beu Poeteri. Straßb. 1558. fol. &. Deutſch. 

. 1785. 8b. X. p. 312. Bragur Bd. HIE. p. 329 sq. 

8) Neh. diefe Made ſ. Deutfche Vierteljabrichr. 1846. Wh. 36. p. 292 2q. 

9) Muſſea Inftrammtalis, Deutſch, darin das Fundament und Appli⸗ 
cation der Finger und Zungen auff mancherlei Pfeifen, als Flöten, Stroms 
hörner, Zincken, Bombard, Schalmeyen, Sackpfeifen und Schweigerpfeiffen zc. 
Darzu von dreierley Geigen, als Welfchen, Poliichen und Heinen Dandgeiglein 
und wie die Griffe darauf, auch auf Lauten Zünftlich abgemefjen- werden 20. 
Bittend. 1545. 8. (m. Holzſchn.) S. Reichard in Marpurg’s Hiſt. Er. 
Beitr. Bd. V. p. 229— 245. Uebrigens ift dieß nur Auszug aus feinem 
gröfern Werke, ebenfalls in Werfen: Musica instrumentalis Deutfch, ynn 
welcher begriffen, wie man nach dem Geſange auff mandherley Pfeifen ers 
nen fol. Auch wie auf- die Orgel, Harffen, Lauten, Geigen und alleeiey 
Sufrument und Saitenfpiel nach der recht gegründeten Tabelthur de abzu⸗ 
Ma: Vittenb. 1529. 1542. 1542 (2) 8. S. a, Becker, Muſic. Liter. 
p. 


10) ©. Bragur Bd. III. B 317 39. 3. 8. Matthefius, 3. M. Leben 
befhrieben. Dresd. 1705. 8. Koch, Geſch. d. deutfch. Kirchenlieds Bd. I, 
P 676 sq. ch. p. 77. — Betbüchlein und Deconomia oder beriht: Vom 
hriſtlichen Hauszweſen. Sampt XXIIII kurtzer Hauszgebetlein. — Item, 
Bon der Hauszzier und zucht eines Chriſtl. frommen Weibs, durch A. Cor⸗ 
vinum. Nürnb. o. 3. 18. Oeconomia. Oder Bericht vom chriſtlichen Haus: 
wem in Reime gebracht yon Nittel Herman. Wittenb. 1599. 4. Oecono- 
mia oder Bericht, wie fih ein Dausvater halten fol. Rürnb. 1561. 4, 
og. 159. 8. Frkft. 1598. 8. Wittenb. 1599. 4. Ypzg. 1796. 8. (Das Ges 
biht war urfprünglich ein Hochzeitögebiht auf das Beilager des Bafll. 
Gammerhoefer f. Intel. BI. 3 Leipz. Litt. Beit. 1807. p. 789. cf. ebd. 
p. 83. — St. Christophorus. Verdeutſcht. Nurnb. 1561. 4. (in Verſ. 
m. Holzſchn. j 
Mi © Kusteri March. litt. Sp. XVI. Dila Potr. 1789. 3d. III. 
p- 81. Allg. Lit. Anz. 1800. p. 1281. 3801. p. 206. I. I. Wippel, Leb. 
d. Märk. Predigers und Liederdichters B. R. Berl. 1571. 8, Hoffmann v, 
Bollersichen, B FRingwaldt u 8. Schmolf E. Beitr. 3. Deutfch. Eitt. Geſch. 
d. XVI. u. XVII. Ihdts. Berl. 1833. 8, p. 14. u. Spenden 3. Deutſch. 
Üiteraturgefch, Epag. 1845. 8. Bd. IT. p. 1754. Jordens Bd. IV. p. 358 
.— DJe lauter Warbeit. Darinnen angezeiget, Wie fih ein Welt 
licher vnnd Geiftlicher Kriegbman in feinem beruff verhalten fol, Allen Stän⸗ 
den nüglich, vnd zu jetziger Zeit faft nötig zu lefen. 0.0. 1585. 1558. 1597. 
Fetft. 16049. 8, 0. D. (ebd.) 1621. 8. Erfordt 1585. 8. ebd. 0. J. 8. ebd. 
1587. 1539. 1590. 1598. 1600. 1602. 8. 0. D. (Lpig.) u. 3. 8. Königsb. 
164. 8. (Bearb. D. beutiche wahrheit in poetifcher verfleidung durch allers 
yand Sittenlehren, vorftellende: wie ſich cin geifts und weltlicher Kriegsmann 
feiner Birufögefchäfte wahrnehmen könne und folle: e. Anteitung H. B. 8. 
duch I W. Brodtlorben. Langenfalz 1700.8.) — Chriſtliche Warnung bes 
Trewen Eckarts. Dariñen die gelegenheit des Himels und der Hellen, fampt 
dem zuftande aller Gottſeligen und verbampten begriffen, allen Fromen Ghris 
ben zum Troſt, ben verftodtenSündern aber zur vorwarnung, in feine gute 
Reim gefaffet. Frkft. 1558. 8. ebd. 1689. 1592. 1596. 1609. 1621.8. Hamb, 
131. 1597. 1598. 1601. 1682. 8. Epag. 1501. 8. Nürnb. 1594. Magdeb. 
1603, 4607. 1698. 8. Grf, 1638. Königsb. 1644. o. D. 1667. Berl. 1738. 
L Auch niederdeutſch: Won dem trümen Gdardt, fo twe Dage und twe 
in finee Krankheit befft im Geiſte verrüdet gelegen ze. Hamb. 1598. 
“— Bergleichung bes Heiligen Eheftandes, mit dem hohen Geheimnis ber 
ciligen Dreifaltigkeit. Frkft. a. d. O. 1588. 8. And. Epithal, führt Hoff 
ann Spenden. II. p.53 an. 


‘ 


SIR Deutfhe Poeße. Romihes Heldengedicht. 


em Büdlein ih hüten fol ver dem 
fpiel. N ge ich zu Tefen und au a ua zu —* Straßb. 1520. 4. 
13) Mer. Ged. wider das Morblafter, hinter ſ. Teutſch Sicero. ugs}. 
153%. fol. f. 93—95 Memorial ber Zug end. ebd. f. 96-147. Kumme: 
troft ebd. f. 148-153. Ein Büchle wider das Zutrinten. ebd. p. 2 99. 


10) Abgedr. 6. rd vol, Gerd. d. Deutfchen. p. 202 sg. Baden 
nagel, D. Leſeb. II. p. 


$. 656. 


Was nun dad komiſche Heldengedicht anlangt, fo fätt 
eigentlih nur ein einzige in dieſe Periode, naͤmlich des Recters 
zu Magdeburg (+ 1609) Beorg Rollenhagen aus Ber 
nau (geb. 1542) Froſch⸗ und Mäufekrieg, offenbar nach der 
Homerifchen Idee gedichtet, obwohl er aud den nationalen Rd 
nede vor Augen gehabt haben mag. Da die Thierfabel jedoch 
nur als Rahmen gebraudt wird, In welchem er feine moraliſchen 
Lehren uns vorführt, fo fann man das Gedicht ebenfo gut 
komiſches Lehrgebicht benennen. Des Verfafſſers fprudelnder Wiß 
laͤßt uns feine Breite vergefien, allein feine ſatiriſch fein follenden 
Indianiſchen Reifen haben bloß den letztern Fehler, obne ben 
erfigenannten Borzug aufwelfen zu koͤnnen!). Des Ritters Jos 
bann Chriſtoph Fuchs' auf Wallenburg im Schmalkaldiſchen 
Bearbeitung von Teofilo Folengo's Moschen erwähne Ib nur. 
der Bolfländigfeit halber, denn die Idee iſt noch weniger beutfd 


als der Froſchmäuſeler?). 
1) ©. A. Burdharbt, Leichenpr. a. &. R. Magbeb. 1609, 4. Bragur 
Bd. Til. p. 47—462. Dlla Potr, Bd. I, 3536 131. Jördens Bd. IV. 
p. 378 2q. A. W. v. Schlegel, Krit. Schrift. Bd. Le p. 322 29. u. GSha⸗ 
racter. IE. p. 449 sg. Oldenburg. Blätter Bd. V. H. V. Froſch⸗ 
meufeler. Der Froͤſch vnd Menſe Wunderbahre Hoffhaltunge, der froͤlichen 
auch zur Wenflheit, und Regimenten erzogenen Jugend, zur anmutigen 
aber fehr nuͤtzlichen Leer, aus ben alten Poeten x. In Dreyen Büdern 
euffs newe mit vleiß befchrieben ond zuvor im Drud außgangen (db. Marcus 
Süpff inne holz von Meufebacdh, der Jungen Be Borfinger vnd Gals 
meufer im alten Maͤſchenwigk.) Magd. 1595. 8. 1596. 8. 1600. 8. 0. J 
(n. 1600). 8. 1615. 8. 1618. 1627. 8. Der Froͤſche und Mäufe wunderfelt 
fame Hoffhaltunge, Sonft Froſchmaͤuffler genannt FIrkft. 1683. 8. Sinus 
reicher See famäufelen, vorftellend der Kröfche und Maͤuſe wunderbahre Hoff⸗ 
galtung, = n breyen Büchern mit Fleiß befchrieben. Frkft. u. Lpzg 1730. 
fhmäufelee oder Geſchichte des Froͤſch⸗ und Mäufelriege von Darr 
Hupfinsh ol von Mäufelodh. Tübing. 1819. 12. Der Krofchmäufeler, kom. 
bid. Ged. Neu herausg. v. R. Benebir. Welel u. Epzg. 1841.8. — 
Genthe, Deutſche Dicht. II. Bi 549-—583.) Indianiſche Reifen durdy die uft, 
Baer, Land, Hölle, Paradieß und Himmel. Unter f. Aufſicht von feinem 
Eohne Gabriel überſ. u herauss. o. O. 1603. 1682. 8. Ultſtettin 1614. 4 
Frkft. u. Lpzg. 1717. 





$. 657. 


Bom komiſchen Epos zur Satire iſt ver Weg nit weit, 
und daß dieſe ſehr bedeutend felt dem Anfange der Reformation 
angebaut worden ift, kann feinem Zweifel ımtertiegen. Allein 
hier lann weniger von diefen Berfuhen die Rebe fein, weil ge» 
rabe die beſten umd wipigften Köpfe, (3. B. Ulrich von Hut 
ten!). ſich der Lateiniſchen Sprache zum Auodruck bedienten ober 
and, wenn fle ja die Mutterfprade wählten, den Proſaſtyl vor⸗ 
zogen. Bon erſteren wid ih nur Friedrich Dedefind? 
ans Reufadt (geb. 1530), Paftor zu Xüneburg (+ 1598), er- 
wähnen, weil deſſen Satire Grobianus in Lateiniſchen Difichen, 
Inden: fie angeblich oller mögliden Rohheit das Wort redet, bie 
töfpenhaften Sitten feiner Zeit fdildert und unter dem Bor 
wande, fie zu empfehlen, laͤcherlich macht. Sie wurde nachher in 
Deuiſchen Keimen als in Profa bearbeitet, weil fie zu Ihrer Zeit 
gar viel Auffehen machte, dürfte aber auch jegt noch unwillkuͤrlich 
tine® jeden Leſers Lachmusfeln in Bewegung ſetzen. Bon der 
andern Claſſe deute ih, um Luther's fatiriſche Angriffe auf 
das Papfithum hier nicht näher zu erwähnen, nur auf Grass 
mus Aiberus’) berühmtes Bud): „der Barfüfler Mönde Eus 
lenfpiegel“, bin, ein Bub, am deſſen Umarbeitung wenigſtens 
Kithart nidt ganz unfhuldig gewefen fen mag. Endlich 
mag auch vie famofe Teufelsgeſellſchaft, obgleih fie in das 
Gebiet der Theologie einfchlägt, nit vergeffen werden, wenn 
auch ale ihre Titel (Fluchteufel, Hoffarthöteufel, Hoſenteufel, 
Hurentenfel, Spielteufel, Tanzteufel, Sauffteufel u. f. w.) ober 
isre Berfafier*), unter denen der grobe, aber platte Cyriak 
Spangenberg aus Herden oder Nordhaufen (geb. 1528, 
geh. 1604) wars), bier anzuführen au weit führen duͤrfte; 
ia einer derſelben (Ad. Schubart's Gieman)) iR fogar 

Gräfe, Handb. d. Literärgefhichte, II. 53 


7 Demfihe Poefte. Satire. 


in NRelmen gedichtet. Uebrigens zieht fi diefe Berm der 
- Strafpredigten bis In die nähe Periode, wenigſtens bis yam 


SOjährigen Kriege hin, während einige werfifichrte voliliſche & 
tiren, wie der Eſel ⸗ und Ganskonig, erſterer in Profa’), lehierer in 
Verfen?), des Eſels Adel, ebenfahs?) in (ſchlechten) Reimen m, 
auf der Grenzſcheide der gegenwärtigen und folgenden chen. 


4) Hierher gehört |. Klag und Bermahnung wider die Gewalt bes 
Pabſtes, b. Schreiber, Suttene deutſche Schr. Heidelb. 1810. 1824. 8. 
ſ. Gervinus Bd. 1. Vin 4 

2) Joͤrdens Bd. 1 * 2q. Floͤgel Bd. III. p.309 
L. U. Freſt. 1549 bianus. merum simpficita ne 

tiam omaium ueiicitetie amautium, Conser. denne al ab auch 
emend. et ancti. Lips. 1552. 8. Grobianus et Grobiana, de incuitis 
meoribus et iaurbenis gestibus. Freft. 1554. 8. 1564. 8. 1534. 8. Hal 
1624. 8. Lugd. Bat. 1662. 12. Harderov. 1650, 12. u. in db. Deiic, 
oet. Germ. T. II. p. 1082 sq. Srobianus, Bon groben Bitten vnd va 

ichen geberben, eftmals in Zakein beſchriben Durch den wobhlgelerten 
M. Fr. D. vnd jegund verteutichet duch G. Scheidt von Wormbe. Bormbe 
zu (1551.) 4. —88 — 1552. 8. Grobianus. o. D. 1357. 8. Magbeb. 
Grobianus vnd ptiam nn, zufe etigen, —8 —— 

ftten 35 Buͤwriſchen gebärden. — tſchen verſion & Geheidg 
ganz von newen zugericht vnd in Keim "eher urch * —E 

1667. 16. 1586. 8. Der Sroblaner und die Groblanerin, das TE bu 

er von Sinfalt der Bitten: gu gefallen allen denen, die —— Ka Kc 
Daben, vor vor vielen Jahren in lateiniſchen Berfen befchrieben durd Fr. Dede 

Anicho aber der tentfchen Poeterey vernünftigen Liedhabern, ia 
Alerandrinifche Reime, nach Anmweifung H. Opitii gegebenen Regufn „ga 
vnd vleißig gebracht, an vielen Orten vermehet unt mit einem zu @nde bey 
gefügten ausfüprlichen Reaifter, herausgegeben durch Wenzel 
0. D. 165% 8. (Briegł 16407) u. u. d 8 Der undi Me . Kir 
Sittenau. 1708, 8. Der Meine @robianus von groben, unhd lichen Bäuerifcen 
Zötpifdgen Sitten und Gebärden mit annodı dazu —— anmuthigen 
3 en. 9. D. u. 3. 8. Grobiani Tiſchzucht bin ich genant Den Brüdern 
erorben wolbefant. Wilkefüge 1538. 8. Lud. Tölpeld gan fun 
nene Bauren Moval mit einem lächerlichen — verme et unb 
bas Teutſche überfegt von Palato. Kamtfchatla. 175 
D. Bheliae * I. Stuttg. 1846. 12. p. 137. 239. 320. 489. 818 39. 
Der er Winde Eulenfpikget vwd Altoran. o. DD. m J. 
* 12. FH 1542. 4. 0. D. 1573 8. 1614. & Halle i615. 4 
Ausg. I d. unfhun. Radır. 1717. . 174—208. 360401. NEM. 
p 29— 48. 552 — 585. 725 — 768. ueb. d. Buch, nen Auszug d. 
8 conformitatuın S. Francisci f. au 2b. UI. sq. u. bi 
bei Ebert I. p. 985. ur. 1190. u. m. Til. Geſch. —R 2, p. 31 2q- 


2 Größtentheils el. im Theatrum abolorame. t a. M. 1568. 
fol. Die einz. Teufel zählt Ebert DI hr . 930 2 * a 
5) Zagteufel, Eiſsleb. 1560, 4 Ins 


I Karnöfe era . . } 

Em —* Hp 1562. & & u 5 * P- RO 2 
er an tier den Haust Wie Me böfen Betber 
frome Menyer, vnd wie Pie —— — buben (en 
h Selber "lagen. Weiffenf, o. J. 8. u. u, d. Tit. Der Hausteufel. a 





Deutſche Poeſie. Satire. 515 


7) Aiel Koenig. ine wunberfelgame Er wie a 
narchei vnnd Bubernament ober d ms Brnatang, geändert; — 
reich umbgsfallen, vnnd bie Rome zur einen 1 Sf geratben. eide 
auch derſelb regieret, vnnd ofe, mit ‚Gefahr Seins "ennb 
Lebens, bald pi eder vnb das Röniare Tonnen. — Seat erſt duff ehralter 
Elmmertfchet, —* Bei — Bungen ee emeine Nutter 
Syrache verteutichet, en von Creutzheim e etRumin 
Gedr. 3 Zauenſtet ber — 2 choͤnſchrift. 0.3. 8, 0.0.1608. Ballenftebt 
(1025). 8. Prob. d.WBalernagel D. Leſeb. 8b. III. 1 1: Pu. 005 59. Rachahm. 
So een en. Berl L 1803. 8. u. d. XIL. 
Bud ach lg — al LP’ 187. Berl. 1826) nennt das 


P- sq. 

) Banß 8 ig. Ne weylig Gedicht, von ber Martins Ganff; Wie 
fie — König erwehlet, refignirt, ihr Teſtament gemacht, begraben 
in Himmel vnd an das Geſtirn komen, auch was ihr für ein Lobſpruch und. 

Ishr Sermon gehalten worden, dur) Lycosihenem Psellionores Audro- 
podiscum, Etraßburg 1607. 8. 
Des Eſels Adel onb dr Sawe Zriumph, von Griphangnus Faber 


ade 


BRirandus. 0. D. 1617. b. Dornav. Amphith. sapient, Socrat. 
jocoser. T. 1. p „561-509. f. 809 0. p- 324 sq. 
$. 658. 


Dab bedeutendſte ſatiriſche Genie dieſer Periode iſt aber 
der ſchon genannte Johann Fiſcharth, ein eben fo gefährlicher 
Cote beſte Satire gegen Jeſuitisnms, die jemals geſchrieben ward, 
in ten Vierhoͤmiges Jeſnitenhuͤtlein, und die beſte Satire auf Apo⸗ 
Raten feine Nebellraͤh gegen den zum Catholiciomus uͤbergetretenen 
Jacod Rabe) Feind des Catholicismus, als es im Lager deſſelben 
einſt Murmer für bie Proteſtanten geweſen war. Seine Leiſtungen 
zeugen fänmtlich von einem wahrhaft koloſſalen Talent, mögen 
Be nun Originate fein, wie fen Heldengebicht von dem artlichen Le⸗ 
ben S. Francisci und 8. Dominiei, feine Flohhatz, worin det 
Krieg der Weiber mit ihren Grbfeinden, ven Floͤhen, in Reimen 

wird, ober feine Apelogie des Podagras ıc, ober 
Umsarbeitungen, wie feine Umſchreibung des erſten Theile des 
Gargantun und Pantagruel, oder feine Satire anf bie Aſtrologie 
und Kalendermacherei, oder feine Berfpottung der unfruchtbaren 
Buͤcherweisheit, ſaͤmmtlich nach NRabelals, oder endlich feine Um⸗ 
sbeitung von Philipp Marnixꝰ von Aldegonde Byencorf der 
roomsche kerke. Lelder ſcheint er aber trop feines practiſchen 
und handgreiflichen Witzes doch nidt fo ins Wolf ges 
ungen zu feyn, wie «8 fein edler, patriotlſcher, deutſcher 
Siun, ſein Haß gegen Obſcurantiomus und Heucheleh, 
uud fein Streben. nad Aafklaͤrung feiner ianbölane verdlente. 


516 Deutſche Poeſie. Satire. 


Hieran mochte theitwelfe feine Sprachkuͤnſtelei Urſache Ice; 
denn es iſt Feine Frage, daß er ein eben fo tiefer Epradior 
fer als Luther war, wenn auch feine Wortbifbungen aus a: 
dern Urfachen flattfanden als bei diefem. Hatte naͤmlich, wie wi 
geſehen haben, fon Rabelais in feinem Originale die ſchwieri 
fien fpradlichen Raͤthſel gelök, fo kann man fi einen Bo 
griff von der Aufgabe machen, die ſich Fiſchart geſtellt hatt, 
wenn er diefe riefenhaften Spradlicenzen nicht blos umſchteiben 
fonden auch nachformen wollte Wie weit er aber feine Füße 
Sprachrevolution trieb, fieht man aud daraus, daß er zu Enk 
Des zweiten Gapiteld feiner Ueberſezdung bed Gargantua de 
Berfuh machte, Deutſche Pentameter und Herameter einzufuͤhren 
und fi zu dieſem Behufe gerelmter Diſtichen bediente. Mi 
fühn er mit der Mutterſprache umgefprungen if, flieht man 
daraus, daß Zinfgräf in der Vorrede zu feinen Deutſchen Apopk- 
thegmatibus erzählt, Fiſchart Habe bad befannte Nosce Te 
ipsum faſt auf vierzigerlei Weiſe mit lauter Deutichen gangbata 
. Sprüdwörtern verändert. Uebrigens würde ein großer 

der von Fiſchart geſchaffenen Wörter noch heute in der burledfm 
Sprache gangbar fein, und man kann ihm auch hierin recht gu 
mit Uriſtophanes vergleichen, ven er an cyniſcher Laune man 
mal noch übertrifft, obwohl fein Speit wiederum unſchuldige 
und barmiofer iR. Gehr zu bebauern if «6, daß vice feAm 
ſatiriſchen Flugblaͤtter verloren fein mögen, andere zu grobe 
literariſchen Seltenheiten gehören und unzugänglic in Bibliotheken 
und Kupferfiihfammiungen (f. oben p. 501) lager, nod ander 
- endlich fremde Namen zieren; denn wir haben oben geſchen, Di 
er die meiften feiner Arbeiten, wenn nidt. ganz anonyn, bod 
pſeudonym in die Welt fhidte. Daß er aber ein ächt beutiär 
Volkobichter If, fieht man theils aus den erwähnten Berfen 0 
fliegenden Blättern oder Bilddenfmälern (4. B. feiner Audlegumg 
ver Thiermefie im Straßburger Münfer), theils aus einxbra 
in feine Werke eingefireuten Liedern (3. B. dem Trinklied aus 
der Geſchichtöklitterung J 6.rw.7. vo: „Den liebſten Bulm, den 
ih hab', Der ligt beim Wirt im Keller, Er hat eyn hölmd 
Roͤcklein an, Bund Heißt der Moscatteller” ıc.). Uebrigens war iha 
gebundene ober ungebundene Redeweiſe voͤllig gleichguͤltig und IP 


Deutfihe Poeſte. Satire. 517 


denfals entſchied nur ber augenblicktiche Eindruck, vb er dieſe 


oder jene wählte. 

1) (De Rienkorf der h Roomsohe Kerke, ghemaect ende by een 
getogen van Isaac Rabotenu van Loven. o. D. 1569. 8. Amast. 1664. 
73. 8. f. Zlögel Bd. III. p. 569 aq.) WBienenkorb des Heyl. Römifchen 
Imenfhwarms, feiner Qummelszellen (oder Himmelszellen) Huernaußnäfter, 
Braͤmengeſchwüren und Wäspengetöß. Sampt Eäuterung d. H. Römifchen 
Kirchen Honigwaben: Einweihung vñ Berüudung oder Beafeurung der Imen⸗ 
Re: und Erleſung der Bullenblumen. Ghriftlingen 1579. 8. ebd, 1580. 
1581. 1588. 0. 3. (1622) &. n. d. Ganon herausg. v. Eifelein. St. Sallen 
1847. 8. ©. a Liter. Wochenbi. Bd. II. p. 254 ag. 422. — Wlöh Haz, 
Weiber Traz ber Vberwunder onrichtige, vnd fpotwichtige Rechtshandel 
—2 mit den Weibern: Yin neu geläs auff das vberkurtweiligſt zu 
belache, wa anders bie Floͤh mit ftechenze. Durch Hultrich Ellopofkieron, auff 
ain newes abgeflofen und behobete. Straßd. 1594. 8. Flöh Haz, Weiber 
Traz. Dee wunder onrichtige vn fpotwichtige Rechtshandel der Flöh mit den 
Weibern. Straßb. 1578. 8. gemehret mit dem Lob der Müden und des 

bes Strauß mit der Lauß. ebd. 1610, 8. u. b. Dornav. Amphitheatr. 
.p. 31 sq. — Das Philoſophiſch Ehzuchtbüchlein. Oder des Berümteften 
und Hocherleuchteften Griechiſchen Philofophie oder Natürlicher Beißheyt 
erkündigers vnd Lehrers Plutarchi Naturgeſcheide Eheliche Geſag oder Ver⸗ 
nunft gemäfe Ehegebott ıc. Alles auß Gricchiſchem vnd Lateiniſchen nun das 
eftmal in Teutſche Sprach verwendet d. F. G. M. Gtraßb. 1578. 8. 
1579. 8. 1591. 1597. 0. DO. u. 3. (1607.) 8. Aller Practid Großmutter. 
Die didgepradte Pantagruelinifhe Btrugdide Prockdick oder PYruchnaftidag 
kaßtafel, Baurenregel vnnd Wetterbühlin auf alle Jar und Land gerechnet . 
vad gericht: durch den vilbefchreiten Mäusftörer Winhold Alcofribag Wüft: 
Mutus von Ariſtephans Nebelftatt: des Herrn PYantagruel zu Tandagreuel 
Loffelreformiret Erb vnd Erztränd ond Mundphyficus Itzund alles aufs 
mewe zu Lib der grillengirigen Beitbetrigern : verſtockten hirnbebäubten, maul⸗ 
hänfoltichen Raturzwaͤngern: ergenzt vnd befprengt. Ein frifchräs Turkweilig 
Geläs als wenn man Haberſtro aͤs. Kum krazen und Brief in Eeyen ber 
Kaͤſen Käftichen Meftitet Riberii Cransii Caldıi Meronis Vitellit F. M. 
D. LxXiin. Setrudt in Zlügelftal zu Altenarren D: Calkas Schalkus 
Winkalhus im Naerweiden. 1593. 8. o. D. 1607. 8. 0. D. 1598. o. D. 
u. J. (1574.) 8. (Drig. ift nach Ebert I. ar. 7590: „Wller Practiten vnnd 
Pronoftiden Großvater... Gemehret vnd gebeffert durch füch feldft. o. D. u. 
3.4.) Rat: Rab oder Nebelträh. 0. D. 1570. 8. Podagrammifh Trofts 
bachlein. Innhaltend zwo artlicher Schugreden von herlicher ankonft, geſchlecht, 
fhaltung, nugbarkeit und tiefgefuchtem Lob des Hochgelehrten gliedermech⸗ 
ond zarten Fraͤulins Podagra. Run erſtmals zu Eineligem Troſt und 
Orgehung anbechtiger Pfotengrammifcher Perfonen, ober yand Erämpfigen 
vnd Fußverſtrieten Kämpfern luftig und wacker (wie ein Hund auf dem 
) boßiert vnd publicirt. Durch H. Ellopſcleron. 0. D. 1577. 18. 

0. D. 1591. 8. Straßb. 1604. 1623. 8 — Bon 8. Dominici des Predigere 
münds und S. Francisci, Barfüßers artlichem Leben und großen Greweln, 
dem grauen Bettelmünd, F. 3. Nafen zu Imgelflat dedicirt, das er fich 
darinnen feiner onverfchempten Leſterungen vnd Beywonung der Teufeln bei den 
nen (welches bie Ras D. Luthern Seligen aufzutrehen begeret) zu erinnern 
ud zu erſehen hab. Geftelt aus Liche ber Barheit von 3. F Mengern. 0.9. 1571. 
4. Affentheurlich Raupengebeurliche Gefchichtllitterung, Won Thaten und Rah: 
ten von Furgen langen weilen Vollem befchreiten Helden und Herren Grand: 
Hafer, Bargantua und Pantageuel... Etwan von M. Fr. Rabelais Fran⸗ 
RI entworfen: Run aber vberfchrediich luſtig inn einen Zeutfchen Mobet 
vergoffen, vnd ongefärlich obenhin, wie man den Grindigen lauſet, inn ons 








518 Deutſche Poeſie. Sprädmert. 
muter Lallen ober ober drunter Me 
Kr den Ampoß gebrogt vnd dermaſſen td ee offen, —ã 
en Er at dom 
Ruf. 1278, ‚er. IL Az das ns: Breite mag. 6 Käufe u Die SL 
ee ee Bol. pr&tn. To, Rod BL 
II. p- A.) 4 inteueli vnd BVugeheurliche — z Bu 
— vnd Thaten der for langen weilen vollenwolbeſchraiten ge 
Seren Ban ’ Garganton vnd Pantagruel Königen * 
von M. R. ei Bebriis # Branjifie a en hoorfen, 
aber vherſchrecklich Luflig auf den tan vifirt vnd 
ofen — 555* im Biene pe 
eron u 
a. 1008 ri 160. 50. 1621, * o. * 1677. „1082. 2 100 ı R ie 1600. U 
rgantua und Yanta arb. n. Ra n art von 
5 — Canıer) Sams. 1785-87. II. A; 9. &ı 
Bretſch * „Aukand. u. Probe einer neuen Ausg. v. Fiſcharte uch 
d. iin 2. von Rabelais Gargantua. Nürnb. 1775. 8. Catalogw c# 
nt ie m darabilis. Das iſt ein ewigwerende gerbianifeher? ——* 
und Tirranlaniſcher Bibliotheken gleihwichtige und richtige Wergeihunt m 
—— aller Fuͤrnemer, ausbündiger, füͤrtrefflicher, nüßlicher, 
fi nit jederman pemeinee getrufter vnd vngetrukter w 
Sähriften Gebrudt zu Rienenborf bei Rirgendsheim in Wengergrund. 1580. 
8 DR b. gu Gele : een Mẽt a bei — Pant. ar 
u uren orien geriffen 
ni —5 Kine —— — . — 2 — * * 
egent vn u « en, quartierten, vierhöra 
falten „Bättteins, ihnen uns Reihe —* —* geweſ⸗ efnen 


„ durch Jeſuwalt Pickhart 1580 gu Lauffanich bei a er 
nad 1501. 1593. 8. Der Iefus Wider oder Die unerhoerte Legende von des 
Urfprung des vierhörnigen Sefuitenhütleins. Aufs Reue Drud Fi 
d. Ehr. Schad. Epgg. 1845. 12. Gedichte von ihm a. 5b. O. 
Summumı argentoretensium tempiam. Gttafb. 1617. 4. u. W- Pam 
ins, + Zunfıehn Bücher von dem Feldbaw. Gtraßb. 1588. fal. Dee Bar 

und Kustenftreit dem Pr. Johann Naſ und feiner Kuna 

Eiche chen, buch a ? b. Kberus, auf — 144 & 

ur Liter. veille Matin, Dder Wacht auf Aumanun 

las Kinderzucht. Ermanung an bie Bund Da erh mil 

d. a. J. &. Blmar, Merb. 146.4 — en v. Schel im 

Ceraprum 1846. p p. 300 sg — Ari Treinktich: Der Lichte Buhl, 

Hoffmann Ser —æ* p. 139 aq., wo aber baffelbe ip al⸗ 

der umd weit früher binaufacrüdt wird. 


$. 659. 

Ehe wir zu der lyriſchen Poefie fortgehen, müfm m& 
noch des Spruüchworts gevenfen, welches früher mit ber Babe 
verbunden, aber theilweiſe ſchon von dem befanntm Helntid 
Bebel!) von berfelben getrennt ward. Der Erſte aber, der Her 
ber gehört und das Verhaͤltniß beider zu elmanber vlätlg m 
kannt, durchdacht und gefcieven hat, in Cucharino Eyeıint 
aus Königehofen Im Grabfelde (geb. 1520), Prediger zu Straf 


Deutiihe Poeſie. Spruͤchwart. 3209 


def im Wiemöfefoifien (t vor 1001) 2), wicbehl feine ges 
reimien Grflärungen fehr unpoetiih And. Run folgt der welt 
belanntere Bertbeibiger der Adlaphoriken, Antinomianer und Ber- 
fetiger des Interim Johann Agricola (eigentlich Schnitter 
über Eneider), aus Eiloleben (1492), Hofprediger und Generals 
Imperiniendent zu Berlin (+ 1566)°), ber nebſt dem befannten 
Geſchichtſchreiber Sebafian Erant!) (geb, nat 1500, 
t ver 1545) glei eine hiſtoriſch⸗ aͤſthetiſche Grflärung und 
derfelben verſuchte. Luther urtheilte von Agricola's 
alfo: „M. Gridel hat uns Poſſen und Flüge zufammen- 
bamit er ein Gelaͤchter anridtete”, und Frank vergleicht 
mit einer Dredbummel, die, wenn fie an einem un⸗ 
Orie gefeflen, id dann auf ein Menſchengeſicht ſehen 
welle. Ich brauche nicht zu erwähnen, wie widtig biefe Büdher 
fin die Geſchichte der einheimiſchen Sage, Gefittung und Lebensweiſe 
fe. So unbedentend die Sammlungen eines lingenannten 
md Agricola, Frank und Bebel find, die in mehreren Auflagen 
bei Franl's Berleger, dem Buchhändler Chriſtian Egenolf’) 
n Yranffart am Main, erſchienen (feit 1548), fo erwähnen 
wir fie doch Der Bolfändigfelt halber, wie eines gewiſſen Jo⸗ 
bannes Dierinus?), eines Voigtlaänders (Variscus), den man 
Ks mi Sobannes Nolte aus Braunfäweig (1635 
— 1714) verwechſelte, welcher fi zwar auch nad dem ihm dm 
Eawanenorden beigelegten Namen Dlorinus benannte, Compi⸗ 
lallen aus älteren Sammlungen, allein des Braunfdweiger Paftore 
ws Senlors Friedrich Betri”) aus Hallerſpringen Im 
Jarſenthum Calenberg (1549— 1617) alphabetiſch in Klaſ⸗ 
ſen eingeiheilte, allerdings mit leinen (Erläuterungen verſehene 
EBeißheit der Deutſchen“ iR heute noch eine der vollſtaͤndigſten 
Saumlungen Deuifder Sprüdwörter, die überhaupt erifiren. 


1) Proverbia Germankca en Collect atque in hatinum traducta 
Behel. Opuscala. A 8. 1509, 1512. 1514. Paris 1514. 1206. 
4, ©, Shrkhorn Soodtt — * It. p. 85 2q. und Beitr. St. HI. 
bi ng. Panzer Rache. d. e. bieh. unbe. Aug. ſehr feltnen Schr. D. 

Grlang. 1808. 8, 8. p. 7 2. 
© 6 oͤtlichk. II. * Adel Ma l. 
SET —675 
e ne ‘ 
Eriswörten wie ——— —— 8 vnd die —3 — auf Teutſch 


LH. 


520 | Date Poeſie. Spruͤchwort. 


Fr mit fehönen Stgerhen, Rpologis, Fabcin vnd Sedichten ges 
Citleb. 1601 -3. UI. & 


V ©. Thomafius, Rachr. v. ſ. Bibl. Bd. II. p. 912 sg. Sincerus 
Nacht. v. laut. a u. var. Bü. St. IV. p. 138 ng. Schekhorn Erst 
Wr. IE, p. 73. 297 sq. u. Beitr. 1. Grläut. d. Seſch. St. IH. & 14, 
Höpfası in Weißes Muf. f. Saͤchſ. Geſch. Bd X. St. il. p. Asq. Rad. 
v. d. Thomaſ. Bibl. St. 23. p. H1t— 959. Fortgeſ. Sammıl. v. Alt. u, 
Ren. 174. p. 16-19. Näst. Fer. a. d. noͤth. u. ang. —— Greib. 
1773. 8.) p. 435 29. B. Kordes, M. 3. Agr. a. Eisleben, Schriften mög 
lichſt vouſt. verr. Altona 1817. 8. (cf. Ball. kit. 3 1819. nr. 125.) Bump 
in Wachler 6 Philomathie Bd. II. p. 233 aq. Jördens Ab. V. p. 707. 
Mohnike in Erfh Encyci. Bd. U. p. 212 sq. — Ed. Pr. (d. I. ZH.) nis 
Derbeutfhh: Dryhundert gemeyner Spridwörde, der wy Dudſchen vns ge 
bruden, vnde doch nicht weten wo ber fie komen dur Jo. Agricolam vom 
Isleve. Magdeborh 1528. 8. (f. Weigand In d. Aug. Kirch. Zeit. 1841. nr. 
167. p. 382 sq. Gerapeumı 1501. p 32 . Die Abfaffung fegt er, Sprichw. 
87 u. 233 felbft ins I. 1528.) Ed. Pr. Goddenif: Drepyhundert Gemeyner 
Sprichwoͤrtier, der wir Deutſchẽ ons gebrauden, vñ doch nit wyſſen, me 
der fie kommen, durh D. I. A. von Iszleben. Rärnd. 1529. 8. Zuides 
1629. 8. Das ander Teyl Semayner Deürfcher Spruchwoͤrtter, mit jhec 
außlegung, hat Zünfft Halb hundert newer wörtter. Eysleben 1529. 8. 758 
Sprigmwörter. Iwickau 1529. II. 8. Erfurdt 1529. TI 8. Hagenaw 1538. 
UI. 8. 1534. 8. u. öft. Wittenb. 1602. 8. (f. Nopitſch, Lit d. Sprücdmdet. 
Riürab. 1822. 8. p. 13 sq.) 


4) ©. Schelhorn Ergoͤgl. Bd. I. p. 109 4q. u. Beitr. Bb. I. p. 
1 sq. Amon litt. T. Ca 59 I ‚ NRärnd. Gel. 2er. fortg. v Hu 
Litſch. Bd. V. 5. v. Adelung, Gelb. d. menſchl NRarrbeit. Bd. II. p. il aq. 
Iördens Bd. I. p. 557 2q. Reue litt. Anz. 1507. b: 4%. Leffing Leb. Sb. 
Il. p. 237—249. Orium, Yridank p. C IM aq. Müter, Betennt. merkw. 
Männer Bd. Vi. p. 165. 8. Th. Wald, Diss. de vita, scriptis et ey- 
stemate mystico M. Franci. Erlang. 1793. 4. 6h. E. amı Ende, I2M. 
Nachleſe zu den Nachr. v. ©. Fr. Feb. u. Schrift. Rürnd. 1796 - 90. IN. 4. 
Hagen, Deutſchl. Lit. u. relig. Verbältuiffe. Bd. II. p: 314 - 89 — 
Sprichwoͤrter, Schöne, Weife, Herliche Cluͤgreden, Hofffpräd, darinnen der 
alten vnd nachkommenen, aller Nationen vnnd Sprachen gröflte vernuuft 
vund Mäghent. Was auch zu ewiger vnnd zeitlicher Beißheyt, Tugent, Zucht, 
Kunft, Haußhaltung vnnd Weſen dienet, gefpürt vnnd begriffen wurt. zu 
mmentragen in ettlih Zaufent, Inn Luflig hoͤflich Teutſch bekuͤrzt, 

chrieben vnnd außgelegt. Frkft. a. M. 1541. 4. Annder theyl ber 

wörter, Darinnen Riederlendifche, Hollendiſche, Brabentifche vnd Weftphäli 
Gprigwörter begriffen. Bun they von Eberhardo Tapio, vnnd Antbo 
Zuniclo zuſammenbracht. Ian güte Germanismos nde, Mit hochten⸗ 
ſchen Sprichwoͤrtern verglichen vnnd aufgelegt d. S. Fr. ebd. 1541.4. — Su 
Schweiz. Dial. umgeändert u. in and. Ordnung als: Sprichwörter, Gemeiner 
Zütfger nation, erſtlich durch S. Fr. gefammict, nuwlich aber in kommlich⸗ 
Ordnung geftellet on gebeflert. Züri 1545. 4. Modern, Bearb. v. B. Gets 
tenffein, Des deutſchen Wiedertäuferse und Beitgenofien Luibers S. Er. 
Sprichwoͤrter, Srzäplungen und Sabeln d. Deutfch. Srtft. a. M. 1831. 12. 


5) Sprichwoͤrter, Schöne, Weile Kiugreden, Felft. d. 3. (1548.) 4. 
un ren. Fiſt. 0. 5 (ID 
6) Geiſtliche und weltliche Sprichwoͤrter aus allerhand Geribenten ie 


fommengejogen. Magdeb. 1006. 4. cf. Ag. Lit. Anı. 1798. p- 299. 1797. 
p- 502. 5% 1212. 1798. p. 1180. 170,0, 175. 1800. p. — 





$. 660. 


Was endlich die eigentliche Lyrik anlanyt, fo ſcheint 
eine ſchwache Spur des atten WMinnegefange, freilich in dee 
vd die Meiſterſinger verballhornten Manier, ſich durch dad 
IGte Jahrhundert hingezogen zu haben, worauf wie ned erhal 
fenen (29) Minneliever und (5) Eprücde des Herrn auf. Werk 
beim (felt 1599) Friedrich Reiffenberg (+ 16432), bie 
wiht ohne poetiſchen Werth find, hindeuten‘), Auf gleiche 
Belfe bluͤhte auch das weltliche lyriſche (heitere) Volkolied, bes 
ſonders ſelt dem Ende des 15ten bie in das erſte Drittel des 
I7ten Jahrhunderts (1624), wo ed dur die Schleſtſchen Poe⸗ 
im verdraͤngt wurde, wieder empor, was ſich ſchon aus der 
großen Menge von Liederſammlungen ergiebt, die im Verlaufe 
dieſer Zeit angelegt wurden, jetzt aber zu den größten literariſchen 

Seltenheiten gehören?). Diefe Sammlungen gingen faR ſaͤmmtlich 
von Muſtlern aus, welche Damit einem bei dem unter dem damaligen 
Burgerſtande fo beliebten Geſange fühlbaren Mangel abhelſen 
wohin. Sie bearbeiteten die fkon vorhandenen Melodien zu⸗ 
geeich mehrfiimmig, erlaubten ſich aber leider auch mit den Teyten 
alzwiele Beränberungen, Erweiterungen und Iimgeftaltungen, ja fie 
wvarfen fogar Die ihnen unpaſſend fdeinenden weg und fehlen 
mu au ihre Stelle, ließen ſich auch beſonders ſeit vom 
Unſfange des 1Ttem Jahrhunderts verleiten, vie vorherrſcheude 
Nede mituemaden, smelfhe Melodieen mis aberſegten Zoyten 
Hell dmzmführen, tells nadzuahmen. Die Borm Diefer Eder 
büder lann man am befien mit denen unferer heutigen Choral⸗ 
bier in ficken Queerquart vergleigen, mit denen au der Roten 
And große Achalichkclt Hat. Die bepensenben Eammicı , anonymer 
Saerbũqer, befonbers der Frauffurterꝰ) niot zu gedenten, was 
Seorg Forßber (1539 — 65), Etasuus Roten⸗ 
bucher (18551, Unten Scaubellus (1667 — 78)0, 


533 Deusiche Poeſie  Iyeik: 
390 de Bento (1569— 91), Orlando de Kaffe (1569 
—94)°), Chriſtian Holland (1570)°), Elias Ric 
lau, genannt Ummerbat (15717”), Wlerander Ste 
dal (1574), Johann Pulder (1575), Jaceb 
Reanart (1574— 07)2), Alexander Btentbal 
(1574), Leonhard Lechner Athefinns (1576 90)°), 
Caspar Blanner (1578)*), Johann Eccard (1578— 
: 80)), Antonius Goßwin (1581)*), Johann Anis 
fe19), Nicolaus Roſth (1585-—94)”), Gregor Lany 
(1584—1618)21), Johann Bühler (1685) 2), Jo ham 
Steurlin (15687)2), Otto Siegfried Harniſch (1581 
—1618)”), Henning Dedekind (1588), Thomal 
Mancini (1588)%), Wolfgang Striccius (15889”), 
Franz Joachim Brechtel (158804), Balentia 
Haufmann (1592 — 1610), Nicolaus Zangiud 


(594 — 1633), Chriſtoph Demantins (1505 - 


1615)%), Hans2eo Hasler (1596-1612), Ihemet 
Etsebeth (1599), Joachin Belig (1599), Ehri⸗ 
ſtoph Haiden (1600)°), Michgel Prätorius (1608 
- 30)%), pPaul von der Hei (1602)’%, Georg Halt 
(16803)*), Seth Calvifins (1603), Melch ior Fraul 
(1603 -24) ), Conrad Hagius (1004) ), Grasmzt 
BVWidnan (1606 -23)2), Daniel Laghkner (1606)°) 
Balthafar Fritſch (1608), Johann Jeep (1607- 
18)*), Iohann Hermann Schein (16000 — 31)*), 30⸗ 
benn Start; (1609)”), Johann Staden (1609 —18)*) 
Johann Lyttich (1610)), Sammel Böldel (1609") 
wb Hans Rudolph Rebmann!), deſſen Sammlung Mi 
eine Art Schweizeriſcher Topographie, Babel aber and die All 
Sammlung Schweijzeriſcher Vollslleder iR. | 


‘ 4) Abgedr. b. Reiffenberg, Nowv, Bouvenirs de 1’ABemagtt: 
Basx. 1843. T. I. p 207-267. \ 
2) Ang. einz Titel b. Docen, Misceh, BL. I. p. 256-269. Sud I 
5 141 2q. II. B 84 2 Maßmann in d. Dincn’ Ang. Maſic. Zeiteng 
8. nr. UM) 4. Raithel im Anz. z. Kunde d. Zentfpen Melt: 
L p. 147 sq. Gräter, Bragut Dvd. V. 2, p. 77 “2 Uhland, Boltniude: 
®d. 1. 2, p. 975 3q. Prob. aus fol. Biederb, v. Ko Im Denifh. Mil 
1776. Bd. 1. 14 sq. 1781. Bd. II. p. 225 sq. Dom a. 4 D- 
p 288-288. I. p. 240-257. u. Hoffmann von Sallräichen, Die Deal 


Derſche Pac. ii 223 
ieber Du6 16. ©. 17. 


gu. 8. 
—5 Sroͤr. findet ſich gar niches —* er hier 45 —— 
fand, ſelbſt aber nichts Renes zu bringen wußte. 


3) Zür die aͤlteſte Aederſanmlung erklaͤrt Dosen Bd. I. Zr 8 

a ia 1% chem Safchenformat ohne weltern Zitel, — 
öffern 1513.” Die bekaunteſte anonyme iſt das 569 

then. eicberbädhteln, 1 dartanen begriffen find 262 allerhand 
welttige Sieber jegund auffs neu .1598. 8. Meder: Bihlein, 
derianen begriffen find Zwei Bundert un fechbig Wlcchand band Khdarı ar 
Lieder, um ‚Jtngen Geſellen und züchtigen IJungfrauen zum neuen ae 
Drd > verfertig U Auffs 5 nen ah vet 8. su hönen Liedern. ebd. 
81 furter) Liederbuch vom’ gahre 
Fr rolle v8. German. Sn. AN 8. ſ. o. —E im d. Wien 
Sahıd. Bd. 109. X. SL p, 1a . 


4 Ei aufzug auter alter vü newer Tertſcher liedlein, dc er vcht ten 
33 10 auff 15%, (le dich ER aueertefen, DR ne A T. 
539. 5. 15 a 4 Liedle in 
* sie. 1552. 1563. IV. 1556. V. 1566. 4 


5) Bergkr Auf zwo —— componirt fambt, — 
—— iden ck nglein x. en u is 7 
—8 ne geſenge, —88 ir * Pa ‚ gem va 

o. O. *8 (Rürab. 1533.) 8. (fr Aue im Anze ve 

8 ba) Andere Toon Dergfrenen: aufs new zufamendr t nit außerfeß- 

wen Liedern den andern nicht begriffen find. Rürnb. 1547, iR 8 Das 
* teyl der —* Etzlich ſchoͤne a en vom Schne Anna⸗ 
berg, narienberg, Tregburg vnd Sankt —E er Mfammen 








6) Ramwe und Iuftige Weltliche Deudfche Liedlein. Dre®d. 1567. 1578. #. 


N) Newe Beute 5 Sieber mit dreyen Stinmen dur Ivonem de Wente 
ctempouirt. Münd. 1 4. Neuwe teutfde Lieder mie 5 Stimmen. ebd. 
* 1570. 1576, 4. Sim. aupesiziens, newe Teutſche Lieder. cbo. 2572. 

“mr 2 Monach. 1576 


— Geſaͤng mit 6 Erinmen coms 
gain Bi, — 4. Ar Lieder mir 5 Gehmmcn. cb8.1583. &, MWewe 
Lledlein mit fünff Stimmen. Mind. 1560. 4 


9) Reume teutfche geiftliche und weltliche Lieblein. Wtüad. 1590. 4. 


10) Orgel oder Iuftrumens Tabulatur. Ein näglides Bädleln, in wel: 
—*5 erllerung der Orgel oder Snfrumins Tabulatur, ſampt der 
Applicanion auch Fröliche deutfche Stüdlein ond Muteten, stlihe mit Eolos 
— abgeſatzi, Desgleichen fchöne beutfipe Tend, Gablllarden und Welſche 
Paflomehne ju Befinden ꝛc. Epıg, 1571. 


11) Sonn teutſche Sieder. Rürnb, pn 4. 


Aa —*8* weltliche aber on berhfunten Meiſtern dieſer Rune 


13) Rewe Teutſche Aeder u * pt von 2. Fechner. Con alcumi 
godriga gali in Ungus Italiana. Nuͤrnb. 1579. 4 Zeutfche Lieder, wit 3 
t. nad Art der Reapolitaner oder wellhen Villaneiicn * unterfi —T dud 
— re audgegan ea, anjejt aber in ein opusju enge rudt. nt 
* urgrosllige —8 Lieder. 749. II. 

ricinia, ——— teutſche Lieder, zu dreyen —E nach art der 


516 .  Dentfche. Poeſu. Lrit 


Nerpolllauen der Wet Bisaurlieh: chd. 1508. 4 Rewe Lorkmtilige 
——— — 1rl 4, en 


14) Zroͤliche newe Teutſche vnnd Frantzoͤſiſche Lieder. Nuͤrnb. 1574. 4 


15) Newe teutſche Lieder nach Art der Villanellen. Nürnb. 1577. 4. 
Der erft vnd ander Theil der Teutfchen Villanellen. Nuͤrnd. 1590. 4 Rem 
tuftige teutfche Lieder nach art der welſchen Eanzonen. ebd. 1588. 4. 


16) Reme Deupfige Lieder. Malhaufen 1573. 4. Kinigeperg 1587. 4. 


17) Der erft Theil Newer teutfcher geiſtlicher und weirtier Liedlein 
wit 4 und 5 St. Muͤnch. 1578 4. Anderer Theil ebd. 1583. 4 


18) nee gzeutfge Lieder mit dreyen Grimmen durch X. . compopirt. 


19) Newe Teutſche Liedlein. Nürnb. 1588. 4. 

20) Srölihe neuwe teurfär oefäng, fo zum theil geiſtlich, zum theil au 
on spweilig. Srtft. 1583.4. XXX ſanewer lieblicher Solar nıit fhönen 
* Texten somponiet und publeirt. Altenb. 1593. II. 4. Erforbt 159%. 
IL. Sena 1694. 11. 4. f. Deutſch. Muf. 1776. Day p. 402 aq. Meiſters 
Beltr. I. p. 318 aq. . 

21) „Das Erfte Bud, Schöner Newer weltlicher Lieber, deren Text 
am meiſten von onfehnlihen Frawen vnnd Frewleln jelb gemacht, Sompe: 
nirt Dur Joachimam Langeum. Prag 1606. 8.“ rährt von einem ans 
dern, Joach im £., ber, von dem unfrigen aber: Rewe Deabfhe Sieden 
Breslau 1592. II. 8. u. abgedr. h. Rofenfranz, N. Zeitſchr. f. d. Geſch. d 
Gem. Voir 1832. ee. I. 9. IV. p. 33-9. 

22) Schöner auserlefener 8 er und weltlicher teut Lieder XX. 
darch J. * colligirt. Muͤnch. 1 * u ſoer 

23) Epithalamia deutſcher * ieiſger Hochzeltgeſaͤnge durch J. Et. 
Gtadifchreibern zu Wafingen. 1587. 4. 

24) Rewe Auserlefene Teutſche Lieder zu fünf vnd vier Stiemen. 

Helnfl. 1588-91. 1 
25) Reue —e Tricinia auß als © guten doch bis daher nicht 
yublkirsen Authoribus zuſammen gelefen. Erf. 1 


26) Das Erfte Buch Newer Lufti 2 und * icher Weltlicher Lieder 
mit 4 und 6 —2* nk 1088 a v m . 


27) Neue Teutſche Lieder met 4 Stan Nuͤrnb. 1588. 4. 


38) Neume kurzwellige teutfche Liedlein mit 3 Stimmen. Zärmb- 1588. 
4 a. Kurtweilige Neuwe Teutſche Lieblein wit vier und Fnf St. nad art 
der Welchen Sanzonetten componirt. Närnb. 1590. 1594. 4 


29) Sragmıenta oder 25 noch übrige neue weltliche * e Lieder mei⸗ 
Rentpeite mit fünff Stimmen. Ruͤrnb. 1602. 4. Fasciculus Neuer Hochzeit 
vnd Brautlicher. Nurub. 1602, 4. Lichliege Jroliche Ballette. ebd. 1608. #. 


Reſt von Polnifgen vnd andern Längen. ebd. 1603. 4. Die erfte Elaß DEr 


lerſtiumigen Canzonetten Horatii Vecchi durch V. H. ebd. 1610. 4. 
e faft Tieblicye art derer noch mehr Teutſchen weltlichen Lieder. ebd. 1594. 
4. Rue Teutſche weltliche Ganzonette. ebd. 1596. 4. Aufn a Yo Locae 
Marentii vier Theilen feiner Ma dreyſtimmigen Villanellen vnd 
Napolitanen. ebd. 1606. 4. Neue —— Paduane und Gallarde. 
dd. 1640. 4. Neuwe —8 weltliche Lieder. ebd. 1592. 1594. 4. 


Deutſche Pech, Lyrik. 895 


30) Etliche e tentſche liche und weltliche Lieder mitt Stimes 
eig * oͤln 1597. 4 ee Lieder mit drey Fr Wien 


tentſche weltliche Lieder adir fünf Stimmen. "Rärnb. 1596.4, 
2* Rene 3 an hrrlefene Geiſtliche vnd Weltlihe Lieder. Sılft. a, d. OB 
m concentuum farrago, welcher Deutſche Madrigalia 
st. Zehna ro * ar Heerdrummel vad Betbgefpesi neben andern 
Ungeriichen Schlacht⸗ zu) Vierorienlidern. Ruͤrnd. 1600. 4. T num 
militare. ebd. 1615. 4. Fascicalus chorodiarım. ebd. 1613. 


32) Kede Tedifie gelang nad art art Dun welſchen mebrigatien on Sans 
wurtten. Augsb. rnb. 9 uflgarten man seläng, t 
Saflarden umd Intraden. ebd. 1600. Teoı, 1605. 1610. 4. TR 


REwe Yufferlefene Weltliche Lieder. Frift. a. d. Od. 1599. 4. 
eleguin 1607. 4. ”. 8 ! 


34) Zroͤhliche Newe Teutſche Meder. Alten Stettin. 1599. 4. 
PA Neuw uw Iufige 2 Din; und Liedlein auf Inſtrument und w . Eng . 


36) Mnsae Bioniae oder geiftliche Soncestgefänge. Regenbb. 1608. 4, 


Blaͤm vnd UAußbund Aterhandt U ener Bel —J 
tie Dub Rhenmen * —* ur Sranehälden als rg ee 
Teutſchen Geſang⸗ vnd Liederbüchleia zuſammengezogen vnd in Trud vers 
fertizt. Deventer 1602. 8. 


38) Neue Kroͤliche vnd lieblicht Zänt. Narab. 1002. 4 
39) Bieinia. 2pıg. 1625. 8. 


FR, Ah — liebliches M 2 tlein. Gebrns 1823. 4. Tri 
en. * eh ches Muficalifches Srölihes Con- 
virlum. Soburzt. 1621. 4. Muficatifche Bröllgfeit. ebd. 1610. 4. 


4) Newe Deutſche Tricinien. Irkft. 1604. 4. 

42) Neue Muficalifche Kurtzweil. Nuͤrnb. 1618. 4. Ä 

43) Neuer Teutſcher Lieder Erfter Theil. Närnd. 1600.3.. 
a] Newe Deutſche Gefänge nach art der Welfchen Madrigalien. Lpzg⸗ 


45) Ecöue auffertefene tige Trieinia, Rörab. 1611.4, Stodenten⸗ 
gärtlein. ebd. 1613, 


46) Musica —— Wald eiederlein, auff Stallan Bidaneliige 
Sean. Bendes für ſich allein mit lebendiger tim, oder im cin Gla 

Spinet, Zlorba, Rauter ıc. zu fpielen. Peipj. 1627. 4. Pe 

1 Einer loͤblicheen Gompagnie de la Binon Biera präfentirt. 2eipz- 


47) Prima vox. N&wer Teutſcher Weltliyer Lieder. Irkft. 1609. 4. 


2% Venus —— one 1610. 9. närab. 1611. 4 
Rewe tentſche we Geſaͤnglein. Nuͤrab. .4. 
60) Benus Sloͤclein, Dder Newe Weltliche Beldnge. Nurnb. 1613. 4. 


54) Sin Iufig Re erafihaft, poetifh Gaſtmal und Geſpraͤch Aeier Bers 
gen, nenmlich des Rieſens und Stockhorns, Sonnetten weiife 9 üt, Bere 
1605, 1606, 1620, 8. f. Hnter, Bihl. d. Gawel, Seit. L —* 1. 


SB > Demellhe Peeßce. Sircenlich. 
| 661. 


Ss öjahlreich die Schaar dieſer weichen Licherbuͤcher iſt Deren 
feige Seltenheit sro ihrer damaligen großen Verbreitung beſonders 
daraus zu erllaͤren iR, daß die meiſten Exremplare derſelben form⸗ 
a zerſungen und als unſcheinbar und zerriſſen nah und nad 
weggeworfen worden ſein mögen, fo klein IR auf der andern Seite bie 
Zahl derer, welche als namhafte Iyriihe Dichter vor Dpis auſ 
geführt werben fünnen; man war zufrieven, vollsthümliche Be 
. der mit fingbaren Melodien gu haben, um die Berfertiger füws 
merte man fi wenig oder gar nicht. Auders war es mit dem 
Kürch enliedey), welchee Wartin Ruther?), der große 
Reformator, eigentlih erſt gefhaffen hat, un dem Belle de 
durch das Mittel an die Hand zu geben, beim regetmäßigen 
Deutfigen Gottesdienſte auch in feiner Mutterſprache um Lern 
bein und fingen zu koͤnnen. Gene Arbeiten aber zerfallen 
theils in Ueberſezungen und Ueberarbeitungen von zuvor entweder nadı 
gar nicht, oder doch mangelhaft verbestfchten lateiniſchen Befängen, 
theils in Bearbeitungen einzelner Bibelſtellen uno Lateiniſcher Piatmen, 
thells in Werbefierumgen ober Ueberarbeitungen urdeutſcher geiſt⸗ 
licher Bollölidner,, theils enblich in frei gedichtete geiſliche Lies 
der, deren erſtes (vom Jahr 1523); „Run freut Euch, lieben 
Ehriften, gemein“ x., allein ſchon hinreicht, feine Vollsthuͤmlichkei 
auch und zu erklären, welche fo groß war, daß Thilemann 
Heshufud (im Jahr 1565) von diefem Liebe fagen konnte, 
es felen durch dies eine Liedlein viel hundert Chrifter Jam 
Glemben gebracht worden, die des Ramen Luiher’6 vorher * 
hätten hören mögen. Ueberhaupt liegt In allen Luther'ſchen ter 
den (5 B. Eine feRe Burg IR unfer Bott. na Palm 46, 
Erhalt und Herr in Deinem Wort :sc.) eine folbe Kraft, aber 
auch zugleih eine fo vollkommene Geelenfreubigfeit und ruhige 
Gettzwwerſicht, dab fe dem Bolle unwilfürlih ben Olauben * 
floͤßen mußten, nur die vollſtaͤndigſfte Ueberzeugung ſpreche aus 
ihnen, und darum ſchon allein mußte fie ein feier Glaube cr 
halten und Rärken, was es erklaͤrlich macht, warum mehrere biefer 
Lieder in den Religionokriegen zu formlichen Schlachtlichern 
wurden. Uebrigens bikefte auch der ſpidſindigſte Ceitiker ſchwer⸗ 





Deutſche Poeſte. Kirchenlich. 823 


om ihnen umh Zeme eiwad Bemiungenes, Unverhänbtiches 
Mattes eutdeden. Alles iſt gleich gut gereimi, gieich Herz 
gieich meledies und ſingbar, venn auch die Nehme ſimmen 
ud die Worte And tuefflich gewählt und verbunden. Das 
kutheriſche Belangbach’) erſchien 1624, .mitbieit aber nur - 
8 the, allein ſchon in der dritten Auftage von Yahr 1625 
war die Zahl derſelben Bid auf 40 gewachſen, aud der Debarf 
‚und Verbrauch derſelden nahm dermaßen zu, duß im Jahr 1571 
bereits 187 groͤßere und kleinere Befangbücer exiſtirten). Un⸗ 
ter den Sathſtſchen Reformetoren’) werden in Wittenberg De. 
BZSaſtas Jonas’) aus Nordhauſen (1490 — 1555). mb 
Dr. Baul. Eher’) ans Kitzingen (151169), in 
beſonders Lazarus Spengler (1479—1534)°) und Baus 
Sache, uner dar Prechiſchen Reformateren Paul von 
Gpretten, genannt Speratus (1484—1554)°) und Joe 
baun Grausann!”) (Bollander, 1487-1541): dW 
troffliche Airchenlieder dichter genannt. Gonfl finb als gleichzeitig 
wech ver oben erwithee Biograph Luthers, Johann Mathes 
gti, Pfarrer. zu Joachimsthal, und fein Schulmeiſter Nitos 
laus Sermann (+ 1561)! anzuführen, welder Lehtere be⸗ 
ers fire feine Kiebe Schuljugend dichtete und verfelben feine 
eı (1559) mit den Worten widmete: allerliebſſen Kin⸗ 
—* Das &Yfongbüchteln fol ewer fen, es iß fein alber 
und fein ſchlecht, drum IR es für Euch Kinder recht. Ale 
und gelehrie Leute bedurfen's nicht”, und die vor. ind wohl bes 
rigP. IB mochte wohl willen, ob einer imferer: heutfgen fos 
genannten. Bolafcrifielier nur eine einzige Zeile in fo Adktem 
Volkotone, vol ſuͤßer Einfalt ımd Kindlichkeit zuſammenbrachte! 
Ebenderfelbe Hermann war aber auch ald Cantor ein ausge⸗ 
uber Kompouifl, denn viele feiner Lieder dichtete er. auf die 
DBergregenmelodieen der armen Bergleute von Joachimsthal, wie 
denn and Luther felbfi „der Musica”) nad der Theologia 
den naͤheſten locam und höcfle Ehre” gab, und mit feinen 
tunfbverfändigen Frennden Konrad Rupf, Kapdimeifter des Chur⸗ 
fürken von Sachſen, und Johann Walther, Kapellmeißer zu 
Torgan, gas mande fhöne neue Weiſe erfand oder doch alte, 


— 


ſchon verhandere überarbeitete und verbeſſerte. Dieſe warden 


Deutſche Mose: Kirprulic. | 
denn HANS. darch· den Mind wensenber Giger son Eiabt mu 
Eicht und Darf zu Dorf werbretet und. nadgefimgen, theüls 
dem oben wwähuten Walt her uub..dam. Gamtor. zu Lehp⸗ 
. dig und 7.52 Vuchdrucer zu Wittenberg Georg RAhem 
(1.1548) in beſonders bay angelegten Gheralbädern‘’) ger 
(mnmelt und. dem allgemeimen Gebrauche übergeben... Bei ben 
fremien -übernzbeiteten Melodieen wählte man Ttüglidi, entweder 
allgemein befantte und verbreitete Lateiniſche Gymmen md 
Sequenzen oder alte urbeutfhe geiflie Bollögefänge (1. ©. 
Ctaiſt in eranden, Chriſtum vom Himmel ruf ih am, nah 
kom Marxienliede: Din Frau. vum Himmel ıc.), oder man nahm 
abhtii ganz weliliche Voltoliedermelorieea, wie z. B. aß Liebe 
„O Bett im höher Tron, ſchau auf der Menſchen Kind x.” 
im Ton von „Ru für; did, Gretiein, ſchurz dich, du mußt 
wit mir.daven“, md das Mänteriie Lied: „Ach Gottſohn dich 
eebarme“ in der Weiſe von „Brifh auf, ihr Sanpöfncht alle“ 
gedichtet war. Da Fonnie ſich das Bott fo reht ins Luthers 
theme bineinfingen. Freilich wollte man damit zugleich die welt⸗ 
lien Teste ganz verbrängen'‘), allein dieſen Iweck erreichte 
un ae wen auch die Auchenlieder populaͤrer wurden. 


a 08. biftostfie 8 —— Greibung 
der Berbaten —E —E8 a ee Be eher 
F N Nachleſen zur Liederdifterie. En 1751-56, 

8 € are chte des Kirchenlieds und airdengefangs mit 
befonbere ade auf Wärtemberg. Stuttg. 1847. II. 


98. ‚Wadernagel, Dos — Kirgentied v. . F. * ie Ric. gm 
mann ann —ã —— ie as An is {u 

t r —X —— n Verhaͤltn 

Ge 1, I 3. Rambach, Ueber Dr. iR —— a 

—8 1813. e — Geiſtliche Lieder. ie einer newen 
* 8. —8 1546. 8. u. b. Wadernagel p. 120- 151. ae 
Enchiridon, heißet auch: etlich chriftlicher licher Lobgeſang und Pfel⸗ 
Be? em * orte Ss gem „© er d. Sch u morgen 
ter gemacht, in der Kirche zu fingen, wis * 

—* ttenberg in der Uebung iſt. Wittenb. 1524. 8. 

4) Aufzählung und Beihreib. d. Deutſch. Geſangb. b. Miete d. 
Son. bei a p- 718 40. 9. @elang ’ % 


5) S. 8. ©. 2. Franke, Geſch. d. Halleſchen Reformation. Holle 1841. 
3. X. Gebauer, Dr. 2. und feine Seitgenoflen Alt Kirchenliederdichter. Selpy. 


6) ©. Lieder b. Wadernagel p. 186 2q. 
©. Chr. H. Sirt, Dr. 9. Eb. d. Schüler, Freund und Am ‘ 
der — *æ Heibeib. a ehr 6 tegenofit 


. 


" Demifhe Pose. Kirchenlied. 529 


un 9 8 Yaußderi, Eebenöbefchr. 2. Sp. Rürnb. 174. 8. 1. m. 
er, Spen eriana, gefammelt u. beraudge Rärnb. 1830. 8. G. Sieber 
dernage p. 1686 2. 
ne. „Ahens, Vita P. Sperati. Regiom. 182.8. ©. oder, Vacker⸗ 
nagel p. 152 2q. 
—8 W. BE. Best, Mem. J. Poliandri repraesentata. Lipe. 


11) Evangeli Ne Sonn⸗ und Za 

De — * Selen Kite ws — * Bin. 35 Jar Zar in — 

auch * Muc? und —*8 — rieder in Reime Se u — 
12) S. Gedicht: M b. ** dern ID 

2 I aid: Erau Muflca b. Madermagel Deutfä. keſeb. II. p. 


19) E. bibl. an * Shoratbücher, v. 1491—1830 v. A. Schmid, in 
» Gädia Bo. 103—116. 154172. 231—244. Bd. XXIL p. 
æ—A. — 9. 186. u. ©. 8. —8 D. Choraiſammlungen der 
verfchiedenen chriſtlichen Kicchen. Lpzg. 1 


14) cf. Mohnide, Oymnologifche —— ‚Seal. 1831. m. 8 u. 
» a Anzeig. 3. Kunde. deutſch. Borz. 183. p. 118 sq. 


ten ügli inrih K d ⸗ 
His. abe fs, — I de * in nut m ende * 


‚wie fich aus d 


efangbücer, vegt 833 b. u. 835a.) ©. «a ‚Sa 2* 
* * liedlein Sr, orale vnnd 1b fette verenbert. fe urch 
egen u. Rye chriſtlike Geſenge vnde Lede 
5 —8 ardt isdn, je Gehen olden tüdefchen Leber. Allen framen 
Ehriften tho nütte nu erkuit gemafet vnde in den Drüd gegeuen doeh 
Den Bespafum Prediger tho Stade. Lübel 1571. 8. f. Kinderling ia 
sage 11: p. 21—26.) Ueb. beide S. Wadernagel, Kirchenlicd p. 
and, ne Umarb. f. Beder, Ehoralf, p. 3 zq. 


$. 662. 


Während in ber Folgezeit bis zu Ende des I6ten Jahe⸗ 
hunderis noch beſonders BarıholomäusRiugmwaldt') aus 
Frankfurt an d. Oder (1530 bis um 1600), Melanchthon's 
Schuͤler Nicolaus Selneccer?) aus Hersbruͤck bei Nuͤrn⸗ 
berg (1550— 1592), durch feine Streitigkeiten als Genueral⸗ 
f{ugerintendent zu Leipzig mit den Kryptocalviniſten bekannt, und 
äh Ringwaldt der begabteſte und gefeiertſte Kirchenlieverbichter 
dieſes Abſchnitts, Ludwig Helmbold’) aus Müblhaufen 
(1532-98), ein fehr proſaiſcher Kopf, den man aber Ratt 


36 deutfchen Affaph's, wie man ihn hieß, den Deutihen After, - 


yorten hätte nennen follen, der fromme Martin Schalling*) 
and Straßburg (1532— 1608), der Schüler und Anhänger 
Größe, Handbuch d. kiterärgeſchichte. III. 54 


J 


830 Deuiſche Porfle. Kirchenlic 


des Jlacius iyricus Caspar Bienemann’) (Metilfans 
der) aus Rürnberg (1540— 91), ber Sterbellederdichter War 
sin Meltert) aus Arapfhänt bei Wittenberg (1547— 1606), 
Martin Behemb’) aus Lauban (1557— 1622), efammi 
var feine Baffionepredigten, Philipp Nicolai?) aud Men⸗ 
geringhaufen im Waldeciſchen (1556—1608), der Berfaffe 
des berüßmien Liedes: „Wie ſchoön leuchtet der Morgen“, 
aber and Anführer der pietifiifcden SIefusminnefinger, und Be: 
lerius Herberger), Pfarrer zu Frauſiadt in Sroßpolen, 
feiner Vaterſtadt (1162 — 1027), der befanntlih (1598) Wi 
greße dieſelbe am folgenden Tage vernichtende Feuers⸗ 
drunft auf der Kanzel vorhergeſagt hatte, A auszeichneten, be 
ſchraͤnlten fih die Neformirten faR nur auf Pſalmodicen, wis 
> DB. Aubroſius Robwaffer!), Profeſſor der Rechte zu 
Königeberg , aus Schneeberg In Sadfen (151585), eim 
Deutſche Ueberfeßung der Franzoͤſtſchen Pfalmen Marot's un) 
Bega’® lieferte, bei denen er fi fogar nah ben vorliegenbes 
Melodieen des berühmten Lehrers Paleſtrina's Elaude Goudimel 
(ermordet in der Bartholomaͤus⸗Nacht 1592 zu Lyon) richtete 
Indeſſen werben doch noch einige ſelbſaͤndige Liederdichter auqh 
bet ihnen genannt, wie Joachin Aberlin'!), der 1541 die 
ganze Bibel in 3 Geſänge bradte, Ambrofins Blaurer'3 
aus Conſtanz (1492— 1564) und fein Landemann Johann 
Zwid (4 1542), welder Iehtere auch zum Wittenberger Ge 
ſangbuche beigefteuert hat!’). Katholifcher Seite machten ih ale 
Acrchenliederdichter der befannte Georg Wipel ober Wice- 
ine aus Fuſda (oder Vach 1501-75), Johann Ws 
f&enfein’®) aus Ehlingen (1472 bio nah 1530), Martin 
Mytiins’), geiſtlicher Chorherr in Wengen zu Ulm, und be 
fonders der Propſt an der Stiftokirche zu Halle Midael 
Ben’) berühmt, welche fomit ihrer Mutterſprache vor dem 
Mnöddernen Dogmatiomus der Lateiniſchen Kirchenſprache ihr Meat 
vwiderfahren ließen. Endlich MM noch Mihaet Weiffe® 
(nicht Weiß) aus Neiße in Schleſien, Pfarrer der Böhmifchen 
Brüdergemeinde zu Landokron und Fullneck anführen (+ wm 
1590), der die ſchoͤnſten Leder und Sequenzen feiner Glauben 
genoſſen ind Dentfche überfepte und mit eigenen vermehrte, 





1 





2) ©. Sleich, Reformat. Hiſt. d. churf. Albert. Linie 1730. P- 92 sq. 
Up kt. Bag BB, II. p. 210 00, Beine eher —— 
1. | ® 1 [] e m . i 
** 1587. 4. TE oximiche Pal 
3) ©. Lebensbeſchr. L p. 451 2q. u. Anal. II. p. 272 sa. 
Gervinus 20. p- 38. Dreyffig geiſtliche Lieder. Mühls. 159 Euch 
WI. 8. Vierzig deutfche hriftliche Liedlein, ebd. 1599, 8, Dffenbarung der 
Kfsiter. ebd. 1593. 4. (in Werfen) Crepundia sacra b. i. dhrifiliche Lie 
x S. Gregorii. Müplh. 16%. 8. Bom heiligen Eheſtande 40 Riedlein. eb), 
1595. 8. 41 f. ebd. 1596. 8. Schöne geiftliche Lieder über alle Evangelia. 
Eihth. 1615. BP. I. Erfurdt 1615. Bd. IL. 8 - 


NE. Wepel, Lebensbeſchr. II. p. 31-33. 
5) 8 3 6. — d. Far Done Peg) —B u. dor Meliſ⸗ 
chlein. dol 71 2. tpyg. in Berl.) Wetel 

J. p. 167-173. Ghriſtliche Reimgebete. Erf. 1589, 12. 

6) Meditationes SS. Patram. Gorlit. 159%. 8. u. Manuale de 
praeparatione ad mortem. ib. 1593. 8. (mtb. 80 Sterbelieder.) 

7) Ceuturiae_ tres precationum rhyihmicaram oder anbädhtige 

in. £auban 1606. 1608. 1614. 8. 


8) ©. Betel Bd. I. p. 241 2q. Spizel. Templ. honor. p. 17 
— Freudenfpiegel des ewigen Lebens. t. 1594. 1607. 4. ” 


% 


2” 6. ©. Zr. Lauterbadh, Vita, fama et fata Herb. Frauſt. 1708-— 
° . 8 


Ä 


1 


10) ©. 2. Lauffer, Leichenpr. a. 4. ©. Königeb. 1587. 4. ODila Potr. 
1283, L p. 135 9q. — Biblia, Darinnen die Summeria aller Capiteĩ der 
— heiligen Schrift mit ſonderlichem fleis in Deutſche Reime verfaſſet. 

a. 1584. II. 3. Pſalmen de Königlichen Propheten Davids in Teutſche 
wm verfientlich vand deutlich gebracht, nach frangöffcher Meledey, ya 
imm art, mit vorgebender Anzeig eines jeden Pfalmes Inhalt, onnd fols 
erden daranf andächtigem Gebett. Beidelb. 1574. 12. Rpıg. 1576. B. 
64. 8, Yemen Davids nad Sranhöfiiher Melodey vü venmd art in 
kutihe reimen artig gebracht d. A. 2. Gampt etlichen andern Pfalmen und 

GE Liedern. Straßb. 1597. 12. Eisl. 1597. 12. (Deutfh u. Frans.) 
danau 1642. 8. Frkft. 1623. 8. Bofel 1627. B. Züri 1641. 12. Amfee. 
1648, 8. (eb. d. Ausg. f. Beder a. a. D. p. 172 sq.) 


31) Bibel oder heilige gefchri eſangsweyſz in brii lieder vffs Burks 
iR gufamen verfaflet Ei ee ar 3, Ab. Aarie 1551. 8. 1555. x 
b Ginger) Sammi, v. Ieut. alt. u. rar, Büd. 1733. p. 91 sq. Wedekind 
Berg. v. var. Büd. p. 6. 7. 


12) ©. Badernagel a. a. D, p. 824 aq. Lieder v.ihm. ebd. p. 464 29. 
13) ©. Wepel Leb. a, a. D. 


14) ©. Bayle T. IV. p. 490 sq. Ort. Gratias, Fasc. rer. expel, 
“ fng. App. p. 784 239. ilend aber doch wohl getroffen Gonteofacter, 


34* 


532 j Deutſche Poeſie. Roman. 


da Ir abgemalet it, wie er den Jadas Iſcharioth fo gar 

ſleht, bach . Alberum. 0. D. u. 3, 4. (Bat. in Berf.) Eiche, De 
git. Bd. U. ©t. 1. p. 200 sq. 271 sq. A. Neander, De 6. V. ejüg. 

ın ecol, evang. animo. Berol. 18%. 4. Lieder aus f. Psaltes " 

sticus (Chorbuch ıc. itunbt new ausgangen zu Et. Bictor 1550. 4.)- 

WBadernagel Kirch. p. 90-9. V Kieder a. in Veh's Gefangbüdhlein. 

7b —83a. 


15) Zwo Lieber von den ſyben Worten 3.8. und von den zehn Geboten 
Gottes aus der Bibel gezogen. o. D. 1615. 8. In diefem Büchlein ſeynd be 
iffen drey Gebicht in Geſangsweyß ausgangen durch I. B. das erfl von 
Öttliher Maieftät, das ander von ben kn Geboten, das dritt von Wegen 
ung Göttlicher Gnade. In den gegenwärtigen Srübfeeligkeiten: o. D. u.% 
4. II kied. b. Wackernagel p. 112. 671. 1. a. Preuß. Samml. ungebr. ie 
und. St. III. p. 195-206. Köhler Lebensbefhr. merkw. Deutſch. Gel. M. 
I. Er, 179%.) p. 1— 22. Wil Nürnd. Gel. Ser. Bd. I. p. 129 mg. 
Erhard Bd. IN, p. 332 sq. 


16) Passio Christi, gebracht ond gemacht nach der gerümpten BRufkıa, 
ald man bie Hymnos gewohnt zu brauden. Vnd hierbey angezeigt vor yes 
dem Gedicht, onder waß Melodey zu fingen wird. o. D. 1517. 4. X Lieder 
daraus b. Wadernagel a. a. D. p. 114—119. cf. Schelhorn, Ergögl. a. d. 

Kirch. Gel. Bd. I. p. 55 sq. | 


17) Ein New Gefangbüdhlein Geyſtlicher Lieder, vor alle guttbe Ghrifiee 
nach ordnung GShriftlicher Kirchen s Orbenung und Gebrauch der Seyſtlichen 
Lieder, fo in biefem büchlein begriffen font, findefi du am Ende difſ Bü 
line, Reipgigt 1537. 8. ſ. Wadernagel p. 745 u. 7%. Beder p. 65 2q. 


18) Ein Rew Geſengbuchlen. Gebr. zum Jungen Bungel in Behmen. 
1531. 4. (ueb. and. verm. Gef. d. Böhm. Brüd. f. Beer a. a. D. p. 
155 aq.) cf. Badernagel p. XXXI aq. 245-310. 


4. 668. 


Wenden wir und nunmehr zum -Roman, fo müflen wir 
ſogleich im Voraus bemerken, daß dieſer In dem gegemwärtigen 
Abſchnitt no feinem Schoͤpfer enigegenficht, denn Allee, was 
während biefer Zeit gefhah, beſchraͤnkt ſich auf die bereit6 erwähnte 
Sammlung von Schwäntn und Spaͤßen im Geſchmack Ban 
6, auf die Sammlung der Deutihen Altern Volkobucher vers 
den Frankfurter Buchdruder Feyerabend (1587)') und die 
Entſtehung der beiden ſatiriſch⸗ komiſchen Romane, der Fin 
fenritter?), bereitö vor Fiſchart, den Ginige für den Ber 
‚faffer halten, aus älteren Lügenmärden zuſammengeſtellt“) und Bros 
totgp der Nbenteuer. des Herm von Mündhaufen*), umb die 
Schildbuͤrger oder dad Lalenbuch?), gleichfalls nad einer alten 
Deutfhen Maͤre von Leuten, die Flüglih reden und findif bau 
dein (f. Vridane 82, 8 sq.) entſtanden. Noch weit bedew 
tender aber IR die Geſchichte des Schwarzlünftler Dr. FauR°), 






Doutiche Poeße. Drama 535 
R MB. 4 dor STH: Merten "ort ‚Nun. 






















* eb abfhewlidgen haben vnde 
fihen und felgamen ebentpeuten: So 5 —ã "Fanstas in 
ne Schmwarktänftler und Grtpäuberer, 1 duch f en eine | 


5*— erſchreclichen end hat getrieben. Mit noth —e— 
und ſchoͤnen exkempeln, menni chem sur & r 3— Warnung Guben 
a ond erfichret, buch ©. R. Widman. 99. 4. Das anbr 
eh. 1589. 8. Der Deitteteil ebd. a 8. —* sufanımen abpebe. 
cheible a. a. O. Bd. II. p. 275—804. (Ucber d. ver & hienenen Ausg. 
* Hagen, neber die aͤlteſten Darſtellungen der Fauſtſage. Bert, 
8. u. ia d. Germ ana od. R Jahrb. b. l. Qeutſch nur Ti. 
%8.) Die erfte Ausg ne chen ee Dasä 
| WA ſchreckliche Ende des vielberächtigten Ettz⸗ —— 
erſitich ver mer vielen Zahren fleißig be * vor G. 
ana, jetzo aufs neue üöerfenen und mit ercun en, Brogen ie 
Rn vermehret durch 3 derum. Nürnb. 1674. 8 u. Öft. Cine 
Beriaumg iſt: Des durch feine ZaubersKunft bekannten Ghriſtaph Mangr- 
wiond gewefenen Famuli D. I 3. aufs, Leben und Thaten. Won 
Bhsins Tolet in Zeutfcher Spraq eſchrieben und nunmehro mit eine 
| vermehrt bu sh 9. 3. gen. Berl. 1714. 8 u b. Scheibe 
). 83. II. p. 1—88. 
4 ® sögel Seh. d. Bofnarren. p. 283 sq. Gauß Rarrens His 
53%, 8. 0. D. 1572. 8. (1. Deutfih. Mal. 17,9. H.p. rm). 
a. B 1873. 8. Sechshundert fieben und mangig Kiftorien nel 
mt tuftigen Heimen gedeutet und erkleret. Eis 
R Sch. a. M. 1579.8.1687. 8. Bon Siaws Shums‘ 
rt unbzwanig Hiſtorien. ein Kaimpftice Wort und Reden, die Erbare 
t Slaufen a — und na war haben, zur bärgerkichen 
| eat, wie andre Apol 4 und förderlich. Mit iuftigen: 
7 ig und erklärt. "gehe 10 I 8 Magdeb. 1605. 8. Bon dem 
.0. O 8. Hiſtoria von Slans Rarzen weilandt Ghurs 


Cihff Yefnasren, deu reweilige Schert⸗ 
Bst or. gcariam eher, baine u I Luft ohne Hiſtoriq. 


— 


Hi ER von 


$. 664. 


Aa * die Entwickelang des Deufſchen —* 
diefer Perlede anlangt, jo iR zu benceken, daß 
in Ganzen fortſchritt, vrun ande niht in ben: 
, alt man hätte erwarten ſollen. Der Grund IR ſchon 
di einer andern Gelegenheit angegeben worden, nämtid das 
Rhnifenfein der Borfie in die sicheren Regionen des Volls⸗ 
ws die vorherrſchende Beihätigung ber Handwerler wab. 
t Bürger dei der Befbruerung ber Literanar. Eut⸗ 
won num, daß allervingo feit ver Reformation ſich aus 
Fwenige Bnıte aus dem GSelehttenſtande, beſonders Gein⸗ 
dicſem desire zuwendeten, ſo wuß varauf erwidert wer⸗ 
MUB für angtliches Auſchlleßen an die bumals beikcbie Form 


En 


534 tk Poefit. Dieman. 
Baar.» ———— TEL 1797) 7) aan de A\ * „Beier 8 —*5 


allein entiee Per Fr die Que © des aha ı sum —* ſchon ri BMan- 
dacia ridicula bei J. Pet. Deliciae academicae. Heilbroum.- 
1606. Lib. II. und dann saben 46 alle bishert e pri ae 
über den wahren Werfafler als fruchtlos erwiefen. au er 
u bem Buche fon: Kopenh. 1789. 8. und ein an d. da v. 
. Low. önort. Bodenwerber (Stendal) 1794—1800, I 


5) Die Schiltbuͤrger. Bunderfelgame Kbenbtpeunliße, ——— vn 
bieher vnbeſchriebene Geſchichten and Thaten obgemelten fdpiltbä 

in Misnopotomia ginde, Btopia gelegen. Itum fe friſch. —5* 
ragen, vb — en auch Rothwelfcher in Deutiche Oprah 

2. Dr 30:5. 8, Wrnenett 6. de D. Hagen, Kartenbuc. Yale 1OLL. ice a 
0. D. neuert b. v. en, Rarrenbu 

214. “ in —S— Volkeb. er Rur unt. ein. and. Mit. als hr 
Lalenbuch Wunderfeigame Abenthewrliche, vnerhoͤrte, vnd bißper wnbeidhehe 
dene Geſchichten vnd Thaten der Lalen u a en in yaie nopotamia hia⸗ 
der Btopia gelegen. Durch M. Aleph, B ee Yeflung Ypflom 

burger Amptman. o. D. 1614. 8. 0. A 10-20. 8 — b. 
—R8* d. III. p. an 57) und als een Theil von: @rillenvertreiber, 
Das it: Reume wunderbarliche Hiftorien, felgame abentheurliche Geſchichten, 
Kauderwelfche Rathſchlaͤg und Bedenken: So wol von ben Witzenbü 

als auch Galecutiſchen Scmmiflarien onnd Parlaments Herren onterfdy 
vorgenommen, befchloffen und ins Werd gefeht: Erſtlich in zwey Büchern 

affet: Jetund aber mit bem britten Bud, in welchem allechandt 2 
tige nachdenkliche, auch theils nügliche Rathichläge der Bipens Tger, von 

— 6 nagelnewen, angefangenen Regiments & nden Werden, ver⸗ 
mehret: Vnd denen, welchen etwann vifirliche fel rillen, oder 2* 
choliſche Tauben im Kopff herumb flie en, Ki einem Onberlichen Recept biefekben 
u vertveiben an Tag geben. Durch radum Agyrism ven 

mpt vorgehendem Bormular, allerhande Oberſchrifften, wie man obgehade 
ten Rarlamentssherren ihren Knüttel geden fol. Sılft. a. M. 1605. UL. & 
(Inpalt auoges. db. v. d. Hagen a. a. D. p. 443. 489.) Sm Allg. £ u 

gen a. a. D. p. 426 2q. —8c Boiteb. p. 183 ag. Srimm Vri- 

«© P. 356. sq.— Ueber d. Urſach. warum mehrere Glänte, wie eben. 
zum Sprüchwort wursm f. Abendzeit. 1820. mr. 127 sq- 

6) Da von Gihrriber diefes d. Alt. Lit. üb. d Klage ſchon im f. 
tens ch. 8b. II. 2. p. 629-633, mi * , (0 mögen ats ea 
ſchoͤpfend Hier mit Sommer’s Abhandl. Gb. Fau n Cie “. Gruber Euchu. 
L Get. Bb. re 93-118. € ua u Me —kã Sbthe Jauß. m 
tona 1837. 8 u. beſ. H. Duͤnger, Dit Gage von D. J. 
Fauſt unter. * ae 12. u. b. Scheidie Kloſter Bd. V 1— 208 

genannt werden. e voRftänd Jafle Eammtung —— * Veut, 
nie Vergleihung der —— Sagen, frinee Vorgaͤnger ſowle ber er 

ter feinem Namen vorhandenen Bauberbäcder giebt aber J. Scheible 
, Otattg. MB. 11. II. u. V. Detfelbe Gelehrte Ah "and un We 
En, "angesmweifelte Ed. Pr. des Fauſtbuches (Histeria Bond. Seus 
‚bem —— — Zauderer und re Bie er gegen 

fa auff a anne te ze a hierpotſchen 

—— — efchen, felbe angerichtet und —* biß er endtuch fein, 
nen wol ges men eo) u —— Mebrerthrils auß feinen euaemen hinden 
leſſenen Gcheifften hochtragenden, fürpigigen vnnd Gottiofen Menichen 

—— —343 abfehausihem Eranpel, vand 28 55 














Kung hufammıen gegogen, vund in Druack verfertiget. Welt. a. WR, 1387. 8) 





Deutfie Drama. LAT 


22.2B.H » Bt—105) N 

WM: Ger Shen 8 

grauen vab adſchetiches Einen vade Arfeın, N u... 

var Kigamın ecbentheuten: D, Johannes F 

iener Suecrgkänflice und Serssadere, 1 erh tar ie 

an frinen crfdeedlichen cab dat getrwöre. Fan ee 
apa, meonniglichem zur 3 LER ve 

vd ret, durch G. N. Fahnen 38 LI 

eb. 8 Der Deitte 55 

L Gqheible a. a. D. Br. II. p. 2 Sr 3* "a ioncnen V8 

ſ. von er Hagen, Weber die alteſten nn ya 

u. ia d. Germania od. R. Jahrb & Werl. ee 

n 8-33.) Die erſte Ausg. d. Pfigerfchen —— —XX 


3. Saul, erfklich vor mer vielen Sahren fleißig beſ eh nn %. R. 
mann, jebo auffd neue überfehen und mit im. 10h. 6 —8 a 
ed Pfiderum. Ruͤ 
chung iſt: Des durch Me Reben un 88 nnten 
* wiplond geweſenen Famuli D 3. Bauten, Beben und Thaten. Won 
Schstas Tolet in Zeutfcher 3 chrieben und nunmehro mit einer 
VLerrede — sure P. 3. Miorperger). Berl. 171 u u b. Dcheible 


N ®. zug th. d. en B ih sg ar Rarıms Hi⸗ 
. D. 1551. 8. 0. ©. 1572. 8 Bier. 17 ‚1. pl og u.) 
a. M. 1573. 8. Gechöhundert 6b un Fall oe, nie 
Aeren, mit Tuftigen Heimen gedeutet und eilmei. 
Gent Rarıen. aM. 1579.8.1 
eben und zwanzig Siftorien. sein —— Borts und ar, bie @r 
Inst Glaufen abgemerft und nacho Henke haben Era Büranst an und 
Weltihen Lehr, wie andre Kpsio ogen bienftli 20 fe laſtigen 
einen gedentet und erklärt, . 1603. 8 om dem 
dient — Be .®. fie o von and een wei ndt any 
eu 
. 1657. 8 Des fogenannten Glaus Narrens * ee Hiflosla. 

















$. 664, 





530 Dentſche Poefie. Drama. 


ver Lateiniſchen Schullonddlen, ihre wenn auch in vieler Ginfit 
erſprießliche Nachahmung bed Terenz, ven men bereitö vor 1500 
üßerfegt hatte, und endlich theilweiſe ihre politiſch⸗ religioſe Ten⸗ 
denz hindernd eintrat. Indeſſen koͤmen wir aber auch einige 
weſentliche Fortſchritte in der aͤußern Oeconomie des Dramas 
wahrnehmen, naͤmlich Cintheilung in Scenen (Fuͤrtragen ober 
Furbringen und Geſpraͤch) und Alte (Wirkung, Handel, Uchung 
und Uuofahrt), obgleich erſtere weit ſeltener iR, da die in Ber 
haͤltniß zu ihrer gegenwärtigen Norm übergroße Zahl der Alte 
(bi6 gu 19), die weitere Jerfpaltung in Scenen unnötig made, 
obgleih die Faſtnachtoſpiele, bei denen eine ſchuell und lebendig 
fortfägreitende Handung Hauptbebingung iR, bei Hans Gads, 
dem Hauptbilpner diefer Sattung, noch ganz Die von Folz wu 
Rofenblüt feſtgeſtellte Form ferhält, nämlih die Abweſenheit jeg⸗ 
licher Ecenen » und Afteinthellung. Auch der Name Faſtnachts⸗ 
fpiel paßt bei Hans Sachs ıc. noch völlig für ben Inhalt, denn 
diefer iR immer noch das Kleid der niedrigen Poſſe, aber über 
den Unterſchied von Tragödie und Comoödie iR man, tropsem 
daß man diefe Yenennungen aus dem Alterthume annahın, mod 
fehr unklar, und. man kann vielleicht fagen, daß ſich dieſe Heiden 
Formen fo zu einander verhalten, wie bei uns Trauerfplel zum 
Schaufpiel?). Fuͤr alle drei Formen bleibt noch der Collektiv- 
ausdrud: Spiel. Was den Inhalt und den Stoff anlangt, fo 
wurde der Kreis des bisher Aufgenommenen beveutend erweitert, 
man hörte auf, blos Gegenſtaͤnde aus der bibliſchen und Hei⸗ 
- Ugengefdiäte zu wählen, und verbreitete ſich nach Hans Sab- 
ſens Vorgang bald über bekannte geſchichtliche Begebenheiten; 
noch öfter aber nahm man Epiſoden aus Volldepepöen oder 
dramatiſtrte Vollsromane und Novellen ober bellebte Bolloſagen, 
bei Faſmachtsſpielen Aneldoten und ſcandalbſe Vorfaͤle aus 
dem haͤuslichen Volksleben, und erfand endlich ſogar Fa⸗ 
bein und Allegorieen für moraliſch⸗ politiſch⸗ religiöfe Tendenzuude 
Lehtere waren num ziemlich ſchwat, allein als Anfaͤnge darf man 
fie immer nicht fo hart beurtheilen, als es biöwellen der Zell war, 
denn felb bie auf hiſtoriſch⸗ romantiſche Stoffe gebauten Spiel⸗ 
- Reben verkältnißmäßig, bedenlt man die Schwierigleiten eines 

allegeriſchen Tenbenzküdes, auch für unfere Zeit überhaupt anf 








ver na | 
daſſelbe erſt ſeit Eude dieſes Iabehunderis,. wo bie ſoge⸗ 
naunten Engliſchen Gomöbdanten in Deutſchland herumzoßen 
umb nicht ble® Englifche Stoffe mitbhrachten, fondern auch Den Hans. 
7 der übrigens in einem weit aͤltern Deutſchen Faftinachto⸗ 
ſpiel (1553) vorfommt, als ſtehende bufige Petſon im Trauer 

und Lufifpiel einfährten. 
1) 60 in: Ain hipſche —— von mweien dielhabenden ee ainem 


6, and ainer edlen jundfrawen Melibia genannt, deren 
— a mitte fieß, mit dem allerbitterflen jr beyder Sterben —2* en. 


BET} et EEN 

⸗ a r u 

a —— de wend. vage, Bi in ae, 

3) Der Rame kommt Buerft vor als ber zit der —— M. 
auf Heinrich, u Bramfı „Mdber 9 

b. L nu (Il. mmtl. En En. "XI.p. I 

8 Sachs finden re Hi. Band Kr Rame eines großen Fr Sau); (f. 
HA —— * . 168.), aber in einem handſchriftil. 









s Rürn rifterſingerẽ b 568) kommt 
us But * als Eu ei vor % er —8 Ba Bd. I 
35). end Jüent © ch bier der Name ber luſtigen Perfon von einer 


etichten IEsfpeife enonimen, denn bie Solländer, welche 
ng efien, nannten daher Ihren —— 5 npofe von Ir * 
* ihren Jean Potage, bie Italiaͤner vr rem ca Hack Pad 

und bie Englaͤnder aus gleichen Us in 
(f- Flögsl, eh. d. GrotesEkomifeh. Pr ‚1 “a. u. ih. 
p- 180 sq. Brand, Popul. Antig. T 


$. 665. 


Bas nun bie einzelnen bierhergehörtgen Dramatifer auiangt, 
fe muß erh Hans Sachs!) genannt werben, weil er. 
nit bles ber fruchtbarſte, ſondern auch ber bebeuteubfle und ge 
ſchickteſte derſelben iR. Gene (63) Falmachtſpiele Rechen in 
Beug auf Gefinsumg und. Ausführung des Stoffe, heitere Sa⸗ 
tire ud natürliche Comit höher: als feine übrigen Leiſtungen; 
Dem abgejehen von einzeinen, in ber Zeit liegenden Rohheiten, 
‚er uns vorzüglich wurd feine fchenungdlofe Offenherrig⸗ 
ein, mit der er gegen die Mönde, Weider und überhaupt 
alle ſhlechten Leute zu Felde zieht. Seine (50 well⸗ 
24 26 geißlichen) Comoͤdien ſtchen zwar eiwas 
er darin zu ſchr moraliſirt, aber auch fie befcledigen une 


—*5— 


1 


H 


Ts Demi Poeſt Demut 


bulk Dis darceg cin if hesssrktugtmne Munipirzigiei ab 
Mnbefangenheit Des Dichters, feine (99 welilichen und RB 
tar) Zropbbien aber ſiad das Sqchwach ſte, was ar 

anfängt, oh 


feltig if, daß alle feine Perſouen, mögen fe mm Geti Vein, 
Teufel, Engel ober Kaiſer uub Könige ber Geldemelt ic. heiken, 
Immer wie Nürnberger Spiehbürger denfen, reden umb handeln, 
uns und bloe durch ihre Namen und ben Dirt von br 
Wer, daß fie ſolche fein, abbringen. Nach thu mag bee 
Preis Paul Rebhun?) aus Berlin, der Rector zu Kabla, 
ZYaldau, Plauen (1525), Superintendent zu Delönis (1543) 
mb datın Im Aute Boigtöberg war, gebühren, ver ſich 

um die meiriſche Ausbildung des Dramas verbient machte, in 
dem er in feinen bibliſchen Schauſpielen, Suſanna (anfgrfüg 
1935) und bie Hochteit zu Cana, jambifhe Verſe von BI 
und trodälfhe von 4—6 Hebungen vunterſchied und in das 
und derfefben Scene immer ſtreng dieſelbe Neffung und Rem 
art -fehhlelt, auch lyriſche Strophen ober Chöre den erſen 
4 Ucten feiner Suſanne anhing, und nähmen wir nicht ih 
anberwirtd (3. B. bei Johannes Kolrob, Sirt Bhf u, I 
Walernagel, D. Leſeb. N. p. 26 29.) dergleichen Stellen weh, 
fo könnten wir darin bie erſte Form bed Siugſplelo zu finden 
meinen. Als Nachahmer der Manier Rebhun's in geiſtlichen 
Spielen werden Johann Adermann? aus Zwidau, fen 
Senbsmann Joachim Sreff“), Schutmeiller zu Dekan (4645), 
ver gelrönte Bot Knuf) (Thnauſt inuo) in Köln au da 
Spree, 3. Eriginger Vallensts?), ‚Beige: auf Maricubung 
vor Zürcher Wundarzt und Steinſchneder Jacob RUff?), Ir 
Sugeburger Bibliothetkar Sixtue vom Birken) (Ay 
Deiukeius, 1500 — 1554), Leonhard Srhder)), Si 
weißer zu Bartfeld in Ungam, Samuel Hebel aus Hifk 
berg), Sebaſtian & I1n!!), Bürger und Meiferfinger zu Hape 
bang, Heinrich Rätel zum Sagen"), Beorgit oltchere) 
ns Brieg in Schleſien, Fachari as Zahnlt) mus Norhaumn: 
angeführt. Auch der detaunte Philolog Rattan Chyttaͤ n 0) an 
Bemingen bei Helbeldeng (1543-08), eigentlich Ao q off HOF 
















Deusfihe Pore. Drama. 530 
Aochhafe genannt,’ fürieh wine geteinte Tragöbles in gerciuien 
Kuktteiverfen dichtete Melhior Neufirc) (Neofantus), Paſtot 
m St. Peter in Braunfweig (+ 1597), und in funffaͤßigen 
Jamben Zobann Schlayf, Dinconne zu Schloßberg (15937), 
Gar myPerimartig aber hielten ihre Stüde GSeorg Goͤbele)y, 
Schulmeiſter und Rotar zu Gorlitz, Johann Sander, Gas 
yeriutendent zu Bahrum im Amte Lichtenfein®), ver ſchon oben 
angeführte Matthias Holzwart , der befamte Eyriaf 
Spangenberg”), ein gewiſſe Matthias Sharſchmidte)y, 
Beorg Pondo oder Pfund?) aus Elöfeben und der Recter 
zu Rauffteum Johann Brummer?*), deſſen Tragicomelia 
apostolica ſchon ganz regelrecht in 5 Acten abgetheilt iM, von 
denen jeder wieder in mehrere Scenen zerfällt, aber che fo ma⸗ 
fangreiche Inſceneſetzung verlangte, daß bei der Auffuͤhrung veſ⸗ 


felben am Pfingfimontag 1592 nicht weniger ald 346 Per⸗ 
. foren thätlg waren. Endlich gehört hierher noch Hans Sachſens 


Upologet Adam Puſchmann aus Sörlid (geb. 153%, geh. 
1600), anfange Schuhmacher und Meiferfinger, dann Cautur 
m Goͤrliz (1570—72)°), befummt durch fein Buch über Yen 
alten Meifternefang. Andere befchäftigten ſich fleißig mit mo⸗ 
raliſch⸗ politiäichen Tendenzküden, fo die unbekannten Verſaſſer 
des ZIrawerfpleld von der Reformation, 1524 m Paris aufges 
far?) und des Johann Hub zu Coſtnitz“), Johann Coch⸗ 
1&u8 (Dobned)?) aus Wendelftein bei Nürmberg (1470 — 
1553) in feinem Bockſpiel M. Luthers, das falfchlich aud Th o⸗ 
mas Murner zugefiärieben wird, Johann Witte aus 
Erfurt, in feiner Apologie der verſohnlich milden Lehre Luther's 
im Verhaͤltniß zu dem ſtarren Dogma des Catholicismus, und 
Zacharias Rivander”), Superintendent gu Biſchoffswerda, 
a feinem Lutherus redivivus. Rein moraliſch ſind der Schul⸗ 
ſpiegel (früher Lateiniſch geſchtieben) des Rectors an dir VFuͤr⸗ 
Renfbule zu Orimma Martin Haynetciusꝰ) aus Boma 
(1544 — 1611), ded Schulmeiſtero zu Ouſtrow Franz 
Daiyius?) Damen und. Pythias, der berühmte Schloͤmer 
(Schlemmer) des Burgprevigerd zu Luͤbec Johann Striker 
(Etrier®?) in nieberdeutfcher. Sprache, des Predigers zu Unter⸗ 
tärthehn Thomas Birken’) Comddie gegm die Poppels 


340 Deutſche Poefie., Drums. 


ſpieler, dad Speculum mundi des beianuten Bartholomäus. 
Ringwaln”) und Friedrich Debekind's *), des beim 
ten Verſaſſers des Grobianns, Chriſtlicer Ritter. Im Tomas 
iſchen Bavande dichteten dagegen außer Hans Says, Rice 
bemus Friſchlin Grau Wendelgart)“), Samuel Hr 
bei (die ſchoͤne Magelone), ver ſchon genannte Georg Wir⸗ 
dram”) (den treuen Edart in Ringwald's oben erwähnte Ra⸗ 
nie), Nicolaus Roth”) aus Witenburg (die Gage von 
Grafen von Gleichen und feinen zwei Weibern), der Jeſch 
Georg Bottharp*) zu Solothurn (die Zerflörung- von 
Trail), Zacharias Poleus"), Gtabifhreiber zu Brasi 
ſein in Scäiefien (der Hunger der Stadt Gamarla) nud Ja⸗ 
cob Friſchlinꝰ), Schulrector zu Waiblingen, des obenge⸗ 
nannten Nicodemus Bruder (Comoedia nom Grafen Johann 
von. Wirtemberg). An Faſmachtsſpielen endlich IR, wie wir ge 
ſehen haben, bei Hans Sachs fein Mangel, und auch han 
ſriftlich exiſtiren aus feiner Zeit noch mehrere Sammlungen, 
allein als beſonders widtig iR nur der in niederdentſcher Epracht 
geſchriebene Papyrius practextatus des Matthias Ford⸗ 
heim“) (um 1551) anzuführen, deſſen Etoff offenbar dem 8% 
teinifchen entichnt war. Daß die Faſtnachtsſpiele mit dem Bir 
fall des Buͤrgerthuns und Zunfnweſens und der freiem Reicht⸗ 
ſtaͤdie überhaupt aufhoͤrten, verſteht fi von ſelbſi, um fo weht, 
als in der folgenden Periode nad Ayrer mit dem Erſcheinen 
ver Engliſchen Komddianten und der Ginbürgesung einer Ar 


reoigpen —— Berfon biefe ganze Gorm der Poſſe unnötbig mark. 
1) © beein, m. Pocfie d. Deutichen De *F ir 
(m BE f. 4): Sue Deut. Theater Bð. Ip — 
* Mittelalt. Wien 1839. p. Fe —* 
* 0. 


—RB 
2 e: Dietmar, east prigero. FR NI. p 351. Weller, Alt. a. 
a . d. Seid. St. VI. p- 737 sq. Sottſched, Röth. Worr.I. p. 660% 
724. — Ein Geifttich fptel, von ber Sotfürdtic vnd keuſchen 

255 gang luſtig und —— zu leſen. Zwickau 1536. 8. 1544-8. 
Ein Hochzeitſpil auff der Hochzeit gu Sana, Balilea —* dem von Gott 
geortneten Eheſtand zu ehren , nd allen gottfürdhtig ten, Gefellm 
und jundfrawen zu trofl und vnterricht. Zwickau 1538. ul mb. 1572. 2 
3) Ein rang Be BB fat mut „gpiet Dom ve * 

Sohn, . gehalten in u widen 
153. 8. Ein geiftin ı En [ef —3 Bl von dem — gottfürch⸗ 
— ee rn —— 

ne ne luflige Somebia ti Yulularia 9 
buch J. G. beudſch gemacht vnd inn reim —— faf Iuflig vm Bıry 


Dentſche Porfie. Doama. 5A 


Pe kefen. Magbeburg (1565) 8. Teagedia des Buche Judith inn 
Heim verfafſſet. Wittenb. 1536. 8. Mundas ein ſchoͤn newes 

fyiel von dee Welt Art vnd Ratur durch J. G. zuſammen gebracht, nuͤtli 

ud fa kurtweilig zu leſen. Wittenb. 1537. 8. Drey liebliche nutzbarliche 
Hiſtorien der dreyer Erkverer vnd Patriarchen Abrahams, Iſaacs vnd Ja⸗ 
tods aus dem rien Buch Mo, in deundſche Reim verfaffer durch — zu 
— vnd p loͤſen tröftiich. ebd. 1540. 8. Lazarus vom Tode durch 
CEhriſtum ans vierdten Tag erwedt. ebd. 1545. 8. 

5) Zragedie von verorduung der Stende oder Regiment, Bud wie Cain 
- bel feinen Bruder, Soͤttlicher Ordnung halben (d. 5. wegen der von Gott 
eingefährten, dem Cain aber mistiebigen Ordnung) erfchlagen vnd ermordet 
bat. Alena Chriften näplich vnd tröftlich zu leſen. Wittenb. 1539. 8. (Ausz. 
in d. Blaͤtt. f. lit. Usterb. 1846 p. 887. 891 ag. cf. Melanchthon's W. 
dv. Brerfchneider Bd. 1. p. 257 sq.) - 

6) Die Hifkoria von Reihen man, vnd armen Lazaro, aus dem. 16. 

Gap. Luce, in ein Action werfaflet, ſehr troͤſtlich vnd naslich zw leſen. Dreß⸗ 
den 1555. 8. f. Gottſched Bd, II. p. 210 sq. 
,. N Ein ndv un luflig Spyl von der Srihaffung Adams und Heva and _ 
ihrer deyder Fall im Paradieß. Züri 1550. 1566. 8. Ein hupfch vud Luftig 
Spyl vorzytẽ gehalten zu Vry in dem loblidhen Ort der Eydgenofafft, 
von dem frommen vnd erften Endgenoflen Wilhelm Tellen jrem Landtnıaun 
Dep nuͤwlich gebeflert, corrigiert, gemacht dan gefpilt am nuͤwen Yarstag 
von einer Ipblichen vnn junge burgerſchafft zu Zuͤrich, im Jar als man zeit 
M.D.XLY. Zuͤrich 1548. 8. Zum zweiten Mal herausgegeben und mit eis 
nes Borrede und einem Wörterbuche verfehen v. Zr. Mayer. Pforzb. 1843. 
8. |. Börting. Gel. Anz. 1843. nr. 192. 

8) Eine Tragedi mit 57 Perfonen. Judith, eine ſchoͤne Hiftorn in Spyls 
weiß. für die Zugen geftelt, wie man in Rriegesläuffen, befonders ſo mean 
von wegen der Ehr Sottes angefochten wärs um hulff zu Gott dem Herrn 
ſichend ınffen fol. Gtraßb 1559. 8. ©. Veith, Bibl. Augest. T. V. 

9) Hiftoria von Sufanna in Tragödienweife geſtellet zu bung der 
Jugend zu Barıfeld in Ungarn. Wirıend. 1559. 8. u 

.. 10) Eig Spiel von der Belagerung der Starr Bethulia. Wien 1566. 8. 

11) Schöner Somddien vnd Tragoͤdien zwölf, aus beiliger Schrifft vnd 
auch aus etlichen Hiftorien gezogen; ale fehr lieblich vnd annehmlich, et⸗ 
a6 traurig ond frölid zu hören vnd zu leſen. In dem der Weltlauff gruͤndt⸗ 
lid fürgebildet ond angezeiger wird. Welche au chriſtlich, aufferbawlich, 
vnd nuͤtzlich, fonderlich für die Yugendt, zur vbung zu halten vad zu lefen 
find. aufs nem in Trud verfertiger o. DO. 1566. 8. 

12) Eine were geyſtliche Action oder Tragedi, die Hifkori vom gulden 
kalb Maronia, troͤſtlich näplich vnd luſtig zu leſen vnd öffentlich zu ſpielen 
geſtelet. Gotii 1573. 8. Ahaslon, Gomoͤdie in. 5 Handlungen in artige 
lüebliche Reymen gefaßt. Soͤrlig 1603. Epıg. 1603. B. 

13) Gomedia vom Fahl Ade vnd Eve, biß auff den verheiſſenen Sah⸗ 
un Chriſtum, Auß fuͤnff Hiſtorien zuſammen gezogen, vnd in eine kurhde 
rbaung gefaſt. Koͤnigsb. 1573. 8. 

14) Tragedia Fratricidii, wie Cain und Abel opfer thaten, vnd dars 
über unwillig worden ıc. Müblbaufen 1590. 8. 

15) ©. Etwas v. gel. Roſiock. Sachen 1739. p. 209. 337. 344. 371. 
4. — Tragödie von Abrahami Opffer, in teutfchen Reimen gefertiget. 

a 1891. 12, 

16) Stephanus, ein geiftlie Tragddio. Bruſchw. 1501. 8. Gtepbanns, 
Eine ſchoͤne geiftlihe Tragedia von dem erfien Merterer im newen Te 
ach der Himmelfarth Shrifti. Aus dem Buch der Seſchichte der Apoftel am 
vierten, fünfften, fechften vnd fiebenden Gapitel, in eine Action Reimßweiſe, 
zuſammen gebracht. Magdeb. 1592. Ruͤrnb. 1592. 8. 


- 


542 | Deutfihe Perle Drama. 


m 8 die OSiſteri dem freuen und Tomfhen Delay, 
wie * Br 8 u. — sand Die Kinder Iſrau ia Epyeim 
kowmen And. Nah bibliſchem Text mir allen Wuıbfiäuden in cine (ddme 
Gpriflige vnd nuglige Somödianı erfilich geſtelt, durch GHriiianum Sat, 
— 

4 . . N unmiz latein f . 
Fan M. 3. Ei. Tuͤbing. 1593. 8. 

18) Die fort Jacobs des Datrlardens, und der Urforung der XGe⸗ 
lhlecht und Staͤrime Ifrael, aus dem Bud der Schöpfung Tomoͤdienweiſe 
auf Hochzeiten vnd fonften zu Spielen geftellet. Budiſſin 1586. 8. 


19) Tragoedia von dem anfang, mittel vnd ende des heiligen thewren 
Mans Gottes vnd vorleuffers Chrifti, Zohannis, des Tewffers, in welde 
aller flende verrüdung, verkehrungen on vnorduunge, fo in diefer lehten 
„Beit der Sathan gewaltigklich aurichtet, abgemalet vun für augen gefrke 
wird. Worin aud ber ruchloſen MBeltlinder für Suͤnder und Bnizgendt va) 
mißbraud ihres Erandes vnd amptes gewarnet, vad zu warer Buß, Ehrif: 
tiger tugenden vnd rechtmeſſiger fürunge jhres beruffs vnd amptes verme⸗ 
eh u. gereigt werden. Seftellet vod zugerichtet durch J. S. Magbn. 


20) Saul. Ein ſchoͤn nem Spll, von Kunig Saul vnd dem Hirten Des 
oid. Wie Saulg Hochmuth vnd Etoltz gerochen, des Davids Demüthigfelt 
aber fo Hoc erhoben worden. Durch ein ehrſame Bärgerfchafft der Löblicen 
Etadt Babel gefpilt den 6 und 7 Tag Auguſtmonaths Anuo 1571. & 


21) Ehriſtliche Comedia von dem cananelfhen Weyblein Math. XV. 
@d4malif. 1688. 8. Gonioödia. Sin geiſtlich Gpiel vom Evangelio am Sor⸗ 
tage Oculi, von dem befeflenen tauben vnd ſtummen Menſchen, Lace am 
11. ebd. 1590. 8. Vier hriftlige seurfche Gomedien oder Spiel, Das al 
vom Cananeifhen Weyblein. Das ander von dem befeflenen tauben yad 
ſttummen Menihen. Das dritt von fünff gerfien Brodten. Bas vierdt 
vom Euangelio anı Sonatag Yudica. ebd. 1590.8. — Nicht zu verwechſel⸗ 
iſt mit ihm M. Wolfarıh Spangenberg, Buͤrger zu Straßburg, dor 
dem and, wie wir fpäter fchen werden, mehrere Stüde vorliegen. 


22) Tragedia von den fiben Martyrern vnd jhrer Mutter, wie diefelbe 
umbs Geſetz Mofis willen von Antiocho erberiulich gemartert auß den 7. Gap. 
des II. Buchs Maccabaeorum in Reime verfaßt. Eißleb. 1589. 8. 


23) Eine neue Gomoͤdia von bern jungen König Salomon, wie er ji 
Anfang feines Regiments, den Ichten Wilien vnd Defeld feines Baters vol 
tringet, und von feinem Berichte zweyer unzüchtiger Weiber. Mir einer ver 
D. Simonis Gedicli. Fılft. a. d. DO. 1608. 1004. 8. Susanna. 
ſchoͤne luſtige und nuͤtzliche Action auß beiliger Schrift genommen. Wittesb. 
1605. 8. Der Engel Raphael geſtellt durch S. 9. in Berfen. ebd. 1605. 8. 
Tragito⸗Gomoͤdia von einen Adelicyen Yangling, der. fih in fremde Land 
begeben. Berlin 1719. 8. Eine kurhe Gomödien von der Geburt des Herr 
Eprifti Bon den Prinzen und Prinzefiinnen im I. 1589 in Berlin aufge 
führt. Nach der Hdfchr. heramsgeg. v. G. Friebländer. Bert. 1839. 4. Pib 
degard eins luſtige Comodie von wunderbaren Sluͤcke einer Königin anf 
Srentreih, die durch Zalandum, ihres Derren Bruder, der fie eines Ehe 
bruchs fälfhli bezuchtiger, unfhuldig zamı Tode verdammt, wunderlich a 
rettet und von Ihrem 4erra Garole Magao wieder aufgenommen wird. 
Stk. @ d. O. 1803. 8. 


U) Tragico-Comedia apoatolica d. i. Die Hiſtorlen der Heil 
Mpofteln Sefaläten, inunoſſen fe vom St. Luca dem heiligen —X 


2 


⸗ 


Deustdye Poeſte. Drama. 543 


Uiichen, vod Deut newen Teſtament einderleidt in Jorm eiaer Gomehim 
88 geſtet. Lauiagen Part 1693. 8. Kogas. 1303. 8 ſ. Deutſch. 





1706. ©d. II. p. 752 2q. 


25) Somedia, von dem Patriarchen Jacob, Jofeph vnd feinen Brüdern, 
die gange volllommene Hiſtori, kurtz begriffen, aufamıpt dregen Vrſachen, wa⸗ 
rumõ dleſe Comedia componirt worden. Börlig 1592 8. |. Hoffmann v. F. 

26) Komödie von der Reformation, geſpielt zu Paris im J. 1524 her. 
Ye vee db. gen Seiitſchr. f. d. Hift. Theol. Bd. II. 1. (1838.) p. 

3q- 


27) Zragedla Johannis Huß, welche auff dem Vochriſtlichen Gencilio 
zu Goftuis gebalten, alles Gpriften nützlich vnd troͤſtlich zulefen. 0.0.0.9. 
8. Wittenb. 1637. 8. 

28) S. Miederer, Race. z. Kir. Bel. u. Buüch. Bey. Se. VI. p. 
226 sq. Leſſing Ware Bd. IV. p. 106 2q. Wid, Rürnd. Gei. Kex. I. p. of 
ug. Bockſiel Martini Luthers Darinnen fa ale Staͤnde der Menſchen bes 

riffen, Und wie fi ein yeder beklagt der yetzt Leuffigen ſchweren Sept. 
aynz 1531. 4. 

29) Zelotypia, ein hubſch vnd nüpfih Spiel über das Ste Gap. No- 
maeri, vom Eyiferopfer. Darinnen Sottes Born volder die Suͤnde, vnd bes 
vor am Ehebruch vnd Vnzucht offenbart, dogegen den Bußfertigen der Weg 
zur 


r gewieſen wird. Erf. 1571. 8. 

30) Lutberus redivivus. Eine newe Comedia. Bon der langen vnd 

ergerlichen Disputation bei der Lehre vom Abendmahl, derer fo man fus 
tberifch vnd ca —32 ſewol der anders, fo man philllppiſch vnd flacianlſch 
beißt. Hiſtoriſcher Bericht, wenn, von wen — folch erbermi. Weſen ap. 
2% angıfangen vnd geführt bis zu Ende des 92. Jahres. 0. O. u. 3. 
(1393.) 4. |. Alt p. 495 sq. 
31) Drey newe ſchoͤnt und luſtige Eomödien, I. Ulmanfor der Schol⸗ 
{piegel. II. Captivi, der gefangenen Leute Treu, aus dem Marco Asctie 
Plauto überfegt iii. Hausoſrames, Hanus Pfriem oder Meiſter Keds. 
Ayo nenlichſt aus dem Lattin verdeuiſcht, vnd mit huͤbſchen Chorls gezieret, 
qhrlichen Echulen vnd Leyen Fi Nug vnd gute. 0. D. 1582. 8. dsul 
teuffel, d. I. cine ſchoͤne chriſtliche nuügliche Gomoͤdie, nedft den Almanfor, 
vad der Kinder Schulfpiegel. Leipj. 1603. 8. Hank Pfrien, oder Meifter 
Kecks, Somödien oder Spielweis gefchrieben, erſtlich Im Yatein von M. H. 
vud denn aus feinem Latein verteurfht von {dm ſelbſt. Jung vnd alt nuͤß⸗ 
lichen vnd Luflig zu betrachten. Zum andern mal gedr. Lpzg. 1603. 8. 
Magdeb. 1606. 8. 

32) Neue Gomedia von Dienyfil Ciracnfani vnd Damonis vnd Paihid 
Bruderſchafft. Darinn der Unterfheid wahrer Freundſchaft vnd falſcher 
Srudgeleg fein art färgeviiber. Roſtock 1562. 1678. 1588. 1673. 8. 
33) Ta Dearih Schlewmer, ein gayſtlich Spiel, darinnen alle gottss 
wergehue Menſchen abgemafet gewarnet und zu wahrer Buß vermaner wer⸗ 
den, auf daß fie wit dem Schlemmer befehret werden mögen. Magdeb. 
1588, I 8. De Duͤdſche Schloͤmer ꝛc. Sılft. a. d. Dd. 1593. 8. Hamb. 
“ 38. Geiflige Komddie von erhärmliden Fall Adanıs und Evaͤ. o. D. 


34) ia. Dartäen den Gottsuergeßuen Doppel pilern, zu ewiger 
Abfchero, vñ den Dewlſſer Kurzweilern zu dendwärdiger Erinnerun 
die Würffel vnnd Karten, fampt deren Farben, Gleich, Hochzeit, Tank, 


Nunten, Trumphen, 8, vnd Kreiden, auß heiliger Bätslicher Sehrifft 
gründsiich ertlaͤrr, "mit wamhofften exempeln, aus etlichen amfchuäichen 


. 


544 Deutſche Poeſe. Drama 


Geribenden beſtettigt, vd Darneben des eier Kauf, in «En been Gele 
den im Behr, Möchr, vd RR rftand, ren weit rechten Sala, 
und jhnen entgegengeichten en (in ng das folgende 
gifter panctli berichtet vr [6 d ernft, luſtig vnd Ichrhafft mir 

eingefpreugt ıc. Tübing. 1500 wen * et. Gin febr tußige und 838* 
Comedia, wie die Eltern idre Kinder aufztehn und verbeuraten x. Auß dem 

lebendig fünftigen Wort gottes, den Sch ften Lutheri ıc. gezogen, weit eis 
ee 9 H. Mylii u. e. eopigrammate Mart. Crusii. cbb. 






35) 8 lem mundi. Gine feine Somocdia, darinne abpebifdet, zete 
vbel an erlihen orten, getrewe Prediger (melde die werpe reden) vorbais 
ten inerden, Bud wie wie fe * 
845 weiche Gottes wort lieb Häben, Bud zulept, 3. ſie von den 
ſachern dißwellen befftig verfolget vnd dennoch ——** aus jhres henaden, 
—— errettet. Rüplih zu leſen, vnd Im agiren deweglich. getft. 1500. 
Koͤni 1645. 8. Plagium Dier Diebliche entfärung jwener Jungen Derra 
sed —* als Erneſti von 14 Jahren, vnd Alberti von 12 Jaren 
rchleuchtigſten, vnd ber ebornen Hertzog Fridrichs des andern Diefes 
—* —** GShurfuͤrſten in — hertzlieben Soͤhnen. Bad wir 
Diefelben. wiederumb wunderbarlicher Weiſe dur cn Khöler anff der Sans 
den, fennd errettet, und in das Schloß Aldenburg den Gittern gebroch 
worden. Warhafftig gefheben. Anno Eprifti 1455, Zar von dem 
dara vnd wolgelarten Herrn Magiſtro, Dantele Gramere damals in 
a in eine Lateinifhe Comedian geftellet, Anno 1 Nunmehr abe, 
echtniß vnd ewigem Rhum, des alten vand hochkoͤblichen br 
Daufes, vnd zum troft, A berräbten bergen in eine luſtige Dentſche 
mediam vertiret. Dur B .u. 3. 8. Königeb. 1646 8. Magdch. 
1595. 1597. 4. 1609. 4. f Mr hiat. u. Kirche p. 481 sq. 


- 3) Ehrifttli Ritt dem VI. Eapitel der Epiftel S. Pauli 
RA, rktider Dit sub Dem WL Sapli ber Gniket 5. Pamli, zum 










1540. 8. 
37) Tom Leben, Reiflen, Wanderſchafften bi großen St. Ehriftoffels x. 
o. O. u. J. 8. Bram Brendelgard Keyler Henri Erften auf Ge 


6 de 
oder, und jdrenr Ehegemahel, Graff Ulrich von —** pe im pe 
Ken am Bodenſee: was fi Anno 915 vnd Auno 919 milt t {nem iugetrogen. 
üslih vnd kurtzweilig zu leſen. Schalten zu ratgortt, den * Bartti, 
Huno Falle Auctore N. Fr. Aüb. 1581. Irkft. a. M. 15899. 8 


38 Hiſtoria Magelone, ſpielweiß in Deutſche reimlein gebracht Dun 
einen Studenten Mir einem nutzlichen Vuterricht O. Spalatini. Sedr. b. 
m. Blum. 1539, 8. 


:39) Ein bübf neu Faßnacht Epil aus heyliger Blbliſcher gfchrifft ge 
zogen, der treu Edart genannt, darinnen alle Rend der Welt begriffen wer 
den, mit ſchoͤnen Siguren angezengt. Straßb. 15:8. 8. Ein rede | 
U Bürger:Spiel, Tobias genannt, darinnen eben Yen daß der 3 
Gottes Wort und Merk lieblich eingebildet wirt, bie fonderlih zu fernen 
wie e6 auch einem frommen Mann übel gebt, vil leydens in Eochans * 
febret aber Bott immer gnädiglich Hilffer, und zuletzt das Ende mirSreuben 
eileffet. Alles aus Heiliger Schrift gezogen Meg, gefpiett von einer 
PA A Buͤrgerſchafft zu Straßburg. «bd. 1562. 155 


‚40) Murde bei der it des 96 Zriedrich Wilhel So 
fen wit der Dfaljgräfin > eier —*8 —— — 


Deutſche Poefie. 445 


| ber Bragebi: B 
a * ——2 a rin Oder en Betstene Be 


42) vun * aus heiligen göttlicher ſchrifft, von dem großen ſchtecklichen 
und erhäcmlichen und Belägerung der Stadt Sama arid, 
na inhalt bes 6. u. 7: Gap. in IL B. der Könige. Frkft. 1603. 8; 


43) Ein fchön luſtige ond Turgweilige Comoedia Bon dem Hochgebornen . 
on» Graffen Hannſen von und nf Wirtemberg. und Freyherrn zu 
ch. Straßb. 1608. 161.2. 4. ecca vnd Gufanna, vormahls bes 
duch Nicob. Fr. P. L. ond Com. kr Caes. j80 aber yn liebs 

teutfche Reimen transferiert. Frkft. a. 1589. 8. . 


HM) Ein ſchon fort n eier © Opiel * Hiſtorien von dem Papyria 
der Junge 34 tho eynem euenbilde ber Doͤgeth vorge 
mb kortes tes In Rn Sime grad pn trandfereert ex Noct. Atticar. A 


$. 666. 


Hatten wir bei der Geſchichte der Deutfchen Poeſie während 
des erſſen Jahrbunderts der Reformation mit Ausnahme weniger 
Bader und einzelner hervortagendet Talente eigentlich nur 
din langſames, traͤges Fortvegetiren der vaterländifden Dicht⸗ 
fuaR ine Allgemeinen gewahren können, fo dürfen wir bei, der 
Befprehung derſelben in der erſten Periode der neuern Zelt, 
v8 vom Anfang des 17ten bis zum zweiten Viertel bes 
18tem Jahrhunderts nicht verfennen, daß trog der vielen Aus 
heten Hinderniffe, die einem erfreulihen Gedeihen derſelben im 
Wege Randen, dennoch ihre Entwidelung eine größere Kunft- 
vollmbung wahrnehmen läßt, ald man erwarten ſollte. Veran⸗ 
Mlagt man nämlich die traurigen Folgen, welde der SOjährige 
Krieg, Die Berwüftungen der Franzoſen auf dem linken Rhein 
ufer, cheilweiſe aud der Spanifche Eibfolgefrieg und die Tür 
fentriege für Deutſchland nad ſich zogen, die hierdurch allge 
wien eingerifiene Armutb und Verwilderung, ſowie die durch 
jene Kriege und die Peſt fo oft in ihren beflen Kräften deci⸗ 
mitte Bevdlkerung Deutfälande, die Schwaͤchung der Inneren 
— und ben thellweiſen Bertu der deutſchen Selbſtaͤndig⸗ 

It, fo darf man an eine erfreuliche Entwickelung der freien Dicht⸗ 
ff gar nicht denken, und zwar um fo weniger, wenn man nod) 
Ninznkmmt, daß das politiſche Uebergewicht Frankreichs über 
—* unſere Vorfahren veranlaßte, nicht blos, wie noch 
kp, die Moden und Sitten dieſes Landes nadyuäften ſondern 
Gelße, Hauds. d. Aitemgejqhiqte. W. 


546 | Deutſche Poeſie. Sprachgefelfchaften. 


auch viele Ausdruͤcke und Redeweiſen deſſelben ihrer Sprade 
aufzudraͤngen und fo jenes abſcheuliche Deutih-Franzöfiihe Kau⸗ 
derwelſch herauszubringen, wie wit es in des Leyermages Cor. 
reſpondenzgeiſt und in dem weit fpätern Deutſch⸗Frauzos, im 
den meiſten Romanen bis gegen 1750, neuerlich gut nachgebildet in 
Bronikowoki's Erzählungen, finden, dann mit Redt, aber mit 
Uebertreibung, von den Puriſten vertrieben und iebt im den 
Romanen der Gräfin Hahn⸗Hahn und ihrer Nachbeterinnen 
als ariſtokratiſch nobel zur Schande der Deutichen Literatur wie 
der aufgewärmt ſehen. Daß man in biefer Periode „hierbei noch 
nicht fliehen blieb, fondern auch noch Lateinifhe (befonderd von 
Seiten der Gelehrten und Stodphilologen) und Staliänifcke 
Broden in diefe efle Franzoͤſiſche Sprachkuͤche einfhwärite, fann 
freilich auch nicht geläugnet werben, ebenfowenig aber darf man 
verfennen, daß das Volf, wenigfiens die niederen Stände, aud 
jept noch nicht feinen Antheil an der Nationalpoefie befam, 
fondern daß diefelbe fi faR nur unter dem Adel und dem hoͤhen 
Bürgerflande bewegte, während jene immer nod entweder wit 
verbalhornten Reſten der mittelalterlihen Poeſie zufrieden fein 
mußten, oder ih auf Volls⸗, Liebes» und Kriegslieder befchränkten, 
und auch bier waren, wenn man die Kirchenliederdichter au 
nimmt, nur wenige Sänger tiefer ins Volk eingebrungen, unter 
ihnen aber am Meiften noch Wedherlin. 


S. 667. 


Um nun diefen abnormen Zufland der äußern Meihadit 
und Form der Poeſte gehörig würdigen zu fönnen, muß man 
fih vergegenwärtigen, daß zwar in dieſer Periode aus an fid 
ſehr löblihen Gründen, wahrfcheintih in Nachahmung und nad) Dem 
Muſter der vielen Ahnlihen Staltänifhen Vereine jener Zelt, 
mehrere gelehrte Eprachgeſellſchaften ) gegründet wurden, vera 
Aufgabe es fein follte, Deutfhe Sitte und Sprache im egen- 
fag zu fremden Ballaſt aufreht zu halten und alles Unädte 
und Leoniſche auszuſcheiden, die aber leider unwilfürlic, fich fremden 
Einflüffen beugten und, weit entfernt, der den Deutfchen inwohnenden 
Neigung, alles Ausländifhe fchön zu finden und nadyuäffen, ent 
gegenzuarbeiten, diefelbe vielmehr durch Taͤndeleien und Spielereien 





tug1633 ensike, weite alter bald wirker eingins. Die Weise 
war die Tentibgeiinnte Genojienigaft", die am er 
In Mei 1643 Pinigp von Zen zu Hamburg file wm» 
weite 66 in Die Reienzuait, Die aus 9. 9 oder 89 Mürylicdern, im 
ve lienzemft, Die and 7 . 7 rer 49, in Vie Niyeleinumft, 
Ye and 5.5 ober 25, und in die Haupt» und Reutenmf, 
de ans 12.12 oder 144 Mitgliedern beſtchen follie, aber nur 
53 befem, theilte, fo daß Re im Ganzen nur 208 Tieilnchmer 
hatte, Gie ſcheint bis 1711 fortgetuuert zu haben und 
concennitte ihre Thaͤtigkeit vorzüglih in dem wögliäfen Aus⸗ 
ſcheiden aller fremden Wörter aus der Deutſchen Sprache und 
ver Bildung neuer, welde blos die Sonderbarteit der Bild» 
ar ſchen Wortformationen, nicht aber den Gel derfelden Hatten, 
Gie mußte darum vielen Spott von Selten ihrer Gegner dule 
den, beſonders aud darüber, daB Re fon Deutſch Ratt Teutſch 
zu ſchrelben für gut fand. Der vierte diefer Sprachorden IR der 
gelrönte Blumenorden der Hirten an der Pegnip®), 
1644 von Georg Philipp Harodoͤrfer und Johann Klajuo 
je Nürnberg gegründet und heute nod, wiewohl in einer ans 
dern Gehalt, fortvauernd. Der fünfte if der Shwanenors 
den an der Elbe‘), den Johann RIR 1656 (nicht erſt 1660) 
gründete, der aber mit deſſen Tode 1667 wiederum aufhoͤrte. 
85 


348 Deusfche Poeſie. Sprachgeſellſchaften. 


Richt zu Stande kamen der belorbeerte Taubenorben’), 
von Chriſtian Franciscus Paullini zu Giſenach 1693 in Bew 
flog beachte, ab des Leopoldenorden‘), den Caspar Jung 
Michel*) von Michelsberg zu Dredden den SOfen Mei orer 
Oten Jali errichten wollte, fowie die von Carl Guſtav Heräus 
zu Wien projectirte ähnliche Geſellſchaft (1716)°), und ein 
von dem Tertiud zu Grimma Johann Auguſt Egenolf (1717)'%) 
vorgeſch lagenet ähnlicher Berein, wohl aber die Teutſche Go 
ſeliſhaft in Leipzig‘), welche 1697 Johann Burdarb 
Mmde gründete, und die ih, weil die erſlen Mitglieder weil 
aus Görlitz waren, erſt die Görliger, 1719 aber bie 
TJeutſchübende Poetiſche Geſeuſchaft und 1727 be 
Erweuerung ihrer Statuten Die Teutfhe®efellfgaft wanmte. 
‚Zwar folgten nun nod mehrere andere aͤhnliche Geſellſchaſten, 
allein dieſe gehören noch weit mehr ale einige ber ieht ge 
nannten der nähen Periode an, und werben alfe bier mit 
weiter zu erwähnen fein. Schließlich mag bemaft werben, daß 
aus allen biefen Geſellſchaften zwar manches Guie und Nühliche 
für das Gedeihen ver Deutſchen Sprache und Poeſte hervorge⸗ 
gangen iR, allein dieß hatte man ihnen nicht als Gorperationen, 
fondem bediglich ven einzelnen Theilnehmern an denfelben, un⸗ 
ver denen hie erſten Köpfe jener Zeit waren, ins Beſondere zu 
verdanken. 


— Wan dat non ihm den Gpottnamen der beutfde Michel ableiten 

oda, dieſer ift weit älter, und gründet fih fchon aufeine Erzählung 

ſſers bes Simplitiſſimus. f. a. Deß picissimi Pro und 

— arg feinem beutfhen Michel. Sebermänniglihen ohne Lachen zu 

en rg Die —— — ra "eh tbuubenit. 

u aften 17ten 

Berl. 1824. 8. Ueb. ſ. M. E. N(eumeister). „ Spec. —— a cr. de 

poetis German. hırjus sec. (XVII.) praecipuis. Viteb. 1706. 4. ib. 
2708. (a. &» Tit. ficht ala Dr. Santa 4 

D —— deutſcher Palmbaum oder ausführlicher Bericht vor 

der hochloͤblichen fruchtbringenden Gefellfhaft Anfang ze, von dem prof 

emden (d. i. G. Reumart) Rürek. 1668. 8. (R. G. v. Hille), Div Leufie 

ae ebd. 1847. 8. Merian, ber Bruchtöriagenben ——— — 

haben, ber Duck und Wörter. Frkft. 1646. 4 ‚Sanbrart, ı feomologia Deore 









&. Sn lauchtigſt. Palmenorbeus Ehren 1088. 
Beundi u Ritterorden en P: 305. Sanndo, De OR 167 P» 122. Deutſch. 
p. 420. I. M . Seine, d. Fruchtbr. &f. 


Mac 170. A u em. — v. ». Act ©, unto. Gamer 
baften. ebd, 1781. fol. Gottſched, Von der rl Kr. Gef. nal 1755. 4 
tt. Weitr. IV. p. 968 sq. Medien. Jahrb. Bb. II. p. 


Deutfche Poefie. 7%) 

3) ©. Stömpier, Grfkes üfche feiner Sreimgebichte. Gtraßb. 1683. 4. 
Reumeifier De poetis saec. XVII. p. 89. 

4) Preißker, der Hochpreifwärbigen Deutfchgefinnten Gen ’ 
ee a Bean Seas ge 
148. Erit. Bibl I. p. 191. Sdottel, Ausf. Ych. u. ». Zeutih. Epr. p. 
Pl Richt zu ae BR unfange *. he. eben: 

mburg begrändete Ten en efe 
Bag. 1768. p- 8. eft ſden 

5) ©. Amarantes (3. „Hiſtor. Rachr. bes Löblichen Si 
tms * Dlumenordene * be ae ner un Fortgang. Fe 
IM. 3 ©. IB. Panzer, Erasuert. Gedaͤchtaiß dei vor 150 ahren geftife 
teten Blumenorbens. b. 1744. 4. Grit. BibL I. p. 191. Bragur III. 
p X sg. Müller a, a. D. Bo. IX. p. XV— . 


6) ©. Förfier b. Müller Bibl. Deutih. Dit. d. 17ten Ihbts. Wi. 
XL p. XVII. Anm. Grit. Bibl. I. P 192. Gandoria (Gonr. v. —— 
id hechloblichen adelen Schwonen⸗-Hrdens Simberfwan. € 
1066. 12. Shränenfließender Zimberſchwan. ebd. 1668. 8. 

N ©. Tenzel, Mon. Unter. 1693. p. 3. Grit. Bit. I. p- 192. 
praſch b. Paullini Zeitkürz. erbaul. Luft Bi. p. 137—151. 

8) ©. 3. ©. Jungmichel, Reuer Wachtthum der deutfchen Helbenfpradhe 

ben Hochpreißlichen Zeopolden Orden. 0. D. 169%. D z87 Beitr. F. 
). 168 3q. Erik. Sibi. I. p. 19. . 
| De Grit. Beitt. II. p. 267 sq. u. 6. Heraei Poemata. Norib. 

10) &. Erit. Beitr. I. p. 193. J. Agst. Egenolf, Consilium de 
ustituemda societate, quao barberiem in lingua vernacula coercere 
ndeat, in ſ. Trias dissertat, Lips. 1717, 4. 





11) &. Schediasma de instituto Societatis Philo- Tentonicae 
poetieae. Lips. 1722. 4. Rachr. v. d. erneuert. Teutſch. Gef. in Seipz. 
%b. 1777. 8. Be. aller Poetiſchen Schriften und Deitglieder d. T. st. 
Ivig. 1724, 8. GBötten, Gel. Europa IL. p. 781. Grit. Bibl. I p. 193. 


$. 668, 


Haben wir num bereits darauf hingewiefen, daß aflerbinge 
melne Mitglieder dieſer Sprachgeſellſchaften weit mehr für 
Dentſche Sprache thaten, als die Inſtitule, zu denen fie gehor⸗ 
en, fo muͤſſen wir bier beſonders Martin Opitzh) anführen, 
er theils durch den großen Einfluß, den er ſelbſt auf feine 
Jeitgenoffen ausübte, thelld auch durch eine eigen zu dieſem 
Iwec geſchriebene Poetik es dahin zu bringen wußte, daß das⸗ 
enige Hochdeutſch, wie es und Luther in feiner Bibeluͤberſezung 

hatte, die herrſchende Form für den poeliſchen Aus⸗ 
ad word. Zwar hatte vor Ihm ſchon Er nſt Schwabe von 
ver Heyde?) einige Regeln der Deuiſchen Proſodle feſtgeſtellt, 


550 | Ä Deutſche Poeſie. 


allein während ber ſonſt fo tuͤchtige Weckher lin ſich noch an 
gar nichts binden wollte, finden wir bei Opitz ſchon nicht blos ſaſt 
genaue Sylbenmeſſung, ſondern auch forgfältige Unterſheldung 
der Jamben, Trochäen, Dactylen und Anapaͤſten, wenn auch 
die metriſchen Formen noch ohne alle Selbſtaͤndigkeit und theils 
ben Franzoſen und Hollaͤndern, theils den Itallaͤnern abge 
borgt waren. 


1) Von der Deutſchen Poeterei. Brest. 1624. 4. u. in d. Bobm. Ausg. 
p- 1-70. Als Gymnaſiaſt zu Beuthen hatte er ſchon feinen Aristarchus 
'seu de contemptu linguse teutonicae (Straßb. 1624. Pig u. in d. Bobs 
merſch. Ausg. p. 71—78) gefchrieben. 


2) ©. Wackernagel, Sei. d. Deutſch. Herameterg P: 40. Gedichte von 
Ihm b. Wadernagel, Deutich. Lefeb. an B 191. (p. 285 .II. A.) Scheck 
fer b. Hoffmann, Spenden Bd. II. p. 1 hreibt er Schwaben all 
Verdienſt Ri und fagt, von ihm babe Dpis Yes, was er für die Deut: 
ſche Dichtkunſt gethan, gelernt. 


$. 669. 


Che wir aber jetzt zu demjenigen Manne fortgehen Fönnen, 
der ſich in dieſem Abſchnitte um die Deutſche Poeſite fo wohl ver- 
dient machte und durd Vorgang und Beifplel, fowie durch 
feine Schüler eine befondere Schule gründete, iſt es notbwenbig, 
einige Borläufer deſſelben anzuführen, welche wenigſtens in 
mander Beziehung das Terrain für ihn ebneten, auf Dem 
wirken ſollte. Die hervorragendſten Talente unter ihnen find 
der Jeſuit zu Coͤlln Friedrich von Spee aus Kaiſerswerth 
in der Pfalz (geb. 1591, niht 1595, gef. 1635), befanntiid 
der erſte Beftreiter der Herenprocefie (1631), deflen Trug Nach⸗ 
tigal Cd. 5. feine Lieder follten „trutz allen Nachtigallen ſüß 
und liebli fingen”), eine Lieberfammlung, nit blos durch ihre 
gefühlvolle Naturanfchauung an. die Minnefinger, fonden aud 
dur ihre innige Leidenſchaft für den Seelenbräutigam und 
Heiland eines ber beſten Erzeugniſſe diefes Abfchnittes warb, und 
George Robolf Wedherlin aus Stuttgart (geb, 1584, 
geh. um 1651), ber in bie Deutihe Literatur die Ode, das 
Sonett, die Ekloge und das Epigramm einführt, Obwohl 
Rachahmer der Franzoſen, übertrifft er doch Opis an Tiefe des 
Brfüpe und Ratuͤrlichleit der Empfindung, Kraft und Lebenbig 


Deutiiye Por. 551 


It des Unsbrudd ums Ekeumg ber Yhantahe Bi belich 
ifien waren bejonbers zur Jet des SO;ihigen Krieged feine 
Kılegö», Eiche» (cr menmt je Bukleram eder geile ker) 
und Trinklieder, obwehl aut cm Oden wub — 
dichte, wenn fie auch weniger yeyallr wurtın, viel Berbiraft- 
lied haben, welches bei lekteren teienderö darin beficht, daS er in 
ihnen kein bloßer Lohgurler id, ſendern nur wahre® Beriienft Ichen 
wid, Als Liederdi vier win benders Paul Weliiius 
over Schede?) aus Melrichadt in Franken (1539 —1602,, 
ver die Pſalmen im Deurige Reime bradie, gerabmt, ter 
auch das Berbimf hat, in ein Naktidung des 37 ſten Pſal⸗ 
mens das älteſte Beifpicl der Terzinen im der Deutſchen Poeſie 
und zugleich das äliche Senen in Alerandrinern geliefert zu 
baden. Schade IR es, daß von Peter Danaifins*) aus 
Straßburg (1561 — 1610) nur noh ein einziges Gedicht, ein 
Hochzeitscarmen, vorliegt, denn er ſcheint in Bezug auf Sprache, 
chythmiſche Genauigkeit und Rundung am weiteflen unter allen 
Oenannten geweſen zu fein. Gin mehr veligtöfer Dichter iſt 
dich Johann Balentin Andreä‘) aus Herrenberg im 
Bürtembergiften (15861654), Abt zu Adelsberg, deſſen 
allegoriſches Epos, die Chriſtenburg, die Stidjale und Zuſtaͤnde 
der Ariflihen Kirche in den kurz vor dem ZOjährigen Kriege 
ee Zeiträumen nicht übel onen 


a 5 Ohleget, Port. Taſchenb. 1806, p Hauber Bibl. 
Mg. 2. 140. 500..783. ‚ Bari, Be) 8 Ma 83333. ‚X. 
79 — 1. in Müllers Bibl. D. p. 

—— von Langenfeld als geiftlichee Dicker b. —8* 


neaqhtigal. Trier 1843. 8. Gülden Tugend Buch oder Werke und Hebung 
g, Nenemben Tugenden, Stlaubens, Hoffnung und Fiebe. Cobl. 1149. 1656. 
1666. 1668. 1748. 1.2. Eoblenz 18%9. II. 8. Seugnächtigall ‚oder geiße 

he poci tiihes Sußwäldlein. Edün 1649. 12. 1654. 12. 1656. 1660, 1 
1083. 12 Bert. 1817. 24. R. b. erſt. Ausg d. Tricffem, Kin 1649, 
m. Ginfeitung u. Srläut. von v. 2. ‚Hüppe und W. Suriname Andang, die 
Melodien der erfien Ausg. bearb. v. ©. Foͤlmer. Goesfeld ill. 12, Er. 
d, ur . Billmes. Köın 1812. 1812. 12. R. d. Ausg. dv. 1654 Im 
d. Ber. bearb. dv. Irz. XRav. Weninger. Insbr. 1844, 5. Auswahl 

db. Müller a. e D Bd. XU. 

Deutſch. 


2) S. Moſcheroſch, Phil. v. Sittew. Geſichte II. 
Ruf. 1779, Be. Xp BVe So Hanndv. Mag. I. P 12 "Da ei. 
1788. 3b. IE. p. 80 a €. 9. Conz, Nachr. v. > eb. u. Ghrift. 

B. —* 1803. 8. Müller, a. a. D. p. SEXY. Yörbend m. 
Y.p, 196 sq 9 Gerber im Deutfch. Muf. Aa 2 2%9 sq 
Bay Biden. ‚Oben und Gefänge, Stuttg. 1618. "Seit he wad 1* 





u 










32 Deuefipe Poefie. Epos. 
Under. 1041. 12. 1648. 198. 
* 7 * ER 3 * Bi — 7585* 
ter des 17. Ihdte. fortg. v. K. % &. V. 


—— & , Sebi eine 5 
ag jur 556 em > — ã fi se 
6. Prob. b. Eſchenburg 2* St. ebd. M. p. M 


8 d Vit. phil. p. 206. Bruder ventempel IV 
* 8 u Im it pi p — "Di —— * Rn Höhe ig 


q 
melodei t 
ae, at 
deg Teutſche Geb, Straßb. 1624. 4. B 162 “2. D. ne u. d. 3 
adernagel Bd. II. p. 95 aq. (p- 128 sq. ®. I. U.) 


2 ©. a Unterr. v. db. Deutſch. en . 423. Da Pole. IT. 


Bd. Ö 7 „L, 
“2 sg. D. Ba in d. A Or he Bo un gr Be Eh pr 


9 S. Ber — aphie b. —* Selbſtb. merkw. Dränner. ine 
IR. Br. rg. Le —* * Würtemberger. Stuttq. 
8. Deutfe. 9 Muf. ö 780, Gt. XI « MBärtemb. Rep. db. Lit, IR. 


t. U. 4 Ch. „Zeller, Roi Du ’ opuse, var. nov. 

d. Tub 1713. 4. M. 9%. —A Werl al im in Diud 
Lat. m. Zeutfh. Schr. d. Sottcägel. 3. v. J. Tũh. 1793. 8, m. Rad. in 
Mlg. Lit. Anz. 1796. p. 689 s sc: H. W.Clemm, Amoen. acad. (Stuilg. 
1754.) Pasc. II. $ 1 —8 ae “2 B. A. — alten, — nn 


der, V. oͤrd 
Rn Geiftiäe Küctwei Eh. 61912. Ohr She. Iemit. — de 2 
ae — uf een m. « Bo } eo dere: 
e eh 
—* Ppis- Ve, 8, 9. b, Illgen era Pac .Theol. 





$. 670. 


Ge iſt fon oben aus einigen Andeutungen klar game 
ben, daß fi Die ältere —XR Dichterſchule, Ihren Oyih e 
ber Spitze, vorzugoweiſe mit der Lyrik beſchaͤftigte, wir wele 
gleichwohl ber früher beobachteten Ordnung halber hier perl 
einige Worte über das Deutſche Epos während derfelben IR 
fagen. Die Blüthe deſſelben war für Deutſchland wenig 
für jeat lange vorbei, und Arbeiten, wie des befannien Shen 
iſchen Reichohiſtoriographen Johann Freins h ei uh) ande 
(1608 - 68) Teuiſcher Tugendſpiegel, wonit er Bernhard We 
Weimar feiern und verewigen will, Johann Beter Titzens) 
Zulus) aus Liegnitz, Conrectors zu Danzig (1069 — 80) a 
eretia, Wolf Helmbard'a, Freiherrn von Hohenberg) m 
Eengenfehh in Niederoͤſtreich (1612 — 58), (ale Riqglich %W 
Vruchtbringenden Geſellſchaft ber Sinnreiche genauni, GO 





Deniſche Poeſie. Epos. 553 
pargiſcher Dttebert, wemit er Rudolf von Haböhurg meint, ſowie 
Mi umwollendete Witiclind des Hamburger Abvokaten Chri⸗ 
Han Heinrich Poſtel) aus Freyburg im Lande Hadeln 
(1658— 1705), des Sebaſtian Wielaup‘) Held von 
Mitternacht (Guſtav Adolph) und des Georg Greflinger, 
Neicro zu Hamburg (t 1677) gereimte Geſchichte des 80jähe 
igen Krieges, die er als Seladon yon der Donau fahrieh®), 
ſind für uns bloße literariſche Euriofitäten ohne Innern poet⸗ 
iſchen Werth, an denen theilweiſe die loͤbliche Abſicht, den Hel⸗ 
den ihres Baterlandes ein Denkmal zu ſetzen, allecrdinge zu er⸗ 
waͤhnen fein wird, Mas das komiſche Heldengedicht an⸗ 
langt, fo haben wer blos von Chriſtian Wernike (oder 
BWernigk, Wernack, nicht aber Narwer) ans Preußen, 
Morhofs Squͤler, der zuleht Daͤniſcher Refident zu Paris war 
(gR. um 1740)7) einem Hand Sachs, worin er eigentlich nicht 
dieſen Dichter, fondern feinen ebengenannten Feind Poſtel, bier im 
Anagramm Steipe genannt, ber ihn in einem Sonett einen Ha⸗ 
fen, der auf ben todten Löwen (Lohenſtein) hereinfpringe, ger 
(elmpft Hate, unter dem Bilde deſſelben, lächerlich gu machen ſucht, 
Inbem er ihn nad Pope's Vorgange in ber Dundade feierlich 
mw Sans Sachſens Rachfolger kroönt. Indeſſen rädte Polen " 
Georg Sigtömund Hunold (1680—1721)°), bekannter 
as Menantes, aud Wandersleben in Thüringen, indem er 
Bersitn in einem Schauſpiele ald Narrweck bie Rolle des 
Harlckin zuihelite, wofür ihn dieſer wieder in feinen Epigrammen 
«8 Navius abconterfeite. Einige Kleinere komiſche Erzählungen 
ws Schwaͤnke lieſerte Johann Wilhelm Lauremberg") 
(Ganns Wilhelm 2. a. Ref.) aus Reflod (1598-1659), und fie 
gehoͤren zu dem Beflen, was überhaupt aus feiner Feder kam. 
Gr bediente ſich zu feinen Gedichten der nieberbeutfchen Sprache, 
in welcher auch feine 10 heiter⸗jovlalen Satin auf die da⸗ 
wallgen Sitten, die damalige Tracht, Titelfuht und Poeſie ge 
fbriehen find. Diefe Satiren fichen noch höher als des -Rectord 
i Schleswig Joh aun Rahel aus Lunden in Norddithmarſen 
(1018 —00) ) hierher gehörige Arbeiten, die mit Ausnahme 
der für unacht geltenden Jungfernanatomie und Jungfernlob 
anch weit ernfier find, und bes Churbrandenburgiſchen Rathé 


554 Deutſche Poeſie. Satire. 


und Refidenien zu Breslau Paul von Winkler‘), der uä 
Mliglied der Fruchtbringenden Geſellſchaft der Geuͤbie bie, 
Spottgedicht, der Edelmann, auf den Hochmuth und die Veradtung 
des Bürgerflandes von Seiten des Schleſtſchen Adels. Judeſſen 
bebienten fib aud mehrere nicht unbedeutende Schriftkeller ve 
Profa zu biefem Zwede, fo befonderd Johann Migqael 


Mofherofh") (keine von ihm erſt gemachte griehiide 


bebräifhe Uebertragung von „Kalbékopf“, fondern ein [den 
von feinen Verfahren geführter Name) aus Willſtaͤdt im Ha 
nauiſchen (1600— 69), Confioriatpräfident zu Hanau, wm 


ale Mitglted der Fruchtbringenden Geſellſchaft der - Träumen 


genannt, der in feiner allerdings nur in der Form und Ein 
Heldung beruhenden Nachahmung von ded Spanier Quevede 
Träumen oder Bifionen (Suelios), die er bie Geſichte Phil 
ber von Sittewald nannte, 13 einzelne Satiren auf wand 
(ei faule Fleden feiner Zeit hinterließ. Einige find Außen 
lebendige Zeitgemäfde, wie 3.8. fein Soldatenleben, welches um 
das im SOjährigen Kriege und Deutfchen Reiche beſonders eingerifien 
Stegreifieben mit wahrhaft poetiſchen Farben darſtellt, ander 
dagegen ziemlich ſchwuͤlſtig, ſo fogar fein Todtenheer, gegen dab 
ſchauderhafte Juriſtenlatein und das undeuiſche Roͤmiſche Rei ge 
richtet, und feine Venuonarren, aber an Schärfe und Geiſt fehlt es 
feinem, und eine gefchidte Bearbeitung diefer ihr Original in viekr 
Hinfiht uͤbertreffenden Copie wäre zu wuͤnſchen. Die einge 
flochtenen Gedichte verrathen feinen Ginfluß der Optp’fchen Schule, few 
dern es finden fih genug Härten darin; auch zählt et ned 
ganz wie Wechherlin die Veroſylben ohne Accentuation. Talem⸗ 


voller noch, aber auch breiter und ſchwülſtiger zeigt Ab der 


wisige Feind der Opitzianer und Puriſten Johann Bal 
tbafar Shupp(ius”) ans Gießen (1610 — 61), zul 
Paftor zu St. Jacob in Hamburg, deſſen mannigfaltige ſatin 
iſche Auffäpe far fämmtlih von augenblicklichen Zeitconjuncu 
hervorgerufen und eigenttih mehr Gelegenheitsſchriften als wi 
lich praͤmeditirte Arbeiten waren. Sie verbreiten. ſich faſt übe 
“alle Gebrechen der damaligen -Zeit und enthalten viele treffliche 
neue Anfihten und Geſichtspunkte; befonders audgezeichnet ſud 
der geduldige Hiob und der Ninivitiſche Bußſpiegel. Gieige 


Deutfihe Poeſie. Satire. 555 


Achnlichkeit wit dieſen Urbeiten haben unter ven Schhriſten des 
befannien Wiener Hofprebigerd Abraham a Sancta Glara'*) 
or Ulrich Megerle aus Krähenbeimfätten bei Möffirch in 
Schwaben (geb. 1642, gef. 1709) beſonders fein Rarren- 
neh, Merls Wien, Etwas für Alle, Judas der Erzſchelm, Hul 
und Pful xc., obgleich fie verhältnigmäßig auf einer weit nie 
drigeren, faR banswurflartigen Stufe fichen. Auch der befannte 
Retor zu Zittau, feiner Vaterſtadt, Chriſtian Weife”) 
(1642 — 1708) ſuchte die Lafter feiner Zeit durchzuhecheln 
und wählte dazu bie Form eined Romans, allein den geringen 
Beifall, den feine frofige Satire fand, verbanfte er mehr feinen 
übrigen damals vielgelefenen Schriften, und darum fiel fein Bud 


bald nachher in verdiente Bergefienheit, welches Schickſal leider, aber . 


mit Unreht, auh Johann Riemer’! aus Halle (1648 — 
1714), Paſtors zu St. Jakob in Hamburg, Satire auf die 
ſchlechten Dichter und Berfefabrifanten widerfahren IR, deun bier 
ſewohl als in einer andern auf die damalige Redekunſt iR viel 
Ireffended und Wahres, was auch für und noch zu beherzigen 
fen dürfte, geſagt. Reine Curioſa find fein politiider Maul⸗ 
affe, Stockſiſch ıc. 

— a Bean. Soma ee 
ap! honor. p. 357 sq. Struve, Acta litt. T. IL. f. 3. p. 7 ik 6. 


Commerce. litter. M. Berneggeri I. a II. Faseic. 
1670. 12. Zörbens 3b. I. p. 5 


—580. 
9) Sucretia, woanzie 0. 3, 8. Proben b. v. Baczko, Preuß: Tempe 


, 3781. Apr. 
3) ©. Kin Gr. VI p. A2 2q. — Der "Habfpurgifche ——8 
ar a 8. (Ausz. in d. Betr. zur krit. Hiftorie d. —— r. Bb. 
p. 541 576. Die unvergnügte geraubte — Re⸗ 
ah. an. 8. Luſt⸗ und Arzneygarthen, oder Sie mit beutihen Sayten 
—— Gronbarfe des Töniglihen Propheten Davibs. ebd. 1675. 8. 


4) Der große Wittelind, in einem Heldenged. her. m. e. Borr. u. M. 
zadı. v. Leb. F — Chr. Er. Beihmann. Hamb. 1724. 8. 


e Juno, wie folhe von Homer in der Hias Lib. XIV. abgebildet, - 


m hof Euflathius zu Theſſalonich ausgelegt, von von in teutfche 
—— —8 und it Ahmet ungen erklaͤ Fr 1700. 8. f. Thieß, Samb. 
l. 2er. Bd. I. p. 111. Sördens Bd. IV. p. 210, —28 Bo, VIII.1 

5) Der Held von Mitternacht. Heilbr. 1633. 4 


1657. 


7) ©. Fldgel Gef. d. Tom. Pit. Bo. IM. p. 462 A Sörbens Bd. Y. 


1% %7 ag. Schmidt Rekrol. Bd. I. 176 sq. 9 nge, AL. deutfche Sat. 
p. sq. Foͤrſter b. Müller Bibl. d. Deutſch. Dicht. Bo. X 


6) —— Hreigigaveier Krieg, poetiſch erzaͤhlet. o. O. (damb) 


556 Deutſche Pole, Satire. 
Tat —— Bedefle ber ee und S —*8 ebichte, * dis 


nöthigen Erklärungen des Weberfehers. Altona o. 3. (1708) fe 


8) Der Grichte Pritſchmeiſter oder ee ae — in einer "tin 
* bei zugleich eine Oritiqu d über ein —— 
ten, Schaͤ 8* und unverſ —* ——— der Ho a 
baufchen deften. Goblens (Hamburg) 1704. ei 1. Giöge! Br. 
Zörbens Wb. II. p. 480 aq. Hannõp. Mag. 1768. p. 83 sg. 
Geſch. d. deütſch. Spr. Epze. 1733. 8. Fr II. p. 539 sg. * 
chr. v. ſ. Bidi. Wo, VII p. 706. Da Fotr. 1790. Bb. II. p. 146. 


9) ©. sro Bi. IH. p. 150 ii ? 665 * a. Mm. 
pP 42 ng eimü u 1B05. wr 66. p Per une veer elle Wer 
Eine: © * edichte: Als ertlid: 8* ber —— zen —— 
Banbel Maneeren. 2. Ban almobifher Kleder Ora n ver⸗ 
aan: pri unbe Ziteln, 4. Ban Poöfte und — nen 
unnange von etlichen in büflen Tyden A ingeſchlekenen —* 0.0. 
Keu ——— * x —— Geb aaa (he (Jan. Wi) 
sv atyriſche Gedichte, e et (Jam. 
‚ Lauremhergü Schert Gedichte Samt einem Anhange — in diefer 
Zeit wen heausgelommener Nieder: Sächflihen Teutſchen Werfen, Ber 
Biebhaber der «bien Posnie, er en wiederum auffgeleget und gebradt. 
Bremen 1700. 12.0.8 u. $ (Gaflıl 1754.) | 8. De nye —* utiopifät 
Badıd » Bübel, enhoorpen in veer Gcherhs@edichte. In Rebderd a We 


gumet. 0 u. 3. 8. Hochdeutſche Ueberf.ı Vier Schergg Lug 
———— von ber Dicrkunft Cem Chr. 
r aLs hier Die ELbe fLosse. 


10) S. Hamb. Berm. Bibl. Bd. IN. p. 98 , (wo, ib bi 2 Ik. 
Satiren zung abgefprochen werden.) Joͤrdens Bd. 1 — 
* Pr DE Schmibt rel. ee 17 : DL . es 
e Gedichte. u &a penh. 
3 t. 1668. 8. (10 ©.) 1677. Didenb. (London) 1 8. — 
5 Bremen 1700. 1707. 8. Breyburg tm Hopfenſacke. 0. 9. ( 
lin) 8. mb, 174%, 8. NR. d. Deig. verd. von I. I. Wippel. Bert. 1789 
8 ne x d» a 1828. r Ders Y —— 
nenn en erſten Satiriker in der hochdeutſchen Spra 
m Kom "aber ebenfowenig ale ben des Deutſchen Luc 


11) Dee Ebelmanm. Frkft. u. 1696, 8. ©. BB. M. p 
My f@rsibt has Bere a EC. B. 83 q; ien daus | 
Roi Rp. 181. 


12) ©. —— Consp: liter. p. 383, Olla Potr. 1783. Bd. N. 
95 Un Strobel, Gele Haffes. Er IV. p. 480 sg. Idrdens Ds 
R- zyprg er ð rd 0%. & D. 9b. XIY. p. LXXIL 
Stricer Sf. Se. & eſch. Bd. IX. p. 201 sq. Wunderliche und we 
tige Geflchte Philanders von Sittewald, Das iſt Straff⸗-Schriſſten, 
ichael Moſcheroſch von Wilftäbt. In welchen Aller Weltwefen, Aller 
[hen Händel, mit jhren Natürlihen Farben der Eitelkelt, Gewalts, Head; 
eley, Th ühorbeit bet bekleidet, offentlih auff bie Schau —A or als in um 
enellet und gefehen werden. Straßb „8. ebd. 1650, Il 
5 — . 9. Ditmar. Berl. 1830, Br 1. 1. 8, gt f. * 


Deufpe Porfle. Sartre. 4687 


1648. 8. u. Complementum „ das if Discursus historico politicı Don 
Rxperti Ruperti, von Wundergeſchichten ꝛc. ebd. 1648. 18. 


G. Wiiten. Memor. Theol. Dec. X. p.+1396. Spizel. Amoen. 
Kt. T. VE. p. 585 aq. Stöget Bd. IH. p. 420 sq. Strieder Bd. XIV: 
Pr 43 sg. Joͤrdens Br. IV. p. 677 Sg. Wachler b. Edert Ueberlief. I. 2. 
p. 40 2q. u. inf. Biogr. Aufl Lpzg. 1835. 8. 17 1 aq. — Lehrreiche Schrifs 
ten, deren ſich beydes Geift — ale Bainge, weß Standes. und Alters fie andy 

d, nuͤdlich gebraudden fünuen. o. DO. w. I. ( Hanau 1660) KH. & (Dayuı 
ugabe zu feinen Schriften, Antenor, ninivitifcher Bußfpiegel, 0. O. u. 3. 
8.) Iıfft. a. M. 1684. 8. ebb. 1702. II. 8. 


14) S. Wedherlin Chronol. I. p. 204 ag. Birfhing Bd. T. p. 3 1q. 
Yrdens Bd. VI. p. 530. sq, Kehrein Geſch ». ge tſ. 9. L. p. 
7 1: Wunderwuͤrdiges ganz neu ausgehecktes MasrensZeft oder surleuke 
Dfficin und Werkſtatt mancherley Narren und Närrinnen ıc. Sıtft. 1707.8, 
Bien 1737. 1751. 1758.:8. Centifoliam steltorum sder hundert auoduͤu⸗ 
dige Narren in einer neu aufgewärnten Alapatrie-Paftetten. Nuͤrnb. o. 3, 
4. Schilderungen von 100 Närrinnen in Kupfern dargeftellt. ebd. o 93. 4. 
dab der Erd: Schelm, für ehrliche Leuth, oder Eigentlicher Entwurf und 
Lebensbeſchreidung deß Iſchariotiſchen Boͤßwicht. Worinnen unterfchiedliche 
Diseurs, fittlidhe Lehrs⸗ Puncten, Sedicht, und Geſchicht, auch ſehr reicher 
Borroth bibliſcher Coucepten. Bamb. 1687. 4. Salz. 1688--95. 1710. 
NRärnd. 1690. 1709. 1718. 1752. 1775. IV. 4. Reimb did, oder Ih Liß 
Die, d. i. Alerlel Materien, Discurs, Concept, vnd Predigen, welche biß⸗ 
dere in uaterſchidlichen Tractätien gedruckt worden: NRunnichr in ein Dert 
Seſammen gereimbt, vnd zufammengeraumbt. Lucern 1687, 4. Sal;b. 1687. 
160, 1714. Göllen 1638. 1707. Yugsb. 1714. 1754. 4. Sun! und Pfui der 
Welt. Hug oder Anfrifgung zu allen ſchoͤnen Tugenden, Pfui oder Wulchredis 
ung von allen fchändlichen Laflern ꝛc. Wuͤrzb. 1707. fol. Salzb. 1710. 4, 
Rimb. 1715. 4. Würzb. 1725. 4. u. viel. Und. Saͤmmtliche Werke. Paf—⸗ 
fan 1834. 2q. 12. 


15) Die drei Argften Erb s Rarren in der gantzen Welt ano vielen wärs 
tifhen Begebenheiten -bervorgefuht und allen Intereßenten zu beßerm Nachfins 
nen übergeben durch Cathartaamı Civilem. 0. 9. 1676. 12. ®pzg. 1704. 17. 
Augsp. 1710. 12. 


Pa 3b. II. p. 100 sq. — Hartuiann Reinholds Reime dich oder 
ih freße dich, das ik deutlicher zu geben Antipericatamefanaparben- 
—— poetieae oder Schellen⸗ und ſcheltens wuͤrdtge 
orheit baͤotiſcher Poeten in Deutſchland, Hanswurſten zu ſonderbarem 
Rupen md Ehren, zu keinem Rachtheil der edlen Poeſte, unfrer loͤblichen 
Mutterfpradye, oder “einiges rechtſchafnen, geichrten Pocten zu beladen um 
zu verwerfen vorgeftelt. Nortbaufen 1673. 8. (der Regente beiter Hofmeiſter 
oder Iuftiger parnoffus. Epıg. 1679. 10881. Weiflenf. 1712. 8. mt. f. 
dram. Werf.) Lufige Redelunft. Merfeb. 1631. Lpzg. 1717. 8. Luflredmer. 
Merfeb, 1684. 8. Gternredner. ebd. 1690. 8. Br politiſche Stockfiſch. 
Rerſeb. 1681. 12. Der politiſche Feuermaͤuer⸗CKehrer. pjg. 1682. 12. 
Die politifige Golica. Lpsg. 168i. 12. Der politiſche Grillenfaͤnger. ebd. 
1682. -12. Der politifhe Halbfiſch. Merfeb. 1696. 12. Der politifge Haa⸗ 
fee» Ropff. o. D. 1689. 12. 


n 


| 5. Deutfche Porfie. Lehrgedicht. 


8. 671. 

Wenden wir und nun zum elgentliden Lehrgebidt, 
fo finden wir, daß daſſelbe in dieſem Abſchnitte eigentlid nur von 
einem einzigen Manne angebaut ward umd biefes war der, von dem 
die ältere Shlefifhe Schule ihren Namen hat, Martin Opik 
von Boberfeld!) aus Bunzlau (geb. d. 23. Decbr. 1597, ge. 
d. 20. Auguf 1639 zu Danzig), mit Recht der Valer de 
Deutſchen Poeterei (Poetik, nit PBoefle) genannt. Obwohl m 
veflectirend, um phantaflereihes, geborenes Dichtergenie zu fein, 
zu gelehrt und benfend, als daß ihm die Erfindung hätte leitt 
werden müflen, bat er doch das unfterblicde Verdienſt, die Deut 
fe Sprache zuerft zur eigentlichen Dichterſprache umgeſchaffen u 
haben, indem er bie bereitö von dem oben (S. 549) genannte 
Dichter erfundene Silbenmeſſung einbürgerte, die fremden Bir 
ter ausfchled, gefickt Archaismen vermied und die Deutidm 
auch mit den Kunftwerfen ausländifher Poeſie bekannt machte, 
Indem er gewiffermaßen der Schöpfer der Deutfchen Weberfegunn® 
literatur wurde. Leider ahmte er aber dabei die fremden Di 
ter, beſonders die Holländifchen, zu fehr nach und führte ih 
Bert» und Dichtungsarten ein, vorzüglih den ungluͤdlichen 
Alerandriner, der am Allerwenigſten für die Deuiſche Pock 
und Sprade paßt. Was ihn aber am Meiften blosſtellt, das N 
fein Haſchen nach Anläffen zu Gelegenheltögedichten und Panegyrife 
auf hochgeſtellte Keute, und darum darf es und nicht wundern, went 
-er das treue Factotum und der Lobhudler des ſchrecklichen Gralm 
Dobna bis an defien Tod war, ja wenn fi} der protefank 
iſche Dichter nibt fhämte, des Jeſuiten Martin Becanus Ma 
nuale zu überfegen, und nad Dohna's Tode wieder die Gum 
der proteftantlihen Machthaber ſuchte. Vielleicht hätte er nod 
öfter die Farbe gewechſelt, allein der Tod verhinderte ihn baras. 
Bon feinen Dichtungen gehören hierher fein Lob des Feldlebens, 
eine Schülerarbeit und Nachahmung von Virgils Georgica 
von defien Culex und von Horazens zweiter Epode, fein Gevlät auf 
den Anfang des Jahres 1621, ein Troftgebicht bei Widemoͤctig⸗ 
keiten des Krieges, durch feinen Aufenthalt in Holftein veranlaßt 
und die Drangfale des 30jaͤhrigen Krieges ſchildernd, Ziaina (her 
vorgerufen durch feinen Aufenthalt an biefem veigenden Orte in 


Deutſche Poefie. Schrgebicht. | 559 


Glebenbürgen) oder dieRuhe des Gemuͤthes, Vesuvius ober von den 
Urfadhen der feuerfpelenden Berge, Bielgut oder vom höchſten Gute, 
und die beiden Panegyriken, Lob des Krieges: Gottes Martis, eine 
Apologie Dohna’s, und Lobgefang des Neides. Ale dieſe Ges 
bite leiden mehr oder weniger an den oben angegebenen 
Sehlern. Unter feinen Nachahmern iR der bedeutendfle Ans 
dreas Scultetug?) aus Bunzlau (nad 1642 verfhollen), 
deſſen Oeſterliche Triumphpoſaune troß ihres ſchwuͤlſtigen Titels 
Leſſings Lob in hohem Maße verdient. Auch Rudolf Mey⸗ 
ers Sterbensfpiegel?) oder Todtentanz iſt nicht au veradten, 
Ricolaus von Boftel’s*), Rathsherrn in feiner Baters 
ſtadt Stade (1670-— 1707), moralifhe Gedichte hingegen find 
eigentlich ‚nur als Verſuche, die niederdeutſche Sprache wieder zu 
Ehren zu bringen, zu loben, wie denn Barthold Zeind’s°) 
aus Hamburg (1664— 1721) philofophifhe Dichtungen aud 
nikt ‚über gereimte Proſa hinausgehen. Ehriftian Hoff: 
mann’s°) Lehrgedicht über den Bergbau iſt eine- trodene Theorie, 
die ebenfo gut in Profa hätte gefchrieben werden Fönnen, bes 
Bielfhreiberse Caspar von Barth”) aus Eüftiin (1587 — 
1658) Deutfcher Phönir, eine Apologie der Unfterblichfeitölchre, 


und endlich die Ehr⸗, Lehr» und Leichen» Gedichte des Aitorfer 


Profeffore Magnus Dantel Dmeis?) aus Nürnberg 
(1646— 1708) hätten ebenfo gut ungefchrieben bleiben können. 


Als Fabeldichter ind zu erwähnen Georg Philipp Harsdörfer 


aus Rürnberg (1607 — 58), In der Fruchtbringenden Geſellſchaft des 
Epielende, - in der Deutfchgefinnten Genoffenfhaft der Kunſt⸗ 
Ipielende genannı”), Zuftus Gottfried Rabener!) aus 
Eorau (1665— 99), Rector zu Meißen, der Großvater des 
befannten Satirikers, und endlid Daniel Stovppe“!) aus 
Hitſchberg (1697 — 1747), defien niet In Proſa, wie die der 
Uebrigen, fondern in Alexandrinern gefchriebenen Nachahmungen 
La Fontaines und de la Motte von feiner Coterie, der 


Gotiſchediſchen Schule, denn er war Mitglied der Deutſchen 


Geſellſchaft in Leipzig, vielfach gerühmt und empfohlen wurden, 
bald aber in verdiente Vergeſſenheit verfieln. Sonft bat er 
Ah mehr in niederer Komik hervorgethan und der Inhalt feiner 
beſten Gedichte betrifft Tabak, Bier oder Kaffee und bie Liebe; 


560 | Deutſche Poeſie. Lehrgedicht. 


auch als Gelegenheitsdichter war er ſehr fleißig, doch lebhrdein 
er nicht blos hochgeftellte und reiche Leute, wie viele feiner It, 
ſondern er machte auch Gedichte auf Perſonen mit Vor⸗ m 
Zunamen, Amt und Würben, bie aber in der Wirklichkeit ga 
nicht erifirten. Auch einige Proben von poetifden Cpifleln ſa⸗ 
den ſich in ten poetiſchen Wälden von Martin Opih, 
Paul Blemming, Andreas Tfherning, Andreas 
Seultetus, Andteae Gryphius, Benjamin Ren 
kirch, bei mweldemPepieren fie aber in naher Verbindung wi 
feinen Satiren Rechen, und endlich in Heinrich Mühlphort“ 
aus Breolau (1659 — 1681), eines zu feiner Zeit ſeht ge 

ſchaͤßten Gelegenheitsdichters und Schützlings —— | 
vermiſchten Gevbichten '?). 


1) ©&. Witten, Mem. Philos. Dec. IV. p. 439 4q. Gottſched, Gl. 
Re. ev 1749. 8. p. 175 sq. Grit. Beytr. ‚ var" &t. 2. r a 
Leipz. Muſ. Alm. 1792. Ginl. 29-40. Yördens BP. I. a 

858 in Schlegel Deutſch. uf Bd. II. p. 116 - 157. 2353, Qt 
d. Rachtr. zu. Sulzer. Bd. VI. p. Mi aq Kera.a.D.p. 
or ann v. Ballersleben in d. Call. Provinz Bi. Wr. 96 p * 
pend. Bd. IT. p. 55 u. Pet Ged. d. Deutiäen. p. 211-1 
&. G. Lindner, Raqrr. v. Dig, Beben. Birk 10. 1.8. - 
—8 Poemata und ach id her Gprah 
Item Berteutſchung On. Heinfli Lobgefangs Jeſu Ehri an Opa a 
Dadım. GSampt einem anhang Mehr auserlefiner gerät anderer Teutfäe 
oeten. Dergle Sen in * prach Hiebeuor nicht auſſkommen. Etra 
624. 4. Acht Bücher Deutſcher Poematum durch Ihn felber herautgegeden 
auch alſo vermehret vnnd vberſchen, das die vorigen darmitte nicht zu ri 
hen findt. Bresi. 1625. 4. . 1628. 8. Brest. 1620. 8. 1697. & 
Dangig 1641. m. 8. Britt, a. ®. 1644. II. 8. After 1636 Mn 8. Mi 
7a, 5. Seliae .M. OS 8. Bel > go m u 8 
ebi te v. odmer) u. (rei ager 
EM, 1745. ®b. I. 8. Deutfche Gedichte von neuem beziehen, ah 
mit Anmerk. rl. v. Dr. W. Triller. Frkft. a. M. 1 
Gerd. herausaeg. v. Müller Bibl. Deutih. Dicht. ae 1622. ‘ar n 


2) Gedichte von H Scultetus, aufgef. v. G. Ephr. Leſ Braunſcho· 

er. * Dazu: J. G. Jachmann, Radiefe zu a H. Eeffüig orte 
. Bil. 1774. 8 u. ind. N. Eitt. Unterh. Brest. 174. ud 

ei, Bueite ‚Nachlefe dazu. —X 1783. 8. u. Leſſings Werke Di. I 

bit: Andr.' Sc. Boleslavii Defterlihe Triumphpoſaune. Berl. 1612. 4 

— ——— Jeſas. Br. o. 3. 4. Boffels Ehren⸗Ge⸗ 

. ebd. 1641. 4, Prob. b . Müller. Bb. IX. p. 101 2q. 

” Gtecbensfpie l, d. i. ſonnenklare Vorftellung menſchlicher Richtigkeit 

wur alle Ständ’ und Gefchlechter oder I.  Fobten» Dany ergänget Und 

Brrausg, bus durch Conrad Meyern, Maler in Bär. 1650. 4. f. Dofmamı 

ZSobtent. p. 50. u. im ©erap. 1840. p. 291 sq. 


4) Yoetifche Nebenwerte, b d in Deutfchen und Lateiniſchen, Chrif⸗ 
lichen Moral raum. Pe RL —EES u * 


Daeſche Poefe. Epigremm. 561 


Gedichte. Erſter Aheil. Stade 1708. 8, Florilegium ger- 
manico - latinum sententiarırm proverbialium. Hamb. 1734. 8. & 
6) Bergprobe oder Reichſteiniſcher Goͤldner Gel, anfängli aus eigner 
Beihtigung im Jahre 1659 in Bergmänniſcher Rebensart ꝛe. — 
aber ref an ben Tag gegeben. dena 1674. 8 ſ. Bouterwek Bd. X 


— 7) Deutfeher Phoenix. Irkft. a. M. 1626. 4. 

8) &. Apini, Vit. profess. phil. Altorf. Norimb. 1728. 4 

am, chr. gel. Leute. p. 119—126. — 
Beim und Dihtkunft. Rürnb. 1712. 8. p. 307—382. 

9) ©. Witten, Mem. phil. Dec. VII. p. 305 sq. Doppelmayr, 
HE. Kachr. v. Nürnb. Mathem. p 98 — 100. Meißner, Sourn. f. ält. 
&t 3.1. &t. II. p. 17—53. Dlfa Potr. 1784. Bd. I. p. 37 „1789. 
8b. III. p. 85 22. 38— Mag. 1767. p. 122 sq. Sole .X. 
p. 179. 236. 376 A.G. Widmann, Vitae 53 Ph. „u Per —* 
Fa 4. Radır. d. Beute. Ar. zu Leipz. &. I r 8b. 
1 XXIV sq. — Nathan, Jotham, und einlin, 6 ar Sahlihe und 
Bitte gepegebüchte. Nũrnb. 1650-51. 1659. IL 
10) & 6. Wagner, Series a gymn. Freib, Viteb. 1710. 4. 
Veißner im Deutfch. Muf. 1782. Bd. . 163—171. — Nüsliche Lehr: 
gedichte. Dresden 1691. 8. 
11) Neue Kabeln oder Moralifhe Gedichte, der. Deutfchen ‚geaend zu 
‚nem erbaulichen Zeitvertreib aufgefegt. Berl. 1738—40. IV. 8 
‚ Gommtagsarbeit oder geiftliche Gedichte auf alle Eonnz und — durch 
das ganze Jahr ꝛc. Hirſchb. 1737.8. Erſte Sammlung von D, St. Sil. 
Teutſchen Gedichten. Frkft. u. Lpzg. 1728. 8. Zweyte Sammlung. ebd. 1729, 
‚8 De Parneß im Kättler, ober Schertz⸗ und Genftpafte Gedichte. Hirſchb. 
.3735. 8. f. Hoffmann Spenden Bd. U. p. 177— 

12) Teutfhe Gedichte. Brest. 1686. Bd. 1. ontft. 1687. Bo. IT. 


‚N. 8. Prob. b. Müller 8 XIV. p. 49 cf. Kahlert in d. Schleſ. 
Pi 81. 1836. ©t. I, u. IL. görfer b. Müller 0, a. D. p. LXIV aq. 
Ä 

$. 672. 


Auch im Epigramm, worin fich berelis Wedherfin‘) 
verſuchte, that Opitz das Eeinige, indem er eine große Menge 
‚von dergleichen Dichtungen theils aus der Griechiſchen Antho⸗ 
Yo, oder aud Martial und den Diſtichen des Gato, oder 
aus des Franzoſen Pibrae Quatrains üuberſetzte, theils au 
felbſt einige erfand, die wohl von Nachdenlen, nicht aber von epl⸗ 
grammatiihem Talent zeugen. Alnbedeutend If der Ephorus 
des Ulmer Gymnaſti Martin Zeiler aus Raͤuben In Steier⸗ 
anf (1589-1621), der eine Anzahl fehr nüchterner, ſteifer 
Epigramme lieferte ?), intereffanter dagegen {hen Julius Wils 
heim Zinfgref and Heidelberg') (1591—1635), deſſen 
ſegenannte Emblemata eine Anzahl Deutfcher Ueberſchriſten tra> 
gen, bie in das Gebiet des Epigrammd gehören. Indeſſen ifl 
der erfie Deutfihe Dichter, der den Namen eines „autor Gpi⸗ 


| Gräfe, Handduch d. Piterärgefhichte. UI. 


| 





— — — — ⏑ 


564 Destfhe Poeße. Sgrik. 


30731. 351-9. 1. p. 236-246. 300.-336. M. Ogktzii Akne, 
L. II. Epigr. lib. unus. "ren. 1631. 8. 

.3) Emblematum ethico - politicorum Cewturte. Ed. wit. aachet 
et corr. Heidelb. 1666. 4. Eſchenburg a. a D. p. 29-262. 

4) ©. keeſſing, Liter. Briefe nr. 36 u. 43. (Werke Bd.XXX. p.i0 
Hoffmann v. 5 Polit Geb. d. D. p. 29% ng; Jördens Bd. IL * 
Vi. p- 517 2q. Müller a. a. D. Bd. IX. p. XI—XXIV. — Enus 
dert Teutſcher Reimen: Sprüche Salomons von Golaw. Breslau 1638. f 
(enth. aber 900 ©.) Sal. v. Golaw Deutfäher Kar — rg 
Breßlaw 0. 3. (1664.) 8. (3553 Ep.) ©. u. ©. Aufenprdk 
Schi. 1702. 8. (will Veraͤnd.) F. v. Eogau Stmngebite, zwölf 
ai Unmerkungen über bie Sprache tes Dichters v. X. W. Ramler 

€. Leffing. zu. 1759. 8. a Ep.) Ucberarb. v. Ramler. chd. ing 
Kusel b, Müller a. a. DO. Bd. 1. p. 1—110. ſ. a. Leſſing Verke 


‚igramme. Dangig 1645. 8. Selabons ehe ‚Kleber nebſt Mi 
Anpang — und ernſthafter Gedichte. Frkft. 165 
S. Deutfchen Ueberſchriften in ſ. pottiſchen —8B Pp. 
2 ©. Eſchenburg a. a. DO. Bd. II. p. 135—158, Ä 
8) Epigrammata oder Beyfhrifften. Iena 1663. 8. u. in f. til 
GSed. Bd. Il. p. 451 sg. / 
9) ©. Zörbens Bd. II. p. 459g. Müller a. a.D. p.XXsq. I 
Chrysophili Hamburgensis Schimpff= und Ernfipaffte Clio. o. D. h 
Zena 1642. I. 8. Auswahl bei Mülter Bidl. Bd. VIE. p. TU ng. 
10) Poetiſche Wälder. Frkft. 1698. Zr. u. Epgg. 1707. IL 8. & 
£pjg. 1718. I1.8. & Ludoviei hist. schol. ne I. 9.46. D. Fr. —* ki 
Lebensbeſchr. gel. Männer. p. 179. ee . 2775 ng. VI. p. 
11) ©. —— T. V.p. 1 „Vita bint. —* 
Hamb. 1609. 4. Moeller en ſ. p T. II. u. T. II. p. 6 
Joͤrdens III. p. 689 sy. ©. Beyſchriften, in f. Deutſch. Gedichten. Tab: 
Seit, 1702. & Bd. Jin. p. 369-510. Ausw. a. f. Sch. Pe 
b. Müller Bd VII, p. 175 89. | 
12) Ucberfehriften oder Epigrammata in kurzen Gaticen, Eures 
wcden und Furzen Bittenlehren befte Regen. Amſt. 1697. 8. (VIB) 
fohriften, Epigrammata In acht Büchern, nebft einem Anhange von iM 
Schäffergedichten, theitd aus Liebe gur Poösie, theild aus Haß des U 
garge geſchrieben. Hamb. 1701. 8. 1704. 8. (X ©.) Züri 1749. 8. 2 
*4 .I. Bodmer. ebd. 1763. 8. ©. Wernikens Ueberſchriften, nett &% 
fhernings, A. Gryphius u. A. Dlearius epigrammatiſchen En 
v. Ramler. ‚url. 1780. 8. Desben b. Müller Bd. XIV. p. 163 24. 
13) Dichte Ki Verſuchgabe beftehend in Teutſchen und Latein 
Auffniften, wie auch etlichen Stimmgedichten ober Liedern. Vaſel HET 
inholds von Freienthal (Grob) Poetiſches Spazierwaͤldlein, def 
laden a Lehr ee cherrz⸗ und Strafgedichten 0. D. 1700. B. 
tche Gedichte. Brieg 1652. 8. Magdeb. u 
we Leich⸗ Belange Mar Sud: Schriften, Brieg 1746. 8. 


$. 673. 


- m Reihen unter ven einzelnen Fädern der 5 

Poefie in diefer Periode IR die Lyrik auegeſtattet. Di 
und um fo weniger wundern, als der Etifter ber Grpen © Su 
hen Säule, Martin Dpig, den die Fruchtbringende Gckl 






















Deutfihe Poeſie Epigramm. 563 


ſatget, in biefen bie Ihorhelt der Welt mit lächelndem Bunde 
auigczogen.“ Die beten feiner Gpigramme find z. B. das an bie 
Sqhleſiſchen Boeten, Neupoetifder Unfinn, die neue Fräulein- 
ſchaft x. Vergleicht man ihn mit Logan, den er übrigens nit 
gelaunt zu haben fdheint, fo übertrifft er ihn unbebingt an 
Tiefe der Beobachtung und Menſchenkenniniß, wogegen er an 
nalver Einfachelt, gerader und fchlichter Ehrlichkeit ihn nachſteht, 
nicht aber an Reinheit der Sprache, da Logau viele Härten und Fehler 
gegen die Teptere und den Verobau mihältl. Uebrigens iR es 
falfch, dieſen mit Katull und Dionykus Kate, jenen mit Martial 
zu vergleichen, denn beide find rein Deutfde Originale und fön« 


doch Johann Grob's2) aus Lichtenſteeg im Toggenburgifcien 
(1630— 97), Rathöherrn zu Herifau, Beiſchriften oft fehr treffend 
und piquant. Roc muß ich auf eine Afterabart des Epigramme aufs 
merlfam machen, auf die fogenannten Leberreime, welche der Rector zu 
Kiel und dann zu Thorn Heinrich Scävius erdatt hat, wobei 
er Berfe zu Stande brachte, wie: „Die Leber iR vom Hecht und nicht 
von einer Kuh, Det doch den Bräutigam und Braut fein warme 
m”, oder „die Leber iſt vom Hecht und nicht von einer Gans, 
die Ragb heißt Urfula, der Hausknecht aber Hand.” Ueberhaupt 
fehlt es an ſolchen erbärmlihen Dichtern unter der Mafle der 
Gelegenheitsdichter in diefer Periode nicht, und als Wentel 
Scherfer!“), bekannt durch feine ſchauderhaften Grabſchriften 
( B.: Ach wie vergebens iſt, o Tod, Du Streckebein, Umb 
Deine Wuͤrgerey Unwill: und brämflig fein, du Würger General! 
heitſin dergleichen Dhren, Die böfe Worte nur vermödten durch⸗ 
bohren, Mit guten hielt ih inn, Du folteR wohl erſahrn, ich 
wolte meine Theils gewiklih Dir nicht ſparn, Du tauber 
Büterih x.) einſt fang: „Solte man auch diefer Tagen Bö⸗ 
fer Dichter Maul. zuſchlagen! O fo würd’ umb ein Gedichte 
Hausen fein gand Angeſichte, Braun: und Blau es fo durch⸗ 
innen, daß man faum ihn würde kennen“, ſprach er ſich ſelbſt 
da6 Urtheil, wenn man flatt „Böfer Dichter” hätte „ Sqlechter 
Diqter“ leſen wollen. 

2 ©; ſqenburs, Auserl. Stüde d. beſten Deutſchen Dichter. Bd. III, 


2) ©. f. Geiflliche und weltliche Poemata. (Amſt. —8 Bð. I. p 





664 Deutihe Pocfe. Iyeit. 


307--381. 331—9. II, p. 216--U6. 300-336. Mi, Oplizii Siirarım. 
L. II. Epigr. lib. unus. Frei. 1631. 8. 

.3) Emb —* eihico - politicorum Genturte. Ed. wit. auzlier 
et corr. Heidelb. 1666. 4. Eſchenburg a. a. D. p. 259-262. 

4) ©. „erling, Liter. Briefe nr. 36 u. 43. (Werke Bd. xxx. p.80sq,) 
Doffeiann v. 3. Polit Geb. d. D. p. 208 sq. Yördens Mp. IH. 9.40 
Vi. p. 517 294. Müller a. a. D. Bd. IX. p. XI-—-XXIV. — Erfkehdw; 
dert Feutfeher Reimen : Sprüche Salomons von Golaw. Breslau 16%. 1. 
(enth. aber OO ©.) Bat. v. Bolaw Deutfäer — — drey Zarſen 
Breßlew o. J. (1t64.) 8. (3553 Ep.) ©. u ©. Auferwecte ** 
Irtft. 1702. 8. (mit. Veraͤnd.) 3 v. —5* zwölf 86 


mit Anmerkungen über die Spracht tes Dichters v W. ARamier 
€. Leſſing. . 1759. 8. ga Ep.) Ucderorb. v. Ramler. ebd. ve 
Auswahl b Kr a. 0. D. Br. Vi. p. 1—110. ſ. a. 2effing Berk VM. 


p- 138 
5) i gramme. Dantzig 1645. 8. Seladons he ‚Kever nebſt einen 
Anhonge himpf und ernſthafter Gedichte, Irkft. 165 
6) &. Deutſchen Ueberſchriften in f. poetiſchen Wibern. p: 9-3 
7) ©. Eſchenburg a. a. D. Bd. MI. p. 135—158, 
— | oder Beyſchrifften. Jena 1663. 8. u. in f. traflä- 


96 . Sördens — * 1. p. 4ſ9 aq. Müller a. a.D. p. XX.sq. Erami 
Chrysophili Hainburgensis Schimpfl: und Trnfpaffte Clio. 0. ©. 168 
Jenã 1682. 11. 8. Muswapi bei Möller Bidl. Bd, Vil. p. Tg. 

10) Poetiſche Wälder. Frkft. 1698. Br. u. Lpis. 1707. IL 8. Bril. e 
£pzg. 1718. 1.8. © Ludoviei hist. schel. P, I. —F 46. D. &. er 
Lebensbeſchr. gel. Männer. p. 179. Me 262 

11) ©. Glormawd T. V.p. 1 Merk via on int. oe 8 
Hamh. 1609. 4. Moller vor f. —8 Tu F. 1. p. 6% 
Zördens IN. p. ‚689 sq. ©. Beyſchriften, in f. Deutich. Sebichten. gib. u 
Sräft, 1702. & ®d. 1IE p. 39-510, Uusw. a. f. Ged. (Kiel 1682. 8.) 

b. Müller 8b VIE p. 175 8q. 

12) Beberfchriften oder Bpigrammata in Furzen Gatiren, kurzen Leb⸗ 
reden und kurzen Bittenichren efenenn. Amſt. 1697. 8. (VA B.) Weber 
fchriften, Epigrammata in acht Büchern, nebft einem Anhange von ettide 
Schaͤffergedichten, theits aus Liebe zur Poesie, theils aus Hab des Mühe 
"gange geichrichen. Hamb. 1701. 8. 1704. 8. (X ©.) Zürich 1748. 8. vich. 
*4 Bodmer. ebd. 1763. 8. C. Wernikens Ucberſchriften, nebſt Opitett, 

ſaerninge, A. Gryphius m. x. Diearius epigrammatiſchen Gedichten, et. 
v. Ramler. Erit- :1780. 8. Proben b. Müller Rd. XIV. p. 163 09 

13) Dichteriſche Verſuchgabe beſtehend in Zeutfchen und garen 
Kuffhcktm, wie auch etlichen Stimmgedichten ober Liedern. Bafct 1678.12, 
Reinholds von Frelenthal (Grob) Poetiſches Spagierwälblein, befichend in 
vielerhand Ehren= Lehr: Gcherrzs und Strafgedichten o. ‚1700. 8. 

2® ee und Iliche Sebichte. Brieg 1652. 8. —8 
66h, 8. Leich⸗Geſaͤnge und Grab⸗Schrifften. Brieg 1746. 8. 


4. 673, 


Anm Reichſien unter ben einzelnen Faͤchern der Dertid en 
Poefie in dieſer Periode IR die Lyrik auegeſtattet. Dieb fm. 
uns um fo weniger wundern, als der Etifter der Erſten Edle 
Mm Schule, Martin Dpih, den bie Brudibringende Gckäfte 


Deutiche Poefic. «drik. 565 


wit Recht den Gekronten nannte, natuürlich ſchon ber Vollſtaͤn⸗ 
digkeit halber, ſich ihr chenfalls winmete. Wir haben bereits 
weichen, daß eigentliche dichteriſche Begeiſterung ihm abging, daß 
ao Reflexion und Streben nach Wohlredenheit bei ihm immer 
bereitete. Wenn feine Lobgebidte hiervon weſentliche 
Beweife geben, fo Liegt dieß freilich in der Sade, denn Ges 
Igeniheitögedichte Fünnen num einmal feinen wahren poetiſchen 
Seins aufweiſen. Unter feinen weltlichen hyriſchen es 
dichten, Oden und Gefängen find einige recht huͤbſche Lieder, 
wenn auch das erotiſche Gebiet Ihm nicht fehr hold war; feine. 
Eonette dagegen find blos Nachahmungen der Stalläner und 





- Srangofen, und unter feinen geiſtlichen Roeſieen if blos feine 
Uuſchteibung des hoben Liedes in lyriſchen Strophen entſchieden 


gelungen zu nennen. Endlich verfuchte er ſich auch im Schäfer 


geist, aber feine Nymphe Hercynia iſt eine ganz Reife Zierpuppe, 


und nur einzelne Stellen in Profa (diefe wechſelt wit Berfen 
ab) find Emyimufer darin für jene Zeit, die lyriſchen Stücke 


; Dagegen fehr matt. An Nachahmern Opigens fehlte es natuͤrlich 
nt, denn er bildete ja durch fie eine förmtiche Schule, die auch, 


} 


‚ wel feine Schüler. größtenthells Schlefier waren ober weil wäh. 


rend des breißiglährigen Krieges Schleſien felbh") als die Höhle 
des Fuchſes (Dohna), der befanntlid die wenigen Hübner in 
der Rachbarſchaft feines Aufenthaltsortes Fichtt, fondern alten! 
weiter geht, no am Wenigfen litt, und die Poeten daſelbſi 


‚ inter der Aegide von Dohna's Günſtling fikerer ald ananderowo zu 


fein meinten, gedeihlich fortblühte. Natürlich zerfaͤllt die Lyrik bier 
cbenfalls in eine weltliche und: geiflide, und darum fpredden wir 


auch von der erferen zuerſt. Cie - müßte, wollte man nad ber 


Zahl ihrer Pfleger gehen, einen hohen Etandpunft eingenommen 


haben, allein Radabmungen ausländiſcher, ſelbſt geſchmadcloſer 


Daher, der von Dpitz der Lyrik aufgedrüdte didactiſche und 
reſlectirende Charakter und die Mafle von Gelegenbeitsreimereien, 
vie von den damaligen Theologen und Paͤdagogen vorzugsweiſe 
als Monopol angefehen wurden, verhinderten durchaus einen 


qnelleren Auſſchwung, und darum iR auch von dieſer Schule 


nur eine Feine Anzahl würdig, hier erwähnt zu werben, wenn 


ash Zeſen In feiner adriatiſchen Roſemund (S. 311)7) feinen 


566 Deusfche Poeſie. Lyrik. 


Collegen anf dem Deniſchen Helicon einen gar fan klingenden 
MBanegyrifud gefungen hat, der und zugleich ſchon ein weertwärks 
ige® Beifpiel von gegenfeitiger Lobhudelel ber Tübtichen Litecain⸗ 
und Journaliſtencotericen liefert. 
1) S. Bouterwek Bd. X. p. 11 2q. A. Kaflert, Schleffens Auche 
an der Deutſchen Poeſie. Berl. 1835. 8, 
2) Die Stelle iſt theils der bafelbft erwähnten Namen, theilt der mel 
a wegen wichtig. Es Heißt dort v. 142 aq.: „Cd 
an wie 2 bewäget Der deutſche Helikon, wie unfer Mars auf: flünmt, 
Der Deld von Roberfeld di fühfle laute flimmt, Dadurch rin flählern hir 
mitsleibendtich mus wärben, Des muhtes unmußt ſchwündt, und reift PA 
von ber ärden Zu bähm, was himliſch if. Kom, fchaue,, wi Di ehrt, 
das ganze bdeutfche reich, und andre füngen lehrt; Wie Hübner ehrſt begünzt! 
der währte Held im eigen Und füngen meiſter würd ; wi dich nmnahch m 
nügen Der grohſſe Buchner ehrt, der durch⸗ erleuchtte Man, Dehm fi 
Fein Zizero noch Maro gleichen Tan. Der grund: gelährte Bahrt hat 
auf beutfih gefungen, Und Ylämming aussgetrült, was mandem auf da 
zungen Zwahr ift, doch klaͤben bleibt. Der Wäklerlein füngt mit, So v 
als ihm vergännt. Wenator, Köhler, Schmid, Mein Rumplier und 
Weinz; di mit den beiden Boͤhmen DI faͤder eingetaucht in Agenipre fir 
men; Hahrsdoͤrfer, Dleahr, mein Rift, mein Peterfohn, mein Gchottel, Fit 
keltaus, dehr feine kohrbehr s frohn Sit mirten hat vermifcht. Lund, —* — 
eider, Grummer, Freinzheimer, Hartman, Tihz vergraben ipern — 
mer In unfve tichterei Mein Brähm' und Habneman, Jah Schweiniz, Heins 
flus und Plav füngt was er kan. Mibhl, Herman, Tſcherning, und 
Golay fpilm alle: Wein Schlüter, Bochman, Weifl’ und Rinkart gähn 
[halle Den wähg der ewigkeit. Des Buhchholz kiuger geift Ümfchreibt das 
ſchoͤhne buhch, mit dähm ſich Vogel reifft Aus feiner — 2*1;8t Boni! 
mein geift, Halt innen, Halt in, und mäld auch am di ädien tichterinnm, 
Da⸗durch das Deutfhe Reich und feine Freie blüht, Di Lachmund fu 
lährt, und Fräudiginn' erzüht. Schau' auf, Luſtinne, ſchau, wi dich de 
Schwatzin ehret, Tanzt um den mirten⸗ſtok, und deinen cuhm verein 
Wi die von Roſentahl, bie aͤdle Parnaſſin; wi di von Hohendorf; 
Bismarin; Sah wi did Bildegond von Weftohn fo befünget, Auf do 
usb nider⸗ beutich di libessfeiten münget; Wi dich bi Dukm wolttn 
rühmlich macht befant, Daß auch von Braunichweig ab ins reiche ni 
land Ihr Harer tohn erſchalt. Schau, was di Schöne tichtet; Und 
fi dihr ein lob bei aller wält anrächtet; wi jened Abel: bild dort von 9 
Guhten au Did ehrt und andre mehr, di zwahr von deinem tau entnüch 
tert, doch vihlmehr im dunkeln fpiten wollen, Und labffens keinen fähn, 
fl der libe gpim: Drüm bin id wüllens ftum, verwundre weich mar fe 
Als ich mid) wundern mabg, und nänne Feine mehr. Noch eins, ei li 
hau! wi alle deine ſachchen, Di ädle Magdalehn von Beverfurt kann m 
hen, Und groben nahch der Zunft dein bild in Zupfer ein, Daß auch PiraW 
teles ihr lährling felbft wül fein.” ‚ 


8. 674. u 

So einfam wie Wedherlin unter den Opitzianem ww 
fieht, denn er fang, wie Zefen fagte, fo viel als ihm ver 
ebenfo has ih Julius Wilhelm Zintgref (nit: Zuizeiß 


aus Heidelberg (1591—1635)'), obwohl Opigens er 
Ä 
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Deutſche Poeſie. Lyrik. 567 


freund, doch füR ganz frei von der Manier des letzieren a 
halten; wenigſtens atmen feine Soldatenlieder einen ganz ar ' 
deren Geiſt als die gemadie Lyrik der Opitziſchen Schule und 
wurden au zur Zeit bed dreißigiaͤhrigen Krieges fleißig gefungen, 
wie mar aus mehreren Schilderungen jener Zelt ſieht. Allen 
äste Radahıner Opigens find Baul Flemming’) aus Har⸗ 
tenfein im Bulgtlande (1609-40), ein Mann, ber fi viel 
in der Welt umgeſehen hatte, und befanntlih als Hofjunter mit 
einer Holſteinſchen Geſandiſchaft durch Rußland bis nach Perfien 
gegangen war, wo ex ſich ohzne Zweifel mit den alten herrlichen 
Litern dieſes Landes bekannt gemacht hat; denn manche feinen 
Oden baden einen far morgenlaͤndiſchen Schwung, fo daß «es 
war zu bebauern iR, Daß er nicht befannter wurde und felbf eine 
Dichterſchule gründete. Sein Reifegefährte, der Hofmathematikus 
und Hefbibliothefar des Herzogs Friedrich HIT. von Holſteln⸗ 
Gettopp, Adam Diearius?) (eigentlich Oehlenſchlaͤger) aus 
Uſcheroleben (1600 —71), in der Fruchtbringenden Geſellſchaſt 
der Bielbemuͤhte genannt, hat mehrere orientalifhe Sprüde und 
Singedichte in feiner Ueberſekung von Saabi’s6 Guliſtan fo 
glͤdlich nachgebildet, dab ſie für Deuiſche Originale gelten 
formen, Auch der weiter unten zu nennende berühmte Dra⸗ 
water Andreas Gryphius (Breiff‘) aus Großglogau 
(1616 — 64), obwohl feine Gedichte ‚mehr in das geiſt⸗ 
liche Fach ſchlagen, gehört hierher; denn feine Sonette find für 
ihte Zeit ausgezeichnet zu nennen, und wäre er nur nicht fo oft 
melancholiſch und hätte er nicht zu viel Kirchhofogedanken, fo ünnte 
men (den der Innigkeit feines Befühls wegen über dieſe einfellige 
Rittung hinwegſehen; in der Fruchtbringenden Geſellſchaft hieß er 
der Unſterbliche. Dann IR Andreas Tfherning‘) aus Bunz⸗ 
lau (geb, 1611, gefl. 1659) nach Lauremberg's Tode Pro⸗ 
ſeſſer der Dichtlunſt zu Rofod, obwohl vielfach uͤberſchaͤtzt, hiers . 
ber zu ziehen, denn er bat fchr viel wit Opip gemein, feine 
Eyrache und fein Bersbau ind correct und felne Gebanfen und 
Bier reiflich durchdacht, aber auch bei Ihm vertritt Weflerion 
Ne natürliche Dichterbegeiſtetung, und in feinen Gelegenhelis: 
gedichien IR er nun vollends matt. Auch in Koͤnigoberg finden 
ſich drei Lieherdichter, welche die Opipiie Manier in Preußen 


zu Geltung Braten. Der erfin.ı teufekben in ber Yrcufiie 
Oberseglerungsferretin Robert Rob enhan *2 ano 
KAönigberg (WDR 48), dem beienbes das. Belcgenheite, 
dichten ſehr leicht won der Hand ging; winmeht nicht chen viel nchr 
von ſeinen Dichtungen Hbrig IR um: ze auch eröftenihchi6- zuuter 
den Namen Berintho ſchrieb. Schr velvamenie ihn Gimen 
Dat’) aus Memei (1605 509), Peoſeſſor ber-Bochie. am ber 
KAöninöberger Unioerſitaͤt; denn berjelbe rettete ihn vun dem geb 
Rigen und leiblichen Untergange, den dieſem beiten geiſtlichen 
Licherdichter ſeines Jahrhunderis feine erbaͤnnliche Stellung «ld 
Tollaboraior an der daſigen Domſchule, wo fein elender Gehalt, 
ten ihm geſdhungrige Gollegen noch ſchmälerten, und bie Aräuk 
ungen und Berrädungen, die ihm feine Vorgeſchien am der 
Säule, niedenraͤchtige Dummföpfe, gu Thell werden ließen, ihm 
faR aufrichen, bereitet haben würde. Im Kirchenliche {A 
er noch ausgezeichneter ale in den weltlichen Dichtungen, alien 
auch bier bat er den Ton des Bollélledes Fall Immer aufe 
Gluͤcklichſte getroffen, wab an naiver, tranherziger, inniger Ge⸗ 
müthlichleit, ſowie an einer Damals beifpiellofen Leichtiglelt und Ges 
faͤlligkeit der Sprache und des Verobaues, kommt ihm fkeiner 
feiner Zeitgenoſſen gleich. Mertwärbig iR feine Vorliebe für bie 
unpostifche Geige, die er fo weit trieb, daß er eink fang: „ba 
id Bott und dich (d. h. den großen Ehurfürken) kann geigen.” 
Hierin flimmie fen Freund, ber Dritte im Bunde, Helurid 
Wibert (nidt: Alberti)*) amd Lobenfein im Boigtlande (1604 
— 68), Cantor zu Kimigöberg (f. 1631) mü ihm überein, 
der allerdings ebenfalls auch ald Kirchenliederdichter weit beden⸗ 
. sender iſt und zu feiner Zeit durch die ſchoͤnen Melodieen, die er 

zu Seinen Liedern zu componiren wußte, bei Jung und 
Alt, Hoch und Gering in großem Anſehen Rand. Diefes Stier 
blatt fang, geigte und trank in einer von Albert angelegten Kürs 
biohũtte, wo die einzelnen Kürbiffe mit bem Namen feiner Freunde 
in Reimen beichrieben waren, die von Ihm dann componirt mb von 
ber Geſellſchaft im Chore abgefungen wurden. Auch Zacharias 
Lundt oder LZundeiue) aus Näbel im Herzogthum Schles⸗ 
wig (1608), beſonders durch ben Opitzianer Augup Buchner, 
Profefior zu Wittenberg, gebildet, Koͤniglicher Hoffecrctuͤr zu Ko⸗ 





Dentiche Peoeſie. tyeil. 569 
venhagen (+ 1667), hat chaige rechi hbſche Gchite hintexlafe 
fen, in denen gefühlselie Waͤrme wit Keflerion gepaart if. Der 
awähnte Chriſtoph Homburg würde vielleicht, auch 
aahmer der Grangefen und, Holländer zu.fein, mandes Gute 
* haben, der ebenfallo (don genaunke Andreas Scul⸗ 





Fi berührte Daniel Shoyye, Danielvon Gjspko”) 
aue Kofi im Liegritiſchen (160560), einer der gefiw 
und freifinnigken Männer feiner Zeit, deſſen 
Wahlſpruch wer: „Wo Freiheit iR und Recht, da IR das Bas 
mind”, Elias Major‘) aus Breolau (1587 16060), 
Chriſtoph Colerns aus Bunzlau (+ 1658)2), Ge org Ben⸗ 
der), Chryſoſtomuo Scholtz“), Nikolauo Beuder”), 
Eredtrihter zu Göln an der Epree (f 1674), ein ebenfe 
naiver als gefchidter Belegenheltöpichter, ber beſenders gute 
alte Vollsweiſen für ih au bemupen wußte, bei weiten höher 
eben und doch nicht erwäßnt werben. Gar niht übel * 
de in daſſelbe Gebiet gehörigen Lieder und 
Sibylla Shwarzlin”) aus Breiföwalde as 


; umb übertreffen wenigfen® bei weitem bie ber fpäter fo vergölierieg 


— rn  — u en. Ze 7 nn 


Eophie Schwarz, gebomen Beer (+ 1791); allein Opihens 
Freund, Auguſt Buchner") aus Dresden (1591 — 1661), 
Profefior der Poeſie zu Wittenberg, in der Fruchtbringenden 
Geſellſchaft Der Genoſſene genannt, ift einer von ber unzähligen 
Maſſe jener professores peeseos, die eben blos darum dieſe 
Stelle zu beflciven fheinen, damit ihre Schuͤler von ihnen ler⸗ 
un, wie ein Didier nicht fein fol. Lien man fein Lob» 
diät anf Den einigen Hector magn. Sperling, fo bat man 
volig genng, umd es iR daher hier noch zu erwähnen, daß er 
früher grundlos für den Grfinder des beutfchen Hexameters ans 
ohäricen wurde, obwohl er dadurch, daß er feine Schüler, in 
I Farm er cin polo zu fen wähnte, mw Dh 
ImR ermunterte, nicht ohne Verdienn IR. Gin 

erdaͤrmlicher Dichter biefer Art war Gottfried Biudelte 


hau‘), Stadtrichter zu Leipzig Cum 163-4), der ſich Georg 
böbcderfeqner 


von Tügen nannie und cin aͤchter Geberfadfer war. 


570 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


Beſſer in ſchon ein gewiſſe Hyphantes, Mitglled des 
Schkwanenordend, eigenttig Weber”; genannt, trop feiner 
Ftachtigkeit aber ein gay bedentendes Dictergente der Auer 
fruchtbare Jakob Schwiegery (Sqchwiger) ws: Altena 
(geb. um 1090 — 40, geſt. nach 1008 — 7), in ver Deutſch⸗ 
geſtunten Genoſſenſchaft der Flüchtige, ale Mitglied des Eib⸗ 


ſchwanenordens Filidor der Dorferer genannt, deſſenge⸗ 


harnſchte Benus, eine Gedichtſammlung, worin er mitten summer 
denen Rüfungen im offenen Felblager fowohl feine «46 anderer 
guter Freunde verliebte Gedanfen, kurzweilige Begebniſſe und 


Erſfindungen“ erzaͤhlt, und (18) Matrigale himmtliweilt vom 


den meiſten Reimereien feiner Zeit verſchieden find, ja for 
gar dad Tehte Zehend biefer von Ihm mit Melodien verſehenen 
Sammlung, weldes er dem Priapus widmete, If, abgefchen von 
den fehlüpfrigen Stellen, die er aber recht geſchickt entſchulbigt 


(„ver Kato nennt ed Foten, ſingt er, Was ich bibher geſehl. Wer iR 


denn je geweſen, Der ihm ed zwang zu lefent Wem dieſes 
nicht ergeht, Dem hab’ ichs ja verboten”), originell (er ſagt 
„died Zehen bieibet mein; Auch ſchrieb ih wire allein”) mb 
bat manded von der Bünther'fhen Laune. Einen wmerfwürbigen 
GSegenſaß zu ber -erotiichen, zügellofen Rufe Schwieger's bilden 
die abſichtlich keuſch fein follenden Liebesgedichte (größtentheils 
auf eine gewiſſe Marnia) David Schirmer' 62) aus Pap⸗ 
yendorf bei Freiberg (geb. um 1623, geſt. nach 1682), in 
der Deutfigefinnen Genofienfaft der Beſchirmende genannt, 
der, ebenfalls durch Buchner gebifvet, feit 650 auf deſſen 
Enpfehlung in Dresden Hoſdichter war, als weicher er nun bei 
alten Geburts⸗ und Ramendiagen, Berlöbnifien, Bellagern und 
fremden hohen Beſuchen Oden, Tafellieder, Werhfelgefänge, Terte 
gu Balletien und Gingfpieln aus. dem Wermei füttelte und 
neh als chutfuͤrſtlicher Bibllothekar (feit 1656) im dieſer Ber 

ſchaͤftigung fortfuhr. Hätte er nicht bisweilen zu fehr getünftelt, (Cu⸗ 
yloo ließ ihm taugen Zu feinem Spiel die Augen, Daraus er pflegt 
u ſchießen Mit golobelegten Spießen Die heißen Benutpieile; 
Bad Belle! — Benusfelle; Nicht Selle — VBenusbränbe; 
Richt Brände — Benushändez Richt Hände — Venuskletten; 
Richt Kitten — Venusleiten ıc), was Ginige veraulaßt hat, 





Dexutſche Poeſte. Seil. . 871 


{in für den Vorläufer ver Hoffmanndwalbau s Lohenftein’fchen 
Manter anzuſehen, ‘fo könnte man wohl fagen, daß er in fernen 
even befondere dutch ihren muſtkaliſchen Wohllaut und ihre 
heitere Geminhlichfeit feines Gleichen ſucht. Uebrigen® hat er auch 
Sonette im Itatläntfiten (Marini’8) Geſchmacke, ſowie die erſten 
unter dieſem Namen gedruckten Bentichen Elegieen in Alexan⸗ 
drinern gefertigt. Im letzteren Genre thaten ſich auch der unter den 
PYemisihäfern, aid deren Mitglied er Fontano hieß, zu erwähn⸗ 
ende Bedeutende Deutſche Sprachforſcher jener Zeit Ju ſtus 
Georg Schottel“) aus Eimbeck im Hannöverſchen (1612— 
76), Hof⸗Konſiſtorial- und Kammerrath zu Wolfenbüttel, Je⸗ 
ſaias Römpler von Löwenhalt“), der Stifter der aufs 
richiigen Tannengefellihaft zu Straßburg, und ein gaviffer ©, 
A. Richt ern), hervor. In Madrigalen, einer Kunfform, bie 
wohl ver obengenannte Johann Leo Haßler auf den Deut 
ſchen Parnaß verpflanzt hatte, verfuchten ih Caspar Ziegler”) 
and Leipzin, Profeffor der Rechte zu Wittenberg (+ 1690), ver ſich 
fh Kart - Zinto nannte, der ſchon genannte Schwieger, ein ges 
wiſſer Johann Zac odi?‘) und der Brandenburgiſche Hiſtoriograph 
Martin Kempe?) aus Königsberg (1637— 82), alo Peg⸗ 
nigfchäfeer Damon, als Mitglied des Schwanenordens Kleodor, 
als Mitglied der Deutfchgefinnten Genoſſenſchaft der Unfterbliche, 
und in der Fruchibringenden Geſellſchaft der Erkorene genannt. 
Ohne wi bei dem Mufter eines niedriggefinnten, kriechenden 
Peeten, den Andreas Riblmann?) aus Querfurt, auf 
mmbalten, will ich bier nur noch zwei der fruchtbarfien, aber theil⸗ 
weife auch matteſten Dichter diefer Periode anführen. Der erfle 
MR Johann RiR”) aus Pinneberg im Holſteiniſchen (geb. 
1607), ver ſchon als Schüͤler, wie Opis, den Pegaſus beſtieg, 
dann aber als Prediger zu Wedel an der Elbe (+ 1067) bis 
‚om ſeinen Tod nicht aufhörte Verſe zu machen. So fehr ihn 
feine Zeitgenoffen gepriefen und überſchätzt haben, ſoviel Tadel 
bat ihm die Nachwelt zu Theil werden laffen, und darum bat 
er auch, abgefehen von manden andern Vergleichspunkten, 
eine merkwürdige Aehnlichkeit mit dem guten Gottſched. Mn 
ſeinet großen Fruchtbarkelt, die ihm in der Fruchtbringenden 
Geſellſchaft den Namen des Wüfigen eintrug, mag wohl feine 


573 Deutſche Poeſie. Iyrik. 


vubegrenze Gitellein ar guteds Theil Sc getragen 
denn er wollte mit aller Oewalt ein greßer Theslog fein, d 
fpirlte er ben Pietiſten md „irich das große Wa der 
geiſtliche Lieder zu dichten.“ Wach in der Deutſchen 

weite er den Ton angeben; darum ſtiftete er den unmigen 
menden, Er wollte von feinen Zeitgenoſſen geprieſen ſein; 
lobte. ex fe. So gelang es ihm denn, daß Leute, wie 
dorfer, Klaj, Budelg, Schottel, Siegmund von Birken, 
ſcheroſch x. ihn bis an ben Himmel erhoben, fo daß. er bald 
een Theilen Deutfhlands aus als der Nothiſche 

der Fürſt ber Poeten, der Gott des Deutſchen Pamaß, Das 

auderwählte Ruͤſtzeug ded Herrn, der große Ciuberſchwan x. 
angefungen war und einem großen Theile feiner Werke cine 
Zugabe von dergleichen Ehrengedichten feiner Freunde uud Lobs 
hudler beifägen Tomste, gerade fo wie cin hohlföpfiger höherer geiß- 
licher Beamter in einer Deutſchen Reſidenz bie Faëcikel fie 
 aehtriebener Beburtstagsgedichte, welde die unter feiner Fuchtel 


f 





Hr 







H 





9 








ſelbia wicderlogte, um ſeinem einftigen Biographen alles Win 
terial im Voraus zurecht zu machen. Mit dieſem Pinſel hatte 
jedoch RIR nur die Eitelleit gemein, denn er iR nmicht ohne 
gute Gedanlen, erhabene Stellen und poetiſche Bilder, und zur, 
weil er fen Talent, mit vielen [dönen Worten nichts fagen zu fonnen, 
ger zu fchr ausbentete, wird er fletö platt und zuweilen fisbiid, 
und wann man Zeien’d Worte: „Aus feiner Feder es rimms 
fo ſhön“ verändet in, „ed rinnt ja fo”, fo hat man Bas beſte 
Urihcil über feine Wäffrigkei. Wir lommen num zu dem Bw 
sinen Philipp Zefen”) (Geſe, Caͤſien, Eitip von Zeien, Filiy 
Zefen von Fürſtenau, Pbilippus Caosius eder Cocsins) aus 
Prioran bei Bitterfeld (1619 geb.). Diefer lieb ſchon als 
Erüter m Halle «ia laugweiliges Gedicht druden, und in Wil 
tenberg wurde er nun durch Buchner förmlich zum Digter ges. 
preßt. Hier ſchrieb er auch (1640) feinen Deuiſchen He 
lilon, bem er in Leipzig unter dem Ramen Ritterholo von Blauen, 
einen Yomphaften Lichröroman folgen lieh, bie Adriauſche Rofes 


Deesfiche : Parfie:: $geif: | 815 


‚Seel, 1692- 8. Freuben⸗ unb Trauerſpiele, auch Oben une Sennctte. 
heil, u. 2eipz. 1663. 12. Um cin merk, Bern. deutiche Gedichte. ber. v. 
N. or. Brest. 1698. I. 8. Nusevleſ Sehichte; der. .v. Muller. a. a. DL 


WM 5. nn | 
5,68. Ma Potr. 1783. 3b. II, p. 89 sq. Schmid Nekr. 3b. T, p. 
Io Raffer Bd. IE. p. 173 29. Gfchenturg a. a. D. Bd. I. Vorb, 
2. D, horke. Deutſch. Poet. verf. Meier. Roſtock 1721. Gt. IE. 
"1-4. Witten, Mem. phil. Dec. VII. p. 338 sg. Züörbene Bd. V. 
8 ng. Müller a. a. D. p. AYl.sq. — Deutſcher Ged. Früling Breit. 
2, 1649.,8. Auffs newe Iberfehen und verbeffert. Roftod 0. 3. 8. Bors 
ib des Somers Deutfcher Getichte v. A. Tſch., ausgefendet und verlegt 
Koflod. 1655. 8. Auswahl b. Müller Bibl. Bo. VE p. 27 u. 
‚6,6. Jordens Bd. IV. p. 372 sq, Müller a. a. DO. p. XVI sg. G. 
1. fängt, eeb. 3. R. Rob. Königbd. 1755. 4. ©. Geb. find mit In 9. 
— Arien & a. D. eingerüdt und flehen in einer Auswahl b. Mäder 
I. p. 163 2q. u 
N . Witten, Mem. phil. Dec. VII. p. 330 sq. M. Lilienthal, 
int. Preußen Bd.1. p. 159-195. p. 856-857. Acta Boruss, T. IL. _ 
942-946. Gelehrt. Preuß. Bd. II. St. 5. p- 366-373. Neu. Buͤcherſ. 
Khön. Wiff. Bd. IV. 4. p. 376-383. IX. 4. p. 349-361. X. 2. p. 
5156:.0 Barzko Preus. Tempe. 17838: 1. Q. ©t. IV. Apr. p. 2t1 sy. 
eyl. Zunius p. 370—872. Zouen. p. u. f. Deutfhland 4788. St IX. 
235 sq. 1789. &t. X. p.413 3q. 179. &t.X1. p. 995. 1792. ©t. XI, 
007 q. Zördens Bd. I. p. 366 aq. VI. p. 3 sq. Reiſterſt. d. wortı. 
ih. Poeten. Roft. 1724. cf. II. p. 45—80. Ola Potr. 1784. Bo. I 
MI. 1789. »b. III. P. 87. J. gr. Lauſon, D. Lorbeerwürd. Und. Q. d. 
ruf. Dichter. S. D. Kenigeb. 1759. 8. Müller a. a. O. p. XIX, 
% ®rbauer, &. D. u. feine Freunde als Kirchenliederdichter. Zübing. 
.8. — Churbrandenburgiſche Hofe, Adler, Löw und Scepter, poetiſch 
Bam. Königsb. o. J. A. Poetiſche Werke. ebd. 1696. 4. Ausw. b. 
Be a. 0. D. Be. V. p. 1-162. Als Chas mindo ſchrieb er dem 
En „Kurtzweil. Zeitvertreiber, her. v. C. A. M. v. B. © De 


an. &. v. Baczko, Yreuß. Tempe 1781. April p. 283 sg. Yördens 
IF. p. 541 sq. Müller a. a. D. : sq. — Yoetifch Muflcalifches 
PRöilein, bas if: rim oder Melodeyen der theils Geiſtlicher, 
JBeltlicher, zur Andacht, guten Sitten, Teufcher Liebe nnd Ehren: uf 
aber Lieder. In ein Pofitio, Clavicimbel, Theorbe ober anderes volls 
Age Inſtrument zu Iingen gefept v. H. Alb. Erſtlich gebe. zu Königs“ 
5 (1633) fal. Arien Ctlicher theild geiffticher theils weltficher Lieder. 
Bit. IIIA. 1618. VIII. fol. ebb. IV 9. 1652—54. VII. fol.- Arien. 
Br Theil, darinnen bielenige geiſtliche Lieder, fo in feinen ſechs unters 
denen Theilen vorhin in Folio gedrudt, jego aber zu befferem Rus und 
a fampt dem Basso continuo in ſoiche Kleinere .Zorm als ein Vade 
Bm zung Druck befördert und verlegt von A. Profe. Epzg. 1657. & 
Anber Theil, darinnen diejenige weltliche Lieber, fo x. Zum Bricg. 
p 8. Partitura oder Zabulatur H. A. Muſicaliſcher Kürbis: Hütten, 
» Stimmen. 0. D. u. 3. (Königsb. 1651.) fol, Auswahl b. Müller a 
5 Bb. V. p. 197 q. . 
9 ©. Bouterwek 8b. X. p. 177. Moller, Cimbr. litt. T. H. p. 
we. Foͤrſter 6. Müller a. a. D. BZ xII —-XXV. Poematum juve- 
L. IV. Hamb. 1635. 12. Z. L. 
















Allerhand artige Deutfche Ge⸗ 
Poemata, Sampt einer zu End angehengter Probe außerlefener, 
Miinniger, ktuger Hoff: und Schertz- Reden, Apophihegmata genannt. 
k 1636. 4. Vıinc, Fabricii Poemation de stupendo et admirabili 


574 Deutſche Poeſi. Lycit. 


Bärtigen (Bertigem) praſtdiren, in der Iruchtbcingenden Eeſe hauß 
als Wohlredender auftveim und den Ticel Kaiſerlicher Pfatzera, 

Dichter und Sachſiſcher Rath führen mm duͤrſfen (+ 1689). 
Uebrigens IR er nicht ohne poetiſches Talent, und viele feine 
Aeder find voll Gefühl, feier Bilder und lebendiger Munter 
beit, fo daß man ibm weder nad der lächerlichen Klage des 
Brause und ber Thiöbe, einem unfreiwifigen Pendant zu her 
bekannten Einlage im Gommernahistraum (Adr. NRofem. ©. 
146 sy), noch nad Berfen wie „Ja felbſten di falten Hehe 
deniſchen Darf keiner zur luſt Mehr fchlagen und ypewtiden, 
Das liden IR ihnen von felbfien bewuſt. Ter Bigige, folzige, 
würige nabe, Das ippige, fipriche, Tliprige find, So gikeig 
eefnn, Bringt aͤndlich di tapferken Helden zum grade, Zun 

da konige, da grohffe, da wenige Fohr töhniichen Fchenär 
yn mit söthliden härzen, In libe, In brännender Lehe, Safe 
traurig und trübe x.” beurtheilen darf, 


1) &. Witten, Diar. Biogr. Gedani 1683. T. II. Iörbene Bd. V. 
nos » Eißenbärg Kater ©t. d. bel. Deutfch. Diät, Wh. II. p. 40 44. 
S. Ged. in: Martini Opicii Teutſche Pormata 

und Art ehardus ıe Ic. Eampt einem ayang Mehr auferleßner geticht 
teutſcher Poeten, Dergleichen in dieſ prach hiebevor nicht außkommen. 
Straßb. ‚4 Auswahl b. Eſchenburg a. a. O. p. 235262. u. Müller 






Bibl. Dr. V e p- 1 — . - 
2) ©. Badariä, ande, erüde. Brnfhw. 1771. Bd. IT. Vorb. p. d— 
6, Bu a. a. D. Bd. III. p. IX—XXVII. Zörbens Bd. I. p. 3429. 


VW. p. 97 44. Sabebufh, N ieotsnd. Bibl. p. 354. ———— voR 
Enfe Biogr. Denkm. H. Aufl. Bo. IV. B; 1 2q. Manſo in d Rohr. a 
Guizer * 1. F 172 Fa Schmid Rekrol. I. p. 83 . Wepel Ana 
2 rn rag ai I. n.242 3 amml. €. aus⸗ 
es d. —* Künfe u Leip 224, Eentfche Pocmaßa. 
beit : oh. 8. Seifts und toeittiche oenmata 9. Fl. Naumburg (Inc) 
1648. 8. Iena 1651. 1660. 4. Raumb. 1666. Merfeb. 1685. 8. 
Gedichte. Aus b. 3— Samml. ausgew. u. m. BL. Leb. beat. v. 8. Schwab. 
©tuttg. 1820. 8. Uuserl. Ged. v. Müller, a. a. D. 8b. I 
3) ©. Joͤrdens Bu W. — 93 sq. Moller Cimbr. it. T.IL p. 59 
. Niceron. Mem. 195 sq. Chaufepie T. IN. s. v. R. 
ut. F 1607. ee E. Aliw. v. epigr. Ged. d. DL 6. Ramler. 
d. tungeb, v ee Doet. Bd. I. p. EII32. Andere 
d. Müller A 8 I X. pP» 
4) ©. Schmid Nekcol. Pr 1. p 113—19. Roller, Vorl. üb. d. Geſch. 
d. —5 ee, —8 MH. a2 212— 318. Beitr. 5 RO d. dentſch. Epr. 
Bo. VI pin Din Dot, 1788. 2. p. @ ng. 1 RE 
85. M d. 77 . Müller a. a. D. Sb. 
. XI-XXXI Citai Fa A 1841. gun p- 283-— 318. 
bom, Radgel. ca Del, 1823. nr. IE. p. 67—118. 6. Knorre, seidenp. 
a. Gr. 1665. 8. — Erneuerter Dormat. Danzig 1685. 8 — 
die, Eed. "1639, 12. Trauerfpiele, Dden und Sonnttte. detft a. M. 160 


De u Zn 


— — ——— — — — Di A ⏑ 5—— —— — 


Deucſche Poeſie. Lirik | 815 


8. Bretl. 1637. 8, Frenden⸗ und Traussfpiele, auch Oben und Sonnette. 
Brest. u. 2eipz. 1663. 12. Um cin merkt, verm. beusfche Gedichte, her. v. 
— Bresl. 1698. 1. 8. Ausevleſ. Gtbichte, her. v. Muller. a. a. D. 


d. I. 

5) ©. Dua Potr. 1783. 3b. II, p. 89 2q. Schmid Nekr. Bd. J. p. 
94 2. Raffer Bd. II. p. 173 2q. Eſhendurg a. a. D. Bd. I. Vorb, 
p- 526. D. vortr. Deutſch. Poet. verf, Meiferfi. Roflod 1721. ©t. IE, 
p. 1-44, Witten, Mem. phil. Dec. VII. p. 338 sg. Jordens Bd. V. 
p. 98 ng. Müller a. a. D. p. XYl.sq. — Beutſcher Ged. Frülmg Brest. 
3642, 1849. 8. Uuffs neue überfehen und verbeſſert. Roſtock 0. 2. 8. Bors 
trab des Somers Deutſcher Getichte v. A. Tſch., audgefendet und verlegt 
in Roflod. 1655. 8. Auswahl b. Müller Bibl. Bd. VE. p. 27 ": 

6) ©. Zörbens Bb. IV. p. 372 aq. Müller a. a. DO. p. XVI g ®. 
Sp. Piſanski, Led. 3. N. Rob. Königed. 1755. 4. ©. Ged. find mit in 2. 
Aierte airien 0 a. D. eingerudt und fiehen in einer Auswahl b. !Meädler 

« Yo 89. 

7) & Witten, Mem. phil. Dec. VII. p. 330 sq. M. Lilienthal, 
Srläut. Preußen Bbd.I. p. 159-195. p. 855-857. Acta Boruss. T. IL . 
P- 942-946. Gelehrt. Preuß. Bd. II. St. 5. p. 366-373. Neu. Bücher], 

. [hön. Wiſſ. Bd. IV. 4. p. 376383. IX. 4. p. 349-361. X. 2. p. 
19-156. v Baezko Preuß. Tempe: 1781. 15. Q. Et. IV. Apr. p. 241 sy. 
St. VI. Zunius p. 370-372. Journ. v. u. f. Deutſchland 3788. St IX. 
p 235 sq. 1789. ©t. X. p.413 3q. 179. &t.X1. p. 995. 1792. St. XL. 
p- 807 aq. Börbens Bd. I. p. 366 sq. VI. p. 3 sg. Meiſterſt. d. worte, 
deutſch. Poeten. Roft. 1721. cf. II. p. 4580. Ola Potr. 1784. Bb. I 
p-433q. 1789. 3d.111. p. 87. 3. &e. Lauſon, D. Lorbeerwärd. Und. a. d. 
gr. Preuß. Dichter. S. D. Königäb. 1759. 8. Müller a. a. D. p. XIX, 
sg. A Gebauer, ©, D. u. feine Freunde als Kirchenliederdichter. Zübing. 
1838, 8.— Churbrandenburgifche Hofe, Adler, Loͤw und Scepter, poetiſch 
befungen. Königsb. o. J. 4. Poetiſche Werke. ebd. 1696. 4. Ausw. b. 
Mile a. a. DO. Bd. V. p. 1—162. Als Ehasmimbo fhrieb er dem 
Kamuniarn „Kurtzweil. BZeitvertreiber, her. u ©. A. M. v. W. 0 D 
‘ 


8 S. 2. v. Baczko, Preuß. Tempe 1781. April p. 283 * Vrdens 
B. VE. p. 541 8q. Müller a. a. D. Br u Fer Poetiſch Muftcalifches 
Luß⸗ Wärdkein, das it: Arie oder Melodeyen cher theils Geifklicher, . 
theils Weltlicher, zur Andacht, guten Bitten, keuſcher Liebe nnd Ehren: tu 
dienender Lieder. In ein Poſitiv, Clavicimbel, Theorbe ober anderes volls 
ſtimmiges Inſtrument zu fingen gefeßt v. H. Alb. Erſtlich gebr. zu Königsb. 
6. 3. (1633) fol. Arien Stlicher theils geiftlicher theils weltlicher Lieder. 
Königsb. IH %. 1638. VIII. fol. ebd. IV %. 1652—54. VI. fol.- Arien. 
Orfter Theit, darinnen dielenige geiflliche Lieder, fo in feinen ſechs unters 
fhiedenen Theilen vorhin in Folio gedruct, jego aber zu befferem Nutz und 
Brauch) fampt dem Basso continuo in folche Kleinere Form ald ein Vade 
Mecum zum Drud befördert und verlegt von U. Profe. Epzg. 1657. & 
Arien. Anber Theil, darinnen diefenige weltliche Lieder, fo ıe. Zum Brieg. 
1657. 8. Partitura oder Tabutatur H. A. Muficalifcher Kürbis Hütten, 
mit 3 Stimmen. 0. D. u. I. (Königsb. 1651.) fol. Auswahl b. Müller a. 
@. D. Sp. V. P. 197 8q. . 

9) S. Bouterwek 8b. X. p. 177. Moller, Cimbr. litt. T. FA. p. 
370 au. Foͤrſter b. Müller a. a. O. * xINI—XXV. Poematum juve- 
mllum L. IV. Hamb. 1635. 12. Z. L. Allerhand artige Deutiche Ges 
dichte, Poemata, Sampt einer u End angehengter Probe außerlefener, 
ae nniger, Etuger Hoff» ‚und Scherg=: Reden, Apophihegmata genannt. 
tipi. 1636, 4. Vinc, Fabricii Poemation de stupendo et admirabili 


576 Dei Perf. I 
— un mo und nusberberieen —— FE, Su IB in ehe Sl were 


: vberfege ©. v8 gr see 


in mes. ‚Hy > *3 ip Sn ae 1752. 
Aa —— in. & — Kill 

au e in . 

- änglidges Bedenken b. Kluge a. a. D. p. 3 * 

u 7 Gebauer Diss. anthol. p. 308 ng. Biief, Hist. jubäl. sche- 

u — 


13 Gehgenpelt 3. 1690-51 brief Goffumnn 
v. —Eä 9 90 Bid. a. d- le ir. 7 


13) Gordianes und Palladiam, 2 Solenne Aa — 1690. 4. 


4) Monument, ditadinis Heinrico IF. Brestau 1681. 4. (Zars 
tarenfat qlacht) —2*8 und Ehren⸗Saͤule dem Seren aller Herren. Dei 
1 


5) ©. Micolai in Bickers Werl. Bidtt. 1797. u Borſter 
b. Mäller a. a. D. p. LAXVI ng. — Die recqht⸗ abe, tufige Pankı 
von hundert — Secherzgedichten, nad des — . 82 
a von D. Ehre. Pfeffer. Berl 1302. 32. Kusw. b. Bär Ad. av. 


38. Schwarzin vohn Greifswald aus Pommern dentſche pektiſche Se 
Mar "Sun u —— J > vi — 1600, II. 4. £ 
rn in Frauentaſche . Bere. d. Deutſ 
5.77. 299 nq. Koh Bd. 1 Dr 


MS. Clermund T. 1. m 


—— EL 3. 
.— Veynacht⸗ Geda — tmahl des HExtn. Bittenb. 
1618 X8 selectiora. Lips. 64. 5 nat 


u Deutſche Geſaͤnge. Hamb. 0. 3. 8. Deutfche Eicher. Epıg. 1644. 12. 


49) Poetiſche Weufen über die himmelfdhöne Bubekh, treunerlichte Gary: 
us und falfchherzige Fiorinda. Brück. (Samb.) 1661. 12. 


20) &. Bouterwet X. p. 20%, re Cimbr, ie T. Ip 613 
Eſchenburg a. a.D. Bb. HI. —8* 4 62. u. im Bragur Br. u. p. 40 
—427. Dia Potr. 1784. 1.p.45 $ vfter 6 b. Müller a.a.D — 8* —IXYT. 
— Liebesgrillen d. i. Luft, —* s, Schertz⸗ und Ehrenli deren gar 
wenige aus dem Niederlaͤndiſchen überfe et, die meiſten aber aus eldener 
erfinnung zu Papier gebracht und in zweien Büchern abgetheilet. Zu dem 
mit fhönen und zwar neuen gar unbelannten Welodieen von unterfchieblichen 
in der Ging s und Drgellunft wolerfahrenen, guten Freunden gezieret. zdemt- 
2656. Th. 1. 4. Ueberſchriften d. i. kurze Gedichte. Wtade 1654. 12. Ge 
Detö s Räucherwert aus Eol. 1. 9-14 in einer zu Gtabe ehaltınen Predigt 
A. 1655 vorgeftellet. ebd. 1655. 8. Des Flüchtigen fluͤchtige delbrojen, ın 
unterſchiedlichen en vorgeftellet. Hamb. 1655. 1. Liebesgrilien, BD. i. 
Lu s und Liebes, Scherz⸗ Ehrs und @ittenlieder. Bon neuem * 
—533 vom Autore fetöfen zugleih mit dem andern Theil vermehrt. ebd 

12. Mandlungetuft, reiche in allerhand Berbindungs s SHocdzeite Reus 
— und Liebes sfadfersten beftehet. ebd. 1656. 12. Erſtes geiftliches Luſt⸗ 
gemach. Lübeck 12. Verlachte Venus, aus Liebe ber Tugend und 
trutfchgefinnten Gemuͤthern zur ergegung aufgeſetzet. Gluͤckſtadt 1600. (amt. 


Deutfhe Poeſie. Lyrik. 377 


060.) 12. Udeliche Roſe, welche ben getreuen Schaͤfer Siegreich und bie 
rankelmũthige Adelmuht der edelen und und keufchen Jugend vorftclie. 
zlũckſt. 1659. III. 12. Dieverführte Schäferinn Cynthie durch liſtiges Rache 
ellen des Jioridans. Gitceſt. 160. 12. Eeiſttiche Seetenangft zur Zelt der 
Infehtung: Hambr 1660. 12. Sicherer Sciid wiber die ———— 
Alictſt 1660. 12. Die geharnſchte Benus, ober Liebeslieder im Kriege ges 
übtet, mit neuen "@rkuugloeifen, zu fingen und zu fpidlen geſetzet, nebenſt 
tliczen Sinnreden der Liebe, verfertiget und luſtigen Gemühlern zu Gefallen 
eraußgegsben v. Slider, dem Dorfferar. Hamb. 16€0. L.. ‚Kilidex’s erſter 
"gel der Trauer⸗, Luſt⸗ und. Wechſelſpiele ober Luflfpiele-vor dem vermein⸗ 
m Prinzen Kloridor in Sicilien Herrn Alberto Astonio, Grafen son 
Shwargburg und Aemiliae Julianae, Gräfin von Barby auf ber graͤfl. 
Beplager den‘ 7. Jum 1465 in dem Sehloſſe Heydeck vorgeſtellet. Jena 1665, 
» Auswahl b. Müller Bd. XI. p. 21-160. ' 


1) 8. Bouterweck Bd. X. p 207 sq. Ebert Geſch. d. Dresbn. Bibl. 
„alu. 201. ZFörſter b. Müller a. a. D. p. AKVI-XLVL — Voetiſche 
kofengepüfche. Dalle 1650. Dresd, 1653. 8, Bon ihm felbften aufs fleißigfte 
Iberfchen, mit einem gang neuen Buche vermehret und in allem verbefferter 
ausgegeben ebd. 1657.8 Bingende Rofens oder Liebess und Tugendlieder, 
a die Mafle grfent durch Ph. Stollen. ebd. 1654. fol. Poetifhe Rauten⸗ 
epüfche in 7 Büchern herausgeg. ebd. 1843. 3. Lobgeſang von Jeſu Chriſto. 
pj9. 169. 8. Dresd. 1665. 8. Poctifche Nachtivachen über das Leiden 
iR. ebd. 1670. 8. Buch Jeſu Sira in allerhand Reimarten. Berl. 
u. 8. . 


2) &, Borterwek Bd. X. p. 226 sg. Reichard, Berl. e. Hiſt. d. 
deutih. Sprachk. p. 9H—131. Geſenius, Meyerrechte Bb. I. p. 235—238. 
Dchci Lirderdicht. Wo. 1II. p. 124 4. Amarantes, Hiſt. Nachr. v. d. 
BZlumenord. p. 267 ag. Deutih. Merk. 1784. März p. XO-214. Leipz. 
1. kit. Au; 1797. mr. 31. p- 321 49. nr. 100. p. 9:7. Zördens Bb. IV. 
. 613 34. — Laimentatio Germauiae expiranlis. Der nunmchr bins 
terbenden Nomphen Germaniä elendefte Todesklage Bruſchw. 1645. 4, 
rudteringender Luftgarten geiftiicher und weltlicher Gedichte. Wolfenb. 
647. 8. ndenes Freudenſpiel, genannt Yriebensfitg ; in Gegenwart 
Heler Churfürſtlicher und Fürftlicher, auch anderer vornegmen Perfonen, in 
om Fürſtlĩüchen Burgſaal zu Brounfchweig im 3. 1642 von lauter kleinen 
ebia vorgeſtellet. Wolfenb. 1642. 1648. 4. Eine Probe b. Müller Bd. 
& p. 117 5 


23) Erſtes Gebüfch feiner Reimgedichte. Straßb. 1647. 8. 


24) 3wei Ged. v. ihm,-in d. Lang. Belchäftig. e. Geſellſch. a. d. Lande, 
. 31. p: 201 0q. 210.04. 


25) Deutfcher Madrigalen erfter Verſuch. o. O. 1678. 8. 


238) unterricht von Madrigalen. Lpzg. 1653. 8. Poet. Euflgedanten in 
—E Halle und Zeig 1668. 8. rc 16. p. 145. Bengel Monati. 
Interr. 1600. p. 49. 


27) Amarantes, Nachr. v. Pegnitz⸗Oeden B 288—330. 853. Koch II. 
». 145 8q. — Salanifhe Mufens &uft u. Poetiſche Luftgedanten. 0.0.1665. 
2 Reugränender Palmenzweig der Deutfchen Helden Sprache und Poes 
erey in einer geSundenen Lob: Mede vorgeftellet. Jena 1664. 12. Geiſtliches 
Je Länger Ic Lieber. Königsb 1675. 12. Poesis triumphans oder Sieges⸗ 
nat der Dichtkunſt gegen die übelgefinnte Zeit, in dreyen Strafgedichten. 
bd. 6. 12. 

W) ©. Bieſter in. d. Berl. Biätt. 1797, p. 33—380. Koch II. p- 
Größe, Oandb. d, Zıserärgethjichte, AL, 37 


678 Deutſche Poeſie. tgrif. 


102 Politiſcher Tractat von Staats⸗ und Liches⸗Sachen, wide mit 
ſich führen den Krieg des Streits der Ehre und Liebe zwiſchen den Kanal, 
Sourtiſanen und Damen. Hamb. 1664. 8. | 
29) ©. Da Betr. 173, Bd. L. ® 46 q. Moller Cimbr. liti. T. L 
p,, 510.29. Wett, Hymm . IE. p. 858 29. Wi Mem, theel, 
dee. x p. 1573. eumakı — olmbaum p. SD 2. 4 1 
marantes a. a. D. pP: 29. nterfe . evangel. Kirch. Ge. 
360-440. Iördend Bb. IV. p- 360 0q. Geroinus Po. II. p. 2 m. 
ee a. a. D. p. IX— XV. — Musa Teutonica, Allerhand Epigram- 
matsm ı. Hamb. 163. 8. (f.Catal. bibl, un. Freft. p.248.) d.1. tet 
ſcher poetiſcher Misschaneen erfter Theil, Zweiter Drud. chb. 1687. 1% 
ebd. 1640. 8. Poetiſcher Luſtgarten, das ift allerhand anmuthige Gedidt. 
ebd. 1638. 8. Danzig 1631. 8. Poetifher Schanplag, auf weichem alkt: 
band Waaren, gute und bdfe, Beine und große, Frrude⸗ md Leid⸗ 
zu finden. ebd. 1646, 8. 1664. 8. Zeutfcher Parnaffus. Lünch. 1652. Kar 
teutſcher Farnaffus. ebd. 1652. 8. Kopenbag. 1666. 8. Des Daphnis au 
Eimbrien Galathee. Züneb. 1682. Hamb. 1642. & Des edlen Default au 
Gimbrien befungene Florabcila. Hamb. 1656. 8. 1668.8. Kriegs: und Kdk 
densſpiegel. Hamb. 1640. 4. Alteredeiftes Echen der ganzen Belt. chd. 16h. 
12. Alleredelſte Zhorheit der gangen Welt. ebd. 1664. 12. Allerebeifte En 
findung der ganzen Welt. ebd. 1667. 12. Erbauliche Monatsgeſpraͤche. Fri. 
1663. 12. Lob⸗Trauer⸗ und Klaggebicht über gar zu frühzeitiges Abſterbe 
M. Opigene. Samt. 1640. 8. u. b. Lindner, keb. Op. Bd. II. p. 133 ni 
Capitan Spavento oder Rotomontades espannolies d. 1. Epaniſche Ar 
fohneidereien. Aus dem Kranzöfifchen in Zeutiche Berk gebracht. Hamb. 16%. 
3636. 8. Starter Schild Gottes wider die giftige Mordpfeile falſcher um 
serläumberifher Zungen. cbd. 1644. 8. Holfteins erbärmtiches Klag⸗ m 
Jammerlied, durch Friedelieb von Ganftelchen. ebd.1614.8., (u. in ſ. Parneß) 
— ©. geiſti. Ged. Sammi. f.; Mufitalifches Geelenparadies. Lünch. 166.8. 
eines muſtcaliſches Seelenparadies, in fich brgreifend die aller fürtrefilichfen 
Sprüde der heiligen Echrift alten Zeftaments, in ganz lehr⸗ und troß 
zeichen Liedern und Herzensandachten. Lüneb. 1160-62. II. 8. Himmliſde 
Lieber. Eüneb. 1643. 1648. 1652. 8. Neuer himmitfder Lieder fonderberti 
Bud. ebd. 1651. 8. Paffionsandachten. Hamb. 1648. 1654. 8. Reue he 
heilige Paffionsandachten in Liedern. ebd. 1664. 8. Sabbathifche Gerlmiuk. 
Lehr: Zrofl- Wermahnung und Warnungsreiche Ficder über die Evangelich 
Lüncb. 1651. 8. Frommer und gottfeliger Chriften alltäglie Hau 
oder Muſikaliſche Andachten. Püneb. 1654. 8. Mufllalifche ZFeflandahtın. 
ebd. 1655. 8. Muſikaliſche Katechiömusandachten. edd. 1636.8. Maſikeliche 
Katechismusandadhten. ebd. 1656. 8. Mufikalifche Kreuz s Troft: Lob: und 
Dankſchuhle in Gedichten. ebd. 1659. 8. Die verſchmaͤhete Eitelkeit und dit 
verlangte Ewigkeit. ebd. 1658. 8. Ausw. a. f. weltl. u. geifti. Ged. b. RES 
ter. Bd. VIII. p. 1—174. Ausg. ſ. Theat. St. Das Friede wünſchende 
Deutſchland in einem Schauſpiel vorgeht und befchrichen. HDamb. 16%. 
(u. d. 2. Monſieur Sauſewindt ober des Ebdlen Ich. Hiften x. Fricedewür⸗ 
fhendes und nunmehr Zriedebefeeligted Drutfchland Gun 1649. 12.) Ham. 
1649. 8. Rürnd. 1653. 8. 0. D. 1806. 8. (bier p. 43—112. nur Attug 
Das Friede jauchzende Deutfchland, welches vermittelt eines neun Schau⸗ 
fpiete thelld in ungebundener, theild in gebundener Nede und anmulhigen 
icdern zc. vorflellt I. R. Nuͤrnb. 1693. 8. Perfeus d. i. eine name Zros 
gödie, welche in Beiähreibung theild wahrhafter Gefchichten, theils Tufiget 
und anmuthiger Gedichte einen fonnenklaren Welts und Hofſoiegel Ider: 
männiglichen präfentiert und vorftellet. Hamb. 1624. 8. Wallenfein. Ein 
SZrauerfpiel. 0. O. 1647. 8. 


%) ©. Moller Cimbr, litt, II. p. 1023 ag. Reichard, Verſ. Hi. 


Deutſche Poefie. Lyrik. 579 


deuifäh. Spr. pe 152-196. Shih, Werl. e. Gel. Geſch. v. Hamburg 11. 
p. 303. Zörbene Bd. V. p. 606 sq. Zeliner, Theatre. vir. erudit. p. 565 
* Da Potr. 1784. Bd. I. p. 39 sq. Foͤrſter b. Müller a. a. B. p. 
LVII-LXI. — Hodpbeutfcher Helikon, oder grundrichtige Anleitung zur 
Jäbeatihen Dicht⸗ und Reimkunſt, wie ein hochdeutfches Reimband und 
eiht auf allerlei Art ohne Zchler recht umd jeis zu verfaffen ſei, ſammt 
einem vichtigen Anmeifer der gleichlautenden männlichen und weiblichen Reims 
wörter. Wiltend. 1640. 8_cbd. 1634. II. 8. Jena und Göln an ber Gpree 
1656. IV. 8. Krühlingstuft oder Lob⸗Luſt⸗ und Liebeslieder. Hamb. 164). 
Danzig 1648. 12. Hamb. 1650. 12. (f. Deutſch. Muf. 1786. Wo. H. 
Dctbr. p 312-320) Dichter" Rofengebüfhe Vorſchmack oder Goͤtter⸗ und 
Rymphenluft in veimlofer Rede mit Reimbänden vermifchet an das wohls 
geborne Fraͤulein von Rofentyal. Hamb. 1642. 1651. 8. Luſtinne ober ge 
bundene Yuftrede von Kraft und Wirkung der Liebe, mit Anmerk. Hamb. 
u. Roft. 1645. 8. Amfterb 1646. 12. Dichteriiche Jugend = und Eiebesflams 
men, in- etlichen Lob⸗ Luſt⸗ und Liebesliedern, mit artigen Sangweiſen. 
Samb. 1651. fol. Kriegdlicder bei Betrachtung der himmlifchen Kriegshelden 
am heiligen Engelsfeſte verfaffet. Hamb. 16.0. 8. Dichterifiches Rofen= und 
Eitimtahl, mit mancherlei Lob» und Luſt⸗ Scherz⸗ und Schmerps Leibe 
und Freudenlieder gezieret. Hamb. 1670. 1672. 8. KReifelieder zu Waſſer und 
zu Sande. ebd. 1677. 1687. 8. Prirau oder Lob des Waterlandes. Amſterd. 
1680, 8. u. b. J. Ch, Berkınann, Access. hist. Anhalt. ß 505 602. 
Brelpomene ober gebundene Trauer⸗ und Klagrede über das Leiden unſeres 
landes. Halle 1628. 4. Salomonis, des Chräifhen Königs, geiftliche 
olluſt oder Hoheslied in hochdeutfche Dattelreime gebracht. Wittenb. 1641. 
8. Amfterd. 1657. 4. Bern 1674. 4. Schafhaufen 1706. 8. Himmliſche Klio 
oder etliche Freudengedichte auf die Geburtsnacht unferes neugeborenen Jeſu⸗ 
kind. Hamb. 1641. 8. Gelreuzigte Yiebesflammen, oder geiftlicher Gedichte 
Vorſchmack. Hamb. 1653. 12. Geiſtliche Seelentuft, das iſt Wechſelgeſänge 
wilden dem himmlifchen Bräutigam und feiner Braut. Amft. 1657. 172. 
ndächtiger Lehraefänge von Ghrifti Rachfolgung und Verachtung ber Eitels 
keiten der Welt crftes Mandel, aus dem fel. Thomas von Kempen gereimet 
und mit Metodicn gezieret. Magdeb. 1657. 8. 


$. 675. 


Ehe wir zur zweiten Schleſiſchen Schule fortgehen 
dürfen, muͤfſen wir nod einige Begnisfchäfer hier befpredhen, bie 
durch ihre ungeſchickten und übertricbenen Rahahmungen jener 
tändelnden Stalläner, wie Marini, Loredano x. waren, und’ 
durch übertriebene Anwendung ver beliebten Concetti's berfelben, 
womit felder auch Flemming mandes feiner ſchoönen Ges 
dichte verdorben bat, der Deutſchen Lyrik auf jenen Gipfel des 
Ungeſchmacks verhalfen, wo verfelben naher dur Lohenſtein, 
Hoffmannewaldau und Eonforten beinahe der Hals gebrochen worden 
wäre. Wir wollen als die Bertreter biefer Verkehrtheiten nur bie 
drei Häupter des Pegnefiihen Schäferorbens!) anführen, obwohl aud) 
fhon bei Opitz und feinen Rachahmern, mehr riß und 

7 


580 Deuiſche Poeſie. Lyrik. 


Zeſen ſich mandes Schäfer⸗ ober Schafartige dieſer Art ſune 
und beſonders Jacob Schwieger und David Schirnert 
in ‚vieler Beriehung eine Art von Amalgamation beiver Sc⸗ 
Im in vielen ihrer Gedichte bewerffielligen wollten. Der 
Erſte, der bier in Betracht kommt, IR Georg Philipp Hard- 
Dörfer aus Rürnderg, wo er Rathöherr war (geb. 1607, 
‚gefln 1658), vorzugsweiſe der Selchrig genannt, in der Fendt 
dringenden Gefelfhaft der Spielende, in der Deutfchgefinnten 
Benofienfhaft der. Kunftfpielnde, unter den Pegnitzfchaͤfem 
Strefon benannt, font auch noch als Chilias, Meletephilus 
und Quirinus vorfommend, ein gelehrter Pedant, was fein 
dialogiſche Encyclopaͤdie, Frauenzinmer Gefprächfpiele betlic, 
hinreichend beweiſt. Er bildete ſich ein, Jedermann die Port 
und Reimkunſt eintrichtern zu fönnen, was freilich in Baus 
auf die laͤcherlichen Allegoriſationen, Wortverdrehungen, Ins 
gramme und andere dergleichen kindiſche Woriklaubereien der Gall 
war, nimmermehr aber in Hinfiht des wirfliden poetiſchen Ge⸗ 
nies und der Anlage. Er und feine Senoffen bradten aud ja 
unnatuͤrlichen Spielereien der Griechiſchen Anthologie (4.9. Di? 
Ei des Simmias ıc.), Gedichte in Form von Kränzen, Bäume x. 
darzuſtellen, wieder auf, und fo bildete man ſelbſt die beiden Epigm 
des Parnaß ab*?). Berühmter ald Dichter, aber keineswegt 
beffer, if fein Sreund Siegmund von Birken?), oder, mit 
er vor feiner Erhebung in den Adelſtand hieß, Betulius aus Kib 
denftein bei Eger (geb. 1626. gef. 1681), kaiſerlicher Pfah—⸗ 
gsaf und gefrönter Dichter, in der Fruchtbringenden Geſellſchaft der 
Erwachſene geheißen, in der Deutfchgefinnten Genoffenfhaft ai 
Niechender und unter den Begnigfchäfera ald Floridan ed 


96. d. Rymphe Noris erfte Tagzeit p. 83 sq. 
. Hohe 


"Berge 
weicher Weide 
nehret unfer Hirtefreude: 
eure Spitzen Sonnenftralen 
morgens mahlen und erhigen 
Phoͤbus und bie Pierinnen wohnẽ auf fo großen Zinn, 
weicher Luſtbereichte Frucht unſer Pegnig Hirt Montan 
für bie Geres und dem Yan zu fingen bat ch 


be t. 
Schaut. bie neubegrünten Dügel wünſchen pfeilgeſchwinde Flügel, 
«bald wir auf den en Bingen, und der PRaN e Tiſcht —* 


09 


Deutfche Poeſie. Lyrik. 581 


Taufenbfchön verehrt. Der Dritte im Bunde endlich IR Sohann 
Rlaj*) (Klajus oder Elajus) aus Meißen (1616 geb., gef. 
1656), erſt Lehrer an ber Schalpusfhule zu Nürnberg, darin 
Prediger zu Kipingen am Rhein, in der Deutfgefinnten Ge⸗ 
roſſenſchaft der Fremde genannt. Er if wo möglid noch af⸗ 
wtirter, wislofer und yplatter, als feine fon angeführten beiden 
mden Gumpane, und gehört jept nur noch in bie große Anzahl 
we lihrarifben Sonderlinge der Deutſchen Vorieit. ' 


1) 8. Zittmann, D. Nürnberger Dichterſchule. Harsdörfer, Klaj, Bir⸗ 
m. Sötting. 1897. 8. 


2) ©. Meißner Journ. f. ält. kit. Bb. I. St. II. p. 17—53. Olla 
Dotr. 1784. Bd. I. p. 37 sq. 1789. Bd. II. p. 85 81. Dannöv. Mag, 
67. p 122 sq. Neumark, Reufproß. Palmb. p. 463 sq. Amarantes p: 
3-79. Reihard p. 136 —152. Witten, Mem. phil. Dee. VIE, p 
q. Wil. Rürnb Gel. er. Bd. I. p. 33 sg. Sördend Bd. I. ». 332 
4. Vi. p. 230 5q. Müller a. a. D. p. XXIV. sq. A. 6. Widmann, 
Mae curric. G. Ph. H. Altorf. 1707. 4. (Aus; in d. Race. u. Uns 
nert., w. d. Sprache ıc. d. Deutſch. betr St. I. p. 150 sy.) — Frauen⸗ 
immergeſprächſpiele. Nürnb. 1641. Bd I 1. 8. Geſprächſpiele ebd. 1642 
9. VIE 12. Hertzbewegliche Sonntagsandadhten nach den @vangelien: 
Rürnb. 1649. 8. Herzbewegliche Sonntagsandachten nad) den fonntäglichen 
Bpiftelterten ausgearb. ebd. 1652. 8. Nathan, Jotham und Gimfon, oder 
xiſtliche und weltliche Eehrgeditte und Kaͤthſel. Nurnb. 1650 — 61. 1659 
1, 8. Proben b. Müller. Bd. IX. p. 1-64. ſ. a. Anm. 4. 


3) ©. Die betrübte Pegnefls, den Leben = Kunft: und Tugendwandel 
xs felig-cdien Zloridans, H. ©. v. B durch 24 Ginnbilder in Kupfern zur 
Auldigen Rachehre fürftelend und mit Geſpräch und Reimgedichten erklären 
wcch Ihre Blumenhirten. Nürnb. 1683 8. Amaranted p.79—158. Hagen, 
em. phil. Dec. 11. p. 191 sq. Jördens Bb. I. p. 83 sq. V. p. Wr 
Yl. p. 564. Dlla Potr. 1784. I. p. 30 sq. Säthenfein, im Jahrb. d. Böhm, 
Ruf. 1829. p. 430 sg. Müller a. a. D. P. XXIX sq. — Deutſchet 
Nivenberg. Rürnb. 1650. 4. Geiftlihe Werhrauchkörner. ebd. 1652. 12. 
zhriſtliche Sterbebereitfchaft. ebd 1670. 12. Heiliger Sonntages und Kir⸗ 
benwandel. ebd. 1681. 8 Strena Dircaea J. Ph. Mognet. archiep. 
. D. 1654: 4. (in D. Spr.) Pegnefis, ‘oder der Pegnig Blumgenoß⸗Schaͤ⸗ 
Ken Beoebichte in neun Tagezeiten meiſt verfaffet und herausgegeben durch 

oridan. Nũrnb. 1673—79, 11. 12. Ausw. b. Müller a. a. D. p. 77 ag, 


4) ©. Da Potr. 1783. p. 134. 1784. I. p. 38 sq. Amarantes p. 
% sq. Zördens I. p. 206 sq. VI. p. 824. Wil Bd. I. p. 1% sq. Müls 
er a.a. D. p. XXVII. 2q. — pegieſtde⸗ Schaͤfergedicht in den Beri⸗ 
torgifhen Gefilden angeſtimmet von Strefon und Glajys. Nürnb. 164. 4 
Beihnachtsandacht. Rürnb. 1644 4. Von der Auferſtehung Ehrifli. ebb. 
644. 4. Bon der Höllens und Himmelfahrt Jeſu Chriſti. ebd. 1644. 4. 
freudengedichte der feligmachenden Geburt Chriſti zu Ehren gelungen; ebd. 
1660. 4. Das ganze Leben Jeſu Chriſti. ebd. 1651. 8. ꝛc. Biele Ged. v. 
Ina. in d. Pegneſis Bd. I. Ausw. b. Müller a. a. D. p. 66 aq. 


382 Deutſche Pbeſie. tgrif 


$. 676. 


Hatte Die erſte Schleſiſche Saule, wenn ihr auch der 
eigentliche dioteriſche Genius abging, doch in vieler Beiechuug 
vortheilhaft auf das Gedeihen ver Deutſchen Poeſte eingewiekt 
und jedenfalls ſehr belebende Anregung gegeben, fo ſchadede biz 
zweite Schleſiſche Schule dafür deRo mehr; ben obſchen 
fie den leihten Beröbau und bie reine Sprade ber Opitziſchen 
Scule annahm, fo vertauſchte fie dagegen die Klarheit mb 
Durchdachtheit derſelben mit Schwulſt, Bombah und Hyperbein 
und führte jenes adfcheulihe Eptelen mit Vildern und Antithefen, 
harten Metaphern, unfinnigem Phrafenkram und frofigen Gens 
cettis und Woriwitzen ein, welches Martini, unfeligen iubenfene, 
zum Berderben der Literatur feined Baterlandes erfunden hatte 
Außerdem aber brachten ihr Stifter und feine Nachtreter noch jene 
Unfttlicgfeit und wahrhaft fchmuzige Frechheit In die Deutſae 
Poefie, an die ein gebomer Lyriker eigentlich nicht denen 
folte, wenngleich allerdings auch hierin, a. B. bei Gunther, 
Ausnahmen Ratıfinden mögen. Der Stifter dieſer Schule iM 
Chrifian Hoffmann von Hoffmannswaldau aus 
Breblau. (1608— 79), BVorfieher des Raths feiner Vaterſtadt 
der auf feinen langjährigen Reifen durch die Niederlande, Eng 
and, Frankreich und Stallm das Leben recht ausgekoſtet haben 
wuß, denn font Hätte fi fein an und für ſich bedeutendes Talent 
nicht an fo ſchmuzigen Bildern der Einnlichfeit erfreuen Füumen, 
wie wir diefelben dis zum UWeberdruß in ſeinen galantm Ge 
dichten und verliebtien Arten antreffen, und ob er auch flets 
beteie: „D Bott behüte mid vor 20. der Schwindſucht ver 
Bernunft, fo man die Liebe nennet”, fo muß er doch nad ber 
Braris, die feine Gedichte verrathen, ein vollendeter Weiberkenner 
geweſen fein. Manches feiner Epigramme iR gar nicht übel, 
ſo z. V. das auf die Jeſuiten (Ich Eont ein Tittrich feyn zu großer 
Herren Herpe. Ich zuͤndte Länder an, mein Hochmuth war bie 





Kerye. Der Mund verehrte Gott, den Teufel Herb und Slam . 


Mein Lefer denke nach, wer ich geweſen bin) oder das auf — 
(Hier ruht ein Ritteromann, Der rauhe Reicho⸗Zerſtoͤrer, Den 
Rom verehret hat, als einen Kirchen⸗ Mehrer. Biel wehrt 


Deutſche Poeſu. Eyrif. 683 


ſag ich nidt, was hier vor Beine liegen. Ein Wort: die Nice 
rent nach Knoblauch, kann nicht trügen.) ıc.; allein deshalb 
ihn den dentſchen Apollo und feine Heroiden omni Iliade ma- 
jorex zu nennen, wie die damaligen Critifer thaten, iR Tollheit. 
Uedrigens IR er ein ächt ariftofratifcher Dichter, umd die lüflerne 
Shmtihfelt, die er ausfiramt, ift nichts als der Neflee der Ge⸗ 
finung der vornehmen Welt feiner Zeit, und darum iſt es auch 
ganz in der Ordnung, daß er zuweilen, wie in feiner Demuͤth⸗ 
may ver Gott, den frommen und zerknirſchten Sünder ſpieli!). 
Einen faR noch größern Ruf, und jedenfalls noh mehr Einfluß 
of die Literatur hatte Daniel Basyar von Lohenflein 
ms Nimptſch im Fürſtenihume Brieg (geb. 1635, geſt. 1683), 
Brotofmdifus von Breslau und ebenfalls, wie es damals un⸗ 
ter dem Adel Mode war, durch vielfache Meifen gebildet. „Dbs 
wohl er ſchon als 15jaͤhriger Schüler durch Die Abſaſſung ſeines 
niet ganz werthlofen Ibrahim Bafla ſich als Dichter von Profeflion 
gezeigt hat, fo kann man doch nicht fagen, daß fich In feinen übrigen 
Arbeiten, befonderd den Iyrifhen, unter denen ich die Hyacinthen, 
Grabgevi pie, Roſen, Liches⸗ und Hoczeitögedi.hte, ſowie (6) Heroiden 
beſonders hervvorhebe, bedeutendes Talent zeige; denn feine Him⸗ 
aeeihtüffel oder geifllihen Gedichte, groͤßtentheils in Wleyans 
deinern, find nichts als theologifche Unterſubungen in gebundener 
Rede, und. feine Thränen (der Mutter Gottes, der Marie 
Nagdalene, eined armen« Suͤnders unter dem Kreuze) nichts 
weiter als eine überall zufammengefochene, mit ſchönen Bhrafen und 
Dlumen aufgepugte verfifizirte Parentation. Auch fpriht er im 
der Verrede zu feinen Blumen von fi felbft mit ziemlich wenig 
Zuerſicht, deun er wußte recht gut, daß ihm elgentlihe poe⸗ 
he Erfindungsgabe und Genie abgehe, und diefer Mangel 
nur dur gute Reflerion, Antitbefen, Concettis und Sententen⸗ 
dombaſt verdedt und erfeßt werde‘). Zu den Nachtretern bieles 
Richtung, die ſich bis auf Bodmer und Haller herab erhielt, 
hörten befonders Benjamin Neukirch?) aus Reinke In Schle⸗ 
hm (geb. 1665), Hoftath und Pringenichrer zu Anſpach 
(+ 1729), der befanntlih die unglüdliche Idee hatte, den lange 
weillgen Telemach Fenelon's in noch langweiligere Alerandriner 
Ka überfepen, wenigſtens In feinen früheren Gedichten, der ald Romane 


584 Deuiſche Poeſte. Kirchenlied. 


ſa reiber befammte. Dichter Heinvich Anufelm von Ziegler 
und Klipphaufen*), der die Tollheit beging, in feine Heben 
liebe des Wim. und Nam Tchamenis Hergiden cinzufide, 
worin ſich Adam und Eva, die Wöhnerin Sara und Abraham. 
ibre Sehnſuckt vorzupen, und Auguſt Bobie, geaam 
Talander, ſowie der fkon genannte Hunold’), ein Ber 
länfer (ion 1702) des famoſen Verfaſſers des Gemplimeniis 
rucho Alberii. 


1) ©. D. C. v. Loheiſtein, Lobrede b. d H. Ehr. v. HS. auf Arnoldenij 
Leichcübegangniß. Breslau 1756. 8, Wernike Ueberſchriften 8 122 & 
Beitr. z. krit. Geſch. d. Deutfhen Epr. St. TI. p. 436 ng. E. 
XXIX. p. 134 aq. Olla Potr. 1784. Bd. I. p. 42 q.. terwet Dh. X. 
p- 288 aq. Duſch, Briefe z. Bild. d. Geſchm Brest. 1773. Bd. I. p 
sur—A13. Bodmer Char. d. Deutſch. Ged., in f. Get. Züri 17.4. 
30.89. and Mahler der Eitten. Zürich 1746. Bi. II. p 15 —171. —* 
in d. Schleſ. Mon. Schr. 1792. wär be 203 sg. NIördens Br. II. p 
488 sq. VI. p. 339 sq. Börfter bei Müller Bd. XIV. p. XII sg. - 
Deutfibe Meberfegungen und Gedichte. Bresl. 1673. 8. Einmerice Heſtes 
bricfe, auch andere herrlihe Gedichte, Bresl. 1680. 160. 1689. Brei. & 
Reipz. 1700. 1764. 1710. 1717. 1730. 9. v. 9. und anderer Deutiäm 
augerlefene unb bisher ungedrudte Gerichte, nebft einer Vorrede von I 
Deutſchen Poeſie. Lpag. 1H95—1727. VIL 8. cbb. 1734. VII, 8. Auiw Ih 
möller Bd. XIV. p. 1—78. | 

2) ©. DUg Potr. 1784. Bb. II. p. 70 1788. Pb. II. m. . 8. 
Bd. 1. p. 78 34 Bouterwek Bd. X. p. 296— 399. Zördens Bd. II 

. 443 sg. VI. p. 518 4q. Bodmer a. a. D. p. 32 2q. Beitr. z. kr. pl * 

t. II. p. 446 sq. XXIX. p. 282 sg. Manfo Beil. gu d. Shid. Pre. 
Bt. 1793. $cbr. p. 37 sy. Hagen Mei. phil. p. 266 sq. Observ,Hab 
sel. T, Vic p. 84-100. &cipz. Muf. Alm. 1782. p.86sy. Schmidt Reit 
Bd. I. p. 138—155. Neucfl. a. d. anmuth. Gel, 1757. p. 137 0. — 
Zrauerz und Euftgedichte. Bresl. 1680. 8. 1639. 8. Eämmtt, geifts am 
weltliche Gedichte. Leipz. 1783. 8. Mehr. a. in B. Neukirch, 9. 2. 
mennswalbau u. and. Deutfhen auserL u bish. ungebe, Geb. Eigg. ME. 
8. Blumen. Brest. 1680. 8. Rofen. ebd. 1650. 8. Geiftliche Gedanken. tb 
o. 3 8. Himmel Schluſſet o. DO. u. 3. 8, Thraͤnen. o. O. u. 3. 6. pe 
cinthen & D. u. 3 8. 

3) ©. Bouterwet B®b. X. p. 333 sq. Bobmer Geh. P. rg. > 
Mahler db. Sitten Bb.-II. p. 29 sq. Hanndv. Mag. 1768. Ei: vi. p. 9 
rn. Recht d. Deutſch. Gef. zu Eeipg. St. IV. p. 652 uq. Pelz. eh 
“iman. 1782. p. 5t sq. dicſhing Bd. VL 1. p. 126 sq. Beitt. —J 

iſt. d. Deutſch. Spr. Bd. IV. &t. 13. p. 123 sq. St. 15. p. —4 4 
st. 19. p. 517 aq. Ibrdens Bd. IV. p. 18 20. Latante Briefe und Ge 
dichte. Koburg 1695. 8. Andachtsũb 3. Kirchenmufil. Kantaten, Oben, Urt 
eft. 1725. 8. Satiren und poetifche Briefe. Frkift. 1757. 8., u. b. Ya 
end Welt. Ged. Dresd. 1731. II. 9. Bd. I. p. 389 sg. Auderlef. Ge 
dichte m. e; Vorr, v. d. Leb. d. Dichters. begl. v. I. Chr. Gottfäet. 
enb, 1744. 8. (f. Rachr. d. Leipg. Deutich. Gef. St. IV. p..64 5%) 
ie Begebenheiten bes Prinzen von Ithaka, oder der feinen Water Uiysttt 
fuchende Telemach a. d. Franzöf. in Deutfche Verſe gebr. Sulzbech — 
39. III. fol. Berl. u. Potsd. Bd. I. 1738. Irkft. u. Opag. 1739. 11. & 
(f. Veitr. 3. keit. Dif. d. Deutfh. pr. ebd. Vi, ©t. 24 pı 9-52) 


F 


Deufoe Poeſte. Lirchenlied 386 


4) Seldemliche der, Gehriften Xlten Teſtaments. 1691. 17.8. — 
9. d. Car. 4. u. Reu. Teſt. 11 Th. ebb. 17,0. 1737,8. ift v. George 
Byrifian Lehmo aus Lirmmis 1681-1717.) a 


5) Berliebte, gulante und ſatiriſche rd. Hamb. 1703.’ TE. 8. Theatraks 
iſcht, vermiſchte und. geiftliche. Gedichte. ebd. 1716. B.. 


. . 677. ’ 
2 BR der welilichen Lyrik get die geiſtliche bei ber Séle⸗ 

Men Schule Hand in Hand, und wenn au Dyig verhält 
; wihmählg wer wenig gelicfert har, fo wirkte doch fein Beifwiel 
ſe, daß far alle feine Sihüter, fowie die Mitglieder der Frucht⸗ 
ı biingenden Geſellſchaft als Kirchenliederdichter auftraten. War 
: telih Perelrfte fein Einfluß im Vergleich zur früheren 
Periode gefaͤlligeren Verebau, größere Correccheit und Reinheit 
der Epracke, allein leider trat auch oft unangenehme Breite am 
die Stelle der alten, Förnigen, Eräftigen &ebrungenheit, was um 
: fo wunderbarer iſt, als die Trübfale, welche der breißigiährige 
: Adeg über Dentſchland brakte, am erſten zu einem energifchen 
> Zrofilicde im Leiden hätten auffordern muͤſſen. Hiermit ſoll jedech 
ı nt geſagt fein, ale kättın nit bereitö vor Ihm mehrere aus 
kene Ehtefier, wie Melchior Liebig") (geb 1529, geh 
nach 1589), Prediger zu Kottwig, Peter Titus?) aus Erde 
, Matt (geb, 1542, gef. 1613), Prediger zu Beuthen, ter Bred⸗ 
, kur Bürger und Meiſterſinge Marcus Bunpel’) (+ nad 
1601), Zacharias Richter! aus Bresiau, Prebiger zu 
Eabſchůt im Fuͤrſtenihum Jagerndorf (+ nach 1610), Joachim 
Bartorius*), Kantor und Lehrer zu Sckweidnig (um 1591}, 

Martin Kinnerd), von Scharfenftlein aus Leobihäg (1534 
ı —1597), wo er Eynbisus wer, fib ebenfalls in dieſen 
Gelde verſucht. Der begabtefle und geregeltle der ganzım Opig- 
iſchen Schule iſt aber der glaubensflarfe Johann Herrmann’) 
‚ aus Raudten in Niederſchleſien (1585—1647), Pfarrer u 
Adben an der Oper, ein wahrhafter Kreugträger, der munter am 
dern das fchöne Lin: „Wh Bott, Ih muß in Traurigkeit x.“ 

wrfaßt hat und befonders unfern Helland als Gruudton sm 
allen feinen Liedern wählte, Auch Andreas Bryphius) 
dichtete 64 Kirchenlieder, die zwar fa allenur von ber. Eitel⸗ 
belit dr Welt und dem Tode ‚handeln, aber im Gegenſah zu 


556- Deutſche Porfle. Kirchenlied 


der Opitiſchen Trockenheit voll Achten Shwunges find un ia 
wahrhaft Lutheriſcher Erhabenheit und Gindrimglitfeit, ohne dubd 
Welten KHerziätleit zu entbehren, gedichtet wurden. Want 
Elemming’) bat zwar wmehrere geiſtliche Sedichte, aber nur 
ein einziges Kirchenlied: „In allen meinen Thaten x”, verfah, 
das aber allein ſchon feinen Namen auf die Nachwelt bringa 
web. Heinrich Geld"), Advokat gu Guhrau, feiner Baterhan, 
in Eaicſen (4 1645), IR gleia alis einer der gebisgenfien Dit 
der Altern Seleſtſchen Schule. Leider find aber ſowehl fin 
Veder al6 die der weißen andern gleichzeitigen Kir entieberbichter uch 
yam Lehm und zur Betrachtung als zum Singen geeignet, obwehl 
Vohaumn Rif, der nicht weniger old zehn verſchiedene Bier 
ſammlungen, zu denen wicder verfchirdene Componiſten die Melodien 
ofunren und gefept hatten, verfaßte, zu feiner Zeit fo beiict 
war, daß das Dorfgefinde feine Leder auſswendig lernte we 
Die Kinder in den Schulen fie abfingen mußten. Freikqch ka 
aber viele derſelben (611) au breit und die VBikeliyüke 
darin foͤrmlich lauggezogen; ja es Konnte 3. B. feiner Rum 
Yimimtiichen Lieder ſonderbares Buch, worin er her nickt fehl 
erfahrene, fondern nur. gevadte Lebenszuſtaͤnde förmlich han 
werkomaͤßig verfelte, nicht andere ald waͤſſerig fein, und feine Hoͤlen⸗ 
Wed Gimmelsticder voll efeihafter, hin umd wieder faR Inte 
EScqhilderungen der Hoͤllenpein und Himmelsiuft, hätten Die Make 
vigenttih zu ihrem Geſaungbuche erheben ſollen, fo gut yo 
(be für fe. Riſt's Freund, Johann Höfel’) aus Uffenhein 
in Franken (1600 — 83), firafte dad Eprüdwort „Surkke 
Höfe Chriſten· Lügen, und obwohl Advolat, hick er dech ci 
Tage Beiftunde, rief bei jedem Glockenſchlage (1) den Hertgott wm 
due felige Endſtunde an, und las und fammelte eifrig Leider 
yrosigten, von welchem Binder er über 4000 zufammenbradii 
Mnter feinen Liedern iR das beſte: „Was traur’ ich ne.“ 
Der wehrbaft fromme Dichter Martin Rinkart!?), Weib 
‚ dintomus in feiner Baterfladt Eilenburg (geb. 1586, geR. 1649): 
wer ſteilich ohne allen Grund mit Ronfard verglichen worden iR, 
hat RG für feine Vaterſtadt währenn der Drangſale des dreibig 
jaͤhrigen Krileges und ber damit (1637-38) verbunden 


f@ratiigen Pen und Kungerincih: alo wahrhafter Roihheiſe 






Drake Poeße. Kirchenliech. 387 


anigt, imd In feinem Liedem, zu denen bad Geberkhmi: Wollte 
lirchenlied, nach dem Ubichluß des Weſtphaͤliſcihen Feledens ger 
didiet, „Run danlet alle Gott“, gehoet, fi buruchuns:- alt 
einm herz⸗ umd gemüthwollen, wer auch Sınmfiofen Dichter ge⸗ 
vie. Daß die Königoberger Dichter Gimon Das und 
Seinrid Wibert, „ein der Sterblichleit Befliffiener”, in ihre 
Rintiötzitte beim Glaſe Wein Sterbelicder ſabricirten und abs 
fangen, war ganz gut; allein leider ſcheint auf ven woetiſchen 
Gchalt derſelben das ia dieſer Frucht liegenne Phlegma einen 
großen Einfluß ausgeübt m. haben, denn fo fromm und beſchaulich 
fe aub find, Die. Melodicen day find oft beſſer als wie Tente: Au 
beginnt aber für das Kirchenlied eine nee Periede, naͤmlich 
‚ne vorberrigende Nichtung des Defuhlelebend we der Sub- 
 jetteität, beſonders durch Paul Gerhard") uns ſeine Gh 
bet hervergeruſen. Dieſer war 1606 — 7 zu Graͤſenhainichen in 
Gatſen geboren, ward 1657 zum dritten Diabenat nach Der⸗ 
‚ in berufen, dort aber, weil er als althutheriſcher Jelete gegen 
bdie Reformnten von der Kanıel: herab als Keher gedonnert hatte; 
von dem großen Churfuͤrſten (1667) abgeſetzt und lebte dan 
old Prediger zu Lubben (+ 1676). Er iſt unbedingt in dieſer 
balode derjenige Dichter, der Luiher am Nächſten kommt, feine 
Geriſeeudigkeit iR ungeheuchelt, und feine gefühlvolle Sinfachhett 
erfeht hiur eichend, was ihm an Kraft und Feuer abgeht. Wim 
‚ Beim beurtheilt man ihn nach feinem berühmten Liede: „Bes 
Kehl du deine Wege“, das er aber noch vor feiner Abſegung 
(um 1659) in Berlin dichtete, alſo nicht erſt anf der Reife von 
dert, wie Die Gage geht. Auch feine frühere Landemutter, die 
Gemahlin des großen Ehurfärken, Luiſe Henriette‘), Ib 
ve des Grbſaatihalters der Niederlande Friedrich Heinrich von 
Dresien (geb. 1627, geh. 1667), ſicht ats Liederdichterin fie 
Yo, weile ihre Lieder: „Jeſus meine Zuverfiht”, „Gott, ver 
Reichthum Deiner Büte” ıc. zeugen. Ebenſo hat ver Brauw - 
ſweigſche SHofprebiger Andreas Heinrich Budolg") 
ms Eh bei Balberfebt (geb. 1607, geh. 1671) 
unter ſeinen zahlreichen Licdern manches gute, allein vie 
76 leder de Danziger Reciors und Predigers Johann 
Nautiſch) anf Bectheloderf bei Zreiberg (1017 — 69), fine, 


588 Deutſche More. Kirdhpänkieh: 


otwohl fromm und gut gemeint, bed} mem -trodene Yaraphes 
fen ver Goangelimterie Bei weiten. Höher Met Broıy 
Rrumart?) aus Mäblkaufen (geb. 1081, meh, 1684, 
Beimar’iber Bibkieikelar und Kaiferliber Hef⸗ mund Biaigal 
Grfdseinhalter ver Fruchttringenden Gefelifikaft, in Der er m 
Erroſſende hieß, und als Pegnißſchaͤſer Thyrſis der Zweite os4 
der Liserfäfifihe Thyrfls genannt; denn ſowohl feine weittike 
aie geiſtlichen Lieder find Erzeugniffe eines wahrhaft lamuten 
men: Oamürhe, wofuͤr [dem fein berühmte Lin: „Wer um 
ben lichen Gott läßt walten”, deſſen merfwürdige Enifdum 
ums Amsranich in feinen hiſtoriſchhen Nachrichten von dem Iib 
Ken Bhrmenorden ©. 384 mitiheitt, zeugt. Lieſt man. de 
(83) Lieder eines andern Mitgliedes dieſer Geſellſchaft, du 
Ghepprangenden, oder: des Herzegs von Bramſchweig⸗ Wolken 
bätie Anton Utrich (1633 — 1714)*8), fo begreift mm 
nicht, wie ihr aͤchtlutheranifcher Verfaſſer zeitlicher, noch ob 
fr problematiſcher Vortheile wegen zum Catholitisaus übe 
teuten Tomte. Der Greiſowalder Diakonus Johann Blik 
ner!) aus Suhla im Henuebergiſchen (1618— 78) erinne 
in feinem ſprachlich nicht vollendeten Liedern bereits an bdi 
Wanier der ſpaͤtern Myſtiler und Pietiſten, was man ben beira 
Juntten Arniſt Thriſtoph Homburg”), von dem ſchon oden tb 
Nede war, und deſſen Lieder beſanders in das Gebiet der Bub. m 
Gterbelieder gehösen, und Johann Frank, Bürgermeißer in fchn 
VBaterſtadt Buben (1618 — 7 7)1), dem Vorläufer des Angeain 
Sileſtus und Geiſtesverwandten Gerhard's, nicht zum 
mäcen kann. Noch mögen, als zu derſelben Rictumg gehorig 
GChriſtian Keymann?) aus ratſchau im. Pilſener Kuik 
(1607-63), Retor zu Zittau, Werfafler des berühmmm Se 
bed: „Meinen Jefum laß ih nicht" und Johann Grsy 
Sibinua?”) aws Unterneſſa bei Weißenfels (1624-19 
Derret am der Dihmatkirche zu Naumburg, von dem das Gich 
„Mir: Menfihen müfen fierben”, bercührt, hier erwähnt weder 
Bar mur ein Kleiner Theil ver Sischeniicher der 
Opisianer und - der ihnen verwandten Scqule eigentlich fing 
ba geweſen und Ipatten ſich biefelben macht Der won Der iR 
den Pfalmen babichten Manier zugecendei, ohne ſich die Auf 





Derafhe Poche. Kircheulich. 589 
Aue ulm: Urlatheriſchen Gefange ameignen. zu Simmen, fo: führte 
wm der WBegnipieäfer: Biumenesden af «echt die Bonigfühe 
Gemimentalttiät des Hohenliedes in das Kirchealicd cin, va 
errikiete ſomit ten cıflar Seiler jener Beide von ſchoͤnen 
Andachteworten, welche nachher Ye Myſtiker weiter. fautibaum 
Den Grund hierzu legte Beorg Vhiliya: Harsdör⸗ 
fer, md Siegmund von Birken, der Nachfolger deſſelben 
als Odberhaupt der Pegnigiehäfer, der 6 in dem Orden ers 
Abe: die Blume Floramor zum Einnbild genommen und DieZies 
fer „Da den Himmel verliebt” gemählt katte, und Joh aun 
 Alaj, der Verfaſſer der. Liner: „Ih Habe: einge. guten 
Kampf gefämpft rc.“ und: „Einſt fprach der Fühne Jonathanx.“ 
 Hämelien in diefem inne: fort. Auch der Kauſmann Ws 
 dread SIngolfietier”) aus Rümberg (1633 — 1711) . 
| Yolyanter genannt, deifen Eymbol die Ringelblume war mit der Zune 
 ferifts „Nach der Engelfadt ringend”, und ber Wofeſſor Dex 
 Zpeologie: zu Altorf Chriſtoph Wepleiter”), fein Lando⸗ 
mn (1659— 1706), Irenian genannt, der ſich vie. Ale 
; Brievelar mit der Umſchrift: „Dit Gottund Menichen” zum Sinne 
bild wählte, blieſen in daſſelbe Horn, und on fie ſchloß Ach na 
das Mitglied des Shwanenordınd, wo er Stamophilus aß, 
‚Ritacı Frank”) aus Sähleufingen in Sachfen (1600: 
4, ar Bäder, dann Stadtſchullehrer zu Goburg, -an. 
Ä Dieſe Richtung tritt nun aber noch deutlicher bei Dem 
' Dit tein ter zweiten Ed lefifhen Schule hervor, we das Airchen⸗ 
BA wieder reines AndachtSlied wird, aber doch ſchon deutlich: her⸗ 
vortretende myſtiſche Glemente enthält. Der bebeuienbfle Yiefar 
neueren Sanle, auf weiche wobl Jakob Böhme und feine Scheiſ⸗ 
den nicht. ohne Einfluß geblichen waren, war Ungelus Sir 
Jefins?’,, wie cr fih nad dem Spanifhen Myſtiker Joehann ab 
Angelio nannte, indem er tamit zugleich fein Geburisland andeuten 
woßte, aber eigentlih Johann Scheffler geheißen, aus BAreelan 
{1624— 77). Er halte fon ale Juͤngling vie Schriſten 
Raulers, Böhme’s, Schweukfeld's, Ruysbroel's ıc. fletßig Aus 
Nat und Dadurch zu ſeinem Geparatismus den Grund gelegh 
der ihn wie manden 'andern Frömmler neucrer Zeit zuicht zum 
Möfall, vom Lutherihum weranfaßte, worauf. er ef Arzt. bei Fer⸗ 


eo Dewmfe Poeſle ——E 


Ynaud III. ward, dann aber Ins ſitenkleſet trat: un 
1677 Warb, Seine moch vorhandenen Pier fan wohl 
vor ſeinem Uebretrinn verfaßt, obwohl ſchon mehrere: 


231 


an die Jungfrau Maria und andere Heiline zeridtet find. m 
der Vorrede zu feiner Seelenluſt ermahnt er die verliebte Eecke, 
einig Iren Grüöfer zu lieben, den holdfeligen Daphnis, farg 


ſanigen Gorydon, irenen Damon, die Krone aller tagenwbaleee 
Cääfer und Gchäferimen, in dem We miloteiche Gutathte 
Bhtigleit), die edle Sophia (Weisheit), die fhöne- Exmwine 
¶ Schoͤnheit) x. enthalten ſei. Troh alter vdieſer Tänbeleken "MR 
er jedoch immer ein durch finnige Tiefe, lichliche Innigken 
und wilde Zartheit audgezeichneter Dichter um® winde vtelletet 
ohne jene Nebertreibung der erſte kLyriker feiner Zeit gemein 
ſein. Auch der Kabbaliſt Chriſtian Anoır von Rofen: 
vorh??) ans Altrauden Im Soleſtſchen Fuͤrſtenthume MRoltam 
(geb. 1686, gef. 1689), diqtete viele (75) Weber, zu denen 
er au die Melodien componirte, und fe fin» faͤmmtlich fm 
Deſchmacke des Angelus geſchrieben, in welchem auch die 23 
eher ver Ludamilie Eliſabeth, Gräfin von Shwarzburtz⸗ 
Nudoiſtadt (1640 — 72,9) atgefadt find. In mancherlei gein 
igen Bezichungen ſtand zu ihr Ahaoverus Fritſchy amd 
Muͤchein bei Halle (1620 — 1701), ats Juſtizrath bei chren 
Bater angeflellt, ſpaͤter aber Kanzler der Univerſiktäͤt Jena. Er 
Wiftete zu lauter frommen Uebungen eine Fruchtbringende Jeſus⸗ 
geſcaſchaft, die böfe Zungen heut zu Tage zu den Muckern gereikuet 
haben wärben. Zu derſelben Klafie gehört nach Gottfries 
Hoffmann?) aus Löwenderg am Bober (1658-1717, 
als Conrector zu Lauban am Queio, Schmolckens Lehrer, Dan 
ober Nector zu Zittau (17085) und Verſaſſer des Kichee: 
„Herjlich lieb Hab ich dich.“ Wie hoch ibn fein Freund Je- 
hann Reunherz”) aus Schmiceberg in Schleſten (1658 
— 1787), Oberpfarrer zu Hirſchberg, ſchaͤtzte, geht Daraus hervor, 
daß er ein Leichengedicht auf ihn dichtete, das mit den Worten anfing: 
„Rur Einen Hoffmann hab’ ich In der Welt gefunden.” Uns 
der Brofeffor der Theologe am Guunaflum zu: Altenbaen 
Rasyar Reumann”) aus Breslau (1648-1715) führt 
eine Anzahl geiſtlicher (39) Lieder, die als Anhang den von 


Drusiche Poeſte. Kirchenled. 9 


In Ieraufgencheum „Ken aller Gebeie“ begleiten usk won 
woher Blaubenshärke zeugen, wenn er. auch noch micht:fe weit ing, 
daß er wit dem bekannten Verfaſſer ded unverbreunlichen Ecclen ſchatzes 
Chriſtian Scriver*), dem Hoſprediger zu Quedlinburg 
(+ 1648), fang: „Ich bin Dein und Du biſt mein, allerllebfle6 
Zeſulein.“ Ueberhaupt fchlugen die Dichter der Spener'ſchen 
Gauk, die fogenanntin Männer der Sehnſucht (nad einer 
friſchen Belebung der evangeliihen Kirche), ſaͤmmtlich einen ſeht 
 wernünftigen Mittelweg ein, fle dichteten zwar practifch erbauliche 
Andadtslieder, allein ed weht in ihnen ein Geiſt geſunder Fa öm⸗ 
wigkeit und wahrheften Glaubens, der himmelweit von dem 
fuſicin Myſticismus eines Kuhlmann, Arnold ıc. verſchieden IR. 
‚Ws der. Epige der gamen Schule ſteht Philipp Jacob 
 Epener”) aus Rappoltsweller im Oberelſaß (geb. 1685, 
ı m. 1705), erfi Öberhofprediner in Dreoden (f. 1686), fpde 
tr aber Propſt an der Nifolallirhe in Berlin A. 1601). 
‚ Dbwohl er nur 9 Lieder dichiete, fo verdienen dieſelben doch 
‚ denen feines Meifters, Paul Gerhard's, an die Seite geſeg 
‚vu werden. Au fein Diaconus In Berlin Johann Caopar 
Gaade”) aus Kühndorf (geb. 1666, gef. 1698), der ber 
kannilich Die Ohrenbeichte abfbaffte, hat einige gute Kirchenlieder 
hinuerlaſſen. Höoher fichen jedoch Die frommen Andachtslicder des 
dreihenn Friedrich Rudolph von Canitz“) aus Berlin 
(1654—99), jenes auch als weltlicher Dichter befannten edeln 
Mannes, der zuerſt fein natürliches Talent dazu ampendite, 
86 von den Feſſeln des Ungeſchmads der zweiten Schleſiſchen 
Scdule loozumachen und einen beſſern Weg -einzufhlagen, usb 
bie mil Recht an feine Seite geſetzten Himmelſchlüffel des Frei⸗ 
km von Abſchatz 8), fowie die ebenſo erhabenen als ger 
müthoellen (72) Lieder des Predigers zu Bremen, feiner Batırfladt, 
Joachim Neander”) «geb. 1640, gef. 1680), des erſten 
nambafıen Dichters der Deutſchen Reformirten Kirche, an welde 
Ru die Lieder des Oberpfarrers von Heröbrüd bei Nürnberg, 
CThriſtoph Titius*) aus Wilkau bei Breslau (1641 —1 708) 
ur des Mufilvisectors an der Domſchule zu Bremen Lana 
rentius Laurentii“) aus Hufum in Schleswig⸗Holſtein 


692 Deneſche Poeſte. Kirchentieb. 


(1660-—172%) anfetiehen, die ſich beſonders durch Ginſech⸗ 
heit uud mutäsiite Salbemng audzeiauen. 


N Yroben von Hofmann v. Fallercieben, Epend. 3. Deutich. Eit. Geſch. 
B». II. p. 199 6q. 


Oo Gin Rıwes Quadrsgesimale ıc. Breöl. 1603. 8, f. Doffmann a. 
Q. . P- 2 4. 

3) Der Pfalter Gebetweiſe, fambt einem kurden Summarifchen inbalt 
uud orbentlichen Aegiſter des gangen YPfalters zc. Liegnig 1608. 8. f. Kek 
mann a. a. D. p. 210 sq. 


. 4) Ein Nügli, Lehr, Troſt, Beth und Geſangbüchlein, Für beträbte, 
jrrige Gewiffen ıc. Börtig 1583. 8. Drey Newe Lieder und Gefänge wiber 
den Türen. Breßl. 1594. 8. Geiſtlich vnd Yeiblih Argncy, Wroft, Lehr, 
Gebet, Sefänge, Dankſagung vnd ZJubercitung, wider die geſchwinde vnd 
fährlihe Seuche der Prftileng ze. Liegnig 1610. 8. f. Hoffmann a. a. D. 
p- 233 sg. 

5) Dee Pfalter, Geſangßweite, Inn vorſtendliche Deutihe rim var 
auf alleriıy bekante, vnd in vnſern Kirchen gebräuchlie Then oder Meie⸗ 
deien, geſetzt, und in Drud verfirtiget. Breßlaw 1591. 8. |. Doffmann p. 
B1U nq. 


6) Proden b. Hoffmann a a. D. p. 236 sq. 


7) S. Witten Mem. theol: Dec. V. p 6:4. WBegel Erbensbefcr. 
I. p. 3854083. Evangel. Kir. Zeit. 1832 nr. 27-29. J. D. Hecrmanz, 
Ehrenged. d. ſchleſ. Gottesgel. 3.9. Slogau 1750 8. Devoti musica cordis 
Seussondb Herz⸗Muſika. Epzg. 1044. 1663.12. Bresl. 1650. 12. Sonntage 
ond Fels Evangelia. Brest, 1650 8. Exercilium Pietatis. Bbung in der 
©ottfeligkeit. Das iſt Indrunftig Gcuffzer. cbd. 1150. 12. New umtyeaci: 
fenes und verbeſſertes Schlichglödlein. Berl. 1655. 8. 


8) ©. Wegel Wh. I. p. 355 sg. 
9) S. Wepel Echensbefhr. I. p. 242 0q. u. Anal. hymm: I. 5. p. 
aq. 


10) Vortrab teutſcher Gedichte, poetiſche Luſt⸗ und Unluſt. Frkft. o. d. 
DD. 1643. 8. 


11) Musica christiana. 1634. 8. Hiſtoriſches Geſangbuch. Schleufingen 
181. 3. ſ. Wettti Aual. hymm. Bd. II. p. 287. 


12) S. Wettel Lebensbeſchr. II. p. 344. Dietman Sächſ. Pricſterſch. M. 

. ROM. Journ. dv. u. f. Deutſchl. 1792. II. p. 555. 2, Plato, M. R. nah 

Pauß. Led. u. Wirken. Lpzg. 1830. 8. Herzbüclein in geiſtlichen Oden. 

ev 1063. 8. Der zehnfache bibliſche und Eirchenpiftorifche Local umb Ge⸗ 
dentring in Keimen. ebd. 1629. 8. 


13) &. Crenii Animadrv, T. III. p. 179 sq. Berlin. Mon. Schr. 
41810. Jebr. p. 107 sq. Wetzel Wo. 1. p- 312 8y, Mülr a.a O. p. 
XXIISXXXVIII. Da Potr. 1734 Bd. II. p. 74 sq. Yannöv. Mag. 
1767. p. 120 4q. Zördens Bdo. II. p. 95 sq. Vi. p. 1L0 sq. Koch. Bd. E. 

. 150 nq. N. 281 6q. 8%. G. Roth, P. Gerh. Epig. 1829. 8. P. Ger⸗ 
d's Leben unb Lieder von Tangbeder. Bert. 1841. p. 1- 264. Bands 
und Kircpenlicder. Berl. 1667. fol. 1676. 24. u. in Baſ. Foͤrtſch, Neuverm. 
geiftt. Waflerquelle. p. 409 aq. Rürnb. 1683. 8. Eisleb. 3700. 12. Zerbi 
1707, 12. Wittenb. 1723. 12. Geiſti. Lieder. Berl, 1821. 1827. 1838. 12. 


Deutſche Poefie. Kirchenlied. 593 


er. vd. Wadernagel. Stuttg. 1843. 8. Geiftlihe Andachten in 120 Liedern 
er. v. D. chutz. Berl. 1842. 8. Auswahl 5, ildler. 8b. VI. p. 108 
-721. * . N . . . 


- j ee, N . 
14) S. 3. Wegführer, Leb. d. Churf. Louife, Sem. Br, W. d. groß. 
hurf. Ep3ß: 18338. een Bb. I. 258 sq. Kirchner, Schlufanm. I 
zriſchow, Nachr. v. Alt. u. neuern Liederbichtern. Halle 1771. 8. 


15) S. Zördens Bb. 1. p. 238 sq. Witten, Mem. iheal. Dec. XIII. 
. 1708 5q. Rehtmeyer Braunfhw. Kirch. Hiſt. Bd. IV. p. 596 q. 642 
q. 670 sq. Were Bd. I. p. 132 sq. Strieber Bd. II. p. 58 Bq. — 
Deuticher poetiſcher Pſalter Davids. Hinteln 1640. 12. Gelftliche deutſche 
Poemata. Brnfhw. 1651. 4. Chriftliche gottfelige Hausandachten. «bb. 
663..8. Hauslihe Sabbath: Andachten. Brnſchw. 1665. 12. 


16) S. Winterfeld a. a. ©. Bd. II. P: 152 8q. — Lobfingende Ker: 
entanbacht über bie Evangelia. Danzig 1656. & 


171 S. Da Potr. 1784. Bd. I. p. 41. Bouterwek Bd X, p. 209g. 
Betel Bd. II. p. 220 sq. von Baczko, Preuß. Zempe 1781. April p. 246 
sg. Amarantes p. 384 sq. Jördend. Bd. IV. p. 23 3q. Körfter b. Müller 
a. a. D. Bd. XI. p. XX Poetiſches mifleatifches uflwälblein. Samt. 
1652. 12. —* nzter Muſicaliſch⸗poetiſcher Luſtwald. Jena 1657. II. 8. 
Poetiſch⸗ hiſtoriſcher Luſtgarten. Erf. 1666. 12. Perlenkrone. 1672. 8. Davis 
diſche Ehrenkrone chriftlicher Potentaten. 1675. 12. Geiftliche Arien. Wem. 
1675. 8. Betrübt verliebter, doch endlich hocherfreuter Hirt Filamon wegen 
feiner edlen Schäferymphen Belliflora. Königsb. 1648. 8. (a. in f. Poet. 
bil. euſtz.) Auswahl b. Müller Bd. Xi. p. 161--202. 


18) ©. 3. ©. Böhmer, Mem. aeterna D. Ant. Ulrici. Helmft. 1718. 
& Betzel Bd. I. p. 61 sg. Hirſching Bd. I. p. 43 sq. — Churfürftliches 
Davids =.Harpffenfpiel zum Fürbild himmelflammender Andacht mit ihren 
Arien herausgeg. Rürnb. 1667. 8. 


19) G. Mohnile Hymnol. Forſch. Bd. IE. p. 1 sg. — Simmlifches 
uflgärtiein, in welchen zu finden allerhand auserlefene, ſchoͤne Beicht s Goms 
munion = Gebet Diflorien= und Lieders Blümlein gepflanzet aud dem großen 
Hugabistgerten der heiligen Schrift und reinen Kirchenlehrern. Greifsw. 

#1. V. 


20) ©. Wetzel Bb. II. p. 454 8q. Geiſtliche Lieber Jena 1659. II. 8. 


21) ©. Wetzel Bb. I. p. 264—275. Geiftlihes Sion. Guben 1674. 8. - 


..?) &. Chr. Weisii Mem. Chr. Keym. Zittav. 1689. 8. Ludo- 
vici Hist. rect. schol. celebr. I. p. 74 sq. J. G. Kneschke, Pr. dipl. 
cont. quo Chr. K. laurea poet. est ornaftus. Viteb. 1630. 4. Wetzel, 
Hymnopoeogr. II. p.39 sq. Misc. Lips. T.II. p. 642sq. Mnemosyne 
Sacra s. Riblia monost. memorial. expr. Lat. German. Gorlic. 1645. 
1616. 8. 1652. 8. Stettin. 1687. 8. Adel und Troft der Gläubigen aus 
at freundfchaft des im Fleiſch geoffendarten Gottes Jeſu Ghriſti. 


23) S. J. B. Liebler, Nachr. v. Alb. Leben und Liedern. Raumb. 1728,8, 
24) &. Koh 3b. I. p. 179 sq. 
25) &, Amarantes a. a. D. p. 472—479. 


236) ©. Unfhuld. Nachr. 1725. VI Beitr. p. 904 sq. Winterfelb Bd. II. 
Ba sg. Koh 3b. I. p. 181 sq. — Seiktiher Harfenfpieler. Coburg 


Grüße, Handbuch d. Piterärgefhichte. III. 38 


u Br 


594 Deutſche Poeſie. Kirchenlied. 


77) S. Wehel Anal. hymn. Bd. I. 1. p. 2440. u. — l. 
p. 57-61. Scultet. Aymnop. Siles. p. 8. Litter. Wochenbl. Be. I. 
p. 14, Br. Horn in Brauentafhenbud 1819. Kannegießer im Berl, Grill, 
1807. p. 588. 719. Müller a. a. D. p. XXXVI sq. Der Cherutiniidt 
Mandersmann ober geiftliche Sinn = und Schlußreime zur göttlichen Sr 
ſchaulichkeit anleitend. Beim. 1657. 12. Glat 1674. 1675. 1689. 12. FH, 
1713. 12. Mannb. 1827. 8. Sulzb. 1829. 12. Heilige Geelen- Luft Di 
Seiſtliche Hirten Lieder der in ihren Jeſum verliebten Pſyche, mit Res 
bieen von 6. Josepho. Bresl. 1657. 1668. 1697. IV. 8. Berl. 1702. 8 
Münch. 1826. 8 Mannh. 1838. 12. Sinnreiche Befchreibung ber de 
Dinge. Glatz 1689. 8. Dieköftliche enangelifche Perle. ebd. 1667. 8. 
Pfyqhe. Bresl. 166%. 8. Klaglied. ebd. 1664. 8. Beiflliche Sprüde «. % 
Sher. Wand. Berl. 1820. 8. Auszüge bevorw. v. Varnh. v. Enfe Ab 
1833. 8. Auswahl d. Müller. Bd. IX. p. 143- 190. 


38) ©. Winterfelb 3b. II. p. 512 rt — Neuer Helicon mit feim 
neun Mufen. d. i. geiftlihe Sittenlieber. Nürnb. 1684. 8. 


79) ©. Wegel Eebensbefchr. IT. p. 92-102. — Stimme der Zreundte 
Rudolſt. 1687. 12. 


30) &. Kleine Schriften d. verft. fürſtl. Schwarzb. Kanzlers A. & 
m. deffen Biographie v. Fr. C. v. Mofer. Coburg 1792. 8. — Himmik 
tuft und Weltunluft. Iena 1070. 8. Zwei und fiebenzig neue himmelfüßt 
Sefuslieder. ebd. 1668. 8. 


31) S. ®egel Anal. hymn. 3b. II. p.302. — Erbauliche Denkzetil 
von etlichen Mitteln zne Lebensheiligleit und ben gemeinften Zugendfündn, 
ber. v. Chr. Altmann. Berl. 1717. 8. 


32) ©. Dtto, Lex. d. Dberlauf. Schriftſt. Bod. IT. p- 714 sq. 


33) ©. Zr. P. Tonke, C. Neum. Leben. Bresl. 1744. 8. — Kern ol 
Gebete. YBresl. 1728. Berl. 1737. 8. 


34) &. Wetzel Leb. Bb. II. p. 147—153. 


35) ©. Nova litt, German. 1705. p. 82 sq. Gleich Ann. Bcde. 
T. 11. p. 429 — 484. Gerber, Hiſt. d. Wiebergeb. Bd. IT. p. 75 84. 
 Fanfiein, X W. Hoßbach, Gpener und feine Zeit. Bert. 1828. TB 
EC. 9. Canftein, Ausführl. Lebensbefhr. Sp. Leipz. 1729. 8. verm. v. 
Sande. Sal 1780. FA Auapb in b. Hall. Bebhentl, ee 

«PD. . 00 ammlungen. Sabre. 1837. I Lebens 
0. II. p. 233-241. — gen. Jahrg. 1837. Wete 


36) S. Koch Bd. I. p. 199 sq. Basler Sammtungen- 1837. Vetel 
Bd. I. 6 22 sq. — Fasciculus Cantionum das iſt zJuſammengeltage 
geiftihe ieber eines in Chriſto feligen Lehrers und Eeelens Hirten. © girl 
10. 12. „ueiftreiche Schriften nebft feiner Lebensbefchr. Frkft. u. Leipp 


387) ©. Webel Anal. hymn. Bd. I, 2. p. 26-29. 

38) S. Wegel Anal. hymn. I. 1. p. 43 sq. 

39) ©. Reiß. Hiſt. d. Wiebergeb. I. IV, p. 42 sq. Koch 3 I 
p. 204 09. — 4 und 2 S. ®. Glaub: und Eiebesübung aufgemuatee 

urch einfältige Bundeslieber und Dankpſalmen. Brem. 1679. 1680. Beil 
1692. 8. Frankf. 1712. Thurnau 1716. 12. 

40) Morgens und Abend: Katechismus = und Tifchs, Beicht⸗ und Con⸗ 
munions, Yobs und Feſt⸗, Klang: und Troft:, Grabs und Himmelslieder: 
Nürnb. 1701. 8. Sündenfhmerzen, Troſt in Herzen, Todeskerzen. Kür. 
| 1664. 8. Himmelreife, Geelenfpeife, Engelweife. ebd. 1670. 8, 


Deutſche Poeſtie. Gnomologieen. 595 


41) Evangelia melodica b. i. geiftlidhe Lieder nach dem Ginn ber ors 
bentlihen Sonn= und Seftagsenangelien eingerichtet. Brem. 1708. 8. ©, 
Vetel, Anal, hymn. Bd. II. p. 546 q. 


$. 678. 


Kann irgend etwas fih an bie fromme Poeſie biefer 
Periode anfchließen, fo werden es die Snomologieen fein, welche 
freilich wie die Sprüdhwörterfammlungen richtiger nad dem 
Lehrgedichte angeführt werden müßten. Mit ihnen fliehen. auch 
die Stammbücher in Verbindung, deren Namen fell dem 16ten 
Sahrhundert aufgelommen zu feyn ſcheint; wenigſtens findet er 
ſich bereit bei Zeiler II Cent. ep. 65. Sie find jedenfalls 
eine Fortfegung der alten Priameln und enthalten manderlet 
Braudbares. An der Spige der hier zu nennenden Schrift 
ſieller Reht der bekannte Julius Wilhelm Zinkgref, der 
eine fehr gute Sammlung von allen Deutfhen Spruͤchwoͤr⸗ 
tem anlegte, zu der dann nod Johann Leonhard Weid- 
ner aus Diteröhelm, Prorector zu Niemägen, einen dritten wen⸗ 
iger gelungenen Theil hinzufügte!), Auch die Sammlungen So» 
dann Buchler’s?) aus Gladbach, Rectors in Wicrad, bes 
oben ſchon genannten Friedrih Petrid), Burchard Gens 
ſchedel's), Pfarrers zu Warmbrunn (9) aus Schweinfurt, Johann 
Natthias Schneuber’8°), und beſonders Chriſtoph Leh— 
mann?6°) aus Finſterwalde in der Niederlauſitz, erſt Stadtſchreibers 
iu Leipzig, dann Syndici zu Heilbronn (geb. 1568, gef. 1088) Pos 
licher Blumengarten, den Leffing herausgeben wollte und 
Schuppins für die beſte Schrift nach der Bibel hielt, enthaͤlt 
vlel Lefenswerihes in Profa und Verſen. Als politiſcher Kopf 
md Deutfcher eleganter Profaift mitten unter den Schmierereien 
und der Wortmengerei der SOjährigen Kriegszeit tritt nun ber 
Annige, oft ſchwaͤrmeriſche Samuel (von) Butfhfy’) aus 
Vreslau (1612 geb.), Kalferlicher Rath (+ 1678), der leider 
m den untreuern Qutheranern gehörte, die von ihrem Glauben 
afielen (1660), um zeitliche Güter und Ehre zu erlangen, entgegen. 
Den Beſchluß möge endlich der oben ſchon (S. 555) ats 
geführte Johann Riemer) aus Halle (1648 — 1714) 
moden, ber die aͤlteſte Sammlung Deutfter Aphorlomen, 


596 Deutfche Poeſie. Gnomologieen. 


von denen jedoch nur ein Meiner Theil wirklich fein Eigentum 
iR, edict hat und auf diefe Idee, durd ein älteres Werk von 
Duirinus Pegen6 geführt worden zu fein fcheint, unter 
welchem Namen fi aber der uns fon befannte Harss 
Dörfer?) verfappt hat. 


41) Der Zeutfhen Scharpffinnige Huge Sprüch 0. D. 1624.8. Gtraft. 
1626. 8. 1628. 8. 1639. 8. Teutſcher Nation Denkwürbiger Reden, Apoph- 
thegmata genannt, Anderer Theil. ebd. 1639. 8. Leyden 1644. II il 
Dritter Theil zufammengetragen durch J. L. Weidnerum. chd. 16H. 1. 
Amfterdam 1653. II. 12. ebd. 1655. V. 12. m. B. ©. WWeifens. Erffl. 
1693. 12. Ausw. v. B. F. Guttenſtein. Mannh. 1835. 8. 


2) TNQMOAOTIA seu memoralium cum primis germania 
gallicaegue linguae, sententiarum brevis et aperta, latino carmine, 
inspersis rhythmis festivissimis. Col. 1602. 12. Ausz. b. Hoffman 
Spenden. 2b. I. p. 1 2q. 


3) Proben b. Hoffmann a. a. D. p 9 sq. 


4) Ethica Christiana Rythmica. Gin Chriftliches ſchoͤnes Reimbat: 
Gott zu Ehren, vnd der zarten biuenten Jugent, auch allen benen, melde 
Zucht ıc. Leipz. 1619. 8. Proben b. Hoffmann a. a. D. p. 21 q. 


5) Teutfches Reimen⸗Buch, Darinnen Vußerlefene weltliche Poemata 
und Politifche Sentenz, Lehren und Sprüche zufammengetragen. 0.D.1647. 
17. Gedichte. Straßb. 1644-56. II. 8. f. Hoffmann a. a. DO. p- 27 1. 


6) S. Morhof Unterr. v. d. Deutfh. Sprad. p. 687. Erh. Chr. Bart, 
Leb. d. ber. Chr. Lehm. n. viel. unbek. u. geheimen Nachrichten, m. t 
gwief. Anh. Frkft. 1756. 8.— Florilegium politicum. Politiſcher Blume 
garten. Darinn außerlefene Politifhe Senteng, Lehren, Reguln und Spräk 
wörter auf 'Theologis, Jurisconsultis, Politicis, Historicis, Philos 
phicis, Poeten und eygener: erfahrung unter 286 Tituln zu fonderm nütet 
ond Luft Hohen und Niedern im reden, raten vnd fchreiben, bas gut # 
braudyen und das böß zu meiden, in locos communes zufammengetragft. 
0. D. 1630. 8. Irkft. 1638. 12. Lübeck 1639. 8. Frkft. 1630. 12. ebd. 106. 
IV. 12. Prob. b. Hoffmann I. p. 36 sy. 


7) Hoffmann v. Ballersieben, S. v. B. als Geburtötagsgratulant zum 
6. Juni 1629. Dillenburg (Bresl.) 8. u. in f. Spenden Bb. I. p. 8% 
Keichard Hift. d. Deutfch. Spr. p. 21034. — a—z Fünfhundert, Sinnens Ga: 
und Lehrsfteiche Reden und GemüthssUebungen: zu der Hochdeutſcha 
Kanzelley. Bresl. 1666. 8. A—3 Pathmos: enthaltend: Sonderbare Ada 
und Betrachtungen ꝛc. Epzg. 1677. 8. (a. u. d. Tit. Reale Staats- un 
Sittenſchule auderlefener Moralien, fcharfffinniger Neben und curienser 
Betrachtungen zc. Ausgefertiget durch Zerd. von Blumenau. — 1707. 6 
- U—3. WohleBebauter RofensThal, Darinnen ein curiofes Gemüfe, in all 
Stüden, allerhand nügliche und beluftigende Raritäten und curiofe Gadı, 
Zeitz Welt und Stats⸗Roſen; auch Geelennährende gute Früchte, inf 
hundert Ginnreichen, ungemeinen Reden und Betrachtungen findet. Kürnb. 
1679. 8. Ausz. b. Hoffmann a. a. ©. p. 91-124. 


. 8) Apophthegmatifcher Bormund, ober Dratoriſches Lexicon, beſtehen 
In 1556 nachdenklichen und zum Zheilluftig = und Lehrsreichen Erempeln, Theils 
aus dem Munde kluger Leute, meift aber aus eglichen Collegiis, barinnen & 
fonderlih Sinn⸗reiche Gleichniffe, Kurgweilige Erempel und Luftige kehr⸗ 


Deutſche Poeſie. Schaͤfergedicht. 597 


Syrũche abgehandelt werben. Nicht aur Dratoriichen Liebhabern, ſondern 
auch gelerten und andern Leuten gun Beluftigung, Auff vielfältige Erford⸗ 
erung berfürgegeben. Merſeb. 1637. 8. S. Hoffmann a, a.D. p. 15 —151. 


9) Artis Apophthegmaticae, d. i. ber Kunſt⸗ Quelle der denkwuͤrd⸗ 
—— eobfprüde und ergöglicher Hofreden in 3000 (6000) Srempeln. NRürnb. 


$. 679. 


Die Kenntniß der Stallänifchen Literatur, welche durch bie 
Dpipianer in diefer Periode erlangt ward, mußte natürlich auch 
das Schaͤfergedicht in die Deutſche Literatur einführen, und fo 
konnte es nicht fehlen, daß daſſelbe theils ſelbſtaͤndig, theils 


auch als Allegorie und Viſion bearbeitet und dramatiſtrt ward. 


Muſter war hierin Opitz ſelbſt mit feiner von uns bereits ers 
wähnten Nymphe Hercynia geweien. Ohne mich jedoch bei einigen feiner 
Rachahmer in feiner eigenen Schule aufzuhalten, gehe ich ſogleich 
zu den Pegnitzſchäfern“) über, für die ſchon ihres Ramens wegen 


dieſe Dichtungsart am beſten zu paſſen ſchien, denn Hellwig | 


halte bereits in feiner Nymphe Noris S. 118 gefagt, „daß fol« 
he Kling⸗ und Singfpiele auch denen zarten Wollenhegen und 
Schafen, gemeiner Sage nad, die halbe Maftung fein follten,“ 
Leider diente aber das Schaͤfergedicht fehr oft bio6 der Lobs 
hudelei gegm Bornehme zur Bolle, denn fo war fon Opit 
in feiner Hercynia der Lobredner des graͤflich Schafgotfchiichen 
Hauſes geworben, und doch iſt es daburd noch nicht fo lang⸗ 
weilig, al wenn unter den Namen ber eingeführten Perſonen 
gewiſſe Tugenden, Wifienfchaften und Künfte dargeflellt werben 
foßten, wie 3. B. Diana die Jagd und Ban die Welt beveuten 
ſel. Das erſte Muſter diefer Iangweillgen Art von Gedichten 
lieferten Harsdörfer und Klaj in Compagnie in ihrem: 
Pegneſiſchen Schäfergeticht, angefimmt in den Berinorgifchen 


GKori⸗ d. h. Nürnbergifhen) Geſilden, wodurch nah der ge 


wöhntichen Annahme die Stiftung des Blumenordens herbei 
geführt worden fein fol, Ganz In bemfelben Tone if von 
Birken und Klaj in der Pegnigfchäferel die Fortſetzung ger 
Hefert worden, und wie dort die Epiſode von der hirnvertuͤd⸗ 
Im Schäferin Bamela, welche fi für die unglüdlie Germa⸗ 
ala anficht und poetiſche Schwarmreden führt, den Bang ber 


598 | Deutſche Poeſte. Roman. 


Handlung unterbricht, fo geſchieht dieß hier durch einen wen 
nehmen Schäfer, der in maccaroniſchem Kauderwelſch die Rey 
einer Dorfphryne oder Stallnymphe befingt. Das drüte Be 
dicht, welches allenfalls noch unter der Unzahl vom fdhafige 
Schaͤfergedichten zu erwähnen fein wird, welde die Blumeanritte 
ausbrüteten, iR Johann Hellwig’8?), aus Nürnberg (ge 
1609, farb als Lelbarzt ded Kardinals von Wartenberg y 
Regmeburg 1674), welcher unter dem Namen Montarı 
ſchrieb, Nymphe Noris, worin aber eigentlich nur eine pol 
Topographie Rürnbergd unter dem Bilde der Befchreibung dei 
Tempels der genannten Rymphe, in dem die Bilder aller um ie 
Republik verdienten Männer mit ihren Wappen, Deviſen x. au 
gehängt find, gegeben wirb, dem der theatraliſche Plunder von 
VEublemen ꝛc. anfiebt. Am meifen bat ohne Zweifel Birken 
dieſes Fach ausgebeutet, denn er bediente ſich dieſer Form m 
den Gelegenheitögedihten, in denen er fi Titel und Gnabe 
geſchenke erbettelte. Dergleichen find fein Noriſcher Foͤbus, werk 
er 1677 den Rürmberger Rathöhern Georg Sigmund Fim 
von Haimendorf zum Neujahr anfehnurrte, feine Vifionen, de 
Dannebergifhe Heldenbeut und Guelfis, erflere befonderd m 
Ehren Anton Ulrichs, Herzogs von Braunſchweig, lehtere m 
Verherrlichung des ganzen Welfifchen Haufes befimmt und am 
lich weit bergeholt, denn Guelſis, die neunbundertjährige Tb 
tee der Hercynia, läßt Floridan und feine Freunde in ein 
unterirbifchen Wunderbau Welfifche Heldenbilder ſchauen. Er 
ner gehört hierher fein Oftländifher Lorbeerhain, worin er de 
Deutfden Kalfer von Rudolph von Habsburg an bis auf Be 
dinand feiert, desgleichen feine Friederfreute Teutonie, eine M 
von Roman in beſonderer Beziehung auf den Osnabruͤchſche 
Frieden, wie fi denn aus feine Pegneſiſche Geſpraͤchſpielgeſh 
fhaft, wo eine Nymphe Silvia den Scepter führt, hi 
läpt®)2c. Noch bei weitem ſchwächer find die ebenfalls hlecher 
gehörigen Dichtungen Klaj’s%, nämlid das Schwediſche Brit 
und Ereudemahl und die Irene, beide auf ben Weſtphalichen 
Frieden bezuͤglich, aber ſaft⸗, kraft⸗ und geſchmacklos. 

1) ©. dar. Tittmann, D. Nürnberger Dichterſchule a. a. O. P “⸗ 


—106. 
2) Die Nymphe Noris, in zweyen Tagzeiten vorgeſtellet, darbey Mad 





Deutſche Poeſie. Roman. 5” 


fhöne Gedichte un Geſchichte, unterſchiedli 
—— "Katze, Sim: san und 1b Reimbiibern, * teen Gebinde mit pr 


Pi Der — — 2 Föbns beim Eintritte bes 1667 neuem Chriſtjahrs bes 
rt von ben Dlumengenoffen an der Pegnig. Rürnb. 4. Dannebergifche 
eibenbeut, im den Jetiſchen Blumfeldern beglorwürbigt. Hamb. 
meifis oder Nieder: Sächfiicher Lorbeerhayn Dem Sochfücklidien alten 
aufe Braunfchweig und Lüneburg gewidmet, auch mit deffen Alten und 
euen Stammtafeln bepflanzet. Ried. 1669. 12. Oftländifcher er Rocher hann, 
a Ghrengebicht von dem hochloblichen Erzhaus Deſterreich: Ginen Fürſten⸗ 
regel in XII Sinnbildern und eben fo viel Kayſer⸗ und Tugend ilonife 
a, neben dem Dfterreidhifchen Stamm = und Zeitregifter, Turzlich vorftellen 
jammt einem Anhang von Sheengebichten an Fürſten, Strafen und 
Nr 4657; 12. De " ederfreute eutonie. Eine tee von dem 

— machen was bei Abhandlung deflen in des H. Roͤm. Reiche 

* R nachdem felbiger von Dsnabrüd bahingereifet, Dmbnae 
an en, mit allerhand Staats: und Bebenslehren, Dichtereyen, 

2. barein gehörigen Kupffern gezieret, in vier Bücher abgetheilet zc. ebb. 
Pegneſiſche Sefprächfpieigefenfhaft von Nymphen und Hirten bei 

* ine Gräß s Ditingijchen en Beilager aufgeführt. ebd. 
1665. 5 Fler er Myrtillus) Fo rn erifehes Hirtengeipräcdhe, von etlichen 

am Pegnitfirand. € 

u Tried= und Feeudenmahl, zu Nürnberg den 25. bes 

be onate 160 gehalten, in jedo neuüblidhen hochteutſchen Reimarten. 

Rärnb. 1649. 4. Irene, das if vollländige Ausbildung des zu Rürnberg 
aejhlofienen Br Friedens. 1650. 4. (u. als Th. II.) Frage des Kriebens 

eimteutfhhe Borbildung, wie der Großmaͤchtigſte Krieger und Sie: 
yet "ars aus dem längft bedrängten und hoͤchſtbezwaͤngten Teutſchland 

einen Abſchied genommen ꝛc. ebd. 1650. 4. 


. 680, 

Wenden wir und —8* Roman, fo können wir mit 
Reit die eigentlihen Anfänge des Deutſchen Nationalromand 
dieſer Periode zuweiſen, denn daß dieſen Ramen der Simpliciſ⸗ 
funE des pſendonymen Samuel Greiffenſohn von 
Hirfäfeld oder Herman (vd. 5. Herrmann) Schleifheim 
von Sulzfort, wie er fib anagrammatifch nannte, unter dem 
won fi aber Ehrifkoffel von Grimmelshaufen‘) aus 
Geinhaufen (um 1625 geb.) zu denfen hat, der zuerfl in Biſchoͤf⸗ 
hen Kriegsdienſten fland, dann Schultheiß zu Renden im 
Shwarzoald warb und, wenn auch nicht fhon 1672, doch 
when 1673 — 83 verftarb, im vollen Maße verdient, kann 
feinem Iweifel unterliegen. Derfelbe ſchrieb zuerſt den keuſchen 
Sieh (1647), dann mag fein Simpliciſſimus gefolgt fein, ein 
But, das, wie die Schelmenromane ver Spanier, die Form 
Einer Autobiographle trägt, aber, flatt fi in die Erzählung von 

ers und Bentelfneiverabenteuern zu vertiefen, die groß: 


ca Deutſche Poeſie. Roman. 


Nachahmung ber 'fremden Schaͤferromane if, geſchrieben, uch Wi 
eingeflodstenen Briefe (3. B. ©. 88. des Eiferichs Wus-iüg 
erungsbriff an Härz- währt) find Mufter von Unſum. WM 
gelehrte Excurſe find beigefügt, fo „ver Uhrſprung und Belle 
ung der Stat Benedig” (S. 202 x.) und ein „Kurke 
wurf der alten und izigen Deutfchen” (5. 251 x.), weldyer been 
dutrch die dabei gegebenen Notizen über das damalige Lehm d 
den Univerfitäten umb den Lurus hoͤchſt intereſſant iR. % 
‚beiden andern Romane Zefen’d, Mfienat eine Bearbeil 
der Geſchichte Joſephs) und Simſon (nad PBalavian!s 4 
betiteltem von Stubenberg : überfepten Bude) ſind ſcheit 
hiſtoriſche Gemälde, aber mit duͤſterer, faſt theologtfcher 54 
Zu der Klaffe der hiſtoriſchen Romane gehört auch des € 
iſchen Oberſten Dietrih8 von Werder?) aus Werdere 
im Hefflfihen (1584 — 1657), des Ueberſetzers Tales 1 
Arioſt's und Freundes Opitzens, der ihm mehrere feiner © 
zueignete, Dianea (1644), worin eigentlih ver dreaißigäit 
Krieg und die Helden deſſelben, wiewohl unter Schäfen 
vorgeführt werden, fo wie Chriſtian Wilhelm Hug 
dorn’ 87), eines Daͤniſchen Oberften, der 1670 Gefanbie 
Spanien war, Aeyquan oder Geſchichte des großen We 
Zu den Sittnromanen gehört ohne Zweifel der Scheim 
des E. S.°), in dem die Aufſchneidereieen eines nie aus Dem ii 
haufe gefommenen Handwerksburſchen über feine angeblid in 
Ländern beflandenen Abenteuer referirt werben, und welcher zwar 
von der Erzählung feiner durch eine Ratte, die feiner Mutier ein 
zerrifien hatte, von dieſer mit dem Beſen vertrieben und feiner & 
zwifchen Die Beine gelaufen und In den Leib gefahren war, herbeigem 
tm 4 Monate zu zeltigen Geburt an In einem fehr (dung 
und unfläthigen Tone gehalten, aber im Ganzen doc fer 
goötzlich FR und eine Art Amalgam von Eulenfpiegel, Fink 
und Grobianus bildet. Uebrigens fieht man aus dem Sihl, weil 
genannten PBtausMutter- Sprache, und ben angehängten TUE 
und Trauerfpielen, worin das damalige Stupentenleben uf 
Manier der Logtövermietherinnen und Wirthinnen, wit | 
Hausburfhen umzugehen, geſchildert wird, daß offenbar 
ganze Buch eine Satire auf Leipzig If. Auf aͤhnliche B 


— 























Deutfpe Por. Koma. — 
wd Ducerzüge ſeines Gelben mt tun alichen Wemeiren {fe 
gehen bis 1602) des Hans von Schweinichen?), cime 
Schleſiſchen Ritters (1552 — 1616). werin dad liederliche Per 
ben der Herren von Übel jener Zeit dargeſtelt werden fol, fo 
fieht man doch den Unterfibied naiver Cinfachheit und Ratürs 
lichleit von yplumper Gemeinheit. Daß fih ebenſo auch eine 
Menge von Nachahmem, die theilweiſe einzelne Nebenperſonen 
aus dem Simpliciſſimus behandelten ſſo Trutzſimplex“), Spring⸗ 
insſeld“) 2c.], fanden, zu denen man noch im 18ten Jahrhundert 
beſonders die Aventuriers aller möglichen Nationen rechnen kann, 
braucht kaum erwähnt zu werben, um fo weniger, als faſt fein 
äinziger feinem Muſter au nur entfernt nahe kam. Che je 
doch Grimmelshauſen feinen Adten Volksroman hatte von Stapel 
: laufen laffen, war bereits Philipp (von) Zefen (1645) 5) auf die 
, Ser gelommen, „daß es wohl das bäfle wäre, wan man was 
eignes ſchriebe, und der fremden ſprachen bücher nidt fo gabe 
. uffg verbeutfchte, fonberlih weil in den meiſten weder kraft 
mod Saft iR und mehr ein weit⸗ ſchweiffiges, ungemäflenes ge 
. ylauder in ſich halten.” Da ed nun nad feiner Anſicht „we 
der einem Deutfchen nachtheilig, nod einem Kriſten zur ſuͤnde 
m rähnen, wan er fi mit einer keuſchen libe6 ‚ befgreibung 
‚ deinfiget” sc, fo glaubt er, es ſei auch ihm nicht zu „verdenlen, 

wan er auch (weil wir noch jung fein, und das libesſener un, 
‚ tr der Hinten bruſt in follem füben entfünden) ein und Pas 
 ambere leuſche libes⸗ getichte ſchreibe“, und fo förderte er jene 
AUlbriatiſche Nofemund (fo genannt weil fie mitten auf dem 
WWriatiſchen Meere geboren worden) als Ritterhold von Blaum 
Mm Sage, von ber der Aemſige fagte: „Ei — läbet ſelb⸗ ſelbſt 
in dieſem Buhch, und in dem laͤſen ſchwaͤbet ſohr augen, als 
ein bild, das gaͤhn und räden Tann, dahr⸗aber fh entfäzt und 
wundert ihdermann.“ Obgleich mur feine Belpziger Waſchmamſell zu 
dem Portrait gefefien hatte, fo fagt er doch in der Vorrede: „Di über» 
undiſche Rofemund, bi nicht alein aus hohem blaht entfproffen, fondern 
auch durch ihre angebohme geſchiclligleit und zihr zu ſolchen namen 
langt iſt, daß man fi mehr ein Angel» als mänfhenbiln zu 
Hännen pflägel“ ı. In biefem zärtlihen Tone IR nun Das 
ganze Buch, welches übrigene nichts welter als eine verunglüädie 


602 Deutſche Poeſie. Roman. 


Nachahmung ber fremden Schaͤferromane iR, geſchrieben, und die 
eingeflochtenen Briefe (1. B. ©. 88. des Eiſerichs Aus⸗ſen⸗ 
- erungöbriff an Härz-währ:) find Muſter von Unſtun. It 
gelehrte Ercurfe find beigefügt, fo „der Uhrſprung umd Bere 
ung der Stat Venedig“ (S. 202 x.) und ein „Kurher ab 
wnrf der alten und izigen Deutfhen“ (6. 251 xc.), weicher befondert 
durch die dabei gegebenen Notizen über das damalige Lehm auf 
den liniverfitäten und ben Luxus höchſt intereffant iR. DE 
beiden andern Romane Zeſen's, Aſſenat eine Bearbeitung 
der Geſchichte Joſephs) und Simſon (nad) Pallavicini's gieik 
betitelten von Stubenberg überſegten Buche) find ſcheinbe 
hiſtoriſche Gemaͤlde, aber mit duͤſterer, faſt theologiſchet Faͤrbun 
Zu der Klaſſe der hiſtoriſchen Romane gehört auch des Schwa 
iſchen Oberſten Dietrih6 von Werder‘) aus Werdershauſe 
tm Heiden (1584 — 1657), des Leberfegers Taſſo's ww 
Krtof’6 und Freundes Opitzens, der ihm mehrere feiner Werk 
zueignete, Dianea (1644), worin eigentlich ber breißigiährke 
Krieg und die Helden deffelden, wiewohl unter Schäfernam 
vorgeführt werden, fo wie Ehrifkian Wilhelm Hage 
dorn’ 87), eines Däntfhen Oberſten, ver 1670 Geſandier # 
Spanien war, Aeyquan oder Geſchichte des großen Boy 
Zu den Sitimromanen gehört ohne Zweifel der Schelmuffth 
des E. S.®), in dem die Aufſchneidereieen eines nie aus dem Vate⸗ 
hauſe gefommenen Handwerkoburſchen über feine angeblich in fremden 
Ländern beflandenen Abenteuer refertrt werben, und welcher zwar gie 
von der Erzählungfelner durch eine Ratte, die feiner Butter ein AP 
zerriſſen hatte, von dieſer mit dem Beſen vertrieben und feiner Schweſe 
zwiſchen die Beine gelaufen und in den Leib gefahren war, herbeigefi 

tm 4 Monate zu zeitigen "Geburt an in einem ſehr ſchumge 
und unfläthigen Tone gehalten, aber im Ganzen doch fer ® 
goͤtzlich M und eine Urt Amalgam von Eulenfpiegel, Fialenrite 
und Grobianus bildet, Uebrigens ſieht man aus dem Styl, der ſo⸗ 
genannten Prau Mutter» Sprache, und den angehängten as 
umd Trauerfpielen, worin da® damalige Studentenleben nd bie 
Manier der Logisvermietherinnen und Wirthinnen, mit ihren 
Hausburfhen umzugehen, geſchildert wird, daß offenbar de 
ganze Buch eine Satire auf Leipzig iſt. Auf aͤhnliche wich 


Deutſche Poefie. Rman. 603 


ſchiſdert das damalige Studentenleben ber Academiſche Roman 
des Univerſalſchmierers Everhard Guerner Happel?) 
aus Marburg (1648 — 1690) welcher trotz feiner Breite 
ſpaͤterhin mehrere Nachahmungen hervorgerufen bat, wo ohne 
Zweifel wirftihe Toliheitn der damaligen bemooften Haͤup⸗ 
ver und Burſchen naderzählt werben. Derfelde Schriftfieller 
erhob In einer Menge von didleibigen Schartefen auch ven 
fogmannten politiſch- geographiichen Geſchichtsroman auf ben 
Gipfel des Ungeſchmacks, indem er kalendermaͤßig die Be 
gebenheiten eines Jahres zu einem Ganzen verarbeitete, und 
bonn ſolche ſchoͤne Buͤcher, wie der Deutſche Garl (auf 1680), 
der Engellaͤndiſche Ednatd (auf 1690), der Bayerifhe Mar 
(auf 1691), der Saͤchſiſche Wittekind (auf 1692), der Schwäbs 
iſche Arioviſt (auf 1698) 2. find, zu Stande brachte. Um 
mm zu den eigentlichen Liebeösromanen in Zeſen's und feiner 
Anhanger Manier zurüdjufehren, erwähne. ih der Merfvürbig- 
keit wegen noch eines gemwiffen - Pfeudonymus, Namens Sales 
myndonts‘), Frygier Aeneas, eine Art Paraphrafe ber 
Ieneive in Profa und fhauderhaftem Style, der hiſtoriſch⸗phi⸗ 
lologiſche Anmerkungen beigegeben find und welcher ein Trauerſpiel 
von der Dido aus dem IV, Buche der Aeneis In Verſen vorangeht. 
Daſſelbe if mit gerelmten Chören verfehen, von denen befonders 
dasjenige, wo die Allgewalt der Liebe geſchildert werben ſoll, 
hoͤcht ſpaßhaft iR; man leſe nur Berfe, wie: „Was tuhn nicht 
Lynzerſchelken, Wilde Wölfe, fneller Wind, Und was Hängfle, 
wen fie fmälten Das wo ires gleichen find! Baum, Man, Klip, 
ſaͤs Flus, baͤrg, Bäumen, Können ihren Lauf nicht ſaͤumen“, 
oder: „Faͤdra hat fo &h gebrochen IR zu eignem Kinde krochen.“ 

Georg Neumarkt ſchrieb eine: derartige erbärmtide 
Hirtengeſchichte, die alle Fehler der auslaͤndiſchen Hirtenromane, 
aber Feine ihrer Vorzüge hat!!). Es würde zu weit führen, wollte 
mon hier die Reihe dieſer langweiligen, aber theilweife mit 
Kannigen Stellen gar artig durchwirkten Liebesgeſchichten durchgehen, 
wie deren (eine derartige iR die Geſchichte von ber Medea, wobei 
aber nicht etwa an die befannte Zauberin zu denken if), in Uns 
Rh hevorwucherten, beſonders ſeitdem der Deutſche Ungefchmad 
dieſelben fo verſchlang, daß foͤrmliche Lohnfabrikanten, unter denen, 


604 Deutſche Poeſie. Roman. 


neben dem bereits erwähnten Happel, Auguſt Bode”) am 
Halle (geb. 1661), ber unter dem Namen Talander fhrd 
und ald Brofeffor zu Liegnitz (nach 1730) Rarb, eine da er 
fien Stellen einnimmt. Theilweiſe mag zu diefer ganzen Sera 
dad Erſcheinen ber Amabisromane beigetragen haben, We 
feit 1569 in Deutfhland bekannt und beliebt geworben warn 
und die, befonderd was ihre fpäteren Fortſetzungen aulang 
theillwelfe an unzüdtign Stellen nicht arm find. Diede 
Unwefen entgegenzutreten, „um bie Amadisſchuͤtzen und dad [dans 
ſuͤchtige Amadiobuch zu verdrängen”, unternahm nun der [den 
genannte geiftliche Lieberbichter Andrea Heinrich Budolf”) 
feine beiden über alle Begriffe ledernen Wundergeihidie 
von dem chriſtlichen teutfhen Großfürken Herfules und ba 
Boͤhmiſchen Koͤniglichen Fräulein Valiska, fowie von Herkulisis 
- und der Herkuladisla. Er will darin eine Gemuͤthoerfriſchut 
liefern, bei der andädtige Seelen nicht geärgert werden, un 
weit die Liebe zum Vaterlande feinen Roman ausgebrütet, fo wä 
er dem Spanifhen Hodtrab, der Staliänifchen Ruhmrediglen 
und dem Brangöfiihen eingebilveten Vorzug zum Poſſen band 
fen, daß die Teutfchen nicht lauter wilde Säue und Bähım, 
fondern auch manden trefflichen Kürflen und Ritter unter 4 
gehabt. Zu diefem Zwede bat. er geiſtliche Lieder und Gebdt 
beigefügt; doch fehlt es nicht am Ueberfällen, welde ſein 
feufhen Pringeffinnen auszuftehen haben, und darum empficht 
er aud im Herkuliokus (S. 121 1.) angelegentlih das Heb 
rathen, weil „der Jungfernſtand, in ˖ reiner Keuſchheit gefühl, 
ein heiliger und faR ein Wunderſtand fey, aber dieſe Gabe 
ohne böfe Argerlihe Gedanken und Begierben, feine gang % 
bend- Zeit biß and graue Alter binzubringen, wegen angebohmn 
Fleiſches⸗Schwachheit fehr wenigen gegeben, daher auch unſe 
Helland faget: Diefes Wort fafiet nicht jedermann” x. Die 
felbe Richtung, zwar etwas geſchickter als der übelberathen 

theologe, verfolgte der ſchon erwähnte Anton lid, 
Herzog von Braunſchweig! in feiner Syrerin Araucna, 
einem auf bie Geſchichte der Iſraelitiſchen Patriarchen gear 
beten Romane, und in der Römern Octavia, worin bie Riw 
iſche Kaiſergeſchichte von Claudius bis Vespaſian mit end 


Deutſche Poefie. Roman. 605 


wird. Indefien Außern auf ihn ſchon die Romane der Scudery ıc. - 


ren Einfluß, und für feine Zeit wußte er diefelbe noch das 
dur piquanter zu machen, daß er eine Menge von Anekdoten 
and dem Leben feines und fremder Höfe (3. B. die Epiſode 
von ber. Prinzeffin von Celle, der Gemahlin Georgs I., der 
Drtavia Bd. VI. p. 104. 182 sq. d. II. A.) mit einwebte 
und mehrere wichtige politifche Begebenheiten, wiewohl unter falfchen 
Ramen, mittheilt. So interefiant dieß nun aber auch für den Ge⸗ 
ſchichtsforſcher iſt, fo ſchwierig bleibt es immer, das Richtige darunter 
herauszufinden. Uebrigens fann man fi einen Begriff von der 
Breite diefer Bücher machen, wenn man bedenft, daß in bie 
"Sramena ein ganzes Schäferfpiel: Jakob um Rahel betrogen, 
ib im IV. Theil der Dftavla gar ein eplihes Gedicht, 
"Buch der Geſchichte Davids, Königs In Juda, ſowie im I, ein 
“Irauerfpiel, der flerbende Dedipus, eingerüdt if. Noch weiter 
‘ging in dem heroifch » galanten Romane der uns bereits 
belannte Daniel Caspar von Lohenftein"), deſſen fuͤrch⸗ 


terlicher Wälzger: Arminius und Thusnelda, auch heute noch 


für Kunfifreunde dadurch von großer Wichtigkeit if, weil er 
mit Kupferflichen von der Hand bes berühmten Sandrart ges 


‚siert iſ. Der Inhalt betrifft auf faſt 3300 Selten in Ouart, 


die eng und .in zwei Spalten gedrudt find, die befannte Ge⸗ 
ſchichte von dem Aufflande und den Kämpfen des Arminius mit 
: den Römern und feiner Liebe zur Thusnelda, und iſt zugleich 
eine Schapfammer des ganzen gelehrten Wuſts von Kenniniffen 
aus allen Theilen der Wiſſenſchaften, die ſich Lohenftein ger 
fammelt und bier zufammengepfropft hatte, um jede einzelne 
' Materie oder alle Geſichtspunkte vollfommen ſchulmäͤßig und phi⸗ 
lofophifh zu exponiren und fo feinen Roman gewiffermaßen 
mm Brennpunft aller damals möglichen Fachgelehrſamkeit zu 
mahen. So langweilig und unromantiſch nun aber diefes zu 
feiner Zeit angeflaunte, ietzt aber mit Recht vergeffene Buch if, fo 
finden ſich doch einige in Styl und Vortrag gelungene Stellen darin, 
bie ebenfo wie mehrere feiner Gedichte, von feinem leider falfch 
geleiteten Genie Zeugniß geben. Uebrigens IR fein Arminius 
ſchon feiner forgfältigen Ausarbeitung wegen unbedingt ein Ju⸗ 
wei unter der Maffe der vor und neben demfelben auftaudhenden 


Helden⸗ und Liebesgeſchichten, die größtenthells zugleich ver⸗ 


¶ 


606 Deutſche Poefie. Roman. 


foppte Hofintriguen mit berührten, was frellich ſolchen, bie ver 
möge ihrer Stellung davon wiſſen konnten, gu ſchildem Takt 
fallen mußte; bei bloßen Lohnfchmierern aber vertrat die Re 
lichkeit, daß dieſes ober jenes fo, wie fie es fi ausdachtn 
hätte gefchehen können, die Wahrheit, und darum muß ma 
ſich, ſelbſt wenn man aus dieſem Grunde, um fid über den 
damalige Hofleben zu unterrichten, dieſe Bücher Tief, noch ſch 
vorfihtig fein. Ich führe aus der ganzen Geſellſchaſt nur te 
Heinrich Anfelm von Ziegler und Klipphaufen”) 
aus Radmeritz in ber Oberlaufiß (geb. 1653), Stifteratis a 
Burn (+ den 8. September 1697, nidt fon 1690) 
beruͤchtigte Aſtatiſche Banife an, deren anderer Titel, „bar 
iges, doch muthiges Pegu“, Gelegenheit zu ber fonderbarm 
Verwechſelung mit Peru gab, aber. fon feines Anfang 
wegen, „Blitz, Donner und Hagel, die rädennn Bab 
jeuge des gerechten Himmels“ 1c., die verbrehten Köpfe de 
damaligen Leſewelt betäubte und eine Menge anderer Banifen, ein 
Deutfche, Englifche sc., nach ſich 309, ja von dem befannten Frichril 
Melchior Grimm als Trauerfpiel (1743) und von Joachim Bercal 
als Oper (1710) behandelt ward, Manches in dieſem Butt 
Erzaͤhlte mögen gleichzeitige Hofanefvoten ihrem Verfaſſer an dk 
Hand gegeben haben, aber zu Menantes' .oder Hu 
no1ld’8') Europaͤiſcher Höfe Liebes⸗ und Heldengefäläta 
haben wirkliche Perfonen die Data geliefert, wenn auch ; 8 
das tragifhe Ende des unglädlihen Grafen Königemark, deſea 
Geſchichte er unter andern Namen ziemlich treu erzählt, dem bir 
gerlihen Wutor verborgen bielben mußte, der dafür in feinem 
Satyrifhen Roman aufs Getreueſte Hamburgiſche kiebesaven 
turen berichtete, über deren Authentie man nicht im Zweifel fen 
wird, wenn man tie Prügel veranſchlagt, die ihm dafür theild 
zugefagt, theils wirftich zugefommen fein ſollen. Welde Sans 
dale er aufgededt, fieht man aus dem ©. 206 sq. mitgetheilten 
Schreib⸗Calender auf das Jahr Veneriſcher Aventuren von A. 
1580 der Sängerin Caelia, worin Stellen wie „2. Jan. Kf 
einer Gaſterey gewefen A la Compagnia dei Mercanti mit 
Hauptmann Seulteto und vielen andern Officieren; Mich bo 
rauſchet; Handgreiflihe Discurse mit Sculteto, indem ef 

nach Haufe begleitet“ noch zu den feinften gehören. Auch einige 


Deutſche Poeſte. Noman. 607 


Imaginäre Romane, abgeſehen von Grimmelohauſen's Kurtzer 
und kurtzweiliger Reiſebeſchteibung nah der obern und neuen 
Mondewelt (118. Tb. |. Werfe v. 1713. S. 599 1.) und 
feinem fliegenden Wanderdmann nad dem Monde (Werke, 1684, 
m. S. 661 :.), fallen in biefen Zeitraum, fo der goldene . 
Hund (1675)'°) nah der von Lucian und Apuleius im Efel 
ausgeführten Idee, der Franzoͤſiſche Gyges (1687), der une 
Kötbar unter den Menfchen herummandelt!?), und bie Gefchichte 
ver Gevaramben”), eines fabelhaften Volkes, welde letz⸗ 
tere beide aber den Franzoſen angehören, und nur nad. Deutſch⸗ 
land eingef&wärt wurden. Uebrigens fehlt es nicht am 
Sammlungen Eeinerer Geſchichten und Novellen; als ſolche wers 
‚den außer den Geſpraͤchſpielen genannt: Heraklitus und Demos 
‚kin (1652), Viridarium historieum (9. 3.), der Geſchichts⸗ 
ſplegel (1654), der große Schauplatz luft» und lehrreicher Ge 
‚köihten (1650), der große Schauplag jämmerliher Mordge⸗ 
ſchichten (1652), Hiſtoriſcher Schauplag (1692), und wie Diefe 
. Shartefen alle beißen mögen. 


1) Die Nachr. über ihn find in allen frühern Lit. Schrift. verworren 
und falſch, das Richtige entdeckte erſt Echtermeyer in d. Halliſch. Jahrb. 
138. or. 5234. und dann Yaffow in den Blaͤtt. f. lit. Unterh. 1843. 
nu. 259—264. p. 413 4q. 450 8q. Ueb. d. lit. Elem. f. Joͤrdens 3b. II. 
B 23 ag. — Ausg. ſ Der Abentheuerlihe Simpliciffimus Teutſch das if 
‚die Befchreibung des Lebens eines feltfamen Waganten genannt Melchior 
Gternfeld von Fuchshaim, wo und welcher geftalt er nehmlich in diefe Welt 
gekommen, was er darinnen gefehen, gelernt und erfahren und ausgeftanden, 
auch warum er folche wieder freiwillig quittirt. Weberaus nüglich und mes 
niglich nuͤtlich zu leſen. Mömpelgart 1669. 12. (V 3.) Neu eingerichteter 
und viel verbefjerter abentheuerliher Simpliciffimuszc. ebd. 1669. 12. (Hier 
‚And YI 3.) Bang neu eingerichteter allenthalben viel verbefferter Abentheuer: 
licher Simplicius Simplicissimus. Das ift Außführliche, unerdichtete, und 
‚ut memorable Lebens: Befchreibung Eines einfältigen, wunberlichen und 
hfelgamen Baganten, Rahmens Melchior Gternfels von Fuchshaim, wie, wo, 
"wann auch welcher Geftalt er nemlich in biefe Welt gelommen, wie er ſich 
darin verhalten, was er merk: und denkwürdiges gefeben, gelernet, gepractis 
tet, auch warum er folche wiederum freywillig und ungezwungen verlaffen habe. 
Aanemlich, erfreulich und Iuftig zu lefen, Wie auch fehr nüglich und nachdenklich zu 
betrachten, Mit einer Vorrede, fambt 20 anmuthigen Kupffern und 3 .Con- 
tinuation. Bon German Schleifheim von Sulsfort. ebd. 0. 3. 12. 0. D. 
16,0, 1671. 8. Rürnb. 1685. 8. 1705. 8. Gefammtausg. all. Simpl. Schr, 
1683-85. III: 8. Desgl. u. d. Tit. Des aus dem’ Grabe der Vergeſſenheit 
wieder erftandenen Eimpliciffimi abenteuerlicher und mit allerhand feltfamen 
Bapeßenpeiten angefüllter Lebenswandel. In dreyen Theilen aufs und vorges 
buch German Schleifheim von Sulsfort. Rürnb. 1713. III. 8. Bes 

arb. f. Der im vorigen Jahrhundert fo weltberufene Simpligius von Ein⸗ 
hitapinfel in einem neuen Kleide nach dem Schnitt des Jahres 1790. Frkft. 
1790-91. IT. 8. Abenteuerliher Gimpliciffimus, in (3. Ch. 8. Haken,) 
Bibliothek der Abenteurer. Magdeb. 1810. Bd. I. 8. Schalkheit und Ein: 


608 Deutfche Poefi. Roman. 


it oder der Simpliciſſimus des 17ten Ihdts. im Gewande bei 19a. Bes 

. Weiffer. Berl. 1822. 8. Die Abenteuer des Simplichffimus, herandgege r. 

dm. Erie. 1836. 8. Audz. in Reichard's Bibi. d. Romane. Bd. IV. 
p. 1... 


2) Luft und &benteuer des Schlefifchen Ritter Hans von Schwrinidn. 
Bon ihm felbft aufgefegt und herausg. v. I. &. ©. Büſching. Lpig. 13% 
— 23. 111. 8. ſ. Preuster, Blicke in d, vat. Borg. IL p. 39 sq. 


3) Trug: Gimpler: Oder Uusführlihe und munbderfelgame Leben 
Beichreibung der Grebetrügerin und Landflörkerin Gonrafche zc. Ebenſo ir 
Rip, annehmlich und nüglid zu betrachten, als Simplicissimus ſelbſt. Is 
mit einander Bon ber Courage eigner Perfon dem weit und breitbefnntn 
Simplicissimo zu Verdruß und Widerwillen dem Autori in bie jem 
dictirt, ber fi) vor dießmal nennt Philarchus Grossus von Trommenhen 
auf Greiffsberg ıc. Gedruckt in Utopia bei Felix Gtratiot. 0. 3.8. u. ah 
Ausg. d. Simpl. Echr. v. 1683 u. 1718. Bd. I. p. 109226. 

4) Der felgame Springingfelb ıC. Uus Anortnung des weit und brei 
befannten Simplicissimi verfaflet und zu Papier gebracht von Ihilarche 
Grosso von Trommenheim. Gebr. in Paphlagonia bei Felir Gtrali 
1690. 8. u. in d. Ausg. d. Simpl. Schr. v. 1683 u. 1713. Bd. I. p 
1-1 3, j . 


5) Adriatifche Rofemund. Amfteltam 1645 ebd. 1664. 12. Mad 
d. i. berfelben und des Joſefs heilige Stahts⸗-Lieb⸗ und Lebensgeiciäk 
Amft. 1670. 8. Simfon, eine Helden s und Eiebesgefchichte. Närnd. 1679.8 
(Liebeögefhichte von Kleomebes und Sophonisbe oder Africanifche Sofonit 
drey Theile. Amft. 1646. 12. u. Ibrahinis des burchlauchtigen Baflı 
der beftändigen Iſabellen Wundergefchichte. Amfterd. 1645. IV. (IL) 1% 
Zweibr. 1665. 12. find nur Ueberſ. d. Heliodorus u, d. Scudery.) 


6) S. Joͤrdens ®b. V. p. 305 sq. Neumark, Reufproff. Deutſch. Pals 
baum. p. 232. 432 aq. Etrieber Bd. XVI. p. 534 aq. Bouterwel Bd. J. 
. 257. — Dianea; oder Raͤthſelgedichte, welchem unter viel anmulhiga 
Kuaniffen, hochwichtige Staatöfachen, denkloͤbliche Gefhichte und Elugfinait 
Rathſchlaͤge, vermittelt der majeflät. teutſchen Sprache kunſtzierl. verbougt 
Nürnb. 1671. 8. (d. Buch iſt anonym, allein nad Gervinus Bb. II. 
398 ftect fein Name als Anagramm in der Unterfchrift der Debication: ih 
rede dir von Trewe.“) 


‚ T) Aeyquan ober der große Mogul, d. i.Chinefifhe und indifche Btaati: 
Kriegs⸗ und Lebensgefchichte. Amft. 1670. 8. 


8) Schelmuffskys Wahrhafftige curioͤſe und fehr gefährliche Reife 
fhreibung zu Waffer und zu Lande. In hochdeutfcher Frau Mutter Spraht 
an den Tag gegeben von E. 8. Gebr. zu Gchelmerode im diefem Jahr. 8 
Scheimuffabss wahrbaftige, curiöfe und fehr gefährliche —— — 
zu Waſſer und zu Lande in Zweyen Theilen curioͤſen Liebhabern vor 
geleget und mit Zweyen Lufts und Zrauers&pielen verfehen. Frift. u. Ei 
1750. 8. (Angehängt: La Vie, La Maladie Et La Mort De L’Honnde 
Femme. Das if: Der ehrliche Krau Schlampampe Leben, Krankpeit wm 
Tod, in Zweyen Luſt⸗ und Trauer: Spielen vorgeftellt und aus dem gras; 
zöftfchen ins Deutfche überfegt von Schelmuffskys Reifegefährten. ebd. 1750. 
8.) Schelmuffskys wahrhafte, curiofe und fehr gefährliche Reifebefhreibung 
zu Waſſer und zu Lande; auf das Neue an das Licht geftellt, vermehrt und 
verbeffert durch secundum Hilarium (Brentano). Düffeldorf 1818. 8. # 
ausg. v. K. Spät, genannt Brübauf (A. W. Gerle) Berl. 1821. 8 — 
Berfäffer ift vermutblich derfelbe, der auch die in dem Er. d. Dresbn. Bih.d 


Deutſche Pocfie. Roman. 6oo 


dv. 1760 angebundenen Wunberbahre Avantaren b d in einem 

lien Geipräch zweyer luſtigen Welt: Brüder namentlih Bruder Phis 
h und Bruder Stephan, Welche viele Reiche der Welt und gang unbelannte 
änder durchwandert wofelbften einander ihre bewunberswürbige Schickſale, 
andes⸗ Gebräuche, Sitten und. Gewohnheiten auf eine lächerlihe Weife er⸗ 
ehlet Haben, welche der curieufen Welt zur Beluftigung entworffn, Der 
ohlbetaNte DeutſcHe. Frkft. u. Epzg. 1760.” fabrichrt hat. 


9) Der akademiſche Roman, vworinnın das Stubentenleben vorgebildet 
Bird in einer Ihönen Liebesgefchichte. Ulm 1690. 8. Die it, f. übr. Rom. 
. Koh Bd. II. p. 261 ag. 


10) Der Frygier Aeneas, wie er, nad ſchmertz⸗entfuͤndlichen Ableben 
einer edlen Kreufen, Entichlagung ber frübfäligen Dido, mit der huldreichen 
avinie befeligt, izzo bey der Yiebfäligften Deutfchinne in beruhrter Annehm⸗ 
ichkeit befriedigt worden, Stargarb o. 3. 12. A. u. d. Tit. Neu eing 
a Datiarr Virgilius nad Art der Ariana und Arcadia, von D. ©. 


41) Betruͤbt verliebter doch endlich hocherfreutee Hirt Kilamon 
Hner en Schäfernymfen Belliflora, FR g' Bilamon wegen 


12) ©. Bedimann Bibl. d, Heilen Bd. I. p. 284 "4 Bouterwed Od. X. 
335 sq. Dreyhaupt Beſchreib. d. Saalkreiſes Bd. II. p. 593 2q. Jöor⸗ 
end Wh. VI. p. 579 2q. ©. Romane führt Koch Bd. IF. p. 251 sq. an. 
ticht ganz übel find 3. B. Die Amazoninnen aus dem Klo Cöln 1698. 
‚ Amor am Hofe oder das fplelende EKichesglüd hoher Gtanbesperfonen. 
P49.:1710. 8. Die Liebes Irrgarten, in welchem hoher Perfonen unterſchie⸗ 
ene Lichesgefchichten vorgetragen werben. Weiſſenb. am Rordg. 1724. 8. - 


13) Des chriſtlichen deutſchen Großfürften Hercules und ber Böhm⸗ 
ſchen Eöniglichen Kräulein Valisca Wundergeſchichte. Benfhw. 1659. 4. 
676. 4. 1693. 4. 1744. II. 8. (abge. und modern.; e. Umarbeit, ift: Die 
natihen Fürſten aus dem’ dritten Jahrhundert, e. Driginalritterroman. 
pis. 1781—83. IV. 8.) Ausʒ. b. Reihard, Bibl. d. Romane Bd. I. p. 
4-61. — Der riftlichen Eöniglichen Fürften Herculiscus und Hercula- 
lisla, auch ihrer hochfürſtl. Gefellfichaft anmuthige Wundergefchichte, In ſechs 
Büchern abgefaflet, und allen Gott⸗ und, Kugenb s ergcbenen Seelen zur Ans 
riſchung der Sottesfurcht und egrlenenden rgöglichkeit aufgefeat und mit 
tlichen Kupferſtücken gezieret. Brnſchw. 1659. 1676. 4. Herkuliskus und 
derfuladista anmuthige Wundergeſchichte. Frkft. 1713. & 


14) &. Deutfh Muf. 1785. Bd. I. Maip. 462 8q. Jördens Bd. T. 
» 55 ag. VI. p. 719 sg. Die durchlauchtige Syrerinn Aramena. Nürnb, 
089. 8. R. * ebd. 1678. V. 8. (Umarb. v. &. Albrecht u. db. Tit.: 
lramena, eine fyrifche Geſchichte, ganz für unfere Zeiten umgearb. Berl. 
782—83. II. 8.) Prob. a. db. dar. vork. Schaͤf. er v. Meifter in d. 
Schrift. d. Shurf. Heutſch. Geſ. in Mannheim. Bd. II. p. 172—182. — 
Yetavia, Römifche Gefchichte, der hochlöblichen Rymphen⸗Geſellſchaft an ber 
denau gewibmet. Rürnb. 1685-1707. VII.B. Die römtfche Octavia, geänd. 
» verm. 0. 3. ebd. Benfchw. 1712. VI. 8. (Dazu Bd. VIL Wien 1762. 8. 
ke Fragm.) Schlüffel zu einz. Geſch. im eriph. Allg. Lil. Anz. 1797. ar. 
6. 12 658. nr. 118. p. 1214. nr. 141. p. 1451 sq. 1708. nr. 116. p. 
174. 1799. nr. 98. p. 964 sq. 


15) Sroßmüthiger Feldherr Meminius oder Herman nebſt feiner Durchs 
zuchtigen Thußnelda in einer finnreihen Staats⸗, Liebes⸗ und Heldenge⸗ 
hichte. Leipz. 1689, II. 4. 1731. IV. 4. (db. diefer Ausg. ſ. d. Kpft. v. 
Bankrart) -Ausz. Arminii glorwürdige Heldenthaten. Zpzg. 1703. 8. m. 
Größe, Handb. d. Lireräsgerchichte, II. 39 





x 


610 Deutſche Poeſie. Roman, 


Arminius enucleatus ober Realia ze. aus Lohenfleine Arminio. u 
4708. 8. f. a. Journ. v. u. f. Deutſchl. 1792. St. IX. * 765 3. Ber 
tinger Abh. v. d. Gleichniſſen p- 463 sq. u. Disdurfe d. Mahler Th MI. p. 
108112. Mendelfohn Br. d. neuefle Lit. betr. Th. XXI. Br. 33 p. 
139 1q. 

16) &. Dtto, Ler. d. Oberl. Schriſtſt. Bd. 11T. p. 561 ng. Joͤrben 
8. V. p. 623 2q. Edhart=Leibnig Mon. Ausz. 1701. p. 3589. — Mit: 
the Banife oder biutiges Pegu, in biftorifher und mit bem Mantel ein 
Helden = und Liebesgeichichte bedeckten Wahrheit beruhende ıc. Lpzg. 16. 
1690. 1721. II. 8. (Bd. 11. von Sobann Beorg Hamann + 179) 
1728. 1738.1763. Königsb. u. Leipz. 1764. 1766. 8. cf. Beitr, 3. kril. HR 
db. Deutfch. Spr. Bd. 1. GSt. VI. p. 274 aq. 


17) Der Europäifchen Höfe Liebes und Heldengeſchichte. Hamb. 1704. 8 
Gatiriicher Roman ober allerhand wahrhaffte, luſtige, laͤcherliche und galante 
Liebesbegebenheiten. Denen als ein Anhang die Lindenfeldiſche Fama mi 
allerhand Urtheile von neuen Büchern beigefüget worden. gr u. keip, 
1726. 8. Hamb. 1705. 1732. 8. — ©. ob. p. 556. u. (Mebel) Gehen. 
Nachr. u. Briefe v. H. Menantes Leb. u. — 25* — Söln 1731.8. Molle 
Cimbr. litt. T. II. p. 389 »q. 


18) Güldner Hund ober Ausführliche Grachlung, wie es dem fo ge 
nannten Cavalier aus Böhmen, welcher nicht, (wie etliche mit Unwahche 
worgegeben,) wegen greulicher Gottesläfterung, fondern durch Zauberey, i 
einen Hund verwandelt worben, bißhero ergangen, Und wie er yoieber fe 
vorige menfchliche Geſtalt überlommen: (So nüslih und luſtig zu Ka 
als dei Apuleji güldener Eſel, oder Samuel Greifen Sohns Simplice 
Simplicissimus;;) Erſtlich in Polnifcher Sprache befchrieben, anieto at, 
denen Böhmifchen Lande = Leuten zu Ehren verteutfchet won Cosmo Piem 
Bohemo, Gedr. zu Wrzedomwig 1675. 18, Ander Zheil., Das ift, Ferm 
Erzaͤhlung, wie es dem fo genannten Cavalier aus Boͤhmen, welder ® 
einen Hund verwandelt worben, in feiner Hunde Geftalt bey untetſchiedliche 

. Kerren ergangen, welche der Autor, wegen feines fchleunigen Abzugs, DM 
erften Theil nicht beifügen Tönnen ꝛc. ebd. 1676. 18, 


19) Franzoͤſiſcher Gyges bon Serpo Mirifano. Augsb. 1687.12. (Hub 
b. Reihard Bibl. d. Rom. Bd. XXL) — Diefes Bud, das Gervinusßt 
DI. p. 391 für ein Deutfches Original hält, ift blos Ueberfegung einer im Ge 
Ihmade des Diable boiteux gehaltenen moralifchen Fiction, d. Eyges Gallıs 
(Paris 1659. 12. 1660. 4. Lug.B. 1660. 1661.1669. 4. Argent. 1665. 16:4 
12. Ged. 1676, Mediol. 1694. 12. Trad. en fr. Paris 1663. 12. Auf} 
in d. Bibl. d. Rom. 1779. Dechr. $ 3-30), den ber Gapuziner Bade: 
rias von Lifieur (+ 1661 im 79. Leb. 3.) unter dem Namen 
'Firmianus gefchrieben hatte (f. Placc. Theatr. anon. p. 283.). 


20) Geographifches Kleinod aus zweyen fehr ungemeinen Gbelgekeine 
beftehend, darunter der erfte eine Hiftorie ber N euerfundenen Bolker Saw 
rambes genannt ıc., ber andere aber vorftellet die felgamen Begeb 
„Seren ©. eines Gnglifhen Kaufs Herrens, welcher von den W 
gierifcgen See⸗ Räubern zum Sklaven gemacht und in das Inwendige fa 
von Africa geführt worden ꝛc. Anfänglich durch den Autorem fell 
ſchrieben, hernach in öffentlichen Druck in Engliſcher Sprache herauög. — 
A. Roberis. Anieto in Hochdeutſcher Sprache mit vielen fchönen Tepfera 
benen Liebhabern mitgetheilt. Suizbach 1689. 4. (6. Morhof Pelyl 
litter. I. 8. p 75. Thomafius Freym. Ged. üb. allerh. neue Bücher. 
1689. p. 949—1006. Pasch. Lib. de varı:;: modis moralia trad 
p. 219 2q. Ausz. b. Talander Auserlef. Frühlingsfe, 1703. p- 2089.) Ci. 


Dentſche Poeſte. Drama. | 611 


d. Sevar. a. d. Franz. überſ. v. Verf. d. Siegfried von Lindenberg (RAU 
v. Steben). Itzeh. 1783. II. 8. Der Verfaſſer war Denis Baitaffe 
au) de Beiras und d’ALLais genannt, aus Langueboe, Die erfle Ausg. if: 
Histeires des Söverambes, peuple qui habitent une partie du trois- 
ieme Continent, ordinairement appel& Terre Australe. Paris 1677. 
II. 12. ib. 1678—79. IN. 12. Brux. 1682. V. 12. Amst. 6od. 12. ib. 
1716. Eizev. II. 12. Ausz. b. Le Clerc Bibl. Ch. T.XXY. p. 402 2q. 
Es ift eine Nachahmung der Terra Australis bes Sofeph Halı ſ. Mar- 
chand Dict. hist. T. I. p. 10 sq. 


$. 681. 


Wir haben in der vorigen Periode gefehen, wie handwerko⸗ 
mäßig und geſchmacklos mit dem Drama verfahren ward, und 
darum iſt jetzt ſchon ein großer Fortſchritt in demſelben anzus 
merken, nämlich, daß die eigentlichen herumziehenden Comödian⸗ 
tenbanden, die bereitö in der letzten Hälfte des fehszehnten Jahr⸗ 
hunderts zu Wien, Tübingen x. zum Vorſchein kamen, jetzt 
gewöhnlicher wurden, denn 1605 hielt der auch als dramatiſche 
Schriftſteller zu nennende Herzog Heinrich Julius von Brauns 
ſchweig eine Art fiehender Hoffchaufpielertruppe, und fon 10 Jahre 
vorher muͤſſen die fogenannten Englifchen Komödianten!), die fich bie 
nah 1659 unter dieſem Kamen erhalten haben mögen, in 
Deuiſchland herumgezogen fein. So wenig nun einesihelld am- 
zunehmen if, daß bierunter wirflide Engländer zu ver. 
chen find, Die auf feinen Fall der Deutfchen Sprache, die 
mon damals In England gar nicht trieb, fo maͤchtig geweſen 
wären, daß fie darin mit Erfolg hätten agiren können, fo ge 
zwungen ifl aber auch anderntheils die Anſicht, daß man ſich darunter 
Deutfche zu denfen habe, die, nachdem fie in England ald Kaufleute 
comdittonirt, wieder auf den Continent herübergelommen wären und 
bier Englifche Stüdle, welche fie ins Deutfche überfeht, dann ſelbſt 
dargefiellt und davon ben Namen, Englifhe Comöptanten, ber 
kommen hätten. Wahrſcheinlicher IR es nielmehr, daß dieſe 
Schaufpteler deswegen fo genannt wurden, weil fie die ins 
Deutfche überfegten Stüde der Englifhen Bühne, die damals 
für ganz Europa Muftertheaterfihule war, fpielten, von denen 
wir befanntlih noch eine Sammlung vor und haben?). In 
dieſem Geſchmacke dichtete nun aber Jakob Ayrer, Rotarius 
Publikus und Gerichtsprokurator zu Rürnberg?), wiſchen 1595 

39 


612 Deusfhe Poeſſe. Drama. 


um bl 1617 (1618 war er fon tobt *) dreißig Tranöbien uk 
Gomödien, welche in vieler Beriehung jene Luſt am Grauign 
und Furchtbdaren, jenes Beraufhen im Blute und jme beſiel⸗ 
iſchen Lüfe zur Schau tragen, die wir bereits früher an da 
Erngliſchen Tragifern jener Zeit zu bemerken Gelegenheit fanden. 
Manches hat er denfelben ganz ungeſcheut nachgeſchrieben, I 
fommt 3. B. feine „Tragedie von dem Grichifhen Kyle za 
Gonftantinopel vnd feiner Tochter Rollmperia mit dem gebengien 
- Horatio in 6 Acten“ zuweilen ganz wörtfich mit der Spanish 
tragedy fiberein. In felnen Stüden führte er auch den day 
liſchen Hanswurſt), bald als Jann Poffet, bald als dahr 
Panſter oder Clam ein, der von nun an als ſtehende 
lomiſche Perſon mit in die Tragoͤdie, wenn aud unter anden 
Namen, hinüber genommen wird. In den fruͤher von ihn ge 
ſchriebenen Faſmachtsſpielen Recht er übrigens weit unter Has 
Sachs, theils wegen feiner Sprache, theild wegen der darin hew 
ſchenden Breite, aber in den Tragödien zeigt er mehr theatraliiäel 
Seſchic, obgleich auch da die Diction matt und fraftlod M 
Reben Ayrer IR nun aber befonderd ber Herzog Heintld 
Julius von Braunfhmweig‘) (1554— 1613) zu erwähnm, 
bekanntlich einer der geiftreichfien und gebildeten Fuͤrſten fee 
Zeit, der und eine ziemliche Anzahl von Schmwänten x. unit 
dent Ramen Hibaldeha (d. i. Henricus Julius Brunsvicens® 
ac Luneburgensis dux edidit hunc acium) geliefert bat, de 
unbedingt von weit mehr Genie als die Ayrer'ſchen Srüde zeugen 
wenn auch an ihnen ber Einfluß der Engliſchen Gomöblantt 
gar nicht verfannt werben fann. Sein beſies Stuͤck, eine I 
Borläufer des Horibilieribrifax, iR bie von ihm mit dem Re 
men Vincentius Ladislans Satrapa von Mantua umterzeläind 
Comedia H. J. D.B. E.L. E. P. J. H. L., worin er 

nen Achten Krautjunfer, Bramarbas und Peigling zu gleihe 
Zeit trefflich gezelchnet hat. Noch in demſelben Genre dichci 


*) Rad Jordens Bd, VI. p. 557 ſtarb er aber 4605, alin M 

p Ende des Opus theatr. bie Pe apı 1610 fleht, —— oo Ir im 

atal, bibl. Ebner. T. II. p. 115. nr. 2544 aufmerkſam geme eiß, ſo 

erhebt ſich ein neuer Bweifel, trogdem baß auf dem Titel das Jahr 1618 en 

grarben und dort Ayrer ſchon als tobt genannt ifl, wenn man nicht 168 
08 für die Abfaffungszeit ber Raftnachtefpiele halten will. 


Deutſche Poefie. Drama. 613 


mh Georg Mauritius‘ aus Nürnberg (geb. 1539); 
wo er ald Retor an der H. Geiſtſchule farb (1610), 
feine 10 Stuͤcke, deogleichen Rudolph von Bellintfhaufen’?) 
geb. 1567, gef. 1647), anfangs Schuhmacher, dann Bote bei 
on ſieben Aemtern zu Ofnabrüd, und einige andere weniger 


wdeutende. 


41) ©. dar. die trefflichen Borlef. üb. d. Geſch. d. Deutfch. Theat. v. 
R. ©. Prutz. Berl. 1847. 8. p. 91 8q. cf. Zicd Zeutſch. Th. Boͤ. I. p. 
(XIII aq. Servinus Bd. IH. p. 96 sq. 


2) Englifhe Comedien und Zragedien, das ift: Sechr fchöne herrliche 
ud aufßerlefene geift: ond weltliche Comedi und Tragedi Spiel, Sampt dem 
Aickelhering, weiche — von den Engelländern in Deutfhland — agirt und 
halten worben vnd zupor nie in Drud außgangen ıc. 0. D. 1620. 8. 
Englifhe Comedien und Zragedien d. i. Sehr fchöne herrliche vnd außer: 
tſene geifts und weltliche Comedi und Zragedi Spiel Sampt dem Pickelhering, 
zelche wegen jhrer artigen Inventionen, turkweiligen, auch theils wahr: 
afftigen Geſchicht halber, von den Eingländern in Deutfchland, an Königlichen 
jhur⸗ vnd Kürftlichen Höfen, auch in vornehmer Reichs-, See⸗ und Hans 
el Städten feynd agirt und gehalten worden vnd zuvor nie in Drud aus⸗ 
angen. Zum andern mal gebrudt und corrigirt. Allen dee Comedi vnd 
Fragedi Liebhabern und andern zu lieb und gefallen, dergeftallt in offenen 
ud gegeben, daß fie gar leicht darauf Gpielweiß wiederum eingerichtet 
ab zur ergetzlichkeit und Exquickung des Gemüths gehalten werden können. 
ſeſter Theil 0. O. 1624. Liebestampff oder Ander Theil der Englifchen 
iomddien und Zragödien, in welchen fehr fchöne außerlefene Comödien vnd 
Kragödien zu befinden und zuvor nie in Drud aufgegangen. 0.0. 1630. 8. 
.a. Tieck, Teutſch. Theat. Bd. I. p. XIX sg. Ald Probe f. ebd. Bd. IH. 
A 357. Die Eomedia von Foriunato vnd feinem Seckel und Wunſch⸗ 
ätlein. ⸗ 


9) ©. Tieck Bd. I. p. XVIII. sq. (er nimmt an, daß feine Stücke 
nach 1610 geſchr. f., dageg. cf.) Helbig in Frug Lit. Taſchenb. a. 1847. p. 447 
q. — OPUS THEATRICUM. Dreißig Uußbündtige ſchoͤne Somedien vnd 
Eragedien von allerhand Denkwürdigen alten Römifchen Biftorien vnd anz 
nn Politiichen gefchichten vnd gebichten Sampt noch andırn Sechs vnd 
weiffig fchönen Luftigen und kurtzweiligen Faßnacht oder Poſſen Spilen, Durch) 
Beyland Den Erbarn und wohlgelährten Heren Herrn 3. %. ıc. Auß mane 
erley alten Poeten ond Sceribenten zu feiner weil vnd luft mit fonbern fleiß 
sammen colligirt vnd In teutfche Reimen Spilweiß verfaffet, das man 
Ues Perföntich Agiren tan, Eampt einem darzu gehörigen Regifter. Nürnb. 
618. fol. V Etüde b. Tieck Bd. I. p. 165—365. D. Inhalt a. b. Kehrein 
Dram, Poeſie Bd. I. p. 146 sq. u. Sördens Bd. VI. p. 557 sq. i 


4) 6. Gervinus 8b. IT. p. 107 sq. MoneSchaufp. d. M. A Bb.T. 
. 335 3y. weift aber die Iuftige Perfon fchon in einem Stücke des 1Atcn 
ihdts., die Kindheit Jeſu, nach. 


5) Comoedia H. J. D. R. F. L. E.P, T. H. L. Von Vicentio 
Jatrapa von Mantua, Kempfer zu Roß und Fuß Weiland des Edlen und 
Eorenveften auch mannhafiten und ſtreitbaren Barbarossac Rellicosi von 
Rantua, Ritter zu Malta ehrlichen nachgelaſſenen Sohne, mit zwölff Per: 
onen gefpielt, zu Wolffenbürttel. Magdeb. o. 3. 1591. A. Comoedia ꝛc,, 
velhe vorhin in Profa zu Wolffenbüttel 1599. gedrudt, jetzo aber in Reim 


bracht dur Eliam Herticium. Wittenb. 1601. 8, Tragica- Comedia 


lehrtere und gebildetere Form, als daſſelbe bisher gehabt he 
daher werden von nun an die geiſtlichen, an die alten Myſe 


hierher rechnen will?). Indeſſen ſchraͤnkte man ſich hie 


616 Deutſche Poeſie. Drama. 


PETRO, MARtino vnd Johenne, als bie vmb ein erbſchaft und Te 
ment ftreiten, abgemahlet und auffgeführet durch M. R. Agiret aber vom 
Gymnas. zu Eißleben in der Neuſtadt post ferias Caniculares. 16:3, 8 


3) Amantes amentes. Daß ift: Ein fehr anmuthigs Spiel von ir 
blinden Liebe oder wie mans deutfch nennet, von ber Leffeley. Alles nad ar 
und weiſe der jegigen getroffenen Venus Soldaten auf gut Sächſſſch ge: 
met, Runmehr zum vierten mal durchfehen und Augiret. Magdeb. 16148 


4) ©. Fr. Horn, Dichtkunſt u. Beredtf. d. Deutſch. Bd. II. p. + 

Bolt. Samml. des. bierh, gehör. Apparat dv. Scheible Klofer BT, 

(Bauft UI.) p. 619 sq. | , 
$. 683, 

Mit der erſten Schleſiſchen Schule mußte noihwendiz 

Weſen des Deutfhen Dramas eine große Veränderung eintridg 

ber ganze Geiſt derfelben und ihres Etifterd verlangte cine g 











erinnernden, Comoödien wieder in die Echulen verwieln‘), 
fie im Gegenſatz zu den catholiſchen Zefuiten » Lehranftalten, in de 
man, wie ‚wir oben gefehen haben, meiſt Lateiniſche Eoms 
aufführte, noch einige Zeit in der Mutterfpradge fortgefl 
wurden, dann aber feit dem Anfange des 18ten Jahchuk 
ganz verſchwanden, wenn man nit die Tyroler Paffionsiii 
welde von Bauern verfertigt und gefpielt zu werben yfe 


blos auf das geifllihe Element ein, fondern man ſuckte in ei 
Anwandlung von poetifhem Sinne das Schul⸗ 2und SEtudeh 
leben ſelbſt darzuftielen und in der freilih etwas u t 
Darftelung der böfen und gefährlichen Seite beffelben ber hera 
wachſenden Jugend einen Warnungsfpiegel vorzubalten. DM 
Hatte im vorigen Abfchnitt bereitd der Rector zu Orimma Ha 
neccius, wie wir gefehen haben, einen Anfang In je 
Schulteuffel oder Schulſpiegel gemacht; in dieſer Periode ſe 
dieſe Mode Albert Wichgrevius?) aus Hamburg In kae 
cher Eprade und der Advofat Johann Georg Eds 
zu Naumburg in feiner Comoͤdie vom Stubentenleben in wfl 
Mutterfprache fort. Letzteres Stüd, von der kuͤnſtleriſch⸗pe 
iſchen Seite genommen, iſt zwar werthlos, aber, berüdill 
man die genaue Darfiellung des damaligen Llntverfitätöice 
hiſtoriſch wichtig umd troß feiner Breite jegt noch ganz wm 


Dentfche Poche. Drama. 615 


Rindern veripeitet wird. Grafier iR des ſchon genannten Mars 
in Rinfardb’), ter auch ten Munſter'ſchen Bauernfrieg 
namatifirte, Eif lebiſchet Chriſtlicher Ritter, worin er die alte Parabel 
oa den drei Eöhnen, die, um ihre Aechtheit zu erweiien, nach 
em Herzen ihres geftorbenen Vaters ſchießen müflen, auf (Be 
md) den Bapf, Martin (Luther) und Johann (Calvin) ans 
vendet, und matürlid Luthern den Sieg davon tragen läßt. 
Das Swift hieraus den Stoff zu feinem Mährchen von ber 
Lonne genommen, wirb fi) niemals erweijen laſſen. Noch made 
& auf das im plattdeutfcher Sprache gefchriebene höchſt originelle 
tuffpiel von der Löffelei aufmerfiam, worin ein gewifier Angeliu 6 
tohrbere Liga, unter dem man fih den befanntn Georg 
Kollenhagen?’) zu denken haben wird, bie Gefahren und 
Aſtigkeit der Berliebten zu ſchildern verfuht hat. Endlich mögen 
mh in diefe Boropigifche Periode, nahdem einmal der Hands 
vurf ſtereotype fomiſche Perfon geworben war, die Anfänge ber 
igenllichen Bolksfchaufpiele, die auf Privattheatern wahrſcheinlich 
rößtentheils Improvifirt und ertemporirt, jedenfalls niemals aufge 
@riceben ober wenigfiend nicht gebrudt wurben, und in ihrer 
Weienheit fi. nachher auf die Marionettens oder Puppentheater 


erpflanzten, fallen. Wie fie ungefähr beſchaffen gewefen fein mögen, 


ann man aus den verfhievenen Puppenfpielen vom Dr. Fauſt 
ibnehmen, die war Immer variirt wurden, aber doch alle auf einen rs 
fern binausliefen , der eben In einem jener Volkoſchauſpiele, die nur 
im Volke beliebte und ihm aus Bolfsbüdhern ganz genau bes 
fannte Stoffe aufgriffen, gelegen haben mag*). 

1) Tetzelocramia. Das ift: Eine luſtige Comoͤdie von Johan Tetels 
(Haß Kram, wie Bott der Herr benfelben, I6o für Hundert Zahren durch 
ein erwehltes Rüflzeug, D. Martinum Lutherum, in krafft des Heiligen 
Foangelii umbgeftoßen vnnd aufgetrieben, vnd fein Göttliche wort dakegen 
auter vnd rein, wider bie Antichriftiichen Römifchen Grewel in Deutſchlandt 
u Prebigen hat angefangen und weit und breit hat erfchallen laſſen. Zum 
Jubel Jahr vnd Frewden-VFeſt 1617, Erſtmaln zu alten Stettin, Jeto in 
Bittenberg. 1617. 1618. 12. 


2) Der Eißlebiſche Chriſtliche Ritter. Eine newe und ſchoͤne Seiſtlicht 
komödia, darinnen nicht allein die Echre, Leben und Wandel des Iehten deut⸗ 
ichen Wundermanns Eutheri, fondern auch feiner vnd zuförberft des Herrn 
Eheifti zweyer vornehmften Hauptfeind PAPsts und CALVINIfen, fo wohl 
18 anderer vielfältige Rath und Behlfälägr, auch endlicher in Gottes Wert 
Menbarter und gewißer außgang, biß an ben nunmehr bald zukünftigen 

often Tag: beydes nach fchöner Poetifcher und verbläbmter Art, vnd 
an auch Hiftorifcher richtiger Warheit in 3. Rittern, Brüdern, PSEVDO- 


616 Deutſche Poeſie. Drama. 


PRTRO, MARtino und Johanne, als bie vmb ein erblchaft und Ace 
ment fireiten, abgemahlet und auffgeführet durch M. R. Agiret aber wem 
Eymnas, zu Gißleben in der Mcuftadt post ferias Caniculares. 16:3. 8 


3) Amantes amentes. Das ift: Ein fehr anmuthigs Spiel von de 
blinden Liebe oder wie mans deutſch nennet, von ber Leffeley. Alles nad en 
vnd weiſe der jegigen getroffenen Venus Golbaten auf gut Sächfiſch gertt: 
met, Runmehr zum vierten mal durchfehen vnd Augiret. Magbeb. 16148 


4) ©. Er. Horn, Dichtkunſt u. Beredtſ. d. Deutſch. Bd. II. p. 356 
Wolf. Sammi, des hierh. gehör. Apparats v. Scheible Klofer Vd. VJ. 
(Fauſt UI.) p. 649 sq. 


$. 683, 


Mit der erſten Schleſiſchen Schule mußte nothwendig a 
Weſen des Deutfhen Dramas eine große Veränderung eintreim, 
ber ganze Geiſt derſelben und ihres Etifterd verlangte eine ge 
Iehrtere und gebifbetere Form, als daſſelbe bisher gehabt hatt 
daher werden von nun an bie geiflihen, an bie alten Mykera 
erinnernden, Eomödlen wieder in die Schulen veriwiefen‘), 1 
fie Im Gegenſatz zu den catholiſchen Jefulten » Lehranftalten, in denen 
man, wie wir oben gefehen haben, meiſt Lateiniſche Gomödke 
auffüßrte, noch einige Zeit in der WMutterfpradie fortgeführt 
wurben, dann aber felt dem Anfange des 18ten Jahrhundent 
gang verſchwanden, wenn man nicht die Tyroler Paffionsfrie 
welde von Bauern verfertigt und gefptelt zu werben pfiegen 
- Hierher rechnen win). Indeſſen ſchraͤnkte man ſich hier nit 
blos auf das geifllihe Element ein, fondern man fudte in en 
Anwandlung von poetifhem Sinne das Schuls und EStudenlen⸗ 
leben ſelbſt darzuſtellen und in der freilich etwad zu grelen 
Darſtellung der böfen und gefährlichen Seite deſſelben ber heran 
wachfenden Jugend einen Warnungsſpiegel vorzuhalten. Dan 
hatte im vorigen Mbfchnitt bereits der Hector zu Grimma Gar 
neecius, wie wir gefehen haben, einen Anfang in feinem 
Schulteuffel oder Schulſpiegel gemacht; im biefer Periode Ih 
diefe Mode Albert Widgrevins?) aus Hamburg in Latcin 
cher Eprade und der Advolat Johann Georg E40) 
zu Raumburg in feiner Comödie vom Studentenleben In unjent 
Muiterfprache fort. Letzteres Stüd, von der kuͤnſtleriſch / och 
iſchen Seite genommen, iſt zwar werthlos, aber, berüd 
man die genaue Darflellung des damaligen Untverfirätsihen 
hiſtoriſch wichtig und trog feiner Breite jept noch gam unſ⸗ 


Deutfche Poefie. Drama. 617 


haltend zu leſen. Gegenfähe darin find zwei liederliche Ger 
denten, Amandus und Floretto, jener der Sohn eines Kaufe 
wannd, diefer der eined Edelmanne, welche mit Hilfe ihres Diners 
Pidelhaͤring eine Menge toller Streiche begehen und deshalb 
relegirt werben, und ein gewifier Zädel, eine armen Bauer 
And, der es aber durch feinen Fleiß bie zum WMagifer bringt, 
weite letztere höchſt feierliche Begebenheit im VE. ct uns ber 
Dihter nicht vorenthält. Mercur fpielt, wahrſcheinlich nad dem 
Mufer des Plautiniſchen Amphitruo, dabei die Rolle eines 
‚ Bors und Zwiſchenredners. Es kommen darin ganz ordentliche 
Studentenpruͤgeleien vor, aber auch fehr ſchmuzige Stellen, z. V. 
ein Bett auf dem Theater, worin der gute Herr Amandus 
nit einem Maͤdchen liegt und „galanifirt”, fo daB man nicht bes 
‚ greifen fan, wie man von der Jugend ſolche Stüde aufführen 
‚oder doch Ahr vorführen Lafien konnte. Wie weit aber au 
hierin die Geſchmackloſigkeit geht, fit man aus den dem 
Schelmuffsly angehängten zwei Luffpielen von der Frau Schlam⸗ 
bampe, welche ebenfalls in Leipzig fpielen, und worin leichtfertige 
NKaͤdchen und. Heberliche Studenten die Hauptrollen haben. 


)®. Schlager p. 215. 303 2q. 353. Ecwald Tirol J. p. 31 sq. Gbe⸗ 
‚us in Phillips Hiſt. Sr. Blätt. Bd. VI. : 
2 S. bar. Prutz Borleſ. a. a. D. p. 142 2q. 


3) Cornelius Relegatus. Eine Rewe Luflige Gomdbla, welche gas 
astig der falfchgenannten Studenten ?eben befchreibet, Erſtlich In Eateinifder 
Sprache befchrieben durch M. A. W. Jetz aber auf vieler Anfuchen und 
begeht in Teutſche Sprache vberfeht durdy Johannem Sommerum Cyc- 
maeum. Magdeb. 0. J. (1618.) 8. 


4) Comedia Bom Studenten eben. Lpzg. 1618. 1668. 8. &. Bouter⸗ 
we 3b, X, p. 285 ag. Jördens Bd, IV. p. 605. 4q. Prut p. 188 ag. 


$. 684. 


Wir Haben gefagt, dab das Drama in dieſem Abſchniite 
durch Opitz !) einen gelehrten Anſtrich befam; denn daß es nicht 
ſogleich klaſſiſch werden konnte, lag nicht an feinem guten Wil⸗ 
Im. Statt ſelbſt Mußerftüde zu ſchreiben, hielt er «6 naͤmlich 
fir beſſer, durch gereimte Ueberſezungen antiler Trauerſpiele Au⸗ 
kitung zur Kenntniß der Anſichten der Alten über das Weſen 
ber Tragoͤdie und Gelegenheit zu Nachbildungen derſelben me 


618 Deutſche Poefle. Drama. 


geben. Darum übertrug er die Trojanerinuen des Seneca und 
Die Antigone des Sophorles, für feine Zeit und den Stand ber 
hamaligen Philologie gar nicht übel, wenn man auch barin ben 
Meberfeßer überall wahrnimmt. Bedeutender aber IR Andreas 
Gryphius?), weil er ſich befrebte, felbR als dramatiſche 
Schöpfer auftreten, und darum kann man ihn aud, tropbem 
daß er fih vorzüglich nad dem Holländer Joſt van ber Bondel 
gebilpet und dieſen befonderd in dem Pathos des Chores, eines 
damals bei dem Streben, antike Muſter nadzubilden, unerläßs 
lichen Beſtandtheils des Trauerfpield, überboten hat, ald den Bater 
des (gelehrten) Deutihen Dramas hetrachten. Er Hat ſieben 
. Trauerfplele, fünf Luſt⸗ und zwei allegoriſche Singfpiele hinter⸗ 
lafien, und bier bereits Stoffe aus dem Privatleben (z. B. Cardenio 
und Gelinde) verarbeitet. Indeſſen Rechen feine Trauerfpiele 
durch ihren fonderbaren Styl und ihre noch merhwürdigeren 
Ghorgefänge (Rein). gar fehr von dem ab, was wir heut zu 
Tage unter biefem Namen verfteben, feine Luflfpiele aber, Her 
Peter Squenz, worin derfelbe Stoff behandelt iR, den Shakſpere's 
Sommernatötraum bietet, ohne daß man darum an ein Plas 
giat auf Gryphius' Seite zu denen bat, wiewohl er durch Die nad 
des Eomiferd Cor aus der Epifode des Sommernachtstraums ges 
bildeten Poſſe, Bottom the weaver, gemachte Arbeit des Altors 
ſers Profeffors Dantel Schwenter aus Nümberg (1585 
—1636) darauf gefommen war, diefelbe umzuarbeiten und zu 
publiciren, wie er felbft in der dazu gefchriebenen Vorrede (b. 
Tied ©. 233) befennt, und Don Horribilicrtdrifar, jenes 
eine Satire auf die ſchmuzigen Bettelpoeten, dieſes auf die re 
nommiftifhen Offiziere, find troß vieler platten und niedrig ges 
meinen Späße hoͤchſt dramatifh wirkſam und zeugen von wirf- 
lichem Talent. Ein Mittelding zwiſchen Trauerfpiel und Luß- 
fpiel if fein Verliebtes Geſpenſt. Bel den Trauerfpielen if es 
durchweg vorzüglich auf Effect abgefehen, und zu dieſem Zwecke 
ſcheint ihm das Graͤßliche das geelgneifie Mittel; allein an ein 
zelnen, großartigen und gut gehaltenen Charakteren fehlt es auch bier 
nicht (ſolche find z. V. In der Katharina von Georgien bie gleichnamige 
Königin; im Papinian, der gleichnamige Rechtögelehrte). Unter 
den übrigen Trauerſpieldichtern dieſer Periode würde der bluͤ⸗ 


Deutſche Poefie. Drama. - 619 
meinde Klaj?) eine hohe Sielle einnehmen, wenn man naͤmlich 


: ver Geſchmackloſigkeit die Krone ertheilen wollte, denn fein Engel» 


[ 
3 


und Dradenfreit, deſſen Scene ein hellgeftirntes Himmelsfelv 
iR, der aber gleichwohl zu Altenburg mit Beigebung eines großen 
Programms (1662) aufgeführt wurde, und nun gar fein Kin» 


desmoͤrder Herodes, wo Deutihland eine Rolle hat, beides offen- 


x 
— 


bar Verſuche, die alten geiſtlichen Myſterien wiedereinzufuͤhren, 
erregen daſſelbe Sefuͤhl in uns, welches wohl Herodes bei ihm ge⸗ 


; habt haben muß, wenn die Geifler der gemordeten Kinder ihn 


1 


1 
g 
6 
J 


im Traume peinigen und er feine Angſt und feinen Sammer 
mit folgenden Worten Luft macht: „Kommt, alle Teufel kommt! 
zerreiffet meine Seele! Zerret, zerhüdet, Zerfleifchet, zerknicket, 
Rauchet und ſchmauchet, Rädert und aͤdert, Recket und flredet, 
Henlet, ertränfet, Schwenfet, verrenfet, Täufet, erfäufet, Foltert 
und poltert, Senget und brennet, Zwadet, zerhbadet Arm und 
Bein!" Johann Riſt's Friedejauchzendes Teutſchland iſt 
blos ein Gelegenheitsſtuͤk, aber feinen Wallenſtein ſollte man 
doch einmal mit dem Schiller'ſchen vergleichen, waͤre es auch nur, 


um zu erfahren, wie der gleichzeitige Dichter den gefallenen 


V 
H 
} 


—— 


Helden, deſſen Andenken damals noch friſch genug war, ange: 
ſehen hat. Gewiſſermaßen im politiſchen Zuſammenhang mit 


dieſen Stüden flieht des Bartholomäus Anhorn* (eigents 


‚ li Bartb. Anhorn ab Hartwis) aus Mayenfeld in Graus 


DV 


bündtn (1566— 1640) Pomeris, allerdings in Lateiniſcher 
Sprache und nur mit Deutſchen Argumenten, und Parthenia, 
eine Fortſetzung des erflern, ſowie der Schlußflein dazu, ben 
der Stettiner Profeffor Johann Micrälius?) als Aga- 
ihander publicirte; denn während in der erfleren Tilly nad ber 
jeht hinreichend widerlegten Babel als graufamer Zerflörer Mag- 
deburgs anathematifirt wird, Nößt der Dichter ded Agathander 


imn die Ruhmpofaune für die von Guſtav Adolph bewerkſtelligte 
Erretiung Augsburge. Daß die wahren Ramen immer hinter 


Allegorieen verſteckt liegen, wir die damalige Zeit (1632 — 
33) entſchuldigen laſſen. Auch die fon genannte Didterin 
Sibylla Schwarg) bat ein herzbrechendes Trauerfpiel ges 
fhrieben und den Brand ihres Dörfhens Fretow mitten un. 
ter der heidniſchen Götterwelt vorgehen laſſen. In des Pre⸗ 


N 


620 Deutſche Poeſie. Schaͤferſpiel. 


digers Michael Sohannfen’s’) aus Bergedorf in Sachſen 
Ar 1679 ober 1699) Tod Abels, der freilich von Klop⸗ 
Rod’ Compoſition gewaltig abflidt, gefallen mir am Gem 
Die Chöre der Teufel_und Engel; denn wollte man heut zu Tage 
diefe Idee nachmachen, fo könnte man ein Eafimküd zu Wege 
bringen. 

n Die Zeoianerinnen und Untigone in d. Ausg. ſ. Werke v. 1090. Br. 


I. p. 202-288. u. p. 159—201. ſ. dar. Prut in d. Hall. Zahrb. 1840, 
ur. 57 2q. p. 449-504. u. in T. Klein. Schrift. 8. I. p- 160 sq. 


2) &. Servinus Bd. 111. pi 432 sq. Bouterwek Bd. X. p. 19 sq- 

Zur im Deutſch. TH. Bd. II. Borr p. vn sq. Prut Vorleſ. p 

Grmunb, —ã on A. Sr. Glo * 180%. 8. — Geine en 3. 
hen in den Aus 8 ſ. Gedichte. Sein Garden und Gelinde auch bei Tieck, 
cutſch. heat. Bd. 1. p-. 82—144 n Peter Squent cbenf. daſ. p. 

233-271 und modern. b. Bredow —8 rag Schr. p. 119-208. „Erin Hot 

—— u, b. Ticck p. 145 — rt. uch v. Be esich. d. Pet. “ 
m Gngl. u u. Berg, Gr. mit hakfpeare v. GL 

Ehlegel, € Ag Bd. III. p. 27—64, 


3) Hoͤllen⸗ und Himmelfarth Jeſu Shi, nei darauf 1 sefolgter „Ars 
barer Ausgießung Gottes, des heiligen Geiſtes ꝛc 
der Kinder Mörder, nad) Urt eines Feauerfpicls "autgebiidch e und. im Ram 
berg einer deutſch Liebenden Gemeinde vorgeftellet. chd. 145. 4. Der leidende 
GHriftus in einem Trauerſpiel vorgeftellet. ebd. 1645. 4. Engels und Drachen: 
ſireit. 0. D. u. 3, (Mürnd. 1645.) 4. Erneuertes, vermehrtes und in fünf 
verfhlebene Danblungen ingetheilten greaenfpie, dv. E. u. Dr. Gt. gu 
nennet v. Chr. Funke. Altend. 1662. 8. Das ganze Beben Ghrif CEhriſti. Fur 1651. 
4. Trauerrede über bad Leiden feines Ertö fer. 645. 4. (ebenf. 
bram. geh.) Auferkebung Er Shrifti, in, j — euüblichen gohbeutichen 
Heimarten verfaffet. ebd 4 ſ. ee —— d. 
Nürnb. Dichterfäule. p. 8 * u. üb. d. en Dr. tr. 

Bere Bo. III. p. 1-26. 


4) Parthenia Pomeridos Continuatio: Gin new Gomddien s Epid, - 
barinnen abgebildet wird die Hochzeit der fhönen Parthenia vnd dara 
Igende Straffe, des ungütigen vermeinten Bräutigams Contilis, NR 
des Agathanders Heldenthaten, die er ben bochbebrengten Nymphen im 
alemannifhen Lande zu AR in (anche Eyl verrichtet Hat. Erhibieret im 
Wintermond, def andern ahrs nad) der Befreygung Pomeris von Phitas 
lethe Parrheſiaſte. o. D. 1632. 4. “ a. Dunkel Radır. Bd. II. p. 651 aq. 


5) Agathander pro Sebastavincens, et cum virtutibus triumphans, 
Pomeridos Partheniae continnatio. Gin new Poetifh Spiel, von dem 
Siegreichen Helden Ugathander, Welcher vmb der bebrängten Sebaftä va» 
andrer alemannifchen Zomphen willen, Wider die beyde Wüteriche ben 
Sontill und den Laftlewen, herrlich ſieget und mit ber dimliſchen Euſebia 
ond andern Tugend⸗Frawen im Lande ber Pebendigen triumphiret, da 
im Kintermond bes dritten Jahrs nach der Befrsyung Pomeris. 0. D. 


6) Zraurrfpiel wegen ber Einäfcherung ber&tabt Fretow, in ihr. Gedicht. 


u Bon Cain dem Brudermörber, hriftliches Traucrfpiel. Hamb. 1652. 
8 ſ. — Bb. V. p. 377, qhriſtlich ſpiel. H 


v 


Deutfche Poeſie. Sdheferſpiel. 621 


8. 685. 


Es bleibt hier nur noch das Schaͤſerſpiel uͤbrig, welches 
belamilich Opitz)) durch feine Nachahmung von Rinuccini's 
Daphne, welche zugleich die erſte Deutfche Oper iR, in bie 
Deuiſche Poeſie einführte, und damit für alle dergleichen hoͤfiſche 
Bradtaufzüge den Ton angab, wie denn das genannte Stück 
von dem Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen Kapellmeiſter Schuͤtz componirt 
und zu Torgau (nicht, wie man gewöhnlich annimmt, zu Dres⸗ 
dm) 1617 aufgeführt ward, Achniih war Simon Dad’s?) 
(Heudonym Chasmindo und Sihamond) Sorbulfa (d. h. Bo- 
 rassia), von ihm für das Jubelfeſt der Univerſitaͤt Königsberg 
(1644) verfaßt, und von Studenten aufgeführt, freilich wie 
Alle Belegenheitsftüde, ermübende Altegorie, gleichwohl aber im⸗ 
mer noch befier, ald die fürchterlihen Geſpraͤchsſpiele Hars⸗ 
 dörfer’ 8, die wenigſtens theilwelfe (fo Melifa oder der Gleich⸗ 
niß Freudenfpiel Bd. III., das Schaufpiel teutfcher Spruchwoͤrter 
aus dem Franzoͤfiſchen uͤberſetzt Bd. 17.) in diefe Periode gehören, obs . 
wohl Auguf Augsburger’6?) hierher zu ziehende Arbeiten mit 
Recht beliebter waren. Vorzugsweiſe hoͤfiſche Gelegenheitsdichter, 
wie wir ſchon ſahen, warn Jakob Schwieger*), deſſen vers 
führte Schäferin jedoch haut zu Tage nicht gut über die Breter 
gehen könnte, und David Schirmer, der in Dresden nichts 
weiter zu thun hatte, als Singfpiele zu fabriciren, unter denen 
ich fein Ballet, Paris und Helma‘), weldes in unferem Sinne 
übrigens Oper und nicht Ballet, in welchem bekannilich nichts ge⸗ 
ſprochen wird, iſt, beſonders hervorhebe, obwohl ſchon in den 
Weit aͤltern Muͤntzeriſchen Bauernkrieg von Rinkart ein fürms 
liches Ballet vorkommt. Endlich gehören hierher auch noch bie 
fogenannten Wirihſchaftenꝰ), eine Art von Hofmadferaden, wo der 
beireffiende Fuͤrſt und feine Gemahlin, oder, wie ed in Dresden 
unter Auguß dem Starken Sitte war, gewoͤhnlich eine feiner 
Maitreſſen ale Schenkwirth und Schenkwirthin fungirn und 
als ſolche den Hoffant, der ald Bauern und Hochzeltögäfle er⸗ 
ſcheint, bewirihen. Der Zweck derfelben war, das Leben ber 
niedern Stände darzufellen; allein die Hofdichter benupten biefe 
Zorm mehr dazu, Ihren Gönnern grobe Schmeicheleien an ben 





622 u Deutfche Poeße. Drama. 


Hals zu werfen. Die komiſche Perſon ſtellt dort faſt immer ca 
Scheerenſchleifer vor, weshalb Canitz dieſe Wirthfchaften geraden 
Scheerenſchleiferwirthſchaften nennt. Um Meiften ſcheinen did 
Stuͤcke zu Dresden und Berlin Mode geweſen zu fein, mb ed 
finden ſich auch noch einige dieſer Belegenheitsarbeitn un 
den Werten Canitzens, Beſſer's und anderer dergleichen He 
dichter vor. 


1) Abgebr. in Op. W. Brest. 1690. Bd. LP . 66- 8. u, Fied B 
p. 61—80.. Auch des Andreas —2 Singfpiel Diojume, ze 
gi eier * Wahl Ferdinands III. geſchr. u. 1 auf gel. und fein &uf s. 
Aangfpiel Das (in f. Ged. p. 605. 625 sq.) ach ren hierher. 
2) Das Schauſpiel Sorbuifa, zum Beſchluß des feyerlih begangen 
academifhen Jube fett in Prenßen, in ber hohen Schule zu Königsem 
pröfentirt. Aönigsb. 1644. 8. 


3) Echäfferey auß dem Franköfifhden Antonii Montchrestiens Heh 
teutſe oberfeget, vnd mit nothwendigen Anmerkungen und Kupfferüde, 
nach Inhalt des gangen Werks vermehret. Dresd. 1646. Reifen Ci. 
Dresd. 1640. 4. 4642. 2. 8. Arnalde und Lucenda, aus bem Srearem üben 
ſett. ebd. 1642. 8 


4) Die verführte Schaͤferin. Dresb. 1660. 12. 


5) Ballet von dem Paris und ber Delene, in Drefden auf dem Rire 
faal gehalten. Dresd. 1750. fol. ©. üb. db. Ballets Gervinus Bd. II. p 
460 aq. ER p. 166. Hilfcher, d. Sammler Bb. IL (Dresd. 1837) > 
550 aq. Rochlit, F. Freunde d. Tonkunſt 3b. II. p. 281 sq. 


6) ©. Jlbgel Geſch. d. Grotesk. p. 241. Plümike Theatergeſch. v. An 
p 8 — p- 164 sq. Foͤrſter, Ftiedr. Wilh. I. König v. Pr. Di 


$. 686. 


Auch die zweite Schleſiſche Schule war verhaͤltnißmaͤßi 
dem Gedeihen des Dramas nicht fehr günflig. Denn Tann and 
nicht geleugnet werden, Daß Daniel Easpar von Lob 
Rein!) unbedingt dramatiſches Talent hatte, was ſich den 
ans feiner Jugendarbeit, dem Ibrahim Bafla (nicht zu vr 
wechſeln mit feinem legten Städe Ibrahim Sultan), * 
und unbedingt beweiſt, daß fein Dichter recht gut wußte, med 

zu einem Trauerfpiele erforderlich fet, fo find doch wieder feine 
Gleopatra, Agrippina und Epicharis vollfommen verfehlt, amd 
ſelbſt die an fi poetiſcher gehaltene Sophonisbe wird durch 
ihr froſtiges Allegoriſiren, das falſche Pathos, den bombaſiſchen 
Woriſchwall und beſonders dutch das widerwaͤrtige Morden, ſowie 


Deutſche Poeſie. Drama. 7.683 


das Anhaͤufen anderer Greuel wiverlih. Diefe Städe find ſaͤmmilich 
tn den zur Tragödie ungeſchickten Alexandrinern gefchrieben, und bes 
Reben aus fünf Alten (Handlungen) in @hören (Reyen), die theils In 
Jauben, theils in Daltylen gebichtet und größtenthelle zu 
allegoriſchen Phantafieen verwendet find. An Nachahmern 
Mefed fehlerhaften Geſchmacks if kein Mangel, allen wir wollen 
bier nur zwei der bebeutenderen erwähnen. Der erfle iſt der 
Woocat Johann Ehrifian Hallmann?) aus Bredlan 
(1650 — 1704), veſſen Trauerfpiele aber halbe Opern 
find, und wo 3. B. die Catharina von England das 
Muſter eines verkehrten Begriffe vom Wefen des Trauerfpiels 
in. Seine Marianne erinnert bei weitem mehr an Rohenflein’s 
Sophonisbe. Daſſelbe iſt mit der fleifen Marla Stuart des Lau⸗ 
ſther Edelmanns Auguſt von Haugmig?) der Ball, 
Konfantin Chriſtian -Dedekind‘) aus Rheinsporf, 
Saͤchſiſcher Steuercaffiter zu Dresden und als Mitglied des 
Schwanenordens ConCorD genannt, würde gar nicht erwähnt 
werden, hätte berfelbe nicht abermals den Verſuch gemacht, das 
bibliſche Spiel auf die Bühne zu bringen, obwohl feine fämmt- 
lichen Arbeiten nichts weiter als alberne Speftafelflüde find, bie zu 
feinem beftimmten Fache des Dramas gezogen werden koͤnnen. 
Dagegen hat der bekannte Ehrifiian Weife?) aus 
Zittau (geb. 1642, ge. 1718), wo er Rector war (pſeudonym 
Shplemund Gleichviel, Katharina Eivilis, Demetrius Mercator, 
Targ. Cat. e Xardo), in feinem Mafaniello ein Trauerfpiel 
geliefert, das fon ſtofflich intereffant iſt, obwohl ed als eine etwas 
unbeholfene Nachahmung ded Shakſpere'ſchen Tones erſcheint, aber 
dennoch, wenn man bie Planloſigkeit und theilweiſe mißlungene 
Ansführung feiner Zeit zuſchreibt, ‚mit Recht das Lob verdient, 
welches ihm Leſſing (Briefe an feinen Bruder nr. 79. W. Bo. 
28. S. 200) zu Theil werden laͤßt; denn des Helden Wahn⸗ 
finn erinnert: zwar, wie ſchon Leſſing's Bruder (ebd. nr. 82. 
6. 208) bemerkt, nur infofern an Lear, als man den ſchrecklichen Ab⸗ 
Rand zwiſchen Welle und Shaffpere gewahr wird, wofür 
aber die Charalteriſtik der Neapolitaner und ihrer fhönen Stadt 
ſehr gut gelungen if. Weit glüdlier war er noch als Luſtſpiel- 
dichter, denn er lehrte darin von der abgeſchmackten Ziererel bet 


i 


624 Deutſche Poor. Drama, 


Lohenſteinianer wicher zur Maier yeuhl: aub Sich Zoͤm 
feinee Manier und fsinem Belichen eben: Am aelunguin 
iR fein baͤuriſcher Machimeiisnus, im. melde: bewies 
I wie ber. Macklaoriiisums. nit . dlos in. Der 
Welt, fondern aud in der Bauernkätte zu Haufe: iR. 
—R und derbe Spaͤbe mag: ſeine Zeit 
len fein Hauptfehler, der ihm Die Haͤnne bindet, IR, : 
an felber in der Voerede zu ſeinem Zlttanen Shesier 
fein Lehen im Schulſiaub und in eines. Keinen takt, . meh 
er natuͤrlich einfeltig und Feinlich werben mußte. Unter eng 
Nachahmern bitdet der ungefhidte Michagel Kongehl) 
Kreuzburg in Preußen (geb. 1646, gef. 1710), Bürgesudie 
der Stadt Kneiphoff, geirönter Dichter und als 
Prutenio genannt, den Uebergang zur Oper, denn fein — 
der verkehrte und wiederbekehrte Prinz Tugendhold, iR cin a 
Hged Spchafelküd, in welchem moralifche Bibeltiraden mit ba 
niedrigen Zweideutigfeiten abwechſeln und bie Furie Mega 
neben Freund Pidelhäring und bem Geile Ariſtipps auf % 
Bühne kommt. Bei weitem reicher iſt Die Zeit ber yore 











voran 
Gigs 















Sqleſfiſchen Schule an Feſt⸗ und Eingfpieln und Opem oe 


- 


Balletten, deren Uebergang in einander beſonders durch cima 


‚gewifien 8. C. Breffand, deflm Doppelte: Freude der Muls 


(1695) und Circe und Penelope jedoch nicht ganı fell 
find (1696), vermittelt ward. Daß diefe Aftergatiung de 
Dramas damals fo in die Mode kam, verbanfte man Keil: 


ven Pegnipisäfen und ber Nürnberger Schmeichlercoteck, 


theils dem praciliebenden Hofe Sachſens, wo bie meiſten da 
bier zu erwähnenden Stüde auffamen, benn erftere hatten PO. 
ihre ganze Weieheit freilich zeitig, bereits in der Periode nad Ins 
Wehphälifchen Frieden, loogelaſſen, letzterer aber fehlen von da 
Mufen gewiſſermaßen beſtimmt zu fein, den Unfinn ja nicht untergehs 
zu laſſen. Es war aber ſchon durch Lohenflein felbR in fen 
myRlihen Vereinbarung der Sterne und der Gemuͤther (in ſ. Ron 
1680 S. 116 sg.) hierzu den Anfang gemacht worden, 2) 
Harsdörfer”) halte in feinem MWufzug der VIE Togenden, 
Planeten, Töne oder Stimmen (Gefpr. Bd. V.), wozu ber Kür 
berger Organiſt Siegmund Gottlieb Staden (1617 —55) eben 


* 
3: 






IH 
351 


die 

Beide auf, und weil die Scene oft wechſelte, fo hatte Hare⸗ 
Yrfer, wahrſcheinlich an die Alten denfend, im Gintergrunde 
ine im vier Abtheilungen getheilte Scheibe anbringen laflen, 
weile gedreht wurde, fo Daß allemal diejenige Abtheilung zum 
Borſchein lam, die man brauchte. Thätiger noch war Birken?), 
won für bie Nürnberger Friedensfeier ſchrieb er feine Margenis 
Germanis) und Heß fie 1651 aufführen, obwohl fein auf 
Ditavio Piccolomini's Befehl geſchriebenes Friedensſchauſpiel 
(1650) worin ſich die Concordia mit ber Eris balgt, ihm 
noch mehr Ehre einbrachte. Sein Ballet der Rater und das 
Gingfpiel Sophia beziehen ch auf die Bermählung des Mark⸗ 
graſen Chriſtian Ernn zu Brandenburg mit der Saͤchſiſchen 
Veinzeſſin Sophie Erdmuthe (1662), aber ein größeres, erſt 
beleiniſch geſchriebenes, dann Deutfch bearbeiteted Schauſpiel, Pſyche, 
nicht etwa die bekannte Mythe des Apulejus, ſondern eine 
Kan; davon verſchiedene Allegorie des Suündenfalls, des Irrthums 
mb der Erlöfung des vertlaͤrten irdiſchen Leibes, mar bereito für bie 
Darſtellung auf einer flehenden Bühne befimmt, bern es im 
Dentſchland, beſonders feit dem Herumziehen der Engliſchen Ko⸗ 
nmödianten, mehrere gab. In Dresden, wo noch heute im 
befigen Königlichen Kupferſtichkabinet eine fehr vollländige Samm⸗ 
bang von derartigen Feffpielen zu finden if, waren die flereotypen 
Hofpoeten die Gtüben diefer inform, und zwar find hier befon- 
ders zu erwäͤhnen Johaun von Belfer) aus Fraumburg 
in Kurland (geb. 1654), anfangs Oberceremonienmeifter in 
Preußen, dann in Sachſen (171729), der nicht wenig Achn⸗ 
Gräfe Hann d. Eiterärgefpigte. II. . +0 


626 Deusfye Poeſſe. Drama. 


Udkelt mit einem Müderiiter Hatte, und eine Menge von Ge 
tegenheit@gebidten, worunter viele erotiſche und ſchumige feb 
(z. B. die Ruheßatt der Liebe oder der Schooß der Gelicem, 
ein Seitenſtück zu Rof's Zeiſigneſt und Schöner Radıt), ſech 
mehrere ſolcher Feſtſpiele geſchrieben bat, die nichts als ſciin 
Neimereien find, beſonders aber fein Nachfolger im Amt, d 
ihm bei feinem Leben ſchon oft unter die Arme greifen muß 
Johann Mirth von Köntg') aus Eßlingen (geb. 1008, 
+ 1744), befien Gelegenheitsftüde ttoß ihrer Reifen Branveya u 
ſchleppenden Breite von etwas mehr Poeſte und Gefchmad zugt 
aber auch belicdter waren; die meiſten feiner Open fin 5 
doch ſchon in Hamburg geſchrieben, und das gelungenfte feiner ExkR 
iR ein Luffpiel in Profa, die verkehrte Welt. Uebrigens ſeu 
ſich ſowohl Beffer ale Köntg, befonders aber die fe 
erwähnten Gegner Wernifes Boftel!) und Hunt’ 
(Menantes), welche letztere beide eine tüchtige Anzahl Op 
und Eingfpiele vom Stapel laufen ließen, fireng der Kohenfehr 
fen Eule an, obwohl Hunold fpäter von diefem falfchen Wege wie 
der umfehrte (vor 1713), und darum fo hier als Gegenſad (er 
hörte zwar auch zu derfelben Schule und iſt noch dazu oft nam 
myſtiſch, hat aber bei weitem mehr Geſchmack als fie) zu dicken 
geiftlofen poeriſchen Zuderbädern, wie fie Wernile nannte, neh 
der freifinnige Bartholhomaus Feind*) aus Ham 
(geb. 1664, farb im Gefängniß zu Rendoburg 1721, weil er gegl 
Dänemark geſchrieben hatte) erwähnt werden, ein philofophiil 
gebildeter Kopf, defin Opern (3. B. die Neapolitaniſche Fit 
verfdwörung) nicht blos in Anlage und Form an unfere jehigk 
Dpernterte erinnern, fondern fie auch in jeder Beziehung del 
Ihren poetiſchen Werth und Ihe — uͤbertreffen. 

1) ©. Lied a. a. D. Bd. IV Bouterwei Br.X. p. 8 
Se Gene eBrauerfpiele in d. Ausg. f. Pen. ©.  Iorasım Baſſa b. Tiec & 


Mu 1b. x} p. 326 »q. — Trauer, Freuden⸗ und Odhlke 

ſpiele. Berl. 0. 3. (1673.) 

3) Prodromus poeticun, "Dresden 1684.8. Schuldige Unſchuld — 
Stuarda Königin von Schottland. Trauerſpiel in ungebundener Me 
1683. 8. Obſiegende Zugend ober der bethörte doch wieder dekehrte —5 
mann. Miſch-Spiel in Werfen. Dresd. 1684. 8. B. C. D. Flora Luft 
in ungleich uten Reimen. ebd. 1684. 8. 

4) ©. Zördens Bo. VI. p. 15. Bouterwel Bd. X. p. 325 2g. Bed 
Aymnep. Bb.T. p. 167 29. — Neue geiftliche Schaufpiele bequemet 


“ 


Deutfihe Poeſte. Drama. er 


Bafl. Dreid. 2658. 1676. 8. Sedlige Arbeit über Send und Leib ber eltın 
mb neuen Zeit in Muffbeguemen Schauſpielen —— ebd. 1676. 8. 


5) 8. Surtüng Gel. Sch. Bd. II. p. 189 aq. Stelle Nadır. v». 
Bibi. 3. VII. p- 658. Ua Potr. 1784. Bb. IL. p. 78. Doc Misch. 
Be. I. p. 80. Bouterwel Br. x p 3% Zördend Bb. V. p. 244 2q. 

rer 6. Mülkeı a.0.2. p.XLIVsq. 6. Hoffmann, Pr. ad mem. ren. Chr. 
- 09. 4. S. Grosser, Vita Chr. W. Lips. 1710.38. &.dram. 
Bed. f. zerfir. im f. Bittanifdhes Theatrum. ‚Epis. 1683. Dresd. 1699. 8. 
Reue Jugendluſt. Epgg.”. 1684. 8. Freimüthiger und höflicher Redner von 
er Pronmnciation und Action ebb. 1693. 12. Gomödienprobe. ebd. 1696. 12. 
Reue Probe von der vertrauten Redelunft. ebd. 1700. 8. Theatraliſche Sit: 
michre. Zittau 1719. 8. Der pelitiihe Reoner. Tpzg. 1677. 1681. 1688. 
1. 1693. 8. Reuerläuterter politifher Redner. ebd, 1684. 8. Uecberflüffige 
Iebanten der grünenden Sugend. ebb. 1668. 1672. 1677. 1680. 1701. &. 
Muertiſcher Machiavell, ein Euflfpiel. Zittau 1679. Dresd. 1681. Erf.1735. 8. 
Muptrebelle Dtafaniello. ®pzg. 168.8. 20. — Seine Ior. Geb. f.: Ucherfl. Geb. d. 
5. Ing. Der grünen Tugend nothwendige Gedanken. ebd. 1675. 1690. 8. 
teiffe Sebanken, das iſt allerhand Ghren⸗Luſt⸗ Zrauers und Eehrgedichte 
& männlihen Jahren nad unterfchiedener Gelegenheit mit aufgejcht und 
unmchr zur VBerbefferung der überflüfligen Gedanken herausgegeben. Ep 
683. 1690. 8. Seiſtliche Licder. Budiffin 1749. 8. Proben b. Müller Bibi. 
xutſch. Dit. Bd. XIV. p. 293 sq. 


6) S. Amarantes p. 433 sq. Betel Hymnop. Bb. II. p. 50. Neu. 
Michel. d. ſchoͤn. Will. Bd. IV. St. 5. p.437 * Joördens — VI. p. 
21 29. — Die vom Tode erweckte Phönizia, eine anmuthige Gicilianifche 
iſchicht, in einem Riſchſpiel Tragico- Comoedia. Königed. 1680. 8. 

unf&hulsig befhulbigt Innocenzien Unſchuld, eine nachdenktliche Genuer 

Schicht in einem Mifchfpiel. ebd. 1680. 8. 


T) ©. Zittmann d. Rürnberger Dichterſchule. p. 191 aq. 


8) ©. Zittmann a. a. D. p. 179 aq. — Margenis, das vergnügte, 
cktiegte und wieder befriebigte Zeutfchland. Nürnd. 1679. 12. Zeutfcher 
6 Abs und Friebens Einzug, in welchen Aufzügen bei allbier gebaltenem 
nfehnlihem Kürftlichen Amalfifhen Freudenmahl, Scaufpielweiß Kor: 
ft durch S. B. P. C. L. Rürnb. 1650. 4. Singfpiel, betitelt Sophia. 
th 1662. fol. Ballet der Ratur, welche mit ihren vier Glementen 
froͤhlich und glüdwünfchend vernehmen läßt bei ber Seimführung dr. 
muth Eophien, Peinzeffin zu Sachſen, nah Bayreuth den 30. des Wins 
ats in einem Tage vorgeftellet. ebd. 1662. fol. Schaufpiel, Yinche auf 
Schauplag gebracht inRürnberg A. 1652. Jettt aus dem Latein in deutfche 
e verfent. ebb. 1679. 12. und in f. Deutſch. Dicht. Das Bivium Here 
is oder Tugend» und Lafterleben, u. Zwietracdhts Trug und Gintwachts 
Bus in f. Deutfchen Redes Bind: und Dichtlunft. Rürnb. 1679. 12. 


M S. D. Deutih= ef. zu Lpzg. Nachr. St. HU. p. 301 330. dv. 
en Ki. Schriften Th. IT. p. N * Bodmer Char. * Deutſch. Dicht. 
—* aq. Ibrdens Bd. I. p. 76 2q V. — 738 sq. Vi. p. 563 eg. Gade⸗ 








ch Lievländ. BibL Bd. I. p. 57 ag. Dannöv. Mag. 1768. p. 81 sq. 
hagen von Enfe Denkm. Bd. IV. (p. 281 sq. I. 9.) 245 wi 

I X.) Zoͤrſter b Müller p. LIV aq. Horn in d. Deutfch. Abendunter 
Berl. p. 195 sq. — Schriften beides in gebundener und ungebundener 
, fo viel man deren theils aus ihrem ehemaligen Drude theils auch aus 
geter Freunde fchriftlicher Gommunication zufammenbringen koͤnnen. eoiß- 
a 1729. 8. Schriften nebft defl. Leben u. ein. Vorber. v. I. U. König. 
. 173%. 11. 8. Es gehört Hierher f. Brühlingsfeft Blovend 1696, ber 

40 


638 Deriſche Yorke. Oper. 


GSieg der Schonheit uber bie Heiden 1706, in ſ. Ged. Bppg. 1711. p. M. 


sq. 

9 S. Moller, Cimbr. Hit. T. TI. p. 430. Hannod. Mag. 1768. Er. 
VII. p. 101 sy. Iördens Bd. III. p. 55 FE . 42%0. Boutermd B. 
x. p. 343 sg. Pruß Pit. hiſt. Tafchend. 1 p- 214 49. — Theatraliqe 
Gedichte. Hamb. u. Leipz. 1713. 8. Gedichte aus ſ. Wtfer. geſ. u. heranig 
(v. 3. 2&.Roft). Dresd. 1745. 8. Die verkehrte Welt, ein Euflfpiel in zu 

ebundener Rede. Hamb. 1725. 1746. g. Rhea Eilvia. ebd. 1720. 8. Di 
dur Berachtung erlangte Gegenliebe oder Zoroafler. Epyg. 1717. 8. x. 

11) Er ſchrieb 25 Opern, die der Kapellmeifter Kayſer compeonirte, ſu 
das Hamburger Theater, theils als felbftändige Arbeiten, theild als Uce- 
fegungen und Radahmungen aus dem Sriechiſchen, Italienifchen, Franzib 
ifchen und Dolländifhen. 

12) Geiftlihe Singfpiele. Hamb. 1704. 8. Theatraliſche Gedichte. bi. 
4706. 8. Uuserlefene u. noch nie gebe. Gedichte unterfchied. berühmt. u. ge 
fit. Männ. zuf. getr. u. nebſt f. eig. ans Licht gefi. Halle 1718. 8. m 

f Zeit, wo er v. d. Lohenſt. Manier abwich. 

13) ©. Zhieß Gelehrt. Geſch. v. Hamb. Th. 1. p. 177—184. rt 
Bd. Vi. p. 87 ag. — Deutliche Gedichte beftchend in wmuficalifhen Eds 
fpielen, Lobs Giühwünfhungs = verliebten und moralifhen Gedichten, m: 
und ſcherzhaften Sinn: und Grabſchriften, Satiren, Kantaten und 
Gattungen. Sammt einer Vorrede von dem Temperament und ber Grmütk 
beihaffenneit cines Poeten und Gedanken von der Opera. Stade 170% 


Sp. 1.8. 
$. 687. 


Wie nun die Oper überhaupt, beſonders in dem bamal) 
der ernſten und Fomifhen Mufe fehr Holden Hamburg, wo Mt 
gefrönte Poet Richter ſchon 1612 eine teligiöfe Oper, „da 
erſchaffene, gefallene und aufgerihtete Menſch“, ſchrieb, Ihre 
Sitz hatte, was man fon daraus abnehmen fann, daß ii 
dortige berühmte Kapellmeifter Reinhard Keyfer aus Leid 
(1673 — 1739) allein über 116 Singfpiele und Opern rom: 
ponirt hatte, fo war dieſe Stadt auch zugleich der Drt, wo des mar 
gebeuren Prunkes wegen, den man dabei zu entwideln pflege, 
befonderd aber vieler -unanfländigen Stellen halber, die in bieks 
TpeaterRüden vorfamen (man denke nur an das in eine Da 
umgearbeitete Luftfpiel Bon der Frau Schlampampe), ben [de 
B. Feind hatte in feiner Abhandlung über die Oper gelagl, 
er Tenne nicht zwanzig Perfonen, die ein Stück reiht zu bw 
theilen wüßten, fih der beruͤchtigte Theaterſtreit erzeugte). De 
Hanudſchuh warb zuerſt von dem finfern Zeloten Dr. Anton 
Retfer, Paſtor an der St. Jakobilirche zu Hamburg 1681 
burd feine Thestromania, worin er das Theater für Teufel 
wert erflärte?), hingeworfen und von M. Ehrifiian Rand’) 


Deutſche Poefie. Oper. 629 


er in ſeiner Theatrophania die chriſtliche Oper wenigſtens aus⸗ 
enommen wiſſen wollte, aufgenommen, worauf Reifer*) und 
er Santor am Werderſchen Gymnafium zu Berlin Martin 
yeinrih Fuhrmann’) den Kampf defienungeachtet weiter führten. 
war vertheidigten der Theaterunternehmer Gerhard Schotte zu 
yamburg aus finanziellen Rückſichtens) und der Paftor an ber 
afigen Katherinenkirche Elmenborf?), der felbR einen Operntext 
eierieben hatte (Orontes, der verlorne und wiedergefundene Prinz 
#6 Candia) daſſelbe hartnädig, allein dieſes Alles fruchtete nichts wei» 
r, als das man übereinfam, ein Gutachten von den Univerſitäten 
Bittenberg und Roſtock einzuholen, welches darauf hinauslief, 
dem mit religiöſen Stoffen ſeyen zuläffig, alle andern aber 
k verwehren. Aber damit war die Sache der ſchlechten Opern 
es nicht abgeihan, denn zu Urnſtadt erfhien 1705 eine Oper, 
ke Klugheit der Obrigfelt in Anordnung des Bierbrauens, zu 
yımburg 1710 Le bon Vivant oder die Leipziger Mefle, gu 
durlach 1714 die Kunft zu ſchmarotzen und Yröhlicher Brüder 
Bauftuft, 1715 ebendafelbft die audgelernte Kuplerin und 1716 
darlequins Hochzeit, Kindbetterin⸗ Schmauß und Närrifche Ehe 
md Luſtige Wirthſchaft, 1725 zu Hamburg die Hamburger 
Shlohtzeit oder der mißlungene Betrug, worin beim Singen 
Dibfen gekauft, geſchlachtet und verzehrt wurden ıc. Uebrigens 
jörten die Opern in Leipzig fon 1720, in Hamburg”) aber 
re 1737 auf. 


1) S. Schuͤtze, Samb Theatergefch. Hamb. 17H. p. 26 »q. Stäublin 
ih. d. Borftell. v. d. Sittlichkeit des Theaters. Göttingen 1823.8. Prug 
—RRX Sulzer Fre d. ſchön. K. Bd. I. p. 736 2q. 


2) Theatromania Ober die Werke der Zinfternig in d. öffentlichen 
Sqauſpielen. Rakeb. 1631. 


3) Theatrophania zur Bertpeibigung ber hriftlichen Schaufpiele, ins 
derheit der mufital. Opern. Hamb. 1682. 8 


9 Der gewiflentofe Advokat mit feiner Theatrophauia kürzlich abges 
ketigt. Yamb. 1682 


5) Die an der Rich Gottes errichtete Satanslapelle. Colln 1729. 8. 
6) Bier Bedenken von Opern. Hamb. 1693. 8. 
7) Dramatologia antiquo-hodierna d. i, Bericht von den Dpers 
fielen. damb. 0. 3. (1683.) 4. 
8 E. Berz. d. Hamburg. Op. f 1698 giebt Lrffing, Eollectan. Bd. II. 
214 sq. u. dv. 1678—1728 b. Matthefon, Muſit. Patriot. 1728. p. 171- 
— d. Dpern Kaifers ıc. . DB Beſchr. d. St. Hamburg I. p. 


= ferntem Gefühl erfühten Dichter ſchaden konnte, denn e 


' 632 Deutſche Here. Gplarammı. Lyrit. 


anlangt, fo: hat zwar uch Ass Günther Gelungene giike 
und mauche Enfllerienrig'e von. Hagedorn faruka 
genug, alldn Wer nibe's Llcheriehriften bleiben: sad im- Nah 
Zeit de einzig vafkchenke Mauſter, mis. bene ſich widis Bike 
zeitigeo· meffen bann/ uns wehhe ſpaͤter mut dietberähunten Leuic 
mit denen gufaumengefellt zu werbenfiiz Sepkere el Scadei 
Aberirafen. In Beynz anf bis Rundtmhfiee wit merk auf be 
leidige Behogenbeiisnidterd einen WARE mocrten, die an milk 
wor: ven ſogenaunten Hofbiihter "gepflegt: warb, . Kater i 
nimmt Benjamin Reutir, beſonders feit.: ver il 
wo er ber Hoffmannewaldauſchen Manier ober, . wie. er 
vr Musleteller⸗ Ambrakuchen⸗ Zipeth er und Difam » Died; 
fugte ame ſich aldi ſelaviſcher Nachahner Banigenid der Gun 
zſtſchen Hoͤſelei des Zeitalters Ludwig AV. une ver ü 
von, gepuderten Politur Voileau's auſchlob, wenn im ı 
ſein Beiteln und Hoſtren bei dem König Friedrich J. 
Preußen tits nuͤtzte, eine bedeutende Stelle ein; doch 
auch dor trockene Frͤnmter Haus von Affig?) aus Bel 
(geb. 4650, geſt. 1694), Rammeramispireetor zu Schwilu 
nis, Deffer und dei formgewandte König nicht vergeffen ı 
zu: deren Gefellfehoft noch Guͤnthers Nachahmer Gottfel 
Benjamin Hanke (geb. 1673, gef. nah 1735)", 
forneräe u Dreasen, berüctigt durch feine gereimtie Bl 
um: Gchnitäzulage an Auguſt den Starfen und durch fc 
GSadiren werarbeitetn Stadiklatſchereien, gejogen werben MR 
s eigentlicher Liederdichter iſt beſonders Hans Zeeikar U 
mann von Abfhay”) aus Würbitz in Schleſten (geh. tt 
geh. 1689) deshalb hier an bie Epige su ſtellen, weil 
‚gerobe am ihm recht Deutlich fehen San, wie der verderblides 
ſtein ſche Einfluß, auch bei einem das Richtige fühlenden 
mit wahrer Phantaſie uud mit von gezierter Gmpfindeld wit 









ſich trotz aller Mühe nicht vom den drückenden Feſſein da 
täubenden Schwulſtes loomachen, wiewohl feine Ueberſehez 
Pastor ſdo weit über der Hoffmannswaldau'ſchen Pk, 

ſein Farben lied, die ſchwarze Nigelline, zu den ſchönſten 
un dieſer ganzen Periede gehoͤrt. Friedrich von Canit 
hierin weit glüdticher, obgleich ex eigentlich fein hervor 





Deutſche ‘Porfie. Am. Epos. Sehrgebicht. Gatire. 631 


matt, In Bezug auf das komiſche Heldengebicht liegt nichs 
vor als bed bekannten Sächſiſchen Poſt- und Reiſecommiffſaͤrs 
Johann Ehrikian Trömel's) aus Dresden (+ 1757) 
set garz mißlungene Perſiflage der abſchenlichen Deutſch⸗ Fran 
lien Sprachmengerei, die er als die Avantures von Deuiſch⸗ 
Franzoß in die Welt ſchickte, und welche zugleich eine komiſch⸗ſatiriſche. 
Echilderung verſchiedener von ihm in Sachſen, Preußen und 
Nußlend erlebten Begebenheiten in ſchrecklichem Kauderwelſch ge⸗ 
ben ſollen. Wirkliche Poeſie findet ſich freilich nicht darin, jedoch Manches 
reiht ergötzlich erzaͤhlt, wie z. B. gleich zu Anfange bie Geſchichte mit 
dem Vogelleim, womit ex einen Abtritt beſchmiert hatte. Mit dam 
Sshrgedihte fah es auch nicht viel befier aus, dem Bar« 
holomaus Feind’) war feinem Stoffe, die Unſterblichkeit der 
Beste zu beweiſen, nicht ganz gewachſen, und nur feine mehr hiſtoriſch 
als ſpeculativ gehaltene Darflellung ber philoſophiſchen Ideen iſt 

langen zu nennen; Barthold Heinrich Brodes‘) au: 
Sanburg (geb. 1680, geh. 1747) hat mehr guten Willen ale. 
wictliches Talent In feinen .religiöfen Gedichten entwickelt, ob». 
wohl einzelne Stellen, wie z. V. die Roſe, die auf das Ungewitter 
Inlgende Stille, die Betrachtung des Mondſcheins in einer an. 
werehmen Fruͤhlingsnacht, rein als Befchreibungen genommen, meifter- 
haft find, und Friedrich von Hagedorn, dein hierher 
härige Arbeiten eigentlich erſt in ben folgenden Abſchnitt fallen, 
MR mar einfach und Mar, aber doch zu wenig philoſoph⸗ 
er Kopf, um etwas Bollfommenes zu Stande zu bringen. 
Mit der poetiſchen Epiſtel ſteht es ſchon befie, denn bir 
geld zu erwaͤhnenden Dichter Günther und Canitz hatten ſchon 
bel weitem mehr Talent, fo daß etwas Gediegenes von ihnen zu. 
warten war, und fie haben dieſen Erwartungen auch entſprochen. 
Erwſo verhält es ſich mit dee Satire, in welder ber Freiherr 
Sriedrich Rudolph Ludwig von Canitz') aus Berlin. 
Web. 1654, gel. 1699) theils in (9) Originalen, theils in (8) 
Üherfegungen Vorzugliches leiſtete. Ihm ſchloß ſich der ſchen 
ewähnte Benjamin Neukirch, der freilich etwas waͤſſerig 
Wan, und ſuicht fomit gewaltig von dem Genie Günther’6, das 
diſer uͤberall und auch hier in feinen zahlreichen Strafprebigken 
an dm Tag legte, ab. Was enblih das .Epigramm 





Deutſche Porfe. Epigrommm. Lyrik. 


fo bat zwar au Kies Günther Gelungene: geile 
Einfile rienrii's won Hagedorn fh wi 
Wernite’6 Ucherſchriften bisiben od in Yale 





% 










58 





+7 


Hik 


Benjamin Neutire, 
ber Hofframowaldau ſchen Manier ober, wie er 

usteteller » Umbrakuchen⸗ Zibeih⸗ und Biſam = Dicterei 

e un ſich als ſclaviſcher Rucdalteer Canigens Der Fam 
Höfelei des Zeireliers Luwige AaV. une ter Ib 
son, gepuderten Politur Boileau's auſchloß, wenn im il 
fon Velten und Hofiren bei bem König Friedeich 1. we 
MNeenßen michts mühte, eine bedeutende Gtelle einz doch de 
anch ber trockene Srömmier Gans von Wffig*), aus Brei 
(geb. A550, gef. 3694), Rammeramisdireetor zu Sinwitus, Ger 


23 
KK 


’ 
: 


Benjamin Hanke (geb. 1673, gef. nach 1735), U 
fornetäx zu Dresden, berüctigt durch feine gercimte Biuchch 
um GSchaltszulage m Auguſt den Starken und vu ſeine M 
GSatiren verarbeiteten Gtavellatfchereien, gejogen iverden mE. 
dis eigentlicher Lieverdichter iR befonderd Hans Freihen MP 
mann von Abfbay!) aus Würbig in Schiefien (geb. 1048, 
oeh. 1609) deohalb hier an bie Epige zu ſtellen, weil me 
gerade am ihm recht deutlich fehen kann, wie der verderbliche Schi 
ſftein ſche Einfluß, au bei einem das Riqhtige fühlenden um 
mit wahrer Phantaſſe und mit von geglerter Gmpfindelel wei ab 
ſerntem Gefühl erfähten Dichter ſchaden kormte, denn er lm 
 trog aller Mübe nicht vom dem drüdenden Feſſein des Be 
täubenden Schwulſtes losmachen, wiewohl feine ‚Leberfegung des 
Pastor 1do weit über der Hoffmannswaldeu'ihen ſich, ve 
fer Farbenlicd, die ſchwarze Nigelline, zu den ſchönſten GA 
vum dieſer ganzen Perlode gehört. Friedrich von Caniß MM 
hierin weit gluͤdlicher, obgleich er eigentlich lein berworfehed 





468), wit alle aber find gleich bedeutend, uud ihren Fuh⸗ 
‚ rem nadfichend; darum find nur Chriſtoph Heinrie 
Author‘) aus Stolberg in Thüringen (geb. 1668), Yufiy 
ch in Kopenhagen (1 1721), der fleißige wie 
Aichael Ridey aus Hamburg (geb. 1678. geh. 1717)°), 
Profefier am dafigen Gymnafium, und ber Rector zu Reumäns 
Mr Ishann Beccau aus Burg in Bemem (+ 1729)’°) bier 
m erwähnen. Geht man aber vie galanten Gedichte Phi⸗ 
lander’S son ber Linde, unter weilden Ramen ſich der 
gechrte Proſeſſor der Geſchichte zu Leipzig, feiner Vaterſtede, 
Johann Burch ard Menke (1675 —1782)'*) verfiodte, bunt, 
fo mörhte mom Faß denfen, er gehöre auch zu jenen Hitesarkfiien 
Tharlatano, die er bekanntlich in zwei Lateiniſchen Reden fo khonunges 
los verfolgte, und man muß fi wundern, wie die faR noch 


634  Dunstfpe Qhweße Inch. 

leiten Voimereien des Beiysiger Poſtlecretars Ehrifien 
Friedrih enrici!), mb Stohen (1709-64), der bp 
Pegaſas alo Picaunder maitrauirte, ſo vicle Auſiagen erichen 
Banten. Freilich zerianb er dad Zitelmachen aus Dem Grumbe; 
fo diitete er deine Tarorbuumg, eine Deforduung, eine Hau 
mpoigele der Eiche und eine Kun zu Lilien mehit Umerricht 
von allen dabei vorkommenden Umfänven, und in feinem 
zumers Taſchenkalender auf 1781 finden fih Kupfer, wie . 
Berfanumiung der Hahnreihe, drei Jungfern ſchlagen ſich um 
Baar Junggeſellenheſen, ein Frauenzimmer im Hemde 
Wöbe, Die ein Sathr auf einem Ambos mit dem Hammer t 
falögt 20.” 5; die meiſte Gewandtheit hatte er übrigens im Fertigen 
von Duchlibeten. Darum wende ih mi nun ıu ben Banme, 
ber, wire er in audern Verhaltauſſen geweſen, gewiß eine der 
wusgmeichmerßen Zierven  umferes Vaterlandes geworben ſein wärke, 
vom aus fo ſchon, trog dem Drude der Zeit und feiner Min 
uch, DR doc jeder Zell an ihm Dichter, was ihm auch Göche 
Diqtung und Wahrheit II. S. 81) zugefieht, ich meine den 
armen Johann Chriſtian Bänther aus GSteiegau im 
Ghtefin (geb. 1695). Derfelbe zeigte ſchon frühzeitig großes 
poetiſches Talent, als er aber, vom Innern Genius getrieben, 
#0 weigerte, wie fein hertföpfiger Bater verlangte, Medicin zu 
Ardiren, fondern den Mufen huldigte, fo ward er, befenders weil 
er auch durch eine umgihdiihe Liebe auf ſchlechte Wege ge 
ratben war, von feinem Bater verloßen und farb im tiefſten 
Elend, ohne baß einer der vicden großen Herren, bie fih en 
feinen Liedern ergöpt hatten, ihm eine Unterflügung gereicht hätte, 
m Jena 1723, als er eben aus Verzweiflung über feine Hitf⸗ 
loſigkelt daran ging, Boch noch die ibm von feinem Vater eff 
gezeigte Bahn einzuſchlagen. Betrachten wir feine Dichtungen, 
fo müfien wir leider beiemmen, daß viele feiner galanten Ge— 
diqte, beſonders feine lleberfegung der Küffe des Jehannes Serundas, 
fein Hochzeitoſcherz, offenbar feine ſinnliche und im Schumz ber 
Geuciuheit verfenkte Rasur zur Schau tragen; allein fo roh 
auch feine Zoten fein mögen, fo yoetifh iſt er bod bei aller 
ſeiner moralikhen Geſunkenheit, in weiche ihn übrigens wur bie 
Bergweillung , um.im Strudel der Wolluſt fein Unglück zu vergeifen, 








J 


9 








Deasiehe Poeſte. Kirchenlied 685 


ehe hatte, mb da, wo er edleren Einbruͤcken⸗ nachgicbt, wo 
Die —* — ſeines Vemaihe ſein licfes u Durch ichen 
laͤßt, da fehen wir, daß er, wie Feiner feiner s und Berufös 
genoſſen «6 verſand, das Herz in ſeinen giedern öffnet, und 
aus feinem reichen Born des Geſuͤhls und Amigen Gemiik« 
lichkeit ſchoͤpft, den leider feine moraliſche Bermüytung wohl ver 
ſchlaͤnmen, aber doch nicht ganz vertrocknen und erſchoͤpfen 
konnte), Was nun das geiſt liche oder Kirchenlied am 
langt, fo if: leider gerade diefer Abſchnitt das Zeitalter der. Ent: 
fehung der Separatiien und Pietiſten in der Proteſtantiſchen 
Kirche. Zu den erſteren hatte natürlih Jacob Böhme, neh 
mehr aber fein fchmwärmerifher Anhänger Johann Georg 
Gichtel (1664-1711) den Grund gelegt, und fein halbtoller 
Schuͤler, der Geiſterſehe Quirinus KRublmann aus. Bres⸗ 
lau (geb. 1661, verbramt zu Moekau 1680)), Hatte In 
feinem einft viel gelefenen und be&öhatb jetzt feltenen Küͤhlpfalter 
den Unſinn auf die Spite getrieben, ja ſelbſt Spencer hatte bei vum 
beren Willen dur feine Angriffe auf die. nuͤchternen und ui 
lafienden Kanzelvorträge feiner Zeit dieſer falſchen Richtung rt 
recht, auch bei den Ruhigern und Bernünftigern, einen Inpule 
gegeben, umd fo. enifanden denn zwei Parteien unter don dw 
maligen Theologen, von denen die einen zufrieden waren, Biuiler 
zu werben, und fich hierin erſt recht durch das Leſen ber. Al 
chenvaͤter und einzelner Italiaͤner und Franzoſen beſtäͤtkten, 
waͤhrend die andern ſich ganz von ber Proteſtantiſchen Kirche Iodfänge 
ten und eine ſeparatiſtiſche Kirche in der Kirche bildeten. Auf 
beide Theile wirkte der Einfluß der juͤngern Schleſiſchen Schuleweiue _ 
lich ein, und au® mehreren Befangbüchern ’®), die voll der wb 
drighen, oft efelhaftehen Bilder und Gleichniſſe find, kann man 
recht Kine fehen, wie weit ſih der menfchliche Derdand, wenn ex tin⸗ 
mal anf Abwegen ift, verirren kann. Die Zahl der Anhaͤnger 
beider Schuten iR fehr groß; doch wollen wir von den Myſtikern 
nur bie drei Repräfentanten verſelben anführen, naͤmlich ven 
ſchwaͤrmeriſchen Chillaſten Sottfried Arno Id .!).aus Annaberg 
(1666-1714), zulegt Baflor zu Perleberg in dee Mlimard, 
den belannten Berfafier der Kirchen, umd Keherhiſtorie, bie for 
gar auf Goͤthe's theologiſche Waren einigen Ginfluß ausge 


636 Deutſche Poefte. Rircguntied. 


übt bei, umb defſen Lieder zaug nu der Water ed Klee 
lcdes eingericat Iinv, aber wenigfiens Yon einer wahrhaſt Yellige 
Begeiterung zeugen, dann Joh auu Wirhelm Peterſen 
aus Dsnabrüd(geb.1649, geh. 1727) welter subedinge der be 
andtehe unter allein feinen Meinungögenoffen IR, eb deffen Licder ſe⸗ 
wohl ihrer Originelitãt alo Ihrer Eprache wegen theftweiſe melhchhef 
zu nennen ind, und den Reformirten Gerhard BVerkeegen®) 
ms Nöte (1647-1769), ver eigentlich ein Werbinader, Yanı 
m Mähltelm an der Ruhr föormlich Gonventifeihalter wub 
Improwifirender Prediger, zu feiner Zeit fr ale Wunderthcer 
angehen und Berfafier von (111) Lichern mar, vom Denk 
er feioR glaubte, daß fie mur die faffen bunten, 'wehte vun 
vis Adeadeung deo Fleiſches, der Shane, Affeete un Weglerbei 
ih tunig, geiktih und ſtille gemadıt hätten. Obwohl er TR 
glich Berfammerlungen hielt, war er doch kein eltzentlicher Ge 
Jarauit und weilte darım auch widt zu den Herrnhutern über 
wein. Gin folder war aber Johann Conrad Diyyel?) 
and Bramtenfein in Hefien (geb. 1678), Yerk und Goftmadber, de, 
maqhdem er längere Zeit auf der Inſel Bornholm im Gefänguiffe ge: 
ſeſſen, au aus Schweden ausgewieſen warb, weil er alle Welt laͤſene 
wir er denn au feit 1697 die evangeliſche Kirche beſtaͤndig ai 
Cheistianus Demoeritus in einer Benge giftiger Pamphleie augriß 
wu zu Berleburg 1754 Rarb, obgleih er 1713 cin Patent ver 
beettet hatte, worin er fagte, er werke bis 1808 leben. © 
gehört nit hierher, feine Verlkchriheiten zu beſptechen; allein 
Ziazenderf beuttbeilte ihn falſch, wenn er fagte: „was Eprmt 
nit erweinte, das wollte Dippel erlachen.“ Witten zwiſchen 
von Wyſtikern und Separatiſten chen aber die Bietiten, welde bicet 
Namen jedoch him edleren Sinne tragen, ba fe das Ideal zu verwirlliden 
faten, welches ſich Spener unter einem Orthodoxen gedacht hatt. 
Sie bekamen üͤbrigens dieſen Ramen ſchon bei ihrer Euthehum 
ais Spotinamen, und man bezeichnete eigentlich darumer DE 
Emdentan, welche ſich an Spener's Schuͤler, die bibliſche Ab 
Igien hzielten, näher anſchloſſen. Zuerſt wendete ihn 1689 
Cempov zu Leipzig bei einer Leichenpredigt auf einen berartigth 
Studenten, Ramens Born, an, und der Profeffor Joachin Bit 
machte cha Brit dazu, welches anfing: „Ws iR jept Eud⸗ 




















Deine. Poeße. Kirchenlied. 03? 


belanpt has ap’ der Pieupen; Zinn iR cu PR! Des 
Bord Wort Audit umm mach demſelben auch aim heilig Ecken 
führt!“ Indeſſen verfolgte man die Anhänger diefer Schub fc 
bald und weritieb ſie aus Leipzig, worauf fir gräßteniheile (1601) 
zu Helle als Profeſſaren der Theolaghge angefellt wurben, md 
dieje Stadt jemis der Sitz des Picriomus werd, Cie erbiekten 
men von - ihren Gegnern, die meiſtentheila ale DOrthodere in 
MWittenderg bekannt waren, Die Namen Hallenſer, Pirtiten, Soe⸗ 
naianer. ⁊. allein fie brauchten fish derfeiben nicht zu ſchäͤmen) 
denn weit Daven entfernt, Das au fein, was man icht darunier ver⸗ 
Acht, nämlich finßere. Ropfgänger und unter dem Mantel der Grommigs 
kit ih verhergende Dudmänfer und Heuchler, nahmen ſie vielmehe 
Prmgfisstiche Rihtung auf ein thätiges in dem Glauben mb Bes 
diebe lebendiges Chriſtenthum. Um der Gpipe bes Altern Hals 
Usen Pietiſten⸗ Dichterſchule ſteht der berübmie Stiſter des 
daſigen Maiſenhauſes Auguſt Hermann Franke) em 
Liabed (geb. 1663, geh. 1727), der jedoch ale, Profefſor bes 
Theologie an der neugeſtifteien Univerfisät und als Prediger 
bei weinem mehr wirkte, als durch feine wenigen, wenn au 
kaltungsvolien Lieder. Biel mehr leiſtete in dieſem Punki⸗ 
fen Sawiegerſohnn, der ausgezeichnetſte Kirchenliederdichter das 
nn Schule (duch fein zum Gebrauche für die Sing⸗ ums 
Befunden im Waiſenhauſe beſtiumtes Geſangbuch), Iohanu 
Anaſtaſius Freylinghauſen?) aus Banberäbelm im 
Farſenthum Wolfenbüͤttel (geb. 1670, gef. 1630), -Subsestes 
des Päragogiums am Waifeneufe, ver zu gleicher Zeit fie 
ſein Geſaugbuch, in welchem fi 44 von ihm felhR gebichete 
Uber befanden, die bekannten characteriſtiſchen Halliſchen Me⸗ 
ledieen erfand. Undere hervorragende Lieberbihtee find nedh 
Seauim Zußus Breithaupt?) aus Nordheim im Hau⸗ 
neverſchen (geb._1685, geß. 1732), Abt zu Kiofer Berge, 
der angeblich die meihen feiner Lieder auf den Knien liegend 
Meribtet haben fol, Johann Daniel Herrnfgmidt”) aus 

gm in Schwaben (geb. 1675, geh. 1728), Godirettor 
des Waiſenhauſes in Kalle und Verfaſſer von Kernlichern, 
Wehe im Freylinghauſen' ſchen Geſangbuche fliehen, ſowie 
Chrinian Friedrich Richter“) aus Goran (geb. 1676 











638 Deutſche Poefle. Deama. 


PB. 1711), veſſen (IB) Lieder denen des Angelus Glied 
fee nabe kommen, mur wit dem Unterſchiede, daß fie wenige 
myhiih And. 

Bes nm die dramatiſche Literatur in dieſer Uce⸗ 
gengeyeriobe anlangt, fo Acht es damit ebenfalls zlemlich wine 
ums, obgleich man in derſelben etwas ganı Eigenthumliches finde, 
nämiih die ſogenannten Haupte und Staatsactionen *), Ham 
fonderbare geſchmackloſe Machwerke, die aber in dieſem Wortmikt 
das eigentliche Ratiomalichaufpiel bilden. Sie waren das Eigenfbun 
ver berumgichenden Truppen, erifiirten wohl ledigkich im We 
wufeript und erbten fo von einem Director auf den andern ſorh 
ohne je gebrudt zu werden. Gewoͤhnlich befanden fie aus eimt 
Haupthanstung, der eigentlihen Babel des Stuͤcks, in weldt 
alle auftretende Perſonen entweder ‚große und vomehme Kette, 
am liebfien Tyrannen, oder mindeſtens berühmte Verbrecher ſein 
mußten, und entlehnten Ihre Stoffe entweder aus damals vie 
geleſenen Licheögeichichten oder politiſchen Begebenheiten we 
Hoftoenturen, die irgendwie Wufichen gemacht hatten. Meiſten 
teils war ein Zwiſchenſpiel eingeſchoben, weites Ballet um 
per mit allem nur möplichen Decorationsbeiwerk, verbunden 
mit eimer allegoriſchen Idee, in Unöfährung brachte, und vlielleicht 
mit bem in neueher Zeit fo beruͤchtigt gewordenen Feldlager in Schleſi⸗ 
manche Aehnlichkeit gehabt haben mag. WIE unumſtößliche Re 
wendigfeit figurirte darin der Hanswurſt, der mit feinen poͤbel⸗ 
haften Späßen, von denen nur noch die Baſazzos der Au 
rellergeſellſchaften ein etwas verwiſchtes Bild geben, die obfigek 
Begleitung des tragiſchen Zopfpathos biſdete. So wenig be 
mattiche® oder poetiſches Intereſſe diefe Stüde an und für fd 
Saben tonnten, fo erbaͤrmlich geiſtlos fie auch waren, fo erlany 
ten fe doch eine ſolche Welichtheit, Daß fie alle andern Ghdt, 
mit Ausnahme der Oper, von der ‚Bühne vertrieben, und went 
je einmal etwas Anderes, wie z. B. die erſte Branzöffte 6 
möre (1606) zu Leipzig in den drei Schwaͤnen, auftaucte, P 
fefielte dieß nur auf ganz furze Zeit durch den Reiz der Kar 
beit und verfanf dann wieder in feine frühere Dunkelheit. GrR 
in neuerer Zeit find einige folder Arbeiten durch die Nadierd‘ 
ungen ber Gelehrten befannt geworben”); die meiſten fennt men 
nur aus Comödienzetteln, deren befanntlih der Wiener Dit 


denn nicht Immer der Beifed „Hanswurf 2.) eine 
ige an, aber wneläßlih war es, daß cine venem; 
Zar Wuffüheung dieſer Stüde dienten vorgügkih die herum⸗ 


Scherben Schanfpieleriruippen, Die fi verzugeweife auf einige 
größere Gtäbte beſchraͤntten; den nachdem die von Che. Kor⸗ 
warten (1669) in Sach ſen vorangegangen war, folgten die wen 
Schann Belikeim (Belten) in Dresden”), Nürsbere, Beeblau, 
Berlin und befonderd Hamburg, die von Joſeyh Anton Stra⸗ 
nitty, früherem Courtiſan oder Luftigmadier der vorigen, fin 
Bin x. Andere Truppen gingen noch weiter: fo kam unter ol 
mem Herm von Dustin 1720 eine nad Kopenhagen, deren Er⸗ 
birmiichleit theilweiſe mit Urſache war, daß Holberg ihr gegen⸗ 
über eine Acht Dänifhe Rationalbühre zu ſchaffen fuechte, und 
eine andere, die Spiegelbergifche, ging mitten im Winter 1710. 
Über den zugefteımen Belt nad Gothland. Indeſſen ſtanden 
dieſe Geſellſchaften noch ziemlih chrenhaft da, wenn man fie 
mit der Menge der in den erfien dreißig Sahren des 18ten 
Jehrhaunderis berumzichenden Schmierern vergleicht, Die noch weit 
unter dem Bemälde waren, welches uns Hogarth von eines 
derſelben in feinem Baterlande entworfen bat. Reben ihnen 
 aboben ſich die Marionetien» und Buppentbeater, bie ſich zubeht 
ver Haupts und Staatdactionen bemähtigten und mit bem 
Rereoigpen Casperle verhältnigmäßig nur wenig verfeinert ſich 
bis auf den heutigen Tag erhalteh haben, wenn man nicht den 
Hanswurſt nur unter anderem Ramen in den Wiener Local⸗ 
poſſen ale Staberle x. noch jetzt wiederfinden wi”). 

Was enblih den Roman während diefer Periode betrifft, fo 
kann man nur brei Phafen deſſelben annehmen. Das beveutendfie 
Orginal ift ohne Zweifel der im Irrgarten der Liche herumtaumelnde 
Cavallerꝰ) eines gewiſſen E. von He der jedo nicht zu ver 
wechſeln iſt mit einem albernen umfittlichen Buche neuerer Zeit, der 
Herd. H. genannt. Er iſt ohne Widerrede der erſte ſchuuzige Roman. 





0 Debe Porfir. Blemen. 


der Deniſchen, deſſen Gelb, ein gasiffer Ede vom 
zugleich von Typus des damaligen Weis rn © ein 
wiger, liederlicher Gavalier, der je ſplendin IR und, 
er der Benus Bulgivaga fehe zahlreidre Opfer, befouters In 
atien, gebracht hat, zulegt fromm und Betbruder wird, Dice 
man hat zu feiner Zeit viel Beifall und Rayahmer gefuben. Bi 
quoeite Kaffe der Romane diefer Zeit, eine Urt verfeimerter Simplich 
Ami, deren Tendenz if, zu zeigen, was ein anf, ber em 
eigentliche Erziehung aus dem Raturzaßande # 
leiſten Jaun, und welche zugleich die Suͤßigleiten der Sreihelt und Ih 
gebundenheit darthun ſollen, umfaßt Die Zeit der Rarhalumung der 
Nobinfone*), die mit 1722, nachdem einmal 1721 Rebiaie 
Erufoe ins Deutſche Überfeht werden war, ihren Anfang mb 
men und durch die Meifen der Weltumſegler und bie Abente 
einzelner aus der Türfei und den Barbaresien 
Gtäderttter, fowie auch durch fremde aͤhnliche Literatur fi 
weſentlich verffärkten, fo daß ihre Zahl beinahe ein halbes Gun 
dert erreidte und Leute aus allen Ländern Europas, ja cu 
allen Ständen umfaßte, ja zuiegt fogar Weiber wit einſchloß, 1. ©. 

KNobunſe mit ihrer Toter Robinsgen, wobei allerdings einzim 
wahre Geſchichten mit unterliefen, wie denn dem Saͤchſiſchen Rr 
Binfon (1728), dem angebliden Ahn ver Laufiger Familis 
Sthefchier, jedenfalls eine folbe zu Grunde liegt, Den Bean 
dieſer Literatur mabt der Wenzel von Erfurt (1788), we 
vurch Campe's Umerbeitung des Urtupus zu einem Kind 
base ward num fofort dieſen abentenerlichen Buͤchem für be 
Zukunſt ihre Stelle angewieſen. Die dritte Kaffe hang 
mit der sweiten zuſammen; es find dich die Romane der Avan⸗ 
turler6”°) und der Avanturieres, von denen einzelne au Wahre 
enthalten mögen, 3. B. ber Dresdner, Leipsiger Avanturier mb 
der angebli aus vom Branzöfiihen überfepte Amerikantide Frei⸗ 
beuter; ver beſte iR aber eined gewifien Etofiberger Kammer: 
fecretatrö Ludwig N Schnabel (+ zwiſchen 1760 — 81), dern 
ter dem Namen Siſander fchrieb, Jnſel Felſenburg ), weihe 
in vom Rahmen einer abmteuerlihen Inſelentdeckungégeſchichte, 
gleich dem Decamerene, einzelne huͤbſch andgebachte, wenn auf 
eiwas roh genrbeitele Novellen einj@licht, 


w 


I 


Meute Paste. Bioman. 41 
—28 Die DR ασ -» in 2 Sauul. à Binhh- 


2) Kunst ide, 3 ‚Dinger, wat Gehe At Einketenı. Dre 
3% fel. u. in *X x 1745. 3 188263. ©. Breitinger, 
NR ———— 6. IV, p. 1-30. 31-110. 
' ® u’ . eB.° — 
xX Dicht. Ad. N. . AIR in ———— .Deutie. 

nt I. et sn. Zoure. ». u, f. Deutſchl. Fer ©t. VIE. 
BEER ren 
Fa al 8* — erfüche ‚eher 6 N Gedichte oder eriefene 
— gene: 179. 8. & in yostifiken Yes 


Hamb. 887* —— nud Rieder. 
1747. — Ir 8 mtliche ent — ine 
1757. 1 3. m. 06 u afer, u m. — — elö veg. 


. Damb 1800. V- 8 
Die Avantores von Deut Francos mit all fein Scriptares wit 
el ee Kuffer:Blatt viel Iuftigt au leſ uff RX froß Ullerknaͤd. Comen- 
m. 8 sin R FE Dann haare von nei rg die mi 
ier iſt a azu: in die 

t (ni Rahit Sei 





—— Antefang kenomm, ſolke man nenn tx. 
17 

5) Die im mfte Weltweifen, Die Zortpflenzung ber menſchlichen Seel⸗ 

AR Ar ben Kometen, in | Deuri, Ber Bet p. 688. 480. 580 2q. ’ 

allahansen, Mem. B. M. Br. Hamb. 1750, 4. u. $. 

1. T. I. p. 287 eq. Eonen· Jetzleb. Gel. Guropa 

Til. p. * —————06 N 2. p. 1-5. Bitandis 

»- 243 69. Reue yüce, . a Bi. VL 6. p. 

en Mr I. p. 215 eg. V. p. 778 sq. 5%. Gervinus 

p: 547 * Deut p- 65.29. es — * in Gott, beſtehend 

YA alifm Gerichten. Ih I Hamb. 1721, 1724. 176. 


Ba ae L. ebd. 1727. 17390. 1734. Th. TII. 1728. 1730, 
a übing, 1739. a VI. Hamb. 1739. Yäbing. 
— — 1743 Th. VIE. 1246. Sp IX. ebb, 1749. 8. Auf 
d. norne suften Gedichte 9 B. 9. Br. gef. v. Willens und Des 


. Dam 
3). Robenflunben u unterfehiebener Gedichte. Bl. 1700. 170R. 1703. 1708. 
(712. 1714, 1715. 1718. (bis bierh. anonym) 1719. 1727. 3Zürih 1737. 9. 
dichte, mit ſ. Ledensbeſchr v. 3. u. König. En 1750. 1766. 
ıT70. 8. Dh b Müller "Dh. xIy. d 41 0. ©. überh. Iacoh6 in 

. Kashtr. zu Sulzer II. 2. p. 443 2q. D P Deut, ‚Sf. — Ken: 
e Hi. p Ba u, s Schmid tebr. 1. p. 155 sq. Meifter SHar. 1 p. 226 
s» V. p. 818. VI, p. 59%. Foͤrſter 5 . Müller »r 

ir "Buay Potr. 179. II. p. 145. 8 Etraug. 1757. Juin. 

4: Barnhagen v. Enfe Denkw. Bd. IV. p. 169 q. 
melte Schriften, heſtehend im Gebichtre ic. Brei. 1719. 8. 
Br. ni: Bliche und moralifche Gedichte. Schweibnig 1723. 8, Dresd. 1731 


10) * v. Abſchatz, Betrachtung funfzigjaͤhrigen Lebentlaufs, e. Ged. in 
d. I. p. 144 ag. Kurg biogr. — ae earith. (Grottkau 
bee. 37 }: 1 sq. Zördens Bd. V. p. 699 sq. VL. p. Müller a. 0. 
XXV sq. — Voctiſche hehe agen und —8X —8* u. Gredi. 
.M. 8. Prob. b. Müller Bibl. Bd. VI. p. 111 4q. 
m ©. Bann. Mag. 1708. p. 86. Bodmer Char. d. Deutfch. Geb 
p 401 ag. p. 34 sq. Dördeus Bd. V. p 748 ag. — Pocher 
Größe Handhuch d. Literärgeſchichte. II. 


62 Deutſche Poeſie. Reman. 
einiger deutſcher Gebidhte und Neberſetungen. Flentb. 1717. 8. Dertſche On. 
u. Ueberiegungen. U. Uufl. Rendsb. 1734. 8. 

12) ©. 3.°6. Busch, Mem. M. R. Hamb. 1761. fel, * 
Bd. IX. 2. p. 192 ug. Meuſel Bd. XI. p. 258. G. Geb. b. Ohr. & 
Weihmann u. Roh Bor der Ricderfadfen. Hamb. 1721—38. Vi. 8. 

13) Zuläffige Verkürzung müffiger Stunden, beftehend in allerhand weis 
Itchen Porfieen, als namentlich in verliebten, ſatyriſchen und Sinn s Ochictn. 
Sam, 718. 8. Zuläffige Verkürzung in geifllihen Gedichten und Gantatın 

. | [) e 

14) Galante Gedichte. Epıg. 1710. 6. 1713. 1722. 8. Scherzhaſte & 
dichte. ebd. 1713. 1722. 8. Bermifchte Gedichte. ebd. 1710. 8. 

15) ©. Siefälns Bd. VII. 2. p. 233 sq. Adelung Fortſ. zu Iöe 
Wr. 1. p. 1919. Joͤrdens Ed. 11. p. 349 sq. Abendzeitung 1.05. ur. N 
— Ernfle, ſcherzhafte und fatirifhe Gedichte. Enig- . ĩ. 1727. 178, 
1736. 1748. Zh. IL 1729. .1733. 1749. Ip. 111. 1732. 1750. Th. W. 
1737. 1751. 8. Ih. V. 1751. Sammlung vermifchter Gedichte. Fıfft = 
£pıg. 1768. 8. Deutiche Schaufpiele, beftehend in dem akademiſchen Elm 
drian, Erzſäufer und der Weiberprobe, zur Erbauung und Bemüthsergögum 
entworfen. 1726. Berl. 8. 

16) 3. Chr. Bünthers aus Schleſien curieufe und merkwürdige Leber⸗ 
und Reiſebeſchreibung, weiche er felLft mit poetiſcher Feder entworfen um 
an einen guten Freund überfchidet, nebft einem Anhange einiger von !ha 
entworfenen, noch ungebrudten Briefe. Schweibn. u. Leipz. 1732. 8. (Bei 

. ir. Hiſt. d. Deutih. Spr. Bp. I. p. 247—267.) Hanndv. Mag. 17 
t. VI. p. 89-91. Beipg. Muſ. Ulm. 1782. p.5tsq. Wepel Anal.h 
Br. 1. 17 469 sq. Hirſching Wd. II. 2. p. 204. Joͤrdens Br. } 

278 sq. Vi. p. 253. Prug Böttinger Dichterb. p. 56 sq. Hoffmann, 

. 8. litt. hiſt. Verſ. Bresi. 1832. 8. u. in f. ©penden, Vd H. 
315—176. de Baer, Rousseau et Gunther. Hamb. 1750. 8. (6. 
Siebrand d. i. Chr. C. Steindach) 3. Chr. ©. des bet. Schieſ. Did 
Leben u. Schriften gedr. in Schiefien 1738. & — Sammlung von 3. Of 
©. theils noch nie gedr. theils fehon (einzeln) herausg. bdeutfdh u. lat. Ge. 
Wresl. 1723. 8. Zortfed. ebd. 1724. 8. Neue Bortf. ebd. 1727. 8. Gamml 
». 3. Chr. ©. bis anhero ebirten deutfchen und latrinifchen Bebichten ef 
Neue überſehen. Bröl. u. Leipz. 1735. 8. 1739. 1742. 1745. 1737. 174 
4764. 8. Proben u. Auswahl b. Müller Bibl, Bd. X. 

17) ©. Gadebuſch Lievi. Wibl. Bd. TI. p. 144. Schroͤckh, Lrbenötefät- 
Bb. 11. p. 257 2q. Arnold Keterh. Bd. III. p. 192. Bayle T. 11. p. 25 % 
Harenberg im Mus. Brem. T. II. p. 651-687. Abelung rn » 
menſchl. Narrh. Bd. V. p. 3-90. Bertram Gel. Geſch. p. 41. — Ki 
pfalter oder die Aunffzehngefänge. Umfterd. 1684. Zweiter heit. ebd. 10% 
- 8. Weſentlicher Kühlpfalter. Das Wunder der Welt. ebd. 1686. 8. Drit 
Zpeil. ebd. 1686. 8. (enth. VIII B. u. 147 Lieter; eigentlich folten ed 8 
®. werden) f. Racır. v. €. Hal, Bibl. Bd. VIIL p. 295 sq. Freyist 
Anal. p. 504. Wepel Lebensbefhhr. Bd. IV. p. 293 sq. 

18) 5. B. Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten ber ‚Gemeint 
Gottes ꝛc. ans Licht gegeben, Straßb. 1712. 8. Iefuslieder für feine Os 
der, ſonderlich für die Kleine und Reine, bie mer im Wefen haben ald iR 
Echeine. ebd. 1720—23. H.i8. Prob. dergl. unfinn. Lieder a. d. P 
Bert. Gel. B. v. 1703 im Gefellichafter 1847. nr. 80. f. a, Deutice Bir 
telj. —* In. p. a. — sr PR 

19) Lebenslauf von ihm ſelbſt befchr. Lpzg. 1716. 4. J. Che WE, 
Rachrt. v. G. A. red. u. Schr. Witten, 7 8. 3. Grufti Gedägtntherit 
auf G. U, Perleberg 1719. 4. Reimann Hist, litt. d. Deutfchen, BP. 1° 
p- 667-700. Gtrieder Heff. Gel. Scih. Bd. I. p. 145102. HIMEM 


Deſche Poefie. Kirchenlied. 648 


. I. p. 60 sq. Melg, Hiſtorie ber VBiedergeborenen Th. IV. Hoßbadı 
ener ſ. Bet. wo. IE. p. 105 sq. — Das Geheimniß ber göttlichen &o 
ia. Epzg. 1:00. 8. Poetiſche Lob⸗ und Liebesfprücde nach Anleitung des 
Pohenliedes Salomonis. ebd. 1700. 8. Geiſiliche Ficder, bearb. berausg. u. 
8. Lebensbefchreib. Arn. verf. v. U. Knapp. Gtuttg. 1844. 8. 


20) E. Leb. von ihm felbft befchrieben. o. D. 1717. 8, Bertram, Lüs 


cburg. Kirch. Hifl. p. 216 ag. (Brnſchw. 1719. 4.) Blumler, Ablehnung 
. Auflagen, womit a D. Pet. in ſ. Lebensb. befchwert hat. 0.0. 1718. & 
Begei Lebensbeihr. Bd II. p. 283 sq. Leſſina Briefe d. Yit. betr. Bd. I. 
40 2q. — Grimmen aus Zion. 0. D. (Halle?)1c98. II. 8. Reue Etims 
Mn aus Bion. 0. D. 1701. 8. (300 Pf.) 


21) 6. G. T. Lebensbeſchreibung. Soling: 1775. 8. W. G. T. Seiſt⸗ 
Ihe und erbauliche Briefe über das inwendige Leben und wahre Weſ. d, 
hriſtenth. Bd. II. IH. II. Koch Geſch. d. Kirch. Lied. I. p. 219 sq. — 
Jeiſtliches Wlumengärtlein inniger Seelen oder kurze Schlußreimen, Bes 
tachtungen und Lieder über allerhand Wahrheiten des inwendigen Ghriftens 
bums zur Srwedung, Etärkung und Erquidung in dem verborgenen Leben 
8 Gott. 0. D. 1731. 8, Duisb. 0. 3. 12. Harfenfpiel der Kinder Bions, 
. Sammi. erbaut. Lied. ebd. 0. 3. 8. 


22) ©. Baur Febensgem. Bd. I. p. 295 sq. Grit. Bibl. Bo.l. 1749. 

24 sq. Hirſching Bd. Il. 1. p. 21 7 Strieder Bd. II p. 89 sg. 

ric. Hist. Bibl. P. IV. p. 483 sq. Adelung Geſch. d. menſchl. Narri. 
Be. I p. 814 4q. Adermann, eb. D. Lpzg. 1781. 8. G. W. Hoffmann, 
Rb u. Meinungen D. Darmft. 1782. 8. Hoßbach a. a. D. Bd. U. p. 
ve 2q. ©. Lieber in d. obengen. Gef. 


23) ©. Baur Lebensaem. Bd. IM. 2 335 sq Guerike, U. 9. Br. 
— zur Eäkularfeier feines Todes. Halle 1829. 8. ©. Lied. 
ef. 


E 


24) ©. ©. Chr. Knapp, Leb. u. Char. ein. gelehrter u. feommer Maͤn⸗ 
art d. vor. Zahrb. Halle 1829. 8. u. Franke's Gtiftungen Bd. U. St. 114. 
a H. Niemeyer. Led. u. Char. des 3. U. Br. Halle 1786. 8. — Geifls 
reiches Geſang buch, den Kern alter und neuer Lieder, wie auch bie Roten 
der unbefannten Welodeyen und dazu gehörige nügliche Regifter in fi Hals 
tmd. Halle 1704. 8. III. A. ebd. 1706. 8. u. ft. Dazu als zweiter Th. 
Rıned geiftreiches Geſang⸗ Buch, auscrlefene, fo Alt ald Reue geifllihe und 
Ürbliche Pieder, mebft den Roten der unbelannten Melodeyen in fich haltend ıe. 
ebd. 1714. 8. u. Öft. u. beide Th. zuf. als: Geiſtreiches Geſangbuch, den 
alter und neuer Lieder in ſich haltend. Jetzo von neuen fo eingerichtet, 

daß alle Sefänge, fo in den vorhin unter diefem Namen herausgelommenen 
Celangbüchern befindlih, unter ihre Rubriken zufammengebracht, aud bie 
ten aller alten und neuen Melodeyen beigefüget worden und mit einem 
Vorbericht herausg. von ©. A. Branden. Halle 1741. 8. 1771.8. u. öft. 


25) ©. G. E. Leporin's Memoria Caplstoniana. Halle 1725. 8. 
» Dreibaupt, Beſchr. d. Gaaltreifes. Th. II. p. 591 sq. — Sammlungen 
Yiligee Lieder. Halle 1767-71. Ul. 8. 

26) ©. Pregizer, Sottgeheil. onen a. d. 3. 1723. p. 625-537. 
6, Lied. im Beat de gehell. Perſ p 

27) &. Koch Bd. I. p. 244 sq. ©. Lieder ald Anhang zuf. B. Vom 
Arfprung und Adel der ee. Sale 1718. 8. von. 


28) Gehr gut ift die Eache erdrtert v. Prutz Vorleſ. üb. d. Geld, d. 
4. —* 177 sq. 193 sq. Lindner a. 3 D, ne 1. 
4 


6 Deutfipe Poefie. Doman. 
| beutfher Gebiähte um n Ueberfegungen. Slensb. 1717. 8. Deutie Geb. 
u. Uebeefegungen, II uf "Rendeb 7 
1:2) ©. 3.°6. Busch, Mem. M. RB. Hamb. 1761. fol. Pirfäimg 
Bb. IX. 2 p. Meufel Bb. XI. 258. 6. Ge. b. GEhr. 3 
Beichmann u. Se der Riederfachfin. Hamb. 1721-38. Vi. 8. 
a Zuläffige Berkürzung müffiger Stunden, deſtehend in allerhand 
oefieen, als namentlidy in verliebten, fatyrifgen und Sinn s Cebit. 
ums, 719. 8. Zuläffige Verkürzung in geiflliden Gedichten und Gantatın 
ed 719% 8. 

14) Galante Gedichte. Epsg. 1710. 6. 1713. 1772. 8. Echerzhafte Ge 
van. ebd. 1713. 1722. 8. Wermifchte Bebichte. ebd. 1710. 8. 

15) ©. en VII. *. p» 283 sq. Adelung Fortſ. zu Ache 
@». il. p. 1919. Joͤrdens Mb. II. p. 349 sq. Abendzeitung 1:05. mr. & 
— Graft, ‚ febergpafte und fatirifche — *8 £p ne 2 1. 1727. 1732. 
4. Ip. IL ! 729. 173%. 1749. 1750. Th. MW. 
1737. 1751. 8. &h. V. 1751. Gammiung 8 Gedichte. Bft. =. 
2pıg- 1768. 8. Deutfche Schauſpiele, beftehend in dem alademifhen Schies⸗ 
drian, Grufäufer und vr Weiberprobe, zur Erbauung und Gemüthsergögung 
entworfen. 1726. Berl. 

16) 3. Chr. Bänthers aus Schleſien curieufce und merkwürdige Echens« 
und Keiſebeſchreibung, welche er fell mit poctifcher Feder entworfen um 
an einen guten Freund überfchidet, nebft einem Anhange einiger von ie 
entworfenen, nod) ungebrudten Briefe. Schweidn. u. Yripz. 1732. 8. (Betz. 

. %&. Hi. d. Deu ni ©pr. Bd. I. p. 247—%67.) Hannöv. Mag. 

* VI. p- 80 3. Muſ. Alm. 1702. 8 —8 Behel Anal.b 

5* 2q. * Bb. U. Jördens Wo. 
* nd. I. A ne Prug Göttinger Dieteib. p- — sq. Hoffmann 21 
« Bresl, 1832. 8. u. in ſ. Ependen. 5d. i. 

7 de Ber, Roussenu et Gunther. Hamb. u. 8. (6. er 
Siebrand d. 1 Sie S- Oteintad) : 3 Sr. ®. des bet. Schleſ. Dichrers 
Leben u. Scqriften n Séleſi 3.8 — Sammlung von 3. Eie- 
G. theils noch nie Fr —* ſchon — — herausg. — u. lat. Ger. 
Brest. 1723. 8. Bortfeg. ebb. 1724. 8. . ebd. 1727. 8 Gamml. 
». 3. Ehr. G. bis anhero edirten deutfchen 5 —— Be dichten auf 
Neue überfehen. Bröl. u. Leipz. 1735. 8. 1739. 1742. 1745. 1737. 1758 
1764. 8. Proben u. Auswahl b. Müller Bibl. Bo. X 
5 ea. mod * Bu R 2 Sarsey ——— 

d. 2q. Arnold Ketzer d p. eT. 
Harendaı im Mus. Brem. T. II. p. 651687. Abdelung rer 
menſchi. Karrh. Bd. V. p. 3-90, Bertram Bel. Geſch. p. 41. — 
gfalter oder die Bunfrachngefänge Amfterd. 1684. Zweiter Theil. ebb. * 

8. Wefentliher Küplpfalter. Das Wunder der Welt. ebd. 1686. 8. Dritter 
Fpeil. ebd. 1686. 8. (enth. VIII B. u. 117 Lieter; ezengio follten es X 
B. werben) 1: Kachr. v. e. Hal, Bibi. Wo. vuıL p. 95 sq. Freytag 
Anal. p. 504. Wege Lebensbefchr. Bd. IV. p. 293 “u 

18) 3. ®. Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten ber Iemcak 
Gottes ꝛc. ans Richt g egeben. Straßb. 1712. 8. Iefuslieder für feine lies 
ber, fonderli für die Kleine und Keine, bie ande im Weſen haben als im 
Echeine. 1720—23. 1.48. Prob. dergl. unfinn. Lieder a. d. 

Bert. Gel. B. v. 1703 im Gefellichafter 1847. ar. 80. f. a. Deutiche Bier 
— ifcn ſeidſt deſch — 

19) Lebenslauf von ihm ſelbſt beſchr. kpzg. 171 ? 
Racht. v. ©. A. Led. u. Schr. Wittenb. 1 8. 3. Srufli Gebe 
auf ©. U. — 1719. 4. Reimann Hist. litt. d. Deutfchen, Bd. V. 
p. 667-700. Gtrieder Heſſ. Sel. Scſch. Bd. I. p. 143-162. Hirſching 


Dewefihe Poefle. Kirchenlied. us 


nee nr 3c. Bei "105 sg. — Das ——ã— — Ver ER Ay 
ia. Eis. 1:00. 89 Yobs und iebesfprüde nad Anleitung des 


——* Salomonis. ebd. 1700. 8. Geifiliche Lieder, bearb. grrausg. u. 
» t. Lebensbefchreib. Arn. verf. v. U. Knapp. Stuttg. 2844. 8. 


20) @. Leb. von ihm ſelbſt befchrieben. o. D. 1717. 8. Vertram, Ps 
Kir. Hiſt. p- 216 ag. (Bruſchw. 1719. 4.) Bluͤmler, &bichnung 
‚ Auflagen, womit ihn D. Pet. in ſ. Lebensb. beſchwert hat. 0.D. 1718. & 
bg Lebensbeihr. ®d II. p. 283 sq. Eelfina Briefe db. Fit. betr. Bd. T. 
%2q4. — Grimmen aus Zion. 0. D. (Halle?) 198. II. 8. Reue Etims 
a aus 3ion. ©. D 1701. 8. (300 Pf. ) 


21) ©. 8. T. Lebensbeihreibung. Goling. 1775. 8. B. G. T. Geifls 
he und erbauliche Briefe über das inwendige Leben und wahre Weſ. d. 
hriſtenth. 2d. II. Th. IH. Koh Geſch. d. Kirch. Eied. I. p. 219 ag. — 
kiftihes Blumengärtlein inniger Geelen oder kurze Schlußreimen, Bes 
ehtungen und Lieder über allerhand Wahrheiten des inwendigen Ghriftens 
wms zur Grwedung, Stärkung nn Erquickung in dem verborgenen Leben 
ı Gott. 0. D. 1731. 8, Duisb. 0. 3. 12. Harfenfpiel der Kinder Bions, 
Gammt. erbaut. Lied. ebd. o. 38 


2 ©. Baur Lebensgem. Bd. I. p. 295 sq. Grit. Bibl. BEI. a8. 
. Yirfhing Bd. Il. 1. p. a, sg. er Fr mu 
harte. list. Bibl. P. IV. p- 483 sq. Adelung ale Bar 
R 1 p. 814 sq. Adermann, eb 2 RL —X ng 38 
* u. Meinungen D. Darmſt. 8 NMPoßbach a. a. D. an H. >» 
W ag. ©. Lieber in d. obengen. Sn 


23) &. Baur Lebensaem. Bd. IT. Hr sq Guerike, 8. 9. 
Bar 103 zur Sakularfeier feines ed. Halle 1829. 8. ©. 


4) ©. G. Ehr. Knapp . u. Char. ein. gelehrter u. frommer Man⸗ 
X Zahrb. Halle X 8 u. Frankes — *28* Bdb. I. Gt. iIx. 
9. Riemeyer. Leb. u. Char. des 3. U. Fe. Halle 1786. 8. — 
eiches GSefangbuch, den Kern alter und neuer Lieder, wie auch bie Roten 
er unbefannten Welodeyen und dazu gepörige nägtihe ee | in in fh Is 
mb. Halle 1708. 8. III. X. ebd. 1706. 8 öft. Dazu als 
emed grifireiches Gefang⸗ Buch, ansericfene, fo Alt ale Reue Ada und 
bie Lieder, nebft den Roten der unbelannten Melodeyen in fi haltend 7A 
bb. 1714. 8. u. Öft. u. beide Ih. zuf. als: Geiſtreiches Gefangbuch, ben 
tra alter und neuer Yieder in fih haltend. Jeto von neuen fo eingerichtet, 
V ale sadänge, fo in den vorhin unter diefem Namen herausgelommenen 

ern befindlid, unter ihre Rubriken zufammengebradt, auch bie 
—* alten und neuen Melodeyen beigefüget worden und mit einem 
lerbericht herausg. von G. N. Branden. dal 1741. 8. 1771.8. u. Öft. 


25,6. ©. E. Leporins Memoria ‚Ceplstoniane. Halle 1735. 4 
. Dreibaupt, Beſchr. d. Saalkreiſes. Thy. II. p. 59 sq. — Gammiungen 
iger Eicher. Halle 1767—71. 118. 8. 
26) ©. Yeraiser, ©ottgeheil, Perfonen a. d. 3. 1723. p. 623-337. 
5 a im Freyl. 3 Gef. 
&. Koch Bd. 24 5 eieber ls I B. Bem 
Mora und Adel der ei. Hall 171 an ale Anfang auf, 
2) & die Eade * v. Borlef. üb. d. Sell, ©. 
dentf, Da 17 og. 193 2q. num D. —* RRXRX 
4 


\ 


648 Beucſche Porfe 
Abhandlung Über das Wunderbare in ver Poeſte den Feſe Yin 
Boden aus, und von nun an entbrannte der Streit zahtn 
beider aufs Heftige. In den Literarifchen Briefen (We. VW, | 
©. 177 sq.), we Bobmer unter dem von ibm angensmme 
Namen ald Hermann Arel vorkommt, wird er ein Aeſopiſan 
Zahnſchreier und ſchnackiſcher Mann genammt, der in der Gun 
Aderall willkommen ſei und mit zujauchzender Bewunderung « 
getrommelt werde. Uebrigens ſchließt ſich die Schweiger & 
im Gegenſatz zu der Franzoͤſiſchen Richtung der Leipziger, an % 
Engländer an, und die Ueberſetzung von Milton's Berlenaf 
Parudies durch Bodmer iſt zugleih auch auf Klopflocko Ne 
im hoͤchſten Grade einſlußreich geweſen, welcher letztere © 
Beider auch Bodmer's unbegruͤndete und ſonderbare Belt: 
des Reimes unterflügte, aber dafür auch ſelbſi hinreichend Bi 
mußte, 

Zwifsen beiden Schulen fand nım die Geſellſchaft 
Bremer Beiträge‘), weldhe allerdings won ber Leipziger audı 
aber, als Gottſched feine Drakoniſchen Gelehe des Gehk 
und der Tritik dictirte, von derſelben ſich trennte und RG ıf 
zu der Engliſchen Literatur, fonach alſo zu ber Schweizer @ 
hinneigte, und dadurch, daß fie Hagedorn zum Fuͤhrer 
eine Art Bermittelimg zwiſchen den Rieder⸗ und Ober 
herbeifuͤhrte. Ihr Stifter war der Hofratb Kari Chriß 
Bärtner’) aus Freiberg (1712 — 91), Profeffor zu 
ſchweig, der (1744) eine Iiterarifche Zeitfchrift unter dem 1 
„Reue Beiträge zum Bergnägen des Berfiundes und WER 
herausgab, vDerfelden aber, um fie von J. 3. Schwabes 
Leipzig erfheinenden Belufigungen des Witzes und Bere 
zw unterſcheiden, den Drudort Bremen vorfehte und fomit 
einen Namen fir die ganze Geſellſchaft erfand. 

Eine vierte Dichterſchule bildete fich zu Halle, wo Eat 
Gotthold Lange?) (171181), Prediger zu Laubiigen 
Halle, feiner Baterftabt, und Jacob Immanuel Byrai 
Cottbus, Conrector am Coͤlniſchen Gymnaſſtum zu Berlin (IT 
— 44), thette in Abhandlungen und Liedern gegen Gottfſcheb uU 
zogen, theils ven Verſuch machten, in Ueberfepungen unb Ras 
ungen der Horatiſchen Bedicktr ie Sylbenniciße der Ytiten wicherel 






























VDentſche Perf. 838 


| 6. 689. 


Rachdem wir die Mebergengsperiobe zu ber Segeteren 
in der Deutſchen Porfle betrachtet haben, kommen wir alſ 
ı der Glanzperisode unſerer Ratiomallitweatur, welche us 
Häle in die Mitte diefer ganzen Zeit fällt, die von Gott 
hed bis auf unfere Tage herabgeht. Man lanı fie weder 
Inst das Fektalter ber Wiedergeburt nennen, und wie fie den 
ktch Geſchmack, eine geſunde Gritit und eine wahre Porfle ge 
Baffen hat, fo wird fie auch endlich die geifige Freiheit umb 
k Gmanciyation von den Befleln des Herlommens und eimns 
hen ſeit dem Ende des 18ten Jahrhunderts nidt mehr ange 
wfienen Haltens an alter Ungebüßr und geifiger * 
undung gebaͤren, welcher allein es moͤglich ſein wird, das 
Deal einer unter Seinem aͤußern Einfluß ſtehenden Dichten 
worzubringen. Man kaun aber diefe gamze Periode bequem in 
kr Theile zerlegen, naͤmlich in die der erflen Wiedergeburi 
ch vie Leipziger und Schweiger Schule und befonber6 durch 
Ming und Klopſtock (von 172065), in die der förmliden 
generation durch ben Göttinger Dichterbund, Herder, Schiller 
" Giche (1705 1800), in De der Romamtiſchen Schule 
derqh Tieck), der Patriotiſcben Begeifterung (durch Körner, Arndt, 
dchentendorf) und der Univerſallat (bedingt durch bie Hegelianer) 
1800 1890), ſowie endlich in die der mobernen Literatur, 
ws das junge Deutſchland eingeführt, und durch die in ihrem 
heiſte aber mit elegauterer und geſchmadvollerer Tendenz umb 
rm, fortdichtenden Ahaͤnger derſelben ‚280 2 vertreten!), 

1) GEAR wichtig darüber —2. 2. ER Ir 


dem Auf —— — 
des 1Bten @ 
—**55 eig ud ae — —— Hamb. u. Gotha 


$. 690. 


Bir kehren jeht zu dem erfien Abſchnitt ber vorliegenn 
izlebe url, we bereits bemerft werben If, dei burh ein 
ine Männer mub ihre 


630 Deutſche Peeſte. Die linden Säul. 





©. Ra Geſch. b. Gel. Th. 306-105. Wi. 
APR et, ar —— Bb. II. 8 —— a 
v. u. f. Deutihl. 1792. Gt. VIII. p. 6585657.) Pirieing Bi. 
Deutſch. Be 1783. or 1. PA . 169 sq p. 187. IL ch 
a \ 





rdens Bd. I. p. 1195 757 VI. ae Sein 

p. 56. 104 aq. Goethe *. —— * 28. IXV. p 79. 
p- 9 sq. XLVIII. p. 107 2q. & ei uch. Bobmer. 335 1788 Ye 
J. Hottinger, Acroama de 3. J. Bodmero. Tur. 178. 8 — % 
gmolion und Giile. Frift. u. „eng. G (Büchh) 1747. 8, Srtiite ttyalle 
und Giegisen. Züri 1747. oah, ein Heldengedicht. Zürich 179.4 
Berl. 1709. 8. Zuͤrich 1772. 8. (D. Roc F —Xx umgearb.) Baſcl. M. 
& Gcagmente ind. ergähl. Dichtart. Züri 1 Ealliope. Züri 17 
Töchter des Paradiefes. Züri 1768. 8. Apollinarien. Zübiagg 






















s) ©. Rathlef Geſch. jetztleb. Gel. Sb. VI. p. 405-425. Gert: 3 
. 77 sc. —— Bilderſ. jegtl. ber. Schriftſt. VII 34. 8 


Mars. p. s—12. q. 3. Des, Vorleſ. v P * Se iu Säit m 
Breit. gew. Zürich 177 7. 8. Zördens 8. 
Vi. p. 585 sq. 3. 2. Lavater, Hiſt. Lobr. r 5 J. Bent. — I. 


©) 8: Hanndv. Mag. 1768. Et. XXVII. p. J0l sq. —— 
gr? Weiße. p. 23 aq. Klotz, Deutſche Bibl. r ſchoͤn. Wiſſ. Be. 
X. p- 371 sq. Ebert Epifteln. Bd. II. p. 17 ag. Kramer, Kia 
Bd. I. p. 139 sq. Kramer, Leb. Gellert's. p. 48. 46 nq. 
2 ©. Gieſeke in Benekens Jahrb. f. d. Menſchheit 179. Et. 
ee ee Rektol. 1791. Bb. I. 28 29—50. Yördens Bi 
B 3 a9 127. Th. Rooſe, Ueb. Konr. Urn. — u. 8. 6 
ärtner’s Bert, um d. Deutfhe Lit. Helmſt. 1792. 8. 
Phil. Mag. Bd. II. 1. p. 3—M. Schiller, Braunfci, * in | 


8) S. Schmid Rekrol. Bd. IT. p. 792 aq. Journ. u. Y. 
792. &t. vıl- F 653 sq. Beer Kur: „oeutie. Diät. ı. D. it 
Aördens Bd. II. p. 140 Ye —— in b in & 
Sahrb. 1838. nr. 1. 3. — fg ea un mon, ndfchaftliche 
1746. 8. Halle 0. 3. anne . (Zhirfis = Pyra, Sn SE 
iſche Oden (33 — 1747. 8. (eig. Nachahm.) Der Komet. 
ueb. * ueb d. Horaz. Oden ſ. Leſſing Verm. 


on © ©. Schmid Biogr. d. Dicht. Th. II. p. 275 aq. u 
sg. Hirfhing 2b. VIII. 2. p. 208 aq. Söctend Sb. IV. p- * 
Ba &ed. bei denen Lange’s. 


$. 691. 


Betrachten wir nun die einzelnen Dichter, weite ja 
die Fuͤhrer der einzelnen Dichterſchulen dieſer Periode 
fo iſt unbedingt der beruͤhmteſte der Leipziger!) Schule, under “e 
Mitgliedern ich jedoch keineswegs die blinden Anhänger Bot 
verkanden wiſſen will, da ihre Mitglieder größtentheile ihren eige 
Weg gingen und nur ihre erſte Anregung dieſem Manne verbanf 


Deutſche Porfie. 64 


gegungen, und bie neuere Zeit hat unpartelii das Richtige erlannt; 
Ws Dichter iR er freilih erbärmiih, wie denn ſchon Lefing 
(8. Br. XXI. S. 337 sq.) von feinen Gedichten, bie 

3 Ihaler 4 Groſcken koſteten, fagte, man bezahle mit 2 Thale 


das Laͤcher liche und mit 4 Groſchen ungefähr das Nüpliche darinz 


denn er if nichts weiter als regelrechter Pedant, und obwohl Um⸗ 
bildner der Leipziger Poetifhen Geſellſchaft zur Deutſchen kann 
er doch hier nur als Sprachformer in Betracht kommen. Weit mehr 
Deiſt und Geſchmack hatte feine Frau Luiſe Adelgunde 
Bictorie Gottſched, geb. Culmus, aus Danzig (1718 
—62);3 denn mehrere ihrer kleineren Gedichte find geradezu vor 
‚Aglich zu nennen, beſonders aber ihr Lußfpiel, Die. Hauefranzöfte, 
‚abwohl fie gegen das apodiktiſche Anfehen ihres Mannes. ſich 
ht aufiehnen durfte’). 

» Mn der Spiße der entgegengefepten Schweizer Säule fand 
Johann Jacob Bodmer*), aus Greiffenfee bei Züri 
(geb. 1698, gefl. 1783), in vieler Beziehung wit Gottſched 
A vergleihen, indem‘ er theils ebenfoviel perſoͤnliche Meinung 
Sen feinen Dichtergaben hegte, theils auf ber andern Seite 
benfe großen Eifer zeigte, die gefunfene Rationalliteratur zu 
‚jeden, was er aud dur Hinwelfung auf die Reſte ber alt- 
deniſchen Poeſie that. Als Dichter fehlt es ihm ebenfalls an 
‚Borfie und Talent, und Goethe's Urteil, Bodmer fei theoretif® 
ab vractiſch zeitlebens ein Kind geblieben, findet fi in feiner 
Reachide befätigt. Sein Freund Johann Jacob Breitinger®) 
6 Zürich (17011776), Profefior daſelbſt wie Bodmer, 
‚Welt die ganze Eule weit mehr aufrecht als Bodmer, und 
feine Kritik der poetiſchen Kunf, dem aͤhnlichen Werke Bott 
8 entgegengeſetzt (1740), giebt theils zu gleicher Zeit eine Art 
Erläuterung zu dem von ihm und Bodmer herausgegebenen mos 
nliſch⸗ Afbetiften Blatt, den Diskurſen der Maler (1721), 
% 5. der menſchlichen Sitten (ed ſprechen darin lauter be 
Hübmte Maler, 5. B. als Holbein meh Bobmer, zuweilen 
wh Breitinger), gegen welches befanntlih in Hamburg der 
Batrlot und Gottſched's Bernünftige Tadlerinnen gerichtet waren, 
theils lieſert fie eine Art von Bekenntnißſchrift der Schweiger 
Säule des Leipziger gegenüber. Vodwer enbli Rich auch durch feine 


® 


658 Deutſche Poeſte. Die Schweiger Shule. 
freund. CEbenſo kamm man noch bie belden Lihchitgun 
Vriedrich Karl Haftımir Freihetr von Kreuz) ns gem 
Burg vor der Hoͤhe (1724 — 70), wo er es, trotdem daß nm 
Antodipart war, bis zum Geheimen Rath brachte und ui In 
feinen Graͤbern eine NRachahmung von Noung's Radtgevanie 
Binterieß, und Johann Philipp Lorenz Witbof”) u 
Duisburg (1725— 89), Bertheintfhen Hoftath und Later 
dafelbſt, unter defien Academiſchen Gedichten ich befonvers uf 
feine Moraliſchen Ketzer, eine Revue der verſchicdenen Oil 
felipfetöfufteme und feinen Sofrate® oder von der Schichd 
hingewieſen haben will, hierherziehen. Endlich müßte erwartet we 
daß Ehriflian Ludwig Liscom!!) aus Wittenburg im Etui 
rin'ſchen (geb. 1701, geh. 1760), der eine Zeit lang Ge 
'netöfeerelatr bei Graf Brühl im Dresven war, ploͤtzlich aber in IM 
gnade fiel und gefangen gefeht wurde, zu derfelben Gab 
ſchworen haͤtte, allein biefer treue Freund KHagevorn’s Ä 
Deutſchlands geiſtreichſter Satiriker in biefer Periode het in 
berühmten Vorrede zu feiner Ueberfebung von Longin's Abha 
fung über da6 Ethabene zu categortih feine Hinnelgung mu 1 
Schweizern und feine Abneigung gegen Gottſched erklärt, 
saß man in Zweffel fen dürfte, welcher Partei er angel 
Seine Satiren, in denen vorzüglich das ironiſche Element w 
herrſcht, find in Proſa und beinahe völlig perfänlih; am 
verſellſten IR noch fein Lob wer ſchlechten Schriftfieller gehalt 
Unter der Schweizer⸗, ich fage nicht der Bedmer » Breitkn 
(chen, Schule!?) if der hoͤchſt lielenswuͤrdig⸗ gemütbiäche, aber l 
etwas zu melancholiſche Ald recht von Halter’) ns Bem(17 
— 77) zueiſt zu nennen, ein ebenſo gelehrter Medieiner ale Theel 
und als Literarhiſtoriker faſt einer der bedentendſten ſeiner 
Seine Oben und feine berühmte Elegie auf Mariane, fein 
des Gebicht, die Wipen, ſowie ſeine philoſophiſchen Gedichee 
vie Ewigkeit, ven Glauben und Unglauben werden im m 
lich maden. Reben ihm gehören hierher der derſelben 9 
folgende Kart Frieprich Drolkinger aus Durfab (fi 
— 1742), welder aber fah noch gelehtier erſcheint“), © 
der beine Maker mb Kupferſteher Salomen Geßre 
am Birk; (6. 1730, geh, 5787), deſen Gyoo, Dur 3 























Deutſche Die. 64d0 


ihrm. Weſentlich wirkte auf fie bie Leibnitz⸗ Wolſiſche Phile⸗ 
dyhle ein, welche hier durch Baumgarten und Meier vertreten warb, 
mb beehalb Farm man auf diefe beinahe die ganze Erändung 
kt Halliſchen Schule zurüdführn. Gpäter zog ſich biefelbe 
ner nach Halberfladt zu Oleim hin, obwohl in Halle in vom 
Wannten Philotogen Klotz abermals ein Tribun aufſtand, ver 

a ſchwarzgallichter Anmaßung ein literariſches Fauſtrecht begruͤn⸗ 
m wollte, welches aber Leffing (in den Antiquariſchen Briefen) 
pieder zu Grunde richtete. Das Grundprincip jener Halliſchen 
dichterſchule war Wnacreontifch » Horazifcher Lebendgenuß, wie 
h dieſer beſonders auch in den Gedichten Hagedorn's und Glein's 
köfprikt, und von Letzterem in feiner Ermahnung eines Wei⸗ 
m offen an ben Bag gelegt if. Bon Halle und Halberſtadt zog 
nun bie eigentlihe höhere Eritif nad) Berlin, wohin durch Sulzer, 
Bobmer’8 Anhänger, gewifiermaßen das literariſche Element aus 
nt Schweiz gelummen war, und wo bie Literaturbriefe, an bes 
im fi befanntlich Leffing, Mendelsfohn, Nicolai und Ramler 
rihelllgten, das Forum abgaben, von dem die Deutfche Nationals 
Keratur ihr ſtrenges, aber geiſtreies Urtheil zu erwarten hatte, 
Ihre Hauptſtuͤze war Friedrich II. und die mit ihm beginnende 
luftlaͤrung. 

1) ©. httere el. Eur. 3b. 11. p. 76-92, Th. Ill. p. 801-808. 
Imolb, gr db. Königsb. Univ. Bd. 1? P 444 “1 Neueſt. v anmuth. 
helehrſ. Bo. VIII. p. 122 sq. 552 sq. Hirſch 8 I. p. 125 «q. 
uber im —8 Mag. 1768. p. M. "los, 370. 9. A3b. 439. AM ' 
p Fätne in * Neu. Bibl. d. ſchoͤn. Wiſſ. Bd. VI. p. 3 u. in Verm. 
dr. Th. II. p. 150 5q. Jördens Bd. II. p. 212 aq. Vi. p. 242 sg. 
EL Schlegel Bert, Bd. V. p. 21 nq. Nicolai in d. Berl. on. Säar. 
2. Jan. p sq. J. A. Ernesti, Mem. J. Cb. Gottsch. Lips, 1767. 

‚inf. Fo pu * Or. p. 355 sq. Prutz Goͤtting. Didterb. p. 104 s 
—* Br. zu P. 15 sg. eiotiky im &it. Gom. Bl. 1925. nr. 1 
Rb. f. lit, Gteeit. ſ. Krit. erſ. d . Deutfh. Gef. im Greiftwald Sp. 1. 
sr. IV. p 413456. (Chr. Ziegra) Hif. Graäht. d. mit anttfehes entflati 
cum as ofopbiiähen Streitigkeiten. Frkft. u 1757. Goethe B. 

p- 76 sq. 85 ag. 93. 141. 176. xx 71. p- 118. XLIK. p- 
—* edichte kpzg. 1736. 8. Gef. neueſte Geb. Koͤnigsb. 1750. 8. 


nr, Glenn Poet. Schriften mit Gottſchede Borr. , 3 8 
%.%. 8. Bol. Königeb; 170. 8. f. xir ie Anal. 


| Fe Neueſt. a. d. anm. as Ben can. 
78 59. Bätten Gel. Gur. m es em re ga Roche 
Iomona 1783. 


Bd. 
t. VIH. ſi. 738, 2a 5 rn 69 4 
de 


650 Deutſche Poeſte. Die Leiynger Säule. 


4%) ©. Be jegtieb. Gel. v1. 306-405. Wk. 
APR rat. 1798. Ohne Recrol. eh. * 1i. 8 


v. u. f. Deutſchi. 179. St. VIII. p. 655-657.) Hixſching 3b. 1. p. M 
. Deutfb. Muf. 1783. ©b. I. Sebr. p. 169 ag. II. p. 187. IIL E* 

—R d. 1. p. 4 V. p. 757 40. Gerdinus Bb.VF. 

p. 56. 15609. e Bb. IV. p. 223 V. p 79. 3. 

p 9 m. x VII. p. 107 sq. 8. Weißer, Uch. Bobmer. Zürich 178. & 
. 3. Hottinger, Acroama de J. 3. Bodmero. Tur. 1783. 8. — W 

% e. Irkft. u. Pop. (3ürih) 1747. 8. Kritiſche Eo 

und Elegieen. Züri 1747. 8. Noah, ein Heldengedicht. Züri 1,92. 4 

Berl. 1705. 8. Züri 1772. 8. (D. Roachide any umgearb.) Baſel. 1781. 

8. Iragmente ind. erzähl. Dichtart. Zürich 114. Ealliope. Zürich 171. 

iR ri Töchter des Yaradiefes. Züri 1768. 8. Apollinarien. Zübinge 


5) &. Rathlef Geſch. jehtich. Bel. Sb. VI. p. 405-425. Goethe Bi. 
XXV. p. 77 aq. Bruder Bilderf. jeptl. ber. Schriftſt. VIE Beh. Meike 
der. Zurich. Th. IT. p. 78-85. Hixſching Bd. I. 1. p- 394 sq. Bat & 
d. Arch. d. Deutfh. Parn. Ib. TI. p. 167—185. Journ. Helv. 17 
Mars. p. 3—12. 3. I. Def, Borlef. v. as. Geſ. in Züri d. Andeil 
Breit. gew. Züri 1777. 8. Zördens BP. I. 209 sg. V. p. U 
Vi. p. 585 sq. 3. 8. Lavater, Hiſt. Lobr. a. Rn J. Breit. Zürich 1771. 8 


6) ©. Hannöv. Mag. 1768. &t. XXVII. p. 401 aq. Rabener’s Brief 

der. >. Mei pP. 23 29. Klog, Deutfhe Bibi. d. ſchͤn. Will. We. I. 

t. X. p. 371 sq. Ebert Gpifleln. Sb. II. p. 17 sq. Kramer, Kopf, 
Bd. I. p. 139 sq. Kramer, Leb. Gellert’s. p. 48. 46 2q. 

"NG. Gicfele in Benekens Jahrb. f. d. Menſchheit 1791. St. F. 
p- 265 ng. Schlichtegroll Nekrol. 1791. Bd. I, p. 29-50. Sördens Bi. L 
B 3 “.. . p 127. ZH. Roofe, Ueb. Konx. Urn. Ehmid’s u. K. Chr 

ärtner’s Verd. um d. Deutfhe Lit. Helmfl. 1792. 8. u. in Wicbebun 
Phil. Mag. Bd. IE. 1. p. 3-M. Schiller, Braunfhw. fchöne kit. p. 


8) &. Schmid Rekrol. Bd. II. p. 792 4q. Journ. v. u. f. Deutfäl 
‚792. ©t. VEN. p. 653 sq. Meifter Ehar. Deutſch. Dicht. FI. p. 106 “ 
Zördens Bb. TI. p. 140 sg. VI. p. 463 sq. Gchtermeier in d. Pal 
Sahrd. 1838. nr. 1.39. — Thirfis und Damon, ndſchaftliche Lieder. 
3745. 8. Halle 0. 3. (1749). 5. (Shirfis = Pyra, Damon — Lange) der 
iſche ODden (33) Halle 1747. 8. (eig. Nachahm.) Der Komet. Halle 1768. 
un. 1. ueberf. d. Horaz. Oden f. Leffing Verm. Schr. Bb. IV. p. 119 


9, ©. &. Schmid Biogr. d. Dit. Th. II. p. 275 ag. u. Rekrol. P 
201 4q. Hirſching Bo. VIII. 2. p. 208 sq. Yördens Sb, IV. p- 219 4: 
— S. Ged. bei denen Lange's. 


$. 691. 


Betrachten wir nun die einzelnen Dichter, welche ſich m 
bie Führer der einzelnen Dichterſchulen dieſer Periode gruppirie, 
fo iR unbedingt der berühmtefte der Leipziger!) Schule, unter deren 
Mitgliedern ich jedoch leineswegs die blinden Anhänger Bottfäe’) 
veranden wifien will, da ihre Mitglieder größtentheilo ihren eigen" 
Weg gingen und nur ihre erſte Anregung dieſem Manne verbanftch 


Derſche Yorke. Die Leipriger Schale. 681 
fen aber (ih größtentkeild au den Bremer Beiträgen bechritit hatten, 
ver enfprubtiste Ehrikian Fürhtegott Geller: ) aus 
Gainiten bei Greiberg, Brofechier der Vhilefopbie zu Letorg 
(1715— 69), ver als Oben: und geiflicter Ricderbicter haddes 
rühemt und durch feine Gabeln und Geäblungen WVollediqter 
geworden iR. Neben ihm nennt man mit Achtung Johann 
Elias Schlegel“) aus Weiten (1718— 49), Vrofeffer am 
der Ritteracademie zu Soroe, und ald Dramatifer unten amu⸗ 
führen, fowie feinen Bruder Johann Adolf Schlegel®), 
Esperintendenten zu Hannover (172193), al® Prediger und 
Lehrdichter von Ruf, Jobann Friedrich Freiherr von Cro⸗ 
negt*) aus Anſpach (1731— 58), woer Hofr und Juftizrath 
war und durch feine frühreltige Oppoſition gegen Gottſched'« 
Autofratie, ſewie durch mehrere Lehrgedichte literaͤriſch dekannt ward, 
den witzigen Profefior der Mathematik zu Göttingen Abrah am 
Gotthelf KRäfiner‘) aus Leipzig (1719 — 1800), beffen 
Epigramme immer ſchlagend, wenn auch zuweilen alyubelßend 
und giftig find, und endlih den Saͤchſiſchen Steuerratb Gott⸗ 
lieb Wilhelm NRabener’) aus Wachau bei Leipzig (1798 
—T1), einen ebenfo geiſtreichen als genialen Satiriter, der nur 
etwas zu direct ironifh IR und, wie ſchon Goethe bemerlt hat, 
bed die Thorheiten fetned Standes angriff, olme «6 zu wagen, 
gegen höhere Perſonen aufzutreten, weil er von dieſen protegirt 
werd. Sonſt ſchloß ſich noch in mander Hinſicht der Shafiaem 
Schule Chriſtian Felix Weile!) aus Annaberg (17 20— 
1804), Oberſtenerſecretait zu Leipzig, an, obwohl er zeitig mis 








4 


BR Decqche Dark Die Sqeeizer Sahale 


fremd, Cbenſo fan man no bie beiden Lehchdihen 
Priedri® Kari Aaftmir Freiherr von Kreuz) and Gew 
burg vor der Höhe (1724— 70), wo er es, trozdem daß ernm 
Untoblvart war, bis zum Geheimen Kat bradte uno we ia 
feinen Gräbern eine Rachahmung von BDoung’6 Nactgedanken 
hiaterließ, und Johann Philipp Lorenz Withof”) m 
Duisburg (1725— 89), Bentheimiften Hofrath und Leibam 
vafetb, unter deſſen Academiſchen Sedichten ich beſonders af 
feine Moraliſchen Ketzer, eine Revue der verſchiedenen tk 
feligkeiroſyfteme und feinen Sokrates oder von der Schonhel 
hingewieſen haben will, hierherziehen. Endlich müßte erwartet werden, 
daß Chriſtian Ludwig Liscom") ans Wittenburg im Schno 
rin'ſchen (geb. 1701, geh. 1760), ver eine Zeit lang Gabh 
netöfeerelair bei Braf Brühl in Dresven war, ploͤtzlich aber in Ur 
grade fiel und gefangen gefegt wurde, zu derſelben Bahne ge 
füworen Hätte, allein dieſer treue Freund Hagedorn's um 
Deuntſchlands geiſtreichſter Satiriker in dieſer Periode bat in de 
berühmten Vorrede zu feiner Ueberſetzung von Longin's Abham⸗ 
Img über das Gchabene zu categoriſch ſeine Himeigung zu ba 
Säawelen und feine Abneigung gegen Gottſched erklärt, als 
vaß man in Zweifel fein dürfte, weicher Partei er angehörk, 
Bene Satiren, in denen vorzägtih das ironiſche Element voo 
berrfcht, find im Proſa und beinahe völlig perſoͤnlich; am un 
verfelifden iſt noch fen Lob wer ſchlechten Schrififteller gehalten. 

Unter der Schweizer⸗, ich fage nicht der Bedmer - Breitinge‘ 
fen, Schule??) if der hoͤchſt liebenswurdig⸗ gemüthlähe, aber Ile 
etwas zu melancholiſche Albrecht von Halter) aas Bern (1708 
— 77) mueiſt zu nennen, ein ebenſo gelehrter Medieiner at Theoloß 
und als Literarbifterifer faſt einer der beveutendften feiner Zeil. 
Seine Oben und feine berühmte Elegie auf Mariane, fein beichreiber 
des Gevicht, die Alpen, fowie feine philoſophiſchen Gedichte übe 
vie Ewigkeit, den Glauben und Umzlauben werden than unfeb 
NG machen. Reben ihın gehören hierher ber derſelben Ridtum 
folgende Kart Frieprich Droltinger aus Durlach (1688 
— 1742), welder aber fat noch gelehrter erſcheint“), md 
Der bekmme Maler mb Kupferfisder Salomen Geßner?“) 
emo Birk (gb. 1730, geh. 2787), vefen Gyoe, der 3A 


Desfiige Perſte. Die Haliſch· Preufifie Schale. 653 


Bheis, zub deffen Soylien, fümmtii in Brefa, ausgueitunt: Raten 
(üilterungen enthalten, aber auch alimeiei Gmpfindeki und 








arbeiter Deutiger Boltsbäder in Verſen (Mufeline x.) Juſtue 
Friedris Wilhelm Zahariä') ans Frankenhauſen (geb. 
1726, geh. 1777), Rrofeſſor am Garelinum zu Braunfdweig, 
De erfie Stelle ein; denn wenn aub fein Renommiſt, ein jeht 
wit mehr recht verſtaͤndliches treues Gemälde eine alten Rufe 
aus Jena, deſſen Rauflun die Leipziger Galanterie nit baͤn⸗ 
gen konnte, ein bei manden Längen nur theitwelfe vollendeted 
lomiſches Epos iR, fo if Doc fein Murner in ber Hölle und 
das Schuupftuch hoͤchſt ergöplih. Der Weberfeger Doung’e, 
Hofrat) Johann Arnold Ebert") aus Hamburg (1788 
95) bat zwar Lieber und poetiſche Epiſteln geſchrieben, allein 
Diefe find weniger bebeutend al fein perfönlider Einfiuß wurd 
jene Ucberfegung auf die Richtung feiner Säule geweſen. Faß 
daſſelde if von dem Couſiſtorialrath zu Vraunſchweig Ronrad 
Atnold SEhmid aus Lüneburg (1716-89) su ſagen“); und 
tbenſo verdienen die Oden an Daphne und bie geiftlichen Lieder 
dd Eweriniondenten zu Sonderöhaufen Rilolaus Dietri@ 
Biete), aus Cſoba in Ungarn (geb. 1724, geh. 1705), 
ver eigentlih Köszeghi geheißen haben fo, hier genannt zu 
werden, obgleich er In Ichteren von den edlen Johann. Um, 
dreas Eramer”) (172388) aus Johſtadt im Erzgebirge 
Ganzer zu Kiel, bei weitem übertroffen wird, 

Die Halliſche oder Preußiſche Eule”), an deren Spite 
der fü genannte Lange Rand, bar pvar im Anuacreontiſch⸗ 
Gorajiien Line reiht Braves geleiſtet, allein Deshalb ihren 
Güfter über Heraz feihR zu Relien, wie dieß der parteiiſche Roms 
ir that, IR Tinfiem. Sim Hödfen ſacht muter Dicker Befelipaft 
Ewald Eyrikien von Klein”) aus Zeblin bei Eike 
(gb. 1715, geß. 1759 an den in der Salact Hei Auncrovorj 
Gheltenen Buben), Preubiiger Major aus Grau Biden’o, 
Ying’6 un Weifes, der in feinem beſchacibenden Gedichec, 
ie Gräbling, DaB in ben Tanufipitpeumgen waicheie unlbers 





654 Denutſche Porfie. Die Hallifch : Preußiſthe Chat 


trefflich genannt werden mag, das eigentliche Deutſche Rate 
Diet erfi geſchaffen, wie Denn auch feine Elegieen (3. 8. feine Ehe 
fucht nach Ruhe) wahrhaft elegiih und keineswegs hywerſenn 
mental find. Weit weniger Talent halte Johann Ludnig 
Bleimn?) aus Erméoleben bei Halberſtadt (1719 — 1803) 
Domſccretait in letzterer Etadt; denn feine von patriotiider Ge 
Annung bictirtn NKriegelieder eines Grenadiers riechen nıd 
Bacherſtaub und nidt nad Pulver, und darum hat fie auge 
Srenadier fingen mögen; feine Anacreontifden Lieder haben wa 
Diefem großen Lyriker nur das fpielende Clement, feine Petrar$ 
iſchen Lieber bezeugen, wie Petrarcha nibt fang und fein religiöid 
Lehrgedicht, Halladat oder das rothe Bub, worin angeblich di 
Lehren eined Morgeniändifhen Weifen vorgetragen werden, U 
Acht Breußifch- profaify und nicht entfernt orientaliſch. Axt 
Sobann Better U; aus Anſpach (1720 —96), wo 8 

Dircctor des Landgerihts war, IR als erſter Odendichter hie 
ga nennen, deſſen rein philoſophiſche Ode, Theodicee, in der & 
Leibnig- Wolfiide Religtonephilofophie vorträgt, dennoch por 
iR, während unter feinen Lehrgedichten feine Kunſt, ſtets froͤhlich p 
fein, gelungen genannt werden muß. Hoͤher jedo Acht in der Han 
monie des Verébaues und der Lebendigkeit Der Lyrik, wozu ſein 
sein Franzoͤſiſche Bildung nicht wenig beitrug, Sohann Al 
kolaus BöH”) aus Worms (1721—81), Bapifher Ev 
perintendent zu Kirchberg und Winterburg; denn feine Elegien 
und Idyllen, an denen leider Ramler's kritiſche Scheere beruar 
geitnigelt hat, find recht huͤbſch und lange nicht fo Reif wi 
dieſes Falten, gelehrten Goͤtzendieners Friedrichs des Sroßen, der nidh 
son ihm wiſſen wollte, Gedichte, während dagegen Goͤtzens Minden 
infel, die Königin der Deutfchen Elegieen, dem König vollen Beifad 
in der Literature allemande abzwang. Karl Wilhelm Ram 
lev’6°%) aus Colberg (1725—98), Profeſſors der ſchoͤnen WE 
fenfaften am Berliner Gabetienhaus, des einzigen Dichters de 
Berliner Schule, lyriſche Ditungen, unter denen bie ganz md 
Horaz geſchmiedeten Oden nad denen Klopſtocks, was allerdings kl 
dem Mangel an Odendichtern In dieſer Periode nict allzuviel fagen wil, 
für feine Zeit am Höchſten ſtehen (3. ®. Un dem Frieden, die Könige 
verdienen ihm Freilich noch lange nicht den Ramen des Deusfchen Horb 


Deutſche Poeſie Die Oeſtreichiſche Exꝛi 655 


Bein Schlegel urtheilt (Char. u. Krit. Bo. II.p. 357) aller 
Inge auf der andern Seite wieder viel zu lieblos von ihm, 
a Ramler’6 Eantaten unter der Maſſe der erbärmlidden Pro» 
ucte diefer Battung Epoche machen. Endlich gehört ald Mignon 
ieſer Coterie noch hierher die zwar talentvolle, aber damals 
och üderfhägte Anna Luiſe Karſch“), gebome Duͤrbach, 
ewoͤhnlich die Karſchinn genannt (geb. 1722 auf dem Ham⸗ 
ur bei Schwiebus, gefl. 1791), unter deren Gelegenheitsge⸗ 
ichten manches Gute if, was man um fo mehr bei ihrer duͤrftigen 
Iniehung (ihr Vater war ein armer Schenfwirtb) und ihrem _ 
taurigen, erbärmlichen Leben mit ihrem dem Trunke ergebmen 
Ranne, dem Schneider Karſch, anerkennen muß; übrigms war 
« au die erſte Deuiſche Improvifatrice In naher Berbindung 
rt Beim, feinem Freunde, wenigfens in feinen frühern Pro⸗ 
wtionen, fieht Johann Beorg Jacobi?) aus Düffeldorf 
geb. 1740, gefl. 1814), erſt Canonicus zu Halberftadt, dann 
Regierungerath zu Freiburg, der in mehreren von ihm heraus⸗ 
egebenen Tafchenbühern unter vielen fpielenden und tändeln- 
en auch mande trefflihde und wahrhaft ausgezeiäinete Lieber 
4 B. das von Hölty parodirte Lied: Wenn im leichten Hier 
enlleide ıc.) und zwei fehr huͤbſche dichterifde Gemaͤlde, die Win⸗ 
ers und Sommerreife, geliefert hat. Die beiden Fabeldichter 
edlich Magnus Gottfried Lihtwer”) aus Wurzen, Bor 
numndſchaftoörath zu Halberſtadt (1719— 83), nad Gellert ber 
ehe neuere Deutfche Fabeldichter und Berfaffer eined gelungenen 
Wactiigen Gedichtes, worin er das Raturreht nah Woifſchen 
Brundfägen erläutert, und Johann Wilhelm Willamov”) 
wo Mohrungen, eine Zeit lang Rector der Deutfhen Säule in 
Peteröburg (1736— 77), der ſich auch in der für unfere Poe⸗ 
ke und Befühle wenig eignenden Dithyrambe verſuchte, haben 
nehr von Oleim als von Gellert und Hagedorn und koͤnnen 
wi mit der genannten Schule in Berbindung gebracht 
Arden. 

Endlich iſt noch dieDeflerreigifge Schule!) zu nennen, die 
iq nach Klopſtock, dem fie, „als dem Oberſten der Barden Teuts 
q ſelbſt entriſſen“, folgten, bildete, und weil dieſer in 
Kinn vaterlaͤndiſchen Oden bekanntlich als Barde die alte nor 


\ 


x 


656 Deutſhe Poeſie. Me Defiwihife Same. 


diſche Mythologie mit in den Kreis feiner Zoom zog wur Ye 
felbe zum Träger feiner Vegeißerung nahm, aber zugih 
die Kälte Skandinaviens mit hineintrug, fo wählten auch fein 
Nachahmer diefelbe Form, indem fie das nuͤchterne Pathes Di 
hans mit binzunahmen, und fo das mit Recht jept verhalke 
Bardengebrül in die Deutſche Literatur einführten. Un iks 
Spige Rand der edle Jeſuit und gelchrte Bibliogtapyh Midaıl 
Denis” aus Schäring (1729— 1800), der Ueberihe 
Oſſian's, der ſich felbf in feinen Oden den Barden Simed nanak, 
und mit welchem man gewöhnlich Kari Mafalier”) ap 
Wien (1731 — 95) zufammenftellt, theils weil er demſelben Drka 
angehörte, theild weil er fein Nachahmer war. Erteitht hate 
ihn aber nicht; blos in der Kälte kommt er feinem uf 
gleich, und auch der Stoff, Verhertlichung des Defterreihiige 
Kaiſerhauſes, paßt zu der ganım Form nidt. Gamer 
hören zwei Proteſtanten hierher, naͤmlich Karl Hriedrie 
Kretihmann”) aus Zittau (4738), wo er alo Galkık 
ortuas flarb (1809), der wegen einiger von ihm nad dem Mufa 
der Klopfod’ihen Bardenpoeſie gefertigten Dichtungen der Bay 
Rhingulphf genannt ward, und der berühmte Verfaſſer des Ligelim 
Heinrich Wilhelm von Berfienberg”) aus Tondern (g& 
1737), zulegt Daͤniſcher Juflizpifestor des Lottos zu Alten 
(geh. 1823), welcher durch fein Gedicht eines Skalden (1766) 
ebenfalls zu dieſer Fahne geihworen hat. 
1) ©. Prut, D. Bött. Dichterb. p. 116 sg. 


2) ©. Baur. Leb. Gem. Br. II. p. 444. Zichns Sb IE. p. 5 9 
mg. 140 3 ang DR II. 1. b 296 sg. Huber's Lobſchr. e. Sc 
a. 


kepzg. u. a AR * in Nicerons Rodt 

hbert 24 Goethe Bd. XXV. p. 197 m. 156 % 

—* . 10 4q. J. A. men S Leben, Epig- — non 
Bb. X. g. Döring, Ehr. F. ©. Leben m. ſ. Brid. u.a 


Greig 1838. II. 8, — Babeln und & —— —* 
oft. Geiſtliche Oden und Lieder. ebd, 8 a Sammtl. Fe 
£pıg. 1769. 1784. X. 8. 1839. X. 16. 1840. VI. 


3) S. Gramer Gel. Leb. p. 39 sq. Schmid ekst. p. 231 5q. Goch 
@. Bd. XXIV. p. 225 eg Lio XXV. p. 192. Joördens IV. p. wi 
Lit. Briefe SH. XXL Br. 311-312. p. 197-138. I. 9. Schl. Lea 
&. Shl. Kopenh. 1770. 8. u. inf. Werk. Wo. 7 Y.p 1-2. — Belt 
ber. 0. 3 9. Shlsgel. Kopenh. u, Syag. 176170. 8. 


28 Schlichtegroll Recrolog 1790. I. p. SB. u. 1998 Bi. I fe 
121. Joͤrdens 3b. IV. p. 521 aq, Babeln —— Erzaͤhlungen, 3 ** 


Deutſche Poeſte sr 


8. Beemlihte Gedichte. Semmen. 1787--8. 
L 8. D. Ungufriedenen, ES, ebd. 1789. 8. Geiſtliche Geſaͤnge. 22 


II tpjg. 1772. II. 
5) ©. Gisfhing Bd. I. 2. p. 333 ag. Jördens Bi. I. p. 353 eg. V. 
36 9. Vh p. 600. Schmid Bar. d. Dit. I. p. 100 - 131. u, Recke, 


. p 888 ag. Schriften der. d. U Lpig. u. Ansbdach 1760-61. 1770-- 
3 


8 
6) ©. Zörbens Wo. II. p- 571 0q. VI. p 378 aq. Pütter Gel. Gef 
: .1. P. 173 2q. IE. p. 353 2q. Baldinger Biogr. 8 
* ®». I. p. 46 2q. C. 6. Heyne Elog. Kestzeri. Gott. 1804. 4. 
% Opusc. V. p 226 sq. Leipz. Allg. Fit. In. ‚8. nr, ss 
» 1468 40. Meufel &er. d. d. 1750 verft. deutich. Schrift. B. VI. p» 308° 
n Ehliategrol Retr. 1800. Bd. IT. p. 172 ug. — Vermifchte Schriften. 
b. Bb. I. 1755. 1773. 1783. S8d. IH. p. 1772 —* 8. Reueſte 
oft. aoch angedr. Sinngedichte und Einfälle. erh 1781. 8.9. a. IL. 
Bammilungen. 2eip3.1800. IE 8. eb. 1820. Il, 8. Dreißig Briefe und mebs 
ee Sinngedichte. Darmft. 1810. 8. Gef. Poetiiche u. Profaifche ſchoͤnwiſſen⸗ 
haft. @. Bert. 1841. IV. 8. 
7) &. Iördens Bo. IV. an sq. Riceron Rachr. Bb. XKIY. P- 
82 Da. Dirfhing Bd. VIII. . 346 sq. Baur Sebendgem. I. p. % 
Katie Muf. 1782. Bd. VIII. B- 163 sy. XI. p. 530 s g, Goethe 
MExXV. p 74 8q. 2%. XXVI. p 113. 185. XLik p- 188. — 
Minmtliche Schriften. pzg. 1777. VI. 8. m. e. Vorw. u. d. Eeb. d Verf. 
B. v. Ortlepp. Stuttg. 1890, IV. 8. Gatyren. Spy. 175155 IV. 8. 
Kte Kufl, ebd. 1772. IV. 8 ; Briefe v. y felbft gef. u. n. ſ. Tode m. 8. 
tar. v. f. Feb. u. Schr. ber. v. ehr. 8 . Weiße. Epzg. 1772. 8. 
ch en & Weißes Selbftb ogr. '%p 9. 1606. 8. 1807.8. ©. G. 
Dr F. W. e. Beitr. z. Gall. verd. "Deutf, kpzo· 1805. 8. Dyk 
Ne Biol d. 28 Wiſſ. Bd. LXX. 2. p. 179 aq. D. Freim. 1804. 
514 sq. Jördens Bd V. p. 20 sg Morgenbi. 1840. ur. 
Be K. Iphofen, Sebenägefch Chr. F 'reib. 1808. 8. — Kleine 
Imopenentieder. 8p39.1760.1766.8. Kleine 88. edichte. ebd. 1772. III. &. 
. Kinder. Lpzg. 1766. 8.u.öft. Scherzhafte eieber. Ara, 1758 1769. 8. 
* Deutſchen Theater. Lpzg. 1759 sq. 1767- 71. V. B. Euftfpiele. 
PR. 1783. "m 8. Komifche Opern. ebd. 1777. III. 8. Zrauerfplele. ebd. 
TC. V. 8. 


9) ©. Lobrede a. H. Zr. K. K. Freih. v. Er. *8. a. M. 1772. 8. 
—*38 Gel. Sei. Wo. II. p. 398 ng. III. p. 54. Ghmib Real, 
Dentich. Dicht. Bd. II. p. 463 ag. Jordens BD. 1. 147 sq. V. p. 834 
nee. Lieder. Zrkft. 1750. 8. Oden und andere Gedichte, auch kl. pr 
IV. &. «bb. De. 11. 8. Die Gräber, e. phil. Ged. Irkft. 1760. 8 
10) ©. GStrodtmann Neu. Gel. Europa Ib. HI. p. 69 49. XITL, 
»117 sg. 236 sq. Jördens Bo. V. p. 563 29. J. G. Leidenfrost, 
* r. in mem. J. H. W. Duisb. 1769. 4. — Gedichte. Bremen 
PL. 8. Aufmuntrungen in moralifhen Gedichten. Dortmund 1755. 8. 
lladeniſche Gedichte. Gleve n. Ypig- 1782—83. IT 8. 


116. 8. Fr. GSander, Bapisre des Kleeblatts p. 20 - 246. Intell. BI. 
PR kin Lit. 3. 1806. ©t. 56. p. 889 ag. Yrdens Mb IN. p. 303 
ag (üb. ſ. Leb.ũb. Berwirr., Genaues erſt in:) ©. u” v. Ha⸗ 
Irene. 1506. April u. Juni. I. Helbig, Liscow. Drei. 184.8, 
35 in d. Hamb. fit. DL. 1845. mr. 7—13. Hand in d. Jen. 
Zeit. 1845. nr. 100. Blaͤtt. f. fit. Unt 198. Mr. 2 

Be $ eis, eye. ! 8, ©. Leb. m. d. Acten el. Och. 


— * 
——— er Zchetus 1. ⏑— K — 
Geiße, ο. 3. Liscnisgenhiäte. TEL. 43 





662. Deutſche Poefie. Wieland. 


ſchwachen Stellen herausfanden. Weit poetifcher erſcheint Maya 
in feinen lyriſchen Dichtungen, befondere in den geiſllichen DW 
IR er wahrhaft Davidiſcher Begeifterung vol; aber and % 
der weltlichen Lyrik hat er einige vortreffliche Lieder (an Fuel 
Selmar und Eelma, der Sommerabend, die künftige Geil 
Baterlanvelied für Deutfhe Mädchen 1.) gelichert, und mel 
feiner aud in die Gefangbücer übergegangenen geiflihen & 
(z. B. Sink' ih einft in jenen Schlummer ıc., Auferſtehn, 
auferflehn 20.) gehören gu den fhönften Kirchengefängen, die wir hai 
Nur feine mit politiſch⸗patriotiſcher Tendenz gedichteten Bart 
lieder, wo die Nordiſche Mythologie die Baſis If, lfm fi 
und feine dramatiſchen Dichtungen, die theils daſſelbe Ele 
(Hermannefhlaht, Hermanns Tod, Hermann und die Fi 
enthalten und von ihm Bardiete genannt wurden, thelt# 
Stoffe dem alten Teftamente entiehnten, find Gebilde eines 
fhrobenen Geſchmacks und zeugen fowohl von völliger inf 
niß der Bühne als auch von Mangel an aller dramatli 
Anlage. So rein» religiös aber Klopftod war, und fo ei 
und von allen Schladen der irdiſchen Sinnlichkeit die Reg 
find, in denen fi feine Phantafie bewegte, fo finnlid dag 
it Das Element, welches die Arbeiten eines anden gi 
Dichters feiner Zeit durdizieht, ih meine den heiter sjerl 
Ironiker Chriſtoph Martin Wieland?) aus bel 
beim*) bei Biberach (geb. d. 5. Septbr. 1733), Erf 
zu Kloſter Bergen und Tübingen umd liebte bier feine CM 
Sophie Yuttermann, die nacdhherige Frau von La Rote, 3 
durch die Herausgabe ihres Romans, das Fräulein von 6 
heim, in die gelehrte Welt einführte, vollig platoniſch, 
auch feine morglifhen Erzählungen (1752) und fein Leh 
Bon der Natur der Dinge (1751), beide im Hall . 
Hagedorn’fhen Geiſte gefchrieben, zeugen. Run ging € 
Bodiner (1752) in die Schweiz, wo er ſich von Kiopkel 
geiftert fühlte und fehr fromm ward, wie feine Pfalme | 





*) 8. Morgenblatt 1807. nr. 260. p . 1076, Allein Wieland jet 
L neu. Ausg. db. Agathon (S, W. p. 23), führt Biberad al 
eburtsort an. 


Deutfche Poefie. 659 


20) (WB. G. Ehriſtiani) Gebächtnißrebe der Univ. Kiel auf ihr. verew. 
Ranzler 3. A. Er. Kiel 1788. 4. Riemann’ Schlesw. Holft. Prov. DI. 
788. 9. II. p. 379 aq. IV. p. 89 sq. VI. b- 381 sq. Bördens Bd. I. 
829 q. V. p: 828 sg. Baur £eb. Gem. Bd. III. p. 363 sq. Hirfching 
Bd, I. 2. p. 319 sq. Sammtlihe Gedichte. Deflau 1782—83. 11T. 8. Hins 
erlaſſene Gedichte herausg. dv. f. Sohne K. F. Eramer. Hamb. 1791. III, 8. 


4 24) Ueb. Halle: Halberfladt ſ. Prug p. 145 sq. üb. Berlin ebd. p. 
sg. 


22) ©. Fr. Nicolai, Ehrengedähtniß a. Ew. Chr. v. Kl. Berl. 1760. 
‚Schmid Biogr. d. Dichter Bd. I. p. 1-67. u. Rekrol. I. p. 387 sq. 
» Zourn. v. u. f. Deutſchl. 1792. VIII. p. 647 sq.), Pommerfch. Arch. d. 
diſſenſch. 1734 St. I. p. 163—177. Meier Char. Bb. II. p. 181—222. 
wihing Bd. III. 2. p. 269 ag. Berl. Mon. Schr. 1789. Ian. p. 8 40. 
ütdens Bd. II. p 641 8q. VI. p. 383 aq. — Gämmtl. Werke her. v. 
amler. Berl. 1756. IV. 8. ebd. IV. 9. 1782. IV. 8. Sämmtl. W. nebft 
‚ Dichters Leb. u. ſ. Briefen an Gleim ber. v. W. Körte. Berl. 1803. II. 
.8. ebd. 1830. 1840. II. 16. 


23) ©. Meufel Gel. Deutſchl. Bd II, 8: 576 sq. IX. p. 431. XI. 
‚275 sq. Lpzg. N. Lit. Zeit. 1803. Int. BI. or. 97 sq. Herder Abraftea 
‚IX. p. 101 sg. u. Fragm. üb. d. neu. Deutiche Kit. 1767. Gamml. I. 
, 338 8q. D. Freimũthige 1804. nr. 73. 129—133. Jacobi in d. Iris 
pa. 8 40 2q. Reue Berl. Mon. Schr. 1802. Mai nr. 5. Decbr. nr. 4. 
03. Dechr. nr. 1—3. 1804, Jan. nr. 5. Febr. nr. 2. März nr. 6. Joͤr⸗ 
nd ®b. II. p. 139 sq. VI. p. 188 sq. W. Körte, SI. Lcb. a. f. Schrifs 
& Halbſt. 1811. 8. Obfcurantenalmanad) 1798. p. 298—314. Pruß a. a. 
p. 146 sq. u. Lit. Hift. Taſch. 1843. p. 447 ag. — Sämmtl. Schrif⸗ 
&pıg. 1758. 1802.IV. 8. Sammtl. Werke. Erſte Orig. Ausg. a. d. 
6 Handfchrift d. W. Körte. Halberft. 1811—13. VII. 8. (Dazu: Gups 
entband. Vater Gleims Zeitgedichte v. 17891803. Lpzg. 1841. 8.) 


24) S. Schmid Biogr. d. Dicht. IE. p. 287 sq. Deutfch. Merc. 1797. 
mus nr. 2. Schlichtegroll Nekr. 1796. I. p. 65 3q. Allg. Lit. Anz. 
%. ur. 5. u. 33. Zördens Bb. V. p. 130 sq. — Lyriſche Gedichte. Berl. 
4. 8. Lyriſche u. and. Gedichte. Anep. 1755. 8. Lpzg. 1766.8. Sämmtl. 
efifche Werke. Epzg. 1768. MI. 8. 1772. ebd. II. 8. Wien 1790. 8. Poet. 
erke her. v. Chr. 5. Weiße. Wien 1804. II. 4. 


25) ©. Baur Leb. Gem. Bd. Y. p. 528 sq. Schmid Nekrol. TI. 
79 sq. Meifter Bd. II. p. 280 M. Hirſching Bb. I. 2. p. 102 nq. 
kebel in Herder’s Adraften St. X. Jördens Bd. II. p. 191 sq. VI. p. 
Bag. R. Berl. M. Schr. 1809. Juni p. 331 sq. — Vermiſchte Gedichte 
rd KW. Ramler. Mannh. 1785. III. 8. ebd. 1807. III. 8. 


, %) &. Iördens im Berl.Muf. Alm. 1791. B: 161 sq. u. Lex. Deutſch. 
‚ ü. Pr. Bd. IV. p. 262 < Schlichtegrol Nele. 1798. I. p. 8 2; 
Mingt in Raml. Poet. W. Th. I. p. 305-3235. Hirſching Bd. IX. 1. 
‚3 sg. Neu. Berl. M. Schr. 1802. Mei nr. 5. Dechr. nr. 4. 1803. 
Kr. nr. 1. 1804. Sanuar nr. 5. Zebr. nr. 2. Mai nr. 6. Ih. Hein: 
R Berf. e. biogr. Skizze R. n. e. kurz. Darft. f. poet. Char. Berl. 1798, 
— Poetiſche WB. her. n. f. Tode v. Goͤckingk. Bri. 1800. HM. 8. Lyriſche 
bidhte. ebd. 1772. 8. Oden. Berl. 1768. 8. Geiftlihe Santaten ebd. 1760. 
6- 8. cf. 3. 3. Voß, Krit. Briefe üb. Goͤß und Ramler. Münch. 1809.8, 
27) S. Deifter Bd. II, p.799sq. Sonnenfels Gef. Schr. (Wien 1822.) 
1. p. 316 sq. Hirfhing Bd. 111. 2. B; 186 sq. Deutſch. Mercur 1803. 
rl. p. 271 sq. Schlichtegroll Rekr. Suppl. 1 3. 1 p- 287 sq. 
. 42 


660 Deutſche Poefie. Klopſtock. 


Muſ. Alm. Im. p. 1 BT Joͤrdens Bb. II RN 
Dt Werte Bd. . 387. — Auseriefene Gedichte. 
—* eue Gedichte. Brian Hi ern. 1772. (1774.) 8. Gedichte mh 
ibr. —A — A ihr. kedenst. ber. v. ihr. Tochter (k. v. Klenke ge.) 
er 179 


28) S. Gradmann Sr Schwab. p. 29 sq. Joͤrdens Di. 11. ur. 


sg. VI. p- ws sq. Sämmtl. Werke. —8 1770 - 74. 
einer her. v. . Schloſſer. Bafel 1784. 8. Theatral. Sarifte. %s 
1792. 8. 


29) ©. Weibdlich Bier: Rachr. v. jegfleb, Rechtsgel. Thl. J. p.467eg 
Schmib Ne. Bd. II. p. 872 sq. u. Journ. v. u. f. Deuticht. 1792. & 
VEN. P- an Hirſching m. IV. 1. p. 255 sq. SIörbens Bb. IN. p. WM 
ng. VI. p. 503 2q. M. ©. ?. 8* ü. Berbienfe ans Licht gez. v. sn [3 
listen Palb. 1784. 8. Bier Bücher afopilher Kabeln. Epag. 1748. Bel 
1758. Greifsw. u. Leipa. 1761. Berl. 1762. 1775. 1782. 68 Recht ie 
Bernunft. Epsg. 1758. 4. Schriften ber. v. ſ. Enkel E. 2. M. v. Pott m 
e. Borr. u. Biogr. 8. v. F. Cramer. Halberſt. 1828. 16. 


3%) ©. Schmid Nekrol. Bd. II. p. 686 aq. u. Journ. v. uf. Deutiäl 
179. &t. vll. p- 649. Jörbens Bd. V. p. 487 nq. — Dithdrambe 
Berl. 1763. 8. 1,66. 8. Dialogiſche Fabeln. ebd. 1765. 1791. 8, Giumk 
Hoetifche Schriften. Lpzg. 1779. 8. 


31) ©. Prut d. Götting. Dichterb. p. 159 sq. 


82) ©. Denis Lit. Nachl. Bb. 1. p. 1-55 36—71. Rpıg. Mi. 2 
1801. Bi Fri wer * Plut. Bd. . 197 8q Wördens 
LP p. — Ojſſiano nd Sineds eieher. Wien 178% 
* "Ras aufge u. ber. p. J. v. Reber. Wien 1784. 4) 
* 8* 1 Liter. Nachlaß ber. v. H. Fr. Freiherr v. Rees 
ien 


33) ©. — Bd. III. p. 457 sq. VI. p. 519. De Luca Gel. dc. 
I. ER p. 314 sq. — Gedichte nebft Oden aus dem Horaz. Wien 174 


3) ©. Dtto ker. d. Oberl. Gel. Bd. H. « 836 ag. I. 
749. Zördens Bd. II. ge 106 sq. VI. p. u Ri — G&ömmitl, 
&psg. 1784—1805. VII. 8 


35) Gedicht eines Etaiten. epzo 766. 4. 


$. 692. 


In mander Beziehung, wenn aud nur entfernt mil 
den oben genannten Schulen zufammenhängend, ragt bob uw 
endlich über alle derſelben Angehörige Briedrih Gottleb 
Klopſtock!) hervor, den ſchon Goethe einen außerorbentiidet 
Mann nannte Er war den 2. Jull 1724 zu Quedlinbe 
geboren, Rubierte 1759-45 zu Schulpforta, und Dann zu sms, 
wo er den Meſſtas entwarf und die drei erften Gefänge, obwohl 
in Profa, niederſchtieb. Nun trat er als Hauslehter zu Langen 
ſalza (1748) ein, 15 er jene unglädlide Liebe zur Fricberii 


« 


Dentfche Poeſie. Klopſtock. 661 


Fqmidi (Fanny) faßte, bie ihn (1750) zu Bobmer nach Zürich 
Dirt. Bon hier rief ihn Bernſtorf ab, der Ihn nad) Ropenhagen 
von, wo er bis zu deſſen Sturze (1771) blieb. Mittlerweile 
hatte er eine kurze, hoͤchſt glüdlide Ehe mit Margaretha Moller 
Meta) geführt (1757 —58), ſchritt aber doch, tropdem daß er 
he nie vergefien konnte, (1791) zu einer zweiten Bermählung mit Jos 
janne non Winthem, eine Wittwe, und flarb den 17, März 1803, 
Ms Dichter betradtet bat er fein Meiſterſtuͤck in feiner Mefs 
bade (174873), einem religiöfen Epos, deſſen Held ber 
Brlöfer iR, und worin Milton fein Borbild- war, geliefert. Es 
erdient zwar, als eigentlihe Epopöe beurtheilt, in feiner Ge⸗ 
kaumtheit diefen Namen nicht, an einzelnen Schönheiten aber, bes 
enders wo er fein Herz und Gefühl reden läßt (3. B. bei der 
Bailderung des gefallenen Engela Abbadonna), iſt es unendlich 
nid. Ihn aber deshalb mit Homer oder auch nur mit Dante 
Mfammenzuftellen, wird immer ein hinfender Vergleich bleiben, und 
don der fromme Herder tadelte an Ihm den Mangel an finn« 
iher Begreiflichkeit, an Rationalität und an freier, von theolog⸗ 
ſEer Orthodoxie unabhängigen Auffaffung, wozu nod die allzu⸗ 
koße Einförmigfelt des Ganzen und die in der Länge ber Zeit, 
velhe er Darauf wendete, liegende Ungleihhelt der Ausführung 
lommen. Unermeßlich groß iſt aber das Verdienſt dieſes @e. 
iichts um die Deutſche Sprache und Ausédrucksweiſe, welche mit 
hm erſt einen wahren Aufſchwung nimmt, und bat er auch den 
Berameter, den gleichzeitig mit ihm auch Kleift in feinem Fruͤh⸗ 
ing anmwendete, nicht erfunden, fo hat er ihn doch zuerſt durch 
He Eonfequenz feiner rhythmiſchen Ausbildung auf den Gipfel 
vr Vollendung gebracht, wohin ihm faſt Niemand wieder zu 
Plgen wagte. Uebrigens erkannte die großen Schönheiten dieſes 
Bevihts wohl zuerft Bodmer an, der es auch in feiner Roachide 
mäwahmen ſuchte, wogegen ihn Bottfhed (Neu. a. d. Anm. 
Kl. 1752. S. 62) in Beziehung auf Religion zu verbächtigen 
ste, und fein Anhänger Trifer war dumm genug, in feinem 
emiſchen Epos, der Wurmfamen, den von Klopflod gewählten 
Derameter laͤcherlich machen zu wollen, aber auch Lefling fchrieb 
Mh Briefe über vie erfien 16 Verſe des Meſſtas (W. Bd. XII, 
5. 61), welde mit gewohnten Witz und Scarffinn bie 


662 Deutſche Poeſie. Wieland. 


ſchwachen Stellen herausfanden. Weit poetiſchet erſcheint Kapfel 
in feinen lyriſchen Dichtungen, beſonders in den geiflihen Dia 
IR er wahrhaft Davidiſcher Begeiſterung voll; aber auf a 
der weltlichen Lyrik hat er einige vortrefflidhe Lieder (an Yan, 
Selmar und Eelma, der Sommerabend, die künftige Gelicht, 
Vaterlandslied für Deutfhe Maͤdchen x.) geliefert, und mehren 
feiner aud in die Geſangbuͤcher übergegangenen geiſtlichen Kine 
(4. 3. Stnf ih einft in jenen Schlummer ıc., Auferſtehn, ja 
auferflehn ıc.) gehören zu den fhönften Kirdhengefängen, die wir haben. 
Nur feine mit yolitifch » patriotifcher Tendenz gedichteten Barıem 
lieder, wo die Nordiſche Mythologie die Balls iA, laſſen fa, 
und feine dramatiſchen Dichtungen, die theils daffelbe Elenen 
(Hermannoſchlacht, Hermanns Tod, Hermann und die Fürke) 
enthalten und von ihm Bardiete genannt wurden, theils tim 
Stoffe dem alten Teftamente entlehnten, find Gebilde eines wer 
fhrobenn Geſchmacks und zeugen fowohl von völliger Unkem 
niß der Bühne als auch von Mangel an aller dramatikka 
Uinlage. So reinsreliglöß aber Klopfiod war, und fo erhabm 
und von allen Schladen der irdiſchen Sinnlichkeit die Region 
find, in denen fi feine Phantafle bewegte, fo ſinnlich dagege 
iR das Element, welches die Arbeiten eines andern große 
Dichters feiner Zeit durchzieht, ich meine den heiter = joviale 
Ironiker Chriſtoph Martin Wieland?) aus Oberhoh 
heim*) bei Biberach (geb. d. 5. Septbr. 1733), Gr frrdierk 
zu Kofler Bergen und Tübingen und liebte hier feine Eouf 
Sophie Yuttermann, die nachherige Frau von La Rode, die a 
durd) die Herausgabe ihred Romans, das Fräulein von Gtm: 
heim, in die gelehrte Welt einführte, völlig ylatonifch, won 
auch feine morglifchen Erzählungen (1752) und fein Lehrgedill 
Bon der Natur der Dinge (1751), beide im Haller, Kid 
Hagedorn'ſchen Geiſte geichrieben, zeugen, Run ging er A 
Bodmer (1752) in die Schweiz, wo er ſich von Klopſtock dv 
geiftert fühlte und fehr fromm ward, wie feine Pfalmen om 


*) 8. Morgenblatt 1807. nr. 268. p. 1076. Allein Wieland ſelbſt, Sort 
8 ne Ausg. d. Agathon (S, W. 1, n p. 23), führt Biberach als fein 
eburtsort an. 


Deutfihe Prefie. Wieland. 663 


kupfinbungen eines Ghriften (1755) beweifen; batd aber lam 
a8 finnliche Element bei ibm zum Durchbruche, und mit fels 
em Austritt aud Bodmer's Haufe und feiner Ueberſiedelung 
ach Bern fing er an, fi} ganz in die Arme der Franzöflichen 
3ernunftpbilofophen und Gtlüdieligkeitsiehrer zu werfen und 
picuräer zu werden. Rab Biberach (1760) zurüdgekehrt, 
0 er Canzleidirector ward, ergab er fi jener üppigen Sentimentalität 
nd finntichen Weltanfhauung eines Crebillon, die fih in fel- 
en komiſchen Erzählungen (1762), dem ironifchen Sylvio von 
Rofaiba (1764), einer Satire auf die vornehmen Frömmler, 
inem berühmten Agathon (1766), einer rt allegoriſchen 
utobiographie (d. h. wie er gehandelt baten würde, wenn er 
Igathon geweſen wäre) und Geelengefchichte, welche Ideen dann 
in Mufarion (1768) und feine Grazien (1769) weiter aus⸗ 
ührten, ausfpricht. Nebenbei hatte er durch feine Leberfegung des 
Ehafipere dem Publicum eine nicht blos anregende, fondern wahre 
haft verebeinde Lecture geboten. Bald darauf rief ihn die Her 
poin Amalie von Weimar (1772) ald Erzieher ihrer Söhne, 
Be berühmten Karl Auguſt und Conftantin, an ihren Hof, und 
bier: fchrieb er denn, nachdem er ſich fon vorher im Idris 
(1768), dem Neuen Amadid (1771), dem anmutbigen Gandelin 
(1776), im Wintermärhen und Geron von dem Griechiſchen Bor 
ven in die mittelalterlidhe Ritter. und Feenwelt verfegt batte, 
obwohl er wieder in der Oper Alceſte (1773) das Alterthum 
im modernificen fuchte, was ihm aber ein geiſtreiches, humori⸗ 
ſiſches Pamphlet von Goethe, Götter, Helden und Wieland 
(8. Br. 111, ©. 257 sq. ef. XXVI. ©.321q.) betitelt 
zajeg, feinen unübertrefflihen - Oberon (1780) nah der bem 
Huon von’ Bordeaux, einem altfranzoͤſiſchen Ritterromane, zu 
Grunde genden Sage und der im Shaliperefhen Sommers 
nachtotraume enthaltenen wunderfkönen Epifode vom Feenkonig 
Obere und der Titania. In diefem herrlichen Epos, von dem 

fagte, daß, fo lange Poeſie Poeſie bleiben werbe, es au 
näß ein Meiſterſtück poetiſcher Kunſt geliebt und bavundert wer⸗ 
— wollte er nämlich die Idee von einer treuen Liebe, 

von der Borfehung trop allen fi ihr entgegenſtelenden 
Biperwärtigfeiten zu einem glüdlichen Ende geführt werde, vers 


664 Deutſche Poeſte. Leſſing 


herrlichen. In vieler Bezichung Tann man ihn hierin ui 
Arioſto vergleichen; denn mag man bie herrlichen Berfe, wie vo 
endete Sprache und die Kunſt, Ironie und Humer mit ber er 
Aehen Romantik geſchickt zu verfhuchen, betrachten, immer iR e 
wahrhaft unübertreffiih. Bon nun an neigt er fih aber wiese 
zur heitern Democritifch» Epteurätfchen Didactik Hin, wie fee 
Goloner Spiegel (1772), die Wbderiten (1774), Beregriund 
Broteus (1791), Agathobämon (1795) und. befondera fein 
Uriſtipp (1800) beweiien, in welchem lehteren er die Eumme 
und vas Refultat feiner wahrhaft das Griechiſche Leben in ſich 
. aufachmenden Studien der alten Humanität darbietet und gemiß 
Die Ironie des Socrates, wie wir fie und vorfellen, wenn nidt 
übertroffen, doch jedenfall gluͤcklich nachgeahmt Hat. Was 
ubrigens dieſer feine Kritifer für die Bildung der Deus 
fen Literatur und die Aennmiß des Alterthums Durch feinen 
Deutfhen Mercure (1773) und fein Attiſches Muſeum (1796) 
geban, IR zu befannt, ale daß es Hier noch weiterer Beur⸗ 
theilung beduͤrfte. Er farb hochbejahrt ven 20. Ian. 1813. 
Als der dritte große Beil dieſes Abſchnitto leuchtet ums 
nun Gotthold Ephraim Leffing?) aus Gamen (geb. d. 22, 
Ian. 1729), ver Schöpfer der Deutſchen claſſiſchen Brok 
entgegen, ber bereit auf der Schule zu Meißen Plautus um 
Terenz eifrig fudierte und dann in Leipzig feine Neigung fürs 
"Theater durd das Spiel der wadern Reuber'ſchen Gefeifibek 
no mehr angeregt fab, fo daß er fchon mit Weihe für daffelbe 
zaſammen arbeitete, und fi um die eigentligen Univerſitaͤts ſtudaen 
fo wenig kümmerte, daß er ſelbſt geſteht, er wife nicht recht, 
was er in Leipzig und Wittenberg, wo er Magifter ward, eigentlic 
fimbiert babe, Er machte fi darauf in Berlin mit Nicolai mb 
Mofes Dienvelfohn befannt und ſchrieb in Potodam (1755) fein bar⸗ 
gerlides Schaufpiel, Mit Sara Sampfon, in mweldem er, burd 
Diverot’8 Dramen angeregt, der biöherigen Franzoͤſtſchen Nich⸗ 
tang des Deutfhen Dramas, ber er felbft in feinen früßeren 
Stüden (der Freigeiſt, Jude, Schatz x.) gehuligt hatte, den 
Krieg erklärte und dadurch der Vater des Deutſchen Nationai- 
familtendramas warb, welches feinen Glamzpunkt in Schillers 
Aabale und Liebe fand, durch Ifflaud's, Kotzebue's und der Weißen⸗ 
thurn Rührflüde wieder ſank, und erſt in neuerer Zeit nad 


Denäfse Poeſte. Leſſing. 08 


mil verunglücten Verſuchen (5 B. Ebnard Devrient's, ber 
Mache Dfeifier x) durch Gutzlow (Weißes Blatt, Werne, 
Savage) Hebel (Magdalena) x. einigermaßen . wieder zu 
Foren gebracht ward. Leſſing wandte ſich nun mit der 
rößten Thaätigkeit den Piteraturbriefen zu, deren eigenilicher 
Bründer er war, und ſchrieb daneben, durch Windelmann ams 
regt, ben Laofoon, worin er nachweiſen wollte, wie die Schön⸗ 
et ihrer felbfi wegen in der KRunft Hauptziel fein müſſa 
1166), und darauf (1767) Minna von Barnbeim, worky 
= zuerſt ein Deutfches Rationgldrama auf vaterländifhem Bruni 
und Boden ſchuf, das alle Borzüge der Sara Sampfon, abe 
nicht jenes Uebermaß der rhetorifhen Breite und des Larmoy⸗ 
anten hatte, weites man bier. auöftellen konnte. Weiter führte 
er feine Anfichten über dad Drama in feiner berühmten Hame 
burpifchen Dramaturgie (1768) aus, worin er mit em größten 
Scharffinn die Muſter der Kranzöfiihen Tragiker amalnfist um 
feitifert, wonach er als Mufterfiüd oder, wie ein talentvoller Kritiker 
fügt, als lebendige Dramaturgie feine unferbliche Emilia Gas 
ketti (1772) folgen ließ, in welcher er die. Geſchichte ber Vir⸗ 
ginia aus Livius (III. 44.) im modernen Gewande bearbeitete 
und feinen Zweck, damit der auftauchenden Hypertragik der Sturm⸗ 
und Drangperiode (befonderd dem Ugolino) einen Damm durch 
dedarin entroidelte griechiſche Kunfl entgegenzuftellen, fo wirkfam er- 
teite, daß, mährend alle jene Producte eines verfehlten Ge⸗ 
ſchmads fehr bald von der Bühne verkhwanden, Leſſing s Meiſter⸗ 
weh, das man aber fehen, nicht lefen wuß, wie fchon Herden 
bemerkte, noch heute zu den feltenen Perlen gehört, welche zus 
weilen auf dem unfruchtharen Bühnenmeere aufſchmimmen. Leis 
der wurde feine Thätigkeit unangenehm durch die Anmaßungen 
des pedantiſchen Klo In Halle, die er jedoch durch feine Anti⸗ 
quariſchen Briefe vernichtete, geflört, und nachdem er als Biblko⸗ 
thelar zu Wolfenbüttel (1770) die Wolfenküttelihen Fragmente 
des H. S. Reimarus, worin bekanntlich neben dem ganz ent⸗ 
außsgefprochenen deiſtiſchen Rationaliomus ein dogna⸗ 

MG und hiſtoriſch wohl geharniſchtes Angriffsſyftem auf das 
Chriſtenthum erfolgte, edirt hatte, fiel ihn ein orthodoxer Zelote, 
Hamhurger Pafıse Goeze am, der aber von ihm mit der 
diiſteollſen Irenie gebührend abgstrumpft ward, Die bedam⸗ 


006 Deutſche Pocfe. Leſſng 


endſte dieſer polemiſchen Schriften iR die neuecdings den bel 
tim Dekonomen Albrecht Thaer ) (1782 — 1828) grudlet p 
geſchriebene Erziehung des Menſchengeſchlechts, in welcher er preyhetiſh 
ein neues Evangelium und eine Zeit der geiſtigen und moraliſchen 
Bildung verheißt, wo der Menſch dad Gute thun werde, weil 
es eben gut iR, nit blos, weil es die Schrift geboten habe 
Endlich (1779) erihien fein unflerbliher Nathan, worin « 
poetifh das verwirklicht, wa6 er in dem ebengenannten ak 
philofophifh deducirt hatte, und zugleich im der ſeinen 
Heben in den Mund gelegten Anſicht über alle yo 
tiven Religionen die feinige an den Tag legt, und feine Hab 
Ihre, in der Menſchenliebe Bott zu lieben, durchführt. De 
Form iR auch bier, obwohl ebenfo vollendet ſchoön wie der Stef, 
ven er aus Boccaccio's Decameron genommen hatte, nur Re 
benſache, und der eigentlihe Kern, Belämpfung bes fanatildn 
Aberalaubens und der pfäffiiben Sophiſtik durch rationelle Inte 
ligenz, liegt klar am Tage. Leider ftarb er bald nad dieen 
Brogramm feiner Gefinnung, am 15. Febr. 1781, naddem a, 
wie ſein Freund Moſes Mendeisfohn fagte, mehr als ein Mw 


ſchenalter feinem Jahrbundert voraudgeeilt war. 

1) 6. (8. Sr. Cramer) Kiopftod. Er und über ihn. Deffau 1781-8. 
1782—93. V. 8. u. Klopftod in Fragmenten a. Briefen von Zellow an 
Eliſa. Hamb. 1777—78. 1778-80. IT. 8. 3. &. Gruber, Kt. Leben. !pH- 
1832. 8. Kiopftod u. f. Freunde, Briefwechſel 2c. ber. v. Klamer Schmid. 
Halberſt. 1810. I. 8. Nachlaß: Auswahl a. f. hinterl. Papieren (her. D. 
Ehr. A. H. Clodius) Ppzg. 1821. I. 8. K. v. Morgenftern, Kiopftod. ©: 
Borleſ. Dorpat 1807. 16. u. Kl als vaterl. Dichter, ebd. 1814. 4. I. 2 
Thieß, Kt. wie er ſich feit einem halben Ihdt. als Dichter auf die Nation 
u. als Schriftſt. a. d. Eiter. gewirkt hat. Altona 1805. 8. Döring, Ye 
Kl., in f. Werken Suppl. ®b. I. Sr. Pfeiffer, Soͤthe u. Klopftod, m. Be⸗ 
lagen. Lpzg. 1842. 12. Gervinus Bd. IV. p. 11% sq. Pillebrand, Bo. I. 
p: 96 sq. Bilmar p. 480 sq. Iördens Bd. III. p. 3 sq. VI, p. 401 94 

oethe W. Bdo. XXIV. P 129 sqg. XXV. p. 29 sq. XX VI. p Il. 
220. 140. 327 sq. — Werke. Bd. I-VIl. Spzg. 1795-1810. 4. Sammt 
Werke. Eogg- 1798—1821. XTI. 8. ebd. 1823—26. XII. 16. (Dazu: Fl 
Sämmtl. Sprachw. u. Aefth. Schr. n. d. übrig. bis jegt noch ungebr. Ib} 
Bed. Briefen ıc. berausg. v. Bed u. Spinbler. &pzg. 1830. VI. 16. u. 1. 
Supplem. ©. Leb. v. Döring. Weimar 1825. 16.) Gämmtl. B. ebd. 189, 
IX. 16. in einem Bande. ebd. 183940. 4. Exſte volft. Ausg. ebd, 184. 
X. 12, (Dazu: Sämmtl. W. ergänzt in drei Bänden durch f. Briefmedid, 
lebensgeichichtliche u. and. interr. Beitr. v. H. Schmidlin. Gtuttg. 1 
N 10. Döring, Genius a. KL Werken, als Regiſter zu f. Gef. &. Js 


2) &, 2%. G. Gruber, Ch. M. Wieland geſch. Altenb. 1815—16. I. 16. 
Leben. Reu beach. Lpzg.1827—28. IV. 8. (in [.W. Bd.L— LI). 9.3.3 
Schaͤdelin, Zulie Bondeli, die Freundin Rouffeau's und Wielands. Ber 
1838. 8. 9. Döring, ‘Sb. IM. d. E. bioge, Denk, Gangerheufe 





Deutſche Porfe. Epos, vor 


BiB. 26. Gersinnt BR. IV. p. . Sillebrand I. 88* 
— 71.7520. Kl p. wng, pP. 88. W 
. XXVI. p EEE, xx. p KL. p. 231 89 xLY. a0! xVm. 
. 171. 179. SIördens Bb Saͤmmtl. Werke. Lpzg. 174— 
802. Bd. 1—XXUX. u. er B. I—VI. 4 u. 8. Sämmtl, W. ber. - 
. 3 ©. Gruber. Lpzg. 1818— 28. LIII. 8. u. 16. (Dayu — 
elbſtſchiiderung dv. Sruber. Epzg. 1826. 12.) ebd. 1839 —40, X 
S. F bazu S 3. te Genius a. W. Werken. Als Regift. zu def. &rf. 

.u. Jena 

3) ©. ecben 0.6. ©. Leffing. Berl. 1793. III. 8. H. Gl. Graͤve, ex 

ag's Lebensgeſchichte oder —* ing ale Menſch — Lpzg. 1829. 
v. Schlegel, Ueber Leſſing, in feinen Char. u. Grit. Bd. 1. 8 370 sy 

. Geil a. defl. Schriften. 2pzg. 1804. 1810. II. ge Chr. ©. Sail 
leber Beifing’e Senie u. Schriften. Halle 1782. 8. J. Br. Schink, Char. 
Ieffings. Epzg. 1806. 8. u. im Panth. d Deutfchen. Bd. II. &. 4. Diller, 
Feinnerungen, a. G. E. Leffing. Meiffen 1841. 8. Gl. Mropnike | g nglane. 
gu 1843. 8. Herder im Deutſch. Merc. 1781. Dctbr, eroinus 

‚IV. Mr 318 J Hillebrand I. F 205 —8 elle, Biaunfäncige fchöne 


.p. 93 sq. SIördens Bd, IH. p- #8 21. Morgentl, 
1844. ur. 91 sg: Goethe Schr. 3 I 2, 8 u x V. 79. 
1. ämmtl. Werte. Ber m 


. 106. 166. 181. 315. XXXI. p. 118. — 
. XXX. 8. (Dazu: ald Bd. XXI. Lefl. Leben v. Schink. Werl. 1826. 
8.) Sämmtl. Schrift. Her. v. 3. Fr. Schink. Berl. 18235—238, XXXII. 
12. Reue rechtm. Ausg. v. K. Lachmann. Berl. 183940. XII. 8. (Dayu 
Gupplem. Bd. enth. Briefe an Lelfing v. Pebreren Berl. 1840. 8.) Be - 
fammelte Werke. Neue rechtm. A. Lpzg. 1841. X. 16. SämmtL W. In eis 
nem Bande. pas. 1841. 4. (Letztere beid. Ausg. enth. nur e. Auswahl). 

46. W. Röcke, aubreeht Thaer, fein Geben und Wirken ale Urst und 
Landwirth. Lpag. 1839. (dageg. cf. G. E. Guhrauer, Leſſ. Erzleh. 
Nenſcheng. krit. u. phil. —S Berl. ABA. 8.) 


$. 693. 


Betrachten wir jegt die einzelnen Faͤcher der Dichtlunſt in 
nerhalb dieſer Periode, fo wird ſich im eigentlicen Epos nichts 
finden ale Bodmer’s Wilhelm von Dranfe (1774), Noachide 
(1752), Hieboid und Wibrade (1777) ıc., des befannten 
Daniel Wilhelm Trillers aus Erfurt, Hofraths und Pros 
heſſors der Medicin zu Wittenberg (1695 — 1782), eines blo⸗ 
Im Reimſchmids, Sächſiſcher Brinzenraub‘), des Deſtreichiſchen 

Landſchaftoſecretärs Franz Chriſſoph von Scheyb (+ 1777) 
Tereſiade?), des Sächſiſchen Hauptmanns Chriſtoph Otto 

von Schönaich aus Amtig in der Ricverlauflg 

(geb. 1725, ge. 1807) Arminius und Heinrih der Boyle’), 

dende platte Reimereien, obgleich ihr Berfofler die Frechheit hatte, 

in feiner Aeſthetik in einer Ruß nicht blos über die Schweizer, 

fondern andy über Klopfiod als Renerer den Stab zu bieten, 

ib gewigen Johann Chriſtian Euno’) aus Balin (geb, 

1708, uB. 1783) Nadahmung ver Klopfſteckſchen BWerfiadı 


663 Dertſche Docke. Epes. Poet. Erzählung. Satire. 


unter gleigem Titel, und bed don genannten Zadastä 
Schöpfung deruHöue und Unterwerfung der geralienen Engel 
(1760), ſowie ;fien unvollendeter Cortes (1766), die leider auch 
an feiner leidigen Ballomanie krank liegen. Auh Wieland 
ſchrieb eine Prüfung Abrahams (1753) und einen Cyrus 
(1759), den er aber nicht vollendete, und Kleiſt's Giffides 
und Pachides (1758) iR mehr poetiſche Erzaͤhlung als Epopör. 
Was das fomifde Heldengedicht anlangt, muß vor Trtller’& ſchen 
genanntem erbaͤrmlichen Wurmſamen (1751), ber unverbienter Weiſe 
die Ehre hatte, Begenfchriften hervorzurufen, und vor Löwen’s 
Walpurgisnacht geraden gewarnt werden; allein abgefehen bauen, 
daß Zahariä’s vortrefflibe Dictungen, die beflen dieſes is 
ſchnitis, ſchon oben ihre Stelle fanden, bat do Bopdmer’s 
Kewinius Schönaih (1756), eine Satire auf des erwähnten 
Gottſchedianers Schönaih Hermann, die aber wieder von biefem 
ungeſchickte Einngepihte (1755) hervorrief, mandes Huͤbſche. 
MUgens Sieg des Liebesgottes (1753), in des Dänifchen Iuſtiz⸗ 
sathe Johann Jakob Duſch aus Celle (1727—83) Toppe 
und Schooßhumd ), freitih ohne eigentliche Vis comiea, und in Des 
Regifratore Johann Friedrich Löwen‘) aus Clausthal 
(1729— 71), welder der Erſte war, der eine Gefhichte des 
Deutſchen Theaters (mehr der Schaufpleler) ſchrieb, im Baͤnkel⸗ 
fängertone geſchriebenen Romanzen findet man manches Treffliche, 
wie denn auch des bekannten Johann Chriſtoph Roſt“)) aus 
Leipzig (geb. 1717, gel. 1770), Oberfteuerfecretärd zu Dreoden, 
Sängerinnen, Vorſpiel, ſowie theilweiſe auch feine Schaͤfergedichte 
hierhergehoͤten. Wäre Letzterer nur weniger ſchmuzig, fo könnte man 
manchen feiner Arbeiten Geſchmack abgewinnen, aber feine ſchöne 
Nacht (Beihreibung der Braumacht), fpäterhin ohne fein Wiſſen 
ganz in Kupfer geſtochen, und feinen Zeitgeil würde ſelbſt en 
Caſanova nit anflößiger geferieben haben. Zur rein yoetifchen 
Erzählung gehören Gleim's Alexis und Eliſe (1771), 
Duſch's Tempel der Liebe oder Andon und Themire, Wie⸗ 
land's dem Mittelalter entlehnte Kleinere Gedichte und des Hefr 
fiihen Bibliothekars und Medaillendiebs zu Caſſel Rudolph 
Erich Raspers aus Hannover (17836 —04) Hersin und Guxnilde 
eine Nachahmung dieſes Genres (1760)°), Unter den Gar 
tiritern, deren Ceryphaen Rabener und Liscow wir oben 





Deutſche Poeſie. Satire. Lehrgedicht. 660 


bon bBefpradicr, müflen jeboh au Heirrih Gottlob’s 
on Zufti?) aus Brücken in Thüringen, Preußt jen Berghaupt 
annıs in der Mark (+ 1771), Dichterinſel, Liedrich Zur 
tiedet’6?°) aus Wiſſelbach bei Erfurt (174285) Mähren 
om Hute, Borfhlag zur Abhuͤlfe des Brodmangels 2c., die an 
töcow’d Gel erinnern, Bodmer’& gerehter Momus (1780), 
porin er freilih das damalige Treiben in der Literatur etwas 
arteiiſch an den Pranger flellt, feine Ausfälle auf Triller und 
Hottfched, die wenigftend gerechter find als feine Angriffe auf 
ke Bremer Beiträge (Bom Natuͤrlichen in Gchäfergevicdhten, 
1746), Wieland, Gleim und Jacobi (Bon den rasen des 
Rleinen), Haller’s Mann nah der Welt (1783), nd Har 
gedor.n’s, der fhon als Gymnaſtaſt zu Hamburg im Patrioten 
(St. CXD) eine Satire auf die damals fo vorberrfchende Gallomanie 
frteb, Gelehrter (1740) und Schwäger (1744), eine Ras 
ahmung der befannten Horaziften Satire (1, 9), bier eine Stelle 
finden, gegen welde des gelehrten Profeſſors Johann Jo⸗ 
adim Schwabe!) zu Lepig (1714—85) Vertheidigung 
Boltſched's, auf deſſen Theaterwuth Johann Chriſtoph 
Roſt ein recht bitteres, aber gelungenes Pamphlet, der Teufel 
an Herrn Gottſched, Kunſtrichter der Leipziger Schaubühne, 
(1755) fertigte, worin er ſich, wie in feinem Vorſpiel bis zum Genie 
Boileau's erhob, gegen die Schweizer völlig mißrathen zu nen⸗ 
nen iR. Zahlreich iſt die Zahl der Lehrgedichte; doch iſt auch 
manches Brave darunter, fo kann man doch nit fagen, daß etwas 
Servortagendes oder Ausgezeichneles hier zu erwähnen wäre. 
Denn, abgefehen von Tril ler's geifllofen, bändereihen Nach⸗ 
ahmungen Brodes’, laſſen ſelbſt Albr. v. Haller’s Alpen 
(1729), bei fehönen Einzelheiten, kalt, und feine Unterſuchungen 
Über den Urfprung des Uebels (1734) find profatfa, ebenfo 
Oodmer’s kritiſche Lobgedichte. Höher ſteht Ghrifian 
Friedrich Zernitze) aus Tangermünde (1717—45), der 
feine moraliſchen Lehrfäge in ber loſen, aber Eräftign Manier 

Lucrez ausfprad und bier nur im proſaiſchen Ausdrud 
ven Schüler Gottſched's verräth, während feine Schäfergebichte 
Wenig mehr als triviale Reimereien find, ſowie von Cronegk, deſ⸗ 
\en Einfamfeiten, ein deppeltes Lehrgedicdt, Stadtleben, Ein⸗ 


‘ 


670 Demtfche Poeſie. Lehrgedicht. 


ladung aufs Sand und Gliuͤck der Thoren Hagedorn's Web 
fen (1741), Wilüdfeligkelt (1743) und Freundſchaft (1748) 
niet nachſtehen. Auch Pyra hat ein ſehr huͤbſches Pidadiiän 
Talent in feinem Tempel der Dichtlunſt an den Tag gelegt 
und wer fennt nicht ®ellert’6 Menſchenfreund und Freud 
(daft, Bedichte, die, wenn fie auch nicht gerade dichteriſchen Ge 
nius verratben, dob ſchon wegen der ebrenwerthen Beftunum 
ihres Verfaſſers nit vergefien werden dürfen? Käfner ba 
ſich aud in diefem Fache verfucht (1. B. Leber Die Reime, von 
den Kometen ıc.), allein er hätte befler gethan, nicht alyumdd 
zu unternehmen; denn ihn übertrifft fon bei weitem Duſi 
in feinen Wifienfchaften und in feinen Berfuben von der Be 
nunft, Loewen in feinem Adel und Genuß des Lebens, 
Creuz in feinen Bräbern (1760), einem vortrefflicdhen Gediak, 
fowie in feinem Berfuh vom Menſchen, ja ſelbſt Untz en s Beat 
über die Kunſt, ſtets froͤhlich zu fein, ragt unendlich über ihn 
hervor. Wenn Gleim in feinem rothen Buche die tieffinnig 
Myſtik des Orients nachahmen wollte, fo ift es ihm nur fr 
wenig gelungen, und aud Wieland hat in der Natur ber Dinge 
oder der. voßfommenen Welt (1752), im Antis Ovid (1752) um 
in dem Mufarion oder der Phtlofophle der Brazien (1768) dat 
Feld des Lehrgedichts betreten; aber fein lebendiger bumorifiiäe 
Character fpielt do& immer eine fo hervorragende Rolle, bai 
er den eigentliben Zwed feiner Dichtungen vergißt und in je 
nes Miſchding von Ernſt und Laune verfällt, das nun einmal 
mit dem wahren Lehrgedichte unvereinbar find... Ernfter um 
voll tiefer Reflexion iſt aber Leſſing in feinen Verſuchen übe 
die Religion und die menſchliche Otüdfeligfeit; allen man hat dick 
feine Leitungen faR ganz vergeflen, als er in den Rund feint 
Nathan, freilid im dramatifhen Gewande, jene Spruͤche der Weisheit 
legte, weiche an Tiefe ſchwerlich von der vielgerühmin Welöhel 
der Braminen übertroffen werden dürften. 


1) ©. Hamb. Beitr. z. Hifl. d. Gel. Bd. IT. p. 142 2q. Sördeni !. 

8 86 aq. Poetiſche Betrachtungen über verſchiedene aus der Natur ud 
ittenlehre hergenommenen Materien. Hamb. 1725—55. VI. 8. Neue Leſop⸗ 
che und moralifhe Fabeln in gebundener Rede. Hamb. 1740. 175 & 
Der Säaͤchſiſche Prinzenraub, ober der mohlverdiente Köhler, in einem Ge 
dichte fürgeftellet, in vier Büchern. Frkft. a. M. 1743. 8. Der Burmjame, 
ein. Heldengebicht. Erfter Sefang, welchem bald noch 29 andere folgen fol 


Deutſche Poeſte. 671 


* D. 1751. 8. Die rafte oden- Inokulation, ein . moral. Sebi 
Sc 0. IR. 1706.80 ’ ‚en Pol iot 

2) Thereſiade. Wien 1746. 4. (ſ. Dllmüg. Mon, Ausz. Bd. J. 142 aq. 
N. 4. p 749 sy.) 


9) ©. 3.3. Schwabe d. Lorbeerkranz, w. d. Zr. v. Sch. v. d. UWl. 
Fri c. zu 2pıg. erh. h. Lpzg. 1752. 4. Morgenbl. 1808. nr. 16. Ren, 
eipz. Lit. 3. Int. 31. 1808. nr. W. p. 306 F Jördens Bd. IV. p. 607 
24. — Hermann ober das befreite Deutfchland. Lpzg. 1751. 1753. 1760. 4. 
1805. 4. Heinrich der Vogler oder die gebämpften Yunnen. Berl. 1757. 4 
Den, Satiren, Briefe und Nahahmungen. epzg. 1761. 8. 


4) Mefliade in 12 Gef. Umfterd. 1762. 8. Gedichte. Berl. 1782. 8 
Geiſtliche Lieder. Hamb. 1758-64. IV. 8. S. Neu. Gel. Europa. Bb. XVI. 
p. RO sg. Meifter Char. Deutfh. Dicht. Bd. II. p. 27 4q. Meuſel Ler. 
d. v. 3. 1750 verft. Deutfch. Schr. Bd. TI. p. 258. Joördens V. p.838sq. 


5) ©. Hirfhing Bd. IT. 1. p. 64 sq. Zörbens Bd. I. Bee sq. 
Vi p. 28 ng. Korbes, er db. Gchlesw. boik. Schriftſt. p. sq. — 
Saͤmmtl. Poet. Werke. Altona 176567. Bd. I. u. II. 8. Verm. Werke 
in verſch. Art. d. Dichtk Jena 1754. 8 D. Tempel db. Liebe. Hamb. u. 


u 1787. 8. Das Zoppee, in f. Berm. W. Der Schooßhund. Alt. 
1756. 


2 

6) ©. Jöordens Bd. III. p. 416 *L Schmid Nekr. Bb. II. p. 551 aq. 
— Schriften. Hamb. 1765—66. IV. 8. Romanzen. Hamb. 1762. 1769. 
%%: 1771. 8. . ' 


7) Schmid Nekrol. Bd. II. p. 435 sq. u. Riogr. d. Dicht. 3b. M. 
422g. — Schäfererzählungen. Berl. 1742. 1744. 8. Die fhöne Nacht. 
el, 1763. 8. Das Vorſpiel, e. fat. cp. Bed. in 5 Gef. Dresd. 1742. 4. 

Bern 1763. 4. 1772. 4. Der Zeufel an Heren S. Utopien. 1755. 8. u. in 
Schmids Anth. d. Deutſch. I. p. 213 aq. u. in d. Berl. Mon. Schr. 1805. 
Ian. p. 31 sq. Vermiſchte Gedichte. 0. D. 1769. 8. ’ 


8) S. Strieder Hefl. Gel. GSeſch. Bd. XI. p. 221 sq. Lemgo. Auserl. 
Bibl. Bd. 16. p. 264 sq. Hirſching Bd. IX. 1. p. 107. 


‚9 Die Dichter⸗Inſel nach ihren verfchiedenen Landſchaſten und ben 
barin befindlichen Einwohnern fomwohl, als auch derfelben Gottesdienſt, 
Gtaatös und Kriegsverfaffung unpartheifh befchrieben benebft einem Lob⸗ 
und Devengebichtt. Lpzg. u. Wittend. 1745. 8. Scherzhaͤfte u. fatyrifche 
Gchriften. Bert. 1760-65. IH. 8. 


10) Saͤmmtliche Schriften. Wien 1786-87. V. 8. S. Journ. v. u. f. 
Oeutihl. 1786. ©t. IV. p. 310 sq. Hirfhing IX. 2. p. 270 sq. Yörbens 
Bd. IV, P. 849 sq. 

11) Critiſcher Sack⸗, Schreibs und Zafchen= Almana auf bas Jahr 
1744, geftellt durch Chrys. Mathanasium. Winterthur #238.) 8. Boll 
eingeſchanktes Tintenfaͤfſt eines allezeit parat feyenden Brief Secretary 26 
Son R. D. Vito Blaurockelio. Kuffftein 1745. 8. 


12) 6. Schmid Nekr. I. p. 191 ss. Jordens V. p. 602 sq. — Ber 
Mad} in moralifchen und Gchäfergebichten. Gamb. Epag. 1746. 8. 









| 


572 Deutfche Poche. Zabel. Poet. Epiftel. Epigramm. 


$. 694. 


Was num die Fabel anlangt, fo hatte Triller mit d 
nen UAeſopiſhen Fabeln von den Schweizern viel antmefche; 
wenn aber Bodmer ſich einfallen ließ, Leffing’e voreffiik 
Fabein zu parediren, weil dieſer große Eritifer feine Fabeltcheere 
etwas mitgenommen hatte, fo war dieß fehr kleinlich und unge 
fällt. Da nun Johann Adolph Schlegel’s uw Gi. 
fete’6 Fabeln und Grzählungen unbeventene, Lichtwer't 
und Willamov'e Kabeln aber bereits erwähnt fi, 
-fo wi ih nur Gellert's Namen nennen und bemerken, def 
feine Fabeln nicht blos fa in alle Europälfhe Spraden ibn 
feht wurden, ſondern auch noch heute in den Händen des Sal 
te und der Jugend find, und mögen auch einzelne heutzwiag 
wegen der darin ausgefprochenen Marimen (die heutigen Baum 
von Gelenau ließen fid feinen mißltedigen Pfarrer aufmöthige, 
und ein Amtmann von heute fünnte aub nicht mehr eine Epradt 
führen wie der Gellert'ſche) nicht mehr paflen, fo Liegt doch in 
allen eine fo gefunde, hausbackene Morat, daß, wer nah ik 
lebt, nothwendig ein guter und practiſcher Menſch werden meh. 
In der poetiſchen Epiflel haben fih nicht ohne Gtuͤck Johanı 
Elias Schlegel, Ur, Sacobt (z. B. an das Publicum), 
Bleim, Wieland und beſonders der ſchon genannte Riedel 
( B. an die Deutfchen Dichter) verſucht. Das Epigrams 
bat nur wenig Bearbeiter gefunden, und unter biefen hat Leſ⸗ 
fing dem uns im Martial gegebenen Muſter ſich am Meike 
gemähert, obgleih Käfner, der freilid am: Witzdurchfall Mi, 
nd entſchiedeneres epigrammatiſches Talent hatte, wenn er aus 
dafielbe leider zu oft zu hämifchen Perfünlichfeiten mißbrauchte; 
Kretſchmann iR allerdings weit gutmäthiger, aber auch viel 
unbedeutende. Das dichteriſche Bemälde führt und zu 
lyriſchen Poeſte über. Hier ſteht Haller oben an, dem ſeim 
Alpen, wenn auch eigentlich beſchreibend, gehbren ebenfe gut wie 
Kleiſt's Frühling, der aber von feinem Berfaffee nocnalb 
umgearbeitet werden follte, als verfelbe Thomfon’s Jahreszeiten 
tennen gelernt hatte, diefer Gattung an, und verbienen Kekd 
Lob, der zu Haller am Schluffe feines Frühlings fagte, er habt 


Deusfihe Paefie. Yoyle. 03 


Der Wiek bei bie Pina, die er befungen, u 
äulen gemacht, volkemmen. Gefner’s Nacht (1750), 
ofa, bat alle Fehler und BRängel, die mon an feinem 
rügt, Duſchen s Esilderungen aus dem Reiche der Ras 
Sinenlehre (1757) Hat ein Giltifer in ben Literatur 
briefen (IE. ©. 319. 871) mit Recht für einen unpiſammen⸗ 
: Yingenden Cento aus Pope, Thomfon, Young, Haller, Kiel 
mb vielen Andern erflärt, und Zadariä’6 Tagelgeiten (1755), 
ewie fein Tempel des Friedens (1756) und Tayti oder die gluͤcktiche 
; Iufel ind ſchwach (1777), fo daB die allerdings in Brofa abs 
ı gefaßten Schiderungen Hans Wilhelm’s von Serſten⸗ 
‚ berg, der Abend, der Tabak, die Hodzeit des Bacchus und 
der Benus xc., weit gelungener zu nennen find. Unter den 
Idyllendichtem dieſes Abſchnintes müflen allerdings wie 
ı 8 bereitö bekannten Johann Nicolaus Goͤtz, Con—⸗ 
‚red Arnold Schmid und der frühverſtorbene Chriſttan 
; Griedrih Zernitz, der beſonders als Nachahmer der 
SErxiechen wenigſtens eine richtige Idee von dem Wefen Die 
‚ fer Dichtart hatte, genannt werden, allein eigentlichen Gurapä, 
; Men Ruf erlangte nur Geßner mit feinen faR in alle Im 
bende Sprachen überfehten Idyllen, deren höchſt harmouiſch⸗ 
uwelodioſe Proſa viele ſchlechte Reimereien aufwiegt. Genannt 
‚ m werden verdient auch fein letzter Schiffer, ſowie fein Schäfer 
‚ roman Daphnio, in welchem er aber die Klippen ebenfalls nicht ver - 
‚ mieten bat, an denen fon fo Viele, weldhe fi in biefem Genre 
; verfuchten, gef@eitert find. Unter Kleiſt's idyllenartigen Er⸗ 
ı Mblungn ift der elegiſch gehaltene Amynt bie berüßmiche, bie 
beſte aber feine Fiſcheridylle Irin, obwohl auch: fein Miron und 
‚ Ieine Fri Hier erwähnt werben müflen, weil er darin zuerſt bie dia⸗ 
logiſche Form wählte. Könnte man endlich Roſt's 24 Schaͤ⸗ 
fergedichte, welche Srößtentheils locale, temporelle umd . fatirifche 
Unfpiefungen enthalten, jetzt noch verfichen, folglich aud richtig 
wärdigen, fo würden die großen Fehler, die fie wie feine übrigen 
Werte haben, vor der naiven Scaltheit, dem wigigen Humor 
won dem allerliebſten, ungesierten Beröbau, der fie auszeichnet, 
verſchwinden. 
Größe, Hand6. d. Kiterärpeidichte. III. 48 








5 








674 Desk Porſie. geil. 


Bas nun die eigendtihe kyrik aulangt, fo haben xvar in da 
Dee Lange, Uz und Eramer Einiges geleitet, allein ferne 
vollendet und critiſch rein ſloſſen fie a aus Namlcr’ ikea; 
vun nahe fh Klopſtock bifes Bene an, um mil 
Der ihm allein eigenen hohen Phantafle und jener wahrbeit gib 
Uchen Begeifterung fang er jene erhebenden Gelaͤnge, welde im 
Die Lnferbikbieht verfchafften, und erfand nicht bios ſelbl 
na Metra, fondern wußte au die ver Alten fo nadkzmbiien, 
sie Seiner vor ever nad) ihm. Leſſing und Johaun Adolyf 
Schlegel übten war dieſes Genre auch, allen erflerer ha 
(den dadurch, daß er uns vier an fich critiſch vortreffliche Eu 
würfe zu Oden in Profa hinterließ, gezeigt, daß ex Tein gebe 
ner Ddendichter war, ſonſt bätte er ja dieſe nicht noͤthig aehabl 
und iepterer bietet nur einzelne Schönheiten. Willamov ka 
durch feine Ditbyramben, die übrigens, wenn man bie Schwierig 
keiten betrachtet, wit denen er zu fämpfen hatte, allen Auferüde 
genügen, mur bewieſen, wie biefe Form der “Boefie fir nafem 
Syrache eivad Unmoͤgliches iſt. Die Nachahzmer von Klepkadl 
verungluckter Bardenpoeſte endlich wollen wir hier mit Stillſchweige 
übergehen. Unter den Elegikern deſſelben Abſchnitts if ik 
Uutwohl nicht groß, aber dafür find bie Verſuche in dieſe⸗ 
Genre aub ſaſt durdgängig als gelungen anzufehen, mi 
GEanipens (einzige) Elegie auf den Tod feiner Doris, Halı 
ter’ Dven auf Marianend Krantheit und Tod und auf Eik 
Bodmer’s Elegie auf biefelde Mariane, und endlich Klep⸗ 
ſtock's elegiſch gehaltene Dben €. B. an Fanny, die frühe 
Gräber, die Barden x), Sleiin bat’ auch hierin nichts Be 
fanderes geleitet; Dagegen IR Ramler’& Elegie auf den ie 
des Prinzen Heinrich von Preußen belannt genug, und ber ek 
Gellert bat durch feinen Tod drei ſehr gelungene höchſt gefühl⸗ 
volle Trauerelegieen von Selten Gramer’e, Weiße’s wei 
Denis! bervorgerufen. Alb Cantatendichter trat au Jo haus 
Elias Schlegel auf, allen nur Ramler gelang «6, 8 
dieſer ungefteten Form etwas Glaffifches zu machen; man I 
nur feinen Pygmalion und fein freiti nicht ganz origindieh 
Mleranderfefl. Als heitere Liederdichter verdienen bier eine Gicht 
Zadariä, Giſeke, Uz, Leffing; 855, Löwen, Cronegl 





Detfpe. Porfe. Kirchenlied. 875° 


web beſonders Chriſtian Felix Weihe weit feinen Imsazonen » 
und Sinderliden, Gerſtenberg mit feinen niedlichen 
Taͤndeleien, der von Gottſched unterſtuͤtzte Naturdichter Gott 
lieb Fuchs!) aus Leppersdorf (1722 — 99), umd der Son- 
vering Johann Joachin Ewald?) aus Spendau (1727 
—67) mit ihren Liedern, ſowie endlih Ludwig Friedrich 
Lenz?) (1717 —80) mit feinen Gefängen für Freimaurer, 
ven erfien dieſer Art in Deutſchland. 

Das geifllihe Lied hat dagegen einige vorzügliche Dichter 
auſpoweiſen. Ich will jedoch nicht ſagen, daß hierher die uyſtiſchen 
Supernaturaliſen der jüngern Halliſchen Schule (1720 — 1740), 
Garı Heinrich von Bojaßky aus Jankowe In Nicher 
fülchen (1690 — 1774), der Berfaffer des befannten Guͤldnen 
Schatzkaͤnleins, Dr. Johann Jakob Rambay’) aus Halle 
(1693 — 1735), zuletzt Profefior zu Gießen, und der Berfaffer 
vs Bunzlauer Gatehismus Ernk Gottlieb Wolters. 
dorf‘) aus Friedrichofelde bei Berlin (172561), ber ſich 
beſonders nah den Verſaſſern ver belannten Göthner Lieber, 
welche der Hofpredige Johann Ludwig Gonrad Allen» 
dorf’) aus Josbach bei Marburg (16981773) und Leo» 
vold Franz Friedrich Lehr?) aus Kronenberg bei Frank 
fut aM. (1709-44), Diasonus zu Coͤthen, gedichtet hatten, 
bildete, allein gehören. Jene nämlich find auch Die bedeutendſten Häup- 
ter diefer Schule, aber wichtiger IR noch die Würtemberger Dicke 
terſchule, welche, als ein reinerer Pietlamus beſonders durch dem 
Einfluß Speners enthanden war, ſich mit den Halliſchen My 
Mlern in Verbindung ſetzte umd ihre Haupiflüge in Dem Prä« 
laten von Alpirsbach Dr. Johann Albrecht Bengel’) aus 
VWinnenden (1687—1752), der jedoch nur 10 Lieder dichtete, 
fand, weil diefer, von Franke felbR gebildet, eine fürmlihe Schule 
qahalich denkender Männer heranzog. Die bedeutenden Dichter 
dieſes Kreifes find aber Dr. Johann Reinhard Hedinger”’) 
aus Stuttgart (1664— 1704), Probft zu Herbreditingen, Phi⸗ 
lipp Heinrich Weiß enſeelh aus Vichberg (16971767), 
Prob® zu Denkendorf, der Thomas a Kempis Nachfolge Chriſ in 
wohllauienne Verſe brachte, der Pfarrer zu Steinheim Philipp 
driedrig Hiller") aus Muͤhlhauſen an ve „Ess (1699 





676 Deutſche Vochie. Kirchenlied. 


—17600), der größte Liederdichter nad Gerhard und weite 
geiſtreicher Vollsdichter, dam Magdalena Sibylia Rie⸗ 
ger(in?), die Tobter des ebengenannten Weißenſee aus Ra 
bronn (1707— 86), die nur zuweilen etwas zu myyſtiſch⸗ fühlt 
wird, der berühmte Yublicd Johann Jacob von Mofer", 
der die meiſten und beflen feiner geiſtlichen Befänge (über 1200) 
ale Staatögefangener zu Hohentwiel dichtete, und der beftig 
Braufelopf, der Generalmajor Philipp Friedrich Rieger") 
aus Stuttgart (1723 — 82), durd feine jahrelangen Leiden als 
Gefangener auf Hohentwiel woblbelannt. Wie viel übrigens 
aud noch von Andern gedichtet wurde, geht ſchon aus der guw 
fen Unzahl der Würtemberger Geſangbuͤcher während dieſer Zeh 
hervor, welde von 1664—1732 beinahe die Zahl funfig 
erreichte l). Eine dritte Dichterſchule diefer Periode bilden ve 
©änger der Herrnhuter oder Maͤhriſchen Brüvergemeinde, ber 
Lleder größtentheild in das Befangbud derfelben (1734) üben 
gegangen find und an deren Epige der berühmte Stifter der 
felden, Eraf Nicolaus Ludwig von Zinzendorf”) au 
Dresden (1700— 1760), ein Außer frudtbarer (er verfaßt 
über 2000 Lieder), aber oft nur zu überfpannter Gefüͤhlsdichte, 
Rebt, deſſen Leben der Verfolgungen wegen, die er auszuſtehen hatte, 
ziemlich merkwuͤrdig iſt. Seine Lieder drehen ſich foR alle um bi 
Idee einer wahren Gemeinſchaft mit Ehriko, dem Gefreuzigten, 
der Brüder unter fih und des Mittleramts des Heil. Geiſtes 
und fliehen eigentlih denen feines Sohnes Chriſt kan Re 
natus aus Herrnhut (1727 —52) nad. Enpdlich iR noch 
die jenen oben erwähnten Schulm entgegengefeste Oppofitiond 
yartei der Drihoboren zu erwähnen, auf welche, obgleih fie eigen” 
lich Feinde der Pietiftien, wenigſtens der jüngern Halliſchen Säule, 
waren, jedoch letztere nichtsdeſtoweniger einen beveutenden Einfluß 
ausübten, fo daß fie eigentlich nur eine Vermittlung zwiſchen Sub 
jectivitaͤt und Objecttoltät au Wege brachten. Dadurd nahmen 
fie aber wieder eine falſche Richtung, weil fie (3. 8. 3 
bann Adam Lchmus") aus Rottenburg an der Taube 
(1707—88], wo er auch Superintendent war), ſich einfallen tiefen 
über alle moͤgliche einzelne Glaubenslehren und Saͤtze des Arlk 
ih protelantifhen Lehrbegriffe Lieder zu dichten. Ohne mid 


Deutſche Poeſſe. Kirchenlied. —X 


bei den Ginzinen aufzuhalten, nenne ib den Nachahmer RiR’s 
Salomon Frant”) aus Weimar (1659—1725), wo er 
als Conſiſtorialſecretait fungirte, und den zweiten Opip ober 
Schleſiſchen RR Benjamin Ehmolfe?”) aus Brauchitſchdorf 
im Fürftenthum Liegnig, Oberpfarrer zu Schweidniß (geb. 1672, 
geh. 1737), der auch als Kanzelredner berühmt iR, als geif- 
licher Bolfsliederbichter zwar Gerhard nicht übertroffen hat, aber 
do eine fo allgemeine Beliebtheit erlangte, daß feine (1188) 
Undachtslieder noch heute in feinem Baterlande zu den gewoͤhn⸗ 
lichen Hausliedern gehören, und die ganze evangeliſche Kirche im 
Deutfhland nit anfland, viele derfelden in ihre Seſangbuͤcher 
aufzunehmen. Gr iR zugleidh der lehte Ausläufer der eigentlich 
berzensgläubigen Richtung; denn ald einmal die Wolf - Leibnigifebe 
Philoſophie (ſeit 1740) dem Pietismus zu Halle ein Ende ge 
macht hatte ımd die nuͤchterne Critik der Gottſched'ſchen Leipziger 
Säule auftauibte, fo trat kalte Berfiandespoefle an die Stelle Der 
alten refigtöfen Begeiſterung, und ale endlich Johann 
Chrikian Zimmermann zu Langenwiefe im Schwarzburg⸗ 
iſchen, Propf zu Uelgen (1702—83), der Repräfentant ber 
Gotſchedianer, 1740 das neue Hannöverfhe Befangbub auf 
Befehl des Conſiſtorii daſelbſt als Gegenfag „gegen die Pietiſt⸗ 
iſchen Mbgefchmadiheiten” herausgab, nachdem ihm fon 1735 
das Rorbhaufifhe Geſangbuch, worin felbR viele Lieder Luther's 
Gerhard's, weil „unter ihnen viele alte, fehr ſchlechte und uns 
Mmadhafte ſich befänden”, wegaeblieben waren, vorangegangen, 
fo folgte jene heillofe Zeit der Moderniſirung der alten 
Gefongbuchstieder, mit welcher, freilih in guter Abſicht, die 
legte Periode des Deutſchen Kirchenlieds felt Gellert ihren Ans 
fang nahm. . 

it) ©. Jörbens 3b. 1. p. 580 sq Reue Lieder com: 


penirt von Doles. Lpzg. 1750. 8. — Me ches ehemals in von Pubiers 
enden Bauernfohns her. v. H. A. Dffenfelder. Dretd. u. Lelpz. 1 


an nngebichte und und Lieder. Berl. 1755. 8. (anonym) Dresb. "are 8. 
herau oͤrdens. ebd. 1791. 8. Gedichte, herautg. v. 8. Fr. 
Balther. pie. 1900. 8, 1 Sbolene Bi. 1. pr 488 VI. p- 75 sq. 


3) Sreimaurerlicher. Altenb. 1743. 4. 1746.8. u.4. Lpjg. 1746. 8. (anon.) 


4) &. Lebenstauf v. ihm ſelbſt beſchr. her. v. Kn Halle 1801. 8. 
%b. 2. v. —X PN —* etung Sottfeligkeit in 
aleriei geiſtiichen Liedern. Halle 1749. 8. EI. A. ebd. 1771. 8. 


678 Dentſche Poeſie. Geiſtliches Lied. 


©. D. Büttner, kebeasb. . 787. III. U. 8. Yecdiidie 
—RX Jena 1726. Ivy. 2. 8. — liche Poeſicen. — 1735. Le 


6) Die evangelifchen Pfalmen. Göthen 1751—52. IL 8. B. Neu. sd. 
a. m 2 d. Bf. ee. —* v. —* Schneider. Dresb. II. A. 1842.8 


N Göthnifche Kieder. Cothen 1723. Königsb. 1746. 8. (Stimmen aus 
3ton.) Gtargarb 1740. 6. 


8) eh. u. Lieber. 2. d. ©. 5. Giefen. Epgg. 1746. 8. u. in d. XAoſten 
berg. Samml. nügl. Mater. Th. I. Et. V. 


9) &. 3. U. E. Leb. v. I. Chr. F. Buck. Gtuttg. 1837. IL U. & 


10) &. Kuapp, Ehrifto 1836. 269-330. Wehel Lebensbeſche. 
I. p. 220 aq. al h a I. p. 159 59 „ Biteieder =. 2*. 81 
— Andaͤchtiger Bergen Hang in dem — geiehe 
1700. 1705. 1713. 8. Yalflons tonsfpiegel. Stutig. 1702. IE Ge Befang: um 
Gedetbuch Tammt Eebensregeln. ebd. 1700. 8 


11) ©. M. en Bie en De Bei. u. mor. Ged, II. Sammt. 1746. 8 


——8 ers Selbſt mberger. Stuttꝗ. 1845. 8. 
gitzer ach, yo. 1777, p. 2 —* nd ” I- 


12) ©. Knapp, Chriftoterpe 1842. Koch Bd. I 314 — Para 

Dießgärketn eftider Gebete in Liedern. Rürnb. u er 7 Zübing. 

144. 8. Liederkaͤſtlein. ebb. 1762-67. IL. 8. une Lieder > 
erfl. M. gef. a * Abr. ſ. Leb. v. Ehmann. Reutling. 1844. 


13) Verſuch einiger geiſtl. u. moral. Gedichte in d. 2 geg. u. BR 
@. Triller. Frkſt. 1743. 8. Rene Samml. Etuttg. 1746. 8. 


14) ©. Leb. 3. J. M. d. F befhr. Btuttg. 1777. 8. KR. Br. Led⸗ 
berhofe, Zuge a. db. Leb. 3. 3. DR. Heibeib. 1843. 8, Koh Bo. E p. 35 
sg. — Bunfzig geiftliche Lieder. Zübing. 1732. 8. Sammung von wre 
viergig Krantenttedern. ebb. 1757. 8. — Lieder, ſo — Theil Ion 
—— gel gebrudt, sum Theil aber bisher noch ungebe. geweſen. Seuttz 
1 


15) ©. eat, Das Spiel d. Shidfals, in f. Kl. Prof. Gr. 

Sb. I. p. 563 sq. (8. Bb. XI.) Paulus im Seppronigon 1824. H. M. 

1-9. 9- 16. 17 24. V. p 31-52. Hoch Wärtaub. Denkw. 1308 
«1. p. 4—52. Koch Bb. L p. 335 sq. 


9 S. Span at © Das Leb. b. Gr. 0.3. Barby 1771. er VoOLß 
eautenbe Erinn. a. d. Br. v. 3. 1828. 8. Knapp, Leben 
v &:. v . in befi. ——— f. Geb. ker W. Mrbeck, — ®r. v. 
Gnadan je, 8. bogen n v. Gnfe, Leb. d Br. dv. Re 1825- 8. 
A riofitäten. VIII. B 0 27, Scflie Ge 
biöte vs gef. u. gefiätet v. X. * tattg. 1 8. Deutfäe 
Geb. u * a. 1735. I. Barby 1766 
18) Davids Pſalter nad) dem Seiſte * neues, vollſtaͤndiges, qhrift⸗ 
edang eliſches Geſangbuch. Rothenb. 1762. 8. Jeſus in mehr als 
a. alle Sonn⸗, Jeſt, und Feiertage. ebd. 1776. 8. Jeſus in 365 Dven bei. 
u. angebetet. ebd. 1772. 8. 
19) ©. Wetzel Anal. h ma. 1. 6, p. 44 ag. Seiſtliche und weltliche 
Poeſieen. Sena 1711—16, U. 8. 


20) ©. Goͤtten Ge. Guropa, Bd. II. p. 289 sq. VDetel Eebensbefär. 


Deucſche Poeße. Theater. 679 


IE. p- 8 Daumöv. Dieg. 1708. ». — u art ee 
Dee. 11. 1952. 158 len Theol. 
EA. I p. 11156. ® —* ee a "Einen —8 ihn u. 


Schleim. 1526. 8, Hoffmann o (eh allesset Ringwalbt u. DB. 
sehmolfe. Brest. 1833. 8. u. In f. Epenb 5 *u 
3Z—114. Heilige Flammen vw „emmaiiieh 2 gefanten, Ger in 50 Arten. 
Steiegam 1704. 12. Il. mit 50 Sie . vorm. U. 1708. 12. IL m. 40 


ied. verm. 4. ebd. 1706. 12. —* Savdan in der Gtille zu 3ion. 
jauer 1712 (1710. 1714.) 12. Das in gebundenen mit Sott ver 


mg 

undene anbä zu fr resl. u. Liegn. 1715. 12. Eines andäctigen Fi 
ens ne tnen Si und e. ebd. 1716. 1717. 12. Geiſtlicher — des 
Biemitifchen Pi eidn. u. Sauer 1718. 12. Gines anbädhtigen 
heilige ats Bari. 1717. 12. Freudenoͤll in Traurig⸗ 
—2 u. ei n. 1720. 12. Gaitenfpiel bes Herzens am Tage bed Herrn, 
4. 17%. 12. Anbähhtiger Beth = Altar zur allerheil faltigkeit 
Bert db. 1720. 12. Schöne Kieider für einen betrübten Geiſt. Bresl. 1723. 
a ide: Pechweihrauch. Strieg. 1706. 12. Rofen nad den Dernen. 
1714. 12. Mara und Bkanna. Bresl. u. Liegn. 1715.12. Bochim u. 
— ebd. 1724. 8. Klagen und Regen. ebd. 1725. 8. Sämmtlide Troſt⸗ 
u. Seiſtreiche Schriften oe y m. e. Borr. v. d. Antoris Leb. u. Schrift. 

verf. Zübing. 1700 44. I 


$. 695. 


Was daB Deutihe Theater in biefem Abſchnute anlangt, 
40 iR bereitö darauf aufmerffam gemacht worden, daß daſſelbe 
wurd Gottſched!) eine völlige Umwälzung erfuhr. Gr hatte 
wämlich nicht ohne feines Gefühl gemerkt, daß mit ben bis: 
herigen Undingen von Etaatsactionen und Hanswurfiladen nichts 
anzufangen fe, und fand, indem er bie Franzoſen, wieim Trauer: 
fpiel einen Corneille, Racine, Pradin x., im Pußfpiel einen 
Destouches (von Moliere nahm er nur die ernflem Sachen zu 
Onaven an), De La Chauſſee x. ſtudierte, daß, wenn 
feine Landoleute nicht Driginale fein könnten, fie doch wenig. 
Ans im Etande fein müßten, fib nad jenen zu bilden. Run 
tam die bekannte Friederike Garoline Reuber(in)?) 
ad Zwickau (1700-68) an der Spike einer Schauſpieler⸗ 
weirdihaft nad Leipzig (1728), und Gottſched, ſtatt ſich wie 
andere Gelehrte von dem Schauſfpielerſtande und Theaterbeſuche 
gleich einem Contumazhauſe aͤngſilich zuruͤckzuziehen, bet ſich ihr 
m Beſchützer, Critiler und Dramatargen an und überzeugte 
fe bald, daß man an die Stelle dee jetzt auf dem Repertoir 
beſindlichen Stüde die Kunſtwerke der Franzoſen ıc. fegen mäfe, 
> um den Bruch mit dem alten Schlenbrian ganz ımbeilbar 
im machen, lich er den Harlefin (1787) öffentlich von ihr auf 


680 Deutſche Poeße. Theater. 


ver Bühne verbrengen?), nalbem er bereits früher (1728) den 
Regulus des Pradon ald das erſte kunkmäßige Trauerfplel Yaite 
. aufführen laſſen. Er ſchrieb aub ſelbſt eine Urt von Rs 
Rertrauerfpiel, der flerbende Cato genannt, ein Tangwellige, 
aufgerwärmted Gericht von Abdiſon's und Deshampe’ Arbeiten, 
das aber, theils weil es gegen die Erbaͤrmlichkeit der bisherige 
vom Publikum vorgeführten Stüde immer noch auf das Ber 
theilhafteſte abſtach, theils durch das trefflihde Spiel ber Howe 
ſchauſpieler zu einem Cafſenſtuͤck ward, bie 1756 im Drad 10 
Auflagen erlebte und fpäter auch recht gut parobirt ward, Epoche mad. 
Außerdem ließ er noch eine Schaubühne, nah den Regeln de 
alten Griechen und Römer eingerichtet, eriheinn (174145), 
deren ſechs Bände aber nicht bloß Franzoͤſiſche Mufter, fonden 
auch Arbeiten von ihm, feiner Frau und mehreren fee 
Schüler, ſowie Bearbeitungen Holbergifcher Luftfpiele en 
bielt, die weientlih auf die Geſtaltung des Deutfchen Luß 
ſpiels einwirkten. Mittlerweile batte Ah fein freundſchaſ⸗ 
liches Verhaͤliniß mit der Neuberin, die er förmtidh ira 
näfrte, aufgelöß, und ald er aus Rache, weil fie nidt mr 
auf ihn hoͤren wollte, fie überall anihwärzte und Lerabfehk, 
fo brachte Re ihn ale Garricatur in einem beſonders von ihr ver 
fasten Borfpiele, der allerkoſtbarſte Schatz (1741), ale Tab 
auf die Bühne, und nun war es mit feiner allgewaltigen Hav 
ſchaft zu Ende. Da er nebenbei in den befamnten Etreit- wii 
Vodmer geratben war und ſich trog feiner uneriräglichen Ye 
maßung Blößen genug gab, fo begannen aud feine Leipzig 
Jünger an feiner Unfehlbarkeit zu zweifeln und felbfländiger ze 
werden. Mit der Einführung Shakſpere's und mit dem Uuſ— 
treten Leſſing's gerieth er enblih bald in eine ebenfo grok 
Bergefienheit, als verber feine Berühmtheit gewefen wer. 
Unter jenen auf eignen Fuͤßen fiehenden jüngeren Leipzige 
Dramatilern iR unfreitig Iohann Elias Schlegel da iv 
deutendſte, defien Banut für feine Zeit gelungen zu nennen wer, 
und befonders in Folge des bekannten Echkhof trefflichen 
Spield öftere Wiederholungen erfuhr, während vielleicht feine 
»oft genebenen Luffpiele, 3. ©. der Müßiggänger jnd bie flumme 
Schönheit, welche Leffing in der Hamburger Dramaturgk 
(St. 13. ©». VII. p. 59) „unfer beſtes komiſches Driginaltuffpkel" 





Tr 
gi 


13: 





f 


der {hen genannte Henrici oder Yicander*) 
, vöbelbafter Boßenreißer, wie fein Errauſer 
mb feine Weiberprobe beweifen, wogegen Rd Johann Ehrifs 
ian Krüger‘) aus Berlin (1722—50), anfange (liederlicher ?) 
, Etudent der Theologie, dann Schaufpieler, nad Moliere gebildet 
hatte und großes komiſches Talent befaß, das er leider auch 
‚em Gemeinen mißbrauchte; aber Bühneneffecte wußn Lepterer 
hets zu erzielen (3. B. in feinen Landgeiſtlichen und Candidaten, 
‚ fein Herzog Michel, ver das meifte Gluͤck machte, gehört Ihm dage⸗ 
‚gen nur der Form nad an), und wenn es felbR auf Koflın 
‚ feiner früheren Gollegen geichehen mußte. Endlich IR noch ber 
‚ Neon erwähnte Schaufpieldirector Joſeph Anton Gira 
‚uigfy‘) aus der Nähe von Schweidniß (um 1680—1787), 
‚delt 1708 zu Wien fen Weſen mit größteniheile apa 
‚ temporisten gemelns niedrigen Poſſen (Hannd Wurſt) trieb, au 
‚erwähnen. Auch im Schaufpiel warb Cinigeo geleiſtet, denn 
„ ohne mich bei den verunglüdten Verfuhen Bodmer’6 und einigen 
hierhergehoͤrigen Arbeiten der rau Gotiſched aufzuhalten, be 
——* ic nur, daß Gellert's Sylvia, wie ale derariigen 
Stücke, in vet fließenden Herametern geſchrieben IR und ber 
Ir eigenen Thalfhaften Laune ebenfalls nicht ermangelt, daß 


if 
! 





Dentfäie Porfe. At 


(1708 — 76), ſpaͤler Daͤmiſcher Kapellmeiſter zu Kagen⸗ 
in feiner Thaonelda (1748) neben einer Theorie ihm 
efen des guten Singſpiels ein vernünftiges ernfes Eiay 
und eine Art komiſch⸗ politiſches Gelegenheitsſtũck mit Che, 
worin ſich eine Achte Deutſche Gefinnung über die Berhäßuike 
des Spaniſchen Erbfolgekriegs auslaͤßt, wo aber auch bei für 
Teauerbotſchaft, die Ludwig XIV. ıc. erhaͤltꝰ), derſelbe ſpeit wi 
allemal eine Stadt oder ein Land ausbricht, koͤnnte ſelbſt fe 
eine nicht ganz — goren komiſche Oper gelten. 

1) ©. Prut Vorleſ. p. 229 ν in b. Blüte. f. li. Unia 
1844. nr. 186—188. Gervinus —* w. 8 50. 110 

2) areinhardt —— 17. 78-84, — it L 
Leipz. Zheat. p. 44 aq. Schür Orte d. — Ba rag 6 

sinus Bd. III. DATA IV. pe 36 220. D.B.M u. yon 

der ee eitberühjtidten Frau Reuberin. Zwidau 174. 11. “ R. Roos, 
Steine (Lpzg. 1821.) Bd. 1. p. 117 sq. 


3) Möfer, — u’, b. Broteät Fang Yamb. 1761. 8. MM 


1777. 8. Lit. B Leſſing Hamb. Dram. u 
. Bd. 20. ( [os a. —* Geſch. Ort: K. — *3 
u. Geſch. d. Kom. et. ı. p. 44 sq.) Weber, Demokritus 

u. eigen dagegen, wie ber Dansıwurft immer blieb u. bleiben er 


Br Teutſche Gchaufpiele. Epzg. 1726. 8. 

eti b tra Loö 
Dazu: Die eiktihen suf — vr —* 1743. en —* 
dens Bd. III. p. 117. Vi. p. 447. Schmid Nekr. Sb. I. p. 206 


6) ©. Nicolai Neifebefhr. Bd. IV. p. 567. Ir. Horn, Poeſ. u. = 
B>. 11. p. 779 39. Br. Sräffer, Hiſtor. Bunterlsi. Brünn 182 4. 8. De 
trida — durchgetriebenen Juͤchemunti 0.D. 1722. 8 Ham 

. Gebr. in dief. Jahr. 4, Pingenthal 1787. 8. 
7) Der vom Print Engenio und Duac de Marlborough cnkl 


Luadevicus der XIV. König in Frankreich. 0,0. u. J. 4. fe Kehrein Out 
Dorf. I. p. 251 sq. 


Hgg RE 





$. 696. - 


Mochte nım aber auch Gottſched erkannt Haben, dei 
das Deutſche Theater einer entſchiedenen Reform bevürfe, fo WE 
er doc freilich nit der Mann, diefelbe durchzufͤhren, weil-d 
ihm an eigentlichen Genie fehlte und feine pedantiſche, einge 
dete Schulweisheit ſich nur bei Aeußerlichkeiten aufhielt, oh 
den eigentlichen Krebsſchaden mit der Wurzel ausjuſcheinen. 
Dieb war dem großen Leſſing!) vorbehalten, der zua das Be 
fen des Schöͤnen und die Idee der Kunſt beflimmte und buch 
eigene Muferarbeiten die Wusführung derſelben nachwies. Es 8 





Dreuckde Poefle. Theatet 683 


erciid bemertt worden, daß Leſſing's Studentenaufenthalt 
a Beipgig, wo die Truppen der Neuber(in) und Schoͤnemann's 
mit einander woeiteiferten, ungemein auf feine Richtung für das 
Dramatifche einwickte, umd er gewwifiermaßen feine eigentlichen Brot» 
dudien an den Ragel hing, um ſich ganz dieſer Neigung Hin 
geben zu können. Gr ſchrieb daher bald für das Theater, und 
jo umbebeutend der Kunftwerth feiner früheren Stüde if, fo fanden 
biejelben (3. B. der junge Gelehrte 1747) doch eine fehr güns 
Rige Aufnahme. Run ging er nad Berlin, wo er mit Mylius 
piſammen die Beiträge zur Hiſtorie und Aufnahme des Theaters, 
eine Art Einleitung zu einer Geſchichte und Gritif deffelben, 
ſchrieb, und feine Sara Sampſon, das erfle bürgerlide Schau- 
fpiel der Deutſchen, vollendete und (1755) aufführen ließ. Mit 
diefem trat eine fürmlihe Revolution des Theaters ein; denn 
nachdem er die fernige, einfache Brofa dem hergebrachten Aleran- 
deiner fubfiktuirt und Leute aus dem bürgerliden Leben und 
Mittelftande Ratt ver bisher unabünderlih notbwendigen Fürs 
Ren und Helden eingeführt hatte, betrachtete man es überall als Das 
Mufter eines Deutisen Rattonalvramas, und fomit nındte m ' 
das heroiſche Trauerſpiel weichen. Bine anderweitige entfchiebene 
Reform, womit der bisher vorherrfchende Franzöſtſche Geſchmack 
ganz entſchieden in den Hintergrund gevrängt warb, befland darin, 
daß Lefſing dur eine Reihe von Aufiäben gegen Gottſched 
nachwies, was Shatfpere für ein Meiſter in der dramatiſchen 
Kunſt und, wie ſchimpflich es ſei, diefen Dichter nicht zu kennen 
Wer gar zu verfegern, und wie ſich jeder Gebildete beſtreben müfle 
feine Schönheiten kennen zu lernen?). Bald darauf erſchien 
feine Minna von Barnhelm (1767), eigentiih em Familienluſt. 
foiel, in Betracht der Zeit feines Erfcheinens aber (des fiebenjährigen 
Kriegs), ein politiſches Preußiſch⸗patriotiſches Luſtſpiel, und dieſes 
War nach Goethes Urtheil „die erſte aus dem bedeutenden Leben 
gegriffene Theaterproduction von fpezififch « temporärem Gehalt 
Ein Beweis des Erfolgs, dem das Stüd hatte, if der, daß es 
in Hamburg vom 21. Miu bis Ende April 30 Male bei 
vollem Haufe ‚gegeben ward. Als nım mittlerweile in Hamburg 
von Privawerſonen ein Theater gegründet ward (1766-67), 
def man Leſſing ald Dramaturgen hin; da aber viele äußere 


684 Deneſche Poefie. Theater. 


und innere Umfände dem jungen Inſtintt in den Weg isakn, 
fo löße ſich das ganze Unternehmen ſchon zu Ende des erſten Jane 
(1767) auf, und wenn auch Leſſing's große per, den Des 
ſchen ein Nationaltheater zu ſchaffen, nicht in Grfüllung gi 
fo hatte dieſe Zeit doch die berühmte Dramaturgie hewerg 
bracht, welche das klaſſiſche Muſter für ale aͤhnliche Arbein 
geblieben iR. Enblich vereinigte Leffing noch in feiner Emile 
Galotit und in Nathan dem Wellen das romantifd  antife em 
Shalſpere⸗Griechiſche Element, welches er allein als maßgeben 
für alle dramatiſde Poeſie anſah. 

1) S. Gervinus Bd. IV. p. 318 sq. Prut a. a. D. p. 773 sq. 

2) © Stahr, Shakefpeare in Deutſchland, in Prutz Literarhift. Zeh 

.p- 120g. 


$. 697. 


Es bleibt jeht nur noch übrig, einige andere ber gli 
zeitigen Dramatiker zu befprehen. Was das Trauerfpiel m 
langt, fo iR meh Ehriftan Felix Weiße zu nennen, de 
yoagı ebenfalls auf eine Reform des Theaters dachte, aber vl 
feine Bermittlungefucht, die Manier Shakſpere's mit der M 
Franzoſen zu vereinigen, eine fo fonderbare, weder kalte noch ware 
Mirtur zu Stande brachte, daß fein Städe: Momeo und Yılk 
Richard III. ac. zwar einzelne fchöne, nicht ohne Schwung M 
Phantaſie gefhriebene Stellen enthalten, aber im Ganzen doch nicht 
Vollkommenes bieten. Auch in feinen Luffpielen (3. B. Amclt 
den Poeten nad der Mode x.) IR manches Gute, den au? 
ordentlichen Erfolg aber, den feine komiſchen Opern (5. ©. % 
Jagd, der Dorfbarbier, der luſtige Schufer x.) erfuhren, m 
bankte er bei weitem mehr Hiller's Eompofition berfelben, obgleich # 
manden ganz huͤbſcher Wis iR (z. B. die Dorfveputirten paſſa 
größtentheild Heute noh!). Cronegkꝰs Codrus hatte den DR 
dem Berliner Buchhändler. Nicolai bei der Stiftung der UK 
het der ſchͤnen Wiſſenſchaften (1756) auf das befte Deustfihe Tran 
fpiel gefepten Preis davon getragen und des Joachim Bil 
beim von Brawe!) aus Weißenfels (1738—58) Frage 
(in Profa) das Acceſſit erhalten, und ficht man von ber Br» 
zoͤſiſchen Steifhelt des Mierandriners und dem übertriebenen Pethot, 


Deutſche Poefle. Theater. 685 


wie von dem etwas unnatürlidden Helbenmuth der Gauptperfon 
wi dem erſtern (ſ. Leſſing Dram. I—V.W.B.24. 6.11 sq.), 
md dem Mangel an Handlung und eigentlichen tragifchen In⸗ 
tereffe bei dem zweiten ab, fo verbienen fie auch dieſe Auszeichnung. 
beintih Wilhelm von Gerſtenberg'62) Ugolino, die 
wlannte ſchreckliche Epiſode aus Dante’ Hölle, iſt, wenn auch furcht⸗ 
rar fhön, doch geradezu unmöglich aufzuführen und der ganze Stoff 
märhettih, Bodmer?’) aber, der jedoch Leſſing's Emilie Galotti 
einen Odoardo Baleottt und Weiße's Romeo dem neuen Romeoıc. 
migegengeflelt hatte, ſchrieb auch hier den Hungerthurm von Piſa 
als Segenfüd; allein alle feine blos von Reid und Oppofitionswuth 
a8 Leben gerufmen Stüde find nichts werth. Da, wie wir 
ben fahen, Klopſtock's Dramen, mögen fie patriotifch oder 
bibliſch ſein, durchaus aller dramatifchen Handlung enibehren, 
fo wollen wir als Luſtſpieldichter nur nocb Theodor Bott 
iteb von Hippel*) aus Gerdauen in Oftpreußen, Bürger 
meißer in Königeberg (1741-96), wegen feines berühmten 
Banned nad ber Uber, und Karl Friedrich Romans?) 
ms Leipzig, Kriegsrath in Dresden (173187), wegen ſeines 
Eriöpin als Vater, worin er eigentlich den Handwurft wieder ein⸗ 
führen wollte, nennen. Im Sääferfpiel, worin fih auch 
Bieffel verfuchte (der Schatz), gehört befonders Kart 
Chriſtian Gaärtner hierher, defien Geprüfte Treue, fern von 
aller Scatimentatität und Ziererei, fi durch natürliche Eleganz 
und Laune anszeihne. Im Singfpiel verſuchte fih Wie⸗ 
land (die Wahl des Hercules) mit mehr Gluͤck als im Trauer 
fiel (Johanna Gray) und in der antik⸗ modernen Oper (Wicefe), 
in welchem letzteren Genre Daniel Schiebeler‘) ans Han 
Rover (1711—71) und Johann Benjamin Midhaelis’z 
aus Zittau (1746 — 72), die allerdings das komiſche Genre 
wählten, Beachtung verbienen. 


i) 8 Zördens Br. 1. 8 204. V. p. 773. Schmid, Biogr. d. Dicht. 
er . u. Rekrol. I. p. 37 N sq. — Zrauerfpiele, (berausg. dv. 
Ka fing.) Berl, 1768. :. Uebrig. fliehen EronegP’s und Brames Preis 

bi. d. ſchoͤn. Wiſſ. Bd. I, II. Anhang. 


* — „Mona 1815. Buy 8. ©. Jördens Bd. TI. p. 101. I. 
a Sm pe d Nele. Ob. I. p. 698. D. $reimäth. 1808 ur. 20 
ar. 2—3 


686 Deusiche Poefſe. Meman. 
3) Polis Scheufpieh. 1768. IH. 8. Drei name 
ebd, l 1.8 Gene —— Lindau u. Chur 1768 zq. 8 


4) ©. Jörbens Bd. II. p. 403. VI. ar 335 sq. Shlichtegrof Mut 
17%. Bd.1I. p. 171. 1797. H R 128 3 tgenofien u» IV p- HI. 
Selbſtbiogr. 1801. 8. cf. deſſiog e ur. 2 B. 5 


matuvai⸗ 
XXIV. p. 161 sg. Sämmtl. Werke. — 18278. 
6) Komödien. Dresden 1761. 8. 


6) ©. Iördens Bd. I: p. 434 sq. Ehmid Nekrol. Bd. IL p. 2 
— Geſamm. Werke. m. Biogr. her. v. Eſchenburg. Hamb. 1773. 8. 


7) DOperettn. Lpzg. m. 8. Gedichte. Erfe Gammi. 1709. bi 8 





$. 698. 


. Wir kommen endlich innerhalb biefes Abſchnitis zum Deu 
fdren Romen, bei welchem bie ſentimentale Richtung worherriäl 
eugeführt von Bellerrs Schwediſcher Bräfin (1746), Di, m 
ihrer Zeit fafl verfehlungen, heute aber mit Redt vergeffen um 
fo nüchtern iR, als die beräcdtigte Waſſerſuppe darin. Uebrigen 
iR die Nachahmung Richardfon's darin bereit deutlich gem 
aber bei weitem nicht fo geglüdt, wie im des beiannten Wositilu 
wu Moraldln Johann Michael von Lovewd aus Frau 
ft a. M. (1694— 1776) Redlichem Mann am Hofe!), ie 
ia der Jugendarbeit des noch zu erwaͤhnenden berühmten Mährdes 
Dichters Mufäus?), Brandifon dem Zweiten, allerdings einer Ber 
Wottung der Empfinvelet oder der Deuiſchen Grandiſone. De 
tat ver Bredßlauerr Propſt Johann Timoibens Her 
nee?) aus Petzuick bei Stargard (1738— 1821) mit fee 
Geſchiohte der Fanny Willes (1766) auf, der zwar ganz entſchieden 
Richardfon zum Mufler nahm, aber auf den Titel feines Bud 
fepte, „fo gut als aus dem Engliſchen“, und es bald fürmilk 
verschlungen fah, bie feine fprücdhmörstih geworbenen Reifen Se⸗ 
vhiens von Memel nah Sachſen mit einem an fit hochſt ur 
bedeutenden Stoffe Deutfhland einen aͤchten Originalroman gaben, 
den man, abgefehen von feiner. Breite und ſtellenweiſe ſich zer 
genden Brömmelel, noch heute wegen feiner praftifchen Leberrs anſichten 
lefen fann, wenn man nicht vor den ſechs dicken Bänden, in denen’ 
uͤbrigens auch viele damals oft gefungene Lieder vorkommen, 
zurückſchreckt. Sehne fpäteren Arbeiten (3. B. für @itern und 
Eheluftige, Mamfell Hermine ıc.) find unnüger Plunder. Wenn 


Dentſche Poeſte. Reman. 687 


Diefanb betamntikh- die Marie Sophie La Noche“) mü 
er Geſchichte des Fräuleind von Giernbeim (1771) in die 
Deutiche Literatur einführte, fo kann man ihm dieß nur Danf 
Bien, obgleich ihr Erfolg zu mehrer ſchlechtgerathenen Arbeiten 
erfelden Echriftfiellerin Anlaß gab; aber der bereitö erwähnte: 
Duſch ), der es über ſich gewann, in ſechs dicken Bänden 
her die Bildung des Geſchmacks zu ſchwahen, zeigt zwar In ſei⸗ 
um Karl Ferdiner oder dem Verlobten zweier Bräute einen für 
fine Zeit recht guten, ſelbſt blühenden Styl, allen er iR doch nur 
in füßlich» fader Borgänger der Siegwarts und Wertherperiode. 
ähriſtian Opitze) aus Petersdorf bei Hirſchberg, Prorertor 
er Stadtſchule zu Liegniß (1745—87), hatte dagegen bie ver 
künftige Idee, Fielding's Tom one nadzuahmen ; da es ihn 
sber an gehörigem Genie fehlte, fo drang er nicht durch und warb 
bed vergefien. Run lam Wieland mit feinem erſten komiſchen 
Romane, dem Don Sylvio von Roſavwa (1764), der aber 
viel von GKerwantes und Mariwaur bat; dann folgten die bekann⸗ 
tn Romane, in denen das griechiſche Leben geſchildert wird, 
und ımter welchen bie Abderiten, der ernflere Agathon und 
Uriſtipp unbedingt die Palme verdienen, da in ihnen Ho 
razifche Lebenophiloſophie wit Lucian's ſchallhafter Ironie und 
Sterne s humoriſtiſcher Sentimentalitaͤt gemiſcht iR. Allein 
dieſe Romane haben alle einen Fehler, fie find nicht Deuiſch, 
ab da6 if} der Grund, warum man fie ſchon lange nicht mehr 
KR, und wenn man Wieland den Voltaire der Deutfchen nem, 
fe mag dieß in mancher Beziehung, bie auf die gelehrie Bil- 
ung und Moral, die doc bei Wieland bei weitem größer war, 
vichtig fein, allein Voltaire war unter allen Umfänden Fran⸗ 
zeſe, und welden politiſchen Einfluß feine Schriften übten, wiſ⸗ 
Wa wir, während in letzterer Beziehung Wieland völlig Null war, 
Die komiſchen Romane der Deutſchen follen ſpaͤter zuſammenge⸗ 
nommen werben, hier will ich nur noch erwähnen, daß Haller’ s# 
holitiſche Romane, Ufong, worin Mäßigung des Despotionus 
war yolitifche Einrichtungen, Alfred, worin eine gemäßigte Mon⸗ 
achie, und Fabins und Cato, worin der Vorzug der Arifto⸗ 
datie vor der Democratie gepriefen wird, durchaus gar keinen 
ſeſelg Hatten. 


\ 


688 Deutſche Pace. Der Götzinger Dichterbund 









9) 8* VDeddigen Beſtphaͤl. — 
Rb. I. p. 162 — D dlich der Begeb 
En. —— 


Rom. I. p. 103 29) 


2) Granbifon ber Zweite, ob. — des Herrn von St. In Briefe 
entwokfen. Ciſenach 1760 6. es — 1781—82. 1808. IL. 8. 


3) ©. Jördens. Bo. p. 332 sq. 3eitgen.mr. XXXL 
p-. 111 aq. — en on don MRemel IR Sadıfen. epzg. 1770 —73. chi. 
1775. ebd. 1786. VI. 8. (Uinhang dazu. ebd. 1776.8. unaͤcht) Geſchichte ** 
ſengo Wilkes, fo gut als aus dem Engr überfegt. Ypzg. 1:70. 1776. 1781 
I. 8. Für Zöchter edler Herkunft, eine Gedihe. ge 77 8. —— * 
und Cheluſtige unter ben Aufgeklaͤrten im Mittelſtande. n.T J. 
2. Zween literarifche Märtyrer und deren Frauen. Ipip- — 8. (u. 

Tit. Deine, Deren Srundlagers und unfrer Srauen Seihih) 
1798. II. 8. Berheimlihung und Eile od. Lottchens u. ihrer Nachbarn Ghefchidgie 
Berl. 1802. TI. 8. Anna Winterfeld oder unfere Toͤchter eingewiefen in ik 

efränttes Recht. Eine Geſch. in Briefen v. Meiſter. Gorha 1801. 8. Btutter 
—* u. Kind in der Seſchichte Herrn Leopold Kerkers. Berl. 1811. R 
8 — lee feiner Romane fchrieb er pfeudonym als Jemehr un 
Hr. Mei 

4) Geſchichte des Fräulein von Sternbeim, derausg. v. E. WE. Sielech. 
Er. 1771. 11. & ofaliens Briefe an ihre Breundin, Maria v. Gt. Ih 

eemburg 1779-81. Bd. I-III. Offenbach 1791. Bd. IV.8. Briefe an Eine. 

1785. IV. %. ebd. 1807. III. 8. u. v. %. 


9 Gedichte Karl eins ‚ aus Driginalbriefen. Bresl. 1776-88 
Karler. 1779-80. IH er Berlobte er Dräute, eine völlig umge 
arbeitete Geſchichte ar gerbinerh, Bresl. u. Lpzg. 1785. Ah. (VI) 8. 


6) Geſchichte des Deren von Hohenberg u. d. Bräulein von Blumenthal, 
nad dem —* * Herrn eins, angenf. ST. 8 





$. 699, 


Gleichzeitig bereitete ſich in einer Stabt, bie bisher wendig 
ober gar nicht den Muſen günflig geweien war, in Göttingen, 
angeregt durch Käfiner’6 Leitung der dort fon feit 17309 be 
ſtehenden Deutſchen Geſellſchaft, aber noch mehr dur Die Uni⸗ 
verſalitaͤt der Bibliothek und fpäter auch durch Heynes gein⸗ 
reiche Behandlung der Alten, ein Bund von Dichtern vor, ber 
zu dem Ausgezeichneiſten, was das ledte Viertel des 18m 
Jahrhunderts hervorgebracht hat, gehört, und von dieſer Stadt den 
Kamen des Gottinger Dihterbundes') erhielt, Die erfle 
Anregung dazu hatte ungefähr In demſelben Verhältniß, wie ſich 
Gaͤrmer zu der Stiftung der Bremer Beiträge verhielt, ein viel⸗ 
feltig gebildeter Bann, wenn auch ſelbſt nur ein fehr umbedeutender 
Dichter, gegeben, nämlih Heinrich Chriſtian Boje ans 
Meldorf im Herzogihum Schleswig (geb. 1744, geh. 1806 


Dentfihe Porfie. Der Göttinger Dichterbunt. 689 


6 Dänticher Etatörath)’) indem er zufammen mit Friedrich 
Wilhelm Gotter aus Gotha (1746 — 97)’), einem leichten 
Dichter im Franzöfifiden Geſchmack, nad dem Mufter des Frans 
jöfiten Almanac des Muses (1765) den erfin Deutſchen 
Muſenalmanach (1770)*) zu Göttingen erſcheinen lieh, zu Dem 
w felbR wenig, Gotier etwas mehr, Denis, Gleim, die Karſchin, 
Billamov, Thuͤmmel, Kretſchmann, Klopfod, Gerfienberg und 
Ramler, befonderd aber Kaͤſtner, beigefleuert hatten. Leider fiel 
Klog (in d. Deutſch. Bibl. Bo. V. St. 17. ©. 122— 141) 
gleich giftig über diefes Unternehmen ber und bradte es dahin, 
daß noch in demfelben Jahre zu Leipzig ihm ein Almanach 
der Deutfhen Mufen als Nebenbuhler, der aber au zugleich 
das critifche Henkerſchwert ſchwang, entgegengefellt ward, Allein 
trozdem wird Boje's Almanach noch heute mit Achtung genannt, 
während der damals fo gepriefene Leipziger (weldyer von Schmid, 
wie diefer felbR in der Anm. 4 angeführten Stelle fagt, nicht, 
wie man annahm, von Wieland herrührte) laͤngſt vergeffen if. 
Uebrigens lieb ſich Boje durch jene Angriffe durdaus nicht 
ſidren, ſondern ſetzte ihn, obwohl allein, bis 1775 fort, 
worauf ihn Voß (1776) übernahm, der aber bekanntlich, als 
er nach Hamburg überfiedelte, dort einen neuen Hamburger 
Muſenalmanach gründete; von 1776 bis 1778 führte ihn Goͤdingk 
weiter, bis 1794 Bürger, und von 1795 an Karl von Rein» 
hard, bis er mit 1805 abſchloß. Der Leipziger Almanach 
‚batte ih nur bis 1787 gehalten, aber von 1784 den Titel, 
„Poetiſche Blumenleſe“ angenommen. Unterdefien hatten ſich, 
da Gotter bereits 1769 Göttingen wieder verlaffen Hatte, ans 
dere jüngere Dichter an Boje angeſchloſſen, und unter dieſen 
meh Gottfried Auguf Bürger‘). Diele außerordentliche 
Dichtergenie ward den 1. Ian. 1748 zu Wolmeröwende im 
Halberſtaͤdtiſchen geboren, wo fein Vater Prediger war, fius 
Werte zu Halle, wo Klotz ihn ausbildete (eine Probe feiner 
Studien iR feine dem Originale gleichſtehende, wunderherrliche 
Ueberſegung des Pervigilium Veneris) und ihm jenen wahre 
haft antik⸗ deln Geſchmack beibrachte, der die meiſten feiner 
Sariften ziert, ihm aber auch jene ſinnliche Frivolltaͤt eingeflöht has 
ben mag, die ihm, als er 1768 nah Böltingen ss dert Im 
Gries Hendpug . Eusrcäsgefaigte. ML 


6 Deutſche Pocfke Der Göttinger Dichterbund. 


Die ungemefienftien Ausſchweiſungen à ia Günther flürzte Er 
ward 1772 Juſti,beamter zu Altengleichen und ging bafelbR jene 
ungtüdtide Ehe mit einer ungeliebten Gattin ein, während mei 
cher ex leider ein höchſt zmweideutiges Verhaͤltniß mit feine 
Schwaͤgerin Auguſte Leonhard (jener Molly) vor den Augen 
feiner Frau unterhielt, und dieſelbe au nah den Tode ihre 
unglücklichen Schweſter (1785) heirathete. Leider loͤße 
der Tod (1786) den laͤngſt geſchloſſenen Herzensbund wieder, 
und nachdem er außerordentlicher Profeſſor in Göttingen gewer⸗ 
den, ließ er ſich (1790) zu einer dritten Ehe mit einem jungen 
Schwabenmadchen verleiten, die ſich beim Leſen feiner Werke, obne 
ihn je gefehen zu haben, in ihn verliebte und fih ihm durch Das be 
tannte Gedicht: „ih bin ein Mädchen aus Ehwaben ꝛc.“ zur freu 
angetragen hatte. Seine Ehe mit diefer als Elife Bürger, geb. Gabe, 
fo berüchtigten Berfon lief aber fehr fhleht ab, denn er mußte 
ft (1792) von ihr feheiden laflen und flarb fa im Elende den 
8. Suni 1794. Mit Boje war er 1770 befannt geworben, 
worauf diefer fein befanntes Gedicht: Herr Bacchus ıc. in de 
Almanad für 1771 aufnahm. Schon vorher batte fh an 
Bürger Ludwig Heinrih Chriſtoph Hölty‘) aus Mari 
fee bei Hannover (geb. den 28. Dechr. 1748, gef. den 
1. Septbr. 1776) angefchloffen, deffen melandolifchen Character 
feine berühmte Elegie auf den Tod eined Landmädchens um 
feine Dde an die Ruhe hinreihend bezeichnen, der aber troß 
feiner dem Wem und der Lebensiweife Bürger’6 ſchroff ent 
gegengeſetzten Sentimentalität und Schücdternheit merfwärbig mit 
ihm harmonirte. Diefer machte ihn wieder mit dem weichen 
Sodann Martin Miller”) aus Ulm (geb. den 3. Dec. 
1750, + den 21. Juni 1814 als geiftliher Rath und Decan 
in feiner Vaterſtadt) befannt, der Bürger bei dem Gtubium 
der alten Minnefinger wnterflügte und mit ihm zufammen, ım 
fi zum aͤchten Volksdichter zu bilden, „in der Abenddaͤmmerung 
dem Zauberſchalle der Balladen und Gaſſenhauer, unter der Linde 
des Dorfs, auf der Bleiche und in den Spinnſtuben kaufıhte.” 
Belde wurden nun durch Bürger Boje zugeführt, mit bem mitt 
terweile auch Johann Heinrih Bo?) aus Sommersbarf 
im Mecklenburgiſchen (geb. den 20 Febr. 1751, gefl. den 29 
Mär, 1826 als Badenfcher Hofrat zu Heidelberg) durch 





Destiche Poeſie. Der Goͤttinger Dichterbund. 691 


 Kuftner, dem dieſer einige Gedichte (Oden) zugeſendet hatte, be 
lannt gavorden, ımb ald num biefer (1772) ſelbſt nach Gia⸗ 


ringen lam, trug er weſentlich zum Zuſammentreten jengr aus. 


gezeichneten, von Voß fell in einem Briefe an Brüder 


(6. 83. 87 sq.) mit Begeiſterung characteriſirten Köpfe bei, 
Vie ih feit dem Monat Mai 1772 wöchentlih einmal unter 


Boje's Borfig verfammelten, wo die Producte eined Jeden vor⸗ 
- geyeigt, beurtbeilt und von Boje verbefiert wurden. “Der eigemt: 
- de Bund ward jedoch erſt den 12. Septbr. zwiſchen Boß, den 
beiden Miller, Hahn, Holy und Wehrs bei einem Abend- 


Mazlergang geſchloſſen. Hauptelemente waren Breundichafteen- 


- thuſtaomus, abftracte Freiheitsliebe, Naturfhwärmerei und das 


- Bardenweien, weshalb auch Klopfiod’6 Name, jedoch nur wegen 
‚ feiner Oden, nicht wegen feiner Meffiade, von ihnen wahrhaft 


. abgöttif verehrt ward, obgleih man biöher mit dieſem großen 


; Dibter noch nicht in perfönlide Berührung getreten war, Diele 
: ward ft vermittelt, als Chriſtian Graf zu Stolberg”) 
(geb. d. 15. Detbr. 1748 zu Hamburg, geft. ald Landrath zu 
Bindebye bei Edenförde den 18. Ian. 1821) und fein Bru- 


y' 


DaB. Zn = Kg xx m [m 


der Friedrich Leopold!) (geb. den 7. Novbr. zu Bramſtedt, 


‚ward 1791 PBräfident zu Eutin, 1810 catboliih und farb 


den 6. Dechr. 1819 zu Sondermühlen im -Osnabrüdfchen), 
die übrigens durch ihre Stellung im bürgerlihen Leben dem, 
Bund auch aͤußeres Gewicht verfafften, das Bundesbuh (eine 
Eammlung von Gedichten der Mitglieder) demfelben mittheilten, 
md der Bund den 2. Juli 1773 Klopſtock's Geburtstagofeſt 


feierlich beging, indem fie deſſen Oden vorlafen, Kaffee dazu tranfen, 


Wieland's Idris mit Füßen traten und fih an deſſen Schriften, 
Die fie zu Fidibus gemacht, die Pfeifen anzündeten, Die äußere 
literariſche Stellung, welche der Bund einnahm, toncentrirte fid 
vorzugäweife auf defien Beiträge zum Muſenalmanach, und ob» 


‚glei derſelbe im Auslande (Leipzig ausgenommen) die ent 
ſchiedenſte Anerkennung fand, und Klopfiod durch zwei Beſuche, 


die er dem Bunde machte, feine Achtung und Thellnahme für 

denfelben deutlich zu erfennen gab, fo warb er dafür in Bots 

tingen ſelbſt defto mehr angefeindet, verfegert und verfpottet, ja Des 

nina (nad Boß, Leben Hölty’s S. XXX flgb.) Itänte fig nicht, 
44 


\ 


692 Deutſche Poeſie. Der Göttinger Dichterbund. 


die Zufammenkünfte de6 Bundes mit dem Herenfabbath auf dem 
Blodöberge zu vergleichen. Dieb hielt aber Klopftock niht eb, 
in dem Bunde das Mittel zu fehen, einen allgemeinen Bass 
Deutſcher Dichter zu einer wirklichen Gelehrtenrepublik (freilich 
batte er mit dem fo betitelten Bude 1774 ſtatt Rubm mm 
. Werger eingeerntet) zu vereinigen. Obwohl mittlerweile Leifewis 
auf Klopfiod’® Empfehlung kurze Zeit (1774) dem Bunde ned 
beigetreten war, fo löfte fib doch derſelbe faſt unmittelbar nad 
ber auf, nachdem bereitd vorher (1773) die Stolberge Gr 
tingen verlaffen hatten, und Miller nad, Leipzig und Ulm, fein 
Veiter nach Wehlar, Leifavig nad Hannover, Hahn nad Zw 
brüden gegangen waren, und als (1774) aud Boje Goͤttingen verlief, 
fo blieb nur noch Voß zurüd, der Boje's Nachfolger als Redadar 
des Muſenalmanachs geworden war; allein aud er kehrte (1775) 
Böttingen den Rüden und ging nah Hamburg und Wanpähel, 
wohin ihn Klopfiod und Claudius riefen, Bürger war ſchon vorke 
feinem Berufe gefolgt, Hölty farb bald naher (1776), und fower 
denn ein Berein gefprengt, der daß herrlichſte Ideal einer St 
dentenverbrüberung war und bleiben wird. Wichtig iR ned 
das von Boje und Dobm 1776 gegründete und von Erſteres 
bi8 1791 fortgeführte Imflitut des Deutſchen Muſeums, zu 
deſſen Poeſieen die früheren Bundesmitglieder fleißig bei⸗ 
ſteuenen 


RR. Bun D Der — Dichterbund. Lpzg. ‚1841. 8. (ame 

ez. —8 d. I. p. 327 8 Ruge Schrift. «pP. 112 mg. 
uns Sopbronizon 1827. . 95 

2) ©. Prutz p. 193 sq. 348 sq. Kordes Lex. d. Schleswig Hol 
Zorlſent p. 25 sq. Sördene Bd. V. p. 765 sq. VI. p. 582. — Gedichte 
—— u 5 epzg· 1770. 8. ©. fpät. Geb. im Oötting. u. Boßiſchen Muſes⸗ 
mana 

3) ©. Sächſ. Prov. Blaͤtt. 1797. April p. 312 sq. Neu. Deutfd. 
Merc. 1797. April p. 398 sq Schlichtegroll Nekr. 1797. Bd. II. p. 24884 
Jördens II. p. 197 sq. VI. p. 236 sq. Gedichte. Gotha 178788. 1.8 
Singſpiele. 1. Bochn. in. 17 8. 1779. 8. Echaufpiele ebd. 1795. 8. Liter. 
Radılap Zotha 1802. 

2 und. d . erft. Deurfe, Alm. f. Ebert Ueberlief. Bd. I. 1. 
ueb. d. Bein. v Göttinger Muſenalmanach ſ. K. v. Reinhard, Gar wur Ruf. 
Ulm. a. 1805. Münfter 1804. (1897) 12. Vorr. u. Gefellfichafter 1823. ar- 
400. u d Bad. db. Leipz. Alm..f. Schmid lit. b. Dorf ie. (1.38b. Epag. 1776.) 
B,% q. Ueb. d. Unterfchieb des legtern u. ber Poetifche Blumenleſe ſ. 
ieland ut. Merc. 1776. Bb. I. p. 191 2q. 

5) ©. 2. Eh. Althof, Ein. Nachr. 9 De bornegmf, Lebensumflänben. 
©. A. Bürgers. Bötting. 1798. 8. (u. in d. Ausg. |. Chr.) &. X. Bün 
gers Eheſtandsgeſchichte. Perl. 1812. 8. "Döring, Bürg. Leben. Berl. 1326. 


Deurfpe Poefie. Der Göttinger Dichterbund. 693 


Schlegel Char. u. Grit. 3b. I. p. 1 1q. u. Grit. Schr. IT. p. 1 2q. 
oltmann in d. Zeitgen. Bd. II. 2. nr.VI.p.99sq. Hillebrand I. p. Mi sq. 
dene Bd. I. p. 251 sq. V. p. 793 sq. VI. p. 591 'sq. Säiter @. 

. 2. $ 268 sq. Pruß p. 207 sq. 377 sq. Sämmtlihe Werke ber. 
v. K. v. Reinhard. Hamb. 1817. I—IV. u. VI. 8 Cämmtl. Gchriften. 
@dtting. 1796—98. 1798. 1817. 1821. IV. 8. Eämmtl.W. ebd. 1829-33. 
VIII. 16. Berl. 1824—25. VII. 12. herausg. v. A. W. Bohtz. Einz. rechtm. 
Ausg. Götting. 1835. 4. u. ebd. 1844. IV. 8. (Dazu: ©. A. 3. letztes 
Manufeript. Epzg. 1345. 8.) 

6) ©. Schmid Nele. Bd. II. p. 630 sq. Alman. db. Deutſch. uf. 
1778. p. 133 sq. Iördens Bd. II. p. 438 sd: VI. p. 340 1. Prus p. 
354 2q. — Gedichte, bef. v. d. Gebr. Stollberg u. 3. H. Voß. Samb. 
1783. 8. Verm. v. Voß. ebd. 1804. 8. Sämmtl. Geb. her. v. Geißler. Halle 
Im. 1800. 8. 1803. IH. 8. Wien 1803. 8. V. all, rechtm. A. Königsb. 

. 12, 

7) S Gradmann Gel. Schwaben. p. 386 ag. Jordens Bd. IM. p. 
675 5q. Beitgenoffen Bd. IV.2.nr.XIM. p. 73 sq. Dillebrand I. p. 373. — 
Gedichte. Ulm 1783. 8. Lieder u. Gedichte aus dem Biegwart, in Muſik ges 
feat v. D. ©. Türk. Berl. 1780. 4. 

8) S. Deutihes Mufeum 1783. Bd. I. April ‚ 343 sq. Korbes 
Eericon ber jegtlebenden Schleswig = Holftelnifchen Schriftfieller. p. 373 sq. 
Beitgenofien nr. X. p. 185 sq. Jördens Bd. V. p. 154 sq. Abriß meines 
Lebens. Rudolft. 1818. 8. u. Antiſymb. Bd. II. p. 176 sq. 3. 3. Goͤr⸗ 
red, 3. H. Voß und feine Zodtenfeier. Straßburg 1826. 8. ©. ©. ©. 
Yaulus, Lebens s und Zodtentunden über I. H. Voß. Heidelb. 1826. 8. H. 
Doͤring, 3. H. 8. u. f. Leb. u. Wirk, dargeſt. Weimar 1834. 12. (Harte 
Urtheile von Schlegel Krit. Schr. Bd. II. p. 97 sq. u. Menzel Deutfche 
Liter. Vd. II. p. 79 sq. Bünftige von Wieland Neu. deutſch. Merc. 1791. 
April. Goethe Werke Bd. XXXIII. p. 146 sq.) Hillebrand T. x 350 nq. 

39 sq. — Sämmtlidhe poetifihe Werke herausg. v. Abr. Voß. Neb 
e. Tebensbefchr. u. Char. v. Fr. E. Th. Schmid. Epzg. 1835. 4. Sämmtl, 
Gedichte. Königsb. 1802. VII. 8. 1825. IV. 8. Briefe nebft erfäut. Beilagen 
ber. 0. 9. Voß. Halberft. 1829-33. III. 8. Epag. 1840 MT. 8. 

9) ©. Jördens Bd IV. p. 727 sq. (über Ghriftian) u. 731 sq. (über 
Ir. Leop.) A. Nicolovius, Ueb. Er. Leop. Gr. zu St. Mainz 1846. 8. 
Prut p. 236 sq. 386 sq. Dillebrand I. p. 363 sq. Zeitgenoffen nr. XXIL. 
P» 77 4q. Voß, Wie ward Fritz Stolb. ein Unfreier, im Sophronizon 
1819. H. III. u. Beftätigung d. Etolb. Umtriebe. Stuttg. 1820. 8. Gegen 
Perthes Stuttg. 1822. 8. I. 3. A. Schott, Voß u. Stolberg oder ber 
Kompf des Zeitalterd zwifchen Licht- und Verdunkelung. ebd. 1820. 8. 
Soethe, Jugendbriefe an Augufte Stolberg, in der Urania 1839. 12. u. 
Werte Bd. XLVIIE. p. 88 sq. 133 sq. 148 sq. (üb. Chriſt. u. Ar. Leop.) 
der. Schüding, D. Fuͤrſtin Galigin u. ihre Freunde, im Rhein. Jahrb. f« 
Kunft u. Poeſie. 1840. Ruge Schriften Id. I. p. 84 sq. — Der Sebrüber 
Steiberg Gedichte her. v. &. Chr Bote. Lpzg. 1779. 1821. 8. Vaterlaͤndiſche 

te. Hamb. 1810. 1815. 8. Gedichte. Wien 1822. 8. D. Behr, Et. 
Gefammelte Werke. Hamb. 1820-25. XX. 8. 


. 700, 

Ehe wir kurz ein worin denn eigentlih die Wirt 
ſauleit des Göttinger Dichterbundes beflanden, müflen wir ned 
Natthias Elaudius aus Reinfeld im Holfeinfhen (1740 
—1815) erwähnen, den man aber mehr unter dem Namen. 


694 Deutſche Poefie. Der Göttinger Dichterbunt. 


Asmus ober der Wandébecker Bote (fo genannt md 
einem politiſchen Blatt ber gleihnamigen Stabt bei Hamluy) 
kennt. Er if ein Volksdichter, der, wie Herder (Brick es 
Med 1. ©. 35) fagt, in feinen Berichten, die faſt ohne Inhalt 
find, die Siberfatten des Herzens zu rühren wußte, eim biedere 
Deutfder war und mit einer merkwürdig kindlichen, religioſen 
Raivetät den Leiermann machte, dabet aber mande har 
liche Lieder vol Kraft und Saft zu Tage förderte (Mm Rhein, 
am Rhein ıc.), wenn auch viele andere (wie der Rieſe Gohiatk) 
uns wahrhaft kindiſch erſcheinen muͤſſen. Er gehörte zwar nid 
ſelbſt zum Dichterbunde, ſtand aber mit ihm in den freunkidaf 
lichſten Beziehungen und hegte ganz gleihe Sympathieen, ſe 
daß er weit eher hierher zu zählen iR al8 Leiſewitz und Kro 
mer, welche eigentlich gar nichts im Geifte deſſelben geſchricbe 
haben, denn die Trauerfpiele der erften Beiden und des Lehterm 
apologetifhe Biographie Klopſtock's gehören nicht hierhe. 
Unterſuchen wir alfo, welches Feld der Poefie den Göttingen 
am Meiften zu danken hat, fo ergiebt fi ſogleich, daß bie 
die Lori fein wird. Wer kennt nun aber niht Bürger's 
Romanzen und Balladen, ich meine nicht jene Traveſtieen à is 
Blumauer (3. DB. die Geſchichte von der Europa) im Bänke 
fängertone, fondern jene 2eonore, auf die er mit Recht fol; fda 
und ſich den Dſchbengis⸗Chan der Ballade nennen Tommi. 
Eigentlich war er freilich nur Nachdichter fremder Muſter, befonders 
Englifer, die er aus Perch's Sammlung (1765) fennen gelernt 
hatte, und leider finft er oft zu einer populären Gemeinheit herab, 
und Schiller hat in der bekannten Recenſton (9. &t.3.1791.nr.13 
sq.) feiner Gedichte faſt in Allem Recht, was er ihm Schul giebt 
Bet alledem Hat ihn Keiner der fpätern oder modernen Dichter, die 
feine Wilpheit und Uingebundenheit nachahmten, erreicht, und f6e® 
daraus, daß er nie aufhören wird, die Jugend, deren Geſchmad nod 
unverborben iſt, zu begeiftern, fann man abnehmen, daß er ei 
geborner Vollsdichter geweſen fen muß. Voß hat fid ze 
in allen Arten der lyriſchen Dichtung verfucht; feine berühmte 
Ueberfegumg des Homer if ſchon als Bildnerin der Epmät 
elafftfch zu nennen, felbft wenn man ven Acht antiten Geiſt, ben ſe 
an fich trägt, in Betracht zieht, aber das eigentliche Element, morit 


Deutfche Poeſie. Der Göttinger Dichterbund. 695 


z waohrbaft groß war, iſt die Idylle, id weine nit die rohe 

Bferbefnechtäibylle oder den erzwungen⸗ gemuͤthlichen fiebenzigfien 
Beburtstag, fondern feine Luife, welche Schiller mit Recht als den 
Driechiſchen Muftern fehr nahe verwandt anfah, und als tadels⸗ 
wert; könnte nur die allzugroße und allzu geregelte Ratverät und faſt 
et berechnete Handlungsweife der einzelnen Individuen erfcdieinen. 
Was die Stolberge anlangt, fo find fich diefe in ihren lite 
rariſchen Beftrebungen ziemlih gleich geweien. Bon Klopſtock's 
Bardenpoeſie begeiftert, äffte Friedrich deſſen Patriotismus bis 
ur Lächerlichkeit in feinem Freiheitsgeſange nad, wo «6 heißt: 
„Der Tyrannenroſſe Blut, der Tyrannenknechte Blut, Der 
Tyrannen Blut, der Tyrannen Blut, Der Tyrannen Blut Färbte 
Deine blauen Wellen“, und lieferte damit ein Pröbchen Tyran- 
nenblutdurft, den burſchikoſe Bierbegeiſterung fchwerlih wieder 
tu ähnlicher Weiſe empfimden hat. Um recht Deutfch zu fein, badeten 
Beide vor aller Welt Augen auf ihrer Schweizerreife, zerfchlugen 
in den Gafthöfen die Spiegel und madten die Lobrebner ver 
Revolution; allein feit 1780 trat die Reaction ein, 1800 
ward Friedrich catholifch, zog fi von der ganzen Welt zurück 
und lebte blos in dem pietiſtiſchen Salon der Fürſtin Galigin; 
auch beſchenkte er die Welt mit feiner Geſchichte der Religion 
Jeſu, einer Feurigen Apologie ded Ultramontanismus. Uebrigens 
find fo alle feine lyriſchen Arbeiten überfpannt und erzaungen, 
ſelbſt feine Freiheitslieder und berühmten Hymnen, feine Balladen, 
unter denen felbft die befte, die Buͤßende, übertreibt, leiden an 
dieſen Gebreden. Hölty, in feinen Naturgemälden Kteif’s 
Nachahmer, iſt zu ſentimental⸗melancholiſch, um die Einförmigkeit 
gut zu vermeiden, aber immer wird er einer der zarteflen 
Elegiler der Deutſchen Regenerationspoefie bleiden. Noch mehr 
als jener trieb endlih Miller, von deſſen Romanen unten bie 
Rede fein wird, welche noch mehr als Goethes Werther einer 
Renge mondſcheinberauſchter Juͤnglinge und hyſteriſcher Jung⸗ 
Mauen die leeren Köpfe verdrehte, die fentimentale Gefuͤhlspoeſie 
auf die Spitze. And fo haben wir denn das ganze VBerdienf 
des Göttinger Bundes gewiffermaßen mehr in der Anregung jur 
Poeſie für Andere, als in eigener allfeitiger Wirkſamkeit zu ſuchen, 
d4 feine wirkliche Thätigfeit nur einfeitig war, | 


700 Deutfche Poefie. 


denen Demagogen⸗ und Freiheitslieder unenbil —XR 
und von der die unverbürgte Sage geht, daß eben dieſes Gaxy, 
an welhem aber Schiller keinen Theil gehabt hatte, bie ame. 
Urfache feiner zehnjährigen, fehredlihen und ungerechten Grip 
ferung auf dem Asperg gewefen fet, aus welcher ihm nur fee 
Hymne auf Friedrich den Großen, die übrigens nichts weniger di 
die Eharacterfiärke ihres Verfaſſers beweift, wieder loshalf. am. 
Beziehung kann fein Landsmann Wilhelm Ludwig Welke 
lin’) aus Bothnang im Würtembergiihen (1739 —92) 
ihm zufammengeftellt werden, denn wie er war aud Red 
Zeitungsſchreiber, und wie diefen feine Deutfche Chronik (f. 177 
fo bradten Wekhrlin feine berüchtigten Denkwuͤrdigkeiten 
Wien, wenn auch nur ein halbes Jahr, ind Gefängnis, w 
ihm feine übrigen Pamphleie, 3. B. Anſelmus Rabiofus Rd 
durch Deutfchland, befonder8 gegen Augsburg geridhtet, das Feld 
in Bezug auf Nördlingen geſchrieben, ıc., ihm gewöhnlid nur % 
welfung aus biefer oder jener Stadt zuzogen. Uebrigens Fü 
er ein noch weit wüfteres Leben als Schubart, war aber (vor ii 
Haft) Freigeift wie diefer, obwohler Wieland’s, Echubart aber fl 
ſtoc's Schüler war, glühender Patriot wie biefer, und eben ff 
Verehrer Boltaired und der Branzofen, als dieſer Angie 
und Shaffperianer gewefen war. Als Dichter war er bi 
Gelegenheitsdichter und aud da nur unbedeutend, ale Su 
aber nicht ohne Talent, obgleich mehr Pasquillant gu ı 
Schubart Dagegen Tann für eiuen der beflen Lyriker 
Zeit gelten, und feine oben angeführten Eompofitionen, U 
. amd die Fürftengruft, fowie feine Gedichte aus dem Kerken, 
hen ihn den Etürmern und Drängen an. Als politiſde 
als Odendichter gleich vergeffen If jest der Rranzofef 
Lorenz Leopold Hafhka?) aus Win (1749 — 1 
erft Jeſuit, dann Profeſſor der Aeſthetikam Thereſtanum va 
Als ſentimentale Elegiker im Geſchmacke Hölty's verdienen eine di 
volle Erwähnung Friedrich von Matthiſſon aus f 
dodeleben bei Magdeburg (1761— 1831), befannt durdy fein 
gackäneten Schilderungen, wenn aud etwas manterirt, Joe 
audenz, Freiherr von Salis⸗,Seewis) aus Sen 
Braubündten (1762 — 1834), defien Lyrik durch Einfadhet 

































[4 


Deutſche Poeſie. 697 


Manche AMehnlichkeit IR zwiſchen ihm und Stilling, nur daß 
dieſer bei weitem mehr Gefuhlsmenſch und hingebender Andächt⸗ 
ler iR, waͤhrend wiederum Jean Paul's und Herder's Humor, 
der, wie er ſelbſt fagt, den alten Hamann audhamannifire, und 
Lavater's Neligionsideen viel von ihm aufnahmen. In jeder 
Beziehung bedeutender flieht neben ihm Johann Bottfried 
von Herder), ein Säullehrerfohn aus Mohrungen in OR- 
yreußen (geb. den 25. Aug. 1744), der, nahdem er zu Kö⸗ 
nigsberg ſtudiert, zuerſt als Lehrer an der Domſchule zu Riga 
(1765) feine befannten Fragmente zur Deutihen Literatur 
(4767) ſchrieb, welche feine alfeitige Bildung in das deutlichſte 
Licht ſtellten, indem fie zugleih eine Art von Supplement zu 
‚den Literaturbriefen fein folten. Etwas Wehnliches waren bie 
Eritifpen Wälder, bedeutend höher aber flanden fhon bie von 
‚ihm, Goethe und Möfer (1773) zufammen herausgegebenen 
ı Blätter für Deutfhe Art und Kunft, worin er ald jener zwar 
. Arenge, aber doch immer geiftreihe Critiker auftritt, als welcher 
‚er folde Epoche machen ſollte. Nachdem er In den mit ausgezeich- 
weten Geſchmack und Talt gewählten Stimmen der Bölfer 
(1768) als Volksliederſammler die Bahn gebroden, folgten 
‚ feine theologiſchen Schriften: die Aeltefle Urkunde des Menſchen⸗ 
geſchlechts, Die Briefe Über das Studium der Theologie, der 
. Gh der hebraͤiſchen Poeſie, feine chriſtlichen Schriften und Büs 
\ der zur Beförderung der Humanität, in denen er nad und 
‚ nad von ber poetiich »fpeculativen Weltanfhauung zu einer ethiſch⸗ 
vractiſchen Richtung übergeht und fi als wahrer Orthodox 
kbenſo gegen die ſchädlichen Aufflärungsverfuhe der ungläubigen 
‚ Neuerer, als gegen den retrograden Schriftwortglauben der Fin» 
‚ Rerlinge auflehnt. Auf dem Gebiete der Philoſophie find feine 
‚ Sen zu einer Bhllofophte der Geſchichte der Menfchheit (1784), 
fein Hauptwerf, welches er aber leider nicht vollendete und ein 
Beat, worin er fih bie Aufgabe ſtellte, das Schidfal 
der Nationen aus dem Buche der Menfchheit zu leſen. Er 
erfheint uns darin als der geiſtreichſte Eklektiker feiner 
Jet, in welchem Helleniſche Lebensfriſche mit Indiſcher Lebens—⸗ 
würde vereinigt, das chriſtliche Element, deſſen poetiſche Auf⸗ 
ſafſung feine Neigung und Kunſt des Allegoriſirens glänzend 
darthut, niemals verleugnet. Unter feinen Poefieen find bie ge⸗ 








\ 


698 Deutſche Pocke. 
Lungenfien feine Legenden, fin wundewoller Gin, nad Epmiite 


Romangen bearbeitet, feine Epigramme und feine Paramyiien. 


Als Ueberfeger iR er ſtets audgezeichnet, mögen nun Hore, Ba 
ſius, Pindar, Balde oder Sadi feine Quelle fein. Seine bin 
geslihe Laufbahn begann er (1770) übrigens als Hofpraige 
in Büdeburg, vertaufchte aber dieſe Stelle mit der eines Ge 
neralfuperintendenten und Oberconfftorialrath6 zu Weimar, war 
(1804) in den Moelfland erhoben und ſtarb dafelbſi dm 
18, Decbr,. 1803 viel zu früh für die Wiſſenſchaft. 


1) ©. Zördens Bd. VI p 270 ng. Schlegel Muſ. Bo. IH. p. B4. 


Ruge Schriften Br. I. p. 52 sq. Hillebrand I. p. 285 3q. Prug p- 17 
Herder W. z. Litt. u. 8.1. p. 124 8q. Scheffner’d Leben (Epzg. 1821) Port 
u. 8 . Cromet, 


— Säriften herausgeg. v. Roth. Berl. 1821—3. Vu. 8. H. Br 
Sibylliniſche Blätter des Magus bed Nordens. Leipz. 1819. 8. Ih. Anl. 
Rirmer, Weisheitsfprüche und Wigreden aus Hamanns und Kants füm 
Schrift. auserl. u. alph. geordnet, m. e. einL Gharacter. Amberg 1828. & 


2) Gämmtlihe Werke herausg. v. 6. ©. Heyne u. v. Müller u. J.6 
Müller. Gtuttg. 1805—20. XLV. 8. Sämmtlihe Werke. Stuttg. 184- 
1830. LX. 12. (näml.: Zur fehönen Literatur und Kunſt. XX, Zur Pie 
loſophie und Geſchichte XXI. Zur Religion und Sheologie XVII.) As 
gewählte Werke. Stuttg. u. Tübing. 1844. 4. f. Jördens Bd. II. p. Kt. 


298 sq. Gervinus Bd. IV. p. 452 sq. Ruge Schriften I. p. 157. 


VI. p. 
Hlichrand 1. p. 295 2q. ©. Zr. Dany u. 9.6. Gruber, Eharacterifil.her 
ders. Lpzg. 1805. 8. ©. ©. Fuͤlleborn, 3. G. Herder. Dresd. 1800.83. Vet. 


Shark. d. Herder, geb. Flachsland, Erinnerungen a. db. Leben Herders Dt 


ausgeg. v. 3. &. Müller. Stuttg. 1820. I. 8. ebd. 1828. II. 12. 9. üb 
ring, Herders Leben. Weimar 18.9. 16. Em. G. v.-Herder, Lebensbild fr 
nes Baters J. G. v. 9. Erlangen 1846. III. 12. Sean Paurs W. Bd. 
p- 166 sq. 


6. 702, 


Ehe wir jebt zu einem andern Dichterkreiſe fortgehen, # 


denfen wir noch einiger gleichzeitigen Dichter, fo der Gila 
Johann Baptif’8 von NAlringer aus Wien, Hoſtheaun 
ſectetair daſelbſt (175597), deſſen Doolin von Mainz um 
Bliomberis fleißig gearbeitet, aber langweilig find‘), Ludwie 
Heinrid von Ricolays?) aus Straßburg (1737 — 1820 
der es bis zum Ruffifhen Geheimen Rath brachte und einige 
Mittergebichte nad; Bojardo und Arioſto, fowie mehrere poetiſche Er 
zählungen im Geſchmacke Wieland’s ſchrieb, weldhe das 

Papier, auf dem fie gebrudt wurden, nicht verdienen, font 
Friedrich Auguſt Müller aus Wien (1767—1807), W 
loſophiſchen Docenten zu Erlangen, deſſen unendlich langt N 


‘ 








Deutfche Poefie. Sturm: und Drangperiode. 703 


aälof. Her. v K. Faltenflein. eo. 1841. IV. 12.%.68®. Ebezhardt, 
ht in Tiedge's und in Eltiſa's (v. d. Recke) Leben. Berl. 1844. 16. 


12) &eben u. auserlefene Werke herausg. v. deſſ. Sohne W. W. I. 
Ihmidt u. Schwirgerfehne Fr. Lautſch. Stuttg. 1826— 28. II. 8. Zeitge⸗ 
Hm Bd. III. 4. p. 132 8q. 


13) ©. Zörbens 3b. —F . 157 sq. VI. p. 197 sg. at. I. 4. p 
1. — Gerichte. Frkft. a. 1780-0 11. 8. IV. X. ebd. 1821. ıv. 
Die Sclittenfahrt ber. v eignen Wien 1783. 8. Sinngeviähte £pzg. 
8. 8. Lieder zweier Liebenden. &pag. 1777. 1779. 1819. 8 


14) ©. Iördens DD. IV. p. 169 sq. E. Stoͤber, Blätter dem Andenten 
dw Straßb. 1816. 8. 3. I. Rieder, ©. C. Pf. e. biogr. Entm., n. 
Berfuchen. Suppl. Etuttg. 1820. 8. — Poetifche Berfuche, Bafel 1789 
ie. III. 8. IV. 8. je V. A. Stuttg. 1802-21. X. 8. Profaifche Verſuche. 
, 1810-12. X, Babeln u. —* Erzähl. u. Ausw. her. v. H. 
uff. Stuttg. u. zib, 1840. II. 


15) ginterloflene Gedichte, 3 v. Ramler u. her. Moſes Hir⸗ 
Lu. Kauf. Zürih 1792. II. 12. cf. Jördens Bd. in. p. 129q. 
p. 159. —e— Nekr. Bd. II. 1790. p. 351 29. 


16) ©. Schirach Mag. d. Deutſch. Crit. Bd. II. Th. 1 p. 68--104. 
id Rekr. Bd. II. p. 571—613. (3uſ. im Journ. v. F Deutſchl. 
Te u v.M. Werk. 8b. 1. p. 5+56. 
s 8b. III. p. 55 — Babeln, Lieder u. Satiren. Lpzg. u. Aurich 
8. Poetifche er, Fieff 1780. II. 8. Wien 1791. IV. 8. 


6. 703. 
Eine Art Fortfegung des Göttinger Dichterbundes bildet 


Rheiniſche und Mailändifche Dichterfreis, deſſen Mittelpunft - 
hm und hier befonders Straßburg war, wo ſich eine’ 
ihl 


von Dichtern zuſammengefunden hatte, die hauptſaͤchlich von 

ere angezogen, jenen Sturm und Drang!) nach einer 
olntion des Deutſchen Geiſtes und Geſchmacks in ſich em⸗ 
den, der gewiſſermaßen, wenn auch in einem ganz verfüngten 
Rabe, fhon bei Klopfiod, Wieland und Leffing hervorge: 
a und in den Hamann » Herder’fchen Reformideen noch deutlicher 
Borfchein gefommen war. Wan fann den Theilnchmern 
x Richtung große Gentalität nicht abfpreden, leider aber 


bihnen der Afbetifhe Sinn für das Moralifh- Edle und - 


Im es, daß fih in ihren Leiſtungen zwar das kraftgentalifche 
int, aber auch rohe Sinnlichkeit, Luft am ®emeinen und 
atürlichen ausſpricht. Daß natürlih hier Ausnahmen zu 
Iren find, und Goethe's Götz, Werther, Prometheus und 


} (das Fragment) mehr noch ald Schiller’ 8 Räuber, 


0 und Kabale und Liebe die edelſte, erhabenfte Potenzirung 


7 Deutſche Poefie 


der beſten Früchte dieſes wilden Dichtergartens find, braudt zit 
erſt erwähnt zu "werden. Mit den meiſten Naturanlagen war 
unter der Menge der diefer Richtung beizuzählenden Dieter wel 
Jakob Michael Reinhold Lenz’) aus Sefwegm ie 
Riga (1750— 92) ausgerüſtet. Er befaß fehr viel Neigung me 
Theater und großed Talent für das Komiſche (dafür zeugt 

Hofmeifter und die Soldaten), allein er hatte von en 
nichte welter gelernt, als deſſen Renitenz gegen dad Hafug 
lie, und fo wollte er denn alle Schranken der biöherigen 
matifhen Poeſie einreißen, wodurd er jene wunderlichen 
bilder hervorbradhte, an denen wir wohl ſprachliche Gewanl 
und Kühnheit zu bewundern, aber leider auch die baradl 
Rohheiten zu beflagen haben, die natürlid vollig unauffl 
bar find. Trog ihrer fhlüpfrigen, frivoten Stellen find feine Cl 
darum fogar von denen vergeflen, die.fih an bergleihen 4 
faubern Phantafieauswücfen zu erfreuen pflegen. Obwohl 
ganz rein von diefem Unratbe flieht doch bei weitem I 
Friedrich Marimilian von Klinger?) aus ruf 
aM. (1753— 1831), der es bis zum @urator der Uni 
fität Dorpat und Oeneralintendanten brachte und der Ge— 
einer natürlihen Tochter der Raiferin Katharina wurde, dabd 
es fib felbit zum Ruhme anrechnete, daß er, was er fei und 
aus fi felbfk geworden und feinen Gharacter und feine Is 
fo redlich zu entwideln beftrebt gewefen fet, daß er fein MIR 
Emporfommen nur als natürliche Folge davon zu betradie 
Man fann feinem befannten Breisflüde, den Zwillingen (172 
wit weldem befanntlih Letſewitzens Julius von d 
eoncurrirte, das zweifelhafte Verdienſt zugeflchen, daß es is 
ner wilden Unnatur, in feiner bis auf die hödhfte Botay : 
triebenen Leidenfchaftlichkeit, jene Sturm» und Drangperioef 
boren babe*), welde von einem andern in Schottland fpielch 
Drama deſſelben Dichters den Namen befam, Er lie 
unter wahrhaft daͤmoniſcher Infpiration concipirten Stide a 
mehrere deſſelben Schlages folgen, unter denen der Gic 
am flärffien an Schiller (Don Carlos) und Dito anf 
(SH) erinnert. Nun folgt eine Reihe von Romanen, W 
Schwung der Phantafie ebenfo wenig abzuſprechen if, ald = 





















Deuntſche Poecfte. 701 


an; Der Berſe des Borigen no übertrifft, umb endlich der ganz im 
fer Bamier dicktende, freifib erſt in vie Folgezeit gebörige 
brikoph ANugun Tiedge‘) aus Garbelgn (1752 — 
341), vdeſſen Elegie auf die Schlakt bei Kunersdorf welt 
fer if als feine befonderd von den Frauen fo viel geprieſene 
amia, Tıe, obwohl an einzelnen ſchönen Stellen nicht arm, doch 
me Ginbeit und viel zu füßlih iR, als daß fie auf den Na⸗ 
en eines Hafkfken Werkes Anſpruch zu machen hätte ud 
levſtecks md Glein's Freund Klamer Eberhard Karl 
chmine"?) aus Halberſtadt (1746 — 1824), ein höchſt gemüth- 
ker Dichter, gehört mit feinem Liedern und Eiegieen bierher; allein 
ichtiger iR er noch durd feine poetiſchen Epifeln, in denen er ſelbſt 
eopold Friedrich Büntber von Göckingky aus Grü⸗ 
ingn (1748 — 1828), defim befle Arbeit die Lieder zweier 
kebenden find, worin er fi (al& Amarant) und feine nad» 
erige Sattin Demoifelle Bogel (Nantchen) verewigt hat, übertrifft. 
Endtig wollen wir, da und des Lepteren Schlittenfahrt, eine 
oetifke Erzählung, an dieſes Genre erinnert, noch den in 
demſelben autgezeihneten armen blinden ®ottlieb Konrad 
Bfeffel!) aus Kolmar (1736—1809), der nad Sellert un« 
bedingt der beſte Deutſche Fabeldichter if, erwähnen, und mit 
dem anhänger Ramier’s, den in der Manier, aber nicht bem 
Genie Martiald dittenden Ephraim Mofes Kuh”) aus 
Breslau (1731— 90), der als Jude dur feinen trefflidden 
Eharatter viele Chriſten befhämt hat, diefe Ueberfiht ber keiner 
Säule angehörigen Dichter dieſer Uebergangepertode beſchließen, 
wenn wir zuvor noch rühmlich der im Juvenaliften Geifte gefchries 
denn Eatiren (befonders der Bedanten und der Scyriftleller nad 
der Mode, gegen die Anglomanie gerichtet) des frühverflorbenen 
Johann Beniamin Midaelis) aus Zittau (1746— 
12) gedacht haben. 


1) Bliomberis. Epzg. 1792. 1802. 8. Doolin von Mainz. Epıg. 1787. 
1797. 8. Gedichte. Halle 1780. 8. Neueſte Gedichte. Wien 179.8. Saͤmmt⸗ 
lüche Gedichte. Klagenfurt 1788. II. 8. Sämmtlihe Schriften. Wien 1312. 
X. 8 f. Allg. £it. Zeit. 1797. mr. 126. p. 1050 sq. 2eipg. Ag. Lit. Anz. 
179, ar. 142. p. 1459 sq. Iördens Bd. 1. p. 36 sq. V. p. 711 a6. 
VI. p. 552 nq. 


2) &. Jördens Bd. IV. p. 64 2q. — Klegieen und Briefe. Straßb. 





702 | Deutfche Poefte. 


1760. 8. Bermifchte Bedichte. N. U. Berl. 1778-86. IX. 8. Bersilkt: 
Gedichte und profaifche Schriften. Berl. 1792-1810. VIII. 4. 


3) Adelbert der Wilde. Lpzg. 1793. II. 8. Alfonſo. Götting. 17%. 8 
Richard Lömwenherz. Berl. 1790. 1819. 8. 


4) Sämmtliche Werke. Königsb. 1801-3. 1833 VII. 8. ebd. 187. 
IV. 12. Stuttg. 1839-40. V. 16. m. Anm. erläut. v. X. Kiſtfeger. Bin 
hen 123940. II. 8. Virgild Aeneis oder Abentheuer des frommen Hella 
Aeneas. Traveftirt, die erften 9 Bücher enth. Wien 1782—88. (Eine Fett 
feg. die legten drei Bücher enth. v. Schaber. Frkft. 1794. 8. if ertärmiik 
beſſer: Blumauer im Dlymp ober Mate contra Blumauer pund 
labefactae Aeneidis. £pzg. 1792. 8.) |. Joͤrdens Bd. I. p. 99 sq. V.p 
745 sq. VI. p. 565 nq. 


53 Melchior Strigel, ein heroifch sepifches Gedicht für Freunde ber fin 
und Gleichheit in ſechs Gefängen. Epzg. 1794. 1799. 8. Gedichte. Wim 
1791. 8. Neuere Gedichte, ebd. 1805. 8. 


6) Zodesgefänge. Ulm 1767. 8. Augsb. 1778. 8. 1800. 8. Gedichte un 
dem Kerker. Zürich 17°5. 8. Gämmtliche Gedichte. Frkft. a. M. 1787. & 
8. ber. v. f. Sohne. ebd. 1802—3. II. 8. Bermiſchte Schriften ber. % |. 
Sohne. Zürih 1812. II. 8. Sämmtliche Gedichte. Stuttg. 1842. 8. Geſca 
melte Schriften u. Schidfale. ebd. 1839-40. VIII. 16. cf. Scubarti & 
ben u. Gefinnungen. Bon ihm felbft im Kerker aufgefegt. Bd. I. Stath- 
1791. 8. Bd. II. ber. dv. f. Sohn Ludwig Schubart. ebd. 1793. 8. 2.6ie 
bart, Schubarts Character Grlung. 1798. 8. Baur Lebensgem. Bd. IE. 
p- a sq. Zördens Bd. IV. p. 639 sq. Prug Literaͤrh. Zafchenb. 18%. 
p- sQq. 

7) 8. Schlichtegroll, Nekrot. Suppl. 1790-93. Abth. T. p. 20-8. 
Idrdens Bd. V. p. 207 sq. — Denkwürdigkeiten aus Wien. Nörblinga 
1777. 8. Anfelmus Rubiofus Reife durch Oberdeutſchland. Salzb. J 
(Noͤrdlingen) 1778. 8. Felleiſen. Roͤrdlingen 1778. 8. Chronologen. 

u. Lpzg. (Nũrnb.) 1779 -81. XII. 8. Das graue Ungeheuer. ( 
1784—87. XII. 8. Hyperboreifche Briefe. (Nürnb.) 178890. VI.8. Yan 
grafen. (Nürnd.) 1791. 8. (Dazu: Paragrafen aus W. Nachlaß. Atem 
1796. 8.) cf. W. 2. W. Geift, von Wekhrlin junior. Stuttg. 1823. & 


8) Daß gerettete Deutichland, e. Ode. Wien 1795. 8. Ehrenrettung I 
Kaiſers und Klopftode. ebd. 1782. 8. Berwünfchungen, den Franzoſen P 
fungen. ebd. 1793. 8. Viele Ged. in Zeitfhr. u. Alman. zerftr. 


9) &. Neu. Deutfh. Merc. 1790. April p. 441 2q. Schiller AP. 
Schrift. Bd. IV. p. 68 uq. (WB Bd XVII.) Zördens Bd. III. p. 45964 
VI. p.5193q. Schlegel Ktit. Schr. Bd. II. nr. 2. Beitgen. nr. IY.p. 359. 0% 
_ ring, Fr. v. M. Leben n. d. zuverl. Quellen bearb. Zürich 1833. 12. u. Fehrnb 

ereigniffe v. Carl Auguft, Großherz. von Weimar, von Möfer, Falk, Seum 
Lichtenberg u. Matthiffen. Quedlinb. 1840. 12. — Lieder. Breel. 178. 
Deffau 1783. 8. Gedichte. Dannh. 1787. 8. XIV. U. Zürich 184. Ik 
Schriften. Zürih 18:5—29. VIII. 15. (Dazu: Literarifher Nachlaß nehk 
ur v. Briefen feiner Freunde. herausg. v. J. R. Schoch. Berl. 183% 
10) Gedichte, gef. d. Matthiffon. Zürich 1793. 8. 1835. 8. u. @. Rob 
thifſons Gedicht. ebd. 1808. 1823. 12. f. Zörbens Bd. IV. p. 4X 54. 


11) Elegieen u. vermifchte Gedichte. Halle 1801 3q. 1814 sg. nl. & 
Urania. Halle 1800. XM. X. Lpzg. 1845. 8. Werke herausg. v. Cberhatk 
Dalle 1823. 1832. 1835. X. 12. Lpzg. 1841. X. 16. cf. Leben u. poctiſcher 


Deutfche Poefie. Sturm= und Drangperiode. 703 


Kachlaß. her. u N. Faftenftein. Spıg. 1841. IV. 12. A. ©. Goechartt, 
Blide in Tiedge's und in Elifa’s (v. d. Hede) Leben. Berl. 1844. 1 


12) Leben u. auserlefene Werke herausg. v. deſſ. Sohne > =. J. 
Schmidt u. Schwiegerſohne Tr. Lautſch. Stuttg. 18%6—28. UII. 8. Zeitge⸗ 
noſſen 3b. III. 4. p. 132 sq. 


13) ©. Joͤrdens 3b. —F . 157 sq. VI. p. 197 sq. Zeitg. J. 4. p 
329. — Gedichte. Frkft. a. —— III. Da IV. A. ebd. 1821. Y. 
8. Die Schlittenfahrt her. v or eibne, Wien 1783. 8. inngedichte, kpzg. 
1778. 8. Lieber zweier Siebenden. &pzg. 1777. 1779. 1819. 8 


14) ©. Jordens od, IV. p. 169 sq. E. Stoͤber, Blätterbem Andenken 

ur gew. Straßb. 1816. 8. 3. 5. Rieder, ©. C. Pf. e. biogr. Entw., u. 

Berfuhen. Suppi. Etuttg. 1820. 8. — Poetiſche Berfuche, Sale! 1789 

IV. 8 u. V. A. Stuttg. 1802-21. X. 8. Profaifche Berfuche. 

5* 1810-12. X. 8. Fabein u. poetifche Erzähl. u. Ausw. Her. v. H. 
Hauff. Stuttg. u. Züb. 1840. II. 


15) geiuterlofien: Gedichte, 3 v. Ramler u. her. v. Moſes Hir⸗ 
fü u. 3. 3. Kauſch. Zurich 1792. II. 12. cf, Jordeno Bd. IM. p. 129sq. 
Tl. p. 459. Schlichtegroll Nekr. Bb. li. 1790. p. 351 sq. 


16) ©. Ghiras Mag. d. Deutſch. Erit. Bd. IT. 2. I. p. 68-104. 
Schmid Nekr. Bd. p. 571—613. (3uf. im Journ. v. u. u Deutſchl. 
17N. ©t. VIII. p. 1% u. in f. Ausg. v. M. Werk. 3b. I. p. 5+56. 


Zördens Bd. III. p. 557 aq. — Kabeln, Lieder u. Satiren. Ep. u. Aurich 
1766. 8. Poetifche iserke, Gef 1780. UI. 8. Wien 1791. IV. 8. 
$. 703. 


Eine Art Fortfegung des Göttinger Dichterbundes bildet 


der Rheinifche und Mailändifche Dichterfreis, deſſen Mittelpunkt 
Eüddeutichland und hier befonderd Straßburg war, wo ſich eine’ 


Anzahl von Dichtern zufammengefunden hatte, die hauptfächlich von 
Shakfpere angezogen, jenen Sturm und Drang!) nad einer 
Revolution Des Deutfhen Geiſtes und Geſchmacks in ſich em⸗ 
pfanden, der gewiffermaßen, wenn aud in einem ganz verjüngten 
Naßſtabe, ſchon bei Klopfiod, Wieland und Leſſing hervorge⸗ 
treten und in den Hamann » Herber’fchen Reformideen noch deutlicher 
um Borfchein gefommen war. Man kann den Theilnehmern 
dieſet Richtung große Gentalität nicht abſprechen, leider aber 


, 


fehlte ihnen der aͤſthetiſche Sinn für das Moralifh- Edle und - 


fo kam es, daß ſich in ihren Leiſtungen zwar das kraftgenialiſche 
Clement, aber auch rohe Sinnlichkeit, Luß am Gemeinen und 
Unnetärlicen ausfpriht, Daß natürlid Hier Ausnahmen zu 
Ratutren find, und Goethe's Bög, Werther, Prometheus und 


GauR (das Fragment) mehr noch als Schiller’ 8 Räuber, 


diesko und Kabale und Liebe die edelſte, erhabenfle Potenzirung 


704 | Deutſche Poeſie. 


der beſten Fruͤchte dieſes wilden Dichtergartens ſind, brandt uk! 
erſt erwähnt zu “werden. Mit den meiſten Naturanlagen war 
unter der Menge der diefer Richtung beiguzählenden Dieter wehl 
Jakob Michael Reinhold Lenz?) aus Sefwegn bi 
Riga (1750— 92) ausgerüftet, Er beſaß fehr viel Neigung zum 
Theater und großes Talent für das Komiſche (dafür zeugt fein 
Hofmeifter und die Soldaten), allein er hatte von Shafiyar 
nichto weiter gelernt, ald deſſen Renitenz gegen das Hetkons⸗ 
lie, und fo wollte er denn alle Schranken der biäherigen ir 
matiſchen Poeſie einreißen, wodurd er jene wunderlichen Ja 
bilder hervorbrachte, an denen wir wohl fpradlidde Gewandike 
und Kühnheit zu bewundern, aber leider auch die barodim 
Rohheiten zu beflagen haben, die natürlih vollig unauffü 
bar find. Trog ihrer ſchluͤpfrigen, frivolen Stellen find feine Erik 
darum fogar von denen vergefien, die ˖ſich an dergleiden us 
faubern Phantafieauswücfen zu erfreuen pflegen. Obwohl nil 
ganz rein von diefem Unrathe flieht doch bei weitem hoͤhe 
Friedrich Maximilian von Klinger’) aus Kranken 
aM. (1753 — 1831), der es bis zum Curator der Uni 
fität Dorpat und Generalintendanten brachte und der Grmall 
einer natürlihen Tochter der Kaiſerin Katharina wurde, dabei abs 
es ſich ſelbſt zum Ruhme anrechnete, daß er, was er fei und ba 
aus fih felb geworden und feinen Character und feine Anlaga 
fo redlich zu entwickeln beſtrebt gewefen fei, daß er fein ſpätert 
Emporfommen nur ald natürlide Folge davon zu betradten habe 
Man kann feinem befannten Preisfüde, den Zwillingen (1774) 
wit welchem befanntlihd Leiſewitzens Julius von Taren 
concurrirte, das zweifelhafte Verdienſt zugeſtehen, daß es In fe 
ner wilden Unnatur, in feiner bis auf die hödfle Potenz ge 
triebenen Leidenfhaftlickeit, jene Sturm» und Drangperlode ge 
boren babe’), welde von einem andern in Schottland ſpielende 
Drama deſſelben Dichters den Namen bekam. Gr ließ dieſen 
unter wahrhaft daͤmoniſcher Infpiration concipirten Srüde ned 
mehrere deſſelben Schlages folgen, unter denen ber Günkling 
am flärffien an Schiller (Don Carlos) und Dito an Breit 
(SH) erinnert. Nun folgt eine Reihe von Romanen, denen 
Schwung ber Phantafie ebenfo wenig abzufpredien if, ald mal 


Deutſche Poefie. Sturm: und Drangperiode. 205 


tessinen Tann, bad feine Ideale a priori unmoͤgliche, von dem 
Minſel eines Höllenbreughel hingeworfene Phantasınagorieen finp, 
tu denen der Alles mit der angelaufenen Brille des finftern 
Menſchenhaſſers beirachtende Dichter, den Wieland treffend den 
Es wenblutſaͤufer genannt hat, das nutzloſe Ankaͤmpfen des Mens 
ſchen gegen das unerbittlige Fatum darſtellen wollite. Faufl, 
Das aud von andern dieſer Schule angehörigen Dichtern belichte 
Abdild eines Alles umfaſſenden und fletd unbefriedigten Wiſſens⸗ 
Dranges, {ft nun der Repräfentant der epifchen Pröductkeitäs 
Mlinger's, und in diefer Sage liegt der Stoff zu der Aus⸗ 
fahrung der unabwendbaren Schickſalsidee, welche freilich erſt dem 
Zeipiteröhaupte Goethe's zur vollſtaͤndigen Loöſung aufgehoben blieb, 
va Klinger das Tiefe jener Fabel wohl ahnen, nicht aber ges 
Bührend wiedergeben oder aub ‚nur faflen konnte. Eine Urt 
won Beruhigungsopiat im Gegenſatze zu. der bier von Ihm geſchilder⸗ 
sen Jerriſſenheit enthalten feine Geſchichte Giafars des Barnes 
ciden und fein Fauſt der Morgenländer, Niedriger noch iſt ber 
als Drama bearbeitete und deßhalb mit größerer Lebendigkeit 
und beweglicherer Handlung gehaltene Fauft des Malers Friev⸗ 
rich Müller) aus Kreuznach (1750—1825), wo der Held, 
ein wilder, ungeberdiger Geſelle, gleih einem Hunde in die Keite 
des Herkommens beißt umd mit dem TeufelRameradfchaft macht, 
weil diefer ihm durch feine offene Manier zufagt. Poetiſcher und 
edier iR feine Genovefa, und mehrere feiner Idyllen find in Bezug 
auf laͤndliche Ratürlichfeit im Gegenfag zu der Geßner' ſchen abfiracten 
Sentimentatität vortrefflich, ja zum Theil ſchon als Muſterbilder 
für Voß erwaͤhnenswerth, wenn auch auf der andern Seite wieder 
such alzufede Derbbeit und mande triviale Details (die Schaf 
ſchur, das Nußkernen) profalich widerlich. Ohne mich bei ven 
Stolbergs aufzuhalten, die in vieler Beziehung auch bier; 
ber gehören, gedenfe ih noch furz des Ludwig Philipp 
Hahn‘) aus Trippſtadt in der Pfalz (1746— 1813), der in 
feinem Aufruhr von Piſa, derfelben Epifode aus Dante, die and 
Gerſtenberg im Ugolino wählte, ein Pendant zu diefem Stüde - 
lieferte, welches dieſes an Schauerlidkeit und Graͤßlichkeit überbietet, 
und um fo ärger ffl, da er da aufhört, wo ©erflenberg ans 
fängt, alfo die fürdterlibe Hungerfataflrophe gar nicht hat; 


Grüße Handbuch d. kiterärgeſchichte. III. 45 


706 Deutſche Poeſie. Sturm: und Drangperiede. 


Gabi gehoͤren zwei Männer hierher, die auf den Aukmfen 
Grenzen dieſer Eule fiehen, namtih auf der äußeren Reken 
Johann Heinrich Jung, gmannt Etilting’) aus Grin 
im Naſſauiſchen (1740— 1817), erſt Schneider, dann Eu 
meiſter, hierauf berühmter Augenarzt, naher Profeſſor ver Etaau⸗ 
Btenomie (In Heidelberg und Marburg) uns endlich als Frami 
deo Herpoge von Baden Karl Friedric in Karlsruhe lebe, 
und auf der Außerfien Linfen (dad beißt nad der finnlide 
Selte Hin) Johann Jakob Wilhelm Heine?) aus dangm 
wife bei Jimenau (1749*— 1808), en Ecduler Widandt, 
weicher ihn aber bereitö 1778 das apolatyptiide Thier naum 
als ihn ſelbſt Goethe (WB. Br. XXX. p. 201) und bie Gib 
dinger Gel. Anzeig. (1787 mr. 125), ja fogae Bent 
we (Geſchidte der Poeſte. Bd. Xi. p. 575) für einem de 
originelſten Köpfe Deutfchlande anfahen. Er wer bereite im 
1I7ten Jahre in die Säule von zwei Maͤdchen gekommen, wi 
denen er einige der ſchoͤnſen Jahre verliebte und Die ihn meh 
etwas weidiſcher alo Mufarion in der Bakch idioniſchen Lebensweishei 
unterrichteten (fein Verhaͤliniß zu thnen mochte daſſelbe fein, we 
eiaſt das Gefaneva’d zu den beiden Schweſtern), bildete dan 
feine wolkiftig- melancholiſche Oluth in Malin weiter aus wm 
warb zuleht bei dem Ghurfücen von Mainz Friedrich Joſch 
von Grihal Vorleſer und Bibliothekar, als weiter er flark 
HZwiſchen den beiven Genannten beficht nur ein Berübrunge 
punkt, naͤmlich in der Schwaͤrmerei, die freilih bei Stilling ia 
feinem Hauge zum keberfinnticen und Unſichtharen (eine Frucht darca 
in ſeine Theorie der Geiſterkunde), welde Ridtung ſich theile 
Mn feinen asoeifhen Schriften, theils in feinen Romanen, be 
fonderd aber im feiner Cabgefehen von feiner Uederſpauntheith 
pfychiſch hoͤchſt intereſſanten Jugendageſchichte ausſpricht, bei Heich 
aber in feinem wahrhaft raſenden Drange nad materiellem Ele 
nengemuß hervortritt, den er theilweiſe feinem eifrigen Stubium 
ber GHoffmennswaldaniden Gedichte verdankte. Gr hat bie 


ee RE 











*) So nimmt man gewöhnlich an, allein ein Becenfent in d. Sen. BL 
Seit: I nr. 89 bat faſt Mer Eoivenz erwiefen, daß cn 1746 gebe 


Deusfge Poefte. Schiller. 709 


ww Friedrich von Schilleri) vor Wugen baben Innen. 
fe wurde den 10. Rovbr. 1759 zu Marbach in Würtemberg 
gheren, war der Sohn eined Offizier und erhielt den erfien Ele— 
gaisrunterricht von einem Pfarrer, Namens Mofer, dem er im 

Räubern ein unſterbliches Denkmal gefegt hat. In Ludmige- 
pp belam er die erfle Schulbildung, und die Borflelungen 
f dem dafigen Hoftheater mögen in ihm ben erſten Hang für 
J Schauſpiel erregt haben. Vom Herzog Karl lichgewonnen, 
p er in ine Militairbildungsanftalt, die zuerſt auf dem Luft⸗ 
fe Solitude, dann in Stuttgart unter dem Namen der hohen Karls⸗ 
ine beſtand (1773); bier mußte er der Neigung zur 
Jeelogie, welche er fühlte, entfagen und fi für die Juriepru⸗ 
im entſcheiden, fattelte aber bald wieder um und fing an 
dicin zu Audieren. Bon den Claſſikern trieb er hier nur Plutarch, 
aber heimlich Gerſtenberg's Ugolino, Goethe's Goͤtz vor 
Khingen, Klopfod, Leffing, Leifewig zc., befonderd auch Goe⸗ 
















m gegen die Strenge der militalrifhen Zucht gebildeten 
oſitionspartei angehörte, welche den Geſetzen verfelben zum 
$ aud die Poeſie pflegte, fo begann er theils ſelbſt zu dich⸗ 
. B. den Eroberer), theild fühlte‘ er fi zu dem unglück⸗ 
Pe Schubart bingezogen, deſſen Zürftengruft ihn fo begeifterte, 
a ihn fogar auf dem Asperg befuchte. Bel feinem Aus. 
aus der Karlsſchule (1780) ward er Regimentsarzt und 
folder ließ er feine längere Zeit vorher beendigten (1777) 
ſabet druden und in Mannheim aufführen, welder Bor 
hang er zweimal dem Geſetz zuwider beimohnte, und ale er 
ar mit 1Atägigem Arreſt befiraft ward, verließ er, da ihm über 
Bt die militatrifche Uniform viel zu enge war, heimlich 
dm Mufltus Streiher Stuttgart (1782), Er lebte nun 
et lang in ziemlich gebrüdten Verhaͤltniſſen, dichtete für 
annbeimer Bühne Kabale und Liebe (1784) und Fiesko 
5), hielt fi einige Zeit bei der Frau von Wolzogen 
bach im Meiningiſchen auf, wo er fi in die Tochter 
verliebte, und kehrte dann nah Mannheim zuräd, 
ein aͤhnliches Verhaͤliniß mit Margareifa Schwan au 
bfie und bie erien Akte des Don Garlos feprieb, wofür ihn 









4 Berther, und da er ſchon hier einer unter den jungen 


710 Deutſche Perf. Schtuer 


der Herzog von Weimar zum Rath ernannte. Bit vergems 
gabe der Rheiniſchen Thalia (1784), wele fphter (AT) 
die Rene Thalia hieß, warf er kb ganz dem Pauli 
in. die Arme und lebte dam von 1T785—87 m € 
teils in Leipzig und dem nahegelegenen Dorfe Gchhe, ih 
in Dresden und auf dem im Dorfe Loſchwitz gelegen WE 
darge Koͤrner's, des Vaters des Freiheitodioters, und trat di 
send biefer Zeit In ein etwas zweideutiges Berhättuis ya Ki 
von Arnim. Bots darauf ging er (1787) nad) Weimar, 
wo aus er eine fpäter (1790) durch die Ehe befiegelte 
vindung mit Charlotte von Lengefeld In Rubdolſtadt anfı 
in deren elterlihen Haufe er auch Goethe (1788) kennen ie 
Ver Ihn zwar äͤußerlich mied, aber doch dafür forate, dx 
(1789) für feine Geſchichte des Abfalls der Bereinigten Rd 
tande zum außerordentlichen Profefior der GSeſchichte in Jene 
nannt ward.  Borher (1787 — 89) hatte er, durch Vie das 
son Caglioſtro, den Mofenfrenzern und aͤhnkichen Geheimniflraͤch 
angeregte Heimlichthuerei und das damit verfnüpfte Unmelenveren 
den Geifterfeher gefäirieben, den er wohl deshalb miet von 
weit er ſich nit die Kraft zutrante, den hochgeſpannten? 
auf paflende Weife wieder in Ruhe zu fen. Mit feine 
ſiellung zu Jena bepinnt übrigens eine völlige lmgeftalung 
Schiller's Lebens» und Denkweiſe, denn an die Stelle de 
Aigioſen Skepticismus tritt vereito ernſtere Epealatim, md 
ungemeſſenen Freiheitsſchwärmeret und Auflehnung gem 
voſitive Gewalt fehen wir ſchon im Don Catlos (1784), 
Uebergang bildet, reine Idealfſitung feiner Freiheitsideen und 
haupt ein tieferes Zuruͤckgehen und Verfenfen in ſich feihk, 
su nicht wenig fein eifriges Studium ber Kantiſchen Krtril 
Urtheilsfraft beitrug, die zugleih zur Fotge batte, bab = 
mehr den rein wiflenfhaftligen Behrebungen bingab (1798 
1793 Geſchichte des 30jaͤhrigen Krieges) und eigenttich erh 
"wieder zur Dichtkunſt zuruͤckkehrte, nachdem er währen vide 
mit Goͤthe in ein näheres Verhduiiß getreten wear, 

dem er bekanntlich (ſeit 1706) in ‘den Tenien, zu ek’ 
wohl auch Socthe den erſten Sedanken eingegeben haue, 
ſthlechten Dithtem und Gpiitterrhätern, z. V. Nicolai mad 1 































Deutfche Pocke. Erotiſche Literatur. 707 


ine Lehren von ber Emancipation bed Fleiſches, freilih Yocte 
der und geniemäßiger als neuerdings Gutzkow in feiner im 
teler Beziehung mittelmäßigen Wally, in dem berühmten Kunf- 
mon Ardinghello (1787), der ihm vom kuͤnſtleriſchen Stande 
amite aué allerdings eine bieidende Stelle uhter Deuiſchlands 
Aſiſchen Romanen erobert hat, niedergelegt, dann bie abſcheulichen 
jegebenheiten des Enfolp aus Petronius überfegt, €1775), we 
r feine Muditoͤten noch unverfhämter als diefer zu Marlie bringt, 
nen feine Laidion (1774), worin er die Philofophte der Freuden. 
raͤdchen und Bordelle entwidelt, feine Kirfhen (nach Dorat 1773). 
md feine Erzählungen für junge Damen (1775), theils eigene 
beit, theils Sammlung trivialer Producte diefer Art folgten, ein 
Rotehiömus der wollüfiigen Srivolität, den ſelbſt die fcheinben 
Mlihere Hildegard von Hohenthal (1795) und die (unädte?) 
Mormona noch welter audführen. Um aber nicht nod ein⸗ 
nal auf dieſen Schmuz zurüdfommen zu müflen, wollen vole 
her gleich noch bemerken, daß Heinfe nicht etwa der Erfie jR, 
er dieſer erotiichen Literatur. die Bahn brach, ſondern daß er 
a diefer Richtung erſt durch den Freiherrn von der Goly?) 
(geb. 1738) gebracht ward, in defien Einne dann der Berfaffer 
der Nuditäten (Berlin 1797) und Ausſchweifungen (Frauſtadt 
1795), Blumauer in feinen erotifhen Gedichten, der unbe 
kamte Dichter der Rhapſodieen Amors (Danzig 1795), der 
Broisiter Chriſtian Auguft Fiſcher!) aus Leipzig (1771 
1829) unter dem Namen Althing (3. B. Geſchichte der 
heben Säde, Dofenflüde, Hannchens Hins und Herzüge, der 
Hahn mit neun Hühnern ıc.), die Verfaſſer der fhönen Diana . 
(Bel. 1796), der Henriette (Hamb. 1808), der Eliſe oder der 
Bekenntniffe einer Buhlerin (Colln o. J.), der Balanterieen von 
Breslau und Berlin (1785), von Wien (1784) umd von Frank⸗ 
ſurt am Main (Rondon o. J.), des Lebens der Madame Eur 
wi ( Cythere 1792), Julius von Voß und von Schaden 
a ihren frivolen, freitih aber erbärmlichen Romanen fortfärieben, 
me von Thuümmel's Ineculation der Liebe (1802, in Verfen) 
ſicht höher, wogegen Die beiden größern anonymen poetiiden Erzähle 
augen Iherefe (pzg. 1806) und das Paradies der Liebe (Bert, 
1801) ebenfalls ſclecht find, wie denn faſt die ganze Deutfäe erotiihe 
45 


4 


712 | Deutſche Pocfle. Goethe. 


1) S. Th. Carlyle, Leben Schillers. „ d. Gugl. einge. ». | 
Nebft e. Anh. D. Schubart. Frkft. 1830. 8. 3. 2. Greiner, Dem % J 
Fr. v. Sch. Grüß 1829. 16. u. Schillers Leben u. Wirken old Make 
Gelehrter. ebd. 1826.8. 3.8.8. Schill, Biographie u. Beurtheil. . 
Werke. Wien 1810. 1812. IT. 8. (RK. dv. Wolzogen) Leben verf. a. Grid 
ungen d. Ramilie, feinen eigenen Briefen u. d. Nachr. feines Preundes M 
ner. Gtuttg. 1830. II. 8, ebd. 1845. 8. Viana, Schillers und Goͤthes % 
n. krit. Würdig. ihr. Schriften. Dünkelsbühl 1826. I. 8. Zeitgenoſſen 
XV. p. 1:3 sq. Jördend Bd. IV. p. 446 3q. 3. Schwaldepler, neb 
v. Sch. u. feine poetifchen Werke. Wien 1806. 1844. 8 R. Binder, Ga 
im VBerhältnig zum Ghriftentyum. Stuttg. 1839. II. 16. 9. Döring, 

%. Sch. e. biogr. Dentmat. Sena 1832. 1841. 16. u. Beitr. z. Characie 
Sı. Alten. 1845. 16. K. Grün, Er. Eh. als Menſch, Gefcictiäee 
Denker u. Dichter. Leipz. 1844. 12. ©. Schwab, Sc. Leben in Drei DR 
Gtuttg. 1840. 1841 —44. 8. u, Urkunden über Schiller u. feine % 
ebd. 1840. 8. 8. Hoffmeifter, Sa. Leben, Geiftesentwidelung und Bet 
Sufammenbang- Stuttg. 1838—42. V, 8. Erg. u. herausg. v. Bichefl. ı 
1846. II. 16. Hillebrand Bd. II. p- 389453. Gervinus Bd. V. 
404 aq. — Saͤmmtliche Werke. —* 1812—15. 1818- 10. XH, 
219. XX. 16. 1822—24. XVII. ebd. 1827—29. XVIII. 16. Eins 
Werte in einem Bde. Stuttg. 1829. 1830. 1833. 1834. 1840. 4, (D 
Suppiem. Ypza. 1831. 4.) ebd. 1835—36. XII. 8. 1838. XII. 1. 
8. (Dazu Nachlefe u. Bariantenfammiung her. v. Hoffmeifter. Str 
7) 1840 - 41. IV. 16. u. Nachtr. v. Ed. Boas. Stuttg. 1838 
In. 16.) ©. a. Briefwechſel zw. Shiller "und W. v. Qumbeht. T 
1830. 8. Auserleſene Briefe in d. 3. 1781 —1805. ber. v. H. Döring, | 
1835. IIT. 16. u. Sch. Briefe m. Erf. gef. Ultenb. 1847. III. 16. ® 
ed. mit Körner, Berl. 1847. IV. 8. 


6. 7035. 

Hatten wir bei Stiller drei Perioden feiner victeriff 
Ihätigfeit wahrgenommen, nämlich die der ungezügelten Bhan 
und des abfoluten Freiheitsdranges, die des durch philoſophiſce! 
dung beherrfchten Genies und endlich die der erhabenen, fittid- 
ligtöfen Verklärung, fo müflen wir deren noch mehrere ba 
Manne annehmen, welder unbedingt der Kauptrepräfentant 
fer ganzen Periode if, bei Johann Wolfgangvon Goeth 
Diefer unfterblibe Zierfirauch des Deutihen, Didkterga 
ward den 28, Auguf 1749 zu Frankfurt am Main ge 
wo fein Vater Eatferliher Rath war, ein hochgebiideter 9 
der durdy feine an Deuticher Belletriftil der regenerativen 4 
reihe Bibliothek den in feinem Sohne liegenden Senlus W 
Diefer wurde auf der dafigen Schule tüchtig claffifch gebildet und 
nachdem er hier bereitö ein für Die Ausbildung feines Eharaftat 
wichtiges Liebesverhälmiß mit feinem reihen, dem 1lrbih 1 
Sreichens im Fauft, eingegangen war, (1765) die Univerfitaͤt Let 


98 färich er ſich ſelbſt, alſo nicht Goͤthe, 

























Deutfpe Poefie. Schilder. | 709 


er Friedrich von Schiller!) vor Augen baben . Eönnen. 
ze wurde den 10. Rovbr. 1759 zu Marba in Würtemberg 
eboren, war der Eohn eines Ofſtziers und erhielt den erſten Eile 
entarunterridt von einem Pfarrer, Namens Mofer, dem er in 
mRäubern ein unſterbliches Denkmal gefept hat. In Ludwige⸗ 
urg befam er die erfie Schulbildung, und die Borfielungen 
uf dem dafigen Hofiheater mögen in ihm den erften Hang für 
a8 Schauſpiel erregt hab. Bom Herzog Karl liebgewonnen, 
m er in iene Militairbildungsanſtalt, die zuerſt auf dem Luſt⸗ 
bloſſe Solitude, dann in Stuttgart unter dem Ramen der hoben Karls⸗ 
kule befand (1773); bier mußte er der Neigung zur 
Eheologie, welde er fühlte, entfagen und fi für die Juriopru⸗ 
en, entfcheiden, fattelte aber bald wieder um und fing an 
Nedicin zu Audieren. Bon den Elaffifern trieb er bier nur Plutarch, 
ad aber heimlich Gerſtenberg's Ugolino, Goethe's Goötz von 
Berlichingen, Klopſtod, Leffing, Leiſewitz zc., befonderd auch Goe⸗ 
he's Werther, und da er ſchon bier einer unter ben jungen 
deuten gegen die Strenge der militairiſchen Zucht gebildeten 
Dppoftionepartei angehörte, welche den Geſetzen berfelben zum 
Trot auch die Poeſie pflegte, fo begann er theild ſelbſt zu dich⸗ 
ten (4. B. den Eroberer), theils fühlte er fi zu dem unglüds 
lichen Schubart hingezogen, defien Bürftengruft ihn fo begeiflerte, 
daß er ihn fogar auf dem Asperg beſuchte. Bei feinem Aus⸗ 
tritt aus der Karlöfhule (1780) warb er Regimentsarzt und 
als folder ließ er feine längere Zelt vorher beendigtn (1777) 
Räuber druden und in Mannheim aufführen, welder Bor 
Rellung er zweimal dem Geſetz zuwider beimohnte, und als er 
dafür mit LAtägigem Arreſt beftraft warb, verließ er, da ihm über 
haupt die milttairifhe Uniform viel zu enge war, heimlich 
wi dem Muſtikus Streiher Stuttgart (1782). Er lebte num 
eine Zeit lang in ziemlich gebrüdten Verhaͤltniſſen, dichtete für 
die Mannheimer Bühne Kabale und Liebe (1784) und Fiesko 
(1783), hielt "fi einige Zeit bei der Frau von Wolzogen 
M Bauerbarh im Meiningiſchen auf, wo er ſich in die Tochler 
verfelben verliebte, und fehrte dann nah Mannheim zuräd, 
wo er ein aͤhnliches Berhälini wit Margaretha Schwan an 
tnüpfte und die erſten Alie des Don Carlos ſchrieb, wofür ihn 


714 Deutſche Docfi. Goeche. 


der Abſchied an die Erwahltr, Wintomm mub Abſhio Iakte 
ih auf dieſe Liebe. Nachdem er bier als Dexter ver Nir 
einer Wiſſenſchaſt, Die er aber weder Hier no in Leiyng uße 
ich Audiert zu haben ſcheint, promovirt hatte, verlieh er Die Lun 
(1771) und begab fih nad Wehlar, um bort bei dem Re 
fommergeritt fi in der jurtfliiten Praxis zu üben. Grke 
fuchte nun die bedeutendſten Städte am Rhein und an ber Sg 
md lernte dabei auch den Kriegera Johann deinu 
»Merck?) in Tarmfladt (geb. 1741, erſchos fib 1791), 
critiſchen Mephiſtophiles, tennen, näherte fig Lavater, 5 
Bufedow, Jacobi, und als nun mittlerweile die Eteiberb 4 
kommen waren, beredeien fie ibn (1773), an ihr Sand 
seite Theil zu nehmen, was er auch ˖trotz feiner leidenſchafili 
Liebe gu feiner Lili (Fraͤulein Schoͤnemann aus Offenbab, : 
1845 als Frau von Türkheim), ber evelften und reinfen 
wer wielen Herzensverbindungen, that, Im Diele Zeit fült mg 
fein erſtes großes Wert, der Goͤtz von Berlibingen ih 
Sin eigerutiches hiſtoriſches, Fondern ein Familien Drama in Shafipag 
feher Belle, dem Eranzöfihen Geſchmacke ſchroff ** 
und darum von Friedrich dem Großen eine imitation deiest 
de ces 'mauvalses piöces angtaises genannt, vom Del 
Botle aber mit Enchufiasmus ald ein Nationafüd | 
umd nicht ganz mit Unrecht ein ſchönes Ungeheuer von wg 
genannt, die ſich an die völlige Geſchmaksumwälzung not M 
gewöhnen konnten. Da es eine Jugendarbeit iR, fo durfen Wk 
Schattenfeiten, 3. B. das faft ganz mangelnde politifse € 
der Reformation umd der von ihr herbeigeführten geifligen & 
ungen, nit zu fireng nehmen, fondern es eben für ein glath 
bed Meteor, welches die dunfle Nacht des damaligen Iiterär 
Himmels .erleuchtete, anfehen, was es ihm felbfi war. Um 
We allgemeine Bewunderung nidt zu ſich Tommen zu lafle,i 
er bald (177%) feinen Werther ‚folgen, ein Buch, welches 
von mehreren Seiten die lebhafteſten Angriffe erfuhr, aber 
swendlich im die ganze damalige Lebensflimmung ber Natice 
griff und eine Menge Werther nit blos dem Gofklime Mi 
ſondern sand in der That nach fi z0g Der Held wur 
Wilhelm Jerufalem, der Eohn bed terühmten Abte Zewjel 


































Densfibe Poefie. Goethe. 713 


wo alerbinge pebantife Schulweitheit herrſchte, obwohl Bote 
a6 Anſehn bereite im Abnehmen begriffen war, und bie Bor 
träge Gellern's und Clodius über Literaturgefihichte und Styliſtil 
ebenfalls nit zu dem geiſtreichſten gehörten, fo daß das junge 
Distergenie durch diefelben nicht befonder6 gehoben werben fonnte, 
Nichtodeſtoweniger machte ſich dafſelbe in zwei dramatiſchen 
Meinigkeiten, der Laune des Verliebten, wozu ihn eine vorüber 
gehende Liebſchaft mit einer Stellvertreterin ſeines Greichens 
einem Aennchen, veranlaßt hatte, und den Mitſchuldigen, einer 
Vachahmung der von Leffing in feiner Minna von Barnhelm 
angeſchlagenen Tonart, fowie in mehreren lyriſchen Gedichten 
Luft, welche aber ſaͤmmtlich das Gepräge einer tiefen, mit feinen 
Berhättniffen hoͤchſt unzufriedenen Berfiimmung an fi) tragen. Seine 
Beanntfchaft mit Behrifh, dem Hofmeiſter des Grafen von Lin⸗ 
denan, und mit Defer, dem Director ber Leipziger Zeichnenaca⸗ 
demie, fowie Leſſing's Laofoon (1767), wirkten hoͤchſt weſentlich 
auf die Entwidelung der in ihm liegenden Lieblingeidee, der Ber 
mäblung der Kunft mit ber Pocfe, ein. Rach Frankfurt zurüd- 
gekehrt (1768), wirkte das damals dort ſehr im Schwunge 
gehende fupermaturaliftiiche, alchimiſtiſch⸗theoſophiſche Treiben meh⸗ 
rerer Gelehrten und Werzte, in deren Mitte er eingeführt warb, 
befonders aber fein Umgang mit einer religlöfen Schwärmerin, 
einem mir feiner Familie befreundeten Fräulein von Kettenberg, 
weſentlich auf die Entwidelung feiner myſtiſchen Raturanfdeuung 
ein. Bald mußte er aber nah dem Willen feine Vaters feine. 
Heimat abermals verlafien und die Untverfität Straßburg 

bein (1769— 71), wo er mit Herder befannt wurde und 
durd diefen der in ihm durch feinen Aufenthalt in Leipzig er⸗ 
tegten Neigung für Branzöffhe Geichtigkeit und Ruͤchternheit 
tführt, mit der Engliſchen Literatur befreundet und zur Achten 
Deutſchen Gruͤndlichkeit und Tiefe bingelentt ward. Hier warb 
er auch mit den obengenannten Süngern ber kraftgenialiſchen 
Eule bekannt und Imüpfte jenes von Manchem mit zweident⸗ 
igem Laͤcheln befrittelte, aber Beider würbige Verhaͤliniß mit 
Brieverife Brion, der Tochter des Pfarrers zu Sefenheim, an, 
wovon er (als Fernando) in der Stella (Friederike) ein tief poet⸗ 
iſches Gemälde entworfen hat; aud jene unübertrefflichen Lieder: 


11E Dreceurſche Poeſte. Goethe 


und in Proſa vollendet, jenes unuͤbertreffliche 
ſtrument feiner Dichterweihe, das leider won Schlegel (Ark. SR, 
Th. I. p. 15 sq.) völlig mißverſtanden I, Wie wenig übrigup 
Boethe, dem, wie er felb in feinen Benetlantihen Epigrammen fag, 
die Freiheitsapoſtel ſtets zuwider waren, für bie von der Franzökike 
Revolution aufgeſtellten Freiheitsſäͤtze Sympathieen emyfaah, 
ſehen wir aus den Buͤrgergeneral, den Aufgeregten und da 
Unterhaltungen der Ausgewanderten, die ſaͤmmtlich in Diele I 
(1793) fallen; auch ver Großfophta, worin er die Ustrkke: 
Gaogliofro’6 und der Roſenkreuzer ſchildern wollte, gehört im 7 
Zeit. Allein der Höhepunft feiner dichteriſchen Thaätigkeit "1 
wiſchen 1794 — 1805, in fein Zufammmmwirfen mit © 
welche Zeit er ſelbſt als Epoche mahend anfab. Der erſte 
laß dazu geſchah durch Schiller, der zwar Goethen als einen miltig 
denen Geiſtesantipoden angeſehen hatte und von dieſem gieidf 
nicht geſucht worden war, nun aber (1794) fich ſchriftlich 
ihn wandte, um ihn zur Theilnahme an den Horen, die a wi 
Fichte, Woltmann und W. von Humboldt zufammen berausge 
wollte, einzuladen. Goethe ließ ſich aud nicht lange Di 
fondern lieferte unter andern Beiträgen den größten Theil 
Romiſchen Elegieen binein, die er bereit6 1788 — 90 nie 
ſchrieben hatte. Eine gleiche Theitnahme erfuhr der Schiller 
Muſenalmanach (1796), der die Horen, welche vo 
Proſaiſches aufnahmen, gewiſſermaßen fupplicen fohte, 3 
fonder6 aber der zweite Jahrgang der Zenien (1797), WW 
die beiden Dichter mit merfwürbiger Vebereinfiimmung übe 
Leute zu Gerichte faßen, welche fih damals an der Lit 
and Boefie verfündigt hatten. Daß natürlih dieſer fogen 
Surienalmana von den Betheitigten ſchlecht aufgenommen 
beweifen Begenfäriften, wie Dan. Jeniſch's Literarife Cyi 
mihen, I. Kaspar Manſo's Oegengeſchenke an die Cube 
in Jena und Welmar von einigen dankbaren Gäften, Rice 
Unhang dazu, Cranzens Ochſiade, die Trogalien zur Be 
ver Fenien, und wie alle biefe Pamphleis fonk beißen mi 
























— 


f. Die Zenien aus Schillers Muſenalmanach "für das Jahr 1 
—8 Abbrud und Erlaͤuterung derfelben. Danzig 1833. 16. F 


Deutfihe Perfe. Goeche. res 


Geeretais des Garra von Höfler, Hemegl. Brauuße.: Murtturgiiden 
Eudeckgaten wur Bifttetien drößeitölammergerihte zu Kepler, 
Gerihen feibR Rüchtig dekaunt. Dieſer harte ſich nad Einigen wegen 
einer umgiiscitiden Liche zu der Gauin eines Breundee, nad Unben, 
weil ex Die von hochmütbhigem Wxelsnunfel erlittenen Fa 
sicht hatte verſchmerzen können, erſchoſſen. Judeſſen Feat 

Becthe bei ver Grundidee Werthers theitwelfe ſich fetb vor Ungen 
gehabt gu haben, da auch er damald in einem ahnlichen Mars 
Yältnife zu winer verheiratheten Sram, der Tochter der Sophie 
8a Rode in Frankfurt, fland. Auf Meriber folgte Clavigo 
(1774), amd ur; darauf (1775) 309 ihn der junge Herreg 
von Weimar, der ihn auf einer Reife durch Knebers Vermit⸗ 
telung hatte fennen leınen, old Regationbrarh in feine Reflden,, wo 
er das damalige Fleife Hoſceremoniell vollig verbrängte und, ohn⸗ 
geradezu den maitre de plaisir zu machen, doch den Mittelpunft 
verLeitung einer Menge von Lufbarfeiten jeder Urt abgab. Obwohl 
wur einige Dpern, welche überbieß mehr Gelegenheiiöfädte waren, 
We Kruste dieſer Zeit find, fo faun man doch ſchon die Aus⸗ 
arbeitung und erſte Anlage von mehreren feiner bedeutenden 
Arbeiten in die genammte Periode legen. Uebrigens faͤllt auch hler⸗ 
herein fein Berhaͤlmiß au der geiſtreichen Frau von Stein. Una 
ging er aber, durch einen Durſt nad Veränderung und vielleicht 
au von einer gewiffen eberfättigung getrieben, 1786 nad Ralien, 
nachdem er{1779) 3um Wirklichen Geheimen Rath und (1 TER) gum 
Rommersräfldent ernannt, fowie in den Adelſtand erheben worden 
war. Rad dreiiähriger Amweſenhen Fehrie er (1788) nem Wels 
war zuruͤck und legte Die Gindrüde dieſer Reife in feiner um 
ſterblichen Itallaͤniſchen Reife nieder. Mittlerweile begann das 
weite Stadium feiner geiſtigen Eutwmidelung oder fein Uchergang 
von ber Mistatumg ber Form, wie fie die Sturm⸗ und Draug⸗ 
Veriobe hervorgebracht hatte, u der Beobatung derſelben. Yun 
ben daron find feine Iphigenie (1787), bereits früher (1770) 
in Brofa vollendet, daun ſein Egmont (1788), chenfalls (dem 
Kan in Grauffurt Degen, belanniie vn Stile in der 
befanntm Recafion (9. 2. 3. 1788. ar. 227 u. W. &. 
XVII) nit gam nit beuttheilt, und eubtih Taſſo (1790), 
da ealtſirler Werther, ebenlalls 10 Jahre frühes angefangen 


718 Deurſche Porfie. Oeeth⸗ 


vente, iſt mit Uuonahme Ber ſruͤhet (1 7807) tencykten Eye 
von der Helma, welche er denm Bollobuche enilchnt hot, eiidi 
on Veweis, wie Goethe in feinem Alter zur Neigung me 
Allegoriſtrenu, die er fon aid Juͤngling einige Zee verioig 
miilıhrte, und, abgefehen von einzemen fehr ſchoͤnen Get 
im Bangen barof, und mit dem erſten gar nicht in Beim 
m bringen Die Tendenz der ganzen tiefſinnigen Coaweſuich 
bei der er abermals feine eigene Perſonlichleit vor Augen Mk 
beſteht darin, die Aufgabe zu loͤſen, wie dad Willen mit dei 
Leben zu verföhnen und in Einflung zu dringen, die Wie 
ſchaſt aber von den Feſſeln der Schulweisheit, der kirel 
Drihodoxie und der theoretifchen Formal⸗ Abſtraction zu befreien 
Ben diefem Standpunkte. aus iR nun dieſe großartige Sei 
zw beteachten und bei der Beurtheifung deſſelden von einzelnen de 
wächfen der Bhantafie (der Wallpurgisnacht) umd manden Fi 
täten (3. B. der Ecme in Auerbachs Keller) abzuſechen, die 
Grund in der temporellen Zerriſſenheit, in welder der Dichter 
niederfihrieb, innden werden. Mit diefem Werte flieht auch dig 
lich dad Material ab, nad weitem wir den großen Meiſter zu be 
theiten haben, denn feine fpäteren Arbeiten (von 1813 — 
weiße man vorzugsweiſe nadı feinen Weſtöſtlichen R 
(4859) die Orientalifch s allegerfihe Epoche feine M | 
genamnt bat, find, feine Sonette und Wilhelm Meiſters Walt 
jahre oder die Gntfagenden (1821 — 29) etwa ausgent 
ziemich unbedeutend, und verfolgen biefelbe myftifche Richtung 
er deun überhaupt die letzten Jahre feines Lebens befonde 
vum Stuvium ves orimtaliihen Myftcemus Hinbrachte, | 
Rarb als Weimariſcher Premierminiker den 22. Mär, 18 
wur mit ihm fiel die Blüthe der Deutſchen Poeſie (für imme 
ab, deren befte Kraft bereite Schiller mit fidh 
nommen hatte, Ueber Goethe's Character iſt viel g 
worden, befonderd bat man die Age qriſtliche Olaubend 
an ibm vermißt, ihm Gitelfelt und Selbſtſucht im 
Grade vorgeworfen und in diefer Beriehung dem edlen CM 
weit über ihn geſtellt; allein einen ſolchen Jupiterskopf Al 
zu beurtheilen, wird immer unendlich ſchwer fein, und ed mag Wi 
‚genügen, auf die ihm gemachten $Borwürfe : aufmerfiam gr 































Deufipe Doefie. Goethe. 717 


Ro& wichtiger aber warb fein Verhältnis zu Schiller dur Defe 
en kritiſche Blide auf mehrere feiner Werfe, fo auf die lbegten 
Bäder von Wilhelm Weißer, der 1777 begonnen, 1785 bis 
um fechöten Buche vollendet und 1796 ganz beendigt warb, 
a tieffinniges, vielfach mißverſtandenes Gharacterbild der Lebens⸗ 
weite und Des Schaufpielertreibend im 1Bten Jahrhunderts, das bes 
anntlich Br. W. Puſtkuchen (und Apel) in einem gleich betitelten 
Werke nicht ungeſchidt parodirte (1821), und auf Hermann und 
Dorothea, jene wunderherrliche epiſche Idylle, zu der ihm die bekannte 
Salzburger Auswanderungsgeſchichte Die erſte Idee geliefert hatte. 
Bud bier iR, wie im Wilhelm Meiſter, die Gharacterifil der 
einzelnen Berfonen, von denen bie ganze Entwidelung des Stoffes 
abhängt, unübertrefflich, forte Anlage und Ausführung, Ideen⸗ 
gang und Denkweiſe eben fo rein Deutih find wie die Eprache. 
Run folgte die Natürlihe Tochter (1803), befanntlih auf bie 
Memoiren der Stephanie Luiſe von Bourbon » Eonti baſirt, ein Stüd, 
das Goethe feld zwar zu feinen beſten zählte, das aber von 
neueren Gritifern vielfady getadelt worden if. Mit Schiller's 
Tode fehlte ihm fortan der zweite Theil feiner ſelbſt, und er 
fühlte Rd feines Dichtergenius fo beraubt, baß er ſich mehr 
var Brofa binnelgte; es erihienen nun feine Wahlverwandiſchaf⸗ 
ten (1809), feine Novellen (1807), theilweiſe nach Franzoͤſtſchen 
Muſtern, Winkelmann und fein Jahrhundert (1806) und endlich Ans 


meinem Leben, Didtung und Wahrheit (1811— 22), neben . 


welchen Werken auch feine Farbenlehre, ein viel zu wenig gekanntes, 
Üffinniges Werk, feine gründlihe Gelehrſamkeit in den Natur 
wiſſenſchaften an den Tag legte. Zwar erfhien 1807 auch 
ver erſte Theil des Kauft, allein wir wiſſen zu gut, daß er bereite 
1773 und 1788 mehrere Scenen gearbeitet hatte, und 
dab während feiner geifigen Verbrüderung und feines Zuſam⸗ 
menwirkens mit Schiller das Meifte daran geichehen war. Dies 
fer erße Theil IR es nun auch, der als das genialſte Deutſche 
Ratienafdrama eigentlich in Betracht kommen kann, denn ber 
mweite, von ihm zwiſchen 1825 — 31 in feiner Gefammthelt 





Pr WBeimars Mufenhof, p. 125. Gervinus Bd. V. 4 451 8* Laun 
Blaͤtt. f. lit. Unterh. 1846. ar. 320. ci. ar. 290 s 


[4 


118 Deniſche Porfe. Oeerh⸗ 


volecdet IR ait Unonahme der ſcuͤher (1180?) concipirten Eye 
won der Helma, welche er den Bolleruce mmidhet hat, ebeidt 
du Beweis, wie Goeihe in feinem Alter zur Neigung mm 
Anegoriſtren, die er fhon ale Juͤngling einige Zeit verfolgte 
uüdtıhere, und, abgefehen von einzeinen ſehr ſchͤuen Erlen 
tm Ganzen barok und mit dem ern gar nidt Im Bergich 
m bringen Die Tendenz der ganzen tlefinmigen Gompefitien 
bei der er abermals feine eigene Perfönkifelt vor Augen ham 
befeht darin, die Aufgabe zu löfen, wie dad Wiſſen mit dem 
Leben zu verföhnen und in Eimflung zu dringen, die Wien 
haft aber von den Feſſeln der Schuimelehelt, der firdiikn 
Drthoborie md der theoretifchen Formal⸗ Abſtraction zu befreien fd 
Den dieſem Standpunkte aus iR nım dieſe großartige Schönen 
zu betuadıten und bei der Beurtheilung deſſelben von einzelnen Ant 
wächfen der Phautaſie (der Walpurgisnacht) und manchen Frireli 
täten (3. B. der Scene in Auerbaso Keller) abzuſchen, die Ihre 
Grund in der temporelln Zerrifienheit, in welder der Dichter . 
mederfchrieb, Runden werden. Mit diefem Werke ſchließt auch eigen! 
Kid das Material ab, nach welhem wir den großen Meiſter zu ben 
theilen baten, denn feine fpäteren Birbeiten (von 381332) 
welche man vorzugeweile nad feinem Weſtöſtlichen Diva 
(1849) die Drientalıfh » allegoriſche Epoche feiner Wlrffamfe 
gerraumt bat, find, feine Sonette und Wilhelm Meiſters Wunde 
jahre oder die Entſagenden (1821 29) etwa ausgensmme 
renlich unbedeutend, und verfolgen diefelbe myRifche Richtung, wi 
es beun Hberkaupt die Ichten Jahre feines Lebens befonders mi 
ven Stwelum des orimtalifhen Myficiemus hinbrachte. © 
Rarb als Weimariſcher Premierminiker den 22. Mär; 1899 
war mit ihm fiel die Blüthe der Deutihen Poeſie (für immer 
ab, deren befte Kraft bereite Schiller mit ſich hinwegge 
nommen hatte. Ueber Borcihe’d Character if viel geftriitd 
worden, befonderd bat man die ächt qriſtliche Blaubenöhärl 
on ihm vermißt, ihm Gttelfelt umd Selbſtfuche im Mid 
Grade vorgeworfen und im dieſer Beziehung den edlen 

weit über ihn geftellt; allein einen ſolchen Jupiterskopf rid 
zu beurtheilen, wird immer unendlich ſchwer fein, und ed mag d 
genügen, auf bie ihm gemachten Borwürfe aufmerffam ge 


Deutfche Poefie. Goethe. 719 


m haben. Mit ihm ging übrigens aus Weimar's weltgeſchicht⸗ 
ſche Bedeutſamkeit für Deuiſche Kunſt und Wiſſenſchaft unter, 
mb dieſe Stadt famf ſeitdem wieder in jene nichtige Alein⸗ 
Väprerel zurück, aus der ſte Deutſchlands Dichterheroen für lurze 
jeit geriſſen und zum wohrbaften Muſentempel erhoben hatten °). 

1) EAhriften. Bert. 1775. 11.8. 1777. IM. 1779. IV. 8. &pıg. 1787 — 
& VIII. 1787-91. IV. 8. Reue Sceiften. Berl. 1792—1800. Ypsg. 1822. 
’N.8. Werke, Stuttg. 1806-10 XIII. 8. (Dazu Supplemente. ebd. 1817 — 
8. VIII. 8.) ebd. I816- 18. XX. B. Stuttg. 1816 - 19. XXV.8. Eimmtl, 
Berke. ebd. 1828-34. LV. 8. 1827—34. LV. 16. (Dazu: Inhalts⸗ und 
kamen : Berzeichniffe über fämmtlihe Goetheſche Werke nad der Ausgabe 
ter Band u. dem Nachlaſſe, verf. vd. Ehr. Ih. Musculus unter Mitwies 
mg Riemer’s. ebd. 18.5. 8.) Poetiſche und Profaifhe Werke. Prachtauss 
ae. ebd. 1736. 1846. MI. 4. Saͤmmtliche Werke. Bollft. neugeordn. 9, 
dtuttg. u. Tübingen 1840. XL. 16. (Dazu Ehr. Ih. Musculus, Alphab. 
famınsRegifter. ebd. 184. 10.) Dazu: Nachgelafiene Werke. ebd. 1842, 
’. 16. Ed. Boas, NRachträge gef. u. herausg. Lpzg. 1841. 1846. III. 16. 
Briefwechfel zwiſchen Goethe und Zelter in den Jahren 1796-1832, ber. v. 
m W. Riemer. Berl. 1833—34. VI. 8. Briefwechfel zwiſchen Schiller u. 
Boethe in den Jahren 1794—1r:05 SEtuttg. 1823-29 VI. (f. Sal. Pit. 
it. 1830. nr. 29. —) Triefe an H. Merk von Goethe, Herder, Wieland 
md andern bedeutenden Zeitgen. ber. v. K. Wagner. Darmft. 1835. II. 8. 
Beicfwechfel zwiſchen Kiopftod und Goethe im I. 1776, Rpzg. 1833. 8, 
dr. Gocthe'8 mit einem Kinde (Bettina von Arnim, geb. Brentano). Berl, 
85—1837. MI. 8. 8. Wagner, Briefe aus dem Freundeskreiſe von 
Bote, Derber, Höpfnuer und Merd. Leipz. 1847. 8. Briefwechfel 
wilden Goethe und Schuld in d. I. 1825—24. Bonn 1836. & G. Briefe 
ud Jahren 1768 — 18:7. ber. v. H. Döring. Lpzg. 136. 4. 3. P. 
Biermann, Wefpräche mit Gocthe in den legten Tagen feines Lebens. Lpzg. 
1813-38. 1837. IH. 8. Briefe und Auffäge a. d. 3. 1786-1756. 3. erſten⸗ 
nale her. d. A. Schöll. Weimar 1846. 8. Briefmechfel zwifchen Goethe u. 
J. 9. Zacobi Her. v. MR. Jacobi. Lpzg. 1847. 12. Goethe's alteſtes Lieder⸗ 
ach, Her. v. &. Tieck. Berl. 1844. 8. u. im NR. Jahrb. d. Berl. Deutfch, 
def. Bd. VT. ıf. Viehoff, Archiv 1846. H. IV. p. 62 4q.) Goethes Kriebes 
ie. Bon Freimund Pfeiffer. Anh.: Seſenheimer Liederbuch. Epzg. 1844. 8 
f. Viehoff a. a. O. p. 78 sq. A. Fr. Raͤke, Wallfahrt nad Sefenheim. 
el. 1240. 16. u. 3. Chr. Kreieifen, Die beiden Friederiken in Sefens 
im. Zürich 18.38. 12. ſ. ob. 6.703 Anm.2.) Ir K J Schüs, Goethes Phi⸗ 
ofophie. Hamb. 1825—27. VII. 12. — &. H. Döring, ©. Leben. Weimar 
1823. II. erg. A. ebd. 1833. 16. Goethe, E. biogr. Denkm. Zena 1841.16. 
. Goethes Selbſiblographe. U. f. Brief zufammengeftellt. Altenb. 1847.16. 
J. Fald, Goethe aus näherem perfönliben Umgang bargeftellt. Lozg. 1832. 
836. 16. &. &. Gerpinus, Ueber den Soetheſchen Briehoechfel. p3g. 1836. 
h @. Fr. Göfchel, Unterhaltungen zur Echilderung Goetheſcher Dicht» und 
Denkweife. Schleufingen 1834—38. IH 8. A. Nicolovius, Ueb. ee Bites 
ar. u. artiſt. Nachrichten. kpzg. 1628. Bo. I. 8. 8. Ev. Schubarth, Zur 
Beurtheilung G. mit Beziehung auf verwandte Fiteratur. Berl. 1817. 1620, 
1. 8. Barnhagen v. Enfe, Göthe in den Zeugniflen ter Mitlebenden. Berl 
1823. 1. Sammi. 8. C. Vogel, Goethe in amtlichen Berhältniffen. Iena 
8. 8. C. ©. Carus, Goethe. Zu deflen näherem Werftändniß. Epag. 1838, 
h Br. W. Riemer, Mittheilungen über Goethe. Berl. 1841. 11.8. u. Vrisfe 
. u. a. Goethe. Lpzg. 1846. 8. Gr. Pfeiffer, Goethe u. Klodftod. Epzg. 
642. 16. Bteminiscengen. Goethes Mutter n. Brief. u. Aufzeihn.  Ghas 
set. merkw. Männer u. Grauen dv. Dorow, Epzg- 1842. 8. Goethes Stu⸗ 


' 722 | Deutſche Poeſie. 
Lieber nach Franzoͤſtſchen Opernmelodieen erfand, und Chrlßeyt 
Friedrich Reander”) aus Eckau im Curland (178 
1802), Brobft der Doblenfhen Diöcefe in Eurland und * 
zugsweiſe Nachahmer Klopſtock's und Cramer's, nadıge 
werden. Was Klopflod als religtöfer Dichter war, in ſi 
oben angedeutet worden, obgleih man auf der andern Selie 
gefichen muß, daß feine Kirchenliever zumwellen etwas u W 
Pathos und Dectamation enthalten. Derfelbe Fehler wirt « 
den allzu rhetorifirenden Oden und Liedern Johann Andr 
Eramer’s mit Recht zum Vorwurf gemacht, obſchon augf 
überall wahre Religiofltät an der Stimtragen. M. Chri 
Ehrifiian Sturm?) aus. Augsburg (1740—86), 
berübmte Hausandachtoſchriften bis zu Anfange dieſes Jahn 
derts in Feiner wahrbaft chriſtlichen Familie fehlten, {RA fa 
bier als befonderd in feinen zahlreichen Liedern wirkliqh 
Eänger der Größe und Güte Gottes in der Schöpfung. 
Borfehung zu nennen; darum flieht ihm aud ver ber 
Kanzler Dr. Auguf Hermann Niemeyer?) ans 
(1754— 1828) troß feinem Studium Klopſtock's nad. 
berühmte Phyſtognomiler Johann Caspar Lavater” 
Züri (1T41—1801) if trotzdem, daß ihm weder Klopfie 
Gellert, noch Cramer genügten, und er die chriſtliche Einf 
und religlöfe Begeifterung am Höchſten fleflte, unwilſlürlid 
ihetifh geworden. Inter den altgläubigen Liederbichten 1 
Abſchnitis find noch der Stifter der in Würtemberg unmal 
Ramm der Michellaner befannnten Separatiftengemeinde 1 
Sael Hahn”), ein Bauer aus Altdorf bei Böblingen 
— 1819), kurz gewöhnlih Michele genannt, der unenbfl 
(bis zu 40 Berfen ausgebehnte) langweilig» profnifche Lieder 
der ſchon erwähnte Johann Adolph Schlegel, bei 
umd Lieder wieder einmal wahrhaft zum Kirhengefang 1 
waren, und Sohann Gottfried Schöner?) aus R 
bei Schweinfurt (1749 — 1818), Pfarrer zu Et. $ 
in Nürnberg, befanntlidh der Erfte, der In Deutſchland ei 
geſellfchaft grümdete, zu nennen. Unter den Reformirte \ 
vorzugsweiſe hierher Dr. Friedrich Krummacher ) 
Tedlenburg in Weſtphalen (17671845), Prediger 7 


























Deutſche Poeſie. 721 


1817) am Harz, nicht aus Schönfeld in ber Herrfhaft 
eberg, ein ernfter, pathetifiger Sänger in der Manier Pindarg, 
wie Friedrich Karl Ludwig von Knebel’), aus Wal. 
fen in Franken (1744— 1834), der berühmte Ueberſetzer 
es Lucre;, fließen gewiſſermaßen die Göttinger Richtung ab. 
tcht naiv und fingbar find die Jägerliever Earl Ludwig ber. 
ard Heinrich Friedrichſs von Wildungen”) aus Caſſel 
1754— 1822) und die Sfollen Friedrih von Kopken's!i) 
1737 — 1811) aus Mogbeburg, befonderd aber des Juͤricher 
unſtlers Johann MartinUſteri“) 1763 - 1827) Volfo⸗ 
cder, unter denen wir nur auf das herrliche „Freut euch des 
ebend“ hinweiſen, indem wir dabei zugleich auf Paul Uſte⸗ 
8") mehr politiſche Volksgeſaͤnge hingedeutet haben wollen. 
ter den erſteren Lyrikern 'nimmt Carl Philipp Konz") 
ne Lorch (1762— 1827) eine bedeutende Stelle ein, obwohl 
: fi feineswegs mit der modernen Schwaͤbiſchen Schule zu⸗ 
mmenfellen läßt, fondern mehr einen Mittelweg zwiſchen der 
it Schiller's und Klopſtock's einfhlug Wehr religiös IR 
Samuel Gottlieb Bürde!‘) aus Breslau (1753 — 1830), 
\ elegtihen Genre aber ausgezeichnet Siegfried Augur 
ablmann'‘) (aus Leipzig (1771 — 1826), wem aud ber 
nglüclibe Jobhann Chriſtoph Friedrich Hölderlin”) 
us Lauffen, nicht aus Naislingen im Würtembergifhen (1770 
—1843) als geborner und claffifh durchbildeter Dichter weit 
öber ficht. Auch der patrlotifhe Dicter Friedrich Auguß 
on Stägemann') aus Bierraden in der Udermart (1763 — 
840) würbe hierher gehören, müßte er nicht unten unter ben 
eiheitsdidtern eine beffere Stelle finden, wo freilich der gleich⸗ 
Binnte Gottlieb David Hartmann) aus Ludwigsburg 
1752—1775) fon der Zeit wegen nicht genannt werben fann. 
N8 religiöſe Kirchenliederdichter müfjen natürlich die Schüler Gel⸗ 
ert's, defien geiſtliche Oden und Lieder Immer in hohem An⸗ 
ßehen werden, von Cronegk, Us, Johann Friedrich 
Amen, Zafob Friedrich Fedderfen?) aus Schleswig 
1736 — 88), Propſt zu Altona, beſonders aber Dr. Balthafar 
Kinter 9) aus Lübel (1735—93), Prediger u Kopenhagen, 
ttlieb Konrad Pfeffel, der feine für Saulmete gaitien 


Größe, Bande. d. Titerärzerchichte. III. 


724 Deutſche Poefie. 
garten's) aus Brevismühlen im Meclenburgiſhen 1186 
— 1828), Profefiors der Geſchichte zu Greifewalde, hauche⸗ 
und gefühlvolle Idyllen, Jukunde und die Snfelfahrt, die die 
ebenfo wie feine Legenden an allzuvielem falſchen Pathos las 
riren, fo daß ich des Dänen Jens Baggefen”) aus I 
för auf Seeland (1764— 1826) Parthenais ober We 
reiſe, welder fein Epos auf Cook's Weltumfegelung, Ocenit 
befonder6 aber feine mißlungene humoriſtiſche komiſche @ 
Kam und Eva, bei weitem nadfichen, immer nod vor 
obwohl fie nur Nachahmung von Voßens Lulfe iR und bus Wi 
fung von mythiſchen und phantaftifchen Wefen und Giem 
in moderne Zuflände theilweife barok ſcheint. Auch ve 
genannte Ufteri bat in’ feinen Idyllen, worin er übrig 
feinen Vollsdialelt beibehält, bei manchen anflößigen Derbkt 
Voßens niederbeutfhe Idyllen nit ohne Seſchid nad 
geſucht. Am glüdlichften traf übrigens. in der. fpätm J 
Georg Daniel Arnold’) aus Straßburg (1780 — 182% 
der von ihm anonym herausgegebenen, dramatifch gehaltenen % 
der Pfingfimontag (1816), fogar durch den dabei ange 
Erfaffifh » Straßburgifchen Dialekt den Hebelfhen Ton, un 
the (WB. Bd. 32. ©. 240 sg.) hat feiner Dichtung kein: 
ringes Lob gegoßt, wenn er fagt, man vernehme im dei 
die Nachkommenſchaft feiner Landsleute, Sebaſtian Bram 
Geyler von Kepferöberg. Die allerdings älteren morgenik 
Idyllen des bekannten Ueberſetzers des Hotaz Jakob Frick 
Schmidt's aus Blafienzele”) (1730—1799) möchte it 
für bedeutend Halten, und flelle fogae noch Chriſt ian 
wig Neuffer’8°) aus Stuttgart (1769 — 1839) Tag 
dem Lande über fie, der aber noch lange nicht den nd 
Fiſcheridyllen des Regierungoſecretairs und Archivars zu V 
Franz Xaver Bronner's*s) aus Höchſtädt (geb. 14 
gleichkommt. In das beſchreibende Genre mit didaktiſcher 
calitaͤt ſchlaͤgt das philoſophiſche Lehrgedicht des Dotte 
Medien Valerius Wilhelm Reubed”) aus M 
(1765— 1847), der Gefundbrunnen, ein, wohl beinahe 

didaltiſche Epos, weldes wir haben, das auch im | 
dem Hexameter, der Meffiade nicht nachſteht und ebenfe 

























Deutſche Poeſie. 723 
Unogatius In Bremen und Verfafier des berühmten Bibeflatechianng, 
Diater einer großen Anzahl von allegoriſch⸗didaktiſchen Liedern, die 
gone durch kirchliche Froͤmmmigkeit ausgezeichnet, aber doch im 
Herderſchen Tone gehalten, etwas zu bluͤmelnd find. Den Uebergang 
endlich zu der Neuzeit bildet der phantafles und gemuͤthreiche 
Schwaͤrmer Eriedrih von Hardenberg”), nach einem Rit⸗ 
urgute feiner Familie Novalis benannt, aus ber Grafſchuſe 
Memdfelo (1772—- 1801), deſſen allerdings zu fubjertiv um 
‚fentimental gehaltene (15) geifiiche Lieder gleichwohl Adyt 
Ne ſind und Zeugniß geben, wie richtig ihn Ziel be 
‚eiheltte, wenn er fagte, er gleihe Unter den Neuerern am Mei 
‚Pen dem unſterblichen Dante, Uebrigens gehört Johann Hein« 
Hg Wilhelm Witfhel?) aus Henfenfeld (1769- 1847), 
Stadipfarrer zu Rapenhochfiäpt, zwar als Erbauungsllederdichter, 
‚aber Wohl nicht wegen feiner berühmten Morgens und Abend⸗ 
‚Opfer in Befängen (1800) hierker, denen jene ungeheure Verbreit⸗ 
‚Big, welche fie erfahren haben, mit Recht zu Thell geworben if. 
‚Unter den provinciellen Volksdichtern fleht ſchon der Zeit nady 
‚Genen Johann Konrad Grübel”), Bürger, Stadiflaſch⸗ 
‚mr unb Harnifchmacer zu NRürnderg, feiner Vaterſtadt (1736 
1808), ein @eiftesverwandter Hans Sachſens, dem Goethe 
G. Br. 32. ©. 137 sg.) mit Net große Anerkemmung wis 
‚Setfahren ließ, obgleich er (ebd. S. 128. 132 sg) Johann 
‚Yeter Hebel?) aus Haufen bei Schopfheim [nach Andern au® 
‚Bafıfl (1760-1826), proteftantifhen Prälaten zu Karköruße, 
‚WR höher Melit, veſfen im Schwaͤbiſchen Bolksblalect geſchrieben⸗ 
Nmanniſche Gedichte (1801), unter denen man beſonders 
‚UbE Wiefe hewotzuheben hat, und an bie man das niqt weniger 
becthmte Schatzkaſtlein des Rheintihen Hausfreundes (1808) ans 
Mießen kann, von einer doͤrfiſchen Ratvetät, einem gutmuͤthigen Hu⸗ 
ar und einer kindlicher Laune zeugen, wie nur das treueſte 
O6, und bie befigemeinte Theilnahme an den Freuden und Lei 
RE des Bolkes Aehnliches hervorbringen Tann, und barım and 
De dis jetzt noch nicht erreichten Mufler des Dorfgeſchichtet 
MAY Volkstalender geblieben find. "Natürlich iR ein großer Theil 
Mer Gedichte Inplimartig gehalten, und bie Erwälnung dieſes 
Genres Führt uns wuwikürlid aufupiwig Tpeobul Kofe⸗ 

46 


734 Deutſche Poefle. 


garten's*) aus Greviomühlen im Meclenburgiſchen (1789 
— 1828), Profeſſors der Geſchichte zu Greifowalde, phaiafk: 
und gefähluolle Idyllen, Sufunde und die Infelfahrt, die de 
ebenfo wie feine Legenden an allzunielem falfchen Baikos lahe 
riren, fo daß ich des Daͤnen Jens Baggefen”") aus Aw 
för auf Seeland (1764— 1826) Parthenais oder Aa 
reiſe, welcher fein Epos auf Cool's Weltumfegelung, Ocemi 
beſonders aber feine mißlungene humoriſtiſche komiſche pe, 
Udam und Eva, bei weitem nachſtehen, immer nod vorike 
obwohl fie nur Nachahmung von Voßens Luiſe iR und durh W 
ſchung von mythiihen und phantafliichen Weſen und (iemesm 
in moberne Zuflände theilweiſe barok ſcheint. Auch der fü 
genannte Ufert bat in’ feinen Idyllen, worin er uͤbrigen 
feinen Vollodialekt beibehält, bei manchen anflößigen Derbicie 
Voßens niederdeutfhe Idyllen niht ohne Geſchick nachzuhnn 
geſucht. Am gluͤcklichſten traf uͤbrigens in der. ſpaͤtem Zi 
Georg Daniel Arnold*) aus Straßburg (1780— 1829) k 
der von ihm anonym herausgegebenen, dramatiſch gehaltenen Wyl, 
der Pfinghmontag (1816), fogur durd den dabei angewendein 
Etſaſſiſch⸗ Straßburgiſchen Dialekt den Hebel'ſchen Ton, un& 
the (®. Br. 32. ©. 240 sg.) hat feiner Dichtung kein p 
ringes Lob gezollt, wenn er fagt, man vernehme in derſella 
die Nachkommenſchaft feiner Landsleute, Sebaftian Brand w 
Geyler von Keyſersberg. Die allerdings älteren morgenlänbiihe 
Idyllen des bekannten Ueberſetzers des Hotaz Jakob Friedrid 
Schmidt's aus Blaſienzelle*) (1730— 1799) möchte ich fat 
für bedeutend Halten, und flelle fogar noch Chriſt ian Lu 
wig Reuffer’8?) aus Stuttgart (1769 — 1839) Tag il 
dem Lande über fie, der aber noch fange nit den treffiiie 
Fiſcheridyſlſen des Regierungsſecretairs und Archivars zu Wert 
Branz XZaver Bronner’s”) aus Höchſtädt (geb. 1759 
gleihlommt. In das befchreibende Genre mit didaktiſcher fe 
caltıät ſchlaͤgt das philoſophiſche Lehrgedicht des Dortord de 
Medien Valerius Wilhelm Neubeck2) aus Anke 
(1765 — 1847), der Geſundbrunnen, ein, wohl beinahe des bel 
didaltiſche Epos, welches wir haben, das auch im 

dem Herameter, der Meſſiade nicht nachſteht und ebene 


Deutfche Poefie. 728 


oltommenez Sachkenniniß, ale Beherrſchung bes Stoffes und 
er Eprache, fowie angebornem Dichtergenie zeugt. Wuͤrdig 
reihen ſich die floffähnlichen Heilquellen am Taunus (1814) 
6 Freihern Johann Iſaac von Berning”) aus 
ranffurt am M. (1769—1837) daran. Weniger bedeutend 
R die allerdings gemüthlihe Kinderwelt‘ Krummacher's, 
ährend feine Parabeln ausgezeichnet find und von Koſegar⸗ 
en's Legenden nicht übertroffen werben. Auch des geſchmack⸗ 
llen Aeſthetiklkes Georg Shay") aus Gotha (1768 — 
95) Fabeln im Leſſing'ſchen Style gehören hierher, und pergeſ⸗ 
m werden dürfen weder die witzig gutmüthign (Gpigramme 
Johann Ehrifoph Friedrich Haug’s"?) aus Niederſtotzingen 
m Würtembergifben (1761 — 1819), defim Hundert Hyper⸗ 
ein auf Herrn Wahls große Nafe bekannt genug find, noch 
He Satiren des Legationsraths Johann Daniel Fald®) 
md Danzig (17701826), unter denen bie heiligen Gräber 
an Rom und die Gebete, die politiſche Satire Elyſium und 
Lartarus, fowie das gegen den Pietismus, in den er übrigens 
an feinen fpäteren Lebensjahren felbft verfiel, gerichtete Drama, 
We Uhue, hervorzuheben find, noch endlich Friedr ich Chriſtoph 
Deißer's*) aus Stuttgart (1761 — 1836) geifireiche ſatir⸗ 
fe Pinſelſtriche und poetiſche Satiren, die nur an allzugroßer 
Bitfertigfeit der Compofltion und Mangel an elle leiden. 
Der Epiter giebt es nur wenige, doch nennen wir ehrenvoll des 
Berliner Interimöfommandanten Karl Andread von Bo» - 
welawsri*) aus Muſchlitz bei Görlitz (1759 — 1817) 
kanthirpus, welcher nicht ohne ausgezeichnete Darflellungsgabe 
PR, befonders aber die in die neueſte Zelt herübergreif⸗ 
nden Spopöen des Erzbiſchoffs von Erlau Johann Ladis⸗ 
ad Pyrkers) von Felſo-Edr aus Langh in Ungarn (1772) 
Laniflae und Rudolfias, befennen jedoch, daß feine Perlen der heiligen 
Borzeit und feine Bilder aus dem Leben Jeſu und der Apoſtel bei 
veitem weniger Phantaſie, dagegen aber mehr Phrafen aufzuweiſen 
jaben, als das dem wilden, geflörten und zerriffenen Beifte des un. 
Wdligen Freiherrn Kranz Anton Joſeph Ignaz Marla 
on Sonnenberg‘) ausMünfter (geb. 1779, tödtete ſich ſelbſi 
1805) entfprungene hochpoetiſche, aber form. und regeflofe Epos 

































728 Deutſche Poefie. 


22) GSelfttiche Lieder. J. Samml. Riga 1766. 1768.1779.”E.N1.Cm 
ebd. 1774. 8. cf. Brucftüde a. N. Leb. v. Eh. El. Conſt. d. d. Ned. he 
v. C. A. Ziedge, Berl. 1804. 8. 

23) cf. Chr. Ch. St Leben u. Character v. 3. Fr. Fedderſen. He 
1786. 8. — Samml geiftlicher Gefänge über die Werke Gottes in der i 
tur. Halle 1774. 8. Geſangbuch für Gartenfreunde u Liebhaber d. Nat 
Hamb. 1781. 8. Lieder u. Kirchengefänge. ebb. 1780.8. Lieder auf dicke 
—— Paſſions- und Bußtage. Coburg 1795. 8. Gebete u. Lieder f. Kine 

ale du. A. 1776. 8. Gefangbud für Kinder von reiferem Alter, d 
1 77 [3 

24) Gedichte. Lpzg. 1778. 4. Geiftliche Lieder, Dratorien u. verm 6 
dichte. Halle 1814. 1813. 8 Geiftliche Lieder. ebd. 1820, 8. cf. A. 9% 
meyer, Zur Erinnerung an beffen Leben und Wirken herausg v. %. Yes 
u. 3. ©. Gruber. Halle 1831. 8. 

25) Sämmtlihe Werke. Augsb. 1836-38. VI. 8, Ausgewählt: & 
ten ber. v. 3. &. Drelli. Zürich 1841—44. VIN. 18. (Dazu Suppl. } 
hundert chriftliche Lieder. Neue durchg. Ausg. ebd. 1844. 18.) Beraii 
gereimte Gedichte vom Jahr 1766 bis 1785. Winterthur 1786. 8. % 
lefene chriftliche Lieder. Bafel 1808. 8. Zweihundert chriſtliche Lieder. 3 
1776. 1833. II. 8. Lieder für Leidende. (Winterth.) 1787. 8. Ye 
Epag. 1781. 1. 8. Schweizerlieder. Bern 1764. 1789. 8. cf. Gebdi 
Tagebuch von einem Beobachter über fih -felbfl. pzg. 1774. 1.3. € 
bensbefhr. von feinem Zochtermann Geßner. Lpzg. 1801—3. 11. & 
W. Zung, Erinner. an 3. C. 2. Frkft. 1812. 8. 3. H. Meifter, 3. 6) 
E. biogr. St. Zürich 1802. &. ©. Schultheß, I. C. 2. als Dichter. 
1801. 8. F. Herbſt, I. C. L. nach feinem Leben, Kehren u Wirken dar 
Ansbach 1832. 8. U. Hegner, Beitr. zur näh. Kenntniß u. wahren 
flellung 3. ©. 8. 9. Briefe f. Freunde an ihn u. a. näh. Umgang. | 
1836. 12. Goethe W. Bd. XXX. p. 213 sq. Iörtens Bd. IH. p. 


VI. p. 467 sq. _ 

26) Schilten und Echenslauf. Tübingen 1819 sq. X. 8. 

27) cf. Basler Samml. f. Piebhaber chriſtl. Wahrh. 1819. p. 73 
Altes und Neues aus dem Gebiete der innern Seelenkunde v. &d 
epza. 1824. Bd. II. p. 246 sq. 308 sq. Fb. III 1833. p. 16. 18%. 
2239. 242. 254 sq. — Einige vermifchte geiftlihe Gedichte. Nürnb. 17 
Einige Lieder zur Erbauung. ebd. 1776. 8. Vermiſchte geiftliche Fieber 
Gedichte. 1790. 8. Troftlieder. ebd. 1803. 8. Gedichte zur Bert 
Jeſu. ebd. 1818. 8. 


23) Feftbüchlein. Effen. 1808—19. 1891-33. IH. 8. Die Kinder 
ebd, 1805. 1513. 8. Parabeln. 1805. ebd. 8 VII. A. ebd. 1840. H 
Apologen und Paramptbieen. ebd. 1809. 8. j 


29) cf. Ruge Schriften. Bd. I. p. 247 aq. Heine Romantik p. 18 
Morgenblatt 1344. nr. 52 sq. — Schriften ber. v. L. Tieck u. 5.2 
gel. Berl. 1801. II. 8. IV. A. ebd. 132646. TII. 8. (Ueb. -d. Un 


d. Bd. II. p. 189 sq. mitgeth. Auff. ſ. Theol. & Bl. 3. Kirch. 3. 
p- 526 sq.) 


30) Morgens und Abenbopfer in Gefängen. Sulzb. 1806. 8. u. & 


31) Gedichte in Nürnberger Mundart. Rürnb, 1798. IM. 8. 
ebd. 1823-5. V. 8. Sämmtl. Werke nebft Witfchels kurzer Bebenshct 


ung Gr., Goethes Beurtheilung d. Grübel’fhen Gedichte und Wurmst 
far dazu; Nürnb. 1835. 8. 


2) Alemannijche Gedichte, Aarau 1803. 8. VII. pollſt. Orig. L 
1843. 8. (in hochdeutfcher Mundart v. Scheffner. Königeb. 1811. 18L 


Deutſche Poefie. = 737 


- 5) Blätter. Stealf. 1824. H. I. Berl. 1829. ©. Il. u. III.a. Gedicht 
Haffeld. 1801. 8. Zweite Auswahl. Gtralf. 18117 8. Rampfeebicher nr 
Widzug v. 1813. ebb. 1814. 8. Sämmtl. poetiihe Werke. Roſtock 1836. 


6) Gedichte. Berl. 1786. 18025. IT. 8. Gedichte a. d. häuslichen 8 
en. I, 1877, 8. Spigramme. I. Samml. Berl. 18%. 2, ba ch e⸗ 


7N Gedichte. Neuſtrelit 1803. 8. cf. Zörbens DBb. V. p. 785 sq. 


5) Geb, in Matthifſon's Tor. Unthologie. Bd. VE. p. 229 aq. Vater. 
Rufeum Hamb. 1810. H. V. p. 393 n s p sq. Bateri 


®) Sammlung kleiner Gedichte. Lpzg. 1815. 4. Literariſcher Nachlaß u. 
nriehechfel ber. v. K. A. Barnhagen v. Enfe u. Munbt. Lpzg. 185 1840. 


20) Gedichte. Hersfeld 0. 3. 8. Lieder für Forſtmaͤnner m. . 
ma 1788. IV. u 1816. 8. für Berk ". Sägen. Mi 


11) Gpifteln, zum Anhang vermiſchte Gedichte. Magbeb. 1801. 8. 
— zu * a en nt te —8 1792. 1804. 8. Glos 
en od. gefange für den liter. Clubb in Magdeburg. ebd. 1794. 1805. 
‚ ch. Zörbens Bd. VI. p. 757 sq. s 74 1808 


17) Dichtungen in Verſen und Profa nebft e. Lebensbefähr. d. . 
er. —8 Heß. Berl. — 12. r ſchr Bet 


1 13) Kleine gefammelte Schriften m. e. Vorr. v. 9. ZIſchokke. Aarau 
Te 

14) Sebihte. 1. Samml. Zübing. 1792. 1818-19. II. 8. Reuefte 
Jammi. Ulm 1824. 8. 


15) Poetiſche Schriften. Brest. 1803—4. II. 8. Vermiſchte Gedichte, 
. 1789. 8. Geiftlihe Gedichte. ebd. 1817. 8. Geiftliche Poefieen. ebd 
787. 8. f. Zörbens Bb. I. p. 242. V. p. 792 sq. VI. p. 591. ° 


16) Gedichte. Halle 1825. 1835. 8. Saͤmmtliche Schriften. Nebſt M. 
iographie. Epzg. 1839—40. VIII. 8. 


17) Gedichte. Gtuttg. 1826. 8. Stuttg. 1843. 16. (Dazu Nachtraͤge v. 
Müller, Moderne Reliquien. Berl. 1845. 8b. I.) Sämmtl. Werte m. 
achlaß u. Biogr. v. &. Schwab. ebd. 1826. II. 8. cf. Zeuffel in d. Mos 
atsbl. 3. Aug. Zeit. 1837. Februar. Bl. f. d. Lit. d. Ausl. 1836. p. 75 
j- Helbig in d. Bl. f. lit. Unterh. 1847. ar. 60 aq. Mind im Alb. d. 
. Ber. zu Rürnberg 1845. nr. 2. 


18) Hiſtoriſche Erinnerungen in lyriſchen Gedichten. Berlin 1828. 6. 
rinnerungen an Glifabeth (feine Gattin). Sonette. Als Hoͤſchr. gebr. (Berl.) 
335. 8. Kriegsgefänge aus d. Jahren 1806—15. Halle 1814. 1819.8. Das 
; L u. Il. Anhang. ebd. 1846. 8. III. Nachtr. m. And. ebd. 1818. 8. 


49) Hinterlaffene Schriften u. m. e. Nachr. v. f. Leb. berausg. v. J. 
br. Bagenfeil. Gotha 1779. 8. cf. Zörbens Bd. VI. p. 281 nq. 


20) ©. Ir. W. Wolfrath, Leb. F., in d. Kachr. v. Peb. u. Ende gute 
finnter Denfchen. Halle 1776—90, 8b. VI. 


21) ©. B. M. Lehen u. Gharaeter v. f. Sohne Dr. Br. .M. vom 
91. 8. Schlichtegroll, Rekrol. 1793. Bd. I. p. 32364. Henke Arch. 
d. Kirchengeſch. Bd. I. Et. IV. p. 6 2: — Geiſtliche Santaten. Goͤt⸗ 
ng. 1768. 8. Geiſtliche Lieder. Gopenh. 1773. 8. TIL. SGamml. Epzg- 1773. 8. 






728 Deutſche Poefle. 


22) Gelfktiche Lieder. I.Samml. Riga 1766. 1708. 1779.” 8.11. Commi. 
ebd. 1774. 8. cf. Bruchſtücke a. N. Leb. v. Ch. Ei. Conſt. v. d. Rede. ke. 
v. G. U, Ziedge,. Verl. 1804. 6. 

23) ch. Shr. Ch. St eben u. Character v. 3. Fr. Fedderfen. Hamt.! 
1786. 8. — Samml geiftlicher Geſänge über die Werke Gottes in der Re 
tur. Halle 1774. 8. Geſangbuch für Gartenfreunde u Liebhaber d. Ram. 

amb. 1751. 8. Lieder u. Kircengefänge, ebd. 1780.8. Lieder auf die hehe 
eft s Paffionss und Bußtage. Coburg 1795. 8. Bebete u. Lieder f. Kine, 
Ue du. A. 1776. 8. Geſangbuch für Kinder von reiferem Alter. ch. 
1777. 8. 

24) Gedichte. Lpzg. 1778. 4. Geiftliche Tieder, Dratorien u. verm. Se 
dichte. gute 1814. 1813. 8 Geiftliche Lieder. ebd. 1820. 8. cf. A. 9. Re 
meyer, Sur Grinnerung an beffen eben und Wirken herauss v. A. Jauit 
u. 3. ©. Gruber. Halle 1831. 8. 

25) Gämmtlihe Werke. Augsb. 1836-38. VE. 8 Ausgewählte Sach 
ten ber. v. 3. K. Drelli. Züri 184144. VIN. 18. (Dazu Suppl. 3m 
hundert chriftliche Lieder. Neue durchg. Ausg. ebd. 1844. 18.) Wermidk 
gereimte Gedichte vom Sahr 1766 bis 1785. Winterthur 1786. 8. Wuiın 
lefene hriftliche Lieder. Bafel 108. 8. Zweihundert chriſtliche Lieber. Zärik 
1776. 1833. II. 8. Lieder für Leidende. (Minterth.) 1787. 8. Pochen 
&pıg 1781. II. 8. Gchweizerlieder. Bern 1764. 1789. 8. cf. i 
Tagebuch von einem Beobachter über ſich ſelbſt. Epsg. 1771. 1. 3. GE. % 
bensbefchr. von feinem Tochtermann Geßner. rs 1801—3. IH. & 
W. ung, Grinner. an 3. &. 2. Frkft. 1812. 8. 3. H. Meifter, 3. €. 
@. biogr. SE. Züri 1802. &. ©. Scuithe, I. ©. 2. ale Dichter. ci 
1801. 8. 8. Herbft, I. ©. L. nach feinem Leben, Lehren u. Wirken darge. 
Ynsbad 1832. 8. U. Hegner, Beitr. zur naͤh. Kcnntniß u. wahren Div 
flellung 3. 6. 8. 9. Briefe f. Freunde an ihn u. a. naͤh. Umgang. 

16. 12 Sache W. Bd. XXX. p. 213 sq. Zörtens 3b. HI. p. 155% 
— P- 8 — 

26) Schrilten und Echenslauf. Tübingen 1819 sq. X. 8. 

27) cf. Basler Samml. f. Liebhaber chriſtl. Wahrh. 1819. p. 73%. 
Altes und Neues aus bem Gebiete der innern Scelenkunde v. S 
Epıg. 1824. Bd. II. p. 246 sq. 308 sq. Fb. IN 1838. p. 16. 183. 1. 
279. 242. 254 23q. — Einige vermifchte geifuihe Gedichte. Nürnb. 1725.38 
Einige Fieder zur Erbauung. end. 1776. 8. Vermiſchte geiftliche Fieber uns 
Gedichte. 1790. 8. Troftlieder. ebd. 1803. 8. Gedichte zur Werberrlichung 
Jeſu. ebd. 1818. 8. 


23) Geftbüchlein. Eſſen. 1808—19. 1821-33. III. 8. Die Kinderwelt 
ebd. 1805. 1813. 8. Parabeln. 1805. ebd. 8. VII. 4. ebd. 1840. H. ı% 
Apologen und Parampthieen. ebd. 1809. 8. 

29) cf. Ruge Schriften, Bd. I. p. 247 sq. HeineRomantit p. 195sq. 
Meorgenblatt 1344. ar. 52 sq. — Schriften her. v.X. Tied u. &. v. Schie 
gel. erl. 1801. II 8. IV. 2. ebd. 136— 4). III. 8. (ueb. d. Unãaͤchtheit 
d. Bd. II. p. 189 sq. mitgeth. Aufſ. ſ. Theol. &. BL. z. Kirch. 3. 1826. 
pP 526 sq.) 

30) Morgens und Abendopfer in Gefängen. Sulzb. 1806. 8. u. öft. 


31) Gedichte in Nürnberger Mundart. Nurnb. 1798. IN. 8. IV. X. 
ebd. 1823-5. V. 8. Sämmtl. Werke nebft Witfchels kurzer Lebenspefchreiks 


ung Gr., Goethe's Beurtheilung d. Grübel’fchen Gedichte und Wurms Sloſ⸗ 
far bazu. NRürnb. 1835. 8. 


2) Alemannijhe Gedichte, Aarau 1803. 8. VIII. vollſt. Drig. A. eb». 
1643. 8. (in hochdeutſcher Mundart v. Scheffner. Königsd. 1821. 1817. FL 


Deutiche Poefie. 729 


‚d. Freid. v. Budberg. Heidelb. 18.7. 8. v. 3. WB. Adrian. Stuttg. 
324. 8. v. Fr. Girardet. Lpzg. 1821. 16.) Schapkäfttein des Rheinifchen 
musfreundes. Stutta. 181'. 8. u. öft. Fämmti.- Werke. Karlör. 1832 — 
4 VIEH. 8. 1838. VIII. 8. ebb 1843. V. 12. ebd. 1836-47. HI. 8, cf. 
san Paul, Kapenberger. Bd. I. p. 142 24. (8. 2b. LI. p. 76 sq.) 
. ©. Schultheiß, 3. P. H. Leben. E. Idylle in des Schwarzwaldes alles 
tannifcher Mundart. Deidnib. 1831. 16 B. Auerbach, Schrift und Bolk. 
Irundzüge e. volksthümlichen Literatue angefchloffen an eine Characteriſtik 
1-9. 9. Lpzs. 1846. 8. u. in d. Guropa 1845. D®d. I. p. 40. 129 aq, 


33) Dichtungen. ®pjg. 1788. II. 8. (nur Samml. f. U. lyr. Geb.) IV. 
L Sreiföw. 1812—15. VIII. 8. ebb. 1824—27. X. 8. Gedichte. Lpzg. 
789. II. 8. Die Infelfahrt oder Aloyfius und Agnes. Berl. 1804. 8. Zus 
unde. E. ländl. Dicht. Berl. 1803. 1843. VI. A. 8. Legenden. Berl. 1804. 
816. 11.8. Poeftcen. Epzg. 1798. 1802. III. 8. Rbapfodieen. Roſt. 1790 — 
“ 1800—1. III. 8. Pfſyche, kxl. Maͤhrchen. Eyig. 1789. I. A. 8. 


34) Adam und Eva ob. d. Gefchichte des Sündenfallet. E. bumorifl. 
hos. Cpzg. 1826. 8. Gedichte. Hamb. 1803. II. 8. Parthenaid od. d. le 
enzeife. Epzg. 1804. 1819. II. 8. Heibeblumen. R. ein. Prob. d. Dceania. 
Imflerd. 1808. 8. Poetiſche Werde in Deutfcher Sprache; ber. v. d. Söhnen 
es Berf., Sarl u. Auguft Baggeien. Epıg. 1836. V. 8. cf. Biographie, 
barbeited fornemmeligen efter hans egne Daandjkrifter og efterlabte fitteraire 
beider af Br B. Kjöbhon. 1842. 11. 8. Molbech Rordisk Tidsekrift. 1828, 

. “ P. 1 89. 


35) Der Pfingſtmontag. Luſtſpiel in Straßburger Mundart in V Auf. 
a Berfen. Straßb. 1816. II. &. 8. 


36) Poetifche Empfindungen u. Gemälde aus ber heil. Geſchichte. Als 
pna 1759. 8. Wiegenlieder. Sotha 1770. II. 8. Sammlung ein. Kirchen⸗ 
ieder. Botha 1779. 8. Gedichte. Lpzg. 1786. 8. ſ. Schlichtegroll Rekr. 


37) Kleine epifhe Dichtungen u. Idyllen. Stuttg. 1833. 8. KBermifchte 
Bedichte. Stuttg. 1805. 8. Auderleſene Igrifche Gedichte. ebd. 1816. 8. Der 
Log auf dem Lande. Lpzg. 1802, Reutl. 1805. 1815. 8 Poetifche Schriften. 
pig- 1827 —:8. 1. 8. 


38) Fiſchergedichte u. Erzäplungen m. e. Vorr. v. ©. Gesner. Zürid 
187. 8. Schriften. Zuͤrich 1794. 8. Der erfle Krieg ober 60 metrifche Dichte 
ingen. Aarau 1810. 8. Luftfahrten ins Idyllenland. Gemüthliche Erzählungen 
md neue Defheroen ihr. Aarau 1833. IE. 12. cf. Leben von ihm felbft bes 
chrieben. Zürich 179597. 1810. II. 8. Zördens ®d. I. p- 221 sq. V. 
% 78% VI. p» 590. 


39) Medichte. J. Bbchn. Liegnig 1792. 8. Der Geſunddrunnen. Epzg. 
7. 4908. 8. cf. Schlegel, Sharact. u. Grit. Bd. II. p. 233 2q. Yördens 
-4Y. p. 11 sq. . 


40) Die Heilquellen am Zaunus. Epzg. 1813. 12. 1814. 16. 


41) Blumen auf dem Altar der Grazien. Lpzg. 1787. 8. f. Jacobs in 
„RK. Bibi. d. Schön. Will. Bb. LX. 1. p 159 sq. Schlichtegroll Nekr. 
78. Bd. IE. p. 193—236. Zördens Bd. VI. p. 737 nq. 


42) Spigramme und vermifchte Gebichte, Berl. 1805. IL & Kabeln. 
beibelb. 1818. 16. Gedichte. Auswahl. erg: 1827. II. 8. Zweihundert Sys 
erben auf H. Wahls ungeheure Nafe. Stuttg. 1804. Brünn 1822. 16. 
Binugedichte. Tübing. 1791. 8. Epigrammatiſche Gpiele. Zürich 1807. 8. 


732 Deutſche Poefie. Theater. 


— 1822) Otto von Wittelsbach, das befannte PBaravepfeit. bag 
Couliſſenreißer, ſowie endlich Zſchokke's Abaͤllino, ver gehe 
Bandit, der zu ſeiner Zeit und bis in die 

Jahre dieſes Jahrhunderts hinein wenigſtens auf kcal 
Provinzialbuͤhnen noch immer volle Häufer machte, was 
gräulihe Schauergemälde Traugott Benjamin Berg 
aus Wehlen bei Pirna (1754 — 1810)7) Galora von Be 
nicht erlangen konnte. Auch an fogenanntn bärgeril 
Kührftücen fehlte es nicht, denn yon Jakob Johann Engeiig 
aus Parchim (1741— 1802) GEvelfnabe (1770) und ti 
Sohn (1772), zwei langweilige Stüde, gehören in dieſes Genre, 
der zu feiner Zeit vielgepriefene Deutfcde Hausvater des Vadiſchen 
nifter Otto Heinrih von Bemmingen” (1754 
1836), im Didverot'ſchen Styl gehalten, und ded Schar 
lers Guſtav Friedrich Wilhelm Großmann”) aus! 
in (1746— 96), Familiengemälde: Nicht mehr als ſe 
Schüſſeln, welches großes Wufiehen machte, obgleich 6 
(W. Bd. XXVI. S. 196. XXXI. S. 50) es unappetitlic ne 

trieben die Sache auf die Spitze. Als Luſtſpieldichter fi 
zu’ ihrer Zeit Johann Friedrich Jünger aus Leipzig (1 
— 97): und der Abenteurer und Schauſpieler Joh 
Chriſtian Brandes!) aus Stettin (1735— 99), defien U 
felbR ein wahrhafterRoman if, freilih ohne auf höheren por 
Werth Anfprud machen zu dürfen, jener mit der Gntfäh 
und dem Kranken in der Einbildung, diefer mit dem ge 
Kaufmann, der Hochzeitfeier und dem Landjunfer in Berlin, 
fachen Beifall, Chriftoph Friedrich Bregner’5) aus il 
(1748— 1807) Lufifpiele enthalten zwar manche Derbbeiten, « 
auch fehr viel natürliben Wig, und manche, vorzüglicd; wer Mel 
gefptelt werden (3.8. das Raͤuſchchen), laſſen ſich auch jebt ned 

gut mit anfehen. Höher Reht fhon der Hamburger hochben 
und . von Schiller ale der bedeutendſte Schaufpieler feiner 
angefehene Schaufpieldirector Eriedrih Ludwig Schrö 
aus Schwerin (1743—1816), der freili durch feine F 
geſchickte und geſchmackvolle Bearbeitung Shaffpere’s Fe 
Deutſche Bühne weit mehr Einfluß auf die Deutfche dr 
Bilvung hatte, als durch feine eigenen SBropucte, welche trag 

































Deutſche Poefie. Theater. 131 

. 1816. 8. Anhang. ebd. 1816. 8.) cf. v. Schindel. Bd. IL. p. 
PH TE 
57) ©. v. Schindel Bd. III. p. 23 aq. Beitgenoffen ®b. II. 3. p. 44 


, Döring in ar. 5% — Auserlefene Dichtungen her. u. m. Biogr. m. 
ar. begl. v. Fr. R. 3. Schütz. —— 1824—25, 1834. VL-8. oor 


$. 707. 


Wir holen jeht nah, was in der dramatiſchen Literatur 
aͤhrend diefer Zeit geſchah, und ‚bemerfen fogleih, daß ſchon 
r ziemlich mittelmäßigen Leitungen der meiſten Schaufpieler« 
ſellſchaften halber, wenigfiens zu Anfange dieſes Abſchnitto, 
e Buͤhnendichter mit vielen Hinderniſſen, die theilweiſe aber auch 
ı dem verdorhenen Geſchmacke des Publicums lagen, zu kämpfen 
atten. Da ih von Klinger’s Zwillingen, welches Stüd den 
om der Hamburger Theaterdirection, S, Charlotte Adermann 
nd Br. 2. Schröder, auf das beſte Trauerfpiel über ven 
zrudermord ausgeſetzten Preis erhielt, mit feinem falfchen 
zathes aber eigentlih dem Conradin defielben Dichters nach⸗ 
eht, ſchon oben gefprohen habe, fo bemerfe ih noch, daß Jo⸗ 
sun Anton Leifewig‘) aus Hannover (1752—1806) 
orrechter Weiſe mit feinem von Leſſing, der das Stüd zuerſt 
Baethe zuſchrieb, und von Schiller bewunderten Julius von Tarent 
ei jener Bewerbung durchfiel und fi leider dadurch verleiten 
zeß, der dramatiſchen Poeſie für immer Balet zu fagen und 
ein ſchoͤnes Talent zu begraben. Die meiften der übrigen in diefe Zeit 
alenden dramatifhen Producte find Nachahmungen einzelner 
füde Leſſing's, Schillers und Goethes; befonderd rief des 
deieren Goͤtz non Berlihingen eine Menge jener heillofen Rit⸗ 
ce, die ſich theilweiſe noch nad Kopebue, freilih eimas 
dealiſirt, fortpflanzgien, hervor. Die beflen darunter find wohl 
dM groben Bilder einer groben Zeit des Grafen Joſeph Aus 
zuſt von Törring?) aus Münden (1754—1826) Agnes 
Bernauerin und Caspar der Thoringer, Jakob Maier’g 
ws Mannheim (1739—84) Zuf yon Stromberg, Johann 
Fevomud Längefeld's) (+ 1786) Ludwig ber Baier, bie 
Moriſchen Gtüde des Reichegrafen Friedrich Heinrich Ju⸗ 
us yon Soden“) aus Anspach (1754 — 183 1), beſonders 
Ar Franz Maria Babo's*) aus Ehrerbreußein (1 30 


733 Deutſche Poefie. Theater. ' 


— 1822) Ouo von Wittelsbach, das befannte Baradepkr ke 
Goulifienreißer, fowie endlich 3ſchokkes Abaͤllino, der geh 
Bandit, der zu feiner Zeit und bis in vie zuge 
Sabre dieſes Jahrhunderts hinein wenigſtens auf kleinen 
Provinzialbuͤhnen noch immer volle Haͤuſer machte, was Wi 
graͤuliche Schauergemälde Traugott Benjamin Berge 
aus Wehlen bei Pirna (1754 — 1810)’, Galora von Bad 
nidt erlangen konnte. Muh can fogenannten bärgerlide 
Rührfiüden fehlte es nicht, denn ſchon Jakob Johann Engel! 
aus Rardim (1741— 1802) Evelfnabe (1770) und danflım 
Sohn (1772), wei langweilige Stüde, gehören in dieſes Gent, u 
der zu feiner Zeit vielgeprtefene Deutſche Hausvater des Badiſchen N 
nifler Otto Heinrich von Bemmingen? (1754- 
1836), im Diderot'ſchen Styl gehalten, und des Schaut 
lers Guſtav Friedrih Wilhelm Großmann) aus va 
im (1746 — 96), Familiengemaͤlde: Nicht mehr als Id 
Schüffen, weldes großes Wufichen machte, obgleich Gech 
(®. Bo. XX VI. ©. 196. XXXI. ©. 50) es unappetitlich nah 
trieben die Sache auf die Spige. Als Luffpielpichter fande 
zu ihrer Zeit Johann Friedrih Jünger aus Leipzig (175! 
— 87)" und der Abenteurer und Schauſpieler Johan! 
Ehrifian Brandes!) aus Stettin (1735— 99), deſſen Lebe 
ſelbſi ein wahrhafter Roman tft, freilich ohne auf höheren portife 
Werts Anfprud machen zu dürfen, jener mit der Entfuͤhnn 
und dem Kranfen in der Einbildung, diefer mit dem geadeke 
Kaufmann, der Hochzeitfeler und dem Landjunker in Berlin, WM 
fachen Beifall. Chriſt oph Friedrich Brepner’s!?) aus tehf 
(1748— 1807) Zufifpiele enthalten zwar manche Derbheiten, ei 
auch fchr viel natürlichen Wis, und manche, vorzüglich wenn fe Mi 
geſpielt werden (z. B. das Räufchwen), laſſen ſich auch jeht mod red 
gut mit anfehen. Höher ſieht ſchon ber Hamburger hodberüfet 
und von Schiller ale der bedeutendſte Schauſpieler feiner 3 
angefehene Schauſpieldirector Frie drich Ludwig Sar oͤder 
aus Schwerin (1743 — 1816), der freilich durch feine 

geſchickte und geſchmackvolle Bearbeitung Shakſpere's für u 
Deutfge Bühne weit mehr Einfluß auf die Deutſche bramatiilt 
Bildung hatte, als durch feine eigenen Producie, welche trod M 


Deutſche Poefie. Theater. 733 


rien Characteriſtil der darin auftretenden Perföntikeiten ‚und Ihrer 
trefflihen Bühnentenntniß nicht viel mehr ale nuͤchterne, obwohl 
uchdachte Vorläufer der Iffland » Kopebueifhen Richtung find. 
Beine deſten Stüde find der Better aus Liffabon, der Ring, 
as Portrait der Mutter, der Faͤhndrich, der Murrkopf und Stille 
Bafier find tief. Wichtiger If als dramatiſcher Dichter der ebenfalls 
mögezelchnete Schaufpieler und Berliner Thenterdirector Auguſt 
ilheln Iffland!) aus Hannover (1759— 1814), deſſen 
illengemaͤlde mit großer Welt⸗ und Menichenfenntniß gefhrieben, 
rilih aber ohne eigentlichen poetiſchen Genius find, dabei theil⸗ 
deiſe zu ſehr moraliſiren, die Buͤrgertugend allzuſtark ale 
buige Bedingung des menſchlichen Glüdes und der Wohlfahrt 
eranfellen und zuweilen auch unwahrſcheinlich find (3. B. die Spies 
u). Sein beſtes Stüd find die Jäger, obwohl auch Dienft- 
Mt von Manchem fehr hoc geflellt wird Uebrigens warb 
ei ihm das eigentlihe Luffpiel lets zum Schaufpiel, denn es 
sit ihm durchaus die vis comica, wie ſelbſt feine berühmten 
hageftoßgen,, feine Erbſchaft, Selbſibeherrſchung, Ausfteuer ıc. zeigen. 
luch Friedrich Wilhelm Ziegler‘) aus Braunſchweig (1761 
=1827), ebenfalls Schaufpieler, hat eine große Zahl von Then» 
erküden gefibrieben, an denen man leider die Dramaturgifchen 
Bemerkungen, die er überall eingeflammert beifügt, nicht gerade 
weiferhaft auögeführt findet; doch hält er feine &haractere, ſowie 
He Eyannung der Zuſchauer gut, ohne babel etwas VBollfoms 
tenes zu liefern. Sein beftedo und befanntefles Stüd IR ein 
Moriiches, Parteiwuth, unter den Kuffpielen find Ernſt und Ser, - 
ke Großmama und das verkaufte Kind hervorzuheben. Auch von 
Botter eriRiren einzelne gelungene Stüde, z. B. der Erbfchleicher, 
6 öffentliche Geheimniß, der Eiferfüctige, und von dem Oeſter⸗ 
cihlihen Feldmarſchalllieutenant Korneliuß von Ayren⸗ 
Hoff") aus Wim (1733— 1819), deſſen Tragödien ſchwach 
Ind, zwei hödft gelungene, jet leider vergeffene Poſſen, der 
hoſtzug oder die nobeln Baffionen (der Oeſtreichiſche Landjunfer) 
md die große Batterie. Das bedeutendſte Talent unter allen 
Benannten beſaß aber unflreitig, ohne es gehörig zu cultiviren, denn - 
rbenußte eö nur zum Vielſchreiben, Auguſt Friedrich Ferdi⸗ 
und von Kopebue') aus Weimar (1761 geb., 1819 ermor: 
et), der feinen Ruf durch das befannte Rührflüd, Menſchenhaß und 


734 Deutſche Poeſte. Theater. 


Mene gründete, von dem es Ir den XRenlen hieß: Renſchehch 
nein davon verfpür? id beim heutigen Stücke Keine Regch 
jedoch Reue, die hab ich gefühlt” So erbaärmlich und wu 
raliſch dieſes Schauſpiel auch an fih IR, fo machte es bed y 
feiner Zelt Epoche und mag ihn veranlaßt haben, nod in 
dergleichen halbtragiſche Stüde zu ſchreiben, wie 3.9. ven Shah 
gel, die von Mahlmann in feinem Herodes vor Bahia 
ausgeseichnet parodirten Huffiten vor Raumburg, die Kreufehe 
die Sonnemjungfrau ⁊c., welche faR alle ziemliches Glück bar 
die In Ihnen angebrachten Thentereffecte und andern Gpehdh 
machten, aber als Kunftproducte völlig werihlos find. GM 
tiher IR er im Luffplel und der Poſſe durch natuͤrlichen ME 
raſche Handlung, draflifhe Berwidelung und lebendigen Diele 
wobel er jedoch au die gröbflen Zweideutigkeiten (z. V. 4 
Rehboch) nicht vermeidet, um bie Lachmuskeln der Zufdjane ! 
Bewegung zu feben. Zu leugnen if jedoch nicht, daß ſch 
Deutſchen Kleinfädter und Carolus Magnus, die Kortfege 
berfelben, der Wildfang, Wirrwarr, die Pagenftreiche, die Ze 
fireuten, die Verwandtſchaften, dad Intermezzo ıc. noch ba 
welt mehr Effect machen, als manches moderne an ſich viel höher 
bende, aber mit weniger Geſchicklichkeit angelegte Luſtſpiel. © 
welter hätte er e6 gewiß bringen koͤnnen, hätte er nicht pm 
geſchtieben, denn nur in der Fruchtbarkeit kann man ihn = 
Lope de Vega vergleichen, fonft bleibt er immer ein Molid 
manque, wie ihn ber Verfaffer des Democritus genannt he 
Noch erwähne ich des Reichsgrafen Friedrich Aloys vo 
Brühl!) aus Dresden (1739 — 1793) Brandſchatzung, weil 
allerdings unter der Maſſe feiner eilfertig zuſammengeſchriebent 
Stuͤcke noch das beſte Luſtſpiel iſt und bekanntlich an eine grai 
fame Handlung Friedrichs des Großen erinnert, indem dieſer de 
Schloß von Bruͤhl's Bater aus kleinlicher Rache hatte in Brand fekt 
laſſen. Huch der unten zu erwähnende unglückliche Wezel N 
viel für's Theater geſchrieben, allein ich moͤchte doch anf 
Ihn darum den deuiſchen Marivaur zu nennen. Uebrigen mt 
ſchon feiner Erbaͤrmlichkeit halber KarlFriebrich Henoter 
aus Schaffhauſen (1761 — 1825) hier einen Bla finden, da 4 
durch fein Donauweibchen, die Teufelsmuͤhle am Wiener Berge! 


Deutſche Poeſie. Theater. 738 


wiſſermaßen der Vater der Wiener Localzauberpofſen geworben IR. 
in würbiger Genoſſe von ihm if der altezeltfertige Operndichter 
Im. Schitaneder?!) aud Regensburg (1751— 1812), defe 
m Zauberflöte noch heute beweift, wie welt auf ber einen Seite 
je Abgefhmadtheit gehen Tann, während auf ber andern ber 
jahre Tonmeifter felb bei dem elendeflen Texte etwas Aus⸗ 
ezeichnetes liefern fans, 

4) S. Zördens Bd. HI. p. 331sq. VI. p. 482. Bieland Neu. Dewtfi 

Rercur. 1806. 3b. III. p. 281 sq. Schiller, Braunſchw. fdyöne Fri 8 
— Julius von Farent. £pig. 1776. IV. X. ebd. 1828. 8, ch 


en 1817. 12. Schriften, z. erft. M. volft. gef. u. m. * —*8* 
. db. Autors eingel. (v. Schweigger). Braunfden, 1838. 1 


N Kant Bernauerin. Mannh. 1780. 1791. 8. Gaspar * Tdhowinger. 
Bien 1785. 1811. 8. 


u. 3) Der Sturm von Borberg. Mannh. 1777, 8. Fuſt von &tromberg 
178 

4) F der Wierte, genannt der Baier. Munch. 1750 100. 8. 
anonym). 


* 5) Schauſpiele. Berl. 1788-91. IV. 8. Theater. Aarau 181419, 
G6) Dtto von ittelabach. Berl 1782. 1790, & Chamfpiel. Bb.Lehh. . 
1793. 8. Reue Schaufpiele. ebd. 1864. 8 


7) &. Joͤrdens Bd. V. p. 735. — Batora vdn Benebig, 776, 
6, 8 von Medieis o. 5 u. 4 4. s. En 


8) ©. Jördens Bd. I. 61 uq. Pr. Nicolai, Gedaͤchtniß⸗ 
— J. J. €. Berl. 1806. 8. at Skizzen a. m. Grinnerun —8— 
Riga 1824. 8. p. 73 — Schriften. Berl. 1801—6. XIL 8. 6 ebd. 
1844-46. XII. 16. 


9 spater. Pr 1791. 8. b., 
—S Sa Wamn). 1782) ſ. ee 3. — * — 


Pu RE Sördens Bd. II. np 257. VE. 2 249 sq. Schlicht — 
17%. p- 43 2q. —- Schauſpiele. (Wittenb.) 1806. 8. Neue Schau⸗ 
fpiele. Altend. 0. 3. 8. Gingfpiele. nad) — (ital.) Muſtern fuͤr 
Me Deutſche Schaub. her. Frkft. 1783 


iele. 178589. Y. 8. i trali Ra Riyentb. 
Be ußen di —— enter. kpzg. 2. Ins, —— 
2 sq. VI. p. 361 29. 


12) &. Yördens en. I. p. 179 40. V. p. 770. VI. p. 585. GSchlichte 


a echt ee a Sin 
4 ographie. er 
Ghlten. Sa mb. 1790-91. viu. “ 


13) S. Jörbens Br. V. "6. vı. 689 
— —* * 1796718%0.8. Dpmetäm. ib. TR. 


rüber. Beitr. . Kir. Bere. 
ud. 25 Fler ab. 1810. 102 1822. — Dramatiiht Werk e 


738 Deutſche Poeſie. Roman. 


and Turnen denkt, manchen Groſchen eintraͤgt, Ich meine bie beri ſain 
Räuberromane mit obligatem Brand, Mord, Rothzust, Entführung 
und fonfligem bonelten Gefolge. Ihr Water if ver befannie We 
marſche Bibliothelar Chriſtian Auguſt Bulpiusaus Weise 
(1763— 1827), deſſen Rinaldo Rinalvini®), zu welchen der Gag 
nach ſelbſt Goethe zum Spaße einige Capitel beigetragen haben fol, von 
hyſteriſchen Rammermängen, Geſellen und Gynnaſiaßen veriäimge 
ward und manchem der letzteren den tollen Gedanlen cingh, 
in des Waldes düftern Gründen ten Schnapphahn u mac, 
wie diefe® 3. B. zu Anfange des 19ten Jahrhunderte auf ie 
Fürkenftule zu Grimma Mehreren eingefallen war. 

Gine andere Richtung verfolgten die Nachtreter eines Hm 
mes, Duſch ꝛc. oder die Bertreter dis Bürgerliden und Ge 
mitienromans. Un der Epige derfelben fleht der geniale I 
ahim Ghrifian Friedrich Schulz’) aus Wagkiap 
(1762— 98), freitih nicht wegen feiner händereiden Wie 
4 la Richardſon, wohl aber wegen find Morig (1785), W 
teider zu Ende des erſten und Anfang des zweiten Theils eine bil 
ſchluͤpfrige Scilderung der Brautnacht enthält, und er 
Leopoſdine (1791), da ſchwerlich ein Anderer ihm au 
ürlihlet der Empfindung und Darftelung ghihfemmen Ye 
Hub Gotthelf Wilhelm Chriſtoph Starke aus 
(17602 — 1830) mit feinen zahlreihen Gemaͤlden aus dem h 
Leben- gehört hierber, wenn er au jest wie Blei In dee? 
bibtiethefen liegt, denn feine kleinen Genrebilder ſind in 
Art beſſer als die modernen Dorfgeſchichten, weil fie 
licher find und in Mandem an die jetzt fo beliebten Romene 
Bremer erinnern. Ebenfo iR Friedrih Bouterwed’d 
— 18283) aus Oder bei Goslar Graf Donamar hier zu 
der aber ſchon zu hiſtoriſch und abenteuerlich iſt, als daß er r 
miliengemälde beißen Fönnte, und Engel’s berübuter Loren 
der von manchen Eritifers bis an den Himmel erhoben wand, 
eigentlih nur in Bezug auf den Styl und die Auß 
Gbaractergemäldes volllommen genannt werden, indem: DW 
ſeldſt gar zu fpießbürgerlich, und die-Hauptperfon mod (uelt 
vicar of Wakefield, ſondern ein altluger Salbader iR, ber ı 
würdigen Eumpan in dem optimiſtiſchen Buche: Hallo's giädiih 
Abend (1783) von Chriſtian Friedrich Sintenis (1750 














Deutſche Porfle. Nomen. 737 


deſen Haëper a Spada mis feinen Knappen und Jechbrübern 
und züdtigen Jungfrauen, Burgverließen uud Pfaffen und dem 
ganzen Speltakel des ritterlichen Mittelalters ſich wuͤrdig an 
Spießbens zwölf ſchlafende Jungfrauen anreiht, und eundlich 
Frierich Khriſtian Schlenkert) aus Dresöoden (1757 
— 1826), der Dritte im Bunde, von dem aber die jetzigen Rit⸗ 
tergeſchichten oͤche blos die langweilige Partie zum Muſtter neh⸗ 
men können, da fie überhaupt ihre drei Urbilder blos an haar⸗ 
Rräubenden Titeln übertreffen; denn wen ſolnen 3.8.2. Scoper’s 
Schauerruinen der Linfenburg und ber Haarzepf der Hölle (Der 
Epuk⸗, Geiler» und Raͤuberhiſtorien Allerfurchtbarſte; Nordhauſen 
1836, 11. 8.) nicht neugierig machen? Welt geſchickter fiad da⸗ 
gegen Die ſhon mehr der Novelle Ach naͤhernden Sagen des 
Vorzeit von Beit Weber’) oder, wie er eigentlich heiät, Ge» 
org Philipp Ludwig Leonhard Wächter aus lecken im 
Wmeburgifhen (1762 — 1822) gefchrieben, wie denn auch Frau 
Chriſftiane Benedikte Eugenie Raubers’) geb. Heben 
hieri au Leinzig (1756— 1819) einige recht brave hiſtoriſche Row 
mane vom Stapel laufen ließ (3. B. Hermann von Unna, Walter 
ven Wonbarry), die aber, trotzdem daB ſelbſt Walter Scott ihnen 
Bikes zu werdaufen haben will, doch über Ihren Neuen Bells 
wären, die übrigens nichts weiter als Radyahmungen der bes 
üben Bolfömärhen von- Yohann Karl Auguſt Mu» 
fans aus Ima‘) (1735 —8T) find, vergeſſen wurden. Leis 
wer babın wir aber feit den Kinder: und Hausmächen: ber 
Gebrͤder Grimm einen andern Begriff von dem Weſen des 
Bollsemaͤrchens und wiflen jebt, daß jene Wflerprobufte,, wo 
Übel angebradter Humor und phantaſtiſches Beiwerk den Reiz 
der volfeiämtichen Ratvetät verbrängen, quch nur zu ben Mu⸗ 
Pam des Ungefchmacks gehören. Wahre Perlen in biefem trüben 
Neert von. ungefhidien Nabahmungen der Rilterzelt find aber 
We ganz im Seiſte des Mittelalters und mit ber geſchickteßen 
Scenerie und paſſendſten Localität geſchriebenen Brieſe eines 
anemimmers aus dem funfjchuten Johrhundert, von dem go 
lcheten Kenner deſſelben, Paul von Stetten’) aus Ingebung 
(173: -1808). Mein auy Schillers Raubber uſen Leih⸗ 
bibllothelenfutter, das auch jegt noch, wo man ſtatt aud Turnieren 
Och Dean ). Etrrärgsipiigte, BU, 47T . 


738 Deutſche Poeſie. Roman 


and Zumıen denti, menden Grein entäng,  nkae bi ae 
Nauberromane mit obtigatem Brand, Merd, Notbzutt, Ewtiihumg 
und fonfigem honeiten Gefolge. Ihr Vater iR der bekbannte We, 
marſche Vibliothekar Chriſtian Augun Bulpyins aus Benz 
(1763 — 1827), deſſen Rinaldo Rinatvini?), zu Weiden der Gay 
nach felbRGocthe zum Spaße einige Capitel beigetsagen haben fol, vn 
hyſteriſchen Rammermäsken, Geſellen und Gyemaſialten verfeimgs 
ward und mandem der leßteren den toflen Gedanten einge, 
in des Waldes düftern Gründen ten Schnapphahn zu made, 
wie dieſes z. V. zu Anfange des 19ten Jahrhunderts auf de 
Fuͤrflenſaͤ ule zu Grimma Mehreren eingefallen war. 

Eine andere Richtung verfolgten die Nachtreter eines He 
mes, Duſch x. oder die Vertreter did Buͤrgerlichen und Ba: 
mitienromans. Un der Epipe derfelben Recht der genlale Je⸗ 
achin Ghrifian Friedrich Schulzy)y aus Magie 
(1762—98), freitih nit wegen feiner bändereidien NWibenie 
& la Richardſon, wohl aber wegen find Merig (1785), kr 
leider zu Ende des erſten und Anfang des zweilen Theile eine hie 
ſchluͤpfrige Schilderung ber Brausnact enthält, und wagen fe 
Leopoſdine (1791), da ſchwerlich ein Anderer ihm an B» 
türliplelt der Empfindung und Darfielung gkichkemmen duche 
Muh Gotthelf Wilhelm Chriſtoph Starie aus Danlay 
(1762-1830) mit feinen zahlreichen Gemaͤlden aus dem hüudden 
Leben- gehört hierher, wenn er au jest wie Blei in den: ker 
Bibtiothefen liegt, denn feine Fleinen Genrebilder fiub in. Ihe 
Urt beffer als die modernen Dorfgeiicten, weil fie wahefäre 
tier find und in Mandem an die jetzt fo bellchten Romane ber Br. 
Bremer erinnern. Edenfo iR Friedrih Bouterwed’g’) (Li6h 
— 1828) aus Oder kei Goſslar Graf Donamar bier zu erwähem, 
der aber fon zu hiſtoriſch und abentenerlich iſt, als daß er reined Be 
miliengemälde heißen fönnte, und Engel's beruͤhader Lareny Gtef, 
der von manchen Eritifern did an den Himmel erhoben ward, fan 
eigentlich nur in Bezug auf den Styl und die Rußfährung id 
Gharactergemälded vollkommen genammt werden, inbem:. ber Gil 
ſelbſt gar zu fplehbürgerlich, und bie-Hauptperfon noch lange fi 
vicar of Wakefeld, fondern ein alikluger Salbader {R, der einen 
würdigen Eumpan in dem optimiſtiſchen Buche: Hallo's glädlide 
Abend (1783) von Ehrikian Friedrich Eintenis (1750 


Deutſche Poeſie. Roman. 739 


—1820) aus Zerbſi finde. Wa durch und durch moraliſq 
Aud aber dieſe Vücher alle, und darum wären ſie wohl cher 
der Jugend in die Hände zu geben, als manche unferer modernen 
Yagendicriften, die bei diefer bereit® Gefühle und Ideen anregen, die 
schn Jahre foäter von felbR kommen. Indeſſen hatte einen weit 
bedeutenderen Ginfluß auf die Bildung des Geſchmacks als alle 
Genanntn Auguſt Heinrih Johann Lafontaine”) aus- 
Braunfäweig (1758— 1831), den Sälegel mit Recht ben Oxtb 
ver Kinder genannt bat, weil er die Kinderliebſchaften noch welt 
mehr Ind Große getrieben hat als Schulz. Uebrigens iR er 
ein feichter, nuͤchterner, theils fentimentaler, theils humoriſtiſcher 
Bielſchreiber, der, mag man nun im Rudolph von Werdenberg 
die Zuflände des Ritterthums, in Klara und Klatrant die Greuel 
der Revolutiowszeit und in Röschens Geheimniſſen die alltäge 
liche Proſa einer ganz gewoͤhnlichen verliebten Berfon Iefen, im⸗ 
mer derfeibe bleibt, fo daß fetbR fen Romulus, denn aud er 
miernahm die Herkulesarbeit, einen antifen Roman zu fchreiben, 
(en gang gemsdihticher Bürger mit Zopf und Berrüde zu 
Aa fechet. Indeſſen iR er hierin doch immer noch Original, 
während des Brager Profeſſors Auguſt Gottlieb (von) Meiß⸗ 
ner’) aud Bausen (1753 — 1807) Alcibiades, Epartacus, 
Gin 1, die ſeinen Skizen noch nachſtehen, fowie Ignaz 
Uurslins Feßler's aus GEyerndborf in Ungarn (1756— 
48893) Mare Aurel, Artkides und Themiſtokles, jene ungluͤck⸗ 
Aichen Zwistergeihönfe ohne Hirn, blos verfehlte Nachahmungen der 
Wielandſchen elaſſiſch modernen Nichtung find. Wir wollen alſo lies 
der: diefewögen Schriftſteller anführen, deren Erzählungen und Ro» 
vellm das Familientleben von der humoriſtiſchen Gelte betrachten. 
Bir Haben da zu wennen die baͤndereichen Friedrich Guſtav 
& &btlling'’) aus Dreoden (1766 — 1899), beffien Reuntdbter, 
VSrchoo von Zohnsdom x. gar mit ohne Big, Menſchen⸗ und 
ebenskenntuiß gefchrieben ind, Friedrich kaun) (Friedrich 
Auguſt Schul ze) aus Dresden (1770 geboren), umter deſſen ſehr 
gat fiytiiuten, nur etwas zu breiten Romanen bie mit dem ſtereothpen 
"Glit die gelungenſten ind; Kot ebue'), der jedoch mehr Weigung 
yar dramatiſchen Eiteratur empfſand, obwehl er manches Cute, .. ©, 
Seontine, Philibert, die Letden der Drtenbergliäem dawitke x. 
ar, 


140 Deuefhe Poeſie. Nemen. 


und die keriche Gchbikte meint Batere. oier weis 15 um, 
daß ich geborm wurde, ſchrieb, in ſeinen Erzaäͤhlungen aber hd 
weiem von Unton Wall’s') (d. H. Chriſtias Kebereni 
Heine’6) and Leuben bei Loimalich (17511824) Erpikumge 
talent augeſtochen wird, Uugun Friedrich Ernk au 
bein”) aus Reodebeg bei Dresden (1757 — 1825), da I 
mehreren größeren Novellen (Magiſter Zimpels Bruutjahrt, de 
Ritter ver Wahrheit 2c.), ſowie in feinen Schwaͤnlen ˖ gezeigthet, 
was er bälte leiſen können, wenn er mehr gefeilt und wenige 
geichrieben hätte, und den auch ats Luſiſpieldister befamnien Je⸗ 
dann Stephan Shüpe aus Ulosenſtädt bei Bay 
(1771-1839), deſſen komiſche Erzählungen recht interehas 
und gut erfunten Rad”). Muh Heinrich Clauren od 
wie er elgenktih heißt, Karl Gottlieb Samuel Heu, 
aus Dobrilugt (1771 geb)?! gehört gewiffermaßen hierhe, 
deffen Büder manchem Maͤdchen durch ihr Heer von Miltenisn 
Vibſchaſten und andern plauſibel gemachten Gluͤcoſallen dan Lyl 
verdreht und durch ihre Liesli's und Etſ's manden ſchwaͤrmeriſaen 
Süngling veranlaßt haben, in der Schweiz Maͤdchen zu fat 
wie fe nicht find und nicht ſein löunen. 

Geloungener als diefe Halbheit von Scherz ur Emſt if 
die eigentlich komiſche Partie des Dastiben Romand. Ba 
Fuͤhrer derſelben if des Werliner Vuchhändlers Ehrikent 
Friedrich Ricolai) (1732— 184 1) GSebaldus Worksaik 
werin Pieliamus und Hieracchie, Herchelei und. Verfeigungh 
ſucht, Empfindekl und Scwärmerei an den Peanger gell 
werden, von dem fie auch Stilling's Oppoſition (in. ber Echrubet 
des Hirtentnabes 1775) wit todmaden fonnie. Sein Dicher Won 
zuchtigt Die Aufgeblaſenheit junger Gerpoeltmmiiuge web einge 
bilpeter Kraſftgenies, fen Sceupronine Gumdbers aber den Hoc⸗ 
mtb der. Kantiquer, welde wie Pythia vom Dreifuße bass 
Wire Weisheit im unpehänpiiuen Teminoinglem im die Zi 
ſchiten und dabei ala Weitere verachteren. Widtiger nd 
in Johann Gottlieh Saummely aus. Geiteninf 
Gallen (148 1813), deſſen Spihbant zine heutliche Gi 
anf Moadactzichang if. Wut: Mufäns (ol Hi genqum me 
ben ih. feinen trefflichen Phyfioguomilhen Reifen, worin er $ 
vater und fen, Eyſtem, fowie die damals auf die Epige ge 


Deutſche Poeſie. Roman. rar 


tricbene Siſhonelnenwuih Mierlid macht. Berner gehören hierher 
Gramer mit ſeinem nicht mipfungenen Gradmus Schleier un» 
Paul Dfep, und der Senderling Johaun Kar! Wezel?h aus 
Eonveröhaufen (geb. 1747, Rarb im Wahnfinn 1819) mit ſeinem 
Tobias Ainaut und Peter Marte, den beſten der Opera Dei Wezelit, 
deun fe fichen trotz ded zumwelten geſuchten Witzes weit über 
Marivaur’6 Mrbeiten, mit denen man fie verglihen hat. Sehr 
bedeutend IR des Breibern Adolph Franz Friedrich Lud⸗ 
wig’6 von Knigge”) aus Bredenbeck bei Hannover (1752 
96) Rommm: meines Lebens, in welchem er mit jener feinen 
Veobachtungsgabe, jener practiſchen Lebensphiloſophie, die ſich im 
feinem Bucke über den Umgang mit Menften am Beſten aus⸗ 
ſpricht, einzelne wahre Begebenheiten aus feinem eigenen Leben 
befpricht s aber auch fein Peter Claus, der Deutſche Gil Blae, 
und vie binterlafienen Papiere des Herrn Etatsratho von Schaf 
kopf find wortrefflih und werden keineswegs von Karl Fried⸗ 
rth Bahrdt's*) aus Biſchofowerda (1741 — 092), mit der 
eiſemen Stirne, den und Thaten des Paſtoro Rindvigius auſ⸗ 
gewogen. Auch die biographiſche Form wählten Mehtere, fo 
Klinger in feinem Plimplamplatko, worin er die Krafigenies bee 
Sturm» und Drangperiode vor die kritiſche Klinge nimmt, Heinrich 
Gottfried von Bretfhneider?) aus Sera (1739-1810) 
in Georg Wallere Leben und Sitten, Karl Bhiliyp MRorie”) 
aus Hamein (1757 — 93) In feinem befannten Anton Reifer, jenen 
wehwärbigen Character⸗ und Lebenebilde feiner eigenen Biſdungẽ⸗ 
more bis zu Tem Bunfte, wo er unter die Schaufpieler aing. 
Gewmoͤhnlich nimmt man an, Daß der fogenannte (Johaun 
Sottwerth) Müller von Ipehoe?), (dort lebte er) aus 
Hauburg (1744— 1628) durch feinen humoriſtiſchen Siegfried von 
Amenberg ver eiqentliche Vater des komiſchen Romans geworben 
fi, aßein Deshalb alle die Genannten für Stiefvter zu halten, 
M doch eiwas zu viel, denn eigentlihen fitnen Witz hat er nit, 
fondern nur die Babe, über Alles Laden zu erregen. GEom 
mehr Yumerififhe Ironie herrſcht dagegen In feinen Komiſchen 
Roman aud den Papieren des braunen Mannes, worke er 
Die damaligen gefellihafiligen Zufände nur etwas zu breit falle 
dert, obweht er doch noch fchr hinter den in gleicher Welt 
geſchriebenen Lebenolauſen in aufcigender Linie (1778), die ihrem 


742 Deutſche Pocfie. Roman. 


erſſern Theile nach eine locker zuſammenhaͤngende Seſbſbiograte, 
im Ichtern eine Paraphrafe der Kantiſchen Eritik ver reinem Berunkt 
iR, und hinter den Kreuz, und QDurerzägen des Ritter U bi 3 
(1793 —4) wunferes ſchon oben befprohdnmnm Hippei’s”) w 
südfcht, des geſchickteſten Apologeten der rauenemumciyatim 
(ueber die koͤrperliche Berbeſſerung der Weiber) und revoiatie 
nären Koßmopolitn à Ina Rouſſeau (Ueber GBefehgebung wi 
Etaatenwohſ), der zwar immer Sonderting, aber auch geifreite 
Beobachter in. Auch Georg Chriſtoph Lichtenberg‘) 
aus Ober⸗Ramftädt bei Darmſtadt (1752 — 1799), ver be 
rühmte Grflärer der Hogarth'ſchen Kupferfite (1794), vie @ 
eigentlich er ihrem tiefen Sinne nah dem Publicum- aufge 
ſchloſſen hat, gehört hierher, obglei die meiſten feiner Schriften, 
etwa feine hoͤchſt geiftreihe Beleuchtung der Lavater ſchen Tcäw 
mereien (Timorus) auſogenommen, nur aphorikifte Blätter ge 
nannt werden dürfen. Endiit IM noch zu erwaͤhnen Rorif 
Auguh von Thümmel’s”?) aus - Ehönfeld bet Leiyn 
(1788— 1817) Reiſe in das mittäglihe Frankreich (1791 
—1805) übrig, eine nur etwas lüfterner gehaltene Nachahmunz 
von Yoriks (Stones) empfindſamer Reife, durchaus fr 
elgentliher Roman, fondern die Esitderung eines duch cat 
Reife umd Liebesabenteuer von der Hypotondrie yeheitten En 
‚bengelehrten, der nur mandmal etwas zu fromme Schbanken 
heuchelt (er meint durdgängig ſich ſelbſt), enthaltend, ausgezeid⸗ 
net Aylifitt und in retter Mitte zwiſchen Sentimentalität use 
Sronie gehalten, fo daß ſie ihrem Mufer nicht nachſteht, weidel 
befanntlich ale Ganzes au nicht vollendet iR, fondern bei außge 
zeichnet erfundenen Situationen ebenfals an Breite leidet. 
Echte gelungen iſt fein In Proſa eingekleidetes Heldengediti 
Wilhelmine (1766), deſſen Werth fhon daraus hervorgeh, 
daß es den Sebaldus Nothanker hervorrief und in viele Sprachen 
überfegt ward. Freilich iſt jetzt eine große Menge dieſer um 
Ahnlicher Sariſten vergeflen, während Jean Paul Friedtid 
Nichter*) aus Wunflevel (1763 — 1825) immer umvergehüh 
in dem Herzen jebes fuͤhlenden Deutſchen, wenn auch von Aw 
dem wmißverflanden, wohnen wird. Der Weltſchmerz, den HRF- 
brand mit Recht in allen feinen Säriften ausgeprägt finde, 


Deutſche Poeſte. Roman. 743 


ertlart ſich durch feine von Jugend an gebrädte pecuniaͤte Page, 
die ihn auch zu jenen bittern ſatiriſchen Erguͤſſen hinriß, die im 
feinen Gronlaͤndiſben Prozeſſen (1783), der, Auswahl aus des 
Teufels Papieren (1788) 20. hervortreten, und erfi ale feine 
ömbere Stellung beſſer ward, folgten Bücher, die mit freiem 
Sumer, hoch über der Erdenluſt erhoben, die menſchliche Klei⸗ 
nigfeltsfrämerei und Erbärmlichfelt beleuchten. Diefe Epoche ber 
ginnt mis der. Unfihtbaren Loge (1793) und dem Heeperus 
(1795), einer fonderbaren Gompofition, die man feinen Werther 
nemen mag. Als Apologet der Unfterblihfelt und bed Glaus 
bend an Gott eriheint er im Titan (1800), feinem Triumph⸗ 
gefange, dem Kanıpaneribal (1797) und der unvolendeten Se⸗ 
Ina (1804), als freifinniger Deutſcher im Freiheitsbuͤchlein 
(1805), worin er die Gefährlichkeit der Cenſur darıhut, in ber 
Friedenapredigt (1808) und befonderd in den Dümmerungen 
(1808— 9), als findlibsgemüthvoller Maler von Jugendbildern 
im Quiutus Sirlein (1795), den er dann im Siebenfäs 
(1796 xx.) fortießte, worauf er den Schlußſtein dam in ben 
Blegeliahren (1803 x.) binzufügte. Ueberhaupt enthalten theils 
der Heeperus (mo er theils Im Victor, theils im Emmanuel 
ſich verkörpert zeigt), ıheild der Birlein, der Siebenkaͤe, der Titan 
und endlich vie Flegeljahre, wo er wieder in den Gebrüben 
Valt und Walt feine Doppilnatur feildert, eine ziemlich volls 
Bändige Schilderung feiner Bildungs⸗ und Lebensreife. Als 
Tiitiler, wozu ihn Das fon in feiner Kindheit übertriebene 
Vüterlefen gewifiermaßen geflempelt hatte, erſcheint er in der 
Kleinen Büterftau, einer Sammlung früher geſchriebener Re⸗ 
cenſionen (1825), als Piykolcg aber in der Levana (1807), 
einer Erzlehungé lehre, beſonders für Mütter geſchrieben und voll 
von trefflichen Bemerkungen, wie man dieß von einem Manne 
wearten konnie, deſſen Lieblingsbeſchaͤftigung der Umgang mit der 
Kinderwelt war, und im Quintus Firlein, wo er das eigne Jugend⸗ 
leben ſo reijend und gemuͤthvoll, als ſei er ſelbſt noch Kind, ſchildert. 
Seine Hauptſehler find Vielſchreiberei und Formloſigkeit, welche 
ieptere ſich allerdings daraus erklaͤrt, daß ihm die Darßellung 
ſeines Innern über Alles ging; allzuvieles Einmiſchen von Ge⸗ 
lcheſamleit wird feine Lefewury entſchuldigen. Gewiſſermaßen 


748 Deutſche Poeſie. Homen. 


fan Kari Chriſtian, Br. Benzel-Eternan?”) u 

Dein, (17771832) wit ihm wusglihen werben, dein bie 

graphif@er Roman, das gelane Kalb, leider Ratt dem gzerich 

Uchen Element Jean Pants dhaali das Geprätze des Rufen 

heſſes an ſich trägt, weshalb ich Jung Ställing's Tag, 
Süngimgöjatwe, Wanderſchaft und haͤusliches Leben ven 
welches den Entwidelungegong eines zwar ſchraͤrmeriſchen, cha 
Hindi -fromm gutmuthigen Characters auf das Treueſte [eiteert, I 
daß Mancher vom keſen deſſelben nur deßwegen abgefchredt wird, mei 
man ſeinen Verfaſſer für einen Pietiſen und Geifteufeher nm 
feben umd zu erflären gewohnt iR. Auch der trefflihe Frier⸗ 
ri Heinris Sacobi?) aus Duſſelderf (17481819 
einer der elften Philoſophen, die je gelcht Haben, indem er ie 
Verbreitung des Glaubens umd der Liebe zu feiner Haupt 
gabe madte, gehört hierher mit feinem Woldemar (1779) ww 
Eruard Allwill's Brieffammiung (1792), Romanen, die mm 
feineswege als philoſophiſch⸗ unveränntihe Buͤcher zu fdenm, 
fondern eifrig zu ſtudieren haben wire, wenn man ben Cie 
tiefer und aufgellärter Lebensweisheit und Menfenfeukui, 
den fie bergen, zu Geben gevenft. Brides, wahre Gepfintum 
und Wis, zelbnet Ernft Wagner's*) (1764— 1812) u 
Noßdorf bei Meiningen, Reifende Maler (1806) und WBitikehd 
Anſichten des Lebens (1806) aus, obwohl er im ABE ad 
40jaͤhrigen Fibelſchützen fih wicder mehr der Scans Pauliie 
Manier nähert. Dagegen find des Friedrih Andreas Bal 
liſq) (1754— 1788) aus Leipzig, eines funk wittelaäßige 
Ullegorieendichters, der Sriederite Helene Unger”), gb 
von Rothenburg aus Berlin (1751— 1813), der Ehrikiaut 
Sophie Ludwig”), geb. Fritſche aus Ragwitz (1764 — 1815) 
der Therefe Huber") aus Bdttingen (1764-1829), it 
Tochter des berühmten Philologen Heyne, beſonders aber ber Gried® 
rike Sophie Raroline Augufte von Wolzogen“) ca 

Rudolſtadt, geb. von Lengefeld (17631847) und der Wil: 

beimine Karoline von Wobeſer“), geb. von Reber and 

Berlin (1769 —1807), dem Eliſe unzählig oft madgeahei 

wurde, Romane bereiiö recht gute Uinfänge des Deuiſchen 89 
milicaromans, und noch weit gemmg von des Hyperſentimeniainin 


0 
| 


Deutſche Poefie. Roman. 145 
med Lafontaine x. aifernt. Selbremantifit - Tonlitie Familien⸗ 
penkloe Unterte Dagegen Chriſtian Lävin Sander") aus 
jpchee (17561819), ver nebenbei noch das Werdienk hat, 
he Deutfieen mit den vorzuͤglioſten Werken der Daͤniſchen Li⸗ 
eratur bekannt gemadt zu haben, und Uri Gegner) aus 
Winterthur (1759 — 1840) hat. in feinem tiebliden Ratur⸗ 
gmälde, die Molfenfur (1812), und fo geſchickt mitten in fein 
Batertand zu verſetzen gewußt, daß wir es nur beilagen können, 
05 feine Schriften im Deutſchland nit befannter wurden, 
Bald hätten wir abe Johann Martin Miller's Sieg 
wart?°) vergefien, ein Bud, das neben Goethe’ MBertber 
die Empfindfamfeltöpertode in der Literatur ſchuf und durch feine 
ſaſt weibifhe Empfindelei einen merfwürbigen Einfluß auf fein 
Zeitalter (1776) ausübte, welches erſt eines fo’ Rarken Stoßes 
bedurfte, wie die Franzoͤſiſche Revolution und die in ihrem Ges 
folge gehenden Jahre der Deutſchen Knechtſchaft gaben, um fl 
ans der lethargiſchen Weichlichkeit zu der männlihen Grhebung 
der Befreiungstriege aufzuſchwingen. Intereſſant find darin Abrigen® 
noch heute die Schilderungen des wuͤſten Lebens des damaligen Lands 
adels, des Beamitenflandes auf dem Lande und des Treibens 
der catholifhen Geiſtlivleit auf den unter Ihrer Leitung fliehen» 
ven Iniverfltäten und Klöſtern, wiewohl die darin gegen ben 
Catholicismus gezeigte offenbare Conniven; für einen proteſtant⸗ 
iſchen Geiſtlichen, wie Miller war, fehr unpaſſend erſcheint. Eo 
genuͤge, noch auf die Jugendromane von Kaspar FIriedriq 
Loffins (1753 — 1817) aus Erfurt, Oumal und Lina 
(1795), auf des großen Pädagogen Johann Heinrich Behas 
loni's *) aus Züri (1746 — 18237) Lienhard und Ger 
tab (1787) und auf des größten Deutſchen Iugendiärifikchere 
Joachim Heinrich Eampe”) ans Dein im Braunſchweig⸗ 
Usern (17461818) Robinfen (1779), ver in alle Sprachen 
überfept ward, und Theophron (1783) aufmirffam gemacht zu 
haben. Gupti erinnere ich noch an des Drfictiign Haupi⸗ 
manns Friedrich Wilhelm (von) Meyern") (17060 — 
1829) aus Ansbach Jugendarbeit Dya-Ra- Gore, einem yo 
Hakgen Greimaucreman (1787), worin cr In morgenlaͤndiſher 
Üiiderfprage mit edler Begeitterung beagiensweriie Pläne zu 


748 Deutſqhe Poeſie. Roman. 


470-8. I. & Gmpfinhfame Reifen Drurkhlant. 
ieh III. 8. vu ser 


24) Lebensgeſd ichte —— Kuaut's des Weiſen, fon der Em 
nannt. Epzg. 1774 - 76. IV. & Vermann und Write, e. km. R 
Lpzg. 1780. IV. 8. Kalerlal od. Seſch. e. Rofenkreugert. ebd. 

Werke des Sehr uns von Wezel dem Botimenihen. Erf. 180%. WV.ꝑ. 
ſpiele Epgg. 1778-87. IV. 8. f. Zörvens Bd. V. p. 332 3. Zei 
Bd. IV. 3. p. 141 8q. 


25) Geſchichte Peter Elaufens. Irkft. 178388. IM. 8. Dee 
meines Lebens in Briefen. ebd. 1781-83. 1805. FV. 8. Gähriften, ba 
— Xu. 8 ſ. Kurze Biogr. d. Freih. v. K. Hannov. 162. 8. 
352 dr v. KR. Hannov. 1814. 8. Bold in Prug Lit. hif. i 

. ar. 


2%) * weyland hochwürdigen Paftors Rindvigius Erben und IM 
ans Licht geftellt von Kaſimir Renatus Denaree. Ddyfenhaufen 98 


7) Sraf Efau, kom. Selbengeb. 1768. 12. Zamiliengefchiäte dei! 
ters Ferdinand von gdon. ürnd. 1775-76. N. 8. Wallers kb 
©itten. Köln 1793. 8 


28) ©. Säliätegrol Nekr 1793. Bd. II. p. 169 sq. Guppl. % 
P- 182 F Goethe W. Bd. — . 254. XLIX. p-. 160294. 8. 
n Prus Lit. hiſt. safe. 1847. pi — Unton Reifer, e aha 
man Berl. 1785-90. IV. 8. (Dazu als Bd. V. Erinnerung a. 
10 Febensj. meines Ereundes ER. als ein Beitr. 3. — 
Moritz ausg. v. K. F Kliſchnig. Berl. 1794. 6.) 


29) Komiſche Romane aus den Papieren des grauen Mannes. € 
1786 91. VIII. 8. Siegfried von Lindenberg. Hamb. 1779. V. „ 
17%. Jena 1830. IV. 8. Neu herausg. u. gloffirt von ler Eee 
Zenare gefandt an ben Leipziger Eremit. Epzg. 1830. ML. 8. ci 
BD. III. p. 721 8q. 


. 30) Kreuze und Queerzüge bes Ritters von A bis 3. Berl IT 
ITT. 8. Lebensläufe nach auffteigender Linie nebſt Beilagen 9, B, — 
1778-81. III. 8. iſ. &. E. Borowski, Ueb. d. Autorſchickſal des | 
Buchs: Ueb. die Eye — die Lebensläufe ıc. Königb. 1797. 8.) 


31) Vermiſchte Schriften, n. deſſ. Tode a. |. hinterl. Pap. Kr 
v. &. Chr. Lichtenberg u. Br. Kies, Götting. 1800-5. IX 
v. deſſ. Söhnen veranfl. Dr. U, Götting. 1844. VI. 16. —** 
klärung zu Hogarths Kupferſtichen. Götting. 1844. VI. 16. Audi 
Erekarrno au. Hogarth's Kupferflichen. Götting. 1774—1816. XI. TE 
f. 2, Low. Koh, Rachr. v. Lichtenberg. Freib. 1800. 8. G. €. kit 3 
Marimen u. Einfälle. R. deſſ. Characteriſtik ber. d. G. Joͤrdent. 
1830- 35. IL. 8. 9. Döring, Lebensumeiffe v. Carl Auguſt Bro * 
Lichtenberg. Queblinb. 1840. 12. Jördens Bd. III. p. 334 x 
29. Schlichtegroll Nekcol. 1799. Bd. II. p. 97—.2%0. Abr. 
ogium G. Chr. L. Gotting. 1799. 4. 3eitgenoifen Bd.1V. 6. P 


32) Sämmtlidhe Werke. Lpz. 1811—19. 8. (Dazu ale Sb. VER 
M. A. v. ZH. v. I. €. v. Gruber. Lozg. 1819. 8.) ebd. 1820-2, 
VI. 8. ebd. 1839. 1834. VII. 16. Reife in die mittäglichen Pranı 
Frankreich im I. 1785 bis 1786. Lpzg. 1791 — 1805. X. 
ebd. 176%. 8. Die Inotulation der Liebe. ebd. 1771. 8. f. Zeitgeofe 
Reihe. Bd. .ar. 28. p- 19 gi a. W. v. Schlegel Krit. E 
3.1. p. 300. 2. Jorbend Bd. V. p. 59 5q. Shiler KL, Pia 


= % 
































. Deuefde Poefie. Roman. 747 


10) Bemälte aus dem Häusliden Beben. Bruſchw. 1793-98. IV. 8, 
Hl. 9. etd. 1827. V. 8. 


11) SBraf Donamar. E. Sammi. v. Brief. a. d. Zeit. b. Nähe. Kries 
et. Reue umg. Dr. A. Götting. 1798—1800. III. 8. 


12) Rudolph von Werdenberg. III. A. Berl. 1819. 8. Klara du Pieffis 
nd Klairant, Geſch. zweier Yiebenden. Ill. 9. ebd. 1801. 8. Quinctius . 
ymeran- von Flamming. ebd. 1795—%. (pfeudbon. ale G. Freier, ebd. 
88. V. 8. Agathe oder das Grabgewölbe. Lpzg. 1817. 8. Ecenen od. Bes 
teiung Roms in Dialogen. Lpzg. 1788. 8. Moralifhe Erzaͤhlungen. Berl. 
"91—1800. VI. 8 Bamiliengefchibten. Berl. 1803. XI. 8. Gemälde des 
nenſchl. Herzens in Grzählungen. Halle 1807—10. XV. 8. Kleine Romane 
md moraliſche Erzählungen. III. A. Bert. 2804-10. XH. 8. Schilderungen 
8 dem menfchlichen Leben in Erzählungen. Holle 1812—19. X. 8. Eittens 
piegel für das weibliche Geſchlecht. Görlit 1804—11. VI. 8. u. v. A. cf. 

. Gruber, A. Laf. Leb. u. Wirken. Halle 1832. 8. Schlegel Krit, 
Schrift. Bd 1. p. 290 sq. Beitgenoffen Bd. VI. 1. p. 132 2q. 


13) Sämmtlihe Werke her. v. &. Kuffner. Wien 181—12. LVI. 8 
Zliggen. II. umgearb. A. I-XIV. Samml. Epzg. 1792—96. 8. f. Dito, 
2 d. Dberlauf. Schriftft. Bd. II. 2. p. 559 3q. Jördens Bd. III. p. 

aq. 


14) Marc Aurel. Berl. 1790. ITI. A. 17%. ITI. 8. Ariſtides und The⸗ 
miflocles, Werl. 1792. 1818. II. 8. Abälard und Heloife. Berl. 1807. I. 8, 
. Jördens Bd. III. p. 509 sy. VI. p. 89 2q. 


15) Schriften. Erſte Sammlung. Dresd. 1810-30. L.8. Zweite Sammt. 
dh. L. 8 Eämmtl. Schriften. ebd. 18:8—36. LX. 16. 


16) Sefammelte Schriften. Etuttg. 1813 sq. Bd.I—VI. 16. Memoiren, 
Banzlau 1238. III. 8. u. viel. 9. 


17) Yeontine. Riga 1808. IT. 8. Philibert ober bie Verhaͤltniſſe. Kös 
Rigdb. 1809. 8. Leiden der Ortenbergifchen Familie. Leipzig 1785. 1792. 
N. 8. Kleine Romane, Erzählungen ꝛc. Epzg. 1805—9. VI. 8. 


200), Adelheid und Aimar. Altenb. 1800. II. 8. Bagatellen. Epzg. 1786 
059. 18, 8. 


19) Sämmtlihe Schriften. Stuttg. 1836. III. A. ebd. XVI. 1845. 16. 
ESaͤmmil. Gedichte n. c. Biogr. d. Verf. Stuttg. 1838. 1841. 1843. IV. 16. 


0) Heitere Stunden. Dresb. 1821. 1828. SIT. 8. D. meifl. fein. Er⸗ 
zaͤhl. in ſ. Taſchenb. d. Eiche u. Kreundfchaft f. 1814. 


21) Scherz u. Ernfl. Vier Sammlungen. Dresd. 1820—28. XL. 8. 


22) Leben und Meinungen db. 9. Mag. Sebaldus Nothanker. Halle 
1773. 1814. IM. (ueb. d. eb. u. d. M. ıc. ebd. 1773. 8. Sendfchreiben an 
d. Verf. d. Leb. ıc. von defien weil. untergeb. Schulmeifter. Lpzg. 1774.8.) 
Seſchichte eines dien Mannes, worin brei Heirathen und dreiKörbe, nebft 
viel Liebe. Berl. 1794. 1814. IT. 8. Leben und Meinungen des Sempronius 
Gundibert, eined Deutſchen Philofophen. Berl. 1798. 1814. 8. ef. I. ©. 
ichte, & Nic. Leben und Meinungen. Gtuttg. 1821. 8. 8. 5: v. Gödingk, 
r. R. Leben u. liter. Nachlaß her. Werl. 1820. 8. Zördens Bd. IV. p. 

sq. 

23) Spitzbart, eine komi⸗ tragiſche Gefchichte für unfer paͤdagogiſches 
Yahıd ea 1779. 8. Wilhelm von Blumenthal oder das Kind ber Ratur. 


748 Dentſche Poeſte. Moman. 


£psa. 170-4. U. & CQupfindame Beien wurd Deucfchland. Mt. 
1170-72. 111. 8. 


24) Lebensgefichte Ihomas Ruaut’s des Weiſen, font ber Eiemsi 
nannt. Epza. 1774-7. IV. & Vermann um Ulribe, e. kom. Stumm 
ps. 1780. IV. 8. Kalerlal od. Grſch. e. Rofentreugers. ebd. HERE 

Werke des Bahnfiuns von Wezel dem Gottmenſchen. Erf. 1804. IV. 8. * 
fpidle Epgg. 1778-87. IV. 8. f. Zörvens Bd. V. p. 332 3q. Zi 
8» IV. 3. p. 141 0q. 


25) Geſchichte Peter Clauſens. Irkft. 1783—R8. IT. 8. Der Im 
meines Ecbens in Bricfen. ebd. 1781-83, 1805. IV. 8. Schriften, pam 
1808-6. Äh 8 f. Kurge Biogr. d. Zreih. v. K. Hannov. 1623. 8. 8. 
ht 2. Br v. Ku. Dannov. 1844. 8. Bol in Prus Pit. hiſt. Taſht 

. ar. V. 


236) Des weyland hochwürdigen Paſtors Rindoigius Leben und Zeiss 
ans Licht geftellt von Kaſimir Renatus Denarde. Dchfenhaufen 179. B.& 


77) Graf Hau, kom. Seldengeb. 1768. 12. Familiengeſchichte des Im 
ters Ferdinand von Thon. Rürnd. 1775-76. I. 8. MWallers Erb db 
Sitten. Kolln 1793. 8, 


28) &. Schlichtegroll Nekr 1793. Bd. II. p. 169 sq. Suppl. WA 
- 182 29. Goethe W. Bd. XXVII. p. 254. XLIX. p. 1862q. B. Yet 
n Prup Eit. hit. Taſch. 1847. R 1— 72. — Unton Reifer, e. pᷣſychol. Ar 
man Berl. 1785-90. IV. 8. (Dazu als Bd. V. Erinncrung a. d. lg 
10 Tebensj. meines Freundes U. R. als ein Beitt. z. Lebensgceſch. d. $ 
Morig ausg. v. 8. 3 Kliſchnig. Berl. 1704. 6.) | 


29) Komifche Romane aus den Papieren bes grauen Mannes. GM. 
1786 91. VII. 8. Siegfried von Lindenberg. Hamt. 1779. V. N. ri 
1790. Iena 1830. IV. 8. Neu herausg. u. gloffirt von Millers Schatten e 
Zenare gefandt an den Leipziger Eremit. Lpzg. 1830. IL 8. ci. Sörbab 
3. MIT. p. 721 8q. 


. 30) Kreuzs und Queerzüge bes Ritters von A bis 3. Berl. 1713-% 
IT. 8. Lebensläufe nad auffteigender Linie nebſt Beilagen a, 8, ©. M 
2778-81. If. 8. 1f. 2. E. Boroweli, Uch, db. Autorfhicfat des Berf. d 
Buchs: Ueb. die She — bie Lebensläufe ıc. Königb. 1797. 8.) 


31) Vermiſchte Schriften, n. def. Tode a. |. hinterl, Pap. gel u. 
v. ©. Chr. Lichtenberg u. Br. Kries. Götting. 1800-5. IX. 8. Reur wii 
v. deſſ. Eoͤhnen veranſt. Dr. U, Götting. 18%. VI. 16. Ausführliche Gr 
Märung zu Hogarths Kupferftichen. Götting. 1844. VI. 16. Wuskshri 
Erklärung zu Hogarth's Kupferftihen. Götting. 1774—1816. XII. tif. & 
‘cf. 2. *dw. Koh, Rachr. v. Lichtenberg. Freib. 1800. 8. &. C. Richt. Tor, 
Marimen u. Einfaͤlle. R. deſſ. Sharacteriftit ber. d. G. ZJördene. 9% 
41830—35. II. 8. 9. Döring, Lebensumtifie v. Carl Auguſt Großh. .B.- 
Lichtenberg. DQueblinb. 1840. 12. Jörbens Bd. Ill. p. 334 =; VI. ꝓ. M 

.Schlichtegroll Rekrol. 17%. Db. I. p.97. Abr. 6, Kassier, 
Klogium G. Chr. L. Gotting. 1799. 4. Beitgenoffen Bd.1V. 6. db 


32) Sämmtlihe Werte. eng. 11-19, 8. (Dazu als Sp. VI: ke 
M. A. v. Ah. dv. I. E. v. Gruber, Lozg. 1819. 8.) ebd. 180-2. sm. 
VI. 8. ebd. 1839. 1844. VIII. 16. Reife in die mittäglichen Provingen v⸗ 
Frankreich im 3. 1785 bis 1786. Epzg. 1791 — 1805. X. 8. Wilprimint, 
ebd. 1764. 8. Die Inotulation der Liebe. ebd. 1771. 8. f. Beitgenofiem. Rest 
Reihe. Bd. I. 4. mr. 28. p. 129 * A. W. v. Schlegel Krit. Sort 
BD. 1. p. 309 sq. Joördens Bd. V. p. 59 sy. Schiller Ki. Profaildt 


Deutſche Poeſie. Roman. 749 


hrif. BO. II. p. 146 2q. Garve Buick an Meiße. Ip. np. 208 sq. 
a. 
.33) Eämmtlibe Werke. Berl. 1526-38. LX. 8. (Dazu: wahrheit 


r % 9. Leben. Berl. 182633. VnI H. &) * . Vlterariſcher 
adlaß. Bari. 183630. V. 8. Gaͤmmtliche a. hee. v. E. 
fer. Beil. 10 Ar. XXXII. * (Dazu: Der —WDW8 > 5 





8 B. aus ſ. Rachl. herausg. v. E. Förſter. Irkft. a. M. 1846. I 
Rögewählte Werke. ebd. 1847, u; xXVr. 8. Nachtr. zu ſ. W., b. 9. ira 
x, Reliquien Bert, 1845. Bd. I. Unädt iſt: Der Dietik. &, relig. Beits 
won in 16 Tracten. In ſ. Nachl. vorgef u. ber. v. C. Göhring. rimma® 
35. 8. — cf. Briefe an Br. H. Jacobi. Wera 1799. 8. KBriefs 
F wit feinem Ircunde Gprifian Otto (von 1790-1825) Berl, 1829— 
IV. 8. Dietmar, Sheaterbriefe von Goethe und —— Bricfe 
J. A Berl, 1835. 8. 8% Boͤrne, Denkrede a. 3. 9. Fr. A. Erlang. 
26. 8. e Ding 3 29. Fr N. Leben u. Sharaeterifi. Lyze- 1830— 
U. 8. R pazier, J. P. Fr. Richter. €. bioge, Gonm. Bert. 1833, 
«8. Lpzg. 1836. 8. 3. Find (d. h. ©. Fr. Kunz), 3. 9. Ir. R. Bays 
X 1%. 8. u. Grinnerungen. Ep3g. u. Schleufingen 1836—39. Br. 18. 
wethe ®. 32. Vi. p. 113 2q. Jordens Bd. IV. p. 8393 sq. Barnhagen 
Enfe, in Mundt's Dieskuren. Bd. II. p. 1 sg. "deroinus Bd. V. p- 
Hillebrand Bd. 111. p. 74 aq. Drdemann in db. Damb. Pit. Blätt, 
| —* 4661. Ruge Schriften Bd. E p. 220 sg. Zeitgenoſſin ur. 8. 
4. 
M Das golbene Kalb. Gotha 1804. MH. 9. IV. 8. Der alte Abam, 
neue Bamiliengefchichte. Gotha 1819. IV. 8. Das Hoftheater von Bas 
taria od. Sprichtwortſpiele. pzg. 18.8. IV. & 


35) Werte. Epig. 1822—24. VI. 8. shuard Allwills Brieffommiung 
ft. Mm. €. Zug. v. eign. Briefen. zvag. 1708 1826. & Boldemar. ebd. 
TA. 11. X. 1826. 8. Außerlefener riefwechfel, ber. v. Fr. Roth. ebd. 
B25—27. MH. 5. cf. Fr Gchlichtegrail, Caj. von Weiller u. Ki Thieeſch, 
. H. J. ne Leb., Lehr. u. Werken darg. Münch. 1819. 8. E. Weife, 
krächtnißrche a. Zr. H. 3. Halle 1832. 8. Ruge Schriften Bd. Il. p. 23 2q. 
a 8 Bb. 8 p. 279. XXIX. p. 106 sq. XXX. p. 1 24. 

Spas. De 1 ag. Hillebrand Bd. I. p. 41 sq 
*8 € tlihe @riften, ber. v. gr. Mofengeil. Evi. 1827 — 28. 
8 Die Feifenben Man. — 1706: 1820. 1.8. rg Anficten 
e d. 12 . 1822. \ .d 1) Mofengeil 4 üb 
—*— E. W. Schmalkald. 1826. IH. 8. 3 
47 —A heraudg. v. Sünger. 3p3g. 1784. 8. Nettchen Rofenfarb. 

38) Julchen Srünthat, e. Penfionsaefhichte. TIL. vöU. umgeark. u. m. 
Mm Bde. (v. 3... Stutz) verm. A. Berl. 1798. It. 8. Webrigend wird 
—*8B von Ahlefeld, geb. v. Seebach, irrig für die Berfafferin 
ri al TR Romane derf. Dichterin angefchen f. Sqindel Bd. 

a? a 
Jamilie T obenfamm ober Geſchichte edler Merſchen. ty. 
* u. Fra 8. Henriette oder das Weib, wie es fein Tann. X. d. Fam. 
xhtaftamm gegogen. Lpʒg. 1805. 4816. 8. u. viel. A. 


Tepänlung gen. Bruſchw. 1800-2. HI, 8. Erzäßlungen. Ueipı. 1830: 
3. N Sie hatte —** Antheil an ben meiſten Werken Gtuttg. 
“ne IV. 8.) ibers ar ni dabinant — 
n Lilien. söhlingen. tig. 1096 
1. 1. 8. —X Lpig· 1340. L 8 f. Ergaͤnz. Bl. z. Gonverſ. Lexicon 
Bar. 2. (Dt. H. pi 630 aq.) 

























152 Dewfihe Porkie: Momantifige Schule 


teraiur berihrte ( 1364). OGlerauf begleitete: er 1805) Dune 
EStsel auf Iren .-:Reifen: und Train, Yrankeeid, Deuipup 
uns. Schwrden, hielt 1808: u Wien —— — 
Iefumgen‘. über dramatiſche leranur und Kauft, 
(a 00) abermals nad) Schweden, begleitete (1843) von Mi . 
veinzen von Schweden als Secretaͤr, ward geabelt was wm 
getionämth ermanmt, lebte dann in Eoppet bei Frau von € 
Mi zu ihrem Tode (1817) und ward, nachdem er * 
Sanokrit ſindiert hatte, Proſeſſor der Indiſchen Liciaue 
Denn, ver er ſich bis an feinen Tod + 1845) wii g 
Gier widnen. Gen Hanptverdienft beficht nun eben nf 
anbefiritttnen licherfogungstalent, welches Ra nah Here‘ 
bildet hatte, im feinen höchſt fcharfiinmigen Churarteriüiie 
Krleifen der giekägetiigen Meiſterwerke ver Literatur, wo e' 
lich bei feiner Vorliebe für die Englifhe und Eypaniike 
mantit zuweilen einfettig iR, und in feiner Bernrittelung Wi 
teeatur mit dem Leben, wobet ihn freitidh felti Buben 
Höhle. Als productivem Dieter fehlt es ihm tiber 'an Dr 
“ Ut, abe Lyriker IR er zu wenig genüthvot und foger ie 
neit, wo er, was das Techniſch⸗ Formelle aulaugt, unbebin 
Ber iR, vermißt man das eigentlich belebende Herz. kLelder 
(beſonders im Muſenalmanach von Wendt 1882) eine Kim 

gedichte und Epigramme auf Deutfchlands Dichter und Krull 
Br. H. p. 147 54.) loßgelafien, die ihres Inhalis wegen 

ſolchen Maunes, wie Echiegel war, voͤllig unwerth fiub, Ai 
man feine Wusfälle ‚negen Kotzebne's ıc. Treiben uber eff 
word, wenn man deſſen Benehmen gegen ihn in Muflng 
(Kotzebue's Rettung oder der tugendhafte Berbameie; vie Ci 
ſpiel m 8. Alım), Democh fickt fen Bruder Kart 
bel Friedrich von Schlegel?) (geb. 1772) a6! 
hinter ihm, wiewohl er. ihr ala Bichter Iaetrifie. oh 
führte wie fein Bruder anfangs en eiwas unſtuͤtes 2 
leben; denn nachdem er erfi als Docent zu Jena gelbe | 
ginq er mit feinem Bruder nad Derlin, weilte dann. € 
(A802) in Dresden, bie: hierauf in Paris © | 
ſtudlerte und Inbiſche, warb zu Göln: mit feinen. Sun ® 
then, geb. Menteißiehn Fatholifdi, theild well er ſo «Ger T 





Deutfche Poefie. Romantiſche Schule. 751 


ner natürliten ſtetlisen und geikigen Regeneration betrachtete. 
keider führte dieſes aͤngſtliche Anſchließen en die mittelalterliche 
Momantit und Myſuf, welhe auch der neuen. Schule ihren 
Namen gab und für die Literaturgefhihte theils durd 
Wiedererwecklung altdeutſcher Kunſt und die damit verbundene 
Gervorfuhung der alten nordiigen Sagen und Mythologie, 
theild durch Bearbeitung, Uebertragung und Nachahmung der Wels 
Ber der auslaͤndiſchen Romantif, wie Ealderon, Ehaffpere, Dante, 
Urioſt, Taffo, Lepe de Vega, Camoens ıc., von unendlicher Mich⸗ 
tigkeit if, auf der andern Seite wieder zu geiſtigen Verirrungen, 
denn ald ſolche muß man Fr. v. Schlegel’@, Ad. Muͤller's, 3. Werner’s 
und Brentano’6 Uebertritt zum Catholiziomus (auch Tied und A. 
B. von Schlegel hat man, wiewohl faͤlſchlich, daſſelbe Schuld 
gegeben) anfehen. Wan kann die gange Säule in drei @fe 
mente zerlegen, nämlih in die philoſophiſche Section (Johann 
GSditlieb Fichte [1762 — 1814] aus Rammenau bei Kamenz 
und Friedrich Wilhelm Joſeph von Schelling aus Leonberg tm 
Würtembergifhben [geb. 1775] mit ihrer Natuwhiloſophie, welche 
ledixrer mit feinem Identitaͤts ſyſtem und feiner Philoſophie des Abſo⸗ 
Inten zu einem neueren Spinoziomus umbildete, an der Spike), 
m die critifhe und mdlih in die productive, mit welchen 
lehteren beiden wir es bier allein zu thun haben. 

ten Der Gpige diefer, der critifhen Abtheilung der neuem 
Memonuib; fiehen zwei: Brüder, einer Familie entfprofien, bei der 
298 gewiſſermaßen herkoͤmmlich geworben war, fih als Dichter 
fJeworzuthum, ic) meine die Schlegelo. Der ältere Bruder 
Ungarn Witbelm von Schlegel?) aus Hannover (geb. 
787.67) ward ſchon bei feinem Aufenthalt als Student zu Böt- 
Angen von Bürger: als geborner Dichter anerkannt, trat in Jena 
it Sailler in Verbindung, we er befammttid feine unſterbliche, 
‚Witer von Tieck revidirte Ueberſetung des Shakſpere fertigte, 
ſtin Achendum begann 11798) und aͤſthetiſche Vorlefungen über 
bie: Theorie der Aunft ale außetordenilicher Brofeffor hielt. Hier⸗ 
uf ging er nah Berlin, wo er mit Tieck in Verkehr trat und 
41802) Afgetikhe Vorleſungen Hielt, zugleich aber als Meiſter der 
Ücherfegungsfung ich in der Llchertragung des Calderon und in ben 
Olumenfräußen der Staltenifgen, Spanifchen un» Portugieſiſchen Li⸗ 


Deuefihe Doche. Nomaneiſche Sqhul⸗ 





153 


"ia bewährte (5804). -Bierauf bepleiete ex 1905) Face wa 
Be a en. —— * Granit, Deutieiat 





MS m ihren Tode (1817) und ward, nachdem er in Ball 
@onshit ſubiert hatte, Profeſſer der Judiſchen Literatur m 
Denn, ber er ſich bie an feinen Tod (+ 1845) mit großes 
Gifer winsie. Sein Hauptverdienſt beficht num eben in fd 
unbeieitinen Licherfepungstalent, weile ſich nah Here p 
bildet batte, is feinen bach fcharflünmigen Ehnracteriüifen wi 
Rrieiten der gleichzeitigen Meiſtawerbe ver Literatur, wo er ab 
lich bei feiner Borkiebe für wie Engliſche und Eypaniite Io 
mentit zumellen einſeitig IR, und In feiner Veruelttelung ver ® 
deratur mit dem Leben, wobel ihn freilich feht Werber unem 
Büpte. Uis productiven Dieter fehlt es ihm über an Origiuch 
ht, als Lyriler IR er zu wenig gemüsgoell, und foyer im Eo 
weit, wo er, was das Techniſch⸗ Formelle antaugt, unbebingt Rh: 
Ber iR, vermißt man das eigentlich beiebende Hey. Peider heiw 
(befondere im Muſenalmanach von Wendt 1892) eine Wenge hab 
gedihte uud Epigramme auf Deutfchlando Dichter und Arkikr (B. 
Br. H. p. 147 24.) lodgelaſſen, die ihres Inhalts wegen Mb 
foshen. Dlannes, wie Schlegel war, völlig unwerth find, obwill 
mem feine Ausfälle negen Kozebne's ıc. Treiben cher eutſchuibigu 
wird, wenn man deſſen Venchmen gegen ihr in Unflag Sehff 
(Ropcbue’s Rettung ober der ingenbhafte Berbaumie, cin SE 
fplel in 8 Mlım). Democh fickt fein Bruder Kart MER 
bei Freedrich von Schiegel?) (geb. 1072) ie 
hinter ihm, wiewehl er ihn ala Dichter Maririfft. Audh wir 
fühete wie fein Bruder anfangs ein eiwas -unfäie® Sitraie 
Ichen; Denn nachdem er erſt als Docent zu Jena gelbe Haile 
ging er mit feinem Bruder nach Bestiu,ueilte Das“ einige Sei 
(4808) in Dresden, hien hierauf: in Paris Bertefuungen ui 
Aublerte das mblide, ward zu Göln. mit fein Beau Deaw 
then, geb. Meatiäjehn latholifch, Helle well er fo cher Bergebus 





















Deufige Pocfe. Momancfge Cie. 753 


be feine‘ was zu Iodese Wufläheung zu. fiaden hoffie, cheils 
wi ihm das Impoſante des catholiſchen Kirdkenweiens anfauadı, 
n, begab ſich denn (1808)..na& Wim; wo. me Hofferselär mar, 
agleitete den Giaberzog Ichenn (1809) mach: Italien und ver⸗ 
wilgte für dieſen, die bekannten fulminanten Neaclamationen 
ngen Napoleon, warb endlich Legatioengreik beim Buntestage 
mb lebte von 1819 —29, we ar Hark, in ruhigen Muße eig 
en Wiſſenſchaften. Sein berägtigfied Bub IR die Lucie 
4799), die leider wegen der vialen enRößlgen, üppigen Stellen 
meo den offen gepredigten Ideen von der Gmandyallon des 
Beiihee hoͤchßens dem Philofophen und Literarhiſtorile zu leſen 
rlaubt iR; feine Gedichte aber find zum großen Theile vortreff⸗ 
u (j. B. Die Elegie: Herkules Muſagetes), und fein Ro— 
mnzencyelus Roland würde, hätte er nit barin bie Aſſonanz 
wechfühen wellen und barım oft: gezwungene Verſe machen 
nähen, daſſelba Lob beanſpruchen; ja fogar fein fonberbares 
Taauerſpiel Marcos (1802), weihes in Weimar gänzlich Fiqeco 
marhte,.erfihr dacſes Alnglüd wohl nur feiner Formloſigkeit hal⸗ 
bag, denn auch bier wollte er bie Aſſonanz erzwingen und fogar 
Meumpoimphen Rhyahmen neben einander, 3.8. Sonette, Stan 
wr,.Fernn x. durchſegen, mas freilich nicht anging (f. Goethe 
E.XXXI.S.1205q 141). Kür demkiterarhifterier werden 
fine freilich eimas einfſeitige Geſchichte der Boche ber Griechen und 
Bimer (17.98), feine Deſchichte dar alten und menen Literatur 
15) und feine. Abhandlung über Sprache und Weisheit 
Dr. Indier. (1808), trozdem daß die Wiſſenſchaſt jeht zus 
wie weiter. geſſfhritten. iR, immer unentbehrlich bleibes. 
Eiſeeverandie Schlegel’ a ſind noch Adam Müller‘) 
Berlin (1779 — 5829), deſſen WBorlefungen über die 
Denise Wiſſenſchaft and Literatur (1807) eine förwlihe Ver⸗ 
sung des Rewmanticisnus enthalten, und ber berühmte 
Ueherfeper dea Sophotles Karl Wilhelm Ferdinand Sol⸗ 
0°) a6 Schwedt (1780—1819), deſſen Werke: Erwin ober 
Oefpräte. über das ‚Schöne und Pie Kun, fein aͤſthetiſches Sy⸗ 
Dem. enthält, Das ‚eine Wit Vermittlung zwiſchen ben in der Romantif 
wufgetauchten Bhllofophemen (1815) fein fol; für die Eiteraturges 
fibte IR er jedoch durch feinen Briefwechfel um eite wichtiger 
Gräfe, Haudb. d. Lliecegchichie. DIE, 


134 Deuefihe Yorfe. Romantiſche Eihule. 


geworben. Ferner gehört Hierber Biihe tm KReunmann') (17 
1838), ein Auferfi fricticher Kopf, und enbtih Brledric Uuguß 
Bernhardi aus Berlin (1770-1820), von dem einige @ 
Iongene Gedichte in Sie's und Sabegel's Rufmalmanaı (1 800) 
Achen, die aber jeßt ebenfo vergeffen find, als feine zu Mm 
Zeit mit Bewunderung aufgenommenen Bumborciaden (170 
—_1800) und fein Kynofarge® (1808), cin Pendant Te 
Arhenaͤum. 

An der Spitze der productiven Romantifer fleht aber ehee 
Zweiſel Ludwig Tied’) aus Berlin (geb.1773), einer der größe 
Kenner der Engliften und Spaniſchen Literatur, den unfer Jeb 
alter aufyuwelfen hat, der Hauptverneter der Sronte der W 
mantifer, begabt mit einer Phantaſie und Intelligenz wie ia 
anderer feiner Weinungdvermandten, ein wahrhaft murtondie 
Dichter, der den Geiſt ber antifen und mittelalterficken Literan 
ganz in fid aufgenommen und mit dem Deutſchen Gens 
auf eine Weiſe zu verförpern gewußt hat, die ihn für imae 
zu einem ber wictigfen Reformatoren der Deutfhen moderem 
Literaturepocke ſtempeln muß. An ſeinen fruͤheren Arbeiten, Ya 
Romanen Abdallah und Wiliam Lovell (1795) der Emm 
und Trangperiode angehörend und im Peter debrecht (1795) ve 
Aufflärungeritung buldigend, tritt er zuafi (1797) als Wahn 
Dichter in den Vollsmaͤrchen auf; allein fein feiner Hume 
zeigt fih noch eniſchiedener im Geſtiefelten Kater (gegen Gi 
tiger’6 literariſches Treiben gerichtet) und im Blaubart (gegen 
die beliebten Nitterromane eines Spieß ıc.), die freitidy beide, 
weil die Zeit zu ihrem Verſtaͤndniß vorüber if, jegt faſt dlos net 
der Literaturgeſchichte angehören können. Sn dem Künftferromas, 
Sternbald’6 Wanderungen (1798), tritt er bereit in die Pak 
des romantiſchen Myficemus ein, obwohl feine eigentlide 
dichteriſche Kraft, in ven Romantifhen Dihbtungen (1799), Ze 
bino, Genoveva, Octavian (1805), Phantaſus (1812) ww 
Fortunat (18 19) concentrirt, ihn in der Kunſt, den alien Boll 
fagen den Duft dee Mährbenhaften zu lafien und dabei doch ber. 
bumorififen Ironte des Shalſpere ſchen Pud freim Lauf gu 
gewaͤhren, ale Meißer erfcheinen läßt, Seit der Zeit widercke 
er fih aber, abgeſehen von feinen unfterblichen Urbeiten in ie 
altengliſchen Literatur, ausſchließlich der Socialnovelle, d. }. 


Deutſche Poeſie. Romantiſche Schule. 155 


wienigen, Rıbtung ber Noweliißif, welche es ſich zur Aufgabe 
wcht, ihre Ditungen an bie Forderungen und Suterefien ber 
wit un des Lebend angafnüpfen. Wie er aber itheils duch 
Une nußerordemsliche Klarheit und Stoffbeherrfgung, theils durch 
ie Anmutb und Rundung ber Sprade bad faum erreichbare. 
Rufter diefer feit dem Erſcheinen feiner erfien Novellen unend» 
ib oft nachgeahmten Richtung geblieben iR, weiß Jedermann. Daß 
abet au manches Geſchwaͤtzig⸗Breite, Ungenießbare, mit allzuviei 
Leflcxion Berfehte (4. B. der Herenfabbath) mit unterlief, läßt 
nit verkennen; allein Anderes, wie z. B. die Geſellſchaft 
nf dem Lande, die Vogelſcheuche, worin er mit trefflichem Humor das 
leinliche Literatenthum Dresdens. abmalt und vernichtet, Dishter- 
den, jme wunderherrlihe Schilderung des Lebend Shakſpere's, 
Narlowe's und Greene's, ihrer Eontrafte und Beziehungen zu . 
inander, ift Tagegen unbedingt meiſterhaft, ia noch eins der 
egten Kinder feiner Mufe, Walveinfamfeit, gehört bei einzelnen 
mangenehm berührenden unäfthetiichen Bizarrerieen zu dem Beten, 
008 er geichrieben hat. Weniger fpridt fein lebter größerer Ro⸗ 
non an, Bittoria Accorombona (1839), der, obwohl auch er 
un großen Didter verräth, dennod des Inhalts wegen, der 
ver Srauenemancipation dad Wort redet, bedenklich erſcheint, 
un ſo mehr, als darin unnüper Weife frivole, unmaͤnnliche Luͤſternheit 
sad grauſenhafte Begebenheiten gehäuft find. Als eigentlicher 
Dieter in gebundener Rede iſt er jedoch weniger gluͤcklich, 
von das Gefühl in feinen Gedichten IR gemacht und ihre 
iaißere Form gefünflelt, Mandes fogar ungenießbar. Endlich 
Mad noch feine dramaturgifken Blätter (1826) zu erwaͤhnen, 
Ha Buch, welches wahrhaft beweiſt, daß aud nad Lefing, dem 
a feeilich nicht gleihfommt, da er aud in feinen beſten Critiken 
ia 8. der über Wallenfein) einfeitig iR und zu welt gebt 
(eh in der über Houwald's elmden Leuchtthurm), Jemand 
im Stande fe, in diefem Fache etwas Gutes zu elften 
Bad die wahre, natürliche Einfachheit des Schönen zu erkennen. 
Won vemfelben Standpunfte aus hat man aud feine Kriut 
MB Dechlenfhlägerihhen Gorreggio (in Kraufling’6 Morgen⸗ 
Bitung 1827) zu betrachten, aus der Jeder lernen kann, wie man 
ne Dichtung überhaupt aufzujaſſen und zu. analyfiren hat, 
wenn man fi einen Kritiker nennen will, Ron ehdet hier⸗ 
4 


750 Degcſhe Poeſfte. MAemautiſche Schale 


ger ſein Dreucd urb Vltarbeiter (au Eterubedo Minderung: 
—* de Wilheln Heinrich WBadenroder u 
@alin (1772-97), deſſen Herzendergießengen eines ta 
Arbenden Kiofierbrisderd (1707) Das Programm der seiigiie 
uyhifchen Aumfäfgeil der Romantiihen Schule Faser % 
fen weitere Guöfährung. feine Phantakeen über Aumf (178% 
und Sternbad’6 Wanderungen bieten. 2 
Dichein Beier Mufer war, fo iR das noch mehr Der Kalk 
Novalis' umvellendetem Henri von Dfierdingen, ber U 
Härung des ganzen menſchlichen Reben in ver Poeſie, ci 
Bade, das bei vielem wahrbaft Schönen dennoch zu viel amp 

müthigen Myfticismus enthält, als daß ch geniefibar wir. 
Etwas Hchntibed unternahm der allerdings nur theilweiſe bie 
Ecqhale angehörige Sriedrich Baron de la Motte Fonguid 
ans Brandenburg (1777— 1848), ein wahrer, aber einigermaßen 
owirieter Patriot, der freilich zw einer etwas unpaflenden Zeit im 
VBayard pleite, und mit feiner antifen Ritterligielt füdh veumberhe 
genug in dem modernen Frade auonahm, mit feinem Mllwin, den = 
under dem Namen Bellegrin ſchiieb. Unter feinen Romene, 
die beſonders das Norbifhe Ritterthum mit feinen Draden.x 
verherrlihen ſollten, iR der Zauberring Der bee, am poctifkchen 
aber fein Märchen Undine. Sehne übrigen Ritterromane. ft 
widerlich und verhalten fih sum wirklichen Ritterthum wie be 
Malteſerritter von beute zu denen des A6ten Jahrhundent 
u als lyriſcher Dieter bat er ich verfaht, und unter feines 
patrietiſchen Liedern if manches Gelungene. Bel weitem geniale 
"und natürlicher IR aber Ludwig Ahim von Arnim’) mb 
Berlin (17811831), deffen Hauptfehler darin beficht, deß 
feine Phantafie ungeregelt if und daß er ſtets, wenn er iR 
feinen Romanen, z. B. den (unvellendeten) Kronenwaͤchten 
der Papſtin Johanna ıc., einen wahrhaft poetiſchen Anlauf gene 
men bat, nadher Alles unter einander. wirft unb bas Auge 
bhörighe zufammenmifht. Im Drama können wir ihm Ice 
noch weniger Beihmad abgewinnen. Sein Mitarbeiter im feine 
vortrefflichen Bollsliederſammlung, des Knaben Mundechem, 
ber mau ebenfuns jenen Mangel an Einheit und Plau zum 
Vonvauf machen kann, in Glemens Brentano?) aus Frau⸗ 








Deutſche Doefle. Momantifche Schule. T57 


wt a. M. (1778— 1844) geweſen, ein Wann, ber wie He 
In überall nad Shaffperefher Senialität firebt umb darum 
ine beſten Früchte durch feine zu häufig angebrachten Dihe 
wirbt (z. B. in dem Luffpiel, Bomce de Leon 1804). Dieß 
R auch der Brund, marım feine Kindermärdhen, in denen übrigend 
u wahrer Schah von Poeſie enthalten IR, kaum daß man chen 
erh fie zum fröhlich >lacdhenden Kinde geworden, ploͤglich 
Heder durch irgend eine humoriſtiſch fein follende, aber fragene 
afte Karrikatur fälten. Run gehört aber in den innen Bunb 
er Romantifer auch noch ein Bierblatt von Tragifern, deſſen 
Brennpumft der phantaflifhe Myſtiker Zaharias Werner) 
6 Königsberg (1768—1823) bildet, ein Mann, ber in 
nancher Beziehung mit Calderon Aehnlichkeit Hat, infofern dieſer naͤm⸗ 
ich in feinen geiſtliden Stüden die ganze betäubende Poeſie des 
Rathoticiomus entwickelt. So zeigt er fi uns in den Söhnen 
es Thale (1803), mit denn er feine Laufbahn ale drama⸗ 
Wer Schrifiſteller eröffnete, in dem Kreuz an der Dffee (1806), 
und feibf im feinem Lurher (1807) oder der Weihe der Kraft, 
in Lezterem, wo eine Npotheofe Des Proteſtantiſchen Glaubenkhelden 
geboten werden fol; iR aber die übertrichene Romantik ganz am uns 
schtn Platze und Luiher einem in Wüegorleen ſchwelgenden 
Dowinttaner welt ähnlicher als einem das Zuviel des Father 
den Dogmatismus vertreibenden Reformator. Außerdem IR 
w durch feinen 2Aflen Februar, deſſen Quele in zwei Bes 
Kitten zu ſuchen iR, die der befannte Bater Abraham a Ganta 
Sara in feinem Hellfamen Gemiſch⸗Gemaſch (Würzb. 1704. ©. 
87 u. 47) wittbeilt, der Water der befannim Schickſals⸗ oder 
fetatiftfchen Tragödien geworden, obgleich ihm keiner feiner Rachahmer 
an trefflicher Sprache und ergreifenden Darſtelung dieſer finſteren 
Oräueifcenen, wohl aber In Häufung deso Schrecklichen gieiäge- 
Iommen iR, wie man 3. B. aus den aus Franzoͤſiſcher Duelle 
Vervorgegangenen Drei Tagen aus dem Leben eines Spielers fe 
hen Tann, deren letzter Theil ſeht Vieles von der Kataftrepke 
des 24f0en Februars hat. Adolph Müllner!) aus Langen 
dorf bei Weißenſfels (1774- 1829) hatte, wie er feibR (Wien. 
Bier. f.Runf, Et., Theat. u. Mode 1823 nr. 104 sq.) bemerit, 

ie Berpieigung de6 Zehen Erommars mit ver antilen Schit⸗ 


158 Dexiſche Poche. Otomantiſche Schalt. 


(alötragödie unternommen; da er aber keine Aehnlichteit Tau, 
fo verſuchte er in feinem 29Ren Februat eine Aunäberumg be 
modernen und antilen Fatumsidee, blieb aber weit hinter Wer 
wer zurüd, unb wenn au feine „Schuld“ zu ihrer Zeit grefe 
Emifation machte (1816), fo IR doch aud hier allzuviel Phrm 
fenprumt und gemachte® Pathos, als daß fie bei ber eigentlide 
Eeichtigkeit der Characteriſtik und der Unmoratität der Handlung ſid 
auf die Länge hätte behaupten können. Unter feinen übriges 
deiſtungen nennt man neh König Yngurd und bie Albancſern 
allein beide And bis auf das nraufige Element doch fchr ſchwas 
Ziemlich daſſelbe ephemere Stil mackte Chrifian KErut 
Freiherrn von Houmald’8 aus Straupitz in der Ricberlaufg 
(1778—1845)") „Bild“, ein fententlöfes und phrafenreidel 
Erkt voll Bilder und fchöner Worte, aber durchaus feine De 
buction der Faͤden der ewigen WBeltorbnung, fondern ein blindes 
Kind des Zufale, Sein Leuchtihurm, in dem der Wahnfm 
zum bämonifhen Lenfer des Schickſals wird, if ebenfuls dm 
bramatifche Mifgeburt, und Fluch und Segen ein ächtes Rüke 
Küd für überfpannte Romanbeltinnen. Endlich ſchließt vice 
Reihe der fataliſtiſhen Borturner Franz Grillparzer'*) ans 
Bir (1790 geb.), defien hypertragiſche Ahnfrau (1816) Die Ulnnatee 
diefer Richtung auf ten höchken Bipfel treibt, aber für Heldenſpieler 
mit guten Achlen und tüchtigen Fäuſten durch ihren Heide 
Jaromir immer ein nuͤtzliches Stud bleibt. Auch die altjüdiſche 
See darin, „die Sünden der Bäter werden bis ins dritte und vierte 
Glied gerädt”, iſt wohl tragifch, aber Briflih unmürbig. Beſſer 
IR in mander Beziehung König Ottokars Glück und Embe- 
(1834) und fein Goldenes Blick, eine edle Tragödie im antik 
Sinne (1823); aber feine Sappho (1819), ein modern antifes 
Trauerfpiel, welches wohl eine Nachahmung von Goethe's Taufe 
vorfellen fol, iR ebenfo verungtädt als fein Gegenſtuͤck zu bew 
terühimten Leben ein Traum, der Traum ein Leben (1840), 
wenn ed fh auch, wie überhaupt bie fämmtliken Etüde der 
eben genannten Tragifo » Romantifer, recht gut lefen läßt, da ihnen, 
wie ſchon bemerkt, ſchoͤne, poetiſche Sprache und anmuthiger 
Versbau nicht abzuſprechen und ihr oft hohler PBhrafenfram 
unter blumenteihem Bilderſchmelz gut genug verbedt, Giilſparzer 


Deucſche Poeſie. Momansifhe Schule. 750 


Wen aber ohne Zociſel ein Poetiſk er Kopf in. Wie direſe aampe 
Ridtung aber durch Caſtelli'o Schickialoſtrumpf und Pla⸗ 
en's Verhaͤngnißvolle Gabel paroditt wurde, If dekannt. 


1) B. H. Heine, Zur Geſchichte der neuen fchönen Littratur in Deutſch⸗ 
md. Paris 1833. I. 8. u. d. Romantifibe Schule. ebd. 1836, A. Goethe 
3. Bd. XXXI p. 422 sq. Echtermever in d. Hall. Jahrb. 1839. nr. 167 
p 163 sq. u. umgearb. in Ruge Schr. Ba I. Gervinus V. p. 36V ag. 
Webrand Br. III. p. 199 aq. 


2) €. de Golbery, Not. s. A. G. d® Schlegel. Straſah. 18%. ®, 
eine Rom. Echule p. 123 aq Galusky in d. Rev. d. deux monden. 
“ XIH, p. 399442. Itufteirte Zeitung 1845. Bd. V. p- 55 ng. Duge 
kbriften. Bd. I. p. 334 24. Braun b. Lewald's Europa 1845. Mb. 1, 
r 24. Hillebrand Bd. II. p. 254 8q. Blaͤtt. f. liter. Unterhalt. 1943, 
‚1187 sq. Kinkel im Taſch. Vom Rhein 1847. p. 217 sy. — Oeuvres 
riles en Irangais et publ. p. Ed. Böcking. Leipz. 1816. Il. 8, u. 
jerke ber. vo Ed. Böding. Lpzg. 1846—47. XII. 8. 


3) ©. Ruge Schriften Bd. I. p. 503 aq. Heine p. 114 aq. Hillebrand 
d. II. p. 269 aq. Hegel, Geſch. d. Phil. Bd. II. p. 642 ng. Warte 
gen v. Enſe, Gallerie v. Bitdniffen. Bd. I. nr. I. u. X. — @ämmt« 
e Werke. Wien 13.2—25. X. 8. II. verm. A. ebd. 1346- 47. XV. B. 
Richt darin enthalten ift:) Fueinde. Ein Roman. Th. 1. Berl, 1799. 8. 
dazu: [Er. Schleiermacher] Bertraute Briefe üb. Schlegels Lueinde. LAbed 
—3 gem. 1835. 8. 3. Vermehren, Briefe üb, Schi, kucinde. Jene 


4) Bon der Idee der Schönheit in Vorlefungen geb. gu Dresden 1807, 
el. 1809. A. Vorlefungen über die Deutfche Wiffenfchaft und Piterastur, 
h. zu Dresden 1806. Dresd. 1806. 1607. 8. f. Barnhagen v. Enſe, Bar 
tie von Bildniſſen aus Rahels Umgange. Epıg. 1836. Bb. I. ar. XIV. 


5) Erwin, Bier Gefprähe über das Schoͤne und bie Kun. Berlin 
I 5. 8. Philoſephiſche Gefpräce. I. Sommt. Berl. 1817. 8, Naqhgelaſſene 
&riften und Briefmechfel. Herausg. v. ®. Tieck und Be. v. Haumer, Ep 
26 11. 8. Bachmann im Hermes 18.9. Bd. 32. p. 165-198. 


6) Schriften. Tpzg. 1835. II. 8, 


N) 6. Auges Schriften. 85. I. p. 853 sq. Heine Romant. p. 150 04. 
pemape Ach. f. Geſch. 18.5. ur. 56. 106—120. Braniß in d⸗ Kern. 4. 
itter. Acceromb. Bd. I. 11. A. K. Steffens, Was Ich erlebte, ⸗ 
J. Novel (Schriften) Br. I. VE. u. XI. ch. kaube, Moderne Wharacterit 
aunh. 1835. Bd. I. p. 1454q. (Schmöpartitet ſ. Ip. EChaht, Unfinn und 
arbarci in d. heutigen Ritcratur. Mainz 1878, 8. u. Schlefler Im trwards 
Weterrevue 1835 Jahre. 1.) Hillebrand WB. 111. p. 23 mg. — Ci ⸗ 
KL 1828 2q. Bd. I-XX, 3. Gefammelte Rovellen 1, %. Bere, 1BW— 
. I-XIV. 8 Feantziss. MG Perl 1843-45. 11. 8, Bitterla Beer 
ktons. Beröi. 1840. 1731. 11.8. Dramaturgifäe Blätter, Brest. INZI-- 20 
‚16. RXcmantiiche Diktuzzca. isn 1793-1800. Ih. q. Pitet erh 
temãcchen. Bırl 177. III. 8. 


R) Ylrin. Berl. 1A, NM. 8. Gersza, e. Mittergrdist Tübing, IMS, 
Sedite. Eiutig. 1896-77. V. #. Ler Zauserring, e. Dittersomen, 
imb. 1816. ILY 8 Undise, in L Zah:esiee, Bert. 1903, 9.8, (IV. 
ISX. B)u ei. 3. Shi raue ce BT Kom Yon. 
. 16. Ausgrwägtte Werke. Helle 100. XH. 12. 1 Terensgsiaidite ad 


700 Deutſche Poeſte. Romauciſche Schule. 


gr 2 ihm ſelbſt. Halle 100. 8. u, Goethe unb einer Iriner Metezzuheue. 
Ecaa —*8 — Berl. Rat Ruge Schriften. Mb I. p. 386 
Deine Bomant. Pe 20 —— un can vo a. Zeoericar Bd. 1. p. 
233. Hitis in & 3. 1848 
DE or mp . 231 Met 8 1. 33 ng. € 
B. N Grengboten 1 ar. 7 er 2q. Simmtlice Beck. Sci 
1806-47. XIX, 8. 








© Seine a. a. D. p. 09 aq. Ruge WM. I. p. 386 ag. Gi 
a. a. D. Sb. I. p. V—-LVUI. — Godwi ed. das fieinerne BU» der ib 
ter. Ein —— Roman. ft. 1801. 11. 8. Satyren u. poetiſche Epic, 

. 1000. Rs. 1. 8. Der Ypilifter vo in und nad der Seſchi Bei. 
1Bit. —— br. v. G. Goͤrres. Etuttg. u. Tũb. 1846. IL 8. 


11) Sammtliche Berk. Grimma 184. XH. 8. Dazu ala Mb. UV 

8. XV. 8. W. Riographie u. Sharacteriftit nebft iglnatmnittbcilunges axi 
vcf. odſchr. Tagebüchern her. v. Schüs. ebd. 1841. ©. 

ebens »Abrif. 3. B. Bert. 1823. 8. Geiſtes⸗Funken eufgrfang 3. um u 

ange mit weiland F. Y. Berner. ber. v. Iſidorus Ne eotomentansk 

827. & Ruge Ehriften. 2». p. 386 ng. Heine Rommi. 


BEE ematifce Werke. Benfhmw. 1828. VII. (Dazu Ein — 
f tfteller, — u. Rechtsgelehrte. Bl, 1828. 16.) Ab 
1832 4. Rovellen. nn 1. ; 1829. 16. Bermiſchte Schriften. Gtuis 
—— . 8. cf. Schüt, Müllners Leben, Character und Geiſt. Meiſo 


13) Das Bild. kpzq. 1822. 8. Die Feinde. ebd. 1825. 8. Fluch un. Ge 
gen. ebb.1821.8. Der ürft und ber Bürger. ‚pe. 1823.8. Der Peuchtthurn 
Die Heimkehr. Zwei Trauerfp. ebd. 1821. Vermiſchte Schriften. ebb. 
1821. II. 8. Die Geeräuner. ebd. 1830. 12. 

14) ©. D. Grenzboten 1846. nr. 44. p. 177 sq. Die Ahnfrau Wale 
1817. 1. X. ebd. 1844. B. König Dttofars Glück und Ende. ebd. 182.8 
Sappho. eb». 1819. 111, X. 18%. 8. Das golbene Bließ. cbb. 1822. 8, 
Des Daeeren un der Eiche Wellen. chb. 1840. 8. Der Zraum ein Leben. 


ehd. 
6. 710. 


Nakdem wir bisher die unmittelbar zu ben Romantifern m 
iählenden Dichter betrachtet haben, müflen wir jebt noch berjenigen 
gedenfen, welche, wenn fie auch nicht unmittelbar dieſer Schule 
angehörten, doch in vieler Beziehung die Richtung derſelben cin 
ſchlugen. Wir wollen gleiß Bettina von Arnim!), geb. 
Brentano aus Franffurt a. M. (geb. 1785) voranſtellen, de 
fe ja fo nahe mit zwei Koryphaͤen dieſer Schule geiſtig um 
leibllch verwandt if. Diele hochbetagte Sibylle der romantiſchen 
Literaturperlode, wie fie der geifivofle Mundt nennt, bereit dur 
Gercthe6 Briefwerfel wit einem Kinde zur Europaͤlſchen Ber 
tühmtbelt erhoben, hat in ihren Schriften bald pantheiſtiſce 
Sqwebereligion (Bünterode, Bd. 3. p. 254), bald freien Stasi 


Deutſche Pole. Romantiſche Schule. 761 


Dieß Buch gehört dem König), bald Frauenemancipation von 
em Standpunkte aus und wit Talent gepredigt, aber auch 
ine beuenflihe Verworrenheit in den Hauptbegriffen ihrer ſelbſt⸗ 
nmacten Miloſophie gezeigt, und Recht hierin Dei weitem der ebenfo 
erühmten und gleiche Anterefien verfolgenden Rahel?) Untos 
de Friederike Varnhagen van Enfe, geb. Levin aus 
Berlin (1771— 1838), einer der größten Feindinnen des Chriſten⸗ 
ums (f. Rahel Bd. I. p. 263), nad, die zwar als Schrift 
lellerin ſelbſt nicht auftrat, aber durch ihren pſychologiſch, 
Dar intereſſanten Briefwechlel dargethan hat, wie fie durch ihre 
herfönliktelt gewirkt und mit welcher Feinheit des Scharffinns 
R die mandderlei Zufände und Ereignifſe ihrer Zeit aufgefaßt 
ad beieuktet hat. Run wird es nah Erwähnung dieſer 
hentlich ganz frei daſtehenden Eonderelemente der Romantik gewiß 
aſſend fein, die patrlotiichen Bertreter diefer Schule zu nennen. 
Mm der Spitze derfelben fleht der moderne Tyrtäuß Karl Theodor 
lörner?) aus Dresden (geb. 1791, fiel bei Rofenderg In der Nähe 
in Gadebuſch im Medienburgifben 1813), Lügom’s, des kuͤhnen 
Yigerd, Wojutant, der Dichter des Schwertlieds und der Wilden 
Jagd, deſſen Leler und Schwert am Beſten zeigt, wie der 
raufende Jugendmuth fowohl das eine wie das andere zu 
Ahren weiß, der aber leider nur zu viel von Schiller, den Freunde 
eines Baters, in ſich aufnahm, fo daß er im binden Gifer, 
fonder& in feinen Trauerfplelen, Zriny und Roſamunde, mur 
ie Schattenſeiten feines Meiſters nachgebildet hat, Uebrigens 
ab er nicht viel auf Durcharbeitung und Feile und IR and 
ker ein Adter wilder Jäger. Neben ibm fit Friedrich 
Rartmilian Schentvon Schentendorf*) aus Tilſit (1784 
-1817) (nicht aus Königsberg 1783 — 1819), ein frommer Dich⸗ 
er voll heißer Baterlandsliche, deſſen Lieder: Die Freiheit, der Bauern» 
amd und die Deutfhen Etädte zu den herrlichſten Brobuften 
er vaterlaͤndiſchen Lyrik gehören. Auch Stägemann nimmt 
6 Freiheltodichter wurd, die Kraft felner Kriegsgeſaͤnge eine 
be Stelle ein, und daß feine allerdings etwas zu grell Gew 
vrtrettude MNißbilligung der Bolniihen Revolution ihm fo vie 
m Tabet zog, Tann feine warme Baterlandsliche deshalb ned 
Gt im Bergefienbeit bringen. Wer kennt aber nid rn 


163 Deutſche Poeſie. Nomantiſche dpule. 


MorigYındı’)aus Scerig auf Rügen (geb. 1760), Karel 
der Zelt (1806) ein unvergängliches Denfmal Deuſchen Paket 
bleiben wird? Wen hätte fein Volkslied: Was IN des Deriar 
VBater land T noch nidt begeiſtert? Und wer erfennt in ide 
Krieges und Wehrgefängen, unter denen ich nur: Was hal 
Die Troupeten? Hufaren heraus!” und fein Lied von Gdd 
nennen veill, nibt den aͤchten Bolfefünger? Uber währen wu 
auch Rüdert mit feinen Gcharniftien Sonetten (1314) um 
Gräbern von Ditenfen, fowie Fouqué's, der übrigene ki 
der fromme, getivertrauende Kriegsheld iR, wenn er aub i 
feinen geiſtlichen Berikten viel zu fehr an des Yngelus Cie 
us andächtige Blümelel erinncıt, Träfiige Schlachilieder si 
vergeſſen, muß doch der edle Heinrich von Klein‘) d 
Sranfiurt a. d. Oder (1776 geb, erftoß fi mit feine Ge 
liebten, Adolphine Sophie Heniictte Vogt, gebormen Hehe, 
2811), ver politiſche Werther feiner Zeit, wie ihn Mundt mul 
bier eine chrenvolle Etelle finden, denn fein unbefriedigres Schw 
nach der Befrelung feines Vaterlandés, concentrirt in feine w 
glüdliae Leidenſchaft, führte für ihn und feine Beliebte jmt 
traurige Kataſtrophe herbei, die Beider Leben ein Ziel ſeſe 
Mit reichem Talent begabt, das aber eben feiner unentidieae 
Zerriſſenheit halber nicht zur volfommenen Ausbildung gelangt 
konnte, fchwanft er zwiſchen den Schickſaledichtern (Bamilie Stre 
tenfein 1803) und den Romantikern (im Kaͤthchen von Hi 
broun 1810, und in dem eigentlich befiern Prinz von Hembuh 
1809), wogegen er in dem mit meifierhaften Scilverungs 
der gielkzeitigen Zußände durdflodtenen Romane, Michael A 
hans ſich gänzlih der Tiech'ſchen Schule näbert. 

! Eine andere Nebenſcule bilden die fogenannten phanlab 
iſchen Romantifer, Un der Epige derſelben mag der Son 
ling Ernft Theodor Wilhelm Amadeus Hoffmann) 
aus Königsberg (1776— 1822), ein wwunderlicher (harack, 
fi-ben, der aus Hamann und Iran VPaul nur das unnatirit 
vdaͤmoniſche Element in fih aufgenommen zu haben ſceint, u 
Dem dann jene finftern, geifterhuften Fratzen bervorgingen, wie 
fie in den Phantufiefüden in Callots Manier (1814), M 
Gligiren des Teufels (1846), den Nachtftüdm (18 17), den Se⸗ 


Deutſche Poeſte. Romantiſche Schule. 163 


onsbrübern (1819) x. vor uns fehen. Indeſſen fol beshats 
iner Gentalität, wie ſich dieſelbe befonders in feinen ſatiriſchen 
Schriften, Klein Zaches (1819) und den Lebensanſichten des 
eterd Murr (1320) leiht wahrnehmen läßt, bier Fein Eintrag 
eihan werden, wiewohl Chriſtian Weioflog's*) aus Sagan 
1780 — 1828) Phantafieſtücke, obgleich poetiſch nicht fo hoch⸗ 
jehend, doch im Einzulnen (das große: Loos, Eps der Zwiebel⸗ 
duig, Die Pudelmtüge) weit wohlthuender wirken. Noch glüd⸗ 
hier IR Wilhelm Hauff“) aus Stuttgart (1802—27) 
ah der ironifhshumorifiihen Seite Hin mit feinen Memoiren 
6 Satans (1826), obgleih er feinen großen Ruf mehr bem 
Bipigen Mann im Monde (1825), womit er befanntli ver 
Blauren’fhen Liederlidfeitsromantit einen tödtlihen Sioß beis 
rate, und feinem höchſt gelungenen hiſtoriſchen Romane, Lich⸗ 
nein (1826), verdankt. Imdeflen möchte ih doch auf: dem⸗ 
felben Gebiete dem geiftreihen Humor Adelbert's von (eigent: 
ih Louis Eharles Adelaide de) Ehamiffo!") dveBoncourt 
auf dem Schloſſe Boncourt in der Champagne 1781 geboren 
und 1838 gefiorben), des großen Weltumfeglerd, den Borg 
eriheilen, dern fein Peter Schlemihl (Jüdiſch⸗Deuſch — Unglücks⸗ 
vogel), der feinen Schatten fucht, IR eine traurig» fomifche 
Schilderung feiner eigenen Gemüthefimmung, wie er, ein mit 
Leib und Seele feinem Baterlande anhängender Franzoſe doch 
dur feine perſoͤnlichen Berhältniffe mitten unter den Feinden 
deſſelben vereinfamt zu leben gezwungen if. Wie gut ihm dieß 
welungen, folgt aus dem mißglüdten Verſuche des geiſtreichen 
Friedrich Foͤrſter, eine Fortfehung deſſelben zu liefern. Aber auch 
8 lyriſcher Dichter, befonderd in feinen Romanzen, iR er höchſt 
eriginell, und im Bemüthlihen (die alte Waſchfrau) und Humors 
Milben (das befannte Lied vom Zopfe oder die tragiſche Ge 
ſceichte) iſt er ebenſo ausgegichnet als im Schauerlich⸗Maleriſchen 
(ie größere‘ poetiſche Erzählung Salas y Some). Uebrigens 
wird er an poetifhem Genius und Lebendigkeit von dem geiſt⸗ 
wihen Sittenmaler (Rom, Römer und Nömerinnen 1820) 
Wilhelm Müller!) aus Deſſau (1795 — 1827) über 
ireffen, deſſen Gedichte aus den hinterlaffenen Bapieren eines 
reiſenden Waldhorniſten (1824) und berühmten Griechen⸗ 






















706 Deutſche Poeſte. Momantifiie Schale 


den Chor in der Riobe und den Dieichen durchpebringen, 
lungen, feine Verſe aber find faſt immer ſchlecht. Run mögen ih 
Brüder Heinrich Sofeph”) (1772 — 1811) m Ah 
tHAus!d) von Eollin (1779 — 1821) folgen, Beide die 
große Shaffperianer und eben deshalb zu wenig Original, ı 
auch Schiller nit ohne Einfluß, wenigſtens auf echten, WE 
ubrigeno weniger begabteren, ‚geblieben if. Sein Verſud, ah 
Shakſpere's Borgange eine Reihe zufammenhängender hi: 
ber vaterländifchen Geſchichte zu geben, verdient jedod Anat 
Der ältere iR am berühmteſten durch feinen auch vor Ge 
(BB. XXXI. ©. 199) nicht ganz gemißbilligten Regula 

worben, aber leider fieht man ihm allzufehr das fletige & 
dium feines Mufterd an, und darum fäßt er fait. Unter fe 
ſpaͤteren Süden find Coriolan und Maͤon nod die bik 
Auch als Romanzens und lyriſcher Dichter IR er thätig ge 
aßein er erfcheint immer zu ſchwerfaͤllig und ſchwuͤlſtig, wie fogark 
berühmte Ballade, Kaifer Karl auf der Martinswand, p 
Kuh Johann Heinrih Apel’’) aus Leipzig (177 1- 181 
der bekannte Verfaſſer des Geſpenſterbuchs (mit Laun), ji 
einen Kunz von ſtauffungen, ber aber nur durch Ritterſpe 
in Kleinen Städten Epoche machen fonnte Nicht viel W 
ud Ernſt Friedrich Auguf SKlingemann’s®) 
Braunfchweig (1777—1831) romantiſch fein follende, jet 
geſſene Stüde; denn wenn man den, vorzüglich auf Heineren Pik 
Srter gegebenen Fauſt mit feinen Klinger’fhen Graͤueln ge 
bat, weiß man, was man von den übrigen, unter dem ı 
noch eins der beften ift, zu halten bat, obgleich ver Ahabre 
von draftiſchem Bühneneffect if, und Heinrich der Yinkler 
Deutfhe einzelne gut gezeichnete Churactere enthalten. 
Lather iſt noch verzeihneter ald der Werner'ſche. Gewiflenn 
aehören überhaupt die: meiften Ritter» und Räuberfüde in 
Kategorie; da aber von ihrem Mufterfpiegel, dem Abälline, 
die Rede war, fo laffen wir billig den ganzen Kram in der FE 
derfammer der Theaterbibliothefen und wenden und zu NM 
Deblenfhläger?) aus Eriedrihsberg bei Kopenhagen. 
1779), ter aber, wie fein grober Antagonifi Baggeſen, = 
dinge in dem Deuiſchen Dichterſtaat das Ehrenbuͤrgerrecht 


wu 





Deutsche Poeſte. Romauntiſche Sqhule. 168 


ip jeder Bezichung geißesverwandt Acht ihm Gufav Sch wa b) 
ws Etutigart (geb. 1792) nah, indem er faR dieſelben Stu⸗ 
im wie dieſer verfolgt und ihm im Liede und der Romane, 
hae fein Nackahmer zu fein, unter Allen am nädften kommt. Nur 
B fein Geſichtotreis welter, er ſtreiſt weit über Deutſchlands 
ksen hinaus und bat noch dazu ein mehr chriſtliches Geprägs 
u ih als der Freund des Nordiſchen Heidenhums Uhlaud 
m letterer Beziehung, ſich aber leider allzuſehr der Myßik a 
rend, wie fi aus feinen philoſophiſchen Schriften ergiebt, wu 
m denen wir befonderd feine Seherin von Prevorſt (1880) 
moorheben, übertrifft Schwab ned der Weinsberger Oberamißs 
nt Sufinus Kerner‘) aus Ludwigsburg (geb. 1186), 
mter den neueren Dichtern wohl derjenige, der den Tom des 
lidentſchen Bolfölieves am Beſten getroffen bat, wie Niemand, 
we fein ſchönes Wanderlied: „Wohlauf no getrunken“, nur 
inmal gehört, bezweifeln wird, Allerdings enthalten faR alle 
eine Lieder und Romanen eine gewiffe düftere Schwermuik, die 
vohl eben aus feinen häufigen Beluken des Rachtgebietes 
we Natur erflärlih IR, und fein Beidt: die vier wahn⸗ 
innigen Brüder, giebt ein Bild feiner ſchmerzlichen Zerziffenheik, 
Der Bierte, der hierher gehört, iR Guſtav Pfizer’) ans 
Binttgart (geb. 1807), der gelchrte Kritiker und trefilidde Ho⸗ 
berifer, dem befanntlih von Goethe (Briefwechſel wit Jelter 
w. 820) jenes harte Urtheil fam, daß von ihm und .feiner 
Schule nichts Tüdstiged hervorgehen könne. Wie Unrecht ihm 
peihah, geht aus feiner Antwort darauf, Zuverſicht, hervor, weils 
be den fprechendfien Beweis des Gegentheils lieferte, 

Da von den andern zur Schwäbiſchen Schule gehörigen 
Ditern weiter unten gefprochen werben muß, fo wii ih hier 
oh einige Dramatiter erwähnen, bie unbedingt zur Nomantiſchen 
Schule zählen. Der erſte iR Wilhelm von Schätz!e) ans 
Berlin (1776— 1847), deſſen Trauerſpiele Racrimad (1802) 
mb Niobe (1807), jenes Br. Schlegel's Alarcos, dleſes 
LE W. von Schleges Ion nachahmend, alle Fehler ihre 
Wufer theilen, während feine fpäteren hiſtoriſchen Trauer 
plele, 3. B. Karl ber Kühne, zwar einzelne gelungene Stellen 
wben, aber im Ganzen dog verfehlt fin, Erin Berfuch, 


706 Denutſche Poeſte. Momautiſche Schale. 


den Eher in ber Riobe und Den Oleichen burhuubringen, 4 nih 
bangen, feine Berfe aber ind fur immer ſchlecht. Rum mögen de 
Bröver Heinrich Iofeph”) (1772 — 1811) m Ri 
tHAu6') von Gollin (1779— 1821) felgen, Beide ale 
große Sheffperianer und eben deshalb zu wenig Driginale, W 
auch Stiller nicht ohne Einfluß, wenigfiene auf leztem, 18 
Abrigens weniger begabteren, geblieben if, Sein Berfut, md 
Shakſpere's Borgange eine Reihe zuſammenhaͤngender Dramen ad 
ber voterländifchen Geſchichte zu geben, verdient jedoch Anetruuung 
Der ältere iR am berühmteſten durch ſeinen auch von Gech 
(8. XXXI. ©. 199) nidt ganz gemißbilligten Regulud p 
worden, aber leider ficht man ihm allzuſehr das fleißige Gu 
dium feines Muſters an, und darum läßt er kalt. Inter jdea 
ſpaͤteren Stüden find Eoriolan und Mäon noch die beim 
Wut aid Romanen» und lyriſcher Dichter IR er thaͤtig gemee, 
aBein er erſcheint immer zu ſchwerfaͤllig und ſchwuͤlſtig, wie fogar feint 
berühmte Ballade, Kailer Karl auf der Martinswand, x 
Muh Johann Heinrih Apel'’), aus Leipzig (LT7L—1816) 
ver befannte Verfaſſer ded Geſpenſterbuchs (mit Zaun), (dk 
einen Kunz von Rauffungen, der aber nur duch KRitterfperiafd 
in Heinen Städten Epoche machen fonnte Nicht viel bee 
nd Ernſt Ftiedrich Auguf Klingemann’s”) a 
Braunfdhweig (1777—1831) romantiic fein ſollende, jeht ver 
geſſene Stüde; denn wenn man den, vorzüglich auf kleineren Yüban 
Öfter gegebenen Fauſt mit feinen Klinger'ſchen Gräueln geiche 
bet, weiß man, was man von den übrigen, unter denen bie 
noch eins der beſten ift, zu halten bat, obgleich ver Ahasvemn 
von drafliſchem Bühneneffcct iR, und Heinrich der Finkler um 
Dentſche einzelne gut gezeihnete Charactere enthalten. Sit 
Luther IR noch verzeihneter als der Werner'ſche. Gewiflermaht 
gehören überhaupt die meiften Ritter» und Räuberfüde in der 
Kategorie; da aber von ihrem Mufterfpiegel, dem Abällino, fdet 
die Rede war, fo laffen wir billig den ganzen Kram in der Plu⸗ 
derfammer der Theaterbibliotbefen und wenden und zu Khan 
Deblenfhläger?) aus Friedrichsoberg bei Kopenhagen (56. 
1770), der aber, wie fein grober Antagoniſt Baggefen, mie 
bingt in dem Deutſchen Dichterſtaat das Ehrenbürgerscht ver 


Deutſche Poeſie. Romantiſche Stchule. 107 


mt bat, da er wufene Mufterſprache, wie nur einer ihre⸗ 
en Eöhne, Ab mättig gereigt hat. Er hat eine große Bine 
A von dramatiiden Stücken geliefert, wmier denn die der 
weriiten Gage entmommenen undedingt die kalte Friſche ihrer 
Iocalitäten fehr gut wiedergeben, wa6 auch Goeihe (W. XXXI. 
B. 245. 259) in Bezug auf den Hafon Jarl (1806) ge⸗ 
Mhrend anerkennt. Allein in allın if eine ziemlich unverbause 
komantif ittbar und mur der einem Maͤrchen der Taufend und einen 
Ratt nad gebildete Aladdin oder bie Wunderlampe iR ein ziemlich 
Amfleriih voßendeies Märden, währmd auf der andern Geite 
tinem Gorreggio, der die Reihe der Künſtlerdramen eröffnet, bei 
nffender Characteriſtik der einzelnen darin auftretenden beroees 
agenden Perfönlichfeiten im Ganzen doch die höhere dichterijche 
Beihe, wie ſie der Taſſo unberingt an ſich trägt, fehlt, wess 
vom er umbefriedigt läͤßt. Auch fein neues Stück, Diea, 
at den Erwartungen nidt entiprochen, und im komiſchen Fade 
Ber auch nickt fehr glüdlich, wie feine Lich’ chne Struͤmpfe bes 
wir. Unter den Nachtretern der im Correqgio vorgexeihneten Bahn 
R der gemüthvolle Friedrich Kind?) aus Leipzig (1768 
1843) zu nennen, defien „van Dycks Landleben“ jeht blos 
ech der Literaturgefchichte angehört, während fein dem Apel'ſchen 
deſpenſterbuche entnommener, nicht eben fehr poctifder Breifchäg 
u Webers große® Tongenie feinen Ramen bie uf die 
paͤteſſe Zeit verewigen duͤrfte. 

Nun giebt es auch noch einige Novelliſten, bie ich Hierher 
eben möchte. Un der ESpitze derſelben ſteht Leopold Sche⸗ 
er?) aus Muskau in der Niederlauſitz (geb. 1784), ein chriſ 
er Pantheiſt, der in der Raturanfhauung fhwelgt und wie 
m Kind mit den Blumen, mit den kleinſten Atomen der⸗ 
Aben zu fpielen pflegt (Laienbrevier). Dieſelbe Richtung vers 
gt er auch in feiner Lyrik, dob kann man ibm darin mit Rede 
ezwungene Empfindelei und bier und da fogar Kleinigkeits⸗ 
ämeret vorwerfen, obgleih Alles bei ihm auf Romantik bins 
nsläuft. Hierzu kommt noch das oft unpaflend angebradi« 
kmorifiiiche Element, welches Jean Paul abgeborgt IR, aber, 
dt allzuviel Reflerion vereinigt, immer die Handlung aufhält und 
e Illuſion verdirkt, was man am Bellen gewahr wird, wenn 


— — 


168 Dexutſche Poeſte. Nemantiſche Schule. 


man feine übsigen® aus beuickhen (ehr ‚ktruhlhig gi 
Ieichenen Novellen He. Dieb kann men mun freilih Ye 
ſruchtbaren Dichter der Stunden der Andacht Joha un Kris 
sis Daniel Zihofle”) aus Magdeburg nicht um Be 
wirt madın, denn feine zahlreichen Novellen fine, wann auf 
nicht elalſiſch, doch alle hochſt moraliih mad sum sie 
Theile ſehr gut erfunden und fpannen das Intereſſe dei io 
ſers, fo Alamontade, Addrich im Rock, der Freihof von Kam 
x, und verdienen twirklih ben Namen Erheiterungen, wie ja 
Zeitſchrift hieß, in welder er ſie gewöhnlich erfcheinen B6 
Seine Selbſiſchau zeigt in feinem Eptegelbilde einem der Ad 
fen Menſchen, die je lebten, und if ein Buch, weldes de 
Zugend mit Auswahl in die Hand gegeben, unbedingt anııgab 
wirten muß. Etwas Achnliches bietet Heintich Steffens”) 
aus Stavanger in Rorwegen (1778-1845), der berkkek 
Naturphiloſoph, in feinem unter dem Titel: „Was ig ak‘ 
befannten Dentwürbigfeiten, obgleich diefelben neben feiner eigcis 
Guusidetungsgefhicte eigentlich nod mehr bie gleichzeitigen 3b 
begebenheiten und Verhaͤltniſſe mit berühren, alfo mitt MA 
nach der pfychologiſchen, fondern auch nad ber bifkeriich sähe 
Uses Seite hin von großer Wichtigkeit find. Seine Novi, mis 
Denen Die vier Norweger am Höchſten fichen, find zwar al 
eine Urt hiſtoriſche Baſis gebaut und ihre Scenerie if, beſerdei 
wenn er fie aus Norwegen geben faan, fo klar und friſch ehabe 
dargeſtellt, wie fie nur ein Dahl malen kann, allein er gl 
bier wur feine eigene Eubjectivität wieder, und uͤberall fpid 
ſieh feine altiwtheraniihe Orthodorie und feine in naturphilofehe 
ihre Eyeculationen verfenkte Ratur, wie er denn aud in Pb 
wem iehten Romane, die Revolution (1887), furchtlos fc 
ultracenfervativen Brundfäge ausfpridt und offen bie Neck 
als das einzige Heilmittel der verborbenen geſeliſchaftlichen 3P 


finde betrachtet. 

1) Die Saaderode. Ein Sriefwechſel. Grünberg 1850. IT. 8. DIES 
ehört dem König. Werl. 1843. I. 8. (f. A. St. Bettina u. ihr Rönigetel 
Gamb. 18441. 8. Ruchloſigkeit der Schrift: Dies Buch gehört dem 
Gin unterthäniger Fingerjeig, gewagt von Beberecht Kromm. Bern 181 & 
f. 3. Fund (€. Er. Kunz) Bettina. Geiftchs und Gharactergem. dif. Mb 
903. Yrau: Bamb. 1846. 12. Mundt, Gef. d. Lit. d. Begenw. p. 317% 
u. eit Geh. II. p 329 “.: Ueb. fie u. Rahel u. b. Stiegig ſ. Getl® 
Schrift. Bd. IT. p. 2830q. Kühne, Dännt.u. weibl. Char. Br, 4. nr.IY-T 

















Deuttche Poefie. . 769 


ud "tt. Dad areas gem». Bam 
v. unje Se . , . 
em. dief. großen Frau. Bamb. 1835. 12. el. ⸗u. haracter⸗ 


3) Sämmtlihe Werke, her. u. m. e. Vorw. verſ. p. K. Streckuß. 
Beri. 1966. 1835. 4. ebo. 1837: 4. 1838. 1847. IV. 8. ſ. DB. 2%. Erhard, 
4 K. Sein Leben m. e. ausführl. MBewrth, ſ. Schriften. Urnfladt- 1821. 8. 
ru. Lehmann, Sebenebefchteibung —E E50. 8 Halle 1819. 

Schriften . ‘ . 8 [] eno 4 nr, [) . 8 e Lebens⸗ 
ehrt, merkw. Männer 3. I, p- 133. sa PD 


ve 4) Gedichte. Stuttg. 1816. 8. Poetiſcher Nachlaß. Beri. 1882. 16. Die 
Seutfchen Städte. Frkft. 1814. 8. Studien. Berl. 1810. I. 8. Auf den Tod 

Kaiferin Maria Ludovika Beatrir. Bier Selänge. Frkft. 18 6 8. Sämmts 
he Gedichte. Berl. 1837. 8. ©. Ruge Schriften. Bd. IV. p. 68 4. 


- 5) Gedichte. Roft. 1804. get 1818. 8. £pgg. 1840. 1842. 8. Iſraeli. 
he Gedichte. Stuttg. 18:9. 8. Mehrere Ueberſchriften. Nebft e. Zugabe » 
Bendtichen Muſenalmanach für 1832. Lpzg. 1831. 8. Nebenflunden. Lpzg. 

. ®d. I. 8. Maͤhrchen und Jugend Anerungen. Berl. 1818. 1842. JI. 
« Grinnerungen aus dem äußern Leben. Lpzg. 1840. II. X. ebd. 1842. 8. 
‚ Auge Schriften Bd. IV. p. 72 5q. Kühne Guropa 1847. nr. W. Grenz 
oten 1847. mr. 24. p. A657 sq. Steinmann Mephiftophiles. Bd. I. 


6) Hinterlafiene Schriften her. v. 2. Tieck. Berl. 1821. 8. Gefammelte 
—* (bo. 18:6. II 8. ü 


7) Ausgervählte Schriften. Berl, 18277—B. X. 12, Erzählende Schrif⸗ 
m in einee Auswahl. Stuttg. 1827—31. XVHE. 16. Gefammelte Schriften. 
KL 1844 — 46. XI. 12. cf. 3. E. Hitig, A. 9. Leben u. Nachlaß. 
zed. 1823. II. 8. Erzählungen aus H. Iehten Lebensjahren, fein Leben 
we Nachlaß Her. v. Mich. Hoffmann, geb. Rorer. Stuttg. 1839. V. 12. 
Radıtr. 3. fe W. v. Arth. Müller, Reliquien. Berl. 1845. 3b. II, 2, Bu , 
Beianerungen a. meinem 2eben. Epig. 1836. 3b. 1. Zeitgen. nr. IT. 
wisg. u 


8) Phantaſieſtücke und Hiſtorien. Dresb. 182428. XII. 8. 


t 9) Eämmtl. Schriften georbn. u. m. e. Vorw. verf. v. &. Schwab. 
Btuttg. 18%0— 81. XXXVI. 16. ebd. 1837. X. 8. m. d&. Dicht. Lehen. chd. 
810. V. 12. cf. 3eltgenoffen III. R. III. 7. p. 43. sq. 


10) Werke. top. 1836. IV. 8. (Dazu als Bd. V. u. VI. Eeben u. 
Briefe der. v. 3. Ed. Hihig. Spag- 1836. 8.) IL. A. ebd. 1842. VI. & Ges 
ichte. Epıg. 1831. 12. IX. A. ebd 1847. 16. Peter Schlemihls wundens 
eme Befchichte her. v. La Motte Kouque. Nürnd. 1814. 8. V. X. ebd. 
859. 8. (Dazu Br. Foͤrſter, 9. Echt. Heimkehr. Erg: 1843. 16.)—Ueb. d. 
ef Princip I chlemihl u. Kauft ſ. Löfch im Alb. d. fit. Vereins zu 
berg 1845. p. 1 sq.) ©. Barnhagen im Freihafen 1838. 9. IV. 
sq. 


11) Gebichte aus den hinterlaffenen Papieren eines reifenden Waldhor⸗ 
Ren. Deffau 1824—26. II. 8. Lieder der Griechen. ebd. 1822—25. I. 8. 
Beue Lieder d. Gr. Lpzg. 1822—23. IE. 8, Neuefte Lieder d Gr. ebd. 182. 
akyriſche Reifen und epigrammatifähe Spaziergänge, Lpzg. 1827. 8. Vers 
Bfchte Schriften m. e. Blogr. M. begl. v. ©. Schwab. Lpzg. 1830. V. 

Griechenlieder. N. A. Lpzg. 1844. 8. Gedichte Her. u. m. e. Biogr. 
. begl. v. G. Schwab. Epzg. 1837. II. 16. Nachtr. zu f. Schr. dv. Arth, 
Bühler, Reliquien. Bd. I. — ſ. Mundt, Freihafen. 1838. Bb.I. p. 165 sq. 


12) ©. G. Schwab, in d. Moosroſen, Taſch. v. Dienzel. Stuttg. 1826° 
Größe, Handbuch d. Riterärgel@igte. III. 49 


770 Deutſche Peeſie. 


12. G. Kl r, Uhland u. Rädert. Stuttg. u. fading 1837. 8. Güermens 
Meipr. m. Goethe. Epag. 1836. Bd. I. p. 64. II. p. 358. Mönnid, 1. 
u. f. Gebictte, im Alb. d. Rürnb. kit. —8 1844. nr. TI. MD. Sg, 
Ueb. d. poetifihen richtungen unferer Zeit: deyne, vn uyıuh, 
Nüdert, das „ie e Deu ST Erlang. 1838. 8. Wieabarg, U 
Dramatiker er Aeytzei H. I. Ubland. Altenb. "630. ee Kükı u 
Dermes 1877. —8 ar in "1. — Dramatifhe Merk. Gtuttg. 187.8 
Gedichte. Stuttg. 1815. XI. U. ebd. 1845. 16. Baterlaͤndiſche Gekki 
Züb. 1817. 6. 
a Sedihte. ©tuttg. 1828-29. II. 8. Neue Xusw. ebd. 1838. 8 l 
18) ©. Strauß in d. „Hal. Jahrb 1838. nr. 1 sq. u. Zwei frichäke 
Blätter. Altona 1839. p. 1 sq. Kev. d. denx mond. 1342. "Juillet. DE 
tr a. a. D. p. 112-129. — Dichtungen. Gtuttg. 1834. 8, II A A 
1814, ID. 8. 
15) Gedichte. Stuttg. 1831. Reue Sammi. ebd. 1835. 8. Diät 
epifcher und epifch s Iprifcher Battung. Stuttg. u. Züb. 1840. 8 


46) kaerimas. Schaufp. her. v. A. W. v. Gehlegel. Berl 1802. & 
Der Graf u. d. Gräfin von Gieichen. Trag. ebd. 1808. 8. Karl ber Kühe 
Drama. Grimma 1821. 8. 


17) Saͤmmtliche Werke. Herausg. v. DM. v. Colin. Wim 13H 
VI. 8. Gedichte. Wien 1812. 8. Zrauerfpiele. Berl. 1828, III. 8. Leb. 
Regulus f. Sanrgel Keit, Schr. Bd. I. p. 122 sq. u. Fr. Hom Freu⸗ 
liche Schriften. Bd. I 


18) Dramatifähe Dichtungen. Peftp 1817. IV.12. Rachgelaſſene Eriil- 
Yusgew. u. m. biogr. Vorw. verf. dv. 3. v. Hammer. Wien 1827. I. 12 


19) ©. Zeitgenoffen nr. au. p- 171—182. Worgenbl. 1816. 8d. I. 
222. 274. — Polyidos. Zrag. tr 39. 1803. Kallirchoe. ebd. 1807. Die Aiteln 
Dresd. 1806. 8. Herakles erben. Zhemiftocles. Tr. Lpzg. 1808. 8. Ri 
v. Kauffungen. Trauerſp. Dresd. 1800. 8. 


20) Dramatiſche Werke. Bruſchw. 1817—18. TI. 8. Beiträge wurde 
fhen Echaubühne. Bruſchw. 1824. 8. Theater. Gtuttg. 1809-20. II. 8 
Dram. Werke. Wien 1810. VII. 8. Kunft u. Natur. Blätter aus meins 
Reifetagebuche. Brnuſchw. 1823 -27. III. 8. 


21) Sheiften, Brest 1826-30. XVII. 16. I. X. ebd. 1839. IL A 

Sedichte. II. U. Gtuttg. 1844. 8. Eich’ ohne Struͤmpfe. Epze- 8 

Samiede Back: Kjdbhon. 1843 4q. XXIV. 8. Geibfkbingeaphie nf 
u. 


22) Gedichte. Epzg 1808. 1817—19. II. X, IV. 8. 
ebd. 1825. 16. Theaterſchriften. Epzg. 184—25. IV. San Gin, — 
trauerfp. ebd. 1825. 8. Das Freyſchützbuch. Lpzg. 1843. 8. 


23) S. 6. 3. in d. Grengboten. 1847. nr. 53. p. 42640. — Re 
vellen. pzg. 1825—29. V. 8. Neue Novellen. ebd. 1831—35. IV. 8. farb 
becher. Rovellen. Stuttg. 1833. II. 8. Die Graͤfin Ulfeld ober bie 2. Kin 
Uinder. E. hiſt. Mom. eri 1834. II. 8. Kleine Iyrifche Werke. Frankf. 1528 
12. Eaienbrevier. Berl. 1834—35. II. 8. IV. A. ebb. 1844. 8. Kleine Re 
mane. Bunzl. 183639. XI. 16. Ausgewäßkte Werke, Berl. 1845. I. a 
Bigilien. Gedichte. Guben 1843. 8. Gedichte. IT. A. Berl. 1847. 8. 

24) ©. Kühne in d. Europa 1847. nr. 30. — Gämmtl. nr * 
Aarau 1826 -7. XL. 16, Uusgew. beiletr. eariften. Aarau 1826, AV. 


— Poeſie. Das junge Deutſchland. 77f 


tungen, Grzaͤhlungen u. Ronellen. IL. verb. U. ebb. 1 x. 
Ad 1. 8 * Ku en a. Dichtungen. ebd. 1836 Vs ebd. 
2. XV 185. X. 12. Eine Selbſtſchau. IN. 4. 

1843. 8. (f. geg. d. 8. ——— . Phil. u. Kath. Theol. Bonn 1847. 
dig. vn I . p. 44-67.) cf. €. Mün „H. Iſch. gefchild. a ſ. vorzuͤgl. 
—2 — u. ſ. Schrift. Haag 1331. 8 — Zum Berfaffer d und den 
ber — bekennt ſich 3fch. in der Selbſtichau (Aaran 1842.) Bb. I. p. 


25) 5) Move. Brest. 1837. XV._8. Dazu: Die Revolution. ebd. 85 
III. 8. Was ich erlebte a. d. Erinner. niederg. ebd. 1840-45. 


X. cf. 
H. 8, She, 3. Erinn. an H. Steffens. ebd. 1845. 8. Jlluſtr. Zeitung —8 
p- 102 sq. Kühne Europa 1845. Bd. I. p. 180 60. 


$. 711. 


& wir jetzt die gleichzeitigen, ſelbſtaͤndigen Leiſtungen 
in den verfchiedenen Bädern ber Dichttunft beobachten, müflen 
wir vor lem die ganze Schule betrachten, welde die 
Vermittlung der Romantik mit der Literatur der Gegenwart 
untenommen bat. Gewoͤhnlich verfieht man darunter das 
junge Deutſchland!) mit feinen Abſenkern. Auch dieſes 
theilt ſich in zwei Aeſte, nämlich in die kritiſche und productive 
Celte. Freilich hat dieſe Schule von der Romantik eigentlidy 
nur die Sinnlichkeit mit überfommen, denn die dort mit jener . 
verbundene Andacht fehlt Hier ganz, und dafür hat fie die Bo- 
Het im ihren Bereich gezogen, und von den Philofophemen ders 
felben über die Frage: Was könnte Deutfchland fein, wenn «6 
frei wäre und fein dürfte, wenn es ein einiges, einziges Deutſch⸗ 
and wäre? und was iſt es, da ed eben unfrei iA? Bat die 
ganze Schule ihren Namen befommen. Es verfieht ſich alſo 
von ſelbſt, daß die Tendenzen dieſer Schule beftructive auf 
Raatlihem und fittlihem Boden fein müflen; denn daß neben 
der politifhen Freiheit auch die freie Kirche und Bas freie Weib 
zu den frommen Wünfchen derfelben gehören werden, bedarf na⸗ 
türlich leines näheren Beweiſes. Wohl aber if hier glei ber 
große Gritifer und Hiſtorike Wolfgang Menzel?) aus Wab 
denburg in Schleſien (geb. 1798), der ächte Deutfde Mann 
Im Gegenfag zu den Ftanzoſenfreunden, zu erwähnen, der bekanntlich 
auch als Dichter eine bedeutende Rolle einntmmt, aber hierher 
gehört, weil er ed war, der zuerfi dem Treiben verfelden einen 
ſeſten Widerſtand entgegenſetzte und fo, freillch ‚nice fixen 

49 


772 Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchlanb. 


Willen, dieſelben theilweiſe zur Umkehr zwang. Seine vide 
verfeperte Literaturgeſchichte (1828) wird trop feiner zu heftigen 
Ungriffe auf Goethe und Hegel, vie Jungdeutſchen und Hp 
llaner, und der dabel vorkommenden Ueberellungen immer das 
ver geiſtreichſten Bücher bleiben, fowie den von ihm aufgekcita 
Regeln der Kritik ſtets jeder wahrhaft wiſſenſchaftliche Kritle 
wird folgen müflen. 

Daß den fämmtlihen Ehoragen des jungen Deuti&tant 
Genialität und vielſeitiges Talent nit abgefprodien werden dei 
braucht nicht erſt näher beleuchtet zu werden; allein Oberfük: 
tichfelt gebt ihnen leider auch nit ab, und nimmt mon mm 
noch ihren Mangel an chriſtlicer Gläubigfeit Hinzu, fo wir 
feine Frage fein, daß allen ihren Productionen mehr oder meigr 
das Herz fehlt, und diefer Mangel durch Raiſonnement u 
ſophiſtiſche Reflexion nicht erfept wird, obgleich fie freilich auf ve 
andern Seite aud wieder die gerade ſchwebenden Zeitfrage 
geſchickt zu erfafin und zu benupen und, fals man ſich mu 
vor Ihren Fehlern in Acht nimmt, anregend zu wirken im Etui 
And. Daß fie übrigens in der Gegenwart, etwa Heine allck 
ausgenommen, durchaus nicht mehr fe an ihren früher ausge 
ſprochenen und verfocdhtenen Principien zu halten ſcheinen m 
als Schule jedenfalls zerfallen find, braucht nicht erwähnt m 
werben, denn Gupfow hat in der neuen Sammlung feiner Bert 
fa alles früher Mißliebige entfernt, und fo kann man ft 
Wirkfamfelt eigentlich jept nidt mehr als Ganzes, fonden aM 
noch im Einzelnen verfolgen, ihr Zuſammenwirken nad eines 
Ziele aber als abgerhan anfehen, um fo mehr, als die Jump 
begellaner, obwohl beſonders daſtehend, dennoch in vieler Hi 
But, wenigkend was Staat und Kirche anlangt, dieſelbe Richtutz 
verfolgen, wenn aud auf einem weit wiſſenſchaftlicheren Bode 
Rehend, was denn auch der Grund war, daß das junge Deutſch 
land in den Hallifden Jahrbuͤchern (1838), welche das unendlich groß 
Verdienſt gehabt haben, der Unwiſſenſchaftlichkelit und ven dr 
geroſteten Mißbraͤuchen auf jedem Punkte des geiſtigen Lehm 
entgegengeatbeitet zu haben, fehr heftige Angriffe erfahren hat. 

Ehe wir aber zu dem elgentliden Corps des junge 
Peutſchlands übergehen, muß zuern der Maun genannt weit 


Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchland. 773 


deſſen Schriften in politiſcher Beziehung vielfachen Einfiuß an 
die Ausbildung beffelben gehabt hat, id meine Ludwig Börne?) 
oder, wie er als Zube, ehe er getauft warb, hieß, Lob Barud, 
aus Frankfurt a. M. (1786-1887), ein Genie erſten Ranges 
und einer der edelſten Menſchen, der aber, weil er feine Zelt 
verfannte, ein mifanthropifher Sean Paul ward, ben er auf 
bis an den Himmel erhob und nad weldem er feine Profa 
bildete. Seine Wriefe aus Paris zeugen eineötheild von wahr 
bafter Baterlandsliebe, anderntheild aber auch von unausführbaren 
radicalen Träumereien eines Timon, dem ed nicht Darauf anlommt, 
fein Baterland zu fchmähen, weil es nun eben jene fogenannten 
Ketten, in die es geſchmiedet fein fol, nicht flieht; aber die viel⸗ 
ſachen trefflihen Bemerkungen über Kunſt und Wiffenfchaft ver 
dienen allein ſchon, daß man fie lieh, denn fa allenthalben, wo ee 
aiht von feiner Monomante, überall Knechtſchaft zu wittern, 
beherrſcht wird, trifft er den Nagel auf den Kopf, was aud 
mit feinen dramaturgiſchen Blättern der Fall if. Reben ihm 
gehört der won Bielen, feld von Börne, nicht zum eigentlichen jun- 
gen Deuiſchland gerechnete Heinrih Heine!) aus Düfiel- 
borf (geb. 1799 *) hierher, ebenfalls ein getaufter Jude, der 
ſich bekanntlich an Börme, der feine frivole Behaltlofigkeit mt 
Recht getabelt hatte, in feiner Characteriſtik dieſes Mannes 
bitter genug raͤchte. Gr iſt ein geborener Dichter, was er auf 
scht gut weiß, denn er fagt arrogant genug: „Ich bin ein 
Deutſcher Dichter, Bekannt im Deutfchen Land, Nennt man bie 
befien Namen, So wird aud der meine genannt”, und in ben 
Neiſebildern (Th. I. nr. 65. ©. 62): „Mir träumt: ich bim 
der liebe Bott und fi’ im Himmel droben, Und Englein ſihen 
um mich ber, Die meine Berfe loben — Sa, Sung, id bin 
ver liebe Bott, Und ich regier' die Erde, Ih hab's ja immer 
Dir gefagt, Daß ich was Rechts no werde.” Man ficht aus 
Biefen Proben ſchon feine wahrhaft freche Kedheit und darf fid 
daher nich wundern, wenn er in andern Gedichten (. B. 





I.) So giebt man gewöhnlich das Beburtsjahr Heine's an, allein Martin, 
ttes onen de Malle lemagne. — 1846. p. 332 uptet, 
aus — eigenem —R gehoͤrt zu —X daß er den 1. Januar 1800 


774 Dexucſche Poeße. Das junge Deusfplenp. 


R. Geb. ©. 111.) die rtookiehn DIS in einer wahrheit cic 
Gemeinheit treibt. Auch feine neuche Satire auf Deuiisämkt 
Zuhände, Ana Troll der Bär (merk in der Elegamen WB 
f. 1848. ar. 1-— 10 aſdienen), voll von (dmmigen Sechen un 
urtvial pöbelhaft, enthält doc wieder fo viel Zreffendes, wie 
haft Poetiſches, daß man den alten Heine nidt vermißt. De 
Rehabilitation des Fleiſches Hat er übrigens unter allen dieſer Sue 
Juͤngern am Frechſten das Wert (in J.Romant. Gäu) 
geredet. Uebrigens If} es mertwürbig, wie in ihm imsmer zwei 
Naturen, eine zart gefühloolle und eine daäͤmoniſche, ; 
Bämpfen feinen. Doch iſt er in Geſellſchaft ſtets fabe, 
uud derum bemerft Boͤme, fein ganzes Talent liege bios ie 
ven Bingern. Reben dieſen beiden Altern Iinführern dieſe 
Saule iR als ein ſehr bedeutendes Talent Karl Sutzkowh) 
aus Berlin (geb. 1811) anführen, ein Mann, der als 
laſoph und Humoriſt, obwohl ex in lepterem Genre mchrend 
Susgeeichnete (Defientlihe Charactere, Naha Guru, Briefe cas 
Narren an eine Naͤrrin) lieſerte, bei weitem nicht fo 
teten Ruf erlangt hat, wie als Novellin (3.8. die Wellensremt 
Selbſtiaufe, — der komiſche Roman, Blaſedow ımd feine Sim, 
in mißlungen) und Dramatifer, als welcher er, mit beſonderen 
Geſchick feine Buͤhnenkenntniß benuhend, (das Zertbild Nero ge 
Hört naturlich nicht hierher, obgleich dramatiſches Talent and 
aus ihm hervorleuchtet) eine Reihe hoͤchſt effectvoller Gtäde 
GSichard Savage, Werner, Patkul, Ein weißes Blatt ıc.) pi$ 
seite, denen eigentlich nichts fehlt (ſelbſt dem fonfl auögezeidyweien 
Seauerfpiele, Uriel Mofa) als die innere Wahrheit, die vom 
Herzen kommt; denn bei ihm iR Alles berechnet, und die ob 
ſwebenden Zeitfragen find Flug genug in das Bereit feine 
Stoffe gerogen (fo im Urbild des Tartuffe Jeſuitenriechere 
und Pietiſtenhaß, im Uriel Acoſta das lichtfreundliche Me 
AEmpfen gegen das hergebrachte Dogma, im Zepf mb 
Sqhwert Berfpoitung ber alten guten Zeit mit ährer Ste 
heit, aber auch mit ihrer Biederkeit und Treue), wasihnen denn 
auch trotz einzelner großer Säwäcen (fo im Urbild bes Tartuffe 
der ganz erbaͤrmlich gezeichnete Character des großen Ludwig XIV, 
bie Verzerrung bes edeln Lamoignon zum heuchleriſchen Muder, 
und der viel zu oft wiederholte Sqhnupftuchseffect) natürlich reichen 








Deutſche Poeſie. Das junge Deutſchland. 775 


eiatrug, und zwar nit blos bei einzelnen Tiraden 
Bolizet x. fondern auch im Allgemeinen. Seine abſcheuliche 
y (1835), worin er ziemlich ſchamlos feinen Atheismus und 
Fleiſchemancipationsideen zur Schau trug, traf das Frank⸗ 
Beier Anathem, obgleich der befiere Theil des Iefenden Publicume 
6 auch ohnedieß nicht gelefm hätte Neben ihn mödte ich 
inen Nebenbuhler auf der Bühne, Heinrih Laube‘) aus 
Berottau im Schlefien (geb. 1806) ſtellen, der auch als Novelliſt 
Reifenovellen, die Bandomire, Gräfin Chateaubriand) einen 
hrenvollen Platz unter Deutſchlands neueren Romanſchriftſtellern 
animmit und ebenfalls durch ſeine die Zeitſtimmungen hoͤchſt 
Abit benugenden Luſt⸗ und Schauſpiele mit Recht einen nicht 
ringen Ruf erlangf hat. Haben auch einige feiner Gtüde, 
He Monaldeschi, Rococo, Struenfee, nicht einen ſolchen allgemeinen 
brfolg gehabt, wie die Gutzkow'ſchen, fo lag dieß doch mehr In 
m Berhältniflen, und fein Gotiſched und Gellert, beſonders 
ber feine Karlöfchüler haben mit Recht bei manden Unwahr⸗ 
Meinlichkeiten den Beifall davongetragen, den ihr kuͤnſtleriſcher 
Berth beanſpruchen kann. Daß feine Deutſche Literaturs 
eſchichte (1839) nicht fo gerieth, wie fie bei einem fo ges 
kandten Autor, wie Laube if, hätte gerathen fönnen, liegt doch 
vehl in feiner für wiſſenſchaftliche Arbeiten allyugroßen Fluͤchtig⸗ 
et, was ſich auch befonderd aus der völlig mißlungenen Be 
wbeitung der früheren Deutfchen Literaturperlobe ergiebt, da bie 
Mieren Abſchnitte beſſer gearbeitet find. In demſelben Genre verfuchte 
Ih ein anderer Schildhaler derſelben Schule, Theodor Mundt’) 
me Potsdam (geb. 1807), deſſen Kunſt der Deutſchen Profa 
1837) chenſo geiſtreich als Literachiforifh wichtig IR, wogegen 
eine Borlefungen über allgemeine Literaturgefhiäte (1846) eben 
we als ſolche zu betrachten find; denn enthalten fie auch viele 
seffenbe und geifivolle Bemerkungen, fo find fie dod immer zu 
Werfligtis, um eigeniliches wiſſenſchaftliches Intereſſe beanſpruchen 
2 n verfen. Höher Reben feine Borlefungen über die Literatur 

— san, befauntlih eine Art Fortſegung von 

. von et Geſchichte ver altm und neuen Literatur, 

m Ber durchaus leine Schaude macht. Am Seſqia⸗ 
hm — And feine kritiſchen Characteriſtiken (Jodialus 









776 Deutſche Poefie. Das junge Deutfthlaud 


1835, Diosfuren 1836 x., Freihafen 1838 x., Pilot 1840 2) 
und feine Reiſeſchilderungen; in feinen Novellen iR er nicht ga # 
glüdlih, denn es fehlt ihnen das wahre, beiebende Princh 
(. B. Thomas Münzer, Mendoza), und id möcte ihnen fogar die feiner 
Frau Luiſe geb. Mühlbach (1814) vorziehen, welche es übe 
fi) gewonnen bat, verföhnend die obfchwebenden foctalen Ess 
flicte zu behandeln. Leider Bat aud er In feiner in den Boͤdn 
iſchen Bädern fpielenden Novelle: Madonna, Unterhaltungen mit eine 
Heiligen (1835), iene heilloſen beflructiven Orundfäge vom freis 
Weibe aufgefellt, welche zur Auflöfung aller ſittlichen Berhätmiß 
führen müßten. Darum wir Caſanova ale Muſter Ye 
Bildung dargeftellt, und durch Miſchung von Andacht unv Eh 
delt wird die Vereinigung des Proteſtantiomus und Catholic 
mus erzielt. Deshalb flieht auch elgentlih ale Novelif da 
anderer, wenigfiend dem Geiſte nah mit dem jungen Deuticlam 
verwandter Dichter höher, naͤmlich Ferdinand Gufar. 
Kühne‘) aus Magdeburg (geb. 1806), der jehige geiſtreiie 
Herausgeber der Europa (feit 1846), denn feine Kiofternovdden 
(1838) gehören zu dem Beflen diefer Art, und feine Männtice 
und Weiblichen Charaktere (1838), ſowie feine Portraits und && 
bouetten (1843) laſſen ihn als ebenfo verſtaͤndigen und fharffirnnigen 
als freimüäthigen Beobachter erſcheinen. Endlich mag noch im 
wiſſenſchaftlichfte von allen Gliedern dieſer Säule Lupdoff 
Wiendarg’) aus Altona (1803) bier erwähnt werben, de 
gegenwärtige tapfere Kämpfer für Deutfchlande Rechte gegen dh 
Daͤniſchen Nebergriffe, denn feine aͤſthetiſch⸗kritiſchen Schriften 
zeugen durchweg von einer Bediegenheit des Wiſſens, cum 
Durchdrungenheit von Begeiſterung für Recht und WBahrkelt, 
Daß es nur zu bedauern If, daß er noch fein größeres, wollen 
ſchaftliches Werk, fondern immer nur ephemere, die Zeitfragen 
berührende Schriften in die Welt gefhidt hat. Daß, übrigene 
der Sıyl bei allen genannten Dichtern und Gritifern durdhgängkg 


piquant, oft fogar vollendet erfhelnt, bedarf faum der Erwähnung. 
1) S. 2. —— ———ã— — Kot Literatur u. Cultu 

Shearacteriftiten. Epsg. 1839. 8. © Henfe, Deutiche Dichter ber Gegen 

wart. Grläuternde u, Eritifche —8 gen Gangerpanfen, 18 1842. 5 * 

BGutzkow, Götter, Helden, Don Ouirote. X mmungen zur Beu 

literariſchen Epoche. Hamb. 1888. 8. u. * ge * Geſchichte der —& 

kiteraiur. Gtuttg. 1839. IN. 9. 12. &. D. Marbach, Ueber moberne & 


‚Deut Poeſe. Das junge Deutſchland. 777 


* 5* et Heine. Dritte Sendung: Su * mat 
u, die ſchwäbiſche Schule, Betting, Ra 1030⸗ 


7 Rardifus. G. bram. Maͤrchen. 890.8. Rübegah!. G. dram. 
R. ebd. 1829. 8. Deutſche Streckverſe. Heideld. 8 8. 
—8 Selammelte Schriften. Hamb. 1829—34. 1835. XIV. 8 Sam, 
840. VII. 8. Dazu bh DL. XV. Paris 1838. 12. Bd. XVI. ttg. 
Bio. 16. Gefammelte Schriften. ebd. 1840. V. 16. Nachgelaffene “ 
Kannd. 1844—47. IV. 12. u. Gef. Schrift. & XVII. Sranı. Schr, u, 
kadıtr. m. Biogr. kpzg. 1847. 16. cf. Ed. Meyer, Gegen 8. Börne, 
u 18. —— 3. d. Beurth. d. Borneſchen Br. 6. 
8. F. Backhaus, L. B. in ſ. liter. Wirken. Br 1837. 12. 
ann, Börne als Ehar. in d. Liter. Frkft. a. M. 1837. 1841. &. 
xine, lieb. 2. Börne. Hamb. 1810. 8. K. Gutzkow, Börnes 
Mo. 8. u. nt Werk. Bd. VI, B 1—30%. — Rachtr. zu ‚Werk, 6.%, 
Kalle. Moderne Reliquien. Bd. 


4) Das Buch der Lieder. Hamb. 1827. 8. V. X. ebd. 1844. 8. Wene 
Bedichte. ebd. 1844. 8. Atta Troll, e. Gommernadtötvaum. ebd. 1er. & 
be d. deax mond. T. XVII. p- 973 40.) Seite. —— 8, KReiſe⸗ 

Hamb. 1830 - 34. IV. II. ĩ. ebd. 184044. III. RW. 8. Der Galon. 
be. ter IV. 8. cf. @teiamann. im Taſchenb. f. Deutſche Lit. 
I. Sat 1 PS, M. J. Stephani, % Su u. ein Blick auf u 

—— . 8. ®. Pfizer in d. Deutii Vierteljahrfche. 1838. 1, * 

87—-247, Rodnagel, Deutiche Didier 2 Si Koenwart. Darmft. 1842. 9. L 
—*— a Iber über H. H. Frkft. 1840. 8. X. Boden, Zur — 
—X 8. Saphir Humoriſt 1837. nr. 8 —— ften. Od. 
25 Si bendzeitung 1846. nr. 37. eong. 10a u. 

I. M. Meyr, Ueb. d. poetiſchen "Richtungen unferer 3 t. Seine, Platen, 
lan, Nüdert, das junge Deutfchland, Erlang. 1838. 8, 


5) Sefammelte Werke, Vollſt. umgearb. A. Frkſft. 145—46. XII. 8 
atiſche Wäerke. Lpag. 1842 sq. IV. 8. Vermiſchte Schoiften. 
842. u. 8. S. H. Son 8 K. Gugkow u. b. Gutzkowgraphie. Mannh, 1 
2, Sendſchreiben an 8. ©. 8. e. Freunde d. Wahrheit. Mannh. 1886. 
. Beitung 18944. Db, 1. 5* 122 2 9 Aben dzeit. 18471. ar. 6-16, 
yamb, lit. Bl. d. Boͤrſenh. 1846 


6) Moderne Sharasteriftiten. Manns, 1835. II. E. Relfenovellen. e% 


wi 


. Mannh. 1834-56. VI. 8 Das Jagdbrevier. Fa 1841.16. Sram 
oſe Mannh. 1846. iu. Drei Königeflädte,. im Norden. 

8. Die Banbomire. Sur, en. Mitau 1842. II. 8. Graͤhn 
Imabrfand. Epzg. 1843. SIT. 8. II. U. e66.1847. HI.8. Dramatiſche iierke. 
. 1845 aq. I--V. 12. 

T) Sefammelte Schriften. Tpzg- 1843-44. II. A. Charactere und &%b 
nationen. Wismar 1837. 8. Spaziergänge u. Beifahrten. Altona 1B38— 
* IM. 8 8. Bölkerihau auf Reiſen. Stuttg. 1830 8. Die 

© Gefellihaft in Ibcem neurren Gutwidelingen und Problemen. Berlin 


BM, 8. 40. 
9) Weibliche und männliche Eparacteez Lp *8 11.8. ——— 
bd. 1838. 11. 8. Sospiri. Blätter Benfaw. 1888, 8, ı. 


9,6. €, Wien —— Marb. 1020, 6, — Wiss 
Wichte Schriften. zherg 4.0. junge Eraser. mar. 18. 8 Doms, 


118 Dentfige Poele Epos. 


a een durch den Thierkreis. ebd. 1835. 8. Aelteiiikeiin 
$. 712. 


Es Hieibt jegt nur noch übrig, bie anderen Diktungiaie 
der neueren Literaturepoche zu befprecdhen, unter denen alludiuß 
die Lyrik, vorzuͤglich die politiſche, das Drama u % 
Novelle am Reich lichſten vertreten if. Ratürli IR «6 aba w 
vadezu unmögli, bier alle beachtenswerthen Bridelaungn p 
berühren, deren trog ihrer Unmaſſe immer mod eine fer meh 
Zahl iR, und Id verweife daher im Allgemeinen auf die & 
don trefflichen Blättern für literariſche Unterhaltung in gu 
Ten Zeiträumen mitgetheilten Gollettivcritifen über bie nude 
Erzeugniſſe der Lyrik, ber dramatifchen Literatur und des 3 
mans, wobei denn aud bie fleißigen Taſchenbuchrerneen von # 
dem Sabre nicht zu überfehen find, denn auch dieſe für. ie 
Salon bereiineten eleganten Sammlungen von Novellen d 
Gedichten kehren nod immer jedes Jahr wieder und ſcheim 
in äußerer Pracht in neueſter Zeit erſt wieder einen befonim 
Aufſchwung nehmen zu wollen, nachdem ber Geſchmack ar kw 
ſelben etwas nachgelaſſen hat. 


4. 718. 


Betrachten wir zuerſt das Epos, fo Liegt alleinin⸗ 
Mandyes vor, was eine ehrenvolle Erwähnung mit Rebt %e 
dient, allein es muß gleich bemerft werden, daß in ber nackt 
Zeit kein eigentliches heroiſches Cpos im firengen Styl mi 
vorkommt, ſondern daſſelbe mehr In die Lyrik hinuͤberſpielt, um 
folglich faR nur von lyriſchen Epopͤen, was fie auf P 
wöhnlih der Form nad in den werhfelnden Versarten find, W 
Rede fein kann. Im alten Style iR noch von Karl Eye 
Ebert‘) aus Prag (geb. 1801) ein nationales Heldengedicht, Wick; 
gedichtet worden, aber Ernf Konrad Friedrich Squlie) 
aus Geile (180 — 1817), fruher Nachahmer Wieland’s, I 
bereits im feinem in Sprache und Inhalt gleich ausgejeichnuca 
romantiſchen Epos Gäcilie, worin er feiner früh verſtorbene 
GSeliebten (Caͤcilie Tychſen) ein unvergänglices Denkmal geſch 
hat, und in feinem Preisgedichte (für die Urania 1818) M 


Drutfipe Poce. Epos. m 
tzauberten Roſe, deſſen wurkerichönen Verſe (Detaven) in newelir 
it nur etwa Robe tn feinem unvellenbeten Gebichte, dem 
manbten Schleier (1843), glelblommt, einen lyriſch⸗ elegiſch⸗ 
Miandeliiihen, leider aber and allmiägiiden Tom angeſchlagen, 
se dem eigentlichen Cpos nidt eigen iR. Unbedentend IR Ber» 
er Friedrich Kanngießer's aus Gtindenberg bei Magde⸗ 
ung (11774 - 1833) Tataris oder die Befreiung Schiene 
4811), und auch Adolf Franz Burdau’s aus Siralfand 
1788) Arkoöona (1828) und Mdalbert dor Preußen Apoſtel 
2831) erregten ebenfowenig Aufſehen als bed Balladen» ums 
demanzendichters Friedrich Albert Franz Krug von 
diddae) aus Gatterſtaäͤt bei Querfurt (1776 — 1848) 
Blanderbeg (1823). Lepterer hat bekannilich auch die bekannte 
Ehronifenfage, der Schmidt von Juͤterbogk (1884), In Romanen 
mm zu behandeln verfucht, und darum fügen wir bier gleich 
Inafafiud Grün, von dem weiter unten geſprochen werben 
uß, mit feinem herrlichen Epos auf Kalfer Maximiliem IT, 
wa lehten Ritter (1880), einem Romanzenkranze, an. UAus 
nefelben Schule dürfen wir noch den feurigen Lenau mit fels 
mu Savanarola (1838), der freilich faR nur lyriſche Elemente 
m fi trägt,- nicht aber mit feinem in Form und Ussführung 
verfehlten Kauft, und Carl Bed mit feinem Roman In Werfen, 
Yanls, dem Ungariſchen Roßhirt (1841), bei dem der Pegaſus 
Werdinge ein feuriger, aber au unbändiger Ungarifcher 
Denen iR, hierher ziehen. Auch Ludwig BehRein aus 
Meiningen (1801) gehört hierher, der wadere Gagenforfäer, 
ſenn fein Fauſtus (1831), feine Halmonslinder (1830), fein Luther 
4834) und befonders fein wohlgelungener Todtentanz (1831) 
nagen ſaͤmmtlich epiſches Element in Ab, wiewohl au hier bie 
Form lyriſch iR, wie er denn cbenfo in feinen Arabesfen (1832) 
md Eeineren Berichten Durdweg viel Talent zu viefem Genre 

HöhR gelungen IR ferner Immermann’s Romanzen⸗ 
| Trißan und Iſolde (1841), obwohl mir des Saweizer⸗ 
Ahters Abraham Emannei Fröhlich Ultich Zwiugli 
1840) und Ulrich von Hutien (1845), Gtrauf’s Riq⸗n 
1841)9, Pfarrius Karkmann (1841), ſowie Salomon 
Eobler’6 Enlel Winkeltichs (1837) uns Eoiumbus (1840) 
her zu ſichen ſcheinen, was allerdiags mit Eudwig Wugufl 


183: Deuſche Poeſte. Garke. 
tem, bie jemals gelebt‘ haben, und zwar ek. folder, da ui 
blos einen großen Schatz von Wiſſen in ſich aufgenommen vi 
fendern es au verdaut umd geſchickt wiederzugeben wußte. M 
hat ihm Schwatzhaftigkeit vorgeworfen, well ex jede Geh 
hervorfucht, einen Wis zu machen, und dam eine RMaſe M 
Bonmoto and den verſchiedenſten Literaturen anbringt; — 
trifft Immer den Nagel auf den Kopf, und wenn er ſih ul 
. mal in einem Eitat tert, fo kann man ihm bei der unenhäll 
Menge von Notizen, die er in feinem Kopfe herumimg TE 
gern verzeihen, denn feine Satire iR immer barmled, u 
bat von feinen beiden Göhen, Voltaire und Rouffeau, M 
Vorzüge in fi aufgenommen, und fo if aus ihm jene | 
Democritud geworben, dem das ridendo dieere verum % 
Norm iſt, und dieſe befolgt er fogar in feinen vieles hiaht 
achtenswerthe Materlal enthaltenden Büchern, die Min 
dad, Ritterwefen und das Papſtthum, wenn ihm aud ze 
indem er dad durch dieſelben eingerifiene Unweſen betrachicht 
Balle überläuft, und er dann in feiner Bitterfeit zu wer fi 
auch das Gute verfennt und das Kind mit dem Babe weil 
tet. Bon allgemeinem Sntereffe find feine Briefe eines in Da 
Ind reifenden Deutſchen, ein Buch, aus dem man lerne I 
wie man reifen fol, und das jeder Reifende beſtaͤndig aid 
buch mit fih führen follte, wenn auch die Zeiten mb SW 
fi jebt fo geändert haben, Daß der gute Weber, wen #W 
Reiſe noch einmal machen follte, Deutſchland Taum volcer d 
nen würde Allein dankbar wollen wir ihm für alle 
Bücher fein, denn man Tann aus ihnen unendlich viel 
und zwar nicht blos Rotizenfram, fondern au practiſche MM 
erfahrungen. Haben wir kurz Ludwig Dantel Zaffeif 
(1769 — 1881) feiner und Theodor Heinrich FriedridW 
aus Königsberg in der Neumark (1776-1819) grober Seit 
dacht, fo wird uns aud Karl Friedrih Moritz Say 
eigentlich Mofes, wie er früher hieß, aus Peſth (1794), 
Augenblicke befchäftigen, deſſen Talent in WBorifpielen und CM 
bourgs wirklich fabelhaft iſt, und ber bie Kunſt beſttzt, audit 
unbedeutendften Dingen feine Laune, bie übrigens heiter gemüchl 
zu uͤben. Mehrere ver won ihm in dieſem Sinne gefetigin 





























Deutſche Poeſie. aenſches Epos. Satire. 7 


nicht NRüdert’s Weishelt des Brahmanen (1386— 

m, welche er ſelbſt nur für Beagment gehnkten wiſſen will, 
ee gleich ein reicher Born fofbarer Lebenaphliefopgie im Adt mor⸗ 
indiſcher Sprache und Gedankenfolge if, ſowie dad Laienbrevier 
jeferes und Sallet's Gegenſtuͤk, das Laienevangellum, von 
men aber das lehtere viel zu viel erzwungenen ˖ Humor enthaͤlt, hier» 
e-rechnen will. Im kom iſchen Epos haben wir freilich Goe⸗ 
dr’ 3 trefflichen Reinicke Fucho (1794), der eben durch Die 
fung der Babel von Seiten des großen Meißers zum 
kiginal geworden if, allein Karl Gottlieb Präpel’s aus 
u in der Nieverlaufig (1791, nicht 1785), des launigen 
jählers, Feldherrnraͤnke (1815) find eben nur eine ſcherzhafte 
bung, und Baggefen’s Mau und Eva Hat nur 
meine gelungene Stellen und iR zu gefänfelt, Derſelbe Mangel 
naht ſich auch für den Uneingeweihten an Anafafius Srän’s 
Melungen im Frac (1843), troß ihres feinen, aber tiefer llegenden 
Jemors, bemerfbar, denn es fehlt ihnen das wahre belebende, alle 
naͤndliche komiſche Element, welches Earl Auguſt Kortum’ 6!) 
BO Mühlheim (1745—18324) Iobflade (1783) anszeichnet; 
We mag audy mancher gelehrte Kritifer über dieſe tseffliche Sa⸗ 
ine gegen Zopfgelchriamkeit und Pedanterie vornchm hinwegichen, 
Bahr iſt Vieles Darin, wenn and mit grellen Karben aufgetragen, und 
We Rupise Eraminatoren, wie dort in der berühmten. Eramenſoene 
den Pranger gefiellt werben, und fo lüderlihe Candidaten giebt «6 
mare noch. Ein Pendant dazu von F. Hallensleben, bie Toͤf⸗ 
Made (1836), iR mißlungen. Bei diefer Gelegenheit ermangele 
d niqht, noch auf einige treffliche Satiriler in Yrofa aufwerffam zw 
Bien. An die pipe fielle ih die hoͤcht launige Hammel, 
Miger Reife (1318) des befanntn Ritters Karl Heinrid 
on Lang?) aus Bulgheim bei Dettingen (1764—1885), 
he: mit viel unfdufnigerer Ironie geſchrieben ift, als feine Denk 
Kardigfeim, worin er ſchonungslos und perſid ten Mantel 
manchem ihm mur auf confidentielem Wege wmitgetheilten 

Ä iſſe abzieht, aber allerdings hoͤchtt wichtige Materialien 
br die Geſchichte feiner Zeit bietet, Weit fruchtbarer iR der 
Berfafier des Demokritus Carl Julius Weber?) 

W Sangenburg (17607 — 1832), einer ber beleſenſten Gelcht⸗ 









784 Deultſche Poeße. Epigramm. 


unter dem dunkeln Laubdade aufſuchen, wie jener dilike 
Bun, und nur die herrlichen Glockendiebe Eduard Nörtte® | 
aus Ludwigsburg (geb. 1804), deſſen Gedichte auch fo mi 
in ihrer ſeelensolen Gemüthlickeit mit ihrem leiten Aug 
von Humor zu ben beften Erzeugniflen der jüngern Shwäbliäe 
Schule gehören, haben trogdem, daß ihrem Verfaſſer der ke | 
loͤmmliche Herameter im Wege land, und er zwei gan —— 
Schwaͤnke zu verbinden hatte, jener holden Schönen dem Dre | 
freitig gemacht. Auch Abraham Emanuel Bröplie”) 
gehört hierher, der fromme Schweizerdichter (aus Bruge, gi 
1796); denn abgefehen davon, daß er der einzige wahrkaf ! 
deutende Yabeldichter der Neuzeit iR, bat er aud mit giein 
Geſchick die Zeitfragen, freilich fafl immer aus vaterlän 
Boden, in heiterer Laune zu beleuckten gewußt. In ver pom 
tiſchen Epiſtel ift faſt gar nichts geleiftet worden, und ach 
im Epigramm hat feit den Zenin zwar A. W. von &äl 
gel wieder dieſelben Saiten angeſchlagen, aber ihr Ton 
und nur unangenehm und ſchaͤndet ihren Sänger; Gaji 
bat zwar feinen Verſuchen jenen berühmten Namen gensbm, 
lein e8 {ft auch bei ihm nur bei dem Namen geblieben. Jedoq 
bemerken, daß allerdings Einzelnes unter den Dichtunga 
neueren Zeitpoeten vorfommt, wa8 ben Namen „Gpigrams‘ 
vollem Maße, befonder6 in dem politifhen Genre, 
allein -ald befonderes Zah Tann man daffelbe doch nid 







führen. 
1) Die Jobfiade, e. komiſches Heldengedicht. Hamm 1799. HL 8 
u. bevorw. v. Enkel’ d. Ve Wa ge °.».. .. T V. %. ebd. 1839. 16, 


2) Merkivürdige Reife über Grlanen, Dresden, Saflel, gu 
Bammelburg. I—XIte Fahrt. München, Ansbach u. Rürnb. 
3) Sämmtlihe Werke. Stuttg. 183345. XXX. 8 —S 
—e Papiere eines lachenden pbilofophen. Sinti. 1843. IM. 
land od. Briefe eines in Deutſchland reiſenden Deutſchen. 
1826-27 1835-36. 1844. IV. 8. f. Zcitgenoff. IT R. Bb. Y. . 


4) Welt u. Zeit. Del. Wh. I-IV. 1618. Bd. V. Eiutig 

Bd. VI. eiderb. 1823. | 

Erfter, zweiter "und. dritter feisfäer Beitgug. Be. ua 
Gatirifcher 36 piegel. ebd. 1816—19. VII. | 

6) Sumseifi: e Abende. ©. Gyelus Bari, Augsb. 1830. 16. 

meite Schriften. Stuttg. 1832. IV. 8. R Sch . Münd. 18 

12. a — am Plaudertifche, Berl, 1843. HB. 12. i | 

Epag. 1 . Wilde Rofen. ebd. 1847 16. 


Deutſche Poeſte. Idylle. 183 


Kite find wirklich In ihrer Art ausgezeichnet, und darum mag 
Her neben ihm ber geichrte Bibliograph, Polyhiſtor und geiſt⸗ 
We Herausgeber des Deuiſchen Charivari (ſeit 1842) Eduard 
Naria Oettinger’) aus Breslau (1807) feine Stelle finben, 
heſſen Joujoux und Rarrenalmanad von Wis fprühen, und ber in 
Rinen humoriſtiſchen Romanen ebenſoviel Erzähtungstalent ale At 
Mies Salz zu verbreiten weib. Uebrigens hat er durch die Gründung 
Kine Journals jedenfalls zu zwei hoͤchſt witzigen und geiſtreichen 
Inlichen Blättern Beranlaffung gegeben, Ich meine zu den Muͤnch⸗ 
Her Fliegenden Blättern (f. 1846) und zu den Düfielvorfer 
Menatöblättern (ſeit 1847), welche ſich die Wufgabe geftellt 
Waben, alle Kiafien der Gefellfchaft unferes Baterlandes mit Ihrem 
Mearfen Saugenfalz zu begießen und rein zu waſchen. Daffelbe 
hat wit großem Freimuth und Geſchick Adolph Blashren» 
ker’) (pfeudonym Brennglas) aus Berlin (1816) für feine 
Baterhadt in feinen ſcheinbar niebrigen Volksbildern mit großem 
Biäd verfucht, wenn auch bier und da einige ſchlechte Witze 
et unterlaufen, und darum if ed nur zu bebauern, daß ber in 
| Ironie wahrhaft unübertreffihe Bufav Theodor 
Gehner aus Großſaͤhrchen in der Niederlaufig (1801), ber 
fine ſatiriſchen Donnerkeile unter dem Namen Mifes in bie 
Weir ſchickt, nicht mehr fehreibt und nur ephemere und fpecielle 
Vegenſtaͤnde (gewöhnlich aus der Medicin) in feinen Bereich zieht. 
An kleineren befchreibenden Gebichten fehlt es auch nidt, 
waier den größeren verdient eigentlih nur Behftein’s Sonn 
%g (1852) Erwähnung, befim ganze: Einrihtung mid an bie 
Weiter gemüthkiche Idylle erinnert, in welder Chriſtian Nuguf 
Soitlob Eberhardꝰsꝰ) (1700 — 1845) aus Beleg eye: 
Vennchen und die Kächlein zwar feine NRebenbuhlerin von Hermann 






WW Dorothea geworden iſt, aber Doch die wielen Auflagen, weite 


M erlebte, mit vielem Rechte verbient, denn die ganze Treu⸗ 
Yerpafeit ihres Verfaſſers IR in dem meloblöfen Gedichte mie» 
grist Ein anderes idylliſches Bericht von ihm, der erſte Manic, 
Zerligens Walrfränfeln (1843) mit ihrer Giafioge won 


Waldesgrun und labyrinthiſchen Laubgängen, Bin 
“m und Oueien mit Recht manden Phaniaſten gelodi, es 


nicht tief genug, obgleich anmuthig. Im neueſter Zeit hat 


194 Denſſche Perfie. Epigranmm. 

waser den bumlein Saubbase aufmfuchen, wie jener 

Mitter, und nur die herrlichen Glodendiebe Eduard Mörike * 
aus Ludwigeburg (geb. 1804), deſſen Gedichte auch fo meh 
in ihrer ſeelenvollen Gemüthlihfeit mit ihrem leibten Auſing 
von Humor zu den beſten Erzeugniſſen der jüngern Schwäblide 
Schule gehören, haben trozdem, daß ihrem Berfafler der km 
kömmlidye Herameter im Wege fland, und er zwei ganı iſelim 
Säwänte zu verbinden hatte, jener holden Schönen den Preis 
Meeitig gemacht. Auch Ubrabam Emanuel Hröhlia") 
gehört hierher, der fromme Schweizerdichter (aus Brugg, ge, 
1796); denn abgefehen duvon, daß er der einzige wahrhaft ie 
beutende Yabeldichter der Neuzeit iR, bat er aud malt großem 
Geſchick die Zeitfragen, freilich fa immer aus vaterlänniiden 
Boden, in heiterer Laune zu beleukten gewußt. In der por 
tiſchen Epiſtel if faR gar nichts geleiftet worden, und aus 
im Epigramm hat felt den Zenin zwar A. W. von Edle 
nel wieder biefelben Saiten angeſchlagen, aber ihr Ton berät 
und nur unangenehm und ſchaͤndet ihren Sänger; Sue 
bat zwar feinen Berfucen jenen berühmten Ramen gegeben, ar 
lein es iſt auch bei ihm nur bei dem Namen geblichen, Jedoch if 
bemerken, daß allerdings Einzelnes unter den Dichtungen de 
neueren Zeitpoeten vorkommt, was ben Namen „Gpigramm“ ui 
vollem Maße, befondere in dem politiſchen Genre, beaufpradti 
allein -ald befonderes Fach kann man daffelbe doch nicht anf 
führen. 


1) De Jobfiake, e. —S gi yımm 17 1799. HL 8 AM 
uw bevorw. v. Enkel d. Verf. W « 1839. 16, 
2) Merkwürdige Reife über Grlangen, Beesben, Saffel Fulda md 
melburg. I—Xite Zahrt. München, Ansbach u. Rimb. 18183 8 
- 3) Sämmtlihe Werke. Stuttg. 1838—45. XXX Demokritos 
gintertaffene Papiere eines lachenden Diflofopfen. —— XII. 
eutfhland 08. Briefe eines in nt 
1806 7* 1835—36. 1844. IV. 8. —— . DIR Bd. VLR 


ve. 25 ——— Bd. I-IV. 1046 - 18. Bd. V. Ekuttg. 18%. 
ee Me ach er und Ka 8 Feldzug. Berl. 1814-16. 8 
RE N ee 
kpzg. 18%. 11. 8. Wilde Rofen. ebd. 1847 16. 


Dercſche -Poche. Lyrik o85 


2. 7 Buch der Liche. Beri. 1838..12. MI. A. 1847. 12. Jowjowx. Hk 
ber. at. Leſekabinet. Epzg. 1843 sq. 12. Narrenalmanadı. ebd. 1843 69. 
‚ Dıket ebra. Memoiren e. Epikuräerd. Epzg. 1842. VII. 16. 1847. 
116 x. . 


M Berlin wie es it und trinkt. . 1861. nq. 8 Jutereſſante Char 
octeriftifen a. d. Berliner Bolksieben. Dirt 1837.13. XII. 8, —5* 

en aus dem Berliner Volksleben. ebd. 1841. sq. 8. Die jüngſte Walls 
mrgiöngcht. Bern: (1842) 8, u. &. 


‚: 9) Sefammelte Schriften. Halle 1830: XX. 16. Der erfte Menſch und 
He Erde. Halle 1828. 1834. 8. Hanchen und die Küchlein. Halle 1322. 8. 
E. A. &pıg. 1844. 16. 


10) 8. Fr. TH. Viſcher, Kritifhe Gaͤnge. Tübing. 184. Bb.IT. — 
Bebichte. Gtuttg. 1838. 8. Iris. E. Sammi. erzähl. u. dram. Dicht. ebb. 
Be. 8. agent vom Bobenjee oder Fifher Martin u. bie Glockendiebe. 
Biuttg. 8. 


hs. 11) Zabeln. Aarau 1825.1829. 8, Elegien an der Wiege u. Garg. Epse. 
35. 8. Das Evangelium St. Iohannis in Licdern. Epag. 1835 12. Der 
unge Deut « Michel. Geb. Zürich 1843, 8. 


$. 715. 


Es IR oben ſchon bemerkt worden, daß die Lyrit in der 
malen Zeit die meiſten Vertreter gefunden bat, und darum 
wollen wir jetzt bie namhafteſten der ihr angehörigen Sänger zu- 
fommenftellen, und zwar nach dem Borgange Goͤdecke's des gelchrten 
Beunero derſelben, (Deutſchlande Dibter von 1813 —43, 
Senn. 1844. 4.), nach den einzelnen Ländern Dentfhlande, 
Venen fie angehören, diefelben zu gruppiren ſuchen!). Beginnen 
wir mit Weſwhalen, fo wird vor allen der jebt in England In 
einer Art freiwiliger Verbannung lebende kunſtreiche Ueberſetzer 
Serdinand Freiligrath?) aus Detmold (geb, 1810) zu nennen 
kin, ein-mit einer außerordentlih lebendigen Phantafle begabter 
Dichter, der befonders in den aus der Loealitaͤt tropiſcher Länder 
hetgeholten (exotiſchen) Gedichten eine wunderbare Kraft bewieſen 
B. im Koͤnig der Wuͤſte), zugleich aber auch, was die Form 
langt, zuerſt in Deutſchland die aus Alexandtinern gebildete 
Etrophe angewendet bat. Er hat ih in neuerer Zeit beſonders 
der radicalen Partei in die Arme geworfen und in biefem Sinne 
me Menge an einzelnen. Schönheiten reicher, aber in höchſt 
wider Yhantafie ſchwelgender Gerichte, von denen eimelme je 
doch ſchwuͤlſtig genug find (3. B. das durch die Leipziger Auguſt⸗ 
ereigniſſe von 1845 hervorgerufene fliegende Blatt, das wahrhaßten 

Grüße, Haudb. d. Liserärgerchichte, ILL, 50 


786 Deutſche Poeſie. Surf. 


Terroriomus athmet), verfertigt, die merkwuͤrdig von ver Zub 
beit feiner früheren Muſe (J. B. des Orakels der Blumen) de 
ſtechen. Hub Heinrih Stieglig?) aus Mrolfen (geb. 186%, 
befannt durch den Dpfertob feiner Frau, gehört wegen va i 
feine frühere Entwicklungsperiode fallenden Gedichte hierher, fm 
die in der poetiſchen Erzählung ausgezeichnete Annette Eil 
faberh von Drofe zu Hülshof aus Münfter (Beikk 
1838), ihr Landsmann, der elegante Kritiker und Novelit du 
vin Schücking (1810), der Gpigrammatil Ludwig Bill 
aus Wevelinghoven bei Aachen, ein Joraelit (geb. 1807), Ihe, 
wie der Borige, etwas zu überfpannt liberal (Gedichte (166 
der gluthvolle Ehrifian Joſeph Matzerath aus im 
bei Juͤlich (1815 geb., Gedichte 1838) und endlich ber from 
Victor Strauß aus Büdeburg (1809 geb., Gedichte 184, 
Lieder für die Kirhe 1843). Reicher noch IR ver Rhein m 
treten. Hier ragt vor Allen Karl Joſeph Simrocky m 
Bonn (1802) hervor, der berühmte Sammler ver Deutida 
Bollobũcher, der fein ganzes Streben dem Deutfcgen Alterthum widae 
und fi fo in den Geſang deſſelben hineingedacht hat, daß ki 
eigenen Dichtungen faR in dem Tone der beften . sitihek 
Ddeutfchen Gedichte erklingen. Mit welchem Geſchicke er übrige) 
das deutſche Alterthum zu verjüngen verſteht, bezeugt Mit 
ausgezeichnete Mobernifrung des Heldenbuchs. Unter kim 
Bleineren Poeſieen ift ihm Die Ballade und Romanze am Bein 
gelungen. In letzterer Hinſicht, der poetiſchen Bearbeitung M 
Gage, find auch ausgezeichnet Ph. K. Joſeph Anton Bil 
beim Smets (auf einer Reife feiner Mutter zu Real 179% 
geboren, Gedihte 1840), Karl Wolfgang Wilheln 
Müller (Balladen und Romanzen 1842), Guftav Par 
sius, der Nachahmer Simrocks ıc. Den Umpichter (7) des Rhede 
lieds (angeblich iR das Original eine Art provincielles Voll⸗ 
lied*) Nicolaus Beder (+ 1846) kennt Jedermann, aM 


®) Abgebr, u. d. Zit.: Dat Ohnderleed, in d. Mundart der Gegmb 
von Obenthal u. Schlebuſch, b. Firmenich, Böllerftimmen Bo. I. $; 
Drei andere Variationen, in ben Munbarten von refeld, Weſel und Dingde 
* —— p. 411. 374. 375) ſcheinen aber dem Becerſchen Eiche di 


Deutfhe Poeſie. Lyrit. 7187 


delheid von Gtolterfoth, Stifisbame zu Geiſenheim, 
je ebenfalls viele Rheinfagen (1835. 1839) poetiſch bearbeitet 
at, iſt nur gemuͤthlich, die höhere poetifche Weihe fehlt ihr, und 
»_ füeht fie tief unter dem berühmten Eduard von Schenk 
ws Duͤſſeldorf (L788— 1841), defien Dichtungen aber freilich trog 
red Schwunges zumellen etwas zu frömmelnd ausfehen (Chriſtliche 
Halmbiumen 1831 Charitas 1834 — 42). Danun Heine, ber 
gentlich hier zu nennen If und deſſen Buch der Lieder zu ben hervorrag- 
endften Producten diefer Schule gehört, fhon oben erwähnt wurde, fo 
bließen wir gleib Heinrih Kinkel aus O:berfaffel bei Bonn 
1815) bier an, der ein fehr bedeutendes ſelbſtaͤndiges Talent in feinen 
Zedichten (1842) bewiefen, und in feinem oben genannten, größeren 
Bebichte, Dito der Schüg, neben anmuthigen Schilderungen und 
pohlktingenden Verſen eine wahre poetiſche Weihe verrathen hat. 
Inter den Eifaffer Dichten fleht ein Berwandtenpaar obenan, das 
it bloß zu den beiten Lyrikern ihres Baterlandes, fondern 
berhaupt Deutfhlande gehört. Ich meine Ehrenfried Stö«- 
er aus Straßburg (1779—1835)°), beſonders bekannt 
urch feine Gedichte in Straßburger Mundart, und feinen Sohn 
udwig Wolf Stöber aus Straßburg (1810), der in 
Anen Liedern und Balladen überall im Begenfape zu feinem 
Bater befonders einen frommen Ernft zur Hauptaufgabe feiner 
Rufe gemacht hat. Reben diefen Dichtern werden noh Aus 
uR Lamey aus Kehl (1772), ein tüctiger Republifaner, 
Jeorg Daniel Hirk aus Straßburg (1804), Friedrich 
>tte, der aber eigentlih G. Zetter heißt, vorzüglich im Sagen⸗ 
aften ausgezeichnet, und Karl Candidus, ein aͤchter Volles 
ichter, hervorzuheben fein. Fuͤr Heffen würde Franz Dingel- 
‚edt‘) aus Haldborf in Oberhefien (1814) vorzugöweiſe genannt 
‚erden müflen, der früher zu ben politiſchen Dichtern zählte, ohne 
Doc ultraradical zu fein, fpäter aber andere Gegenſtaͤnde in 
en Bereid, feiner Mufe zog. Biel weiter ging früher noch 
luguſt Adolf Ludwig Follen Gollenius) aus Gießen 
1794), der uͤbrigens noch das alte wichtige Element der Bur⸗ 
Henfhaft, die Froͤmmigkeit, treu bewahrt und die Kraft des 
Yeutfhen Jugendmuthes befonders auch auf feine hiſtoriſchen 
Dichtungen übergetragen hat. In Baden ragen Hle io Wil» 
50 


2 


788 Deutſche Poeſie. Lyrik. 


beim Schreiber (1765) aus Kappel In Baben, burg hie 
Romanzen und Balladen bekannt, Auguſt Scänezler (m 
Auguſt Palmer genannt, aus Freiburg im Breißgau 1806 
Eduard Brauer und Joſeph Bader, hauptfädlid ıldp 
ſchickte Bearbeiter alter Gagenfloffe, hervor, wie die Samnlng 
des Erfteren und Lepteren ausweiſen. Yür bie Schw I 
befonder6 unter den zahlreichen Sängern ihrer Berge, wäh 
früher ihre Wieder in dem Taſchenbuche Alpenroſen (1811-8) 
niederlegten, der liebensrwürdige, gemuͤthvolle Johann Rudell 
Wyß (1731 — 1830) aus Bern (Legenden und Gage), M 
gelehrte Geſchichtſchreiber der Geſchichte des Proteflantiind 
Kari Rudolf Hagenbad aus Bafel (1801), der fen p 
nannte Fröhlich, der anmuthige Landſchaftsmaler Karl Ku 
bolf Tanner aus Aarau (1794), deffen religlöfen Gl 
übrigene aus der ganzen Schule die vorzüglichkien find, und ber ia 
didact Gottfried Keller (Gedichte 1847), deffen liebliche Baia 
ungeträbt von aller politifchen Schwaͤrmerei, lediglich der Bir 
hal eines wahren Patriotiemus und reiner Begeiferung fr # 
Berge und grünen Thaͤler ſeines Vaterlandes find, anpfüns 
Was die Schwaͤbiſche Schule anlangt, fo find bie ” 
Hauptfährer berfelben bereit6 oben erwähnt worden. An Di 
ſchließen wir noh Karl Friedrich Hartmann Rayıı 
Neckar⸗Biſchofsheim im Kraichgau (1786), deſſen friſche Rate 
ſchilderungen (Lieder 1833, Gedichte 1840) vorjzaglich ande 
den trefflichen Romanzendichter (Rieder 1823) Karl Grünciid 
aus Stuttgart (1802), gegen den der unten zu nmennende 
bert Knapp indemfelben Genre fehr zuruͤcſteht, den leider 
verftorbenen, aber verbildeten Wilhelm Friedrich BWalblie 
ger”) aus Heilbronn (1804—30), deffen Gedichte freilich Amel 
ſchwuͤlſtig und undurdgearbeitet erſcheinen, ben talentvollen 
Hermann Kurt aus Reutlingen (1813 geb., Gedichte 18%, 
Ditungen 1839), den ſchwungvollen Wilheim Zinn? 
mann aus Stuttgart (1807 geb, Gedichte 1832, 189) 
den frommen Eduard Vogt Gebichte 1839), der ed m 
nem ſchoͤnen Gedichte; Die Lieder der Zeit, gewagt balı 
modernen Richtung der neueren Tendenzpoeſie fühn en 
zutreten, den zartfinnigen Naturdichter Nichas Mälle 


Deutſche Poefie. Lyrik. 789 


angenau bei Ulm (1809), der (er iſt Schriftfeger) bekannilich 
ine Lieder (1837) felbft febte, corrigirte und drudte, und bie 
aſt altzufräftigen, beinahe wilden, aber wahrhaft poetiſchen Ge⸗ 
mge Alexanders Grafen von Württemberg (geb. 
804 zu Kopenhagen, gef. 1844). 

Was Batern anlangt, fo müffen wir natürli hier den 
tönig Ludwig (1786 zu Straßburg geb.) voranflellen, befien Ge 
ichte ſich ſowohl auf dem politifhen als rellglöfen Gebiete bes 
pegen, und befonderd in ſprachlicher Beziehung bier und da Ans 
of gefunden haben, obgleih fie andererfeit6 ziemlich viel Lob 
mieten, was er übrigens ſelbſt fehr richtig zu würdigen wußte 
Difihon an mid: „Daß di nicht taͤuſche das reichliche Lob, 
enn was du gebichtet, Ungeprieſen blieb's, ſaͤßeſt Du nicht auf 
em Thron”) Allerdings verfhwinden alle andern Lyriker dieſes 
ambed ganz vor zwei demſelben Boden “angehörigen Dichten, 
eren Namen ih nur zu nennen habe, um der Beiflimmung jedes 
Bebifveten gewiß zu fein. Der erſte IR Friedrich Rüdert®) 
us Schweinfurt (1789), der auch unter den patriotiſchen Dich» 
en dieſes Zeitraums bereits‘ genannt worden iſt, obgleih er 
nerſt nur als Freimund Raimar befannt war. Er if ein wirk 
icher Dichter, und fat Alles, was er fchreibt, iR wahre Poeſie. 
Darum hat er fid auch in allen Formen der gebundenen Rebe ver» 
ucht, und als Techniker ſteht er unübertroffen da; ja. wenn aud) 
eine dramatifhen Werke aus inneren Gründen fih nidt zur- 
virklichen Aufführung auf der Bühne eignen, fo enthalten fie doch 
Nele meiſterhafte Inrifche Gebilde. Merfwürbig IR es, daß er trotz 
eines Eindringens in die Myſtik des Orients fi doch ganz 
sin und ungetrübt von dem Einfluß derfelben erhalten hat, indem er 
6 Geheimniß, eine wahrhaft poetiihe Weltſprache entdeckt zu 
yaben, treu bewahrt, dabei aber fein Thema: Weltpoeſie iſt 
Beltverföhnung (3. B. Welt und Ich, Sclußlied x.), überall 
mrchfuͤhrt. Hat er zuweilen auch manches weniger Bedeutende, 
deniger Tiefe, faſt Ungenuͤgende geboten, ſo mag dieß ſeine Ent⸗ 
Kußigung darin finden, daß er gewiſſermaßen allzuoſt zum 
Dichten gepreßt worden if. Schr gelungen And unter feinen 
Mblrekhen kleineren Gedichten befonders bie Perlen und ber 
Vedeöfrühting ac, obwohl auch biefe eigentlich mehr dem benfenben 


190. Deutſche Poefie. Lyrik. 


Geiſft als das Herz anſprechen. Uebrigens ſcheint mir auf u 

Räder der Schluß jenes ſchoͤnen Sonetts angewendet wen 

zu koͤnnen, womit Uhland einſt Kerner'n angeſungen ba. 3 

fehr naher Geiſtesverwandiſchaft zu Ruͤckert ſteht Auguſt cl 

von Platen-Hallermund?) aus Ansbach (1796- 1835, 
obgleich er ihn als Meifter in ver Form noch übertrifft m 
in der Vollendung ded im Banzen oft nod tieferen Inhah 
eine Kraft und Energie gezeigt hat, die ſich wenigſtens ui 
durdgängig bei Rüdert findet. Dadurch If er aud als % 
kaͤmpfer jeder Unwiſſenſchaftlichkeit, Flachheit und Yormiokgi 
in ber Deutfhen Poeſie fo hoͤchſt bedeutend geworben; frei 
bat er damit jenes befannte niedrige Gedicht Heine's, werk 
derfelbe mit feinem Namen tänbelt, hervorgerufen, aber hard 
feine begeifterte Liebe zur Kunſt dafür aud jeden wahrhaft 
Freund der Wiſſenſchaft zu feinem Anhänger und Berehrer g 
wonnen. WBelden Einfluß übrigens Ruͤckert auf ihn ausge 
bat, Tann man aus feiner Neigung für die ortentalife Berk 
abnehmen, von der "feine ®afelen eine herrliche Probe Ham, 
an denen man wieder, wenn man fle mit ben aͤhnlichen Sebeiten 
Ruͤckert's vergleicht, den Unterſchied zwiſchen beiden Dichten fr 
Dieren Tann. 

Wenden wir uns jebt zu den Defmeichiſchen Diäten, fo g 
ben wir, da wir von bem talmtvollen Ebert bereits ob ge 
fprohen haben, jebt gleih zu Lubwig Auguſt Frankl m 
Chraſt (1811) über, ver im epifch-Iyrifhen Genre Treffliches gelichi 
hat, wie fein Habsburglied (1832) beweiſt. Als Balladendicte fi 
befonder8 fruchtbar der volkothuͤmliche (3. ®. vom Prinz Eugen) Ir 
bann Repomul Bogl (1802) aus Wien, wird aber an inneren 
Werthe derfelben von feinem Landsmann Ludwig Halirf 
(1802— 1832) übertroffen. Welt weniger wiätig iR Zohan 
Gabriel Seid! aus Win (1804), ſowie feine Landsleute Erf 
Freiherr von Feuchteroleben (1806), Heinrich Ritter ver 
Levitſchnigg (1810) und Adolf Ritter von ihr 
buſchnigg aus Klagenfurt (1800); aber auch ber mit bil 
ſchwunghafter Phantafle begabte Eduard Duller aus Wim 
(1809), der übrigens in feinen Novellen beſonders durch ft 
ironiſches Element wirken wit, bat mur in feinem Bürk w 


Dentfche Poeſie. iprif 291 


Liebe (1842) ewwas wahrhaft Poetiſches geleiftet, feinen andern Produc⸗ 
tionen ſieht man gar zu fehr Die Bemühungan, etwas Originelles hervors 
zubringen und durch Phrafen gu betäuben, und fo verfällt denn auch er in 
das unglüdlide Hafen nad Mllegorieen und Bildern, weldes 
den eben genannten Dichtern Oeſtreichs vorzugsweiſe eigen If 
und womit fie ben ihnen mangelnden eigentlichen Genius gu 
verhuͤllen ſuchen. Ohne mid bei dem talentvollen, unglücklichen 
Naturdihter Joſeph Emanuel Hilſcher aus Leitmerig in 
Böhmen (1804 —37), deſſen Dichtungen (1846) fein tiefes 
Gemuͤth fchildern, welches aber leider der enge Solvatenrod 
frühzeitig erſtickte (erwar Oeſtreichiſcher Eorporal), aufzuhalten, da ihm 
fhon der wadre Prutz ein ſchönes Denkmal (Kl. Schrift. Bd. II. 
©. 254 sq.) gefebt hat, gehe ich fogleih zu dem bedeutendſten 
Dichter, deſſen Oeſtreich fi gegenwärtig rühmen kann, über, id 
meine zu Anaflaftius Grün!) oder, wie er ‚eigentlich Heißt, 
Anton Alexander Graf von Auersperg aus Caibach) Thurn 
am Hart in Krain (1806), Er trat zuerft mit feinen Blättern der 
Liche (1830) in Heines Manier auf, ohne jedoch deſſen 
Eyniemus fi angeeignet zu haben; hierauf zog er durch feinen 
Lepten Ritter (1830) Aller Mugen auf fi und zierte denſelben 
für Immer mit unſterblichem Lorbeer, wornad feine Spaziergänge 
eines Wimmer Poeten (1831) folgten, in denen er mit bem 
«eiden Freimuth, der kuͤhnſten Begeiſterung für Fortſchritt und 
Net gegen die veralteten Inflitutionen feines Vaterlandes ben 
Handſchuh Hinwarf und dabei, ohne Form und Unfand zu 
verlehen, eine Bahn betrat, die viele feiner Landsleute, beſonders 
In neueſter Zeit die jungen talentvollen Böhmen Hartmann, Meiß⸗ 
ner, Rollett, Hornac., einzuſchlagen wagten, aber allzu ſchluͤpfrig 
und gefahrvoll fanden, um ohne zu ſtraucheln auf Ihr fortzukommen. 
Weniger fpricht Manche fein „Schutt“ an, vielleicht weil er darin den 
Boden feines Baterlandes verläßt und das geträumte Ideal in 
einem andern Welttheile, der freilich wieder viele Schatten⸗ 
felten bat, fucht. Ueberall zeigt er fi jedoch als edeln Mann 
und wahren PBatrloten, der mit einem Gedanken⸗ und Bilderreich⸗ 
KHum, mit einer Klarheit und Innigkeit zum Herzen fpricht, daß 
man unwiderſtehlich von ihm forigerifien wird (5.9. das Bater 
and, der lehte Dichter). Diefelbe Urfprünglichfelt trägt fein 


702 Deutfche Poeſie. Lyrik. 


ebler, aber unglüdiiber Zeiigenoſſe an Ab, Nicolaus Lenau”) 
oder, wie er eigentlich heißt, Nicolaus Niembſch Edler von 
Strebtenau aus Gfatad im Banat (1803), der befenbes 
als Raturfchilderer groß iR, obwohl au die ihm mie fehlen 
Meflerion unendliche Tiefe des Geiſſes verräth, und feine Polen 
lieder zeugen, wie warm fein Herz für Freiheit ſchlaͤgt, wenn a 
dieſelde auch In Amerifa, wo er mehrere Jahre lebte, nicht zu finden 
boffte (49. ®. der Urwald). Wenn jedod bei ihm das bamenild- 
melancholifhe Element vorwaltet, dann fcheint er ſchon bie Bor 
ewpfindung feined gegenwärtigen traurigen Looſes zu haben um 
macht auf und einen hochſt ſchmerzlichen Eindrud. Als Gleglie 
erwarb ſich einen hohen Ruf der Dichter der Naͤchtlichen Gew 
(hau Joſeph Ehrifiian Freiherr von Zeblig'?) (geb. 179% 
auf dem Schloffe Johannisberg bei Jauernick im Defireiiihen 
Sälefien) dur feine Todtenkränge, welde er der Erinnerung 
großer Todten, Feldherren, Liebender, Didter und Freunde ber 
Menſchheit, bei denen er vergeblih das Gluͤck ſucht, weiht, Karl 
Gerdinand Drärler (Manfred genannt) aus Lemberg 
(1806) aber if in feinen Liedern doch allzu weihlich und bel 
nahe maͤdchenhaft, als daß biefelben nahhaltend wirken Füunten, 
wogegen auf der andern Selte ber Ungariſche Joraelit Kart 
Bed (geb. 1817), dem poetiſche Weihe nicht abgeht, bo im 
hinen Nädten und Liedern vom armen Manne gar zu viel um 
gemefienen Radicalismus und Überfpannte Begeifterung für das Bew 
letariat verräth, als daß wir diefe Mängel über ben wahren 
Schalt zu vergeflen vermöchten. 

Auch Schleſien hat einige bedeutende Dichter hervorgebracht 
unter denen Friedrich von Sallet”) aus Neiße (18123 — 
— 43) trog feines Pantheismus und feine oft umangenchumen 
weltſchmerzenden Humors gewiß nicht der fhlcchtefe if, wenn er 
auch feibf dem Don Quirote eine Lobrede hält. Diefe launige 
Naivetaͤt gelingt freilich ſeinem Landsmann Yofeph Freiherm 
von Eichendorf (geb. 1788 auf dem Schlofſe Lubowig bei 
Ratibor) weit beſſer, da er als frommer Sänger nicht jene Zerriffen- 
heit, eine nothwendige Folge des Steptichamus, verräth wie jener, 
und darum beraufht man ſich aud recht gerne wit ibm im ber 
Etinnerung an die alte Rittergeit, ohne der Schrecken derſelben gu 
gedenten“). Dawir Wolfgang Menzel's bereit6 mit gebührenber 


[4 


Dautfche Poefie. Lyrik. 793 


Ehre gedachten, fo bleiben und nur noch der munterstreubergige Sänger, 
ber Hiſtorie von Roah Auguſſt Kopifc aus Breslau(1799), einer 
ber populärften Volkodichter, der Durch feine liebliche Idylle, Ewald und 
Bertha (1829) rühmiich befannte AuUguſſt Kahlert aus Breslau 
(1807) und der kindlich unfhuldige Sänger Hermann Kletke 
(4813), der beiden Ebengenannten Landsmann, fowie die liebliche 
Dichterin der Glycerion (1823) Agnes Franz aus Militk$ (1795 
—1845), die ſich durch ihre poetifche Erzählung Sonnenhold (in der 
Urania 1821) zuerfi einen Namen madte, zu nennen übrig. 
Der bedeutendfte unter den Dichtern Sachſens iſt ohne 
Zweifel Julius Mofen') aus Marlene im Voigtlande (geb, 
1803), der freifinnige Romantifer, der dur feinen „Andreas 
Hofer“ und „vie lezten Zehn vom vierten Regiment” ein wahs 
ser Bolfödichter geworben if, neben dem der Sänger der Liebe 
(4840) Adolf Peters aus Hamburg (1803) und die - 
Thuͤringiſchen Sagendichte Adolph Bube (1802) aus 
Gotha, Ludwig Bechſtein (1804) aus Meiningen 
wur Philipp Heinrih Welder aus Gotha, fowie Adolf 
Böttger, der ‚modernen Schule angehörig, bier nicht vergefien 
werden follen. Preußen kann ſich den liebenswürdigen Karl 
Sörfer aus Naumburg (1784—1841) jetzt vindiciren, ber 
leider fa nur für den Augenblick dichtete, und auh Karl 
Goͤppinger oder, wie er ſich lieber nennt, Geib aus Halber- 
Babt (1781) bat mehrere dem Rheinifhen Sagenkreife entnommene 
Mr Romanzen geliefert; aber höher ſieht ihon Wilhelm Wacker⸗ 
nagel aus Berlin (1808), der berühmte Kenner des Alt⸗ 
deutichen, ver fich fo in den alten Minnegefang bineingearbeitet hat, 
deß er felb ein Minnefänger ward, dagegen aber aud, wie 
Dee, ernfieren Gefühlen feine Begeifterung winmen fann, wie feine 
Zeitgedichte (1843) beweiſen, die ihn nicht vor dem Verdacht ger 
Mäst haben, ein Ruͤckſchrittomann auf dem Gebiete der Politik 
und Religion zu fein, und freilich fein fo freundliches Publicum fans 
ben, als feine köſtlichen Weinlieder. Haben wir Ehamiffo’e 
sen ſchon gedenlen koͤnnen, fo wird natürlid fein Nachahmer 
dranz Freiherr von Baudy') aus Frankfurt a. d. Oder 
(1800-40) hier erwähnt werden müflen, wenn auch fein fon» 
dechar ironiſches Element, das wohl ben übeln Beigefhmgd wan 
feinem Studium Heine’s erhalten hat (Erato 1829), bei weitem nicht 


794 | Deutſche Poeſie. Lyrik. 


ſo wohlthuend wirkt wie feines Ruſters launige Gemütblihiei, une] 
der andern Seite wieder feine allerdings zeitgemäße Begeiſang 
für den großen Berbannten auf Helena (Kaiſerlieder 1835; 
troh ihrer Bedeutſamkeit im Einzelnen doch nicht vie fen 
zur Sache gehörige Würde erringen fann. Auch feine Sb 
fagen, worin er die ariſtokratiſche Wappengeſchichte felert, fynde 
nicht durchgängig an. Rob weniger Urſpruͤnglichkeit vonih 
uns Eduard Ferrand oder, wie er eigentlid beißt, Ehnam 
Schulz aus Landöberg an der Warthe (181842), trepe 
daß ihm die Miſchung Heine'ſcher und Eichendorfſcher Elaak 
gut genug gelungen iſt. Natuͤrlich wird der gelehrte Literarhiſtenie 
Robert Eduard Prutz aus Stettin (1816), der freilich mh 
ſatiriſch⸗politiſcher Dichter (Wochenſtube) iR, Hier eine Stel fe 
den, infofern ihm Innere Befählgung zum Dichter gewiß mh 
abzufpre&en HH, Immermann aber wird: befier unten genem 
werben, denn als Lyriker ſcheint er doch allzu geziert u A 
fogar zu ſonderbar, als daß ich feine Lieber mit den milden, york, 
umd einfachen Dichtungen des Philipp Engelhard Rathufin 
(1815) aus Althaldensieben bei Magdeburg und des gelchria 
Dtto Friedrich Bruppe aus Danzig (1804), oder garm 
den lieblichen und friſchen des mit Net hoͤchſt populären Ralet 
Robert Reinid aus Danzig (1810) In Vergleich bring 
möchte. Unter den Niederſaͤchſtſchen Dichtern bat der berikek 
Berfafler der Wendiſchen Befhichten Ludwig Gieſebrecht v 
Mirow In Mektenburg-Strelig (1792) nicht blos mehrere ausgudk 
nete epiſche Dichtungen (1827) geliefert, ſondern ſteht auch als Eye 
bob, fowie Ludwig Schnabel aus Ludwigsluſt (1792), da 
ruhmlichſt befannte Hannoͤverſche dramaturgiſche Schriftfteiler, fc 
"Leder mit recht volksthuͤmlicher Farbe überzogen, und Briebrid 
Wilhelm Rogge aus Lüneburg (1809), der als Studen 
gu Göttingen einen zweiten Dichterbund zu gründen gebadft 
welcher freitich viel guten Willen (Neuer Göttinger Mufenalmanl 
1832 u. 34), aber feine Kräfte hatte, recht gelungene Ballede 
im Geſchmacke Uhland's gedictet Kat. Indeſſen wird mel 
Emanuel Geibel aus übel (1815), der Preußiſche He 
dichter, ein frommer confersativer Sänger, ber (1842) fie 
politifche Anſichten, die auf eine Verſoͤhnung der Beterogenen E⸗ 


Deutſche Poefie. Lyrik. 795 


vente binauslaufen, In ſeinem befannten Gedichte an Herwegh 
eröffentlicht Bat, den Preis davontragen, wenn wir den Belfall 
ed Rublifums, weldher in fieben Jahren ebenfo viele Auflagen 
ner Gedichte (1840 — 47) nöthig machte, in Anfchlag bringen. 
Hn hoͤchſt bedeutendes Talent iſt ohne Zweifel auch Friedrich 
Jebbel aus Weſſelburen im Dihmarfifhen (1813), beflen 
Ahne, faſt altteftamentlihe Phantafle noch mehr aus feinen tiefem 
tamatifhen Productionen hervorleuchtet. Seine Originalität und 
ein Beruf zum Dichter wird ſich indeß noch glänzender aus feinen 
Prigrammen herausftellen. echter VBatriotismus leuchtet aus 
en Liedern Lebereht Dreve’s aus Hamburg (1816) hervor, 
ihne daß fie jedoch das burſchikoſe Element des allerdings talentvollen 
freimund (Friedrich Wilhelm Victor) Bfeiffer’s aus Eutin 
1810) entfalten, welches allerdings auch viele @efänge des berühmten 
fterarhiftorifers Heinrih Auguf Hoffmann von Fallers. 
eben (nad) feinem Geburtöorte fo genannt, ge6.1798) zur Schau 
ragen, obwohl fie dabel troß ihrer Wuth gegen Philiſter, Pollzet, 
Benod'armen und Cenfur immer noch eine gewiffe Gutmuͤthigkeit 
verrathen. Uebrigens if derfelbe ein geborner Volksdichter und 
kfhr feine we Iucus a non Iucendo betitelten Unpolitifchen Lieder 
(1840) ſchließen nicht aus, daß, hätte er im Mittelalter ges 
kebt, er einer ber berühmteflen Jongleurs geworden wäre, benn 
jum Trouvere IR er doch etwas zu derb. Mebrigens find feine 
Dichtungen faſt immer fingbar, und befanntlich fingt er fie am liebſten 
ſelbſt bel einem Glaſe Wein vor. So trefflich feine Kinderlieder (1843) 
ſchon durch ihre Melodieen find, fo wenig kann man fich mit der von ihm 
ia den Baffenliedern beliebten Manier befreunden, und barım 
Mad und des Sängers Helgolande Ernſt Rangrehr’s, der 
fäher nur als Iſidor Bürger befannt war, aus Gele 
(1808) Beitlerlieder, die troß ihrer humoriſtiſchen Farbe durch⸗ 
aus nichts von dem rohen Proletariatögebrül haben, bei weitem 
Nee. Che ich jedoch zu den eigentlichen Zeitgedichten ber 
deneren Zeit übergehe, fel der hochgebildeten Mufe Karl Goͤ⸗ 
dede’e aus Gele (1814), des verdienten Gammlerd ber 
Arueren Dichter, die gebührende Hulbigung dargebracht. Endlich 
Mag noch der frühverfiorbenen, gluͤcklichen Nachahmerin des 
Pndar Cliſabet Kulmann aus Petersburg (1808 — 


06 Deutſche Porfie. ii. 


1824) ein Immortellenfrang auf ihr frühes Grab gel 
werden!) Ich kann endlich nidt umbin, hier noch mit einig 
Worten einiger Provinzialdichter zu erwähnen und ſtelle Schaftian 
Sailer aus Weißenhorn (1714 — 77) mit feinen Strike 
(1843) im Schwaͤbiſchen Dialekt an die Spite, au ben fd 
Grübel mit feinen Gebihtn in Nürnberger Mundart u 
Hebel mit feinen Alemanniſchen Gedichten, fowie in neueke 
Zeit unter Anden Ehrenfried Stöber mit feinen Stra 
burger Liedern, Johann Babriel Seid! mit feinen Gedichten 
In Nieverößreihiiher Mundart (1844), Franz von Kobell 
mit den feinigen in Oberbaierſcher und Pfaälziſcher (1839, 1843) 
Franz Stelzhammet mit feinen Liedern im Dialect der Gegen 
ob der Ennd (1844— 46), und der Baron Anton von Kles⸗ 
beim mit dem Schwarzblatl aus 'n Weanerwalt (1846) anfchliehen. 

Was nun die eigentliche politiſche Poeſie der Deutſchen an 
langt, fo bat Prutzens gelchrte Zufammenflellung ber in biefen 
Genre irgend bebeutenden Dichter unferes Baterlandes (im J 
Literarh. Taſchenb. 1843, ©. 251 x), an den fi Hoffmann‘ 
Sammlung derfelben vom 13 — 17. Jahrhundert (1842) ums 
Marggraff's Politifhe Gedichte der Neuzeit von Kiopflod an ge 
wiffermaßen als Gommentarwürbig anſchließen (1843), hinreichend 
bewieſen, daß nicht erft die Neuzeit dieſes Rörrige Kind geboren 
bat, fondern daß zu allen Zeiten die Prieker der Mufen ihre 
Unzufriedenheit mit den politiſchen Zußänben ihres Vaterlandes 
in gebunbener Form auszufprechen nicht ermangelten, und gar manche 
unerfülte Wünfde, Hoffnungen, Klagen und unausführ 
bare, ideelle Pläne in Worte gellelvet wurden, vie man 
beswegen, weil dem Dichter manche Freiheit zuſtehen muß, nicht 
allzuhart aufnehmen, ſondern ihrem Schichſale, wenn ſie nicht gerade 
aufreizend find, uͤberlaſſen ſolte. Wir werben daher ohne Weiteres zuerft 
einen erfreulihen Blick auf diejenigen Zeitgedichte werfen können 
die fi damit befhäftigten, die Deutſche Jugend zue Kampf 
gegen fremde Unterbrüdung zu entflammen, und brachen bier 
nur auf das zu verweilen, was wir oben {dom über 
Stägemann’d, Arndt's, Fouqué's, Schentendorfs, 
Körner’s, Rückert's, Uhland's Berbinfie hierin zu ber 
merken Gelegenheit hatten, wogu wir noch bie rähmlide Er⸗ 


Deutſche Poefie. Lyrik. 797 


wähnung ber Kriegolieder (1813) Karl Friedrich Gott- 
lob Wetzel's aus Baugen (1779 — 1819) hinzufügen. Schon 
mehr der neueren Zeit gehören W. Müller’s, Stiegiig’s, 
Shmwab’s Zeitgebihte an, und Karl Follen aus Gießen 
(1795 geb., ertrant 1839 auf dem Erie See bei Long Island) 
‚ repräfentirt noch Die alte edle Richtung des Burſchenthums, wenigſtens 
theilwelfe. Dieneueren Zeitbewegungen felt 1830 riefen Blaten’ 6 
‚Bolenlieder, Müller’6 und Pfizer’ o Griechenlieder und die Spas 
‚ Hergänge eines Wiener PBoeten hervor, allein unter den neuefen 
politiſchen Dichtern If, ohne Hoffmann, Freiligrath, Prutz, 
Knoren vergeſſen zu wollen, der bedeutendſte Georg Her⸗ 
‚wegh'?) aus Stuttgart (1816), der in feinen Gedichten eines 
kebendigen (1841) zwar ein eminentes Talent, aber aud eine 
ſo hyperrabicale Gefinnung verrathen hat, daß fie, wenn fie 
„ aufforbert , die Kreuze aus den Gräbern zu reißen und damit 
‚die Tyrannen 20. todtzuſchlagen, zugleich aud die Geſetze ber 
 Wehbeit verleßt und die Sprache des MBroletarierd annimmt, 
. womit jedoch nicht gefagt fein fol, daß nicht vieles Borzüglidhe 
in Sprache, Form und Inhalt von ihm zu Tage geförbert worden 
‚ fl, was man fogar feinen bittern, ſtofflich ſchlecht gewählten 
. Enten nachſagen kann, worin er feine Wuth gegen Deutflande 
‚ Große austobt. Uebrigens in auch ihm wie Hoffmann ber 
, Deutfee Michel ein Greuel, und darum will ee lieber die - 
Deutſchen Grauen durch feine wilden Rofen infpiritn, was ihm - 
‚ aber eben fo wenig gelingt, wie den Diavolini, welche Hoffmann Better 
Nicheln (im deutſch. Taſch. 1847. p. 1ꝛc.) eingiebt. Wie wohlthuend 
Wirk dagegen die verföhnende Milde eines Geibel im Gegenfage zu 
‚ dem eigen Barteigefhrel, welches Herwegh z. B. in feinem Gedichte 
Ä Mm Freiligrath (1842) erhebt, worin er freilich auch richtig prophe⸗ 
deite, wenn er endigt: „und meinen Lorbeer flechte die Partei,“ 
Ob aber eine politiihe Poeſie, wie fie in den Gedichten 
Einf Ortlepp’s aus Droykig bei Zeit (geb. 1800) er 
ſcheint, wirkſam oder confequent fe, da ihr die Cholera ein 
ebenfo' pafiender Stoff als die Unterdruͤkung Polens iR, moͤchte 
man ſchwerlich behaupten können, ohne Ortlepp deshalb fein anerkann⸗ 
tes Talent abfprechen zu wollen. Unter den neueften politiſchen Sängern 
ſqeint Übrigens, abgefehen von feiner obligaten Eraltirtheit, neh 
Adolf Schirmer (Sedichte 1846) der begabteße. 


| 
198 Deutſche Perfic. Sgeik. 


Was nun emdlih die religlöfe Poeſſe oder das Kuchn⸗ 
lied der neueren Zeit von 1817 an angeht, fo find zwar aut in 
dieſer Battung Dichter !?) voll warmer, neubelebter Srömmigfeit aufge 
treten, allein leider iſt die Zahl der Ungläubigen ober doch ber = 
dolenten Chriſten ſo groß geworben, daß, wer noch irgendwie ia 
dem Sinne und Tone eines Luther fingen wollte, Gefahr laufe 
dürfte, entweder für einen Pietiſten ausgefchrien ober doch we 
nigſtens mitleidig belächelt zu werden. Iene wenigen aͤchten Glauben 
fänger Rammen übrigms aus der Zeit der Befreiungsfriege, we 
ein Arndt und Schenfendorf und viele Andere als Borkämpe 
für die Befreiung des Deutſchen Kirchenliedes von den Feſſeh 
ber nüchternen Verſtandespoeſite des vorigen Jahrhunderts auf 
Randen , und Schleiermader In feinen Reden über Gott (1799) 
und feiner chriſtlichen Glaubenslehre (1821) die moderne Az 
Härung ſiegreich mit befämpfte. Hiermit hängt nun aud die 
von der Berliner Synode (1817) gegebene Lofung zur Gefang 
buchöreforn zufammen, worauf Arndt (Bon dem Worte und ben 
Kirchenliede, Bonn 1819) feine gewihtige Stimme für vie Ba: 
treibung der fogenannten Wufllärungspoefie aus den Gefang- 
büdhern erhob, und endlich (1833) Bunfen mit dem von 
ihm und gleihgefinnten Freunden, 3. B. Tholuck, bearbeiteten 
trefflichen „Verſuche eined allgemeinen evangellihen Gefang 
und Gebetbuchs zum Kirchen» und Hausgebrauch“ folgte, welde 
viele Genoſſen In feiner Bemübung fand, bie alten Kernlieder 
wieder in ihrer Originalität ans Licht zu fielen. Auch Wuͤrten 

berg bat in neuerer Zeit (1839) diefelben Grundfäge bei da 
Zuſammenſtellung eined neuen Geſangbuches befolgt, und es iſt nur 
ein gleiches Verfahren für die übrigen Deutſchen Länder zu wiünfden. 
Hs Fräftige Kirchenliederdichter der neueſten Zeit nennen wi 
nur noh Arndt, Schenkendorf, Rüdert, Johann Bay 
tiR von Albertini aus Neuwied (1769— 1831), Heinrig 
Mowes aus Magdeburg (1793 — 1834), Johann Friedrid 
von Meyer aus Frankfurt a M, (geb.1772), Jufinus Ker- 
ner, feinen Geiſtesverwandten Bari Auguf Döring aus Markt 
Alvensſleben im Magdeburgiſchen (geb. 1783), einen ber fruchtbar⸗ 
ſten Kirchenliederdichter, Ferdinand Hauthal (ps. 5.5. Franle) 
mit feinen trefflichen Gebeten, Liedern und Gedichten (1838), Garl 
JohannPhilippSpitta aus Hannover (1800), deſſen Pſalier 


Deutſche Porfie. Lyrik. 799 


mb Darfe (Pima 1833) bis jept die 12. Auflage ericht hat, 
Buftav Schwab, Earl Srüneiſen, befonder aber AI: 
jert Knapp aus Tübingen (1798), einen aͤchten Naturbichter, 
anb einen ver reichbegabtefien, frommen Lytiker der Jetztzeit, deſſen 
riſcheſte Blütben fein Taſchenbuch Ehrifoterpe (ſ. 1831) enthält, zu 
melden überhaupt der Kern der modernen frommen Sänger feine 
been Spenden liefert. Die catholifhe Kirche endlih hat nur 
einen bedeutenden Dichter bier aufzuweiſen, den edeln freifinnigen 
Ignaz Heinrich von Weſſenberg, Freiherrn von Am⸗ 
pringen aus Dresden (1774). 

. S ‚bi d it i i i . 
a. u— 8. S Geitiie, Die Porhe a cen ie im 
Jahre 1836. Grimma 1837. II. 8. 9. Eoren, Wiens poctifche Schwingen 
md Bebern. Leipzig 1847. 8. N. Martin, Postes contemporains 
de ’Allemagne. Paris 1846. 8. H. Blaze, Ecrivains et poetes de 
l’Allemagne. Paris 1846. 8. H. Ed. Apel, die Sänger unferer Tage. 
Altenb. II. A. 1847. 8. Al. Zung, Briefe über die neuefle Liter. gem. 


1837. 8. u. Borleſung. üb. d. maberne Eiter. d. Deutfh. Danz. 1 
Ed. Prug, Worlef. üb. neu. Liter. Leipz. 1847. 8. 


2) &. Dingelftebt im Jahrb. d. Fiterat. 1839. p. 221—256. Nodnagel, 
Deutihe Dichter der Gegenwart. Darmfladt 1812. H. I. p. 1-86. Auge 
Schriften ®d. II. p. 238 sq. 


3) ©. Sharlotte Stieglig. E. Denkm. her. v. Th. Mundt. Berl. 1835.8. 


‚96. Münnid im Alb. b. lit. Vereins zu Ruͤrnberg. 1846. p. 5474. 
Kinkel Taſch. Vom Rhein.1847. p. 247 sq. 


68 Eämmtlihe Gedichte und eine profaifhe Schriften. Straßb. 1835 


6) Lieder eines koemopolitiſchen Nachtwaͤchters. Hamb. 1340. 1842. 8. 


7) Sebichte, der. v. Ed. Mörike. Hamb. 1844. 12. Sefammelte Werke 
m. d. Dichters Leben v. 9. v. Sanis. Hamb. 1840—42. IX.16. ©. Prup, 
KM. Schriften. Merfeb. 1847. Bd. II. p. 213 2q. 


8) Geſammelte Gedichte. Erlang. 183840. VI.8. u. viel. A. f. Pfizer 
oben 5. 710. Anm. 12. NRobnagel, Deutihe Dichter. Erläut. 9. IL. J. ©. 

raun, Fr. MR. als Lyriker. Siegen u. Wiesbaden. 1844. 8. Ruge Schrift. 
2%. II. p. 157 sq. 


9) Befammelte Werke. Stuttg.1839. 4. (Wollftändiger iſt:) ebd. 1843. 1847. 
V. 8. f. deff. Briefwechfel mit I. Mindwig. Ppig. 1836. 8. 3. Mindioig, 


Platen als Dichter und Menfch, ebd. 1839. 8, KRuge a a. D. Bde 1. 
P. 455 sq. 


10) ©. Gonftitution. Staatsbürgerz. 1836. nr. 192. 


11) &. uffo Horn, R. 2. feine Anfichten in Tendenzen. Hamb. 1838. 8. 
Saltaus in d. Novel. Zeit. 1846. nr. 124129. Prag Ki. Schrift. Merfeb. 
1847, 8b. I, P- 202 q. 


12) S. Eonftitut Gtantsbärgerz. 1836. ar, 196. p. 782 a40. 
13) S. Leb. und Wirken n. Mittheil. a. d. Lit, Nachlaß beff. Brest. 


800 Deutſche Poeſie. Dramarifche Literatur. 

844. 8. Frei im 2 — 

a nn - 
DS. Rodnagel a. a. D. 9. I. p. 87 3q. — Bere. Berk. n 


15) ©. Haltaus in d. Illuſtr. Zeitung 1845. Bd. IV. p. 35m 
sq. 


_16) Sämmtlide Werke. *7 a Müller. Beri. 1844. XIV. 6 


17) Saͤmmtliche Gedichte, herausg. v. K. Ir. v. Groſheinrich. ML 
Bildn. u. d. Denkmale d. XR III. Ki, Lpig- 1844. 8. 


18) Be eines Lebendi a Mit einer Debitation an d. Berfiorbna 
A. (6000 Gremplare) Zürih u.Winterth. 1843. Th. J. 16. ebd. SER 
1844. 16. (3uf. 184144. ebb. II. 8.) f. a. dewech Fragm. Ecl 
d. Tages. M. b. ** d. Dichters, her. v. Al. Publicola. —— 1843.16. 
®. Sqcherr 5— Bit. u. pol, Zatter. Wintertg. 1843. 8. Bilde, 
Kritifche Gänge. (Zübing. 184.) Bd. 


19) Defonders empfehlenswertg * weittiche Slumenleſe aus Deutihe 
Dichtern von NRovalis bis auf die Gegenwart. Mit einem Anhange ie 
graphiicher Nachrichten, ber. v. H. Kletke. Berl. 1841. 8, 


$. 716. 


Haben wir jegt die Hauptgattungen ber Deutfchen Bode 
im der neueſten Zeit durchgegangen, fo wird es angemeſſen fe, 
auch der dDramatifhen Dichtkunſt einn wenn aub wu 
oberflaͤchlichen Bd zu ſchenken, um bie hervorragendſten Leiſtunge 
auf ihrem Gebiete vor und vorüberzichen zu laffen. Wir yaben 
fhon oben gefehen, wie Friedrih von Schlegel's Nlarcet, 
ein Amalgam von uralten und modernen Gedanken und ormme, 
Niemanden anſprach, allein aud feines Bruders Jon (1803) 
konnte trog Goethe's Beifall (W. Bo. XLV. ©. 8.) keinen 
dauernden Platz auf der Bühne gewinnen, well er ſich bei weite 
noch enger an das Mntife anſchloß als Goethes‘ Sphigenia, 
md befonderö der Berebau in biefer Manier nun einmal nidi 
für uns if. Die Tiec'ſchen ironiſch⸗humoriſtiſchen Luſtfpich 
märchen find faſt gar nit zur Aufführung geeignet, abgefehen be 
von, daß es auch 3. B. unangemefien fcheint, einen fo ausgezeic 
neten Alterthumoforſcher, wie Böttiger war, tm Geftiefeften Re 
ter dem Gelächter einer theilweiſe ungebildeten Menge preiözugeben. 
Kleiſt's Käthchen mit ihrer hyperſentimentalen Nalvetät bat 
unverdientes Gluͤck gemnacht, Brentano'o Ponce de Lem 
entwickelt zwar dramatiſches Leben, allein die Laune ſprudelt dari⸗ 
doch zu ungezuͤgelt, und Die luſtigen Nuſtkanten leiden an demfelbe⸗ 


Deutfche Poeſie. Dramatifche &iteratur. 801 


Kehter; Arnim's Gleichen aber finb fo fonberbar, wie bie 
Irigen Leißungen defielben Dichters, und Fouqueé's Ritters 
bäde haben wohl einzelne gute Stellen (beſonders Sigurd), ale 
ein manche (3. B. die Irmenfäule) find geradzzu hyperroman⸗ 
iſcher Ungeſchmack. Eichendorff hat vorzüglih im Byelin 
on Romano (1828) die Fräftige Hand walten faflen, die wir 
u feinen epiſchen Dichtungen wahrnehmen, Mandes Aber iB 
u keck gefaßt, und die wilde Zeit entſchuldigt kaum bie unge 
andene Dichterlicenz, welche es auch unmöglich machte, daß 
im Drama: Meyerbeth's Glück und Ende(1828)“, womit er bie 
kuͤllerſche Clique und Glauren's Frivolitaͤtopoeſie gu nicht⸗ 
nachen wollte, durchdrang. Auf die antike Richtung, die Jo⸗ 
eph von Collin's Regulus, Coriolan ıc. und Apel's Mr 
elier, Polyidos ꝛc. verfolgten, haben wir oben ſchon aufmerkſam 
emacht. Auch Seume hatte nicht den geregelten Begriff von 
en Forderungen, bie man an ein Drama zu flellen hat, und darum 
Bfelt Miltiades (1808), der nikt einmal einem wirflig poe⸗ 
hen Genie entſprang, unbedingt verfehlt zu nennen. Chemo 
wben wir von den NRepräfentanten ber Schickſals⸗Tragödie 
mb ihren Nacht⸗- und Schauerküdn oben {den Ub⸗ 
Wied genommen; wir können daher zu den mehr felbfdänbigen 
ee fortgehen, um fo mehr, ald auch Körner's rhetorige 

ele fhon oben ihre Würbigung fanden. Nun kann 
an aber des fchon erwähnten Eduard von Shen!) Ber 
Kar aͤcht tragiſche Momente nicht abfpreden und muß ihm zu⸗ 
wächen, daß er das Problem, ein Etüd ohne Liebesverhaͤliniß 
mlefern, gut genug gelöft hat, und Daß au feine Krone von 
Eypern unbezweifelt viel dramatiſches Reben enthält, obwohl auf 
nr andern Seite wieder Breite ihrem Eindrucke Eintrag thut. Immer⸗ 
nann hat vielerlei hierher Gehöͤriges gel riechen, allein feine Tra⸗ 
die Cardenio und Celinde, ſowie fein Merlin, find doch mehr freie 
Bhantafleen, und feine viel gerühmte pramatifitte Hiſtorie, Ein Trauer 
Wel in Tyrol, leidet auch an jener Regellofigfeit,, jener unbefdimmten 
Rageiferung Shakfpere's und Goͤthe's und jenem ewigen Schwanken 
wiichen ven romantifhen und fatirifchen Elementen, ale Haß 
8 auf der Bühne wirtfam fein könnte. Ebenſo hat Zedlatz als 
Bsagiter bei weitem keinen fo gluͤcklichen Wurf oben, ale wit 


Gräfe, Handbuch d. Literärgeſchichte. III. 













802 Deutſche Poeſie. Dramatifche Literatur 


ſeinen Todtenkraͤnzen, und weder Kerker und Krone, noch Herr unEce 
konnte eine dauernde Stelle auf den Repertoire erringen. Viel bes 
tender in Dagegen Michael Beer’s 2) aus Berlin 1800-394 
(f. Geethe W. XLV. p. 337.341) durchdachter Parla, und a 
fein Gtruenfee, obwohl auf der Bühne kaum fo wirfem al 
Laube's aͤhnliche Arbeit, übertrifft dieſe doch ſowohl an ſatie 
Gharalterikif, als ſchoͤner Sprache und eigentlicher Gediegehei 
die ſich aber nicht beſchreiben, ſondern nur empfinden I 
Peter Friedrich von Uechhtritz aus Goͤrlitz (1800) ame 
mit feinem Drama Alexander und Dartus große Erwartung, der kit 
fpäteren Stüde leider nicht entſprachen, obwohl fie in Eat 
und Versbau theilweiſe gelungen waren. Zu bedauem iR de 
dad großartige Talmt Chriſtian Friedrich Grabbe'H}) 
aus Detmold (1 80 1 —36),der vlelleicht ein Deutſcher Shalſpere HR 
werden können, hätte nicht bie Zerriſſenheit eines Byron, W 
tenzirt durch cyniſche Befuntenheit, bie gewaltige Benialität find 
Geifes untergraben und fo jene coloffafen, aber In ber Eyaß 
roßen und unausgebildeten Probucte, wieder Herzog von Gothieh 
Hannibal, Rartus, hervorgebracht, welche an riefenhafer Goncilt 
freitid noch durch feine Hohenkaufen und feinem bizarren 3 
Iuan und Fauft überboten werben. Wir wenden und ma 
dem viel bewunderten Brafen JZoadim Eduard von Ri 
Bellinghaufen ober (psend.) Friedrich Halm (f 
Tau geb. 1806), deſſen Sriſeldis (1835), worin er AM 
meiſterhafte Schilderung der Mies hingebenden weiblhe 
Liebe entwirft, befanntlih die Reife über ale Bühnen P 
macht bat und vorzuͤglich durch ihre wahrhaft treffliche Spaß 
allgemeinen Beifall gewann, ben feines feiner übrigen 
mit Ausnahme feines Sohnes der Wildniß (1843), wieder erlangf 
konnte, worin er mit vielem Geſchick die fentimentalen Sympalhiern de 
Damen-für ſich zu interefficen wußte. Sein Sampiero(1844), weil 
die männliche Kraft und den Patriotismus in feiner Barren EP 
wickelung ſchildert, hat natürlid durch diefen plöglichen Gent 
eben ſo viele Anfechtung, ald feine früheren Stüde 

ung erfahren; doch barf feinem Verfaſſer durchaus das 
nicht gefgmälert werben, durch feine blendende Griſelbis in eus 
am wahren dramatiſchen Schöpfungen armen Zeit me mA 


Deutfche Poeſie. Dramatifche Literatur. 803 


Ban für die Buͤhne erwedt zu haben, Nun muß id zwei 
ehr fruchtbare Theaterdichter erwähnen, von denen der eine wer 
uiafend ſich vorzugsweife der tragiſchen Seite widmete. Es iR 
He Joſeph von Auffenberg‘) aus Freiburg im Breiögau 
geb. 1798), ein mit vieler Anlage zum dramatiſchen Dichter 
wgabter Schriftfieller, den befonders eine hochpoetiſche, wenn 
mh nicht immer gebildete Sprache, Geſchick, effectvolle Situa⸗ 
Ionen herbeisuführen, und Talent für bie Auffafjung hiſtoriſch⸗ 
ragiſcher Charactere auszeichnen, dem aber auf der andern Seite 
He Belle und das Leben fehlt, weil er zuviel fchrieb und darum feine 
Bharactere nicht gut halt, Am Beſten find fein Löwe von Rurbiflan‘ 
md fein Nordlicht von Kafan, in welchem letzteren der Gofat 
Bugatichew weit befier gezeichnet IR, als in dem gleichnamigen 
Brüde Gutzkow'e. Grnf Benjamin Salomon Raus 
ach“) aus Straupis in Schlefien (geb. 1784) übertrifft ihn 
Wache an Fruchtbarkeit und BVielfeitigkeit, denn er hat befannt- 
jq nit blos das Trauerfpiel, fondem auch das hiſtoriſche 
boauſpiel und das Luſtſpiel ſehr fleißig bedacht. Im erſteren 
Beare haben Iſidor und Olga mit ihrem Schlußknalleffecte, 
wwie die Tochter der Luft, noch am Meiſten. Gluͤck gemacht; 
m zweiten, dem hiſtoriſchen, liegt fein dramatiſcher Cyclus, die 
en vor uns, allein bier find auch nur einzelne 

ieen gelungen, und während durchweg Tiefe der Auffaflung 
ud Durchdringung der Eharactere fehlt, biendet der Dichter 
ur ITheaterpomp und fchöne Floskeln. Am Meiſten haben 
ws dem ganzen Rahmen Friedrich und fein Sohn (Th. II. 
on Kaiſer Friedrich ii.) und König Enzio Erfolg gehabt, allein 
ws wahrhaft weibiſche Gewinfel und die Jammertöne, welche 
nanche Darfielier dieſer Role im fünften Ute, che fie in das 
Brab hinabfahren, ertönm laſſen, machen die Scene 
Kt blos peinlich und uͤnaͤſthetiſch, fondern wahrhaft efeihaft. 
iu demſelben Genre verfuchte ſich auch Gotthilf Auguf Frei⸗ 
pt von Maltitz (1794—1837), deſſen Alter Student zur 
jet der Polenſympathieen großen Erfolg hatte, im Hans Kohl 
aas; allein es iſt auch zuviel Phrafenprunf darin, und eben 
Nefe Tiraden von Menfchenrechten, Gleichheit ıc. beſtechen wohl 
ir den Augenblick, halten aber nicht wieder. Der weffliche Ly⸗ 

| 51 


804 Deutſche Poefie. Dramatifche Literatur. | 


eiter Julius Mofen hat und eine ziemliche Anzahl von Deal, 
firten gefchtchtlihen Stüden geliefert, fo. Heinrich den Finkler (1830), 
Gola Rienzi, Johann von Deflreid, Bernhard von Weimar x, 
allen eigentlihe® dramatiſches Leben fehlt ihnen, wie Iyrifen 
Stellen find wohl gelungen, bie Verfe melodiös, auch die Hampb 
&araftere gewöhnlich gut aufgefaßt, aber der Gefammtelntrad 
laͤßt kalt, well nit auf alle Partien gleider Fleiß verwankt, 
Manches zu zerfloffen und ſelbſt unäfherifg in (indem z. B. Bernhard 
von Weimar einen ganzen Mt hindurch ſtirbt) und überhaupt Re 
die Erwartung zu hoch gefpannt war, Hermann Mary 
graff's Täubchen von Amſterdam (bie befannte Ditvele) hat 
nicht das verdiente Gluͤck gemacht, wie auch des wackeren Re 
dacteurs des Grenzboten, 3. Ruranda’d, Weiße -Rofe. Jo⸗ 
dann Baptik von Zahlhas aus Wien (geb. 1780) Kal 
ih dur fein Studium Calderon’d und Shafiperes viel m 
fehr zum Hafen nad Theatereffecten verführen laffen, wi 
fein Karl von Bourbon und fein Thaffito, wo wahre Mebelcen 
auf die Bühne kommen, bezeugen. Dagegen TR Wilhelm von 
Rormann’e (1802—1837) Deutſcher Bauernfrieg (1827) 
einer ganz anderen Anerkennung wertb, als er fie bisher ew 
fahren hat, und auch Eduard Düller bat in feinem Meike 
Pilgram (1829), obglei der Grundgedanfe an Goethe's Far 
erinnert, eine ergreifende Eompofltion geliefert, welche das ak 
gemeinere Bekanntwerden wohl verbinte I. F. Bahrprs 
(+ 1847) Licdtenfleiner und Grabesbraut, deren Stoffe nit 
einmal Originale find, fondern zwei befannten Rovellen enticdkmt 
wurden, find bei vielm Mängeln, unter denen fehlerhafte Auſ 
faffung der Zeit nit der kleinſte IR, durch einzelne effectreiche 
Stellen auf der Bühne nicht unwirkſam geblieben. Ueber Gupr 
kow's Ridard Savage, Werner, Patkul, Pugatſchew läßt ſich 
im Ganzen daſſelbe ſagen, was wir oben ſchon über feine gang 
dramatiſche Wirkſamkeit bemerkten, naͤmlich daß aus ihnen 
Aberall viel Geſchick zu effecivollen Situationen, aber auch die 
Bemuͤhung, ſolche hervorzubringen, hervorleuchtet, eigentliches 
producttves Talent aber ihrem Verfaſſer fehlt, was ſeibſt fen 
Urtel Acoſta darthut, der weder jenes Abertriebene Lob der Clique, 
no& den herabwürbigenben Tadel ber Begner verdient. Mit Rech 


Deutſche Poefie. Dramatifche Literatir. 805 


ber zollen wir dem Dichter Dank, in der jebt an guten Stüden 
p armen Zeit etwas geleitet zu haben, was, wenn es auch zur Zeit 
Boethe’8 und Schiller's wahrſcheinlich ziemlich fpurlos vorüber 
egangen wäre, jetzt doch anregend zu wirken vorzüglid im 
Stande If. Laube’s Leiflungen haben wir bereits oben bes 
grochen, doch If hierbei zu bemerfen, daß er im Banıen im 
duſtſpiel mehr Gluͤck gemacht hat, als im Trauerſpiel. Prup hat 
Senfalls mehrere gediegene Stücke, als Karl von Bourbon, Mo⸗ 
Aß von Sachſen, Erich XIV., geliefert, leider hat aber fein 
u ſtarkes Hervorheben der politiſchen Tendenz dem gedeih⸗ 
lichen Erfolge derſelben weſentlichen Eintrag gethan. Der ge⸗ 
aialſte Tragiker if jegt unſtreiig Friedrich Hebbel, denn 
obgleich feine Marla Magdalena fogar einen etwas unaͤſthetiſchen 
Stoff bietet, fo hat er doch überall in Sprache und Inhalt das Genie 
mtwidelt, weldes ihm in hohem Grade inwohnt, und dabei eine natärs 
liche Kraft und Gediegenheit der Charactere und klare Gliederung ber 
Handlung gebeten, die ihres Gleichen fucht‘). Auch feine Judith, feine 
Benoveva und fein Diamant find ganz eigenthümlich, was man auch 
ven Tod Danton’d destalentvollen Georg Büchner aus Bolbelau 
bei DarmRadt (1813 — 37) nachruͤhmen kann. Im eigentlichen Schau⸗ 
piel dat Frau Sohanna Franul von Weiffenthurn’) geb. 
Grünberg aus Koblenz (1773—1847) eine große Maffeshetos 
riſcher und fentenziöfer Stüde geliefert, unter denen eigentlich nur Jos 
bein, Herzog von Gothland, ſich über das Niveau des Mittelmäßigen 
abhebt, während alle andern in bie Gategorie der gewöhnlichen 
ephemeren Rührfüde gehören. Eine andere fruchtbare Dichterin und, 
wie die lehigenannte, felbft Schauſpielerin iR Charlotte Birch, 
geb. Pfeiffer (daher Bir» Pfeiffer)‘, aus Stuttgart (geb, 
1800), die nicht ohne Geſchick theild fremde Romanſtoffe zuzu⸗ 
fupen, theild andere zu componiten verſteht und, obgleich manche 
ihter Leitungen faR trivtal genannt werden mögen, doch aud 
einiges Beſſere geliefert hat, fo Die Guͤnſtlinge, Thomas Thyrnau, bie 
Marguife von Villette, vorzüglich aber Rubens in Madrid. Auch Jo⸗ 
bann Ludwig Franz Deinharpflein’s?) aus Wien (geb. 
1792) Hanns Sachs verdient, droß der gaͤnzlich verzeichneten 
digur des Coban Heſſe, unfere volle Anerlennung, da er In biefem 
Stuͤde, fowie auch in Garrick in Briſtol, Salvator Rofa ic, 


J 


800 Deutſche Poeſie. Drawatiſche Literatur. 


feinen Zweck, ein Kunſtlerdrama zu liefern, weit geſchitn 
erfült, als Friedrich Kind, ver in feinem Landichen Bm 

Dyd’6 eben nur ein idylliſches Bemälde zu bieten vermedk, 
Endlich hat In neueſter Zeit ©. Freytag mit feiner Balmim 
(Fragm. in der Nov. Jeit. 1847 nr. 165.) verbientes Aufſchen Pr 
macht, obgleich fein offenbar großes Talent einen höuf pub 
dentigen, ih möchte ſagen bedenklichen Stoff waͤhlte. Umer dan 
Luſtſpieldiotern find als ſehr fruchtbar zu nennen: Georg 
Reinded') aus Berlin (geb. 1768), deſſen Doppelwette uch 
Schulbbrief feine beſten Stuͤckke find, Friedrich Ludwig 
Schmidt!) aus Magdeburg (1772 — 1841), ber würbie 
Nachfolger Schröder's in Hamburg, deſſen Leldtfinniger Lüge 
befanntlib Preieftüd ward, und Auguſt Friedrich von 
Steigentefh') aus Negeneburg (1774—1827, nah 
dern + 1826), deſſen Briefwechſel ächt komiſche Simatienem 
enthaͤlt Auch Karl Wilhelm Salice Eonteffa”) aus 
Hirſchberg in Schleſien (1777 — 1825), der beliebte Novekiß 
bat mehrere artige Kleinigkeiten geliefert, unter denen man: Ich bin 
mein Bruder, ſowie: Ih bin meine Schweſter, bervorbeit. 
Ebenfo bat Ignaz Friedrich Caſtelli aus Wien (ge. 
1781) eine Menge leichter, aber Icbendiger und anmwillge 
Luftfplele gefchrieben, die zwar fein hohes Talent, aber viel 
natürlided® Geſchick verraten. Julius von Bos am 
Brandenburg an der Havel (1768 — 1832) befaß viel ke 
mifhen Bond, aber leider bat er mande® Zweibeutige, bad 
effectio unaufführbar if, geliefert, und ich erinnere bier nur an 
feine befannte Schilderung des traurigen Sournalilen» und & 
teratenlebend: Künftlere Erdenwallen, um ihn vor unverdienter 
Bergefienheit zu bewahren. Karl Gottfried Theoder 
Winkler, der als Theodor Hell und Gründer der Dres 
dener Abendzeitung befannter iſt, aus Waldenburg (geb. 1775), 
hätte etwas leiten Fönnen, wenn er es nicht für bequemer ge 
halten hätte, die Producte unferer überrheinifchen Nachbarn durch 
Ueberfegungen bei uns einuführen. Benzel. Sternau’s Sprüd 
wörterfpiefe ded Hoftheaters von Baratarla, die nur den Namen 
von Haredörffer feligen Andenlens haben, eignen ſich trog des 
beißenden Witzes und Ihrer ächt ſatiriſchen Laune nicht zum 
Aufführen. Daß Karl Auguf Lebrun aus Halberfadt 


Dausfbe Poeſie. Dramarifche Literatur. 807 


geb. 1790) Talent für die Komil bat, wird Riemanb bes 
maetfeln, der feine Nummer 777 gefchen bat, die obgleich nicht 
e originell wie feine Humoriſtiſchen Stubien und feine Drillinge, 
wei in der Gefammtanfiht höher als biefe ſteht. Karl 
BEchali*) aus Breslau (1780 — 1833) if troß feines aus⸗ 
yezeichneten Luſtſpiels: Gigene Wahl, beinahe fon vergeffen, 
Bas um fo befrembender if, als daſſelbe wirklich verdient, ein 
Weibended Reopertoirtül zu fein, wenn auch feine heitere 
Theaterſucht wegen ihrer Seltenhiebe auf Werner, Kobebue und 
nie Sallomanie jegt theilweiſe veraltet ſcheint Johann Nepo⸗ 
wue Adolf von Schaden aus Oberkorf in Baiern (geb. 
2791), entwidelt ebenfalls, wie 3. von Voß, viel angeborenes ko⸗ 
min Talent, if aber wo mögli noch anzuͤglicher als biefer 

und bat daher den meiften feiner Luftfpiele felbR den Weg vers 
baut. Der berühmte Schaufpiele Pius Alerander Wolff 
ans Augeburg (1784—1828) hat mit feiner Preciofa viel 
Gluͤck gemacht, das jedoch wohl nicht bloß der lieblichen Com⸗ 
poſition Weber's zuzuſchreiben if, denn der alte Schloßhaupt⸗ 
wann mit feinem lakoniſchen: „Ihr koͤnnt's immer neh ein 
Mat hören” if eine fehr gut erfundene Figur. Albin. Johann 
Baptif von Meddlhammer (1777—1838), bekannter 
unter den Namen Albini und ELlrich, bat Mehrered gefchrieben, 
was immer gern gejehen werden wird; ich zeichne nur: Kunſt 
und Ratur, fowie feine gefährliche Tante aus, und darum fellt 
man ihn im Benre der dramatiſchen Kleinigkeiten noch über 
Karl Ludwig Blum’) aus Berlin (1786—1844), unter 
deſſen zahlreihen Stüden am befannteften Gapıicciofa und Gold⸗ 
ſchmieds ZTöchterlein find, welches lebtere freilich etwas zu fens 
timental if. Der durd feine KafferMpologie, als Gegenhebel 
6 politiihen Liedes, bekannte Franz von Elzholg aus 
Berlin (1791) Hat in der von Goethe (W. Br. XLV. ©. 
345.) mit vielem verdienten Lobe In das Publikum eingeführten 
Hofdame eine lobenswerthe Apologie der Ehe durch Liebe in 
einer fehr fein angelegten Intrigue zu geben unternommen, und 
auch in „Komm her” und „Geh' bin” zwei niebliche Kleinig⸗ 
kiten geboten, Als die Schöpferin des höheren Geſellſchafts⸗ 
Luſtſpiels kann man unberingt die Herzogin Amalie Fries 


808 Deutſche Poeſie. Dramatifche Lifchatur. 


derike Auguſte von Saufen") aus Dresden (geb. 1706) 
betraditen, deren Lüge und Wahrheit, Fuͤrſtenbraut, Laut, 
Better Heinrib, Oheim ic. auégezeichnet find, obgleich der Erfag 
diefer Stuͤcke theilweiſe mit von dem gerundeten Zufammuil 
der Darfieller abhängt, und in ihnen die Wert, Die Nichtigch 
jeglicher exaltitten Paffion zu ſchilbern, faR zu Deutii her 
latet. In der Boffe (3. B.lm Mörder) IR fie weniger gikdil 
allein in einer partellofen Critik auf ihre Fehler aufmerffan gemat 
fönnte fie für das Drama einer. Bremer werden. Johann Wik 
beim Lembert if nicht ohne Talent, aber durchaus nie Dieb 
ginal; Raupach mit feinen Schleibhaͤndlern, ſeinem Zeitgeiſt x. M 
jeßt beinahe ſchon ins alte Regifter gefommmen, denn fein fdhadenfreke 
EIN, ein Mephifo: Enlenfplegelin nuce, und fein alberner Schelle (au 
Holberg) find von ihm zu oft benubt worden. KRarlTöpfer'”) um 
Berlin (geb. 1791), deſſen Bearbeitung des gamin de Per 
bem beutfchen Baflenjungen das Genie des Franzoſen nicht ie 
hauchen konnte, bat im Frelen nad Vorſchrift ein Gtüd w 
Hefert, dad man „um ein billiges Honorar” immer recht germ 
einmal wieder flieht; feine übrigen Gtüde aber, 4. DB. m 
Tagsbefehl, Karl XII, auf der Heimfehr ıc., find alle zu fer 
auf Effecthaſcherei baflıt. Unter den neueſten Luſtſpielbichten 
bat Eduard Bauernfeld aus Wien (geb. 1802) ui 
blos einige geſchict componirte Converſationsſtuͤcke (die Bekenn⸗ 
niffe, Buͤrgerlich und Romantiſch) geliefert, ſondern auch im 
Deutſchen Krieger und Großjaͤhrig das politiſche Tendenz ku 
ſpiel verſucht, allein fein Wiener Liberalismus iR unſern jungen - 
Schwaͤrmern m zahm, und darum haben dieſe Stüde anßen 
halb Oeſtreich nur wenig Gnade gefunden. Deinbarbftein's 
Rothe Schlelfe und Zwei Tage and dem Reben eineB Sin 
find ebenfalls bei und ziemlih fpurlos voräbergegangen, um) 

Philipp Eduard Devrient’s') aus Berlin (geb. 1801) 
Berirrungen, worin er die Emancipationswuth der raten mm 
Stoffe nimmt, paſſen aus Mangel an innerem Leben, der auf 
feiner fleißig durchgearbeiteten Treuen Liebe hemmend entgegengetreien 
iſt, beffer zum Lefen. Da wir uns über Gupfom’s und Lau 
be’6 Luſwiele, die ebenfalld nur höhere Converſationoſtide 
find und daher ihren Erfolg theilweiſe mit von einem durqh⸗ 





Dentſche Poeſte. Dramatifpe Literatur. 809 


engig feinen Befammifpiel zu erwarten haben, fon oben auoſprachen, 
ewirshiernoh LupwigYeldmannmit feinem Pormait der Gelieb⸗ 
win; feinem Sohn aufReifen und feiner Schönen Athenienſerin ehren⸗ 

genannt werben müſſen. Indeſſen möchte unter Ullen das 
ueie natürliche Talent für's Luſtſpiel Roderich Benedir) 
Poreiheilt werden, deſſen Preis⸗Luſtſpiel, Doctor Wespe, worin 
et die partie honteuse bed Literatenthums durchzieht, ſowie fein 
Eirkörief, fein Better und fein Alter Magifter, zwar feiner 
Aut als fein Bemooſtes Haupt, kaum aber fo Mar wie diefe® 
darihnn, wie ihr am Beſten mit Bretznern zu vergleichender Bere 
jaſſer bei einiger Felle leicht einer unferen.erfien Luſtſpieldichter werben 
Want Was nun vie Poſſe anlangt, To fireift Vieles in den 
then angeführten Stüden einzelner Luffpielvihter fehr nahe an 
nd Gebiet derſelben, allein in neuefter Zeit haben Johann 
von Ploͤtz's Choleramanen und fein Verwunſchener Prinz ſehr 
Wi Gluͤck gemacht, weil er in denſelben, ohne zu rohen Mit⸗ 
kin zu greifen, blos durch - die hoͤchſt geſchickte Benupung ko⸗ 
wifherr Momente die vollſtaͤndigſte Wirkung hervorbrachte. 
Uebrigens ſchlagen die Wiener Liederſpiele groͤßtentheils auch In 
dieſes Genre ein, fo Andreas Adolf Baͤuerle's aus Wien 
(ab. 1784) Staberl und Falſche Prima Donna, in wel⸗ 
‚Sem letzteren Stüde er befanntlih die Triumphe der Gatalani 
perſiflirte Mathtas Stegmeyerl+ 1820), deſſen (nah Mollare'6 
Monsieur de Pourceaugnac gearbeiteter) Rochus Pumpernidel 
(1811) freilich fein Original iR, aber doch fi recht gut mit an⸗ 
ſchen ht, Sohann Nefroy aus Wim (geb. 1801) mis 
ſeinen Faſnachtspoſſen: Zu ebener Erde und im erfien Stod, Tas 
‚Newman, Gulenfpiegel, Einen Jux wii er ih machen, Lumpaci 
Dagabundus (feinem beſten Stüde, nat Weisflog's Erzählung: 
Das große 8008) ıc., Friedrich Kaiſer, deſſen beide Stuͤde: 
Sie in verhelrathet und Doctor und Friſeur wenigſtens jener 
moben Zoten ermangeln, an denen beſonders ſein Vorgänger fo 
tet ik, wiewohl auch bei ihm die Locakoupleis und Wori⸗ 
wihe die Haupifade find, und Räder (er fhreibtunter dem Ramen 
B.W. Emden, d.h. Bon wem venn?) mit feinem VBrliumfegier 
> Uhrtefifihen Brunnen, vie freilich much durch Statißenfpeltalet, 
Tan uud millisiriihe Euoistionen, PButverdampf und Yeıbe 


810 Deutſche Porfie. Dramatiſche Literatur. 


am Caſſenfucen geworben find, als burd Innern Gehalt, wie 
wohl einige glüdiide Ideen ihnen nit abgefproden wehe 
konnen. Das eigentliche deutſche Vaubeville ſchuf Kari Edunan 
von Holtel?”) aus Breslau (geb. 1797) in feinen Min 
Feldherrn und feinen Wienern in Berlin, wie dem aud ſein 
Lenore das einzige Act deutſche Rationalfhaufpiel iR, weide 
wir haben; allein in dem ernſt⸗komiſchen Genre, wie ; 8. 
in Lorbeerbaum und Bettellab, berührt er unangenchu. Tl 
Louis Angely?') aus Berlin (1786 — 1835) hätte als beutie 
Vaubevilliſt etwas leiften fünnen, hätte er nur nicht feine Kriſe 
an Localifirung franzöffcher Gehaltloſigkeilen verfchiwendet, has 
feine Sieben Maͤdchen In Uniform, feine Schneidermamfels, I 
Ehepaar aus ber alten Zeit, ſowie felhR fein Feſt der Handweria, 
ſind gar nicht übel und fein LIR und Phlegma hat foger hhen 
Werth. Endlich mag noch der hoͤchſt eigenthumliche Ferdinend 
Raimund?) aus Wien (geb. 1790, erſchoß ſich 1836 ad 
Berzweiftung, weil er fih von einem tollen Hunde geifa 
glaubte) hier genannt werben, deſſen Zauberſpiele, unter ben 
man den Berfhwender, den Alpenkoͤnig und Menſchenfeind, jmek 
den Bauer ale Millionair, für die befien hält, eine fomberhert 
Miſchung von heiterem Scherz und tiefem Ernſt, Yiaks 
und Realem, Geiſterreih und irdiſchem Treiben bieten, dal 
aber hoͤchſt poetiſche Stellen enthalten und vorzüglich burd fit 
Arenge Moral einnehmen, fo daß fie immer ale Mufa Im 
Genre bed Zauberfpield gelten werden. Das fatirifge Diam 
btühte befonder6 zu Anfange dieſes Abſchnitts, wo Wahl 
mann feine Huffiten vor Naumburg und feinem Txiumphkr 
den Viertelsmeiſter gegen Kotzebue's Rührküde, Johann kud—⸗ 
wig Casper aus Berlin (geb. 1796), der berühmte Am 
feine Karfuntelweihe (1827) gegen die Pfeudos:Romantif, In’ 
ton Richter aus Langendorf bei Weißenfels (1797—182]) 
den für einen Autodidacten (er war Buchdruder) fehr gelungen 
Gumenives Düfer gegen die Muͤller'ſchen Jeremiaden (1819 
losließ, was ihm beffer gelang, ale 2. H. Chr. Beyer m 
Eisichen (1780 — 1821) mit feinem Betihlehemiliſchen Kit 
mord (1825) und ber Reuen Delllah (1823), und md 
Platen feine an poetifhem Werih hoch über allem Benannt 


. 


Deutfhe Poefie. Dramatifche Literatur. 811 


ende Berhängnißvolle Gabel nah Müller, Kobebue x. ſtieß, 
nie feinen leider zu fehr übertriebenen romantifden Dedipus 
egen Elauren, Immermann, Kind, Raupadı, Fouqué ꝛc. toben ließ *). 

1) Schauſpiele. Stuttg. 1820 35. IL 8. 

. 2) Sämntl. Werke . ©. Ed. v. Schenk. Lozg. 1835. 8. Day: BE. 
” ER eg ber. v. ie v. Shut. ebd. 1837. 8. 

3I) Dramatifde Dichtu . Rebfl e. Abhandl. üb. d. S M 
fe. ee. 18 ig Die —— ù * ee Dur 
Ban u. Baufl. Frkft. 1829. 8. Hannibal Vüffeltorf. 1835. 12. Die Ders 
tannsichladht, Drama. — Grabbes Leben v. Ed. Duller. Düffeld. 1838. 8, 
kadhtr. & f. Werk. b. Arth. Müller. Moberne Reliquien. Berl. 1845 B0. 
- ch. G. Billlomm, Ueb. Grabbe, in f. Zabrb. f. Drama. £pig- 1837. 
3d. I. Immermann, Taſchenb. dram. Origin. £pzg. 1838. p. 1 Sg. 

4) Sämmtl. Werke. Siegen u. Wiesbaden. 1843-45. XXI. 12. 

5) Dramat. Werke komifcher Gattung. Hamb. 189936. IV. 8. Dras 
matifche ernfler Gattung. ebd. 1830-43. XVI. 8. f. Ent in b. 
Bien. Jahrb. Bd. 80. p. 129. 82. p. 144. 85. p- 100. Koͤtſcher in ben 

Jahrb. 1838. nr. 81 5q. 

6) ©. Eutin M . f. ter. 1846. ur. 2. J. ©. in d. Grenz⸗ 
joten 1845. ar. — 8 Pa N Ban uch. b. Soft rs Weltzus 
— auf die Richtungen der Kunft und über die Werke Fr. H. Hamburg. 


7) Scaufpiele. Bien. 1810-36. XIV. 8. 

8) Werke. Epzg. 1847 40. 8. 

9) Hans Sad. Wien. 1829. 8. Theater. ebd. 1827. I. 8. Kunſtler⸗ 
Wamen. Epzg. 1845. II. 8. cheerie d. dacſa. 

10) @ammtti matifhe Werke. Nebſt Beitr. 3. Theorie d. 
ie ag d. — e der deut⸗ 
ſchen Bühne. Goblenz 1817—22. VI. &. 

11) Echaufpiele. Lpzg. 1804. 8. Neue Hamburger Bühne. Hamb. 1824. 
8. Reue Schaufpiele. Hamb. 1807—11. II. 8. 

12) Gefammelte Schriften. Darmft. 1829. V. 8. Luftfpiele. epzg. 1813. 
AI. 8. II. %. Darmf. 1823. IT. 8. 

13) Gämmtlihe Schriften ber. v. G. v. Houwalb. epzg· 1836. IX. 16. 

14) Lufifpiele. Brest. 1817. 1823. 8. f. Laube, Moderne Char. Bb. I. 

15) Theater. Berl, 183944. IV. 8. 
j vn? Driginal-Beiträge zur beutfhen Scaubühne. Dresden 1836 2q, 


u 7 Eufifpiele. Berl. 183035. II. 12. II. &. ebd. 1839-43. Bb. 1. 
— 8. . 

18) Dramatifche und dramaturgifche Schriften. Lpzg. 1846. IV. 8. 

19) Sefammelte dramatifche Werke. Lpzg. 1846. I—III. 8. 
, 2D Theater. Breslau. 1845. 4. ſ. deſſen Wierzig Jahre. Berl. 1843 — 
M. IV. 8. Abenpzeitung 1847. ur. 47 sq. 

21) Baudevides u. Eufkfpiele. Theile Originale, theild Ueberfegungen und 

tbeitungen. Zunächft für d. Königsftädter Theater zu Berlin. Berl, 1828 
en II. 5 II. A. ebd. 1842.1V. 8. Neueftes komifches Theater. Hamburg 
836—41. II. 8. 

22) Sammtliche Werke ber. v. J. NR. Vogl. Wien. 1837. IV. 8, 


812 Deurfche Porfie. Roman und NMovelle. | 


33) Im Ag. f. Biedenfeld, das deutſche ater, in Brani Bis 
1847. April, p. 53 aq. Ergänz. BI. z. Converſ. Lex. 1847. Bd. IL ur. 9. 


$. 717. 


Wir fließen biefe Slige ber Geſchichte ber deutſchen Bock 
jept mit dem Roman und ber Rovelle Zuerſt bein 
wir mit bem hiſtoriſchen Roman, den befonber6 die Babe 
Scottomanie bei uns einbürgerte, und indem wir mur auf de 
bebeutennfien Erſcheinungen auf dem Gebiete deſſelben himseia, 
laſſen wir mandes Andere, was darum nicht etwa als füldt 
angenoumen werden fol, unerwaͤhnt. Obenan ficht Karl 
Gyindler!) aus Breslau (geb. 1797) fen der Zahl je 
Werte wegen, diean Werth einander fehr ungleich find. Er Re 
neuerlih (im Bogelhändler von Imſt, Fridolin Schwertbegn) 
mehr auf das Benre des localen Yamiliengemälbes gefomen, 
obgleich der erfie Band feines Baſtard (1826), womit er fin 
Rufe den Weg bahnte, cin Meiſterſtuͤck iſt und wohl md 
über feinen Juden, dem Andere allerbing6den Preis erteilen wollen, A 
fepen fein würde. Seine übrigen größeren Werke, die Rum 
von Onabenzel, der König von Zion, der Invalide, hale 
einzelne fehr gelungene Stellen, erreichen aber bie genamiä 
nit. Gewiſſermaßen kann Ludwig Stord aus Ruhla is 
Meiningſchen (geb. 1802) neben ihm genannt werben, den 
fein Breifneht (1830) zeugt im erſten Theile von großem Se 
Ient, das in diefem Grade keiner feiner andern Romane (mt 
die Begnine, noch Kunz von Kauffungen, noch ber Jaloboßen 
aufzuweiſen hat. Daß ˖ au er, wie Spindler, den Knoten dort I 
verwidelt bat, daß er ihn mit der Art zerhauen mußte, iſt def 
genswerih, mindert aber das Verbienflliche feiner Arbeit nicht. Mit Red 
verbienen ſein Landsmann Ludwig Bechſte in, der aber in feine 
Bahrten eines Muflfanten (1837) und feiner Elarinette (1849) 
große® Talent zum Social⸗Roman zeigte, im Tolen Ja 
(1838) und im Grumbah (1839), und Georg Chri⸗ 
Rlan Wilhelm Asmus Döring aus Caſſel (1789- 
1833) in feinem Roland von Bremen, feinem Hirtenfrieg w) 
feinem Sonnenberg, vorzüglich Erſterer, alles Lob, melde 
Friſche ver Darfellung und Natürlichkeit der Gompoitin 


Deutſche Poefie. Roman und Novelle. 813 


irgend beanfpruchen koͤnnen. Leider ſcheint Karl Franz van der 
Beide?) aus Breslau (1779 — 1825) fpäter ermattet zu fein, fonfl 
wuͤrden auch feine fpäteren Arbeiten die Erwartungen, welde feine Lich» 
tenfleiner, fein Malteſer, feine Patricier, feine Wiedertaͤufer, fein Arwed 
Gyllenſtierna, feine Chriſtine und ihr Hof erregt Hatten, noch befier 
befriedigt haben. Roh fruchtbarer war Auguft von Trom- 
169?) (eigentih Karl Auguft Friedrich von Witzleben) 
aus Tromlis bei Weimar (1773 — 1839), der mit einem bes 
fonderen rhetoriſchen Darftellungstalent geſchickte Bortrattirung 
hervortretender Perſonlichkeiten (die Pappenheimer, Franz von 
Sickingen, Sforza) verband, aber die Schilderungen gebrocdhener 
Herzen und überhaupt ungluͤcklicher Familienereigniſſe etwas zu 
fehr geltebt zu haben ſcheint. Auch Philipp Wilhelm 
Georg Auguf Blumenhagen*) aus Hannover (1781— 
1839) iſt nicht mehr, defien hiſtoriſche Novellen durch Lebendig⸗ 
keit und effectwolle Kraft ber Darſtellung ung fo anzogen und durch ihre 
Hefe Semüthlichkeit wahrhaft zu rühren wußten. Bon dem finnigen 
Wilhelm Hauff tft nur fein Lichtenſtein als Denkmal übrig, 
welches uns fagt, wieviel bie beutfche Literatur an biefem Dich⸗ 
ter vol Feuer und Leben verloren bat. Auguf von Opeln⸗ 
Bronitowety‘) aus Dresden (1783—1834) hat in edlem 
NPatriotismus feine Kräfte nur felnem Baterlande gewidmet und 
md fo einen Cyclus yolnifher Rovellen geliefert, die mit 
Treue und Wahrheit die großen Charactere feiner Nation 
ſchildern und in denen befonder® der immer der Zeit, wo fle 
ſpielen, höchſt angemefiene Ton zu loben if; fein befler Roman 
‚MR Hippolyt Boratynefi. Biel hat auch Karoline Pidler®) 
geb, Greiner aus Wim (1769—1844) gefchrieben, denn fle 
hat eine Anzahl Novellen (der ſchwarze Fritz tft die befte) die Hin und 
leder jedoch nit über das Niveau des Gewöhnlichen hinausreichen, 
und mehrere größere Ratlonatromane, die fogar theilwelfe die Drei⸗ 
Baͤndezahl, das gewöhnliche Maß des hiftorifchen Romans, uͤberſchrei⸗ 
tn, geliefert. Zwar iſt gegen die gefhichtliche Treue nicht verftoßen, 
auch für eine Frau ein ziemlich wuͤrdevoll ruhiges, Fräftiges und 
energiſches Darftellungstalent vorhanden, aber die Charakteriſtik 
M matt, und darum fichen fie alle weit Hinter Ihrem Agathokles 
‚ träd, einem Buche, "worin fie nicht blos die Schwierigkeiten 


814 Deutſche Poeſie. Moman und Movelle 


des antiken RNomans überwunden, ſondern auch, abgeſehen von 
etwas zu moderner Sentimentalitaͤt und phraſenreicher Reflerion, ei 
durch und Durch poetiſches Gebilde geliefert hat, dem nur Die männtige 
Kraft mangelt, um claffiih genannt zu werden. (Kine wa. 
haft großen Ruf erlangte mit Recht Philipp Joſeph von 
RNehfues aus Tübingen (1779—1842), früher nur vun 
mehrere treffliche Reiſeſchilderungen bekannt, befonder® Durch feinen 
Scipio Gicala, ein in jeder Beziehung vollendete Kunſtwech 
das von plelm Kritifern fogar über Walter Scott's beſte Ur 
beiten gefellt wird. Seine Reue Medea und fein Gafel Gone, 
obwohl ebenfallß gelungen, Reben jebod jener Muferarbeit net. 
Da wic einmal von dem großen Iinbelannten fpredhen, fo win 
ed angemefien fein, bier Beorg Wilhelm Heinrich H&- 
ring aus Breslau (1798) folgen zu laſſen, der unter dem 
Namen Willibald Alexis fhreibt und dem lefenden Publ. 
kum vorzugewelfe als Acht patriotiſcher Preußiſcher Rationatromantiler 
bekannt iſt, da In feinem Cabanis (1832), feinem trefflichen 
Roland von Berlin (1840), feinem Falſchen Waldemar (1842), 
feinem Hans Jürgen (1846) oder Den Hoſen bes Herrn vom 
Brebow vorzugsweife Stoffe aus der Bergangenheit der Prews 
ßiſchen Geſchichte mit vieler Lebendigkeit, fireng hiſtoriſcher Treue uub 
anfpreßender, malerifher Ecenerie behandelt find, wenn am 
manches locale Detail, z. B. in dem letztgenannten Re 
mane, kleinlich erſcheint. Uebrigens verdankt er feinen Ruf 
eigentlich feinem Walladmor (1824), einem Romane, den er 
unter dem Namen Walter Ecott’6 als. angeblidde Ueberſehung 
publicirte, um zu zeigen, daß es nicht eben ſchwer fi, Styl, 
Manier und Erzaͤhlungsweiſe des erwähnten Schriftkeliers nad 
yabilden, welcher Verſuch allerdings dadurch, daß er länger 
Zeit ſowohl deutſche ale englifhe Leſer täufchte, ale 
probehaltig erwies. Sein Landsmann Ludwig Rellſtab“) 
aud Berlin (geb. 1799) Hat eine große Anzahl Heinerer und 
größerer Novellen geliefert, aber vorzüglih If er bier wegen 
feines Wildſchuͤzen (1835) und feines Jahres 1812 (1834) 
zu nennen, das im Ganzen gelungener iR, als bes gemüth- 
lichen Dorfbarbiere Ludwig Ferdinand Stolle aus Dres⸗ 
den (geb, 1806) Jahr 1813 (1838) mit feiner Fortfegung, 





Deutſche Poeſſe. Roman und Movelle. s15 


P obwehl ich gerade die von Dielen beiden Gärifikeliem zum 
; Hauptfchler angeredinete Benutzung hiſtoriſcher Specialwerke über 


j 


zene Kriegsjahre nicht für ihren Hauptmangel halten wmödhte, 


Ernſt Billtomm’s aus Herwigsborf bei Zittau (geb. 1810) 


WMallenſtein, Wilbelm Robert Heller’d aus Groß-Drebnig 
bei Stolpen (geb. 1818) Wilhelm von Dranin, ©. Karl 
. Berloßfohn’s aus Prag (geb. 1802) WMontenegriner, Un 
gar, lehter Taborit und Mörder Wallenſteins, fowie Guſtav 
von Heeringen’s aus Mehler bei Mühlhaufen (geb. 1799) 


Fraͤnkiſche Bilder (fein befted Werk), Balfamträger, Geaͤchteter, 


- Bogen des Biſchofs ıc. leſen ſich recht gut, allein einen dauernden 


elaffifhen Werth werben fie ebenfowenig behalten, als Kari Adolf 


vBon Wachſsmann's?) aus Grünberg in Schleften (geb.1787) 
aahlreiche hilorifche Novellen, die alle recht lebendig poetiſch geſchrie⸗ 


ben find und, wo der Verfaſſer SeibRerlebtes (aus den fpanifchen Bes 


freiumgäftiegen) und Selbfigefehenes ſchildert, durch ein hoͤchſt 
waleriſches Colorit anziehen, und des Grafen Fried rich von 


Raltreutb aus Paſewalk (geb. 1790) viel zu wenig befannte 


Ebba Brahe. Der phantafivolle von Berned (pseud. Berndt 


} 


son Bufed) hat in feiner Fortſetzung von Tromlitz -Biellichhen 


ſich ganz die Manier deffelben angeeignet, allen fi zumellen 
in Dunfelheiten verloren. Theodor Mügge’s (geb. 1808) 


Movellen ſtreifen ſchon weit mehr an das ſociale Element an, 
und als hoͤchſt gewandte Darfieller und Bewältiger großartiger 
Stoffe erweiſt ihn fein Touffaint (1840), obwohl dieſer fein 
Held doch vielleiht etwas zu idealiſirt iA’). Haben wir no 


| woenige Augenblide bei Fanny (Franziska Chriſtina Johanna 


Friedertle) TZarnow!) aus Büflrom (geb. 1782) verweilt, 
dern Erzählungen freilich jebt ſchon faſt eben fo vergefien find, als 
ver Emilie Friederike Sophie Lohmann!) (1784— 


41840) aus Magdeburg, Tochter der Verfaſſerin der Jakobine 


(1794) Sohanna Er. 8. aus Wittenberg (17491811), 
Höher fichende geſchichtliche Novellen (3. B. Dorothea Cappel), 
fo wenden wir uns jebt zu dem Pfarrer Johann Wilhelm 
Meinhold") aus Netgelfow auf der Inſel Ufevom (geb. 


1797), ber befanntlih einen Roman fchrieb, um zu bes 


weiſen, daß aud) in ber Bibel anſcheinend gleichzeitige Sprache 


| 


814 Deutſche Woche. Roman und Novelle. | 
des antifen Romans überwunden, fonbern auch, abgeichen we 
etwas zu moderner Sentimmtalttät und phraſenreicher Reflerion, da 
durch und durch poetiſches Gebilde geliefert hat, dem nur Die männl 
Kraft mangelt, um claffifh genannt zu werben. (Gin weie 
haft großen Ruf erlangte mit Recht Philipp Joſeph un 
Rehfues aus Tübingen (1779 — 1842), früher nur bad 
mehrere treffliche Reiſeſchilderungen bekannt, beſonders durch feine 
Scipio Gicala, ein in jeber Beziehung vollendetes Kunfael, 
das non plelm Kritikern fogar über Walter Scott's befe Ir 
beiten geRellt wird. Seine Neue Medea und fein Gafel Gay 
obwohl ebenfalls gelungen, ſtehen jedoch jener Muſterarbei ned. 
Da wir einmal von dem großen Iinbelannten ſprechen, fo we 
es angemefien fein, bier Beorg Wilhelm Heinris Hi 
ring aus Breslau (1798) folgen zu laffen, ber unter ws 
Kamen Willibald Alexis ſchreibt und dem leſenden Pail 
kum vorzugewelfe als Acht patriotiſcher Preußiſcher Rationalromantia 
befannt iR, da in feinem Cabanis (1832), feinem trete 
Roland von Berlin (1840), feinem Falſchen Waldemar (1843) 
feinem Hand Jürgen (1846) ober Den Hofen bes Hem m 
Bredow vorzugsweiſe Stoffe aus der Vergangenheit der Prw 
ßiſchen Befchichte mit vieler Lebendigkeit, fireng hiſtoriſcher Tram um 
anfpre&ender, maleriſcher Scenerie behandelt find, wen al 
mandes locale Detail, 4. B. in dem lehtgenannten Fe 
mane, kleinlich erſcheint. Uebrigens verbankt er feinen Si 
eigentlich feinem Walladmor (1824), einem Romane, dar € 
unter dem Namen Walter Scott’ als. angebliche Ueberſeſn 
publicirte, um zu zeigen, daß es nidt eben ſchwer fe, Sm 
Manier und Erzaͤhlungsweiſe des erwähnten Schriftielerd n# 
yabilden, welcher Berfuh allerdings dapurd, daß er länge 
Zeit ſowohl deutſche als emglife Leſer taͤuſchte, ab 
probehaltig erwies. Sein Landsmann Ludwig Rellſab) 
aus Berlin (geb. 1799) hat eine große Anzahl kleinerer w⸗ 
größerer Novellen geliefert, aber vorzüglich iſt er bier 

feine® Wilvihügen (1835) und feines Jahres 1812 (1894) 
au nennen, das im Ganzen gelungener if, als bed 

lichen Dorfbarbiers Ludwig Ferdinand Stolle au 

den (geb. 1806) Jahr 1813 (1838) mit feiner Geriihi 


Deutfibe Poeſie. Roman und Movelle. 815 
> obwohl ich gerade die von Dielen beiden Schrifiſtellern zum 


 Hauptfehler angeredinete Benubung hiſtoriſcher Specialwerke über 
jene Kriegbjahre nicht für ihren GHauptmangel halten wmädte. 


Era Willkomm's aus Herwigsborf bei Zittau (geb. 1810) 


Wallenſtein, Wilhelm Robert Heller’s aus GroßsDrebnig 
bei Stolpen (geb. 1813) Wilhelm von Dranin, ©. Karl 
Herloßſohn's aus Prag (geb. 1802) WMontenegriner, Un 
gar, letzter Taborlt und Mörder Wallenſteins, fowie Guſtav 


von Heeringen’s aus Mehler bei Mühlhaufen (geb. 1799) 
Fraͤnkiſche Bilder (fein beſtes Werk), Balfamträger, Geaͤchteter, 
Bogen des Biſchofs sc. lefen fi recht gut, allein einen dauernden 
elafifchen Werth werben fie ebenfowenig behalten, ala Kari Adolf 


‚von Wachſsmann's?) aus Bründerg in Schleften (geb.1787) 


.. — vi Ze u SE Dr Se > 


— u. En —— mn WR wm nn. 


. zahlreiche hiſtoriſche Novellen, die alle recht lebendig poetiſch gefchrie 


ben find und, wo der Berfafler Selbſterlebtes (aus den ſpaniſchen Bes 
freiungöfriegen) und Selbfigefehenes ſchildert, durch ein hoͤchſt 
maleriiches Golorit anziehen, und des Grafen Fried rich von 


Kalkreuth aus Paſewalk (geb, 1790) viel zu wenig belannte 


Ebba Brahe. Der phantaftevolle von Berned (psend. Berndt 
von Guſeck) Hat in feiner Fortſetzung von Tromlig ˖Vielliebchen 
Äh ganz die Manier deſſelben angeeignet, allein ſich zumellen 
in Dunfelheiten verloren. Theodor Muͤgge's (geb. 1808) 
Novellen Areifen ſchon weit mehr an das ſociale Element am, 
und als höchft gewandte Darſteller und Bewältiger großartige 
Etoffe erweiſt ihn fein Zouffaint (1840), obwohl diefer fein 
Held doch vielleiht etwas zu idealiſirt iſt)). Haben wir no 
wenige Augenblide bei Fanny (Franziska Chriſtina Johanna 
Briedertle) Tarnow!) aus Büflrow (geb. 1782) verweilt, 
deren Erzählungen freilich jetzt fchon far eben fo vergeflen find, als 
der Emilie Sriederife Sophie Lohmann?!) (1784— 
1840) aus Magdeburg, Tochter der Verfaſſerin der Jakobine 


(1794) Johanna Er. L. aus Wittnberg (1749—1811), 
Höher ſtehende geſchichtliche Novellen (3. B. Dorothea Goppel), 


fo wenden wir und jest zu dem Pfarrer Johann Wilhelm 
Meinhold") aus Retgelkow auf der Inſel Uſedom (geb. 
1797), ber befanntlih einen Roman ſchrieb, um zu bes 
weifen, daß au in der Bibel anſcheinend gleichzeitige Sprache 


816 Deufſche Poeſte. MNoman mb MWoelle 


noch wit ein Eriterium dee Aechtheit eines Buches fei; 

er naͤmlich als Achte Kloſterchhroniken⸗Erzachling feine 

Sqchweidler, die Bernſteinhere (1839— 45), ausgab, Ya 
ſowohl Hier, als neuerdings In feiner Sibonia Bork, ver Me 
ſterhere (Rov.Zeitung 1847. 8b. IV.), ganz ımd gar den fell 
trodenen Styl ber (ſchlechtern) deutfchen Chroniſten tauſchen 
nachgeahmt, iR aber auch, weil ee gar zu treu ſein weile, 
unverfiimbiih und langweilig geworben, und was verzügiit 
bie Ieptere Erzählung anlangt, fo kann füglich gefigt werben, Tui 
biefe Form des hiſteriſchen Romans ſchwerlich einen baue 
Deifa zu ernten geſchickt iR. Weit beffer iſt es, fo weni 
ats moͤglich die Sprachformen jener toben Zeit zu wähle, 
wohl aber fi In den Geiſt und das Leben berfelben hinein 
derten, und dieß gelang ſchon befiee dem großen Drienteliien 
JZoſeph von Hammer-Burgfall aus Sräp (geb. 1779 
Im feiner gleiche Tendenz verfolgenden Gallerinn auf der Mengen‘ 
burg (1845), noch mehr aber Wilhelm von Chezy aus Par 
(geb. 1801), der bereit6 durch ſeine Wanda Wielopolsfa (183 
und feinen Fahrenden Schüler (1835) vortheilhaſt bekannt war, ia 
dem erſten Bande ſeines großen Malefizbuches (11847), wo er ud 
Tagebuch eines Scharfrichters aus dem 16. Jahrhundert ib’ 
theilt, dad in Borm, Inhalt und Ausführung wirkklich aus⸗ 
gezeichnet genannt zu wirden verdient. Einen wahrhaft enorme 
Erfolg Hatten die Romane ber Frau Angufte von Baal 
zow, geb. Wach aus Berlin (1792), Godwie⸗Caſiſe (1837 
und St. Rode, worin das romantiſch hiſtoriſche Element et 
weitet, waͤhrend ihr Thomas Thyrnau und Jakob van der Wis 
mehr dem ſocialen Genreroman nahelommen. Ihr Hauptverbien 
beſteht in dem Talent, das Intereſſe des Leſers beſtaͤndig in Spaub⸗ 
ung zu erhalten, hochſt lebendiger Darftelkeung, Bewaͤltigung des 
Seoffeo md trefflicher Haltung der Charactere, aber ihre Helben 
And zuweilen entweder blos Zdeale (Thomad Thpraaa) ober 
aunmöglihe Originale (Jakob van der Nees), und khre beides 
Keätgenannten Werke fangen an, Langeweile zu erregen mb ger 
au Fehr ihre Abkunft won einer Dame zur Schau zu tragen. 
Im Genre de Seeromans verfuchte ib Heinrid Saint 
aus Altona, und bat nicht blos eine große Anzahl kleiner Novellen, 





tee 
XXI 





















nrusphhe Poeſie. Meman und Mandl. 817 


runs ; eſden gubfitenihiehtt Nicherdeniſche ber Haaburge Hub, wıb 
ie: femuilich auf dem Meere ſpielen, ſendem auch ein größgwes 
jenätne, Ruyter, geliefert, das jedoch, weit dapon entfernt, Kamen 
5 fein, nichts Weiter als leſe zuſammenhaͤngude Zuͤge und 
Jegebinheiten aus dem Reben dieſes Sechelden enthält. Uebrigen⸗ 
aiten über alle dieſe Novellen zwar einen Vergleich mit Marryaso 
bit aber wit E. Sae's oder Cooper's Seeromanen aus. Einca 
ann imo ſociale Leben ſpielenden Raͤnber⸗Roman bieket ung 
udwig Starklof im feiner Sirene (1846), einer Schloͤſſer⸗ 
gb Soð leugeſchichte; allein obgleich es darin Mord und dndan 
sufigen Zubchoͤr genug giebt, fe iſt doch troß des eleganten 
beyls Der Verſaſſer nicht tm Stande, einen Raͤuber⸗Roman ik 
üherem Sinne zu fihaffen, denn felbR feine Heidin iſt eine 
urzeithnets Naͤrrin, durchauds Fein wahrhaft männlicher Charae⸗ 
m Gewiffermaßen gehören auch des geiſtvollen Verfaſſas Die. 
Bulk Der Höflichkeit und des Geiſtes der Kochhinſt, Carl 
Bettierich’8. Breibern von Rumohr aus Zreniher bei Rio 
wi (1 T9O-— 1343), Deutiche Deritwärkigfeiten (1832) biexhen, 
Jar fe eine Art von Memsiren⸗Roman vorſtellen, fowie Kari 
Badwig von Woltmann's aud Oldenburg (1770-1817) 
Nemoiten des Freih. v. S— a (1815) ebenfalls nicht mißlungen ſind 
+ Beben der hifloriſchen Novelliſtik kann der. biogtarphiſche 
Runen bequem eine Gtelle finden, denn dies an: fi moch 
Dh bebemklichere Genre als jene Miſchung yon geſchichtlicher 
Wahrheit. und Fiction bat nicht wenig Benrbeiter gefnnen, 
Risen Ziel dieſe Form in feinem Dichterleben und feinem 
Gantsens in wie deutſche Literatur eingeführt hatte Wir nen⸗ 
wen als feine Nachfolger auf dieſem Gebiete Epuard Doas 
us Lnbdsberg an der Warihe (geb. 1815) mit feinen Deutſche 
Diäsien (1887), Ernſt Willlomm mis feinem Byron 
0889), beſonders aber Heinrich König, weil dieſer in 
feinem Dichten und Trachten Willan’s (1889) Shalſperes 
Gbehung du Leben im einen weit umfaſſenderen Focus geſtellt 
bat, als Fick Tied beabſichtigte. Auch W. von Sternberg 
be in Teinem Meltere (A834) und feinem Leffing (1834) 
Mes Achaliches verſucht, allein Gewandtheit in ber Golan 
Gensuintion nid plquanter Styl bergen 2* nicht, die 


"Wär, Dandduh de Eiterärsikibidte. EI. 








818 Deutfche Marke. Moman und Mebelle 


Mefe jenes großten Cchikers Deutſalando zu wndieh. dem .n 
(alien, wand fo hat chu fogee H. Kurk in feinem Geimniih 
jahren Saillero (1845) obwohl aud dieſe gar zu wii Die 
gietes und Bennvartiged enthalten, übertroffen. Uucrbass 
Cyan (1837) in viel zu breit und u Twikifiig fiber ala 
Unterhaltungebudh, die ganze Borm aber unangemefien, weil Jean, 
ver ſich um disfen großen Steptifer überhaupt kümmert, fümweiih 
eine romantifte Quelle wählen duͤrfte; beffer iR jedoch feine Schine⸗ 
ung des Diters Kuhim Dicter und Kaufmann (1840). Eher finak 
man Drtlepp’® Phantaflegemälde Beethoven (1836) für w 
fig ewaten, dem fo wenig wie dieſes großen Meiße 
Eymphonicen für jedes uneingeweihte Ohr befiimmi ſiud, fo 
gewiß wird aud nur ein wahrer Berehrer deſſelben ſich mit Yan 
Dicter in feine phantaſtiſchen Traumgebilde vertiefen, aber Seal 
digt erwachen. Am gefihidiehen bat übrigens D ito Müller iufeinm 
Bürger (1845), deſſen romantiſces Reben freilich auch zu einer Neue 
baffer geeignet iR, ale Friedrich Voigto' Holty (1844) Die Püiieh 
Bvaße geetroffen und uns ein friſches, volled, freica Gemaͤſde dies 
gehen, aber umgihllihen Genies geboten. Etwas Achnlüche 
unternahmen für das große Publilum I. Ed. Hisig mb M 
Häring, indem fie in ihrem Neuen Pitaval (1842) bie wiß 
tigfen und interefianteften Criminalgeſchichten ber nenen Zeh 
bearbeiteten, weil Feuer bach's Darkelungen ber 
Men Berbueker (1828), trop dem, daß fie für den Juriſta 
mentbehrlich find, für den Laien etwas zu hoch gegeben feinen, 

Gewiſſermaßen gehören zu ber hiſtoriſchen Novelle mh 
die unter dem Titel Dorfgeſchichten neuerlich erſt auſgeklen⸗ 
menen Beurebilver. Wir haben oben geſehen, daß in gebum 
beamer Mede fon mande Borläufer biefer Gattung working; 
allein obgleich der Zeit nad der Irrwiſch⸗Frie (Urania 1889) 
der Dieterin Adelheid Reinbold aus.Hankomr (1802 — 30), 
die unter dem Ramen Franz Berthold auch einen gebiegenen bil 
riſchen Roman, Kinig Sebaſtian 1839), hinterließ, voranfichen muhfkz, 
welcher, allzugreße Sentimentalitätund einzehre, Retö von Fransen faire 
quigefaßte Züge abgerechnet, auch fonf fehr gelungen iR, fo kat 
deoch der Schweizer Jeremias Gotthelf durch feine Bier 
und Sagen aus der Saweiz (1842), U. Weill, ber belaunt⸗ 
lich die Beſchichte des deutſchen Wauernfriege (1847) zu einem 














kn, 


Deutſche Pocfe. Moman und Mevelle 819 


m machen gewußt. bet, m ſeinen Sitten 
aus dem elfäfflfchen Volksleben (1843), vor Wen 
Berthold Auerbach aus Rorbfetien im Wuͤrtemberg⸗ 
| (geb, 1812), ein Joraelit, in feinen. in ihrer Art claf 
Aſchen, nur zu monotenen Schwarzwälder Dorfgeſchichten (1848) mit 
Meſltommener Uifprünglichleit uns angeblich. treme Bilder aus dem 
Aelloleben bes Schwarzwaldes geliefert, die, obgleiy weit Davon ent- 
ent, uns einen erſchoͤpfenden Bid in die armen Hütten biefer Gegend 
Ait ihren Leiden und Freuden thun gu laſſen, doch nur Idyllen ſind, 
Aber, während und jene wiberwärtigen Scilverungen ſittlicher 
Merworfenheit und eines bis zur Thierrohheit herabgefunfenen Pros 
letariats, wie fie uns in den Nadahmungen von Sue's My- 
‚wperes de Paris über Berlin, Wien, Amferdam ac. vorliegeg, 
zeit Gtel und Furcht vor dieſer Hybra erfüllen, die wärmfen 
. öympathieen für feine Lieblinge einflößen, obgleich auch er neuer» 
„Sieg (Urania 1844) in den Sträflingen fih auf jenes bebenflide 
Mebiet gewagt hat. Etwas breiter nur und umfändlicher, fon aber 
ant anſcheinend gleicher Natuͤrlichkeit, Treue und Malergenie fehrieb 
Sofef Rank feine alten und neuen Bilder aus dem Böhmer 
Mob (1843, 1847) und feine Bier Brüder aus dem Molke 
A844), welde freilih der Prolstariats-Novelle, wie fie uns 
in 6 Billfomms Weißen Sclaven (1845) und Grenzem, 
Warren und Lootfen (1842) geboten wird, näher fchen, 
Dann 9. von Sternberg in feinem Paul (1845) Dagegen 
aus dem Grdme der Geſellſchaft in die niedrigſten Regionen 
Derfelben binabfteigt, fo flieht man gleih den vornehmen Herrn, 
Der mit Glacéhandſchuhen an die Hütten ber Armuth klapft, 
6. aber von den daraus hervorbringenden contaglöfen !Ries- 
men abgehalten ficht, weiter ald eben nur bis an die Ihüre zu 
ommen. Ginzelnes Gelungene findet Äh auch in dem auf bie 
ungtüdlihen Weberzufände Bezug nehmenden Romane der Louife 
Dsto: Schloß und Fabrik (1847), während unter vielen andern Nach⸗ 
abmungen diefed Genres M. Mar tell's oder, wie er eigentlich Heißt, 
VonPBohhammerdaus Berlin (geb.1785) Lahıner Hans (Urania 
4842) undR.Heller’s Novelle Unter Bauern (Perien 1844) wie 
derum zu dem eigentlihen Stillleben des Dorfes zurüdichren. 
Dafpeibe thut mit großer Genialitaͤt und entichlebenem Dar⸗ 
52 










820 Deutſche Poeſte. Roman und Movelle. 


Mehungstdient, fretlich Fe einen andern Weltthell, Friedel 
GSerſtäcker aud Hamburg (geb. 1816) in feinen SUR 
biwern (1047), worin er und auf Autopſte und Geibieriuit 
baſtrie getteue Bilder aus dem Pflanzer⸗ und Hintenuäßeieiiek 
vorführt, unter denen einige (3. ©. vie Hurlcane) geradezn aub 
gezeichnet ſtad. Was übrigens von dieſem höchſt tatemineiik 
Uiutor zu erwarten lebt, zeigen fon feine Streif⸗ und Zaıik, 
(1844) worin er feine eigenen Abenteuer in UAmerikas WBilem 
ſchtſdert. Sehr nahe Rehm nun biefem Genre jene Reikfiigi 
oder Gharacterbifder aus dem wirklichen Leben, welche in dich 
Ferm von einigen hervorragenden Perföntichlelten bes jung 
Deutfälande, wie Heine, Laube, Mundt, Kühnen, 
in die Literatur eingeführt wurden, aber ihre Gaupiäge & 
des Büren Hermann Ludwig Heinrich Büdler- Au: 
tau®), Barons zu Brobis, aus Muskau (geb. 1785) Yrlfa 
eines Berflorbenen (1830), Semilaffo in Afrika (1836), & 
mttaffo’® vorlehtem Weltgange (1835) x. fanden; Büdhern, uk 
fe eben nur ein mit Allem zu einem comfortabten Beben au 
geruſteter genialer Ariftefrat fchreiben konnte, ber trog fear 
Ironifiien Blaſtrtheit aberall den geiſtreichen WBeltgäsger wer 
rind. Beſonders glüdlih find Theodor von Kobbe a 
rhdkant (1798 — 1844) in feinen Humoriſtiſchen Ref 
bildern (1843), Eduard Boae in feinen Nordklchten 
(1845), DMägge in feinem aͤhnlichen Werle, Eart Thee⸗ 
ber Griefinger*) ans Kirchbach im badiſchen Schwarm 
walde (280946) in feinen Humoriſtiſchen Wilbern au 
GSechwaben (1830) und feinem Skizzenbuche (1841), von Gaudy 
in feinen Benettanifchen Bildern, feinem Berliner Bilderbuche, feinen 
Hömerzuge und feinem Tagebuche eines wandernden Schnelvengiichen, 
ſowie Dingelſtedt in feinem friſchkraͤſtigen Wanderbette 
(1889-43) und B. U. Huber in ſeinen Gkigen aus Eye 
nien (1838-33), während Beh ftein’s oben genannte Falılır 
eines reifenden Mullanten und feine Earinette doch wohl Get Her 
ſcher Bad (4.9, in der Schilderung feiner Abentener in rider 
Iand) sucht Wilden enthalten. Gehr gehmgen find ber ren 
Sherefe von Bacheracht, geb. von Steuvr, Belle af 
dem Güden (1841) und Menſchen und Gegenden (1845) 

















Deusiche Poefie. Roman und Movelle. 821 


a6 dr Bezug auf Gewandtheit der Darſtellung auch ben Er⸗ 
merungen aud und an Frankreich (1842), den Reifehriefen 
Bar) und ben Oriemaliſchen Briefen (1844) der Gräfin 
»Dahn-Hahn zugeſtanden werden mag, wenn barin aud) 
baroke Ideen, 3 B. wo fie über den weiblichen 
eiavenmarkt philoſophirt, etwas fehr unweiblich erſcheinen. Nicht 
los piquant oberflaͤchlich find aber die zarten Gharacterfihde 
w- Emma von Niendorf (Frau von Suklow) UAus der 
Begenwart (1844) und Ihre Reiſeſcenen aus Bayern, Tyrol 
wie Ecgwoben (1840), die von einem edlen Gemuͤthe zeugen. 
haben Holtel's Vierzig Jahre, Die eigentlih auch nur eine 
Bi Wanderiournal ihres raſtloſen Verfaſſers geben, gewiſſer⸗ 
daßen hier eine Stelle zu beanſpruchen, fo werben dieß wit 
no größerem Rechte thun Heinrich König's Stationen (1846) 
ws vorzuͤglich Johann Auguſt Lewalvs') aus Könige 
berg (geb. 1793) Aquarelle aus dem Leben (1886), die dur 
eine Haͤuslichleit (Nürnberg und Hamburg) ‘und fein Panora⸗ 
ma von Münden fupplirt werben fünnen, ein Buch, das, 
ber warn es einmal zur Hand genomuien, gaviß von Nies 
mandem unbefriedigt tweggelegt werden wirb, denn bat Jemand 
ohlochies Darfiellungstalent, fo IR es gewiß Lewald. In 
vieler Beziehung gehört auch der. weitgereiße Kohl hierher, ber, 
5 ®. über Rußland und England höchſt gelungene Genrebilder 
geliefert Hat, wenn auch die Mehrzahl feiner trefflihen. Reiſewerke 
eo ſpaͤter angeführt werben lann. Ebenfo mögen die heiten Kartons 
ans der Reifemappe eines Deutfchen Touriſten von Karl von Hail⸗ 
banner (1837), ſowie die Memorabilien des alten Schifftlapitainsſ 
Ftanz Heiken's über Helgoland (1844) hier genannt werben. 

Ginen weſentlich bedeutenden Theil der neueren: Belletrinit 
wm aber der fgciale Roman für ſich in Anſpruch, aus deſſen 
Sehirte wir allerdings bereitö mehrere Proben anzuführen Ges 
legenheit Hatten. Es IR bekannt genug, daß Ludwig Zied 
bier gewiffermaßen: durch feine Novellen den Grund legte und 
jeh zuoiet Nachahmer fand, denn bei weitem nicht Alle faßten 
feine Tiefe fo gefhidi .ouf, wie Karl Adolf Suckow aus 
Muſſeiberg (1802-47), der bekanntlich unter dem Rama 
Poogaru (naug yap od; d. h. warum follte das nicht cher 





827 Deutſche Poefie. Moman ımb Novelle 


Finnen?) Biele turpirte, Indem er fle zwang, feine Rovcllen Elebed 
ſchichtenſ 1829, Germanos [1830] 1c.) für Akte Tiech ſche auganchiiilk . 
Meuerlih bat ſich beſonders Nudotf Wilhelm Leopold TER 
von Keudell aus Königsberg (geb. 1808) durch feinen GO@E 
genialen, das ſociale Leben mit der Romantik verbinden 
Roman Außerhalb der Geſellſchaft (1847) ale einen der Schh 
eines Meiſters völlig in fi aufnehmenden Dichter ermicfen, wem 
man bei der auß dem Bude hervorlendktenden Urſprünglichkkelt üie 
nicht überhaupt cher für felbRändiges Original zu nehmen Get 
Bald hätten wir aber Heinrich Joſeph König’) aus Falk 
(1791) vergeffen, deſſen Hohe Braut (1831) und Elnbiſten & 
Main (1847) offenbar politliſch⸗ſociafe Tendenz Ron 
find, die und, wie feine Waldenfer (1836), den Berka 
als einen eben fo liberalen, als aufgeflärtn Kacholiken ew 
ſcheinen laſſen. Seine Novellen: Deutſches Leben (fe 
gina, eine wahrhafte Herzensgeſchichte, 1842, und Beronte, 
eine hoͤchſt Intereffante Zeltgefhläte, 1844), verleugnen Ten 
boben Ruf nitt, den fi ihr DBerfaffer in der deutſchen 2ftere 
sur bereitö erworben bat. Emerentiuß Scävola oder, we 
er eigentlich heißt, von der Heyden, Pofdirector im ver 
Neumark, verfolgt in feinen leider etwas zu weitſchweiſtgen 
Novellen, die Erbfünde (1894), Learofa, die Männerfeindie 

(1835), Mdolar, der Weiberverächter (1833), Leonide (1835) 
und Andronika (1836), ebenfalls die Ausführung einer ber 
fimmten Idee, allein es fehlt Ihm die Wahrheit des wirkliche 

Lebens, und darum koͤnnen wir uns mit feinen Heſdinnen wnb 

Helden nicht recht befreunden. Obgleich nun Gutzko w in mehrenen 
. feiner Rovellen etwas gezwungen iſt, fo daß man ihm allzufehr das Sire⸗ 
ben nal Urſpruͤnglicbkeit anfieht, fo kann man ihm do 

Mangel an Talent für die Social⸗Novelle eben fo wenig zur 
Laſt legen, als Mofen, der beſonders in neuefter Zeit Tem 

entfievene Befähigung, gerade hier Ausgezeichnetes zu leiſten 
recht betüätigt hat. Adalbert Stifter würde, wollte ma 

auf die Form allein fehen, beſtimmt für Defireih ob der Enns 

daffelbe fein, was Auerbach für den Schwarzwald ward, hätte 

alfo oben neben demfelben genannt werben follen; allein iR er 

auch ein überaus glücklicher Herold der Raturſchönheiten dieſes 





















Deusfihe Desfir. Doman und Mooelle. 823 


nBe® und blendet er durch ben ewig wechſelnden Farben⸗ 
melz nnd die glühende Phantaſie feiner Studien (844) fo, daß 
w kaum den tief ſinnigen Hintergrund vor dem friſchen Laub.. 
ian erfennen, fo wird doch die wahrhaft erhebende Gemüth⸗ 
bicht feiner einzelnen Berfönlichkelten, denn das Zufanımens 
wobei anehrerer wird bei ihm lüdenhaft und unmotlvirt, ihm 

dig eine Stelle unter den befien Repräfentanten des 
whühtE-Remans anweiſen. Breilih haben wir aber, che wir 
fen Boden verlaſſen, noch eine Rarfe Anzahl weiblicher 
riſtſtellerinnen bier zu nennen, welde, größtentheild von Goe⸗ 
ws Wahlverwandtidaften veranlaßt, theild die Ehe mit Ihren 
neuden und Mängeln, theild die Entfagung, Eheloſigkeit und 
ie Pruderie beleuchten und uns eine Menge Tanten, 
Biftsbamıen, Eheloſen, alte Jungfern ac, umgeben von Roues 
md Titelträgern, Offizieren, Hoftaͤthen ıc., vorführen. Wir ber 
ianen, ohne der Karoline Engelhardt Briefe Louifene 
4806) vergefien zu wollen, mit der Johanna Schopen⸗ 
haues'), geb. Troffina, aus Danzig (1770—1838), die 
wesch ihre Babriele (1819), welche befanntlih Goethe (W. XLV. 
p. 217 ac.) ſehr hoch flellte, zu Ihrer Zeit allgemeine Bewun⸗ 
derung erntete und dann mittelt der Tante (1823) und einer 
großen Anzahl ähnlicher Schriften, unter denen Sivonia (1828) 
die deſie in, neben der Th. Huber geawifiermaßen die Mutter des aus 
weiblichen Federn heroorgegangenen Eonverfationsromans warb und 
don an ihrer Tochter Adele Schopenhauer eine elfrige Nach⸗ 
ahmerin fand, deren Haus⸗ und Feldmaährchen (1844) jedoch 
beſſet find, als ihre vielgerühmte Anna (1845). In bdaffelbe 
Fach ſchlagen die Romane der Henriette Wilhelmine 
Hanke, geb, Arndt‘), aus Jauer (1783) mit ihrer etwas 
bürgerlich hausbadenen Moral ein, die fi eigentlih alle wie 
en Ei dem andern Ahnlih ſehen, offenbar aber unfere 
wärme Empfehlung verdienen, wenn wir bedenfen, wie ihr 
Haupizwid dahin geht, au zeigen, daß eine finnige Häuslidfeit 
web ein frommes, eheliches Leben der alleinige Beruf des Weibes 
fl, obwohl freilih eigentlihes poetiſches Talent bei ihre fhmerz: - 
Up vermißt wird, Auch Joſephine Perin von Gnaden- 
Rein, geb. von Bogelfang, aus Brüffee (1779) mit Ihrer 


236 Deutſche Poeſie. Noman mb Beni. 


Pauliſtin, ſowle Dorothea Schlegel, geb. Nendelfeha 
aus Berlin (1 702 — 1806) mit ihrem Florentin (1801), felken il! 
vergefin werden. Unverhälinlßmäßie böber Biere ſich ik 
geiftreiche, durdigebildete Ida (Florentin e) Erid (vercheiik 
Arempe) aus Dittmannsvorf bei Freiberg (geb. 1809, Ye 
früheren Arbeiten, 3.8. den hiſtoriſch⸗biographiſchen Romanın & 
brecht Willms (1843) und Mohammed und feine Frauen (15H 
man allerdings etwas zu fehr das Studium anficht, Die ſich de 
in ihrem größerm Tendenzromane, Koletterie ober Am m 
Schale (1846) völlig von den Feffeln deſſelben leogench 
und 'auf eine fehr gewandte und feine Weiſe ihre Tendem, % 
Gmöntipation der Brauen in feder Beziehung, die fie ütad 
ſchon in dem Dualiſten (1841) und dem Dur Nacht mut 
(1841) betitelten Romanen, fowie in den oben genamnten Iie 
in einer bedenklichen Weiſe verfolgt hatte, derrchgeführt ah 
dabei auch Form und Styl gegen ihre früheren Schriften win 
lich cultivirt hat. Während fie mei nur den Mittetftand darge 
fußt, hat die Graͤin Ida Hahn⸗Hahn aus Treffen # 
Medtenburgifhen (geb. 1805)") das Monopol des höheren Geb 
ſchaftsromans, wenigſtens unter ben weiblichen Schriftſiellern, ai 
geriffen und fildert nun in ihren Romanen, umter Wa 
Cecil (1844), Kauftine (1841), Ulrich (1841), Aa 
Borſter (1843, ihr beſtes Buch), Ctelia Comi (1840), & 
bylle (1846), wo fie uͤberall die deutſche George Sand, al 
nur in ihrer glatten, „fascinirenden“, verfährerifhen Ude 
rebungshmft ſpielt, die den Lefer oft „bewilbert“ macht, KW 
ders hervorzuheben And, die Viafirtheit der Haute volt c 
eine wahrhaft erſchreckende Weiſe und zeigt ariſtokratiſche Grm 
fäge, wie fie faum am Hofe Ludwig's XIV. Mode waren, IP 
bei aber auch eine fo leichtſinnige Unfiht von der Che m 
Llebe, daß man ſich nur wundern fann, wie ihre Bäder, dei 
hohes Darfielungstalent nicht abgefproden werden fol, a 
die von ihr beliebte Sprache wahrhaft am bie Zeit des Draft 
Franzos erinnert, wenigſtens von einem Theile der v⸗ 
nehmen Welt geleſen werden koͤnnen, da ſie beſonders gehae 
find, das, was die ſchlechte Proletariats Literatur über die 

ſtaͤnde und Geſinnungen ber hoͤheren Staͤnde unter. den 


Demihe Poeſte. Roman und Monde. - 825 


pn verbreiten facht, zu bekätigen, und Imas, was bad Schlimmfe 
IR, vr ein Möge derſeiden. Wahrſcheinlich in aber ihr 


Wei in der Leratur zu Ende, fitvem eim geitreicher Cie _ 


telter db Fanny Lewald?) in der Diogena (1847) vie 
MDulnieſſen; ihrer im ihren zahlreichen Romanen awögegoffenen 
eycluſtven IFoeen abgezogen und im dieſen Daywerkeoiyp em 
ebenſo Ati verdorbenen, als geiſtig verkehriten Helbin das 
Eplegelbild einer modernen Satenpuppe gegeben "hat, wie fie 
nad den Romanch ver Frau Bräfin fen N, wein ihr der 
wahre Hautgout.der Nobleſſe iawohnt. 

NUeberhaupt bat in ver neusflen Heit bie Literatur gevabe 
ur Genre des: Romans einige recht bedeutende Talente accfzu⸗ 
wel fh erinnere nur an die: bereitd erwähnten: Damen 
Sutfe Mahrbach, Betty Baoli (Die We und mrin 
Yuge, 1844), deren Sevichte (5848), Romaucero (1845) 
nr Ra: dem Gewitter (1843) yräditige Vlihe über einen 
ſuracdewegten Himmel fenden, Baronin von Sroß (pseud. 
Amalie Winter), Frau von Knorring, Fanuy Ser 
wald, Thereſe von Bacheracht, deren Lydia und. Fallen⸗ 
berg hier beſonders hervorzuheben ſein würden, zöge uns wid 
We hochbegabte Luiſe von Gaktl Toerhetsathen mit Levin 
Suha@eng, deſſen Schloß um Meer (1848) fein beſtes Werk IR, 
wlleenn Die Mitterbürtigen und Eine dunkle That wär won wielem 
Talent zeugen, aber feinem Stiftöfräuleln [Dombauf, 7848] uicht 
gleich kommen) mitt ihren Freuennovellen, in denm fit eine fo Tee 
Nrfprängikßtelt, eine fa zarte, von allen Ertremen glei wweik 
entfernte Weiblichkeit, eine fü träftige Ausfuͤhrung nuturticher 
Ohardttere- kündueben, daß wir die neueften Produlte ber darch 
ihr Saloß Goezyn 1841) mit Rede in Aufnahme gekommenen Ida 
ven Duringsfeld (Thekla), Skiigen aus der vornehmen Walt und 
GSraf Ehala, worin ſie nicht mehr weit von der langweiligen Blafirt 
heit der Bräfin Hahn⸗Hahn entfernt if, bei Bette legen. Noch 
malen wir bier eined Schriſeſtelers gedenken, ver in der 
Salonnovelle mit der eben genannter Dame mm den Preis 
nngt, namlich Wleranver von (Ungerns). Sternberg 
(geb. auf feinem Gute Noislfer bei Reval 1806) eines aller 
dings ‚genlalen Kopfes und feinen: Beobachters, dem felbi: vas 


Deusidye Poeſie, Noman und Movellt. | 


bemerififgsieoniiche Mirchen (Tue) mit uißlingt, da ale 
miqts beieweniger in feiner Diese, feinem alienfels (1859, 
feinem Ei, Guivan (1859, feinem befin Werke) um bie 
haupt auch in feinen kleineren Nevellen burkans eigallid us 
mit den Kindern feiner Laune mittele feines eminenien Dad 
ungotalent Tebettirt uud ohne Tiefe, aber mit einem -aiide 
denen Geibfigefübl und die unbaliberen Priusipien ver me 
dernen Lebensphiloſephie verträgt. In feinem frühefen Rada 
G. B. im Waldgeſpenſt) iR’ er noch offenbar Schaler Tiech 
allein in den fpäteren (den Zeriſſenen, 1852, und ber beb 
fopung derſelben, Eduard, 1888) warb er leider von Hei 
CEiſiuß verführt und gab uun zugleich damit gu jenen Mk 
gewordenen Stichwort„Zerriffenheit“ Veranlaſſung, deſſen 9e 
ih er ſich fortan nun als ein Salonmephiſto in jem 
glauen, kalt hefnanniſchen Ironie, womit er die Reukak | 
modernen Erzichung und Lebensweiſe belaͤchelt, datzelee 
beſtrebt. Ebenſo geiſtreiche Darſtellung, aber welt glͤdka 
Erſindung und ſeltene Friſche der Lebensanſichten bietet An 
gun von Binzer (pseud. A. T. Beer) aus Mel (ai 
1793) in feinen Erzählungen und Novellen (1836), wanch 
Dingelfedt allerdings noch ein poetifheres Gola w 
fünftterifchere Durchbildung verräth, denen Gaudy in feuer 
wetlaniſchen Novellen (1838) böhR humorikifcheelegante Game 
biiner beifägt, neben die man F. W. Hadländers Dh 
Könige (Bilder aus dem Solvatsuieben, 1844), badk: 
uchende Naturſchilderungen, fielien fann, one Hermann Kur 
Gesrgimen (1839), einen duftigen Rovelenfrauß von AM 
fwäbifhen poetifhen Humor, 9. Rein becs top bed hehe 
Auers ihres Verſaſſers lebensfrifge Situationen (1841), Wi 
wehjliger Lebensphilefephie, die fein pfychologiſchen Specfl⸗ 
tionen Schefer's (z. B. Unßerblichkeitstrank, Kinfle 
che x.) und die kraͤftigen, ftiſchen, aber leider puweilen eiue⸗ 
a derden öſtreichiſchen Soldatengeſchichten Stephan Thuumt 
(U der Kalerne, 1845), ſowie Furſt Gcwargenktts? 
Tagebuch eines verabſchiedeten Lanzenlnechts (1845) und Bil 
beim Barons von Rhode Wanderungen eines alten Gola 
(1847) unerwähnt zu laſſen, und ar zu bedaucm IR 




















Deretſche Poeſie. Doman und Monde. 827 


ad Lauritz Kruſe aus Kopenhagen (1778 — 1889) mit kalmem 
ärnen Talent, verwickelte Begebenheiten, die freilich nicht im⸗ 
ner ganz natuͤrlich find, darzuſtellen (Eriminalgefchichten, 1826, 
Breer and Diener, 1832, Sieben Jahre, 1824, x), fo ſchnell 
igeſſen ward. Aber auch Auguſt Friedrich von Hey⸗. 
vos (geb. 1789), der. mit beſonderen Geſchick in feinem In⸗ 
refguanten (18340) und feinen Randzgeihnungen (1844) ſociale 
Mer politiſoe Tendensfragen fo zu löfen gelchrt bat, daß fin 
Ba dem Snterefie des Ganzen nid ſchaden usb fo gewiſſer⸗ 
maßen unvermerft zum Abſchluß kommen, ſoll bier feinen Plaß finden, 
" Da wir einmal bei dem Gefühlsromane ſtehen, fo fine 
Her gleich einige theologiſche Romane mit genannt werken. Die Zahl 
berſelben iR nicht gering, und bie vorzüglichfien find wohl nach © ot tlieb 
Ja kob Planik's ausRärtingen (1761 —1832) Vorgange im Er⸗ 
as Amtejahr des Pfarrers von S. (1828) Kar Gottlieb Dret⸗ 
I nelners aus Gerodorſ im Schoͤnburgiſchen (geb. 1776), des bes 
vhurien Rationaliten, (von Joſeph Haudſchuh 11828] ſchlecht 
widerlegten) Heinrich und Antonio, die Proſelyten der roͤmiſchen und der 
esavigelliäen Kirche (1826), und. Freiherr von Sandau (1839), 
Kari Hafes aus. Steinbad, bei Penig (geb. 1800) Teha- 
ment des alten Pfarrers (1834), Sheodor Schwarz, 
Rfarters zu Miel, feinem Geburtsorte auf Rügen (geb. 1778% 
(psend.. Melas) Joſeph Sanayar (1837), eine haͤchtt geiß⸗ 
reich geſchriebene katholiſche Bekchrungsgeſchichte, Heinrim, 
Möwes’ Pfarrer von Andouſe (1848), wo eine aus ber 
Zeit der Dragonaden hergenommene Begebenheit zu energiſchen 
Ergüfien eines ſueng lutheriſch geſinnien Kämpfer für Toleren 
Beramlafkmg giebt, Gerhard Friedrich Albert Strauf:e 
aus Iſerlohn (geb. 1786) Walifahrt Helon's nad Jerufalem 
389 Zahre vor GEhrifl Geburt (1820), Glodentöne (181% 
—21) und Taufe im Sordan (1822), Wilhelm Martin 
deberecht de Wette aus Ulla bei Weimar (geh. 1780) 
Heinrich Meldihal (1829) und 3. E. Biernapfis. hoch⸗ 
yortifde Lege zum Glauben (1885), fowie fein Brauner Knabe oder 
die Gemeinde in der Zerfirenung (1889) und feine Hallig oder 
Ye Schiffbruchigen auf” dem Giland In der Nordfee. (1840), 
welches Ieptere Werk neben ber trefflichen Schilderung des (feine®) 











ss Deutſche Poeſte. Minan unb Üenelle. 


Cemibans eines Paſtoes auf den Spalligen zugleich vochs inter 
fante Sitteiftichter auf die voltechattichen, patriarchaliſen ir 
ten ſeiner Heerde fallen ßt ). 

Auch dem Sunfiroman wiberfahr in deſem Aſchnitte fen 
Aut in vollem RMaße; denn ohne uns dier bei Den hächt 
geſchmackoollen, allerdings im Tone Gothe's gchaltenen Kaufe 
Milperungen €, Wagners, bie bereii6 oben awähnt wurden, 
ober bei Tied’d Yungem Tiitermeiler (1836), der hercliche Ge 
ſreche über vie höheren me niederen Sphaͤren der Kunk a 
bat, anfzahalten, weiten wir nur auf Sriebri Ludwig 
Bährlen’s aus Nim (geb. 1777) Euthuſtaſten (1822) mb 
Btädtiing (1836) Hin, works er bie Zußänbe des Künfies 
me hoqhſt charatteriſtiſch behaudelt, auf Eban ar d Möritt 
trefflichen, hochpoetiſjchen Maler Nolten (1883), auf Thee dor 
Shwarze (Melia) Erwin vn Steinbach (1634) ui 
feinen herrlichen Berachtungen über Aeſthetik der Bankunß, ir 
Wer geſchidt bem Erbauer des Kölner Domeo in der Mund ei 
werben, wie denn au Eruſt Auguſt Hagen. aus Rämigiben 
(geb. 1797) in feinen Känftilergeſchichten (LBIE— 40) dem 
falle hiſtoriſch berühmte Künkter, 5. ©. Leonarvo da Biad, 
fine Auftchten auoſprechen und vertheidigen läßt. Als wefflicher mw 
ffttaliſcher Kritiker bewaͤhrt ſich Auguſt Kchiert.in feinem Toulckea 
(1888). Richt vergeſſen duͤrfen wit bier Kar! Stetn’s (geb. 1773) 
König Mys von Moibus oder drei Jahre auf der Ilniverfiäkt (1838), 
deſonders aber Ernſt Beorg von Brunnews aus Dub 
den (1700 — 1844) Tronbabeur( 1839), dergelungener iſt, abs fee 
Wi gerühuter Ulrich von Huttn. Joſeph Freiherr von Ei ch en⸗ 
vo vff ſchildert in ſeinen Dichtern und ihren Seſellen (1884) frdiit 
enaas: hiperromantiſch die Freuden und ®risen der Poeſte für ie 

Siukänger, Die aud der wadere Aeſchetiber Franz Hure um 
Bemuaſchweig (1781 — 1887) In feinen Dieser (1817): 
ih mt der ihm eigenen. Ruhe und Beäbigfelt dem Pubiiiuw 
verführt Wie können Hiermit gleich Bührich’e Primn Deuma 
(1844) verbinden, em Roman, worin der alte Dichter feeitiig nit: 
fo gluͤcklich war, wie Auguſt Lewald in feinen Gebeimuiiien 
des Thentre (1841, 1845), "die nathrlich der "Umsuipgellfveis 
Dramaiueg beſſer aus Grfahrung lanme, ber aber doch immer 























Deutſche Poeſie. Meman usb Dion. 820 


no eher hierher gehört, als Starklof's Phantaflegemalbe 
Unia Blase (1346), weiter mehe eine Art Soda Reman MR, 

Im komiſchen Roman if. Ausgezeichnetes ‚geleitet worden 
wew-Rart Immermann?!) aus Magbeburg (1796-1840), 
dveſſen Epigonen, ein Familien⸗Roman (1836), und Muͤnd⸗ 
hauſen (1888) unberingt die beiden bedeutendfien Provults ver 
‚ mobernen Literatur zu ‚nennen find. Grfierer bat ben Zwech, 
‚ der gegenwärtigen Zeit einen Spiegel ihrer Verirrungen vorpu⸗ 
halten und die Zerfplitterung derſelben in tauſend verfdicheme 
Meintide Sntereffen darzuthun, welche in fleter Oppoſitlon zu 
‚einander ſichen; lebterer, der auf einem weit höheren Stand⸗ 
‚ yanı kuͤnſtleriſcher Vollendung flieht, zeigt unter dem Bilde ves 


belannien Lügenveifenden auf der eimen Seite eine ganze Welt 


voll lUlierariſcher Kleinigkeitotraͤmerelen, faR Immer mit zum Theil 
umverſtaͤndlichen perfönlichen Beziehungen, auf der andern aber in der 
‚ tonlichen Partie des weſwhaͤliſchen Dorfihulgen das eiſerne Geb 
beue des Bauernſtimdes am hergebrachten Sauerteig, während 
je zugleich In dem Liebeöverhältniß wilden Oswald und Lisbeth 
anes der. garteflen Gemaͤlde jungfraͤulicher Liebe giebt, die je 
geſcaffen wurden. Reben dieſen beiden Meifterftüdten: haben 
; wir war nor einige fomifche Romane, wie 3.8. von Ednard 
Bons. Des Kriegekommiffär Pipig Reife nad Stalin (1841), 
 Detsingers feinen Dnkel Zebra, Gtolles Dautſche Pich 
witler (1841), Hermann Marggraffs aus Züllichan (geb. 
4809) Juſtus und Chryfoſtomus Gebrüder Beh (1840) und 
Rhaunes Mackel, bunte Schichkſale einer haͤßlichen, doch ehr⸗ 
iræ deutſchen Haut (1841) ⁊ꝛxc., allein fie find doch im 
Gamen aus einem andern Geure, um mit jenen hoͤchſt eigenhuüm⸗ 
‚lien Wetten verglichen werben zu lͤnnen, was allerdings mit Din- 
| geln edrs Keuen Argonauten (1830) und Arnold Ruges aus 
Bergen auf Rügen (geb. 1802) Novelliſt (1u839) und des piquanten 
Köberics Neuem Thurm zu Babel (1847) ber dall fein Fönnte, 
ASs bleibt uns num nur noch übrig, einige der befannieflen 
Sugenbfchriftfieller -anzuführen, und wir wollen daher, ofme 
und bei Glatz, Chimani x. aufzuhalten, gleich auf Hein» 
u Hitze? aus Weiningen bei Zürkg (1766-1838) 
Briefe Eugenins (1809), auf bes berühmten Philelogen 


330  Deudihe Poeſte. Meman uud Menke. 


Feledrt4 Iacob6°) aus Setha (1764-1847) Aıkll 
Rofalimd (1812) und Grianerungen auo tem Leben I 
Diauas von Mainau (1827), die fi beſonders für ka 
machſende Madchen eignen, ſowie auf vie twefilichen Roma 
ver Amalie Emma Sophle Schoppe, geb. Beilie, v 
Burg auf der Juſel Gemahen (geb. 1791) aufmerkſan gemalt 
haben. Von aligemeinem Intereſſe für kleinere Kinder ſu 
beſonders des Domcapitulars Johann Cheriſt oph von 6dai) 
aus Dintelöhähl (geb. 1768) Oſtercier mit ihrem zahlreten 6 
folge ??), fowte die Erzählungen von Carl Bufay Nierig)w 
Dresden (1795) und Gran Hofmann, weil in ihnen mir — 
jenes gewöhntihe Tändeln, welches man faR iunmer bei Jau 
Wriften für die Hauptſache hält, zu finden iR umb in erfern Inf 
watghaft poetiſche Gedanlen enthalten find, 

PRUK.- Gimmtlice Werke. Gtuttgart 1831. mg. (Sohlfeile Katy. M) 


2) * Saufen. are. 1819-27. 1024-27. XIV. GH 
fdenausg. ebd. 1830—32. X 


3) —— eat, — 1859-32. XXXVI. 16 Beck 
ammt. ebd, 1833-37. XXXVI. 16. Dritte Sammi, ebd. 185. 
XXXYL 16. 


St XxIV. 16. Gi 
— ebd. sa. a XL. Mu Kusgewäfite —R eb, SO 


s) Bär. Dresd. 1825—35. XXI. 8. Sammlung sieutr Bi 
—*8 u. epzo. — XXVII. 8. 

6) *5 — Freke. Bien 1820-44. LIT. 8. Sämmtlide Bei 
182844. LX. 16. — f. a. Denkwuͤrdigkeiten aus meinem Leben, I 
108, ber. v. $. (ls. ebd. 1844. IV. 8. Hormayr Taſchenbuch 

o aq . 
7 Geſammeite Seqhriften. Ep. 1843—44. XII. 8. .. 
6) GSryählungen und Novellen. Lpzg. 1830 2q. III Zolgen. 8 m 
9) Rovell b l B 836. TIL. 8. Rovele 
Geizzen. Bet. 1008. — . &efammelte , pe. 1er sq. 8. s 
HOannov. . 
10) Yubiwaht aus ihren —8 — Epis. 1880. XV. 12 — * 
Erzaͤhlungen. Lpzg. 18414 
11) Neueſte geſammelte .Lpʒg. 1828 - 37. — eins. 
Erzaͤhl —* ao 1844. XVI — * vo 
19 Gefammelte Schriften. Lozg. 1846 * 8 
S. A d. Sehen bes Kü Padter-Mudlen. 
2 Munde * Bühmers beutf oc 3.3— Berlin m 
Im. 


Hollindifihe Poefte 831 


—— — chri en Ott 1 re Ey at —* 


J 3 MAR belletriſtiſche Schriften. Gtutig. 1883 sq. VI. 16. 
16) ©. Blätter f. lit. Unterh. 1847. nr. 190-195. 


17) Sämmtlihe Schriften. Lpzg. 1829—32. XXIV. 16, Day Nach⸗ 
Hi ber, 2 fhrer Tochter. Braunfhw. 1839. I. 8. [. Zeitgenoffen I. R. nr. 
13 


en Saͤmmtliche Schriften. Hannov. 1841— 44. LXXXVIN. 1% 


1 4 u der Gefellfchaft. Gelommtausgabe Ihrer Romane. Berlin 1844 
. a. Kühne, ——— 846. Sb. UI 18. 


20) kn. Dürer 83543. XIV. — — befien Remorabi⸗ 
Um. Samı. 1840-43. wi gi B; Seeiligcath ermann. Blätter b. 

nnerung an ihn. Stuttg. 1202. tätt. f Fi "unterh, 1841. nr. 141 
45. 12-188. 226-229. Gutzkow, PR Helden, Don Quixote. 


b. 1838. 8. Schnaaſe in Ni Drcuh. Gtaatszeitg. 1840. nr. 282. u, in 
ven Pole Dofaune 1840. nr. 117— 


74) Gefammelte —S * 1844. VIII. 16. 

22) Bermifchte Schröften. Epzg. 1833—44. VII. 8. Grzählungen, ebb. 
37. VII. 8 Roſaliens huß nebſt e. einbans. VIE &pag. 1847. 

a Sefammelte Schriften. Uugsb, 184145. xx. 8. 

3) Sugendfchriften. Spag. 1886. I-—VI. 8, 


8. 718, 


| Waͤhrend uns die Gefchichte der Poeſte unſerer Mutier⸗ 
eaee jept ziemlich lange beichäftigt hat, voerben wir uns mit 
einer Tochter derfelben, der Holländifhen!), etwas kürzer 
' fallen tönnen, nicht etwa weil wir vornehm auf dieſelbe herab⸗ 
ſchen, oder weil uns die ſprachlichen Hindernifie von einem 
‚ wäheren Gingehen auf biefelbe abhielten, fondern weil eigentlich 
ame ein ganzkurzer Zeitraum, das 17te Jahrhundert, ebenfo wie es 
bie politiſche goldene Zeit dieſes Landes genannt werben muß, 
den Slampunlt dieſer Literatur bildet. Allerdings nehmen ie 
Hollaͤndiſchen Erititer mehrere Perioden ihrer Literatur an, deren 
erfle fie zwar zwiſchen 1520—1600 feben, die aber eigentlich 
dis ins 14te Jahrhundert zurüdgeht, wo beianntlih Pie Saw . 
mern der Mhetorifer (Hederykers), die am Beſten mit den 
Auitichen Meifterfängern zu vergleichen find, ihren Anfang neh 
men, Freilich haben Re im Ganzen eben fo wenig wie dieſe 
was Gediegenes geleiſtet, fondern eben nur Schularbeit zu 
Tage gefördert, allein fie haben doch den, allerdings verſchro⸗ 


83 He ndiſche Vice. 

denen Geſchuack an ver Dictlunß weile” 

wirren rege erhalten umd fogar mit wenig gie ** 
Breiheltsbegeikerung beigttragen. Die erſten vortiſchenr 

dieſes Abſconitts ſind freilich noch führe roh nf an 
mie ld am Beſten ans ten. moraliih —58 dergalen 
der Antwerpner Nonne Anna Byns?) ergiebt, die ae 
bogmatifde Möhnnbiangen in hdizernen Berfen Mad: 
(don Dirt Volkertsſoon Coornhert) aus Me 
(1523-90), Seretär der Staaten von Holaeı, ein 4 
fehtlg gebildeiet Dichter, den man gewöhnlich ven Bar W 
Holandiſchen Poeſie nennt, hat einzelne aͤcht poehifde Sit 
Wett Höher ſtehen jedoch feine deiven Diftgenofien in der % 
ſterdamer Reberplerfammer, ber Liefde bleeyende, Hemd! 
Laurendzoon Gpirghel!) aus Amferbam (1549-1613) 
Hofands Ennius, ein Kaufmann, und felh Landen u 
Zunftgenoffe, der Holländifhe Martial, Roemer Biſſaerh 
(1547— 1620). Erſterer führte feine Devifer „Dahl 
baerdt Vreughät“ (Tugend fhafft Freude) meifterhaft für feine 
in feinem, von Bielen mit Pope's Menſchen verglichenen Hab 
fpiegel aus, einem fräftigen, bilderreichen, gerundeten, nur fü 
und wieder etwas dunkeiln, auch in der Form ſienlich wi 
endeten Lehrgedicht aus, worin er auch zuerſt ber Feen 
Berstunft beſtimmte Sdıte bietiete und tie Ubwethſac 

der maͤnklichen und weiblihen Reime eintreten ieh; Demme 
bagugen blieb In feinen Sinnpuppen allerdings noch der von WM 
Rhetorilern beliebten Form der Allegorie item, vie 

weiten Hellandifchen Dichtetn ber früheren Zeit zuſagte, MP 
ſuchte ſich aber auch, wie biefer Im ernſten, erhabenn (Hi 
geyphten), fo tm femuzigem, martialiſchen Epigramm midt Mi 
ohne Oluͤck, wenn man, wie bemerkt, aben nod feine 

anf NRechnung ber Zeit bringt, Auch einen Fabeldichter 
dieſer Abſchnitt hervor, denn ein Zeitgenoſſe ver 
Nonne U. Bone, Eduaard'de Deened), dichtete bie 
haften Wahrhaftigen Fabeln ber Thiere. Gin e 
Arenghen Sinne, eine Roomographle, Heferte Biere Heſuſ) 
(1587-97), GMulmelfter zu Intweipen und Gactet bit W 
ſigen Reberyker⸗Kammet, do bloseyeiide Wyngiard, 


in dem ſchulmeiſteriſchen, altlliug⸗ proſaiſchen Tone ſeincz 
ung, allein im Llede haben wir ſchon das bald Coorn⸗ 
szt, bald (und wohl wit Recht) dem berühmten Verfaſſer 
5 - Sompromiß von Breda, Filips van Marnir, Herrn 
on Gt Aldegende aus Brüflel (1538—98) zugeſchriebene 
jolländiiche Befreiungslied, welches das Leben Wilhelm des 
Schweigfanien von Dranien zum Inhalt hat und, well jebe 
trophe mit den Worten: „Wilhelmus van Nassouwen“ be 
mt, unter dieſem Titel als die Hollaͤndiſche Nationalhymne ange, 
ihrt zu werben pflegt®). Ueberhaupt folgte num bereits eine Menge 
uhr oder weniger gelungener, groͤßtentheils politiſcher Lieder 
gegen bie Spanier), die in den alten Hollaͤndiſchen Liederbuͤchern zer⸗ 
veut ſindꝰ). Derfelbe eben genannte Vir ingeniossimus nequam, 
die ihn Strada nennt, lieferte aud eine gelungene Ueberſetzung 
e Pialum, die, troß des Borwurfs de Ihon’s, ihr Verfaſſer 
be die Religion zu Babelaiseries verfehrt, weit beffer iR’, 
16 die allerdings in der Kirche recipirie elende Arbeit Pieter 
Datheen’d'!) aus Yern (+ 1590), die, obgleich nur ſchlechte 
Berfificirung der Marot: Beza'ſchen Ueberſetzung, ſich Pod bis 
1759 im Gebrauch erhielt, wo San Gué⸗pin's aus Ville 
lagen C1715— 66) Spottgeviht auf Diefelbe'?) endlich eine 
mitte poetiſche Bearbeitung des Hebraͤiſchen Pſalmiſten her, 
yort 


1) Proeven van Taal-en Dichtkunde, in vrymoedige Aanmerk- 
op Vondel’s vertaalde Herscheppingen van Ovidius, Amst. 
. 4. J. de Vries, Proeve eener Geschiedenis der Nedend. Dicht- 
kunst. Amst. 1808. IT. 8. und in d. Werken der Bataafsche Maat- 
sehappy van Taal en Dichtkunde. ib. 1803. TII Deel. (van Kampen b.) 
Giähorn, Geh. d. Liter. Bd. IV. Abt. III. p. 1357 sq. Collot d’ER- 
ST» Hollands Roem in Kunsten en Wetenschap en. IV Deel, II 
. Prug Kt. Schrift. Bd.1.p.196sq. M. Siegeubeek, Proven van Ne- 
derd. Dichtkunde. ut de XVII Eeuw. Leyd. 1806. 8. u. Kenr. van 
Dichteriyke zedelessen, vodrnamelyk uit J. Cats. Amat. 1810. 8. u. 
Dichter!yke zedelessen voor de jeugd. ib. 1811. 8. _ , 
“ 2) Vele schoone constigbe Referynen, vol scrifturen en doc- 
—5— sobtylick en rhetoryckelyck teghen die vermaledeyde Lay- 
che Secie etc. Antv. 1553. 8. Geestelyke Referynboeck ver- 
de die moghentheidt Godt en Christus ghenade over die 
sondige Menschen. ib. 1567. 1602. 1611. 1646. 8. Den geentelyken 
Acchiegal. ib. 1123. 8. (Zuf. ald: Constighe Aeferynen vei schooner 
tueren em leeringen. ib. 8. 

8) Alle de Gedichten van D. V. C. verzamelt uyt zyne Wer- 
ko. Amst. 1631. II. fol. Recht Gebruyck en Misbruyck van Tydt- 
licke Have, Amsterd. 1620. 4. u. in f. Werken. Amst. 1630. III. 

Sräße, Handb. d. Firerärgeichichte. IH. 53 





u Holdunifpe Poeße 


T. si. p. Bpeeien vom D. v. C. em zyn 
Bock. Ämer Ämst — ir sar Amsterdam. IL p. 22 
Levemsbeschryv img. T, 7%. 5. 03 sa sd. an 

4) &. Wagenaar, Amsterdam. Ill. p. Mermann 

u be @roct Berg. d. Republ. I, p. 376 sg. de ) Vlies. 25. 1. 2. 53 

aq. Pagaot. T. VIII. p. 314 sq. Hertspieghel. Amsierd. #6 
169%. 1723. 8. — Verdersiraps Beeldskrift of Heilige otteren, 
is Hierogiyphica, hint. ſ. Herisp. 1723. 8. 

5) Bin ppen. Amst. 1614. qu.8. 1669. 1678. 12. (in Profa, 3 

einige MS ). Brabeling in Schocken. ib. 1612. 4. 1614 
1669. 4. (Gpigramme. 

6) Marcus Gheraerdts*) Wasarächtige Fabulen der Dieren. 

Brügge 1537. 4. 

7) Bpingel der Wereldt, gestelt in Ryme, waar im Lettwiyk 
ende Figuerlyk de Gelegenthyd, Nature, ende Aardt aller Lam 
den Cleariyk Afgebeelt ende Beschreeven werd. Antw. 1577. 4 
f Foppens. T. 11. p. 983. Paqaot, Mem. T. XII. p. 365 sq. 

8) Die es VBolteue ſteht zuerſt in dem Geuzen-Liedboek. Amst. SEN 
p. 44 q. J. Scheltema, Gesch. Mengelw. T. III. f. 3. 

9) ©. Hoftmann v. Fallersleben, Holländische Volkslieder erim- 
tert. Breslau 1833. 8. (Hor. Belg. P. Ir. Le Jeune, Letterk: 
zigt en proeven van de Nederlandsche Volkszangen. ’s Gravenı. 
4828. & — Gin ſolches Bud iſt das ältefte ehe Keneracfangbuc von *2 
von W. van Supien. van Rievelt: 
eeren Gods op alle die Psalmen van David. Antw.1540. 8. Utrecht 


3. 8. 
10) Het boeck der Paalmen wit de hebreischer sprake im me 





derduytschen dicht, op de woonlicke oude wysen van singen 
overgeset, mitsgaders de heyligke schrift, uerlicke lofsangen wyt 
den ouden e neeuwe Teestamente, by een getoegen ende ask 


in nederlandschen dichte na der hebrieischer ende grieckschen 
waerbeyt; met eick synen text van woirde te woirde daer 
over int duytsche telt. Middelb. 1580. 1591. 8. — Het ne che 
Psalmen .... wt d. Hebr. spraeke in Nederl. Dichte op 
woesiyke Frans. wyseouerges. Antw.1580. Te . 1617. & * 
IV. s. v. p.123sq. Foppens Bibl. Beig. T oq. M. 
i6pen, Historie van de ederlandsche Overzetlin *7 Bybei. 
Leyd. 11771. 8. p. 14 W. Te Water, Hist. van Ket Verbond ea 
de Smekschriften der erl. Edelen. Middelb elb. 17%. P.Lp M 
143 sq. (Bund der Edeln, Bd. IIT. ıf 43—9%.) Levensbeschr. va 
voorname Mannen en Vrouwen. P. 128-136. Verheiden, * 
theolog. p. 140 sg. Brand, Ketorm. Hiſt. d — 
Deine, Dice: ogsaphien u. b. Lebensbeſchr. nieberl. Diäht., v v. x 
Ann. de la bibl. de Brax. so p- 32 
—ãR * r rear. 4 l’hist. d. scienc. en Belgiq. T. I. 
11) De CL Psalmen Davids wt de Eransoy schen —8 


Nederl, © 55 door Petr. Dathenum. 1567. agamaar Amel 
s. a. 12. Deift. 1567. 8. ſ. Foppens, T. II. a 


Diefer 8 dem Werke t dem ferſtecher 

—* ers —— —— le ir Do — 

Re 
—I 1 © 

Krul x, welche b € Rofkbarkeit diefer Audgaben bedeutend —28 


Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 835 
. T. vn. p. 218 vm. ensbeschryYing. 
131—135. &bethals, — p- —SeS m 


42) Datheniena of up De en Aanmerkingen over de 
zrermaarde Psalm thenus. — van Juvenalis Glau- 
semastix. Utrecht 1758. ar ©. a. Mnemofone, Gt. VI. p. 179902. 


$. 719. 


Die Anfänge des Hollaͤndiſchen Theaters") fallen, vote 

wir früher fahen, bereitd in das Mittelalter. Es zogen näme 
ih an den Höfen der Niederländifhen Großen fogenannte 
 SBammerfpielee oder Sprecher (sprekers) herum, bie ihre Ge⸗ 
 Tänge entweder einzeln oder zu zweien unter Begleitung von 
‚ Mimik und Geficulation berfagten. Der Inhalt diefer ganz 
: rohen und elenden, wahrſcheinlich von ihnen größtentheils ſelbſt 
. improwifirtien Stüde war entweder der Bibel oder der Heiligen, 
ı eiiäte oder der Ritterfage entnommen. Aus jenen Gprechern 
bildeten fi bekanntlich naher die Rhetorifer und Rhetorenfammern. 

: Wie jene ſchlechte Copieen ber Trouvered und Jongleurs 
> waren, fo follen auch diefe Zrankreih ihr Eniſtehen verbanten, 
» wogleih, wie bemerkt, fie die meiſte Aehnlichkeit mit den Deuts 
ı Sen Meifterfängern hatten. Wie diefe nun überhaupt in bie 
, Holändifhe Dichtkunſt erſt einige Ordnung und Form brach⸗ 
den, fo ſuchten fie auch das Theaterweſen zu verbeffern. Zwar 
) wurden in den Kirchen, wie in Branfreih ıc., nur geiſtliche 
* Geaufpiele zur Unterhaltung und Erbauung des Volles ges 
; geben, allein man forgte auch durch komiſche Pantomimen für 
die Beluſtigung des großen Haufens und gab dieſen Vorſtellungen, 
weil das Theater meiftend auf einem Wagen gebaut war, den 
Namen Wagenfpiele, wie befanntlih der Urvater des Dramas 
Theopis, Aehnliches gethan haben fol. Endlich erhielten bie 
ſelben auch eine Art Text; der Inhalt ward der Mythologie 
entiehnt, bekam aber einen allegorifben Prolog (Spel van 
Sinnen), der mit ber eigentlihen Handlung gemöhntid in gar 
„ feiner Beziehung fland, fondern durch das Auftreten perſonifi⸗ 
cirter Tugenden oder Laſter dieſe oder jene moraliſche Streits 

° frage zur Beſprechung brachte. Endlich vereinigte man bie 
allegoriſchen Perfonen und Spiele mit den biblifhen Stüden, 
i und fo blieb denn bis ind 17te Jahrhundert bie Sewohnhet, 

93 


sas Holl andiſche Poeſe. Theater. 


derglelchen Weioniächungen entweber in Die Trauerſpiel (ig 
ober doc wenigfens in die Prologe derfeiben einzufügen, Bi 
Anden wir no bei Vondel, Hooft c. Nebrigens führten Wi 
den von ben Rhetorenlammern aufgeführten Spielen, we 
biefelben gratis zur Ehre ihrer Geſellſchaft wumier frdes 
Himmel gaben, fogenannte Bactoren die Aufſicht und Leitung, 
allein es gab au einen Hanswurk dabei, der mit Priike 
und Schellenkappe gerade wie bei den Deutſchen feine Epik 
machte?). Als Zeit folder Aufführungen warb gemwöhnlit ke 
Einzug?) von Königen (Landjuweelen) ober anderer Großen (Hay- 
apelen) in eine mit einer folden Kaumer verfehene Ex 
gewählt, - fonk fanden fie aber auch theils im ihren Be 
fammiungefälen ſelbſt, theils auf dem Lande zur Zelt dad 
Sahrmarfis ober einer Kirchmeß flatt, Im erfieren Falle mei 
ef durch gereimie Umlaufihreiben (kaerien) eine Zufammakai 
der Mitglieder befimmt, in welder die Aufgaben ber mit 
ps behandelnden Gtüde, nebR dem Preiſe für bie beie Ba 
beitung, ſowie bie Art ver aufzuführenden Stüde, feſtzäch 
ward; denn man führte nidt etwa bied Trauerſpiele wi 
Allegerieen auf, fondern man ließ auch Lußfpiele (Hsbaiene 
ten) und Poſſen (Kiugten, Zotiekingten, action) ut 
bewerbung zu, obgleich letztere nur für die Hefe des Belt 
beſtianu waren, in ber Sprache derſelben redeten und notärld 
nur bie gemeinfien Zoten zur Ergötzung derſelben vorbradie 
In diefer Eigenſchaſt laſſen fi die Rhetoriker am Beh 
den früher erwähnten Cleres de la Bazoche in Paris vorgiäden 
Daß fowit die Rhetorenfammen nad und nad ten Sch⸗ 
Uchen alle Gelegenheit nahmen, durch bibliſche Vorſtelunpe 
auf das Volk zu wirken, weil ſie theils keinen Aufwand 
keine Pracht ſchonten, theils ihre Stuͤde volksthuͤmlicher mer 
und fie als ſelbſt dem Volle angehörig bei demſelben auch wit 
Unklang fanden, fo daß fie dieſen Einfluß zu politiſchen Zueia 
benutzten, hat die Geſchichte der Niederlaͤndiſchen Reformation 
bewiefen; allein als Alba einmal die Patrioten becimirte, M 
wurden fie gänzlich unterbrüdt und konnten ſich and, ald die 
Freiheit errungen war, nicht wieder gu Ihrer früheren politiſche do 
deutfamfeit erheben, fel es, daß man ihrer entwöhnt aber DB 


Holändifhe Poeſie. Theater. 837 


Binmehr weniger Beranlafjung dazu vorhanden war. Inbeſſen 
cchielten fie fih als Bolksbelufigungen auf den Dörfern noch 
Ws ins 19te Jahrhundert, Fruͤher waren biefe Gefellſchaften freillch 
wel zahlreicher, bie meiften befanden fi aber in Autwerpen, Gent, 
Sarlem, Leyden, Amſterdam x, wo fle in bie poetifden und. 
Mönen Seſellſchaften übergingen. Uebrigens giebt «6 noch 
mehrere Sammlungen folder von ben einzgeten Kammern vors 
geſtellten Kammerfpiele (kamerspel)’), Das äAltefte befannte 
leigentliche Holländifde Stuͤck nad ver Regel IR der Spiegel 
ver Liebe von Eolyn van Ryffel®). Zwar folgten ihm viele 
andere, allein fie find alle ziemlich roh und treiben z. B. bie 
Muſion fo weit, daß Hinrihtungen auf dem Theater wirklich 
vollzogen werden, befonders In den politiſch⸗patriotifchen Stuͤcken, 
wo 3.8. Hom’s und Egmont’s Enthatptung dargeſtellt wurde, 
iD 8. Van Wyn Avondstonden p. 332 sq. 355 aq. Brandt 
„Leren van Vondel hinter f Posay T. I. p. 13 sq. Wagenaar, Be- 
'schryving van Aınsterdan. T. II. p. 391 »q. und in d. Werk, d. 
"Wuantschappy van Nederl. T,etterkunde. T. Fl. p. 298 sq. ige, 
Seſch. d. Tom. Literat. Bd. IV. p. 332 sq. Zur Elteratur cf. Naamrol d,. 
'Nederlandsche Toneelspeldigteren, beneflens Aanwyzing, wrelke 
ı Stukken zy gemakt, in wat Jaar, en waer die gedrukt zyn, vol- 
j gen‘ A. B. C. opgestellt.t Amsterd. 1727. 8. Van der Klooft, 
talogus of Register der Nederlandsche Toneelspeldichteren. ib, 
: (743.8. Catal. van eeneCollectie van Toneel-Spellen van 3100stuke. 
Ä iD. 3754. 2, ſ. 2 van Hasselt, Over den eersten vaderl. Kiugtspeelen. 
| 2) Eine —5— einer ſolchen Bande Kammerbrüder, bie zu Ban⸗ 
Magetn und Poſſenreißern herabgeſunken waren, welche aut den Dörfern 
elenden Schauſpiele gaben, ſchildert Rotgans in feinem komiſchen Ge⸗ 
„Boeren-Kormis‘“. 
| 3) Eine ziemlihe Anzahl Beſchreibungen folder öffentlihen Borſtell⸗ 
ungen und Feheinzug⸗ findet ſich in: De Soleinne Biblioth. drama- 
tique. T. V. 1. p- 4 aq. Wie prachtvoll biefe Aufzüge waren, kann man 
baraus abnehmen, daß bei dem Einreiten Phillpps, Ynfanten von Spanien, des 
nachherigen Königs Philipp II. von Spanien, in Antwerpen nicht weniger als 1716 
Holländifche, Deutfche, Spanifche, Englifche, Florentiniſche und @enuefer Ars 
beiter befchäftigt wurden; darunter waren allein 895 Zimmerleute umd 233 
Maler, Die ganze Sache iſt befchrieben in dem Werke: „Le Triumphe d’Anvers 
faict en la susception du prince Philips, prince d’Espa gä (compose 
d’abord en latin par C. Grapheus et depuis tradult en ee). 
Auyers 1550. fol. Der Ueberfeher ſchickt folgende Verſe voran: 
. Amy lectenr, si ta prendz volupte 
Ouyr ou veoir cbose tres miriſique 
A che triumphe, si present n’as este 
De toy che libvre seit subit acheté, 
Car en celluy ta voiras & l’antiogae 
Archz triumphaulx, theätres magnifiques, 
Portes, coulomnes, eschaffaux, bastimerits, 
Os onchiez tant moult d’artz Ires axcellemiz. 


BE 


298 Holaͤndiſche Poeſie. 


Schookius Rxercitat. XXIX. . 57 
— nn em re Sattren iſt aber weit er, denn e& — 
—** Upp von Buugand 1446 her; f. —— | Velir 


(sche —8 . VE p. 71. 
5) Dergleichen Sammlungen find: Speelen van Simnen by 4 
XIX Ghesonfrmeerde Kammern van ken, binnen 
Steede ven Ghendt comparerende,. OP de Questie: FF cl den ur 
stervende moesten troost is. Gespeelt den XIX Juny. In BE 
Jaar 1589. Gheprent te lege; 1539. 4. Speckm vom Sinnen ws 
schoene Moralisacien egkingen ende bediedenissem op ss 
Loffeiyke Konsten. — innen de Stad Antwerpen op * 
Landfeweei by d de veerthien Csmeren var Bar Zus 
daar gepresent eerd hebben den derde dach Augusii. 1561. An 
.4362. 4 Referynen op de intreden binnen der Stede van Deift 
de t van Pnetoryk ke in Holland gedaen 20. 55 
Op de Vraghe: 7 Wat het swaersie is en 'i beesie binnen s’ 
—— „Dein 15 
75 Den easthof van Rethorika. 
Redenr. biunen Leyden 1596. Delft 1596. 8. Velderhande (24) ge 8 
meuchliche dichten Tatelspeeion ende Refereynen. Antw. 
8 Der R ckers Beichei Zeamenkonfle, op het onsiuyt var 
de de Vragbe: i om de Arme Pf eesen ie onder- 
Gehoawden binnen Behiodam 1603. Op den 6den 
— aeven en Spelen 7 de voorschreeren Yraghe 
Nochte andere Wer en, op den zelven zin ende Begbe, 
voorgesteld y de Roode Roosen, tot Schiedem. 1603. 4. 
De guweel by de Loffelyke stad Haariem, tem Verzochr 
biykon, i in het licht gebragt. In 12 Spelen van Sin- 
men, Talreden Referynen en Liedekens naar deCaerte van Speer 
ken. Tot Swol. 1607. Waar ashter, het Haarlems-Jew 
ib. 1606. 4. Speelen van Sinnen by de XIX Cameren van — 
—5* binnen der Steede van Ghendt In 't Jaar 1539. 8. 1564. & 
en van Sinnen by den IX Cameren van ken biamee 
die Stede van Rotterdam. in ’t Jaar 1561. Antw. 1564. 1618 I 
Zeeven Speelen vau de die Werken der Barmherfigheyd. Set 
Amsterdam opentiyk ghespeelt. 1591. Amst. 1591. 8. Viaerdıngs Re- 
denryk-bergh met middelen beplant dienodigzyn’tgemeen en voer- 
deriykhet het Landt, bestaande in 16) Zinnespeelen over de Ref. 





r 


6) Den Bpi der Minnen, b n in ses Batement 
len, de —e Historie von Dieric de Hollander en Catherina —— 
ertens, Rhetoryckelyk in Speelen gestelt, Rott. 1617. 4. 


$. 720. 


Die zweite Periode der Hollaͤndiſchen Literatur geht von 
1600-79, und «8 braudt wohl nicht er näher erwähnt zu 
werden, daß die gluͤckliche Abfhüttelung des Spaniſchen Joh 
niht wenig zu dem Aufſchwunge, den fie nahm, beigetragen 
bat. Derfelbe begann zuerſt Mm der Sprache; denn obgleich 
bereit in der vorbergehenden Periode die drei amgeführten 
Berbefierer der dur galliſche Soloͤcismen verborbenen Sprade 
durch die Kinführung einer auf clafiifhe Muſter des Alter, 


Hollandiſche Poefe. 3” 


ums gegründeten Sprachreform und burdh eigenes Woran. 
pen woefentlich thätig geweſen waren, fo war doch das Boll 
cht ſo ſchnell an eine fo durchgreifende Veränderung zu ges 
Ahnen, fondern jene Männer flanden in ihren 

calich iſolirt da, und erſt den Koryphäen dieſes Abſchnitts 
ar es vorbehalten, das, was jene gewollt, auch wirklich aus 
führen. Bragt man num, wie es dieſen möglich geworben, 
# Liegt die Antwort einmal in dem höheren Genie dieſer 
Räriner,, dann aber auch in der weit größeren Theilnahme des 
Botfed und in dem allmällgen Sinken ver geſchmaclloſen Rhe⸗ 
srenfammern; die Mittel aber, dern fi jene Reformatoren 
jchienten, waren ihr Studium der altitalieniſchen (3.8. buch Hoofſt 
ur die Schwehern Biſſcher) und lateiniſchen (2. ®. durch Bondel) Dir 
er, Deren Einfluß von nun an unverfennbar if, wenn freilich 
nach nicht geleugnet werden foll, daß manche Holländer auch den 
Barinifchen Ungeſchmack bewunderten und fo ihre natienal⸗ 
Bortiebe für Bilder und Allegorieen bie zum Uebermaß ſteigerten. 


$. 721. 


Was nun die einzelnen Gattungen der Posfle anlangt, 
in denen gearbeitet wurde, fo kann man fagen, daß eigentlich 
fa keine unbeachtet blieb, eiwa das Epos ausgenommen, denn 
Jooſt van den Vondel's') aus Köln (1585—1679) 
Jonas de Boetgezant (1662), eine Darkkellung der Begebenheiten 
Johannis des Täufer, abgerechnet, findet fich keine eigentliche 
Epopde vor, wohl aber eine Anzahl epiſcher Erzählungen, im 
welchen allerdings Hollands La Fontaine, Jakob Cats?) aus 
Brqumwershaven in Seeland (1577—1660), der es bis zum 
Rathöpenfionär von Holland (1638651) brachte, als Mei⸗ 
Per obenan lebt. Hierher gehört fein Trouwring und fein 
Huwelyk (Eheſtand), in deren erflerem er eine Reihe auf den Che 
Rand bezüglicher Ereigniflen befingt, während er in letzterem In ſechs 
Abſchnitien die fämmtlihen Beziehungen des Weibes ald Jung. 
frau, Geliebte, Braut, Frau, Mutter und Wittwe mit wahre 
Meiferfchaft ſchildert und fi dabei wie Bower erlaubt, e 
Menge von größeren und Hleineren Epifoden einzuſchieben, unter 
beuen die von der Liebe der Rofette und Galants, die bi8 




























844 Hollaͤndiſche Poeſie. 


lyriſchen Dichter vieſer Perlode voran. Auch hier iR Vndel 
Meiſter, mögen wir nun feine Kinderlyk auf den Tor (dep 
Sohnes Eonflantin, oder feine Uitvaart van myn D 
oder die nicht weniger rührende Vertroosting aan 
. Vossitüs over zyn zoon Dionys, oder feine J 
over de gruwzame Vorwoesting van Londen Im, 
letztere ſich allerdings ſchon dem von ihm in ver Ale WE 
Candias Eroberung dur) die Türen (Kandia op har ss 
terste) angefimmten halb epiſchen Ton nähert. Auch 2 
lebt hierin fehr hoch, denn feine legten auf ven I Ki 
Baterd und auf. feinen in Dftindien verflorbenen Brade, 1 
er- glädtih pre, weil er fo ben Schmerz ver ganım 9 
über den Top des würdigen Greiſes nicht habe fehen ni 
ſtud Meiſterſtuͤcke und übertreffen wenigſtens in der Berfifis 
Johann van Heemädterts”) (1597 —1656) Aug 
Doris Aber Damons Tod, Die mit der Elegie neh 1 
wandte Heroide fand ihren Meiſter an Hooft, der in Hi 
bem Dvid nahgeahmten Briefe des Menelaus an die {MM 
die leidenſchaftliche Empfindlichkeit, welche hierbei Hauke 
‚mg IR, ſehr gut traf und hoͤchſtens etwas zu lang iR, 
"rend der feurige Vondel in feinen Briefen ber heiligen 
tyrinnen war den Ton Ovid's noch beſſer nachahmt, aber, we 
fintt der irdiſchen Liebe durchweg den Seelenbraäͤutigan ou 
laͤßt, trotz der Tiefe feiner Empfindung und der Gluch 
Phantafte, in der gewähften Form unangemeffen iR. Di 
und zur rein geiſtlichen Lyrik und zwar zuerſt zum St 
für welchen allerdings der firengaläubige Stun der Katie 
fonbers geſchick war, und fo Tönnen wir und nicht mus 
wenn der berühmte Philolog Dantel Heinfins”) 
Gent (1580 — 1655), ber nit etwa blos als neulate 
Dichter ausgezeichnet iſt, feine Harfe für einen Hymm 
lofsanek op Jesus Christus fiimmte und Deder in 
genen Sammlung von Gerichten die Leldensgefchiätt 
(Goede Vrydag) ſchilderte. Während er dieß aber = 
beſchreibenden, mit mancherlei Bildern geſchmuͤckten Styk 
hielt ſich Johannes Vollenhove*) aus Oberyſſel (0 
— 1708) kediglich bei demſelben Stoffe an die froume 











Helländifche Poefie. 241 


Seefahrt einen echrenwerthen Matz, worin er, waͤhrend Von⸗ 
vel in einem ähnlichen Gedichte (Poery, Th. I. p. 147— 
362) eigenttih mur ein großes Gi beſchreibt, von ben After 
Ren Zeiten beginnt und dann bie Groberungen feiner Nabo⸗ 
Iente in Oſtindien und Südamerika ſchildert. Run folgt Ya 
tob van WeRerbaan’) (1599— 1670), der wie Huygens 
fein Landgut Odendburg in den Dünen zum Gegenſtande eines 
allerdings mehr in der Manier Gate’ leicht dahin fließenden 
Gedichtes machte, freitih aber weit übertroffen warb von dem 
wunderbaren Genie des Johannides Antonides (eigentlich 
Jan Antonidz), der nad feinem Geburtsorte, der Stadt Gars 
Mm Selm, Ban der Boc8°) (1647—-84) gmannt* ind 
von Vielen mit Statius verglichen wirb, obgleich er den Nu⸗ 
men des Holländtihen Virgil eben fo gut verbient, als fen 
Meter Bonde, Er begann mit feiner Bellone aan Bart, 
worin er den Frieden von Breva (2667) feiert, erfältg 
aber den Gipfel feines Ruhmes durch feinen Yistrom, 
worin er diefen für Amſterdams Handel fo unendlich widtigen 
Strom wit hoher Begeifterung befang, was fi aus den zahl 
reichen Epifoden und Schilderungen aus Perus und Srbkene . 
Scenerie hinreichend ergiebt, während allerdings allzuviele Bei⸗ 
miſchung von mythologiſchen Apparaten (3. B. der Hochzeit der 
Thetio und des Peleus im III. Buch) ihre Entſchuldigung nur 
in der damals beilebten, jetzt wahrhaft furchtbaren Manter feiner Jeit 
findet, Natuͤrlich AM dieſe ungluͤckliche Manle für Allegorieen 
noch viel ärger in Den eigentlichen allegoriſchen Gebichten, wie 
wie foldhe noch in großer Anzahl vor uns haben, unter behen 
ih aur des Zadarias Heine” aus Antwerpen (1570— 
21640) Eimblemate of Sinnebeelden, Hooft's Minnezinne- 
besiden, Vondel's dramatifiries Epithalamium auf lebteren, 
Braitofdicht op den Heere Hoofi, @at®’ Sinne- en Minne- 
beeiden'”), ungerechnet feine zahlreichen lateiniſchen verfificirten 
Emblemata, Jan's van der een Apamsapfel!), Johann 
de Brunds”) aus Middelburg (1585-1658) Emblemata 
a Sinnewerek, Dudaan’s ſchon erwähnten Staatsgevallen, 
beſenders aber des Buchhaͤndlers Dirk Pers aus Amfler 
dam (Bis um 1050), Bellerophon und Joma, bie fi 


842 Hollaudiſche Poeße. 


Abrigens durch leichten Berobau auszeichnen ꝰ), u da 
Schuideo Ian Hermansz Krul*) aus UUmferbam (gi. 
1602) Papierene Welt und Spiegel der Tugenden hewerhche 
die wahrhaft zur Verzweiflung bringen. Der lettere Du 
hat übrigens feinen Werken, die nebenbei auch eine Anzahl mi 
Diufitnoten verfehener Liebeslieder enthalten, einige Selle: 
tramen eingefügt, bie an Gteifheit ihres Gleichen fuer wi 
natürlich binter Gate’ Galatheo ofte Harder Minncklschk 
beveutend zurüdfichen. In ber Babel verfuchte ich nur Ben 
dei wit feinem Thierpark (Warande der Dieren, 1617} 
Be reicher IR das Feld des Epigramms befieht. Bi 
haben ſchon gefehen, daß Huygens hierin zuweilen aufih 
erſcheint, allein wir dürfen auch auf der andern Seite will 
vergeffen, daß fein Wis immer new und originell und Ida 
Laune unerihöpflih IR, fo daß er den Ramen bes Hollih 
fen Martial weit cher als Viſſcher verdient. Die El 
gedichte Hooft's auf den Bund wpwiſchen Holland und Bw 
dig und Bondel's Gpigramme auf Mafanicko, Ofpenbarund 
und Arminius find claſſiſch; auch WeRrerbaan mit feinen mehren 
haften und moraliiden Gpigeammen (1. B. auf die Flucht de⸗ 
Hugo Srotius), und der bäuslide Stilllebenmaler Jere⸗ 
mia6 de Deder!) aus Amfedam (1609-1666), KR 
Lab der Geldfucht eine Nachahmung des Eraëmiſchen Lobes M 
Narrheit demfelben nicht nachſteht, mit feinen verſchieben beurteilen 
Slangedichten, fowie Joan Sir’) ans Umſterdam (1610- 
1700), Berfafer der Grabfärift auf deg, Gechefoen Sehen 
van Gain, und der fehr fruchtbare R. Berfegen”) ve 
vienen Erwähnung " Ian Bos"), ein Glaſer aus Make 
dam (geb. um 1620, + 1662), war ein geberener DI 
der aber trop feiner ſclaviſchen Nachahmung Bond ou 
gänıligem Mangel an aller gelehrten Bildung ſchwuͤlig un 
gefhmadios ward, indem er bie Extreme im Furdtbarm MM 
Niedrigen nit vermied, und baber find auch feine Gpigramt 
(Puntdichten), troß ihres ſchlagenden Wipes, gewoͤhnlid ih 
lungen. Hat nun aber fhon Henricne Bruno”), 0% 
sector an ber Intelnifchen Schule zu Harlem, gefhme 
tomiſche Epigramme geliefert, fo übertrifft doch ne Bert 


| 


Hollaͤndiſche Poeſie. 843 


ran dt) aus Außerdam (1626-85) in biefem Geure, 
as ſchon zu feiner Zeit von Vondel anerlannt ward, Lehe 
ver iſt aber auch zugleich der Schöpfer der Satire bei den 
yelländern geworben; denn betrachtet man feine politiſchen und 
jeologiſchen Gedichte diefer Art G. B. Hollands Wage, ‚worin . 
5 nachweilt, daß die Bartel des Arminius nicht buch Die Un⸗ 
erechtigkeit ihrer Sache, fondern durch die Uebermacht Morit 
on DQraniens unterlag, feine Stachelſchrift an Hosft über den 
zuſtand des Landes, fein Leihengevicht auf den Tod Win 
jelas II. von Dranien, feine Harpune über die Frechheit der 
deiſtlichkeit, ſich in politiſche Händel einzulafin, fein Deaze- 
um horridum gegen Galvin’6 Lehre, daß aud jung verſtorbene 
Rinder bereits ewig verdammt fein), fo ficht man, daß Archi⸗ 
lochus und Juvenal zufammen niht mehr Bift gehabt haben 
önnen. Da wir. Deder’s treffliches Lob ber Gelbfudt ſchon 
oben erwähnten, fo können wir bier gleich des poetiſchen Briefes 
gedenlen, da auch hier Vondel Mehreres geliefert hat, wie 
» B. den Brief an Hooft (1628), worin er bie verfolgte. 
Destiche Freiheit allegoriſch ſchildert. Uebrigens haben auch 
Gooft und Huygens ſich in demſelben Genre verſucht. 
Cadlich dürfen wir bier des moraliſch⸗ religidſen Lahrgedichts 
nicht vergeſſen, in welchem ſich allerdings ſchon der große Ge⸗ 
hie Hugo Grotius (de Groot)’) aus Delft (1683 
—1645) mit vielem „Erfolge verfuchte, wierwohl Vondel mit 
feinen @ehelmnifien des Altars, worin er das Amt ber Meſſe 
ganı im dogmatifchen Geiſte eines mittelalterlihen Scholaſtilers 
befang, weit mehr Gluͤck machte, um fo mehr, als WeRerbaan’s 
verſuchte Widerlegung derfelben gänzlih mißlang Auch Gate 
wendete fi in feinem Alter diefem Genre zu und dichtete eine 
Anzahl ernfer Lehrgebiäte (4. B. Ouderdom en Buitenleven), 
allein fie zeugen doch alle von Alterſchwaͤche und find ziemlich 
vproſaiſch, was man von Huygens’ Tagewerf und Augentroſt 
(an die blinde Jungfrau Lucretia van Trollo) nicht fagen fann, 
die gerabe poetiſcher und Fräftiger find, als feine übrigen 
Leiſtungen. 

Dieſes ernſte Genre fuͤhrt uns von ſelbſt zur Elegie, und 

darum ſtellen wir dieſe Dichtungsart in der Beſprechung ber 


84 Hollandiſche Pocfle. 


iyriſchen Dichter dieſer Perlode voran. Auch bier IR Bondel 
Meiſter, mögen wir nun feine Kinderlyx auf ben Tod fc 
Sohnes Conſtantin, oder feine Ultvaart van myn Dochterkg, 
oder die nicht weniger rührmde Vertroostine aan Genf 
. Vossiüs over zyn zoon Dionys, oder feine Jammerklafl 
over de gruwzame Vorwoesting van Londen leſen, weiße 
teptere ſich allerdings fchon dem von ihm in ber Sage üm 
Candias Eroberung durch die Türen (Kandia op haar W- 
terste) angefiimmten halb epifhen Ton näher. Auch Dede 
Recht Hierin fehr hoch, denn feine Blegten auf den Tod fein 
Baterd und auf feinen in Dflindien verfiorbenen Bruder, ver 
er- gtädti preiſt, weil er fo den Schmerz ver ganzen Pamlik 
über den Ton des würbigen Greifes nidt babe fehen mülen, 
And Meierküde und übertreffen wenigſtens in der Berfificaties 
Johann van Heemdlerfe”) (1597—1656) Klage der 
Doris Aber Damons Tod, Die mit der Elegie nahe ww 
wandte Herolde fand ihren Meifer an Hooft, der im feinem, 
dem Dvid nachgeahmten Briefe des Menelaus an die Helene 
die leidenſchaftliche Empfindlichkeit, welche hierbei Hauptbeding⸗ 
. mg TR, ſehr gut traf und hoͤchſtens etwas zu lang IR, wäß 
“rend der fenrige Vondel In feinen Briefen der heitigen in 
tyrinnen zwar den Ton Ovibd's noch beſſer nachahmt, aber, weil we 
fiatt der irdiſchen Liebe durchweg den Geefenbräutigam auftreie 
(AM, trop der Tiefe feiner Empfindung und der Gluth feiner 
Phantafte, in der gemähften Form unangemefien if. Dieb füge 
und zur rein geiſtlichen Lyrik und zwar weft zum Gymmus, 
füe welchen allerdings der firengaläubige Stun ver Ration be 
fonbers gefchidt war, und fo Tönnen wir uns nicht wunbem, 
wem der berühmte Philolog Dantel Heinfius?) a 
Gent (1580— 1635), ber nit etwa blos als neulateiniſche 
Dichter ausgezeichnet iR, felne Harfe für einen Hymnus ef 
lofsanek op Jesus Christus fiimmte und Deder in eu 
ganzen Sammlung von Gedichten die Leidensgeſchichte Chrift 
(Goede Vrydag) ſchilderte. Während er dieß aber mehr tm 
beſchreibenden, mit mancherlei Bildern gefhmüdten Style that, 
biett fid Johannes Bollenhove*) aus Oberyffel (163F 
— 1708) tebiglih bei demfelden Stoffe an die fromme Be 








Hollandiſhe Poeße. 845 


achtung und lieferte fo mehr Erbauungégebdichte zum Reit 
naht, wie denn auch Oudaan in feiner Bearbeitung day 
Malmen, beren übrigend auch noch andere Dichter eine große 
Inzahi lieferten, nicht viel mehr bot. Geiftliche Lieber hatten 
war die Holländer ſchon in der vorigen Periobe in ihrem Ye 
wimgöfriege, allein biefe waren den Schlachtliedern mehr ober 
veniger aͤhnlich; darum hat Dir! Rafelszoon Kamphuyr 
en?) aus Borfum (1586-1626) allein dad Berbienf, 
Knem Baterlande eine Sammlung vorzüglier Kirchenlieder, 
an; in dem milden, toleranten Geiſte feines Lehrers Yrminins, 
Interlaflen zu haben, unter denen fi fein Maimorgen durch 
mhrhaft poetiſchen Schwung am meiflen auszeichnet. In de 
übern Ode, im Style des Horaz und Binder x., iſt Bam 
al nicht blos Schöpfer diefer Dichtungsart für fein Bates 
md, fondern auch Meifter, wie feine Lykoffer van Mangder 
wg, ontsteeken op het hoog Antaas by Leyptsich, 
kedekroon van Fredrik Hendrik op den groien triomf 
ma Maastricht, Scheeps. kroon, hebaald in den Zeesiryd 
ıy Livorme door Joan van Galen ete. hinreichend bemeifen; 
ber auch feine Roomsche Lier und Koningkiyke Harp 
Bun zur Genüge bar, mit weldem Gefhide er ben Ton bes 
wohn pialmiten mit dem claſſiſchen Clemente au vereinigen 
uußte Am hödften ſtellen ihn jedoch die Kritiker feines Das 
elandes in den lyriſchen Ehören feiner Trauerfpiele, die denen 
Ines Sopholles, Aeſchylus ꝛc. nicht nachſtehen. Auch Joach im 
Dudaen hat ſich nicht ohne Erfolg in dieſer Dichtungsam 
audi; wenigſtens zeugt feine FindelykKo Uiikoomst van 
Banderigs-Ode von nicht gewoͤhnlichem Talente. In dem lelh« 
wen erotlichen und populären Liede hat biefe Periode ebenfalla 
inm Meiſter hervorgebracht, obwohl auch bie berühmten beibeg 
Wöchter des oben genannten Römer Bifiher, Marin Teſſel⸗ 
Gade (1594— 1649), verhelratbete van Kromhelg, mb 
lana Römer Viſſcher?) (1584—1651), jme Die Muſe 
w Rorkbholländifchen, diefe der Suͤdhollaͤndiſchen und Seelaͤnd⸗ 
den Didier, welche fi um fie wie die kleineren Geſtirne u 
ja Luna gruppirten, zwar nur wenige, aber doch mehrere hoͤchſt an⸗ 
wihige, wohltlingenbe Lieder geliefert haben. Allein unter Allen 


350 Holländifche Pockle. Theater. 
Levenabeschryv. P, IU, p. 198 ug, van Kamp. T. L. . 


Scheltema, Bedeovering over de Briefen van H. Aust, ig, 
Siegenbeek, P. Hooft als Dichter u. Geſchichtsſreiber. Erd. 100. & — 
Mengelwerken. Amsteril. 1677. fol, (Dazu: Uitekund. Woordex 
de Werken van P. Kz. H. Amsterd. 1825—32. TIT. 8.) Dicht-Kugf 
ige Werken v. P. C.H. eerst vers. en uytgeg: d. J.vanı der Bu 
Amst. 1657. 1683. 8. 

28) ©. Gedichte in: D. Versch. Gedicht, 1657. T.1.pim 
cf, Scheltema T. J. f. 2. 

29) Hedens-daegse Venus en Minerva, of twisigesprek wi 
schen die zelfde. Dordr. 1641. 4. Rosclyns oochjes ontleedt dewiä/ 
Dordr. 1639.4. Amst. 1639. 12. 1713. 8. Minnedichten. 166%. 7,5 
f. Scheltema T. III. f. 1. 

30) Gedichten. s. I. 165%. 12. Thyrsis Minnewet ea ande 
dichten. Amst. 1668, 12. Alle de poetische Werken v.d.v.D. ib. 8 

31) Uytspanningh der Vernunften, bestaande in geestelyde 
wereldiycke Poezy. Nymw. 160. 8. 

32) Alle de Gedichten van H. Sw. Amst. 1697. 4, Ze 
Zinnebeelden over Koning Davids Harpzangen. Amsterd. IM% 
Leeızame Fabelen. ib. 1704. 8. Tafereel der dengien en on 
den, ib. 1303. 8. Mengelzangen en Zinnebeelden. ib. 1697.8. 4 

33) Friesche Rymlerye, yn trye delen. Böalsert. 1668.4 Leav. 
ib. 1321. 4. Dezu Epkema, Woordenboek. Leuw, 1224. 4. € 
Wassenbergh, Spec. 8. narr. de vita, moribus et carninibus q 
poet. Frisii Gisseberti Jacobi filii. Franeg. 1793. 4. 

34) Gedichten. t’Amsterd. 1719. 8. Dichtlivende tydkorimf 
Leyden 1715. 8. 

35) Horae successivae: tyt-snipperingen van de jonkheid i# 
Yen ouderdom van $. van B. Rotterd. 1640. 8. 

36) Begmselen of kort begrip der Rederyk ten diese 
taal-n digt lievende opgestelt door D. v. H. Aust. 175,8 8 
mina ed. Ylaming. Amıstel. 1728. 8. 

37) Allezynj.oetische Werken. Amst. 1696. 1709. I18. &Ti 
Bogaart. ib. 1723. Il. 4. ib. 1766. II. 8. Thalia of geurigeZag 
din, Amsterd. 1682, HIL 12. ©. Paquot, T. V. p. 70. 


$. 722. 


Die diefe Periode für die geſammte Poeſie Hollam 
goldene Zeitalter genannt werden kann, fo war fie did 
für das Theater, denn aft in ihr ward das Drama da 
mäftiges. Diefes verdanft die Nation jedoch, wenigſtens feinen m 
Elementen nach, der Rhetorenfammer, Liefde bloeijende, u! 
dam. Ihr gehörten nämlich die beiden Bäter ver Holändifen 
SamuelA.Koferltnah1648)und Gerbrant Adriamg 
Brederocde) (1585 — 1618) aus Amfterdam an, welde (RE 
aus der Elite derfelden eine neue Geſellſchaft, Academic genann 
teten und in biefer nun anfingen, ihre Stüde aufzuführen. So 
hatten fie jedoch gegen bie Rivalitaͤt der Altern Geſellſchafi u kl 





















Hollaͤndiſche Poeſie. 041 
‚ BRuiterfprache in biefe ſchwierige Form einzupaffen, und zwar: mit 
foviel Geſchick, das falihe Verſe zu den Seltenbeiten gehown, 
während er, was Gluth der Empfindung anlangt, ganz vorzägr 
lich if. Allerdings iſt die Liebe Immer bei ihm das Haupt 
element, während Bondel, ber ihm jedoch nur in der gebil⸗ 
deteren Form und Sprade dm Rang flreitig macht, die Rell- 
gion, den Glauben und überhaupt die Tugenden zu Gegen⸗ 
Wänden feiner Begeifterung erfieh, freilih aber‘ zumwellen durch 
allzu üppigen Bülderreihthum die Armuth des Stoffes verſteclen 
muß. Unter den übrigen Sonettifien iſt Deder unbedingt 
der ſchwaͤchſte, Huygens aber und feine gelehrte Freundin 
Maria Teffelfhade Römer Viſſcher ſchrieben fih gegen 
ſeitig Sonette, die an Zartheit der Empfindung und Gleganz 
der fofflihen Ausführung Hinter den eben genannten beiden 
Meifiern nicht zuruͤckſtehen. 

Im Genre der komiſchen Poeſie oder Epopoͤe iſt nur Wil⸗ 
Lem van Focquenbroch“ꝰ), ein Arzt (+ 1695), zu erwähnen, 
„ Der die Gigantomachie befang und die Aeneis travefiirte, aber 
Die Bötter und Helden noch weit mehr ins Niedrige berabzog, 
‚ al6 Biumauer, und diefen au an Gemeinheiten über 
erift, an Wis jedoch höher flieht und allerringd den Namen 

Des Hollaͤndiſchen Scarron verdient. 

Uebrigens iR no zu bemerken, daß überhaupt fehr viele 
ver weniger beveutenden Dicter Hollands fi an die drei 
Koryphäen ihrer oben erwähnten Nationalbichter anſchloſſen, 
woraus zwei Schulm entfianden, nämlich die von AmRerdam und 
Be von Dordrecht. Erſtere gründeten Ho oft und Bondel, und 
es characteriſirten fie befonders der Schwung und die Kuͤhnheit 
der Phantafie, fowie befonders bie Reinhelt des Styls, was Ach 
miehr oder weniger auch aus den Leitungen ihrer Anhaͤnger, 
Rotgans', Broudhuifen’s, Buyſero's, des Lyrikers Hers 
wann Dullaert's*) aus Rotterdam (1636 — 84) und feines 
Freundes Dudaan’s, ferner an denn Huygen®’, Bluymers, 

Antonides ıc. ergiebi. Die Dordrechter Schule, die fich zu jener wie 
die Romantifer zu den Glaffifern verhält, warb dagegen von 
Cats gefiftet und durch Leute wie van Balen, Simon 
van Beaumont?) (1576—1654), Cornelis de Baye⸗ 


— 


son, Zohann van Baverwick, Daniel Heinſfin, 
David van Hoogſtraten“) (+ 1724) x. arſret 
halten. 


I Zu 
, 


- 1) 6. Foppens Bibl. Belg. T. II. p. 771 2q. Chankepie 7. if. 

p- } sq. Herizheim Bibl. Col. re Levenabeschr. van exmife 

Mannca en Vrouwen T. 1. p. 29-310. de Bosch in M By. 

5 —5 — Kunſt u. Siem. ul : 506 * 5 N 
. . Bie eck in b. . ad. Fr ) 

Diäktunß. Sp. II. pr 36 | 


. 36-108. de Vries I. 52 sq. van Kumpel 
T. 1. p. 158 2q. He r PR gr 


landsche Dichteren. Amst. s. a. 8. P. Camper De es 
we tragicn a Grascis Latinisque poetis it. L 
Poezy of verscheide gedichten, SD oen nieuw by een vergader 
mitsgaders een aanleidinge ter Nederl. dichik. en het leren äs 
dichter. Franecker 1683. II, 4. Dichterlyke Werken. Amsial. 
1820. XXI. 8. Werken. Amst. et Fran. 1682. XITI. 4. — Ude fe 
tiven f. Patronus Eccles. Patr. P. II. p. 173—182. | 


2) &. Crenii Anim. phil. P. I. p. 116 sq. Foppens Bibl. Big 
T. 1. p.507 4q. de la Ar Gelett. Zeeland —** 33. Lern 
beschr. P. I. p. 161—172. van Kampen T. I. p. 177 2q. — Wem. 
—— 1655. 4. 1700. 1726. I. fol. 1790 2q. XIX. 12. Amstal, 


3) Het Mosker ven de Wereld uf getrokken. Antw. s ut 
Het Spiegeltjen van Philagia. ib. 1680. 8 Het Leeven van Frauer 
cus de Borgis. ib. 1671. 8. Adelheyd des Werelds. ib. 1714. 4, Da 
Alderheyligsten Naam voon een Nieu-Jaars-Gift aam de Jonckhefi 
Getrouwe, Meduwen en Geestelyken, Antw. 1647. 8. 

4) Poezy, uytgegeven d. A. de Haes. Rott. 1713. 8. 

5) Poezy, verdeeld in III deelen. — Achter het derde deel.. 
bat leven v. d. dichter... d. D. v. Hoogstraten. Amat. 1712. 1IL& 

6) De Ledige Uuren. Amst. 1644. 8. Het tweede deel Schie 
dam 1647. 8. Korenbloemen. Haag 1658. 4. Tweede drak re" 
meorderd tot XX VII boeken. Amst. 1672. II. 4. met ophelder. MM 
W. Rilderdyk, Leyd. 1824. VI. 8. Batava Tempe, ’t Vorbout van 
Gravenhage, met eene omschr. en aant. d. h. Leeuward. 
noetsch. . 1824. 4, Dichtstuk,, voor het eerst uitgeg. d. V. 
J. A. Jomckbioet. ’s Gravenh, 1242. 8. cf. Foppens. T. I. p. 1% 
Bayle T. IV. p. 668 sq. Baillet T. IV. p. 279 sq. Bigdragen ll 
Kkennis van het Karnkter van C. H., outleend uit aanteekening®t 
wegens het beheer zijner goederen. ’s Gravenh. 1842. 8. 

7) Alle de Gedigten van Westerbaan. Haage 1672. III. 8. 6*. 
digten en Liederen. Leyd. 1644. 8. . 


8) De Gedichten van J. Ant. v. d. 6. — d. Jansseen van Bar 
tem. ’t Amsterd. 1685. 1692. Rotierd. 1730. Amsterd. 1714..1748. 4 
De Ystroom. ib. 1674. 4. Proben bei Giegenbed. Proben Niederl. Didlk 
p. 225-2603. f. Lervensbeschr. T. I. p. 233-241. de Yries T.l 
p- 269 »q. _ 

8) Emblemate of Binneboelden streckende tot Christelicke be 
denckinge ende de Leere der Seligheyt. Rotierd. 1625. 4 Da 
Jeuchtspiegel. Amst. 1610. 4. 


% 

pie 

= 
| a 





Hollaͤnbiſche Perfle. 849 


10) Proteus ofle Minne-beeiden verandert in Siane-beelden, 
terd. 1627. 4. 

11) Raadselen. Deventer. 1653. 8. Zinnebeelden of Adams- ' 
sel ınitsgaders syne oude en nienwe bruylofts zegezangen, vaet 
u; sije gulden en yseren eeuw etc. ». 1. 1642. 8. 8. Amst. 1694. 
Dver-zeesche zege- en bruylofszangen. Amst. 1637. 4 


32) Nieuwe wyn in onde leer-zacken. Middelb. 1639. 1%. Alle 
volgeestige Werken. Harling. 1665. 8. f. de Vries T.I. p. 187 2q. 
13) Jona Jen Strafprediker. Amst. 1624. 8. Bellerophon of lust 
Wysheid door Sinnebelden vertoont, waer by zyn gevoegt de 
Iyke Stemmen, of stichtige en vermakelycke Liedekens en 
hten. ib. 1626. 8. 169. 12. Bacchus Wonderwercken, waer ia 
; recht gebruyk en misbruyk des Wyns. ib. 1628. 12. Der Ro- 
änsche Adelaer. ib. 1634. 12. Werken-bestaande in Zinnebeelden 
schoone Gezangen. Amst. 1662. II. 8. — f. Paquot T. IX. p. 
X. 

14) Werelt-hatendenood seleckelyk en Amstelschelinde, ofte’t hof 
Nimphenu. Aınst. 1627.12. Pampiere Wereld. ib. 1614. 1Y.4. kerlyke 
ikorting bestaande in verschyde rymen. Haarl. 134.4. Minne-Spie- 
ter Deug.den. Amst. s.a.li. 4. In lepterem Werke (I1.p 149 sq.) ſteht 
4: Celion en Bellinde, Pastoral-Bly-eyndt-Spel gheirocken nt de 
ausche Astrea, 


15) Rym-oeffeningen. Amat. 1659. 8. uitg. d. Brouerius V. 
dek. ib. 1726. I. 8. Lof der geldsucht ofle vervolg der Rym- 
fleningen. ib. 1668. 8. 

16) in d. Verscheiden Dichten. T. IT. p. 224. 


17) Nederduytsche Epigrammen ende Epitaphien van ver- 

de Personen en differente zaaken. Brussel, 1624. 4. Mecheln 
317. 8. Scherpsinnige Characteren van’ verschyde Peizonen. Antw. 
22. 8. De Gazette van Nieuwe Woren, van de gehcele Werell. 
. 1618. 4, 


13) Dichtkunst van J. V. verzamelt en uyfgegeven d. J. v. D. 
mst. 1058. 8. Alle zyne Gedichten. ib. 1726, Il. 4. 

19) Mengelmoes van verscheyde Gedigten op allerhande voor- 
sllende Zaaken. Leyde 166'i. 8. 
2% Poezy. Aınst. 1709. 4. 1725. A. 
21) H. de Gr. Bewijs van de ware godsdienst met zijne ove- 
ig6 Nederduitsche gedichten, unitg. d. J. de Vries. Amst. 1844. 12. 
ewijs van Jen. waren Godsdieust, mitsg zyne andere stichtelyke 
jedichten en gezangen. V druk. Amst. 1723. 4. 

22) Klagt van Doris over den Dood van Damon, in d. Ver- 
cheidene Gedichten. Amst. 1651. 8. f. Scheltema a. a. D. T. I. I. 3 

23) Nederduytsche Poemata, uitg. d. P. Scriverius. Amst. 
616. 1650. 8. 

24) Kruis triomf en Gezangen. Amst. 1740. Poezy. ib. 1636. 4, 

25) Stichtelyke Ryımen op Muzyk, Bas en Teuor. Amat. II. 


26) ©. Scheltema, Anna en Maria Tesselschade de dochters ven 
R. V. Amsterd. 1808. 8. de Vries T. I. p. 62 sq. Ihre Gedichte in: 
Nederduitsche Gedichten van Grotins, Hooft, Barleus, Huygens, 
Vondel etc. Amsterd. 1657. 11. 8. 
27) ©. Pars Index Batavicus p. 282 sq. 410, Foppens T. II. p. 
9 5q. Scheltema, Gesch. en leiterk. Mengelwerk T.IT.1. p. 1sq. 
Grüße, Handbuch d. Literärgefhichte. III. 54 


330 Holänbifche Pocfe. Theater. 


LevenabeschryY. Pi p. 198 van Kmpem. T.Lp: id 
Scheltem edeovering N ver de Briefen vau H. Amst, Fr 


a 

Siegenbeek, P. Hooft als.Dicter u. Geldichtäiäneiber. Lead. M.d- 
Mengelwerken. Amsterıl. 1677. fol, (Dazu: Uitekund. Woo | 
de Werken van P. Kz.’H. Amsterd. 1825—32. Ill. 8.) Dicht-Bu 

Werken v. P. C.H. eerst vers. en uytgeg. 4. J. van der 
Amst. 1657. 1683. 8. 

28) ©. Gedichte in: D. Versch. Gedicht. 1657. T. 1. pis 
ef. Scheltema T.1. f. 2. 

9) Hedens-daegse Venus en Minerva, of twistgesprek iM 
scheu die zelide. Dordr. 1641. 4. Roselyns oochjes ontleedt doc⸗ 
Dordr. 1639.4. Amst. 1639. 12. 1713. 8. Minnedichten. 1600. 115} 
f. Scheltema T. 111, f. 1. ‘ 

30) Gedichten. =. 1. 1653. 12. Thyrsis Minnewet en ande 
dichten. Amst. 1668. 12. Alle de poetische Werken v.I.v.D.ib. 1,33 7 

31) Uytspanningh der Vernunften, bestaande in geestelych® 
werekdiycke Poezy. Nymw. 161.0. 8. 

32) Alle de Gedichten van H. Sw. Amst. 1697. 4 Zei 
Zinnebeelden over Koning Davids Harpzangen. Amsterd. (Rh 
Leeızame Fabelen. ib. 1:04. #8. Tafereel der deugden en a} 
den. ib. 1203. 8. Mengelzangen en Zinnebeelden. ib. 1697. 8 

33) Friesche Rymlerye, yn trye delen. Böalsert. 1668.4 Leuw. 
ib. 1321. 4. Dazu Epkema, Woordenboek. Lenw, 12.4 EB | 
Wassenbergh, Spec. s. narr, de vita, moribus et carminibus 
poet. Frisii Gisseberti Jacobi filii. Franeg. 1793. 4. 3 

34) Gedichten. t’Amsterd. 1719. 8. Dichtlivende tydkorict- 
Leyden 1715. 8, , 

35) Horaesuccessivae: tyt-snipperingen van de jonkheid Mb 
den owlerdom van 8. van B. Rotterd. 11140. 8. 

36) Begmselen of kort begrip der Rederyk ten diem u 
taal-"n digt lievende opgestelt door D. v. H. Aust. 1758. 
mina ed. Vlaming. Amstel. 1728. 8. 

37) Allezyn.oetische Werken. Amst. 1696. 1709. ILB. — | 
Bogaart. ib 173. 11. 4 ib. 1766. II. 8. Thalia of geurigeZug 
din, Anısterd. 1682, IIL 12. ©. Paquot, T. V. p. 370 4. 


$. 722. 


Wie diefe Periode für die gefammte Poeſie Hold! Wı 
goldene Zeitalter genannt werden kann, fo war fie did M| 
für das Theater, denn af in ihr ward das Drama an a | 
mäßiges. Diefes verdankt die Nation jedoch, wentgftend feinen och | 
Elementen nad, der Rhetorenfammer, Liefdc bloeijende, ii ae | 
dam. Ihr gehörten nämlich die beiden Väter der Holändiitn it | 
SamuelA.RKofter(tnah1648)und Gerbrant Adrian | 
Brederocde) (1585 — 1618) aus Amfterdam ar, welche (lbl) 
aus der Elite derſelben eine neue Geſellſchaft, Academie genann ab | 
teten und in diefer nun anfingen, ihre Stücke aufzuführen. u 
hatten fie jedoch gegen Die Rivalisät der Altern Gefehfgafin Hua 


Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 851 


#8 fie ih (1632) vereinigten und als Deviſe ben Ramen: 
door Yver in Liefde bloeijende annehmen. Wan riß num 
as biöher von der Academie innegehabte Gebäude nieder und 
heute fofort an der Sielle beffelden ein neues Schauſpielhaus 
1637), weldes mit Vondel's Meifterflül Gysbrecht van 
Imstel eröffnet ward. Diefes Stüd, welches feinen Stoff der 
Befbihte der Stadt Amflerdam entichnt und ins 1Ste Jahr⸗ 

dert fällt, fptelt an einem Weihnachtstag und umfaßt den 

m Zeitraum von drei. Uhr Nachmittags bis zum andern 
Morgen, if in fünf Akte getheilt und bat Chöre, die nad 
er Elite der Griechiſben Tragifer nicht blos allgemeine, auf 
He Handlung bezüglihe Wahrheiten und Gedanken in den 
Srolfehnacten declamiren, fondern auh gewöhnlich während ber 
Krte feib auf der Bühne bleiben und in die Handlung hinein 
Wen. Der dritte Act verdankt feinen entfbiedenen Erfolg dem 
kepofanten Eindruck, welchen die darin vorgeflellte Feier der 
Defie um Mitternacht in der Abtei ber Elarifferinnen hervor⸗ 
Wingt, und vielleicht iſt dieß mit Urfade, daß man noch jept 
H Weihnacht gewöhnlich dieſes Stuͤck aufführt und demſelben 
Mn Beifall zollt, der nicht geringer If, als vor Zwei⸗ 
hindert Jahren, wo man ed dem flaunenden Volfe zum eıflen 
Pate bot. Indeſſen kann man an diefem Stüde faſt die 
Form aller übrigen regelmäßigen Holländiſchen Trauerfpiele Aue 
Aren. Webrigens' hatte Bondel’) bereits 1612 mit feinem 
Öfterfe debutirt, worin er noch den Kranzöfifhen Mufern 
digte, aber fhon In der Zerflörung von Serufalem (1620) 
Mb der Hecuba (1621) nah Eeneca zeigt er bedeutende Horte 
Weitte im Geiſte der antifen, mit biblifhem Gepraͤnge ge 
Bmückten Tragödie, und im Palamedes (1625), einer allegos 
Men Schilderung des Juſtizmordes Dlvdenbarnwelt’s, wagte er 
RW auf das politifhe Gebiet. Daſſelbe fand 1638 mit feiner 
Biifialine ſtatt; aber da man vielfache Anfpielungen barin fins 
Im wollte, ſo vwerbrannte er fie ſelbſt. Im Jahre 1639 lieh er 
ehte 11,000 Sungfrauen und 1640 feine Maria Stuart 
gen, welche beide Stuͤcke voll von apologetifhen Stel» 
m für den Catholicismus find, zu dem er übergetreten 
dar. In diefem Sinne find auch fein Lueifer (1654), den 

54 


8523 Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 


die Crittker für fein Meiſterſtuͤck halten und der dem Stoffe nach in nd 
gezeichneter Borgänger von Milton’6 Verlorenen Paradiefe if, mtiufe 
viertem Buche die dort von Mpollyon dem Beelebub gegebene Be 
ſchrelbung des Paradieſes viel Aehnlichkeit bat, und fein Jephif 
(1659), ber im Gegenſatz zu dem Schauplatz des Lucike, M 
Hölle, im Himmel fplelt, von ihm ſelbſt aber als fein Beh 
lingoſtuͤck betrachtet wurde, vermuthlich weil in fünklerifcher Hußte 
alle Regeln, welde die Alten über das Trauerfpiel aufgehll 
baden, darin feflgehalten find. Noch möchte feine llebliche Tri 
Joſeph, derm letzter Theil aber nur Ueberſetzung eines laun 
iſchen Stuͤkes des Grotlus IR, Hier eine Stelle verdienn 
Trop dem IR jedoch nit Vondel, fonden Hooft der gab 
lie Schöpfer der Holländifhen Bühne, für welde dieſer 168 
den regelrechten Achilles geſchtieben hatte. Er hatte ich ſchon 16028 
einem heroiſchen Schaͤferſpiel im Sinne von Taſſo's ink 
Granida betitelt, verſucht, dem bald barauf fein hikeräkd 
Trauerfplel Gerhard van Belfen (1613) folgte, weldes im 
Mord des Grafen Florens V. (1295) zum Gegenſtand be 
aber bereitö eine Menge allegoriſcher Perſonen mit zuzicht w 
mit sinem wunberfhönen Monologe des Fluſſes Vecht dich, 
worin derfelde Amſterdams kuͤnftige Größe verfünbet. Camel 
bier, als in feinem Trauerſpiele: Bato, der Gruͤnder von de 
tavia (1628), welded an Shakſpere's Macbeih und Curie 
Meven erinnert, finden fi Chöre, unter denen das, wort W 
Cattiſchen Iungfrauen ihren Auszug aus dem Vaterlande be 
weinen, das fhönfe iſt. Endlich brachte er auch ein % 
arbeitung von Plautusꝰ Aulularia unter dem Titel: „War 
Nar met de pot“ anf die Bühne Kofter felbR hat mm 
Trauerfpiele geliefert, unter denen feine Polyrna (1644) de 
Nachahmung der Trverinnen des Seneta, das beſte if, feine Jphigan 
aber (1606) durd das Geſchrei, welches mehrere proteſtanthe 
Eiferer, die fih in dem darin vorkommenden Oberprieſtet Gew 
rypylus geſchildert glaubten, auf der Kanzel dagegen erhoben, yolr 
Uſche Wichtigkeit erlangt hat. Zu der Alteren Schule gehört audard 
Anolo mit feiner furchtbar fhönen Bartholomaͤndnacht (Parysche 
bruyloft. Amst. 1662. 8.), Heerfmans mit feiner Schladt im 
Rieuport (1624), Theodor Roden burg wit ſeinem Drama: Di 












Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 853 


wen und Kabelianſchen (1628), Jan Sir mit feiner Medea 
948). gegm weile das ebenſo betitehte Stuͤck des Autodi⸗ 
sten Ian Vos merhvürbig abfliht, da es gegen alle Res 
iR ver Kunſt gefitrieben ift und audbrüdiih in einer Art 
ra Prolog den Horaz wegen feiner hierüber gegebenen Lehren 
Me ram. Odgleich nun fowohl hier als in feinem Aran 
Titus (1641) ih einzelne ſchöne Stellen finden, fo verlegt 
Woch durch die bei den Haaren herbeigezogenen Breuelfcenen alle 
Kieße der Aeſihetik, und fo darf man fih nicht wun« 
en, wenn derfelbe rohe Menſch als Director des Nationale 
yaterd Vondel's GStüde dadurch in Miperebit zu bringen 
te, daß er die Hauptrollen abſichtlich an ganz untaugliche 
Berbjecte veriheilte und z. B. eine Heldenrolle einem Komifer 
ws. Obwohl ihm eine ſehr ſchoͤne Sprade nit abgeleugnet 
wesen Tann, fo fand er doch gar feine Nachahmer, denn 
eufs erbärmtihe Faustina (in f. Speghel d. d. T. II. p. 
FF: sq.), der Römifchen Geſchichte entnommen, und feinen nod 
Ienderen Alctp on Amarillis (ebd. I. p. 201 sq.) führen wir 
ur der Gurtofität wegen auf; aber auch Brandt’8 Vein- 
ende Terquatus (in feiner Poezy. 1725. A.) kann niht 
je eigentliche Nachahmung gelten, obgleih ihm die Mords 
denen fehr gefallen und felbft bie Fabel durchweg bis auf bie 
yerin vorfommenden Ramen eine reine Erdichtung iR. Dagegen 
erdient Dudaan?) nicht blos wegen der ihm eigenen außers 
weentlihen Gnergte und Begeifierung, ſondern befonders als 
Bindengbichter bier eine Stelle Während er nämlih in ber 
dohanna Gray den Catholicismus angreift, wie es Vondel in 
einer Marla Stuart mit dem Proteſtantismus geihan hatte, bes 
Mayft er im Conradin den Despotiomus im Staate und in 
Der Kirche, ſowie im Verworfenen Haufe Eli die Liebergriffe der 
protefantifchen Gelſtlichkeit, während er In dem allein noch übrigen 
fünften Wie Servel's deſſen Henker dem Abſcheu der Nachwelt 
Rberliehert und endlich Im Haag'ſchen Brudermord dafjelbe mit dem 
Mördern der Gebrüder de Witt ihut. Pieter Verhoet?) aus 
Vedegrave (geb. 1683) Hat feinen Karl den Kühnen mit vielem Geſchick 
ya einem noch jetzt bei den Marionetten gern geſehenen Kafienküd 
m machen gewußt, allein mit Antonides' Trazll), einem 


854 Hollandiſche Poeſle. Theater. 


Chineſtſchen Trauerſpiel ta ſchoͤne Eyrade und der Mal 
Bonde6, ward bie alte claffiide Säule nad 
Dieilern zu Grabe getragen. " | 

Das Luffpiel Rand dagegen bei ben Holländem | 
einer welt niederen Gtufe, denn obwohl die eigentäihl 
buriedfen Poſſen und Zotenſpiele aufhörten, fo ware 
bie Barem Bredero’6°), der als ber Regeneratot dei fu 
lkaͤndiſchen Lußfpiels gli, faR um midts beffer, wie, 
fein Muͤller, feine Kuh, fen Simon Obnefanft x. bench 
denn ber Pöbel mußte damald vurch Rohheiten und Zug 
unterhalten werden, und fo kam es, daß ſelbſt Hosfi 
feiner Umarbeitung der Aulalaria feinen ambern Zwet ki 
ale die Eliten der gemeinften Aumſterdamer Volkshefe is 
Worten des alten Römers wiederzugeben, und doch ſpiele au 
das Stüd in der berühmten Nicderländiſchen Weademie. Fi 
tiefer ſteht Huygene’ Trijntje Cornelisz (al6 bad VI 
Bub f. Korenbloemen 1658. p. 1273 sq.), eine u We 
drigem Brabantiſchen Volksidliom geſchriebene Poſſe, wii 
Dudaan zu viel Ehre anthat, wenn er ihren Verfaffer bethab 
In einem Gedichte zur Rede fielte (Poezy. T. I. p. 4 
No weit niedriger und roher if Die Pofle Oene dei u 
306, welder darin die Sprache des gemeinften Amſterdauet 3b 
beiß fprigt und den Ton anflimmt, der dieſem nobein De⸗ 
gogen am Beſten zuſagte. Ein klein wenig amfändige iü 
Koſter's) Bauernſpiel, ein Zwiegeſpraͤch zwifchen dem Dub 
falber Kanjart und feinem Knecht Hans Quadkruyt, m 
Joan Pluymer’) aus Amſterdam, Mitpaͤhter dei bein 
Schauſpielhauſes und Freund- des Antonides, der and Ai 
Zrauerfpiel, die Getrönte nach dem Tode (Inez de Eafıo), P 
f@rieben bat, das ſich lange auf der Bühne erhiet, fat I 
feinem Geizhalſe, feiner Shule der Eiferfüchtigen und fen 
Crispin Eternguder wenipfiens eine anfländigere Sprache a 
genommen, wogegen wieder Focquenbroch in den Ton m 
Vos verfiel, was man ſchon daraus abnehmen kann, daß Man! 
Liebe im Narrenhaufe noch heute auf ber Amferdama Het 
meß aufgeführt zu werben pflegt, Etwas beffer iR fein Er 
füctiger in der Klemme. 









Holändische Poeſie. Roman. 855 


r Was endlich den Roman anlıngt, fo füllt in Diefe 
ziehe. — denn von den altniederländifchen Volkshüchern, Die 
% durdkgängig, wenn aud mit Ausnahmen (3. B. Een zeer 
koone Historie van Scghelyn van Jerusalen, in Varsen, 
tw. 2511. fol), nicht Driginale, fondern nur Umarbeit⸗ 
gen fremzöfiiher Meifter waren, fann bier doch nicht bie 
de fein®), — deo fhon genannten Johann van Heems—⸗ 
st?) Datavifhe Arcadia, die in vieler Beziehung, befonders 
285 Anlage, Form und Ausführung anlangt, d'Urféè's Aſträa 
melt und worin der Berfafier in dem Rahmen einer Luflreifebes 
Keibung mehrerer jungen Leute dur Suͤdholland, befonders zwi⸗ 
wn dem Haag und Leyden, ©egenflände der. Nieverläindifchen 
derthumsfunde, Geſchichte und Jurisprudenz (die endlofen 
sorefie und Herem-Inquifition) zur Eprade bringt und dur 
Wirte Geſpraͤche zu würzen ſucht. Wlein weit felbfländiger 
E:ves Kupferſtecherss Boetius van Bolswert"), aus 
wlönward, (geb. um 1580) fonderbarer geiſtlicher Roman vos 
a Yilgrimsfhaft der Schweſtern Duyften und Wellemijnken (in 
te Franzöſiſchen Ueberſezung heißen fie Colombelle und Vo- 
mtairette) nah Serufalem (1627), um ihren Seelenbräutis 
am aufsufuchen. Das verichiedene Temperament derfelben bringe 
drin die Berwidelungen zu Wege, und es findet fi darunter 
Aerdango vieles Driginelle, denn die tieffie Mynit iR mit den ' 
nößten Wibernheiten, ja beinahe mit Blasphemicen gepaart, Die 
kyrache iſt jedoch vlaͤmiſch. | 


1) Treurspielen. Amst. 1654. 1661. 1720. IT. 4, Proben aus feinem 
beifer im Map. f. d. Lit. d. Ausl. 184. mr. Yag. 

2) Toonel-Poezy, behelzende: Johanna Gray, Konradyn, 't 
gun orpen Huis van Eli, van Servetus vyfde Bedryf. Amsterd. 
TER, 12, 

3) Karel de Stoudo, Treurspiel. Amst. 1721. 8, 

.. 4) Trazäl, of overrompeld Siua. Aust. 1714. 8. 

5) Alle de Werken, soo Speelen, Gedichten, Brieven en 
Richten van Brederoo. Aınst. 1620. 1672. 1687. 1638. II. 4. 1644. 
.8, Boertigb, amonreus en aenldachtigh groot liedboek. ib, 

4. ſ. Paquot. T. IX. p. 237 sq. 
6) Ifigenia, T'reurspiel. Amst. 1626. 4. 1630. 8. Isabelle, 'Treur- 
Wei. ib, s. a. 4. JIthys, Treursp. ib. 1643. 4. Polyxena, Tr. ih. 
WO, 1644. 4. Rykınan, Blyspel. Amst 16115. 4. Teeuwis de Bocr, - 
en Mejouffrouw van Grevelinkhuysen, Boertige klugt. Aınst. 1633. 
4. Tyske van twe Personugien, te weeten een Quaksalver ge- 





856 Vlaͤmiſche Porke. 


namt Mee-ter Kanjarten de kurgt Hausje Qusdikrayt, Boertige 
ib. 1615. 4. L f. Paqnot. T. XT. p pi ng. u 
7) Gedichten. Ansterd. 1642. 4. ſ. Wegemaas, Amsterd. T. EL. 


® 251. . 
r 8) Gine Art weiblicher Yauft, Het Mariken van Nymegen. Aun, 
1615. 8., fällt als Volksbuch jedoch in biefe Periode. 

2 Ratavische Arcadia. Aınsterd. 1633. (vollfl.:) 1639, 176.8 
und öfterr. 

10) Sprekinge van de beste Pelgrimsgie streckende id be 
eeuwigh Jerusalem. Antw. 1632. 8. Franz. ale: Pelerinsige de le 
lombelle et Volontairette vers leur bien aimd dans 
Brux. 1684. 8, %usz. in d. Bibl. d. Rom. 1775. Octbr. T. l. pi 


6. 723. 


Die Vlämiſche Sprache, befammtlidh ber ältere Em 
ſterdialect des Hollaͤndiſchen und einft Sprache der fichjehe, da 
Herzögen von Burgund untergebenen Provinzen, Dana di 
durch den Einfluß der Franzöſiſchen Epracdde und bet Goe 
niſchen Hertſchaft genöthigt, jener im Eüpen und dem Hei) 
ken im Norden Platz zu maten, bat nur wenige Bededz 
in diefer Periode gefunden. Wan zählt darunter die oda pP 
nannte Vlaͤmiſche Sappho Anna Byns, die Feindin Luthal, 
einen gewiſſen Cornelius van Gbifele, den Dal 
eines Gedichtes In zwei Büdhern, das Opfer der Iohigaie') 
und Ueberſetzer des Birgit, Horaz und Terenz, Eduaaıd ie 
Denne, den fhon erwähnten Fabuliſten, und einen gas 
San Frultiers?) (um 1575), der in feinen kleinen Kam 
deſonders als Freund der Reformation auftrat. Im dem folgen 
Abſchnitte fank die Eprade immer mehr, obgleich ber Kin 
angeführte Nachahmer von Cats, der Zefult Ädrian Bohr 
terd (]4 1674) derfelben in feinem Maskenſpiel de BA 
einen Aufſchwung zu geben verfuchte; daſſelbe thaten and Per 
Geſchier?) aus Brügge, deſſen Eittenpoefie, der Weltprüſſen 
jeboch nur dem Lateinifhen in ber Cats'ſchen Manler mb 
gebildet iR, Ian Lambrecht, der Landsmann deffelben, M 
den Pyrendiſchen Frieden befang und bie Ballomanie fu 
Landsleute laͤcherlich machte, der burlesle Lambert de Bol. 
ebendaher, der Geiſtliche Vleeſchhoudere, der (1660) MM 
geiftlihe Lieder in äͤchtcatholiſchem Geiſte dichtete, und da Die 
banter Vollsdichter PB. Eroon, ebenfalld ein ämgflider Sub 
ahmer von Eate, fowie ber ſchon gmannie. Bolswert, Du 


Vlaͤmiſche Poeſie. 857 


nun an hört ader die Blaͤmiſche Sprache ſaſt ganz auf, Bäder 
foracdhe zu fein, und die vielen gelehrien Vlaͤmiſchen His 
Roriter, Theologen und Philologen fehrieben faſt alle in Latei⸗ 
niſcher Sprache, zum Heinften Theile nur Franzoͤſiſch. So war 
denn die Rationalſprache völlig eingeſchlafen, und als num zu 
Ende des 18ten Jahrhunderts die Franzoͤſtſche Sprache und 
Sitte präponberiiten, ſchien jene ganz verdraͤngt, bis ungefähr 
1834 die auch für Deutſchland, an welches fie ſich ans 
zuſchließen ſucht, politiſch wichtige regenerivende Blaͤmiſche 
Eprachbewegung ihren Kampf gegen dieſe fremde Uſuwatlou 
begann’). Am Meiften that fih aber ald Heger und Pfleger 
derſelben Johann Kranz Willems aus Bouchoute bei Auto 
werpen (1793—1846) hervor, der zuert 1811 — 12 bei 
zinem poclften Weitkampfe zu Gent, den bie dortige Kammer 
der Rhetorik, die der Fonteiniſten, ausgefihrieben hatte, und wo er ben 
BWreid davon trug, als Schrififieller berwortrat und 1888 in 
feiner Vorrede zum Reinaert de Vos zuerſt für die National 
frage das Wort nahm. Bekanntlich wirkte er nun theils 
durch feine Mbdrüde der alten Vlaͤmiſchen mittelalterlichen Lites 
raturquellen, theils aber auch durch DOriginalarbeitn, die In 
Gerichten (Marie von Brabant, 1828), Reden und Luſtſpielen 
befanden. Reben ihm verdienen ald Sammler der alten Literature 
quellen David, Profefior zu Löwen, Bormans, Profeſſor 
gu Lüttich, der Dichter Blommaecrt aus Gent und der 8 
terarhiftorifer Snellaert ehrenvolle Plaͤtze. Als Dichter aber 
nennen wir den untverfellen und hoͤchſt frudtbaren Archivar zu 
Get van Duyfe, Rens, der 1834 durd fein Litteraere 
Buerbokje ein Dichteralbum für landen und Brabant fchuf, 
Karl Ludwig Ledegand aus Eelloo (1805—26), einen et 
was felavifchen Nachahmer Byrons (Blumen meines Frühlings, 
1889, Die Wahnfinnige, 1842, Das Schloß von Zomergem, 
1840, und De drie Zuſterſteden, 1846, drei Oden an Gent, 
Antwerpen und Brügge), und befonders den Autodidact, Raturs 
dichter und Borkämpfer der Blämifhen Oppofition Ban Rys⸗ 
wyd aus Antwerpen, ber befonders In der Ballade (1844, 
% B. De Duivelnladder, Marnix de Gt. Aldegonde) ausge 
zeichnet IR, während feine früheren Gedichte, felbR die ſchoͤne 


858 Mlamiſche Poeſie. 


Belföfoge Eppenstein (1840), beſtaͤndig durch ploͤtzlie, ie 
Süufion flörcade Ausbrüche ver Laune und Ironie uniebreke 
werben‘). Binen Berfuch im Epos machte der Seclaͤndiſche Dit 
ter Rolet de Braumere mit dem Ambiarix (1840), ſouie ia 
beſchreibenden Gediddt mit der Schilderung feiner Reife vs 
Ecandinavien und einige Theile Nußlande. Uebrigens IR 1 
Aufviühen der modernen Blämiihen Lyrik vorzugsweiſe nie 
den periodiſchen Zeitſchriften, unter denm das von Wilen 
‚gegründete Belgiſche Mufeum (1837) die bebeutenpfe ik, da 
Gejſangpereinen und Licdertafeln zu danken, die offenbar ben alten Rhe 
torenlammern entfproffen find, worin, wie bier, Gedichte vorgeiie 
oder Vlaͤmiſche originelle oder doch in dieſen Dialect übern 
Stchauſpiele und Gchwänfe vorgetragen werben und um I 
Preis gelämpft wird. Allerdingo IR die NRationalbühne al 
noch tim (ntfichen, und ale Dichter eines patriotiſchen Bi 
miſchen Schauſpiels nennt man neben Willems mr uf 
Ban Peene und Karl Dndereet, die beiden Vorſiher de 
Genter Gefellſchaft: „Taelyver en Broedermin“* (Brubaliät 
und Eyradeifer)”,, In der Rovelle dagegen nam W 
Ban Kerkhoven aus Antwerpen, Ecrevitta zu Edi w 
Baron Jules de St. Benots, fowie Johann Alfrieb 
de Laeto, Berfaffer des Hauſes von Weſembeke, der neuctdiagi 
auch eine Vlaͤmiſche Dorfgefbihhte (Het lot, eene schets m 
Viaemsche dorpzeden, Antw. 1846) ſchrieb, ale Pieyt 
-Ve6 hiſtoriſch⸗ romantiſchen Genres, und befonderd Hearil 
“ Gonfetence (m leſen ‚Koönſcienz“)) aus Wutiverpen (gi 
1815), der feinem erflen Werke, das Wunderjahr, bald einm 
größeren Roman, den Löwen von Flandern, folgen lieh, aber nn 
Dinge beſonders das Vlaͤmiſche Stillleben in einzelnen kleiac, 
fehr vittoreöf ſlizzirten Novellenbildern geſchildert bat und beſonden 
durch die Einfachheit feiner Darſtellung einnimmt, obeleik w 
Dentfde den umgeheueren Erfolg feiner Schriſten i un 
naht recht ‚begreifen können. 
1) Antw. 1554, 8. ei 
2) ©. De Vries, T. IT. p. 42 —.’ Eccimissticus ofta: 
p- f 


sq. 
sproken Jesu des Soons Syrach. Antworp. 1565. 8. Den 
—8 tot den Romynen. Leyden 158). 8. 


3) Des Werelds proefsteen. Ammt. 1646. 8. 


Hollandiſche Poeſie. 859 


4) Alle zyne dichikundige Werken. Brugge 1699. 8. 1679. 8. 


5) ©. ©. Höfen, Vlämiſch-Belgien. Bremen 1847. Bd. II. p. 101 
4. Ergaͤnzungsbl. z. Converſ. Lex. Bdo. I. ur. 28. p. 401 sy. 


6) Proben bief. Dicht. von E. v. Ploennies in’d. Mag. f. d. Lil. d. Aust. 
844. zur. 448, u. in ihr. Reifes@rinneruagen aus Belgien. Berl 1845. 8. 


7) Ein politifches Tendenz⸗Singſpiel, „die Zukunft ber Vlämiſchen fis 
eratur ?' betitelt, welches 1844 im Kleinen Seminar zu Mecheln bei Gele⸗ 
peheit der Preisvertbeilung aufgeführt ward, ſchildert Höfken, Wb. IE 
p- 1 5q. 


8) ©. Mag. f. d. Fit. d. Ausl. 1846. nr. 18. Sammlung ausgewählt. 
Böyeiften in d. Deutfche äberfegt. Münfter 1846. VIII. 12. 


8. 724, 


Haben wir eben eine bis auf bie neusfle Zeit reichende 
Skizze vır Blämifhen Poefie gegeben, fo lönnen wir wohl jegt 
auch Die noch übrigen drei Perioden der Hollaͤndiſchen Dichte 
Tunft zufammenfaflen. Dieß wird um fo cher angehen, als 
wis ſchen bemerfin, daß das eigentlihe goldene Zeitalter der⸗ 
felben mit der erfämpften Freiheit und dem: Meiſterkleeblatt 
Hooft, Cats und Vondel abſchloß. So kam ed denn, daß dig 
dritte Periode von 1679 — 1738 zwar dur Andreas Pels und 
die von ihm errihtete Sefelihaft „Nil volentibgs ardunm “ 
die Franzoͤſiſche Literatur zum Muſter nahm, aber dafür auch 
bie Driginatität, wenige Volkodichter, wie Poot, Langendyk ꝛc. 
waren, ausgenommen, einbüßte und das eigentliche poetiiche Genie 
durch Eprachkünſtelei zu erfeßen furhte. In der vierten Beriode von 
1738—1780 fuchte Yeltama die Zorm immer mehr zu 
eultiviren, allein Driginalität und fchöpferifhe Kraft konnte ſein 
eiferner Fleiß nicht ſchaffen, und die übrigen unbebeutenderen 
Dichter, etwa die Gebrüder van Haren ausgenommen, warm 
nun vollends nicht im Stande, das Franzöfifhe Joch abzu⸗ 
kbütteln, fondern ließen es ſich vielmehr immer mehr über den 
Nacken ziehen, da auch var Winter und feine Grau zu we⸗ 
geltecht fchrieben, um ſich dem eigenen Genius frei zu uͤber⸗ 
lofien. Die letzte Periode, von 1780 an, blieb im nfang 
der hergebrahten Manier immer noch getreu, ohne ſich durch 
den Einfluß der Gngländer, dern Meiſterwerke in Haland 
nicht ungekannt blicben, oder der Deutihen, die fih, wenigſtenß 
was die Opiztziſche Schule anlangt, nad. ihnen gebilpet halten, 


860 Hollaͤndiſche Poeſie. Epos. 


irgend wie davon ablenken zu laſſen. Endkich bildele ſich abe 
1780 zu Utrecht eine Urt von fentimentaler Schule, mb 
Klem, Rau und Bellamy befichend, an bie ib auch Feih wm 
ſchloß, obgleich biefer dem Reim, ven jene als hindernde Fehl 
verwarfen, trew blieb. Indeſſen warb aud durch dicke Mine 
fa Allgemeinen wenigfiend der gute Geſchmack noch nit m 
rüdgerufen, bis endlich Bilderdyk, ein claſſtſch gebiftete m 
zugleih mit allen neuen Literaturen vertrautes Lniverfelgee, 
theils das Zurüdtchren zu den antifen Muſtern und bie alleinz 
Unfchließung an die alten Koryphäͤen der Hollaͤndiſchen Per 
eiftig empfahl, theils mit einem guten Beiſpiele Her 
Yoranging und fomit den alten Ruhm feiner Nation wit 
segeneritte!). Im der neneften Zeit vereinigte der Nederik 
sche Muzen-Almanach (felt 1818) bie beſten Leiſtungen ir 
jungen Dichter, wie denn ſchon früher mehrere Gefelfdee 
ver ſchhönen Künſte (3. B. vie Leidenſche Genootschap Kul 
wordt door Arbeid verkregen fet 1775, die Hay 
G. Kunst liefde spaart gen viijt feit 1778, die Amledome 
&. Hier na voolmankter feit 1785, die Rotterdame 8. 
Stadium seientiarum genitrix fett 1789) ihre Borken 
und Preisgedichte hatten drucken laffen, und mod jeht MH 
die Gefellſchaft der Wiffenfhaften und Münfte zu Leyden ih 
GSedeihen durch dab Aufgeben von Preiögevichten. 

1) &. Willem de Clerq, Welken invloed hoeft vreemde læt 


terkande gehad op the Nederlandsche Taal en Letterkunde sd 
bet begin der XV eeuw tot op onze dagen? Aust. 1825. 8. 


$. 725. 


Beginnen wir mit ber epiſchen Boefte, fo wird edgmitid 
Sucad Rotgans!) aus Amfadam (1654 — 1718) M 
Vater derfelben fen muͤſſn, wenn er auch in feinem ſerila 
Sedicht auf König Wilhelm III. mit frofiger Schwulſ die 
Heldenwelt und das Chriſtenihum zufantmenwürfelt, Allein ge 
biſdet hat daſſelbe er Arnold Hoogvliet?) aus Bar 
Dingen (3687-1763), denn feine blbliſde Epopde anf Ae⸗ 
ham folgt zwar der Moſeiſchen Erzählung wiemiih genau, AP 


Hollaͤndiſche Poeſte. Epos. 861 


er Didier bat dennoch ein :Driginatwert zu ſchaffen ver⸗ 
andern and vie Einheit der Handlung wohl feftgehalten, 
p Daß er seines der beſten Dichtwerle der Hollaͤndiſchen 
Bocfie lieſeite. Als bloßer und noch) dazu unglüdlicher Nach⸗ 
hner trut Nicolaas Verſteeg“) aus Rotterdam (1704 
— 73) mit feinem Moſes auf; Franz van Steenwyk9) 
us Amſterdam (1715 — 88) folgt zwar beifelben Manier, ge⸗ 
hört aber in feinem Gideon ber Schule Feitama's an, ob⸗ 
wohl er weit regelmäßiger als fein Meiſter ſelbſt IR; die 

Grau van Winter’) aber hat in ihrem David jedenfalls 
das anmuthighe und kunſtmaͤßigſte Epos der Hollaͤndiſchen Li⸗ 
teratur geboten, während Jacob van Dy£’) in feiner Bes 
freiung Joraels aus Megupten duch dhiloſophiſches Rats 
ſonnement und feptifches Klügeln alle Illuſion eines hiſtoriſchen 
ipod flört und verdirbt, Nationale Heldengedihte lieferten der 
fhon genannte Steenwyf in feinem. Claudius Civilis, worin 
er. den. Freiheitsſinn der alten Bataver feiert, während Fran 
van Winter wit weniger Patristismus, aber epiſchem Takt, - 
die Ueberwinder berfelben, die Römer, prieß, Wilhelm van 
Haren’) (1713 —68) in feinen Frifo, einem geihmads 
polen, auf altm Traditionen beruhenden Rütergebichte, fein 
Bruder Onno Zivier van Haren‘) (1713—79) aus 
Leeuwarden, der in feinen Geuſen jedoch en auch ber Form 
nad Iyrifches (in zwanzigzeilligen Stanzen gebichtetes) Epos lieferte, 
welches indeß fpäter von Feith und Bilderdyk umgearbeitet worben 
if, und endlih San Nomßo), defien Wilhelm der Erſte und 
Morig von Naffau aber, eben weil er fie blos in der Abſicht, 
fh beliebt zu machen, gefchrieben, nichts als Brofa im 
Berfen vorflellen. In neueſter Zeit gingen jedoch auch van 
Ber H00p’6 De tocht naar Tervueren (1832), 3. 3. 8, 
ten Kates Igrifcher Chaiterton (1843) und I. van Lens 
nep'o Het buys ter Leede en Adegild, Jacoha en Berihs, 
De strijd med Vlannderen und De siag hij Coeveorde 
1227 (1843) nicht ganz fpurlos vorüber, Auch Bilderdyk 
bat und ein epliches Meiferwerk in feinem bie vorfuͤndfluthige 
Zeit berührenden Antergang der Welt hinterlafien, werte er eine 
Vergleichung mit Loo s je o' Rulter auspält, Im einem ganz anderen 


662 Ho ll andiſche Poefi Epos. 


Genre ſchrieb Ian Frederik Helers and Anſtan 
(17607 - 1813) fen vom gluͤhendſten Patriotismus Bet 
Gedicht der Hollaͤndiſchen Nation, worin er durch vie Stim 
rung der früheren Thaten ber Holländer zu Lande und y 
Waffer und ihrer Leiſtungen in Wiſſenſchaften und Kin 
feine Landsleute beivegen wollte, dad Gallifdhe Joch abmikir 
ten (1812), indem er ihnen einen reitenden Stern verbich, mm 
. dem freitih das franzöſiſche Bousernement Rapoleon verſtande 
wiſſen wollte, weshalb es dur bie Genfur den Berk 
zwang, in einer Note deſſen Ramen ale Erklärung beizufügn. 
Bogaertß, ber wie Lennep fih zu den Romantifern hält, hat ebalıdl 
durd feinen Jochehed (Amſterd. 1835) und De togt van Heem- 
kerk naar Gibraltar (ebd. 1837) fehe große Hoffnung erg 
Much der heroiſche Befang, der in dem goldenm Fatal 
der Holländiihen Poefie das eigentlide Epos eriegte, I} 
trop der Seſchmadloſigkeit ber Form in diefer Periode wir 
reihe Bearbeiter; denn wenn fhon Vondel mit feiner Grobeum 
von Brot (1627) gezeigt hatte, wie das dichteriſche Get 
einem auch an fih kleinlichen Stoffe epiſches Element de 
hauen konnte (Poezy, T.T.p. 3 q.), fo vermoßste auch Ir 
tonides, in feiner gebundenen Bellona (f. feine Gedichten 
1714, T. I. p. 3 sq.) eine hoͤchſt gelungene begeilen 
Schilderung des Krieges zwiſchen Holland und England (166) 
auf fo engem Raume zu geben, und Lucas Schermer as 
Syarlem (1688— 1711) lieferte trefflihe Siegeslleder anf ME 
Thaten der verbuͤndeten Mächte im Epanifchen Erbfolgeritt 
(Gedichten, Amst. 1711. 1715. 4.),' welde Oudaaun 
kraͤſtiger Schilberung des 1658 über die Sweden davon MP 
fagenen Sieges feiner Landsleute nidt nachſtehen (Poezy: T. 
I. p. 152 sq. Zweedsche Hoogmocd gebroken.). 
van Alphen's Nederlandsche Gezangen (Üir. 1779) 
Bellamy's Vaterlandsche Gezangen (1785), Feiths ® 
Rulter md Karl V. (in ſ. Ged. T. I. p. 166. 190 94 
Loots Overwinning der Nederlanders op Chatham (Aust 
1799), Zollene’ Vierdaagsche Zeeslag (1666 garten 
den Holländern und Engländern) und Willem de East 
fowie Jan Jacob Bereul’s Antonius Hambrok (ein pru 


Hollaͤndiſche Poeſie. Poetiſche Ersäflung. 683 


biger auf Formoſa, der. Holländiſhe Reqgulus) und Herman 
do Reiter ‚(ein Ochfenhändler, der 1570 dao Schloß Löwe⸗ 
Bein: durch einen Uebenfall einnahm und dann, von. den pas 
niern belagest, ſich im die Luft fprengte) verbienen Erwähnung 
‚un ebenfo gehören ned mehrere ber patriotiſchen Gedichte von 
‚Selmers und Bilderdyk hierher. Ä 


» Wilhelm de Derde, Koning var Engeland. Amst. 1710. 4. 
2) Abraham Je Aartsvader, in twaalf boeken. Rotterd. 17:7. 
8) Moaes, in 12 Roeken, Rotterd, 1771. 4. 


4) Gideon, in 6 Zangen. Aınsterd. 1743. 4, Claudiug Civilis, in 
36 Zungen. Amst. 1774. 4. - 


5)'David, in 12 Boeken. Amst. 1768. 4. Gerinanieus. ib. 1770..8. 
6) De Verlogsing lersels uit Egypten, Haarlem 1791. & 


, 7) Gevallen van Friso Koning der Gaugariden en Prasiaten, 
"in {0 Boeken. Amsterd. 1741. 8. ib. 1758. 4 W. en O. Ziv. v.H, 
‚ Werken. ib. 1824. VI. 12. 


_  B) Aan het Vaterland. Leeuward, (769, 8. (if die Ed. Pr. b, 
" Geussen) De Geussen in 24 Zangen. Zwolle 1772. ib. 1776. 1779. 
8. (Untarb. v. Feith u. Bilderdyk) ıb. 1785. 1. 8. Treurspelen nit de 
‚ Veterlaudsche gebeurtenissen. ib. 1773. 8. De Herschijning. ib. 
1776. 8. De Landhouw. Zwoll. 1777. 8. De Inenting. ib. 1777. 8. 
: De Vrijheiel Lierzang. ib. 1778. De Koopman, de Staatsman, de 
immen. ib. 17:3. De Doos van Pandora. ib. 1779. 8. f. de Vries. 
T. I. p. .07 sq. 
9) Willem den Eerste of grondiegging der nederl. vryheid, in 
24 Zungen. Amsterd, 1779. 4. Blaurits van Nassau, in 6 Zaugen. 
| ih. 1709, 4. 


9. 726. 

| Die poeliſche Erzählung, welche mit dem Epos zus 

ſanmenhaͤngt, hat zwar nah Cats noch manden Bearbeiter 

geſunden, allein Feiner hat diefen erreicht, etwa den Vertheidiger 

der zwanglofen Berfe, Iacobus Bellamy') aus Vließingen 
(1757 —86) ausgenommen, beffen Röshen (Hoosje), eigent⸗ 
üh eine halbe Romanze, eins der beften Gedichte iR, bie wir 
and feiner Jugend haben. In dee neueren Zeit bat jedoch 
ebenfalls Willem BilderdyE?) aus Wınflertam (1756— 
1831), deſſen Verdienſte um die Literatur feines DBaterlandes 
wahrhaft colofjal find, den ‘Preis davon getragen; denn obgleich er 
der natürlichen Einfachheit, welhe bet Cats überall hervorleuchtet, 
ermangelt fo it doc fein Achilles op Scyros, fowied, Assenede, 


04 Hoellindiſche Hari ps. Lehrgebicht. 


man fee In Ataß. aebrach. Welt I m. aber ſchon 
wahrhaft bochpoetiſchen Sted ſehr ieh Find, Way 1718— 
mitte Erzählung erlangte in biefem Wpfchuitte ihre Bebiitn 
denn Hubert Korneliegoon Boot (geb. zu Abewende ir 
Deift 1689, gef. 1783), Hollando größter Naturdichter, ſchrieb 
(1716) feine mythologiiken beiteren Grzaͤhlimgen (4. ®. De 
Verlief de Venus, De Maan by Endymione), welche, iroh⸗ 
dem, daß ihr Berfaffer nur Autodidact war, vol Adi antifen 
Geiſtes find, dabei aber von heiterem Humor überfprudeln und 
überhaupt erft noch übertroffen werben ſollen. Auch ber um 
gluͤckliche Pieter Langendyf aus Amſterdam (1662— 
1735, er Rab wie Nomß im Epital), der Hollaͤndiſde 
Dancourt, gehört hierher, denn fein Aeneas im Sonntagörel, 
eine Traveſtie des IV. Buches der Wenelde, giebt dene Genie 
Scarron's nichts nad, wogegen die jährlih von ihm als Fa 
tor einer Rhetorenkammer geſchriebenen und unter bem Titd: 
„Hollandiſche Geſchichten“ zu einem biforlihen - Ganzen var 
einigten Gedichte blos Schularbeiten find. Gerwiffermaßen ge 
hört au Rotgans*) mit feinem beſchreibenden, aber bur⸗ 
leöfen Gedichte, die Dorfliremeß, hierher, ſowie Elifabeth 
Wolff, geb. Better‘) aus Vließingen (1738 — 1804), des 
ren Menuei en de Domindes-Pruik eine beißende Satire auf 
einige zelotiſche Geiſtlide ihres Vaterlandes IR, welche darüber, 
daß ein Kirchenaͤlteſter auf einer Hochzeit ein Taͤnzchen gemacht 
hatte, ein großes Geſchrei erhoben Hatten. Weniger ſpitz und 
allerdings dafür etwas freier, aber voll außerorbentlicher Lebens 
digkeit find BilderpyPs‘) heitere Erzählungen: Bidder Sex 
(eine Rahahmung ded Voltaire ſchen Co qui plait aux Da- 
mes), Ourson en Valentin (nad dem alten Volkobuche), HRo- 
bert de Vries, der Lauſcher oder 1. April, die Thiere x, wiewohl 
in ihnen allerbinge mehr Kunfform ale in den oben genannten 
vorherrſcht. Muh fein Froſch⸗ und Maͤuſekrieg IR ein höchſt 


geiftreiche® ſatiiſches Gedicht. 

1) Boosje, eene Vertelling, bei Bellamy, Proeven voor het Ver- 
stand, den Smaak en het hart. Utrecht 1794. GSt. III. Rösdhen, E- 
poet. &r a. d. Rord⸗Niederl. v. Bellamy. E. Verſ. v. Janffen. Emmerich 


184. 8. 
2) Diefe Erzählungen ftehen in feinen Nieawe Mengelingen, Am- 





DET eig ehraediht. 803 
laͤnder auf Roruetonbta 819, | dae AUT. 1780 


9 
ſchreiben wen 1%. ſ. Pugnot m. —* p. 


van Geilichten. "Amsterd. 1713. 4. Boerekermis, ib. 1735. 4. 
“Tg, LieriVeld- en grengeluangen. Hoorn 1772. 8. Oekonom. Lied- 
jen. Haag 198%, All..® 


6) a ia feine Mengelpoesy, d. Nieavre Mengelingen und 
b. Verspr. 


g. 727. 


Daß das eigentliche Lehrgepicht in dieſen Herieden 
ebenfaß® feine Bearbeiter finden mußte, liegt ſchon in beim 
Eharacter der ganzen Ration, Freilich waren mehrere hierher 
gehoͤrige Arbeiten, wie 3. B. Klaas Bruin’s!) aus Anmſter⸗ 
dam (1671—1733) Rachahmung des oben genannten Heems⸗ 
kerlſchen Werkes, die Kieefsche en Zuidhollandsche Arkadia 
und Noortkollandsche Arkadia, hödflend ber Form nad 
Gerichte, dagegen dem Gehalte nach nichts als Proſa, obwohl 
(den KRatypar Brandrs?), aus Nieuwkoop (1635 — 96) 
Schilderung des juͤngſten Gerichts nidt übel und Dirt 
GSwite?), des Stifters der Schule der Stromdichter, Ratte 
stroom , worin er dieſes bei Rotterdam in die Maaß fallende 
Flüßchen und zugleich den Ruhm dieſer Stadt beflnst, feine 
ſchlechte Nachahmung von Antonides’ Ystroom if, und au Jan 
de Marre's)y aus Amſterdam (1696-—1763) Batavia, 
worin er theils die gleichnamige Stadt, theils bie von ber 
DOfindifhen Gefellſchaft unternommenen großartigen Entvedunger 
reifen fo ſchildert, wie es eben nur ein ganz mit der Sache 
Vertrauter (er ſelbſt war lange zue See geweien) thun Tan, 
wenn er auch auf der andern Seite hierbei die Redſeligkeit eines 
ſolchen verräth, zu loben fein wird, Wilhelm vander Bot’) aus 
Rotterdam (1704—83) beſchrieb nad Huygnd’ Vorgang fein 
Landgut Endeldyk, blieb aber unendlich weit Binter feinem Mei⸗ 
ſter zurück, dem Hoogvliet‘) In feinem Zydevalen, ber 
Schilderung feines Landgutes bei Utrecht, viel näher gefommen 
war, und eben fo wenig konnte Frand de Haes) (1708 
—61) eine dem Gegenſtande würbige Schilderung des Erd⸗ 


bebens von Liſſabon geben, da es Ihm an aller Kraft für 
Größe, Handbuch d. Literärgeſchichte. III. 55 


806 Hobandiſche Poefte. Lehrgedicht 


einen ſolchen Stoſſ rat. Welt brffer IR aber fen 
Bieter Huyzinga Batter?) aus Amferdam LLTIB-— 
1801) mit feinen in den Betrachtungen ber vaterländifden 
Ströme und der Berbannung de Dichters gevählten Stoſſen 
fertig geworben, indem er Leichtigkeit der Berfification wit Kraft 
uud Phantaſie verband, und er Tann alfo, weil er, Batt der 
Gallimanie zu huldigen, Hooft zum Mufer nahe, ſchon für einen 
Vorläufer der befieren Zeit gelten, obwohl Lucas Trip’) mb 
Gröningen(1713— 81), derinder Kunft, aus ganz iunbebeutenden 
Gegenfänden eine Fülle der Gedanten und einen Schwung ber 
Phantaſie zu faugen, die wirklich faR unbegreiflich iR, einzig bafchk, 
ihn bei weitem übertrifft (3. ®.in felnem Gedichte: Gott ſichtbar im 
Unanfehnligen, over Betrachtung eined Kieſels, einer Blaubeen 
und einer Fliege). Nicolas Simon van Winter'?) aus Yun 
dam (geb. 1718), ein ebenfo gebildeter als talentvoller Dichter, wur 
etwas zu fehr den Franzoͤſiſchen Muftern anhaͤngend, veranigte 
den Strom, der feine Baterflabt groß gemadt hat, allein a 
erreichte doch Antonides nicht, obwehl glatte Eleganı feger 
feiner Bearbeitung der Johnſon'ſchen Jahreszeiten (1779) miät 
abgeſprochen werben foll, worin er den Atmliden Verſuch Jan 
Maquet's!) aus Zierikfee In Seeland (+ 1798) bei weiten 
in Schatten geflelt hat. Run kam Bilderdyk'), der (1807) 
num Beſten der durch die unglüdtihe Pulvererploſion zerlörten 
Stadt Leyden fein berühmtes Gedicht von den Krankheiten der 
Gelehrten ſchrieb, wobei er fein außerorbentlihes Genie beſen⸗ 
ders darin an den Tag legt, daß er den unpoetifchehen Dingen 
eine poetiſche Seite abzufehen und trotz eines umenbilh 
langweiligen Stoffes dennoch den Lefer für fit zu gewinnen 
und feine Aufmerkſamkeit durd feine wunderbare Gebanfenfühk 
zu bannen verfand, Auch feine Nachahmung von Delilles 
Homme des champs iſt ein Meiterfüd und wird nur ia 
Beziehung auf das philofophifhe Element durch Die lleinen bes 

fehreibenden Gedichte des Lyrikers Helmers'?) (3.8. die wunden 
ſchoͤne Erörterung des Buffon’fchen Gonnenfofeme) übertroffen. 
Unter den neueſten didactiſch⸗beſchreibenden Gedichten der Holländer 
werden jedoch des Lyrifers Hendrik Tollens Cornelie⸗ 
soon") aus Rotterdam (geb. 1780) Neberwinterung ber Hol 





Holländifche Dock, Lehrgedicht. 867 


inber auf Nova Zembla (1819), da® größte Meiſterwerk bes 
Sreibender Poefie, welches feine Landsleute befiten, und Jacob 
an Lennep's aus Amſterdam (geb. 1802) lebterem Werke 
Berbings nachzuſetzende Bouwkımst (1842), die jedoch wieder feinen 
lcademiſchen Idyllen, welde das aeademifhe Leben feiner Zeit 
it eben ſoviel Wahrheit ale Gewandtheit der Sprache ſchildern, 
achſteht, am Höchſten geſchaͤtzt. Endlich werden Kinker's des 
zantianers Allleben oder Weltſeele und ſein politiſches Gedicht: 
der Geiſt Loyola's im 19. Jahrhundert, bier eine Stelle finden. 


MM Kleefsche en Zuyd-Hollandsche Arcadia. Amat. 1746. 1780. 
. Zeededichte. Amst. 1721. II. 8. Noordhollandsche Arcadia met 
anteekeningen van 6. Schoemaker. ib. 1732. 8. Tooneel Poezy. 
imsterd. 1713. 1. 8. Dichtmatige Gedachten over CL Bybelsche 
'rintverbeeldingen. ib. 1727. 6. Veertig saamen en alleenspraken 

jt het Nieuwe Verbondt. ib. 1729. 8. Bybelsche 'Toneel Poezy. 

. 1735. 8. Leeven van den Apostel Paulus. ib. 1734. 8. Uytbrey- 

g over hondert Leerzame Zunnebeelden, Amst. 1722. 8. 

" 2) Christelyke Bespiegeling vant ’laatste Oordeel, b. Ger. 
t, Poezy. 1619. 1725. 4. , " 

3) Nagelaten Gedichten van Dirk Smits; waer b gevoagt is 
ıet leven des dichters. Rotterd. 1758—64. III. 4. Israels baäl- 
egorsdienst of gestraft wollust in IN boeken. ib. 1737. 4. DeBotte 
itroom, ib. 1750. 4. 

4) Batavia in VI boeken. Amsterd. 1740. 8. Hof- en mengel- 
liehten. ib. 1746. 4. Bespiegelingen over God wysheid en ear- 
ıroon voorder caap van &oede Hoope. ib. 1746. 4. 

5) Endeldijk Hofdicht, en andere &edichten. Leyden 1768. 4. 

6) Zijdebalen, Hofdicht. Delft. 1740. 4. Mengeldichten. Delft. 
738, —— derzelve. Rotterd. 1752. * n 

engeldichten, uitgegeven d. F. de Haes, met eenige ge- 

lichten des uitgevers. Rotterd. 1711. 8. Gelijkenis van den Ver- 

pren Zoon. ib, 1744. 4, Het Verheerlijkt en vernederd Portugal, 

verscheide Gedichten. Amsterd. 1758. 4. Stichtelijke Gedichten. 

Bett, A746, y Naagelaten Gedichten en Nederduitsche Spraekkunst. 
° 1 OD . e 

8) Poezy. Amsterd. 1773—00. 111.8. Darin feine Bespiegelingen 
ler vaderlandsche Stroomen und De Ballin des Dichters, 

9) God zigtbar in ’t onaanzienlyke, of'Beschouwing van een 
ke}, Blaauw besse en Vlieg, in M. L. ijdwinst in leedige Uuren, 
 Proeven van stichtelyke aandacht. Leyd. 1764. 8. , 
m? De Amstelstroom,. Amsterd. 1753, 4. De Jaargetyden. ib. 

11) De Jaargetyden, Zierikzee 1761. 8. Dichtlieveiide Vits- 
fenningen. ib. 1772—7% III. 8. ! 

12) De Ziekten der Geleerden. Amst. en ’s Hage. 1807. 8. Het 
eneren naar het fransch van Delille. Amsterd. 1803. Rotterd. 

l. 8. 
413) 3. B. Het Zonnestelsel, De Drukkunst, De Wereld 
in f. Gedichten. Amsterd. 1809. T. I. p. 1—61. (II Voll. 8.) Dazu: 
Nalezing der Gedichten. ib. 1815. 8. Nagelaten Gedichten, Haarlem 


872 Hollaͤndiſche Poeſie. Lyrik. 


Boſch, Winter ıc. unternommene und unter dem Ramen „Lem 
Deo Salus Populo“ befannie aus), abgeredmed, PBite 
Boddaart!) aus Mivvelburg (1694— 1760), unte Ye 
Erbauliden Gedichten fi mehrere, für feine teodene Zu 
höchſt religiös empfundene und ſchwungvoll ausgeführte Oyane 
finden. Er Hat nebenbei noch das Verdienſt, durh km 
Vorgang auch Lucas Trip begeiftert zu haben, wie hide ie 
der an Pieter Boddaart gerichteten Ode offen eingehcht. Bat 
böber ſteht Rhynvis Zeith?) aus Zwolle (1753-1824 
wie wir oben ſchon bemerften, einer ber Wiederherſicler ie 
gefunfenn Poeſie in feinem Baterlande, der die (ihre kai 
durch fein Süd des Friedens (1779) den etſten von im 
poetiſchen Gefellfhaft zu Leyden ausgefepten Preis, ferne tu 
fein Lobgedicht auf Ruyter, welches er in doppelter or, ie 
Alerandrinem und In einer Hymne, eingefdhidt hatte, ven den 
und zweiten zu erringen und fein Gedicht über die Meiääke 
Felt, wie feinen Karl V. an Philipp AI. bei der Uebergebe 
Regierung der Niederlande, gekrönt zu fehen. Hieccher 
er wegen feiner Hymne an Gott, den Schöpfer und 
Weltregenten, wegen feiner Staubbeavohner im Tempel da 
tur, feiner Seelenruhe ꝛc. Auch Hieronymus var 
phen (1746—1803) aus Gouda gehört hierher, Ind 
mit Pieter Leonard van der Kaſteele zuſauuc Mi 
Anzahl auch in Fünftlerifcher Hinſicht entſchieden geuyam 
frommer Lobgefänge auf Gott, den Erloöſer x, lieferte), 

jedoch weber Johann Albert S. Hoclfirat), ud ik 
Three Kindheit Blinde Perronella Moens aus Cubam 
Friesland (geb. 1763) mit ihren rührenden Hymmen 
inniger Religiofitaͤt nachſteht), wenn aud Bilder 
wie in jedem Genre, fo auch hier vollendeter Meier 
Leider laͤßt ſich von Hoogvliet’s Idee einer 
aus den unter dem Titel einer Auswahl evangeliſcher 
erhaltenen Fragmenten Fein ſicheres Bild machen. Im 
Liede Herrfchte ſeit Kamphuizen eine ziemlich Lange, Duͤrc, 
Johannes Eufebius Voet (+ 1778), der zugleit 
faffer einer noch jegt von den Hollaͤndiſchen Reformirta 
brauchten Pfalmenüberfegung in Reimen iſt, feine Kir 


N 



















Holländische Porfie. Allegorie. Schäferporfie. 869 


wöhefte, der Sophie in ben Mund gelegte Ausfaͤlle auf feine 
genen Jugendſchwaͤrmereien nit, allen aus einer fo hause 
acenen Moral dem Gehalte nach Porfle zu machen vermochte 
ch fein Genie nid. 
Auch die Allegorie blieb nicht unangebaut, denn Dirk 
Smits‘) aus Rotterdam (1702—52) beſang mit vielem 
Deſchick den Aachener Frieden, und ebenſo hat Hendrik Tol⸗ 
ans7) in feinem Hoffnungsblüͤmchen (mei Bloempje van de 
ep), feinem Lebenslämpchen (meilevenalampje), feiner guten Reife 
w mein Töchterchen (goede Reis aan myn jongste Doch- 
ertje), worin er das Leben als Schifffahrt befingt, und im feiner 
Beburtstagefeler (Verjaardag), worin er das Leben als Fuhr⸗ 
nam darſtellt, aus ber ſchwierigen Form etwas Claſſiſches zu 
nachen gewußt. 

Die eigentliche Schaͤferpoeſie ſchuf Arnold Meone?) 
ms Zwolle (1644 — 1711) in ſeinen Herderszangen, bie er 
edoch nur als Gelegenheitsgebichte ſchrieb, weshalb ſie auch 


Hemiih Reif find; feine Heilige Herderszangen aber, warin . 


u die Geſchichte Jeſu in dieſe Form einzukleiden ſucht, find 
hanzlich verfehlt. Beſſer IR ſchen Ian Baptiſta Welle⸗ 
lausꝰ) aus Walt in Flandern (1668 — 1726), ber Ueber⸗ 
ſcher DB Aninta und Theoretiker dieſes Genres, da er ſich 
seltenen mach Ralieniſchen Meiſtern gebildet hatte und nun 
auch feine Niederlaͤndiſchen Landleuie und Fiſcher in dieſem an 
when Arcadiſchen ſentimentalen Tone und hoͤfiſcher Galan⸗ 
lerie reden laͤßt, nicht aber im jener derben Natuͤrlichkeit, wie 
vir dieſe Leute auf den Bildern der Hollaͤndiſchen Bauer⸗ 
achzeltmaler erblicken. In demſelben Geiſte dichtete mit ihm 
u Coupagnie fein Freund Pieter Blaming') aus Außer 
am (1686-1733), der Veberfeber ter Arcadia des Sanna⸗ 
A, and auch Abraham de Haan’) blieb noch berfelben 
vemblänbifchen Manier getreu, während der geniale Tol⸗ 
sn6"), deſſen Beruf zu dieſem Genre ſchon in feinen glühen- 
on erotifchen Liedern zu erkennen if, in feinen Idyllen zuerſt 
Anmuth mit Natürlichkeit der Darflellung und der Situationen 
x verbinden gewußt, auch ſelbſt einzelne niebrige Vorkonnnniſſe 
ut vermieden und hierin Roosies.?) überiroffen Bat, 


—* 
























874 Hollaͤndiſche Poefie. Lyrik. 


Die Sehnſucht nach Italien, die Nacht, noch Cornelit kr 
(geb. 1764), feines Schwagers, Saͤcularfeier (1802), Ya 
bes Voͤlkergluͤks (1802), Größe de Menſchen in % 
Eultur der fhönen Künfle, Bataver zu Caͤſar's I, de 
Wechſelgeſang, beſonders aber fein von ber poetiſchen Or 
ſchaft zu Leyden gefröntes Preisgedicht auf Hugo Gries), 
noh 9. 3. Vereul's Oden an die Riedrigfeit, die Naeh, 
noh Abraham DBereuls Ode an die Unſchuld, In Sp 
ſtockiſcher Einfachheit und wahrhaft originefler Goncptim' 
noch der Petronella Moens patriotifhe Oden auf Dis 
barneveld, die Gebrüber de Witt, Hugo Brotius x.”), me 
des Buchhändler San Immerzeel aus Dordreit Dra af 
den allgemeinen Frieden, ein- Preisgedicht auf den Friche u 
Amiens, und auf die Religion, die Stübe ver Geſchſach 
noh San Nieumenhutzems') Ode auf Bonaparte, uf 
Tollens' Siegesode auf die Schlacht von Nieupert, 
Seufzer auf Leydens Unglüd und Ode auf fen biusll 
Sluͤck, noch Adam Simons ıc. nad. 
Was die leichtere Lyrik anlangt, fo müflen wir * 
einige weniger bedeutende Dichter voranſchicken, wie z. B. die ® 
San, Adrian und Gilbert van der Kodde?), —* 
Wohnſitz Rhynsburg (1629) einer Arminianiſchen Secte, der 
nannten Rhynsburger vereinigten Brüdern, den Namen gaben ſ 
die berühmte Gelegenheitsdichterin Elizabeth Hoofmn 
und gehen dann gleih zu Jan Luilen?”) aus Al 
(1649-— 1712) über, einen Kupferſtecher, der in feiner I 
eine Anzahl hoͤchſt fingbarer, niedlicher, aber auf F 
ſchluͤpftiger Liebeslieder in die Welt fchidte, die Ihe 
mande Thräne der Neue gefofet haben mögen, obweh 
dedhalb doch nicht die Leler nieberlegte, fondern immer 
im Geiſte der Alten, wenn aud nicht als Anacreon wi 
tull, fortdichtee. Joan van Broekhuizen) aus 
dam (1640—1707) folgte doch weniger dem von I 
unfterblicden- Ausgaben verherrlihten Römischen Dichter 
Catull, Tibull und Properz, als vielmehr Hooft, wenn 
ihm in einem hohen Grade eigene Eleganz zum geößten 3 
aus jenen Duellen herruͤhren mag; Pont aber iR ein 


Hollaͤndiſche Poefie. Lyrik. 871 


2) Bybelpoezy. Rott. 1723. 4. Bybel- en Zededichten. Deifi 
726. 4. “ Heerlykheid van Christus in de Kerk en andre Bybel- 
en ib. 1731. 4. Dichttaffereel en Zinnebelden. Maessinis 

3) Het Nut der Tegenspoeden, Brieven en andere Gedichten. 
Imst. 1762. 4. De ware Geluksbedeeling, brieven en nagelatene 
dichten. ib. 17%. 4. 

4) Imvloed van een vast geloof aan de Voorzienigheid, in ben 
Werken der Gen. Kunst wordt door Arbeid verkregen. T. VII, 

5) Het Graf, in vier zangen. Amst. 1783. 1793. 8. De Ouder- 
lem, in zes Zangen. ib. 1802. 8. De Eenzaamheid. Haarl. 1824. 8. 
koetisch Mengelwerk. Amst. 1788.8. Brieven van Sophie overde Kaan- 

ansche Wysbegeerte, in vier Zangen. ib. 1808. 8. J. Kin ker fchrieh 
vagegen (Gedichten. Amst. 1819. 8.): Brieven van Sophie an Mr. 
Rbynvis Feith over de Kantiaansche Wysbegeerde. Amst. 1806. 6. 

6) Vredezang, in feinen Nagelatene Gedichten. 1753. 4. T. 1. 

7) in feinen Gedichten: 1818. T. I. 

8) Poezy. Amst. en Utrecht. 1700. 4. Vervolg der Poezy van 
A. M. uitgeg. d. Poot. Delft 1720. 4. Ä 

9) Dichtlievende Titspanningen. Amst. 1741. 4. 

10) Sn db. Vitspann. d. Borigen. - 

11) Herderszangen en Mengeldichten. Amst. 1751. 4. 

12) Minnezangen en Idylien. Amst. IV. 8. 

‚. 13) Menalkas, in drie Boeken. Haarl. 1781. 8. Roosje, ia drie 
Boeken. ib. 1788. 1800. 8. 
14) Fabelen en Vertetsels. Nymw.1779. II. 8. Dazu als Bb. II 
Fabelen en Mengelpoezy..ib. 1786. 8. 2 
15) Gedichten. Amat. 1805. 8. Het huisselijk Leven. ib. 1823. 
2. Yerstrooide Gedichten. ib. 18272. 8. Verzamelde Poezy. ib. 
16) Diehtkundige Werken. Leyden 1782. 8. 
17) Gedichten. Amst. s. a. 8. 
18) Bes iegelingen en Brieven. Amst, 1741. Dictmaatige Brie- 
ven. ib. 1762. 
19) Asam Philantrope und Briev aan Vredemond in ihren Lier- 
Veld- en Mengelzangen ; Beemster-Winter-Buitenleven in twee 
‚ Brieven. Amasterd. 1778. 8. | 


$. 729. 


Bas die Lyrik anlangt, fo iſt diefe eigentlih am 
Beifigken betrieben worden. Beginnen wir mit der religiös 
fen Hymne, fo haben wir befonders Poot, befin Bybel- 
sioffen einzelne Abſchnitie aus der Lebensgeſchichte Jeſn be 
handeln, voranzuſtellen, und an ihn reihen wir, eine große 


Menge Pfalmenüberfeger, die wir billig übergehen (mir nehmen 
natiulich die von mehreren ausgezeichneten Männern, wie be 


973 Hollandiſche Porfie. Leif. 


Boſch, Winter x. unternommene und unter dem Ramen „Lam 
Deo Salus Populo““ befannie aus), abgerechnet, Pieter 
Boddaart! aus Middelburg (1694-1760), unter beim 
Erbaulichen Gedichten ſich mehrere, für feine trodene Zu 
hoͤchſt religid® empfundene und ſchwungvoll ausgeführte Hymne 
ſinden. Er hat nebenbei noch das Verdienſt, dur fin 
Borgang auch Lucas Trip begeiftert zu haben, wie vida la 
der an Pieter Boddaart gerichteten Ode offen eingeſteht. Ba 
höher ſteht Rhynvis Zeith?) aus Zwolle (1753 —1829, 
wie wir oben fon bHemerften, einer ber Wievderherſteller ie 
gefuntenen Poeſie in feinem Baterlande, der die (Ehre hei 
durh fein Gluͤck des Friedens (1779) den erſten von ir 
poetiſchen Geſellſhaft zu Leyden ausgeſetzten Preis, feine derh 
fein Lobgedicht auf Ruyter, welches er in doppelter Gorm, i 
Alexandrinern und In einer Hymne, eingeſchidt hatte, ven cz 
und zweiten gu erringen und fen Gedicht über die Menſchli⸗ 
Telt, wie feinen Karl V. an Philipp HI. bei Der Uebergabe da 
Regierung ver Niederlande, gekrönt zu fehen. Hierher gehil 
er wegen feiner Hymne an Gott, den Schöpfer und hödka 
Weltregenten, wegen feiner Staubbewohner im Tempel der Be 
tur, ſeiner Seelenruhe x. Auch Hieronymus van Al⸗ 
phen (1746—1803) aus Bouba gehört hierher, Inden & 
mit Bieter Leonard von der Kafleele gmfammen dx 
Anzahl auch in kuͤnſtleriſcher Hinficht entſchieden gelungen 
frommer Lobgeſänge auf Gott, den Erloſer zc, lieſerte“), dem 
jedoch weder Johann Albert S. Hoekſtra9, ud bie je 
ihret Kindheit blinde Petronella Moens aus Cutaan R 
Friesland (geb. 1763) mit ihren ruͤhrenden Hymmnen wi 
inniger Rellgiofität nachſteht), wenn auch Bilderdil, 
wie in jedem Genre, fo aud hier vollendeter SReifer bie 
Leider laͤßt AS von Hoognvlier’s Idee einer DA 
aus den unter dem Titel einer Auswahl evangeliſcher Onlik 
erhaltenen Fragmenten Fein ſicheres Bild machen, Im 

Liebe herrſchte feit Kamphuizen eine ziemlich Lange, Din, u 
Johannes Eufebius Voet) (+ 1778), der zugldt 
faffer einer noch jet von den Hollaͤndiſchen Reformirtn 9 
brauchten Pjaimenüberfepung in Relinen IR, feine Kucherlae 


a 


Hollaͤndiſche Poeſte. Lyrik. 873 


nicheinen ließ, die mit allgemeinem Beifall aufgenommen wur⸗ 
von, weil er feinem Vorgänger zwar nicht in der Innern über: 
nugenden Andacht, wohl aber in Form, Sprade und Beröbau 
bberlegem iR, Unter den fpäteren Dichtern Beben wir, außer 
b. 8 Bruining’),, Hieronymus van Alphen‘), nod 
khynvis Feith') und Mhaziieer van den Berg!‘ hew 
vor, deren Lieder für das neue reformirte Geſangbuch beſtiumt 
varm und, was bie vollendete Form und bie Ausarbeitung 
milangt, jedenfalls ebenfalls ihren Vorläufer übertreffen, ihm aber 
m elgentlicher, von innen herausſtroͤmender feuriger Begeiſterung 
kei weiten nachſtehen. Was die Ode anlangt, fo ſtehen bier 
He Gebrüder van Haren, von denen ber eine, ein Nachahmer 
ws Horaz (z. B. in der Ode über bie Wechſelfaͤlle des menſch⸗ 
ichen Lebens), zuweilen auch politiſche Tendenzen verfolgt, während der 
mdere, zugleich leberfeger einer angeblich zu Herculauum ge 
mabenen Ode Pindar's an Ergoteles von Himera, in feinen 
Den auf bie Freiheit, den Handel, die Anfunft des Meſſiat, 
vie Schatten, die Boden xc. wahre Mufter ihrer Art geliefert; . 
voran. Die Baronin von Lannoy!!) überfegte zwar den Tyr⸗ 
aus nach einer Franzoͤſiſchen Borüberfepung, allein fein krieg⸗ 
wilder Enthuſiasmus konnte Ihe doch das fehlende Feuer nicht 
anhauchen, und die männlide Kraft, wie fie bod wenigſiens 
Rafteleyn Hat, Tomnte fie als Frau fon nicht beiten. Der 
berühmte Mathematifer Pieter Rieuwland??) aus Diem 
764—93), ein Naturdichter, lieferte in feinem Drion eine 
keißterhafte Schilderung dieſes fhönen Geſtirns, von dem aber 
mer ein fo eifriger Aſtronom wie er war, gleich begeiſtert fein 
waente, benuhte indeß zugleich aub bie antife Mythe fo geſchick, 
aß fie auch Nicht⸗Aſtronomen mit Bergnügen leſen werben. 
Natürlich Rechen ihm jedoch weder Feith's Oden an be Rulter 
a die Freundſchaft, noch Bilderdyl's) Nachahmung von 
hera;. (III. 6.) in feiner Ode an Europa, worin er den, ger 
anfnen Zuſtand der Moral feiner Zeit mit der Energie eines 
dJeremias beflagt, und feine treffliche Ode auf Leydens Unglüd 
Leydens Bamp. 1808), ned Helme: Oden an bie 
Sreiheit, Napoleon, die Dichter, Apollo, das Pariſer Muſcum 
r Antiken und Gemälde, den Pflangengarin, Gato gu Utica, 


874 Holl andiſche Poeſie. tyrif. 


die Sehnſucht nach Stalin, die Naht, noch Cornelis Last 
(geb. 1764), ſeines Schwagers, Saͤcularfeier (1802), Ylhay 
bed Böllerglüdse (1802), Größe des Menſchen in in 
Gultur der ſchoͤnen Künfe, Bataver zu Gäfars Zeit, de 
Vechſelgeſang, beſonders aber fein von ber poetiſchen Gb 
ſchaft zu Lenden gefröntes Preisgedicht auf Hugo Greif, 
noch 3. 3. Bereufs Oden an die Niedrigfeit, die Ah’) 
noch Abraham Bereufs Ode an die Unſchuld, in Ki 
Modifder Einfachheit und wahrhaft origineller Gonceptin" 
noch der Betronella Moens patriotiſche Oden auf Of 
barneveld, die Gebrüder de Witt, Hugo Brotius x.”), md 
des Buchhaͤndlers Jan Immerzeel aus Dorbreit Oral 
den allgemeinen Frieden, ein- Preisgedicht auf den Frieden m 
Amiene, und auf die Religion, die Stuͤtze der Geieliäch", 
noch Fan NRieumwenhutzen’6' Obe auf Bonaparte, mb 
Tollene' Siegesode auf die Schlacht von Nieuport, MM 
Seufzer auf Leydens Ungluͤckk und Ode auf fein hausidd 
Gluͤck, no Adam Simone ıc nad, 

Was die leichtere Lyrik anlangt, fo muͤſſen wir hie ei 
einige weniger bedeutende Dichter voranfhiden, wie z. B. bie Gebrln 
Fan, Adrian und Gilbert van der Kodde), die nach im 
Wohnſitz Rhynoburg (1629) einer Arminianiſchen Secte, ben {op 
nannten Rhynsburger vereinigten Brüdern, den Namen gaben, fomk 
die berühmte Gelegenheitöbichterin Elizabeth oofman?) 
umd gehen bann glei zu Ian Luifen?) aus Aaferiem 
(1649 — 1712) über, einen Kupferfiecher, der im feiner Sg 
eine Anzahl hoͤchſt fingbarer, nieblider, aber auf frisch 
ſhiapftiger Liebeslieder in die Welt ſchickte, die ihm Mi 
manche Thräne der Neue gekoſtet haben mögen, obwehl ® 
dedhalb doch nicht die Leier mieberlegte, ſondern immer ad 
im Geiſte der Alten, wenn auch nicht als Anacreon und 6 

tull, fortdichtete. Joan van Broekhuizen?) aus Aui® 
dam (1640—1707) folgte dod weniger dem von Ihe 
unferbliden- Ausgaben verherrlihten Roͤmiſchen Dichterllasa 
Catul, Tibull und Properz, als vielmehr Hooft, wenn ad de 
ihm in einem hohen Grade eigene Eleganz zum groͤßten 
aus jenen Duellen herrühren mag; Boot aber iR ein 


Hoßändifche Poeſie. Lyrik. 875 


Betsötiederbichter in feinen Minneliedern, mag er nun bie bes 
unktiche Mythe von der Benus und bed Kriegögotted Ueberraſchung 
weh den alten Bulcan wiedergeben, oder einen Sommerabend 
lern, oder feiner Liebſten ein Ständen bringen. Keiner hat 
ba übertroffen, und nur Hooft iR ihm, des wechſelnden 
hythmus und der einfahen NRatvetät des Ausdrucks halber, 
soruzicehen, obgleich auch er wieder in den lieblich dahin flie⸗ 
enden Berfen von ihm beflegt wird. Eliſabeth Wolff”) 
and ihre unzertrennliche Freundin Agathe Deten?) ans 
Amfeiveen bei Amſterdam (1741—1804) fchrieben Lieder für 
ven Bauernfland, Jacobus Bellamy?°) aber eigentlide ero⸗ 
Kibe Lieder, an denen beſonders die Mannigfaltigfelt des 
Groffed und der Form gefällt, während Tollens, unter deſſen 
lyriſchen Arbeiten fein Gedicht an ein gefallened Maͤdchen das 
ſchoͤnſte iR, was man nur leſen Tann, in’ feiner berühmten 
Hiſchjagd und Schlittſchuhfahrt allerdings wieder mit der ihm 
eigenen Anmuth die Würde des höheren Styls vereinigt. Unter 
Dilderdyl'o, jenes größten Univerfalgentes von Holland, deſſen 
Goͤthe man ihn nennen kann, Arbeiten gehören hierher feine Zerfireuten 
Bette, worunter eine herrliche Nachahmung ded Pervigilium 
Veneris flieht feine Herbfiblätter und Winterblumen, unter welchen 
leider auch Nero an die Nachwelt, eine ernft gemeinte Entſchuldigung 
dieſes Ungeheuerd, ſich befindet, feine ernftien Grabeöblumen (1814), 
ſeint Marzviolen (1821), feine Sittengeißeln nach Perfius (1820), 
‚jene Grillenlieder (1822) und feine Belfenflänge (1824), 
Mehr Nachahmer der Römer, Staliener, Franzoſen und Deutfchen 
R Jan van Walte); auch Johann Kinker aus Nies 
wer⸗Amſtel Cgeb. 1764), der bekanntlich ein treffliches Lobgedicht 
auf Haydn verfaßte, lieferte mehrere fhöne patriotiſche Gefänge, 
une die holprige Rauhheit Johann Meerman’d?) aus 
bem Haag (1755 — 1815) in feinem Montmartre zu haben, 
wein er jedoch Bonaparte mit dem alten NRuhme ber 
Hländiihen Ratlon tüctig au Leibe gebt, freilich aber 
vn 9. C. W. Staring”) aus Lodem in feinem begeif- 
air Gedichte an die Stadt Pari® (1815) weit übertroffen 
ward, Die Gebrüder Hendrik Harmen Klyn?) aus Am⸗ 
ſterdam (geb. 1778) und Barend Kiyn’‘) (geb. 1774), 
jener energiſch, dieſer mehr maͤdchenhaft zart, koͤnnen ebenfalls 


876 Holl indiſche Poeße. Lerik. 


für patriotiſche Dichter gelten, weil ihre Gebichte alle ba 
berechnet find, die alten Hellandiſchen Tugenden zu ji 
Höher ſicht jeboch noch Hays Albert Spauban”) mi 
Bried in Drenthe (geb. 1775) in feinen valerlaͤndiſchen Pa 
fen und Liedern, unter benen fein Niederland, fein &b 
der Niederlaunde an den König, fein Niederluͤndiſcher Serruie = 
befonders fein Lied an die vaterlänbifchhen Frauen, bie cr Wim 
vorber (1807) im einem größeren Gedichte gefeiert halk, ab 
gegeichnet find, wogegen feine Sellgfie Lebensftumbe, worte cr I 
Gluͤck fhlldert, welches er empfand, als er Bater war, ii 
verzügliäfe FR. U. Borman”) aus GSorinchem, in kam 
Danıpfbeot burg Kühnbeit des Gebanfenflugs und Yeltall 
hervorragend, hat doch in feinem Trauerliche auf Gebe 
Ueberſchwemmung eine Elegie geliefert, bie Barteld Hm 
drit Lulofe*) aus Zätphen (geb. 1787) Preisgenidt ai 
denſelben Begenfand (1830) den Sieg Rreitig machte, ul 
neben vielem auch feine Abendphantaſteen und feine Oſinis 
fahrer wahre Muſter dieſes Genres find, worin neuerdinge ul 
C.P. C. Robidé⸗ van der Ha”) (3. B. in ber Elegie auf den ih 
Byrono), Simons, der beſonders im Grayfchen Beta 
dichtete (3. B. feine logie auf bie Worte: Gyzyt sul, 
aulttot stef wederkeren, Ged. p. 1.) uns 9. Beier”) 
recht gelungene Sachen geliefert haben. Uls Akne Eur 
machten ch Willelend (am Lycoris, op hei afiwe 
van baar dechtertje Bozalyntje, in f. Zedeiyke Hd r 
272), Boot (Lyk en Grafdichten), Pieter Nienwiar 
(Eisgie über den Tod feiner Gattin, Ged. p. 95) unb vas 
Dyl (über den Tod feiner Kinder) bleibende Nacen. Erbe 
Raub Iſaac da Sofa’), ein Iude aus Pertugal, dh 
herrliche Spende und wahrhaftes Dichtergenie ausgarten 
wie fein ſchoͤnes Gedicht an Bilberdyk (Poezy I. p. 65 "th 
feinen Freund unb Lehrer, genägenb bartkun würbe, hätten 
much nicht fein meiſterhaftes Lied „Gefühl? CP.E. p. 4434) I) 
feinen Geſang „Ur Jorael“ (P. I.p. 127 a0.), worin er bie 
Natien angeborene orientallſche Gluth niit ber 

Rraft vereinigt, um feine wichetgebenien Glaubensbruber ud 
Die Tore, das alleſe und won Bott auserwählke Beil m | 


KHollänbifche Poeße. Lyrik. 817 


wefzurichten. Uebrigens hat er auch, wie Bilderbyt, das große 
Berdienft, ſich allen übereilten Neuerungen in Theologie und Po⸗ 
itit mannhaft entgegenzuftellen und fie als den Ruin der Moral 
mb des gefammten Staatölchene zu betrachten, gegen welde 
Renerumgen anzulämpfen jener wahrhaft Redliche an ſich ſchon ver⸗ 
Michtet ſei. Endlich machen wir no auf die in ganz Holland fo 
zellebten Kinderlieder van Alphen's *), denen allerdings Heife 
11845) neue treffliche Verſuche an die Seite gefebt hat, aufmerkſam. 
Was die Ballade anlangt, fo warb dieſe ſetzt eben fo 
wenig gepflegt als früher; denn wenn der im ber lebten Pe⸗ 
Node ded Mittelalter angeführte Rhetoriker Matthys de 
Kofteleyn feine Reimchronik von Doornick Baladen van 
Boornicke nannte und als Form diefer Dichtart die neun⸗ 
ehn⸗ oder mehrzeillge Strophe beflimmie, ſo war bieß Darum 
och Feine Ballade in unferem Sinne. Mit ver Romanze war 
6 jeboch ander, denn ſchon Bellamy Hefte einige, fein 
emd Sebald Bulco Johannes Rau”) aus Utrecht 
1765—1807) aber, der berühmte Orientaliſt, ſchrieb die be 
nie Romanze Ewald aan Hlize, worauf Rhynvis 
Beith mit Ulrik en Aspasia, Karel en Lotje und Agnes 
(in f. Oden, T. II. p. 142. und III p. 127. 141 sq.) 
mb befonders Bilderdyk nadfolgten, der als Gegenfähe 
Wiricanifche Liebe (Abache, G@uineesche Bom.) und Holländifchen 
Heldenmuth in feinem Arnold Belling (1417), dem Hol. 
laͤndiſchen Regulus, der, feinem Worte getreu, zurüdfehrte, um 
ſich lebendig begraben zu lafien, (beide in feinen Mengelingen, 
Amsterdam 1804) ı. feierte; aud feine Odilde laͤßt fi 
ſierher ziehen. Im Sonett wurde ebenfalls nur wenig 
siiben, denn Iſaac van Ruyffenburgs (1738—75) 
keiſtungen Hierin find nur unbedeutend. Ebenſo ſcheint die 
Seroide keinen rechten Anklang gefunden zu haben, denn bie 
Bebihte der Frau van Winter in biefem Genre find jetzt 
ben fo vergefin, wie der Eliſabeth Wolff mündlide Ans 
ehe der Andromache an Agamemnon in dem Augenblicke, wo 
man ihr den Aftyanar rauben will (in d. Lierzangen p. 73), 
le von den Kritifern als das befle ihrer Gedichte angeſehen 
vird, wenn fie auch Fein eigentlicher Liebesſendbrief iſt. Auch 


878 Hollandiſche Pecfie. Lyrit 


Komp“) bat ſich in dieſen Genre verfucht, iR aber wei wm 
Bild erdyk in Schatten gefiellt werden, der in fenm Ri 
vielen auch von biefem Genre mehrere Proben gab. 

Um und endlich eine Brüde zum Drama zu baum, io 
merten wir, daß auch noch die Gantate in dieſem Abſchnitte ia 
der Holländifhen Poeſie auftauchte, denn D. 3. van He 
sen*) Tieferte in feinem Messias bereit eine Probe dam, 
warb aber freilih burh Hieronymus van Alphen”) a 
Gouda (1746— 1803) bei weitem übertroffen, der nicht ie 
eine Theorie dieſer Dichtart auffielte, ſondern auch duch jde 
Doggerebant, feinen Sternenhimmel und feine Hoffuumg M 
Seligkeit fo enſchieden meiſterhafte Muflerftücke dazu, gab, Wi 
er ſchon allein dieſer Leiſtungen halber einen fehen Pia af 
Hollands Parnaß erhielt. Auch Keith lieferte in feinen DE 
(I. ». 65 sq.) zwei Gantaten, das Gewitter und bie Bar 
ſchenliebe, kam aber Alphen, dem Meiſter in dieſer Kunkiet, 
nicht ſo nahe wie Jan Jacob Vereul in feiner Bora 
Runde. In der neueſten Zeit bat nur Staring in Ka 
Geure mit feiner See, feiner Ariadne x. wieder etwas Ge 
zuͤgliches geleiftet. 


1) Dichlievende Tydkortin bestaande in Gedichten Y# 
verschiedese Stoffen. Leyd. 171 —18. 11. &. Stichtelyke 6edicht® 
Middelb. 1726—38 IE. 8.: ib. 1741-6). IT. &. Nagelaten Me 
dichten en Levensbeshr. v. P. Boddaert. ib. 1761. 4. Auch von aM 
gleihnamigen Sohne giebt es Gedichten. Utrecht. 1788-89. Il. & 


2) Odeu en Gedichten. Amst. 1796. V. 8. Poetisch Mengelwerk: 
ib, 1788. 8. 

3) H. v. A. en R.L. v. d. Kasteele, Proeve v. stigtelijke NO 

Ipoezij. Utrecht 1782. Ed. V. ib. 1785. III. 8. Bon Kaferlt? 
A et ’s Gravenhaagsche Bosch. Amst. 1822. 8. Jubelzang 
viering van het 25jarig bestaan des Hasgsche Dep. tot nut YIM 
Alg. ’s Hage. 1821.86. 

4) Goots Grootheid. Altona 1797. 8, Dichtkundige Mengeling®: 
ib. s. a. IV. 8. 

5) Stithtelyke Gedichten. Haarl. 1789. 8. Mengelingen. Amt 
4794. Vruchten der Einsamkeit, ib. 1708. 8. 

6) Stichtelyke Gezangen, gedicht op voornaame Leiser 
der Christelyke Kerke. Dordrecht 1767. 8. Stichtelyke 6edi nee 
ib. 1744. 1755. 1760. 8. Nagelatene stichtelyke Gezangen ent 
dichten. ib. 1780. 8 


7) Preeve van Bijbel- en Mengelpoärij. Vere 17%. 6. 


Holändifche Poefie. Lyrik. 879 


6) Proeve van Liederen en Gerangen voor den openbaren 
—*8 ’s Gravenb. 1801. 1802. II. 8. 


9) Liederen voor den openbaren Godsdienst. Amat. 1802. 8. 
10) Proeven van geestiyke Oden en Liederen. Utr. 1805. IV, 8. 


11) Dichtkundige Werken, Leyd. 1780. 8. Nagelatene Dicht- 
werken. ib, 1783. 6. 

12) ©. J. W. van Sonsbeeck en D, J. van Lennep, Ter nage- 
lagtenis van P. N. Leyd. 1794. 8. — Gedichten. Amsterd. 1788. 8. 
Nagelaten Ged. Haarlem 1797. 8. Nagelaten Gedichten, uitg. d. A. 
je Vries. Haarl. 1827. 8. 

13) Europa, naar Horatius vry gevolgd in f. Nieuwe Menge- 
ängen. Amst. 1806. T. I. Leydens Ramp. sn 808. 8. — ©. J. van 
fValre, Mr. W. Bild. Ter gedachteniss. Haarl. 1832. 8. W. Bild.- 
sagedacht van Mr. J. Hinlöpen. Amst. 1809. 8. List der werken 
tg. door of met bijdragen vorzien van wijlen Mr. W. Bild. en 
f. Kath. W. B. chrouol. Amst. 1833. 8, — Poezy. Amst. 1803—7. 
V.8. Rotterd. 1822. IL. 8. Mengel-Poezy. Utrecht. 's. a. II.8. Menge- 
ingen ib. 1804. IV. 8. Fingal, na Gasiam. Amsterd. 1805. II. 8. 
Vıeuwe Mengelingen. ıb. 1806. In. 8. Najaarsbladen. Haag 1808. 8. 
Terspreide Gedichten. Amst. 1809. II. 8. Winterbloemen. ib, 1811. 
#. 8. Hollands verlossing d. W. en Kath. B. ib. 1814. II. 8. Affo- 
lillen. ib. 1814. II. 8. Uitbezoemingen.d. W. en K. B. Leid. 1815. 
3.’ Nieuwe uitspruitsels, Rotterd. 1817. 8. De dieren, distst. Amst. 
1817. 8. Nieuwe dichtschakeering d. W. en K. B. Rott. 1819. IM. 
3. Verscheidenheden, Rott. 1820. IV. 8. Zedel. gispingen. ib. 1820. 8. 
Fertellingen en romances. ib. 1821. II. 8. De muis en kikvorschen- 
krieg. ib. 1821. 8. Het buitenleven in 4 zangen na Delille. ib. 1821. 
3. Sprokkelingen. ib. 1821. 8. Krekelzangen. ib. 1822. III. 8. Rots- 

en. Leid. 1824. II. 8. Nieuwe Verscheidenheden. Rott. 1824. 
V. 8. De voet in ’t graf. Jongste gedichten. ib. 1827. Avondsche- 
mering. Bruss. 1828. 8. Odilde. ’Hage 1808. 8. Nalezingen. Amst. 
1833. 1I. 8. 

14) Beuw Zang. Amst. 1802. 8. De Voortrefiykheid van den 
Mensch in de beoefening der schoone kunsten. ib. 1806. 8. Hugo | 
Brotius, in d. Werk. d. Amſt. Poet. Geſellſch. Felix meritis. T. II. p. 
37—66. Gedichten. Amst. 1816—17. IV, 8. 

15) Voor Godsdienst, Deugd en Vaderland, Amst. 1791. 8. 

16) De Onschold, in d. Werl. b. Maatsch, van Taal en Dicht- 
cunde. T. I. 

47) De gebroeders de Witten. Utrecht 1791. 8. Oldenbarnerelt. 
kmst. 1790. 8. Hugo de Groot. ib. 1791. 8. Eerkraus voor Aarden- 
zurg. ib. 1788. 8. 

18) De allgemeene Vrede. Amst. 1802. 8, Godsdienst de steun 
’p Bufgermaatschappy, in d. Werk. d. Bataafsche Maatsch. v. Taal 
a Dichtk. T. UI. p. 5—33. 


19) Zufamm. m. Immerzeele’ Allg. Vrede. 

20) Ueber diefe Secte f. Gregoire, Hist. d. sect. relig. T. V. p. 
28 15 Reynsbur Anglier-Hof, beplant met allede Wercken en 
Wiedekens, die op het zelve Rethorices-Beroep verhbandeld zyn. 
beyd. 1641. 4. | 

21) Nagelaatene Gedichten, uitg. d. W. Kops. Haarlem 1774, 8. 

22) Duytse lier. t’Amst. 1729. 8. 


30 Holl andiſche Poeße. Lorik. 


23) Gedichten van J. v, Br. en J. . V’Aussterd. 1.8. 
J. v. Br. gedichten met bet leven des ters d. D. v. Hoogırs- 


. ten. ib. 1112. 8. 


A) Oseonemische Liedjes. Haag 1788. IIL 8. 

25) Lisderen voow den Boorenstand. Leyden 1804. 8. 

26) ©. W. A. Ockerse en A. Kleyn Gedenkzuil op het 
van 3. Bellamıy. Haarl. 1922. 8. — Jeugdige Gedichten. Ha 
1791. 8. . ib. 1816. 8. Gedichte, dcutſch. Dien 1790. HL 8. 

277) Heidebloemen. Haarl. 1816. II. 8. Gedachtemis-ofier um 
W. Bingley en andere Gedichten. Amst. 1821. 8. Heksluiting. 6rs- 
veah. 1 8. Afrekening-maal van een Boedel, erz. Gastes» 
misch-Macaronisch Gedicht, Haarl. 1819. 8. 

23) Montmartre. Parys 1812. 4. &. H. C. Cras, Elog. J. Meer 
mann. Amst. 1817.8. J.W.de Water, Levensherigten van J. M. ib. Mt 
8. A.C. Schenk, De Letterk. verdienst. vam J. ML ’s Hage. tE1I4 
Aud von feiner Frau giebt es Poedsien frangaises. à ia Haye 199.& 
un» A. C. M. geb. Mollerus, Gedichten. ’s Gravenh. en Amstel. 
1816. IV. 8. 

—8 erwe Gedichten. 's Gravenh. 1877. 8. Gedichten. Zatplea 

30) Gedichten. Haarl. 1815. 8. ‘ 

81) Gedichten. Amst. 1817. 8. Ron biefem Kiyn ift aber wotl ie 
treffliche Lyriker und Freund Bellamy's Johann Pieter Rleyn (+ ıaoy, 
befien Battin A. Kleyn, geb. DO derfe, ebenfalls bichtete, zu wwnterfcheiben 
@. P. om A, Ki. Gedichten. Ur. Ir. 8. Nagelsten Gedichten vom 
wnien L. P. Kl. benevens oden en elegien v. vrouwe A. Ocksem 
wed.'Ki. ib. 1809. 8.). * 

32) Gedichten. Groning. 1815. 8. Dichtregelen op het Gedest- 
teeken ter eere van Graaf Adolf von Nassau o Grenizg. 
1877. 8. Vaderlandsche Poezy en Liederen. ib, 1817. 8. 

33) Gedichten. Rotterd. 1823. 8. 

34) Avondnrijmering. Gron. 1824. 8 Lijkkrans bij den dsed 
van Muntinghe. ıb. 18:4. 8. Weatersmood, ib. 1820. 8. Biloekver 
koeling en steekpalm-loof-vlechtje. ib. 1817. IL 8. 

36) De dood van Lerd Byron. Leeaw. 1827. 8. Dic 
bij *t openen der Wintervergaderingen van het Depart. Leeww. d. 
Maatsch. T. N. V. 't Alg. (Leeww. 1827). 8. De dankbare YVrieses 
aan hunne weldadige Landgenooten, Leeuw. 1823. 8. 

36) Vaterlandsch Gervoel bij de beschowuing der "Tentee- 
stelling van Schilderijen van levende Nederl. Meesters. Haarl. 1818 
8. Gedichten. ib. 1822. 8. 

37) Poezy. Leyd. 1821. II. 8. 

38) Kleine Gedichten voor Kinderen. Uiresht. s. a. 8. f. a. 3e 
riffen, Erinner. an 9. v. %., der feit 1747 hier unten lebte, feit 1803 dort 
oben. Im Haag 1803. 4. 

38) In Beilamy’s Proeven voor het Verstand. Utr. 1784. ng. 8. 
ſ. J. Teisstdre l’Ange Lofrede en W. Bilderdyk Lykzang . 
3. Rau. Harl. 1808. 8. J. C. Seuchay, Discours sur le decès ie hau. 
Leide. 1803. 8. 

40) Vaterlandsche Brieven. Amst. 1785. II. 8. Scilla aan Nizus, 
en Graaf van Essex aan de Hertogin van Icton, {in d. Mengel 
werken. Amst, 1782. 4. 


\ 


Ftieftfche Poeſſe. 851 
44) De Messias. Proeve van Meenen Lofsang, om gesteld de 
Worden op Muziek. Zwolle 1777. 8, 
—8 In f. Mengelingen in proze en poezy. Utrecht 1783. 1793. 
192g. 


6. 730, 


Ehe wir zu dem Drama und Roman ber Hollänbifchen 
Böteratur während der legten drei Perioden fortgehen, müfen 
wir zuvor noch einen Blick auf die Frieſiſche!) Sprade 
Berfen. Es hatte fi naͤmlich die Alifrieſiſche Sprade bis Ins 
Ra Ste und 16te Jahrhundert erhalten, dann aber der Reufriefis 
hen Platz gemacht; allein diefe war nicht Gchriftfprache ge: 
Sorden, fondern weil fie bios Bolföfprade blieb, wurde fie 
Bauern s oder Landfrieſiſch (Boeren- of lAnfriesisch) genannt 
uw nad der nörblicden und ſuͤdlichen Landſchaft unterfchieben. 
Der Erſte, der In diefem Idiom fehrieb, war ber oben anges 
führte Gyebert Japir (Jacobe) aus Boldward, denn feine 
Wriesche Rymlerye umfaßt vermifchte Liebes» und Scherzs 
Lieder (Ljeafd- in bortiyeke mingel-deuntjes), haͤusliche und 
waterländifhe Gedichte (gemiene aef huwzmanne peicar in 
ere katerye) und gereimie Ueberfegungen einzelner Pſalmen 
Chymmelsch harpluwd), Indeflen fanden diefe Anfänge einer 
Mationalpoefie nur wenig Nachahmer, denn in berfelben Zeit 
haben wir nur noch auf einige von dem Engländer Jan Jan zoon 
Starter?), der in Friesland die Rechte ſtudiert, feinem Frie⸗ 
ſtſchen Luſthof eingefügte Lieder in dem Dialecte dieſes Landes 
aufmerffjam zu machen. Erſt zu Anfange des vorigen Jahr⸗ 
hunderts erfhien von einem Ungenannten bie trefflie, aͤußerſt 
wisige Volkokomoͤdie, Waatze Gribbert's Bauernhochzeit?), zu 
der erſt in dem erſten Viertel des gegenwärtigen Jahrhunderts 
ein Pendant, der dankbare Bauersfohn*), geſchrieben ward, 
Seit dieſer Zeit nämtich bildete fi überhaupt wieder eine her⸗ 
vortretende Neigung der Nation, fih eine Rationaltiteratur zu 
(haften, nachdem nämlih 1818 in ber Geſellſchaft Tot nut 
van t’ algemeen zu Boldward der Vorſchlag durdigegangen, dem 
Japyr wegen feiner Verdienſte um die Mutterfprade ein Denfs 
mal in ber daſigen Kirche zu errihten, was au 1833 aus⸗ 


geführt warb‘). Hierauf confltuirte ſich 1826 eine ordent⸗ 
Größe, Handb. d. Kiterärgeichicdte, ILL, 56 


883 rieſtſche Pockie: 


liche Geſellſchaft zur Erhaltung und Förderung ber Erika 
. Sprade und *iteratur, welde es fi zur Aufgabe machte, p 
erh einen Mbbrud eines älteren Volkobuchs, des Lebens ie 
Aagtje (Agatha) Ysbrants®), welches zugleich fehr wichtij fk 
bie Kenntiniß der Sitten und ber Lebensweiſe ber Nation I, m 
beforgen. Run ließ I. &. Halbertsma feinem beikain 
Lappenkorb, eine Sammlung Heiner Dorf» und Bollögeiöidte 
Maͤrchen und Schwaͤnke, folgen, an deu ih alsdann E. Halbertk 
m a's Rügenerzäblungen aus der Friedensſtube (tremier) WM 
Hospitals zu Leeuwarden und deſſen wisiger Brief über ve 
bensart der Pferbehändier in Friedland und Drenike, ſerie — 
folder von 3. &. Halbertsöma an den Windgott (nel is 
Antwort befielden) über den großen Sturm bes 29. Nowalt 
18367) und Gedichte von I. ©. P. Salverda‘), R. Ih 
bumus’) und R. Windema!), H. ©. van der dent 


Bymkes foar Friessen (1844) nidt zu vergeflen, 
360 1,8. Mone, Ueberf. der nieberländ. Wolls-Literatur. Tübing. IA 
2) Dem Frieschen Lust-Hof eu Boertigheden. Amısterd. 16% b 
Den- Vrieschen Lust-Hof beplant met verschyde stichtelyke Mew 
Liedekens, Gedichten onde Boertige Kluchten. ib. 1621. 4, D@ 
Lvet · Hof van de Niewwe Mousicke. In Ryme gestellt. ib. 160% 
Eine ziemlich alte Samml. iſt au: Frisia nobilis of lijk- en au 
sampi mengeldigten op diverse Friesche edelen. Leeuw. 175.8 
, 3) Waatze 6ribberts brilloft, kommeedje fen acht silkoml 
rjeucht formeitselyk om te lezzen. Yn it Län-friesch; —8 
midden Inne wraad. 1712. 8. Liauwert. 1820. 8. 
49 tankbre boerrezzoon, tonneelspul yn ien bedryf, d 
fouwer er ri Tonneelen, naeest oerzet ney't engeis wurke: 
a Snits. 8. 
« _5) Mulde aan Gijsbert Japiks bewezen in de St. Martini Kol 
te Bolsward. Bolsw, 1824. T 8. . 
6 It libben fen Aagtje Ysbrants, of dy friesche boeriane, DJ 
jen brogt trog ien fen Aagtje's bloedfreannen.en oom it Ijieugt 
trog ien fen har goedkunders, ta tjinst fen ’t tjinwuddige ga 
En nou, omdat er za folle fen praat en ney frege wudd ® 
meer ta kryen wier, op ny wer drukt en seral fa b 
is. Tredde forbetterde druk. Ta Snits (Sneek). 1827. 8. | 
HR La Eger gm gabe Schroar (Halbertsma) Dimter (De 
venter . 1334. 8. Deutſch in D. Lappenkorb vol 
Babe aus Dffricsland mit Zugaben ang Rochfriesiand, bearb. v. 
. 1206. Epzg. (1847). 12. — De tremter fen E. Habertam Be 
Amtteikeningen fen J. H. Halbertsma. Dimter 1837. & — 
Noarcher ruen oan Gabe scroar. Jen breef screaun yn L- 
foun in opbrocht troch syn omke E. Halbertsma. ib. 18% ° 
Os Eolus 0er it neeiwaer fen de 29.Novimber 1896. Jen let! 
J. H. H. ib. 1837. 8. u. Bolus, growa fen storm in — 
autwird oan J. H. Halbertsma. Mei oar griemenk. Diuter 19" 


x 


Hollaͤndiſche Porfe. Theater. 833 


Xtijke friesche rymkea, To Snits, 1824. 8. 
Prieuwke fen friesche rijmmelerije. To Grinz (Gröningen) 
824. 8. In Jowwerkoerke fol griemank, ree makke in de 
" oombean. ib. 1836. 8. 


. 42 Friesch bloemkoerkje. Snek 1829. 8, Friezne biommekr&nze, 


E 6. 781. 


Was das Holländifche Theater anlangt, fo begann jetzt ebenfalls 
he Periode des Franzoͤſiſchen Geſchmacks, indem Katharina 
tescaille (Rescallie) aus Amſterdam (1649—1715) die 
Berte der · Franzoͤſiſchen Tragiker Roten, Thomas und Pierre 
kormeille ins Hollaͤndiſche uͤbertrug und nad biefen ihr eigenes, 
we mittelmäßiges Talent noch mehr manierirte. Neben ihr 
Mich Andreas Pels, der Stifter der poetiſchen Geſellſchaft 
NH volentihus ardaum, in feinen theoretifch-äfhetiichen Ab⸗ 
wablungen catsgoriiche Geſetze über. das Befolgen. der Grass 
Mihen Muſterſchreibart, wie dieſe den Glaffitern am nähen 
amme, vor. War dieß nun zwar auch gar nid ber Kal, 
Beil Die alten obengenannten Hoklaͤndiſchen Giaffifer denſelben 
wi weitem treuer‘ waren, ald die Franzoſen, fo folgte doch bie 
Beſammtheit der Holändifchen Dramatiker diefem Einfluffe, nur mit 
ver Einfchränfung, daß Frau van Winter daburd, daß fie wenig. 
ſens wieder Stoffe aus der Rationalgefchichte wählte, die Vorlauferin 
mer Regeneration warb, bie auch hier wieder von dem gentalen 
DilderdyE ausging, indem er is Trauerfpiel die rechte Witte 
veliden der Rachahnumg der antiken Frauzoͤſiſchen unb alten 
hollaͤndiſchen Tragoͤdien hielt, und hei Auen. das Um 
milende, Geſchmadloſe oder nit mehr Zeitgemähe G. U. das 
er) mit ungemeinem Takte herausfand und  hefeitigte, 
gleich aber auch theoretiſch feine eigenen Anſichten über Das: 
Beauesfpiel und fein Weſen emhoidelte Dadurch bewirkte :os 
der, daß die Deutichen Schaufpiele (beſonders bie: Kopebue.- 
Gen), welde die Franzoͤſiſchen (eines. Mercie umb Diberet) 
adrangt hatten und die Hollaͤndiſchen Theater überfiirnenmsen, 

mußten, weil die Ration natürlih bald tüdktige Ori⸗ 
Waals „ung Ratienalproducie den fremden Wucherpflangen vor⸗ 
kom. larniz,Uebrigens iraten  unelmal Hmflänbe, rin, welche 


888 Holl andiſche Pbeſie. Theatet. 


für kurze Zeit wenigſtens dem Gebeihen des Dramas im ag 
Randen, naͤmlich 1733, wo ploötzlich eine Urt von Seavärum 
die hölzernen Pfeiler der Dämme zu durchfteſſen enfinger wi 
man den Einkurz berfeiben befürditete, und wo es einige zeleti⸗ 
Seiſtliche, die das Ereigniß als eine göttlihe Strafe anfahe, 
dahin braten, daß die Obrigkeit zu Amſterdam auf einige Zeit dus 
Spielm unterfagte, und 1772, wo das einzige, Damals fichnie 
Theater, das alte Shawipkihaus In Amſterdam, abtremmik, 
nach welchem Unfall natürlich die Borfielumgen daſelbſt für 1ängel 
Zeit ausgefegt bleiben mußten, obgleich die imferdamer Geſchhach 
wahrend diefer Zeit zu Rotterdam unter einem Zelte fptelte mb 
FU auch faſt gleichzeitig in Hang ein neu errichtete These 
in große Bunf bei dem Publikum zu fegen gewußt Hatte, mw 
zu befonder der berühmte Schaufpieler Eorver, der aut W 
Berbefierer des alteäteriken Eoflüms und ver Werbränger be 
hergebrachten fingenden Deciamation war, das Geinige beit, 
1) Ueber ihn und feine beiden Nebenbuhler auf der Amfterbamer Bũhet 
race Duim und San Punt, ſ. Lerensbeschr. van eenige voor 


eest Nederl. Mannen en Vreuwen. T. IX. p. 1-30. und Dite in 
Grnberg. Friedens: und Kriegscourier. 1832, 9. März. 


$. 732, 


Was nım die Einzelheiten des Tranerfpiels amt, 
fo iR bereits bemerkt worden, baß mit bem Anfange dieſer 
Periode auch⸗ der Einfluß ver Franzöſiſchen Manier begfmel. 
Dan «8 kam nun mit Katharina Lescaille"), Die im im 
Ueberfegungen ober Bearbeitungen der Stüde eines Rotrou wab 
Gomeile ( Genſerich, Wenciolaus, Herodes und Mariane, Geo 
cales und Dejanira, Nicomedes, Ariane, Caſſandra) nichts ai 
eine ſciaviſche Nachahmerin derſeilben in Sprache und Form iR, | 
und mit Peis?), beſonders durch bie Todtengerihte im den 
von ihm geleiteten poetiſchen Zufammenfänften der Befeliftelt 
Nil velentibus arduum, jenes Hafen nad ſchoͤner Verſiſica⸗ 
tien bei gänzlicher Bernahläffigung der Gedanken, mochten fe 
proſaiſch fein ober nit, auf. Aus biefem Grunde verwarf 
Velo fein eigenes Stuͤck Dido's dood (1060), wei «6 im 
nicht genug rogelrecht etſchien, und - fSrieb ſeine Yoctifde 





Hoſlandiſche Popfie,; Theater. 385 


Wandlung über den Gebrauch und Mißbrauch des Theaters, 
piver folgten ihnen viele andere Dramatiker, wie Jan Jacob 
Bauritius aus Amferdam (1692—-1768) mit feinem 
Iesostris, Bieter Boddaert aus Middelburg (1604 — 1760), 
w, wie Lamotte Houdart in Braufreih, fo Hier in Holland 
nen verunglüdten Berfuh mit Trauerfpielen in Profa machte 
ud in feinem Zrauerfpiele Wireus und Thyeſtes eine Nachahmung eines 
Iebillond’ihen Etüded auf die Bühne brachte; ja ſelbſt Sybrand 
ksitama’) aus Amfterdam (1694 —1758), ber Ueberſetzer der 
Jentlade und der Reimer des Telemach, , welche erſtere Arbeit ihm, das 
nelofe Zeilen eingerechnet, 14 Jahre foflete, während er aufdie lebiere 
ngar 30 Jahre verwendete, lieferte in feinem Titus, feinem Fabricius 
md feinem allegoriihen Schaufpiele, der Triumph der Dichtkunſt 
md Malerei, zwar einige Originalfiüde (fein Romulus und feine Mac⸗ 
ubäer find Lleterfepungen der gleidinamigen Stude Lamotte Houdart's, 
en Darius, fein Vertharites, fein Stiliho und fein Beeyaflan 
nd nach Corneille, fein Brutus If nad Voltaire, fein 
Byrchus nach Crebillon, feine Gabinia nah Bruce, fein Jo⸗ 
sathan nach Duché und fein Marius nad de Caurx gearbeitet), allein 
eine eigenen Erzeugniſſe find nur mittelmäßig und blos formreine Schuls 
wbeiten, Richt beſſer find Ludwig SmidH’*), Conradin, Dirk 
Buyfero’8 Arete (1692) und Mfarte (1693)), Philip 
weert’d Beloonde deugd of gestrafte wreedheid (1723), 
Bemiramis of de dood van Ninus (1729), Scipio (1736) 
wd Blierope (1746), Lucas Patere’ aus Anſterdam 
(1707 — 81), des Freundes und Nachbeters Feitama's, Cajus 
Gracchus (1735), Leewwendaal (1749), en allegoriſches 
Etüd, Gustevus (in doppelter Ausführung in feiner Poezy 1774 
kefindlich), Isaak, eine Nachbildung eines Stüdes des Metaflafis, 
und die unbewohnte Infel nah Arthur Murphy, fowie Nicos 
a6 Willem op den Hoef's aus Amferdam (171565) 
Mabomed de Tweede und dood van Semiramis. Beſſer, 
sch ziemlich ganz im altholländiichen Style gehalten, ſind Ian ve 
Darıes Marcus Curtius und Sacoba von Balern; beſeu⸗ 
nd aber Balthagar Huydecoper'ss) aus Amſterdam 
1695—-1778) Arſaces, ein originelles Meiferflüd, dem meber 
in Achilles, deſſen Titelrolle der berühmte Schaufpieler Bunt 







886 Hollandiſche Poefie. Theater. 


zu ſplelen vfleste, noch fein Dedipus, cine Rekehum 
des Corneiſe ſchen, an die Seite gefebt werben fm. WW 
ad Nicolas Simon van Winter tteferte in fans 
Monzongo oder Koͤniglichen Sclaven, in welchem Rank u 
VBoltaire's Alzire erinnert, und. in feinem Menztkoff, der afleriiug fi 
Harpe's ahnlich betiteltes Stuͤck nit übertrifft, einige vol 
gediegene Trauerſpiele, denen unter ben aͤhnlichen Leiungs 
feiner Braut) (der Wilhelmine van Merken), Ye Mi 
1745 anonym die Artemire nach einer Epiſode des Herd 
geſchrieben hatte, nur ihr Jacob Simonszoon de Ryk (ein ie 
erfien Kämpfer für die Hollaͤndiſche Freiheit), wenn mil 
derſelbe nicht Ihrem Gatten angehört, vorgezogen werben hal 
wogegen die übrigen, wie die Belagerung von Leyden, bie Cash 
farden, Marie von Burgund, Luife B’Arlac (in Florida pich 
Sibylle d'Anjou (aus der Zeit der Kreugäge), Gelon (at de 
Griechiſchen Seſchichte, mit Ehören) ac. weniger vorigl 
allein ihrer hoͤchſt patriotiſchen Tendenz, ber in ihnen aufge 
ſprochenen erhabenen und eben Gefinnung und einzelner ale 
dinge wirklich poetifcher Stellen halber immer von Werth fe. 
Ziemlich auf derſelben Stufe Reben der Baronin be Lannoy Trapp 
bien: Leo der Große (1767), die Belagerung von Harlem (1770) 
und Eleopatra (1767), ſowie Petrus Johannes Kafeleyn 
Codrus, eine freie Bearbeitung des bekannten Croneglſte 
Stuͤcks, ſowie fein Eduard III. ımd Dfintes, und Simon SH 
Mitylenaͤer (1768). Sehr thätig war auch der ungfüdlige Jet 
Roms’) aus Amflerdam (geb. 1738, gef. 1803 im Ho pitch 
denn er uͤberſetzte nicht blo6 Soliman i1., Warwick, vn & 
Bajazet, die Waiſe von China, Gabriele de Vergy, —8 
Uihalie x. aus dem Franzoͤſtſchen, ſondern er lieferte and ea 
große Anzahl Ortginalarbeiten, wie Ferdinand Corte, Zorooft 
Unten Hambroef, Kora oder die Peruaner (nah Mam 

Incae, 1781), Barth. Las Caſas, Olden Barnevelt, Berk 
von Lalain oder die Einnahme von Toumay 1581 (ha 
beſtes Städ), die Herzogin von Coralli, de Ruiter xx., worin FA 
Überai ſchon ein befierer Geſchmack kund giebt, Min a 
vofffommenfen zeigt fi derſelbe ſchon ausgepraͤgt in DI " 
lenwollen Feithẽ) zarter Thitza (Thirea of de Zee 9 


Holaͤndiſche Poefie. Theater. 887 


wm Geodsdienst, Amst. 1784), worin er die bekannte Ge 
hichte aus dem zweiten Bude der Makkabaͤer mit vielem Glück 
ns Geſchick deamatifirt bat, der Johanna Gray (1791), welche 
dadaan's gleidmamiges Städ weit in den Hintergrund drängt, 
wo ver Ines de Gafiro (1793), feinen Meißerflüde; fein Muctue 
lordus oder die Befrelung Roms (1795) dagegen iſt leider 
In. vom der Franzoͤſiſchen Revolution bervorgerufenes Stüd vol 
Unden Freiheitsſchwindels und dem Holländifchen confervattven 
Biabiktätsprinche ſchnurſtracks entgegengefeht. Aut Hendrik 
Lollens Hieferte in feiner Lucretia (Amferd. 1805) und den 
boeffchen und Kabeljaufhen (1806) zwei fehr energiſche reis 
eitoſtuͤcke, allen bier IR der Enthuflasnus doc national, und 
arum verdiente erſteres das Verbot nicht, welches feine Aufführung 
nf der Amſterdamer Bühne unterfagte. Dieſelbe Sefinnung begeiflerte 
nd Adrian Looſsjes Pieters zo onꝰ)) aus dem Dorfe Hoorn 
m Ierel (17601 — 1818) zu feinen Tragöbien Gevaaris en 
üljselaar (1786) und Kenan Hasselaar of de Heldin van 
Inarlom 1773 (Haar. 1808); allein troß dem, daß in beis 
An das Intereſſe der Zuſchauer befändig in Spannung ers 
ten wird umd überhaupt die ergreifenden und tragiſchen 
Erenm einander ſchnell folgen, konnte er es doch nicht einmal 
nbin bringen, daß fie aufgeführt wurden, was ihm eben jo wenig mit 
elnen mehr bürgerlichen Stüden, dem Untergang der Stabt Roes 
nerdronide, Amelia Fabricius (fpielt in Deift 1654) und Ebba 
Rieis, gelang. Siehe da trat Bilderdyk auf-und lieferte in Ver⸗ 
indung mit feiner zweiten Frau), Katharina Wilhels 
nine Bilderdyk, mehrere in jeder Beziehung volllommene 

Wir nennen ale die vorzuͤglichſten: Wilhelm I. Graf 
on Holland, Kormal (die Geſchichte von der Nüdfehr des 
Mofied nad Norbbritannien verlegt und im Oſſian'ſchen Style 
walifrt), beſonders aber Floris V. (1808), fowie die Ueber 
ehung des Cinna von Corneille, unter den Stüden feiner rau aber bie 
kifride und ihre Bearbeitung der Racine'ſchen Whigenia in 
kulis. Seine eigenthuͤmlichen Anfichten über das Weſen des 
Lrauerſpiels legte er übrigens in einer feinem Cormak voran, 
eſchicten Abhandlung nieder. Leider ſchien von biefer Zeit an bie 
ramatiſche Ader bei Hollands Dichtern zu ſtocken, denn erfl 


888 Hollaͤndiſche Boch. Theater. | 


1818 rief der anf das beſſe Trauerfpiel ausgefehle Yet du 
Co ſt a's Aphons von Portugal und ein zweiter deſſen Die 
guy umd Deatrice hervor, bie allerdings u Umfietem m 
im Haag mit vielem Beifall aufgeführt werben. Mir fan 
alſo mit Sammel Jperuszoon Wifelius'!) aus Aufatın 
(ab. 1795), ber med Kräften Die Manier ber antiia U 
(ler wlt der der modernen Franzoſen in Ginklang zu bringe 
juchte, alſo auch Ghöre wieder einfühste (4. B. in Falke 
und Wicche, im Ion nad Euripides, im Tode Kat, WM 
Kronyringen von Spanien, im Wernoub van Gigmont ud I 
Rationalgefhihte und in Walwais und Abelheid aus ie 
Sawediſchen Geſchichte unter Guſtav Adolph), und mit Henn 
Harmen Klyn, dein Montigni dem ähnlichen Gtäde (m 
Tod Karl's) des Witzelius den Rang abiief mub ned jak 
auf den Hollänbifhen Theatern gem gefehen wird, fo a 
Valte's Diederljk en Willem van Holland (Amst. 18%) 
and A. van Halmacl’d Ats Bonninga (Leeuw. 1830) ſcucha 
Was das Luſtſpiel angeht, fo kann man eigen 
ziemlich mit Recht fagen, daß «6 bebeutend tiefer ſicht, h 
dad Trauerfpiel, wie es denn auch nicht gut andas 
ann, wenn wir darauf Rüdficht nehmen, was es frühe P 
weien if. Beginnen wir mit San van Baffenrode"), HM 
von Ghüffigny (gefallen 1673 u Wid), fo haben we 
blos als Euriofität anzuführen, daß er über den einzigen Pr 
tameter Ovid's: Turpe miles senes, tarpe senilis m 
zwei Etüde lieferte: Hopman Ulrich of de bedroge Gent“ 
beid und Filibert of Oud-Mal. Dirk Buyfero") (164- 
1721) aus Bließingen fchrieb einen Harlelin (1719), bie bas⸗ 
zereien des Schapyn (nach Moliere), die entführten Geſchwiſter ui 
Geſchwiſter oder die befehrten Eheſtandohaſſerinnen (1710) u 
Schoͤnſie oder bie Gntfegung von Scheveningen (1717). 
Shäferfpiel, Minne» und Weinkrieg (1719), die triuuphes 
ziebe, ein Friedensſpiel, und ben Berliebien ‘Boeten, ein b 
nachtsſpiel (1721). Allein auch er trifft den eigentlichen 3 
des Luſiſpieis nicht und folgt bald der alten hergebradhin #* 
isötlomiihen Manier, bald ahmt er die Franzoſen, — Me 
ſchlecht, nah. Da trat endlih Bieter Langenbylty ® 


Hollaͤndiſche Poeſie. Theater. 889 


Imfebam (1683— 1756) auf, unter deſſen Lufifpieln (Biys- 
mien) fein Den Quirote auf der Hochzeit zu Kamacho und 
ein Krelis Louwen, worin gefhüldert wird, wie einem Bauer 
ei einer Schmauſerei eingeredet wird, er ſei Wiexander. der 
Breße und die dieſes ausführenden ' lunigen Vögel fein feine 
Benerale, am meiflen Wufichen erregten und noch Heute gegeben 
werden, freilih aber den gleichzeitigen franzoͤſiſchen Luſtſpiel⸗ 
außen unendlich nachſtehen, weil allerdings frohe Laune und 
yemürhliche Lufigfeit fehlerhaften Plan, Nüchternheit der Hands 
kung und allzuviel fchlechten Wis nicht entſchuldigen können. Ebenſo 
nittelmäßig waren des bekannten Pels Julfus, op den Hoef's 
eilrouw naar de Mode, getrouwde Philosoopk und Ti- 
son de Menschenhater, und San Jacob Hartfert’s 
+ 1778) Ninderjarige. Willem Hendrif Seile (1741 
—80). fol bier nur darum erwähnt werben, weil, während 
bieher alle Luftipiele im Berfen gefchrieben waren, er nun eine 
Sammlung proſaiſcher Schaufpiele (Zedelyke Uitspanningen) 
aſcheinen ließ, ohne jedoch darum auf bie metrlihe Form ganz 
m verzichten (Ziedespelen of Zedelyke stukken), Simon 
Styl aus Harlingen (geb. 1731), fuchte in dem Vryer unar 
fe Kunst (1753) und Crispyn Philosoph (1754) zwei 
Städe in Langendyk's Geſchmack zu geben, erreichte ihn jedoch, 
mad dad Characteriſtiſche anlangt, noch weniger ale Ian 
Romf, verin feinem Luftfpiele De dıifiige mit außerordentliche 
Beſchicke Die Contraſte eines Jähzornigen und eines Phlegmas 
Here Darzuftellen gewußt hat. Seit diefer Zeit hört aber das 
Hgentlihe Luſtſpiel auf, denn die Stüde Loosjee find viel zu 
noralifirend im Iffland'ſchen Style, und erfi in neueſter Zeit 
mt Jan van Lennep'’) in feinem Dorfe über ber Grenze, 
delches allerdings beſonders durch die Carrikirung der Belgier 
bel dem Hollaͤndiſthhen Patriotiomus -reuffirte, augleih ein 
Nuſter⸗Vaudeville geliefert. Indeß machen wir noch auf 
Kinker's ſonderbares Feſtſpiel zum Begins des neunzehnten 
dahrhunderts aufmerkfam (Eeuwfcest by den Aanvang der 
Negentiende Eeuw, Zinneb. Vorst. Amst.1801. 8.), wortn 
de ganze erſte Zeile aus einem einzigen zuſammengeſetzten 
Riefenworte beficht, Das eigentliche Volloſchaufpiel endlich bilden 


— 


890 Hol andiſche Poeſie. Theater. | 


heut zu Tage nur noch wandernde Bariomeiten, Jan Kiss, % 
man auf allen SJahrmärkien (Kermis), am zahlreichſen die 
auf ver im Mat fallenden Haager Meſſe antrifft. 


1) Mengelpofzy. Amst. 1731. TI. 8. 

2) Miuneliederen en me Amst. 1684. 8. Q. Bm 
tus Flaccus digikunss op onse tyden en zedem t. 36.18 
16/7. 4, Gebruik en misbruik des tooneels. ib. 1681. 4. Didos 
7 1668. 4. Jalfus, yspel. ib. 1668. 4. Bi 
Treurspelen, Kluchtspelen, Horatius mengelzangen van Pels ®& 
uifg. d. h. genootschap Nil volentibus arduum. Amst. 109.8 8 

3) Tooneelpoezij. Amst. 1735. II. 4. . 

4) Possye vermeerdert met ziju Konradyn. Amt {Ab 
8. De Roomsche Keisers en Keiserinnen to byachrifien verteoni 
1687. 8. Oranjes overtogt naer Engeland. ib. 1689. 8. ü 
uytnuntende Vrowwen. ib. 1600. 4. Toaneel vom Staat der 

Keyzeren, neevens haar groot Munt Cabinet. ib. 1688. 8. 

5) ©. Van Effen im Hollandschen Spectator. T. TV. - 
Proeve van taal- en dichtkunde. II nitg. d. Leiyveld. Leyd. 
Path NV. 8. Dazu Bilderdyk, Korte aanmerkingen op H. Proer. I 
6) Tonselpoezij v. N. 8. v. Winter ea Lucr. W.Yv. Mais 
Aust, 1774-86. II. 4. Dagu Artemis, treurspel. ib. 1786. 4. 

„ Seine Werke find nie gefammelt worden. 

8) Thirsa, Troursp. Aust. 1790. 8. Johanna Sray. ib, 179.8 


‚Ines de Castro. ib. 1793. 8. Mucius Cordus. ib. 1795. 


9) Kenan Hasselaar of de Heldin van Haarlem. Haarl. 1988 
Tosmesl-oefeningen. ib, 1790-93. IV. 4. Dramatische Weiss 


Aust. 1844. VI. 8. 
10) Treurspele d. W. Bild. en Kath. Wilh. B. Haag 1908. E 
& — Kath. B. Treerspeien. Amst. 1818. 8. Poezij. Rott. 1820 & 
11) Mengel- en Tioneelpoezij. Amst. 1818—21. V. 8. 
13) gedichten. Amt. 1: 8. Gorinchem. 1669. 8 
13) ©. Paquo .V. . 
14 Gedichien, Haarl. 1751. gs 
153 S. Blätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1839. p. 101 q. 


$, 733. 


War der Roman in ver vorigen Periode eigentlich fans 
dem Ramen nad dageweien!), fo bildete er ſich auch ich m 
ziemlich fpät aus, und zwei von uns ſchon oben 
Damen baden das Verdienſt, ihn eigentlich erſt geſchafen M 
haben, nachdem allerdings Weberfegungen aus der GEngiide 
Deutſchen und Franzoſiſchen Literatur vorangegangen TE 
Es waren dieſes (des Hollaͤndiſchen Addiſon Julius daR 
Effen's?) aus Utrecht [1684—1735] Miſanthrop M PM 
ebenfo wie fein Zuſchauer eine eigentlich aſthetiſch⸗kritiſche Zettkerit 
allein fein Agneochen bie bee Hollaͤndiſche buͤrgerliche 


Hollaͤndiſche Poeſie. Roman. 891 


eſchichte, die man leſen kann, weshalb er doch hierher gehört) 
le beiden, trotz ihrer verſchiedenen Temperamente in Compagnie 
rbeitenden Freundinnen, die muntere Eliſabeth Wolff und 
ke ernſte Agatha Deken“). Ihr Hauptzweck war nationale 

enſchilderung, und dieſen erreichten fie denn auch auf ent⸗ 
fedene Weife, wobei fie noch nebenbei wohl fi ſelbſt in 
en geiftigen Contraſten (in der Sara Burgerhart) zu 
hildern beabfihtigten. Die Krone ihrer Romane iſt Sara 
Jurgerhart, dann folgt Willem Levens, hierauf kommt Abraham 
Hanfaart, und der ſchwächſte iR Cornelia Wildſchut. Ziemlich 
felhzeitig trat Feith ) mit feinen hyperſentimentalen Romanen, 
julla und Ferdinand und Conflantia, auf, die an Langweilig⸗ 
elt ihres leihen fuhen und allerdings von ben berfelben 
Säule angehörigen, aber mit weit unterhaltenderer Handlung 
wrfehenen Romanen der Eltfabetb Marta Po’) aus 
freht (geb. 1756), das Land (in Briefen) und Reinhart, 
Ibertroffen werden. Noch höher hinauf ſtreben bie objectiven, 
af religiöfen, aber von bem irdiſchen Treiben etwas zu wenig " 
oiffen wollenden Romane derPetronellaMoens°), die leider in 
hrer Wahren Liebe fehr unausführbare Dinge fordert. Viel 
höher ſteht Loosjes7) ſchon tn feinen moraliſchen Erzählungen, 
nd in feiner Sufanna Bronkhorſt Iiefert er zwar eine Nach⸗ 
hildung der Richardfon'ſchen Clariſſa, allein der Hollaͤndiſche 
Eharacter iſt dermaßen in jedem noch fo kleinen Umſtande aus⸗ 
geprägt, daß man dieſes Buch mit Recht ein Hollaͤndiſches 
Driginalfamitienbitd nennen Tann, deſſen Schöpfer von dem 
Englifhen Meiſter nur die Idee entlehnte, denn Berfonen, Situatlos 
en, Scenerie, Staffage und Denkweiſe find eben fo originell, ald 
He Sprache. In feinem Maurits Lyndslager bahnt er ſich 
ne Bruͤcke zum hiſtoriſchen Romane, denn die Geſchichte eines 
infachen Kaufmanns dient nur dazu, die Großthaten der Nie 
verländer im 17Tten Sahrhundert und einzelne fremde berühmte 
Berföntichkeiten deſto mehr aus diefem einfachen Hintergrunde 
feroortreten zu laſſen. In fpäterer Zeit tagte beſonders der 
don genannte Buchhändler 3. Immerzeel mit feinem hu⸗ 
woriftifhen Romane: Lotgevallen van Balthazar Knooplus 
Il mig beschreven (1813) hervor, bis Robide van der 


892 SHollänbifche Poeſie. Roman. 


Ha einem forialen Roman (Losse bladen — uli het grosich 
vensboek, 1333) und 3. de Bries in feinem Edmond (ld) 
einen anderen in der Dickens ſchen Manier lieferte. Endli fol ansie 
Hollandiſche Callet, Hogarth und Swift in einer Perfon, Ih 
send Simonozoon Holke‘) aus Wmperdam (1755- 
1812) bier nicht vergefien werben, ber Bertreiber des ak 
mentalen (im Modernen Helifon) aus der Rational-Finam 
und der Garrificer, zwar nicht des Helligen, aber bob We 
Franzoͤſiſchen und Engliſchen Geſchichte Cin der Humorifiihen Rich 
durch Europa und dem Kaminbuͤchelchen), der auch wie all dem 
Almanach des Scherzes (1802—3) lieferte, welder aber wi 
befier iR als dieſer 9). 

Was den hiſtoriſchen Roman anlangt, fo hat beſonders Laodicd 
das grofe Verdienſt, In diefem Gewande die Großthaten der Holle 
Üben Borzeit verewigt zu haben, und er, fowie feine Rasaben, 
haben zugleich befonder6 auf das moraliiche Element Rüdik 
genommen, weshalb fowohl jenem ebengenannten Schöpfer did 
Bares (1 B. feinem Frauk van Borſelen und Jacoba m 
Balern, Johann de Witt ıc), als unter Anderen auf F. 
Herbig (Hillegonde van Teijlingen, 1832.) ein halt 
gewandier eberfeper zu wünfden wäre, als z. B. ver gib 
reihe und geitidte Erzähler Jan van Lennep mit ki 
Rofe von Delama (1837) und 9. van den Hage in ka 
hochſt unterhaltenden Romanın, Schloß Loeveſtein und M 
Schafhirt, in Deutſchland gefunden hat (1840 xc.). 

1) Leider brachte die Nähe Frankreichs dafür ſchlechte, unzüctige I 
mane nach Holland, denn nicht allein daß im Haag mehrere derfelben nad 
ebrudt wurden, fo edirte man auch Weberfegungen berfelben, 3- ®. von 
08 Ecole des filles ſchon 1658, von Xretino’s Puttaua errante (6 
dwänende Hoer, uyt het Italiaens vertaelt, o. D. u. J. 12.), 9 
&ultanini’s Puttanismo roınano warb gar nad) Amfterdam verfegt (1 IR- 
sterdainsche Hoerdom. 0. O 1681. 12.). Allein es erfcienen Drigmok 

dieſer Gorte, wie: Venus Minzieke Gasthuis (Aust. Vill. ed. 2.3. 
Spiegel der schoonste Courtisanen (ib. 1708. 8), Historie det 
Queesters (Oueesterdam 1683. 12.), De Konst der Yryery 
3675. 12.), Historie van Broer Cornelis Andriaensen vau 

Aunst. 1714.11.8.), u. De zeldzaame lotgevallen vau de Aunsterdamsehe 

onstantia (Amst. o. 3. 8.), relche legtere aber mehr in die Mamt 
AbenteurersRomane einfchlagen. Mit dem 18. Jahrh. verfchwindet nun ms 
verderbliche Piteratur, allein dafür kauft man bie älteren in⸗ und ausläud 
Erotica in Holländifchen Uuctionen um fo begieriger, und die gewoͤhnlichen 
lieder ind noch um Vieles gemeinſinnlicher als die Deutfche DrehorgelsBitrraiuf: 





Hollandiſche Porfie. Reman. 893 
ı 2) De Minenirepe of de gentmage Kedanmoezter. Amst. 1742. 
ı De Agnietjes b. Scheltema Gesch, en Leit. Mengelw. T. 1I. 2. 
» 140—185. 

3) Historie van.Mejaffrouw Sara Burgerhart. Haag 1782. II. 8 
Druich Leipz. 1788. II. 8.). Historie vau den Heer Willem Levaud. 
. 1783—85. VII. 8. (Deutfh v. Miller. Berl. u. Hamb. 1798 sq. VI. 
,) Brieven van Abraham Biankaart. sb. 1787. III. 8. Historie von 
ee Cornelia Wildschut. ib, 1793. VI. 8. (Deutſch. Berlia 
39. 8.). 

4) Jalia. Leyden 1763. 8. Amst. 1786. 8. Ferdinand en Constan- 
ia, Aust. 1785. II. 8. 

6) Het land, in brieven. Amst. 1788.8. Reinhart of Natuur em 
‚sodsdienst. ıb. 1791. SII. 8. 

6) Waare Liefde en belangelooze Vriendschap. Amst.s.a.8. M 
sye Deakwyzo over belaungryke Onderwerpen. Haag 1797. B. 

: .7) ©. P. Hofmann Peerikamp, A. v. d. Willigen en H. Meijer, 
Inlde aan de nagedachtenis van A. Loosjes. Haarl. 1818. 8.— Hi- 
torie van Mejufirouw Susaune Brenkhorst. Hsarl. 1806-7. VI. 8. 

t leven van Maurits Lynslager, gene Familieugeschiedenis uit 
e 17 Eeuwv. ib. 1803. IV. 8. Zedeiyke Verhalen. ıb. 1804. III. 8. 
Irnold Geesteranus en Susanna van Oostdijk. ib. 1807. 8. 

8) Frank van Borselen en Jaooba vam Reyeren. Haarl. 1790 
1.8 Charlotta von Bourbon. ib. 1792. 8, Huig de Groot en Ma- 
ia van Reigersbergen. ib. 179. 8. Lonise de Coligny. ib. 1803. 8. 
ehann de Witt, Raadpensionaris van Holland. ih. 180% 8 Be- 
neinsche Anticken van Vryheids- en Vaterlandsliefde. ib. 1798. 8, 

9) De verscheidene fydperken des menschlyken lebens gescheis 
w con zestal redevoeriugen. Amst. 1786. 8. Leveu van zyn exoel- 
optie, enz. Lucifer. ib. 1799. &_ Het onscheidbaar drietal reden- 
wezens Verlichting, Deugd en Tyd. Haarl. 17%. 8. De moderne . 
Helicen , en Apolie sergeant van de Burpermagt. ib. 1802. 6. De 
ıatike Helicon. ib. 1803. 8. Verzameling vau spreekwoorden, 
Amst. 1810. 8. Het spreekwoord, ’t is al geen goud wat’ er blinkt, 
wenisch verklaard. ib. 18 6. 8. Amsterlamsche burgers winter- 
\vond uitspanuingen. ib. 1808. 8. Nour-Mahal of de regeeriug van 
„ uuren. ib. 1208 12, De drie — alverwoesters. ib. 1310. 

De vrouw is de baas, eeue eimzinnige magispreuk. ib. 
1817. 8. De mode. Utrecht 1809. 8. 


$. 734. 


Die Literaturgefichte der Scandinaviſchen Reiche iR, wie 
non fit wohl denfen kann, eigenttih erſt in der Neuzeit 
wiaften werden. Deshalb wird die Geſchichte der Schwe⸗ 
iſchen Boehe!), denn mit biefer wollen wir uns jept bes 
@ftigen, einen: nicht allzu großen Raum wegnehmen, werm 
ie im Allgemeinen auch einige ausgezeichnete Talente aufs 
mwellen hat. Es if befannt, daß bie aͤlteſten Literaturmerke 
nt Sqhwediſchen Raten in Volloliedern und lcherfegungen 








ad⸗ Schwediſche Poehe. 


cer Bearbeitungen auolaudiſcher Miiter Momaue unb Beiltkkke 
beſtanden, zu denen noch einige Reimdronifen kommen, hl 
neuehe Zeit bat ſich beſonders befteißigt, dieſe Ineiem 
Nefte ans Licht zu ziehen, um diefelben, mögen fic auch nehl 
nüchtern und ſchwach fein, aus Pietät gegen ihr Allein 
wenigſtens vor dem gänzlichen Untergange zu behuͤten. din ig 
aͤlteſte Proſadenkmal, das unverluͤrzt auf und geleunen 
ſteht man gewoͤhnlich eine Art politiſchen Buches an, Ich 
Anutfon’s?) Unterricht für Könige und ihre Beamten, welches mu 
ob mit Recht oder nicht, IR nicht gewiß, dem I4ten Yabıhadm 
zuſchreibt. Go überfehte denn ft 1526 Laurentin wi 
dreä das Neue Teſtament und Laurentius Betr 1% 
Die ganze Bibel ins Schwediſche, Olaus Petri gab in Ida 
Tobias (ſ. oben Bd. II. ©. 442. Unm. 6.) feinem Ba 
lande das erſte Theaterflüd, das freilich weiter nichts Yahae, 
frofige Einfleidumg der befannten bibliſchen Geſchichte in vs 
ſche Form war. Aehnlicher Stuͤcke müffen aber feit diefer Zeit were 
verfaßt worben fein, benn es iſt befannt, daß König KarlIX! 
(1600 —10), von dem ſelbſt noch eine Reimchronil m 
liegt, durch Schüler ſich dergleichen Produkte in Schwediq⸗ 
Sprache vorfpieln ließ; fie hatten Prolog und Epilog m 
waren durch Intermezzos unterbrochen, fonft aber ebenſo mE 
bildete Embryonen als jener unglüdlie Tobias. . 
Der Nachfolger Carl's, fein großer Sohn ‚Yufa! 
Adolph (1611— 32), zeichnete fi nun aber nicht blos hard 
ein entſchiedenes Rebnertalent*), welches ſelbſt bie nod gan roh 
Sprache biegfam gu machen wußte, aus, fondern ex ſchrich be 
kanntlich aud in Schwediſcher und Deutfcher Sprade dm 
Pſalm nieder, ber zu den kraftvollſten Befängen gehört, welche di 
Reformation unter ihren Anhängern hervorrief, ja in vn 
berühmten Bibliothel der Grafen Brahe zu Stodholm vg 
man noch Heute einige lyriſche Dichtungen, die er an 
einkige Geliebte, Ebba Brake, gerichtet haben fol und 
am Zertheit der Empfindung ihres Gleichen fuchen. Sein Ih@ 
Johann Thomasfon Buräus (geb. 1568 in Upland, 
1652), ein Ghliaf, schrieb einige ſchwaͤrmeriſche 1 ’ 
Dituggen, denen Scemmg.niht abgefpreen uperden DER > 


Schwediſche Porfie. 805 


udlich iefert⸗ gleichzeitig Johann Jakob Ehronänder, Bürger 
eier zu Wioby, zwei Qußfpiele, Surge und Belisnackt (1647), 
ı Gefchmade der alten Moralitäten, Die auch zu Äbo aufgeführ 
on und Johann Meffenius‘) aus Wanna (1579— 

BT) faßte gar. den Folofjalen Dlan, die game Sthwediſche 
esikie in fünfzig Luſt- und Trauerfplelen zu dramatifiren, 
m denen aber glüdlicher Weife nur vier gedruckt worden find, bie une 
nlängtic beweifen, wie ihr Verfaſſer, der doch fonft dis His 
niter ſehr geihäpt iR, ohne alles Talent. für dad Drama 
r 65.ja ſelbſt aller Phantafle ermangelte und nidt einmal 
Ye Diammtlichen Produkten lokale Färbung zu geben vermochte: 


1), ©. J. H. Liden, Historiola literaria poetarum Suecanornm. 
„ala 1764—72. IV. 4, continsarit C. U. Broocmann. ib. 1801-—3; 
4 Eichhorn, Geſch. d. Liter. Bd. IV. 3. p. 1213—1254. u. d. oben 
iTAD. 41. Anm. 5. angeführt. Echriften. — (6. Regner) svenska 
‚old €u, Stockh. 1784—85, 8. 


38 z7 uish bok.om Styrelse och Hoefdinga ed, J. Buraeus. 
ock Konunga ok Höfdinga Styrelse hoc est regum 
— 52 institutio, quam illusir. Schefferus, m. 


3) Carl IX. Rimchrönica och Gust. Ad. päbegyuta Chrönica, 
5. af B. Bergius. Stockh. 1759. 4. padesy . 


' 4) Beine Reben ftehen in J. Widechindi, Kon, Eust. Ad. Historie. 
eckh. 1091, . I. Ein Brudftüd f. Historia ofversig sielf. ib, 1773, 
1780. 8. ©. aim deutſch, im Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1840. nr. 55, 
220. &. bibact. Geb. franz. b. Marmier, Hist. de la litt. Sadd. p. 306. 


6) Nymärevisor. Upsala 1637. 8. f. Hammersköld, Bvenska 
tterheten. Stockh. 1818. T. I. p. 96 sq. 


6) Swanhvita, Comedia. Stockh. 1635. 8. Disa, Com. ib. 1648. 
eat. 8. Bilancka Märeta, Trag. ib. 1649. 8. Bignill, Trag. 


6. 735. 


: Die kurze Dauer der Regierung der Königin Chriſtine!) 
eb, 1626, regierte unter Bormundfchaft von 1692 und 
wmichräntt von 1642 an, dankte 1664 ab un» flerb 1689), 
re Mineroa des Nordens, wie fie Menage in einer galanten 
Hoge nannte, war allerdings für Schweben in wiſſenſchaftliche 
gichung infofen von hoͤchſt günfigem Einfluß, als fe ſich 
it einer Menge von Gelehrten umgab (3. B. Hugo Grotius, 
ins, Saumalje, Descartes, Heinfius, Naude, Zreinsheimp 
deler, Meibom ꝛc), bie. freilich Alles cher trieben, als gerabe; 


806 Schwediſche Yorke. 


Ouaciik. Cie ſelbſt Lichte ebenfcas nur das Paten: mh 
Franzoſiſche, allein fie hat bekanntlich au zu Wierander Ge 
8 Saqaͤferſoiel, Enpymion, ven Plan und einige Gake 
geliefert. Ihre eigenen Werke befichen ans ihren Paran 
und Sentenzen, die an Tiefe nur von benen Rothcſauccch 
üßertroffen werben, aus Betrachtungen über das Leben Uw 
ders des Broßen, für den fie fhwärmte, und ihren an On 
gerichteten Memoiren, worin fie fih mit mupRerhafter lnparb 
liqleit ſelbſt richtet, Find aber leider gleibfalls in einer fra 
ESprache geſchrieben. Allein dennoch mögen ihre Borliche für & 
DBiſſenſchaften und Künfte und ihre Aunffammlungen bie Key 
ung ber Ration für die Poeſie geweckt haben, denn usa ir 
dichteie der Bater der Schwediſchen Dichtkunſt Georg fill 
Stierndjelm?) aus Swartffiär in Dalarne (159% 
1672) feine Wahl des Herculed, worin er bei fonberiem 
Miſchung antifer und moderner Excenerie an jene alten H% 
(&nitte des 16ten Iahrhunderts erinnert, auf denen wir Ju 
wit Domnerbücfen niederſchießen fehen.- Uebrigens iR e M 
weitem nicht fo moralifh, wie der Eifinder diefer Alegork I 
Zenepbon, Prodikus, denn er läßt eo umentſcieden, od M 
gute Herkules der Tugend oder dem Lafer folgte. Ex 
Verſe find zwar manierirt, aber kraͤftig und rein; Dailt 
Tann man von feinen Epigrammen und Gelegenheitögentia 
fagen. Bel feinen Nachahmern Tann man jedoch den M 
bedeutend den Einfluß wahrnehmen, den durch DBermittelung de 
Zojahrigen Krieges die Deuiſch⸗Schleſiſche Schule auf diefelben ut 
übte, was fo weit ging, daß der Lyriker Laffe Johar 
fon und ver als Lateinifher und Schwediſcher Odendiden 
betaunte Samuel Columbus’) (1642— 79) fogr B 
Danger Sprache dichteten. Unter den übrigen Dichten def! 
Zeit mögen noch der ſchon genannte FJohansfon‘ (MR 
1650 in Ofgothland, gef. 1674), auch Lucidor ber Uaglis 
lie genannt, ber Freiherr Bufaf Rofenhanc‘) (1619- 
84), eim friſcher Soneitiſt, der nur etwas zu fehr De 

und Ronfard nachahmte, Haquin Gpegel®) (1645-1111) 
als geiſtlicher Dichter ausgezeichnet und geſchickter Rad 
von du Varta’ Semaine, welche Arreboe allerdingo RM 


Schwediſche Porfle. 897 


niſtd nathgeahmt Hatte, zugleich auch ſchon ein recht pefirhgenes 

üclotenes Paradies lieferte und die Schoͤpfung In lauter weib⸗ 
em Reimen felerte, Dlof Werkonius) aus Abo (geb. 1656) 
it feiner Klagenden Diana, Gunno Eurelius Dahlikerna®) 

1658 —1709), der Meberfeger bed Treuen Schäferd und 

kachabmer der Italieniſchen Stanzgenpoefie, Johann Runius 

geb. in Weſtgothland 1679, geſt. 1713), Erich Olofsſon 

!indemann aus Skaninge (1634—90), Pehr Lagerlöf 

1648—99), Sörael Holmfröm (+ 1708), Olof Olofs⸗ 

ohn Broms aus Stodholm (1672—1722) und fein Lande 

kann Johann Tobias Belsler (1683 —1729)'%, ſowie 

Ehrifioffer&eyoncrona!t)(+1700),ein Sonettiſt, Karl Orts 

enhielm")(+1694), der Epigrammatiſt Car lArofell®), Ja⸗ 

'ob Freſe!) (+1728) und endlich, die beiden phantaflelofen Reimer 

Byeno Dalius') (1604—93) und Softa Elifabeth 

Brenner‘) geb. Weber (1659 —1730). 

N). Shrödh, Allg. Biogr. Bd. IT. p. 171 sq. IT. p. 1 4q. — 
, Bergies) Öfversett. af Drottn. Christinas Betraktelser öfr. 
lexander den Stores bedrifter. Lond. 6. 1756. 8, Sefsträm, Chri- 

a8 Moraliska Tankar öfvs. Stockh. 1756. 8. Drotn. Christinas 
krbeten om Märkvärdigheter: af J. Arokenholtz. Öfvern. och samı- 

nandragne. Stockh, 1760. TI, 4, 

" 2) Hercules eller en sinnerik Dicht. Ups. 1653. Stockh. 1668. 1727. 

ku Medbifogad omarbeining af 6. A. Silvewstolpe. Strengnäs. 1808. 8. 

Musae Suethizantes t. ä. Säng-Gudinnor, tedde i nägre sm& Werk 

weh Dichter. Stockh. 1668. 4. Ä nyo uplagde af B. Höok. ib. 1688. 

h. Vitterheds-Arbetem utg. af L, Hammarsköld, ib. 1818. 8 He- 

visch Fägne-Säng öfver Drotin. Christinae Födelsedag af Stellata 

le Casside. ib. 1643. fol. 

» 3) Helicons Blomster pläckade af Lucidor den olyckelige ellex 

llahans Poetiska Skrifter. Stockh. 1688. 4. 

4) Bibliska Werld. Stockh. 1674. 4. samt andre Poetiske Skrif- 
we. ib. 1687. 4. Odae Suethicae. ib. 1674. 4 AHädrijk ober Auweiſer 
we Tugend. —8— 1676. 4. Pfeil⸗Verweckſlung des Todes und der Liebe, 
amt etlichen andern Reben⸗Gedichten. ebd. 1676. 4. 

5) Wenerid, i Rijm för mer än 30 är skrifwin, af Sk 
Bärgbo. Stockh. 1680. 8. Fyratijo sm& Wijsor, till Swäuska Sprä- 
tetsa Ofnineh för 30 Är sedan skrifwin. ib. 1682. 8. Thet Svenska 
ipräketzklagomäl, at that som fig barde icke ähratblifver. ib.1708, 8, 

6) Guds Werk och Hwila, uti Swenska Rijm beskrefven. 
fockh. 1685. fol. Leipz. 1725. fol. Acc. Thhet öpna och tilslutna 
Naradis. ib. 1706. 4. Lei « 1725. 4 Norköping 1745. 4. Salomons 
Höga Wijsor. Stockh. 1686. 8. Norköp. 1745. 8, Thet äterwunna 
Peradis, pä Vers. Stockh. 1711. 4. Norköp. 1745. 8. Salomons Wijs- 
set och Herlighet pa Vers. s.1. et a. Stockh.1711.4. Norköp. 1745. 8. 

7) Sinne-Afwel. Acc. NägraDichter.s. Let a. (Götheborg 1684.). 4. 

8) Kunga Skald, som pä Carl XI. Lijkfärds-Dag. 1697 är sjun- 
ko- Alt-Stettin. s. a. fol. Den trogna Herden af Bp. Euarini. 

fvers. ib. s. a. 8. Giötha Kämpa Wiser. s. 1. et a. 4. 
Größe, Handbuch d. Literärgeſchichte. III. 57 


898 Schwediſche Poefie. 


9Dadaim eller andelige Biemmer. Stckh. 1714. II. A.ib. 17334 
10) Proben aus diefem und den vorhergehenden Dichtern beil. Caricm, 
Försök till Svenska Skalde Konstens upphjelpande. Flock 1.2. Stedh. 
1737-38. 4. Sahlsted, Samling of verser pä Svenska. ib. 1751-3.114 
11) Nägra äro tryckta i eller utg.afLenström. Ups. 1598 
12) Poetiska Skrifter utg. af Lenström. Ups. 183". 8. 
2 Centuria epigrammatom. Westeräs 1 8. 
14) Valds Skrifter, utg. af Sonden. Stockh. 1826. 8. 
15) Gratulantz-Memorial. Stockh. 1681. 8. En liten ay (uk 
6ötheb. 1681. 8. Valets Känk. ib. 1681. 8. 
16) Arbeten. Stockh. 1713-32. II. 4. 


$. 736. 

Ehe wir zu der glängenfien Epoche der Schwdlida 
Literatur, die durch den unglüdlihen Guſtav III. herbeigeit 
ward, übergeben, müflen wir erſt nod auf zwei 
derfelden aufmerffam machen. Der erſte war Olof von 2% 
lin!) aus Winberg in Halland (1708—63), der jwer eh 
felsfländiger Poet nicht allzu viel leiſtete, indem bei gäulides 
Mangel an Schwung der Phantafie und eigentlicem Gab 
ihm nur der gemuͤthlich⸗heitere, ſcherzhafte Ton gelingt, wilde 
aber frittihen Scharfblick und aͤſthetiſchen Taft hatte und dau 
auch, als er mit feiner Wocenfchrift (1733), dem Argus, de 
Novellen, critiſche Abhandlungen und Erzählungen In Proſa w⸗ 
Berfen enthielt, anonym auftrat, Aller Mugen auf Ab zn w 
(1734) von den NReihefländen der Gnade des Könige Ar 
pfohlen warb. Die veranlafte bie geiſtreiche Königin Lk 
eine Academie der ſchoͤnen Wiſſenſchaften zu gründen (175) 
die aber, freilich aus anderen Bründen, nicht fehr gebich. Re 
ihm vagte aber noch die auch in ihrem Schidfate (fie ward vM 
ihrem zweiten Gemahl verlafien, flürzte fih aus 
ins Meer, ward zwar gerettet, flarb aber am dritten Tage det 
der Lesbiſchen Dichterin ähnlihe Hedwig Charlotte Rot 
denflycht) (1718—-63), die deswegen auch von ber Rıdnd 
den Ramen der Schwediſchen Sappho erhalten hat, hewor. 
gründete naͤmlich, nachdem fie aus der tiefen Ginfamfet, i 
welde ſie fih nad dem frühzeltigen Tode ihres erhen Dana 
freiwillig begraben hatte, wieder hervorgetreten war, A 
holm eine Privatgefellfchaft, die, weil fie die beſten Koͤpfe im 
Zeit zu ihren Mitgliedern zählte, mit Recht den Nam eine 
gelehrten beanſpruchen konnte. Zwei andere Vereine, DI 
gleichzeitig erhoben, Vitterlek und Unle dulei, rictetm IR 


Schwediſche Peefie. “7.899 


m Wugenmert mehr auf bie eigentliche Redekunſt. Durch alle 
iefe Geſellſchaften ward aber das Gedeihen der Willen: 
haften in einem Lande beförbert, wo ſeit der Königin Chriſtine 
hr wenig fuͤr dieſelben gefchehen war, und durch den Borgakg des Hofes 
nırde nun überhaupt ber Boefie in den höheren Regionen der Geſell⸗ 
baft Eingang verfchafft; obgleich fie dort anfänglich) nur Mode ward, 
) fand man doch fpäter wirklich Geſchmack daran, und fo if es 
mn auch bis jegt, allerdings noch mehr durch Guſtavs III. 
yätige Theilnahme, geblieben. Was die eigenen Leiſtungen der 
eiden angeführten PBerfonen angeht, fo haben einige Critiker, 
ber wohl mit Unrecht, Dalin's Gefang auf die Schwediſche 
freiheit für das befle Produkt der Schwediſchen Lyrik erklärt, 
Bein feine übrigen lyriſchen Gedichte, manierirten Wabrigale, 
Ipifteln, Impromptus umd Fleinlichen Belegenheitögebichte (4.8. bie _ 
uf einen Bogen graues Papier, auf den Tob eines Hundes, auf 
ne Uhr, auf einen Ofen x.) find matt, haſchen nad) Bonmots 
md haben mit ebenfo wenig Grund Aufſehen gemadt als fein 
;rauerfplel Brunilde; fein Luſtſpiel: der Neidiſche, iſt jedoch nicht ohne 
Bis. Die Nordenflycht dagegen, obwohl im Ausbrud 
mpbatifd und manierirt, bat dennoch in ihren Poetiſchen 
iſteln Can ihren erfien Bräutigam) und den unter dem Ti 
el: „das betrübte Turteltaͤubchen? nad dem Tode ihres erfin 
Rannes erfhienenen Elegieen bei weitem mehr wahre lyriſche 
Jartheit entwidelt und im Ganzen auch in den Styl eine 
em Inhalt angemefiene Weichheit der Empfindung zu legen 
wußt, fo daß man fib an die Einkleidung in das fehäler- 
tige Coſtuͤm nicht allzu fehr zu Roßen hat, da fie in dem 
heſchmack der’ Zeit lag und Ah auch bei Dalin findet’). 


1) ©. Leopolds Svenska vitterhetens historia, in Läsning i 
landade ämnen, nr. 19 u. %. p. 1-38. Sve. Vitterh. Ac. Hand- 
ing. T. In: ‚P: 3° sq. ——— T.I p. 24 ı diegging ein. 

ndbch. p. 359. sq. =. gitiehräte, eben DO 

web. 8 —* 1784. ©t. * — Vitterheds Arbeten. lc 
7161-67: VI. 8. Poctieka Arbeten. ib. 1782. IL. 8. Then Svänska 
Ir us. ib. 1733—84. 4. ib. 1754. 8. Tankar öfver Critiquer. ib. 1736. 

venska Friheten, Skalde Dikt i fyra Sänger. ib. 1742. 4. 1755. 
h . Herde-Spel. Stockh. 1752. 4. (anonym). 

2) Quinli Tankespel ‚ eller Samling af Skaldest, för Ähr 
75-50. Stockh. da Arbeten. Ed. J. Fischerström, ib. 1774. 8. 
den förjande Turturdufvan, eller ätskilli age £ Säuger. ib. 1743. 8. 
Tankar - om Skaldekonstens Nytta. ib. 17 rue Skalde- 


008 Schwebiſche Poefle 
Aden. ib. 1758. 8. Bu | fürberad Vin, eiler una 
ankar öfver C. Klingenkerg. ib. 1759. 8. ’ 


3) ueb. d. Geſch. d. Schweb. Lit. u. Poeſie f. d. Zeit. f. O. v. 
un, Mn Sc mein Sukein rt ELr ER 
. zer, . b. ele eſam it 4 
ng.) Fr. Rühs, Ueb. d. Schichſſale d. ſchöͤn. Kedekünſte in —— 
neueren Zeiten. Berlin 1803. &, J. K. Höst, Udsigt over den sreisie 
Digiekunsts Skjaebne ö-nyeste Tider. Kjöbhva. 1804. & F. 4 
Aiterbou, Svenska Siare och Skalder eller&runddragen of Svenska 
tterhedens Häfder. Upsala 18234. II. 8. (Aus. ind. BLLR 
Untsrh. 1848 ar, 237 sq., 1846 nr, 268 nq., 1847. er. 125 24.) 


$. 787, 


Wir haben ſchon angedeutet, daß das goldene Zain 
ver Schwediſchen Literatur in die Regierungs- und !dab 
yeriobe des unglädiihen Gufav’s FILE!) (1772 —92) RR 
Micrbinge muß man Hinzufügen, daß man Hierbei ii 
alle fehr auf die Dunlitkt des Geleiſteten fehen bei 
weile mit der Duantität in einem fehr bedeutenden Mir 
haͤliniß fand, denn eigentlich claffifche Dichter im edeiſſen Gi 
deo Wortes brachte diefe Epoche, ſelbſt Lidner nit amd 
ausgenommen, nit hervor, allein bafür machte fie bie fühlen 
Künfe zum Gemeingut der ganzen Nation; man bidtee ia 
Adniglichen Schloſſe zu Stochholm eben fo gut als in de 
Baläften der Vornehmen und den befcheldenen Wohnungen I) 
Bürgers, und die Mufen hatten fi nidt etwa nur bie Hab 
Madt zur Reſtdenz erwählt,  fondern ihre Tempel in geM 
Schweden gebaut. Allein leider veranlaßte Guſtav gewiflernaht 
auch die alla große Vorliebe für Die Framzoͤſiſchen Claſſtker und DR 
Oberflaͤchlichkeit, die wie überall amd) hier im’ Eefolge Mr 
felben auftrat. Gr ſelbſt ahmte nämlich Jemlich unkritiſch oh 
Ausnahme Franzoöͤſiſche Dichter nad, und die fletfen Mabriget 
de8 Mercure de Franee waren ihm unvergleichliche Super, 
bie den Verſen eine® Corneille nichts nachgaben. So lan eh 
denn auch, daß er, der nichi einmal die wahren Größen ia m 
Literatur jener von ihm fo hoch verehrten Nation herausſude 
wußte, auch als Nachahmer nichts leiſtete und die frivele c 
quette Huͤlle bei ihm leider mar zu haͤufig einen warmſihiza 
Kern einſchloß. Men er hat bafür vor Friedtich dem Croft | 


rtyebigdin Porſte sei 


w.glimiih ‚chen fa abgotiſch hie Tramoſiſche Literaiur au⸗ 
etete, Darin einem großen Vorzug, daß er wicht wie Diefer feine 
Vatierſprache vetachtite, fondern dieſelbe vielmehr am Hoͤchſten ficlite, 
m) mur bie Franzöſtſche Literatur als das einzige Mittel bes 
rachtetr, biefelbe. zu veredeln und zu nerwolllommuen. Darum 
iſtete er auch 1786 die Schwediſche Acadenie ober die Be» 
Aſchaft ber Achtzehn und vegemeride die von fdiner Bitter 
egrͤndete Academie der ſchoͤnen Künfte, die fortan nur mit 
er. Theorie zu thun haben ſollte, ganz nad dem Muſter ber 
keadämie des inscriptions et helles letires, Aus demſelben 
Kunde wählte er zu feinen Dramen immer. Suleis am 
er Schwedifchen Geſchichte und gewann aud ben von der 
lcademie anßgefebten Preis auf die beſte Lobrede Torſtenſohn's 
jelcher ihnm non den Richtern ertheilt werde, ohne daß dieſel⸗ 
en ben Verfaſſer der Lobſchrift kannien. Außerdem muß 
och. erwaͤhnt werben, daß neben der Acadenie noch bie von 
ww. geiftreihen Jonrnaliſen 3. G. Kellgren geldiee und 
on Carl Leringren mitrebigirte Stockkoles Posten (ſ. D. 
m. Ocibt. 1778) das hritiſch⸗aͤſthetiſche Richterſchwert mit eben 
plel Geſchick als Gerechtigkeit handhabte. 

VUebrigens iſt noch gu bemerken, Daß durch Guſtav III. auch das 
healer, weiches unter feinem Vorgaͤnger Adolph Friedrich (fett 
140) erſt ſtehend in der Refidenz geworben war, eine bei 
veitem größere Ausbehnung und Wirkſamkejt erlangte. Vorher 
var nämlih die. bramatifche Literatur der Ration nur fehr 
dwach beſtellt geweſen, denn es Hatte zwar neben Ceder⸗ 
Helm, bee 1739 Voltaäire's Brutus übertrug, auch der 
Shaufpieler Chriſtian Rnöppel mehrere fremde Stuͤcke ins 
Schwebife uͤberſezt ımd zur Aufführung gebracht, allen das 
Re eigentliche Original» Trauerfplel wor Dal in's Brunipe, 
In: planlofes, aus iockeren Scenen zuſammengewuͤrfeltes Stüd, 
as trog feiner hoͤchſt geringen Anzahl gelungener Mommte 
md feiner wenigen treflihen Stellen dennoch allgemein ame 
efount und fogar auswendig gelernt warb. Weit beſſer 
k fein Styrbjdin oder Neidiſcher, das erfle Luſiſpiel der. 
Schwebifchen Kühne, zwar in Holberg'ſcher Manier, aber nicht 
bne die wahre vis comles, hervorgebracht durch gefchldte 


vos Scqhwediſche Por. 


Verwickelung, aͤcht komiſche Situatienen mb 
ber Charactere, wovon in dem genannten Trauerſpieie feine Idee war”. 
GSleichzeitig waren des Olof Celſiueꝰ) aus Upfala (1716-— 9 
Trauerfpiel Ingeborg, einige Tragoͤdien des jüngern Anders. Hefe 
tu 0°), mit den Beinamen Amerlcanus, ein Trauer umb ein Lufjpiel 
von Erik Wrangei‘) (1686—1765) und Brander’s') er 


Grid Skjoldebrandes Traumfpiele Aslbg, Tleopatra, Heber 
und Siqnild, aber eins war fo mißlingen wie das anbder. 
Die erſte ernſte Oper endlich, welche auf das Stocholmer Teste 
lam, war Johann Wellandero) (1735 — 82) Til 
und Pelens (1770), ganz im Deutſch⸗Franzoͤſtſchen ſteifen Ge 
ſchmace, obgleich allerdinge 1747 ſchon ein Borganger daven 
vageweſen zu fein ſcheint). Ballets“) exiſtirten übrigens ſae⸗ 
viel früher und find beſonders unter der Chriſtine haͤuftg auf 
gefkhrt worben; ſie glichen den Engliſchen Masques auf ein Saar, sw 
wohl die ganze Mode aus Frankreich nad Schweden gefommen war. 
Epäter entwickelten ſich au ihnen bie Wirthſchaften. Die erſte komiſche 
Oper endlich lieferte Lalin (+ 1789) fdon 1750 °%, 
1) Reflexioner, Stockh. 1778. 4. (anonym). Commerce &pä 
entre un jeune prince (Gustavelll.) et son gourerneur (C. F. Schef- 
fer) med Svensk Öfversättning. ib. 1771. 8. Orationes e Sueco in 
tim conversae. Berol. 1772. 8. (Gtaatöreben, gef. u. überf. a. & 
Schweb. v. D. H. Thomas. Lübel 1781. 8.) Arbeten. 66 1835. — 
3%. VI. 16. Skrifter utgifne af J. 6. Oxenstjerna. Stockh. 1306—12. 
Vi. & (Darin f. Shpeaterflüde, bie auch franzöfiih Überfogt find in d. 
Oeuvres de Gustave ll. Stockh. 1803. V. 8. u. Deutfd) in b, !esten 
Guftavs III. a. d. Franz. in Autz. m. Anm. v. F. Rühs. Berl. 1805-8. 
IH. 8.) Gufavs 111. nachgelaffene und fünfzig Jahre nach feinem Tode ger 
eat Papiere. Ueberf. Zus. u. Vergleichung v. ©. G. Geijer. Aus dem 
web. Hamb. 1844. II. 8. 
2) Brynilda, Tragoedia, Stockb. 1 4. Den Afwundsjacke, 
Com ib. 1739, € . (ansapm). * 
3) Ingeborg, Tragoedia. Stockh. 1739. 4. (anonym). 
4) Torilla eller Regner och Swanhwita, Trag. Stockh. 1739 
4. Torilla, EricIX, Zaletta. Tragoedier.ib. 1739. 4. ſ. Glarus I. p. 275 sq. 
5) Saöhwits Tragoedia. Stockh. 1739. 4. Missförständet i ka- 
roken, Com. ib. 1741. 4. 
) . Stockh. 1749. 4. Habo Signild 
St h re . Fe Aslör, Tragoodi. ib. 2.2 —— 2— 
dakt i 12 Sänger. ib. 1768. 4. 
. , 7) Thetis och Pelee, Opera i 5 Acter. Stockh. 1770. &. förkor- 
(ad il 3 Acter. ib. 1775. 4. Sängstycken vid Krönings-Acten. ib, 


8) Syrinx eller then i Wass förvandlade Wattu-Nympbes 
Opera. Stockh. ». a. (1747). 4. ib. 1748. 4. 





Schwebiſche Poeſte. Heldengedicht. vos 


‚ 8) Relet om ihemna tijdsens Fantssier. Dantzet i Steckhalm 
pi Heanes E. K. M. Födelsedagh d. 8. Dechr. 1643. =. 1. et a. 4. 
Kerne e andere —A von Stjern — Reden a deffen auge 
gerhize Bei . Glarus, I. 

10) Den stra ade förmälenhoden ı elle chne förvandlad ah 
»8pindel. Stockh. 1750. 8. 


$. 738. 


;- Run begiant auch die Diikun einen weit größere 
fang zu nehmen; fie verbreitet ſich über alle Fächer, und 
ı haben wir denn jett ſchon mehrere Heldengebichte zu nennen. 
Derdings find Brander’s (1722 — 1814) Heldengebiht auf 
mfav Waſa und das des Biſchofo von Rund, Olof Eels 
a9’) über benfelben Stoff nur als Uinfänge zu betrachten, 
Bein des Grafen Guſtav Friedrich Gyllenborg?) Zug 
ber den Belt iR trotzdem, daß ber Stoff für ein Heldengedicht 
wicheinend zu unbedeutend IR, ein wahrhaft heroiſches Cpos, 
elches durch treffliche Sprache, hoͤchſt geſchickt angebrachte Cpi⸗ 
Wen und wahren Schwung der Phantaſie, ber ſich beſonders 
a glänzenden Schilderungen ausſpricht, ben beſten derartigen 
Ieetihten anderer Voͤller gleichkommt. Ob dagegen Gudmund 
jſöran Adlerbeth's) (1751—1818) Bearbeitung einer 
wiſode aus Taſſo's Armida hierher gezogen werben barf, 
ante man ernſtlich in Zweifel ziehen. Dagegen hat ber nicht 
üt dem berühmten Berfaffer ber Atlantis zu verwechſelnde 
Hof Rudbecky aus Stodholm (1756—77) ein komiſches 
hos geliefert, weiches den beſten Dichtungen biefer Art in un⸗ 
ser Literatur an bie Seite gefeßt werden mag. Gr befingt 
ämlich in ber Boräsiade den Kampf, welden die Bürger bes 
Aadichens Boraͤo unter Anführung ihres Buͤrgermeiſters Ed⸗ 
an gegen einen Aufrührerhaufen, der unter dem Commando 
mes gewifien Hofmann ficht, aushalten, und hat dann dieſem 
Reifterwerte noch ein zweites hinzugefügt, das fi zwar nur mit 
m Lebensgeſchichte eined Beligen, von dem ed ben Namen 
Neri) hat, beiääftigt, aber gleichwohl diefem Roffarmen Sujet 
nendlich viel heitere Pointen abzugewinnen weiß. 

In ber Poetiihen Erzähluug lieferte der Graf Bufan 
Ihilip Creutze) (1729—85) ein meiſterhaftes erotifdes 
jedicht in fünf Gefängen, Atis und Camilla genannt, welches In 


mander Bqiehang mit vor Melenſen Arbelien biefer Yet ya 
vorgleihen iR. Sonk ‚haben in diem Beure noch beieuhm 
Leopold, SitverKRoipe und Johan Stenbammer ai 
Ed in Smäland (1769— 99), wenn auch mehr im der Zuusen 
iRifgen Partie, manches Gute geleiſtetꝰ). 

Bel weiten mehr Bearbeiter fand dad Lehrgedicht, vor 
zhakii die beſchreibende Gattung befidken. N ver Epige 
der hiecher zu sichenden Dichter Pet mi Medi Jo⸗ 
bann Gabriel Genf Dprenfierna’) (1751 — 1819) 
mit feinen pwoei herrlichen größeren Gedichten, ber 
und ber Aernte, und an vieſen ſchließt ih Guſtav Friedetq 
Graf Bylienborg®) (1731-1808), ber die Iahreipiim 
befang, zugleich aber auch durch feine theoretiſche Arbeit Alm 
Die Kunſt des Geſanges uns den Weg zum reinen bibartikkes 
Gebichte bahnt. Die Rordenflycht ſchrieb eine Be 

des weibliden Geſchlechts und einen poetiſchen Ber 
ſuch über die Schwediſchen Dichter; allein wenn (de wicht ben 
Vereinigengepuntt einer Anzahl der beiten Kbpfe ihrer Netien 
abgegeben hätte, fo würde ihr Name durch dieſe ihre Leifunge, 
denen netuͤrlich ſchon aus Galanterie von jenen Weihrauch ge 
ſtreut werben mußte, ſchwerlich auf die Nachwelt gefcumm 
fein. Eben fo wenig IR Jo achim Wilhelm Litjeſtralee) 
(1721-1806) Fideicommiß an meinen Sohn Sugmuub cb 
. gentlich ein Gedicht zu nennen, denn es Bat nur bie Außer 
Form eine® ſolchen; allein auch hier kommen andere Grünke 
hinzu, weshalb man es noch jeht begierig lieſt, naͤmlich bie 
barin audgefprochenen eben Orundſaͤhe, welche demfelben hen 
Rang eines Religionobuches ertheilen. Thomas Therila® 
aus Gothenborg (1754— 1808), Proſeſſor zu Greiſcwalee 
hat dagegen wieder in feinen „Lelbenfchaften” den Inhalt zu 
Haupiſache gemacht, die äußere Borm, er wählte ben Ser 
meter, aber faft ganz vernachläffigt, weshalb ibn empfinbfam 
Gemätber ſteid mit Entzuͤclen leſen, eigentliche Kunſtrichter aber 
wegen feiner bedenklichen Form und Reogellofigkeit immer nur al 
einen untergeorvneten Dichter betrachten werben. Weit hoͤher 
Acht daher von. dieſer Seite ſowohl, ale aud feiner vorteeiß 
lichen Eprade halber Iſak Reinhold Blom') (1762-— 




















Gaeridiſche re te > 008 


080) wi feinen voetiſchen Brisfe an Tieichigen, Teiche einen 
uſterblichen Namen fuchen, und wir feinem Gerichte über die 
dechwendigkeit der Religtion für die Dauer der Staaten, ul 
6 hier Gedankentteft ſich mit Seelenhoheit vermiſcht ums eine 
anderbare Energie ber Ueberzeugung ſich ausſpricht, die man bei 
Menhammars, Silverſt olpes, Nil Loren® (1787 — 
822) und Gjäberg'6') Arbelten biefer Gattung nicht findet, 
un auch Fonn und Dietien, ſowie au her Berobau, un⸗ 
idelhaft fine, . Wer kennt endlich nicht Lidners Juͤngſtes 
Veit? Auch Leopold”) hat einiges hierher Gehoͤrige ge 
Kat, was in Inhalt und Wusfährung fehr an die Ho⸗ 
miſche Lebenophiloſophie erinnert, Derſelbe hat auch mehrere 
naffliche Epiſteln an Guſtav III. gerichtet, wenn auch bier 
afielbe, freilich eiwas Voltaire⸗atheiſtiſche Lebenoprincip, herrſcht. 
ldlerbeth“) und Oxenſtjerna, die ſich in demſelben 
henre verſuchten, ſind ſich jedoch in ber Ausführung entgegen 
nieht, jmer naͤmlich iſt ernſter Moraliſt, dieſer heiterer Ironiket, 
Mein beide errrichen ihren Zweck, fie belehren. Daſſelbe wollen 
nnntlich auch die Satiriker, aber fe thin mehr, für geißeln 
md beſſern, und auch an ſolchen fehlt es nit. Aus frühere 
Kit ewähne ih noch Samuel Triewald") ans Gtode 
eim (1688—-1748), der vorzüglid die ſchlechten Poeten ge 
wir zu haben ſcheint, denn er hat fie furdibar maltrauirt 
Datin hat im Gente der Satire, in welcher er ſich and im 
Profa verſuchte, die beſten feiner zahlreichen Leitungen ge 
«fett; wenigſteno gehört fein Aprilwerk over unſere herrliche 
deit in dieſe Kategorie. Auch der geiftreihe Prob zu Heb 
berg, Hans Bergefröm?) (geb. 1785 in Halland, 
ſeſt. 1784) hat Mehrered hierin geliefert, fo 3 ®. Bat er 
Ne Kunſt zu kriechen gelehrt und wie Erasmus der Thor» ober 
Dummheit eine Lobrede gehalten. Wien man. tabelt an feinem 
Arbeiten bie Länge und zieht ihm bei weitem Gyllenborg 
we, deſſen Satiren: „ver Weltoeraͤchter“ und „Ueber meine Feinde 
binen Abrigen Leiſtungen om Werth nicht nachſtehen. Zwar habewauch 
deopold und Silverſtolpe das Ihrige zu diefem Bere 
Vehuizagen nicht ermangelt, allen ber ſchon oben erwähnte bes 
Ahmte Journaliſ Johann Heinrich Kellgren') aus 





Yeby in Wehgetbiaub (1T5L1--DE), einer ber geifriäin 
um genialften Poeten, wide Erwerben erzeugt hat, win ih 
alien Benannten vorgezogen, weil bei ihm nicht allein weheheſ ich 
riſhes Talent, fondern auch bie cdeiße Wficht in einem 
veten, glatten, eleganten Gewande auftritt, welches ſid in 
auch der vornehmen Geſellſchaft fchen laſſen kaun. Bas 
hlerher feine Satiren und ſatiriſchen ſewie 
‚Men Gelächter", „Man bat nicht Genie, weil man wi 
‚Die Adtfreunde‘, „Dumbom’s Leben” sc. betitelten Gcläke 
Ja einiger, wenn aud etwas Iedierer Verbindung 
mit der Satire die Parodie und Traveſtie In erfienr 
Gari Franz Hallmann") (1782-1800) einige 
zeichnete Mrbeiten, denen wir ſchwerlich etwas Uchn 
die Selte zu ſehen haben. Er parodiete naͤmlich die 
Thetio und Pelens und Acis und Galathea in Petis und 
und Caspar umb Dorothea, ſowie Gylienborg’6 Trauerſpiel 
Jarl in Schiffer Rolfz allen als Guſtav's III. frivole 
voraber war, lam er aus ber Mode, und man wagte fu 
mehr, an ihn zu denken. Auch Leopolds vielbewunden 
Din gehört hierher, obnieich dieſer freitih Beine Paredie ie 
eigentliden Girme geben wollte, Im ber Travenle verfmbte M 
Zohan Stenbammar”) zwar nur mit einem Grid ai 
den erſten Bude ber Aeneis, allein fein Erfolg war Die 
größer, weil er nicht wie Scarron und Biumauer ſich in da 
Kopf febte, daß die Quantität den Preis davon trage 
Eudlich gehört noch bie Babel Hierher, im welder De 
iin?) zuerk anonym einige Proben im der Manier La Ew 
taine's gab; ebgleih dieſe mum in der Form gelungen fen ak 
gen, fo mußte body, weil ein guter Fabeldichter geboren meh 
uf, Dalin als ein gemadter frofiig, matt, unbejeife a) 
olme Pointe bleiben, feibR wenn er den populäre Ton (P 
teoffen hätte, ber zu biefem Benre unumgaͤnglich nothwendig # 
Benedikt (Bengt) Lipner?!) hat ſich in demſelben Bade ve⸗ 
fucht, allen auch er befikt das Talent jenes berüßmim Fit 
yofen nicht; feine Verſe find freilich fo, wie man fie von a⸗ 
Dichter ſeines Ranges erwarten durfte, allein ihr Gehel “ 
ſeinen fämmtlidden anderen Arbeiten umnendlich nad. Gyllen⸗ 


tan 2rũ F0 


Kir 


Sqhwediſche Poefie. Epigenmp. Schaͤferpoeſte. vor 


org’) bat auch hier wieder ben Bogel abgeſchoſſen, denn 
un richtiger Takt wußte erſtlich aus dem Aeſop, den er ſtudiert 
mben muß, fich einen richtigen Begriff von dem, was cine 
abel fen foll, zu entwideln, dann aber auch das gihdiicd 
efundene Sujet fo geſchickt zu verarbeiten und correct 
arzuſtellen, daß man feine Fabein wohl für die beſten 
n der Schwebiſchen Literatur zu erklaͤren bat, indem auch 
(rei Babriel Gilverkolpe?) aus Stodholm (1762 
—1816) nur Fremdes leidlich nachahmte, dad Eigene aber 
chr ſtiefmuͤtterlich auoſtattete, und der ‚noch zu erwähnenbe 
Bellmann*) welter Fein Verdienſt hat, ald durch Licherfegung 
en Gellert's Babeln Gelegenheit zur Nachahmung der Deutichen 
Nanier geboten zu haben. 
Was endlich dad Epigramm amlangt, . fo baden fi 
war wmande Didier und Dibierinnen, wie bie Nordens 
Int, Elers xc. in demfelben verfuht, allein nur Oxen⸗ 
tjerna bat mit GSlück diefe Didtart . behandelt, denn fein 
Big IR nit nur treffend, fondern auch neu, und die Gegen⸗ 
Winde, die er befpricht, find angemeflen gewählt, 
Das Schaͤfergedicht, welches und zur Lyrik führen muß, 
ounte freilich, wie ein geiftreicher Gritifer bemerkt hat, in einem 
kande nicht gedeihen, wo acht Monate hindurch Winter If, 
mb wo auch die fehönen grünen Matten und durchfichtigen 
Bergfixöme, wie fle 3. B. Dalame in reicher Menge aufzu⸗ 
veifen hat, nur kurze Zeit in ihrem fommerlihen Glanze 
wangen; allein man könnte fagen, Arcadien war aud ein 
muhes Land, und doch hat man es für ben Wohnfig des 
Schaͤferlebens angefehen. Indeſſen mußte es doch damals im Gele 
ve Ration Liegen, von dieſem Genre abzufehen, denn Dar 
lin's hierher gehörige Arbeiten find nicht einmal Idyllen und 
Lidn er's Hirtengedichte weiter nichts als Reife, gezierte Nachahmungen 
ver an ſich ſchon hyperunnatürlichen Geßner'ſchen Manier, fo daß es 
RM Tegnér x. aufbewahrt blieb, auch hierin Vorzuͤgliches zu leiſten 
Was num die eigentliche Lyrik anlangt, fo beginnen wir 
wit dem Liede, und natürlich muß Dalin ſchon wegen ſeiner 
Sruchtbartelt bier zuerſt genannt werden; allein er hat and 
wirktich vieles Singbare und natürlich Anmuthige geliefert, voa8 heute 


908 GSqhwedeſche Poeſte Sat... 

no gem gehdrd wird. GSeline Nebenbuhleciu, vie Rachen 
flycht, dat’ ebenfalls im dieſein Genre gerade das weis GM 
gehabt, und fo lirblich wie ihre zarten ˖ Lieder Anh Tann wg 
die allerdingo ſchon vem Tone beo eigentlichen heiten Lch 
llebed ſehr nahe kommenden Gefänge von Dalin's Gig 
Johan Elers*). Samuel Titao*) (174-M 
ſtarb zu früh, ſonſt wäre er gewiß ein Rebenbuhler Belnand 
geworden. Frau Ulrife C. Widſtröm“) dichtete ſche wi 
klingende, aͤcht weibliche Elebeslleder; allein Bolkslieder aha 
He wohl eben ihrer Eleganz wegen nicht, welche Chre Religm 
wegen der ſeinen zu Theil: wurde. ZA es nun überhaupt beide 
Nation, die, wie wir früher gefehen haben, von ſcher Im 
viel Talent als auch große Liebe zum Vollkollede zeigte, Mark 
ſich bedeutend auszujeichnen, weil Immer Mehreren bie Babe zu I 
chen Probuften von der Ratire verliehen iR, To war weh bei 
In einem hohen Grade der Kal mit Gar! Misari Bell⸗ 
mann (1740-95), Guftav's III. Hoſfſecretär und, wie su 
unebel genug geſagt Hat, Pofſenreißer. Mau Tann iin ie 
Schwediſchen Anacreon und Beranger in einer Perſon nam 
obgleih er wiederum ein Vorgänger Hoffmann's von Falık 
keben war, denn er erfand zu feinen Liedern die Meike 
feklbſt und fang fie wie dieſer ſelbſt zu einer Art Laute ch 
und auch bei ihm ſchließen dieſe Melodien ich dem Sinne ver Wa 
auf eine unglaublich gluͤckliche Weiſe an. GSeine Lieber ale 
frettich alle Epicureiſche Lebensphiloſophie, allein zuweilen findaum 
doch, will man nur zwiſchen den Zeilen leſen, in ihnen tiefere Eupfuden 
(. B das beruͤhmte 8.opp Amaryllis, vakna nun UlIIa) und einen fl 
melancholiſchen Anflug, der vieleicht dem Dichter über fein locleres Leha 
kommen mochte, wenn er feinen Rauſch ausgeſchlafen hatte und anf de 
leiber faſt nur im Weinhauſe hingebrachten geſtrigen Tag # 
ruͤckbliate. Denn bier war fein liebſter Aufenthalt, und fin 
Trinklieder, in denen Die alte Ula, die ihm fo oft das la 
Has vollfchenten müßte, und die gukmütbigen Bärger, 

diedamaligen Welthänbelbeim-Gtafe Wein befannegießerten, wahrhaſt 
Hogarihſche Figuren, eine bedeutende Mölte ſplelen, geben DAR 
Vaux de vire des berühmten Vaſſelin nichts nad, Ein ve 
weis aber, wie ihn fein Vaterland verehrt, wirh darin lcyo 


» 


Schwediſche Poeße. :tgrid. 0 


as noch heante eine zahlteiche Geſellſchoft luſtiger Leute - im 
VNodholn ſich nach ihm nennt und man 1848 daſelbſt ſoger 
iner belichten Polla ſeinen Namen gegeben het. Er hat allerdingẽ auch 
zeifiliche Lieber gedichtet, und mon kann ſich kaum denken, wie z. V. Die 
dierlich erhabene Zion hochtelt dieſem frivolen Dichter aus dem, Herzen 
ommen fonate?”). Weit beſſer gelang dieſes Genre Matthias St en⸗ 
rammar, Chriſt offer Dahl(f 1809) in ſeinen Geiſtlichen Liedern 
Ugsala 1809), welche den Preis der Acadenile erhielden, und beſondero 
BamnelDednmann”)cL750—1829). Was die Ehegie anlaugh 
o:hat man eigentlich als Ruſter nur die Gedichte der Norden⸗ 
Echt anf Ihren verſtorbenen Gatten und einige Verſuche vom 
Nichael Shoräus”) aus Finnland (1774—1806), ſowi⸗ 
on Stenbammar (3.8. das Lied: Laura ober meine Bickiebie), 
muführen. Reicher iſt ſchon das Feld der Ode bedacht. «Hit 
ht wieder Gyllenborg obenan (z. B. mit feinen Oden 
ſber die Seelenſtärke, die Freuden und das menſchliche Eimby, 
ann gehören aber auch Kellgren, Adlerbeth, Dxen- 
Merna und Karl Wilhelm Leopold ans Stockholm 
1756-—1829) hierher, obgleich des Leptern Dven zwar hoch⸗ 
febenb, aber hohl: und ebenfo farblos und froſtig find wie 
Kine Liebedlieder Met höher iR Gasfiröm’!) zu ſtellen; we⸗ 
nigſtens erhebt ſich feine Ode auf die Borfehumg zu Binbarifgem 
Eawung, und auch unter Gjöberg’s allerbings etwas zu 
Kit moralifirenden Oden if die anf Guſtav Adolph 
in ſehr gelungener Verſuch, wiewohl Stenhbammar lle 
Denannten durch feine Ode auf die Schlacht bei Swenſtk⸗ 
und in Schatten fit. Das - verlorene Genie: Benen 
Het Lidner) aus Sdthenborg (8759-98), der, nachdem 
m Guſtav III. feinem verſchuldeten Elend entrifien, dod wieder 
werd den Trunk, Dem er ſich ergeben hatte, feine ehrenveis 
Stelle bei der Pariſer Geſandiſchaft verſcherzte, dann in Stock⸗ 
yolm den Gelegenheitsdichter um wenige Groſchen machte, bis 
8 ihm gelang, eine Tochter des Generals Haſtfer zu heirathen, 
Ne durch feine Verſe für ihn begeiftert worden war und deren große® 
Bermögen er binnen vier Sahren durchbrachte, war ein geborener 
yriker, und unter feinen Dichtungen, blealleeinen aus feiner moralifcgen 
Jerriſſenheit herkommenden elegiſch⸗welancholiſchen Aufrich Haben, 





920 Schwediſche Poeſte. teil. 


And deſenders fein Krieg in Umerlia, die Suftbaiene ub % 
Gräfin Spakara, deren bei dem Erdbeben in Galabrim i> 
wiefene heroiſche Mutterliebe ihn enthuflasmnirt hatte, hervec 
heben. Uebrigens war er aud der Einzige, ber einen Baal 
wit des Hetoide made. Was endlich bie Gantate anlangt, ft 
haben zwar mehrere Dieter in ihr Proben abgelegt, allchı 
etwa6 Vorzägiies - haben fie nit zu Tage gefördert, mw 
Lidner bat einige Dratorin, z. B. bie Zerfkörung Sera 
Ins, Beihfemane x. geliefert, bei denen id alierbingd ſch 
Genie nicht verleugnet hat; ſeine Sprache iſt immer edel mh 
großartig, feine Begeiterung immer aͤht und ungekünſtelt, aba 
es fehle ihm die Belle, und fehr oft geht er von ber hoͤchſten Poche 
zur matteſten Biatihelt über, weshalb er auch ſchwerlich da 
Namen des Schwediſchen Gbthe verdient, den man ihm Imegen 
feiner Medea, einer übrigene nie aufgeführten Oper im eruflehen 
„Style, gegeben bat. 

1) Gustaf Wasa; Hjeltedikt i 7 Sang. Stockh. 1774. 4. 

2) Täget öfrer Bält i tolf Sänger. Stockh. 1785. 3. Upsl 
1800. 8. ed: C. 6. Leopold, Critiska Anmärkn. ib. 1785. & 
De a Rt 
Ber, Com, Beiki  TT e Sem), Ali 

5) Atis och Camilla. Stockh. 1761. 8. 

6) Seine Gedichte find nicht gefammelt, ſondern flehen in ber Zeitfäek 
Bxtraposten. 

7) Bkördarne, Po&m i vio Sänger. Stockh. 1796. 8, Arbeiten. = 





num). 
8 


8) Die Jahreszeiten fliehen in b. Vitterhets Arbeiten of Creatz och 
6ylienborg. Stockh. 1795. 8. Försök om Skaldekonsten. Poëue 
i fyra Sänger, Stockh. 1798, 8. 


2 idei Comias till min Som Ingemund. Stockheim 1772, 4 


10) Passionerna. Skaldestycken. Stockh. 1785. 4. (anonym). Sam- 
Inde Skrifter. Ups. 1819. 11. 8. cf. Hammarsköid T. IL p. 101 

11) Die beiden Bed. von Blom u. Stenhammar fliehen in db. Abbent 
d. Schwed. Academic. — Bloms Samlade Skrifter. Stockh. 1826. 8. 

12) Skaldestycken. Stockh. 1796. 8. 

13) Samlade Skrifter. Stockh. 1814-33. VI & ©. a. Mg. f. & 
it. d. Ausl. 1833. mr. 141. 

14) Skaldskrifter. Stockh. 179798. II. 8. 

15) Lärospän uti Svenska Skaldekonsten. Stockh, 1756. 8. ©. 
a. Ol. v. Dalin, Tal öfr. 8. Tr. Stockh. 1743. 8. 

16) Poötiska Arbeiten. Lund. 1784. HI. 8, 


Schwediſche Poeſte. Theater. sıı 


gr" 1.12. Ver Santa, Ba ».appe Befrig lol. 
ro riften v. e. elitz 1d 
2) Casper n deutf app 
— Djergärds Ballet i tre Acter. 
—* * ar. 4. . Shopper Ralf ib. 1778. 4. Petis och Thelde. Com. 
cter med Säng. ib. 1779. 4. Skrifter med företal af J. M. 
Wersstolpe. 1620. 8 SBamlade Skrifter. ib. 1837. 1838. 32. 
t9) Abgedr. in d. Extraposten 17%. nr. 152, 
20) Sedolärande Fabler. Stockh. 1752. 4. Fabler, d, 6. Janüi 
Bi. 4. (beide anonym). 
' 21) Fabler. I Boken. Stockh. 1779. 8. (anonym). 
22) Faebler i fyra Flöcker, in f. Sedaere 
hockh. 1796. 8. p. 32-232. u. ding. al6 Fabler. Stockh. 1828. 8, 
| 23) Skalde-Stycken. Stockh. 1801. 8. 
24) C. F. Gellert's Fabler. Första Deel. Stockh. 1793. 8. 
. 35 ine Fümök. Stockh. 175559. IV. 8. 6lada quadem. s. 
a. 
2) Proben in d. Svenska Parnassen. 1785. 
77) Erotiska Sänger. Stockh. 17%. 8. 
. 28) Fredmass Epistlar med J. H. Keligrens Företal. Stockheim 
TR. 1831. 8. Fredmans Sänger. ib. 1791. 8. Hvad Behagas? Uppi. 
I. Stockh. 1833. 8, Skaldestycken efter C. M. Völschows manu- 
kripter, första gängen utgifne i tvenne delar. ib. 1814. 8. Valda 
Ikrifter. ib. 1835-36. Vi. 12. Samlade Skrifter. Götheborg 1836— 
ns 8. Zions Högtid, ib. 1786. 8. cf. Hammarsköld T. II. p.312g. 
I. 
29) 3 x — Upsala 1798. 8. 
30) Samlade Skaldestycken. Örebro 1815. 8. 
31) Casströms Forsynen, in d. Schrift. d. Schwed. Academic, wo 
uch Stenhammar's Oden ſtehen. 
32) De Galne, poëme. Stockh. 1792, 8. Nyare Arbeten. ib. 1793, 
. Yitersta domen. Skaldestycke. 1788. 4. Midnatten, stancer. 
kockh. 1791. 8. Erik XIV. Grefvinnan Spantaran död, ib. 1836. 12. 
amlade Arbeten. ib. 178889, II. 8. ib, 1836. II. 8. cf. Hammar- 
köld T. II. p. 94 sq. 


$. 739, 


Wir gehen jetzt zu dem Theater über und werben natürlid 
abei zuerſt Die Framoͤſiſche Schule, wie fe Guſtav II. felbR 
@räfentirte, zu beſprechen haben. Er felbR dichtete die Trauer 
Hele: Ginstaf Wasa, Gustaf Adolf och Ebba Brake, Siri 
trahe, Heimfelt, Gustaf Adolfs Ädelmod; > die Scauſpiele: 
vartsjuke Neapolitanaren, Alexis Michaelowiisch och 
iatalia Narischkin, und die Luflfpiele: Bedragene Baschan, 
Yen ena för den andra und Frigga, fowie das Divertiſſe⸗ 
int Fiödelsedagen, indem er befonder6 den Proſaſtyl an« 
aute, der ihm auch, da er wirklich Talent hatte, recht gut 


sı2 Smöifhe Ppehe.. Tyenser. 


gelang, obwohl er: chod® ya chetoche itz h. Wehen An ah mi 
feine Beranlaffung, wohl fogar nach feiner Anmelfung, wei 
lich aber auch ganz im Bransöfifgen Geſchmack, Hefe Kell⸗ 
gren bie lyriſchen Dramen over Melpbramen: - Gustal Wa 
(1786), Gustaf Adolf och Ebba Brahe (17887), Dretuieg 
Christina und bie ſyriſche Tragödie: Aenens i Cariunge, W 
allerdingo die damals als ſchoͤn geltende Franzoſtſche Sielfik 
gut bewahren, aber. jept mit Met vergeflen find. Leopeli 
Dagegen Hefete in dam Odin ober ber Wanderung der Nie 
(1790) ein ganz merkwuͤrdiges Gtüd, weit fein Held burdad 
mit der großartige Heros der morbifhen Moptbengefäiik 
ſondern eine Art civiliſirter, pfiffiger Bürgerfönig in, m 
durch geſchicktes Laviren und ſchoͤne Reden fein wankendes Io 
fehen aufrecht zu erhalten fi bemuͤht. Auch feine Big 
zwar wit mehr Verſtand angelegt und mit eben fo fi 
Berfen gefhmüdt, hat gar Feine Handlung; venn nachden % 
plus mit ber bedannien Jungfrau ſich fünf Acte lang kam 
gezogen umb feine Leidenſchaft die Tugend derfelben vergebfi 0 
ſchoͤn gefegten Worten zu berüden geſucht hat, wird fie am Et 
zur Zufriedenheit der gelangweilten Zufchauer und Lefer gemorid 
Sein drittes Städ: Suppliken ober piecen pä stand, 1 
ein ganz gewöhnliches Gelegenheitsftück. Höher Acht Opller 
borg, denn feine Dramm: Sveas högtid, Birger Jarl, dat 
Jarl, Penelope und Det nya Herrskapet haben bod mal‘ 
flens dramatiſches Leben; Wblerbeth dagegen ſcheint mat 
Begriff vom Wefen des Trauerfplels (Ingiäld Illrada und Kelond) 
zu haben, wie benn auch feine Opern: Cora och Alonsh 
Ampkien, Egié und ein Prolog gar nichts Beſonderes bir 
da fie dem Franzoͤſiſchen allzu frag nachgeahmt find ma 
allerdingo Kellgren’s Arbeiten auf dieſen Felde vorliegen, W 
ald Open, wenn man eben nicht mehr verlangt, ade IP 
kennung verbienen.- Uebrigend bemerken wir nur noch, dah I 
efenbosen Mangel an Originalfiüden die Waffe der und KM 
Franzoͤſiſchen übertragenen Piecen entſchuldigen wird, 

Frau Anna Maria Lenngren?) geb. Malmſſtedt a 
Upfala (1754— 1816), 3. D. Fuͤntenberg, Joh" 
Murberg, A. 5 Riſtell, &. Lalin, ©. Rothnan* 


Schwed iſche Poeſte. Küster. 918 


lefenen. Dieſelben uͤberſchwemmien nit blos die Theater ber 
Haupiftadt, we mittlerweile neben dem Hoftheater einige an⸗ 
dere, felb Richhaber-Ehenter, eninanden maren, ſondern riefen 
ogar mehrere Provinziaibühnen herwor*). 

Was das Lußſpiel anlaugt, fo machte bereits der Reiche, 
sh Carl Oyttenborg‘) (+ 1746). in feinem dem Frans 
Alien nachgeahmten Svenska Sprätthaken (1737) den 
fen Verſuch mit einem Eharacier⸗Luſtſpiel, dem allerdings 
son 1729 die Ueberſezung von Holberg'e yoltiiden Raune 
Veber vorbergegangen wor, vie viel Blüd machte, und ber [dom 
pnamte Knppel lieferte ſelbſt wehrere Original» Luffpiele, 
Ne: Mötesplatsen i mörkret (1750), Modee Häkan Smul- 
At (1739), Olikof Piutes eller Menımon (1740), 
Palmberg Därhuset (1741) und Hamsimerberg den bestän- 
liga Herdinnan, wozu nach eine Menge Ueberfegungen kamen. 


Da aber trat der fdon oben als Parodiſt befprodene Hallman°) _ 


wf und gab feinen Finkel ober wie untericdifhe Branntwein⸗ 


wennerel, wozu noch als Prolog Finkel's Parentationsaft kam, 


velder jedoch felbft eine Poſſe IR, die an wahrer vis comica 
Illes übertraf, was die Schwediſche Literatur bisher geliefert 
tt. Denn die derben MWige, Die Finkel in Pluto's Reiche 
nit Madame Danııg, Eorporal Oelbaum, mit defien Belichten Eifa 
mb dem Deßillateur Sofum losläßt, find zwar mit grellen 
harben aufgetragen, Fönnten aber den Bollds Character gar 
ucht befier darſtellen, als fie «6 thun. Rod carrifaturmäßiger 
R fein Luſiſpiel mit Befang: der Hufar Donnerfäbel, der dem 
Friſeur Harklyſt tüctig wmitfpielt. In demſelben Geiſte ſchrieb 
Dlof Kerei?) ſeinen Sterbhaus⸗Commiſſaͤr Mulpus, eine freie 
Bearbeitung von Rouſſeau's Cat, früher mit Unrecht eben⸗ 
ale Hallman zugeſchrieben, ‘worin beſonders die Titelpartie 
nm die Kaffeewirthin Bindmüge nebſt Ihrer Jungfer Töchter Murora 
oͤchſt ergöglihe Carricaturen jener Zeit fein mögen. Auch fein 
Kapten Paf und Michel Vingler find fehr gut erfundene 
Bofien, und Folke Birgerson till Ringstad {fi eine fehr gut 
mrchgeführte Smitation. Unter den Übrigen Luſtſpieldichtern find 
efonders der Hofmarſchall Bufav von Baykuli (1757 — 


1826) wegen feiner Drdensgellle?), der befannte Fuatgfeereiat | 


Grüße, Oaudbuch d. Biterärgeihigte. IE. 


014 Sqwediſche Poeſte. Nomen. 


Etio Schrödverhein) (+ 1795) und der Notar Earl 
Envalfon'), ver Verfaſſer eines muſtkaliſchen Lericont, y 
nennen, welder Leßtere eine Menge Original:Luffpiee w 
localifirie UWeberfegungen (73), darunter eine Paredie uf 
Iphigenia in Tauris (Iphigenia ten Andra eller de pınlı 
grekiska historierna) mit vielem Beifall “auf die Bike 
brachte. Eben fo frudtbar faſt, allein öfters ohne alle Drigineiikt 
war ein ſchlechtet Wufguß von Iffland und Kotebue, €. 3 
Lindegren') (1770—1815), denn feine Arbeiten geira 
far alle in das Bebiet jener Iangweiligen, oft thraͤnenreichen Cu 
verfatione» und Yamilienküde, womit jene genannten Di 
die Deutſche Bühne befhenften. Nür ein Stüd: „bie ne 
Sekte“ machte in Stodholm und den Provinzen ungeheueres Glii 
denn e6 trieb die heuchleriſchen Muder aus ihren finfteren Lödern herum. 

Wir gehen zur Profabihtung oder zum Roman über, W 
erh in dieſer Periode durch den Prediger Jakob Hein 
Mört?) aus Stockholm (1714—63) gefhaffen ward. De 
felbe lieferte nämlih al Nachahmer des Fenelon, Barden 
Lohenſtein ⁊c. politiſch⸗romantiſch⸗ moraliſche Romane, bie in m 
Wuͤſte dieſes Literaturzweiges in Schweden allerdings als fünf 
Treibhaus⸗Daſen erfrienen. Ihm folgten Jakob Waltenden‘) 
aus Ofigothland (geb. 1732 00.1746, gef. 1800) mit feinem, Ech 
auf der Galeere“, einem humoriſtiſch- empfindſamen Roman in Ei 
Manier, und Carl Nyren*) (+ 1789) mit fir 
häufig gelefenen Geographiſchen Beſchreibung des githe 
Schelmenlandes, einer offenbaren Nachbildung von Nil Kin) 
Unterirdiſcher Reife, Auh Leopold ſchrieb einige Hin 
moraliſch⸗ſatiriſche Erzählungen, konnte aber nidt fo viel Fe 
erfennung finden als Kerel!), unter beffen hierher hir 
Arbeiten der Meine Roman Zamaleschi ausgezeichnet iR 1 
ungefähr in dem Geifte ber befieren Romane des Berafel 
des Morizt gefchrieben ſcheint. 


1) Eustafs III. Thesterstycken. Stockh. 1826. D. 8. Share, 
deutſch v. Gichel. epzg. 1843. 8 
2) Skaldeförsök. Stockh, 1837. 8. 
3 Ausz. b. Elarus, Schweden. Bd. T. 
Svenska Theatern. Steckh. ie * B. Cathin de 8 
ter PR III. auf die Schwediſche wat: sebrachten Driginale ud Be 
arbeitungen ber eberfegungen fremder Gtü 





Schwediſche Poefie. Romantiſche Schule- 915 


6) 'Theaterstycken. Stockh. 1797. 8. 

ee Sn er det underjordiska bränvins-bränneriet. Stockh. 
u. in f 

7) Btorbhus-cammeraren Mulpus eller Caffehuset i stora Kyrko- 
rinken, Stockh. 1776. 4. u. Au allm. Skrift. p. 195—.42. und Q. 
‚exei Skrifter, saml. af P. A. Sonden. Stockh. 1837—38. II. 12. 
‚ —** Ordensvurmen. Stockh. 1785. 8. Samlade Skrifter. Upsala 
1 ® T. 

9) Rängedala-Riddaren Com. Stockh. 1788. Fläsken, Com. ib. 
790. 8. Siaddret eller Fjäs skens Mirakler. ib. 1791. 8. 


10) Scine Stüde find nicht gefammelt; das befte ift: SIötterölet eller 
ironfogdarne. Stockh. 1786. 8 

11) Sawmlade Arbeten. Stockh. 1805-6. IT. 8. 

12) Adalriks och Göthildas Afventyr. Stockh. 1747-45. II. 4 
Vesteräs 1786. 8. Thecla eller den bepröfvade Troues dygd. 
tockh. 1748-58. III. 8. ib. 1786 TI}. 8. @in dramatifcher Roman 1 ſ. 
Im *48 bo förvillade Välmeningen. Tankespel. Westeräs 
75 anonym 

13) Min sön p& Galejan eller en ostindisk Resa. Stockh. 1781. 
I. 8. Strödda anteckningar under en utläusk resa. ib. 1781. 8. 


14) Mappa geograp ıca Scelestinae eller Stora Skälmlandes 
\eskrifning. Stockh. . 8 


15) Zamaleski, historisk berättelse. Stockh. 1781. 8. Mina tids- 
ördrif p& gäldstufvan. Stockh, 1776-—77, III. 8, 


$. 740. Ä 


Die Neigung für die Franzoͤſiſche Literatur und die Nach⸗ 
ufdung der Muſterdichter derſelben hatte, wie fih aus dem 
Dbigen ergeben hat, ſich noch lange nad Guſtav's III. Tode 
rhalten; allein obwohl ihr letzter Vorfechter Leopold erft zu 
Unfange des zweiten Viertels dieſes Jahrhunderts flurb, fo zog 
och bereits in den erfien Jahren defjelben der Romanticismus 
u England und Deutfhland in Schweden ein, und die 
Deutſche Philofophle eines Kant, Fidte und Schelling wurd 
hald ebenfo befunnt und beliebt dafelbfi, als die‘ Schriften Hers 
ver’s,. Goethe's, Schillers, Schlegel's, Tieck's ꝛc. Aus diefem 
räheren Dertrautwerden mit den Meitterwerfen der Poeſie 
Deutfhlands ging nun zu Upfala 1803 die Anregung zu 
iner wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft, der Vitterhetens vänner, 
vor, an deren Spige Livijn, Hammarffold und Atterbom 
Inden. Lesterer gründete 1807 zu Upfala noch den foges 
bannten Murorabund (Aurora-förbundet), eine Copie des Göttinger 

ainbundes, nur mit dem Unterſchiede, daß kaum ebenfo begabte 

vpfe die Mitglieder deffelben ausmachten, da Palmblad, In- 

kelgeen, Eigftröm, Hedborn, Sonden x, zwar regt tuͤchtige 
58 


916 Schwediſche Poeſie. Romantiſche Sal. 


Leute And, aber einem Bürger, Hoͤlty xc. doch wohl nicht die Bay 
haiten. WE nun mittlerweile Leopold's Schäfer die Liteun 
situng (1809) erſcheinen lleßen, fo gab Hammarkih ia 
Polyfem (1810—12) mit Askeloͤf zu Stochholm herak, 
d Atterbom und Balmblad den Phuspkeros (1810—13) 
m Upfala erfheinen ließen, worin fie ſich als Partei nad rm 
Drgan Phosphoriken nennend, Die moderne romantiſche Shui in 
franzofiſch⸗ clafſiſchen Manier gegenüber in Schutz nahmm. de 
Zweck und der Inhalt ihrer Arbeiten war ein dreifacher, Kritik, Shen 
der ſchoͤnen Künfle und Poeſte, afein jener wiffenfächlg 
Streit führte fie bald auf Abwege, und an bie Stelle gel 
Unterfugungen und wiſſenſchaftlicher Diöcuffionen traten Po 
Brlihleiten, Bitterfeiten und ſatiriſche Ausfaͤlle gegen in 
Gegner. Allen die modernen Romantifer trugen bei der Bin 
beit des Publifumb den Sieg daven, denn öle Begelime 
der jungen Geuerföpfe, denm auch noch Thorttb und Chem 
Rröm ihre Unterflügung lichen, riß natürlich bie Irak 
Jugend mit fort, und alle Amfänger fchlofien ſich ihnen an 
Was nun die einzelnen Führer diefer Säule. anlang, I 
wird qguerft Daniel Amadeus Atterbom!) aus Abe h 
Dfgothland (geb. 1790) genannt werden müflen, Gr ht 
Längere Zeit Deutſchland, Italien und Dänemark bereif un M 
bort in feiner phantaſtiſch⸗idealen, mit einem ſcholaſtiſch⸗ myſiſcha te 
Ari verfepten Richtung noch mehr beflärft, So zeigt er ſich In finm 
Oden und Elegieen; Sprache und Berfe find bei ihm uͤberal nn 
berfhön, nur kann er zumeller feine überkrömende Bewegit 
nit ganz beherrfchen, beſonders wenn cr fich geben laͤßt w⸗ 
feinen poftiven Anbaltepunft hat. Dieß IR der Fall bei da 
Bagahmungen der alten Volkslieder, die er unter dem Si 
der Nordiſchen Harfe in dem Poetiſchen Kalender eiſcheinen IM 
Recht gelungen iſt fein Romanzenkrang: die Blumen (blommorze) 
worin er wit befomderer Friſche, melancholiſcher Zartheit und fi 
fogar mit dramatiſcher Lebendigkeit die Eigenfchaften der eiayina 
von ihm befungenen Lieblinge malt, allerdings aber and IV 
weiten manierirt und erfünflelt erſcheint. Sein bedentendſes 
Wert if feine Infel der Glückſeligkeit (Lycksalighetens Ö) 
ein allegoriſches Gedicht, weldes das gänze menſchlihe Fa 


Schwediſche Poeſte. Romentiſche Schule. 917 


kt Der reichſte Farben feiner glänzenden, aber durch Sqhel⸗ 
ag'ſche Naturphiloſophie uͤberfpannten Cinbilpumgefraft vor 
nferen Augen in beinahe dramatiſcher Form (V Gefänge = 
Alten) und Pindarifchem Schwung wie ein lyriſches Pane⸗ 
ma vorüberziehen läßt. Der Zweite im Bunde IR Lorenzo 
yammarfföld?) (1785—1827), der Verfaſſer eine Be 
bichte Der Philoſophie und der bildenden Künfte und eines eritifchen 
zerſuchs über Schiller; von ihm liegen allerdings auch einige . 
efftihe lyriſche Arbeiten (1. ®. skaldens öde, Strömkarten, 
'rejas rock ıc.) vor, allein feine Thaͤtigkeit und fein Cinflud ſind 
ehr auf dem Fritifchen Bebiete zu ſuchen. Der Dritte endlich I 
„WW. Palmblad (geb. 1788), Ueberſetzer einzelner Stuͤcke 
us Homer, Aeſchylus und Sophocles, fowie Novelliſt (Amala)?). 
Ws lyriſches Organ und Album gründete nun aber 
Itterbom feinen berühmten Poetisk Calender (Ups; 1822), 
md hierzu fleuerten die einzelnen Glieder feines Anhange, ſowi⸗ 
er felbR eifrig bei. Zu erfieren werden gerechnet: Ber Elg⸗ 
ſröm (1782-1810), berühmt durch Romeo i Julias graf, 
Beorg Ingelgren (1782 — 1818), ver Diäten de6 Maj- 
Ang, Ber Adolf Sonden!) (1793-1838), deu After⸗ 
Romantifer, welchen Beinamen mit ihm Garl von Zeipel 
geb. 1793) theilte, Adolf Iwar Arwidfon’) (geb, 1798 
» Finland), der defannte Sammler alter NRationalliever, Ans 
ers Fryrell (geb. 1795 in Dalarne), von dem ein be 
ühmtes Vollsſchauſpiel, Vermlandsflickan, vorliegg, Johann 
k. Rydquiſt (geb. 1800), der Lieberfeper von Moore's 
jrifhen, Melodien, ©. 3. Hedbeorn‘) (geb. 1785), einer 
we frifheften Lyriker (er fchrieb .B.Kärlek och var Nerdländers 
Minnen, Psalmer, Stjernarpa Fiskare x), W 4. Brafe . 
Iröm?) (geb. 1790), ein ebenſo geſchmackooller als finniger- 
Dichter (er dichtete z. B.Valkommen och Färväl, Norrland, Tviflaren 
md Epilogen öfver Goethe), und Julia Ehrifine Svaͤrd⸗ 
tröm(Nyberg, geb. 1785)°). die unter dem Ramen Euphro⸗ 
vne ſchreibt und an poetiſchem Genie Atterbom ziemlih nahe 
ommt, an reicher Phantafle in kleinen Genregemälden aber, 
4» B. Jungfrun i det gröna, Lärkan, Trasten, Mimosen, 
Falken, Liljan och spindeln x.) fowie au religiöfem Gmf 


918 Saqwediſche Poeſte. Nomantiſche Schal 


(3. B. in der Legende vom 5. Ehriſtoph in Allerbem's Rum 
Alm. f. 1822) ihn noch übertrifft. 

Eine nme Erüge erhielt aber bie. Romantiide Edek 
noch dur den Bothenbund (Gothiska Forbundet), den 18ıl 
Geier, Jakob Adlerbeih, Tegner, Aßfzelius, Thalander, I. 5. 
Edröder, Bumälius ıc. zu Stodholm Rifteten und als Dia 
ihrer Studien, welche bie Wiederherfiellung der alten Diätbenfeiln, 
vie Sagmforichung, Die altnordiſche Poeſte, die Mythologiex. betraı, 
die Iduna (1811— 24) wählten, dann aber auch zu Auecben 
portiigem Kalender beiſteuerten. Un der Spitze fand Gril 
@ufaf Beljer?) aus Wermeland (1783— 1847), ver bo 
rühmte Geſchichtſchreiber feines Vaterlandes. Seine Galtk 
athmen alle jenen ernfien, feierliten, halb myfiften Sen, m 
in den alten Rordifchen Mythengedichten weht. So find ka 
Pſalmen, Elegieen, ſelbſt fein Macbeth, eine allerdings eine 
verunglädte Tragödie, beihaffen; unter feinen Oden aber a 
einige wahrhaft ausgezeichnet, "weil ihr Ton trefflih zu ia 
von ihm gewählten Sujet paßt, fo bie drei Oden: der Wilm 
wo aus dem jungen Hirten ein Eeeräuber wird, ber lehte Ciit 
worin er das alte Inflitut diefer Sänger und das Erlöfchen des Heuch 
thums preiſt, und der Odalbund oder ber Freie Bauer, wo Mi 
Bauer geftildert wird, der weder ben wilden Krieger, noch da 
von ihm ſelbſt gewählten König fürditet. Diefe Oden find zum Einga 
eingerictet, und Geijer bat ſelbſt ſtets dazu vollkommen paflımie 
Melodieen erfunden. Weit berühmter ‚aber iſt der Biſchof Eiaiet 
Tenner! aus Milleswik in Wermiand (1782 — 1) 
Defien erfled Debut ein von der Schwediſchen Afabeale 
krontes größeree Gedicht: „Sven“ (Schweden, 1811) m 
welchem feine Abendmahlskinder ober Gonftrmanden (Nat 
wardsbarnen) folnten, eine Art gereimter Predigten und? 
auch wieder eine Voffiihe Idylle, wo nichts als eine Det 
fire, eine Anzahl Eonfirmanden und ein alter Briefe, Dt 
einfegnet und anfpridt, vorfommt, aber eben fo einfad, ® 
großartig erbebend. Darauf erſchien Arel (1822), worln De en 
ſich fehr einfade Geſchichte eines der Leibwädter Karl’ xl, 
aber mit der hockpoetiſchen Faͤrbung der alten Nitterromant BE 
ſchildert wird, wozu die Romanzenform gewählt if. Ohm ni 


Sqwediſche Poeſte. Domantifhe Schule. 919 


i feinen Belegenheitögedihten aufmibalten, erinnere ich unter 
nen Eleineren Arbeiten nur noch an fein Sonnenlied, eine 
loſophiſche Dühyrambe im Geſchmack des Solarliod der Ende 
aͤmundar, welche dieſes Borbildes nicht unwerth If, an feine 
sriabe oder Liebe der Bögel, feinen Helden (Napoleon), an welde- 
setungen ſich feine patriotiſchen Geſaͤnge und Elegieen anſchließen 
igen, und gehe gleich zu feinem Haupt» und Meiſterwerke 
jer, der der Jolaͤndiſchen gleichnamigen Saga nadhgebifbeten 
ridhiofs saga (1325), einer Art. von cycliſchem Epos in 
erundzwanztg lyriſchen Gefängen, aber verſchiedenen Bersmaßen, 
e mit einander zuſammenhaͤngen und uns das ganze Leben 
r alten Nordlaͤnder mit ihren Raͤuberzuͤgen, Volksverſamm⸗ 
nom und ihrer Heidenwelt malen. Als Dichter betrachtet iſt 
egner eins der ausgejzeichnetſten Talente der Sehtzeitz 
chis lann reiner, klarer, bilderreicher, mannigfaltiger fein 
8 fein Styl; ſeine Verſe find rein, correct und ſcheinen von 
IR zu kommen; was aber die Haupiſache iR, er bleibt immer 
nem Boden getren, er ift überall der frifche, muntere Nord⸗ 
ndsfohn, feine Berge, Seen und Thäler. geben ihm über 
Bed, und fein Baterland ift für ihn der Inbegriff aller Reize 
id Schönheit, die es auf der Welt giebt, daher feine unbes 
enzte Popularität in feinem Baterlande, 

Zu derſelben Gothiſchen Schule "gehört" femer P. $. 
ing!) (1776— 1839), der Mann, ber ſchon vor dem alten 
ahn (1806) fhon in Schweden die Gymnaſtik als beſtes 
kittel der Orthopädie und einer kraͤftigen Jugenderziehung 
upfahl, deſſen Name aber trotzdem bei den Deutſchen Turn⸗ 
Ren niemals gehört wird. Er fhrieb außer mehreren unten 
I nennenden Dramen und einem Hirtengeviht (Kärleken) 
net treffliche Epopöden, Gylfe Tyrfing (1836) und Asarne 
1833), worin er das Iyrifhsdramatifhe Element mit bem 
hen auf eine Außerft geſchickte Weiſe zu verbinden wußte 
ad zugleich in den Aſen das weitläufigfte Kunſt⸗Cpos lies 
rte, weiches die Schwediſche Literatur überhaupt beſitzt. Auch 
» U Afzelius (geb. 1785), der Meberfeger der Edda und 
jammler der Schmwebifchen Vollsſagen, iR hier zu erwähnen, 
wie der berühmte Lyriler Karl Augun Ricander'?) (1799 


920 Sqwebiſche Perle. Romantiſche Sacu 


1889), ber beſondere in den Sallderungen einzefner großen Chair 
(3-8. Rapokon’s Zafio’e, Enzio’e) und Berühuster Local, 
(Benedige) fehr geſchickt iM, muvellen aber au im fein Wehen 
wahrhaft dramaitſches Leben zu hauchen weiß (3.9. in d. Arm 
svärdet). Endlich verdient no der unten zu nennende Drama 
Bernhard von Beeskow (geb. 1796), Der aber aud In e 
lyriſ den Form nicht unglüdiid IR (4.8. In den Sveriges am) 
ſowie der Rabahemer Tegné«t's, Aſſar Lindeblat (geb. 1800, 
der in feinen Sahwediſchen Liedern viel Talent gerigt ha’ 
bier eine Stelle. - j 


1) Poetisk Calender for ären 181?—22. Upsala 1816-2. TX. 12 
Samılade Dikter. ib. 183736. II. 8. Svenska Siare och Skeldr. > 
1841—44. II. 8. D. Jnſein b, Btüdfeligtis, Gagenfpiel in V Abth deafh 
v. 9. Reus. Lpzg. 1831—33. II. 8. |. Mag. fd. eit d. Aus. 188. ar. 

2) Poetiska Sitndier. Stockh. 1813. 8. 


3) Noveller. Upsala 184). I}. 12. Familjen Halkensvärd. Br 
man. Örebro 1844—45. U. 8” . 


K Dikter. Stockh. 18%. IT. 8. 
6) Svenska Fornsünger. Stockh. 1834-42. III. &. Sonen i öm 
kog. ib. 1812. 8, 

6) Minne och Poesi. Linköp. 1835. 8. 

7) Skalde försök. Stockh. 18°6—3%. IT. & ° 

8) Nyare Dikter. Stockh. 182%. 8. Samlade Dikter. Örebro 11 
—33. 11.8 Nya Dikter. Bd. III. Stockh. 1842. 8. Chr. — 
C. F. Dahlgren. Sylphiden. Poetisk Kalender für Ar 180, ea 
Fyra Sängestyken. Stockh. 1839. 12. . 

9) Minnen. Upsala 1834. 8. Skaldestycken. ib. 1835. 8. Poetiskt 
Skrifter. ib. 1844 8. f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1847 nr. 119 9% 

10) Smärre Samlader Diktor. Stockh. 1328, ib. 1839. Ill. um 
8. Skaldestycke i Anledning of Svenska Akademiens Sekularte®, 
ib. 1839. 8. Frithiefe-Saga. Btockh. 1835. Upl. X. ih. 1882. 1%. Natt- 
verds barnen. ib. 1820. 1848. 12. Deutih: Yoetifhe Werke v. © 2b 
Maperhoff. Berl. 1835—39. II. Axel. Ein Roman aus dem Schwed! 
Mohnite. Stuttg. 1829. 8. Der Riefe Finn, ein Gedicht. X. 3. Samt. } 
Mopnike. Fund. 1829. 8. Die Beithiofefage, a. %. Schweb. v. Am. v. % 
wig. Stuttg. 1826. 1832. 8. dv. Mohnike. Lpzg. 1342. 1844. If. 2 
Die Nachtmahlskinder, a. d. Schwed. d. DI. Berg. Königeb. 1825. 1 
1837. 8. v. Mohnike. Epyg. 1840. 3942. 8. Sämmtl. Gedichte v. M m 
Epag. 1840-42. III. 8. cf. T. eben, gejeichnet d. Gr. N. Branzen- Ruf 
e. Eint. 3. f. Beitdjof. &. d. @dimed, dv. Mohnite, Epıg. sam. 5 ER 
Dörtiger, si Zen. Leb, a. d. Schwed. Berl.1847. 8. Mag. f. d Lit. HM 

‚nr, 55 sq. J 

11) Asarné. Stockh. 1885. 8. Tirfing eller Dödds värdl. a 
1836. 11. 8. Symunastikens Allmäana Grumder. Ups. 184-0. 1". 

12) Rosalis Lefnad och Död. Upsala 1823. * Minnen fräı 
dern. Örebro 1831—39. 11. 8. Hesperider. Örebro 1835. 8. Buk 
värdet och Den förste Riddren. Uppl IL. Stockh. 1835. 8. wg 
i Öknen. Stockh. 1838 8. Samlade Dikter. Stockh. 183941. I 
Poesia Italiasıe. bis. 1841. 8. 


Schwediſche Poeſie. Nomantifhe Schule - 921 


a 2%) Bickiags-Blommor. Lund. 1826. 8. Svenska Bängen. ib, 
1832. II. 8. Dikter. ib. 1822-33. II. 8. Missionären. Stochkh. 183%. 
, Christi Seger, Skaldestycke. Lund. 11. 8. Reilgiösa Sänger. 
5ötheb. 18413. 8. Fosterändska Sänger. ib. 1843. 8. en. Deutſch 
. Mohnike. Stuttg. 1829 8. König Enzio, ein lyr. Gebicht in Romanzen 
x Wieander v. Mohnike. Stralſ. 1829. 8. Einiges auch in: Mobiles Has 
een. ebd. 18%, 8. j 


8. 741. 
Ohne mid bei den Anhängern der alten Schule, wie bei 


Bart Johann von Beder!) (+ 1803),. der eine recht 


hübſche Serenade binterlafien bat, oder bei Guſtaf Rey 
3er?) (1748 — 1819), der viel aus der auslaͤndiſchen Literas 
ae überfegte, aufzubalten, erwähne ich noch, daß unter ihren 
Mitgliedern beſonders hervorzuheben find: Johann Magnus 
Stiernfolpe?), (1777—1831), der Veberfeger ded Oberon 
und. Don Quirgte, fowie der Blumauer'ſchen Aeneide, welche 
leßtere er, wie Wieland's und Boltaired Ironie, beſonders 
in feinen komiſchen poetiſchen Erzählungen nachahmte, Graf 
Andres Frederik Skjöldebrandy (1757—1835) al 
Epifer (Guſtav Wafa) und Ueberſetzer von Taffo's befrei⸗ 
tim Serufalen und Byron's Junker Hard, 3 D. Was 
lerins) als Lehrdigter (Braminen), Anders Garlsfog 
af Kullderg‘) «geb. 1771) als beſchreibender Dichter (Dem 
kusliga sällheten, 1805, Alderdomen, 1802) mit vieles 
Bhamtafle begabt, C. J. Lindegren?) (geb. 1770) als melanchs⸗ 
liſder Lyriker, vorüglid aber B. A. Wallmark?) (geb. 
41778), der Herausgeber des Journal far Litteratusen och 
Theatern (1809—13), worin er befanntlih bie Phoophoriſten 
befämpfte, befannt duch einen humoriſtiſchen Roman (Pusel. 
brenner, 1827) und feine Schwedifche Anthologie. 


1) Fornök ij Skaldekensten. Stockh. 1820. 8. 

2) Vitterbets-Nöjen. Stockh. 1814—17. IL 8. 

3) Pelegrimen och Häxinästaren. Stockh. 18%. 8. Mäuanderna 
ter Om deras Ursprung pä prosa och vers. ib. -1881. 8. Treil- 
hands Karne samt Det bedrägliga Oraclet. ib. 1819. 8. Witterhets- 
stycken. ib. 1927—29. Il. 8. Kärlekeus Barometer eller Konsten 
satt Kypsa. Uppi. II. ib. 1833. 12. Bifterlemnade Skrifter. Vig. af 
B. v. Beskow. ib. 1833. 8. Lunkentus, dram. folkssaga pä vers. 
ib. 1824. 8. Den oförnöjde eller fiskaren och haus hastrtı. ib. 1825. 
%& Gamis Sagor pä vers. ib. 1827. 8. , . 

4) Odin, io Sänger. Stockh. 1816. 8. Gustaf Erikson, i 12 Sän- 


por. ib, 1 


— — a 


9 . Schwediſche Poeſie. Lyrik. 


5) Vitterhets fürsök. Stockh. 1831. 1. 8. Viser og Bängsiycke, 

6) Poetiska Försök. Stockh. 1816. II. 8. 

7) Samlade Arbeten. Stockh. 1803-7. ITL 8. 

8) Svenska Spräkets Skönheter. Stockh. 1820—28. III. 8. kur 
lia eller de Finska fiytingarne, ib. 1803. 8. Joham Gutenber. 
Hans Upfinning dess Ulbredande och Framsteg. ib. 1840. 4 Sei 
teraa, hist. skädespel. ib. 1827. 8. 


g. 742, 

Ziemlich frei ſtehen zwiſchen biefen Schulen zwei ba 
tende Lyriler, von denen der eine mehr der welllichen, it 
andere mehr der geiſtlichen Poeſie ſich zuwendete. Der cafe # 
Michel Eranzen‘) aus Wleaborg (1772—1847), & 
biſchof von Hernoefand im Schwediſchen Lappland. Er veradte 
Ka zwar in einem Gedichte über die Franzöſtſche Revolwin 
und in einem heroiſchen Epos auf Guſtav Waſa und einem andıa 
auf Eolumbuß, ferner in einer idylliſchen Epopöe, St. Julien oder ib 
Bil der Freiheit, dann in einem verfificirten, hyperfentimentalm Roma 
& la Lafontaine, fowie tn einem philoſophiſchen, dialogiſch gehalteae 
Geiste: „Ein Abend in Lappland“, worin ſich ein Puiche 
und eine Frau beſprechen; aber alle Dieſes IR ihm nidt g 
lungen, und nur bie eigentliche Lyrik iR das Feld, worauf e 
heimiſch iſt. Er zeigt dort wahrhaft Goethe'ſche Objecttelät, 
aber feine gefühloolle Empfindfamfeit iſt größer und erinnen 
befonder® in feinen Schwanengeſaͤngen, viel an Höliy. Zu 
wellen läßt er fih jebod von feinen Träumereien fortreißen, @ 
wird dann matt, und feine Bhantafie fcheint ich wirklich einer Rıkt 
der Grmädung zu überlaffen, doch rafft er ſich bald wieder a 
uud weiß geſchickt einen ihm plöglic kommenden nem Ge 
danfen zu benupen, um ſich an dieſen zu halten und ben Lae 
mit fortzureißen. Die lieblichſten feiner Eleineren Gedichte fat: 
Champagne-vinet, Stjernorms, Biommorna, Modersvärdes; 
Till en yngling, Den gamia knekten x, Mit Ihm * 
fammen gab ver Erzbiſchof von Upfala, 3. O. Bal 
(in?) aus Dalarne (1779—1839) feine treffliden Kinder 
gefänge (1812—13), die in allen Schwediſchen Gotteshianſen 
gefungen werden, heraus, deren er allerdings ſchon vecher 
mehrere Sammlungen, unter andern eine, an welder Cho⸗ 
väus mitgearbeitet, hatte erſcheinen laſſen, welche Wall da— 


| 


Schwediſche Poeſie. Lyrik. 923. 


kamen des größten Kirchenliederdichters des Nordens verſchafft 
aben. Indeſſen haben wir von ihm auch treffliche weltliche 
zoeſieen, fo ein Lehrgedicht in Alerandrinern, Uppfestraren, ferner 
in Elemsjukan (Heimweh), das Meifterflüd feiner Leifungen, 
venn man nicht feinen herrlichen Schwanengefang, den Todes⸗ 
ngel, vorzieht, feine Lieder an Lina, feinen Sonntagemorgen, feine 
Bhantafie, feine Ode an Wafhington x, in denn er fi 
urchgängig als einen hochbegabten Dichter der neueren Schule zeigt. 

Außer diefen beiden, von dem Einfluffe der Romantifer faſ 
any freien Dichter giebt es aber noch einige ausgezeichnete 
noderne Lyriker, welche zwar in mander Hinfiht ſich auch 
um Romantieismus binneigen, doch aber wieder ſoviel Origi⸗ 
lität bewahren, daß fie füglih felbRändig zu nennen find. 
Der bedeutende if der früh verflorbene Erik Johan Stag⸗ 
velius?) (geb. 1793 auf Deland, gef. 1823), einer der 
wößten 2yrifer, die Schweden befeffen bat, wovon feine Lilien 
von Saron ein glänzendes Zeugniß ablegen, der aber leider, 
aachdem er wie Lioner in einem vüflen Leben Troſt 
für fein duch unglüdlihe Liebe gebrochenes Herz geſucht hatte, 
während der Augenblicke der Reue in den düflern Myſticismus 
ee Swedenborgiſven Philoſophie verfiel, und indem er fid 
Anbilvete, die Menfben feien Weſen höherer Art, aber, durd 
ben Böfen verführt, aus den Wohnfigen der Seligkeit aus⸗ 
gelogen worden und firebten hier ſtets, von der Materie 
unterjocht, in jenes einfige Wohlſein zurüdzufchren, dieſe 
Idee auch In feinen Werfen ausführt Darum predigt Wla⸗ 
dimir, der Hilo feines gleihnamig betitelten Epos nur von 
dem Fluche, der die Erde getroffen, das Chor feines 
Trauerſpiels „Sigurd Ring“ fingt dad Glück des Grabes, 
und eine zweite Tragödie von ihm: „Riddartornet“ IR 
gerade durch das ' Anbäufen des Furchtbaren widerlich. 
Uebrigens malt er ſich überall feld, und Wladimir, 
Blanda, Marie (ein epiftes Zragment), Sigurd Ring, Wiss 
bur, obwohl ganz heterogen, laufen alle auf diefelbe Tendenz 
binaus. Allein bei ale dem If fein Wladimir voll 
beriliner wahrhaft epifter Schilderungen und in prächtigen 
Hexametern geſchrieben, feine Blanda ein treffliches romantiſches 


v* 


— 


| 
924 Schwedifche Perf. Eyeit: | 
. @08 Im Vielandeſchen Geſchmacke, während feine Oben in dam 
Klopſtock· Horaxifchen Rhythnus variıt und vo Bindarlie 
Begeiſterung, felme Glegieen der Bergleichung wit Gods 
Noͤmiſchen Elegieen würdig, feine Gonette fo come wie ik 
Sélegel ſchen, feine Idyllen friſch, aber freiti etwas zu I: 
culativ und wie ae feine lyriſchen Didtumgen viel u Vin 
und zu melandollfchstraurig gehalten And. Einen gan nem 
Eindruck macht daher Erik Sjöberg“) aus Troſa (1T4- 
1828), der unter vom Ramen Bital iO belannter iſt, aufund; auße 
fühlt den Keim des frühen Todes in fich, aber er Fämpft nänmiid gm 
diefen büfteren Begleiter an ; auf einen Erauergefang über fein yiyfide 
Leiden folgt ein jauchzender Iubelgefang, wenn er füch befierfühlt, ud 
. könnte man die Ungleiähelt wegnehmen, fo möchte er und m 
mit feinen ernflen Geſaͤngen anziehen, ale der weite Guys 
lins, befondere wenn man feine Elegieen betraditet, die ww 
bedingt das Gepräge einer großen Seele tragen. 
guten Einbrud machen feine ſcherzbaften Gedichte; dem fm 
man ihm großes epigrammatiſches Talent, originellen Hamm 
und Geſchick, auch den ernſteſten Dingen eine heiie-kmik 
GSelte abzulauſchen, nicht abſprechen, fo iR do fein Ted 
ein hektiſches und feine Luftigkeit eine erzwungene, der wi 
immer den abſfichtlich verbiſſenen Schmerz amficht. Cie Mi 
fruchtbarer Dichter M C. 3. 8. Hlmavind) (geb. IT 
altem waͤhrend die beiden Borbhergenannten reine - 
And, iR er ein ausgemachter Materialiſt, der ſich meuerbingd ba 
fonders auch als Bollödidyter & 1a Heine ausgereiäinet hat, Hier! 
aber wegen feiner romantiſchen Gpopden, Hirden, Dro® 
ningens juvelsmycke, Schems ei Nihar, Artkus Jap 
ver riſtlicden Fiſcheridylle Kapellet, dem humoriftiſchen Grit 
Ormus och Ahriman, dem Raͤrchen⸗ und Novellencyclus Tornrose® 
bok eller fria fantasier ind der ſchoͤnen tragiſch⸗lyriſchen Di 
unnen Mänsängen und Björn imnan gehört. Clas Liviin‘) (gb. 
1781) hat eine wilde Phantafe und ein beſonders Faufifhes Elan; 
fommt aber der modernen Franzöfiisen Romantit zu nahe, 9 
gegen wir Carl Fredrik Dahigren’) aus Of othla⸗ 
(geb. 1791) nict bies mehr reinen und ächten Humor, 9 
dem and bei weilem mehr Geſchmack Kat, im dem rytiſte 


Sdwediſche Poeſie. Igeif. pas 


mb naturſchilderuden Clemente aber wälig gu Hauſe iR und 
Weinen zahlrelchen Liedern das Talent eines Bellmann und 
Beranger in fi vereinigt. Allerdings macht ihm dem 
Ram ed Schwediſchen Beranger ber Naturdichter os 
laun Ludwig Runcberg‘) aus. Borg in Finnland 
kreitig, deſſen Berfe immer urſpruͤnglich, vollendet melodifch und 
rm ſelbſt fingbar find ( B. fein ———— Wiegenlied 
Vugguisa) und der auch in feiner Hanna, einer gluͤckichen 
Kachahmung der Voſſiſchen Luiſe, und in feinem foylifchen Epos, 
He Klenthierfhügen (Eigskyttarne) eine ausgezelänete Meiſter⸗ 
Hoft in dieſem Genre beihätigte, wozu mod die Harmonie 
ind ber’ Fluß feiner Herameter dab Ihrige beitrugen. Anch 
Thriian Erik Kahleranp) (geb. 1790 in Dalarne) 
gehört hierher mit feiner Arche Roäh, einer hoͤchſt geiſtreichen 
Berfiflage der Hypotheſen über Bölferalter, und wit feinem re 
Hgiöfen, wahrhaft: lyriſch⸗dramatiſch⸗lebendigen Epos Ansgarius. 
Unter den kleineren Dichtern nennen wir noch Bellmann'o und 
Dabigren’6 Zunftgenoſſen, den heiteren J. A. Wadman?), 
den Gelegenheitodichter In gelman“) (geb. 1788), ven Aeſth⸗ 
Kir P. iefelgren'?) (geb. 1800), den fruchtbaren unb 
befonders in ver Form höhft correcten Erik Wilhelm Ru» 
a”) (1807—33), defien Epos, die Eberjagd, wahrhaft antik 
R, C. MW. Böttiger!‘) (geb. 1807), einen hoͤchſt Ach 
Uchen Saänger der Liebe aus Franzéeͤn's Säule, den Kammer 
ham 8, 4. Adlerſparrel) (+ 1835), Der nur etwas au 
fhetorifch If, den Naturdichter Wilhelm von Braun”), ver 
leider fein humoriſtiſches Talent allzu fehe zu plumpen und 
mul Epaͤßm mißbraucht, den pbaniefenihen Olof 
dryrell) (geb. 1806), ©. A. Hagberg) (geb. 1810) 
als meißerhaften Eiyliften, 3. 9. Riellman Görauffon®), 
befonders in der didactiſchen Lyrik vollendet, Maimfröm?y 
md Nybom?t), bie ſchon als Studenten zu Itpfala durch 
antile Färbung und natürliches Talent ſich eine hohe Stelle auf 
nn Schwediſchen Pamaſſe erwarben, indem fie, jener in Der Ariadne, 
Wiifer In feinem Byron in Griechenland, treffliche Iyrifche Epopöen 
drfeıten, G. 8.5. RidderAnd”),demhöhftaftuollen, nur eiwas zu 
mweigen Rotdehmer Tegnevs, denertzmelen Sturzenbeder) at. 





926 Schwediſche Poefie. Sprit. 


‚. 1) Skaldestycken. Örebre 1824--36. V. 8. Celnmbus eller im 
rikas Uppräckt. Stockh. 1831. I. 12. Skrifter i Obunden Btil, Orks 
1835. 8. |. Mag. f. d. Eit. d. Aus. 1839. nr. 41. 1347. nr. 1%. 

2) Omarbetade Kyrko-psalmer. Stockh. 1807. 1809. 1912-111 
Vitterbetens försök. ib. 1821. 8. Wallin och Tegner Skaldıstyca 
uppl, p& Svenska Akad. Högtidsdag 1839. Uppl. 11. ib. 184.86 
Bere vengrl, Deutfh in d. Verhandlungen d. Schwed. Acad. der Achten, 

8) Wladimir. Stockh. 1817. 8. (Deutih von DL Kiel 
1828. 8.) Liljor i Saron. ib. 1821. III. 8 Bacchanterns. ib 187% 
Bemlade Skrifter. ib. 1830-32. II. Vppl. IH. 8. ib. 1836. ID.& & 
Dias. f. d. Lit. d. Xuslı 1839. nr. 45. 

4) Samlade Dikter. Stockh. 1828. 8. ib. 1837. 12. Gedichte ı. is 
Schwed. v. K. I. Kannegießer. Lpzg. 1843. 8. 

5) Amalia Hillner. Stockh. 1840. II. 12. Gabriele Mimso. 3. 
1640 II. ı2. Törnrosens Bok eller Fria Fantasier, Berätisde H 
Jagtslottet hos Herr Hugo Löwenstjerna. Stockh. 1839. 8 Dep: 
Fria Fantasier hvilka betraktade säsom ett Helt af Her I Lr. 
standom kallades Törnrosens-Rok, stundom En irrande Hisd D 
IX. Ib. 1834-40. 8. ©. Mag. f. b. Eit. d. Aust. 1840. ar. & 

6) Spader Dame, en berättelse i Bref, funna p& Daaria 
Stockh, 1824 8, 

7) O poetisk Calender for poetisk folk. Stockh. 18172 ILL 
Babels Torn, en rymüskrift Norr ut. ib. 1824. 8. Babels Tora * 
der ut. ib. 1825. 8. Samlade Ungdomskrifter. ib. 182°. II. 8. Odar 
ee ib. 1829. 8. Freja, poelick Kalender. ib. 1890-31. ILi 

amlade Skrilter. ib. 18:4. I. 8. Säng-calender. ib. 1836. 8. ig 
bätssänger. ib. 1837. 8. Jungfran i det gröna. ib. 1838. 8. Syläde 
ib. 18.9. 8. Tumme Liten. ib. ı841. 8. Talltrasten. ib. 12 8. 

8) Dikter. Helsingfors 1830—33. II. 8. Stockh. 1R38. 12, \r 
deschda. Nio Sänger. ib. 1841. 8. ‘Julgqvällen. ib. 184.. I. Um 
8. Nya Dikter. ib. 1843. 8. Eigskyttarne Heisingfors 1832. 8. Hass 
ib. 1836. 8. S. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1840. ar. 5—6, . 

9) Noahs Ark. Stockh. 1826 * Anngarian, bilder u F 
epostelus lif, i fjorton r. . 1840. 8, . Map. f. d. 
* 1847. ar. 114. er m e 

10) Samlingar. Götheb. 1830. T. IL. Lek och Altrar. ib 18 
T.1I. Sednare Samlingar. 8, - 

11) Skaldeförsök. Stockh. 1828—38. 8. Griftekrans Jemte nit! 
andra Skaldeförsök. ib. 1834. 8. Mennis kolilvets Aldrar, framsiä 
da uti äreis tider. ib. 1838. 16. Valda Skaldeförsök. ib. 1883. 8 

12) Minnesänger ur Wärend, Stockh. 1824. II. 8. Sturkodi 
Sänger. ib. 1820. 8. 

13) Främlingen frän Norden. Rerättelse. Ups. 1831. 12. Skald- 
stycken. Örebro 1834. 12. En Tysk Ströf verier pä Svenska Par- 
nassen. Stockh. 18.0, 8. 

14) Ungdomsminnen ifrän Sängens Stunder. Vppl. M. er 
1832. 8. Nyare Säuger. Stockh. 1833. 12. Mötet pä Odins Big 9° 
Gustaf Adolf vid Lützen. Tvenne Skaldestysken, ib. 18%. & ı 
._ riska Stycken. ib. 1837—28. II. 8. Religiosa Sänger. Ups, 111} 
Uppi. 8 Ausgew. Gedichte Schw. u. in Deutſch. Ueberf. H. I. 

Gerd. Stockh. 1844. 8. . ‘ 


> 


Schwediſche Poefie. Dramatiſche literatur . 997 


. 15) Ungdoms-Dikter. Stockh. 18%. 8. Huro, en rom, dikt. 
laristadt 1840. 8. Smärre Samlade Dikter. ib. 1841. I. 8. 


16) Nyare Dikter. Stockh. 1340. 8. Calle. Ocksa en po&t. Ka- 
ender. ib. 1843. 8. Dikter, Stockh. III. Uppl. 1844. 8, Carolina. 
oet. Kal. ib. 1844. 8, 


_.17) Natt * Dag. Sk. I-IV. Stockh. 1839 41. 8. Dag och Natt. 
Rift. I-IT. ib. 18310—41. 8. Die Schlaht am Brünkeberg, Gedicht in 
‚We. v. D. Fryrell, im 3. 1834 mit db. großen Preiſe gekrönt. Schwed. 
„ Deutich. Bothenburg 1841. 8. Dikter. Stockh. 1829, 8. 


18) Tal vid Minnesfesten den 12. May 1843. Lund. 1843, 8. 


19) Smärre Dikter. Stockh. 1839. 8. ABC-Bok for Fädernes 
andets Barn. ib, 1842. 8. Suöklocker för Toiletten 1843. ib. 1842. 
2. Den Gode Herden eller Jesus, Ledsagare genom Lifvet till 
ivigheten. ib. 1844, 12. Zr 


. 2%) Ariadne. Episk Försok i Sex Sänger. Stockh. 1838. 8. Fis- 
wrflickan vid Igunelsö. ib. 1839, 8. (Malmström och Bergman) 
ännaea Borealis. Poet, Kal. 1841 och 1842. Ups. 1840. 12. 


25) Byron i Grekland. Skaldestycke i Tre Sänger. Stockh. 
838, 8. Dikter. Ups. 1840. 8. Samlade Dikter. ib. 1844. II. 16. 


22) Ungdomsbilder. Stockh. 1838. I. 12. Tids- och Krigs-Belder, 
ikaldest. Vppl. II. Linkop, 1842. 12. Snöbollar i Barvintern, frän 
stergothland. Linköp. 1842—43. II. 8. 


23) Min fattiga Sängmö. Stockh. 1841. 12. Romarskölden, 
Romans. ib. 1331, 8. Sexor-All, en Berättelse. ib. 1834. 12. Med en 
it Krita. Stockh. Eskiffer. Stockh. 1841. 12. En utflygt ur Boet. 
b, 1842. IL 12. Med en bit blyerts Biandade Uıkast. ib. 1842. 12. 


ss . 
703, ° 


Wir kommen jest zur dramatiſchen Literatur der neueren 
jelt und befhäftigen uns natürlich zuerfi mit dem Trauer, 
piel. Unter den Unbängern der alten Schule find bie 
ch einige zu nennen, die fi an biefem Genre betheiligten, 
9 9. Bramberg, der unter anderen hier weiter nicht 
n Betracht fommenden Arbeiten 1812 den von ber Academie 
ür das befle lyriſche Trauerfpiel ausgefepten Preis durch feinen 
Iörand gewann, der aber auf dem Theater eben fo wenig 
Blüf machte, wie feine anderen Stüde, ferner Anders Linden 
ren mit feiner Blanka (1822), Marten Alten (1764— 
1830), der ganz in der Manier Leſſing's, Schiller’8 und Kotzebue's feine 
verfolgte Unſchuld (Den förfölgda oskulden. Stockb, 1798) 
Hötete, aber nur den leßtgenannten erreichte. Unter den Luft⸗ 
pieldichtern derſelben Richtung nennen wir C. G. Nordfſorß 








| ar Schwediſche Poeſte. Dramstifche kiteratur. 


" (4763-1882), ver at6 Lyriker zweimal den Breis gar > 
d,Säng öfver Baltzar Horn [1789] und Carl Auzust 2 7% 
und nice Opern ins Schocdiſche überfepte (. DB. Nider; 
den kleinen Matroſen ıc.), wegen feines netten Stuckes 
ningen, nd H. © Kullberg, den Berfüfler dee SL 
Naetionalgeſanges Carl Johan ıhr Kunz, wegen feiner EHRE 
Mägarne (Stockh. 1814) und Den haftiga Friarn (cbv. FÜRS 
Die neue Säule hat ſich mit dem Lunfpiel fırE es 
mist befsäftiat und Ah wit Ueberſezungen aus dem TABLE) 
uud Franzöſiſchen begnügt, denn auch Dahigren’s rigm 
phanifher Argus 4 Olympen (Kom. med stort Spel®" 
och full Orkester, Stockh. 1825, 8.) fonnte bey’ jeded 
Weiſe auf der Bühne keinen Platz ergreifen; allein das Zrauertfih 
bat wmehrere Bertreter gefunden. Hier IR zur Ring“ 
nenn, der mehrere Dramen aus ber Schwediſchen Bef’g.. 
lieferte, die in Bezug auf Anlage und Characteriſtik epil« 
Element an fi) tragen und in deren einem „Agne“ er fehr hal«: 
Chore einführt. Auch Afzel ius lieferte dazu einen Beitrag in dem 
Lehten Follungen (den siste Folkunzen); Sfjöldebrand 
bietete einen Hiddare-Ordet, Herman von Unna (Steckh. 
1795), Hjalmar (ebd. 1827) und Carl XI: s dot (chP. 
1829), ©. $. Aderhjelm ein ZTrauerfpiel Engelbrekt (ebb. 
1820), aber der thätigfe war gewiß Bernhard von Bes—⸗ 
kow!) (geb. 1796), der unter anderen Iyrifden Wrbeitzertıd 
größere hiſtoriſde Dramen (Torfel Rnutfon, König Birger,, "ruRar 
Adolph in Deutſchland) verfaßte, die buͤhnengerecht, effectvoll und fchan 
geſchrieben, im Ganzen aber eiwas zu rhetoriſch und trocken ſind. Ob⸗ 
gleich wir ſchon oben in Stagneliu®’ dramatiſthen Arbeiten Das 
graufenhafte Element als überwiegend bezeichnen mußten, 10 find dod 
yooch andere Trauerfpiele deſſelben meifterhaft, da bei diefen Die darie 
endgeführte Idee befier mit feinen eigenen Unſichten harmonirte, er alſe 
Seiner Uecbertreibung bedurfte und nun mit: allen Reigen feine 
Lyrit fe dekleiden konnte. Das erſte if Albert und Julia ober 
Me Liebe nah dem Tode, nach Swedenborgiſchen Ideen, 
das andere eine dramalifirte Legende, die Märtyrer, cine aͤcht 
latholiſche Tragödie voll erhabener Bilder und Sprüde, jedoqh 












y 


schwebifche Poeſte. Dramatiſche Literatur Roman. . 929 


3 umajehiätfch umd lebhaft ats Corneille's Polyeucte, 
vistac afffelbe Sujet behandelt iR. Ein fonderbares Stüd find 
dertncchanten, in welchen jedoch die Nachahmung des antiken 
‚ei. P gelungen iſt. @inzelne vortrefflihe Ecenen enthalten auch 
et “ rfpfele: Gladjeflickan I Rom, Scenur Andeverlden, 
> vBing, Wishbur; aber. Riddartornet if, wie fon bes 
| Widerlich und Eröfringen af Ceuta hoͤchſt nadläffig und 
ſelbſt. Azuſammengefchrieben. Derſelbe Dichter hinterließ auch 
S „Naroissus, und eine unvollendete Oper, Cydippe, welche 
Proaͤſſatürlich ſchon ſeines eminenten lyriſchen Talentes wegen beffer 
force gewoͤhnlichen Machwerke diefer Art find, Auch Alm⸗ 
weibug;eferte in feiner Signora Luna eine romantiſche Tra⸗ 
WE erſter Elafie, die über feinem Drama Godolfin eller 
. a FEnelos, nicht aber über feiner wahrhaft antif-plaftifch-fhönen 
655.2rottan pi Ipsara flieht, an welche ſich das tief finnige 
„rlliche Süd Ferrando Bruno und die beiden zufammen- 
dar tigen Stüde Isidorus af Tadmor und Marjam fließen. 
d+ A. Brakel «geb. 1782) ſchrieb ebenfalls ein mittel⸗ 
yahiged Trauerfpiel, Oden in Svidhiod (1826), und ein ly⸗ 
jiches Drama,. Wäainemöinen (1829), die beide feinen Erfolg 
wein, und der Romanfhreiber Engfiröm lieferte zwei gelungene 
Bramen, Hjalmar och Ingeborg (1831) u; Erik Tegersall (1831). 
Dagegen ind Franz en's Ingierb und fein Lappenmäncen im Königs⸗ 
garten nur unbedeutend. In neuerer Zeit begnügt man ſich mit Bearbeits 
Ungen®:anzöflfber Speftafelflüde, wie deren ein ſolches, der Lieutenant 
und eriie Bonful betitelt, Elarus in feinem Werke über Schweden 
(Mainz 1847. Br. I. S. 247 sg.) beſchreibt. 
Was endli den Roman anlangt, fo machte der Gecretär 
69. Walberg (1788— 1821) darin einen niht mißlungenen 
VDetſuch mit feinem Uggleviksbalen (1814), allein Fr. Cederborgh 
(geb, 1784) übertraf ihn doch bei weitem ald Genremaler und 
bmmorlfifher Schilderer der Schwediſchen Landjunfermanieren, 
wiewohl der fhon genannte 6. Dedmann?) mit feiner meiſter⸗ 
haften Darfiellung des patriarchaliſchen Hirtenlebens in Schwer 
ben Im vorigen Jahrhundert ohne Zweifel den Preis bavonträgt. . 
Livijn, der in der Piquedame einen fonderbaren, halb hu⸗ 
moriſtiſchen, Halb im der Manier der mobernen ‚Sramäfifgen 


Grüße, Handbuch d. Literärgeſchichte. FIT. 5 


930 Schwediſche Poeſie. Reman. 

Romantit geiſchriebenen Tendenzroman lieferte, gab und tus 
Eigfrivfon?) aub eine leider unvollendete — * 
Den erſten eigentlichen —— Roman ſchrieb jed 
maälius“) (geb. 1789) in feinem unvollendeien The 
(Ups. 1828, Th. 13.). Seinem Beifpiele folgten ver 
P. ©. Sparre) (geb.1790) mit feinem Lepten reifegier gab: 
feinem Adolph Binbling, ein gavifier D. 8.°) mit feinen Stu 
bahnen, die aber ein Nachahmen von Scott’6 Schreibat ven 
rathen, der Finnlaͤnder Guſtaf HenrifMellin’) (geb. 813), 
ein - heftiger Ruffenfeind (4. B. in feinem Bude Sweiges 
sista sirid, einer hodpoetifhen Fiction) und ber befie PBrgaiker 
feiner Nation (z. B. in der Blume von Kinnefulle), des bob 
niht blos in den Grenzen der vaterländifhen Geſchtu 
blieb, und der Kammerjunfer C. A. Kullberg‘) (geb. 1813), 
der den Hof Guſtav's III, wenn au nur in einem Bu 
norama vol piquanter Situationen, und vorfühete. Nick 
im legteren Genre trägt unbedingt der wegen feiner etwas be 
denkligen Richtung (z. B. in dem Bude Sıällningar och For- 
hällanden, wegen defien er 1838 ind Gefaͤngniß wandern mußte) 
in feinem Vaterlande etwas in Wißcredit gefommene ‚Republik 
aner Magnus Jacob KErufenfolpe?), aus Yönföpiug 
(geb, 1795) unbebingt den Preis davon, denn fein Haus 
Sottorp entrolt vor unferen Augen zuerſt mit wahrhaft bike 
riſcher Meiſterſchaft den düfteren Schleier, der auf den Hof 
intriguen Schwedens feit der Beburt Guſtav's II. bie auf 
die Thronbeflelgung Carl Johann's ruht, und weiht uns in 
ein Gewebe von Schändlickelten ein, die an die Familien 
geſchichte des Hauſes des Auguftus erinnert. Neuerbings hat 
er auf gleihe Weife die Geſchichte des gräflihen Haufes Tee 
fin zu ſchildern begonnen.. Lebrigens haben feine ſämmtlichen 
Scriften vom Roman nur den Titel. Ein eigentlicher Roveik 
in Palmblad. Social⸗Tendenzen verfolgen Sillen in feinem 
Svenska Studentlifvet (Stockh. 1838 — 39), worin er den Stu⸗ 
denten-Sauferelen ıc. ein Ende mahen wil, Engfröm tm feinen 
Förbundsbröderna (1834), feinen Nybyrgarna (1838) und feinem 
Björn Ulfland (1840), fowie Almquifi'”), der eine Art junges 
Schweden ine Reben ruft, in feinen Fria Fantasier; wir heben aut 












Schwediſche Poeſie. Roman. 93 


ihteren befonderd Azouras Tintomara hervor, obgleich auch bei 
niz ie ſein die Einkleidung hiſtoriſch if. Nein bürgerlichshäustich im der . 
Manier der H. Hanfe, nur natürlicher, einfab anziehender 
er poetiſcher, freilich zuweilen auch mit Acht weibifcher Aus⸗ 
alerei bio ins kleinlichſte Detail hinein, ſchreibt Frederife Bre— 
mer!) aus Stodholm (geb. 1802) ihre zahlreichen Famillenromane, 
Die faf in Deutihland mehr Glück maden ale in Schwere 
ſelbſt. Wir zeichnen befonderd aus: das Heimathshaus, die 
Stiygen dus dem Alltagsleben, und aus letzteren die Töchter des- 
Präfidenten, die Fortſetzung berfelben: Nina ꝛc Ihre Haupt 
force beſteht in der Schilderung der flillen Haͤuslichkeit und 
weibliher Charactere, die Darftelung von männlihen Figu⸗ 
ren mißlingt ihr dagegen flets, und wenn fie philofophict, dann 
wird fie ſchredlich langweilig. Neben ihr verdienen Erwähnung bie 
-Breiin vonK&norring')(z.B.inden Romanen Cousinerna, Axel, 
Ständsparalleler ıc.), die Frau Flygare Garlen!’) (4,B, in den 
Romanen: der Profeſſor und feine Schüglinge, die Pflegelinder, die 
Kirchweihe Lihr beſtes Bud], Waldemar Klein, die Repräfentanten, 
Guſtav Lindorm) und Charlotte Berger, die aber ſchon weniger 
natürlid und nah frangöfifden Muflern ge: oder verbildet iR 
G. 3 im den Branzöfiften Kriegögefangenen [1814], ver 
Zaubergrotte [1816], den Ruinen von Brahelm [1816], Wibert . 
und Luiſe [1817] x.). 


1) Ryno, eller den Vandrande Riddaren, Skädespel med 
3 3 akter. Siookh, 1834. 8. Dramatiska Studier. Stockh. 1837 . 
IN. 8. Schwedens Ahnen, ein mit dem großen Preife v. der Schwed. Akad, 
belegt. Geb. m. beigef. Drig.Tert u. Anm. Lübed 1838. 8. Schwer. Zragds 
dien überf. 6. Ad. Dehlenfchläger. Epag. 1841. III. 8. ' 

2) Hägkomster frän Heinbygden och Skolaf. Ups, 1830. 8. III 
Uppl. Örebro 1842. 8. 

3) Axel Sigfridsson. Stockh. 1817. 3. Spader Dame, en berät- 
telse i Bref, funna p& Danviken. Stockh. 18.4. 8. 


4) Thord Bonde eller slutet af Albrechts regering. Upsala 
28. I. 8 


5) Den siste Eriseplaren. Stockh. 1832. IH. 8. (Deutfb. Lpzg. 
41841. I11. 8. cf. Mag. f. d. it. d. Aust. 1883. ur. 110.) Adolf Findli 
eiler tre Är under Drottning Christinas Regering. ib. 1835. IIT. 

(Deutfh. Spag. 1840. IIT. 8.)- 

6)Snapphanarne. Gammalt Nytt om Skäne, frän Sjuttonde Seklet. 
Stockh. 1831. III. 8. Sista Aftonen pa Ostanborg. ib. 1833. II. 8. 

7) Blomman p& Kinnekulle. Uppl. HT. Stockh. 1831. 8. (Deutſch 

v. X. Amdt. Berl. 1838. 8.) Johannes Fjällman. ib. 1831-33. II. 6. 

.Flickorna i Ackersund. ib. 1832. 8 Gustaf Brahe. ib, 1832. 12. 


59 * 






18 


1% Echwediſche Poeße. Rewat | 


ngfrun. ib. 1832. 8. Sivard Kruses Bröllepp. ib. 1832, 8. Am 

bnitz eller Bängarflickan frän Warschan. ıb. 1833. 12. Helen 
Wrede. ib. 1834. 10, Fröken Beata’s Anteckningar eller Mötet pl 
Hven. ib. 1836. 8. Kolarflickan eller envandring i Norrland. ih 
1837. 12. Pawo Nissinen. ib. 18 8. 12. Naema. ib. 1839. 12. Pris- 
sessan af Angola. ib. 839. 12. Fröknarna. ib. 1840. 12, Breri 
sista strid. ib. 1840. 12. Kolmärds Boerna. ib. 1841, 12. Fremis 
geu bland de Sina. ib. 1842. 12. 


8) Gustaf IH. och hans hof. Stockh. 1830. 8. Maximilien die 
en Sammeansvärjning under Brik XIV: s Begering. Calmar 184 
12. Carl Gustaf Wrangel. ib. 1833. 12. Domaren. Stockh, 1842 i 
Den »ista Menniskan. Kalm. 1843. 12. 


O) Skildringar ur det Inre af Dagens Historia. Stockh. 18%. IL 
8. 1720, 1772, 1808. ib. 1837. 8. Blorianen. Stockh. 1840-44. YLi. 
(Der Mohr a. d. Haus HolfteinsGottorp. Berl. 1844. VIE. 8. Kleine o 
aeblnenn aus dem Schwedifchen. Berl. 1844. 8. Das Hans Zeffin. ch. 
1887. 8. 


10) Iintomara. Deutſch. ozg. 1840. IV/ 16. (|. Mag. f. db. ih 
Aust. 1835. nr. 40.) Babriele Dimanfo. ebd. 1842. III. 16, "Drei rum 
in Smäland. ebd. 1844. V. 16. Amalie Hillner, im Bel. Aust. Bd. 310-314 


11) Teckninger ur Hvardagslifvei. Stockh. 183543. VIL& 
Gransarse, Christianst. 1837. 11. & Träliansn. Stockh. 18%. 1% 
Morgon-Väckter, ib. 1842. 12. Deutfch. Ausgewählte Schrift. üb. v. Be 
heim u. Runkel. Bielef. 1841. VIII. 16. 1844. IN. 8. Wieles auch b. Bun 
haus, Autom. Bibl. d. Gloff. d. Ausl. Bd. 1, IT, V—X., XV., XXIK, 

xXX., XLI., XL. u. Bell. Ausl. Bd. I—XXIL, LXXXVIII-XCI. 


12) Axel, Stockh. 9836. III. 8. Cousinerna. ib. 1836. III. 1% x 
Eizzen: Deutſch. Lpzg. 1841. II. 8. Tante Lisberh's neungehnte Trio 
ment, . v. Axel. ebd. 1843. 8. Axel. ebd. 1839. III. 8. Couſinen. ch 
1839. IH, 8. rauen. ebd. 1838. I. 8. Freunde. ebd. 1837. 11. 8. De 
Häusler u. f. Umgebung. ebd. 1844. II. 8. Gtanbesunterfchiebe. ebd. 18H. 
11. 8. Zäufchungen. ebd. 1839. Il. 8. 


13) Waldeınar Klein. Stockh. 1839. 8. Representanten. ib. 189. 
N. 8 6Gustaf Lindorm. ib. 1839. III. 8. Professorn och Has 
Skyduslingar. ib. 1840. II. 8. Fosterbröderna. ib. 1840, Il. 
Kyrko-Invigningen i Hammarby, ib. 1890—41. III. 8. Skutagosseh, 
ib. 1841. 11. 8. Rosen pä Tistelön, ib, 1882. II. 8. Kamrer Li 
man säcom gammal ungkarl och ükta man. ib. 1842. II. 8. Fider 
koinmisset. ıb. 1844. IV. 8. Pal Värning. ib. 1844 12. Windskr 
porna. ib. 1845. 12. — Emma's Herz a. d. Schwediſch. v. Eichel. IE 
1882. IE 8. Das Fidelcommiß, a. d. Schw. v. Wochenhufen. Grimma 18% 
IIT. 8. (im Belletr. Aust. Bd. 136-144. u. Sammi. Schwed. Muft.Rem 
Bd. 13—14.) Pıul Waͤrning. Berl. 1845. II. 8. Spar d. Skuttjunge, 8 
Ausl. Bd. 414. u. Samnl. Schw. Muſt. R. Bd. 4—5. Die Ki | 
weihung zu Hammarby, cbd. Bd. I—IHN. im Ausland Bd. 118-193. DA 
Kämmerer Laßmann als Junggefell und Ehemann. Berl 1843. IL 15 @ 
Ausl_ Bd. 145—150. Guſtav Eindorm, Rpzg. 1842. I. 8. i. Aust. ↄ 
77. Die Mithbrübder. Lpıg. 1843. 117. 8. i. Aust. Bo. 124—128. Der Pr 
kfior und feine Schüglinge. Apag. 1842. IE. 8. u. Aust. Br, 108-112 DU 
eihöverwefer. Grimma 1844. HIT. 8. (unächt). Die Rofe von Zifade, 1 
». Sammi. Schweb. Muſt Rom. Bd. VI-VÜI. u. Ausl. 8b. 22-2. Da 
— ebb. Bo. 99 103. u. Bibi. Schwed. Muft.Rom. Bi. 10-1 
Baldemar Klein. Lpzo. 1843. 8. u. Audi. Bo. 29-31. 


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Die Geſchichte der Daͤniſchen Literatur!) beginnt eigent 
lich erſt in der Mitte des 17ten Jahrhunderts, denn bie 
dahin bediente man ſich far burdgängig der Lateiniſchen Syrae, 
und die wenigen nodf übrigen Deufmäler der rohen und unzebildeten 
Nationalſprache jener Zeit find nicht der Rede wertb, wes/⸗ 
halb wir denn aud die Poeſie des Nachbarlandes, weht dieſe 
weit höher binaufreiht, voranzuftelen Urſache hatten, Uehrigens 
können wir jedoch nicht mit Stilfchweigen übergehen, daß 


; bereit8 Anders Sörnefen Bedel?) oder Bejle (Vellejus) 


aus Beile in Yütland (1542—1616): und Peder Syo‘ 
aus SZütland (1631— 1702) Sammlungen alter, traditionek 
erhaltener Daͤniſcher Volkslieder und ähnlicher mehr ober weniger 
gelungener Reimereien veranftalteten, die wir noch jet befiben. 
Außer ihnen find aber bis auf die Blüthezeit ber Daͤnlſchen 
Moefle herab eigentlich nur drei Männer von bedentendem Eins 


Mb auf die Bildung der Sprade und Poeſie geweſen. 


Dbenan ficht Anders Urrebo*) aus Aerröeskiobing auf 
ber Schleswigſchen Inſel Aerrde (1587-1637). Er vers 
faßte naͤmlich unter andern ein heroiſches Gedicht, Hexaämeron 


belitelt, worin er die Schöpfungsgeſchichte In gereimten heroiſchen 


Verſen nicht ohne Geſchick, jedoch als Nachahmung von Du 
Vartas' Semaine, vortrug und zugleich das erfle eigent⸗ 
lich merkwuͤrdige Denkmal der Rattonatpoefle erritete. Heben 
ihm iſt der Belegenheitädichter Anders Bording’) aus Nibe 
in Sütland (161977), der ſich nad der Opitziſchen Schule 
bildete umd nicht ohne wirkliches poetifches Talent war, wie 
ſelbſt ein fo wenig poetiſcher Segenfland,. wie fein: Mercurius 
Danicus (1666, davon erſchien jeden Monat ein halder Bogen in 4.), 
Die erfie Däntihe politifhe Zeitung und zwar in Verſen, und 


" feine Nachahmungen des Ovids zeigen, zu nennen. Aber auch der 


DEN a, m 


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Vater der Daͤniſchen Lyrifer Thomas Kingo‘) aus Slangerup 
in Seeland (1634 — 1708) gehört mit feinen cheilweiſe elegt« 
ſchen Pfalmen hierher, da er ebenfalls für die Sprache wirkte, 
Mertwürdig genug wird fein Nachwaͤchterlied nod heute von 
den Ropmbagener Nachtwaͤchtetn von Stunde zu Stunde vers⸗ 


Do Dänifche Poeſie. 


weife abgefungen. Uebrigens gehört ſowohl er ald ber Eat, 
rifer Ludwig Pontoppidan’) aus Beile (1648 —1706) 
und Jens Sten Seheſtede) aus Kopenhagen (1635-98) 
vor ſchlechten Deutſchen Schule an; ortigineller war ſchon Toͤ⸗ 
ger Reenberg?) aus Wiborg im Juͤtland (1656-1740) 
und auch Jorgen Jorgenſen Sorterup') (+ 1729) 
lchete in feinen Heldengeſaͤngen (auf Friedrich IV.) zur Cie 
ſachheit ver alten Kaempo-Viser, feinen Muſtern, zurüd. Red 
fon bir Hans Thomaefen‘!' (1532— 73), der W 
Daniſche Pſalmbuch zufammenreimte, eine Stelle finden. Ude 
haupt ſchoͤpfte man, ſeitdem die Bibel einmal (1550) über 
war, aus biefer den Stoff zu Hymnen, erbaulichen Erik 
wagen und Thenterflüden. j 
1) ©. Eichhorn, Gefch. d Liter. Bd. IV. 3. p. 1117—1212. 
2 eat. — Danske Digtek. H. I. p. 200 502. u. Dm be Daik 
68-72. — Gt Hundret” ubpalgte danke Wifer. Kibe IM 
—* 1664. Kibhr. 1632. 1643. 1673. fiden foraget af P Syo. 168 
8 poa any beard. afAbrahamfon, Nyerup og Rahbek Kibhv. 1810-18 v. 8 
dvalgte danske V de Bud 
St „8 anden Teen rent ” —* . ande — sm 
et Nyerup a DV . 55 sq- " 
4 Bist Bd. J 200- 206. Min 1785. Xi 
P- ** Tr Duo — * i Vers om —e— bes © 
over de Spensle. Kibhv. 1611. 8. Gorgelig Digt om Dronning Aue 
Getharinss falige Denfart, med Rober. ebd. 1612. 2. Davids Pfalter, feap 


vis ubfat. ebd. 1623. 1627. 1650. 1664. 4. Hexaëmeron 9: Fre 
nt fer Dages Sjerning; udgiven af Autors Son Chriften Anderfm. 


6) r Digt. Hiſt. III. p. 100 - 146. — Poetiſte Ekriſter jew 
Lo og —* af Roftgaard met m Fortale af Bram. Kjbho 178.4 
. a. Wolf, Iomen. f. Politik. 1797. III. p.195—208). 

6) &. Ryetup Dist. Hifl. Br. I. P- 170.- 260. Bloch Fyenſte * 
I. H. p. 151—175. Minerva 1800. 1. — Gubygaards L 
D.u.%8. Kroneborge forte Bertele si v. 1672. 4. Aanbeligt 

_ 88 Hohe. 1674-81. 1789. 8. Gamſoes Torte B * 

1675. 4. Kong Ghriftian Via forfte og lykſalige Ledingstog Aar * 
D. u. J. 4 Anhang. Kibho. 1676. 4. Andet Anhang. ebd. 1677. 4. DW 
marks Re Rorges fororbnede ee IV a Odenſe 1689. 8. Abgebr. f. 2. nd. 
f. Geb. b. Wielandt, a. a. O. Wb. IV. U. III. XI. u. b. Hopfaer Cem 
ling af Danske Rim. Kjbhon. 1725. 8 

7) Suleglsode. Kjvhv. 1680. 4. Zatfiget paa Kong K Sprifion kn 

ebd. 1683. 4. Glerefiets —— — d. 1684 
oben 08 a Dosens — efter Doden. 8* Es, 4. lief ——— 


Da — GtateäsiBeltman. 0. D. 1669. 8. pigernes Di N 
Lafter Speil. Kbhon. o. 3. Oydernes Proveften. ebd. 1671. 12. * 
Berommelfe. ebd. 0. J. 8, Goplact yaany FR. Nyerup. Rise. 1’ 


Daniſche Poeſie. Drama. 935 


. Acredigt til R. Jul. ebd. FAR 4. u. b. Hopfer Saml. IE: p. 103 
Kanbeligte Jubelpfalmer. ebd. I. p. 22—27. t m, ‚ fondern Jaco 
Knderien Scheffer aus Rybera (16.3—68) gi rt Ba len 
— — paa Frederichsdag d. 14de Nov. 1660 0. D. u. 


p 

9) Doetiste —— udgivne af hans Dotterfen Toger Reinberg Teil 
man med. (Kofod Ankers) Bortale og Er Bu Anmeerfninger. 
Kıbheo: 1769. II. 8. f. Nyerup a. a. D. 


10) ©. Ryerup Bd. IV. p. TI—10. — Sm og Viwor til Ho 
Reetes Bryllup. Kjbhv. 1688. 4. og Bindedrev til Holger Gyldenkrone. € 7 
1691.€. —* Skandſekurv. ebd. 1709 8. — Oo 8. ebd. 1744 

ir 


LE. 8 Ny Helbefange am Kong Friederich v bes lykkelige gain er 
lands og vands 1715. ebd. 1716. 4. Andere Och: v. ihm db elandt, 
Zamiind J Tmntke og ubvalgte dancke Vers og Diele ca * ana 
28.) Bd . u. VII. u. in d. II: Ausg. nr . (ebd. 1742.) Bb. X. 


11) ©. on Digt. Hifl. I. p. 05-217. — — Dem danske Pſalmeb 
formeret og forbebret. Kjbhon. 1 1598. 1611. » I 


— 145. 


Die älteften Berfuhe im Drama!) find in ber fegten 
Perlode des Mittelalters ſchon genannt worben; fie rührten von 
einem Schulmeiſter zu Odenſe Chriſtiern Johannte?) 
(Ehriften Hänfen) her und liegen handſchriftlich auf der Biblios 
het zu Kopenhagen. Doch ſcheinen fie ihren Leberfehriften 
nad komiſcher Gattung gewefen zu fein (en dram. fortaelling 
om den Kiaerling som ved sin Hands Hjelp forförte en 
Kone til Utroskab, d. h. dramatiſche Geſchichte eines Mannes, der 
wit Hilfe feines Hundes eine Frau betrog, — Paris Dom. 
äramatisk fremstillet, — Comoedie om den hellige Dor- 
rothea). Wahrſcheinlich ganz in derſelben Manier ſchrieb 
Beder Jenſen Hegelund?) aus Ribe (1542 — 1614) 
fünf bibliſche Schauſpiele und lleß vor Friedrich IE. von ſeinen 
Schuͤlern (er war Rector der Schule zu Ride) eine von ihm 
verfaßte Dänifche Bearbeitung von der Lateiniſchen Comoͤdie des 
Xyſtus Betulefus, Sufanna, aufführen, zu der er nichts Ei 
gened hinzugethan hatte, als bie yerfonifieirte Calumnia oder 
Diabola personata. Ein anderer Geiſtlicher, Hieronymus 
Sußefen aus Jütland (15391607), mit dem Beinamen 
Rand‘), ſchrieb mehrere bibliſche Originalftüde, die er alfo nicht 
nach gewoͤhnlicher Manier erfi aus dem Lateiniſchen und- Deutfchen 
‚überfept hatte, und ließ in dem einen fünf Teufel auf einmal 


343 Daͤniſche Poeſie. 


weiſe abgefungen. Uebrigens gehört ſowohl er als der Ext 
riler Ludwig Pontoppidan’) aus Vejle (1648-1706) 
ws Jens Sten Seheſtede) aus Kopenhagen (1635-98) 
vor ſchlechten Deutſchen Schule an; origineller war ſchon Toͤ⸗ 
ger Reenberg?) aus Wiborg in Juͤtland (16561742), 
web auch Jorgen Jorgenſen Gorterup”) (+ 1129 
lchete in feinen Heldengefängen (auf Friedrich IV.) zur Eier 
ſachheit ver alten Kaempo-Viser, feinen Muftern, zurüd. Rod 
fon bir Hans Thomaefen!Y (1532 —73), der Wi 
Daniſche Pſalmbuch zufammenreimte, eine Stelle finden. Ude 
haupt fdhöpfte man, ſelidem die Bibel einmal (1550) übefh 
war, aus biefer den Stoff zu Hymnen, erbaulichen Enit 
ungen und Thenterflüden. . 


1) &. Eichhorn, Geſch. d. Liter. Bd. IV. 3. p. Zen 
2 De ep Dunst Digtek H. I. p. 389-502. Dm de Dalkı 
iftoriogr. 68-72. — Et Hundret ubvalgte danke Bifer. Kibe IM 
riftian. 1664 Kibhv. 1632. 1643. 1673. fiden foraget af 9. Syn. 16 
8. poa nr ss . afAbrahamfon, Nyerup og Rahel. Kibho. 1810-1 7.8 
3) Gt hundred udvalgte danske Viſer om allehaande morkelige Käi 
bebeift gi anden felfom Foontye feraaed med bet ande Hundred. Sn 
cf. Ryernp a. a. D. Bd. V. p. 55 sq- 
ur © Ryerup Dis. F Br. M B. 209-286. Minerva. 178. 24 
p. 39 2q. 17%. p. 133 sq. — Relation i Vers om Ghrifl. IV. bei 6 
over de Spenste. Kibho. 1611. R. Serarlig Digt om Dronning Am⸗ 
Gatharines falige Henfart, med ober. ebd. 1612. 4. Davids — 
vis in. ebd. 1623. 1627. 1650. 1664. 4. Hexaëmeron 2: 
nore Te 5 fer Dages Gjerning; udgiven af Autors Son Chriſten 


6) * —&— Hi. III. p. 100 - 146. — Poetiſte € 
Pa og, u Pe af Rofigaard met En Sortale af Sram. Köhe. * 
. a. Wolf, Iourn. f. Poutik. 1797. III. p.195— 208). 
6) ©. Ryetup Digt. Hif. Bo. m. P- 1. 260. Bloch Fyerſte ** 
Lt p. 151—175. Dinava 1800. I. p. — Ssæsbygaarde Ki 
u. 3. 8. Kroneborgs korte veſtrivelfe Riblo, 1672. 4. Aanbeligt * 
* v6. Kibho. 1674—81. 1720. 1739. 8. Gamıfors Eorte Bekrivefe Mb 
675. 4. Kong Ghriftian Vied forfte og lokſalige ebingetog, U "ie 
» u. 3.4. Anhang. Kjbho 1676. 4. Andet Anpang- ebd. 1677. 4 
marks og” Norges fororbnede Pfalmebog. Dienfe 1 8. Abgebr. 1 
f. Geb. b. Wielandt, a. a. O. 8b. IV. U. HI. XI. u. —R 
ling af Danske Rim. Kibhon 1725. 8. 
N Sulegleobe. Kjvbho. 1680. 4. Walfigelfe paa Kong — a 
meh Bode . 1683. 4. Clereſiets Bryllupstanker. ebb. 168%. 4 
meb dm 08 b Dosens Krone efter Doden. ebd. 1688. 4 4. Glereft Put 


und De euren. Eon 2 mh 
after Spa un. 0. es Pr e 
Berommeife ebd. 0. J. 8, Splagt paa ny af R. Nyerup. ih. mi 


— 


Danifche Poeſie. Drama. 935 


ACredigt EM. Jul. ebb. 1677. 4, u. 6. Hopfner Samt. IT: p. 103 ug. 
kanbeligte Jubelpfalmer. ebb. I. p. 22—27. t pm, fonbern Jaco 

Inderfen Scheffer aus Nyborg (16.3—68) gehört Fynske Skakſpil, 
kexcrert paa Frederichsdag d. 14de-Nov. 1660 0. DO. nm. I. 4. ſ. Nyerup 


9) Poetiske Skrifter, ubgione af hans Datterfon Toger Reinberg Teil⸗ 
san med (Kofod Ankers) Sortale og (B. W. Lürborfs) Anmesrkninger. 
bb: 1769. II. 8. f. Nyerup a. a. D. Sb. IV.. p. 17-0. 

10) ©. Ryerup Bd. IV. p. 75—110. — Stjemt og Alvor til Dotger 
Reey’3 Dryllup. Kjbhv. 1688. A. og Bindedrev til Holger Gyldenkrone. ; d. 
691.6. Poetiste Standfeburo. ebd. 4709 8. Poetiste Smaafagers. ebd. 1744 
» Be Ny Deldefange am Kong Friederich IV. des lykkelige Sejer vindin 
lands og vands 1715. ebd. 1716. 4. Andere Geb. v. ihm b. I. Wielandt, 
Bamiling af ſmukke og ubvalgte danste Vers og Miſcellanea (Kibhv. 1725— 
'8.) 8b. U. VI. u. VII. u. in d. II. Ausg. defl. 8. (ebd. 1742.) Wr. X. 


11) ©. Nyerup Digt. Hifl. I. p. 205—217. — Den danske Pfalmebog, 
ormeret og forbebret. Kibhon. 1569. 1592. 1611. 8. 


$. 745. 


Die älteſten Berfuhe im Drama!) find in der letzten 
Berlobe des Mittelaltere fchon genannt worden; -fie rührten von 
einem Schulmeiſter zu Odenſe Ehrifiern Johannis?) 
(Chriſten Haͤnſen) her und liegen handſchriftlich auf der Biblios 
et au Kopenhagen. Doch feinen fie ihrem Neberſchriften 
nad komiſcher Gattung gewefen zu fein (en dram. fortaelling 
om den Kiaerling som ved sin Hands Hjelp forförte en 
Kone til Utroskab, d. h. dramatiſche Geſchichte eines Mannes, der 
mit Hilfe feines Hundes eine Frau betrog, — Paris Dom 
Aramatisk fremstillet, — Comoedie om den heilige Dor- 
rothea). Wahrſcheinlich ganz in derſelben Manier ſchrieb 
Veder Jenſen Hegelund?) aus Ribe (1542 — 1614) 
fünf bibliſche Schauſpiele und ließ vor Friedrich IT. von feinen 
Schuͤlern (er war Rector der Schule zu Ribe) eine von ihm 
verfaßte Daͤniſche Bearbeitung -von der Lateiniſchen Comoͤdie des 
Xyſtus Betulefus, Sufanna, aufführen, zu ber er nichts Ei 
genes hinzugethan hatte, als die yerfonifieirtte Calumnia oder 
Diabola personate. Ein anderer Geiftliher, Hieronymus 
Suflefen aus Jütland (1539—1607), mit dem Beinamen 
Rand"), ſchrieb mehrere bibliſche Originalüde, die er alfo nicht 
dach gewöhnlicher Manier erſt aus dem Lateiniſchen und Deutfchen 
überfeßt hatte, und ließ in dem einen fünf Teufel auf einmal 


08 Daniſßhe Bere. Dream. 

om do, wie der duͤmmfte yiäliite Aberggaube ie Rh 
date, auftreten. Allein er ſchrieb auch die erfie Beh, 
die fein Vaterland befipt, und benutzte darin die Shake 
der Geizigen auf eine höchſt burleske Weile. Trog diefer Dib 
gfnalarbeit und dem Borgange eines Anonymus, ber gieihzeitig 
ein nur handſchriftlich erhaltenes, nitt mißlungenes Ceid, 
Kordeending’), auf die Bühne brachte, und ungeachtet des 
Verſucho de Predigers Hans Thomeſen Stege‘), die 
Geſchichte der Kleopatra und des Antonius, wenn auch in Rai 
telverfen, zu dramatiſiren, trogpem endlich, daß bereits 1596— 
1605 eine Uecberfegung des Eunuchus des Terenz in Däntite 
Berſe unternommen worden war,. blieb man doch bei dem 
bibliſchen Style, und Peder Thögerfen aus Randers 
(+ 1634) bearbeitete noch ein lateiniſches Stück, Rabal’), für 
feine Landsleute, Anders Kteldfen Thybo°®) fchrieb die 
Geſchichte Abſalons, Jens Kieldfen (1638) die GSeſchichte 
Joſeph'sꝰ) und ſelbſt Erik Erikſön Broby, der unter deu 
Roamen Bontoppidan befannter if, aus Fühnen (1616 — 
78) Yramatlfirte noch die Hoczeitögefbichte des Tobias '°). Frei⸗ 
lich Darf man fi aber hierüber nicht vermundern, denn Waf 
munterung fand die dramatiſche Literatur gar nidt, was man 
(don daraus abnehmen kann, daß die Verfaſſer der aw 
qefuͤhrten Stüde ſaͤmmtlich Prediger oder Schulmonarchen waren, 
und dieſe Produfte alle nur dazu dienten, entweder bei Beſuchen 
hoher umd vornehmer Perfonen zur Unterhaltung derfelben beim 
tragen oder die Lehrer und Schüler unter fih ſelda zu be 
Iußigen, wie dieß befanntlih noch heute auf manden Jeſuue⸗ 
ſchulen der Fall fein mag. 


1) &. 9. Topp Wandel, Efterretning sm amle danske Skueſpil fra 
det 16 og 1i7de Aathundrede; ſom Fortaler til Ife 09 2det Bind af Gew 
en af de 1776—78 udgivne ny originale Skueſpils Iſte og Adet Bind 

br. s Br. mare) Viſtorisk Efterretning om den danske Shreplabk, 


21 Ku. . » ri Nyerup a. a. D. Bd. I p. 131164. a Mb 
nerva 1786. I. p. 766 s 
ni Suſanna ——e — i danske Rim. Kjbho. 1578. 4. 
Anhänge ge: Arten astaaque muliebres 9: 1a Dersonate. söh. 1970 
. ja eb 1650. 5 u. —E sen Diahola 2— 
N Rp 1-9. m. Sciegedb Ausg. Be Slange. 
Diſt. Pre) ' Aaheug 


Daniſch⸗ Poefi Woman. 9% 


9 ©. Ryerup 8». II. 13 27. — Meng Gelomens Sything, di 
bie og uyttig Gomoebie af Kong Davids Hifkorier ubbraget. Mibho. 1588. 
). Samfone Zeungfel, det er en ynkelig Tragoedie om ben Krigthelt 


Samfon. Aarhus 1633. 1646. 4. 1702. 8. Karrig Nidding, det er en Iyftig 
eeg eller’ Somoebie. ebd. 1633. 4. 1709. 8 En ny Bife om nogle Sugled 
Ratur 09 Sang. Kjbho. 1617. 1650. 1669. 1697. 8. 1730. 4. u. In d, Lev⸗ 
Unger af Midbelald. Digtek. H. 1. 


5) ©. Ryerup Digt. Hiſt. Bd. IT. p. 108 40. 


6) ©. Nyerup Bd. II. p. 134. — Gleopatra eller en hiflorist Trague 
ta om den fidfte Dronning i Eanpten ved Raffu Gleopatra oc M. Antonio, 
n Romersk Keyſer; hvor hefftig Kierligheb de haffun Hafft til huer andre, 
t de haffun offuergiffuet de Ling deres gode Raff n Eunde feet til Forfrem⸗ 
nelſe oc leffuet i Drukkenſkab, Horeri zc. famlet og paa danske Rijm udfat. 
Mohn. 1609. 8. 

7) Proben b. Ryerup Bd. IT. p. 123—136. Der Tit. d. Drigit. ik: 
tudolphi Gualteri Tigurini Comoedia sacra quae inscribitur Nabal 
lesumta ex J. Samuelis XXV. cap. Argent. 1562. 8. 


8) Absalon, historia sacra, comoebivis beſtreven. Kibhv. 1618. 8. . 
d- Nyerup Bb. IE p. 154—ı159. 178—187. . 


&) Sofep) Hiftorie — en Comoedie paa Vers, ſteht bei Wandal a. a. 
t. Il. 


10) Gomoedie om Tobiss Siftermaal, til Flemming Ulfelds Bryllup 
tibhv. 1635. 8. ſ. Nyerup Bd. IL p. 160. W 


| $. 746. 


| Was den Roman anlangt, fo if. von ihm jept 
noch Feine Rede, denn les, was fi hierüber vorfindet, 
befchränft ſich auf Meberfegungen und Bearbeitungen aus⸗ 
ländiiher Sagenftoffe zu Bolfsvühern, an denen Dänemarl 
fehr reich IR, und felbf des Claus Pors!) aus Dellingföe 
Zebenscompaß beſteht nur aus einer Menge einzelner, aus Deutſchen 
Quellen gesogener Geſchichten, iſt alfo durdaus fein Original, 
und wir fonnen daher bier als ſolches eigentlih nur des bes 
rühmten Biſchofs von Bergen Erik PBontoppidan?), des 
Sohnes des oben genannten Ludvig P, aus Aarhus 
(1698— 1764), geifiliben Roman Menoza, der jedoch gewiſſer⸗ 
maßen ſchon in den folgenden Abſchnitt gehört, anführen, 

1) En nyttig Husbog; kaldes retteligen Levnets Compas, fom indeholder 
Ber flisune vigtige Leerdomme, Advarsier og Paaminbeifer, fom enhver 

n Ben kan rette fit Liv og Levnet efter. Er tilfammenftrevet af mange 
ige Boger, med ſmukke Hiftorier formaanget; Inftig at lesſe baade di 


— Zidsforbriv. Med ſtor Flid transfereret og udſat af Tydſten og 
det danske Tungemaal. Kjibho. 1613. 8. Auszug u. A in: er 


lades udfelllige ne Sutbomme, Advarfelee og Paamindelfer, med hob⸗ 


9. Daniſche Poefie 


ebe Sßerler, til Diesforbriv t ; nuofken 1ER Zu 
Rn nd hr A ſamlede og af det iy an var a 
ef GI. Pors. paa nngiennemfeete og corrigerebe. ebb. 1703. 6, 

2) Menoza, tist Prints drog Werd te 6 
Site, 1er dd. Min. 8 Deutfeh u. m. dent @belln Bol sefn * 


nannten: Menoza, e. aflat. Prinz, welcher in ber Welt umberzog, 
ga ſuchen. Kopenh. 1747-57. VI. 8. f. Lorks Nachr. Bd. I p. 14-18 





$. 747. 


Haben wir nun bi8 jeht eigentlich nur bie Anfaͤnge ie 
Dänifchen Poeſie betradtet, fo wenden wir uns zu der Eye, 
wo Vvas goldene Zeitalter derfelben beginnt. Der Urhebet Ib 
fer Reformationsperiode war Ludvig Holberg') ad 
Bergen (geb. 1684), ein Dann, den man mit Rest da 
Moliere des Nordens und ben Vater der ſchoͤnen Literatur iñ 
Dänemark genannt hat. Er hat fit nichts weniger als für 
geitig mit. feinem eminenten poetifhen Talente hervorgethan; R 
er fühlte, wie er in feiner Selbſtbiographie, den Briefen a 
einen großen Herm (1727 —63) erzählt, blos Neigung MM 
Reifen, welde ibm auf einmal, als er faum 20 Jahr: d 
war, duch das Leien einer -Reifebefhreibung gekommen ME, 
und fo beſuchte er Holland, Norwegen, England, Deuhſchlau 
Frankreich und Italien, freiih nicht in einer Tour, ſonden 

in mehrmaligen Ausflügen, aber doch ſchon mit einem gewiſa 
Drange, ſich Kenntniffe zu erwerben, der nur dann begreiflich mi, 
wenn man die Entbehrungen in Anſchlag bringt, die er M 
auflegte, um ihn zu befriedigen. Jedoch fah er auch Hier fü 
das Leben blos von der heiteren Seite an, und indem er ® 
für ein Luffpiel hielt, fo kam ihm auch feine eigene Re 
darin nur fonderbar, nie traurig vor, alle anderen mit Ihm 
Verkehr kommenden Perfonen aber betrachtete er blos ald R 
feiner Ergöplichfelt gemadt, und fo war er denn nal 
mit der Kataſtrophe, fie mochte ausfallen, wie fie. wolle, Im 
mes zufrieden. Nah Haufe zuruͤckgekehrt warb er Broker 
. der Metaphufit (d. 5. der ſcholafliſch⸗pedantiſchen jener ZA) ® 
der Ilniverfität Kopenhagen, und als folder wollte er dam 

Dichtkunſt, über die er doc urtheilen ſollte, ſelbſt kennen Term 
und wählte als Probeküd die fehöte Satire des Zuvaalı BP 


— - 


Daniſche Peefie vao 


Sammtlih die ausgelaſſenſte von allen. Dieſe üuberſetzte er mit 
Wem ihm angeborenen, aber biöher im Schlafe gelegenen Dichtertatente, 


ein das Meiſterſtuͤf wimmelte noch von Verftößen gegen bie 


Werolehre, und fo fah ſich Holberg genöthigt, dieſem trodenen 
Studium längeren Fleiß zuzuwenden. Mit welchem Erfolge 
Dieß geidehen war, zeigte er 1719 durch feinen Peter 
Maars, ein komiſches Heldengediht, worin er mit dem Pa⸗ 
1508 der Homeriſchen Batrachomyomachie die Begebenheiten bes 
füngt, die einem Daͤniſchen Künfter auf einer Fahrt von wenigen. 
Stunden, welde er unternommen hatte, um feine Braut zu 
fehen, begegnet waren. Das Buch ward in anderthalb Jahren 
Dreiniol vergriffen, und die Critik fiellte dieſe burleste Odyſſee 
wen erfien PBroduften anderer Länder in biefem Genre an bie 


- Scte, was fi am Bellen erflärt, wenn man dieſes 


eigentlih floffarme Sujet feiner Ausdehnung nad betrachtet 
und fih darüber wundert, nicht durch das Leſen deſſelben ermüdet 


- worden zu fein. Run folgten (1719) feine vier Satiren, die er, 


wie feine ander Dichtungen, pfeudonym als Hans‘ Miftelfen 
unter dem Titel: „Skjemtedichte“ in die Welt ſchickte und in welchen er 
Durch feine richtige Unterſcheidung dieſes Genres von der ſchalkhaften 
Heiterkeit der komiſchen Epopde nicht weniger den Preis davon» 
trug. Bald fam er aber auf die Idee, feinem Baterlande ein 
Nationaltheater zu ſchaffen, und fo fhrieb er denn 1723—25 
feine erfien fünfzehn Luſtſpiele, machte dann wieder eine Relfe 
nad Paris, um fi unter dortigen gelehrten Alterthums⸗ 
forfhern, Philoſophen und Theologen in beichrenden Discaf- 
fionn zu erholen, und ald er in fein Vaterland zurückkam, 
publicirte er feine Metamorphosis, ein Gegenſtuͤck der Ovid⸗ 
tfchen Metamorphefen, worin Pflanzen und Thiere in Menſchen 
verwandelt vorkommen, aber gleichwohl ihre früheren Neigungen, 
Leidenfhaften und Eharactere beibehalten. Da ſich nun darin Vie 
beftigften Ausfälle gegen einzelne orporationn und WWiffen- 
ſchaften vorfinden (4. B. ein Bod wird, feiner Fößigen - 
Hörner und feines Barted wegen Philoſoph), fo mufte er ſolche 


-  Ungeiffe aushalten, daß er der Poeſie anf einige Zeit Valet 


fagte und fih auf die rein wiffenfhaftlide Seite legte. So 
erbliten denn feine Statifiil von BDänemarf (1729.40), 


20 Dauiſche Poeſte 

feine für die neuere Zeit klaſſiſche Geſchichte von Diem 
(1732 — 35), feine ‚allgemeine Kirchengeſchichte fe Lehe 
(1738), feine Lebensbeihreibungen berühmter Männer (1739) 
feine Geſchichte der Juden (1742) und feine Lebensbeiärde 
ungen berühmter Frauen (1745) das Licht der Welt. Jardeı 
ſchrieb er nebenbei neh eine Anzahl Luftfpiele, ſowie a ke 
einem und demfelben Sahre (1741) feine Unterimiſche Be 
des Niclas Klimm und fein zum dritten Male umgearbeiid 
Ratur- und Vollerrecht veröffenılihte. Im 3. 1749 erſchienen fir 
moralifsen Betrabtungen, Epikeln und Fabeln und 1753 cin Or 
Rüd zu Montesquien's berühmten Buche oder feine Abhandlung ii 
‚die Größe der Römer, ohne daß er auch während dieſer Jeit fiir bed 
Theater untbätig. geweſen waͤre. Mittlerweile war er the 
bus feine Sarifien, theils durch feine Stellen (er war Pi 
feier der Eloquenz, Mitglied des Gonfikorii und Dudfe Mm 
Univerfiiät) rei geworden; ja trotzdem, dab er eine Kb 
ahmung des „Bürgers als Edelmann“ von Dotiere gefärie 
hatte, hatte er es angenommen, daß ihn ber König baromikrk; 
indeß genoß er dieſe Ehre nicht lange, er flarb ſchen MM 
27. Januar 1754. Betrachtet man nun das Ber 
Holbera's im Wigemeinen, fo wird die’ Eririt daſſelbe weh 
zwei Seiten hin auffafien müflen, nämlich einmal -In Bam 
auf das, was er als Dicter, dann in Hinſidt deſs. 
was er als philoſophiſcher Hiſtoriker geleiftet hat, Run bin 
wir aber. ſchon geſagt, daß feine Geſaichte von Dänen 
tropdem daß die alte Zeit und das Mittelatter darin ſeht 0 
Naͤchlich behandelt find, vortrefflih und von feiner fpäteren Anke 
diefer Art übertroffen iR; denn. abgefehen davon, daß Ihe üht 
die neue Zeit alle möglichen Urkunden zugänglich waren, vi m 
eben fo unpartetiſch ats forgfältig benupte, erzählt ft 
uriheilt immer treffend und zeigt auch in der Darkelumg wi 
lich hiſtoriſches Talent. Seine anderen hiſtoriſchen Anden 
find zwar nicht mißlungen, allein jett faR ganz ver 
wit Wusnahme des Buches, welches, obwohl nicht in M 
nonalſprache geſcheieben, denn es iR von ihm aus Fmii M 
der Eenfur in dateiniſcher Sprade abgefaßt und claffiſch erh 1187 
won Baggeſen ins Daniſche übertragen werden, beunoh a⸗ x 


Daͤniſche Poeſie. 941 


Butter dea Daͤniſchen Romans zu betrachten in. Es IR dieß 
is Reiſe Niclas Klimm's in die Unterwelt, zwar im Seſchmad 
on. Gulliverꝰo Reifen, aber mit weit ausgelaffenerer Satire (gegen 
te pietiſtiſchen Dunkelmaͤnner, die ihn aber dafür aud heftig 
erfolgten) und im Acht philoſophiſch⸗Demokritiſcher Laune geſchrieben. 
De Kabel if fehr einfah: ein Norwegiſcher Baccalaureus (zu 
Inde des 18ten Jahrhunderts gab es zu Bergen einen Laute 
sann Kiel Klim, und dem Romane nad endigt auch der Held 
eſſelben alo folder) läßt Rh durch die Neugierde verleiten, 
aittels eines Seiles fih in ein tiefes Lob hinabzulaſſen, wel⸗ 
hes er in einem Felſen ſeiner Heimath entdeckt hat (wirklich 
ſiebt es Ein ſolches bei Bergen); dieſes reißt, und der unglück⸗ 
iche Abenteurer fällt in die Unterwelt hinab, wo Ihm nun eine 
Inzahl "von ſonderbaren Begebenheiten zuſtoͤßt, die ebenſo 
riginell erfunden, als unterhaltend und lebendig erzaͤhlt und 
iquant angewendet ſind. 

Bet Weitem die wichtigen feiner geiftungen find aber 
rine Lußfpiele. Bis auf ihn gab es in Kopenhagen fein 
Ratlonaltheater, nur eine Geſellſchaft Franzoͤſtſcher Schaufpieles . 
tie das ausfchtießlihe Vorrecht, Lufipiele und Ballets, ja 
ogar Marioneiten aufjuführn. Erf 1722 fpielte man den 
Beizigen von Moliere tn einer Deutfchen Ueberfegung, und in 
wesnfeiben Jahre noch ließ Holberg feinen politiicden Zinngleßer 
rfcheinen, der ungeheueren Erfolg hatte?). Auf diefes Stück 
elgten vierzehn andere, die zwar ebenfalls mit eminentem Erfolge 
ei dem Volke gefrönt wurden, allen den Beifall der Vor⸗ 
schmen wit ihrer allerdings fehr niedrigen Comik nit erlangen 
onnien, und fo geichah «8, daß die Mleberfegungen ver Molier- 
ihen Stüde auf dem Theater immer noch mit den Holberg’fchen 
Driginab Luſtſpielen abwedfelten; ja als 1723 die genannten 
Schauſpieler vor dem Hofe eine Vorſtellung geben follten, 
o mählte man dazu noch Moliered bourgeois gentilkomme. 
Dieß hinderte unferen Dichter jedoch nicht, immer mehr für das 
Ehenter zu fchreiben, und fo fam denn (1744) aud ber bes 
ühmte Don Ranudo de Eolibrados zu Tage, ein Süd, welches 
sobdem, daß die bei ihren Stammbäumen und Wpelöbriefen 
verhungern wollende Nobleſſe jept zu den Antiquitäten gehört, heute 


3 Dieifpe Poefe. 


noch gen geichn wird. Senf find nos zu ermähnen im 
dedliche Ehrgeiz, der eilfie Iunius, Erasmus WMonsanue, Ye 
Porträt eines gelehrten Pebanten, der Gelhäftige, Hans u 
Sranfreih oder der Deutſch⸗ Franzos, die Garricatur eines zeh 
Paris gereinen Geden, die Hererei, die Wochenſtube mit Anm 
Weibergetraͤtſch, Heinrich und Pernile, in welchem GStäd a 
den beten Harlelinscharacier ohne Gofüm, der ie erifirt ia 
darſtellt, Melampe und Ulyſſes von Ithaka, worin er be 
Saqwulſt der Lohenſteiniſchen, von den in Dänemark herumzichenne 
Deuniſchen Gomödianten, geſpielten Trauerſpiele aufs Zrefienife 
an den Pranger ſtellte, x. - Holberg " hat die Sum 
lung feiner Schauſpiele in einem richtigen, freilich vamall 
etwas arrogant ſcheinenden Borgefühle den Dänifchen Camp 
plag genannt, denn außer ibm gab und wirb es nie für 
Dänemark einen zweiten mit ihm zu vergleihenden Rationek 
dichter geben, fo viele deren auch da find und noch fommer 
werben. Allerdings find Die von ihm 1731 bis 1752 g 
ſchriebenen Stüde die beim, denn bie in ben letzten beim 
Jahren feines Lebens herausgefommenen find matt, al 
trog Ihrer Prügelfcenen und niedrigen Anfpielungen immer ned 
weit befier als die große Maſſe unferer fogenannten Ealonftüde, We 
oft unter der ſcheinbar rein glänzenden Emailübertündhung eins 
alten Goquette die erbärmlihe Unmoralität eined Induſtri⸗ 
ritters verbergen. Endlich kann. man ibm auch das nidt 
zum Vorwurf machen, daß er den Franzoſen die flereotwe 
Figur der intriguanten Rammerbiener und Kammerjungfern, ja 
felbR den Deutfhen und Stallmen mehrere Sujds ab 
borgte, denn fein Talent, feine Phantafle, feine Geſchid⸗ 
lichfelt in der Grfindung .der Intrigue, fein Humor, endlit 
feine philoſophiſche Lebensanſchauung find dabei fo nem, fe 
originell, daß das Wenige, was er Fremden verdankt, zu einem 
Nichts zuſammenſchmilzt. Indeſſen darf man auch dabei nicht ver 
geften, daß er zuweilen abfihtlid das burlesfe Element zu fehr 
übertreibt, manchmal fogar Unwahrſcheinlichkeiten, ſelbſt küdens 
hafte Situationen fh zu Schulden fommen läßt, ia bie 
Sprade des gemeinen Mannes zu fehr überwiegen und fih 
unangemefiene, häufig fogar ſchmuzige Ausdrücke entichlüpfen 












Daͤniſche Poefie. 943 


Abt, welcke oft kaum die Zeit, worin ex lebte, entſchuldigen 
e. 

4) ©. Lynholm, Or. fun. in L. Holberg Hafn. 1754. 4. Riceron 
MMem. überf. 7. Baumgarten, Bd. XX. p. 401-426. Athene 1813. Bd. J. 
» 21 sq. 297 aq Y. p. 211 nq. 482 sq. VIII. p. 229 aq. IX. p. 07 ng. 

aq. Minerva 1786. Bd. II. p. 389. 1790. 8b. I. p. 162. 1704. BB, 

- p. 365, 1800. Bb. I. 1% 93 sq. Mag. f. d. it. d. Aust. 1832. ar. 78 
Dirſching Lit. Hobch. Bd. IH. 1. p. 210— 222. Fürft, Briefe über Dis 
sche Liter. Bd. II. p. 1—-115. Ampere in ber Revue d. deux mond, 

2. T. VI. Prut, Literar. Tafchend. 1844. p. 243-383. X. 2. Rab: 
we, Dm 2. Holb. ſom Enftfpilbigter og om bans Luftipil. ebb 1815— 

. BI. 8. Holbergiana udg. af Boye. ebd. 1832—35. IM. 8. 8. p. 
. Dahl, Til Belysning af Krititen over &.Y. Comedier. ebb. 1844. I. 8 — 
Dans Diktelfen’s Peder Paare Poema heroico-comicum. Kibo. 1719— 
0. 8. 1:72. 4. 1794. 8. udg. af R. 9. Seidelin. ebd. 1798. 12, ubda. veb 
L 6. Lange. ebd. 1835. 12. Udg. v. A. E. Boye. Med Holbergs Gatir. 

over Peder Paars, foragede Opl. ebd. 1844. 4. u. 16. (Deutſch von 
Böcheibe. Kopeny. 1750. 1764. 8.) Hans Mikkelfen Fire SEjemtebdigte. ebd, 
r722. 1728. 8. Hans Mikkelſens Somoedier. Kibho. 1723—25. III. 8. Den 
Danste Stueplads. ebd. 1731. V. 8. Dazu Bo. VI. u. VII. ebd. 175354, 
3, Rp Udg. 0. 3. VII. 8. Udg. ved A. E. Bone. ebd, 1824-37. VI 
NS. Dramatiste Skrifter med Anm. ved I. C. Ränge. ebd. 1832—33,: VII. 
2. Gomedier. Udg. meb Anm. under Zerten, Inlebninger og Oplyenin 
sit ethvert Luftipil. Kibhv. 1844 sq. 8. Deutſch, Hamb. u. Lpag. 1723-45 
openh. u. ʒg. 175978. V. 8. Luſtſpiele, überf. v. Dehtenfihläger. Ep3ß. 
22—23 IV. 8.) Hans Mitkelfens Metamorphofis eller Korvanblinger. i 
Danske Vers med nogle orthographiste Anmerrkninger. ebd. 1721. 8. (Deutſch 
239: 1746. 8.) Moralske Kabfer. ebd. 1751. 8. med en Kortale af Bone. 

». 1832. 8. (Deutich. ebd. 1751. 1761. 8. lensb. 1769. 8. f. Guhm in b. 
Kıbene, 8b. IX. p. 352 sq.) Nicolai Klimii iter subterraneum. Hafu. 

1. Bd. an —* nert paa a 105. 8. * Klims 
iderjordisſke Reiſe, overſ. af J. Baggeſen. ebd. . 4 udg af Lange. ebd. 
* 12. (A. d. Lat. ins Deutſche uͤberſ. Kopenh. 1780. 8. v. u Berl. 








(88. 8. A. db. Eat. v. E. ©. Wolf. Epzg. 1828. 8. m. e. Eint. ebd. 1847. 
3.) Ubvalgte Skrifter idg ved K. 2. Rahbek. Kjbhv. 1804-14 XXI. 8. 

2) Das Stück iſt Driginal und hat von St. Evremont's Proſa⸗ 
euſtſpiel: „Sir Politik Would-Be‘‘ nur den Namen. 


9. 748. 


Trop dem aber, daß Holberg wie ein weit leuchtendes 
glänzendes Meteor am Dichterhimmel Dänemarks geglänzt hatte, 
wahm doch die Poeſie dafelbd nit den Aufſchwung, den man 
hätte erwarten follm. Der Brund lag in der Gallomanie, die 
in der ganzen Nation eingerifien war, und in der Nichtahtung, 
welche die vaterländifche Poeſite von Seiten des Königshaufes 
mfahren mußte, wo man nichts ale Sranzöfifche Literatur ſchaͤtzte 
sad pflegte und natürlih an eine Aufmunterung einheimifcher 
Benialitdt am Allerwenigſten dachte. Die Folge bavon war, 





MA Daniſche Poeſie. | 


Daß ſo faR Niemand mehr die Mühe nahm, den Pegel n 
befleigen, und als Probe, bis zu welchem Grade der Seht 
der Nationalpoeſte ging, hat man nod heute jene Gummlmy 
non Trauerelegieen auf den Tod Chriſtians VE, wo die gay 
Eipyibaft der damaligen Dänifden Schulpoeten ibe Edafids 
beigetragen und auf diefe Weiſe eine Sammlung von geihesb 
Iofen, platten, hölzernen, oft finnlofen Reimereien zu Cut 
gebraht haben, die gleihlam abfihtlih von ber Gefuniahl 
des guten Geſchmacks und von dem Mangel an allım Bak 
ein Zeugniß ablegen ſollte. 

Da öffnete fih mit der Thronbeſteigung Brierids J. 
(1746—66), des Gruͤnders der Academic der ſchonen Kich 
und Wiflenidaftn zu Kopenhägen (1758), auf einmal wide 
eine befiere Auoſicht für die Zukunft ber Daniſchen Ratimer 
poefie, denn dieſet weife Monarch wußte wahres Berdienf ww 
merkennen und zu ſchähen. Dazu kam noch, daß Kolbe 8 
Pontoppidan jährlid eine beſtimmte, freilich geringe Guam 
für ein Preisgedicht ausgefept hatten, welchem Beiſpiele I 
Ropenhagener Academie der fhönen Künfe und zwei gekhit 
Geſellſchaften, eine Dänifde und eine Norwegiſche, folgten, ı 
. glei Aeptere beiden aus mißverkandenem Patriotismus u 
erelufio verführen und fib fo zu Ungerechtigbeiten verlehim 
ließen (3. B. die Rorwegiihe gegen den Dänen Ewald w 
die Daͤniſche gegen den Norweger Weſſel). | 


$. 749. 


Indeſſen hörte die eigentlie Originalität der Däntiea 
Poeſie fon wieder mit Holberg auf, denn auch die nad ba 
folgenden großen Dioter Tullin, Weſſel und Ewald m 
Vie Repräfentanten von eben fo vielen fremden Schulen, 

. mit Nationalelementen modificitt, aber doch nicht mehr © 

in dem Sinne, wie man dieß von Holberg fagen dar, # 
nennen. Es firitten ſich naͤmlich faſt gleichzeitig drei aulla 
iſche Schulen in Dänemarf um den Borrang und bi A 
den Dichtern der Nation Geſetze vorfchreiben zu dürft, 

Sranzöfifche, welcher die Form über Alles, alfo aud Km de 
Inhalt ging, die Deutfche, welche den letzteren über die aim 


Daniſche Pocfie. 945 


me, und die Engliſche, welde eine Art von Juſtemilleu 
wiichen beiden fpielte, alfo ztemlih wie in Deutfäland, wo 
Hr den Streit Gottſched's und feiner Anhänger mit Bobmer 
md der Schweizer⸗Schule, die übrigms in Dänemark die 
eipziger Schule ſtets in Schatten flellte, beobachtet haben. 
Bährend mm eben eine Anzahl der unten bei den einzelnen 
Yichtungsarten zu erwähnenden Dichter fi dem Einfluffe ver - 
ehtgenannten Schule bingab, trat Ehrifian Braunmann 
sullin aus Chriſtiania (1728—65) auf, der, befonders 
ur die eben erwähnte Akademie der ſchoͤnen Wifſenſchaften 
mterftüpt, in der Daͤniſchen Poeſie wieder einmal Epoche 
nachte. Sein erſtes Gericht, das bekannt wurde, war ber 
Raitag geweien, eine treffliche Beſchreibung ber Wiederauferſtehung 
er Ratur im Brähling, freilih mandmal etwas zu fentimen- 
al und manterirt, fa ſelbſt nicht ohne fremde Nachahmung, 
m Ganzen aber doch die Arbeit eines zartfühlenden, frommen 
md wahrhaft poetiſchen Kopfes. Bald darauf kronte (1764) 
de Akademie zwei andere Gedichte deſſelben Meiſters, vie 
Schifffahrt und die Schöpfung, aus denen man fehen fonnte, 
aß das Genie des Dichter aud nicht vor erhabeneren und 
woßartigeren Aufgaben zurüdbebte, fondern ſich feines Muſters, 
Houng's, würbig zeigte, obwohl die befchreibenden Etellen hier“ 
wi etwas zu lang find und dem Total-Eindrude ſchaden. 
Seine übrigen Arbeiten beflehen aus gezwungenen Gelegenheits⸗ 
zedichten, manierirten erotifhen Oden, die, innerlich haltlos, äußers 
ich bluͤmelnd coquettiren, und aus Idyllen, verunglüdten Nach⸗ 
ihmungen Griechiſcher Muſter. So war der Repräfentant ber 
Engliſchen Schule beſchaffen!); fehen wir jetzt, an wen die Franzoͤſiſche 
ren Stägpunft fand. Dieß war der berühmte Parodiſt Jo⸗ 
yan Hermann Weffel aus Weſiby In Norwegen (1742 
—85), eine Art verlorenes Genie, wie Liner und Bellmann, 
reilich nicht ganz fo liederlich wie dieſe, allein doch immer 
orglos, gleihgältig und unbefümmert um die Zukunft, darum 
mb zu jeder nur einigermaßen umfaffenden Arbeit unfählg. 
Ratürli find daher auch die meiften feiner Dichtungen beiterer 
Art. Bacchiſche Leder, wie Bellmann ſie ſchrieb, Epigramme, 
omiſche Erzählungen in Verſen find die Felder, auf denen ſich 
Größe, Handb. d. Kiserärgefhichte, LIE, 60 


96 Daniſche Poeſie 


feine Nuſe erging. Ullein fo originel er auch in Sans 
die Idee und die Phantaſie ſcheint, fo ſcharf er | 
berühmten Parodie, „Liebe ohne Strümpfe“, der "lm, u 
je geſchrieben warb, a6 Branzöffde Theater durchhechelt, 
als offembarer Gegner der Franzoͤſiſchen Manier auftritt, 
bat er doch dur bäufiged Leſen Rranzöffdter Dichter in Ba 
Reation und Ausdrud ganz die Färbung berfelben angenommen, 
und bringt man die Sprache feld in Abrechnung, fo werben 4 
feine Berfe fo fließend, harmoniſch und glatt leſen laſſen, wi 
die der muntern Franzoͤſiſchen Schule feiner Jet. So weh 
alfo der Franzoͤſiſche Einfluß factifh gerade durch Die Begne 
deſſelben aufrecht erhalten. Da trat Weſſel's Landsmann Johan 
Gwaln?), (1745—81) auf, der in vieler Bezichung ie 
Ahnlich war, denn er liebte wie biefer ben Trunf und die fehlechten 
— EOe iſellſchaften, befand fi alfe aud wie diefer immer in Rot, 
obgleih er fen. verfhufdetes Elend nicht wie Weſſel beiadke, 
fondern auch in der Nüchternheit beweinte, wie es font Säufe 
nur in der Trunienbeit zu thun pflegten. Freilich Haste im 
dahin die Verzweiflung über bie Ilntrene einer Geliebten, Ru 
mind Arenſe, gebradtz; um ihre Hand zu verdienen, war 
er Soldat geworben, hatte es aber freilig nur vom Tambour 
um Gorporal gebradt. Bon feinen Weltern zurüdgelauft, ſuchte 
er Troſt in der Poehe, und fo erſchien denn fein geiſtvolles 
allegorifhe® Gedicht, der Tempel des Btüde, und feine Cantak 
(1766) auf den Tod Friedrich's IV. trug den Sieg über ale 
Mübewerber davon. Seht wendete er ſich aber zum Drama 
und ſchrieb zuerſt ein erfolglos geblicbenes Stud, Adam uud 
Eva, welches aber dadurch Urfache ward, daß er die Franzöſiſche 
Manier aufgab und ih nad den alten Roͤmiſchen Eiaffifen, 
nad Shaffpere und Offian, befonderd aber nad Klopflod m 
bilden ſuchte. So gab er denn ald Probe feiner Studien 
feinem Baterlande (1770) das erfle Rational-Trauerfpiel, Roif 
Krage, in portifcher, glänzender Proſa, das jedoch den Beifall 
der Academie nicht gewann und aud nicht aufgeführt warb. 
Dadurch nicht zurüdgefchredt, dichtete er bald darauf (1774) 
ein zweite® Drama, jeboh in Berfen, mit Ghören und 
ganz Inrifh, Balder's Tod betitelt, in welchem er ſich tr 





Er 





Daͤniſche Poeſie. | 947 


n die alte Mythe hielt, aber dieſem einfachen Stoffe ſoviel 
deiz der Poeſie abzugewinnen, ibm mit ſoviel dramatiſchem 
eben, mit einer ſolchen Phantaſie zu fehmüden wußte, baß ber 
Erfolg diefes an ſich allerdings vollendeten Meiſterwerkes ein ent» 
hiedener war. Mitilerweile ließ er ein Schäferfpiel, Philemon 
md Baucis, und drei Luffpiele folgen, die aber keinen rechten 
JZeifall fanden. Sein lehtes bedeutendes Werk war eine Art 
Singfplel, die Fiſcher, worin er die heldenmuͤthige Aufopferumg, 
ait der einige Schiffer aus Hormbed die ſchiffbrüchige Equipage 
mes Engliſchen Schiffed gerettet hatten, verewigen wollte. Das 
Btüd if nicht ſchlecht, allein deswegen wenigſtens verbient er 
en Namen des Dünifchen Schiller, den man ibm beigelegt 
at, noch nicht Unter feinen andern Arbeiten nennt man 
as Süd von Rongſted, mehrere Oden voll hoher 

mg und einige rührende Elegieen (3. B. auf bie Hoffnung, 
Erinnerung xc.)ꝰ). 

388 Minerva Bd. I. p. 166 29. 1799. Web. III. p. 324 40. 
3d. 1 333 I fl Bd. I. p. 84-139. — En Majda 4, Vhog 
758. 1759. 1764. Sm —ã nd. Berge 2, til de Tonne 
)m Slabningen⸗ Dpperligbe, t. II. Samling af Zullins 
ers. Kibhon. 1763. 4 mlige FR Pal ebd. 1770—73. III. 8. Udvalgte 

chter meb en Zortale af Rahbek ebd. 1799. 8. Ubvalgte Skrifter, udg. 
ed Gchalbemofe. ebd. 1833. 12 

2) &. Minerva 1786. Bd. I. p. 95 89. ui Bo. II. —* 116- 162. 
— Samtlige Skrifter. Kibho. — II. 8. 1817. II. amlede Digte 

. of A. ©. Bone. 1832. ebd. 1844. 8. Gamlede Skeifter ved 3. &. Lange. 
bd. 1833. 12. Veerker. Ubg. ved P. 8. Moller. ebd. 18 8. utalate 
Ngte A valgte og vdgivne a x. —X 244 med Fortale af Rahbek. ebb. 
301. 8. Brodne Potter i alle Yan in Gelflabsfange med Melodier. ebd. 


. 8. ã 

3) ©. Chr. Molbech, = Pi a mar meb Mibrag bi m Digters 
warkers iſtorie og Characteri aithp.· 831. 8. Fr. & 3. Ew. 
Ho 09 Forholde i Aarene Ye d. 1835. 8. Sieg — En r 1. 
67—171. Deutſch. Fr „rat. p. 131—152. Zürft, Briefe üb. d. Pan e 
ter. Wien 1816. 0. I. p. 4-82. Dandt e. uf. 1782. p. 681-700, 
Minerva 1808. p. —4 a def ın 5 in d. Clio. * IL rap 82133. Dehlen⸗ 
chlssger in d. Athene 1813. p. 355-400. — eytken ee m Drom in b. 
Feen bpb de flionne Bidengfk, 1764. &t. II. Gantate fe seh Kong Frederil 
—* igbe en elſe. — 1767. 4. Sidſte poetiske Folelſer. ebd. 1781. 8. 
Bamtli ige Si 80-91. 1814—16. TV. 8. Ubvalgte Strifter ubg. 
FI. gang. * ae IT. 12. 


$. 750. 


Uebrigene war dieſelbe Zeit, wo. jene großen Geiſter 
ebten und wirkten, zugleich nicht unerfprießlich für die Gritit 
60 


948 Dänifche Poeſie. 


und Wehhetit, weil Joachim Wieland!) aus Kopeakıp 
(1690— 1730), der Zeltgenofie Holderg’6 und der Griake 
und Direstor der Kimigliden Druckerei, fowie ber Saum 
vieler Älterer umd gleichzeitiger Dänifcher Didhtermerfe, vers 
feine geehrte Literaturzeitung (1720) eine Arena für wie 
ſchaftliche Discuffionen eröffnete. Die Critik fand aber au , abgeſche 
von dem oben ſchon angebeuteten Ginfluffe ber Königiika 
Gefellſchaft der Wiſſenſchaften (feit 1742) und ber von Rap 
bet ziemlich gleichzeitig errichteten Daͤniſchen Gefelifheft m 
Berbefferung der nordiſchen Geſchichte und Sprade (118) 
auf vie Sprade, eine wahrhaft treffliche Unterſtuͤgung a 
Zens Schlelderup Sneeborff6?) aus Goröe (1T92- 
64) Batrlotifhem Zuſchauer (1761), wo auf Ongiu— 
gedichte aufgenommen wurden, und in des gelchrten Phllologn 
Jacob Baden aus Worbingborg auf Seeland (1735 — 18%) 
Kritiſchem Journal, das, wie erſteres, ale Muſter bed .& 
ſchmacko und ale Beifpiefammiung unparteliſcher und gebigat 
Necenſtonen gelten konnte. Hierzu kam noch, daß 1758 W 
wit Königlicher Unterlügung gefiftete Gefellſchaft zur Befire 
ung der fhönen Wiſſenſchaften und des Geſchmacks nidi ie 
Breife für gute proſaiſche und poetiſche Leitungen ausichk 
fonbern biefelben au dur den Drud (176479, In fa 
Bänden) verdffentliähte, woburd man eine Anthologie des Gehe, 
was in diefer Zeit geleiflet worden war, in bie Hände bean 
In diefer lobenowerthen Thätigkelt fuhr die GSejellſchaft and 
fpäter no fort, und Knud Lyne Rahbek aus Kopenhage 
(1760—1830), ein Wann, ver nit blos Proſeſſor M 
Aeſthetik hieß, fondern es auch In Der That war, uf iM 
feiner Monatefhrift Minerva) (1785), an ber auf 

Zeit C. Pram und P. Collet ald Mitrevacteurs betheiligt war 
fowie in feinem Dänifchen Zuſchauer (1791-1809), M 
neues Magazin, in weldes die beten Köpfe feiner Zei 

Brüdte für die Nachwelt nieberlegten und weldes viele Dub 
ahmungen erfuhr, unter denen ih hier nur an ©. Boulfend 
Iris (1791) erinnert haben wil. Aus der neueſten Zu ſud 
beſonders Chriſtian Molbech's aus Sorde (geb. 1789), 
des berühmten Literarhiſtorilers, Monatsſchrift Wehen (rd 





Dänische Poeſie. Epopoͤe. 949 


814), Dehlenſchläger's Prometheus (1833—34) und 
deitzel's Monatsfhrift gu nennen. 


1) De leerde Zibender v. 1720—30. — Samlin ing af ſmukke og udval te 
ande — og Miſcellaner. Kibhv. 1723—28. XIV. 8. IIldet Oplag. ebd. 


ve. 

Den patriotiske ug et Ugtbiab. Sorse 1761-65, — Samt⸗ 

ge —* Kjdhv. 1776— 
3) Den kritiske Journal. 73. "70-0. 4. 
4) Minerva, en Maanebfkrift. Kibbv. 1785. 4. 


$. 751. 


Um nun bie einzelnen Ditungsartn zu betrachten, be 
innen wir gleich mit bei emflen Epopöe, welhe In Däne 
wart allerdingo nicht allzuviele Bearbeiter fand, obwohl bie 
Kon genannte Geſellſchaft der fchönen Wiſſenſchaften einen 
Preid von 1000 Thalern auf das beſte ernfe Heldengedicht 
vefeht hatte. Der erfle Dichter aber, ber an biefer Aufgabe 
eine Kräfte verfudte, war Chriſten Bram aus Gulbbrande 
malen in Rorwegn (1756-—1821), der ein Epos, Staͤrkobder 
vetitelt, verfaßte, daB er jedoch felbR nur Reimchronik genannt 
viſſen wollte, well er allerdinge fühlen mochte, daß der von 
hm beliebte Ton doch wohl zu einem wahren Epos nicht redht 
geeignet fell), Er Hatte nämlich diefen nordiſchen Herkules 
sicht fo, wie ihm die Sagas fchildern, aufgefaßt, fondern fein 
ns dem Saro Grammatifus entnommenes Bild nad feiner 
Beiſe toealifirt, und fo war denn aus ihm eine Art nord⸗ 
ſchen Huon's geworben, und nod nicht zufrieden mit biefer 
Berdallhornung trieb Bram die Radahmung von Wieland's Oberon 
o weit, daß er auch das komiſche Element, welches im vor⸗ 
zerrſcht, nachbildete. Ihm folgte in etwas Jängerer Zelt Jens 
Richael Herb?) aus Dersien bei WBorbingborg (1766— 
1825) mit feinem Preisgedichte, das befreite Israel, worin er. 
ven Zug der Juden ind gelobte Land darzufelim beabſichtigte. 
Freilich blieb auch für ihn das firenge Feſthalten an der 
ibliſchen Tradition ein Stein des Anfloßes, und fo erklärt es 
IB dem, warum das Gedicht im Ganzen trob einzelner 
mogezeichnei ſchoͤner Stellen, befonderd bei Befchreibungen, wo 


950 Daniſche Poeſie. Epopde. 


wahrhaft oratoriſche Fülle herrſcht, mur einen ermäbenven Tut 
macht und noch lange feinen Vergleich mit Milt on's oder Klophett 
Gpopden aushält, obgleich es mit des Letzteren Meſſiade da 
große Verdienſt gemein hat, in die National⸗Literatut da 
Hexameter auf dauernde Welle eingebürgert zu haben. Deh⸗ 
lenf&läger?) begann die Edda mit großem Talent in ca 
beroffh-hißorifhed Epos zu verarbeiten, ließ jedoch fpäter dicha 
mit fo glänzendem Grfolge gefrönten Verfuch wieber Emm, 
obwohl er als Erfaß feinen trefflichen lyriſch⸗epiſchen Ei, 
die Bötter des Nordens, darbot, wenn man nicht aud fen 
Helge und feinen Aladdin bierher reinen will. In nencher Zi 
bat eigentlid nur Bernhard Severin Ingemann‘) ca 
Thorfildarup auf Bühnen (ge6.1789) etwas wahrhaft Glaffiidet 
in feinem Schwarzen Ritter (1812) geliefert, der, obwohl gam 
im Geſchmacke von Spenſer's Beenfönigin allegoriſch gehalkn 
der‘ Ueberfegung wahrhaft würdig IR; fein Waldenar We 
Große (1824) IR trop des zu einem Epos weit gech 
neteren Stoffes nicht fo gelungen, und feine Königin Margarche 
und fein Holger Danske find viel zu Iyrifch gehalten, als bi 
fe auf den Namen eines Epos im eigentlichen Sinne des 
Wortes Anſpruch machen dürften. Freilich IR der Dichter nik 
recht Driginal, denn er bat ſoviel von Oehlenſchlaͤger, Set 
md Hoffmann in fib aufgenommen, daß man beſonders ia 
feinen Dramen Mühe Hat, feine eigene Urſpruünglichkeit ax 
gafinden. Ingemann's Fehler, aber nit alle feine Bock 
bat H. W. Kaalund's Kong Holdan (1840); Winter 
- vollendete fein lyriſches Epos Subith nicht, weise a MM 
Deutſcher Sprache geſchrieben hatte, Paludan Müller) 
Tänzerin endlich, ebenfalls ein lyriſches Epos in Ottaven Im Ge 
ſchmack bed Childe Harold, IR völlig urſpruͤnglich, was mA 
freilich auch von feinem Adam homo fagen kann, wohl d 
nur Sdade If, daß letzteres Epos frivolsobfcäne Stellen anihdl 
Das komiſche Epos ſchuf Holberg durch feinm Pe 
Baar, und man muß fi wur wundern, wie 
Schwierigkeiten, die ihm der zwölf» und dreizehnſylbige — 
Vers, den er ſich nach damaliger hergebrachter Weiſe | 
hatte, in den Weg legte, fo zu überwinden wußte, wie ed da 





Daͤniſche Poefie. Epopoͤe. Poetiſche Erzählung. 951 


ai war. Edvard Storm’) aus Bulbbranpsdalen in Ror. 
pegen (1749—94) wollte zwar In feinem Braeger ebenfalls 
es Derameter zu Ehren bringen, allein biefer Verſuch befam 
ben ſchlecht, feine Berfe blieben holprig, und aud der Ge⸗ 
ammteindruck war von ber Art, daß das Gedicht, troß ge 
sungener Ginzelheiten, ſchon bei feiner Geburt den Keim 
Des Todes in fh trug. Jens Baggefen Hat befanntlid 
in dieſem Genre recht Tüchtiges geleifiet, allein er hat ſich fo 
in die Deuiſche Literatur eingebürgert, daß er unter den Claſ⸗ 
Alern derſelben mit Recht eine Stelle gefunden hat. Chri⸗ 
Roffer Bruun mit feiner Cholera endlich IR faum zu er 
wähbnen. 

Was die poetifhe Erzählung anlangt, fo haben 
wir fon erwähnt,. daß diefelbe, was das heitere Genre be 
trifft, Weſſel ausgezeichnet gelungen if, wir wollen aber 
nit vergefin bier zu erinnern, daß auch ſchon Storm 
hierin glüdtiher war als im eigentlihen komiſchen Epose, 
ja daß ſelbſt Baggefen‘) für jene geeigneter erſcheint ale 
für diefes und daß der Fabeldichte Tode, fowie Thomas 
Chriſtoffer Bruun’) aus Gavnde auf Seeland (1750 — 1834), 
ver freilich nur La Fontaine's und Boccaccio's Erzählungen 
geſchickt bearbeitete, ebenfalls Verdienſtliches leiſteten. Im ernſten 
Gere lieferte Claus Frimanne) aus Norwegen (1746 — 
1829) beſonders in feinem Hagen Adelſteen, etwas ſehr Ge⸗ 
lungenes, faſt Epiſches. Chriſtian Herp (+ 1810), der 
Bruder des ſchon genannten Epikers, befang die Seeſchlacht 
bei Kopenhagen (22, April 1801) mit vielem Talent, allein 
ver Patriotiomus flößte ihm jenen Inrifhselegifhen Ton ein, 
ver allerdings für dieſes Genre unangemeſſen felnt?), wogegen 
ihm feine Neife zum Helikon befier gelang. Das Befle, was 
hierin geleiftet ward, IR unbedingt Jens Smith's aus 
Kopenhagen (geb. 1769) SIofepha!Y), nah dem Italieniſchen 
bearbeitet, freilich ebenfalls mehr lyriſch ale epiih, aber doch 
iumer noch weit befier als die belehrend proſaiſchen Erzähl 
ungen des Norwegiſchen Prebigere Jonas Rein") aus 
Suredalen in Norwegen (1760—1821). Gewiſſermaßen ges 
hört auh Ingemann mit feiner an bumorifiihen Streif⸗ 


953 Daniſche Poefe. Zabel. Alleteriſches Gesicht. 


lichtern reihen Beſchreibung feiner Reife durch Deutihlee, 
Ralien und Frankreich (1820) hierher. 

Bas die Babel betrifft, fo hatte der oben gem 
Tdger Reenberg bereits in ber früheren Periode (im zen 
Bande feiner Schriften) den Phaͤdrus bearbeitet, umd Lubrig 
Holberg weilte unferen Gellert, deſſen Gabeln man ui u 
Dänemark zu leſen und su fhäpen anfing, ausſtechen, ſchüc 
alfo einen Band moralifcher Kabeln, die aber hinter denen find 
Deuiſchen Nebenbuhlers unendlich zurüdfichen und hoͤchſtens ald 
komiſche Erzaͤhlungen im Sime deſſelben gelten fine 
Die Gellert⸗Holberg'ſche Manier fand ziemlich zahlreiche Rab 
ahmer, allein dieſe blieben noch welt hinter ihren Buße 
wrüd, und nur erſt dem ſchon genannten Storm") und im 
Koͤniglichen Hofarzte zu Kopenhagen Johann Clement 
Tode) aus Zollenfpieter bei Hamburg (1736— 1806) ln 
man das Verdienſt zugefichen, nicht bloo In ihren Hierher ge 
hörigen Leitungen Originalität beliefen, fondern auch mn 
eine richtige Idee von dem Weſen der Fabel am ben Tag ge 
legt zu haben. Neuerdings haben fih neh Winther) @ 
5. Kaalundis), fowie Er. Shaldemofe!‘), jedoch vi 
fonderlichen Erfolg, hierin verſucht. 

Im allegorifhen Gedicht liderte Ewald wit feinen 
oben angeführten Tempel des Gluͤds ein in Sprache und Gi 
fleidung, fowie in Durdführung dieſes eigentlich nut von rn 
Franzoſen im 16ten Jahrhundert mit Gluͤck behandelten, Gl 
bevenktichen Genres, volllommenes Meifterküd, neben dem M 
bie von Sneedorff und Rahbek in ihre Journale np 
Areuten allegoriſchen Dichtungen wie die Sterne am Mit 
ausnehmen. Auch Tullin und Buldberg machten en 
Heinere, freilich hinter dem guten Willen zurüdgeblieben 
Verſuche Hierin. 

1) Starkodder et Digt i 15 Gange. Kihbv. 1785. 8. udvalzte MM 
terisße Arbeider, ſamiede og udg af X. 8. Nahbek. ebd. 1824-26. VI. 8 

2) Det befriebe Israel, et Prlisdigt i den episke Poefie. Kihhe. 180% 8 

3) Edda, ite Gang, i Rahbeks Eharis. 1008. 

4) De forte Riddere, et romantist Epos in ni Gange. Kjbbo * 
Valdemar den Store ru Men, et epist Digt. ebd. 182 — 
en Der ea & Digt i ti Sange ebd. 1830. 8. Holger 


- Dänifche Poefie. Lehrgedicht. 953 


5) ©. Minerva 1794. Bb. IV. p. 228 aq. 1800. Bb. J. p. 165 8q. — 
Sraeger, et Heltedigt. Kibho. 1774. 4. Dig udg. ved A. E. Bone. ebb. 
2332. 8. En ny og fandfeerdig Hiſtorie om Jesper Hanſen, hvorledes han 
ea en Betlerdreng biev til en agtbar velholden Bonde. ebd 1791. 1837. 8, 


& Somiste Fortsallinger. Kibhv. 1785. 8. Ungbomsarbeider. ebd. 1792. 


T) Samlede Poetiske Skrifter. Kjbho. 1812—31. VII. 8. Choleras Fod⸗ 
ei, Bandel og gderſart et Digt 1 6 Sange. ebd. 1832. 8. Dannebroge, 
€ Digt. ebd. 1819. 8. Dannemark, et Digt. ebd. 1816. 8. Fritimer, eller 

Ringer efter Boccacio og Fontaine ebd. 1783. 8. Zofephiden, Digt i 
LO Gange. ebd. 1831. 8. Kildereifen, et Digt. ebd. 1818. 8, Kirkstoiften, 
€ SDigt. ebd. 18%. 8. Udvalgte Digte. ebd. 1834. 12. 


8) Kieldet Hornelen, et Yrisdigt, indfort i Korfogene til flionne Vid. 
> € il 6 Kibhv. 1777. 8. Poetiske Arheider. Ile Saml. Kibhv. 1788. 8. 
Almuens Sanger. ebd. 1790. 8. Den Tongenbe Somand. Bergen 1795. 8. 
Socabinet eller gubelig Haandbog for Sofolk, a ſeper og 
Sange, Bonner 0. f. v. Kibhv. 1793. 8. Ryeſte originale Palmer. ebd. 
1794, 8. Sriberilsborg Egn og U 


bfigten fra fammen, In d. Poet. Samml 
d. Rorweg. Gefellfh. ebd. 1783. St. II. 


9) Reifen til SHelicon, et Heltebigt i 4 Sange, veb Jeppe Zeppefon. 
Æbhv. 1782. 8. En yaa Kisbenhauns Rhed 2 April u Et 
Digt i 4 Sange. ebd. 1802. 8. 


10) Joſepha, en Italiens? Fortselling i 2 Gange, i Gulbbergs Idunna 
for 179. Al efier. Kjibhv. 1807. I. 8. 8% erg 
11) Samlede Digte. Kjbho. 1802. TI. 8. Nyeſte Digte. ebd. 1810. 8. 


12) Fabler og Korteellinger i den gellertske Smag og en Bang om 
Somdalen. Kibko. 1778. 4. Infebsretten, et Digt i 4 Gange. ebd. 1778. 4. 


13) Samlede Danske Skrifter. Kjbho 1793—1805.VI. 8. udvalgte Skrifter 
ubg. ved J. ©. Lange. ebd. 1834. II. 12. Babler og Forteellinger for unge 
Lzefere af begge Kion. ebd. 1799. 8. ' 

14) Gene og tyve Zabler for fmaa Bere. Kibhv. 1845. 12, 

15) Zabler og blandebe Digte. Kjbhv. 1844. 8. 


16) Fabelbog for Unge og Gamle. Kibhv. 1832—33. II. 16. Fabler 
for Unge og Gamle ebd. —* 12. 


$. 752. 


Wir kommen jeht zum Lehrgedichte, das von Ar, 
cebo bis auf Tullin, der eo durch feinen Maitag wieder 
in die Dänifche Literatur einbürgerte, Seinen der Rebe werthen 
Bearbeiter gefunden hatte, was den Belfall erklaͤrlich macht, den 
das ebengenannte Gedicht des Letzteren fand, das doch befonders 
in der Sprache nicht rein und correct und in ber Darſtellung 
m oratoriih war, Bald folgt nun Elaus Frimann mit 
feinem Preisgedichte Fjeldet Hornnelen und feinem Frideriks- 
borg Egn, worin er bedeutendes Talent in Raturfchllberungen 


954 Daniſche Poeſie. Lehegedicht. 


an den Tag legte, ſowie ſein Bruder Peter Harboe Fri— 
mann!) (geb. 1752), der unter anderen ebenfulld ein Prae 
gericht, St. Synneves⸗Kloſter bei Sellde, lieferte. Gin ande 
Zandsmann biefer Beiden, Thomas Rofing de Etod. 
fleth’) aus Bulbrandedalm (1743 — 1808), ſchiſderte den 
großen Waſſerfall Garpen in feinem Baterlande nicht bar 
Geſchick und Wahrheit, obgleih dieſe großartige Raturfsöubek 
doch wohl nicht zu einem längeren Gedichte Stoff genug Liefert. 
Beder Chriſtopher Stenerſen“) (1723— 76) wählt 
gar nur eine einfade Quelle um Geyenflande feiner Buk 
wußte aber doch aus dem anſcheinend Fleinlihen Stoffe eiwes 
Bedeutendes zu machen. Auch Storm hat einiges, dem m 
hatte nad hierher Gehoͤrige geliefert, allein die Form iR zu 
lyriſch, als daß es dem eigentlichen beſchreibenden Gedicht am 
gehörte. Edvard Röring Colbjörnſen) aus Normegm 
(1752 — 93) befang den fpät, aber deſto erwünfdter kommen⸗ 
den Frühling feine® Baterlandes und Frederik Stouv’) 
aus Kopenhagen (geb. 1759), der Ueberfeßer de8 Oberon, dad 
Gewitter in GHerametern, wie denn auch Pram°) in feine 
Emilienquelle eins der beflen Gedichte diefer Art gelichert bat. 
Der Haln bei Jägeröpried, das Daͤniſche Walhalla, deſſen 
Genoſſen bekanntlich Peder Topp Wandall in Proſa feierte, 
fand an dem Prediger Chriſten A. Lund’) aus Kopenhagen 
(1763 — 1833) einen zwar präcifen, aber dafür deſto wlürbigeren 
Herold, Auch müfen hier nod I. Zetlitze) und Jonas 
Rein?) erwähnt werden, von benen biefer ein etwas froſtiges 
Thema, den Norwegiſchen Winter, jener den Norwegiſchen Herbfl 
zum Gegenſtand feiner Mufe nahm, wobei beide allerdings 
ein nicht gewöhnlides Talmt in der Beſchreibung der groß 
artigen, mit diefen Jahreszeiten in Berbindung gebrachten 
Naturſchoͤnheiten entwidelten, ‘obwohl letzterer bezüglich der Form 
und der Berfification erſterem an Gorrectheit nachſteht. Endliqh 
möchte audy Einiges von Ehr, Bruun’s Gedichten hierher ger 
hören, wenn man es nidt:vorzieht, dieſelben ber ernſten poe 
giſchen Erzählung zuzutheilen. Zum Schluß fol auch bes 
großen Chemikers Hand Chriſtian Derfed aus Reli 
bing (geb. 1777) Luftſchiff!o) nit vergefien werben. 


Dänifche Poeſie. Philoſophiſches Lehrgedicht. 955 


Bas das phitofophlfche Lehrgedicht anlangt, fo haben wir 
on Tullin's Leiſtungen auf diefem Felde das verdiente Lob 
fpendet, aber au Johan Bull!) (1739—-83), der 
gleich das Blüd des Landmanns pries, und Werner Hans 
rederit Abrahbamfon') (1744— 1812) ſchrieben zwei 
echt gute Gedichte, über die Frage, ob ein guter Fuͤrſt ein 
Eroberer fein könne, und Edvard Etorm!?) Tieferte zwei 
ehr gelungene Gedichte: Infödsreiten und Skrivefrihed, welde 
hm eigentlich erft einen Namen gemadt haben. Der Profeſſor 
per Philoſophie Tyge Rothe) (1731—95) madte einen 
unglücklihen Berfuh, die Befimmung des Meanftn in jan 
biſchen Derfen zu unterfuhen, aber Otto Horrebow®) 
(geb. 1769), der dad Daſein Gottes, "den Segen der Religion 
und die Folgen der Wolluft ebenfalls in gebundener Rede dar⸗ 
uthun fuchte, bat fi feiner ſchwierigen Aufgabe ebenfo ge 
wachſen gezeigt, wie Weffel"), der mit gewohnter Fertigkeit 
die Genügſamkeit, die er allerdings befaß, befand. Sein ' 
Landsmann Dve Bjerlöv Meyer!) aus Erievrihehald 
(+ 1790) wollte dad Gluͤck des Reichthums ſchildern, allein 
er machte durchaus fein Auffehen mit feiner Arbeit. In neuefler 
Zeit hat nur H. Herb ein bedeutendes Werk in feinem Lehr 
gedicht, Naturen og Konflen (in d. Anon. Nytaarsgave 1832) 
dargeboten; Schade nur, daß baffelbe eine rein lyriſche Einkleidung 
hat. Auch Otto D. v. Staffelt's Seitenſtuͤk zu Horazens 
Ars poetiea iſs) wollen wir bier noch anführen. 
in ee ci Bietb ge und St. Synneves Kofler pac Sellse, 
2) Sorſog til originale danske Fabler efter Lafontaines Masde. Kibho. 
——* —— g Diet. ebd. 1780. 8. Forſog over Sarpen, im 

3) Ode paa Junkerskilde ved Eriksholm, in db. gen. Forſog a. a. D. 
&. Vi. ct. 8. VII. 

4) Koraaret, et Digt, in d. Rorb. Seiſt. Poet. Sammi. St. I. 1793. 
5) Zorbenveiret, et Digt In d. gen. Forſog a. a. D. St. XV. 

6) Emilies Kilbe. Kibhv. 1782. 8. 

7) Lunden ved Jesgerspriis, in Rahbek's Minerva 1788. Febr. 

8) En norsl Hoſt, et Digt. Kjbho. 1800. 8. 

9) En norsk Binter, in f. Saml. Digten. 


10) Luftflibet, et Digt. Kibhv. 1836. 12. Das Luftfchiff, ein Bed. überf. 
v. Sohannfen. ebd. 1837. 12. 


950 Daͤniſche Poefle. Satire. 


rosvor r Eroberern, et Pricdig, 
in —R5 til TA. Er Fr — EnPfaligheb 1 
Frihede og Eimboms Wybelfe, et Prisdigt. ebd. St. IX. 
—3* Landefaderen og Erobreren, in d. ang. For. St VI. 
3) Indfodsretten, et Dig A 4 Gange. Kibhv. 1778. 4. Gkrisefche, 
et * se Forſog. Kibho. 1 
14) ubfigter over —æ Beſtemmelſe. Kibho. 17 81. IV. 8 
15) Guds Tilvaſsreiſe — Religlonens Stjebne, et Digt in Rahbek Mir 
nersa 1700. p. 328 4q. Den Vellyſtige, et Searedigt bei Poulſens NRytaarig. 
BIRD BR Dde Au a nttompeb, og &sunen, in d. Poefier udgivne af te 
no 
eab ın® Den tige Blanne Korbele, in d. Porfier ubg. af bet norele Sk 
A 
18) Den Poetiſske Kunft. DObenfe. 1826. 8. 


. $. 153, 

Was die Satire anlangt, fo IR oben ſchon bemeii 
worden, daß au in diefem Genre Holberg ber Meike 
blieb; wenn and fein Beter Baars und Ri Klimm's nie 
irdiſche Reifen weniger bierher gehören, da‘ fie Doch offenbar 
keine eigentlichen Satiren find, fo können doch feine vier Scheny 
gedichte auf diefen Namen mit Recht Anfprud machen. Indeſſen 
Rechen fie zwar niht on Ruf, wohl aber an Schärfe bei 
Witzes und an beifender Lauge den hierher gehörigen ſechs Feine 
Aufſaͤßzen Ehrikian Falſter's aus Lolland (1690—-1752) 
wach, die überbieß noch fehr gut verſificirt find). Nach ihm 
IR beſonders Bolle Willum Lüärdorf?) (171689) zu 
erwähnen, obwohler nur ein einziges hierher zu ziehendes Stäl: 
„Tossernes Lyksalighed“ lieferte, Berner find anzuführen die 
Kleinen, in die Form poetiſcher Epiſteln gekleideten Satiten Peter 
Magnus Trojel's“) aus Fühnen (1743—93) und der Doro» 
thea Biehl Syibenflecher, gegen die Dänifchen Sprachreiniger gerich⸗ 
tet. Storm’6 hierher gehörige, fuͤr Rahbek's Minerva gearbeitete Bel 
träge, Jakob Chriften Bie's Bibertus*), fowie Gottſche Hans 
Olſen's ) (geb.1760), Jens Zetlitz'se) aus Stavanger in 
Rorwegen (1761— 1821), Brederit Hoegh Guldberge), 
und Thomas Chriſtoffer Bruuns’) in ihre Gedichtſanm⸗ 
lungen eingefireuten Satiren, und endlich noch die hierher gehörigen 
Arbeiten Baggefen’s, dem man nachruͤhmen kann, baß er die ihm fonf 
eigene joviale Outmüthigkeit auch hier bewahrt hat, was nicht von 


Daniſche Poeſie. Satire. 957 


Uen vorher Genannten gefagt werben farm, möchten jedoch bier nur 
er Vollſtaͤndigkelt wegen eine Stelle finden. Etwas fpigiger if 
Merdings jene Satire, Die Baggefen gegen diejenigen feiner Col⸗ 
egen auf dem Daͤniſchen Parnaß ſchleuderte, welche ſich ganz 
em Göthe⸗Voltaire'ſhen Einfluſſe hingegeben hatten. Unter 
ven neueſten Satirikern nennen wir H. Bohr’), Frederit 
Heyn0) wegen feiner ſatiriſchen Zeitſchrift im Geſchmacke 
son Dettinger's Charivari, J. L. Heiberg!) wegen feines 
ABCE⸗Buches, Paul Matthias Nöpdfkon'?) wegen feiner 
Mittheilungen aus Jupiter's Queerfad, I. ©. Rudolph”) 
und Claudius Rofenhoff'), welder letztere Slizzen 
aus dem Bolfeleben Kopenhagen, die freilich nicht fo tief 
Reben wie die Berliner Wige, veröffentliht hat. Grundt⸗ 
vigs Weltchronik, obwohl nicht ohne geniale Momente, 
bat . ihrem Berfaffer, den man nun für einen finfleren 
Zeloten anfah, wenig Breunde, aber deſto mehr Beinde ge 
macht. Henrik Herp dagegen wußte in feinen Geißerbriefen 
oder poetifchen Epifteln aus bem Paradies (1830), worin er 
mit Baggeſen's Zierlichfeit die Geheimniſſe der Winkelliteratur 
und der Didtercoterien and Tageslicht zog, doch fo humoriſtiſch 
Das Bedenklichſte aufzufaffen, daß ſelbſt die. für Immer Ge 
branntmarkten nicht recht wagen fonnten, ihm zu Leibe zu gehen, 


1) S. Nyerup, Dm be lat. Skol. p. 167180. u. Dansk. Digtel. Hiſt 
Bd. IV. p. 228-275. — Diffe — onde “opt stelfe. Kibhv. 1720. Daas 
rens alamodiske Leveregler. ebd. 9721. aarlige Udeniandsrejſe. ebd. 
8. Den utidige Rangſyge. ebd. 1722. 8. Sattıer meb en Afhl. om Digs 
terens’Leonet og Skrifter, udg. met. Anm. af Chr. Thaarup. ebd. 1840. 8, 

2) Zoflernes 9 Meligbed, in f. Borfog. i be ffionne og nyttige Wibens 
ſtaber. Kjbhv. 1764. IT. 8. 

3) Prover af danske Satirer i poetiske Breve. Obenfe 1773. 8. 

4) Sacobi Ilias ıc. Belle, over Drikkehelten Biberius. Kibhv. 1709. 8. 

5) Poeſier. Sorse 1791. 8. 

6) Mehreres in f. Poeſier. sen. 1789. 8. ZU Klon, en Satire, in d. 
Poetiske Sam. ubg. af et Selskab. ebd. 1793. III. St. 

7) Samlede Digte. Kjbho. 1803. II. 8. Samlede Ermanting i bunden 
og ubunden Tale. ebd. 1815—16. III. 8. 

8) —— Kjbho. 178. 8. DOmvendelfen. ebd. 1799. 8. 

9) Lykkens A. B. G. el. alleennefke Dremmetavle, buorefter albrig Fan 
tabes i Lotteriet. Kjbhw. 1838. 1 

10) eriemt 09 Satire, et —2 t tvangfrie Hefter. Kjbho. 


958 Dialſche Poeſle. Satire. Epigramm. 


11) Rp A.B. G. Bog for den unge Grundtvig. Kibho. 1917. &. 
12) Efterretninger om Sup Tvorfal, en Rytaaregave for Betaling, 
meb [preenglaerbe Anm. Obenfe 1 
Sing 1822 Satirist Aideſpeil, et —— ſtrift for Bittighedens Bemmm. 
v 
14) hier og Scener af Kolkelivet i Kjobenhavn. Kjbho. 1836. 8. 


$. 754. 


Wollte man die proſaiſche fatirifche Literatur Dänemarkt 
bier mit in Erwähnung ziehen, fo würde man, um nur & 
nigermaßen Vollſtaͤndigkeit zu erreichen, ziemlich woeltläufig p 
Werke gehen muͤſſen, da beſonders in neuerer Zeit die yolb 
tifhen Differenzen einzelner Literaten und Journaliſten mit va 
Regierung und ihren Anſichten viele Pamphlets und dergieiden 
ähnlihe Schriften Ins Dafeln riefen. Dieß war befonders fc 
der Zelt Mode geworden, wo ber im Bolgenden zu nennende 
Peter Andreas Heiberg') mit der beißenden Galläpfeltiake 
eines Perſius feine BHigsdalersediens Haendelser (1787) 
ſchrieb, die ihn befanntlih für immer aus Dänemark ver 
bannten. Sneedorff und Rahbef, die zwar auch die fe 
tirifhe Geißel in ihren Journalen wader handhabten, ver 
fpotteten nur einzelne Perſonlichkeiten und Ihorheiten , befonverd 
aus der höheren Befelfhaft, und Storm?) und Bram’), 
die fie eben fo kräftig unterflügten, hielten ſich ebenfalls inner 
bald dieſer Grenzen. 

—————— — — in der Se or non gi Bd. II Fa un 

2) Tale om de Danske Digteres Uvsrdighed til Underfisttetfe, bofbet i 
et lidet Selſtab af Patrioter, in Rahbel’s Minerva 1786. Febr. 

3) Om Raabe — Hoad er bet at leve, in Rahbek's Minerva 1783. ° 
Auguft. 1789. Januar. 


$. 758. 


Im Eyigra mm iR wenig geleiftet worden. Am befannteßen 
find die Sinngedichte des Norwegers EI. Fafing!) (+ 1791), 
Povel Dantel Bafrs aus Lolland (+ 1803) und Riele 
Weyer’s?) aus Norwegen (1767 —88), bievon Od in Wolff‘) 
find dagegen faft gar nit zu reinen, weil fie nur bem 


Daniſche Poefie. Parodie. Zraveflie. 950 


mfonin® nachgeahmt find, Gefhäpt find die von Baggefen 


hen 180711 während feiner Anweſenheit in Deuiſch⸗ 
nd und Srankreich gefhrichenen Epigramme. Nach ihm iR aber erſt 
n neueſter Zeit wieder etwas in dieſem Genre geleiſtet worden. 
Dagegen geſiel man ſich in Traveſtie und Parodie. Go 
teferten Jens Zetlig‘) und Th. C. Bruun‘) einige fehr 
bſche traveflirte Heroiden, in der Parodie aber entſtand zu 
Inde des vorigen Jahrhunderts ein foörmlicher Wetiſtreit unter 
Daäͤnemarks beſten Köpfen. Weſſel fing bekanntlich in ſeiner 
„Liebe ohne Strümpfe" an, eine Parodie des hochtrabenden 
Rothurns im Allgemeinen und des Branzöflfchen Zopfpathos 
Ind Befondere zu geben’), und ber etwas boshafte Polttiter 
und Lufifpielbiäter Peter Andreas Heiberge) aus Vor 
dingborg in Seeland (1758— 1841) ſchrieb bald nachher zwei 
Öhntiche Parodieen, die eine auf Demoiſelle Biehl's ernſte Oper 
Orpheus und Gurydice, bie andere auf Oehlenſchlaͤger's Holger 
Dandfe, Allein leider traf ihn fehr bald die Vergeltung, denn 
feine Oper Sellm und Mirza warb gar von zwei Dichtern parodirt, 
namlich vor Johan Clemens Tode?) und Oluf Chriſtian 
Dluffen') aus Wiborg (1764 — 1827). In fpäterer Zeit 
ward jedoch nichts mehr in diefem Genre geleiſtet. 


41) Provinzialblade, udgivne i Bergen. Bergen 1778-81. VI. 8. Pros 
dinzialfamlinger. ebd. 1791. I. 8. udvalg af GI. F. forhen trykte Skrifter, 
udg. med hans Biogr. af 2. Sagen. Kjbho. 1837. 8. | 

2) Poetiske Korfog. Kibhv. 1782. 8. 

3) Poetiske Forſog. Kjbho. 1789. 8. 

4) Vers og Proſa. Kibhv. 1789. 8. 

100% Brev fra Nillo Wolbemar til Peber Paare, in f. Poef. Kjbho. 
1789. 8. 


6) Fra Fidelio til Stella, in f. Blandinger. Kibho- 1748. 8. 

7) Kjerlighed uden Strymper, et Sorgefpil i 5 Optog. Kibhv. 1757. 8. 

8) Mikkel og Malene, en heroist Opera i 3 Alter. Kibho. 1789. 8, 
Holger tydſke, heroist Opera i 3 Alter,.in f. W. 

9) Die og Sidfe, origin. Skueſpil med Muſik i 3 Alter. Kibho. 1790. 8. 
—* Jochum og Maren. Original Skueſpil med Muſik i 3 Alter. Kibho. 

.8. 


$. 756. 


Was die poetiſche Epiſtel anlangt, fo war biefe 
Dihtungsart ſchon zur Zeit der alten Dänifhen Poeten 


[4 


960 Daniſche Poefie. Poetiſche Epiftel. Idele 


Bording, Reenberg ıc. aufgekommen und viente vormb 
weiſe zu Gelegenheitagedichten. Später haben Tullin, Clau 
Frimann, Jens Zetlig, Frederikt Blum aus Ku 
(geb. 1760) (1. B. feine Ep. til Bindesbön), Chrifu 
Lund aus Kopenhagen, Johan Elemens Tode, Yonad 
Kein, Rabbek, Gulbberg x. fih ebenfalls darin verafi 
und größtentheild die bumorifiiihe Seite hervorgehoben, fe 
welche allerdings das ganze Benre am Meiften geeind R 
Einzeln find jedoch Feine der angeführten Gpifleln geinadl 
fondern fie finden fi theils mit in den allgemeinen Sms 
ungen ber Gedichte der angeführten Dichter, theils wurka 
. fe in die erwähnten Journale Minerva und Iris eingmik 
Bon Henrik Hertz's Hierher gehörigen Arbeiten iR ide 
oben die Rede geweſen. 

In der Idylle, die uns den Uebergang zur il 
bahnen fol, iR von den Dänifhen Dichten wenig pe 
leiſtet worden. Tullin zwar bat in feinen poetiide 
Gpifein das idyllenartige Element eingeführt, allein bar 
kann man diefelben noch feine Schaͤfergedichte nennen, Peitt 
Erederit Suhbm!) aus Kopenhagen (172898) ahak 
die Geßner'ſche Idylle nah, die er auf Scandinaviens 
frorene Erde verfepte; man kann fih aber denfen, wie Rd bla de 
Schäferziererel ausnimmt, Bram?) lieferte einen Wedhfeigiug 
Ala Theocrit und eine andere Idylle, die beide beſſer als obige gelunga 
find, und auh Malte Conrad Bruun?) ober, wie in 
Franzoſen nennen, Malte-Brun, der große Geograpf, cl 
Jutland (1775—1827) ahmte Blon und Theocrit lid 
glücklich nach. Jens Smith*) und Peder Horrede® 
Haſte) aus Faro in Seeland (1765) wendeten die gan 
Manier nicht ohne Geſchick aufs gewöhnliche Leben an, 
übertraf fie noh Frederik Hoegh Buldberg‘) aus 8 
penhagen (geb. 1771), denn feine Gharactere find zwar Deal 
firt, aber immer Daͤniſch Dehblenfdhläger”) machte HR 
falls einen Verſuch in diefem Genre, ohne jedoch mehr all 
Nachahmung von Voſſens Luiſe zu Stande zu bringen. 9. 
Hanfen endlich war fon glädtiger®), weit er die dual. 
befier wählte. 


Dänifhe Poeſie. Lyrik. 961 


” en * Samtaler. —* 1772. 8. 


adenfe 1755 8. Baberen, Soylle im im Dänttäen Sufhauer 179° 48 York. 


3) Poctiöke Korfeg. Kibhv. 1797. IL. 8. 
4) Siener, in Guldberg’s og Smith's Idunna for 17%. 12. 


5) Bictte, en fielandet Idyl u. Lille Hans, en ſiclandsk 
Houlfen’S Nytaarsg. for —e— wi or ſielandek Idyl, in 


6) Jubelaarsmorgen, en Idyl. Kjibhv. "or. 8. Landevaernet, m Idyl 
656. 1801. 8. Gamle Hans Fiskarnes Nytaarsmorgen, garhundredes forſte 
Nytaarsmorgen ıc. in ſ. Samlede Digte. Kibho. 1803. 8 

7) DZuleaftenen, en Idyl in f. Siofna for Aaret 1502. 8 

8) Norsk Idyllekrands. Ehriftiania 1831. 8. - 


$. 757. 


Wir geben jest zur Lyrik über und beginnen mit bem 
belteren Liede, in melden fib fon Wilhelm Helt (gef: 
1726) verfuht bat!). Dann find die melften bedeutenden 
Dichter der fpäteren Zeit ihm nadgefolgt, und es eriflirt au 
eine ziemlihe Anzahl von, Liederſammlungen. Ramentlih find 

erwähnen: Ewald, Bandall, Ambrofius Stub?) ans 
Abe (1707—358), Zettig, der immer heitere Gpicurder, 
Johann von Wide?) aus Bragnäs (1748-82), Abra⸗ 
bamfon, Ralling, Bram, Thaarup, Weſſel, T. €, 
‚Braun, N. 3. Bruun, Tode, Peder Kofod Trojel 
(1754 — 84), fein Bruder Peder Magnus Trojel® 
(1743 — 93), Storm, Rahbek, GSneedorff, Mandes 
| rup Beder Arufed), Sander, Heiberg, Jens Smith, 
| Niels Weyer) aus Etrömfb (1767—88), Claus Bas 
‚ weie (geb. 1769), M. ©. Bruun, Hafle, Guldberg, 
Baggeſen (3.8. wegen feiner herrlichen Matrofenlieder), und unter 
ven Neueren vorzüglich Winther, der durd feine Träfnit 
CGGolzſchnitte) feinem Baterlande, wie Boas fagt, Ahte Kuhreihen 
geſchenkt hat. 
| Den Gegenfab au diefem Genre bildet das Kirchenlied, 
welches aber erſt in der neueren Zeit ordentlich cuitivirt wurde, 
Denn diejenigen einzelnen Dichter abgerechnet, welche zu bem 
„Evangelisk chriſtelig Pſalmebog“ beigefteuert hatten, find bes 
fonder8 bier Edvard Storm, Hans Chrifian Bunfes 
flod') aus Odenſe in Bühnen (1761-1803), der Volles 
liederdichte Bictor Ehrifian Hiort?) ans Eunderslorhola 
Größe, Handduqh d. eiterãrgeichichte. III. 61 


962 Dauiſche Poeſie. Spell. 


(1768-—1819) und Freberik Severin Grudwiz) 
ans Udby in Seeland (geb. 1788) hervorzuheben, wem wi 
and) Ingemann mit feinen ſchoͤnen Morgenpfalmen hierher geht 
Bas die heroiſche Ode anlangt, fo find außer Zetlig"”), Baggu 
fen, MalteBruun!!) (3.8. in feinen Oden auf die Dial 
Marine, das Bombardement von Tripolis x.), und Gall 
berg”) befonder® diefenigeri patriotiſchen Openbichter zu ermülen, 
welde der Krieg Daͤnemarks mit England und vie Venhehiy 
ung der Dänifhen Flotte auf der Rhede von Kopenhege 
(1801) heworriefꝰꝰ). Bagg eſen's Kriegslieder find Ice a 
emphatiih & 1a Gleim, als dab Fe ein anderes Schichal ad 
die des genannten Dichter hätten haben können, weggm 
Ingemann’s patriotiſche Lieder wahren Breiheitd: Guthufedand 
abmen. 93 8. BlolsTösen und I. I. Dampe aba id 
als politiſche Dichter noch ziemlich unbedeutend. In der Wi 
loſophiſchen Die hat war Malte Conrad Bruus w 
ſchiedene glüdlige Nachahmungen älterer, theils in⸗, theils ab 
laͤudiſcher Muſter geliefert, allein weder dieſe, noch Peder Hatbte 
Erimann’s!*) (geb. 1752) Ode an den Schlaf, oder gar Praa 
wit feinen frofigen Oden, konnen hier in Beirat femme, 
wenn man ſich an das erinnert, was befondess Ewald m 
Baggefen hierin geleifet haben, wiewohl lehterer eigeuitid 
nur in ber heiteren, munter-lachenden Ode Meiſter if. Der 
bat ebenfalls vortrefflihe Hymmen geliefert (J. B. ſein Hude 
lujah der Schöpfung), obwohl ‚neben ihm auch Thomat 
Thaarup') aus Kopenhagen (17491821), deffen patrir 
tiſche Lieder berühmt find, Edvard Storm!) und Zora) 
Rein!) nicht vergeſſen werben bürfen. Die neuere Zeit ja 
in Dünemark indeß von diefer erhabenen Form der didlenſhe 
Erhebung abgeſehen. Derfelbe Fall iR es aud mit der Gar 
tate, denn nah Ewald und Thaarup if in dieſen Gar 
blos von Ingemann Bemerkenswerthes geleitet worben. ie 
Die Romanze und Ballade betrifft, fo fehlt «es 

in einem Lande, wo fo herrlide Stüde dieſes Genre 
der Vorzeit vorliegen, nicht an Sängern, die fi mit denfeiben 
befgäftigten. Es hatten nun aber ſchon Ewald und Thal? 
in ihren Singfpielen mehrere herrliche Romanen 


Daniſche Poefie. Lorik 963 


uud Lyne Rahbek und Jonas Rein in Ihren Gedicht⸗ 
zunmalsssegen mandes Trefflihe hierin geleiſtet, ja feld Peder 
Barboe Brimann’s') abermalige Bearbeitung ded oft ber 
usgten Stoffes von Arel und Balborg demfelben neue Schönr 
eiten zu entloden gewußt, und Adolph Wilhelm Shad von 
Btaffeld:') aus Kopenhagen (1770—1826) eine Anzahl 
ehr phantafiereicher, obwohl etwas greller und wilder Gedichte 
dieſer Art veröffentliht, aber feiner von ihnen fam Adam 
Dehlenfbläger”) aus Frederiksberg bei Kopenhagen (geb. 
1779) an Erfolg gleih, ale dieſer feine herrlichen Bearbeit⸗ 
ungen altnordifher, mei Islaͤndiſcher Volksſagen, theils Fries 
gerifcher , theils erotifcher Tendenz, erfheinen ließ. Gewiſſer⸗ 
maßen gehört fein den Sagas entlchnter lyriſch⸗epiſcher Ro 
manzencyeluß, die Helge, hierher, worin er mit außerordentlichem 
Talent nur vier Perfonen, eine Waflerfee, einen Krieger, fein 
treulofes Weib und ein junges Maͤdchen, welches er, ohne zu 
wiſſen, daß es feine Tochter iſt, heirathet, zu Hauptirägern 
diefer mit reizenden beftreibenden und gefühlvollen Stellen 
reich ausgeſtatteten Babel gemaht hat. Gewiſſermaßen gehört 
audı troß der dramatiſchen Form fein Aladdin bierher, ein 
Seritt, worin fein großes Talent auf den Ylügeln der Phan⸗ 
tafie nad Arabien eilt und von dem falten Nordländer nichts 
ald den Haren, durchdringenden Verſtand mit hinüberbringt, 
der ihm allein. ed möglih macht, eine fo taͤuſchende Vorſtell⸗ 
ung von dem orientaliſchen Leben und Denken zu geben, wie fie 
eigentlich nur ein Orientale und bieten mag. Später if er 
wieber in fein Baterland zurüdgefehrt, und feine Iyrifchen Boefieen, deren 
größter Shmud wiederum feine Balladen find, worin er und eine 
Audwahl von älteren Dichtungen bot, die den alten Kaempe⸗Viſer 
nicht nachſtehen, waren die Früchte feines Patriotismus. Er fingt une 
mit gleicher Begeiflerung und Wahrheit von dem Meermann mit 
einem grünen Scilfbarte, der die Maͤdchen raubt, wie von 
dem Balrave, der die Zauberer befämpft, den Trollen, bie 
Und auf den Bergen berumtanen, und dem Haus 
Rorde, der einer armen Wutter Nadrichten von’ ihrem ent 
ſemten Sohne zutraͤgt. Seine drei ſchoͤnſten Romangen, 
es iR ſchwer, unter fo vielen Meiſterwerlen eine Wahl zu 
61 


964 Daͤniſche Poeſie. Lyrik. 


treffen, find Uffo der Schweigſame, der Ritter an der ie 
höhe (nad der früheren Redaction), und Agnes, Sewiſſerocha 


gehört auch Grundtvig?') hierher, denn feine Bearbeitung 


der nordifhen Mythen find eben fo gedanfenreich, kraftvoll geil 
und lebendig wie die Dehlenſchlaͤger ſchen, nur feine fpäteren Bacher 
wurden durch Mifhung des Heldens und Thriſtenthums myiiik 
confus. Bemerfenswerih iR noch der Umftand, Daß, als die Geſch⸗ 
fhaft zur Beförderung der ſchoͤnen Miffenfchaften 1830 dem 
Preis auf die vier beflen Romanzen jeßte, zwar mehr als 10 
Goncurrenten auftraten, jedoch auf Oehlenſchlaͤger's Entſcheidung zu 
zwei zu Giegern erflärt wurden, naͤmlich Frederik Balnder 
Müller”) aus Kierteminde (geb. 1809) und Hand Peder 
HoiK?) aus Kopenhagen (geb. 1811), von denn beral 
anderweitig die Rede war. Winther endlich, der dafür fer, 


daß das Monopol, die fhönften Baladen und Romana 


ſchaffen, feinem Baterlande nicht verloren gebe, hat Oehle— 
ſchlaͤger gleichwohl noch nicht erreicht, geſchweige denn ihm 
troffen. 

Auch In der Elegle fehlt es nicht an mancherlel Bw 
fuchen, feltdem Arrebo*) und Bording einmal dad 
Feld betreten hatten. Tullin moralifirt zu viel, als dab ® 
den recht von Herzen kommenden und darum zum Hr 
gehenden Ton fräfe; Immer riecht feine Poeſte nad bezahlte 
Leihenpredigten, und bezahlte® Klageweibergewimmer hört m 
dur. Ewald dagegen fühlt, was er fingt, und feine Rat 
ahmer Beder Harboe Frimann), Chriften Bram”) 
Jonas Rein, Magdalene Sophie Buhpolm”) m 
Gafiderg, Knud Lyne Rahbeck, Frederik Hoegh Yu" 


berg, welche beide letztere in dieſem Genre fehr fruchtdat Am | 
CEhriſten 9. Lund), Frederif Cart Gutfeld“) hm 


mandes claffifhe Stüd geliefert, was theilweiſe aus va 
Baggefen geſagt werden mag, obgleich feine Klage abe 
Daͤnemarks Unglüd im Jahre 1807 nicht ſonderlich and MM 
Herzen zu kommen feinen, denn fie find gefünftelt und pa 
In neueſter Zeit bat nun das Meine, aus fünf Bein 

fiehende Lied von Holſt auf Friederich's vr To cn P 
enormes Wuffchen gemacht, daß / es nicht blos in die mil 


| 





. Daͤniſche Poeſie. Lyrik. 965 


lebenden Sprachen, fondern aub In das Lateiniſche, Griechiſche 
and Hebrätfche übertragen warb (ſ. Gteffen’s Selbſtbiographie 
BB», II. pP. 65). 

Auch die Heroide endlich iR einige Zeit in Flor ge 
wefen, Doch hat man mit ihr etwas zu viel geſpielt. So hat 
Bram?) einen Stoff, den übrigens au Thomas be 
Stockfleth?i) behandelte, zweimal auf verfhiedene Weiſe bes 
arbeitet, was fhülermäßig ausſieht, Magdalena Sophie 
Buchholmꝰ) und Chriſten A, Lund”) wählten fih wie 
jene nationale Stoffe, wo doch die Abſichtlichkeit rhetoriſcher 
Uebung immer noch wegfält, allen Edvard Storm*), 
Jonas Rein”), Knud Lyne Rahber?) und Th. Chr, 
Bruun?”) holten ihre Helden und Heldinnen aus fernen 
Ländern und Welttheilen ber; obwohl fie gluͤcklicher Weiſe 
Griechenland und Rom in Ruhe ließen und ſoviel wie möglich 
In der Gegenwart und naͤchſten Bergangenheit blieben, 


D Poener⸗ Serifter, ubgione af H. de Hofman. Kjbho. 1732.4. cf. Minerva 
I. p. 453 21 1797. Bd. I. p. 31 8q. Nyerup, Dansk Digtel. 
„O. Br ıv. p. i—17 
2) Arier og andre poctiete Stykker. Kjbhv. 1771. 8. Ddenſe 1780. 8. 
Gazu Anhang. ebd. 1782. 8.) 
3) Einige Lieber in fonds Ugeblad 1782. nr. 9. u. in Graaes 
Arier og Sanger. Bb. U. p. 290. 


4) Udvalgte Digte "ii Broderne PM. 09 P. K. Zrojel, ubg, af 
Seidelin. Kibhv. 1801. 8. f. Fürft. Bp. I. p. N 230. 
5) Danmarks bredte Fred, et Digt. Kibho. 1807. 8. Zeſſens Kamp 
ved Sjellands Odde d. %. Marts 1803. St Digt. ebd. 1808. 8 
| 6) Adſtillige Poeſier, in d. Worgenpoften 178688. Poetiöke Kerfeg. 
Aibhv. 1789. 8. Junker Bryno, en comisk Baggatel. ebb. 1788. 8. 


7) Borfeg til Vifer for Spindeflolerne. Kibhv. 1783. 1784. 1786. 


set FR horſes til gudelige Pſalmer. ebd. 1789. I. 8. Samtlige Verker. 
ebd. 


1790 8), Arier 08 Sange. Kibho. 1784. 8. Forſog til aandelige Sange. ebb. 


3 Sarg Vark til den danske Kirke. Kjbho. 1837 II. 8. Danske 
Hoitibse Pfalmer til Tuſindaars⸗Feſter. ebd. 2. Opl. 1826. 8 

10) Poefier, 1fte Samml. Kibhv. 1789. 8. 

11) Poetiske Forfeg. Kjbho. 1797. I. 8. 

12) Ode til Kejſer Alerander. Kjbhv. 1802. 8. Staal Hagen og Lars 
Bagge, in f. Saml. Digte. Kibhv. 1803 Bd. IE. Digte over bibelöte En⸗ 


mer en Bog for Ungbommen. ebb. 1823. 8. Zoende Kolkefange. ebd. 1819. 8. 
Malmodia, Digte. ebd. 1835. 8. 


966 Däntiche Poeſie. Lyrik. 


13) .Haedertminbe Sen April —— eier hp fonbexe 
EYE i Ankedeing d Reigen imellem Gngelan 5 Kite: 
nn 2 * til Sevnen, in d. Poet. Samml. d. Norweg. Gef. Kopenk 
un — 
en eme verfeettelfe a . 
on ef ef 3. ©. Maurenbrecher. ebd. 1792. 8. x. 
16) ne, ia d. Daͤniſch. aufhpaner 1796 @fterlabe poetiste Oki, 
udg. ved Rahbef. Kibhv. 1822. 
17) reden, en Symne, im "Din. Zuſch. 1795. 
18) 1 aret Zorvien og Stjoͤn Balborg, in d. Poet. Samml. d. Rorwes. 


5 Digte. CKjbho. 1808. I. 8. ebd. 1843. sq. III. 8. 

20) Digte. Kibhv, 1803. 8. 

21) Kronike⸗Riim til WBornelerdom, med. Inledn. og Anm. Kite 
1832. 8. Noeskildeskiim. ebd. 1814. 8. Roeskilde⸗Sager, til Dpigsning af 
Moedkibestiim. ebd. 1814. 8. age, Nytaarsgave for 1812, 8. — Kutzet 
Beariff Mer Beitehronif. Deutſch v. hottmann u. m. Anmerk. v. Rudefbed. 


2 Poeſier. Kibhv. 1836—38. II. 8. Trochsser 09 Tamber, en pectict 
olemit. ebd. 1837. 8. Zuleimas Flugt, en poet. Fortell. eb. 18. 8. 
anbferinden, et Digt in 3 Gange. ebb. 1833. 1834. 8. Danbferinben og 

Amor og Yſyche, to Digtninger. ebb. 1837. 12. (D. Zänzerin, a. d. Din, 
überf. Kiel 1835. 8.) Adam Homo. ebd. 1841. 8. 

23) Digte. I. Samt. 1840. Kibho. 8. Digtninger. ebd. 1833. 8. Far⸗ 
vel, Mindeblad om Kong Freberik VI. ebd. 1840. 8. Portefewillen (Dieter) 
ebd. 1835. 8. Fœdrenelandske Romancer. ebd. 1832. 1840. 8. Sang fer 
paa Kroningsbagen. ebd. 1340. 4. 

ergelig my Digt om hegbaarne Fyrſtindes Sronnin Anex 
Getter ne he og faltgfte Fredfart ıc. Kibbo. 1622. 3 

5) Banter veb en Flod, en Rhapſodie, in d. Poet. mm. b. Rom, 
Gef 1775. Bd. I. 

26) Cie i Anlebning af Juſt. og Rect. Herslebs bed, in db. Poet. 

d. Rorweg. Geſellſch. St. II. Elegie til en Brud, in b. Dbenferr 
Sammı. * Poeſ. a. 1785. Glegie ved Weſſels Grav til hans fen, in bes 
Minerva 1786. 

27) Poefier. Kibho. 1793. 3. 

28) Pandöbylirkegaarden,, in ber Dbenf. Samml. von Poef. a. f 
Elegie til en Ven ved hans Huftrues dad, in Rahbeks Charis a. Fee 


29) Digte. Kjbhv. 1803. 1I. 8. 


80) Philinpa til Erik, en Heroide, in d. Sammt. d. Gel: d. Thin. WE. 
Kon. 4783. ©t. XIV, Philippa tu Erik, . Dbenfeerr Reujahrögiid. 
0 3, 


Fr ne yailiopa tit Erik, en Heroide, in d. Poet. Samml. d. Honor. 
e 

32) beide til Torkild Teondefen, en Heroide, und Laura til Gem 
I hans Fravarelſe, in ihren Poeſien. 

- 33) Gleonora Ghriftina Ulfelb il fin Wand, ZU Hans Roſigaard fra 
bans Hoftrue, in Rahbek's Minerva 1786. 


Daͤniſche Poefie. Dramatifche Literatur. 967 


38) Regeren, eller Alcanzor til Zamire, in f. Digte. 1785. 8. 
35) Variklo til Inkle, Heroide, in fr Geb. 1802. Th. IE. 


36) Hanna til Wilhelm, fürevet i den nordamerikanſke Krig und Anna 
oleyn til Kong Denbrit De ben Dttenbe fra bendes Koengfel i Tower, in feinen 
igte, Kibho. 1 Th. IL 


37) Anine til Zulius og fra Samme, in ſ. Smaating. Kibho. 1801. & 


$. 758. 


Kehren wir jetzt zu der Geſchichte der dramatiſchen Poeſie 
m Dänemark zurüd,. fo müflen wir zuerft bemerfen, daß das 
Agentlihe Trauerſpiel ſehr fpät daſelbſt heimiſch wurde, 
Denn cf des Biſchofs von Bergen Johan Rordahl 
Bruun!) aus Höjen bei Dronthein (1745—1816) Zarine 
(1772) eröffnete durch ihre Aufführung (den 17. Febr.) ben 
Reigen einer Anzahl theils befierer, thejls ſchlechterer Verſuche 
in Diefem Genre, Das genannte Stück ſelbſt, fowie fein 
zweites: „Einar Tambefljälver”,. bat zwar einzelne gute 
Stellen, iR aber offenbar in der Reifen Franzoͤſiſchen Manier 
gefchrieden. ‚Darum ragte Ewald's Rolf Krage, das 
erſte eigentliche vaterlaͤndiſche Trauerfplel der Nation im 
Brofa, weit hervor, obſchon fein Tod Balder's als lyriſch⸗ 
dramatifhe Gompofition, wenn auch nicht in bramatifder 
Wirkfamfeit, ſchon ein beveutender Schritt welter vorwärts 
war?). Die profaifde Form gelang indeſſen nah ihm Nies 
manden fonderlih, denn weder der Charlotte Dorothea 
Biehl Luphemia?), neh der Birgitte Ehatrine Boye 
(geb. 1742) Gorm der Alte?) oder Ewald's de Falfen 
bürgerlihe Schauertragödie Salvini und Adelſon?), die freilich feiner 
Ida nachſteht, konnten fih halten, bis Die Johan Sams 
ſöde's) aus Neſtwed in Seeland (1759 — 96) Dyveke, an 
ſich ſchon ein dankbarer vaterlaͤndiſcher Stoff (deſſen glänzenden 
Erfolg er aber nicht erlebte, denn er ſiarb am Abend der erſten 
Aufführung), und Levin Chriſtian Sanders’) aus Itzehoe 
(1756—1819) Niels Ebbeſen, ebenfalls ein Intereffantes na» 
tionale® Eujet, die ungebundene Form dieſes Genres einbürger- 
ten. In der gebundenen Rede hatte freiih der Johanne 
Marie Weyde®), geb. Gamſt, hiſtoriſche Tragodie, Kopen⸗ 


268 Dänische Poeſie. Dpgmatifche Literatur. 


hagens Belagerung 1660, iron des Krlegkkpectalels, Der barka 
vorfam, fowie Claus Kafing’s’). Hermione, ger kein 
Erfolg gehabt; allein daß es nicht eigentlich am ſchlechten 
Geſchmacke ver Nation, ſondern nur an den Dichtern je 
lag, wenn diefe Erüde feinen Beifall fünden, zeigt doch ber 
glänzende Erfolg Ewald’s mit feinem Balder, da, wenn zur 
die Ausführung gut war, auch das Lob und die Nufmunterum 
nicht fehlten. PBram’s') Damon und Pythias und red 
und Fingal find feine eigentlichen Tragödien, fondern Bde 
dramen oder vielmehr Dpem, und Jonas NKein’s!) im 
Einzelnen nit mißlungener Berfuh, Hagen und Axel, iſt doch nur 
Jugendarbeit. 


1) 3arine, et Ger i6 g, se. 1772. 8 Giner Zumbrk 
ſtzaider Gorgeiplt | 5 Se rar 
OR Be Krage, et Sorgefpil I 5 Banblinger Kibho. 0. 8 Bil 
sd, et heroisk Syngeſpil i 8 Sanblinger, in f. Werk. Bd. IH. 


3) @uphemia, or. Zrag. i 5 Alter. Kibho. 1775. 6. 


1184 4 Yorm ben Gamle, et heroist Sktueſpil i 3 Hanblinger. Nibke. 


X. "Satin 0 Koetfon, et Trag. i 5 Optog. Kjbho. 1776. 8. Pa, 


3 —— i. ns Efterlade Digteriäte Sech⸗ 

ter, udg. ved —* Rahbek. Kjbhv. 1805. 
N Niels — J Roarreries eller Dannmarts Befrielfe, Sergeipil I 
) — eis, g. i 5 Hanbl, Abho. 1772. * 
8) Kie ns v1 

fanna gie den opbagebe —ãX ‚, or. Sargeſpil i 5 Sanblinger 


9) Hermione, et Sorgeſpil i 5 Optog. Kjbho. 1772. 8. 


10) Damon og Pythias, Skueſpil i 5 Dptog. Kjbbo. 1789. 178.8 
Frode og Fingall, Skueſpil i 5 Optog. ebd. 1790, 8. 


11) Hagen og Arel, or. Skueſpil i 5 Optog. Kjbhv. 1786, 8° 





$. 759, 


Die neuere Geſchichte des Trauerfpleld kann von da be 
ginnen, wo Rahbek!) In mehreren Stüden zweiten Ranges 
gewiffermaßen ale Vorläufer Oehlenſchlaͤger's auftrat, Zwar 
hatte Rahbek, als nad Diderot's nud Leſſing's Grundſaͤtzen 
gebildet, ſelbſt eine große Anzahl von dramaturgiſchen Ariileln, 
Die es unter dem Titel: „Briefe eines alten Schauſpielers“ mw 


Daͤniſche Poeſte. Dramatifche Literatur. 960 


mwmenflellte, geſchrieben und als Director des Kopenhagener 
heaters nicht ohne Geſchmack die Regie geführt, allein wirk⸗ 
Des Aufſehen bat er niemals gemacht, und ein ſolches war 
RM Adam Oehlenſchläger?) vorbehalten. Dieſer Mann, 
on dem die Frau v. Stael fagte: „c’est un arbre sur lequel il 
zeit des iragedies‘“ und den Tegner wohl zu höflih ben 
Erben Des Throned der Dichtkunſt feit Goethe nannte, fchrieb 
nerR die Tragödieen PBalnatofe und Hakon Iarl, indem er in 
ner den berüctigten gleihnamigen Seelönig des 10ten Jahr, 
hunderts, in diefer den berühmten Jarl Norwegens, den 
wilden Hakon, wie er gegen den König Olaf die Religion 
Dpin’s, den büflern Glauben feiner Väter, vergeblih gegen das 
milde Licht des Chriſtenthums in Schub nimmt, ſchildert. In einem 
anderen Drama, Staͤrkodder, feiert er diefen berühmten Rord⸗ 
iſchen Achilles, dann aber näherte er fi mehr dem romantiſch⸗ 
biforifchen Genre in feinem Acht nationalen Stüde Axel und Valborg, 
worin befanntliih ein Lieblingsthema der Nation aus dem 
Zeitalter des Feudalweſens behandelt if. Auh Karl den 
Großen, einen Deutfhen Nitter Hugo von Rheinberg, die 
Dänifchen Prinzen Erif und Abel, und jenen Tordensſjold, der 
vom gemeinen Watrofm bis zum Admiral flieg, machte er zu 
Helden anderer Dramen, und im Tod Correggio's gab 
er bekanntlich ein Künftlervrama. Ja felbft fein letztes Trauer⸗ 
fotel Dina, in welchem der Bünftling Chriſtian's IV, Graf 
Uhlfeldt, der fogar die fhöne Eleonore, die Tochter bed Könige, 
wur Gemahlin befam, die Heldenrolle fpielt, machte trog des 
Alters ihres Dichters in Dänemark ungeheueres Gluͤck, obgleich 
‚gerade Hier feine reizende Diction und Ueberfülung mit Phan⸗ 
tafieblumen den gänzlihen Mangel an durchdachter Characterifit 
verfteden müffen. Ueberhaupt iR Mangel an Handlung und 
allzulang ausgedehnter fentenzenreiiher Dialog der hervorſtechende 
Uebelſtand in allen feinen Stüden, die er befanntlih größten. 
iheild auch Deutſch verfaßte, die aber, weil der Deutfbe,-der ganz 
andere Mufler, ih erinnere nur an Goethe und Schiller, vor 
ſich hat, durch Die blos blendende Sprache, an der Oehlenſchlaͤger ewig 
berumfeilt, ohne jedoch dabei auf den oft ganz ungleidartig 
gearbeiteten, ſelbſt platten Gehalt zu achten, und durch jene wie us 


970 Dänifhe Poefle. Dramatifche Literatur. 


einer unverfiegbaren Quelle ſtrömende Bälle von Bilden mb 
Blumen der Rede nidt getäufbt wird, ſondern Handlung mb 
Leben verlangt, bei uns nie jenes Sluͤck haben mu 
Finnen, wie in dem Baterlande des Didier, wo man Wi 
Theater wie eine Borlefung über Aeſthetik betradhtet und fd mi 
ſchoͤnen philoſophiſchen Sentenzen abfinden läßt. Sein Ekiie 
IR offenbar Ingemann?), dod haben die meiften von Yen 
Dramen nur einen geringen Erfolg gehabt, Maſaniello (1815) 
allein ausgenommen, der [Kon feines höchſt dankbaren Eu 
wegen viel Aufichen erregte. Sein Trauerfpiel Blanka (1815) 
machte befonders feiner Liebesſchwärmerei halber bei den Dean 
Stüd; allein ale Heiberg mit feiner Ariſtophaniſchen Car 
die, Weihnactefher, und Neujahrepoffen, diefe Ridtung life 
lich machte, fonnte jener ferner auf der Bühne feine Lorberm 
mehr pflüden, obgleich Manches, 7. B. fein dramatiſches Kir 
ben „Salomo's Ring" recht gelungene Stellen hat. Glüdiide 
war ein anderer Nachahmer Oehlenſchlaäͤger's, Johan Garkıı 
von Haud*) aus Friedrichshall (geb. 1791), ein ddl 
Nepublikaner vom edelſten Biute, über deffen Dramen Ban 
und Tiberius (1828) Tied ein hoͤchſt günftiges Urtheil fl, 
obwohl fe, wie auch fein fpäter gefchriebener Don Yuan, If 
ihrer pſychologiſchen Tiefe und hiſtoriſchen Wahrheit, dod M 
breit find, um nadhaltendes Wuffehen zu machen. Auch ſch 
Ariſtophaniſches Luſiſpiel, der Babyloniſche Thurmbau in Miniatı, 
M ohne Buͤhnenkenntniß geſchrieben und wird trog feiner fenm 
Satire immer wirkungolos bleiben. Weit bedeutender iR ar 
Johan Ludvig Heiberg‘) aus Kopenhagen (geb. 179) 
Diefer trat zuerſt mit Erfolg (1817) mit einem Shaufpkl: 
„Drikig vovet halver vundet” (Friſch gewagt IR Halb gewonnen 
hervor, nachdem er ſchon vorher (1812) durch ein idyltiſ he⸗ 
Drama, Tydo Brahe's Weiſſagung, die allgemeine # 
famfeit auf fi gezogen hatte. Dann erfhien feine ebengenannt 
fattrifde Eomddie auf Ingemann: Weihnachte ſcherz und Nerjahn⸗ 
poſſen (1815), und bald darauf ein mythologiſhes Saafı 
Pfyche's Weihe (1817). Obgleich Reiſebilder und verſchiebene 
äftyetifchstritifche Werke inzwiſchen feiner Feder eniſprangen, fo hd“ 
doch auch dem Drama treu, und fo erſchienen denn feine 






Daͤniſche Poeſie. Dramatiſche Literatur. 071 


AS224) feine romantiſhen Dramen: der Elfenhügel (1828), 
Brinzefin Iſabella (1829) im Gelhmade Lope de Vega's, 
Bata Morgana (1839), der Giebenjkläfertag (1839), eine 
was bizarre Dichtung, und eine apocalyptiihe Comödie, 
Me Seele nah dem Tode (1843), welde ohne Ausnahme 
wit dem entſchiedenſten Erfolge gefrönt waren, da aus 
ihnen allen wahrhaft Shakſpete'ſche Friſche und Keckheit des 
Humors und Adt pſychologiſche Tiefe hervorleuchtet. Unter 
den neueſten Kindern der tragifden Mufe iſt endlich beſonders 
YBaludanMüller’s‘) Drama Amor und Pſyche, eine hoͤchſt geniale 
Bereinigung antifen Lebens und moderner Tendenzen, hervorzu⸗ 
heben, die weder fein Tithon, noch feine Dryadenhochzeit, letztere 
im Geſchmack des Sommernadtötraumes gehalten, übertrifft, infofern 
Hof’) auf diefem Boden weniger Gluͤck machte. Hery‘), 
weicher bereit8 dur feinen Protog, die Schlacht auf der - 
Rhede, ſich als einen volllommen befähigten Dramatifhen Dichter 
aus gewieſen hatte, konnte doch durch fein treffliches Drama, 
Spend Dyringe Huus, den allgemeinen Haß, den er fih durch 
feinen unten zu nennenden Tendenzroman zugezogen hatte, nicht 
wieder auslöfchen, obwohl er dafür durch den ungeheueren 
Grfolg, den feine meiſterhafte dramatiſche Idylle, König Rene’s 
Tochter, in Deutfchland erfuhr, vollommen entſchaͤdigt warb, 
@. 8. 5. Molbeh?) und Caspar Johan Boye!) haben 
mit ihren lyriſchen Dramen nicht viel Auffchen gemacht, wie denn 
au Anderfen als dramatiſcher Dichter, etwa feinen Ahas⸗ 
verus ausgenommen, bis jebt weniger angeſchen iſt. 


1) Pibrag til den danske Stueplabfes Hiſtorie i dens 1fte Aars indtil 
dene Jubiläum d. 2ten &eptbr. 1822. 8. Dramaturgiste Samlinger. Kibhv. 
Sb. I. IT. u. Bd. Im. 2.1. 8 Lommebog for Skueſpilyndere. 
—* 1788. 8. Dramatiske og litterariöfe Zijlleg. ebd, 1792—93. 11. 8. Om 
Skueſpilkonſten. ebd. 1810. 8. Samlede originale Skueſpil. ebd. 1809 13. IIT. 8. 
2) Samlede Digter. Kjbho. 1823. III. 8. Digtervarter. ebd. 183546. 
AXVI, 12. Tragadier. ebd. 1831—46- 72. ®&. ag. f. db. Lit. d. Ausl. 
1834. ar. N. lätt. f. d. Lit. d. Ausl. 1840. nr sq. p. 57. 68. 74, 
295 24. 8. Lit. Unterh. 1830. p. 934 aq. 

Ar Stifter. Kibho. 1844. XU. 12. Eatomons Ring Dram. Eventyr, 
med en lyrisk Forſpill. ebd. 1839. 8. (Uusz. in d. Bl. f. ausländ. if. 1840. 
ar. 41 sq.) Taſſo's Befrielſe, et dram Diät. ebd. 1819. ho 338 v. Gard⸗ 

epzg 18236. 8.) Blanca, e. Zr. metr. überſ. Kerne. 
1815. 8. Der Hirte dv. Zolofa, Ir. überf. v. Bl —E— 1819 
Der eöwenrter, mete. überf. v. Lange. Alt. 1825. 8. Morgens og Aftenfange, 
Abho 8. Moral falmer 09 Gantater. IVbe Ubg. Sorse 1832. 8, 
—ã— til Kirkeaarets Hellig Dage. Kjbho. 1835. 8. 


R 





972 Dänikhe Poeſtſe. Dramatiſche Eirerater. 
Vie Dei, 


4), Oramatiste Berrler. Re. LEO Kal 
Sorgeſp. ebd. 1831. A Maaftric chts — — ebd. 1332. 8 Da 
mne Somand, S ca babyloniske Za 
i Miniature, et Fo eig, | den 8 anistke Gomebis. ebb. 1830. 8. Ziberug, 
} a Deutfh. Epag. 1838. Fe Die Belagerung von Maaſtricht. ch 


5) Samlebe Gkrifter. Kibho. 1833—36. VIII. 8. Tyco Brahes Ep 
dom. Kibhv. 1819. 8 Nina eller ben Vanvittige af Kizerlighed. ebd. 18%. 
12. Alferne, GoentyrsGom. ebd. 1835. 8. Giverhei, Stueſp. ebd. 1838 8 
Yata Morgana. ebd. 1838. 8. Syvſoverdag, rom. Gom. ebd. 1840. 8. Des 
matifhe Schriften, Deutfch v. Kannegießer. Lpzg. 1847. IT. 8. 

6) Amor og Pfnche, — Drama. Kibhv. 1854. 8. (Deutſch v. Tide 
fen. ebb. 1835. 8.) Dryabens Bryllup, et dram. Digt. ebd. 1844. 8. Zitken, 
et dram. Digt. ebd. 1844. 8 

7) WBorgfogbnes 8 {dyll. Drama i 2 Akter. Ribho. 1835. & 
Cheiſtian II. Drama 1 5 4 er, ebd. 1834. 8. Maigildet, dram Zul meh 
Bange. ebd. 1832. 8. Staget i Kiogebugt, Drama. ebd. 1835. 8. Zumal 
09 Peder Paare paa Anholt, to dram. Digte. Chriſtiania 1840. 12. Gen 
Mine, et dram. Digt. Kibhv. 1844. 8. 

8) Svend Dyrinas Huus, rom. Zrag. Kibbv. 1837. 8. (Deutfh. Hamb. 
189. 8.) Kong Rend’s Datter. ebd. 1845 8. Beute. Dlbenb. 1846. 12) 

9) Klintekongens Brud, lyr. Dram. Kjbho. 1845. 

10) Broderne i Leire, "Irag. Kibhv. 1830. 8. Eiife eller Venskab og 
Kierligbet, Igr. Druma. ebd. 1819. 8. Wloribella, Igr: rom. Drama. chi, 
1825. 8. Wil. Shakſpeare, rom. Skueſp. ebd. 1826. 8. Erik den 
Sorgelt, i 5 After. ebd. 1827. 8. Juta, Dronning gr Danmark, Esrorfp 

. 18M. 8. Svend Grathe, Sorgeſp. ebd. 1 


8. 760, 


Die Geſchichte ded Daͤniſchen Luſtſpiels nad Holbeng 
iR zwar nicht ohne einzelne Blanzpunfte, allen mit ber 
früheren Zeit zufammengehalten, doch nur ein ſchmacher Leberreß 
vergangener Größe. Sehr ihätig war Charlotte Dorothee 
Biehi!) and Kopenhagen (geb. 1731, gef. um 1788), allein ihre 
Stüde leiden an unendlider Breite und Mangel an Wiß. 
Letzteren kann man zwar Wandall’8?) Stiefmutter (Stedmoderen) 
und Ewald’ Harlekin als Patriot nicht abſprechen, allein 
ſelbſt der fonft fo witzige Weſſel“) und der übrigens nicht olme 
Kenniniß der Bühne fhreibende Schaufpieler Bernhard Hen: 
rit Bech) (1748-96) Üchen doh Tb. Ehr. DZruund 
mit feiner Liebe auf der Probe?) und Rahbef mit feinem 
Sommer auf dem Lande’), fowie Johan be Wibe aus 
Brannäs (1748 — 82) mit feinem Neugierigen Manne 
volt?) und Frederik Wilhelm Wivet aus Frederiksborg 
(1728 — 90) mit ſeiner Geſtoͤrten Beneralverfammiung”), 
beſonders aber Tode’) mit ſeinem Seeofficher und Eheleufel nach. 






N 


Dänifche Poefie. Dramatifche Literatur. 973 


ram!) behandelte das Tektere Sujet au, aber Peder 
indreas Heiberg'’) hat unbebingt unter allen Genannien, 
eönet man einzelne Unmoralitäten in feinen Luſtſpielen ab, 
a8 wmeifte Talent und bie größte Menſchenkenntniß (3.8. in den 
ufifpielen: die Herren von, die fieben Tanten) bewiefen. O lu ffen"?) 
yat fich im niedrigsfomifchen und feineren Luſtſpiele (4. B. Guldaaſen, 
w Brofa, und Rofenfjederne) mit gleihem Glüd verfuht, Ener 
30ld de Zalfen') aus Kopenhagen (1755—1808) aber 
owobl in der Farce (De fnorrige Wettere) als in dem 
Hgentlichen Lufifptele (Hvad vil Folk fige? nad Florian's Ros 
elle Selmour) Ausgezeichnete geleiſte. Baltbafar de 
Bang") aus Kopenhagen (geb. 1770) Konnte nicht viel 
Auffehen machen; das befte feiner Luſtſpiele if noch Lyſtſpillet, 
und aud fein Heimliches Teftament dürfte hier eine Stelle finden, 
Ziemlich daſſelbe läßt ſich von den niedrig⸗komiſchen Kleinig⸗ 
keiten Niels Thoroup Bruun’s') aus Kopenhagen (1778), 
welcher Vieles von, Kopebue und Schilling überfept hat, fagen, 
jedoch muß man über feinen Helrathgantrag in der Zeitung und 
feine Bettlerherberge lachen. Weit höher fleht alfo 3. 2, Heiz 
berg’8') Arifiophanifche Comödie und feine Prinzeffin Iſabella der 
Kunffform nad, aber au feine Vaudevillen: der Aprilnarr, die 
Unzertrennlihen und der Däne in Paris verrathen ſeines 
Baterd vis comica, die bier mit ihres Verfaſſers Urfprünglichfett 
gepaart if. Henrik Hertz'8) verbient gleichfalls hier eine ehrens 
volle Erwähnung, denn fein Luftfpiel in Verſen, Amors Gentes 
freie, und feine Proſacomoͤdie, Herr Burkhard und feine Familie, vors 
züglich letztere, find originell, wa® man von Ingemann’d Magnes 
tismus in der Barbierube und Dehlenfhlägers Hirtenfind 
und Freya’s Altar nicht fagen fann (1821), wohl aber von 
des Vaudevilliſten Th. Dverftou!?) Hochzeittags⸗Fatalitaͤten, 
obgleich fie durch fein in Deutſoland ſehr gut aufgenommenes 
Lufipiel: „Breite Straße und enge Gafle” welt übertroffen 
werden. Derfelbe Dramatifer bat auch theoretifh eine redt 
gute Anfiht vom Weſen eines Volkstheaters entwidelt. Als 
Euriofität mag noch ein auf der Daͤniſchen Infel Sylt in 
Frieſtſch⸗Daͤniſch⸗Niederſaͤchſiſcher Sprache gefchriebenes und aufs 
geführtes Volksluffpiel genannt werden”), 


974 Dinifihe Poeſße. Deamatifge Iiteratue. 


1) Den — Band abe. « 1768. 8. Gnerkisveren. ebb. 175.6 
Den Uſtige Dptree ebb 8. Den forelfkede Wen. ebd. 1758 
Den Barlige Datter, in d. Of. wi. Geist. Forſ. 1706. St.V. Den mb 
nrobige. * 1707. 8. Den altfor Ionlige Beiler. ebd. 1772. 8 Den sa 
ge. ebd. 1780. B. Den uforfigtigt PR atigbed. ebd. 1787. 8. Lufpirke de 
a s.D G. D. Diehl. Kopend. u. 767-659. III. 8. 
17678 Gtebmoderen, en Gem, on 17er. 8. -Deutfh v. Scheibe. ih 
3) De brutale Klappere. Kjbho. 1770. 8. Harleguin Patriot eier den 
a a Yatriotisme. ebd. 1772. 8. Peberſvendene. ebd. 1773. 8. Zufammmn 





Samtl. Str. Bd. IV. 

4) Lykken bebre end Forflanden, or. Com. Kibbv. 1776. 8. 

5) Den lykkelige Zeiltagelfe. Kjbhy. 1779. 8. Det unge DRenneste fin 
eier de mange Benner. ebb. 1786. 8. Divaternen. ebd. 1787. 8. Gommilße 
nairen eller den forbuttebe Brubgom. ebd. 1790. 8. Ja eller Ne. ebb. 1733 
8. Den lykkelige Bamilie, Skueſp. ebb. 1795. 8 

6) Den ubeldige Lighed eller Kiorrlighebs og Mistanles Mast. Kb. 
1780. 8. Kiwrligheb paa Prove. ebb. 1787. 8. 

N Den unge Darbn, et aloorligt Skucſpil. Kibho. 1780. Gommm 
ce va Kjobenhavnske Landlevnet, in f. Proſaiske Forfeg. eb. 1788. ag. 


8) Det undgjerrige Mandfolk. Kibbo. 1782. 8. 

9) Datum in Blanco, eller den af fin egen Laft firaffebe Xagerkarl, 
et Sk. Kijbho. 1777. 8. Ente» 09 Lig⸗caſſen eller den forſtyrrede Seneral⸗ 
forfamling. ebd. 1787. 8 
10) —2 Kjbho. 1782. 8. (Deutſch. ebb. 1783. 8.) Nase 
ferilerne. ebd. 1783. 8. Alateflabs bieevelen eller Bankerotten. chd. 1783.& 
Halmkuren. ebd. 1784. 8. Mochbenes ey Stole. ebd. 1784. 8. Buſſemanden 
eiler Didfur’s Forvandlinger. ebd. 1788. 8. Natur und Liebe. chb. 174. & 
en und Hannchen. ebd. 1798. 8. Die Erſcheinungen. Kopenh. u. Lippe 


‘ 


11) Frokoſten i Bellevue, er Com. Kibhv 1813.8 Dremmeren, Eee: 
ſpil. ebd. 1817. 8. Die Luftipiele: Negeren, A&gteflabeflolen und Brenden 
find noch nicht gebrudt. 

12) Korvandlingerne, en Com. Kibhv. 1,885 8. Birteoſen, en er. Gem. 
ebd. 1789. 8. Skueſpil. Kjbhv. 1794 -96. Bd. I. IT. III. 1. 8. Gamidr 
ae ubg. ved K. 2. Rabbrk ebd. 1806. IV. 8. Ubvalgte Skueſpil ubg 
af 3. ©. Lange. ebd. 1836. I—V. 12. Eins. Deutih bei Sander, Ausw. 
Dänifch. euftip. f. Deutfche. Züri 1794. Bd. I 


13) Gulddaaſen, et kyſtſp. Kjbho. 1793. & Beute b. Sander a. a. D 
1796.) Roſenkjcederne, et Skueſp. ebb. 1803. 8 


14) Den fnorrige Foettere, en Com. Kibhv. 1778. 8. Konft 
or. Som. ebd. 1802. 8. Frierne og Kiwreften. cbd. 1803. 8. Hvad vil 
fige? Com. ebd. 1801. 8. 


15) Enftfpillet, et or. Lyſtſp. Kjbhv. 1809. 8. Uylfpil eller Faſtelavns⸗ 
mandag. ebd. 1813. 8. Bebfle Koreldrene. ebd. 1814. 8. Masken eller bet 
pemmelige Teſtamente. ebd. 1816. 8. Dramatiste Forfeg, indeh. Gteuneren 
vſtſp. og Knud Lavard, Sotgeſp. ebd. 1807. 8. 


16) Betlerpigen, Som. Kjibhv. 1814. 8. WBulderbaffen. ebb. 1815. 8. 
Biddebarnet. ebd. 1812. 8 Avisfrierie. ebd. 1815. 8. 


Dänifhe Poeſte. Dramatiſche Literatur. 075 


37) Aprilsnarrene eller Intriguen i Skolen, Vaudev. Kibhe. 18%6. 6. 
De Damite i — Ban ebd. 1833. 8, ZJulefog og Fe 5* 
kb. 1825. Nytaarsisier. Som. ebd. 1817. 8. Syyſoverdag, 
gu. Son. ei ur 9 Grindfesfe Iſabelle, el. 3 Aftener ved Hoffet. Eyftip. 


18) Amors ae cee ‚ verfif. Lyſtſp. Kjbho. 1830. 6. (Deutſch. Kiel 
840. 8.) Lufifpied indeh. Hr. Burkhardt og hans Familie, Flyttedagen og 
Emma eller den hemmelige Forlovelfe. ebd. 1832. 8 


19) En Brpllupsdags Kataliteter, Lyſtſp. Kj ſohr 1810. 8. Tre Maas 
seber efter Brylluppel. ebd. 1828. 8. — paa Misforſtaaelſe. ebd. 
1828. 8. Bor Tids Mennesker. cbb. 1830. Holle Theatret, fremftillet 1 


Planen for dets Virkſomhed, og alle de Kor * hvorunder det, ſom Kunſt⸗ 
unſtalt og Actieforetagende er at betragde. ebd. 1846. 8. 


20) Der Geizhals auf der Infel Sylt, ein Schaufpiel in 4 Kufzügen. 
Klensburg 1809. 8. (Kam nie in ben Buchhandel.) 


8. 761. " 


Wir haben fhon vorhin angedeutet, daß Heiberg ber 
Züngere einige fehr gute Vaudevilles gefhrieben hat, er if 
aber auch det ‚Schöpfer diefed Genres für die Ropenhagener 
Bühne undy debutirte mit feinem König Salomo und Jürgen 
Hutmadear/ (1835), der ſechszehn Mal hinter einander gegeben 
ward, rauf er (1836) eine theoretifhe Schrift über diefe 
ganze Fihtungsart folgen ließ und noch mehrere ähnlihe muntere 
* ſeiner Laune nachſendete. Auch Hertz und Overſkou 







wien nicht ungluͤcklich darin. Freilich iſt daſſelbe im Ganzen 
och nur ſehr wenig vom Singſpiel verſchieden, welches ſich 
Hier neben der Italieniſchen Oper ausgebildet hatte. Letz⸗ 
tere war am Daͤniſchen Hofe ſchon ſeit Chriſtian V. gebräuch⸗ 
lich, allein etwas Beſonderes leiſtete darin erſt Baggefen’) 
in feinem mit Unrecht viel verſpotteten Holger Dandfe, der nur 
durch die Verbindung des Ernſten uud Niedrigkomiſchen, welde 
immer fehr ſchwierig iR, mißflel, aber doch poetiſcher IR, ale 
fein Erif Ejegod. Unter den fpäteren Operndichtern it San⸗ 
der?) befonders wegen feines GEropoli6 und Earl Johann 
Möller?) aus Kopenhagen (+ 1816) wegen feiner Dannes 
goinderne hervorzuheben, die bei Weltem Alles, was die Deutſchen, 
ſelbſt Goͤthe, im Opernterte geleiftet Haben, übertreffen. Das eigents 
ge nationale Singfptel IR aber den Dänen ſchon Ihrer 
hoͤchſt fingbaren Sprache halber weit beffee gelungen. Zwar 


976 Dauaͤniſche Poefte. Dramatiſche Literatur. 


kann man Niels Krog Brebal‘) aus Drontheim (1733- 
78) und Otto Rönsberg’) aus Kjöge (1748- 1810) 
nur als Muſter, wie ſie nicht fein ſollen, anführen, «ld 
(den Charlotte Dorothea Biehi‘) hat Einzelnes gelicſen, 
was gelungen iſt (z. B. die Sylphen). Ewald’) aber hatt 
bereits in feinem, freilich nicht für bie Bühne beſtimmten Eingiriek 
Adam und Eva einen löblihen Berfuh gemacht, den fein hub 
licher Tod Balder's, der freilich in ein anderes Genre gehn, 
noch weit übertraf, und feine Fiſcher find als Singfpiel ein Meiferkid, 
dem die Deutſchen nichts Gleiches an die Seite zu ſehen haha. 
Run folgte Thaarup®), der befonderd als Operettendichter ge 
ſchätzt wird (er machte auch den Politiker in feinem Enter, 
denn er befang neben der Bermählung des Königs [179%] 
die Emancipation des Bauernflandes), obgleich feines Em 
poniſten (Schulg) zarte Melodieen hierzu beigetragen haba 
mögen. Pramd) und Hafle!‘) lieferten ebenfans mehr 
gelungene ernſte Opern, im fomifhen Genre aber üla— 
trifft Fnevold de Falfen!!) mit feinem Dragebuffen ſchi 
Peder Andreas Heiberg’s'?) Chinafahrer und Guldberge) 
Life und Peter, ſowie N. T. Bruun's Huſaren auf der Brent 
ſcau“), nicht aber das von Dehlenfhläger) auf dieſen 
Felde Beleiftete, denn feine Sägerbraut, fein Käuberfhloß, Mt 
Sohn des Waldes ıc. haben alle die Vorzüge, die wir oda 
an feinen übrigen dramatifhen Arbeiten zu rühmen fanden. 
1) Holger Danske, en Dpera I 3 Akter, fat  Mufit af g.2. €. Ant 
Iere, 48 8. (Deutſch v. Etamer. Kiel o. 3. 8.) Grit Good, aD 
2) Sropolis, et lyrisk Skueſpil i 4 Alter. Kjbhv. 1803. 8. 


3) Dannegvinderne, et heroisk Drama. Kjbhv. 1804. 8. Kong Com 
Danmarks Baxdner, et ber. pantomimist Drama. ebb. 1808. 8. 


4) ram og Signe, et Songefpil. Kjbho 1756. 8. CErenutes d mit 
Syrbeipit. ebd. 1757. 8. Tronfolgen i Sidon, et orig, Iyr. Trag. Mn. 
1771. 8. . 


5) De famnitiste AGgteſkaber, et Syngeſp. Kite. 1778. 8 Gi 
Gkrifter. ebd. 1805. II. &. 4 
6) Silphen, et Sungefp. Kibhv. 1773. 8. Den prevede Troſtob, 
Syngeſp. ebd. 1774. 8. Kjerligheds breverne, et Syngeſp. omatb. eſter 
ranske ebd. 1774. 8. Drpheus og Euridice, Opera i 3 Alkt (over. 9 
yoft af Eramer.) Kibhv. 1786. 8. Mi 
7) Adam og Eva, eller den ulykkelige Prove. Kjbho. 1709. 8. 4. a 
Skr. Bd. I. Fiekerne, et Sungefp. in d. Forſog. 1780. St. XIII. v. 
Str. Bd, IM. (Deutid) v. Sander, Kopenh. 1786. 1816. 8.) 


Dänische Poeſie. Roman. 977 


3) Peters Bryllup, et Syn ngeir- Kibho. 1798. 8. Silkeſkoene, et 
— 1794. 8 8. Hjemkonſten, et Syngefp. ebd. 1802. 8. Heftgildet, et Syng 


9) Dlindo og Sophronie, Op. i 8 Opto in * beks Minerva 47 
Sererraben eller de forte Reefer, Eung. ebd. 4 179 ni * 


10) Veddemaalet, et Mellemſp. med ang. — 1793. 8. Ariana, et 
er. Bong. ebd. 1793. 8. 


31) Dragebuften, et Song. Kibhe. 1797. 8. 
-92 12) Indtoget, et Syngeſp. Kitho. 1792. 8. Ehinafarern, Syngeſp. ebb. 


3123 Liſe og Peter, et Syng. Kjbhv. 1793. 8. Aftenen, et Syngeſp ebb. 
14) Huſarerne paa Frierie, Syngeſp. Kjbhv. 1798. 8. g Narkededager, 
Syngeſp. ebd. 1814. 8. Væddemaalet, Syngeſp. ebd. 1816. 8 


15) Ereins Alter, Lyſtſp. Kibho. 1816. 8. —8 Alter, Syngeſp. ebd. 
1828. ©. über. Opern in f. Werfen 


$. 762. 


Das Lebte, was und noch von ber Geſchichte der Porfie 
in Dänemark zu fagen übrig bleibt, geht den Roman an. 
Diefer bat ſich aber erh in der neueflen Zeit zur Glaffcität 
erhoben ; früher iſt darin nichts Beſonderes geleiftet worden, und auch 
bie neueſte Zeit hat eigentlih nur im Familienroman Berzüg- 
liches hervorgebracht. Zuerſt verfuchte ch hierin die oft ſchon 
erwähnte Bieh1!), dann folgten ihr Emanuel Balling?) aus 
Präfie in Seland (1733 — 95), ver talentiofe Philip 
Bremer?) und der wisige Anton Frank Juß aus Bis 
borg (geb, 1766). „Rahbek‘) ſchrieb mit feinem gewoͤhn⸗ 
Uchen Geſchick einige fehr gute Novellen, und auch Bram!) made 
mit den in die Minerva gelieferten Erzählungen feinem fonftigen 

Rufe feine Schande; Laurids Krufe?) aber, den wir oben 
fon als einen in Deutfhland eiugebürgerten Romentifer anfüßrien, - 
verdiente fih die erfien Sporen durch eine nierlihe Erzählung, 
die gegründete Hoffnung, Lautids Hoffe‘) us Stive (1737 — 
1816) endlih, Der Ueberſetzer des Spitzbart, hat manches 
Gute aus den Elementen dieſes Buches in ſich äbergetragen. 
Deder Frederik Suhm?) und fein Nachahmer Samfsc") 
wendeten fi) dagegen einem ganz anderen Genre zus die ber 
arbeiteten nämlich mit vielem Geſchick bie alten Sagen dar 
nordiſchen Vorzeit. Auch Debienfhläger") ſchrieb einen 
Roman, die Sübſceinſeln (1846), der nicht allzu viel Shi 


Größe, Handbuch d. Literärgeſchichte. FRE, 62 


078 Daniſche Poeſie. Roman. 


machtez Bagnefews') Labyeinch, eine GSäifverumg {dan 
Reifen, mit vielem Salze gewürzt, iR aber fein Roman, wio 
wohl eind der been Grzeugaifie der Proſa Dänemarie. Sta 
Steenſen Blich erä) aus Gium (geb. 1782), der Ueher 
ſeher des Oſſian, hat In feinen früheren Novellen, wer a 
De Kreiveufer feines Heimathlaudes Juͤtland malt, unmlk 
Natumvahrheit und einen wahrhaft Scott ſhen Pinfel verratie; 
alien von diefem Boden entfernt, hört feine Urfprängliäid 
anf, undjetif er kaum noch ald Humoriſt zu erwähnen. Yngemann") 
wählte den hiſtoriſchen Boden, und feine Romane, 3. 9. Bi 
Demar ber Sieger, Erik Menved's Jugend, bie Unterirdiſcha x 
ind (mit Ausnahme feiner Groͤnländiſchen Geſchichte. Kus 
nu und Neja, die unverbienter Welle ind Deutide äbw 
ging) gerade nicht mißlangen zu nennen, Tönnen abe wi 
Haud’s') claſſiſchem Roman, eine Polniſche Familie, ſich & 
gar feinem Vergleich einlaſſen. Eiche da zog plotlich eine In 
der Filegenden Por erſchienene Novelle: „en Hrerbage-Hike 
Ceine Miitogögeftihte) Aller Augen auf fi, und bald fig 
von bemfeiben anonymen Werfafler, unter dem man aber If 
Sobann Ludvig Heiberg*) mit Gewißheit veranihel 
cobeleich Undere ihre Autorfbaft feiner Mutter, der Gräfin 
Gyllenborg, erihellen umd ihn nur für den Redalieur halt) 
eime Reihe von Novellen, die unbedingt neben Tiefs dk 
Mebeiten gefelit und als die Prototype der Bremer'ſchen Ib 
tagsgeſchichten zu betrachten find. Reben ihm wird mit Reit 
Ghrifian Ferdinand Winther!”) aus Fensmark, ein 
Dorfe auf Seeland (geb. 1796), deſſen wir oben ſchon ge 
dachten und ber fhon als Student ein berühmtes Giuba 
He: „Hier unter des Nachthimmels ruhigem Schatten &-' (i 
f. Digte gamie og nye 1846, p. 1 sq,) geſchrieben Kalk 
den erfien Platz einnehmen, den er ſich in Deuſcland zuek 
mit feiner Novelle, ber Beihthuhl (im Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1844 
ar. 851), errang. Herd") ſchrieb 1837 fein berühmied, ie 
Romanforın eingekieidetes Pamphlet gegen die Daͤniſchen Eibaal 
‚Stimmumgen und Zuflände” betitelt, allen trog ber 

Satire vernißtete der Inhalt feine Popufarktät. Nun mu M 
auch in Deuiſchland viel gefelerte Hans Ehrifian Anbei’ 





Dänifhe Poefle. Roman. 979 


fen*?) aus Obdenſe auf Bühnen (geb. 1805) folgen, der als 
Romanſchreiber durch feinen Improvifator, worin er feln eigenes, 
mit vielen Muͤhſeligkeiten verfnüpftes Jugendleben fchildert, und 
durch den Roman: Rur ein Geiger, worin freillg auch wieder 
feine eigene Perfönlichkeit eine Rolle fpielt, mehr aber noch 
Durch fein Bilderbuch ohne Bilder, worin der Mond dar 
Dichter kleine Geſchichtchen erzählt, am Meiſten endlich durch feine 
größtentheild aus ihm ſelbſt hervorgegangenen Kindermaͤrchen, 
hochſt anmuthigen Phantafiegemälden, unfere. Bewunderung auf 
ſich gezogen hat. Auch Holf”) Hat fih als treffliden Novelliſten 
Documentirt in feinem aus Profa und Poeſte zuſammengefetzten 
Buche: Draußen und daheim, und die darin befindlichen Kleinigkeiten s 
Rofa Taddei und der Reifefamerad find wahrhafte Muferftäde, 
Kari Bernhard?!) oder, wie er eigentlich heißt, St. Aubin 
hat fi in Deutfhland ebenfalld einen Namen ald Novelliſt zu 
machen gewußt, obgleich er nicht ganz originell IR und ebenſo 
viel von dem Verfaſſer der Alltagsgefhichte, ald von ben neueren 
Franzoͤſiſchen Romantifen, wie Soulie, Hugo, Janin ıc, find, 
angenommen hat und den Scandal und das Piquante allzufehr 
zur Hauptfade macht. Endlich foll aud) noch des Hegelianers 
Kiertegaard?) „Entweder — oder!" bier eine Stellefinden, denn 
trotzdem, daß ber ehe Theil ſeines Werkes, eines Berführere Tagebuch 
betitelt, fich damit befchäftigt, das, was dem Menſchen das Heiligſte 
fein fol, zu untergraben und zu verfpotten, beſonders aber das 
Snfiımt der Ehe als völlig unnuͤg darzuſtellen, fo ſoll bo 
im zweiten Theile defielden die Abhandlung: die aͤſthetiſche 
Berechtigung der Ehe, den Rachtheil dieſes verneinenden Prins 
cips deſto glängender nachweiſen, und das Ganze iſt mit folder 
objeetiven Originalität abgefaßt, daß man das leider in Deutfchs 
land noch nicht gekannte Bud zu den beflen Produlten der 
modernen Daͤniſchen Literatur zaͤhlen darf. 

1) Moralske Fortesſlinger. Kjbho. 1781—83. IV, 8. 
un A aan Kinder op Gille eh 1ro0r ee es Bam 

3) Bremenfelderne ellee Herman von Bremenfelbs Sommers og ——— 
e⸗ giant muedfolgl Perfoners, Keiſer, Forteallinger, Lojer ıc ae. 


J—J— Viborg. 1798—90, II 
roſaiſske Zorſog. Kibho. 1798. e. 1. a. IH. ” 2* 


980 Daniſche Poeſte. Moman. 


ine Erd ſtehen in d. Mincewa 1785-93. 1801-5. 
T) Adfiyetiste Forſog. Kibho. 1801. IL B. De Halige, in d. Biccte⸗ 
jahrfärift: Bor Sandhet. 
> 8) Gerl Peter Alerman ciier Can man veer til pas Ligfer man, mn 
orig. Hort. Kjbho. 1802. 8. _ 

9) Diefe Erzähl. ftehen fn f. Sämmtl. Schr. 3b. NI—IV. 

10) ©. Erzaͤhl. fichen in |. Efterladte bigtexisle Skrifter, ubg. veb Bahr 
bei, Kjbhy 179%. 1.8, 

11) Gen i Sydhavet. Kibho. 1824-25. TV. 8. 

18) Sabyrinthen, Digtervandeinger, udg af Borf. Ssaner og I € 
Boye. Kibhr. 1829—31. IY. 8. 

13) Samlede Noveller. Kithv. 1833—36. V. 8. Ryeſte Koveller ss 
Digte. ebd. 1840. 12. Samlede Digte, ebd. 1885-36. IL. 12. Binterbeil: 
ling. ebd. 1844. 8. Noviller. cbd. 1846. 8. 5 Roveller. ebd. 1344 & (De 
Süden auf Hat. Nov. v. Krufe. kpzg. 1831. 8. Das Mäddhen v. Rhedas. 
ehb. 1832. &. ©. a. Mag. f. b. Lit. b. Ausl. 1841. mr. 85-05.) | 

19 Eventyr og Zortzellinger, Kibhn. 1926. & (Deutih v. Eos. Lu. 
4631. 8. v. Bertels ebd. 1826. 8.) Erit Menvebse Barndom. Kibho. 138. 
M. 8 (Deutfch v. Kruſe. Epıg. 1828. IV. 8.) Kong Grit og de 
bb. 1833. 1. 8. (Deutſch. Kiel 1834 III. 8) Noveller. ebb. 1877. & 

rinds Otto af Danmark og hans Samtid. ebd. 1835. IE. 8. (Deutſch von 
Krufe. Epıo. 1835. 8.) De Unterierdiste, et bornheimst Eventyr. ebb. 1913. 
8. (Deutih. Hamb. 18.2. 8.) Waldemar Geier, em hift. Som. ebd. 1835. 
4828. III. 8. (Deutſch. Eoag. 1827. IV. 8.) Barulven, den lebende Det, 
Gorchicaneren; tre Sort. ebb. 1835 8. (Drei Erz d. Wehrwolf, der lebende 
Todte, der Korfitaner. Deutſch v. Fouqué. Halle 1837. 8.) Kunnuk u. Raja | 
od. d. Grönländer. Deutic v. 3. Reuſcher. Berl. 1847. 16. | 

15) En poldt. Familie. Rohe. 1839. IE 8. (Deutſch. Epzg. 1840. MI. 

8 ©. Bl, f. d. Lit. d. Audi. 1838. p. 29. 37. 41 8q.) Guldmegeren. che. 
1838. 8. (Deutfch v. Verf. mit 2Gap. verm, überf. v. Chriftiani. Kigl 1837. 
8.) Slottet ved Rhinen. cbd. 1845. 8. 

16) Hverdags hiſtoriens Korfatters Roveller, gamle og nye Kite. 
1835. 8. Ent Ale. ebd. 1840. 8. Rye Kortsellinger. ebd. 1840. II. 8. 
Meria. ebd. 1839. 8. To Noveller. ebd. 1837. 8. (Montanus d. Züngere. 
Noſide. Zwei Nov. v. Bert. e. Autagsgeſch. ber. v. I. E&. HGeiberg. Aus &. 
Dän. v. Ghriftiani. Ip;g 1838 8. Maria, e. Now. ber. v. Heiberg, über]. 

v. Chrfftiant. ebd. 1839. 8. Grzählungen aus d. Kopenhagener flieg. PoR 
9. Kruſe. ebd. 1834—353. IN. 8. Nov. v. Verf. e. Alltagsgeſch Überf. v. 
Ghriftiani. ebd. 1839. 8.) Korsveien. ebd. 1843. 8. Zidsalbre. ebd. 18. 8 

17) ©. v. Leinburg a. a. DO. p. V—-XLVIE. — Digte. Kjbhv. 1828. 8. 
Wigte gamle og nye ebd. 1832. 1839. 1846. 8. Nogle Digte. ebb. 1836. 8. 
To Korteellinger. ebd. 1859. 8. Gang og Sagen. ebb. 1839. 8. Haand⸗ 
tegninger. ebd. 1840. 8. Digtninger. ebd. 1843. 8. Fire Noveller. ebb. 1883. 

8. (3wel Erzählungen, Deutfh v. ©. 9. Leinburg, in d. Scandinav. Bibl 
Frkft. a. M. 1847. I.) - . 

18) Stemminger og Tüftande. Kibhp. 1837. 8. 

19) ©. Boas, Scanbinavien. Epzg. 1837. p. 314 3q. Mag. f. b. Ei. 
d. Aus. 1837. nr. 135. 1840. nr, 3. 1846. nr. 41. IUufle. Zeit. 1847. p 
70 sq. Mayer in d. Zübing. Jahrd. d. Gegenw. 1846. p. 841. 895 sq. — 
Comm. Kjbho. 1835. II. 8. u. Bft. Fodreiſe ti Amaͤger. ebd. 1 8 
Suproviſatoren. ebd. 1837. 11.8. O. T. ebd. 1836. H. 8. Run en &% 
mand. ebd. 1837. III. 8. Digte. ebd. 1846. 8. Rye Eventyr. ebd. 1844. 8, 
Diledbog ‚uben Beleder. ebd, 1844. 8. — Gef. Werke, Deutſch v. Berfafler. 





Griechiſche Poefle. 981 


20) Rooelier. Abo. 1894. 8. Ade og Hjemne. ebd. 1848: 8 De. 
a anırnab, Deutf v. Doas, In d. —ãS ——— — 1844. Bd 


21) Et Aaar i Soden. Kjbhv. 1837. II, 8. Werteellinger. ebb. 1839. & 


Roveller ebd. 1836. ortzellinger. ebd. 1844. 8. Bel. Werke, De 
d. Verfaſſer. Lpzg sl. VE ” eſ. eutſch 


22) Enten⸗eller. Kjbho. 1845. 8. 


$. 763. 


Nachdem wir die Germaniſchen Voͤller und ihre Poeſle 
befprochen haben, wollen wir auf den altelaſſiſchen Boden, d. h. nach 
Srüechenland, zurüdiehren und fehen, ob unter ver Türkiiden 
Swingherrſchaft das Land, welcheo den Bater der Dichter ges 
bar, ganz für die Muſen abgeſtorben if, Daß dieß nicht 
ver Fall iR, hat neuerdings der gefeierte Saͤnger Alexander 
Sutfod In einer poetiſchen Epiſtel an König Dito Toœvoo. 
ins EU. 85. 11. S. 61 1.) In gebundene Rede nachge⸗ 
wiefen, und wie wollen jet mit wenigen Worten einiger hier 
ber gehöriger Dichter gedenken. Wir Halten uns natück nicht 
bei den zahlreichen Volkoliedern!) der Neugriechen auf, allein 
wir können fhon aus dem 17ten Jahrhundert ein romantiſches 
Epos, Rhotoctitos oder Grotofritod, weites ven Trinuuph ber 
Liebe feleen fol und auf einer Atheniſchen Volksſage des 
Mittelalters beruht, von Wizenzos Kornares In gereimten 
Berfen?),, ein Schauerdrama des Georg Ehortayie’) aus 
Kreta, Erophile (nah der bekannten Rovelle GQuiscardd 6 
Gismunda) und eine erotiſche Idylle im Geſchmacke Gumini's, 
die fhöne Schaͤferin von Rikolaus Drymitikooh aus 
Apokorona (um 1620), ſowie das allegoriſche Gedicht eines 
Ungenannten, der Kampf der vier Elemente’), und die erotiſche 
Erzaͤhlung des Konſtantinos Manou aus onflantinopel, 
Kleanthes und Abrokome, allerdings im ſchlechteſten Italieniſchen 
Geſchmacke geſchrieben, anführen‘). Aus ſpaͤteter Zeit find das ſchoͤne 
Gedicht Head”) des berühmten Gelehtten Les Allattus, worin 
er bei Gelegenheit der Geburt des nachherigen Könige von 
Frankreich Ludwig XIV. die traurige Lage feines ſchoͤnen Vaters 
landes ſchildert, Jannazakys Tyanitio's) aus Comftanti⸗ 
nopel Streit ver beiden Vospotuskuͤſten über den Vorzug am 
Raturfhönhetten, ein ſehr ſchoͤnes beſchreibendes Gedicht, es 


982 Griechiſche Poefie. 


Urnztes Demetriod Karataffi?) aus Siatiſta in Matcheicz 
mediciniſche Gedichte, die aber nicht poetiſcher find als W 
Konfkantinoe Daponti') (+ 1787) geiſtliche und w 
liche Poeſieen, des Alexander Kalphoglon Geikt ie 
den Zufland der Walachei, des Manthos Joannm m’ 
Janina Gedicht über die Eroberung von Morea durqh di 
Türen"), und des Antonius Peladokli aus Ritien 
jambiſche Gevdichte )y. Auch der einſtige Hosſpodar der Es 
laſdei, Alexander Maurokordatos, hinterließ eine Anal 
froſtiger Oben und Epiſteln, allein als wahren geborenen Didi 
zeigte ſich zuerſt KonfantinoeRhigas aus Veleſtino in Theſſelia 
(1758—98), der befanntlid 1798 den ungluͤcklichen Berfud matt, 
fein Baterland vom Türkifden Joche zu befreien und, vor da 
Deſtreichern außgeliefert, zu Belgrad ven Henfertod für feinegroße he 
erleiden mußte. Wer kennt nicht feine meiſterhafte Radafmmy 
der Marfeillaife, Aevre naudes av Eiinvov x, Ye w 
willtuͤrlich zur Bewunderung fortreißt? Nur eine andere, amt 
feinen Namen befannte Krlegehymme, K2c srore ITalkrmapıck 
Die aber von bem berühmten Philologn Adamantios Le 
raid aus Chios (+ 1833 zu Paris im Söflen Lebendichn) 
herrühren fol, iR ebenfo populär, ſteht aber am Kunfweil 
höher), Nicht übel IR das Gedicht Zacharias Maprubdit, 
der Traum ober ber Tod der Maria Ghika (Wien 1808) 
an welches fi ein zweites Eleineres von ihm, das 

anſchließt, und ein polltifdes Drama, der Ruffo-Anglo-dter 
gofe*), wahrfcheinlih nad 1812 von einem Anonymus geakiid, 
worin beſonders die Griechiſche Geiſtlichkeit und die genannt 
drei Rationen fehr ſchlecht wegkommen. Als Lyriker nimmt wega 
feiner erotiſch⸗bacchiſchen Poeſteen der nad Anakreon und dA 
Frandſiſchen Chanſonsdichtern gebildete Athanaſios Ehe 
Ropulo6®) einen ſehr hohen Platz ein, wenn er fd al 
nur des ſprachlich rohen, niedrigfen Volkodialektes bedient hal, 
wogegen aber fein Drama Adiles für verungfüdt analH® 
iR. Sein Landemann Georg Gakellarios ſchrieb In heiligen 
Abſcheu vor ihm antibacchiſche Lieder, die aber weniger et 
machten als feine patriotifhen Befänge, mb Jakowalis Kiſc 
Rerulos!) aus Conſtantinopel (geb. 1778) ein fer 9 











ed komifhes Epos, den Raub bed Truthahns (1816), 


auderhafte Treiben der demoralifirten PBhanariotenfamilie zu 
nflantinopel fhilderte. Des Demetrius Gulzeli Urtheil des 
i8 (1817), eine Rachahmung des Rhotofritoß, den auch Dionts 
o Photinos nachzubilden verfuchte, iR nit gelungen. Auch der 
etolier Spyridon Trikupis'”), der Verſaſſer des roman» 
hen Gedichtes Anuos (1821) und Michael Perdikkari 
aus Kofani in Macedonien (+ 1831) gehören hierher, obgleich 
Bon deo Lepteren zahlreichen Schriften nur feine Nachahmung 

8 Apulejiſchen goldenen Eſels, Ermilos, gedruckt if. WIE 
Lyriker find außer Konftantinus Kusfurulis aus Larifia, 
der in feinen Roman, die Wirkungen der Liebe, viele Lieder 
einftreute 2), die freilich felbR der Form nah ganz nad Stalle, 
nifcher Manier dihtenden Zantioten A. Kalvos!”) und Div, 
niftios Salomos, befonderd was ihre patrlotifhen Oden 
(3. B. des Lepteren Hymne auf bie Zreihelt, bei Fauriel, Bd. II. 
p. 438 sq.) anlangt, fowie die Angelifa Pati cihre Oden 
befinden fid in Ifſen's Eunomia, Bd. II.p. 1Alsq.) zunennen. Unter 


den neueſten Dichternragt als EpiferAlerander RhifosRangas 


wis?) (3. B. durd feine Epopden Auoniavog [die Geſchichte des 
Montenegrinifhen Moͤnchs Stephanos, eines der ſalſchen Pe 
ter II.) und Anuog x Elevn), als Lyriker Elias Tan⸗ 
talidis?), Joannis Stylitſis und endlich Joannis D. 
Karatfhutfhas?), unter deſſen Dichtungen ſich aber viel 
Politiſches vorfindet, hervor. Diefes Element herrſcht jedoch‘ 
vorzugsweiſe in des Theodor Orphanidis*) aus Smyrna 
Satiren (4. B. den Tokorn, und Mevınrcog), noch mehr in 
des Alerander Sutfos?*) aus Bonkantinopel politiſchem Sit⸗ 
tengemälbe, ITavopaua vng Elladog, den Mevınnac bes 
titelten Gatiren und dem romantifch »politifhen Epos, der 
Herumlırende, am Meiſten aber in den Elegieen feined Bruders 
Panagiotis (Panagos) Sutfos?), ver beſonders ſeit der 
September⸗Revolution (3. B. in den in feine Zeitſchrift Hrogern oen- 
teußgsov eingerüdten Freiheitshymnen) ultraradifal geworden iR. 
Im Bade der poeliſchen Etzaͤhlung und Zabel verfudte ſich 
neuerdings Alerander Sturza, und überhaupt tritt am bie 


Griechiſche Pod. 983 


rin er, freilich in Nachahmung von Boileau's Lutrin, das 





984 | Griechiſche Poeſie. 


Stelle der alten Volksobüuͤcher, wie deren z. B. der Alerande⸗ 
zoman, die Bearbeitung der Fuchs⸗ und Wolfsfage und die 
Bermählung des Thefeus und der Emilia?) find, tn welden 
fegteren Ginzeined mertwürdig mit dem Shakſpere'ſchen Somma: 
sakistraum übereinfkimmt, jeht durdaus das politiſte ie 
ment, welches allertings am fhonften aus den Epirotifchen m) 
Theſſaliſchen Klephtenliedern bervorleuchtet. Diefed zeigt ſich fogar 
in den beiden bedeutenden Romanen der neueren Grieckiſchen 
Literatur, nämlih in dem komiſch⸗tragiſchen Gegenmartöreman 
Eopiovog des Alerander Sutfos und dem „Nearöpss 
feine Bruders Banagtotie S., ver in Bricfform und gay 
in der Manier der Ultime lettere di J. Ortis elegifdystragie 
gehalten iR, Banz zu demfelden Zwecke bedient man ſich aut | 
der bramatiihen Form. So find denn des Nikolaus Bil; 
tolo® aus Turnawo in Theflalten, der auch fonft als Ueber⸗ 
feger Ceine Sammlung feiner Ueberfepurigen heißt: Dil ouovoon 
Dlogepya, Paris 1838) von Bedeutung iR und ein recht hübſches 
Debut mit feiner am 28. Februar 1818 auf dem Griedifden 
Theater zu Odeſſa aufgeführten Reugriehifhen Bearbeitung des 
Phliloltet von Sophofles machte, Trauerfpiel, der Tod des Der 
moſthenes (aufgeführt den 7. September 1818 ebd.), und bes 
Leucadioten Joannis Gabellos Timoleon (Wim 1828), 
dem ſich neuerlich fein Konſtantin Paläologod und Rhigas aw . 
seihten, felbft des Rifos Nerulos Polyrna und Aspafia?), 
lediglich zu diefem Zwecke gefkrieden. Allerdings waren Bit; 
folo® und Nerulod’ Stüde nad antifen Muſtern gearbeite, 
während I. Sabelios von Sta. Maura die leidige ſtarre Me 
nierirtheit Alfierl’6 zum Vorbilde wählte Nicht mißlungen if 
der Schweſter des Andriſchen Sokrates, Theophiloo Karrié, 
Guanthia Rikiratos®), worin die traurige Kataßrophe von 
Miſſolunghi gefchildert wird, beffer aber das politiſch⸗patriotiſche 
Drama, der Borabend (ein erbichteter Aufftand der Griechen zu 
Rhigas Zeit), von Rangawis, welder auch ein romantifdee 
Drama, Phroſyne (Muftar Paſchas gleichnamige Geltebte, 
welde auf feined Vaters, des befanntn Alt Paſcha, Befehl 
ertränkt ward) lieferte*), hochpoetiſch der Marcos Bozaris des 
Alexander Sutfos und das myſtiſch⸗thraͤnenreiche lyriſche 


Griechiſche Poefie. 985 
Drama, der Wanderer, von Banagiotis Sutfos, auf 
welches er eine unglüdiihe, im Sinne Lamennaié' gefchriebene 
Nachahmung des leidenden Chriſtus von Bregor .von Nazianz, 
unter bem Titel Meſſtas, neuerlih aber aud ein romantifGes 
Trauerſpiel, Karaiskali, folgen lief. Allein auch im Lufifpiel 
herrſcht daffelbe Element vor; wir führen als Beiſpiele die beis 
den Stüde des Rifos Nerulos, N Epwrnuarınn olxoye- 
vera und 0 Eynuegidopoßos (Athen 1837), des M. Chur⸗ 
mufis Abenteurer (6 Tuxodınnıng, Nauplia 1835), bed 
Demetrius Byzantios Baßviwrın (Athen 1842), und 
des Alerander Eutfos Berfhwender (0 aowros, Rauplia 
1830), Minifter-Präfiventen und ungesähmten Dichter (6 rowF- 
vrovoyog und ôh arıyaooog ITomrng, ebd. 1843) an, 
Fönnen aber weder dem einen, noch dem andern ein ſonderliches 
Berdienſt beilegen ”). 


) Fanriel, Chants populaires de la Grèce moderne, rec. et 
trad. Paris 1824. II. 8. Griech. u. Zeutfch m. Anmerk. v. Müller. Lpzg. 
1825. II. 8. IH. Kind, Neugrieh. Volkslieder gef. u. m. Weberf. herög.; b. 
ten, Gunomia. &p3g. 1827. Bd. IH, J. M. Firmenich Toaywdırn Poruai'xa, 
Meugr. Volksgeſ. Orig. u. Heberf. Berl. 1840. 8. Neugriech. Poeſieen, gebr. 
12. ungede. m. Einl. u. Sachs u. Worterkl. v. Th. Kind. Lpzg. 1838. 8. u. 
Reugriech. Anthologie. ebd. 1844. H. 8. . / 


2) Homnua dowrıxov, Asyouevoy "Eowroxpıros. Venet. N, Glyk 
1797. 8. .©. Leake Res. in Greece. p. 101 F Iken, Leukothea. 8 1 
. 174 sq. Brandis Mittheil. üb. Griechenland. Th. IH. p.50 sq. Elliffen ' 

, I. hp. 274 sq. 
3) Toayadın ovounfouevn Eowgpuln. Venet. N. Glyky. 1793, 12. 
ib. 1804. 8. ©. Leake a. — O. p. 117 sq. Iten, Eunomia. — — I. p. 13 
sg. Elliſſen Bd. I. p. 290 sq. 

‚%) Booxonovlc. Venet. 1627. 12. S. Iten, Gunomia. Bd. Lp. 22 aq. 

Suifen, Berfud einer Polyglotte ber Europäiſchen Poeſie. 2pzg. 1846. 8. - 

. I. p. 293 sg. u 

5) Sroryouarın 7708 alkeyopıay TIEXLYELIPEN TWY TEECKEWY OTOLYELWY 
— ucœxnſ avıwy, ausgez. b. Iken, Cunomia, Bd. I. p.31 sy. Leake 
p- 128 2q. 
6) S. Im a. a. 9. Bb. I. p. 41 sq. Leake p. 132 4 
sn Hellas in natales Delphini Gallici. Rom, 1642. 4. S. Eliffen 
p- sq. - 

„ Boonopopayıa Acıas aaı ’Evgamms. Lips. 1766. 8. 

9) TToımuorae. Vindob. 1795. 8. 

10) Spiegel ber guten Frauen oder bie Gefchichten ber guten u. fehlechten 
Grauen, Luzg. 1766. 8. 

11) Zuupopa xaı alyualocıa Alogeos orıyoloynd3eoa napa May- 
ou 'Iwavyot, tou BE ’Inayyıyay, UE N0009InanV alloy afıoloywy Uno- 
Seqeuv zus ApıepwBtıca ı. Yindob. 1839. 8, Ausz. v. Elliffen in Herrig's 
u. Biehoff's Arch. z. Kunde neu. Spr. Bd. IT. 1. p. 150 2q. 

1?) Homuere taußıxa, Petropoli 1771. 4. 


996 Slaviſche Poefie. 


13) Weide Bed. gr. u. deutich d. Elliſſen Yolgglotte. Bi. Lp Ma 

14) Aus. b. Iken Eunomia. ®b.L, p. 60 8q. Elliffen. Bb.T. P.35 . 

15) Xonor. Avgıza. Paris 1831. 8. Avpıxa. Vindob. 1818. 89 
veos "Ellnvyıxzos Ayaxoeny. Vindob. 1822. 8. (m. deutſch. Ueberſ) nebeh 
k argen une &ob a. a.D. p. 351 2q. Sander’ Volksl. d. Reugrisie, 

. sa. 

16) Aerayn ıns Kovoxas. Vindob. 1815. 8. 

17) ©. Brandis Mitth. a. Griechen. Bb. II. p. 87 sq. 

18) "Eoenos anoreleouara. Wien 1809. 8. 

19) 'H Avoa. Genf 18:4. 8. La Iyre patriotique de la 6rke. 
Paris 1824. 8. Kalßou xaı Xonozonovlov Avoa. ib. 1826. 8. Behr. a 
d, Kind Reugr. Anthol. Bd. I. p. 88 2q. u. Kreiheitslicder. p. 1-85. 

2 Anuos x Eleyn. Rauplia 1831. 8. (Deutfch von Lechner. Reutz 
a. db. D. 1834. 8.) Arapopa noınuara, Athen 1837 —40. II. 8. cf. Eifa 
a. a, D. p. 332 sq. u sq. Kind, Reugr, Anth. Bb. I. p. 108 ©q. 

21) Homnpara, Athen 1839. 8. 

22) Movoa IniaLovoe. Hermupolis (a v 
1889. R adıyar uekadım. u 1846. N ufEipee) 1840. 8, Ange Üim 

23) Mevınnos. Athen 1836-37. II. 8. O roferns. ebb. 18%. & 


24) 'O &5ogsoros zou 1831 Erous. Athen 1835. 8. 0 meginkarummm. | 


ebd. 1839. 8. IIaropaua ıns Eilados. Rauplia 1833. 8. m. Anmel. ®. 
Kind. Ypıg. 1835. 8. ITavyopaua ın Ev ‘Adnvaıs auvelevoeuc. ebd, 184 
8. ch. DL. f. d, eitt. d. Auel. 1839. p. 247 nq. 255 2q. 1810 p 6 
Eliffen p. 394 sq. Brandis. Bd. III. p. 90 sq. 

25) ©. Clliffen p.405 5q. — Podsies nouvelles des freres Sostm. 
Nauplia 1833. 8. Iloınasıs. ebb. 1831. 11. 8. O Asaydeos. ebd. 1835. 5 
(Ausz. in d. Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1838. nr. 94 sq. cf. 8. f. d. kr 


d. Aust. 1839. p. 73 sq.) O Meoosas A Ta na9n ’Inaov Xooror. ti. 
8 8. H xıdapa 7) oviloyn wv veny Avgızay zus momde. (a 
1 


26) Onaeas xaı 'Eunlıas yauoı, Vineg. 1527. 4. m. Holzfän. 

2T) Toayadın Elmırn Acnacıa. YVindob. 1813. Lips. 183. 8 
(Proben in d. Bi. f. d. Lit. d. Aust. 1837. p. 357. 362. 368 sq.) 

28) Nıxiperos. Rauplia 1826. 8. (6. DM. f. d. Lit. d. Aust. 18 


85 sq.) 

30% Ausz. im Mag. f. db. Lit. d. Aus. 1838. nr. 94 2q. 

30) Ueb. d. politifche Poefle’d, Neugriechen überh. f. Sanders in Prut! 
ee Taſchenb. 1848. p. 171 20. u. Volksleben d. Reugriehen. Dam. 


6. 764. 


Wir fommen jebt zu der Geſchichte der Staviide 
Poeſie und werden und natuͤrlich vorzugsweiſe mit der Rup 
fiihen, Polniſchen und Böhmiſchen zu befhäftigen haben, na 
dem wir jedoch zuvor einen kurzen Blick auf die übrigm 
noch hierher zu ziehenden Nationen geworfen haben. Wir wol 
daher bier gleih einige Worte über die Serbiſche Voeſie 
vorausſchicken. Dieſe beſteht groͤßtentheils aus Volls⸗ und 
Heldenliedern, die vorzuͤglich in drei Sagenkreife zerfallen, 


Gerbiſche Poeſie. 987 


namlih In ben des Czar Duſchan, des Czar Lazar und des 
Marco Kraljewitſch, wozu in neuerer Zeit noch ein vierter mo⸗ 
derner von Gzerny Georg gekommen if. Die Zelt der Ent 
Rehung diefer Lieder, die man wie die Homerlihen Gefänge 
recht gut ale Rhapfodieen eben fo vieler cylkliſchen Gedichte 
auſehen kann, If ungewiß; wahrſcheinlich find fie aber ziemlich 
gleichzeitig mit den von ihnen gefeierten Helden. Bortgepflanzt 
haben fie fih früßer nur mündlih, indem feit den aͤlteſten 
Zelten bio auf heute gewiſſe herumzichenve Bolfsfänger (Slie- 
. pacz, eigentlih Blinde, weil die meiften dieſer Barden blind 
find) ganz wie die Homerifhen Rhapſoden Ihr Leben damit 
feißen, daß fie für gute Bezahlung und freie Zehrung in ben 
Häufern oder bei Feen und fonfligen feierlichen Gelegenheiten 
einzelne Stüde aus jenen Heldencykeln bis zu 1500 
Berien zur Guzla recitirend vortragen und fo dieſe Lieber, freis 
Hd in verfhiedenen Berfionen und Redactionen und öfteren 
Wiederholungen vom Bater auf den Sohn foripflanzen". Die 
beroifhen Geſaͤnge von einer gewifien Länge beißen pisme, , 
piesne, pojche, popjevke, popjevkinge (von pojti oder pjevati 
fingen), die kleineren, größtentheils erotiſchen, von Frauen gedich⸗ 
teten und meift auch nur von ihnen gefungenen Lieder heißen saczinka: 
©ereimt find fie fah nie, gewöhnlich find jedoch die heroiſchen in 
zehnſylbigem trochaͤiſchen Versmaß gedichtet, die erotifchen aber haben 
ganz verfchiedene Metra, ja zuweilen fogar dramatiſche Form. 
Neben dem unermüdlichen Sammler diefer Lieder Wut Stes 
fanowitfh (gen. Karadgiſch) aus Trſchitſch (geb. 1787) 
erwätmen wir no& Simeon Milutinowitfd aus Sarafemo 
(geb. 1791), weil er in feiner Serbianka (Lpzg. 1826.1V.12.) den 
Ton derfelben vollfommen traf. In neueſter Zeit, denn auf andere 
Arbeiten der Gegenwart hier Rüdficht zu nehmen, verbietet ber 
Raum, bat der Vladika von Montenegro, Peter Betrowifc, 
eine Gedichtſammlung geliefert, unter ber fih eine recht leid⸗ 
liche Ode auf den Kaifer Nikolaus findet, und bie zugleih ale 
erſter Verſuch der von ihm in feinen Bergen eingeführten Bud. 
bruckerkunſt merkwärbig iſt?). 


1) Serbiſche Volkslieder und Heldenmaͤrchen, uͤberſ. v. W. Gerhard in 
f. Geb. cpi 1826-28. Sb. HIT. u. IV. volkelleber der Serben, etriſc 


a 
988 Ruffiſche DR 


überf. u. hiſt. eing. v. Zalej. Halle 1825-26. 1838. IH. 8. Serlifieiieik 
lieder ins rn überf. v. * Gottze. St. Petersb. 1827. 8. Ci 

Bolksl gefamm. m. and Licht gegog. v. Wolf, Stephan's Schu (Wul 
newitih) von ber Familie Keragich und vor Alters berfiammnb ap 
etniga, Bezirk der Drobejaten. Epzg. 1823—33. IV. 8. (Cerhifh,) Ba. ! 
Est. gefamm. u. hrsg. v. But Gt. Karadzie. Wien 1844-45. D. 8 
(Berb.) — cf. . db. Sit. d. Aust. 1832. ur. 1231. Midieng. 
oxlef. über die Stavifche Lit. (Epzg. 1843.) Bd. I. p. 181-300. 
2) IYCTAHHAK DETUHCKU DETUHB 1834 8. 





$. 765. 


Bir gehen jetzt zur Ruffifgen Poeſte fort, dem db 
gentliher hiſtoriſch begründeter Anfang, nimmt man ein 
Volkolieder aus, woran die Nuffen, wie alle Stavikke Bolm 
nicht arm find, nicht vor dem Jahre 1613 fallen fann, in weiden 
befanntlih da6 Haus Romanoff unter dem Czar Mitad im 
Kaiferthron beſtieg. Seit diefer Zeit nämlich lehrte mi ie 
wieverhergeReliten Ruhe im Innern natuͤrlich auch wie mir 
wiſſenſchaftlicher Einn ein, der befonder6 don dem Clerus Alt 
und Weiß-Rußlande angeregt ward, welcher bei weiten gebiet 
war als ber des eigemilihen Rußlands, freilich aber auh 
durch feine Verbindung wit außen Solöckemen, vorzüglid and 
dem Polniſchen, in die Sprache hineintrug und fo bie früher 
Reinheit derſelben trübte. Als erfer 'bebeutenderer Dichter mie 
jedoch der Grzicher des Czar Feodor, der Mind Simen 
Petrofoky Sitianowitfh Polozky aus Polnt (1928 
— 80), hervor, welcher Schaufpiele verfaßte, Die von ber Pair 
zeſſiin Sophia (1656— 1704), die ſelbſt als tragikte Dik 
terin genannt wird, und ihrem männlichen und w 
Hofflaate aufgeführt wurden. Jedoch war dieß nicht be ern 
Berfuch im Drama in Rußland, denn ſchon feäher hanen Hd 
Die Kiewer Studenten während der Ferten oft Das Vergauͤgea 
gemacht, auf ben Dörfern und in ben Städten des füniike 
Rußlando herumzuziehen und daſelbſt Schauſpiele aufwführe, 
deren Inhalt allerdings, was fi von den Gliedern iM 
- geistigen Univerfeät, wie Kiew war, von ſelbſt verſicht, Mi 
Bibel entnommen war, wenn ed auch am obligaten Bolt 
Grimaſſen dazu nicht gefehlt haben mag. Bald famen abet 
dergleichen Darkellungn auch am den Hof, und unkr GM 


-  Duffifche Poeſie. 989 


Werks fpielte eine Deuiſche Truppe Sublt und Holofernes, 
Wobei auf Drehorgeli, Geigen und Blasinfirumenten geſpielt, 
fowote auch getanzt ward. Freilich hörte, als Peter der Große 
Die Zügel der Regierung in die Hand nahm, das Komödien⸗ 


fpteten bei Hofe auf!), denn befanntfich mußte die Prinzeffin ins 


Kofler wandern; allein dafür that Ber große Monarch nad 
feiner Ruͤckkehr aus ber Fremde unendlih viel für die Wiffen- 
ſchaſten, Indem er mehrere Schulen und Buchdruckereien errichtete 
und das Alphabet veränderte und verbeſſerte. Seine Nachfol⸗ 
gerin Katharina I. (1725—27) gründete eine Akademie der 
Wiſſenſchaften, an die fie eine Anzahl berühmter Gelchrten aus 
ven Auslande 709. Ja ſelbſt die Errichtung der Kadetten⸗ 
ſchule (1782) unter der Kaiſerin Anna (1730—40) war für 
Die Wiſſenſchaften nicht unerfprießlih, denn nicht blos gute 
Benerale wurden da gebilvet, fondern auch Dichter, z. B. Su⸗ 
warofof und Dperoff, gingen aus ihr hervor. Bedeutende 
Dichter fallen allerdings nicht in diefe Zeitz wir nennen daher nur 
ven Erzbiſchof von Nowgorod Theophanes Prokopowitſch 
aus Kiew (1681 — 1736), den Vater der Ruſſiſchen Kanzel⸗ 


beredtſamkeit, obgleich auch feine poetiſche Epiſtel an den Fürſten 


Antiochus Dmitrijewitſch Kantemir?) nur durch den 
Ruf des Letzteren mit auf uns gekommen iſt. Dieſer, ein Ab⸗ 
tkommling Tſchingis⸗Khans (geb. 1709 za Conſtantinopel, geſt. 
1743), der Freund Montesquieu's, bat uns Oden, Fabeln 
und einige Ueberſegungen hinterlaſſen, verdankt aber feinen Ruhm 
als Dichter nur ſeinen Satiren im Geſchmack des Horaz und 
Boileau, die zu dem Beſten gehören, was die Ruſſiſche Literatur 
überhaupt hierin aufzuweiſen bat, und unter Denen ſich vorzüglich Die auf 
De Unzufriedenheit des Poͤbels mit Peter s 1. Verbefierungen auszeichnet. 
Demetrius der Hellige, Metropolit von Rofoff (1651 — 
1709), ſchrieb mehrere geiſtliche Schaufpiele, welche die Studenten 
feines Sprengels darfiellen mußten (3.8. die Geburt Jeſu Chriſti, Die 
Auferſtehung ıc.), was befanntfich Ber fon genannte Ueberſeher der 
Pfalmen, Simeon aus Polozk (3. V. In feinem Nabuchodonoſor) 
feliher bereits verſucht hatte, Dieß waren alſo ohngefaͤhr die Vorbilder, 
nach denen ſich ein neu auffteigender Dichtergeiſt richten konnte, 
und lelder Tann man von ihnen ſagen, daß ſie cher negallve 


990 Drufffche Poeße 


Mufer warn, Democh rang fit aber das Genie des aa 
Fiſcherſohnes Mich ael Lomonoffoff?) (1711-65) ai 
dem Dorfe Deniffowela bei Archangel, den man fpäter wii 
mit Unrecht den Rufſiſchen Malherbe nannte, aus dem Drak 
des fhlehten Geſchmackes und der Mittelmäsigtelt empor, za 
dem Simeon's Pfalmenüberfegung feine Phantaſie begeikert u 
des gelehrten Philoſophen Wolf, unter defien Leitung feine af 
ihn aufmerffam gewordene Regierung ihn gegeben hatte (1736) 
Starffinn feinen Kopf aufgehellt hatte. Aus Dexuhhchlac 
ſandte er (1739) feine berühmte Ode auf die Einnahne vu 
Khotin durch die Ruſſiſchen Heere, welde allgemeine Banane 
ung erregte, nad Petersburg und ließ dann noch ander ab 
gezeichnete lyriſche Dichtungen (3. B. die Oden auf die Elek 
bei Pultawa, den Frieden 2.) folgen, die jedoch durdans im 
Geiſte der damaligen Branzöfifgen Schule, befonders 3 2 
KRouffeau’s, waren. In der Epopde verſuchte er ib aub (U. wi 
feiner, freilich aber unvollendeten Betrive), allein fowohl hier aid ia 
Trauerfpiel (3.8. mit Tamire und Selim, Demopbon) erniit « 
nicht den Ruhm, den ihm feine berühmte Lobrede auf Beier ka 
Großen für die Alademie, feine Abhandlung über die Badb 
famfeit und feine Regeln über die Ruſſiſche Verslehre, furl 
feine Ruſſiſche Grammatik, die erfle, welche es gab, einbrachten 
Er bewies darin, daß das Miltftavifhe immer die Baſis M 
Sprache bleiben müffe, und arbeitete dabei beſonders auch dar] 
bin, das in bdiefelbe übergetragene Fremdartige wieder zu vo⸗ 
Drängen. Als gleichzeitig muß noch der Ueberſetzer von Pal 
Menſchen, Ritolaus Popofsky (1730 — 60) gm 
werden. 

Endlich fat in diefe Zeit auch noch bie eigentliche ab 
ſtehung des Ruffifhen Theaters; denn nachdem umter der 
ferin Anna der Hof fih (feit 1730) nur an Stalienifden ud 
(feit 1738) an Deuiſchen Scaufpielen ergöpt halte, Re 
endlich (1748) die Cadets vor der Kalferin auf Veranlaſſcn 
ihres Bouverneurs Alerander Petrowitſch Sumaroteff) 
aus Moslau (1718—77) ein Stud in ber ‚Lanbeiimait 
bar, und als bieß berfelben gefallen und fie gehört hakkı ba 
Theodor Bolkoff aus Keſtroma (+ 1763) u 





Mufffhe Por. 99 


ber Theater errichtet und eine GScaufpieleriruppe zuſammen⸗ 
jedradt hatte, mit der er die obengenannten Stüde ded Demetrius 
aufführte, fo ließ Eliſabeth denfelben nad Peteroburg kommen 
and daſelbſt unter Sumarokoff's Leitung ein Theater herſtellen 
ff. vie Berorbnung der Regierung vom 30. Aug. 1756), dem 
bald darauf (1759) ein zweites Nationaltheater zu Moskau 
folgte. Gr ſchrieb achtzehn Trauerfpiele in Racine's Manier, 
unter denen der falfbe Demetrius und Zemire die befannteften 
find, ſowie ſechs Luffpiele, ebenfalls in Verfen, unter denen 
man den Wucherer am Höchſten ſtellt. Sie find, abgefehen 
Davon, daß fie. auch die erfien gedructen Ruffiihen Theaterprodukte 
And, nit ohne Talent gefchrieden, allein es fehlt ihnen die 
gehörige Bühnenfenntnif, und hätten fie nicht größtentheils 
populärnationale Sujets, fo würden fie furdtbar langweilig 
fein. Letzteren Vorwurf konnte aber ſelbſt ver Natlonalfol 
Nollin's Schüler Waffilt Ktrilowitfh Trediakofsky aus 
Aſtrachan (1703 — 79), dem Berfafler der Deidamiga, nicht erfparen, 
Letztere ift eine wahre Mißgeburt dieſes Ueberfegerd des Telemach, 
aus defien Telemachide fih fpäter die Kaıferin Katharina IT. 
von denjenigen Verfonen ihrer nächften Umgebung, die fi ir⸗ 
gend ein Verſehen hatten zu Schulden kommen laflen, zur 
Strafe eine gewiffe Anzahl von Berfen vorlefen lich. Uebrigens 
IR derſelbe Dichter noch dadurch merkwürdig, daß er aus Op⸗ 
yofltion gegen Lomonoſſoff's Bevorzugung des Großtruſſiſchen 
Dialekts in feinen Trauerfpielen, die übrigens nichts als loder 
zufammengefügte Ecenen fleifer Hof-Etiquette find, das fühliche 
Auſlaviſche wieder zur Bücherſprache machen wollte, 


99 2 Ueber d. Geſch. d. Rufl. TH. f. Haygold, Weränd. Rußl. Bd. I. p. 
»q. Illuſtr. Sheat.söeitung 1846. nr.30 u. 31. Otto, in d. Bresl. Zeitg. 

1826, 2, gun, Mog. f. d. Lit. d. Aust. 1836. mr. 48. Jordan, Slaw. 
Zahrb. 1016. Wb. IV. p. 34-56. 8b. I. 1843. p. 29-33. 88 

2) ©. Mag. f. d. zit d. Aust. 1837. nr. 118. Jordan, Bd. IM. 
157—159. — ©. Gatiren. Ruffifh. Petersb. 1762. 8. S. Satiren in Deutfi e 
Verſe überf. v. H. Eb. Fr. v. Spilter. Berl. 1752. 8. 

3) Werke. III. Adg. Moskau 1803. VI. 4. ©. Schloͤzer's Leben. Erſt. 
Bonn p. 217 sq. Mag. f. d. £it. d. Ausl. 1837. nr. 47. ordan, Sb. IH. 


4,6. Beten. Journ Gnttr. 1776. Mär ir 1778. ar. XIII. — Werke. 
Rufl. Petersb. 1787. X. 8. — Binave et Trouvore, trag. russe en 
vers Ki - Dolroreuky. Petersb. 1951. 8. Semire, trag. trad. en 


992 Ruſſiſche Poeſie. 

rose Iran p. Dolgerouky. ib. s. ©. 8. ‘Thdätre tragique irad. du 
Passo en prose frang. M. L. Peppedopeulo, Paris 1801. I], & 
Choix det meilleurs morceaux de Ja litt. russe trad. en franz. p. 
Pappa do Poulo et p. le C. Gallet. Paris 1800. 8. (enthaltens dm 
Balfchen Demstrius u, den Wucherer.) 


$. 766. 


Lomonoſſoff's Vorgang und Mufler führte noihwendig zn 
Nachahmungen, und fo bildete fih eine formliche Eule nıe 
ihm, aus welder ihm jedoch Keiner gleikfam. An der Epig 
Derfelben Recht Waffili Petrowitſch Petroff!) aus Re 


fau (173699), der Berfaffer einer metrlfhen Ueberfegung 


son Virgil's Weneide, befonderd ale Odendichter berühmt, als 
welcher er vorzüglih darin einen Schritt vorwärts that, baf er 
ſich nidt mehr auf alleiniges Anfingen dc StaatBoberhaupte 
befchränkte, wie es Lomonoſſoff gemaht hatte, fondern auf 
mehreren feiner berühmten Mitbürger diefe Ehre zu Theil wer 
den ließ. Neben ihm fiht Michael Matwejewitſq 
Eheraskoff?) (1733 —1807). Er lieferte zwei beroilde 
Heldengebichte in gereimten ſebsfuͤßigen Alerandrinern, nämlich Ne 
Ruffiade, worin er die Eroberung Kaſans durch Czar Iwan iv. 
ſchildert, und Wladimir, worin er dis Einführung des Chrifien- 
thums in Rußland feiert, außerdem cin. beſchteibendes Gedicht, 
bie Schlacht von Tſchesme, zwei didactiſche Gedihte, Die Früchte 
der Wiſſenſchaften und das Weltall, eine poetifhe Erzählung, 
der Ezar oder daß befreite Rowogorod, und ein Zaubermärden, 
Bachariana (die Luͤgenſchmiede) oder die Unbekannte, ſowie cine 
Anzahl moralifher, anacreontifher und FeR-Oden. Alle dieſe 
Mrbeiten, fowie feine Thraͤnenſtuͤke (1. 8. fein Wole&lav) und 
feine Lufifpiele (3. B. der Haffer) wurden gu feiner Zelt faſt 
vergöttert, find aber jept mit. Recht vergefien. Zu berfeiben 
Säule gehören noch der Ueberſeder des Dfflan (1792) um 
einiger Sefänge der Iliade, Jermil Iwanowitſch Kofroff? 
(t 1796) md Waffili Zwanowitſch Matteff") «geb. 
um 1725, gef. 1778), Berfafler zweier komiſcher Gpopden, 
Biykum oder ber erzürnte Bacchus und bas 2’ Gombreipiel, 
die nicht ohne Werth find. 


Ruſſiſche Poeſie. 093 
* BA, aaa Sordan, Orid. d. Ruf. Lit. Lpza. 1846. p. 4 ng. 


DD Die Roffiade. Most. 1785. 8. (I. Se. „Iber, 8 Richter’s Kuſſ. 
Mife. Wd. I.) Wladimir, ebd. 1786. 8. IM. x. Der Pilger od. d, 


Sıädsritter. ebd. 1795. 8. Die Frũchte ber —— ebd. 1761. 8. 
5* Zar ober das befreite Rowogorod. ebd. 1800. 8. Bachariana. ebb. 


3) Bermiſchte Bedichte. Most. 1802. II. 8. 
4) Werke, Petersb. 1809. 8. 


$. 767. 


— Wir kommen jetzt zu dem zweiten großen Dichter Ruß⸗ 
lands, zu Gabriel Romaneowitſch Derfhawin!)- aus 
Kaſan (1743— 1816), einem Manne, der zwar burdweg den 
„ Rangel einer wiſſenſchaftlichen Jugendbildung vermifien läßt, aber 
"dafür eine Originalitaͤt bietet, welche Lomonofloff trog feines 
Studiums niemals erlangt hat, und außerdem mit einer wahr: 
haft großartigen Phantaſie begabt IR (was 3.2. feine Ode auf 
‚ Alexander 1. zeigt). Am hoͤchſten Reht er als Odendichter, und 
"außer feiner in die meiften lebenden Sprachen, ſelbſt in das 
Cbineſiſche, uͤberſetzten Ode an Bott (Deuiſch in den BI. für 
die Lit. des Ausl. 1840. nr. 1.), And beſonders noch ſeine 
wahrhaft grandioſen Oden an die Ruſſen nach der Einnahme 
von Jsmalloff, auf den Tod des Fuͤrſten Meiſchersli, an Felicia, 
auf einen Waſſerfall ꝛc. hervorzuheben. Dabei iſt er im leichten 
Liede ein Ruſſiſcher Anacreon, ohne doc je die lieblichen Verſe des 
leichtfertigen Tejer's geleſen zu haben. Auch als freimuͤthiger 
Satiriler verdient er einen ehrenvollen Platz, obwohl fein 
Beiter und Nachahmer Waſili Waſſiljewitſch Kapnif?) 
a7 56—1828), der durch Studium älterer und neuerer Muſter 
das ihm fehlende Talent zu erfeßen fuchte, oft noch viel weiter 
geht (3. V. in feiner Ode auf die Knechtſchaft, die feine Deutſche 
Genfur durchlaſſen würde), Auch Hippolyt Theodoro⸗ 
witſch Bogdanowitfh’), aus Perewolotſchna (1748 — 
1805) verdient bier einen Platz wegen feines berühmten ro⸗ 
mantifhen Gedichte Duschenka (einer Art Ueberſetzung des 
befannten Gedichtes von La Fontaine: Pſyche), an dem man 


nur die Berbindung der antifen Mythologie mit dem Ruſſiſchen 
Grüße, Hands. d. Literäcgeichichte. III. 63 


4 


2% Ruffipe Peeße. Drama. 


Marden audſehen kann, was er Ebrigens durch feme Id 
natve Erzäͤhlungeweiſe und feine anmuthige Veifification wide 
vergefiem made. Endlich verdient der Sachſe Iwan Jane: 
wife Ehemniger!),(1744— 84) vollfommen den Rouen da 
Aufiften Gellert, denn er bat von diſem jme zu Han 
gehende Butmürbigkeit upd jene reblide Sitsemeinfals, Die km 
Fabeln für immer zum Bolföbube gemads baben, übel 
ibn aber bei weitem an Geſchick, Bregmkände aus dem Ai 
fiflten Soctalleben unter diefem heiteten Kieide zur Befprebus 
zu bringen, 


1) Werke Petersb. 1810-15. v. . ebd. nes 1843. 1845. IV.8 €. 
Jorban im Otel. Zapiski 1843. 9. I 

2) Dden. St Petersb. 1806. 8. 

3) ©. arsanfin Werke. Bd. VIIL — Werke, Most. 1809-0 Vi 
ebd. 1818. 1 

4) Beni ı i Skazki. Petersb. 1778. III. &. ebd. 1799. M. 8. . 
1819. 11. 8. Fableg ei conten de Kh. trad. da Busas p. 
Moscou 1830. 8 







-$. 768, 


Was dad Drama während bieler Zeit anlangt, fe be 
zwar Cheraékoff!) mehrere Traussipiele gefdhrieben, watt 
denen Borialaff (1774) am Höhen geſtellt wird, Kapail 
fogar einen Berfuh in der antılen Tragödie burd feine And 
gone (1815) zu Tage gefördert und Rikolaus Yerromitid 
NKikoleff (1758—1816) ebenfalls Mandes im tragiäm 
Gare (1. B. Sorena, 1781) geſchrieben, aber in Bewg af 
die Reinheit des Style bet Jakob Berifowirfe Aulk 
(bnin?) aus Pilow (1748— 91) dod alle feine Borgänt 
übertroffen, ob er glei an innerem Behalt feiner Grüde wi 
binter Gumarokoff, dem man ihn am die Geite geht Kal, 
inrüdftebt, Denn er IR nicht bios fhwülßig und frofig, ſenden 
er bat au die böfe Gewohnheit, die ſchönſten Siellen Fe 
cine's und Voltaire's fi aneignen und fie in feinen Frame 
ſpielen (3. B. in der Dino, Gophonisbe 1c.), freili immer M 
unpofiendem Orte, angubringen, denn den Triumpb, da e 
mit feinem Moplaf errang, verdanlte er eigentlich nur De 
trefjati'6 meißerhaftem Epic 





Muffifche Poeße. Mamma. Roman. 995 


> Veſſer gebich das Luſtipiel; denn wenn auch Kapnif’e?) 
„SHicanın” im Ganzen nur theilwelfe geflelen, was wohl darin 
lag, daß das furdtbare Unmelen in der Ruffiihen Juſtiz zu 
offen darin aufgededt war, wenn Kniaͤſhnin's Prahler in 
Verſen, obwohl Rabahmung von Bruche’ Important, ſchon 
mande originelle Züge bat, fo iR doch von Wifin’s* 
(2 745—92) Nedorosi (Rutterfoͤhnchen ) unbedingt das befle 
Lufifpiel, weldes die Ruffifche Literatur überhaupt‘ befigt, denn 
es geißelt mit einem unnadyahmlihen Humor die verfehrte Er⸗ 
ziehungsweiſe .und die leidige Hofmeifter- Erziehung, wie fie in 
Rußland Mode if, In diefelbe Zeit fallen no Alerander Klu⸗ 
ſchin's Epott und Unglück (1759) und Wladimirowitſch 
Zefimjeffs (+ 1804) Verbrecher aus Spielwuth (1788), 
beide in Bein. Ein bloßes Curioſum IR ein von. der 
Kaiferin Catharina UI. in deutſcher Sprache gefihriebenes und 
von einem ihrer ‚Secretäre zur Wufführung bei Hofe in'd Ruf 
ſiſche uͤberſetztes Luffpiel‘), 

Was die Oper anlangt, ſo hatte bereits 1704 Su⸗ 
marofoff in der Alceſte und in Cephalus und Prokris bie 
Staltenifhed) Manier gewählt, und Kntäfhnin, der Ueber 
feger von Metaflafio’d Clemenza di Tito, wendete biefelbe 
auch auf Die komiſche Oper an, und zwar nicht ohne Gluͤck (z. B. 
im Gelzigen, im Unglüd in der Kutſche x.). Wein der erfe 
eigentlich originelle Ruſſiſche Operndichter, wenn man ihn nicht 
Ueber einen Baudevilliſten nennen wi, iR unbedingt Alerans 
der Aniſſtmowitſch Ableſſimoff (+ 1784), deſſen For 
miſche Oper Meinik (der Müller) zu Moetau (1779) 27 
Mal hinter einander gegeben ward und noch heute, weil fie 
ein aͤchtes Ruſſiſches Vollsbild If, ergößt, wenn auch ber bes 
rühmte Krutisfj, der den Müller gab und in diefer Rolle wahrs 
haft Furore machte, längR (ſeit 1808) todt if. 

Bom Roman kann eigentlich noch gar nicht die Rede fein, 
denn Gherastoff”) erhebt ſich mit ſeinen Profa- Erzählungen 
niet über da6 Nivenu eines Menantes, und des National 
biertters Iwan Perfiljewitſch Jelagin (1723—96) 
Begebenheiten der Marquiſe G. (Peterob. 1756, IV. 8.) gehen 

| 63 


998 Druffiide Poeße 
nit über eine Nachahmung des Gellert'ſchen Lebens eine 
Gaweviſchen Graͤſin hinaus. 


1) S. Trauerſp. Martefla u. Tpaleftris ſteht Scan. äberf. als Anhang 
yum Tbeätre trag. de Soumarocow 


2) Werke. Yetersb. 1802. V. 8. 

3) Abjed (Vie —— Petersb. — 8. 

4) Nederosl, Petersb. 1783. 8. Brenz. db. Zit. Le dadeis ou 
Tenfant gätd, in db. Chefs d’ocuvre des Ihekıres etrangers. Paris 
1822—23. 8. Werke. Peteröb. 1846. 8, 

&) O temps! & mocurs! com. em 3 sctes, comp. em 1772 par 
Fimper. Catherine II. et trad. da russe en frang. (em prose) par 
Lecierc Paris 1826. 8. 


6) Eine ſolche von dem Rcarolitaner Pr. Araya componirte umd ven 
dem Florentiner Mr. Giuſ. Bonechi gedichtete Oper, weiche die Keiſeri⸗ 
Giife auf die Wermählung bes Großfürften Peter Feodorowitſch und ber 
Katharina Alcriewna hatte dichten und auf dem neuen Hoftheater aufführen 
laſſen, Ecipio betitelt, word 1:84 Branz. u. Rufl. gedrudt. Zu eine am 
deren komiſchen Dper von Wolkoff und Leſchawoj, ber Chineſiſche Goͤtze ge 
nannt,. 1779 auf dem Theater 7 Zarsko⸗Selo aufgeführt ward, Yattz 
der berühmte Paiſiello die Muſik gelickert. 

7) Kabmus und SHarmonia. Most. 1789. 8. (Bud I. Deutfb ia 


Hichter’s Miscel. 9 II.) YPolndor, Eohn bes — und der Darmonia. 
ebd. 1794. ME. 8. Ruma Yompilius oder das blühende Rom. ebd. 1783. 8. 


$. 769. 


Kaum hatte aber, wie wir geſehen haben, die Ruffifte 
Literatur unter der fo freifinnigen Katherina 11. einen ziemlicen 
Huffswung gmommen, ald fie aub in dem lebten Vieritel des 
18ten Jahrhundert wieder zu finfen begann, theils weil es 
der Mehrheit der Schriftſteller zu viel Mühe machte, Fleiß auf 
die Ausbildung des Styls zu verwenden, und es ihnen be 
quemer ftien, fremde Wörter einzuführen, womit fie diefelben 
zu bereidern meinten, theils weil fie ſich zu einer ebenfo al 
bernen als läderliden Sentimentalität binnelgten, die am Beſten 
von dem gleich zu nennenden P. Sumarofoff in einer bur⸗ 
le&fen Ode perfiflirt worten if. Darum find eigentlich aud 
nur wenige hervorragende Talente während dieler Zeit zu nen 
nen. Der bedeutende Mann if unbedingt Nikolaj Wir 
Hatlowitfb Karamfin!) aus Gimbirst (1765— 1827), 
der Ruffide Livius, von dem einige recht hübſche tyriide 
Disrtungen vorliegen (. ®. feine Aoniden, 1797 —99). Weit 








Ouſſtſche Poefle. -997 


worzüglicer als Lyriker iſt abe Semen Sergejewitf& Bobroff 
(+ 1810) (3.8. in feiner Morgendämmerung ded Rordens, Peteröb, 
21804. IV.), obwohl er durd fein befchreibendes Gedicht, Die 
Gherfonide oder ein Sommer auf der Tauriſchen Halbinſel 
( Peterob. 1803) und durd fein didactifhes Epos, die alte 
Macht des Weltalls oder der wandernde Blinde (1807 —9. 
ebd. IV.), denen Erhabenheit der Phantaſie nicht abzuiprechen 
tif, bei weitem berühmter ward. Kür Zwan Michailowitſch 
Dolgorufj?) aus Mosfau (1764— 1813) bat fi befon- 
Ders als gefühlooller philofophifher Odendidter (3. B. in den 
Dven: „An meinen Rabbar, der Kamin, Vielleicht“ ıc.) und durch 
fearffinnige populäre Epiſteln, fowie der Militärfchrifekelier 
Feodor Nikolajewitſch Slinka (geb. 1791) als Mie- 
eellandidter (z. B. in ver Elegie und religios⸗moraliſchen 
Ode) hervorgethan, allein am Weiteſten brachte es der 
Mufffte La Fontaine, Iwan Jwanowitſch Duitrijeffd) 
aus Simbiret (1760-—-1837), denn feine Fabeln und Er 
zählungen find ebenſo geſoͤmackooll als nato, feine Satiren und 
Epiſteln haben die rechte Mitte, fein Epos, Yermak oder die 
Eroberung von Eibirien, iR großartig, und feine Iyrıfben 
Gedichte find ſeit Petroff's Zeit wieder die erſten, welde ihre 
Stoffe aus dem VBolfsieben wählen. Aub Pancrati Eus 
marofoff*) mag noch genannt werden, der als ein wegen. 
Balibmünzerei nach Tobolst Berbannter bier dad wisige Jour⸗ 
nal: „der in die Hippoftene fi verwandelnde Irtiſch“ (1793) 
ſchrieb und dadurch des Kaiſers Alerander Verzeihung gewann. 
Unter feinen Gedihten iR „Amor dur Die Thorbeit geblender” 
das berübmtefle. Wis Traueripielvihter wird Matwäi WBafs 
filjewitih Krutofstoi aus Petersburg (1781—1811) 
wegen feine® 1807, freilich wohl nur den darin entbaltenen Anfpiels 
ungen an das Nationalgefübl halber, mit vielem Erfolge aufgeführten 
„Boibarskof" genannt werden müflen®). Als Novelliſt iR lediglich 
Karamfin, defien Julie und Marwa Poſadniza gewiß ebenſo qut 
überfeßt zu werden verdienen, als feine Briefe eines Ruſſiſchen 
Reiſenden (Lpiq. 1800), anzuführen. 


1) Kleine Säriften, Peters. 18%. II. A. IX. 8. Aglaja, Deutſch v. 
Biedenfeld. Lozg. 1829 
2) Gedichte, II. X. rest 1819. 6. 


ILL Obſſtſche Peeſ⸗ 
5) Werke (March meine Klei Mest.17060. 8. TIER & eib. Ik 
Id. 8. ebd. 1814. 1813. *2 1. 8. ©. Jordan, Slav. Jahrb. BU 


p: 21—.%5. 281—283. 1 ⸗ 
9 Gedichte. Most. 1790. II. 8. 


6) Yotdarskoj. Petersb. 1807. 1811. 8. Glifabeth, bie Tochtet Sa | 


faws. ebd. 18%. 
$. 770. 


Hatte nun ſchon Gumarofeffd Spott ber wolmm 
Geſch maclloſigleit einen Stoß verfegt, fo ſiegten doch milk 
aut Alexander Semenowitſch Schiſchkoff's) (1754 
— 1823) Betrachtungen über den alten und neuen Gl ve 
Ruſſiſchen Sprache (1802), trot einzelner Uebertreibungen m 
ſchiefen Aufichten, bei allen Gebitveten, weil fe nachwieſen, we 
die Neuerer an ben Glaffiterk nur die Schwächen nadahait, 
und Shachoffékoj verſetzte ihnen durch fein Luhfpiel, de 
neue Sterne, den Todesſtoß, von dem fie ſich midt wide 
erholten. Ehengenannter Klerander Alexandrowitſch She⸗ 
Boffetoj aus Snolenst (17771846) hinterließ aud An 
heroiſch⸗ komiſches Gedicht, die geraubten Pelze, welches zwar ve&t ge 
verfficht IR, aber zu fehr an Boilean'd Manier erinnert. Gichönik 


fallen nun aber mehrere Lyriker, die ſich wwefemtlih von ir | 


falfden Richtung ber früheren Periode entfernten und einen ge 
ſchmackoolleren Weg einſchlugen. Unter ibnen flieht Alexan⸗ 
der Ehrikophorewitfh Woſtok off) aus Neneberg cu 
ber: Infel Deſel (geb. 1781) obenan, weil er in ſeinen Ge 


Dichten nicht blos eine hohe, befonderd antife Mannigfekinl 


bes Bersmaßes einführt, fonbern auch geradema neue Metra erfan 
Weit berühmter machte Mb jedoch Waffilj Andreiewirid 
Shukoffskoj (geb. 1783), den man für ben Urheber de 
romantiſchen?) Richtung in der Rufffdien Poeſte Kalten dert 
Gr trat zuerſt (1806) mit der Ludeite, cher Rodahmt 
von Bürgers more, auf; dann überfepte er Bikes and 
Schiller, Goethe, Byron ıc wit folder Treue, daß er fm 
dieſelben Metra, welche er bei ihnen gefunden hatte, heltchifk 
Am gelungenſten find feine Uebertragungen von Saile'⸗ 
Jungfrau von Orleans und von Boron’® Gefangenen ja CHR; 
allein er hat auch vieles Selbftändige gebichtet, und unter ſanen 
zahlreichen Poeſteen dürfte wohl feine Nationaiballade Emtim: 
die, wie aud andere dieſes von ihm in Rußland uf air 





Hape Dome. 9 
jeführtern Berred, ganz im Geſchmacke der allengliſchen Balla⸗ 
jenndichter geichrieben if, am Höchſten fiehen, obgleich dus feine 
Epiftel an Wlerander I., fein Bartenlied am Grube der firgen« 
Ben Slawen, fein Sänger im Lager der Ruſſichen Krieger 
1812, fen Dichtet im Kreml x. nit vergefien werden follen, 
Aße viele Sedichte zeitnen ſich durch wahred Befühl, Energie des 
GSedankens und warmes Leben aus, obwohl ihnen auf der 
anderen Seite wieder alle Originalität fehlt, was beſonders 
Bei feinem letzten Werte (1844), Nal und Damajanti, der 
Fa if. Derſelde Wangel tritt nod sehr bei dem leiden⸗ 
ſchaftliche Conſtantin Nikolajewitſch Batiufhtofft) 
aus Wologda (1787) hervor, obwohl ſeine Berfiflcatton noch 
reiner um» gefeilter iſt (3.9. tin ven Elegieen auf Taſſo's Tob nnd 
auf vie Ruinen eines Schwebiſchen Bergſchloſſes). Ihnen ſtehen 
gewiſſermahen als die Träger der alten Rattonalität eines. ‘Bes 
woff 20 entgegen der Fürft Sergi Alexandrowitſch Schids 
matoff, der Meberfeger von Pope's Verſuch über ven Menſchen 
und Berfafler von zwei fchr gelungen Gebichten, Peter der 
Sroße und Poſcharokj betitelt, und der Lyrifer Bamel Ale» 
sandrowitfh Katenin aus Peteröburg (geb. 1792), der 
vorzüglih eine wahrhaft poetiſche Mannigfaltigkeit der Dat, 
ſtellung, nah den verſchiedenen von ihm (im Blumenſtrauß) 
behandelten Sujets abgemeffen, entiwidelte und in ſeinen Meiſter⸗ 
hüd, der Weit des Dichters, ein- wahrhaft großartiges Original⸗ 
talent zeigte. Noch Bedentenver if Nilolas Gnäditfd’) 
aus Bultawa (geb. 1784), Ver Iieberfeger des Lear, denn 
feine Uebertragung der Iliade, an der befonders vie durch die 
Biegſamkeit der Ruſſiſchen Sprache unterflügte Treue zu be 
wundern if, buͤrgerte zugleich den Hexameter in feine- Mutter 
ſprache etw, den er dadurch noch harmoniſcher zu madien wußte, 
daß er an die Stelle der im Ruffiiben unmöglihden Spondeen 
Choreen feßte, was diefem Metrum einen ganz eigenen - Cha⸗ 
tafter giebt. Derfelde Dichter verfuchte ſich auch mit vielem 
Sluͤck in ver Idylle, bie er 3. B. in feiner Bildern, wo 
er die Bilder ver Newa in ihrer . ganzen Rattonalität 
erſcheinen laͤßt, völlig populär machte. Enblich iſt er aber auch 
vollendetes Original in feinem lyriſch⸗epiſchen Gedichte, Homer’s 


1000 Dinfäfkre Poeſie. 


Geburt, denn bie Idee gehört ihm ganz allein an, bie Usb 
führung und Berfification aber iR des Schülers jenes großen 
Meiſters würdig. 

Als Leichter Lyriler, an dem nur das veRänbige Halte 
nach Wortſpielen auszufegen if, vermitielte die verſckichene 
Dikterperioden von Karamfin bis auf Shufoffefoj und PBuftlı 
binab, Fürk Peter Undrejewiti& Wäfemsti‘, am 
Mostau (geb. 1792) in einer Maſſe von Ilecinen, überall ia 
Zeitſchriften und Taſchenbuͤchern zerfireuten Gebichten. Ri 
ibm fol auch der Elegiker Deniß Waffiliewiti Du 
widoff?) aus Moslau (1784— 1839) genannt werben, be, 
wie unfer Körner, unter dem Pfeifen der franzöfifdgen Kugeln 
(1812) feine beſten Soldatenlieder (4.8. da6 Lied eines alt 
Huſaren, den Wachttag) und feine bacchiſchen und erotiſchen Gefänge 
dihtete, und mit Waſſiljekwowitſch Puſchkin aus Meta 
- (geb. 1770), ber zuerſt durd feine Epifel am Kamin (1793 in 
Peterob. Merkur) Wuffchen erregte, dann aber durch feinen ia 
Vario mit Delille, Bernardin de Et. Pierre x. gepflogenn 
Umgang ſich ganz die Manier derfelben in feinen Open, Liebern, 
Eyiſteln und Babeln anelgnete, mag bie Berlode der Poeſie des 
Styls und Auédrucks, weile vorzugsweife durch Shukoffélej 
repräfentist wird, geſchloſſen werben. 

Wir wenden uns jeht zu Alexander Sfergejewitis 
Puſchkine) aus Petersburg (geb. 1799, fiel im Duch 
1834), der für die Ruffifche Literatur _ba6 geworden iR, was 
Goethe für Deutfhland war, indem er nämlib aus der Ge 
genwart und Bergangenheit- des Ruffiiten Volkslebens objertiv 
wahre, nicht ſubjectiv empfundene ideelle Gegenflände und Par 
ſoͤnlichkeiten poetiſch auffaßte und verarbeitete und dieſelben 
dann mit einem Gewebe romantifher Fäden à ia Byron, 
defin Radahmer er war, umzog. Am berühmieften iR fein 
Gedicht Rublan und Ludmila, welches in die Zeit der Ruſſiſchen 
Heldengefdidhte von Kiew fält; dann mögen fein Kaufaffcher 
Sefangener und fein Brunnen von Baktſchiſarai genannt wew 
den, die beide durch harmonifde Berfification, wahrhaft 
poetifde Schilderungen, Tühne und eigenthümliche Phantafle 
ih auszeichnen, aber au an Planloſigkeit, Mangel an Einheit, 





Otuffifhe Poefle. 1001 


Ronotonte ber Befühlefltuationen und auffälligen WBicherholungen 
Augeiner Lieblingephrafen und Bilder leiden, Fehler, vie feine 
Eüfertigleit im Dichten (er ſchrieb oft nur, um Spielgeld zu 
zaben) erflärlih mat. Seine fpäteren Gedichte, die Zigeuner 
(Beſſarabiens), „Eugen Onegin, ein Roman in Berfen, worin 
er ſich felbR abmalt, Graf Rulin, die Schilderung eined höohl⸗ 
Föpfigen Weltmannes, Borie Godunoff, ein dramatiſches Gedicht 
nad Art der Byron'ſchen dieſes Genres, und Pultawa, worin 
der Byron'ſche Mazeppa die Hauptrolle fpielt, erhoben ihn 
nah und nad zu dem Gipfel der hiſtoriſch⸗epiſchen Diction, 
den ganz zu erfleigen fein unglüdlider Top ihn hinderte. Zu 
feiner Schule gehören der ebenſalls zu früh für die Mufen (in 
Reapel 1844) verforbene Baratinsky, von dem zwei fehe 
fhöne poetiſche Erzählungen, Edd (ſpielt in Finnland) und bie 
Zigeunerin , vorliegen, die oben genannte Kulmann, ber nod 
su nennende Dahl, ferner Baron Delwig (1798-—1831), der 
freitich mehr Zeit zu feinen Gedichten (Romanzen und Volks⸗ 
liedern) als fein Meiſter brauchte Mordiſche Blumen, Taſchenb. 
auf 1826), NifolausZafykoffans Simbirst (1807 — 47), 
der Sänger praͤchtiger patriotifcher Studenten: und Champagnerlieder 
(Gedichte, Petersb. 1838, neue A. Mosfau 1844), der krankhafte 
melancholiſche Elegifer Eduard Huber aus Sfaratöff (1815— 
47), Ueberſeher des Goethe'ſchen Fauſt (Berichte, Peteröburg 
1845), der blinde Dichter Kosloff (1780—1840), deſſen 
ruhrendſtes Gedicht fein Leiden betrifft“ und deſſen Rovelle in 
Berfen, Natalia Dolgorucki, ausgezeionet genannt werden kann 
(recht gut auch iſt feine Erzählung, der Mönch, in den DL. f. d. Lit. d. 
Ausl. 1830. p. 109540.), der claſſiſch gebildete, geiftvolle, aber Leider 
zu ſehr dem Modernen huldigende Apollon Maykoff (Gedidte, 
Peteroburg 1841. 8.; die beiden Verhaͤngniſſe, ebd. 1485), 
3. Turgeneff, deſſen „Geſpraͤch“ ebenio wunderfhöne Berfe, 
al® tiefe Gedanken bietet (1845), und S. Bodolinsfi, der 
(. 8 in feinen Poetiſchen Erzählungen und Gedichten, 
Peterob. 1837. 11.) eine Epifode aus Moore's Lalla Rookh, 
die Dews nnd die Berl, mit vielem Glüd bearbeitet hat und 
ſich auch fonk durch niedlihe Novellen in Berfen, die ihm den 
Ramen des Ruffiihen Rofini eintrugen, auszeichnete, obgleid 


1007 Dummifihe Poche. 

die yortiihen Erzählungen (3. 3. die Stadt, Oftwmpft Rain) Des geile 
reihen Brigorjeffbefferfind. Sonſt ind noch als herssrragem uakr 
der Maſſe der modernen Rufkften Eyrifer zu erwaähnen: Ulerander 
Feodorowitſch Merstätoff?), ans Dalmataıwa (1778— 
1830), de rUeberſeher der Artſtoteliſchen Poetik, der Ellogen Birgiſe, 
des befreiten Jeruſalems x., Tiutſcheff, Tumtnofy, weea 
feiner leichten Lieder, der Oberſt Czerniſcdeff, unter volle 
Arbeiten wir das erhabene Bevihtr „vie Furſten Deutſchlame 
und Rußlands Czar“ bervorbaden, die Graͤin Roſtopſchine), 
geb, Sufchkoff, die ihre Lyrik in Novellenform einfleider, da 
leidte Erotiker Delam, ver Nebenbuhler Butbtin’s Lucien 
Jatubomwitf& (+ 1839), ber "Herausgeber (mmädter?) uAn. 
raffiiber Dichtungen Diattlef, ver Liederdioter Baron 
Roſen, der Ddendickter Graf Dmitri IZwanrsniıid 
EhmoRoff aus Petereburg (1757 —1835), Anna Be 
trowna Bunina"), von der einige hübſche Rondeaur 
übrig find, der erotifhe Liederdichte Jurj Alexandro⸗ 
witſch Neledinskj WMelezti (geb. 1751), die höher 
Lyriker Teptialoff”) (1800 — 41), Mabame Teploff, ww 
Sonettifn (im Italieniſchen Geſchmack) Buttrokj, der Ram— 
dichter Koltzoff (+ 1842), eigentlich en Biehhändler m 
Woronetſch (Gedichte, Mookau 1835), und die Anhdanger ver 
Schelling'ſchen Ratumhiloſophie: Wenewitinoff (1805-27), 
vollkfommen von Schiller⸗Goetheſcher VBegelfterung durchdrungen 
(vergl. feinen Schwaͤnengeſang: „ver Dichter und fein Breumf), 
Ehomäfoff (geb. 1804), der Freund und &elkeöserwanek 
des Leptgmanntn, Wladimir Benebiktoff (geb. 1806), 
erſt feit 1835 ald Dieter gelanmt und befonderd wegen ſeines 
finnigen Ernſtes geſchätt, tn feinen fpäteren Arbeiten aber mm 
nierirt, und der Grititr Schewireff, wenn man ridt and 
den Fuͤrſten Elim Metfherstj") (+ 1844 m Paris) der 
bersichen will, der, wiewohl in Franzoͤſtſcher Sprache, ſehr e 
fuͤhlvolle lyriſche Didtungen (les Bordales, Paris 1839, 
les roses neires, ebd, 1844, 8.), unter denen beſorders Du 





Buch der Liebe und die Ruffifien Studien hervorzuheben And, 


färleb und außerdem noch das große Vervienſt bat, die werieren 
Dichter feines Vaterlandes durch Lieberfeßungen der beften ihrer 





Muffifche Poefle. 1003 


rbeiten dem NAuslande zugänglih gemacht zu haben. Aut 
ige recht gute Idyllen lieferten neuerli die Naturdichter 
zläpuſchkin, ein Bauer der Gräfin Stroganoff, und Ile⸗ 
uſchine, Materialiſt in Petersburg, nachdem {don Mers⸗ 
AaAkoff und Wladimir Iwanowitſch Panajeff (geb. 
702) mit künfſtleriſcen Muſtern (1820) vorausgegangen 
zaren. Im beſchreibenden Gedichte gab Grebenko ſehr 
Abſche, allerdings mit humoriſtiſchen und ſatiriſchen Elementen 
erſetzte Genrebilder aus Kleinrußland, und der Ladendiener 
Subanoff zu Rowgorod (+ 1848), ebenfalls ein Autodivact, 
Milderte mit entftenenem Talent das @ismeer und die Schön: 
‚eiten des nordifhen Rußlands aus Autopſie. Im eigentlichen 
tehirgedichte fann man nur auf des Ueberfepers von Delille's 
fardins und Imazination, Alexander Wojeikoff's aus 
BRorfau (1783 — 1839), von dem and) fehr gute poetifche Epiſteln 
vorliegen, unbeendigted (nur drei von vier Geſaͤngen enthaltendes) 
Bedicht: „Wiffenfhaften und Künfle”, und auf Sokonuskj's 
+ 1837) Schöpfung aufmerkſam maden, während nur ein 
inziges beventenderes burleskes ẽpos von Miattleff (1795 
— 1844), die Schilderung der Reiſen einer Ruſſiſhen Dame 
xurch Deutſchland, die Schweiz; und Stallen, vorliegt. We 
Satiriter find befonders der Fuͤrſt Michael Milonoff'N 
(1772 — 1821), Shadoffetoj, defien Satiren die beflen der 
Ruffiiden Literatur find, Wojelkoff, defien Narrenhaus eine 
Satire auf die gleichzeitigen Ruſſiſchen Dichter iR, jedoch 
ihrer Schärfe wegen nur geihrieben von Hand zu Hand geht, 
und Butfoff wegen feiner „PBeteröburger Höhen“ (1845) 
zu nennen, während als glüdiihe Epigrammatiſten nur Wär 
femstj, Alerander Ilitſcheffokij (+ 1837), Puſchfin's 
Fremd, Batjuſchkoff, Duitrijeff und Daminoff ſich 
einen Namen machten. 

Endlich mögen bier noch einige Fabeldichter folgen. Der 
ausgezeichnetſte von ihnen If ohne Zweifel Iwan Andres 
jewitfh Kryloff®) aus Moslau (1768—1844); denn 
während feine oben genannten Vorgänger immer noch alzuviel 
Fremdes in die Fabel einführten, wußte er bei großer natürs 
licher Naivetaͤt ſtets volllommene Originalität zu bewahsen un» 


1004 Ruſſiſche Poeſſe. 


hat darum auch eine entſaledene Popularität gewonnen, abs 
gleich man allerdings findet, daß feine anſcheinend gutmüskige 
Moral dob fehr oft einen empfindlichen Stachel mitbringt, we 
mit er viele feiner Zeitgenofien gefährlid zu verwunden pflegt 
Auch Alexander Zefimowitfb Jematloff') aus Mes 
tau (geb. 1799) hat eine Anzahl Fabeln und Maͤrchen ge 
ſchrieben, die ale fehr gut erzählt And und befonders bie nie 
deren Stände recht treffen» ſchildern, alen Originale ſind fe 
nicht, fondern faR immer Nachahmungen, ja far Paraphraſa 
fremder Muſter. Endlich iR noch ver frühere Leibeigene p 
Kaluga Alipanoff zu nennen, deſſen Fabeln nicht bloß ſche 
wigig, ſondern auch völig urfprüngli find. 

Als eine weſentliche Sammlung der Erzeugniffe des me 
bernen Rufüfben Parnaß bat man die Almanache anzufchen, 
dern erfien Berufheff und Rüläielf 1823 edirten, worauf 
Delwig's Nordiſche Blumen (1825) und ſeit 1832 em 
Anzahl Muſenalmanache, z. B. Eintbia für Moslau, Alzien⸗ 
für Petersburg u. U. folgten. 

Basuidenije o starom i novom slogje ross. jazyka. Pesersh. 


1) 
1802. 1819. 1818. 
PR ‚Srvicte. Peierst, 1816. IV. 8. ebd. 1824. III. 8. ©. v. al 
p de. « 169. 18::. 20.. 273. 33 N p. 3. 197. 231. BL fir 
aterh. 1830. p- 285. Zorban p. 76— 
3) ©. Jordan a. a. D. p. — 
4) Poetiſche Verſuche. Petersb. 1817. IT 8. ©. Zorban e..0.Dp.23 
—148. v. d. Borg, Bd. I. p. 83. 208. 243. 329. 333. IL. p- 183. 
5) &. Jordan p. 149—153. 
. 6) &. v. d. Borg, Wb. I. p. 110. 184. 220. II. p. 308. 
7) Werke. Petersb. 1840, 8. ©. v. d. Borg, Bd. I, p. 234. 
. 8) Gedichte. Petersb. 1826. 8. Rußlan und Eubmila. ebb. 18%0. 8. Der 
Berggefangene. Rufſ. u. Deutich. obd. 1824. 8 Deutſch v. Lippert in Runde 
Delphin f. 1839.) Gedichte a. d. Kuſſ. v E. v. D. Werl. 1840. 8 Dichtun⸗ 
gen a. d. Nuff. v. N Lippert. kpzg. 1840. ir ®. Novellen, f. d. Deutfce 
beard. v. Zröpft u. Sabinin. Iena 1840. 12. Koslow, Yufchlin , Lermom 
toff. Eine Samml, a. ihr. Gedichten, a. d. Ruſſ. v. Vodenfledt. Epig- 1843.12 
Oeavres chois. de Pouchkine trad.en franc. p. Dupont. Petersb. et Paris 
1847. 11.8. ©. a. Außerord. Beil. .. Allg. Beitg. 1837. ar. 110-116. Rev. un.de 
Bruxelles 1837. 15 Aout. p. 890-414. BL f. lit. Unterh. 1829. p. 950. 
1830. nr. 19. 319. v. d. Borg, Bd. IT p.364 2q. BI. f. d. ausl.Lit. 1838. 
. 4. 7. 121. 157. 449. 454. 61. 1839. p. 141. 203. 227. Mag. f. d &it. 
. Aust, 1832. nr. 69. 1837. ar. 61. 1841. nr. 128. SIorban a. a. D. p. 
160-190. u. Jahrb. f. d. Slam. Lit. Bd. I. p. 45—51. 


9) ©. Iorban a. a. D. p. 154—159. u. Jahrb. f. Slaw. Lit. Bd. IH. 
p- 383 2q. 





mn 


Muffiifche Poeſte. Dramatifche Literatur. 1005 


10) ©. Mag. f. d. Sit. b. Xusl 1841. ar. 150. 

11) &. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1832. nr. 108. 

12) Gebichte. Petersb. 1821. III. 8. 

13) Les poötes russes. Paris1846. II. 8. And. Gchr. bieräb. ſ. C. ®. 
Bolfiohn, Die ſchoͤnwiſſenſchaftliche Literatur Rußlands. Lpzg. 1843. 6. 
& 5. v. d. Borg, Poet. Erzeugniffe d. Auffen. Riga 1821— 3. II. 8. 


14) Satiren, Gpifteln und andere Heine Gedichte. Petersb 18:9. 8. 


15) ©. v. d. Borg. Hl. p. 118. 144. 148.-100. 163. 166. 168 4q. 171 
q. Jordan a. a. D. Bd. III p. 123 sq. 385 sq. Lippert in Bubig Befells 
haft. 1847. nr. 141 sq. Basni (Babeln). Petersb. 1819. VI. 8 u. Öft, 
Fables en frangais, runse et italien, publ. p. Orloff. Paris 1325. II. 
. Fabl. de K. ırad du Russe p. Masclet. Mosc. 18.8. 8, Babeln in 
) Büchern. v. F. Torney. Deutfch. Mitau 1842. 8. 


16) Yabeln u. Märchen. Yeteröb. 1804. 1816. 1817. 1821. 3. u. äft. 


gm. 


Wir fommen jet zur dramatifhen Literatur diefer neueſten 
Beriode und zwar zuerſt zum Trauerſpiel. Dieſes warb 
gehoben durb Wladiolaff Alexandrowitſch Dferoff!) 
aus Twer (1770—1816), von dem man fügen fann, daß 
er zuerſt das wahre Weſen des Kothurns erfannte und neben 
ber Einheit der Handlung die Anwendung des zu behandelnden 
Begenftandes auf das Leben und die Bildung des menſ vlichen 
Herzens, fowie Die Erhebung des Geſ vmacks ale eine Hauptaufgabe 
bed wahren Dramatiferd betradtete. Er ſchrieb fünf Trauer 
fpiele, naͤmlid Oedipus in Athen (aufgeführt 1804) und Pos 
Iprena (aufgeführt 1809) nah Franzoſiſden Muftern, Fingal 
Caufaef. 1805) mit Ehören und pantomimfhen Balletten nad 
einer Epifode aus Dffian, und die vaterländifben Trauer ſpiele 
Oiga's Tod (aufgef. 1798) und Dmitri Dondtof (aufg. 1807), 
fein beſtes Stuͤck, worin die Broßthat des @roßfürken vor 
Moslau, durch welke er dad Tartariſchhe Joch abfhüttelte, 
gefeiert wird, Die Sprace in allen diefen Stücken iſt Harmonıfd, mas 
jehätif® und wahrhaft tragif®, allein einen Vergleich mit den Shöpf: 
ungen eines Schiller ıc. halten fie nit aus. Er fand, während Baffili 
Trofimowitſch Naräfbni aus Pultawa (geb. 1781) in 
feiner in reinen fünffüßigen Berfen gedichteten Blutigen Nacht, und 
feinem Balfden Demetrius (aufgef. zu Moskau 1802) fireng den 
alten Geſmack beibehielt, mehrere Nachahmer, unter anderen 
Stephan Jwanowiiſch Wifstowatoff (geb. 1786), der 
Einiges nach Crebillon ſchrieb, aber auch Driginal (3. DB. in 


1006 Maſſiſche Harfe. Dramesifie Siteratur. 


mia und Temir, 1806) gu werben verfudte und befanatliä 
aub ein poltifte® Schauſpiel: Algeneine Bewafnung” ve 
80. Augun 1812 zu Petersburg 1812 aufführen lieh, m 
Bruringoff, defin König Devipus, obwohl Rabahmun 
do wahrhaft antikes Bepräge trägt. Chomakoff?) gab md 
Zrouerfpiele, Dermal oder die Eroberung von Sibirien m 
den falfhen Demetrius, in einzelnen Scenen boddramatiih u | 
mit geſchickter Nachahmung Shakfpere's geſchrieben, ja beſonden 
im lehteren Stuͤcke nicht ohne ächt nationales Element, allen 
der große Puſcokin hat ihn doch hierin in feinem Boris Ger 
noff”) voAftändig übertroffen, denn dieß IR ein Acht vaterländiides 
Erüd, freilich aber nur zum Lefen. Auch Neſtor Kufolnik (geb. 
1809) verdient hier eine ehrenvolle Erwähnung wegen ſeines Torquaie 
Taſſo (1833), eines durchdachten Dramas, das freilich voll Saite” 
fiber Elemente IR. Sein zweites Stüd: „Die Hand Des Höfen 
bat da6 Baterland gerettet”, beginnt eine Reihe mittelmsäßiger 
voterländifber Dramm, an denen das biographiſche Intereſſe 
das hiorifhe bei Weitem überwiegt (3. B. in Fedor Baflıd, 
dem Retter des Zaren Baſilius des Fünften, 1844). Leber 
M dabei Wahrheit und Dichtung flets willklürlich gemeifcht, wie 
4. B. auch in feinem Kuünſtlerdrama Leiſewih, wo ſelbſt Schille, 
Iffland, Schroͤder und andere Rotabilitäten jener Periode, allerdingẽ 
launenhaft genug ſlizzirt, uns vor Augen treten. Neben then 
in der bedeutendſte Tragiker Nikolaus Alexiewitſch Bo: 
lewoj aus Irkutoek (1705 — 1846), fon auch als Cruife 
und Journaliſt bekannt. Er debutirte mit einer Ueber, 
fegung des Hamlet und ließ dann eine große Anzahl vor 
Trauer⸗ und Schaufpielen folgen, bie weit ebenfalls mur 
nationale Stoffe behandeln, unter denen wir Helena Giinsfaje 
‚ befonders auszeichnen). Als Sqauſpieldichter verdient emblis 
ned Nikolai Iwanowitfh Il'in (geb. 1773) cm 
Namen, befender wegen ſeines Großmuth oder die Rekruten- 
"aushebung” (aufgef. 1804) betitelien Dramas, wogegen Die beiven 
Egoiſten Brtiorfeffe tn fellfamen Mbftractionen verſswimmen. 

In Luffpiel warb verbätniimäßig, wenigend quan⸗ 
titativ, mehr geleiftet, doch verdient Manches kaum Erwähnung. 
Un Werth und Zeltorbnung Peht Bribojenoffs”) «geb. 





Ruſſiſche Poeſie. Depmakifipe Literatur. 1007 


#703, ermordet als Ruſſtſcher Geſandter zu Teheran 1829) 
Gomödke: Gore ot Lina (CLeiden eines Superflugen), worin 
er mit unendlich ſcharfer Satire auf die vornehme Geſellſchaft in 
Moskau carrifiıt, obenan (1823), denn es iR ein originelles 
Sıüd, wie die Rufffte Bühne fein zweites aufzuweiſen hat, 
Kıyiofft) bat in dem Modeladen (1807) und der Maͤdchenſchule 
(1807), die beide in Profa gefdurieben And, abermaid bewieſen, 
wie ar in Rababmung der Ratur und Wahrheit der Charac⸗ 
teriſtik faR unübertrefflich iſ. Shachoffskoj hat viel zu viel 
(über 100 Stüde) geſchrieben, als daß er etwas wirklich Gediegenes 
leiſten hätte fünnen, Doc werden feine Lehre für Coquetten oder 
die Brüder von Liperf, feine Schlechze Wirthſchaft, feine Halb⸗ 
herriſchen Sitten (in Profa) wegen einzelner gelungener Charac⸗ 
tere gerühmt; fein Ariſtophanes aber, den man thetlweife für 
fein Meiſterſtück erflärt, iR zu fireng Oriechiſch, um anders 
ald langweilig zu fein. Unter den Arbeiten” Sagoskin’s 
ragt befonders fein in fehr hübfiben Berfen gefchriebenes Luſt⸗ 
ſpiel: „das Liebhabertheater” hervor, und ein anderes: ' „die 
Unmmfriedenen“ (1835 aufgeführt zu Moskau) iſt darum ins 
tereflant, well es politifbe Tendenz bat. Gogol hat in feinen 

Lufßſpieten mit großem Talent das kleinſfiadtiſche Treiben der großen 
Welt zu perfifliren gewußt, und der Graf Sollohub hat Mn 
dem Luffpiel: „die Bouquei® oder der Blumenwahnflinn”, den 
theatraliſchen Enthuſasmus des vornehmen Publitums der Haupt⸗ 
hart auf eine Welfe gefbildert, wie dieß eben nur ein Glied 
der Hautevolde fethR thun kann. Kwita’s Arbeiten ind unbedeutend. 

Für das Baudeville war befondere Shadoffetoi’) 
thaͤtig, allein etwas Bleibendes konnte dieſer Vielfchreiber nicht 
leiſten. Einen bedeutenden Erfolg hatte Bas Liederſpiel des trefflichen 
Staujpielerd Karatygin: „die Bäderflube oder der Peters⸗ 
burger Deutſche“ (aufgeführt 1844), worin die angeblichen 
Sonderbarkeiten dieſer unglücklichen Wein den Gtodrufien 
gebührend laͤcherlich Bargefellt werden. Gediegener iR des Schau⸗ 
ſpielers Peter Grigorjeff Original. Vaudeville: „Noch Kauf 

- Ieute der dritten Gilde“ (Petersb. 1842.). 

Was endlich die Oper anlangt, fo biell man Kryloff's 
Ya Murome lange Zeit für das Ronplusultra diefer Art, 


1008 DufBfipe Poeſſe. Neman. 


bis endlich nenerlich Baren Roſenk) im ſeiner hereilia 
Oper: das Leben für den Zaren“ (aufgef. am 27. Rorerie 
1886 zu Petersburg) ein echt Nufkfhes Driginaltüd zu Sum 
bradte und hierin von feinem Tomponiſten Michael Glinla, ie 
feine herrlichen Melodien den Gelängen des Volles ap 
leufht batte, unterſtüht, ein Muſterbild hinſtellte, weiches Ih 
dem nicht wieder erreiht worden IR. 


1) Derte. Yeteräb.1818.1824. 1846. I1.8. Pinget u. Dimitri Pei 
Sans. in d. Chefs d'oeurro d. Thöätres etrangers. Paris 1872-2. 1 

2) ©. König, Fit. Büb. a. Rußl. p. 178 2q. 

8) Ausz. in d. BL. f. d. Pit. d. Aust. 1840. p. 225. 232. 46. 

4) Dramatiſche Schriften u. Ueberfegungen. Petersb. 1842 2q. IV. fi 
©. Iorden Br. IV. p. 30i ng. 


6) ©. König a. a. D. p- 103 sq. 

6) Le magasin de modes, trad. en fr. in db. Chefs d'oeurre «k 

T) Le Cosaque poftte, vaud, anecd. Ir. en fr. a. a. ©. | 

8) ©. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1837. nr.91 u. 92 ueb. Ruff.Dpem | 
f. ebd. 1841. mr. 118. 








6. 772. 


Betrachten wir zuiept den Roman, fo hat die ned 
Zeit Rußland aub einen DOriginalroman gebracht, nämlih de 
Thaddäus Bulgarin!), eined geborenen (1789) Litchaume, 
Eitinroman: „Iwan Wilhygin oder der Rufſiſche Gil BR 
worin dieſer hörf elegante Gritifer die Ruſuſchen Zuſtaͤnde ı 
die Unmaſſe der faulen Flecke der Geſellſchaft mit großer Freimähig 
keit ſchildert, naddem er übrigens fon in den zum Kordiide 
Archiv, welches er rebigirte, gehörigen JIntelligenzblaͤuern dit 
fehr geiſtreiche Nachahmung des berühmten Eremiten der 


D’Antin geliefert hatte. Muh fein „Balfder Demetriue* Band 


1830. IV.) iR als hiſtoriſcher Roman durchaus nidt ml 
lungen zu nennen, obgleih er etwas manierirt iR. Uebrigat 
war er aud der Herausgeber des erſten dramatiſchen Tald® 
buses in feinem Baterlande (1825). Gen Bufenfrenmd Ri 
tolaj Jwanowitſch Gretſch?) aus Betereburg (geb. 1181) 
bat einen Roman in Briefen geliefert: „Ein WMuofus * 
Deutſchland“, der zwar die Sitten der Petersburger Deatjür 
vecht gut ſchildert, ſonſt auch nicht ohne ſcharfe Bid 


Duffifche Poeſte. Roman. 1009 


M, allein Im Ganzen iR er fo übereilt zuſammengeſchrieben, wie 
kin fupernaturalißifc = rationaliſtiſch, philoſophiſcher Roman & ia 
boffmann: „Die ſchwarze Braut. Michael Trofimowitſch 
Ratfhenoffstof aus Charkow (1775— 1843) Ticferte in 
wm von ibm (1805—14) herausgegebenen Boten Europas 
nige recht gute, freilich nachgeahmte Erzählungen, Shufoffeti 
yagegen iR Original zu nennen und feine Novelle: „Mariens 
Haldchenꝰ ein Bendant zu Karamfin’d Marwa Pofadniza, umd 
Raräfchnis Stawänifde Abende (Peterob. 1809) Hätten 
vohl mehr ale ein einziges Heft zu füllen verbient. Als ge 
chickteſter Rachahmer Walter Ecott’8’) machte neben Ra: 
ael Zotoff (mit feinem Leonidas), Sagosfin*), mit 
einem Jury Miloslawäly Burore, allein meikwuͤrdig ges 
mg glüdte ihm die Schilderung der Ruffifden Sitten von 
1612 befier als die von 1812, die er in feinem verunglädten 
Roslasiew verſuchte. Böllig mißlungen if fein @rabhügel 
on Oskold, und auch feine humortiſtiſchen Skizzen aus dem 
eben Moskaus und der Mosfomwiter aus früherer Zeit gefallen 
we theilweife. Alerander Beſtuſcheff (1795 —1837) hat 
8 Novelliſt, unter dem Namen Marlinsfy, befonder6 was 
ie Befchreibung von Begenden (3.8. im Kaufafus) betrifft, großes 
Talent entwickelt (3.8. in feinem Amalat Beg, den Streifgügen ıc.), allein 
ychologiſche Tiefe geht ihm ganz ab’), welhe man Waſili 
Aſchakow ebenfo gut zugeſtehen kann, als hoͤchſt anziehende 
Sittenfilderungen, in welchen Schtſchukin in Bezug auf dus 
Hatifde Rußland Lin feinen WBaflerfällen der Angara, Peters; 
rg 1837) mit ihm wetteifert. Fürſt Odojeffskj (geb. 
1805), ein Geifleöverwandter Chomäfoffs, ſchrieb anfange 
Royelien & la Hoffmann, dann aber lieferte er pſychologiſch 
vor tief durchdachte Erzählungen (Petersb. 1844. 111. 8.) 
nit Schefer'ſcher Urſpruͤnglichkeit (4. B. „die Fuͤrſtin Ranin“), 
oh wird er in der Tendenz Rovelle nody weit übertroffen von 
Ritolaj Philippowitſch Pawloffaus Moskau (geb. 1805), 
veffen Novellen, der Ramenstag und der Yatagan, eine fo tiefe 
Renntniß des menſchlichen, befonderd des weiblichen Herzens 
verrathen, daß man biefelben, bie auf wenige Ausnahmen, 


bedingt als einzig in der Ruſſiſchen Literatur vahehene anfehen - 
Grüße, Handbuch d. Piterärgefchichte. III. 


4010 Ruſſaſche Poefie. Roman. 


kann‘). Muh Hulklin Hat einige Driginalnenelien (18, % 
Koyltains: Toter) geſchrieben, Perow otky (psend, Boy 
sel@tj) Iieferte außer mehreren Novellen einen gelamme 
. Eittenroman , bie Kloſterzͤglingin, md Lazetfchnikoff ieh | 
derte im Letzien Rowif bie Groberung Wenlands umier Pate 
dem Großen, und im Giohaus das Treiben der Königin Is 
nund ihrres Bünflinge Biron, zwar hiſtoriſch Iren und baby 
abır doch fo, dab das Studium EB, Scott’ö darin etwas zu beulüäg 
fehen war, inter den modernen Romanfhreibern ragt beisnied 
Lermentoff?) (fiel 4841 in Kaufafus in feinem 25. m 
im Du) wit felnem Heroo unferer Zelt (1840) heuer, w 
beu weigen Büder, wie Bafhustj’s Bürger (1840), a 
von Talent zeugende, aber hoͤchſt unwahrſcheinliche Eräkug 
feloR die Ruſſiſchen Erzählungen” der Madame Jukewa, u 
new Gente ber H. Haule gerieben, nicht aber tie der Helaı 
Andrjewna Hahn, geb. Fadejewa, (1815 — 42) (md. 
Sennida R— wa), der Ruſſiſchen Georges Sant, (1.8. ih 
Die lolieasin, Libella) verſchwinden. Bin audgegeidwmeied Talen ab 
widelt Gogolẽ) in feinen Erzählungen aus fer Ufraine, feine 
Heimaihlande, doch hat er auch in einem anderen Gm, AM 
nem feine Schickſale Caitziloff's oder Die todten Seelen (Medien 
41942) gehören, effenbar Furore gemacht. Dieſes Bus mihl 
nämlich die feinfen Beobachtungen über die ſoelalen Verhalniſt 
Nußlande, denn er beſucht darin ſelbſt bie entfernieſten um 
unbedeutendſten Winkel der Provinz. In ben ‚Memeiren ca 
Wahnwihigen“ Acht er amd als Charactenſchliderer ſche bh | 
As Steienmaler von Kleinrußland ringe mit ihm um ii 
Prela Dfnowjanenfo (eigmtih ©. J. Awitfe) aus D® 
now (1378 — 1848) in feinem Pan Ehalavelj, all 
er iſt viel breiter, oft auch gefhmadies, aber in WM 
pſychologiſchen Tendenztoman hat Gogol einen höchſt gefähellden 
Nebenbuhler an Doſtojeffotij gefunden, deſſen Arme 
Reman in Brhfm, Wusı. b. Jorvan Bo. IV. p. 454 43 
ſewie fein Dopyelgänger, zu den anfgegeiänefien Produen Mt 
neueren Literatur gehören und der Ildberfefung jebenfal vb 
kommen, würbig find. ‚Beide Gcrififiefier find‘ bie Arien 
tanten der neuen naluͤrlichen Schule, welcher der Romantiriiund 


Ruſſeſche Poeſite. Roman. 1011 


Piatd gemacht hat. Mecht talentvoll iſt auch Butkoff, befim 
Eammlung von Erzaͤhlungen: Petersburger Hoͤhen“, mit Recht 
defälli. Ein Pſendonzyuus, Chamow Dabanow, ſchrieb 


Auen ſche intereſſanten Roman, Prodjelkiv na Kaskuse (1844), . 


RBowaleffsti ſchilderte in feinem Petersburg bei Tag und 
Nacht (1845) die Petersburger Ariſtokratie mit ebenfo viel Schärfe als 
Trene, Neſtor Kufolmik')) verſuchte zuerſt nicht ohne Glüd 
De Künftlernovelle in feinem Bereſovolj (+ 1777), dem Brünver 
der Ruſſiſchen Kirchenmuſik, und ſetzte diefe Manier in feiner 
Eveline de Ballerole (1841 — 42) fort, wo neben den bebeu- 
lendſten Staalömännern Fraulteichs im 17ten Jahrhundert auch 
de Maler eins Hauptrolle fpielen, veren Critik fünf ganze Cwpitch 
Roma Barherina beliteſt, gewidinet find. Sein Hauptfehler, Mangel 
an Nationalitat, tritt ſchon in feinem hiſtoriſchen Roman aus Lithauens 
Borzeit, Alfund Aldona“ (1842), und noch mehr in feinen Drei Perio⸗ 
ven, einer tomantiſchen Biographie Bürger’6 (1845 Inder Biblioteka 
alla Ischtenia erſchienen) hervor, wo aud jene oben ſchon gerügfe 
Difchung von Distung und Wahrheit flatiſindet. Ein ˖ höchſt talent⸗ 
zoller, geiſtreicher, gewandter um leichter Erzaͤhler iſt der Sraf 
B. A. Sollohub!i), unter deſſen Werken feine Skiggen aus dem 
Kitageleken, Zum Eiufhlafen (1841) betitelt, ſich ebenſo durch 
Dahrheit und Gefcamack der Eharastere, als durch Trene der kLebeno⸗ 
bilder und Friſche und Wis der Darſtellung auszeichnen (wie z. B. feine 
Erzaͤhl. bie große Weit, die Apothelerin), aber noch durch feine 
neuefen Genrebilder aus dem Ruſſiſchen Nationalleben, -ber 
Zaranııe (Name einer niedrigen vierräbrigen Kaleſche, zum 
Fahren auf Kuüppelbämmen und heiprigen Wegen befimmi) 
betitelt, worin er einen ſich für genial haltendn Salonmann 
karrifiet, übertroffen werben. IA nun audi des höchſt origi⸗ 
nellen Wladimir Dahi'?), der unter dem Namen Kofal 
Lugonsty feine Novellen, Maͤrchen und Erzählungen (Peteréb. 
1846. IV.) mit einer wahren Meiferkand und feine wunder⸗ 
bar volföthümlichen Novellenbilder mit dem kecken Lebendomuch 
bes Aoſalen hinwirft, naſürlich aber faſt immer nur Chaructere 
aus den mittleren oder niederen Staͤnden ſchildert (z3. V. in der 
Gnäftung: Wurſimacher und Bartrufien, und ven Geurebilderw: 
ver Uraliſche Koſak, DwornikHauselnecht, rl Sir [Of 


1012 Böhmifhe Poefie. 


cierebehienter), Mufeit (Ruflfker Kaufmann] x.), gaitra 
Erwähnung gefächen, fo maden wir endlich noch auf ii h 
der Velletriſtit Rußlands jeht am Höchſten ſtehende Talent da 
origineien Alex ander Herzen, ver unter dem Rama St: 
kander ſchreibt (3. B. feine Novelle: Wer IR ver Seuhigi 
in den Baterländifden Dentwürbigfeitn 1845, Uprilhefi) ab 
merlfam, da er von Deutfker Abkunft if. im geberme 
Maͤrchenſchriftbeller IR Wanento (Ruf. Nationalſagen. Ark 
fau 1845. 8.). 
von a ime Werke. Ruſſiſch. Petersb. 183944. VII. 8. Wat. ie 
en überſegt von X. Olbekop. ebd. 1828. IV. 8. = 
22 s jatirifcher KRoman. von Didetop. ch. 18 
Ir. B. v. Kaifer. &p * 1830. HL 12. Peter Iwanowitſch, Yorti. d. 3 
®. übel. v. Nork. ebd. 1834. IH. 8. Archippe Tha deewitsch, Pen 


1826, Ill. 6. Le faux Demettius, tred. da Russe p. Fieury. ib. 2% 
IV. 12. &. Mag. f. d. Eit. d. Aust. 1886. ar. 30 aq. 183%. ar. 2.8 


2) Aus t e. D land d. 
v. —— 1881. —— an m eo v. 1: 


3) u. — Yen. Wem. f, dorben Glan. Zabıh, UT RT 


un: 


4) Jurii Miloslawsli ob. d. Bruffen im 3. 1612, überf. v. Bär I 
nigsb. 18.0. 11. 8. Roßlawlew ob. d. Kuſſen im 3.1812. Ein hißor. As 
überf. v. Göring. ebd. 1832. II. 8. 


5) Auſſ. Bel. u. Erzähl. a. ei Ruf. v. — Riga 1841.8 8. ðe 
famm. GSchr. a. d. Kuſſ. In. 8. 6 q 
&rman’s Reife Wh. II. p. 260 5 ven. ee 1845. IN. 

6) W. Wol Rußlands Rovellendichter, 847. I. Seine 
gm. u. Yuld fhEin — Br —** “ehe gt " — . Jochen 


IV. p. 337. is ba 
7) Der Rovige. A & Freih. Benaisghene 
Berl. 1842. 8. ©. Stick. u IV. 12. Der He wien 
— gr Ir. X. 1845. 11. a2 Petſchorin oder ein Duell im Kaulıieh 
ch. Welft. a. DR. 1845. 8 ©. Erman Kr. 1842. p. 9 
Yeteröb. sh 


- DO. Mon f. DEI. R Aus 100 
IV. 8. Giniges v. ihm in Lippert’s Ruſſ. u ns Lpzg · 1897. vn. i 
u. II. Die tobten Seelen, Deutfh m. Anm. v. Ph. —ã Lyn 1006 8 


9) Web. ihn u. Gogol f. Mag. f. d. Lit. d. Aust. 1847. ar. 8. 
‚u S. Mag. f. d. kit. d. Ausl. 1836. mr. 69. Jordan Jahrd BI 


1 Der Tarantas, Deutfch v. 2 Ab 
mag f .d. DR: d. Ausl. „1845. or. 100. 80. Zoran Siev. — — 
p. 208. 220 29) Der Bär, Deutſch in d. Novell⸗Zeltung 1887 
Er. 108 59. ©. a. Schott In Erman's Buff. Ach. Bi. — 323 


12) ©. Wo f. d. Lit. d. Aust. 1047. ar. 9. 


Bapmifhe Pa. 1018 
$. 773. 


Die Boͤhmiſche Literatur hatte im Mittelalter einen ale 
sprachen überflügelnden Aufſchwung genommen, befonder6 war 
e Theologie fett Huſſens Auftreten weſentlich bevorzugt wor⸗ 
a, was freilich zum Nachtheile der Poeſie gefchehen war, bie 
xzugsweiſe im 1äten Jahrhundert geblüht hatte Go kommt 
) denn, daß zu Anfang der neuen Zeitrehnung Hynel von 
\odiebrad, des gleihnamigen Königs jüngker Sohn (1452 
-91) als Dikter gerühmt wird‘), an dem nur Breite aus, 
ifetzen 18. Unter den fpäteren Dichtern ragen nur Siwmon 
omuidy von Biber, Rudolph's IE. -Hofpo?), Georg 
5treyc?), ein geiftiher Sänger, und Michael Pieczka 
Suwezidy?), der Verfafler eines komiſhen Original⸗Romans, 
ervor, fonf findet fih durchaus fein gentaler, ſelbſtaͤndiger 
vet vor. ME unter Zerdinand dem Erſten auf DBerlangen 
es Prager Domkapitels, weldes den Widerſtand der Stände 
en ketzeriſchen Büchern (in Böhmifcher Sprache) zuſchrieb, bie 
ienfur in ber Form eined Index librorum prohibitorum ein= 
führt ward, als die Jeſuiten Machthaber in der welilichen 
nd geifliden Rundesverwaltung wurden und Mifitonäre im 
ande herumſchickten, die alle Boͤhmiſchen Bücher von 1414— 
‚635 als der Irrlehren beſchuldigt aufjuhen, wegnehmen und 
ernichten folten, als diefe Verfolgung, troß einzelner aufgeflärter 
jefulten (4. B. Bohuslaus Balbin’d) Einſprache bie ine 
\8te Jahrhundert hineln fortdauerte, fo daß der 1761 ver⸗ 
torbene Jeſuit Anton Konias fih rühmen konnte, er allein 
abe mit eigenen Händen über 60000 Bände ins Feuer ger 
vorſen, da fonnte auch von einer Bewahrung der Boͤhmiſchen 
Lational⸗Literatur nicht mehr die Rede fein, und entweder war, wenn 
a etwas geſchrieben ward, daſſelbe geſchmacklos und In barbariſchem 
Style abgefaßt, oder es betraf nur theologiſche Gegenſtaͤnde, und 
war nur das, was man geglaubt wiffen wollte Als nun aud 
mgleig die Mathellfyen aus dem Lande getrieben wurben, da 
ward das Böhmifche, welches die Sefulten Bauernſprache nannten, 
jelbR von den geborenen Böhmen verleugnet, weil fie daſſelbe 
ale das Drgan der Ketzer und Rebellen zu ſprechen und zu 


1014 Vaoatwuſche Peek 


ſchreiben fürdieten. Ja fetb ber weife Reformator Jofeph 11. 
flug dem Studium der Natiomalfprade dadurch eine tödtlik 
Wunde, daß er, von dem Grunbfape ausgehend, die ſelnen 
Seepter umtergebenen Wölter müßten auch cine einzige Eiprake 
reden, Die Deutfche, als die ausgeblldeiſte, für das bee Binde 
mittel hielt, fe alfo 1774 in allen Stadeſchulen, Gyunehen 
un fonkigen Unterrichtsanſtalten Bohmens einführte und 1180 
He Aufnahme eines Knaben in die Lateiniſchen Schulen m 
der Kenniniß derſelben abhängig made. Indeſſen ward bed 
auf dringende Vorſtelungen der Boͤhmiſchen Großen ſchon 177de 
Unlerricht in der Böhmiſchen Sprage In den Mittelſchulen o 
laubt, umb beſonders durch des gefehtten Joſeph Dobromwsly! 
(aus Jermat in Ungarn ſammend [17808 — 1820), ade m 
Bohmiſchen Aeltern gezeughy)y, grammatiſche Schriften ward m 
wiſſenſchafilichen Erlernung und Feſtſtellung der Sprathe da 
Grund gelegt, außerdem aber auch mit Unterlägung ander 
Gelehrten für den Abdruck älterer gut Böhmiſcher Werke Gore 
getragen, ja Johann Repomuf Gtepanek‘) aus Ehriia 
(geb. 1788) fehrleb feit 1808 fleißig für die Böpmilte Bü 
was das SIntereffe des Publifums an der Ratlonalfpade va 
noch mehr wedte, als die Herausgabe einer Sammlung Gh 
miſcher Poeſteen durch Anton Puch may ere) aus Zen m 
der Moldau (1760 — 1821) im Verein mit anderen Freunden 
der vaterlaͤndiſthen Literatur in den Jahren 1706 - 1814. 
VDen wahren Grund zur gedeihlichen und 
Uinbauung ber Landesſprache legte aber der Kalſer Frau l. 
indem er durch mehrere Decrete (1810 und 1818) gem 
nit blos das Gtudium ber Boͤhmiſchen Sprache auf de 
GSymnafilen anbefahl, fondern auch fehfehte, es ſolle ohne Kan 
niß derſelben Niemand auf eine Stelle bei ber öffentlichen Ber 
weltung Anfpruch maden dürfen. Rum warb aud 

für die Poefie Manches gethan, denn W. Puchnayer w 
na ihm beſonders Joſeph Jungnann aus Hudlic (1713 
—1847) und Schafarif feften bie Grumbfäge der Fre 
die und die Theorie des Reims feR, indem fie Biafe® 
laws und Kamenoky's Anſichten, die bie Profobte gel ai 
Die Jaht baffrt hatten, folgten, obwolf fekter 3. Regediy F 


Boͤhmiſche Poeſie. 1013 


ſeiner Eprachlehre und Hniewfowsty In feinen Bragmenten 
ver Boͤhmiſchen Porfle ale Gegner derſelben auftraten. 

Nun prangte ber Boͤhmiſche Parnaß in Immer ſchoͤnerer 
Blüthe, und befonders ſchien das Epos zu gedeihen Der 
Dechant Adalbert Regediy’) aus Zebrat (1772-1844) 
beferte zwei Heldengebichte: KarliV. und Ottokar und Wratidlaw, 
Zobann Holly‘) ahmte in feinem Swatopluk bie Alten wis 
Melem Gläd nad und erfheint uns, obgleich Im Sloweniſchen 
Dialekte provinciell, doch völlig objectiv, Wocel?), der zuerſt das 
ʒeroiſche Epoo anbaute (die Premisliden), wandte ſpaͤter bie 
eyrik auf das Epos an (in ſeiner hiſtoriſchen Epopbe: Kelch 
md Schwert, und feinem Tendenz⸗Epos: das Labyrinth des 
Rubmes, in 88 Abſchnitten) Sebaſtian Hniewlowes 
y) aus Zebrat (1770—1847) endlich ſchrieb nicht dies 
wehrere mehr (wie 5. B. fein Dewin) oder weniger gelungene 
Byopöen, feldR einen Fauſt, fondern er lieferte auch in feinem 
Mägdeltieg ein in Böhmen viel geleſenes komiſches Cpos, 
Poetiſche Erzählungen lieferte Rarl Winaricky!!), und der Lyrifer 
Rilota Zdirad Polat aus Zasmufy (geb, 1788) IR auch 
m beichreidenden Genre feinem Talente nicht untreu gaborben'?), 
Bin recht ſinnreichet und originefler Fabeldichter NR Bincenz 
Zahrapnit!?) aus Jungbunzlau (geb. 1790), und als. humb⸗ 
ifliſcher Satiriker der Höheren Art IR unbedingt Joſeph Ja⸗ 
oelaw Langer‘) (geb.1806) zu nennen (mit feinen Brenm 
veffeln und feiner Handfchrift von Bohdaneo), obwohl Ihm auch 
He Idylle recht gut gelang. Die beſten Balladen, welde Bbh⸗ 
nen beſitzt (wiewohl auch die von Taincek nicht mißlungen 
Ind), gab ibm der Volkodichter Carl Agneli Schneider") 
geb. 1766), und einige recht gute Gelegenheitogedichte verdankt 
san Adalbert Sedlaczek aus Celakowicz (geb. 1785). 
inter den Eyrifern ſteht aber unbedingt am Hoͤchſten der Boh⸗ 
niſche Perarla Johann Kollar'‘) aus Thurocz in Ungarn 
geb, 1703), der auch ſonſt als Epigrammatiſt und Sammler 
vor Boltöllever der Ungarifchen Slawen: (1833-34. II Be.) 
ynannt zu werden verdient. Sein originelles Meiſterwerh, 
5lawy deera (d. i. die Tochter des Ruhmes), utſprüaglich 
ſuo drei Geſfangen, von denen wieder jeder in fünfzig Eondte 


1016 Bohmiſche Poeſie. 


verfiel, beſtehend und nah ben drei Hauptflüſſen mit Siee. 
ſchen Anwohnern, Saale, Etbe und Donau benannt, [Alfter 
uns in dem harmoniidefien Versfrome die Geſchichte idee 
Liete von dem ungetrübten Beip der Geliebten bis pe 
Trennung von ihr auf eine Welle, die wahrhaft an br 
Gluth des Italieniſchen Soneitenmeiſtere erinnert umd leider in 
Deutſchland icht noch dur feinen Ueberſeher befannt geworden 
B. Weniger gelungen ober doch weniger gefeilt find bie von 
ihm ſpaͤter ned hinzugefügten zwei neuen Gänge Leibe und Ben, 
aber weder fie noch feine Elegieen und anderen @ebitte ia 
feine® großen Namens unwerth. Neuerdings hat Er. Jar⸗⸗ 
mir Kamenidy’) In 91 Sonetten ebenfalls bie Altehe Ge 
ſchichte Bohhmens befungn. Un Liederdichtern hat Biber 
natürlih feinen Mangel, doch find die eigentämiiäfen un 
ſingbarfſten Couplets die des befannten GBelchrin Ber: 
seslaus Hanta!*) aus Horenowes (geb. 1791), die füen 
1815 in Muſik gefegt wurden und noch jeht fleißig gefunges 
werben. Unter den neueren Lyrilern Reht neben SaromirPicel”), 
der früher nur für die Zeliſchrift Kwety (Blüthen) und fir 
die von Ghmelendly herausgegebene Kyika (Traube) fürkh 
und Bincen, Burh?), am Höhen Franz Ladielau 
Ejelafowsty?) aus Krakonitz (geb. 1799), der zuerh ct 
Sammlung Slaviſcher Nationallieder (1822 —27) berassgeh, 
dann aber ſelbſt verfuchte, Befänge im Geſchmacke des Slaviiden 
Volles zu erfinden, und in dem Echo Ruſſiſcher Lieder, ook 
in dem Echo Böhmifter Nationalgefänge, den Charakter bei 
Nationen fo traf, daß nur zu bedauern IR, daß er nicht md 
m hrere folder meißechafter Wiederhalle alter Lieber eiſchale 
ließ. Er erhebt fi aber aud zu der höheren Ayrif, wie ka 
Tod Alerander’s und das Todtenfen, fowie feine lieblichen 1 
innerungen von dem Ufer der Watawa beweifen. Andere ſchi 
hübfete Volkslieder dichteten Ramaryt??), Kamenich, BI 
naridy x. Sehr gute Lyriker im Allgemeinen ſind fme 
Frauz Bohumir Stepanida?) aus Dpalow in Rehn 
(1785 — 1832), Joſeph Rautenkranz aus Königgräh 
(1776—-1818), Johann Negedly aus Zebraf (ge. 1110) 
und Johann Puchmayer?) (+ 1820). Neuerdings ſange 


Vobeiſche Porſie. 1017 


uch mit vielem Geiſte, obwohl politiſch noch nicht durchgebildet, 
3,.B.Nebesty”) und Wojacekd). Höchſt talentvoll endlich 
R im beſchreibenden und erotiſchen Gedichte Boleslaus Jablonoky 
Bari Tupy)?”), im letzteren Drahotin Maria Baron Billant?). 

In der Novelle verfuhten id Magpalena Rettich?) 
Netif, + 1845), die übrigens auch einige recht hübfche nawe 
Bedichte fhrieb, die gewandte Ludmilla Tihy und bie 
Elifabethinernonne Marie Antonie Ceigentlih Joſepha Pedal) 
us Prag (1781—1831), von der einzelne moraliide Er⸗ 
ählungen, die das Verdienſt nüchterner Orlginalität haben, 
edrudt find. Später IR von Einzelnen nicht ohne Glück ber 
üfloriihe Roman angebaut wurden, 3. B. von Klicyern, 
effen Tartarn vor Olmütz gerühmt werden, von Tyi®), 
eſſen Letzter Gehe Aufſehen made, von Ehoholoufek (in den 
Templern in Böhmen, den Montenegrinern ıc.). Am bellebteflen find 
Boch Ian Marek?!) (yfeubonym als Jan z Hwezdy) Und 
Fr. Rubecs im gemüthliden, humoriſtiſchen Genre. 

Was nun das Böhmifhe Theater”) anlangt, das gleich» 
vohl in Prag noch nicht die Rechte der Deutfhen Bühne 
heilt, denn es dürfen nur an Sonn⸗ und -Befltagen vor ber 
Deutfhen Vorſtellung auch Boͤhmiſche Stüde zur Aufführung 
ommen, ſo ſchrieb zuerſt für daſſelbe, neben dem unermuͤdlichen 
Stepanek, der freilich auch nur zum kleinſten Theile Original⸗ 
tüde lieferte, gleichwohl aber beſonders durch feine factiſch tn 
Brag angelegte Theaterfchule ſehr anregend wirkte, beſonders 
mit Erfolg Wenzel Rlicpera”) aus Chlumel (geb. 1793), 
defien Trauerfpiele; die Familie Swoganow, Sobieslaw, die 
Zwißinge sc gelungen find. Franz Turinsty’), aus Podie⸗ 
brad (geb, 1796) Hieferte in feiner Angelica eine über feinem 
Mußer fiehende Nachahmung der Muͤllner'ſchen Schuld, I. €. 
Wocel's *) Harfe iR zu. füßlih und bleibt darum hinter Jo⸗ 
ſeph Rajetan Tyl's *) Czeſtmir mit Recht zurüd, einer ganz 
bortrefflichen Erfilingsarbeit eines damals noch nit vollkommen 
durchgebildeten Talentes, das Hniewkowsky'o“) und Sofeph 
Rraf. Ehmelensty’s*, Leitungen in diefem Genre welt 


überflügelt hat. Ein Act nationales Gtüd fann man @. 


Wojacek's Ludmila (Brag 1843) nennen, allen Wlez⸗ 


1018 Shpmifche Darf. 


kowec'o tyriſches Drama, die Tochter Jephtah's (1840), hei 
die Mängel dieſer bedenklien Borm nicht vermieden. Was 
das Luffpiel anlungt, fo halte ih mit, da Wenzel Mat; 
tbla6 Kramerius aus Klattau (1783 — 1808) bios ale 
Ueberfeper hier in Betracht kommen famı, nur bei Karl Si⸗ 
mon Madacıef6”) (1799-1846) Freien (im gereimien 
Berfen), dem been Boͤhmiſchen Luffpiel, auf, und ale Poſſen⸗ 
dichter erwähne ich neben Alicyera (4. B. wegen feine Ru 
hewin Blred) nur H. Wlczkowec ꝰ). 


1) Mägowy sen, berausgeg. v. Hanka in ben Starob. sklad. Praz 
1823. en. —— ß 

»)K owa sifela. Prag 1500. 8. Pädswä2ta. ib. 1597. 12. Te 
bolka zlatä. ib. 1615. 1.91. 8. Nauleaj mladdma hospodäfi. ib. 158. 
8. 179%. 12. Hädänj mezi knizem a zemanem. ib. 1589. 8. O dit- 
käch kfestauskjch. ib. 1609. 8. Kanciondi nedäinj. ib. 1580. 4. Wr 
klad na Modi. ib. 1605. 5. Pohteb Kr. P. ib. 1605. 8. Witäzstwj 
wiry. 1610. 8, 

3) Zalmowd Bw. Dawida wrytmy tesk& wedwe. Prag 154. 
1640. 12. Zreadioe poctiwe Heny. Ollm. 1613. 8. 

4) Akcj a rozepfe mezi filosofem, w lekafsimj doct. a orste- 
rem aneb procuratorem. Prag. 1609. 8. 

5) Diwadlo. W. Praze 18%0--37. X VI. 8. 

6) Nowe bdsnk. Prag 1795-1814. V. 8. - 

7) Peslednj sand. Räseä popisna. W- Praze 1804. 12. Bdami. ib. 
1883. II. 1%. Karel IV. Naulna bäseä w 8 zpöwjch. ib. 1835. 12. 
Ottokar. ib. 1835. 12. Wratislaw. ib. 1836. 12. Wäclaw. ib. 1837. 12. 

8) Swatopluk. Witäuskä base w 12 zp£wich. W Ternaw8, w 
Geljnka, 1833. 8. Cyrillo-Methodiada. Wittzskd hâseũ w 6li zpäwich. 
8 pfipogenym Ziwotopisem swatych Cyrilla a Methoda gako te 

lowjm pohauskych Slowäkuw a wysweätlenjm nökterych siow.. 
w Budjn£. 1835. 8. 

9) Pfemyslowci. Bäsef epickä. w Praze 1839. 8. Labyrist 
Siäwy. ib. 1346. 8. (Nuss. b. Jordan Bd. IV. p. 315. HE. 426 2q.) 

10) Räsnd drobne. w Praze 18%. 8. Döwjn. Biseä romenticko- 
brdinskä4 w osmnäcti zpäwjch. Druhé rozmozend a ptepracowand 
wydänj. ib. 18.9. 8. Zlomky o teskem bäsnietwi. ib. 18_0. & 
Drobne basnt. ib. 18%. 8. Nowe bäznd. ib, 1841. 8. Decter Fans. 
ib. 1844. 8. 

11) Warito a Lyra. w Praze 1843, 8. 

12) Wznessenost pfjrody. w Praze 1819. 8. 

13) Bägky. w Praze 1831. 12. j 

14) Selanky wPraze 1830. 12. Bohdanecky rakepis. ib. 1831. 8. 

15) Okus w bdsntnj deskdöm. W Hradci Krälewe. 1823—30. 1. & 

16) Bdsnd. w Praze 1821. 8, Sldwy dcers, w3 apöwph. 


w 
Budju£, 1824. 12. bastn w 5 zp£wich. Pessti. 1832 (Aus. 5, 
Jordan Bd. IV. p. 4. 46. 106. 177. 208. 7%. 219. 312 aq.) Närodaie 


Dotnifhe Poeſie. 1019 


Hewanky, Zili pient switskd Slowäku w Uhräch std. Dwa dily. 
'Budjn?. 1834. 8. Dila Bäsnicka. Ofen 1845. 8. S. Iordan Jahrb. 
v. 2. p. 21% sq. Ill. p. 273 nq. 

17) Lilie a Ruofe. Prag 1816. 8. s 

18) Prostonärodnj srbsk& muza. w Praze 12. Ceskd historicks 
ewy. ib. 1826—27. II. 8. Pjsnt. ib. 1831. 8. 

19) Bäsn?. Prag 1842. 8. 

2%) Bäsnt. Ollmütz 1843. 8. 


21) Smissend bäsnt. w Praze 1830. 8. Slowanske6 narodnj pjent. 


. 1822—27. 111. 8, (Bieles daraus in Wenzig's Slawiſchen Bolksliedern 
alle 1830. 8.) Ohlas pjsnj ruskych. ib. 1829. 8. (Deutfd in Benzige 
lüthen Reuböhmifcher —*ſ Prag 1833. 8.) Ohlas pjsnj Teskych. ib. 
“Mo. 8. Kytka. ib. 1844. 8. 

22) Smjssene bäsnt. w Praze. 1822. 8. 

23) Hlas Iyry tesk?. w Praze 1818—19. II. 8. 

24) Bäsnt, srydane od Wogticha Negedieho. w Praze 1836. 12. 
Inthaltend die Gedichte der drei Genannten.) 

25) Protichuodci (bie gegen einander Schreitenden). w Praze 1846. 16, 

%) Bästn. Prag 1845. 8. 

27) Bäsnt. Prag 1846. III. 16. _ 

28) Zäbdone spisy. Prag 1844. 16. 


29) Narcisky, objrka powjdek historick&ho i mrawneho obse- 
a kponaucenj a obweselenj. w Praze 1834. 16. Bjlaâ ruoZe. Dram. 
aliökost. w Hradci Kralowe. 1828. 8 

30) Swätky na Wysschrad?, in dem Almanadı) Wesna 1838. Ro- 
ma Ruthardowä, ebd. 1839. Posledni Cech. Prag 1844. II. 8. Se 
rane spisy. Prag 1844. sq. 8. ' 

31) Zäbawne Spisy. Prag 1843. I. 8. (Enthält feine Ballaben und 
omanzen.) Jarohntw z Hradku. Prag 1843—44. 11. 8. (Hiſtor. Erz. 
is ber Zeit Podiebrad's.) &. Sordan Bd. V. p. 137. 168 sq. 

32) ©. dar. Jordan Slaw. Jahrb. Bb. I. p. 34 aq. III. p. 140 aq. 

33) Diwadlo. w Hradci Kräl. 1820. 8. Uhljika. ib. 1821. 8. 
Haussi. ib. 18:1. 8 Hadrian-z Rimsu, ib. 1822. 8, Boiena, ib. 
320. 8 Lhaf a geho rod. ib. 1820. 8. Zitkuow me£. ib. 1821. & 
od Swojanowsky. w Hradci Kräl. 1821. 8. Libussin saud. ib, 
32. 12. Dwogtata. ib. 1825. 8. Swatislaw. w Praze 1844. 8. 


34) Angelina. Truchlohra. w HradciKrälowe. 1821. 8. (Deutfch 
a Machacck. Prag 1877. 12.) - 


35) Harfa. Truchlohrs. we Ztweru gedndänj. w Hradci Krälo- 
E. ib. 1825. 


36) Cestmjr, ſteht in f. Thalia teskä. w Praze 1837. 12. T. I. 


37) Jaromjr. Truchlohra. w Praze 1836. 8. Nämluwy w Kolo- 


'gi. Weselohra, w Hradci Kräl. 1839. 8. 


38) Drätenjk. w Praze 18%. 8. Oldfich a Boiena, ib. 1828. 8. 
ibussin „äatek. w Praze 1832. 12. 


39) Zenichowe. Puowodnj rymowand weselohra. w Praze 


126 


Pas I, ® 


40) Powodeä PraZskä roku 1845. Prag 1845. 8. j 


— — 


1020 Pelaifihe Pech. 
8. 774. 


Die Polniſche Poeſie bat in ihrer zweiten Pers, 
weide in das Mittelalter (bie 1383) zurüdreit und bie nem 
Zeit (dis 1506) mit demſelben verbindet, mit Wasacher 
mehrerer bio ine 15te Jahrhundert zurüdgehender, in ve 
zeilige Strophen geibellter und zum Tanz abgefungener Bell 
Ifeder (Krafowiafen)!), durdbaus in der Rational Literatur fein 
bedeutendes Schriſtdenkmal aufzuweifen, ausgenommen de de 
fegung der Pfalmen in Polnifhe Berfe, weldye ber Dot 
faner Peter Poznanczyk (geb. 1510) unternommen hai 
deln die nun folgende dritte Beriode von 1506 — 1622, m 
eigentlide goldene Zeitalter derfelden unter der Regierung ad 
Eigiemund I, Sigismund Huguf, Stephan Bathory m 
Sigismund IIT., obgleih fie immer nod die Latelnifge Eprakt, 
welche befondere von der Geilichkelt, vorzugoweiſe aber von 
den Sefuiten gepflegt wurd, beibehielt, erzeugte doch eine Anzahl 
von Rationaldicktern, die in jeder Beziehung talentvoll genam 
werben mögen. - Darum fann man benn jept ſchon von bat 
verſchiedenſten Genres der Poeſie Proben beibringen. Allerdinze 
giebt es noch Feine ſelbſtaͤndige Epifer, allein dafür forgten dei 
Beier Kochanowoky aus Siczynie (1566 —1620) m 
Jedrzej Kochanowoky, jener durch Uebertragung von Tafet 
Befreitem Jeruſalem (Krakau 1618) und Arioſto's Raſenden 
Roland (ebd. 1799), dieſer durch Ueberſezung van Birgit 
melde (ebd. 1590) die Meikterwerfe des Auslandes zur be 
llebigen Nachahmung in ihr Vaterland zu verpflangen. Ja de 
didaltiſchen Poeſie nimmt unbedingt der Bater ber Polniſde 
Dieter, Nikolas Rej von Raglowic?), genannt Didi, 
(geb. 1515 zu Zorawnie, gef. 1568), der Ueberſeher ir 
Pſalmen In Polniſche Berfe, dur feine Eprüdmörter da 
ofen Pla ein. An ihn reihen fi Thomas Bier 
lawstiꝰ) aus Krafau, Joſeph Moczydlowskih, Petet 
Zhylitowsty‘) und Sebafian Fabian Klonowic‘) 
(1551 — 1608), als Lateinifter Dichter au Acernus ge⸗ 
nannt und befanntlich Verfaſſer einer beißenden Satire gegM 
die katholiſche Geiſtlichkeit (Victoria Deorum, ubi continelur 


-  Polnifche Poeſie. 1021 


veri herois educatio, s. 1. 1600, 8.). Am Hide fieht je⸗ 


doch die Lyrik, denn in biefer that fih ber Bolnifhe Pindar, 


oder der Fürk der Polnifchen Dichter, wie ihn feine Zeitgenoffen 
nannten, der Bruder der beiden eben genannten Lleberfeger, 
ohann Kohanomweki’; aus Siczynie (1530 —84) hervor. 

Er hatte in Deurfchland und Italien die fhönen Künfle Rubiert 
und in feinen Uebertragungen der Pfalmen, der Phänomena bes 
Aratus, des dritten Buches der Ilias, des Schachſpiels Vida's, 
fowie des Horaz und Anaereon, bewiefen, was er in den alten 
Sprachen leiften konnte; hierher gehört er aber wegen feiner 
drei Buͤcher lyriſcher Gedichte und feiner Elegieen (die fhönfte bezieht 
fi auf den Tod feiner Tochter) halber, obgleich auch feine berühmten 
Epigramme und feine zwei Satiren Piesni ksiag dwoje und 
Satyr i Zgoda) nicht vergefien werden follen. Andere bedeu⸗ 
tende Lyriker find: Kaspar Miasfowsfid), Nikolaus 
Sep Szarzynski (+ 1581), Johann!) und Maciej 
Rybinsfi) (1566—1612), erflerer ein gefrönter Dichter, 
Stanislaus®rohomwsri'?) (gef. 1612), Biſchof von Lemberg, 
Johann Danledi”), Balentin Jakubowski! (Rarb 
1582), Stanislaus Kolafoweti"), Meldior Pud- 
towsti!), Sigmund Zbylitowerl”), Stanislaus 
Witkowskis), der 'gefrönte Dichter Syymon Szymono⸗ 
wicz Bendonski, genannt Simonides") aus Lemberg 
(1557 — 1629), der durd feine Lateinifhen DOden den Namen 
des Polniſchen Pindar gewann, auch Rondeaur in Polniſcher 
Sprache ſchrieb und als Idyllendichter der Polniſche Theocrit 
genannt wurde, und fein Freund und Radahmer, der Polniſche 
Moſchus (defien Idyllen er 1662 in Polniſche Verſe überfegt 
hatte), Szymon Zimorowicz“) (1605—29), der aber 
in der Ruſſiniſchen Sprache feine lieblichen Rondeaur fang, und 
Sophia Dlesnifa?) (geb. 1560), die Polnifhe Dichters 
mutter, an welche fih Johann Adatius Kmita??) (geb, 
1620), Polens erſter heroiſch⸗komiſcher Dichter, anſchließen mag. 

‚In der dramatifden Literatur warb wenig geleiflet, hoͤch⸗ 
Ans Johann Kohanomwell’s Gelegenheitötrama, die Ab⸗ 
fertigung der Sriechiſchen Geſandten (Odprawa poslow 
Greckich”), ganz im Geiſte der Griechiſchen Tragödien gehalten, 


1008 Pelaiſche Pech. 


gechört hierher. Lukas Bornidi”) (+ 2501) üheriapte bie 
Trecrinnen Seneca's (Krakau 1589) und Gianislaus 


Gosiawsti?) des Simonides Lateiniſch geſchtichenen Kerken 
Jefſeph, und Gianislaus Gerafin Jagodyneki”), be 
Gyigrammatiü ud Sattriler, lieſerte ein Melodram Im Stelle 


wien Geſchmade. 


1) Zeleski, Piesne polskie i ruskie. Lwow. 1835. 8. 86 bavı 
v. Marker in Mondt's Diosturen. Bd. H. S. auch Mag. für br 
Sie. d. Ausl. 1844. ar. 30 SQ. 

2) Apophtegmata, to iest: Kröikie a rostropne powiesci, czi» 
wiekow? podez wema stuszaie naleZace, przer tegot to ei Zy- 
wet pocziwego pisat, tylko dwiema wierszyki zebrane a zniesient 
w Krak. 1568 8. _Wizerunek wiasny £ywota czlowieka poczci- 
wego, w ktörym jako we Zwierciedie, snadnie kazdy zwe praw) 

moze: zebrany i z flozetbw i zrözaych obyczajöw Jwiel 
tege. ib. 1560. 8. 

3) Mysliwiec. w Krak. 1595. 8. 

4) Przypowiesci Salomona, Ksiegi madrosei panskidj na ryta 
ph przalodone, praydane k’emu swiecki ie widssze. w Krak. 
161 

5) Przygana strojom bialoglowskim w iinym. Krak. 1600. 
4 — — —B — z cadzosiemeenn. ib. 1000. 4. 
Schadzka ziemianska. ib. 1605. 4. 

WorekJudeszöw, z skör wilczey, lisi siey, lwiey ek. 
w Ki 1003. 4. (1600. €.) Lipsk. 1888. 8. RT. Hibliot. Kiesz. 
Klasa Polsk. T. 22. 23.) Pansetmik Xiaigli Krol6w Polskich. ih 
1639. 4. Flis to jest spuszczanie statk6öw Wisig, i inndmi rzekami 
do niey priypadajacemi. ib. u. a w Warszaw. 149. 8. Krek. 
1896. 8. Pokar i upominamie do gaszenis, czyli wreika e upeadka 
. mocy tarechiej. ib. 1597. 8. Zale nagrobne na Imiert Jana Kochs- 

nowskiego. ib. 1385. 8. 

Ty Pseitdrz Dawidsw. Krak. 1578. 1585. 1586. 1587. 16 6. 1682 
4647. 1629. 1641. 4. Daielg wierssom i proza. w Warz. 1767. 1808 
Wroc#. 1825. (in d. Bibliot. Kieszonkowa klass. Polsk. T. XIf— 
XVI.) Lipsk. 1736. FI, 8. 4. 

& Zbite rytmöw. w Krak. 1612. 8. Herkoles Sie wiemski. w 
Dobromilu 1642. 161& 8. . 

9) Rytmy albo wiersze polskie. s. I. 1602. 8. w Pozn. 1877. & 

107 Gesli röinorymnych Ksioga I. Toran. 15%. 8. Ku czoi.... 
Lwowi Sapieie. Wilno 1607. 8. Wiesna. Torun. 1600. Witamie. ib. 
1600. 8. 

11) Psalterz. Gdansk. 1605. Tor. 1617. 1618. Gd. 1632. &. 

12) Ksigdza, Stanistawa Gr. wiersze i Inne pisma co 

heze, Krak. 1608. 1600. 4. Kalliopea Slowienika Zygmuantowi 
III na stolicg polska wstepujgcemu w r. 1587. przed samg koro- 
nacyg oddaus. Krak. 1588. 4. Skarga sua nocnego przed Erlen. 
Waen, 159% 8. Zalesna Komsonu na pow6di gwallowng w r. 
1605, Krak. 1608.8. Duchowna pociecha pannom. ih. 1611. 8. Noc 
torunskie. ib. 1610. Rzyım nowy szczefllerszy od starega. fir. 











Polniſche Poefle. 1028 


—— daien J. K. M. ib. 1600. Cien Krb a Jana Kazimierza. 
ib. 1608. 8. Wioskie miasta co przedniejsze. ib. s. a. 8. 

13) Blegie na Smierd.... Joach. Lnbomirskiego. Krak. 1610. 8. 

— narzökanie koreny polskiej. ib. 1807. 8. Radosng koreng. 
. 1 . . " 

44) Leander i Hera. Krak. 1572. 8. . 

15) Cathemerinan ksi siwa stuckie 4 2 —— — lamen- 
(en na i mieré ksigzat skacki Siemona 
Aleksun Fa. Wiln. 1583. 8. ” ’ . 

16) Fraszek ksiega jedna. Krak. 1580. 4. 


17) Witanie kröla nowego Zyg. III. Krak. 1587. Na wesele 
Jana Dulskiego i Anny Herburtöwny. ib. 1585. Acteon, poema. Fb. 
1583. Pisanie satyröw puszcz litewskich, do Anny kr6 
szwedzkiej, o towach w Bialobiezach r. 1588. ib. 1597. Historya 
l. Genewety. ib. 1599. Wiesniak. ib. 1600. 4. 


18) Apophtegmata, albo subtelne powiesci z ksigg Plutarcha 
irdzeych filozof6öw. Krak. 1615. Pobudka ladzi rycoerskich. Zamost. 
16?1, Sen dachowny na dzien BoZ. Nar. Krak. 1600 Sapho sto- 
wienska na grzmotng slawe zwyciestwa smolenskiego. ib. 1611. 
Proporzec Zolnierza chraefcianskiego. Warsz. 1626. 8. 


19) Poezye. Lipak. 1836. 8. (in db. Bibl. a. a. D. T. 22. 23.) 


20) Sielanki. s. 1. 1663. 4. Lipek. 1836. 8. (in b. Bibi. T. M. 28.) 
Rotolanki, piesni Panien. w Krak. 1654. 4. 


21) Piesn nowa, w ktörey iest dziekowanie Panu B 
Wezechmoggcemn ,„ ze malatkim a prostaczkom raczyt obiawic 
Taismnice Krölestwa swege. w Krak. 1556. 8. . 

22) Spitamegeranomachia. w Krak. 1595. 4. Trymachia Jana 
jzemeta. ib. 1594. 4. Poczgtki krölöw Rzymskich, ib. s. a. 8. Pe- 
elopes aibo niewinnost dziwnie eudowney niewiasty siedm ra 
igtey, przedtiym przez Hieronyma S. opisaus. w Krak. 1610. 4. 
erycho nowe. ib. 1615. 4. Fenix Poema ib. 1609. 4. 

‚..2%8) Odprawa postow greckich podana na teatrım przed krb6- 
om J. M. Stefanem w Jazdowie nad Warszawa rohn 1578, 4, 
franz. in d. Chefs d’oeuvre d. th. etrang. a. a. O. 

237) Troas, Tragedia z Seneki. w Krak. 1589, 4. 

: 25) Czysty Jozef, draınma przelo2, z lacins. Szym. Szymono- 
wiesa. w Krak. 1597. 4. 

26) Wybawienie Ruggiera z wyspy Alcyny, z wioskie 
viersoem Polskim przelto #1. Krak. 168. 4, Grosz 8. 8, Jagod. 
wd zastong i ozdobgskrzydel kröle ptakow... Radziwiläow... Przy 
roszu ktada sie apophtegmata Iudzkiej} madrosci, o groszowej zac- 
oh, kwestye na niektöre groszowe rezolucye. Krak, 1618, 
705. 4. 


8. 775. 


Die vierte Periode der Polniſchen Literatur umfaßt zwar 
inen ziemiih großen Zeitraum (4622— 1760), allein man 








1034 | Polniſche Pocke. 


fann chen nit fagen, daß fe Sonderliches geleiſtet Hätte, 


Während dieſer Zeit nämlih hatten die Iefuiten, befonders 
darch Gigiemund E15. befhüpt, die Leitung des öffentlichen 
Unterrichts im ganzen Koͤnigreiche überlommen, in Folge beffen bie 
Eprache bush ihre noch mehr hervortretende Berbindung mit 
dem von jenen mit der größten Vorliebe gepflegten Lateiniſchen 
natürlih an ihrer Reinheit weientlih verlor, obgleih fie auf 
der anderen Seite einen gediegeneren, ernferen, man fönnte 
fagen erhabeneren Charaktrr annahm. Mehr noch aber ſchade⸗ 
ven dem Gedeihen der Poeſie die äußeren und inneren politiſche 
Wirren, denn fie waren es, welde die wiflenihaftliben Wa 
Ralten, die Bibliothelen und mit ihnen die Schriftdenkmäler 
vernichteten,, und, fonderbar genug, er der Folgezeit, der trau⸗ 
rigen Periode der politiſchen Vernichtung Polens als ſelbſtaͤndiger 
Europaͤiſchen Macht, follte eine Reaction zum Beſſeren vorbe⸗ 
halten ſein. Natuͤrlich kann man alſo auch nicht erwarten, 
daß hervorragende Talente auftreten konnten. Indeſſen verbrei⸗ 
tet ſich gleichwohl das Wenige, was geleiſiet wurde, über alle 
einzelnen Faͤcher der Poeſie. So lieferte der Miscellandichter 
Samuel Twardowoki!) Saus Sıfruypna (1600 —1660) 
die erſten (7 freilich im Ganzen nur höchſt unvollkommenen 
Verſuche im Epos (Wiadisiaw IV. und Woyna domowa), 
unter denen befonder& feine Schilderung der einheimiſchen Kriege 
mit den Tartaren, Kofalen, Moscowitern, Schweden, Ungarn x. 
gelungen zu nennen iſt. Als poetifhe Erzählung iR feine Ge⸗ 
ſchichte der fhönen Pasqualina nit mißlungen. Rein hiſtoriſch iR 
Raphaellesczczynsti’s?) (+ 1703) Chopim, der „göttlichen“ 
Naturdichterin Eliſabetha Druzbada?) aus Großpolm 
(+ 1760), die zugleich viele Kirchenlieder fchrieb, Epos, und des 
Bartholomäus Zimoromicz‘), Heldengediht auf ben 
Tuͤrkenkileg vom Jahre 1621, worin der Gedankenflug erhaben 
und der Beröbau genau und forgfältig genannt werben kann. 
In dem eigentlihen didaltiſchen Gedichte muß, fo ſchlecht aus 
feine Reimereien find, doch ſchon feiner Fruchtbarkeit halber 
Bartbolomäus Baprodivon Blogol’) (1540 — 1617), 
der faſt alle feine genealogiſchen, hiſtoriſchen und heraldiſchen 
Werte, die übrigens ihrem Inhalte nad werthvoll find, verfifis 


Polniſche Poche. ,„ 108 


rte, genannt werben. Als rein beſchreibende Dichter werben 
tani6lans Vincenz Iablonowsti‘) und der ſchon 
mannte Twardomwsft, der eine Befandifchaftsreife in die Türfet, 
elche er officiell hatte maden müflen, recht lebendig ſchilderte, 
zuführen fein. Chriſtoph DOpalinsti”), Wojewode von Bofen, 
- 1655) iR der Verfaſſer von zweiundfünfzig Polniſchen, jedoch 
Römiſcher Manier gefertigten und in Herametern gedichteten Satiren, 
orin er mit der Galle eines Perfius gegen die Sittenlofigfeit feiner 
andsleute ohne Anſehen ber Berfon und gegen den In feinem 
zaterlande eingerifinen ſchauderhaften Rechtszuſtand mit treffender 
Jortraitirung einzelner Perſoͤnlichkeiten, aber leider in erbärms 
chem Style, die. Lanze einlegt. Als Epigrammatiften flchen die 
och zu nennenden Botodi und Kochowski als Mufter 
a, die Daniel Bratkowoki?), wenigſtens in der Verfifica- 
lon, melde bei ihm nur Nebenſache if, nicht erreicht hat, obwohl 
hm treffender Witz eben fo wenig abgeht, ale dem Pamphle⸗ 
Ken Johann Dzwonowski?“). In dem damals fehr tn 
Hufnahme gefommenen Hirtengedichte leiſtete das Meifle So, 
‚ann Bawineti!N, obwohl Schwulf und zopfartige Schwer 
alligkeit in Form umd Inhalt für die pathetifhen Serenaden 
einer Schäfer ihm nothwendige Attribute zu fein ſcheinen; nächft 
hm iR in bemfelben Gene Heinrich Chelchowskil 
anzuführen. In der eigentliden Lyrik iſt der einzige bis zu 
nem gewifien Grade vollendet zu nennende Dichter Vespaſian 
Rohomwsti") (+ um 1700); denn wenn ihm aud viele 
Spracunreinheiten und der verborbene Geſchmack feiner Zeit zur Laſt 
fallen, fo hatte er dafür wahre Bindarifhe Begeiſterung. Neben 
ihm find, freilich eigentlih nur ihrer Fruchtbarkeit wegen, anzu⸗ 
führen: Johann Bialobodi”), Adalbert Stanislaus 
Ehroscinsti!H), Janus Korybut Für Wisnowiedi") 
(+ 1741), in defien Gedichten der Buchſtabe R, den er nicht 
ausſprechen konnte, niemals vorkommt, Johann Libickir), 
der erbaͤrmliche Ueberſetzet des Horaz, und Stanislaus 
Heraklius Fürſt Lubomirski) (+ 1702), der in uns 
seinem halb macaroniſchem (mit Latein gemiſchten) Polniſch einige 
Bücher des Alten Teſtaments reimte, 
Größe, Dandbuch d. Literärgeſchichte. III. 65 


1026 Bitnirhe Puch. 


Für die dramatiſche Poeſte geſchah fa gar nichts; We 
obwohl Hieronymus Morsztyn aus Raciboret den © 
des Corneille (1689) und Stanislaus Moréztyn 4 
Aindromade von Racine und den Hippolytus von Cam 
Überfepten, und Franziska Urfula Wieniowiecki Reh 
ziwilowa!), die fi jedoch von der Eranzöftfchen Has 
Ioefagte und zu ben Engländern überging, und Wladis lan 
Ryewusti) (1705—79) fogenannte Driginalſtüde (kıb 
und Trauerfpiele) ſchrieben, fo blieb doch ber Franzöfifde Einfal 
der befonders feit 1661, wo man bei Hofe Sranzöffge Drama 
gab, beginnt, bei ihnen bis zum Ueberdruß vorherrigend, wen 
man etwa Johann Bawinstr!’s Bolksiufffpiel 7) von Yen 
betrunfenen Bauer, ben ein Herzog von Burgund, nachden a 
ihn in fein Schloß hatte bringen laſſen, glauben made, e 
fel der Herzog ſelbſt, ausnimmt. 

Der Roman endlid Kat in dieſer Perlode nichts Be 
dienſtliches aufzumwelfen, außer baß er ihr feine Entſtehung w 
dankt und fi daher zuerſt noch far lediglich in der Form mm 
fleinen Gefhichtchen (Facetiae) ıc., wie deren die Deutſche & 
teratur fo viele aufzuweifen hat, bewegt, obwohl auch In md 
rere laͤngere Produkte biefer Art viele Verſe gemifht nk 
Zu der erſten Glaffe gehören die Arbeiten von M. Tr. 8. 
Gladkowardzki?h und die Jovialitates (In Berfen) Bla⸗ 
dislaus Potodi’8??) (+ 1698), zu den Ichteren bed eben 
genannten Schriftſtellers, der auch die befannte Argenis übe 
feßte, Syrolet, und des Hieronymus Morsztyn?) Walt 


1) PrzewaZna legacya Krzy. Zbarawskiego do sultana ir- 
reckiego Mustafy. Kalisz 1621. 4. Krak. 1633. 1639. Wilno 1706 4 
Dapbais w drzewo bobkowe przemienita sie. Lublin 1638. Krak 
1661. 1702. 4. Paskwalina nadobna, z hiszpanskiego. Krak. 1701. 4 
Wiadystaw IV. krol polski w Sksiegach. Leszno 1649. fol. Woja 
domowa z Kozaki, Tatary, Moskwa, Szwedami i Wegry. K 
1660. fol. Wojna Kozacka po&niejnea. Leszno 1657. 4. Miscellaset 
selecta. Kalisz 1682. 4. Palac Leszezynskich. Leszno 1688. fel 

i 2] Chocim-Wiktorya. t. i. zwyciesiwo na polach Chocaskic. 
s.1. A. 

3): Historya chrzeicianska ksieiny Elefantyny. Pom. 11. 
4 Zebrania rytmöw wierszopylöw zyiacych. Warsch. 1752. 4 
Poezye ‚„ in d. Bibl. Kiesz. klass, Polsb. Leipz. T. xXX-IU 

) Pamigtka woyny Tureckiey w roku 1621 od Polsking® 
narodu podpiesioney. w Krak. 1623. 4. 
5) 6niazdo cnoty, akqd Herby Rycerstwa Polskiego au) 








Polniſche Poeffe. 1037 


k maig. w Krak. 1550. fol. Herby Rycerptwa Polskiego. 
% fol. Deyasiecyorp praykazanie meLowo. ib, 15750 4. 
XXE Bycerakie. ib. 1576. 4. u. &. 

6) Pamigtne uprowadzenie woyska z cieäni Bukowinuskiey r. 
wczynione. W Krak. 2. a. 4. . 

7) Satyry albo przestrogi dopaprawy Rzadua riobyczajow w 
'diacze, na 5 ksigg rozlzielone, wierszem nierymowym. 8. I. 
652. fol. Juvenalis redivivus, to iest Satyry albo przestrogi do 
zawy Rzadu i obycyajow w Polscze naleZgce. w Wenecyi 
‚oraniu) 1693. 8. Iconanımorum albozwierciadio. 1698. 8. Poezye, 
3 v2 0.0 D. ai XVII. ak. 169 
wiet po czofci przeyzrzany. w Krak. 1697. 8. 

59 Statut ana Dzwon.-1o font Artykuly Prawne, iako aqdæiè 
otry, i kuglarze iawne etc. s. L et a. (1650.) 4. Seymu walnego 
qmowego Artykulöw azes£. 4. 

10) Sielanka Mopeus i röäne nagrobki, z przydatkiem innych 
\utoröw. w Krak. 1650. 1668. 4. WenusPolska, albo Janowi Andrz. 
sirowi i Bufr. Grattownie Epithalamium. w Gdansku 1663. 4. 
»worzanki albo Epigrammata Polskie.e w Kamierzu 1664. 4. 
Freny 2Zalobne na smierl Stanistawa z Wronowa Xieskiego. w 
Krak. 1650. 4. Fortuna albo szczescie. ib. 1690. fol. 

11) Vciecha Bogin Parnaskich, w Krak. 1630. 4. Poprzysiezon 
okoy Moskwie z Polakami etc. w Lublin. 1635. 4. Heynal narod- 
wnemu Jezusowi etc. Warsz. 1645. 4. 

12) Nie pröänuigce. pröznowanie oyczystym rymem na Lyrica 

E grammata polskie rozdzielone i wy ne. * rak. 1674. 1681. 
I tus cierpi w textu Ewangelii 8. wierszem pols- 
im Veystawion. ib. 1681. * Dꝛieto Boskie albo Piedni Wiednia 
wybawionego i inszych tranzakcyi woyny Tureckiey w r. 1683. 
zczekliwie rozpoczgiey. ib. 1684. 4. 
‚13) Hymny i prozy koscielne od Urbana YIII. poprawne, z 
tacin. na polski wytiom. w Krak. 1648. 8. Pochodnia slawy Hie- 
em. M, Xiaz. Wigniowieckiego. ib. 1649. 4. Pogoda iasna Oy- 
zyzny. ib. 1650. 4. Klar mestwa na obiasnienie Pochodni XiaZ. 
J. Wisn. ib. 1649. 4. Zegar w krotkim zebraniu czasöw Kr6- 
astwaPolskiego. w Krak.1661.4. Odmiaua postanowieniasfery niesta-. 
teczneyKozackiey ipochwaly X.Jer.W.ib.1653.4. BratTatar.s.1.1652.4. 

14) Joba cierpigcego historya w Pismie. S. wyraZona, na 
wiersz oyczysty przeio2, w Woarsz. 1705. 4. Aman od Asvernsa 
ıröla Perakiego nad inne Xigzeta wywyzZszony. ib. 1745. 4. 
Krötki zbior duchownych zabaw, to iest Pacierz, Psalmy pokutne 
| piesni rözne naboZne. w ÜCzostoch. 1711. 4. 
| pießni r62 bo2 Czestoch, 1711. 4 

15) Odglos Zalosci nad smiercig, Bogu Przewielebnego etc. 
».1. 1733. 4. 8. Filipa Neryusza, niektöre akty strzeliste bez litery 
R. s. 1. 4.  Lutnia na pochwatg Luk. Olszewskiego.! w Lwowie 
1734, fol. Zatosna na pochwale tegoZ. ib. 1736. fol. 

16) Horacyusz przekladania J. Lib. =. 1. 1647. 4 (Oben und 
Spoben.) Sen Zywota Indzkiego Wierszem lacinskim przez J. Balde. 
w Krak. 1647. 4 Bacchus miraculosus, Panom Migsopustnikom, 
Piianicom etc. s.1. et a. 4. Son dziwny, w ktörym wino t 
woda o godnosciach swoich rozprawauig. Somnium prodigiosum 
de vino et aqua mutuo inter se pro dignitatis apice lıtıgantibus. 
s. 1. 1647. 1684. 4. >. 

17) Melodya Dachowna, czyli wiersze o mece Panskiey. w 
Krak. 1703—25. 8, Theomuza. w Warsz, 1683, 4. Muza polska na 
tryumpbalny wiazdnayiedu, Jamalll, ib, s.0. 4. Clsssicum niesmier- 


65 






1028 Polniſche Poefie. 


teiney stawy. w Krak, 169. 4. Tobiesz wyzwoleny. w War, 
4683. 1691. 1706. 12. Ecciesiastes czyli Ksiega Coheleth z Pism 
8. wierszem tlomaczona, w Warsz. 1706. 12. Momenta osiai 
AK umeir freies (16) przednio dowei 

1 omedye ı Ira e nio dowcet 
lezkiem, wybore Face keztahtem. s. 1 1684. — Ost 
wurden auf einem Privats@heater zu Nieſswiecz von vornehmen Perfonen gegeben 

19) Zabawki wierszem polskim Joz. Rzew. Warsz. 1700. 4 

20) Tragi-Komedya o püanym ktory mniemal i3 jest Krölm 
praez J. G. w Gdansku 1 4. 

21) Co nowego, albo dwör mejacy w sobie osoby i möggi 
rozmaite, z ktörych wydworne powiesci albo dworstwa, jakoby 
nowe tego wieku apophtegmata zebrane i na pospolity pozyieki 
ucieche sg wydane. Krak. 1695. 8. 

22) Syrolet albo prawdziwy obraz mestwa. s. I. 1766. 8. Je 
vialitates albo Zarty ı fraszki rozmaite. s. 1. 1717. 8. 

23) Antypasty malienskie, trzema uciesznemi historyami, jekt 
wägigcznego smaku cukrem prawdziwej a szczerej milodci ma 
kenskiej zaprawione. Krak. 1650. 8. 


$. 776, 


Die fünfte Periobe der Polniſchen Literatur (von 1760 
bi6 1800) bildet zugleih daB Zeitalter des Wiederauflebens ve 
Viſſenſchaften. Stanislaus Auguſt IV. (Boniatowely), obglad 


in politiſcher Beziehung ein für Polen hoͤchſt verberblicer Koöig, 


wußte do den Künfen und Wifienfchaften mit Gelhid 
aufzubelfen; denn erſtlich gelangte die Nationalſprache une 
feiner Regierung wieder zu ihrer früheren Reinheit, bann abe 
ward auch die ganze früher nur auf Jeſuitiſche Grundſaͤtze baſirte Je 
genderziehung nach Möglichkeit geändert und gebefiert, an welde 
Umwandlung ber berühmte Zurid Stanislaus -Konarsll) 
(1700—75), den man als den Wieberherfieller der Literaim 
in feinem Baterlande zu betrachten pflegt, keinen geringen In 
theil hatte, Er gilt übrigen® auch, feines Epaminondas halt, 
für den Vater des nationalen Dramas, welches an dem fl 
1755 ſtehend gewordenen Warſchauer Theater feine Gtük 
fand; ja in der von ihm zu Warfchau errichteten Adelsſchule 
gehörte die Aufführung von Schauſpielen mit zum Unteriäl 
der Knaben. Leider erfuhr das Land nad den beiden Val⸗ 
ungen (1772 und 1703), je nachdem es in dem politiſhen 
Intereſſe der Maͤchte lag, die ſich in das ungluͤcliche Rei 
getheilt Hatten, vielfache Modificationen und Unmaͤnderungen 


In. dem bisher angenommenen Erziehungéſyſteme; je die m 


Polnifhe Poefie. :1029 


zreußen unb Deflerreich gelommenen Landestheile befamen mit 
ren neuen Herren auch die Sprache berfelben, und nur bers 
mige Theil des Landes, der an Rußland fiel, behielt nebſt 
inen alten Geſetzen und Inſtitutionen auch feine Sprade. 
3on nun an ward die Univerfität Wilna der Gentralpunft der 
3olnifhen Bildung, - weiße von dem vertrauten Freunde 
llexander8 J.. dem Fuͤrſten Adam Czartoryski, gepflegt und 
thalten ward, der es bei dieſem durchzuſetzen wußte, daß nidt 
los bie ſchon beflehenden, fondern aud die überall, wo es 
othwendig ſchien, im Königreih Polen neu errichteten Schulen 
inter die Oberleitung der genannten Ilniverfität geftelt und von 
Hefer beauffihtigt wurden. Daneben bildete fid (1801) zu 
Barfhau die fogenannte „Sefellfchaft”, um die alte Sprache und 


diteratur aufrecht zu erhalten. 


1) Sein Hauptwerk, welches am Meiften auf die MWerfeinerung bes 
—— einwirkte, war: De emendandis vitin eloquentjae. Wars. 
1741. 8. Gonft find noch von ihm anzumerken: O skuteczuym rad spo. 


vebie. "Warez, ı 1760, V. O religii pocziwrych Indzi. ıb. 1769. fol- 
Bpaminondas, trag. orig. ib. 1756. 8 Listy przyia cielskie. ib. 
$. 77. 


Beraten wir nun bie einzelnen biefer Periode ange 
hörigen Dichter, fo wird, wenn wir mit dem Epos beginnen, 
Sraf Ignaz Kraſickiy (1734—1801), Erzbiſchof von 
Gneſen, der fruchtbarfle und beſte Poet diefer‘ Zelt, obenan 
Reben. Gr gab feinem Baterlande das erfle eigentliche Helden, 
gedicht, Woyna Chocimska oder der Krieg von Chozim bes 
titelt, worin er bie unter König Sigismund III. durch Chod⸗ 
Hewig über den Sultan Döman errungenen Siege der Polen 
in zwölf Gefängen feierte. Gewoͤhnlich werden auch ned 
Hyacinth Praybuisti (1757 —1819) und Jozef Szy⸗ 
manowski (1748—1801) mit. unter die Gpifer gezählt, 
erfierer weil er die Dichtungen eines Milton, Camoens, Birgit 
und Homer, lehterer weil er Montesquieu's Tempel von Kni⸗ 
dos (Swiatynie Wenery w Knidos) in fehr ſchoͤne Polniſche 
Verſe uͤberſezt hat. Im komiſchen Epos leiſtete Krafidi in 
feine Mysceis (in 10 Büdern) das Moͤglichſte, indem er 
hoͤchſt gefchidt die altpolnifhe Sage von dem durch die Ratten 
und Mäufe verzehrten König Popiel laͤcherlich zu machen wußte, 


1030 Polniſche Poeſte. 


Seine beiden anderen heroiſch⸗komiſchen Epopden, die Monache 
machia und Antimonomachia, aus je ſechs Buͤchern beſichen 
ſcheinen Ihm den Namen des Polniſchen Voliaire eingetraga 
zu haben, allein Werth haben fie nicht, und er verbient dieſa 
Namen auch nur in fowelt, als er das erflere Gedicht ai 
Beranlaffung Friedrich's II. von Preußen zu Sandſouci in da 
Geſellſchaft des berühmten Philoſophen gefchrieben hatte. And 
Thomas Kajetan Wegiersti?) (1755—87) Heferte di 
Organy, die Orgeln, betitelte® Gedicht in dieſem Genre, das zwar gem 
nad Boileau's Lutrin gearbeitet IR, aber durch feine leide 
VBerfification zu den beſten Brobuften dieſes Zeltalterd p 
hört. Denſelben Weg fhlug endlich Franz Dionyfin 
Kntaynin?) (1750—1807) ein, indem er ein länged 
komiſches Epos, der Ballon, in zehn Gefängen Hefate, m 
welches fih als Foriſetzung ein anderes, die große Gala be 
titelt, anſchloß. WIE beſchreibende Dichter Tonnen nur Gin 
nislaus Trembedi (4 1812) mit feinem Zolliowke‘, 
einer fehr huͤbſchen Schilderung ber Gärten der Oräfin Sothn 
Potoda, und Martin Motsri’) mit feiner Berherriidumg 
der Aftronomie bier eine Stelle finden. In der Zahl m 
Heinen poetiſchen Erzaͤhlung find Kniaznin und Krafidl 
hervorzuheben, welcher letztere auch treffliche Satiren, bie cbenſ 
originell als wisig find, lieferte, während erſteret ein rein mw 
raliſch⸗didactiſches Gedicht unter dem Titels „Eine Muter a 
ihre Tochter über bie Tugend“ Hinterlaffen hat. Gin artififdet 
Lehrgedicht über die Dichttkunſt lieferte Franz Dmohomsii‘) 
aus Podlarhien (1762—1808), WIE Satirkter und Gplgest 
matiſt iR weit beißender und voll mattialiſcher Aaufil br 
geivole Adam Stanislaud Naruszgewic”) ms & 
thauen (1738—95), der bekannie Poluiſche Hiſtoriler, da 
aber auch einige ſehr witzige hiſtorifche @piftelm hinterlaſſen de 
bie ebenfalls Kraſicki's Verſuche tn diefem Genre übertreft. 
Endlich mag noch der König Stanislaus Lescyyneli) 
(1677—1766) als Lehrdichter genannt werben, und PM 
nicht der Guriofltät wegen, daß er als gefröntes Hat di 
Mufen huldigte, fondern weil feine Verſe ſich fern von der I 
‚feiner Zeit noch fo ſehr gewoͤhnlichen Sprachmengerei gehalk 


Polnische Pocfe. 1031 


aben. Idyllen lieferten Stanislaus Trembedi, Rarus: 
ew ſicz, der gleih zu nennende Karpinskt und Kniaznin. 
Ks eigentlicher Lyriker mag der Ueberfeber von Delille's Jar- 
ins, Franz Karpinsfi?) aus Holoskow in Galizien 
1 741—1825), folgen, denn feine Lieder und Hymnen: gehören 
m profanen und erhabenen Style, ihrer Tiebliden Einfachheit 
ind zarten Phantafie Balder, zu ben beften Produlten biefer 
anzen Periode. Kräftiger, wenn auch nicht gefhmadvoller, iſt 
m ber Ode und Elegie Stanislaus Trembedi, im 
pielenden erotiichen Liede, im Geſchmacke Anacreon's, aber 
neifterhaft Naruscewic; und ber eben fo frifhe als 
ippig ſchwaͤrmende Erotiker Kniaznin, der aber auch ein 
ängeres lyriſch⸗epiſches Gedicht, der Rosmarin, vier Bücher 
Dden und Kiageliever des Orpheus in 22 Geſaͤngen hinter 
aſſen bat. | 

Mas endlih die dramatifhe Literatur während dieſer 
Berlode anlangt, fo ift dieſe verhältnißmäßig unter weit günfts 
gern Auſpicien vorwärtögefhrittn, denn der Jeſuit Franz 
Bohomoler!‘) ſchrieb bereitd zu Anfange diefer Periode bie 
erſien Bolnifhen Original» 2ufipiele, denen die eigentliche vis 
eomica durchaus nit abgent, wohl aber, was einzelne Cha⸗ 
raktere betrifft, alle Weltfenntniß. Seine erfien Lufifpiele (1757), 
welche nur für die Aufführung in Schulen beſtimmt und bei denen 
darum alle weiblichen Perſonen ausgefchloffen waren, kann man 
ohngefähre mit den Lateinifchen Luftfpieln zu Anfange des 
ſechdzehnten Jahrhunderts, wie 3. ®. ben Studentes x., vers 
gleihen, obwohl er in mehreren (fünf) nur Moliore'ſche 
Stüde umarbeitete. Später (1767) ſchrieb er für das königliche 
Hoftheater, und nun ließ er au Frauenzimmer mit aufs 
treten, aber, ſei es Verſtellung oder Wahrheit, der gute Jeſuit 
zeigt fi als einen wahren Boͤotier in der Kenntniß des weib⸗ 
Uchen Herzens. Welt Beſſeres leiſteten in dieſem Genre ſchon ber 
Kamperdiener Dantel Belgram!“i), obgleich man annimmt, 
Daß er nur zu Czartoryski's Stuͤcken den Ramen lich, und 
Joſeph Bielamsti’?) (1740 —1809); dagegen if Franz 
Zablodi”) .(geb.. 1754) ſchon ein geſchickter Radahmer 
Beaumarchais und Moliere's, von denen er Einzelnes überfebt 


1032 Dolnifche Poeſie. 


bat. Fuͤrſt Adam Czartoryokit (17335— 1823) endli und 
der Bifhof Joſeph Koffatoweti'‘) (+ 1794), welcher Lebterer 
übrigens anonym ſchrieb, haben das Verdienſt guter Erfindung umd 
treuer Sittenſchilderung. Gin Original-Trauerfplel im Rrengfien 
claſſiſchen Siyle, Epaminondas, lieferte Konarsfi; Kraftdi 
verfuchte ih auch im Luſiſpiel, Trembedi ahmte nur Bol 
taire nah, aber Raruscewicz iR in feinem Trauerfpiel, 
„Buido" (Warſchau 1770. 4), Original, Der bedeutende 
Dramatifee unter allen iR zweifeleohne Adalbert Bo- 
guslamweri'‘) (1760 — 1829), Director des Warſchauer 
NationalsTheatere, ale welcher er neben feinen zahlreichen 
DOriginalarbeiten, unter denen aber die Luftfpiele die beſten find, 
zugleih auch die Geſchichte des Polniſchen Theaters (Werke, 
Bd. 1.) verfaßte und die erfle dramaturgiſche Anleitung für 
Schauſpieler ſchrieb. Sein beliebteſſes Drama führt den Titel: 
„die Arafauer und Goralen“. Die erſte Polniſche Original 
Oper, denn felt 1661 hatte man nur Stallenifde Opern bei 
Hofe gegeben, dichtete der fon genannte Bohomolek”), unter 
dem Titel: „die gluͤcklich gemachte Armuth’; Kniaynin Keferte 
zwei recht gelungene Opern, die Spartanifde Mutter und bie Zt: 
geuner, Boguslawski aber eine recht gute heroiſch⸗komiſche 
Dper: „Herminta”. Bon Kniaznin giebt es ein recht 
gelungenes Schaͤferſpiel: „die dreifache Hochzeit”, und von Bor 
guslawski ein anfpredendes Melodram: ZJikahar“. 

Was zuletzt noch den Roman anlangt, ſo hat hier Kra⸗ 
ſicki in feinem „Herr Erbtrudfeß" und den „Abenteuern Dos⸗ 
wiabezunefi’6" zwei vortrefflihe Sittengemaͤlde feiner Zeit ges 
haften. Im hiſtoriſchen Genxe Lieferten fhon Mich al Dymitr 
Krajeweri!?) (geb. 1746, geh. nah 1793) und Zeziers⸗ 
849) recht huͤbſche Erſtlingsoverſuche. 


1) Myszeis. Warsz. 1775. 8. Woyna chocimska. ib. 1780. 8 


Bajki i Praypowielch. ib. 1780. 1806. 8. Satyry. ib. 1778. 8. Wiersze 
rözne. ib. 1784. 8. Listy i pr: r62ne. ib. 1789. 8. Dzieta. Wars. 
1808—4. X. 8. Wrocl. 1824. X. 8 Lipsku 1834. X. 8. (in b. Bihl. 


j Kienz. Klass. Polsk. 7 1%) Da En 52: vın 8 W 7 
zieta. Pa 1830. 8. Przypadki Doswisdcezynuskiego. VWarsz. 
1775. 8. Pan’ Podatoli. ib. 1778. 8. Bresl. 1825. Tg 


2) Organy. Warsz. 1784, 4. 








Dolnifche Poefie. 1033 


8) Dziefa. w Warsz. 1787-88. III. 8. 1829. VI. 8. Lipak. 1837, 
I. (Bibl. K. Kl. P. T. 3237.) 


4) Zofiiowka. Lipsk (Wilna) 1806. 12. (trad. en franc. p. de la 
arde, Vienne 1815. 4. &. aud) ml d. Eit. d. Aust. 1840. nr. 18.) 
ziela poetyczne. Lipsk (Wilna) 1 . 
resl. 1827. Il. 8. Lipsk. 1836. 8. (Bibl. Kiesz. Klass. Poluk. T'.29.) 

5) Dwie nocy czyli rozmys#lanie o sztuce gwiazdarskiey. 
Yarsz. 1804. 8. 

6) Szbuka rytmotworcza, poema. w Wearsz. 1788. 8. 


7) Dzieta otworcze. Warsz. 1778. IV. 8. ib. 1803. Lipsk. 
335. 8. (in ber Bibl. a. a. DO. T. VII—IX.) Bresli. 1826. II. 8. 


8) Historya St. iNow Testamenta. Nancy 1769. fol. 6los wolny 
Hlachcoica. ib.. 1761. fol. 


9) Dziela, wierszem i prosa. Warsz. 1790. IV. 12. 1806. IV. 8. 
resl. 1826. IV. 8. Lipsk. 1835. V. 8. (Bibl. a. a. ©. T. X-—-XIY.) 
re Jordan Slav. Zahrb. Bd. III. p. 1 3q. 43 sq. 


10) Komedye. Warsz. 1750. III. 8. Lublin 1757. Lwow. 1758. 
I. Warsz. 1772—75. V. 8. Komedye na teatrum. ib. 1767. 8. 


11) Mnieyszy koncept iak przysiuga. Warsz. 1774. 8. 
12) Natreci, Kom. z rozkazu Nayiası. Warsz. 1765. 8. 


13) Dziewczyna agdzig. Kom. Warsz. 1781. 8. Fircyk w zalo- 
ch. Kom, ib. 1781. 8. Zabobonnik. Kom. ib. 1781. 8. 


14) Panna na wydaniu Kom. Warsz. 1774. 8. Pysznoskapski. 
». 1774. 8. (Daff. mit nr. 14.) Kawa. ib. 1779. rd - ap 


15) Warszawianin w domu, Panicz gospodarz, Madry polak. 
Varz, 1786. ’ TR 


16) Dziela dramatyczue Wojc. Bog. Wearsz. 1820-25. XV. 8. 
17) Nodza uszczesliwiona. Warsz. 1778. 8. 


18) Podolanka czyli wychowanica natury. Warsz. 1784. 8. 
rzypadki Woyciecha Zdarzynskiego. ib. 1786. 8. Pani Podezas- 
yna. ib. 1787. 8. Leszek biaby, ksigze polski. Warsz. 1789. 8. 


19) Rzepicha matka Krölöw Zona Piusta miedzy narodami sar- 
sackiemi s wianskiogo monarchy t&j ezehei ziemi, ktöra sie na- 
ywa Polska. ib. 17%. 8. Goworek herbu Rawicz, wojewoda 
andomirski, powiesc zwidoku we snie; ib. 1789. 8. 


$. 778. 


Die letzte Periode der Polniſchen Literatur (feit 1800) 
A, trog ber zu Anfange des zweiten Biertel6 dieſes Jahrhunderts Klar 
suögefprohenen Vernichtung Polens als felbfändiger Staat, 
ür die Miffenfhaften, befonderd aber für die Poeſie, hoͤchſ 
ruchtbringend gewefen, weil, zumal in der neueflen Zeit, dieſe 
ür das einzige Bindemittel der überall hin zerfprengten Polen, 
ugleich aber auch für die befle Anregung des Nationalgefühle 


II. Warsz. 1819—2. IL &, 





. 1034 Polniſche Kock. 


an deo Patriotiomus gilt. Legterer Umfanb mundi pugleich die be 
ſonders feit 1830 durchweg politiſch gewordene Tendenz der Polniſchea 
Poeſie überhaupt erklaͤrlich. Uebrigens wollen wir nicht wer 
geſſen bier zu bemerken, daß die Kreirung eines Theils de 
alten Polens zu einem Großherzogthum Warſchan (1807), m 
Stanislaus Kofla Potodi die Leitung des oͤffentlithen Une 
richts mit eben fo viel Eifer als Erfolg ergriff, wicht mal 
dam beitrug, der National⸗Literatur ihren alten Ham wien: 
geben, nachdem bereitö vorher (1802) pie 1775 emichlen 
Ersiehungefammer für das Königreid Polen in ein Direcierien 
des öffentlichen Unterrichts verwanbeit worden war. Did 
gedeihliche Bortfchreiten zum VBeſſeren warb auch dadurch, da 
Ralfer Alexander I. die Polniſche Krone (1626) echielt, nit! 
gehindert, denn die Lniverfität Warfhau ward von ihm all 
Pflanzſchule der Nationalbildung amgelegt. Leider machte die 
Nevolution von 1880 mit ihren Folgen Allen dieſen wohl 
thaͤtigen Einfluͤſſen ein Ende; nach ter Paciſication bed Landes 
hörte die Univerfität Wilna, die ſeit 1815 worzugeweile de 
Brennpunft der modernen Polniſchen Literaturbeſtrebungen ge 
weien und aus deren Mitte die durch Mickiewmicz Ind ba 
‚gerafene romantiſche Schule herrorgegangen mar, auf; die In 
verfität Kralau konnte fortan mur einen chinachen Wrjat für 
biefen Verluſt bieten, und ba idie Ruſſificirumng des ganım 
Landes matürlid auch das Studium der Nationalſprache che 
unnötbig wie bedenklich fand, fo find jeht Paris und Ball 
fel, die Hauptſite der Bolnifchen Emigration, zugleich auch neh 
die einzigen Strebepfeller ihrer Literatur, da ein Gedeilhen der 
felben in ben unter fremden Scepter ſtehenden Theilen dei 
alten Sarmatenlandes, fon der von den Polen als unabinder 
lich nothwendig gehaltenen yolitifgen Farbe ihrer Poeſe m) 
‚Belletrifit wegen, gegenmärlig unmägliä geworben iR. 





$. 77 9, 


Da wir fdon angedeutet haben, daß mit bem Rhie 
1815 eine Urt von geiftig⸗literariſcher Regeneration in MM 


Peluſche Poeſte. Claſſiſche Säule. 1035. 


Bolniſchen Literatur anhebt, fo wird hierin auch eine vollſtaͤndige 
Frflärung liegen, weshalb wir bei biefer lehten Periode bers 
eiben eine doppelte Schule zu unterfcheiden haben werben. Be 
Mäftigen wir und vorerſt mit der einen und awar ber altem 
laſſiſchen, d. 5. derjenigen, welde, unter dem Ginflufie ber 
Franzgofen ſtehend, von dieſen beſonders die Regelmäßiglelt in 
Form und Inhalt, freilich aber auch ben fleifen Zopf des Zeit 
ilters Ludwigs XIV. und XV. angenommen hatte Ws Epiler 
allen aus der genannten Schule in dieſe Periode Dyzma 
Boncza Tomaszewskih mit feiner Jagiellonide, worin er 
de Bereinigung Polens und Litthauens feiern will, und Tymon 
Zaborowoki?) (1799— 1828), dem aber bie feurige Phan⸗ 
afle des eben Benannten abgeht. In der beſchreibenden Poeſie 
at Kranz Wenzyk?) durch feine Schilderung ber maleriſchen 
Amgebungen Krafaus das Moͤgliche geleitet, und als Babel 
dichter verdient Stanislaus Jachowiczy bier ebenfalls eine 
Hrenvolle Erwähnung In der eigentlihen didactiſchen Poefie 
aben Tomaszewött und Kajetan Kozmian?) über einen 
md denfelben Begenfland, ven Aderbau, um den Preis gerungen. Auch 
Johannes Gorczyczewokih (+ 1823), der Ueberſeher der 
Satiren Boileau's, bat ſich im feinen eigenen Arbeiten ber Schule 
yefielben angefchloflen, und Thadpäus Matuscewicy(+1817) 


ol vorzugſsweiſo darum bier genannt werben, weil er, obwohl - 


ur Ueberſetzer von Delille's Imagination, dennoch In Beröbau 
nd Auffoffung der einzelnen Bilder und Gedanken feines 
Mufters fo vollkommen if, daß er unbebingt felb für ein 
Driginal gelten mag. In der Lyrik, denn von Balentin 
Burst”) (60) Idyllen und von des Piariſten Martin 
Syfymon!’3%) (1735 —1812) Palaͤmon und«Balaihee ſpreche 
Id nur der Vollſtamdigkeit Haiber, gebich am Weiten die Obe, 
and als Mufter Tönnen wir Ludwig Ofinstt’s®) (+ 1838) 
zelegenheitöweife gedrudte Ode auf Kopernifus, Kantorbery 
Timowokis Klaggefang auf bie Zerflörung von Saragofla, 
Kranz Morawékrs Ode an die Dichter, fowie einige ältere 


Jompoſitionen von Ju lian Riem cew icz (in feinenspiewy histo- 


ryezne), Cyprian ®odebstl’s!) (geb. 1755, fiel 1809 in 
ver Schlacht bei Raschn) und Markus Molstl’s (1751— 


1030 Polnifche Poefie. Claſſiſche Schule. 


1833) haͤchßt originelle und geſchmackvolle, äͤcht lyrifche Mis⸗ 
cellangedichte anführen. 

In der dramatiſchen Literatur endlich, wo Oſinoki als 
Vorkaͤmpfer der claſſiſchen Schule, nachdem er Director des 
Barfchauer National⸗Theaters geworden, die claffifche Franzoͤſtſche 
Manier fehbielt"), glänzen: Franz Wenzyi') durch fee 
kalt pathetlfihen Dramen Glinski, Barbara Radziwill zus 
Bande, Wloyfius Yelinsti?, aus Luk in Volhynlen 
(1771— 1820), der größte Polniſche Beröfünfter und 
Ueberſeher des homme des champs von Delle, von Gre 
billon's Rhadamifte, Alfieri's Birginia ıc., durch fein treffliches 
Rational: Trauerfpiel Barbara Radziwill, und der Licherbidkter 
Ludwig Kropinsti* (+ 1844) mit feiner durch fchöme 
Berfe und reine Sprade ausgezeichneten, aber ganz im Fran 
zoͤſiſchen Geſchmacke gehaltenen Tragödie Ludgarda, neben wel 
hen wir Johann Drozpoweti”) (+ 1810) unb Thefla 
Lubinsfa, deren Wanda (1810) aber ungebrudt iR, mu 
der Bolftändigkeit halber nennen. Im Luffpiele haben Aloys 
Boltoweti (+ 1822), der elgentlih nur aus dem Franz 
ſiſchen überfepte, und Ludwig Adolph Dmuszewseti" 
(+ 1847), beide ſelbſt Schaufpieler, viel Geſchick bewieſen, 
find aber von Bursti an Leichtigkeit des Versbaus bei Welten 
übertroffen worden. Bon Dmuszewstt erhielt übrigens bas 
Polniſche Theater die been Melodramen. 

1818.& Holnirwo. Lirow. (Rrak) 100.4. Fiama ronkalte. Warez 
2) Dumy podolskie, w czasie panowania Turköw na Podalu. 
Pulawy 1830. 8. 
8) Okolice Krakowa. Krak. 1820. 1823. 1833. 8. 
4) Bajki, przypowiastki i powiesci. Warsz. 1829. 8. 
18300 Ziemiansuwo Polskie, poema w czterech piefniach. Posen ' 
6) Gotowalnia sentymentalna. Wearzz. 1804. 8. Dziela Jana 
Neturalisty Zamykaigce w sobie mnichopismo oskarzenie, obrong 
naturalisty z anatomıig mnicha, zebrane wydane i powiekszone 
przez O. Al. Marka. w Augsburgu (Warsz.) 1800. 8. 
1001 Aöine dziela wierszem i prozg. Wearsz. 1785. 12. Krak. 









8) Manualik poczciwego czlowieka, wierszem. w Wearsz. 
1779, 12. Palemon i Galatea. s, 1. et a. 8. 


Polniſche Poeſie. 1037 


9) Zbiör zabawek wierszec. Warsz. 1804. 8. 

10) Poezye. Warsz. 1821. II. 8. 

11) La fete du jour de nom, trad. en frang. in d. Chefs d’oeu- 
rres des ihe£ätres etc. 

12) Glinski, Barbara Radziwitowrna i Bolestaw smiaty. Krak. 
‚872. 8. Wanda. ib. 1826. 8. Glinski trad. en frang. p. Denis, in db. 
Shefs d’oeuvres des thedtres dtrangers. Paris 1822—23. 8, 


13) Dzieta wierszem i proza. Warsz. 1816—21. II. 8. Breslau 
840. 1I. 8. Barbara Radziwill, trad. p. Denis, a. 0. ©. 

14) Dziela,. Lwow. 1844. 8. 

15) Literat z biedy kom. we 4 akt. wierszem. Warsz. 1786. 8. 
Jmizgi dia przysäugi kom. we 3 akt. wiersz. ib. 1788. 8. Bigeos 
— czyli szkola trzpiotöw kom. we 2 akt. wierszem ib. 


46) Dzieta dramatyczne. Warsz. 1822-23. X. 12. 


$. 780, 


Es giebt nun aber einige Polniſche Dichter, die gewiſſer⸗ 
maßen eine Uebergangsepoche zu der modernen Schule bilden. 
Der ausgezeichnetfie von ihnen IR ohne Zweifel Ian Pawel 
Woronicz!) aus Volhynien (1757—1829); denn mußte 
aan ſchon feine poetiſche Erzählung, Sybille, ſowie feine Idyllen 
zelungen nennen, fo bat er befonders in feinem Lech ein 
Epos geliefert, wie weber vor noch nad ihm fein Land ein 
zweites gehabt hat. Als Lyriker gehört hierher Kafimir 
Brodzinsti?) aus Galizien (+ 1835), der Ueberfeger von 
Werther’8 Leiden, der Jungfrau von Orleans und der Maria 
Stuart, fowie Jan Nepomuk Kaminski (geb, 1800), der 
Talderon's Arzt feiner Ehre und Schillers Wallenſtein über 
tg und ſelbſt ein recht gelungenes Drama, die Aralowiafen 
und Boralen (Gebirgäbewohner), fehrieb, hier aber wegen feiner 
Sonette anzuführen I’). Alexander Graf Fredro)) ſchrieb 
eine Anzahl an Laune und Handlung reiher Luffpiele, 
(3. B. die Damen und die Hufaren, die Schmollerin und ber 
Rörrige Mann, die Verlobte, Tanthen, Herr Iowialeki), die 
beſonders an geſchickter Characterzeichnung feine Bruders Ian 
Marimiltan‘) Graf F. pathetiſche und wilde Anfpielungen auf Po⸗ 
Ind Unglüd enthaltende Trauerfpiele (Dido und Harald und Wanda) 
bei Weitem übertreffen. Allen am Hoͤchſten ſteht unter den Dramatikern 
ber Jehtzeit Polens Heute noch Joſeph Korzentoweri‘) aus 


1038 Polniſche Poefie. Domantifche Schule. 


Broba® (geb. 1800), weniger wegen feiner Dramen (wie 3. B. 
felned Moͤnches, feiner Aniela, Clara, fhönen Frau), als befon 
ders wegen feiner Luffpiele, bie in Warſchau flet® mit gleichen 
Erfolge aufgeführt werben. Wir heben darunter befonder® her⸗ 
vor feinen Doktor der Medicin, feinen Fabrilanten, feine Ber 
Iobung der Actriee, ſeinen Dann und Künfler ıc., ſaͤmmtlich in 
Profa, 


1) Wiörez na pokoje nowe w zamku krölewskim. =. 2 1786, 
©. Plein Assarmeta y naredöw sarmackich, in b, Wars. 
Pamigt. 1805. Sybilla poema w 4 pieinsch. Lwow 1815. Krak 
1881. 8. Lech, poema w 3 pieiin., Hyun ' do boga, Sejm widlicki, 
Bielanki :c. in Fame Krak. 1832 

2) Pisma. Warsz, 1821. II. 8. * —— — ib. 1830. IIL 8. 
3) Zabobon czyli Krakowiacy i Gorale zabawka dram., ze 
iewkami w 3 akt, Lwöw 1@21. 8, Sonety. Lwöw. 1827. 8. Ha- 
Hczanka. ib. ns 
4) Komed . w Wiednia. 1826. T. IIL we Lwowie 
18. T. IV. ah. Lu Bd. I. ib. 1839. V.8. Un voeu de jeune 
Alle, trad. en frang. p. Marooewiex im T’hedtre Europsen. Paris 
1035. Livr. 57. 

5) Trajedye wierszem. Lipsk. 1837. 8. 

6) Dramata iKomedye nmiejsze. Wilno 1846. TI. 8. Komedye. 
Warss. 1945. 6, Trajedye. Kiew. 1841. I 


8. 781. 


Wir Tommen jebt zu dem lebten Stablum ber mobernen 
Polniſchen Literatur, welches fih am Bequemſten von ber Eu⸗ 
Mehung des Romanticismus darin berbatiren wir, Uebrigent 
IM auch dieſes für die heutigen Polen eigentlich nur allein be, 
denn die meiſten filmmen doch mit Garczynolt überein, wenn 
er fingt: „Nur die gegenwärtige Welt iR göttlich, iſt herrlich, 
die zufünftige, bie vergangene find nichts 2“ Sure Entfchung 
verdankt diefe neue Schule. unbedingt jenem Zufammentreien vor 
talenwollen Jünglingen unter Adam Midiewiez") (geb. 1798 
. In Litthaum) zu Wilna (1815) um fih der tyranniſchen 
Alleinherrſchaft der fogenannten Glaffiter, die Teine Neuerung 
neben fich aufkommen lafien oder eine Reigung zu einem anderen 
Beſchmack dulden wollten, entgegenzuftellen. Jene Bertreter einer 
neueren Richtung batten ſich aber ſelbſt groößtentheils nad den 
Gngländen und neueren Deutſchen Diäten gebildet und ge 





Polaatfche Porſe. Komantifche Schule. 1039 
vantien vonugsweiſe burg bedentendes Terrain, dab fie 
ne fonderliche Mühe zu deweiſen im Stande warn, daß bie 
Bfaffiter wenn auch in Polniſcher Sprache, doch wit Frans 
ðfiſchem und Romiſchem Geifte dichteten, alſo das National⸗ 
vefühl, welches Res bei den Polen maßgebend geweſen iſt, 
seinahe beleidigten. So hatten fie denn bald nicht blos bie 
ffentlihe Meinung, ſondern auch den Compler der beſten 
Zöpfe für ſich. Sie gaben ſich nun den Namen Romantiker, 
weil fie ihre Stoffe, ihre Geſtalten, ihre Bilder aus ber Wirk⸗ 
ichtelt, aus dem Volkoleben und aus dem Rationalgefühle der 
Polnifhen Nation wählten. Ehe jedoch die fhärfften Vertreter 
ieſer Richtung, d. 5. der Poezya czysto polska, hier be 
proden werben, wollen wir nod einige Dichter nennen, bie 
nehr vermittelnd zwiſchen der Außerfien Rechten und Außerfien Linken 
tamden, Hierher gehören Antoni Edward Odyniec?), der 
leberfeßer von Byron's Braut von Abydos und deſſen Korfaren, 
owie von W. Ecott’s Jungfrau vom See, ein recht guter 
Balladendichter, der weit gereiſte Drientalifi Alexander 
Ehodzfo?), befonderd geſchickt im elegiſchen Genre und ale 
Kachahmer der morgenländifchen Dichtungsweiſe hoͤchſt gluͤcklich 
z. B. in feinem Derar), ferner Julian Korſak), ein vor 
ugewelfe nad den Englaͤndern gebildeter Lyriker, ber auch ein 
ehr originelles Tomifches Epos, die Biberde, geliefert Bat, 
vorin er die übeln Gewohnheiten feiner Vorfahren, ohne dabei ihre 
Tugenden zu verfenten, fehr ſcharf beurtheilt, wogegen er in 
einen Poetiſchen Gedanken über den Tod auch die Berfe bes 
chlechten Dichter Bala den Gelaͤchter preisgiebt, Joſeph Bor⸗ 
kowskih, Stephan Bitwidi‘) (+ 1846), von dem fehr gute 
geiſtliche Gedichte, Balladen und Romanen vorhanden find, und 
Joſeph Dionyſtus Minafowicz”), der Ueberfeger ber 
Stummen von Portici und der Preziofa und der Verfaſſer eines 
yriſchen Dramas, Othello. 


1) Poezye. Poznan 1832 V. Petersb. 1829. IL. Paryz 1830. 
IE. 8. Warsz. 1883. 111. 8. Poezje, nowe wydenie przejrzane i po- 
prawione przez autora, ozdobione jego portretem na stali rytym. 
aryz 1888. 1844. vl. 12. (T I. Ballady, romanse i wiersze 
föihe T. II. Konrad Wallenrod i Graiyna. T. III. Dziady, Oreik 
ttei dta Sonety atr. 190. T. IV. Daiadöw Cz. 3a. T.V u. VI. Pau 


1040 Pelaiſche Poeſte. Romantiſche Schule. 


Tadensz czyli ostatni zajaxd ma Kitwie, histerja arlachecka x r. 
1811 i 1812, we 12 —— —— *. vu. Poezje Lorda Byrona tl» 
maczone: Giaur za, i Korsarz przez AL 
Odyaca. T. VII. "Wierms piine, z dodaniem: Zdan i wwagı 
dziet Jaköbe Bema, —8 Sigzaka i Se Martena.) Ksiegi Naroda 
Polskiege i pP i DE yımstwa * Pa y2 1834. 12. Kurs liter» 
tury s jw Kolleplam fraucu m wjkiadand;. ıb. 1841 
—43. — 12. Deutſch. Leipzig 1843—45, IV. 8) Poezye. ib. 184. 8. 
vres, trad. nourv. p. Ie comte Ostrowski. ib. 1841. T. L 18 
Dsiady en la föte des morts, trad. en franc. Paris 1834. 8. 
Deutſch v. @. v. Blankenſee Berl. 1836. V. 8. Ueber fein To 
fe d. 8it. d. Aust. 1888. p. 473. 485 sq. 1840. p. 1%0. 126. 132. 12 9. 


2) Poezye. w Wilnie 1825. II. 8. Poznan 1833. Izora, drums 
Wearssz. 1828. 8. Nomy Parnas Polski. Pozn. 1832. 8, Ti 
Lipsk. 183841. II 

3) Poezye. Petersb. 1829. 8. Nowym Parnasie polakim. Pozusa 
1833, 8. Obrazy litewskie. Wilno 1884. 8. 

4) Poezye. Poznan, 1830. 5, Dziela, Petersb. 1830. 8. Nowym 





Parnasie Polsk. Poznan 1833. 8, 
5) Ziemonii i Rozmaitofciach. 


6) Ballady i romanse. Warsz. 1844. 8. Edmund. Warsz. 182. 
8. Poezye sielskie. ib 1830. 8. Poezye | biblijne. ib. 1830. 8. Poezye, 
biblijue, piosnki sielskie i wiersze r62 ne. Paryz 1836. 16. 


7) Otello, czyli murzyn w Wen Warsz. 1828. 8 Niem⸗ 
s Portici, opera w 3 akt. ib. 1831. 8. Precioza. ib. 1826. 8. 


$. 782. 


Wir haben fon gefagt, daß Midlewicz der Führe 
und das Mufter der jungen Polniſchen Poeſte iſt. Betrachten 
wir feine eigene literariſhe Thätigfeit in einer gewiſſen Zeitfelge, 
fo finden wir, daß es zuerfi die Liebe war, die aus ihm einen Dichter 
ſchuf, denn er liebte die Schweſter eines Freundes, ohne erhirt 
zu werden, und dieſer ungluͤcklichen Leidenſchaft entfprang fein 
dramatiſch gehaltene® Feſt der Todten (Dziady), Als er mitt 
lerweile, der Theilnahme an einer geheimen Berbindung ver 
dachtig, zu Wilna hatte Ins Gefängnis wandern müflen, dam 
aber, wieder frei geworben, eine Reife nad der Krimm unter 
nommen hatte, bidtete er am den Geſtaden bed ſchwarzen 
Meeres feine berühmten Sonette. Dann ging er mit bem 
Fürſten Galitzin nad Peteröburg, und bier fehrleb er feine 
Rattonals@popde Eonrad Wallenrod, ließ dann Romanen und 
Balladen folgen (darunter die Redoute Ordona [Bedouta 
Ordona, Lipsk, 1833, 8.], eine Epifode aus dem Tchten 


Poiniſche Poeſte. Domantifhe Schule. 1041 


Zolnifchen Befteiungskriege), und ſchloß mit dem Herrn Thab⸗ 
Aus“, einem epiſchen Gedichte in zwoͤlf Geſaͤngen, mit welchem 
ı der Polniſchen Literatur nur eben ſein Conrad um den 
zreis ringen fann. Uebrigens if dieſes Gedicht zugleich der 
eſte Polniſche hiſtoriſche Roman, denn es ſchildert wit bes 
anderungswuͤrdiger Treue das häusliche und bürgerliche Leben 
ee Polen und Rufien in Litthauen im Sabre 1817 und 
chnet ſich ebenfo fehr durch die Wahrheit und Natürlichkeit 
iner Geſtalten und Localitäten, ald durch Reinheit der Sprache, 
veldde der echt Polniſche energiihe Ton und ein gewiſſer den 
zrundcharalter des Ganzen bifdender derber Humor nit flören, 
ad durch Harmonie der Verſe aus. Neuerdings iR Mickiewicz jedoch 
yeniger als Dichter, fondern mehr ale Brophet eines Polniſchen 
Zanflavififgen Meffianiemus aufgetreten. Neben ihm verdient 
Intonius WMalczesfi!) aus Bolbynim (1792 —1826) 
Ine- ehrenvolle Erwähnung .wegen feiner fchönen, auf einer 
yahren Begebenheit beruhenden poetiſchen Erzählung Marta, 
yorin ein treues Bild einer wahren Polin, wie fie fih noch 
euerlih im edelſten Sinne zeigten, gegeben wird, an bie fi 
Hin Samuel Zborowell würdig anſchließt. Dann mag Ges 
eryn Bofzcaynoki?) aus der Ukraine (geb. 1806) folgen, 
m Epos wie jener ein hochſt talentvoller Nachahmer Byron’s 
im Schloß von Kaniow), der aber au als gewöhnlicher 
yriker vorirefflih genannt werben darf. Sein Landmann, 
bohl der begabtefte neuere Slaviſche Dichter, Bohdan Zaleski?) 
geb. 1800) hat ebenfalls in feinen Koſakenliedern (Dumy) 
md feinen größeren Gedichten Kosiuski, Mazeppa und Ru- 
alki wahre Meiferflüde der Bolfspoefie niedergelegt, doch iR 
r überall, wie überhaupt die ganze Ukrainiſche Schule, etwas 
w fehr melancholifh, befonderd in feinem erhabenen Geiſt der 
Steppen und in feiner Allerheiligen Familie Julius Slo⸗ 
vadi*) (geb. 1809), ein wahrer Feuergeiſt, bat einzelne 
Meifterüde geliefert, unter denen wir Zmija, Benjowski, Jan 
Bielecki, Kordjan ıc. beſonders hervorheben können, allein 
6 fehlt ihm noch die Klarheit der Weltanfhauung, und feine 
yolitifche Richtung hindert ihn, zur wirklichen Erkennmiß feiner 
Mängel und zur Duchbildung feines Talentes zu kommen, 
Größe, Hands. d. Kirerärgetchichte, ZEL, 66 


1062 Poluiſche Pocſie Romantiſche Schale 


Auguſtin Bielowsti‘) aus Kreihariec in Pokatien (qeh. 
1806) überfegte Igor’6 Zug gegen die Polewzer ind Botuife 
und bearbeitete, eben fowie Bucyan Siemiensti‘) (geb, 1809), 
der die Königinhofer Handſchrift übertrug, mit vielem Gefchit 
Vollsſagen; übrigens if lehterer mehr Midcellandichter. Ale⸗ 
zander Borkowori’) iR ebenfals ein fehr begabier Dicker, 
wie ih aus feinem Kozak ergiebt, allein als geborener !y 
rider muß Ulexander Brozy°) über Ihn gefehlt werben, 
‚ hinter welgen Thomas Auguſt Dlizar?) weit zurüdbleibt, 
während wieder Stephan Garceıynsfi!) (1806—1833) 
ale Kriegelicberbidhter ausgejeichnet genannt werben barf, obglelch 
auch feine Thaten Waclaw’6, worin eine Art Byron’iber Man 
fred⸗Fauſt gefchildert wird, nicht übergangen werben fell, 
Muh Joſeph Ignaz Kraszewski gehört hierher, freilich 
weder mit feiner niebligen Ditung: „ter Dichter und bie 
Ber !Y), einem ProfaRoman, noch mit feinen Litthauiſchen 
Eyspöden Witoldoranda und Anafielas, wohl aber mit feinen 
zahlreichen lyriſchen Arbeiten, fowie auch der Miscellandichter R. W. 
Berwinsti'). Gin hoͤchſt bedeutender politiſcher Dichter, vol 
Jugt imm genen die Unterbrüder feines Baterlondes, iſt Kon⸗ 
Rantin Basıynati'), doch ſcheint die unter feinem Namen 
erſchienene „Dämmerung vor dem Tage" nit von ibm herzu⸗ 
rühren. Anton Boredi!) (geb. 1787), der alte Berehrer 
und Krieger Napoleon’d, defin Ruhm er eink in einem fehr 
ſchoͤnen Gedichte auf die Erfürmung des Eugpaſſes von Samos 
Sierra durch Polniſche Krieger verherrlichte, IR weber in feinen 
Polniſchen Aehren, nob in feinen Gedichten von Litthauen, 
noch auch in feinen berühmten Fabeln eigentlich decidirt politik, 
er hat vielmehr weit mehr farkatiiche Elensente und ſucht nur durd 
gutmütbigen Spott. und die Erinnerung an Polens ſchoͤne 
Vergangenheit und an das reiche ftuchtbare Land, das fo viele 
feiner Landsleute für immer (9) mit dem Rüden anfehen muͤſſen, 
auf die Erhebung derfeiben zu wirken Ganz biefelbe Tendenz 
trägt des Goliziers Bincenz Pol’) „Lied vom unferem Banbe*, 
worin der Dichter eine Weihreibung Linhauens giebt, die zus 
gleich mit der zarteſten elegiſchen Trauer den Uebergang biefes 
ſchönen Landes In fremden Beſitz beklagen fol. Obwoehl 





Polniſche Poeſfie. Drama. 1043 


wit eigentlich politiſch, iſt dieſes Lied doch unbedingt das 
beſſe Prodult der neueren Polniſchen Poeſie und ſteht zugleich 
weit über den anderen lyriſchen Arbeiten (z. B. den Bildern 
aus dem Leben und der Reife) deffelbin Sängers, der zu 
gleich auch eine recht lebendige poetifde Erzählung, worin bie 
Begebenheiten 3. 3. Winnicki's auf feiner Reife von Krater 
with nad Nieswitſch im Jahre 1766 und auf feiner Rüde 
kehr ind Vaterhaus gefchildert werden, gegeben hat. Der Epheu 
einer jungen (anonymen) Polin!) und Roman Zmorsti’e"”) 
Diätungen aus Mafuren, welche letztere zugleih ein längeres 
Gericht in dialogifcher Form (Dozynki, d. h. Erntefeft) einfließen, 
find nur mittelmäßig. Ausgezeichnet dagegen müflen wir, ohne 
eines gewifien F. 2. wunderfhönes Gedicht: „Emwig Juͤngling“8) 
vergeflen zu wollen, den Führer der Ukrainiſchen Schule, Tho⸗ 
mas Padura nennen 19), der ſich natuͤrlich auch in feinen Werfen 
des hoͤchſt melodiſchen, zum Singen fo recht eigentlich geſchaffenen 
Ruſſiniſchen Dialefted der Ukrainiſchen Kofafen bedient und 
feine Dichtungen zu wirklichen Bollögefängen zu machen ge 
wußt bat, 

Was das Drama anlangt, fo haben wir vor Allem aufs 
zwei ausgezeichnete Dichtungen aufmerffam zu maden, die allers 
Dinge nicht zur wirfiiden Aufführung geeignet find, aber doc, 
weil fie eben diefe Form tragen, hierher gegogen werden müffen. 
Es find diefes „ver Iridion“ und „die Ungoͤttliche Komoͤdie“ 
vom Grafen Krafinstt?), der fih früher ſchon durch einem 
Driginal»Roman, Agay-Han (Deutfh, &pıg. 1840. 8.), bes 
formt gemadt hatte. In dem erfleren wird ein junger Grieche, 
Namens Iridion, durch das Schidfal gerade zu der Zeit nad 
Rom geſchleudert, wo daſſelbe von ber Nichtswuͤrdigkeit feiner 
Megenten und der Lafterhaftigfeit feiner Großen dem Verderben 
zugeführt wird. Gr bietet Alles auf, um die verhaßten Des» 
poten zu flürgen, allein es gelingt ihm nicht, und nur er ſelbſt 
erhebt fi geiflig, geht aber, bevor feine kuͤhnen ‘Pläne fi) 
erfüllen, unter. Das zweite Gedicht fihlldert den Kampf 
der neuen Ideen mit dem alten Schlendrian. Als Dichtungen 
betrachtet find fie unbedingt die erhabenſten Schöpfungen ber Bol 
niſchen Vabyloniſchen Gefangenſchaft, allen leider tehlt, ihnen not 

66 


1044 Polniſche Poeſie. Drama. Moman. 


viel zu fehr die überlegte Beſonnenheit unb ber gereifte Ces. 
mopolitiomus eines Dante, um mit ben tiefinnigen Schoſ⸗ 
ungen biefe® großen Meiſters einen Vergleich aushalten, Late 
den übrigen Dramatitern, bie für bie Bühne im eigentliche 
Sinne ſchrieben, find neben Korzenioweti,- der durch feine 
Geſchicklichkeit in Herbeiführung von Bühnen:Efferten fü ſteten 
Beifall zu erzielen weiß, tbeionders Domini! Magnus 
zeweti (1810-45), ber burd feine Luſtſpiele (z. B. feinen 
alten Gavalter) und feine Dramen ſehr frhöne, leider durch feinen 
frühen Tod getäufchte Hoffnungen zu erwecken wußte, Iullan 
Niemcewicz mit feinen Luſtſpielen, dem Gelbfifüdtigen, ben 
Mißtrauiſchen, Herrn Newina, und dem hiſtoriſchen Schaufpieke, 
der Ruͤckktehr des Landboten vom letzten Warſchauer RNeichetege, 
Kraozewski mit feinem Trauerſpiele Helfa (1843), Ody⸗ 
niec mit feiner Yyora (1832), Stowadi wit einer I 
gab! begelfterungsvoller, aber unaufführbarer Tragödieen, und 
Przezdzieckiz) mit feiner Jabdwiga (1844) hierherzugicehen, 
da Wladislaw Chodzkiewicys*) Haman, nad ber be 
fannten Epiſode aus der Medifh : Berfiih-Zünifhen Geſchichte 
verunglädt iR. Unbedingt gelungen iR Kraézewskrse2) 
Drama in Profa, Johamm von Tenczyn, während U. Was 
are?) Kauf nur den Namen von Goethe's Meiſterwerk 
zu beanſpruchen hat und dadurch hinter Lucian Siemienstis 
Switezianka (1843), einer dramatiſchen Phantaſie, die jedoeh 
eigentli ebenfalls nit zur Aufführung beſtimmt if, zurüdkeht, 
weit bier ein Bolnifher Don Juan, ber einer Nymphe Treue 
geihworen, Fe aber bricht und dafür von dieſer in einen Ab⸗ 
grund gefürzt wird, mit großer Virtuoſitaͤt und prägnanter, 
mit dem hoͤchſten Zartfinne verbundenerr Charalteriſtit ge 
ſchildert IR. 

Der Roman gelangte ebenfalls in biefer Periode zu einem 
hoben Grade der Ausbildung Den Anfang machte die Gew 
zogin von Würtemberg, eine geborene Hürflin Ezartorysta®, 
mit einem ſehr gelungenen Bamtlienromane, der Malwina oder 
Ahnungsgabe des Herzens betitelt il. Dann fam der edle Julian 
Niemcewicz*) aus Littfauen CH 1841), unter befin Ro 
manen befanntlih Johann von Tenkzyn auch In Deutſchland 











0 nn. 


Polniſche Poeſie. Roman. 1045 


wit vielem Beifalle aufgenommen ward. Kropinsti?”) neigte 
ich in feinem, „Julie und Adolph“ betitelten Romane fehr ber 


omantiiden Schule zu, während F. Bernatowicz), Graf 


Friedrich Starbet?), deren beider Schriften au in unferem 
Baterlande gern gelefen wurden, und Konflantin Bas» 
‚ynakt?), fowie Franz Wenzyk?!) vorzugsweiſe den hiſto⸗ 


Ifhen Roman anbautn. Maſſalski) verfucte es in feinem .. 


Pan Podstolic adminifiratio-Raatsöfonomifhe Grundfäge und Vor⸗ 
chlaͤge zur Geltung zu bringen, und wir fönnen gewifiermaßen biefen 
Roman fon als einen halbpolitiſchen betrachten. ine recht 
yeltebte Romanſchriftſtellerin in dem Genre unferer Hanke und 
Schoppe if Ftau Rlementyna 3 Tanskich Hoffman» 
nowa”)(1793— 1845), deren Schriften mit Recht für die Leftüre 
unger Damen zu empfehlen find. JoſephIgnatzKraszewoki)y, 
son dem oben fon die Rede war, verdient den Namen des 
Polniſchen Dumas feiner Schreibfertigfeit halber. Er ſchrieb früher 
nur biftorifhe Romane, wie z. B. den Herm Valerius, Herm Karol, 
die Zeiten Königs Sigiemund ꝛc., allein in neuerer Zeit hat 
er der Mode gehuldigt, denn wie die gefammte Polnifche Lis 
teratur der Emigration unbedingt eine politiſche Richtung hat, 
[o folgten derſelben Manier wenigſtens infofern die im Lande 


gebliebenen Schriftieller, daß fie fi der Tendenz-Rovelle bins . 


gaben, und in dieſem Genre find nun aud Kraozewski's Ma- 
leparta (Unrecht But gebeiht nicht), worin ein Rabuliſt ges 
ſchildert wird, der durch feine Betrügereien zu einem bebeutenden 
Bermögen gelangt, zulept aber als Bettler ſtirbt, und feine 
Miljon Posagu (eine Milion Mitgift), worin das Leben des 
Kleinen Polnifhen Adels treffend dargeftellt wird, gehalten. Sein 
Hauptverbienft iſt überall gute Characteriſtik, hoͤchſt lebendige, oft kecke 
Stiyirung von Menſchen und Gegenden und flleßender StyI, 
feine Fehler find Oberflächlichfeit und Breite. In gleidem Genre 
find M. Stotnidl6) Eocial:Romane: „der Adjutant des 
Generaliſſimus“, „der Kartenfpieler” und „Egolemus* gehalten, 
fowie J. 6. Bogurfi’s”) „ Klementine oder das Leben einer Waife*, 
worin diefer in der Manier von Sue's Geheimnifien von Paris die 
Zuftände des gegenwärtigen Warſchauer Lebens in den hoͤchſten 
und niehrigften Regionen abſchredend genug darſtellt. Au 


1046 Polniſche Poeſte. Moman. 


Wazlaw Mantowells”) Roman: „Im Lande und im 
Auslande“, worin Schilderungen befannter Bonifder Perfönlie- 
keiten geboten werben, gehört hierher, iR aber nur mitielmäßig. 
Sehr gelungen find Heinrich Rzewuski's *). hißoriſche Res 
mane: das Kralauer Schloß, November und die Memoiren bei 
Han Severin Taoplitzy, aus den Zeiten Könige Stanislaus 
Auguſt's, fowie Jezierety’e”) Pan Kafelan und Ad. Um, 
Kofinstis”) Soldaten⸗Novellen, die ſcheinbar wirklich vor 
gefallene Begebenheiten aus den Jahren 1799 — 1812 mit dar 
Lebendigkeit eines Schwarzenberg ſchildern. Michgel Gra- 
bowsti, der unter dem Namen Edward Tars zy“) bereits 
durch feinen Koſaken⸗Aufſtand (in der Ukraine 1768)" Ag ein 
Namen gemadt hatte, den neuerlid fein Koſakendorſ“ noch be: 
deutender macht, lebt allerdings noch hinter dem feurign Ta⸗ 
Inte Czaikowsoki's 8) zurüd, defien Kofalenfagen, Wernyhora, 
Kirdſchali und Kofalen: Heitman mit Recht auch im umferem 
Baterlande für Meifterküde anerfannt werben. 


1) Marya, powiesc ukrainska. Warsz. 1825. Lwöw. i Lipek- 
1883. ‚Londyn 1836. Lipsk. 1838. 1844. 8. (8. Midiewic, Vorleſ. Bo II. 
p- 383 sq.) 

2) Zamek Kaniowski. Warsz. 1828. 8. (&. Blaͤtt. f. b. Pit. d. Ausl 
1839. p. 114 sq.) Sobötka. w Wiedniu T. I. 1858 8. Dzieta. Lwöw. 
1739. 8. Poezye wydane przez Edw. Raczynskiego. Pozn. 1841. T. 
1.11. 12. T. DL Paryz 1841. 12. 


3) Poezya. Paryz 1841. 1844. Rusalki. w Praze 1838. 12 


4) Poezje. Paryz 1832. 31. 18. ib. 1833. III. 18. Kordjan 
czesc pierwsza trilogji. ib. 1834. 18. Anhelli. ib. 1838. 18. Trzy 
Poemata: Ojciec zadzumionych w Eli-Atrish, w Szwajcarji, Wac- 
taw. 1839. 18. Balladyua, trag. w piecin akt. ib. 1839. 8. Piast 
Dantyszek, herbu Leliwa. Poema o piekle. ib. 1889. 18. Lilla We- 
neda, trag. w 5 akt. ib. 1840. 18. Mazeppa, trag. w 5 akt. ib. 
1840. 18. BeniowSki, poema. ib. 1841. 8. Sen Srebrny Salomei. 
Romans dram. ib. 1844. 16. Xigze Nieztomny. Trag. 1544. ib. 16. 
(nad Galberon). Xigdz Marek. ib. 1843. 16. 

6) Wyprawa Igora na Polowcöw. Lwöw. 1833. 6 Dumki, w 
Praze 1838. 8. " 

6) Krölodworski Rekopis. Krak. 1836. 8. Wesele Kniazia Wto- 
dimierza, tm d. Powsz, Pamipt. N. i Um. T. II. Poezye. Pora. 
1 


7) Album na Korzysc pogor celcöow. Lwöw. 1844. 6. 

8) Poezye. Wilna 1836. 8. 

9) Exereycye poetyckie. Paryz 1839. 18. 

10) Poezye. Paris 1883. II, 8. &. Midiewicz 3%. IL. p. 305 5q. 


‘ 


Polniſche Poefie. 100a7 


11) Poeta i Boviat. Pozn. 1839. 8. Witoldoranda. Wilna 1840. 
3. Poezye. Warsz. 1843. II. 8. Anafielas. Wilna 1843. 8. 

12) Poezye. Poznan. 1844. T. I. Bruxell. T. II. 1844. 8. 

13) Poezyje. Paryz 1844. 8. Przedswit. ib. 1845. 8. 

14) Kiosek Polski. Paryz 1843. 12. Bajki i Poezie nowe. ib. 
1839, 8. Poezyie Litwina. ib. 1834. 12. 

, 15) —* o ziemi maszej. Bozu. 1843. 8. en 3». Au, p. 

‚4. . P. Ben. Winnickiege w ego z Kra- 
kowrca do —S 1766 roku i Powrot w dom —— 
Lwöw. 1845. 8. Obrazy z 2ycia i z Podrözy. Wroctaw 1846. 8. 
Dbrazy. Lwöw. 1844. 8. 

16) Bluszcze, Poezye przez Mioda Polke. Lipsk. 1846. 1?. 

17) Poezye Mazura. Bruxell. 1844. 8. 

18) Poezye. Poznan. 1845, 8. j 

19) Poezye. Lwöw. 1843. 8, Ukrainky z nutoju Tymka Pa- 
durry. Warsz. 1844. 8. (&. auch Jordan Bd. III. p. 5. 166 sq.) 

20) Noc letnia, Paryz 1841. 18. Nie Boska Komedya. ib. 1837. 
B. (8. Miciewicz Vorlef. Bd. HI. p. 19. 96 sq.) Irydion. ib. 1836. 8. 
ee Berlin 1845. 147. 8. S. Mag. für d. Literat. bes Ausl. 1845. 
ar. 145. - 

21) Jadwiga, Dramat historyezny. Wilno 1844. 8. 

22) Hemen, Tragedya napis. orig. Lipsk. 1846. B. 

23) Teczynscy. Wilno 1845. 8. 

24) Arcydziel dramatycznych, Wilno. 184. T. 7.8. 

25) Malwina czyli domysinoßt serca. Warsz. 1816. 1822. 
1828. UI. 8. 

26) &. Jordan Bd. III. p. 8l sg. Dwaj panowie Sieciechowie. 
Warsz. 1815. 8. Lejbe i Siora, ib. 1821. Krek. 1837. II. 8. (Deutfc. 
Bert. 1825. 8.) Jan z Toczyna. Warsz. 1826. III. 8. (Deutſch. Berlin 
3825. 1834. IIL 8.) Gefchichtliche Befänge der Polen, metr. bearb. v. Fr. 
v. GSaudy. Lpzg. 1833. 8, Die Rauckkehr bes Landboten vom letzten Wars 
ſchauer Keichstage Ein Schaufpiel. Deutfch v. Linde. Epgg. 1704. 8. 

27) Julia iAdolf, czyli nadzwyczwjna milosc dwojga Kochen- 
köw nad brzegami Dniestru. Warsz. 1824. II. 8. 


28) Nieroz sadne slaby, czyli listy dwojga Kochanköw na 
bizegach Wisiy miesz kajacych. Warsz, 1820. II. 8. Nalgcz. ib. 
41828. III, 8. (Deutfh v. Schnaaſe. Lpzg. 1834. II. 8.) Pojata cörka Lez- 
dejki, albo Litwini w XIV wieku. Warsz.1826. IV. 8. (Deutfd von 
Schnaͤaſe. Lpzg. 183. IV. 8.) 


M Pau Antoni. Warsz. 1824. II. 8. Padrôæ bez celu. ib. 18%. 
1. 8. Pan staroste. ib. 1826. II. 8. Tarlo. ib. 1827. IIL 8. Damian 
Ruszezyc. ib. 1827. III. 8. Powiesci i gieme humorystyczne. Bresl. 
"4840. VI. 12. Leben und Schickſale des Klix Bauftin Dobofinski v. Dodo⸗ 
(da. Ein humoriſt. Roman. Deutſch v. Mauritius. Berl, 1844. I. 8. 


30) Dwaj Sresiawici. Warsz. 1830. II. 8. 


31) Wiatistaw Lokietek czyli Polska w XIII wieku. Wearsz. 
1828. IN. 8. Zygmunt z Szamotul. ib. 1830. III. 8. ©. Bag. f. d. Eit. 
d. Aust. 1833. nr. 57. \ 


32) Pan Podstolic. Petersb. 1835. IV. 8. 


1048 Windiſch⸗Sloweniſche Poeſie. 


33) Jan Kochanowski w Czarnelesie. Lipsk. 1845. II. 8. Howe 
rosrywki dia dzieci z dwoma rycinami. Paryz 1834. II. 8. Biblie- 
toczkasowa Kaum gcona dzieciom ij miodym Panicakom. 





1838. II. 12, styna. Lipsk. 1841. II. 16. Karolina. ib. 1839. 16. 
Wybör a rar ao nowe. Bresi. 1833. X. 12. (Darin im 7. 
8. Band ipre Moraliſchen Erzählungen.) 
3) Male parta. ur 1844. IV. 12. Cxtöry wesela. Wilne 153%. 
iM. 8. Dwa a dwa cztery. ib. 1835. 8. Impro wizacye dia wnoich 
Kan pa Wilno 1844. B. Latarnia Czarnosiezka. Warsz. 1844. IV. 
% osagu. Warsz. 1847. 11. 13. Zygmuntowskie cauay. ih. 
1847. IV. 8. Pan Walery. Wilno 1832. II. Pan Karol ib. 1832. 
1. 8. Kosciot 4 Michala w Wilnie. ib. 1833. II. 8. Ostatai rok 
panowania Zygmunta Ill, ib, 1834. II. 8. Majster Bartlomiej- ib. 
36) Adjutent naczeinego Wodze. Warsz. 1847. 12. Karciarze. 
ib. 1847. IV. 12. Samolaby. ib. 1846. V. 1 
36) Klementyne, Warsz, 1846. VI. 2 
37) W Kreju i za granicg. Lipsk a o. 12. 
98) Zamek Krakowski. Wilno 1846. 8. Listopad. ib — 
u (Ki I. ana Seweryna Soplicy crejnika Parnawskiege. Ps- 


rs Fan 2 Kasstelon. Wilna 1839. 8. - 
40) Powiastki i Opowradania Zolnierskie z wojen od 179 
do 1812. Lipsk 1845. 8 


41) Koliszezyzna. Win. 1837. 8. Tajkury. ib.1846. IV. 8. Stan- 
nica Hulaj polska. ib. 1840. V. 8. 


42) Powiesci kozackie. Paryz 1837. 8. (Kofatenfagen, — von 
Minsberg. Glogau 1838. 8.) Wernyhora, wieszez ukrainski. Paryz 
1838. 1842. II. 18. (Deutih. Epag. 1841. I. 12.) Kirdzali, powiese 
maddunajska. Paryz 1839. Il. 8. (Deutid 8 — eifla 1840. II. 
12.) Stefan Czarniecki. Paryz 1840. II. wedy. ib. 1820. 8 
Ukrainski. ib. 1841. 8. Koszowata. ib. 1844. ir Owraczanin, po 
wiesc bist. z roku 1812. ib. 1841. 11. 8. Hetmen Ukrainy. ib. 1841. 
II. 8. (Deutfch v. Jordan. Epag. 1843. un 16) Bilder aus Kofaten: 
leben, Deutfch von Jordan. Epag. 1842. I 


$. 788. 


Wir baden jetzt noch mit einigen Worten ber Verfuche ıu 
gedenten, welde im ber Poeſie von den übrigen Slaxiſchen 
Stämmen gemacht worden find. Sprechen wir zuerſt von be 
Windifh » Slowenifhen Literatur, fo wird bier ver 
Allen ale Originaldichter der Bfarrr Balentin Vodnikh 
aus Ober ⸗Schiſcheck zu Zama bei Schibert (1758—-1819) 
genannt werden müſſen, unter deſſen in den Mund des Volles 
übergegangenen Liedern beſonders dasjenige, welches den Titel: „der 
ufriedene Krainer" führt (auch in der Zeitfhrift Norice 1844), ſowie 


Dalmatiniſch⸗Naguſaniſche Poefie. 1049, 


eine Landwehrlieder (1808) und darunter fen Kriegolied Bram- 
sawza, hervorzuheben find. Neben ihm ſchrieben der Pfarrer Urban. 
3 arn if aus dem Cillerthale bei Nadiczar in Potofal1784— 1844), 
ee Domberr Starnik, der Elegiler Kafelic?), der mehr 
woderne Breferin und ber Bibliothelar Cop (ertrant 1836 in 
ver Save), welche letztere zugleich feit 1830 eine Slavoniſche 
oetiſche Zeitihrift, Krajaska beelica, herausgaben, für das 
Bolt höchſt gemüthliche Nationallieder. Endlich aber ließ fogar 
Breferin?) ein Kleines Epos, das Kreuz an der Savica, er- 
einen, und bie Herrn Dolinar und Potoknik bichteten 
jeiftliche Geſaͤnge. 


1) ©. Iorban Glav. Jahrb, Bb. III. p. 121 sq. Pesme sa pokushno. 
Laibach 1806. 8. Geſammelte Gedichte. ebd. 1840. 8. Sulzhba med vi- 
esama Lamberg in 1 ogam (das Turnier zwiſchen den beiden 8tittern 
tamberg und Yoga, Lied d. Krainifchen Volkes). ebd. 1807. 8. 


2) Kerst pre Savici. Laibach 1836. 8. ©. Czelakowsky im Casopis 
'esk Mus. 1832, 9. IV. 


2) Krainiſche Biene. valbadı 4880-33. IV. 8. Kerst per Savizi. 
Povest Wersih. Laibach 1 


$. 184, 


Wenn wir jet von der Dalmatinifh-Ragufas 
niſchen Poefie reden, fo muß vor Allem bemerkt werben, daß 
urfprünglih in diefer Literatur zwei Sprachweiſen zu unter 
ſcheiden find, nämli die altſlaviſche ober Glagolitiſche (lingua 
slavo-literalis) und die weltlide ober Bollöfpradde (lingua 
vulgaris Dalmatica), Erſtere warb von dem Slavenapoſtel 
Methodius gleichzeitig mit dem Glagolitifchen Alphabet einge 
führt, welches man lange ohne Brund für eine Schöpfung des 
H. Hieronymus hielt (f. Preis in Jordan's Slav. Jahrb. 
1844, ©, 157 sq.). Das erfle in diefem Dialekt und dieſem 
Alphabet geſchriebene Buch IR das von Kopitar unter bem Titel: „Gla- 
golita Clozianus“ zu Wien 1836 herausgegebene Werk, das ältefte 
gedrudte Buch aber ein Miffal von 1488, Wir haben es hier 
nur mit der Volloſprache zu thun, die mit dem 16ten Jahr⸗ 
hundert Ihren Anfang nahm, ſich der Lateiniſchen Buchſtaben 
zur Sarıt bebiente und der altſlaviſchen blos noch ihre Exiſtenz als 


® 


1050 Dalmatiaiſch· Nagrcſaniſche Poeſie. 


Kirchenſprache zugeland. In ihr ſchrieb zuern der Möͤnch 
Dioklea um 1162 eine Geſchichte der SGüpflauen, bie zu 
fange des 16ten Jahrhunderts ind Lateiniſche Aberfept 
Die erßen bedentenderen Dieter Dalmatiens, denn 
bat, wie wir gleich ſehen werden, feine eigene Literatur gehabt, 
An Zuraj Baratovic') von Zara nd Marco Marulid) 
aus Epalate, beide ind 17te Jahrhundert gehörig. Um höchßen aber 
Acht Ivan Ivanisevic’), Kanonikus von Lefina, neben weiten 
Span von Zara’), Andreas Bitaiic‘), der Beolfäticker 
dichter Andreas Kacic Miosic‘), cin Mind von Brike, 
die Kirchenliederdihter Anton Zvanisec?), von Wafaräke 
und fein Landomann David Joſ. Pavlovick), fowie in 
neueſter Zeit befonderd Avan.Teresti) nd Anna Bis 
doviceva!”) aus Schibenif, bern „Wna und Mife ober 
Stanphaftigkelt in der Liebe" und „Tribut der Preumbidaft”, 
zwei fräftige Zeichen des erwachenden Süyriich- Dalmatiniiden 
Nationalgeiſtes, obgleich Ritola Tommafeo’s „ Funlen“ 
an patriotiſcher Begeißerung weit höher Rehen’!), gerüßmt wer⸗ 
ven. Die Verdienſte Lijutevik Gatl’s um bie junge Literatur 
Illyriens find zu bekannt, um erwähnt werben zu müflen, wir 
maden daher nur noch auf das friſche Talmt, welches 8 
Preradovic's „Erſtlinge“) verrathen, aufmerkſam. 

Im Fache des Romans bot neulich Dragojla Jarne⸗ 
vicevalr) „Heimiſche Erzählungen”, nachdem Marco be Ga; 
fotti mit dem Romane Milano und Dobilla und Bulatt: 
nowic mit Sagen vorayfgegangen waren. 

Neuerlih bat auch eine Illyriſche Oper, bie erſte, Kjnbew 
i Ziowa von Liſinoki, auf dem Agramer Theater außer 
ordentliches Blüd gemacht (f. Zora Dalmatinaka 1846, ar. 18.). 
Bisher hatte man ſich übrigens im Drama fon nicht bie 
mit Ucherfegungen aus fremden Epraden, dem 3. B. Sita 
Aulapina Ljubaczkt! für das Nationaltheater mehren 
lieferte, begnügt, fonden Demeter und Saltfhineti 
ſchrieben auch nationale Trauerſpiele. 


1) Vila slovinska. Venedig 1682. 8. Gjazale uresona j 
od 2 vikof evita. ib. 17%. F erigiem 


2), Geſchichte der H. Wittwe Judith, Im keoatiſchen Werfen. RWenebig 


®” 





j1 





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| 


Dalmatiniſch⸗Raguſaniſche Poefle. 1051 
3) Kita evitja razlikaga. Venedig 1703. 8. Od ponmje koju 
ma Bog od Zlovika (Gedicht an eine feomme Dame). 
Para — *3. wunderbaren Krieges unter Malda und bes Krieges 
on 


5) Ostan * Inder Venedig 1713. 8. Istumacenj isaih 
er ebd. 1 * ' mr 


6) Razgovor Ami naroda slovinskoga. Venedig 1759. 1801. 
Ragufa 1831. zgoror opodni ’s 


7) Bogoljabna nadördunia. Vened. 1781. 8 


%ı Doj e. Iyabne pofalne. Ofen 1808. 8. Blago duhovno. Ve- 
od. , 5 Mark i skup pastirski. ib. 1800. —* 


Mr han. Agram 180. 8. 


10) Anka i Stanko, ili Dubrava Mojanka blizu Aplite jean. 
Cara 1841. 8. Pjesme. "Poemetti di Anna Vidovie. 150. 8. 
zordan Bd. IH. p. 206 sq.' 


11) Iskrice. Agram 1844. 8. 

12) Pervenci, razliöne piesme. ®iem 1847. 8. 
13) Dramatiiki prevooddi. Triest. 1848. II, 8. 
14) Domorodne povisti. Agram 1843. 8. 


6. 785. ° 


Wir haben ſchon oben angedeutet, Daß ben Kern ber 
Dalmatinifhen Literatur die fpecieliere des Freiſtaates Ragufa 
usmadhte, fo lange diefer eben feine Selbſtaͤndigkeit erhielt und 
n biefer eine UArt Slaviſches Wehen bildete, in welchem 
je Wiffenfhaften und ſchoͤnen Künfle nicht etwa blos von 
Finzelnen als Monopol angeſehen, ſondern in das ganze. 
Stantöleben aufgenommen und zu den notbwendigen Gigenfchaften, 
ie jede® gebildete Mitglied dieſes Staates mitbringen wußte, 
gerechnet wurden. Allerdings fält die Bluͤthezeit der Ragufa- 
fen Dichter nur ins 16te Zahıkumbert!), allen der Sinn 
ür die Mufen erhielt ſich auch nach dem furdibasen Erbbeben 
on 1667 no ziemlich rege, bis die Erziehung In die Hände 
er Zefuiten fam, von welcher Zeit an es mit der Bearbeitung 
er Nationalfprache ziemlih zu Ende war. Der erfle bebeutenke 
Dichter Raguſas war Gore (Blaſius) Darxich (geb. 1474). 
diefer ſchrieb moralifhe und Liebeögenichte und gab in bem 
'edan pisni (Hodhzeitögah?) feiner Vaterſtadt ſhon zu einer 
zeit ein Drama, wo nod fein Europälfder Staat ein nad 
sodernen GBrundfäpen abgefaßtes Schauſpiel beſaß?). Neben 


1052 Dalmatinifch-Magufanifche Pocke. 


ihm Acht Rauro Vetranich (1482—1575), ver fein anf 
der Infel St. Andreas unter Bußübungen hingebrachtes Lehm 
in einem großen, Bemetu (d. h. Eremit) betitelten Gebidke, 
u dem nod ein anderes, Putnik (db. i. Bilger), und brei geh 
liche Dramen kamen, fdilderte. Bon Maroje Darriq) 
(+ 1580), ber Liebeslieder dichtete und zwei geiſtliche und der 
weltliche Dramen, fowie acht Proſa⸗Luſiſpiele ſchrieb, iA ned 
ein Hirtenſpiel gedruckt übrig. Auch der berühmte Licherfehe 
Lateiniſcher Diktungn Domenico Ragnina) (1536— 
1609), welder eine Sammlung geiſtlicher, moraliſcher, em 
tifcher und burlesfer Lieber binterlich, fowie der Driecelianviste 
Savino Bobali?), gmannt Miscetich (d. i. der Tank, 
+1585 im 55flen Lebensjahre); müſſen bier erwähnt werden, allti 
an Sıylreinheit übertrifft fie Domenico Slataridh°) (1500 
— 1607), der die Geſchichte des Pyramus und der Thiske 
aus dem Griechiſchen ins Illyriſche übertrug. Der ausgezeichnete 
von Allen it Stefano Gozze (tum 1525), der zuerſt ein großes, 
aber noch ungebrudtes burleokes Helbengebicht, die Derwiſchiade (Chi 
& quel Dervisc? oder chi’ € quel religloso Turco ?) verfaßte, worin 
er die Türfifhen Derwifche in Seinen, deren jede id auf das Wort 
Dervise reimte, indem er zugleich das in Raguſa Mode ge 
worbene Radebrechen des Türkifchen perfiflitte. Im 1 7ten Jahrhunden 
waren die bebeutendften Dichte Giovanni di Franceste 
Bondola’) (+ 1638 im 50ſten Lebensjahre), Berfafler eines in 
Syrien hochberühmten, aber ungebrudten &ebichtes, die Oomanite 
und einer Anzahl Italieniſher Dramen und Gedichte, Biugne 
Balmota°) (1606—1657), ver Dicdter ber Chriſtiade 
(nad Vida), Giovanni Bona, der Weltered, (+ 1658), 
Verfaſſer eines Gedichtes, die büßende Magdalena betitck, 
Bartolommeo Bettera") ( 1712), der daB oben erwähnte 
ſchredliche Erdbeben von Ragufa ſchilderte, der Barbier Bietre 
Bogaseini'), hier nur ale Dichter eines erbärmlichen Epos 
über Wiend Belagerung durch Kara Muflapha erwähnenswert, 
und Ladislaus Mincetih"?) (oder Wladislao di Girolamo 
Menze), der die Thaten des Ahnen. des Ungariſchen Dichters 
Ban Beter oder Zriny’s, des Helden von Sigeth, feiert und dann auf 
diefen unten zu nennenden Sänger ber Adriatiſchen Syrene ſelbſt kommt 











Dalmatiniſch⸗Raguſaniſche Poefie. 1058 


Das achtzehnte Jahrhundert war für die Poeſie nicht eben fehr 
gedeihlih, denn außer Peter Bos kovich's) (+ 1727) geiſt⸗ 
lichen Liedern und Peter Ignazio Sorgo's Wrgänzung der 
zwei an der Osmanide noch fehlenden Gefängen, eine Menge 
von Ueberfegungen Stalienifcher Dramen abgeredinet, iſt nichts 
Ermähnenewerihes vorhanden, infofen auch des gelchrien 
Alterthumoforſchess Ignazio Giorgis) (1675—1737) 
Marunko, worin derſelbe Im Bernesliſchen Style den Charalter, 
bie Eigenthuͤmlichkeiten und den Dialekt der Bewohner der 
Infel Meleda lächerlich macht, noch ungedrudt if. 

1) Die Biographieen der Rag. Dichter d. 16ten Jahrhund. und Proben 


aus ihren Werken flehen bei Potic, Slavjanska Antologia iz rukopisah 
dabrovatkih Diesnikab. Wien To. I. 8. 


2) ©. Appendini, Storia di Ragusa. ib. 1803. 4. T.II. p.282 20. 

3) La Tirrena favola boschereccia. Venez. 1551. 1607. 1630. 8. 

4) Piesni raslike. Firenze 1563. Venez. 1634. II. 8. 

5) Gli amori di Piramo e Tisbe. Venez. 1598. 8. 

6) Rime amorose, pastorali e satiriche. Venez. 1589. Ragusa 
1783. 8. Ginige Idyllen bei Appendini. T. H. p. 275 sq. 

7) Suse Sina Rasmeinoga, le lagrime del figliuolo prodigo. 
Venez.s,a.8. Poemetto sacro. Roma 1621.8. Ariadna dramma, Ancona 
8 5 oe Inhalt feiner Dsmanide bei Appenbini a. a. D. p. 262 2q. 
n . 


8) La Christiade. Roma 1690. 8. Agram 1832, 8. 
0) Mandaliena pokorniza. Ancona 1630. 1638. Venez. 1705. 8, 


10) Poem. zul terremuoto di Ragusa. Ancona 1657. 8. Oronte 
r Cipra. Venez. 16%. 8. 


11) L’assedio di Vienna. Padova 1685. 8. 
—M Trublja Slovinala, cio6 trombaIllirica, Ancona 1665. Agram 


13) Canzione delle sacri Missioni Jlliriche. Venez, 1729. 8. 
Bon feiner Zochter Anna giebt ed ein längeres Birtengediht auf Chrifti 
Beburt: Rasgovor pastirski varhu porodjegna Issukarstova, Venez. 


14) Usdasi Mandalini etc. cio& i sospiri della Magdalena nella 
pelonca di Marsiglia, poema diviso in 8 canti. Venez. 1728. 8, 


$. 786. 


Es iſt jept noch einiges Wenige von den übrigen Gla- 
iſchen Stämmen zu fagen. Beginnen wir mit den Bulga⸗ 
en, beren erſtes bebeutenderes Literaturprobuft!) bie „Liebe des 


> 


1054 Poeſie der Balgaren und Slawouler. 


Gebets (Molitwennyj krin, Dfen 1806. 12.) war, fo habe 
wir dur Bogojew eine Sammlung Bulgarifter Sprüswirn 
und Heldenlicher?) erhalten, von denen eins (Stojan i Bade | 
“ Mebit drug droga) Rajden Berom’) einem Fleinen Epos m 
Grunde gelegt bat. Für dao Theater begnügte man ib damit, du 
Lußfpiel!) aus dem Ruſſiſchen und ein aus dem Deutſsen ins 
Nengriehiihe übertragene Trauerfptel) ins Bulgarifäe u 
überfegen, allein fdon tm Sabre 1845 gab RL. Fotinew m 
GSuyma eine literariſch belletriſtiſche Monalsſchrift (Ljübes- 
lowije) und K. Ognjanowitſch gar einen Kiteraturalmanad 
(Zabawnik za 18t0) heraus. 


1) &. Jordan Slav. Jahrb. 1847. p. 347 4q. cf. 1846. p. 319 2q. 
2) Bolgarski narodni plane i poslowice. Pesth 1842. 16. 

3) Stojan i Raden. Odessa 1845. 12. 

4) Dworjensky wyhory. Risaowo 1843. 8. 


5) Welisarij. Leipz. 1844. 8. (Der, Ueberfener MM X. Ste tojanowilih 
Kopilowsi.) Konstantinopel 1844. (Der uUeberſetzer iſt Zacharij Eos 
meonow Kotljae) 


$. 187. 


Die Slawonter in dem Ungariſchen Koönigreiche Sla- 
wonien, welche dem abendlaͤndiſchen Ritus folgen, bedienen Rh 
des Latelnifchen Alphabets und eines Dalmatiſch⸗Kroatifch-⸗ nuan- 
cirien Dialekts. Ihre Poeſie beſchraͤnkt ſich faſt nur auf Volls⸗ 
lieder. Ihre Hauptdichter find der Jeſuit Anton Kanislichy 
aus Poczeza, der berühmte Hiſtoriker Matthias Peter 
Katancſichy (1750—1825) aus Valpovo, der bejonders 
gelungene Idyllen und Bollögefänge hinterließ, Matthiae 
Anton Relkovich von Ehrendorf?), ein Satirifer, ad 
Philippovich von Heldenthaly. Der Franciskaner 
Ivan Velikanovich“) aus Brod uͤberſetzte endlich ſogar ein 
geiſtliches Drama in Proſa und Verſen in ihre Sprache. 

1) Sv. Roxalia Panormitanaka. Wien 1780. 8, 
2) Fructus autunmales. Zagr. 1701. 8. | 
3) Satir. Essek 1822. IU. 8. Nekje svashta. ib: 1805. 8. Poste- 
nak naravne pravice, ib. 179, 8. 
Ant — Pihpresü, Erseh 180 1822. 8. Xivot Velikoga Biskupa 


5) Sr. Tereaia divica, Easck — 8. 


Poeſie der Bohmiſch· Maheſchen Slowaken. 1055 


$. 788. 


Die Boöhmiſch⸗Maͤhriſchen Slowaken haben ebenfalls 
ne befondere Mundart und Literatur, die den Uebergang von 
m Böhmikten zum Wendiſch⸗Kroatiſſben bildet. Die älteſten 
Achter dieſer Ration falten fon ind 16te Jahrhundert, doc 
ad ihre Brodufte fehr einfach und betreffen lediglich den Kirchen⸗ 
fang. Fuͤr dieſen forgte befonderd Georg Tranowety?), 
wbiger in St. Riflae, (1591— 1637), durch fein oft wieder 
ıfgelegte® Boͤhmiſch⸗Slowakliſches Geſangbuch, das noch heute 
m ben evangeliſchen Slowaken in Ungarn gebraucht wird, 
Aerdings ward daſſelbe in allen ſpaͤteren Ausgaben ungemein 
rmehrt, denn auch die Dichter des 18ten und 19ten Jahr: 
imbertö bichteten faR ausfcließlih nur Kirchenlieder, fo daß 
6 anfangs nur. aus 400 Liedern beftehende Gefangbucd jet 
ren über 1000 zaͤhlt. Uebrigens giebt es noch mehrere einzelne 
efangbüder, 3.8. von Baul Jacobaiꝰ) (1695 —1752), und 
werlich erfchien auch ein Tatholifche®, weile Mathias Majer 
ſammengetragen bat’). Unter den weltlichen Dictern gehören 
her Johann Ehrafina*) (um 1757), welder komiſche 
rzählungen von Gelo und Taubmann reimte, Andreas 
emian’), ein Gelegenbeitsdihter (+ 1799), Joſeph Ig⸗ 
34 Bajza°), ein Epigrammatiſt, der Prediger Auguft 
oleczal?) (1737—1802), der fogar eine Tragödie lieferte, 
d Bohislaus Tablicl), Daß Kollar und“ Holly 
jentlich zu den Hauptmataboren dieſer Literatur gebörem, 
auche ich nit erſt zu erwähnen. 


1) Cithara sanctorum. Leutschau 1635. 8. u. öfters. 
2) Ewang. Funebräl, Presb. 1783. 6. u. ft. 


8) Pesmarica cerkeorna ali svete pesme ki jih pos6 ilirski 
yrenci. Klagenfurt 1846. 16. (&. Jordan Bd. V. p. 104 sq.) 


4) Her. v. Zablic. Skalik 1805. 12. 

5) Her. v. Tablic in d. Slow. Werkowci. Waiten 1809. 12. Bd. IT. 
6) O epigrammatech, Zilin. 1794. 8. 

7) Pamitnä& celdömu swita tragoedia. Skalic 1791. 8. 


8) Siowenitj werlow.ci. Stalic u. Balken 1805-9. IT. 12. Poesie. 
. 1906-12. IV. 8, Lidemsil, ebd. 1813. 8. 


— 


1056 Serbiſche Poeße. 
4. 789. 


Da wir von dem Alterthum ber Serbiſchen Bode | 
bereitö oben geſprochen haben, fo wollen wir bier nur ne& 
hinzufügen, daß auch die neuere Zeit verſchiedene dichteriſche 
Talente aufwuweifen bat, und nennen bier als Driginaiäte 
Joan Raitſch aus Karlowic (1726—1801), den Fabd 
dichter Doſithei Obradowitſch aus Czafeowo (1739— 
1811), Gregor Terlaitſch aus Mohol (1766 — E11), 
Jovan Hadzitſch aus Sombor (geb. 1799), der aber anf 
as Miloſch Swetitſch (1821) auftrat, Paul Gol« 
ritfh, Vincenz Raitſch, Lucian (Lucas) Mufsidi 
aus Bacseka (in dem Dorfe Temerin), den talentvollſten ale 
Serbiſchen Dichter (+ 1843, Gerichte, Wien 1840— 47. IV. 
8.), dem neulih der begabte Diordje Maletitfch unter ven 
Titel: „Denfmal, eine Geiſtererſcheinung in einem Wfte, Belgrad 
1845,” den Dicster-Lorbeer auffepte, Milotan Miktadomwitfe, 
Joan Subbotitfd, der in feinem Basilicam (Ofen 1843) 
die alte Balladen» Poefle gut nachahmte, Demeirius Mt: 
hailowitſch, den [don erwähnten Simon Milutinowitſch, 
Miloſch Popowitſch und befonders den Montmegriniiden 
Biſchof Njegos oder Vladika Peter Petrowitſch, der aus 
bie (61) Heldenlieder feiner Montenegriner (in: Ogledalo Serbs- 
ko, Belgrad 1846, 8.) fammelte, und, wie wir oben gefehen 
haben, felbR fehr thätig als Dichter iR, was er erfi neuerdings bunt 
ein ſehr tieffinniges Gedicht (Luca Mikrokosma, Belgtad 
1846) von Neuem bewiefen bat. Auch an Epikern iR Ten 
Mangel, denn Milofh Radoczitſch Heferte eine Serbiſche 
Morgenrötbe (Ofen: 18435), PBopowitfh eine Miloſchiade, 
Athanaſius Nikolitſch im „Pfand zu Deligrad CBelgreb 
1830)” ein romantifhes Epos, und der oft genannte Simon 
Milutinowitfh Sarajlia befang gar die Entſtehung bed 
Serbiſchen Uſtav (Brundgefeges) und des nationalen edited 
(Belgrad 1843), Derfelbe trat au, wie neben ihm viele 
Andere, (z. B. in feiner Morgenroͤthe, Lpıg. 1827, mb in 
feinem Erwiderungslied auf den Umſturz Serbiens 1843) al 
politiſcher Dichter und mit entſchiedenem @lüde im lyriſchen 


Moldau⸗Wallachiſche Poefie. 100 
Drama (Tragedia Obyliex, Leipoygo 1887) auf, in welchem 
egteren er den Lieblingo⸗Gegenſtand der Bolls-Poefle, die 
Schlacht auf dem Koſſowo⸗Felde und die Ermordimg Amurath's 
mr den Helden feines Städes Obylicz zum Stoffe nahm, 
reitih auch nur monoton den Ton des Serbiſchen Volkoliedes 
raf, ihn aber fo meiſterhaft zu geflalten und zu leiten wußte, 
aß feine Schöpfung weit über alle neuerm dramatiſchen Vers 
ne in der Slaviſchen Literatur hervorragt, etwa Puſchkin's 
Zoris Godunoff und Arafinsti’d Ungöttlihe Komoͤdie ausgenom⸗ 
sen, die er übrigens noch darin überträfft, daß fein Stück fi 
echt gut aufführen laſſen würde, voraudgefeht, daB jene Schau⸗ 
Heler in Belgrad, welde die Maffe der aus fremden Sprachen 
n das Serbiſche übertragenen Piècen darſtellen, befier waͤren 
16 fie find. 


$. 790, 


Es bleibt nun noch Abrig, einige Worte über die Mol⸗ 
au⸗Wallachiſche Poeſie“)) Hinzuzufügen, die allerdings ſta 
se Schriftſprache gewoͤhnlich derſelben Charactere wie die Ger 
iſche, alfo der Ruſſiſchen Buchſtaben, bebient, allein einen ganz 
nderen Urfprung bat. Ihr Stamm if naͤmlich das Lateiniſche, 
nd fo kann das Romänifhe ober die langue d’or, welche 
mberingt dur Römifche Eoloniften nach Dacien gekommen if, 
Kalten als feine Mutter, Brantreih und. Spanien als feine 
Schweftern begrüßen. . Der erſte Dichter biefer Bormauer ber 
Ingarn und Polen gegen bie Türken war der Metropolitan der 
Roldau Doſitheus, der(um 1671) die Pſalmen in Berfen über 
etzte. Man ertennt bei ihm noch fehr gut Die romaͤniſirten Lateiniſchen 
Stamwtworte (aus santu wird z.B. sfäntd, fäcerä, fäcarü ıc.) und 
3 Braucht er den Reim auch nur zur Sierde, da wie bei den 
tömern die Profodie und Duantinit eigentlich Alles iR. Die 
irfiihe Poeſte nimmt aber erſt im jchigen Jahrhundert ihren 
Infong mit dem Romaͤniſchen Lamennais, dem Prieſter Gi. 
hendela, der 1814 feine Gabeln publicitte, Die an ich zwar 
sr Proſa⸗Nachahmungen Lafontaine's ind, dennoch aber durch die 
Wendung auf die Begriffe und Verhältniſſe derer, für bie er 

Grüße, Handouqh d. Lite rãrgeſchihte. II. 67 


1058 Moeldau⸗Meallachiſche Yorfe. 


fünteb , zu einem wahrhaft goldenen Bude geworben find. Wei 
bedeutender IR aber Johann Bacaresto, denn fein Exil 
Ing der Liebe (1820), works er einen Tag und eine Rath 
vie er auf feinem Landgute zugebracht hatte, befchreibt und ne 
mit er Ah den Kamen des Wallachiſchen Anacreon ermatl, 
wird nur mit feinen politiſchen Gedichten: „Im harten Gefäng 
niß, Die Berbefierung feiner lhr, die Wahrheit (18 43) vw 
glihen werben können, und IR in jeder Art ein Meiferfiäk, 
Paris Mumuleno kann als Elegiler mit Lamartine verglichen 
werden (j. B. In feinen Gedichten: der Anfang des Menſchen, 
die Nacht, der Hahn, dad Grab, ber Fruͤhling), allein an Kraſt 
Abertrifft er ihn als politiſcher Dichter in feiner Romanienne 
einer Frust der Revolution von 1821, und in feinen Klagen 
Romaniens, welhen nur Beldiman’d (+ 1823) „Biluriges 
Trauerſpiel“, welches denſelben Gegenſtand behandelt (B. war 
damals Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten in ber Rol⸗ 
dau), an bie Seite gelegt werden kann. Der Wpothefergehülk 
Daniel Scavinoky, der drei Tage, nachdem das legte Haar 
aus feinem Barte ausgefallen war, an Aummer und Schwind⸗ 
ſucht Rarb, befaß In feinen Liedern bie ‚Heiterleit einer Beran⸗ 
ger, gepaart mit dem Humer eines Demofrit und Diogenes: 
Weit höher Recht freilih als durchbildeter Oden⸗ und Balladen 
dister, der in Rom gebildete Aga ©. Aſaki, nad Vielen bar 
größte lebende Dichter der Moldau, was ſchon feine berühmte 
Ode an Stalin (in feinen Poeſieen, Jaſſy 1836. 8. uns 
Deutſch im Mag. f. d. Mt. d. Ausl. 1837. nr. 9. ©. 35,) 
beweiſt, fowie der frühere gelehtte Redakteur des Romaͤniſchen 
Courier zu Buchareſt Ebiade, ber Ueberfeher von Lamartines 
meditations, ein Gänger voll Feuer und Leben und mit Binder 
iſchen Schwunge (3. 8. in feiner Ode an Kaiſer Nifolaus auf 
ben Frieden von Adrianopel, auf die Ruinen von Turgwict, 
fein Cherubin, fein Seraphin, feine Hymne auf die Liche, fein 
Gefang an den Teufel), len der Wallachiſche Lafontaine 
Gregor Alexandreoko, der auch Gpifeln, Elegieen unb 
Epigramme ſchrieb, wird bier feiner berühmten Fabeln wegen 
genannt werben müflen (Sedichto, Jaſſy 1842. 32.), vie 
ſaſt ſaͤmmilich politiſchen Inhalts find, was weniger ber Gall 


Moldau⸗Wallachiſche Poeſie. 10859 


R mit wei neueren Babeldihtern, Euciureno und Donici. 
Faſar Boliaco if ein fehr gefühfvoller Lyriker, erhadener aber 
och iſt Negrugi (3. 3 In feiner mißverflandenen „Sündfluth”). 
Stammatt bat ein ſchoͤnes elegiſches Bericht, Gafica, geliefert, 
owie zwei größere Pilecen, der Romaͤniſche Soldat und Stephan 
er Große betitelt. K. U. Roſetti übertrifft ihn jedoch noch 
Gedichte, Buchareſt 1843) an Zartheit (4.8. in feinem „Hemde 
es Gluͤcklichen“ und feinem Liede [Mag. für die Lit. d. Aust, 
1844. nr. 13.]: Ich bin anders als ih war.) Rad ihm 
rwähnen wir noh Chriſtowergi, der eine der ſchoͤnſten 
ven der Romaͤniſchen Sprade, auf die Ruinen von Niampu, 
erfaßt bat, und endlich M. U. Eorradini, der zwei recht 
elungene Berfuhe im Epos, „Muzagran und Blanfa* und 
Leone oder der Sohn der Heiligen” betitelt, (Chants du Danube, 
Yaris 1841. 8.) lieferte. . 
- Was das Theater anlangt, fo beichränft fi hier die 
Noldauiſche Literatur auf Ueberſetzungen einzelner Stüde des 
Bopboftes, Euripides, Racine, Boltatre, Mollere, Byron, Bictor 
Zugo, Alfieri sc. Driginalftüde giebt es nit, denn Aſakl's 
brauerfpiel, „Michael, der Held der Romäner” verbrannte 
m Manufeript mit bei der großen Feuersbrunſt zu Jaſſy im 
jahre 1827. 

Romane exiſtiren ebenfalls eigentlich nicht, benn zwei 
Zolkobuͤcher, das eine in Profa, die Thaten Alexanders des 
Broßen betitelt, aber von einem Anonymus auf die Romänifchen 
Bitten und Lofalitäten übertragen (um 1720), und ein Roman 
n achtſylbigen Berfen, die Gedichte des fchönen Argir und der 
Hönen Helena, eine Allegorie der ‚Eroberung Daciens durch 
Trajan, gehören eigentlih kaum hierher, hoͤchſtens würde Ne⸗ 
rugi angeführt werden können, da berfelbe mehrere gelungene 
dovellen, 3. V. Lepusnano, Zoe ꝛc. geichrieben hat. 


1) ©. hierüber J. A. Vaillent, La Romaine. Paris 1844. 8. T 
— (wo auch Proben). S. auch Mag. f. d. Lit. d. Ausl. 1837. 
r, aq 


$. 791. 


Aus die Tſcherkeſſen konnen bier angeführt werben, 
enn haben " auch keine gebrudte Literatur, h a eö ihnen 


1060 Poefie der Tſcherkeſſen und Georgier. 


doch nicht an einer Menge vom Vater auf den Sohn mh: 
Lieder. Diefe beginnen mit der Geburt des Iſcherleſſealnn 
als Wiegenlieder, werden dann hiſtoriſch als „Gefäng wei 
Männer (Tibepschnail), mit denen dann die Maglde 
(Gbse), die unglüdliche Begebenheiten befingen, zufanmekiyn 
Am beliebteſten find ihre Angriffslieder (Seiko-orod), ae i 
haben auch religlöfe ®efänge und Tanzlieber (Ut’isch-ored), u 
endlich noch die biographifden Befänge, Lieber eined Ra 
(Tisekopschjnatl) betitelt, fommen, „worin einzelne Gelben gech 
werden. Außerdem beſitzen fie alte Erzählungen in Bro, R 
ziemlich denfelben Gegenſtand umfaflen, und Märden‘). 


1) &. Erman Archiv f. wiffenfhaftl. Kunde d. Kußland. Bal ii 
w». I. p. 423 ng. und daraus b. Klemm, Kulturgeſch. Bb. IY. pn 


6. 792. 


Die Georgier mäfen ebenfalls hier in Betradt kam 
Sie haben naͤmlich nicht etwa blos eine alte Bibelkbeiiumg 
fondern es fehlt ihnen aud nit an anderen Produhen, N 
hierher gezogen werden follen. Ihrer Poeſie, die fd IHN 
auf den Tonfall gründete, gereicht beſonders zur Zierde San 
Nuſtawel aus Ruſtawi in der Provinz Achalzych, der In Ka 
Nationaldichtung: „das Baniberfeil” befonders bie geiſtteiche Kiil 
Tamar (im 12, Jahrhundert), feine Zeitgenoffin, feierte und buchſäl 
ein National⸗Epos lieferte!). Als Lyriker erwaͤhnt man ci 
Biorgi Aphoni, der ſchon im Liten Jahrhumdert derglalt 
Gedichte aus dem Briechifchen Abertragen hatte, ven Batrlarda di 
tont, der geiliche Lieder fammelte, den König Theimur! 
von Kafpeti, den Philoſophen Petritſi und einige and. 9 
liebte romantiſche Volkobuͤcher find das Buch der Kiugkii B 
Liſt, befondere aber die Geſchichte des Könige Miri?), Bela 
Alzire überfehte Tſchitſhawadze. 





1) Wepchis Tkaosani. Tiflis 1712. 8. (1589 vierzeili e GEtu 
ebd. 1841. 8. (1609 Str.) Die Fortfegung von Ronutid iv 
fehlt aber auch bier. Die Sei e Zariel daraus Überfegte K. Brot! 
N. Journ. Asiat. T. L p. »q. II. p. 42 sq. 777 ag. IT. p. m 


Ungarifche Poeſie. 1061 
. Pı 267 . 378 VII. p. 321 ©. auch Erman Archiv. 
KR TR > N p- 373 9q. p- 321 09. chi 
2 ur. » Diriani Im 1 N, Journ, Asiat. 1838. nor. 95. p. 438 
4. 96 2q. 560 »q. 1836. T. I. II . Ber. p. 48, 337 nq 


8. 793. 


Ungarn!) empfing felne heutige Ratlonalfpradhe bekannt: 
ich aus Mittelafin und wird feiner Verwandiſchaft mit dem 
Semitiſchen (Mediſch⸗Perſiſchen) Sprachſtamm halber bequem zu 
ex Poeſie des Drients eine Brüde bauen. Natuͤrlich beginnt 
sine eigentliche Literatur erſt mit diefer Periode, da befanntlid 
rüber die Lateiniſche Sprache prädominirte und ed erſt dem 
Beformationezeitalter vorbehalten biieb, diefelbe ale Schriftſprache 
w verdrängen, wenn auch ſchon früher die Königl. Hofpoeten, 
de Joculatoren und Trufatoren, deren Obliegenheit es war, 
ei Tiſche Heldenlieder zu fingen, ſich biefer Sprache bevient 
allen, 


Der ältefte namhafte Didder war Demetrius Tſanadi 
sder Gfati)?), der (um 1527) die Eroberung Ungarns be 
ang. Neben ihm iſt befonders feiner Bruchtbarkeit wegen Se⸗ 
aſtian Tinodi?) zu nennen, der eine Reimchronit abfaßte, 
n welchem Genre fih auch Stephan Szekely), Ragy Baczay?), 
bemesvarid), Bogati“), Baltai?) und Slosvai?) ver⸗ 
wcht haben. Als Lyriker wird neben dem fdon erwähnten 
Einodi befonderd Valentin 8. B. Balaffa”), der Un 
arifhe Pindar (+ 1594) ruͤhmlich erwähnt, ohne daß neben 
befem hervorragenden Talente Johannes Rimai!!) vergeſſen 
pärbe, der allerdings. mehr Didaktiker iR. Auch Johann Erdoͤſi 
Sylveſter!) muß hier erwähnt werden, weil er in den feiner 
leberfegung des Neuen Teſtamentes beigegebenen Summarien in 
eimlofen Diſtichen den Herameter in feine Literatur einzuführen 
eabfihtigte. Die Verſuche, Antikes dichteriſch zu behandeln, 
velde Rakonyi?), Ezaktornyi'), Cſarenyis) x. machten, 
aißlangen. 

Das 17te Jahrhundert brachte zwar ebenfalls eine Angahl 
Dichter hewor, allein nur wenige fin» unter denſelben wirklich 
eryorzagendb zu nennen. Sehr gelefen waren Simon Perfi!‘), 


1062 Ungarifche Poefie. 


Petrus Benißkin), Stephan Gyöngydſſi (1620 
1704), der für fein Vaterland ein zweiter Opis in Vegichumg 
auf die Sprache war, den Deutfhen Dicter-aber noch wei u 
Gezieriheit übertrifft, Georg Tranomweti!), der Ungariike 
Luther, was felne theils aus dem Deutſchen übertragenen, theil 
im Original abgefaßten Kirchenlieder anlangt, die Epifer Labis: 
laus ii?) (geb. 1638), der die Rieterlage bei okay 
ziemlich didaktiſch befang, und ber tapfere Held Wire: 
laus 3Zriny?) (1616—64), der zwar in rauber, =» 
gefellter Sprache und harten Stanzen, aber mit außereak 
licher Wahrheit und heroiſcher Begeiſterung in Birgitieuiik 
Toffo’fher Manier, In vierzeiligen gleldigereimten Strophen von 
je zwölf Sylben, der fogenannten Zriny'ſchen Stange, bie Thaten feined 
großen Uhnen, ded Verteidiger von Szigeth, feierte, übrigens 
auch als idylliſcher Erotiker ausgezeichnet IR. Als Lehrdichter wird befon- 
ders Georg de Vizakna Baracy?) (+ 1720) angeführt, nit 
feine@ poetifchen Talentes halber , fondern weil er einen ziemlich umpors 
tifhen Stoff, die Gefaͤße des menfchlihen Körpere, zu befingen unter: 
nahm. Ueberhaupt hatten dieſes früher fhon Oroszeghyi®) 
(Nuten ved Fichtenbaues, 1655), Onadi? (eine Rechnenlehre, 
1693) und Szentpali®), der (1701) Stephan WBerbögft 
Zusinifhe Zauberſentenzen reimte, gethan. 

Im 18ten Jahrhundert muß nod der didaktifche Pyrile 
Sraf Stephan Kohary”), gewiffermaßen als auf ka 
Schwelle deſſelben ſtehend, erwähnt werden, dann mag wa 
Dichter der Florinda, eines romantiſch⸗beſchreibenden Gedich tes vom ben 
Seltenhelten und Merkwürdigkeiten einzelner Länder, Graf Ze: 
hann Zayar?),. der Daciide Maro oder Janus genanal, 
folgen, an welden ib Samuel Hrusfovicz” (+ 1748) 
ein fehr guter Kirchenliederdichter, der Ungariſche Gellert, an 
ſchließt. Sehr geachtet find auh Georg Vereſtéi*), wm 
Benjamin Szönyiꝰ), teren Gedichte weit vollsthämlide 
geworden find, als die claffiiden Lieder ded Jeſuiten Yranı 





von Faludiꝰ) (1704— 79) mit ihrer Franzoͤſiſchen Singbartei. 


Eine ganz befondere Säule, die Franzoͤſtſche, gründete Beoıy 
Beffenyi?) (1740— 1811), der befonders feine Anfichten ia 
dem von Ihm gegründeten Ungariſchen Zuſchauer (ſeit 1773) 


Ungatife Poeſe. 1083 


nweldstte und vielen Anhang fand, weil ihm große Sprach⸗ 
wanditheit zu Patien kam, Er führte aud den Alerxandriner 
in, in dem nur zwei Berfe reimen. Szilagyi”) IR blos 
dachahmer des Horaz, deſſen Gemuͤthlichkeit Szentiobt’e”) 
ieder beanſpruchen. Sein talentollfter Schuͤler iR jedoch ber 
aelancholiſche Paul von Anyoſ*) (1756—84) geweſen. 
Dieſer Schule traten jedoch ſchon fruͤhzeitig mehrere tuͤchtige 
Bypfe entgegen, welche, den Nutzen der claſſiſchen Studien ex 
mnend, dieſe allen für maßgebend für bie Bildung ber Uns» 
atiſchen Literatur erfennen wollten. An ihrer Spige fanden ber 
sichtte Johann Baptiſta Molnar”) und Kalmar?), welder 
ehztere in feinem Lehrgedichte vom Menfchen‘ den Herameter wieder 
x Ehren brachte, und fpäter ſchloſſen fich ihnen Die Lyriker Wlerander 
Jarocezi”) (1735 — 1809) und Nikolaus Revai”), Rads 
Immer der Deutfhen und Franzofen, Babriel Dayka“) (1708 — 
(6), wie der vorher genannte, befondere im erotifchranafreontifchen 
lebe glüdlih, Gideon Raday*!) (1713— 92), Franz Ber 
tghi) (1757 — 1823) und der Epigrammatiß Benedikt Vi⸗ 
ag”) (geb. 1752) an. Die eigentlide Bluͤthe der Ungariſchen 
keratur, Die fih bis auf den gegenwärtigen Augenblid im Ent» 
Heelungepeocefie befindet, hebt aber eigentlich ſchon mit Franz 
tazinczy*) (1759— 1831), dem ebenfo gebildeten als viel 
tig gewandten, freilich nicht fehr tiefen Miscellandichter, der 
nerſt das Sonett einführte, an, der ſelbſt im lyriſchen und epi⸗ 
rammatifhen Genre ale Muſter gelten mag. Neben ihm wer 
m beſonders Michael Vitez Efokonai*) (1773 — 1805); 
kn hoͤchſt vollsthuͤmlicher Liederdichter in Franzoͤſiſchem Gefchmade, 
mR auch Verfaſſer eines komiſchen Epos (Dorotiya) mit etwas 
emachten Humor, Johann Ki) (geb. 1770), der humor 
Hfche Fabeldichte Andreas Kay’) (geb. 1786), der geiſtreiche 
rang Kölcfey‘) (geb. 1790), ver liebliche Sänger Paul 
jgemere”) (geb, 1786), der einfache Karl Szaſz“) und Das 
bel Berzfenyi‘!) (geb. 1776), der talentreichſte und gluth⸗ 
süße Dvenbichter Ungarns, zu rühmen fein. Allein vor Allen 
ıgt hervor Alexander Sandor*), Kiefaludy“) aus 


°) Eigentlich muß es Petoͤfi Sandor, Börbömarty Mipaly 2 





1004 Uagariſche Poeſu 

Sumeg (1772 — 1844), der zuer anonym burch ſeine 
Himfyo (fo nennt er ſich) allgemeine Bewunderung er 
Er befingt in dieſer Liederfammimg zer feine 
Liebe zu einer gewiſſen Lifa, die einen Anderen erhẽ 
dadurch in den Krieg treibt, dann aber feine Befeligung 
die nach feiner Rüdtehr (1800) mit ihr eingegangene 
Verbindung, und bat ſich hierbei eines ganz befonberen 
des fogenannten Dal, einer Art Sonett:Ganzone (die zwei 
Quatrains wesfeln in acht⸗ und flebmiyibigen Werfen ab, 
deren Pete die gleichlangen reimen, vie zwei anderen bein 
aus zwei neben einander ſtehenden acht⸗ und zwei Darauf folgeen 
ſtebenſylbigen Barfen) Die man Liebes · Epigramme genannt hat, bebiest. 
Uußerdem bat er auch erwaͤhnenswerthe Sagen (Regen) ans 
Ungame Vorzeit gebichtet und biefe Form zulcht bis zu einem 
längeren lyriſchen Epos in zehn Befängen, Gyuln’ szerelme (Dim 
1825. 12.), außgebehnt. Redinet man ihn uͤbrigens zu einer befklmmien 








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Schule, fo würde die die Franzoͤſiſche fein, obgleich ZartRisfe 
lud y's Muſenalmanach Aurora (feit 1808) alle Schulen repräfeniiet. 
Darf man nun mit dem ebengenanntn Daniel Berzienyi 
eine neue originelle, in unferen Tagen den Ton amgebete 


Schule beginnen, weil bei ihm zuerſt nicht blods die reimpe 


Baterlandeliebe, fonden auch in ber Form und ie Autbenf 
überall die entſchiedenſſe Nationalität hervortritt, fo kann men 
alö Träger derfelben Farbe noch aus dem Imfange biefes See 





bundert® hierher reinen: Andreas Horvat) (1778- 


1839), von dem ein gelungenes didactiſches Gebicht, Ge 


Innerung an Zirez, in Hexametern vorliegt, werbe® jebeq 
von fenem Epos Arpad“ übertroffen wire, ben grasiäfen Lie 
derdichter Aloyo Szentmittoffy”*) den Odenbdichter Lapis- 
laus Toth) (1788— 1820), den Liederdichter Gabriel 
Döprentei?) (geb. 1786) und den Fabuliſſen Michagel Bit 
tovic8")(1778— 1829). Rus der neueſten Zeit gehören hierher: 
Ouadanyi’), den in der komiſch⸗poetiſchen Erzählung mer 
Kisfaludy überitifft, obgleich man ihm dad Grubium de 


heißen, weil bie Ungarn bie Gewohnheit haben, die Taufnamen hinter ben 
Somülennamen gu ſchen. . 


N 


Ungerifche Poeſit. 1068 
anzoſen ebenfo anficht wie Orcay°%), ferner Kari Kisfaludy, 
bicjey, der eifle, welcher die Romanze und Ballade nad 
marn bradte, der Sonettiſt Bartay”), der Lyriker höherer 
t Batza“) (geb. 1806), ein Goͤthianer, Gzenvey“), ein 
Bofophifcher Dichter nah Schiller gebildet, Mich ael Börds- 
arty®) (geb. 1800), ein Außer gluͤcklicher Miscellandichter, 
fen Fou dal (zu Bot bei Peſth geſchrieben) in ganz Ungarn gefungen 
den, Katona, Baal, Erdeiyi®), Gergely Eyuegor) 
6 Andod (geb. 1809), der größte Epiker Ungasn® (in feiner Schlacht 
1 Yugeburg und feinem Reichdtag zu Arad) naͤchſt Börösmarty (in 
nem Uirpab, feiner Ricberlage der Kumanen auf Czerhalom, feiner 
elagerung von Erlau und feinem Zauberthaf), zugleich aber auch in der 
allade und Romanze vortrefflid, Saray), Johann Vachott 
mre®) und ber populaͤrſte Lyriker der Jehtzeit in Ungarn, 
Leander (Sanvor) Berdft”®), deſſen Lieder, Liebesperlen, 
ypreſſenblaͤtter, Sternenlofe Naͤchte ıc. ihm für immer bei feiner 
atton die Unſierblichkeit gefidert Gaben, weil er von allen 
nen Genofien auf dem Ungariſchen Parnaß es allein am 
Ren verkanden bat, fih zu dem Volfe in feiner. Anſchauungs⸗ 
ents und Gefuͤhlsweiſe herabzulafſen, daſſelbe alfo gewifiermafen 
ı8 fi heraus zu bilden, während alle feine Vorgänger biöher 
ıfjelbe gemöthigt hatten, ſich zu ihrem individuellen Jeengang 
worzuheben, was aber nit immer anging. 

Außer dieſer Urmagyarlfchen Säule giebt es aber nod 
we Deutfche, weldge leztere an Cötvös, Szechenyi, Lu⸗ 
108, Kerenyi, Henzelman, Pulozky x. ihre Gtügen 
ıdet, 
Was das Drama”) anlangt, fo iR es ziemlich gewiß, 
16 fon unter Ladislaus IV. (1290) Mimen im 
wiommen, allein tie weit ihre Thaͤtigkeit ging, IR natürlich 
64 nicht zu beſſimmen. Das ältehe Rationaldrama iR Paul 
arad i'o u) Melchior Balaſſa (Menyhart) vom Jahre 1569, 
nf welches dann Bornemisza's ) Klytaͤmneſtra, eine Nach⸗ 
Dieng ber Sophocleiſchen Electra, folgte. Im Jahre 1692 
ab der Kaiſer Leopold an eimen Bürger zu SKlaufenburg rin 
rwilegium, überall mit obrigkeitlicher Cenſur komiſch⸗ tragiſche 
chauſpiele bei Landiagen, Feldlagern, Jahrmaͤrkten und Bolle⸗ 





- 1066 Ungariſche Por. 


verfammiungen aufführen zu bärfen. Ein feides ebd 
jept übrig unter dem Ziel: Comic Tragocie von 
Kampfe der guten und bäfen Gigenfihaften, in Werfen, 
goelteö fennen wir von Georg Ben), das don 
führt: Tragödie von dem Hader Jupiters und Binte’s. 
achtzehnten Jahrhundert verſchwindet aber biefe Urt von 
traliſchen Vorſtellungen auf öffentlichen Piägen und mad 
Aufführungen Hei feierlichen Gelegenheiten in Schulen und 
sichungsanflalten Plat. Natürlich hatten Die Seiten 

wir ſchon gefchen haben, auch anderwärtd im ihren 
anſtalten dergleichen Vergnuͤgungen geſtatteten, hierbei 
moraliſch⸗didaktiſchen Zweit im Auge, und ber poetiſche 
wußte nothwendig unter Null fein. Dergleichen Stͤcke 
nun z. B. die Jefuiten Kunico“) (Zedelias, Trauerfpiel, 1758), 
Faludi) (Conſtantinus Porpbyrogenetes, Schaufpiel, 1754), 
Illai) (Salomon, Ptolemäͤus, Titus, Trauerſpiele, 1767), 
Kereotenyi) (Mamitios, Kyros x.) und Undere für bie 
Schule zu Kaſchau. Nutten nun dieſe Verſuche eigentlich ber 
dramatiſchen Poeſie mur ſehr wenig, fo warb die Sache dech wu 
Ende des 18ten Jahrhunderts eine ander, bean 1790 euitn) 
die erſte Ungariſche und 1798 vie erſte Giebenbürgifdte yeisi 
legirte Echaufpielertruppe, und jebt giebt es außer Dem irn 
ſchen Theater zu Beh gegen zwanzig im Lande bermunzichenbe, 
unter dem Gchupe der einzelnen Gomitate fichende Schaufpieler⸗ 
banden, bie ihre Thespiskarren von einem Orte zum anbeuen. 
fahren. Un Origtmalfchaufpielen fehlte es gleich vom Yinfange 
herein nit, denn Simai”), S06®), Szentiobit), En 
brödy®), Dugontcs®) ı. ſchrieben Rleifig für die National 
bühne und nebenbei hat man bis auf den heutigen Tag bie 
dramatiſchen Meiſterwerle und Kaſſenſtäcke des Auslandes Yad 
Ueberſetzungen auf die Ungariſche Bühne zu bringen ſich eifrig 
beflifien. Unter den neueren Dramatitern ind befonbere hervorzuheben: 
Beffenyi mit feinen In Franzoͤſtſchen Geſchmacle gehaltenen 
. Dramm (Itila, Bela, Hunyades xc.), Alexauder Risfalupy®) 
mit feinen hiſtoriſchen Trauerfpieln und Bamilienfäüden, tie 
aber nichts als dialogiſtrie Epopden mit lyriſchen Chöre fiuh, 
und fein jüngerer Bruder Kari Rtöfaludy°°) (geb. 1790 ya Set, 


fukeri 


* 
irrt 





A 














Ungariſche Poefie. 1067 


:1830), defien Schauſpiele (die Tartaren in Ungarn, Ilka ober die 
Innahme von Griechiſch. Weiſſenburg, Stibor, Irene x), Poſſen 
die Rebellen, die Brautwerber ıc.) und Luffplele (der Maͤdchen⸗ 
ter, der Treue Probe, Täufcungen 1.) von hohem Talente 
rugen und, was beſonders lehtere anlangt, auch bei und gefallen 
yürden. Auch Börösmarty”) gehört mit feinem König. 
Salomon, einem hiſtoriſchen Drama, hierher; Joſeph Baai°®) 
nd Lorenz Toth) ſtehen ihm zwar nad, follen aber 
och genannt werben, ohne Katona”) und Teleti?!) zu ver 
effen. Unter ben neueften Dramatifern find der Luſtſpieldichter P. 
ifato”) und der Tragifer Ezato”) (+ 1847; ausgezeichnet 
mb feine Dramen: das Teflament und Kaufmann und Sees 
abrer), fowie Szigligeti?*), eine Art Amalgam aus Neſtroy'⸗ 
dem Humor und Birch Pfeifferrfher Bühnentenntniß, neuerdings 
ber böfer Plagiate befhuldigt (Hiador contra Szigligeti, Peſth 
847), aus der Menge der dermalen erifiirenden Bühnendichter 
mzufuͤhren. Peröft iR in feinem Drama, Tiger und Hyäne, 
yperromantiſch geworden, Cotvds aber if in feinem Luffpiele, 
ive Pegalite, entſchieden originell. 

Die Erwähnung diefed letzteren Mannes führt und von 
elöf zum Roman, welder in Ungarn zuerſt von Konyi®) 
md dem fleißigen Dugonics”), vie mit Recht auch heute 
so nicht vergefin find, eingebürgert ward, Buabanyi”) 
jat leider fein ſchoͤnes Talent in dieſem Fade nit auszubeuten 
jewußt, und fo iſt es gelommen, daß dieſes Genre der Diet 
um erſt in ber neueften Zeit feiner Entwidelungsepocdhe nabe 
zerüdt worden if. Ohne mid bei den vielgelefmen Belletriien . 
Rutby”°) und Paul Kovacs”) aufzuhalten, bemerfe id nur, 
yaß der Ungariſche Walter Scott, Nikolaus SJofika'!”®), von 
yem großen Unbelannten nit blos die Fruchtbarkeit und er 
taunenswerthe techniſche Geſchicklichkeit im hiſtoriſchen Roman 
werbt bat, während Jofeph Edtv5s*), deſſen Dorfnotär das 
Bomitatsleben in grellen Barben ſchildert, beſonders aber Ignay 
Nagy, der In feinen Ungariichen Seheimniſſen (Magyar tit- 
kok) das Treiben der Juden, und in feinen Kuthy Layos 
betitelten Novellen das Stubentenleben der proteßantifchen Un, 
ya!) ſcharf mitnimmt, zum modernen Social⸗Roman wohl den 


1088 Ungariſche Poeſſe. 


gain Willen und Stoff, mit aber bie Berarbeitungögeb: uud 
eyige Einhelt und Durchführung der Idee mitbringen. 


Tol dbuch der Ungari 
BE) FA Benien u ee San ® garifchen Porfe. 2* . 
—— AX VL “ | 


p- 
2) Historia de vite, morte, universaque fortunae alca ill priac 
sc DD. Joannis secnndi, regis Hung. recini 1577. 

3) Chronica Elisö reszebe Jänos kirel halalatal 2 ez eszier- 
deig Duuan innet Erdel orsz I 1öt minden kadec 5 
reaidedön sep notaknal enökbe vadnac. 1554. 11. . Seine Gedichtt 
Bien 1561. 

4) Chronica mundi. Cracov. 1558. 4. Kereszbydussgnek fande- 
mentömäröl val6 tanusdg. ib. 1528. 1544. 1546. 8, 

5) Iſt noch ungebrudt. 

6) Iſt noch ungebrudt. 

7) &x überfsäte den Plutarchus de claris mulieribas: Szep Hisie- 
ria a’ tökdlietes Aszazonyi ällatokröl, mellyet a’ Plutärkusböl fer- 
ditott Magyar nyelvre. Claudiopoli 1570. 4. 

8) Chronica, vagy, sze&p Historiäs enek, mikdpen Harcadinz 
Teugeri Tolvaj Barbarossa Bassävd lett; es ex dltal 
szär H peil373. 4. Ch sok rärakat el 1 yettı I ——— En 

audiopoli 1 ronica, vagy istori e 
Kardy zär hadakozott Afri ikäben Barbarossa Basse 
Mulcasent “Lirdiyiazckihe viszsza teite. ib. 1571. —e A’N 
rôl. ib. 1573. & Az Hunyadi Jänos Nändor Jehervär alatt pe 
viedaljärol. Debrecini 15 * ‚4. Chrosi meilyben meg-iratik 
Priester Joannnes, az az, a’ nagy Jänos s Toiszäzmak > 
Tedszäri birodalma, ki Indiäban bir, igen nagy bor —X 8 
1573 


9) Az hires nevezetes Tholdi Miklssnak jelen cselekedeteire 
“ bajnoksägärel valö Historia. Posonban 1746. 8 

10) Bälintnak Balassa é6 Rimai JAnosnak istenes Eneki, mel- 
Iyet a’ Veradi 4dik editio. Posonban 1676, 24. Ugyan azck. Dosse- 

n.0.2 

11) ©. Kirchenlieder ftehen mit bei benen Balaſſa's. 

12) Oj Testamentum M F nyelven. Neanesi 1541. 4. (enth 12 
Diſticha an die Ungarn und bie nepken ber ber Evangel. Matihäi, Eucd, Je⸗ 
bannid und der Apoſtelgeſchichte) ib. 1574 4. (hist fehlen die 12 Difiae) 

13) Cyri regis bistoria. Debrecini 1674. 8. u. öft. 

14) Jeles sz&p Historia, ket görög bertzegröl erös Ajäxrol, ds 
bölcz Ulissesröl, mik&ppen vetödtec, 68 perleitec | Täborban, 
memnon Czäszar, €s ınimd az több eöröp I , az erös, vilez 
Achilles fegyvere, es badi szerszama felett. s. "1502, 4. 

15) Iſt noch ungedruckt. 


16) Seine Gedichte finb noch — 


17) Szeuteltt v Sarkant vitte, Magyar Biydkmnsel, 
avagy versek. ebrantz. 1756. 16. Posonyban 1771. 

18) Költemenyes Maradvänyi, mellyeket be szedeit, ds 
leg rögibb nyomiatvanyok ds seirisok —— hibdibel ki 


Ungarifihe Poefie. 1069 


ott Dugonics Andräs. Posonyban és Pesien 1796. II. 8. Uj die Ire 
ıozatott Chariklia. Lötsen. 1700. 8. mäsodik kiadäs. Budän 1763. 8. 
Yordbtui meg eiedett Phoenix avagy a nehai &yerö Monostori 
Kemeöny Jänos Erdelyi Fejedelemnek Lonyai Anna aszszunnyal 
drö hazassägänak, Tatar Orszägirabsägänak etc. Sopronban, 1748, 
. Bud. 1763. 8, Märsal tärsalkod6 Muräuyi Venus. ib. 1751. 8. 1707. 
. A osalärd Cupidönak ke yetlenseget ıneg ismerö é s merges nyi- 
ait kerülo tiszta dletnek Geniussa. Bud. 1751. 8 Kuma värossäban 
‚pittetett Dedalus Temploma. ib. 1764. 8. Rösa Koszord a mellyet 
z Teste lett Ige Jesus Christusnak etc. Nagyszombat 1772. 12. 
>alinodia tristis Hungariae. Bud. 1775. 1789. 8. . 

19) Ueber ihn f. oben $. 788. &. 1055. 

20) Magyar Märs, avagy Mohäch mezejen törient veszedel- 
ımnek emiekezete. Bechben 1653. fol. 

21) Ne bäntad a’ Magyart. Irta Grös Zrinyi Miklös. Es most 
ij jonnan kibotsättalott. Maros Väsärh. 17%. 8. Adriai Tengernek 
3yrendja Eröff Zrinyi Miklös. Bechben. 1651. 4. Pesten. 1817. 8. 

22) Sft noch ungebrudt. 

23) Dieſer fchrieb in Latelnifchen Werfen: De pini utilitate et re 
scandulari. 1653. 4. 

2A) Institutiones ariihmeticae. Cassav. 1603. 4 In Ungarifchen 

en 


25) Verbötzi Istvan Törveny’ könyvenek Compendiuma, 
melly közön Magyar versckre formältatvän iratott, es kiada- 
tott Homorod #8z. Päli. Claudiopoli 1798. 8. u 

26) Descripti versus ex Fragmentis in otio scriptis. Hol: egyazer 
’g hol mässgor ki faragot, ’s öszre szedet rongyäbül le irt Füzfa- 
versek. s. 1. 1727. 4. 

27) Fiorinda. Cibini 1766. 8. Opera poelica varii argumenti. 
Clasdiop. 1766. 8. 

28) Seine eigenen Lieber ftehen in der Cithara sanct. Luben. 1745. 

29) Megyar Versek, mellyeket Temeiesi ds Lakadalmi Kötöm- 
bözö alkalmatossägokra irt völt. Kolosväratt. 1781. 8. Holtekkal 
val6 Barätsäg. Az az nemediy Erdeiyi Napy Metösägokunak. ib, 
1783. 8. Temetesi es Lakadalmı Alkalmatossägokra irt Magyar Ver- 
sek. Claudiop. 1772. 8. 

80) Szentek Hegedüje, vagy olly idvesseges Uj Euekek. 
Claudiop. 1762. 8. Imädsdgck —— — 1774. 12. 

31) Istenes jösägra, es szerentses boldog Eletre oktattatott Ne- 
mes ember, Nemes asszony, &s Nemes arfi. Nagyszombatban, 
1748. 1771. II. 4. Mäsodik kıadfs. Posonyban 1787. 8. Mäsodik ny- 
omtatäs. ib. 1770—71. II. 8. Költemeenyes Maradvänyi. Györott 
1786—87. II. 8. Teli Ejtszakäk. ib. 1787. 8. . 


32) Az Embernek Pröbdja. Betsben 1772. 8. Az Eszterhäzi Vi- 
genägok — es Dellen. ib. s. 1. 1772. 8. Hunyadi janos elete. ib. 
1778. 

83) Seine Gedichte finb nicht gefammelt. 

- 34) Seine Gedichte ſind nicht gefammelt. 

35) Munkäji. Betshen. 1798. 8. 

36) Munkdi. Posonyb. 1794—95. IV. 8. N. tselek, le iräyd. Yat- 
son 1797. 8. 


1070 Ungariſche Poeſie. 


Gr IR eigentlich mur als Sprachforſcher widtig Pre 
dremus 12 ⏑ aive sdrarıın 
criticas ad lingusur Hungaricam. Posonii. 1770. 8. 

38) Munkäji. Pesten 1813. VII.8 . 

39) Blegyes Versei, é nehäny apröbb kötettien Irdsai. Posen- 
ban 1787. 8. Carmina latine. Jaurini 1792. 8. 

40) ©. Berichte find gefammelt von Kazincgy: Pesten 1817. 8. 

4) Seine Gedichte find nicht gefammelt. 

42) Rövid Ertekezdsek a’ Musikär6l. Betsben 1791. 8. Mi a 
Podzis? Es ki az ig az Podta? ib. 1703. 8, j6 szivböl koltt 
Sıatira avagy feddö költemday a’ Magyar Literaturärel. = | 

43) Podtai Munkdji. Pesten 1799 8. 

4) Heliconi Virdgok 1791 Esztendöre. Posonban. 3. Or- 

eus — egy hönapos Irds, a’ jözan gondolkozdsnak, i 2 

k, eds magyar törteneleknek elö segellesäre. K a 17%. 1. 
6. Munkdi. Pesten 1815. IX. 8. 

45) Didtai Magyar Müsza. Posonyban 17%. 8. A’ Nemes Ms- 
** Felülesere. Komäromban. 1797. 8. Poétai munkäi. Bec. 

46) Hercules välasztäsa allegoriäs Költemduy. Betsben 178. 8. 
Ks a süfolök ellen. Sopronban 1796. 8. Munkäi. Pesten 

47) Bæé pirodalmi összes munkdi. Pesten 1343. 1847. 8. 

48) Munkäji. Pest. 1882. 8. Minden münkai. ib. 184244. V. 8. 

49) Seine Gedichte fheinen nicht gefammelt zu fein. 

50) Seine Gedichte find nicht gefammelt. 

51) Összes mürei. Budan 1842. III. 8. 

52) Munkdji. Pest. 1833—38. VIII. 8. Eredeti magyar jätckezia 
ib. 1825. N. ib. 1636. III. 8. Minden X ib. 1847. I-VI.8 
Himfy szerelmei, Bud. 1801. 12. ib. 1807. II. 8. Himfy's auserlefeme 
Liebeslieder überf. v. J. Graf Mailath (m. d. Ungar. Orig.) Peſth 189, 
1831. 16. Sagen a. b. Ung. Borg. Deutfih v. Baal. Wien 1812. 8. 

63) Arpad. Pesten. 18%. 8, 

54) Primöczi Szent-Miklössy Aldjos. Mesdk. Pesten 1840. 8. 

55) eine Gedichte find zerſtreut. F 
56) Huszärdalok. Budan 1847. 24. Pali s Minka olvammi tasul 

Pesten 1829. 8. Regy magyar nyel vemledkek. Bud. 1846. 8. 

57) Beine Fabeln find zerſtreut. 

58) Seine Bedichte find nicht einzeln gebrudt. 

59) IE finde keine Ausg. feiner Gedichte. 

60) Magyarorazdg primäsai. Buddn 1847. 8 Magyar Apollo. 
Pest. 1835. 

61) Versei. Pest. 1835. 12. Szözat a’ pesti magyar szinhäz üg- 
— Bud. 1839. 8. Pillang6. ib. 1836. 8. (unter dem Namen Eruß 

zeplati.) Kritikai lapok. Pest. 1833-34. V. 12. Vildgtörtenet, a’ 
legregibb idökröl korunkig. ib, 1845-47. I—VL 8. 
,.62) Minden munkdi. Pesten 1844. sq. X. 8, Ujabb munkäi. 


Budan 8. 
63) Seine Arbeiten find nicht einzeln gebruckt. 





Ungariſche Po. 1071 


64) Seine Gedichte find einzeln nicht gebrudt. 


65) Nemzeti i parunk. Pesten 1846. I. 8. Jänos Erdelyi Költe- 
ıönyei. Bud. 1844. 8. ’ 


66) Augsburgi üt közet. Pest. 1824. 8, Aradi gyüles. ib. 1828. 8. 


67) Az Arpädok, törteneti balladik — ’s mondäkban. Pest. 
BA7. 8. Balatoni kagylök, költemeny füzer. Budapesten. 1848. 8. 
"ollrajzok. Pest. 1846. 8. Frangepän Kristöfne,. ib. 1846. 8. (Magyar 
u nemet beszeigetesek kezikönyec. ib. 1842. 1847. 8. Ungarifdhs 
eutſche Sc e gehdren nicht hierher.) Bon Nepomuk Garay dagegen 
nd: Csatär Hösköltemednyei rajzolat. Pest. 1834. 8. und Arbocz. 
womorujatök 5 felvonäsban. ib. 1837. 8. 


62) 15 5— sz6zat a’ pesti magyar szinhäz ügydben. Pesten 
840. 5. Költö 6s Kiräly. ib. 1846. 8. (Magyerföld &s nepei eredeti 
‚6pokben. ib. 1846. 8. gehört nicht hierher.) 

09) Jänos vitez. Budan 1845. 12. Cyprus lombok Etelke sirjs- 
. ib. 1845. 16. Szerelem gyöngyei. ib. 1815. 8. A’. höher kötele. 
2 —8* Per ee Det um — * "liebe entf 

e dv. Brauer. 8. Ungarifche Lieder, Deu 
on Kertteng Hamb. 1848. 8. ©. Magaz. f. d. Eiterat d. Ausl. 1848. 
ir. — 


70) &. J. Rndrödy, A’ Magyar Jätek-Szianek Törtönetei Kez- 
letetöl fogva, im Magyar Jät6k-Szin. Pest. 1792—93. T. 1. cf. Mor⸗ 
enbl. 1846. Gore.sXrt. ar. 105 aq. 

71) Iſt noch ungedruckt. 

72) Iſt noch ungedruckt. 

73) Europa comico-tragoedia. Rosnav. 1706. 4. in Lat. Sprache. 

74) Iſt noch ungedrudt, allein ein anderes Bebichtvon ihm: Igen azép 
aistoridja az Jerusalemböl Jerichoba menö tolvajoktöl megschesi- 
ett Embernek äAllapatydroli LX. mostan Rhythmusokban meg-ira- 
'ott, es ki hotsdtatett. Leutchau 1689. 8. 

75) Szedeczias. Kassän 1753, 8. 

76) Constantinos Porph . 8z. J., in Költemenyes Marad- 
ränyi. 1786—87. 8. PIE ’ 7 

77) Salamon, Ptolomaeus, Titus, härom szomorh Jätek kette- 
öt ennen m szerzette; narmadikät pedig Matastasiasböl for- 
litotta, Kassın 1767. 8. Tornyos Peter. Farsangi Jätek. Komtrom- 
am. 1 


78) Cyrus, szomorh Jätek. Kassän 1767. 8. Mauritius Tzäszär. 
ib. 1767. 


79) Mestersöges Ravas . Pesten 1776. 8. Igazhäzi, egy ke- 
es j6 Atya. Kassdn., ge apai Märton, Fe — va 
elek. Budan 1793. 8. Zeigori, im Magyar Jätekszin. Pest. 1 
M. T.1. Häzi orvonsäg. ib. T.IV. A’ väratlan Vendeg, im Magyar 
Mazeum. T. L. 
80) Magyar Penelope, avagy az älhatatos szeretet Pelddja. 
Posten. 1791. 8. Az ärtatian Eteika, im Magyar Jätek-Szin. T. II, 
Hi) Seine dram. Werke find nicht einzeln gebrudt. 
82) Arany Peretzek. Pesten 1792. 8. ” 
83) Tröja veszodelme. Posonban 1774, 8. 


1072 Ungarifäe Poeße. 


. 8) Hunyady Läszl. Betsben 17:2. 8. Agis. ib. oed. 8. Bad. 
Posouyban. 1778. 8. Filoselus. ib. 1777. & MHärmas Visdzek. b 
1779. 8. Attila ds Bada. ib. 1787. 8. 

. 85) Gtchen in ſ. Werken. 

86) Minden munkdi kötetben. Koadja a’ Kisfal tirs- 
säg. Pesten 1846, XVII. rad ” ey 

87) Salomo Kiraly. Pesten 1821. 1 12. Zeigmont Kiräly. 3. 
1823, 8. Kent. ib. 1825. 8. Homoana völgye, in d. Aurora 18.5. 12. 
— Zeilen Futise. Pest. 1823. 8. Cxzerkalom, in db. Aurora 18%. 
Tündervölgy. ıbb. 1827. Bger. ebd. 1828. 8. find Epopoen. 

88) Pazar Fösvenyek Ket Jalia., in Szinmäthr. Pest. 10. T 

80) Vata. Posten 1836. 8. Olympia. ib. 1839. 6 Uti tarca. ib 
1842. VI. 8. 

90) Kegyencz, szomerujatdk öt felvondsban. Pest. 1841. 8 

91) Bänk bin, fteht im Sziamütarban, 

92) Pazeghäzasotdam, in Seinmütarbam a. a. D. 
sh 3), Vegrendetet, drama, Pesien 1845. 8. Kalmär da tengerde. 

. 1845. 8. 

94) Roszfa, in Jätökszin eredeti. Bad. 1840. 8. Koroma daıkarn, 
in Szinmätar. T. zXVIl. szinmüyei, Pestem 1846. sg. &. 
Eredeti suinmädslokkal. ib. 1844. 12. CiHei Fridrik, im Szi 
baum. Al endre. Pest. 1841. 8. Gyaszritezek. Pest. 1838. 8. 

95) Värta mulatsäg Posonyb. 1774. 8. Hadi Bomdm. Pest. 1798. 
8. Bime futtatäsok. Budän 1792. 8. 
...96)_Ulysses. Pesten. 1780. 8. Eielkm Posonyb. 1788. 1791. 8 
Arany Peretezek. ib. 17% 8. Gyapjas Vitezek. ib. 1794. II. 8. Zeiss 
Törtenetek. ib. 1794—85. II. 8. Szeretsenek. ib. 1798. II. 8. 

97) Bomtö ——— magyar Lovas köz Katondnak. Poseay. 
41793 8. (in Berfen wie feine and. Gedichte), Pöstenye försdes. s. 
1787. 8. Török habor. Indl. gonnel. ib. 1790. 8. N. Feherväar mag 
vet. ib. 1790. 8. Magyar Dämälhoz. ib. 1790. 8. Peleskei Netar. 
ulaz. ib. 1790. 8. Anuak elmeik. hatdla. ib. 1796. &. Orsz. Eyül. k 
irdss. ib. 1791. 8. Aprekaszion. ib. 1791. 8. Ido tältea. ib. 1795. & 

98) Munkäi. Pesten. 1841. IV. 8. Hazai rejtelmek. ib. 1846. 
I-1X. 8. 

99) Munkdi. Pesten 1845. III. 8. 

100) Munkdi. Posten 1844. aq. 8. Ber Karthäufer, Deutſch v. Ki 
eſih 1842. II. 8. Dee Dorfnotär. Deutſch v. Mailath. ebd. 1847. IL & 
. Mag. f. d. it. d. Ausl. 1848. ur. 22. 


101) Muukdi. Pest. 1817. sq. 8. SIofila’s ſämmtl. Werke. Deutkk 
Peſth en. 13817. xxx, 8. 
102) Munkdi. Budam 1842. sq- 8. 


8. 194. 


Wir wollen jept auf ‚unferer langen Reife auch ber or 
taliichen Poeſie noch eine lurze Ruf ſchenlen und zwar zuech 


Küdifhe Poefie in Stalieh, 1073 


le Jü diſche und deren Verhältniß in Italien betrachten. Hier 
t befonder8 Leo da Modena!) aus’ Bendig (1571 — 
648) anzuführen, der eine poetiſche Ethik mit Bildern ab» 
efaßt hat. Auch das erfle Jüdiſche Drama, Eſiher, erſchien 
9 durh Salomon Usque und Lazaro Bratiano in 
Spanifher Eprache gefährieben?), und ein. anderer Jude, Juda 
e Salomone?) aus Mantua ſchrieb die erfien Gonette in 
talieniſcher Sprade. Die Hauptwerfe der neueren vorbereiten» 
en Italieniſchen Schule fallen jedoh ind 1Tte und 18te Jahr 
ander. Es find diefe Mofe ben Mordekai Zacutos9. 
+ 1698) aus Amflerdam Rahbildung der Hölle. ded Dante 
n 185 fünfjelligen Strophen, worin dad Klopfen des Todes: 
ngeld an das Brab des Reubeerdigten und die Auferſtehung 
wffelben und feine Führung vor die Hölle aus rein moralifhem 
Zwede gefchilvert wird, Jakob Daniel Ulamo’s’) aus 
Ferrara Nachbildung des Paradieſes Dante's und endlich Abra⸗ 
yam ben Sabatat Kohen’8%) aus Zante (1670— 1729) 
Baraphrafe der Pſalmen. Diefe Dichter bahnten nun aber der 
wodernen Richtung in Stalten den Weg, deren eigentliher Ber. 
reter jedoch Mofe Chajim ben Jakob Auzzatto?) aus 
Batıra iR, unter deſſen Dichtungen feine Palmen, die gelungenfte 
Rabahmung der biblifden, die je verfaßt worden If, den 
Blanzpunft bilden. Er bat auch ein Drama geſchrieben, worin 
r jedoh den PBarallelismus der Jüdiſchen Poeſie aufgegeben 
md fi mehr der Briechifch-Lateinifhen Rhetorik genähert hat. 
lub Samuel Romanitli?) hat ein Melodrama, wie Luzatto, 
w feiner eigenen Bermählungsfeier abgefaßt, das aber mehr im 
taltenifhen Geſchmack if, welcher vorzugsweiſe auch in den 
Banzonen Efraimo Luzaatto’8°) angetroffen wird, während 
er meiſterhafte Sonettiſt Samuel David Qusgatto!0) aus 
Erten durchaus wieder dem Tone der althebraͤiſchen Poeſte nahe 
Ymmt. Sein Landsmann Chiskia David Abulafia!!), 
er eine Sammlung Iyrifder, bidactifher und elegiſcher Dit, 
mgen abfaßte, wird hier nur der Bolfländigfeit wegert genannt, 
Reben diefem find aber noch der gelchrte Ifaac Samuel 
Beggto (geb. 1784) und Zofef Wlmanzi') anufüheen, 
‚Seile, Yandoud d. Literãrgeſchihte. M. 63 








1074 Juͤdiſche Poeſie in den Niederlanden n. Deutſchland. 


Gin anderes Land, die Riederlande, war ebenfalls de 
Judiſchen Poeſie nicht ungünfig. Hier gründete nämlich Graf 
Don Manuel de Belmonte Reſident des Spaniſchen Held, 
einen Dickterbund, für den befonders Daniel Levi (Milach 
de. Barios!) aus Montila thätig war. Auch das cafe, 
freiih nicht für die Wuffübrung beflimmte Hebräiſche Dramas 
fänt in dieſe Zeit. Es fhrieb dieſes nämlib Joſef Penge, 
um allegorif& unter diefer Form den Eieg des freien Willent 
über die böſe Luſt darzußellen, ließ fib aber gar gu ſehr durch 
feine Nachahmungsſucht der Portugieſiſch⸗Spaniſchen Wanier 
falidem Pathos hinreiben. Epäter gründete David Frant⸗— 
(Choffhi Mindis), der Verfaffer eines Racine's Athalie nad 
gebildeten trefflihen Dramas Gemaol Ataljahu, die neue Rieder 
ländifke Eule, indem er allerdings die Form und die PBinfd 
feiner Schöpfungen dem Stalienifhen entiehnte, dafür aber Wk 
Stoffe Iediglih der Tradition entnahm. Seine Haupiarbeiten 
fülen in. dad Genre des Gelegenheitögedichtes. Nicht wenig 
trug jedoch zum Gedeihen diefer Schule die zu Umfterdam 1815 
zur Wiedererwedung des Scrift- und Miſchnaſtudiums ge 
gründete Geſellſchaft Toelet bei, unter deren mitarbeites 
den Dichten fh befonderd Samuel Moldar augzeitnd. 
Alexander Thal fuchte in einem Trama eine moraliſche Ihe 
zu entwideln, was ihm aber nicht fonderlih gelung. 

Einen dritten biecher gehörigen Dicterfreis bildete ki 
Zuͤdiſche Porfie in Deutſchland. Leider zeigte fih dieſe zwei 
in einer hoͤchſt monftröfen Form, nämlib in einer Maſſe von 
Bolfd- und Märhenbühern, unter denen ih nur Die ficken 
weifen Meifter, GEulenfpiegel, den Ritter Wieduwilt, das Ce 
fer ba Baba, eine Art Bagabunden:Roman, die berühmte, unta 
dem Ramm Maaſebuch (1611) in vielen Redactionen auf 
tretende- Sammlung von theilwelle ſogar lasciven Parabeln un 
Geſchichten, das moraliibe Kuhbuch (1555) von Abrahum 
Ben Matatja, da6 Buch der Berzeihnung (1639) 2c. auß 
eine, Diefes" aus Hebräliben, Wauriften, Romanifder, 
Deutſchen und anderen Europaͤiſchen Epracdelementen gebildete 
Kauderwelſch, dad fogenannte Juͤdiſch. Deutſch, Ing aber auf 
einer Art Epos, einer Davidiade, einer Menge durdy Außer, 


etliche Poeeſte in Dectſchlanß 1076 


größtenthell6 politiſche Umſtaͤnde hervorgerufener Volkslieder und 
en für das Purimfeſt gefertigten Hanswurſtiaden zu Grunde, 
yeren mod einige vorliegen. Auch einige weliliche Gegenſtaͤnde, 
er DB. der Streit des Waſſers mit dem Wein, das Schachſpiel, 
a8 Lob des Tabaks, wurden ebenſo behandelt), So war 
9 denn erſt dem Vollender des durch Luzatto berbeigeführten 
Amſchwungs in der Neuhehräifhen Poeſie, Raftali Her; 
Weffely") aus Kopenkagm (1725— 1805) vorbehalten, 
xogdem, daß er ohne Halfiide Bildung war, eine Rationaktät 
u feiner Muiterpoefie herbeizuführen. Seine Shire- Tiferet 
verbienen unbedingt den Ehrentitel der Claſſtcitaͤt, obgleih auf 
eine theilweiſe politifchen Gelegenheitsgedichte durchaus nicht 
xergeſſen werden duͤrfen. Außerdem regte er auch noch (1783) 
m dem Zuſammentreten ber Hebräiſchen Literaturfreunde an, die 
sre Fruͤchte in gebundenes und ungebundener Rede in dem 
Sammler (Ha-Measef,. Rönigeb. u. Berl, 1784-86. 1788 
—1790. Breslau 1797. Berlin 1809, Altona und Deffau 
1810 — 11) nieverlegten. Außer den hierin mitgethellten Gno⸗ 
wen iſt Rafael Fuͤrſtenthal's Zionide (daf. ®B>. IV, 1810, 
5. 37 x.) unbedingt das bedeutendſte Nationalgedicht dieſes 
Rreifee, Einen zweiten Cyclus von geiſtreichen Wännern. ver⸗ 
Hnigte aben Solomon Kohen?) (+ 1845) in der von ihm 
merft redigirten Zeitfchrift, die erfien Brücte der Zeiten (Bikure ha 
tim 1820—31) betitelt, um fi, denen er ſelbſt als leuch⸗ 
endes Muſter in feiner Davidiade, einem Seitenfüd zu Weſ⸗ 
ely’6 Moferde, voranging. Auch eine dritte, zu gleichem Zwecke 
jegründete Zeitſchrift ſoll bier nicht vergeſſen werden, Jedidja, 
ür die befanntlih M. 2. Büſchenthal, Verfaſſer eines ros' 
nantifhen Dramas, der Stegelring Salomonis (Bruchſt. im 
B. ha J.), eine ausgezeichnete eberfegung des Sailler'ſchen 
Deiterwertes: „die Freude“ lieferte, Unter den Epikern der 
Deufsen Schule iR befonders Mar Emanuel Stern?!) 
Mendel B'ri Stern) aus Preßburg (geb. 1811) mit feinem 
Blind, unter den Dramatitern aber May Mer Letterie?) 
nus Lemberg (geb. 1804), ein Nachahmer der Franzoſen, bers 
yorzuheben, deſſen lyriſche Gedichtſammlung Dihre-Shir aber 
bon Ihrer Originalität wegen genannt werden muß, Ws di 
’ 68 


1078 air Poeſte. Glabiſche Eule. 


Doctifker Vegiter iM beſonders Salomo Bappenheim”, 
mir feinen „Bier Bechern” anzufuhren. 

Wir wenden und endlich zu der Slaviſchen Säule, Ye 
chenſfaus in zwei Eyoden serfält. Die alte mittelalterlie 
Eau hatte ihren Hauptſig in Polen, und zeihne ib a6 
Träger derſelben beſonders Joſeſf Ben Elimelet?) am 
Tordyn, Mordelai Ben Merr?) ous Lublin und Juda 
Ben Mordekai ba Levi Hurwicz”, von denen der weik | 
ein treffiibes Seitenſtück zu Jedaja Penini's Behinat Olem, | 
der Ichtere aber einen aılungenen Bendant zu Alchariſi's Tachkemoni 
Ileferte, aus, Da trat Zfaat ha Levi Satanom?”) (geb. 1739 
mit feinen af Eprüben auf, Die, in einer dem alten Er 
tauſchend nabgeahmien Maniet gefchrieben, den munterſten 
Humor wit dem tieffien Ernte vereinigen und ein &@ted Jugead 
lehrbuch And, während wieder feine Aſaf⸗Pſalmen ein efegif& 
hymniſches Wuferbild der mit ihm beuinnenden Reuflariien 
Eule abgeben. Der zweite berühmte Dichter derſelben Ehuk 
RM Salomo Auda Rapoperı?) in Lemberg, der in feinem 
Burim- Drama Scheerit-Juda nit biod ein Adt nationake® 
Kunfwerf Hefeite, fondern auch bewieſen bat, wie beitere Unten 
haltungslestüre bei weitem den bieher an dieſem Feſte gebränd⸗ 
sen Hanewurſtiaden vorzuziehen IR. Zu derſelben Garuk 
gebören no Jacob Bihenbaum?®), berühmt durch fe 
Etacfpiel, die Lyriker Kinderfreund”), S. Galfinv", 
W.B.Ledenfohn??) und der Epigrammatil 3. Benjacob®, 
wogegen Joſef ha Efrati (aus) Troplomisn”) tn feine 
Tragödie „Saut" MD durchaus der Deutfhen anfchiießt. 


1) ©. Re fo Beisfe Bi. M. p: 75 2q. Midbär jehtda, Vene. 
1602. 4. Sar 
BEN Ester. Venen. 1619. 8. &. Depping Geſch. d. Juden in Frankceich 
3 a 


q. 

8) Reccolto greche, latine o volgeri. Bologna 150‘. 8. 

4) Fofte Anrak. L’'inferno figerato in rime. Venez. 1715. 8 

5 Rden Aruk, noch unge. ©. Delitſch p. 73. 

6) Kehunat Abraham. Venez. 1719. 8. &. Sammler 1786. p.1 

N) &. Kherem Chemed ®b. III. p. 112 sq. 1. p. 53 sq. Jet 
fh. d Buwen Br. VIII. p. eat Annal. 18 'P 25. 33. 41 
M. S. Freovſtadt M. G. Lug, Choker u. Mekubbal 3. erſt. Rai 
eraus “ katein. Deutſch u Zert ronigeb. 1840. p. N ILKX VON. _ 

Chochmma. Aafiwb. Berech Tebanoih. ebd. 1782. 8 


Inbiſche Poeße. 1077 
fenbach 1788. 8. Lajeschorim Tehila (Drama). Umfterbam 1743. 8. 
zlin 1780. 8. Liſſa 0. 3. 8. Wien 1846. 8 al Os (Drama) m. 
olog. dv. Deligfch u. Letteris, m. Anm. v. 9.8 u. — 1836. 8. 
Aug. Zeitſchr. ſ. d. JZudenthum 1838. mr, 116) a unge 
ıdt bis auf einige Proben im Bik. ha It. 1825. ©. ” "26, 
8) Na-Qolot jechdalun. Berl. 1791. 8. 


9) Ele bene-ha Nenrim. s, I. et a. 8. (Proben im Measef 1785. 
49. u. unt. d. At.) Qo1-Shahal. u. unt. d. erfien Tit. Laberg. 1649. 6. 


10) Kinnor Naim (Gedichte aus den Jahren 1817-1823 enth.) guesft 
Ynhang des Bikure ha Itim v. 18.5. 


11) Ben sekunim. Livorno 1703. 8. 

42) Higajon la Chiner. Padua 1836. 8. 

13) Core, de las musas. Amsterd. 1672 8. Flor. dagApelle. Bur» 
Mes 16605. 8 

14) Asire Tigva. Amsterd. 1668. 8. 


15) Gemul Ataljahu. Amsterd. 1770. Vienn. 1800. 8. neder Tein 
elobvram Treshaut Israel be-jad Indit im Sammler 1809. ®. 77. 


16) Berurja. Amsterd. 1824. 8, Yfahnen. ebd. 1818. 8. 
17) Rikse Bone-Ish ve-Qinatam. Amfterd. 1817. 8. 
m neder alle dieſe Bortedacher ſ. Delltzſch, Zur Geſch. d. Jud. Poeſte. 


0 ) Shire Tipbersth (d. i. Mofeide, e. epifchsdidactifches Gedicht über 
Leben Mofls). Sefang I-XV. Berlin 1789 ıc 8. Geſang XVI-XVIII. 
bag 1829. 8. Geſang I—IV. Deutſch. Merk. 1705. 8. 


20) Mateh Kedem. frff. a. M. 1807. 8. (Hebr. u. Deutſch. Enth. 
ine dramat. Geb. a. bibl. Stoffen unter d. Tit. —X Yflanys 
gen). Nin David, in 19 Gefängen. Wien 1834. 8 


21) Tiphereth ha Tischbi. ®ien 1839, 8. Ein VBergeichn. f. Übrigen 
rd. im Jũdiſchen Plutarch. Wien 1848. p. 246 sg. 

22) Gesa Jischa (nad Racine's — Wien 1886. 8. Schlem 
ber (nach Racines Esther), ebd. 1834. 8. Dibre Shir. Solkiew 
23. 8. Minsk 1836. 8. 

23) Arba Kossoth. Berl. 1790. Wien 1809. Amfterb, 1817. 8. 

24) Ben Zijom. Amfterd. 1619. 8 

25) Tabrit ha Bajit. 176. &. 

26) Amude Juda. 1765. 8. 

237) Mischle Asaf. Berlin 178992. IIL 8. 

28) Scheerit Jada im Bikure ha Itim 1827. ©. 172. 

29) Hakrob. £ondon 1840. 8. Kol Simra. £eipyig 1836. 8. 

30) Schirim Bchonim. Brody 1834. 8, 

31) Pirche ha Abih. Joſephow 1837. 8. 

32) Schirim le Schlame. Wilna 184.. 8. 

33) Michtamim Weschirim. Leipzig —8 8. 

34) Melukat Saul. Lemberg 1820. Krakau 1822. 8. 


1078 Hindeftauifche Poeſie. 
6. 705, 


Bar der Sanstrit in Indien durch die Mohammebaxiite 
Eroberer ziemlih untergegangen, fo hatte ih doch aus ihre 
Bermifbung mit den einheimiihen Hindus eine neue Eprade 
das fogenannie Urdu (d. i. Lager ſ⸗Eprache]) gebildet, wei 
wir mit dem Namen Hindofani') zu belegen pflegen. Dir 
Sprache iR fleißig angebaut worden und bat vorzüglich em 
ſehr große Anzahl von Dichtern hervorgebradt, deren Bioge 
pbieen in nicht weniger als fieben großen Werfen (Tazkirs) 
niedergelegt worden find. Zwar find ein großer Theil ber Pre 
duftionen diefer Dichter Uebertragungen aus dem Perſiſchen, 
Arabiſchen und Sansékrit, allein theils haben fie ſchon barım 
viele® Interefie für uns, weil mande ihrer Originale gämiid 
untergegangen find, theild übertreffen fie aber au ihre — um 
wenigſtens die Perſiſchen — Mufer an Natärlihfeit, und, was 
den Roman anlangt, fo find fie mehr Radahmungen ode 
umgearbeitete Redactionen al® Ueberfegungen zu nennen. Lcehtere 
machen denn auf, außer den Ghaſelenſammlungen ober Divane 
(von gleitreimigen Oden) den Hauptbefandtheil dieſer Literatur 
aus, die freilih aub an manden Auswüchſen leidet, wie DB. 
nah bem Borgange des Pandit Kof eine erotiihe Literatur 
entRand, die an Schmuz der Schule eines Aretin nichts nad- 
giebt. Ih erinnere nur an des Dikters Ali Haffan am 
Dean Biäk-bal (liber colitas, id est moderum [36] di- 
versorum cöeundi), dem nur jene Unzahl fotadifher Schriften, 
welde befanntlih in der Türfifben Literatur eine Rolle fpicken, 
an die Seite gefept werden mad. Was die Ueberſetzer be 
rühmter Dichtwerke des übrigen Orients anlangt, fo begnüge 
id mid Mir Sher Ali Affos?) aus Deibi (+ 1809), 
berübmt durch feine Befdichte und Gtatifilt von- Hindoftan 
(Araisch i mahfil), als Uebertrager ded Gulistan, Hafiz 
Uddin Ahmad?) aus Galcutta (+ nad 1815) al& den des 
Ayär dänisch, der berühmten Perfiihen Redaction des Fabel 
werkes Kalila ve Dimnahı Mohammed Amin aus Decan, 
der die berühmte Legende von Juſſuf und Zuleifa in einem 
großen Heldengedichte) (Masnawi) verurbeitete, Gokulnath 


Hindoſtaniſche Poeſie. dorn 


ums Kaci (Benares), welcher die Mahabharata und Harivansa 
n Berfe bradte?) Saıyid Muhammed Hardar Bathſch 
Zardart (+ nah 1814), berühmt durd feine in (10) Sig 
ingen eingetheilte verfificirte ®eftihte der Mohammeraniichen 
ärtyrer von Mohammed bis Huffein (Gul i magfirat, d. h. 
tofe der Bergebung), bier aber als Ueberſetzer des Tutinameh 
nd der Begebenheiten des. Hatim Tal zu nennen®), Maus 
awä Ikram Ali, der (1810) das berühmte Arabifdhe 
Roralfabelbuh Tuhfat Ikhwän ussafa Ibn el Jeldt’s (die 
Interredungen der Thiere mit den Menſchen über den Vorrang 
or ihnen) übertrug”), Miyan Muhammad Ibrahim (um 
1824), der das berühmte Anwar i Soheili übertrug”), Ri» 
‚al Ehand’), mit dem Beinamen Lahort aus Delhi, der 
m 1124 der Heg. (1712 n. Ehr.) von JIzzat Ullah ine 
Berfifhe überfigten Hindis Roman, die Rofe von Bakawali, 
pieder im Hindoſtani verarbeitete, ımd Tahcin Updpdin'") 
oder Fazli Alt), der die Begebenheiten ded Kamrup und "der 
dala nah einem Berfifben Profa Roman befang, aber faſt 
Driginal zu nennen iſt. Unter den eigentlihen Origtnaldichtern 
ſimmt aber der für einen halben Bott gehaltene Andifhe Res 
ormator Gourou Kabir oder IJZnant!!) (um 1488—1516) 
en erfien Blag ein, denn fine unzweifilhaft achten Rekhta (100 
Iden) und Bijak. betitelten Bücher, fämmtlih moralifhsreligiöfen 
Inhalts, liegen noch vor und zeugen von großer Begeiflerung, 
Kächſt ihm mag der freilih viel ältere (aus dem Ende des 
|2ten Zahrhunderts) Dieter Ehand'?) folgen, der die Ges 
bite des letzten Könige von Delhi Prithwi-Raja dichtete, 
owie Kabir's Zeitgenofle Bihari Lal, Berfaffer eines aus 
700 Diftiben befichenden Divane, in dem Kridhna die Haupt⸗ 
olle ſpieltä)y. Dann mögen Tulct-Das'y (+ 1624 nad 
Ehr.), der den Bott Rama in einem großen Gedichte verherr⸗ 
iddte, und Lal Kavi') folgen, der in feinem Chatra Pra- 
säsch die Geſchichte der alten Raiad von Bundelkhund lieferte, 
rüber (zu Anfange des 1Tten Jahrhunderte) fällt des Hei⸗ 
igen Nabhajt!‘) Bhakta mata (Nofenfranz der Frommen), 
vorin er in fehr ſchwer zu verftehenden Stanzen das Leben der 
vorzäglichfien Hindubelligen berichtet. Eines großen Rufes er 















4080 Hindoſtaniſche Porfe. 


freut RS Sri Lallu Ji Lal Kabi”) aus Gupreı 
feinem Prem-Sagur (Ocean der Liebe), worin eine Rab 
fi durchaus nicht genau zufammenhängender Legenden aus 
Mythentreife Kriohna's in mit vielem Berfen untermiſchter $: 
gegeben wird. Uebrigens IR das Original fehr alt und Lal 
nur der Berarbeiter. Außerdem baben wir von ihm ned « 
Summlung feiner Erzählungen. Auch Mir Mubann 
Taqui’) aus Albatabad (Agra) iR ein höchſt gesiu 
Dichter (+ nah 1801), defien Produkte faR alle ade 
orientaliſchen Lyrik berühren, fib aber auch auf das Ma 
erfiteden. In letzterem Bade haben wir von Mir Bulos 
Hasan!?) aus Deibi (+ 1786) ein Sedicht von da ð 
des Benazir und der Badr i Munir, weldes von Bir 9 
badur Ali Hugaini, dem Ueberfeher der Hitopadesı 
Hindofteni, in Brofa?”’) umgearbeitet worden iſt, desgleichen 
Kazim Ali JZawan?!) aus Delhi (+.nad 1814) ein hi 
mertwürdige® Gedicht, die zwölf Monate oder die Behrisl 
Indiens, weldes viele Wchnlihfelt mit Ovid's Yahın be 
fol. Eine Nachahmung des Gulifan von Scheilh Sali 
Mubammer Usmani?) (um 1825) in Profa und Bm 
fol nidt vergefien werden, ebenfo wenig aber Muhammı 
Khalil Alt Khan Aſchk“), der (1801) die Geidibie Mi 
Emir Hama, eine Art Donquirotiade mit einem Sando Part 
Namens Umrr, nah alten Sagen in Profa verarbeitete. N 
beiden bedeutenden Dieter Hindofans find aber Mirza Re 
bammad Rafi Sauda”) aus Delhi (+ 1780), von fm 
Lundsleuten der Fürk der Hindofluniiden Didier, von da 
Engländern aber bezeichnepder der Indiſche Juvenal genam, 
nnd Schah Muhammad Walt ullah Walt?) aus dr 
rongabad in Dekkan (su Ende des 17ten Jahrhunderts), M 
durch feinen berühmten Diwan, der ihm den Namen des Voten 
der Hindoflantihen Poeſie eintrug, einen dritten, hoͤchſt berühe 
ten Pyrifer, Namens Shah Hatim aus Delhi (um 17 
wu feinen freilih etwas dunkeln Belängen begeifterte. 


. D @. Histoire de la literature Hindowi et Hindoustani p . 
cin de Tassy. Paris 1839. T.I. Biographie et Bibliographie 8. * 
N. ib. 197. Extreits et Analyses. 8. — Der erſte Dichter übrigmd, 1 
fi in HindofanisWerfen erging, war ein Perfer, ber berüpmte Gae 


Hinboftanifche Poeſie. 1081 


b. Garain de Tassy, im Journ. Asiat.’IV Serie. T. I. p. 5. sq. cf. 
”. 31. p. 361 sg. 

2) The Prose garden of Hindostan, translated from Shykh 
Iadee’s original nursery; or persian Goolistan, of Sheeraz, h 
aeer Sher Uiee Ufsos. Caloutta 1802. 8 — Yroben bei Gilchriat, 
tranger'’s East-India vade mecum. Lond. 1825. 8. 

3) The Khirud Utfroz, originally translated inte ihe hindeo- 
fanee language by Muoluvee Hufeez Ood-deen Uhmud, from ihe 
kyar Danish, written by Shuekh Ubool Fuzl; revised compared 
yith the orig. pers. by Th. Roebuck. Calcutta 1825. II. 8. 

4) Ausz. b. G. de Tassy. T. 11. p. 507 sq. 


5) Mahäbhärata - darpana. Harivansa-darpana. Calcutta (1755) 
829. IV. 8. ' 


6) Totä Kahäni. Calcutta. s. a. 8. Araisch-i-mahfil. Galc. 1803. 
ol. (tft die Ueberf. H. Tai’s). Les Seances de Haidari rede. hist. et 
leg. sur la vie et la inort des priuc. martyrs Musulm. trad. de 
‘Hind. de Bertrand, suivi de l’elegie de Miskin trad. de Garcin 
ie Tassy. Paris 1846. 8 


7) Torjams-i Ikhwän ussafa. Calcutta 1811 (1226). 8. Weberf. t 


Asiatic Journ. T. XXVIII. und Auszüge von J. Michael, Intikhäb- 
Ikhwän ussafa. Lond. 1830. 8. \ 


8) Dukhnee Unwaree Sohejlee, a Translation into the dukhun 
tongue of the Persian Unwar-i Soheilee, by Muhammad Ibraheem 
Moonshee. Madras 1824, fol. 

9 Muz Hubi Ishq or the Gooli Bakawalee, wrilten in the 
vordoo dialect by Moonshee Nihal Chund, a native of Dihlee aud 
Bfterwards revised by Meer Sher Ulee Ufsos, late head Mooushee 
is the hind. dep. Form. publ. by 3. B. Gilchrist, second ed. rev. 
and corr. by T. Roebuck. Calc. 1815. 8. Ausz. in d. Blaͤtt. f. d. Lit. 
b. Aust. 1837. p. 57. 261. 267. 271. 274. 279. 232 'sq. 

10) Aventures de Kamrup publ. en Hind. p. Garcin de Tassy. 
Paris 1835. 8. Les avent. de * p. T. U. trad. de Hind. p. 6. de 
Tassy. ib. 1834. 8. 


11) Auszüge aus ber Rekhta bei Price, Hindee and Hindoost. Bel. 
Introd. p. 9 sq. ine Italien. Ueberfegung des nicht von ihm herrührenden 
Miäla pancı in ben Bundgruben bes Orients. Bd. III. p. 308 sq. 

12) Auszüge aus dım Prithwi-räjä charitra in J. Tod, Annals 
amd antiquities oft Rajasthan. Lond. 1823—32. II. 4. ©. Sacy im 
Journ. de Sav. 1831. p. 7. 1852. p. 420 sq. Gine Ueberſetung einer 
goifoe yeraus, The vow of Sangopta betitelt, im Asiatic Journal 

13) Sat-Sai. Calcutta 1809. 8 

14) Rämäyana. Kidderpour (Khizarpür) 1828. Calcutta 1882. 4. 
Der IV. Geſang Überfeht bei Garc. de Tassy. T. II. p. 215 sq. 

15) 4 histary of Boondelas, transl, by W. R. Pogson. Celcutia 
1828. 4. Cine Epiſode daraus in W. Price, The Chhatru Prakash or 
Biograph. account ot Chhatra Sal. ib. 1829. 8. , , 

16) Auszüge bei Garc. de Tassy. T. I. p. 1 ri und Price, Hin- 
dee and Hindoost. Sel. Calc. 1827. 4. T. 1. p. 184 sq. 

17) Prem Sagur translated into Hinduvee by shree Lulloo. 
Calc. 1810. 4. 1825. 1831. 4. (Au6z.. bei 6. de Tassy. T. (& p. 76 sq.) 
Latäjf-i-Hindi, publ. by Carnı. Smyth. Lond. 1511. 8, (u. unter dem 
zit. The new Cyclopedia Hindostanica. Caic. 1810, &.) 


1083 | Taͤrkiſche Poeſie. 


18) Kooli Meer Tu@uee, the peesms ef Meer Mohummui 
Tagee in the * or polished lang» of Hindosstan. Calcaltı 
1811. 4. Ginige Bafelen von ihm überf. . de Tassy T. 31. p. %7. 
sg. 532 sq 

19) Nasr-ı Bemazir. Calcntta 1803. 4. 

20) Sihr-ool-Ruyan or Musnuwee of Meer Husun being a hi- 
story of ıhe prince Be Nuzeer, in hind. verse. Calcutta 1805. tol 
Xusj. a. f. Gulzar-i Iram b. 6. de Tassy. T. Il. p. 483 sq. 

21) The Rorah-Masa, a poetical description of ıhe year in 
Hindoostan. Calcutta 1812. 8. Ausz. b. 6. de Tassy. T. II. p. 473 sg. 

:2) Seir-i Ischrat, jami ulhikäyät. Bombay 1838. 8. Aus;. bei 
Garcin de Tasıy '. li. p. 580 sq. 

23) Das Werk ift noch ungedrudt. 

23) Intikhabi Kollyeti Refri es Sauda, publ. by Moollah Mo- 
hammad Isiam and Moonshee Cäum Aly Djevan. Calcatıa 1810. 4 
4. (Eine Ausw. a. feinen Dichtungen.) Ginige Satiren und Bafelen von ibm 
überf. bei 6. de Tassy. T. Hl. p. 412 sq. 463 sq. 


25) Oeuvres de Wal bl. en hindoustani 6. de Tassy. 
Paris —E re Tas pe ” ’ 


s. 796. 


Inter den übrigen orientalifden Bölfern fpieln natürfid 
die Türfen ſeit dem Anfange diefer Periode auch die Haupt: 
role, weehalb wir fie aud den übrigen vorangehen laſſen. In 
die dritte Periode ihrer Literatur (1481— 1566) fälle eine fehr 
große Anzahl von Dichtern, unter denen wir bier nur einige 
wenige hervorheben wollen. Diele find Chiali, der Fremd 
Latifi's, Sururi Tſchelebi (+ 969 oder 1561) aus Balls 
poli, der berühmte Erflärer Perſiſber Dichter, Ali Tſcheledi, 
der Ueberſetzer des Calilah ve Dimnah (im Humajunnameh), 
der Idyllikfer Meftpi!) (+ 918), einer aus der großen 
Tuͤrkiſchen Dichterpieiade, der berühmte Weſſtr Lutfi Paſcha 
(+ nad 961, nikt fhon 950) und Larifi?) (+ 990 eder 
1582), der zugleich eine Blumenleſe der vorrüglitften (188) 
Dicter feiner Nation (bi 1550) binterlaffen hat. Den 
Belatuß machen der ebenfo frudibare als wahrhaft geborene 
Vichte Mobammed Ben Deman Ben Ali Natfaft 
Lamii?) (+ 938 ober 1531), der Dicter ver Rofe und 
Nadtigall Fasıt 11.) (+ 971 oder 1569), und Aus Gati’) 
(+ 953 oder 1546), ein ebenfo frudtbarer als ausgezeichneter 
Lyriker. Als Curiofitäten erwähne id Fuſuli's) aus Bagdad 


Tarkiſche Poefle. 1083 


+ 970 over 1562) berühmtes Gedicht: Opiat und Wein“ 
md die Türfiide Aloisia Sigea, Hikajati Deli Burader 
dv. i. die Erzählungen des närriihen Bruders) des Moham⸗ 
ned Tſchelebi Ohafali”) aus Bruffa (+ 941 oder 1534), 
er darin ein Seitenſtück zu der berüchtigten Arabifchen ſota⸗ 
iſchen Schrift Eiße und Schelfije lieferte. In der vierten 
Deriode (von 1566— 1640) haben wir Muſtafa aus Bruffa, 
mannt Dſchenani, der die Gärten des Paradieſes befang 
md eine Sammlung von Schwänfen ſchrieb, Ben Pir Ali 
Ben Nafuh, genannt Newi Effenpt (+ 1598 oder 1007), 
md den größten aller Türkiſchen Iyriiben Dichter, Wola 
Abdol Baki, aub Baki Effendi genannt, aus Gonfanti» 
opel (geb. 1526 ober 933, gefl. 1599 oder 1008), deſſen 
Divan allen übrigen feiner Landsleute vorgezogen wird‘), zu 
ıennen. Die fünfte Periode der Tuͤrkiſchen Poeſie von 1640 
is 1702 hat zwar eine Menge Didier aufzuwelln, aleln 
jedeutende ſind nicht darunter, fo daß der wahrhaft. hervors 
:agenden Geifler fowohl aus diefer als aus der vorbergehenden 

ꝛigentlich nur drei find, nämlih Newifade Attaji) (V., geb, 
DAL oder 1583, gefl. 1045 oder 1635), der nah dem Bei« 
piele aͤlterer Oomaniſcher, befonderd aber Verfiider Dichter 
nen fogenannten Fuͤnfer doppelgereimter Gedichte fhrieb, Omer 
Effendi Nefitle) (+ 1045 oder 1635), der größte Pane⸗ 
iprifer und Satiriker der Türken, dem aber aud feine ſcharfe 
Zunge den Tod bradte, und der Gloſſator von Bußiri's Borda, 
ver Shafelendihter Jahja Effendi!!) (geb.969 oder 1561, 
ve. 1055 oder 1644). Die beiden letzten Pertoden ber Des 
nanifchen Literatur endlih, d. 5. die Periode vom Karlowiger 
Srieden bis zu dem von Kalnardfhe und von da bis zu dem 
von Adrianopel, iR, wie in politiſcher Beziehung, durchaus auch 
He’ des geiftigen Verfalls. Aus diefer ganıen Zeit find nur 
ver berühmte Befiir Raghib Paſcha IT.) (gef. 1176 oder 
1763), genannt der Eultan der Dichter Rums, ein durch⸗ 
ım6 pbilofophifher Dichter, und der MyRifer Ghalibdede) 
ms Gonftantinopel (geb. 1171 oder 1757, gef. 1210 oder 
1795) zu nennen, da mit biefem bie Demaniice Poeſie zum 
rüͤchteinen Chronogramm heradfinft, was fett Kafirs:) 


1086 Perſtſche Verf. 


(+ 1325 ober 1810) beſchreibendes Gedicht vom ben Üeiben 
Senanname und des Pprifere Suleiman Refhrrrs") Diva 

nit verhindern fonnten, Gin moderner Verſuch, im Zürfifde 
Eprade ein Drama zu ſchreiben, bat von dieſer Nation nu 
die Ausdrudöweife angenommen '®). 

1) G. Geſch. d. Türk Yorke. Bd. I. 297 sg. web in 
Deuchh, Fre * II. p. Pr * 

2, Latifi oder biographiſche Rachrichten von (102) Türkiſchen Dichtern 
über. v. Ghabert. Zürich 1800. 8. 

3) Die Berherrlihung der Stadt Durſſa, ein? Meibe Kürkifder Gehihte 
Don Te ie überf. v. A. Pfigmaier. Wien 1839. 8. S. Domms 

4) Gül und Bülbül, d. I. Rofe und Rachtigal, von Yasli, ein roman 
en Jurtiſch herausg. u. Deutſch uͤberſ. v. J. v. Hammer. Peflg u. Erin 


* 5) ©&. Hammer Bd. II. p. 340 sq. Sein Divan gedr. Gonftantinepd 
1831 (1237). 8. 
en Pr © Damme Bd. IE p. 293 sg. Sein Divan gehr. Bulak 189. 
123%). 8, » 

7) &. Hammer 8. II. p. 198 sq. 

8° Bakre, des größten Türkifchen Eyrilers Divan, von 9. o. Semme. 
Wim 1825. 8. j 

9) &. Hammer Bd. III. p. 244 aq, 

10) &. Hammer Bd. III. p. 234 aq. 

11) S. Hammer Bd. III. p. 378 sq. 

12) &. Hammer 8b. IV. p. 177 sg. 

13) &. Hammer Bd. IV. p. 378 2q. 

14) &. Hammer Bb. IV. p. 425 2q, 

15) &. Hammer Bd. IV. p. 535 sg. 

16) Hadgi Bektache, ou la Cr&ation des Janigsaireg, drame es 
langue turque, en treis actes par Chabert. Vienne 1810. 4. 


$. 797. 


Hatte die Taͤrkiſche Dietkunk zu Unfang biefer Periede 
eine Art Aufſchwung genommen, fo begann dagegen die Pers 
ſiſche bereitö zu finfen, und jene beiden großen Fürſten aus 
den Dynaſtieen der Sefl und der Babur, Shah Ufer und 
Shah Abbas, vermocdten zwar den völligen Verfall berfeiben 
eine kurze Zeit lang aufzuhalten, aber ihn gaͤnzlich zu hindern 
warn fie nidt im Stunde. Darum find auch nur wenige . 
Dichter bei ihnen zu erwähnen. Ih mache daher bios ned 
auf Hatifi), CH nah 1511), den Schweſterſohn des großen 
Dfchami, der einen Fünfer, d. h. eine Gammiung von fünf 


Perſiſche Poeſie. 1085 


Desnewi oder doppelzeiligen gereimten Gedichten, hinterließ, 
wefwerffam, unter denen feine Rachahmung von Rifami’s Leila 
md Mepdſchnun das gelungenfte if. Aub Hilali aus Mfiras 
mw» (+ 936 oder 1529) mag bier eıwähnt werden, well er 
m feinem Mesnewi, der Schah und Derwiſch, eine romantiſche 
Nyologie der Männerliebe lieferte, welde Das von uns in einer 
igüberen Periode erwähnte, auf gleiche Tendenz binauslaufende 
Beriht „Mihr und Muſchteri“ bei Weiten übertrifft, Endlich 
müflen noch der einzige philofophifche Didier Perſiens Satb, 
ker berühmte Berfafler des Akbarnanıeh Vezir Abul⸗Faſl'), 
befanntlih der Weberfeper des Fabelbuchs des Bidpai (Ayarl 
danish, d.h. Probeflein der Wiſſenſchaft, von ihm betitelt), und 
fein Bruder Beift, deſſen Divan neben feiner merfwürdigen Sons 
nencyluo. ologie (das Sonnenſtaͤubchen betitelt und aus 1004 
Berfen beſtehend) faſt nur Loblieder auf bar enthält’), ge 
nannt werden. In der Folgezeit ward nun aber die Yoefld 
ganzlich von der Epikolographie in den Hintergrund gedrängt, 
und trogdem, daß bis auf den heutigen Tag am Perfiſchen 
Hofe die Stelle eines Hofdichters noch beſteht, fo hat der 
Poſten allein doch noch keine dichteriſche Inſpiration verleihen 
können, wenigſtens haben wir keine Beweiſe davon, denn die 
ungeheuere Meimhronit von 33000 Diſtichen oder 686000 
Reimen, worin der Hofbihter Feth Alt Shah”) die erfen 
Regierungsjahre feines gleichnamigen Bönnere, des Feth AH 
Shah (von 1797 bis 1809), der ihm fogar feinen Ramen 
verlieh, felerte,. ſezt und nur durch den ungeheuerſten Serois 
lismus ihres Berfaflere und ihre langweilige Gelehrſamkeit in Erflaus 
nen, Weit beffer ik des Mollah Firuz bin Kaoy°) Georgenameh. 

Was jedoch für den dem Theater durchaus nicht holden 
Drient (in der Türke liebt man zu Gonflantinopel nur die 
Italieniſche Oper) das Wunverbarfte if, es beficht am Per⸗ 
ſiſchen Hofe ein Theater®), auf weldem "die dortigen Ehane 
und Begs Schauſpiele aufführen lafien. Man giebt noch heute 
(Reis am 10. oder 12. des Monate Moharrem) zu Teheran 
Zußs und Traderfpiele (Teemacha — Poſſe, Teazich Ttauet⸗ 
fptel), die den Brangöfiiben Farces und Mysteres des 1dten 
Jahrhunderts fo aͤhnlich find, wie ein Ei dem andern, und we 


1066 Perſiſche Poeſte. 


natrtich auch, wie bei den alten Römern, ber, welcher das 
Sqchauſpiel giebt, alle Koſten trägt, fo daß der Eintritt vwolig 
. wnentgeldlih IR. Außerdem gicht es noch ein aus dem bödken 
Uuerthum herrührendes Volls⸗Marionettentheater, Karageiis 
(v. i. das ſchwarze Auge) genannt, welches ebenfals, wie das 
Deutſche feinen Caoperle, eine Art komiſhen Heros, Keischel 
Pehlevan (d. h. der kahle Held) genannt, beſigt. Er gleicht dem 
Stalienifhen Harlefin, unterſcheidet fidy aber weſentlich dadurch von 
ibm, daß er gelchrte Bildung befipt und den Frömmler fick. 

In Beaug auf den Roman endlich if natürli bei der 
Perſern nod nichts vorhanden, obwohl die Abentener des 
Tuta⸗Tukomanen Körroglou’) eines Vollsdichters und Raͤn⸗ 
ber6 aus der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhundert, der feine 
Hauptfig pwiſchen den Städten Khoi und Erzerum Hatte, mb 
defin Improvifationen und Thaten, die in einzelne Zuſammen⸗ 
fünfte (Meiilife), weile den Homeriſchen Rhapſodieen voßfom- 
men aͤhnlich find, getheilt werden, von berumzichenden Sängern, 
Uuſchit's genannt, dem Bolle vorgetragen werden. Allerdings 
fonnen aud einige Leberfepungen aus dem Indiſchen hier im 
Betrast kommen, wie 3. ®. auf Befehl Sultan Afbar’s aufe 
den Fabeln Bidpai's auch das größte Indiſche Heldengedicht 
Mebahharata von Netibfhan‘),, Mewiana Ubdolkadir 
um Sheih Sultan, ſowie die berühmte Geſchichte von Ral 
. uud Damajanti durch Beift?) Ind Perſiſche übertragen wurden. 


1) Deux odes mystigues compordes par Seid Ahmed Hatif 
d’Ispahau et trad, du persan par J. M. J. Paris 1828. 83. find nidt 
von ihm. 

2) Auszugäweile in ben-Not. et Extr. d. Mss. T. X. p. 9 aq. 


3) &. Hammer, d. ſchoͤnen Rebekünfte Perfiens. p. 400 2q. 

4) Auszüge aus d. Schehinschahnahmeh von Hammer in d. Wiener 
Jahrb. Bd. VI. Anz.Bl. p. 29 sq. (cf. Zundgr. d. Drients. Mp. VI. ©. 
IV.) Bd. XI. Anz. Bi. p. 1 2q. Bo. XV. UnzBl. p. 32 sq. Bd. XVIII. 
Anz. Bl. p. 39 sq. 

5) George nameh .... by Fyroos bin Kaos. Calcutta 183%. III. 
4. Copntents ol the George nameh, composed in verses by the late 
Moola Fyrooz bin Caoz, and to be printed ander the patrenage of 
the right honorable ihe governour of Bombay by his nepheu and 
successor Moola Rustem bin Kaikobad. Bombay 1836. 4. 


6) &. Chodzko, Ueber das Perfifhe Theater, im Mag. f. d Literat. bes 
Aul 1844. BE. 103—104. 


Armeniſche Poeſie. | 1087 


7) Specimens of the popular poetry of Persia. As found im 
ıe adventures and improvisations of Kurroglou, the Bandit-Min- 
rei of Northern Persia; and in the sougs of the people inhabiting 
ae shores of the Caspıan Sea. Orally coll. and trausl. by A, 
hodzko. Lond. 1842 8. Die Abenteuer und Gefänge Körroglou’s, des 
täubers und Dichters. Gin perfifcher Volksroman. Aus dem türkifch-perfts 
ben Driginal wörtlid in das Engliſche überf. v. Al. Chodzko, deutlich non 
. 2. B. Wolff. Jena 1843. 12. 


8) The last days of Krishna and the sons of Pandu, from the 
oncinding section of the Mahabharat, transl. from the Persian 
'ersion made by Nekkeib Khan, by D. Price, in d. Miscellaneons 
ranslations from Oriental Languages. Lond. 1831. T. 1. fol. 2K. 
h 1—75. 


9) Nul-o-Damun, a Tale, in Persian verse, originally trans. 
rom the Sanscrit work. By Mouloy Fayzee Feyazre of Dehlee. 


lew coll. with the ihree manuscripts by Mouloy Tumeez-ood- _ 


leen Arzanee. Calc. 1831. 4. 


. 


$. 798. 


Die Armenifde Literatur IR im 16ten Jahrhundert an 
ſich ſvon fehr arm, obwohl feit 1565 durch bie Buchdrucker⸗ 
kunſt für fie gewirkt warb, wie konnte alfo für die Poeſie in 


siner ſolchen troftlofen Berlaffenheit etwas zu erwarten fein? - 


der au die folgenden Jahrhunderte bis auf den heutigen 
Tag waren durdaus nicht ergiebiger für die Dichtkunſt, denn 
adgefehen davon, daß überhaupt durchaus nichts Auogejeichnetes 
geleitet ward, können wir im Ganzen nur drei Dichter nennen, 
nämlih NRerfes von Mog mit dem Beinamen Pagbu, der 


% 


(1622) eine fehr ſchoͤne Elegie auf die Eroberung Serufas 


lems dur Saladin und ein von feinem Schüler Stephanus 
beendigted Lobgedicht auf bie H. Jungfrau dihtete, ferner den 
Prieſter Komidas (hingerichtet 1707 zu Konftantinopel), ben 
die Apoſtelgeſchichte in Verſe brachte (Ronftantinopel 1704. 8.), 
und Chatſchadur Arhafel aus Erzerum (+ 1740), . der 
fein Compendium der Mathematik und der Dogmatik verfificirte, 
aber mit Recht jetzt blos der Literaturgeſchichte angehört. 


$. 799. 


Auf die Malaten babm eine Poeſie!), die in viefer 
Hinſicht, wenigſtens dem Inhalte nah, mit der der Araber 





1088 Voche der Malin.  . 


übereinfommt. Ihr Gauptelement befieht in dem Bhantaftifchen, 
barum gedeiht auch bei ihnen der Roman am Meilen, freili 
wiht in unferem Sinne, denn er {IR Red epiſch, fei es nen, 
dab er in Brofa oder daß er in Berfe gefleiver iR. Noch heute 
Pielen bekauntlich die Geſchichtenerzaͤhler oder Dalang’s bei ihnen 
eine gar große Rofle, und außer den ſehr beliebten poetiſchen 
Wetilämpfen, bei denen man ſich In improvifirten Eleinen Gedichten 
(Bteteniffen), Pantun’s?) gmannt, ergeht und bis zur Anwendung 
de6 berüktigten Kris erbigt, giebt es fein Genre der Bocke, 
weites von dieſem Volle mehr gepflegt worden wäre. Gime 
gu dem erfierm, alfo epiſch⸗romantiſchen Genre gehörige Be 
arbeitung der Ramayana?)? wahrſcheinlich noch vor der Gin 
führung des Jolam im Indiſchen Archipel concipirt, aber feit 
der Ginführung der Schreibkunſt durch die Araber er nieder 
gefhrieben, liegt no vor. Muf Ceylon giebt es zwar aus 
eine zahlreiche poetiſche Literatur, allen fle.iR, wie der größte 
Theil der Bollö- und Heldentiederporfie dr Mongolen"), 
sein theologiſcher Natur; ſedoch auf etwas Anderes muß we 
ſentlich aufmerffam gemacht werden, nämtih daß ber Lirfprung 
der alten Masienfpiele, wie folde uns biöher blos das Grie⸗ 
atfde Theater zu bieten fehlen, unbedingt dieſer Nation am 
gehört, wie fi) aus ihrem altm Gedichte, Kolan Nattannawa°), 
voRkändig ergiebt. 

1) ©. Dulaurier, Memoires, lettres et rapports relatifs au cour 
de langse malayo et javanaise. Paris 1843, 3. und Des mauuscr. 
malays appart a la bibl. de la socidt. asiat. de Londres im Journ. 


Asiat. Ill. Serie T. X. 1840. Juillet. p. 53 sq.. Jacquet, Biblioth. 
malaye, im Journ. Asiat. 1832. Fevrier et Mars. ct. 1833. Janvier. 


p sg 
2) Meherieh, u. Rachahm. u. D. Köhrau, in f. Sängerjugend. Dresden 
1847. 12. p. 167 sq. 


3) 6eschiedenis van Sri-Räma, bervund heroisch dichtstak 
oorsprond. in het sanskrit van Valmic, en naar eene maleische 
vertaling daarvan, in het maleisch met arabisch Karakter, mits- 

ders, ıhet eene voorrede en plaat uilgegeven van Roorda van 
ysinga. Amst. 1843. 4 ©. Journ. Asiat. IY. Serie. T. VII. p. 435 
sq. VIII. p. 482 sq. 

4) ©. v. d. Babeleng, Zeitſcht. ſ. d. Kunde d. Morgenl. Bd. I. p. 20 
sq, Weber diefe Liter. überh. f. Klaproth, V lettres sur la litt. Mand- 
cheu, in ben Mém. relat, à l’Asie. Paris 1824—28, 8. T. III. 

" 5) Yakkun Nattannawa and Kolan Naitannawa, Cingalese poems 
transi, by J. Callaway. Lond. 1829. 8. 


' 


| 


Chinefifche Poeſie. 1089 
$. 800, 


Wir beſchließen endlich unfere Skizze der modernen orien- 
taliſchen Literatur, da wir von Georgien oben ſchon im Befolge 
von Rußland geſprochen haben, mit Ghina!), einem Lande, 
wo es eigentlih nad jenem großen Aufſchwunge, den deſſen 
Dichtkunſt im Schi-King genommen hatte, feine beveutenden 
Dichter mehr gegeben bat, denn Tu⸗fu und Li⸗tau⸗-pe 
aus dem Sten Jahrhundert n. Ehr.?) find uns, mit Ausnahme 
des erfieren (feine Elegle auf den Tod einer Battin und fein 
Dorf Klang ſtehen ale Anhang in Julien's Ueberſetzung des 
Orph. de la Chine), nur dem Namen nad) befannt, und bie 
Dichtungen des Kaiſers Kien Long’) find blos als Eurlos 
fitäten anzufehen. Sehe zahlreih If ihre Roman» Literatur *), 
und abgefehen von ber Acht chinefifchen einfältigen Breite derſelben 
und ihrer gänzlichen Phantaflelofigkeit, find Ihre Romane auch für 
uns als Sittens und Denfartbilder hoͤchſt intereſſant. Die zahls 
reiche dramatifhe Literatur der Chinefen endlih, die wir bis 
ins 13te Jahrhundert unferer Zeitrechnung zurüdführen koͤnnen*) 
und melde fa ohne Ausnahme auf hiſtoriſchem Boden fleht, 
befriedigt unfern verwöhnten Gaumen indeß noch weit weniger, 
denn -abgefehen von. der noch im Kindesalter ſich befindenden 
dramatifhen Handlung darin, iR aud die äußere Form im 
Vergleih mit der unfrigen eine völlig heterogene, auch würden 
wir uns an jmen gänzliden Mangel des Zufammenhangs, der 
eben nur durch gewöhnliche Tableaur erhalten wird, nur aͤußerſt 
ſchwer gewöhnen können, Die neuere Zelt bat angefangen, 
fremde Probufte, 3. B. Aeſop's Fabeln, auf Chineſiſchen Boden 
zu verpflanzen, allein wieviel Zeit duͤrfte vergehen, ehe die kalten 
Chineſen dafür Geſchmack befommen werben‘) | 


1) S. H. Kurz, Ueber bie Ehinefiiche Poefie, vor ſ. Das Blumenblatt, eine 
epiſche Dichtung der Ehinefen, a. d. Original überf. u. eine Ghinef. Novelle 
als Anhang. St. Ballen 1836. 8. Remusat in d. Nouv. Mel. Asiat. T. 
I. p. 335 sq. 

BP) ©. Ab. Remusat, Nouv, Mel. Asiat. T. Il. p. 174 sq. Four- 
mont, Catal. nr. CLII. 

A) The conquest of Miao-Tse, an imperial poem by Kienlung, 
intitled a choral song of Harmony, for the first part of the Spring 


by St. Weston, from the Chinese, Lond. 1810. 8. Eloge de la ville 


de Moukden et de ses environs, po@me compore par Kien-Long 
Grüße, Handbuch d. Lite rärgeſchichte. III 69 


1000 Sfinchide Por 


sccompagne de nofes comp. p. les Editeurs chinois et tartares, aver 
une piece sar le thé par le m&me empereur, trad. en frangeis par 
Amiot et pabl. p. de Goignes. Paris 1770. 8. 

4) Han-Kion or ıhe plzasing history tramsi. from the Chinese 
hy H. Percy. Lond. 1761. IV. 1!. Trad. en francois p. Eidons. 
Lyon 176. IV. 12. (unt. d. Zit. L’union bien assortie. ib. 1828. IV. 
ı2) The fortunate usioe, a Fomance transl. froin the Chinese orig. 
wiih notes and illustrations, to which is added a chinese tragedy, 
by J. Y. Davis. Lond. 18.9. IE. 8. (um 1719 verfaßt.) Pe-che-Tsing- 
kı. Blanche et Bieue om les deux couleuvresfces, roman chinens, 
trad. p. St. Julien. Paris 1834. 8. Ju-Kiao-Li ou les deax cousia 
romaa chinois trad, p. AB Reınusat. Paris 1826. IV. 8 (In Kia & 
oder die beiden Baſen, Deutid, Stuttg. 1827. 1V.12 u. b. Schreiber, Dame: 
biblioth. Heidelb. 182754») Contes chinoisirad. p. Daris, d’Entrecolirs etc. 
et publ p. Ab. Remusat. Paris 1827. 111. 12. (Shinef. Exzaͤhiuagen vom 
ab. Remufat, Deutſch v. &. WE. Becker. Epzg. 1827. I. 8.) Hoa-Taian: 
Chinese Courisbip in verse; to which ıs sdded an app. by Perring 
Thoms. Lond. und Macao. 18.4. 8. Haukiu⸗tſchoan oder Bie gleichmäßige 
Deiraty, ein chineſ. Sittenroman, nach d. frang. Bearb. übertr, v.M. Beiſt. 
Lpzg. 1830. 8. Haoh Kjöh Tſchwen, d. i. die angenchme Geſchichte des Hach 
Kjoh, ein Chineſ. Rom. in 4 Bon.; a. d. Chincſ. ins Engl. u. aus dieſen 
ine Deutfche überf. m. viel. Anm. u. b. Inhalt e. Chineſ. Schaufp. e. Abk. 
v. d. Dichtkunſt db. Ghinefen v. G. Ep. v. Murr. Lpzg. 1766. 8 Ha 
Khieoa T'chouan ou la Femme accoımplie, roman chinois trad. ser 
le texıe original p. Galliard d’Arcy. Paris 1842. 8. Wang Kraca 
Swan Pih Neen Ehan Han oder die blufige Rache eincr jungen rau. Gb: 
nefifhe Erzähl. nad der in Ganton 15339 erfchienenen engi. Ausg. v. Sloth, 
überf. v. A. Boͤttger. pzg. 1816. 8. And. b. Brunet. T. V. nr. 17786. aq. 

5) So La tunique confrontee, par une courtisane du XIII siècie, 
Tchang-koue-pin, in Baziu’s Theätre Chinois. 

6) Tchao chi cou ell ou le petit orphelin de lamaison de Techao, 
Irag- chin. bei Du Halde Descr. de la Chine. T. IH. p. 417—461. 
Tchao-chi-kou-eul eu l’Orphelia de la Chine, drame en prose ed 
en vers accomp. d. pieces hist. qui en ont fourni le sujet, de (Ill) 
nouvelles et de (IV) poesies chinoises, trad. du Chinois p. St. J« 
lien. Paris 1834. 8. (bei Du Halde fehlen bie Verſe) Thedtre Chinois 
ou Choix de pieces de thedtre composdes sous les empereurs Mom- 
gols trad. et prec. d’une introd. p. Bazin alnd. Paris 1838. 8. (4 

tüd enth.) Les intrigues d’une soubretie, com. chin. trad. p. Bazin 
atne. Paris 1835. 8. (ift au) ar. 1 des Th. Chin.) Zeil-Naz-Be& ou les 
jeux en aclion. Drame hist. fantast. en V actes et rad. du Chinois 
pM.D.S. Paris 1838. 8. Hosi-lan-kion (histoire du cercile de craie) 
drame en prose et en vers., trad. du Chin. et accomp. de mot. p. 
St. Julien. Londres 1832. 8. The Koong Tseu or the sorrows of 
Han. A chinese tragedy transl. from the orig: with notes and a 
specimen of the chinese text by Fr. Davis. Lond. 1829. 4. Han- 
Koung-thsie oa les ohagrins dans le palais de Han. Bei Davis 
Anhang zur Port. Union, u. $ranz. bei Klaproth im Journ. Asiat. Il. 
Ser. T. IV. p. 1 sq. Le pi-pa-ki ou l’histoire da Luth, drame chi- 
mois de Kao-tong-kia, representd à Pekin avec les changemens 
de Muo-tsen, trad. sur le texte orig: p. Bazin atue. Paris 1841. 8. 
©.Klaproth, Afıat.Mag. 1. p.91sq.6ösq. Davis, La Chine. T.II p.121.361 2q. 

7) Bsope’s Fables written in Chinese by ihe learned Man-mooz- 
ssen-shang and compiled in their present form by his pupil Slobn. 
Gauton 1840. 8, (eigentl. von Rob. Thon). 


uununnQ 


VBerbefferungen und Zufäge. 


114 3. 6 v. u. lies: or er 1847)". 

150: 2 sus Tellez“ flatt „ Fellez ", 

236 =s18 = us „ "geb. den 21. —2— * datt „den 20. Febr.“ 
263 = 1? = 0. ⸗ „aus Soucy (1; 69-18. 6)". 

301 =:10 = 0. s „‚de Flahaut F 1836)". 

308 = 10 = 0. =  ,,'geb. 1800, geft. 1847)". 

59 = 6 s wm s „den 17. Auguft 1676 (f. Bl. f. Lit. Unterhalt. 


1847. p. 1091)” ftatt „zwiſchen 167383", 

612 Anmerl. 3. 6 v. o. les: af Sammlungszeit” flatt ‚‚Abfaffungszeit” 

d füge hinzu: „Urkundlich ift ale fein To⸗ 

—*& 1605 nachgewieſen v. Zeris in den 
Bl. f. Lit. Unterh. 184°. ar. 328”, 

763 3.17 v. u. lied: „Main nvithe” ftatt „Mailändifdhe”. 

725 s 8 = u. s „in Ungarn (1772—1847). 

76 s 2 = 0 s „ber Race ber Blumen‘ flatt „des Dralels 
der Blumen". 

79 Anmerk. 1. 3. 3 lies: „Lorm“ ſtatt „Roren‘. 

816 3. 13 v. u. lies: „aus Berlin (1792—1847)". 

818 s 3 s s = „Deremias Gotthelf (pseudon., eigentlich 

Pfarrer Bitzius aus Bern)”. 
84 = 230. = „aus Berlin N flatt „aus Berlin 
71 ) 
88 s 12 s u. s „(17%—1845)" ftatt (1786-1844), 


Dresden, 
gedruckt bei Ernft Blochmann und Sohn. 








MAR 3 1 1936